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Romanische
Forschungen
BAND 25
1908
^
4"
(
iOIANISCHE FOESCHOTGES
ORGAN
FÜR ROMANISCHE SPRACHEN UND MITTELUTEIN
HERAUSGEGEBEN
VON
KAHIi TOIiliMÖIiliEK.
XXY. BAND.
-ta^TT^t-
ERLANGEN.
Verlag von Fr. Junge.
1908.
Reprioted with the permission of Vittorio Klostermann
JOHNSON REPRINT CORPORATION JOHNSON REPRINT COMPANY LTD.
Ul Ftfch Avenue, New York, N.Y. 10003 Berkeley Square House, London, W.l
MAIN
1/.55'
MfiilN
Reprifited from a copy in the collections of
The New York Public Library
Astor, Lenox and Tilden Foundations
First reprindng, 1967, Johnson Reprint Corporation
Printed in the United States of America
Inhaltsveraeichnis.
8«ito
Benary, Walter, Zwei altfranzösiBche Friedensregister der Stadt
Toumai (1278—1280) 1—197
KiessmaDn, Rudolf, Rostand-Studien 198—886
Borrmann, Otto, Das kurze Reimpaar bei Crestien von Troyes mit
besonderer Berttoksichtigung des Wilhelm von England . . . 287-^320
Werner, Ferdinand, Königtum und Lehenswesen im französisehen
Nationalepos 821—443
Banmann, Fritz, Ober das Abhängigkeitsverhältnis Alberto Notas
von Moli^re und Goldoni 444—668
Festa, Giov. Batt., Bibliografia delle pi& antiche rime volgari italiane 564-640
Nobiling, Oskar, As Cantigas de D. Joan Garcia de Guilbade,
Trovador do secnlo XIII 641—719
Heils, Hanns, Studien über einige Beziehungen zwischen der deutschen
und der französischen Literatur im 18. Jahrhundert L Der
Obersetzer und Vermittler Michael Huber (1727—1804) . . . 720—800
Haber, Michael, Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine • . 801—935
Benary, Walter, Nachträge zu den Friedensregistem 986—939
Kiessmaan, Rudolf, Berichtigung zu den Rostand-Studien .... 940
Zwei altfranss. Friedensregister der Stadt Tournai
(1273- 1280).
Ein Beitrag zur Geschichte der Familienfehden.
Von
Dr. Walter Benary.
Der Hauptwert der hier veröffentlichten Register liegt auf dem Feld
der Rochtsgeschichte. Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, dass sie
eme Lücke insofern auszufüllen imstande sind, als sie, wenn auch für ein
ördich wie stofflich beschranktes Gebiet, Einblicke in die schematische
praktifiche Behandlung gewisser strafrechtlicher Fragen gewähren, wie wir sie
ans besser vielleicht wünschen könnten, wie sie aber z. B. noch Qiry
(Histoire de la viUe de Saint-Omer p. 216) als Desiderat bezeichnet hat.
Abgesehen von dieser allgemeineren Bedeutung haben die beiden
Register eine solche für die Geschichte der Stadt Tournai, insbesondere für
die der Familien und für die Topografie.
In dritter Linie bieten sie dem Sprachforscher manches Interessante.
Beide Hss. befinden sich zur Zeit in den Archives communaies der
Stadt Tournai, Ich bezeichne sie im Folgenden als A und B. Die
grossere und wichtigere (A), früher in der Stadtbibliothek befindlich (s. den
Katalog von A. Wilbaux, tome I. Nr. CCXVII), ging 1886 ans Archiv
über und wurde vor der bereits dort aufbewahrten Nr. 3292 (= Hs. B)
als Nr. 3291^ eingereiht Beide gehören iii der Tat zueinander, hingen
auch viellacht einstmals zusammen. Sie enthalten dieselben Stoffe in derselben
Form; A gibt die „Fälle" der Jahre 1273—80, B solche von 1279—80.
Die Hs. A tragt (FoL 4, oben) den Titel Registre des Faides, von Register A
moderner Hand geschrieben. Dieser entspricht nicht so ganz dem Inhalt.
Denn nicht von fcMtes wird darin gehandelt, sondern von Akten der Be-
legung bzw. Vorbeugung^) von Familienfehden. Obiger Titel winde bisher
1) Daher die sonderbare Herleitung bei NMonchel (s. unt). Übrigens ist die
Bedeatong hier nicht etwa als fredus aufzufassen.
Foncliungen XXV. 1. 1
2 Walter Benary
für da8 Raster angewandt Er ist in dem Bibliothekfikatalog zu finden:
übernommen hat ihn Fr. Godefroy, der es, wenn auch nicht vollständig;
für sein grosses Wörterbuch der altfrz. Sprache ausgezogen hat; übernommen
hat ihn eben&Us N^donchel (s. unt). Wenn ich dem Raster nun
zwar diese Bezeichnung absprechen muss, so will ich ihm doch keine neue
anhangen, wüsste auch schwer eine passende zu finden.
Erwähnt fand ich es an folgenden Stellen:
Fr. Hennebert zitiert es Archives toumaisiennes (1842) p. 111
als „Registre des paix et trdves" und nennt es „le monument le plus
ancien sur les ftunilles de notre cit^'*.
Pertz Archiv VIII 8. 55 erwähnt den grossen fourjur der Familie
Doumortier (s. Nr. 615): „Ein merkwürdiges Aktenstück erzählt den ganzen
Hergang einer solchen Bache'' ^).
Bozi^re, Toumai ancien et moderne (Toumay 1864) zitiert es mehr-
fach (p. 20, 148, 155, 250, 265).
Vor allem zu nennen ist die kleine Abhandlung des M. le oomte de
N6donchel (Band 24 der Bulletins de la Soci^t^ histor. et litt^r. de Toumai,
p. 99 — 135). Unter dem Titel „Etüde sur le droit criminel'* gibt dieser
Stichproben aus jedem der in der Hs. vorkommenden ähnlichen und doch
genau geschiedenen Gebiete. Leider huldigt er einem Pseudozitieren, wie
ich es nennen möchte, welches recht leicht in die Irre führt und wohl auch
noch andern als mir ein Greuel ist, nämlich einem Gemengsei der alten
Sprache mit modernem Französisch. Wo er wirklich genau dem Texte
folgt, sind ihm mannigfache Fehler untergelaufen. Mit Recht jedoch hat
er auf den Wert des Registers hingewiesen. Als „si pr^ieuz^' bezeichnet
dieses dann noch P. Dubois, Les asseurements au XIH* si^e dans nos
villes du nord (Paris, 1900; Th^se de doctorat), der einige der Stichproben
wiedergibt, nicht ohne die Ungenauigkeiten getreu nachzudrucken.
Beschreibung Die Hs. A besteht nach meiner Numerierung aus 61 ziemlich dünnen
der Hs. A. Pergamentblättem und einem gleichfalls pergamentnen Umschlagblatt.') Das
Format ist Oktav (26,5—26,7 : 18,5 cm). Die Blätter sind fast durchweg
mit Bleistift liniiert; die Stechlöcher sind vorhanden. Am Rand ist eine
Kolumne freigelassen'). Die Schrift ist original (1273 — 83*)). Während
1) Die dort angegebene Jahreszahl 1288 ist in 1273/4 zu berichtigen.
2) Zwischen Fol. 51 und 52 ist ein Blatt bis auf den Band ausgeachnitten; auf
der Innenseite sind Spuren von Buchstaben übrig geblieben.
3) Sie betragt am Innenrand (auf dem verso der Blätter) ca. 1,5—2 cm, am
Ausseniand (dem recto) ca. 3—3,5 cm.
4) Die eigentlichen Nummern reichen nur bis Dezember 1280 (Nr. 52, vom
2. Januar 80/1 ist unvollendet).
Zwei altfranz. FriedensregiBter der Stadt Tournai (1273—1280) 3
die mdslen Nummern die schöne schwarze Färbung bewahrt haben, sind
andre, teilweise Nachträge, blasser. Nachtrage sind es auch zumeist, die
unter der Liniierung sich finden. Viele Nummern sind in grossen Zügen
durchgestrichen. Ich gebe diese natürlich trotzdem, merke jedoch ein Durch-
streichen an. Vielfach steht das Zeichen ^ vor dem Text, bisweilen auch ein Nota
am Rande. Femer sind stellenweise, manchmal in längerer Folge (wie z. R
FoL 20^^, FoL 21) am Band die Namen der betr. Partei oder Parteien
angemerkt Die einzelnen Stücke stehen in diesem Raster nicht allzu
sehr gedrängt Je nach ihrer Eigenart folgen sie unmittelbar aufeinander
oder haben nur 1 Zeile Zwischenraum (so die seurtis) oder sie zeigen
einen solchen von durchschnittlich 2 — 3 wie die paia; auch Abstände von
10 Zdlen und mehr kommen vor^). Ich habe diese im folgenden nicht
angegeben; ob viel oder wenig auf den einzelnen Sdten zu finden ist, wird
man ja nach dem Druck leicht feststellen können.
Die Hs. zerfiült in 4 Abteilungen: triuesj seurUs^ paisj fautjfdrs.
Ursprünglich war die Reihenfolge 1. 2. 4. 3. (s. unt)^). Wir finden femer
dne alte Numerierung zu Fuss dreier Blätter, eine ij auf FoL 52 (Beginn
der faurfurs)^ eine iij auf FoL 29 (Beginn der paia), eine liij auf FoL 41
fmmitten der paü). Eine spätere Hand des 15. Jh. hat folgende Ziffern
and Bemerkungen eingetragen:
Auf dem Umschlagblatt: Die Zahl 1 sowie (oben Mitte) Encar qttelques
irefues et (üia^).
Auf FoL 4: Die Zahl 2 sowie TotUs irefues ou asseurances douneee.
Auf FoL 29: Die Zahl 3 sowie Paix faites entre ptaiies en quereüe
par ProuasU et Jurex.
Auf FoL 52: Die Zahl 4.
Auf FoL 15: Die Zahl 5.
Auf FoL 27: Die Zahl 6 sowie Ce sont encor paix faües et doibt
wyure lea POfix de ey dessus^ deuant les seurtes marquees 5.
Auf FoL 61^® steht: Icy doü {?) suyure encor quelques paix de eyhas
marquees 6.
In der Mitte von FoL 2^« ist mit dünner Schrift des 17./18. Jh. hin-
gekritzelt: A taus ceukc qui , . ,%
FoL 3 und 3^^ enthalten eine Inhaltsübersicht nebst Angabe der Fd. 3.
1) Man bat natürh'ch zunSchst meist grössere Abstände gelassen, die zum Teil
durch Nacfatrige ausgefüllt worden sind.
2) 8o auch im Katalog bei Wübaux auf Grund von Fol. 3 der Hs. — Die
Abteflnng der ftmrjurs ist z. Zt. vom Best losgetrennt
3) Mit encor wird auf ein anderes B^ister hingedeutet
4) Die folgenden 5 Wörter vermochte ich nicht zu ehtziffem.
1*
Walter Benaiy
>
des triues 7 des respis^).
x«y
des seurtes.
XXV
des fouriuremens.
XXXV
des pais faites par prouos 7 par
htres.
Fol. 3 oben: [pagina]
„ 3 Mitte:
„ 3 unten: „
Fol. Svo. „ 3^ Mitte:
„ 3^° unten: queres au qucart fueüet en le fin de ce Hure de
WiBaume del Espme eomeni ü eut en couueni qu'ü
porteroü se femme hovne pais 7 Unal 7 le maintenroii
si que preudom doü faire se preude femme.^)
Register B. Das zweite Register (B) ist ein Heft von 16 Blattern in Fonnat und
Gestalt von A, nur bedeutend enger beschrieben. Es weist noch die alte
Heftung durch zusammengedrehte Peigamentstreifen auf. Die beiden letzten
Blatter sind zu ungefähr ^/^ abgeschnitten. Sie waren liniiert» aber augen-
scheinlich unbeschrieben. Von den übrigen 14 sind Fol. 1^^ und FoL 13^®
gleichfalls unausgefüllt geblieben'); auf letzterem findet sich rechts unten
parallel zum Rande in grosseren Lettern ungefähr derselben Zeit vennerkt:
Ge sorU vieses banisures. Fol. 1 trägt die Überschrift: Cest li registres de
XX
le Samte Lasse Van m, cc. locxix iusqvLes a le S. Jehan^) Van m. cc. 7 iiij,
des triues j des respisj des fouriurs, des seurtes, des pais faites par prouos
7 par »ttrc«*).
Es stehen, wie im Register A, an erster Stelle die triues (Fol. 1, 2 — 2^^
Mitte); darauf folgen, sich unmittelbar anschliessend, pais (bis FoL 8 Mitte).
Darnach, durch eine Schnörkellinie getrennt, triues prises puis le Saint Jehan
(24. Juni) 1280 bis zum folgenden anrenuef (1. Jan.). Sie reichen bis Fol. 9^.
An sie schliessen sich durch dieselben Zeitpunkte begrenzte pais an. Den
Beschluss (Fol. 14 — 14^°) bilden les seurtes.
Nun noch einiges zur Art der Herausgabe der Register. Zunächst habe
ich zu bemerken, dass ich die Hss. vollständig wiedergebe. Trotz der
Gleichförmigkeit der Nummern glaubte ich das nicht umgehen zu können.
Diux;h Einführung von Abkürzungen für ständig sich wiederholende Aus-
1) Die Paginierong begann demnach mit Fol. 3. Sie stammt wahrscheinlich aus
dem Jahre 1283 (vgl. Fol. 1).
2) Siehe Nr. 610 (Fol. 51 ▼o).
3) Auf Grund der Datierung ist anzunehmen, dass FoL 1 erst nach Fol. 2 ff.
zu Nachträgen benutzt wurde.
4) Folgt durchgestrichnes sainte lusse.
5) Am Tag der Ste Luase (13. Dez.) fand der Wechsel der Magistratspersonen
statt Das Datum änderte sich 1363; von da an war es der 2. Febr. (Fest der
ChandeUur). Siehe auch die Überschriften der Reg. de la loi (M^m. Soc. T. 9 u.
Annal. Soc. T 9).
Zwei altfranz. FriedeDsregiBter der Stadt Toamai (1273—1280) 5
drücke hoffe ich, eine unnatürliche Ausdehnung und damit die Unübersichtlich-
kdt etwas gemildert zu haben.
Bezüglich der Reihenfolge der Stücke habe ich mir im ersten Teil
ßriues) Abweichungen von den Hss. erlaubt, indem ich die zwei Parteien
gemeinsamen zusammenschrieb ^). Davon abgesehen, liess ich ein Ordnen ihrer
Datierung nach unberücksichtigt, folgte vielmehr im grossen und ganzen den
Rastern, nur dass ich die betr. Abschnitte von B hinter denen von A
einfügte.
Auch den Text habe ich geglaubt einigermassen getreu dem Original
wiedergeben zu sollen oder doch wenigstens eine Kontrolle zu ermöglichen.
So habe ich die Abkürzungen zwar aufgelöst, aber durch Kursiv kenntlich
gemacht, mit Ausnahme von 1. n (Balken in der Hs.), 2. que (in der Hs.
stets durch q wiedeigegeben), B. jusques (iusqa oder iuaq's) 4. qu'ü und
qu'elflje (ql, ql(l)e). — Die in einem meist geschweiften Querstrich be-
stehenden Abkürzungen Bapi, Jak, Jetiy Witi sowie Bapf, s oder a' (Saint)
habe ich unberücksichtigt gelassen und die Namen an den betr. Stellen nicht
ausgesehrieben'), v statt u habe ich überall geschrieben, wo es mir fonetisch
zu Recht zu bestehen scheint, jedoch durch Fussnote angegeben, sobald es
sich in der Hs. findet (z. B. in viUe, vilenie); am Wortanfang habe ich die
Schreibung der Hs. beibehalten (also vn neben un, Vsiasses u. dgl.) —
Ebenso habe ich j neben t eingeführt, dies jedoch ohne weiteres. Hier sei
bemerkt, dass sich j ausser als Anfangsbuchstabe in Namen wie Jehan nur
vereinzelt in jenvier (mehrfach), Marijen 102 u. a., Eemj 594, Toumaj 102,
lOB, luj 15, 308 findet.
Namen schreibe ich mit grossen Anfangsbuchstaben und zwar Vor-
und Zunamen'), einbegriffen solche mit vorgesetztem Artikel; mit kleinem
Anfangsbuchstaben dagegen beliess ich Monats- und Tagesnamen und die
Feste. — Die Jahreszahlen habe ich, ausgenommen wenige besondre Fälle,
1) Die Beihenfolge der Nummern in den Hss. ist stets am Rand verzeichnet.
2) AUe sonstigen Abkürzungen (siehe die Liste S. 6/7) finden sich nicht in der Hs.
B) Gross gedruckt sind daher auch die eine Eigenschaft, ein Gewerbe u. dergl.
bezeichnenden Beinamen, selbst da, wo wirklich eine einem bestimmten Gewerbe
angehörende Person bezeichnet wird (z. B. Tuins li Orfevres), da man ohne genaue
Kenntnisse der betr. Personen nicht wissen kann, ob der Name mit dem Gewerbe
übereinstimmt, während andererseits solche Bezeichnungen am Ende des 13. Jahr-
hunderts, wiewohl nicht mehr durchgängig, so doch vielfach angewandt wurden.
Klein gedruckt dagegen wurden Zusätze wie Jehans de Templemarc, li aiunes (a!n^),
Jehans de Cassiel, li boulenghiers. — Komponierte Namen, wie Bielerose, Pausages,
wurden als ein Wort gedruckt und nur solche, welche durch die Flexion ihre innere
Struktur verändert zeigen (Beaus-sire Nr. 372) sowie mit Präpositionen zusammenge-
fügte sind getrennt.
6 Walter Benary
in arabischen Ziffern wiedergegeben^). — Beizen von Akzenten habe ich
beim Text unterlassen; Trema nur bei ai eingeführt Den Apostroph setzte
ich auch nicht bei masculin. del (vgl. douf) und ai (vgl au/).
Liste der Abkünangen*).
ft) Allgemeine :
l'an d. i.
= Van de Vincamaiion.
anr.
= anrenuef.
jqa. jr.
= ju8que8 au jo(u)r.
7 jr. tjr.
= ei le jo(u)r totUe-jofuJr (s. Anm. zu Nr. 3).
vi. prcht.
eef.ft.
=z ce fu faü.
en pl, h.
= en plaine hak.
pd. pr. j.
= par-demnt provo8 et juri8.
p. pr. j.
= pair provo8 et jurie.
p. pr. p. j.
= par provoe et par juri8.
08 pr. j.
= 08 provoe et juri8,
T.
= Tornai (Toumai wurde stets ausgeschrieben).
dev.just. T.
= devene le justice de Tomai.
L 8.
= lux et lee eiene.
de l 8.
= de lui et des stens.
al. 8.
= a lui et 08 siens.
au8 Ir.
= aus et les leur.
d?au8 Ir.
= d^au8 et des leu/i\
b) Besondere für den 1. Absebnitt :
tr., trs. = triue, trfues.
a (ont) trs. don. = a (ont) triues donnet,
a (ont) don. trs, = a (ont) donnet triues.
1) Bei der Gelegenheit kann ich mir nicht versagen, auf das Unpraktische der
Verwendung romischer Ziffern hinzuweisen. Nicht zum wenigsten in Zeitschriften
(im Ausland dann noch die besonders schreckliche Serieneinteilung!), dann aber
auch in Urkunden-Abdrucken u. dergl. werden sie leider bevorzugt. Die Zahlen
werden da sehr getreu in ihrer ganzen Breite wiedergegeben, während der Text oft
sehr wenig den Ansprüchen genügt Ein Fortschritt ist in neuester Zeit immerhin
vorhanden.
2) Diese kommen nur soweit zur Verwendung, als sie leicht verstandlich sind,
also erst nach mehrfachem Vorkommen in den einzelnen Abschnitten.
Zwei altfranz. FriedeiMregisier der Stadt Toarnai (1273—1280) 7
o) Besondere für den 2. Absohnitt :
088, = cuseura.
a (ontj 088. = a (ant) asseuret,
d) Besondere für den 8. Absohnitt:
p8, = paü (ein pes der Hs. wird ausgeschrieben).
b. = boine (Betwort zu paü).
bs. = boines (Betwort zu leUre8).
0 (ont) ft. p8. (bezw. p8. ft.) = a (ont) faü paü (bezw. pais faü).
0 farU, fu) (b,J p8. fte. = a (ont, fu) (boine) pois faüe.
m n. (bj p8. = en tum de (boine) pai8.
m n. d*am. = en non d'amende,
rf\ pL — d*. pt = d'une pari — d^auire part.
dev, oder ded. = devens oder dedene (mit folgender Mitbestimmung).
di., dvt. = doit, doivent.
oL = cUer.
mv. = mouvoir,
rap, (he.) Ue. = raporter (boinee) lettree.
plr(8). = pekrinage(8).
Schliesdlich werden bei den Namen der Wallfahrtsorte
(Saint OiUe en) Prouvence (bezw. Prouvenche)j
(Saint Jakeme en) Oalieee^
(Saint Nicolas a) WamieviUe,
jedoch nur im Falle diese Schreibiuig vorliegt {v in der Hs. wird auch hier-
bei stets vermerkt), die Abkürzungen
iV. (bezw. Prche.), G. und W. angewandt.
Steine im Text verweisen auf diesbezügl. Anmerkungen.
1. Abschnitt.
On talla Tan 1283 le joesdi apries le Saint Mahiu en sietembre vne Fol. 1.
c
talle de .vi. U de par.^); si fu tallie por semaines de xij semaines s'en dut
Nostre Dame viij & xij s. 7 .j. d. par*.
Sains Pias .c. 7 xvj s. 7 iiij d. par,
Sains Pieres Iviij s. ij d. par.
Sain« Quentins vj ffi iij s. 7 xj d. par.
Sains Jak. [Jakemes] vij S v s. 7 v d. par.
Sains Brisses ix U iiij s. 7 .j. d.
1) In der Hs. hier versehentlich a'en eut Noet[re Dame].
8 Walter Benary
Fol. !▼. 1. Gilles Ftallons a merchiet en plaine hale* par-devant provo» 7 jures
del afoluie* que Jakemins li Cae li fist Cis merchiemens* fu iaia a le
provoste* Jehan d'Orke 7 Jakemon Mouton Tan d. l 1276 el mois
d'octembre.
2. Jehan de Quienghien a donnet vne souffrance* pour lui 7 pour
les siens pd. pr. j. en pl. h. a Jehan de Heigies 7 as siens, jusques a le
S. Remi ki vient prochainement. Ceste souffrance fu donnee en le darraine
semainne de fenerech* l'ui 1278.
Fol.2u.Fol.3
8. £inl.n.l2b.
Fol. 4. 3. Ce fu fait au noel Tan 1273.
Jehennes de Popioele a donnet triues de lui 7 des siens a Watier
Maughier 7 as siens, jusques au jour Saint Jehan Baptiste ki vt prcht 7
le jour tout* en le maniere que li triue avoit devant estet.
3^ ^. L'an 1275 el mois de ghieskerech* donna trs. Jehennes de
Popioele de lui 7 des [siens] a Watier Maughier 7 as siens ^), jusques au
jour dou noel ki vt prcht 7 le jour toute-jour en le maniere que li triue
avoit devant estet.
Folgt 8».
4. Ge fu fait au noel Tan 1273.
Emouls Gatine a don. trs. de 1. s. a Flamenc de Bauwegnies, a Moriel
dou Mörder 7 a Henri a le Take 7 as leur, jqs. jr. Saint Jehan Baptiste
ki vt prcht. 7 jr. tjr., au res del anemi de le ville*, en le fourme qu'elle
avoit devant estet ^).
5. Pieres Patins de Gourtrai a trs. don de L s., jqs. jr. Saint Jeh.
Baptiste Tan 1276 7 jr. tjr. a Tiebaut de Ganfaing 7 as siens. Ce fu fait
pd. pr. j. Tan 1275 el mois d'aoust').
Fol.4v. 6. Ge f. ft. au noel Tan 1273.
Jehans au Dent a don. trs. de 1. s. a Jakemin le Pissenier 7 as siens,
jqs. jr. Saint Jeh. Baptiste ki vt. prcht 7 jr. tjr. en le fourme qu'elle
avoit devant estet.
7. Ce f. ft. au noel Tan 1273.
Evrars d'Antoing a don. trs. de 1. s. a Gochet le Pinier as siens, jqs.
jr. Saint Jehan Baptiste ki vt prcht. 7 jr. tr. en le maniere qu'elle avoit
devant estet
1) 708 8ien8 am Rand.
2) Nr. 4 ist durchgestricheD.
3) Diese Nummer, zwei Jahre spater als die vorhergehenden und folgenden,
steht zu Fuss der Seite. Bei anderen sich als Nachtrage erweisenden Stücken wird
dies nicht vennerkt werden, da es aus der Datierung meist von selbst hervorgeht
Zwei altfnmz. FtiedenrngiBter der Stadt Touroai (1273—1280) 9
8. Pieres de Sekelin a trs. don. a Herbert le Neocre 7 a Colart Car-
beniel aus 7 les^) leur, au res de oelui ki le navera, jusques a le Saint
Jeh. Baptiste 7 jr. tjr.
8* (Fol. 4). Pieres as leur, au res de oelui ki le quassa. Si dure
oest[e] triue, jqs. jr. Saint Jeh. Baptiste Tan 1276; si fu donnee el mois
de jenvier l'an 1275*)»).
9.*) Ce f. ft au noel Tan 1273.
Moreaus dou Mortier a don. trs. de 1. s. a cheaus d'Jerkesies 7 as
lear, jqs. jr. Saint Jehan Baptiste ki vt. prcht. 7 jr. tjr. en le fourme qu'elle
avoit devant estet Toutes ces triues sunt donnees 7 ralongies^ au res que
as anemis de le ville').
10. Will, de le Bare* d'Orke a trs. don. de 1. s. a Colart de Longhesauch Fol. 5.
7 as siens, jqs« jr. del anrenuef* 7 jr. tjr. l'an 1276 en le fourme que
H trtue avoit este* devant. Et ceste triue a Will, de le Bare rendue a
oelui Colart et as siens en le fourme devant dite jusques au jor Saint Jeh.
7 tout le jor*).
11. Jehans Fausseaus de Veson a trs. don. ae 1. s. a Gillion le
CaudreUer 7 as siens, jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr.
12. A le Saint Je&an Tan 1277 donna Vstasses Soimons trs. de 1. s. de Vstasson
a Jehan Lieput a le Take 7 as siens, au res de Jakemon a le Take ki Sounont
Wibiert sen frere ocist; 7 ceste triue dure jqs. jr. del anrenuef ki vt. prcht.
7 jr. tjr. ; si met hors de se triue les despaissies.
Et Watiers de Havines prist un respit* a Gillot Beausire, a oes
Lieput 7 les siens, au res de Jakemon sen frere ki Gillot Soimont navera.
8i dure ds* respis ausi longhement que li triue Vstasson Soimont; 7 Liepus
nchiut oest respit
12*. AI anrenuef 1277 donna Vstasses Soimons trs. de 1. s. a Jehan
Lieput 7 as siens, au res de Jakemon sen frere, de le mort Wibiert Soimont.
t 8i dure oeste tr. jqs. jr. Saint Jeh. Baptiste l'an 1278 7 jr. tjr.
1) Stiebe Anm. zu Nr. 17.
2) Hs.: m. Ixxv,
3) Da aowdil Nr. 8 wie 8* blassere Schrift zeigen, ist es möglich, dass beides
Nichfcrige sind; dann wäre nur 8* gültig, da hier das Datum angegeben wird.
4) Nr. 9 ist durchgestrichen.
5) Dieeer Satz scheint mir nur für diese Nummer zu gelten, nicht auch für
die Torfaergehenden.
6) U jor ist ziemlich verkratzt.
10 Walter Benary
12^ (Fol. 2). Ce sunt eil ki ont greet 7 otriiet loa triues tout ensi
que Vstasses Soimons les a donnees, otriies 7 doura, soit au noel soit a le
8. Jehan, tres le 8. Jehan Bapliste Tan 1278 en avant Et si n'est mie
Jakemes, ki fu fius Wibiert Soimont» en le triue Vstasson sen onele.
Oilles Soimons. Warniers Soimons. Fierains Soünons. Grars Goubaus.
Jeh. Goubaus. Jakemes li Enfuines. Golars li Enfumes. Oliviers U Enfumes.
Jehennes Bourles. Jakemes li Cordiers 7 si troi fil, Jehans, Golars 7 Simons.
Colars de le Haise li peres. Golars de le Haise li fius. Jehans de le
Haise. Jeh. Buridans. Wicars li Vilains. Jeh. Hainnaus de Fontaines.
Simons de Hostes. Jakemins de Ghanfrois. Henris de Bourion. Jehans
dou Puch de Boumeries. Et Gilles, li &U8 Gillion Wibaut JaL de Bau-
wegnies 7 Jeh. ses frere. — Jeh. li Enfumes a oeste triue loee; si le raporta
Jehans Parens, eswardere*. — Jeh. li Dieus; Colars de Hostes c'on dist
dou Grardin; Libins ses frere; Pieres Bousseaus; Bobiers de Biercus 7 Jehans
li Cocus: eist vj loerent oeste triue tout ensi que Vstasses Soimons l'a
donnee 7 donra 7 ossi* aouvent. 7 tout si^) le raporterent Jehans Miache
7 Gilles li Toiliers, eswardeur, pour ces vj darrains nomes.
12^ AI anrenuef l'an 1278 Vstasses Soimons rendi oes triues, pour
lui 7 pour toutes oes persones devant nomees ki grees les ont, jusques a
le S. Jeh. Bapt. 7 jr. tjr. l'an 1279; 7 Jehans lAepus le') rechiut
13. Watiers li Buriers a trs. donnees de 1. s. a Evrart de le Vigne
7 as siens, jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr. Ge f. ft. l'an d. i. 1276 el mois
de fenerech a le provoste Jakemon Mouton 7 Jehan d'Orke.
Fol. 5v. 14. Jehennes de Duisompiere 7 Watelais* ses frere ont donnet boin
respit 7 loial d'aus 7 des leur a Gillot Doret 7 as siens, jqs. jr. Saint
Jehan Baptiste ki vt prcht. 7 jr. tjr. Ce f. ft el mois d'averil l'an 1274
le jor Saint Marc par vn demerkes.
15. ^ Lambiers de Ghelues a donnet boines triues de 1. s. au fil
Hanke de Moriel 7 a tous les siens, fors a Gillot d'Aubenton 7 a sen
frere, jqs. jr. del anrenuef ki vt prcht. 7 jr. tjr.
16. ^ Crestofles li Pisseniers a don. trs. de 1. s. a Colart Carbeniel
7 as siens, fors que au frere oelui Colart ki le fait fist 7 ceste triue dure
jqs. jr. del anrenuef ki vt prcht. 7 jr. tjr. Ceste tr. fu donnee Tan d.i.
1274 xviij jors en sietembre en pl. h. pd. pr. jr.
17. Jehans Hatous d'Anetieres a trs. don. de 1. s. Watier Mirour 7
Estievenin, le fil Colart de Lome, aus 7 les leur* au res de celui ki le
fait fist.
1) #f = ensi
2) 8. S. 13, FossD. 3.
Zwei alifnmz. Friedensregiater der Stadt Toarnai (1273—1280) H
18. L'an d. L 1274, le jor dee armee par vn devenres, donna Monars
Bierenghiers triues de 1. s., sauf loi faisant^), a Jeheimet de Pierone 7 a
aes deua // freres 7 as leur, jqs. jr. del anrenuef le prochain que nous F0L6.
atendons 7 jr. tjr.
19. Jehans de Havinea a donet trius^) de L s., jqs. jr. Saint Jehan
Baptiste 7 jr. tjr. ki sera l'an 1275, a Simon Peteion 7 a[8] siens, fors que
a celui ki le &it fist Geste triu fu donnee 7 ralongie par provoa 7 por
jnres a le provoate Jefaan le Boi 7 Gillion Gardevake*.
20. Grars U Peaucheliers a don. trs., pour lui 7 pour les siens, a
Gillion le Joutier 7 as siens, fors qu'a oelui ki le fait fist, jqs. jr. Saint
Jehan Bapt l'an 1275 7 jr. tjr.
21. Au tierc jor de mai por j. diemenche l'an 1276 Jeh., ki fu fius
Kemart a le Take, feri Jehan, le fil Jehan de Rongi, el ventre d'un
ooutiel si que li oins li sali dou ventre. En oe jor meismes* si c'on
cantoit viespres, Jakemins, li fius Jehan de Rongi, 7 Jakemins, ki fu fius
Herman Wisse, atainsent Mikiel dou Mortier sour le pont dou castiel. La
le feri Jakemins de Rongi en le tieste d'une espee se * li copa sen capiel
de fautre 7 le navera griement* 7 mist en peril de mort; 7 Jakemins
Wisae l'estohi d'un espoit^ ensi que Mikiols dist, ij cos u trois, mes il ne
li fist ne sanc ne plaie*. — Apries ces ooses avenues li provost 7 li
juret, pour les perius 7 les maus abassier entre les parties, prisent triues
as plus prochains parens de l'une portie 7 de l'autre. Si prisent trs. de
Emoul Catine 7 de Colart de Corberi pour les ij costes de Jeh. de Rongi
ki // naveres ') estoit Et si prisent trs. a Biertran Warison 7 a Watelet, Fol. 6^.
le fil Vilain de le Gambe, pour les ij costes de Jakemin Wisse de por se*
pere 7 se mere. Et si prisent trs. a segnour Evrart a le Take, ki oncles
est Jehan a le Take ki navera Jehan de Rongi dou coutieL Et si prisent
trs. ausi a Gossuin dou Mortier, ki freres est Mikiel cui Jakemins de Rongi
navera. 7 ceste triue fu fianchie* boine 7 loials a toutes les parties devant
dittes 7 as leur partout, ju«ques au jour Saint Jehan Baptiste'*' 7 jr. tjr.
l'an 1276, au res de Jakemin de Rongi 7 de Jakemin Wisse ki n'ont nulle
triue ne Gillos li Savages ausi*.
21*. A le Saint Jehan l'an 1276 reprisent li provost 7 li juiet trs.
jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr., le prochain que nous atendons, en le fourme
1) Ohne den gesetzmassigeD W^ zu beschreiteD, d. h. ohne sich an das
Gericht zu wenden.
2) de; ebenso nachher triu.
3) Nr. 21 von Fol. 6^ an durchstrichen. Nr. 21« desgl.
12 Walter Benary
et en le maniere qu'elle fu prise por deeeure as kievetaineä*; sauf chou
que Gillos, li fius Jeh. de Rongi, fu fais kievetaine por assens de jures potir
Ernoul Catine 7 pour Colart de Gorberi ki a le premiere triue fuient kie-
vetaines pour ij ooetes^).
21^ (Fol. 7). AI anrenuef Fan 1276 reprisent li provost 7 li juret
trs. a Gillot de Rongi, a Jehennet ki fu fi«« Biernart a le Take, a Biertran
Warison 7 a Watelet, le fil Vilain de la Gambe, en tel maniere qu'elle
fu Premiers prise; si dure oeste tr. jqr. jr. 8. Jeh. Tan 1277 7 jr. tjr.
partout
21« (Fol. 7^). A le Saint Jehan Tan 1277 reprisent li provost 7 li
juret trs. a Ernoul Oatin[e] 7 a Colart de Gorberi oome kievetaines 7 a
Biertran Warison 7 a Watelet, le fil Vilain de le Gambe, powr les ij oostes
de Jakemin Wisse de par pere 7 de por mere. Et si prisent trs. a Jehan
ki fu fius Biernart a le Take. Et si prisent trs. a Mikiel dou Mortier de
le naverure que Jakemins de Rongi li fist. 7 ceste tr. fu fianchie boine 7
loials a toutes les parties devant dittes 7 as leur, jqs. jr. del anrenuef l'an
1277 7 jr. tjr., en le fourme 7 en le maniere que eile fu premiers [donnee].
22. Le merkedi en penteoouste Tan 1276 prisent li provost 7 li juret
une souffrance 7 un respit sour aus a Gillot de Roesart pour lui 7
potir les siens, a oes Gossuin de le Vigne 7 Mahiu d'Jerkesies 7 les
leur. Os respis fu pris par le gret des parties ki presentes i furent, jusques
a le Saint Remi ki vt. prcht
23. Grous') dou Mouliniel a don. trs. de 1. s. a Fasteret d*Orke a
L s. jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr. Ge f. ft. Tan 1276 au tierc jour de
fenerech. 7 Fasteres d'Orke le rechiut en pl. h. pd. pr. j., en tel maniere
Fol. 7. qu'il 7 li sien ki borgois sunt 7 lor fil ont triues // partout, 7 no coucant
7 no levant* ki borgois ne sunt les ont devens le justice de Tomai').
24.^) Emouls Magrejoute 7 Jak. ses fiu«^)ont trs. donnees de L s.jqs.
jr. del anrenuef ki vt prcht 7 jr. tjr. a Jehan, le fil Viviien le Boulen-
ghier des Maus 7 as siens. Ge f. ft. en pl. h. Tau 1276 el mois de jun;
ce f. ft. a Yslenchiennes.
Folgt 21b.
1) Nämlich der Sippe väter- und mütteriicherseits. Der Bruder des s. Zt ver-
wundeten Jehan (das ist GiUas doch wohl und nicht sein Sohn) tritt an die Stelle beider.
2) Das « ist aus r gebessert.
3) Nr. 23 ist durchgestrichen.
4) Nr. 24 desgl.
5; Diese Namen am Rand. Auf der Linie steht Origores (durchgestrichen)
li B(mUnghier9; ont steht über durchstrichenem a.
Zwei altfranz. Friedensregister der Stadt Toumai (1273—1280) 13
25. Jehennee de Was a trs. don. de I. s. a Jakemon Alent 7 as siens^
au res de celui ki le fait fist, jqs. jr. 8. Jeh. Baptiste 7 jr. tjr. qtii sera
l'an 1277.
26. Jehans, li fius segneur Ev[r]art a le Take, a trs. don., par assens
de pit>vo6 7 de jures, de L s. devens le justice de Tornai : Rogier de Cherc,
Simon sen frere, Jehan de Cherc le couletier, Biertran de Cherc, Jehan sen
frere, Jehan de Mainwaut, Sohier de Cherc 7 sen fiL Et ceste tr. dure
jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr.; si fu donnee en pl. h. des jures lan 1276
au disietisme* jor d'octembre par vn devenres^). — 7 apries donna Jeh. a
le Take triues par priiere Jeh. Miolet*) en tel maniere que les autres de-
vant nomes.
26*. Le jour del anrenuef par un devenres, ki fu lan 1276, donna
Jehans, li fius segneur Evrart a le Take, trs. de 1. s., par assens de provos
7 de jures, jqs. jr. Saint Jehan Baptiste Tan 1277 7 jr. tjr. dev. just T.:
folgen dieselben Namen tvie oben, 7 Jehans a le Take par priiere de preu-
domes* donna trs. Jehan Miolet de 1. s. tout en tel maniere que les autres
devant nomes 7 ausi longhes.
26 ^ ^ Et a le Saint Jehan ki fu l'an 1277 donna Jeh. a le Take,
li fitt« eegneur Evrart, [trs.] // de 1. s. dev. just T., jqs. jr. del anrenuef 7 Yo\. 7v.
]r. tjr. as viij devant nomes, sauf che que Jeh. Myoles n'a trs. plus que
jqs. jr. Saint Remi 7 tout ce jor.
Folgt 27, 27i
26«. AI anrenuef Tan 1277 Jeh., li fius segneur Evrart a le Take,
donna trs. de 1. s. en pl. h.: Rogier de C[h]erc, Simon sen frere, Bertran
de Cherc, Jeh. sen frere; eist quatre Tont^) partout oomme borgois qu'il
sunt; 7 Jehans de Cherc li couletiers, Jehans de Mainwat, Sohiers de Cherc
7 ses fius Tont dev. just. T. . 7 ceste triue dure jqs. jr. Saint Jehan Baptiste
Tan 1278 7 jr. tjr.
26^. Et a le S. Jeh. Tan 1278 Jeh., li ftus segneur Evrart, rendi ces^)
triues devant dites as persones devant nomees jqs. jr. del anrenuef prochain
7 jr. tjr.
26^ (Fol. 13^) A le Saint Jehan l'an 1279 «) donna trs. Jehans a le
Take, jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr. de 1. s., au res de Karon Maughier 7
ses ii freres Watier 7 Babelin, a Rogier de Cherc, a Simon sen frere, a
1) Falsches Datum; der 17. Okt. 76 war ein Sonnabend.
2) Im dativischem Sinne, ebenso Ua autres (siehe Anm. zu Nr. 17).
3) Vont: Sing, statt PI. sinngemäss; ebenso lerap. haine und an anderen Stellen.
4) Hs.: ed.
5) Es fehlt demnach nur eine triue für die Zeit von Neujahr 78/79 bis St. Jeh.
Bapt. 79.
14 Walter Benary
Biertran 7 a Jehan sen frere partout oomme boigois; 7 Jehans — — —
(tote oben) de Tornai. Et Liepu^ a la Take 7 Jehans Moutons le raporterent
boine^) en plainne h. pd. pr. j. . 7 Gilles a le Take prist Babelin sour lui
pd. pr. j.
26^ (B, Fol. 1) ^ AI anrenuef l'an 1279 dona trs. Jehans a le Take
de L s. partout Bogier de Cherc, Simon sen frere, a Biertran, a Jehan sen
frere 7 a Jehan de Cherc le couletier; dst v l'ont partout oomme borgois*).
Et Jehans de Mainwaut, Sohiers de Cherc 7 ses fius l'ont dev. just. T.
Si dure ceste tr. jqs. jr. Saint Jehan Baptiste Tan 1280 7 jr. tjr.
26'. (B, Fol. 8"") ^ A le Saint Jehan l'an 1280 Jehans a le Take
donna trs. de L s. partout Rogier de Cherc, Simon sen frere, Bertran 7
Jehan sen frere 7 Jehan de Cherc le couletier; eist l'ont partout comme
borgois. Et (tvie oben) de Tornai. Si dure ceste tr. jqs. jr. del
anrenuef 7 jr. tjr.
27. (Fol. 7^) ^ Jeh. li Petis, li pisseniers, a trs. don. de 1. & de sen
costet a Polon dou Bruille 7 a Huon le Caboteur* partout 7 as leur^ au
res de Polekin ki ocist Adan, le frere Jeh. le Petit 7 ceste tr. dure jqs. jr.
S. Jeh. l'an 1277.
Jeh. li 27^ ^ Et Jehennes li Petis le') donna, de le S. Jeh. devant ditte
i'iflB(enier8). j^g^^^g jj anrenuef l'an 1277, tout en tel maniere que ses pcre le dona
por-deseure.
27^ Et [al] anrenuef l'an 1277 donna Jehennes li Petis trs. a Polon
dou Bruille 7 a Huon le Caboteur, jusques a le S. Jeh. Bat l'an 1278 7
jr. tjr. en tel maniere qu'ele avoit estet donnee por-deseure.
Folgt26c,d' ^ "^
(//) 21c.
Fol. 8. 27». ^ Jehennes li P. li piss. a trs. don. de 1. s. a Polon d. B. 7 a
Huon le C. 7 as leur jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr., au res de Polekin qui
ocist Adan, sen oncle, en le fourme qu'elle fu premiers donnee.
27*. (FoL 12^) Jehennes ki ocist Adan le Petit Si dure
ceste tr. jqs. jr. del anrenuef ki vt prcht 7 jr. tjr.; si fu donnee a le S.
Jeh. l'an 1279^); si le rechiut Poles dou Bruille de sen costet 7 Hues li
Cabotere dou sien costet
27^ (B, FoL 2) Anfang wie 27^. Si dure ceste tr. jqs. jr. 8. Jehan
Baptiste 7 jr. tjr.; si fu donne al anrenuef 1279. Si le rechiut Poles dou
1) 8. S. 13, Fasan. 3.
2) Von diesen war der letztgenannte bis dahin nicht Bürger.
3) Nämlich die triue; vgl. 26«.
4) Auch hier fehlt nur eine triue für dieZeit von Neujahr 78/79 bis Bt Jehao B. 79.
Zwei Altfnnz. FriedeoBregister der SUdt Tournai (1273— 1280) 15
Braille de sen oostet 7 Hues li Cabotere dou sien oostet 6i fu a ceste
tr. preadre* Jakemes li Vakiers comme provos, ColarB d'Anvaing 7 Mahius
li Neocres i furent comme juret
27'. (B, FoL 8) J. li P. li piss. a trs. don. de 1. s., de le mort Adan
le Petit, sen oncle, dev. just T. a Polon dou Braille 7 as siens, au res
de oelui ki le fait fist. 6i dure oeste tr. jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr.: 7 se
Poles a nul parent a borgois, il a triue partout.
28. Jakemes Rainneware a trs. don. de 1. s., de le mort de sen frere,
jqs. jr. del anrenuef Tan 1277 7 jr. tjr. a Bertran Warison 7 as siens au
res de Pipelart ki fist le fait Et puis ceste triue donnee, Pipelars, quant
il reut le ville*, il viunt* en pL h. 7 requist les triues de le ville de
Jakemon Rainneware 7 des siens. Cil Jakemes fu mandes en pl. h. 7
donna trs. par le hale* a celui Pipelart, de le mort de sen frere, jusques au
jour del anrenuef 7 jr. tjr. — Et al anrenuef Tan 1277 donna Jakemes
Rainneware trs. de 1. s. jqs. jr. 8. Jeh. Tan 1278 a Pipelart 7 as siens,
sauf chou que Pipelars n*a trs. que dev. just T.^)
29. Jehans Orfenins 7 Jehans li Noiriers on[t] trs. don. boines 7
loiauß d'aus 7 des leur 7 fianchies a Jakemon de le Vourc 7 as siens
partout jqs. jr. del anrenuef ki sera Tan 1277 7 jr. tjr. 7 Jakemes de le
Vourc le rechiut en tel maniere pour lui 7 pour les siens. Si fu donnee
en pL h. Tan 1277 iii jours devant le Saint Jehan Baptiste.
29*. ^ Et tout en tel maniere que oeste triue devant ditte fu donnee,
si le rendirent Jeh. Orfenins 7 Jeh. li Noiriers a Jakemon de le Vourc 7
as siens, jqs. jr. Saint Jehan Baptiste 7 jr. tjr. Tan 1278.
29^ ^ Et a le Saint Jeh. 1278 Jeh. Orfenins 7 Jehans h Noiriers
rendirent [oes] triues en tel maniere comme deseure, jqs. jr. del anrenuef ki
vt prcht 7 jr. tjr.
29«». (FoL 11^) AI anrenuef Fan 1278 J. O. 7 J. li. N. donerent trs.
d'aus 7 des leur a J. de 1. V. 7 as siens partout jqs. jr. Saint Jehan
Baptiste 7 jr. tjr. Tan 1279.
29*. (FoL 12^) A le 8. Jeh. l'an 1279 J. O. 7 J. li. N. donerent
trs. de aus 7 des leur, jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr., a J. d. 1. V. 7 as
siens partout
29«. (B, FoL 2^) J. L N. 7 J. O. ont trs. don. d'aus 7 des leur a
1) Nr. 28 ist durchgestrichen.
16 Walter Benary
J. d. 1. V. 7 as siens partout. 7 Raoules de Lai li a don. tars. ausi, lui
7 les siens de 1. s. . 8i dure ceste tr. jqs. jr. 8. Jehan Baptiste 7 jr. IjrJ)
29'. (B, Fol. 8) J. L N. 7 J. O. ont tre. don. d'aus 7 des leur
partout a J. d. 1. V. 7 as siens, jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr.*). Et
Maughiers Tiebegos l'a boine faite de sen costet
Fol. 8v. 30. Jakemins de Blandaing 7 Jehans li Cambiers ses freie ont trs.
don. d'aus 7 des leur, jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr., de le mort lor freie,
a Jehan ki fu fius Ghilebiert le Oerc, a Mahiuet de le Vourc, a Jehennet
7 a Huet ses freies, a Jehan Tourtiel 7 a Watelet se frere 7 as leur, en
tel maniere que li borgois 7 lor fil l'ont partout 7 li ooucant 7 h* levant
l'ont devens le justice de Tomai sans plus. 7 ensi fu li triue rechiute*.
31. ^ Jakemes de Wielle a trs. don. de L s. a Gillot de le Melle 7
as siens, en tel maniere que li borgois de le ville 7 lor fil l'ont partout 7
li ooucant 7 li levant l'ont dev. just T. ; 7 ensi le rechiut Oillos de Melle.
Si dure ceste tr. jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr. l'an 1277*).
32. Watiers de le Porte, li goudaliers, a trs. don. de 1. 0. a Jakemon
Hapart 7 as siens, au res de celui ki le navera. 8i dure ceste tr. jqs. jr.
del anrenuef 7 jr. tjr. 7 en tel maniere le rechiut Jakemes Hapars de sen
costet 7 si requist le tr. par assens de jures^).
33. ^ Jakemes de Mons-en-Peule a trs. don. de L s. a Copin le
Faukenier 7 a ses enfans de desous viii ans. 6i dure ceste tr. jqs. jr. del
anrenuef ki vt. prcht. 7 jr. tjr.; si fu donneeelmois de fenerech l'an 1277.
34. ^ Jeh. de TOstelerie a trs. don. de L s. a Jakemon Alent 7 as
siens, au res de celui ki le fait fist. 7 ceste tr. dure jqs. jr. del anrenuef
le prochain que nous atendons 7 jr. tjr.; si fu donnee a le 8. Jehan l'an 1278.
35. ^ Baude« del Espinoit a trs. don. de L s. a Martin de Hollande
Fol. 9. et as siens jqs. jr. del anrenuef ki // vt. prcht. 7 jr. tjr.
36. Jehans Raimbaus a trs. donnees de 1. s. a Gillion Castagne 7 as
siens de sen costet, de le mort Jakemon sen freie, au res de cheaus ki
furent a sen frere ochiie. Si dure ceste tr. jqs. jr. del anrenuef l'an 1278
7 jr. tjr-
1) Sc. 1280; vorhergeht Nr. 75.
2) 1280/81 •, vorher Nr. 76.
3) Nr. 31 ist durchgestrichen.
4) Nr. 32 desgl.
k
Zwei altfranz. FriedensregiBter der Stadt Touraai (1273—1280) 17
Et tout en tel maniere a Jehans Raimbaus donnet trs. de 1. s. a JehaD
Muellette 7 as aiens de sen costet, au res — — — ochire, jqs. jr. [del
anrenuef]^) 7 jr. tjr.
Et tout en tel maniere que ces triues sunt donnees por-deseure, si les
a J. R. donnees de 1. s. ausi longhes, de le mort Jakemon sen frere, a
Pieren le Doulc 7 as siens de sen costet, au res ochire.
36*. (Fol. 12^) A le S. Jeh. Tan 1279 donna J. R. trs. de 1. s. Gillion
ÜBstagne 7 a Reron le Doulc 7 as leur, au res ochire. Si dure ceste
tr. jqs. jr. del anrenuef le prochain que nous atendons 7 jr. tjr. partout
36^ (B, FoL 2^) T J. R. a trs. don. de 1. s. a Gillion Castagne 7 a Noti
Pieron le Douc 7 as leur^), au res de cheaus qui furent a Jakemon sen
frereodre. Si dure ceste tr. jqs. jr. 8. Jehan Baptiste qui vt prcht 7 jr. tjr.*).
37. Jehennes de Nocres a trs. don. de 1. s. a Watter*) le Wandele*
I 7 as siens, en tel maniere que li borgois Tont partout 7 li ooucant 7 li
leyant Tont dev. just. T. Si dure ceste tr. jqs. jr. Saint Jeh. Baptiste Tan
! 1278 7 jr. tjr.
» ; 37^ ^ Et a le Saint Jehan l'an 1278 furent ces triues rendues 7
F' I repiiaes des porties devant dittes jqs. jr. del anrenuef ki vt prcht 7 jr. tjr.
31 6Q le forme premiers donnee.
38. Gilles de Holai a trs. don. de 1. s. a Hennin de Templemare 7 as
b siens fors a celui ki le fet fist» en tel maniere que eil ki borgois sunt Font
J partout 7 eil ki nient ne sunt borgois Tont dev. just. T., ki coukant 7 levant
f. sunt en T. Si dure ceste tr. jqs. jr. del anrenuef l'an 1278 7 jr. tjr.;
7 en tel maniere avoit eile devant estet prise.
38*. (Fol. 13^). T A le S. Jeh. Tan 1279 Gilles de Holai donna trs.
de L 8. jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr. a Hennin de Templemare^) 7 as
aiens, au res de celui ki le fait fist, tout en tel maniere que li triue fu
Premiers prise.
39. Hellins Grassins a trs. don. de 1. s. a Jehan le Grue 7 a ses Fol
s enfans 7 a Gillot sen cousin, jqs. jr. del anrenuef* et jr. tjr Tan 1278.
i Si fu Henris Pourres, li jovenes*, de comandise* 7 Watiers li Cos 7 Gilles
J
1) dd anrenuef ist vollständig ausgekratzt. Dafür steht am Rand in blasser
Farbe: S. Jeh. Augenscheinlich sollte damit die Verlangemng der tr. bis zum
nächsten Termin bezeichnet werden.
2) 7 ae leur am Band.
3) sc. 1280.
4) Folgt dutchgestrich. Cauart,
5) Templemare der Hs. ist ein Schreib- oder Lesefehler; ebenso 344.
Ronuuiisehe Foradjungen XXV. 1. 2
18 Walter Benary
li Toiliers i furent juret Geste tr. fu prise el markiet devant le maison
Henri Pourret al witisme jor de jenvier par vn samedi.
40. Wateies de Rues a trs. don. de 1. s. a Bauduin, le vallet dame
Jehennain de Waudripont 7 as siens, jqs. jr. Saint Jehan Baptiste ki vt
prcht. 7 jr. tjr. Geste tr. fu donee le mardi en le peneuse semaine de paskes
Tan 1277 el markiet devant le maison Jehan Wed'n pd. pr. j.
41. Estievenes de Havines a trs. don. de L s. partout a Jehan de
Wervi 7 as siens, au res de celui ki le navera, jqs. jr. Saint Jehan Baptiste
7 jr. tjr. Tan 1278; si fu donnee en averil Tan 1277 en plainne h. pd.
pr. j.
42. Hellins Grassins a trs. don. de 1. s. partout a Grosset de Hoine-
vaing 7 as siens, jqs. jr. Saint Jehan Baptiste ki vt prcht 7 jr. tjr. Ge f.
ft pd. pr. j. el mois de march Tan 1277.
43. Pieres de Nueport a trs. don. de 1. s. a Watier Matruche tout seul,
Fol. 10. jqs. jr. Saint Jehan Baptiste ki // vt prcht 7 jr. tjr. Geste tr. fu donnee
el mois d'averil Tan 1277 en pl. h. pd. pr. j.
44. Thumas Bousseaus, li boulenghiers, a trs. don. de 1. s. a Jehan
Brognart, jqs. jr. Saint Jehan Baptiste ki vt prcht 7 jr. tjr. Si fu donnee^)
el mois de mai l'an 1278.
44«. ^ Et a le Saint Jeh. l'an 1278 Th. R. li b. donna trs. de 1. s.
devens just. T. a Jehan Brognart 7 as siens, jqs. jr. del anrenuef ki vt
prcht. 7 jr. tjr.
45. [Jehans] Buridans^) a trs. don. de 1. s. dev. just. T. a Golart de
le Gatoire 7 as siens, jqs. jr. del anrenuef ki vt. prcht 7 jr. tjr.
46. Andrius de Balli a trs. don. de 1. s. dev. just. T. a Jehan de Tomai
7 as siens. Geste tr. fu donnee a le Saint Jehan Tan 1278; si dure jqs.
jr. del anrenuef ki vt prcht. 7 jr. tjr.
46^ (Fol. 13) A le S. Jeh. Tan 1279 donna Andriu« de Balli trs.
de 1. s. a Jehan de Tomai 7 as siens dev. just T., jqs. jr. del anrenuef
7 jr- tjr.
47. ^ Jakemes li Barres a trs. don. de 1. s. a Thumas de Mons 7 as
siens, au res de cheaus ki le fait fisent. Si dure oeste tr. jqs. jr. S. Jehan
Bapt ki vt prcht. 7 jr. tjr. Geste tr. fu prise en pL h. pd. pr. j. Tan 1278
el mois de jenvier.
1) Sing., Konstruktion nach dem Sinn oder meehanisches Schreiberwerk.
2) Vorname ergänzt nach 12^.
Zwei altfranz. Friedensregister der Stadt Toumai (1273—1280) 19
47«. (Fol. 12'') A le 8. Jeh. Tan 1279 donna Jakemes Barres trs. de^)
1. 8. a Thumas de Mons 7 as siens, au res fisent. Si dure li triue
jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr.
47»>. (B, Fol. 2^) ^ Jakemes Barres (une 47/ Si dure jqs.
jr. Saint Jehan Baptiste qui vt prcht 7 jr. tjr.').
48. Jehennes de Bras a trs. don. de 1. s. a Colin Col-de-kievre 7 as
siens, au res de oelui ki le foit fist; si l'ont li borgois partout 7 eil ki ne
sunt borgois Tont dev. just. T. Si dure jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr.; si
fu donnee le darraine seraaine de fenerec Tan 1278.
49. ^ Alissandres de ValenchienneSy li goudaliers, a trs. don. de 1. s. a
Baudet de Valench., le telier, 7 as siens, tout en tel maniere que Jeh. de
Bras les a donnees a Colin Col-de-kievre.
50. Gilles de Moussonville a trs. don. de l. s. dev. just. Toumai a Fol. !()▼.
Pieron d'Artre 7 as siens, jqs. jr. del anrenuef ki vt. prcht 7 jr. tjr. Ceste
tr. fa donnee au tierc jor d'aoust par .j. demerkes ki fu Tan 1278.
51. Colars de Caleniele a trs. don. de 1. s. de le mort Capelain sen
fiere a tous les linages de cbeaus ki furent a sen frere ochire; 7 eil ki
furent a l'ochire n'en ont nulle, ne li parent Floket de par sen pere. Ses
rechiut Jehennes Tiebegos comme kievetaine pour Jakemin sen frere. Et
Lotars Gaigate a le triue loee 7 falte boine dou costet de par les sauvages*
pour Jehennet Floket. Et Biertrans Warisons l'a rechiute comme kieve-
taine pour Jakemin Wisse de par se mere. Et Wateies de le Cambe l'a
rechiute oomme kievetaine de par sen pere. Et Druiaus del Ausnoit Ta
rechiute de par sen coste pour Jakemin sen fil.
51*. Au noel Tan 1278*) reprist Jehennes Tiebegos triues a Col. de
Gal. contme kievetaine pour Jakemin sen frere, jqs. jr. Saint Jeh. Baptiste
Tan 1279 7 jr. tjr. Et Lotins [Gajigate^) le rechiut de par les sauvages
pour Jehennet Floket.
Et Wateies de le Cambe le rechiut comme kievetaine de par pere 7
de par mere pour Jakemin Wisse. Et Drueaus del Ausnoit le rechiut de
par sen costet.
51^ (Fol. 13). A le Saint Jeh. Tan 1279 donna Col. de Cal. trs. des
siens, de le mort Cap. sen frere, as linages de cheaus ki furent a sen frere
1) Hs.: dd lui.
2) Bc. 1280.
3) Nr. 51 war demnach bis noel 78 gültig, bezw. anrenuef; vgl. Nr. 3 ff.
4) Die beiden Buchstaben sind durch einen Klex verdeckt.
2*
20 Walter Benary
ochire, fors au iinage Jehennet Floket de par sen pere. Si le rechiut
Jehenes Maughters^) pour Jakemin Tiebegot; 7 WilL Oai^te le rechiut
de par les sauvagee pour Jehennet Floket; 7 Wateies de le Cambe I9
rechiut de par pere 7 de par mere pour Jakemin Wisse; 7 Drueaus les^
rechiut de par sen fil.
Si dure ceste tr. jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr.; 7 si n'est mie en eeste
tr. li ÜU8 Jeh. Tiebegot ki le fait fist
51® (B, Fol. 2^) Colars de Kaleniele a trs. don. de 1. s., de le mort
Cap. sen frere, as lignages de cheaus ki furent a lui ocire, au res dou lig^
nage Jeh. Fl. de par sen pere. Si dure oeste tr. jqs. jr. S. Jehan Bapdste
qui vt. prcht.') 7 jr. tjr.; 7 si ne sunt mie en le tr. li chiunc qui le fait
fisent. Si rechiut ceste tr. Maughiers, li fius Jehan Tiebegot, de par sen frere;
7 Lotars Gargate le reciut de par les sauvages; 7 [Jeh.] Orfenins') a pris
Henri sen frere 7 Jeh. Couvet sour lui ; 7 Wateies Wisse le rechiut de par
Jakemin Wisse de par pere 7 de par mere.
51* (B, Fol. 8/8^®). Anfang wie 5i«*). Si dure ceste tr, jqs. jr. del anre-
nuef ki vt. prcht*). 7 jr. tjr. 7 si ne sunt //mie en le tr. eil ki furent a
Capelain ocire. Si rechiut ceste tr. Lotars Gargate de par les sauvages;
7 Maughiers, li fius®) Jehan Tiebegot, le reclüut de par sen frere; 7 Wateies
de le Cambe le rechiut de par Jakemin Wisse; 7 Watiers de Havines le^)
rechiut de par le fil Druiel del Ausnoit. Et Grossuins dou Ruel Ta rechiu
pour sen frere.
Fol.il. 52. L'an m. oc. 7 quatrevins, le seoont jour de jenvier par .j. dioes,
donna trs. de 1. s. Willaumes Graudins, jqs. jr. Saint Jehan Baptiste Tan
m. cc. et quatrevins 7 un et de celui jour Saint Jehan les premiers .v. ans
apries, a . . .
53^). Mahius dou Lai* a trs. don. de 1. s. a Jehan de Froimont 7 as
siens, jqs. jr. Saint Jehan Baptiste ki vt. prcht. 7 jr. tjr., en tel maniere
que li borgois Tont partout 7 li estragne Pont dev. just. T. A ceste tr.
prendre fu Gilles Cars-de-vake provos; 7 si furent come juret avoec lui
\
1) Jeh. M. auf Rasur.
2) sc. 1280/1.
3) Vgl. Nr. 29.
4) Als hs. Schreibung zu notieren linages und oehirc
5) sc. 1280/1.
6) Ursprüngl. freres ist durchgestrichen.
7) Hs.: les.
8) Bezüglich der Datierung dieser Nummer siehe die Anmerkung.
Zwei altfraoz. FriedensregiBter der Stadt Tournai (1273—1280) 21
Ernouls Catine^ provo8 de le Caritet*, Grars d'Orchies 7 Colara^) li Bouclier[B].
Ce fu fait a[u] vint 7 sieime jor de feverier par .j. deluns el moustier Nostre
Dame*.
54. Bogiers Bulestiers 7 Ernouls Kieville on't trs. doD. d'aus 7 des Fol. llv.
leur, cesctms de se costet, a Colart Lyone 7 a Jakemon sen frere 7 as leur,
jusques a le 6. Jehan Baptiste Tan 1279 7 jr. tjr.
55. Gillos de Busegnies a trs. don. de 1. s. a Bietremiu — 7 as siens,
jqs. jr. Saint Jehan Baptiste Tan 1279 7 jr. tjr.
Folgt 29«.
56. Grardins de Meausnes a trs. don. de 1. s. dev. just. Tournai a
Gillot Col-de-moulin 7 as siens, jqs. jr. Saint Jehan 7 jr. tjr. Ce f . ft en
mal Tan 1279.
56* (Fol. 13^). ^ A le Saint Jehan l'an 1279 Watiers*) de Meausnes
donna trs. de L s. dev. just T. a Gillot C.-de-m. 7 as siens, jqs. jr. del anre-
nuef 7 jr. tjr.
57. Pieres Moudreliers a trs. don. de 1. s. a Jehennet de Tourp 7 as Fol. 12.
siens, jusques a le Saint Jehan Baptiste l'an 1279 7 jr. tjr.
58. Jak. 11 Barbiieres de Maude a trs. don. de 1. s., jqs. jr. Saint Jehan
Baptiste ki vt prcht 7 jr. tjr., Jehan de le Chaingle, le boulenghier, lui
7 les siens ki borgois sunt partout 7 les autres en le justice. Ce f. ft en
mai l'an 1279.
59. Jeh. de Biermenaing a trs. don. de 1. s. a Gillion de Quaroube,
jqs. jr. Saint Jeh. ki vt. prcht. 7 jr. tjr. Ce fu donnet en mai l'an 1279.
Fol. 12v
enthalt di<
Nummeni
27d,47*,2l
36«, samtli
von St. J<
79 — ann
79/80.
Fol. 13.
Zunächst
46* u. 51b,
60. Pieres U Carlicrs 7 Jakeines d'Asp'emont ont trs. don. d'aus 7 des
leur, jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr., a Colart Lyone 7 a Jak. sen frere 7 as
leur, au res de oelui ki le fait fist; si fu donnee a le Saint Jeh. Fan 1279;
si dura partout.
1) Hs. Colart.
2) Dies kann der Bruder oder Sohn des Orardin sein; es braucht kein Irrtum
des {Schreibers vorzulegen.
22 Walter Benary
Fol. 13v
nthält die
S^ammero
5*. 56*. 26«,
^n St Jehan
9— anren.
79/80.
Fol. 14. 61. A le Saint Jehan Tan 1279 prisent li provoet 7 li juret une
souffrance sour aus, jqs. jr. toussains ki vt. prcht. 7 jr. tjr., dou content
7 dou debat ki estoit entre Jehan de Buillemont d'une part 7 Jakemon de
Maude d'autre part 7 ceste souffrance fu prise par l'acort des parties, sauf
chou que Jehans de Buillemont mist hors de ceste souffrance Gillot de
Clikebiergbe 7 ses iii freres, 7 Jakemes de Maude mist hors aus^) .v. de
sen linage.
Et a le toutsains l'an 1279 fu [u]ne triue prise entre les parties de-
vant dittesy jqs. jr. dou noel siuant apries 7 jr. tjr.; et le raporterent en le
hale fenne de toutes parties Mikiti« Warisons, Jakemes Paiens, Mikit<«
Breusars.
62. Reglers dou Moulin a trs. don. de 1. s. a Estievenon Lourdiel 7 a
Will. Escree 7 as leur'), de le na venire Mahiu de Wastines, jqs. jr. del
anrenuef ki vt prcht. 7 jr. tjr.*).
62» (B, Pol. 2^) Gilles*) dou Moulin a trs. don. de 1. s. a E. L. 7 a
W. E., jqs. jr. S. Jehan Baptiste 7 jr. tjr.*); si Tont li bourgois partout;
7 eil ki ne sunt bourgois, devens le justice; mes cius qui navera Mahiu de
Wastines, en est huers.
Fol. 14v. 63. L'an d. i. 1278 el mois d'(octembre) •) Fasteres de Trescin* donna
trs. de I. s. partout, de le naverure segneur Watier dou Mes, a mestre
Bauduin d'Ainnes, canoine'') de Tomai, a Jehan T Angele, a Jehennet sen
fil, a mestre Jakemon TAngele, a mestre Mikiel sen frere, a GiUion TAngele,
a Felippon de Brebrouc, a Will, le Mus*, a Olivier le Mus 7 a Theri Rasse-
wale ki ceste triue rechiut oomme kievetaine, juskes au jour Saint Jehan
Baptiste Tan 1279 7 jr. tjr.
63*. ^ Et a le Saint Jehan Baptiste Tan 1279 reprist Jeh. li Angeles
ceste triue en kief a Triboul de 1. s., en tel maniere que Fasteres de Trescin
1) Ist au8[i] zu bessern ?
2) 7 as leur am Rande nachgetragen.
3) Zu dieser Nr. vgl. Nr. 78.
4) Zur Verschiedenheit der Namen s. 56a.
5) sc. 1280.
6) Ausradiert, aber noch erkennbar.
7) Über durchgestr. irrtümlichem segneur.
Zwei altfnuz. FriedeDBregister der Stadt Tonrnai (1273—1280) 23
le donna premiers 7 as peraonee miemes; ei dure jqs. jr. del anrenuef ki
vt prochainnement 7 jr. tjr.
64. ^ Jehans Wantiers a trs. don. de 1. s. a Pieron de le Dardiere
7 as siens, au res des mau&iteurs ki furent a sen oousin naverer. Si dure
ceste tr. jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr.
64* (B, Fol. 1). J. W. a trs. d. de 1. s. au frere Jeh. de le Dardiere
ki le navera 7 as siens; si dure partout jqs. jr. Baint Jeh. Bapt Tan m.
cc. 7 Ixxx 7 jr. tjr.; si fu donnee en averil Tan 1279.
65 ^. Ohilebiers de Poukes a trs. don. de 1. s. a Jehan le Vakier 7
a Fouket de Ghant jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr., au res dou frere Jehan
le Vakier, c'on apielle Gillot, qui ocist Therion Gambart.
65* (B, Fol. 2). Gh. d. F. a trs. don. de 1. s., de le mort sen frere, a
Jehan de Ghant 7 as siens, au res de sen frere qui le fait fist; si dure
XX
jqs. jr. B. Jeh. Tan m. cc. 7 iiij 7 jr. tjr.; si fu donnee en feverier Tan 1279.
65*» (B, Fol. 8). Anfang fvie 65^^). Si dure ceste tr. jqs. jr. del anrenuef
Tan m. cc. 7 Ixxx 7 jr. tjr.
66. ^ Jehans d'Ounaing 7 Jak., li fitt^ Rogon le Vinier de Chirve*), b, Fol. !.•
ont trs. don. d'aus 7 des leurs, oescun de sen costet, jqs. jr. 8. Jehan
Baptiste ki vt. prcht. 7 jr. tjr., a Jakemon Matabrune 7 as siens dev.
just. T.; 7 se eil Jakemes avoit nul parent qui fust bourgois de T., il a
triues partout.
re
67. ^ Thumassins de le Handele a trs. don. de 1. s., jqs. jr. S. Jehan
Baptiste qui vt. prcht. 7 jr. tjr., a Jeh. Espinette 7 as siens dev. just. T.»
sauf chou que se Jehans Espinette a nul parent ki soit bourgois de T., il
a trs. partout; 7 en tel maniere Ta J. E. rechiute. Geste triue 7 celle
deeeure fu donnee en feverier Tan 1279.
68. ^ Will. Bousseaus a trs. don. de 1. s. partout a Jehan de Bauegnies
7 as siens oomme a borgois. Et si a trs. don. ausi de 1. s. dev. just. T. a
Jehan Hennipet ki nient n'est borgois 7 as siens ^); si a mis huers de ses
tre. Jeh. le Agre* 7 Waticr Hordeboule ki sunt despaiesiet *).
1) Variante: ki statt ^t.
2) Dieser Name am Band; im Text stehendes Alars Mainars ist durchgestrichen.
3) Übersdirift s. Einl. S. 4.
4) Folgen ein paar durchgestrichene und ausgekratzte Wörter, deren letztes jur«« ist.
5) Nr. 68 ist durchgestrichen.
24 Walter Benary
69. ^ Jeheniies Mainneaveule a trs. doii. de 1. s. a Kennet le Four-
biseeur lui 7 les siens; si dura partout jqs. jr. S. Jehan Baptbte Tan
XX
m. CG. 7 iiij; si fu donnee el mois de march Tan 1279.
Tolgen 64«,
26'.
70. Jak. de le Courbelette "7 Jeh. de Resegnies oiit trs. don. d'aus 7
des leur a Wsiier dou Bos 7 as siens dev. just. T.
B, Fol. 2. 71. ^ Hellins Crassins a trs. don. de 1. s. a Theri Blariel 7 as siens
dev. just T., sauf chou que li borgois 7 lor fil Tont partout; si dure
jqs. jr. Saint [Jeh. Bapt.] Tan m. cc. 7 Ixxx 7 jr. tjr.
72. ^ Jak. de Gransart a trs. don. de 1. s a Felippon de Caleniele
7 as siens, au res de Frognet ki sen frere navera; si dure jqs. jr. Saint
Jehan Baptäste Tan 1280 7 jr. tjr.
73. ^ Jak. Souvins de Frasne a trs. don. de 1. s. a Robiert le Peskeur
de Saint Sauve 7 as siens, jqs. jr. Saint Jeh. Bapt 7 jr. tjr.; si fu donnee
en jenvier Tan 1279*).
Folgt 27«
olgen 65^
47b.
J,Fol.2v
athält die
dummem
e, 51c, 36b,
62*
74. ^ Hues li Pucres* 7 Rogiers de le Brouauderie ont tr. don. d'aus
7 des leur a Colart Cacecomoile 7 a Brissiet de Froimont 7 as leur partout,
au res dou fil Cacecornoile; si dure jqs. jr. Saint Jehan Baptiste 7 jr. tjr.;
si fu donnee en jenvier Tan 1279*).
75. Jakemes li Boulenghiers 7 Cholars Hanekagne ont trs. don. d'aus
7 des leur a Felippron de S. Omer 7 as siens, au res de celui qui le fait
XX
fist; si dure jqs. jr. Saint Jehan Baptiste Tan m. cc. 7 iiij 7 jr. tjr.; si fu
donnee en feverier Tan 1279.
75». (B, Fol. 8^) J. 1. B. 7 Colars Hagnekagne ont aFelippret
de Saint Omer fist 7 se eil Felippres est borgois 7 il ait nul proisme
a borgois, il ont triues partout; 7 eil ki ne sunt bourgois n'ont trs. fors
que devens le justice de Toumai. Si dure oeste tr. jqs. jr. del anrenuef
7 jr. tjr. Tan m. cc. 7 Ixxx.
1) Das Datum 1280 der Hb. ist im Hinblick auf die vorhergehenden und
folgenden Stücke zn ändern.
2) Nr. 74 steht zweimal in der Hb., an erster Stelle nach Nr. 72, dort jedoch
durchgestrichen und zum Teil — so der erste Name — ausgekratzt; Varianten sind
Cachecamaile und die — falsche — Jahreszahl 1280.
Zwei altfraoz. FriedenBregister der Stadt Touroai (1273—1280) 25
Ge sunt les triues prises puie le Saint Jehan lan m. cc. B, Fol. 8.
7 Ixzz jusques au jour del anrenuef siuant apries 7 le jour
toute-jour.
76. Pieres [li] Boulenghiers 7 Jeh. li Vinicrs ont tre. doii. d'aus 7 des
leur partout a Jak. Matabrune 7 a Gillion sen frere 7 as leur ki bourgois
sunt; 7 leur proisme ki ne Bunt borgois l'ont dev. just T. Si dure jqs.
jr. del anrenuef 7 jr. tjr.; si fu donnee au quort jor de sietembre pd. pr. j.
Folgt 29'.
77. ^ Jehans Brissaude a trs. don. de 1. s. dev. just T., de le mort
860 frere-, a Jakemin dou Gelier ki l'ocist 7 as siens, sauf chou que se
Jakemins d. C. a nul proisme [a] borgois^ il a triues partout
Folgen 27,
51d(FoL8/8T;
75» (Fol. 8^),
65b.
78. ^ Theris de Wastines a trs. don. de 1. s. a Estievenon Lourdiel, B, Fol. 8^.
a Will Escreue, a Mahiu de Lai, a Orart de Marke 7 a Grossuin d'Aude-
natde de partout comme borgois jqs. jr. del anrenuef prochain 7 jr. tjr. La
faprovos Jakemes Moutons 7 juret Vilains au Pole [7] Jehans de Flekieres ^).
79. ^ Moudins li Dus a trs. don. de 1. s. a Thumas de Mons 7 as
siens, au res de celui u de cheaus ki le fait fisent Si dure ceste tr. jqs.
jr. del anrenuef 7 jr. tjr.
Folgt 26ff.
80. ^ Mikiu« Breusars a trs. don. de lui 7 de tous les siens par
i'assens des provos, des jures, d[es] eskiev[i]ns, des eswardeurs 7 // des b, Fol. 9.
majeurs* a Jehan de Buillemont 7 a tous les siens ki bourgois ne sunt dev.
just T.y jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr. Et Jakemins Paukes, Grars de Marke,
Mahius de Lai, Pieres de le Dardiere 7 Evrars^) dou Sauchoit 7 lor enfant
l'ont partout comme bourgois, 7 Watiers del Done. — Et Thumas li Au-
crois* a trs. don. partout de 1. s. as vi borgois devant nomes, ausi lo[n]ghes
cum elles butU deseure dittes.
Folgt 651.
81. ^ Watiers li Fevres d'Estambruse 7 Alars Crupelins d'Estambruses
ont trs. don. d'aus 7 des leur a Weri le Vieswarier 7 as siens, juskes au
jour del anrenuef 7 jr. tjr. Si fu Jakemes li Vakiers provos ; Jehans Parens,
Thumas Froimons, Qilles Trueveavoir 7 Jakemes li Enfumes i furent juret
Ce fu Mi el markiet.
1) Das Fehlen des et lässt auch die Möglichkeit zu, daß die Namen der Richter
Dicht vollzählig aufgeführt sind.
2) Am Kand an Stelle von durchgestrichenem Simons.
2(3 Waltet Benary
82. ^ Jehans de Jenec a tre, don. de 1. s. dev. just T. a Jakemon
Pietabille, le carpentiery 7 as siens. 7 ae eis Jakemes a nul parent a boigoie,
il ont trs. partout. Si fu donnee en aoust; si dura jqs. jr. del anrenuef
7 F. tjr.
83. ^ Pieres de Ghilliees de Bruges a trs. don. de 1. s. dev. just.
Tournai a Gillion dou Gardin 7 as siens, jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr.
7 se eil Gilles a nul parent ki borgois soit» il a trs. partout Se fu donnee
en aoust
84. ^ Sandrars de Herignies a trs. don. de 1. s. a Jeh. le Franc 7 as
siens dev. just. T.; 7 se Jeh. li Frans a nul parent ki borgois soit, il a
trs. partout Geste tr. dure jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr.; si fu donnee en
sietembre.
85. ^ Jeh. LiepuR a le Take a trs. don. de lui 7 de tous les siens
a Theri de Falempin et a tous les siens partout, de le mort Jakemon sen
frere, au res de Copin de Falempin 7 de Gillot de Douai ki Tocisent;
7 eist doi 9unt mis en souffrance tant que li juret saront s'il kieront en
ceste triue u non.
86. ^ Gillos Castelains a trs. don. de 1. s. a Ansiel de Guiegnies,
borgois, 7 as siens, jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr.
87. Li provos 7 li juret ont pris triues entre Mahiu dou Four 7 les
siens d'une paW 7 Colin de Massin 7 les siens d'autre pari por Taoort
des parties; si dure jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr.
B, F0I.9V. 88. ^ Castelains li Couletiers a trs. don. de 1. s. a Sohier le Maieur
de Dotegnies 7 as siens, au res de Will, de Maufoit, derC; ki Castelain
navera 7 afola. Si dure ceste tr. jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr.; si fu
donee le darraine semaine de sietetnbre.
89. ^ Hennoke [Bierenghiers] ^) a trs. don. de 1. s. a Estievenon Ca-
stagne 7 as siens 7 a Jakemon Parage 7 as siens, jqs. jr. del anrenuef
7 jr. tjr., au res de Jeh. Conte d'Anje (?) ki Lokette navera.
90. ^ Et li juret ont pris sour aus, jqs. jr. de toutsains ki vt. prcht
7 jr. tjr., que nus maus n'aviegne del fait 7 de Tavenue de Lokette a Jeh.
dou Crissant ne a Chanteriel ne as leur.
91. ^ Grardins li Carliers a trs. don. de 1. s., jqs. jr. del anrenuef
7 jr. tjr., a Jehan Kiekin 7 as siens 7 a Baudon Escorcekeval 7 as siens,
1) Siehe Nr. 598.
Zwei altfraDE. Friedeoaregister der Stadt Tournai (1273- 1280) 27
au res de Monet Kiekin ki le fait fist Si fu oeste tr. prise au quart jor
d'öctembre par .j. deveDres.
92. ^ Jehenes li Monniers de Bietaincrois a trs. don. de 1. s. a Bier-
nart Gline, a lui 7 as siens, partout.
93. ^ Will de Froimont li Courtois rechiut vne triue pour lui 7 pour
lea siens de Qrardin le Carlier, de 1. s., jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr., sauf
chou que li nies celui Will., ki navera le frere Grardin, n'est niie en ceste triue.
94. Mahiues, li nies meatre Theri de Oalone^ a trs. don. de 1. s. a
Dierinet de Popioele, a lui 7 as siens. Et Jehennea de Popioele a trs. don.
de 1. 8. a mestre Theri de Calone 7 as siens. Si durent ces ij paire de
triues jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr.
95. ^ Li enfant Thumas de Morcourt ont trs. don., d'aus 7 des leur
ki a lor trs. se tienent, a — Pauket, 7 as siens. Si l'ont li bourgois
partout ki montent a — Pauket 7 eil ki ne sunt bourgois Tont dev, just
T. Si dure jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr. ; se fu donnee en novembre.
96. ^ Colins de Bauegnies 7 [ — ] ^) li clers d'Audemeriel ont trs. don.
d'aus 7 des leur a Thumassiii de Caleniele 7 as siens dev. just Tournai,
jqs. jr. del anrenuef ki vt. prcht 7 jr. tjr.; 7 se eil Thumassins a nul
parent a bourgois, il a triues partout
97. ^ Jakemes de le Borgnerie a trs. don. de 1. s. a Jeh. de Buille-
mont 7 as siens dev. just T., jqs. jr. del anrenuef 7 jr. tjr.; 7 se Jehans
de Buillemont a nul parent a borgois, il a trs. partout
98. ^ Bruneaus, U escuiers l'abet de S. Martin, a trs. don. de 1. s.
a Monnart de Frasne, a Jeh. de Duisettes 7 a Willemet le Garpentier, jqs.
jr. del anrenuef 7 jr. tjr. 81 l'ont li borgois 7 lor parent ki borgois sunt
partout, 7 eil ki borgois ne sunt, devens le justice de Tomai.
2. Abschnitt..
Ce sunt les seurtes. Fol. 16.
99. Au chiunqwisme jour de march par vn lundi, ki fu Tan 1273,
aseura Jehans, li fius segneur Evrart a le Take, de lui 7 des siens en plaine
hale les provos, les jures, les eskievins, les eswardeurs 7 les majeurs, aus
7 tous les leur partout A tele seurtet que Jehans a le Take fist, se tiunrent
en pl. h. tout dst ki ei apries seront nomet:
1) Es fehlt wohl der Name ^ falls nur der Vorname, wäre besser U CUrs zu ändern.
i28 Walter Benary
Dierins dou Pore 7 si doi fil, Will. 7 Dierins. JehauH Saroeaus^);
Jehans ses &U8, Henris Pourres li peres; Henris ses fius. Alars Dierins.
Jehans de Boigies; Evrars ses frere. Theris, ki fu fius Regier de Falempin.
Jakemes Willoke. Gosses dou Mortier. Jehans Moutons. Jehans, li fius
Gössen dou Mortier. Hennins, fius* Eatheb'ne dite de Maude. Watters a
le Take, clers. Jakemes Paiens. Jakemes, ki fu fius Hennin a le Take.
Et dedens le tierc jour Jehans a le TaP^e] raporta al provos[t]') 7 as jures
le seurtet ferme 7 estaule* de tous les siens de devens 7 de dehuers.
7 ceste seurtes devant ditte fu faite pour l'occoison de le loi de le ville*.
Et si ne fu mie Jehans asseures de nul de eheaus de le loi de le Tille ne
des leur').
Fol. 16v. 100. L'an d. i. 1273, au sisme jor de marc par vn mardi, asseura
Jehans d'Ere, li monniers, de 1. s. Vstasson le Foumier de le Val comme
bourgois, lui 7 les siens, partout.
101. Estievenes Tribous de le Nueve-rue asseura sen oounestable 7 toute
se rue d'ardoir*.
102. Jakemes Naicure ass. de 1. s. dev. just. Toumaj demisiele Marijen
de Haynau, li 7 les siens. Ce f. ft en plainne h. pd. pr. j. Tan 1274 au
tierc jour d'avril par .i. demars.
103. L'an d. i. 1274, au quart jour d'averil par .i. demierkes, Jehans
Bletepoire, Cholins dou Bruille, Jehennes Bletepoire, Mahius li Couvreres,
Mikiols li Couvreres 7 Ostekins Bletepoire asseurerent d'aus 7 des leur les
siergans* de le vile^) de Toumaj, aus 7 les leur, partout.
104. L'an d. i. 1274, au tierc jour d'averil par un mardi, Therions de
Poukes, li boulenghiers, 7 Pieres Gambars asseurerent d'aus 7 des leur Pieron
le Coriier 7 Katherine se femme aus 7 les leur dev. just T.
Fol. 16. 105. L'an d. i. 1274, au vintisme jor d'averil par vn devenres, Raoules
de Hui 7 Jehans Maus-renaules ^) de Lille asseurerent d'aus Ir. les vij
homes ki warde sunt de le foulenie de T. aus Ir.; 7 si furent asseuret eil
1) Da mir dieser Name mehrmals mit deutlichem c b^i;egnete, beUess ich dies,
wiewohl ich ihn sonst urkundlich mit t antraf, das ja allein berechtigt ist (Ableitang
zu sart liegt vor).
2) oder as provos zu lesen.
3) Nr. 99 ist durchgestrichen.
4) V in der Hs.
5) = Mal-raisonnable. Hs. renaukl; hinter Jehans (das s ist undeutlich, man
könnte es auch für o halten) folgen noch — das Wort steht am Zeilenende — ein
n und ein ebenfalls undeutliches Zeichen, welche beide ich für ein Nota halte.
Zwei altfnmz. FriedensregiBter der Stadt Touraai (1273-1280) 29
siet home pour le loi de le ville et si ne dounerent puint de seurtet a
eee ij.
106. L'an d. i. 1274 ass. Katheline, li fetnme Moriel dou Mortier,
de li 7 des siens Mariien Sourdiel, li 7 les siens. Geste seurtes fu fait
pd. Will. Castagne, provost de T.; 7 si^) furent juret Henris de le Val,
Jakemes de Remegies, Thumas de Moroourt 7 Jehans Habans.
107. Pieres li Fauteriers* ass. Jehan as Penas de 1. s. pd. Will.
Castagne, provost de T. 7 Jakemon le Vakier, juret 7 Jehan Asson, derc*.
Ce f. ft; le dyoes en pentecouste Pan 1274 en le hale des jures; si dure
oeste seurtes dev. just T.
108. Baudes Boke, li tendere, ass. Monnart le Vent, lui 7 se femme
7 le sien 7 les siens de 1. s. Si fu ceste asseurance faite devant le bier-
froit, le seoiedi en pentecouste Tan 1274, quam on fist loi de Jehan Gou-
baut d'un orteP). Si fu a ceste seurtet Dierins dou Pore provos^) 7 juret
Goeaes de Ganfaing, Jehans Colemers, Gosses de le Cauchie 7 autre juret,
7 Jehans Assons ders.
109. Bogiers li Brakeniers ass. de 1. s. dev. just T. Pierot d'Arras Fol. 16v.
7 se femme aus Ir. en pl. h. pd. Dierin dou Pore, provost 7 Jehan au Pole,
provost de comandise; 7 si eut avoec xvi jures. Ge f. ft. Tan 1274 le
darrain jor de mai por vn dyoes*).
110. Henries, li fius Waukier le Gouvreur, ass. de 1. s. en pl. h. pd.
pr. j. Jehan Babat, le mierchier, 7 se ferne, aus Ir., partout, Tan d. i. 1274
al wiUsme jour de ghieskerech por vn devenres.
111. Au dousime jour de ghieskerech par vn mardi, ki fu Tan 1274,
reoouneut pd. pr. 7 pd. xvi jures Jakemes, ki fu fius Hennin a le Take,
le seurtet boine 7 loial de 1. s. tele que Lotins Gaigate Tavoit faite de 1.
& a Gillion Balliu, clerc, 7 as siens. Si furent a ceste seurtet faire 7 recou-
noistre oomme provost Jehans au Pole 7 Bogiers Warisons de comandise').
112. L'an d. i. 1274 el mois de ghieskerech, le demerkes apries le
Saint Jehan Baptiste, ass. Jeh. de l'Espelle de 1. s. dedens just. T. Sarain
dou Pire*, li 7 les siens.
1) oder ^f.
2) „Als man das Urteil an J. G. vollstreckte und ihm ein Fingerglied abhieb*'
(arid = lat articuhtm).
3) Hs. provatt.
4) Hinter durchgestrichenen demerkes.
5) Bezieht sich auf beide Namen, siehe Anm. zu Nr. 39.
30 Walter Beoary
Fol. 17. 113. Brisses, li fius Loketin de Markaing, ass. de 1. s. Robiert dou
Riu 7 les siens. Ce f. ft. pd. Will. CaBtagne 7 Dierin dou Pore, provos,
7 pd. Jehan Colemer, Henri de le Val, Gosson de Canfaing 7 plentet
d'autres, 7 si fu Jehans Assons clers. Ce f. ft. au sisinie jor de fenerec
par vn devenres Tan 1274.
114. Jehans Raineware, li fius Jehan Raineware, ass. de 1. s. Biertoul
Rainneware, Jakemon sen frere, Jehan Rainneware, le fil lor sereur, 7 Watier
le Grant de Bruges, aus Ir. Ce f. ft pd. pr. j. Tan d. i. 1274 au quart
jor de fenerech par vn demerkes^).
115. Andrius Bierenghiers ass. de 1. s. Colart le Caucheteur* 1. s. 81
fu Willaumes Castagne provos^ 7 oome juret Jehans au Pole, Jakemes li
Vakiers 7 Bauduins Caudrons. Ce f. ft. devant le bierfroit eneontre le
maison Jehennain de Waudripont Tan 1274 emmi fenerech.
116. Le darrain devenres d'aoust Tan 1274 ass. Pieres de le Dardiere
de 1. s. monsegnet^r Jehan de Carvin 7 monsegneur [?] de Bietune, priestres
7 eapelains en le glise Nostre Dame de T. Ce f . ft. en pl. h. pd. les
provos 7 les jures 7 les eswardeurs.
Pol. 17^. 117. Gilles, li fius le majeur de Wes, ass. en plainne h. de 1. s. pd.
pr. j. Jehan le Carlier 7 les siens 7 tous eheaus eui il poroit haiir pour
Toeeoison de le prise sen frere. Si va* partout*).
118. Mikius de Walli ass. de 1. s. Adan d'Aubegni 7 les siens. Ce
f. ft. en pl. h. pd. pr. j. el mois de fenerech l'an 1274.
119. Robiers dou Bos, ki Torelle eut ooppee pour la compagnie la il
fu* d'auwes ki furent emblees a Biemes^), dont ses eompains fu pendus,
ass. de 1. s. Biertran le Vieswarier, Jehan sen frere 7 Colart lor ende
partout. A oeste asseurance furent comme provost* Dierins dou Pore
7 Jehans au Pole 7 si furent con^me juret Lambiers de Biekeriel^), Jehans
de Corde, Henris de le Val 7 Gossuins de Canfaing. Ce f. ft. el mois de
fenerech en le darraine semaine Tan 1274 devant le maison de piere'*' Jehan
le Cambier, quant on mist celui Robiert hors dou bierfroit 7 il fu banis a
tous-jors* pour malvaise renomee.
1) Nr. 114 ist durcsbgestricheD.
2) Sc. diese siurU,
3) „Dem ein Ohr abgeschnitten war wegen der GesellBchaft, in der er sich
befand, wo es sich um Gänse handelte, die in B. gestohlen wurden.'*
4) Identisch mit Lamb. U BaU 201 ; siehe auch Bull, de la CommisB. Royale
d'Histoire VII, 232.
Zwei altfraiiz. Friedensregiater der Stadt Touraai (1273—1280) 81
120. Oilles li Clers ass. de 1. s. Mahiu, le fil Ghilebiert de Wandlain-
couit 7 les siens en pl. h. pd. pr. j. el mois de fenerech Tan 1274. Si
dare devens le justioe.
121. ^ L'an 1274 el mois d'octembre, le jour Saint Luc par vn dioes, Fol. 18.
B8S. Jakemesy ki fu fius Hennin a le Take, le oors de Will. Castagne tout
seul de 1. 8., au res de cheaus ki a ee jour parloient a Willaume Castagne ^).
122. ^ Jakemes dou Maisnil 7 Gilles Mainnes asseurerent d'aus Ir.
GiUion de Bieleval 7 les siens. Ce f. ft. Tan 1274 el mois de novembre*).
Ceste seurtes fu jus mise en pl. b. le demerkes en pentecouste Tan 1276.
123 •). ^ L'an d. i. 1274 el mois d'octembre, le jor Saint Luc par
vn dyoes, ass. Jakemes, ki fu fius Hennin a le Take, de 1. s. le propre
oors Jakemon Mouton.
124. Mahius de Bras ass. en plainne b. de 1. s. pd. pr. j. Ysabiel,
le femme Clarembaut de Bras, li 7 le« siens, partout. Tan 1274 en le
premiere semaine d*octembre.
125. Baudes Riues ass. de 1. s. en plainne h. pd. pr. j. Manien Wetine,
li 7 les siens.
126. Colars de Tumeddes a ass. de 1. 3. Pbelippon de Ghant 1. s.
PATtottt pd. pr. j. ; 7 eil Pbelippes ass, en tel maniere Colart de Tumeddes.
127. Mikiols dou Bos a ass. de 1. s. Pieret le Flamenc 1. s. Ce f. ft Fol. 18v.
^ pl. h. pd. pr. j. l'an d. i. 1274 el mois de yenvier.
128. [-] Yvains, ki fu fius Jeban Yvain, a ass. de 1. s. Tbumas Noise,
le oouletter, 1. s. Ce f. ft. en pl. b. pd. pr. j. Fan d. i. 1274 el mois
^ deoembre.
129. Jebans Stasars de Calone a ass. de 1. s. Jeban de Holabg,
^igois de T., L s. Ce f . ft l'an 1274 el mois de jenvier devant GiUion
Car-^e-vake 7 Jeban le Roi provos; 7 si eut xviij jures.
130. Tberis de Flosbierc a ass. de L s. Gillion Wardeoors 1. s. Ce f.
^ pd. pr. j. l'an 1274 en feverier a llssue dou bierfroit.
1) Nr. 121 druckt de NMonchel (p. 111) nicbt bloss fehlerbaft, sondern auch
^ndlstandig ab, desgl., de N4d. zitierend, Pierre Dubois (Les asseurements etc.)
P-178.
2) Nr. 122 bis bierher durcbgestricheo.
3) Vg^. Nr. 121.
32 Walter Benary
131. Fasteres de Trescin a ass. de 1. s. Jehan del Estocoit 1. s. Ce f.
ft. pd. Jeh. le Roi 7 segneur Lotart provos, 7 Will. Castagne, Thumas de
Morcourt 7 Jeh. del Are juret, 7 Wicart de Maubrai sousmaire* des eswardeurs.
Ce f. ft devant le tnaison Gillion Gourdine Fan 1274 el niois de feverier.
132. Gilles de le Val de Wes 7 Jeh. ses fius ont ass. d'aus Ir. en
pl. h. pd. pr. j. tous cheaus que il poroient hair pour rocooison de chou
Fol. 19. qu'il furent pris el inar-//kiet des biestes.
133. Jakemes li Forestiers de Wes 7 Colars ses frere ont ass. d'aus
Ir. tous cheaus que il poroient hair pour l'oceoison de chou quil volrent
rescourre .j. home ki estoit ajoumes, dont il furent laidengiet.
134. Symons de Wasnes d'Esplechin ass. de 1. s. pd. pr. j. Jehan,
ki fu fius Huon de Marege 1. s. Ce f. ft. le premier jour de march por
.]. devenres Tan 1274.
185. Gossuins d'Audenarde ass. de 1. s. Oston le Sure 1. s. pd. pr. j.
le jour des chendres Tan 1274.
136. Jehans de Haudion, ki fu fius moneegneur Alart de Haudion, a
ass. de 1. s. Jakemon de Mons 1. s. Ce f. ft. en le porte-as-Maus en le
maison Jakemon de le Verghe pd. Jehan le Roi provost; 7 si eut .v. jures.
Ce f. ft Tan 1274 en marc^).
137. ^ Colars Bures ass. de 1. s. Gillot Cacecornoile 7 les siens. Ce
f. ft a rissue dou bierfroit pd. provost^) 7 iiij jures Tan 1274 le jour de
paskes flories').
138. Jakemins d'Aisin 7 Jehans de Sevourc^) ont ass. d'aus Ir. tous
cheaus que il poroient hair pot«r occoison') de ce qu'il furent mis en le
fosse* pour vn caperon qu'il prisent sor le kief d'une meskine*).
Fol. 19^. 13d> Wibiers au Dent a ass. Colart Natalie, le telier, et tous les sier-
gans de le ville de T. ki i sunt au jour d'ui, aus Ir., de 1. s. Ceste seurtes
fu faite en pl. h. l'an 1275 au chiunquisme jour de fenerech par vn ven-
redi'').
1) Nr. 136 ist durchgestrichen.
2) 80 in der Hs. statt des gewöhnlichen Plural.
3) Nr. 137 ist durchgestrichen.
4) BicI Kein Fehler für de le Voure»
5) So noch 183, 188, 264, 28t>, 299; sonst Voeeaisan.
6) d. h. sie rissen ihr die Kopfbedeckung vom Kopf.
7) V in der Hs.
Zwei altfnmz. Friedenaregister der Stadt Tournai (1273—1280) 33
140. Jehans Pape — a ass. de 1. s. toutes les eecrouettes* de T. aus
Ir. Ge 1 ft. Tan 1275 en aoust.
141. Jehennes de Dotegnies a ass. de 1. s. Jeh. de Wes 7 tous ch6aus
que Q poroit haiir pour rocooison de chou qu'Q fu pris.
142. Mikms 7 Simons, carpentier ^), de Lille 7 Biertoules de Lorite
ODt ass. d'aus Ir. Jehan de Flekieres, juret de T., 7 le vallet Henri a le
Take, aus Ir.; mes Jehans de Flekieres ne li valles Henri ne's ont mie
asseuies, car oe fu pour le loi de le ville. Ce f. ft.*) a le pouroession*
Tan 1275 en pL h.
143. Fasteres de Saint Ghillain a ass. de 1. s. en pl. h. Jehan de le
Muele 7 les siens. Ge f. fU en sietembre Tan 1275; si dure partout
144. ^ Jeh. li Arriers* 7 Jakemins li Sieb'ers* de le Lormerie ont
ass. d'aus Ir. Jehan de le Roke, le patrenostrier, 7 les siens. 7 ceste seurtes
est portouty car c'est por le loi de le ville.
145. Jakemes de Pierone a ass. de 1. s. Jehan de Waverin, le fil, 1. s.
Ce 1 ft. en pL h. el mois d'aoust Tan 1275.
146. Bandes de Bruneaumont a ass. de L s. pd. prevos 7 jures Lam-
biert de Watres 7 Estievenin // Boinechiere 7 les leur partout. Ce f. ft. Fol. ^.
Tan 1275 el mois d'octembre.
147. L'an d. i, 1275 ass. Jehans de le Gambe des Maus de 1. s.
Jehan Grarchon de Marcaing 7 les siens. Ge f. ft. pd. Jehan de Bourghiele,
provoet de comandise, 7 pd. jures el mois de novembre, le deluns apries le
Saint Martin*).
148. L'an d. L 1275 el mois de novembre ass. Jehans Grueus de 1. s.
Jehan — , le vallet dame Mariien Naicure.
149. JehenneS; li 6t48 Alart Bochet» a ass. de 1. s. Grart de Sainte
äxns 7 les siens. Ge f . ft en pl. h. Tan 1275 el mois de decembre en
le darraine semaine. [Si fu]* Jakemes Mouton[s] provos 7 Gossuins de
Uaubrai provos de comandise^).
1) M. et S. Carpentier de L, za lesen? Dann würde man Bezeichnung ihres
▼qrwandachaftlichen Verhaltaisses erwarten.
2) Hs. fai.
3) Nr. 147 ist durchgestrichen. — Das Datum wäre der 18., da der 11. Nov.
75 selbst auf einen Montag fällt
4) Nr. 149 ist durchgestrichen.
Rom»olicbe Forschungen XXV. 3
34 Walter Benary
150. ^ En Celle semaine mismes devant ditte en pl. h. pd. pr. j.
Colars Martins, ki fu Gus Martin le Clerc, ass. de 1. s. dame Mariien, ki fu
fetnme Adan le Candelleur, 7 tous ses enfaus 7 les leur.
151. ^ Jeh. Sohiers d'Audenarde a ass. de 1. s. WilL de Broussiele
L s. Ce f . ft. le nuit del anrenuef par vn mardi Tan 1275 pd. Gossuin
de Maubrai, provost de oomandise, 7 pd. trois jures ; 7 si fu avoec Emouls
de Dikemue.
152. ^ Jeh. Keneule a ass. de 1. s. Gossuin Barret 7 les siens 7 tout
le sien. Ce f. ft. devant le maison Jakemon Robe. 8i fu Jakemes Moutons
provos, Jakemes Robe 7 Gilles Carbons i furent juret, 7 Grars d'Orchies
sousmaire des eswardeurs. Ce^) f. ft Tan 1275 el mois de jenvier.
Fol. 20^.
iideWibiert// 153. Onores li Waules* a ass. de 1. s. Wibiert Soimont 1. s.; 7 Wibiers
Soimont goimons a ass. en tel maniere de 1. s, Onoret le Waule 7 les siens. C^
f. ft en pl. h. pd. pr. j. Tan 1275 el mois de jenvier xv jours devant
le candeler; si dure partout.
de Jeh. // 154. Jehans Harache 7 Monnes de Bellenghien ont ass. d'aus Ir. Will-
Uarace. ^^^ Four des Pres* 7 Lambiert le Hugier aus Ir. 7 tous cheaus que il
poroient haiir pour Toccoison de che que il furent pris 7 mis en le fosse*
Ce f . ft en pL h. l'an 1275 el mois de march; si dure partout
de 8ohier // 155. Sohiers Evrars a ass. de 1. s. les sierjans de le ville 7 tous cheaus
^ ' cui il poroit hair pour l'occoison de chou qu'il fu pris 7 mis en prison pour
l'assaut qu'il fist au four Wibiert Soimont Ce f. ft Tan 1276 le mardi en
paskes.
de Colart// 156. Colars d'Emmi-le-ville a ass. de 1. s. Jeh. Jolaing 7 les siens.
*^'^^^^®"Ce f. ft el mois de marc Tan 1275; si dure partout
n de Will.// 157. ^ Willaumes de le Deaulie^) a ass. de 1. s. tous ceaus que il
de le Iieau // p^j^j^. j^^j^ p^^. l'occoison de chou qu*il fu pris 7 mis en prison.
158. WiU. li Sauvages a ass. de 1. s. Colart le Natier 7 Jeh. Hadelot,
aus Ir.
159. Colars li Tainteniers a ass. de 1. s. Will, le Sauvage 7 les siens.
— A ces ij seurtes fu Jehans d'Orke prevos, Vstasses Soimons 7 Will.
Wit-a-denter i furent juret Ce') f. ft. au dise 7 nuefvisme jor d'averil por
vn diemence.
1) Hs. 9e (= st). Vgl. 159, 217, 621.
2) Siehe die Anm. zu Nr. 99.
3) Ha. ae.
Zwei altfranz. Friedensregister der Stadt Toarnai (1273—1280) 35
i
^ ? 160. Henries de Tielemont a ass. de 1. s. Hiersent, le meskine Comin, deHien
^ ^ 7 les siens. Ce f . ft en pl. h. l'an 1276 au quart jor de mai par vn
WH;
I
Qsw
IL
■*^^^ 161. ^ Huars Pierchara de Heregnies a ass. de 1. s. Jehan Passe-
G»^- sour-nient 1. s. Si fu Henris Powrres, li jovenes, provos; et Gilles Carbons
*^"^ 7 Gilles Remis i forent juret. Ce f. ft. el markiet devant le maison le
I provost I'an 1278 el mois de decembre.
t
' '' 162. Jehans Buree a ass. de 1. s. Jehan de Foulers 7 les siens partout; Fol. 2
^^^ cW por le loi de le ville. Ce f. ft. I'an 1276 el mois de mai. de Foule
163. Monnes de Templueve a ass. de L s. Jeha[n] Plentet L s. Ce ö
^ f. ft. Tan 1275 el mois de marc. \^^'
rite Plente
s. (' 164. Pieres Bauwegnies a ass. de 1. s. Sarain Plaiis. Et li fiancha n
krtj qwe Jamals ne travellera oeli Sarain ne autrui por l'occoison de chou qu'il ^® ^^^j'
h pris 7 mis en prison. 7 de chou fist se dette por lui Jehans Bauwegnies
seg ondes. Ce f. ft. Tan 1276 el mois de mai.
165. Jehans li Ondes de Cysoing a ass. de 1. s. tous les serjans de n
le Tille 7 tous cheaus que U poroit ha!r pour l'occoison de chou qu'il fu
pns 7 mis en prison. Ce fu ft le jor de pentecouste I'an 1276.
166. Colars de Templueve a ass. de 1. s. Jakemon Foutgline L s. deColart<
P°^l partout; car c'est powr le loi de le ville. Ce f . ft en pl. h. pd. les provos ■^®**P*'*®
^ ^ 7 les jures Tan 1276 le demerkes apries le trinitet*). H P"/.
167. Et en ce jor mismes devant dit Reres Biekes de Broussiele, n
Aiars de Gemlos, Colins li Frais des tiretaines* 7 Ernouls de Vilemort
aaaeorerent d'aus Ir. Colart de Feiines 7 Huon Bacoc 7 les leur comme
oounestables de T. 7 tous cheaus ausi que il poroient hair por Toccoison
de chou que il furent pris 7 mis en prison.
168. Jehans Copons de Chiele a ass. de 1. s. Jehan Fachen 1. s. do.
169. Jehans li Pesere de Taintegnies a mis jus* le seurtet qu'il avoit
pour lui 7 pour les siens de Will. d'Orchies 7 des siens. Ce. f. ft. en pl.
h. pd. pr. j. Tan 1276 en le prämiere semaine de fenerech.
170. Theris dou Maisnil 7 Jakemes dou Maisnil ont ass. d'aus Ir. Fol. 21
Jakemin de Brousside 1. s.
1) Das Wort liest sich al« Haus, da die i-Striche fehlen.
2) Nr. 166 ist durchgestrichen.
36 Walter Benary
171. Jakemins Markemonde a aas. de L s. Jakemiii de Broussiele 1. b.
Ge f. ft Tan 1276 el mois de ghieskerec.
172. Bogeies de Pierone 7 Simons de Trehout ont mis jus le seurtet
ki estoit entr'aus deus en pl. h. pd. pr. j. Ge f . ft Van 1276 el mois de
ghieskerec.
173. Jehans Aloe a ass. de 1. s. Jehennet Secgrumiel 1. s. 8i fu
Jeh. d'Orke provos, [Jehans] Habans 7 Jakemes Robe juret, 7 Jeh. Assons
clers. Ge f. ft. Tan 1276 el mois de ghieskerec au jor de le machekelerie
devant le goudale Groulet*.
174. Thumassins li Boursiers a ass. de 1. s. Watier de Donse 1. s.
dev. just T.
175. Jeh. de Waverin 7 Jeh. ses fius ont ass. d'aus Ir. Sohier dou
Mos 7 les siens. Ce f. ft. en le hale, la li coriier sieent*. Van 1276 le
jour Saint Gille.
176. Jak. de Sour-le pont 7 Boudins^) de le Höut ont mis jus le
seurtet, en pl. h. pd. pr. j., ki estoit entr'aus deus. Ce f . ft. le premerain
devenres apries le jor de le pourcession de T. Tan 1276 a le provoste Jeh.
d'Orke 7 Jak. Mouton*).
177. Jehans d'Englemoustier a asseure de 1. s. partout Bauduin Moriel
7 les siens. Ce f. ft. pd. pr. j. Tan 1276 el mois d'aoust.
178. Mainsens de Valenchienes 7 Ernouls de le Fosse ont jus mis le
seurtet ki estoit entr'aus deus, pd. pr. j. Ce f. ft. Tan 1276 en aoust
marlie//re. 179. ^ Le demerkes apries le behordic Tan 1278 Jeh. Marliere 7 [ — ?]
Baudelore misent jus le seurtet k'il avoient faite') li uns al autre. Ce f.
ft. en pl. h. pd. les jures.
Fol. 22. 180. Rogiers Pourcheaus, li mierchiers, a ass. de L s. Watier dou Bruille,
le mierchier, 1. s. Si fu ceste seurtes faite devant le maison Henri Pourret,
le jovene. Tan 1276 el mois de sieteT^bre, le demierke apries le Saint Mahiu.
Si fu Jeh. d'Orke provos, Jakemes li Vakiers 7 Jeh. li Pesere i furent
juiet; 7 si fu Will. Castagne sousmaire des eswardeurs 7 Jehans Assons
[clers]*).
1) Man könnte paläografisch Boidins oder Bavins lesen. Ersterer Name kommt
auch sonst noch vor.
2) Nr. 176 ist durchgestrichen.
3) Siehe Anm. zu Nr. 300.
4) Nr. 180 ist durchgestrichen.
Zwei altfniDz. Friedenaragister der Stadt Tournai (1273—1280) 37
181. ^ Waterons d'Ainne a aas. de L s. Colio le Garlier 7 les siens;
7 otele säurtet a &ite Colins U Carliers a Wateion d'Aine. A oeste seurt«t
fu Jeh. d'Orke provos de le comugne, Gilles Carbons 7 Jakemes Robe i
furent juret. Ce f . ft. al estal Jakemon Bobe Tan 1276, le deluns apries
le Saint Gbillain; si dure partout.
182. Jeh. de Ballenghien a ass. de 1. s. Jeh. Papieri^) 1. [s.]^). Ce
i ft devant Festal Jakemon Robe Tan 1276 el mois de sietembre'); si fu
provos Jeh. d'Orke, 7 juret Jakemes Bobe 7 Gilles Carbons^ 7 Jehans
Assons [ders].
183. Jehans a le Take, barons* Bielain le fille Jeh. TAuwier*, a ass.
de L s. BietHs de Ligne, li 7 les siens, ki estoit adont meskine Willaume
Judas. 7 ceste seurtes dure partout, car c'est pour occoison de loi. Ce f.
ft Fan 1276 el mois de sietembre en pl. h. pd. pr. j.
184. Grars 11 Viesfierons* 7 Henris Fols-maries ont mis jus le seurtet
ki estoit entr'aus deus. Ce f. ft. en pl. h. pd. pr. j. Tan 1276 el mois
d'octembre.
185. Pierres de le Montee*) a ass. de 1. s. Jehennet Bochet, le foulon,
dev. just T. Ce fu [fa]it Tan d. i. 1276 el mois d'octembre a le provoste
Jehan d'Orke 7 Jakemon Mouton.
186. ^ Jehans li Frans de Vaus a ass. de L s. Jakemon Wimart, le
serjant de le ville. Cest pour le Service de le ville*); si dure partout
187. Jeh. de Huluch 7 Gilles li Barbiieres, ki fu fius Mahiu, ont mis Fol. 2!2y.
jus le seurtet ki estoit entr'aus deus. Ce f. ft en pl. h. pd. Jeh. d'Orke,
provost, 7 pd. les jures, l'an 1276 el mois de novewbre.
188. Mikeles de Torcoing a ass. de 1. s. partout Margot a le Forche,
li 7 les siens. Cest pour occoison de loi. Ce f. ft a le maison Gosson
de Maubrai le diemenche apries le toutsains l'an 1276; si fu provos Jeh.
d'Orke 7 si furent juret Grosses de Maubrai 7 Jakemes Robe.
189. Jeh. de Lomme 7 Gradins* de Lomme ont ass. d'aus Ir. partout
Ysabiel de Blaton 7 Jehenain de Mortagne, elles 7 les leur. Ce f. ft en
pL h. Tan 1276 en octembre.
1) Hb.: papH.
2) »iena fehlt
3) Hs. sieUhre.
4) Hs. monteee.
b) V in der Hs. — Bedeutung „in seiner Eigenschaft als Beamter** (d. h. er
bnuicht sdnerBeits keine Sicherheit zu geben.)
38 Walter Benary
190.^) (Gillains de Mons, Jeh. Barres 7) Theris Waleraue (ont) a
(d'aus Ir.) de 1. s. (7 cescuns par lui) partout Jehan le Fevre le dra
1.^) s. Ce f . ft en pl. h. l'an 1276 en decembre.
(Li seurtes de Ghillain de 1. s. 7 de Jeh. le Fevre de 1. s. est
mise. Ce f. ft. as octat^e« de le toutsains par .j. deluns Tan 1277.)
191. Jakemins de Pierone a ass. de 1. s. Will. Foubiert, Jehan BL
7 Jeh. Pionet, les serjans^) de le ville, aus Ir., en pl. h. pd. pr. j. O
ft. Tan 1276 el mois de decembre ij jours devant le jour del anrenuef
vn demerkes.
192. Theris de Bruges a ass. de 1. s. Colin de Bruges, le parmen
1. s. Ce f. ft. devant le maison Henri Pourret, provost> 7 juret*) Paiens
le Türe 7 Watiers de Liege, Tan 1276 en jenvier; si dure devens le just
193. ^ Henris li Bidaus a ass. de 1. s. Will, le Heaumier 7 les si
partout. Ce f . ft en pl. h. Tan 1278 en feverier.
Fol. 23. 194. Bauduins Atache 7 Daneaus li Boulenghiers, barons le fille di
Audain, ont mis jus le seurtet ki estoit entr'aus deus 7 les leur 7
boine pais li uns al autre. Ce f. ft. el mois de decembre l'an 1276
pl. h. a le provostet Jehan d'Orke 7 Jakemon Mouton.
195. Sharons d'Escleppes'^) a ass. de 1. s. Gillot Castagne 1. s. O
ft en jenvier Tan 1276. 8i fu comme provos Watiers de Havines 7 co»
juret Jakemes Moutons 7 Gilles Remb®). — Ceste seurtes fu mise jus
pl. h. Tan 1277 le mardi en paskes.
196. Libins de Maieries a ass. de 1. s. Jakemin Huelot^ Emoul
Hauterege, Jehan Passe-en-tarte 7 tout le visnage de lor counestable.
füren t Henris Pourres 7 Watiers de Havines provost 7 Jakemes Mout
jures. Ce f . ft Tan 1276 el mois de jenvier.
197. Jakemes de Watellos a ass. de 1. s. Jehan, le fil Jolit, 1. s.
f. ft pd. pr. j. l'an 1276 el mois de jenvier.
198. Grontiers de Maubrai, li mierchiers, 7 Jehans Moars ont mis
le seurtet ki estoit entr' aus deus 7 couneut boine pais 7 loial li uns
1) Das hier in Klammer Gesetzte ist durchgestricheD, — gelegentlich der j
hebung auch der zweiten Sicherheit, nämlich zwischen J. Barret u. J. le F
— also ursprünglich.
2) Hs. lue.
3) Hs. seriät
4) Zu dieser Konstruktion vgl. Anm. zu 149.
5) Hs. deseleppel.
6) Nr. 195 bis hierher durchgestrichen.
Zwei aitfranx. Friedensregister der Stadt Touroai (1273—1280) 59
aute. Ge f. ft. en pL h. pd. pr. j. Tan 1276 le darrain devenres de
jeoTier.
199. Pieres dou Soüer a ass. de 1. s. Jehan de Veson 1. s. Ce f. ft
en pL h. pd. pn j. Tan 1276 el mois de jenvier.
200. ^ Jehans Grarbe a ass. de 1. s. Andriuet rEsoohier 1. s. Ce f.
ft. pd. pr. j. Tan 1276 el mois de jenvier.
201. Jehans, ki fu fius Biemart a le Take, a ass. de 1. s. Estievenon Fol. 28v.
le Oaucheteur 1. s. Si fu Henris Pourres, li jovenes, provos, 7 Paiens de le
Iure 7Lainbier8 li Rate juret Ce f. ft. Fan 1277 el mois d'averiL Ceste
seortes dure partout.
202. Colars Blareaus, Jehans Moussons, Colars de Qtiaregnon 7 San-
dni» d'Arras ont ass. d'aus b*. Watier de Condet 1. s. La fu Henris
Pounes, li jovenes, oonime provos, Gossuins de Maubrai, Paiens de le Türe
7 Watiers dou Liege i furent comme juret. Ce f. ft. au quatorsime jour
de nuü par vn devenres Tan 1277.
203. Copins de Falempin a ass. de L s. Jehan Deusoes 1. s. 7 Jehans
Deusoes a ass. de 1. s. Copin de Falempin 1. s. Ce f. ft. en pL h. le
nuirdi apries le dose pentecouste Tan 1277^).
204. Gossuins de Saint Theri a ass. de L s. dev. just. Toumai Jehan
Postelait 7 les siens. Ce f. ft en plainne h. pd. pr. j. le darrain jour de
m Pan 1277.
205. Jakemes li Mireliers a ass. de 1. s. Willemoulle le Goudalier 1. s.
7 Willemoulle a en tel maniere ass. de 1. s. Jakemon le Mirelier 1. s. Ce
t ft en pl. h. l'an 1277 au quart jor de ghieskerech par vn devenres*).
206. Jakemes de Diuant, li cousturiers, a ass. de L s. Colart le Vies-
warier de Valenchienes 1. s. Ce f. ft. en pl. h. au nuevisme jour de ghies-
kerec ^ar vn demerkes Tan 1277.
207. Jehans de Waverin a ass. de 1. s. Bauduin Wikewake (7 Will. Fol. 24.
le Linier)*) aus Ir. Ceste seurtes fu faite en pl. h. des jures Tan 1277
el mois de ghieskerech. — Li seurtes est jus [mise] de Jeh. de Waverin
7 de Will, le Linier*).
1) Nr. 203 ist dnrchgeBtricheD.
2) Nr. 205 desgl.
3) Nr. 206 desgl.
4) Dies ist durchgestrichen.
5) Nr. 207 ist durchgestrichen.
40 Walter fienary
208. Elye de Hakenghien a ass. de L s. Jehan le Peseur 1. s. 7 tout
le aien partout
209. ^ Jakeroes Fautremie a ass. de 1. s. Jehan Hainau L s. Ce f. ft.
au secont jour de fenerec par .j. demerkes Fan 1277 el mois de fenerech^).
210. Jehennes, ki fu fms Watier de Courtrai, a ass. de 1. s. tous cheaus
que il poroit hair pour rocooison de se prise. Ce f . ft en march Tan m. cc.
^ Ixxviij.
211. Jehans Crenons a ass. de 1. s. Ghilebiert dou Gardin I. s. dev-
just T. Ce f . ft en pl. h. Tan 1277 en fenerech.
212. Copins de Falempin 7 Watiers Capelassee ont fait boine pais li
uns al autre 7 couneute') en pL h. pd. pr. j. de toutes choses ki avenues
estoient entre aus jqs. jr. que ceste pais fu faite; 7 misent jus le seurtet
ki estoit entre aus deus faite d'aus Ir. Ce f . ft au tierc jour de fenerech
par un dyoes^) Tan 1277 el mois de fenerech.
213. Jakemes Gales a ass. de 1. s. Jakemon Goudin 1. s. Ce fu ft
en pl. h. Tan d. i. 1277 el mois de fenerech. Ceste seurtes dure partout
214. Jakemes Alens 7 Jakemes Bollans, li goudaliers, ont jus mis en
plainne h. pd. pr. j. le seurtet ki estoit entr'aus deus. Ce f. ft. Tan 1277
el mois de fenerech.
215. Gilles li Clers de Willem a ass. de 1. s. Jehan Parent, le boulenghier,
7 sen frere, aus Ir. partout. Si fu Watters de Havines provos, Gosses de
Maubrai 7 Henris Catine juret Ce f. ft. Tan 1277 en novembre.
Fol. 24^. 216. Gilles Escouvette, li fevres, a ass. de 1. s. Manien le Blonde, li
7 les siens. Ce f. ft. en pl. h. a le provoste Henri Pourret 7 segneur
Watier de Havines Tan 1277 el mois de fenerech.
217. ^ Jehans de le Planke, ki fu fius monsegneur Alart deHaudion,
a ass. de 1. s. Benier le Coutelier 7 Jakemon de Courchieles, aus Ir. 8i fu
Watiers de Havines de le comugne*), Will. Wit-a-denier *) 7 Will. Bousseaus
i furent come juret Ce®) f. ft. el mois d'aoust Tan 1277'').
1) Nr. 209 ist durchgestrichen.
2) 8. Anm. zu Nr. 300.
3) Falsches Datum; der 3. Juli 77 war ein Sonnabend.
4) sc. Provost
5) Hs. viü a d; ebenso in der folgenden Nr.
6) Hb. 8e,
7) Nr. 217 durchgestrichen.
Zwei altfnuiz. Friedeosregister der Stadt Tounud (1273—1280) 41
218. ^ Jehans de le Wele a ass. de 1. s. Jehan Bateriel 1. s. Si fu
Henris Pourres, 11 jovenes, prevos, Will. Wit-a-denier 7 Watiers dou Liege
i fiirent oomme juret. Ce f . ft el mois d'aoust Tan 1277^).
219. Mikiols d' Antoing, li freres Evrart, a ass. de 1. s. Mikiel Hennebote
X s. Ce f . ft en plainne h. l'an 1277 el mois d'aoust, le devenres devant
le Saint Bietremiu. 8i furent provost de oomandise Gosses de Maubrai 7
Jakemes li Vakiers 7 si eut zii] jures avec aus').
220. Will. MouUe^) 7 Gilles Pivions ont mis jus le seurtet ki estoit
«nti'aus deus. Ce f. ft l'an 1277 el mois de sietembre.
221. Will, de Rikiermes 7 dame Maroie Gargate ont mis jus le seurtet
Ici estoit entr'aus deus. Ce f. ft en plainne h. des jures l'an 1277 el mois
d'octembre.
222. Jakemes dinkars 7 Gilles Bucheaus 7 Colars Willelevres *) 7
Pieres Make ont mis jus le seurtet ki estoit entre eaus quatre 7 coneut
1x>ine pais li uns as autres^) pour aus 7 pour les leur. Ce f. ft. en pl. h.
pd. pr. j. l'an 1277 el mois d'octewbre.
223. ^ CaUaus dou Hont a ass. de 1. s. dev. just. T. Mariien, le
femme Jak. Callau, li 7 les siens. Ce f. ft. l'an 1278 el mois de jenvier.
224. Theris de Loymont, Thumas de Morcjourt 7 Colars de Blandaing Pol. 25.
ont mis jus le seurtet ki estoit entr'aus faite pd. pr. j. 7 coneut boine pais
7 loial li un[s] al autre. Ce f. ft. Tan 1276 en march*).
225. ([Grajrs li Barbiieres de Dotegnies) ''), Will. Crespeaus 7 Jehans
Prions ses freres ont ass. d'aus Ir. Mikiel Hennebote, borgois de T.^ 1. s.
Ce f. ft. l'an 1277 en decembre.
1) Nr. 218 durchgestrichen.
2) Nr. 219 ist durchgestrichen.
3) Dieser Nachname begegnet sonst noch, z. B. Bull. Soc. bist de T. 5 7«,
Anoal. 9 ut/s; eine Verwechslung mit Willemoulle braucht man nicht anzunehmen,
wie man sich überhaupt hüten muss, bei derlei Namen Fehler zu wittern.
4) Hs. Wüldms; vgl. Nr. 384.
5) Plural (NB. U uns = die eine Partei), weil auf jeder Seite zwei stehen.
6) Man beachte das Datum.
7) Das Bingekhunmerte ist dick durchstrichen.
42 Walter Benary
226. Grars Makedavaine^) a ass. de 1. a. Jakenion Kiekiu 1. s. Ce f.
ft. Tan 1277 en decewbre*).
227. ^ Pieres de Bruges a ass. de 1. s. Ck)lart le Candelleur, ki a le
fille Gillion le üareton, 1. s. partout. [Si fu] Jakemes Moutons provos^),
Wstasses Soimons 7 Jehans de Fives i furent juret. Ce f. ft. Tan 1277
en decembre*).
228. Sohiers dou Mes a ass. de 1. s. Alart le Carpentier de Boui^hiele
1. 8. Ce f. ft. en pl. h. de jures Tan 1277 el mois de novembre.
229. Andrius Vakelette a aas. de 1. s. Raoul le Pissenier 1. s. 7
Raoul[s] li Pisseniers a ass. en tel maniere de 1. s. Andriu Vakelette 1. s.
Ce f. ft. en pl. h. devant provos 7 jures al vnsime jour de jenvier par .j.
deluns l'an 1277 5).
230. Theris de Loymont a ass. de 1. s. Jehan de Blandaing 7 les
siens partout. Ce f. ft. en pl. h. pd. pr. j. le nuit dou quaremielf Tan 1277.
231. ^ HMus de S. Omer a ass. de 1. s. Jehan Houdiart 1. s.
Ce f. ft. pd. les provos 7 grant plente de jures en le place devant le hale
Tan 1278 el mois de feverier.
232. ^ Orars d'Audomeriel a ass. de 1. s. Gillion as Rasoirs* 1. s.
partout. Ce f. ft. l'an 1278 el mois de jenvier,
Fol. 25^. 233. Pieres li Potiers a ass. de 1. s. Pieron le Potior de Bruges 1. s.
Ce f. ft. en plainne h. pd. pr. j. el mois de march l'an 1277.
234. ^ Will, de Hiertaing, li sures, a ass. de 1. s. mestre Pieron dou
Nil% le mie, 1. s. Ce f. ft. en plainne h. Tan 1277; 6*i furent li provost
7 li juret. — Ceste asseurance fu mise jus en äveril l'an 1277 '').
1) Make nicht = Machaire, sondern dial. = massue h. = Dreschflegel;
avaine = avoine. Ein Jakemes dit Graindavaine testierte in T. 1284. Ähntich
Caudavaine (s. Bauchend, La just, crimin ä Valenc. p. 228)
2) Am Band io Höhe der ersten Zeile steht aV hut; bei Nr. 227 ostek leut.
Gemeint sind die anderweitig als stergant bzw. esertmette bezeichneten Alart de
Helchin und Gillion Ostekin. Ist gemeint, dass sie an Stelle der im Text genannten
eine Sicherheit erhielten?
3) Vgl. Nr. 149.
4) Nach dem 13. Dez., denn das Amtsjahr des Jak. Mouton war 1277/8.
5) Nr. 229 ist durchgestrichen. — Der 11. Jan. 77/8 war ein Dienstag.
6) Verschrieben für Nie, Nicht Vgl. Annal. Soc. T. 9, »it, a»*.
7) N. 234 ist durchgestrichen. Auf Grund des Zusammenhangs mit Nr. 233
und 235 ff. wird man die Sicherheit als im März gegeben ansetzen dürfen, so dass
Zwei altfranz. FriedeosregiJBter der Stadt Tournai (1273—1280) 43
235. Gilles Escade, li serourges Henri de Monnes, a ass. de 1. s.
^sabiel au Batiel, li 7 les siens, partout. Ce f. ft. en pl. h. pd. pr. j.
l.'a[n] 1277 le dairaine semaine de marc.
236. Raoules dou Lai a ass. de L s. Watier le Coc 1. s. partout.
^ ceste seurtet furent comme provost de le comugne Willaume [s] Castagne
7 Jakemes Moutons, 7 Jakemes li Vakiers i fu oomme jures. Ce f. ft. el
nois d'averil Tan 1277.
237. ^ Jehans Warenghiens, li broueteres, a ass. de 1. s. Emoul a le
^ake 1. 8. Ce f. ft en pl. h. pd. pr. 3. Tan 1278 le nuit de Tascention.
238. ^ Pipelars, li nies Rogner Warison, a ass. de 1. s. Jehennet Mielee,
le fil Will. Tartoul, 1. s. partout. Ce f. ft le premerain deluns apries le
jour de l'ascention Tan m. cc. et Ixxviij; si fu Will. Castagne comme provos,
Jehans Colemers 7 Henris Catine i furent comme juret.
239. ^ Jehennes Waudripons a ass. de L s. Marion de Saint Josse
7 le provost 7 les jures 7 les eskievins dou Bruille. Ceste seurtes est faite
pour le loi de le ville; si fu faite el mois de mai Tan 1278 en le hale
cles jures a Tomai*.
240. ^ Grars Culins de Mortaigne a ass. de 1. s. Jakemon Kerion,
£ris8ion Mainneaveule 7 les autres machekeliers de le machekelerie 7 tous
eheaus cui il poroit hair^) pour l'occoison de se prise. Ce f. ft. l'endemain
de pentecouste Tan 1278.
241. ^ Gilles Frarins a ass. de 1. s. Jeh. Celois 1. s. partout. Ce f.
ft en pL h. Tan 1278 en novembre.
242. ^ Gilles li Ciriers a ass. de 1. s. Theri Aighelin 1. s. Ce f. ft.
en pL L l'an 1278 en novembre.
243. Hues de Bauduimont 7 Jakemes de Hiertaing ont ass. li uns Fol.
Tautre d'aus 7 des leur eaus 7 les leur. Ce f. ft Tendemain de pente-
couste l'an 1278«).
244. Henneaus d'Escaut, 11 peskieres^ a ass. de 1. s. Jakemon Hennike
1. 8. partout Ce f. ft. en pl. h. de jures Fan 1278 le demars en pente-
couste.
zwisehen ihr und dem Aufhebungsakt — Ostern 1277/8 fällt auf den 17. April —
nur etwa ein Monat liegt
1) Das Folgende steht auf f^ 26. Nr. 241 und 242 stehen unter der Linie
von f» 25^.
2) Nr. 243 ist durchgestrichen.
44 Walter Benarj
245. Henris ii Aflemans a ass. de L s. Jehan d'Auterive I. & —
Geste seurtes fu mise jus au sisime jour de fenerech ^ar .j. demars Tan 1278^).
246. Jeh. de Douveraing, li couteliers, a ass. de 1. s. Rassen le Mierchiei
comme borgois de T. 1. s. Ce f. ft en pl. h. ^ Tan 1278 en maro').
247. Thumas de Havines a ass. de 1. s. Jehan le Patrenostrier 1. s
Geste seurtes fu pi-ise en pl. h. pd. pr. j. Tan 1278 el mois de mai.
248. ^ Lotars Gargate a ass. de 1. s. partout Gillion de Bruiele L s.
eis Gilles a le fille Grart d'Orchies.
249. Grars Den') de Bruges a ass. de 1. s. Jehan, le fil Jehan \\
Pouletier, 1. s. partout. Ge f. ft. en pl. h. pd. pr. j. Tan 1278 el mois d<
fenerech.
250. Bardekins de Bruges, Golars, li fius Boineavain, de Bruges 7 — *
ont ass. d'eaus Ir. les enfans Jehan le Pouletier aus Ir. partout. Ce f. ft
[en] pl. h. pd. pr. j. Tan 1278 el mois de fenerech.
251. Jeh. li Ghevatiers* de 8. Martin 7 Jakemes Wimars ont mis jui
le seurtet ki estoit entr'aus deus 7 les leur. Ge f. ft. l'an 1278 en le darrain<
semaine de fenerech en plainne hale.
252. ^ Lotins de Songi a ass. de 1. s. Gillion Ostekin, Simon Mughet
Will, le Provost"), Mikiel de Saint Jakeme^ Ernoul le Goispdier 7 Alar
de Helch[in]'), aus Ir. 7 tous cheaus que il poroient'') hair pour Poccoisoi
de le prise Jehan sen frere. 7 ceste seurtes est faite a ces escrouettes pa
Toccoison de le loi de le ville®); si fu fait[e] Tan 1278 el mois dedecembre
253. Golins li Monniers a ass. de 1. s. Annies d'Audenarde 7 les siens
Tan 1278 en fenerech.
Dl. 26v. 254. Golars Grumiaus 7 Jehans li Drus ont ass. d'aus k. Jehan Mainne
7 Gillot le Machon aus Ir. A ceste seurtet fu Jakemes Moutons provof
1) Nr. 245 ist durchgestrichen. — Der 6. Juli 78 war ein Mittwoch.
2) An dem Datum scheint etwas nicht in Ordnung zu sein; andernfalls müsst
man den März 1279 n. St. ansetzen.
3) Dies könnte man leicht in Grardins de Br, ändern; doch vgl. oben.
4) Die Hs. wiederholt hier den Namen Bardekins de Bruges.
5) Dass damit nicht WüL Castagne gemeint ist, dessen Amtsjahr in dies
Zeit fällt, zeigt Nr. 261.
6) Vgl. Nr. 285.
7) Plur. statt des gewöhnlichen Sg.
8) V in der Hs.
Zwei altfranz. Friedensregister der Stadt Tournai (1273—1280) 45
Jehans Miache 7 Vstasses Soimona i furent juret Ce f . ft. en le darraine
aemaine de fenerech Tan 1278.
255. Jehans li Monniers 7 Annies se femme ont ass. d'aus Ir. Jehan
Bontebar^) 7 se femme, aus Ir. Ce f. ft en le hale Tan 1278 en sietembre.
256. Jakemes de Fives a ass. de 1. s. Jehan de Lede 1. s. Ce f. ft.
en pl. h. l'an 1278 le nuit Saint Remi par .j. devenres; si dure partout.
257. Jakemes Boskes 7 Jehans de Flandres, li houlekiniers*, ont mis
jus le seurtet ki estoit entr'aus deus d'aus Ir. Ce f. ft en »leteynhre Tan
1278.
258. Coches de Cambrai a ass. de 1. s. tous cheaus que il poroit hair
por rooooison de se prise. Ce f. ft en pl. h. Tan 1278 en sietembre.
259. ^ Le nuit Saint Andriu ki fu par .j. demars Tan 1278 Jakemes,
ki fu fius Hennin a le Take, ass. de 1. s. Will. Castagne 7 ses enfans 7
^ freres; 7 Will. Castagne ne fist puint de seurtet Jakemon devant dit
par assens de jures, pour chou que li jiuret oyrent par tiesmognage qu'il
s'estoit fais asseurer poiur l'occoison de le loi de le ville*).
260. Evrars Bruneaus a ass. de 1. s. Will Castagne 1. s. C'est por
ooooison de loi.
261. Lotins de Rongi a ass. de 1. s. de par sen pere Will. Castagne
L 8. Cest por oocoison de loi. 7 si a fait le seurtet boine de tous, au res
de Jehan sen frere, ki est en le prison le veske de Cambrai'*'; 7 s'on le
'netoit hors de prison, Lotins le doit faire savoir si a tans qu'il n'i aroit
^ient de peril e[n]viers Will. Castagne ne les siens. 7 si a fait cest[e] seurtet
^^ine de Jehan sen frere**).
Les seurtes*). B, Fol. 14.
262. Henris li Ostes a ass. de L s. Mathiu le Cambier 1. s. partout
263. ^ Jakemes de Maude, c'on dist li Hardis, a ass. de 1. s. partout
Million Ostekin, Simon Mughet 7 Ernoul le Coispelier 7 les leur.
264. ^ Gilles de Haudion a ass. de 1. s. Longelet le Porteur 1. s.
Portüut C'est pour occoison de loi.
1) Einen Jehans Bautebat führt A. Hocquet, Annales 80c. T. 2 an, der 1283
^erte. Hier oder dort liegt möglicherweise ein Lesefehler vor.
2) r in der Hs.
3) f» 27 und 28 der Hs. s. Nr. 437, 438. 612, 439—45, 613, 446, 447, 014.
4) Die folgenden Nummeni sind in das Jahr 1279/80 zu setzen. S. Einl. 8. 4.
40 Walter Benary
265. ^ Jakemes de Hoinevaing a ass. de 1. 8. Jehan de Grimaupont,
bourgois de T., 1. s. partout. La fu Jakemes Moutons comme provos, Simons
Paiiens 7 Thumas Froimons i furent comme juret.
266. ^ Colars li Fevres de Molenbais 7 Gilles Verdiere ont ass. 11
uns l'autre d'aus Ir. dev. just. T., par tel maniere que s'il i avoit nul d'aus
deus qui ait nul parent a bourgois de T., il a seurtet partout.
267. ^ Ernouls li Buriers de Ronais a ass. de 1. s. Lambiert de Courtrai,
le toilier, bourgois de T., 1. s. partout.
268. Jehennes Branke a ass. de 1. s. Jehennet d'Espinette 1. s. partout.
269. ^ Gontiers de le Wele de Froiane a ass. de 1. s. tous ceaus que
il poroit hai'r pcmr Toecoison de chou qu'il fu pris pour les wardes des
dras-a-pierce * qu'il laidenga.
270. ^ Evrars Bruneaus a ass. de 1. s. Colart de Blandaing 1. s.
partout.
271. ^ Jakemes de le Fontaine a ass. de 1. s. Mikelet de le Fontaine
1. S.1)
272. ^ Jehennes de Taintegnies, li goudaliers, a ass. de 1. s. Thumas
de Biernes, le goudalier, 1. s.; 7 Thumas a ass. Jehennet de Taintegnies, le
goudalier, 1. s. Geste seurtes est dev. just. T. ; car li uns ne li autres n'est
bourgois.
273. ^ Hellins de Courchieles a ass. de 1. s. Willaume Makeriel 1. s.;
7 Will, devant dis a ass. de 1. s. Hellin de C. 1. s. Ces seurtes durent
partout *).
274. ^ L'an d. i. 1279, le demerkes en le peneuse semaine de paskes,
Will. Castagne, sousmaire des eswardeurs, amena en le hale pd. xxij ') jures
7 ij provos de le comugne Theri de Falempin dou Markiet 7 Jakemon de
Haudion 7 Jakemon Brifiaut; et misent jus entre aus pour aus 7 pour les
leur toutes seurtes ki estoient 7 avoient estet faites entre aus 7 les leur 7
toutes pes criees* aus! entre aus 7 les leur jusques au jour devant dit
275. ^ Oliviers, li fius Jehan le Vilain, 7 Gillos de Blaheries ont
jus mis le seurtet ki estoit entr'aus deus 7 les leur; si fu mise jus Tan
m. cc. 7 Ixxx el mois de sietembre.
1) Nr. 271 ist durchgestrichen.
2) Nr. 273 dsgl.
3) Zwei weitere Striche sind ausradiert; man hatte wohl die beiden provos
mitgezahlt.
Zwei altfraoz. Friedensregister der Stadt Tournai (1278—1280) 47
276. ^ Jeh. de Herlebieke a ass. de 1. s. Jeh. Fachen 7 las siens.
277. ^ Pieres li Toiliers a ass. de 1. s. partout Hellin dou Hiestroit 1. s. B, Fol. 14v.
278. Jakemes d'Alaing a ass. de 1. s. Bandet de Falicamp 1. s. partout.
279. ^ Gilles, ki fu fius Jaket de Canfaing, a ass. de 1. s. les borgois
de T. ki mainent a Orke, aus Ir. partout; 7 tous cheaus ausi que il poroit
hair pour Toccoison de se prise viers Orke.
280. ^ Gillos li Caudreliers a ass. de 1. s. les counestäbles de Sannehart
7 tous cheaus que il poroit hair pour Toccoison de se prise.
281. ^ Jehennes de le Bare de Lille a ass. de 1. s. Gillion Parastre
1. s. partout.
282. ^ Estievenes dou Sauchoit a ass. de 1. s. Will, le Cretinier dou
Sauchoit L s. partout.
283. Jak. Hedebrans a ass. de 1. s. Colart de Rai^mes 1. s. dev.
just. T.
284. ^ Gilles de Salines a ass. de 1. s. Henri de Ghant, le sarcisseur*,
L s. partout
285. ^ Will, de le Porte 7 Will, li Grans ont ass. d'aus Ir. partout
les vij serjans de le ville ki prisent Gillion le Sauvage, 7 les leur, c est a
savoir Gillion le Maufaiteiur, Jehan Pavet, Ernoul le Coispelier, Alart de
Helchin, Jehan TruietteM, Jehan Col-de-kievre 7 Jakemon, le frere Jehan
Baboe. Geste seurtes est pour occoison de le loi de le ville.
286. ^ Nicaises d'Esplechin a ass. de 1. s. Will. Waimmiel 1. s.; si
n'est li uns ne li autres borgois.
287. ^ Mahius Huelos 7 Jehans Pantins ont mis jus le seurtet ki
estoit entre aus 7 les leur.^).
288. Pieres Boules de Blandaing a ass. de 1. s. Jehan de Blandaing,
le bateur al arket*, borgois de T., 1. s.
289. Ricardins Musars de Douai 7 si «loi frere, Gilles 7 Evrars, ont
ass. tous cheaus que il poroient hair pour Toecoison de le prise Ricardin
devant dit
290. Vstasses de le Rue-Muchevake a ass. de 1. s. Jeh. de Hainnau
d'Orchies, 1. s.; si ne swwt nient borgois^). La fu Jak. li Vakiers cwume
1) Das Wort trägt zwei i-6trichc, auf dem ersten und dritten Balken.
2) Nach dieser Nr. folgt eine Wiederholung von Nr. 275.
3) d. h. beide Parteien.
48 Walter Benary
provos, Jeh. Castagne 7 [Will.] Wit-a-denier*) i furent juret. Ce f. ft. le
deluns devant le Sainte Lusse.
3. Abschnitt
Fol. 29. Ce sunt des pais faites par provos 7 par jures.
291. L'an d. i. 1273 fu faite li pais entre Katherine, le femme*
Jehan Brillet, 7 Henri a le Take, ki fu fius Hennin, 7 Copin de Falempin.
7 fu li amende* tele ke Henris devant dis donna a Katherine devant ditte
xS de tomois 7 Copins .c. s. de tomois dedens le tierc jour que li pais fu
faite. 7 si dut Henris aler'*' a Saint Jakeme en Galisse as paskes l'an 1274
7 Copins a Saint Gille en Prouvence a le pentecouste siuant apries.
292. L'an d. i. 1273 el mois de fenerec, fu pais faite entre Grossuin
de Maubrai, le jovene, d'une part 7 Theri, ki fu fius Sogier de Falempin,
d'autre part par provos 7 par jures. Et pour le vilenie 7 l'outrage que
Theris devant dis fist d'une espee qu'il saka sour Gossuin devant dit, il en
ala d'amendise a Saint Gille en Prouvenche 7 raporta lettres pendans de
le glise as provos 7 as jures de sen pelerinage en le premier[e] semaine de
march. — Ceste amende est paiie^).
Fol. 29v. 293. L'an d. i. 1273, le jour Saint Vinchan el mois de jenvier, fu ps.*)
fte. p. pr. p. j. entre Estievenon Lourdiel d'. pt. 7 Theri de Loymont d*.
pt., de le sakure* que Theris li fist el moustier Nostre Dame par le caperon
7 de le laidure qu'il li dist Et fu li amende tele, que Theris en dut faire,
quil en dut aler a Saint Josse 7 a Boulogne 7 a Saint Thumas en
Cantorbie.
294. L'an d. i. 1273, el mois de jenvier le jour Saint Vinchan, fu ps.
fte. p. pr. j. entre Gillion, le fil Colart de Caleniele, d'. pt. 7 Jakemon de
le Vourt, Andriu de le Vourt*), Basin sen fil 7 Estievenon Capon d'. pt.,
de le bature 7 de le tuillure* qu^il fisent a Gillion devant dit. Et fu li
amende tele que li quatre devant nomet durent mouvoir ded. le jour de
pentecouste ki prochainement venoit, pour aler a Saint Gille 7 revenir par
Rochemadoul 7 rap. Its. de lor pb. creaules as provos 7 as jures; 7 ded.
1) Hb. viij a i wie vorher.
2) Dieser Satz ist schon durch seine abweichende Färbung in der Hs. als
Nachtrag kenntlich. — Lies pai-ie.
3) Betreffe der von hier ab für diesen Teil angewandten Abkürzungen s. S. 7.
4) Beide Male deutliches t.
Zwei altfranz. Friedensregister der Stadt Touraai (1273—1280) 49
le quinaainne qu'il seront revenut des voiages devant dis, il en doivent raler
a Boulogne 7 a Sainte Katherine a Ruem 7 rap. doivent as pr. 7 as j. Its.
<]e creance de lor plrs. de chescun Du. 7 si raplegierent eil iiij devant nomet
li uns Tautre de ces plrs. faire.
295. L*an d. i. 1273 au chiunquisme jour de march par un deluns, Fol. 30.
fu ps. fte. entre Jeh., le fil segneur Evrart a le Take, d'. pt. et Jakemon
Escamiel, Jehan Galet, Gillion Soimont, Mikiel d'Antoing 7 Willaume
Qargate d\ pt., de le bature 7 de le vilenie^) que eil .v. devant nomet
üsent a Jehan a le Take. Et en fu li amende tele jugie p. pr. p. j. que
eil .V. devant nomet dvt. mv. a le mi-aoust Tan 1274, pour aler a Saint
Gille en Prouvence 7 faire lor plr. 7 rap. Its. de creance as pr. 7 as j.
de lor plr. — 8'est a savoir que Jehans d'Orke 7 Colars de Corberi ont
fait lor dette pour Jakemon Escamiel de Tarnende devant ditte faire; et
pour Jehan Galet Gilles ses frere 7 Grontiers li Sauvages; et pour Gillot
Soimont Vstasses ses oncles; et jmir Mikiel d'Antoing Evrars ses freres*
7 Tx>tin8 Gargate; et pour Willaume Gargate Lotins ses frere. Et Jakemes
Escameaus en doit aquitter Jehan d'Orke 7 Colart de Corberi; et Jehans
Gales 7 Gilles ses frere Gontier le Sauvage; 7 Wibiers Soimons 7 Gilles
ses fius Vstasson Soimont; et Evrars d'Antoing Lotin Gargate; et Willaumes
Gargate Lotin sen frere.
296. L'an d. i. 1273 au chiunqteisme jour de march par vn deluns,
fu ps. fte. p. pr. p. j. entre Jehan de Ron^ d'. pt 7 Henri, le fil segneur
Evrart a le Take, d'. pt., de le naverure que eil Henris fist Jeh. de Bongi.
7 en fu li amende teler jugie p. pr. p. j. que Henris devant dis en doit
aler a Saint Jakeme en Galisse 7 en Estui^s ses cor propres 7 mv. a le
mi-aoust Tan 1274 7 rap. as pr. 7 as j. Its. de crance qu'il ara fait ce plr.
// ensi qu'il li fu enjoins. Et si doit Henris devant dis rendre a Jehan de Fol. 30v.
Rongi ses cous de se') mie* 7 ses autres cous 7 despens parmi sen sere-
ment» sauf chou que s'il les demandoit descouvenaules en le veue des provos
7 des jures, il les pueent rsmennr jusques a raison.
297. Henris dou Castelier dt. al. a Saint Gille en Pr. 7 mv. ded. le 3 ^'^ ^^
Saint Jehan Tan 1274, pour Tamende de Colart Fainient 7 de Jehan sen ^^teler"
fil 7 de lor gaiühon qu'il bati, 7 rap. Its. de cranche de sen plr. Ceste am.
fu jugie p. pr. p. j., quant li pais fu faite entre Henri devant dit 7 Colart
Fainient 7 sen fil 7 Jehennet lor garchon. Ce f. ft. Yan 1273 el mois de
feverier.
1) V in der Hs.
2) 8. Anm. zu Nr. 21; sonst stets dou mie.
RomukSaeli« Foraohangen XXV.
50 Walter fienary
le Briasion // 298. Li ps. fu fte. Tan 1273 el mois de feverier entre Henri
7 de°/^KaWD^^^™" ^'* P^* 7 Brission Maineaveule 7 Kakin d\ pt, en tel maniere
Brisges 7 Kakins, pour le vilenieM 7 l'outrage qu'il fisent au devaiit
Henri, en dvt. al. pour Vam. a Saint Gille en Pr. 7 mv. ded. le pe
couste Tan 1274 7 rap. doivent Its. de creance de lor plr.
de Jeh. a le 299. L'an d. i. 1273 le nuit de paskes flories, tous li consaus d<
*'' ®* ville de T. mißt jus le seurtet que Jeh., D iius segneur Evrart a le Ti
lor avoit faite pour öccoison de loi; 7 Jehans devant dis fist boine pa
aus; car li consaus de le ville n'avoit nulle haine a lui. 7 fian9a 7
Jeh. a le Take devant dis en le main^) Simon Vairet ki gaide* esto
ce jor, de par le rot, de T., boine pes 7 loial a porter 7 a tenir a
cheaus dou consel de le ville 7 as leur de 1. s. Ce f. ft. pd. frere Wil
Fol. 31. 7 ra//bet de Saint Kicolai-des-pres 7 pd. le consel de le ville.
cjdeGrart// 300. ^ L'an d. i. 1273 au sietisme jour de marc par vn demer
00 uaraoi . yju^sj (jrarg ^ou Carnoit en pl. h. pd. pr. j. 7 couneut 7 oonfiessa (
avoit boine pais faite* 7 loial comme kievetaine a Jehan le Noirier ]
lui 7 pour tous les siens. 7 a tele pais que Grars dou Carnoit fist j
lui 7 pour les siens a Jehan le Noirier pour lui 7 pour les siens, Tl
de Loymont se*) dünt 7 le promist a tenir bien 7 loiahnent en le presei
des provos 7 des jures.
dou fil // 301. L'an d. i. 1273 el mois de feverier, fu ps. fte. p. pr. p. j.
Parent. ^ j^j^^^ Parent») 7 de Jehan de Wes; de coi li fius Parent dt. al. a S
Jakeme en G. 7 mv. ded. le mi-aoust ki vt. prcht. 7 rap. Its. as pr. ;
j. de cranche de se plr.
302. L'an d. i. 1273 le demerkes en le peneuse semaine de pasqu«
fu ps. fte. en plaine ha[le] pd. pr. j. 7 eskievins 7 eswardeurs 7 majeurs
Jehan Moriel dou Mortier d*. pt. 7 de Heunot d'Jerkesies 7 de tous
freres d'. pt. 7 de tous les leur. Et baisierent li uns Tautre. Et eu
Hennos d'Jerkesies 7 si freie Grosses 7 Mahius en couvent as pr. 7 i
que, de quanqu'il avoient a amender a Moriel dou Mortier, que il Tarne
Fol.31^. roient 7 // feroient amender tout en tel maniere que provost 7 juret juge
Tarnende de haut 7 de bas*. 7 de chou faire 7 aemplir ont fait lor pr
1) 1; in der Hs.
2) „indem er seine Hand in die des S. V. legte''.
3) f) in der Hs.
4) Hs. li; vgl. Nr. 95.
5) Folgt durchgestrichenes de Saint Jakeme.
6) D. h. am 28. März.
Zwei altfranz. J'riedensregwter der Stadt Tournai (1273—1280) 51
dette chescuns pour le tout: Evrars BruneauB, Jakemes de Maude, Jakemes
li Haires de Havines, Colars au Let, Gosses dou Ruel, Gosses de le Vigne
7 Jakemes li Boucliers de Bierclers; 7 se eist vij devant nomet enkeoient
en daniage u li uns d'aus, pour Foocoison de Tarnende devant ditte, il en
sunt oompagnon li vns al autre; 7 Hennos d'Jerkesies 7 si doi frere Gosses
7 MahiK« en doivent les vij devant nomes aquiter tous quittes. 7 li am.
fu tele jugie que li doi frere d'Jerkesies, ki Moriel batirent 7 quassierent
devens pais criee^); en dvt aL a Saint Jakeme en G. 7 mv. dev. le mi-
aoust Tan 1274; 7 Jehans, li fius Moriel dou Mortier, li ders, 7 Jehans,
li fius Gosson dou Mortier, dvt. al. a Saint Gille en Pr. 7 mv. dev-. le
mi-aottst, pour le bature de celui d'Jerkesies. 7 se li fius Moriel ne faisoit
ce pbr., ses pere Ta en couvent a faire pour lui. 7 Gossuins dou Mortter
a fait se dette pour sen fil de oe voiage.
303. L'an d. i. 1273 le demerkes en le peneuse seroaine de paskes^ C'est de Man-
fiipe. fte. entre Gillion Geulart, le pissenier, d\ pt 7 Manart d'Yppre d'.^^/'^^'^ppre.
pt., en tel maniere que Gilles Geulars en le main Will. Castagne^ provost
de le comugne, pd. se compagnon provost^) 7 pd. les jures en le hale,
Jura boine pais 7 loial de 1. s. a Manart devant dit 7 as siens de qtM^n-
qu'avenut estoit entr'aus jqs. jr. que eeste pais fu faite.
304. L'an d. i. 1274 le mardi en paskes, fu ps. fte. p. pr. p. j. entre Fol. 32.
Jehan Wetin d'. pt 7 Jehan, le fil dame Margot le Vilaine*), 7 ses ^eus ^^^®^^^ ||
ondes, Jehan 7 Jakemon, d'. pt., 7 Pieret ausi, le frere Jehan Wetin. 7deJeh. le//
7 baisierent li vns l'autre en pl. h. 7 est li amende tele que Jehans, li fius V"**" )•
dame Margot, dt. al. a Saint Gille en Pr., pour le bature de Pieret sen
serouige qu'il fist; 7 Jehans li Yilains 7 Jakemes ses frere doivent ausi
aler a Saint Gille en Pr. pour le bature 7 le vilenie^) qu'il fisent a Jehan
Wetin; 7 mv. dvt. tout troi dedens le mi-aoust Fan 1274. Dette pour
Jehan le Vilain 7 pour ses deus oncles de ces amendes devant dittes
WiUaumes Castagne 7 Jehans ses fius; 7 Jehans li Yilains 7 si doi oncles
devant nomet les en doivent aqt^iter tous qtiittes. Et Sohiers de Hostes 7
Estievenes ses frere ont fait lor dette pot^r Jehan Wetin de tenir femie 7
^taule le pais devant dite.
305. L'an d. i. 1274 le mardi en paskes, fu ps. fte. p. pr. p. j. en de Rogier //
pLh. entre Bogier de Vaus d*. pt. 7 Jehan de Hnudion, le clerc, 7 Jakemon jeh.de Hau/
^ ZrT~Z I dion 7 de Ja /^
1) Vg^. Nr. 615. kemon sen f
2) Das ist Dierins dou Pore, frere.
3) 9 in der Hs.
4) Dsgl.
r>) Dsgl.
52 Walter Benary
sen frere d'. pt. 7 baisierent li uns l'autre 7 eurent en oouvent ki* tenroieDt^
7 tenront de haut 7 de bas quanque li juret en ordeneront soit d'amende
seit d'autre oose. S'en ont fait lor dette pour Bogier de Vaus Jakemes
Oodars 7 Jakemes Babine, 7 pour Jakemon de Haudion Pieres Pietrekins,
Gilles Golenet^), Jehans Wetins 7 Estievenes de Hostes; 7 Jakemes de
Haudion devant dis les en doit aqtiiter tous quittes. Et fu li am. tele que
Fol.32^. Jehans de Haudion 7 Ja//kemes ses freies dvt al. a Saint Gille en Pr. 7
mv. ded. le Saint Jehan Baptiste ki vt. prcht.
306. L'an d. i. 1274 au quart jour d'averil — cou fu le raierkedi en
pasques — , Cholars Rou^aus de le Rue-de-pont 7 Hues de Potes, ki estoient
en seurtet li vns enviers*) Tautre, vinrent^) en piain ne h. pd. pr. j. 7 cou-
neurent qu'il avoient boinne ps. fte. 7 loial li uns al autre 7 ke lor seurtes
estoit nulle.
307. Uan d. i. 1274 au quart jour d'averil — ce fu le demierques
en pasqu€8 — , Gherouls dou Mouliniel, Thumas de Morcourt 7 Theris de
Loymont, ki estoient en seurtet li uns viers*) l'autre, vinrent — — —
(une 306).
308. L'an d. i. 1274 au sisismejoiur d'averil par .i. devenres, Willaumee
Gossemare 7 si doi frere, Henris 7 Jehans, fisent boinne ps. a Martin de Saint»
Omer de toutes coses ki estoient entr'aus meutes 7 avenues jusques a cel
jour. 7 baisierent li uns l'autre en n. ps. La fu cowme provos Willaumee
Castagne 7 cowme juret Gilles Car[8]-de-vake, Jehans au Pole, Gosses de
Fol. 33. Leuse, Jehans li Pares, // Jakemes li Vakiers*), 7 Jehans Assons clers.
Ce f. ft. en le maison Jakemon le Vakier*) en le cambre devant sen lit,
ki adont estoit prouvos de le Caritet el liu de Rogier Warison, ki adont
se deportoit de celle prouvostet, pour le honte 7 le lait ke sire Evrars a le
Take, qui fille il avoit, faisoit a le citet, 7 voloit faire si oomme eil ki disoit
7 avoit dit ke li gouvrenent de le citet avoient fait faus jugement 7 desloial
7 mauvais sour luj 7 apieler* en avoit au roi.
309. Jehans de Remegies 7 Jehans del Ospit, li tallieres, ont ps. fte.
entr'aus deus 7 le seurte jus mise ki estoit entr'aus deus. 7 ce recouneurent
il en pl. h. pd. pr. j. l'an 1274 le jour de closes paskes.
310. L'an d. i. 1274 au vintisme jour d'averil por vn devenres, vinrent
\
1) Der letzte Buchstabe ist verbessert und undeutlich.
2) V in der Hs. (ZeilenanfaDg).
3H6) Dsgl.
Zwei fütfranz. Friedeutjregister der Stadt Tournai (1273—1280) o3
€11 pl. h. pd. pr. j. Jakemes de Naniaing, Colars de Namaing, Grars de
Namaing 7 Jehans Chambaus de Fournes 7 priierent as pr. 7 as j. qu'il
les fesieaent asseurer de Jehan de Marke 7 de Gontier de Mouechin. Jehans
de Marke respondi qu'il onkes mais oes qt^atre n'avoit veus ne ne's counissoit
7 dist qu'il ne voloit a aus fors que bien 7 qu'il porteroit boine pais 7
tenroit de 1. s. a oes quatre valles devant nomes 7 as leur. Et tout en
tel nianiere eut Gontiers de Mouschin en oouvent qu'il porteroit 7 tenroit b.
ps. 7 loial de 1. s. a ces quatre valles devant nomes 7 as leur.
311. L'an d. i. 1274 au vint 7 qtiatrisme jour d'averil par vn mardi^ Fol. 33v.
Jehans de Wervi 7 Theris de Salines, ki estoient en seurtet a oe jour li
ins vier» Tautre, misent jus celle seurte en pl. h. pd. pr. j.; 7 baisierent
li uns Tautre el non de b. ps. 7 loial a porter 7 a tenir^) li uns al autre
pd. pr. j.
312. L'an d. i. 1274 au vint 7 chiunquisme jor d'averil par vn demerkes,
Jehennes de Duisompiere 7 Wateies ses frere fisent b. ps. 7 loial d'aus 7
les leur a Mahiuet de Duisompiere 7 as siens de quanke estoit aveuut entre
aus jusques a oe jour devant dit; 7 baisierent li vns l'autre en n. b. ps.
pd. pr. j. en pl. h.
313. L'an d. i. 1274 au viut 7 chiunqt/isme jor d'averil par vn
iemerkes, fu ps. fte. entre Colart d'Orke, le taintenier, 7 les siens 7 Gossuin
de Graunies, le taintenier, 7 les siens, de qt/anqti'avenut estoit entre Colart
7 Gossuin devant dis jusques au jour devant dit; 7 baisierent li uns Tautre
en n. ps. pd. les provos 7 les jures.
314. L'an d. i. 1274 el mois d'averil, fu ps. fte. pd. pr. j. entre Fol. 34.
Jakemon le Blano d*. pt. de 1. s. et Jehenet, le fil Jakemon dou Four, 7
Jehennet Vilain, le fil sen oncle*), 7 les leur d*. pt. 7 fu li amende tele
enviers Jakemon le Blaue que Jehennes, li fius Jakemon dou Four, 7
Jehennes Vil^ns, ses nies^), durent aler a Nostre Dame a Rochemadoul
1) Nicht aporter (= apporter) und atenir, wie man diese und ähnliche
Wendangen (z. B. asavoir, avenir) mehrfach gedruckt findet. In den Hss. und
Urkunden ist das a ja meist mit dem folgenden Wort zusammengeschrieben. Wollte
man das beibehalten, so mQsste man folgerichtig lan, lautre u. dgl. schreiben,
d. h. mindestens den Apostrof abschaffen, wodurch man das Verständnis sicher
nicht fördern würde. Wo man freilich assavoir u. dgl. findet, wird man es schon
belassen müssen.
2) nämlich des Jehennet, Sohn des Jakemon d. F., also sein Vetter.
3) nämlich des Jak. dou F,
54 Waltor Benary
pour le bature 7 pour le vilenie qu'il fisent Jakemon le Blanc 7 mouvoir
devens le mi-aoust Tan 1274.
315. L'an d. i. 1274 el mois de niai, fu jugie li am. p. pr. p. j. sour
Jehan le Biele* tele qu'il alast a Saint Gilles en Pr. 7 meuist dev. le
mi-aoust le prochain c'on atendoit pour^) le bature qu'il fist vne des fiUes
Katheline, ki fu femme Mahiu le Gras*.
316. L'an d. i. 1274 le dyoes en pentecouste, fu oomandet par assens
de jures en pl. h. a Jehan de Taintegnies qu'il portast b. ps. de 1. s. a
tousjours, sour cors 7 sour avoir 7 sour quanqu'il pooit pierdre, Gillot Maiole
7 les siens, d'endroit un cas ki avint entre celui Gillot 7 le frere Jehan
de Taintegnies entrues qu'il estoient desaagiiet*), del quel cas eil Gillos avoit
estet paisiules plus de xii ans.
Fol. 34v. 317. L'an d. i. 1274 le dyoes eu pentecouste, fu comandet par assens
de jures en pl. h. a Willaume Gargate qu'il portast b. ps. de 1. s. a tous-
jours a Jehan Bochet c'on apiele Bouchier 7 as siens, del cas d'endroit le
fil Simon de BrafTe 7 le fil Jehan Bochet ki sunt desaagiiet. 7 fu li fius
Jehan Bochet ramenes dou Bruille comme enfes desaagiies par l'assens de
xzij jures.
318. L'aii d. i. 1274 le samedi en pentecouste, Jehans de Rosne 7
Colins Gherris vinrent enpl. h.pd. pr. j. 7 couneurent qu'il avoient le seurtet
jus mise qui estoit entr'aus deus 7 b. ps. fte.
319. Li ps. fu fte. entre le mere Jakemon Auwelette 7 Jakemon
Sable, le machekelier, p. pr. p. j. 7 f u li amende tele que Jakemes dut
aler a Saint Josse 7 a Boulogne 7 a Sainte Katherine 1^ R. 7 mv. ded. le
porcession de T. L'an 1274^), al wi(8)tisme jour de ghieskerec par vn de-
venres, fu ceste amende jugie a faire.
320. L'an d. i. 1274 al witisme jor de ghieskerech par vn devenres,
fu ps. fte. entre Jakemon Brillet, clerc, d'. pt. 7 Colart Couvet 7 Jehan
Couvet sen frere d'. pt., de le naverure et de le bature que eil doi frere
Fol. 35. fisent a Jakemon Brillet devant dit 7 baisierent Jehans li Noiriers // 7
Alars Boches pour les deus freres devant nomes et pour les leur Jakemon
1) Hb. 7 pour.
2) Das ist höchst beachtenswert. Verwechslang von (lesaayiiet und despaüiet
ist nicht anzunehmen. Die 12 Jahre brauchen nicht sämtlich solche der Minorität
zu sein.
3) Das kann man auch zum vorhergehenden Satz beziehen; in der Hs. steht
ein Punkt nach devenres*
Zwei altfraoz. FriedeDMuegister der Stadt Tournai (1273-^1280) 55
rillet en n. ps. pd. pr. j. 7 fu li am. jugie p. pr. p. j. tele que Colars
Duves 7 Jehans ses frere rendissent dedens les viij jors de I9 Saint Jehan
aptiste prochaine a venir ses ooue dou mie 7 ses oous, seg frais 7 ses
»pens qu'il en avoit fais 7 eus parmi se fianche, 7 a amender p. pr. p. j.,
trop demandoit el rewart des provos 7 des jures; 7 si doit Colars Couves
er a Saint Jakeme en 6., 7 Jehans ses frere a Saint Gille; 7 dvt. mv.
id. les viij jors de le pourcession de T. 7 rap. chescuns bs. Its. de cranche
) se*) plr. 7 Jehans li Noiriers 7 Alars Boches furent paur Colart Couvet
pour Jehan sen frere en pl. fa. a ces coses devant dittes dire, pour chou
le eil doi frere devant nomet ne pooient adont [entrer]*) en le ville.
321. L'an 1274 au dousime jour de ghieskerech par vn mardi, fu ps.
3. en pl. h. pd. pr. j. entre Jehan Potier de Wes d'. pt. 7 Mikiel, le
lUet segueur Jehan de Bourghiele, d.' pt., de toutes coses ki avenues
toient entr'aus jqs. jr. que oeste ps. fu fte. 7 baisierent li uns l'autre en
pe. pd. pr. j. en pl. h.
322. L'an d. i. 1274 au vint 7 deusime jour de ghieskerec par vn Fol. 35v.
ivenres, fu ps. fte. p. pr. p. j. entre Jehan Saindieu, Gillion Parastre, Pieron
! Willemiel, Ghiselin d'Englemoustier, Monnet dou Crissant^ Gillion de
lers 7 les leur d'. pt., et Evrart Doullet d'Orke 7 les siena d'. pt, de le
iverure que Jehans Sainsdieu fist a Felippret*), le neveut Evrart Doullet.
fu li ps. fte. en tel maniere, que li provos de T., Will. Castagne, dist
rr Tassens de zxiij jures que tout eil ki avoient estet a oelui Felipret
iverer, ki amontoient a le fille Biertran Saindieu, estoient quite 7 assolt*)
t chou c'on l'avoit uaveret, pour le raison de chou que eil Felippres avoit
iiet a eskieller le fille Biertran Saintdieu 7 a esforchier, la violence fu
ite'X ^^"^ il estoit banis pour rat 7 co7nme reubere a tousjours de T.
de le tiere le conte 7 comme mounlrere; 7 eil qui avoec Jehan Saintdieu
srent pour lui aidier, se mestier en euist^ ki puint ne montent a celui Jehan
! a se sereur, si cot//me Mones dou Crissant 7 Gilles de Flers, iront a
lint Thumas de Cantorbie 7 mouveront devens le Saint Remi ki vt. prcht.
1) =z 8en\ der Sing, wegen c?ieseun€.
2) Welches Verbum soll man sonst ergänzen? Ich nehme an, dass die beiden
-üder durch eine Bannstrafe verhindert waren und dass die Tat schon vor geraumer
iit begangen ist. Oder ist sie eben erst geschehen und die Täter geflüchtet?
uin wäre aber wohl alles andere eher als ein Friedensschluss erfolgt. — S. a
r. 345, 356, femer 455, sowie 611.
3) Der Best der Zeile und Anfang der folgenden sind unbeschrieben.
4) Hs. assols.
5) „wo ein Akt der Vergewaltigung ausgeführt wurde^'.
56 Walter Benary
323. L'an d. i. 1274 el mois de fenerech viij jours devant Ic mase-
laine, fu ps. fte. en pl. h. pd. pr. j. entre Jehan d'Esquanuaing 7 Jehan
del Espes d\ pt., et Gillion de Viertaing d'. pt., en tel maniere que pour
le naverure qu'il fisent a Gillion devant dit^ dont Jehans d'£. avoit estet
el carcan*, eil Jehans d'E. ki navera Gillion de V. dut rendre a celui Gillion
les cous dou mie 7 se despens parmi le serement de celui Gillion; 7 si
Fol. 36. dut // aler a Saint Jakeme en G. 7 Jehans del Espais dut aler a Saint Gille
en Pr., pour chou qu'il fu en l'aiyue* Jehan d*E.; 7 si dvt. mv. dev. le
mi-aoust Tan 1274 7 rap. bs. Its. de lor plr. as pr. 7 as j.
324. L'an d. i. 1274 el mois de fenerech, fu ps. fte. p. pr. p. j.
entre Jehan au Dent d'. pt. 7 Jakemon le Pissenier d'. pt., de le naverure
que Jakemes li Pisseniers fist celui Jehan au Dent, en tel maniere que
Jakemes devant dis dut rendre a celui Jehan .c. s. de tomais pour ses
damages 7 ses despens; 7 si dut paiier le coust dou mie parmi le serement
de Jehan devant dit; 7 si dut aler a Saint Jakeme en Galisse 7 en Esturges
7 mv. ded. le mi-aoust Tan 1274 7 rap. bs. Its. de cranche a le hale de
ses pelerinages.
325. L'an d. i. 1274 el mois de fenerec viij jours devant le maselaine,
fu ps. fte. entre Ghilebiert Morille et ses enfans d'. pt. 7 Jakemon le Vairier
7 Thumassin de Mons d*. pt., en tel maniere que, pour le raison que eil
Jakemes 7 Thumassins ses nies batirent Ghilebiert Morille nuitantre* 7
laidengierent vilainement, il en dvt. al. a Saint Gille en Pr. 7 revenir par
Rochemadoul; 7 mv, dev. le mi-aoust Tan 1274 7 rap. bs. Its. de creance
as pr. 7 as j. de lor plr.
Fol. 36v 326. L'an d. i. 1274 el mois de fenerech, fu ps. fte. p. pr. p. j. en
pl. h. entre Jehan Roveniel d*. pt. 7 Pieron Pietrekin 7 Jehan le Provost
d\ pt., de toutes [coses] ki avenues estoient entr'aus jusques au jor que
ceste ps. fu fte.; 7 baisierent li uns Tautre en n. pes.
327. L'an d. i. 1274 el mois d'aoust le jour Saint Bietremiu par vn
devenres, fu ps. fte. p. pr. p. j. entre Colart C^mpion 7 Jehan Campion
de Salines d*. pt. 7 les leur, 7 Jehan Natalie 7 Colart sen frere 7 les leur
d'. pt., en tel maniere que, pour Toutrage 7 le vilenie^) que eil Jehans
Natalie fist a Colart Campion, eil Jehans en dt. al. en plr. a Saint Thumas
en Cantorbie; 7 mv. ded. le Saint Remi ki vt. prcht. 7 rap. bs. Its. de
cranche de sen plr.
328. L'an d. i. 1274 el mois d'aoust, fu ps. fte. p. pr. p. j. en pl. h.
entre Huet Siret d\ pt. 7 tous les siens, 7 Jakemon de Namaing, le plakeur,
1) V in der Hs.
Zwei altfranz. FriedeiiBregistor der 8Uult Tonrnai (1273—1280) Ö7
7 86 femme 7 les leur d\ pt.; et baisierent li uns Tautre eu n. ps. 7 doit
Jakemes devant die aler a Saint Jakeme en 6.^ pour Tarnende de le naverure
qu'il fist a Huet Siret^ 7 mv. as paskee prochaines que nous atendons; 7 si
doit paiier le coust dou mie par le dit celui Huet en le veue des jures.
Et Hues Sires dt al. a Boulogne 7 a Saint Josse 7 a Sainte // Katherine Fol. 37.
a R.; 7 mv. dev. le toutsains l'an 1274 7 rap. Its. u tiesmognage souffisant
de sen plr.
329. Theris li Piniere 7 Watiers, ki se fiUe a, ont ps. fte. p. pr. p. j.
a Richart TEngles, a Hubert, a Theri 7 a Watier Engles; 7 baisierent li
uns Vautre en pl. h. 7 f u li dis^) en tel maniere que, pour le vilenie que
Theris 7 Watiers, ki se fille a, fisent as autres quatre, il en dvt. al.*) en
0. d'am. a Boulogne, a Saint Josse 7 a Sainte Katherine a R.; 7 mv. ded^
le Saint Remi Tan 1274 7 rap. bs. Its. de se') plr. cescuns d'aus deus.
330. Jehans li Che vatiers de Lille 7 Robins, li valles dame Odie* a
le Take, ont ft. ps., et baisiet li uns Tautv^ en n. ps. en pl. h. pd. pr. j.
de toutes ooses jqs. jr. que ceste ps. fu fte. Ce f. [ft.]^) le nuit Saint
Jehan-Deoollasse Tan 1274 par vn mardi.
381. Bandes de Hierseaus 7 Jehans li Boignes de Salmes ont ps. fte.
entr^aus; 7 baisiet li uns Tautre pd. pr. j. en pl. h. 7 pour le raison que
ßauduins en fu trouves en sen tort, il en dt. al. pour Tarn, a Saint Thumas
en Cantorbie; 7 mv. ded. le Saint Remi l'an 1274 7 rap. bs. Its. de cranche
de sen plr. Ceste ps. fu fte. Tan 1274 au tierc jor de le Saint Jehan-
I^lasse par vn devenres.
«
332. Vstasces li Crieres-de-viii fist b. ps. de 1. s. a Mariien des Arkes Fol. 37v
P^* pr. j. en pl. h., le devenres prochain apries le Saint Jehan-Decolasse.
333. Jehans de Helames 7 Henris, ki fu fius Hennin le Cocut, vinrent
®^ pL h. pd. pr. j., le nuit Saint Jehan-Decolasse par vn mardi Tan 1274,
7 Ddifient jus le seurtet ki estoit entr'aus deus 7 couneurent b. ps. li uns
^ autre.
384. Jakemes Rikouars, eswardere, 7 Jakemins Noeus ont ps. fte. en
P** t. p. pr. p. j. a Jehan Harneskiel del outrage 7 de le vilonie quMl
1^' fist 7 doit Hameskeaus aler, pour Tarnende de chou qu'il feri Jakemon
Ricouart ki eswardere estoit, a Saint Gille en Prou[vence]; 7 mv. ded. le
1) „und der Richterspruch lautete dahin, dass".
2) Hb. aU.
3) Vgl. Nr. 320.
4) Das Wort braucht nicht notwendig ergänzt zu werden.
58 Walter Benaiy
Saint Bemi l'an 1274; 7 devens les viij jors qu'il sera revenu?, ii dt. al. a
Saint Thumas en Cantorbie, pour l'am. de chou qu'il bati Jakemin Noel;
7 si dt. rap. bs. Its. de ces plrs. Ce f. ft. enmi aoust Tan 1274.
335. Hues de Douai a ps. fte a Jeban^ le fil Watier Roussiel, le
boulenghier; 7 baisiet li uns l'autre en n. ps. pd. pr. j. Si doit Jeh. devant
die rendre a celui Huon le ooust dou mie 7 sen despens; 7 di dt. aL a
Saint Gille en Provence, pour Tarn, de le na venire qu'il (li) fist oelui Huon;
7 mv. dt entre ci 7 le toutsains prochaine a se volentet; 7 rap. its. de
sen plr. Ce f. ft l'an 1276 el mois d'aoust a le provoste Jeh. d'Orke 7
Jak. Mouton.
Fol. 38. 336. L'an d. i. 1274 en le darraine semaine de fenerech, estoit contens
XX
entre Estievenon Lourdiel d'une part 7 WilL Tartoul d'autre de ix^) U
de parisiSj dont Will. Tartous l'avoit ajournet 7 ki estoient enchies. Will.
Tartous viunt en pl. h. 7 reqtiist as provos pour dieu qu'il le fesissent
asseurer de Estievenon L. de 1. s. 1. s.^). Cil Estievenes fu mandes pd. pr.
j. 7 fu requis qu'il asseurast de 1. s. W. Tl. 7 les siens. Estievenes eut
en Gouvent pd. les pr. 7 pd. les j. qu'il porteroit 7 tenroit de 1. s. boine
pais 7 loial a W. Tl. et as siens. Et dedens les xv jors apries revint Will.
Tartous en le hale avoec les eswardeurs 7 moustra Jakemes Moutons pour
W. Tl., ki estoit sousmere des eswardeurs*), as provos*) 7 dist: „Segneur
provost, vees ci W. Tl. ki volroit estre asseures de Estievenon L. 7 des
siens, 7 il ne puet eiisi qu'il nos dist; si vos pinons que vous le faites
asseurer. '' Li provos Dierins respondi que Estievenes Lourdeaus avoit couneut
pour lui 7 pour les siens pd. pr. j. 7 en couvent a tenir pour lui 7 pour
les siens 7 a porter b. ps. 7 loial a W. Tl. 7 as siens. — Et en le darraine
semaine de sietet/ibre l'an 1274 envoia Estievenes Lourdeaus vne desfense
cxmime croisies as provos, as jures, as eskievins, as justices* 7 as eswardeurs.
337. ^ L'an d.i. 1274 vint en pl. h., el mois de sietembre lediemenche
devant le Saint Mikiel, li fius Bauwegnies le Porteur 7 couneut pd. pr. j.
ke Willaumes Gargate avoit asses fait a lui de chou qu'il Tavoit laidengiet
7 ferut, 7 Ten voloit*) porter boine pais 7 les siens*). 7 Tendemain fu
Will. Gargate mis huers de le prison de le ville, la il estoit, en le porte-
1) D. h. 9 X 20 = 180 U.
2) Man beachte die Umstäadlichkeit der Formeln.
3) sc. Jak, Mout.
4) er stellte den Prov. die Sache vor.
5) Subject scheint mir W. Garg, zu sein.
ü) Das bezieht sich wohl nicht elliptisch auf TT. Oarg,, sondern steht ob-
jectivisch; s. zn Nr. 17.
Zwei altfranz. FriedeiiBregister der 8tadt Touinai (1273—1280) 59
as- Maus, pour chou qu'il estoit ales encontre le ooinant dou provost qui li
comanda a aler en le prison de le ville sor .c. mars, pour chou kll
refosa a aseurer // le fil Bauw^:nies, 7 en fu cries ausi a x ffi 7 a Fol. 38^.
.iL 8.^) cescuD juret 7 se pierdi se comungne^) s'il Tavoit. 7 quant WiU
lauines viunt merchier as provoB 7 as juree, il aesena a lui 7 au sien* a
quant qu'il avoit 7 a quanqu'il aroit, pour Tarnende paiier a le volentet
des jores.
338. Au tierc jour d'octembre par vn demerkes ki fu Tan 1274, vint deWilLTar/
Will. Tartous en pl. h. 7 Willaumes Verdeaus ; 7 misent le seurtet jus y^^^i '
kll avoient faite li uns al autre; 7 oouneut li uns al autxe b. ps. 7 loial
de L 8. pd. les pr. 7 les j.
339. Evrardins li Cases* 7 Jakemins Gosseaus fisent pais li uns al deJakemin//
autre p. pr. p. j. au saisime jor d'octe[mbre] par vn mardi*) Tan 1274, de Eyraidüi/Ile
le naverure que eil Evrardins fist a celui Jakemin. Si doit Evrardins paiier Gaset.
le ooust dou mie loiaument entre ci 7 le toutsains; 7 aler pour Tarnende a
Saint Gille en Prouvenche; 7 mv. ded. les closes paskes Tan 1275; 7 rap.
Ito. de cranche de sen plr. Et s'il ne faisoit ces coses ensi qu'eles li sunt
enjointes, on lebaniroit atousjors deT. 7 si seroit en lecache* deJakemin
Gossiel 7 de ses amis, 7 si ne poroit celui Evrardin aidier ne conforter nus
de ses parens ne ki a lui monte. 7 si baisierent les parties devant dittes
li uns Tautre en n. ps. pour aus 7 pour les leur.
340. Jehans Kibous fist ps. p. pr. p. j. a Jehan Rainneware le fil, a Fol. 30.
ti)lin Ricouart 7 Jehennet Ramet, au saisime jour d^octembre par vn mardi ® *'' '
l'an 1274. 7 fu li amende tele que Jehans Rainneware, Colins Ricouars 7
Jehennes Rames, pour le bature 7 pour Toutrage k'il fisent a celui Kiboul,
il* en doivent tout troi aler a Saint Gille en Pr. 7 mv. as closes paskes
l'an 1275 7 rap. bs. Its. de lor plr. 7 s'est dette pour Jehan Rainneware
Jehans ses pere, 7 pour Coh'n Ricouart Bauduins Ricouars 7 Jehans Mols-
Pestris, et pour Jehennet Ramet Will, ses pcre. 7 si baisierent les parties
devant dites li uns Tautre en n. ps. pour aus 7 pour tous les leur.
341. L'an 1274 au vint 7 vnime jour d'octembre par un diemenche, ^® Wi^l- lo //
hps. fte. p. pr. p. j. en pl. h. entre Jehennet Galie d'. pt 7 Will, le^^ffl^l
^isiet d'. pt, en tel maniere que Jehennes Galie paia le coust dou mie
de chou qu'il*) navera 7 mist en peril de mort, pour Tocooison de le loi
1) „sowie zur Zahlung von 40 s. an jeden Geschwor.'*
2) seine Eigenschaft als Mitglied der eomugne, sein Bflrgenecht
3)-
4) = fu'ü le.
60 Walter fienary
de le ville; 7 pour Tarn. Jehennes G. en dt al. a Saint Jakeme en 6. 7
mv. ded. le close paöke Tan 1275. 7 se Jeh. G. defaloit del ooust dou mie
paiier u de ce voiage^) faire, il seroit banis a tousjours; 7 si seroit en le
Cache Will, le Croisiet 7 les siens'); 7 si ne li poroient aidier ne coiisellier
de nieut nus de ses proismes.
Fol. 39v 342. ^ L'an d. i. 1274 el mois de sietembre, couneureiit 7 fiaent b.
CampioD ki P*- Watiers de Gauraing 7 Jehaiis ses fre[re] pour aus 7 pour les leur a
fu//fille YsabieF) Campion, ki fille fu Goutier de Buri, le carpentier, bourgois de
5iirile//car-'^*> 7 as siens. Ce f. ft en pl. h. pd. Will. Castagne 7 Dierin dou Pore,
pentier. provos, 7 pd. plentet de jures.
343. Mesire Jehans de Bauduimont, cheio/icrs *), couneut b. ps. 7 loial
pour lui 7 pour les siens a Jehan de Templueve; le couvreur de tiule, 7
as siens de quanqt^'avenut estoit entr'aus jusques au jour d'ui. Ce f . ft
en pl. h. pd. Willaume Castagne 7 Dierin dou Pore, provos, 7 pd. les jures,
l'an 1274 au sietisme jour de novembre par vn demerkes.
344. L'an d. i. 1274 el mois d'octembre en le darraine semaine, viot
Jehans de Tetnplemarc ^), li ainnes, en plainne hale pd. Gillion Car-de-vake
7 Jehan au Pole, provos de comandise, 7 pd. les jures 7 couneut b. ps.
7 loial de 1. s. a Colart d'Ere 7 as siens, de toutes coses ki avenues
estoient entr'aus deus jqs. jr. de ceste pais. 7 eil Colars estoit adont valles
Jehan de Flekieres ki jures estoit.
Fol. 40. 345. L'an d. i. 1274 el mois de novembre, fu ps. fte p. pr. p. j. en
pl. h. entre Jehan d' Ainnes, majeur de Toumai, d'. pt. 7 £moul d'Amette
7 Triulin, bateurs al arket, d'. pt., ki batirent 7 laidengierent Jehan d'Ainne^
pour chou qu'il estoient banit pour route 7 potir assanlee* a tousjours. 7
lor fu li amende enjointe pour l'outrage qu'il fisent que jamais ne pueent
en Tournai cntrer ne ravoir le ville, si aront este* a Saint Jakeme en G. 7
raportet*) bs. Its. de lor plr. 7 si ont fait lor dctte de ce plr. pour Triulin
se mere 7 Watiers des Maus 7 ses freres; et pour Ernoul d'Amette ont
fait lor dette si troi frere, Jakemes d'Omeries, Estievenes d*Omeries 7
Jehennes lor freres.
1) r in der Ha.
2) Zu dem Acc. ao Stelle des Gen. u. Dat s. Nr. 17 Anm.
3) Ob dieser Vorname oder der am Rand angegebene zntreffen, ist nicht fest-
zustellen.
4) Ha. ehrVs.
.5) Hb. tnare; s. zn 38* FuBsn.
6) Hs. raporier; vielleicht hat der Schreiber rap. daivent schreiben wollen;
8. auch Anm. zu 306.
Zwei altfranz. FriedeDsregister der Stadt Tournai (1273—1280) 61
346. L'aii d. i. 1274 el mois de decembre, fu ps. fte. p. pr. p. j.
ntre Jakemon Copet d\ pt. 7 Watier Crueus 7 Rogier se frere d'. pt, en
ü maniere qua WatiV?r8 Cr. 7 Ro^t^rs ses^) freres rendirent a Jakemon C.
ij ffi de tomois ipour sen despens 7 pour le coust dou mie, 7 se dvt
L a cloees paskes Tan 1275 a Saint Qille en Pr. 7 rap» Its. au revenir
e leur p[e]lerinaghe. 7 si ont fait lor dette potir ees deuR freres Theris de
•"alempin 7 Copins sea freres. — Ce f . ft. a le provoste Will. Casiagne
Dierin dou Pore Tan 1274.*)
347. Baudes, 11 freres Jehan le Peseur, a ps. fte. pour lui 7 pour les Fol.40^.
iens a Hellin de Courchieles 7 as siens, de toutes ooses ki avenues estoient
(ntr'aus deus jusques au nianli ki fu devant le Sainte Lusse Tan 1274, en
:el maniere que, pour le ferure 7 pour le laidure que Hellins fist a celui
Baude, il dt. al. a Saint Tbumas de Cantorbile, 7 mv. ded. closes paskes
[€» prochaines que nous atendons, 7 rap. bs. Its. de sen plr.^) Ce f. ft. en
pl. h. pd. pr. j. ; si furent provost Will. Castagne 7 Dierins del Pore.
348. Tbumas de Poukes, li jovenes, Jakemes dou Four-des-povres*
7 leeres Pepins, clers, ont ps. ft. a Baudon Bielerose, le vallet des eskievins
de Saint Brisce*, 7 a Biernart le Miessier de S. Brisce, en tel maniere que
eil Tbumas, Jakemes 7 Pietres Pepins dvt. al. a Saint Tbumas de Cantor-
bile d'amende, pour le vilenie qu'il fisent a Bauduin 7 a Biernart, 7 rap.
bs. Its. de creance de lor plr. 7 si raplegierent eist troi li uns l'autre de
Celle amende faire. Ce f. ft. en pl. b. pd. pr. j. a le provoste Jeb. le Roi
Tan 1274 el mois de jenvier.
349. Mikif/« de Hunewaumes a ps. fte. a Simon de Lers d'endroit le
naverure qu'il fist a celui Simon, en tel maniere que eil Mikiti« dt. al. a
Saint Gille et // mv. ded. closes paskes procbaines Tau 1275 7 rap. Its. Fol. 41.
de sen plr. Ce f. ft. pd. pr. j. a le provostet Jeb. le Roi 7 segneur Lotart.
350. Jakemes Wauflars 7 Ernoul[s] li Evilliers* ont mis jus le seurtet
ki estolt entr'aus deus*) 7 couneut b. ps. li uns al autre de toutes [co«es]
ki avenues estoient entr'aus jqs. jr. que ceste seurte« fu jus mise. Ce f.
ft. en pl. b. pd. Gillion Car-de-vake 7 Jeban le Roi, provos, 7 pd. xxii
jures avoec aus. Ce f. ft. au noevime*) jor de jenvier par vn demerkes Tan 1274.
1) Hb. fes.
2) Die Zahl ist nicht zu Ende geschrieben.
3f Hs. pelirage.
4) Folgt li uns al autre, das dann nochmals in der folgenden Formel steht.
5) So am Rand an Stelle von durchBtrich. disime.
62 Walter Benary
351. Et en ce demerkes devant dit fisent b. ps. d*au6 7 des leur
Will, li Detiers'*' 7 Emouls li Evilliers de toutes coses ki avenues estoient
entr'aus jusques a ce demerques devaut dit. S'i furent li doi provost devant
nomet 7 xxij juret, 7 en ce jour mismes juraWill. li Detiers se oomugne.*
352. Pieres Rogons 7 Jehans Bloudeaus de le Bare ont ps. fte. li
uns al autre pour aus 7 pour les leur de toutes coses ki avenues sunt entre
eaus jusques nl vnsime jour de jenvier par vn devenres Tan 1274. Si
doivent Pieres R. 7 Monnes Davis aler a Saint Thumas en Cantorbie, 7 li
feinine Monnet David a Boulogne, 7 Jakemes Rogons 7 Gilles Kieville,
clers, a Saint Gille en Fr., 7 Biemardins de Courchieles 7 Jehenes ses frere
a Saint Nicholai a Warengeville; 7 ces plrs. doivent il foire as paskes
procbaines. Plege powr le partie Pieron Rogon 7 Gilloi Kieville Emouls
Fol. 41v. Kieville, Theris //de Falempin 7 Copins ses frere; 7 Pieres R. les en doit
aquiter tous quittes. Et pour le partie Jakemon Rogon ^) Pieres de Chiele,
Andrifi« de Gele, Theris li Grans, Andriu« ses 6u8, Estievenes li Monnes
7 Jeh. Towneaus.
jWat/>rde// 353. Watiers de Nivile 7 Colars de Fenaing ont ps. fte. p. pr. p. j.
Nieviele. ^j^ j^ bature que Watiers fist a celui Colart 7 dt. al. Watters de Niviele
7 niener avoec lui Grart de Brars 7 Adan Blauwet a Saint Thuinas de
Cantorbie 7 niv. a closes pasques l'an 1275. 7 se Watters ne pooit ces
deus mener avoec lui, il doit adont aler tous seus a Saint Gille.
354. Evrars a le Take couneut en pl. h. pd. pr. j. b. ps. pour lui 7
pour tout sen linage a Colart le Sure 7 as siens. Ce f. ft. Tan m. ce.
sessante quatorse au quinsime jour de jenvier.
le Jeh. le 355. Jehans li Bruns a ps. fte. pd. pr. j. pour lui 7 pour les siens
lartd'An/% Colart d'Antoing, le sure, 7 eil Colars a lui powr lui 7 pour les siens; 7
toJng. baisiet li uns Vtiutre pd. pr. j. en n. b. ps.
ie Gillot 356. Gillos d'Esplechin ne puet jamais entrer en Tournai, si ara estet
'^ *°'a Saint Gille en Pr. 7 raportet bs. Its. de sen plr. sour banir n tousjours,
pour Tarnende de le iefPnme Jehan TAngele qu'il navera.
Jakemon// 357. Jakemes mK Pisseniers 7 Padouls de Gauraing ont mis jus le
i^ssent ^r 7 / /
3 Padoul. ^*"**®*' ^* estoit entraus faite pd. pr. j. en pl. h. en feverier Tan 1274; 7
Fol. 42. adont ßsent il b. ps. entr'aus deus de toutes // coses ki avenues estoient
entr'aus deus jusques a oe jör.
i^Jehan a// 353. Jehans a le Take, li fius segneur Evrart, couneut b, ps. 7 loial
lartleSure.^^ 1. s. a Colart le Sure d'Antoing 7 as siens; 7 baisierent li uns lautre
1) Folgt durchstrichenes 7 Oillot Kieviüe.
Zwei altfranz. FriedenBregister der Stadt Tournai (1273—1280) 63
en n. b. ps. en le hafle] pd. pr. j., viij jors devaiit le nuit dou quaremiel
l'an 1274.
359. Mikius, ki fu fiiis Gossuin d'Anvaing, n ps. ft. a Jehan CastagneCf deMikiel//
7 a Gillion sen frere 7 a Evrart d'Aiivaing, de le bature 7 del lait qii'il ^^^g^^*
fisent a oelui GrosBuin. 7 pour Tarnende Jehans, Gilles ses frere 7 Evrars d'Anvaiog.
d'A. dvt. aL a Saint Gille en Pr.; et Jehans Frasneaus et Bandes Gavains
7 Gillos de Rasse, pour chou qu'il furent el confort 7 en Taiyue des trois
ki batirent celui Gossuin, il dvt. al. a Saint Nicolai de Warnierville. 7 eil
vi. devant nomet dvt. mv. pour ces plrs. faire a closes paskes l'an 1275
7 rap. bs. Its. de crance de lor plr. as jures qu'il aront lor plrs. fais si
cm il doivent. 7 de ceste pais a tenir 7 de ces plrs. faire ont fait lor
propre dette pour tous 7 pour le tout Jehans Castagne 7 Gilles ses frere.
360. Jakemes de Hauterege, Theris ses frere 7 Jakemes li MireliersCfdeJakemon
ont fait b. ps. pour aus 7 pour le[s] leur a Jakenion de Wiele 7 as siens, ' Haute-
de toutes coses ki avenues estoient jusques au [sijsime jor de march Tan
1274 par .j. demerkes: 7 baisierent li uns l'autre en n. ps. pd. pr. j. en pl. h.
rege.
361. Jehans Boins-cuers et Oliviers Bar ont ps. fte., 7 baisiet li uns Fol. 42v.
l'autre en n. ps. pour aus 7 pour le[s] leur, de toutes coses ki avenues
estoient entre aus jusques au sisime jor de march l'an 1274. Ce f. ft. en
pl. h. pd. pr. j.
362. Theris de Loymont 7 Jakemes li Pisseniers ont ps. fte. d'aus 7
des leur de toutes coses ki avenues estoient entr'aus jusques au chiunquisme
jour de marc Tan 1274; 7 baisierent li uns Tautre en n. ps. Si doit Th.
de L. al. en n. d'am., pour le laidure qu'il list a celui Jakemon, a Saint
Josse, a Boulogne 7 a Sainte Katheline a R., 7 Jak. li P. dt. al. a Bou-
logne 7 a Saint Josse, pour le lait qu^il dist a Theri de L.; 7 si dvt. mv.
as closes paskes l'an 1275 7 rap. bs. Its. au revenir.
363. Pieres Rames, Jehennes ses frere 7 Monnes li Valles ont ps. fte.
li uns al autre pour aus 7 pour les leur de toutes coses ki avenues sunt
entr'aus jusques au vint 7 quatnme jour de feverier; 7 baisierent li uns
l'autre en n. ps. Monnars li Valles pleges pour le fil; et Will. Rasteaus
plegtö pour ses ij fius de tenir Tarnende tele que li juret asseneront. Li juret
disent que Jehennes Rames alast a Saint Gille 7 fust mens devens closes
paskes Tan 1275.
364. Theris Ghillars 7 Renaudins de Blandaing ont ps. fte. de toutes
coses li uns al autre pour aus 7 pour les leur; 7 baisiet li uns Tnutre pd.
pr. j. Ce f. ft. l'an 1274 au sisime jour de march.
(54 Walter Benary
Fol. 43. 365. Will. Esponsars 7 Jakemes Auwelette ont b. ps. fte. 7 couneute, 7
baisiet li uns Tautre en 11. ps., por aus 7 pour les leur, de toutes coses ki
avenues estoient entr'aus jusques au niois de ghieskerec l'an 1274.
366. Grars Sabine 7 Gilles Carbons vinrent en pl. h. pd. pr. j, el
mois de feverier l'an 1274 7 misent le seurtet jus ki estoit entr'aus 7 fisent
b. [ps.] li uns al autre, i^our aus 7 pour les leur, de toutes coses ki avenues
estoient entre aus jusques a ce jor.
376. Jakemins li Brakeniers a ps. fte a le fe^nme Jeh. Gossiel, de liii
7 des siens a li 7 as siens, de toutes ooses, jusques au sietisme jour de
marcb. Si doit Jakemins aler a Saint Gille a closes paskes en n. d'ain.
Ce f. ft. en pl. h. l'an 1274 au sietisme jour de marcb.
368. Jehennes Martins 7 Estievenes de Hostes ont ps. fte. en pL h.
pd. pr. j., d'aus 7 des leur, de toutes coses ki avenues estoient entr'aus
jusques au darrain devenres de marc ki fu l'an 1274, en tel maniere que
si tos que Estievenes de H. sera revenus de Saint Jakeme, il dt. niv. 7
raler a Sainte Katberine a Ruem 7 a Boulogne 7 a Saint Josse, pof^r chou
qu'il feri Jehennet Martin d'une fourme.
369. Robiers Mifare a ps. fte. a Gillion a le Take pd. pr. j. 7 Gilles
dt. al. a Saint Gille 7 mv. ded. closes paskes pour Tarnende de chou qu'il
bati Mifare. Ce f. ft. Tan 1274 el mois de marcb.
Fol. 43^. 370. Watiers li Musis 7 Pieres ses fius ont ps. fte. a Jakemon
Candellon p. pr. p. j. en pl. h.; 7 baisiet li uns Tautre. Si dvt. Watiers
7 ses fius al. a Saint Gille, pour Tamende de le bature, entre ci 7 le mi-
aoust a tous lor boins puins^). Ce f. ft. l'an 1274 el mois d'averil.
371. Ence mois mismes devantdit fu ps. fte. en pl. h. p. pr. p. j. entre
Jeh., le fil Estievenon Castagne, 7 Jeh., le fil Evrart dou Casteler. Si dt.
al. a S. Gille Jeh. li fius Evrart, pour Tam. de che qu'il fist au fil Estievenon.
372. Gillos Beaus-sire 7 Gillos Soimons ont ps. fte. p. pr. p. j. a
Will. Hourdellon 7 a Colart Mousket; 7 baisierent li uns Tautre. Si que*
Willaumes Hourdellons dt. al. en n. d'am. a Saint Gille en Pr. 7 au revenir
a Saint Thumas en Cantorbie; 7 [ — ,] li freres Will., dt. al. a Saint Gille;
et Mahiues, li freres Willaume, dt. ausi al. a Saint Gille. Dette powr Gillot
Soimont 7 Gillot Beau-sire Wibiers') Soimons; et pour les Hourdellons lor
1) wohl = „zu welchem Zeitpunkt es ihnen gut dünkt''. Oder ist puini
hier = „Zustand" wie bei Godefroy, Compl.? (Plural zu puing =: poing liegt doch
nicht vor.) Vgl. noch 335 a se valentet.
2) H8. Wibiert.
Zwei altfraDz. FriedeDBregister der Stadt Tournai (1273-1280) 65
pere. — Et Gillos Beaus-sire dt. ai. a Saint Gille 7 a Nostre Dame de Roche-
madoul, pour Tarnende del outrage qu'ii fiBt a ces Hourdellons. 7 dvt. mv^).
pour ces plrs. [faire] entre ci 7 le mi-aoust ki vt prcht Pour Colart
Housket fist se dette de tenir le pais 7 le dit des jures Jeh. li Bouchiers,
ü joYenes. Ce f . ft Tan 1275 le mardi en paskes.
373. Jeh. 11 Babinere de Valenchienes a ps. fte. de 1. s. a Jehennet
d'Article 7 as siens, de chou qu'il le feri si dou puing qu'il li fist l'oel
voler hors dou chief); // 7 si a ft. ps. ausi a Jehennet de Bouri de 1. s. Fol. 44.
a 1. s., de chou qu'il le feri dou puing es dens. 8i dt. al. p(mr Tarn, de
Jehennet d'Article a Saint Jakeme en 6.; 7 revenir par Saint [Gille], pour
l'am. del autre; 7 mv. entre ci 7 le mi-aoust ki vient. Ce f. ft le nuit
de mai*) por vn demars Tan 1275.
374. Jakemes li Pisseniers 7 Jakemes de Gauraing ont ps. fte. li uns
al autre d'aus 7 des leur. Si doit Jakemes li P. aler a Saint Jakeme en
6. d'amende del fourfait qu'il fist a Jakemon de G. 7 eis Jakemes dt. al.
a Saint Gille pour le fourfait quMl fist a Jakemon le P. ; 7 si dvt. mv.
entDeci 7 le mi-aoust ki vt. prcht. Ce f. ft. en le hale pd. pr. j. Tan 1275
le nuit de mai.
375. Colars d'Ere 7 Jehennes ses fius ont ps. fte. d'aus 7 des leur
a Eyrart dou Doit 7 a Bietris se fenune 7 a ses filles 7 as leur, de toutes
cofies ki avenues estoient entr'aus jqs. jr. que ceste ps. fu fte: ce fu^) Tan
i i. 1275 au quart jor de mai par vn samedi. Si fu cowme provos
Jdians li Rois 7 juret Will. Castagne, Jeh. de Bourghiele, Jehans des Ruieles,
Jehans Mos-perelleus, Jeh. de Flekieres.
376. Jehans de Berqt^is 7 Martins de Saint Omer ont ps. fte. li uns
b1 autre, de toutes coses ki') avenues estoient entr'aus deus jqs. jr. que ce
fc fait Ce f. ft. en pl. h. pd. pr. j. Tan 1275 el mois de feverier le
^^\ devant le nuit dou quaremiel.
377. Pieres li Fevres de Bauwegnies a ps. fte. pour lui 7 pour les Fol. 44v.
^ens a Pieron Wagnon, bourgois de T., 7 as siens, de toutes coses k'FevreT'de;/
Avenues estoient entr'aus jusques au sisime jour de ghieskerec par vn devenres *) Wagnon.
1) sc. alle die Genannten.
2) Dies Wort ist nachträglich hinzugefügt.
3) d. h. am Abend des 31. April.
4) Oder Ce fu [fait].
5) Ha. Ai.
6) Falsches Datum; der 6. Juni 75 war ein Donnerstag.
^^«■uiilMhe ronohangen XXV. 5
66 Walter Benary
ki fu Tan 1275; 7 baisierent li uns Tautre en n. b. ps. pd. les pr. 7 lesj.
Si furent avoec Pieren le Fevre a ceste pes faire de se partie: Jehans
Oiseaus, Jehennes de Bauwegnies, Jehans Moukes, Jakemes de Ponenghes,
Rogiers de le Mote, Jehans de Potainfosse, Pieres li Boulenghiers, Golars
dou Puch, Jehans de Bauwegnies, Pieres de Ponenghes, Pieres li Couvreres,
Jakemes Liepus, Jehans de Veson, Jakemes de Heregnies, Estievenes de
Ponenghes, Colins de Ligniettes 7 Evrars li Ballius. — Et de le partie
Pieron Wagnon i furent : Jakemes as Coispeaus, Jehans Tiestelette, Jehennes
li Louchiers, Emouls li fius le Mestre, Therions li Louchiers, Jehans Pesiere,
Jehans Mos-perelleus 7 Emous as Coispeaus+^). — Si dut Pieres Wag-
nons aler outre mer en voiage dedens closes paskes Tan 1276 u rendre*
X S de tomois pour le voie; 7 eist x U furent paiiet a Pieron le Fevre,
par maniere que s'il venoit nus qui melleur droit i seuist moustrer quU
que il re[n]den>it ces [xS] al assens des provos 7 des jures. S'en ont fait
lor dete, oescuns pour le tout, Pieres li Fevres 7 Bogiers Boinefois 7 Jeh.
li fius Vuiderue; s'en ont assenet a aus 7 au leur oescuns pour le tout
ie Jeh. de// 378. Jehans de Templemarc, Jehans*) ses frere, Gilles de Holai 7
7 de Jehan Groules li Goudaliers ont ps. fte. pd. pr. j. en pl. h. a Jehan d'Acre; 7
d'Acre. baisierent li uns Fautre en pl. h. en n. b. ps. pour aus 7 pour les leur.
Si doivent li quatre premier nomet aler en n. d'am. a Sainte Katherine
a R.; 7 mv. a le issue d^aoust ki vt prcht.^); 7 rap. Its. de lor plr. Ce
f. ft. Tan 1275 en le premiere semaine de ghieskerech.
^® Jj^™*»// 379. Jakemins de Bari a ps. fte. a Andriu le Grant 7 baisiet li uns
le Andriu // l'i^utre en n. ps. Si dt. Andrius li Grans al. en n. d'am. a Sainte Katherine
le Grant a R ; 7 mv. a le issue d'aoust le prochain que nous atendons. Dette de ce
Fol. 45. plr. Hen//ris li Alemans 7 Emoules li Grue.
380. Jehans de Waverin 7 Evrardins li Tenderes ont pes faite pour
aus 7 pour les leur de toutes coses ki avenues estoient entre aus jqs. jr.
que ceste pes fu feite. Si doit Evrardins paiier le coust dou mie, dou fil
Jeh. de W. qu'il navera, dedens le pourcession ; 7 si dt aL a Saint Nicolai
a Wamierville^). 7 Jehans de W. doit paiier le coust dou mie de le sereur
Evrardin; 7 si dt. aL a Saint Jakeme. 7 mv. dvt. ded. le pouroession.
1) 4- bis + zeigt dünne Schriftzüge. Das Folgende bis zum Schluss der
Nummer steht geklenunt am Bande.
2) Vielleicht ein Irrtum des Schreibers.
3) Einfaches p ohne Abschwung in der Hs.
4) Hb. WaruruilU.
Zwei altfraDjs. FriedeDoregister der Stadt Tournai (1273—12^) 6t
Ce f . ft. en pL h. Tan 1275 an fenerech. — ^^) Dette pour Evrardin Jakes
Willoke 7 [si] troi freie, Petis, Grans 7 Brisses.
381. GilloB dou Ploiic de Velaine a ps. fte. a Watter de Velaine, le de Gillot /
derc. Si doit eil Watiers rendre a celui Gilot x a. pour le coust dou mie ^^^ Ploiic
7x8. pour Ben despens; 7 si doit li devant dis W. aler a Saint Jakeme
en G. 7 mv. ded. les closes pasques Tan 1276^) 7 rap. Its. as provos 7
as jures de sen plr. Si ont fait lor dette pour Watier devant dit Heuniele
li Boulenghier[s] 7 WilL Foubiers; 7 Watiers les en doit [a]quitter tous
quites. Ce f . ft en pl. h. pd. pr. j. Tan 1275 el mois de ghieskerech.
382. Watiers de Tourp 7 Adans Basteniere ont ps. fte. p. pr. p. j. 1. w«ti«r
pour aus 7 pour les leur de toutes coses jqs. jr. que [cjeste ps. fu fte. Si de Tourp.
ont fait lor dette de tenir le dit des jures pour Adan B. Jakemes as Cois-
peaus, Jehans li Louchiers 7 Jeh. Posiere de Herignies. Si doit Adans
donner a Watier de T. dedens xv jors xl s. de tomois 7 paiier ausi le
ooust dou mie dede[n]s oes xv jors; 7 si dt. al. a Saint Gille en Pr. en
n. d'am. 7 mv. a close penteoouste Tan 1276 7 rap. Its. de sen plr.
383. Felippes li Oarpentiers 7 si doi fil Meurisses 7 Jehenes d'. pt 7
Jehenea de Manege d'. pt. ont fianchiet en le main dou provost en pl. h.]QQg|p^^
qu*il tenront le dit des jures dou content ki estoit entre eaus. S'en ont
hit lor dette pour Jehenet de M. Amouris ses frere 7 Jehennes de Bour-
gfaiele. Si doi//vent Meurisses 7 Jehans ses freres aler en n. d'am. a Saint
Nicholai a Warengeville 7 mv. ded. le Saint Bemi ki vt prcht. Geste ps.
fu fte. l'an 1275 el mois de fenerech p. pr. p. j. en pl. h.
Fol. 45t.
384. Gilles Willelevres a ps. fte. p. pr. p. j. a Bauduin de Hierseaus
7 a Gillion de Mau&it. Si dt') Bauduins al. pour amende de le ferure qu'il
fist a GiUion devant dit a Saint Gille en Prche.; 7 Gilles de M *)
385. L'an d. i. 1275 el mois de sietembre, fisent ps. p. pr. p. j. en
pL h. Colars Maurois 7 Ghiselins de Gant, ki mest avoec Jeh. le Pinier, de de Colart /
le bature 7 del outiage que eil Ghis. fist» a un jor ki passes est, el markiet
a oelui CoL Si dt Gis. al. a Saint Gille en Pr. 7 mv. a le dose paske ki
aera Tan 1276.*
386. GoBses dou Buel 7, Jakemes Eskameaus ont ps. fte. li uns al
1) Dieser Nachtrag steht am Band.
2) Hfl. m. cc IxvL
3) daU über durchgestrich. ddvetU.
4) Best fehlt
5) Noch heute ist der Name Mauroii neben Mauroi h&ufig.
5*
68 Walter Benary
[autre] p. pr. p. j. de^) paroles qu'il disent It uns al autre. S'en dvt. al.
a Saint Josse 7 a Boulogne pour am. It uns del autre 7 mv. [dejdens le
pourcession de T. Tan 1275. Se fu ceste ps. fte. en ghieskerech devant.
387. Mestre Bobiers d'Arras, li enluminere, 7 Jehennes de Guiegnies
ont ps. fte. li uns [al] autre de toutes [coses] avenues pour aus 7 poiir les
leur, jusques au vint 7 quatrisme jor de ghieskerec l'an 1275. Ce f . ft.
pd. pr. j. St dt Jeh. de G. al. a Saint Josse 7 a Boulogne ded. le Saint
Bemi prochaine.
Fol. 46. 388. Grouls Crueus a ps. fte.*), pour lui 7 powr les siens, a Willemet
Maughier 7 a Jakemon sen frere, pour aus 7 pot«r Karon lor frere 7 pour
les leur, de le bature 7 de le tuillure qu'il fisent Groul Crueus. 7 fian-
chierent Gherouls 7 Willemes 7 Jakemins ses freres qu'il tenroient de Tarnen-
de pour aus 7 pour les leur qtianque li jureten diroient Li provost^) disent
par assens de jures que Karons Maughiers 7 si doi frere Willemes 7 Jake-
mins en Yoisent en n. d'am. tout troi a Saint Gille en Prouvench[e] 7
muevent ded. le Saint Bemi ki vL prcht. Ge f. ft. en pl. h. au chiun-
quisme jor de fenerec par vn devenres l'an 1275^).
389. En ce jour mismes devant dit fu ps. fte. p. pr. p. j. en pl. h.
entre Martin de Bierclers 7 les siens d'. pt 7 Jehan Viellart, le sure, 7
les siens d'. pt., de toutes coses ^) jqs. jr. devant dit Si doit Jeh. Viellars
paiier le coust dou mie a Martin devant dit de le naverure qu'il li fist;
7 si dt eil Jehans al. a Saint Jakeme en G. 7 mv. dev. le mi-quaresme ki
vt. prcht. 7 rap. Its.
390. Colins Boukine 7 Jakemins Puchiele ont ps. fte. li uns al autre
pour aus 7 pour les leur de toutes coses ki avenuejs] estoient entre eaus
jusques a le nuit Sainte Margherite l'an 1275; 7 baisierent li uns l'autre
en pl. h. pd. pr. j.
391. Colars de Fenaing dt. al. a Saint Gille ded. le pourcession pour
Tarn, del outrage qu*il fist a Jakemon Ghiselin; 7 baisierent li uns l'autre
en pL h. pd. pr. j. Ce f. ft. l'an 1275 en fenerech.
Fol. 46^. 392. L'an 1274*) fu ps. fte. p. pr. p. j. en plainne h. entre Jehennet
de Basin. ^^ Bongi 7 Basin de le Vourc 7 les leur d'. pt. 7 Karon Maughier 7 les
1) Man erwartet de3 paroles.
2) Folgt durchgestr. a karon fna[ughier],
3) Ober durchgestr. iurei.
4) Der Best der Zeile — die mit (ft^nerec beginnt — ist ausradiert.
5) Der übliche Zusatz fehlt hier; ebenso Nr. 406.
6) Das Datum befremdet; vielleicht verschrieben für 1275.
Zwei altfraoz. Friedensr^ster der Stadt Töurnai (1273—1280) 09
81608 d'. pt. Si dut Karons aler a Saint GiUe en Prche. pour le naverure
qu'il fist a Basin.
393. Thumas li Moulekiniers a ps. fte. a Estievenon Qistagne 7 a deStieve//
Jehan aen fil des batures 7 des outroges qu'il fisent a oelui Thumas. Si OastaffZ/ne.
doivent Eslievenes 7 Jehans ses Aus aler a Saint Gille en Pr. en n. d'am.,
7 mv. ded. les octaves dou jor Saint Jehan Baptiste Tan 1276, 7 rap. Its,
de lor plr.
394. Pieres de Blaheries 7 Jeh. ses uns ont ps. fte. a Jakemon le de Pieron //
Noirier p. pr. p. j. en pl. h. de toutes coses ki avenues estoient entr*au8 ***
jusques au vint 7 deusime jor d'averil Tan 1276; 7 baisierent li uns l'autre«
395. Colars de Monvaus 7 Trikars ont ps. fte. li uns al autre en pL de Tricart
h. pd. pr. j. des naverures que li uns fist Pautre 7 de toutes^) coses ki
avenues estoient entre aus jusques a le nuit Saint Marc Tan 1276 el mots
d'averlL Si dt Trikars aL a Smnte Katheline a R. 7 Colars de M. a Bou-
logTie 7 a Saint Josse; si dvt. mv. ded. les octaves del jor Saint Jeh. Bapt.
Tan 1276 7 rap. Its.
7 si ont asseuret de aus 7 des leur Vilain de Moreau-porte ^ de
Bni8eg:nie8 7 les siens.')
396. Henris li Porteres a ps. fte. a Ck)lin de Bauwegnies 7 a Jeh. sende Henri le//
frere de chou qu'il le jeterent jus dou pont en coste le moulin de Marvis^ orteur.
la OD cuida que eil Henris fust mors. Si dt. Colins al. a Saint Gille en
Prche. pour Tam. 7 rap. Its. de sen plr.; 7 mv. ded. les octaves del jor
Saint Jehan Baptiste Tan 1276.
397. Eruouls Bourdons a ps. fte. a Wateron de Duisompiere, a Gode- Fol. 47.
8cal le Lignetelier 7 a Gillot Croket de Calone. Si dvt. tout troi aL a Saint ^l^^oi"
Gille en Prche. pour Tarn, de chou qu'il assalirent 7 batirent Emoul Bourdon
pour che qu*il avoit pris le loi de le ville de Wateron de D.*) Si dvt. mv.
as octaves del jor Saint Jeh. Bapt. l'an 1276 7 rap. Its. de lor plr.
398. Jakemes Clarembaus a ps. fte. a Marion Puciele se fiUastre. Ce
t ft Tan 1276 en averil.
1) Hb. Um/es.
2) Dieser Absatz ist ein zweifacher Nachtrag.
3) Bedeutet entweder: „weil dieeer gegen W. do D. geklagt (das Stadtrecht
'Q Anspruch genommen) hatte'* oder: weil er W. de D. von gerichtswegen ge-
zwungen hatte, ihm eine „Sicherheit'* zu geben. Bei der letzteren mir unwahr-
^heinlicheren Annahme müsste E. B. eine Amtsperson gewesen sein. In den Reg.
^ U loi 75/6 ist er nicht als solche verzeichnet.
70 Walter Benary
<ie Jdi.// 399. Monnea li Fiensiere* a ps. fte. a Jeh. Hade. Si dt. Monnes
aL a Saint Nicolai a Warengheville en n. d'am; 7 mv. ded. les octaves dd
jor S. Jeh. Bapt. Tan 1276; 7 rap. Its.
de OHjet // 400, Olives li Natiera 7 Jak. ses frere out b. ps. ft. a Jeh. Hade de
le JHatier //
7 de Jeh. // ^«^8 coses pd. pr. j.
larnes/Zkiel.
400 a. ^ Et Mai^herite, li fiUe Jeh. le Moulekinier, a ps. fte. a Jeh.
Harneskiel en pl. h. pd. pr. j. Ce f. ft. el mois d'averil Tan 1276.
401. Jehennes Dous-amis 7 Gillos ses frere ont ps. fte. a Jakemon
le Machon. Si dvt. eil doi frere al. a Boulogne [7] a Saint Josse entre ci
7 le S. Jehan Tan 1276. Ce f. ft en pl. h. Tan 1276 el mois de mal.
402. Fieres li Enfumes dt al. a Saint Gille en Prche. as doses paskes
^'an 1276; 7 dedens le mois k'il en sera revenus, il dt al. a Saint Josse
7 a Boulogne; 7 si dt rap. bs. Its. de oescuu de oes plrs. 7 ces amendes
doit il faire pour chou qu'il bad 7 fourmena Oillot Wetin ki estoit eswardere.
S'en fu li ps. fte. p. pr. p. j. 7 li am. jugie Tan 1275 el mois d'octembre.
Fol. 47v. 408. L'an d. i. 1275, le demerkes apries les octaves de le Saint Martin,
1 //Beaure-^ pes fte. p. pr. p. j. en plainne h. entre Jehan de Beaurepaire 7 les siens
paire. d'. pt, et Aloul au Dent 7 les siens d'. pt., del houtrage qu'il fist au consel
de le ville en le hale ki est maisons de pes, de chou qu'il feri Aloul au
D. dou puing emmi les dens si qu'il en viunt tous sannens pd. les jures.
Si fu li amende tele jugie que Jehans de B. dt al. a Saint Jakeme en 6.,
pour Toneur del devant dit Aloul, 7 mv. as closes paskes Tan 1276^ 7 rap.
bs. Its. as pr. 7 as j. de sen plr. Si ont fait lor propre dette de ceste
amende pour le devant dit Jehan: Anseaus de Lies, Watters de Beaure-
paire, Theris de Nueville, Theris Walerave, Alars de Blaheries, Gilles de
Hostes 7 Jehans d'Esplechin, li cambiers. S'en ont tout siet assenet a aus
7 au leur pour faire tenir ces coses devant dittes; 7 Jeh. de B. les en doit
aquitter tous qt^ittes. 7 si asseura en celle eure mismes Jehans de B. tous
cheaus que il poroit hair pour l'occoison de chou qu'il fu en prison. Et
Henris Fourres li peres 7 Jeh. li Vilains fisent lor dette pour Alou[l] au
D. de faire tenir l'ordenance de le pes devant ditte.
[deGillion// 404. L'an 1275 el mois de marc, fu ps. fte. p. pr. p. j. en pL h.
MarS/./Be ®°*^ Gillion Witore, Martin sen fre[re] 7 Schier Hidoul 7 les leur d'. pt
Erere // 7 de 7 Jakemon Cokiel, Thumas sen pere, Jeh. Biokiel 7 se pere 7 les leur d'.
Hidoul. P'- ^* doivent Gilles, Martins ses frere 7 Sohiers Hidous al. en n. d'am,,
pour les batures 7 pour les vilenies*) qu'il fisent a l'autre partie, Gilles W.
1) V in der Hs.
Zwei altfranz. Friedeosragister der Stadt Toarnai (1273-1280) 71
a Boulogne 7 a Saint Joese, 7 Martins a Samt Gille en Pr., 7 Sohiers
Hidouls a Saint Nicolai a WaroierviUe; 7 mv. ded. les octaves del jor Saint
Jeh. Bapt. Tan 1276. Dette pour oee amendes faire Gilles Witore; s'en
a assenet a lui 7 au «en a quanqu'il a 7 a quanqu'il ara partout 7 si le
fianca a tenir 7 a faire tenir.
405. L'an d. i. 1275 el mois de jenvier, fu ps. fte. en plainne h. p, Fol. 48.
pr. p. j. entre Briffaut, ki fu escrouette, 7 les siens d'. pt. 7 Jehennet> fil
dame Coulombain Oatine, Jehennet de Bongi 7 Jakemin Wisse, clers, 7 les
leur d*. pt, de le bature, de le blechure 7 del outrage que eil troi derc
fisent a Brifaut Si fu li amende tele jugie p. pr. p. j. que eil troi clerc
devant nomet doivent rendre a Briffaut .c. s. de tomois devens zv jors pour
les blechures qu'il li fisent; 7 si dvt tout troi al. a Saint Gille en Prche.
7 mv. as closes paskes Fan 1276 7 rap. bs. Its. de lor plr.
406. ^ Gilles Fortins 7 Will, de Hiertaing ont mis jus le seurtet ^ deGill//c
toit entr'aus 7 oouneut b. ps. li uns al
jusques au darrain deluns de march 1275.
ki estoit entr'aus 7 oouneut b. ps. li uns al autre pd. pr. j. de toutes coses^) ^^'^^
407. ^ L'an d. i. 1275 el mois de jenvier fu ps. fte. p. pr. p. j. enS<JeJoli-le
pl. h. entre Jehennet le Kesere* 7 les siens d\ pt. 7 Biertran de Flekieres,
ckre, 7 les siens d'. pt.; 7 baisierent li uns l'autre en n. ps. en pl. h.
7 fu li ani. jugie en tel maniere que Biertrans devant [dis] doit paiier le coust
dou mie de le naverure qu'il fist de le glave* Jehennet le Kesere; 7 se li
doit rendre pour se despens 7 pour ses damages z S de tomois^ .c. s. au
behourdie 7 .c. s. a paskes. Si ont fait lor propre dette pot«r Bertran, .de
rendre oes x S 7 le coust dou mie, Jeh. de Flekieres ses oncles, Jeh. de
F. ses nies 7 Watters de Gauraing; s'en ont assenet a aus 7 au leur a
qiionqu'il ont 7 a qKanqu'il aront') cescuns pour le tout. Et si doit Ber-
trons devant dis aler a Saint Jakeme en G. 7 revenir par Saint Gille;
7 rap. bs. Its. de ces deus lius qu'il ara fais ces plrs. ; 7 si dt. mv. as
ülcses paskes Tan 1276.
408. ^ En ce mois^) mismes devant dit fu ps. fte. en pl. h. p. pr. ? de Jake
p. j. entre Jakemon de Jenneves 7 les siens d\ pt. 7 Rufin 7 se frere 7 le j^^evM
fil Jeh. de Ruieles 7 les leur d'. pt. Si dt Jakes de J. al. a Saint Gille
en Provenche, pour le honte 7 les ferures qu^il fist as persones devant dittes;
7 mv. as closes paskes Tan 1276.
1) Vgl. Nr. 389.
2) Hb. arolt durch ccscunn veranlasst; vgl. 377 und 610.
3) Durchgestrichenes jour et vor mois in der Hs.
72 Walter Benary
Fol.4Sv. 4Q9 c| L'j^jj ]^275 el mois de deoetnbre, fu ps. fte. en pl. h. p. pr.
Ien//Diket. P* 3- ^^^^ Jehan Henniket d*. pt 7 Gillion de Popioele 7 Jehennet, le fil
Huon de Popioele, d\ pt Si doivent Gilles 7 Jehennes ses nies aler a
Saint Gille, pour Tarnende de chou qu'il batirent Jeh. H. ; 7 my. dvt a
closes paskes Tan 1276 7 rap. bs. Its. de lor plr.
e Gillion// 410. Gilles Castagne, fius Piemain de Rasse, 7 Jehans, li fius Watiar
Castagne „ . , ^ 1 . . ,. „
ieJeh., le// R<>u^i^^} ont ps. fte. p. pr. p. ].; 7 baisiet b uns lautre en n, ps. de le
^1 WattCT vilenie 7 del outrage que li uns avoit fait Tautre. Si dt. Gilles al. a Bou-
logne 7 Jehans Rousseaus a Noion, pour Tarn, de chou que li uns fourfist
l'autre; si dvt. mv. ded. closes paskes Tan 1276 7 rap. bs. Its. de lor plr.
Ce f . ft a le provoste Jehan d'Orke 7 Jakemon Mouton.
le Gillot// 411. Gillos dou Pire 7 Ernoules ses frere ont couneut b. ps. 7 loial,
e Jeh. de // P^^^' *^^ 7 P^^*" ^®^ ^^^> ^ Jehan de Tongre 7 as siens, de toutes coses
ToDgre. ki avenues estoient entr'aus jqs. jr. que ceste pais fu couneute. Ge f. ft.
en pl. h. pd. pr. j. Tan 1275 au saisime jor de marc.
3 Jakemon// 412. Jakemes Pies-de-lievre 7 Jeh. as Penas ont jus niis le seurteC^
evre// rde'^^ estoit entr^aus deus 7 couneut b. ps. li uns al autre, de toutes [coses J
ih.as Penas. avenues jusques au jour d'ui. Ce f. ft en pl. h. pd. pr. j. Tan 1276 slvl
quatorsime jor daveril.
413. ^ Grars de Warenghien 7 Colars Watelus on[t] jus mis le seurtet*
Fol. 49. ki estoit entr'aus 7 couneut b. ps. li uns al autre // pd. pr. j., de toute»
coses ki avenues estoient entr^aus jusques au demerkes en le peneuse semaine
de pasques Tan 1275.
»Jakemon// 4 14, Jeh. li Carliers 7 Rogiers ses frere ont ps. fte. a Jakemon de
'Hulustre, de le bature 7 de le laidure qu'il li fisent nuitantre devens le
porte-üokeriel. Si dt. Jehans al. a Saint Gille en Prche., 7 Rogiers ses
frere a Saint Nicolai a W. en n. d'am.; 7 mv. ded. les octave^ dou jour
Saint Jeh. Bapt. Tan 1276; 7 rap. bs. Its. de lor plr. Ceste ps. fu fte.
p. pr. p. j. en pl. h., 7 baisierent li uns Tautre en n. ps., Tan 1276 au
sisime jor de mai par vn demerkes.
le Jeh. de 415. Jehenes de Popioele a ps. fte. a Jehan de Foulers; 7 baisierent
^"®^' li uns l'autre en n. ps. pd. pr. j. Ce f. ft Tan 1276 el mois de mai.
416. Gilles, li barons M^ariien le Roiine, a ps. fte. a Lambiert le Viea-
warier 7 a Rogier sen frere pd. pr. j. Ce f. ft Tan 1276 en mai.
417. Jeh. Gambars 7 Gillote se femme ont ps. fte. por aus 7 pour
Zwei alifraos. FriedensregiBter der Stadt Tournai (1273-4280) 73
les leur a Jehenet, le fil Simon al Oel, 7 as siens, de toutes ooses ki
avenues estoient entr'aus jusques au demerkes en pentecouste l'an 1276.
418. Hennins, li frere Biertran le Vieswarier a ps, fte. a Jakemon
Pelait 7 a Hennin sen frere. Si dvt eist doi frere al. a Saint Jakeme en
G., pour le bature 7 Toutrage qu'il fisent nuitantre a Jeh., le frere Bertran
le Vieswarier ; 7 mv. dvt entre d 7 le jor de le porcession de T. ki vt.
prcht Ce f . ft Tan 1276 el mois de mal en pl. h. p. pr. p. j^).
419. Jakemins WiUoke a ps. fte., pour lui 7 pour les siens, a Henriet Fol. 49t.
Hagnekagiie, pour lui 7 pour les siens, p. pr. p. j. en pL h. Si doit Henries
H. rendre a Jakemin W. le ooust dou mie; 7 pour le naverure qu'il li fist,
dont il fu en peril de mort, dt eil Henries al. a Saint Jakeme en G., 7
mv. entze ci 7 le jor [de] le pourcession de T. ; 7 paiier entre ci 7 le jour
devant dit les deniers devant dis. Ce f. ft en pl. h. Tan 1276 el mois
de ^ieskerech.
420. Jeh. Rainghiers a ps. fte. a Jakemon Natalie de le Rue-des-aveules
7 as siens. Si dt. Jakemes devant dis al. a Saint Nicolai a W. ; 7 Gillos
Huviele, ses nies, 7 Pieres ses frere dvt [al.] a Boulogne 7 a Saint Josse
7 rap. cescuns bs. Its. de sen plr. ; 7 mv. dvt. a le porcession de T. Tan 1276.
421. MiUus d'Antoing 7 Colars Boiteaus ont ps. fte., pour aus 7 pour
les leur, a Cochet lePinier, pour lui 7 pour les siens, en pl. h. pd. pr. j.; 7
baisierent li uns Tautre en n. ps. 7 qtiant Jehans li Piniers, li freres Cochet,
sera revenus en Tomai, dedens le mois que li juret de le hale li somon[ron]t
d'aler a Saint Jakeme en G., aler i doit, pour Tarnende de chou qu'il navera
Mikiel d'Antoing; 7 rap. dt bs. Its. de sen plr. Ce f. ft a le prouvoste
Jake[mon]^) Mouton 7 Jehan d'Orke Tan 1276 el mois de fenerech.
422. Jeh. Potiers de Wes a pes fte., pour lui 7 pour les siens, a
Jehennain, le feme Colart dou Puch, pour li 7 pour les siens, de le naverure
que Celle Jehenne li fist Si doit celle Jehenne rendre tou-maintenant a celui
Jehan xx s. de tomois] 7 si dt al. // en n. d'am. a Saint Lienart 7 mv. Fol. 50.
entre chi 7 le Saint Remi a se volentet 7 rap. Its. de sen plr.
423. Jehans, li fius Mahiu le Neccre, a ps. fte., pour lui 7 pour les
siens, a Jakemon le Claueteur 7 a Monnet se frere, pour aus 7 pour les
1) Folgen unter der Linie drei fast völlig ausgekratzte und unleserliche Zeilen,
za Beginn mit dem Zeichen ^ vei-sehen.
2) Das Wort steht am Zeilenende, daher ein Schreibfehler plausibel. Zwar
findet sich Jakes MauUms, z. B. Reg. de la loi 1275/6, die Form des Obliquua je-
doch lautet Jaket,
74 Walter Benary
leur, de le bature 7 de le vilonie que eil doi frere fi[sent] a Jehan le Neccre;
81 baisierent li uns Tautre en pL h. pd. pr. j. en n. b. ps. Si dvt Jakemee
7 Monnes al. a Saint Oille en Pr. en n. d'am. 7 mv. entre ci 7 le Saint
Bemi ki vt prcht. 7 rap. bs. Its. de lor plr. Si ont fait lor dette de celle
amende faire pour ces deus frere[s] lor au[t]re doi frere, Jehans 7 Golara,
7 dameMaroie lor mere. Ce f. ft. Tan 1276 au saisime jor de fenerec por
un devenres^).
424. Jehans Cokeaus 7 ses 6u8 Jeh. ont ps. fte. a Lokette. Si doit')
li fius Cokiel 7 Lokette cescuns aler a Boulogne 7 a Saint Josse entre ci
7 le Saint Remi ki vt prcht.; 7 rap. bs. Its. de lor plr. Ge f. ft. en
pl. h. le secont jor de sietanbre Tan 1276.
425. Jeh. d'Äntoing 7 Orars Aubiers ont ps. fte li uns al autre en
pl. h. p. pr. p. j. Si dt. Orars A. al., pour le vilenie qu'il fist Jehan d'A.,
a Saint Josse 7 a Boulogne entre ci 7 le Saint Bemi 7 rap. Its. de sen
pk. Ce f. ft en aoust Tau 1276.
426. Mestre Bobiers d'Arras 7 Simons li Bikes ont ps. fte. pd. pr. j.,
de le ferure que Simons fist a mestre Bobiert Si dt Simons pour Tarn,
al. a Sainte Katerine a B. 7 a Saint Josse 7 rap. Its. de ces plrs.; 7 mv.
entre ci 7 le Saint Bemi prochaine. Ge f. ft en aoust Tan 1276.
ol. 50^. 427. Jeh. Gosseaus, Jakemes ses frere 7 Jehans, li valles Jakemon de
Bemegies, ont ps. fte. a deus valetons de Ghin, ki frere sunt, de le bature
7 del outrage que eil troi fisent a ces deus freres de Chin; si bwsierent li
uns Tautre en n. ps. Si dvt. li troi premier nomet al. a Saint Nicholai a
W. entre ci 7 le toutsains ki vt prcht. 7 rap. bs. Its. de lor plr. Ge f.
ft. en pl. h. des jures el mois de sietembre Tan 1276 le devenres apries le
Saint Mahiu.
428. Grars de Maufait a couneut b. ps. 7 loial, pour lui 7 pour les
siens, a Will, le Croisiet 7 as siens, de toutes coses ki avenues estoient
entr'aus jqs. jr. que oeste pes fu couneute. Ge f. ft. en pl. h. pd. pr. j.
l'an 1276 en le premiere semaine de fenerech.
429. ^ Will, au Batiel, clers, 7 Hennos de Dotegnies, li carpentiers,
ont fait boine pes li uns al autre de toutes coses ki avenues estoient entr'aus
jqs. jr. que ceste pes fu faite. Ge f, ft. en pl. h. p. pr. p. j. Tan 1276
en le darraine semaine d'aoust.
1) Falsches Datum; der 6. Juli 76 war ein Montag.
2) Sing, wegen eeseuns; vgl. Nr. 320.
Zwei altfiraoz. Fried enaragifliter der Stadt Toumai (1273—1280) 75
430. ^ Jakemes Espinoke, li coriiers, a ps. fte. a Margot de Saint
Omer p. pr. p. j. en pL h., de le bature 7 del outrage que eil Jakemes
fist a vne ajomee a oeli Margot Ce f. ft. Tan 1276 el moie de sietembre
rendemain dou jour Saint Mahiu^).
431. BobierB Mi&re 7 Will li Piniers ont ft ps. p. pr. p. j. de toutes
coses ki avenues estoient entr'aus jqs. jr. de ceste pais. Ce f. ft Tan 1276
au quatorsime jor d'aoost
432. ^ Sare, ki fu fewime Watier de Paris, 7 si doi frere ont // ps. Fol. 51.
fte. a Jehennet^ le iil Mikiel Warison, de le pansmee que Jehennes li donna
el markiet el visage; 7 baisierent li doi frere cell Sarain 7 Jehennes Warisons
li uns Tautre en n. ps. 7 pour Toutrage de celle ferure Jehennes en dt. al.
a Saint Oille en Frohe., 7 mv. as closes paskes Tan 1277, 7 rap. bs. Its.
de sen plr. 7 ceste aniende fu jugie par le serement de cescun juret-
s'en i eut assens 7 de teus que il oouvint siurs*. Ce f . ft Tan 1276 el
mois de novembre.
433. Maiüie, iemme Pieron le Bouclier, a ps. fte. a Monnet Lukedore,
clerc, 7 a Stievenon Lukedore dou Reo del assaut qu'il fisent coli Manien
en 86 maison 7 de chou que Monnes L., clers, bati coli Mariien devens se
maison. Si dt Monnes al. a Sunt Gille en Prche. pour Tarnende 7 Estievenes
ses nies a Saint Nicolai a W. 7 mv. a closes paskes Tan 1277 7 rap. Its.
de lor plr.
434. Mahius Hourdellons a ps. fte. a Fauviel, le fil Watier Groulart,
de le naverure que ses freres li fist Si doit Mahius u ses freres aler a
Saint Gille a closes paskes Tan 1277 pour Tarn. 7 rap. bs. Its. Ce f. ft
Tan 1276 en decembre.
435. Jeh. Gosseaus 7 Will. Gargate ont couneut b. ps. 7 loial li uns
b1 autre d'aus 7 des leur, de le bature 7 de le tuillure que Will. G. fis*
celui Jeh. Gossiel sour le glache*. Ceste pes fu couneute en pl. [h.] pd.pr.
j. l'an 1276 el mois de decembre^) au chiunqmsme jor apries le jor dou
noel ki fu par vn devenres.
436. Ja[k]emes li Pisseniers a ps. fte. a Jeh. Mouton, a Gösset sen
frere, 7 a Jeh. dou Mortier. Si dvt. eil troi al. a Saint Gille en Pr. [en
1) Vgl. Annal. 80c. de T. 9,iot (J. £. nebst Frau auf 1 Jahr verbannt).
2) Die Hs. hat jenvier. Ebensogut kann man die Zahl ändern oder Neujahr
itatt Weihnachten setzen. Übrigens war der 25. Dez. 76 bezw. 1. Januar 76/7 ein
Fraitag', darauf bezieht sich demnach der Nebensatz.
76 Wftlter Benary
n.] d'am. 7 Jakemes li P. a Saint Nicholai a W.; 7 my. dvt. tout quatre
as closes paskes Fan 1277, 7 rap. Ite. de lor plr.^)
Fol. 27. ^37. Mahiues de Saint Omer, li cousturiers, dt. aL a S. Lienart') en
n. d'am. pour le honte 7 le vilenie') qu*il dist a Annies Fasteree; 7 mv.
dt. dev. le Saint Bemi ki vt. prcht. 7 rap. bs. Its. de se plr. Li pes de
dame Annies F. 7 de Mahiuet de Saint Omer fu falte en pl. h. Tan 1278
en le darraine semaine d'aoust.
438.^) ^ Jak. Copes, Jehans Boudins de Nueves-maisons, [Eajnes de
Nueves-maisons 7 Hues Pellouves ont ft. pes en pl. h. a Jakemon de [Tourp],
de le bature 7 de le fouliire* et dou grant outrage qu'il li fisent; 7 baisiet
li uns Tautre en n. pes pour aus 7 pour les leur. Si dvt. li quatre premier
nomet al. en n. d'am. a Saint Gille en Pr. ; 7 mv. a closes paskes Tan
1279 7 rap. cescuns Its. de sen plr. Ce f. ft. Tan 1278.
folgt 612.
439. Loeys, kifu Aus Jehan le Garpentier, Orardins d'Avelin^) 7 Jehennes
de le Basse ont ft. [ps.] a Willaume Hollande, le taintenier, de le bature
7 de le vilonie que il li fisent. Si dvt. li troi premiers nomet aL en n.
d'am. a Saint Nicholai a W.; 7 mv. a closes paskes Tan 1277 7 rap. bs. Its.
de lor plr. Geste pes fu faite en plainne hale pd. pr. .j. au vint 7 troisime
jor de feverier par vn demerkes*).
Fol. 27 V. 440. L'an d. i. 1278 au dousime jour de mai par .j. dioes, Jehans au
Toupet, li machekeliers, fist b. pes, pour lui 7 pour les siens, en pl. h. a
Gholart de le Hameddc 7 as siens; 7 baisierent li uns Tautre en n. b. ps.
441. Jehans Sarrasins a pes fte. a Jehan de Rume 7 a Gillot sen
frere. Si dt. Jehans al. a Saint Gille 7 Gillos a Saint Nicolai a W. pour
l'outraje qu'il fisent a Jehan Sarrasin; 7 mv. a le Saint Remi prochaine
7 rap. bs. Its. de lor plr. Geste pes fu fte. en pl. h. Tan 1278.
1) Den SchluBs dieser Abteilung und damit ursprunglich der Hb. A überhaupt
bilden Nr. 610 und 611. Bzgl. der nachträglich benutzten Blätter 27 bis 28^ s.
a. Eiol. S. 3 unten.
2) Folgt durchgestrich. Boulogne 7 a Saint Josse.
3) V in der Hs.
4) Diese Nr. ist ausgekratzt und selbst mit Hülfe von Tinktur z. T. unleser-
lich. Der Namen, sowie dieses Friedens geschieht ausführl. Erwähnung im Reg. de
la loi 1279/80 s. Annal. Soc. T. 9, «u.
5) Hinter durchgestrich. de le hussee,
6) sc. 1276/7.
Zwei altfnmz. FriedeiiBregister der Stadt Tournai (1278—1280) 77
442. Ernouls de Ohaut, li naviieres, dt al. a Saint Nicolai a W. pour
Tamende de chou qu'il feri un home d'un pot en le tieste. Si dt mv entre
ei 7 le jour Saint Piere entrant aoust ki vt. prcht 7 rap. dt. Its. de sen plr.
Ce f. ft Tan 1278 el mois de ghieskerech.
443. Jakemes Fouke dt. al. a Saint Gille en Prche. 7 mv. ded. le
pourcession de T. l'an 1278 en non de Tam. de le bature 7 del outrage
qu'il fifit a [ — ] Faukenier le tondeur; 7 rap. bs. Its. de sen plr. Geste pes
fu fte. en pl. h.; 7 baisierent li uns Tautre.
444. Thumas de Lille, li couvrere de tiule, dt al. a Saint Gille en
Prche. ded. le powrcession de T. Tan 1278 en n. d*ani. powr le bature 7
Toutrage qu'il fist sans raison a .]. vallet de Douai ki couvroit de tiule a
Foevre de T. Se fu li pes 7 li acorde faite en pl. h.; 7 baisierent li uns
l'autre en n. pes.
445. Jakemins Lapereaus a ps. fte. a Jehan Bletepoire le pere, 7
Jehennes Bletepoire li üus a ps. fte. a Jakemin Laperiel. Si dvt Jakemins
7 Jebennes aL a Saint Nicolai a W. en n. d'am. 7 mv. ded. le pot^i-cession
de T. ki vt. prcht; 7 rap. bs. Its. Geste ps. fu fte. en le hale l'an 1278
en fenerech.
446. ^ Annies li Gas, Mikeles li G., Jehennes li G. 7 Jehennes Es-
pinoke d'. pt 7 Jehenes Quares 7 Thumassins ses frere d'. pt ont ps. fte.
li uns al autre pour aus 7 por les leur de toutes les batures 7 de toutes
lea vilenies ^) que li un avoient fait as autres entr^aus jqs. jr. que ceste ps.
fu fte. Si dt Annies li G. al. a Boulogne 7 a Saint Josse pour Tam. de
chou qu'elle feri Jehenet Quaret; 7 Mikeles li G. 7 Jehennes li G. 7 Je-
hennes Esp. dvt al. a Sainte Klatheline a R. por Tam. de chou qu'il batirent
Jehennet Quaret 7 Thumassin sen frere; et Jehennes Quares 7 Thumassins
aes frere dvt aL a Boulogne 7 a Saint Josse en n. d'am. pour le ferure^)
Jehennet Espinoke ; 7 a ces plrs. ^) faire dvt. il mv. a ceste toutsains prochaine
7 rap. bs. Its. de lor plr. Geste ps. fu fte. en pl. h. Tan 1278 au dousime
jour de sietemhre.
Et Jakemes li Alemans dt. al. a Boulogne 7 a Saint Josse en n.
d'am. tout ensi que Jehennes Quares 7 Thumassins ses frere.
447. Pieres de Veson a ps. fte. par preudomas ki atireur* en furent, Fol.28v
a Monnet de Holaing de le mort sen frere. Si doit Pieres *) de Veson rendre
1) V in der Hs.
2) Hs. /erwr« 7.
3) Folgt durchgestricfa. daivent ü,
4) Hs. Mannes.
folgt 613.
78 Walter Benaiy
a Moiinet de H. .c. s. de tomais, le moitiet au behourdich ki vt. prdit 7
Tautre moitiet a cloee penteoouflte siuant apries. Et all defaloit de oes
paiemens u d'aucun as jours ki dit sunt, il demoroit partout ooimne mour-
drere, 7 si seroit 7 si ami de par een pere en le cace Monnet de H. 7 de
ses amis. Ce f . ft Tan 1278 el mois de jenvier.
folgt 614.
, Fol. 2^*) 448. ^ AndriuB de Bassi a ft ps. a Jehan de Courtrai, le sure, de
le naverure 7 del outrage qu'il li fist 8e li doit rendre le ooust dou mie
devens ^m^ne'); 7 si dt al. a S. Jakeme en G. 7 mv. a closes paskes
Pan d. i. m. oc. 7 iiij 7 rap. dt bs. Its. de sen plr. Ceste ps. fu fte. en
pl. halle Tendemain dou jour del anrenuef par «j. deniars Tan 1279. Pes
en est faite.
449. ^ Grardins de Waudripont a ps. fte. p. pr. p. j. a Willemet
— ') de le bature 7 de le vilenie*) qu'il li fist en le taverne la il buvoit*).
Si dt. eil Grardins al. a S. Nicholai a Wamiville, 7 mv.^) dev. les closes
paskes qui seront Tan 1280, 7 rap. Its. de sen plr. Ce f. ft. au tierc jour
de jenvier par .j. demcrkes Tan 1279.
450. ^ Jehennes li Carpentters de Dotegnies a ps. fte. p. pr. p. j. a
i, Fol. 3. Gillot des Campiaus dou wet* 7 de le vilenie qu'il li fist; si // dt al. a
Boulougne 7 a S. Josse 7 a Sainte Katheline a R. en n. d'am; 7 mv. ded.
le jour dou behourdich qui vt prcht.; 7 rap. Its. de ses plrs.
451. ^ Willemes Busemare a ps. fte. p. pr. p. j. a Jehennet Bousset
Si doit rendre dedens quinsaine le coust dou mie de le naverure qu'il li fist;
7 si dt al. a S. Jakeme en G. 7 mv. dev. closes paskes l'an 1280; 7 rap.
bs. Its. de sen plr.
452. ^ Theris Blasse a ps. fte. p. pr. p. j. a Colin le Forastier 7 a
Jehennet dou Gavre. Si dvt. Colins 7 Jehennes al. a S. Nicholai a Wareni-
XX
ville; 7 mv. dev. closes paskes Tan m. cc. 7 iiij; 7rap.bs. Its. dekur*plr.
453. ^ Lambins d'Yppre dt. aL en n. d'am. a Saint Nicholai a
Wareniville l'an 1280 7 rap. Its. de sen phr., powr le ferure 7 le villenie
qu'il fist a un vallet
1) Vorhergehen auf dieser Seite Nr. 29«, 51^ 36^ 62». S. a. Einleit. S. 4.
2) Hs. XV.
3) Lücke in der Hb.
4) V in der Hs.; d8gl. bulvoit und mou\vair, am Zeilenanfang.
Zwei altiranz. FriedeoBregister der Stadt Touniai (1273-1280) 79
454. ^ Jehennes Mignote a ps. fte. p. pr. p. j. a un vallet pour qui
il fu cries^) a Ix S pour .j. coutiel qu^il traist
455. T Jehennes Souvins, teliere, a ps. fte. a Baudon Moriel, four
lui 7 pour les siens, pd. pr. 7 pd. j., del outrage 7 de le vilenie qu'il
li fisty qui^) banis estoit a tousjours, de chou qu'il le viunt') assalir a sen
oetel avoec les autres teliers. Si dt. al. a S. Jakeme en G. en n. d'am. 7
my. a closes paskes Tan m. cc. iiij vins 7 rap. bs. Its.
456. Jakemins as Penas dt al. a Saint Nicholai a W., 7 Annies se B, Fol. 3 V
mere 7 Maroie se fiUe, ces deus dvt. al. a. Boulogne 7 a Saint Josse. 6'
dvt. tout troi mv. a paskes Tan ni. cc. 7 Ixxx [7] rap. bs. Its. de lor plr.,
pour le femme Wason qu'il batirent, 7 par tant en est b. pes fte.; si fu
ft l'an 1279 au nuevisme jor de jenvier.
457. Au nuevisme jor de jenvier Tau 1279 par .j. demars, fu pes fte.
en pl. h. entre Jeban de Waverin 7 sen fil 7 Jehennet de Clovaing 7
Jakemin sen frere: 7 baisierent li uns Tautre pd. pr. j. en n. b. ps., pour
toutes les coses ki avenues estoient entre aus jqs. jr. que cest[e] pes f. fte.
458. ^ Bauduins d'Esplechin dt. al. a Saint Gille en Prche. 7 mv.
« paskes l'an m. cc. 7 Ixxx, pour le ferure 7 l'outrage quUl fist a Gillion
"Wetin el mousder Nostre Dame.
459. ^ Jehennes de Saint Ghillain dt. al a Boulogne 7 a Saint Josse
pour Jakemin le Petit; 7 mv. ded. le jor dou behordic ki vt. prcbt. Ce
i. ft. l'an d. i. 1279 el mois de jenvier.
460. ^ Mikiu« Geulars, Jehennes ses ^us 7 Jakemins, li fius Henri
l'EInglesc, ont ft. ps. en pl. h. pd. pr. j. a Thumas dou Riu, de le bature
7 de le vilenie*) qu'il li fisent. Si dvt. tout troi al. a Saint Nicholai a
W. en n. d'am.; 7 mv. a closes paskes l'an m. cc. 7 Ixxx 7 rap. bs. Its.
de lor plr. Ce f. ft. au sesime jor de jenvier par .j. demars l'an 1279.
461. ^ Jakemins Foles, li fevres, dt. al. a Saint Gille en Prche. a closes
paskes l'an m. cc. 7 Ixxx en n. d'am. pour le ferure 7 pour l'outrage
quil fist a dame Annies, le ferne Bauduin le Mareschal, 7 rap. bs. Its. de
sen plr.
1) 3. Anm. zu 274.
2) Übersetze: wofür er (sc. Jeh, Souvins) verbannt war; hier wird demnach
die Strafe dauernder Verbannung in die Busse einer Pilgerfahrt umgewandelt.
3) Hs. vietf wohl verschrieben.
4) f in der Hb.
80 Walter Benary
462. ^ Hellins Coteaus dt al. a Saint Gille a paskes closes Tan m.
cc. 7 Ixxx^) en n. d*am. pour le bature 7 Toutrage qu'il fist Marion de
Warchin.
463. ^ Jak. de Pierone a ps. fte. en pl. h. pd. pr. j. a
d'Äinne. Si dt. Jak. aL a Saint Nicholai a W. en n. d'am. 7 mv. a closes
paskes Tan ni. cc. 7 Ixxx 7 rap. bs. Its. de sen plr. Ce f. ft. au dissietisme
jor de Jen vier par .j. demerkes Tan 1279.
464. ^ Jak. Lapars dt. al. a Saint Nicolai a W. 7 mv. entre d 7
closes paskes Tan m. cc. 7 Ixxx 7 rap. Its. de sen plr., pour .j. vallet
qu'il bati. Geste ps. fu fte. Tan 1279 en jenvier.
465. ^ Wiilemes de Saint Amant dt. al. a Boulogne 7 a Saint Josse
en n. -d'am. pour ,]. home qu'il bati; si dt. mv. entre ci 7 closes paskes
Tan m. cc. 7 Ixxx.
B, Fol. 4. 466. ^ Jehennes li Wainniers* a ps. fte. a celui paur cui il fa en le
kainne*. Se li doit rendre le coust dou mie dedens quinsaine: 7 aler a
Saint Gille en Pr. en n. d'am. 7 rap. Its. de sen plr.; 7 mv. entre ci 7
le close paske Tan m. cc. 7 Ixxx.
467. ^ Therions li Üos a ft ps. a Jehennet de Canfaing, de le
naverure qu'il li fist d'un espoit parmi le oors ij cos.*) Se li doit rendre le
coust dou mie dedens qwinsaine; 7 aler a Saint Jakeme en G. en n. d'am.
7 rap. bs. Its. de sen plr.; 7 mv. ded. le close paske Tan m. cc. 7 Ixxx.
468. ^ Äntonies de Ghant dt. al. a Boulogne 7 a Saint Josse en n.
d'am. pour Warokier qu'il feri a sen escot; 7 mv. a closes paskes Tan 1280.
469. ^ Watenne*, li fius dame Denisain, dt. al. a closes paskes Tan
m. cc. 7 Ixxx a Saint Nicolai a W. 7 rap. bs. Its. par pes faisant
470. ^ Grardins de Broussiele 7 Jehennes Allie dvt al. a Sainte
Katheline a R. par pais faisant 7 en n. d*am.; 7 mv. dev. le close paske
Tan m. cc. 7 Ixxx.
471. ^ Wateies de Ghes a ft. pes a Jeban le Vrai des assaus k'il
li fist en se maison nuitantre, le jor de le conv^ion Saint Pol, au viespre,
par .j. dioes Tan 1279. Si dt al. eil Wateies a Saint Gille eh Prche. en
n. d'am. 7 mv. a closes paskes Tan m. cc. 7 Ixxx 7 rap. bs. Its. de sen plr.
1) Van etc. steht aber der Zeile.
2) D. b. er brachte ihm zwei Stiche bei. (cos = nfr. coups).
Zwei altfranz. FriedeDsregiBter der Stadt Tournai (1273—1280) 81
472. ^ Colins Cars-de-vake a pes fte. a Estievenon Murgaut de le
naverure quMl li fist dont il le mist en peril de mort. Si dt. eil Colins al.
a Saint Jakeme en G. en n. d'am. 7 mv. entre ci 7 closes paskes Tan m.
cc. 7 Ixxx 7 rap. en le hale bs. Its. de sen plr. ; 7 si dt. rendre le coust
dou mie.
473. ^ Karons de le Bronauderie 7 Colars Caoecomoile ont ft pes
11 uns al autre de tous contens, de tous debas 7 de toutes coses ki estoient
entr'aus deus avenues jqs. jr. que ceste ps. fu fte. La fu Jakemes li
Vakiers oomme provos 7 cotnme juret Henris Pourres, Jehans de Flekieres
7 Jehans Gastagne. Ce f. ft. devant le maison Henri Pourret Tan
1279 le . . .1)
474. ^ Jehennes Rousseaus, li foulons de Saint Marc, a pes fte. a
Jehennety le vallet Jakemon de le Montagne, de le naverure que eil Jehennes
li fist. Si doli Jehennes R. rendre le eoust dou mie devens quinsaine al
autro Jehennet que il navera; 7 si dt. avoec al. a Saint Jak. en G. 7 mv.
a closes paskes l'an m. cc. 7 Ixxx 7 rap. Its. de sen plr. Ce f. ft. xxix
jors en jenvier por .j. deluns.
475. Ysabeaus Estampe, Marions se fille, Jehans Mestraus li arba- B, Fol. 4^.
lestriers 7 Nostregale li Ribaus dvt al. a Boulogne 7 a Saint [Josse] en n.
d'am. par pais faisant; et mv. a closes paskes Tan m. cc. 7 Ixxx 7 rap.
Its.: Ysabeaus 7 se fille pour vne femme enchaint[e], qui^) elles disent
vilenie^) 7 outrage; Jehans Mestreaus pour GiUot d'Eskelmes qu'il feri;
7 Nostr^ale pour Regelet d'Arras qu*il bati.
476. ^ Colars dou Trau 7 Annies se femme dvt. al. a Boulogne 7
a Saint Josse en n. d'am. pour .j. leur voisin que il batirent; 7 mv. entre
ci 7 closes paskes l'an m. cc. 7 Ixxx.
477. ^ Will, de Ruem dt al. a Sainte Eatheline a R.*) en n. d'am.
pour Tasaaut qu'il a sen oste 7 a s'ost^sse fist; 7 mv. entre ei 7 closes
paskes Tan m. cc. 7 Ixxx 7 rap. bs. Its. de sen plr.
478. T Gillos Grehes dt aL a Saint Nicholai a W. en n. d'am. pour
le grant laidure qu'il dist a vne meskinette dont il eut .j. enfant Si dt
1) Da Henri Bmrrel hier nicht mehr als Provost fungioit, so durfte diese Nr.
der zweiten Hälfte des Dezembers angehören.
2) = eui.
3) V in der Hs.
4) Hinter durchgestrich. Bauhgne.
RomftnlMli« PorMhuugtfn XXV. 6
82 Walter Bentry
mv. entre ci 7 le jor de closes paskes Fan m. oc. 7 Ixzz, 7 rap. bs. Its.
de sen pir.
479. Jakemes Pausages, li batere al arket, a ft ps. a Andriu le
Capelier, de le bature 7 de le vilenie qu'il li fist; } baisiet li uns Tautre
en n. ps. potir aus 7 pour les leur. Si dt. Jakemes al. a Sainte Katheline
a R. en u. d'am. pour le vilenie qu'il li fist ; 7 mv. entre ci 7 les closes paskes
XX
l'an m. cc. 7 iiij 7 rap. bs. Its. de sen plr.
480. ^ Henris, fius Ohilebiert le Porteur-de-isauch, dt. al. a S. Nicolai
a Wareniville ; 7 Marins, ses freie, dt al. a Boulougne 7 a S. Josse pour
le bature 7 le sacure qu'il fisent a Simon — . Si dvt mv. entre ci 7
closes paskes Tan m. cc. 7 Ixxx 7 rap. bs. Its. de leur plr.
481. ^ Jehans Fouke 7 Jehans Vilains de S. Piat ont ps. fte. li
uns al autre, de le ferure 7 de le touillure que Jehans F. fist Jehan Vilain
7 de le laidure que Jehans V. dist a Jehan F. Si dt. Jehans F. aL
a Sainte Katheline aR en n. d'am., 7 Jehans V. a Boulougne 7 a Saint
Josse, powr le laidure qu'il dist a Jehan ^) F.; si dvt. mv.*^) entre d 7
closes paskes l'an m. cc. 7 Ixxx 7 rap. bs. Its. de leur plrs.
482. T Li fius«) Waticr le Petit, clers, dt al. a S. Gille em* Pr. en
n. d'am., pour Jehan Maton qu'il feri 7 laidenga vilainement; si dt mv.
entre ci 7 closes paskes l'an m. oc. 7 Ixxx 7 rap. bs. Its. de sen plr.
482*. (B. f ^ 7) ^ Watters li Petis a asseuret de iui 7 des siens Jehan Maton
d'A[n]8taiog^), boargois de Toarnai, Iui 7 les siens partout Ce f. ft en pl. h. au
sissime jonr de feverier par un demais').
B, Fol. 5. 483. Colars de Bavincove, li niuliers* de Yolenchünes dt aL a
Boulougne 7 a 8. Josse, 7 mv. ded. les closes paskes l'an m. cc. 7 Ixxx
7 rap. bs. Its. de sen plr.
484. ^ Jehennes Boces dt al. a S. Nicholai a Warenivielle en n.
d'am. pour — qu'il feri, 7 mv. entre ci 7 closes paskes qui vienent prochaine-
ment 7 rap. bs. Its. de sen plr.
1) Hs. Jehans.
2) Hs. motwir.
3) Der Vorname iat wohl vom Schreiber nur vergessen.
4) Am Rand.
5) 80. 1279/80. — Nr 482» ist durchgeetr., wohl weil versehentlich zwischen die
pat8 geschrieben. Das Datum von Nr. 482 scheint begrenzt durch 474 (29. Jan.)
einerseits, 495, 502 ff. (März) andrerseits. Immerhin ist zu berücksichtigen, dass sie
zu Fuß des Blattes steht Gleichzeitigkeit mit Nr. 482» ist möglich — dann die
letztere durch die erste veranlaßt — aber nicht erforderlich.
Zwei altfranz. Friedensregister der Stadt TonrDai (1273—1280) 83
485. ^ Jehennes li Cokus dt. aL a Boulougne 7 a 8. Josse en n.
d'am. pour — qu'il laidenga, 7 mv. entre ci 7 closes paskes Tan m. cc.
7 Lezz 7 rap. bs. Its. de sen plr.
486. ^ Golars CSacecornoile 7 Alars, li frere se femme, ont ps. fte. a
Jakemon, le fil Jehan le Fitere, de le fenire que li fius Caeecomoile li fist.
8i dt al. li fius Gaoec a 8. Gille em Pr. 7 mv.^) entre ci 7 closes paskes
l'an m. cc. 7 Izxx 7 rap. bs. Its. de sen plr. 7 Jakemes, li fius Jehan
le F., dt al. a Boulougne 7 a 8. Josse powr le ferure qu'il fist au fil
Caoec; si dt mv. entre ci 7 closes paskes l'an m. cc. 7 Ixxx 7 rap. bs.
Its. de aen plr.
487. ^ Willaumes dou Pore 7 Dierins ses frere ont ps. fte. a Jakemon
de 8. Quentin, de le bature 7 del outrage qu'il li fisent a Mons-en-Hainau.
Si dvt al. en n. d'am. Willaumes a 8. Ghille em Pr. 7 Dierins a 8.
Nicholai a Warenieville 7 mv. a closes paskes l'an m. cc. 7 Ixxx 7 rap.
bs. Itr. de leur pirs,
488. ^ Jakemins, li fius Amouri le Parmentier, dt. al. a Boulougne
7 a 8. Josse en n. d'am. pour le ferure qu'il fist a — ; 7 mv. a closes
xz
paskes l'an m. cc. 7 iiij 7 rap. bs. Its. de sen plr.
489. ^ Sanderins de Curgies dt al. a Sainte Eatheline a B. en n.')
zx
d'am. 7 mv. a closes paskes l'an m. cc. 7 iiij 7 rap. bs. Its. de sen plr.
490. ^ Jehennes Dens-de-leu dt. al. a 8. Nicholai a Warenieville en
n. d'am. por pais faisant de lui 7 de Alis^ le meskine Grart Famelare;
XX
^ dt mv. a closes paskes l'an m. cc. 7 iiij 7 rap. Its. de sen plr.
491. ^ Hellins de Couicieles a ps. fte. a Wicart Makeriel de le ferure
7 de le vilenie qu'il li fist devens se maison ; si dt al. a 8. Gille em Pr. ^)
XX
^n n. d'am. 7 mv. a closes paskes l'an m. cc. 7 iiij 7 rap. Its. de sen plr.
492. ^ Hoheles Glike a ps. fte. a Jeh. Lotin, le mesureur de biet;
^ dt aL a Boulougne 7 a 8. Josse en n. d'am. pour le ferure qu'il li fist;
XX
7 mv. a closes paskes l'an m. cc. 7 iiij 7 rap. letres de sen plr.
1) Hs. mott/ootr.
2) Ha. enö.
3) Ha. Pnmivenee.
6*
84 Walter Benary
B, Fol. 5v. 493. ^ Jehans de Grantsart dt aL a Boulogne 7 a 8. Josse 7 mv.
ded. le jour de closes paskes Fan m. cc. 7 Ixxx, 7 rap. Its. de sen plr.
C'est pour Hanoke.
494. ^ Baudes li Tardius dt. al. a Saint Gille en Pr. en n. d'am. 7
mv. ded. le close paske l'an m. cc. 7 Ixxx.
495. Will Rames, Pieres ses &U8 7 Baude«, ki a le fille Ramet» ont
pes faite a Jehan de Hesdin 7 a Gillot sen fil, pour aus 7 pour les leur,
des batures 7 des tuillures k'il fisent li uns Tautre le jor dou behourdic
l'an 1279. 8i dvt WiD., Pieres 7 Baude« al. a Sainte Katheline a R.; et
Jehans de Hesdin 7 Gilles ses üus a Saint Nicolai.^) 7 mv. dvt. dev. le
close paske Tan m. cc. 7 Ixxx 7 rap. doit oescuns Its. de sen plr.
496. Pieres de Tiulin dt. aL a Sainte Katheline a R. en n. d'am. 7
mv. entre ci 7 le jor de closes paskes Tan m. cc. 7 Ixxx 7 rap. Its. de sen plr.
497. Jeh. de Mouskeron, li oordewanters, a ps. fte. a Colin le Oarlier
de le ferure qu'il li fist; si dt. al. a Sainte Katheline a R. en n. d'am. 7
mv. entre d 7 le jor de closes paskes Tan m. cc. 7 Ixxx 7 rap. Its. de sen plr^
498.^) WilL Rousseaus, li boulenghiers, a ps. fte., pour lui 7 pour le»
siens, a Jakemin de Bauegnies 7 as siens 7 a Jehan Flamenc de Vesoim
7 as siens, de le naverure qu'il li fisent viers Pieronval. Se li doivent^
rendre le coust dou mie devens qt<insainne; 7 aler a Saint Jakeme en G.
en n. d'am. 7 mv. ded, les closes paskes Tan m. oc. 7 Ixxx 7 rap. bs. Its.
de lor plr.
499. ^ Jehennes d'Escomai, Therions de Marke, Jehennes ses freie,
Pieres li Messagiers 7 Emoules d'Audenarde ont ps. fte. a Jehennet Bille-
levret, de le bature qu'il li fisent nuitantre devens sen ostel; s'en dvt. tout
.V. al. a Saint Nicholai a W. 7 mv. a closes paskes Tan m. cc. 7 Ixxx.
499». Et eist .V. devant nomet ont ausi ft. pes a Thumas de Herines —
7 baisiet li uns l'autre en n. b. ps. — de toutes coses qu'il savoient a
demander li uns al autre.
500. ^ Thumassins de Morcourt, li boursiers, a ps. fte. a Colin de
Kain, de le bature 7 de le vilenie qu'il li fist nuitantre viers les Proides-
Parois; si dt, Thumassins al. a Saint Nicolai a W. 7 mv. a cloees paskes
Tan m. cc. 7 Ixxx 7 rap. bs. Its. de sen plr.
1) Hier fehlt der gewöhnliche Zusatz a Warn.
2) Am Rand ein Nota.
Zwei alifranz. Friedensregister der Btadt Toarnai (1273—1280) 85
501. T Jehennes Mestreaus, li tordere d'ole,* dt. al. a Saint Jakeme B, Pol. 6.
m G. en n. d'am. pemr .j. home qu'il mist en peril de mort, 7 mv. a closes
mskes Tan m. cc. 7 Ixxx ; 7 si doit rendre le coust dou mie devens quinsaiime.
502. T Estievenes de Chirve a pes fte. a Pieron de Mierking; 7 baisiet
1 uns Tautre en n. ps. pour aus 7 pour les leiur. La fu oomme provos
Takemes li Vakiers 7 oomme juret Henris Pourres 7 Jehans de Bourghiele.
Oe] f. ft en march Fan 1279.
503. Earons Capons a ps. fte. a Jehan Amourri de le ferure 7 de le
vUenie qu'il li dist; si baisierent li uns Tautre en n. b. ps. pour aus 7
pour les leiur. Si dt Karons C. al. a Saint Nicolai a W. 7 mv. entre ci
7 le close paske ki vt. prcht. 7 rap. bs. Its. de sen plr. Ce f. ft. Tan
1279 el mois de march.
504. Coches li Piniers dt. al. a Sainte Katherine a B. par pes faisant
de lui 7 de Gossuin de Bruiele, pour le vilenie qu'il li fist entre ci 7 Orke ;
si dt. Coches mv. entre ci 7 le jor de closes paskes Tan m. cc. 7 Ixxx 7 rap.
bs. Its, de sen pk.
505. Jehans dou Castiel de Fresfontaine dt. aL par pes faisant a
Vendosme^) en n. d'am. pour Jehennet T Alemaut cui il mist en peril de
niort; 7 mv. dt. entre ci 7 le jor de closes paskes Tan m. cc. 7 Ixxx.
Et Raoules Quatrehome de Paris dt. ausi al. a Vendosme as closes paskes
devant dittes en n. d'am., pour le vilenie*) qu'il fist a Jehennet TAlemant
avoec Jehan dou CastieL
506. ^ Andriues de le Bare a pes fte. a Gillot de Peso. Si dt
Andpiues al. a Sainte Katherine a R. en n. d'am. 7 mv. entre ci 7 le jor
de dose pentecouste^) Tan 1280 7 rap. bs. Its. de sen plr.
507. ^ Jakemins de Bassi a pes fte. a G.^) le fil Henri TOste^ de
^e bature qu'il li fist a le maison Qualle*) en Lormerie. Si dt. Jakemins al.
a Sainte Katherine a B. 7 mv. entre chi 7 le close pentecouste ki vt.
ppcht 7 rap. bs. Its. de sen plr. Ce f. ft. Tan 1279 el mois de march.
508. ^ Sohiers li Wantiers a ps. fte. pour Marion se niechain a Jake-
^D Capiele, cui eile navera d'un coutelet k'elle ne porta puint de loi. Si
^^ Marions rendre le coust dou mie devens quinsainne 7 al. a Boulogne
1) 17 in der Hs.
2) Hinter durchgestr. paske.
3) Einfaches g ohne Lücke; = CHllion? Grart?
4) Ein Jakemes QuaUe testierte 1297.
86 Walter Benary
7 a Saint Josse en n. d'am. 7 mv. entre ci 7 le jor de doee penteoouste
l'an 1280 7 rap. bs. Its. de sen plr.
B, Fol. 6^. 509. ^ Vstassins, li cousins Jehan as Filles, dt rendre le ooust dou
mie a Marion que il navera, se li dt rendre devens qmnsaine; 7 aL a Saint
Gille en Prche. 7 mv. entre ci 7 les octavea de le Saint Jehan l'an m. oc.
7 Izxx 7 rap. bs. [Ite.] de sen plr.
nota: //et 510. ^ Emous des Pres a ps. fte. a Daniel dou Bos; se li dt. rendre
Braille, j^ coust dou mie devens qui[n]saine. 7 si dt Emouls aL en. n. d'am. a le
lanne de Vendosme 7 mv. ded. le close pentecouste Tan m. cc. 7 Ixxx
7 rap. Its. de sen plr.
511. ^ Jehennes de le Maselaine et Jehans dou Maresc, eist doi dvt
aL a Boulogne 7 a Saint Josse, 7 mv. ded. le close pentecouste ki vt
prcht, 7 rap. bs. Its. de lor plr.
512. ^ Jak. Bogons dt al. a Saint Gille en Provence ded. close
pentecouste^) pour Brissiet Waukerie. Et Bandes Randous dt al. a Saint
Gille par peä faisant 7 mv. ded. le Saint Remi pour Colart le Moulekinier
k'il mist en peril de mort; 7 se li dt rendre le coust dou mie devens
qui[n]saine.
513. ^ Crestiiens de Balluel dt. al. en n. d'am. a Saint Jakeme en
6. 7 mv. dev. le Saint Remi Tan m. cc. 7 Ixxx 7 rap. Its. de sen plr.,
pour vne feme de Lille qull navera a le porcession Tan 1279. Se li dt
rendre le coust dou mie devens q[ui]nsaine; c'est xx s. parisis,
514. ^ Jehans de Tomai, li sures, dt al. a Boulogne 7 a Saint Josse
en n. d'am. par pais faisant 7 mv. dev. le close pentecouste l'an m. oc 7
Ixxx 7 rap. bs. Its. de sen plr,
515. ^ Sohiers de Hollande 7 Willemes Dentins ont pes fte. en pL
h. pd. pr. ]., pour aus 7 pour les leur, de qwanqu'il* estoit avenut entr*
aus jusques au secont jor d'averil par .j. demars l'an 1279, que ceste
pes fu faite.
516. ^ Jehans de Hauterege a pes fte. a Maudamer. Si dt eil Jeh.
de H., li carpentiers, al. a Saint Nicholai a W. en n. d'am. pour le ferure
7 pour le vilenie qu'il fist Maudamer; 7 mv. dt. entre ci 7 le close pente-
couste l'an m. cc. 7 Ixxx 7 rap. bs. Its. de sen plr.
517. ^ Libins Parens dt al. en n. d'am. a le lärme a Vendosme
1) In der Hs. folgt mouuoir pour.
folgt 482a.
Zwei alifranz. Friedensregister der Stadt Toamai (1273—1280) 87
pour Jeh. Gokiel le pere 7 mv. entre ci 7 le dose penteoouste l'an m. oc.
7 Ixzx 7 rap. bs« Its. de sen pir.
518. ^ Gillos Pivions dt aL a Boulogne 7 a Saint Josse par pes
faisant en n. d'am., 7 mv. dev. le Saint JeL Baptiste l'an m. cc. 7 Lezz.
519. ^ Jeh. Dierins a ps. fte. a Bauduin del Espinoit de le sacure
7 de le laidure qu'il li fist 7 dist. Si dt eil Jehans al. en n. d'am. a
Sainte Eathellne a R 7 mv. ded. le Saint Jehan Baptiste l'an m. cc. 7
Lezz 7 rap. bs. Its. de sen plr.
520. ^ Jeh. dou Mortier dt al. a Bainte Eatheline a B. en n. d'am. B. Fol. 7.
par pes faite par le hale de lui 7 dou fil Jehan Bochet quMl feri de le
pansme en le massiele; si dt. mv. a le Saint Jeh. l'an m. oc. 7 Izxx.
Geste pes f. fte. en averil l'an m. cc. 7 Izxz.
521. ^ Jehennes li Cardeniers a ps. fte. au fil Jakemon le Blont de
le bature qu'il li fist; si dt Jehennes li C. al. a. Saint Nicolai a W. en
n, d'am., 7 mv. entre ci 7 le Saint Jehan Baptiste l'an m. cc. 7 Izzz,
7 r^. bs. Its. de sen plr.
522. ^ Maroie Beldrie a ps. fte. a Margot, le fille Willeman le Burier,
de le ferure qu'elle li fist Si dt. Maroie B. al. a Boulogne 7 a Saint
Josse en n. d'am. 7 mv. a le Saint Jeh. Baptiste ki vt. prcht 7 rap. bs,
Its. de sen plr. Ce f. ft en paskes^) l'an 1280.
523. ^ Therions li Fruitiers 7 ses freres ont pes fte. pour aus 7 pour
les leur a — ') pour lui 7 pour les siens de toutes choses ki avenues
estoient entr'aus jusques au demerkes en paskes l'an m. cc. 7 Izzz.
524. ^ Gontiers de Mouschin 7 Miläus de Ck)urchieles ont ft ps. li
ans al autre de toutes haines 7 de toutes corines ki avenues estoient entr'aus
jusques au demars devant paskes flories en averil l'an 1279.
525. ^ Mikeles Elevars a ps. fte. a vne fewme de Tewiplueve de ce
dont il le navera 7 mist en peril de mort. Se li doit Mikeles rendre le
ooust dou mie devens quinsaine; 7 al. a Saint GiUe en Pr. en n. d'am.
7 mv. ded. le Saint Bemi ki vt prcht 7 rap. Its. de sen plr. Geste pes
fu fte. en pl. h. le nuit de mai^) par .j. demars l'an m. cc. 7 Ixxx.
526. ^ Jakemes Blankars dt al. a Sainte Katheline a B. en n. d'am.
poiu: le femme Jakemon Espinoke que il bati dehuers le porte-de-Wasiers;
1) Hs. paskeres,
2) H«. Therion h Fruitier.
3) S. Nr. 373.
88 Walter Benary
si dt. mv. a le Saint Jehan ki vt. prcht. Ge f. ft. le jor de mai^) Tan
m. cc 7 Ixxx.
B, Pol. ?▼. 527. ^ Pieres Bogons 7 Jehennes Mielee dvt aL a Saint Nicholai
a W. 7 mv. entre ci 7 le Saint Jehan ki vt prcht 7 rap. Its. de lor pb.
par pes faisant d'un valeton qu'il batirent 7 tuillerent au chiunquisine jor
de mai por .j. dieme[n]che.
528. ^ Baudes li Biele dt al. a Sainte Katheline a R en n. d'am.
pour une femme qu'il bati 7 mv. dev. le Saint Jehan Tan m. oc 7 Ixzx
7 rap. Its. de sen plr.
529. ^ Jakemes de Blaton et Jehans Bloc de Trehout dvt al. a Saint
Nicholai a W. 7 mv. dev. le Saint Jehan Baptiste Tan m. oc 7 Ixxx 7 rap.
bs. Its. de lor plr.
530. ^ Alans Franchois a ps. fte. a Jakemon le Vakier, provost de
le Gomugne de T., del outrage 7 de le vilenie qu'il li dist, le jour de le
dedicasse Nostre Dame par .j. dioes Tan. m. cc. 7 Ixxx. Si dt, Alars F.
al. a monsegneur Saint Jakeme en n. d'am. 7 mv. dev. le Saint Rem! Tan
m. cc. 7 Ixxx 7 rap. Its. de sen plr. — Dette pour Alart Franchois . . . ^).
531. ^ Jehans Castagne 7 Gilles ses frere, fil Piemain de Rasse,
ont ft. pes a Pieron de Lille, Tamparlier, de le bature 7 de le vilenie qu'il
li fisent Si dvt eil doi frere aL a Saint Gille en Prche. en n. d'am, 7 mv.
dev. le Saint Remi ki vt. prcht 7 rap. bs. Its. de lor plr. Geste pes fu
fait[e] en plainne hale pd. pr. j. el mois de mai Tan m. cc. 7 Ixxx.
532. ^ Jehans Potafeu dt. al. a Saint Gille en Pr. en n. d'am. pour
Katheline Chantine que il navera; si dt mv. dev. le Saint Remi Fan. m.
cc. 7 Ixxx 7 rap. Its. de sen plr.
533. ^ Tuins li Orfevres 7 Jehennes ses fillastres 7 Jakemins de
TEscole ont pes fte. a Robiert le Detier 7 a le femme mestre Willaume le
Detier del outrage 7 de le vilenie qu'il lor fisent Si dvt. Tuins 7 Jehennes
ses fillastres al. en n. d'am. a Saint Nicholai a W. 7 Jakemins de TEscole
a Boulogne 7 a Saint Josse; 7 mv. dvt entre ci 7 le jou[r] des octaves
de le Saint Jeh. Bapt Fan m. cc. 7 Ixxx; 7 rap. dvt Its. de lor plr.
534. ^ Annies dou Four de le Bare a ps. fte. a Gossuin Paniel de
le naverure qu'elle li fist; si dt^) al. en n. d'am. a Boulogne 7 a Saint
1) D. h. 1. Mai.
2) Rest (Name des die Kaution Stellenden) fehlt
3) Hb. doitoit.
Zwei altfranz. Friedensragister der Stadt Touroai (1273—1280) 89
Josse 7 a Sainte Katheline a R, 7 mv. dev. le poroessioii de T. ki vt
praht^ 7 rap. bs. Its. de sen plr.; 7 se li dt rendre le coust dou mie
devens quinsainne. Ce f . ft. le devenres devant Tasentioii m. oc. 7 Izxx.
535. ^ Jehennes Grandine a ft. pes a le niechain Bruniel le Machon
de le bature 7 del outrage qu'il li fist Si dt. Jehennes aL a Saint Gille
en Pr. en n. d'am. 7 mv. dev. le Saint Bemi ki vt prcht 7 rap. bs. Its.
de sen plr. Ge f . ft Tan d. L m. cc. 7 Ixxx le mardi devant Tascendon.
536. ^ Margot de Gauch dt [al.] a Boulogne en n. d'am. 7 mv. ded.
le Saint Jehan Tan m. cc. 7 Lezz 7 rap. Its. de sen plr.
537. ^ Gilles Vairons 7 Jehans ses serourges dvt al. a Saint Nicolai
a W. en pelerinage, pour le tuillure 7 pour le batur[e] qu'il fisent a .j.
valeton en le rue-as-pois, 7 mv. dvt dev. le Saint Remi Tan m. cc. 7 Ixxx
7 rap. Its. de br plr. Ge f. ft en mai.
538. Jak. li Mierchiers dt aL a le lärme a Vendosme 7 movoir entre B, Fol. 8.
ci 7 le nuevisme jor de le pourcession^) ki vt prcht, en n. d'am., pour
Marüen de Hainau qu'il feri de sen piet si qu'il l'abati a tiere 7 si estoit
80ur ses jors'). Geste pes fu fte. en pl. h. l'an m. oc. 7 Ixxx le demerkes
en penteoouste.
539. ^ Jehans de Waverin 7 Jehans ses fius ont pes fte. par le hale
d'aus 7 des leur a Jehennet d'Orke pour lui 7 pour les siens. Si dvt.
Jehans de Waverin 7 Jeh. ses fius al. a Sainte Katheline a Buem 7 mv.
ded. le Saint Remi prochain[e] en n. d'am. 7 rap. dvt. *) Its. de lor plr. Ge
f. ft. le mardi en penteoouste l'an. m. cc. 7 Ixxx.
540. ^ Jeh. Mainnes dt al. a Boulogne 7 a Saint Josse por pes fai-
8aiit en n. d'am. pour Marion le Trovee que il feri; si dt mv. entre ci 7
fe pouroession ki vt prcht.*) 7 rap. Ite. de sen plr. Ge f . ft [le] demerkes
6ö penteoouste.^)
Ce swnt li pes faites par provos 7 par jures puis le Saint B, Fol. 10.
Julian Tan m. cc. 7 Ixxx.
541. Jehans de Waverin, li jovenes, a pes fte. a Jehan Pavet, le serjant
d^ le ville, de le ferure qu'il li fist. Si dt Jehans de W. al. en n. d'am.
1) S. Anm. zu Nr. 142.
2) „Und dabei sah sie ihrer Niederkunft entgegen.*'
3) Hb. daiuet.
4) Hs. proehaine,
5) Fortsetsnng (B, Fol. 8, 8v, 9, 9^) b. S. 25—27, sowie Nr. 608, 609.
90 Walter Benaiy
a Saint Gille ^i Fk*. ^) 7 mv. ded. le Saint Bemi ki vt. prcht 7 lap. fae.
ItB. de sen plr.
542. ^ WiUemes li Pouletiers a ft ps. a Virelin') 7 a autres vaUes,
de le tuillure 7 del outrage qu'il lor fist en le maison Jakemon le Toilier,
la il buvoient. Si dt aL eil WiUemes a Saint Oille en Fk*. en n. d'am.
7 mv. ded. ces xv jors prochains 7 rap. bs. Its. de sen plr. Ce f. ft. aa
vint 7 sietisme jor de ghieskeiech par .j. demerkes').
543. Monnes li Yens a ps. fte. a Mahiuet de Winebieke de le sacure
qu'il li fist. Si dt Monnes al. a Boulogne 7 a Saint Josse en n. d'am.
7 mv. ded. le Saint Bemi ki vt. prcht 7 rap. bs. Its. de sen plr.
544. ^ Colins de Pulle a ps. fte. a Jehennet» le fil Golart le Miesier.
Si dt eil Jehennes al. en n. d'am. a Saint Gille en Prche. 7 mv. ded. le
Saint Bemi Fan m. ce. 7 Ixzx 7 rap. bs. Its. de sen plr. Ge f. ft. en
ghieskerech.
545. ^ Gilles Mieles dou Bruille a ps. fte. a Biertoul de Manaing de
le ferure 7 de le tuillure qu'il li fist. Si dt Gilles Mieles al. a Saint Gille
en Prche.^) en n. d'am. 7 mv. e[n]tre [ci] 7 le jor Saint Bemi ki vt prcht
7 rap. bs. Its. de sen plr.
546. Seghene dt al. a Saint Nicolai a W. 7 mv. ded. le Saint Bemi
ki vt. prcht*) pour dame Elie le Pouletiere qu'il bati zviij ans a passet
547. ^ Colars de Canfaing, li tanere, dt al. a Saint Gille en Pr. en
n. d'am. paur Ysabiel Galet qu'il navera 7 mv. dt ded. le Saint Bemi ki
vt. prcht Geste pes fu faite l'an 1280 en fenerec.
548. ^ Gosses de Graumont dt al. en n. d'am. par pes &isant a
Saint Thumas de Cantorbie, 7 mv. ded. le Saint Bemi l'an m. cc 7 Ixzx.
549. ^ Baoulins de Paris, Jak. li ütis aegneur Nicoion de Wes, WilL
li Lormiers au Oabaret*), Jakemes de Lille 7 Jehennes Brisses, clers^ dvt.
al. a Sainte Katheline a B. en n. d'am. pemr l'Alemant qu'il batirent nuit-
antre, 7 mv. dvt dev. le S. Bemi. l'an m. cc 7 Ixxx.
1) Hs. Frauuece.
2) V in der Hb.
3) Falsches Datum; der 27. Juni 80 war ein Donnerstag.
4) Frouueehe.
5) proeJi.
6) au C. steht arnZeilenanfaDg; vielleicht fehlt ein Vorname und es sind zwei
Personen gemeint
Zwei altfnmz. Friedensregister der Stadt Toamai (1273—1280) Sil
550. ^ Pieies de Douai dt. aL a Samte Katheline a R eii n. d'am. B, Fol. !()▼
polir le fil Theri le Gaueteur cui il feri, 7 mv. dt dev. le Saint Remi ki
tL prcht 7 r^. Its. de sen plr.
551. ^ Leurens de Wes a ft. b. ps. a se cousine, une beghine*, ki
soer est JeL de Flekieres Teecrouette. Ce f . ft. le nuit Saint Grestofe por
.j. demerkes.
552. ^ Jeb. de Hui dt. al. a Saint Nicolai a W. en n. d'ani. por pes
fausant» 7 mv. dev. le Saint Bemi l'an m. cc. 7 Ixxx.
553. ^ Will, de Jabieke a pes fte. a Jehan Sanspes. Si dt Will,
al. a Saint Gille en Pr. 7 mv. entre ci 7 le Saint Bemi l'an m. oc. 7 Izxx,
pour le naveruie qu'il fist a Jeb« Sanspes.
554. ^ Gilles Morille dt. al. a Saint Nicolai a W. en n. d'am. por
pes fahaant 7 mv. ded. le Saint Remi Fan m. cc. 7 Izzx.
555. ^ Jeb. de Bom^biele, Bousseaus ses nies, Comins li Fevres
7 Jakemins ses ßus dvt al. a Boulogne 7 a Saint Josse en n. d'am. pour
Mikiel de Wes qu'il batirent; 7 mv. ded. le Saint Bemi ki vt. prcbt
556. ^ Jebennes de Sour-le-pont 7 Martuis du Braille, li fillastres
Biokiel, dvt al. a Saint Nicolai a W. en n. d'am. par pes faisant, 7 mv.
dey. le Saint Bemi ki vt prcbt, 7 rap. bs. Its. de sen plr.: Martins pour
Foor^) de Douai qu'il bati a Trebout 7 Jebennes de Sor-le-pont pour vne
fentme qu'il bati 7 pour vne autre femme qu'il laidenga.
557. ^ Foukes de Gbant dt al. a Nostre-Dame-de-le-trelle entre ci
7 le poroession 7 rap. Its. de sen plr., pour le femme Golart de Monvaus
qu'il fori.
558. ^ Jak. dou Soulier dt. al. a Boulogne 7 a Saint Josse 7 mv.
dev. le pouroession de Toumai par pais faisant pour .j. foulon qu'il bati
7 rap. dt. Its. de sen plr. Ce f. ft au secont jor d'aoust par .j. devenres.
559. ^ Tberions de Herlebieke dt al. a Sainte Eatbeline a B. 7 mv.
entre ci 7 le Saint Bemi ki vt prcbt, pour l'am. d'un vallet qu'il bati,
7 rap. Its. de sen plr. Geste pes fu fte. l'an m. cc. 7 Izxx au secont jor
d'aoust por .j. devenres.
560. ^ Watters li Cbevalters dt. al. a Saint Nicolai a W. en n. d'am.
7 mv. entre ci 7 le Saint Bemi ki vt. prcbt. pour .j. vallet qu'il bati 7
1) Vielleicbt irrtümlich statt dou Faur mit vorangehendem Vornamen.
92 Walter Benary
tuilla; 81 dt, rap. Ito. de sen plr.^) Ce f. ft. en le hale le eeoont jor d'aoust
par j. devenres,
561. ^ Jehennes Pivions de Mening 7 Jakemes de Brueel dvt al. a
Saint Gille en Pr. en n. d'am. par pes faisant, pour .ii. homea qu'il miaent
en peril de mort; 7 mv. dvt. entre ci 7 le Saint Bemi ki vt. prcht 7 nip.
bs. lis. de lor plr. chescuns. 7 se Jakemes de Brueel ne faisoit oe plr.,
Aumans ses frere le doit faire pour lui. Ce f . ft au chiunqtiisme jor d'aoust
par .j. deluns.
562. ^ Jak. Orfenins, Jakemins Petillons (7) Gosses li Bourdere d'Arras
7 Basins de le Vourc dvt. al. a Saint Gille en Prche. par pes laisant, pour
les batures, pour les outrages 7 vilenies') qu*il fisent a .j. autre vaUet; si
dvt. mv. entre ci 7 le Saint Bemi 7 rap. bs. Its. de lor plr. Ce f . ft le
jor de le tranfiguration par .]. demars.
), Fol. 11. 563. Jak. Soris, li portere, a ps. fte. a .j. autre porteur que il navera
7 mist en peril de mort; se li dt. rendre le ooust dou mie devens qtein-
sainne, 7 al. en n. d'am. a Boulogne 7 a Saint Josse, 7 mv. ded. le poiu^
oession de T. ki vt prcht., 7 rap. Its. de sen plr.
564. ^ Thumas dou Biu dt. aL a Nostre Dame-de-le trelle pour Henri
de Testrap que il jetta en le gambe dou copon d'une latte'); si dt. mv.
entre ci 7 le S. Remi. Ceste pes fu fte. entre celui Thumas 7 celui Henri
pour aus 7 pour les leur; 7 baisierent li uns Tautre pd. les pr. 7 les j.
en n. pes au dousime jor d'aoust par .j. deluns.
565. ^ Grauwes li Bibaus dt. al. a Boulogne 7 a Saint Josse entre
ci 7 le jor Saint Remi ki vt. prcht. 7 rap. bs. Its. de sen plr., powr Tarn,
del outrage qu'il fist a Jehennet de Hui. Ceste pes fu fte. le nuit Nostre
Dame emmi aoust.
566. ^ Jehennes Baboette dt. al. a Boulogne 7 a Saint Josse en n.
d'am. par pes faisant 7 mv. entre ci 7 le Saint Remi ki vt prcht., pour
le sereur le femme GiUon Castagne cui il dist laidure 7 vilenie*) ki teile
fu : il li dist en reprouvie[r] ^) qu'il Tavoit foutue. Ceste pes f. fte. le nuit
Nostre Dame emmi aoust l'an m. cc. 7 Ixzx.
1) Hb. sei peUmage,
2) « in der Hs.
3) „Dem er mit dem Stampf einer Latte ans Bein warf/
4) V in der Hs.
5) S. Anm. zu 308.
Zwei altfranz. Friedensregister der Stadt Tournai (1273—1280) 93
567. ^ Le nuit Nostre Dame emmi aoust l'an m. cc. 7 Ixxx fu pes
fte. entre Jehan Hakin Natalie 7 Lotin seu freie 7 Gillion d'Alos, .j.
borgoia de Gant» d'aus 7 des leur. Si dvt. li doi frere devant nomet aL a
le lärme a Vendosme pour Toutrage 7 le vilenie^) qu'il fiaent au borgois
de Gant 7 a sen vallet; si dvt. mv. entre ci 7 le Saint Bemi ki vt. prcht
7 rap. bs. Its. de lor plr.
568. T Mainfrois li Loiieres a pes fte. a [Jeh.] Beulet*), le loieur. 81
dt. M. aL a Saint Nicholai a W. en n. d*am., pour le bature qu'il fist a
Jeban Bourlet, le loieur; 7 mv. dt. entre ci 7 le Saint Bemi prochaine,
7 rap. bs. Its. de sen plr. Ce f. ft. xviij jors en aoust.
569. ^ Gilles Yngrece 7 se fetnme 7 Jehans de Qovaing dvt. al. a
Boulogne 7 a S. Josse, 7 mv. entre ci 7 le S. Remi, 7 rap. bs. Its. de lor plr.
570. ^ Watiers, li fius Ueput a le Take, clers, de se boine volentet
sans force 7 sans destrainte, a ps. fte. a le femme Jakemon le Potier, le
serjant des eskievins, de le bature qu'il li fist en sen ostel. Si dt. aL eil
Watiers a Saint Nicholai a W. en n. d'am; par foit fiancie; et mv. dev. le
Saint Bemi; 7 rap. bs. Its. de sen plr. Ce f. ft l'an m. cc. 7 Ixxx le
demars devant le Saint Bietremiu.
571. ^ Colars de Froiane c'on dist d'Outremer dt. aL a Boulogne 7 a
Samt Josse en n. d'am. pour .j. home qu'il feri dou pole* el ventre qu'il
l'abati a tiere 7 c'on cuida qu'il fust mors; si dt mv. entre ci 7 le pottr-
cession, 7 rap. bs. Its. de sen plr.
572. ^ Gilles Poulais 7 Antonies, li fius mestre Alart le Foesier, dvt.
al. a Saint Nicolai a W. en n. d'am. pour les tuillures qu'il fisent 7 les
outrages; si dvt. mv. entre ci 7 le Saint Remi. 7 si dt encore eil Antonies
al. a Boulogne 7 a Saint Josse 7 Elatheline li Picarde ausi; 7 rap. dvt.
Its. de lor plrs.
573. ^ Will, li Chevatiers d'Audenarde a ft pes a le femme Jeh. B. Fol. 11
Babart, le mierchier. Si dt. eil Will. al. a le lärme a Vendosme') 7 mv.
ente ci 7 le Saint Bemi 7 rap. bs. Its. de sen plr. Ce f. ft en aoust
l'endemain de le Saint Bietremiu.
574. ^ Willemoulle li Cambiers a pes fte. a Jeh. a le Take, le fil
segneur Evrart, de le bature qu'il fist se femme 7 de le naverure qu'il*)
1) V in der Hs.
2) 8. Anm. zu 189.
3) V. in der Hb.
4) Sc Jeh. aU T.
94 Walter Benaiy
fist Willemoulle en se maison 7 del gmnt outarage; si baisierent li uns Tautze
en n. b. pes pour aus 7 pour les leur. Si dt Jeh. a le Take al. a Saint
Jakeme en G. en n. d'am. pour Willemoulle; 7 pour se femme doit il le-
venir por Saint Gille, 7 rap. bs. Its. de sen plr; 7 si dt. mv. entre d 7
le Saint Bemi. 7 si doit avoec rendre le coust dou mie a Willemoulle
devens quinsaine. Ce f . ft le diemence devant le Saint Jehan DecoUasse.
575. ^ Thumassins de Poukes dt. al. en n. d'am. a Saint Thumas de
Cantorbie pour Pieron TEvillier 7 pour vne femme qu'il feri; 7 mv. dt
entre ci 7 le Saint Bemi ki vt., 7 rap. Its. de sen plr. Ce f . ft le nuit Saint
Jeh. Deoollasse.
576. ^ Sohiers Blans-estrains a ft. ps. a .j. home cui il feri d'an
caperon en le tieste, si avoit mis devens le caperon une piere, se li effondra
le tieste, et fu en grant peril de mort. Si dt eil Sohiers rendre le coust
dou mie devens quinsaine; 7 al. a Saint Jakeme en G. en n. d'am., 7 mv.
entre ci 7 le Saint Remi, 7 rap. bs. Its. de sen plr. Geste pes f. fte. en pL
h. Tan m cc. 7 Izxz, le nuit Saint Jehan Deoollasse por .j. demerkes.
577. ^ Gilles d'Amiiens, li batere al arket, dt. aL a Saint Jakeme en
G. en n. d'am. pour .j. home que il mist en peril de mort, 7 mv. dev. le
Saint Bemi, 7 rap. bs. Its. de sen plr.; 7 si doit rendre le ooust dou mie
devens quinsaine.
578. T Jeh. Triiele 7 Jehans d'Yppre, li foulon,^) dvt. al. a Saint
Gille en Prche., 7 mv. entre ci 7 le behourdic ki vt prcht, pour \i frere*)
que il batirent 7 fisent laidure. Geste pes f. fte. Tan m. cc. 7 Izxz en aoust
579. ^ Wateies de Sotenghien dt al. a Saint Nicolai a W. pour
Toutrage 7 Tasaut qu'il fist a Baudon Castelain de Sour-le-pont; si dt. mv.
entre ci 7 le Saint Bemi prochaine. Ce f. ft. Fan m. cc. 7 Ixzz le pre-
merain jor de sietembre por .j. diemenche.
580. ^ Mahiuff de Frasne 7 Aunies, li femme Taket, dvt al. a Bou-
logne 7 a Saint Josse, 7 mv. entre ci 7 le Saint Bemi.
581. ^ Colars Ostart dt al. a Saint Thumas de Cantorbie entre ci 7
le Saint Bemi en n. d'am. pour Jeh. de Yslenchienes^) qu'il feri, 7 rap.
Its. de sen^) plr.
1) Das ist Nom. Plur., bezieht «ch also auf beide.
2) Hier ist eine Lücke von einer halben Zeile.
3) V in der Hs.
4) Hs. 8or (der Schreiber dachte an hr).
Zwei altfranz. Friedensregister der Stadt Toornai (1273—1280) 95
582. ^ Brissies li Cuveliers dt. aL a Saint Nicholai a W. pour le fil
^airon cui il bati, 7 mv, entre ci 7 le Saint Bemi, 7 rap. bs. Its. de sen
>lr. Ce f. ft en sietembre.
583. ^ Jehans Rainghiers 7 Florekins ses fius ont pes feite a Jehen- B, Fol. 12.
lette de Torooing. Si dt Jeh. al. a Saint Nicholai a W. 7 ses fius a
Soulogne 7 a Saint Josse, pour le vilenie 7 Foutrage k'il fisent a celi
fehennette; si dvt mv. a closes paskes Tan m. cc. 7 Ixxzi, 7 rap. Its. de
or plr. Ce f. ft. en sietembre.
584. ^ Jeh. dou Puch 7 Colars ses frere dvt. al. a Boulogne 7 a
Saint Josse pour le vilenie^) qu'il fisent a Jeh. Bauwegnies en le voie de
Lille por nuit.
585. ^ Jehennes de Jenec dt. al. a Sainte Katheline a Buent 7 mv. a
Kloses paskes l'an m. oc. 7 Ixxxi, pour les touiUures 7 les vilenies qu'il fist
6 Jeh. de Watellos, a Baudon de Hedinoe 7 a Fuellet le Bateur; 7 si dt.
rap. bs. Its. de sen plr.
586. ^ Jeh. de Oant» li jovenes, de le Bue-au-viel a pes fte. a Jeh.
Caukain, de le bature 7 del outrage qu'il li fist en se revenir de le fieste
de Lille. Si dt. dl Jeb. de 6. al. en n. d'am. a Saint Gille en Probe.,
7 mv. a closes paskes Tan m. cc. 7 Ixxx 7 j.
587. ^ Jehennes Gambars 7 si doi frere, Jakemins 7 Pieres, ^ Jehen-
nes Gabares de Douai 7 Mahiues de [le] Bue-de-Pontiu: eist v dvt al. a
Saint Nicholai a W. a closes paskes Tan m. cc. 7 Izxzi.
588. ^ Jehennes li Engles, li pisseniers, Watiers Cantepau 7 Adans li
Dorlotiers dvt. al. a Sainte Katherine a B. 7 mv. a closes paskes l'an
m. cc. 7 Ixxxi, 7 rap. bs. Its. de lor pk.: Jehennes li Engles pour —
Watters Oantepau pour Jehan Camus de Cambrai 7 Adans pour chou qu'il
abati a tiere Lichart le Dorlotier.
589. ^ Pieres de Donse a pes fte. p. pr. p. j. a Baudouin le Bouke.
590. ^ Willaumes Cure a pes fte. de toutes descordes 7 de toutes
hainee, pour lut 7 pour les siens, a Will, le Candelleur pour lui 7 pour
les siens ausi. Ce f. ft en aoust pd. pr. j.
591. ^ Hues Fonseaus 7 Jehennes li Carpentiers ont pes fte. pd. pr.
]. li uns al autre pour aus 7 pour les leur. Ce f. ft. en aoust Tan
m. cc. 7 Ixxx.
1) r in der Ha.
96 Walter Benary
592. ^ Copins de Bruges 7 Jakemins dou Buaket dvt aL a Boulogne
7 a Saint Josse par pes faisant, 7 mv. entre ci 7 le toutsains prochaine,
7 rap. bs. Its. de lor plr. Ce f. ft. en sietembre Fan m. oc. 7 Ixxx.
593. ^ Jehans Proniuers 7 Jehans Manessiers ont fait pes li uns al
autre pd. pr. ]., pour aus 7 pour les leur, de toutes males amours 7 de
toutes haines jusques au devenres devant le Saint Rem! l'an m. oc. 7
Ixxx. Si dt. Jehans Pr. al. a S. Nicolai a W., 7 Jehans Man. 7 Mahius ses
frere dvt al. a Sainte Katherine a Buem; si dvt. eil troi devant nomet mv.
entre ci 7 le jor de closes paskes l'an m. oc. 7 Ixxx, 7 rap. cescuns bs.
Its. de sen plr.
594. ^ Jeh., ki fu fius Mahiu le Fevre, a ft. pes, pour lui 7 pour
les siens, de l[e] vilenie^) 7 de le laidure que eil Jeh. 7 se ferne 7 lor dol
fil li disent. Si fu ceste pes faite en pl. h. Tan m. ce. 7 Ixxx le devenres
devant le Saint Bemj.
t. Fol. 12^. 595. ^ Watters Geulars, li portere, dt al. a Boulogne 7 a Saint Josse.
^ Et Jeh. d'Escamaing ausi dt al. a. B. 7 a S. J. Si dvt. mv. entie
ci 7 le toutsains ki vt. prcht.'), 7 rap. bs. Its. de lor plr. Ce f . ft au seoont
jor d'octembre.
596. ^ Simones de Mons 7 Watiers, li freres Will. Boussiel, dvt al.
a Saint Nicholai a W. en n. d'am. 7 mv. entre ci 7 le close paske Fan
m. cc. 7 Ixxxi 7 rap. Its. de lor plr. Ce f. ft au secont jor d'octembie
por .j. demerkes.
597. ^ Emouls Wauflars, li caudreliers, dt al. a Saint Nicholai a
W.^) par pes faisant en n. d'am. pour le garchon Tuyn qu'il bati en se
maison 7 tuilla; si dt mv. entre ci 7 le close paske ki vt probt. Ceste
pes fu fte. au sietisme jor d'octembre Fan m. cc. 7 Ixxx par .j. devenres.^)
598. ^ Hennoke Bierenghiers a ps. fte. a Biertran Sansdieu pour Jeh.
sen fil, de chou qu'il fu avoec Jeh. Conte d'Anjo, qtiont il navera Lokette
dont il vint a mort. Si dt Jeh., li fius Biertran Saintdieu, al. a Saint Ja^
kerne en 6., 7 mv. a closes paskes Fan m. cc. 7 Ixxxi^ 7 rap. bs. Ite.
de sen plr.
599. ^ Pierone, 11 suer Mariien Wason, dt. al a Boulogne 7 a Saint
1) V in der Hs.
2) Hb. pch. ; dsgl. 597.
3) Mit V.
4) Falsches Datnm; der 7. Okt 80 war ein Montag.
Zwei altfranz. Friedensregister der Stadt Toumai (1273—1280) 9t
Josse en n. d'am., pour le ferure qu'elle fist vne siue comere; si dt. mv. a
doses |>aske8 Tan m. cc. 7 Ixxxi, 7 rap. Its. de sen plr.
600. ^ Colins Murgaus a pes fte. a Grosset de Graumont, Si dt.
Goeses al. a Saint Qille en Prche. en n. d'am. 7 mv.^) entre chi 7 le
dose paske 7 rap. Ite. de sen plr.; 7 si dt. reudre le üoust dou mie
devens jcv. jors.
601. ^ Colins Castagne 7 Jakemins dou Quarouble ont pes fte. pd.
pr. j., pour aus 7 pour les leur, de le rihote 7 dou content dont il se pla-
gnoient li uns del autre. Ce f. ft Tendemain de le Saint Martin par .j.
demars.
602. ^ Jehennes de Chirve, li traiieres de goudale dt. al. a [closes?]
pöskes a Boulogne 7 a Saint Josse, pour le garechon Watier Hunghier
qu'il bati.
603. ^ Pierres d'Ase dt. al. a Saint[e] Katheline a R. 7 mv. a closes
paskes Tan m. cc. 7 Ixxxi, pour Toutrage 7 le vilenie^) qu'il dist a Olivier
le Vilain.
604. ^ Jak. de Pierone dt. al. a Saint Gille en Prche. 7 mv. a
cloees paskes Tan m. cc. 7 Ixxxi en n. d'am., pour Toutrage 7 le grant
^lenie qu'il fist nuitantre a le fiUe Gillion le Brun 7 a sen baron.
605. ^ WatierB li Grans de Bruges a pes fte., pour lui 7 pour les
siens, a Jakemon le Kate 7 a Jeh. sen frere, a Gillion Costart 7 a Mahiu
dou Frasne de Haudion, pour aus 7 pour les leur, de le bature [7] del
oatiage que eil iiij fisent a Watier le Grtant en piain markiet, 7 de le ferure
7 dou let dit que Jak. li Rate 7 Jeh. ses frere avoient fait une autre fie
devB[n]t a celui Watter. Si dvt eil doi frere 7 Gilles 7 Mahii^ al. a Saint
Nicholai a W. en n. d'am. 7 mv. a closes paskes Tan m. cc, 7 Ixxxi. Et
Watiers li Grans dt. al. a Saint Thumas en Cantorbie en n. d'am. pour
^e espee qu'il saca decha Courtrai sor Jakemon le Rate; si dt. mv.
entre ci 7 closes paskes l'an m. cc. 7 Ixxxi. Ce f. ft. en nove?wbre.
606. Pierechons de Maubiertfontaine dt. al. a Saint Nicolai a W. a B, Fol. 13.
doses paskes l'an m. cc. 7 Ixxxi pour l'am. de le bature 7 del outrage
9^'il fist a Jeh. l'Escuelier; 7 baisierent li uns l'autre en n. b. pes, pour
*^ 7 pour les leur. Ce f. ft. en novembre.
1) numuoir 7.
2) 17 10 der Hs.
BouniMhe Fonchnngen XXV. 7
98 Walter Benary
607. Bobiiis Boins-taus, li barbiiere, dt al. a Saint Nicolai a W. a
closes paskes Tan m. cc. 7 Ixxxi 7 rap. Its. de sen plr., pour le garchon
Colart d'Anvaing qu'il bat!.
B, Fol. 9v. 608^). Colins Sarteaus 7 Pieres dvt. al. a Sainte Katherine a R[u]ein a
closes paskes Tan m. cc. 7 Izxxi 7 rap. Its. de lor plr. pour Tam. de Je-
hennet — qu'il batirent.
609. ^ Rogeles de le Piere dt. al. a Boulogne 7 a Baint Josse en n.
d'am. pour Mariien de — qu'il bati nuitantre; si dt, mv. entre ci 7 closes
paskes Tan m. cc. 7 Ixxxi 7 rap. Its. de sen plr.
k, Fol. 51v. 610*). L'an d. i. 1274 le samedi en pentecouste^ vint Willaumes de
TEspine en pl. h. pd. pr. j. 7 eut en couvent pd. pr. j. qu'il porteroit se
femme b. ps. 7 loial, 7 le mainte[n]roit cowme preudom doit faire se f^nme'),
7 qu*il ne despostueroit ne de lui ne dou sien le ville par coi il ne porsiust
les talles 7 les droitures de le ville. 7 de chou ont fait lor propre dette
pour celui Willaume Jehans ses frere, Jakemes de le Tour, Jebans Deusoes%
Bauduins Moreaus 7 Watters Walles; 7 assenet en ont tout a aus 7 au
leur a quanqu'il ont 7 aront cescuns pour le tout; 7 Will. 7 Jebans ses
freres en doivent les autres quatre aqt«itter tous qt«ittes.
611. Annies, ki fu iille Gillion Wibaut, vendi par Tassens des provos
7 des jures. Tan d. i. 1274, xi livres 7 v soldees de sen hiretage pour
l'aqtiitance de Watier Bucheau 7 de Jehan le Noirier, pour les deniers qu'il
lor couviunt paiier a Jakemon Brillet, le cler[c], pour Tarnende de le naverure
que Ck>lars Couves fist'^) a celui Jakemon. 7 de ces xi S 7 v s. devant
dis reut Annies devant ditte par le force de le hale les .c. s. *); 7 les vi
ffi 7 V s. a eile paiiet pour Colart, le frere sen baron, pour che que eile
u ses remanans les puist en aucun tans requerre 7 ravoir sour celui Colart
7 sour le sien. Provost a ces coses Will. Castagne 7 Dierins dou Pore;
juret J[eh]. Sarteaus, Lotars [Gargate], Rogiers Warisons, Jeb. au Pole 7 autre
juret jusques a xxi.
1) Nr. 608 und 609 sind am Schluss von Fol. 9 nachgetragen, unmittelbar vor
der letzten Reihe der pais, die mit Nr. 541 beginnt
2) Diese und die folgenden Nummern habe ich zusammengestellt, da sie etwas
anders geartet sind als die übrigen und eigentlich eher als Anhang zu betrachten.
3) Auf diese Zusicherung wird Fol. 3 der Hb. besonders aufinerksam gemacht
(s. Einl. 8. 4).
4) Hb. .«t. über oes geschr.
5) Über durchgestrich. 7 Jehans ses frere; vgl hierzu wie zu der Nummer
überhaupt Nr. 320.
6) 100 sous = 5 livres.
Zwei altfranz. Friedensregisteir der Stadt Tournai (1273—1280) 99
612. ( A, Fol. 27.) Jehans de Cassiel, li boulengbiers, 7 Agneaus, kl fu fius ^),
Henri de le Val, ont fait lor dette oescuns pour le tout enviers le ville de
T. jusques a .c. s. de tornoü, por Mariien le Toiliere de se talle paiier; 7
Maroie les en doit aquiter tous quittes. Ce f. ft. Tan 1274 el mois
d'octembre.
613. (A, Pol. 28.) Jeh. li Rois, Will. Castagne, Regiere Warisons, Emouls
Caline, Henris Cognons 7 Jeh. Tuins recorderent 7 disent en renclostre
Nostre Dame que Jeh. au Toupet devoit donner a Colart de Jourbise pour
le mort de sen fil, pour chou qu'il ne pooit faire les voiages qui li furent
enjont a le pes faire, xx S de tornois 7 sen fil*) vij ffi 7 demie. S'en doit
paiier vij S 7 demie au jour Saint Piere entrant aoust Tan 1275; 7 vij ffi
7 demie a le toutsains siuant apries; 7 al anrenuef siuant apries vij U 7
demie; 7 a le paske siuant apries .c. s.; 7 devens ces paiemens doit prendre
li fius Colart de Jorbise ses vij 3 7 demie. Ce f. ft 7 dit el eneloistre
Noetre Dame Tan 1275 el mois de ghieskerec.
614. (A,Fol.28^)^Aunoelkifu Tan d.i. 1280, Jehans de Flekieres, par
provos 7 por jures, conta des deniers qu*il devoit de le maison Colart de Flekieres,
ki aes freres fu. Si furent a ce conte de par le ville Grars d'Orchies, Ja-
kemes Robe 7 Jakemes de Brunfeit Tout contet 7 rabatut dut Jehans de
Flekieres a ce tierme devant dit des deniers de teile maison Ix :S de tomoü
parmi les x S que Caveliers en devoit. Et ces Ix S Jeh. de F. les doit
tenir sans cous sans fres rendre') jusques au noel Tan m. oc. Ixxx 7 ij.
Et puis les viij joure dou noel Vah m. cc. 7 Ixxxij doivent venir li
pourfit de ces Ix S a Jehan de Melle, a Jehan Briet, a Baudon de Kie-
veraing 7 a Jehan Vilain de Saint Fiat 7 a ses enfans, jusques a tant
quil aront repris as pourfis de ces Ix ffi le dette que Colars de Flekieres
lor doit.
4. Absehnitt
Des fourjuremens. Fol. 52.
615*. L'an d. i. 1273 au nuevisme jour de march par vn devenres,
Jehans Moreaus dou Mortier en le main Willaume Castagne, provost de le
comugne, pd. pr. j. en pl. h., fourjura Jehan sen fil, clerc, en tel maniere
que Jehans Moreaus fiancha 7 jura sour sains qu*il ne confortera ne aidera
1) Hs. /«•.
2) Gemeint ist damit wohl ein Bruder des Toten; denn das Wort mort kann
nichts anderes als Tod bzw. Totschlag bedeuten.
3) Er soll die 60 ü behalten, ohne davon einstweilen Zinsen abzuzahlen.
r
100 Walter ßenary
Jehan sen fil, clerc, tres-or-en-avant, ne de lui ne dou sien, ne pour mort,
ne pour afolure, ne pour naverure, ne pour cose ki aviegne a sen fil devant
nomet en quel maniere que ce soit, pour Foccoison de le naverure k'il fist
a Jakeniin, le fil Jehan de Bongi, sour triues.
Et tout en tel maniere que Jehans Moreaus a fourjuret Jehan sen
fil, si Tont fourjuret par foit fianchie 7 par serement pd. pr. j. tout eil ki
ci-apries seront nomet:
Colins, li fius Moriel dou Mortier; 7 Moreaus a pris Jakemin sen fil
sor lui tant qu'il ara sen aage qu'il le doit amener a ce fourjurement
Gossuins dou Mortier; Jehans ses fius. Evrars dou Mortier; Mikius ses
frere. Jehans Sarteaus; Jehans ses fius. Henris Pourres li pere 7 si doi
fil, Henris 7 Gilles. Jehans a le Take; Henris ses frere, ders. Evrars
de Borgies; Jehans ses frere. Mesire Gossuins de Bruiele; Colars ses fius.
Gilles de Holai 7 ses frere. 7 l'akes. Robiers Mifare. Grimaus. Jehans
Liepus; Watiers a le Take ses frere. Gilles a le Take lor freres. Jehans
Moutons; Gosses ses frere; Henris, ki fu G^us Hennin a le Take; Jakemes
ses frere. Jehans Paiens; Jakemes ses frere. Mahius Huelos. Jakemes
Makes. Pieres d'Esplechin. Bandes d'Esplechin 7 si doi mainnet frere.
Theris de Falempin; Jehans ses frere. Jakemes li Dans. Karons. Mikiols
de Maude. Jeh., li fius Biemart a le Take. Vilains li Cordewanicrö. //
Fol. 62^. Jehans dou Bos. Jehans li Noiriers 7 si doi frere, Gilles 7 mestre Grars.
Watiers Bucheaus. Jehans li Auteus; Mahius ses frere. Jehans, li fius
dame Margot Foukete. Gossuins Paukes. Jehans li Musis 7 si doi frere,
Bauduins 7 Watiers. Theris de Falempin, li justice*); Copius de Falempin*)
ses nies. Jehans li Dans. Henris dou Casteler. Jakemes Buciaus. Jehans
de Foriest. Evrars de Crombos. Grars Plukeaus. Cliemens Rahiers. Andrius
d'Escaudaing. Evrars a le Take. Jakemins li Pisseniers. Alouls Calemars.
Watiers Maughiers. Henries li fius Biemart. Watiers de Courbos.
Ciapries s'ensiuent tout eil ki ont fourjuret Jehan Moriel dou Mortier,
clerc, ki montent a lui de par se mere, 7 Tont tout fourjuret en tele maniere
mismes que ses pere l'a fourjuret.
Cest a savoir: Jehans Flamens de Bau wegnies; 7 si a pris ses deus
fius sour lui de faire fourjourer quant il aront lor aage. Gilles Louves.
Colars li Espaumeres* 7 si fil. Jehennes li Bouchiers; Jakembs ses frere.
Pieres de Tiellaing. Gillos Fortins; Colars ses frere. Colars de le Mote;
Ballius ses frere. Colars de Ghisegnies. Sandrins de Ligniettes; Jehennes
ses frere. Gilles Loreaus 7 ses freres. Jakemes Liuere de Veson. Jehans
dou Castiel. 7 li quatre fil Jehan Gaviel de Veson. Jakemes de Cokereau-
1) Identisch mit dem oben genannten?
2) Links von diesem die Zeile beginnenden Wort am Rand auf Rasur: nota Ix.
Zwei altfranz. Friedensr^ster der Stadt Tournai (1273—1280) 101
mout 7 Hes freres. Willaumes de le Cavee 7 ses fius. Jehans li Carliers
7 ses freres. Gilles Gages 7 ses fius. Jehans de Fier. Li doi fil Potafeu
de Vezenchiel. Li fius Briscion Potafeu. Watiers Pierchars. Jehans Baras
7 ses freres. Theris Engherrans 7 ses freres. Jehans de le Flache 7 ses
fius. Estievenes del Ablenc 7 ses frere. Jehans li Carliers dou Markiet.
Pieres de Bauwegnies. Jehans Blondeaus. Colars Mainnes de Ligniettes.
Jehans Oizeles de Ligniettes. Evrars Potafeu; Jakemes ses frere; Jehennes
li fius lor//anta]n de Pierone. Watißrs li Carliers de Veson. Jehans li Fies*). Fol. 53.
Ce sunt li despaiesiet de le partie Flamenc:
^ Jakemes, li freres Flamenc^). Gilles Mainbuede. Jakemes de Valen-
chienes 7 si doi fil, Henris 7 Jakemes; et') li fius Colart le Jovene de
Bauwegnies. Mathius de le Mote; Rogiers ses frere. Jehans de Ligniettes?
fius Gillion dou Pire. Et Monars Cavoirs de Lille.
616. Will. Bigherrus d'Antoing fourjura en plainne hale pd. pr. j.
Watelet Boistiel pour le mort Grardin Groumin que eil Wateies ocist. Cil
fourjurs fu fais bien 7 par loi en le main Henri Powrret, provost, en plainne
hale, l'an 1278 le darrain deluns de feverier.
617. Ce sunt eil ki ont fourjuret Colin de Jolaing, Gillion Bour- Fol. 53v.
gougne 7 Jehan Laufenot, ki furent a Willaume au Let ocire:
Colart de Holaing. Mestre Willaume de Holaing 7 ses enfans;
Jakemon sen frere 7 ses enfans 7 les enfans de leur sereur*). Robin
Baceler de Holaing; Jehan le Barbieur de Holaing 7 ses enfans. Jakemon
d'Escaut 7 sen fil. Jehan le Petit d'Escaut Jehan Mardret 7 ses enfans.
Jehan Vallet 7 se frere. Jehan le Fruitier 7 ses freres 7 ses enfans.
Jakemon le Dent 7 ses enfans. Jehennet dou Mont. Jehan as Mortiers 7
ses enfans. Robin de le Cambe. Rousseaus Galios^) 7 se frere 7 ses enfans.
Andriuet Balet. Biertran dou Buisson. Gillion le Piu 7 ses .ij. fius. Jehan
Faunart Colart le Cat 7 ses enfans. Pieron dou Moulin 7 ses enfans.
Jehennet, le fil Jakemon dou Moulin. Jehan a le Coulle 7 ses .ij. freres.
Gillot le Petit de Holaing.
618. ^ Jakemins li Caudreliers a fourj^-et Jehennet d*Eskelmes par
feit fianchie que jamais ne li puet aidier, coi que lui aviegne, pour Toceoison
1) Am Rand: somme liiij. Die Zahl stimmt, sofern man die beiden zu Anfang
des Absatzes genannten minderjährigen Söhne nicht mitrechnet und die Zahl der
Söhne des Col. li Egpaum. als 2 annimmt
2) Das c aus t ausgebessert.
3) Hs.: Et
4) Hs. fereur,
5) Ausser diesem Namen zeigen sämtliche dieses Absatzes die Obliquusform.
102 Walter Benary
dou til £stievenon dou Trics(s)con, quMl ochist uiie nuit dou noel en uu
fournil, la ii cuisoit sen pain, 8an[s] lui escrier 7 sans parier a lui ; 7 nient
ne Vit eil, ki mors fu, celui Jehennet d'fiskelmes, si noir faisoit il de le nuit.
619. ^ Theris de Lignies a fourjuret Jakemon le Maieur de Tunieddes
7 Pieron de TEspine pour le mort Colart Colion, 7 que jamais ne les puet
aidier ne conforter de lui ne dou sien par foit fianchie, coi qu'il aviegne
d'eaus pour Toceoison de le mort Colart Colion.
Fol. 54. 620. Meeire Watiers de le Plagne, Alardins, ses valleg, Pieres de
Guiegnies et^) Bouscardins de le Lokerie sunt fourjuret de toutes les per-
sones ki ci apries s'ensiuent par nons; 7 ne les pueent aidier en nulle
nianiere d'aus ne de[s] leur: Mesire Alars de Haudion; Jehans ses fius.
mese Pieres de Guiegnies*). Will, de le Porte. Liepus; Gillos ses frere.
Watiers de le Porte. Alars d'Esplechin. Bauduins d'Esplechin. Gosseauä
de Calone. Watiers de Saint-Amant. Fasteres d'Orke. Mese Jehans de
Bauduimont Jehans de Tressin. Fasteres de Tressin. Jehans de le Lokerie.
Bouschars de Bauduimont; et si a pris Ghilehiert sen frere sour lui. Estie-
venes Chokette. Charles d'Escaupont. Gilles de Popioele; Hues ses frere.
Watiers Froischars. Gilles Froischars. Watiers de le Haie. Hakous de
Haudion; Mahius ses frere. Gilles de Maude. Colars de Haudion; Sohiers
ses frere. Estievenes Lourdeaus. Mesire Amourris Blauwes ; Adans ses fius.
Jehans dou Gardin. Mikiols d' Jerembaudenghien ; Pieres ses frere. Sohiers des
Campeaus. Watiers a le Take^), li clers de Wastines. Jehans de Holai;
7 si a pris ses enfans sour lui. Gilles de Holai. Watiers de Holai. Sohiers
de Borgies; Jehans ses frere. Gillos des Campeaus. mesire Reniers de
Saint-Amant; mese Gossuins ses frere.
620*. L'an d. i, 1274 au chiunqmsme jor de marc, vinrent en plainne
hale pd. pr. j. Pieres de le Plaigne, ki fu freres monsegneur Watier,
mesire Gilles dou Lokeron 7 si doi fil, Jakemes 7 Gilles, 7 Grars del
Omoit*) 7 Jehans ses freres; 7 fianchierent 7 jurerent sour sains que pour
cose qui avenue soit d'endroit monsegnewr Watier de le Plaigne, ne pour
cose qui puist avenir de cheaus ki en sen aiyue furent, jamais ne s'eii
1) Hr. Et, ausgeschrieben und mit grossem Aofangsbuchstaben, bezeichnend
für die alte Schreibweise; vgl. nachher Et si a pris,
2) Dieser Name, zumindest der Vorname, wird ein Irrtum des Schreibers sein,
da er oben unter den friedlos Gemachten aufgeführt ist. Vielleicht ist zu bessern P.
de le Plague.
3) Hb. takty Li; doch ist li clers attributiv und keine neue Person; vgl. a.
Nr. 99.
4) Es. delllomoit.
Zwei altfranz. Friedensregister der Btadt Tournai (1273—1280) 103
melleront ne ne lor aideront» ne en oonsel ne eu autre maniere, ne n'en
voelent nul mal a cheaus de Tomai ne as leur pour Foccoison de mon-
9effieur Watier ne de se siute.
621. Henris de le Val, Agneaus ses fius, 7 Foucars de Calone p-isent Fol. 54^
oe fouijur^).
Ce sunt eil ki ont fourjuret Grosset Paradis et cheaus ki furent en sen
aiyue a tuer Jehan de Wes^ ki fu fius^) Will. Gaudin; ce') fu fait Tan
1274 en mai: Jehans dou Puch de Lers*). Gillos de le Haie; Biemars,
ses frere. Bauduins Sourdeaus; Symons ses frere. Gillos dou Triesc 7 si
doi frere. Watiers d'Espieregat; Jehans ses fius. Jehans de Bieleval; Rogiers
ses frere, Jehennes Froidecuisine ; 7 Jakemins ses frere*). Hiermans des
Saus; Jehans ses fius; si a pris ses .ij. üus sour lui ki sunt desaagiies,
Jakemius 7 Colins. Rogiers dou Waut. Jakemes des Saus pour lui 7 pour
ses enfans desaagiies, Jehennes 7 Jakemins. Bobues des Saus 7 si troi
frere Hermans, Brisces 7 Jehans. Brisces Burelure. Jakemes de Wasmes
7 si doi frere, Jehennes 7 Mikeles. Jehennes de Ricarmes. Pieres des Saus.
Jehennes des Saus. Gillos des Saus 7 [?] •) des Saus. Jehans de le Jonkiere
7 si troi fil ErnoulB, Jehans 7 Colars. Biernars de Furnes 7 ses fius.
Pieres de Furnes 7 ses fius. Jehans, li fius Will, de le Jonkiere. Li iiij
fil Gillion'') de le Jonkiere. Li .v. fil Gillioii Lotin. Li doi fil Manien
le Comette* d'Evregnies. Li fius Will, de Monnes. Rogiers Rudeaus.
Rogiers li Fains 7 si doi frere, Jakemes 7 Jehenes. Jehennes dou Puch.
Ce sunt li despaiesiet ki apiertienent a Jehan de Wes, ki fu fius Will. Fol. 55
Gaudin, ke Gosses Paradis ocist:
Jakemes li Freres-au-mort. Jakemes Mistous; Bandes ses frere. Gilles
Poliers. Libiers Parens de le Vigne. Jehans Fautremie; Gilles ses frere,
Hue« d'Escleppes. Jehans de Wes 7 si fil. Jehans, li fius Larabiert de
Wes. Gosses Tiebaus.
622. Mesire Bauduins Karons d'Englemaresc a rechiut le fourjurement
pour Colin d'Aubiertmes. Si Tont fourjuret Jehans de Beaufosset, Colars de
Huieries, Colins ses fius. Et si prist Colars de Huieries Jehennet sen fil
1) Solche Bemerkung gewöhnlich am Schluss eines fourjur ; hier über der Linie,
also wohl nachgetragen.
2) Hb. fu fu; vgl. Fol. 55 oben,
3) Ha. scj das man auch belassen könnte.
4) Ce sunt bis de Lers anf Rasnr.
5) Folgt Strich in der Ha.
6) Ha. Jehennes d. S.
7) Anf Rasur.
104 Walter Benary
sor lui. Et |iue8 de Fontenoit Ta fourjuret ausi; 7 ?i a prig Jehennet sen
frere sour lui, tant qu'il Tara loet^).
623. Gilles Polekiiis 7 Ghievins, ses frere, out fourjuret Gillion Ghie-
vart pour le mort dou fil Jehan Malvaisgarchon que eil Gilles Ghievars ocist.
Toi. 55v. 624. Will, de Poukes 7 Pieres, ses freres*), ont fourjuret Colart de
Poukes').
625. Jehans de Moreauporte, li carpentiers, 7 Wies, ses frere, out four-
juret pd. pr. j. Jehan de Lessines ki ocist Alardin de Wes; 7 si ont pris
sour eaus lor deus freres, Baudet 7 Jakemin. 7 Jehans li Gambiers de
Maude ausi*).
Ce fourjur ont pris Watiers li Sures de Wes 7 si doi fil.
626. ^ Jakemes Kerions 7 si doi frere ont fourjuret Colart Toriel
pd. pr. j.; 7 ce') fourjur a pris Hues dou Coulombier.
627. Ghiselins de Piesnes; Bauduins de Piesnes; Jehans ses frere;
7 Monnes de Piesnes, lor frere, ont fourjures*) les enfans Huelot le Pisse-
nier 7 les enfans de ses fius''). Gillion 7 Jehan 7 Grart: ce furent li fil
celui Huelot, 7 li enfant de ces trois sunt fourjuret des quatre premiers
nomes. 7 Colars Gherris 7 Jehans, ses frere, 7 Jakemes li Boucliers ont
pris ce fourju[r] pour le mort del pere Colart Gherri 7 Jehan, sen frere;
7 se prisent le fourjur de ces iiij, de tant qu'a lor partie amontoit, pour
Fol. 56. lor cou//sin gemiain ki fu mors avoec lor pere. Ce fu fait en le hale des
jures Tan 1276 le darrain devenres de jenvier.
628. L'an d. i. 1277 au quatorsime jour d'octembre par un dioes,
Jehans Liepus a le Take en le main Gossuin de Maub[r]ai, provost par
assens d'eswardeurs en ceste besogne*, 7 pd. pr. j. fourjura Watier Maughier,
ki fu fius de sen frere, en tel maniere que Jehans Liepus fiancha 7 jura
sour sains, qu'il ne confortera ne aidera Watier Maughier, sen cousin, de
lui ne dou sien, ne pour mort ne pour afolure ne pour naverure ne pour
cose nulle ki l'en aviegne d'or-en-avant en quel maniere que ce soit, pour
Toccoison de le mort Gillon Kieville que eil Watiers ochist
1) Diesem fourjour geht ein fast wörtlich übereinstimmender voran mit dem
Hauptunierschiede Baudauins ä'Esplechin a rechiut etc.
2) Hs. fres.
3) Das Ganze steht auf Basur.
4) sc. Va fourjuret. — 7 Jehans bis auai auf Rasur.
5) Hs. de,
6) S Anm. zu Nr. 300.
7) Die folg. Interpunktion scheint mir die Stelle verständlicher zu machen.
Zwei altfranz. Friedensiegister der Stadt Tournai (1273—1280) 105
Et tout en tel maniere que Jehans Liepus a fouijuret par-deseure
Watier Maughier, si Font fourjuret par foit fianchie 7 por sairement tout
eil ki ci-apries seront nomet, 7 chescuns par lui: Jakemes Moutons; 7 si
doi frere, Jeh. 7 Gosses. Henris Pourres li peres; 7 si doi fil, Henris
7 Gilles. Evrars a le Take 7 Jehans ses fius. Jehans Sarceaus. Jehans
Paiens; Jakemes ses frere. Theris de Falempin; Therions ses fius. Grossuins
dou Mortier; Jehans ses fius. Jakemes, ki fu fius Henin a le Take. Jehans
Provoe li goudaliers. Jehans li Dans; Jakemes ses frere. Pieres de Waudri-
pont Jehans de Boigies. Wibiers de le Porte. Jehans, li fius dame Mai^g^ot
Foukette. Jehans, li fius dame Katheline de Maude. Jakemes Makes; Gillos
868 frere. Jeh., ki fu fius Biemart a le Take. Will, de le Porte. Evrars
de Boigies. Jeh. dou Postic. Watters de le Porte; Willemes ses fius. Wateies,
li fiu8 Watter de le Porte. // Gilles Ballius, li goudalters. Jeh. li Vilains. Fol. 56^.
Willemes de Courtrai. Mestre Nicoles Ostars. Jakemes li Rate. Jehans
li Rate. Gillos Cars-de-Vake. Alous Calemars. Gilles a le Take. Rogiers de
Maude; Mikiu« ses frere. Jak., li fius dame Katheline de Maude. Jeh., li
fius Wibiert de le Porte. Jakemes li Pisseniers. Henris Grosse. Mikiols
dou Mortier. Gillos 7 Jakemes, fil segneur Evrart Bandes de Hierseaus.
Foukes de Ghant. Jehans des Pres. Alous au Dent. Colars de Bouvines.
J^. Platous. Jeh. au Dent Moreaus dou Mortier; Jak. ses fius. Gillos
MoutoDs. Babelars. Jeh., li fius Gontier le Menestrel ^). Callaus dou Mont.
Henris de Maude. Jehans de Ghant. Henris, li fius segneur Evrart a le
Take. 7 li doi frere Callau dou Mont.
Li &i8 Emoul Kieville a rechiut ce fourjour.
628*. (Fol. 57.) ^ Jakemes de le Buirie a fourjuret par foit fianchie
ea plainne hale tous cheaus ki n'avoient fourjuret Watier Maughier^ ki a lui
monterent) 7 que jamais ne se puet mesler, ooi quMl aviegne, pour
roccoison de le mort Gillot Kieville que eil Watiers ocist. Cis fourjurs fu
fais Tan. m. oc. 7 Ixxx el mois d'octeT^zbre.
629. Jehans d'Escamaing de Fontenoit a fourjuret potir lui 7 pour ses
ii freres, Bandet 7 Gillot^ ....
630. Jehans de Wiele 7 si doi frere, Simons 7 Yvains; Et Jehans
de Carlet, si a pris Emoul sen frere sour lui : Et Theris Dulersart 7 si doi
frere, Gillos 7 Jehenes: tout eist devant nomet ont fourjuret par foit fianchie
7 par sairement, si que lois ensagne, Jehan le Machon 7 Jehennet Huviele,
de le mort Theri le Leverier qu'il ochisent.
1) Aus —er gebeseert
106 Walter Benary
Li quels fourjurs fu fais Tan d. i. ni. cc. sessaiite dis 7 wit au tierc
jor de fenerec^) par .j. samedi.
631. Wstasses de Courtrai, Pieres de Courtrai 7 Willemes de Courtrai
ont fourjuret par foit fianchie Jakemiii, le fil Druiel del Ausnoit, pour le
mort Capelain de Caleniele. 7 Henries d'Esplechin Ta fourju/ret ausi 7 que
Jamals ne s'en m/elleroit*) coi qu'il en aviegne.
Fol. 57. 632. L'aii d. i. 1277, Will. Castagne fourjura Willemet Roveniel, le
fil de se sereur, pour le mort de Jakemon Raimbaut que 11 aida a ochlre.
7 fiancha 7 jura Will. Castagne en le main Jakemon Mouton, provost de
le comugne, par-devant les jures en pl. h. qu'il ne sera aldans ne confortans
Willemet devant dit de lui ne dou sien en nulle manlere, pour Toccoison de
Jakemon Raimbaut, coi qu'il en aviegne a celul Willemet.
'olgt 628a.
633. Pieres Louves, Colars Capons, Evrars Gautiers 7 Colars dou
Moulin ont fourjuret Pieret Rogaut de Helchin por le mort Colin Tripette
quil ochist. 7 Raouls de Hiertaing rechiut ce fourjur.
634. ^ L'an 1277 el mois d'octewbre, Hues 11 Saieleres vint avoec
Earon Maughier en le hale devant provos 7 jures 7 couneut^) boine pes
7 loial a Theri de Falempin 7 as siens pour Toecoison de l'avenue Willemet
sen frere. Et Babelins ses frere avoit devant le pes couneute boine 7 loial
a Theri devant dit 7 as siens powr l'avenue de Willemet sen frere; 7 si
prist sour lui tous ses amis de dehors 7 de devens. Et hiepus avoit ausi
couneute boine pes 7 loial a Theri devant dit 7 as siens pour le fait 7 Tavenue
de Willemet Maughier; 7 prist tous ses amis sour lui, au res de Karon kl
clers est.
634*. Et en le semalne devant le sainte Lusse Tan 1279 fu il dit em
plaine hale par assens de jures a Jehan Lieput a le Take, a Jakemon
Mouton, a segncwr Evrart a le Take, a Jehan Sartiel 7 a Theri de Falempin,
coi qu'il avenist*) d'ore-en-avant a Karon Maughier, pour Toccoison de le
Fol. 67 V. naverure qu'il fist Copin de Falempin // d'un couticl en le tieste en traison*
par dericre sour boine pais couneute em plaine halle pd. pr. j.: ne 11 puet
jamais aidler, coi qu'il en aviegne, nus de sen ligna[ge], ains tiegnent le pals
hien 7 fermement tout ensi cum eile est faite 7 couneute em pl. h. a Theri
1) Hb. fenenerec. — Das Datum ist falsch-, der 3. Juli 78 war ein Sonntag.
2) / bis / auf Rasur.
3) Sc. Kar. Maugh.
4) Dsgl. Nr. 641.
Zwei altfnmz. Friedensregister der Stadt Touniai (1273—1280) 107
de Falempiii 7 as siens. 7 se Karons a fait se mauvaisetet, si en soit li
prius Soor lui 7 li aventure.
635. Ce sunt eil ki ont fourjuret Jehennet Loke 7 Jeh. — pour — ^)
qu*il ochisent vilainement a Ries. Et Jehans Cavate^), cui ante ce fu, a
rechiut oe fourjur.
Tout eist ont fourjuret oes ij premiers nomes par foit fianchie: Theris
de Haudion. Theris de Froimont; 7 si a pris sour lui Colin sen fil, 7 Huet,
le fil se sereur. Hennebiers Stasars 7 Jakemes se[8] fius. Engherrans 7 si
troi frere Pieres, Gilles 7 Bandes; Gillos, li fius Baudon, 7 Gillos, li fiws
Pieren. Gillos de Froimont; Martins ses frere; 7 si troi fil Gillos, Jeb. 7
Foukes de Froimont. Alars de le Kieme; Jeh. ses frere. Amourris de
Froimont 7 Colins ses frere. Gilles Angevins; Pieres ses fius. Bandes li
Tellers; Jehennes ses fius; 7 Jehennes li fius se sereur. Callaus deVeson;
Monnes, li fius sen frere. Poles de WiUemiel; Jehennes ses fius; Pieres, li
freres Polet. Pieres Paterons. Jehans li — '), ses frere; 7 si prent ses fiw«
sour lui, Estievenin, Mahiu *), Colin 7 Jakemin. Jeh. dou Moulin de WiUe-
miel. Jeh. Loke. Jeh. de Froimont; Jehennes ses fius. Daneaus Hurte-
buef. Jeh. Boehars; Jakemins ses frere. Nicholes Callaus 7 si doi fil,
Alardins 7 Jehennes.
636. L'an d. i. 1279 au chiunquisme jor de feneree par .j. demerkes, Fol. 58.
mestre Ghilebiers de Herlebieke fourjura par loi, pour lui 7 pour sen fil
quil prist sour lui, Henriet, ki fu clers de Fontenoit, des fais qu'il fist a
Bourion. 7 Jakemes de Bourion, li naviieres, a rechiut ce fourjur de par
sen neveut que eil Henris navera a Bourion.
637. ^ Ce swwt eil ki ont fourjuret Estievenon Triboul pour Jehan
Nivet (?) qu'il ocist: Colars Tribous; si a pris Gillot sen fil sour lui. Et
81 Ta fourjuret Jakemins de Hauterege. 7 Jehans del Estoeoit a rechiut ce
fourjur; si fu fais par loi Tan 1278 el niois de ghieskerech.
638. ^ Jakemes Liuwere; Jehans Hennions; Jehans Wisses deGhieronde; de Colin
Gossuins de Bras; Wati^rs de Bras, ses frere; 7 si ont pris sour aus Gillion °^^^^
lor frere; Colins de Bauegnies 7 Jehans de Bauegnies: ont fourjuret par
foit fianchie 7 par serement Colin de Boives+ 7 Paresis de Heregnies 7 Colart
1) Striche in der Hs.
2) Cavate über durchgestrich. Chineite. Ist dies vielleicht der Name der Er-
mordeten ?
3) Lücke in der Hs.
4) Hb. Jakemin, darüber Mahius,
108 Walter Benary
Burbaut de Condet+^), 7 que Jamals ne se pueent niesler coi qu'il aviegne
del cas pour**) coi il Tont fourjuret.
Et 6andrars de Herignies et Gosseaus Escouves ont rechiut oe fourjur;
si fu fais Tan m. cc. 7 Ixxx el mois de novembre.
äColail/de G39. Ostes (?)«) de Reviel a fourjuret Colart de Tumeddes 7 Gontelet
ie Fi/got ^*ß^^ ®^s^ ^'^^ fourjure par loi. 7 Grossuins de Buri a rechiut oe fouijur.
640. ^ Therions Walerave*) 7 Jehennes li Caa ont fourjuret Will, de
Maufait, clerc. 7 Custelains li Ck)uletiers Ta rechiut*).
Fol. 58v. 641. L'an d. i. 1278 le darrain jor de jenvier par .j. demars, Henris
Pourres li peres en le maiu Gillion Cardevake, provost de le comugne, en
pl. h. par-devant plentet de jures, fourjura Bauduin de Elengies en tel
maniere qu'il fiancha 7 jura ke jamais Bauduin de Rengies ne confortera
ne aidera de lui ne dou sien ne d'armes ne de chevaus ne d'autre cose dou
sien en nulle maniere, ne pour afolure ne por mort ne pour cose nulle ki
aviegne en quel maniere que ce seit, pour le naverure qu'il fist a Ernaut
de Dotegnies, le carpentier. Et tout en tel maniere Tont fourjuret tout eil
ki ci-apries seront nomet:
Henris Pourres li jovenes; Gilles ses frere. Kamins •), li fius segiieur
Evrart a le Take. Jeh. Sarteaus. Jehans Paiens; Jakemes ses frere. Jehans
li Dans. Pieres de Waudripont. Theris de Falempin; Therions ses fius.
Jehennes de Maude. Gillos Makes. Jehans Liepu^. Rogiers de Maude;
Mikiw« ses frere. Gossuins dou Mortier; Jehans ses fius. Kamins^) a le
Take. Jehans de Borgies; Evrars ses frere. Mikii*« dou Mortier; Evrars
608 frere. Henris dou Casteler. Gilles a le Take. Jeh. Moutons; Gosses
ses frere.
641»') Watievs de Holai fiancha 7 jura soiu* sains en pl. h. pd. pr-
j. 7 fist se desresne* qu*il ne montoit nient a Bauduin de Rengies 7 qu'il
ne li seroit ne aidans ne confortans de lui ne dou sien enviers Ernaut 1^
Carpentier, coi qu'il avenist Bauduin, pour le naverure qu'il fist celui Ernaut..
1) Von 4- (8- S- 107 unten) bis -|- am Rande zugefugt.
2) He. pouc coi (s. d. Anm.).
3) Hs. Ostestes,
4) Verwischt.
5) Sc. le fourjur,
6) An Stelle des zweimal genannten Kamin a le T, wird das eine Mai der
Name eines seiner Brüder zu setzen sein.
7} In der Hs. sind sieben Zeilen frei.
Zwei altfranz. FriedensregiBter der Stadt Tournai (1273—1280) 109
642. L'an 1278 le darrain jor de jenvier par ,]. deniars, Ghiseliiis de Fol. 59.
Piesnes powr lui 7 pour Jakemin sen fil qu'il prist sour lui, Bauduins de
Piesnes, Jeh. de Piesnes, Monnars de Piesnes 7 Mikeles de Piesnes four-
iuTere[nt] par foit ßanchie Jehennet dou Camp pour le fait de le naverare
qu^il fist Renaudin de Blandaing. 7 Renaudius niismes en rechiut le fourjur.
643. L'an d. i. 1278 al witisme jor de march par .3. demerkes, Sa-
varis 11 Gambiers, Jehans de Meur[e]nghien, Jehennes ses fius [7] Jehennes
de Saint-Amant ont fianchiet 7 juret sour sains qus il n'aideront ne con-
forteront d'aus ne dou leur en nulle maniere Wiet Fainient ne ses .ij. freres,
Jehan ne Bauduin, ne Pieron de Brugelettes ne Jehan Fusiel ne Jehan le
Boulenghier^ ki manant [sunt] el four Lieput; ne Jehan Mourmal, coi qu'il
aviegne d'eaus, pour Toccoison de le niort Gamant de Frasne qu'il ocisent
le jor des cendres Tan 1278*). 7 li freres Gamant, ki naveres i fu, a
rechiut ce fourjur. Et si a eis, ki ce fourjur rechiut, greet 7 otriiet boin
respit 7 boine souffrance de lui 7 des siens a Jehennet Fainient 7 a
Jakemin, le fil Pieron de Brugelettes, de le mort Gamant sen frere, jusques
a tant que eil doi enfant seront aagiiet en le veue des jures.
644. L'an d. i. 1279 en fenerech, fourjurerent bien 7 par loi ces per- Fol. 59v
sones ki ci-apries seront noniees Karon Maughier^), cescuns par foit fianchie,
pour le naverure qu'il fist a Pipelart, le neveut Regier Warison ; 7 Biertrans
Warisons en rechiut le forjur 7 Jehans li Rois en rechiut les seremens a
cescun comtne provos. Ce sunt li non de ceaus ki Karon Maughier ont
fourjuret:
Jehans Liepus 7 si doi frere, Waticrs li Clers 7 Gilles. Jakemes
Moutons; Gillos ses &U8, Callaus dou Mont. Henris Pourres li p^es;
Henris ses fius. Gilles Pourres. Jeh. Sarceaus; Jehans de Ghant ses fiws^).
Will, de le Porte; Waticrs ses frere; Will, ses fius. Campions de le Porte
7 Wateies ses frere. Wibiers de le Porte; Jehans ses fius. Gilles Ballius,
li goudaliers; Jehans Provos ses frere. Theris de Falempin de le Lormerie;
Therions ses fius. Henris a le Take de le Lormerie; Jakemes ses frere.
Jakemes Makes; Gillos ses frere. Henris dou Casteler. Hennins de Maude.
Jehans li Dans; Jakemes ses frere. Pieres de Waudripont. Sire Evrars a
le Take 7 si fil. Jehans de Borgies; Evrars ses frere. Gossuins dou Mortier;
1) = 15. Februar 1279 n. St.; der fourjur fand also 3 Wochen nach der
Tat statt.
2) Man vgl. Nr. 634 vom Jahre 1277, sowie Nr. 388 und 392, wonach er schon
früher verschiedene Verbrechen begangen hatte.
3) Oder soll es heissen \et] ses fius?
110 Walter Benary
Jehans ses fius Evrars dou Mortier; Mikius ses frere. Moreaus dou Morüer;
Jehans ses fius, clers.
Rogiers de Maude; Mikiu« ses frere. Oliviera de Hierseaus; Bauduins
ses frere ^).
Fol. 60. 645. L'an d. i. 1279 en le premiere semainne de novembre, Herbiers
11 Machekeliers en plainne hale en le main Henri Pourret, provost de le
comugne, fourjura Jehan le Neccre par foit fiancbie tout ensi c'on doit four-
jurer par loi, pot/r le inort Jehan Cabochet, que eil Jehans 11 Neccres
ocist ki freres est Herbiert devant dit Et tout ensi ont fourjuret Jehan le
Neccre tout eist ki ci-apries seront nomet: Gilles li Borgnes, cle[r]s. Jehans
Foubiers. Pieres Pauwe. Colars Carbeneaus. Colars li Marchans 7 Thu-
massins ses frere. Et Rogiers li Parkeminiers* a rechiut oe fourjur.
646. ^ L'an d, i. nostre segnewr m. cc. 7 Ixxx., en le main Jakemon
le Vakier, provost de le comugne, el mois de ghieskerech, fourjurerent Wen
7 par loi toutes ces persones, ki ci-apries seront nomees, Babelin Maughier
powr Jehennet le Sot qu'il ocist, 7 que jamais^) ne s'en pueent mesler, coi
qu'il aviegne pour Toccoison de le mort Jehennet le Sot. CJe sunt eil ki
ont Babelin fourjuret de par pere 7 de par mere:
Jakemes Moutons; Gillos ses &us, Jehans Liepus; Gilles ses frere.
Henris Pourres; Gilles ses frere. Jehans Paiens; Jakemes ses frere. Henris
a le Take; Jakemes ses frere. Henris dou Casteler. Jeh. li Vilains. Will,
de le Porte, li jovenes. Therions de Falempin. Henris de Maude. Jehans
Sarceaus. Gilles Cars-de-vake. Gosses dou Mortier. Evrars dou Mortier.
Mikms dou Mortier. Evrars de Borgies. Jeh. Provos, li goudaliers; Gilles
Ballius ses frere. Gilles Makes. Jeh. de Maude. Will, ki fu üus Watier
de Cortrai. Jak. li Dans. Jeh. dou Mortier.
Fol. 60v. G47. ^ L'an d. i. m. cc. 7 Ixxx., Gillos de Vesenchiel 7 Amaudin*
ses frere fourjurerent par loi en le main Jakemon Mouton, provost de le
comugne, Jehan de Vesenchiel, lor oncle, de le mort segneur Henri le
Quatit.
648. ^ Le nuit Saint Jehan Decollasse par .j. mardi Tan m. cc.
7 quatrevins, Rogiers Bulestiers; Jehans ses frere; Jehans li Carliers, fius
1) In der Hb. stehen die letzten 4 Namen für sich, auf neuer Zeile beginnend.
Daraus, sowie aus dem Umstand, dass vorher der „clerc'' genannt ist, der gewöhnh'ch
am Ende aufgezahlter Namen steht, darf man wohl schliessen, dass sie entweder
nachgetragen sind oder eine besondere Funktion ausgeübt haben.
2) Folgt nu8 in der Hs
Zwei altfnmz. FriedeDsregiBter der Stadt Tournai (1273—1280) 111
Jehennain dou Casteler, 7 Pieres ses frere, en le main Jakemo» Mouton,
provost de le comugne, pd. pr. j. fourjurerent Gillot de Douai, en tel maniere
que cescuns fiancha 7 jura que jamais celui Gillot ne confortera iie aidera
de lui ne dou sien ne d'armes ne de chevaus ne en nulle autre maniere,
eoi qu'il aviegne d'or-en-avant, potir le niort Jakemon a le Take, la eil
GilloB fu a l'ochire.
Et Jehans Liepus rechiut ce foiujur des persones devant noinees 7 des
autres ki ci-apries seront nomeeB, si com???e de monsegneur Jehaii, priestre
de Nechin'), de Henri del Ortioit, de Gillot sen fil, de Vstasson de Courtrai,
de Henriet d'Esplechin.
649. Ce sunt les persones ki ont fourjuret Jehan de Builleniont par Fol. 61.
foit fianehie 7 par saii*ement fait pd. Jakemon Mouton, provost de le co- ^^jj / ^^^[q
mugne, 7 pd. jures que jamais ne li aideront ne conforteront d^aus ne dou
leur en nulle maniere d'armes ne de chevaus ne de deniers ne d'autre chose,
coi qu'il aviegne, pour Toceoison de le mort Jakemon de Maude que eil
Jehans oeist
Tel sunt li nom de cheaus ki le fourjur ont fait: Jeh. de le Plague.
Jakemes de le Vigne; Pieres ses frere. Biernars de Pierone. Bandes de le
Dardiere. Phelippes^) dou Sauchoit. Colars de Buillemont. Gillos de le
Dardiere. Jakemes Paukes 7 si doi frere.
Thumas li Aukerois 7 Mikit«^ Breusars') ont rechiut ce fourjur. — Ce
fu fait l'an m. oc. 7 Izxx.
650. Simons de le Fontainne a fourjuret Simon Faniel en plainne hale
pd. pr. j. par foit fianehie, 7 que jamais ne se mellera pcmr cose ki aviogiie
p<nir FocGoison de le mort que Simons Faneaus fist a Douai d^un honie
qu'il i oeist, xxxv ans a. Cis fourjurs fu fais Fan m. cc. 7 Ixxx en decew/bre;
si [le] reciut Evrars Musars de Douai 7 Gilles ses frere.
651. ^ Mahius de Brusencourt, li tainteniers^ 7 Sohiers ses frere B, Fol. 9
7 Colars de dercamp ont fianchiet 7 juret sour sains que jamais ne seront
aidant ne confortant d'eaus ne dou leur en nulle maniere les enfans Jehan
Biholart ne les proismes celui Jehan Biholai*t coi qu'il aviegne, poiir Toccoison
de se mort*.
1) Wohl nicht Jehan Priestre.
2) Auf Rasur.
3) Ha. Breusart.
Anmerkiingeu.
Fol. 1. NotreDaroe. — Die folgenden 6 Namen sind die von Sprengeln.
Notre Dame ist sonst die Bezeichnung für die Kathedrale. Die Namen begegnen,
in derselben Reihenfolge, im Reg. de la loi 1279/80 (s. Annal. de la Soci^t^ histor.
et litt, de Toumai 9ti7)*). St. Brice s. zu 348. DHerbomez, Hist des chfitdains
de T. de la maison de Mortagne (= M^m. de la Soc. bist, et litt, de T. t. 24) p. 197
nennt noch SU. Catherine^ St. Ntcaise und Ste. Marie Madeleine (letztere Kirche
erst 1285—90 gebaut). Mit Ausnahme von St. Pierre, Ste. Cather. und St. Nieaitte
sind sie noch heute vorhanden.
par. — Ober die in Tournai im 12. und 13. Jahrb. umlaufenden Geldsorten
s. D'Herbomez a. a. O. p. 296—99. Die im Text vorkommenden, wie auch sonst
fiblichsten Stücke sind fi = livre, livrie; s. = solSf aous (die dialekt Form ist saui)j
a
soudee; d = denier; es begegnet femer die selten vorkommende marc (100 fMrs
i
Nr. 337). Unterschieden werden die Münzen als tourn. {taumois) und par. (paresis).
Nr. 1. en plaine hale. — Stehende Redensart Die Jude (Halle) ist das Rat-
haus der Stadt (s. a. zu 231). Die Formel bedeutet demnach etwa „in vollbe-
setztem Sitzungssaal" oder ,,in feierlicher Sitzung."
afolure. — Ableitung vom Verb, afoler (s. 88). Die von Qodefroy angegebene
Bedeutung „blesser sans effusion de sang" besteht nicht zu Recht. Vielmehr ist
es term. techn. für eine Verwundung, welche die Verstümmelung eines Gliedes be-
dingt oder zur Folge hat Die beim fourjur (s. 615, 628 u. a.) sich findende
Formel ne pour tnart ne pour af. ne paur naverure zeigt deutlich die Abstufung
der drei Wörter. — Vgl. a. im flandrischen Recht (rffole(e)ren.
merchiemens. — Pierre Dubois, Lee asseuremetits au XIII« s. dans nos villes
du Nord, führt p. 129 ausser dem vorliegenden nur noch ein Beispiel aus Douai au
(aus Tailliar, Recueil d'actes en langue romane wallone Nr. 79 bzw. Espinas, Nouv-
Revue hist du droit, t 23 (1899) p. 427, Fussnote 2). S. a. NMonchel loc. dt
provost^. — Das Provostenamt, eines der wichtigsten der mittelalterlicheD
Stadteverwaltung, wurde in T. jährlich (13. Dez.) von zwei Bürgern aus den vor-
nehmsten Familien besetzt Unser Text zeigt folgende Namen:
1273/4 Willaume Castagne und Dierin dou Pore.
1274/5 Gillion Car-de-vake und Jehan le Roi.
1) Die M^moires bezw. Annales und Bulletins dieser Gesellschaf t im folgenden
abgekürzt M^m. (Annal., Bull.) Soc T.
Zwei altfmDz. Friedensregister der Stadt Tonrnai (1273—1280) 113
Der erstere mtuas im Laufe des Januar sein Amt aus irgend einem Grunde
niedex]gelegt haben. (In Nr. 350, yom 9. Jan. datiert, wird er noch als ProTOst
genannt; vgl. dagegen Nr. 349). An seine Stelle trat Lotart Qargate (s. a. Nr. 131,
yom Februar datiert).
1275/6 Jakemon Mouton und Jehan d'Orke.
1276/7 Watier de Havinee und Henri Pourret der Jung.
1277/8 Willaume Gastagne und Jakemon Mouton.
1278/9 Gillion Car-de-yake und Henri Pourret der Jung.
1279/80*) Jakemon Mouton und Jakemon le Vakier.
2. souffrance. — Siehe Dubois undN^donchel a.a.O. Die in voriiegenden
B^iatem Yorkommenden Fälle scheinen mir nicht unwichtig zur Erhellung der
feinen Unterschiede der Friedensschlüsse. Es steht mir nicht an, mich darüber zu
yerbieiten. Hinweisen möchte ich nur darauf, dass es wohl nicht absolut gültig ist,
daas eine souffr, von kürzerer Dauer sei als eine triue, dass jedenfalls darin kein
unterscheidendes Merkmal zu sehen ist. Bezüglich der Auffassung s. z. B. M^m.
Soc. T. 17,M und 17,tt c'est a. et amors que Bauduins fait a Jehan, Was den
Bruch dner a, anbetrifft, so wird wohl dasselbe gegolten haben, was wir z. B. in der
Keure von Dixmude finden: quiconque brtaera trieueSf paia au aouffrancea, il aera
pugni comme de murdre (Recueil des anc. coutum. p. p. G. van Severen IIsm). In
den Beg. de la loi begegnete mir leider keine a, noch Beziehung auf eine solche.
fenerech. — Dies Wort tritt im 13. Jahrb., besonders häufig in der zweiten
Hälfte, im Nordosten auf, um mit dem 14. Jahrh. wieder zu verschwinden ; daneben
JMl(l)e, jullet. Dieselbe Wurzel zeigt das anscheinend weiter südöstlich übliche
fenoL — Arg missverst-anden ist es von Doutrepont, Notes de dialectologie toumais.
(Zb. f. frz. Spr. u. Litt 22, p. 75 § 20).
3. et le jour tout — Nicht wie NMonchel a. a. O. übersetzt „le lende-
main'S sondern einfach „den ganzen Tag." Die gewöhnliche Formel ist et le jour
toutejour. Diese ist dialektisch (Nordosten) und entspricht einem tout le jour
(vgl. touajoura = toua lea jours), Tobler, Zs. f. rom. Phil. 2,«u erklärt es als *totum
ad diumum. Ich neige eher zu der Annahme, in der formelhaften Wendung eine
Anlehnung an das im afrz. sehr gebräuchliche toute voie zu sehen (eher als an
Umte nuft),
3*. ghieskerech. — Ähnlich wie fenerech durch juiUet, wird es mit dem
14. Jahih. gänzlich durch das bis dahin seltnere, gemeinfranz. juin (juing, jun)
verdzängt Letztere Form zeigt Nr. 24.
4. anemi de le ville. — Vgl. Nr. 9 au res que as anemis de le v. Dies
ist nur eine andere Ausdrucksweise für die Formel au res de celui qui le navera (8),
qui le fait fiat (173 u. a.) u. dgl. Es zeigt an, dass der hier ungenannte Täter
ans der Stadt gejagt war {cachiet a ckke s. die Beg. de la loi),*) d. h. exlex,
fiiedloa. wettelos, hors de loi war. Vgl. dazu die Urkunde Ph. Augusts von 1188, Art. 6.
1) Die Prov. des folgenden Jahres waren Willaume Castagne und Jehan d'Orke.
2) Z. B. AnnaL Soc T. 9wi . . . caeha toute li eomugne de T., a armea et a
hanieres deapUniea et a couvreturea avdUea et a cloke et a wigneron sonant,
fumsegneur GtUion d'Aniaing, ehevtäier, au Fraanoit a ae maison, — ibd. p. 374
Betreten der Stadt mit 10 U bestraft.
Bomaiitoeh« Fonehnngen XXV. 8
114 Walter Benary
10. de 1 e Bare. — Moderne Namen wie Beimotte, Ddcourt-Detoasme (Totmiai),
Delhaize^ Delrtie, Delvau, ÄUaeke erklären sich als Kontraktionen yon de le motu
etc. und weisen daher, sofern sie nicht in derG^egend selbst yorkommen, auf nord-
östlichen Ursprung hin. (le dlaL = la), Sie treten ungefähr mit dem 16. JahrL
auf, um allmählich immer häufiger zu werden. Die unkontrahierten sind noch in
kleiner Minderzahl anzutreffen.
anrenuef. — Wörtlich = Neujahr. Der zweite Bestandteil ist nach Scheler,
Trouy^res Beiges I p. 339 Verbalsubst. zu renover.
est^. ~ Ausblutendes t ist in der Schreibung meist gewahrt (ein dialektischer
Zug). Sonstige Ausnahmen sind noch provoate 2, 19 u. a. (-et 194, 306) cogte 51,
asseurS 177, pUnti 231, seurte 311. Solche vereinzelte Fälle konmien schon in
froheren Texten yor (s. z. B. d'Herbomez M^m. Soc. T. 17 Nr. Xus, XIIIi) o.
mehren sich im folgenden Jahrh. — Mit zu erwähnen ist hier auch rechiu 51^. —
S. a. zu 30.
12. respit — Zu diesem nicht allzu häufig vorkommenden Hil&mittel bei
der Beilegung von Familienfehden — es ist nichts anderes als eine provisorische
triue — s. Dubois a. a. O., N^onchel a. a. O., Espinas a. a. O. Nr. 23 (1271).
— Ein Bruch des respit wurde ebenso mit dem Tode bestraft wie ein Friedens-
bruch. S. z. B. Annal. Soc T. 9s4s (ein r. von nur Stägiger Gültigkeit wird ge-
brochen; Strafe dauernde Verbannung)*); M^m. Soc. T. 9m (1333); ibd. pp. 97,
195, 273.
eis, ebenso noch 82, 374, 643, ist der Nodl zum ObL cistf wie er dch als
Nom. PI. 26 ff 8, 85, 99, 348, 418, 635, 645 findet. Gebräuchlicher ist das Pron. ea 28,
66, 83 u. a. Daneben begegnet schliesslich cius 63^ das auf ein zum ObL cü
durch Anhängung des Flexions -s gebildetes cils zurückgeht
121). eswardere. — Hiemach hatten die eawardeur die Funktion, die Friedens-
verträge „vorzubringen". (Man beachte das blosse esw,, ohne Artikel). Von den
Nr. 26« und 61 genannten vermute ich, dass sie gleichfalls dies Amt bekleideten.
Die übrigen Fälle (s. Voc.) weisen darauf hin. Überhaupt nehmen die eaw. wohl
eine ähnliche Stellung ein, wie die „paiseurs", die wir in vielen Städten des Nordens,
Lille, St. Omer u. a. finden, teilweise, z. B. in Douai, an deren Stelle und mehrfach
als eswardeur des pais bezeichnet. Dass wir es hier mit den eswardeur (oder tau-
lieur) €u drois de le comugne zu tun haben (s. Annal. Soc. T. 9us, ibd. p. 282, 294)
möchte ich bezweifeln. — Die G^esamtzahl der esto, für diese Zeit betrug 30. Eine
frühe Erwähnung (inspectores et trecenti Tomacenses) bei Wauters, libert^ com-
munales p. 100 (CartuL de TEvöchö de T., Arch. Brux. Nr. 76 von 1227). a a.
die Urkunde Phil. Augusts von 1188, Art 27 und 31. — S. a. zu 131.
ossi. — Die Schreibung o für au zeigt nur noch otele 181; doch ist sie in
andern Hss. jener, auch schon früherer, Zeit und Gegend häufig.
14. Watelais. — VgL Wateies 312 u. a. Die Schreibung at begegnet sonst
noch — abgesehen von Verbindung mit Nasal — in Postelait 204, Poulais 572,
espais 323, (neben -es ibd.), frais 167, saisime 339 u. a. (neben sesime 460).
1) Diese trat ein, im Falle man des Täters nicht habhaft wurde.
Zwei altfranz. Friedensregwter der Stadt Tournai (1273—1280) 115
Umgekehrt steht e statt ai in fet 38, let 605, mes 21, 142, sousmere 336, pea,
mestre (beides häufig), ei, auch anderweitig belegt, finden wir in feite 380, 583,
Brunfeü 614.
17. a triues donnetWatier M. — Die Verwendung des einfachen Obliquus
ohne a in dativischer Bedeutung (seltener als in genetivischer, aber gleichfalls häufig
im afrz.), zeigen ebenso Nr. 26, 36^ 58 u. a. Beachtenswert ist das folgende aus
et ies leur, das ebenfalls dativisch aufzufassen ist; dsgl. 8, 26% 58, 314, 316 (qu*ü
portoit boine pais . . . G. Maiole et lea siens),
19. Eine merkwürdige Umformung des sonderbaren, übrigens noch heute im
Nordosten vorkommenden, Namens Cardevake fand ich im Recueil des anciennes
coutomes de la Belgique (p. p. Gilliodts van Severen) V p. 273: Qui alteriua
trabcnes (Yaiiante turbones) deducit cum Kardewaghen aperte sive clatn . . .
21. meismes mit adverbialem a wie premiera 2 u. a., sea cora propres 296.
se statt si ist häufig anzutreffen: se fu donnee 83; se fu ceste pais faite 386;
ae li doit rendre 448 u. a.; et se pierdi 337; et se doivent 346; et se li doit rendre
407 11. a. m.
griement. — ^rle ist entstanden aus griee wie lie ans liee, fianehie u.dgl.')
Diese Form ist eine Anbildung zu grie, das seinerseits eine Abstraktion zum Nom.
griis (*grevis = lat gravis) anstelle von grief (*grevein) darstellt. Grie findet sich
bei Scheier, Gteste de Li^ge, der es verkannt hat; grieement bei Espinas a. a. O.
p. 464 (Dooai, Ban g^n^r. snr les paix § 2).
l'estohi d'un espoit kann hier nur heissen: er stiess nach ihm mit einem
Spiess (vgl. Nr. 467 und Annal. Soc. T. 9 sto lancha un vallet d'un espoit el cors).
Das Wort fehlt bei God. s. v. estuier in dieser Bedeutung. Hängt es zusammen mit
mndL atoten „feindlich anfallen" (Oudemans, Bijdrage; s. a. Diefenbach-Wülcker,
Wb.) und dann mit as. stötan, ahd. stözan'f Hat es sich aus der Bedeutung „das
Schwert in die Scheide stecken, . . . stossen** (das geschieht mit starkem Ruck) ent-
wickelt oder ist vielleicht besser in der umgekehrten Entwicklung (stossen in spezieller
Bedeutung vom Schwert gesagt) der bislang nicht recht aufgeklärte Ursprung von
eat<n(i)er, estuier, woneben estoer, estouerj und dem Vblsbst. etui herzuleiten? Mög-
lich ist auch eine Kontamination von „stossen" mit ndd. stükan (nhd. stauchen),
das g^ichfalls in spezieller Bedeutung aufgenommen sein könnte*, vgl. Diez, Et.
Wb. u. dazu Koerting Wb., sowie Kluge.
ne sanc ne plaie. — Es wurden sehr feine Unterschiede bezüglich der Art
der Verwundung gemacht, nicht blos die Schwere der Verletzung betreffend, die
KöipeiBtelle oder die Anzahl der geführten Hiebe, Stiche u. dgl. (vgl. ob. deus
eos ou trois), sondern auch die Art und Weise wie sie beigebracht wurde. Die
Strafen waren dementsprechend verschieden. — S. auch 325 zu nuitantre.
se pere. ~ se steht dialektisch für sen. Ebenso se frere 30, 346, 404 u. a. ;
aefiüastre 398; ae mie 296; se compagnon 303; se costet 54; se despens 323; se
1) Selbst in neuster Zeit findet man statt dessen meist — ii gedruckt, so bei
d'Herbomez und Verriest in den M6m. bezw. Annal. Soc. T.
8*
116 Walter Benary
pelerinage 301, 320, 329, 437; se revenir 586. — Schelers (zu GilL le Muisit) auf-
geworfene Frage, ob es sich nicht um blosse Flüchtigkeit des SchreiberB handelt, erwähne
ich hier nur, um sie zu yemeinen ^). Doutrepont a. a. O. erwähnt nichts dergldcheii.
f ianchie (-ie, nicht ie, s. ob.). Das Wort ist synonym mit jurer. Der, welcher
eine triue durch einen Eid bekräftigt (en le main dou provost 383 u. a., s. besonders
299 en le main S. V. ki garde estoit) war in vollem Masse für diese yerantwortlich.
S. a. die Charte de la triuioe für Valendennes Yon 1275 (in Faider, Goutom. da
Hainaut UI 363/6): ehil qui le triutoe aroit fianchie, pierderoit 33 Ü ^'^ n'awit
estet au fait, et s'il avoit estet au faity il seroit tenus pour mourdreur.
Saint Jehan Baptiste. — Die Qültigkeit dieser tritie erslaieckt dcfa von
Anfang Mai bis St. Jeh. Bapt. (24. Juni), also auf ca. 7 Wochen. Von ähnlich
kurzer Dauer sind Nr. 43 (Mai — Jeh. Bapt.), 56 (dsgl.), 58 (dsgl.), 59 (dsgL), 95
(Not. — Neujahr). Dagegen wird in Nr. 29 die Gültigkeit gleich bis Neujahr
festgesetzt; sie ist drei Tage yor Jeh. Bapt, einem der Haupttermine, zustande
gekommen. Ähnlich yielleicht in Nr. 24, wo jedoch ebensogut der 24. Juni schon
überschritten sein kann. — Vgl. dazu das zu Nr. 2 Angemerkte.
G. li Sayages. — Eine Ergänzung zu diesem besonders markanten Bdspiel
einer Famüienfehde bieten wieder die Beg. de la loi'). (s. Annal. Soc. T. 9 tu):
G. li Sauvages banis a toußjours come tnordrere, pour chou qu*ü fu en le fwtit
et en Vaiyue de Jakemes [L -mon] de Eongi et de Jakeman Wisse, clers, ki navrerenU
Mikiel dou Mortier et nus ne se pooit meUer de bataille ne de meslie devens 40
jors que li fais [erg. aroit esti fais], fors gue celui ki le fait aroitfait (NB. die
„quarantaine le roi", Ludwigs des Heil.). — Derselbe G, li S. wurde später trainnis
et pendus (s. ibd. p. 335).
21a. kieyetaine& — Das Wort, yon kief (dial. = cA«/) abgeleitet, bezeichneC>
im allgemeinen ein Oberhaupt, einen Herren, dann im besonderen die beiden „Ober*—
haupter'' der Sippe d. h. die nächsten Verwandten yäterlicher- und mütterlicher^ —
seits, welche an der Spitze des Familienkrieges stehen (les plus prochains paren^^
de Vune partie et de Vautre in Nr. 21). Weiteres zeigen die Stellen. Die Er— -
klärung yon Wodon, Le droit de yengeance dans le comt^ du Hainaut, als ,4e mäle^
le plus proche du c6t^ paternel" trifft hier nicht zu. — Neben diesem Wort be —
gegnen wir dem Stammwort in Nr. 63«, ygL Liyze Boisin p. 104: quant li doi kief^
sont hourgois de eheste ville ou manant ; Espinas, Nouyelle reyue etc. 19 und 26
kies de U /aide»
23. no coukant et no leyant ~ Ursprünglich auf die Sonne bezogen:
„Tag und NachfS so Chartes d'Aire (Bibl. de l'Ec. de Gh. 36) Nr. 29iti et ü
estoient c, et l. dessous le comte; dann übertragen auf den Dorfbewohner, den
1) Verkannt hat diese Form auch Jungbluth, Cisterdens. -Regel (Flines?),
8. Bom. Forsch. Xca.
2) Die endlich erfolgte Herausgabe der 3 Begister des 13. Jahrh. ist sehr
yerdienstlich und kam mir sehr gelegen. Abgesehen yon yerhältnismässig wenigen
Druck- und Lesefehlem (häufig falsche Akzente wie in enf^s, Estieyen^) und einigen
gröberen Irrtümern (s. a. ob. fianehie und zu 641») ist sie gut geraten. Vermiast
habe ich jedoch ein Sachyerzeichnis.
Zwei altfranz. FriedensregiBter der Stadt Tournai (1273—1280) 117
Ijandmann. Es ist synonym zn manant and bedeutet in allgemeinem Sinne „Nicht-
bürgei''. S. Annal. 8oc T. 9ui ki en le citei fast manans ne cai/^ans ne levana;
ferner Bec. des anc coutomes de la Belg. 11 p. 17; Faider, Gout. du Hain. I» ; sowie
Ordonn. des rois de Fr. XI wt (1289/90): sour ee que noua [Guy de Flandre]
disiemes que a noua apiertenoit toute U justice des hourgois et des coulkans et
des levans de Ttmmaif ki tnesfasoient en no tiere . . .
no „mtaen*' d. h. die der Stadt T. angehörenden.
26. disietisme. — Die dem nfr. -ieme entsprechende Endung -isme, -ime
zeigt die Hs. bei den Ordinalzahlen von 5 aufwärts (andere Texte wie Greg. Dial.
haben auch einfaches deusime): chiunguistne 99 u. a.^); sisisme 308; sisime 113,
245 u. a.; sissime 482*; {sistne 100, sime 360); sietistne 343 u. a.; witistne 320
u. a.; nuevisme 457; noevime 350; diaime 350; unsime 352; dousime 321 u. a.;
guatorsime 202, 412, 431; guinsime 354; saisime 339, 340, 411, 423; sesime 460;
dissietisme 463; dise et nuefvisme 159; vintisme 310; vint et unime 341; v, et
deusime 322, 394; v. et troisime 439; v. et quatrisme 311, 386; -ime 363;
v. et Munquisme 313; v. et sisime 53; v. et sietisme 542.
26*. par priiere de preudomes. — Es ist möglich, dass damit die es-
wardeur gemeint sind, da mit diesem Wort des öfteren Amtspersonen bezeichnet
werden (z. B. Annal. Soc. T. 9 sss pr. ki estoient el eervice de le ville serementet;
ibd. 5 IM amender le doit . . . par dit de preudomes dou mestier) ; doch kann das
VTort auch einfach „ehrenwerte Männer*' bedeuten. -— Sowohl dieses Zusatzes halber
als auch wegen des kürzeren Termins von 26^ möchte ich diese dem Jeh, Miölet
gewahrte Sonder-^rme einer scuffranee gleich erachten.
27 le caboteur. — God. Compl. gibt ein Beispiel aus Douai 1542; es ist zu
dem bei Scheler Dict zu findenden cahoter (terme maritime) und eabotage zu
stellen und bedeutet (s. Sachs) „Küstenfahrer'*. (Mann und Schiff — die erstere
Bedeatong fehlt bei Qod.).
27« a ceste triue prendre. — Ähnlich furent a sen frere ochire 36, 51;
a eeste siurtet faire 111; a ces coses dire 320; dette de Vamende faire 295 u. a.
28 reut le ville. — Der jpip. Ptpelart muss entweder nur auf 2ieit verbannt
^weeen sein oder zu einer Pilgerfahrt verurteilt, nach deren Ausfuhrung er die
Stadt wieder betreten durfte, vgl. Nr. 345. Übrigens war er kein Bürger, wie der
Schluss der Nummer zeigt. Er wurde selbst 1279 schwer verwundet (s. Nr. 644).
— Die Stadt zu betreten war solchem Verbannten bei Todesstrafe verboten und nur
nach Erteilung von Amnestie gestattet. Dass solche aber oft recht beschrankt war,
xeigt die bei Gelegenheit ihrer joyeuse enir6e von Marie de Mortagne 1290 erteilte
(M^m. Soc. T. 24, ist): si rendi le vilU a toua les baniSy fors pour mort de home^
u pour afolure, u pour arsin, u pour femme enforete (d'Herbomez druckt hier
1) ui statt tu, das ich mehrfach gedruckt finde, das auch Doutrepont a. a. O.
p. 74 verzeichnet, allerdings mit viel Beserve und einem stillen Fragezeichen, halte
idi für ein Unding, sofern nicht Schreiberiaune oder falsche Lesung in Frage
kommt.
118 Walter Benary
wie sonst ie) u ravie u emmenee a farce^ u paar triue u paur respit u pour seurte
briste et maietnent pour le triue le rai des XL jours, u pour pais, faite par
preudommes, briste, u pour reube en kemin, S. a. Annal. 8oc. T. 9 tu . . . se
archeveskes u veskes u autres segnerages lor rendoit la [lies le] tnüe; ibd. p. 345
. . . banit a tousjours . . . sans rapiel, se ce n*est par le commant le roi. Zu
erwähnen ist hier auch der Erlass Ludwigs IX. yon Frankr. vom Dezember 1267,
welcher verbietet, dass ein Mörder villam recuperat pro quatuor libris parisiensibus
(Toumai, livre de cuir rouge; Collect Moreau, Paris, Bibl. Nat 525, iit; id. Bruz.
Archiyes) ').
Das Gegenteil von ravoir la v. ist perdre la r., vgl. perdre la commune 337.
viunt. — Dsgl. 336, 337. Ebenso couviunt 611, tiunt 300, tiunrent 99.
— Daneben finden sich die gemeinfranz. Formen vint 300, 337, 338, revint 336,
vinrent 366.
parle hale bedeutet auf Grund eines Beschlusses der Versammlung (F)ro>
vost, Geschwor, etc.) VgL die Redensart par assens de (provos et) juris.
30. rechiute; ebenso 51; couneute 411. Inlautendes t zwischen Vokalen ist
im Norden, Nordosten und Osten in einigen Partizipialformen erhalten. 8. a. zu 10.
37 le Wandele. — God. hat toandelard = pülard, voleur (2 Beispiele). Grand-
gagne, Dict. ^tym. de la langue wallone, gibt an: wandeler (errer, roder, flaner).
Du flam. wandelen. — Das Incorrecte dieser Etymologie und den Ursprung der
Worte erhellt eine Stelle aus einer von Beiffenberg in der Einleitung zu PhiL
Mouskets Chronik p. CCV angeführten chronique anonyme en vers:
Apres sera dit en commun
Coment li Wandele, Got, Hun
France pelfirent [lies: pestrirent] et gasterent.
Den Namen der Vandalen finden wir bei Langlois, table des noms pro-
pres etc., kontrahiert als Vandre, Vendre, Wandre in Epen östlichen Ursprungs.
39 anrenuef. — Diese Nummer wäre der einzige authentische Fall für eine
auf ein volles Jahr gegebene triue. Sollte jedoch nicht ein Versehen des Sdueibers
vorliegen und statt anr. als Termin vielmehr St. Jeh. Bapt. einzusetzen sein, wie dies
in den folgenden Nummern steht?
li jovenes. — Das Wort ist auf der ersten Silbe zu betonen (gar oft findet
man es fälschlich jovhnes gedruckt). In Dichtungen wird es zweisilbig gebraucht
wie angele, virgene. Vgl. ob. Wandele, auch Estievene u. a. Später wird es
kontrahiert zu Jone.
de comandise. — provos de c. hiess der Obmann der Geschwc»«nen.
Dieser ist nicht zu verwechseln mit den beiden für die Dauer von einem Jahr ständig
das Provostenamt (de le comugne) bekleidenden Männern, welche die Sitzungen in
erster Linie leiteten. Dies zeigen deutlich Nr. 109 u. 149. Allerdings scheinen
häufig dieselben dazu herangezogen worden zu sein. Genannt werden 1273/74 Jeh.
au Fölc (109, 111, 119, 344), Gill. Cardevake (344), Bog. Warison*) (111); 1274/75
1) Ausgenommen von diesem Verbot blieb der Mörder eines clere; dieser Best
des ehemal. Privilegiums wurde erst 1312 durch Phil, le Bei aufgehobea
2) M>^ le Comte du Chastel schliesst (Annal. Soc. 3i«i) aus dieser Stelle irr-
tümlich auf die Provostenschaft des R, TT., noch dazu für das Jahr 73.
Zwei alttranz. FriedensregiBter der Stadt Tournai (1273—1280) 119
Jth. de BourghieU (147); 1275/76 Goas. de Maubrai (U9, 151); 1276/77 Qose. de
Maubrai (219, 628 b. u.)> Jak, le Vakier 219. — Zwei werden gleichzeitig genannt
219, 344; anch 111 ist so anfwifassen. Man vgl. a. 628: provost par aeaena d'es-
wardeura (NB) en ceste heeogne, demzufolge Goas, de Maubrat (1277) ad hoc zum
pr,, also doch wohl pr, de comandiae, ernannt ist
51. les sauYages. — Das Wort bedeutet nach Godefroj „6tranger<^ Es
wurde eich also um Fremde handeln, welche bei der Ermordung des Cap. de Cal,
in- oder ausserhalb Tournai beteiligt waren oder um die Verwandten eines solchen,
nämlich des Jeh, Flöhet mütterlicherseits. Man vgl. Nr. 631, worin gegen den auch
hier genannten Jakemirif Sohn des Dr. del Äuanoit, ein foufjur erlassen wird und
zwar, wie es scheint, von Leuten aus Courtrai und Eaplechin. — Eine andere, mir
jedoch nicht wahrscheinliche, Auffassung wäre die, Ua Sauvagea zu lesen d. h. darin
eine Familie oder einen Familienzweig dieses Namens zu sehen, wozu man Nr. 21
imd les Hourdellona Nr. 372 vergleichen könnte.
53. dou Lai. — Die regelrecht aus lat laeum entwickelte Fonn, hier als
Flurname. Hocqnet, Annal. Soc. T. Bits, 7 m scheint es verkannt zu haben.
provos de le Caritet^). — S. die Monografie von L. Verriest, La „Charit^
Saint Christophe'' et ses comptes du XUI« s. (Bull, de la Gomm. Boyale d'Hist
de la Belg. 73, p. 143—267). Wahrscheinlich war es eine Eaufmannsgilde, die zur
Londoner Hansa gehörte. Die erste Erwähnung findet sich in der grossen Urkunde
Ph. Augusts (1188) Art. 29, welcher schliesst: . . . et quidam prepoaitua qui de
trigifita juratia erit aaaumptua, — Auf den vorliegenden Text bezieht sich
Verriest p. 153, zum Beweis, dass das Amt des prMt de la Ch. mit dem eines
Geschworenen eng verknüp(f; war; femer p. 259. Doch begeht er an letzterer Stelle
meiiiea Erachtens einen Irrtum; er sdiliesst nämlich aus der Datierung der
Nummer 53 „26. Februar an einem Montag**, dass für das Amt des Em,
Catine nur ein diesem Datum entsprechendes Jahr in Betracht kommt, also 1274,
80, 85 u. 91; da nun die Provosten für 1274 u. 1280 schon bekannt seien [es
waren Bogier Wariaon 1273 bis Ostern 1274, danach Jak. le Vakier — s. Nr. 308 —
xxnd Henri Pourret 1279/80], andererseits das Register [die vorliegende Hs. A] nur
bia 1283 reiche [es reicht aber nur bis 1280, s. Einl. S. 2], so nimmt er das Jahr
1285 an. Dazu ist zu bemerken, dass es, wiewohl nicht völlig ausgeschlossen, so
doch recht unwahrscheinlich ist, dass noch eine und zwar nur eine, Nummer vom
Jahr 1285 in das Register hineingeraten sein soll. Am einfachsten scheint mir die
Annahme, dass das Datum der Nummer nicht in Ordnung ist Gestutzt wird sie
durch die Erwähnung des G. Cardevake als Provost. Dieser bekleidete das Amt
räimal 74/75, dann 78/79 und dem letzteren Jahr wird Nr. 53 zuzuschrieben sein*).
Der 26. Februar dieses Jahres (d. h. 1279 n. St.) war ein Sonntag; man müsste
1) N^onchel a. a. O. p. 106 druckt privoat du Capet, erklärt dies als
ehapitre und knüpft eine Erörterung daran. (!)
2) Diesem eher als 74/75 in Berücksichtigung der angrenzenden Stücke: f° 10 u.
IQv« der Hs. sind von 1278 datiert (Nr. 47 vom Jan. 79 n. St.), dann folgt Nr. 52
(2. Jan. 81 n. St); Nr. 54 ff. bis zum Schluss des betr. Abschnitts der Hs. A
Btanunen sämtlich von 1279 n. St.
120 Walter Benary
daher den Tag oder das Datum in den 27. yerändem^). -— Will man das aber
nicht, 80 scheint es ebenso plausibel, die Nummer dem Jahr 1280 zuznwdsen.
Dann müsste man allerdings die ProYOstenschaft des Cardevake als solche de co-
mandise auf&ssen (s. dazu Nr. 39 u. 119). Dass jedoch für dies Jahr schon
H. Paurret als FroTOst der ,,Charit^*' urkundlich erwähnt wird (Beg. de la Id
1279/80), bildet keinen Qrund, dies Jahr ohne weiteres zu verwerfen. Denn wer
sagt uns, ob nicht im Lauf dieses Jahres ein Wechsel stattgefunden hat, wie einen
solchen für 1274 die Nr. 308 unseres Begisters zeigt? Freilich wäre es schlecht
damit zu vereinbaren, dass H. Pourret im folgenden Jahr (80/81) gleichfalls das
Amt bekleidet hat (s. Beg. de la loi); dass er es bereits 1277/78 inne hatte, bildet
wiederum keinen Gegengrund.
moustier Nostre Dame. — Vgl. Nr. 613 en Venclo(i)8tre N, D. Das
Kloster nebst dazugehörigem Ejrchhof lag in unmittelbarer Nähe der Kathedrale
an deren Nordseite. S. a. M^m. ßoc. T. 6so— iob. Bull. Soc. T. 6isTfi
63. Trescin. — DieScheibung -sc-, häufig im Nordosten und Osten, zeigen
noch ascention 237, 238, 535 (daneben asention 534), presensce 3(X), Briset 348,
Vstasces 332 (neben -88-)
le Mus. — Siehe Grandgagnage, Dict ^tym.: mome, tacitunie.
68. TAgre. — Das Wort ist wohl nicht zu agres zu stellen (s. Scheler s. y.
und Godefroy s. v. agrei), sondern dialekt. = frz. aigre,
74. li Pucres. — Bedeutung und Herkunft des Wortes sind mir unbekannt
Liegt ein Subst vor oder ein Adj. oder ist es Partie, (etwa = pucel^)?
80. Dieselbe Aufzählung kehrt Nr. 99 u. 302 wieder; sie ist häufig in den
Beg. de la loi bei Verordnungen zu finden. Es gab vier Kollegien: 1. 30 Ge-
schworene, davon 2 Provosten, 2. je 7 Schöffen für die Stadtteile links und rechts
der Scheide {ctte und St. Brice), 3. 30 eswardeurs, davon 2 sousmajeurs (s. zu 12^
u. 131), 4. die majeurs. Doch figurieren letztere bei der offiziellen Aufzählung der
Magistratspersonen zu Beginn der Beg. de la loi noch nicht in den Begist. des 13. Jahrh.
(s. Annal. Soc. T. 9 stsff.), sondern erst von 1313 an. Sie hatten nach Verriest
a. a, O. nur „voix oonsultative". Die Nebenfunktionen sind aus den angeführten
Begistern ersichtlich : as rechietes (recettes, ein Geschw., ein eswardeur) ; wardes des
des de le carte (3 Geschw.); wardes des des dou seel (Siegelbewahrer, 2 Geschw.);
4 Geschw. und 4 esward. (auch taulieur genannt) (m drois de le eomugne;
1 Greschw. als Provost der Charit^ (s. o.), welchem 5 Bürger beigesellt wurden.
li Aucrois. — Vgl. li Aukerois 649. Dies Wort hat mit alkermbs (arab.
Ursprungs s. God. s. v. aukairrais) nichts zu tun, sondern ist, wie wohl auch das
letztgenannte, zu auxerrois zu stellen, es bedeutet „Wein aus Auxerre". S. die
sich auf diesen ,yAuchoirre^^ wie auf andere Weine beziehenden Verordnungen in
den Beg. de la loi (Annal. Soc. T. 9 si« u. im), auch das mndl. Wb. von Verwijs-
Verdam s. v. aucerois und Beaumanoir, Poesieen, 1. u. 2. Fatrasie.
1) Nachweislich falsche Datierungen weisen sonst noch folgende Nummern auf:
26, 73, 212, 229, 245, 246, 377, 392 (?), 423, 542, 597, 630.
Zwei altfnmz. Friedensiegister der Stadt Tournai (1273—1280) 121
99. HenninB, fius. ~ Der Artikel fehlt in entsprecfaenden Fällen 183| 405,
410, 433, 480, 631 ; femer 302 que prevost et juret jugeront,
Ferme et estaule. Dieae Formel findet sich häufig in Urkunden. — Was
die Form estaule (noch 304) betrifft, so ist hier nicht der Ort, einen langen Exkurs
über das noch nicht genügend aufgeklärte Problem der Entwicklung yon lat. -cibilem
nnd -ibüem zu führen. Ich behalte mir das für eine andere Gelegenheit vor. Ich
bemerke hier blos, dase die Elntwicklung nicht überall eine gleichmässige ist und
daas sie ausserdem von der Betonung abhängt. Die einschlägigen Wörter sind
ereauUs 294, deseonvenaules 296, Maus-renaules 105, paisiules 316; deaulie 157,
das ich davon trenne, ist zufällig in der Hs. (am Band) in zwei Zeilen geschrieben
und in deau-lie abgeteilt, was sehr wohl für die Aussprache mit ins Gewicht &llen
kann, da man andem&lls dea-velie geschrieben finden ¥rürde (später mindestens
deav'lie mit v.
ponr (l')occoison de le loi de le ville nicht wie NMonchel a. a. O. über-
setzt, pour m^pris de juge ou de justice, sondern soviel wie „von rechtswegen*';
der Ausdruck wird bei Sicherheiten angewandt, wo es sich um eine Magistrats-
bezw. GMchtsperson handelt, die ihrerseits dem betreffenden keine Sicherheit zu
geben braucht Die Formel weist tatsächlich geradezu auf den Magistrat hin (vgl
justice und entsprechende Floskeln im Deutschen) s. z. B. Poutrain, Hist. de
Tonmai p. 777 (auch M^m. Soc. T. 19, it) gelegentlich des Einzugs Philipps III.
in die Stadt: STen eut 60 de le loi de le ville , , . et 200 baurgeais.
Genauer bedeutet loi die Gerichtsbarkeit. So sauf loi faisant 397 „ohne
den Gerichtsweg zu beschreiten". Es kann auch die durch das Gericht verhängte
Strafe bezeichnen, so Devillers, Cartul. des rentes et cens dus au comte de Hainaut,
p. 16: et adont sunt (gehören) toutes les lois le conte, S. a. Ste. Palaje, Dict,
sowie das Sachverzeichnis.
101. Zur Erklärung dieser Nummer zitiere ich God. s. v. ruage^) 2: Agglo-
meration de rues ou de maisons; compagnies bourgeoisee Organist par quartiers
on rues. Chaque rue avait son Organisation particuli^ sous la surveillanoe d'un
conn^table, esp^ de commissaire de police et aussi de chef militaire, wozu
lÜDZuzufügen ist, einmal, dass dieser streng auf Sauberkeit der Strassen zu halten
liatte — u. a. dafür zu sorgen, dass keine Schweine herumliefen — (s. Annal. Soc.
T. 9, atf, TS, »s), sowie dass sein Haus Feuerlöschgeräte enthielt und dass (wohl
damals schon) daran eine Alarmglocke angebracht war, d. h. dass ein connetable
mach das Amt eines Brandmeisters innehatte — und darauf bezieht sich die vorlieg.
Stelle. S. a. Cousin, Hist de T. 4, te ; Annal. Soc. T. 9, sm sowie die übrigen
Stellen unserer Hss. — Sannehart 280 entspricht der heutigen rue du Sondart,
103 les siergans. —Diese hatten alle möglichen Dienste zu verrichten, bald
erBcheinen sie als Amtsdiener, bald als richtige „sergents de ville", welche die Stadt
am bewachen haben und Verbrecher veriiaften. S. Bozi^re a. a.0. p. 67 Fussn. 4: et
que li moitiet des siergans de le nuit soient venut a leur wet (Wache) al premier
wigneron (Glockenschlag) et wardent . . .; Yerriest a. a. O. passim, z. B.i
1) Ein anderer Ausdruck für ruage ist vi(s)nage (s. Nr. 196).
122 Walter Benary
p. 236 as sergans de U verge et au eiere M eci.
OS aergans et as eawardeur dd jour 16 sei,
au sergant gut suit le pravost 5 eol.
a j. serjant le roi 41 aöl.
Annal. 8oc. T. 9, m Colare Natalie, uns des sergans de Saint Fiat zeigt, dam tk
(wie die esward.) nach Yiertelii oiganisiert waren. 8. a. M6m. Soc T. 24, sm. —
Ihre Zahl vermag ich nicht anzugeben '); ans Nr. 285 laset sie sich nicht entnehmen.
Dagegen zeigt diese Nnmmer durch ihren Schlussatz, dass sie eine übendl geltende
„Sicherheit*' erhalten und ihrerseits keine zu leisten brauchen.
107 li Fauteriers. — Das Wort fehlt bei Qod. ; es ist wohl = fautrier und
zu fautre (diaL = feutre) zu stellen.
Jehan Asson, clerc. — Dieser begegnet noch mehrfach in derselben Eigen-
schaft als Amtsperson. Sein Amt ist wohl das eines Aktuars, Gerichtaschreiben.
Es wird im Gegensatz zu dem der Magistratspersonen kein wechselndes gewesen
sein. Wenigstens deutet darauf seine Erwähnung im Reg. de la kn 1280/81 hin
(AnnaL Soc. T. 9, m): Et [s% eut] Jehan Assons 3 gros t^, ensi gue uns eswardere.
Daraus geht auch die Wichtigkeit des Amtes hervor. (Vgl den „mattre derc" in
Städten wie Valendennes, Mons). S. a. die Urkunde Fh. Aug. von 1188, Art 27 ... et
utraque pars suum habeat clericum (s. Anm. zu Nr. 291). — Erwähnt sei hier der von
Boisin, Lois et cout de Lille, p. 97 angeführte Brauch, dass in der Nacht auf
Weihnachten bezw. St Jeh. Bapt deiis eschevins qui a chou sont estavUs et uns
des ckrs de le Judle sermenth durch die Stadt gehen, um zu refianchier les triu-
tDes, deren so provisorische Erneuerung offiziell vor dem Magistrat wiederholt und
danach durch Ausrufen bekannt gemadit wurde. — S. a. noch Brunner, Wort und
Form im afrz. Prozess p. 730 (= Forschungen zur Gesch. d. deutschen u. franz.
BechtB p. 337).
112 dou Pire. — So hiessen weiherartig (meist in Fonn eines Rechtecks?)
angelegte Eindämmungen eines Gewässers, eine Art Schleusen. Auf dem Plan von
Toumai von 1611 (s. Bozi^re p. 94) finden sich deren vier; hier ist natürlich eine
bestinmite, damals wohl noch einzige und deren Umgebung gemeint, vielleicht
gegenüber dem ,3ecquerel'' in der paroisse du Chäteau gelegen (s. ibd. sowie
p. 30 u. 257). Vgl. a. AnnaL Soc. T. 9, im Windas ki maint en le maison emmi
Eseaut. — Das Wort kommt auch vor in der übertragenen Bedeutung Pegel, Mass,
um den Wasserstand der Scheide zu bestimmen (s. Bozite). Ableitungen sind
pirer und pikman, püemandrie (s. a. God. pireman),
115. le Caucheteur. — Zu cauchete^ diaL = chaussette gehörig. God.
GompL hat nur chaketier.
117. va im Sinne von vaut ist noch heute üblich (ne va pas, rien ne va plus),
wird z. B. häufig von Geldstücken gesagt; desgL in Italien.
1) Ph. Mousket spricht in seiner Chronik 19320 von trais cens siergans; doch
ist dabei an eme Truppe zu denken, welche dem König im Eriegsfdle zusteht
Zwei altfnmz. Friedensregister der Stadt Toornai (1273—1280) 123
119. la il fu dialektiach iüT lä au ü fu iei Byntaktiacli bemerkenswert; es
neigt pantaktiBche Verbindmig statt der gewöhnlichen hypotaktischen. S. a. Voc.
comme proyost — Nur der erste der beiden hier genannten war offizieller
ProvDst, Jehans au Pole demnach de comandise (8. za 39).
maison de piere. — Die Häoser bestanden meist ganz aus Holz oder doch
nur ZQ kleinem Teil ans Steinmaterial. Daher die besondere Bezeichnung. Ebenso
Bod^, p. 263 Fnssn. 2; ibd. p. 487 (asile); Annal. Soc. T. 1, st en une forte
im. de p.
banis a tonsjors. — Es gab anch Verbannnngen ffir die Daner von 1, 3
nnd, seltener, 7 Jahren. Von dieser Strafe wurde der ausgedehnteste Gebranch
gemacht. Sie wurde, ans begreiflichen Qrflnden, bei den hier vorkommenden Ver-
gehen der ihauvaise (Nebenfonn maise) renommie ausschliesslich angewandt und
zwar nicht minder häufig bei Männern als bei Weibern.
131. sousmaire des eswardeurs. — Dass darunter die Obersten der 30
esw. zu Terstehen sind, zeigt das Beg. de la loi yon 1280/1. Et ei tut ceseuns
eswardere 3 gros tomois et li sfmsmajeur le douhle. Es sind ihrer demnach
mehrere, wohl zwei; sie entsprechen den späteren 2 majeure (s. Beg. de la loi von
1313, M^UL Soc. T. 9, si). Vielleicht hieseen sie so in Übereinstimmung mit den
beiden eausmtyeura des Kollegiums der majeure (s. loc. cit und Annal. Soc. T. 9,tM).
138. mis en le fosse. — Vennutiich ist darunter nicht ein&ch ein Ort
zwangweisen Aufenthalts (Graben, unterirdisches Verliess) zu verstehen — denn dieGe-
fingnisse (s. a. Voc. s. v. bterfrait und Pörte-as-Maus) dienten meist nur zu vorläufiger
Einkerkerung bis zur Aburteilung — , sondern die Strafe des Lebendig-Eingrabens
(bis zum Hals? jedenfalls nicht vollständig). So heisst es Beg. de la loi von 1335
(Mdm. Soc. T. 9,itf): Sy fu premierement enfouis , . . et puia fu oatis de la
(lies le) fose taus vis (noch lebend) et puts pendu[8]. S. femer AnnaL Soc T. 9, ms;
ibd. p. 391 wird angedroht: et sUl ne pooit 20 s. paiier, an le mettroit 3 jors en
le foeee, -— Ein weiteres Beispiel ffir diese damals in T. anscheinend nicht zu
häufige Strafe enthält die Hs. 215 der Bibl. commun. deToumai, FoL33^: ^ Van
1285, viij jours en aaust, Deniees de Froiane, vaUes mestre Oillion de Croie,
eanoine et cancdier de Touinai, bati J, vallet et abati a tiere ; pris fu en present
faü (in flagranti) et mis en le fosse tvis dis (acht ^Tage lang). [— ] li Monnes,
provos{t) de Saint'Quentin, estoit adont a Toumai et le prist en le main le roi et
fina eü Denises a ce provost de tel amende qu*il aferi a sen fourfaü, (wie es
seinem Verbrechen zukam) e^est a savoir XU et perdue se eomugne et a Vamende
des juris pour ehou qu'il feri j, home en le presense desprevos quant ü fu pris;
et X ft pour le premier home qu'il feri et abati a tiere; et .c. s. J. autre qu*ü
feri; et si doit aler a Saint Oiüe en Prouvenee a le Saint Bemi Van 1285.
140. escrouettes. — Damit wurden in Toumai und Umgegend (Lille,
St. Amand, s. God. s. v.) Stadtviertel bezeichnet Auf Personen übertragen be-
leichnet es Leute, die ffir einen bestimmten Bezirk ein ähnliches Amt wie die
Sergeanten bekleideten. Vgl. Bibl. commun. de Toumai, Hs. 215 FoL 3: as es-
cnmettes u a aueuns des sergans de le dti (s. L. Venieet, La Charit^ St (}hiistophe,
124 Walter Benary
p. 152). In Nr. 262 unserer Hb. werden 6 Personen als eacr. anfgefflhit, von
denen die 2 letztgenannten in Nr. 286 als serjans de le viUe wiederkehren. Der
551 als escr. bezeichnete Jeh. de Flekieres ist vielleicht nicht identisch mit dem passim
genannten Geschworenen.
142. a le pourcession. — Die grosse Prozession von Tonmai — die damit
verbundenen Feierlichkeiten wahrten 8 Tage, s. Nr. 320 nnd 638 — fand nnd findet
noch statt am Tage der Aufrichtung des heil. Kreuzes (14. Sept), genauer am Sonntsg,
der dem 14. am nächsten liegt, zur Erinnerung an eine Pest des Jahres 1092.
Sie lockte stets Scharen von Fremden nach Toumai, worunter viele ans Gent
S. Bozi^re p. 386 ff. und die Monografien von Alfr. Gauchie, La grande proc. de T.
(Louvain, Paris 1892, gr. ^ und £. Wibaut (Toumai 1892, %% Vom 9. Tag der
Plrozession ist gldchfalls die Bede in einer Verordnung des Jahres 1276 s. Annal.
Soc. T. 9, SIC
144. li Arriers. — NachGod. s. v., der es nur einmal (Arch. Finistke 1510)
belegt, bedeutet a. vielleicht partie de la charme^). Oder liegt das substantivierte
Adverb arrier = nfrz. arri^re vor?
li Sieliers. — God. Compl. s. v. selier (= mod. sellier, fabricant de selles)
zitiert u. a. aus einem Testament von Toumai 1292: a le steuere de le Hormerie,
Augenscheinlich ist zu lesen Lormerie; vergleicht man dies Beispiel mit Nr. 144,
so ist der Schluss nicht ganz von der Hand zu weisen, dass in der Lormerie
(s. Verz. I) neben dem Gewerbe der larmiers das verwandte der sieliers betriebeo
wurde.
149. Vgl. 227. Wegen des dort folgenden t furent habe ich an diesen Stellen
Si fu in den Text genommen, wiewohl es nicht notwendig war. Derselbe Lapidar-
stil kehrten wieder; femer 304, 372, 379, 380, 404, 530 (dette); 352, 363 (^ge).
Elliptisch ist auch et juret 192 statt si furent juret,
153. le Waule. — S. God. Compl. s. v. gaule = longue perche, der ans
alter Zeit nur ein Beispiel aus Toumai (1278) gibt, sowie Hdcart, Dict Bouchi —
fr9.: longue baguette dont les jardiniers se servent pour palisser. Der Nom. sollte
flexionslos sein.
164. des Pres. — Gemeint ist das Nonnenkloster bezw. Beghinenstift Notre
Dame du bon oonseil (Conventus beatae Mariae de Pratis), bekannter unter dem
Namen Pris-Förcins, westlich ausserhalb der Stadt gelegen. S. Mdm. Soc T. 24, sm;
Annal. Soc. T. 2 Testam. Nr. 5: je donne as beghines desPris, Nr. 19: as nanains
des Pres,
167. li Frais des tiretaines. — Liegt wirklich ein Begriff vor? Ein sonder-
barer Name wäre, aber begegnen deren nicht manche andre? Frais ist vermutlich
1) Die substantivischen Beinamen bezeichnen, abgesehen von Gewerben, teils
Verwandtschaftsgrade (frere, oncle), teils Lander, teils Körperteile (bouke, dent,
piet) u. a., teils aber ganz fem stehende Wörter (bide, grae, levrier, rate, vent, waule).
Es ist kein grosser Unterschied zwischen denen mit und denen ohne Artikel
Zwei altfranz. Friedeiuregister der Stadt Touniai (1273—1280) 125
= nfn. frais Eoaten, das im afn. auch im Sing, gebraucht wurde; weniger zu
passen scheint das näher liegende Adjekt frais „frisch'*. Das Etymon von tiretaines,
womit ein Gewebe halb aus Wolle, halb aus Qani bezeichnet wird, ist dunkel. Es
kann Yon Hrer abgeleitet sein; bzgl. der Endung vgl. kievetaine, pitretaine (Ste.
Palaye). Oder es ist von t%re(t) gebildet, das seinerseits einen Stoff bezeichnet haben
mag, der von der Stadt lyrus seinen Namen hatte s. Bich. le Biel 1647 Aa uns
[sc gibt er] tyrea, pailes, eendaus und vgl. andre Namen von Stoffen (ermin,
sidone, sirie). Andre Deutungen bei Boquefort u. a. — Liegen zwei Begriffe vor
— dann wäre Tirekiines zu schreiben ^, so mfisste man das Wort als übertragen
auf eine Gilde oder auf den Ort wo das Tuch hergestellt wurde, auffassen.
169. Man wird mich vielleicht tadeln, dass ich die Aufhebungsakte der seurtes
nicht gesondert habe, sowohl hier wie nachher unter den paia» So einftich das
gewesen wäre, so habe ich doch g^Iaubt den wenn auch bisweilen lodceren Zu-
sammenhang der Stöcke — natürlich nur betreffs des Datums — nicht zerstören
SU sollen. Es hätte sonst jedesmal für den Leser lästiger Verweise, wie oben bei
den iriues, bedurft Das Gesamtverzeichnis muss auch hier aushelfen. Dasselbe
gilt für sonstige Unterscheidungen, vor allem zwischen einfiush vermerkten pats und
solchen, bei denen eine Busse verzeichnet ist
173. goudale Groulet „Schenke des Gr.'* Derselbe wird Nr. 378 als
goudalier^ bezeichnet Der Name ist Diminutiv, zu (jrroul= Gerol, Gheroul (z.B.
Nr. 388). Das Wort goudale, von engl, good und ale herstanmiend, war in Artds
und Flandern gebräuchlich und bezeichnete ein stark eingebrautes Bier. Verschiedene
besonders hergestellte Biersorten sind noch heute in jener Gegend anzutreffen. Hier
stdit das Wort in übertragener Bedeutung.
175. ,Jn der Halle, da wo die G^ber sitzen." — Man könnte versucht sein,
dem Wort cariier hier die Bedeutung zuzuschreiben, die z. B. aus St Omer belegt
ist, wo es zur Bezeichnung der Magistratspersonen dient, und es abzuleiten
vom flandr. keure, coore (vgl dazugehör. coorhere und die mlat Bildung cora
s. Hansisch. Urkundenbucb ed. Hoehlbaum I,im). Dagegen spricht jedoch eine
Stelle aus den Beg. de la loi 1280/1 (loc. dt p. 402/3). Et que eescuns eorriera,
eescuns boursiera et tout ouvrier d'autre mestier vengent lor denriea en lormaisons
et en hole . . . ; das Wort entspricht demnach nfrz. corroyeur. Die heut nu des
Carriers liegt in der Paroisse de St Jacques (s. a. Bozito p. 230). — Die
,Halk'' betr. s. a. BulL Soc. T. 23, p. 128ff.
183. baron. — Die Bedeutung „Ehegatte'' ist dialektisch (Nordosten, und
Osten), übrigens auch in anderen Sprachen zu finden: span varon, engl, baron
(juristisch und heraldisch).
l'Auwier. — God. erklärt das Wort als „redevanoe due pour un vivier** und
belegt es aus Lille 1358. Ich möchte eher darin eine Ableitung zu dem dial. autee
(= frz. oie) sehen; es bedeutet dann „Gänsehändler** (vgl. pouletier).
1) God. gibt fälschlich als Stichwort godaiier*
126 Walter Benaiy
184. li Viesfierons. — y^tdaenhändler'S gebildet wie vieswarier. Fehlt bei
Qod. u. Boimt.
189. Qradins. — Das r ist dialekt vor dem folgenden Konsonant ansgefailen;
ebenso Bautet neben Bauriet 568, yielleicht U Quatit 647 (vgL Margr. le Quartie,
Annal. 8oc. T. 2, Test Nr. 1 neben le Quatie, ibd. Nr. 35, 7, m, Quaeie 6, in),
sowie cles statt c2er« 645. — S. a. zu 308.
230 qnaremiel — Nicht wie Gachet, Etüde sur les noms des mois etc.
(Bmx. 1865) angibt = Aschermittwoch, anch nicht = Mittfasten (s. z. B. Art
d'amour edt J. Petit I ms u je fuis au quaremiel et puis en mi-carestne) ; vielmehr
ist es der Sonntag Invocavit oder Quadragesimum.
232. rasoirs. — Zu dem Wort (eine Stoffart) s. Bomania 34, p. 605 u. 607.
239. Der Zusatz a Tartiai steht nicht ohne Grund; denn das Bruiüe (anf
dem rechten Ufer der Scheide) unterstand nicht der Stadt, sondern dem „Kantellan".
Wie man sieht, hatte es seine eigene Behörde. S. a. d'Herbomez, Hist des Ghto-
lains de la maison de Mortagne (M^. Soc T. 24 u. 25), sowie Bull. Soc. T.
24, M^M.
251 li Chevatiers. — Das Wort könnte man versucht sein zu cheveeier zu
stellen (S. Fureti^re u. Littr^; der von letzterem zitierte Ducange hat nicht che-
vassier, sondern chaveasier; vgl. a. foraetier, cauratier; cAamV neben chevir in der
Mundart.) Es ist aber nicht dies, sondern = frz. aavetier. Das treffliche Dict du
patois de la Flandre wallonne von Vermesse (Douai 1867) gibt chavatier an, ebenso
Htout; letzterer auch noch chavate = mule, pantoufle. (Dies Wort begegnet
Nr. 635 als Eigenname; s. a. God. Compl. s. v. eavate u. AnnaL Soc T. 9,i«t).
Die Bedeutung zeigt deutlich Annal. Soc. T. 9, im cardewanier, taut autre eure et
vies'Chevatier,
257 li houlekiniers. — Das Wort fehlt gleichfalls bei God. Es ist von
mndl. nengL hulc, mengl. hulce „Lastschif^* herzuleiten bzw. einem dazu ge-
bildeten Diminutiv, ist demnach ein besonderer Name für Schiffer.
261 le veske de Cambrai. — Der Bischof von C. spielt mehrfach in die
Geschichte der Stadt T, hinein, auch in die Gerichtsbarkeit S. z. B. BuIL Soc.
T. 20, isi/c (1311): Bei einem Diebstahl in der Kirche St. Brice wird der Täter er-
tappt und gefangen gehalten. Der Magistrat entsendet darauflun den majeur des
eskievins und ihren clerc zum Bischof. Liquei li supplyerent, de par le ville, que
eile malfaitieres fust mia huera dau aaint liu. Der Bischof entsprach dem
Wunsche und Hess ihn auf das der städtischen Gerichtsbarkeit unterstehende Ge-
biet bringen, wo er dann verhaftet und bestraft wurde ^).
1) Ein ähnl. Beispiel für T., wo sogar ein Mörder, der sich in die iOrche ge-
flüchtet h$t, erst „auf höheren Befehl" — des Königs in diesem Fall — ergriffen
wird, s. M^m. Soc. T. 8 •• (1401).
Zwei altfnmz. Friedeiungister der Stadt Tonrnai (1273—1280) 127
261. Der letEte Satz ist wohl nachtrSc^ch zugeffigt — Ein Versäameii der
Benachiichtigaiig einee zur Sippe gehörigen Abwesenden (ein solcher wnrde erst
bei seiner Bückkehr in den Vertrag aufgenommen) galt als Brach des Friedens
(bzw. ,^cherheit<0. 8. z. B. Annal. Soc T. 9, tu/i; ibd. p. 389.
dras^a-pierce. — Qod. verzeichnet dies Wort nicht, gibt aber s. y.
pereheur an: ouvrier qoi tire le drap ä la perche, qui en tiere le poil avec des
cfaaid<m8 sor la perche. Nach dem Ansdrack drap a j9. ist wohl erst geschaffen
die perehe aux draps „tribunal instita^ ponr contröler la fabricatiou des draps et
jnger les diff^rents entre les mattres et les ouvriers'^ (Yennesse, Dict.) — Zu der
Nommer vgl AnnaL Soc. T. 9, mi : G. de le W. wird bestraft mit 2 fies 10 Q et
2 fies a Vamende des jures et 2 fies pierdue se comugne (!) paur chou qu'ü 2at-
denga ehiaus gut rewardoieni les dras-a-p. Es waren also zwei Beamte; nur in
diesem Fall? Andere wardes, gleichfalls 2, s. Annal. Soc T. 9,m.
274. Die Friedensverträge wurden, nicht anders wie alle wichtigeren Beschlüsse,
Verordnungen und Urteile, durch Ausrufen öffentlich bekannt gemacht. — Die
übertragene Bedentang Nr. 337 und 454 bezieht sich auf das dem Ausrufen voran-
gehende UrteiL Entsprechend cri „Verurteilung'' z. B. M^m. Soc. T. 19, ta. Diese
Andeutung fehlt bei Qod. — Nicht übeigangen sei hier der von allen Qeschichts-
schreibem der Stadt T. erwähnte cri de V(ucension d. i. öffentliche Bekanntmachung
der die Mörder betr. Verordnungen, die jahrlich am Himmelfahrtstage stattfand. —
Oiarakteristisch scheint mir auch: fu banniz a cri et a ban (Tanon, Hist des
justices des anc. ^glises ... de Paris, p. 440.)
284 le sarcisseur. — S. God. s. v. „oelui qui r^pare, qui raoommode" und
Annal. Soc. T. 9, •••... fouUm, tendeur^ Umdeur, sarcisseur, taintenier . . . Nicht
za verwechseln damit ist aargeur «Verfertiger von Serge**.
288 bateur al arket — Qod. Compl. s. v. archet schreibt: sorte de bagnette
gamie de crins tendus qui servent k faire vibrer les cordes de oertains instruments
de muaique; für &. oi a. gibt er dort ein Beispiel aus Valenc 1360. Arket ist Ab-
leitung von arc Bogen uud 6. al a. nicht zu verwechseln mit b. d^archal (Eisen-
dialitverf ertiger) ; es hat aber ebensowenig wie damit mit Musikinstrumenten etwas
za ton, bezieht sich vielmehr auf die Tuchfabrikation. Man sehe z. B. Annal.
Soc T. 9, SM taut li Ulier, taut li bateur al arket et tout li foulon; ibd. p. 397
qu'ü ne sait ne foulons ne batere dl arket ne nus d*autre mestier. Das Gewerbe
ist demnach ahnlich dem eines Tuchwalkers. Vgl a. ibd. p. 299 Felippes, li
batere de laine,
291 le femme. — Fei. Cattier, Evolution du droit p^nal germ. en Hainant
behauptet p. 159 „Les femmes ne peuvent condure la paiz'' und p. 132 sagt er
von ihnen „ne prennent aucune part aux hostilit^ et n'accomplissent aucune des
formalit^'. Sollte das im Hainaut der Fall gewesen sein? In Toumai galt es,
wie man an diesem und den zahlreichen übrigen Fällen sieht, nicht
amen de. Die Urkunde Ph. Augusts von 1188 setzt bestimmte Summen für
bestimmte Vergehen an (Art 1, 3, 6ff.). Art 27 bestimmt: emetuUUianes faris-
128 Walter Benary
factorum de communia debent ciMtodire per annum quatuor jurati et quatuor
gut nee siwt jurati nee scabini (das sind die eswardeurs) super hoc aaeramentum
facientes, et utraque pars suutn habeat clertcum. — Über die verschiedenen und
oft sorgfältig geschiedenen Geldstrafen mich zu verbreiten, ist hier nicht der Ort
Fälle der Praxis weisen in genügender Anzahl die Beg. de la loi auf. — S. a. Vocab.
dutaler. — Nichtausführung einer derart geforderten Wallfahrt wurde mit
dauernder Verbannung bestraft; s. Nr. 339, 341, 356 und die Reg. de la loi.
293 sakure. — God. s. v. zitiert diese Stelle als einziges Beispiel. Das
Wort findet sich noch ein paarmal, s. das Voc. Wie dieses, scheint auch
294 tuillure und tuiüer (God. s. v. tooillure „action de renverser dans la
boue") lokaldial. zu sein. Es steht meist in Verbindung mit batre, -ure, — Man
beachte übrigens in diesen und ähnlichen Fällen die Höhe der Strafe.
295 freres. — Ebenso 305, 383, 388 u. a.; barons 183 etc.
Formen mit Flexions-« bereits häufig neben solchen ohne -«.
296. Die Bückerstattung der Arztkosten findet sich auch sonst» wenngleich,
wie mir scheint, selten bezeugt; z. B. Ordonn. des rois de France XI sm Art. 4 der
von Phil. Aug. bestätigten coutume von Bruy^res: expensas in medicos ad vulnus
sanandum. — Nicht zu verwechseln sind hiermit die vereidigten Ärzte, welche bei
schweren Verbrechen festzustellen und die Erklärung abzugeben haben, ob ein perü
de mort vorliegt. (S. z. B. M6m. Soc. T. 9, »s).
Neben coust findet sich, seltener, coustaige z. B. Wauters, Libert^s oommun.
p. 242. — Zu der Form mie (lat medicum, von N^onchel a. a. O. verkannt) s.
die Beispiele bei God. (Fh. Mousk. 2230 steht es nicht im Beim zu sie = lat
sedem, sondern zu mie = mica) und Foerster zu Bich. le Biel 2425.
299 gar de. — Gewöhnlich nimmt der Provost den Schwur ab. Dies ge-
schieht hier vielleicht deshalb nicht, weil er mit der Gesamtheit des Magistrats
gleichsam die eine Partei bildet. Das hier erwähnte Amt, das wohl ein hohes ge-
wesen sein muss, ist mir anderweitig nicht bekannt. Mit den in den Beg. de la
loi vorkommenden wardes des des de le carte und dou seel kann es nicht zu-
sammenhängen, da diese von Geschworenen besetzt waren, die doch hier gleichfalls
beteiligt sein müssen. Den Sinn von garde de la privöte, einer Umschreibung voo
prevöt (s. z. B. Etienne Boileau, livre des mest, Einl.) kann es nicht gut haben,
da S. V. nicht prov. für 1273/4 war. Oder handelt es sich um einen prat). de
eamandise? Zu beachten ist der Zusatz de par U roi,
300 a pais faite. — Meist kongruiert das Verbum; demgegenüber steht a
pais fait 348, 359, 471*, 473, 479, 499*, 524, 551, 573, 576, 593, 594; beides zeigt
ant haine pais fait et couneute 212. Kongruenz ist auch vorhanden 179, sowie 320,
359, 407. 627. Vgl noch fu fait 531, sowie 106, 253, 259.
302 baisierent li uns Fautre. — Nicht bei jedem Friedensachluas wird
dies erwähnt Musste der Euss überhaupt gegeben werden? Oder ist er hier in
den Begistern nur nicht immer verzeichnet?
Zwei altfranz. Friedensregister der Stadt Tournai (1273—1280) 129
de haut et de bas. — Diese Wendung ist mehrfach in Chirographen, Renten
u. dgL Urkunden anzutreffen. Sie bezieht sich nicht etwa auf die bekanntlich als
hoMte und btuse geschiedene Justiz, sondern auf die Höhe der Summe.
905 ki tenroient statt iPtl t. Es liegt kein Abfall des l vor, sondern das
Belativpronomen ist an die Stelle von que mit dem Pronomen getreten, eine mehr
dem Osten angehörende Eigentümlichkeit.
908. apieler statt apielet, -i. Man könnte in dem auslau t. r falsche
Schreibung eines stummen Buchstabens sehen (vgl. aU 329, jou 533, reprovte 566,
foufju 627; s. dazu Suchier, Aucassin, Schluss von Teil I, Doutrepont a. a. 0>),
wenn man es nicht vorzieht, eine Vertauschung des Partie, mit dem Infin. anzu-
nehmen, wie solche z. B. zeigen Et quant la ville de Huy aurat rachepter les
dousea mar es (Wauters, Libert^s commun. p. 229); et tout en tel maniere est il
Commander . . . (Annal. Soc. T. 9, t«c); Vavoit vüainement laidengi&r (ibd. p. 355);
weniger zuverlässig pour faire ledit faire (M^m. Soc. T. 9, i»«). So a. Foerster,
Lyoner Yzopet, S. XXXV. — Oder ist apieler als substant. Infin. aufzufassen und
zu übersetzen „es fand Apell statt''?
Seit der Urkunde Ph. Augusts von 1188 hatte die Stadt T. nur den König
von Frankreich über sich ; bis dahin stand sie unter Botmässigkcit des Bischofs und
des CMtelain. Die Berufung ging demnach an das Pariser Parlament
315. le Biele. Mundartlich (Pikardie, Wallonie, Schweiz) in der Bedeutung
,^ond".
le Cras. Dial. =: gr<u s. Vermesse, Dict. du Patois de la Flandre Wallonne.
328. carcan. — Halseisen, das einem schweren Verbrecher umgelegt oder besser
in das er eingeschlossen wurde. Es ward vorwiegend für den Pranger benutzt, so
BnlL Soc. T. 20, ss4f.: et puie fu mia au eep le carcan ou coL Jedoch nicht nur
bei dieser Grelegenhdt, wie der Bericht von dem Chevalier felon Watier de le Plagne
zeigt (Annales Soc. T. 1,5»; vgl. Nr. 620 unserer Hss.) Et , . . fu Watiera . . .
mis Bour une earette, en le plaehe devant le hale des juris, le carcan el col, et
atakiet a crampons de fier as Umons de le earette, et si eut uns aneaus es gambes.
Er wild dann nach Paris übergeführt Si fu mis en Castelet en prison a tout le
earean et lea aneaus es pies que il enporta de Tornai, — S. a. Ph. Mousket
8360ff. und 8470 Lors fu mis en doubles karkans.
In den Beg. de la loi finden sich Rubriken, welche die, scheinbar recht
seltene, Verurteilung zum Pranger enthalten, mit der Überschrift pour carc(h)an.
Die 1274/5 bei 4 Namen zugefügte Summe von 10 ü scheint darauf hinzuweisen,
dass man sich mittels dieser Summe loskaufen konnte.
aiyue. — Dieselbe Schreibung kehrt mit dem Worte 359, 620» und 621 wieder.
Sonst ist daneben (abgesehen von andern Formen) die Schreibung ayuwe häufig,
wo das w dem modernen Trema entspricht Was bezweckt nun aber hier das y?
Diesen Buchstaben finden wir im vorliegenden Text einmal mit der Nebenwirkung,
als Trema, in oyrent 259, dyoes 4 mal s. Voc., femer in konsonantischer Bedeutung
in yenvier 127. (Ausserdem in Namen : Maynau, Loymont, Lyone, Myolet, Symons,
Tuyn, YpprCy Ysabiel, Yngrece, Yvain, von denen die meisten auch sonst ständig
BoouuUaehe Fonehnngen XXV. 9
130 Walter Benaiy
80 geschrieben werden, die jedoch hier nicht in Betracht kommen). Da das entere
hier nicht Geltung haben dürfte des bereits geschriebenen t halber, so ist das zweite
das Wahrscheinliche, d. h. man hat die Aussprache a*jue anzunehmen. (Vgl. abrigeos
span. ayuda). Dementsprechend kann man bei der Schreibung aytte (z. B. Reg. auz
plaids ... de Hainaut p. p. Fei. Cattier) eher an ajue als an a%V€ denken (letztere
Form s. z. B. Tobler, Vrai aniel). S. a. Link, 8pr. d. Ohr. r. d. Ph. Mousk^
Diss. Erlang. 1882.
325 nuitantre. Ein zur Nachtzeit verfibtes Verbrechen wurde mit doppelter
Strafe belegt.
390 dame Odie (sie!) a le Take. — Nach ihr ist ohne Zweifel die Bue daroe
Odile (früher noch mit dem Zusatz a le T. bezw. Altake) benannt S. Bozi^re,
a. a. O. p. 147.
336 as justices. — (3lerichtsbarkeit, dann eine die Ger. ausübende Person.
Über dieses Amt sind wir wenig unterrichtet. D'Herbomez, M^m. Soc. T. 24, a«
schreibt: La justice en effet, parait surtout avoir eu pour mission de requ^rir les
jugements et d'en assurer Tex^cution. Ibd. p. 141 stellt er fest (s. die Urkunde
Bd. 25, Nr. 141), dass in Marcaing: le chAtelain avait un offider, nomm^ justice
sp^ialement, charg^ „cjm eskievins a semanre par loi dire et par Un fairtf*^). Ein
solches Amt bestand auch in anderen Städten s. z. B. Bibl. de TEc d. Ohartes
1874 (Bd. 35) p. 437 ff. Nr. 1; ibd. Nr. 5,8t La fu de par Viglize eoume juaHee;
ibd. 35. s U justice et li eskievin, — Beachtenswert ist hier der Plural, welcher
zu der Annahme zwingt, dass das Amt mindestens doppelt besetzt war. (Je einer
für die verschiedenen Grade?) — S. a. noch Annal. Soc. T. 4, tn.
337 assena a lui et au sien. — Stehende Redensart, häufig in Privatur-
kunden; wörtlich „er verwies auf sich und sein Eigentum" d. h. er setzte PeraoD
und Habe zum Pfände.
339 le Oaset (so am Band) — s. God. s. v. chaser „vassal, homme lige, tenan-
der*'. < lat easatus. 6. a. Oousin, Hist de Toumay IV m.
en le cache. — Das bedeutet, dass die Genannten ihn, im Falle der Nicht-
ausführung der Pilgerfahrt, ungestraft angreifen durften. Ebenso 341; 447 wird
auch den „Freunden** des N. N. dies angedroht. Auf Grund der namentlichen
Zufügung hier wie dort trenne ich den Ausdruck von dem eachiet a eloke, wie es
als Überschrift einer Rubrik unter den Strafen in den Beg. de la loi verzdchnet
steht Denn das eachier a cloke war ein allgemeines unter Leitung eines Provosten
stattfindendes Losziehen in Waffen gegen den oder die Übeltater, (pour mettre
gens en perü de mort ou de affolure s. M6m. Soc. T. 19, «i), wozu die Bürger
durch die Glocke des Beffroi alarmiert wurden und bei Strafe von 10 ß nebst Ve^
lust des Bürgerrechts sich zu beteiligen hatten. (S. a. zu 4.)
1) Bemerkenswert ist immerhin M^m. Soc. T. 17 «: N. N. wird von amts-
wegen in Besitz gesetzt einer Mretage dehuers les mwre (im Gegensatz zu einer
vorher genannten dedena les m.) par aseens d'eskievins, et par le eomwuint de U
justice por cou que ce fu dehuers les murs.
Zwei altfnuiz. FriedenBregister der Stadt Toumai (1273--1280) 131
340 il nimmt das Subjekt wieder auf, wie häufig im afrz.; desgl. 359.
345 pour route et pour assanl^e, ,,wegeD verbotener (]knoe8en8chaft^^
Meist in dieser Verbindung. S. a. Annal. Soc. T. 9, mi Et ^*ü ne fust nus, ..,ki
fesist route ne alianche eontre le Un de le ville, et ki le fennt, ses eors et ees
avoirs eeroit en le mierehi de le eomugne et si U baniroit on a taußjore, sowie
ibd. p. 349 (desgl. 393) que taut cü ki eetoient ähiiet a aliance^ ne a confrarie,
ne a route, ne a aseanlie de put, ne en nuüe autre maniere de mestier . . . ^'«7
ne B^en meüe tres ore en avant ne entre en confrarie nulle (bei Strafe von 10 g,
Zahlung von 40 s. an jeden Greschw. u. Verlust des Bürgerrechts).
si aront est^. — „Sie dürfen nicht, wenn sie nicht vorher (bevor, bis sie).''
E3)enso 356. Über diese dem afrz. gelaufige und eigentümliche Ausdrucksweise
— im Deutachen würde man eine Negation erwarten — s. Gaspary, Zs. rom. Phil.
2 m— M, W. Förster, Zs. österr. Gymn. 25 zu Durmart 12427/8, Tobler, Vrai aniel
zu 111.
848 povres. — Es kann die meines Wissens nirgends erörterte Frage auf-
tanchen, ob pöure^) oder povre zu sprechen sei. Ich möchte das letztere annehmen.
Zwar habe ich nie die zu erwartende Schreibung pouere gefunden, vielmehr im
G^;enteil as paurres M6m. Soc. T. 9 ui, jedoch nur an dieser Stelle, der ich, auch
in Berücksichtigung der ungemein zahlreichen in dem betr. Band vorhandenen
Druck- und Lesefehler, nicht viel Bedeutung beimessen kann; dagegen begegnete
mir, allerdings weiter südlich im Hennegan, die Form pouvres. Immerhin verdiente
die Frage eine nähere Untersuchung. — Der Eigenname Pourret, -is übrigens ist
nicht von diesem Wort herzuleiten, sondern von vglat. pulverem,
Saint Brise e. — Der auf dem rechten Scheideufer gelegene Stadtteil; der
linksufrige wird mit eüi bezeichnet. Die Schöffen von St. Br. hatten das Amt
von Kirchenvorstehem s. d'Herbomez, M^m. Soc. T. 24 im; 25 Nr. 138, 139 u. 174.
860 li E vi 1 Hers. — Gebildet wie amparlter; evülier ist dialekt. = emUer.
851 li Detiers. — Die Form fehlt God. s. v. deteor „d^biteur''.
jura se eomugne, „leistete den Bürgereid" d. h. wurde in die Reihe und
liste der Bürger aufgenommen. S. a. Hs. Bibl. commun. de T. 215, f. 37 (ordon-
nance von 1275), zitiert von Bozi^re a. a. O. p. 304 F.
872. Si que. — So statt des gewöhnl. Si doit N. N, dUr, Solche hypotaktische
Ansdmcksweise ist nicht selten in der Erz^ung.
877 u rendre. — Wir haben hier ein noch vereinzeltes Beispiel für die Mög-
lichkeit des Sich-Loskaufens von der Busse einer Pilgerfahrt'). Der Grund wird
leider nicht angeführt Solches Loskaufen wurde im 14. Jahrhundert allgemein,
80 dasB eine solche Busse nur mehr oder weniger eine Form für eine Geldbusse
war, deren Höhe durch die grössere oder geringere Entfernung des Wallfahrtsortes
bestimmt werden konnte. — N^donchel Bull. Soc. T. 24 ut teilt einen für Valenci-
ennes geltenden Tarif von 9 Orten mit folgender Angabe der dafür gleichzusetzenden
1) u über w entwickelt unter Einfluss des labialen Vokals.
2) Aus gleicher Zeit fand ich nur ein Fragment in Annal. Soc. T. 9 sss.
9*
132 Walter Benary
Geldsumme mit; 8. a. Dabois, Les aaeeuiementa. Andere werden oamhafl gemacht
TOD Van den Bussche, Boc-Amadour (Comm. royale d'hist. de la Belg., Bull.
4. s^rie, tome 14» 1887). Eine groese Liste für die Stadt Gent mit über 200 Namen
ist ra finden bei Cannaert, Bydragen tot de Eennis van het oude Straftiecht in
Vlaoideren (Gent 1835) p. 351—358»).
397 le Ligne teuer. — Man unterschied l.y telier nnd Mlier. S. z.B. Aduü.
Soc. T. 9 tu telier, babineur, ourdeur, pareur, foühn, tendeur, tandeur, sareüseuff
taintenier . . . toilier, piniert lautrenier, lignetdier ... — X. ist Leinweber,
toüier Tuchweber, telier — das fälschlich überall toilier gleichgesetzt und ein&di
für dial. Entsprechung angesehen wird — ist abgeleitet von tde, welches Wort von
St Palaye als „toile de haubert*' spezialisiert ist. S. noch loc. cit. p. 394: teüert
ne espoulemana.
399 li Fiensiere. — „Mistkarmer" ; s. a. Annal. Soc T. 9m» Et tout U
fienseur ki fiens carient, raient cescuns eariiet devens le jour gu^ü oroni Vegtaide
vuidie . . . God. gibt nur ein Beispiel.
407 le Eesere. — Das Dict von Grandgagnage gibt an: k^e = clause, dis-
poeition particuli^re d'un march6. S. a. God. s. v. kea, das mir sehr unsicher sn
sein scheint
glave. — Dial. =glaive; ebenfalls dial. ist das weibliche Geschlecht statt des
männlichen (lat. gladiutn).
432. Wer ist damit gemeint? Es geht auf irgendwelche andern Amtspersonen,
aber auf welche? Auf die eewardeurs?
435 sour le glache „auf dem Eise" d. h. auf der zugefrorenen Schdde
oder einem Graben, wo sich bekanntlich im Winter die buntesten Szenen abspielten.
438 foulure. — God. gibt keinen Beleg aus älterer Zeit; dagegen ist das
Verbum fouler gewöhnlich.
447 atireur. — God. gibt unter der Bedeutung „celui qui r^gle, qui dto'de,
Sorte de magistrat^' ein längeres Zitat nach Tailliar, Becueil d'actes p. 74, einen
Streitfall zwischen der Stadt und dem Bistum Toumai vom Jahre 1223 betr. Dort
heisst es u. a. tot ensi eom[eJ li at, le deviserunt aor paine de .ce. Q de flamena.
Ich habe das Wort sonst nicht angetroffen. Das Verbum dagegen ist häufig in
der Mundart. Es kaim hier auch einfach bedeuten „die dabei halfen, die Beihilfe
leisteten'«; vgl. a. 336.
450 w et — Wohl „Hinterhalt, hinterlistiger Überfall''. Kommt mehrfach vor
in den Beg. de la loi, wo als Strafe Zahlung von 10 Q genannt wird.
1) Gedruckt nach dem ,,Wittenbouk" der Stadt Gent. Wie die betr. Stelle
zu datieren ist, konnte ich nicht ersehen. Die Hss. Brüssel 16700 und 16764
(alt Katal.), welche dieselbe Liste enthalten, scheinen mir der zweiten Hälfte des
14. Jahrh. anzugehören.
Zwei altfranz. Friedensregister der Stadt Tournai (1273—1280) 133
458 leur neben häufigerem hr der Hs. findet sich noch 480 u. 481, sowie
in un leur voiäin 476. Erwähnt sei hier das an Stelle des gewöhnl. dativischen
Uur stehende lor 533 n. 620*.
466 liWainniers— Das Wort steht synonym zu mt«reA»er (Eramer) Annal.
See. T. 9 ao. Es ist = gaignier, nfr. gagner; vgl. amparlier, evüher.
en le kainne. — Gemeint ist wohl eine entehrende Strafe, derart, dass der
Obdtäter mit einer Kette (k. entspricht nfrz. chalne; s. a. Qod. Compl. s. v. chaeine)
an einer Mauer befestigt oder in Ketten durch die Stadt geführt wurde.
469. Derselbe Name b^egnet Annal. Soc. T. 9 mi ; vgl. Jak. Boudenne ibid.
p. 363.
482 em statt en ist durch das folgende p veranlasst Ebenso 486, 487, 491
und em plaine htde 634. Dergl. ist wie in andern Sprachen so auch auf romanischem
Qebiet häufig.
483 li ni Uli er 8. — Qod. belegt das Wort dreimal. Wenn er schreibt: au
XIII« s. cette p&tisserie [niule, vom lat nebulüf ein leichtes Gebäck bezeichnend —
übrigens an die Seite zu stellen afrz riuU < regula, Utile < tegula; s. a. Ducange
s. v.J se vendait dans Pint^rieur de certaines ^glises de St Omer, le jour des grandes
f^tes, so zeigt die vorli^ende Stelle, dass das nicht nur für die genannte Stadt
gilt S. a. Annal. Soc. T. 9 su.
501 li t ordere d'ole. — God. hat nur einfaches tardeor, ohne das Beiwort.
OU ist dial. = oüe (nfrz. huile); vgl. enclostrey enjont, Bos, Caurboe, Grigare
und andere Fälle in der Mundart
515. Dieselbe Verwendung des neutralen il zeigt cot qu'il aviegne 619, 628«
u. a. S. dazu A. Homing in Böhmers Boman. Stud. IV. 252.
551. Über das Wesen der Begh inen brauche ich mich nicht auszulassen; ich
will nur erwähnen, dass es mehrere b^ünages in Tournai gab.
571 pole, eigentlich = Daumen, hier := Faust. Das Wort konnte leicht
diese Bedeutung annehmen, weil man beim Ballen der Faust den Daumen charakte-
ristisch bewegt.
615. Diese Nummer findet sich vollständig, wenngleich wenig korrekt, ge-
druckt bei NÄionchel, loc. cit. — Vgl. a. das Einl. S. 2 Gesagte. — Hier sei auch auf
die besondere Verbreitxmg des fourjurer im Hennegau hingewiesen. S. Fei. Cattier,
Le premier r^istre aux plalds de la cour f^odale du Comt^ de Hainaut (Universit^
libre de Bnixelles, Annal. de la facult^ de phil. et lettr. gr. 8° 1893.)
li Espaumeres. Für dies Wort, das N^onchel mit paumier verwechselt,
gibt God. nur ein Beispiel, gleichfalls aus Tournai, nach d'Herbomez, M^m. Soc.
T. 17 S4. Bedeutung: „mesureur It la paume".
134 Walter Benary
621 leCornette. — Wohl nicht eines der hd God. u. ibd. Compl. yerzdchneten
Wörter, sondern zum Namen le eamet gebildet; der Name einer Frau wird in der
Begel von dem ihres Mannes abgeleitet, z. B. le pouletier, -e, vilain, -e.
628 vgl. M^m. Soc. T. 25 iso. Et les V guartiers et une verghe . . . reportai
en le main Amourri Blauvet, Chevalier, qui jusHee i fu de Markaing quatU a
ceeie heaogne, (S. dazu 24 mt.)
634 en traison. — Der Stellung im Satze nach gehört es zu par derriere.
Sonst könnte man dazu vergleichen Les ^tabliss. de St. Louis (Ordonn. des rois de
Fr. I) Livre I chap. 28: car ce est appdU trive enfrainte gut e$t une des granz
tratsone gut sott (traison hier, wie sonst = vüain eas). S. a. noch Beaumanoir,
Coutumes, Cap. 30,4.
638 pouc coi. — Ein e ähnelt paläografisch einem r. Doch ist auf die
Möglichkeit des Ausfalls des r in pour und enge Verbindung mit dem folgenden
Wort hinzuweisen.
641* fist se desresne „gab seine Erklärung ab", offenbar auf dne An-
schuldigung hin, dass er sich dem faurjur entziehen wolle bezw. auf die Aufforde-
rung zum fourjurer^). — Wegen fausse desresne wird N. N. zu 10 g und Verlust
des Bürgerrechts verurteilt (Annal. Soc. T. 9 soo). — Brunner, afrz. Prozess S. 309
übersetzt das Wort mit „Reinigungseid".
646. Das Beispiel ist den von God. beigebrachten zuzureihen. Hoequet
Annal. Soc. T. 6 t9t verzeichnet denselben Bogier als Parkeminiers (1293). Vgl.
übrigens die Ausfühnuigen, die Wattenbach, Schriftwesen, diesem Namen und Gre-
werbe widmet.
661. Dies Stück steht mitten unter den triues prises zwischen St. Johann,
imd Neujahr 1280/81. Es ist aber nicht als eine Art Gegenversicherung der be-
leidigten Partei aufzufassen. Vielmehr wird der zunächst flüchtig gewordene Täter
Biholart eines natürlichen, wahrscheinlicher eines unnatürlichen Todes (durch Blut-
rache, Selbstmord ist kaum anzunehmen) gestorben sein und nun trennen sich, wie
wir sehen, drei — wohl nur entfernt — zur Sippe gehörige Männer von seinen
Kindern und Blutsverwandten.
Ein paar weitere fourjurs enthalten die R^. de la loi, loc. cit. p. 351/2, 344.
1) Der Auslegung der Annal. Soc. T. 9 tsi gebrachten und ibd. S. 285 eigens
hervorgehobenen Stelle, wonach N. N. „refusa d*6tre consid^r^ comme bourgeois",
kann ich nicht beipflichten. Es heisst dort . . . desresna qu^ü estoit borgois et
avoit estet 8 ans devant chou quHl le des[resjnast; et se(s) desresne(s) fu fais
(lies faite) en octembre Van 1281, Das bedeutet: er erklärte, dass er Bürger sei
imd zwar bereits 8 Jahre lang. Verriest druckt freilich desnast und bringt es
augenscheinlich mit dinier in Verbindimg. Es ist aber sicher verschrieben oder
verlesen. Der Konjunktiv zeigt, dass es abhängig ist von desresna. Man vergleiche
das nur vier Zeilen später folgende Oliviers li Tcnderes . . . prouva gu'il estoit
borgois par R, Warison eskievin . . .
iSwei altfrBDz. Friedensregister der Stadt Toumai (1273—1280)
135
Yeneichnis I.
Allgemeines Namenverzeichnis.
Vorbemerkung.
Dieses Verzdchnis umfasst sämtliche im Text vorkommende Namen, ausge-
nommen die mit le, li zusammengesetzten, welche im zweiten Verzeichnis und die
der Kalenderheiligen, welche im Sachverzeichnis zu suchen sind. Die Ortsnamen
sind, soweit angängig, mit den ihnen entsprechenden modernen identifiziert, wobei
freilich so manches allzu Unsichere lieber ungenannt geblieben ist^); alle Orts- und
Flurnamen bezw. solche mit vorgesetztem de^ delf dou, des sind durch Kursivdruck
kenntlich gemacht.
Abkürzungen: Hain. = Hainaut; T. = Toumai; arr. = arrondissemeiit ;
cant. = canton; c^e = commune; d^p. =r d^pendance; Hptst. = Hauptstadt (eines
arr. oder cant.). — Bozi^re = Bozi^re, Toumai ancien et moderne; Gart. St. Mart.
= d'Herbomez, Cartulaire de St. Martin; Faider, Cout. = Faider, Coutumes du
Hainaut; M^m. (Bull., Ann.) Soc. T. = M^moires (Bulletins, Annales) de la Soci^t^
historique et litt^raire de Toumai. — prov. = provost (pr^vöt); jur. = jur6; serg.
= Sergeant; esw. = eswardeur. — s. 8., Br. u. dgl. = sein Sohn, Bmder.
Ablene% de V // Les Sablans, Hain., arr.
T., cant. Leuze, c»» Grandmetz //
Estievenes 615.
Acre, d' // Aeren-St. Martin (Lea-deux-
Acren)y Hainaut, arr. Soignies, cant.
Lessines //
Jehan 378.
Aighelin
Theri 242.
Ainne(9), d' // Eanes, Nord, arr. Gam-
brai, cant Glary; oder Eyne^ Ostfland.,
arr. u. cant. Audenarde //
Banduin (canoine de T.) 63.
Jehan (majeur de T.) 345.
Sohelet 463.
Waterons 181.
Auiny d' // Anzin*), Nord, arr. u. cant.
Valenciennes (?) //
Jakemins 138.
AJaingy d' // Allainy Hain., cm T. //
Jakemes 278.
Alaidin
Diener des W. de le Plague 620.
Alent
Jakemon 25, 34, 214.
Alis
Magd des Grart Famelare 490.
Alüe
Jehenn^ 470.
Aloe
Jehans 173.
Aloa, d' // AOoat, Ostfland., arr. Hptst. //
Gillion (borgois de Gant) 567.
Amettey d' // AtnetteSy Pas-de-Gal., arr.
B^thune, cant. Norrent-Fontes //
Emoul 345.
Amiiena, d* // AmienSf Hptst. D^part.
Somme //
Gilles — li batere al arket 577.
1) Doch suchte ich wenigstens anderweitige Belegstellen beizubringen; die
darauf verwandte zeitraubende Arbeit halte ich trotz der nicht erreichten Vollständig-
keit nicht für nutzlos.
2) S. Mto. Soc. T. 6; Gart. St. Mart. I; Faider, Gout. Hain. III 301/3.
3) Das n ist ganz modernen Ursprungs; s. a. Devillers, Gartul. II 253 und
Duvivier, Hainaut ancien.
13«
Walter Benary
Amoarri
Jehan 503.
Anetierea // EnnetthreSy Nord, arr. Lille,
cant. Pont-ä Marcq, c^« Aveliii. //
8. J. Hatous.
Angevin
Gilles -8 635.
Pierres, s. S. 635.
Anje, Anjo^) // Prov. Ar^jau (?) //
8. J. Conte.
A[h]staing // Nord, arr. Lille, caiit.
Lannoy //
s. J. Maton.
Antoing, d' // Hain., arr.T., cant.Hptst. //
Colart, le sure 355, 358.
Evrare 7, 295.
Jehan 424.
Müdel 219, 295, 42L
8. a, W. Bigherru8.
Anvaing, d' // Hsdn., arr. Ath., cant.
Frasnes-Iez-Buisscnal //
Colare (jur.) 27«, 607 (sein Knecht).
Evrart 359.
Go88uin — 359.
Mildus, 8. S. 359.
Arc^), de V
Jehan (jur.) 131.
Argelliers*), des
boinee gens 562.
Arkes, (Arkis?), des // Die ehemal. Rue
du Wez in T (?); s. Bozifere p. 295
(le Wez des Arkes) //
Manien 332.
Arrasy d' // Hptst. D^part. Pas-de-Cal.//
Pierot (u. Frau) 109.
Robiers (mestre) 387, 426.
Rogelet 475.
Sandrars 202.
8. a. 11 Bourdere.
Article% d' fj Artrike bd Bru^fw (West-
fland.) (?) //
Jehennet 373. j
Artrt, d* // Arires, Nord, arr. u. cant.
Valenciennes //
Pieron 50.
AsCf d' // Ascq, Nord, arr. Lille, cant
Lannoy //
Pierres 603.
A8prefMmt^\ d* // Grafschaft bei Fotoi-
eiennes //
Jakemes 60.
Asson
Jehan, clerc. Fungiert als solcher
bei seurt^ u. pais. 107«), 108, 113,
173, 180, 182, 308.
Atache
Bauduins 194.
Aubegni% d' // Auhigny-au-Bac, Nord,
arr. Douai, cant. Arleux; es gab auch
eine porte d'Aubegni in T. //
Adan 118.
AuhenUm, d' // D^part. L'Aisne, a^*
Vervins, cant. Hptst. //
GiUot 15.
Aubier[t]
Grars -s 425.
Aub%ertme8% d'
Colin 622.
Audain
dame — u. deren Tochter, Gat^^
des Daniel le Boulenghier 194.
AudemerieV) d'
Grars 232.
— li clers 96.
1) Gart. St. Mart. II.
2) Bedeutet hier Brückenbogen bezw. Brücke; s. a. Annal. Soc. T. 9 a»4— «^
3) Gart. St. Mart. I, II.
4) Bull. Soc. T. 17 IM— «10.
5) Faider, Cout. III sos; Bibl. Valenc. Ms. 532, f^ 88.
6) S. Anm. S. 122.
7) Devillers, Cart. Hain. II ; s. a. Bull. Soc. T. 4 is.
8) Oubermez, Lille, Arch. d^parti. II 174.
9) Faider, Cout. III «0«/., M^m. Soc. T. 9 tt», w ibid. 12 ux.
Zwei altfranz. Friedensregjater der Stadt Toiumai (1273—1280)
137
Audmarde, d' // Ostfland., arr. Hptot //
AnnieB 253.
Emoal^ 499.
Gofisuins 78, 135.
8. a. JetL Sohlen u. W. li OhevatierB.
ÄMsnoä^l de V
Druiel 51.
Jakemin, s. S. 51, 631.
Auterive, d' // Hauierive, Nord, cneßrui-
lle-Saint-Amand oder c»« NiveUes //
Jehan 245.
ifwim, d' // Nord, air. Lille, cant. Pont-
iirMaroq. //
Grardins 439.
Auwdette
Jakemon 365.
S. Mutter 319.
B.
BabelaiB 628.
Babine
Jakemes 305.
BaboS
Jakemon, Br. des Jehan — , (8erg.)285.
Baboette
Jehenn^ 566.
Bacder
Bobin — de Holaing 617.
Bmoc
Huon (counestable) 167.
Balet
Andriuet 617.
BdOenghieny de // Balinffhem, Pas-de-
Cal., arr. Saint-Omer, cant. Ardres
(? 8. a. Bellenghien). //
Jehan 182.
Baut, de II Baüly, Hain., arr. Ath.,
cant Frasnes-lez-Buiasenal, d^p. Saint-
Sauveur (?) //
AndriuB 46.
BaUiu.
Gillion (derc) 111.
Gilles -B 11 goudaliers 628, 644
(nebst Br. Jehans Provos).
Battudy de // BaOleui, Hain., arr. T.,
cant. Templeuve //
Crestiiens 513.
Bar
OlivierB 361.
Bara[t]
Jehans -s 615.
Bare, de le // Rue de 2a Bare St. Briee
in T.; s. Bozifere p. 272//
AndriuB 506.
Jehenn^ — de Lille 281.
Willaume — d'Orke 10«).
Jehans Blondeaus — 352.
Annies dou Four — 534.
Bariy de jj Barry, Hain., arr. T. cant.
Leuze //
Jakemins 379.
Barret (s. a. Verz. II)
Gk)6suin 152.
Jakemes -4» 47* «>.
(Jehans -^ 190.)
Baase*), (Baaeie), de le
Jehenn^ 439.
Basei, de // Baehy, Nord, arr. Lille,
cant. Cysoing //
Andrius 448.
Jakemins 507.
Basteniere
Adans 382.
Bateriel
Jehan 218.
Batiel, au
Ysabiel 235.
Willaumes (clerc) 429.
Baudelore 179.
Bauduimant^), de
Bouschars — 620.
Ghilebiert, s. Br. 620.
Hues 243.
Jehans (mese,-ire, Chevaliers) 343, 620.
1) M^m. Soc. T. 25.
2) VgL M^m. Soc. T. 25 iis.
3) Vgl. Mto. Soc. T. 9 101.
4) BaudimotU, nw. T., auf älteren Karten verzeichnet, vermochte ich nicht zu
i<kntifizieren.
138
Walter Benary
Bauduin, Diener der J. de Waudripont 40.
Bauegnies, -enghies, de / jBaugnies, Hain.,
arr. T., cant. P^ruwelz //
Colins 96, 638.
Jakemin 498.
Jehan 68, 638.
Bauwegnies, de // idem. //
Ck)lin ~ 396.
Jehan, b. Br. 396.
Flamenc 4.
Jak. — 12b.
Jehan — s. Br. 12b, 377.
Jehenn^ 377.
Pieree 615.
8. a, Pieres li Fevres, Jeh. Flamens,
Col. le Jovene.
Bauwegniea
Jehans — 164, 583.
Pieres, s. Neffe 164.
— le Porteur (s. Sohn) 337.
Bavineove, de // Baviehove Westfland.,
arr. CJourtrai //
Colars — li niuliers de Valenchi-
enes 483.
Beaufossei, de
Jehans 622.
Beaurepairej de // Nord, arr. u. cant.
Avesnes //
Jehan 403.
Watiers 403.
Beau(8)-sire(s)
Gillot(-8) — 12, 372.
Beldrie
Marie — 522.
BeUenghiefi, de // Belleghem Westfland.,
arr. Courtrai (oder Bellignies, Nord,
arr. Avesnes, cant. Bavray) ji
Monn^ 154.
Berenghiers
Andrius 115.
Hennoke 89 (?), 598.
Monars 18.
Berquis, de
Jehans 376.
BitkerUH, de // Bm€ du Beequerd in T.
Ein Stiick Land, das diesen Namen
trug, trennte die beiden Stadtteile U
Bruiüe u. 8t. Brite in T. //
Lambiers (jur.) 119.
s. a. Lamb. li Rate 201.
Bieke[t]
Pieres -^ de Broussiele 167.
Bielerose
Baudon (-uin), vallet 348.
Bielevaly de // Belvaux') //
GUUon 122.
Jehans — 621.
Bogiers, s. Br. 621.
BierelerSj de // Beclera, Hain., arr. T-^
cant. Leuze //
Martin 389.
Jakemes li Boucliers — 302.
Btereus, de // Bercus, Nord, arr. liU^
cant. Cysoing, cd« Mouchin //
Robiers 12b.
Biermenaing, de // Bermeraing, NoJ^
arr. Cambrai, cant. Solesmes //
Jehan 59.
Siemes*) f de // Bieme, Nord, arr. Dunke^
que, cant. Bergues (?) //
Thumas — le goudalier 272.
ä Biemes 119.
BietaineroiSt de // bei Vezon, s. Car^
St. Mart. II iTi. //
Jehenn^ li Monniers — 92.
Bietune, de // Bithune, Pas-de-Calai^
Hptst. arr. //
Monsegneur — 116. (s. a. Nostr"*
Dame).
Bigherrus
Willaumes — d'Antoing 616.
Biholart
Jehan 651.
BiUelevret
Jehennet 499.
Blaheries, de // BUharieSy Hain., arr. T*»
cant. Antoing //
Alars 403.
GiUos 275.
1) Es gibt mehrere Orte dieses Namens.
2) S. a. M6m. Soc. T. 9 ••; 17 m.
Zwei altfnmz. Friedensregiflter der Stadt Tournai (1273—1280)
139
Pieres — 394.
Jeh., B. 8. 394.
Blandaing, de // BUmdainy Hain., arr.
T., cant Tempieave //
Colare 224, 270.
Jakemina 30.
Jdian — , bateor al arket, borgois
de T. 230, 288.
BenaadiDs 364, 642.
8. a. Pieres Boul^.
Biaiikai{t]
Jakemes -s 526.
Bi&n[c].eBtrain
Sohlen -s -s 576.
BUkriel
Colare -eauB 202.
TTieri 71.
BIässc
Jehan 191.
Theris 452.
^^€Mtan, de // Hain., arr. T., c«nt. P^ru-
Jakemea 189.
Jsabiel 529.
^^uwet
Mesire Amourris*) -4» 620.
Andans s. S. 353, 620.
^letepoire
Jehenn^ — 1 . ^« , . ..
T u c i 103, 445.
Jehana — , s. 6. j
Ostekina — 103.
Hloc
Jehan -~ de Trehout 529.
^lokid
Jehan 404.
8. a. Mart. dou BniiUe.
^iond[iel]
Jehans -eaus 615.
Jehana -eaus de le Bare 352.
^oceft] (8. a. Bochet)
Jehenn^ -4» 484.
^Ocharft]
Jehans -s 635.
Jakemins s. Br. 635.
lochet
Alart — 149, 320.
Jehenn^, s. 8. 149.
Jehan — dessen 8. 520.
Jehan — genannt bouchier 317.
Jehennet — le foolon 185.
Boin-cuer
Jehans -s-s 361.
Boineavain
— de Bruges 250.
Ck>bire, B. 6. 250.
Boinechiere
Estievenin 146.
Boinefoi[t]
Bogien-s 377.
Boin-tans
Bobins-s- li barbiiere 607.
Boistiel
Watelet 616.
Baiffes, de
Colin 638.
Bontebar
Jehan — 255 (s. Fussn.).
Borgies, de // Bourgies, s. Bull. 6oc. T.
7 114 ; Faider, Cout. III ms //
Jehan — 99, 615, 620, 628, 644.
Evrare, s. Br. 99, 615, 628, 644, 646.
BorgnenCy de le
Jakemes 97.
Boa, dou
Daniel 510.
Jehans 615.
Mikiols 127.
Bobiers 119.
Watier 70.
Boske[t]
Jakemes -4» 257.
Boudin
Jehans -s de Nueves-maisons 438.
Boukine
Colins — 390.
Boulet (s. a. Bourlet)
Jehan — 288.
Pieres -4» de BUndaing 288.
Bouiogne jjBoulogne^'lmer, Pas-de-Cal.,
arr. u. cant. Hptst. //
Wallfahrtsort 410, 535.
In Verbindung mit Buem (s. d.) 294.
1) 8. U6m. Sog. T. 24 u. 25; Annal. 9 st».
140
Walter Bemuy
In Verbindung mit St, Josse (s. d.)
u. Buem 293, 819, 28, 29, 62, 68,
86, 87, 95, 401, 2, 4, 20, 24,
25, 46, 50, 56, 59, 65, 68, 75, 80,
81, 83, 85, 86, 88, 92, 93, 608,
11, 14, 18, 22, 33, 34, 40, 43, 55,
58, 63, 65, 66, 69, 71, 80, 84, 92,
95, 99, 602, 609.
Bourdon
Ernouls -s 397.
BourghieUj de // BouroheUes, Nord, arr.
Lille, cant. Cysoing //
Jehan — , prov. de comand. 147;
jur. 375, 502.
(Mikiel le vallet segneur — ) 321.
Bousseaus, sein Neffe 555.
Jehenn^ — 383.
8. a. AI. le Carpentier.
Bourgougne
Gillion ~ 617.
Bauriß de
Jehennet 373.
Bourion, de
Henri 12b, 298.
Jakemes — li naviieree 636.
k Bourion 636.
Bourlet
Jehan — leloieur 568 (ibid. a.Boulet).
Jehenn^ -& 12^.
Bousset
Jehennet — 451.
BauvineSf de // Nord, arr. Lille, cant.
Cysoing //
Colars 628.
Braffe, de // Hain., arr. T., cant. P^ru-
welz //
Simon 317.
Branke
Jehenn^ — 268.
BrarSf de
Grart 353.
BraSy de // Brasmenil, Hain., arr. T.,
cant. Pdruwelz; vgl. Faider, Cout.
III m //
Clarembaut (Ysabiel, s. Frau) 124.
GUHon — 638.
Gossuins —, s. Br. 638.
Watiere — desgl. 638.
Jehenn^ 48, 49.
Mahius 124.
8. a. le Maisnil.
Brdfroue, de
Felippon 63.
Breusar[t]
Müdus -8 61, 80, 649.
Briet
Jehan 614.
Briffaut
Jakemon 274.
— B. (escrouette) 405.
Brillet
Jakemon — (clerc) 320, 611.
Jehan — 291.
Eatherine, s. Fr. 291.
Brissaude
Jehans — 77.
Brissßon]
Jehenn^ -es (clerc) 549.
Brognart
Jehan 44.
Brouauderie, de le
Kaions 473.
Bogiers 74.
Brousside, de // BruxeUes, Hptst. B^
giens //
Grardins 470.
Jakemin 171.
Willaume 151.
8. a. P. Bieket.
Brueelj de
Jakemes — 561.
Aumans, s. Br. 561.
BrugeleUeSy de // Hain., arr. Ath., cai
Chifevres//
Pieron — 643.
Jakemin, s. 8. 643.
Bruges, de // Hptst. Westflandems //
Baidekins 250.
Boineavain — 250.
Colart, 8. S. 250.
Colin — le parmentier 192.
Copins 592.
1) BavH Cart. St. Mart. II (?).
rei altfrans. Friedensragister der Stadt Tonrnai (1273—1280)
141
27, 233.
Bule8tier8
192.
Jehans 648.
Flirt Den, Pier, de Qhilliees,
Rogiers, s. Er. 54, 648.
le Grant.
Eurbaut
IIBruyeUe, Hain., arr. T.,
Colart - de Condet 638.
»ng//
Eor^
248.
Jehans 162.
8 504, 615 (mesire).
Eurelure
8. S. 615.
Erisces 621.
i // le B,, auf dem rechten
Eure[t]
Scheide gelegener StadtteU
Colare-^ 137.
JBuri, de // Bury, Hain., arr. T., cant.
103.
P^ruwek //
(StiefBon d. Biokiel) 556.
Gontier — le carpentier, borgoia de
f7.
T. 342.
180.
Ysabiel Campion, 8. Tochter 342.
fiel^ - 545.
Goeauins — 639.
^trat — 239.
Buridans
sr 317, 510.
Jehan8 12», 45.
Busegnies, de // BuHgntfy Nord, arr.
, cant. Arleux; vgl. Devillers,
Cambrai, cant. Clary //
Ul. //
Gillos 55.
146.
Eusemare
e
WiUem^ 451.
8 614.
Buaket, dou
Jakemin 592.
^U8 260, 270, 302.
18, li escuiera l'abet de 6t.
C.
i98.
Cabare[t]
de // Bnuseghem, Brabant,
Jdienn^ -4» de Douai 587.
aUea, cant Wolverthem (?) //
Cabaret, au
le Moreauporte — 395*).
Willaumes li Lormiers 549.
i, de
Gabochet
— li taintenier8 651.
Jehan 645.
, 8. Er. 651.
Cacecomoile
Colart 74, 473, 486 (nebsts. Schwager
9 222.
Alart).
s Buciaus 615.
GiUot 137.
8)-(B)611, 615.
Calemar[t]
de // BiUemmt, Hain., arr.
Alou(l)8 -8 613, 628.
CeUes//
649.
cant. P^ruwelz //
51, 80, 97.
Capelain 51, 631.
le
Colare, s. Er. 51, 294.
8 628«.
Gillion, dessen S. 294.
lU
Felippon 72.
1 617.
Thumassin 96.
i. Jak. Vil. de Er., Cart St. Mart I.
142
Walter Benary
279.
Ic
Callau
Jak. 223 (nebst s. Frau Manien).
Nicholes -s 635.
Alardins, s. S. 635.
Jehenn^) desgl., 635.
CäUmey de // Calonne, Hain., arr. T.,
cant. Antoing //
Foucara 621.
GosseauB 620.
Theri (mestre) 94 (s. Neffe Mahiues).
8. a. Gillot Croket, Jeh. Stasart.
Cambe^)y de le
Jehans — des Maus 147.
Robin — 617.
Watelet -, S. d. , 5j
Vüain — (
Caml>rai, de // Nord, arr. Hptst. //
Ck)ch^ 258.
Der Bischof von C. 261.
S. a. Jehan Camus.
Camp, dou
Jehennet 642.
Campeaus*), des
Gillot 450, 620.
Sohiers 620.
Campion
Colart 327.
Jehan — de Salines 327.
Manien 342 (7).
Ysabiel — (Tocht. d. Gont. de Huri)
342.
Camus
Jehan — de Cambrai 588.
Candellon
Jakemon 370.
Canfaing, de // Camphin-en'Pivhle, Nord,
arr. lille, cant. Cysoing*) //
Colars — li tanere 547.
Gosses (jur.) 108, 113, 119 (Gossuins).
1) S. Cart. St. Mart. II; vgl. Faider, Cout. III ao«.
2) S. Cart. St. Mart. II (les campeaux ä Toumai).
3) Es gibt noch ein Camphin-en-Carembaultf cant. Seclin.
4) d'Herbom. Cart. St. Mart. stellt diesen Flurnamen mit Cainoit zusammer^^
was mir zweifelhaft ist. Ein Camois am heut. Mont de Trinit^ s. Faider, Cout'
in MS (Valenc). -— Le Camoit war bis in die neuere Zeit (17. Jahrh.) der Nam^
für Charleroi, Hain., arr. Hptst.
5) Wohl eher Beruf als Familienname.
Gilles, S. d. i
Jaket — (
Jehennet 467.
Tiebaut 5.
Cantepau
Watiere 588.
Caniorbi(l)e siehe Saint Thtmoi.
Capelass^
Wafciers 212.
Capiele
Jakemin 506.
Capon
Colars -B 633.
Estievenon 294.
Karons -s 503.
Carbeniel
Colart 8, 16 (nebst Br.), 645.
Carbon
Gillet-s, jur.: 152, 161, 181, 1^'
feiner 366.
Car-de-vake
Colins -s- 472.
GilHon — , prov. 127*/5 u. 127*1?
19, 53(?), 129, 350, 641 (de
com.); prov. de comand. 53 (?), 3^^'
jur. 308; femer 628, 646.
Carlet, de
Jehans — 630.
Emoul, s. Br. 630.
Gamoit% dou
Grais 300.
Carpentier*)
Simons )
Carvin, de // Pas-de-Cal., anr.
cant. Hptst. //
Jehan (mons^gneur) 116.
Casaiel, de // Cassel, Nord, anr.
brouk, cant. Hptst. //
Jehans — li boulenghiers 612,
B^thur»^^
Ha»^^
;wei altfranz. Friedensregister der Stadt Tournai (1273—1280)
143
Caudron
Bauduins-B (jur.) 115.
Oaukin
Jefaan 586.
Cavate
Jefaans 635.
Cavee, de le
Willaumes 615 (nebst S.)
Caveliere (?) 614.
Cavoir
Monare-s de Lille 615.
Cdier, dou
Jakemin 77.
Celois
Jehan 241.
Chaingle*), de le // Die Bue du Cygne
in T. //
Jehan — le boulenghier 58.
Chambauft]
Jehans -s de Fournes 310.
ChanfraiSf de.
JakeminB 12^.
Chanteriel 90
Chantine
Katheline 532.
CherCf de // Chereq, Hain., arr. T., cant.
Ajitoing //
Biertran —
Jehan, s. Er.
Jehan — le oouletier
Bogier —
Simon, s. Br.
Sohier — nebst S.
C(h)ieU, de II COUa-Uz- Tournai, Hain.,
arr. T., cant. Hptst. //
Ajidriu^ 352.
Pieres 352.
8. a. J. Ck)pon8.
Chin 11 Hain., arr. T., cant. Templeuve,
c»« Ramegnies-Chin // 427
(Chinette 635.)
Ch%rve*)y de
Estievenes 502.
ft. Cart. St. Mart. II (le casteler k Esplechin vers T.) u. Bozifere, p. 245 F.:
le] nie castelaine au Heu c'on dit devant le casteler (Chlrogr. 1280).
M^m. Soc. T. 24 ita; zum Namen („mit Mauern umschlossener Park'')
». T. 7 «..
1. Cirvia, Gart. St. Mart., das von d'Herb. mit Chihwea Hain., arr. Ath,
. identifiziert wird.
601.
non 89, (371), 393.
n — , s. S. 36, 359, 410 (S.
emain de Rasse), 531 (desgl.),
lie Schwester s. Frau).
195.
— , Br. des Gillon — , jur.:
73; femer 359, 371, 393, 531.
me, prov. 127»/4 u. 127^/8:
07, 113, 115, 236 (de le com.),
esgL), 303 (desgl.), 308, 342,
46, 611 ; jur. 131, 375; sousm.
jward. 180, 274; femer 121,
560, 261, 304, 613, 632.
8. S. 304.
B — de Sourlepont 579.
-B 86.
dou // Die Bue des ehoraux
s ehedem me du casteler^) //
371.
s. S. 371.
297, 615, 641, 644, 646.
ain 648 (ihre Söhne Jeh. le
T u. Pieres).
1
505, 615.
— de Fresfontaine 505.
ibain — (dame) 405.
et, ihr S. (derc) 405.
4, 21, 53 (prov. de le Gar.
ur.), 613 (jur.?).
, (jur.) 215, 238.
le
44.
; 536.
e le II La Chaussee, Nord,
jnes, cant. Bavay, c»« Feig-
0"iur.) 108.
26.
144
Walter Benary
Jehenn^ 602.
s. a. Bogon le Vinier.
Chokette
Efitievenes 620.
Clarembau[t]
Jakemes -s 398.
Clereamp, de // Die heutige Bue Gier-
camp in T.; s. a. M^m. Soc. T. 17 n //
Colars 651.
Olike
Hoheit 492.
CUkebierghe, de
Gillot 61 (nebst 3 Br.).
Clinkar[t]
Jakemes -s 222.
Clowiing, de
Jehans 569.
Jehennet — 457.
Jakemin, s. Br. 457.
Cognon
Henris -s (jur.?) 613.
Coispeaus, as
EmouB 377.
Jakemes 377, 382.
Cokereaumantf de // Coeriaunumtj Hain.,
arr. T., cant. Templeuve (bei Blandain)
oder Coqueraumoni, Hain., arr. Ath.,
cant. Frasnes-lez-Buissenal //
Jakemes 615 (nebst Br.).
Ck)keriel, porte — 414.
Ck)kiel
Jakemon — , S. des
Thumas
Jehan — 424.
Jehans, s. S. 424.
Ck)l-de-kievre
Colin 48, 49.
Jehan 285.
Ool-de-moulin
Gillot 56.
Colemer
Jehans -s (jur.) 108, 113, 23a
Colion
Colart 619.
Oomin 160.
I 404.
Condei, de // Cmdi-sur-VEteaui, Noid,
arr. Valenciennes, cant. Hptst //
Watier 202.
s. a. Col. Burbaut
Conte
Jehan — d'Anjö 89, 598.
Ck)pet
Jakemon 346, 438.
Copon
Jehans -s de Chiele 168.
Corbefri, de
Colart 21, 295.
Corde, de // CordeSy Hain., arr. Ath,
cant. Frasnes-lez-Buissenal //
Jehans (jur.) 119.
Costart
Gillion 605.
Nicoles -s (mestre) 628.
Cotpel]
Hellins -eaus 462.
Coulle'), a le
Jehan 617.
Coulombierf dou
Hues 626.
CowbeleUe, de le
Jakemon 70.
Caurhos, de // CourboiSy Nord, c»« Co»^
sur-rEscaut //
Watiers 615.
C(mrc(h)iele8y de // CaureOles, Pas-^'
Cal., arr. B^thune, cant. Carvin //
Bemardin — 352.
Jehen^, s. Br. 352.
Hellin 273, 347, 491.
Jakemon 217.
MikiuB 524.
Co(u)rtra%, de // Westfland., arr. Hptst-^
Jehan — le sure 448.
Lambiert — le toilier (bourg. ^
T.) 267.
Pieres 631.
Ustasses 631, 648.
Watier 210, 646.
Jehenn^, s. S. 210.
Willaume, desgl., 646.
1) S. God. s. V. ooule.
!wei altfranc Friedensregister der Stadt Tournai (1273—1280)
145
1^ 628, 631.
Deaulie, de le
Her. Patins; ferner 605.
Willaumes 157.
Den (?)
— 320.
Grars — de Bruges 249.
— , 8. Br. 51c, 320, 611.
Denisain, dame 469 (nebst S. Watenne).
Dent, au
9 -8 39, 42, 71.
Aloul 403, 628.
Jefaan 6, 324, 628.
( -8 211.
Wibier» 139.
Dent-de-leu
imes -eauB 225 (Br. des Jeh.
Jehennfe -s- 490.
t).
Dentin
iou
Willem^ -8 515.
90.
DeU8-(E8
!t 322.
Jehan 203, 610.
Dierin
— de Calone 397.
Alare -s 99.
le
Jehans -s 519.
i 615.
Dikemue, de // Dixmudey Westfland.,
arr. Hptst. //
Gherouls 388.
Emouls 151.
148.
Dinant, de // Prov. Namur, arr. Hptet. //
n — 346.
Jakemes — , li cousturiers 206
«, 8. Br. 346.
Doit, dou
Evrart — 375.
-8 81.
Bietris, s. Frau 375.
Done% del
-8 de Mortaigne 240.
Watiers 80.
Danse^)y de
imes 590.
Pieres 589.
le // Curgies, Nord, arr. u.
Watier 174.
denciennes //
Doret
rin8 489.
Gillot 14.
ie // Nord, arr. Lille, cant.
Dotegnies, de // DoUignieSy Westfland.,
F
arr. u. cant. Courtrai //
. U Oncles.
Emaut — - le carpentier 641.
Hennoe — li carpentiers 429.
D.
Jehenn^ 141 (s. a. 450).
dele
S. a. Gr. li Barbiiere, Jeh. li Car-
8 649.
pentiere, 6oh. le Majeur.
649.
DwMi, de // Nord, arr. Hptst. //
64*.
Four (?) 556.
i 64, 80, 116.
GiUot 85, 648.
Huon 335.
3t 352 (nebet Frau).
Pieres 550.
Mdm. Sog. T. 25 (bei Dotegnies).
Gart. St. Mart. II; Monuments p. servir etc. I.
e Fonchnog«!! XXV.
10
146
Walter Benary
S. a. Jeh. Gabaret, Evr. Muaart,
Bic. Musart; ferner 444, 650.
Dou[lc]-aini
Jdieim^ Dous-amis 401.
Güloe, B. Br. 401.
Doullet
Evrart — d'Orke 322.
Felippret, s. Neffe 322.
Dauveraing, de // Dauvrain, Hain.,
arr. Mons, cant Lens, c^^ Baudour //
Jehans — li couteliers 246.
Duisettea^), de
Jehan 98.
Duistmpiere, de // Wüempiere, Hain.,
arr. T., cant Antoing //
Jehenn^ 14, 312.
Watelais, s. Br. 14, 312.
Mahiuet 312.
Wateron 397.
Dulersart
Theris 630.
E.
Elevar[t]
Mikel^ -8 525.
Emmi-le-vilU, d'
Colars 156.
Engherran[t]
(Theriß ?) -s
Pieres, s. Br. (nebst 8. Qillos)
Gilles, desgl.
Bandes, desgl. (nebst S. Gillos)
Theris -8 615 (nebst Br.).
Englemarese, d* s. Karon.
Englemoustier^ d' // Ingdmunateff West-
fland., arr. Roulers, cant. Hptst //
Ghiselin 322.
Jehans 177.
Engles
Hubert 329.
Theri 329.
Watier 329.
635.
Ere, d' // Hain., arr. T., cant Antoing//
Colart — , Diener des JA, de
Flekieres, 344, 375.
Jehenn^, s. 8. 375.
Jehans — li monniers 1(X).
Escade
Gilles 235 (Schwager d. Henri de
Monnes).
Escatnaing, d* // Eseamin, Nord, arr.
Lille, cant. Lannoy, d» Baisieoz //
Jehan — 1
Bandet, s. Br. l 595.
Gillot, desgL j
Jehan — de Fontenoit 629.
Escamiel
Jakemon 295, 386.
Eseaudaingf d* Ij Eseaudain, Nord, arr.
Valenciennes, cant Denain //
AndriuB 615.
Eseaupohtj d* \\ Nord, arr. ValendeimeB,
cant Cond^ur-l'Escaut //
Charles 620.
E$eayi, d' // Hain., arr. T., cant Antoing,
c«« P4ronnes4ez-Antoing. — Eb kann
auch der Fluss E. gemeint sein //
Henneaus — li peskieres 244.
Jakemon — 617.
Jehan le Petit — 617.
EicUppes^), d'
Hues 621.
Karons 195.
Esech, de T
Jakemins 533.
Escorceceval
Baudon 91.
J^teomat'), d'
Jehenn^ 499.
Escouve[t]
Gosseaas -6ß 638.
Escouvette
Gilles — li fevres 216.
1) S. Gart. St Mart. II; vgl. Les DuizeUea, D^part. Ardennes, c»« Bocquigl»/'
2) S. Gart. St Mart II (apud Dossemer).
3) Reg. de la loi (s. MÄn. Soc. T.) 161, 168; Lille, Arch. d^part. B 282; O-
van Hoorebeke, Etüde sur Porigine des noms pationym. flamands, Brux. 187^'
pp. 56, 74, 111.
Zwei altfranz. Friedeiwregister der Stadt Tournai (1273—1280)
147
EMre(a)e
Willaume 62, 78.
Edtdwies, d' // E§g[uelmes, Hain., arr.
T., cant. Templeaye //
GKlloi 475.
Jehennet 618.
Etpeüe, de 1'
Jdian 112.
Etpe$^ -au, de V
Jehan 323.
Eipieregat^ d'
Watiere 621.
Jehans, 8. 8. 621.
Etpine^ de V
Pieron 619.
Willaoine — n^t Frau 610 (s. a.
EinL 8. 4).
Jehan, s. Br. 610.
Espinelte
Jehan 67.
EtpineUe, d' // vgl. M^m. 8oc. T. 25m //
Jehennet 268.
Eipinoü, de V // Epinoy, Paa-de-Cal.,
arr. B^iine, cant Canrin (?) //
Bandouin 35, 519.
Eipinoke
Jakemon 526 (s. Frau).
Jakemea — 11 ooriiers 430.
Jdiennet 446.
EipliUhin, d' // Hain., anr. u. cant. T. //
AlaiB 620.
Bandnin 458, 615 (ndbat 2 alt. Hr.),
620, (622).
GOlos 356.
Henrik 631, 648.
Jehana 403.
Nicaiaea 286.
Pierea 615.
a. a. Sim. de Waanes.
EqiKmflart
Willanme 365.
E$q^amMUng^ d'
Jehan 323
E$UmbfU9€j d' II Stamtruges, Hain.,
arr. Ath., cant. Quevaucampa //
B. AI. CnipelinB, Wat. li Fevres.
Estampe
Ysabiaus 475.
Marions, ihre T. 475.
EetoeoU, de F // b. Cart. St. Mart. II
(bei Popuelles) //
Jehan 131, 637.
Evrar[t]
Sohiers -s 155.
Evregnie$, d* // Hain., arr. T., cant.
Templeuve //
8. Mar. le Oomette.
Fachon
Jehan 168, 276.
Fainient
Colart — 297.
Jehan, s. S. 297.
Wiet -
Baudouin, Jehan, 8. Br. \ 543,
Jehennet — s. S. (?) j
Falempinf de // Phalempin, Nord, arr.
Lille, cant. Pont-ä-]^{arcq. //
Copin 85, 203, 212, 291, 346, 352,
615 (Neffe des Theri — ), 634.
Jehan (Br. d. Theri) 615.
Rogier 99, 292.
Theri — , 8. S., 85, 99, 292, 346 (Br.
d. Copin) 352, 615, 628, 634, 641.
Theri8 — li justice») 615.
Theris — de le lormerie 644.
Theri — dou markiet 274.
Therions — , S. d. Theri 628, 641,
644, 646.
Fälieampf de
Bandet 278.
Famelare
Grart 490 (siehe Alis).
Fan[iel]
Simons -eaus 650.
Faster^
Annies (dame) 437.
4
1) Espierre ist ein Nebenfluss der Scheide und gleichnam. Ort an ihrem Zu-
Munmenflniwt.
2) Wohl yenchieden vom vorigen.
10*
148
Walter Benary
Fankenier
[— ] — , le tendeur 443.
Faunart
Jehan 617.
FauBBpel]
JelumB -eau8 de Veson 11.
Fautremie
Jakemes 209.
Jehans 621.
Gilles, 8. Br. 621.
FdineSy de // Flines-lh8'Moriagne,NoTdf
arr. Valenciennes, cant. St. Amand //
Ck)lart 167.
Fenaing, de // Nord, arr. Douai, cant.
Marchiennes //
Colars 353, 391.
JFVcr, de
Jehans 615.
Figot
Gontelet 639.
Filles, as
Jehan (Ustassin, s. Vetter) 509.
Fives, de // Nord, hart östl. Lille //
Jakemes 256.
Jehans (jur.) 227.
Flamenc
Jehan — de Bauwegnies (u. 2 S.) 615.
Jakemes, s. Br. 615.
Jehan — de Veson 498.
Flandres, de // Flandres = Flandre,
die Form mit -s ist nicht selten //
Jehans, 11 houlekiniers 257.
FUkierea, de // Fleaquihres, Nord, arr.
Cambrai, cant. Marcoing //
Biertran — , Neffe des Jehan — ,
clerc 407.
Colart — 614 (s. Haus).
Jehan — , s. Br. (jur.) 78, 142, 344,
375, 407, 473, 551 (escrouette), 614.
s. Schwest., beghine, 551.
Jehan — , Neffe d. Biertr. 407.
Flers, de // Nord, arr. Lille, cant. Lan-
noy (?) //
Gillion 332.
Floket
Jehennet 51.
Flosbieref de // Florbecq, Hain., arr.
Soignies, cant Lessines, d^p. OUignies //
Theris 130.
Fole[t]
Jakemins -^, 11 fevres 461.
Fol-marie[t]
Henris -s-^ 184.
Fonspel]
Hues -eaus 591.
Fontaine ^)j de le // es gab dne nie de le
f. (heute Bue du Curi du ehdUau) in
der paroisse du chAteau u. ein Fau-
bourg Bte. Fontaine //
Jakemes 271.
Mikelet 271.
Simons 650.
FarUaines, de
Jehans Hainnaus 12^.
Fontenoit, de // Fantenay, Hain., arr.
Toumai //
Henriet (clerc) 636.
Hues — 622.
Jehennet, s. Br. 622.
s. a. Escamaing.
Forche, a le
Margot 188.
Foriest, de // Forest, Hain., arr. Ath.,
cant. Frasnes-lez-Buissenal //
Jehans 615.
Fortin
Colais -s 615.
Gillon — , s. Br. 406, 615.
Fosse, de le
Emouls 178.
Foubiert
Jehans -s 645.
Willaume 191 (serg.), 381.
Fouke
Jakemes 443.
Jehans 481.
Foukette
Jehans, S.d. dame Margot F. 615, 628.
Foulere, de
Jehan 162, 415.
1) U. a. hatte der Trouv^re Jehan de Toumai diesen Beinamen.
Zwei altfnmz. FriedeDaregister der Stadt Toumai (1273—1280)
149
Four, dou
Jakemon 314.
Jehennet, 8. S. 314.
Mahiu 87.
AnnieB — de le Bare 534.
Jakemes — des Povies 348.
Willaume — des Pr^ 154.
Faumes, de // Nord, arr. Lille, cant.
Cysomg, cn« Genech //
Jdiaiis Chambeaus 310.
FoutgUne
Jakemon 166.
Fnülon
Gilles -8 1.
Fruichois
Alars 530.
Fnuin
Gilles -8 241.
Fratne, de // Frasnes-lez-Buissenalf
Hain., arr. Ath., cant. Hptst. //
Gamant 643.
Mahius 580.
Monart 98.
8. a. Jak. Souvins.
Fratne, dou
Mahiu — de Haudion 605.
Fnsnpel]
Jehans -eaus 359.
FretfotUainty de
Jehans dou Oastiel 505.
Prion
Jehans -s 225 (Br. d.Will. Crespeaus).
Fiognet 72
Ftaiane, de
Colars, gen. d'Outremer 571.
Gontiers de le Wde 269.
Froidecuisine
Jehenn^ 621.
Jakemins, b. Br. 621.
FroideS'Paroü (les) 500 // ein Spital in
T., 8. z. B. M^m. Soc. T. 17 5t //
Fn>imon[t]
Thumas -8 (jur.) 81, 265.
Fraimont, de ,'/ Fr&imanty Hain., arr.
u. cant. T. //
Amourris 635.
Colin, 8. Br. 635.
Brissiet 74.
Gillos — 635.
Martins, s. Br. (nebst Söhnen Gillos,
Jeh., Fouk^) 635.
Jehan — 57.
Jehenn^s, s. S. 57.
Theri — 1
Colin, s. S. l 635.
Huet, 8. Neffe I
Willaumes — li Courtois (nebst
1 Neffen) 93.
Froischar[t]
Gilles -8 620.
Watiers -s 620.
Furnes, de // Weetfland., arr. Hptst. //
Biemars nebst S. 621
Pieres nebst S. 621.
Fusid
Jehan 643.
6.
Gages
Gilles nebst S. 615.
Galet
Jakemes -s 213.
Jehan — 295.
Gilles, 8. Br. 295.
Ysabid 547.
Galie
Jehennet 341.
Galio[t]
Bousseaus -os 617.
Gambart
Jehan 417, 587.
Gillote, 8. Frau 417.
Jakemins, s. Br. 587.
Pieres -s, desgl. 104, 587.
Therion 65.
G^be
Jehans 200.
Garchon
Jehan — de Marcaing 147.
Gardin, dou
Ghilebiert 211.
Gillion 83.
Jehans 620.
Colars de Hoßtes, gen. — 2,
Libins, s. Br. 2.
J
150
Walter Benaiy
Gaigate
Lotart 51, 248; s. a. Lotart.
Lotins 51», 111, 295.
Maroie (dame) 221,
Willaume, Br. d. Lotin 51b, 295,
317, 337, 435.
Qaudin
Willaomes -s Ü, 621.
8. a. Jeh. de Wes.
Gauraing, de // Oaurain-Bafnecraix,
Hain., arr. T. //
Jakemes 374.
Jehans 342.
Padouls 357.
Watiers, Br. d. Jeh. 342, 407.
Gautier
Evrars -8 633.
Baiides 359.
Gaviel
Jehan — de Ve80D615 (8.4iSöline).
Gavre, dou // Oavere (Gaver), Ostfland.,
arr. Gand, cant. Ooeterzeele ') (?) //
Jehennet 452.
GenUaa, de .// GetMoux, Hain., arr.
Namur //
Alars 167.
Geulart
Gillion — le pisaenier 303.
Mikius -8 460.
Jehenn^, b. 8. 460.
Watiers -b li portere 595.
G(h)anty de // Gand (Gent) Hptst. v.
GstflaDd. //
Antonies 468.
EraoiilB — 11 navüereB 442.
Fouket 65, 557, 62a
GhiBelinB 385.
Henri — le BarciBseiir 284.
Jehans 65* \ 628, 644.
Jehans — li jovenes de le me -au
-viel 586.
Fhelippon 126.
s. a. G. d'Alos.
Ghdues, de // Ghduwe, WeBfcflanden
arr. Ypres, cant. Wervioq. //
Lambiers 15.
Gherri
Colins -s 318.
Oolars -B 627.
JehanB, s. Br. 627.
Ghes, de
Watel^ 471.
GhierondCf de
Jehans Wisses 638.
Ghievart
GiUion 623.
Ghillar[t]
Theris -8 364.
GhiUiies, de
Pieres — de Bruges 83.
Ghisegnies, de // GhiaHgnieB, Nord.ajt.
AvesneB, cant Le Qnesnoy //
Oolars 615.
Ghiselin
Jakemon 391.
Gline
Biemart 92.
Godar[t]
Jakemes -s 305.
Golene[t]
Gilles -^ 305.
Goesemare
Henris —
Jehans, s. Br. ^ 303,
Willaumes, dsgl.,
Gossiel
Jakemes -eaos 427.
Jakemin 339.
Jehan — , Br. d. Jakemes 367, 4^
435.
Goubant
Grars -s 12b.
Jehan 12b, 108.
Goudin
Jakemon 213.
Gonlart
Fauviel, 8. des"!
Watier
.1
l, 8. desi
434.
1) Die älteren Karten verzeichnen noch eine
(Westfland.). — Obrigens war eB eine 8eignenrie,
Mühle du Gavre 85. Me^
Zwei altfnms. Friedensregister der Stadt Toomai (1273—1280)
151
Ha(g)nekagne
G(h)olArB 75.
Henriet 419.
Jfaie, de le
Biemars — 621.
Gillos, 8. Br. 621.
Waüers 620.
Hain(n)an
Jehan 209.
Jehans -s de Fontaines 12^.
Hainnau^ HajftMU, de // Hainaut, Ph>v.
Bdg. //
Jehan — d'Orchies 290.
Marijen (demisiele) 102. 538.
8. a. Mons.
Haise, de le
Colars - 12b.
Ck>larB, 8. S. 12^.
Jehans — 12^.
Hakenghien, de // Haequegnies, Hain.,
arr. T., cant. Frasnes-lez-Boissenal //
El7e208.
Hakin
Jehan — Nataüe«) 567.
Lotin, 8. Br. 567.
Hamedde*), de le
OoUrt 440.
Hanoke 493.
Hapart
Jakemon 32.
Harac(h)e
Jehans 154.
Hameskiel
Jehan 400*.
Hatoa[l]
Jehans -s d'Anetieres 17.
Haudüm^ de // Hain., arr. u. cant T.,
CM Lamain //
Alart (monsegneur) 136, 620.
Colars 620.
Gilles 264.
Hakous 620.
Jakemon, 8. d. Alart (?) 274, 305.
Jehan —, 8. d. AI. 136, 305 (clerc), 620.
1) Wohl ein Jude (Hakim), daher der Doppelname.
2) Das Wort bezeichnet eine in der Schede befindliche Sperrkette und ist
identisch mit hamlide. 8. u. a. Faider, Cout. Hain. IJI u. L. Verriest, La Charit^
Qaint Christophe (s. 8. 119).
GkNüdine
Ginion 131 (s. Haas).
GruHÜD
Jehenn^ -s 535.
Gr€m(t)9art, de // OrandMrt, Nord,
air. Ayesnes, cant Le Quesnoy, C"«
Qomm^gnies //
Jak. 72.
Jehan 493.
Granmu^ de // OrandmetM, Hain., arr.
T., cant Leuze. (Graumes < G^endmes,
Oranmes s. z. B. Cart 8t Martin II) //
Goasnin — le tainturier.
^Tdiiinofi^, de // Grammani (flam. Oee-
raerdsbergen) Ostfland. arr. Alost s.
Gbrt St Mart. I (Geraldimont) //
Gosses 548, 606.
Grahes
GiUoe 478.
Qnwumpanit de // OriwumpotU, Nord,
SIT. Lille, cant Boubaiz, c^ Wattre-
loi (?) //
Jehan (bouig. de T.) 265.
Grimans 615.
Grosse
Henris 628.
Groalet 173, 378 (-s li gondaliers).
Groumin
Graidin 616.
Gnmi[iel]
Golan -eaus 254.
OwiegnieM, de // Guignies, Hain., arr.
T., cant Antoing. //
Ansiel (borg.) 86.
Jehenn^ 387.
Pieres (mese, -ire) 387, 620.
Habans
Jehans (jur.) 106. 173.
Hsde
Jehan 399, 400.
Hsdelot
Jehan 158.
152
Walter Benary
Mahiu, Br. d. Hak. 620.
Sohier, Br. d. Col. 620.
Theri 635.
Mahiu dou Frasne — 605.
Hauterege, de J/ Hautrages, Hain., arr.
Mons., cant. Boussu //
Emoul 196.
Jakemes 360.
Therifl, 8. Br. 360.
Jakemins 637.
Jehaos — , li carpeotiers 516.
Havinea, de // Havinnes, Hain., arr. u.
cant T. //
Estievenes 41.
Jehans 19.
Thumas 247.
Watier, prov. 127« 77: 195, 196, 215,
216 (segneur), 217 (de le co-
mugne); 12.
Jakemes li Maires — 302.
Hedebrant
Jak. -8 283.
Hedinoe, de j I HesdigneuV). Pas-de-Cal.,
arr. B^thuiie, cant Houdain (?) //
Baud. 585.
Helatnea, de // HeletntneSf Nord. arr.
cant. Lille //
Jehans 333.
Hdchin, de // Westfland., arr. u. cant.
Courtrai //
Alart de Helch 252 (escrouette), de
— 285 (serg.); s. a. 226.
Fieret Bogaut — 633.
Hennebote
Mikiel, borg, de T. 219, 225.
Hennike
Jakemon 244.
Henniket
Jehan 409.
Hennion
Jehans 638.
Hennipet
Jehan 68.
Hennoke s. Bierenghier.
Henriet 636 (clerc de Fontenoit).
Here(n) gniesy de IjHerignies, Nord, arr.
Valenciennes, cant.Gond^-8.-rE8caut //
Jakemes 377.
Paresis 638.
Sandrars 84.
Jehan Peeiere — 382.
Huars Pierchars — Tl61.
Hergies, de //Nord, arr. Avesnes, cant
Bavay, c»«. Hon-Hergies //
Jehan 2.
Herines, de // HMnnes, Hain., arr. T.,
cant. Celles //
Thumas 499«.
HerUhieke, dejjHarlehieke, Westfland.,
arr. Courtrai, cant. Hptst. //
Ghilebiers 636.
Jehans 276.
Therions 559.
Hesdin, de // Pas-de-Cal.» arr. Montreuil-
sur-mer, cant. Hptst. //
Gillot, S. des i
495.
Jehan — -
Hidoul
Sohier 404.
Hieraeaua, de fj Herseaux, Westfland.,
arr. Courtrai, cant. Mouscron //
Baudes, -uins 331, 384, 628, 644.
OUvier, s. Br. 644.
Hiersent 160 (Magd d. Comin).
Hiertaing, de l\ Hertain, Hain., arr. u.
cant. T. //
Jakemes 243.
Raouls 633.
Willaumes 406.
Willaumes li Sures 234.
Hiestroit, dou
Hellin 277.
Hoinevaing, de jjHonnevain, Hain., arr.
T., cant. Templeuve, d^p. Blandain //
Gösset 42.
Jakemes 265.
Hölai, de
Gilles 38, 378, 615, 620.
Jehans — (s. Br. ?) 620.
Watiers 620.
1) Früher Hesdignoel (Karte von Sanson), Hesdffnoel (Visscher).
Zwei altfrans. Friedensregister der Stadt Toarnai (1273—1280)
153
129.
617.
Iciamg, de // HoUain, Hain., arr. T.,
cant AntoiDg//
Jehan, boig. de J.
Monoet 447.
Oolart —
Jakemoo, b. Br.
WOlanme (meetre)
Qillot le Petit
Jehan le Barbienr
Bobin Baoeler
ollande
WiUaame — le taintenier 439.
r^Hande, de IJHollandll
Martiii 35.
Sohlen 515.
t^ideboule
Watier 68.
3k«te#>), de
GdUmi, gen. dou gardin 12^.
EstJevenes 304, 305, 368.
QiUes 403.
ybine, Br. d. Ool. 12^.
Simons 12b.
Sohiers, Br. d. Eet 304.
:»iidiart
Jehan 231.
^^^udellon
MahiOA, -u^ 372, 434.
WiUanme — , s. Br. 372, (434?).
ein weiterer ungenannter Br. 372.
^^ttt, de le
BoudinB 176.
^elot
Jakemin 196.
MahioB 287, 615.
^^€ij de // Prov. li^ge, arr. Hptst. '/
Jeh. 552, 565.
Baoids 105.
^Mtertes, de
Cblar« — I
Colins, 8. a [ 622.
Jehennet, dsgl. J
^ulueh, de // Huüueh, Pas-de-Cal.,
arr. B^thone, cant Lens //
Jehan 187.
Hulusire, de H HuUU, Westfland., arr.
u. cant. Courtrai (?) //
Jakemon 414.
Hunewaumee, de
Mikius 349.
Hunghier
Watier 602.
Hurtebuef
Daneaas 635.
HuFiele
Gilloe, Neffe d. Jak. Natalie 420.
Fieres, s. Br. 420.
Jehennet 630.
lerembaiAdenghien, d' // Eretnbodeghem,
Ostfland., an*. Alost, cant. Herzele //
Mikiols— 620.
Pieres, s. Br. 620.
lerkesiesj d' 9. // Herquegies, Hain., arr.
Aih, cant. Frasnes — lez — B. //
Hennot — 302.
Qossuin, Mahiu, s. Brfider 302.
Mahiu 22.
Jabieke, de iJJabbeke, Westfland., arr.
Bruges //
Willaumes 553.
Jehan, Knecht 427.
Monsegneur — , priestre de Nechin
648.
Jenee, de // Geneeh, Nord, arr. Lille, cant.
Cysoing (?) //
Jehans 82.
Jehenn^s 585.
Jenneues oder JenneveSf de // 1) Ein
Arm der Scheide s. M^m. Soc. T.
13,iT« — 2) Jeneffey Prov. Namur )?) / '
Jakemon 408.
Jolaing
Jehan 156.
Jolaing f de // Jollain — Merlin, Hain.,
arr. T., cant. Antoing//
Colin 617.
Jolit
Jehan, s. S. 197.
1) 8. Gart St Mart. II (bei Doasemer).
154
Walter Benary
Jonkiere^), de le
JehaDB — nebst Söhnen:
Ernools, Jehans, Oolan |
Jehans, S. d. Willanme — [ 621.
Qillion - (s. 4 Söhne) j
Jourbise, de // JurhUt^ Hain., arr. Mona,
cant Lens//
Oolart 613.
Jndaa
Willanme 183 (s. B. de Ligne).
K.
Kain, de // Hain., arr. n. cant. T. //
Colin 500.
Kakin 298.
Kanm 615.
Bauduins -e d'Englemaresc 622.
Keneule
Jehan 152.
Kerion
Jakemon 240, 626 (u. 2 Br.).
Kiboul
Jehan 340.
Kiekin
Jakemon*) 226.
Jehan 91.
Monet 91.
Kierue*), de le
AlaiB — 635.
Jehan, s. Br. 635.
Kieville
Einonl 54, 352, 628.
- 8. S. 628.
QiUes, -ot (clerc) 352, 628«.
Kievraing, de // Quiivratn, Hain., arr.
Mona, cant Dour//
Baudon 614.
Lai, de, dou
Mahius 53, 78, 80.
Baoul68 29«. 236.
Lapar[t]
Jak. -8. 464.
Laperiel
Jakemin 445.
Lanfenot
Jehan 617.
Lede, de // Wertfland., arr. Thielt, cai»*^
Meulebeke //
Jehan 256.
LerSf de // Leers-Nordf EUun., arr., T^
cant Templeu ve//
Simon 349.
Jehane dou pnch — 621.
Lessines f de // Hain., arr. Soigniee,
Hptet//
Jehan 625.
Let au
Oolart 302.
WiUaume 617.
Leuse^ de // Leuse^ Hain., arr. T., cant
HptBt //
Goeeea (jnr.) 308.
Liege, de, dou // Liige, Hptst d. Fto?.
gleichen Namens//
Watien (jur.) 192, 202, 21&
Lieput B. a le Take.
Lies, de // Lys-les-Lannoy, Nord, arr.
Lille, cant Lannoy (nadi d'Herbom.
Gart St Mart) //
Anaeaus 403.
Ligne, de // Hain., arr., T , cant Leu» //
Bietris (Magd) 183.
Lignies% de
Theris 619.
Ligniettes, de // LigneHe, Hain., arr.
T., cant Pdruwelz//
Colins 377.
Jehans, S. d. GiU. dou Pire
Sandrins —
Jehenn^, s. Br. ^ 615.
Colars Mainn^
Jehans Oizel^
1) Mehifiu^ anzutreffender Flurname, z. B. wesü. Mons-en-P^vtte, nördl-
Flines u. a
2) Nach diesem vielleicht die Bue Kiekin benannt, s. Bozi^re p. 287.
3) Das Wort ist = frz. chamie. Ein La Charme liegt südlich Templemar^
(B. dort). Ist es dies?
4) entspricht wohl einem Ligny im Hain. (arr. T.) oder Dep. Nord (arr. Lille)-
Zwei altfernnz. Friedensregwter der Stadt Tonrnai (1273—1280)
155
me, de // Hptst d^part Nord //
Jakemee 549.
PieroD ~, ramparlier 531.
Thomas — , li oonTierede tiiüe444.
Jeheno^ de le Bare — 281.
Monara Gavoin — 615.
Jehana li Ghevatien — 330.
Simon. / «*T«°*»' - 1*2.
8. auch Jeh« Mana-ieDaiilee ; 8. ferner
513, 584, 586.
linwere^ Liuere
Jakemea — de Veflon 615, 638.
Loke
Jeheniiet 635.
Lokerie^ de le
Bouflcaidina 620.
Jehana 620.
Lokeran^ dou // Loquero»^) Nord, arr.
Valendeniies, cant. St Amand, c^e
C9itteaa4'Abbaye (e. M6m. Soc. T.25)//
Oillea — (merire) 620^
Qilles, Jakemea» b. S.
Lokette 89, 90, 434, 598
loflune» de // Nord, arr. Lille, cant. Hau-
bomdin //
Oolart — 17.
EatieTenin, s. S. 17.
Qraidioa 189.
Jehana 189.
lamoä B. Omoit
Lmghuauehf de // Hain., arr. T., cant
Antoing, c»* Ere //
Colart 10.
Lor[iel]
Oillea — eana 615.
Lorüe, de // No^ Dame [de Lorette,
ehedem de Bient(l) brane], Hain., arr.
Ath, cant Ghi^vree, Vorstadt (?) //
Biertonl^ 142.
LonMTUj de le // die Bue des Chapdiers
in T. hieß vordem nie de la lormerie //
Henris a le Take — ]
Jakemea» s. Br. l 544.
Theris de Falempin — j
Jakemins ii Sieliers — 144.
le maison Qualle en — 507.
1) fehlt im großen Dict von Joanne.
Lotart 611 (jor. 1274)
8egneiirL.,Provostl27V5: 131,349.
S. auch Gargate.
Lotin
Qillion — (s. 5 Söhne) 621.
Jehan — , le mesnreur de biet 492.
Lourdiel
Estievenon 62, 78, 293, 336, 620.
Louve[t]
GiUea -^ 615.
Pieres -^ 633.
Loymani, de // Hain., arr. u. cant T.,
0»« Mont-Saint«Aubert //
Theris 224, 230, 293, 300,307, 362.
Lakedore
Monnet (derc) 433.
Stievenon — dou Bec, s. Neffe 433.
Lyone
Colart — 54, 60*
Jakemon, s. Br. 54, 60.
Magrejonte
Emouls — 24.
Jak., B. S. 24.
Maieriee. de // Maire, Hain., arr. u.
cant T., c»e Froyennes (?); s. a. Gart.
St Mart II. //
Libins 196.
M8inar[t]
(Alara -s 66).
Mainbuede
Gilles 615.
Mainneaveule
Brission 240, 298.
Jehenn^ 69.
Mainnet
Oolars-^ de Ligniettes 615.
GUles^ 122.
Jehan 254, 540.
Mainwa(u)h de // Mainvault, Hain.,
arr. u. cant. Ath. //
Jehan 26.
Maiole
Gillot 316.
156
Walter Benary
Maisnih dou // s. Br€U. //
Jakemes 122, 170.
. Therifl 170.
Make-d'avaiDe
Grara 226.
Makeriel
Wicart 491.
Willaume 273.
Make[t], Nom. -^
GUles 646.
Gillos 628, 641, 644.
Jakemes, s. B. 615, 628, 644.
Pieres 222.
Malvaisgarchon
Jehan — (dessen S.) 623.
Manaing, de // Mantn, Pas-de-Cal., arr.
St. Pol-sur-Ternoise, cant Avesnes-le-
Comte //
Biertoul 545.
r
MandeU, de le
ThumassiDs 67.
Manessiers
Jehans — 593.
Mahius, s. Br. 593.
Marcaing, de // Marquain, Hain., arr.
u. cant T. //
Loketin 113.
Jehan Garchon — 147.
Mardret
Jehan 617.
Marege, de // Maraiche^ Hain., arr. u.
cant T., cn« Esplechin //
Huon — 134.
Jehan, s. S. 134.
Jehennet — 383.
Amouris, s. Br. 383.
Maresc, dou
Jehans 511.
Marion 509 (s. a. le Wantier)
Marke, de //, Marcke, Westfland., arr.
Ck)urtrai //
Grart 78, 80.
Jehan 310.
Therions — 499.
Jehenn^s, s. Br. 499.
Markemonde
Jakemins 171.
Markiety dou
8. Jeh. li Carliers; Theri de Fa-
Marliere
Jehans 179.
Martin
ColaiB -s, 8. des Martin le Giere 150.
Jehenn^ -s 368.
Marvis (le moulin de-) 396 // Vorstadt
von T., auf dem rechten Ufer d&
Scheide; vgl. die Porte de M. //
Masdainet de le // Kirche u. Sprengel in
T., mit einem Beghinenstift versehen //
Jehenn^ 511.
Massin, de // Massemen-Westrem, Ost-
fland., arr. Termonde, cant. Wette-
ren!?)//
Colin 87.
Matabrun(n)e
Jakemon — 66, 76.
Gillon, s. Br. 76.
Maton
Jehan (bourg. de T.) 482.
Matruche
Watier 43.
Maübiertfantaine, de // MaubeH-Fan'
taine, Ardennes, arr. u. cant. Bo-
croi (?) //
Pierechons 606.
Mauhrai, de //Hain., arr. T., cant. An-
toing //
Ctontiers — , li mierchiers 198.
Gossuin, prov. (ad hoc) 628; de oo-
mandise 149, 151, 219; jur. 188,
202, 215; s. Haus 188.
Gossuin — , le jovene 292.
Wicart (sousm. des esw.) 131.
Maudamer 516.
Maude, de
GiUes 620.
Hennins — , S. der Kath. 99, 644.
Henris 628.
Jakemon — (S. d. Kath.) 61, 263
(gen. li Hardis), 302, 628, 649 (f).
Jehan — (S. d. Kath.), 628, 646.
Jehenn^ 641.
Katheline 99 (dite de Maude), 628
(dame).
Zwei altfnmz. Friedensregister der Stadt Tournai (1273—1280)
157
MikiolB — 615, 628 (-iub), 641, 644.
Rogiers — , s. Br. 628, 641, 644.
8. a. Jak. li Barbiieree, Jeh. U Cam-
biera.
T€9ufait, de // Nord, an*. Lille, caot
Boubaix//
Gillion 384.
Qian 428.
Willaome (den;) 88, 640.
ik«i|^er
BabeliD 26«, 634, 646.
JakemiD, -an — , s. Br. 388.
Karon — , s. Br. (clerc), 26«, 388,
392, 634, 644.
Watier — , 8. Br. 3. 26*, 615, 628
(Neffe des Jeh. Uep. a le Take),
628*.
Willemet — , b. Br. 388, 634.
Jehen^ _ 51b, b. a. 51 <^.
Aii-reoaiile
Jehans -s -b de Lille 105.
Aiuoit
Colart 385.
'<%««, les // Ehem. Straße im Sprengel St.
QueDtin in T. nebst Tor bezw. Turm // >)
Porte as — (Gefängnis) 136, 337.
Viviien le Boulenghier des — 24.
Jehan, s. S.24.
Jehan de le Gambe des — 147.
Watier des — nebst Br. 345.
ecitMiie», de
Grardins 56.
WatierB 56*.
^eUe, de, de le UMeües, Hain., arr.T.
cant CeUes//*)
Gillot 31.
Jehan 614.
VeHtn^, de //Jfentn, Westfland., arr.
Conrtrai, cant Hptst //
Jehenn^ Fivions — 561.
ifet»), dou
Sohier 175, 228.
Watier 63.
Mestr(e)aas
Jehans — li arbalestriers 475.
Jehenn^B — li tordere d'ole 501.
Meur[e]ng Äten, de // Mivregnies, Hain.,
arr. Ath., cant du^vres //
Jehans — 643.
Jehenn^, s. S. 643.
Miache
Jehans — , esward. 12^, jur. 254.
Miel^
Jehennet — 238 (S. d. W. Tartoul),
527.
Miele[t]
Gilles -46 dou Braille 545.
Mierlaingt de jj Jollairi' Merlin, Hain.,
arr. T., cant Antoing//
Pieron — 502.
Mifare
Bobiert 369, 431, 615.
Jehenn^ 454.
Mikiel (Knecht) 321.
Miolet, Myolet
Jehan — 26,-26»,»>.
Mirour
Watier 17.
Mistou[l]
Jakones -s 621.
Bandes, s. Br. 621.
Moar[t]
Jehans -s 198.
Moknbaü, de // Mölembaix, Hain., arr.
T., cant Celles //
Colars li Fevres — 266.
Mol-pestri[t]
Jehans -s -s 340.
Mannes, de
Henri 235 (s. a. G. Escade).
WiUaome 621 (s. S.).
Mona, de // Mans-en-Baroeul, Nord,
Vorstadt von LiUe (arr. Hptst) //
(Gilkiins 190.)
Jakemon 136.
1) S. a. Bull. Soc. T. HI 69.
2) 8. a. BuU. Soc. T. VU 155.
3) als Flurname z. B. Douai, Arch. Oartul. QQ 38^o; vgl. auch die zahlreichen
Zuammensetzungen (z. B. Aubiertmes, Graumes, Ricarmes, Rikiermes in diesem
Veneichnis).
158
Walter Benary
SimoD^ 596.
Thumas 47, 79.
ThumassiDy Neffe d. Jeh. le Vairier,
325.
Mons-en-HaifMU^ 487 // HaiD., arr.
Hptet //.
Mans-en-Ptule, de // Mons-en-FSvile,
Nord, arr. Lille, cant. PoDt-ä-Marcq //
Jakemes 33.
Moni, dou
CaUaus 223, 628.
Jehennet 617, 644.
MorUagne, de le
Jakemon (deasen Knecht) 474.
Montie, de le
PierreB 185.
Monvau^t de
Ck)lart 395, 557.
Mareourt, de // Moureourt, Hain., arr. T.
cant. Celles//
Thumas, jur. 106, 131, ferner 224,
307; 8. Kinder 95
Thumassins — , li boursiers 500.
MoreauporU,dell Ehem. Tor bezw. Tmrm
in T. (= MoreUi porta, porte Morelle,
Morielporte) // »)
Jehans — li carpentiers, nebst Br.
Bandet, Jakemin, Wi^ 625.
Vilain — de Bmsegnies 395.
Moriel, -eans
Bauduin(8) 177, 455, 610.
Jehan(8) — dou Mortier; s. a.Mortier.
Moriel, de
Hanke (s. S.) 15.
Morille
Qhilebiert 325 (nebst Kindern).
GiUos 554.
Martagne, -aigne, de // Nord, arr. Va-
lenciennes, cant St. Amand //
Jehennain 189.
Qrars Culins 240.
Mortier f dou // Ehemal. Lehnsgut bei
T.*); Suaie dou Mort. s. Bodhiejl
Ck)lin, S. des Moriel — 615.
Evrart — 615, 641, 644, 646.
1) S. BulL Soc. T. l«.
2) 8. AnuaL Soc. T. Iio.
Gosson, -ttin — , Br. d. Evr. o. M-
kiel 21, 99, 615, 628, 641.
Jakemin, S. d. Moriel — 615, 628.
Jehan — a) 6. d. Goes. 99, 302,
628, 641, 644, 646;
b) Jehan (Moriel), 8. d. (Jehsn)
Moriel — ; derc. 302, 615, 644;
c) (?) 436, 520.
Katheline, Gattin d. Moriel 106.
Mikiel — , Br. d. Goes. 21 n.
d. Evr. 615, 628, 641, 644, 646.
Moriel (auch Jehan M* —) 4, 9,
106, 302, 615, 628, 644.
Mortiers, as
Jehan 617.
Mo[t] -perelleus.
Jehans Mos-per. 375 (jur.), 377.
Mote, de le
CJoUrs — 615.
BaUius, B. Br. 615.
Mathius — 615.
Rogier — , s. Br. 377, 615.
Moudrelier
Pieres -s 57.
Mouke[t]
Jehans -4» 377.
Moulin, dou
Coian 633.
GiUes 62*.
Jakemon — - (dessen 8. Jehennet) 61?'
Jehan — de Willemiel 635.
Pieron 617.
Bogiers 62.
Mouliniel, dou
Gherouls, Grous 23, 307.
Moulle
Willaumes 220 s. a. Willemoulle iu
le goudalier.
Mourmal
Jehan 643.
Moueehin, de // Mouchin, Nord, arr.
Lille, cant. Cysoing //
Gontier 310, 524.
MouskeroH, de // Moueeron, Westfland.,
BIT. u. cant. Oourtrai //
Jehans — li oordewaniers 497.
Zwei altfnmz. Friedeiuregister der Stadt Toaniai (1273—1280)
159
Moosket
Golart 372.
Mooison
JehaDfl -8 202.
MemtamvüUy de
Qilles 50.
Konton
GQloe -B, S. de Jakemon, 628, 644,
646.
Gösset, Br. d. Jak. u. Jeh., 436,
615, 628, 641.
Jakemon — , prov. 127»/6, u. 12'»/80;
1, 13, 78, 149, 152, 176, 185, 194,
227 (?), 236 (com.), 254, 265, 335,
410, 421, 632 (com.), 647 (dsgl.),
648 (dsgL), 649 (dsgl.); jur. 195,
196; BOttsm. des esw. 336; ferner
123, 628, 634, 644, 646.
Jehan — , Br. d. Goss. u. Jak., 26«,
99, 436, 615, 628, 641.
Milde, de le
Jehan 143.
Hndette
Jehan 36.
Hoghet
Simon 252 (escrouette), 263.
Muigant
Colins -s 600.
Estievenin 472.
Hi]8ar[t]
Eyrazs -s de Douai 289, 650.
OiUes, s. Br. 289, 650.
Bicardins -s de D., dsgL 289.
N.
Xiicure (= N'ai c.)
Jakemes 102.
Manien, dame (ihr Diener) 148.
NawuUng*), de
Golan 310.
Orars 310.
Jakemes 310.
Jakemes — , le plakeur nebst Fa-
milie 328.
Natalie
Oolart — , le teuer 139.
Jakemon ~ de le me-des-aveules 420.
Jehan Hakin — 567.
Lotin, 8. Br. 567.
Nechin // Niehin, Hain., arr. T., cant.
Templeuve //
p?
Jehan (mons^gneur) priestre de —
648.
Nil, dou (Nie 9) mestre Pieron — le
mie 234.
Nivet
Jehan 636.
Nivi(e)le, de // NiveUes^), Nord, arr,
Vfdenciennes, cant St. Amand //
Watiers 353.
Noeres, de // Nähere, Ostfland., arr.
(jkmd, cant Oruyshautem //
Jehenn^ 37.
Noel (Nom. No6ub)
Jakemin(8) 334.
Naion 410 // WalLbhrtsort. Ni^an,
D^part. Oise, arr. Compi^gne, cant
Hptst //
Noise
Thumas — le oouletier 128.
Noeire Dame // Kathedrale, Kloster u.
Sprengel in T. //
fo. 1; Nr. 116, 458, 613.
Noetre Dame de Sochemadaul 314,372.
S. Bochemadoul.
Nostre Dame de le TreUe (= Treille)
557,564 // Wallfahrtsort, wundertätiges
BUd in LiUe //
Nuepari, de // Nieuport, Westfland., arr.
Fumes, cant Hptst //
Fieies 43.
1) S. Gart St Hart. II, BulL Soc. T. 16it«; ist es mit NwMin, Nord, arr.
Doaai, cant. Orchies identisch?
2) d'Herbomez, Gart. St Mart. identifiziert Nivelle, Niviele u. Nevele mit
NtveOe in Ostfland. arr. Gand. Die Form Nevele fand ich nirgends in den Ur-
160
Walter Benary
NueveS'tnaisons, de // Neufmaisons (I),
Hain., arr. Mons, caiit. Lens '/
Jehans Boudins — 438.
Kan^ — 438.
Nueve-rue, de le 101 // Im Sprengel
St. Brice in T. gelegen //
Estievenes Tribous — .
Nuevillef de // wohl NeufvilUf Hain.,
arr. Mons, cant. Lens. (früher zum
Episkopat von T. gehörig.) //
Theris 403.
O.
Oel, a r
Simon — 417.
Jehennet, s. S. 417.
Oi8[iel]
Jehans -eaus 377.
Oizele[t].
Jehans -4s de Ligniettes 615.
0m(m)er%e8, d*
Estievenes — 1 ^ .. , ,„, , ^
_ I Brüder (?) des Emoiil
l'Amette 345.
Jakemes — ? .,
Jehenn^ j
OmotY, de r // L'Homoia, Hain., arr.
Toumai, cant. Antoing,d^p.LÄplaigne//
Grars — i
Jehans, s. Br. ( ^^^•
OrchieSy d* // Nord, arr. Douai, cant,
Hptst. //
Grars 53 (jur.), 152 (sousm. des esw.),
248, 614.
Willaume 169.
Jehan de Hainnau — 290.
Orfenin
Jak. 562.
Jehan 29, 51c (?).
Henri, s, Br. 51^ (?).
Orke, d' // Oreq, Hain., arr. u. cant. T, //
Colart — le taintenier 313.
Fasteret 23, 620.
Jehan, prov. 127»/6: 1, 13, 158/9,
173, 176, 180, 181 (de le com.),
182 (dsgl.), 185, 187, 194, 227,
335, 410, 421; femer 295.
Jehennet 539.
Evrart Doullet — 322.
Willaumes de le Bare — 10.
s. femer 279, 504.
Ortiait, de V
Henri i
Gillot, s. S. ( ^^•
OapU') de V
Jehans — li taillieres 309.
Ostar[t]
Colars -8 581.
Ostekin
Gillion 227, 252 (eecrouette), 263
Oaielene, de V \\ Ehemal. Spital noi
östlich der Kathedrale in T. S.
Bozi^re p. 245 F. (dort noch der Zusi
dou BruilU) //
Jehans 34.
Ounaing, d* // Onnaing, Nord, arr.
cant. Valenciennes ,'/
Jehans 66.
Outremer, d'
Colars de Froiane, genannt — 5'i
P.
Paien
Jakemes -s 61, 99, 615, 628, 641, 6^
Jehans -s, s. Br. 615, 628,641,64
Simons -s (jur.) 265.
Paniel
Gossuin 534.
Pantin
Jehans -s 287.
Pape
Jehans 140.
Papieri (?)
Jehan 182.
Paradis
Gösset 621.
Parage
Jakemon 89.
Parastre
Giüion 281, 322.
1) ospit = hospital. Gemeint ist vielleicht das H6pital Notre Dame im Spren
"^.D. in T.; s. Bozifere p. 150.
Zwei altfniDz. FriedeDsregiBter der Stadt Tournai (1273—1280) 161
*arent
Jehan 12b (esward.), 81 (jur. 79,80);
6. Sohn 301.
Jehan — le boulenghier neb0tBr.215.
libien -b de le Vigne 621.
libins -B 517.
Vm», de // Hptst. v. Frankreich //
Baoul^ 549.
Watier — 432.
Sandn, s. Fr. 432.
Baool^ Qnatrdiome — 505.
iaae en-tarte
Jehan 196.
ksae-Boor-nient
Jehan 161.
i.t«ron
PieieB -B 635.
JdianB li ?, s. Br. nebet 4 Söhnen
ibd. (?).
ttan
Pieres -b de Ck)urtrai 5.
usket 95.
QoBBuins -4» 615.
JakemeB -4» 61.
JakeminB -4b 80, 649 (nebst 2 Br.).
^^-flage
Jakemee -b, li batere al arket 479.
••Uwe
Pieres 645.
».v-et
Jehan (serg.) 285, 541.
!^t
Hennin, Br. des 1
Jakemon — /
aH(mve[t]
Hues -^ 43a
^tiasy as
Jakemins >
Annies, s.Mutt., MaroieB.Tocht.}^^'
Jehan 107, 412.
^q>in
Pieres -s (derc) 348.
Pietres -s 348.
^c, de // Pseq, Hain., arr. T., cant.
Templeaye //
QiUot 506.
418.
627, 642.
1) B. die Anm.
KoBttisck« Foneliungen XXV.
Pesiere
JehanB 377.
Jehans — de Herigniea 382.
Peteion
Simon 19.
Petillon
Jakemins -s 562.
Peule B. Mons,
Pierchart
Huare -8 de Heregnies 161.
WatierB -s 615.
Ptere, de le
Bogd^ 608.
Pierone, de // Peronne9-Ui'AnMng^
Hain., arr. T., cant. Antoing //
Biemars 649.
Jakemes 145, 463, 604 (?), 615.
Jakemins 191.
Jehennet (u. 2 Br.) 18.
Bogel^ 172.
Pienmval 498.
Pietnesj de
Bauduins
Jehans, s. Br.
Monn^, dsgl.
Monnars, dsgl.
Ghiselins 627, 642.
Jakemin, s. S. 642.
Mikel^ 642.
Pietabille
Jakemon — le carpentier 82.
Piet-de-lievre
Jakfflnon 412.
Pietrekin
Pieron 305, 326.
Pionet
Jehan (serg.) 191.
Pipelart, -s, Neffe des B. WariBon238, 644.
Fire^ dou
Gillion (Jeh. de ligniettes, s. S.)615.
Gillos — 411.
Emoul^, s. Br. 411.
Sarain 112').
Pivion
GiUes -s 220, 518.
Jehenn^s -s de Mening 561.
11
162
Walter Benary
Flache, de le
Jehans (u. Sohn) 615.
Plagne, de le // Laplaigne, Hain., arr.
T.f cant. Antoing //
Jehan 649.
Pieres -, Br. d. »
Watier (monsegnour) (
Plaiis
Saiain 164.
Planke, de le
Jehans (S. d. AI. de Haudion) 217.
Platoup]
Jehans -s 628. •
Plentet
Jehan 163.
Phiie, dou s. Velaine
Plukpel]
Grais -eaus 615.
Pole, au
Jehan, prov. de comand. 109, 111,
119*), 344; jur. 115, 308, 611.
Vilains (jur.) 78.
Polekin 27.
GiUes -8 623.
Ghievins, s. Br. 623.
Ponenghee, de // Pimenehe^ Hain., arr.T.,
cant. P^ruwelz, d^p. Baugnies //
Estievenes \
Jakemes > 377.
Pieres )
PofUiu 8. Bue.
Pöpioele, de // Popueüee, Hain., arr. T.,
cant Celles //
Dierinet 94.
GiUion 409, 620.
Huon, 8. Br. (409), 620.
Jehennet, dessen B. 3, 94, 409, 415.
Pore, del, dou
Dierin, prov. 127«/4; 108, 109, 113,
119, 336, 342, 343, 346, 347 (del),
611.
femer 99.
Dierin )
Willaume i "• ^^ ^' ^^^
Porte 8. Cokeriel, des Maus, Toumai,
Waaiers, sowie Moreauporte.
628,
615.
P&rte^ de le
Campions 644 (8. d. Watier).
Jehan, S. d. Wibiert 628, 644
Watier 32 (li goudaliers), 628,
WatdÄ, B. S., Br. d.
Campion —
Wibiert, dessen Br.
Willem^, S. d. Wat
Willaume — , Br. des Wat 285
628, 644.
Willaumes — li jovenes 646.
Postelait
Jehan 204.
PoHie, dou
Jehans 628.
Pot-a-feu
— de Vezenchiel
Brisdon
Evrars
Jakemes, dessen Br.
Jehenn^, ihr Vetter
Jehans 532.
Pniainfoaae, de
Jehans 377.
Pötee, de // PMes, Hain., arr. T., c
CeUes//
Hues 306.
Potier (s. a, Verz. II.)
Gilles -8 621.
Jehan — de Wes 321, 422.
Poukes, de // Pouequea^ Ostfland.,
Gand, cant. Nevele //
Colart 624.
Ghilebiers 65.
Therions — - li bouleng. 104.
Thumas — li jovenes 348.
Thumassins 575.
Willaumes — 624.
Pieres, s. Br. 624.
Poulais
Gilles 572.
Pourchpel]
Bogiers — eaus li mierchiers 1
Pourret
Henris — ^ „li peres" 99,
615, 628, 641, 644.
1) 8. die Anm.
Zwei altfranc FriedensregriBter der Stadt Tournai (1273—1280)
163
GiUee, b. S. 615, 628, 641, 644 (Br.
d. folg.), 646 (dBgl.).
Henri — ,4i jovenes", prov. 127*/ 7
und 127«/9: 161, 192, 196, 201,
202, 216, 218, 616, 645 (com.);
proY. de oomand. 39; jur. 473,
502; femer 99, 615, 628, 641,
644, 646: sein Haus 39, 161, 180,
192, 473.
Povres, B. Fowr.
IVi9f des // Die Pr^-PorcinB in T.; b. die
Anm. zu 154 //
Emoii(l)B 510 (NB).
Jehans 628.
8. a. Four,
Priestre (?) s. Nechin.
PrannierB
Jehans 593.
Provost
Jefaans -ob li goud., Br. d. G. Ballius
628, 646.
Pueh, dou
ColaiB 377, 422.
Jdiennain, b. Fr. 422.
Jdums — , B. Br. 584.
Jdienn^ 621.
B. a. Lers und Bourneries.
Pno(h)iele
JakemiuB 390.
Marion 398.
PuOe, de // Prov. u. arr. Anvers, cant.
Santhoven*) //
Ck)lan 544.
*.
Qualle 507 (s. Haus); s. a. TOrmerie.
QiMire^fMm» de // Hain., arr. Mons, cant.
BOUSBU //
Colan 202.
Qoaiet
Jehennet — 446.
HiumaBBinB, b. Br. 446.
Qiiar«m5C2)e, de, dou // Quarautde, Nord,
azr. u. cant. Valenciennes //
Gillion 59.
Jakemins 601.
QuAtrehome
Baoul^ — de Paria 505.
Quienghien, de // CJoyghem, Westfland.,
arr. und cant. Ck)urtrai, s. a. Cart.
8t. Martin II //
Jehan 2.
Quievraing b. Kievraing,
R.
Raba(r)t
Jefaan ~ le mierchier 110 (nebst
Frau), 573.
Rahier
Clemens -s 615.
Raimbaut
Jakemon 36, 632.
Jehans -s, s. Br., 36.
Rainghier
Jehan — 420, 583.
Florekins, s. Br. 583.
Rain(n)eware
Biertoul 114.
Jakemon — , s. Br. 28, 114.
Jehan — , dessen Schwestersohn, 114.
Jehans — 114, 340.
Jehan, s. 8. 114, 340.
Baumes, de // Nord, arr. Valenciennes,
cant. 8t. Amand //
Ck>lart 283.
Kämet
Jehennet 340, 363.
Pieres -4b, s. Br. 363, 495.
Wilkume, ihr Vater 340, 495 (nebst
Schwiegersohn).
Randou(l)
Bandes -s 512.
Basoirs*), as
Gillion 232.
Baaae, de // Haches, Nord, arr. u. cant.
Douai //«)
Gillos 359.
1) Pulle war auch der Name für Apulien in Italien.
2) B. Anm.
3) 8. a. M6m. Soc. T. 9, 284.
11*
164
Walter Benary
Piemain (Mutter d. Gill. Castagne)
410, 531,
Raseewale
Theri 63.
Hastiel
Willaume 615 (nebst 2 S.).
Bec^), dou
Stievenon Lukedore — 433.
Bemegies*), de
Jakemes 106 (jur.), 427 (ß. Diener).
Jehans 309.
Remi
GiUes -8 (jur.) 161, 195.
Bengies, de // Hain., arr. T., cant. P6ru-
welz, cne Wiers //
Baudouin 641.
Eesegniea, de
Jehans 70.
Bevid, de
Ostes (?) 639.
BiearmeSj de
Jehenn^ 621.
Bicouart
Baudouins -s 340.
Ck)lin 340.
Jakemon (esward.) 334.
Biea*) 635.
Bikiermes, de
Willaumes 221.
Biu, dou
Bobiert 113.
Thumas 460, 564.
Riue[t]
Bandes -48 125.
Robe
Jakemon, jur. 152, 173, 181, 182,
188; femer 614; s. Haus 152,
181, 182.
Bobiert, s. Arras.
Bobins, Diener, 330.
Baehemadoul 294*, 314, 325*, 372*, s, a.
Nostre Dame de B. (Die Sterne betr. s.
Saint OiOe) // Wallfahrtsort JSoeamii-
dour, D^part. Lot, arr. Gourdon, cant
Gramat. //
Boesart, de // Ba8aii% Boasart , Boisard
in Hainaut u. Luxemburg //
Gillot 22.
Bogaut
Pieret — de Helchin 633.
Bogon
Jakemon 352, 512.
Pieres -s 352, 527.
Boit[iel]
Colars -eaus 421.
Boke
Bandes — li tendei« 108.
Boke, de le // Die Bue du Boe-St. Nieoin
im Spreng. Ste Marguer. (s. Bozi^re
p. 210) //
Jehan — le patrenostrier 144.
Bollan[t]
Jakemes -s li goudaliers 214.
Bonais, de // Benaix, Ostfland, arr. Aude-
narde, cant Hptst. //
s. Emouls li Buiiers.
Bongt, de // Bongy, Hain., arr. T.,cant
Antoing //
Jehan - 21, 296(?), (615).
GiUot — , s. S., 21* b.
Jakemin — , dsgl., 21, 615.
Jehan -, dsgl., 21. 296(?).
Jehennet — 392, 405 (clerc).
Lotins — 252, 261.
Jehan, s. Br. 252, 261.
Bosne, de // Bonne, Hain., arr.T., cant
Leuze, d^p. Chapelle-k-WattineB //
Jehans 3ia
Boumeries, de // Nord, arr. Oambrai,
cant Solesmes //
Jehans dou Puch — 12»».
Boussiel, -eaus
Cholars -iaus de le rue-de-pont
306.
1) s. M^m. Soc. T. 25 (bei JoUaing, arr. T.)
2) M^m. Soc. T. 17 begegnet ein Jak. de Biimegies neben de Bcm.; der Ort
wird mit dem gleichfalls dort vorkomm. Bumegnies u. dies mit BumiUies, arr. u.
cant T,. identifiziert.
3) Häufiger Flurname, oft mit Artikel. S. a. Gart St Mart u. Mto. Soc.
T. 24,««.
Zwei fdtfniu. FriedeiiBregister der Stadt Tournai (1273—1280)
165
Jehenn^ _ li foulons de St Marc
474.
FiereB 12b.
Thumas — 11 bouleng. 44.
Watier — le boul. 335, 596.
Jehan, s. S. 335, 410.
Willaume, 8. Br. 68, 217 {)va.\ 498
(li bouleng.), 596.
Roveniel
Jehan 326.
Willemet, Schwager d. Will. Gastagne,
632.
Badfid]
Bogiers -eaus 621.
Smu de» aveuk», s. Jak. Natalie // Die
Sue detfUetDieu im Spreng. St. Fiat
inT. //
Sue Muehevake f / im Sprengel Ste. Ma-
deleine in T. /
UstasseB de le — 290.
Bue (Nueve) s. dort
Bue a» pois 537 // R. aux paids, im
Spreng. Ste. Marg. in T. //
Bue de pont^ s. Gh. Bouaaiel // im Spr.
St Brice in T. //
Bue de FimUiu
Mahiuds de le — 587.
Bue Ott viel jl B. des bauchera S^. Jac-
ques, im Sprengel St Jacques inT. //
8. Jeh. de Gant.
Buel, dou // Boeülx, Hain., arr. Mona,
cant Hptst (ehem. seigneurie) //
GoBses 302, 386.
Gossuins 51<3.
Buem, de s. a. Ste, KiUheline Ij Bauen,
Hptst Döpart. Seine Inf^r. //
Willaumes 477.
Bues, de // Hain., arr. Soignies, cant
Hptst //
Watd^ 40.
Rufin 408 (nebet Br.)
Buides, de, des
Jehans 375 (jur.), 408 (s. S.).
Bume, de // Bumes, Hain., arr. T., cant
Antoing //
Jehan — 441.
Gillot, s. Br. 441.
'■}
8.
Sabine
Grars 366.
Sable
Jakemon — le machekelier 319.
Sain(t)dieu, Sa(i)n8dieu
Biertran 322, 598.
Jehan — , s. S. 598, 322 (idem?).
Saini'Amant, de // St-Amand-les-Eaux,
ehem. sSft.'Äm.-en'Pevile, Nord, arr.
Valendennes, cant. Hptst. //
Jehenn^ 643.
Reniers — (mesire)
Gossuins (mesire), s. Br. ^ 620.
Watiers
Willem^ 465.
Saint Brisee, -Brisse ^ 1, Nr. 348
(Die Schöffen) // iOrche u. Sprengel
in T. // B. a. B. le Messier.
Sainte Orais, de // Sainte-Croix, West-
fland., arr. u. cant Bruges //
Grart 149.
Saint G(h)iüe (identisch mit dem folgen-
den) // Wall&hrtsort St. GiUes-Us'
Baueheries, D^part. Gard, arr. Nimes,
cant Hptst //
294*, 320, 349, 363, 367, 370, 371,
372, 373*, 374, 407*, 409, 434, 441,
462, 512, 574*. (die mit Sternen ver-
sehenen Nummern enthalten emegldch-
zeitige Wall&dirt nach Bochemadoul
oder Saint Jakeme en G.)
Saint G(h)iUe en (em) Pra(u)vence
291, 292, 295, 298, 802, 4, 15, 23, 25*
(8. Rochem.), 34, 35, 39, 40, 41, 46,
56, 72* (s. Rochem.), 82, 84, 85, 88,
92, 93, 96, 97, 404, 5, 8, 14, 23, 32,
36, 38, 43, 44, 58, 61, 66, 71, 82 (em),
86 (dsgl.), 87 (dsgl.), 91 (dsgl.), 94,
509, 25, 31, 32, 35, 41, 42, 44, 45,
47, 53, 61, 62, 78, 86, 600, 604.
Saint GhdUain, de // St. Ghislain, Hain.,
arr. Mons, cant. Boussu //
Faster^ 143.
Jehenn^s 459.
Saint Jakeme f^l II Sprengel u. Kirche
inT. //
Mikiel de — 252.
166
Walter Beuary
Saint Jakeme en Oälice (et en Esturges
296, 324) ;/ Wallfahrteort St. Jacobus
de Ck)mpoBtela in Galicien (Prov. in
Spanien) //
291, 296, 301, 302, 320, 323, 324, 328,
345, 368 (ohne en Gal.), 373*, 374,
381, 389, 403, 407*, 418, 419, 421,
448, 451, 455, 467, 472,474,498,513,
530 (a monsegneur St Jakeme), 574*,
576, 577, 598.
Saint Joaae // 8U Joate-ten-Noode, Prov.
Brabant, arr. Bruxelles, cant. Hptst. //
Marion de — 239.
als Wallfahrtsort 426 in Verbindung
mit SU. Kath. de Buem (s. d.);
sonst in Verbindung mit Baulogne
(8. d.).
Sainte KatlJrine ä Buem // Wallfahrts-
ort, s. Buem //
294*, 319, 328, 329, 362, 368, 378*,
379*, 395*, 426, 446*, 450, 470*, 477,
479*, 481, 489*, 495, 496, 497, 504*.
506, 507*, 519*, 520*, 526*, 528*, 534,
539, 549, 550, 559, 585*, 588*, 593,
603*, 608. (Die mit Sternen versehenen
Nummern enthalten eine gleichzeitige
Wallfahrt nach Saint Josse.)
Saint Lienart 422, 437. // Wallfahrtsort
St, Leonard le NMac oder -2e Nobht
bei Limoges, Prov. Haute Vienne. //
Saint Marc \\ Kirche in T. (?) //
Jehenn^ Bousseaus, li foulons de —
474.
Saint Martin // Mönchskloster in T. //
Jehans li Chevatiers de — 251.
Bruneaus, li escuiers l'abbet de —98.
Saint Nicolai-deS'Pris \\ Abtei unmit-
telbar bei T., auch genannt St. Mard
oder St. Mödard //
r abet de — 299.
Saint Nicolai de Wamieviüe jl WaU-
fahrtsort St, Nicolai du Bar (im ehem.
Herzogtum Bar); Warn. = Warmeri-
viUe, D^part. Marne, arr. Reims, cant.
Bourgogne //
359,380 (Wamierv.),3S3(Warengev.),
399 (Warenghev.), 404 (Wamierv,),
414, 420, 427, 433, 436, 439, 441,
445, 449 (Wamiv.), 452 (Wareniv,),
453 (dsgL), 460, 463, 464, 469, 478,
480 (Wareniv,), 484 (WarenivieOe),
487 (Wareniev.)y 490 (dsgl.), 495 (ohne
Zusatz), 499, 500, 3,16,21,27,29,33,
37, 46, 52, 54, 56, 60, 68, 70, 72, 79,
82, 83, 87, 93, 96, 97, 605, 606, 607.
Saint Omer, de // Pas-de-Oalais, arr.
Hptet. //
Felippret, -ron 75.
Mahius 231.
Mahiu^ — li cousturiers 437.
Margot 430.
Martin 308, 376.
Saint Fiat f* 1 // Kirche und Sprengel
inT. //
S. a. Jeh. Vilain.
Saint Piere f» 1 // dsgl. //
Saint Quentin f^ 1 // dsgl. //
Saint'Quentin, de // dsgl. oder D^part.
L' Aisne, arr. Hptst. //
Jakemon 487.
Saint Sauve, de // Saint-Saulve, Nord,
arr. u. cant Valenciennes //
s. Bob. le Peskeur.
Saint Theri, de
C^ossuins 204.
Saint Thumas de (en) Cantorbi(l)e
!l Wallfahrtsort, Erzbistimi Cantor-
bury, England, Grafechaft Kent //
293, 322, 328, 331, 334, 347, 348, 352,
353, 548, 575, 581, 605.
Salines, de // Hain., d^p. Leers-Nord;
ebenso hieß ein Viertel im Sprengel
St. Jacques //
Gilles 284.
Theris 311.
8. a. Jeh. li Borgnes, Jeh. Campion.
Sannehart // heute Bue du Sondart,
Paroisse St Brice, Toumai //
les counestables de — 280.
Sans -pes
Jehan 553.
Sarrasin
Jehans -s 441.
Sartiel, -eaus
(Colins — 608.
Pieres 608.
Zwei altfranz. Friedensregister der Stadt Touroai (1273—1280)
167
621
Jehan >) d9, 611 (jur.), 615, 628, 634,
641, 644, 646.
Jdian (deGhant),8.S.,99, 615,644.
lauehoii, dou // Nonnenabtei bd T. (s.
BulL Soc. T. X lOOff.)
£jBtieveDe8 282.
EvraiB 80.
Phelipp^B 649.
8. a. Will Cretimer.
Jaus, des
Gillos; Hiermans, Jehans s.
8. nebat S. Jakemins u.
Golins; Jakemes, Jehenn^
u. Jakemins, s. Söhne; Je-
henn^s; Pieres; Bobu^s nebet
Br. Hermans, BiiBcee, Jehans
komai s. Escomai.
lecgnimiel
Jehennet 173.
I^hene 546.
*€keiin, de // Seelin, Nord, arr. Lille,
cant. Hptst. //
Pieres 8.
'evourCjde // SSsftour^, Nord, arr. u. cant
Valenciennes //*)
Jehans 138.
iret
Huet 328.
ohier
Jehans -s d'Audenarde 151.
oimont, -ons
Fierains 12b.
Oillion, -ot — , S. des Wibiert
12b, 295.
Jakemes, 8. d, Wibiert 12b.
Ustasson — 12, 159 (jur.), 227 (dsgl.),
254 (dsgl.), 295 (Onkel des GU-
lot — ).
Wamiers — 12b.
Wibiert — , Br. d. Ust, 12, 153,
155, 295, 372.
oris
Jak. 563.
kfienghien, de // Sottegem, Ostfland.,
arr. Alost, cant. Hptst. //
Watel^ 579.
12,
So(u)Uer, dou
Jak. 558.
Pieres 199.
Souidiel, -eaus
Bauduins — 621.
Simons, s. Br. 621.
Mariien — 106.
Sour-le-poHt, de
Jak. 176.
Jehennds 556.
Band. Castelain — 579.
Souvin
Jak. -s de Frasne 73.
Jehenn^ -s li teliers 455.
Spieregat s. Eapieregat.
Stambruse s. Eitambruse,
Stasarft]
Hennebiers -s 635.
Jakemes, s. S. 635.
Jehans -s de Calone 129.
Tainiegniei, de // Hain., arr. T., cant.
Antoing //
Jehan 316 (nebst Br.).
Jehenn^ — li goudaliers 272.
S. a. Jeh. li Pesere.
Take, a le
Biemart — 21, 201, 615, 628.
Jehan (Jehennet), s. S. 21, 201, 615,
628.
Henriks, dsgl., 615 (?).
Evrart — (segneur), Br. d. Biern., 21,
(26, 99, 295, 296), 308 (nebst
Tochter), 354 (358, 574), 615, 628,
634 (641), 644 (nebst Söhnen).
Gillos, s. S. 628.
Henri, dsgl., 4?, 142?, 296, 615
(clerc), 628.
Jakemon, dsgl-, 12 (?), 628.
Jehan, dsgl., 26, 99, 183?, 295, 299,
358, 574, 615, 628. S. unten.
Kamins, dsgl. 641.
Gillion — 26«, 369, 628, 641 (615,
644? s. unten).
1) s. Lille, Arch. d€p. B 182; M^m. Soc. T. 17; ibd. 25 u. and.
2) s. a. Duvivier, Hain, anden pp. 195 u. 603.
168
Walter Benary
Hennin — (99), 111 (121, 123, 259,
291, 628).
Henri — , 8. S., 4?, 142? (ß. Diener),
291, 644 (de le Lormerie), 646.
Jakemon — , dsgl., 99, 111, 121, 123,
259, 615, 628, 644, 646, 648 (t).
Jakemon lieput, Br. des folg., 12«,
(vgl. 12), 85, 377.
Jehan (s) Lieput (s) 12<Ke^ 615, 628,
641, 648.
(blosses Lieput 12, 26«, 615, 620,
634, 643).
JehAn(8) Lieput(8) a le Take 12, 85
(570), 628, 634.
Gilles, -08, 8. Er., 620. 644, 646.
S. oben.
Watiers — , dsgl. (clerc), 615, 620,
644. (S. a. Wastines.)
Watiers, 8. des Jeh. Lieput 570.
Jehans — 183 (Schwiegers. d. Jeh.
TAuwier). S. ob.
Odie — (dame) 330 (Bobins, ihr
Diener).
Taket, -4s 580 (Annies, s. Frau) 615.
Tartoul, -ous
Willaume(s) 238 (nebst S. Jehennet
Miel^), 336, 338.
TemplemarCf de // TempUmara, Nord,
arr. Lille, cant. Seclin //
Hennin 38», 344.
Jehans 378.
Templueve^ de // Templeuve, Hain., arr.
T. cant. Hptst. //
Colars 166.
Jehan 343.
Monn^ 163.
femer 525.
Testrapf de // der alte Name für Ost-
ende, Westfland., arr. u. cant. Hptst. // *)
Henri 564.
Tiebau[t]
GoBses -8 621.
Tiebegot
Jakemin 1
Jehenn^ -s, s. Br. / ^^
Jehan — 51«.
Maughiers, s. S. 29', 51«.
Tielemont, de // Tirlenumi (Tienen),
Prov. Brabant, arr. Louvain, cant.
Hptst. //
Henrik 160.
Tiellaingf de // TMeulain, Hain., arr.
T., cant. Leuze //
Pieres 615.
liestelette
Jehans 377.
Tiretainea, des (?)
8. Ck)lin8 li Frais.
TiuUn, de // Jlmliny Hain., arr. Mons,
cant. Boussu //
Pieres 496.
Tongre, de // T.'St.'MarUn, ELain., arr.
Ath, cant. Chifevres //
Jehan 411.
Tonnpel]
Jehans -eaus 352.
Tarcoing, de // Tourcoing, Nord, arr.
Lille, cant. Hptst. //
Jehennette 583.
Mikd^ 188.
Torid
Coiart 626.
Toupet, au
Jehans — , li machekeUers 440, 613.
Tour, de le
Jakemes 610.
To(u)mai
Jehans de Tomai 46, 514 (li sures)
— 8. a. in diesem Verzeichnis s.
y. : Bare, Ck)keriel, Fontaine, Froi-
des Parois, Lormerie, Marvis, Mase-
laine, Maus, Moreauporte, Nostre
Dame, Ostelerie, Pire, Porte, Prfe,
Rue, St. Brisce, St. Jakeme, St.
Marc, St. Martin, St. Nioolai-des-
Pr^s, St. Piat, St. Piere, St. Quen-
tin, Salines, Sannehart, Sauchoit,
Türe, Val, Vigne, Vourc, Wagnon,
Wasiers; im Vocabular s. v. Amts-
personen, bierfroit, borgois, canoine,
1) vgl. Duvivier, Hain, ancien p. 405 (Testerep); vgl. a. Stripff-Braequegniea,
Hain., arr. Soignies, cant Boeulz,
Zw« altfruc Friedenwegister der Stadt Tourn« (1273—1280)
169
caritet, castiel, estal, fouleoie,
goadale, gouvrenent, hale, justioe,
machdcelerie, maiflon, nuurkiet, m.
des biesteB. ville.
'oifrp, de // Tourpes, Hatn., arr. Ath,
cant. Quevaucampe //
Jakemon 438.
Jdiennet 57.
Watiera 382.
'oartiel
Jehan - 30.
Watelet, b. Br. 30.
Vau, dou
CJolara — 476.
Annies, 8. Frau 476.
>dkml*) 556
Simoiis de — 172.
Jehans Bloc de — 529.
yesetn, Tressin, de // Trtssin^ Nord,
arr. Lille, cant Lannoy //
Faater^ 63, 131, 620.
Jehans 620.
Mbool 63*
Golan -0U8 637.
GiUot, B. S. 637.
EBtievenon — 101 (de le nueve nie),
637.
Mcart, -kars 395.
rriese% dou
GilloB 621 (nebst 2 Br.).
rries(s)con*), dou
£jBtievenon 618.
Jehans 578.
Mpette
CJolin 633 (f).
?riulin 345 (bateur al arket).
Prueve -avoir
Gilles 81.
Tniiette (?)
Jehan 285 (Berg).
Tuin 597*) (s. GeseUe)
Jehans -s 613 (jur.?).
Tumeddes, de // Tkumaide, Hain., arr.
Ath, cant. Queraucamps //
Colars 126, 639.
8. a. Jak. le Maieur.
TtMTS, de le // Abtei in Solre-sur-ßambre
in der ehemal. Diözese Cambrai ; Strasse
gldchen Namens in T. //*)
Paiens Qwt.) 192, 201, 202.
Vairet
Simon 299 (garde).
Vairon 582.
Gilles -8 537.
Jehans, s. Schwager 537.
Vake, a le
Emoul 237.
Vakelette
Andriu 229.
Fol, de le // Val d'Orcq, ehem. Spital
für Aussätzige bei T. //
Agneaus, 8. d. Henri, 612.
Gilles — de Wes 132.
Jehans, s. S. 132.
Henri, jur. 106, 113, 119; femer
612 (8. S.), 621.
8. a. Ustasson le Foumier.
Valenehienes, de // VaUneiennes, Nord,
arr. Hptst. //
Alissandres — li goudaliers 49.
Baudet — le teuer 49.
Jakemes — nebst S. Henris u. Ja-
kemes 615.
Jehan — 581.
Mainsens — 178.
1) Ein Trehou im Atlas von Sanson (1692), gelten in Artois sw. Douai, konnte
ch nicht identifizieren.
2) S. a. M^m. Soc. T. 25 (bd Oreq).
3) S. a. Annal. Soc. T. 9,i„.
4) Ein damals bekannter Goldschmied Tuin wohnte Ecke der Rue de Tormerie
X. der Rue as r&tes; s. M6m. Soc. T. 21,„. S. a. T. li orfevres Verz. IL
5) 8. BuU. Soc. T. 7,,„ u. 10, „4, sowie Bozifere.
J
170
Walter Benary
S. a. Jeh. li Babinere, CoL de Bavin-
oove, CoL le Vieswarier, sowie
Nr. 24 (Jl V.).
VaUet
Jehan 617.
Vaus, de // Vaulx-Uß-Z, Hain., arr.
u. cant T. //
Bogier 305.
8. a. Jeh. li Frans.
Velaine,de // Velainet-Ut-T,, Hain., arr.
T., cant. CeUes. //
Watier — (clerc) 381.
GUloB dou ploiic — 381.
Vendasme // Venddme, Loir et Cher,
arr. Hptst. — Wallfahrtsort //
505, 510 (lärme de — ), 517 (dsgl.),
538, 566, 573.
Verd[iel]
Willaumes -eaus 338.
Verdiere
GiUes 266.
Verghe, de le
Jakemon 136 (s. Haus).
Vewn, de // Veson, Hain., arr.T., cant.
P^ruwelz //
Callaus — 635.
Monn^, s. Neffe 635.
Jehan 199, 377.
Pieres 447.
S. a. J. Fausseaus, J. Flamenc, J.
Gaviel, Jak. Liuere, Wat. li Car-
liers.
Vdenchiel, de // Vezonchaux, Hain.,
arr. T., cant. Antoing //
Gillos — 1
Amaudins, s. Er. ? 647.
Jehan — , ihr OnkeW
Pot-a-feu — 615.
Viellart
Jehan — le sure 389.
Viertaing, de // Vertain, Nord, arr.
Cambrai, cant. Solesmes //
Gillion 323.
Vigne, de le // Tor (und Strasse?) im
Süden der Stadt T. //
Evrart 13.
Goflses, -ttin 22, 302.
Jakemes — 649.
Pieres, s. Br. 649.
8. a. libins Paiens.
Vilain (s. a. le Vüain)
Jehan — de Saint Piat 481, 614.
Jehennet — le fU 314.
Vüetnort, de
Emouls 167.
Virelin (Diener) 542.
Vourc, Vaurt, de le // heute Bue des
BoueherSy Sprengd Saint-Brice, in T. ;
s. Bozi^re p. 265. //
Andriu 294.
Basin — , s. S., 294, 392, 562.
Jakemon 29, 294.
Mahiuet — ^
Huet, s. Br. l 30.
Jehennet, dsgl. j
Vuiderue
Jehans li fiua — 377.
W.
Wagnon
Pieron — (bourg. de T.) 377»).
Waimmiel*)
Willaume 286.
Walerave
Theiis 190, 403.
Therions 640.
WaUe[t]
Watier -^ 610.
WaUi, de // Wailly, Pas-de-Cal., arr. u.
cant. Arras (?). S. a. Waiüy bei
Taintegnies, Gart. St. Martin II. //
Mikius 118.
Wandlaineourty de // WaMincaurt,
Hain., arr. Ath, cant. Quevaucamps //
Ghilebiert — 120.
Mahiu, s. 8. 120.
Wantiers (s. a. le W.)
Jehans 64.
Warchin, de // Hain., arr. u. cant, T. //
Marion 462.
Wardeoors
Gillion 130.
1) S. a. Bozi^re s. v. Bue du puits Wagnon,
2) S. a. BulL Soc. T. VII w.
Zwei altfnnz. Friedensregistor der Stadt Toumai (1273—1280)
171
Warmghien // Wargnies, Nord, arr.
AyesneB, cant Le Quesnoy //
Jefaans -b li broueteres 237.
Giare de — 413.
Wariflon*)
B(i)ertnin 21, 28, 51, 644.
Jeheimet, B. d. folg. 432.
MUdel 61, 432.
Bogier, SchwiegeiB. d. Evrart a le
Take, prov. de comand. 111, prov.
de car. 308, jur. 611, 613 (?).
Pipelart, s. Neffe 28, 238, 644.
Warokier 468.
Wiuiers, porte de — 526 // Watiers,
Nord, arr. u. cant. Douai //
Wasmes, de // WaMmes-Audemei-Brif-
feuü, Hain., arr. T., cant. P^ruwelz //
Jakemes — 621.
Jehenn^ u. Mikel^s, s. Brüd. 621.
Watnes, de // Wasnes-au-Bae , Nord,
aiT. Valendennes, cant. Bouchain //
Simons — d'Esplechin 134.
Wason 456 (s. Frau).
Pieione, Schwester d. Manien — 599.
Woitines, de // Nicht TFa^tne« (mehrere
Orte dies. Namens im D^p. du Nord),
sondern nach d'Herbom. Gart. St.
Mart. II. La Woestine, Ostfland., arr.
Gand, cant Nevele, cne Aeltre //
Mahiu 62.
Theris 78.
Watiers a leTake, ii clers de —620.
WateOos, de // WaHrelos, Nord, arr.
Lille, cant Boubaix //
Jakemes 197.
Jehan 585.
Watelu
Golars -s 413.
Waires, de
Lambiert 146.
WttudripofU // Wattripantf Hain., arr.
T., cant Celles //
Jehennds -s 239.
Graidins de — 449.
Jehennain de — (dame) 40, 1 15 (ihr
Haus).
Fieres de — 628, 641, 644.
Wauflar[t]
Emouls -s 11 caadreliers 597 (s. Haus
ibd.).
Jakemes -s 350.
Waukerie
Brissiet 512.
Waut, dou
Bogiers 621.
Waverin, de // Wavrin, Nord, arr. Lille,
cant Haubourdin //
Jehan 175, 207, 380, 457, 539.
Jehan — , s. S., 145 (le fil), 175,
380 (?), 539, 541 (ü jovenes).
WOe*), de le
Jehans 218.
Gontiers — de Froiane 269.
Werviy de // Wervieq, Westfland., arr.
Ypres, cant Hptst. //
Jehan 41, 311.
Wes, de // Wet-Velvain, Hain., arr. T,,
cant. Antoing //
Alardin 625.
Gilles, S. des majeur (= maire) — 1 1 7.
Jak., S. des segneur Nicoion — 549.
Jehan — 141, 301, 621 (nebst S.).
Jehan — (S. d. WiU. Gaudin) 621 (f).
Jehan, S. d. Lambiert — 621.
Leurens — 551.
Mikiel — 555.
S. a. Jak. li Forestiers, Jeh. Potier,
Wat ü Sures, GUI. de le Val.
Wetin
GiUion 458.
GiUot 402.
Jehan — 40 (s. Haus) 304.
Pieret, s. Br. 304 (s. a. J. le Vilain).
Wetine
Manien 125.
Wibaut
Gillion — 12b,
Annies, s. Tochter, 611.
GiUes, s. S. 12b.
1) Genealogie dieser Familie s. Annal. Soc. T. III iT»ff.
2) S. Gart. St Martui II; Mem. Soc. T. 17, vi; ibd. 24, i»«.
172
Walter Benary
Wibiert (bete) 299.
Wieüe,de // TFrffe, Ostfland., arr. AJoat,
cant Hersele //
Jakemee 31, 360.
Jehans 630 (nebst Brüd. Simons u.
Yvaina).
Wikewake
Bauduin 207.
Willelevret
Colars -4» 222.
Gilles -4» 384.
WiOem, de // WiUems, Nord. arr. Lille,
cant. Lannoy (?) //
GiUes 11 Clers — 215.
WüUmiel, de // WiUemeau, Hain., arr.
u. cant T. //
Pieron — 322.
Polet — , s. Br. 635.
Jehennds, dessen S. 635.
8. a. Jeh. dou Moulin.
Willemoulle 574 (sein Haus ibd.)
8. a. Moulle u. le goudalier.
WUloke
Jakes — 380 (nebst Br. Petis, Grans
u. Brisses).
Jakemes 99.
Jakemins 419.
Wimart
Jakemon 186 (serg.), 251.
WinMeke^ de
Mahiuet 543.
Wisse
Herman 21.
Jakemin — , s. S., 21, 51, 405 (cleic>
Jehans -s de Ghieionde 638.
WatelÄ — 51«.
Wit-ardenier
Willaume, jur. 159, 218, 290.
Witore
Gillion — 404.
Martin, s. Br. 404.
Yngreoe
Gilles 569 (nebst Frau)
Yppre, d' // Yprta, Westfland.,
Hptst. //
Jehans — le foulon 578.
Lambins 453.
Manart 303.
Yvain
Jehan — 128.
Yvain s. S. 128.
Yerzeichnis U.
Dieses Verzeichnis umfasst sämtliche mit U (maso. u. fem.) bzw. 1% suaammen^
gesetzten Beinamen und zwar werden die unmittelbar auf den Vornamen fol^
genden einzeln aufgeführt, während bei den Übrigen (z. B. Jehans de Templemar^
U ainnis) auf das Verzeichnis I verwiesen ist. Gleichzeitig sind, als Ergänzung"
des Glossars, nach Möglichkeit die Entsprechungen im modernen Franz. hinzu-
gefBgt. Hierbei wird teils, soweit keine genauere Übereinstimmung damit Tor-
banden ist, das Neofranz. zitiert, teils (durch God. oder God. Gompl.) auf daa
grosse altfranz. Wörterbuch von Fr^d. Godefroy hingewiesen. Die einzelnen.
Zahlen vorgesetzten Sterne bedeuten entsprechende Vermerke in den An-
merkungen.
l'alemant
r«gre
Jehan *68.
rainne[t], li ainnös
s. Jeh. de Templemarc.
Henris li -s 245, 379.
Jakemes li -b 446.
Jehennet — 505.
S. femer 549.
Zwei altfianz. Friedensregister der Stadt Toarniii (1273—1280)
173
TaBparlier // == emparlier «ayoeat,
oratear" (God). //
B. Pier, de Lille.
l'tBgele // = nfrz. ange //
Gillion ~ 63.
Jakemon — (mestre) 68.
Mikiel (meatre), s. Br. 63.
Jehan — 68, 356, 366.
— a li angelea^) 63^
Jebennet, s. Br., 68.
Tarbäleatrier
i. Jeh. Meatreana (475).
l'irrier
Jehans li -a «144.
raneroi, ankeroi
Thnmaa li -a *80, 649.
rmfeDot (?) 8. Lanfenot, Vera. I.
i'aate[l].
Jehana li aatena 615.
Mahioa, a. Br. 615.
l'iawier
Jeban — (Bielain, a. Tooht) *183.
le kabiD[ear] // a. God. Compl. //
Jehana li — ere de Valenchienea 873.
le b&Uio // Dial. = bailli //
Eyrara li -a 377.
ie barbieor (Nom. — iiere(8)
GiUea II - 187.
Orara (?) li — de Dotegniea 225.
Jak. li — de Mande 58.
Jeban le — de Holaing 617.
Willaome le — 594.
S. a. Rob. Boinatana.
le barre[t]
Jakemena li -öa 47. (S. a. Barret,
Vera. I).
le batenr
Fnellet 585.
batenr a1 arket (Nom — ere).
a. Em. d'Amette, Gill. d'Amliena,
Jeh. de Blandaing, Jak. Pauaagea.
begbine a. Yoeab.
le bid[al] // = nfrs. bedeau //
Henria li -aoa 193.
le biele
Bandea li — *815.
Jeban — 538.
le blane
Jakemon 314.
le blonde
Mariien 216.
le blont
Jakemon 521.
le borgne
Gillea 11 -a (clerc) 645.
Jehana li -a de Salinea 331.
le bonchier
Jehana li hb li jovenea 372.
Jehenn^B li -a 615.
Jakemina, a. Br. 615.
Jeban Bochet, gen. bonchier 317.
le bonclier
Colart (jur.) 53.
Jakemea li -a 302.
Jakemea li -a de Bierclera 627.
Pieron — 433.
Maroie, a. Fr. 483.
le bonke // dial = bouche //
Bandonin 589.
le boulenghier
Daneaua li -a 194.
Grigorea li -a 24.
Henniele — 381.
Jakemea li -a 75.
Jeban — 643.
Pierea li «a 76, 377.
Viyiien — dea Mana 24.
Jeban, a. S. 24.
S. a. Jeh. de Gaaaiel, Jeh. de le
Ghaingle, Jeh. Parent, Ther. de
Ponkea, Thnm., Wat n. Will.
Ronaaeana.
le bonrd[ear] // nfrz. brodenr //
Goasea li -ere d'Arraa 562.
lebonraier // a. God. Compl. s. v. boraier //
S. Tb um. de Morcourt.
le brakenier // s. God. braconier //
Jakemina 11 -a 367.
Rogiera li -a 109.
1) Nicht li angelte, wie Hocqnet, Annal. Soc. T. 2 (Teatam. 1287) druckt.
174
Walter Benary
le broaet[eaT] // s. nfra. broaetteur //
8. Jeh. Warenghiens.
le brun
Gillion — G04 (s. Tochter nebst
Mann),
le barier // nfrz. benrrier //
Ernoals li -8 de Ronais 267.
Watiera li -8 18.
Willeman — 522 (Margot, 8. Tocht)
le eabotear (Nom — ere)
Huon ♦27.
le cambier // 8. Gk>d. ^«Braaer*' //
Jehan — dO (nebat Er. Jak. de
Blandaing); 119 (8. Haas).
Jehan8 11 -8 de Mande 625.
Mathiu — 262.
Savari8 li -8 643.
Willemoolle li -8 574 (8. a. 205).
S. a. Jeh. d'Esplechin.
le candelleur // Gk>d. 8. y. chaDdilleur
gibt nur ein Beispiel. //
Adan — 150.
Mariien (dame), 8. Fr. 150.
Colart — 227 (Schwiegersohn d.
Gill. le Careton).
Willaume — 590.
le capelier // dial. =: chapelier //
Andriu 479.
le oardenier // s. God. = chardonnier //
Jehennös li -s 521.
le careton // s. God. Compl. chareton //
Gillion 227 (s. a. le candellenr).
le carlier // s. God. Compl. carrelier //
Colin 181, 497.
Grardin 91, 93.
Jehan 117, 414, 615 (dou markiet),
648 (S. der Jeh. doa Casteler)
Pieres li -8, b. Br., 60, 648.
Rogiers, dsgl., 414.
Watiers li -s de Veson 615.
le carpentier // dial. = charpentier //
Alart — de Bourghiele 228.
Felippes li -s i
Jehan8,-enn6B| ^ Söhne } ^•
Meorisses ' ^
Jehan — (Lo^ys, s. S.) 489.
Jehennös li -• 591.
Jehennös li -s de Dotegnies 4öC
Willemet — 98.
S. a. Gont de Bari, Em. o. HenDOi
de Dotegnies, Jeh. de Haateregfo
Jeh. de Moreauporte, Jak. Piet-
abille.
le oase[t]
Evrardins li -^s «889.
le cat (Nom. oas) // dial. = chat f|
Annies 446.
Colart 617.
Jakemins 1.
Jehennös 446, 640.
Mikelös 446.
le oauchetenr
Colart *115.
EatioTenon 201.
le caadrelier // 8. God. chandreEi
(= nfr. ehaodronnier) //
Gillion 11.
Gillos li -8 280.
Jakemins li -s 618.
S. a. Ernous Wanflars.
le Chevalier
Watiers 11 -s 560.
le cheratier
Jehans li -s de Lille 880.
Jehans li -s de Saint Martin *»
Willanmes li -s d' Audenarde 57-
le Girier // s. God. Compl. //
Gilles li -8 242.
le olaueteur // „der Nagelschmied"
Jakemon — i
Monnet, Jehans, Colars, s. Br. ^42S
Maroie (dame), ihre Mntter j
Theri — 550.
le clerc
Ghilebiert — 30.
Jehan, s. S. 30.
Gilles li -8 120, 215 (de Willem)
Martin — 150.
Col. Martin, s. S. 150.
S. a. Jeh. Asson, Gill. Balliu, Wil
au Batiel, Gill. li Borgnes, Jal
Brillet, Jeh. Catine, Biertr. d
Flekieres, Jehan de Haudioi
Gill. Kieville, Monnet Lnkedon
WiU. de Maafait, Manghier, i
Zwei altfmnz. Friedensregister der Stadt Toaniai (1273—1280)
175
Pepins, Wat. le Petit, Jeh. de
Rongiy Wat. a le Take, Jak.
Wisse; femer Fontenoit, doa
Mortier, Wastines.
ie eoc
Tberions li eos 467.
Watier ^ 39 (jnr.), 236.
9 COCUt
Hennin — 333.
Henri, s. S. 333.
Jehans li -s 12«».
Jehenn^s li -s 485.
«oispelier // God. hat nur coispel u.
eoispeler (Verb.) //
£moal 252 (escrouette), 263, 285
(»erg.).
eordewanier // s. God. Gompl. cor-
donanier //
Vilains li -s 615.
8. a. Jeh. de Mouskeron.
i cordier
Jakemes li -s 12^ (nebst Söhnen
Jehans, Golars, Simons).
eoriier
Pieron — 104.
Katherine, s. Fr. 104.
S. a. Jak. Espinoke; ferner *175.
comette
Manien — d'Evregnies (ihre 2 S.)
•621.
conletier // = conretier, courtier
»Hakler«« //
Castelains li -s 88, 640.
8. a. Jeh. de Chero, Thum. Noise.
eonrtois
s. Will de Proimont
Qonstarier //=nfrz. contarier//
s. Jak. de Dinant, Mah. de St
Omer.
Qontelier
Renier 217.
8. a. Jeh. de Donveraing.
QonTrenr (Nom. -eres)
lUhins li — 103.
Mikiols li — 103.
Pieres li — 377.
Wankier — 110.
Henriks» s. S. 110.
le eouvreur de tiale // tiule dial. =
toile //
8. Thum. de Lille, Jeh. de Tem-
plaeve.
le cras
Mahin -- «315.
Katheline, s. Fr. 315.
le cretinier // s. God. s. y. cretin
.Korb« //
Willaame — don Sauehoit 282.
le cri[ear] de vin
Ustasoes li orieres — 332.
le croisiet
Willaame — 341, 428. — S. s. Voc.
le oavelier
Brissies li - 582.
le dant (Nom. dans)
Jakemes — 615, 628, 641, 644, 646.
Jehan -, s. Br. 615,628, 641,644.
le dent (s. a. an dent, Verz. I)
Jakemon 617.
le dotier
Robiert 533.
Willsame (mestre) *351, 533 (s.
Fraa).
le diea
Jehans li -s 12 ^
le dorlotier // s. God. //
Adams 11 -s 588.
Lichart — 588.
le doa(l)c // = nfrz. doux //
Pieron 36.
le drapier s. le fevre.
le dra
Jehans li -s 254.
le dac
Moadins li -s 79.
l'emparlier s. Tamp.
l'enfame[t] // s. God. //
Colars li -is 12 b.
Jakemes li -ös 12 ^ 81 0<ir.)
Oliviers li -ös 12 b.
Pieres li -6s 402.
Tengles (s. a. Eagles, Verz. I u. d. folg.)
Jehenn^s li — , 11 pisseniers 588.
BiChart — 329.
J
176
Walter Benary
Tenglesc
Henri — 460.
Jakemins, s. S. 460.
renlumiD[eaT] (Nom. -ere // God. Comp!.
B. V. zitiert Nr. 387 //
8. Bob. d'Arras (387, 426).
l'escohier // 8. God. //
Andriuet 200.
l'escuelier // 8. God. //
Jefaan 606.
l'escnier // nfrz. öcuyer //
Bruneans 11 -8 l'abet de St. Mar-
tin 9&
re8panm[eur]
Colara li -ere8 ♦615.
l'evillier
£rnoul8 li -8 *350, 351.
Pieron — 571.
1e fain // 8. God. = affamö //
Bogier8 li -8 621 (neb8t Br. Jakeme8
ti. Jehenn68).
le fankenier
Copin 33^ vgl. 445.
le fanterier
Piere8 li -8 ♦107.
le fevre
Colars li -8 de Molenbais 266.
Gomins li -8 555.
Jakemins, 8. S. 555.
Jehan — , le drapier 190.
Jeban, S. des Mabia — 594.
Piere8 li -8 de Bauwegnies 377.
Watier8 li -8 d' Estambruse 81.
S. a. Gill. Esconvette u. Jak. F0I68.
le fien8[eur]
Monnöa li -lere *399.
le flamenc (S. a. Verz. I)
Pieret 127.
le forestier // 8. God. a. G. Compl //
Colin — 452.
Jakemes li -8 de We8 133.
le fo88ier // 8. God. //
Alart — (me8tre) 572.
Antonie8, 8. S. 572.
le fonlon // 8. God. Compl. //
8. Jeh. Bocket, Jeh. Ronaseans,
Jeb. d'Yppre; femer 105, 558, 578.
le fourbi88enr // 8. God. Compl. //
Henriet 69.
le fonmier // 8. God. fomier 2 //
U8ta88on — de le Val (bourg.
T.) 100.
le fraia des tiretainee
Colins li — ♦167.
le franc
Jeban 84.
Jebans li -s de Vaus 186.
le frere
Jakemon, S. des) .^^
Jeban - } ^'
le frere an mort
Jakemes 11 -s — 621.
le frnitier
Jehan 617.
Tberions li -s 523 (nebst Br.).
le goudalier
Groolös li HB 378; s. a. «173.
Willemonlle — 205.
8. femer GilL Ballios, Wat. d
Porte, Jeb.Proyos, Jak. Boll
Jeb. de Taintegnies, AI. de
lencbienes, sowie Jeh, de Chi
le grant
Andrin 352 (S. d. Theri), 379.
Tberis li -s 352.
Watier — de Brages 114, 605
Willanme 285.
le grae
Ernoulös li — 379.
Jeban 39 (nebst Gillot, s. Vet
le hardi[t}
8. Jak. de Mande.
le heaamier
Willaume 193.
rboste 8. oste.
le bonlekinier
8. Jeb. de Flandres (♦257).
le bugier // s. Grod. s. v. bncbier \\
Lambiert 154.
le Jontier // s. God. s. ▼. joste; ,
GemOsebindler" //
Gillion 20.
Zwei altfranz. Friedensregiflter der Stadt Tournai (1273—1280) i^^
le jovene // nfrz. jeune //
Colart — de Bauwegnies 615.
S. ferner Jeb. li Boncbiere, Jeh.
de Gant, Goss. de Manbrai, Tbum.
de Pookes, Henri Poarret, Jeb.
de Waverin.
le kesere
Jebennet *407.
e iev(e)rier
Tberi 630.
^ H^etelier
Godesoal *397.
» linier
Willanme 207.
^ loiieur (Nom. -iieres) // s. God. s.
V. lieor //
Hainfrois li - 568.
S. a. Jeb. Bourlet
^ lormier // s. God. //
Willanmes li -s an cabaret 549.
^ loucbier //»der Löffler"; vgl. nfrz.
loucbe //
Jehans li -s 382.
Jebennös li -s 377.
Tberions li -s 377.
macbekelier // „der Metzger" s. God.
«. ▼. maceolier, wo diese Form feblt //
Herbiers U -s 645.
S. a. Jak. Sable, Jeb. an Toapet.
machon // dial. = magon //
Bniniel — (deas. Nichte) 535.
Gillot 254.
Jakemon 401.
Jeban 630.
majenr (Nom. mairea) // maire //
Jakemes 11 — de Havines 302.
Jakemon — de Tumeddes 619.
Sobier — de Dotegnies 88.
s. ferner Gilles, li fios — de Wes
117; Jeb. d'Ainnes Yerz. I.
inarcbaQ[t]
Colars U HB 645«
Tbnmassins, s. Br. 645.
mareschal
Baadain ~ (dame Annies, s. Fr.)
461.
^otnwlteha ForMhwigeii ITXV.
le maafaitear
Gillion — (serg.) 285.
le menestrel
Gontier - (s. S. Jeban) 628.
le messagier
Piere» li -s 499.
le mestre [— ]?
Emouls, li fius — 377.
le mesnrenr de biet
s. Jeban Lotin.
le mie // „der Arzt-, s. a. Vocab. //
s. Pleron doa Nil (oder Nie),
le mierobier // der Krämer //
Jak. 53a
Rasson (borg, de T.) 246.
8. a. Wat. dou Broaille, Gont de
Maubrai, Bog. Poarcbeaus, Jeh.
Rabart.
le mie8(B)ier // s. God. //
Biemart — de Saint Brisce 348.
Colart — (8. S. Jebennet) 544.
le mirelier // dial. = mirailler (miroi-
tier) s. God.//
Jakemon 205, 360.
le monne[t] // nfrz. meine //
Estievenes li -6s 352.
le monnier
Colins li -8 253
Jehans li -s 255.
Annies, s. Fr. 255.
Jebennös li -s de Bietaincrois 92.
S. a. Jehans d'Ere.
le moulekinier // s. God. s. v. mole-
qninier //
Colart 512.
Jeban (s. Tochter Margberite) 400*.
Thomas li s 393.
le mus
Olivier *63.
Willaume 63.
le masi[t] // = nfrz. moisi //
Jehans li -s 615 (nebst Br. Ban-
dains a. Watiers)
Watiers li -s 370, 615.
Pieres, s. S. 370.
le natier
Colart 158.
12
178
Walter Benary
OUvet - 400.
Jakemes, s. Br. 400.
le navieor (Nom. iieres) // s. Ood. //
8. Jak. de Bourion, Eni. de Ghant.
le neccre // 8. God. negre //
Herbert 8.
Jehan — , Br. d. Herbiert le Ma-
chekelier, 645.
Mahia — 27« (jnr.), 423.
Jehan, b. S. 423.
le nialier
8. Col. de Bavincoye (*483).
le noirier // ^der Sohwäner, An-
streicher"; fehlt God.//
Jakemon 394.
Jehan 29, 300, 320, 611, 615 (nebst
Br« Gilles n. meatre Grars).
l'oncle
Jehans 11 -8 de Cysoing 165.
rorfevre
Toins li -s 533 (nebst Stiefsohn
Jehennös).
roste // nfrz. böte //
Henri 262, 507 (s. 8. GiUion?).
le pare[t]
Jehans li -^ (]ar. 74/5) 30a
le parkeminier
Bogiers li s *645.
le parmentier
Amonri (s. S. Jakemins) 488.
S. a. Col. de Bruges.
le patrenostrier // s. God. Compl. //
Jehan — 247.
S. a. Jehan de le Roke.
le peanchelier // s. God. peancelier
«peaussier" //
Grars 11 -s 20.
le pesenr (Nom. -ere) // God. s. y. pe-
seor zitiert n. a. Nr. 208. //
Jehans li — de Taintegnies 169.
Jehan - 180 ü^Oi 20a
Bandes, s. Br. 347.
le peskenr (Nom. -leres) // dial. =
pdchenr //
Bobiert ^ de Saint Sanve 73.
S. a. Henneans d'Escant.
le petit
Adan 27.
Gillot — de Holaing i
Jakemin 459.
Jehans li hb li pissei
Adan 27.
Jehennös li -s, s. 8. 2
Jehan — d'Escaat 61'
Watier — 482, 482« (
le picarde
Katheline 572.
le pie[t]
Jehans li piös 615.
le ptnier // God. s. y. peig
Nr. 7 //
Goehet 7, 421, 504.
Jehan — s. Br. 385, 4
Theris li -s 329 (nebst
Watiers).
Willanme 431.
le pissenier // dial. = pol
Crestofies li -s 16.
Hnelot 527 (nebst S. Gi
Jehan).
Jakemin 6, 615.
Jakemon 824, 357, 362, 2
Raonl 229.
S. a. Jeh. li Engles, G
Jeh. le Petit,
le pin // «der Fromme" s
pif //
GiUion 617.
le plakenr // = nfn. plaq
S. Jak. de Namaing.
le portenr (Nom. — ere)
Banwegnies (?) — 837
a. Verz. L s. y. Bai
Henris li — 396.
Longelet 264.
8. a. Wat Geolars, Ja
le portenr de cauch // ean
chanx //
Ghilebiert — \
Henris, s. S. > 480.
Marina, dsgl. J
le potior // s. God. Compl.
Jakemon (serg.) 570.
Pieres li -s 233.
2wei altfranz. Friedensregister der Stadt Toumai (1273—1280)
179
Pieron — de Bmges S33 (nicht iden-
tisch),
le ponletier
Jehan — 249, 250 (s. Söhne).
Jehan, s. S. 249.
Willem^ 11 -8 542.
le pooletiere
dame Elie — 546.
le proYOst
Jehan 326.
Willanme (escrouette) 252.
le pacre[t?]
Hues 11 pncres (— 68?) ♦74.
le f natit (s. Anm. Nr. 189).
Henri 647 (segnenr).
le rate // .die Bäte«-, s. a. God. //
Jakemes 11 — 605, 628.
Jehans 11 — 605, 628.
Lambiers 11 — 201 Qur.'y s. a.
Biekeriel, Verz. I).
le Hbau[t]
Granwös li -s 565.
Kottregale 11 -s 475.
'e rtke // dlal. = riche //
Simons li -s 426
Je rol
Jehan — prov. 127«/5.
19, 129, 181, 186, 848, 849, 350,
875, 613 (?), 644.
^« n>llne
Marilen 416 (ihr Gatte Gilles).
^® ttalel[enr] // za dial. saiel = sceaa //
Hnes li -eres 634.
^^ ^rcissenr
8. Henri de Ghant (*284).
*^ Ba(a)yage // s. God. Gompl. s. v.
salyage .toanger*; s. a. das
Vocabolar //
GiUlon 285.
QiUos li -8 21.
Qontiers li savages 295.
Willanme 158, 159.
*« BieUer
Jakemins 11 -s de le lormerie ^144.
le sot
Jehennet 646.
le snre
Colart — d'Antoing 858 (s. a.
Antolog, Vers. I).
Oston 185.
Watiers li -s de Wes 625 (nebst
2 Söhn.).
S. femer Jeb. de Coortrai, Will, de
Hlertaing, Jeh. de Tomai, Jeh.
Viellart.
le taill[eur] (Nom. — ieres) // s. God. //
8. Jeh. de rOspit
le taintenier // dial. =: teinturier //
Oolars li -s 159.
8. ferner M. de Brasenconrt, Goss.
de Granmes, Will. Hollande, Col.
d' Orke.
le tan[enr] (Nom — ere).
8. Col. de Canfaing.
le tardia // dial. = tardif //
Bandes li -s 494.
le teuer // s. God. Gompl. //
Bandes li -s \
Jehennös, s. S. > 635.
Jehenn^s, s. Neffe J
S. a. Col. Natalie, Jeh. Sonvins,
Band, de Valenchienes u. Anm.
zn 897.
le tend[enr] // s. God. tendeor //
Eyrardins li -eres 380.
S. a. Band. Roke.
le tollier
Gilles li -8 12b (esward.), 39 (jar.)
Jakemon 542 (s. Haus ibd).
Pieres li -s 277.
S. a Lamb. de Conrtrai.
le toiliere
Manien 612.
le tondenr
Fankenier 443.
le tordere d'ole
S. Jeh. Me8tr(e)au8 (*501).
li traiieres de goudale.
S. Jeh. de Chirve.
le troYöe
Marlon 540.
12*
180
Walter Benary
le Tairier // s. God. s. y. 2. //
Jakemon 326.
le vakier // dial. = yacher //
Jakemon, prov. 12^*/^*
27 e, 81, 290, 473, 502, 580
(com.), 646 (dsgl.);
prov. de comand. 219; jur. 107,
115, 180, 236, 308; proy. de car.
308, (1274); 8. HauB 308.
Jehan — 65.
Gillot, 8. Br. 65.
le yalle[t}
Monnars li -68 363.
Moiinö8, 8. S. 363.
le yoDt
Monnart 108.
MonnöB li -8 543.
le yiesferon
6rar8 li -8 *184.
le yieawarier // „der Trödler* s. God« //
Biertran — 119 (nebst Colart, 8.
Onkel) 418.
Ck)lart — de Valenchienes 206.
Hennin, Br. d. Biertr. 418.
Jehan, desgl., 119. 418.
Lambiert — 416.
Regier, s. Br. 416.
Wen ~ 81.
le yilain
Jehan - 804, 403, 628» 646.
Jakemon, s. Br. 304.
Jehan, ihr Neffe, S. d. Ma
Schwager des Pieret Wetin
Olivier — , S. eines Jekan •— ,
603.
Wioars li -s 12b
le yilaine
Margot (dame) — 304.
Jehan, ihr 8., (s. oben),
le yinier
Jehan 76.
Rogon — de Cbinre 66 (s.
Jakemes).
le vrai
Jehan 471.
le wainnier
Jehennös li -s *466.
le wandele
Watier ♦37.
le wantler // nfrz. gantier. //
Sohiers li -s 508 (nebst N
Marion),
le wanle, Nom. li -s
Onoret *153.
Yeraeielmis III.
Sach- und Wortverzeichnis.
Vorbemerkung.
8. m. (f.) = Substantiv nuucuL (femin,) ^) — fem. z= Femininum einei
jectivs, — Nom. = Nominativ. — Sg. = Singular; Ph = Plural. — verb.
= Verbum reflexivum. -^ 3. 6. z= 3. Person SingüUtris bzw. Pluralis. — I
Praesens; Pf. = Perfectum. — Part, = Participium.
Das hinter dem zu glossierenden Wort in () stehende ist die neufran
sehe Form, wobei nur die Entsprechung, nicht die genaue Bede\itung bei
sichtigt ist.
* vor einem Wort verweist auf eine Anmerkung.
1) Nur in besonderen F&llen zugefGgt
Zwei altfnmz. Friedensragister der Stadt Toornai (1273—1280)
181
lAge (Age) AUer der Mündigkeit 615.
aagiiet (Ag^) mündig 643.
abABBier (abaiaaer) verringern^ unter-
drücken 21.
abatre (abattre) niederwerfen, zu Boden
schlagen 638, 571, 588. ^ S.a, feiir.
aoorde Versöhnung 444.
aoort (aooord) Wunsch, Vorschlag, Zu-
stimmung, freier Entsehluss 61, 87.
aemplir erfüllen 302.
afoler jmd, eine Wunde beibringen,
welche die Verstümmlung eines Glie-
des bedingt oder zur Felge hat 88.
afdlore die dem afoler entsprechende Tat.
*1. — ne poar mort ne pour a. (in
der Schwurformel des foarjur) 615,
628 u. a.
aiDs sondern 634.
aiyoe Hiüfe ^323, 359, 620^^, 621.
qoni^ a nne — eines Morgens 430.
ajonmer gerichtlich vorladen 133, 336.
aler (aUer) ni7 (va), 388 (voiaent), paaaim
bei Pilgerfahrten. >- 8, a. raler.
imeode Busse, Strafe, j,Wergeld*'.
291 (10 Ib. torn. bzw. 100 s. inner-
halb 3 Tagen zahlbar)
324 (100 8. t exklus. Arztkosten
wegen Verwundung)
337 (10 Ib., sowie 40 s. an jeden
Oeschwor. wegen Verweigerung
einer assur,)
346 (4 Ib. t inkl. Arztk.)
377 (10 Ib. t an SteUe einer WalU
fahrt)
381 (10 B., sowie 10 b. Arztk.)
382 (40 8. t, sowie Arztk., beides
innerhalb 2 Wochen zahlbar)
405 (100 8. t für Verwundung,
innerhalb 2 Wochen zahlbar)
407 (10 Ib. t. exklus. Arztk., in
2 Raten zahlbar)
422 (20 8. t für Verwundung, so-
fort zahlbar)
447 (100 8. t für Mord, in 2 Raten
zahlbar)
454 (60 Ib. für Bedrohung mit
Messer)
513 (20 8. par. für ArztkosUn)
611 (6 Ib. 5 8. für Verwundung)
613 (27</, Ib. t an SteUe ein. Wall-
fahrt).
Geldstrafe angedroht 337 (100 maro).
en non d'am. oder pour Farn. 298 ff.,
d'am. 348, 374, d'amendise 292.
amender Busse zahlen 302, 320 (NB).
amoDter 321, 627 s. monter.
Amts- und Magistratspersonen s. s. v.
clerc, oomogne, oonael, oonoestable,
eecrouette, eekievin, eswaidenr, joret,
majear, proTOst, aiergant, aouamaire,
warde sowie garde, gouvrenent.
anemi (ennemi) in der Redensart a. de
le Tille {s. rea) *4, 9.
anrenaef Neujahr^) (1. Jan.) Termin für
triue (s. d.) »lO, 11 etc.
antain, Korn, ante, Tante 615, 635.
a oea tf . oea.
apieler sich wenden an, formeüe Klage
führen '^308 (beim König).
aqnitanoe Tilgung einer Schuld 611.
aquit(t)er qqn. tout qiiit(t)e jmdm. eine
Schuld zahlen, abtragen 295 (ohne
Zusatz), 302, 304, 305, 352, 381, 403,
6ia 612.
ardoir Brand stiften *101 (assur. da-
gegen).
annea, le jor dea Kai.: der zweite Frei-
tag nach dem Ostersonntag (armorum
GhriBti featum) 18.
a8(c)ention Kai.: Himmelfahrtstag. 237,
238, 534, 535.
aaaalir (assaillir) jmd. überfallen (durch
Eindringen in s. Wohnung) 397, 455.
aflsanl^ (assembl^) (verbotene) Genossen-
schaft *345.
aB(a)aut Überfall (mit Eindringen in eine
Wohnung) 155. 433, 471, 477. 579.
aaaener verordnen, bestimmen 363.
asa. (iL lui et au aieu) ein AnrecM zu-
erkennen, einen Anteil geben, etwas
1) Wechsel der Jahxeazahl nicht 1. Jan., aondem Oateraonntag.
182
Walter Benary
zum Pfand setzen 337, 377, 403, 404,
407, 610.
aaeens Anordnung, Anweisung, WunseJi,
Befehl (von Amispersonen gebraucht)
21% 26. 80, 259. 316, 317, 322, 377.
388, 432, 628, 634.
assSctranoe (aasoranoe) Sicherheit (term,
techn.) 108, 119. 234, sowie A. f» 4.
~ 8, Benrt^.
a8(8)earer (aaBurer) eine Sicherheit geben
99 ff.; vonmehreren Personen gebraucht
103, 104, 105, 122, 133, 138, 142, 144,
154, 167, 170. 175, 189, 202, 225
(3 Pen.)» 250 (dsgl.). 254. 255, 266,
285. — asB. verweigert mit Gefängnis
(Haft) bestraft 337.
8. a. reoomioistre u. 88art^.
aoBolt (absous) ledig^ quitt (einer Schuld,
Anklage) 322.
ataindre (attdndre), 6. Pf, ataineeiit 21
erreichen,
atireiir die a, vermitteln, regeln einen
Friedenssehluss, leisten Beihilfe (?)
♦447.
an res «. ree.
anwe (oie) Gans 119.
ayenir sich ereignen, zustossen, passim,
ayentare Abenteuer, Unternehmung u.
deren Ausgang 634.
ayenae Ankunft; Begegnung (in schlech-
tem Sinne) 90, 634.
ayoec ausserdem (abscH.) 109. 151, 474,
574.
baider (baiaer) li uns rautro sich den
Friedenskuss geben, 302, 4, 5, 8, 11
(s. a, seurt^), 12. 13, 20 (zwei SteU-
Vertreter), 21, 26, 28, 29, 30, 31. 35,
39 (lee partiee), 40 (dsgl.), 58, 60. 61,
62, 63. 64, 65, 72, 77, 78, 90, 91, 94,
407, 10, 15, 21, 23, 27, 38, 40, 99«,
502, 503, 564, 606.
banir verbannen ni9, 322, 345, 455;
Androhen der Strafe 339, 341, 356;
Umwandlung in. Wallfahrt 455. (In
allen Fällen „auf immer").
baniaare Verbannungsurteil. Einl. S. 4.
banm EhegatU «183, 194,416^604,611.
batenr al arket Tucharbeiter «288, 345,
479, 577.
batre>) (battre) sehlagen 297, 302, 25*,
34, 45*, 59, 69, 97*, 402*, 9, 33, Ö6*.
64, 65, 75, 76, 626, 27, 28, 46, 49,
55, 56, 58, 69, 60, 78», 82, 97», 607,
608, 609.
bature Tätigkeit des Schiagens 294, 295,
302, 4, 14, 15, 20*, 40*, 53, 59*, 7ft
85*, 88* 93*, 404*, 5*, 14*, 18*, 23»,
27*, 30», 35*, 38*. 39*, 43*. 44», 46*,
49*, 60*, 61*, 62*, 79*, 80*, 87», 95»,
99, 500, 7, 21, 31, 35*, 37*, 62», 68,
70, 74», 86*, 605*, 606.
beghine (begoine) Stiftschweeter *56l.
beho(a)rdic(h) Kai.; Der erste Sonntag
der Fastenzeit 179, 407, 447, 450, 459,
495, 57&
beaogne Angelegenheit 628.
bie(r)froit (beffröi) Glockenturm in Nähe
der Kathedrale; diente als Gefängnis
(a. Na 119); in sein, Nähe werden aaaiir.
vollzogen 108, 115, 119, 130, 137.
blechnre (bleaanre) Verletzung 405*.
boin, -(D)e (bon) gut, b-e paia paaaim ; b-a
triuea 15, 29; le raporterent b-e 26«,
Fa b-e fa]te29f, 51; häufig in der Ver-
bindung boine et loial(a) 111, 198 etc.,
b-a et loiaua 29.
bo(a)rgoia (booigeoia) Bürger. Für die
b. gilt eine triue oder aeort^ überall,
auch ausserhalb der Stadtgeriehtsbar-
keit, s, bes, 68, 80, 272; die b. nAst
Söhnen 23, 30, 31, 71 ; Verwandte nur,
soweit selbst b.98. — Namen mit d.
Zusatz b. 26«, 68, 86; b. deTo(a)niai
100, 129. 225, 246, 265,267, 288, 342,
377, 482*, — b. de Gant 567. — Du
b., die in Orke wohnen, empfangen
aaaur. 279.
1) Die hier wie bei ähnlichen Wörtern hinter eine Zahl geeetzten Sternchen
bedeuten, daß an der betr. Stelle außerdem noch ein anderea Verb, oder gubat ateht.
Zw« altftuz. FkiedeDUvgiBter der Stadt Toomai (1273—1280)
183
C.
c«5Öi)6 {chMaBe)gerichtUehe Verfolgung;
estre en le c. de qqn. der Gefahr aus-
gesetzt sein, von jmcL ungestraft an-
gegriffen SU werden (Art Vogelfreiheit,
Termin%is des Familienkrieges, kann
sieh auch auf Angehörige erstrecken)
•339, 341, 447.
Gandeler(c]umdeleiir)JSra2.: Maria Lieht-
mess, (2. Februar) 153.
caname (dum.) Kanonikus
c de Touniai 63.
capelam «ihAp.) Kaplan derKathedr. in
T. 116.
capeion (chap.) Kapuge, Kopfbedeckung
138, 293.
capiel (chapeaa) Hut 21.
carean Hälseisen; Pranger ♦323.
caritet (Charit^ Almosenpflege
provoe de le C. *53, 308, Vorsteher
einer Brüderschaft.
cas Beehtsfaü 316, 317, 638.
caatiel (chAtean) Schloss
pont doa c. 21. Brücke, welche das
chAteau do Braille mit dem linken
Ufer der Scheide verband.
c(h)eiidre8, le jour des Kai.: Ascher-
mittwoch 135, 643.
o(h)e0Ciin (chacan) jeder 54, 66, 561;
628, 644, 648 u. a.; adfiekt. 294;
M pour le tout 302, 377, 407, 610,
612 (& dette).
clieTalier Bitter 343 (Jeh. de BauduimoDt).
ci in entre d et — zwischen heute und
— eur Bestimmung des Antritts einer
Wallfahrt 335 u. a.
citet der am linken Ufer der Scheide ge-
legene Teü der Stadt loumai 308.
olerc Geistlicher. Fungiert bei aaenr. u.
paia »107 u.a. (Ä Jeh. Aaeon); an ihn
Busse bezahU 611. — c. erhält aasur.
111, gibt aas. 120, 216, 482*. ^ Zu
Wallfahrt verurteilt 306, 348, 352, 405,
407, 433, 482; schliesst Frieden 320,
429. — FouijüT gegen c. 615, 634,
640, 644. Ä a. Verz. I. IL
«^miaiider (comm.) anordnen, befehlen, von
Friedensschluss gesagt 316, 317.
oomandifl^ provoatde — d. Obmann der
Geschworenen »39, 53 (?). 109, 111, 119,
147. 149, 151, 219. 344, 628 (ad hoc).
OQmant (ccmimandemeot) BrfeM, Vor-
schrift, Gebot
c dou proyost 337.
oomere (oomm^re) Gevatterin 599.
oompagDon, Kom.-painB Genosse 119,
302; von einem der beiden Ff'ovosten
gesagt 303.
oomogne (annmuiie) Summe der Bürger,
ihre Gemeinschaft. — joier Ul c den
Schwur auf die Gesetze leisten u. da-
mit das Bürgerrecht erwerben •361.
peidielac Das Bürgerrecht verlieren,
angedroht 337. — (proToet) de le c =
Provost der Stadt T. 181, 217, 236.
274, 303, 630, 615. 632, 640. 641, 645,
646, 647, 648, 649.
oonfort, estre en- unterstützen, Beihilfe
leisten 369.
oonsd, Kom.-aiu (oonaeil) Bat 620».
Bai der Stadt, Magistrat. HM eine
eigene Sicherheit auf 299; Tätlichkeit
in der „Halle'' beleidigt auch den
Mag. 403.
oonte der Graf von Flandern.
Verbannung aus dem Gebiet des Gr,
322.
content Streit, Zank 61, 336. 383, 473,610.
«>P(P)er (oouper) zerhauen, abhauen 21,
119.
oopon Stück, Stumpf 564.
oorine böse Gesinnung 524.
coro (ooipe) Körper, Person 121. 123, 316;
See oon propres 296 in eigner Person
(von Wallfahrt gesagt).
ooetet. -A (cÄtö) Seite; Verwandtschaft
Väter- oder mütterlicherseits 21, 27,
32. 36, 61.
ooacant et leyant Landmann, Dorfbe-
wohner (Nichibürger), Die triuee gelten
für sie nur innerhalb der Stadtgerichts-
barkeit (s. a. bomgois) «23, 30, 31.
87, 38.
oonnestable (oonn^table) ♦lOl , 167, 1 96,280.
oo(u)noi8tre (connaitre), 3. Pf. -eut. Part.
-eut, -eate 411, kennen, bekennen, zu-
184
Walter Benary
gestehen 300, 310, 336; häufig in der
Verbindung oonnSat boine paiB.
oousiii, -e Vetter, Base 39, 64, 509, 551,
628; c. germain Geschwisterkind, leib-
licher Vetter {t Grades) 627.
oouBt, PI. 00U8 (coAt) Kosten, Zinsen,
aana c sans free rendre 614;
in der Verbindung c. dou (de
aen) mie: Die Arstkosten, welche
einem zu Unrecht Verwundeten von
dem Täter — abgesehen wm der sons-
tigen Busse — zurückerstattet werden
müssen, meist innerhalb 2 Wochen {s,
qninsaine) *296, 320, 324, 328, 335,
339, 341, 346, 380, 381 (10 sol.) 382,
389, 405 {Pauschalsumme), 407, 419,
448, 451, 466, 467,472,474,498, 501,
508. 509, 510, 512, 513, (20 a. par.),
525, 534. 563, 574, 576, 577, 600. —
S. a. amende.
coutelet kleines Messer, Dolch {1) 508.
ooatid (oouteau) Messer (Dolch?) 21,
454, 634».
couvenir (oonv.), 3. Pf. ooavi(u)Dt sich ge-
ziemen, nötig sein 432, 611.
ooavent, avoir en- bekennen, zugestehen,
sich verpflichten, übereinkommen 302,
305, 310, 336, 610.
chraoc(h)e, creance; lettres de — Be-
glaubigungsschreibenfür. Vollzug einer
Wallfahrt, das dem betr. am Ort d.
Wallfahrt ausgestellt wird 294—97.
301 u. a. — iS. o. hale u. raporter.
creaule glaubwürdig; lettres c-b 294.
crier ausrufen; verurteilen. *274, 302,
337, 454.
croisiet Kreuzfahrer 336.
cui, qai cas. obl. des Pron. relat. als Gen.
308, 635. sonst2h 505,508, 550, 566,
576, 582; cheaos cui 117, 155. 240.
damage (dommage) Schaden; Schaden-
ersatz zu leisten 302, 324, 407.
dame Dame 148, 150, 194, 221, 304, 330,
405, 437, 461. 469, 546, 615, 628. S. a.
Verz. I. II.
danain, -e letzte 12^ 48 u. a.
de zu nennen sind die Bedeutungen:
von (einer Zeit) an. Einl. 8. 4, 27«.
zu einer Zeit, während 618. wegen,
um willen 1, 119, 295 (mit substant.
Infin.) 627, 630. — Bezeichnung der
Zugehörigkeit (daneben sonst der cas.
obl.) 28, 339, 628, 623 (2 mal).
in Zusammensetzungen s. dehuers,
devens, endroit, partout
debat Streit 61, 473.
decha (de^i) diesseits von 606.
dedeuB {dedanB) innerhalb 1. örtlich ded.
le justice de T. 112; s. a. devena.
2. zeitlich 542 u. a. ; in der Bedeutung
„bis" 297, 298. 305 u. a.
dedicasse Nostre Dame Kai: Stiftungs-
tag der Kathedrale in T. 530 (Mai
1280, an ein. Donnerstag).
defalir (d^aillir) de qch. oder de faire qch.
etwas verabsäumen, unterlassen 341,
447.
dehuers (dehors) 526. s. a. hors.
de d. 99, 634.
deluns (lundi, so 99) Montag paasim.
demara (maidi, so 40, \^)Dienstag paasim.
demerkea (mercredi) 14, 50 u. a., -ques
351; demierkea 103, -quee 307; de-
mierke 180 (?). S. o. merkedi.
demiaiele (demoiaelle) vornehmes Fräulein
102.
denier 31ünze, PI Geldsumme 611, 614.
deporter, ae — VerzicM leisten, sich einer
Sache begeben, sein Amt niederlegen 306.
desaagiiet minderjährig 316, 317, 621,
643; s. enfant.
deacorde(8) Zank, Uneinigkeit 590.
deacouvenaule unangemessen 296.
deaeure vorher, oben (Verweisstelle) 67;
comme d. 29b, 80; par d. 21», 27^^
36, 628.
deafenae (d^fenae) Anführen von Beweis-
mitteln in einer gerichtlichen Ange-
legenheit 336.
despaisaiet, -aieaiet ausser Landes befind-
lich. Bei Abschluss einer triue vom
Vertrag ausgenommen 12, 68; ferner
615, 621.
Zwei altfranz. Friedensregistor der Stadt Tournai (1273—1280)
185
despenB Kosten 323, 324 (Plur.), 336,
346, 381 (10 aoL), 407 (10 ß Pauschal-
summe).
degpoetoer jmd, um einen Besiis bringen,
schadigen 610.
dewneane, faire sa — feierliche Erklärung
abgdfen (entgegen einer Änschüldi''
gung) ♦641».
deatraiDte 2koang 570.
dette Bürge 304, 340, 372, 379, 380, 404,
530. fidre aa (propre) d. Bürgschaft
leisten durch Hinterlegen einer Summe
oder eines Pfandes. Als Garantie für
Autführen einer Waüfahrt: 295, 302,
4, 5, 45, 46, 59, 72, 77, 79—83. 403.
4, 7, 23. hei aasor. 164; femer 610,
612 {Summe 100 s.) — Häufig von
Verwandten geleistet (Vater, Mutter,
Biudery Onkel).
5. o. aquitter, assener, plege, raplegier.
devant {absoL = avant) vorher 3, 9, 10,
386, 634.
devenrea (YendiM) Freitag, pasöm; da-
neben venredi 139.
devenB innerhalb 1, örtlich: d. le justice
de T. paasim bei triues, soioie 104;
femer 491, 499, 576. ^. seitlich 302,
314» 535 u. a. — S, a. dedens.
diemeDc(h)e (dimanche) 21, 158/9, 188 u. a.
dioea (jendi) paaaim; (dyoes 107, 123,
212, 317).
dm, 6. Pf. disent 388, 475.
dit Aussage, Bichterspmch 328, 329,
372, 382, 383.
drQitiune(8) gesetsmässige Abgabe, AI-
mosensteuer 610.
K.
effondrer ein Lochin d. Kopf schlagen 576.
enuni mitten in.
1. örUich 403.
2. seitlich : Mitte — (folgt ein Monat).
e. fenerech 115, e.aonst 334, 565—66
(«. o. Kostre Dame).
enchjunte (eDoeinte) schwanger 475.
enchiet/ä2% (eine Summe) 336.
Qiiclo(i)8tre (doltre) Kloster 613 (e. Nostre
Dame). — s, a. moustier.
endioit, d' betreffend 316, 317, 620«.
enfant Die e. werden einbegriffen in
trioes 33 (die unter dem Alter von
8 Jahren), SO; in assnr. 150; geben tr.
95; empfangen assnr. 250.
Ä a. 316, 317, 615, 621, 643, (aage,
-giiet n. deeaagiiet).
enjoiDdre, Part. enjo(i)nt auftragen, eine
Busse auferlegen 296, 339, 345, 613.
enkeoir geraten, fallen in — 302.
enseignier, 3. Ps. ensagne lehren, an-
weisen 630.
ensiure, refl. 6. Fs. -sinent folgen 615,
620. — Ä a. siure.
entnies que während, so lange als 316.
esoot Schanktisch (Schenke?) 468.
escrouette eine Amtsperson, welche die
Aufsicht über ein Stadtviertel führt (?)
405, 551; e-s erhalten saBar. «140,252.
eskieller überfallen, vergewaltigen 322.
eskievin (^chevin) Schöffe, — die Gesamt-
heit der e. 80, 99 (erhalten assur.). 302,
336, ihr Sergeant 570; die e. des Braille
erhalten assur. *239; die e. von St.
Brioe genannt *348.
esp^ (6p^e) Schwert 292, 605.
espoit (^pieu) Spiess 21, 467.
eetal Wohnung 181. 182. {Vor d. e. des
Geschwor. Jak. Bebe wird eine assur.
vollsogen,)
estaule/(S«t, sicher, in der Verbind, ferme
et e. *99, 304.
e»U>\ni bedrängen, einen Stoss führen *21.
estragne nicht zur ^Kommune"^ gehörig,
Nichtbürger, Die e. erhalten triues nur
innerhalb der Stadtgerichtsbarkeit 53.
eswardeur, Nom. -ere. Magistratsperson.
Die e. bringen triues vor *12to, erhalten
assur. 99, vermitteln assur. 336; par
assens d'e. 80, 628; femer 116, 302.
e. schliesst Frieden 334, 402. — Ä a.
sousmaire des e.
faide Familienfehde s. Einl. S. 1.
faire, 6. Pf. fisent 47, 79, 294 etc.
ce fu fait — folgt Angabe von Ort oder
186
Walter Benaiy
Z9it (oderbeidem) des VoUsugevontnvM,
BkutA, pftiB, föiujar. — S. a. bierfroit,
eoclo<i)8tre, eetal, hale, maiBon, markiet»
monatier, ValenchieiuieB (no. 24).
iaatre (feutre) Füg
capiel de f. 21.
feBunee.
Sie geben aeurt^ 104, 106 (255); em-
pfangen senrt^ 102,(104), 106, 112, 124,
125, 15a 164, 188, 189, 216, 223, 229,
253 (255); heben sgurt^ auf 221.
Sehliessen Frieden ^^291, 315, 319, 322,
332, 342 (356), 367, 398, 400». 430, 432,
433. 437 (461, 462), 478, 490, 509, 513,
525, 526, 528, 532—35, 538, 540, 546,
547, 551 (8. a. beghine), 556, 557, 566,
570, 573—75, 583 (594), 604, 609, 611.
612 ; werden zu Wallfahrten verurteilt
362, 422. 446. 456, 475. 476. 508, 522,
536, 569, 572, 580, 599. 610. - S. ferner
328. 330, 375. 405. 417, 423 (Mutter
aU dette), 594.
fenerec(h) Monat Juli *2, 13, 23 u. a.
ferir schlagen 21, 337*, 373, 403. 442,
468, 482*, 484, 516, 20. 38. 40. 70.
71, 75, 76, 81.
fenne fest 61; f. et eetaule 99; ferme-
ment 634. S, a. raporter.
ferure Tätigkeit des Schiagens 347*. 384.
408*, 26, 32. 46*. 53*. 58*. 61*, 68,
75, 81*, 86. 87, 91, 92, 97, 603, 22,
41, 45, 50, 99.
fianche
parmi se f. unter sein, Eid 320.
fianchier (fianoer) einen Eid ablegen,
durch Eid bekräftigen;
eine trioe wird beschworen *2l ;
s. femer 164, 299 (en le maiii), 383
(desgl.), 388, 404; par foit fiandfe 570.
Diese Redensart auch beim fouijur
615 ff.
fi^ (foiB) Mal 605.
fieste (f6te) Fest, Kirmes
f. de liUe 586.
fillastre Stiefsohn, -tochter, Schwieger'
söhn, 'tochter 398, 533, 556.
fiUe Tochter; äU Umschreibung für den
Schwiegerse^ besw. Gatten benutst
248, 308. 329, 495.
S. a. baion u, femmea.
föit Treueid — par f . fianchie rt par
aerement (a. d.) 615 ff.
force Gewalt — Bans f. 570. & o. hale.
ton a, ausgenommen 15, 38. 51^.
f. que 16. 19, 20. 75^ 310.
foaee. mettre en le — ld>endig eingraben (?).
in den Stadtgraben werfen (?) *138,
154.
foulenie (foulerie) Walkmühle 105.
fonlon Walker 558, 578; s. o. Vers. 11.
foulare starke Verwundung *438.
fouifiiire Böses tun 410.
fo(a)ijiir feierliches SiehAos-sagen wm
einem Verwandten, der ein schweres
Verbrechen begangen hat und flüchtig
geworden ist (term. techn.) 615 ff.
fouijaremeDt 622 ; A f^ 3, f^ 52.
fouijurer 615 ff.
fo(a)rme. 1. Art und Weise, en le L
devant dite 10. — premien donii^
37«, — qa'elleavoit devant eatet 6,9;
ferner 27«.
Wird vim trines gesagt; s. o. manien.
2. Hölzerner Gegenstand, Stuhl, Bank
368.
foormener miss?iandeln 402*.
foutre. Part fontn koitieren 566.
freie Bruder. Als Umschreibung für
Schwager: f. se femme 486; f. sei»
baron 611.
G.
gar(e)chon (gar^n) Junge, GeseUe, Diener^
297. 597, 602, 607.
garde Aufseher, königL Beamter.
N. N.. g. deT. (de par le roi), nimmt
swecksFriedensschlussei^nen Schwur
ab ♦299.
Geistlichkeit s. canoine, capelain, derc,
priestre; femer Uß, *261, 299.
ghie8kerec(h) Monat Juni «3«. 110, 111
u. a,; s. a. jun.
glache (glaoe) Eis *435.
glave («. /.) Schwert *407.
altfnnz. FriedeniirQgister der Stadt Toamai (1273—1280)
187
ur, Verz. II.
le citet) Gouvemeur(e),
» Unksufrigen SiadUeila
' geben, bewilligen, 12^«,
\immung 22.
3meDt) eehwer ^1.
laehegedanken 299, 524,
der Eed, cheaus cni il
\ 133 u. a,
laus, in dem sich der
'< für die Gerichts- und
milichen Verhandlungen
aus des Friedens'' 403.
-iedens u. SUrafe), — en le.
! 107. 239, 627 (t.a. 421);
> h. siehende Bedensari
nung des eu einer Ge-
scnsi, Verhandlung Ver-
rates {Provosi, Geschwo-
en pl. h. de(8) jui^ 221,
par le hale *28; par le force
1 durch rechtskräftigen
- Beglaubigungsschreiben
ne Wallfahrten müssen
rgelegi werden 324, 472,
tr. wird vorgebracht 61,
voüsogen *175, 255. —
r h. *221.
et de bas nach oben u.
305 (van Busse gesagi),
ige) unbewegliches Besiis-
• 407, 437.
ms, hinaus, ausserhalb,
n 61, 62«, 68, 119, 261,
lehnen.
I.
1. orüieh 130, 137 {s. a.
BBoe d'aoQSt 378, 379.
jetter werfen 564. S. a. jus.
jour t'fi der Bedensari et le jonr tonte
jour, paBsim (et le jonr tout *3, et tout
oe jor 20^) bei trineB.
jogement Urieil 308 {s. apieler).
jugier (jnger) abschäizen, eine Strafe
abmessen, dikiieren 296, 319, 432 u. a.
juD (juin) 24 («. a. ghieekerech).
jurer schwören, eo le main 303 {s. a,
fianchier u. main); aonr saina (auf
Bdiquien) 620«, 628, 641s 643 (beim
fouijur). j. boine pais 299 u, a.
j. Be oomngne siehe 8. ▼.
jnr^ Geschworene. Eineeine Namen s,
Vers. I. u II. Ihre Zahl bei einseinen
Füllen angegeben oder ersichtlich:
109 (16), 111 (16), 127 (18), 136 (5),
137 (4), 151 (3), 219 (13), 274 (22?),
317 (22), 321 (23), 350 (22), 611 (bis
zn 21)*, „eine grosse Ansaht'^ 113,
231, 342, 641.
^auf Befehl der }.'' 21* (26, 80), 259,
316,317,322(377), 388, 634(«.ii.afl8eD8).
„nach Ansicht der j.*' 296, 320, 328,
643 (s. a. rewart).
„in Gegenwari der j.** 300.
Die Geschw. des Bmille erhalten aBsnr.
♦239.
jna in jeter j. hinabwerfen 396 u. mettre
j. niederlegen, aufheben (s. senrt^).
jnstioe 1^ C^erichtsbarkeit u. deren Ge-
biet, devena (dedena) le j. 24, 26 etc.;
mit dem Zusats aana plns 30. S, fre-
sonders 272; s, a. bomgois.
2. Ami, Amtsperson: as eakieyinB, as
j. HB et aa eswardenre ^336.
K.
kainne (chatne) KetU *466 (Strafe).
Kalender. — Ausser den unier Saint
verseichneten Daten s. noch anrenuef,
armes, ascenticm, behonrdich, candeler,
chendree, dedicasse, machekelerie, ma-
Belaine, mi-aonat, mi-quareeme, noel,
NoetreDame, paskes, penteoonBte,pour-
qnaiemiel, toutsaina, trän-
188
Walter Bonary
fignration, trinitet — Falsche Daten
8. Anm, zu Nr. 53.
keoir, 6. Fut, kieront gehören zu — 85.
kief (chef) 1. Kopf 138.
2. en k. 63*; e, kievetaine.
kievetalne Oberhaupt einer Familien'
fehde, sowohl väterlicher- wie tnütter-
licherseits. Die k. geben u, erhalten
triues *21 ». 21 0, 51, 51 », 63 ; scMiessen
Frieden 300.
la (lä) 1. dort 2h 473, 502.
2. dort too (z=Ul oä) ♦119, 175, 322.
337. 396. 449, 542, 618, 648.
laidengier beleidigen 133, 325*, 337*,
345*, 482*. 485, 556.
Mdvae Beleidigung 293. 347*, 362, 414^
478, 481, 519*. 566*, 578, 594*.
lait, let Beleidigung 308*, 359*, 362,
605*.
latte Latte 564.
lettres {s.f, pl) s. cranche, creaule ; 1— s
pendaos de le glise (^gliae) mit dem
kirchlichen Siegel (des Wdllfahrt-
ortes) versehenes Beglaubigungsschrei-
ben 292.
leur in der Verbindung aus et les leur
(= les siens) die Angehörigen,
linage Geschlecht, Sippe 51, 51^ 61, 634.
liu (lieu) Ort 294, PL 407.
el 1. de an Stelle von — 308.
loer (louer) gutheissen, sich einverstan-
den erklären mit.
L nne triue 12^, 51; un foorjur 622.
loi Gesetz. — foarjurer (bien et) par loi
(gesetzmässig) 636, 639 u. a. ; si que
lois ensagDe 630; Frau trägt ein
Messer ne-puint de loi (verbotener-
weise, ungesetzmässig) 508.
le loi de le ville = „die (städtische)
Gerichtsbarkeif* in den Formeln pour
ooooison de le 1. d. 1. y.; c'est pour
ooooison de loi u. dgl. *99, 105 (NB),
142, 144 (NB), 166, 183. 186, 188.
239, 259 (NB), 264, 2a5, 299, 341.
Verurteilte geben dem Magistrat
Sicherheiten. (S. a. siergant.) Eine
Magistratspersan, wdehe eine der-
artige Sicherheit empfängt, braucht
ihrerseits keine zu gd>en; auch gilt
eine solche für sie „iiberaü*^, d. h.
auch ausserhalb der Stadtgerichts-
barkeit. — cheans de le L = der Jfo-
gistrat 99.
faire 1. ein Urteil vollstrecken 106.
sauf 1. faisant 18 (s, d. Fussn.)
loial gesetzmässig, gut.
boiD(e) et loial, passim.
bien et l.-ment 300.
machekelier Metzger 240. S. a. Verz. IL
machekelerie Schlachthaus 240. Der m.
entspricht die heutige me de la tri-
perie (so seit d, 15. Jh.), im Sprengd
Notre Dame in Touroai.
an jor de le m. (,jim Monat Juni") 173.
main. Hand. Man leistet einen Eid
en le main, d. h. indem man seine
Hand in die einer MagistrcUsperson
(meist ist es der Provost) legt. 299,
303, 383, 615, 616, 632, 640, 645, 647.
648 {bei assnr. «. föuijnr). ^S'. a. garde
u. jurer.
maison. Vor oder in Häusern meist wm
Magistratspersonen werden tr., ass. o.
pais vollzogen. 39, 40, 114, *119 fin-
de piere), 131, 136, 161, 180, 308, 473;
femer genannt werden Häuser 507,
542, 574, 597, 614. S. a. bierfroit u.
markiet sowie Verz. I.
majeur Magistratsperson, Vorsteher von
Schiffahrt, Brücken und sonstigen
VerkehrseinriclUungen ; Gemeindevor-
steher. *80,99,302,345. (Jeh. d'Aiiines,
m. de T.) — 8. a. Verz. II.
males amours Feindseligkeiten 593.
manant wohnhaft 643.
mander fiolen lassen 336.
maniere Art u. Weise, en le m. que 3, 7,
21»; en tel m. (que) 21^, 26 n. a.
S. a. fourme.
manoir, 3. Pf. mest, wohnen 297, 385.
mtMet Markt (platz). DieheutigeOrtJid'
Place «nX. 39, 40, 81, 385, 432, 605.
Zwei altiranz. Friedeosregister der Stadt Tournai (1273—1280)
189
— m. des Uestes {der heutige March^-
anx Vaches in T. im Sprengel Ste
Margnerite?) 132.
maaelaiiie, le KtU: Magdalena (22. Juli)
323, 325.
maamele Kinnlade 520.
mcrohiement s, d, folg,
merchier D<ink sagen 337; begnadigen,
aufAueOben der Bache ohne weiteres
verzichten. *1.
mericedi (mercredi) Mittwoch 22, 306.
S, a. demierkes.
meakiiie Magd, Mädchen 138, 160, 183,
490.
meaklDette dsgl. 478.
mealer, melier (se mtter), Verb, refl,, sich
mischen in — 615 ff.
meatier, avoir m. nötig ?iaben 322.
mestre Meister (Titel). S. Vers. I. II.
mettre hors ausnehmen (von einer triue)
61, 6a
m. JOB niederlegen s. teurU {Frieden
mit einbegriffen 274).
mi-aou8t Mitte August, Termin für An-
tritt einer WaUfahrt 295, 301, 302 etc,
mi-qnareame Kai : Mittfasten (= Sonntag
Laetare) 389 (gleichfalls Termin).
mie {s. m.) Arzt s. oonst n. le mie.
m(e)iflmeB (mtee) sdbst, derselbe. 63»,
150, 403, 615, 642 u. a.
monaegneur, Nom. meaire, meae Titel
m. Saint Jakame 530; s. a. Verz. I. 8.y.
Jefa. de Bauduimont, Bietnne, Am. Blau-
wea, Qofl8.deBruiele, Pier.deOoignies,
AI. de Handion, Band. Earons d'E^gle-
mareec, GilL de Lokeron, Jehan de
Nechin, Wat. de le Plagne, Goee. u.
Ben. de St Amand sowie aegnenr.
manter, amonter, a verwandt sein, ab-
stammen 95 (321), 339, 615, (627),
630», 641»
mort Tod, Totschlag, Mord 12», 27«,
28, 30, 36, 51, 65, 77, 447, 598 (Tod
tritt später ein), 613, 616—33, (635),
637—40, (643), 646^51. -Der Mörder
erhält eine trine (30), 77; scMiesst
Frieden 447, 613. — 8. a. ameode,
odie u. peril de m.
monrdreie Mörder. Androhung, als M.
beJiandelt zu werden 322, 447.
mouBtier Kloster 458 (m. Nostre Dame)
s. a, encloistre.
mouToir (movoir 538) 6. Pr, mnevent
388, 3. Kj, iy. mSulBt 315, Part, meu,
-Ute 308, 363 aufbrechen, eine Wall-
fahrt antreten 294 ff. Der Termin ist
schwankend; gewöhnlich erst mehrere
Monate nach dem Akt des Friedens-
schlusses bezw. Zudiktieren der Strafe.
Als Termine werden genannt : Ascher-
mittwoch, Ostern, Pfingsten, St. Jeh.
Bapt., Anfang, Mitte, Ende August,
Tag der Prozession, St. Bemi, Aller-
heih'gen. Beliebiges Antreten inner-
halb der gesetzten Frist 335, 422.
S. a. pelerinage u. revenir,.
N.
naT(e)rer verwunden 8, 12, 21 (peril de
mort), 32, 41 (per. de m.), 62, 63, 64,
72, 88, 89, 93, 322, 341 (per. de m.),
356, 380, 421, 474, 508, 509, 513,
525 (per. de m), 532, 547, 563 (per.
de m.), 573*, 598 (Tod erfolgt später).
nav(e)rure Verwundung 296, 820 (u. bat.),
22, 23, 24, 28, 35, 39, 49, 89, 92, 95,
407, 19 (per. de m.), 22, 34, 48 (n. n.
outragQ), 51, 67, 72 (per. de m.), 74,
98, 534, 553.
Negation.
ne — mie (gar) nicht 12^, 15«.
ne^— nient dsgl. 290, 641»; nient ne
67, 618.
ne — puint dsgl. 259, 508 ; pnint ne 322.
S. a. onkes u. ä.
nevent, Nom. nies (neveu) Neffe 93, 94,
238, 314, 322, 325, 407, 409,420,433,
555, 615, 636, 644.
niechain (ni^) Nichte 508, 535.
no (noe) 1. Ps. PI Pron. poss. Nom. 23.
DO^Kal: Weihnachtstag, -e, Termin für
triues 2, 3», 51 etc.; für Zahlung 614.
NoRtre Dame emmi aoust Kai: Mariae
Himmelfahrt (15. Aug.) 565, 566, 567.
n n i t Abend vor- u. Nacht (folgt Kalen^
derbezeichnung). n. dd anraiiief 151 ;
n. dou qnaremiel 230, 358, 376; n. de
190
Walter Benary
mai (bc. 1. Mai) 373, 374, 526; nne
n. dou Doel 617 ; femer 237, 257, 259,
299. 330, 333, 380, 395, 551, 565-67,
575, 576, 648.
nnitaDtre eur Nachtzeit *325, 414, 418,
471, 499, 500, 549, 604, 609. S. a.
par nuit 584; de le nuit 618.
0.
ocire, ochire, 6. Pf. ochiseDt 635, töten
12, 27. 36, 51, 65, 616ff. & a. mort.
octaves, les Oktave, Die 0, des St. Jeh,
BapU aU Termin für Antritt einer
Wallfahrt 393, 395, 396, 397, 399, 404,
414, 509, 533. Die O. de le Saint
Martin 403. — Eine Woche (8 Tage)
als Zeitbestimmung 320, 334, 358.
octembre (octobre) Oktober, pasaim.
oel, PI. oe8 (oeil) Auge 373. (ausge-
schlagen).
S, a. Dens -oes u. Oel Verz. I.
oes, 9l — SU Gunsten 12 (respit), 22
(respit tt. sonffrance).
oing, Nom, oins Darm, Eingeweide 21.
onde Onkel 12^, 21 (gibt triae als nächs-
ter Verwandter), 27o, 119, 164 (dette),
295 (dsgl.), 304, 314 (le fQ sen o.),
407 (dette), 647.
onkes-mais nicht mehr in Zukunft 310.
ordenanoe (ordonnance) Verordnung
ord. de le pee 403.
ortel (orteil) Qlied 108 (wird ein. Ver-
brecher abgehauen).
OBte, -esse (li6te) Wirt, -in i77.
oetel (h6tel) Wohnung, Herberge 455, 570.
otriier (octroyer) zugestehen, bewilligen:
eine trine 12^; respit u. sonffrance 643.
Oütrage Schimpf, Frevel 292, 298*, 827*,
34*, 40*. 45*. 72, 85*, 91, 93*. 403
(houtr.), 5*. 10*. 18*. 27*, 30*. 32,
38*, 41 (outraje), 43*, 44*, 48*. 55*.
58*, 61*, 62*, 75*, 87*,' 530*, 33*, 35*,
42*, 62*, 65, 67, 72*, 74*. 79*, 83*, 86*,
603*, 604*, 605*, 606*.
paiement Zahlung 613.
paiier (payer) bezahlen, meist von Arzt-
kosten gesagt 341, 419 u. a.
paire Paar 94 (p. de triuea).
^B,^peaFriedensschluss. Erfolgt freiwU-
lig 337, 570 ; auf ausdrüekl. Befehl 316,
317 (520) (s. a. ordenance) — : Ein-
fach verzeichnet, ohne Nennung von
Busse (amende oder pelerinage) sind
folgende: 800, 3, 8, 13, 16, 17, 21,
26, 30, 32, 42, 43, 44, 51, 54, 55,58,
60, 61, 64, 65, 75, 76, 90, 94, 98, 400,
11, 15, 16,17,28—31,35,40.73, 502,
15. 23. 24. 51. 89. 90, 91. 94. 601.
610 (1) -
par pais faisant Redensart bei kurzer
Verzeichnung einer Strafe (Wallfahrt)
angewandt, zur Bezeichnung, dost
ein offizieller Friedenssehluss statt-
gefunden hat: 469, 70, 75, 90, 504,
5. 12. 14. 18. 27, 40, 48, 52, 54
(faissant), 56, 58, 61, 66, 92, 97; pv
pes faite par le hale 520.
S. a, amende, baisier, coust don mie,
dette, pelerinage, seurt^.
paisiule in Frieden gelassen, unbestraft
316 {„mehr als 12 Jahre lang'').
parent naher Verwandter 21, 51, 339;
für die p. der eine triue oder assnr.
gebenden bezw. empfangenden Parteien
gelten diese „uberaW, sofern sie
„Bürger"' sind: 27«, 66, 67. 96. 97,
98. 266.
parmi unter (Eid)
p. sen serement 296. 323.
p. se fianche 320.
par tant unter dieser Bedingung 456.
parties, les die Parteien des Beleidigers
und des Beleidigten 21. 37*. 61 (acort
des p.) u. o.
vgl. d'une part — d'antre pait 292ff.
partout s. borgois, Id.
paskes (pdques) Kai.: Ostern,
155 (mardi en p.), 195 (dsgl.), 304
(dsgl.); Termin für Wallfahrt 328i
352, 456, 458.
p-8 flories Palmsonntag 137, 299, 524.
penense semaine de p. : die Charwodie
(zwischen Palmsonntag und Ostersonn''
tag) 40. 274, 302, 303, 413.
le dose paake oder a(8) doaea p. u. dgl.:
Zwei altfnmz. FriedeDsregister der Stadt Tounuü (1273-1280)
191
Der Sonntag Quanmado (L Sonntag
nach dem OeUreonntag) 309 u. a. ; äla
Termin für AnMtt einer Wallfahrt
328, 339 1«. o. m.
{Mmsme (pamne) flache Hand 520.
pannnte Scheue, Baekenstreich 432.
peleriDage (plerinaglie 346) Wallfahrt,
als Busse für Verbrechen auferlegt
291—98, 801. 2, 4, 5. 12. 14. 15, 19.
20, 22—25, 27—29.31. 34—37, 39—41,
45—49, 52, 53, 56. 59, 62, 63. 67—74,
77 (^.voiage), 78—89,91—93,95—97,
99, 401—5. 7-10. 14. 18—27. 32-34.
36—39. 41—72, 474—501, 3—14,
16—22, 25—50, 52—88, 93, 595—600,
602—9. — Mehrfache Wallfahrten
verlangt 294, 334, 368, 372, 402.
WdOfahrtewte s. Verz, I «. v. Bou-
logne, Ndon, Noetie Dame de le Trolle,
Bochemadonl, St Gille, St Jakeme,
St Jone, Ste Katherine, St Lieiiart,
St Nicolai, St lluimas, Vendoeme. —
Zeit des Antretens teils genau be-
stimmt, teils Termin gesetst (S. moo-
Toii) — BiUkweg vorgeschrieben s.
revenir — Beglaubigungsschreiben
nötig {s, lettre») — Ausfikhrung in
eigener Person verlangt 296: in Be^
gleitung von bestimmten andern ge-
wünscht 353. Stellvertretung {s. s. v.)
möglieh 302. 434, 561. Loskaufen
möglich *377 (10 Q für voiage outre
mer); geschieht 613 (27 Vt Uh
Strafe der Verbannung in peL umge-
wandeU 455.
pendle, Part, pendn, hängen 119 (wegen
DiebstahU).
peQteoouste (penteodte) Kai: Pfingsten,
Pf^sonntag (le jordep.) 165; Ffmontag
(l'eDdemain dep.) 240, 243; Pf.diens-
tag 244. 539; Mittwoch 22. 417, 538,
MO;JDonnerttag 316, 317; Sonnabend
108, 3ia
a doae p. (Sonntag nach Pfingsten) ,
Termin für WaUfahrten 382, 447,
bO&— 9,511— 17; femer 2ßB (Dienstag
darnach).
perü de mort, mettre en — jemand so
schwer verwunden, dass sein Tod
zu befürchten steht 21, 341, 419. 472,
501. 505. 512. 525. 561, 563, 576, 577;
«. a. 538, 571, 598, sowie Anm. mu 296.
pieroe (perche) Aufkratzholz der Tuch-
macher — drap a- ^269.
pierdre, 3, Pf pierdi, (perdre) 316, 337;
s. a. oomugDe.
piro Art Schleuse *112.
plaie offene Wunde *21.
plaindro, Verb, refl., 6, Impf plagnoient
601, sich beschweren,
plegb Bürgschaft, Bürge 352, 363. S,
a. aquitter «, raplegier.
pole (pouoe) Daumen; Faust '^'571 (Sloss
mit d, p.^
pordure (poursulTro). 3. Conj. Pf -siust
verfolgen, inneJialten 610.
po(a)rcefl8ion (proc) Tag der grossen
Prozession in T. (ca, 14, Sept) nebst
Oktave *142, 176.
Als Termin für WaUfahrten 319, 320
(ded. les 8 Jon de le p.). 380, 386, 391,
4ia 419, 420, 443-45, 513, 534, 538
(9. Tag der Pr.), 540,557, 558, 563, 571.
pouifis, les (proiits) Zinsen 614.
premerain (promier) d, erste 238, 579.
prendre, 6. Pf, priseiit
1. ergreifen, verhaften 132 s, priae.
2. von jemand nehmen, verlangen
47, 427 «. a, Provosten u, Ge-
schworene verlangen eine trine21.
31 ^^ (87); einen fourjur 621»,
625 ff.
3. pr. Soor loi sich für jemand ver-
pflichten, ihn mit in eine triue etc.
aufnehmen 26«, 51 ^ 615, 620,
621, 622, 635.
4. DieProvostenübemehmen,nehmen
auf sich eine aonffranoe 22. 61;
die Verpflichtung, Schutz zu ge^
währen 90.
preudom(e), -es. (pnidh.)
1. Ehrenmann Einleit S. 4; 610.
2. Bevollmächtigter, Amtsperson
•26», »447 (?). — S. a. priier.
piiestre (px^tre) liiester
116 {erhält assur.), 648.
192
Walter Benarv
.. . . J V / bitten, nacJisuchen,
pniere (pnere) f
die Provosten werden um Verschaffen
einer assur. angegangen 310, 336;
Vermittlung von preudomes verschafft
eine triue 26*.
prifle Festnahme eines Verbrechers. Biese
veranlasst das Geben von assur.; von
dessen Seite oder eines nahen Ver-
wandten 117 (d. Brud.), 132, 141,
154—56, 164. 165, 167. 210, 240. 252
(d. Brud.), 258, 268. 279, 280, 289.
403 {8. a. d. folg.).
prison Gefängnis 155, 157. 164, 165.
167, ^261 {des Bisch, v, Cambrai),
337 (Porte-as-Maufl), 403. — Ä a. 138.
priu Vorteil 634.
proiame naher Verwandter 75», 76, 77,
341. S. a. parent
prÖYOst, -oe (pr^v6t) Frovost. Meist in
Verbindung mit d. Geschwor. Bedens-
art pardevant provos et jar^s; parpr.
et jur. fu pais faite 293, 94 etc. — „Auf
Befehl der Fr.'' 26, 80, 377. — „Nach
Ansicht d. Pr." 320. — „In Gegenwart
d. JV." 300. — Der Pr. des Bniille er-
halt asBur. ^39. — S.a. caritet, coman-
diae, comugDe, loi, maiD. Die einzelnen
Namen s. Anm. zu No. 1 u. Verz.l. II.
privost^, -et. a le — unter (zur Zeit)
der Provostenschaft (folgen Namen)
*1, 19. 194, 308 (prouvoBtet). 335, 346,
34a 349, 410, 421.
puiog Faust; ferir dou p. 373, 403.
puin(t), -8 370 (s. Fussn.)
puis von an B. f» 8 (S. 4;, 614.
p. ceste trine donn^ 28.
quantque 337 \
quanque 303, 305 etc. > aües was.
qnanke 312 '
quaromiel Kai.: Sonntag Estomihi
(Quinquagesima) *230, 358, 376.
(S. a. Duit).
qnaflser schinden, misshandeln 8».
qmii8am(n)e (qninzaine) Zeitraum von
zwei Wochen. Als Zeit zwischen zwei
Wallfahrten 294 (v£^. 336, 382, 405,
542, 600) — Als Termin sur Bezah-
Inng der Arztkosten (s. a. ooust dou
mie) 448, 451. 466, 474, 498 (-aiime).
501, 508-13, 525, 534, 563, 57i
576, 577. (XV jore 382. 405, 600.)
quit(t)e ledig, frei.
q. et assols 322. — S. a, aqoitter.
rabatre von einer Summe abziehen 614.
raler von Wallfahrt gesagt 294, 368.
raloDgier, (ralloDger) verlangem von
triues gesagt 9. 19.
ramenrir (ramoindrir) vermindern 296.
raplegi(i)er Bürgschaft leisten, sich ver-
bürgen 294, (gegenseitig), 348 (dsgl.).
rapprter (rapp.) i. mitbringen; Beglaubi-
gungsschreiben einer Wallfahrt mitbr.:
rap. lettres 294 £f . (lettres u tiesmogDage
BOuffiBant 328). 2. übermitteln, vor
Gericht vorbringen (Sache der e»-
wardeur) : eine triue 12i>, 26«, 61 ; eine
Beurt^ 99 (innerhalb 3 Tagen).
S. a. estaule.
rat Entführung, Vergewaltigung von
Frauen 322.
ravoir wiedererhalten 611; r. la ville
die Erlaubnis erhalten, wieder die
Stadt zu betreten, d. h. aus der Liste
der Verbannten gestrichen werden.
^8. 345.
rechivre (recevoir), 3. Pf. rechint, Part.
-iu(t), -iute, empfangen, übernehmen,
von triue, respit u. fooijur gesagt: 12,
29, *30. 51, 622 u. a.
recounoistre (reoonnaltre), 3. Pf. reoQDeut
anerkennen 111, 309.
Bede, direkte 336.
remanaDt überlebender Verwandter,
Hinterbliebener 611.
rendre zurückgeben ; erneuern, von triuee
gesagt 10. 12«, 29*,b, 87».
renom^, malvaise unmoralischer Lebens-
wandel 119 (Verbannung als Straft)*
reprendre \. zurücknehmen, g. bekommen
614. 2. wieder aufnehmen, wieder
Zwei altfranz. Friedensregister der Stadt Tournai (1273— 128Ö)
193
fordern^ erneuern (von triues gesagt)
21»,V, 37», 51»
ieprcmyie[r], en- beleidigenderweise 566.
reqnene (requ^rir), 3 Pf, reqaist, nach-
gucken, verlangen 611*, van triues ^e-
sagt 28, 32, von assur. 336.
res, an I | ausgenommen ; wird an-
gewandt bei triues *4 {s. a. anemi),
8, 9, 12, 17, 79 (NB.) u.a.; ft«fi assur.
121 (NB.), 261 (NB.); bei pais 634.
8, a. fors u, hors.
lesoomre einen Verhafteten aus den
Händen der Justiz befreien 133.
respit Aufschub, Frist für Familien-
fehden (term. techn.) 12, 14,22,643;
femer JEihL S. 4. — S. a. sonff ranoe.
lenbenr, Nom -ere, Bät^)er 322.
revenir 1. bei einer als Strafe unter-
nommenen Wallfahrt einen vorge-
schriebenen Rückweg ausführen, a) über
8t Gille {s. Verz. I) 373, 407, 574;
b) über Bochemadoul 294, 325, 368. —
2. neue Wallfahrt nach der Bückkehr
wird verlangt 294, 334, 368, 372, 402;
8. femer 421, 572. — S.a. pelerinage.
rewart ürteü, Ansieht 320 (el r. des
jnr^B).
rihote Zank 601«
roi König von Frankreich. S. apieler u*
gude.
nmte Satte, Bande *345.
S.
Saint, -e Kalendcrheilige* S. a. nuit.
8t. Andrin (30. Nov.) 259.
St Bietremiu (Bartholomäus, 24, Aug.)
219, 327, 570, 573.
St Gteatofe (Christophorus, 25. Juli)
551.
St Qflle (Ägidius, 1. Sept.) 175.
St Ghillain (Gülenus, 9. Okt.) 181.
St Jehan-Baptiste, auch einfach St Jehan,
(Geburtstag des Johannes Baptista
= St. Johannes albus, 24, Juni.)
Teüt das Jahr (25. Bez. — 24. Juni)
Haupttermin für triues. Passim.
St Jehan-Deoollasse (Tag der Enthaup-
tung des S. Joh. Bapt. 29. Aug.)
331—333, 574-576.
St Luc (Lucas, 18. Okt.) 123.
Ste.Lu88e>) (Lucia, 13, Dez.) 290. 347;
s, a. S. 4. (B, fo 1).
St Mahiu (Matthäus, 21. Sept.) 180,
427, 430, sowie f» 1.
St. Marc (Markus, 25. April) 14, 395.
Ste. Margherite (20. Juli) 390.
St. Martin (11. Nov.) 147, 403 (octav.), 601.
St Mikiel (Michael, 29. Sept.) 337.
St Piere entrant aoust (Cathedra S. Petri,
1. Aug.) 442, 613.
St. Pol, le jor de le convertion — (Bekeh-
rung des Paulus, 25. Jan.) 471.
St Rcmi (Remigius, 1. Okt.) 2.56. —
Termin für souffrances 2, 22; für
triue 26b, — Häuf Termin für An-
tritt von Wällfahrten 322, 327, 383 etc.
St.Vincban (Vincentius, 22. Jan.) 293,
294.
sains, sour — s. jurer.
sairement, serem. (serment) Eid. Bei
Angabe der Unkosten eines Verwun-
deten 296, 324. — Bei Bestimmung
der Busse durch die Geschworenen
432. — Beim fouijur (par foit fianchie
et par s.) 615, 628. 630, 638, 649. Der
Provost erhält den Eid 644.
-S. a. fianchier, jurer u. main.
saker sour — eine Waffe zücken gegen
jmd. 292, 605.
sakure, sac- die Tätigkeit des saker '^'293,
480*, 519*, 543.
sanc (sang) Blut, blutende Wunde *21.
sannent, -s (saignant) blutig 403.
Sans plus nur, ohne weitereAusdehnung 30.
sauf che (oou, chou) que ausgenommen.
Bei Einschränkung des Geltens einer
triue 21», 28, 61 u. a.; sonst 296.
S. a. loi.
sauvage, s. m., Fremde. ^51, 51»—*. S.
a. li Savages, Verz. U.
savoir, 3. Pf. (Jonj. seuist 377, 6. Fut.
saroDt 85.
1) Obl. Lussain s. z. B. Bibl. Ec Ch. 1874 (35) Nr. XlUt; t,
RobiabImIi« Fonebnngen XXV. 13
194
Walte Benary
86 (neben n) und *21, 83 «. a. — et ae
337, 346, 407, 512, 634.
segDOur, -ear, Nam, sire, Titel.
Van de P incani. aoetre 8. 646.
Siehe monaeg^eiir soioie Verz, I u. II
#. V. Jeh. deBoorghiele, Wat de Havines,
Lotart, Wat dou Mes, HeDri le Quatit,
Evrart a le Take, Nie. de Wes.
serenr, Nom. saer (soeur) Sehtoeater 322,
380, 551, 566. 699; Sohn (Söhne)
einer Sehio. 114, 617, 632, 635.
flerourge Schwager, Stiefbruder 235, 304,
537.
Service de le ville amtlicher Dienet 186.
senl, Nam. aeufl, nur für die eigene Per-
eon (ohne Angehörige) geltende triue
43, aasur. 121 (s. a. 123); femer 353.
semt^ -et Sicherheit (ternu techn) —
einseitig s. boigois, loi. senl, sieigant
gegenseitig 126, 153, 181, 203, 205,
222 (vier Männer), 243, 266, 272, 273;
mehrere gleichseitig 190, 222 (?)
ausserfMlb des Abschnitts 2 noch
310 (gefordert), 336 (gtford. u. ver-
weigert), 403 tt. 482».
aufgehoben^) (ju0 mise) (122), (166,
8. dort), 169, 172. 176. 178, 179,
184, 187, (190), 194, (195), 198, (207),
212, 214, 220, 221, 222, 224, 234,
(245), 251, 257, 274 (sämtl. s. u. pais)
275, 287, 299, 306, 7, 9, 11, 18, 33,
38, 40, 57, 66, 406, 412, 413.
S. a, assSarance, -rer, oonneBtable,
prendre, prise, priaon.
ei 1. und {s. ob, ae).
2. so (=eiiai) 12^.
3. bis ^345, 356.
n — que dermassen -dass 373.
eiens» lee die Angehörigen, in den Redens-
arten loi et les s.; de(a) Ini et des
(ae) dena. (Passim in Äbschn, 1 u. 2.)
S. a. lenr.
aieigant, -jant (aergeant) Amtsdiener,
meist mit dem Zusats de le ville.
Erhalten in ihrer Eigenschaft als
Beamte aaaar. («. a. Im), a) in ihrer
Gesamtheit *103, 139, 155, 165, b) dm-
zdnelQß, 191 (3), 285 (7). —SeMiessen
Frieden 541, 570.
nue 3. Ps. Sg. Pron. poss, 599.
aioie (auivie) folgen, befolgen 432. flinant
apriea (bei Kalenderangaben) 61, 291,
447, 613, Ha. B f» a
aiute (auite) Gefolge, Anhang 620*.
aomondxe berufen, vorladen 421.
Bonff rance Buldungsakt, vorlaufiges Atrf-
heben der Familienfehde {term. techn.)
*2, 22, 61, 85, 643. S. o. St Rani
u. tOQtaaina.
ao(iir) unter Bruch 615 (a. trinea), 634
(a. paia oouneate). — bei Stntfe 337 (aar
100 man), 356 (a. banir). — a. aains
tf««Aejiirer.—jiiger,jiig6mentB. 308,315.
— leqoene et ravoir a. zurückverlangen
«091-611. — eatie a. sea joeb der
Niederkunft nahe sein 538. ^ S. a.
prendre a. auf sich nehmen «. Nr. 138.
aooamaire des eewardeora Vorsteher der
eaw. Gennannt werden
*131 (Febr. 1274/5) Wie. de Manbni.
152 (Jan. 1275/6) Grara d'Orehiea.
180 (8ept 1276) Will Gastagne.
274 (17. April 1279/80) WiU. Oi-
atagne.
336 (Juli 1274) Jak. Mouton.
Stellvertretung,
1. Im FaU der ünausführbarleit
einer Wallfahrt durd^ den dasu
VerurUiUen (den Täter): der
Vater verpflichtet sich 302; der
Bruder wird bestimmt (434), 561.
— S, a. oora.
2. Vertretung zweier Abwesender
beim Friedenssehluss 320.
Striaen.
s. amende, banir, cache, carcan, coiuti
crier, foaae, kainne, ortel, peleri'
nage, pendre. — Ohrabschneide^
119.
1) Die in Klammem geaetsten Nummern aind s, mit bloaaem Vermerk de^
Auihebnngaaktea; die kuiaiv gedruckten aind zugleich pais.
Zwd altfnmz. FriedeiuregiBter der Stadt Tournai (1273—1280)
195
taUe (taiUe) Abgabe, Steuer 610, 612.
talüer (taiUer) sehätgenj Steuer erheben
A !• 1.
tana (tempa): en aucnn t jederseit 611.
ta^enie Schetike 449.
tel, OU. PL teua, 432; fem. tel. «. tele
(90> 300, 302 u. a.)
1. dieser, der
2. derseOfe (= itel, antel, vgl otele
181) ffi der Redensart en. t map
nieie 29, 32, 36, 3a 126, 163.
tenir, aa, 3. Pf. tiunt, ß,Pf. tiunreDt sieh
haUen, sieh ansehUessen an 96, 99, 300.
tieBiiiog;iiage(t6noigiiage) Zeugnis, Testat
328 («. lettraa).
tinle (toile) Ziegel 444; s. a. le convxeor
de t (Fer*. II).
toa tn ai toe que (auaaitdt que) sobald
ais 36a
toDiUiire «. ta.
toiitaa]]ia,toii88.(61)le Kai.: Allerheiligen
(1, Nov.) 18a — Termin für sooffrance
61, ähnlieh 90 (a. prendxe); für An-
triU einer Wallfahrt 32a 336, 339,
427, 446, 692, 695; femer 613.
tzaire, 3. Pf traiat rieben 464 (emMeaaer).
tniaoD, en- heimtüekiseJ^erweise *634.
tnnfigoiation (tranaf.), le jor de le Käl. :
Verklärung Christi (6. Ang-) 662.
tnvellier belästigen, quälen 164.
tiea — en avant van -an 12i>. t. or
en av. tn Zukunft 616 {vgl d'or en
aT. 634, 648).
trinitet, le Kai.: Sonntag Trinitatis
(1. Sonntag nach Pfingsten) 166.
trine (trftre) Waffenruhe, auf Zeit be-
stimmtes Aufhören der Famüienfehde
(term. teehn.).
tr. de le vffle gefordert 28. — S. a.
bomgoia, conk. et lev., greer, hon, kief,
i kievetaine, linage, loer, otriier, parent»
partie, piendre, priiere, proiame^
lakmgier, importer, rechiuro, rendxe,
lepraiidie, requene, rea, aanvagea, ville.
Termin für tr.: noöl, anrennef, St
Jefaan Bapüste, ausnahmsweise St
Bemi (26).
taillier besudeln, iAel suriehten; in Ver-
bindung mit batie 627, 660, 697.
tuiUiire Tätigkeit des taillier «294*,
388*, 434*, 481* (tooill.), 496*, 637*,
642*, 646*, 672*, 586* (touüluree).
V.
yaleton Bursehe, Diener 427, 527, 537.
yallet (valet) Bedienter, Bursche 14, 40,
142, 148. 310, 321, 330, 344, 348 (v. der
Schöffen), 427, 444, 463, 464, 464,
474, 642, 669, 660, 662, 667, 620.
vendre verkaufen 611.
▼enir, 3. Pf. viont *28, 336, 337 neben
Tint
Verbrechen u. Vergehen
s. abatre, aaaalir, asaanl^ aaaaut,
batre, -ore, blechnre, ooatelet, con-
tiel, eap^ eapoit, eatohir, ferir,
-ore, foalure, foarmener, honte,
jeter, laidengier, laidnre, lait, mort,
navrer, -ore, noit, ochire, oel,
oatrage, paoame, -4e, peril de mort,
plaie, pole, poing, rat, renomde,
route, saker, -ure, vilonie, violence,
wet
Verbr. lange Zeit ungesühnt 316 (12
Jahre), 546 (18 J.), 660 (35 J,). S, a.
386.
yeake (^vdqne) Bischof *261.
vSae (yae) Ansieht, Urteil (von iVov. u.
Geschwor.) 296, 328, 643. — S. a.
rewart
viera (vera) tn der Richtung von 307,
(vgl enviera 306).
yiee,/em. viese, (vieoz) alt; s. EinUit. S. 4.
vieepre s. m. (vftprea) Vesper, Abendmesse,
Abend 21, 471.
vilainemeut gemeinerweise 326, 482, 635.
e
▼ilonie, Schimpf, Beschimpfung, meist
in Verbindung mit batare oder ontrage
292, 295, 297, 298, 304, 14, 27, 34,
404, 10, 23, 37, 39, 46, 48, 49, 50 («. a.
wet), 63, 65, 60, 75, 79, 600, 3, 16, 30,
31, 33, 62, 66, 67, 83, 85, 94, 603, 604 ;
ohne ZusaU 329, 348, 426, 504, 505, 584.
ville Die Stadt 2'oumai
cheauB de T. 620».
13*
196
Walter Benary
S. a. consely droitore, loi, ravoir, eeiTice,
siergant, talle, triue.
yiolenoe Vergewaltigung 322.
Tisnage (voisiiiage) Stadtviertel 196.
Tdage Beise, Wallfahrt 294, 302, 341,
377 (outremer), 613.
voiBin NacTibar 476.
W.
warde Aufseher
w. de le fonlenie (7 ; erhalten aasnr.) 105.
w-B des dras -a -pierce 269.
wet Hinterhalt, hinterlistiger Überfaü
(?) *450.
Drnckbesseningen.
Seite 2, Fnssn. 2): bis auf den Rücken. — Seite 5, AOtt«: bei der Abkürzung
für Willaume sind natürlich die beiden 1 mit einem gemeinsamen Strich zu ver-
sehen; im Druck liess sich dies, wie manches andere, nicht ermöglichen. — Nr. 1,
Zeile 2: de Pafolure. — Nr. 7, Z. 2: 7 as siens. — Nr. 8* str. Komma nach triue.—
Nr. 12, Z. 4: despaXssies. — Nr. 21, Z. 8: Testohi*. — Nr. 21b, Z. 3: de le Gambe. -
Nr. 26«, 8. 14 oben: a le Take. — Nr. 51^, Z. 4: 7; desgl. 189, 1. — Nach Nr. 77 am
Rand: Folgen 27'. — Nr. 119, letzte Z.: tousjors^). — Nr. 234. Fusan. 7: Nr. 234.-
Nr. 250 Str. Komma nach Boineavain. — Nr. 299, Z. 4: ha3[ne; ibd. fianca. — Nr. 302,
Z. 4 : Pautre*. — Nr. 308, Z. 1 trenne sidsme von jour. — Nr. 339 str. Fussn. 3. —
Nr. 397 Ugnetelier*. — Nr. 421, Fussn. 2) erg.: Jake kommt sonst natürlich auch
vor, z. B. J.: Arge Phü Mousket 5672. — Nr. 423 (8. 74), Fusan. 1): Der 16. Juli 76
war ein Donnerstag. — Nach Nr. 445 am Rand : Fol. 28 folgt 613. ^ Nr. 460 str.
Fussn. 5). — Nr. 549, Z. 4 str. Punkt nach Remi. ~
Anm. zu 21 Pestohi: Als Etymon germ. stekan anzusetzen (s. Ktg. Wb.,) geht
deshalb nicht an, weil wir in älterer Zeit dann *esteiier belegt finden müssten statt
ursprüngl. estoiier. — Zu 23, Z. 2: des Ch. — 8. 119 unt: zuzuschreiben. —
Zu 63: Schreibung. — Zu 103 (8. 122 ob.) as eswardeur: So bei Vemeat; ist ta
bessern eswardeurs oder al eswardeur? — Zu 230 quaremiel: Qachet, Recheiches etc.
(= Gommies. R. d'Hist., Cpte. rendu, Brux. 1865); ibd. Schluss: Sonntag Estomihi
oder Quinquagesima. — Zu 261 : Ausser zum Bischof von 0. (nur für den rechts-
ufrigen Teil der Stadt) bestanden Beziehungen, jedoch keineswegs freundschaftliche)
zum Bischof von Toumai s. d'Herbomez, Philippe le Bei et les ToumaiaienB (Com-
miss. R. d'Hist, Cpte. rendu Bruxelles 1863). — Zu 299 erg.: sowie die Anwesenhdt
der Geistlichkeit Die Nr. ist recht beachtenswert. — Zu 323. Bei den Namen mit
y erg. Elye (208). — Zu 348 povres. Zu verweisen ist auf den Atlas linguistiqoe
de la France (p. p. Gilli^ron-Edmond). —
1) Ich hatte wohl besser das Wort überall in seinen Bestandteilen belassen'
Solche Unregelmässigkeiten mag das Bestreben entschuldigen, die schon vor 1*/, Jahreo
abgeschlossene Arbeit rasch zum Druck zu bringen.
Zwei altfranz. FriedenBiegister der Btadt Tournai (1273—1280) 197
Yerz. I: Antoing: Jehan 426; Mildel, Br. d. Evr. — Banwegnies (ohne de):
in antiqua. — Beldrie: Maroie. — BierenghierB. — Blaton: Jakemes 529, Ysabiel
189. — Blauwet: Adans. — Bletepoire: Jehenn^, S.d. J. — Borgies erg. beidonal
641-, femer Sohlen 620. — BuiUemont, Jeh. erg. 649. — Calemart 615. —
Caleniele, daneben Kai. 51o. — Carbon: Gilles. — Castagne: str. (dflgl.) nach 238. —
Gatoire45. — Cankain. — Ghide: AndriujB. — Cokiel, Jehan erg. 517 (le pere). —
Gourchielee: Bieni. — DnlBompiere: Watelais, '6b. — Escamaing: Jehan £. 595;
Band, Gill., Br. d. Jeh. E. de Fontenoit 629. — Espinoit, Baudnin. — Faniel,
Simon. — Flen 322. — Fontain(n)e. — Foumes: Chambana. — Froimont 58
et. 57. — Qambart: Jehan, Gillote 417, Jehenn^ 587. — Gandin 52 st. 11. —
Graumes: taintenier. — Graumont 600. — Guiegnies, Pieres str. 387. — Hamedde:
Chokrt — Haudion erg. s. a. de le Planke. — 8. 151 str. Fnssn. 1). — Here(n)gnie8,
daneben Herign. ; Sandrars erg. 638. — Hiertaing: Willaumes, li eures. — Kieveraing.
— Lom(m)e. -— Marcaing, -kaing. — Maton eig. b. a. Anataing. — Maughier:
Jakemin, -on. -- Mes, Watier erg. (segnenr). — Morille: Gilles. — S. 159 oben:
Jakemon. — Orke, Jehan str. (dsgl.) nach 182. — Paris: Baoulina. ~ Pipelart
erg. 28. — Pla(i)gne. — Pulle: Colins. ~ Rainghier: s. S. — Ramet: erg. s. a.
Rastiel. — Bastiel 363 st 615. — Soimont, Gillion erg. 372. — So(u)r-le-pont —
Take, Biemart: die Zahlen sind einzuklammern. — Wallet: Watiers. — Wes: erg.
Jehennös 25. — Yppre: foulon einklammem, le streichen.
Zu beesem sind ausserdem die Flexionsformen folgender Namen: Anvaing,
Colart — Audenarde, Gossuin — Bourdon, Emoul. — Busket, Jakemins — Caleniele,
Colart — Dotegnies, li Barbiieres — Gaigate, Lotin — Gavain, -s ~ Heregnies,
Jehans — Lai, Mahiu — Loymont, Theri — Puch, Colart ~ Bemegies, Jakemon*
Yerz. II: l'angele: str. 365. — le barbieur, Gilles erg. (S. d. Mahin). — le
barret: Jakemes. — le biele: vertausche die Zahlen. — le brun: erg. Jehans li
-s 355. — le dorlotier: Adans. — le foulon erg. Jeh. Triiele.
Yerz. III: Ergänzt möchte man vielleicht sehen: embler siMen 119 {s, a. vo,
Verbrechen), — four 155, 643. — foumil 618. — ordener bestimmen 305. Diese
seien hiermit nachgetragen; im übrigen s. die Anmerkungen u. Yerz. IL
Rostand-Studien.
Von
Dr. Rudolf KieMmaiiii.
Es ist im höchsten Masse bedenklich, ttber einen zeitgenössischen
Dichter zu urteilen. Einerseits liegen die Erzeugnisse seiner Mnse uns
zeitlich zu nahe als dass wir ein wohlbegrttndetes, geschweige denn
allgemein verbindliches Urteil ftlllen könnten, oft schwankt auch sein
Bild „von der Parteien Gunst und Hass verwirrt'^ und erst kommende
Geschlechter vermögen sine ira et studio zu richten. Andererseits ist
sein Werk noch nicht abgeschlossen^ wir wissen nicht, inwiefern durch
spätere Schöpfungen unser Urteil ttber seine frttheren Dichtungen modi-
fiziert werden wird, inwiefern sich der Standpunkt unserer Beurteilung
verschieben muss.
Wenn ich es gleichwohl unternehme; im folgenden der Entwick-
lung Rostands als Dramatiker nachzuspttreui so glaube ich dazu be-
rechtigt zu sein durch die Tatsache^ dass der ungeheuere Erfolg, der
seit dem 28. Dezember 1897 Cyrano de Bergerac und seinem Verfasser
beschieden war, kaum Veranlassung gab, einen mehr als flüchtigen
Blick auf die Dramen Les Bamanesques, la Frincesse Laintaine, la Sa-
maritaine zu werfen^), die alle bis zu einem gewissen Grade des
Dichters Meisterwerk vorbereitet hatten. Ein eingehendes vergleichen-
des Studium der behandelten Motive und ihrer formellen Gestaltung
in den drei zeitlich ersten Dramen wird uns die geheimnisvollen Fäden
zeigen, die zu Cyrano de Bergerac und endlich zum Äiglon ftlhren.
Das letztere Stttck erschien bekanntlich 1900. Seitdem hat Rostand
nichts Grösseres veröffentlicht*), auch diese Tatsache mag uns be-
rechtigen, den Weg des grossen Dramatikers von den Bamanesques an
bis zum Äiglon zu verfolgen; denn vielleicht hat die Tragödie des
1) Eine Ausnahme bilden W. Arnold, Edmond Rostands ^Princesse Lain-
taine'^ und ^Samaritaine'^. Ein Beitrag 2ur Würdigung der französischen Dramen-
dichtung der Gegenwart. Kiel 1901. Diss. und 0. Langer, Edmond Rostand,
literarische Skizze. Linz 1901. (Jahresbericht der Handels- Akademie).
2) Über Rostands Pläne für die Zukunft vgl Langer a. a. 0. 47 f.
BoflUnd^tadien 199
Kindes von Born die erste Periode im Sehaffen des Dichters zom Ab-
sehlnss gebracht.
Les Bomanesqaes.
Am 21. Hai 1894 wurde das Stttck zum ersten Male im Thä&tre
Franfais anfgeftlhrt nnd ttberaos fireundlich aufgenommen.
Wenngleich ein französischer Kritiker das liebliche dramatische
Idyll nicht ohne Grund als PtBUvre menue ei aurabandante cPun colUgien
de ginie^) bezeichnet hat, so müssen wir doch auf diese puMliU ex-
quise etwas nfther eingehen; denn wir werden schon hier gewisse für
Bostand charakteristische Zttge finden, die nicht als Anklinge an
Mariyaux und Banyille gedeutet werden können.
loh darf den Inhalt dieser anspruchslosen Kleinigkeit nicht als
bekannt voraussetzen. Folgendes ist etwa der Gang der Handlung.
Eine alte, moosbewachsene Hauer; welche die Btthne in zwei Teile
trennt, scheidet das Anwesen Bergamins von dem Pasquinots. Beide
stehen einander (scheinbar!) in grimmiger Feindschaft gegenflber,
wihrend beider Kinder, Percinet und Sylvette, sich nur zu sehr in der
Bolle des unsterblichen Liebespaares, Bomeo und Julie, gefallen. Der
Vorhang geht auf, Percinet liest der Geliebten aus Shakespeares hohem
Ljed der Liebe vor.
Percinet
Quel adorable endroit^ fait expris^ 8embU4il,
Pcur 8^y venir bercer aux beaux vers du grand Will!
Sylvette
(hdj ees vers sant tris beaux, et le divin murmure,
Les aceompagne bien^ (fest vrai^ de la ramure,
Et le dScor leur sied, de ees ombrages verts:
Oui Monsieur Percinet^ ils sont tris beaux, ees vers!
Mais ce qui fait pour moi leur beautS plus tauchante,
Qest que vous les lisez de votre voix qui chante.^)
Das traurige Schicksal der Liebenden von Verona Ittsst sie an
ihre eigene Lage denken. Auch ihre Väter wttrden einer Verbindung
den heftigsten Widerstand entgegensetzen; und doch sind sie einander
so innig zugetan wie jene Kinder aus den beiden feindlichen Ge-
schlechtern. Begeistert fllr alles Bomantische, dem Alltäglichen Fremde,
stellen sie sich alle die Höglichkeiten vor; die zu ihrem Glttck führen
1) J. Ernest. Charles, La litt. frf. cTaitjimrtrhui. S. 241.
2) Princesse L IV, 2: Joffroy.
FarUsI ear vatre voix est la musiquc meme,
«^)l^) Rudolf Kiessmanii
kv^ikUioiK Oie Uudläufigen Motive der Abentenrerromane, der darch-
rvi^oud^ Ftirst, der das Mädchen mit dem geliebten Manne yerbindet;
Uor dahinsiechende Märchenheld; den nur der Besitz der Geliebten
r^lteu kann; der alte Herzog, der die junge Schöne zur Gattin begehrt;
die Kutttihrung nnd die endliche Befreiung durch den Geliebten, der
Wunder der Tapferkeit verrichtet: alles dies schwebt ihnen vor, als
Vater Bergamin jäh die phantastischen Träumereien der Kinder stört.
Kr hat neinem Sohne eine Frau bestimmt; die er unbedingt beiraten
8t)U. In der folgenden Szene warnt andererseits Pasquinot seine
*roehter eindringlich; der Mauer; die an den Garten seines Todfeindes
itt(i8Ht; auch nur nahezukommen. Alles ist nur Schein. Die beiden
\*liter kennen den romantischen Sinn ihrer Kinder, die sie längst fttr
oiuandor bestimmt haben. Ihre Vereinigung soll jedoch in allen
Formen eines Romans vor sich gehen; denn eine alltägliche Verlohnng
wUrdo das kommende Eheglück ernstlich gefährden. Straforel; ein
Klopffechter; der etwas von Moliferes Scapin an sich hat; soll eine
Entführung in Szene setzen, Percinet soll die Geliebte befreien; die
Väter sollen dann ihren Segen geben.
Ich muss jetzt Rostand das Wort geben; denn wir werden sehen,
wie sich gerade im folgenden Anklänge an Cyranos Nasenrede nnd
nn das r.^ais^ im „Aiglon^ 11,2 finden. Hier ist einem guten Schao*
Hpieler Gelegenheit gegeben, die verschiedenartigen Auffassungen einer
Situation in Wort und Spiel zn charakterisieren.
Bergamin.
Pour un enlhement, qu$ prenezvous, eher matire?
Straforel.
Cela dipend, Monsieur^ de ce qü'an veut y mettre.
On faxt V enlhemerU un peu dans ioas les prix.
Mais dans le cas prSsent, ei si fai bien compris^
B ne faut pas compter du tout A votre place^
JTen prendrais un, Monsieur, lä, — de premiire classe!
BergamiU; ^bloui.
Ahf vaus avez plusieurs classes?
Stroforel.
Evidemmenil
Songez que nous avons, Monsieur, Venlhement
Ävec deux hommes noirs, Penlhemeut vulgaire^
En fiacre^ — celui — lä ne se demande guire, —
Uenlhement de nuit^ Venlhement de jour^
Venlivement pompeux^ en carosse de cour,
RostaadStQdieii 201
Avec laquais poudris et frisis — les perruques
Se payent en dehora, — avec tnuets^ eunuques^
NigreSf sbires^ brigands, mousquetaires, au choix!
L'enlivement en poste, avec deux chevaax^ trois,
Quatre, cinq, — an augmente ad libitum le nombre, —
Umlhement discret, en berline, — un peu sombre, —
L'enlivement plaisant, qui se fait dans un sac^
BomantiquCy en bateau, — mais il faudrait un lad —
Vinitien^ en gondole^ — il faudrait la lagunel —
L'enlivement avec ou sans le clair de lune,
— Lee clairs de lune iiant recherchis^ sont plus chers! —
L'enlivement sinistre aux lueurs des iclairs^
Avec appels de pied^ combat^ bruit de ferraille^
Chapeauz ä larges bords, manteaux couleur muraille,
L'enlivement brutal, l'enlivement poli^
L'enlivement avec des torches — tris joli\ —
L'enlivement masqui qu'on appelle classique,
L'enlivement galant qui se fait en musique,
L'enlivement en chaise ä parteurs, le plus gai,
Le plus nouveaUy Monsieur, et le plus distingui!
Der Plan wird eingeleitet. Beide Väter freuen sich der sonnigen
okuoft und sinken einander gerührt in die Arme, als beider Kinder
l^tzlich herbeikommen. Man beachte die Kühnheit der Verse:
Sylvette; voyant son p^re tenir Bergamin.
Ahl
Bergamiu; aperceyant SylvettC; ä Pasquinot.
TafiUe!
Percicinet; voyant son pfere tenir Pasquinot.
Ah!
Pasquinoti aperceyant Percinet^ ä Bergamin
Ton fUs!
Bergamin, bas ä Pasquinot
BattwiS — noust
[IIa transforment l'embrassade en Intte & bras-le-corps.]
Aht Canaille t
Pasquinot.
Ah! gueux/
SylyettC; tirant son pfere par les basques de son habit
Papa! . . .
Percinet; meme jeU; Bergamin.
Papa! ....
Lachet
Papal
Filou I
Papal!
Brigandl
202 Rudolf KieBsmann
Bergamin.
Laisae-naus dane^ tnarmaiUet
Pasqninot.
Ce9t lui qtU tn'ifisuUa/
Bergamin.
Cest lui qui me frappa!
Pasqninot.
Sylvette.
Bergamin.
Percinet
Pasqninot
Sylvette.
PapaHt
(IIb ränssissent ä les söparer.)
Peroinet, entratnant son p6re,
Bentre, il est tard!
Bergamin, essayant de revenir
Ma rage est ä s(m paroxysme!
(Peroinet Temm^ne.)
Pasqninot; m€me jen aveo Sylvette.
nP6cumel
Sylvette, Temmenant.
Uair fraichiU Pense ä ton rhumatismef
Die Entführung nimmt programmässig ihren Verlauf, Percioo^
streckt Straforel zu Bodeui die Liebenden werden vereint.
Bergamin, bas (zu Straforel)
Hein/ Quoi donc? ee papier, et votre Signatur e. ..
Qu'est'Ce cela, sHl vom platt?
Straforel, saluant.
Monsieur, &est ma facture!
{11 retombe)
Bideau.
RostandStudien 203
He Mauer ist gefallen, die beiden Besitzungen sind vereinigt,
die Väter langweilen sieh. Früher in den Zeiten des Heimlich-
war es besser gewesen.
Pasquinot
On risquaU^ chaque fais qu'an grimpait sur U mur
La easse cFune cdte, ou le bris d'un fimur.
Bergamin.
No% conversaiians manaqüotidiennes
Ne se pauvaient gu^au prix de ruses indiennesl
Ss kommt zum völligen Bruch: die Liebenden erfahren, welch'
ames Spiel man mit ihnen getrieben hat, verzweifelt zieht Per-
in die Weite.
Percinet.
Ah! je pars! ... On me traue en enfant: bien! faurai
Ma revanchet Jaurai du roman et du vrail
Je vais^ par des amours et des duels sans nombre,
Scandaliser, d Dan Juan^ Jusqu'ä tan ambre!
M je vais enlever des filles d^ap6ra\
(J7 sort en caurant, Vipie brandie.)
Straf orel.
Tris bien!. .. MaiSj maintenant, est-ce qu'an me paiera'i
Jm zu seinem Oelde zu kommen, will Straforel die beiden Lieben-
rersöhnen:
Straforel.
Sil se pauvait gue je rabibachasse
Ensemble ces mignans . . .
Straf arel, man petit.
Paur te faire pager tes nananfe pistoles.
Ce mariaye, il faut gue tu le rafistales.
Rideau.
m letzten Akte arbeitet Straforel, diesmal als Maurer verkleidet,
Hederaufbau der denkwürdigen Mauer. Während das Leben da
isen beschäftigt ist, Percinet zurechtzustutzen,
De dicaguebiner un peu ce caguebin^
3r Sylvette, die kleine Preziöse, von ihren romantischen Grillen
1. Jeden Tag schickt er ihr einen Brief in ttbertrieben preziösem Stil
Pourguoi n'avez-vaus pas, tigresse, ripandu
Au paulet gue paur vaus chague jaur fai pandu?
204 Rudolf Kiessmann
AIb Marquis von Astafiorquercita ftthrt er sich bei ihr ein und in
einer wunderbar bewegten Szene, in der sich wieder Rostands „Luat
zum Fabulieren'' offenbart, erklärt er ihr, sie entftthren zu wollen,
wobei er das ganze Rttstzeug romantischen Flitters aufbietet. Sylvette
ist geheilt, so viel Romantik wollte sie nicht:
. . . Du roman^fen voulais bien un peuy
Comtne on met du laurier dedans le pot-aur/eu! ...
Als nun vollends Percinet erscheint, elend, krank, verwundet, um
viele Enttäuschungen reicher, da schwindet der falsche Schein des
Abenteuerlichen und Romantischen, und beide sehen nur das, was in
ihrer jungen Liebe wahrhaft poetisch war.
Percinet.
Jai retrouvi ton front^ sa puirile frange^
Et ton jeune parjum qui faxt un fin milange
Avec tou8 les parfums des cytises voisins . . .
Ah! les Anges^ ce soir, ne aont pas mes cousins!
(II joue avec le volle de Sylvette)
Oh! laisse-moi baiser le liserS frivole
Du voile aSrien qui de ton front s'envole!
Klingt nicht aus jenen Versen der Ton, den Cyrano im schützenden
Dunkel der Nacht findet? (HI, 6)
. . . C'est ä cause des mots
Queje dis qu^elle tremble entre les bleux rameaux!
Oar vous tremblez^ comme une feuille entre les feuilles!
Car tu tremblesl car fai sentif que tu veuiUes
Ou non, le tremblement adori de ta fnain
Descendre tout le long des branches du Jasmin!
Ich mttsste besorgen, bei dieser geistreichen Spielerei allzulange
verweilt zu haben, wenn wir nicht schon hier gewisse Eigentflmlich-
keiten unseres Dramatikers wie in der Knospe vorfänden; Eigenheiten
in den verarbeiteten Motiven und in der sprachlichen Form, die (später)
in ausgeprägterer Weise in den folgenden Dramen wiederkehren sollten.
Was zunächst den Stoff betrifft, so bedeutet er bereits die ent-
schiedene Absage des jungen Dichters an die sogenannte „Moderne''.
Die frivolen Ehedramenmotive, welche die neuere Literatur seiner
Landsleute in Misskredit gebracht haben, interessieren ihn ebensowenig
wie die unter nordisohem und russischem Einflnss beliebte Zer-
gliederung mehr oder minder pathologischer Helden. Die mond-
beglänzte Zaubemacht der Romantik hält seinen Sinn gefangen. Noch
hat er freilich keinen Stoff gefunden, der eine ernsthafte Behandlung
Rostftnd-Studien 205
znliesse, er beginnt mit einer gntmtttigen Parodie, mit einem munteren
Sfttirspiel, aber die Art und Weise, wie er die weltfremden Gefühle
des Liebespärchens persifliert^ deutet darauf hin, dass des Dichters
Sympathie bei ihnen ist, dass ihr Denken und Ftthlen ihm selbst
nicht fremd ist, und schliesslich retten sie ja in das Alltagsleben hin-
flber eine Fülle des Schönen, des wahrhaft Poetischen, das ihnen auch
der Väter Tmg nicht rauben konnte. Die wundersame Frtthlingsnacht,
der Stemenglanz, die Rosenblttteu auf schwankem Stamm im blauen
Sehein des milden Lichtes: dies alles wird eine bleibende Erinnerung
sein an die Zeit, da sie zwei Kinder von zwanzig Jahren waren und
einander so lieb hatten. —
Im Aufbau der Handlung, in der äusseren Form haben wir bereits
den ganzen Bestand. Fttr ihn gibt es keine einschnürenden Vor-
Bchriften, was Hiatus, Caesur, Enjambement und Reimbildung betrifft.
In leichter, ungezwungener, stets graziöser Weise perlen die Verse
dahin. Seltene oder zum mindesten ungewöhnliche Wörter, Wort-
fonnen und Wortstellungen tauchen auf, um einen Vers zu füllen,
einen Beim zu binden. Rabibocher und rafistoler^ monoquotidiennes und
eoquebiner waren oben bereits in ihrem Zusammenhange erwähnt;
faire parier les pupazzi (III, 4), das köstliche se calcinait, das Straforel
yon sich gebraucht (111,2; im Beim zu Percinet\ auch die ausCyrano
wohlbekannten volatiliser und aigrelet seien genannt. Wie Bestand
schon in diesem Stttck mit der Sprache umspringt, bonmots und Wort-
spiele liebt, dafür noch ein Beleg, der die oben angeführten Proben
ergänzen mag.
Pasquinot.
Oräee ä toi^ ton moutard Hmt d'insanes propos,
Et se croit le premier des moutardiers papaux.
Bergamin.
Moutardier dont au nez me monte la moutarde!
Pasquinot.
Je vais tout leur canter, sans plus tarder.
Bergamin.
Non^ tardel
II ne faut pas aller leur dire tout de go;
On parier a süot apris le conjungo:
Jusqu^aux demiers accords des nuptiales harpes^
Sachons leur opposer un mutisme de carpes.
Man sieht, dass Benä Doumics Wort: Tout ce qutl touche se con-
vtrtit en versfaciles, auch auf Les Romanesques angewandt werden kann.
OQg Rudolf Kiessmann
Aber Rostand erweist sich nicht nur als genialer, formvollendeter
Dichter, der seitab von der Alltagswelt in der Romantik sich ergeht,
er ist zugleich ein Tortrefilicher Kenner alles dessen, was btlhnenwiik-
sam ist. Schon oben habe ich darauf hingewiesen, wie der Dichter im
Interesse eines guten Schauspielers^) seiner munteren Laune und seiner
behenden Feder die Zttgel schiessen lässt und alle Möglichkeiten einer
stilgerechten Entführung Torftthrt. Weiter beachte man die melodischen
Tiraden, die scharfe Ftthrung des Dialogs, besonders aber die Szenen-
nnd Aktschlüsse. Man yergleiche o. S. 202, dann auch I, 5:
Bergamin.
Soitt
Straforel.
Je vais revenir bientdt • . .
{MofUrant Pasquinot)
Mais il imporie
Que Monsieur^ de 8M pare, entre-bäiUe la parte . . .
Bergamin.
// entre^iUera.
Straforel saluant
Messieurs^ mes eampliments/
(avani de sortir)
üne prenUire classe avee des supplimenisl
I, 7 vgl. 0. S. 202 Pense ä tan rkumatisme.
I, 10 vgl. 0. S. 202 Monsieur e*est ma facture!
II, 8 vgl. 0., wo das etwas stark volksttlmliche rafistoler am Ende
des Aktes besonders wirksam ist.
Der eigenartige, wenngleich etwas dürftige Inhalt und die geniale
Form yerhalfen dem Stück, das an Zeit und Ort nicht gebunden ist,
das sich abspielt aü Van vaudra^ paurvu que les castutnes soient joliSf
tu einem yielleicht nicht ganz gerechtfertigten Erfolge. Aber auf das
harmlose Satirspiel folgte schon im nächsten Jahre ein Stück voll
herber Tragik, in dem sich der geniale Romantiker zum ersten Male
als wahrhaft grosser Dichter zeigte.
La Princesse Lointabie.
Die Biographie der Troubadours erzählt von Jaufire Rudel:
Jaufre Rudel von Blaya war ein gar edler Herr und Fürst tod
1) Es ist doch wohl kein Zufall, dass öiePrmeesse lomteMe der Sarah Bern-
hardt, Cyrano dem ergossen Coquelin gewidmet ist Man heaehte auch die Evlär
fting an die Schauspieler, die dem Text der Samarüaine vorangeht. Die
Eamanuques aber widmete Roatand seiner Frau, mit der er seihst Theater gespielt
K.He. Vgl. meinen AuÜMti «Edmond Rostand* in den .Grenzboten« 1907.
Bostond-Studien 207
Blaya und verliebte sich in die Gräfin von Tripolis, ohne sie gesehen
lu haben; da er soyiel Gates von den Pilgern gehört hatte, die von
Äatiochia kamen. Er dichtete ihr zu Ehren viele Verse mit schonen
Weisen, doch einfach in den Worten {ab paubres motz). Und da ihn
yerlangte, sie zu sehen, nahm er das Kreuz nnd fahr übers Meer. Es
ergriff ihn aber (die) Krankheit im Schiffe and er ward nach Tripolis
Ar tot in eine Herberge gebracht. Dies kam der Gräfin za Ohren,
und sie kam za ihm an sein Bett and nmfing ihn. Er wusste aber,
daaa es die Gräfin war, and er kam wieder za Sinnen (wörtlich: er
erlangte das Hören and das Riechen wieder). Da lobte er Gott, dass
er ihm das Leben erhalten hätte, bis er sie gesehen. Sie aber liess
ihn mit grossen Ehren im Hanse des Tempels beerdigen and an dem-
Mlben Tage nahm sie den Schleier wegen des Schmerzes, den sie
ttber seinen Tod empfand.
Jene romantische Erzählong, deren aach Petrarca^) gedenkt, die
Uhland, Heine, Swinbame, Mary Robinson bearbeitet haben, hat Ro-
Btand den Stoff za seinem Drama geliefert*). Wer jene ferne Geliebte
gewesen sein mag, wissen wir nicht*). Rostand entscheidet sich (wie
Bchon Stimming) fttr Helissendis«
Nach langer stürmischer Seefahrt, nach schweren Kämpfen mit
Piraten, nähert sich das Schiff, das den todkranken Dichter trägt,
den Gestaden von Tripolis. Ein schwüler Drack lastet aaf den Ge-
mütern der Seelente, die von grinmiigem Hanger gepeinigt werden:
es ist dieselbe Stimmnng, die die Szene im Lager der Gascogner Ka-
detten atmet {Cyrano IV). Ein Gedanke allein hält alle aafrecht:
die märchenschöne Prinzessin za sehen, die ihr gater Herr in so vielen
klangvollen Liedern verherrlicht hat. Nar sein Arzt, Erasme, ist übel-
gelaant ob jener phantastischen Fahrt in die Weite, während Fröre
Trophime, der Kaplan des Prinzen, die selbstlose Liebe Jaafre Radeis
als etwas Erhabenes, sittlich Gates feiert.
(7e$l pour le eiel que Us grandes amours travaiUmt.
Kein eifernder, asketischer Priester tritt ans hier entgegen, sondern
ein gater Mensch, der Menschenfread and Menschenleid mit wohlwoUen-
1) Driattfo d'Amare IV, 62 f.
— 6ICu90 2a oela e Irtimo
a eerear la sua tMrte,
2) Vgl MabrenholtB Besprechung der Amoldschen Dissertation XXV*,
S.68f. derZ0.i.fr.Sp.a. Litt, und Schneider ebenda XXVI*, S. llOf. Während
des Dmckes glog mir die Programmabhandlung von Fr. Kraft (Rostands Pr.
l als Sebttllektflre) so. Worms 1907.
8) Ober den Stand der yielumstrittenen Frage unterrichtet meine Programmab-
handlung : UnUrtnehungen über die Bedeutung EUanorene von PMoufür dieLiteratur
ihrer Zeit, Bernburg 1901. S. 3 — 10. Von neueren Arbeiten seien genannt : Appel in
Berrige Archiv 'HB.VU. und Savy-Lopea in EendieonÜ de VÄcad.deiLineeiJLifi.
208 Budolf Kiessmann
dem MitgefUbl betrachtet. Wir werden eiDem verwandten Charakter
im Jesns der Samaritatne begegnen. Um das Wesen dieses Kaplans;
seinen Sinn für das Romantische und Ideale, recht erkennen zu können;
wollen wir Rostand reden lassen, zumal in diesen Versen der Dichter
uns einen Blick in seine innerste Welt tun lässt.
iferasme.
Et pui8 cPailleurs, qu'importe?
Prfere Trophime.
Beatscoup, Car tout rayon quißltre, d'ideal^
Est autant de gagtU dans Väme sur le mal.
Je vois dans tout but noble un but plus noble polndre;
Car lorsqü'on eut un rive on n'en prend pas un moindrel
nPestime donc ces cceurs disormais agrandis.
— Vou8 semblez itonni de ce que je vous dis? . . .
Ouiy je suis partisan des aventures hautesf
Et pris de ceUe-ci^ que sont les Argonautes?
Elle est lyriquement epique, cette nef^
Qui vole, au bruit des vers, un poite pour che/,
Pleine d'anciens bandits dont nul ne se rebeUe,
Vers une douce femme Strange, pure et belle^
Sans aucun autre espoir que d^arriver ä temps
Pour qu'un mourant la voie encor quelques instantst
Ahl Vinertie-est le seul vice, maitre Järasmet
Et la seule vertu, c'est
^rasme.
Quoi?
Frfere Trophime.
L'enthousiasmet
Erklingt nicht in diesen Versen gleichsam das Progranun de^
jungen DichterS; der sich für stolze Abenteuer noch begeistern kanD>
und der sich aus der öden Alltagswelt in die romantischen Zonen de^
Ideale flüchtet? —
Eine Figur des Stückes, die auf den Gang der Handlung be-^
stimmender noch einwirkt als Jaufre Rudel selbst, ist der Freund des
Dichters, Bertrand d'AUamanon, ein ritterlicher Troubadour. Zum
ersten Male begegnet hier ein Freundespaar; wir werden im folgenden
sehen, wie viele Züge sich nachweisen lassen, die in Cyrano de Bergerac
und seinem Verhältnis zu Christian wiederkehren.
Bertrand meldet, dass der Prinz erwacht sei. Dann versucht er,
die gänzlich erschöpfte Mannschaft zu mutigem Ausharren zu bewegen.
Wie Cyrano die hungernden und dürstenden Kadetten im Lager vor
Rostand-Stndien ^
Arras durch die heimatlichen Lieder der Gascogne ttber den Ernst der
gegenwärtigen Stunde hinwegzutäuschen sucht, so stimmt Bertrand
zun Tröste der Matrosen einen Sang zu Ehren der fernen M^lissinde
an. und wie in Cyrano de Bergerac (IV, 3) Carbon mit leisem Vor-
wurf zu Cyrano sagt:
Mais tu les fais pleurer!
80 hier der Steuermann:
Mais quels fous vous en faites!
Ce que &est que d'avoir ä son bord des poitest —
Jaufre Rudel wird auf Deck getragen. Er grttsst den jungen Tag
uid fragt sich bang, ob er die Ersehnte^) wohl noch einmal sehen wird:
Mourrai'je sans avoir mime de la narine
Aspiri de Vespoir dans la brise marine,
Hilasl et recannu, venant vers moi\ par Fair^
Le parfum voyageur des myrfes d'outre-mer.
(Man beachte das auffällige, fast beleidigend-ktthne narine und den
wundervollen Wohllaut des letzten Verses).
Er dankt seinen braven Mannen, seinem treuen Freunde, die alle
Mohsale mit ihm geteilt haben, doch wenn er auch fem von allem,
Was sein einst war, stirbt,
Je ne regrette rienl
Ni parents, m foger, ni la verte^) Aquitaine . . .
Et je meurs en aimant la Princesse lointainet
Schon zweifelt er, sie jemals zu sehen, da nimmt er noch einmal
die Harfe und singt ihr ein letztes Lied :
0 prefniers vers d^amour faits pour Elle jadis,
Mes Premiers vers soyez les demiers que je disl
In kunstvoll verschlungenen Reimen
[aaa*>ccc**ddd«bbb«eee*ccc»>fff«bbb«],
die an die Lieder des Troubadours erinnern, in denen die alte Ein-
^^hheit der Form, die des Minnesanges Frühling ausgezeichnet hatte,
^Qfgegeben war, feiert er sein fernes Lieb.
Kraftlos fällt er zurück.
1) Er spielt mit dem Wort liölisinde — miel Princeese d^Orient dont le nom
^ äe midi Miliesindet , . ., wie später Bertrand (111,7):
Melissinde, je Vaime!
Quellt fit a 'grhou dans ton nom de bapteme,
Dis^ Üb cheveux de miel, et tes libvres de miel?
2) Cyrano IV,3.
C'est la verte douceur des soirs sur la Dordogne^
Ecoutee, hs Gascons: c'est toute la Qascognel
I^ntttüTChe Forachvxigeii XXV. 1 4
210 Rudolf KieBBmann
Je ne peux plual HSlasl mes pauvrea dcigts trembleurs
Ne trouvent plus les nerfs de la harpe, Lee pleurs
M^itouffent . . . MüimndeH . . . Hilasl je vais me faire,
Et peiU-itre ä jamais, car PespSranee . . .
Une Yoix, daoB les voileg.
Terref
Wieder haben wir hier einen der auf der Btthne so ttberans wir-
knngsToUen Gegensätze. Nun drängen and basten und ttberstttrsen
sich die mit ^rösster Virtuosität dem Gesetz der Verse angepassten
Rufe der Mannschaft bis zu dem seligen Ruf des Troubadours.
Embrassons-nous I
Chantotisl
Terrel
Terrel
Le portl
Tripoli
Bistagne.
Trobaldo.
P6gofat.
Ouij le mälheur cessel
Trobaldo.
Juan.
Bistagne.
Pögofat.
Joffroy.
La Frinceasel
Aber der Dichter ist zu krank als dass er an Land gebracht wer-
den könnte. So will denn sein Freund zu ihr gehen und ihr von Jef-
freys treuer Liebe erzählen, überzeugt, dass sie den Dichter, der
ihr zum Preise gesungen, auf seinem Sterbebette aufsuchen werde.
Der Dichter willigt ein.
AttendriS'la, sais Sloquent, trouve des chosesl
On plutdt non^ dis-lui la simple viritöi
Que je Fadore, et que je tneurs d^avoir chante,
Eperdument chanti sa beauti sans igale,
Comme d'avoir chanti le soleil^ la eigalel
0hl mais que je mourrai le prince des amanta^
Si pour deux ans d'amour je la vois deux momentsl
Wir haben hier eine Situation, die bei aller Verschiedenheit im
Einzelnen mit der Handlung in Cyrano de Bergerac wohl in Parallele
gesetzt werden kann.
Rostand-Studien 211
Hier wie dort ein Freundespaar. Dem ritterlichen, zum Tode ab-
gehärmten Dichter entspricht ja keineswegs völlig Cyrano^ obgleich
dieser Held des Wortes und des DegenS; den seine Phantasie so gern
in den MondlSndern spazieren fllhrt, mehr als einen romantischen Zug
loit dem Tronbadoor gemeinsam hat; der eine Dame feiert, die er nie
gesehen hat.
Aber wie Cyrano dem schönen Christian seinen Geist zur Ver-
fftgung stellt; um auf Roxane za wirken, so fordert Jeffrey den statt-
lich-schönen Bertrand auf, M^lissinde als ersten Gruss die Verse zn
sagen, die der Prinz ihr zu Ehren gedichtet hatte. Wir werden weiter-
hin sehen, wie die ferne Prinzessin des 12. Jahrhunderts ihrerseits mit
der Preziöse im Zeitalter Moliires verwandt ist.
In einem prächtigen, mit verschwenderischem Luxus halb romani-
scher; halb orientalischer Herrlichkeit ausgestattetem Palast; dessen
glänzende Marmorfliesen mit frisch geschnittenen Lilien bedeckt sind;
erwartet eine Gruppe von Pilgern die ferne Prinzessin; die Verlobte
des Kaisers Manuel, die von einem gewaltigen Ritter in grttner Rttstung
bewacht wird, der jedem Jüngling den Zugang zum Palast versperrt. In
strahlender Schönheit; in edelsteinttbersätem Gewände, einer Fee aus
Tausend und eine Nacht gleichend; naht Melissendis. Kinder mit
Liliensträussen in der Hand schreiten ihr zur Seite. Ehe die Pilgers-
leute gen Frankreich ziehen, sagt sie ihnen Lebewohl. Die Verse sind
zu melodisch und zu graziöS; als dass ich sie nicht als Probe Rostand-
scher Kunst anführen möchte. Man stelle sich ausserdem im Geiste
diese Szene auf der Btthne vor und man wird wiederum Rostands
Gefühl fttr das Schauspielerisch- Wirksame erkennen.
MälissindC; du haut des marches
Ainsi, V0U8 reverrez la France^ gens heureuxl
Ainsiy vers votre nefy vom croirez que s^avance^
Bientötf dans un brouillard bleuätre, la Provencel
Je V0U8 enviel — HSlasl je suis comme ces ßeurs
Qui naissent sous des cieux qui ne sont pas les leurs,
Et devinant au loin qu'elles ont des patries^
Peuvent sembler fleurir, mais se sentent flitriesl
(Elle descend quelques marches.)
Vorn verreZy sur la mer, le sol natal qui poindl . . .
— Jfot, ma vie est d^aimer en ne connaissant point^
Et d^avoir des regrets^ sans une souvenance . . .
(Elle descend une dernifere marche et s'avance entre les pölerins)
Mais dijä^ comme il sied aux chritiens en partancty
Vous avez tous cueilli la Palme.
(Prenant des lys aux mains des enfants.)
14*
212 Rudolf Kiessmann
Vaulez-votiS
Chacun foindre ä la palme un lys fragile et doux,
Et le garder ^ ce lys, relique bien ligire?
Paur vom remimorer la/rangaise itrangire?
(Elle lear distribae les lys.)
Nicht einer augenblioklichen Lanne folgend kommt sie den Pilgern
80 freundlich entgegen, sie hofft, dass yielleioht auch unter ihnen sie
einer in Liedern verherrliche wie dies ihr femer Freund Jeffrey Rudel |
getan hat. Der Gedanke an ihn tröstet sie in der entsetzlichen Lange-
weile, in die sie Manuels Eifersacht gebannt hält. Ihre Ehrendame wun-
dert sich) dass sie ihn heiraten wolle, aber im Verlauf dieser stellen-
weise recht modern anmutenden Szene (11, 3) erwidert sie echt französisch:
Pourquoi pas? .. . ün marij ce n'est pas un amant
Vor jeder wahren Liebe bewahrt sie ihr unsichtbarer Freund, dem
sie die besten Regungen ihrer Seele verdankt. Gegenwärtig erwartet
sie SquarciaficO; einen genuesichen Händler, mit seinen Waren, den.
sie jedoch nur in Anwesenheit des Ritters mit der grttnen Rttstnng^
empfangen darf. In einer formell vollendeten Szene weiss ihr der ver —
schlagene Kaufmann, während er seine Sachen anpreist, die Kunde voik^
der Ankunft eines jungen französischen Dichters zu übermitteln, ohn^^
dass ihr grimmiger Httter etwas davon hört. Bertrand naht, von Tor zc^
Tor stürmte er vor, vor Aufregung bebend verfolgt Mälissinde seiniM
Vordringen, ihn zu ermutigen wirft sie ihren weissen Ärmel ihm zu ^
da greift ihr riesenhafter Wächter selbst in den Kampf ein.
M61issinde
Que va-t'il se passer? — Ah\ je suis demi-mortel
n vientl — Le Chevalier aux Armes Vertes, W,
Va le tuer avec cette hacke quHl a\ —
Ce pauvre enfant ne peut abattre, cette brutel —
Ah\ ils ont commencil . . . Comme c'est longl On lutte.
On piStinel Quel choc\
Ha\ . .. les battants ouvertsl
[Bertrand paralt sur le senil, Täpäe au poing, blessä au front!
et il Jette aux pieds de Mälisinde la manche empourpräe.]
Messirel . . Ah\ ... Qu'avez-vous ä me dire? . . .
Bertrand.
Des vers.
Wie raffiniert ist der Schluss der Szene herausgearbeitet!
Nun kniet der Freund nieder und stimmt des Freundes Liebeslie^
Rostand-Stndien 213
an, doeh schon nach den ersten Strophen setzt Mälissinde ein^) und
beendet den Sang, den mehr als ein Spielmann ihr zugetragen hat.
Ehe Bertrand seine Mission beenden kann, schwindet ihm das Bewnsst-
sein, in H^lissindes Armen erwacht er wieder zum Leben. Schon droht
die zauberhafte Anmut der schönen Frau ihn zu berücken, die von
heisser Liebe zu dem tapfem Jttngling entflammt ist, da denkt er
des Freundes, dem er Treue schuldig ist, und flehentlichst bittet er
die Fürstin mit ihm an Bord des Schiffes zu eilen.
Mölissinde.
Mais de qui parlez-vous?
Bertrand.
D$ c$ Joffroy Rudel
Duquel la demüre heure est instante^ — duquel.
Vous pretendiez aimer ramour] 0hl il expirel
Hdtez'vous. fai promis . . .
M^lissinde.
Mais alors, vous^ messire
Vous, qui donc ites-vous?
Bertrand.
Bertrand d^Allamamm^
San frh-e, son ami ... Hol venez vite !
Mölissinde.
(Rideau.j
Non.
Rote Rosen, der flammenden Liebe Symbol, bedecken die Stufen
d^B Palastes.
Noch einmal gelingt es Bertrand Mälissinde zu sprechen. Durch
die begeisterte*) Erzählung von seines Freundes treuer Liebe erzwingt
^' endlich Mälissindes Einwilligung mit ihm zu kommen.
Roland fut amoureux, certes, de la belle Aude,
Tristan le fut d'Jseult, et Flor de Blanchefior^
Mais Rudel le fut plus de Müissinde encorl
Schon ist Bertrand geneigt, die frühere Weigerung der Fürstin
^^ ein grausames Spiel zu halten, als ihm der verschlagene Squarcia-
1) Aach Roxaoe kennt alle Briefe auswendig, die ihr Christian geschrieben
^*t (111,1.)
2) Man beachte, wie Bertrand fortgerissen von der Erinnerung an Rudels
^^^denfahrt das vertrauliche «Du** wählt, das dann auch Mölissinde gebraucht,
Le vayage, commentf femme, te le dicrire^
De cet agonisant cinglant vere ton sourire? . . ,
214 Rudolf RieBsmanii
fico die Augen Offnet. Wtttend wirft er sich auf ihn, den Mölissindes
Zorn nun trifft.
Vou8 voyez, fai bannt cet komme pour vous platte.
Noch schwankt die Fttrstin; ob sie gehen soll. Sie liebt den jogend-
schönen ritterlichen Helden. Warum hat ihr femer Freund allzngnt
seinen fioten ausgesucht!
Celui dont ri longtemps mes rives furent pleins,
Celui qui meurt pour iwoi, je Paime^ je le plains^
. Et Fautre je Vadore\ et ma eouffrance est teile
QuHl me aemble^ mon äme, entre eux^ qü'on Vicartile\
In einer wunderbaren Szene, über der der berauschende Zauber
gltthender Liebeslust ausgegossen liegt, versucht Mälissinde mit berücken-
den Schmeichelworten den schönen Freund zu gewinnen. Schon droht
er der sieghaften Schönheit zu unterliegen^ da künden Stimmen ein
schwarzes Segel auf dem Schiff: das Zeichen, dass Rudel verblichen
ist. Mit quälenden Vorwürfen zermartern sich beide den Sinn, sie
haben den Freund verraten, wie können sie sühnen?
Bertrand.
Et penser ce qu'il a du souffrir en mourantl
H^lissinde, allant vers la fenStre.
Ordce, eher mort trahij ne prends pas de revanche,
J'irai chercher ton corps . . .
(Avec nn grand cri.)
Bertrandl la voile est blanchel
Das schwarze Segel meldete den Tod des Bitters mit der grünen
Rüstung, noch kann alles sich zum besten wenden. Beide eilen zum
sterbenden Dichter.
An Bord des Schiffes versucht Squarciafico, der aus einer Ver-
heiratung Mölissindes mit dem fremden Dichter Kapital zu schlagen
versucht hatte, vergeblich, die Fürstin und Bertrand der Untreue zu
verdächtigen. Zwar vermag, nach Aussage des Arztes, der sterbende
Rudel nicht mehr die Beschuldigung zu hören, aber als der Genuese
gar keine Ende findet, wirft man ihn in das Meer.
Frfere Trophime.
Qu'aveZ'Vous fait ?
Bruno.
Noyi^ dans la fleur de son dge.
Rostend-Stadien 215
Fran^ois & fröre Trophime.
Lais9€z\ Cest un michantl 11 satt nagerl . . .
La Voix de SqnareiaficO; raillease au dehoro
Je nage!^)
Schon soll ihn ein PfeilschuBs töten, da hebt Rndel, dessen Blick
unverwandt auf das ferne Gestade gerichtet war, langsam die Hand
nnd deutet anf das Schiff, das die Ersehnte zu ihm trägt.
In einem prächtigen, reich mit Blumen und kostbaren Teppichen
verzierten Fahrzeug, der Königin von Saba gleichend, naht die Ge-
feierte. Selbst der skeptische Arzt ist ergriffen.
Le Patron.
La voiläl
Pögofat.
Tousl jelofis no8 vestes soua ses pn8\
(IIa fönt snr le pont un chemin avec les haillons aiTachös de leurs
öpaules)
Tous, k voix ötoufFäes.
Silence\ — Eangez-vousl — Ellel — Ne paussez pasl —
Ä genouxl — Ellel Chut\ — Ellel
(Un grand silence s'est fait. Les vieles se sont tues. La galire
ts'arrSte sans bruit, on en voit monter des vapeurs d'encens et; sous le
tendelet, Hdissinde paratt. Elle reste un instant immobile.)
Un Marinier, dans le silence, dit doucement.
La sainte Vier gel
<denx esclavea sarrasins s'avancent pour dörouler au devant deMälissinde
^m riebe tapis. Elle les arr€te du geste, et d'une voix ömue.)
Mälissinde.
Nonl nanl Je veux marcher $ur ces haillons de sergel
Ich glaube schon diese letzten Zeilen werden eine klare Vorstellung
ermöglichen, in welch wirksamer Weise der Dichter den flLr das ganze
Stttck so überaus bedeutsamen Moment mit vollendeter Technik hervor-
Sehoben hat.
Nun folgt die letzte Szene, wo sich die Fttrstin dem Freunde, der
1) Vgl. 0. 8. 15. . . . sans plus tarder.
Non, tarde!
Ich erinnere auch an Princesse 1. 11,4 vs. 2 u. 3.
— Dien vous garde ! . . .
Ne serait-ce pas voub, platöt, qai me gardoz? . . ,
216 Rudolf Kiessmann
SqaarciaficoB Wort wobl yernommeii; aber nicht einen Augenblick an
Mdissinde^ nnd Bertrand gezweifelt hat; im Tode noch zn eigen gibt.
Sie wiegt ihn in ihren weichen Armen zum letzten langen Schlaf hinttber.
M6li88inde.
Je garde du lointain, par lequel je le plus,
Tu me verras toujours, sam ombre ä ma lumiire^
Pour la premiirefoiSj toujours pour la premiirel
Joffroy.
La princesse est venuel 0 ma princesse^ adieul
Frfere Trophime.
Libera, Domine . . .
MölisBindC; debont; le soulevant dans ses bras vers le resplen-
dissement de la mer. IIb sont euveloppäs de la ponrpre du soleil
couchant.
Toui le ciel est en feu\
Vois^ tu meurs d'une mort de prince et de poite,
Entre les bras rtois ayant pos6 la tSte,
Dans ramour^ dans la gräce et dans la majesti;
Tu meurs, bini de DieUj sans IHrnportuniti
Des sinistres objets, des eires et des fioles^
Dans des odeurs de ßeurs, dans des bruits de vieles,
Uune mort gui n'a rien ni de laid, ni d'amer,
Et devant un coucher de soleil sur la mer\^
Noch halten die Hände des Toten ihre blonden Locken. Er soll sie
mit ins Grab nehmen. Mit scharfem Schnitt beranbt sie sich ihres
Schmuckes, ihr Entschluss steht fest: sie will im Kloster den Frieden
suchen. Den braven Seeleuten gibt sie ihre Kostbarkeiten und Ber-
trand heisst sie in den heiligen Krieg wider die Ungläubigen ziehn.
M^lissinde, reculant yers sa galdre,
Adieul ne pleurez pas, — car je vais vers le calmcy
Et je connais enfin quel est Vessentiel\ . . .
Frire Trophime, s'agenouillant devant de corps de Joflxoy.
Oui les grandes amours travaillent pour le ciel.
1) Cyrano IV,8:
Et je voudrais mourir, un soir, sous un ciel rose,
Ober die Anklänge in der Sterbeszene des HArxogs von Reiohstadt vgl o.
Rostand-Studien 217
Nach den allgemeinen Bemerkungen, die wir an die Betrachtung
der Romanesques angeschlossen hatten, wird ohne weiteres klar sein,
wie gerade jene liebliche romantische Sage einen Dichter wie Rostand
begeistern mosste. Was den äusseren Gang der Handlung betrifft, so
bat er sich eng an die schlichte und darum so ergreifende Darstellung
der Biographie des Troubadours gehalten^). An wichtigeren Personen
bat er, um den dramatischen Konflikt zwischen Ehre und Liebe heraus-
zuarbeiten, die Rolle Bertrands^), in feinsinniger Erweiterung dessen,
was seine Quellen ihm boten, als dramatisch wirksamer handelnde Figur
dem allzu passiven Dichter zur Seite gestellt. Die ttbrigen Gestalten
beleben das Stttck, selbst der grüne Ritter, der etwas im Hintergrunde
bleibt, paast als wohlbekanntes Requisit der mittelalterlichen Vers-
novellen Tortrefflich in den Rahmen des Bildes..
Freilich darf nicht verschwiegen werden, dass der mittelalterliche
Geist nicht durchweg gewahrt worden ist. Modern-Französisches ver-
bindet sich mit den alten Anschauungen. Die Matrosen, die sich gleich
ihrem Herrn flür die ferne SchOne begeistern, gleichen ein wenig den
Oascogner Kadetten in Cyrano de Bergerac, und der freundliche Kaplan,
der soviel Verständnis für die Liebe Rudels hat, der es nicht für
nötig hält, ihm die letzten Tröstungen der Kirche zu geben; denn
Uamour est saint, Dieu le voulut.
Celui qui meurt d'amour est sür de son saluL . :
auch er entspricht nicht den Anschauungen im Zeitalter der Kreuz-
zflge. Schon oben erwähnten wir, wie eine graziöse Koketterie M^lis-
sindes in ihrem Verhältnis zu den Pilgerfahrem, wie gewisse spezifisch
französische Ansichten ttber ihre Stellung zu ihrem späteren Gemahl,
Iber das Reizvolle, Bertrand dem Freunde abspenstig zu machen, nicht
recht zum Charakter der romantischen Märchenfee passen. Noch hatte
der Dichter den Stoff nicht gefunden, den er zum Meisterwerke bilden
konnte.
In der Form sehen wir bereits die Entwicklung zur Vollkommen-
beit. Die oben dem Stücke selbst entlehnten Proben zeigen neben dem
grossen Wohllaut in der Versmelodie') schon die hervorragende Gewandt-
heit im Versbau und die Kühnheit der Reime: Vorzüge die in reichster
Fülle in Cyrano de Bergerac begegnen. Wie in den Romanesques so
sind auch im vorliegenden Stücke die Szenen- und Aktschlüsse mit
kluger Berechnung der Erfordernisse der Bühne ausgearbeitet worden,
1) Über die Änderungen und Zusätze vgl. Arnold a. a. 0. S. 27—33.
2) Ober den historischen Bertran handelt Salverda deGrave: Letroubadour
Bertran d'Alamanon. Toulouse 1902. Biblioth^queMöridionale. !• Sörie, tomeVII.
3) Han denke nur an Bertrands Ersählung der Fahrt (III, 4), wo die Klang-
malerei sehr wirksam verwertet worden ist.
218 Budolf Kieasmann
schon fehlt es nicht an plastischen, farbenfrohen Bildern nnd ergreifen-
den Szenen. Man denke nnr an das Leben an Bord (Akt 1), Mölissinde
und die Pilger (11,2), Bertrands Kampf (11,6); dem Mölissinde vom
Fenster aus zuschaut, M^Iissinde und Bertrand in selbstvergessender
Liebe (III;?), die Sterbeszene (IV,2). Die Armseligkeit der Handlung
der Bomanesques ist überwunden, wenn auch manche zu breit angelegte
Szenen den lebendigen Fortschritt, der Cyrano auszeichnet, yermissen
lassen. Die Leichtigkeit, mit der der Feder Rostands die Verse eut-
fliessen, wird eine gewisse, hie und da auftretende Weitschweifigkeit zur
Genttge erklären.
Die Vorliebe des Dichters ftir ungewöhnliche, kühne Wörter, be-
sonders am Versende, trat schon in den Bomanesques hervor. Auf norm
wies ich oben hin, man beachte auch das icartile (S. 17). Alter-
tümliche oder seltene Formen: oiselle (1,1), meschef (1,1), les luizemes
du ciel (1,1), ä la pritne maison (1,4), la malheure (1,4; 11,7), pourpm
(11,3), grabataire (11,7) finden sich, auch Neubildungen wie z. B.
pitancier (1,1), errance (11,2), erUinceuler (111,2), s^accoiser (111,3), d
vau' Veau (111,4), tendelet (IV), tressoir (IV). Selbst eine der Lieblings-
bildungen Rostands, ein Verbum auf -iser fehlt nicht, das schon vor-
handene fieurdeliser (111,7) gemahnt an das von ihm neugeschaffene,
unsterbliche ridicoculiser des Cyrano de Bergerae. Ein von unserem
Dichter bevorzugtes Adjektivum ist blond. Vgl. blondes avelines {U, 6\
ile blonde (III, 4), uud dann (III, 5), Bertrand charakterisierend)
Pourquoiy si brun, il a patfois la voix si blonde,
womit man Aiglon (IV, 4) vergleichen mag:
Soitt Je serai le reflet blond du hiros brun • . .
Es erübrigt wohl darauf hinzuweisen, wie gerade der vorliegende
mittelalterlich-romantische Stoff zur Verwendung alter Wörter, wie 2.
B. siglaton (11,7) anregte, auch mire (1,1) sei in diesem Zusammenhang
erwähnt. Dass hierbei der Dichter sich gelegentlich einen Schnitzer
leistet und Messire {Sire) wiederholt (1,2; III 2; IV,1) als Akkusativ
gebraucht, und der italienischen Form Blanchefior den Vorzug vor
der französischen gibt (11,7), auch da, wo der Reim dies nicht er-
fordert (wie 111,3): dies und ähnliches (vgl. Langer S. 68) wird zwar
der zünftige Philologe feststellen, aber es wird so wenig unser Urteil
beeinträchtigen wie die (von Langer a. a. 0. erwähnten) Anachronis-
men. Freilich darf nicht verschwiegen werden, dass die Sprache
Rostands, trotz aller Vorzüge im ganzen, nicht überall gleichwertig ist,
und empfindsamen Ohren erprobter Kritiker zu Ausstellungen Anlass
gegeben hat (vgl. Langer S. 59), auch stören manche Vergleiche so
z. B. n, 3:
Roatand-Studien 219
Si pourtant quelque jour un amaur vSritabU
VencUt dana votre cceur, glouton, se mettre ä table?
Rostand nennt die Princesse loiniaine Bchlechtweg „pi6ce^. Er bekun-
det damit selbst, dass er sein Stttck als Drama im engeren Sinne nicht
aofgefasst hat. Der Charakter dieser romantischen Sängerfahrt zu
nebelhaften Gestaden, wo eine ttberirdisch liebliche Frau wohnt, bedingte
ja anch den vorlegend lyrischen Zug, der durch das ganze Stttck
geht Die Fabel schrieb dem Troubadour eine so tatenlose, undramatische
Bolle zu, dass Rostand notwendigerweise zur Belebung der Handlung
ziur Gewinnung eines Konfliktes Bertrand einführen musste. In der
Person der anmutigen M^lissinde, um deren Besitz man leidet, kämpft
und stirbt, findet die Handlung ihre Einheit.
La Samarltaine.
Überaus eingehende szenische Angaben, wie sie ftir Rostand cha-
rakteristisch sind, leiten das erste Bild jenes ivangile en trois tableaux
ein. Wir befinden uns am alten Jakobsbrunnen, unweit der Stadt
Sichem in Samaria. Zum ersten Male lässt hier der Dichter geister-
hafte Gestalten ttber die Bühne schweben^), es sind die drei Erzväter
Abraham, Isaak und Jakob, die dem Grabe entstiegen sind, und in
prophetischer Weise auf das Nahen des Messias hindeuten. Allmäh-
lich erscheinen immer mehr Schatten, die in Vorahnung des Kommen-
den dem alten Brunnen Verehrung zollen. Der junge Tag treibt alle
in das Totenreich zurttck.
Die Männer von Sichem nahen,
Paur ff venir parier des manx de la patrie
Le Romain nou$ pressure et le Julf nous insulte
Aber das uneinige, anch sittlich minderwertige Volk, das der Venus
und dem Bacchus fröhnt, kann aus sich selbst heraus die Befreiung
nicht erlangen, nur vom Messias erhofft man Errettung aus aller Not.
Jesus erscheint mit seinen Jüngern, voller Abscheu ziehen sich die
Samariter zurttck.
Pierre.
Maudit sott ce paysl Que la peste s^y vautrel
Et que la sauterelle y tomhe^ avec son bruitl
Jaques.
Que la nielle sur Farbre abolisse le fruit.
Ou que le ver Vattaque an fond de la riservel
1) Man denke an die Geister auf dem Schlachtfelde von Wagram {VÄiglon
V,5).
220
Rudolf Kieaamann
Andrö.
Et que la femme avorte et que Fhamme ^in&rvel
QuUls connaissent toutes les soi/s^ tautes les/aitnsl
Que tous leurs ennemis viennent sur leurs confim,
Et qu'il ne reste rien de leurs villes rasiesl
Pierre.
Que jamaiSy jamais plus, sous les bonnes rosies^
Vous ne vous incliniez et vous ne murmurieZj
Citranniers^ amandiers^ grenadiers et müriers\
Que jamais plus sous Us fruits lourds Varbre ne criel .
J6sas.
Les binedictions de Dieu sur Samariel
[Aneh hier die kunstvolle Anordnung der einzelnen Reden
wirkungsvollen Pointe.]
Die ganze Lehre ihres Herrn und Meisters ist zusammengef
den Worten: Liebet Euem Nächsten! In diesem Zusammenhai
zählt Jesüs die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Wie v
bar es Rostand versteht, den biblischen Stoflf in freien Versen
arbeiten; wird sofort klar, wenn wir den Lukastext daneben
Lucas 10, dOff. RoBtand:
Un homme descendit de Jörnsalem ün
k J6rico, et tomba entre les mains des
brigands, qui le döpooillörent : et apr^
Tavoir bless^ de plusienrs coups, ils
B'en allörent, le laissant i demi mort.
Or, 11 se rencontra qa*im sacrificatear
deseendait par ce chemin-U, et ayant
vu cet homme, il paasa outre. Un lövite
6tant auasi veou dang le m6me endroit,
et le Yoyant, paasa outre. Mais un Sama-
ritain, paaaant son chemin, vint vers
cet homme, et le voyant, il fnt tonchö
de compaasion. Et a'approchant^il banda
aea plaies, et il y versa de l'huile et
du vin^ puia 11 le mit aur aa monture,
et le mena k une hötellerie, et prit aoin
de lul. Le lendemain, en partant, il
tira deux denien d'argent, et les donna
k rhdte, et lul dit: Ale aoin de lui, et
tout ee que tu döpenseraa de plus, je
te le rendrai i mon retour. Lequel donc
de cea trois te aemble avoir et^ le pro-
chain de eelui qui est tombö entre lea
maina dea voleura? ....
Qui de Jerusalem aUait ä Ji
Beneontra des voUurs. On 2e j
an le bU
Ses cris demeurent sans et
Et^ le eroifatU «lori, cm le
U n*esi plus gu'tifie plaie^
Le sangfuü de son corps eomn
d^une otri
Fasse un prHre, II voit lä l
ce sol ro
II passe Ottire.
Basse un Uviie. H voit cet
fneurt U
n passe outre d eon Um
Basse un Samariiain. II voit U
teU:
II ^arrHe.
II saute de sa mule; ils^empr
versat
Du bautne mele d^huile^ ü ek
sang;
II prend doueement sous Fi
Uagonisani^
Rostand-Stadien 221
Put« il le monie sur $a seile,
Le parte ä VäbH, le descend,
Le fait coucher, le veille encore,
Ei le lendemain ä Vaurore,
AyarU mandi Us höieUers
Et leur ayant danni d^avance
Deux deniers,
II leur dit: ^^Jem^en vaü. Mais, pen-
dantmon abeence,
Qu^on etiprennesoin, qü'on lepanse,
Ä mon retour, je compte bien
Payer U eurplue de dipense.'^
Et puia il s'en va, ce paUn!
— Vaulez'vous maintefiani me dire, en
conscience,
Du malhetiireux mourant delasse.comme
un ehien,
Leguel par sa conduüe
Fut vraiment le proehain,
Le pretre, le Uvite
Ou le Samaritainf
So unterweist Jeans seine Jttnger dnreh mancherlei Gleichnisse,
hiB letztere ihn schliesslich verlassen^ nm Nahmngsmittel za holen.
I)^r Nazarener bleibt allein. Da erblickt er von ferne die schöne,
&ber überaus leichtfertige Photine, die, nm Wasser zn schöpfen, dem
Bruiinen naht. Wie in der Princesse Lointaine das Schiffsvolk M61i-
sinde bereits beschreibt, noch ehe sie die Bühne betritt, so schildert
aucli hier der Heiland die graziöse Erscheinung, die, ein munteres
Lied auf den Lippen, herankommt. Rostand versucht, wie so manche
inodeme Schriftsteller und Maler, uns Jesus, entkleidet von allem,
womit das Dogma der Kirche ihn umgeben hat, als den besten der
Menschenkinder menschlich nahe zu bringen. Echt menschliche
Freude über die Schönheit jenes Weibes bewegt ihn, ein anmutiger
Vergleich drängt sich ihm auf:
Voici bien, 6 Jacob, le geste dorU tesfilles
Savent^ en avangatU (Tun pas jamais trop prompt,
Soutenir noblement Pamphore sur leur front
Elles vont, avec un sourire tacitume,
Et leur forme s'ajoute ä la ferne de Vume
Et taut leur corps n'est plus qu'un vase svelte, auquel
Le bras levS dessine une anse sur le ciell . . .
Die Erinnerung an seine Mutter erwacht in ihm. Jenes Mädchen
t^ilich hat viel gesündigt,
222 Rudolf KieBsmann
Mais Vurne^ dont a fui le divin contenu,
Se reconnait divine ä Vanse du bras nu! . . .
Leichte, lose Lieder singend füllt sie ihren Erng, schon wendet
sie sich zum Gehen; der armen Menschheit gleich, die „leicht das Glück
gestreift, and die vorüber geht'', da ruft sie Jesus zurück, und nun
entspinnt sich — in Anlehnung an Joh. lY^) — das Gespräch Christi
mit der Samariterin. Erst will sie dem „schönen Juden^ das Wasser
verweigern^ da hält sie sein geheimnisvolles Wort von dem lebendigen
Wasser, das niemand mehr dürsten macht, zurück. Er hält ihr ihr
unwürdiges lieben vor und offenbart sich ihr als den ersehnten Messias.
Da grüsst sie ihn hingerissen mit dem gleichen LiebesliedC; das sie
vorher gesnngen, jedoch ihr milder Richter verzeiht ihr:
Je suis toujours un peu dans tous les mots d'amour.
Non, tu ne dois pcts avoir honte.
Comme Vamour de moi vient habiter toujours
Les coeurs qu'ont prSparSs de terrestres amours,
II prend ce qu'il y trouoe^ il se ressert des choses^
II fait d'autres bouquets avec les mSmes roses:
Un ccßur . . •
il dit, dans son irouble touchant,
N^importe quel fragment de chanson coutumiire . . .
Et la chanson d*amour devient une priire.
Klingen in jenen Gedanken der Verbindung irdischer und gött-
licher Liebe nicht die Worte des Kaplans Jaufre Budels nach, der da
sagte; dass jede grosse Liebe zum Himmelreich einfbhrt?
Nun lauscht in brünstiger Andacht die Samariterin den Worten
des Gottgesandten. —
Das zweite Bild stellt das bunte Treiben des Marktes zu Sichem
dar. Die hungernden Jünger versuchen vergeblich Lebensmittel ein-
zukaufen. Die Darstellung dieser Massenszene; die verschiedenen
Rufe der Händler; die Bemerkungen der Käufer: dies alles erinnert in
geradezu auffälliger Weise an das Treiben im Hdtel de Bourgogne
(Cyrano I.) und an das Maskenfest in Schönbrunn {Aiglon IV.). Gleich
die ersten paar Verse mögen dies beweisen:
Cris des Marchands.
BU\ Fruiisl Lait\ Miel\ Riz\ Seil Des rikikim tout Jraisl . . .
1) Auch das geflügelte Wort, dass der Prophet daheim nichtB gilt (Joh IV, 44),
kehrt in der letzten Sssene wieder.
Rostand-Stadien 223
Pierre.
Leurs cris ont augmenti la faim dont je souffraisl
Andr6.
Allans-noua-en,
Pierre.
Marchande €ncor\
Andr^.
On se moque de nous\
CTest inuüle.
Un marchand.
Des peius flans ä Vhuile \
Andrä, vivement.
Combim'i
Un jenne homme, passant en oonrant, aux marchands.
Ce sant des Juifs. Sayez tris exigeants.
(Les Disciples s'äloignent)
Antre Marohandi & des passantes.
Jeunes filleSf du/ard pour les yeux?
Antre Marchand; k des passants.
Jeunes gens.
Des roseaux de MSröm pour vous faire des fliches?
^* w.
Mit geringen nnd schlechten Vorräten gehen die Jünger von dannen.
Pierre.
Venezl
La Fonle.
Les Juifs s^en vanil — Chiensl — Pourceauxl — Voleursl
PierrC; doncement k Jean.
Jean,
Je crais bien qü^il n'y a . . .
Jjsl Fonle.
Ladresl — Bogneurs d'obolesl
Pierre.
De bans Samaritains que dans les parabolesl
Lange schon hat Azriel anf die Rttckkehr der geliebten Photine
E^^artet. Endlich erscheint sie. Bleich, mit wirrem Haar nnd flammen-
den Augen naht sie. Mit bebender Stimme erzählt sie von ihrer Be-
224 Rudolf KieBsmaon
gegnnng mit dem fremden Manne '). Ohne sieb dnreh den Spott der
Menge beirren zu lassen, verkttndet sie in begeisterten Worten den
Messias, der aneh ihr, der armen Sttnderin, verziehen hat, der iu
sehen gebroehene sehwanke Sehilfrobr nieht zu Boden sehlägt,
Mais, pour que le roseau balance encor sa hampe
Et Voffr% encor ^ ployante, aux pattes de Poiseau,
II raccommodera tendrement le roseau, . . .
Wer denkt bei den ersten Versen nicht an das anmutige Bild,
das Cyrano (IV, 3) malt:
Que la flute aujourd'hui guerriire qui s'aflige,
Se souvienne un moment, pendant que sur sa tige
Tes doigts semblent danser un menuet d^oiseau^
Qu^avant d'Hre d'Sbine, eile fui de roseau ; . . .
Ihre hinreissende Beredsamkeit verfehlt ihre Wirkung nicht. Nor
der Priester widerspricht:
Le Prßtre.
Le Christ est un vainqueur qui viendra dans la gloirel
Photine.
Cest un pauvre qui passe et qui demande ä boire.
Le Prßtre.
Coiff^ d'astreSf fendant terriblement les airs^
B viendra par un chemin bleu^ bordi d*iclairs\
Photine.
II est venu par le sentier de la valUe;
Pas d'itoiles au front, mais Fäme est eUnliel
Le Pr6tre.
II viendra pour crier: „i2 n'y a que la loil^
Photine.
// vietit pour soupirer: „üf n'y a que la foi\^
1) Man beachte in Zwiegespräch mit Azriel den Vers:
Car &est dans un baiser toute Vdtne qWon ftöU^ nnd vergleicl^^
Cyrano 111,9.
ün haiser . . .
üne foQon d'«n peu se respirer le coeur^
Et d*un peu ee goüievt au bord des UvreSj Vdme!
Uostand-Stodlen 22Ö
Le Prßtre.
// sera le guerrier qui reprendra la terrel
Photine.
// est le padfique ennemi de la guerre,
La ruine de la ruine^ et la mort de la mortl
ih bin geneigt; in jenen Versen einen vielleicht nicht ganz za-
m Anklang an Christi scharf pointiertes Zwiegespräch mit seiner
r im Mysthre de la Passion (1490) zu sehen*). —
1 wanderbaren Versen gibt Photine der neuen Botschaft Worte:
Des mots nouveauxl Des mots.
Parmi lesquels un mot revienty toujours le mime:
„Amour.. . amour . .. aimer\ Le ciel, c'est quand on atme.
)er Priester fUrchtet einen Aufruhr des Volkes und benachrichtigt
enturionen, der jedoch, da es sich nur um den ihm wohlbekannten
rener handelt; die Sache für zu harmlos hält als dass er ein-
Iten sollte.
Le Prßtre.
Tu n^as pas entendu la femme?
Le Centurion, riant et remontant.
Je prefire.
Ne pas Fentendrel
Le Pr^tre, essayant de le retenir.
^aute-lal
Le Centurion.
J^ai mieux ä fairel
Le Prßtre.
Quai danc?
Le Centurion, railleur.
Mais lire, au frais, tnon auteur familier.
Je lis, et Vombre d'une feuille de figuier
— Large et tremblante main qui sur le livre passe —
Souligne d^un doigt bleu quelque beau vers d'Horacel^)
l) Diese Stelle war bereits geBchrieben, als mir Arnolds Arbeit zugänglich
, der S. 60.ff. Arnold Greban's Mystöre de la Passion in den Kreis
Betrachtungen zieht, oline übrigens anf diesen Anklang hinzuweisen.
0 Cyrano IV^ . . . vous, vos, cartes^
Vos pipes et vos dH . . .
Et moi, je- lis Deacartes,
oiMhe Fonwhanfea XXT. 15
226 Budolf Kiesamann
Welch reizvolles Bild in entzückender Form! —
SchliesBlich folgt die Menge der begeisterten Pbotine.
Die erste Szene des letzten Bildes zeigt uns die Jünger Jesu im
Gespräch über das ihnen nnerklärliche Verhalten ihres Herrn und
Meisters, aber dennoch zwingt sie brennender Durst ans dem Krage
der verachteten Samariterin zu trinken. Nun naht, dem wogenden
Ährenfelde, das anf den Schnitter harrt, gleichend, unter Jubelgesängen
das Volk von Sichem.
In leidenschaftlich hastenden Worten schildert Pbotine die Wir-
kung ihrer Worte.
SetU vainqueur dant la robe encore sott de neige^
Tendre ennemi^ beau guerrier pur, blanc conquerant.
Je ne t'ai pas conquis la ville ! Elle se rend.
Ta servante ne peut t'avoir pritd main fortel . . .
Humble^ je ne atite rien dans toui ceci: fapporte
Lee clefs . . . Mais out, c'est touL J^apporte, — et ne suis rienl-
Les clefs de tous ces coeurs sur le coussin du mienl
Die Kühnheit solcher Bilder ist bezeichnend fbr unseren Dichter, -
Christus spricht zum Volke als der gute Hirte, der sich der ver-
lorenen Schafe annimmt. Für jedes Leid, fUr jede Schuld hat er ein
Wort des TrosteS; der Verzeihung, und die Wunder, die er yoUbringt,
überzeugen seine Hörer vollends. Man ladet ihn zu iSngerem VerweileOf
doch nur zwei Tage kann er bei ihnen bleiben. Wenig spricht er übef
die Art, Gott recht zu verehren, doch heisst er sie alle zu ihm beteO
wie er Photine gelehrt hat. Da kniet die Samariterin nieder, und
während die Hand des Heilandes auf ihr ruht, spricht sie das Oeb^^
des Herrn ^'
„Pire que nous avons dans les cieux, que Von fHe
Ton Nom; qu'advietine ton Boyaume; que soit faite
Ta Volonte sur terre ainsi que dans le ciel:
Notre pain^ aujourd^hui, supra-substantiel^
Donne-le-nous ; acquitte-nous des dettes ndtres^
Comme envers nous, des leurs, nous acquittons les atUres;
Ne laisse pas nos coeurs^ tentis itre en piril :
Mais nous libire du Malin.^
La Foule.
Ainsi soit-il\
Rideau.
1) Hier wie in der Geschichte vom barmherzigeD Samariter die engste ^''^'
lehnung an den biblischen Wortlaut.
ftostandStadien 227
Wir wissen, dass RostaDd durch die Lektttre von Job. IV. veran-
lasst wnrde, jenen biblischen Stoff dramatisch zn bearbeiten \ und soviel
wird die Analyse des Stttckes ergeben haben, dass er seinem innersten
Wesen folgend jene Begegnung an altehrwttdiger Stätte mit einem roman-
tischen Schimmer verklärt hat. Ich brauche wohl nur auf die Erschei-
nung der Geister der Patriarchen und auf die Gestalten des Heilandes
nnd der Samariterin hinzuweisen, um die eigenartige Auffassung Kostands
zu kennzeichnen. Wir mttssen uns von allen kirchlichen Ansichten frei-
machen, um dem Jesus der Satnaritaine gerecht zu werden. Zwar
sieht der Dichter in ihm den Gottessohn, der in die Welt gesandt ist,
am die Menschheit zu erlösen, aber deshalb ist er eben selbst Mensch
geworden, und in unserem Stttcke tritt er uns vornehmlich als der
g;nte Freund des Menschengeschlechtes entgegen, der die Gebote reinster
Menschlichkeit predigt. Ein Mensch unter Menschen, nur besser, edler,
reiner als alle seinesgleichen. Ein feiner Kenner des Menschenherzens,
der in den tiefsten Tiefen der Seele seiner Jttnger und Photines zu
lesen weiss, ein Künstler, dessen schönheitfrohes Auge mit Wohlgefallen
auf den anmutigen Formen Photines ruht. Dass die Charakterzeich-
Dung Jesu Christi, gerade auch wegen einer gewissen schwärmerischen
Verschwommenheit des Heilandbildes, von der Kritik scharf angegriffen
worden ist, braucht kaum erwähnt zu werden.
Die Gestalt dieser gefallenen und nachher so aufrichtig büssen-
den Magdalena verleiht dem Stttck seinen besonderen Reiz. Es ist
eine echt Rostandsche Frauengestalt: schön und leichtfertig, nicht ohne
eine gewisse echt weibliche Koketterie in den Geberden:
Dans le rond de Pämphare pleine eile se mire . . .
nicht ohne eine gewisse Geziertheit in den (man möchte sagen,
preziösen) Worten:
J^apporte —
Les clefs de iaus ces coeurs sur le cousain du mien\
So wird auch klar, dass es dem Dichter nicht gelungen ist, die
Dirne zur Prophetin zu wandeln. Photine bleibt zu sehr Weib, auch
da, wo sie nach der Absicht des Dichters irdischen Sorgens und Sehnens
entkleidet nur in dem Dienst der göttlichen Mission stehen soll.
Neben diesen Figuren treten die anderen Gestalten der Hand-
lung Kurttek, wenngleich auch sie, vom scharfem Schlaglicht getroffen,
plastisch genug hervortreten, was selbst fttr den horazbegeisterten
Centurionen gilt.
1) Vgl. Arnold S. 46, der auf Fr. von Oppeln-BronikowBki's Anf-
Mts (»Nord und Süd« Bd..93, Heft277) verweisst; über das Verhältnis Roitands
Ri seiner Quelle vgl. Arnold S. 47 ff.
16»
228 Rudolf RiesBmann
Was die Form betrifft, so kann ich Ober die genugsam erwähnten
Freiheiten der Vers- und Reimbildnng hinweggehen, zumal die Beispiele,
die aus dem Stttck selbst beigebracht sind, mich jedes Eingehene
ttberheben. Die flüssige Sprache Bestands zeigt sich besonders auch
in den Massenszenen, im Treiben des Marktes (11,1) und in der Szene,
wo Photine zur Menge spricht (11,3). Ich glaube auch ttber den reichen
Wortschatz, den Bestand hier wieder verarbeitet hat, sowie ttber die
effektvolle Anordnung der Satzglieder bis zum Szenenschluss (vgl. o.
S. 217 u. 220), hinweggehen zu können, doch möchte ich auf seine Vor-
liebe fttr Bilder und Vergleiche besonders hinweisen. Neben reizenden
Parallelen :
Photine den Krug tragend — selbst einer
schönen Vase ähnlich,
das Feigenblatt, das wie eine Hand
ttber ein Lied des Horaz huscht, —
die nahende Menge — einem wogenden
Ährenfeld gleichend, —
finden sich gewisse preziöse Geschmacklosigkeiten.
Lea clefs de taus ces coeurs sur le cotmin du mienl
Manches andere Bild wirkt zum mindesten ungewöhnlich, so wenn
Jesus sagt:
— Le salut jaillit de mes membres brisis
Comme le vin des grains icrasis de la viffne^
oder ein Mann aus Sichem:
Pareil au mufle inorme et roux qu'une lionne
Fenche sur un agneau dont la blancheur ViUmne^
La ville monstrueuse autour de toi se taitl
Meist aber sind die Vergleiche wohl gelungen und entbehren nicht
einer gewissen Originalität \ Von denen, die gedankenlos beten, heiset es ^
Ils partent pour prier^ mais^ oublieux du but,
lls s^endorment bientöt au rythme des formules,
Comme les cavaliers au pas berceur des mulesl
Es würde natttrlich viel zu weit ftthren, der Menge metaphorischer
Äusdrttcke zu gedenken, die gerade in der Samaritaine so zahlreich
sind, und die der Sprache gleichsam einen orientalischen Charakter
verleihen.
Zum Schluss sei daran erinnert, dass auch dieses Stttck trotz des
schlichten Inhalts nicht ohne dramatisches Leben ist. Die Klagen der
1) Vgl. o. ans den Bomanesques S. 204 oben.
BoBtand-Stadien 229
Samariter (1,2), das Gespräch Jesu mit Photine (1,5), die Markt-
Szene (II^l); ja selbst der allznlang ausgesponneDe Yersneh der Sama-
riterin, ihre Landslente zum Mitgehn zu bewegen (n;3— 5), dürften auch
in szenischer Darstellung das Interesse des Znschaners wach erhalten,
während im letzten Akte besonders die Ansprache Photines an den
Messias ergreifend wirkt. Das Stück wurde in der Osterwoche des
Jahres 1897 im TTiidtre de la Renaissance zum ersten Male aufgeführt
mid erzielte, dank dem glänzenden Spiel Sarah Bernhardts, einen
grossen Erfolg.
Cyrano de Bergerac.
Wir hatten in den bisher behandelten Dramen die Vorliebe des
Dichters für romantische Stoffe nachgewiesen und hatten weiter gesehen,
dasB er mit einer grossen Freiheit und Biegsamkeit der Verse eine
flberaus volle und bilderreiche, sich jeder Zeit und jeder Stimmung
anschmiegende Sprache und einen ausgesprochenen Sinn ftir das thea-
tralisch Wirksame verbindet. Diese charakteristischen Züge in Inhalt
and Form verleugnet auch sein Meisterwerk nicht.
Im Theater an der Porte St. Martin empfand das raffinierte
Premierenpublikum eine wahre Erleichterung, wieder einmal einen Helden
auf der Bühne zu sehen, der so ganz von den Gestalten des modernen
Dramas abstach. Hier bäumte sich eine geniale Dichtematur auf gegen
das ganz Gemeine, das ewig Gestrige, gegen Naturalismus und Kosmo-
politismus; und über jener reichbewegten Handlung, die die Zeit wach-
rief, die noch das letzte Abendrot des geschiedenen Mittelalters ver-
goldete, lag ausgebreitet ein feiner zarter Duft wie von der blauen
Blume der Romantik.
In richtiger Würdigung seines eigensten Geschmackes hatte Bestand
den Stoff gesucht. Hier konnte er zum ersten Male frei die Gaben
seines Genius darbieten. Hier zeigt sich der Dichter zum ersten Male
so recht als Südfranzose, als Landsmann des von ihm unsterblich ge-
machten Gascogners. Der sprühende Witz, den schon die alten Römer
an den wortgewandten Galliern entdeckt hatten, die hingebende Ver-
ehrung schöner Frauen, die nicht allein die Zeit der ritterlichen Trou-
badours auszeichnete, und dann der Mannesmut, der mit des Degens
Schneide ein fleckenloses Wappenschild zu verteidigen weiss: diese
wertvollsten Eigenschaften des französischen Geistes erfuhren in O^ano
de Bergerac einen hinreissenden Ausdruck.
Es ist allgemein bekannt, wie begeistert das Stück in Frankreich
und auch im Auslande aufgenommen wurde, trotzdem ein so spezifisch
französischer Stoff ausserhalb des französischen Sprachgebietes nicht
entsprechend gewürdigt werden konnte und selbst einem £rich
230 Radülf KieBBinann
Schmidt^ den scharfen Blick trttben mnsste. Die znyerläBsige Arbeit
Hans Platows^ überhebt mich jedes Eingehens auf Kostands Quellen
und ihre freie Oestaltang, ja auch die Form ist bereits zum Gegenstand
einer Monographie' gemacht worden, so dass ich mich im folgenden
unter kurzer Bezugnahme auf den wohl allgemein bekannten Inhalt
darauf beschränken kann, die Anklänge in Inhalt und Form henrorzu-
hebeu; die von dem nun erreichten Ziele der dichterischen Elntwicklung
uns einen Blick auf den früher zurückgelegten Weg tun lassen. Hin-
sichtlich der kurzen Charakteristik der vielbewegten Handlung schliesse
ich mich an meinen Aufsatz Ci/rano de Bergerac cUs Schullektüre ^ an.
Welch lebhaftes Bild im ersten Akte ! Die Schilderung einer Vor-
stellung im Hdtel de Bourgogne im Jahre 1640 gibt die beste Gelegen-
heit, in festen Linien ein klares Bild der gesellschaftlichen Zustände
Frankreichs im Zeitalter des grossen Kardinals zu geben. Da drängen
sich im Zuschauerraum bramarbasierende Soldaten, lärmende Spieler
und Trinker, kokette Blumenmädchen und ängstliche Bürgersleute. Dann
ziehen in aufgeputzten Kostümen die dumm-stolzen Marquis auf die
Bühne und tauschen ihre faden Bemerkungen über die PreziöseO;
die in den Logen sichtbar werden. Es ist, als ob die Personen
der Moli^reschen Lustspiele noch einmal Leben bekommen hätten
Und daneben die Anspielungen auf die Grössen in Kunst und Wissen-
schaft, die Mitglieder der jungen Akademie und die Dichter, die
die Erstaufführung des Cid erlebt haben. Inmitten dieser reichbe-
wegten Szenen entwickelt sich die exponierende Handlung leicht and
ungezwungen bis zum eigentlichen Auftreten Cyranos, und ohne jede
Schwierigkeit werden alle die Personen, die im folgenden hervortreten,
in charakteristischer Weise eingeführt. So erscheint nach der drolligen
Szene mit dem dicken Montfleury und dem famosen Duell, nach alle
dem, was wir über Cyrano und seine Liebe erfahren haben, sein toll-
kühner Zug zum Kampf an der Porte de Nesle so folgerichtig ent-
wickelt, dass wir in diesem abgerundeten Bilde der Exposition die
meisterhafte Technik Rostands bewundem müssen.
Eine inhaltliche Verwandtschaft mit jenen Massenszenen bildet die
Schilderung des Marktes von Sichem in der Samarüaine (n,l), aber
i; Charakteristiken. 2te Reihe. S. 81 ff.
2) Die Personen von Bostands C. de B. in der Geschichte und in der
Dichtung. Erlangen 1902.
8) Schenk, A: Etudes sur la rime dans ^Cyrano de Bergerac*^ de M»
Bestand. Kiel 1900. Vgl. a. Joh. Gladow: Vom frz. Versbau neuerer Zeit. Rom.
Forsch. XXII, 1 S. 229 ff.
4) Lehrproben und Lehrgänge 1902. Hier ist auch die frühere Literatur aoge-
führt. Seitdem erschien noch Edtnond Bestand als Dramatiker von Oskar Hflg^*
Friedeberg Nrn. 1903, Frg.
Rostand-Studien 231
om wie yiel reicher, gewandter; lebendiger zeigt sich hier Bestand.
In der flttasigen Form, den scheinbar ganz natürlich heryorspmdelnden
Versen, den ktthnen Reimen, den archaistischen Wörtern^ der Fülle der
Scherzworte und Wortspiele ist es derselbe Rostand, dessen blendende
Sprachgewandtheit in allen frttheren Stücken zu Tage getreten war,
aber hier ein vollendeter Meister. Man vergleiche nur Straforels Er-
örterung der verschiedenen Formen der Entführung (vgl. o.) mitCyranos
geistsprtthender Rede über seine Nase, die Rostands Meisterschaft in
der Handhabung der Sprache in gleicher Weise zeigt wie die bewunderungs-
würdige Duellballade. Auch hier offenbart sich Rostand als feiner
Kenner der Bühne und ihrer Bedürfnisse, das bunte Bild voller Leben
und Bewegung, die wirkungsvolle Art, wie Gyrano eingeführt wird,
die Fülle der Pointen und (man verzeihe das Wort) Schlager, die ver-
schwenderisch eingestreut sind, der theatralische Abgang des Helden:
A la parte de Neslel
(se retournant avant de sortir, & la Soubrette.)
Ne demandiez-vou8 pas pourquai, mademoiseHe^
Contre ce aetd rimeur cent hommes furent mis?
(II tire Y6p6e et, tranquillement.)
Ceet parce qu'on savait quHl est de mes amisl
— 0 wir verstehen wohl, wie ein beispielloser Jnbel schon nach
dem ersten Akte sich erhob. Der zweite Akt spielt in Raguenaus Gar-
küche. Ich brauche wohl nur auf die reiche Fülle von Witz und Komik in
jenen Szenen hinzuweisen; denn es ist ganz unmöglich, in der ge-
drängten Form einer Analyse eine annähernde Vorstellung vom Leben
imd Treiben in der Backstube des Dichterlings zu geben. Welch reichen
Wortschatz hat sich Rostand za eigen gemacht, der selbst das Kunst-
itück fertig bringt, ein Mandeltörtchen-Rezept zu versifizieren! Wie
wirken die zahllosen Pointen des zwischen dem Dienst am Backofen
nnd dem Dienst der Musen hin und hergezerrten Raguenau. Da hat
ihm ein empfindsamer Lehijunge eine Leier gebacken, die einen der
zahlreichen Bohömiens sättigt, die sich von Raguenaus Schätzen nähren.
Pour la premüre feie la Lyre me nourriÜ
Begeistert durchlebt dieser — den Bratspiess in der Hand — noch
einmal die Duellballade, während Ciyrano in Erwartung Roxanens sein
ganzes Liebessehnen und Liebeshoffen einem Briefe anvertraut. Bevor
er geht, warnt er Lise, Raguenaus Frau, die sich von einem Elsen-
fresser den Hof machen lässt, mit jener klassischen Neubildung, die,
wenn ich nicht irre, den französischen Sprachschatz auf immerdar be-
reichem wird.
Baguenau me platt. Cest pourqtun, dorne lAee^
Je difende que quelqu'un le ridicoculiee.
332 Rudolf KiesBmaDii
Das reizende Zwiegespräch zwischen Cyrano und Roxane (11,6), die
zarten Verse, die beider Kindheit wachrufen, erinnern an die Reden
Percinets und Sylvette. Aber die weitere Entwicklung der Handlung
bedingt einen anderen Ausgang des Gespräches. Roxane wird dahin
geführt^ ihm, dem j^presque frire^ ^ ihre Liebe zu Christian zu gestehen.
Die Art; wie Cyrano diese herbste Enttäuschung seines Lebens als
Mann zu tragen weiss^ ja, wie er den glücklichen Nebenbuhler in allen
Fährlichkeiten zn schützen verspricht: das alles sind so viele Schön-
heiten; dass gerade diese Szene als ein Kabinettstück Rostandscher
Kunst gelten kann. Man gestatte mir nnr einen Hinweis auf eine
der vielen unübersetzbaren Stellen: Roxane erinnert sich der Zeit; da
sie wie ein kleines Hausmütterchen Cyrano schalt; wenn er mit irgend
einer beim Klettern geholten Wunde an der Hand zu ihr kam,
Qu^est-ce que c'est encor que cette igratignure?
Da sieht sie ihr Vetters Verwundung, die er sich im nächtlichen Kampfe
an der Porte de Nesle zugezogen hat. Weiterhin erklärt sie ihm ihre
Liebe zu Christian; doch ohne vorerst seinen Namen zu nennen. Anf
jedes ihrer Worte antwortet das gleichförmige „ilA^ Cyranos. £r
weiss nicht ob er, der Grotesk-Hässliche, vielleicht Gnade vor ihr
gefunden hat; er hofft und wagt doch nicht zu hoffen:
Roxane.
11 a sur 8on front de Fesprit^ du ghUe,
II est fier^ noble^ Jeune, intripide^ beau • . .
Cyrano, se levant; tont p&le.
Beaul
Roxane.
Quoi? Qu^aveZ'VOus?
Cyrano.
Moi^ rien . . Cest . . . c^est . . .
(H montre sa main; avec un sonrire)
(Test ce bobo.
Wie wundervoll passt dies „Wehweh" der Kindersprache in die
Situation. —
Und dann wieder der wirksam zugespitzte Abgang des Helden.
In oberflächlicher; zerstreuter Weise gedenkt Roxane seiner jüngsten
Heldentat:
— Cent hommesl —
Vous me direz plus tard, Maintenant, je ne puis.
Cent hommesl Quel couragel
CyranO; la salnant.
Oh\ fai/ait mieux depuis.
BoaUnd-Stadien 233
Ich kann ttber die Begrttssnng CyranoB durch Beine Getreuen, auf
sein ZüBammentreffen mit de Guiohe, das „trutzige Stegreifgedioht zum
Preise der Gascogner Kadetten", seine Begegnung mit Christian kurz
hinweggehen, doch möchte ich auf die ftlr Rostand bezeichnende
Tirade (II|8) aufmerksam machen, in der Cyrano flanmienden Protest
einlegt gegen den Dienst im Solde einflussreicher Herren. Der sittliche
Ernst des freien Mannes spricht zu uns, der seinem Männerstolz vor
Fttrstenthronen einen glänzenden Ausdruck verleiht.
Grimper par rtise au lieu de ffilever par force ?
Nan, merci.
Es ist ein neuer Ton, der hier erklingt. Von Mannesliebe und
Freundestreue hatten wir bereits in der Princesse lointaine vernommen,
hier erschallt zuerst der Preis der Mannesehre.
Cyrano wird der Freund Christians. Er stellt dem schönen Neben-
bnhler, der aber preziöser Ausdrncksweise gänzlich unkundig ist (und
nur diese wirkt auf Roxane)» seinen Geist zur Verfügung. Ihm Über-
gibt er den Brief, in dem er seine eigenen Gefühle zum Ausdruck
gebracht hatte. Zum Schluss ein fast possenhafter Knalleffekt: Lises
Galan glaubt, da Christians höhnende Zwischenrufe unbestraft geblieben
sind, über Cyranos Nase spotten zu dürfen:
— Eh\ Lisel Tu vas voirl
(Hnmant l'air avec affectation)
Oh\ ... oh\... c*e8t surprenatU ! . . .
Qu^dh odeurl. ..
(Allant ä Cyrano.)
Mais^ monsieur doit Vavoir reniflSel .. •
Qu^est-ee que cela sent ici? . . .
Cyrano, le souffletant.
La giroßiel
Nicht oft hat ein Dichter die poetische Sprache einer bewegten
Handlung so anzupassen vermocht wie Rostand. Das zeigt sich auch
in dem folgenden Akt, besonders in der wundersamen Balkonzsene, die
dichterisch vielleicht den Glanzpunkt des ganzen Stückes bildet. Mag
68 auch noch so richtig sein, dass die Poesie der Franzosen nicht
unsere Poesie, dass ihre Schöheit nicht unsere Schönheit ist, wer je
bei den melodischen Lautverbindungen einer Sprache etwas fühlte^
wird von den innigen Tönen, die Cyranos Liebe findet, tief ergriffen
werden. Als das Soufflieren sich als zu schwer durchführbar erweist,
hat er selbst die Stelle des schönen Christian eingenommen. Da spricht
nicht mehr im Modeton der feinsinnige Plauderer, der durch das Sprtth-
feuer geistreicher, wiewohl gezierter Bemerkungen das Entzücken der
234 Rudolf Kieramaim
Preziöse erregt hatte, da wagt im Bchtttzenden Dankel der Naebt, die
seine Häaelickeit yerbttllt, der ritterliche Troabadoar seiner Dame in
dnftigzarten Versen seine Liebe zu gesteben. Als kleine Probe Rostand-
scher Diktion and gleichsam als Ergänzung zu den leidenschaftlichen
Versen, die wir oben S.204 dieser Szene entlehnten, m^gen die Worte
Cyranos ttber den Enss, den Roxane darbieten will, folgen:
Un baiser, tnais ä tout prendre^ qu'est-ce?
ün sertnent faxt d'un peu plus pris^ une profnesse
Plus pricise, un aveu qui veut se ctmfirmer^
ün point rose qu'on met sur Vi du verbe aimer;
Cest un secret qui prend la bouehe paur oreille,
ün instant dHnßni qui fait un bruit d'abeille^
üne comtnunion ayant un goüt de fleur,
ünefagon d!un peu se respirer le coeur^
Et d'un peu se goüter, au bord des Ihres, Pämel
(Der Gedanke des letzten Verses war bereits in der Samaritaine nach-
gewiesen worden).
Die weitere Handlung: De Guiches Bemühungen um Roxane, den
Cyrano durch die phantastische Beschreibung seiner Mondreise zurttck-
hait, bis Christian und Roxane ein Paar geworden sind, De Guiches
Rache der mit schadenfrohem
La nuit de noce est encore lointainel
den jungen Ehemann ins Feld schickt: dies alles braucht hier nur
angedeutet zu werden.
Die geniale Lust zum Fabulieren bricht in der grotesken Komik
der Mondreise mit unwiderstehlicher Macht durch. Auch hier fehlt es
nicht an jenen Pointen, die blitzartig den Dialog erhellen, so wenn
Cyrano zu dem maskierten De Guiche sagt:
Ha\ grandl .. . je erois voir
Qu'on a dans ce pays le visage tout noirl
De Guiche.
Comment?
Cyrano.
Suis je en Alger? Etes-vous indighie?
De Guiche.
Ce masquel. . .
Cyrano.
Je suis donc dans Venise^ on dans Oine?
De Guiche.
üne datne m'attendl . . .
Boatand-Studien 235
Cyrano.
Je suis donc ä Paris.
Der SchluHS dieses Aktes ist mit jenem Raffinement heraus-
gearbeitet worden, das wir in allen Rostandsehen Sttteken gefanden
hatten. Roxane vertrant ihrem heldenhaften Vetter den Geliebten an:
Oh\ . . je vous le confie !
Promeitez-tnoi que rien ne va mettre sa vie
En dangerl
Cyrano.
J'essaierai. . . mais ne peux cependant
Promettre . . .
Rozane.
Promettez qu'il sera tris prudentl
Cyrano.
Oui, je täeheraiy mais . . .
Roxane.
Qu^ä ce siige terrible
II fCaura jamcUs froid!
Cyrano.
Je ferai mon possible
Mais . . .
Roxane.
Qu'il sera fid^lel
Cyrano.
Ehl oui\ Sans doute, mais^)...
Rozane.
QuHl m^icrira souventl
Cyrano.
fflf, — je vous le prometsl
Gerade diese packenden Aktschlüsse mnssten im Theater eine
S^Osse Wirkung erzielen, es sind vornehmlich die letzten WortO; die
^^ längsten im Geiste der Zuschauer nachhallen. —
Ein buntes Bild des Lagerlebens entrollt der vierte Akt. Da sehen
^^ den Helden inmitten seiner Kameraden^ die vor Arras fast Hungers
sterben. Nur Cyrano bleibt guten Muts. Jeden Tag wagt er sich
*^rch die Reihen der Feinde, nur um — dem Versprechen folgend —
^ den Freund einen Brief an die ferne Geliebte zu senden. Sein
^'ennd Le Bret macht ihm Vorwürfe:
1) Das wiederholte mais . . . erinnert an Aiglan 11,2. III, 2 u. 7.
236 Rudolf KieaamaDD
Penser que ehaque jour
Vou8 risquez une vie, ingrate, comme la vötre,
Pour porter . . .
{Le vayant qui se dirige vers une tente.)
Oü vaS'tu?
Cyrano.
J*en vais icrire une auire
Ihm allein gelingt es, die Zaebt unter den Kadetten aafn
erhalten; ja, fttr einen kurzen Augenblick yermag er sie in
Träumerei an die Ufer der Dordogne zu versetzen, bis Tromme
das wehmütig -klagende Volkslied der Gascogner Übertönt
Verse, in denen Cyrano der heimatlichen Klänge gedenkt, die
ertönen wie einer kleinen Schwester Wort, die so schwermttt
langsam erklingen dem Rauche gleich, der aus den Dächern des I
dörfchens aufsteigt, diese Verse gehören zu dem Wohllautendste
die neuere französische Literatur herrorgebracht hat. Es lic
gut Stttck unverfälschter „Heimatkunst^ in jenen Zeilen. Aui
vermeinen im Bann der Musik der Worte nicht die Signaipf
hören, die mit schrillem Laut zum Kampfe ruft, auch wir glaul
Schalmei des Ziegenhirten zu vernehmen:
Hört Ihr's ... Es ist das Tal, die Heide, der Wald,
Mit rotem Barett des Hirtenknaben Gestalt,
Es ist der frische Duft am Abend an der Dordogne,
Hört Ihr's, Gascogner, es ist die ganze Gascogne!
De Guiche verkttndet den nahen Kampf, direkt veranlasf
durch Cyrano, der de Guiches Feldbinde sozusagen aus den
der Feinde zurOckgeholt hat. De Guiche hat sie in Stich g(
um sich zu retten.
Eh\ bien^ que dites-vous de ce trait?
Cyrano.
Qu^ Henri quatre
N*eüt jamais consenii^ le nombre Vaccahlant,
A se diminuer de son panache blanc.
De Guiche.
Vadresse a reussi, cependantl
Cyrano.
Cest possibhy
Mais on n'abdique pas Vhanneur ditre une ctble,
Si feusse iti prisent quand PScharpe coula
— Nos courages, mansieur, diffirent en cela —
Je Vaurais ramassie et me la serais mise.
RoBtand-Studien 237
De Guiohe.
Oui, vantardise^ encar^ de gasconl
Cyrano.
Vantardise? , . .
PrSteshla moL Je %tCoffre d manter, dis ce soir,
A Vassaut^ le premier, avec eile en sauioir.
De Guiche.
Ofre encar de gasconl Vom savez que Vicharpe
Resia chez Vennemi^ sur les bords de la Scarpe^
En un Heu que depuis la mitraille eribla^ —
Oü nul ne peui aller la chercherl
Cyrano, tirant de sa poehe r^charpe blanche et la lui tendant.
La voilä.
Ich habe diese Stelle (ohne die szenischen Angaben^ die sich auf
d»6 Verhalten der Kadetten beziehen,) angeführt, nicht nnr, um den
W^agemnt des Helden in Rostandscher Anffassung zo charakterisieren,
sondern nm zn zeigen, wie unser Dichter jedes Motiv, das ihm seine
(Quellen boten, oder das (wie im vorliegendem Falle) seine Phantasie
erfand, in fesselnder Weise auszumalen und geistreich zuzuspitzen
veirsteht. —
Auf in den Kampf!
Cyrano, aux oadets.
Eh\ bien donc, nous allons au blason de Oascogne,
Qui pofie six chevrons^ messieurSf d'azur et d'or,
Joindre un chevron de sang qui lui manquait encorl
Christian erhält einen letzten Gruss seines Korrespondenten fUr
^^ane, da erscheint vom getreuen Raguenau — als Kutscher — be-
gleitet die Preziöse inmitten der Kadetten in einer Karosse, die sie
i^ glücklicher Voraussicht des herrschenden Mangels in einen rollenden
Speisewagen verwandelt hat. Raguenaus Geist schlägt wahre Purzel-
b&mne, als er alle die Herrlichkeiten auspackt:
Les Espagnols n*ont pas,
Quand passaient tant d'appas^ vu passer le repasl
Distraits par la galanterie
Bs n'ont pas vu. . .
la gcUantinel . . .
238 Rudolf Ktessmann
Et VSnus sut occuper leur oeil
Pour que Diane en secret, püt passer , . .
{H brandit un gigot)
son chevreuill
Die weitere EDtwicklung: Cyrano teilt Christian mit; wie oft er
Roxane geschrieben, letzterer ahnt Bchliesslich, dass Cyrano die schöne
Preziöse selbst liebt nnd sucht; da Roxane ihn nnn nicht mehr seiner
Schönheit sondern seines Geistes willen liebt, den Tod, der Cyrano
das Geständnis seiner Liebe anmöglich macht ; der todesmutige Angriff
unseres Helden, inmitten des Kugelregens das Lied der Gascogner
Kadetten auf den Lippen: das alles ist so reich an ergreifenden Zügen,
dass ich das Urteil Erich Schmidts, das Drama bewege sich in ab-
steigender Linie, nicht ohne weiteres anerkennen möchte. Trotzdem
mttssen wir zugeben, dass hier und da die dramatische Bewegung er-
lahmt. Die Vorliebe Rostands für Massenszenen, die in pointierter Rede
und Gegenrede der verschiedensten Personen seine virtuose Beherrschung
der Sprache am glänzendsten hervortreten lassen, und die wir wieder-
holt in der Princesse lointaine und in der Samaritaine nachgewiesen
hatten, ist ihm hier zum Verhängnis geworden; denn die Lagerszenen
sind — bei aller Schönheit im einzelnen — zu breit angelegt. Nicht als
ob darum das, was für die Haupthandlung am wichtigsten ist, zu kurs
käme. Der Held, der dem Freunde die Treue wahrt auch über das
Grab hinaus, weil Christians Herzblut den letzten Brief gefärbt hat,
den Cyrauos erste Träne genetzt hatte, erhebt sich in diesem Akte
zur stolzen Höhe ritterlicher Vollendung. Als ihm Roxane auf Christians
Betreiben selbst bestätigt, dass sie den inneren Wert ihres Geliebten
erkannt hat und ihn lieben würde, selbst wenn er hässlich wäre,
hässlich wie Cyrano selbst, als Cyrano mit bebender Stimme das Ge-
ständnis seiner treu gewahrten Liebe ablegen will, meldet ihm le Bret,
dass Christian als erster vor dem Feinde gefallen sei. Des Toten
stummer Mund schliesst auch seine Lippen. Kein bängliches Zaudern
und Schwanken wie in der Princesse lointaine^ wo Bertrand schliesslich
den todeswunden Freund verrät, mit aller Energie reisst sich Cyrano
zusammen: honos tantummodo servandumst —
Cestfini\
Mit der edelsten Lüge beseligt er den sterbenden Freund:
J^ai iout dit. Cest toi qu'elle aime encorl
Fünfzehn Jahre später spielt der letzte Akt. Roxane lebt im
Kloster der Damen de la Croiz und allwöchentlieh erstattet ihr treuer
Vetter Bericht von dem, was draussen in der Welt vorgeht. Es ist
ein wehmütiger Ton, der sich durch den letzten Akt zieht; so recht
dem Herbsttage angepasst, der die ersten fahlen Blätter zur Erde
BottandStadien 239
fallen lässt. Was einst Cyrano an Rahm und Ehre, Lnst nnd Liebe
ertränmte, hat das neidische Schicksal ihm geraubt; Armut und Sorge
yerdflstem sein Leben, ja selbst ein Tod auf dem Felde der Ehre, das
Beharfe Wort noch auf den Lippen und die scharfe Schneide des Schwertes
im Herzen, blieb ihm versagt. Und doch geht er als Held von hinnen.
Stolz das Haupt erhoben, die treue Klinge in der Hand, im Todeswahn
noch gegen Lug und Trug, Freiheit und Torheit streitend, ereilt ihn
der Tod. So f&Ilt der Ritter ohne Furcht und Tadel, der seinen Schild
in seinem ganzen Leben rein und blank gewahrt hat. —
Der lange Zeitraum, der die beiden letzten Akte trennt, legt von
Tornherein den Gedanken nahe, dass der rtthrselige Schluss nicht
mit Notwendigkeit aus dem Stttck herauswächst. Zudem bedingt er
gewisse UnWahrscheinlichkeiten, die zu auffällig sind, als dass sie der
Kritik entgangen wären. Roxanens unbegreifliche Kurzsichtigkeit, die
ihr vierzehn volle Jahre die Wahrheit vorenthält, Cyranos ins Masslose
gesteigerter Edelsinn fallen bei aufmerksamer Lekttlre unangenehm
auf. Im Theater freilich hilft auch hier die glänzende Diktion und
das zum Schluss durchbrechende wahre Heldentum des Gascogners über
diese Schwächen hinweg. Die harmlosen Klatschereien der Nönnchen
lassen so wenig wie de Guiches wehmütige Worte das Interesse erlahmen.
Letzterem hat es zwar an äusseren Erfolgen nicht gefehlt, aber
wenn er nun als Duc de Grammont das Fazit seines Erdenwallens
zieht, dann möchte er Cyrano beneiden.
— Ie8 manieaux de duc tratnent dans leur fourrure^
Pendant que des grandeurs on monte les degris^
ün bruit dHllusionB siches et de regretSy
Commej quand vous montez Imtement vers ces partes,
Votre robe de deuil tratne des feuilles mortes.
Wie schon dieser feine Vergleich die sprachliche Virtuosität Rostands
hervortreten lässt, so in ganz besonderem Masse die eigentliche
— letzte — Gazette de Cyrano. Zum ersten Male kommt er zu spät,
ein ungebetener Gast hat ihn gestört (so grausam spielt er mit dem
Tode), in einer Stunde soll er wieder vorsprechen. „Ach er mag
warten^, ruft ahnungslos Roxane, „vor Abend kommt Ihr nicht fort.^
Wie wirkt da die Erwiderung:
Peut'itre un peu plus tot faudra-t-il que je parte.
Welche Poesie liegt] in den Versen, mit denen Cyrano den fahlen
windverwehten Blättern nachsieht, die wie bald ttber seinem Grabe
mhend alle seine Hoffnungen sanft zudecken werden.
Cyrano.
Les feuiUesl
240 Badolf KieasmaDn
Roxane.
Elles sont d'un bland vfniiien.
Regardez les iofnber.
Cyrano.
Comme elles tombent bien\
Dans ce trajet si court de la branche d la terre^
Comme elles savent mettre une beauti demiire,
Et malgri leur terreur de pourrir sur le sol,
Veulent que cette chuie ait la grdce d'un voll
Nun beginnt er seinen witzigen Wochenbericht, doch ehe er zu
Ende ist, verlangt er jenen letzten Brief zn lesen, der nun zu seinem
eigenen Scheidegrass an Roxane wird. Jetzt kommt alles au den Tag,
auch Cyranos Verwundung aus dem Hinterhalt. Getreu dem „toujours
la pointe, le moi^ unterbricht er die erschütterte Roxane:
Cest vrai\ je n'avais pas termine ma gazette:
. . , Et samedi^ vingt-six, une heure avant dtni^
Monsieur de Bergerac est mort assassini.
Von seinem alten Freunde, dem guten Mond, ein letztes Mal ge-
grttsst erwartet er den niemals gern gesehenen Gast — den Tod.
Pas lä\ non\ pas dans ce fatUeuill
— Ne me soutenez pasl — Personnel
Bien que Varbrel
Elle vient. Je me sens dijä botti de marbre^
— Oanti de plombl
(II se raidit)
Oh\ mais\ . . . puisqu'elle est en chemin,
Je Vattendrai debout^
{II tire Vipie)
et Vipie ä la mainl
Wie in der Princesse lointaine so hat hier Rostand einen Heldeu
der Entsagung gezeichnet:
Ouiy ma vie
Cefut d'itre celui qui souffle, et qu^on oublie.
Das Lorbeerreis des Ruhmes, die Rosenknospe der Liebe blieben
ihm versagt. Molifere und Christian hat er inspiriert; es ist ]{t nur
in der Ordnung so:
Moliire a du ginie et Christian itait beaul
Und dennoch!
Wenn wir Cyrano, jenen vollendeten romantischen Schwärmer, jenen
veredelten Percinet der Bomanesques, mit Joffroy Rudel vergleichcD,
welcher Fortschritt in der Auffassung des Helden selbst. Ich rede hier
ftostand-Stndien 24l
nicht von der lebendigen Handlung and ihrem dramatischen AufbaO;
von der faszinierenden Schönheit einer Sprache, der alle Töne znr
Verfttgnng stehen^ sondern von der Gestaltnng des Helden. Die mttde
schicksalsergebene Resignation des Tronbadoor hat hier der stolzen
Entsagung des Ehrenmannes Raum gegeben, der in allen Dingen seinem
scharfen Kopf nnd seinem schneidigen Sehwerte vertraut, der in seinem
stolzen Freiheitsdrange nicht um den Beifall einfluBsreicher Herren
buhlt und mannhaft auf schöner Frauen Liebe zu verzichten weiss. Und
dennoch! Eins nimmt er fleckenlos zum Trotz dem ganzen niedrigen
Geschick mit gen Himmel: sein Wappenschild. —
Denken wir fllr einen Augenblick an die Handlung des armen
Kindes von Rom, an das von der Romantik umwobene Schicksal
des Herzogs von Reichstadt, so möchten wir fast an eine Trilogie
der Entsagung denken, die in der Princesse lointaine^ in Cyrano de
Bergerae und im Aiglan ergreifend zu uns spricht. Um Frauen-
liebe, um Mannesruhm, um Herrscherwttrde wird hier gelebt, ge-
strebt und gelitten, bis der allbezwingende Tod des Helden Erden-
wallen endet.
Entbehren sollst Du, sollst entbehren —
der gleiche wehmutsvolle Schlussakkord erklingt an der Bahre Jeff-
reys, im Finale des Cyrano de Bergerae und am Sarge des Kindes
von Rom^
Es braucht wohl nur angedeutet zu werden, wie auch die Franen-
gestalten Rostands gemeinsame Zttge aufweisen. Freilich ist es ein
weiter Weg von der kleinen, koketten, schwärmerisch veranlagten
Sylvette zur M61issinde und Photine, und von da zur preziösen Rozane
und den Frauengestalten des Aiglon, aber die hervorstechenden Eigen-
schaften: Frauenschönheit und Grazie in Worten und Geberden, echt
weibliche Gefallsucht und Hang zu romantischer Schwärmerei kehren in
allen wieder.
Auch die Gestalt des Freundes zeigt innere Verwandtschaft: der
schöne und edelmütige Bertrand erinnert an den httbschen Jungen,
ien Christian de Neuvillette, der, als er die Täuschung, in der er be-
fangen war, erfährt, den Tod auf grüner Heide sucht
L'Aiglon.
Wenn jemals eine unbefangene Kritik schwierig ist, dann ist es
^^1* Fall bei der Beurteilung der Schöpfung eines Künstlers, die einem
^^erkannten Meisterwerke zeitlich folgte. Eine gerechte, Licht und
1) Ist dies Zufall? Wamm hat Bestand nicht den grossen Napoleon zum
^^Iden erkoren und nur den schwachen Sohn des machtvollen Vaters?
^oaulMlM Fonehung«]! ZXV. 16
242 Radolf Kiessmann
Schatten zutreffend verteilende Betrachtung scheint znnächst unmOglicb
zn sein. Wir messen das neue Werk an dem alten, wir nehmen ent-
weder von vornherein an, dass der Kttnstler auf der Bahn zur Vollen-
dnng weiter fortgeschritten sein müsse, nnd sind damit voreingenommen
und leicht enttäuscht: oder wir stellen eine Weiterentwicklung naeh
dem vielleicht Überschätzten „Meisterwerke^ überhaupt in Frage, treten
mit vorgefasster Abneigung an die neue SchOpfung heran und verlassen
auch so den Boden objektiver Beurteilung.
Nach dem unbestrittenen Erfolge seines Cyrano de Bergerac musste
Rostand mit dem Aiglon einen besonders schweren Stand vor den Äugender
Kritik haben. Für viele gab es nach Cyrano überhaupt keine Entwicklung
auf dem Gebiete des romantischen Dramas: dies Stück bedeutete ihnen
den Höhepunkt dieser Literaturgattung. Andere erhofften von dem jugend-
lichen Dichter des Ritters mit der langen Nase eine noch grössere Tat
auf dem Gefilde der dramatischen Dichtung. Voller Erwartung sah
das gebildete Frankreich dem 15. März 1900 entgegen^ an dem zom
ersten Male der junge Adler seine schwachen Schwingen erheben
sollte. Dem Dichter ist es wie seinem Helden nicht gelungen^ dauen-
den Ruhm an seine Fahnen zu heften. Rostand merkte wohl^ was
nach der fast beispiellosen Aufnahme seines Cyrano für ihn auf dem
Spiele stand. Schon lange vor der Premiere hatte es nicht an warnen-
den Stimmen besonnener Kritiker gefehlt; die den Dichter vor jeder Über-
eilung und grausamen Enttäuschung bewahren wollten. Mehr als zwei
Jahre waren seit der denkwürdigen Aufführung des Cyrano vergangen,
als das neue Werk auf das sorgfältigste vorbereitet über die
Bretter ging.
Wohl jubelte, hingerissen vom Wohllaut derVerse, gefesselt durch
eine Handlung, die an Frankreichs grösste Zeit erinnerte, die viel-
köpfige Menge dem Stücke zu, aber daneben erhob sich der Wider-
spruch der Kritik, die im Aiglon einen Rückschritt gegenüber Cyrano de
Bergerac sah^. Es kann nicht Wunder nehmen, dass ein solcher Ver-
gleich zu Ungunsten der jüngsten Schöpfung Rostands auffallen musste.
Rostand hatte die Eigenart seines dichterischen Genius in Cyrano de
Bergerac in einer inhaltlich wie formell so vollendeten Weise offenbart
dass ein darüber hinaus auf diesem Pfade kaum denkbar erschien.
Aber wenn auch am Meisterwerke gemessen L' Aiglon als weniger
wertvoll angesehen werden muss, so darf uns diese Tatsache nicht
den klaren Blick trüben für die vielen Schönheiten, die auch diesem
Stücke einen ehrenvollen Platz in der zeitgenösischen französischen
Literatur sichern.
Es war trotz alledem derselbe Rostand, der Cyrano unsterblidi
1) Vgl. darüber Langer a. a. 0. S. 41ff.
RoBUnd-Stadien 243
;emacht hatte, und der hier, um den Worten der Widmnng zu folgen,
.nichts anderes als die Geschichte eines armen Kindes" darstellen
FoUte. Er widmete das Werk seinem Sohne Maarice nnd dem Andenken
eines heldenmütigen Urgrossvaters, des Grafen Gärard, des Marschalls
on Frankreich ^ Schon Erich Schmidt hatte am Schlnss seiner Be-
iprechnng des Cyrano de Bergerac gefragt, ob dieser Stoff für einen
Mchter wie Bestand geeignet sei, aber wenn wir, dem Gange der
landlnng folgend, nachweisen werden, wie sich in der Wahl der be-
i&ndelten Motive nnd in ihrer formellen Gestaltung der Dichter der
Romanesques, der Princesae lointaine, des Cyrano de Bergerac nicht ver-
eugnet, dann werden wir vielleicht die geheimen Stimmungen unseres
Richters erraten können, die ihm gerade die Tragödie des Kindes
ron Bom so sympathisch machten.
Eingehende szenische Angaben lassen uns ersehen, wie sehr es
Dtostand am Herzen liegt, dass das Stttck auch bis ins kleinste so,
i?ie es ihm vorschwebt, zur Aufführung gelangt. Der Salon der Villa
1er Marie-Louise, die Möbel, Beleuchtungskörper, Nippes, die Situation
im Augenblick, wo der Vorhang aufgeht: dies alles ist hier wie in
jedem Akt des Aiglcn und wie auch sonst bei Bestand detailliert be-
schrieben. Dies ist keineswegs belanglos. Bestand kennt das Theater
and seine Bedürfnisse. Er schreibt Stttcke, die aufgeführt werden
und nicht nur Bnchdramen bleiben sollen. Seine hervorragende Bean-
lagung für malerische Gruppierung, für plastische, gefällige, für das
Auge ansprechende Szenen offenbart sich auch darin.
In Baden bei Wien, umgeben von den Damen ihres Hofes, lebt
leichten Sinnes und nichtigen Dingen zugewandt Marie-Luise, die Witwe
des grossen Korsen. Voller Bührung, den Personen entgegen zu treten,
die allein noch die Familie des grossen Napolöon repräsentieren, naht
sieh Thöröse de Lorget, die als Vorleserin eine Stellung am Hofe
erhalten hat. Es ist ein anderer Geist jedoch, der hier herrscht.
Marie-Luise beklagt den General Neipperg und findet kein Wort für
den General Bonaparte. In Baden will sie sich zerstreuen. An Ver-
g;nügungen fehlt es nicht, auch diesen Abend lockt ein glänzen-
der Ball. Als nun in immer wachsender Bestürzung Th6r6se nach dem
Herzog von Reichstadt fragt, da findet die Mutter des Sprosses eines
Napolöon nur die bedeutungslosen Worte
Sa saniS
Est banne. H totisse un peu ... Maü Vair est si suave
Ä Baden\ . , . On jeune hommel 11 tauche ä Vheure grave:
1) Dieser, ein Grosavater der Gemahlin des Dichters, kämpfte bei Austerlitz
und Jena, bei Wagram und an der Moskwa und zeignete sich in den Schlachten
bei La Bothiöre und Montereau durch seine Tapferkeit aus.
16»
244 Radolf KieBsmann
LeB dümts dam le mondel — Et quand je pense, 6 eiell
Que le voilä dijä lietUenant-colonell
Mais croiriez'vous — pour mai c*est un chagrin inarmeX —
Que je n'ai jamais pu le voir en unifamie] . . .
Eine Schmetterlingssammlang hat sie ihm kommen lassen, yielleicht
dass er sieh dafttr interessieren könnte:
Marie-Louise, sonpirant, an doetear.
S^il s'arraehait ä sea tristeaees solitairee
Pour B^oceuper un peu de vos ...
Le doetear.
Upidaptirea
Freondlieh begrüsst sie den allmächtigen Minister Mettemiehf den
sie bereitwilligst ihren Salon überlässt^ in dem er mit FrMöric de
Gentz nnd nachher mit dem französischen Attache konferiert.
Aas den Reden dieser Männer ersehen wir, wie der Sohn Napol^ns
aufwächst: einer Pappe gleich, die man am Faden zieht. So wird der
phantastische Plan des Herzogs vonOtranto, ihn zum zweiten Kapol^on
za machen, nie za Ziele führen, ja auch die Besorgnis des Attache
On craint que malgri vom Pespoir du duc tfiveille
ist nichtig; denn Mettemich lässt ihn von den Ereignissen, die ganz
Frankreich darchzittem, nur soviel erfahren als er ftlr gut befindet
Dass man dort die alte Trikolore wieder angenommen hat, weiss er
noch nicht. Gerade hier in Baden ist nichts za befürchten, hat doch seine
Matter das lebhafteste Interesse daran, dass ihre Rahe nicht gestört
werde.
I'Attachö.
Ce ealme et peut-Ure une embuchel
Elle ne doit penser qu'ä Paiglonl . . .
(La porte des appartements de Marie-Luise s'ouvre.)
Marie-Luise,
entrant en coup de vent, ayec un cri de d6sespoir
Ma perruchel
Sahen wir oben bereits Rostands alte Vorliebe fttr seltene Reime,
hörten wir soeben, wie er in wirksamster Weise einen Szenenschloss
vorbereitet, so entwickelt er in den folgenden Szenen, in denen eine
bunte Hofgesellschaft sich auf der Btihne drängt, seine virtuose Be-
herrschung der Sprache und der Verstechnik. Fttr den Fortgang der
Handlung interessieren die kleinen, zwanglos eingestreuten Bemer-
kungen: ein neues, veilchenduftendes Parfttm^ das man Gentz verehrt,
trägt die von Mettemich schleunigst entfernte Aufschrift j^Eau du due
RosUnd-StndieD 245
de Beiehsiadi^, alle Pariser entnehmen ihren Spielplan der GeBchichte
des groMen Kaisers K
Sandor^ pinei.
Une model
BombelleS; dödaigneox.
Vne model
Oentz.
Une mode, je pense^
QufoH verra revenir de temps en temps en France.
Une dame .. .
On veut faire rentrtr lee cendresl
Metternieh; see.
Le pMnix
Peui en renaUre^ — maie pae VaigleX
Tibnroe.
Quel grand X
Que Favenir de cette France\
„Modesaebe^, ein bequemer Name ftlr den unvergänglichen Rahm,
entgegnet Th£r6se.
Metternieh.
Tant gut Con ne criera d'aiUeurs qu*ä POdion,
Je erois quHl n'y a pas . , .
Un grand cri, an dehors.
Vive NapoUcnX
— Allgemeine Bestürzung. Zwei Österreichische Soldaten sollen
den Ruf ausgestossen haben. Ganz aufgeregt erscheint Marie-Luise,
doch Metternieh klärt die Sache auf: beide Soldaten haben den jungen
Herzog von Reichstadt, der schneidig hoch zu Ross ein Hindernis ge-
nommen hat, mit diesem, ihnen vertrauten Rufe begrttsst.
Marie Louise hat sich von ihrem Schrecken erholt. Die neue Vor-
leserin soll eine Probe ihrer Kunst ablegen, aber die Stellen aus Andro-
mague, die sie aufs Geratewohl aussucht, obgleich
Le livre 8*ouvre seul aux femUets souvent lue,
enthalten so eigenartige Anklänge an das Los des armen Kindes eines
grossen Vaters, dass sie auf den Wunsch seiner Mutter ein Stttck aus
den MidiiaUanB vorträgt:
1) Vgl. dazu Langer a. a. 0. S. 37 Anm. nach JohnGrand-Carteret,
L'Aiglon en Images et dana la fiction po^tiqne et dramatique, wo sich eine
TollstSndige Liste der Stfieke, die den KOnig von Rom behandeln, findet
246
JanuM Ae$ $^apkin$ le$ ehanis mäodieux
D$ plu$ divins aeeards fCavaiewt ravi Us cteux:
dmragt^ mfani diehu d^une rae$ dinne • . •
Le Dne.
Je demande pardan, ma mire, ä Lamartine,
Im Beitkostttm, die Peitsche in der Hand, eebr fein gekleidet, eine
Blnme im Knopfloch, mit bleichem Antlitx erscheint Napoleons Sohn.
Die kleinen Kinder klettern anf seine Kniee, man bewandert aeineii
Kragen, seine Beitpeitscbe, seine Handsehnhe, seine Weste, die Art, wie
er die Blnme trägt: das ist zn yiel Ar Thärtee, die ein anderes Wieder-
sehn mit dem letzten Napolten ertrinmt hatte, und sie bricht in lautes
Schluchzen aus. —
Im folgenden fehlt es nicht an feinen Zügen, die uns die eigen-
artig sensible Natur des jungen Herzogs enthttUen: So, wie er der drei-
farbigen Kokarde am Hut des Attache den Vorzug gibt vor der weissen
der Bourbonen, wie er nachdenklich einen großen schwarzen Schmetter-
ling betrachtet und die Nadel, die ihn getötet hat Als Gentz» der
skrupellose Lebemann, dessen Taschen stSndig mit Konfekt und Parfnm-
flacons geflillt sind, ihm offenbart, dass man seine junge Seele, die sieh
nach einem Fluge sehnt, einzuschlftfem suche in dieser stickigen Hof-
luft, sie zu toten strebe wie auch sein eigenes besseres Selbst allmfthlich
erstorben sei, da erklärt der Herzog ihm flammenden Auges, dass der
ewige Vorwurf verscherzter Jugend Gentz noch toten werde. Erbleichend
erwidert letzterer
Ceet vrai que ma jetmeese, en mai^ live un paignardl
. . • Ak\ je ne mfHais pa$ trampi sur ee regard:
Ceti celui de juelqu'tm gm s^exerce d FEmpirel
Le Duc
Monsieur^ Je ne eaie pas ee que vaus voulez dire.
Mettemich wlbnt den Herzog in seiner Hand zu halten, aber
dieser hat die Trinen Tb^rfeses wohl yerstanden und nicht ohne Gnind
reitet er mit Vorliebe nach Sainte-Höltee, einem Felsen im Garten dei
englischen Gesandten.
Seine Mutter freilich versteht sein Sinnen und Sehnen nicht. Sie
glaubt, ein vorztlgliches Komplott ins Werk gesetzt zu haben, indem
sie fttr sich und fllr ihn insgeheim Pariser Schneider hat kommen
lassen. In einer Szene, die im Inhalt und in der Form an die An-
preisungen Squarciaflcos in der Princesse lointaine erinnert, und die
Bestand Volubilität und reichen Wortschatz in gleicher Weise zeigte
empfiehlt man die Nouveautie de Paria. Ein kleiner grttner Frack, afl
den Passen des Schosses rote Litzen, der die weiße Weste sehen VMj
Ro8t«nd-Stadien 247
dazu kurze weiße Beinkleider^ auf den Knöpfen kleine Adler ein-
grayiert: das wSre das einzige Kostttm, das dem Herzog zusagen
könnte. Non weiht ihn der Schneider in sein Geheimnis ein (man
vergleiche die Parallele mit der Princesse lointaine): die essayeuse^ die
seiner Motter ihre Master anpreist, ist niemand anders als die Grftfin
Camerata, eine Bonaparte, die ihm znr Flocht verhelfen will. Er selbst,
ein fttr das Ideale begeisterter Schwärmeri will ihm dienen:
Ma vie et mon poignard^ Altesse, sont ä vous.
Der Herzog versteht das Sehnen der französischen Jagend wohl.
Einem verpflanzten Baume gleich, der unbewußt die Liebe zum heimat-
lichen Wald mit hinwegnimmt und leidet, wenn seine Brttder leiden,
00 empfindet er in seiner Brust das Weh, an dem — fem von ihm —
Jung-Frankreich krankt. Aber wenn auch selbst die Komtesse sich
ihm weiht, bereit, alles zu wagen, so weist er doch schwankenden
Sinnes das Anerbieten zurttck. In den Worten des jungen Schwärmers
erklingt ihm nur die Stimme der Mode und der dichterischen Be-
geisterung im Zeitalter der aufblühenden ronaantischen Schule, im
feurigen Blick der Komtesse erstrahlt ihm nur das Flammenauge der
Napoleoniden: Die werbende Stimme Frankreichs hat er noch nicht
vernommen.
Pour itre empereur^ je ne me sens pas priU
Auch den eindringlichen Vorstellungen gegenttber erklärt er, dass
seine Stirn noch nicht reif sei, die Krone zu tragen.
Un an de rh>e obeeur
De travail . • •
trois Cents nuüs d'insomnie
sollen ihn seiner Bestimmung entgegenreifen lassen. Die beiden Ge-
treuen ersparen ihm herbe Vorwürfe nicht, glaubt man doch in
Frankreich, dass er nicht einmal die Geschichte semes Vaters hin-
länglich kenne. Da setzt er, als sein Erzieher Dietrichstein in Be-
gleitung des Baron d'Obenaus erscheint, um ihm Geschichtsunterricht
zu erteilen, in einer wunderbar packenden Szene der historischen Unter-
weisung ad usum delphini die lebensprühende Darstellung der Sieges-
Züge seines Vaters entgegen bis zur Schlacht bei Austerlitz.
Uarmie est une mer; ü attend le soleil;
11 le voit $e lever du haut d'un promantoire;
Ety d'un sourire^ il met ce soleil dans VHistoireX
Fortgerissen von der Begeisterung, die ihren jungen Herrn er-
griffen hat, lauschen seine beiden Getreuen, bis sie der bestürzte
Dietrichstein endlich aus dem Zimmer weist. Schweissgebadet, von
HustenanfäUen unterbrochen scbliesst der Herzog . . . Woher kam ihm
248 Rudolf KieBsmann
solch Beltsame Kunde? Seine Matter mass hier eingreifen, ehe Mettemich
Kenntnis erhält. —
Die Nacht ist hereingebrochen. In glänzender Balltoilette naht
Marie-Luise. Der Herzog blickt durch das Fenster in die Dämmemiig
hinaus. In wundersamen Versen preist er die friedliche Schönheit der
abendlichen Natur. Hier erklingt die alte Weise wieder, die in der
Princesse lointaine und im Cyrano de Bergerac von Bostands tiefem
Naturgeftthl beredtes Zeugnis ablegte, und die am reinsten yielleicht
in jener klassischen Balkonszene ertönte.
Ma mire^ regardezl
Vheure est belle de ealme et d'oiseaux attardis,
Oh\ comme avec douceur le soir perd sa dotn^rel
Lee arbres . .
Reapirezy
Ma mire, ce parßtml Tons les bois $ont entrSs,
Avec lui^ dam la chambre . . .
Chaque bouffie apporte une branche, et prodige
Bien plus beau que celui dont Macbeth s^effaraity
Ce n'est plus seulement^ ma mire, la farit
Qui marche, la forit qui tnarche comme follei
Ce parfum dans le soir, c'est la forit qui vole.
Zum ersten Male erkennt seine Mutter, dass er die Reize der
Natur, die Harmonie der Töne — die banale Tanzweise hat viel-
leicht, so sagt er, auf dem Wege durch den Wald die Seele des
Meisters Beethoven gefunden — mit den Augen eines Dichters wahr-
zunehmen weiss. Sie sucht ihn auszusöhnen mit seinem Geschick,
aber alle Titel und Reichtttmer rtthren ihn nicht, unaufhörlich sieht et
die Initialen seines* Vaters, das schlichte „N^ an seinem Thronsessel.
Was gilt ihm das Blut Karls V., das in seinen Adern rollt! Duc de
Reichstadt soll er heissen, und doch scheint überall Napoleons Sohn
hindurch. Le petit Bonaparte nennt ihn die Menge auf dem Pratw?
Je suis son filsl rien que sonßlsl
Sich aufbäumend gegen das widrige Geschick, das ihn umgibt,
packt er seine Mutter an den Handgelenken und schttttelt sie, da er-
wacht er aus seinem Taumel und zärtlich verabschiedet er sich von ihr^
Er selbst will arbeiten. Gentz ftlhrt ihm Fanny Elssler, die graziöse
Tänzerin zu, die ihn voller Hingebung umfängt, dann, als Gentz, ge-
gangen ist, legt sie die Hand auf die Locken des Herzogs und di^
schönen Brauen runzelnd, um sich an alle die schweren Einzelheiten,
zu erinnern, die sie ihrem schönen Köpfchen hat einprägen mOssen,
Rofttand-Studien 249
beginnt sie die geheimniBYolIe Unterweisung in der Geschichte des grossen
Korsen. Welch reizendes Bild!
. . . Alors^ pendant qu$ Ney^ touU la nuity marchait^
Les gfniraux Oazan . . .
Le Duo, räpötant passion^ment, ponr se graver ces noms dans Tarne.
Oazan \
Fanny.
Stechet . . .
Le Dac.
Suchet \
Fanny.
. . . FaisaieiU remplir, par leurs canona, ehague itUervalle,
Et dis le petit jour^ la garde imperiale . . .
Le rideau tofnbe.
Les Alles gut poussent nennt Rostand den ersten Akt, und dieser
Gmndton erklingt in dem etwas schweren Aufbau der hier behandelten
Szenen. ^Kein fertiger Mann, kein Held tritt uns entgegen. Zum ersten
Male versucht sich Rostand an der Entwicklung seines Menschen zum
Charakter^). Rasse, Milieu, Moment bestimmen dem Taineschen
Podtiyismns zufolge auch hier den Gang des Werdens. Die eben ge-
gebene Analyse hat gezeigt, wie sich der Sohn Napoleons und der
Marie-Luise am leichtsinnigen Hofe von Wien im Zeitalter der Romantik
entwickeln musste. Das Erbe seines Vaters mttsste er antreten, die
Aufgabe, die er ihm hinterlassen hat, musste er durchfuhren, und er
fühlt sich zu unfertig, zu schwach dazu. Man wäre geneigt, an
Hamlet zu denken und in der Tat ist die Unentschlossenheit angesichts
der Yom Schicksal auferlegten zwingenden Aufgaben, die jene roman-
tischen Helden des Sinnens und Sehnens und sich Verzehrens im Banne
bält, etwas auffallend Gemeinsames. Sarah Bernhardt aber hat Hamlet
tmd den Herzog von Reichstadt gern gespielt.
Ein Jahr ist vergangen. Im Palast von Schönbrunn, in den
Zimmern, die einst sein Vater bewohnt hat, lebt der Herzog von
^ichstadt, in allem, was er tut und treibt, auf das Sorgfältigste ttber-
^aeht Er weiss es selbst, doch wie sollte er es hindern?
L'Archiduchesse, k Dietrichstein.
Le duc n'a-t'il donc pas taute sa libertS?
Dietrichstein.
Oh\ le prince n'est pas prisonnier^ mais . . .
1) Freilich ist der Aiglon des letzten Aktes von dem des ersten nicht
"^^ Tenchieden« wenn auch Renö Doumics Urteil ^Hesitant au premier ade,
^ prince hMte encore au einguibne^ nur bedingt richtig ist.
250 Radolf KiesBmaim
Le Dnc.
J^admire
Ce maifi! Sentez-vous totU ce que ee mais vetä dire?
Mon dieuy je ne suis pas prisonnier^ mais . . . Voilä.
Mais . . . Pas prisonnier^ mais . . . Ceat le terme, (Test la
Formtde. Prisonnier ... Oh\ pas une secondel
Mais ... f7 y a toujours autour de moi du mandel
Prisannierl . . . eroyez bien que je ne le suis pasl
Mais . . . s'il me plait risquer, au fond du parc, un pas^
II fleurit tout de suite un oeil saus chague feuille.
Je ne suis certes pas prisonnier^ mais qufon veuille
Me parier privStnent, sur le bois de Vhuis
Pousse ce Champignon: l'oreillel — Je ne suis
Vraiment pas prisonnier^ mais . . . qu'd cheval je sorte^
Je sens le doux honneur d'une invisible escorte.
Je ne suis pas le moins du monde prisonnierl
Mais ... y^ suis le second ä lire mon courrier.
Pas prisonnier du tout\ mais . . . chague nuit on place
A ma porte un laquaiSy —
(Montrant an grand gaillard grisonnant
qoi est yena reprendre le platean, et
trayerse le salon poor Temporter.)
tenez, celtU qui passei —
Moi, le duc de Reichstadt^ un prisonnier 'i . . . jamaisX
Un prisonnierl... Je suis un pas-prisonnier-mais.
Bei aller durch die gänzlich verschiedenartige Situation bedingten
Abweichung im einzelnen möchte ich doch auf die oben erwähnten
Tiraden aus den Bomanesques und aus Cyrano zurückweisen. Die yer-
schiedenen Formen einer stilgerechten Entftthrung, die mannigfache
Möglichkeit, eine lange Nase zu apostrophieren, hier das wechselnde
Bild einer Freiheit, aber mit Vorbehalt: stets wird ein Thema
in yielen geistreichen Variationen geboten, und ein guter Schauspieler
(und nur solche setzt Rostand voraus)^) wird sich bemühen, die ver-
schiedenen Farbentöne gut gegeneinander abzugrenzen. —
Seiner Tante, der Archiduchesse, gelingt es, dem Herzog, das
Versprechen abzuringen, dass er nichts unternehmen wolle, ohne zuvor
alles bei seinem Vater versucht zu haben. Ihr verdankt er die Bück-
kehr seines Freundes Prokesch, dem er in einer iFÜr sein Charakterbild
besonders bedeutsamen Szene sein Innerstes erschliesst.
1) Diese Rücksicht auf die Schauspieler wird yielleicht in späteren Stücken
noch deutlicher werden. Er plant »uite pi^e sur les artistes'' und sagt selbst:
je dedierai mon osuvre aux braves gern qui ont joui mee pikcee^ Ich citiere nach
Langer S. 47.
Rostand-Stadien 251
Voller Verzweiflung peinigt er sich mit dem Gedanken, die Gräfin
Camerata^ seine treuste Freundin möchte ihn vergessen^ oder man
möchte ihre geheimen Pläne entdeckt haben. Warum ist er auch
damals, im yergangenen Jahre, nicht geflohen! Doch nein:
fai bien fait , ., je suis plus pritl
Im dunkeln Salon des Laques^ dem wirkungsvollen Hintergrund
seiner weissen österreichischen Uniform, verzehrt er sich in unge-
stilltem Sehnen. Wieder weiss Rostand den Dialog durch manche
seharfe Pointe zu beleben. Prokesch sieht sich im Salon um:
La Gloriette, au fond^ sur le ciü^ c*est tris beaul
Le Duc.
Olli, pendant que mon coeur de gloire sUnquiitej
J'ai ce diminutif^)f lä-bas: la OlorieUel
Eine wirksame Stichomythie wird eingeflochten :
Prokesch.
Vom avez Und le parc pour monier ä eheval,
Le Duc.
Le parc est trop petitl
Prokesch.
Vous avez tout le vall
Le Duc.
Le val est trop petit pour que Von y galopel
Prokesch.
Et que faut^il donc pour galöper?
Le Duc.
UEuropel
Wie bühnenwirksam ist die Frage des Lakaien, der das Pathos
seines jugendlichen Herrn jäh unterbricht:
quand je ferme PliUarque,
Quand je saute, 6 Cisar, en pleurant, de ta barque,
Quand je quitte mon pire, Alexandre, Annibal . . .
Un Laquais, paraissant k une porte de gauche.
Quel habit Monseigneur mettra-t-il pour le bal?
1) Däa Diminuierende ist für das Stück charakteriBtiBch. Man denke an
^^^ Titel BelbBt, an die HölzBoldaten, mit denen der jange Herzog spielt, er
^Ibst bleibt Btets etwas gras bihe^ und bo sind auch die einaelnen Momente der
^itdlang fast durchweg gleichsam im verkleinertem Masstabe gegeben.
252 Bodolf KmMDaim
Hier zeigt sich wieder jene grandiose Herrscbaft ttber die Spnehe
der Yerse immer im Hinblick auf das, was auf den Zaschaner wiiki^
jene virtuose Hache, die wir in allen früheren Stücken Bestands hatten
nachweisen k()nnen, nnd die ein gutes Teil an dem theatralischen Er-
folge seiner Stücke beigetragen hat —
Jetzt darf der Herzog lesen, was er wilL Die Zeiten sind Uüigst
dahin, da Fanny Elssler ihn unterwies, da die freundlich gesinnte
Erzherzogin ihm heimlich je ein Buch täglich zusteckte, bis seinBetthinunel
unter der Last der oben aufgestapelten Wissenschaft zusammenbrach,
und Mettemich mit pfSf&schem Lächeln ihn fragte:
Paurquoi placer si kaut votre bibliaihijue?
Alles liest er seitdem, selbst die Bttcher, aus denen der Hass gegen
ihn spricht. Wenn man behauptet, dass man ihn yergifte, dass er im
Sterben liege, so hat man so unrecht nicht Freilich
Ce n'est pas cTun poison grassier de milodrame
Que le duc de Reichstadt se meurt: <^est de san än^el
De fnan Arne et de man nam \... ce nom
Dans lequel il y a des cloches, du canan,
0hl voulair ä Fhistoire ajauter des chapitres,
Et puis n'itre qu'un front gui se colle ä des vitresl
Ja, wenn er zu sich selbst Vertrauen haben könnte! Mit banger
Frage bittet er seinen Freund, ihm zu sagen, was er von ihm htlt-
— puiS'je Hre im empereur?
(Avec desespoif)
— Que de ce front, man DieUj la couranne ^icarte^
Si sa pdleur n^est pas celle d'un Banapartel
Prokesch spricht ihm Trost zu. Wenn alle Fürsten dieser Welt
diese inneren quälenden Zweifel durchmachten, dann würde es nur
bewundernswürdige Könige geben.
Dies Wort tröstet den Herzog. In neu erwachender Schaffens-
freudigkeit setzt er sich mit dem Freunde zur Arbeit nieder. Di^
lange Reihe der eingegangenen Liebesbriefe ist schnell erledigt, si®
werden — kaum gesehen — zerrissen. Da erscheint Thörfese, „die
kleine Quelle'' wie er sie nennt ^); um schüchtern von ihm Abschied t^
1) — parce qu'eüe m'a rafiraichi bien des faie,
LUau qui dort dans vos yeux ei couri dans voire voix.
Man vergl. Princesse lointaine (IV, 2) wo Joffroy von Mölissinde sagt:
Sa voix oü Von ewtend un tumuUe de eoureee^
8t boit eomme une eau fraiche aprhs de Umgues courses.
nnd in dem Liede, das Bertnuid aingt (Pr. 1. 1,3)):
See attitudes eont de fleure^
See intonatione de eourcee . • .
RoflUnd-Stndien 253
bmen. Sie geht mit seiner Mntter Dach Panna^ dem Lande der
ülchen, seiner Lieblingsblamen. Wohl weiss der Herzog, dass sie
Q liebt, einen Augenblick blickt er ihr träumerisch nach, denkt; dass
sie weniger unfreundlich hätte verabschieden können^ doch nein:
— faisans de VRistoire et non pas du roman.
Nun setzt er sich zum halb kindlichen, halb ernsten Kriegsspiel
eder, da entdeckt er, dass ein Unbekannter aus seinen österreichischen
olzsoldaten Krieger der grossen Armee gemacht hat. Jede Farbe,
des Abzeiohen stimmt, jeder Knopf sitzt an seiner riehtigen Stelle.
Alignons-lesl Fatsons des Wagram^ des Eylau!
} ruft er begeistert aus, als Mettemich eintritt.
Metternich, regardant avec son lorgnon.
Alors, tonte rarmee est frangaise^ aujaurd'hui?
D^oü vient qu'on ne vait pas d'Autrichiens?
Le Duc.
lls ont fui.
Der Minister weiss ihm das Demütigende seiner Lage in grausamster
^eise zum Bewnsstsein zu iFUhren. Er hat sein Spielzeug verdorben,
nn man wird ihm ein neues bringen. „Ich mag es nicht^, ruft der
[erzog aus, und ftigt stolz hinzu:
Si qu^en suis au joujoUj du moins quHl sott ipiquel
Mettemich.
Quelle mouehe, ou pluidt quelle abeille, vous piquel
Kaum vermag der Herzog an sich zu halten, mit krampfhaft ge-
ballten Fäusten geht er auf seinen Quälgeist los, als ihm der Lakai
eise zuflüstert:
TaiseZ'VOUSy Monseigneur^ je vous les repeindrai.
Da hält er ein, er weiss er hat einen geheimnisvollen Freund: er
kann sehweigen. So gelingt es ihm, dem Marschall Marmont, dem
yerrftter seines Vaters, freundlich gegenüberzutreten. Mettemich hat
ilm ihm zugeführt, um eine neue Erniedrigung zu allen den früheren
m h&nfen. Auch hier ist der Schluss der Szene überaus raffiniert
gestaltet.
Mettemich.
n estlä.
Le Duc, trto aimablement.
Mais quHl viennel
(Kaum hat nun Mettemich das Zimmer verlassen, da bricht der
B^Tzog in einem Fautenil zusammen, schlägt in verzweifelter Wut mit
^m Kopf gegen die Platte des Tisches:)
254 Badolf KieBsmanii
Ahl mon pire\ .... la gloirel ....
Les aiylesl ... le tnanteaul . . . le trdne impiriall . . .
(Die Tür geht auf, sofort richtet sich der Herzog auf; ruhig nud
mit lächelndem Antlitz begrüsst er Marraont)
Comment vou$ portez-voua^ Monsieur le marichal?
Er bleibt mit ihm allein. In flammenden Worten hält der Sohn
Napoleons dem Verräter sein niederträchtiges Gebahren vor.
Waram nur hat er das getan? Aber Marmont steht nnter dem
Bann der flammensprtthenden Zornesangen seines jugendlichen Anklägers,
ruhig lässt er die Vorwürfe auf sich herniederfallen, er yerteidigt sich
nicht. Wenn viele, die von Napoleon abgefallen waren, sich ihm
später zuwandten, so geschah es, weil sie ihn wiedergesehen, dem all-
gewaltigen Zauber seiner Persönlichkeit hatten nachgeben mttssen. Er
ist jetzt, in dieser Abendstunde, dem zweiten Napoleon wieder ge-
wonnen worden, weil er in ihm des väterlichen Geistes einen Hauch
verspürt hat.
Le Duc.
Foürquoil
Marmont, avec une brusque chaleur.
Mais parceque je viens de le revairl
Le Duc, auquel ächappe presque un cri de joie.
Comment?
Marmont, tendant la main vers le Duc.
Lä^ — dans le front^ dans la fureur du geste,
Dans Voeil 6tincelant\ . . . Insultez-moi. Je reste.
Neue Hoflfnung zieht mit diesen Worten in das Herz des jungen
Adlers. Er möchte verzeihen und mit mildem Ausdruck in der Stimme
fragt er den Herzog von Ragusa nach dem Grunde seines Abfalls.
La fatiguel
Lautlos ist jener Lakai, der die Metamorphose der Holzsoldaten
bewerkstelligt hat, eingetreten, und als Marmont auseinandersetzt; dass
auch er der ewigen Kriege müde geworden sei:
. . . Cäait de la dimencel
A cheval sans jamais desserrer les genouxl
A la fin nous itions trop f<xtiguis\ . . .
da ruft mit Donnerstimme der unbekannte Freund des jungen
Herzogs:
Et nous?...
In wunderbar packenden Versen schildert er das Los der ein-
fachen Soldaten, die müde, verwundet, schmutzig und krank, ohne
BoflUnd-Stadien 255
Hofiiiuig auf ein Herzogtum oder eine reiche Dotation^ immer und
immer weiterzogen und doch nieht vorwärts kamen, die sich in ihrer
geUiehten Armseligkeit von der Hoffnung auf jenen bertthmten Marschall-
Btab im Tornister nicht prellen Hessen. Was sollten sie dann sagen,
denen siebzehn lange Jahre hindurch
Sac, sabre, tourne-viSj pierrea ä feu, fusil,
— Ne parlons pas du poids toujours absent des vivresl —
Ontfcdt le doux total de einquante-huit livres;
die unter dem glühenden Himmel der Tropen mit Bärenfellmtttzen^
laf den Schneegefilden Russlands nicht einmal mehr mit Shakos be-
kleidet waren; die von Spanien nach Oesterreich trabten, und (man
beachte den Reim)
Nou8 qui pour notre toux n'ajfant pas de jtyube,
Frenions des bains de pied d^un jour dans le Danube^
sie, die, wenn es galt, den Feind zurückzuwerfen, kaum Zeit hatten,
de manger un blanc de corbeau sur le pauce,
Ou vivementj avec un peu de neige^ encor,
De nous faire un sorbet au sang de cheval mort,
Mit glühenden Augen blickt der Sohn Napoleons auf den alten
Eriegsmann, der erzählt; wie sie immer weiter marschiert sind und
immer wieder sich geschlagen haben; wir^ so schliesst er^
Marchant et naus battant^ maigres^ nus^ noirs et gais . . .
NouSf nous ne rStions pas, peut-itre, fatiguis?
Hier findet Rostand die Töne wieder, die in Cffrano de Bergerac
das Entzücken der Franzosen wachgerufen hatten. Das ist das Pathos
der Oascogner Kadetten, das Sprühfeuer des Witzes, und über alledem
die Waffenfreudigkeit der Gallier; die Lust an Kampf und Sieg. Auch
Bonst erinnert mancher Zag in dem alten Haudegen an Cyrano. Gleich
seine Vorstellung atmet einen verwandten Geist. In strammer mili-
türischer Haltung beginnt er:
Jean-Pierre-SSraphin Flambeau^ dit „/« Flambard^
Ex-sergent grenadier vSlite de la garde,
Ni de papa breton et de maman picarde.
S^engage ä quatarze ans^ Van VI, deux germinal.
Baptime ä Marengo. Oalans de eaporal
Le quinze fructidor an XII. Bas de soie
Et eanne de sergent trempis de pleurs de joie
Le quatarze juillet mil huit cent neu/^ — tct,
— Car la garde habita Schoenbrunn et Sans-Saucil —
Au Service de Sa Majesti Tris Frangaise
Total des ans passis: setze -^ campagnes: setze.
256 Radolf KieBsmftnn
Batailles: Austerlifz^ EylaUj Somo-Sierra^
Eckmühlf Esslingt Wagram^ Smolensk. . . et caetera l
Fait d'armes: trente-deux. Blessures: guelques-unes,
Ne s'est battu que pour la gloire, et pour des prunes,
Marmont, au duc.
Vau8 fCallez pas cdnsi Vicouter jusqu'au bout?
Le Dnc.
Out, V0U8 avez raison, pas ainst^ — tnais deboutl
(il se Ihe)
Im weiteren Verlauf gibt er eine drollige Schilderung, wie (
ersten Male die Bekanntschaft des jungen Herzogs gemacht hs
er nicht ohne Verwirrung ob der körperlichen Beize der dac
stillenden Amme näher trat, damit der König von Rom mit dem
bttsch an seiner Bftrenfellmtttze spielen konnte. Bei allen Verschwö
zu Gunsten Napoltons ist er dabei gewesen, ungezählte Male is
contumaciam zum Tode yerurteilt worden. Auch jetzt plant
der Camerata ein Komplott Täglich kommt er mit ihr zusa
Nou» eausons des mayens de vous faire empereur.
Für soviel treue Hingabe erbittet er nichts anderes, als da
der Sohn — wie der Vater zu tun pflegte — zum Zeichen seil
friedenheit am Ohre zupfe. In rtthrender Hilflosigkeit erftli
Herzog sein Begehren. —
Er muss nach Frankreich gehen.
Et sur la croix ithanneur
Venir faire remeOre un petit empereur.
Ich kann es mir nicht yersagen, in diesem Zusammenhange s
feine Bild hinzuweisen, das Bestand fbr das Ehrenkreuz am
Bande findet:
Manseigneur, il fallaü voir ga sur des paiMnesl
Lä^ sur le drap bambi, gauUe de sang ardent
Qui descendait, et devenaity en descenda$U,
De Par, et de rSmail^ avee de la verdure . . .
CStait camme un bijou coulant d^une blessure.
Flambeau besitzt diese yielbegehrte Auszeichnung nicht,
gerne yerliehe sie ihm der SohnNapolöons! Doch erbat keine
keinen Titel, kein Beich, seine schwanke Gestalt ruft nur die Erin
wach an alles, was einstens war. Dun, der traurig unter den
reichischen Linden umherirrt und in die moosbewachsenen Stäm
Initialen seines Vaters einschneidet, ihm blieb kein kleines StO
jenem roten Ordensbande, und dennoch hoflft er auf ein besseres 1
fioBtaad-Stadien 257
die Phantasie führt ihn ttber die dttstere Gegenwart der sonnigen Zu-
kunft zu^ er ist ja doeh der Sohn eines YaterS;
Auquel un firmatnent a passi par les mains^
Je dois, malgrS iant (Pombre et tant de lendemaim^
Ävoir au baut des doigts un peu d'itoile encore . . .
Jean-Pierre-Siraphin Flambeau^ je te dicorel
Flambeau.
Vous?
Le Duo.
Damel ce ruban n^est pas le vrai.. .
Flambeau.
Le vrai,
Cest celui qu'on regoit en pleurant — J^ai pleurS.
Marmont.
Uailleure^ c'est ä Paris que fa se Ugalisel
Le Dac.
Mais que faire pour y rentrer?
Flambeau.
Voire valisel
Mit diesem echt Rostandschen Bonmot leitet der Getreue seinen
Bchnell entwickelten Flnchtplan ein. Marmont wird nichts verraten; er
Sehört nun mit zum Komplott. Auch hier eine geistreiche Wendung.
Marmont.
er est Sgal.
Tu ne m'auras pas pris avec un madrigal
Tu m'(ts fait totd ä Cheure une sortis . . . outrieX
Flambeau.
Ouif mais ga me faisait une jolie entrie.
Wie unklug! entgegnet Marmont, aber Flambeau sagt, dass es nun
^Uimal seine Schwäche sei, immer etwas mehr zu leisten, als not-
^«ndig sei.
Jaime me baitre avec, ä Voreille^ une rosel
Je fais du luxel
Da haben wir den degenfrohen Gascogner wieder. Cyrano de
^ergerac Bestands feiert in seinem Flambeau eine fröhliche Auf-
^t^tebung. — Der Herzog ist entschlossen zu fliehen, aber ist die Erin-
nerung in Frankreich wirklich so lebendig? Da zeigt ihm Flambeau
^^ einer Szene, die Rostands blendende Meisterschaft in der Hand-
IKonuaiMlie Foracbungen XXV. 17
258 Rudolf Kiessmann
habuog der poetischen Sprache zeigt ^), die aber wie ähnliche Szenen
in früheren Stücken etwas za lang ansgesponnen ist, Hosenträger;
Tabatiöre, Tasobentach, Kokarde, Medaillon: alles mit seinem Bilde
oder »einem Namenszage yerziert. Olas^ Teller, Messer, Serviettenring,
Eierbecher bringt der Zauberkünstler Flambeau hervor, legt alles auf
den Tisch:
— Le cauteaul — Le rond de sertrieitel
— Ahl 9Hr le eoquetier, vous avez Fair ram\
(II avance un fauteuil)
Le couvert est complet: Monseigneur est servi.
Krawatten, Kartenspiele (in denen er k tont ist), Kalender kommen
noch zum Vorschein (wer denkt hier nicht an die Szene, als Boxane
inmitten der Gascogner Kadetten ihre Herrlichkeiten ausbreitet): da
bricht der Herzog in Schluchzen ans, er willigt ein, er will fliehen.
Plötzlich künden die Klänge der Musik das Nahen des Kaisers, seines
Grossvaters. Seinem Versprechen treu will er bei ihm, der ihn zu-
fällig aufsuchen will, alles versuchen, aber wenn Flambeau etwas
bemerkt,
que tu ff!y pois pas d!halntude,
Cest que faccepte alors de m'enfuirl , . .
Flambeau, en gamin de Paris.
0 Latudel
— Que sera ce signal?
Le Duc.
Tu le verrasl
Auf seinen Wunsch schnürt Flambeau ihm ein Bttndel aus all den
Bachen, die die Erinnerung an den Sohn Napoleons in Frankreich
wach erhalten. Der junge Herzog nimmt ein Stöckchen vom Tische,
Nteckt es durch das Taschentuchbttndel und schreitet keck wie eia
Junger Rekrut seinem Zimmer zu. So zu Fuss nach Frankreich zii
ziehen, wäre so übel nicht, meint er. Voll Rtthrung blickt ihm der
alte Haudegen nach:
Que vous Hes gentil et que vous ites drolel
— Cest la premUre fois que je vous vois ainsf.
Le Duc, qui va entrer dans sa chambre, se retoume.
Un peu jeune? Un peu gai? . . . Cest rroi, Flcanbeaul
{Et avec Smotion)
MerciX
Bideau.
1) Ober die histoiischen Unterlagen verg]. Henri Welschinger: Le rei
de Rome. Paris 1897. Dasu aaoh Langer a. a. 0. S. 38, Anm.3.
Boatand-Stadien 259
Les Äiles qui battent.
Znm ersten Fluge rüstet sich der jüDge Adler. Er iFtlhlt sieh
reifer als ein Jahr zuvor. Das Entwürdigende seiner Lage ist ihm zum
Bewusstsein gekommen, er denkt daran, seine Fesseln zu sprengen.
Noch ist er sich freilich nicht klar^ ob er der Aufgabe, die seiner harrt,
gewachsen sein wird. Bisweilen sucht er sich darüber hinwegzusetzen,
die innere Stimme des Verzagens zu übertönen, sprengt selbstvergessen
dahin, atmet mit Wonne den scharfen Wind, den Duft des schäumen-
den Bosses, des Staubes, des Leders, des zerstampften Basens^):
Enfin^ vaingueur du rh>e^ heureux, brisi^ grisSj
J'arrite man cheval au bord cTun champ de seigle^
Live les yeux au eiel, — et voie passer un aigleX
Den Vater kann er nicht ganz verleugnen, wenn auch nur die
stärksten Aflfekte die innere Verwandtschaft dartun können. Der
flammende Blick des Zornes, der Gentz und Marmont triflft, verkündet
die väterliche Sinnesart, die im Sohne weiterlebt.
Dass sich Bestand die Einführung eines alten troupier der Grossen
Armee nicht entgehen lassen würde, war vorauszusehen. Ein heller
Rohmesstrahl aus grosser Vorzeit musste auf den fahlen Schimmer der
Epigonen fallen Dass unser Dichter den grognard als Typus des
romantischen, wort- und degengewandten Galliers darstellte, entsprach
nur der geheimen Stimme des Dichters, der einen Cyrano de Bergerac
geschaffen hatte. So kommt es denn auch, dass er die überaus wirk-
same Btthnenfigur Flambeaus in die nächste Beziehung zum Haupt-
helden bringt, und ihm auch für den Fortgang der Handlung eine
bedeutsame Bolle zuweist.
Les Ailes qui s'ouvrent.
Wir sind zunächst Zeugen der Audienz beim Kaiser Franz Joseph.
In buntem Durcheinander drängen sich Bauern und Bäuerinnen, Bürger
im Sonntagsstaat, unterstützungsbedürftige Witwen ehemaliger Soldaten:
die ganze Buntscheckigkeit der habsburgischen Monarchie, die sich
schon äusserlich in den verschiedensten Nationaltrachten kund gibt.
Auch hier also wie in der Marktszene der Samaritaine^ wie im 1. und
4. Akt des Cgrano (von anderen Parallelen zu schweigen) ein buntes,
bühnenwirksames Massenbild, das Kostands virtuose Handhabung der
Sprache auch in der biegsamen metrischen Form glänzend hervor-
treten lässt. Unter all den Bittenden, die sich voll Vertrauen dem
nguten Vater Franz^ nahen, befindet sich der junge Herzog, die weisse
1) Mao vergl. F. Goppöe, Le Fils de rEmpereur, ein Gedicht, das auch
sonst verwandte Züge aufweist, und die ähnliche Situation in Ghateaubriands
Ren«.
2Q0 Rudolf KioMmann
lluifonii durch einen weiten Mantel yerhüUt. Tief neigt er sich vor
seinen) Grossvater, der seine rtthrende Bittschrift entgegennimmt and liest:
Un pdtre du Tyrolj
Orphdinj sans appui, dipouiUi de sa terre^
Chassi par des bergers ennemis de san pire,
Voudrait revoir ses bais et san ciel., . — Trks touchantl
Et le ehamp patemell. . . On lui rendra son champ.
(II passe la snppliqne au chambeüan qni Tannote.)
Le Chambellan.
Le nom de ce berger qui demande assistancel
Le Pätre, se redressant
(fest le duc de Reichstadt^ et le champ , c^est la Francel
(II Jette son manteau et Taniforme blanc apparatt. Mouvemeni
Silenoe eflfrayö.)
L'Emperenr; d'nne voix brfeve.
Sortez totis.
Grossvater nnd Enkel sind allein. Hit rührenden Worten yersacht
letzterer den grollenden Herrseher; der ihn immer nnd inuner wieder
unterbricht (man beachte das fttr Rostand typische „mais^ S. 115ff.,
duH wir in Cyrano wiederholt nachgewiesen hatten), zu besänftigen.
Kr ruft ihm die Zeit seiner Kindheit in die Erinnerung, nnd hier ist
dait Zwiegespräch ähnlich anmutig geftthrt wie in den Szenen der
llomanesques und des Cyrano de Bergerac, welche auch die Jahre
Nonniger Kinderzeit wachriefen. Immer dringlicher wird das Begehren
(los Kindes von Bom. Geben wir Rostand selbst das Wort:
,.. Ce serait si joli qu^un jour un empereur
Pour gäfer san enfant bouleversat Vhistoire\
Et puis c^est quelque chose^ et c'est un peu de gloire,
De pauvoir quelquefois, — sans avair Vair^ tu sais, —
Dire: „Man petit-ßls, V empereur des FrangaisV^
L'Empereur^ de plus en plus charmö.
Certesl
Le Duc, imp^tueusement.
Tu le dirasl Dis que tu vas le direl
L'Empereur, avec une demiftre hesitation.
Eh bienl mais . . .
Le DuC; suppliant
Sirel
RoBtand-Studien 261
L'Emperenr, ne resistant plus et lui ouvraut les bras.
Oui, Sirel
Le Dnc, avec nn cri de joie.
Ahl sirel
L'Empereur.
Sirel
Le Duc.
Sirel
[etternich; dem bösen Geiste gleich; tritt ein. Der Herzog ftthlt,
Dtminehr alles fär ihn verloren ist, und in der Tat gelingt es dem
chtigen Minister, den schwachen Kaiser^ der zuerst seinem Ver-
ben treu zu bleiben gedenkt^ zu derartigen^ Frankreich entehrenden
irungen zu zwingen, dass der Herzog voller Entrüstung die
ach zurückweist. Jetzt sieht er ein, wie töricht es von ihm war,
Dur einen Augenblick an eine tatkräftige Förderung seiner Wünsche
seinen Grossvater geglaubt zu haben. Nun, mag man ihn ein-
)n, man wird ja doch nicht hindern können, dass er der junge
ist, ein Spross des Adlers, der den düsteren, doppelköpfigen
tvogel im Oesterreichischen Wappen so arg zerzaust hat.
[och strenger als bisher soll er gehalten werden. Der Kaiser
will ein neues Reglement ftlr Dietrichstein aufsetzen. In visionärer
ndlnng (die Wagramszene wird vorbereitet!) sieht der Herzog die
nfösser, die Pistolen, den Degen seines Vaters, alle die Gegenstände,
r ihm hinterlassen hat:
Pire qui fW*(M donni les Victoires pour soeurs,
Vou8 n'aurez pas en vain disiri que je Veusse
Le riteille-fnatin de Fridiric de Prusse^
Qu^ä Potsdam vous avez super bement voUl
II est läl — son tic-tac, c'est ma fihrel — je Pail
Et c^estf chaque mcUin, c'est lui qui me rSveille^
Et m^envoie^ SpuisS du travail de la veille,
TravaiUer ä ma table itroite, travailler,
Pour Hre chaque soir plus digne de rignerl
Vie soll er, der Sohn des Emporkömmlings, regieren, entgegnet
Laiser. Wenn er etwas königlicher aussieht als sein Vater, so
nkt er es dem habsbnrgischen Blute! Der Herzog bleibt die
ort nicht schuldig: dass in Dresden die Fürsten Europas sich
[6on gegenüber den Lakaien gleich benahmen, dass die Kaiser
glücklich schätzten, ihm ihre Tochter zur Gemahlin zu geben,
i dem Vater Franz nicht erspart, aber der Versuch des Herzogs,
1 Grossvater zu gewinnen, ist gänzlich fehlgeschlagen.
262 Radolf KieeBmann
Der Kaiser und Metternich sind gegangen. Der Herzog öffnet
sacht die Tttr, hinter seinem Rücken hält er einen der kleinen Hüte
seines Vaters^ das mit Flambeau verabredete Signal.
Je weniger Rostand den Herzog znm Helden im üblichen Sinne
stempeln konnte^ ist er doch weit weniger heroisch als z. 6. Jeffrey
und Cyrano, obschon auch sie Helden der Resignation sind, umsomehr
musste er Flambeau in den Vordergrund treten lassen. Der Gedanke
an einen gewissen Parallelismus verwandter Figuren Jeffrey: Bertrand,
Cyrano: Christian, der Herzog von Reichstadt: Flambeau kommt un-
willküriich.
Flambeau hat, wie jede Nacht, vor dem Zimmer des jungen Herzogs
die Wache. Nun folgt eine phantastische Szene voll grotesker Komik,
die aber doch eines gewissen Pathos nicht entbehrt, und (um es vor-
weg zu nehmen) trotz aller Unwahrscheinlichkeit etwas Rührendes hat.
Jede Nacht kostümiert sich der alte Haudegen für sein Amt. Nicht
um im Solde der österreichischen Regierung den Herzog zu belauschen
verbringt er schlaflos die Nächte. In der alten Uniform der Grenadiere
der Garde, die Bärenfellmütze auf dem Kopfe,
— Varme au bras^ et la main contre le teton droit,
Dans la position fixe et riglementaire^ —
Oardant le fils ainsi quHl a garde le pire,
— Cest ainsi que debout^ chaque nuit, sur ton seuil^
Se donnant d lui-mime un mot d*ordre d^orgueil,
Fier de faire une chose hiorme et goguenarde,
Un grenadier frangais monte^ ä Schoenbrunn, la gardel
So geht er auf und ab, zum letzten Male wie er hofft. Warum
tut er das? Cest du vrai luxe, wie er mit seiner Lieblingswendung sagt.
A leur barbe^)l — d Schoenbrunnl ... Je me trouve insensil . . .
Je suis content! . . . Je suis ravil . . .
(Da knarrt ein Schlüssel.)
Je suis pinc6\
Es ist Metternich, der ohne lästigen Zeugen den Herzog sprechen
möchte. Er sieht zunächst nur den Hut des gefürchteten Kaisers und
apostrophiert ihn in einer Weise, welche die Verwandtschaft mit ge-
wissen Tiraden aus Cyrano deutlich verrät. Angesichts dieses Wahr-
zeichens löst sich ein Stück Geschichte in seiner Erinnerung. All
seinen Zorn, all seine Verachtung schüttet er aus. Da hält er, er-
griffen von der Stille, von der Natur des Platzes, wo er sich befindet,
inne.
1) Moliöre, Femmes savautes IF, 9 (Schluss) findet sich die gleiche nicht
eben häufige Wendung.
BotUnd-Stadien 263
MiMis tout d^un eoup • . • Cest droh ... Le prisent
Imüe le pasai, parftnsj en tf amüsant . . .
An jene Stelle pflegte er den Hat hinzulegen, als er vor 20 Jahren
in Schoenbmnn weilte. Eb ist alles wie damals, die Waffen, die
Papiere, die Karte, auf der der ominöse Hnt liegt, man könnte glauben,
— qu'm r^toumant je — »aia, sur le seuü, — W,
Bevoir le grenadier moniant la garde . . •
(er sieht Flambeau)
Hai
Das durchaus Unwahrscheinh'che dieser ganzen Szene braucht man
nicht besonders hervorzuheben. Aber was stört es einen Dichter me
Bostand, eine an sich kaum mögliche Szene in noch unmöglicherer
Weise fortzuspinnen, wenn nur seine köstliche Freude an scharfem Vers-
gefecht Befriedigung findet! So hatte er einst De Guiche durch
Cyranos groteske Beschreibung seiner Mondreise aufgehalten, und hier
sperrt dieser Tollkopf Flambeau dem allmächtigen Minister den
Zagang zu den Gemächern des Herzogs. „Wer da", so ruft er. „Ein
Schritt weiter, und Ihr seid ein Kind des Todes''. Da fährt Mettemich
auf. „Buhig," heisst es, „der Kaiser schläft".
Mettemich.
Ccmtmen/?
Flambeau, my störieusement.
Chut\
Mettemich, furieux.
Mais je suis le chanedier d^Autrichel
Mais je suis toutl mais je peux toutl
Flambeau.
Mais je m^en fiche I
Mettemich, exaspöri.
Mais je veux voir le duc de Seichstadt^ et...
Flambeau.
Ah\ ouatl
Mettemich, n'en pouvant croire ses oreilles.
Comment: ahl ouat?
Flambeau.
Eeichstadt? Connaissons pas, Reichsladtl
lyAuerstaedtl d'Elchingenl c'est des ducs, c'est notoire]
Seickstadtf c^est pas un duc: c^est pas une victoirel
264 Radolf Kieasmann
Und 80 geht es weiter in immer heftiger werdender Rede und
Gegenrede (man beachte das mehr als ein Dutzend mal von Mettemich
hervorgestOBsene „mais^). Das Jahr 1809 mit all seinen Schrecken Ar
Österreich ersteht vor seinen Augen. Ja, wie hat er Überhaupt, so
fragt der unbekannte Kriegsmann, die Wachen und alle die Vorzimmer
durchstreifen können, um bis zum Kaiser zu gelangen. Metternicb
glaubt zu träumen, er nähert seinen Finger einer Kerze:
Mais €€tt€ flamme . . .
Flambeau.
BrUel
Metternich, tatant la pointe de la baYonnette que Flambeau ne cessc
de loi präsenter.
Et ceUe pointe . . .
Flambeau.
Piquel
Er ist erwaeht, alles war nur Trug.
Chutl restez coil
Metternich, avee, une seconde, l'angoisse d'un hemme qui sc demande
all a revi quinze ans d'bistoire.
Mais Sainte-HOhis, ahrs? . . . Waterloo?
Flambeau, tombant sincirement des nues.
Water . . . quoi?
Der Kaiser hat sich bewegt, Mettemich hat dto Kaiser aas dem
Schlafe erweckt Nein, es kann ja nicht sein,
Cest le duc de Beichstadt^ voffonsl Je fi'ai pas peurl
Je sais que (fest le ducl fen suis sfir!
(La porte s'ouvre.)
Flambeau, d'nne voix sonore.
L'Empereurl
(II pr^nte les armes. — Metternich se rejette en arritoe. — )
. Statt der Furcht und Schrecken einflOssenden Gestalt des Pt^
Caporal erscheint die schwankende Gestalt des armen Kindes. Blss^
hüstelnd, die Studierlampe in der Hand, um nachzusehen, was ießf^
eigentlich vorgeht. Mettemich ist glücklich, ihn wiederzusehen, odI
antwortet auf die ironische Gegenfrage des Herzogs nach der Ursacbe
solcher zärtlichen Gesinnung:
Nonl vraiment, je crayais — tont c'Sfait riussil —
Qu'un autre allait sortirl
Rostand-StadieD 265
Flambeau, comme sortant du reve anquel il s'est pris lai-m6me.
Je le croyais aussiX
Jetzt erst kommt es dem Herzog so recht zum Bewnsstsein, was
Flambeau getan hat. Nar die schnellste Flucht kann ihn retten.
Seine Livree, die ihn hätte schlitzen können, und die Mettemich ihm
nicht freiwillig herausgeben will; weist er stolz zurück :
Oardez cetie guenillel
Est'Ce qu'un papillon se rennet en chenille.
In voller Uniform, das Gewehr übergehängt, ein siegesfrohes
Soldatenlied aut den Lippen (man denke an Cyrano im Kugelregen vor
Arras) schwingt er sich zum Fenster hinaus. Je fais du luxe, lautet
Beine Parole.
Mettemich, en le voyant disparattre.
0hl pourvu quHl se luxe
Quelque chosel . . .
(Flambeau singt . . .)
Le Duc, terrifiä.
Hein?
Mettemich, stupöfait.
II chante?
De Duc, se penchant au balcon avec angoisse.
0hl quefais tu?
La Voix de Flambeau, dans le parc.
Du luxel
Der Posten feuert, fehlt, . . . Flambeau ist gerettet. Auf dem Ball
Vetternichs wird er, wie er dem Herzog vor seiner Flucht schnell zu-
S^tlstert hat, zugegen sein, um den grossen Plan zur Durchführung
w bringen.
Mit fast drohendem Tone ersucht der Herzog Mettemich, den
Zwischenfall nicht weiter zu verfolgen. Mettemich verzichtet. Was
kümmert ihn die Schwärmerei für ihn, der ja doch nicht Napoleon ist.
Vau8 avez le petit chapeau, mais pc^ la t$te.
Diesmal soll ihn jedoch sein Bedrücker nicht niederzwingen. In
jugendlichem Eraftbewusstsein bäumt er sich auf, — da zeigt ihm
Mettemich des Herzogs Bild im Spiegel, ganz Deutschland, ganz
Spanien raht in seiner Seele, und darum ist er auch stolz, so traurig
and so reizend zugleich. Immer schneidiger und schärfer fallen die
quälenden Worte seines Peinigers. Vergebens sucht er ihn zu unter-
brechen (man beachte die stets wiederkehrenden „nan^}. Die unglUck-
schwere Geschichte seiner Ahnen, die trübsten Bilder der habsbnrgischen
266 Badolf Ki<
Dynastie erspart er ihm nicht, om ihn aus den Höhen, in die ihn sein
kaum begonnener Jong-Adlerflag fbhren sollte, herabznreissen auf die
niedere Welt
In wirkungsvoller Stichomytbie heisst es da:
Mettern ich, presque k son oreille.
Ced la päleur du roi dans $on cercueil de verrel . . .
Le Dnc, se dibattant
jVbftI nonl titst la päleur ardente de man pirel
Metternich.
Bodolphe et ses lumSj dans un affreux reeull
Le Dnc.
Des armeel des chevauxl c'eet le Premier dmsull
Metternich, d^signant tonjours, dans le miroir, quelque sombre alenl.
Le voie-tu fahriquer de for dans une erypte?
Le Dnc.
Je le vais fabriquer de la gloire en Egyptel
Die Verwandtschaft mit ähnlichen Antithesen der Samarüaine
leuchtet ein, welche letztere die Rttckerinnerong an alte Misterien-
spiele wahrscheinlich (vgl. o. S. 224 f.) machten. Vei^blich ruft der
Sohn Napoltens die Rahmesbilder ans seines Vaters grOsster Zeit zur
Hilfe herbei gegen die düsteren Schatten, die unerbittlich Metternich
heraufbeschwört. Mit erstickter Stimme seinen Vater selbst um Unter-
stützung anflehend bricht vor dem in blinder Wut zertrümmerten Spiegel,
der ihm sein habsburgiscb Antlitz so erschreckend deutlich gezeigt
hat, mit gebrochenen Flügeln der junge Adler zusammen.
So breit angelegt auch im vierten Akt die Schilderung des Masken-
festes in den römischen Ruinen von Schönbrunn ist, so sehr sich auch
Rostand in den kunstvoll verschlungenen Äusserungen der sich durch-
einander windenden Masken als Meister der poetischen Darstellung
solcher Massenszenen erweist, so wenig wird im Qrunde die Handlung
weiter geführt. Nach dem dritten Akte ist klar: nie wird der Herzog
von Reichstadt, jenes seltsam gewebte Wesen, „halb blonder Bonaparte,
halb blonder Hamlet'' (IV, 2) das grosse Werk durchzuführen ver-
mögen, zu dem Natur und Geschichte den Sohn Napoldons berufen m
haben schienen.
Trotzdem kann man nicht sagen, dass das Interesse des Zuschauers
erlahmt. Rostand hat das Kostümfest in der Dekoration der Bühne
Bostand-Stadien 267
und in der Tracht der Darsteller so bunt, so abwechslungsreich zu
gestalten gewusst, hat die munteren Reden mit soviel Esprit gewUrzt,
dass man darüber die etwas lockere Weiterftthrung der Handlung fast
vergisst. Da wir in der vorliegenden Studie vor allen Dingen ge-
wissen verwandten Zügen in den Dramen Rostands nachgehen wollten,
so müssen wir besonders auf den ersten Akt des Cyrano hinweisen,
an den vielerlei erinnert.
Auch hier stellen wir den grossen Wortreichtum Rostands fest.
Seltene Wörter werden mobil gemacht, wie z. B. tnezzeiin, rouliire^
boulingrin, halOy papotage, frelon, marmonneur (cPoremusJ, cloporte.
WÜchoura muss den Reim zu pourra abgeben wie pingres zu Ingres
oder elegeniiarum zu rhum; das aus den Pricieuses ridicules wohlbe-
kannte pecjt««^ reimt auf Orecques^ auch der mammamouchi des Bourgeois
gentilhomme ist vertreten, und auf den polnischen Namen der princesse
Grazaleawich passt gar nicht übel Metternichs Aufforderung an einen
Lakaien:
Donnez-moi donc un sandwichl
Inmitten der übermütigen Schar erscheint der junge Adler — les
ailes meurtries.
Auf seinen Freund Prokesch gestützt hat er das Fest aufgesucht,
um Liebesabenteuern nachzagehen. Das Komplott, das seine Flucht
bezweckt, scheint er ganz vergessen zu haben. Ein Verbrechen, so
sagt er, wäre es, wenn er, ein unglückseliges Schattenwesen, belastet
mit dem Fluche des Wahnsinns, der seine Ahnen seit Alters verfolgt
hat, den Thron Frankreichs bestiege. Das ist ja auch der herbe und
doch ganz logische Schluss : der Sohn eines Napoleon wird zum Don Juan.
Cest la mime äme, au fand^ toujours insafisfaitey
(?ed le meme dtsir incessant de conquetel . . .
Et tandis que je les vaincrai Vune aprhs Vnnej
Mes soleils d'Ausierlitz seront des clairs de lune\
Prokesch hält dies für grimmen Spott, doch nein:
Je faut que je devienne
Jnutile et charmant, comme un objet de Viennel
Ein seltsamer Glanz, der Prokesch nicht geföllt, liegt in seinen
Augen. Da naht seine Tante aux yeux de cousine^ mag sie den Anfang
machen! Im berauschenden Duft der Lindenblüten flüstert er der Erz-
herzogin keck-begehrliche Worte zu. In innerster Seele verletzt
scheidet sie von ihm, den sie doch so sehr liebt:
Adieu, Franzi ... Tu m'as fait beaucoup de peinel
Da kommt Ther^se, die seinem schelmisch-schwermütigen Werben
schliesslich nachgibt.
268 Rudolf Kiessmaan
Songe combien je suis malheureux dSsormais:
J*ai perdu taut espoir de jouer un grand rdle.
Je fCai plus qu'ä pleurer: fai besoin d!une ipaule.
Ein Schäferstündchen wird fttr den Abend verabredet. Im Jagd-
pavillon will er sie erwarten. Fanny, unerkennbar unter der Maske,
schwebt mit flüchtigem Grass an ihm vorüber, später will sie ihn auf-
suchen. Nicht ohne inneren Groll sieht der Herzog in diesen Gunst-
bezeigungen des Schicksals unabänderlichen Willen. Nun denn, er
wird sich fügen. Lieben soll er, lieben will er, wie alles rings am ihn,
wie jenes Paar dort auf der Bank im Schatten des dunkeln Laubes
der Orangen. Da muss er in ihm seine eigene kokette Mutter in zärt-
lichem t€te-ä-t€te mit Bombelies erkennen, muss ein unfreiwilliger
Zeuge ihrer frivolen Unterhaltung werden, die ihm manchen allzu mensch-
lichen Zug seines grossen Vaters enthüllt. Er möchte fliehen und bleibt
doch wie gebannt stehen, vielleicht ahnt er, dass sein Eingreifen zur
Wahrung der Ehre seines Vaters notwendig sein könnte. Denn als
Bombelies seine trunkenen Lippen auf die blendenden Schultern Marie-
Lonisens neigen will, da packt er ihn an der Kehle und wirft ihn zu
Boden.
Mercil je suis sauvSl c'Mait un sursaut corsel
Mit hoheitsvoller Geberde weist er der pflichtvergessenen Mutter
einen Wohnsitz an, wo sie in richtiger Weise ihr Leben zwischen welt-
lichen Ablenkungen und religiösen Übungen verbringen kann. In
rührenden Worten gedenkt er der unglücklichen Josöphine, und als in
echt frauenhaftem Hass seine Mutter auch sie zu verdächtigen sucht,
da findet er den eigenen Stolz wieder: um so mehr hat er Grund,
dem Vater die Treue zu wahren. Wieder ist er der leidenschaftlich
bewegte Jüngling, den der tiefe Schmerz, der ihm widerfahren ist,
noch einmal auf den Weg zu hohen, hehren Zielen geführt hat. Ihn
lockt jetzt nur des Ruhmes Lorbeerreis und nicht der Liebe leicht ge-
pflückter Kranz. So sieht ihn Metternich, der empört ist, ihn zum
Maskenfest in österreichischer Uniform zu sehen.
A quoi donc vient river ici, fuyant le bal,
Le petit colanel?
Le Duc.
Au petit caporaL
Fanny Elssler naht und setzt ihm den wohlvorbereiteten, ver-
wickelten Plan der Flucht auseinander. Die Komtesse wird als sein
Doppelgänger erscheinen und so sein Verschwinden ermöglichen. Auf
ihrem Fächer hat Fanny den Plan des Parkes eingezeichnet und beschreibt
ihm genau den Weg, den er einschlagen muss. Wagram soll sein erstes
Rostand-Studien 269
Ziel sein. Prokesch wird er wiedersehen, ob Flambeau, naeh dem der
Herzog fragt, weiss sie freilich nicht. So wird von Rostand das
drollige, fast possenhafte Auftreten des alten Grenadiers vorbereitet,
der aus seinem Versteck plötzlich auftaucht. Es wtirde zu weit ftthren
alle Kunststttckchen im Reim und im Versbau, alle Bonmots und Argot
ausdrücke (type, prendre un torticolis dans ma petiie turne etc.) anzu-
führen, die in diese Szenen eingestreut sind. Mettemich ist fort, von
einem anderen hat Flambeau ein Erkennen nicht zu besorgen, also er-
scheint er auf der Bildfläche und mischt sich, jubelnd begrttsst; unter
die Masken. Auch hier jagen einander förmlich die witzigen Be-
merkungen. Nur ein Beispiel:
Le Lansquenet, s'avan^ant et tatant l'uniforme.
Chmme il est bien usil.. . La poudrel . . . Les poussiiresl , . .
Le nom du costumier?
Flambeau.
Ce aant des costumiires.
Une veiüe maisan: Ouerre et Victairey Soeurs.
Un Lansquenet.
Ahl oui?
Flambeau.
Nous n'avons pcis les memes foumisseursl
Man merkt, wie Rostand mit besonderem Behagen gerade das Auf-
treten Flambeaus herausgearbeitet hat. Während des Theaterstückes
ist er es, der den geeigneten Moment fttr den Rollenwechsel zwischen
der Komtesse und dem Herzog erwählt. Letzterer versäumt nicht, ihr
erst sein Stelldichein für den Abend mitzuteilen, da sie ja an seiner
Statt zum Jagdpavillon kommen wird. Die Komtesse versteht nicht,
wie solche Gedanken ihn noch bewegen können, wo eine Kaiserkrone
winkt, und doch erbebt sie, als er ihr in bewegten Worten Kunde
gibt von jenem Kinde, das sich ihm, dem Ruhmlosen, gleichsam zum
Tröste hingeben vrill. Wir ahnen hier, dass auch die Komtesse ihn liebt.
Der Augenblick, die Mäntel und damit die Rollen zu tauschen ist
gekommen. Mit erhobenem Ladestock gibt Flambeau das Zeichen,
auch hier schliesst ein Wortwitz die Szene:
La Comtesse, k Flambeau.
Tu vaSy peut'Hre, faire un Cesar, songes-yl
Flambeau.
(7est pourquoi ma baguette est celle d'un fusill
270 Rudolf KieMmimn
Die Schar der Gäste erscheint. Mettemichs Überraschiing — man
speist an kleinen Tischen, die auf den Ktlbeln der in bontem Lichter-
schmück erstrahlenden Orangenbäume hergerichtet sind — wird ge-
bührend bewundert. Ein überaus reizvolles Bild entrollt der bühnen-
kundige Autor und seine gewandte Feder weiss auch diese Essszene
(man vergleiche Cyrano lY) durch eine lebhafte, pointierte Unter-
haltung zu beleben. In überschwänglicher Rede feiert Gentz Mettemich^
den Gastgeber, während der falsche Herzog sich langsam entfernt.
AUes scheint jedoch verloren, als die Erzherzogin den vermeintlichen
Herzog von Reichstadt anredet. Sie merkt den Trug, aber sie verr&t
ihn nicht. Ein günstiger Stern scheint über dem Komplott zu schweben.
Freilich werden während des Festes der Herzog und Flambeau auf eine
schwere Probe gestellt, als man das Andenken Napoleons zu venm-
glimpfen sucht. Nur mit Mühe gelingt es Flambeau, den Herzog zur
Selbstbeherrschung zu zwingen. Er selbst fällt wohl einmal ans der
Rolle und poltert los, aber dies schreibt man seinem naturgetreneo
Spiel als j^grognard^ zu.
Als jedoch Tiburce, Theresens Bruder, seinem Vater persönliche
Feigheit vorwirft, fährt der Herzog, ohne an die Folgen der EnthttlloDg
der Verschwörung zu denken, auf, um die Schmach zu rächen. Aber
noch einmal ist ihm der Zufall hold. Auch ein anderer hat die Be-
leidigung aufgenommen, und des Herzogs Ruf bleibt ungehört Der
französische Attache hat den dreisten Verleumder einen Lügner genannt.
Mit den Worten:
II iagit de la France^ — ei je suis dam man röle.
Cesi cofUre eile tenir des propos insuUants
Que d^insuUer celui qvfelle aima si longtemps
erläutert er sein Vorgehen. Ein Duell vrird den Streit schlichten.
Infolge dieses Eintretens für die Ehre seines Vaters ist der Herzog
derartig für den Attache eingenommen, dass er sich ihm zu erkennen
gibt. Er hofft, ihn für seine Pläne zu gewinnen, aber dieser bleibt
seinem Eide treu, und die Worte der beiden jungen Männer, die vor
dem drohenden Kampfe um Frankreichs Thron einander voll gegen-
seitiger Achtung die Hand drücken, bilden den Schlussakkord dieses
Aktes.
I/Attachö.
Vous croyez me gagner?
Le Duc.
J'en suis sür.
Mon pire a bien canquis Philippe de SSgurl
Rostand-Stadien 271
L'Attachö, avec fermetä.
Demain je rentre en France, et je tiens ä vous dire . • .
Le Duc, sooriant.
Vom ttes un futur marichal de P Empire!
L'Atiachö.
.... Que 8% ran faiiy sur vous, marcher mon rigimeni,
Je saurais Commander lefeu.
Le Dnc.
Parfaäetnent
(II lui tend la main.)
Serrona-nous donc la main^ avant des nous eombattre
(Les deux jeunes gens se prennent la main,)
L'Attachö, avec une extreme conrtoisie.
Avez-vous pour Paris — car fy serai le quatre —
Quelques commissions? Uhanneur me serait dotix . . .
Le Due, souviant.
Je compie itre rendu dans . . . P Empire avant vousl
L'Attachö.
Si pourtant, avant vous, fitais dans le.., Boyaume?
Le Duo.
Saluez de ma pari la eolonne Vendime^).
(II Bort. Le rideau tombe.)
Les Alles brisies.
Eine weite, weite Ebene, hier und da mit niederem Buschwerk
estanden, ein Httgel, dessen Rasen ewig im Winde erzittert; eine
[tttte, gezimmert ans den Trümmern von Lafetten und Munitionswagen;
DDgeben von einigen dürftigen Geranien^ ein Wegweiser in den öster-
sichischen Farben: die Ebene von Wagram — der stimmungsvolle
[intergrund für die Handlung des fünften Aktes.
Unter dem Sternenbimmel, im Wehen des Windes harren der
[erzog; Flambeau und Prokesch der Pferde. Der alte Bauer, der Be-
rohner der HttttC; der voller Stolz erzählt; dass Napoleons Leibarzt
elbst ihm den Arm amputiert hat; tritt näher. Ein Verrat von seiner
leite ist nicht zu fürchten. Rostand hat ihn eingeführt; um in die
1) F. Copp6e: Le File de VEmpereur.
Et, la nuit, il voyait en rive la Colonnel
272 Rudolf KiesBuiann
Unterhaltung der beiden alten Krieger, die von den Ereignissen der
Seblaeht plaudern, eine jener wirksamen heroischen Episoden einzo-
fieehteu; die er Flambeau in den Mund legt. Gerade dort, wo jetzt
die Geranien blühen, wurden elf muntere kleine Trommler^ die chouchaus
der Marketenderin von dem crachai d'un grand tousseur de bronze dahin-
gerafft^). — Verschiedene Schatten lösen sieh aus dem Dunkel, die
Verschwörer mehren sich. Inmitten der blutgetränkten Ebene, die
seines Vaters Ruhmes Zeuge war, gibt der Herzog den Gedanken, die
ihn am Vorabend der Erfüllung seiner Träume bewegen, ergreifenden
Ausdruck. Er ist so jung und zu so hoher Stellung berufen. Herrschen
soll ert Ein guter, friedliebender, milder Regent will er werden, nur
hohen Zielen will er sich zuwenden. Freiheit und Recht will er
schützen, der Kunst an den Stufen des Thrones eine Heimstätte bereiten.
In immer wachsender fieberhafter Erregung sieht er sich schon in
Paris, jubelnd begrttsst von der Bevölkerung. Da kommen die Pferde.
Der Herzog steht im Begriff sich in den Sattel zu schwingen:
Flambeau.
A chevall Le ciel blanchit vers PEstl
Le Duc.
J*empoigne la criniirel — Alea jacta eBt\
Schon hat er den Fuss im Bügel, da hält ihn das Wort des Attache
zurück. Auch er ist gekommen. Während freilich die anderen Ver-
schwörer in serviler Höflingsai*t den künftigen Kaiser an ihre Dienste
erinnerten, stand er still abseits. Er ist nur gekommen, um den
Herzog zu verteidigen. Ein Anschlag ist gegen ihn geplant. Der
Attache hat Tiburce, dem man das Rendez-vous seiner Schwester
Thör6se im Jagdpavillon hinterbracht hat, belauscht. Da besinnt sich
der Herzog, dass ja die Komtesse statt seiner gegangen ist. Man
wird sie töten. Zurück also!
Je ne peux pourtant — rentrons lä-bas I
Souffrir qu'on m^assassine et qu^ je h'y sois pasl
Unwillig, den Plan so nahe der Erfüllung scheitern zu sehen,
wollen die Verschwörer den Herzog mit Gewalt hinwegführen, der sicti
ihrer mit der Peitsche in der Hand erwehrt, der den Attache selbst
zu seiner Unterstützung herbeiruft. Letzterer bittet den Herzog zO-
fliehen, er selbst wird die Komtesse verteidigen, was er tut, tut er wacß-
der Frau willen. Noch zaudert der Herzog, als atemlos im GaIop|^
die Gräfin heransprengt. Nicht umsonst ist Flambeau ihr Waffen^^
1) F. Coppöe: Mort du GifUral WalhuheH,
. . . et la mitraiUe
EfUeva d^un seul coup un graupe de tatnbours.
Rostand-.^tndieo 273
meister geweseo, H\e hat, wie sie — sacbknndig gleich Gyraoo im
ersten Akt — auseinandersetzt, Tibarce im regelrechten Duell nieder-
gestreckt. Th^rfese freilich sei, wie sie zögernd auf des Herzogs
Frage erwidert, nicht gekommen. Nun drängt sie ihn zu fliehen, wenn
sein Vater ihn so sähel
Faible, attendriy nerveuxj flottant comrne vous Fites . . .
Mais cela lui ferait hansser les Spaulettesl
Le Duc; s'61an(ant pour fuir.
Adieul
Zu spät! Der Plan ist entdeckt. Sedlinsky, der Polizeidirektor,
erscheint mit seinen Schergen. Prokesch, der Attache werden abge-
f&hrt, auch die Komtesse.
Sedlinsky, k deux autres agents, en leur montrant la comtesse.
VoKS, vous raminerez le faux pnnce . . . chez eile.
(Deux hommes s'avancent et vont empoigner brutalement la comtesse.)
Le Duc, d'une voix qui les fait reculer.
Ävec tous les Sgards qu'an me doifl
La ComtessC; tressaillant & cette voix imp^rieuse.
Ce tan brefl
(Elle se Jette dans ses bras en pleurant.)
Ahl malheureux enfant, tu pouvais Ure un cheß
Die anderen mögen entwischen . . . Nur einer will sich nicht feige
davonstehlen: Flambeau. Der Herzog bittet ihn, um seinetwillen zu
fliehen, schon schickt er sich an, dem Wunsche seines Herrn nachzu-
kommen, da hat man ihn als den lang gesuchten, so oft zum Tode
verurteilten Verschwörer erkannt.
Je suis perdu. — Cest bon. — Du Itixel üne dibauchel
Fleurissans Panne avant de la passer ä gauche.
Hit manchem grausamen Scherz findet er sich ab:
II itait immoral que tu faccoutumasses
Ä ne jamais purger^ Flambeau^ tes contmnacesi
Er weiss genau, was ihn erwartet^ wenn er an Frankreich ausge-
liefert wird; doch das ist nicht nach seinem Geschmack:
J'ai toujours fait aux balles la risette;
Mais ces /rangaises-lä . . . non, pas de ga, Lisettel
Unbemerkt zieht er sein Messer und stösst es sich in die Brust.
Un Policier; grossiferement.
11 titube\
BonaniMlM FofMhttngen XXVf 18
274 Radolf Kieasmiuiii
Flambeau, envoyaut d'un revers de main le chapean du policier i
vingt pas.
Le duc V0U8 parlel Otez cetie espice de tube!
Die Oeranienblüte, die er dreier Blätter beraubt, und dann gleich-
sam als Rosette des Kreuzes der Ehrenlegion getragen hatte, ist ihm
freilich weggenommen worden. Nun strömt dem roten Ordensbande
gleich das Blut aus seiner Wunde. Er hat sich nicht getötet,
Pas du tout^ Manseigneur/
Mais je me suis refait la Ligion d^honneur!
Mit dem alten treuen Kriegsmann will der Herzog allein bleiben.
Er jagt Sedlinsky und seine Polizisten weg, er ist auf der Ebene von
Wagram:
Je suis ici chez mait
In des Herzogs Armen stirbt Flambeau. Seine letzten Visionen
lassen die Schlacht bei Wagram vor seinen Augen erstehen. Er
schildert das farchtbare Ringen, und Napoleons Sohn, dem jede Phase
jener denkwürdigen Waffentat wohl bekannt ist, unterbricht von Zeit
zu Zeit den Bericht, um ihn weiterzuführen oder um ihn zu ergänzen. —
Flambeau ist verschieden. Allein ist der Herzog bei dem Toten. Aber
der letzte Ruf des Sterbenden war gleichsam der erste Vers eines lang
bekannten Liedes in jenem Tale, das das Röcheln der Toten so oft
vernommen hat.
Et quand Vhomme se iait, la plaine continuel
So hört er wie Geisterstimmen (vgl. Samarüaine L) allüberall in
der Runde die Klagen der Gefallenen, die angstvollen Rufe der Ver-
wundeten, die Bitten um einen Trank als Labsal in Fieberglat, die
Bitten um den Gnadenschuss» der grässlichem Leiden ein ersehntes
Ziel setzt. Ganz Wagram ist erwacht. Im Morgengrauen, im Grollen
eines fernen Gewitters scheinen die tief und schwer herabhängenden
Wolken menschliche Gestalt angenommen zu haben. Und rings heram
ein Klagen, Ächzen und Stöhnen. Da fühlt der Herzog, dass sein
Leiden in schlafloser Nacht, in Fieberschauem und quälenden Husten-
anfällen die von der Vorsehung ihm gesetzte Sühne ist für das, was
sein Vater gefehlt hat. Mit bittender Geberde fragt er die Schatten,
die er in den Lüften vorüberziehen sieht,
Pourquoi vous ouvrez-vous, bouches pleines d'horreur?
(Et courbö par Töpouvante, voulant fuir, ne pas entendre . . .)
Quoi? Qu'allez'vous crier? Quoi?
Toutes les Voix.
Vive VEmpereur!
RosUi&d-Stadieii 275
Le Dnc, tombant k geooox.
Aht ouil c'est le pardan ä cause de la gloirel
(il dit doQcement et tristemeot k la plaioe)
Merd,
(et se relevant.)
Mais fai compris. Je stäs expiatoire.
So soll Um Wagram zur Sühne hinwegnehmen. Es mnss sein, er
weiss, fbhlt und voll es selbst:
Puisqu^un souffle a passi ce soir dans mes cheveux,
Puieque par des frissons man dme est avertie^
Et puisque man costume est blane comtne une hostiel
Der junge Adler f> sich in den Tod des unschuldigen Schwanes.
Er hat gesühnt, das Dunkel ist gewichen, die Sonne bricht durch.
Fanfaren ertönen, man ruft zum Kampfe, die Marseillaise erklingt,
fortgerissen zieht der Herzog den Degen Was rückt dort in weisser
Linie heran? Er stürzt sich auf sein eigenes Regiment, das er tags
zuvor nach der Ebene von Wagram beordert hatte.
Un Officier, se jetant sur lui et TarrStant.
iVinc^l Que faiteS'Vaus? Cest votre rigimentl
Le Duc, rfeveillö, avec un cri terrible.
Ahl &est monf . ..
(Die Sonne ist aufgegangen. Alles sieht aus wie sonst. In vor-
schriftsmässiger Haltung, mit mechanischer Stimme kommandiert er:)
Haltel — Frontl — A droiie . . . alignement . . .
(Bideau.j
Les Alles f ermies.
Zur letzten Bast schliesst der junge Adler die Flügel. Wir stehen
in seinem Sterbezimmer in Schoenbrunn. Duftende Veilchen grüssen
den Kranken. Die Erzherzogin sucht ihn zu bewegen, mit ihr gemein-
sam das Abendmahl zu nehmen, da sie ja beide von langer Krankheit
genesen seien und wohl Anlass hätten, Gott zu danken. Er dürfe
aber deshalb nicht auf trübe Gedanken kommen; denn wenn es die
letzte Wegzehrung sein sollte, dann müsste ja altem habsburgischem
Brauche zufolge die ganze kaiserliche Familie zugegen sein.
Ce n^est danc pour aujourd^hu%*i
fragt der Herzog mit forschendem Blick den Arzt und den bei ihm
weilenden General Hartmann. Nein, es ist wirklich das letzte Mal,
dass er die Tröstungen seiner Beligion empfängt. Als er mit der Erz-
herzogin das Zimmer verlassen hat, füllt sich der Baum mit den An-
gehörigen der kaiserlichen Familie. Während der Elevation des
18*
276 Rudolf Kiessmaon
Allerheiligsten (fffhet Hartmann einen Angenblick die Ttir, damit —
wie die Vorschrift es ?rill - die Mitglieder des kaiserlichen Hauses
Zeugen seien^ dass einer der ihrigen das viaticum genommen bat. Da
bricht Th^r^se, die durch Vermittlung der Erzherzogin mit der OrSfio
Camerata der selbst einen Metternich ') ergreifenden Szene beiwohDeo
durfte, in Schluchzen aus. Jäh wird die Tttr geschlossen, aber der
Herzog hat den Ruf vernommen. Ruhig und voller Majestät im An-
gesicht des nahen Todes fragt er, wer mit angstvollem Aufschrei um
ihn geklagt hat.
Nun führt Rostand in überaus feiner Gliederung die drei Frauen ein.
Le Duc.
Quel est le eoeur qui s'est brisi?
Thör^se, qui est rest^e agenouillöe, humble, dans un coin.
Le mien.
Le DuC; faisant uu pas vers eile, avec douceur. I
Vous n^etes paa tris raisonnable. — Sur un livre
Vous avez autrefois pleurS de me voir vivre
En Autrichien, — avec ä mon hahit desßeurs . . .
Maintenant, vous pleurez en voyant que fen tneurs.
(L'archiduchesse et ia comtesse le m^nent jusqu'^ un fauteuil d^^^
lequel il tombe.)
Thörfese, qui s'est relevöe, se rapproche, et d'une voix timide.
Le rendez-vous . . .
Eh bien?
Oui.
Le Duc.
Thörfese.
J'y Üais,
Le Duc.
Vous? . . . pauvre ämel ,
Thörfese.
Le DuC; melancoliquement.
Pourquoi?
1) Je ne regreUe rien . . . mais &äaü un grand prineei
Et quand je w?agenouilU^ ä eetie heure^ en ce lieUf
(II pHe le genon.)
Ce n^est pas eeuUment devant VÄgneau de Dieul
Uostand-Stadien 277
ThirhBe.
Parce que Je vous atme,
Le Dnc, & la comteBse.
Madame,
Vous tne Vaviez cachS, qü^elle y itait . . . Pourquoi?
La Comtesse.
Farce que je vous atme.
Le Duc.
Et qui donc, prds de mot,
Vous a, toutes les deux^ fait venir?
(La comtesse et Thör&Be Uvent les yeux vers rarchiducheBse.)
L'ArchidueheBBe.
Moi-m^e,
Le Duo.
Pourquoi cette bonti?
L'Arcbidachesse.
Parce que je vous aime.
Le DuC; avec un soarire.
Les femmes m'ont aimi comme on atme un enfant.
(Elles fönt an geBte de proteBtation.)
Sil Sil
(A Thirfese.)
Venfant qu'on plaint,
(A rArchidnchesBe.)
qu^on gäte,
(A la comteBse.)
et qu'on difendX
Seine Matter naht mit banger Bitte um Vergebnng.
Le Duc.
Inspirezmoi, mon Dieu,
La parole profonde et eependant legire^
Avec laquelle on peut pardonner ä sa mirel
Seine Wiege, nacb der ihn verlangte, bat Bie ibm bringen laBsen.
!r läsBt Bie neben das kleine Feldbett stellen^ in dem sein Vater einst
ßhlief; auf das er jetzt sich zum letzten Schlummer aasstreckt, während
ie Komtesse ihm das breite Ordensband der Ehrenlegion umlegt. In
er letzten Stunde, angesichts der kostbaren Wiege, die einst die Stadt
278 Rodolf RieMmaim
Paris dem König von Rom darbrachte, zieht noch einmal sein Kinder-
leben an ihm yorttber. Er denkt der Lieder^ vieüles et merveiUeuses^
die ihm ala Kind die Amme sang. Die Hntter freilich kennt fran-
zösisohe Weisen nichts aber Thöröse summt die alten lieben Lieder
(vgl. 0. Cyrano IV.): // pleut bergire ... Naus nHrans plus au bois...
Sur U pofU d*Avignon . . . Unter allen Klängen der Volksseele jedoch;
die ihn einem mttden Kinde gleich einlullen sollen, gefUlt ihm keines
80 gut als
B itait un p'tit hamme^
Tout kabilU de grisl...
Seine Hand weist anf die Statuette des Kaisers, dann füllt er
turttok. Das Ende ist nahe. In kunstvoller Anordnung, in fein durch-
brochener Versarbeit lässt Rostand die drei Frauen von ihm Abschied
nehmen, sodass ein jeder Vers das Charakterbild der Frau und ihr
Verhältnis zum Aiglon erkennbar macht.
Thär^se.
Tombef mil huit cent trente apris nul huit ceni onzel . . .
La Comtesse.
Comme un cristal brisi par un Mio de bronzel , . .
L^Archiduchesse.
Comme un accord de harpe apris des airs guerriersl . . .
Thärfese.
Comme un lys qui sans bruü tombe sur des lauriersl
Le Docteur, apr6s s'etre penchä sur le prince.
Monseigneur est tris mal. H faut que Von s'Scartel
(Leg trois femmes s'äloiguent du lit.)
Thärfese.
Adieu, Frangoisl
L'Archiduchesse.
AdieUy Fram\
La Comtesse.
Adieu^ Bonapariel
Marie-Luise, qui, prto du lit, a refu la tete du duc sur son öpaal^'
Sur mon epauley lä^ son front appesantitl
La Comtesse, s^agenouillant au bont de la chambre«
Jtoi de Bomel
Bostand-Stadien 279
L'ArchidiichesBey de meme.
Duc de Seichstadt \
Thirhst, de meme.
Pauvre petitl
Nur der Gedanke an sein Leichenbegängnis, die Hartschiere, die
fackeltragenden Lakaien, die rosenkranzbetenden Kapuziner, die Anf-
bahrang in der Kapelle, die Hoftrauer, trübt vorübergehend seine
Todesstande ^). „Man taaft in Paris besser, als man in Wien begräbt'',
8«gt er selbst und so mft er denn General Hartmann heran, reicht
ihm ein Bach, das anter seinem Kissen lag, and heisst ihn, während
er langsam verscheidet, den Bericht seiner eigenen Tanfe verlesen.
Wie Flambeaa stirbt inmitten des Berichtes jener Schlacht, die aach
seines bescheidenen Rahmes Zeage war, so schlammert sanft der jange
Adler hinüber während der Erzählang jenes Tages, da er -~ obschon
ein hilflos Kind — vielleicht grösser war and mächtiger denn je
nachher.
Le Gön^ral Hartmann, d'ane voix öclatante.
Alors^ quandle hiraut eut trois fois, dans lechoeur,
Crii: „Vive le rot de Romel^ l'Empereur,
Avant qu'on ne rendtt Venfant ä sa nourrice^
Le prit entre les bras de . ,.
(II häsite en regardant Marie-Lonise.)
Da legt der Herzog mit anendlich edlem Aasdraok die Hand aaf
daaHaapt der knieenden Harie-Loaise and vollendet den Satz:
De Vlmpiratricel
Dies Wort verzeiht and krönt die Motter wieder. Sein letzter
Ruf gilt ihr and seinem grossen Vater. Noch liest der General
Et le Boir mime^ dans la France tout entiire,
Ävec la mime pompe, avec le mime ilan . . .
Le Doctear, toachant le bras da gän^ral Hartmann.
Mort.
(Silence. Le Gön^ral referme le livre)
Metternich.
Vom lui remettrez son uniforme blanc.
Ein Gedicht in Form zweier aneinandergereihter Sonette lässt
Roataod folgen. Der Dichter wendet sich an den Schatten des Ver-
blichenen, den er hat wiedererstehen lassen. —
1) Vgl o. die Worte M^liBsindos S. 216.
280 Kttdolf KieBsmann
Ich komme zum Schlass. Es lag nicht in meiner Absicht, in eine
Qnellennntersüchnng einzugehen nnd zn prttfen, welche historischen
Vorlagen Kostand in freier Weise benutzt hat, und wie weit sich ein
Einflass der Romantik (u. a. Victor Hugos, Mussets), früherer Napoleons-
dramen, zeitgenössischer Dichter (Gopp^e), Shakespeares, vielleicht gar
Byrons -) u. a. nachweisen lässt. Nicht als ob eine solche Arbeit über-
flüssig oder wertlos wäre^), aber für mich handelte es sich vornehmlich
darum, der dichterischen Eigenart dieses erfolgreichsten Neuromantikers
näher zu kommen. Ich habe dies versucht, indem ich gewisse An-
klänge in den behandelten Motiven festgestellt und die bewunderns-
wert sichere Führung der poetischen Diktion auch in den schwierigsten
Massenszenen nach Gebühr hervorgehoben habe.
Die eingehende Analyse, die ich gerade von dem in Deutschland
weniger bekannten Aiglon geben zu müssen glaubte, wird, was den
Inhalt betrifft, ein klares Bild der Beziehungen zu früheren Stücken
gegeben haben, und wenn ich noch einige ergänzende Bemerkungen
hinsichtlich der Form anfüge, so will ich zwar keine vollständige
Liste der Eigentümlichkeiten unseres Dichters geben, aber doch das
Wichtigste noch einmal kurz zusammenzustellen suchen.
An seltenen oder familiären Wörtern, Neubildungen, Argotaus-
drücken seien noch erwähnt: se dSmaniibtder (III, 7), douceitement (I, 8>
hasiliophage (I, 10), tatouille (III, 7), ratatouille (III, 7), foutu (V, 5)i
areiire (VI, 3).
Kühne Verbindungen wie crever man cheval et man rive (II, 4),
vires fpiques (V, 5), besonders aber gewagte Bilder sind Bestand eigen.
Et baissons pour la nuit
Les paupiires des trous de serrure, — sans bruitl
sagt Flambeau (ID, 6), zieht den Schlüssel ab und schiebt das kleine
Kupferblättchen über das Schlüsselloch.
II me semble que fai pour äme Notre-Dame\ . . .
sagt der junge Herzog, der die Sonne seiner Gnade über jedermann
leuchten lassen möchte. Von Napoleon bei Austerlitz inmitten seiner
glänzenden Suite heisst es (I, 12):
. . . tächant de gris Titat-major vermeil.
In dem grossen Buch der Geschichte sind, wie der Herzog von
Reichstadt ausführt, die grossen Heerführer gleich den grossen Buch-
staben, welche die Überschriften abgeben, auf denen zunächst das
Auge ruht, die tausende der Soldaten, die kleinen Buchstaben, die erst
1) Hamlet ist erwähnt I, 9, IV, 2; Byron IV, 4; Shakespeare I, 9.
2) Vielleicht wird dies in der angekündigten Arbeit: Margarete Hippkes,
die Romantik BoBtands (WiBsenschaftl. Frauenarbeiten hsg. von Hermann Jantzen
u. GuQtav Thurau), zu finden sein.
Bostand-Stndien 281
eine Seite Geschichte ergeben (II; 9). Ad ßonmotS; Wortwitzen,
Pointen nnd Schlagern ist anch im Aiglon kein Mangel. Hit Absicht
habe ich oben Rostand wiederholt selbst reden lassen, nm seine scharf
zugespitzte Ansdracksweise zn kennzeichnen. So spielt (I, 8) der
Herzog mit dem Aasdrnck neutre. Er weiss nie, ob man im Deutschen
der, die oder das sagt. Nun soll es heissen: j^das Frankreich'^.
Mais pleutrs
— Je n'aime pas beaucoup que la France soit neutre.
Sedlinsky liegt anter dem Tische nnd sucht in den Briefen des
HensogSi der ihn begrtlsst.
Sedlinsky, debout.
Vous m'avez reconnuy mais fitais . . .
Le Dnc»
Ä plat venire.
Je vom ai rccannu taut de suite.
Wie mit luxe — se luxer, dogue-carlin (III, 7), so spielt der Dichter
(IV, 11) mit gris, voir de grises, Flambean summt:
MaiSf cristi, (a vous ravigote
Rien que de voir sa redingotel . . .
L'Arlequin.
Dis donc, sa redingote a besoin de reprises?
Flambeau.
Mais, dis donc, — eile vous en fait voir de grisesl
IV, 3: VÄttacM franQais, traversant la scöne k la ponrsuite de
Fanny Elssler.
Pas moyen de savoir quel est ce dominol
Est-ce une Änglaise?
Fanny, fnyant.
Ya.
L 'Attache, snrsautant.
Une Allemande?
Fanny.
No\
Dies Beispiel möge uns zu den Reimen fllhren. Beispiele für die
virtuose Beherrschung der Sprache sind bereits oben in genügender
Anzahl gegeben worden. Einige Ergänzungen mögen Platz finden.
Das fehlende Reimwort gibt im Notfall die lateinische Spracbe
(vgl. a. 0): hie: MeUemich (I, 9); fils: volubilis (II, 3);
obii: agnus DH (VI, 2); man wf^X.prifires: ombellifires{l^9).
MiS
Rudolf KiOBsmaDii
ItDMonders ktthn sind die Keime mit Eigennamen:
eyclameni Beethoven (1, 13);
hilae: Wenceslas {J1^9)\
sHmbibe: Scribe (IV, 12);
Ohi\ {Robinson) Orusoi (IV, 10);
Seme (II| 9) und seine (III, 7): NSpomucine.
Auch Interjektionen werden herangezogen
Saperlipopette: cheval de trompetie (111,7).
Dag0 bisweilen die Reinheit der Reime leidet, manchmal anch
eine hdchst gewagte Wortstellung sich findet, ist ohne weiteres klar:
tout celai toute la (jeunesse) (I, 10;
tombe: B. {=i Bonapartiste) (11,9). (Weiteres bei Langer a.a.O.
S. 69 ff.)
Zn erwähnen wäre noch die aaeh oben (vgl. 8. 215) nacbgewieseDe
Wciterftihrnng des Dialogs durch das gleiche Verbum: So 111,5.
Sedlinsky.
(Test Pheure. Ferme.
Flambeau . .
On fermel
Mais,
Sedlinski.
Ote les clefs.
Flambeau . . .
Ähnlich VI, 2:
On diel
Le General Hartmann . . .
Le prilat sort le grand ciboire, — il le dicouvrel
Tous . . .
Oh\ . . .
Hartmann.
Silence absolu: je vais ouvirl . . .
Tous.
Oh\ . . .
Le General.
Souvre !
Die sorgsame Konstruktion der Szenen und Aktschlüsse, die
ständige Rttcksichtnahme auf Zuschauer und Btthnenwirksamkeit, die
zu wohlvorbereitetem Aufbau packender Situationen und farbenfroher
Rostand-Stttdien 283
Szenen Alhrt: dies alles braucht nicht nochmals hervorgehoben
den. Die Inhaltsangabe des Aiglon sprieht fttr sich selbst. Wir
lostand gefolgt von den RomanesqneS; dem Erstlingswerk^ in
er Dichter ttber die Bomantik harmlos spottet, bis znm Aiglon,
en der ganze Schimmer der Bomantik ausgegossen liegt. Man
^neigt, a priori eine umgekehrte Beihenfolge anzunehmen, die
irische Befreiung vom schwülen Druck der Bomantik der reifsten
er dichterischen Entwicklung zuzuschreiben. Ob Bestand sich
en Banden romantischen Empfindens noch einmal losmacht,
im er als Jttngling bereits die Halbheit und Hohlheit schwärme-
' Bomantik mit gutmütigem Spott gegeisselt hatte? Ohne eine
ende Charakteristik seiner Helden geben zu wollen, möchte ich
larauf hinweisen, dass seinen bedeutendsten Figuren ein seltsam
1er Zug eigen ist: die herbe Falte der Entsagung. Mögen wir
9n todwunden Troubadour geleiten, den seine Sehnsucht lebend
bis zum ersten Wiedersehen mit der Geliebten, von der grausam
>d ihn dann auf immer trennt; ob wir die Tragödie Cyranos mit
eben, der in krankhaft hochgespanntem Ehrgefühl sich selbst
Ittckes beraubt, da er dem toten Freunde die Treue bis zur
Sterbestunde bewahrt; ob wir endlich Zeuge der erwachenden
der ersten Flügelschläge des jungen Adlers sind, der nah dem
dit wunden Schwingen auf die grausame Welt der Niedrigkeit
rbärmlichkeit geschleudert wird, überall der gleiche wehmütige
ler über allen Stücken Bestands schwebt: Der Gedanke an die
Inglichkeit der Menschennatur, die menschlichem Wollen nur zu
s Vollbringen versagt, der Gedanke an den unvermeidlichen Tod,
lern Erdenwallen ein Ziel setzt.
>ffroy, Cyrano, der Herzog von Beiehstadt sterben. Mit melancho-
n Klange verhallen Bestands grösste Dramen,
ber gerade diese echt menschliche Schwäche und Hinfälligkeit,
Dstands Helden bei allem Mannesmnt und aller Tatkraft im
len auszeichnet, sichert ihnen unser Mitgefühl. Auch ihnen singt
shicksal das ewig gleiche Lied des Entbehrens. Und dennoch
tostands Helden gross. Selbst Christian in Cifrcmo de Bergerac
u wir unser Mitgefühl nicht versagen, der den Tod auf dem
der Ehre sucht, und Flambeau, der es nicht für sündhaft hält,
ks geheime Haus des Todes zu stürmen, ehe der Tod sich zu
ragt^. Gross im Leiden und gross im Sterben. Dem grössten
rätsei, der dunkeln Pforte des Todes gehen sie als Männer stolzen
I entgegen, die wie Manfred zu sagen wissen:
't is not 80 difficult io die.
^>4 Undolf Kiessmann
WeoD wir versuchen wollten, die romantische Bewegung in Frank-
r*:i*:h wiii)»en»chaftlich zu entwickeln, dann müssten wir zunächst der
ü)(t<;riifcbeo Vorbedingungen gedenken, die als Parallelerscheinung der
^OMten fKilitischen Revolution die Umgestaltung der bisher herrschenden
Ansichten auch in der Literatur, ja im ganzen Geistesleben Frankreichs
hervorbrachten. Wir würden die Romantik als das revolutionäre Sieh-
Aaf lehnen gegen das Steife, Regelmässige, Monotone, Vemunflmässige
des Klassizismus zu deuten suchen.
Wenn es auch schon im Zeitalter des Absolutismus und Rationalis-
mus nicht völlig an Gegenströmungen fehlte, so werden doch eigentlich
erst mit Rousseau die Ideen, die unklar und verworren hie und da
bereits formuliert waren, in bestimmter und überaus wirksamer Form
den weitesten Kreisen zugänglich gemacht. Dem Yerstandeswissen
gegenüber vertritt er die Ansprüche des Gefühls, die von ihm geforderte
Rückkehr zur Natur ist die natürliche Folge seiner Verachtung der
vielgepriesenen Kultur und musste in der Literatur zu den schwärme-
rischen Naturschilderungen eines Bemardin de Saint-Pierre, Chateau-
briand, Lamartine führen. Gefördert durch regere Wechselbeziehungen
der dem Gedanken eines allgemeinen Menschentumes zugekehrten
Völker beginnen ausländische Literaturen befruchtend auf Frankreich
einzuwirken. Neben Madame de Sta^l vermitteln die Referate im
„Globe" das Eindringen deutscher Ideen, vor allem aber äussert Shake-
speares geniale Regellosigkeit ihren Einfluss auf das Drama, wo sich
die neuen Ansichten seit Diderot und Voltaire vor allen Dingen Geltang
zu verschaffen suchten, bis sie durch Victor Hugos Manifest in die
Form eines Parteiprogramms gekleidet wurden. Jetzt forderte man
nicht nur f&r die Darstellung des Schönen, sondern auch des Charakte-
ristischen überhaupt, ja selbst des Krankhaften, Pathologische, Häss-
liclien und Grotesken ein Heimatrecht auf der Bühne. Das lang ver-
nachlässigte Mittelalter und seine Kunst lieferten der nunmehr frei
schaffenden Phantasie manchen Stoff*.
Auch für die Form verlangte man Freiheit und Ungebundenheit
Im Streben nach Klarheit und Genauigkeit setzt man sich über die
einengenden Vorschriften des Versbaues alter Zeit hinweg, verfährt
frei mit den Versakzenten, den Caesuren, dem enjambementj und strebt
nach realistischer, die Zeitfarbe berücksichtigender Darstellung, auch
in den Charakteren, ihren Worten, ihrem Gebahren, ihren Kostümen.
Wollten wir Edmond Rostands literarische Eigenart aus der Zeit-
geschichte und seiner eigenen dichterischen Persönlichkeit heraus za
bestimmen suchen, so müssten wir nicht nur die herrschenden Strö-
mungen der zeitgenössischen Literatur und ihren Einfluss auf ihn
kennen zu lernen suchen, sondern vor allen Dingen in sein Innenleben,
Rostund-Stadieii 28Ö
in die Entwicklong seiDer Psyche einen tieferen Blick werfen können
als es nach den überaus spärlichen Nachrichten über seinen Lebens-
gang möglich ist^). Mancher Anklang in seinen Werken an Regnard,
V. HogOy Chateaubriand, Müsset^), Marivaax, Banville, Coppäe, Hendls,
Shakespeare, Byron mag spontan entstanden sein, ohne dass deshalb
eine direkte Beeinflassnng angenommen zu werden braucht.
Wenn wir auf das „Gesetz der Entwicklung in Gegensätzen^, auf
das Wolfgang Martini in seinem vortrefflichen Aufsatz: Victor Hugos
dramatische Technik (Zs. f. fr. Spr. u. Lit XXVII, S. 307 f.) hinweist,
and auf das damit zusammenhängende „Prinzip derKontrastverstärkung^
zniückgehen, so werden wir dem „Gesetz der historischen Kontraste'' ')
zufolge das Auftreten Rostands als psychologisch notwendign Gegen-
wirkung gegen den ins Übermass gesteigerten Realismus und Naturalis-
mus anzusehen haben.
Unsere vergleichende Studie des Inhalts seiner Dramen wird den
Beweis erbracht haben, dass wir in Rostand in der Tat einen Dichter
haben, der noch einmal den Ritt ins alte romantische Land gewagt hat*).
Was die Form betrifft, so ist dies ohne weiteres klar. Die Frei-
heiten im Satz- und Versbau, besonders aber in den Reimen, die Vor-
liebe für altertümliche Ansdrtlcke, Antithesen, Wortspiele, Vergleiche
und langausgesponnene Tiraden: dies alles erinnert an die Tendenzen
derer, die den vers romantique schufen.
Ohne die Frage nach romantischen Ztlgen im Inhalt erschöpfend
behandeln zu wollen, möchte ich doch kurz darauf hinweisen, dass
alle seine Dramen mit romantischen Zttgen durchsetzt sind. Mag er
die Motive mittelalterlicher Versnovellen in die gutmütig-satirische
Behandlung der Romeo und Julie-Handlung der Romanesques verweben,
1) Was darüber bekannt geworden ist, bringt Langer in seiner mehrfach
Ofwähnten Arbeit. Über Rostands jüngstes, noch unveröffentlichtes lyrisches
^msL ^ChatUecler" vgl. Adolphe Brisson N. Fr. Presse 11. Sept. 1907. Sehr
^ortvoU als autobiographisches Dokument ist sein Discours de Riception, vgl.
^n meinen Aufsatz in den Grenzboten 1907. Heft 41.
2) Vgl. sein Gedicht „A tnon vieux pion"
0 toi qui m^as fait lire en cachette Musset,
3) Welches besagt, dass ^namentlich in solchen Fällen, wo eine bestimmte
^BtoriBche Tendenz einen unter den obwaltenden Bedingungen und bei den
vorhandenen Anlagen nicht weiter übersohreitbaren Höhepunkt erreicht hat,
nim die in der gleichen Richtung, fortwirkende Kraft entgegengesetzte Stre-
^^gen wachruft.« Wundt, Logik. 2. Aufl. IL 2. Abt. S. 413 ff. Ich zitiere
^b Martini S. 308.
4) Ich kann hier nur kurz auf die Huldigung hinweisen, die er dem von
^bm hochyerehrten V. Hugo in seiner Dichtung ün Soir ä Hernani dargebracht hat.
286 Budolf KieBsmanii
oder die Troubadonrzeit und ihren Lieblingshelden ^) Bodel poetuseh
verklären^ umgeben von der ganzen Staffage einer romantisehen Hand-
lang, die selbst das „Kolorit^ berttcksichtigt, immer gemahnt er, nicht
zum wenigsten auch in seinem feinen Natnrgeftlhl; an seine literariBchen
Vorgänger und Vorbilder der romantischen Schule. Auch wenn wir
von der Handlung in Cyrano de Bergerac und im Aiglan absehen und
nur die Titelhelden betrachten, so erinnern Cyrano in seinem krank-
haft hochgespannten Ehrgefühl und der Herzog von Beichstadt in seiner
sinnenden Schwermut, die ihn zu energischem Handeln nicht kommen
lässt, in diesen fast krankhaften Zttgen an die mehr oder weniger
pathologische Figur Joffiroys und an alle jene romantischen Helden,
die sich gegen das widrige Schicksal auflehnen und untergehen in
ihrem edlen Streben, leidend an jenem Pessimismus, dem mal du stiele}
der sich in jenen schwärmerischen Naturen nur zu oft mit unbefriedigtem
faustischem Sehnen nach Liebe und Sinnengenuss paart.
1) Vgl. auch Ricarda Hnch: Blütezeit der Romantik. 2. Aufl. S. 259 f.
Das kurse Reimpaar bei Crestien von Troyes mit
besonderer Berücksichtigung des Wilhelm von England.
Von Otto Borrmann.
Einleitung,
Das Versmass, in dem Crestien von Troyes seine Romane abgefasst
hat» ist das sogenannte kurze Reimpaar, in dem zwei Aohtsilbler dnroli
den Reim verbanden werden.
Dieses knrze Reimpaar wnrde im Lanf der Zeit dorehaas verschieden
gebandhabt. Znnächst war es eine wesentlich lyrische Versart und zum
Gesang oder doch rezitativen Vortrag bestimmt. In seiner deutschen
Verslehre gibt Saran ^) folgende Entwicklung an: „Das alte Epos wurzelt
im Einzelgesang, also in monodischer Singmusik. Die älteste, orchestische
Form des Epos werden wir uns also, wenn nicht als ursprünglich chorisch,
dann als Begleitung von Orchestik zu denken haben. Der Solist ist
bestrebt statt der rhythmischen Pausenwerte die akzentuellen einzuführen
(deklamatorische Behandlung). Auf diesem Standpunkt etwa dürfen
wir uns die alten Epen denken, als sie noch nach den eintönigen,
immer wiederholten epischen Melodien gesungen wurden. — Die musi-
kalische Melodie wird aufgegeben, das Gedicht einfach gesprochen
(rezitiert). Das Mnsikmetrum verwandelt sich in das Sprechmetrum.
Im Französischen fällt die Melodie unter dem Einfluss der Artusromane
\¥egt die von Anfang an vorgelesen wurden. Der epische Gesang er-
liegt der Konkurrenz der beweglichen Lesepoesie."
Das knrze Reimpaar ist am Ende der Entwicklung also nur noch
scheinbar dasselbe. Ein grosser Fortschritt, der bei dem Übergange
Von der Gesangspoesie zur Lesepoesie gemacht wurde, war die Reim-
brechung.
Unter Reimbrechung versteht man Trennung von zwei durch Reim
verbundenen Zeilen durch einen starken Sinneseinschnitt oder Bindung
Von zwei anf einander folgenden Versen, die nicht den gleichen Reim
i^nfweisen, zu einem Ganzen. Der Ausdruck Reimbrechung findet sich
%nerst im Parzival Wolframs von Eischenbach (337,26), wo vom „rtme
samenen" und „rime brechen^ gesprochen wird^).
1) Saran: a. a. 0. 181 ff.
2) Kauffknann: Deutsche Metrik § 141 S. 184.
288 Otto BorrmmnB
Die Ssthetische BedentODg dieser Nenemng ist schon oft mit Recht
betoDt worden, da durch sie das kurze Reimpaar zum beliebtesten Yen-
mass des Mittelalters werden konnte, dagegen ist ihr Wert ffir Chrono-
logie- nnd Echtheitsfragen bisher wenig beachtet worden. Zuerst bat
Paul Meyer ^) diese Bedeutung herrorgehoben in seinem Aufsatze über
das eonplet de deux vers, wo er Crestien Yon Troyes als die grosae
Dichterpersdnliehkeit bezeichnet, die es unternommen habe, mit der
Tradition zu brechen. Auch Eduard Wechssler hat, wie ich aus meinen
Nachschriften ersehe, in zwei Vorlesungen über den Yvain (W. S. 1903/04)
und den Erec (S. S. 1906) auf diese Bedeutung der Reimbrechung hin-
gewiesen und die starke Verwendung des lyrischen Reimpaares un
Guillaume d'Angleterre als ein eventuelles Kriterium gegen die Verfasser-
schaft Crestiens yon Troyes betont
Paul Meyer behandelt in seinem Aufsatze le couplet brisi und la
rime brisee. unter couplet brisö versteht er Enjambement von Reim-
paar zu Heimpaar, unter rime brisöe Reimbrechung. Ftlr uns kommen
natttriich nur die Fälle in Betracht^ in denen es sich um rime bria^
handelt Aber auch da muss noch eine sorgfSltige Scheidung vorge-
nommen werden zwischen solcheui die wirklich der soeben gegebenen
Definition der Reimbreehung entsprechen^ und solchen^ die man nur als
Enjambement zwischen den Zeilen eines Reimpaares bezeichnen kann.
Diesen Unterschied beachtet Paul Meyer nichts wenn er zum Beispiel von
rime briste spricht, wo in der zweiten Zeile des Reimpaares ein ab-
hängiger Satz folgt, der doch gerade infolge seiner Abhängigkeit vom
Hauptsatz mit diesem zu einem Ganzen verschmilzt und deshalb keine
Reimbrechung znlässt. Die Beispiele, die Paul Meyer in seinem Auf-
sätze anflihrty werden das am besten beweisen. Auf Seite 17 sagt er:
„Je prends quelques exemples dans Erec et Enide, marquant par nn
trait horizontal les endroits oü le couplet est brisö."
Um wirkliche Reimbreehung handelt es sich z. B. in Erec 19öff.:
„Ha, Erec! biaus smis,* fet ele,
nMout me poise de ma pncele,
Qne si m'a bleciee eil nains. —
Mont est 11 Chevaliers vilains
Quant il sofri
Dagegen liegt Enjambement im Reimpaar vor Erec 4 ff.:
Per ce fet bien qni son estnide
Atome a bien, quel qne il l'et: —
Gar qui son estoide antrelet,
ToBt i puet tel choee teisir,
Qni mont vandroit puls a pleisir,
1) Paul Meyer: Rom. XXIII. Le couplet de deux vers IV. 17.
Dm kune Reimpaar bei Crestieii Ton Troyes ete. 289
da der mit car eingeleitete Eauaalsatz darchana zum Vorhergehenden
gehört. Daaaelbe gilt von Erec 133 ff.:
Por orellier et esconter,
S'il orroient home comer
Ne cri de chien de nole part, —
Tnit troi farent an an essart
Delez le chemin arest^i
da man den voraasgehenden Infinitiv nicht vom Hauptsätze durch Beim-
brechung trennen kann. Ähnlich verhält es sich bei Perceval 27 ff.:
Et eil ki bien lancier savoit
Des javeloz que il avoit
Aloit environ lai lan^ant
Une ore arriöre, une ore avant,
Une ore baa et autre haut, —
Tant qu'il oT parmi le gaut
Venir .....
Ein Beispiel jfttr das couplet brisä ist Perceval 6 ff.:
Que 11 filz a la veve dame
De la gaste forest sontainne
Se leva, et ne 11 fnt painne —
Que 11 sa sele ne meist
Sor son chaeeor, et preYst —
m javeloz
Kapitel I.
Die Bntwieklnng des Reimpaares in den Crestien von Troyes
angeschriebenen Bomanen.
. Als Texte habe ich die von Wendelin Förster besorgten kritischen
Ausgaben des Elrec, Cliges, Lancelot, Yvain, Guillaume d'Angleterre zu
Qronde gelegt Vom Perceval, dessen kritische Ausgabe durch Batst
noch aussteht, benutzte ich die von Paul Meyer und Karl Bartsch
kritisch edierten Abschnitte. Die vollständige Peroevalausgabe von
Potvin ist nur eine Wiedergabe der Handschrift von Hons und kann
deshalb flür diese Betrachtung keine Verwendung finden.
1. Das Ursprüngliche ist das lyrische Keimpaar.
Erec 78ff.:
Lee Chevaliers fet esvelliery
Les chaceors aparellier.
Ja Bont tnit montö, si s'an vont,
Lor ars et lor saietes ont
Apres aus monte la reTne,
Ansanble o 11 une meschine.
Pucelle estoit, fiUe de roi,
Et sist sor un blanc paleifroi.
Aprös les siut a esperon
^«MftiMlM FoiMhWIfMl jzv. 19
290 Otto Borrmvm
Uns cheyaliers, Ereo ot non.
De la Table Reonde estolt,
Mout grant los an la cort avoit.
De tant com il i ot estö,
N'i ot Chevalier si lo6.
Et fu tant bians qu'an nnle terre
N'estOYoit plns bei de Ini qnerre.
Mont estoit bians et prenz et janz,
Et n'avoit pas vint et eine anz.
Onqnes nns hon de son aage
Ne fn de greignor vasselage.
Cliges 1299 ff.:
Aneor n'avomes fet estrainne
A Chevalier ne a qnintainne.
Trop avons noa lances premieres
Longnemant gardees antieres.
Nostre escn porqnoi forent fet?
Ancor ne sont troö ne fret.
C'est nns ayoirs qni rien ne vant,
S'an estor non ou an assant.
Wilhelm 35ff.:
La reXne ot non Graciiene,
Si fu mont buene orestiiene.
Li rois Gnillanmes mont Fama,
Tob jorz sa dame la clama.
La dame rama son seignor
D'antel amor on de greignor.
Se li rois ama Den et erut,
La reYne rien ne l'an dnt.
Se eil fn de charitö plains,
An cele n'an ot mie mains.
2. Das kurze Reimpaar verliert seinen lyrischen Charakter
dehnt sich za epischer Breite, sobald man mehrere Reimpaare, <
sie scharf von einander zu trennen, an einander reiht. So entsteht
Reihe, die sich über eine kleinere oder grössere Zahl von Reimpa
erstreckt. Panl Meyer sagt darüber ^): „La constmction des phrase
en rapport streit ayee la constrnction des eonplets. IJne pbrase
6tre compl6te en nn conplet, conmie eile pent s'ötendre snr den:
plus, mais tonjonrs eile se termine avec le second vers dn con
Jamals avec le premier.^
Erec 323 ff. :
L'avanture lor a contee
Qn'an la forest avoit trovee
Del Chevalier que arm6 vit
Et del nain felon et petit,
1) Paul Meyer: a. a. 0. m. 6.
Du karze Reimpaar bei Grestien von Troyes etc. 291
Qai de la oorgiee ot ferne
Sa pnoele sor la main nue
Et ot fern tot einsimant
£rec el vis moat leidemant
Qni ot sett le Chevalier
Por sa honte croistre ou vangier.
Cliges Iff.:
Cil qni fist d'Erec et d'Enide,
Et leB comandemanz d'Oyide
Et l'art d'amors an romanz mist
Et le mors de l'espanle fistt
Del roi Marc et d'Iseut la blonde,
Et de la hupe et de l'aronde
Et del roBBignol la mnanee,
Un novel oonte recomance
D'nn yaalet qui an Grece fn
Del lignago le roi Artn«
Laneelot Iff.:
Des qne ma dame de Ghanpaingne
Viant que romanz a feire anpraingne,
Je l'anprandrai mout volantiers,
Come eil qui ^at snens antiers
De qnanqn*il puet el monde feire,
Sana rien de losange avant treire.
Yrain Iff.:
Artna, li bnens rois de Bretaingne,
La eni proesce nos ansaingne,
Qne noB soiiens pren et cortois,
Tint cort ei riebe oome rois
A eele feste, qui tant coste,
Qu'an doit damer la pantecoste.
Perceval (P. M.) Iff.:
Ge fn el tans qu'arbre florissent,
Foillent boscbaige, pre verdissent
Et eil oisel en lor latin
Dolcemant ehantent an matin,
Et tote riens de joie enflame
Que li filz a la veve dame
De la gaste forest soutainne
Se leva, et ne li fn painne
Qne il sa sele ne meist
Sor son ehaceor, et preist
III javeloB, et tot einsi
Fors del manoir sa mere issi.
Wilhelm Iff.:
Crestiiens se viant antremetrOi
Sans rien oster et sanz rien metre,
19*
292 Otto Borrmann
De conter an conte par rime
Ou consonante on lionime,
AusBi con par ci le me taille,
Mes que par le conte s'an aille.
3. Die nächste Stafe der Entwicklung war die Keimbrechnng^ und
zwar mass man zwischen schwacher nnd starker Reimbrechnng scheiden.
A. Schwache Beimbrechnng liegt dann vor, wenn bei dem paratak-
tischen Satzgefllge des Altfranzösischen zwei Hauptsätze neben
einander treten, die gedanklich zasammengehören and z. B.
mit Hilfe einer Konjanktion leicht in ein deutliches Abhängig-
keitsverhältnis gebracht werden könnten. Es ist nicht immer
leicht sich fttr starke oder schwache Reimbrechung zu ent-
scheiden. Vor allem kommt es dabei auf die Interpunktion an,
die ganz verschieden aufgefasst werden kann. Ich habe in den
Texten einige Veränderungen der Interpunktion vorgenommen,
die mir mehr dem Sinn zu entsprechen scheinen und natflrlich
von Einfluss auf die Untersuchung gewesen sind.
Z. B. Erec 2759ff.:
.Toz et totes vos comant gi6
A Den, si me donez congiö;
Car trop me fettes demorer, [.] ^)
Et ce qae je voa voi plorer,
Me fet grant mal et grant ennl.*
Ereo 8619ff.:
Parmi la forest a droitare
S'an vet poignant grant aleüre.
Ez vos Erec anforestö. [,]
Et li autre sont arestö
Sor cens qui anmi le chanp jurent
aiges 1116 flF.: *
Quant il voit venir les Grejois,
Ses a devant lui apelez: [.]
„Seignor*, fet il, „ne me celez,
Queus besoinz vos amena ya?**
Alixandres por toz parla,
Si li a dlt son desirrier: [.]
„Yenuz vos sui", fet il, nproiier,
Si con
Yvain 728».;
Et an suen eseuiier apele,
Cni il ne celoit nnle rien : [.]
,Di va*, fet il, «aprös moi vien
La fors et mes armes m'aportel*'
1) In [ ] ist die alte Interpunktion beigefügt.
Dm kiirse Reimpaar bei Grestien von Troyes etc. 293
Lancelot 2470 ff :
Et il lor dit qu'il se debatent
De grant oiseiue et de folie: [.]
«LeisBiez ester ceate anreidie,
Qu'il n'a mestier n'a moi n'a ▼os**'
WUhelm 964 ff:
Mes il 11 Yenist miaas asses
Qne 8or chiena se ftist anbatas,
Que blen i dat estre batus.
Neporqnant ses a salfies. [:]
Cil escrrent: „Tttes, tües
Cest vif deable, cest larron!"
Ich unterscheide vier Fälle schwacher Reimbrechang nnd lehne
dch dabei an die Einteilung an^ die Karl Stahl in seiner Dissertation
ber die Reimbrechung bei Hartmann von Aue gibt.
a) Die erste Zeile des Reimpaares ist selbständig; die zweite
ebenfalls.
Erec 677—8:
Lora l'a prise parmi le poing.
.Tenez", fet il, Je la vos doing."
Erec 679—80:
Erec lieemant la re^at:
Or a quanqne il li estut
Cliges 3163-4:
Qai a le euer, si et le oors.
Tos les autres an met defors.
Lancelot 199—200:
Apres aus dens s'an issent tuit^
N*i a nn seul cni mont n'enuit.
Y?ain 5237-8:
«Gie**, fet il, „nel tos dirai mie.
Queres autmi, qui le vos die!**
Wilhehn 1241—2:
Gabez me vos? Nel me oelez!
Ja a gas ne m'an apelez.
b) Die erste Zeile ist selbständig und bringt einen Gedanken,
der im Folgenden ausgeführt wird. Sie bildet gewissermassen
das Thema. Die zweite Zeile gehört zum Folgenden.
Erec 681 ff.:
Grant joie fönt tait par leanz:
Moat an est li pere joianz
Et la mere plore de joie.
Cligea 709ff.:
De ce sai Je bien raison randre:
Li ianz n'a soing de rien antandre
294 Otto Borrmana
Ne rien n'i pnet feire a nnl fiier,
Lancelot 3229 ff.:
Qni fet enor, Tenors est soe:
Bieo Baches qne Tenors iert toe
Se tu fez enor et serrise
Yvain 6341 ff.:
Bien nos somes antrebatn:
Se nos nos fossiens conbatu
Ancore nn po plus longnemant,
Peroeval (P. M.) 69ff:
Et dist: «Ha! sire Dex, merci!
Ce sont angele qne je Yoi ei.
Et voir or ai ge molt peschiö:
Or ai ge molt mal esploitiö
Qui dis qne c'estoient deables."
Wilheloi 4i9ff.:
Ainz pnis n'i ot mestier celee:
Par tot est la novele alee
Qne perduz est li rois Gnillaames.
c) Die erste Zeile gehört zooi VorangehendeD. Die zweite
Zeile ist selbständige gehört aber gedanklich ebenfalls znm
Vorangehenden; das sie häafig noch einmal zusammenfasst.
Oft begründet sie auch das soeben Ausgeführte, oder gibt
das Besultat; oder schliesst die Gedankenreihe ab. Zuweilen
bringt sie eine Nebenbemerkung. Auch in diesem Falle muss
schwache Reimbrechung angesetzt werden^ da der starke
Sinneseinschnitt fehlt, und man oft genug erkennen kann,
dass sich hinter einer solchen Nebenbemerkung nur ein Flick-
vers versteckt; damit der neue Qedanke auch mit einem
neuen Reimpaar beginnen könne. Es scheint das im Grunde
weiter nichts als ein Zugeständnis an die ältere Entwick-
lungsstufe der Reihe zu sein.
Erec 138 ff.:
Mes mont i orent po estö,
Quant il virent nn Chevalier
Venir armö sor son destrier,
L'escn au ool, la lance el poing.
La reYne le vit de loing.
Cliges 1096ff.:
A Tesmovoir des nes sanbla
Qn*an la mer fnst trestoz li mondes;
Gar n'i paroient nes les ondes,
Daa knne Reimpaiur bei Grettien von Troyea eto. 29ö
Si estoient des nee coYertes.
Geste gnerre sent a certes.
Lanedot 4108 ff.:
Et il cUt: «Avaeo mo! yandront
Tuit eil qai i yoldront venir;
Et oll qni se yoldront tenir
Lei la reine, si s'i taignent:
N*est pas droiz qne aynee moi yaignent.*
Tyain 461 ff.:
Mes deas tant me rassettra
Qne li tans gneires ne dnra
Et tnit 11 yant se reposerent:
Qnant den ne plot, yanter n'oserent.
Perceyal (P. M.) 13 ff.:
Et pensa qne yeoir iroit
Heroheors qne sa mere ayoit
Qni ses ayeinnes li herchoient:
Bnes XII et VI herches ayoient.
Wilhelm 3166 ff :
Marias et Loyians maintenant
Vnelent \ot marcheanz mander.
N'i a mes qne del comander.
d) Die erste Zeile gehört znm Vorhergehenden, die zweite znm
Folgenden. Dieser Fall ist änsserst selten. Anznftthren wäre
etwa Gliges 139, da die direkte Rede das in dem Yon „dit*^
abhängigen Anssagesatz ansgedrllckte Objekt nnr noch ein-
mal in anderer Form wiederholt:
Li yaslez antant la promesse
Qne Pandemain aprto la messe
Le yiant ses peres adober.
Et dit qn'il iert, manyös on ber,
An antre pats qne el snen.
«Se yos yolez feire mon buen
De ce, den Je yos ai requis,
Dono me dones et yer et gris
Et bnens eheyans et dras de soie;
Gar ein^ois qne cheyaliers soie,
Voldrai seryoir le roi Artu."
B. Starke Reimbrechnng liegt dann yor, wenn ein starker Sinnes-
einschnitt die beiden Zeilen eines Reimpaares von einander
trennt. Anch hier habe ich yier Fälle nnterschieden :
a) Die erste Zeile des Reimpaares ist selbständig, die zweite
ebenfalls.
296 Otto Borrmana
Ereo 6121—2:
Ereo respont: «loe lo giö.**
Ilneo Bont remös et logiö.
Cliges 4181—2:
Li dos oiant toz le recorde.
Einsi ont fet pes et acorde.
Lancelot 5639—40:
Et ran demande: „Qu! est il?''
Ne lor an viaut rien dire eil.
Yvain 2021-2:
«Et la biautez qu'i a forfet?**
„Danie, tant que amer me fet."
Yvain 2036—6:
.OKI Toir, dame, vers toz homeB.**
nSachiez dono bien qu'acordö Bomes."
Perceval (P. M.) 217-8:
ttQni voB atorna done enBi?**
«VaBlez, je te dirai bieu qui."
Wilhelm 223-4:
.Por qaoi? BiauB sire et yob porqnoi?"
„Dame, a matineB aler doi.**
b) Die erste Zeile ist selbständig und gehört gedanklich
Vorhergehenden. Oft bringt sie einen neuen Gedanken,
dann zum Folgenden überleitet. Die zweite Zeile gc
zum Folgenden.
Erec 4620ff.:
Mon, oar m'od, b! t'an delivrel"
A cest mot Bor le cors se paBme.
Qaant ele revint
Cliges 3166 ff.:
Einsi tote Ba vie nsa
Qu'onqaes les deus ne refusa.
Geste amors ne fb pas resnable.
Mob la moie
Lancelot 1866 ff.:
Et eil li dit:
^Menez m'i, se Dens yob aTt".
«VolantierB, Bire." Lora PI moinne.
Li chevalierB
Yvain 2629ff.:
Et del roi qne yob conteroie,
Comant la dame le convoie
Et ses paceles avuec 11
Et Bes BeneBchanz autroBBi?
Trop i feroie grant demore.
La dame, por ce qn'ele plore,
Das karse Beimpaar bei Crestien tod Troyes eto. 297
Prie li rois de remenoir
Et de raler a son menoir.
Perce?al (P. M.) 26 ff.:
„Vaalez, de oe n'ai ge qua faire;
Mals des Chevaliers me respont:
Di moi, se ta sex ou 11 sont?
Et les puoeles ye!s tat"
Li vaslez au pan de l'esca
Le prent
Wilhelm 2554 ff.:
Ele comande qne Tan face
Les tables metre, et Tan les mist.
Asses fa qni s'aa antremist.
De l'atorner se hastent moat.
Et la dame
c) Die erste Zeile gehört zum Vorhergehenden. Die zweite Zeile
ist selbständig and gehOrt gedanklich zum Folgenden. Sie
bringt etwas Neues.
Erec 2&82ff.:
Et feites metre vostre sele
Sor Yostre mellor palefroi**.
Or est Enide an grant esfroi:
Mout se Heye triste et pansive,
A li sole
Cligea 5048ff.:
Mout seromes vers vos leal
Et del celer et de Peidier.
Ne nos feites longnes pleidier:
Des que tos metons a devise
Nostre pooir, nostre serrise,
Nel devez mie refuser**.
Lauoelot 2723 ff.:
Mout feienesse et mout orfiel.
Tnit furent issn de l'ostel:
Sire, dame, fiUes et fil,
Qu'il n'i remest
Yyain 996 ff.:
„Non/ fet ele, „car j'an ferai
Ayuec vos ma puissance tote.
N'est mie prodon qui trop dote:
Por ce cuit que prodon soiies
Que n'estes pas trop esmaiiez".
Perceval (B.) 42 ff.:
Et oil respont: „De ce et d'el
Avroiez tos mestier, ce cuit.
Je vos herbergerai enuit:
298 Otto Bornnann
Montez vos an par eel« freie
Qoi
Wilhelm 3024ff.:
Tant m'a $a corte dnree
La granz joie de mon seignor.
Ma joie fet mon dael greignor:
Ce qae j'ai ma Joie perdae
Que DamedeuB m'ayoit randae,
Fet mon dael croiatre et anforoier.
d) Die erste Zeile gehört zum Vorhergehenden; die zweite
Folgenden.
Erec4563ff.:
Cele respont par grant savoir:
nSire, bien noB devez avoir
AndeoB conquiB, et moi et Ini.
VoBtre deYons OBtre anbedai
Por TOB serrir et enorer.
MeB qoi porroit guerredoner
CeBte desserte nes demie?"
Erec respont: ^Ma douce amie»
Nnl guerredon ne yob demant.
AnbedeuB a Den vob comant;
Que trop coit avoir demorö**.
CIigeB6172ff.:
A la nait de la cort B'an anble
CligOB et de tote la jant.
N'i ot Chevalier ne Berjant
Qoi onqneB B'ÖUBt qu'il devint
Ne fina juBqa'a Jehan vint
Qu! de qnanqu'il poetle conBOille.
UnoB armeB li aparoille,
Qoi ja meBtier ne li avront
An cemetire andui B'an vont
Armö, a ooite d'eBperon.
Lancelot 2945 ff.:
De la rien que je pluB voloie.
De nule rien ne me doloie
ForB de ce que 11 vivoit tant
UnB guerredouB de moi t'atant
Qui mout te vandra an buen leu.
An cest BcrviBC avraB grant preu,
Qne tu m'aa fet, ce t'acreant.
Or m'an Irai, Bi te comant
A Den, qui d'anconbrier te gart**.
Tantost la pucele B'an part,
Et li uuB Pantre a Den comande.
Das kurze Reimpaar bei Grestien von Troyes eto. 299
Tvain 6347 ff.:
Lora VA tant, qa'il vint an la aale,
N'i tmeye jant baeoe ne malei
Qni de rien le mete a reison.
Tant treapasBeiit de la meiaon,
Qae 11 vindrent an an vergler.
Alna de lor cheyaoa berbergier
Ne tindrent plet ne ne parlerent.
Chi cbaut? que bien les eatablerent
Cil, qui les cnidoient avoir.
Ne sai, a'il cnidoient savoir,
Qn*ancor ont 11 seignor tot sain.
Li obeval ont avalnne et fain
Et la litiere joBqn'aa vantre,
Perceval (B.) 63 ff.:
„Pesoblerre, qui oe me delto,
Trop grant desr^antö feYs,
Se tn le me deYs por mal**.
Lora Yit devant Ini an an val
Le obief d'ane tor qui parat.
L'an ne troTast juaqn'a Bamt
Si bele ne ai bleu asise.
Quarree fn de röche bise,
S'avoit douB tomelea antor.
La aale fn devant la tor,
Et lea loges devant la aale.
Li Yasles cele part avale
Et dit que bien avoiö Ta
Cil qui P avoit anvoiö la.
Wilhelm 3013 ff.:
Einai parlant et d'an et d'el
Ont retenu a lor OBtcl
La nuit le roi de Quatenaaae.
An paroles une grant masse
De la nuit mirent et gaaterent.
Et li aerjant mout ae hasterent
Del mangier ouire et atorner.
Mea de ci m'an vuel retorner
A la reTne
Eb leuchtet ohne weiterea eio; dasa für den Zweck dieaer Unter-
DchuDg nur die starke Reimbrechung in Betracht kommen kann, da
ei der schwachen Reimbrechung der geforderte starke Reimeinschnitt,
er doch erst den rechten Gegensatz zur alten Technik bringt, fehlt.
4. In den bisher besprochenenen drei Arten der Verwendung des
urzen Reimpaares wird der Satz stets bis zum Ende der Zeile geführt,
af der vierten Stufe zerfallen die einzelnen Verse ihrerseits noch in
Ibständige Sätze. Der Vers wird dadurch der Prosa stark angenähert.
300 Otto Bomnann
Die Einheit des Verses, nicht nur des Verspaares wird zerstört. Diese
letzte Stufe bedeutet im Gronde die Auflösung des Verses in Prosa.
Der Zweck der neuen Stufe ist das Streben nach möglichst nattlrlicher
Gestaltung der Erzählung und des Dialogs. Ihren Ausgangspunkt hat
sie wohl in Fällen^ wo der Anfang der eingeleiteten direkten Rede in
den Vers fällt.
Erec 1257 ff.:
Grant los an fönt et grant parole,
Et 11 cuens metsmeB l'acole,
Qai Bor tos grant joie feisoit
Et dist: »Sire, B'il yob pleisoit,
Bien devriiez
Derartige Fälle fahrten dann den Dichter dazu, auch die Einschnitte
im Laufe einfacher Erzählung oder zwischen Rede und Gegenrede in
den Vers zu legen. Die vierte Stufe warde so, besonders im Dialog,
schnell zu einem geschätzten Stilmittel.
Je nach der Lebhaftigkeit der Darstellung finden wir Zweiteilung,
Dreiteilung, auch Vierteilung des Verses.
a) Zweiteilung des Verses.
Erec 3258 ff.:
„Mout me tarde que je las voie,"
Fet 11 oaenB. Lors B'an vet a val.
Erec 4D39ff.:
«Je YOB ferrai, bien le Bachiez,
Se apröB vob plus me Bachiez,
LeisBiez moi tOBt!** Et eil le IbIbbo.
Erec 215ff.:
.Leisse m'aler!" — »Vob n'i Iroiz!"
„Je b1 ferai**. — „Vob non feroiz!"
Gliges 2440ff:
A Sorebam se mirent an mer
Au congiö de tote la cort.
Buen vant orent. La nes B'an cort
ÄBBez plns toBt que cers qni foit.
Gliges 5653 ff.:
„Bien avez dit**, Gliges reBpont,
„AlonB noB an!" Et il s'an vont,
Si Bont iBBu fors de la tor.
Cliges 364 ff.:
Gar bien Banblez, et je le cuit,
Que voB Boiiez fil a haus homes.
Don OBtes vob?"* — „De Grece Bomes".
Das knrae Beimpaar bei Crestien von Troyes etc. 301
Laneelot 2537 ff.:
II des^andent. Et au des^andre
La dame fist ies oheyaiia prandre,
Qu'ele avoit mesniee mout bele.
Lancelot 1886 ff.:
Li chevalierB le moinne apele
Et diBt: «Cez tonbes qni d sont
De qaoi servent?" Et eil respont:
«Ja avez les letres vSues:
Se YOB lee avez antandueB,
Dono eavez yob qua eles dient
Et qne lee tonbee senefSent".
„Et de eele grant la me dites
De qnoi sert ele?*" Et U hennites
Bespont: «Jel tos dirai assez''.
Laneelot 1409ff.:
Et cele dit: ffTeisies yob an,
Ne YOB an dirai rien oan*.
i^Por qnoi?** fet iL — ^Car je n'ai cnre".
YYain 5683ff.:
Et li eseuB peooie et fönt
Come glaoe. TeuB tros i fönt,
Que ses poinz i puet an boter.
Yvain 5027ff.:
.Sire," fet ele, „Dens m'an gart!
Mob or me ditea, de qnel part
Je le Binrai!" Et cU li dient:
.Par oi tot droit/ et bI li prient
Qa'ele de par aus le aalnt.
YYain 2018 ff.:
„Et qui le euer, biauB donz amlB?"
«Dame, ml oel". •— „Et lee iauz qui?"
«La granz biautez, que an yob vi**.
Perceval (P. M.) 104ff:
«Non ai ge, par le SaWoor**,
Fait 11 Yaalez, „en oui je croi;
Estee YOB Dex?"* — «Naie, par foi!''
„Qni eetee donc?" — «CheYaliera Bui*
Wilhelm 1321ff:
Mob ainz que lee jans departiBBOut
VoBt eil que feauM fölaaent
A la dame. Et il tuit ei firent,
PuiB que sa Yolantö i virent.
302 Otto BorrmaDO
Wilhelm 2905ff.:
.Eins! sera 11/ fet 11 roia,
«DeBfeiaons nostre cerf eln9ois*.
nBIen avez dlt." Lora lo desfont.
Wilhelm 2097 ff.:
Et eil dist, quant l'ot antandu,
Qa'il le voldroit avoir vandu.
,Donc le me yantl** — Mont yolantiers*.
nQue t'an donrai?" — „Cinc sous antiera".
b) Dreiteilung des Verses.
Eree 3742ff.:
Dirai 11 dono tot an apertf
Nenil. Por qaoi? Je n'oseroie,
Que mon selgnor oorreceroie.
Gliges 366 ff.:
Don estes vos? — ^De Grece somes**.
«DeGrece?* — «Voire«. — Qnl'st tes pere?«
«Par ma foi, sire, raDperere**.
Lancelot 600ff.:
«Ce verroiz vos*, fet il, „par tans".
,Jel verrai?" — »Voire". — ,0r i parra".
«Je ne sai qui le conparra,**
Fet 11 Chevaliers, «par mon chlefl"
Yvain 2021 ff.:
,Et la biautez qn*l a forfet?
«Dame, tant qne amer me fet".
«Amer? Et cal?" — «Vob, dame cbiere'*.
Mol?" — »Voire*. — „Voir? an qnel moniere ?**
Wilhelm 2100ff.:
nQne t'an donrai?" — «Cinc sonz antiers**.
„eine 80UZ?" — „Voire*. — «Tu les avraa,
Par covant quo tu me diras,
An quel len 11 cons fn trovez^.
c) Vierteilung des Verses ist sehr selten.
Wilhelm 2808ff.:
LI roisy qni ot peor de Ini,
Del cheBDe et del cheval se caevre
Et diät: «Seignor, mont vilainne oevre
De moi ooirre feriiez
Qu'on roi ocis i ayriiez**.
,ün roi ?•* — „Voire«. — ,Don?" — «D'Angleterre«
«Et que venlBtes vob 9a querre?
QneuB avanture vob amainne?**
Das karse Reimpaar bei Crettien voa Troyes eto. 303
Kapitel U.
Die Yerteilimg toh Enfthliing und direkter Bede auf die
Reimpaare.
Ich unterscheide vier Fälle:
1. Die direkte Bede beginnt und schlieBBt mit einem Reimpaar.
Ercc 917 ff.:
Bemanbre li de la reTbe
Coi il ot promis an plevioe
Qne il sa honte Yangeroit
Ou 11 ancor rangreigneroit
«He! mauTös!" fet il; .qn'aUnt gi6?
▲neor n'ai je mfe vangiö
Le let que ciet yasBaae aofri
Quant ses aains el bois me feril**
Cliges 5041 ff.:
Qaant tos lor mes orent ettz,
Lore ne s'est plas 11 roia tettz:
«Amis," fet 11, „aprandre yuel,
Se Yos lelssaateB par orgael
Et YOBtre non me raprenez.
Et de qaeoB janz Yoe estes nez*.
Lancelot 758ff.:
Et eil tieroe folz 11 escrle:
«CheYallersI n'antrez mie el guö
Sor ma deffaDse et sor mon grö;
Qae, par mon chief, je yob ferral
81 tost come el gnö yos Ycrrai**.
YYain 2178ff.:
Et si disoit mes sire Kes:
,,Ahi! qu'est ore deYenuz
YYainSy quant 11 n'est 9a Yenas,
Qol des Yaillanz crYent le ban
Et les mauYös gletent an Yan**.
Wilhelm 2332ff:
Tnit s'escrieDt a haute Yolz:
„Salnz Nicolais, car dos eldiez,
Vers Deu merci nos anpleidiez,
Et cest tormant nos abeissiez
Et lire de cez Yanz pleissiez;
Qn'assez ont des or mes Yantö,
S'il YOS Ycnolt a Yolantö*.
2. Die direkte Rede beginnt mit einem Reimpaar nnd sohliesst mit
fidimbrechnng.
304 Otto BorrmaDn
Erec 34d5ff.:
Erec s'est armez et vestni.
A loi est ses hostes yenuz.
«Sire," dist il, ^quel haste ayez,
Qai a tel ore yos levez,
Ainz qae jorz ne solauz apeire?**
Gligea 2311 ff.:
Qnant la reYne ot dit son baen,
Alizandres redist le snen:
„Dame," fet il, Je ne m'escas
De rien que vos me metez sns,
• • • • •
S'ele de li rien ne m'otroie,
Totes Yoies m'otroi a li*".
Lanoelot 5340 ff.:
Et Ganvains lor a respondu:
„Seignor, de neant m'alosez.
Del dire hui mes vos reposez,
Mes Lanceloz a tans i Yint
Gui si granz enors i avint
Qa'ainz n'ot si grant nns Chevaliers".
Yvaiii 6547ff.:
Tel peor ont, que 11 mandSent
Trestoz lor ancessors, et dient:
„Maleoiz soit li premiers hon,
Qai fist an cest paTs meison,
Leu qae Tan deüst tant haYr;
Qa'uns seos hon nos puet anvair
Et tormanter et travelllier".
Perceval (B.) 32 ff.:
Et eil qni pesche li respont:
nNenil, biau frere, a moie foi,
nen i a nef, si con je croi,
Si n'i paet an passer cheval,
Ne il n'i a ne pont ne gaö."
Wilhelm 1734 ff.:
Et s'an voloit peletier feire.
„Peletier? Qae Ja Dens n'an rie!
Ci a male peleteriel
Et se avnec moi vos Sasse
Oa se devant moi vos sSnsse
Nale chose ne me fanssisf
Dm knne Reimpaar bei Crestien von Troyes ete. 305
3. Die direkte Bede beginnt mit Reimbrechang and achlieMt mit
eioem Keimpaar.
Brec 4750ff.:
AndemantierB li onens eoDBoille
A sea barons priTeemant:
«Seignor,* fet il, «isnelemant
• • • • •
Li Toadrai doner an doeire,
S'ele Yiant ma volantö feire*.
aiges I422ff.:
Alixandres venir la volt,
Contre 11 va, si H demande
Qne li roii a feire comande
De sei prisons et qa'il an iert.
nAmis/ fet ele, „11 me requiert
Si m'estaet, que je 11 anvoi;
Qn'antre delivrance n'i yo\^.
Lancelot 4092 ff.:
Cil 11 respont qne 11 ne eet,
Ainz B'an mervollle eBtrangemant.
nOr seit a eon comaudemant,*
Et coYant m'ot que 11 vandrolt
An pont desBOz eye tot droit".
Yvain 1199 ff.:
Et dit chaecnns et eist et eist:
„Antre nos est eil qnl rodst
Ne noB ne le yeomeB mle.
Ge OBt merroille et deablie.*
Pereeval (P- M.) 172ff.:
Coment a non et qu'on en fait**.
,,Slrey sachiez blen entresait
Qne GalolB Bont tnit par natnre
8'a la mase ne vlalt muser
Et le tanB en folle nBer*.
Wilbelm 512ff.:
An reBveillier ot si grant fain
Qn'alnz nule fame n'ot grelgnor.
„Sire,** fet ele a Bon Beignor,
ttM'eBtnet mangler, qne qne m'an ehiee,
Tant que ma fains Boit estanchiee".
4. Die direkte Bede beginnt und schiieset mit Reimbrechang.
BMuudtelM ronelmiigva XZV. 20
B06 Otto Bornnann
Erec 5283 ff.:
Guivrez respont eneslepas:
nSire, sens n'an iroiz vos pas!
Gar je m'an irai avneo vob,
£t 81 manrai ansanble o nos
GonpeignoDB, s'a pleisir vos vient".
Cliges 3690ff.:
Gil qai ot plas isnel oheval
Vint devant toz criant an haut:
«Das de Sessoingne, Dens te saat!
Das, recovree avons t'amie.
Or n'an maoront li Grejois mie,
Gar ja t'iert bailii^e et randue**.
Lancelot 3865 ff.:
Et Ion dit li rois a son fil:
,Si m'ait DeuB, or t'estuet il
Pes feire et randre la reYne.
Tote la qaerele anterine
T'estuet leissier et damer quite**.
Yyain 4034ff.:
Le eeigDor del chaatel meTme
Apele oiant toz, bI li dit:
„Sire, je n'ai plus de respit,
DemoraBBe ancor une piece
Por leB nevenz et por la niece
Mon seignor Gauvain, qae j'aim moat"
Perceval (P. M.) 114ff.:
A ceBt mot preB de lui s'est traiz
Li cbevalierB, si li demande:
«Veis tu hui en ceste lande
y chevalierB et III puceleB?**
Wilhelm 1609ff.:
De tot ce n'a li anfeB eure:
N'a Boing de prester a UBure,
Que sa nature li chalonge.
«Sire,'' fet il, »or soit mangonge
An larrecin et an anblee
M'an Srai une matinee,
Se VOB congiö ne me donez**.
Während in 1 die direkte Rede nur wenig mit der Erzählung
sammenhängt, falls sie nicht unmittelbar an ein Verbnm des Sag
angeschlossen wird; ist sie in 2, S, 4 durch die Reimbrechnng en
mit der Erzählung verknüpft. Dass diese bessere Verbindung
direkten Rede mit der Erzählung einen Fortschritt des Erzählertalei
Dt^ kirne Reimpaar bei Crestien Yon Troyes etc. 307
bedeutet, leuchtet eio. Prozentnaliter ^) überwiegt daher auch 4 in den
Bpfiteren Werken. Am besten wird natürlich diese Verbindung herge-
stellt, wenn der Übergang von der Erzählung zur direkten Rede in den
Yen ailt :
Yvain 1286 ff.:
Parmi cele feoestre agueite
Mes sire Tyains la bele dame,
Qai diBt: «Sire, de la vostre ame
Et Dens merci
Kapitel UI.
Die Yerteilnng toh Bede und Gegenrede anf die Reimpaare.
Ich unterscheide ?ier Fälle:
1. Rede und Gegenrede sind durch mehr als eine Zeile von ein-
ander getrennt
Erec 2715 ff.:
Et qnanqu'il estaet a prodome**.
Erec respont a la parBome,
Et Bi li dit tot a deviBC
Oomant il a sa voie anprise:
,Sire,* fet il, «
CligeB4236ff.:
Avnec md de tot mon anpire."
Or n'ot paB cboBe qui li eiee
CligöB, qnant nes oncleB li viee
Ce qu'ii li demande et reqoiert,
Et dlBt: «BiauB sire,
Laacelot 1698 ff.:
«Je ne sai ancor b'U est tuens,*'
Fet li Chevaliers a Bon fil.
Tot maintenant li reBpont eil:
«Nel eaves? Nel
Yvain 104 ff.:
Qae ei ne doit avoir tanoi^.''
A oeste parole s'apont
Calogrenanz et si rcBpont:
«Sire,« fet il, «
Perceval (P. WL) I62ff.:
Cest li serviBCB qu'il me fait*
Atant eil ki forent arriere
S'en vindrent tote la oharriere
^ — __ _
1) Im Erec 23 «"/o, im Cliges 23 <^/«, im Lancelot dS^U im Yvain 2B*U, im
Wfllielm 23»/«.
20*
308 Otto Borrmann
Yen lor seignor trestot le pas;
Si li dient en es le pas:
„Sire, qae vos dit eil Galois?"
Wilhelm 1576 flf.:
Ja mes nnl tel ne troverai."
Quant li vilains ot et antant
Qae li anfes b! doncemant
Conoist les biens qa'il li a fez,
Si li dist: ^Or soiiez
2. Rede und Gegenrede sind durch zwei Zeilen getrennt^ deren
erste den Reim der Red.e; deren zweite den der Gegenrede aufweist
Erec 3303 ff.:
Feroie por amor de vos.*
Erec ne fa mie jalos
Ne n'i pansa ne mal ne boise.
.Sire/ fet il, ^PM ne me poise."
Cliges 1118 ff.:
nSeignor,* fet il, ^ne me celes,
Qneus besoinz vos amena ^?"
Alixandres por toz parla
Si li a dit son desirrier:
^Vennz vos sui,* fet il, „proiier,
Si
Lancelot 2598 ff.:
Por neant s'est yenuz lasser,
Por neant a ses pas perdaz.**
Et eil qui ne fu esperduz
Mout sSuremant li respont:
«Je sui qui vuel passer au pont.**
Yvain 4411 ff.: . . .
Del blasme, don je sui retee!"
Geste parole ont escoutee
Li seneschaus et si dni frere.
nHa!" fönt il, «fame, chose avere
De Yoir dire
Perceval (P. M.) 112ff :
Car fusse je or autretez,
Ausi luisanz et ausi faizi*
A cest mot pres de lui s'est traiz
Li Chevaliers, si li demande:
nYei's tu hui en ceste lande
y Chevaliers et III puoeles?''
3. Rede und Gegenrede sind durch eine meist die Erwiderung ein-
leitende Zeile getrennt.
Dm kirne Reimpaar bei Crestien von Troyes etc. 309
Erec589ff.:
Et devant aas un nain be^a.*
Lore a li ostes reepondn:
»G'eBt eil qui
Cliges 5474ff.:
Malade sai, si me^^font aoise.''
Cele lor dit come afeitiee:
^Seignor, ma dame est desheitiee
8i Yiaat
Lanceiot 624 ff.:
Qn'ainz qn'il i fast moat se doldroit.*
Et mes sire Gaavaius li dit:
„Dameisele. se Deos m'aYt,
Je yos an promet
Yyain 992ff.:
Quant il yos vandront assaillir.**
Et mes sire Tvains li respont:
„Ja, se Deu plest, ne m'oeirront,
Ne ja par aus pris ne seraL**
Perceval (P. M.) 184ff:
Ja aatrement n'en partirai."
Lors li demande de rechief :
«Vaslez/ fait il, „ne te soit grief,
Mais
Wilhelm 668 ff.:
D'^ast avoir tel conpeignon.**
Lors lor dist meismes la dame :
„Certes, seignor, je sui sa fame
De main de provoire donee."
4. Rede und Gegenrede folgen einander unmittelbar^ oder es steht
^ die Gegenrede eingeschoben ein „fet iP, oder es wird die Erwide-
nmg durch ein kurzes „eil respont^ eingeleitet.
Erec 1101 ff.:
„Ce m'est a vis que il sont troi:
Le nain et la pucele vol.*
.Yoirs est,** fet mes sire Gauvains;
.G'est une pueele
Cliges 6280 ff.:
Se rien i pooit valoir painne.'
«Amie, donc ne yos enuitS"
310 Otto Borrmann
Fet CHges, «car ancor anait
La yo8 amanrai je ceanz."
«Amis, ainz i ira Jehanz.*
Lancelot 5495 ff.:
Maintenaot aprös le tornoi.*
«Par foi,"* fet ele, «et je l'otroi
Par an covant.'' — «Dame, par quel?"
Ele respoDt: nSire, par tel
Qae
Yvain 1681 ff.:
Ck)o mes sire ot tot ton aö.**
«Ja m'an savriiez vos mal gr6,
Si V08 an oorroceriiei
Et m*an mesaesmeriiez."
«Non ferai, je t*an assettr."
«Ce soft a Yostre bnen ettr,
Qai
Peroeval (P. M.) 215 ff.:
«Nenil, yaslez, ce ne paet estre
Qa'ainsi poist nule rien nestre."
«Qai Yos atorna donc ensi?**
«Vaslez, je te dirai bien qui.**
Wilhelm 1627 ff.:
Se j'estoie de ei tornez.*
«Nies pas aneor bien atomez
N'apareilliez a mon talant**
«Vo8 alez de neant parlant,
Qa'il ne me faut riens qae je sache."
«Si fet; unes haeses de vache
Te donrai je
Die grOsste Lebhaftigkeit des Dialogs wird durch 4 bewirkti während
2 den Eindruck eines absichtlich kunstvollen Überganges macht. Im
Yvain^) lässt sich ein grosses Überwiegen von 4 feststellen, d. h. dass
in diesem Werke Grestiens Erzählerkunst im Dialog auf der Höhe steht.
Kapitel IV.
EnUilnngseinschnitt und Beimbrechnng.
Der Herausgeber hat Erzählungseinschnitte und Initialen Überall da
gesetzt, wo er sie in den Handschriften vorfand. Dabei zeigen sich
1) Im Eree 67 ''/«, im Gliges 67 «"/q, im Lanoelot 68 ^'/q, im Ivain 87 ""Z,. im
Wilhelm 88 «Z«.
Das karze Reimpaar bei Crestien yod Troyos etc. 311
manche Miasyerhältnisse. Es ist nnwahrsoheinlich^ dass alle diese Ein-
Bchnitte vom Dichter herrühren, vielmehr dürften die Sehreiber jene
Initialen, oft ohne sachlichen Grand, eingeführt haben.
Vom Dichter stammen zunächst die Vortragsabschnitte ^) z. B.
Erecl844 „Gi fine li premerainsvers.'' Aber auch anter den Erzählungs-
einschnitten rühren manche von ihm her oder sind wenigstens von
Schreibern ganz in seinem Sinne angebracht. Im allgemeinen sind es
die Einschnitte vor neuen Abenteuern oder einem anderen Fortschritt
der Handlung, deren geistiger Urheber der Dichter selbst war, da sie
mit einer Vortragspause zusammenfielen. Oft sind die Einschnitte aber
Bachlich unberechtigt und durch die Initialen lediglich ein äusserer
Aufputz der Handschrift. So scheint mir der Abschnitt nach Erec 154
Sa pucele comande aler
154 Isnelemaot a lai parier:
„Dameisele*, fet la reYne,
„Gel ehevalier qui la chemine
Alez dire qu'il vaingne a moi
Et amaint sa pucele o soi.**
dnrcbaus überflüssig zu sein, da Vers 155 if. doch den Wortlaut des
Befehles bringen. Dasselbe ist der Fall nach Erec 1690.
Mes d'auquanz des mellors barons
VoB sai je bien dire les oons,
De cens de la Table Beende,
1690 Qu! farent li mellor del monde.
Devant toz les bnens Chevaliers
Doit SBtre Gauvains li premiers,
da die in Vers 1691 ff. einsetzende Aufzählung der Ritter gedanklich
sich eng an den vorangehenden Satz anschliesst.
Andererseits yermisst man oft Abschnitte, wo sie meiner Absicht
oach wohl angebracht wären.
Im Gliges z. B. fehlt ein sichtbarer Einschnitt nach Zeile 421. Bis
dahin hören wir von dem Empfange, den König Artur den griechischen
Bittem bereitet, und wie er besonders ihren Führer Alezander lieb-
gewonnen hat. Vers 422 bringt etwas Neues: Des Königs Plan die
Bretagne zu besuchen, 435 den Aufbruch des Hoflagers und 441 die
Hitteilung, wer im Schiffe des Königs fährt, mit den anschliessenden
Betrachtungen Soredamors über die Liebe. Ähnlich fehlt ein solcher
Absatz im Erec nach Vers 2433, da mit 2434 die Erzählung des Kon-
fliktes der beiden Ehegatten beginnt.
Diese Einschnitte nun fallen hin und wieder in ein Reimpaar hin-
ein, so dass der betreffende Abschnitt mit Beimbrechung schliesst. Eine
solche Verwendung der Beimbrechung ist durchaus zu verwerfen, da
1) Ed. Wechssler: Gral, S. 159.
312
Otto Borrmann
jedes Kapitel, besonders bei dem SchachtelaDgssystem der höfischen
Romane, als ein selbständiges Ganzes betrachtet werden und deshalb
mit einem Keimpaar sohliessen mnss. Zweifellos sind viele Fälle dieser
Art den Schreibern zuzuweisen, es finden sich jedoch auch Beispiele,
in denen der Dichter bewnsst den Einschnitt in ein Reimpaar hinein-
gelegt hat. Im Erec ist diese Verwendung der Keimbrechnng seitens
des Dichters ziemlich oft anzutreffen:
Erec:
Lora furent vaslet aprestö
1243 Qui le conirent desarmer.
Or redevons d'Ereo parier,
Qui ancor an la place estoit,
On 1a bataille feite avoit.
Erec 341, 3085, 4579, 6510.
Im Yyain begegnet sie uns nur einmal:
L'andemain a mout grant besoing
A l'anbe aparissant 8*an issent,
Si 06 reponent et tapissent,
&871 Tant qne li jorz fu clers et granz.
Jorz avoit passez, ne sai quanz,
Qne mes sire Ganvains s'estoit
Destomez,
im Cliges und Lancelot fehlen solche Fälle ganz. Das Wilhelm-
leben enthält drei Beispiele:
Wilhelm:
Par Ba dou^r, par sa franchise
A bI Tamor de toz conquise,
1339
Wilhelm:
1965
Wilbelm:
3019
De li serrir et enorer.
Mes or ne vuel plus demorer
An cez paroles on je sui.
Conto YOB ai si con je dni
De la re'ine a ceste foiz;
Des deuB anfanz est or bien droiz
Qne YOB Bachiez qne il deyindrent.
Les cers et leB biches guerroient
Et leB antres besteB de! boia.
Des anfanz an roi m'an revois,
Qne ehies le borjois vob leiBsai.
£t li Berjant mout se hasterent
Del mangier cnire et atomer.
Mes de ei m'an vnel retomer
A la reYne, qni fet duei
Si grant, . .
Dm kane Reimpaar bei Crestien von Troyes etc. 313
Wir können also konatatieren, dass in CreBtiens epäteren echten
Werken die Verwendung der Reimbrechung bei Abschnitten, die sicher
oder mit grosser Wahrscheinlichkeit vom Dichter herrOhren, bis auf
ein Minimnm znrttckgegangen, ja völlig geschwunden ist. Auch darin
offenbart sich entschieden ein technischer Fortschritt des Dichters.
Kapitel V.
Chronologische Entwicklnng dieser Technik in Crestlens Bomanen.
Wir dürfen erwarten, dass Crestien in seinen Jugendwerken, be-
sonders im Eree^ noch häufig die lyrischen Reimpaare und epischen
Beihen verwendet und in den späteren Werken die Reimbrechung ttber-
wiegen lässt. Durch eine prozentuale Berechnung wird dies bestätigt.
Über die Verwendung der Reimbrechung bei chronologischen Be-
stimmungen sagt Paul Meyer ^): „On comprend que ces observations sur
U coDstruction du couplet peuvent 6tre appliquöes comme instrument
de eritique, la cohäsion des deux vers accouplös ötant, en gön6ral^ un
indice d'anciennetö. Mais, toutefois,, les döductions, ä tirer de ce fait
ne peuvent prätendre k une rigueur absolue. II en est de la construc-
tion du couplet comme de l'assonance. Celle-ci fournit aussi une pr6-
somption d'anciennetö: onsait pourtant que certains auteurs de chansons
de geste ont adoptö la rime k une äpoque oü d'autres se contentaient
encore de Passonance. L'examen du couplet peut de mSme conduire k
Qoe pr^mption, non k une certitude complfete. Cependant une prö-
soffiption tiröe de Tobservation d'un fait peut confirmer des rösultats
obtenus par une autre voie.**
In der Reihenfolge der Crestienschen Werke schliesse ich mich
ZQQächstVoretzsch^) an: „Crestiens Entwicklungsgang lässt sich danach
in grossen Zttgen zeichnen : er beginnt mit Übersetzung und Bearbeitung
lateinischer Dichtungen, teils erzählenden^ teils belehrenden Inhaltes
(Oyidiana); geht dann mit Tristan und Erec zu den bretonischen Stoffen
tlber, verbindet im Cliges einen byzantinisch-orientalischen Stoff mit der
Artnssage, lernt am Hofe der Gräfin Marie die neue Liebe und Liebes-
doktrin kennen und dichtet so seine Lieder und den Lancelot, kehrt
aber dann^ vielleicht selbst von dieser Auffassung der Liebe degoütiert,
niit seinem Yvain zum Artusroman zurück, gelangt von da zum legen-
darischen Abenteuerroman (Wilhelm) und von hier zum geistlichen
Hitterroman (Perceval)."
Da bei der Verschiedenheit des Stoffes das Tempo der Erzählung
oft wechselt und wir Sätze von sehr verschiedener Länge in den Romanen
1) Paul Meyer: a. a. 0. III. 15.
2) Carl Voretzsoh: Altfrz. Lit. p. 299.
314
Otto Borrmann
finden, bo darf man sich nicht darauf begchränken, das VerhältniB der
alten lyrischen Reimpaare and der ReimbrcchuDgen za der Verszahl der
einzelnen Werke festzustellen. Es ist vielmehr notwendig, aach die
Sätze za zählen. Erst dann wird man die relative Ansdehnang des
lyrischen Reimpaares and der Reimbrechang erkennen können.
Schon in der Philomela^ die Gaston Paris im Ovide moraIis6 eni-
deckt zu haben glaubt, zeigen sich die Eigentümlichkeiten Grestiens in
der Behandlang des kurzen Reimpaares, soweit sich das aus den kurzen
Proben, die jener in Band XXIX der Histoire littöraire de la France^)
veröffentlicht hat, ersehen lässt. Fttr diese Untersuchung kommen die
wenigen Zeilen natürlich nicht in Betracht. Vom Karrenritter ist nur
der von Grestien gedichtete Teil in diesem Kapitel behandelt. Ich
schliesse mich — ohne besonderen Grund — der Einteilung von Gaston
Paris an und lasse also Grestiens Anteil bei Vers 6166 aufhören').
Da dieses Werk hinsichtlich seiner Komposition manchen Mangel auf-
weist, vielleicht weil es vom Verfasser nicht mehr durchgefeilt worden
ist, 80 darf es nicht wundernehmen, wenn es dem Gliges gegenüber
nicht immer einen Fortschritt in der Technik zeigt. Das Endurteil kann
es jedenfalls gerade dieser Mängel wegen nicht beeinflussen. Über den
Perceval lässt sich kein abschliessendes Urteil fällen^ da eine vollständige,
kritische Ausgabe bisher noch nicht erschienen ist.
Verse
im ganzen
Sätze
im ganzen
Verse in
lyr. Reimp.
Verse in
ep. Reihen
Zahl
der stark.
Reimbr.
Erec
6958
2803
1006
1592
1104
Cliges
6784
2119
284
1282
1082
Lancelot
6166
1933
270
804
1114
Yvain
6818
2083
212
1078
1161
[Perceval]
673
220
16
138
120
Wilhelm
3366
1230
308
648
572
Verse
Sätze
Sätse
auf 100 Sätze
auf 100 Reimbr.
auf 100 Beimp.
Erec
248
253
557
Clige»
320
195
1485
Lancelot
318
173
1481
Yvain
327
179
1965
[Perceval]
305
183
2750
Wilhelm
278
215
798
1) Gaston Paris: a. a. 0. p. 489.
2) Förster: Einleitung zum Lancelot p. 16.
Dm karze Reimpaar bei Creatien von Troyo« eto. 315
Die zweite Tabelle zeigt uns die Ansdehnnog des lyriBchen Reim-
paares and der Reimbrechnng. Der £rec hat mit 253 Sätzen am wenigsten
Reimbrechung und andererseits mit 557 Sätzen die meisten lyrischen
Reimpaare. Ihm folgt in beider Hinsieht der Wilhelm. Das so ge-
wouiene Resultat kann aber noch nicht befriedigen, da ein wichtiger
Faktor; die verschiedene Länge der Sätze dabei ttbergangen ist. Erst
wenn dieser berücksichtigt wird; kann man ein endgültiges Resultat er-
»elen.
Je länger der Durchsohnittssatz eines Werkes fst, desto weniger
Reimbrechnng, je kürzer der Durch schnittssatz ist; desto mehr Reim-
brechnng weist es — bei der gleichen Verszahl — auf. Beim längeren
Dnrcbschnittssatz gehören also mehr Sätze zu 100 Reimbrechungen als
bei dem kürzeren.
Der Erec hat die kürzesten Sätze und dient deshalb als Ausgangs-
punkt für die folgende Berechnung.
Im Erec kommen 248 Verse auf 100 Sätze, im Cliges 320 Verse
anf 100 Sätze. Es gehören also im Cliges mehr Sätze zu 100 Reim-
brechungen als im Erec. Im Erec gehören zu 100 Reimbrechungen
253 Sätze, im Cliges müssten es also 326 Sätze sein.
Erec 248 Verse = 100 Sätze
Cliges 320 ;, = 100 „
Erec 100 Rb. = 253 Sätze
Cliges 100 „ = X ^
248 : 320 = 253 : x
^ 320-253 „_ Q^^
X =s — jr-r^ = 326 Sätze.
248
In Wirklichkeit kommen aber im Cliges schon auf 195 Sätze
100 Reimbrechungen; d. h. im Cliges ist ausgedehntere Reimbrechung
Als im Erec.
Im Lancelot müssten 324 Sätze anf 100 Reimbrechungen kommen.
Es Bind dazu aber nur 173 Sätze nötig, daher ausgedehntere Reim-
brechnng als im Erec.
Im Yvain sollten 333 SStze auf 100 Reimbrechungen kommen.
Da nur 179 Sätze dazu nötig sind^ ist auch in diesem Werke ausge-
dehntere Reimbrechung als im Erec.
Dasselbe gilt vom Perceval, in dem erst 311 Sätze 100 Reimbrech-
nngen ergeben sollten, tatsächlich aber nur 183 Sätze dazu nötig sind.
Im Wilhelm müssten 278 Sätze auf 100 Reimbrechungen kommen.
Es sind aber nur 215 Sätze dazu erforderlich, daher ebenfalls ausge-
dehntere Reimbrechung als im Erec.
Das Verhältnis der Romane zu einander lässt sich nun leicht fest-
stellen. Die Differenzen zwischen den hypothetischen Satzzahlen und
316 Otto Borrmann
den wirklichen lassen uns das Fortschreiten der Reimbreohnng er-
kennen.
Wilhelm 278 — 215 = 63
Cliges 326 — 195 = 131
Lancelot 324 — 173 = 151
Yvain 333 — 179 = 154
[Perceval] 311 — 183 = 128.
Der Wilhelm gehört also auf Grund der Reimbreohnng zwischen
Erec und Cliges/
In ähnlicher Weise lässt sich das Endresultat in bezug auf die
Ausdehnung des lyrischen Reimpaares ermitteln. Je kürzer der Durch-
schnittssatz eines Werkes ist, desto mehr lyrische Reimpaare wird es
im allgemeinen enthalten können, desto weniger Sätze werden also zu
100 Reimpaaren nötig sein. Im Erec ergeben 557 Sätze 100 Rp., im
Cliges müssten es also 704 Sätze sein.
Erec 248 Verse = 100 Sätze
Cliges 320 „ = 100 „
Erec 100 Rp. = 557 Sätze
Cliges 100 ,, = y „
248:320 =557:y
r = ^! =7048.^..
In der Tat kommen im Cliges aber erst auf 1485 Sätze 100 Rp.
Es zeigt sich also ein ganz erhebliches Abnehmen des lyrischen Reim-
paares. Dasselbe gilt von den anderen Werken. Im Lancelot mttssten
699 Sätze auf 100 Rp. kommen, es sind aber 1431 Sätze nötig. Im
Yvain müssten 719 Sätze auf 100 Rp. kommen, erforderlich sind aber
1965 Sätze. Im Perceval müssten 685 Sätze auf 100 Rp. kommen, es
sind aber 2750 Sätze nötig. Im Wilhelm müssten 600 Sätze auf 100 Rp.
kommen, es sind aber 798 Sätze nötig.
Aus den Differenzen der hypothetischen Satzzahlen und der wirk-
lichen ergibt sich anch hier das Verhältnis der Romane zu einander.
Wilhelm 798 — 600 = 198
Cliges 1485 — 704 = 781
Lancelot 1431 — 699 = 732
Yvain 1965 - 719 = 1246
[Perceval] 2750 — 685 = 2066.
Bei einer Differenz von 198 nähert sich also der Wilhelm am
meisten der hypothetischen Satzzahl in bezug auf den Erec, d. h. der
Wilhelm steht auch anf Grand der Ausdehnung des lyrischen Reim-
paares zwischen Erec und Cliges.
Dm kurze Reimpaar bei Crestien von Troyes etc.
317
Kapitel VI.
Der Anteil Godefrols von Lagnl am Karrenritter.
In der Technik steht Godefroi hinter Grestien nicht zurück. Auf
die 968 Verse seiner Arbeit kommen 307 Sätze, 18 lyrische Reimpaare,
132 Verse in epischen Reihen und 172 Reimbrechungen.
Godefroi
Grestien
Verse auf 100
Sätze
315
318
Sätze auf 100 lyr.
Reimp.
1705
1431
Sätze auf 100
Keimbrech.
178
173
Eigentlich sollten, da der Dnrchschnittssatz des von Grestien ver-
fanten Teiles der längere ist, bei Godefroi weniger Sätze zu 100 Reim-
paaren gehören (1417). Dass sich dem gegenüber eine erhebliche Ab-
nahme des lyrischen Reimpaares konstatieren lässt, kann uns nur ein
Beweis sein, dass Godefroi der neuen Eunstanschauung grosses Ver-
Btftndnis entgegenbrachte. Da auch sprachlich^) die Fortsetzung mit
Crestiens Werk wesentlich übereinstimmt, so schliesse ich mich durchaus
der Ansicht Försters an, der in Godefroi de Lagni einen tüchtigen
Fortsetzer Grestiens sieht und dem Urteil Tarb^s^) zustimmt: „Du
dibnt an dänouement, le style est le m€me, la pensöe conserve sa finesse,
la phrase son öl^ance, le drame sa marche ais^e et directe. Ge fut
Sans doute avec les notes et les conseils de Chröstien que Godefroy
travailla. II fut ä la hauteur de Tentreprise et justifia le choix de son
ami. Leurs noms sont ins^parables et la gloire de Chr£tien ^claire de
ses reflets le nom de Godefroy de Laigny."
Kapitel VII.
Wilhelm yon England.
Nachdem wir so die chronologische Entwicklung des Reimpaares
in den Grestien von Troyes zugeschriebenen Werken festgestellt haben,
kommen wir zu der Erörterung, was sich daraus für die Frage nach
der Echtheit des Wilhelm von England gewinnen lässt.
Konrad Hofmann ') trat 1870 zum ersten Male mit der Ansicht
heryor, dass der Wilhelm nicht ein Werk Grestiens sei: „Alle seine
ächten Werke (der Guillaume d'Angleterre ist so wenig von ihm wie
der Servatius von Heinrich von Veldeke) tragen den gleichen Stempel.^
1) Förster: Einleitung zum Lancelot p. 16.
2) Förster: Einleitung zum Lancelot p. 14.
3) Konrad Hofmann: Sitzungsberichte d. Akad. zu München 1870, IL 51.
318 Otto Borrmann
Ihm schloss sich Paul Meyer ^) an: ^Une noavelle ödition de l
vie de Saint Gnillaume serait trfes dösirable non sealement parceqne 1
ms qae je fais connattre permet d'amäliorer considörablement le tezt
publik, mais encore parceqne l'onvrage Ini-mßme^ dont la sonree n\
pas öt6 döterminöe jnsqn'ici et Tantenr ordinairement confondn, mai
bien ä tort, aveo Ghrestien de Troyes, appellent de nonvelles recherches.
1881 folgte R. Grosse^): „Ein bisher Crestien zugeschriebenes Werl
Gnillaume d'Angleterre ist unberücksichtigt gelassen, weil ich die Übei
Zeugung gewonnen habe, dass dasselbe nicht von Crestien herrührt
Auch Gaston Paris hat sich verschiedentlich gegen die Verfasserschaf
Crestiens ausgesprochen, zuerst im Manuel d'ancien franfais*): „On n
connatt pas la source de la lögende d'un prötendn roi d*Angleterre
appelö Saint Gnillaume, sujet du po6me d'un certain Ghrötien qui di
avoir recaeilli en Angleterre la matifere de son röcit. Les critiques n<
se sont pas encore mis d'accord sar la question de savoir si dans c<
po6te de talent il faut connattre Chrötien de Troyes"; dann in eine
Besprechung der Arbeit von Rudolf Müller über den Verfasser dei
Wilhelmslebens*): „Ge travail, d'an öl^ve de M.Förster, aboutit, oomm<
le faisait prövoir ce que le mattre avait öcrit sur ce sajet, & pr^ente
comme indubitable Tidentitödu Chrötien, auteur de Guillaumed'Angleterre
et de Grestien de Troies. La dömonstration s'ötend k la phonötique, ä h
rime et au style; eile doit 6tre complötöe par une ötude du vocabulair<
et de la phrasöologie proprement dite. Elle paratt faite avec sein
toutefois avant d'en regarder le rösultat comme acquis, il convien
d'attendre un ezamen contradictoire'' ; zuletzt im Journal des Savants')
„J'avoue que j'ai toujours bien de la peine k attribuer k l'anteur d<
Perceval la pitoyable rapsodie de Gnillaume d' Angleterre".
Für die Verfasserschaft Grestiens ist Förster*) öfter in seinei
Einleitungen eingetreten: „Wie bereits S. 11 meiner grossen Gligös
ausgäbe und dann karz S. X der kleinen gesagt ist, sind die aui
der Verschiedenheit des Stoffes und der Behandlung gezogenen Schlüsse
hinfällig. Eine genaue Vergleichung der Reime, des Stils, der Phra
seologie des Wilhelm mit den echt kristianischen Gedichten läss
an der Echtheit des ersteren keinen Zweifel übrig", ihm schloss siel
in der Hauptsache Wilmotte'') an. 1891 folgte Rudolf Müller *) in seinei
1) Faul Meyer: Romania VIII. 315.
2) R. Grosse: Frz. Stud. I. 127.
3) Gaston Paris: a. a. 0. I. p. 216.
4) Gaston Paris: Rom. XXI. 139.
5) Gaston Paris: J. d. S. 1901, p. 705, Anm. 5.
6) Förster: Kl. Erec, Einleitang X.
7) Wilmotte : Moyen Age II. 8 (aoflt 1889, p. 188/91).
8) R. Müller: a. a. 0. 117.
Das knne Reimpaar bei Crestien von Troyes etc. 319
DiseerUtion über den Verrasser des Wilhelmslebens: „Die hier gebotenen
Begnltate der stiliBtiachen Untersuchnng unseres Gnillaume d'Angleterre
mttssen, wenn eine überzeugende Ansicht gewonnen werden will, dass
wir es durchaus mit Grestiens Darstellung zu tun haben, schrittweise
mit denen von Grosse verglichen werden, um klar und zweifellos Crestien
Ton Troyes die Autorschaft zu siebern.*' Über diese Arbeit schreibt
F5rster in seiner Einleitung zum Wilhelmsleben ^): „Dieselbe behandelt
zaerst die Sprache nach den Reimen^ dann den Stil in Anlehnung an
die bekannte Dissertation von R. Grosse: „Der Stil Grestiens von Troyes^
1881 und zeigt die völlige Übereinstimmung des Wilhelmschen Eristian
mit dem uns ans mehreren grossen Werken genügend bekannten Eristian
?on Troyes." Suchier') schreibt in seiner Literaturgeschichte: „Wir
wissen nicht, welche Stelle diesem der Entstehungszeit nach in der
Reibe von Christians Dichtungen gebührt.^ Auch Gröber') hat sich fttr
die Echtheit ausgesprochen: „Crestien von Troyes, nicht ein Träger
seines Namens aus seiner Zeit ist Verfasser einer der ältesten franzö-
sischen Schicksalsdiohtungen des roi Gnillaume d'Angleterre oder Vie
de Saint Gnillaume d'Angleterre, deren Verfasser sich neben dem be-
rühmten Crestien von Troyes wohl nicht nur einfach Crestien hätte
nennen können, wie dieser es bisweilen tut oder diejenigen, die von ihm
spreehen wie Godefroi de Lagni, oder ihn rühmten; denn er hätte not-
wendig mit seinem berühmten Namensgenossen verwechselt werden
müssen. Sprachliche Gründe scheinen nicht gegen Crestiens von Troyes
Autorschaft zu sprechen^ und so mag die Dichtung zwischen Löwenritter
und Graal von ihm verfasst worden sein.^ Zuletzt schrieb Voretzsch*)
in seiner Geschichte der altfrz. Lit.: „An der Autorschaft Crestiens
braucht man nicht zu zweifeln, aber zu seinen hervorragenden Leistungen
gehört das Werk nicht.''
Auch über den Platz, den man dem Wilhelm in der Reihenfolge
der Eristianischen Dichtungen anzuweti'<in habe^ sind verschiedene
Meinungen geäussert worden. Förster') brachte folgende Vermutung:
„Und hat Eristian selbst gegen Ende seines Lebens Busse getan und
deshalb den Perceval unvollendet gelassen, dafür aber den asketischen
Wilhelm von Engelland gleichsam zur Sühne gedichtet? Es sind Fragen,
die nie mit Sicherheit werden beantwortet werden können.'' Gegen
diese Annahme trägt er aber selbst Bedenken*): „Gerbert freilich sagt
ausdrücklich, der Tod habe den Perceval unterbrochen:
1) W. Förster: a. a. 0. 164.
2) Snchier: a. a. 0. 143.
3) Gröber: Gmndrias IL 634.
4) Voretzsch: a. a. 0. 331.
5) Förster: Kl. Cliges, 1. Aufl., Einleitung p. X.
6) Förater: Kl. Eree, Einleitung XI, Anm. 2
320 Otto Borrmann
Ce nous dist Crestieos de Troie,
Qni de Percheval comencba,
Mais la mors qui l'adevancha,
Ne li laissa pas traire a fin.
(Perceval ed. Potvin-Scheler VI. p. 212)."
1899 in seiner Einleitnng zam Wilhelm ^) sagt er dazu: y,Man mag
sich nach welcherSeite immer umsehen, es lässt sich bis jetzt fttr Wilhelm
nirgends ein Anhaltspunkt finden; höchstens könnte man, da in -ain
damals ebenso wie in -aim der vokalische Bestandteil des Wortes bereits
nasaliert gewesen sein muss, das seltene Vorkommen solcher Reime als
Zufall betrachten, und bei dem Umstand, dassKristian nach dem Erec
nie mehr s : z reimt, den Wilhelm lieber dieser ersten Periode zuweisen.
Dies letztere empfiehlt sich freilich weniger, wenn wir an die Liste der
Kristianwerke im Eingang des Gliges denken: denn da der Dichter
dort sogar kleinere Gedichte anführt, hätte er sicherlich das Wilhelms-
leben nicht ausgelassen. Man wird mithin annehmen müssen, dass der
Wilhelm erst nach dem Gliges entstanden sein muss."
Im Kl. Gliges^) versucht er eine genauere Angabe des Platzes:
„Eine bestimmte Stelle in der obigen Reihenfolge kann man dem
Wilhelmsleben nicht zuweisen. Es ist aber möglich, dass es vor oder
höchstens neben den Perceval, der wohl längere Zeit den Dichter in
Anspruch genommen haben wird, zu stellen ist."
Gröber') äussert sich ähnlich zu dieser Frage: „So mag die
Dichtung zwischen Löwenritter und Graal von ihm verfasst worden
sein." Des gleichen Urteils von Voretzsch wurde schon oben gedacht.
Förster und sein Schüler Rudolf Müller haben gezeigt, dass im
Wilhelm sich keine mundartliche Eigenheit findet, durch die mit Sicher-
heit die Verfasserschaft Grestiens von Troyes ausgeschlossen würde.
Zugegeben, dass sich dies in der Tat so verhält, so ist damit noch kein
positiver Beweis für die Eelilheit gegeben; auch Godefroi de Lagni
hat in der Mundart des Dichters geschrieben. Die Einwände, die der
gründlichste Kenner der altfranzösischen Literatur Gaston Paris aus
Inhalt und Kunstwort gegen die Identifikation des Crestien, der sich
als Verfasser im Wilhelmsleben nennt, mit Crestien von Troyes wieder-
holt geltend gemacht hat, lassen die Bedenken ebenfalls nicht ver-
stummen.
Auf die Verschiedenheit des Stoffes und der Darstellung ist schon
öfter hingewiesen worden. Förster*) hat diesen Einwand als nicht
entscheidend abgelehnt: „Hier sei nur im vorhinein bemerkt, dass der
1) Förster: a. a. 0. 167.
2) Förster: Kl. Gliges 2. Aufl., Einleitung X.
3) Gröber: Grdr. IL 524.
4) Förster: Gr. Gliges, Einleitung I.
Das karse Reimpaar bei Crestien von Troyes etc. 320&
Einwand; welcher auf die Verschiedenheit des Stoffes und der Dar-
stellung gebaut ist, nicht entscheidend sein kann: erstere erklärt eine
möglicherweise später eingetretene Gesinnungsänderang des Dichters^
die zweite ist die blosse Folge der ersteren.^
Für diese mögliche Gesinnungsänderang wird aber kein anderer
Beweis erbracht als der, welcher ans dem Werke selbst hergeleitet
wird. Dass im Wilhelm ein moralisch-kirchliches Thema behandelt
wird, dürfte wohl feststehen^ wenn es auch sehr umstritten wird, wie
hoch die kirchliche Gesinnung, die sich in diesem Werke offenbart,
einzuschätzen sei. Voretzsch ^) nennt den Wilhelm einen legen-
darischen Abenteuerroman. M. Wilmotte^) in einem Aufsatze des
Hoyen-Age sagt; der Wilhelm behandle zwar verschiedentlich moralische
Stoffe, sei aber doch nur ein Abenteuerroman. Gegen den letzteren
wendet sich Förster') in der Einleitung zum Wilhelmsleben: ;,Darüber
liesse sich ernstlich streiten: denn das vollkommene Aufgehen in Gottes
Willen, die vollständige Vernichtung des Ich erfüllt das Gedicht von
der ersten bis zur letzten Zeile. Und wenn er nicht einen didaktisch-
theoretischen Traktat schreiben wollte^ so konnte er keinen besseren
Stoff finden, um ihn für seine Idee nutzbar zu machen. Der Stoff ist
doch nur die Form, die Gotteshingebung der überall hervorquellende
und übersprudelnde Inhalt.''
Doch wie dem immer sei; ob man die auffallende Differenz in der
Weltanschauung und die vielleicht daraus resultierende künstlerische
Schwäche als Gründe gegen die Echtheit geltend machen will oder
nicht; diese Gründe sind zu sehr der subjektiven Schätzung unterworfen;
als dass man aus ihnen einen Beweis ziehen könnte.
Ein sachlicher Beweisgrund aber dürfte sich ans der Behandlung
des Reimpaares im Wilhelm gewinnen lassen. Vergebens habe ich
versucht das Reimpaar des Wilhelm von England in die aufgestellte
chronologische Folge einzuordnen. Die Behandlung des Reimpaares
ist hier noch wesentlich altertümlicher als in Crestiens späteren Werken,
und wir hätten demnach Grund; den Wilhelm an den Anfang der Ent-
wicklung zu setzen.
Dort, wo Förster den Wilhelm einreihen will, zwischen Yvain und
Perceval, lässt er sich nicht unterbringen, denn der Yvain und der
Perceval zeigen die gleiche Vollendung der Reimbrechung. Um mein
Urteil über den Perceval zu stützen, habe ich 3000 Verse der unkriti-
schen Ausgabe von Potvin durchgesehen.
Die beweiskräftigen Differenzen zwischen den hypothetischen und
1) Voretzsch: Afrz. Liter. 299.
2) Wilmotte: a. a. 0. II. 188.
3) Förster: a. a. 0. 166.
HamtaktbiB Fonchungen XXV. 20 a
320 b
Otto Bomnann
den wirklichen Zahlen der Sätze^ die zu 100 Rb. respektive za 100 Rp.
nötig sind, weisen den Wilhelm zwischen Erec und Gliges. Diese Diffe-
renzen betragen
für die Reimbrechnng
im Wilhelm
CUges
Laocelot
Yvaln
pperceval]
63
131
151
154
128
für das lyrische Rp.
198
781
782
1246
2065
Man könnte an die Möglichkeit denken, dass der Dichter in einem
Werk mit kirchlicher Tendenz absichtlich die von ihm selbst ausge-
bildete Technik des Reimpaares verlassen hätte und zu der altertüm-
lichen zurückgekehrt wäre. Ein solcher Kausalzusammenhang wäre
aber um so weniger einzusehen; da auch der Wilhelm für ein höfisches
Publikum bestimmt ist. Überdies wäre es wenig wahrscheinlich, dass
ein Dichter sich seiner persönlichen modernen Technik mit Absicht
entäussert hätte oder auch, wenn er dies woUtO; sich ihrer mit solchem
Erfolg hätte entäussern können; denn eine solche Verstechnik wird
allmählich zur festen^ unbewusst ausgettbtenEigenheit undkanu; wenigstens
von einem echten Dichter^ nicht so ohne weiteres wieder aufgegeben
werden. Ja das Umgekehrte ist wahrscheinlich. Wollte Crestien im
kirchlichen Sinn auf ein höfisches Publikum einwirken^ so musste er,
der sein Pablikum genau kannte, wissen, dass er nicht noch in die
alte Verstechnik verfallen durfte, nachdem er schon einen Stoff gewählt
hatte, der den höfischen Kreisen weniger zusagen musste. Ein solcher
Irrtum, dass sein Pablikum mit einer in alten lyrischen Reimpaaren
verfassten Legende zufrieden sein würde, konnte in Crestien nicht auf-
kommen. Entweder hätte ihn eine kirchliche Gesinnungsänderung,
wenn er sie vollzogen hätte, auf den Beifall der höfischen Kreise ganz
verzichten lassen, dann hätte er eine echte Legende gedichtet, oder er
hätte dem höfischen Geschmack Rechnang getragen und ein Werk wie
den Perceval geschaffen, worin die christliche Idee mit allen Mitteln
höfischer Kunst vorgetragen wird.
Wir können der Schlussfolgerang nicht entgehen, dass der Wilhelm
von England zwischen Yvain und Perceval keinen Platz hat and über-
haupt nicht in die Zeit vom Cliges ab gehören kann. Vor dem Gliges
ihn anzusetzen, verwehrt uns die Aufzählung seiner bisherigen Werke,
die Crestien dort im Eingang gibt.
Es wird sich kaam leugnen lassen, dass sich aus unserer Unter-
suchung ein wichtiges Kriterium gegen die Verfasserschaft Crestiens
Dm kurze Beimpaar bei GresUen yon Troyea eie. 320 c
von Troyes ergeben hat. Dieses Eriterinm allein kann ans noeh nicht
berechtigen, ihm den Wilhelm mit Sicherheit abzusprechen. Aber die
Gelehrten, welche ans anderen Erwägnngen bisher ernste Zweifel an
der Verfasserschaft des Meisters geäussert haben, bekommen damit eine
feste Stutze ihres Urteils.
Ein positives Kriterium fttr die Echtheit ist bis heute noch nicht
erbracht worden. Förster und R. Müller haben nur bewiesen, dass die
fieime des Wilhelmslebens von denen des champagnischen Grestien
yon Troyes nicht nachweisbar abweichen. Troyes und die Champagne
waren eins der vornehmsten literarischen Zentren und zur Zeit Crestiens
reich an höfisch-weltlicher und kirchlich-gelehrter Literatur. Vielleicht
trag; der Dichter des Wilhelmslebens wirklich den häufigen Taufnamen
Crestien, oder vielleicht brauchte ein anderer, uns noch nicht weiter
bekannter Dichter den Namen des berühmten Meisters, um seiner künst-
lerisch minderwertigen Leistung einen guten Namen und damit grössere
Beachtung zu verschaffen. Vielleicht lag es in seiner Absicht, mit seinem
berühmten Namensgenossen verwechselt zu werden.
Kapitel VIIL
Dts kurze Beimpaar bei Yorgftngern und ftlteren Zeitgenossen
Crestiens.
Paul Meyer') nennt in dem Abschnitt „r^forme du couplet'' seines
oben genannten Aufsatzes Grestien von Troyes den „novateur^^ der xlas
lyrische Beimpaar verdrängte: „Qui donc a bris^rancien conplet? Qui
est le novateur qui s'est permis de rompre le lien qui unissait la mesure
prosodique ä laconstructiongrammaticale? Ce novateur, ceromantique
tntidpä, c'est; semble-t-il, Crestiens de Troyes qui d6s ses premiers
onyrages, montre plus d'ind^pendance que son coutemporain Benott de
S&inte More ä l'^ard de la regle traditionnelle.^
Es wird nicht ohne Bedeutung für unsere Untersuchung sein, zur
Prüfung dieses Urteils einige Bemerkungen über die Verwendung des
kurzen Reimpaares bei Crestiens Vorgängern, Zeitgenossen und Nach-
folgern anzuschliessen, so das Bild der Entwicklung zu vervollständigen
nnd gerade durch den Gegensatz zu anderen das Verdienst hervorzu-
heben, das sich Crestien durch bewusste Anwendung der Reimbrechung
erworben hat. Die Zeit war durchaus geeignet für diesen Fortschritt,
der Übergang vom gesanglichen Vortrag zum Lesen machte ihn not-
wendig. Dennoch bedurfte es eines Crestien, der durch sein künstleri-
sches Empfinden diese Notwendigkeit erkannte und in seinen Werken
den neuen Vortragsvers des Romanos schuf.
1) Paul Meyer: a. a. 0. IV. 17.
20a*
320 d Otto Borrmann
ReimbrechxiDg gab es id geringem Umfange anch schon vor CreBtien.
Es konnte wohl vorkommen^ dass ein Dichter, der lange Phrasen liebte,
einen Gedanken nicht in zwei Zeilen anszudrllcken vermochte. Dann
griff er zum Enjambement, bemühte sich aber den Satz bis an das Ende
eines weiteren Reimpaares auszudehnen (Reihe). Hin und wieder ge-
schah es nun, dass er den mit einem Reimpaar begonnenen Satz nnr
bis an das Ende der ersten Zeile des folgenden Reimpaares fortführte:
so entstand die Keimbrechnng. Die musikalische Begleitung des Vor-
trages wiederholte sich ursprünglich nach jedem Reimpaar, sodass die
Satzpause mit der musikalischen Pause zusammenfiel. Bei der Reim-
brechung wurde die Satzpause in den musikalischen Takt hineingelegt,
wo sie als störend empfunden werden musste. Wenn also zu der Zeit,
als der Gesangsvortrag noch herrschend war, ein Dichter die Reim-
brechung nicht vermied, wenn nicht jedes Reimpaar einen selbständigen
Satz enthielt, so musste das durchaus als ein Fehler gelten. Die
Dichter hüteten sich deshalb wohl, die bestehende Eunstanschauung
zu verlassen. Da trat der Wandel ein. Mit dem Aufkommen des
Leseromans wurde die Herrschaft des lyrischen Reimpaares gestürzt
und die Reimbrechung an seine Stelle gesetzt. Der glänzendste Ver-
treter der neuen Richtung und zugleich der, der sie zuerst mit Bewusst-
sein in seinen Werken vertrat, wurde Crestien von Troyes. Doch nicht
alle Dichter einer Epoche sind Anhänger derselben Kun&tanschauuug.
Manche, konservativ in ihren Ansichten, bewahrten das alte Reimpaar,
anderen fehlte es an Talent sich der neuen Form zu bedienen, sie
dichteten in der alten Weise weiter. Wieder andere tibertrieben, indem
sie die neue Eunstform nicht als solche zu behandeln wussten, sondern
die Reimbrechung zum Gesetz erhoben. Nicht übersehen werden darf
es ferner, dass die Wahl des Stoffes, sowie das literarische Milieu oft
eine eigentümliche Ausbildung der Technik bedingen konnten, und dass
auch die Geschmacksrichtung der Leser nicht ohne Einfluss auf sie
blieb. Was dem höfischen Geschmack gerecht werden wollte, durfte
nicht nach alter Weise verfasst sein, sondern musste den Stempel der
Moderne tragen. Die Ausdehnung des lyrischen Reimpaares und der
Reimbrechung in einem Werke bietet also kein unabhängiges Kriterium
für seine Datierung, sondern ist mannigfachen Einflüssen unterworfen.
Was die folgenden Zahlenangaben betrifft, so gebe ich von vorn-
herein zu, dass sie nicht immer ganz genau sein können, da ich oft
nur grössere Abschnitte der Werke geprüft habe. Es scheint mir aber
unwahrscheinlich, dass die Untersuchung der ganzen Werke ein wesent-
lich anderes Resultat ergeben würde, so dass die Proben zur Charakteri-
sierung der Entwicklung völlig ausreichen.
Bei der Datierung der Werke habe ich die Chronologie, die Gaston
Das kurze Reimpaar bei Creatien von Troyes etc.
320e
Paris gibt in der chronoIogiBchen Tafel seiner altfranzös. Literaturge-
schichte^ za Grunde gelegt.
h I«e Boman de Thebes, le Boman de Troie, le Boman d'Sneas.
Über die Reihenfolge dieser drei Romane sind zwei Ansichten geltend
gemacht worden. Nach Oaston Paris ist der Thebenroman um 1150,
der Äneasroman um 1160 und der Trojaroman um 1165 entstanden.
Dem widerspricht Paul Meyer ^) in seinem Aufsatze tiber das „couplet
de deux yers" : „Pour ma part, j'ai propos^ sans me hasarder k fixer
aucnne date precise^ Tordre suivant: Thfebes, Troie, JEnias. Ce n'est
pas iei le lieu de justifier cette opinion; je puis dire toutefois que Tun
des argumenta que je pourrais faire yaloir est la fagon dont le eouplet
est traitä dans ces trois poemes. L'auteur de Thöbes finit riguli^rement
la phrase avec le second vers d'un eouplet. L'auteur de Troie et celui
d'^nöas finissent souvent la phrase aprfes le premier vers. Je ne pense
pas que ces deux poemes soient, comme on Ta soutenu, Toeuvre du
meme auteur^ c'est-ä-dire de Benott de Sainte More, mais la fagon de
traiter le eouplet difffere peu d'un pofeme.ä. Tautre. La proportion des
Couplets brisös par rapport aux antres est dans Troie d'environ dix
pour Cent. Elle est un plus forte dans J^n^as."
Ich habe die Technik längerer Abschnitte der drei Romane geprüft
und bin zu dem Resultat gekommen^ dass die Behandlung des Reim-
paares allerdings mehr für die Ansicht Paul Meyers spricht.
Thöbes
Troie
En^as
Verse in epi-
schen Reihen
auf 100 Verse
43
40
39
Verse zu
100 Sätzen
264
308
Sätze auf 100
Reimbreebnng.
9950
739
477
Sätze auf 100
lyr. Reimp.
140
216
338
Berücksichtigt man noch die verschiedene Länge der Sätze, so
zeigt ein Vergleich der hypothetischen und wirklichen Satzzahlen für
die Reimbrechung
Troie 10103 — 739 = 9364
fenöas 11786 — 477 = 11309
und für das lyrische Reimpaar
Troie 216 — 142 = 74
fin^as 338 — 165 = 173,
dass der Roman de Th^bes mit seiner alten Technik vorangeht und der
Boman d^l^näas dem Roman de Troie auf Grund der Technik folgt.
Von absolutem Wert ist dieser Beweis aber nicht.
1) Paul Meyer: a. a. 0. III. 16.
320f
Otto Borrmann
2. Waces Brut und Homan de Bon.
Der Brut ist nach Gaston Paris 1155; der Roman de Ron zwischen
1160 nnd 1174 entstanden. Beide Werke zeigen noch ein entschiedenes
Überwiegen der alten Technik, obwohl der Roman de Ron doch ziem-
lich spät abgefasst ist; jedenfalls zu einer Zeit, wo Grestien von Troyes
schon die neue Technik in seinen Romanen vei-wandte. Als Grand
dafür muss vor allem das literarische Milieu in Betracht gezogen werden.
Wace schrieb in England und wurde infolgedessen von der neuen
Strömung, die sich in Frankreich schnell den Versroman eroberte, wenig
berührt. Der sehr grosse Prozentsatz an Versen in epischen Reihen
findet seine Erklärung wohl darin, dass wir es mit Geschichtswerken
zu tun habeU; in denen längere Phrasen nicht vermieden werden können.
Auf 100 Verse
Verse aaf
100 Sätze
lyrische Reimp.
Verse in episch.
Reihen
Reim-
brechnngen
3
8
Brat
BomandeBou
14
16
50
52
281
295
8. Der Tristan des Thomas.
Die Abfassungszeit wird neuerdings zwischen 1160 und 1170 gesetzt,
jedenfalls nach Waces Brut; den Thomas gekannt und benutzt hat
(Voretzsch)*). Gaston Paris gibt „vers 1170" an und der Herausgeber')
1155—1170. Die Reimbrechung ist in dem fragmentarischen Werke
nur spärlich vertreten. Den Grund dafür werden wir wie bei Wace in
dem von Frankreich verschiedenen literarischen Milieu seiner englischen
Heimat, vielleicht auch im Alter der Dichtung zu suchen haben. Durch
den Stoff kann die Darstellung keine Beeinflussung in diesem Sinne
erfahren haben.
Auf 100 Verse
Verse auf
lyr. Reimp.
Verse in episch.
Reihen
Reim-
brechuDgen
100 Sätze
Thomas
21
29
5
242
Kapitel IX.
Das kurze Reimpaar bei gleichaltrigen Zeitgenossen Crestlens.
Als zeitgenössische Werke gelten die Romane des Gautier von
Arras und die Lais der Marie de France. Der Heraclius des Gautier
1) VoretzBch: Altfrz. Lit. p. 372.
2} Rödler: Bd. 11, Kap. V, „ranteur«' p. 45 ff.
Dm knrse Reimpaar bei Crestien von Troyes eto.
320g
ist nach 1164 entstanden nnd hat vielleicht noch auf Creatien einge-
wirkt'); sein nie et Galeron ist dagegen gleichzeitig mit Creatiens
Lancelot und Yvain etwa 1167 oder bald darauf, nach Gaston Paris
um 1168, verfa88t(Voretzsch)'). Die Entsiehungszeit derLais der Marie
de France setzt Gaston Paris am 1175, Voretzsch') um 1165 an.
Beide weichen von der Technik Crestiens ab. Aach bei Marie
kommt vielleicht als Grund in Betracht, dass sie in England dichtete^
wo man mit der Entwicklung der Technik im Mutterlande nicht gleichen
Sehritt hielt. Vielleicht beweg sie auch der im allgemeinen leichtere
Inhalt ihrer LaiS; den alten Vortragston zu bevorzugen.
Verse in epi-
schen Reihen
auf 100 Verse
Verse auf
100 Sätze
Sätze auf 100
lyr. Reimp.
Sätze auf 100
Reimbrech.
Eracle
nieetOaleron
28
25
284
257
306
570
391
298
Berücksichtigt man die verschiedene Länge der Sätze, so ergibt
sich, dass im Eracle eigentlich 329 Sätze zu 100 Reimbrechungen,
629 Sätze zu 100 lyrischen Reimpaaren gehören sollten. Ein Vergleich
mit den wirklichen Satzzahlen
391 - 329
306 — 629
zeigt unS; dass der Eracle weniger Reimbrechung, aber mehr lyrische
Reimpaare als Ille et Galeron aufweist. Vielleicht Hesse sich als Grund
dahr anfuhren, dass der Eracle kein echter höfischer Roman ist, sondern^
wie Voretzsch*) ausführt, trotz der Reimpaare noch manches mit den
alten Chansons de Geste gemeinsam hat.
In den Lais der Marie de France gehören z. B. im:
Zu 100 Versen
Verse zu
100 Sätzen
lyr. Reimp.
Verse in
ep. Reiben
Reimbrech.
EqniUn
Lattstic
Lai del Chievrefoil
Les dons amans
24
19
17
16
35
58
44
33
8
1
4
6
239
262
245
270
1) Voretzsch: Altfrz. Lit. p. 291.
2) Voretzsch: AltfrzI Lit. p. 380.
8) Voretzsch: Altfrz. Lit p. 400.
4) Voretzseh: Altfrz. Lit p. 290.
320h
Otto Borrmann
Kapitel X.
Das kurze Reimpaar bei Naehfolgern Crestiens.
Wie schon oben angedeutet wurde, verhielten sich die Späterea
verschieden zu dem von Grestien gegebenen Muster. Die einen blieben
der alten Kunstrichtung treu, andere gelangten, indem sie die Reim-
brechung zum Gesetz erhoben, zu Übertreibungen. Zu den ersterea
gehört der Dichter des, wie man gegenwärtig annimmt, in der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts nach Grestien yerfassten Romanos Floire
et Blanchefloire. Der ungewöhnlich grosse Prozentsatz an lyrischeim
Reimpaaren und Versen in epischen Reihen mutet so altertümlich an^
dass man versucht wäre, wenn nicht zwingende Gründe dagegen sprächen,
das Werk noch vor Grestien anzusetzen.
Auf 100 Verse
Verse auf
100 Sätze
lyr. Reimp.
Verse in
ep. Reihen
Reim-
brechungen
Floire et Blanchefl.
30
27
6
212
Aus der grossen Zahl der anderen Art greife ich den „Märaugis
de Portlesguez'' des Raoul von Houdenc und das Fablei ^Auber^e'^
heraus^ die uns die Übertreibung genügend erkennen lassen. Der
Möraugis gehört dem 13. Jahrhundert an, während die Aub^ree an das
Ende des 12. Jahrhunderts oder in den Anfang des 13. zu setzen ist.
Auf 100 Verse
Verse auf
100 Sätze
lyr. Reim-
paare
Verse in
ep. Reihen
Reim-
brechungen
Möraugis
Auberfte
—
3
10
22
25
313
275
In der Auberäe kommen erst auf 400 Verse 3 lyrische Reimpaare,
im Möraugis erst auf 500 Verse zwei. Die Individualität des kurzen
Reimpaares ist in diesen Werken völlig verloren. Am deutlichsten
wird uns der grosse Wandel in der Technik, wenn wir den Roman de
Thfebes und den Meraugis einander gegenüberstellen:
Auf rund 600 Verse
lyr. Reim-
paare
Reim-
brechungen
Thöbes
Möraugis
142
2
2
115
Dm kurze Reimpaar bei Grestien von Troyea etc. 320 >
Die beiden Folies Tristan.
,,Tri8tan als Narr'' (La Folie Tristan) ist in zwei Fassungen über-
liefert: älter und kürzer, mehr an B^rols Version angelehnt in der
Berner Handschrift, länger nnd ansgeftihrter, mehr in Übereinstimmung
mit Thomas, in der Handschrift Donce-Oxford^). Beide Versionen sind
gegen Ende des 12. Jahrhanders verfasst, sicher nach Thomas, dessen
Tristanroman als der älteste ans erhaltene gilt.
Auf 100 Verse
Verse auf
100 Sätze
lyr. Reim-
paare
Verse in
ep. Reihen
Reim-
brechungen
Folie- Donce
Folie-Bern
21
12
42
30
2
12
274
202
Das Überwiegen der alten Technik in der Oxforder Version dürfte
vielleicht denselben Grund haben^ der für den Tristanroman des Thomas
massgebend gewesen zu sein schien. Der Verfasser der französischen
Version zeigt sich jedenfalls mehr als Anhänger der durch Grestiens
Master gewonnenen, neuen Eunstanschanung.
Der Tristan des Bäroul.
Gaston Paris setzt den Roman desBöroul um 1150 an. Voretzsch')
sehreibt über Verfasser und Abfassungszeit: ^^Mit seinen Wiederholungen
und recommencements, mit seinen Anreden an das Publikum steht er
dem Stile der Chansons de geste nahe. So betrachtet Gröber Börol als
den ältesten bekannten Vertreter der Tristandichtnng in der Literatur,
um 1150, während ihn andere Gelehrte meist weit später, zwischen
1190 und 1200, dichten lassen. Übrigens ist auch Bärols Werk nur
fragmentarisch überliefert. Es beginnt mit dem Stelldichein der beiden
Liebenden an der Quelle und führt bis zur Rückgabe der Iseut an den
König (y. 2766). Die nächsten 265 Verse bilden den später hinzuge-
fügten Übergang zn einem zweiten Teil, welcher nach der nahezu ein-
stimmigen Anschauung der Gelehrten einem anderen Dichter als Bärol
gehört.'* Für drei Verfasser tritt auch Muret*) ein: Teil A sei von
Beroul 16 oder 20 Jahre nach 1150 verfasst, Teil C von einem zweiten
Dichter nicht vor 1191 vollendet worden, und der A und C verbindende
Teil B von einem dritten, der als Dichter dem des zweiten Hauptteiles
gleichwertig gewesen zu sein scheine.
1) Voretzsch: Altfrz. Lit. p. 377.
2) Voretzsch: Altfrz. Lit. p. 375.
3) Muret: Einleitung Kap. IV, p. 63—72.
320k
Otto Bomuuui
A
B
C
Vene in epi-
Bohen Beihen
auf 100 Verse
30
27
19
Vene auf
100 Sätie
218
213
197
Sätze auf 100
lyr. Beimp.
287
463
SStse auf 100
Reimbrech.
472
298
Berttckaichtigt man die verschiedene LSnge der Sätze, so lassen^
die Differenzen zwischen den hjrpothetischen nnd den wirklichen Satz —
zahlen beim lyrischen Reimpaar
A 612 — 287 = 225
B 500 — 289 = 211
nnd bei der Beimbrechong
A 472 — 380 = 108
B 369 ~ 322 = 47
die Unterschiede in der Technik der drei Teile erkennen. In Teil A^
überwiegt das lyrische Reimpaar^ in Teil G die Reimbrechnng, während.
Teil B eine Uittelstellung einnimmt, aber in der Verwendung des lyri-
sehen Reimpaares sich mehr A nähert Die Annahme Yon drei Yer>
fassem wird dadurch bestätigt
Teil A ist von Böroul gedichtet Die Art der Behandlung des
kurzen Reimpaares in diesem Abschnitte spricht nicht fttr das letzte
Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts als Abfassungszeit Die Möglichkeit
einer solchen Datierung ist auf Grund der Yerstechnik natfirlich noch
nicht auszuschliessen, da Bäroul in seiner Eunstanschauung sehr konser-
vativ gewesen sein, und seine Technik deshalb einen etwas altertüm-
lichen Eindruck machen kann. 1150 scheint mir andererseits zu früh,
da das doch schon ziemlich häufige Vorkommen von Reimbrechung den
Einfluss der neuen Kunstrichtung verrät. Dagegen kann ich mich
durchaus der Ansicht von Muret anschliessend dass Böroul zwischen
1165 und 1170 gedichtet habe und in seiner Reimpaartechnik unter
dem Einflüsse Crestiens von Troyes stehe. Den Dichter von Teil C
wird man mit Recht dem Ende des 12. Jahrhunderts zuweisen, da bei
ihm die Reimbrechung entschieden ttbenviegt. Natürlich gehört auch
der Verfasser von Teil B in diese Zeit Muret stellt ihn als Dichter
neben den Verfasser von G^ hinter dem er aber in der Verwendung der
neuen Technik zurückbleibt
Das kone Belmpaar bei Crestien von Tioye« eto. 3201
Inhalt.
Seite
üinleitiing 287
Kap. I. Die Entwicklang des kurian Reimpaares in den Crestien
von Troyes zugeschriebenen Romanen 289
Kap. II. Die Verteilong von Erzlhlang und direkter Rede aaf die
Reimpaare 803
Kap. m. Die Verteilung von Bede und Gegenrede auf die Reimpaare 907
Kap. IV. Erzählungseinsohnitt und Beimbrechung 310
Kap. V. Chronologische Entwicklung dieser Technik in Crestiens
Romanen 318
Kap. VI. Der Anteil Godefrois von Lagni am Karrenritter .... 317
Kap. Vn. Wilhelm von England 317
Kap. YUL Das kurse Reimpaar bei Vorgängern und älteren Zeit-
genossen Crestiens 323
Kap. IX. Das kurze Reimpaar bei gleichaltrigen Zeitgenossen Crestiens 326
Kap. X. Das kurze Reimpaar bei Nachfolgern Crestiens 828
Literatur.
1. Ausgaben.
AaberöCy altfrz. Fabel, ed. von Georg Ebelingi Halle 1896.
Roman de Brut par Wace, ed. von Le Roux de Linoy, Rouen 1836, Bd. I.
Les Romans de Crestien de Troyes, ed. von Wendelin Förster.
Erec und Enide kl. Ausg. Halle 1896.
Cligös gr. Ausg. Halle 1884.
kl. Ausg. 2. Aufl. Halle 1901.
Tvain kl. Ausg. 2. Aufl. Halle 1902.
Der Karrenritter und das Wilhelmsleben gr. Ausg. Halle 1899.
Perceval, ed. von Paul Meyer in dem Receuil d'anciens textes, IL ancien
francais, p. 297—303, Paris 1877.
Li contes del Graal, ed. von Karl Bartsch in der Chrestomathie de 1' ancien
francais Spalte 177—190, 7. Aufl., Leipzig 1901.
Perceyal le Gallois ou le Conte del Graal, ed. von Potvin, Mons 1866*
6 Bände.
Roman d'^nöas, texte critiqne, publik par Jacques Salverda de Grave, Suchiers
Bibl. Korm. Bd. IV. Halle 1891.
Floire et Blancbefloire, ed. von Immanuel Becker, Abhandlungen der philos.-
histor. Klasse der Berl. Akad. 1844.
Oeuvres de Gautier d'Arras par E. Löseth.
Bd. L i:racle, Paris 1890.
Bd. II. nie et Galeron, Paris 1890, Bibl. frgse. du M.-A.
Lais der Marie de Franoe, ed. von Karl Wamke in Suchiers Bibl. Norm. III.
Halle 1900.
Raoul von Houdenc «Möraugis de Portlesguez", ed« von Dr. Matthias Fried-
wagner, Halle 1897.
320 m Otto Borrmann
Roman de Rou von Maistre Wace, cd. ygd Hugo Andresen, 2 Bde., Heilbronn 1879«
Roman de Th^besi publik d'aprös tous le mss. par Leopold Constans, Soc. des
anc. textes fr^s., Paris 1890.
Le Roman de Tristan par Böroul et un anonyme, po^me du 12. siöcle, par
Ernest Muret, Soc. des anc. textes frgs., Paris 1903.
La Folie Tristan du Ms. de Beine, p. p. H. Morf, Romania XV. p. 558—74,
Paris 1886.
Tristan, Recueil de ce qui reste des poömes relatifs k ses aventures, p. p. Fr.
Michel, Londres 1835-9, Bd. IL p. 121—137.
Le Roman de Tristan par Thomas, poöme du 12. siöcle, par Joseph Bödier,
Soc. des anc. textes fiQS., Paris 1902.
Roman de Troie par Beno!t de Sainte Maure, publik d'apr^ tous les mss. connns
par Leopold Constans, Tome I, Soc. des anc. textes frQs., Paria 1904.
2. Abhandlungen.
Gröber: Französische Literatur im Grundriss II. Bd. I. Abt.
R. Grosse: Der Stil Crestiens von Troyes, Strassb. Diss. 1881, in d. Franz.
Studien L
Conrad Hofmann: Sitzungsberichte der bairischen Akademie zu München, philo«.-
histor. Klasse, 1870.
Friedrich Kau£fmann: Deutsche Metrik nach ihrer geschichtlichen Entwicklung,
2. Aufl., Marburg 1907.
Paul Meyer: Le couplet de deux vers, Rom. XXIII. p. 1-— 35, Paris 1894.
— — : Les Mss fran^ais de Cambridge, 3. Crestien „Vie de saint Guillaume,
roi d'Angleterre», Rom. VIII., Paris 1879.
Rudolf Müller: Untersuchung über den Verfasser der altfranzösischen Dichtung
Wilhelm von England, Bonn, Diss. 1891.
Gaston Paris: Histoire littöraire de la France Bd. XXIX. Paris 1885, p. 455—577.
— — : Romania XXL Paris 1892, p. 139.
— — : Journal des Savants 1901, p. 705, Anm. 5.
— — : Manuel d'ancicn fr^s., I. la litt^rature fran^aise au moyen-äge,
2. Aufl. Paris 1900, 3. Aufl. Paris 1905 (mit chronologischer Tafel).
F. Saran: Deutsche Verslehre, München 1907.
— — : Der Rhythmus des französischen Verses, Halle 1904.
Karl Stahl: Die Reimbrechung bei Hartmann von Aue mit besonderer Berück-
sichtigung der Frage nach der Reihenfolge des Iwein und des Armen
Heinrich, Diss. Rostock 1888.
£. Stengel: Romanische Verslehre in Gröbers Grundriss IL Bd. 1. Abt.
H. Snchier-Birch-Hirschfeld : Geschichte der französischen Literatur, Bibliogr.
Institut 1900, Teil I.
Carl Voretzsch: Einführung in das Studium der altfranzösischen Literatur,
Halle 1905.
Eduard Wechssler: Die Sage vom heiligen Gral, Halle 1898.
Wilmotte: Le Conte de Guillaume d'Angleterre , Moyen-Age IL 8. (acut 1889,
p. 188—91).
Königtum und Lehenswesen im französischen
Nationalepos.
Von
Ferdinand Werner.
Einleitang.
Zu vorliegender Arbeit sind in erster Linie diejenigen Epen herangezogen,
welche man als im eigentlichen Sinne „national" bezeichnen kann.
Zur vergleichenden Betrachtung wurde eine Reihe epischer Werke
anderen Inhalts, die Dichtungen Christians von Trojes, eine Anzahl pro-
venzaliacher Epen und mehrere Abenteuerromane benutzt
Ein irgendwie wesentlicher Unterschied in der Auffassung der lehns-
rechtlichen Verhältnisse ergab sich dabei nicht.
Da die Eulersche Dissertation über das Königtum (vgl. I. Abschnitt)
nuiDche Lücken aufweist, wird von diesem Gegenstand, weil der König
oberster Lehnsherr ist, nochmals ausführlich gesprochen.
Die Frage, inwieweit der Befund der rechtlichen und sozialen Zustände
einen Schluss auf Entstehung, Alter, Verfasser, kurz, das Wesen des alt-
hmzösischen Epos zulässt, soll unerörtert bleiben.
Erster Abschnitt
Das Königtum.
A. Sittliche Stellung.
1. Der König ist von Gottes Gnaden*) (VioUet I, 269ff.; II, 245;
Waitzin, 221; Tamassia205; Assises de J6rus. I, 29: Le rei dou roiaume
de Jerusalem ne tient son roiaume que de Dieu; Glasson II, 410, 414).
1) Cor. L. 13: Quant Dez eslut nonnante et diz roiaumes, Tot le meillor toma
^ doce France; ib. 175: Quant Deus fist rois por pueples justicier. Sax. I, 2:
^ Premier roi de France fist Dex par son oommant, Coroner a ses angles digne-
^ut an chantant, Puls le commanda estre au terre son sergcnt Tenir droite justise
etliloi metre avaot; cf. ib. I, 156; Macaire p. 121; Gor. L. (Hs. D.) 5 f.;
Sax. I, 254: Gloriox sire Peres de cui je sui aidiez. Gir de V. p. 179: H6 Dex!
dist Rarle, vrais rois de majest^, Qui ce voiaistes par la vostre boDt^ Que je
teniffie oorone et roialt^, Consilliez moi ! Prise de Pamp. 2969: Nous Carllemagne
^ Dieu honour. Merlin p. 180: £t chou que j'e(n) tieng je le tieng de Dieu
B^olement, qui en ceste poest^ et en ceste grasce me mist
BmualMh« Forfohangcn ZZV. 21
322 Ferdinand Werner
Nicht selten wird auch St. Denis als Schutzherr des Königs genannt^).
Gott ist der Beschützer des „rois de France" (vgl. Schröder, Olaube
und Alm-glavhe 9), und in seinem Namen übt der Herrscher das Richter-
amt aus*).
Denn Gott ist der wahre und oberste Richter'), der König aller Könige*),
der allmächtige Herr des Himmels*) und nicht nur „sire liges** des Franken-
oberhauptes, sondern der gesamten christlichen Welt. (Vgl. Wechssler 163,
Anm. und Rol. 2375 ff.)
Gott leitet den König, damit dieser seine Pflicht tue*) und sendet ihm
in Zweifelsnot Rat durch seinen Engel'').
Wunder geschehen für ihn (vgl. Histoire poeiiqtte de Charlcm. 35 8 ff.,
371; Euler 13 über Wunder bei Karls Greburt). Davon berichten auch die
Historiker (cf. Osterhage, Bemerkungen zu Gregor von Tours kleineren
Schriflen, Berlin 1895).
Zahlreich sind die wunderbaren Ereignisse in Doon de Mayenoe, Fierabras
undGui de Bourgogne. Z. B. Blutregen und Sonnenfinsternis: Gui de Bourg.
10; Turmeinsturz: ib. 22; Zurücktreten des Wassers: ib. 53 u. a. m.
Auf Karls Gebet teilt sich (Anseis 95 17 ff.) ein Fluss, und nachdem
der Kaiser hindurchgeschritten, geleitet ihn eine Hirschkuh. Mauern und
Türme einer feindlichen Stadt brechen zusammen (Sax. I, 134). Karl betet,
und Luiserne versinkt in den Boden (Anseis 10015 — 11300). Eine merk-
würdige Verwandlung derselben Stadt geschieht in Gui de B. 130. In
Sax. II, 35 schickt Gott seinem Schützling einen Hh*8ch zum Zeichen seiner
Nähe und Rol. 2458 f. lässt er, wie einst Josua zu Liebe, die Sonne
1) Sax. II, 156: „H^, saint Denis de France I tu sommoilles et dorz; Quant
fauz teB homes liges, tiens en est li granz torz.'' Mort Aym. 2260: „Par saint
Denis mon eeignor droiturier; ib. 2272: „Par saint Denis cui hom je sui del chief.*'
ib. 2327: Par saint Denis qui est mes avoez. Gui de Nant p. 10: Et jure saint
Denis, oü son chevage rent"; cf. ib. p. 23; Gayd. 10; 21; Loh. II, 141; Auberi
(Tobler) 25/12; Gorm. 874 f.
2) Cor. L. 175: Quant Deus fist reis por pueples justicier.
3) Gir. de V. 10: qui tot a ä jugier; ib. 109: — le verai justicier. Gayd.
127: — qui le mont doit jugier; ib. 257: — qui tout a en baillie.
4) Aiol 1660: „li rois des autres rois"; ib. 2: „rois de sainte gloire*'; Gir.
de Viane 105: „Dieu le Rois de majest^** etc.
.0) Gir. de Viane 113, Loh. 1,30: - vrais Rois de paradis; cf. Berta 110;
Foulque 130: le roy omnipotent; ib. 139: le Pfere omnipotent.
6) Anseis 9303: Es vous un angle ke Diex li a tramis! „Karies, dors tu?
dist Tangles beneis; Jhesus te mande, li rois de Paradis ke tu secores ton baron
Anseis". G. de B. p. 6; 124.
7) Roland 2425: As li un Angle ki od lui soelt parier (vgl. auch Schröder
Glaube etc. p. 54 sqq.). Gui de B. 42; Anseis 10732; Voyage 672; Fierabras 38;
Gir de Viane 154; Doon 220, 226, 247; Wilhelmsl. 80ff. u. s. w.
KöDigtum UDd Lchnsweaen im franzöBlachen Nationalepos 323
itäm, auf dass der ^emperere magnes^ den Tod der Palatine ausgiebig an
den Heiden zu rächen vermöge.
Die Quellen zu Aachen mit ihrer wunderkraftigen Wirkung hat Gott
für Karl geschaffen. (Vgl Histoire poStiqtte de Charkma^ 809.)
2. Ein Königskind tragt ein Ejreuzmal auf der rechten Schulter^)
(vgLParise p. 25: L'ore fu benoite d'un fil s'est delivr§ Desor l'epaule destre
ot une crois roiel; ib. p. 36: Je port la crois roial qui sor Tespaule sist.
Eb handelt sich hier um den Herzogssohn Hugues, der am Schlüsse des
Epos tatsachlich König von Ungarn wird). Auch in Macaire (p. 287) beruft
sicfa Loejs auf das Kreuz, um seine königliche Abstammung zu erweisen^).
Eb Königskind steht unter Gottes Schutze. Vgl. Chev. Og. 10988.
loteressant in dieser Beziehung ist eine Stelle in Boeve'), wo das Löwenpaar
iwar den Knappen Bonefey zerreisst, aber die Königstochter Josiane ruhig
entkommen lasst. (Vgl Chev. Og. 10988.)
3. Die altfranzösischen Ependichter übertragen in ihrer naiven Weise recht-
liche und sittliche Anschauungen ihres Volkes auf die ,,felun paien^.
Auch bei den Heiden ist Gott, d. h. „Mahomet le puissant, qui doit
le mond jugier^ (Foulque 152), des Königs Herr und Schützer ^). Und doch
steht der „amiral^ seinen Göttern anders gegenüber als der Christenkönig
dem Christengott Das zeigt sich namentlich bei schweren Niederlagen. Es
wird uns zwar einmal (Fierabr. 28) berichtet, dass Karl der Mutter Gottes droht,
aber sonst lasst sich kein Beispiel nachweisen, dass der Frankenkönig so mit
seinem Herrn hadert» wie es die Sarazenenfürsten gewohnheitsmassig tun^).
1) Macaire p. 127. Es heißt da von dem Sohne der verstoßenen Königin
Blancheflor: Que sor l'espaale an eigne li vi tel Que nus ne puet, fors fils ä roi,
moetrer; ib. 121: Sor destre espaule une crois blanchoiant; ib. 137.
2} Macaire p. 287: „V^ir po^ le eigne que portons Sor destre espaule, la
blanche crois en eon.''
3) Boeves 1665: Lee lyone li oyerent s'i firent ealt leger, la pucele ei pement,
ne volent eepamier; manjn^ le ueen sanz plns demorer, mes enfant de rei ne
pussant manger.
4) Aiol 5408: „Car Mahone est mesdieus, si maine grant iustice; ib. 10981.
ICort Aym. 1368: „Par Teryagan, mon seignor naturel'*; ib. 1137: „Or te defi
de Mahom et de moi". Cor. L. 917: „Par Mahomet, ä qui ai fet homage!"
Prise d'Or. 1130: Par Mahomet, de qui tenons noz lois. Narb. 4480: Mahom
le veni joetiaeier. Eni Viv. 1140; 1877. Enf. O. 2246; 2775; Bol. 417; Sax. n,
184; Doon 280; Prise dePamp. 2635*, 4054; Mort Aym, 1016; 1368; Berte 1668;
Aiol 10099; Cor. L. 957. Vgl. auch L'Entr^e en Espagne (Notice, analyee et
extnuta par L. Gantier) p. 228: „Nos Mareil par la Dex grace."
5) Foulque 25: „Mahomet, Sire, com noe a obli^! 86 je ä Meque estoie
retomez, Tant te battrde les flans et les oost^ Ja por .M. mars n'en seras restor^."
Elie 980: „Senel fais arester, n'as oonsel de ta nie, Je t'arai ia bripict le nes et Ich
narines."
21*
324 Ferdinand Werner
4. Aus des Königs Verhältnis zu Grott ergeben sich seine Pflichten
gegenüber der Kirche und seinen Untertanen. Er ist der Schutzherr der
Kirche (Glassonll, 328; 415 etc.; Massing 114fr. u. sonst) und der Christen-
heit. (Enf. Og. ^A vous s'apoie tout crestient^s" cf . ib. 521; Voyage 2241;
Huon p. 7.) Vgl auch: Gir. de R. § 4: „En möme temps il a Rome a
gouverner." Wilhelms]. 19 u. s. w.
Eine zusammenfassende Darstellung der königlichen Pflichten gibt Karl
dem jimgen Ludwig, als er ihm die Krone übertragen will (Cor. L. 22 ; 64 ;
97; 152; 175 ff.): Der König darf weder Unrecht tun noch dulden. „S'ainsi
nel fet dont pert France son los." Er muss den Verrat meiden und darf
keiner Waise oder Witwe das Lehen wegnehmen. (Wie wenig befolgt das
Looys in Guillaume d'Or. und Baoul !) Er muss die Heiden bekämpfen und
darf kein Feigling sein. Als Looys zögert, die Krone aus seines Vaters
Hand anzunehmen, ruft Karl (Cor. L. 97): „Or li fesons toz les cheveus
tranchier, Moines sera ä Es, en cel mostier." Der Herrscher soll gerecht
sein (Cor. L. 152 ff.), gute Gesetze geben ^), den Armen helfen (Cor. L. 175 ff.),
aber doch keinem „vilain** trauen. Während er trotzige Hoffahrt nicht auf-
kommen lassen darf (Cor. L. 175 ff.), muss er einen Hort aller Bedrängten
bilden^). Er muss seine Mannen unterstützen, achten und auf ihren Rat
hören ^). Ihm liegt es ob, den Frieden zu bewahren, das Recht zu erhalten^)
(Waitz IV, 472). Wenn er auch keinen Luxus treiben darf, so soll er sich
1) Ansei's 213: Bonos coustumes a par le regne mis.
2) Foulque 141 sagt Looye: „Des povres gens i sui mout desir^; Car
les plus riches leur fönt des maus ass^s." Vgl. Robert 1041 ; Orson 483; Anseis 209.
(Zu Schutz der Witwen und Waisen vgl. Glasson II, 589; 606.)
3) Foulque 141: Lo^ys dist: „Guillaume, tort avez: Pour vo lignage ai
mains maus endur^es, Soufert froidure et maint jour g^un^ Et mes frans hom
travaill^s et pen^s." Aiol 3465: „Ne deues pas uos homes nient mal baillir, Ains
les deues aidier et maintenir £t tenir a droiture, grans et petis.'* Loh. I, 138:
„Si devez bien vos princes justicier." Sax. II, 101: „Sun neveu bien chastie li
ampereres maigne Que leaument et bien o les suens se contaigne". Ren aus 268/34:
,,Sire, dist li dus Naimes, que conseil demand^s? Vos demand^ conseil et croire
ne vol^.*'
4) Berta p. 16: „E maintint en pase soe rion, e par lu aümes guarison".
Von einem König, der Aufruhr duldet, heißt es: „Rois qui ce suefre ne doit terre
tenir, et toz li monz le devroit bien honir*'; vgl. Loh. I, 181; II, 43; Aneeis 209 ff.;
11 356 ff.; Girb. de Metz 429.126, 498/9 ff.; Erec 1793 ff. etc. Pippin sagt selber:
[Auberi (Tarb6) 133J „Ja de droit ffere ne me verrez tomer, Quant or me dites
ce qu'av^s en penser." Loh. III, 35: „Drois empereres, por amor Deu merci; Je
sui vostre homs de vostre fi^ saisis, Or si me faites trestot mon droit tenir £n tel
mani^re que ne soie honis." „Molt volantiers, certes", ce dit Pepins. Enf. Og. 6947:
Bien doit estre si fais rois honnor^s, En cui manoit iargece et bont^s, Hounors,
prouecc et fois et loiaut^s (Ideal!).
Königtum und Lehiiswesen im fnuizösißchen Natioiialepos 325
dessen stets bewusst bleiben, was mau von Saladin rühmte: „denk an den
muten Salatin : der jach daz küneges hende dürkel solten sin ^ ^) (Tamassia 198 f.).
Das Bild, welches uns die afz. Epen von den einzelnen frankischen
Königen entwerfen, ist, entsprechend dem verschiedenen Alter und der ver-
schiedenen Tendenz (j^pop^ royale; 6p. f Nodale!) der Dichtungen, keineswegs
einheitlich. Anders finden wir Karl im Voyage oder im Bolandslied als in
Gaydon oder Renaus (vgl. HisL poetique de Gharl&in,!).
Als tapferer Kämpfer stirbt Charles Martiaus im Streite gegen die
^Wandres** (Loh. I, Iff.); hingegen sind Loeys und Pepin durchweg als
schwache und gewissenlose Herrscher dargestellt (vgl. Raoul, Guill. d'Or., Loh.).
Vieles, was uns das Epos erzählt, findet seinen Widerschein in der Ge-
schichte (vgL Krick p. 7). Nicht nur die Dichtung sagt Königen Bestechlich-
keit nach, nicht allein in der £pop6e lässt sich der Herrscher einschüchtern.
Dennoch hatte man im Volke die Ansicht, dass der Fürst im allgemeinen das
Streben habe, gut zu regieren und trotz alledem gegen Anmassung und Gewalttätig-
keit die letzte Hilfsquelle darstelle (s. G. Paris, Introd. zu Orson de Beauvais,
p. 54). — Von idealen, aber nichtfriinkischen Königen höi*en wir in Foulque
150f., Rose 37—105, 569—619; Guill. de Pal. 9583—9621, 9638 ff.
Über die sittliche Stellung des Königs im Verhältnis zu schien Vasallen
vgl. Histoire poiL. 345 ff.: Falk, ^ude 5—25; Kalbfleisch 5 ff.; Büchner
Kap. II und Euler p. 21 — 44, der eine ziemlich vollständige Darstellung
gibt, welcher ich mich im folgenden anschlies^se, indem ich Erweiterungen und
Ergänzungen hinzufüge, im übrigen aber auf die Eulerschen Zitate verweise.
Wir finden im afz. Epos neben hoher Ehrfurcht vor dem Königtum
tiefste Verachtung gegenüber der Krone und ihren Trägern. Und zwar trifft
man diese beiden sich widersprechenden Auffassungen nicht niu* in Epen
verschiedener Art und verschiedenen Alters, sondern oft in demselben Dicht-
werk nebeneinander. Diese „schreienden Widersprüche" (Euler p. 22) lösen
sich aber zum grossen Teil, wenn man (was Euler und Büchner nicht tun)
beobachtet, wessen Worte und Taten in jedem gegebenen Falle zu uns
sprechen. Wir müssen doch wohl bedenken, welche grosse, beherrschende
Rolle die Treue im afz. Epos spielt, wie ihr Kampf mit Falschheit und
1) Karl ermahnt Baudoins zur Freigebigkeit. Sax. II, 100: „L'avoir que
conquerrez ne tenez an baUlie Sodoier aimment molt qi largement desplie." (Auch
folgende, offenbar scherzhafte Mahnung des Königs (ib. p. 100) sei noch erwähnt:
,,Et n'antandez pas trop abai^ier vostre amie! N'apartient ä roi qi roiaume maistrie*'.
S. Lamprecht, D. Gesdi. II, 51 ff.) Tadelnd wird von dem König Boniface von
Pavie (Aymeri 2679) gesagt: „Bois Boniface que nos servons toz dis Ne nos
dona pie^a tant mantiax gris"; vgl. O. 10614 ff.; Anseis 198; 209 ff.; 11594;
9426 etc. Auch Artus wird als freigebig geschildert. Meriadues 24: Ainc ne fu
aa mains desgarnie Toutes eures de grans dons faire etc.
326 Ferdinand Werner
Niedertracht zuerst aufgezeigt wird am Kampfe der Christen gegen die Heiden
und dann im Streite der treuen Vasallen mit der Sippe der Verräter. Grarin
und sein Bruder Begues, Benaus u. s. f. wollen immer loyal sein, die Gkmeloniden
und die Hardresippe erweisen sich durchgangig als illoyaL Wenn nun Ver-
treter treuer und treuloser Sippen sprechen, so muss sich daraus doch natur-
gemäss eine verschiedene Anschauung ergeben. Hervis von Metz, Wilhelm
von Orenge, die Lothringerherzöge streiten für den nationalen Gredanken und
gehorchen dem Könige, solange es die Erbärmlichkeit eines Loojs oderPepm
zulässt, hingegen strebt die ^Basse der Verrater'' nur danach, den König aus
dem Wege zu räumen und einen der ihren auf den Thron zu bringen.
5. Sittliche Idealstellung des Königtums (Euler p. 21ffl).
Der König ist ein gottbegnadeter Mann, ein erhabener Herrscher, der
Verteidiger der Kirche. Tapfer zieht er dem Heere voraus ; auf Buhm bedacht,
kämpft er im dichten Schlachtgewühl. Er handelt als weiser, rechtliebender,
energischer Monarch. Freigebigkeit und Versöhnlichkeit zeichnen ihn aus.
Als kraftvoller Begent achtet er streng auf die Ausführung seiner Befehle. Er
liebt seine Untertanen und tritt für sie ein. Er nimmt teil an ihrem Greechick.
Er sieht sein Unrecht ein imd geniesst darum Vertrauen. Auf sein Gebot
schweigen die Versammelten.
Der König lügt nicht ^). Seine Person ist geheiligt. Der getreue Vasall
hilft dem vom Pferde gestürzten König wieder in den Sattel und tötet ihn
nicht, obwohl er es könnte und der König sein Todfeind ist Man will dem
Herrscher keine Schande bereiten und ihn nicht verraten. Der treue Mann
hält ihm den Steigbügel, er beugt seine Kniee vor dem Füraten und versäumt
keine schuldige Ehrerbietung.
Gewaltig stellt sich die Macht des Königs dar (Euler 42 f.); England,
Italien, Spanien erkennen seine Oberhoheit an. Gross ist die Prachtentfaltung
bei Hoffesten, zu denen Vasallenkönige entboten werden und erscheinen.
6. Sittlicher Tiefstand in der Auffassung des Königtums
(Euler 22 ff.).
Der König ist ein Ziel des Spottes. Er fällt im Angesichte der Ge&üir
in Ohnmacht. Er erscheint als ratloser Feigling, der dem Feinde auf Händen
und Füssen entgegen kriecht.
Er ist bestechlich, geizig, willkürlich und bricht sein Wort'). Deshalb
1) Ren au 8 140/31: Le roi ne mentiroit por un mui de denier. Loh. I, 143:
Et dit 11 rois: „Sire Garins, mercil Ne m'ensigniez pas ma foi ä mentir'*. Vgl.
Loh. II, 2: „Vous m'enseignez ma fianoe ä mentir/' Erec 1793: „Je sui rois
ne doi pas mantir." Vgl. ib. 61f. Raoul 308: „Li dons est faiz: ne men pois
desparler." (Vgl. Tamassia 199; Amira 127.)
2) Baoul 878: ,,Li emperere m'en a del tout failli." Wie überhaupt im
ganzen. Baoul de C Looys sich als feiger, verlogener Schurke darstellt. Der Dichter
Königtum und Lehnsweflen im franzÖBischen Nationalepos 327
tnuen ihm die Mannen nicht mehr auf sein blosses Versprechen hin. Sie
verlangen von ihm einen förmlichen Eid^) und Geiseln').
Eigensinnig behairt er bei seinem Unrecht, lässt sich aber dann ein-
schüchtern und ist vollständig vom Rate seiner Barone abhängig, deren Bei-
stand er erbittet
Die frotzigen Vasallen stellen ihm Bedingungen, lassen ihn aber doch
im Stich, wie es IjOOjs und Pippin oft selber tun.
Heftige Schmähungen, Drohungen, todliche Beleidigungen ergehen über
deo Monarchen. Sein Burgfriede wird missachtet Blutige Kämpfe entstehen
am königlichen Hofe zwischen feindlichen Geschlechtem. Gehorsamsverweige-
niDgen sind nicht selten. Auch die Königin wird in unerhörter Weise wört-
lich und tätlich beleidigt
Unter Looys kommt es vor, dass eine königliche Botschaft im Namen
des Guillaume d'Or. überbracht wird (Euler p. 39), ja, der Graf Aymeri
sendet seine Söhne an den Königshof, indem er jedem von ihnen diktatorisch
em wichtiges Hofamt übertragt, und der König Karl ist damit ohne weiteres
einverstanden')!
Boten des Herrschers werden ins Gefängnis geworfen oder getötet; in
Renaus erschlägt der trutzige Bueves den Kaisersohn Lohier, der als Gesandter
zu ihm kommt Attentate auf den König geschehen : in anderen Fällen über-
ziehen ihn die Vasallen mit Krieg und Belagerung. Den Tiefstand des
Qgt von ihm, ib. 823: R ot droit, si con je ai apris; Le tort en ot li rois de
S. Denis; Par malvais roi est mains frans hom honnis, oder 778: Mais l'emperere
ot tn>p le quer felon etc.
1] Jourd 3366: Sa coronnc a par maintes fois jur^e; cf. Enf. Og. 155;
Fbr.136; Guide N. p.24; Doon 198, 284; Raoul 763 ff.; Gir. de V. 59; Guillaume
de B. 4984, Escoufle 2334 u. s. w. (cf. Brunner II, 432).
2) Raoul 747: Ostaige qierent au fort roi Loeys, Et ii leur done
ib. 751 : Quarante ostaige Tont jur^ et plevi .... Und zwar verlangt Raoul Geiseln,
obwohl der König bereits einen f^d auf Reliquien abgelegt hat (ib. 747 ff.). Der
Dichter meint (ib. 781): „R. fu saiges, tr^s bien le vos disons. Qi des ostaiges
demanda a fuieon." Denn (ib. 5369): „Cis rois est fei, gel taing a sousduiant.";
ib. 5425 „Cest ooart roi doit on bien eseillier." (Vgl. auch Gir. de R. § 123 etc.)
Auch Karl soll seinen Sohn einem Großvasallen als Geisel stellen : Doon 190 u. a.B.m.
3) Narb. 1881: „Senechaujc estes de Paris la cit^; Gar Aymeris Ta dit et
oomend^**; ib. 1973: jfion ma baillie avez de sor moi pris, Que me dona mes
Peres Aymeris." Und Karl sagt selbst (ib. 2831): „Nomez les marches de la terrc
Francor Que vos promet Aymeri le contor.'^ Worauf dann aufgezählt wird, ib. 2834 :
»iQoillames claime Tansaigne et roriflor, Si doit garder le pais tot antor; et de
Bernart feras ton jugeor, Dedanz tes chanbres priv^ conselleor; Je servirai a ton
doiB chascuu jor: Senechaus sui de France la maor.*' Karl wagt diesen gebieterischen
Worten gegenüber nicht die leiseste Widerrede, sondern fügt sich anstandslos,
ib. 2860: Ja n'en perdroiz qui vaille un esperon.
328 Ferdinand Werner
königlichen Ansehens stellen vor allen anderen Epen dar: Gaufrey, Raoul,
die Loherains und besonders Auberi (Tarb.), wo, ähnlich wie in Hervis de
Metz, das Königtum nahezu völlig zurücktritt (s. auch: Kalbfleisch p. 5:
Flach I, p. 150).
7. Auch beiChr^tien (vgl. Hertens p. 61) ist der König dem dauernden
Kriege der Feudalen gegenüber vollständig machtlos. Artus tritt kaum selbst-
tätig auf und führt überhaupt ein ziemlich beschauliches, verschlafenes Leben.
Eh* ist nicht imstande, straffe Zucht zu halten; somit liegt auch die Rechts*
pflege im argen. Das Schwert entscheidet überall und allein. Zwar wird
uns die äussere Erscheinung des Königs in den prächtigsten Farben ge>
schildert, aber seine sittliche Stellung entspricht dem keineswegs. Die Ritter
fordern Artus sogar zum Zweikampf, wenn er ihnen Genugtuung verweigert.
B. Rechtliche Stellung.
1. Titel. InBignien, BeBidenEen.
1. Als Titel der Heidenfürsten führt Euler (p. 4 — 7) an: rois für
die Könige und Vasallenkönige, amiral^) für den obersten Machthaber der
Ungläubigen, ausnahmsweise „emperere'' für die Heidenkönige Garsile und
TiAaus (p. 7).
Es findet sich ausserdem noch die Bezeichnung y^soudan^ (Foulque 157),
offenbar in derselben Bedeutung wie „amirant** (vgl. Foulque 157, wo es
zunächst heisst: Quant voient le soudan dit li ont et cont6 und darauf:
Quant Vamirani Tentent*. . . Vgl. noch Renaus 410/16 ,,rois soudans^;
ib. 410/13 einfach soudans; ib. 413/12 „roi amirant"; 413/28 „amiraiis
soudans". Siehe auch Foulque 161; 162; 164; Bastars 4184 u. s. w.
Der Lehnsherr des Marsilies ist der „o/^o/t/e" (Rol. 453 ff.). In Foulque
119 heisst es von dem „rois" Ti^baus: „II en apele TAmirant et l' Aufaffe:
^Baron, dist-il, dites moi vo courage".
In Anseis 2890, 5054, 5104 finden wir den Titel j^aupatris^] in Ro-
land 909 „cUma^r^ (vgl. über diese Bezeichnungen Grodefroy!); Anseis 5276
„amwa/Ze" (von Alton p. 538 mit „Emir" übersetzt); j^amustani^ ib. 103,
welch letzterer von „amirans" wohl unterschieden wird. (Vgl. Boeves de
Commarchis p. p. A. Scheler, Bruxelles 1874 v. 531: „Laiens fu Vamustans
et Vamvrans de Rise.) Doch wird derselbe ib. 712, 735 als „rois" bezeichnet
Wie denn hier gleich bemerkt sei, dass das französische Epos, so wenig als
die geschichtliche Überlieferung, feste Ämter- und Titelbezeich uuugen kennt,
sondern sie in buntem Durcheinander verwertet, je nachdem es gerade Metrum
oder Assonanz erfordern, ohne dass ein rechtsverbindlichem Gehalt damit not-
1) Die Bezeichnung „amirant" findet sich auch einmal für Karl. Mac. 219:
Et ?06 roenrai au tref ä TamiraDt, A Kallemaine, le riche roi poissaot
Königtum und LehnMwesen ira französitschen Nationalepos 329
wendig verbunden wäre. Das tritt vor allem bei der Bezeichnung derBeichs-
füreten (vgL Abschn. II) in die Erscheinung.
Loevis sagt zu Gormont (Gorm. 530): „reis amires", und von Aquin
heisst es (Aquin 736): „Du roy Aquin le riebe amiri^.
Der Lehnsherr des Marsilies (vgl. oben) heisst auch „amiralz" (Rol. 2647).
Unterschieden werden die Titel in formelhafter Wendung, die uns so
häufig im Epos begegnet, z. B. Baoul 3930: Ne empereresy ne rois, iie
Weiterhin stossen wir (Prise de Pampelune 5555) noch auf die Be-
zeichnung „tirans^, angewandt für den sonst y^roü"^ genannten Heiden Jonas,
ebenso Chev. Og. 2032 für den Heidenkönig Danemons. Doch wird (Prise
de Pampelune 1409) auch Karl ab j^V&niperere iiran^ bezeichnet, und im
tadelnden Sinne spricht Herzog Nesmes (Naymes; über die verschiedenen
Formen des Namens cf. Langlois, Noms propres p. 477) von Karl: „Ja ne
fu mais uns si pesmes tirans" (Macaire 159).
Der Titel der christlichen Könige ist ^^rois^ (Euler p. 8) oder „emperere'^
(ib. p. 9).
Auch wird oft einfach der Name oder Name und Titel zugleich genannt.
Ferner finden sich: „rois oder empereres de France" oder „rois de Paris,
de Mont Loon, de Saint Denis, de Rome, d'Aiz (Es, Ez) (ib. p. 11), also
Bezeichnung nach Residenzen. Hier wären den von Euler mitgeteilten
Betitelungen hinzuzufügen: „rois de France et de Baivier" (Langlois, Nonw
propres p. 139); „li Frans" (ib. p. 140); „de Rains" (ib. p. 546; Gir. de
Rouss. §§ 135; 136; 149; 185); „nostre rois de Montmart^ (L'Entr^ de
Spagne, Nouvelles recherches sur TE. d. Sp. par A. Thomas, Paris 1882,
p. 55/150); (rois) „deSeison" (Aquin 31); „seignor de Bördele^ (Mac. 259).
Zu der Bezeichnung „roi de Saint Denis" vgl. G. Paris, Glossaire zu Orson
de Beauvais, p. 187: . . . „d^signation qui remonte aIx)uisVI, lequel, 6tant
devenu comte de Vexin en 1122 fut en cette qualit^ l'avou^ de Tabbaye
de St. Denis."
Während der Herrscher „i-oi de St. Denis" ist, werden seine Ritter als
„baron de Saint Denis" bezeichnet: Aquin 38, 991 ; Foulque 140, Alesch.
978. Der Lombarden könig Desiderius wird (Prise de Pamp. 5338) „reis de
Pavie" genannt.
Die oberste Schutzgewalt bezw. Lehnsheirlichkeit des Königs geht hervor
aus den Titeln „avoe, avoez^ (vgl. Schröder 551; Bresslau 294; Warnkönig
Ii 245 und Fierabras 165: „Karlemaines te mande nostre drois avo6s" ib.
119; Anseis 3301; Charroi 1293; Aub. (Tobl.) 107/12: Jourd. 4143 etc.
Chev. Og. 4514 wird Desicierius als ^avoes" der „Lombars" angeführt),
„«toiw" (Euler Zit. 127) und „sire^ [vgl. „roy de France ne sirez de Laon"
330 Ferdinand Werner
(Capet 163), „du roiaume et sirez et avoez" (ib. p. 30); „monsignor Pepins"
(Loh. II, 13); femer die Anrede „sire", „sire rois" (Eulerp. 12)]. Zu be-
achten sind fernerhin: „le roi qui France govemoit Et ki la seignorie de
tot le mont avoit." (Renaus 332/10); Benaus 333/12 . . , „cui tote Franoe
apent^; dass. Raoul5971; Benaus 16/5 . . . „cui corone apent'' ; Baoul 1768
„Loeis qui les Fran9ois chaele^.
Baoul 4783 „Nostre empereres qi France a ä tenir.
Loh. I, 254 „E^arles qi les Francois jusdse^.
Baoul 2073 „Bois Loejs qui les Frangois maistrie" u. s. f. Häufig
sind neben Hinweisen auf die Abstammung des Königs^) die schmückenden
Beiwörter'). (Euler führt auf S. 12 seiner Arbeit an „drois, biaus, bons,
proisi^s". Sie sind aber sehr viel mannigfaltiger. Vgl. Drees, Der Gebrauch
der Epitheta ornantia im afz. Bolaudsliede, Münster 1886; Mauss, a. a. O.
25f. u. sonst; Büchner 1, c. S. 72 ff. 8. auch Schröder 110; WaitzVI, 159;
Viollet II, 96 ff. u. a. m.).
2. Von Insignien des Königs erwähnt Euler (p. 16) bei einer Be-
sprechung des Krönungsaktes Thron und ampoüe und in den Zitaten die Krone.
Wir finden ausserdem noch: Zepter (Stab), Handschuh, Bing, Siegel,
Schwert, Speer, Schild (mit Abzeichen), Adler, Zelt, Fahne, Mantel und
1) A quin 3041; 3079: Charles le filz Pepin, dasselbe: Amis 1415; Pampe-
luDe 437; Mainet 333/140; ib. 326/100; ib. 336/107; Gui de Nant p. 7; Moniage 89:
Loeys le fil Charle.
2) Auf Karl bezügliche Beiworter: Gayd. 93: „o le flori grenon''. Auberi
(Tarb^) 1: . . . „qui le poil ot florie." Gui de N, 90: „1^ flouris" Aymeri. 1391:
„älabarbemell^". Gayd. 322: „le barb^" ib. 284: „ä la barbe chanue" u. s. w. Bei-
wörter, die sich auf Karls berühmten Bart beziehen (Gayd. 298: „Jali auroie le sien
grenon plum^" ; Karl sagt selber, ib. 303: t,Dex te doinst encombrier, Quant venis Karies
par la barbe saichier.'*]. Weitere Bezeichnungen des grossen Karl sind: Enf. Og.
153: „la flour des rois de renoum^"; Doon 262: „le hon roy droiturier'' ; Prise
de Pamp. 1917: ,,franz rois general." Gayd. 91; 197. „qui tant a le vis fier'';
Prise de Cordres Append. I v. 11 „nostre rois Coronas** ; Gayd. 148: „emper^or
gentil'*; Gir. de Viane 149: „li marchis'' ; Fierabras 50: „le palazin'* (in Capet 125
wird auch Capet als p. angeführt) Amis 236; Aymeri 1221; Gir. de Viane 25;
Voyage 864; Roland 430 etc. wird Karl als „ber** bezeichnet; in Aye 97
Fierabr. 5 u. s. f. als „baron S. Denis*'; als „magnes^* (Roland 1); Saz. 1,80: „droit
seignor demaine'^; Narb. 723: „le fort roy conquerant." Bezeichnungen, die sich
für Karl, Looys, Pippin etc. finden sind Mort Aym. 1536: „li forz enpereor';
Enf. Og. 945; Cor. L. 339; Chev. Og. 2802; 9392; 9472; Gorm. 346 „(seignor)
droiturier." Mort Aym. 3819; Renaus 152,'19 „bons (forz) rois segnoris"; Gir.
de Viane 2: „droit seignor**; Aiol 5340: „mon signor natural"; „li riches rois
sovrains*' (Mac. p. 297); Aquin 2752: „le fort roy principe ; Sax. II, 171: „nobles
Chevaliers'' u. s. w. Pippin wird in Mainet 329 147 als „li petis rois" bezeichnet;
in Capet p. 21 ist der Herrscher: „du roiaume rois et superlatis.'* Loeys wird
in Mort Aym. 2253 „lo guerrier"' genannt; entsprechend der Wertschätzung Karls
ist das Epitheton des Heidenkönigs Corsubles Enf. Og. 6287 : „des rois paiens la flour.'^
Königtum und LehnaweeeD im französischen Nationalepos 33|
Kleidung; statt des Thrones mitunter einen Teppich (vgl Waitz VI, 213 ff.;
Tamaasia 199; Amira 127, 130).
Die Krone (siehe auch B4 „Thronfolge" etc.) wird von dem Könige
bei grossen Hoffesten getragen ^). Sie ist das Königsinsignium überhaupt
(Aliac 284; Voyage 2,15; 20; Raoul 798; Aiol 10836; vgl über die
Krone der Königin B 2 „Königsehe" etc.), auch bei den Heiden (Foulque
152; Enf. Og. 2119; Aquin 263).
Sie besteht aus kostbaren Stoffen^) und wird mit ins Feld genommen'),
wo man sie im Kronschatz aufbewahrt*). Auf einem Kriegszuge in Doon'^)
tngt Karl eine Krone auf dem Helm, einmal (vgl. 8. 16, Zit 5) darüber noch
einen Adler. Der Thron besteht aus Gold oder Elfenbein*), ist transpor-
tabel^ und für zwei Personen (König und Königin) berechnet®). Einmal
wird von einem besonderen Thron der Königin gesprochen*). Auch die Heiden-
1) Saz. II, 35: Ud jor de Pentecoste, oele grant feste annal Que roi portent
corone et oeide amperial. — Chev. Og. 8465: Par la corone que j'atent ä porter
A Penteooste, ä Paakes, k Noel (auch zit. von Euler p. 18). Vgl. Gir. de B.
§ 546 und Meriadaes 71, wo ausser Artus und seiner Gemahlin auch die Vasallen-
könige Kronen tragen: „Courounes porteot hautement Si comme a si haut ior
•pent; Pour la hautece et pour Tonnor De la fieste de oel haut ior Porterent
ooroone 'X' roi Ke bien tous -X' nommer vous doi.**
2) Prise de Cordres, I, 150: „Lou cercle de fio or desor son chief poser.'*
ib. 643: li paissoo sont dMvoire, de benus li estage, La ooverture valt Tor Julius
Ceiarge. Mort Aym. 47: Prent la corone qui molt fist a loer Ou li ciou d'or
relnifloient molt der Que li pal^s en est enlumiDez. Renaus 129/17: La corone
enporteient qui getoit grant clart^. - Vgl. ib. 130/37; 131/17; 132/6; 138/6. Sie
bit einen Karfunkel, ib. 132/7: „L'escarboucle metrai en mon palais plenier; Si
verrai l'onde loin tr^ bien reflamboier**; vgl. ebda. 134/35 f.
3) Ben aus 141/31: „Jo porterai ä Blaive avoec moi ma corone", sagt Karl
(Vgl. Waitz n, 287).
4) Benaus 306/24: Puis en vint ä Taumaire ü li grans tresors est Iluec
pnst la corone Karion o le vis der. Les pieres qui i sunt valent nne dt^.
5) Doon 199: Une ooronne i ot de fin or esmer^, Qui reluist et resplent et
giete tel clart^ Que li pilier marbrin en ont estenchel^ (vgl. S. 16, Zitat 5!). — In
Benans 123/30 ff. setzt Karl seine Krone als Preis für ein Pferdewettrennen aus,
Qod das schnelle Boss Baiart trägt zum grossen Leidwesen Karls den Sieg davon.
6) Amis 1386: On lui aporte un faudestuef d'or fin. — Gir. de B. § 546:
Et qiumd on eut mang^, midi ^tant pass^, on ^tendit par la salle des tapis neufs
et dessos on pla^ deuz fauteuils d'or massif. Charles, le roi de France, s'assit en
I'on et fit asseoir la reine en Tautre. Les comtes et les marquis mand^ par lui
tont pi^sents. Bobert 4104: L'enperere, chou dist Testoire, Sist sor un eschavot
dlToiie. Vgl. S. 12. Zit 1.
7) Vgl. Zit 6.
8) Vgl. Zit 6 — Mort Aym. 509: Son destre bras li a au col pos^ Lez lui
r«Bfit el faudestu^ dor^. Vgl. Mort Aym. 577 (der „faudestu^*' des amir^s de
Bsbildne); Hervis 7749; 7890.
;^;^2 FerdiiiaDd Werner
könige haben ihren „faudestuef" (Aymeri 4059; Mort Ayni. 576 f.; Gui d<>
N. 59; Prise de Ck)rdres 1007 etc.). Für gewöhnlich befindet sich der Thron
im Saale des „maistre palais'' (Loh. II, 46; ib. HI. 30 u. s. f.), doch
sehen wir ihn auch in dem Königszelt des Feldlagers aufgestellt^). Mehrfach
wird bei Kriegszügen, Hoftagen im Freien ein kostbarer Teppich*) genannt,
auf welchem der Regent sich niederlässt.
Das Zepter des Herrschers ist ein hölzerner oder metallener Stab'),
den er in der Hand trägt*) (vgl. Brunner II 17), und der mit dem Hand-
schuh als Zeichen königlicher Vollmacht den Gesandten übergeben wird*).
Durch Aufklopfen mit dem Stab wurde Stille geboten (Grimm II, 372 f.;
vgl. auch unten „Kronrat und Hoftag**; 15. du M6ril, Introd. zu Loh. HI,
S. 42 f.).
Erwähnt werden femer das königliche Siegel®) und der Ring') (cf. Waitz
VI, 289; 300).
1) Gir. de Viane 176: Karle de^cent devant son maistre tref Ses baroDS
mande, Bes priDces, ses chas^s: El faudestuel est maintenant mont^; vgl. auch Chev.
Og. 8960. — Sax. I, 83: Charles dedanz son tref eist en *I' chaiere Tote de blaDc
yvoire, d'uevre subtile etchiere. — ib. I, 208. Li rois eist an son tref sor t banc
yvorin, O lui duc Naymon, Berart et Baudoin.
2) Voyage 281: A cel palie tendut verrez le rei seant. — Hervis,
Anlage IX, p. 814, heisst es von Karl Martell: Ou il seoit pardesus -i- tapis.
Foulque 57: Loeys gist devant son tref roial, De sor un fcutre de poil imperial;
vgl. Raoul 6439 f."
3) Sax. II, 66: A Guiteclin ao vient li rois Antipatin, An sa main -r trongon
d'un baston poroerin; ibid. I, 83: Karies tint an sa main *r baston de sapin.
Voyage 295: üne verge d'or fin tint li reis en sa main. Gui de N. p. 26: Le
roy tint une verge florie d^olivier. Ren aus 153/4: Et tint un bastoncel de coivre
trejet^. Gui de N. p. 10: une verge d'arrable.
4) Vgl. Zit. 3 und Ren aus 1/25: Car Charles l'empereres ki tant avoit bont^
Monta el faudestueil k'il n*i ot demor^; Et tenoit r verge, en haut avoit parl^, la
noise fait laisier ens el palais list^. — Raoul 6829: Li rois de France fu drois en
son estant Tint -i* baston qu'il aloit pasmoiant.
5) Roland 246: Herzog Naymes will die Gesandtschaft au Marsilies über-
nehmen: Respuut dux Naimes: „J'irai par vostre dun: Livrez m'en ore le guant et le
bastun" (vgl. Amira 1 68). Roland 2675 ff. ; ib. 2687 ; Rol. 873. Li reis Marsilies Ten ad
dunet le guant; vgl. auch Chev. Og. 7271. — Auch bei den Heiden ist der g. ein
Zeichen der königlichen Gewalt: (Foulque 62) Desor t faudestuel ä fin or reluisant
S'assist le roi Ganor en sa main tint son gant. — Der Bote des Königs Artus
trägt „un baston de coral**; ßrun de la Montagne 3208. Vergl. Cor. L. 1790; 2364.
()) Sax. I, 38: Vos porterez ma chartre oü li s^ax d'or pant. Chev. Og. 9477;
Gir. de Rouss. g 10: . . . il n'cst roi dont la personne et le sceau soient aussi
redout^s.
7) Ren aus 136 11: Cel jor porta corone li rois poesteis; Le grant anel el doi.
*- 'uuere assis.
Königtum und Lehnswesen im fnuizosischen Nationalepos 333
Kostbar sind Man tel und Kleidungsstücke des Königs^) (Waitz VI, 30 If.).
Der König sitzt beim Mahle an erhöhter Tafel ^); daran, an seiner
Kleidung, Krone oder Bewaffnung ist er vor allen kenntlich^).
Als eine Erinnerung an alte Merowingertage erscheint der Rinder-
wagen des Königs Hugo von Konstantinopel in der Karlsreise*). (Vgl.
Schröder 106; Grimm, Deutsche Mythologie, 4. Aufl., 75; 554.)
3. Gesondert sollen im folgenden die Feidinsignien des Königs be-
trachtet werden.
Das kostbare Schwert Karls des Grossen heisst „Joieuse"^) (cf. Histoire
poäique 37 2 ff,). Der Monarch hat es aber dem verdienten Grafen Wilhelm
mit der kurzen Nase geschenkt*'). Der erste Besitzer dieser berühmten
Waffe war Clovis'). Auch Looys trägt ein heiliges Schwert, das einst
Pepin gehört hat®).
Der Speer*) war schon ein altgermanisches Königsabzeichen (Schröder 24)
und hat sich neben Schwert und Schild „durch das ganze Mittelalter hin-
1) Girb. de Metz 518/1: Pippin sagt: „Arrier jetai le mantel sebelin".
6ui de Nant. p. 10: „mantel de sable". Girb. de M. 511/17: Pres des espaules
Tempereor Pepin Tout droit le boute sor le pelison gris. Otinel s. 3: „ä ermin
peli90D'^ Cor. L. 2407: Tendrement plore desous les piaz de martre. Dasselbe
Aiol 4055. — Fou Ique 143: Le riebe roy Loya molt grant fiert^ d^maine Richement
est restu d'une escarlate cn graiue. Loh. II, 127: Vest an bliaut qai belement li
«Bt, Et afubla un mantel sebelin; vgl. Capet 145.
2) Prise de Pamp. 2951: Car bien Toit coneü ä la sieze plus grant E ä la
coTODe ausi qu'estoit d'or üu luisant. — Fou Ique 142: Et Looys sist au plus
altierdois. Narb. 7846: Au plus haut dois andui li roi mangerent; vgl. Robert 1032;
Meriadaes 187.
3) Vgl. 2 : Der Heidengesandte Tomebeuf fragt Aiol, welches der König sei.
Aiol antwortet: „Amis, che dist Aiols, uees le chi A ces grans piaus de martre, a
cel hennin." Sax. 1, 254. Burnorz dist: „Cc est Karies qi les Fran9ois justise;
Ja n'iert autretaut gent qi bien ne Tan eslie A Tansaigne roial, ä la grant targe
bifie, An fier contenement, k la chiere hardie.
4) Voyage 317: Li reis desjuint ses boes e laisset sa carue.
5) Voyage 3, 10: Et a ceinte s'esp^ ; li puins en f ut d'or mier. Benaus 308/35:
Et Joieuse s'esp^ au poing d'or noel^.
6) Alesch, 1473: Quant Karlemaine ä Es vos me dona, Voiant Fran^ois
moult fonnent vos loa, Que n'ot si hone soz ciel fors Durendal; vgl. ib. 1503; Ck)v.
Viv. 1805; Prise d'Or. 949 f.; Narb. 3171; Mort Aym. 3364.
7) Mainet 327/131: Et fu le premier roi qui tint crestient^, Cloovis li
courtois .... ib. 327/135 ff. Beschreibung des Schwertes. — Gayd. 178: Geinte a
Tesp^ qui fu roi Gloevi.
8) Mort Aym. 2824: L'esp^ tret qui fu au roi Pepin: Chieres reliques i ot
de Saint Martin; Hom qui la porte ne puet estre traiz, Ne en bataille ne vaincuz
oe honiz.
0) Prise de Pamp. 4736: C[h]il est crapereor de Ronie par certan9e La lanyc
pamoiant davant sa giant s'avan^e.
3.34 Fefdinand Wenwr
dardk als Wahneichen dar königlidien Gewalt «iialten" (Bchroder ibid.),
am anzndealeii, dass der Kräi% der geborene Heerführer des Volkes sei
{y^ unten: B2 a: ,J)er König ab oberster Heerführer^).
Der Bogen, als Königginsignium und Zeichen könig^iclier Vollmacht,
kt im Bolandalied oir&hnt (ib. 767: Dones-mei l'arc que tos avez el' paign;
ib. 780: Dunei li l'aro que yos aves tendat ... Li Reis li dimet, e BoDanz
Tad xe9at — V^ andi Aquin 265: £n aon poing tint nn gavelot fourbis
Dont le manche estrat d'or et d'aigent bien mis).
Der Schild war vieUach yeniert nnd mit Wappenzeidien versehen^).
Der Heidenkönig Sadoines tragt eine sdiwane Sdilange ab Schildabieichen
(Eni Og. 2655 l)y Kail einen sdiwanen Adler (ibid. 5006), der Heide
Godin einen Handekopf (Loh, I, 29) a. s. w.
Bemerkenswert ist, dass in Capet 162 die lilien schon auf Kail zurück-
geführt werden*).
Das Königszelt ist tot allen andern kenntlidi, denn anf seiner Spitze
ruht ein goldener Apfel, den der Königsadler umkrallt'). In den Apfel
ist ein Karfankelstein eingelassen *). Weithin sidit man diese Abzeichen
leuditen'). Audi auf dem Zelte des Kionprinaen OaUot bandet sich ein
1) Anseia 7847: Bois Adböib, ki ne fa pas vilaiDS .... L'eeca an ool, ki
d*asar eBtoit pains, lYese iion d'or i ot. Capet 70: Le tief le roy Hi^oo fa Hoes
peniieTaDS A ong esca Tenoail, s^ fa -i* lyons Uans, Et par deaoolz ertoit i- mfße
fianbiaDs; TgL Oir. de & § 324; § 331; S 450.
2) Capet 162: Des fleor de lis de Fnnoe qoi fmeot roy Ghaik». ~ Vg^
eher. Og. 7389 ,4kMeteB de lis" and Capet 144: La roine de Fianoe qai bien
fa eofligiue Fiat le destiier Hoon, doot je toob senefie, Aimer tant noblement n'est
hons qai le yoos die, Coovert de flear de lis oan^ d'eavie jolie. A le goise
de roy et de raial lignie Eist adoobo* Haon k bdk vgL & 335, Zit. 7.
3) Aymeri 4013: Veit le pomel doat li aigie ert dores, Futant oonat qoe
c'ert li meatie trez. Vg^ Foolqoe 160; GoilL de Palene 4662; „raial pairflkHi'' in
Gayd. 190; Gir de Viane 82 „d^naiDe tieP, Foolqoe 120 „traf m^oai" Cheraloie
0|^ 9919 „Le traf raial et l'aigie d'or en aon«*. Benaas 151 2: Le gnmt traf,
Kariemaine font oontremont le¥tu Par deaor le pomel fönt l'ai^ d'or poatf.
Sax. I, 82: A Ais fa tandaz aea tres (a fara en -i* janün. Li pomiaz et li aig^ea
fa fait treatot d'or fin et lea coidea de aoie.
4) Foalqae 127: Qo^il Tint an traf le riche roy Loys. La grant dart^ le
fielt en mi le Tia. De Feecharboocle qaiert aas Tay^ asaia; vgL Benaaa 58/12:
Le traf le roi ont fait enmi le pr6 ficier; Li panuana par deaeore fiat ionnait a
pnäer; nr eachaibode i ot qoe li roia ot malt der.
5) VgL 4. FitHnooa aieht die Zelte dea BdagMung^araa, daa Pippin gegen
ihn hennföhrt; Loh. 11, 136: „Jj» aig^ Toient et lea pomiax huHr". Demnadi
haben andi die frinkiadien Vasallen Adler- and ÄpfielabaeidMnL VgL Gir.
de B. 12: Ed approdiant da camp fiansais ib Tirent lea pommm et lea ai^ea d'or
f^p^gnnl Dennoch war daa Königazeh tot allen andern kennthdL Cher. Og. 9938:
Le traf le roi ooiaiat en an pendant; Ben ie cooat jL Faigle flambiant elc.
Königtum und LehnBweaen im fraozönschen Natiooalepos 335
Adler. (Chev. Og. 8960: Au tref Gallot en vint mult airßs Vit l'aigle
d'or 8U8 le pumel lev6). Das Zelt ist aus kostbaren Stoffen hergestellt^)
und mit mancherlei Darstellungen geschmückt^). Im Königszelt versammeln
»eh die Barone^); dort nimmt der König mit Vertrauten seine Mahlzeiten
ein. (Loh. II, 127.)
Der Adler dient ebenfalls als Heereszeichen ^) und ein solcher be-
findet sich auch als femschimmerndes Wahrzeichen auf dem Königspalaste ^)
(z.B. der Pfalz zu Aachen; vgl. Waitz VI, 302).
Die Fahne des Königs, die „Oriflamme" (vgl. Ducange: „Auriflamma;
Loh. n, 121 ff., Anm. von P. Paris), wird in St. Denis aufbewahrt; sie
eihält vor Beginn des Krieges priesterliche Weihe und wird dann an einer
besonders guten Lanze befestigt*). Über ihr Aussehen, ihre Verzierungen etc.
wird verschiedentlich berichtet'').
Sie wird dem Heere vorangetragen ^) und auf dem Turme oder der
1) Girars de V. 156: Devant son tref qui fu a or batus Siet l'Emper^res
Gayd. 317 : Li empereres Karies de Saint Denis Siet en son tref de soie cord^is.
Vgl. auch S. 334, Zit 3; Aquin 1136 ff. u. s. w.
2) Gir. de Bouss. § 398: „son tref ou ^taient peints des l^pards''. Narb.3829:
Das Zelt dreier Heidenffirsten : £1 premier pan ot eecrit Yrael Le testament, le viez
et le novel ; Eecrit i sont et bestes et oisel Et Chevaliers, dames et damoisel, Tor-
Ddement et eetor et cenbel. Quant tot antor sont lev^ 11 oordel, Et par desus
reluisaent 11 pomel, Tel clart^ gietent come cierge en cavel; vgl. Bueves de Com-
marchis 527 und 1479.
3) Gir. de Viane 176: Karle descent devant son maistre tref. See barons
maode, see princes, ses chases. Loh. II, 209: Li quens Bouchars au tref le roi en
vint, Ilaec trova maint conte et maint marchis; vgl. ib. I, 271.
4) Sax. I, 66: Desor les aiglee d'or mainte baniere gente. Destr. 400;
Anseis 4852.
5) Orson 1270 (ein Adler auf dem Palaste des christlichen Königs Basile).
Vom Palaste des Heidenkönigs in Orenge heisst es: (Prise d'Or 462) Et Taigle d'or
qui reluist et resplent. In Guillaume de Palerne 4651 lesen wir: Le palais
voieDt prindpal Et sor le maistre tor roial Ou 11 riches tresors estoit L'aigle d'or
fio qui relnisoit
6) Enf. Og. 659: Devant la messe fu Teusaigne aport^ De saint Denis qui
monlt estoit am^ De crestiens, et de paien dout^e. Deseur Taute! fu couchie et
poflde Tant que la messe, fu par loisir chant^. Tantost apr^, sans longue demor^e
Ont Toriflambe seur une hanste lev^, Forte k un fer dont Talemele ert 1^ Et
mooit trenchaut, car bien est acer^.
7) Loh. II, 121: Devant en vient Tenseigne saint Denis Bouge vermeille, nus
pliu belle ne vit (vgl. ib. note p. P. Paris). Foulque 90: L'enseigne Saint Denis
qoi est a or polie. Prise de Pamp. 4660: — TeDseigne Carle ovree äflor de lis.
Foulque 60: Ma grant enseigne vermoille ä bknc lion Faites porter Fouchier de
BesaDfon; vgl. Narb. 6808. Gir. de Bouss. § 169.
8) Foulque 155: Devant partoit Tenseigne de la Montaigne Guy; Loh. 1, 141 :
Devant aus ont le penoncel Pepin. Aquin 2393: Vostre oriflamble* s'il vous plest
nie baillez, Bien oonduray vostre [cresj-tient^ (vgl. auchElie 2557 : „oriflambe de Paris'*).
336 Ferdinand Werner
Mauer eines eroberten Schlosses u. s. w. als Zeichen der Besitzergreifung
aufgepflanzt^). Sie ist zu unterscheiden von dem „gonfanon^'^ (gundfano;
vgl. Schröder p. 37.), dem ,4Tagon^\ mit dem zusammen sie am Königszelte
aufgestellt wird*), und dem ,,estendari" % über dessen Aussehen sich aus
den eh. de g. nichts Genaueres feststellen lässt^).
Die Heereszeichen der Franken finden sich entsprechend bei den Un-
gläubigen *).
1) Prise de Pamp. 5744: Sus la tor fistdrecier le roiaus confenon ; ib. 5840:
Sus la tour de la ville fu la Marsille ensagne; vgl. Jourd. 4091; Amis 215 f.
2) Aquin 1892: Ly roys de Franoe y fist son traf fermer et roriflambe et
son trigOD lever. Chev. Og. 9938: Le traf le roi coisist en un pendant; Ben le
conut a l'aigle flambiant, Et au dragon ki siet desus si grant
3) Gui de Nant. 80: Kallez Et porte seur sa lance *r vermeil
gonfanon. Ne tint pas roriflambe ne le hohe dragon: Hervieu le perdi ier
ä la jouste Guion. Im Glossar zu Aquin wird „trigon" als ein Teil der „oriflamme"
genannt Vgl. dazu Sax. II, 67: . . . le Saisne Boidant Qi portoit le dragon an
fort roi Murgalant. Dieser Boi'dant wird ib. II, 68 als ,,noviax dragoniers" bezeichnet.
P. Meyer nennt (Gir. de Eouss. § 398, p. 93 Aym.) den «.dragon" ein „enseigne
oü 6tait peint cet animal :&ibuleux'^ Gui de Nant. p. 61 heisst es: Kalles a fet
porter oriflambe et dragon; und Foulque 163 .... un roy .. . Cil portait le dragon
au roy soudant de Ferse; vgl. auch Gir. de Rouss. § 398: „son enseigne et son
Standard ont ^t^ renvera^ son dragon et son tref, oü furent peints des l^opards.
Siehe auch Zitat 4.
4) Loh. II, 162 f.: Nostre emper^res fait Testendart venir, Si le fait bien
de Chevaliers emplir Et de serjans, por le fais aouteuir. Vgl. ib. Anm. von P. Paris:
„restendart" ist ein Mast in der Erde oder auf einem Karren. Auf der Spitze des
Mastes befindet sich ein Drache, dessen Rachen in der Richtung des Kampfes steht.
Das Zeichen ist von Barrieren umgeben und gilt als Rückzugsstfitze. Es heisst
denn auch von den Leuten des Grafen Fromons, mit dem Pippin im Kampfe liegt
(Loh. II, 166): Soz Testendart fönt les nostre vertir; vgl. ib. II, 169. Sax. 11, 137
„Sire, ce dit li cuens, periz est l'estandart Oü raloient Franc an Tost de totes paiz;
vgl. Chev. Gg. 5113; 5139; 5155. (Hier wird das est. umgestossen I) In Prise
de Pamp. 23 heisst es: Ver Pensagne Carllon, lour seignor estendart In
Bastars 113 ff. wird von den Heiden „Fenseigne Mahon" von dem est ausdrücklich
unterschieden: L'enseigne de Mahon, oü leur coers s'enlumine, Bailli^nt k porter
au fil de sa cousine Saudoine lor seignor: Pinars de Palestine Porta leur estandart ....
Hier also offenbar schon im Sinne von „Standarte'' angewandt.
5) Vgl. Zit.4. Foulque2: Leroi de Corde a mis son estandart devant sa Corde.
Mort Aym. 2395: Et Toriflanbe dant Corsolt Tamir^. Foulque 163: Cil portoit
le dragon au roy soudant de Perse. Foulque 162: Roy Ti^baut ä Penseigne au
soudant conn^ue. Vgl. auch Loh. II, 122 Anmkg.; Foulque 25; Aleach. 5422;
Bastars 113 etc. — Prise dePamp. 4874: Le confenon Marsille aou dori^ diagonceL
Otinel 56; Mort Aym. 1873; 1923. Ober die Gesamterscheinung eines Königs in
voller Rüstung finden sich zwei interessante Stellen im Epos: Prise de Pamp. 4731:
Covert lu e le detrier d'un paile de Gestände Ovr^ ä flor de lis d'or en Celeste
abitan9e; En suen escn un dragon de iiiout fiere semblan^e; Sus Teome coron(^
Königtum und Lehnsweaen im fraDzÖBi8ch6n Nationalepos 337
4. Von Residenzen (cf. Histoire poetique 368 ff.) führt Euler (1. c.
p. IG f.) an: Aachen, Paris, Molo Orleans, St. Denls,non, Cambrai, Lengres;
aiä Jagdschloss: St. Lix.
Es finden sich ausser diesen noch eine Reihe anderer^).
Ein Wechsel der Residenz ist häufig und hat als Grund entweder das
Belieben des Königs oder die Ausübung der Verwaltungstätigkeit und Rechts-
pflege (Euler p. 17; Waitz VI, 318).
Der Residenz Monloon geschieht ausserordentlich oft Erwähnung. Vgl.
aber P. Paris Loh. I, 52 Anm. : „II est singulier quo les historiens de cette
ville iie rapportent nulle part cette ancienne d^signation, que nos ronianciers
adaptent tous."
In der Residenz (Pfalz) befindet sich ein Palast (Loh. II, 52: Le
degr6s monte del palais marberin, seil, in Monloon!).
Neben Aachen (welches Euler p. 16 besonders hervorhebt) spielt Paris
eine nicht minder bedeutende Rolle *), denn dort ist ja das „Land des Königs'* ^).
porte par coDoisanye UD[eJ agle coron^ proprie par demotrance. C[h]il est
cmpereor de Eome par certaD9e. La lanye pamoiant davant sa giaot B'avaD9e.
Äiol 9995: Del fort roi Florien uous dirai mon plaisir. N'a millor cheualler
iuec'al port de Brandis; En la targe le roi est escris Apolins, Teruagans et
MaboDs CD Bon gonfanon mis; A mont desor son elme a 'i* cercle d'or fin, Li
destriere desous lui ne samble pas frairins, II est couers de soie d'un pailo
alixandrin.
1) Prise d'Or. 330: Lors vosist estre ä Chartres ou ä Blois Ou ä Paris
cn la teme le roi. — Aquin 151 werden als wichtige Königsstädte aufgezählt:
Orieans, Leion, Paris, Chartres, Saint Denis, Saison. Berte 1604: Le roi Pepin
troQTa ä Tours qoi siet sor Loire. — Foulque 146: Ains y metroie Orlians et
Paris et Loon Et Estampes et Bruges et Troies et Dijon. — St. Faire in
Gir. de R. § 94f.; Compi^gne ib. § 258. Aiol 5038: Ca Rains u a Orliens
le nenes la seruir, A Biauais u a Cartres u au bore saint Denis. (Reims auch
erwähnt in Gir. de R. §§ 1; 95; 98 etc.; Beauvais ibid. § 98; Chartres ib. §§ 255;
455 Soissons ib. §§ 95; 98 u. s. w.) In Cor. L. (Ms C.) 1249 lesen wir: Et Loeys
fust a Rains a son fief, welch* letztere Bezeichnung im allgemeinen nur Paris
zukommt (siehe Zitatenreihe 2 u. 31). Zu den Residenzen vgl. noch Schröder 110 f.*,
Enf. Og. 385; Loh. I, 177; 209; 212 und Gir. de Viane 180, wo Karl sagt: „Mon
fort de Rome, que Ten clame ma chambre'^
2) Auberi (Tarb^) 1: Fu ä Paris el pal^ seignori, Oit sejornoit volentiers
chascun di. Ren aus 21/32: Charles fu a Paris, en la sale jonchie, Et tint cort
hantement de sa gent seignorie. Gui de N. 6: Kalles tint sa court ä Paris sa
meiaon; ebenso Loeys (Moniage 892) und Pepin (Berta 2). In Huon de Bordeaux
p. 5 bezeichnet Karl als „Paris mon droit fief".
3) Gui de Nant. p. 95: Kalles vint ä Paris en la soe contra; Prise
d'Or. 331: „ä Paris en la terre le roi'*; Alesch. 8005: Si s'en al^rent lor chemin
vers Paris, £n cele terre que tient Looys. — Nach Paris ist das ganze Grebiet
geoannt: Doon 273: „Moult par a male gcnt u rcsno de Paris".
Romanitehe Fornchiingen XXV. 22
338 Ferdinand Werner
Residenzen von Heidenkönigen sind Babilon (von Euler p. 16 fds
Krönungsstadt angeführt), Orbrie (Bastars 66; 1125 etc.), Vauclere (Doon
182 etc.), Orenge (Aymeri 3475), Cordres (vgl. Prise de Cordres), Saragossa
(cf. Roland), Narbonue (cf. Aymeri de Narb.), das, bevor es in die Hände
der Christen fiel, die Residenz von 4 Heidenkönigen war, Baudas (Bagdad)
(vgl. Langlois^ No^ns propres) etc.
2. Die königliche Ghewalt.
a) GegenOber dem Auslände.
Dem Auslande gegenüber ist der König der alleinige Vertreter des
Staates (Schröder 111 f.). Er empfängt Gesandte und nimmt deren Schreiben
entgegen^); ebenso schickt er Gresandte an fremde oder feindliche Fürsten').
Er entscheidet nach Rücksprache mit den Grossvasallen (s. I B 6 : Hoftag
und Kronrat) über Krieg und Frieden (Aye 26; vgl. auch den folgenden
Abschnitt), schliesst Verträge'), Schutz- und Trutzbündnisse*) ab, die ihn
verpflichten, dem in Not geratenen Bundesgenossen mit der „ost banie*' zu
Hilfe zu kommen^).
b) Nach Innen.
a) Der König ist oberster Heerführer.
Über die Heeresgewalt des Königs siehe : Waitz IV, 548 f. ; Schröder 151;
Mayer I, 138; Euler 48 ff*. Des letzteren Darstellung gebe ich im folgenden
kurz wieder, indem ich auch hier die notwendigen Ergänzungen hinzufüge.
1) Aye 25: Li mes vint devant Karle, en la sale pav^. — Li mes a une
leitre au roi el poing plant^e, Et Karies la fet lire, quant ]a cire a froee, A *i*
Sien chapelain.
2} Loeys sendet an den Heidenkönig Ti^baus eine G^esandtschaf t ; die diesen
um eine Unterredung ersuchen soll: Foul quo 149: Et s^il veut p^ avoir, tost li
rendrai mon gage; vgl Roland 63 ff.; ibid. 180: „Seignurs banms*', dist Temperere
Carles, Li reis Marsilies m'ad tramia ses messages; ib. 244 f.; 252 f.; 274: „Franc
chevah'er*S dist V emperere Carles, Kar m'eslisez un barun de ma marche. Qu'ä Trei
Marsilie me portet mun message ... ib. 280: Vo dist li Eeis: „Guenes, venez avant;
Si recevez le bastun c le guant. Oi't l'avez, sur vus le jugent Franc. (Beachte
schon hier den Einfluss der „baruns'* auf die Ausübung der königlichen Gewalt,
den wir noch weiterhin festzustellen haben werden!)
3) Fierabras 80: Etse Karies de France li fors rois coronn^, Vous rendroit
Fierabras volentiers et de grds, Vous renderids ces Frans et sains et en sant^.
4) Foulque 166 (Looys mit Ti^baus von Babylon): Leur avoir, leur Service
moult s'entrepresentferent L'un ne faudra ä l'autre de ce ass^ui^rent Sus la loy,
que il ont, ambedui le jurferent. — Guill. de Paler ne: Li dai signor baisi^ se
sont Et dient ja ne se foudront Tant com Diz en vie les tiengne C*au besoing Tuns
Tautre ne viengne; ib. 9543: Force sarai et vos de moi Quel le feroumes ambedoi;
Si serons plus asseur^.
5) Aye 26: (Anseys, der Bundesgenosse Karls hat diesen um Hilfe gebeten)
Karlemainee s'esmut o son riche bam^ Por secorre Anseys, qui est rois coronn^.
Königtum und LehnsweBen im französiachen Naüomdepos 339
Der Herrscher kann den Oberbefehl abtreten ^). Er beruft den Kriegs-
rat. Unter seinem Vorsitz beschliesst die Versammlung, ob ein Angriff
gemacht werden soll oder nicht, wobei bisweilen der König das entscheidende
Wort spricht (Euler 48). Der Monarch bestimmt den Termin, wann und
den Ort, wohin und in welcher ZahP) die Vasallen ihre Truppen herbei-
führen sollen.
Das Aufgebot geschieht schriftlich und durch Boten. Wehe dem
Lehnsträger, der ihm nicht folgt*)! Schwere Strafe harrt seiner, der er sich
am so weniger entziehen kann, als die HeerespBichtigen in besonderen
Stammrollen verzeichnet sind^). Wenn der König mit der waffenfähigen
Mannschaft das Vaterland verlässt, ernennt er Statthalter, die ihn in seiner
Abwesenheit vertreten sollen. Er übernimmt die Leitung des Heeres und
fährt es in Feindesland (Euler 49). Er stellt die Truppen auf, ernennt
die Führer*), wobei sich solche mit privilegierten Posten befinden®), des-
1) Narb. 6510 (Looys an Guill. d'Or.): Sa gent li a Loois comendee;
Tgl. Renaus 120/21 ff ; Loh. I, 98.
2) Gir. de Viane 180: Prim jor de mal si com eile oommanoe, De soz
Gasooigne soient trestuit anaamble Si en iront sor la geot mescrdande. Mort
Aym. 77: Si li direz viegne, soie merci A beles armes et a destriers de pris En
tt oonpaigne de Chevaliers *X' mil. Loh. I, 72: Li rois semont par trestot son
I»i8 Qn' ä Gha61on8 soient jusqu'ä mardi. Ben aus 262|18: Karl zu Ydelon von
Bayern: Voe me deves servir ä -x* m. oompaignons; zu Turpin (ib. 263/18); Vos me
deves servir a -x* m. fer veetis; zu Salemon v. Bretaigne (ib. 264/3): De moi tenes
Bretaigne et le Maine dal^ A 'm* mil Chevaliers servisae me deves; zu Estout
(ih. 267/17): A -xx* m. chevaliere serviese me deves u. s. w. vgl. Gir. de Bouss.
§ 639 : Et amenez les tous ä la moDtre, chacun ayant cheval et ^ulpement, afin
qae les paiens ne nous trouvent pas au d^pourvu. HuondeBord. 9: Cr vous
dini qu'il rendoit de (u fief : Quant jel mandoie par s^us et par bri^s, 11 me venoit
ei Beoorre et edier, Quant je voloie errer et oevauchier, En sa compaigne *x' mil
Chevaliers Jou n'i metroie valisant un denier Fors que l'avaine lo soir apr^ mengier.
Das Aufgebot betrifft auch die Aftervassallen (vgl. Schröder 153). Enf. Gg. 380:
Desooz vous mainent la gent de maint langage Dont pluseur tieneut de vous leur
iretage, Mandez partout et par terre et par nage; cf. Sax. I, 13.
3) Vgl. Waitz IV, 582; Schröder 37 und sonst.) Jourd. 3858; Qui me faudra
par den li criator, Ja de ma terre ne tenra mais piain d'or; vgl. Benaus 142/16;
Deshalb bleibt keiner zurück. Chev. Gg. 9851; Gtinel 25; Loh. I, 187; Boeves 3721,
3739f. etc.
4) Loh. I, 184: Qui sunt septcent en conte et en escrit (cf. Warnkönig I, 362;
Waitz IV, 573).
5) Enf. Gg. 571: V grans bataiUes li bona rois estora Si com dux Namles
le diBt et devisa, En Tavant-garde le duc Fagon mis a, L'autre bataiUe Joffrois
d'Aogien gnia, Hoels de Nantes la tieroe eschiele aia, Li dux Richars la quarte
condnira, £^ Tarrier-garde Gharlemaines sera. Vgl. Fierabr. 168 u. v. a. m.
6) An sei 8 10087: Et Angevins et tous les Hurepois Gonduist dans Gaides»
car chou estoit ses drois. — Ein besonderes Privileg ist das, den ersten Hieb
22*
340 Ferdinand Werner
gleichen den Fahnenträger^). Dieses Amt ist ausserordentlich wichtig
(Euler p. 20); es bildet ein besonderes, mitunter erbliches Privileg*). Des-
halb bevorzugt man bei seiner Besetzung tapfere, stattliche, gei'eifte Leute
(Euler 20).
Im Epos finden wir neben dem Papst, Erzbischof, Herzog und Grafen^)
häufig den König selbst als Fahnenträger*). Denn vielfach ist der Fahnen-
auf den Feind tun zu dttrfen (vgl. Uhlands ^.Taillefer"). Gir. de Ronsa. § 301 :
„C*e8t moi qni devrais guider son ost et porter en bataille les premiers conps.
Ib. § 484 fragt Karl : Qui s'est vantö de porter le premier conp ? Sire, ce sera
moi, dit Oton le Champenois. Grand merei, reprit Charles, si je puls me tirer
d'ici j'accroitrai votre fief, ei je suis encore roi portant coronne. Vgl. ib. §§ 145,
671 (wo die Bretonen dieses Vorrecht vom Herzog Drogon und seinem Sohne
Girars haben) und Anm. von P. Meyer (Gir. de Rouss. p. 316) mit einem Zitat
aus Histoire de Guillaume le maröchal: . . . sachiez que li Normant Deivent les
Premiers cops avant Aveir en cbesoune bataille. Siehe noch Doon p. 255 uod
Otinel p. 57, wo ein Türke den König Garsilies bittet „Du premier cop por
ocirre RoUant Ou Olivier ou Otinel le grant.
1) Bemerkenswert ist hier wiederum der Einfluas der Barone (cf. Euler
p. 20: Zitat 186). Loh II, 47 f.: A Chaalons vienent li ost Pepin. Garin baillörent
renseigDB Saint -Denis. Oft ist der König im Zweifel, er fragt Gott und
St. Denis um Rat. Chev. Og. 435 (auch von Ealer zit.): E Dex! diät Kalles qoi
le mont dois salver, Gonseilliös moi, saint Denis li bons her, Qui donrai jo
m'oriflambe k porter. InHue Gapet90 ernennt die verwitwete Königin Blanche-
flor Hugo zum Bannerträger: „Huez**, ce dist ly roine, ,,je voas prie et requier
l'aujourd'ui en bataille veuilliez sau detriier Les fleurs de France porter et
enquerqnier.** Auch die Heidenkönige ernennen ihren F.; Foul que 84: Sanguin
ferai mon gonfanon porter. Prise d'Or. 891: Qui me prendra Guillaume le
gnerrier De mon reaume sera confanonnier; vgl. Daurel 167 etc.
2) Foulque 107: 11 (seil. Bertrans) porte roriflambe en baUille tous tans;
Gui de Nant p. 7: D'ore avant porterez mon roial gonfanon, Si com fist
vostre pere Garnier. Foulque 109: Loeys en apele quens Bertran li courtoia:
Vous porterez m'enseigne, amis; car o'est vo drois*, vgl. Aiol 8671; Foulque 99
(ms. 7188); Loh. I, 190; Prise dePamp. 584, 145L Ali sc. 78; Graf Wilhelm von
Or. sagt: Car douce France doi je par droit garder Et en bataille Toriflambe
porter; Aiol 3838 (Looys sagt von Aiol): „Se honors li rendroi ia a tenir,
Gonfanoniers seroit de mon pais, Si aroit mon roiaume tont a baillir."
3) Robert 1690; der Papst wird nicht nur für wfirdig j befunden, eine
«conestablie" zu fuhren, sondern sogar: Por garder le dragon roial, Quen'iadoist
chelegent male. Doon 269: L'archevesque Turpin a Tensegne portee. Chev.
Og. 3418: Et en bataille serös gonfanonniers (Desiderins zu Henog Ogier).
Narb. 2884: Guillames (seil cuens!) claime Pansaingne et Toriflor; vgl. auch
Zit 2.
4) Ren aus 64/80: II (seil. Karies) prist la grant ensaigne, si la ploia en
trois; Aiol 10666: Et Loeys cheualche s'oriflambe leuöe; vgl. Renaus 370/8 f.
Roland 2810fr.; ib. 2970 ff.; Gaydon 148; 293. Auch der Heidenkönig Aubigant
trägt seine Fahne (Doon 271).
Eönigtum und LehnnweHen im framsötdachen Nationalepoe 341
tiiger tatsächlich oherster Heerführer^) und Besitzer anderer hoher Ämter ^).
Zum Schutze der Fahne werden mitunter mehrere Ritter bestellt').
Der König gibt das Zeichen zum Augriff; er bestimmt auch die Art
des Krieges. Er leitet z. B. die Belagerung einer Burg. Während des
Kampfes sehen wir ihn oft tapfer streitend mitten im Kampf gewühl^ wobei
ilim eine besondere Leibwache schützend zur Seite steht*), und im Felde
erträgt er alle Unbilden des Lagerlebens geduldig mit (Euler 50). Er be-
fiehlt die Verfolgung der Feinde und ordnet den Rückzug an. Heeresflucht
belegt er mit schwersten Strafen*).
1) Raonl 7727: Dist ramassor: „Biax amis Corsabr^s, Je yous conment
m'oriflanbe a porter, Tonte ma gent coDdaire et cbaeler." Vgl. Tamassia 208;
Bmnner II, 213; Wamkönig I, § 102; Baltzer: Zar Gescbicbte des Deutschen
Kriegswesens in der Zeit der letzten Karolinger bin auf Kaiser Friedrich II.,
Leipzig 1877; p. 113 sqq. AnselTs 10054: La premeraine conduist par tel devise
Ke Toriflambe li fu es mains mise.
2) Aye 1: II le fist seneschai et son gonfanonier. Narb. 2834: Gnillame
ci&iinc Tansaigoe et roriflor, Si doit garder les pais tot antor; ib. 738: Et
rorifamble de France la vaillant Avra 11 bers den nos seron joiant; De lai
tandront Baivier et TAlement; vgl. Alisc. 78; Chev. Og. 3416; Orson 1651 f.;
3556; Aiol 3838.
3) Macaire 195: A Ysorö baille son gonranon. Et an Danois et an conte
Fagon; Et Belians i fn, de Be8an9on. Cil ont guiö Tenseigne roi Kallon; vgl.
ibid. 197.
4) Fierabras 2: Quant les secourut Karies o les viellars barb6s; ib. 6;
6«yd. 160: Aprez lui (seil. Karies) poingnent et Ogiers et Naynmons, Baeves sans
barbe et de Lengres Hoedons, Thierris d'Ardenne et 11 dus Huidelons, Li dns
Richars et Bueves d'Aygremont, Et le bamaige dont 11 i ot fuison. Beachte ibid. :
Gaydes revint, o lui maint compaingnon Qui les viellars ne doatent *r boaton.
— Prise dePamp. 5579: E Temperier de Roume con zoie e con salns S'aoberza
en la citiä ou siens plus priviös drus. Anch der schlafende König wird be-
wacht; Sax. II, 169: La se coucba li rois et ses barons antor. L'escbargaite
eommande ä son consoilleor Duo Naymon de Baviere, vers cui ot grant amor;
vgl. Mort Aym. 2180 ff. Enf. Og. 1569; Loh. II, 157; Anseis 1006; 10013; 11270.
- Brunner II, 98; Waitz III, 545; Tacitus Germania c. 13; Schröder 31; 139 f.;
159. Diese „droz" und „privez* des Königs (siehe anch I, B 6: Kronrat und
Hoftag) sind zurückzuführen auf die „trustis** (Antrustionen), das Dienstgefolge
des Königs in merowingischer und karolingischer Zeit, welches ausser im franz.
Epos auch in der deutschen Volkssage fortlebt (Per, palasin, table ronde). Vgl.
Schröder 162 f., Brunner II, 98, 101. —Über das Gefolge der Königin cf. I, B3:
.Königaehe, Königin etc." Es war übrigens notwendig, dass der König Be-
waffnete zur Verfügung hatte, um im Notfalle auch ohne «ost banie'' zur ersten
Abwehr bereit zu sein. K 1 i e 207 : Quant Tentendi 11 rois moult dolans en
deaint, Ne daigna mander ost ne semonse ne fist, A che de gent qu'il ost,
eotra en son pais.
5) Lob. I, 90: Par Tost cricrcnt le ban au roiPepin, N'i ait vassal si haut
ne si hardi De l'ost se'part, por les membres toUir. — Durch Enterbung bestraft
(TgL Tamassia 208; Chev. Og. 860—927).
342 Ferdinand Werner
Das eroberte Land ist sein Eigentum (vgl. IB2bd) und wird
mit Befestigungen versehen^) (Waitz IV, 61 3 f.), wie es denn überhaupt
ein Königs Vorrecht ist, Burgen zu bauen und Städte mit Mauern
zu umgeben. Ohne seine Erlaubnis darf kein Vasall eine Befestigung
anlegen ').
Auch Besatzungen bleiben in den eroberten Landstrichen zurück').
Die Gefangenen und die Beute gehörten ebenfalls dem König (cf. IB2
b d)\ das eroberte Gut wird meist an die Truppen verteilt^ doch steht das
in des Königs Belieben (Euler p. 51). (Ober Starke, Zusammensetziug des
Heeres, Dauer des Waffendienstes vgl. ausser Neumann 16 ff; Lavisse III, 1,
p. 376; unten 111,3.)
ß) Der König ist oberster Richter.
1. Des Königs Gerichtsbarkeit') (Bastars 4012: Se je sui roys clani^,
c'est pour justice faire; Schröder 172ff.; Waitz IV, 365 ff.) erstreckt sich
1) Aiol 10166: Quant il orent la tere nraiement asenee, Les casteas et les
marches toutes asenrees, Et il ot de sa gent la tere bien puplee. Vgl. Renans
122/35-, Prise de Pamp. 3870: Le roi gami les terres selong che li fu gr6. —
Der König Ti6bau8 sagt, Loh. III, 29: Qoe je pris triöves por mes chastianx
fioer; vgl. Fonlque 84; Gnill. de Palerne 9236; Sax. I, 101; ib. II, 102: Karl
sagt: «Fort cbastel i ai mis, D'en ai mie dotance.**
2) Der VerrlCter Grifon bittet Karl um die Erlaubnis, eine Barg anlegen
SU dürfen (Gaafrey 154). In Aye p. 81 wird dem König von Herzog Garniere
ersShlt: „Gamiers Ta referme sanz vostre congiö.*" Cf. Loh. I, 144; Boeves 2547 if.
3) Vgl. S. 28, Zit. 8; Guill. de Palerne 2409: Puls met ses gardes par les
tours, Par les cit^s, par les hononrs (Waitz IV, 618 f.).
4) Ren aus 252/2: A vos me vieng clamer des 'iiii* fias Aymon Et si me
faites droit de Mangis le larron. Tos mes homes ont mors et getös en prison.
(Also Anklage vor dem König. Vgl. Branner II, 600.) Renaas 252/11: A tos
me yieng clamer que justice en aiom. Loli. II, 48: Le roi qui droit doit main-
tenir. (S. Waitz IV, 472.) Cor. Looys 175: Qaant Dens fist reis por pueples
justicier II nel fist mie por false lei jagier Aimer deit les torz abatre soz
ses piez; vgl. ib. (Hs. D.) 89, 162. — Narb. 1554: (Man droht ihm, wenn er dem
Gekränkten nicht zu seinem Rechte verhilft.) Se n'en ai droit, mort sui et
confondu. James por vos ne porterai esca; ib. 2226: Des Ncrbonois se sont an
roi damö; vgl. ib. 2466 ff. Der König sagt selbst: (ib. 2725) „Loez me vos tel
plet a maintenir, S'uns orgnellex vient a ma cort servir, Qae il me doie ma
cit6 estormir, Mes genz ocirre et mes omes lesdir? Rois qai ce saefre ne doit
terre tenir, Et toz li monz le devroit bien honir; vgl. GailL de Palerne 9244;
9259; 9318. — Dieser Ansicht ist auch die Gräfin Aalais von Cambrai, die za
dem gesinnangslosen Looys sagt: „Tu ne deoses pas regne justicier.** (Raoal
5227.) Ib. 5280: Qa'ä tort ies rois, bien le puis afichier, Quant celui laises a ta
table mengier Qi ton neveu fist les menbres trenchier. — Narb. 2489: Ne nos
savom aillors a qui clamer, Fors a vos, sire, qui nos devez tanser. — Orson
8307: nVous estez mes amia et maniece avez prise, Mais je ne puis lasier a tenir
Königtum und Lehnsweaen im fraozösiflclieD Nationalepoe 343
über ganz Frankreich (Chev. Og. 4172: Eallemaines qui de Franoe a
jostice), auch über Hochadel und Geistlichkeit^). Deshalb kann der König
sdne Vasallen zur Verantwortung entbieten, wann und wohin er will*).
Doch ist dem Angeklagten oft die Wahl unter verschiedenen Arten gelassen').
Der Aufforderung zum Gerichtstage zu erscheinen wird der Grund zur
Verantwortung beigefügt^). Unheil droht jedem, der sich dem Gebote wider-
aetst').
h jaitiBe.** Dennoch beugt der König, der diese Worte spricht, das Recht, wie
wirdis in der Geschichte und Sage so oft finden. Vgl. Orson 503: „Qui oi
Tolei man mere san son grei marier Et moi volez doa tont vivant desheriter:
Yoos faites grant piohiö, s'an fates a blasmer." Auch bei den Heiden ist der
König oberster Richter: Foniqne 182: Roy fu de Raisse: Navarre otk bailiier.
Et S^bil la large fnt sene k justicier; vgl. Fierabras 60-, 88 etc. n. a. m. In
Meriadaes 11590 heisstes von einer Königin: La roine kl Jnstiooit Caradigan.
1) Chev. Og. 9115: .... seit dux seit quens oa liant baron proisi6s. —
Baonl 6455: «Par celle feit que je dois saint Denis, N'a arcevesque an trestot
moD pais, Ne nnl evesque, ne abbet beneYt, Se il me Yuelt desfendre et
•oDtredir, Que ne li face tos les menbres tolir." Chev. Og. 2398: Qui (seil.
Brnnamont) tient Maiolgre le grant ille de merEde Monfrin Jnstise tos les pers;
ib. 9272. Gnill. dePalerne 8888: Bonnivens ot la cit^s non, Si estoit Tapo-
stoile lige, Fors que la souvraine justice £n estoit k Pempereor (seil, de Rome.)
— Der Herzog Riebard von der Normandie hat Beanvoisis geplttndert Pippin
sieht gegen ihn. Richard unterwirft sich und wird, da er Begnes' Vetter ist,
begnadigt (vgl. Loh. I, 67, 70).
2) Renans 17/3: Iluec seras }ugi6s en la sale k Loon. — Aiol 4597:
.Kais nienge a moi droit faire ci a Orliens.* •— Loh. I, 284: „Donnez li jor, il
Tenra devant ti, De Tamander est-il prös et gamis." — Orson 2441: „Et me
Teigne droit faire k Biauvaiz la mason.'* — Aymeri 622: „Mes jngemenz
tendrai oi (id est: Loon) et mes lois; Cui en fera chose desor son pois, A moi
B*en viengne ci clamer demenois, Car ja aillors ne Ten sera fez droiz.^' Loh. I,
212: „Viegne droit faire k Rains on a Paris.'* Der Bote des Königs fügt hinzu:
(ib. 212) Oa k Sissons ou au bore Saint-Denis; vgl. ib. 287: Et dist li rois: „Et
je rotroie ensi; Et jel vous doins en ma conrt k Paris A l'endemain de feste
Saint-Denis; vgl. Gayd. 130 u. s. f. Doch nicht nur um zu richten, entbietet
der Herrseber die Mannen, er tut es auch, um an ihnen von seiner Seite ver-
fibtes Unrecht zu sühnen. Wilhelms). 108: Tot maintenant a sa cort mandö
Trestoz ceus de cui il savoit Que rien del lor a tort avoit, S'a ohascun randu
le sien.
8) Girb. de Mets 499/32: Dites Fromont de Lens le posteis : Jelesemons
de droit en mon pais, Vuet a Estanpes, ou o*il vuet a Paris, cMl vnet a Lengres,
et je le vnel ausi.
4) Loh. I, 212: Et si te mande que ta foi as menti; Sans son congiö que
tu as fame prins, Par ton orguel as son baron assis.
5) Girb. de Metz 499/36: C*il le refnse et il ne vuet venir, Defieis lou tot
maintenant iqui Et si li dites voiant tos ses amins: GHrai a lui por sa terre
siisir, Ne li laire donion ne roulais Que je ne faisse tot a terre flatir; cf. ib.
501/21 ff.
344 Ferdioand Weroer
2. Die Rechtsprechung des Königs ist arbiträr^), und die verhängten
Strafen zeichnen sich durch mittelalterlich-grausame Härte aus*). Doch
beschränkt auch hier der Einfluss der Barone häufig die zu weitgehende
Betätigung der königlichen Gewalt^). Der Herrscher fordert die Vasallen
1) Aiol 5169: A haute uois s'escrie: „Baron, or les prendes!" — Gir. de
Viane 18: «Pren68 las moi, dist Karies k fier vis, S*en ferommes jostice. —
Sax. II, 38: Dites a Alemanz, la pute gent sanvage Et Baviers et Lombarz et
Borgoignons evage, Q'il facent mon commant par paine de servage. Se il est
contredit, n'i metront autre gage ; Ne tanront mais mon fief an trestot mon aage.
— Auch Guiteclias, der Sachsenkönig sagt Sax. II, 64: „Se vos ne me randez
Karloo an mon demaine, Vos ne tanrez jamais piain pi6 de mon demaine. —
Ogier weigert sich (Chev. Og. 3204 fr.), die ihm von Karl angebotene „amende"
anzunehmen. Da sagt Karl zu ihm: „Dont vnidi^s mon rögnier Quant ä lapais
ne vol^s otroier. Se puls demain vos puis as poins baillier Je vos ferai en ma
cbartre lanchier.« Vgl. ib. 8750 ff. Raoul 4883 flF.; Berta 1107. — Amis 795:
S'espäe mande, volt lui toillir le chlef. Vgl. Hervis 1081 etc.; Narb. 1539;
Gayd. 20, 229, 230; Aye 6, 32; Gui de Nanteuil 10; Loh. I, 141; Enf. Og. 78;
Aiol 4077, 4473, 4502; Chev. Og. 188 ff., 382 f. n. s. w. Der König bestimmt auch
die Busse, Enf. Og. 205: Charles meismes l'amende devisa.
2) Ausser leichteren (Vermögens- oder Freiheitsstrafen z. B. Enterbung:
Aiol 3707; Narb. 1538 etc.; Gcldbussen: Raoal 2271; Kerker: Aiol 5646 a.
V. a. a. m.; Sklaverei: Anseis 9335; Verbannung: Huon de Bordeaux 116;
Floovant 5) oder schimpflichen Strafen, z. B. Satteltragen (Fierabas 82),
Sporenabschlagen (Loh. II, 145) finden sich Ahndungen von furchtbarer
Härte (vgl. Amira 197; Grimm RA. II, 254 ff.; Mertens p. 62 f.). Z. B. Hängen
(Raoul 1450), Enthaupten (Amis 753), Verstümmelung (Raoul 4828), Verbrennen
a) auf dem Scheiterhaufen (Renaus 135/16), b) in heissem Wasser (Loh. II, 54),
Zerstreuen der Aschenreste in die Luft (Amis 732 f.), Totschleifen (Jourd. 4121),
Schleifen nach dem Tode (Amis 1750), Ertränken (Jourd. 3794), Lebendigbegraben
(Renaus 135/15), Entdärmen (Raoul 2271), Angenansreissen (Girart de Rouss. § 1),
Ohrenabschneiden (Gir. de Viane 16), Zerreissen durch Pferde (Roland 3964 ff.),
Abbauen der Gliedmass *a (Raoul 4883 ff.) u. s. w. — Diese grauenhafte Gerichts-
barkeit ist die „dolerexse jostice" (Narb. 2712). Auch die Heidenfllrsten Oben
ein Billigkeitsgericbt ans. Vgl. Prise de Pamp. 2640 ff. (Marsilies lässt Gesandte
Karls hängen); in Doon 278 droht der König Danemons, die gefangenen Franken
hängen zu lassen; cf. die arbiträre Gerichtsbarkeit des amustans in Bueves de
Commarchis 646, 690, 2744; die des amiral in Narb. 6078; s. auch Hervis 1107;
Narb. 2735 etc.
3) Gaydon 185: Pendus sera, mi baron Pont jngi*. — ib. 227: Et, s'on
le jnge, chascuns iert desmembrez. Vgl. ib. 307. — Gir. de Rouss. §§ 178, 183,
230, 248 (siehe Trad. p. P. Mayer p. 63, note). — Aiol 7861 Beinier li traitor
m'amenes devant moi, Tel iustiche en ferons^ con jngeront Francois. Vgl. Chev.
Og. 862 ff., 885 f. Dient Franyois: Tos seit d^shöritös. En hone corte ne doit
mais entrer. — Mort Aym. 530: Fere jostice au los de mes amis. Girars de
Viane 161 : S6 prans Girars, si en fai decepline, A jugement de ta chevalerie.
Aiol 5174: Les fesist pendre as forques, s'on ne Peust blamö. Vgl. Chev. Og.
3207 etc.; Alisc. 66; Aye 21; Berte 2324: Mais contre jugement ne vueil je mie
aler (vgl. auch Waitz IV, 493; Glasaon IV, 7; Tamassia 201; VioUet II, 184 ff.).
Königtum und Lehnswesen im franzÖBischen Nationalepos 345
auf, ihm mit ihrem Urteile zur Seite zu stehen*), indem er sie in ihrer
Gesamtheit^) oder einzelne Grossfeudale ^) oder die 12 „pers"*) zum Richt-
sprache heranzieht. Wagen die Barone eine Entscheidung nicht, und dies
geschieht nicht selten aus Furcht vor der Blutrache der unterlegenen Sippe,
so spricht der König selber das Urteil*). Kommen aber die Urteilsfinder
zu einem entscheidenden Verdikt, so muss sich der Monarch auch einem
1) Roland 3750: Seignnrs baruns, 90 dist Carles li reis De Guenelun kar
meJQgiez le dreit.
2) Vgl. S.26, Zit.2. — Cbev. Ogier. 6083: Si vos ferai Ames homesjugier.
Aye 21: Tant qu'il ara fet d'eus son piain jagement. Alisc. 66: La gent Ic roi
illaec V08 jugera. — Narb. 2684: 8'or n'en fet Charles le los de ses amis £tle
lealjugement de Paris; of. Renans 357/12. Gir. de Rouss. § 231: U veut avoir
r&Yis de tons les siens au sujet de Girart; cf. ib. § 235, § 401.
3) Gir. de Rouss. § 230: Et si Girart peut te faire droit an jagement de
Kicbart, de Galerant ton comte, ou de Foucart, d'Alon, d'Acelin et de Brochart'
tu ne dois pas te mettre dans ton tort, vouloir la perte de Girart . . . Lob. III,
36: n en-apele Berengier et Sanguin, De Nivemois le bon comte Amanri: „Fai-
tes-moi tost cest jagement o'ir,** — Gir. de Ronss. § 178; Capet 234.
4) Haon p. 294: Se jou voloie aler k cniaat6, Vous savös bien quMl seroit
tni'n^; Mais por Tamor qu'il est *i* de vos pers, Le vorrai jou par jngement
mener. Hier stellt also der König seine arbiträre Entscheidung (vgl. Raonl 4863:
„6'en prendrai droit a ma devision'*) dem „leal jugement^^ scharf gegenüber.
Er verzichtet aber anf seine „justice souvrainne** (Gayd. 59) und beruft die
pers za einem Gericht, das sich dann in ein Zimmer zurückzieht. Haimes er-
öffnet die Beratung (Huon 295), doch kommt diese zu keinem Abschluss. Haimes
macht Karl daraaf aufmerksam, dass ein «per" nur an ganz bestimmten Orten
abgeurteilt werden darf (ib. 299). „Por jugier homme qui seit 'v de vos pers.
Jel vous dirai, ne sai si le sav^s: Li uns en est al bore de saint Omer, Li
aatres est a Orliens la cit6, Et li tiers est k Paris, par vert^." In eine dieser
Städte muss also Huon gebracht werden. „Oar n'iert jngi^s ^aiens en cest ostel
Par home nnl qui de mere soit nö." Karl ist damit nicht einverstanden, doch
löst sich die Spannung durch das Eingreifen Oberons. Gayd. 308: Karl sagt:
.Tant en ferai com jugeront li per." Capet 177: Dez 'XU* pers de France
qu'icby endroit voit on Voray croire consail et infoumasion, Et si en feray tant
qn'il leur venra k bon, Mais qae drois jugemens n'i ait dilasion." Also auch
der „per"-Spruch ist durch das Recht beschränkt. Vgl. ib. 178, 181: auf Wunsch
der „XII per" wird der Rebell Fedry begnadigt. — In Capet p. 15 weigern sich
die „per« einen Spruch zu fällen : ^Mais ly per respondirent qu'il n'en jugeront
ja"; ib. 234 entscheidet der König rasch und nach eigenem Ermessen, ohne, wie
Ansei de Goncsse vorschlägt, die „per** nach der Residenz za berufen. Eine
feste Rechtsnorm gab es eben nicht. Die brutale Macht entschied. Daherkamen
denn auch die endlosen Kämpfe (Schröder 115 n. 118).
5) Loh. III, 36: „Je jugerai** ce dit li rois Pepins, „Par tel convent com
V08 porroiz oir; Que s'il i a cscuier ne meschin, Nc Chevalier tant soit de riclic
Ho, 86 a mon dit met nesun contredit, J'cn combatrai orcndroit, sans respit,
Trestos armös sor nn cbeval de priz.* Cbascuns se taist qne mot ni ot tenti.
346 Ferdinand Werner
seinem Willen entgegengesetzten Urteil fügen. (Euler p. 62; Falk, £iude^
p. 14.) Tut er das nicht, sparen die Feudalen nicht mit ihrem TadeP).
3. Der König hat fernerhin das Recht der Begnadigung^). Da mam
bei der Furchtbarkeit der Strafen seine Ungnade fürchtet % so wird erwartet^
dass er Gnade übe^). Auch hierbei ist der Einfluss der Barone von Be-
deutung, sei es nun, dass ein besonders angesehener Mann unter ihnen den
König umstimmt'*^), oder dass der König auf die Ansicht des Klägers
achtet®). Mitunter lehnt der Fürst aber ein Gnadengesuch ganz ab oder
lässt sich bloss zu einer bedingten Begnadigung herbei'').
1) Aiol 5174: Les fesist pendre as forqnes, s'on ne röust blame. Gir. de
Rouss. § 183. — Lob. I, 284: Sil a vers vous de oules riens mespris Et il se
vaet amender devant ti Aa loement des Chevaliers gentis Vous oel devez echi-
ver ne gaerpir. Vgl. ibid. die Anm. von P. Paris und die Worte des Bemars
de Naisil: «Droit jugement ä ei.* Auch bei den Heiden ist des Königs Billig-
keitsgericht nicht schrankenlos. Vgl. Prise d'Or. 1691: Die „auma^or* zu
Desramö: «Puis le menras en Palerne t'anor, Se'l jageras k la loi paienor.*
2) Vgl. Waitz IV, 499 ff.; Viollet 11, 234 ff.; Loh. I, 282: „Ales an roi, si
li criez merci, Que il vons doint un petit de respit De faire droit et de droit
recoillir.* ib. II, 37: Vous n'estes mie desous mon escti bis; Mais or proiez
l'emper^or Pepin QiiMl ait pitiö et de moi et de li. — ib. II, 211: Li quens
Fromons au tref le roi en vint : Trestout parös, a genoillons se mist, Ensemble
0 lui si homme et si amin; vgl. Doon213, 218; Jourd. 36öö', Chev. Ogier 852 ff.;
Loh. II, 25, 54 ff. etc.; Narb. 7860 ff.; Enf. Og. 1178, 1380 ff.; Henris, Anl. IX,
1404; Girars de Viane 18 f.; Charroi N. 348; Rose 5511 u. a. m.
3) Aye 7: „N'avons mestier en France quant vous nons y baez« Micx weil
en autre terre vivre k povretez."
4) Loh. II, 210: „De son bon priuce doit-on avoir merci. **
5) Renans 358/12: Quant li rois ot Naymon, si ot le euer mari, Que il
savoit de voir, Aymes n'ert par boni, Puisqae jug]6 l'a Naymes li rices das flori;
Ne la desdiroit mie, desqu'il l'a dit issi. — Worauf denn Aymes entlassen wird.
6) Loh. II, 42: Pippio erwidert auf das Gnadengesuch der Bordelais: —
„N'en ferai rien, a ce dist li rois Pepins, S6 nel me loe dans Begues de Belin,
II et ses freres li Loherens Garins.** Begnes erwidert: „II n'est mie sor mi, mais sor
lo roi qui droit doit maintenir; Fasse mes sires son bon et son plaisir." (Be-
achte, dass die Lothringer Herzöge königstreue Vasallen sind!) Worauf dann
Pippin dem Fromons verzeiht: Son mautalent li pardonne Pepins II et das Be-
gnes et ses freres Garins. — Auch in Bastars 4471 ff. verzeiht König Baudooin
dem Bastars erst, als sich Ector, der Vater eines von dem B. erschlagenen
Fürsten, damit einverstanden erklärt.
7) Rose 5511: Tnit ensambla 11 ont requise La merci por le seneschal.
Doch 5521: C*cst por noient. Erst auf Wunsch der Königin wird die Todes-
strafe (die auch ablösbar sein kann; vgl. Amis 1402^ Aye 33 etc.) fHr den
Seneschall in Verbannung umgewandelt: Rose 5571: Fetes li Alemaigne et
France vuidier; si s'en voist outre mer. Vgl. ib. 5575 ff. Her vis 1070, 1096,
1106: Ufstasses begnadigt Baudris zwar: II fait de fourkes le prince ramener;
aber er entzieht ihm seine Schlösser und Städte mit Ausnahme eines Palastes io
Königtam und Lehnsweflen im französischen Nationalepos 347
Ober den Rechtsgang vgl. Eoler 15ff.; Falk 13ff., 45 ff.; Schultz II,
133ff.; Amiral95ff.; Kalbfleisch 26 ff.; Pfeffer: Die FormalUäten des goites-
gmcküichen Zweikampfs; s. auch Hol. 3742 ff.; Amis 727 ff.; Brunner,
Fwsck. 88 ff., 260 ff.; Grimm RA. II, 563 ff.
y) Der König besitzt die oberste Banngewalt.
1. D&s wichtigste Recht des Herrschers ist der Königsbann, d. h. die
Befugnis, zu gebieten und zu verbieten^). (Waitz III, 315 ff. ; Brunner II,
40ff.; Schröder 112 ff.; 471 und sonst). Sein Gebot erleidet keinen Wider-
spruch, es sei denn bei schwerster Strafe*), deren Strenge im Epos in be-
TjrruB. — FlooY. 5: ClooYis unterlässt erst auf dringende Bitten seiner Gemahlin
die Enthauptung des Floovant, verbannt ihn aber auf sieben Jahre aus Frank-
reich, indem er durch seinen „Bann** bekanntmachen lässt, dass er Jede Be-
^DBtigung des Verbannten an Gut und Blut ahnden werde. — Vgl. zum Verbot
der Begünstigung eines mit dem Bann belegten Mannes Loh. III, 137.
1) Vgl. Zit. 2. — Aiol 8143: Et respondi 11 rois: Je Potri et oommanc;
Chev. Og. 9968: Je Totroi et creant; Ren aus 5/6: Je leweil et otroi^ ib. 345/15:
H f&it soner retrait; ib. 345/17: Fran^ois tornent arriers, qnant il oent le bau;
Aymeri 2138: «A vos coment qui faites les mestiers Que lor vendoiz toz vos
avoirs si chiers Une denr^e ii* solz ou -xx* deniers." (So sagt König Boniface
von Pavie zn seinen Kaufleuten.) Diese erwidern: ib. 2143: „Gist bans est nos
« fere molt legiere. " Boniface verstärkt den Bann : Aprös ce ban ra plus fort
eoDoaendö: Que il n'i ait estrenge ne priv6, Povre ne riche, n*omme de mere
d6, Qui buche vende por denier monn6e. As mesagiers qui la sont ostelö. —
Boniface verbietet also den Verkauf von Lebensmitteln. Als nun ein ergrimmter
«mesagiers'* vorschlägt, den LombardenfUrsten deshalb anzugreifen, erwidert
Girarz, indem er das königliche Recht anerkennt (ib. 2217) : «Dont n'est-il sires
et rois de son regoö? Drois est q'an face ce qu'il a conmendä." — Roland
288: ^0 dist li Reis: «Trop avez mal talant, Or irez vus, quant jo rcumant."
~ ib. 273: N'en parlez mais, se jo ne Tvus cnmant; ib. 300: Pols que Peumant
aler vous en estoit. — Foul que 165: Roy Loöys est liez, qnant la novele
entent II fet crier son ban, et aferm6 et defent Qu'il n*i ait mos touchi^ *I*
Umt seul de lor gent.
2) Renaus 349/8: S'il en i a nn sol ki die oe non, Ne face mon commant,
ensi com dit l'avon. Je en prendrai la teste par le menton; Raoul 8214: Lc
rois de France, a vo pooir garder Car contre cel ne puet nns hons aler. Et cMl
i vs mal mal li doit torner. — Hervis 8778: Jou te commanc sor la teste a
tollir. — Erec 61 f.; Ansels 406; Fierabras 137; Gui de Bourg. 9, 10, 21;
FIoov. 5; Bastars 2292; Chev. Og. 6135; AnseYs 9334: Mout crnelement les a
H rois banis; Ki n'i venra sers iert racateis, Ja mais nul jor ne sera ses amis.
^ Renaus 144|17: Que se il fraint mon ban par cose qui seit n6e C'on ne la
face pendre sans nul dcmoröe. — Prise de Pamp. 2777; Tristran 1431, 1553,
1643, 1857; Raoul 5464 ff.; Gir. de Rouss. § 1: .... et jure par sainte croix qu'il
n'y a si puissant homme k qui il ne fasse arracher les yeux s'il fait scandale
ensa cour. — Benaus 424/29; Gir. deViane 177; Aiol 2379, 2421 ff., 2464,3733;
348 Ferdinand Werner
merkenswertem Widerspruche zu der Bannbusse (Geldstrafe) steht, wie sie
uns die geschichtlichen Urkunden überliefern. (Vgl. Schröder 113 f.; 124.)
Der „ban" ges(;hieht durch Ausrufen ^), durch Homsignale*) (auf Kriegszügen
wird zum Angriff oder Rückmarsch geblasen), oder (in Städten) durch die so-
genannte Bannglocke ^). Das Ausrufen besorgt entweder ein hoher Hof beamter *)
oder ein Gross vasall*). Im späteren Epos tritt ein besonderer „Ausrufer"
auf; vgl. Zit. 6. In entferntere Gegenden bringen königliche Gesandte das
Gebot ^). (Über Gesandte [Boten] im afz. Epos s. die Diss. von Fischer
und Haase.) Kraft seiner Banngewalt kann der König die Vasallen zu Heer-
und Hoffahrt wie zu gerichtlicher Verantwortung oder Beihilfe entbieten').
Quill, de Paleme 7237: Puis qua li bans fu eotendus Bien fa gardös et bien
tenus; ib. 3718: Qni remandra a cest besoing II et si oir cbiee en servuge; ib.
3972, 3733, 3805 ff.; Prise de Cordr. 1804 (Köoigsbann bei den Heiden) u. s. w.
1) £nf. Og. 740: Ainsi com Tot reis Charles couinande Fa de par lai
errant par l'ost criö. Foulque57: L'ost fu cercb^e, et le bans fu erlös; Loh. II,
14; Robert 3962; Chev. Og. 8122 etc.
2) Aymeri 1065: Lors fönt par Tost cors et tronpes sooer, Dont veisiez
ces Chevaliers armer. — - Ficrabras 141: Lors fait soner -i- cor et Tost s'est
adrecie; ibid. 168; (vgl. auch Euler, p. 50, Zitate unter Nr. 333, 334, 337).
Renaas 345/15: II fait soner rctrait; ib. 345/17: Francois tornent arriers, quant
il oeat le ban.
3) Chev. Og. 3832: Car la bancloque sona de randonöe; AIcsch. 2372:
La vile est: estormie As armes corent, la banclocbe est bondie; Chev. Og. 3814 :
Li borgois vont la grant cloque sonant. £ la petitc vont issi bondissant; vgl.
ib. 3839; Hervis 4853 etc.; s. auch Grimm RA (Aufl. von 1854) p. 470 f.
4) Aiol 3731: Quant Tentcndi li rois, 8*en fu mout lies, Son senescal apele
par amisties, Se li a fait el bourc i- ban crier; vgl. ib. 3742 ff.
5) Aymeri 1056: Lors cn prist Charles Naimon a apeler: „Naimes, biaiis
sire, se le volez grcer, Par tote Post fetes -r ban crier, Que trestuit s'arment
sanz plus de demorer. In Foulque de CaDdie57 wird Graf Wilhelm von Orengo
beauftragt: „Criez le ban par Post le fil Challon."
6) Robert 3993: Lors ont mand6 le crieor Et le maistre deviseor (cf.
Gloss zu Rob. = narrateur, conteur) Chou qu'il doit crier li aprendent Puis 8*en
vont, que plus n*i atendent Et li criere» crier voit Le ban que Temperere fait.
Dies geschieht von erhöhtem Platze; vgl. ib. 4219.
7) Enf. Og. 286: Tolent li prent k'k Gaufroi ait mand6 Que de s'ameudc
avoir a volenti, Qnar bien li samble trop en a demorö Et si baron li ont ainsi
loö. Assez tost furent li messagc aprestc, Charles lor a son vouloir devisö
Lors s^en tornerent, n'i sont plus arreste. Gir. de Viane 180: Congiö lor
done, et puis si lor commande Prim jor de raai, si com eile coromance, De soz
Gascoigne soient ansamblc. — Sax. I, 28: Le tonne vos dirai de vos aparoillier'-
D'ui cest jor en t jor soiez prest d'ostoier; vgl. ib. I, 150. — Orson 2441: Et
me veigne droit faire a Biauvaiz la mnison. — Raoul 850: Mais a ma cort nes
poroie mander, Nc me volroient servir ne honnorcr. — ib. 4782: A Pentecoste
qe on doi bien goir, Nostre empcreres qi France a a tenir Ces homes mande,
a lui les fait vcnir. Tant en asamble n'cn sai conte tenir. — Vgl. Raoul 5391;
Königtum und LehDswesen im franzöeißchen Nationalepos 349
(Vgl. IB 2a, /} und Bb.) Ohne seine Erlaubnis darf niemand den Hof
verlassen *).
2. Der König ist das oberste Organ der Friedensbewahrung (Schröder
471). Ein Angriff auf ihn erscheint als todeswürdiges Verbrechen (Euler 41 f.).
Als Beleidigung seiner Person erscheint jede Misshandlung der kgl. Gesandten
oder Beamten'). Am Herrscherhofe waltet Burgfriede. Wehe dem, der
den Königspalast mit dem Schwerte in der Hand betritt oder dort Streit
beginnt^)! Der königliche Friedebann gewahrt dem Schutzbedürftigen
Gayd. 102; AnaeXB 11378; Renaas 23/15, 25/33, 68/9, 137/9 etc. Loh. II, 115;
Raoul 5539 ff.; Gir. de Rones. §§ 56, 231; Gir de Viane 59 f. u.8. f. -- Girb. de
Meli 470/23: Li roi de France fit ces barons mandeir, Dedaos Paris les a fait
anenbleir, A une feste que on doit aoareir De saint Denis. Aye 24: £t )i
manda li reis qai France a k baillier, Viengne parier k In! en son paiais plenier.
Et Millea o'a fet, qoi ne Tose laissier. Vgl. AnseYs 9328 ff; Lob. II, 115 (Anm.
?. P. Paris). — Zur Hochzeit des Hue Capet werden entboten (Capet 174):
Contes, dos cheyalier et princhez postolz und zwar: Sas a perdre Icur terre et
touB leor edeifis. — Aach die Geistlichen mäasen erscheinen: Fierabras 187:
Karlemaines 8*en va aa moastier Saint Denis Lk manda arcevesques, evesques
beoöia, Le reliques lor monstre Damedieu Jhesu Gris. Gel joar ot 'X- evesques
euamble revestis, Si i ot arcevesques et abös -XXXVI*; Li barnages i fu d'Orliens
et de Paria Au baron Saint Denis fu grans li assamblöe.
1) Auberi (Tarbö) 152: Aler m'en voel ariöre en mon roion. Vostre
coDgiö, a'il vouB plöist, demandon. £t dist li Rois: nous le voas otroion. Aiol
3421 . Car li rois Loeys a fait son ban, N'en istra cheaaliers ne nus sergans, Ne
noB hon en ces siecle, qai soit aiaans, Dessi a icele eure qu'il le commant,
vgl. ib. 2421 ff., 2462.
2) £nf. Og. 371: Moult fu irez Charles au fier corage Quant sans leur,
barbes revinrent si message. Sofort beschliesst er den Krieg gegen Gaufroi
der die Gesandten verhöhnt hat. Gayd. 105: Ferrant, der Neffe Gaydons, hat
den portier Karls getötet. Karl droht, furchtbare Rache zu nehmen, und es
entateht ein erbitterter Krieg. Vgl. ib. 205: Le ban le roi avez fraint et brisi6;
Yoz en seroiz honni et escilüA. — Doon 232: Mon portier m'ont oohis, qae
moolt poveie amer, £t se sunt mis chiens sans congiö demander.
3) Mort Aym. 2323: Yassal, dist il, vos n'estes pas senez Qui devant moi
vostre eapöe portez; ib. 2828: Po ne vos faz toz les menbres coper. — Loh. III,
40: Com fnstes tex si fiers ne si hardis, Qa6 a ma cort osastes s'avenir £sp6e
traite, ne nul home ferir? Mais, par la foi que je dois saint Deniz, Tant vos
metrai en ma chartre jesir, Que tos )i cora de vos sera porris. — Raoul 4851 :
Geste mesl^e fast ja vendue chier, Qant la acorent sergant et despencier: Des
tablea prene[n]t lea barons asaichier; Au roi les maine[n]t qi France a a baillier;
ib. 4858: Se dist li rois: Frans Chevalier baron, qui commenga premerains )a
teo^n? Li sor G., par le cors s. Simon, La commenga premiers a B. Li rois en
jure a. Jaqne le baron: „G'en prendrai droit a ma devision." Was allerdings
nicht geschieht. — Loh. II, 16 : Li rois commande et de bouche lor dist Que
maintenant Bordelois faissent pris ; Et Frankes s'armcnt d^ que li rois lor dist,
Les hnis porprennent, les portes vont saisir. — Gul de N. p. 12: II a fet -r
350 Ferdinand Werner
freies Geleite^), und schwere Strafen erleidet, wer den Strassenfrieden
in issachtet ^).
ban fere, s^est li noisiers ohaüs, Et d'amont et d'aval est monlt tost remanus.
Loh. III, 81: Ne fast li rois, ja d^ust estre pis; ib. III, 82: Ja i öust grant dolor
et grant er! Quant Pempereres la meslöe desfist; ib. II, 113: Et li borjois se
sunt el palais mis, Ja I'ocöissent, mais li rois lor toli.
1) Vgl. Lampreoht, Wirtsoh. II, 298 ff. — Loh. 111,6: Enz el conduitTem-
per6or Pepin; ib. III, 101. — Fromoos wird zur Verantwortung vor dem König
geladen. Er erhält dazu sicheres Geleite. Loh. I, 284 f.: „Qu'il oonduira, sire?*
dist Lancelins, „86 il ne vient envers yous k plaisir, Qu'il s'en ralast aain et
sauf et garis?" «Jel condnirai*' dit Begons de Belin, „De par le roi que voos
veez ioi"; vgl. ib. I, 281: Mande Fromont par conduit vengne & ti .. . Auberi
(Tarb6) 112 Jusqu'a Orliens seront bien conyoiez: L4 nous sera da Roi conduit
bailliös. Aiol 4669 : L'emperere de France les ala connoier, Si ot en sa conpaigne
*LX* cheualiers. Jourd. 3582: Li empereres k riche compaingnie Les convoia
une lieue et demie. Vgl. Herta 781 ff., 1708 f.; des Königs von Ungarn ib. 726 ff.,
1674 ff.', Amis 1860 ff.; Auberi (Tarbö) 110, Anmerk.; Aymeri 8414; Mort. Aym.
2833 ff.; Renaus 815/23, 316/29, 317/1 ff.; Hervis 3748: En mon royaome n*a
home si hardi Qae vous tosist vaillantn* paresi; ib. 3867: Et vous ferai condnire a
sauvetö; Loh. I, 70, 72-, Gir. de Rouss. § 2: J'allai au saint S6pulcre avec de
nombreuz compagnons, muni de sauf-conduits de marohands.* Diese hatte es ja
besonders nötig. Auch dieHeidenfürsten geben „sauf-conduif Mort Aym.
1276: „La li donerent marcheant por amor Pour ax conduire par lo yal Tene-
brox.** Narb. 5471, 5484, 5575: Li amiranz lor a sa foi plevie. Et rois Clargis,
de par cuige les guie; Por sauf conduit sui en lor compagnie. Enf. Og.4203ff.
— In Baudouin de Sebourc XIV, 1078 ff. (zit. von Haase a. a. 0. p. 22) findet
sich eine interessante Stelle über einen Geleitsbrief:^„Sire Roges- Lyons" dist
li roys Polibans, „Noas avons sauf-conduit; s'il nous donna soudans Poor aleir
tout partout en la terre as Persans: Tu ne nous poes mal faire, n'en soies
repentans.** Le signe li monstra qni estoit si poisans, Car c'estoit li condois
d'iestre partout passans; Et oh6 nuls en che monde feist Banduin nuisans La
lettre tesmongnoit, et li seaulz pendans, Que ville, ne royaumes ne li feroit
garans; S'en estoit Bauduins plus hardis et plus frans.
2) Der Lothringerherzog Garin überfällt seinen Todfeind Guillaame de
Monclin, der zur Sippe des Grafen Fromons von Bördele gehört. Der das
Königsgeleite an Guillaume ausführende chamberlain ruft Garin zu: Loh. III,
110: nJ&mais nul jor ne seroitYostre amis; Aincois feroit trestos vos fi^s saisir.*
Und der Überfallene : „Hol Rois de France tes conduis valt petit* Und Pippin
selber, IIlv 117: Tant com je vive ne me paisse garir, N'aurai mais pais au
Loheren Garin.* Encontre moi a durement mespris; En mon condoit a mon
baron ocis." Was ist die Folge? Loh. III, 119; Mais Tempereres avoit fait tot
saisir und ib. 137: De tot en tot fait sa terre saisir, Par les chastiax fait ses
Jens establir. — Narb. 2469: Sire amperere, fetes nos esoouter! A Yostre oort
nos feltes mender. Avoir quidames sauf venir, sauf aler, Mes malement nos ont
fet atomer *VI* fier yasal, qni tuit sont bacheler. De nostre ostel nos ont fet
fors giter Et si bastu com poSz esgarder. Karl schwört bei St Omer, er werde
die Übeltäter schwer besti*afen (ib. 2492 ff.). — Renaus 156/17 : Qu'il mande en
Königtum und LehnsweMn im franzöeischen Nationalepoe 351
Vor ihm wird ein Streit beigelegt^), vor ihm ein Waffenstillstand rechts-
kiÄftig*). Er befiehlt» dass die Schwerter ruhen sollen') und macht selbst Friede
mit seinen Vasallen *). Doch erteilt er auch wieder die Erlaubnis zur Fehde*).
coDdnit le duc Baef d'Aigremon. El conduit Karlemaine fu tuös a bandon. —
Der Herzog Gaselin bat den Baubritter Lambert, der auf freier Qeleitsfahrt
nach Paris eilt, getötet Pippin droht ihm, Auberi (Tarbö) 125: «De Bourgoigno
aperda tretont le fiö; Ne em Bavi^re ne metra mes le pi6. Alna le pendroi
A T trbre foilliö" ; vgl. ib. 130. 131, 132, 141. ~ Leider macht sich der König
oder ein Angehöriger seines Hauses mitunter selbst des Geleitsbruches schuldig.
Hoon 29: Se trais Karion, Pemperere al fier vis De traisson Tapelai por ti Qu'en
N& eondnit neos vaut faire mordrir." Es handelt sich hier um einen Oberfall
den Charlot aaf die Hersogssöhne von Bordeaux unternimmt, wobei er selber
getötet wird; vgl. ib. p. 31. — In Renaas 317/1 will Karl das sichere Geleite
(aVailUnt conduit", ib. 315/23), das die «pers* dem Renaus gewährt haben,
brechen, obwohl ihn Ogier darauf aufmerksam macht; Renaus 316/29: Sire, co
diät Ogiers, sor nostre seart6 Li avons a conduit por ostage livrer.
1) Loh. II, 268: Por coi, biaus fröres, vos a Fromons ocis? Ja disoit-il
qn'il ere nostre amis; La pais fu faite devant le roi Pepin Or vos ont mort !
Jas'en pniasent joi'r. — Vgl. ib. II, 7: Gar faites pais au duo, je vos en pri;
Eq droit de moi ce que avez mesprins. — Renaus 441/24: Si vous prie Renant
et nons le commandons Que lor ami soies; ib. 441/32: Charles a fait la pais, si
•ont entrebaisi6. — Aye 24: Je vos commaut com rois, et deproi et requier
Qoe vos d'ore en avant soies amis Garnier. Narb. 30&8: Fetes 11 droit: jo vos
eomeot et di; ib. 3064. Gir. de Rouss. § 480; Loh. I, 140 ff.; U, 47 (Aufgebot
Pippins, um die friedensbrttchigen Bordelais zu bestrafen). Auberi (Tarbö)
110; Aye 25 etc. Loh. II, 43: li s'entrebaisent devant l'empöreris (vor der
Königin Blancheflor).
2) Loh. UI, 27: En trives est li mieus Peres Garins, Fianoa les devant le
roi Pepin; Je ne doi mie porchacier ne fornir; Par coi mon pere face sa foi
mentir; Nostra parages en esteroit honis Se dedanz trives faiseiens poign6iz;
vgl. ib. III, 29.
3) Auberi (Tarb6) 142: Es soll ein gottesgerichtlicher Zweikampf statt-
finden. Dieser darf unter keinen Umständen gestört werden: Et l'Emperere
s'escria ä haut ton, Qu'il n'i ait cevalier et baron, Ne *r autre, esquier ne gargon,
Qui ja i moeve ne noise ne ten^on, Et s'il est nas qui trespast la resson, Destruit
sera; ja n'aura raen^on; Ains ert pendus en guise de larron. Ja er verbietet
aogar ein Wort zu reden: Amis 1472: Nostre empereres an fait crier son ban,
Que il n'i ait Chevalier ne serjant, Qui die mot sor les membres perdans, Tout
que li uns sera recreans. Einen allgemeinen Landfrieden erlässt der Kaiser von
Rom in Gnill. de Paleme 9597: Puls met tel pais parmi son regne, N'i est si
hardis hom ne feme, Tout se face cointe ne fort, Qui a nului ost faire tort etc.
- Vgl. ib. 9244; 9259 etc.; Fierabras 151.
4) Gir. de Yiane 168: Je Tvos di, si respondi li Rois: Vos arös pais itel
com vos vodrois. En douce France vostre commant ferois : De mes forfais vous
en pardon les drois; Le tiers denier vos en doing et otrois. Bien iert venus,
qui vos i amerois. Et mal baillis qui de rien vos hairois. Raoul 6569: B. baisa
et puis le sor Gr., Faite est la pais, la Damredieu mercit, Entre B. et le roi Loeys.
5) So überlässt Karl Garnier seinen Feinden (Aye 80). Doch beklagen sich
352 Ferdinand Werner
3. Seiner allgemeinen Schutzgewalt (vgl. oben!) entspringt die Pflicht,
Witwen und Waisen zu behüten (Schröder 471). Er sorgt im Staatsinteresae
für die Wiederverheiratung der Witwe, wie es denn in seiner Macht über-
haupt liegt, in Eheschliessungsangelegenheiten entscheidend einzu-
greifen. (Vgl. Spirgatis a. a. O. lOif. und die Besprechung seiner Arbeit
durch D. Behrens, Zs, f, frz. Spr, u. LU, XVII, 138—148; dann Euler 45 f.).
Soweit diese Ausführungen hierhergehören, seien sie kurz wiedergegeben,
indem wie oben Ergänzungen hinzugefügt und belegt werden.
In das Recht der Sippe oder deren Einzelglieder, die Ehe einer An-
gehörigen im Interesse der „parent§" zu gestalten^) (Spirgatis 10 f., Behrens
14Gf.) oder in die Befugnis der Lehnsmannen, bei der Wiederverheiratung
der Witwe ihres „sire liges" beratend und entscheidend mitzuwirken (vgl.
z. B. Maugis d'Aigremont, p. p. F. Castets, Revue des langues rom. T. VI,
V. 4329 ff.), greift der König oft willkürlich ein. Er bestätigt Verlobung
und Ehe und verfügt frei über die Untertaniii (Gautier: Chev, 344; Behrens
139f.; Schröder 405; Euler 46; Spirgatis 11). Doch kommt es auch vor,
dass die unter seinem Schutz lebende Witwe (Brunner 11, 30; 40; 57 Cor.
L. 84; 154; 179; ib. (Hs. D.) 54; 72) ihn um einen Mann bittet. Denn
Witwenschaft ist gefürchtet Hermenjars klagt (Mort. Aym. 455): „Lasse,
or remanrai veve^. Vgl. auch die Klage der Gremahlin Begues' bei dessen
Tode; Loh. II, 267: „Et s'en iront mi chevalier gentis En autre terre autre
seigneur servir."
Mitunter ist die Zustimmung der Frau notwendig, ehe der König über
sie verfügen darf (Spirgatis 12, Euler 46). Doch sind grobe Rechts-
brüche durch den König (vgl. Raoul) ja nichts seltenes im Epos. Die ver-
witwete Gräfin Aalais z. B. wird von Louis d'Outremer in treuloser Weise
behandelt. Raoul 326: „Dame", dist il, „ne vos en quier mentir, Vostre
eritaige vos fait li rois tolir. Por Giboin, Diex le puist male'ir." Auch in
Enf. Og. 8096 schaltet der König frei: „Quant Charlemaines ot fait Tordene-
ment Des mariages trestout a sou talent."
Er setzt den Hochzeitstag fest^) und übernimmt bei der Greburt eines
dessen Neffen sehr darüber (Aye 82): „Garniers est Tostre hons liges et vos a
bien servi ... Et or [1] abandonn^s a tous ses anemis.
1) Auch der Oheim kann seine Nichte verheiraten-, vgl. Orson d580. Das
Verhältnis des Oheimes za Neffe (und Nichte) im altfranz. Epos wäre wohl einer
besonderen Betrachtung wert ; cf. Tacit. Germ. Cap. XX. — Alisc. p. 26 : Je suis
tes oocies, n'as ore plus prochain, Fors Damedieu. FoulqneS: Tos jors PoY dire;
ains venge niös qne frere, Aye 83: Gir. de Rouss. §§ 99, 182^ Gayd. 3, 22;
Auberi (Tob.) 12, 17, 24; Loh. 1, 161; II, 250, 268; Aymeri 4634; Alisc. 246 u. 8. w.
2) Aiol 8159: Je le prendrai a ferne si me dites le terme. Et respondi
11 rois: «Ja n*i meterai terme, Octaue Pentecouste."
KöDigtam und Lehnsweeen im französischen Nationalepos 353
Kindes gel^entlich die Patenstelle ^)i indem er zugleich den Taufnamen be-
stimmt*).
Auch bei den „m^i^nz" entscheidet der König die Ehe derVasallen-
töchter (vgl. Enf. Og. 1423ff.; 332f.; Floov. 50f.; Mainet 326/116 etc.,
Aye. 52 u. s. f.).
4. Gestützt auf seine Banngewalt, sorgt der Herrscher für die Organi-
sation des Reiches. Er baut Burgen (vgl. oben I B 2 a) und legt Strassen
an. (Parise 42: Quatre chemins roiauz a li anfas trov6.) Er erlasst Ver-
ordnungen^) und ernennt sämtliche Staats- und Kirchenbeamten ^) (vgl.
Mayer II, 407; Schröder 117).
Er schreibt Steuern aus und kann davon befreien '). Denn es ist sein
Recht Privilegien*) zu verleihen (Glasson II, 615; IV, 283).
1) Raoul 2519: Cesparins fu li rois de S.Denis. — [Foalque98 (Ms. 7188):
Es fons ont mis le prince les 11* arebevesquier« Et le roi le retret, si duc et si
princier. £n enges li doona lors de france un quartier; ib. 147; Aiol 9356;
Amis 24 fr.; Raoal 2517; Foulque 96. Diese Beispiele zeigen uns den König als
Paten von Heidenfürsten und Prinzessinen, die, wie jedes Patenkind, von dem
Herrscher ein wertvolles Patengeschenk erhalten.]
2) Berta 1173: E li rois le dict: Faräs li mon talant: Bati^er far^s primerano
Hnfant; Karlo 11 metös nome; qe eo le comant.
3) Enf. Og. 7815: Charles remest puis grant piece a Paris, Tant qne il ot
sei coomans establis, Par qaoi drois fu maintenns, car touz dis Estoit k ce de
caer faire ententis. 0 lui remest dus Namles li gentis Et avoec li Ardenois
Tienis etc De tele gent estoit Charles servis Et gouvernös, et il et ses
paya. Fierabras 10: Vous nous av^s en France t jugement donn^, Que ce que
11 doi jugent, puis k'i l'ont affremö, Aler estuet le tiere, ensi Tont cröantö. —
Böse 8: Tot fist par decrez et par lois Vers sa gent ce que fere dut. Anseis 213;
Uncelot 1302 etc.
4) Aye 1: II le fist s6n6chal et son gonfanonnier. Girb. de M. 459/13: Et
^8t Pepins: Je ferai vo plaisir. Je lor otroi et le pain et le vin. Gayd. 326;
Ami« 432 ff.; Jourd. 2071; Narb.7944; 2050; Gir. deViane 180; Aiol 9944; Guill.
^e Pal. 8637 etc. (Vgl. auch I, B 5.) Ober König und Kirchenbeamte s. Massing
118 ff. and sonst; Falk, J^tude 61 ff.
5) Sax. I 67: De Tor et dou chevage ior claim qites et frans A toz les
jors dou monde et peres et anfans. (Über „Steuern" vgl. S. 34 ff.)
6) Loeys erteilt Aiol die Erlaubnis, die Untertanen, welche A. beleidigt
haben, zu verbannen (Aiol 3657 ff.). In Gir. deViane 83 gewährt er Roland die
Erbauung einer „quintaine" im Feldlager. In Fierabr. 120 erzählt der Herzog
Richard von der Normandie: Quant Karies de ma terre me vaut le don donner.
Je nel vau mie prendre, ce saciös de vertö, Fors par 'v couvenent qui furent
devis^: Se il me venoit sers qui fust d'autre regnö, Puis k'öust en ma tere i*
senl an conversö, Seroit il tous jours frans par droite nöet^. Apres icelui don
^ fu antre donnä: S'estiemes en castel ou en mur enserrä, Eton öustmessage
semons et esgard^, Ce fu mes cors meismes, tel don m'a il donn6, Se anchoisc
Ae l'avoie guerpi et refusö. Renaus 262/6*. Berengar, je claim qnite h vos et
ttoinaniiicli« FifrHcliuiigeii XXV. 2H
354 Ferdinand Werner
5. Einebesondere Art des Bannes ist das Wildbannrecht (Mayer I, 86;
Lamprecht, Wirtschaftsleben I, llOf.; 470 f.; Schröder 191; 206; 521).
Es bedeutete die Befugnis des Königs überall im Lande frei jagen ^) und
Wälder anl^en zu können*). Es konnte vom König verliehen werden
(„Bannleihe"; Schröder 421). Willkürlichkeiten des Fürsten führen auch
hier zum Streite mit Gross Vasallen^). (Über königl. Wälder s. auch unten
B 2 b <).)
d) Der König hat die oberste Finanzgewalt.
1. Vgl Schröder 183 ff.; 198ff. Ein Unterschied zwischen Reichs- und
Privatgut wird nicht gemacht (ib. 194). Frankreich ist des Königs „alues"
(Foulque 12; 67; Loh. II, 99) oder sein „fief" (Huon 3; 7).
k vostre oir; Jamals de^a la mer servise ne ferois ... Guill. de B. 5900: El
gentil senhor agradiu Lor vay lo castel afranqair, £ tot so qa'el saubon qnerir
£1 Jor vay franohamens donar, £ lor costumas cofermar, Par tot aquel afranquiment
Fierabras 187: La foire du lendi fa par oe estoröe Que ja n'i devroit estre
cens ne taille donn6e (also ein abgabenfreier Markt. Vgl. Lamprecht, ßeitr. 127).
Por cbon est il encore li lendis apelös. Sa n'i doit estre trens ne nos tresors
donn^; Mais puls par convoitise fn eis bans trespassös. — Trist ran 8011:
Le jor franchi 11 rois 'i- sers. (Sklavenbefreinng; vgl. hlersn auch Prise de
Pampelone 341 ff, wo Karl auf die Bitten des Desiderins die Lombarden ans
ihrer Unfreiheit löst. Das wird urkundlich bestfttigt, worauf Turpin das
Schriftotück versiegelt (ib. 361). — Der Herzog £lie besass (cf. Aiol 8093 f.):
Del monstre saint Denis le maistre confanon £t la senescandie de tont uostre
roion. Als erbliches Privileg fordert Aiol diese Ämter surüok. £r erhält sie
auch. Aiol 8252: Li rois li rent sa terre et tont sterile £t la senescandie de
trestonte son regne. Auch dem HeidenfUrsten Karahues verspricht Karl erbliches
Gut mit besonderen Vorrechten. (Vergl. Enf. Og. 7079 ff; 7109 ff.)
1) Gir de Rouss. § 119. Roussillon est un aleu, j'en conviens, mais
outre Seine, le long du courant, en la for^t deMontargon, vous avez pour un
mois droit de chasse et de gtte, qnatorze jours Tötö; quinze lliiver; pendant
les quatorze jours Girart vous doit le conroi. Gayd. 120: N'ose avoir chiens
corrans ne obacerie, £t si nen a fors d'autre chose envie Mais Fempereres li
deffent et devie. (Er beschränkt also das Jagdrecht seiner Vassalien). Girb.
de Metz 471/32: £t Fenpereres en va on bois berseir Droit a Saint Lix ou il
suet oonuerseir £n ces forces qui tant fönt a loneir Pour son deduit et sa vie
ameneir; vgl. Sax. I 57: Puls irons querre Karle ä Loon ou k Blols. Ou que
nos le troverons au ri vi er es on au bois. (Beachte die Fischereigerechtsame!)
Ib. 11 110; 129; Berte 2616; Escoufle 1492; Tristran 1642; etc.
2) Gui de B. 11 : Ilnec virent le bois que Karies fist planter.
3) Gir. de Viane 167 : Karl jagt im Bannforst des Herzogs Girara und er-
legt einen Eber. Girars beansprucht das erlegte Tier: Mieus iert li pors; k
grant tort Tav^s pris. — Vgl. Gayd. 120.
Königtum and Lehnswesen im fransösischen Nationalepos 355
2. Der König besitzt Gärten^), Forste*), Schlösser'), Städte*), Klöster
und Abteien'). Er hat einen wohlverwahrten Kronschatz*), in den die Ab-
1) Lob. n 39: Si s'en avale el grant vergier Pepin; vgl. ib. Anm. von
P. Paris: „Jerdin du Rois." Rose 3650*, Escoufle 3085 etc.
2) Siehe S. 34, Zitat 2. — Aiol 1727: Uns forestiers i maint qui bien
eit oBtelte. n ot a non Tieri ; mout fn gentiex et ber II aaoit le foriest entor
loi % ^arder. Ganfrey 164*, Girb. de Metz 469/18. In dem Hanse seines Försters
ttbanichtet der jagdliebende Landesherr (Gir. de Viane 165). In BerU 1058 ff.
▼erbringt Pippin die Nacht bei dem Burggrafen Sinibaldo: Pepin voloit aler por
ea^r; A. Sygnibaldo enyoie qe le di^ apariler De yitnalia e de 90 qe li ö
moBtrer; A li ^astel yol venir alberner Et illec ter^ (omo se^omer. Et Seyni-
btldo li foit de gr6s et volnnter Et ile^ alber^ent (ivaler e peon, Pols
T<mt a cha^r qnant vent la sason.
3) Mort Aym. 60: Looys erzählt von Hne Capet: Arse a ma terre et gastö
Bionpalts, 'XV' chastiax pecoiez et manmis. — Gir. de Ronss. §§ 70; 348 etc.—
Aach bei den Heiden hat der Fürst Schlösser. VgLRol. 286; Aqnin 1328 f. etc.
4) Gni de Nant. 48: Mes tomez k Estampez, si vons i hebergiez. La vile
e«t tonte vostre, Dex en soit graciös. — Loh. ÜI 65; Gni de B. 9; Girb. de
Metz 473/3: Droit a Arras chevancbiös a estri. Citeis est bonne Tenperere
Pepin. Aiol 3811; 4164 (HeidenfUrst) ; 4171; 9266; Amis 2686; Jourd. 3631;
Aiol 6641: Orliens la fort ohite roial. — Karl sagtBenans 267/16: Langres ma
eitt; ib. 267/20: Clarmont, ma grant cM, (Vgl. auch Viollet U 176).
5) Anberi (Tobler) 131: Et vons meismes le devös avancier Le Heus est
▼oitres; ne l'dev^s empirier, sagt der Abt zu Pippin, als dieser die geistliche
Niederlassung angreifen will. Der König erwidert: «Le lieus ai je molt chier/
Gir. de Ronss. § 636: Le roi fnt sage: 11 suivit les conseils du pape et il fit
faire je ne sais combien des moutiers royanx. Loh. I 45; Huon 261; Anseis
131 ff.; Mainet 315/11 etc. s. Massing: 91; 107; 121. P. Meyer: Übers, des Gir.
deBooss. p. 301: Die königl. Klöster waren der päpstlichen Rechtsprechung
Hiebt unterworfen; der Kaiser ernannte die Äbte. Vgl. oben S. 23, Zitat 1.,
6) Narbi 816: Venn en est en la grant tor entie 0 mout avoit avoir et
meaentie D'or esmerö a nne male enplie. In Gir. de Ronss. § 216 befindet er
>ieb „en la obambre voütöe sons le toit;" in Guill. de Pal. 4652 in „le maistre
tor roial." — Vgl. Parise 31 ff; Aymeri 1075; Escoufie 4195 etc. — Erec 6836^
(Artus) .... coman de fors treire Deus corones de son tresor Totes massices de
fin or. — Ans dem Kronsohatz werden die Söldner bezahlt. Capet 183: 'XX-
Dil saudoiiers arez nng an passö Paiant de mes deniers de coy j'ay a plentö.
Diese Soldzahlnngen erschöpfen bei langer Kriegsdauer den Kronsohatz.
^vtnl 565: Vostre tezanr auü dire que es mermatz, Que aves lo ai logadiers
donat[z]. — Der „trösor" des Königs ist berühmt und sprichwörtlich geworden.
Aymeri 396: Qui me donroit le tresor Pepin; ib. 2450: Por le tresor Charlon
reopereor. Vgl. auch Doon 25: — por le tresor Davi. Dasselbe Orson 2605;
Btttars 4800. Dagegen Bastars 5920: — le tresor Pharaon; Aymeri 419: —
l'or Salemon. — In Guill. de Pal. 9108 lesen wir: Tot son tresor lor fait ovrir:
£t devant metre en abandon L*or et Pargent a grant fuison, Les ricbes pieres
le joians Les dras de soie chiers et bians. — Der Kronschatz wird mit ins Feld
genommen (Soldzahlung!). Karl lässt ihn in Monbandel wohl verwahren.
23*
356 Ferdinand Werner
gaben der Mannen ^), deren freiwillige Geschenke ') und der Tribut der Unter-
worfenen ^) fliessen, soweit es sich dabei um Edelmetalle handelt Konfiskationen^
BenauB 150/36: Sonargent et son or a faitlaiens porter-, Plus de *XXX- somier»
en ia fait mener. vgl. ib. 160/26: Si le gardent sergentqui soientbien armö. —
Auch die Fürsten der Heiden haben einen Kronschatz. Prise de Cordres,
App. I, 201, Aye 70; Prise de Cord. App. I 176: Li tresor(8) Jastamont qni tos
estceaus mis Et de *Xir rois est amass^s et conqnis; ib. 261: L'amuatanz fis^
fors traire son tresor et froissier.
1) Narb. 2678: De 'XXX* contes a il le treQage, Qui tnit le aerveot et IE
randent ommaje. vgl. ib. 3006. — Renans 6/37: Si te mande par moi, ja ne senw
celö Qae le voises servir k la Natevitö £n ta coropaigne soient *c- Chevalier
arm6. Si 11 rent le trett de trestot ton reign6. Vgl. Gir. de Viane 140; 168.
£rec 3865. Geldbedürftigkeit und Habsucht führen oft den Herrscher dabin
dass er sich bestechen lässt: Gayd. 57; Orson 44; 293; 1852; 2375; Gui de n1
23; 36; 39; Loh. III 101; Auberi (Tarbö) 135; Ifac. 7 u. s. f.
2) Aye 80: Tant ont l'emperöor et donnö et promis .... Erec 2388: Le
jor ot Erec maint presauz De Chevaliers et de borjois, De Tun uu palefroi norois,
Et de Tautre une cope d'or etc.; vgl. auch Rose 604; Loh. I, 41 u. s. w.
3) Hol. 665: De Gnenelun atent li Reis nnveles E le trett d'Espaigne la
grant tere. Gir. de Rouss. § 400: Ce jour meme Ini arrivörent trois cents bStes
de sommes chargöes d'argent tel que des esterlins: C'est le tribut qui lui vient
d'outre-mer. Sax. 1 44 : Karies mande et commande que tröu li devon, Chascuns
iiii deniers sanz lais et sanz pardon, Ou chascuns querpisse sa terre et sa
maison. — Vgl. Prise de Pamp. 2501; 2553; Aquin 1266 f; Enf. Og. 1970; 1993;
Foulque42 etc. — Nach Auffassung der Heiden ist der Frankenkönig ihr Tribut-
pflichtiger. Aquin 1266: Abvez vous moy aportö le trehu Que Gharlez doit a Aiquin
nostre duc; vgl. ib. 2501 ff. — Destr. 148: Ains fera as Francois lour aervage
doner, Quatre deniers par an pour lour Chiefs rachater. — Es gab auch Länder,
denen Steuerfreiheit bewilligt wurde. Sax. I 54: Si vuet de nostre terre la
franchise retraire Que la mere Den tient k son lige doaire. ib. I 70: Le tr6u
lor pardone (vgl. Schröder 188; 595 ff.) —Auch der „amiral" bezieht Abgaben:
Prise de Cord. 1197: Et les grans rantes qui vieD[en]t de la mer. — Der 'I'ribut
der Unterworfenen (Sklaven) wird häufig als „che vage", Kopfsteuer „pour
lour Chiefs rachater** (Destr. 149) bezeichnet (Siehe Branner II 284; Viollet II
449). Rol. 373: Vers Engleterre passat il la mer salse, Ad oes seint Piere en
cunquist le chevage. — Sax: I 57; La li seront li denier livrö par igal drois
Chascuns en aura *iiii* c'est li chevages drois ; vgl. ib. 59; 60; 76; 77; Karl
sagt von sich: Sax. II 38: „Par le cors saint Denis a cui je rant chevage.*
Renaus 205/15: Dont vos iestes cuivers et sougiös a Karion 'inv deniers rendans
del Chief el del menton. — Chev. Og. 8628: A trop grant tort me demande
cavage Ainc nel' dona nus hom de mon lignage. ib. 3516: Por le tr6u qu'il me
dut de cavage. — ib. 1587: cavage de cief. — Das „chevage** bedingt die per-
sönliche Unfreiheit. Chev. Og. 3660: Mes cuvers est et mes sers cavagi^s
Et cascun an me doit quatre deniers Noient d'argent mais erent d'or mier. —
Sax. I 60 Les deniers dou chevage portont au sonc les fers Demander vodront
Karle sMl les tient a cuvers*. ... Prise de Pamp. 4497: A cuvertage nos velt
trestous mener. — Chev. Og. 4555: Mult m'avös hui honi et vergondö de
Königtam und LehoBwesen im französbohen Nationalepos 357
Bannbussen^) bereichern ebenfalls den königUchen Schatz. Im Kriegsfalle
sind Beute*), Gefangene') (Lösegeld!), erobertes Land ^) Eigentum der Krone;
cuvertage m'avöB hui trop retö Chaise ne rendi hom de mon parent^. — Renaoa
205/10: Dont yob iestes coiyers et songiös a Rarion iiii deoiers rendans del
Chief et del menton. -— ib. 215/2 : Fix a putain, mauvais sers acatis, Par iiii deniers
Tan estes aculvertis. — ib. 215/16: Ne jo ne sui colvers, acatös ne^conquis. —
Chey. Og. 1492: Sera de ia teste rendans quatre deniers. — ib. 4322: Por le
cavage et ot fait desraisnier Dont il devoit chasenn an de loier De droit
servage Kallon quatre deniers; Gaufrois ses pöres n'en valt ainc nnl paier,
Alna en laissa por le cavage Ogier. — Gaufrey 315: £t diras k Gaafrey, s'il
veat aToir ate, Que il seit mon sougis tons lesjours de sa vieDe nur deniers
Pan, ainsi Tai establie. — ib. 317 : Vous en estez mez hons et mon serf. Die
Gemahlin Gauireys bemerkt dazn ib. 318: Miex voudroie mourirqoefussi^s serf
clamös. Karls Gesandte su Gaufrey, ib. 320: Et si estes son serf, chen ne
povto noier. — Die Schimpflichkeit der Kopfsteuer ergibt den häufigen Gebranch
von .cuvers" im verächtlichen Sinne. Und zwar rufen es sich Christen wie
Heiden zu. Vgl. Loh. II, 33; Raoul 1264; Jourd. 831 ; Foulque 128; 1380; Aquin
175; Gir. de Viane 33; Mort Aym. 2283; 3600; Elie 153; Sax. I 235; II 3;
20; 29; 33 etc. — Renaus 214/24; Chev. Og. 1491; Cor. Looys 1253; Enf. Og.
1205 etc. — Über «colliberti** s. Lamprecht, Beiir, 71; 81 (Interessante Stelle
über den kirchlichen collibertus: „Quid sit collibertns ....*); Grimm I 465; P.
Paris, Loh. II 267 f; Glasson II 551; 561; 580.
1) — Loeys verjagt und enterbt Elie, sagt aber (Aiol 3565): „A tort en
tiens la tere 'et a pichie." Es gibt aber dennoch (ib. 3585) das Land dem
Macaire. Über „Verlust des Lehens* virird weiter unten ausfuhrlicher zu reden
Bein. Willkürlichkeit des Herrschers führt dabei zu blutigen Rachekriegen
(Raoul de Cambraü). Die Konfiskation kirchlicher Güter behandelt ausführlich
Massing a. a. 0. 127 ff; vgl. auch Glasson III 657. — Zu Bannbussen s. Schröder
115 ff. "
2) VgL Schröder 33. Gewöhnlich wird sie von dem Fürsten an Mannen und
Söldner verteilt Enf. Og. 6937: Et dou gaaing qui \k fu conquestös Ne retint
Charles vaillant *ir oes pelös: Tout fu a ceaus bailliez et delivrös Qui en
avoient les mescbiez endurös. Fierabr. 153; Loh. I 21; Aiol 4850; Baoul 6156;
BoL 2478 etc. — Auch dem HeidenfUrsten gehört die Beute, die seine Leute
machen; Mort Aym. 1595: De Nerbone est la proie Paumagor.
3) Aiol 3297: Car ie uous renderai roi Loeys, L'enpereor de Franche de
aaint Denis. Vous li aues gaste tout son pais. Or refera de uous tout son
plaisir, Si quel ueront li grant et li petit; ib. 3436: Se uous renc or che conte
lor uostre foi, Que nel menes a tort ne a belloi. Raenchon en prendes, iel uous
en proi. — Renaus 107/18: S*en prenes raen^on ä vostre volenti. — Vgl. noch:
Loh. I 141; 279; Aye 6; 23; Aiol 4500; Loh. II 194: II est oostume en cest
pais L'emois est vostre et mieus en est li pris. Enf. Og. 7132; 7173 etc. —
Aach das Lösegeld verteilt der König in grösseren Mengen. Renaus 108/11:
Le mains retint, ä soi, le plus en a donö.
4) Aiol 4594: Or me poes dire le fort roi Mibrien Ca grant tort tient la
tere dont ie sui iretiers, Que conquist Karlemaines. Renaus 122/16 f ; Aiol 5221 ;
Gai de B. 121 ; 123; Aquin 556 etc. —
358 Ferdinand Wemer
doch verbleiben die Einwohner des besetzten Gebietes in der Nutzniessung
ihres Besitzes, sofern sie sich taufen lassen^).
3. Zu den königlichen Einkünften gehören femer Wege-, Brücken-,
Hafen- und Geleitsgelder*), weiterhin die Gebühr für Lehnsemeuerung^)
(laudemium, relief (relevium), vgl. Ducange: laudare, relevare. Amira 158;
Schröder 393, Anm.; 765 u. sonst).
4. Wenn der Herrscher als oberster Gerichts- und Verwaltungsbeamter
das Reich bereiste, um nach dem Rechten zu sehen*), so genoss er in
den Städten, wo er sich gerade aufhielt, das „droit de gtte"') (cf. Ducange:
1) Roland 101: En la citet n'en ad rem68 paien Ne seit ocis, o devlent
chrestiens. — Aiol 10910: Cil dedens qni se uoillent lener et baptisier Ne per-
dirent de lor nalissant iü* deniers Qoi en dieu ne uant oroire, mont tost fd
esillieB. — Guill. de Pal. 2395; Renaas 122/16: De Ini voldrai tenir tontes mes
iretös, Et si iert mes bamages baptisiös et levös.
2) Vgl. Schröder 188. — Renans 264/11: M. livres vos vandront li chemin;
8. Glasson II 483; IV 10; Wamkönig I 257; Gantier, Ep. IV 390; Lamprecht
Wsch. n 271. — Fonlque 17: Se treu veulent prendre de cest chemin, II l'aront
ja an bon branc acerio. — Doinsent tren, ou il n'i passeront. Puis aront pös;
ja en eil Heu n'iront, Quar Tamirant a mis Penseigne au pont. — Most fiörement
Pen apela Morgant Que treu doinsent et qn'il seit molt grant D'or ou d'argent,
de mars ou de besant. — „En fiez le m'a donnö li amirant Qüe bien le preoge
de tnit li trespassant — Fierabras 77: ,Le trett de ce pont ven ge que voos
rendöB'* sagt der ebenfalls heidnische Pförtner von Aigremore und verlangt ein
absonderliches und ungeheuerliches Brückengeld. Gharroi 1070: Cr alez donques
au mestre guionnage; ib. 1091: Celui demande qui prent le gnionaige. Eine
Hafenabgabe findet sich in Wilhelmsl. 2400 ff., wo der Senescball die Oberauf-
sicht führt; ib. 2430: Si seneschaos aprös li point, Qui sa costume auportavoit.
(Über ähnliche Abgaben bei Chr^ien s. Hertens p. 67.) Wilhelmsl. 2445:
„Amis, il estoet que je voie Toz voz avoirs par un a nn. Et quant j'avrai vefi
cbascun, Lors si choisirai a mes iauz Trestos le plus bei et le mtauz. Diese
Abgabe wird als Übel empfunden: Cist peages est maus. — Über Geleitsgelder
s. auch S. 30, Zitat 1. In Fonlque 15 f. wollen Raufieute dem amiral Durchzugs-
geld bezahlen. «Noi^ll» biax sire, ains somes marchiant. — Mes ains donrai
un pr6sent Tamirant. Tiex oent destriers, tos li pires vaut tant Sa Chevaliers
ne meillor demant"; vgl. Aucassin 28, 4.
3) Boeves 2426: Le roi li rent tuz ses heritez; ib. 2430: ignelement le
releve li donez. Boeves aber weigert sich, da er früher ungerecht behandelt
worden sei. König Edegar erkennt das an und sagt daher: Ne requer de le
ton le vailant d'un dener.
4) Enf. Gg. 7844: A Cambrai fu Charles li rois a droit Gr vons dirai pour-
qnoi la sejornoit: C'estoit pour ce que il savoir vouloit Coument la terre iluec
se govemoit A son povoir les tors fais adre^oit Par tout son regne li rois ainsi
Pusoit, Droit k chascun k faire desiroit; Le torturier: Ik ou 11 Pataignoit, Selonc
son fait si le guerredennoit Que k mesfaire chascuns en ressoignoit, La ou li rois
a sejonr s'arrestoit. De toutes pars chascuns i acouroit.
5) Loh. I 142: «Drois empereres** ce dit li duz Garins, „Prenez Slssons ia
Königtam and Lehnswesen im tenztfsiichen Nationalepos 359
gifita; Mayer I, 193; Schröder 192). Ee galt als eine grosse Ehre, den
König bei sich zu Gaste zu haben, und man rüstete alles auf das beste her ^).
Da88 das wechselnde Hoflager den Grossvasallen indessen oft schwere
Lasten aufbürdete, liegt auf der Hand, und wir wissen aus der Geschichte,
dass heftige Kampfe zwischen Fürst und Feudalität die Folge waren
(Heinrich IV. und die Sachsen!).
Vielfach berichten uns spätere Epen, dass auch die zahlrrichen sonstigen
Steuern (Verbrauchsabgaben etc.) gründlich verhasst waren. Mit Entrüstung
geb8eln die Dichter die Politik der Aussaugung und sind auf der anderen
Seite hohen Lobes voll, wenn ein Kaiser oder König die Abgaben ermässigt
odcrbesdtigt (Vgl Berte 1475, 1480, 1535, 1560, 1766, 1888, 1992;
Intiod. zu Macaire XVHI; Bastars B764; Band, de Seb. H, 341.)
e) Der König ist oberster Lehnsherr.
Vgl. Waita IV, 285 f.; Schröder 159; Brunner H, 209.
1. Könige'), Herzöge, Grafen') sind Lehnsmannen des Königs von
Frankreich.
grant cM de pris. — Qnanttomerez deLoon a Paris Et voos vourez li Biauvais
rerenir, S'iert vostre chambre o vos ponrez dormir.* Gapet 185: Or s'avisa
ly rois, qni bien fiert de l'espöe Qu'en Fraoce n'y aroit ne ville ne contröe
Qn'il n'aloit viseter k mainie privöe. — II nevient en chitö ou on ne le fcBtie.
Nachdem Pippio den Garin im Stiche gelassen und so seine Lehnsherrlichkeit
aofgegeben hat, bietet der Lothringer sein Land dem König Anseis von Köln
an. Lob. III 201 : Par tel couvent com vos porroiz oYr, Qu6 an mangier, Riches
rois Anseis £n anroiz l'an . . . Recevez moi, si crestra vostre fiös, Que chasenn
an i anroiz nn mangier, De connoisBance a diz mil Chevaliers. — Diese Unter-
ttnenpflieht bestreitet Gaufrey. Ohev. Og. 20: II ne vos doit fnere ne homage
(faere-fodmm. cf. Mayer I 63).
1) Gir. de Viane 171 : ^Qni une nnit le poroit osteler Dedans Viane servir
et onorer, Toz ses lignaiges en seroit ölevös." ib. 172: Gar tnit li servent baron
et gent menne. — Anberi (Tarbö) 153. — Loh. I 260: Bögons sömont l'emperöor
Pepin Que o lol vengne manger en son jardin Et il i vint avec le duc Garin.
ib. III 23: Girbers semont l'empereor Pepin Et la r6ine au jent corz seignori,
Et tos las aotres, qu'il manjaeent o li Et dit li rois : „Volantiers, biax amis." —
Aach Königin and Königstochter werden ehrenvoll aufgenommen. Berta 1337:
n no arivent k ^astel ni dojon Ke a gitös qne fast de genti hom Que no la
sotalöB con tot ses compagnon, Et por amor li rois ne le faTst don.
2) Renaas 186/16: XXX rois ai vencus, k Den en rent mercis. N'i a eil
ae me serve volentiers, non envis Et cascans d'els mamaine XX. m. fer vestis.
- Floov. 2; Doon 222; Cor.L. (Hs. D.) 17; Guide N. 6; Aymeri 604. — Renaus
46/12: Charles fa el palais, l'emperere al vis fier; 0 lui fn Galerans et Naimes
et Ogier Et li rois Salemons et li rois Desier Et li rois de Hongrie c'on tint a
bon gaerrier. Le jour i ot 'VII* rois a corones d*ormier Et *XIIII' archevesques,
estre l'aatre clergier; Onque ne tint tel feste l'emperere au vis fier, Pais Teure
qnMl porta sa corone premier. Gayd. 309: Pols ai conquisez 'XXXII* roiautez
360 Ferdinand Werner
Renaus 143/20: De -XXXV' cont^ i fu la baronie Et de XX duoeeö
et de roiames 'XV*.
Doch stehen nicht alle Feudale zu ihm in direktem Lehnsverhältnis*)^
2. Der König ist femer oberster Lehnsherr der Kirche Renaus 2/7 —
Eveske et archeveeke sunt a moi aclin6 ... Et vienent en bataille quant iL
sunt mand6. Über sein Recht, die grossen Würdenträger der Kirche zu er-
nennen s. Massing 72; lUff.; Falk 22; 61ff.; Viollet I, 335ff.; 412;
n, 40 ff.; 267 ff.; Glasson HI, 604; IV, 753; Schröder 389. Über des
Königs sonstiges Verhältnis zur Kirche vgl. Massing 25 ; 30 ff.; 50; 62; 65;
70; 83; 107 u. sonst.
3. Gewaltige Länderstrecken unterstehen seinem Grebote*), Ungeheure
Dont je 8oi sires partout et rois clamez; vgl. 6ir. de Yiane 161; Mainet 332/2;
Sax. 12: La corone de France doit estre mise avant, Quar toit autre roi doivent
estre k lui apandant De la loi crestiene qi au Deu sont creant. Aymeri 72;
109; Mort Aym. 54; Vie de S. Gilles 1541: £n icel tens ke vus oez EsteitFlo-
venz reis apelez De Tulusane et de Gascoine Et de Provence et de Burguigne;
Forz reis estait de grant puissance, £t treu rendeit al rei de France, A Charlun
ki dune ert reis. Als Vasallen könige der fränkischen Herrscher (vgl. Viollet
11 182 ff.) werden genannt: Ouri von Bayern (Auberi, Tobler 141/9); Yen von
Gascogne (Narb. 3083; 3231 etc.); Desiderius von Pavia (Chev. Og. 3537; 4101;
4108; 4315) Hugon le Fort von Gonstantinopel (Voyage 797; 809); Tbierri von
Moriane (Lob. I 75 f.) Oton, Salemon (Anseis 9347 ff.) n. s. w, (Vgl. zu diesen
Namen: Langlois, Noms propres). Anderer Herrscher (Cbristen und Heiden)
Vasallenkönige finden sich u. a. in: Elia 2073; Alescb. 5218; 7531; Aymeri3542;
Meriadues 268; 283 etc; Boeves 994; Hervis 6517; Mort Aym. 1043; Fierabr. 171;
Fonlque 97 (ms. 7188) 125; Sax. 195; Destr. 75 ff; 263; Bastars 900; 8323; Gui
de B. 126; Bueves de Commarchis 656; 2200; Hervis 9244; Boeves 3168;
Narb. 6053 u. s. f.
3) [Zu S. 39.] Loh. 1 139: ^Drois empereres'' ce dit li dnx Henris Montagu
tieng de vous et mon pais. — Renaus 154/25; Orson 3188; Berta 581; Chev.
Og.357; 1775; Guill. de la Barre 5260ff; Entr. d. 8p. 54/107; 54/119; Auberi
Tarbö 142. — Narb. 2678: De XXX contes a ii le treQage. — ib. 2817; 2862;
3005; 3019; 3231; 7031 Renaus 4731 u. sonst.
1) Gayd. 146 : Bertrans sagt zu seinen Verwandten, indem er sie auffordert,
ihrem „cozins'* Gaydon zu helfen: „Nos ne tenons de Rarion t denier". Aoch
Savaris bezeichnet (ib. 184) Gaydon vor Rar! als „ le mien seignor''. -- Riolz
de Maus, ein Lehnsmann Gaydons und selber ein Muster von Lehnsmannstrene
(Gayd. 92, 93) mahnt seinen Herrn inständig, Rarl treu zu sein; Gayd. 93: ^l\
est tes (!) sires, et vos iestez ses (!) hom: Ne devez faire envers lui mesprison**.
2) Prise de Pamp. 2969 : Nous Carllemagne ao Dien bonour De Rome droit
empereour E roi de Frange, e encour seignour De Grestientö sens nul irour, E
de Baudard et de Nubie E de Perse e de Surie Jusque ou fu mort le fil Marie
S'est la giant ä nous convertie. Macaire 159: Vos estes rois trosqn'en Jerusalem
£ 8or tos rois si estes soverains. Aymeri 109: De tote Espangne et de tote
Persie Enst il lors tote la seignorie. — Cor. L. 885: Par droit est Rome nostre
Königtum and Lehnswesen im französischen Nationalepos 361
Volbmassen folgen seinem Heerbann. Vgl. Gir. de Rouss. §§ 7; 9; 21;
39; 47; 50; 149; 152; 153; 155; 161; 164; 185; 199; 263; 309; 316;
323; 325; 379; 400; 488; 567; 617. Renaus 26/13; 26/18; 140/lOff.;
U2/4fr.; Foulque 144; Orson 2246; Chev. Og. 206 u. v. a. m. Könige,
Herzoge, Grafen, Vizegrafen u. s, w. befinden sich in seiner „ost banie".
S.Gir. de Rouss. §§ 25; 32; 84; 88; 106; 110; 143; 145; 163; 229ff.;
263; 310; 381; 398; 421 f.; 429; 451; 481; 506; Renaus 26/11; 26/26
etc. etc.
4. Als oberster Lehnsherr (vgl. Brun de la Mont. 882: Cilz enfes est
royaux, Encore sera il nos sires principaux) kann der König Land verleihen *)
und entziehen*). (Vgl. auch Abschn. III : Das Lehnsverhältnis.) Doch sprechen
die Barone dabei ein entscheidendes Wort mit. Der „sires principaux" setzt
Könige, Herzöge und Grafen ein und sorgt dafür, dass sie anerkannt werden %
eopereor Charle, Tote Romagne et Toscane et Calabre. Von Karl hängen auBer-
dem ab: Loheraine (ib. Hs. D. 9); Lombardie (Cor. L. 19); Navare (ib. 19);
Normandie (ib. 18); Peitou (2012; 2046); Gascogoe (ib. Hs. D. 10)); Borgoigne
(Hs. D. 9); Baviere (Hs. D. 8); Alemaigne (Hs. D. 17); Anjoii (Cor. L. 18);
firetaigne (ibid.); Rome (ib. 885). — Vgl. Renalis 251/38: Rois iestesde la terre
sires de cest moat £n apreis Dame Deu ne sai meillor de vos. — ib. 136| 16 ff.
Von den Heiden wird ihm allerdings die Vorherrschaft and das Recht auf
Frankreich lebhaft bestritten. Es heiBtvon dem König Karahues: Enf. Og. 2140:
Apres vorra en Franche chevauchier, Rois en doit estre et droit i doit jagier,
Car si ancestre en farent iretier; vgl. ib. 1967: En France iriena, qui uostre
mcestre fn. Daraus leitet sich das Streben der Heiden her, den Frankenkönig
vom Throne zu stossen (Alisc. 100 u. sonst). Es ist femer festzuhalten, dass
als eigentliches Königsland im besonderen Franzien angesehen wird. Alisc. 252:
£n cele tere quo tient rois Loöis. — Narb. 1856: A Oriiens vindrent, si paser-
eDt le pont Lors entrerent an France. —
1) Anberi(Tarb6)2: Donna Ini terre et sa fame autresi: Et deBourgoigne
et du iiö le saisi; Berta 252: Encontre va 11 rois moult trös joieusement Et sont
en sa conpaigne plus de mil et sept cent Qui trestout sont de lui tenant grant
chasement. — Auf die Aufforderung hin, dem Raonl sein angestammtes Lehen
zu geben, erwidert Loeys (Raoul 648): — ^Je nel puis faire, li rois li respondi;
Li Manciax Ta, qua del gant le saisi Par tel covent le quer en ai man. Par
maintes fois m'en sui puis repentis Mais li baron le loerent ainsi. — Auberi
(Tobler) 125/30: Se tu estoies or de Flandres saisis, Jusqu'ä *r an en seroi[e]s
(ta) banis; Car c'est der fie au roi de Saint Denis; Se tu n'e[n] eres par le roi
reuestis, Ja n'en tendroies Taillant 'ii* parisis (vgl. Neumann 68 ff.).
2) Loeys wird aufgefordert dem Manciax Cambresis wieder zu entziehen.
Haoul 686: — Je nel puis faire 11 rois respond atant. Je Tai donnöe auMancel
combatant; Ne li tolroie por Tannor de Melant. ib. 2002: Rois Loeys nos Tient
deseriter. — Gir. de Viane 105; Anseis 11 96 ff.; Raoul 5440; Chev. Og. 9119;
Renaus 273/4; Foulque 25 u. s. w. —
3) Loeys krönt Foulque zum König von Spanien (Foulque 141); Karl Gui
de Bourg. desgL (Fierabr. 182; Gui de B. 121); Karl Roland desgl. (Prise de
362 Ferdinand Werner
(Wdteres über das Verhältnis des Königs zu seinen Grossvasallen findet
sich in Abschnitt II; über seine sonstigen Pflichten als Lehnsherr wird na
dritten Teil gehandelt)
8. Königsehe und Königin.
1. Bei der Königsheirat entscheidet die Staatsiaison (Loh. II, 2, 11).
Die Barone beraten den König bei seiner Wahl^); mit ihr^ Zustimmung
verlobt sich der König (Spirgatis p. 14), denn es ist wünschenswert, dass
der Herrscher nicht ohne Erben stirbt, weil dadurch Thronstreitigkeiten ver-
mieden werden^. Ausserdem stärkt die Mitgift der Königin das Krongut')
(Falk 23; Büchner 23 ff.; Waitz VI, 264; Spirgatis 13, 22).
2. Die Ehe des Königs muss ebenbürtig sein ^). In jüngeren Epen wird
es als üblich bezeichnet, dass die königlichen Brautwerber die körperliche
Gesundheit und Vollkommenheit der Umworbenen feststellen').
Pamp. 5585 ; 5630; Otinel 73 ; in Gai de Bonrg. 123 will Karl Boland zum Herrscher
machen; Pippin den Auberi zum König von Bayern (Auberi, Tarbö 152, 153);
vgl. Otinel 73; Sax. II 100 etc.; s. anch Neumann p. 70. — Robert 2905: Je
Ten fesisse dnc on conte. — Boeves 2326. — Prise de Pamp. 1346: Qoand
l'emperer ot feit cue[D]B de FJandre Jsorier, A cens de Flamens de l'ost fist
mantinant jorier De tenir Jsoriös por seignoor droitorier £ k eil das de Flandre
defisent tuit gardier ; £ ceus Potroierent de gros e volontier. — (Vgl. £Qler p. 45).
1) Amis 1769: Jk prins je fame au los de mes barons; Rose 8031: De la
fille le roi de France Fetes querre le mariage Par conseil de vostre bamage.
2) Berta 11: La cort de 11 rois no vale nn boton, Quando non oit nne
dame a galon, Dont 11 aüst o fiol o gnar^on Qe apreso de sa morte et de sa
decesion Qe fost notre rois cum esere dovon E mantenist en pase soe rion, E
par In aümes guarison. — ib. 191 : Se vn morise sen^a filz o gnar^n £ntor nos
seroit e nose ten^on; Qui' de Magance e qui' de BesengonE qni d'Anstrie con
qnille de Clermon Cascnn de lor demanderoit la coron; Ma s'erese avös a ves
deeision Questo non po avenire por nesune cason. — Vgl. ib. 88; 100 ff.; Gnill.
de B. 76 ff.; Vie de S. Gilles 310; 696.
3) Loh. I. 113: S'enst mari Blancheflors au der vis S'enst baron qni la
terra tenist. — ib. 1 116: Tenez ma fille, ben l'avez döservi, £t si voas rens ma
terre et mon pais. — vgl. ib. 1 122; Boeves 3777; Orson 1588; 1720; Narb. 1188;
1252; 1324; Parise 92; Elie 1524; Girb. de Metz (Bmchstttck) 379/75 ff. Escoufle
2334; Robert 3825 ff.; 4429 ff. — Auch die LehnstrSger der Braat werden dem
Manne verpflichtet; vgl. Fonlque 46; 140 etc.
4) Gir. de Viane 36: Ne doit nus rois c'est vöritö provöe La vavassore
prendre de sa contröe, Fille de roi doit voos estre don^e antre dame de molt
grant renom^e Vob vos porois hautement marier, A fille a Roi, an a duc ou a per.
Berte 786: Moolt fu de haot lignage Berte, ce vous plevis. De rois, d'empereonrs
et de princes eslis. — Vie de S. Gille 298 f.; Wilhelmsl. 32; Berta 200.
5) Herzog Aquilo, der an der Spitze einer Gesandtschaft nm die Hand der
Berta, der Tochter des Königs von Ungarn anhält, sagt (Berta 616): Qnando
li rois de Fran9e ven a prendre muler, Avant qe cnn la dame el se di9a aool^r,
KöDigtnm und Lehiuiwesen im fransdsischen NaiionalepoB 363
Ober Karls Frauen und f^inder s. Hist po^tique 378ff.; die Gremahlin
des L0678 ist Blancheflor, eine Tochter des mächtigen Grafen Aymeri von
Narbonne (Narb. 7813 ff.)» die Pippins heisst ebenso und ist eine Tochter des
Königs Thierri von Moriane. (Loh. 11, 2; 11; Anm. von R Paris; Massing
331) Über Kebsweiber des Monarchen s. Macaire 211 und den Schluss
derBerte aus grans pi6s (1074 — 1175); vgl. auch Lamprecht, Deut. Gesch^
3. Aufl., Bd. II, 51 ff.; Schröder RG. 4. Aufl. 110.
3. Die Pflichten der Königin sind denen des Königs ähnlich^). Im
fibiigen erscheint sie abhängig vom Willen des Gemahls'), der sie vor Gericht
stellen kann (Gir. de Viane 62 ff.) oder sie beschimpft und misshandelt (Loh. III,
103), wenn nicht gar mit Enthauptung bedroht (Voyage Iff.). Auch von
Vasallen wird sie oft mit Wort und Tat beleidigt und mit tödlicher Feind-
schaft verfolgt^). Auf der anderen Seite sehen wir indessen, wie sie sich
am Kampfe beteiligt und dreinschlägt^) oder sich für Angehörige ihrer Sippe
selber als Geisel stellt').
4. Als Titel der Königin finden sich: ma dame la roinne (Amis 1328;
Gir. de Viane 39; Raoul 2995; 5847; Alesch. 2872; 2900 etc.); ma dame
8e fait la dame tuta nna despoler, £ fi ben gaardea e davante et darer; S'el
sfiat altro q'ela non par mostrer, Le mariago se tomaria arer. Seinem Wunsche
wird entaproeben (ib. 638). Ebenso Hegt die Sache in Guili. de B. 1917.
1) Berta 669: Siös cortese e ben aparisent, Q'i no vos tenise raina da
oient; A lor donös robe e vestiment. Sor tute ren de 11 mondo vivent Yestre
sigDor amer^B loialment Si le far^s toto 11 son talent, Serös cortois a tote Taatre
jeot, A ^;ascun servös loial e droitament Faites qne de vos no se blasmi escner
ni sar^ent. — Quill, de Pal. 7120: Roine estes et femme a roi Fnstes et oirs
d'empereor Et dame de trös grant valor; Ne vos dev68 mie abaissier Envers
OD povre Bondoier. Vgl. ib. 9019 ff.-, 9504 ff.; 9623 ff.
2) In Berta 1229 bittet die Königin ihren Gemahl eine Reise machen su
dürfen, fügt allerdings hinzu: Se con^ö no me doni per Deo le fi Marie, A tot
to malgrö me meterö en vie.
3) Alisc. 84, 85: Wilhelm von Or. an seiner Schwester Blancheflor: „Li vif
di&ble vos ont or corounöe. Passa avant, del cief li a ostöe, Voiant Franchois,
i'a a ses pite jetöe, Isnelement miat sa main a Taspöe Parmi les treces Ta li
marehia cobröe, Ja li öust la teste tost coupöe. Ja par nai homme ne li fust
dev^e, Quant Ermengars li a des poins ostöe; vgl. Lob. II 110; III 81; Girb.
de Metz 520/19-, Gir. de Viane 69; 73; 63: True n'acorde Jamals jor n'en pran-
dron Tant qu'el en perde le chief sor le menton; ib. 53; 56. Sie wird von
Bemier gefangen genommen. Raoul 6512: -iüc* des lors ont retenus et pds,
Et la roine et Loherei son fil.
4) Girb. de Metz 521/5: En sa main tint *i' reit trenchant espie, Quant li
naurei se vuellent redresaier, Et la roine les refiert par derrier, Desor le maibre
les fait trebuchier; ib. 516/16 ff. schlägt sie Fromont ins Gesicht.
5) Loh. n 28: En pi^s se lievent de Chevaliers set vint Por ostagier
nüsme TempörMs; vgl. Amis 796 ff.
364 Ferdinand Werner
la fraiiche empMi-is (Loh. II, 102; Auberi, Tob. 11/21; 154/17; Escoufle
1412; Yvain 2064 etc. Die schmückenden Beiwörter (Waitz VI, 261)
gleichen denen des Königs: franche (Auberi, Tob. 11/21) Corona (Gir. de
Viane 39), noble (Capet 14) u. s. f.
5. Als Abzeichen hat sie die Krone ^). Sie sitzt neben dem Könige aul
dem Thron (Aquin 259; Erec 6595 ff.; Loh. III, 14 u. s. w.). Für allein-
regierende Königinnen, wie die von Garadigan, ist der „faudestuef" ebenfalls
ein Zeichen ihrer Würde^). An Stelle des Thronsessels tritt auch hier ge-
legentlich ein Teppich^). Weitere Insignien der Herrscherin sind das Zelt*)
und die kostbaren Gewänder*).
6. Auch ein besonderer Wohnsitz der Fürstin wird genannt % wenn sie
auch im übrigen dem König beim Residenz Wechsel folgt').
7. In dem Besitz der Königin (s. Waitz VI, 2631; 273) befinden sich
Land, Gärten, Paläste ®) und ein besonderer Kronschatz \ Eine bemerkens-
werte Stellung nimmt die „dos" (Morgengabe) ihres Gemahls ein^®). — Sie
1) Parise 92: 'i' cercle ot au son chi6 d'une cvre tregitöe, Et fu de riches
pierres tot anviron orl6e. — Vgl. Waitz VI 258 ff.; Jourd. 3956; S«x. I 115;
Foulqiie 132; Gir. de Viane 39; Berte 273; 485; Gaufrey 20ö;Baoul 2995; 5847;
Voyage 20; 822; Prise de Cord. 52; Jourd. 4241; Erec 664 f. — Sie wird von
ihrem Gemahl bei der Hochzeit gekrönt. Aliac. 77: Li reis doit Blanceflor
corouner. — Loh. II 14: Fierabr. 182;Foalque 147 f.; Anseis 362; 4093; Sax. II
95; Erec 690; Voyage 6; 808; Alisc. 83. — Vgl. Glasson II 439 f.
2) Meriadues 5442: Et la roine fu assise lluecques sor *r faudestuef
D'yuoire a esmail riche et nuef.
3) Guill. de Palerne 7591: De sor nne paile de Bisterne Sist la roine de
Palerne. — ib. 7975.
4) Sax. I 129: Et Sebile baisie dedens son tref demaine; vgL ib. I 44;
237; Gayd. 250.
5) Girb. de Metz 497/13: De vespres vint Tenpereres Pepins Et apres lui
la franche enpereris, Bien fu vestuie d'un pelison hermin Et par desuis d'un
paile alexandrin A bendes d'or, molt belement li eist, Sor ces espaoles li gisent
si bei crin. — Aye 7: Aye tint par la main Blancheflor la rouine. Elle avoit
afubl6 '1* grant mantel hermine La voosure est d'an paile vermeill d'anioravine
Moult valent grant honor les pierres qui i sont mise, vgl. Yvain 2859.
6) Alesch. 2872: Et la roine en sa cambre ä Senliz.
7) Alesch. 2900. Et la roine vosist estre a Senliz, Ou ä Estampes, ou au
bore Saint-Denis.
8) Loh. III 47: Ele en-apele .... Ses chamberlains de sa terre norris. —
Jourd. 3224: La roinne est en son palais listö. — Obstgarten: Macaire 7.
9) Hervis 3643: J'ai -r tresor si tresgrant amassö Nel moveroient *XX*
destrier sejornd Ne -XXX* buef. — - Auberi (Tob.) 215/4: De mes tresors uos
ferai tant donner. — Vgl. Girb. de Metz 521/16; 500/15 f. — Berte 189 etc.
10) Zu „douaire" vgl. Spirgatis p. 13 f. u. 22; Schröder 68 f.; 332ff.;Wani-
könig II 254; Amira 144. Es bedeutet die Gegenleistung des Mannes für die
Mitgift der Frau (Spirgatis p. 14: „Leibgedinge"; Amira 144: „Widerlage") und
Königtum nnd Lehnswesen im franzÖBisoben Nationalepos 365
gründet Klöster*) wie der König, empfängt*) und macht ^) Geschenke
wie dieser.
8. Die Königin hat Teil am Reich *) und an der Regieruno:sgewalt. Bei
Mahlzeiten*), während der Huldigung der Lehnsmannen*), an Hof tagen")
sitzt sie neben dem König. Sie greift lebhaft in die Debatten ein und ruft
dadurch mitunter unliebsame Auftritte hervor (Loh. H, 110; HI, 81; Girb.
de Metz 520/19 u. s. f.). Vor ihr und dem König wird Waffenstillstand
geschlossen®), oder sie selbst gibt im Namen ihrer Sippe „trives"®). Sie ent-
ist anf den ursprttnglieh für die Frau bezahlten Kaufpreis zurückzufahren
(Spirg. p. 14). Eb macht das Witwengat der Frau aus und bleibt ihr nach dem
Tode des Gemahls erhalten, um vor allem die einer Sippe in fremdem Lande
erauLDgelnde Frau zu schützen ( Aymeri 4481 ff.). S. auch Ducange : maritagium =
feudum marito propter nuptias uxori donatum, ipso mortuo ejus feudnm appela-
tar. — Vgl. Foulque 8: Et raurai femme fille d'on eroperöre Qui metra lor
aluex en doaire. — AnseYsl7: Chelivaurrai plevir et espouser Et toute Espaigne
en donaire doner. Aymeri 2384: Si fier doaire ne fist necuensne rois. Foulque
35: Ele li faitmolt grant mariement IUI citös et Panor qui apent. (Zu ndonaire*"
vgl. noch Gautier: Gheyalerie 354; Aseises de Jerusalem II 128; Modersohn
137; in Gir. de Rouss. § 563 die Bezeichnung „oscle*; Loh. I 48 „mariage";
Foulque 35 „mariement").
1) Auberi (Tarbö) 153 f.: Et la Roine, dont vous avös o'i Dedens Baiviöre
V moustier establi: La devint noone, et le siöcle guerpi.
2) Loh. II 257: Donnez Rigant cel destrier anabi Qne me donna li abes
de Clugni.
3) So schenkt Blancheflor dem Pippin einen Sperber (Girb. de Metz 498,
i f.) ; ihren Mannen etc. gibt sie Pferde, Geld, Gewänder, Land u. s. w. Loh. III
24, 29; Mac. 301: Girb. de Metz 429/27; Berta 1342 ff.; Gnill. de Pal. 5051;
Capet 94 etc.
4) Jourd. 4170: Et Gaudiscete la bele au cors moslö Fu dämme de la terre.
-- Auberi (Tarbö) 65: Nös la Reine, ä qui la terre apent. — Macaire 279: Et
vos, roine, sei vol68 agr^er, Si tornerös vo röaume ä garder. Aclin vos erent
Alemant et Baivier Et tote gent qu'a Kalles a baillier. — Meriadnes 11 590
(Waitz VI 261).
5) Girb. de Metz 514/13: Elle reuai deuant le roi seir (Varianten für
«deuant« = Hb. FM „ioste'' und P .X. „deleis*').
6) Erec 6595: Tuit qnatre main a main se tindrent Jusque devant le roi
s'an vindrent Si le saluent maintenant, Et la reine einsemant, Qui delez lui
leoit an coste; vgl. Aquin 269 (Heide!).
7) Aye 7 : An chief de la cortine, lez Garnier, l*ont asise ; D'une part en
li sale en tienent lor concille. -- Macaire 301: Et la roine a son destre coste.
- ib. 149; Gui de N. p 5.
8) Loh. III 14: Devant le roi, vöant Pempereris — De ceste guerre fust
aecordance et fins.
9) Loh. lil ^1: Je doin les trives, de pur lo duc Oarin Jusqu'il set ans
passes et acomplis.
366 Ferdinand Weraer
bietet auf Geheisa ^) oder auch ohne Wissen^) des Königs den Heerbann
und führt ihn heran ^). Sie stellt Burgen her*), macht Sklaven frei'), gibt
Geleite*).
Sie spricht mit bei der Ehe der Königstochter (Benaus 11 4/ 7 ff.) und
verfügt über die Hand ihrer Hofdamen').
Nach dem Tode des Königs führt sie die vormundschaftliche B^erung
(Enf. Og. 8019ff.; 8168). — Über ihre Beamten s. Waitz VI, 264; 328
und I, B 5.
4. Thronfolge und Krönung.
1. Der König kann die Krone niederlegen. Das geschieht» wenn er
eines Herrschers unwürdige Dinge begeht^) oder aus Altersschwäche*) oder
in zorniger Erregung und Hilflosigkeit ^% Doch suchen ihn die Fürsten meist
1) AnseSs 4021: Dist Rodoans: „Beine or m'entandös Li rois Marsiles,
vostre drois avoös, Mande par moi ke voos le secores Par tonte Aufrique
Pariere-ban cries. — Doon 383: La reine vendra, an gent cors esmerö; St
grant gent amerra, sachiös de veritö Pnne liene en tendra lea loges et li trö . . . .
N'a il homme remös, s'i) n'a enfermetö, Qne la rolne n'ait tont semona et
mandö. Vgl. Foulqne 141; Ancaaain 28|18ff.; Meriadnea 9318 ff. etc.
2) Girb. de Metz 473/21: Jea aemonrai n'en aarai mot Pepin. — ib. 437|7:
Dedana aa ohanbre entrai l'enpereria, Fait faire letrea et aaeleir eacria, A aon
ponoir fait cheualiera venir, Qui li fanrai jamaia n'iert cea amina.
8) Doon 334: Si a*en viennent tont droit, k joie et a bamö, Sna lea chevax
courana moult ricbement armö, La roine devant.
4) Meriadnea 9826: Et ele ae refait aaiair De aea caatiana ce k'ele puetEt
gamir ....
5) Berte 188: Bien aavez que tona troia de aervage getai Et qne de mea
deniera chaacnn d'aua rachetai. — ib. 2249.
6) Berte 182: „Filie** diät la roine, ,je vona convoierai.*'
7) Girb. de Mets 521/17: Puia ferai ae c'onqnea dame ne fit, Pncellea ai
en mea chanbrea gentia Fillea a princea et a contea marchia Je voa otroi le
baiaier Adelia Et raooUeir et Tantre chonae anai. Berte 194: Aliate, ae je puia
trea bien marierai.
8) Fierabr. 36: Boia ki ceval ociat n'a droit en iretö. — Certes, diät Fiera-
braa, tu aa dit veritö. Aiol 3404. (Loeya wird von Aiol niedergeachlagen): „Se
par *r cheualier ani retenna Perdre doi ma corone et metre iua.
9) Gayd. 324: Je te clainz onite treatout mon tenement; Trop ai veaen,
bien eat appariaaant. Entr^e de Spagne 11/7 : Gar veilard ani nymös ond je
vona fai^ mien hoir. — H. de Bord. 3 etc.
10) Renana 297/10: Je voa rant la corone ioi et devant D6; Jamals neaerai
roia en treatout mon a^. — ib. 297/34: Sachiöa, jli en ma vie k roi ne me
r'anr^a, Ne porterei corone en treatot mon aö Deal a icele eure qne Benant me
rendrea, Et Maugia le larron qne je durement hö. In Aymeri will Loeya die
Krone niederlegen, weil Hugo Capet aein Land verwüatet, und die Barone ihm
nicht helfen. Daa aber erfüllt aeine Vasallen mit groaaem Schmerz. Vgl. daa
folgende Zitat.
Königtum und Lehnsweaen im fransösischen NationalepoB 367
daran zu hindern^), sofern sie nicht zu den treulosen Vasallengeschlechtern
gehören, die danach trachten den König abzusetzen, ja, ihm überhaupt das
Recht auf den Thron bestreiten').
Der fränkische König ist seit 1077 absetzbar (Amira 129 f.). Ihn vom
Throne zu stürzen, ist begreiflicherweise Absicht der heidnischen Feinde^),
die, wie wir oben sahen, Frankreich als ihr Erbgut betrachten.
2. Die Königskrone ist erblich*). (Vgl. Mayer II, 381; ViolletI, 239ff.;
II,46ff.; Glassonll, 410; 414; Brunner II, 31; Schröderll2.) Bastaitlen^)
(P. Meyer 82; Glasson II, 99; HI, 32; Assises de J6ru8, II, 119; 286;
Warnkönig n, 174 ff.; Grimm, RA. I, 655) und körperlich missrateue Nach-
kommen*) sind indessen von der Thronfolge ausgeschlossen.
Es ist ein altgermanischer Brauch (Tamassia 197), dass der König
noch bei Lebzeiten seinen Nachfolger krönen lasst'') (Schröder 98 f.; Waitz
VI, 171 ff.; Mayer II, 379) oder zu dessen Gunsten auf den Thron verzichtet %
1) Aymeri 58: *XV' contor ont depitiö, plorö,*nu* roi saillent qui Tont recoronö.
Aaeh in Renaas 297/9 ff. geraten die Barone ttber das Vorgehen ihres Herrn
iB grosse Bestflrznng (Enier 34), and sie bitten ihn, seinen Entsehlnss za
indem.
2) Lob. I 213: „M'a-ce mandö Pepins? II n'est pas rois, bien le set-on de
^ K&rles ses pöres a grant tort Ta tolli." Graf Fromons deutet hier die Usar-
paUon Karl Martells an (Lob. I 218. Anm. von P. Paris); vgl. Aiol 3809 ff;
Olli, de Nant. p. 7.
3) Aiol 4067: Der Gesandte Tornebeuf in Loeys: Et mieus oaat Mahomes
dt Apolins Qne ne fait li tiens dieas qoe uieus seroir, Et a tort tiens la tere
qoe Karies tint. — ib. 2369: A tort portes oorone, noas le dison; Alesch. 3565:
&>ii Looys ferai-ge tot irer, De tonte France le ferai desposer Et de son chief
fors la corone oster. — Ähnliche Drohungen s. Aqoin 865 ff; Otinel 58 ; Ganfrey
^j Destr. 195 a. s. f.
4) Roland 3715: C'est Loewis, mieiz ne sai jo qu'en parle II est mis filz
d i\ tiendrat mes marches. — Cor. Looys 54: Karies li maines a molt son tems
Qa6 . . . . n a an fii Ä qni la velt doner. -— Macaire 291. Narb. 3259: Etaprös
\ qnant il fa desviez Refu ses filz Loois queronez. — Herta 87 ; Joard. 4165 f ;
Huon 7; Aiol 24: Qae mors fa Karlemaines et a Ais enfonis A Loeys remest
U tere et li pais. — Floov. 1 f; Cor. L. 1350 ff.
5) Mone: Neue Quellen des Heldenepos S. 210, ans Loh.: „11 n'est pas rois,
droit ce sai defit, Karies Marteus de hast Pengenui.* S. Schröder 112. —
6) Aye 52: Gar le mande Ganor, se tu la pues avoir; SeMahomet donnoit
Qii'en enssiez *i- oir Par oe auries en douce France droit, Car Karies n'a enfant
^iii vaille ne prenz seit Ne m^ c'un tot seul fiz qai ne ot ne voit.
7) S. vor allen Dingen das Cor. Looys! — Boeves 3224: Par den! moi
^^ Gni amener, demain ert rois, jeo le frai coroner. Prise de Cord. App. 1 149 :
^ fera a Gerart Malatrie doner, Loa cerde de fin or desor son chief posser etc.
8) Parise 92: Je met jus la quorone, si la vos vaeil doner, Et si prenez
iQt fille II moillier et k per. — Entr^e de Sp. 11/7; Gni de Bourg. 123; Berta
1586; Narb. 1652 etc.
368 Ferdinand Werner
In Guill. de B. adoptiert der König von Armenien ein adliges Findel-
kind^). £ä kommt auch vor, dass der Monarch seinem Schwiegersohn^)
oder einem andern Verwandten ^) sein Reich vermacht. Dieses erbt gewöhn-
lich der älteste Sohn^), doch sind Reichsteilungen nicht selten^) (Schröder 108).
Ist kein männlicher Erbe vorhanden, so übernimmt die Tochter das R^ment*).
Diese möglichst im Staatsinteresse zu verheiraten, ist Sache der Barone^).
3. Euler sagt (L c. p. 13 u. 15), dass nach Ansicht der Dichter bd
je<lem Thronwechsel ein besonderer Wahlakt stattfinde. Das ist in dieser
Allgemeinheit unrichtig. In Gapet wird zwar ein König gleichen Namens
gewählt, obschon eine Thionerbin vorhanden ist, welche allerdings mit Hue
Capet vermählt wird, der sich selber ausdrücklich als Wahlkönig bezeichnet^).
1) GuiU. de B. 34S2: Qnar, vesent de tolz, Tafilhec .... 3439: Pos quel
rey n'a fait heretier.
2) Vgl. S. 47, Zit 8; Parise 30; 35 etc.
3) Gui de Bonrg. 123: EtRollant aora France dont monlt est deeirant. —
Cor. L. 1300; Narb. 1652.
4) Floovant 1: Li ainez ot a noa Floovain li marchis; A celiü commandai
k garder son pais Et trestote la terre, que en pi^ la tenist; ib. 2: Et que enprto
aa mort en fnat roia queronez.
5) Introd. zu Cor. Looys p. IX sqq. ^ Glaaaon II 418; IV 287; Sehroder
97. — Mort A71D. 9: Charlemaine lo fort roi coroae Qai a sea filz dona »em
herites, A Looya et a Lohier TaiDsn^ Lohiers en eat en Alemaigne alez £^
Looys est en France remea. — Joord. 2028 ff.; 2934; Baool 7041; Hnon 190;-
Chev. Ogier 1061 (die drei letzten Zitate bezieben sieh auf heidniache Reichs-
teilnngen).
6) Im fränkiachen Beiche ist der Fall nieht vorgekommen, dass ein mSnn—
Hoher Erbe fehlte. Das Epoe kennt anch nor einen Fall (Hoe Capet). BeZ
Vaaallen- nnd Heidenköaigen tritt die Tochter mehrfach als Erbin aaf. So
aagt Ayglentine (Goi de Nant p. 18): DePoitiera joaqn'as poia sni roine clamöe:
Ma teire de Gaacoigne toos iert abandonaee. Riebe cooronne d'or vona iert d
Chief posee. — Vgl. ib. p. 15; 16: la pncele qoi Gaacoigne jostise. Foulqoe
132: Roy fd de Raiase. Navare ot i bailiier. Et Sebile la lai^e fdt sene k
joaticier D n'ot onc fils de aa gent moillier. S'onnenr donne tonte Ayglente I
baillier. Foolqoe 104: Meaaagier sui Gaaite an corz gent eachevi, Qne tiennent
a droit boir Rons etAmoravi — Eni Og. 7608: Li endroit furent tont 11 baron,
mandd De par la terre, et en lonc et en 1^; Et qnant il forent li endroit
aasambl^ A Gloriande an gent cora eamer^ Firent treetont houmage et fiSentö
Car de Corsnble n'avoit hoir demorö Que ii aans plna; ponr ce tiat l'ir^t^. —
Anberi (Tarbe) 64: Tonte BaiYi^re eat i lui apendant Elle ert Roine, a'elle vit
loDguement.
7) Capet 26. Graf Savary bittet die K5niginwitwe nm die Hand der Marie.
Er erhält zor Antwort: Me fiUe demandez qni roine aera H n'apertient a moy
qne je le donne ja, Maia i aon grant Unaige aavoir on le fer% Et par lez pers
de Fraacbe ainai on onrera.
8) Capet 177: Je any voatre roia conronnez de France le royon, Non nue
par oirrie ne par eatrasion, Mais par Ic rostre gr6 et voatre elexlon.
RÖnigtum nud LehnBwesen im franBösiachen Nationalepos 369
Snen Wahlakt schlagt auch Karl in Huon vor^). Aber sonst wird von
dner Eönigswahl nur berichtet, wenn überhaupt kein Abkönunling legitimer
Geburt vorhanden ist'). Häufig hören wir indessen von Thronstreitigkeiten ').
1) Huon 8: Karl beruft einen Hoftag ein und will die Krone niederlegen,
da er alt und gebrechlich sei : «Faites an roi" ruft er den .barons Chevaliers**
za, denn es ist swar ein Nachkomme vorhanden, Charlot, der aber alJgemein
miisachtet wird. Karl sagt selbst (ib. p. 4) : „Et neporquant 11 ne vant t denier
Si engerrai un malvais irctier. Ja, er wünscht sogar, dass Ogicr Charlot
B. Zt getötet hätte, da dieser gänzlich nnfShig zum Herrscher sei. Gleichwohl
betont er (ib. p. 7): «Et neporquant, ponr Diu Je vous requier Qae[l] facite
roi, je vous en veul proier, Car e'est li oirs de France, che aaciös."
2) Sax. I 6: Tant qu'en France morut li rois sans heritier. Ne sorent la
corone coi doner ne bai liier. De Jofroi de Paris firent lor justisier, Por main-
tenir la guerre et por ax anforcier. — Gui de Bourg. 7: Car faisons roi en
France, se vos le commandez, A qui nos clamerons et du bien et du mel, Et de
qoinos tandrons totes noa heritez. — ib. 7: .De qui ferons noa roi?" dient li bacheler.
A one part ae traient li VII des plus aisnez. De tons les plus bans homea du
miels anparantea. Vgl. auch S. 47 Zit. 4. — In Jonrd. 4181 £f.; Aiol 10835 ff.;
Gnill. de Pal. 9251 ff.; Renans 229/2 bieten die Barone des gefangenen oder
?erstorbenen Königs einem tapferen Feudalen die Krone an. — In Capet 175
bdet sich eine interessante Stelle, wo die npers** und „haus barons", deren Ein-
flnsa auf die Königswahl bedeutend ist (ib. 155), beschliessen, die Königstochter
ftrderhin der Erbfähigkeit verlustig zu erklären, damit jeder Streit um ihre
Band vermieden werde. Dieser Besohluss wird feierlich beglaubigt und versiegelt.
3) Nach dem Tode Karl Martells entbietet der Lothringerherzog Hervis in
seiner Eigenschaft als vormundschaftlicber Regent die Grossen zur Krönung
des Pepin (Lob. I 43). Dieser ist aber erst 12Vt Jahre alt (ib. 53), deshalb
erheben die illoyalen Vasallen heftigen V^iderspmch; ib. 43: De mainte gent
i et grant contredit Qui ne le volent otroier ne soffrir. — Denn der un-
mündige König gilt nicht viel. Aye 9: II n'a mos c'un sol fis, que moult fieble
senton, Qui moult par sera liez se servir le daingnon. ~ In Cor. Looys 1398
stellen die Grossvasallen einen Gegenkönig auf. — Blancheflor sagt zu Pepiu,
Girb. de Metz 459/6: „Charles Martiaus qui soueif vos norrit, Cant il fut mors
et en la terre mis, Vos remenistes riches rois molt petis. Li plait en furent,
bona rois, a Saint Denis Voloient vos la coronne toillir Et fait l'eussent, ne
fnit li duB Hernie, Coronai vos maulgrei vos anemia. — Narb. 5381 : Quant mort
fu Charle le fort roi po'^stis, En la chaere Tont an seant asis. 0 regne en ot
grant noisse et granz estris; Q'aprös lui vodrent queroner Emais, Por ce q'ert
riches et anforci68 d'amis. Deseritez en fnst roi Loois, Ne fust Guillame au
cort nes le marcbis, Qui desor toz en a hardement pria. Par sa fiert^ ociat cel
EmaiSy Et si randi ia terre et le pais A Loolis mal gre ses anemis. Eins! rendi
Gnillames li marchis A Loois le bon roi seignoris La qnerone de France. Vgl.
Gor. L. 1386 ff., 2626 ff.; Cbarroi 154 ff.; Alesch. 3000 ff.; Euler p. 14. — In
Benaus 266/18 ff. erzählt Karl, wie Pippin und Berta ermordet wurden, und wie
man ihn selbst des Landes verwies. Vgl. Mainet 333/90 ff.; Berta 1648 ff.;
G. Paris, Bomania IV (1875) 307 ff. —
Roauaiache Forselinngen ZXV. 24
370 Ferdinand Werner
4. Nach ribuarischem Recht ist der Konig mit 15 Jahren mündig.
(Schröder 110; 469; Brunner n, 31; Waita m, 282; VI, 275). Hat der
Thronfolger dieses Alter noch nicht bracht, so tritt eine Begierungsvormund-
Schaft ein. (Euler 15; VioUet 11, 86 ff.; Waitz VI, 217ff.) Diese kann
durch die Königin oder durch Grosvasallen ausgeübt werden (vgl. 8. 46
und Euler 15). Der junge König erhält eine gute Erziehung (Waits VI,
267f.; GuilL de PaL 46: Gomme on dott faire fil a roi).
5. Sobald er mündig gew(»tlen ist, erfolgen Krönung und Salbung,
denen aber staatsrechtliche Bedeutung nicht innewohnt, die also unterbleibeii
können (Schiöder 110; Waits III, 256 ff.).
'Eine ausführliche Schilderung der Krönungsfeieilichk^ten findet sich
in Erec 6546ff. (vgl auch ilerabr. 82; Esooufle 8879ff.; Boee 5381;
Meriadues 12100ff. u. a. m.).
Eiec bittet Artus ihn zu krönen und erhalt zusagende Antwort Die
Lehnstrager werden nach Nantes entboten, und keiner bleibt zurück: Por
lui servir et enor faire (Erec 6567). Es erfolgen Huldigung und B^[rüssung
der Gaste (ib. 6645: I ot oontes et dus et rms). Artus schlägt 400 Knappen
zu Bittem (ib. 6663: Toz fiz de contes et de rois) und besdienkt sie reich
mit Gewändern und Pferden. Erec tragt kostbare Kleidung^ darüber einen
prachtigen KrönungsmanteL Nachdem Artus, Erec und Enide auf Thron-
sesseln Platz genonunen haben, werden zwei mit Edelstemen besetzte Kronen
aus dem „tiisor^ geholt Dann finden Salbung und Krönung Erecs durch
den Bischof von Nantes statt (ib. 6856 ff.). Hierauf wird dem jungen
König ein Zepter übeireicht Daran scUiesst sich die Krönung Enides.
Eine feierliche Messe beendet den Akt Das Krönungamahl wird mit grossem
Pomp gefeiert (ib. 6936: Mil Chevalier de pain senirent, Et nül de vin,
et mil de vin . . .) Nach Beendigung der Fdolichkaten (in Meriadues
12324 dauern sie 8 Tage!) werden die Gaste reich beschenkt in die
Heimat entlassen.
6. Als Personen, die die Elrönung ausführen, treten uns entg^en: der
Fapst^) (Schiöder 98f.X der Enlnschof»), der Bischof'); ferner der König,
1) Renalis S66/21 : LI apoetolea lUles m*aida l eoroner; Boevea 8693: D
funt i4>oiter la eorone avaat, e il Vb, beneit, Tapostoil franc, aar le ehef la mist
a Boon le eombatant, apr^s coitma Josiaa o le cors avenant (SchrOder 98).
2) Meriadues 12i5S: L'areheueaqnea de Caatoibire Fa apareilliea aa
moustier Et il les fait sana delaier Eatreaponaer et paia chaata Et en aprei
lea eoroML
3) Erec 6$i^ : L'eveaqaea de Kaatea meisaes, Qae aont fit prodon et
aaintisinea, Fiat le sacre del roi aovel Moult aaiDtenaat et biea et bei Et la
coroae el ohif f li miat
Rdnigtuin und Lehnsweaen im franxöeischen Nationalepos 371
indem er die Königin oder seinen Nachfolger krönt ^) und die Vasallen')
(Euler p. 15).
7. Über die Krönung bemerkt Euler (p. 16): „Von den bei der Krönung
üblichen Grebräuchen erfahren wir nur, dass der König auf einen Thronsessel
(chaiere) gesetzt und ihm die „ampolle" überreicht wird.'' (Zu „ampoule"
cf. Ducange: ,,ampulla Remensis*' und Viollet 11, 33. Sie enthält das
heilige Öl, womit der König durch den Erzbischof von B. gesalbt wird.
S. Capet 21: S'arez le sacre ä Rains, la couronne k Paris).
Ausser Thron, Krone, Zepter (Erec 6554: Vos porterez real ansaigne,
Corone el chief et oeptre el poing. — ib. 6713: Li rois avoit deus faudestu^s
Divohre blanc, bien fez et nu^), „ampolle" (Capet 175: Et ly fu ly
ampoUe donnde et otroiie) und Krönungsmantel (Erec 6804 ff.) findet sich
noch das Schwert als Krönungsabzeichen') (Viollet 11, 33).
8. Als Krönungsstädte führt Euler (p. 16) an: St Denis, Rains, Rom.
Ausser diesen berichtet uns das Epos noch von anderen^). Die eroberungs-
Instigen Heidenfürsten verkünden siegesbewusst, wo sie sich nach Unter-
werfung des Frankenreiches krönen lassen wollen*). Als Hauptkrönungs-
ort der Sarazenen gilt Babylon (Euler 16).
Wird ein Land erobert, so erfolgt dort eine besondere Krönung des
Herrschers*). Über Krönungsfeste d. h. Tage, wo der König unter grossem
Prachtaufwand die Krone trug, vgl. S. 11, Zit 1. (Dasselbe bei den Heiden
(cf. Elie 1256): „Ne Gontier, uostre dru, qui uous seut coroner''.)
9. Nach der Krönung, deren Feier festliche Freude im ganzen Lande
1) Boeves 8224: Pur deal moi fetes Gui amener demain ert rois, jeo le
frti eoroner, e Miles duc; Prise de Cord. App. I 145 ff. — Aleschans 2797: Li
rois i doit Blanceflor coroner .... (cf. Schröder 99).
2) Mort Aym.186: — Ou est li rois? gardez ne lo celez. — Par mon chief,
dame, a Loon la cito; A ceste feste Pavomes ooronö. — Elie 1256; Loh. I 48;
Cor. L. 2626 ff.; Jourd. 4165 ff.; 4232 ff.; Cor. L. (Hs. C) 1282. — (Über die
erste Krönung eines frSnk. Königs darcb Engel s. Euler 8. 16, Zit. aus Sax.)
3) Gir. de Yiane 145: Pepins Pen traist, de France la loöe Quant corone
ot premiörement portöe.
4) Capet 21: S'arez le saore ä Rains, le couronne ä Paris; vgl. die folgen-
den State.
5) Foolqne 64: Ens en Orange me ferai coroner. — Danemons bezeichnet
Mont Loon als seine zukünftige Krönungsstadt (Chev. Og. 645). Karahnes
soll in Paris gekrönt werden (Enf. Og. 766 ff.); Mibrien sagt (Aiol 4156): A
Ais a la chapele qae Karies tint Me ferai coroner a mes amis. Auch in
Aymeri 8578 bezeichnen Heiden Aachen als ihre in Aussicht genommene
Krönungsstadt. — Aqnin hingegen wird in Nantes gekrönt (Aquin 1426 ff.),
wo ja auch Eree Krone nnd Salbung empfängt (Erec 6865).
6) Aquin 2424: Se Dien ce donne le roy de majest^, Qae Charlemaine le
tienge en eqnit^, A Pentheoonste y sera conronnd.
24*
372 Ferdinand Werner
erweckt (Euler p. 16), leisten die Untertanen dem König „f^ut^'* und
„hommage"^) (Glasson II, 520). Das kann bei der „Umfahrt'* des neuen
Herrschers im Reiche geschehen. (8. Schröder RG, 4. Aufl. 109 und
Zitat 1.)
6. Der königliche Hof. Die Hof beamten.
1. Am Hofe des Königs lebt stets eine grössere Anzahl Adliger un<
Geistlicher verschiedenen Ranges^) (Waitz HI, 493 ff.; Wamkönig I, 250
Gautier, i>p, I, 186; Glasson II, 440; Schultz I, 178 ff.; Brunner H, 103
Schröder 136 ff.; Kalbfleisch 10). Junge Adlige werden an den KönigshoJ
gesandt, um dort erzogen zu werden^) und den Ritterschlag von des HerrscherE
Hand zu erhalten^) (Glasson IV, 288). Herzog Ajrmes von Dordognc
bringt seine 4 Söhne zu Elarl (Renaus 45 ff.), und in Berte 147, 155
wird im Anschluss an die Tatsache, dass der König von Ungarn am fränkischen
Hofe erzogen worden ist, es als eine Sitte ausländischer Fürsten überiiaupt
bezeichnet, ihre Kinder an die „oour^* zu Paris zu schicken, damit sie dort
höfischer Sitte kundig werden.
Auch Königstöchter erhalten am Hofe ihre Ausbildung (Erec 381, 79).
An der Erziehung der adligen Kinder nimmt die Königin regen Anteil
(Aye 81).
1) Boeves 3785: baronB et contes il sunt asemblez, aprös manger li fant
feautez. — Narb. 5639: Par le realme vet sa gent visetant Per prandre ses
homajes. — Gaill. de Pal. 9465: Mais ains qae s'en voist li bamage, Prist
l'empereres les homages Des barons qai 6 la cort fnrent. II li ont fait si com
il durent. — Cor. L. 2638; Foulqae 165: £t li jurörent foy et firent serement —
Vgl. Schröder 466; Grimm II 541 ff. — Capet 178; Gnill. de Pal. 9588 ff.
2) Alesch. 2821 : Monlt i trova contes princes et das. — Mort Aym. 502:
L'emperere ert de son mangier levez, II apela sa jent et son barn6. — Narb. 18:
VII roi puissant il mengierent le jor. — £Df. Og. 282 ff.; Macaire 5, 7; Loh. I
54; Chev. Og. 9507; Erec 1963, 2082, 2074; Perceval 81 lU. Diese sich in der
Nähe des Herrn aafbaltenden Barone werden (Gayd. 157) als «Seignor de cort*
bezeichnet — Escoafle 2237: Tant i ot das, princes et contes, Vesqaes, ab^
et archevesques.
3) RenauB 90/16: J'es envoiai en France A Paris cortoir. Dieses „cortoier*"
siehe auch Haon p. 14 undRaoal 1116: «Pais t'envoia ä Paris cortoier,A *inr*o-,
Sans point de men^oingier, De gentils homes chascans ot le caer liö, Wi ot
celui n'eust baubero doublier. Li empereres te retint volentiers; II est mes
freres, ne te vost abaissier, Ains t'adouba et te fist Chevalier. — Aye 1, 79,
81; Gir. de Viane 11, 19, 20; Lob. I 63; Raoul 8869; Aiol 8885 etc.
4) Loh. ni 16: Envoiez-le l'emper^r Pepin, II faira bien adober le meschin.
— Bastars 2978; Berta 2568, 3170; Aiol 6504, 7148, 8112, 10820; Doon 344;
Enf. Og. 1207; s. auch Zit. 3 etc.
Eönigtum und Lehnsweflen im fnmz&nachen Nationalepos 373
2. Die königliche Hofhaltung besorgen eine grosse Anzahl hoher und
niederer Beamten^) (Waitz m, 497ff., VI, 829ff.; Wamkönig I, 125ff.;
Schröder 124ff.; Brunner ü, 97 ff.; Flach m, 429ff.; Viollet m, 407 ff.
u. 8. t).
In ihrer Gesamtheit heissen sie „baillif' (Gayd. 312: Nos serons tuit
baülif de sa maison. — Macaire 59; Rose 5392 etc. S. auch Luchaire I^
p. 220), ihre Amtsgewalt wird als „baillie^^ oder „mestier'' bezeichnet
(Narb. 3302; Loh. H, 14 etc.).
3. Dem König steht, wie bemerkt, die Ernennung aller Beamten zu'),
nameDtlich die Verteilung der Erzamter bei den grossen Hoffesten (Assises
de J4ru8. 407, 61 2 ff.) Doch ist es bei dem Streben der GrossyasaUen-
geschlechter, den König bei der Tafel zu bedienen, leicht begreiflich, dass
man sich den erblichen Besitz der Hauptämter zu sichern suchte'). (Schröder
458; La Pftquerie 82 ff.; Viollet I, 452; Schröder 473.)
4. Die Einkünfte der Beamten (Schröder 474) bestehen in Geschenken*);
ausserdem ist mit jedem Amt ein Landlehen verbunden (s. unten Absch. UI).
1] Aye 99: 11 n'en ot ä la coort escnier ne seijant Ne qea ne seneschal,
Qssier ne chambellenc . . . Prise de Cord. 2094: Wiviiens sert de la boutillerie
£t A7iDer[8] de la paneterie, Li cuens Gnillelmes de la senechaacie. Aiol
3680: Des or mais ara il des escuiers Et keus et senescal et bontelliers. — ib.
3975, 8980, 4014; Fierabr. 186. — Loh. U 115: Dedans la court Pemp^reor
Pepin, N'i ot garson nö chamberlain gentil, Qnea de caisine n6 eschanson de
vin... Erec 2061 ff. sind erwähnt: penetiers, qaeus, botelliers. — Gir. deViane
164: der »bontelier'* und „maistre despansier**. — Enf. Og. 1057 ff.: chamberlenc,
l^nlMier, eschanson, ken, boateillier. — Capet214: qoens ne senescal, consillier,
boatillier, ne maistre marissaU — Meriadues 128 heisst es: £tEex serui le ionr
as tables Et Bedniers li connestables Auoec Lucan le boateillier Cil troi seruirent
du mengier.
^ Loh. II 14: Et dist Fromons: Merveille puls oir! Cai qne 11 plaise nö
cid doie abelir Li rois donra ses mestiers a tenir.
8) Benans 51/6: Del vin servi Benaus et Aalars li marchis — ib. 421/14
Mais les .ii' filz Benaut cui proesoe est donöe Servent devant le roi de la coupe
<]or6o. Aiol 8258: Li rois U (seil.: Herzog Elle) rent sa terre et tonte s'erite
£t la senescandie de trestont son resne. Les consaus de sa cambre li a tont
commandes. — Aiol 8975: Aiols li fiens Elie sert au disner. ^ ib. 8980: Alois
lefiex Elie les sert del uin; ib. 4014. — Böse: 5392: Or dettst servir avoec
cUuB Qai sont üer^ d'anceserie Qui servent por la segnorie Quo lor sires porte
corone. — Ebenso vererben sich die hohen Hofämter in der Sippe der Lothringer
(Loh. II 15-, III 22). Als der «comes palatii* Harares stirbt, heisst es von
i«inem Sohne Fromons (Loh. I 158): «Quens iert palais, se il longement vit.**
Und Ton dessen Sohn Fromondins sagt sein Oheim Bemars de Naisil Ib. II 125 :
tVert mon nevon qui iert cuens Palasins."
4) Aye 99. 11 n*en ot ä la court escnier ne serjant Ne qen ne seneschal,
Qsiier ne chambellenc, Chacnn en son endroit, ne doint loier moolt grant Ou
374 Ferdinand Werner
5. Die geschichtlichen Quellen überliefern uns als die 4 ersten Hof-
chargen: Seneschally Schenk, Stallgraf, Kämmerer (cf. Waitz m,
497; Schröder 138; Wamkönig I, 125 u. s. f.). Im Epos finden wir
(Narb. 143) eine Stelle, wo es von dem „conselliers de la chambre'*, dem
Träger der „orifamble'< und dem Seneschall heisst: „öl *JII* mestier an
France la gamie Ont desor aufcres tote la segnorie'^ —
Von dem „Kronrat'' bezw. den Kronräten soll weiter unten die
Bede sein.
6. Die Ho&mter sind oft mehrfach besetzt (Schröder 473; Wamkönig
I, 126)i daher gibt es auch mehrere Vertreter der obersten Hof würde, des
Seneschallamtes ^). An der Spitze der gesamten Burggüterverwaltung steht
der Ober seneschall') (Viollet H, 109; Schröder 139). Dieses Amt zu
erlangen, ist das heisse Bemühen der Grosvasallen (Euler 21; Mayer 11,
326; in Loh. I, 6 5 ff. entsteht um seinen Besitz Todfeindschaft zwischen
Bordelais und Loherains). Wer es innehat, erregt Neid beim Feinde, aber
Freude beim Freunde. Denn es bringt hohe Ehre und Ansehen, und nur
besonders ausgezeichnete Vasallen werden damit betraut (Euler 18 ff.).
In dem Amt der „seneschaucie" (Cov. Viv. 863) sind die Funktionen des
karolingischen dapifer, major domus und comes palatii vereinigt (Waitz III,
415). Ihre Befugnisse erstrecken sich über ganz Frankreich'). Der S. wohnt
ooce d'or pesöe ou bon faenap d'argent. — Vor Beinern Tode verteilt der KOnig
sein Mobiliar unter seine Lieblingsdiener; Loh. I 43: Trestot son mneble a K
rois departi Et le donna por Dieu qoi ne menti; cf. Anm. von P. Paris ibid.
1) Viollet II 111. — Loh. II 67: S^n^ohal sunt l'emperöor Pepin. — Benaas
168/28: Cil seneschal servirent de vin et de clarö. — Vgl. Raonl 461; Loh. I
67, 71, 84; Aiol 6445 Rom. de la Rose 2886; Bob. le Diable 973; Narb. 2168;
Voyage 415; Gor. Looys 661 etc.
2) Assises de Jörns. I 407: Toz les baillis et les escrivains don reiame
Jerusalem, sauf eiaus de l'ostel le roi deivent estre an comandement don sene-
chans. — Gayd. 326: »Et je vons doins, par fine druerie, De douce France la
grant seneschaucie. — Prise de Cord. App. I 478: Li maistres senecfaas ....
vgl. Alisc. 98; Gayd. 24; Gir. de Ronss. § 158; Narb. 1570: Mon senechal
demainne avez bastn. — Gnill. de Pal. 5699. — Auch bei den Heiden ist ein
m. B. vorhanden. Foulqae 158: Le roy soudan apele son mestre söneschal. —
Aye p. 56. —
8) Girb. de Metz 460/22: Senechans fn de France et dou pais; Loh. I 71:
Senechans estes de trestout mon pais. — Girb. de Metz 471/15: Proos senichaus
de France a gardeir; ib. 472/25: Senischans estes de la terre Pepin. — Merlin
p. 83: Et Vertigiers, qni estoit senescaus de la terre. — Gaill. de Paleme
8689. — Baonl 528 f.; Aiol 8250 f.; Aye 79. — Der ,,senechal demainne** wird
auch als „senechal de Paris*' bezeichnet. Narb. 1881 u. 2012; Boeves 1125. —
Narb. 1924 aber lesen wir wieder von demselben: Seneschaux sui de trestot
cest regnö und 2101 : Senechaox sui .... De tote France et de qanqn'il i a. —
Königtiim und Lehnsweeen im fiaiusösiBche& Nationalepos 375
imK5nig88cUo68e (Loh. ly 167). Er ist Stellvertreter des Königs in Gerichts-^)
und Verwaltungssachen und geniesst, wo er hinkommt» königliches An-
sehen^.
Ihm fallen besondere Einkünfte zu'). Im Heere versieht er h&ufig die
Stelle des Oberanführers und Fahnenträgers^). Er entbietet den Heerbann').
Mannen und Söldner erhalten durch ihn Pferde, Waffen, Leute und Sold*).
Er sorgt für Unterbringung und Verpflegung der Pferde ''). Bei den grossen
Hoffesten verkündet er den Burgfrieden') und tragt dabei zum Zeichen
Renaos 50/28; Raoul 970. ^ Im Gegensatz dazu beisst es von andern Sene-
aehillen Aiol 9028: Senescal Loeys qni gardoit Yermendois. — Rose 3118:
Li rois et *i* sien senesohal, Qui tenoit la terre vers Ais.
1) Narb. 906: Bon senechal avom, mon esoiant! II tandra bien jostisse —
ib. 850: Que seneohaus soiez et jostissiers. — 3803: Der Seneschall des Königs
Coma sagt: Que tuit li bailli et H mestre De la terre de Besen^on Seront por
one grant tcn^on Le matin devant moi a plet; Mos g'i eüsse honte et let Et si
en fuase a cort blasmez, Se je fusse par ci passez Et si ne tornasse ^aienz. —
Girb. de Meti 473/81: Droit a Arras chenaucfaies a estrie. Giteis est boune
I'eoperere Pepin, Senisohaus estes, bien sereis recoillis, La panreis tos et le
pain et le vin.
8) Girb. de Metz 475/9: Josqn'ä Arras ne prinrent onques fin, Ja fut Gibers
bautement recoillis.
3} Girb. de Metz 460/23: *inr libres de deniers paresis. — ib. 472/25:
Senischaas estes de la terre Pepin Don la reigne aueis a chascun samedi 'uirxz*
liares de deniers paresis; ib. 472/8: Toutes aneis les grans rantes Pepin. —
Hqoq 9: Bien se pooit et vanter et prisier Que les 'III* jors qu'il servoit al
niaogier Qne -nr mil livres li valoit li mestiers. Vgl. S. 56, Zit. 1.
4) Anberi (Tob.) 248/13: Je uos donrai mon maistre confanon. — Loh. I
90; II 66; Aiol 8093 f.; Gai de Nant 15; Gayd. 24; Anberi (Tarb6) 85. Vgl.
auch S.21, Zit 2. Fonlqne 128: Le roy soudan apele son mestre senöschal: »Prenes
XY'M« de la gent prlncipal; S'ales Tost estourmir demain ains rajoumal.*
5) Loh. I 147 Seneschans estes de trestont mon pais Mandez les bommes
qni me doivent servir. — ib. I 71, 191.
6) Alisc. 240: Mes senescans, si yoos piaist, si ser^s, A cfaians de France
qne j*ai chi amenös Riohes sondöes vo pri que donnös. — Girb. de Metz
460/25 flf., 471/28 «F.; Narb. 143; Baonl7045flF. (Heiden I). - Loh. I 111: L'or et
l'argent qa'avoient Sarrasin, Les palefrois, les mars et les roncins Departit tot
atu cheyalliers de pris.
7) Renaas 100/25: An senescal les baille; eil les a ostel^s. — Gir. de
Viane 14: »Or a ravoine venös en escuier!** — ib. »Moi en donez, sire**, ce dist
Bainiers.
8) Raoul 4802; Oiös signor, francfae gent honorö, Qele parole vos a li rois
ii^döe: N'i a celui, c'il fait caiens meslöe Qi ains le yespre n^ait la teste
oolpöe.
376 Ferdinand Werner
seiner Würde einen 8tab^). Er ist Oberküchenmeister') (Schröder 140; 472),
und die Koche gehören zu seiner „maisnie'' (feodum de coquina; cf. Olasson
IV, 284). Ausser der Speisezubereitung liegt die Leitung der ganzen Tafel
in seinen Händen'). Den Herrscher selbst bedient er^), für die übrigen
Graste stehen ihm Gehilfen zur Seite ^). Hat er die Tafel aufgehoben^ so
weist er den Greladenen Quartiere an*).
Manche persönlichen Dienste, die er seinem Herrn erweist ''), sind sonst
Sache des Kämmerers. Narb. 814 und 1366 wird er direkt als „chamberlenc''
bezeichnet. Vgl. über die Flüssigkeit der Titel das im zweiten Abschnitt
bei der Behandlung des „cuens palais'< und der andern Fürsten Gesagte.
Der S. gehört zum „conseil priv^'' des Königs^). Ist ein unmündiger
1) Narb. 954: Senechaus estes, s'en avez le baston. — Baoul 4800: Li
seneschaus a la table pasöe £n sa main destre une verge pelöe. — 6ir. de
Viane 14: Li s^nöchaus si se prist adressier. II ot vestut *i' fröshermine cbier
Et '1* bliaat qu'il ot fait entaillier. Donö li ot *r novel Chevalier Si s'en fist
plus et orguilloz et fier; En sa main tint v baston de pomier. -— Über seine
kostbare Kleidnog vgl. auch Girb. de Metz 517/2.
2) Charroi de N. 1234: Senechaus iert le roi de.la cito Dös or yorra le
mengier conraer, En la cuisine por le feu alnmer .... — Gir, de Yiane 26:
Girars mes fröre fait le mangier haster En la cosine: ne l'en poians geter. Les
escueles fait torohier et laver.
3) Prise de Cord., App. I 478: Li maistre senechas avoit Tiaue comee,
S'asient an mengier sans nulle demoree; vgl. Aye 118; Bastars 5241; Cor.Looys
661: ... Les tables metre, atomier le mengier. — Rose 861: Li senechal les i
atendent L'eve aprestent, napes sont mises. Escoufle 684: Li senescal, li bou-
tillier Font aporter le vin as tines Et fönt oomer a *ir bnisines Le laver, si
com faire soelent. — Raoiil 4817: El senesofaal ot mout qne ensaignier Ensamble
mist B. et Gautier; vgl. Aye 79. — Voyage 415: Et ont traites les napes li
maistre senescal. — Böse 1258: Li seneschal firent coellir Les napes quant il
le covint.
4) Aiol 4014: Alois deaant le roi tenoit t madre (madre = ein Becher
ans Maserholz; Foerster Gloss. zu Aiol). — Fierabras 185; Ferceval S0898:
Devant le roi Artu ert Kös Qui del qnart mos servi avoit. Vgl. auch S. 53,
Zit. 3. — Narb. 2538; Boeves 2588.
5) Baoul 1920: Les napes metent sergant et despensier. Jourd. 815 flf.,
1539 f.; Anseis 11248 etc.
6) Aiol 10947: En apres le sonper li senescaus s'escrie: «Alesayos Ostens,
fran cheualier nobile 1* — Vgl. Narb. 1956: Seneschaux sui Gharlon de saint
Denis, S'ostel volez, par le cors saint Felis, Ostel avroiz Tot a yostre devis;
8. ib. 2014.
7) Renaus 168/7: Son seneschal en a'H rois Yns apele: Mes mantians
d'escarlate me faites aporter. — Aiol 7855 £f.; Baoul 7054 ff.; Chev. Ogier 8228.
8) Jourd. 217: Mes seneschaus serez et mes privez. — Boeves 8155 f.;
GnilL de Pal. 5667 etc. Doch nimmt er nicht immer am Kronrat teil. So fragt
z. B. Renaus den Seneschall Karls, wo der König sei. Er erhält zur Antwort
Königtum und Lehnswesen im franzöeischen Nationalepos 377
Henscher vorhanden, so übernimmt er, wenn auch die Konigin gestorben
ist, die vonnundachaftliche Regierung und die Erziehung des Kronprinzen ^).
Auch die ritterliche Ausbildung der an den Hof gebrachten jungen
Adligen untersteht seiner Oberaufsicht').
Trotz des hohen Ansehens (s. auch Narb. 1719 ff.), das sein Amt
meist geniesst, wird der S. nicht selten körperlich misshandelt und getötet.
Z. B. Gff. de Viane 15; Erec 3572 ff.
7. Das Amt des Schenken, die „boutillerie'S ist von der „seneschaucie'*
getz^nnt') (s. auch S. 53, Zit.4). Ausser der Bezeichnung „bouteillier** finden sich
noch „pinoeme" (von Godefroy durch ein Beispiel belegt) und „eschanson
de yin<< (Loh. II, 115 etc.). Solcher Schenken leben eine grosse Anzahl
am Hofe*). Doch war es den erlauchten Geschlechtem vorbehalten, den
König bei den Hoffesten mit der „coupe d'or fin'' (Loh. 11, 16) oder der
„nef d'or« (ib. II, 17) zu bedienen«).
(RenauB 99/22): £n cele cambre ä vote est trös hui main entrös; Ensamble o lui
Bes homes, ses drus et ses priv^s Por demander consel.
1) S. 50. Auch bei Lebzeiten des Königs ttbemimrat der S. die £r-
ziehnng des jungen FtIrBten: Floov.2: Je vos commaDt ici Floovant H garder, II
est HDcore jnnes, meschins et baichilös, Et si ne set pas bien ses gamemaoz
porter.
2) Baoal ist „sdnöchal de France" geworden (ibid. 523 f.). Es heisst dann
(Raoul 525): Or n'a baron de ei qe en Ponti Ne 11 envoit son fil ou son nourri,
Ou son neveu ou son germain cousin. II fu preudon: ces ama et goi, Bien les
retint et bien les revesti; Si lor donna maint destrier arrabi.
3) Aiol 3681: Et kens et sanescal et boutelliers. — Gir. de Viane 164:
Oa tref Karion a mort son boutelier. — Meriadues 123: Et Kex serui le iour
aa tables Et Beduiers 11 connestables Auoeo Lucan le boateillier, Cil troi seruirent
du mengier. — Esconfle 684: Li senescal, li boutillier Font aporter les vins
u tines. — Perceval 16303; Erec 1529; Auberi (Tobler) 64/16, 64/19; Loh. I
181; Goi de Nant. 8 etc.
4) Alisc. 92: *c' damoiseli furent bontillier. Huon 2: As tables servent
plns de *c- botilliers. — Aiol 2119; 9433; Cor. L. (HsD) 81; Anseis 11247; Gir.
de Viane 164; Erec 2062; Bastars 6490; Gui de Nant. 7 ete.
5) Loh. II 16 : Va, prans la oonpe, frans Chevaliers gentis, Ge est tes drois,
bien d^nsses servir. — Es entwickelt sich ein Streit zwischen der Sippe des
Grafen Fromonsnnd den Lothringern ; ib. II 17: „A toi que tient de la nef d*or
tenir?* ruft Bemars de Naisil dem Garin zn, indem er versucht, ihm das Gefass
aas der Hand zu reissen. Dabei geht Wein verschüttet. Zornig schlägt Garin
seinem Feinde den Becher auf den Kopf. — Renaus 421/14: Mais les *]r filz de
Renant cui proesce est donöe Servent devant le roi de la coupe dor6e. — Girb.
de Metz 501: Notre empereres est an mangier assis Devant lui sert Gibers li
fia Garin, En sa main tint une coupe d'or fin, Et Hernaus sert deuant Penpereris
«t Gerins sert les Chevaliers gentis.
378 FerdiiiAod Werner
8. Das trifft auch für das Amt des „panetier^* zu') (vgl. Duc. „pane-
tarius"; Warnkönig I, 213, 397, 515).
9. Der Kämmerer (chambriers, chamberlains, treaoriers). — Die Be-
zeichnung thesaurarius ist die ursprüngliche; seit den Karolingern finden sidi
die Bezeichnung camerarius oder cubicularius (Schröder 188). Aus dem
chambriers entwickelt sich später der „grand chambellan'' (Viollet II, 123). —
Vgl. Wamk. II, 368 f.; Brunner II, 107; Glasson 11, 435 f.; Luchaire I,
172 f. Er verwaltet den Kronschatz'). Er ist Kammerdiener des Königs*)
und schläft in seiner Nähe*). Er bringt seinem Herrn das Schwert*) und
führt auf jenes Befehl das Königsgeleite aus*). Dem Gebote des Königs
gemäss, lässt er den Saal räumen und gebietet Ruhe''). Er begegnet uns
1) Loh. I 181: N'ot panetiers qui le döust servir. ~ £reo 2061: Bien
comanda as penetiers Et as qneus et as botelliers, Qu*ii livrassent a grant plentö
A chaseun a sa voIaDtö Et pain et vin et veneison. — Loh. II 14: Dou maogier
sert dans Begues de Belin, Panetiers fu ii bous das Anberi, Girars dou Liege
et I'AIIemanB Ouris ; Et echanson Jofrois li Angevins Et Hernais et Gautiers de
Paris ^ Devant lo roi esta en piös Garins De la grant coupe seryl le roi Pepin. —
Renaas 61/6: Del vin servi Renaus et Aalars li marchis, Guicfaars porta le pain
et le preus Richardins. — Vgl. Gir. de Viane 25.
2) Roland 642: Li reis apelet Malduit sun tresorier. — Gir. de Rousb.
§ 103: — quatre cents damoiseaux 6veillös, qui allörent au tresorier appelö
Auruz, chacun re^ut un vase pröcienz. — Otinel 9: Karl zu dem Kämmerer:
«Donnez ä Toste *c' sols pour son mengier/ Hervis Anl. V 2 ff.; Vie de S.
Gilles 3203 u. b. w.
3) Macaire 251: Or demor en cambre emperiel Et quant le yneil m'oyrent
si camerier. — Er leistet beim Ankleiden Hilfe. S. Gayd. 11, 12; Mort Aym.
1051 ff., wo es flieh allerdings um Kämmerer von Herzögen bezw. Grafen handelt.
Lob. I 64: Sor tous se loe de Begon le petit Qui volentiers le sert devant son
lit. Qaant va en bois, li rois nel vent guerpir. — Nach dem Bade des sich zum
Ritterschlage vorbereitenden jnngen FUrsten heisst es Chev. Og. 7299: La
veiBsiöB ces ohanberlens venir Qui portent robes de dras et de samis; — ib.
7306; La adoba Kallem. son fil. — Renaus 304/21: Son chamberlanc a Karies
devant lui apelö. «Amis, ce dist le rois, a moi enentendös. Faites moi 'XXX«
cierges en cest tref aporter.* Auch bei der Mahlzeit leisten die eh. Dienste
(Escoufle 2862; Meriadues 11909 u. s. f.)
4) Viollet II 128. — Aiol 7833: der eh., von dem Portier geweckt, ,,8'ea
tome, Bi ua a Loeys, II crola Panelet et li rois s'esperi.** — Bei Feldzflgen
schlafen die eh. im Zelte des Herrschers (Chev. Og. 1173 ff.).
5) Floov. 5: S'espee li aporte ses chanbellanz Gauter.
6) Loh. III 107: Li empereres apela Bancelin Son chamberlain qne sea
peres norri: „Montez vaxax* dit li rois, Je Tvos pri; Conduisiez moi Guillaume
le marohiz. —
7) Gir. de Rouas. § 621: II apelle sou chambellan Manacier: »Fais aortir
et taire tout le monde.**
Königtum und Lehnsweeen im französischen Nationalepos 379
auch als Ausübender der peinlichen Gerichtsbarkeit^). Er kämpft mit in
der Schlacht'). Die Einkünfte des eh. bestehen in Abgaben der Belehnten
und Wiederbelehnten*). Es gibt mehrere eh.*).
10. DerStallgraf (conn^table, von comes stabuli, so genannt wegen seiner
ursprünglichen Tätigkeit als Oberstallmeister; vgl. Waitz II, 383; Schultz
I, 160; Brunner II, 162; Glasson IV, 437; Hertens p. 49). Seine Würde
liat sich indessen mit der Zeit bedeutend entwickelt Wir sehen ihn, einen
^lann von hoher Abkunft*) als Fahnenträger*) und Oberstkommandierenden,
als Batgeber des Königs ''), als Beschützer der Herrscherfamilie*). Meriadues
123 bedient er mit dem SeneschaU und dem Schenken den König Artus.
TJnrichtig ist es, wenn ihn Hertens 1. c. 49 deshalb als „Truchsess'' be-
zdcbnet Auch seine Würde (die „connestablie")^ erstreckt sich über das
l^nae Beich*). Es gibt mehrere Conn^tables^^).
1) Chev. Gg. 9522: Son chanberlenc fist devant li mander: »Faites moi
Tinea forques lever Pendns Bcra, ne le voil respiter. Dasselbe bei den Heiden:
Striae de Cord. 1811 ff. Er ist auch gelegentlich Kerkermeister; Hnon 182: »De
ua grant cartre vous baillerailescl^s; D'ore en avant mes cambrelens serös. ** —
^uch die HeidenfUrsten besitzen Kämmerer: £lie 1608; Narb. 8984. Die Prin-
seaain Nubie sagt zu dem Kerkermeister Banfamös (Pr. de Cord. 791): »Mes
«shanberlans serös et mes privös.*
2) Gir. de Yiane 117: Sor son eBcavaförir£lion;ChamberlansfarEmpereor
Karlen.
3) Beoans 272/18: Or tob donrai T fief c'ainc mais ne yoil doner Chamber-
lans de ma chambre a toujonrs mais serös. Ni venra das ne quens, princes ne
«voes, Yalet ne escuier, ne home qui seit nös, Por terre ne por fief avoir ne
i-elever Qae n'aies le mantel qu'il anra afublö, et le cheval qa'il aura amecö
V autretel achat com avoir en yolrös.
4) Loh. I 84: Li senechaus et tuit li chambellant .... Mac. 251 n. sonst.
5) Capet 189: Ly gentilz connestablez qui fu de faanlt lynaige Contez de
Dammartin, 11 en tint Tyretaige . . . Contez de Dammartin jen tieng le qnasement.—
6) Sax II 52: Onques nals conestables, tant öust grant baillie, Ne fu con-
fenonniers de tel connestablie. — Capet 165: Evous le coonestable qui aloit
condnisant L'oliflambe de France .... Escoufle 1058: Quant 11 os fu en som
le tertre, Li quens Bichars qui en fu mestro D'atomer et d'apareillier, 11 fait
lea Chevaliers rengier Et chevancbier tot sans desroi Et fist estre les gens le
voi Derriere et devant Testandart. Dieser Graf Riefaars ist „mestre de tot l'ost",
.maistres et connestables; ib. 863, 869. — Vgl. Foulque 51 \ Jourd. 1082 etc.
7) Capet 182: Ly rois a retenu son consillier privö Ly gentil connestable.
8) Capet 187: Ne ly bous connestablez qui lez damez wardoit, Car rois
Haas Capez en lui moult se fioit
9) Es heisst von dem Heideu Agolaffre (Fierabr. 144): Li amirans Balans
le tient en grant fiertös*, Conestable estoit de trestout son rcgnö^ Ses passages
U ot Tamirans commandö (offenbar als „M*). Agolaffre selbst sagt ibid: »Je
Bui maistre dn pont Et de 'L* Heues entonr et environ.
10) Gnill. de Palerne 4980: Les serjanz et les oonnestables ib. 5469^ ib.
380 Ferdinand Werner
11. Als Untergebener des c. tritt der Marschall auf (Assises de
J^rus. I, 410: „l'office de marechausi^ est tenus ä celui de la oonestablie,^
vgl. Glaöson ü, 437; Schröder 138). Er erfüllt als Verwalter des könig-
lichen Marstalls^) die ehemaL'gen Funktionen des Stallgrafen. Doch sehea
wir auch ihn mitunter als Fahnenträger und Anführer des Heeres*).
12. Der Kanzler (Viollet H, 146; Waitz VI, 359; Schröder 136f.;
Ducange: Cancellarius). In den dieser Arbeit zugrundeliegenden und zum
Vergleich herangezogenen Epen ist das Amt eines „chancelier*' nicht unter
ähnlich lautendem Titel zu belegen. Littr^ (1. c. p. 147) bringt zwei Stellen»
eine aus Thomas le martyr (XII. Jahrh.) und eine aus der Chanson d'Anti-
oche VII, 133: Son canceler a fait Corbarans apeler Qui li devoit ses
chartres et ses bri^s saeler. — Da die Geistlichen der Kunst des Schreibens
und Lesens fast allein mächtig sind, so verwenden Könige und Gross-
vasallen für die Abfassung ihrer Korrespondenz und zum Vorlesen der ein-
gehenden Briefe einen Kleriker. Dieser heisst in den Epen gemeinhein
„chapelain** (vgl. Massing 11, 59 f.) oder gelegentlich „clerc'^ Als ein
solcher fungiert auch der Erzbischof Turpin, der im Auftrage Karls an
Desiderius einen Brief ausfertigt und versiegelt (Prise de Pamp. 361, 2912;
Massing p. 151), also das tut, was des „cancellarius" geschichtlich über-
lieferte Amtsbefugnis war (Schröder 137).
13. Der Pfalzgraf (comes palatii = cuens palais, cuens palasin. —
Amira 134, 188; Wamk. I, 126; Schröder 137 f., 487ff.; Brunner II, 162;
Waitz VI, 325). Seine Würde ist die problematischste unter allen Hof-
ämtern (Mayer II, 829). In Frankreich bedeutet sie frühzeitig ein reines
Titularamt (Mayer II, 338 ; Viollet III, 105), da schon in der karolingischen
Zeit der Pfalzgraf zurücktritt (Waitz VI, 382). Die Grafen von Flandern,
Champagne, Toulouse, Troyes, Bleis, alle „pairs de France" nannten sich
Pfalzgrafen (Mayer II, 338; Viollet HI, 105). Sehr früh bereits ist ein
Titel kein sicherer Beweis für den Besitz eines Amtes (Mayer II, 378). Höhere
Hofbeamte ohne bestimmten Dienst tragen einfach den Grafentitel (Schröder 138;
6054: Ses eschieles va devisant Dis coarois a fait et serres. £n ohascnn a deus
mile arm^s; Bon conneBtable a a cbascun. — Die unter einem c. stehende
Streitersohar heißt »connestnblie.« Aquin552f., Anseis 4884; 5637, 7139-,Aymeri
1728; Aye 112; Alisc. 14, 153. Foulque 51. Siehe auch Littrö! — Conn6table
erwähnt in: Ogier 3519; Lancelot 4; Erec 1735; Robert 3700 etc.
1) Chev. Og. 10496: Son marescal en prist & araisnier : „Fai amener dix des
millors destricrs Que onquee puießes trover sans dölaier. — Sax. I 252: An
la mareschancie s'en est tantoat venuz, un bon cheval an trait des autres eslönz.
2) Anseis 10411: Sor Tiaume fiert Butor (Heide !), le marescal, Ich» portoit
lor enseigne roial. — Aquin 6: Charles apelie Fagon le pongneour, Mareschal
est de Tost et gnieoar.
Königtum und Lehnsweflen im fnuusöfitachen Nationalepos 381
Hayer II, 324^ 327 f.). ,,Palatini" (palasins) werden die Adligen genannt,
die sich am Königshofe aufhalten (Waitz VI, 325; Bninner 11, 162); aber die
Grafen von Toulouse etc. heissen Pfalzgrafen, obwohl sie vom Hofe ab-
ireeend sind (Yiollet III, 105). ,^Man muss sich hüten, diese Begriffe
ieeter zu nehmen, als sie es in der Tat sind'' (Mayer 11, 322).
Doch werden in Gir. de Rouss. § 582 „oomtes'' von „oomtes palatins''
inrobl unterschieden: Bs ont pris quatre comtes, non pas des oomtes palatins.
T'gL dazu Bem. von F. Meyer, Trad. des Gh*. de Rouss. p. 271 und p. 64:
„Ceuz qui ont des possessions territoriales sont distingu^s des comtes palatins.''
ib. p. 65.
In den übrigen Epen finden wir hingegen Übereinstimmung mit der
^esdiichtlichen Überlieferung.
Es wird uns von Grafen berichtet, die am Hoftag den Palast bewachen ^).
JSs wird auch die Erblichkeit der Pfalzgrafenwürde hervorgehoben^). Aber
Ton irgend welcher amtlichen Tätigkeit des „cuens palais" hören wir nichts.
TJm so häufiger tritt aber der Titel „palasin" (cuens palasin; dus palasin;
1)aron palasin; palasin marchis) oder auch „palazine" auf'). „Palasin" be-
klautet schliesslich nichts anderes als „ber^^ oder ^^marchis^' oder „poign^our",
«in schmückendes Beiwort, geeignet, die persönliche Tüchtigkeit eines Feudalen
zu bezeichnen*).
1) Cor. L. 290: Cort i et baene, tel ne verez ja mais Qaatorze conte
^narderent le palais.
2} Lob. I 153: Mors est Hardrös que vos amiez si. A Fromont doit la
terra reventr, Quens iert palais, se il longeiuent vit. — UudBeraars von Naisil
sagt von Fromonts Sohn (seinem Neffen) Fromondins: ib. II 1.52: — ,,mon
navou qui iert caens Palasins.* Vgl. Anm. von P. Paris 1153; II 152.
3) Grafen: Ybars (Raonl 1599); Gaillaame au cort nös (Aliso. 11, 43; ib.
19 aber marohis); Raoul (Raonl 1602) Eoland (Foolque 9) Aymari (Aymari4604)
Bartrans (Cor. L. 2427; Fonlqae 27, 147; Aymeri 4510) u. v. a.m. — Herzöge:
Ifilon (Anseis 5223), Ogier (Chev. Og. 2091; 2137; 2606) Hervis (Loh. 151)
Bagues (Loh. I 187; I 278; II 59) Garnier (Aye [80, 86, 98]; 99) Girbers (Loh.
II 283) etc. etc. — Vielfach scheint die Verwendung von »palasin* (und „marchis**)
durch die Häufigkeit der J = Assonanz im Epos bedingt zu sein. Z. B. Loh.
II 338; m 240; Henris 2290; Capet 125; 231; Orson 870; Anberi (Tob.) 250/20;
Aymeri 880 n. s. w. — Gaiborc, die Gemahlin des Grafen Wilhelm wird als
.comtasse palazine* bezeichnet (Aliso. 134); ebenso Oriabel, die Gattin des
Grafen Jourdain als «palazine** (Joard. 3224). An dem Hofe des Grafen^Aymeri
bafiDdat sich »maint fil de palazine** (Mort Aym. 227).
4) Renaas 400/10: Renans dist k ses freras, k la gent palazine. ~ Robert
2661: Ne se regarde Sarrasins N'amirans, tant seit palaisins: Tont s'en fnient
a eontencbon. Bastars 2241: S'en i a de mes freres et d'autres palasin. — Gir.
de Ronss. § 145; Auberi (Tob.) 82/9: Ne roi ne conte ne prince palazin. —
Anseis 3550: Le paiien fiert a loi de palasin — ib. 3559: Raimons et Yves, li
382 Ferdinand Werner
14. Auch der Titel „maistre'* (magister; cf. Schröder 472) bedeutet
keinen fest umrissenen Amtscharakter. In Loh. I, 53 redet Pepin den
Grafen Hardr^ mit m. an. Herzog Hervis, der auf kurze Zeit den Hof
verlässt^ übertragt Hardr6 die Erziehung des 12^/2Jährigen Königs. Nach
Hervis Tode ist Pepin vollständig von seinem „maistre*' abhängig (Loh. I, 53;
I, 63). — Der „maistre" des Kronprinzen Charlot ist Herzog Thierri von
Ardane (Enf. Og. 1378). Auch sonst begegnen uns „maistres'' an adligen
Höfen (Aiol 10367ff., 10552, 10791; Loh. I, 61; Girb. de Metz 463/7;
Gorm. 561 etc.) als Erzieher und Waffenmeister. In Mainet 323/133 ist
„maistres" gleichbedeutend mit Kämmerer, „Quant Esmer6s ses maistres li
doua gamemans/' — ib. 327/137; Doon 247 f. — Dagegen bedeutet im
Rosenroman „mestre" offenbar soviel wie „hoher Hofbeamter** ^).
15. Angesehene Hofamter sind fernerhin noch der Ober jage r(mei8ter^
und der Oberfalkener (Girb. de Metz 460/ 7 f., 460/201; Euler p. 19f.)
Girbert durchlauft erst diese beidenÄmter, ehe er Seneschall wird.
16. Niedere Jagdbeamte sind: Jäger (Gir. de Viane 84, 166; Benaus
81/5; Auberi [Tobler] 165/6 etc.), Hundewärter (Jourd. 838f.; Raoul
1714; Berta 2716 etc.), Förster (Aiol 1727ff. etc.). Zu diesen niederen
Jagdbeamten cf. Lamprecht, Wirtschaftsleben I, 803; Wamkönig I, 213f.;
Schröder 193, 491. — Eine interessante Stelle über die Tätigkeit dieser
Leute findet sich in AioP).
17. Als Grehilfen bei der Zubereitung der Speisen wirken die Köche,
an deren Spitze ein Oberkoch steht (Schröder 472; Alisc. 108; Otinel 73;
Aiol 3681; Sax. I, 133; Loh. I, 181; Anseis 7443; Rol. 1816ff. u. s. w.),
und beim Auftragen der Mahlzeiten fungieren als Untergebene des Seneschalls
die „de«pen«er«" (Glasson II, 438; Gautier, Chev. I86ff.; Kalbfleisch 10
und 12; Narb. 2168; Raoul 1920; Jourd. 815, 1539; Anseis 11248 etc.)
Auch diese haben einen „maistre despensiers^^ (Aiol 243; 2118; Huon 2;
Cor. L. 2304; Gir, de Viane 45. 164 u. s. f.). Bei Hoffesten, wo Gäste
in übergrosser Zahl zu bedienen sind, treten noch „escuier*^ j^damoisd^* und
baren palasin. — Foulqae 115 faeisst es von Barbarin, dem König von Cordes:
le riche palazio," — Zu «loide palazin* vgl. noch Chev. Og. 1602 und Foulqne
90; es ist gleichbedeutend mit »loi de baen vassal und „vassamenf (Fool-
que 93). —
1) Rose 2831: Par le coDseil de ses grans mestres. — ib. 8027:^ liprinee
et li mestre Et la faantece de l'empire; ib. 5180: Vos estes mi seignor, mi mestre.
2) Aiol 9332: Je sai prendre poisson, bien les sai engingier, £t sisai bien
mestier d'ostoir et d'espreaier, Si resai bien condnire nne mente de ciens Et
une aenison mont bien aparellier Et un riche sengler retenir a l'espiel, Et por
mon droit signor sa parolie nonchier.
Königtum und Lehssweaen im fnuizösiflchen Nationalepos 383
„serjanf' hinzu. (Olasson IV, 282; Raoul 6058; Parise la Dachesse 69;
Anns 3318; Jourd. 1539; Alisc. 92).
18. Als Gefingnis- bezw. Sicherheitsbeamte finden sich: a) Der Kerker-
meister (Loh. II, 23: Charteriers sui Pepin; Orson 1503; Boeves 1045 ff. etc.),
der den koniglichenEerker (Renaus 107/16; Gir.deVianel34; Aiol5173u.s.f.)
l)eauf siditigt. Auch bei den Heiden ist dies Amt vorhanden % gelegentlich, wie
schon oben gesagt, in Verbindung mit dem des Kämmerers').
b) Der Pförtner (Kalbfleisch p. 10). Es finden sich verschiedene
»,portiers'': am Stadttor (Aiol 3642 ff.; Hervis 10284ff.); am Palasthof
<Gir. de Viane 14; Girb. de Metz 510/27; Aiol 2874ff.); vor des Königs
Schlafzimmer (Loh. I, 89; Anm. von P. Paris); an den Türen des Palas
(Aiol 3997 ff.; hier wohl gleichbedeutend mit ^^huissier'^; s. weiter unten); im
Toriurm (Renaus 443/15; Aiol 7786; 7796; 7824; 7856). Ein portier
^rd erwähnt Chev. Og. 4233; Yvain 5215; Gayd. 143; Elie 801 etc.
c) Von ihm ist wohl unterschieden der „gaite"') (Kalbfleisch 10), der
Turm Wächter, welcher morgens zum Aufstehn (Girb. de Metz 482/21,
^31/19) bläst, oder aUes Auffällige durch Homsignale bekannt gibt So
fclast ein „gaite" Capet 188: ,,Tray, tray'*. — Vgl. Raoul 1955; Sax.
XI, 171; Loh. n, 158; Bastars 2711 etc.
d) Der Türsteher („huissier**) Chev. Og. 4233: A Ogier ert rendus
li siens mesder Des huis garder et de r'estre portier. Sonst findet sich die
Xezdchnung „huissier*', „ussier'^ u. s. f. — Es gibt davon eine ganze An-
zahl, die als Abzeichen Stäbe tragen (Gir. de Viane 17; Robert 1035;
1046); an ihrer Spitze steht „U maistre huissiers'* (Robert 1034).
e) In Aquin 238ff. wird ein Hafenwächter des heidnischen Königs
erwähnt.
19. Die Königin hat ihren besonderen Hofstaat (Glasson II, 298;
-439 f.; Wamk. H, 368 f. Brunner II, 107; Luchaire I, 187).
In ihrer Umgebung befinden sich Damen von hohem Rang (Loh. H, 34;
Sax.I, 108, 118; Girb. de Metz 521/19; Aymeri 1653; Aucassin 30/15 etc.);
1) Raoul 7962: Li rois Corsnbles apella Salatrö Celai qui a de la chartre
las clös: Les prisonierB devant moi amenös. — (Kerker der Heidenfttrsten er-
wähnt: Joord. 2897; Renaas 123/7; Raoul 6907; Aquin 236; 420.) In der Prise
de Cordres spielt der Kerkermeister BacfumöB eine grosse Rolle ; von ihm heisst
es a. a. 0. 772: Filz fat d*an roi d'oltre rai[v]e de mer, A Tauma^or tut petis
aportte; Por tant co tient de moat grant feant^ Li coumenda ses prisons a
^rder.
2) Hnon 182 sagt der amiral zu Gerianmes: «De ma grant cartre vous baillerai
les cl68, D'ore en avant mes cambrelens serös." • ib. 188: Li amirös fu asis
ao disner; Devant Ini sert Geriaumes H barbö.
3) Aiol 9432: Li ans estoit se gälte, li aatre ses portiers.
384 FeidinaDd Werner
in ihrer „maisnie" sind Ritter und Knappen (Loh. III, 66 f.; Pierabr. 62;
Girb. de Metz 513/6; Erec 2617). Sie hat einen Seneschall (Loh. 111,22;
Yvain2077; Guill. dePal. 5824ff.); Kämmerer (Loh. III, 47: Seschamber-
lains de sa terre norris; ib. 11, 256); einen „huissier'' (Chev. Og. 156ff.)
und Kammerfrauen (Loh. II, 3; 111; Gapet 14; Berta 889; Bastais
5933 etc.).
20. Auch die Königstochter (im Epos meist heidnischer Abstammung)
hat ein Gefolge, welches aus Rittern, Knappen und hochadligen Damen be-
steht (Fierabr. 62; Narb. 1295; Gui de Nant. 14; Aymeri 2412, 2646;
Robert 2825; Bueves de Comm. 2187 u. s. w.). Dazu kommen noch Ejmimer-
frauen (Foulque 41; Jourd. 1388; Escoufle 2965, 3843; Bastars 2715
8908 u. s. f.). Sie hat einen SeneschaU (Foulque 88; Prise de C!onL 791
Narb. 1385), Kämmerer (Narb. 1366), „maistres«' (Bueves de Comm. 2342
3321) und eine „maistresse'' (Hervis 8460).
[Als Abzeichen der Königstochter sehen wir Krone (Escoufle 2983;
3300; Robert 3967 etc.) und Zelt. Die Pracht des Zeltes der Malatrie wird
uns in Bueves de Commarchis 2315 u. 2342 ff. geschildert.]
21. Anmerkung: An dieser Stelle mögen noch einige Hinweise auf
die Beamten der Lokalverwaltung Platz finden. Der leitende Gerichts-,
Verwaltungs- und Fmanzbeamte einer königlichen Stadt ist der „matres"
(maior); Auberi (Tob.) 206/23: Dreues, li maires de Lengres la dt6. Lengres
als Residenz ist oben erwähnt worden. VgL Viollet in, 60 ff., 77, 103,
124, 134; Schröder 606; Wamkönig I, 211, 334; Mayer II, 294ff. —
Chev. Ogier 3857 ; Girb. de Metz 527/25ff; ib. 526/23 fragt der m. Fouchiers
von Gironville den Gesandten Pepins: „Que fait mes siresTenpereresPepin?''
Der König hat dem m. mitteilen lassen, dass er Gironville verschenkt habe
(ib. 527/25 ff.), dadurch geht der m. seiner Stellung verlustig und sinnt
deshalb auf Verrat (ib. 527ff.; 530/21 ff.).
Die Aufsicht über mehrere Lokal Verwaltungen führt der „prevost^^)
(praepositus; cf. Mayer II, 294ff.). Sein Amt heisst „prevost^*' (Rose 574).
Er ist als ^,vilain'' übler Gesinnung verdächtig, und es wird daher vor ihm
gewarnt'). Er hat richterliche Funktionen auszuführen'). Mit ihm wird
(in formelhafter Wendung) oft der „ wier" oder „wier"(vicarius; Gla880nII^465;
1) Jourd. 2071: Prevost le fist de trestoute la terre. — Aiol 7558 f.
2) Hervis 4977: Car li prevos est vilains natorez. — Cor. L. 205: • . • il
t'avra grant mestier: Que de vilain ne faces conseillier Fille a prevost ne de
flu a veier.
8) Der Heide Gorsubles sagt zu seinem „prevost Ysoret* : (Raool 7978 ff.)
„Fai me *r forche sor cel tertre lever. Ce pautonnier maintenant me pendte.*
Quill, de Pal. 9313, 9426.
Eönigtom und Lehnsweten im franzöeiachen Nationalepoa 385
IV, 283; Wanik.I, 245; Böhm 250 f.; Schroder 122ff.) zusammengenannt^).
Auch er hat richterliche Amtstätigkeit auszuüben'). Auch vor ihm wird
gewarnt. (V^. S. 64, Zit. 2.) In Berte aus grans pißs 11 68 ff. tritt uns ein
»Tojer Symons*' entgegen, der Berte errettet. Er wohnt im grossen Forst
von Le Maus, der dem König gehört. Über seinen Beruf erfahren wir
nichts; vielleicht ist er ein Beamter der Strassenpolizei (voyer = viarius;
s. Mayer U, 216; 307f.).
6. Hoftag und Kronrat.
1. Schon mehrfach konnten wir feststellen, dass die königliche Gewalt
heschrankt war durch den Rat und Einspruch der Grosvasallen. Wenn
der Monarch auch oft gebieterisch auf seinem Willen besteht (Foulque 88 :
• . . ge Tvaeil et si Toommant), so heischt er doch meistens Rat von seinen
Getreuen (Fierabr. 134: De mes gentis barons oü ma corone apent), um
ihren Rat in schwieriger Lage zu hören') (Glasson II, 409f., 449ff.).
Nicht immer aber folgt er ihrem Rat^). Auch die Bürger sind gelegent-
h'ch von Einfluss auf die Beschlüsse des Herrschers ^).
2. Am deutlichsten nach aussen hin zeigt sich die Abhängigkeit der
Krone von den Vasallen in der Einberufung von Hof tagen durch den
König, so sehr auch betont werden muss, dass die „Hoffahrt" zunächst eine
wesentliche Pflicht der Lehnsträger ist (Waitz III, 493 ff.; Brunner II, 131;
Wamkönig I, 336 ff.; Schröder 145 ff.).
1) Gir. de Yiane 16: L'qdb fa prövos et li antre voier. — Yvain 606:
N'i »yra prevost ne voiier. — Cor. L. 208 etc.
2) Roland 3952: Li reis cumandet un soen veier Basbrun: «Ya, si's pent
^ i Tarbre de mal fust.« — [Die Bezeichnung «veier", „viguier* (Lob. I 291)
&tdet sich im Stiden, im Norden für den gleichen Beamten: „centenar**. Wamk.
1 128, 153. Im Epos kommt letztere Bezeichung nicht vor.]
3) Otinel 6) «Qu'en dite8[vo8] ma mesnie norie?** Tot le barnage ä haute
voiz B'escrie: »Drois emperere, nous nel sonfrerons mie Que ja paiens ait France
«nsabaillie/ — Bol 10 ff.; Aquin 162; Loh. I 76, 80; Chev.Og. 427; Gir. Yiane
^;Raoal 650 f.; Amis I 75; Mort Aym. 1367, 1390, 1570; Robert 4078; Rose
^47 etc. etc. — Dasselbe trifft fttr die Heiden zu: Sax. I 93; Prise de Pamp.
^i Doon 229; Fierabr. 60, 82, 105, 154 etc. (Yergl. auch Erick p. 4).
4) Amis 1593: Et dist li rois: si com vos comandez. -- Aber in Renaas
^f32ff. fügt sich Karl dem Willen der „pers** nicht eher, bis diese das Lager
Terlassen.
5) Chev. Og. 4185: De eheste cose 11 fera droite mes sires Con jugcront
li borgois de Pavie (der «sires* ist der Lombardenkönig Boniface.) — In Capet
^ff. haben die »franc bourgeois** Einfluss auf die Yerheiratung der Königs-
^hter. Die Königin sagt: Gapet 27: Je veul que tout y soient, car bien
^partenra, Et ly bonrgeois onssy de che roianime cha; Me Alle k leur volluir du
tout oböyra.
RoBumiMh« Fonehvngen XZV. 25
386 Ferdinand Werner
3. Zu dem Hoftag (parlemens; plait; cour; auch gel. concQe (Aye 7,
48; Benaus 84/11); zur Etym. von pari. vgl. VioUet 11, 295; zuplacitum
und consilium s. Ducange; zu „cour<< ib. „curia regis'S Glasson II, 379;
Langlois, Introd. zu Cor. L. p. LXXXI) werden die Barone unter Angabe
der Zeit und des Versammlungsortes entboten^). Als Zeitpunkt ist
naturgemäss meist der Frühling gewählt (März- und Maifeld!); am häufigsten
das Pfingstfest (Huon 2; Raoul 567, 4782ff.; Herta 3; Berte 2581; Loh.
I, 62; Renaus 46/25, 136/5; Aiol 3972, 4175; Chev. Og. Iff.; Cov.
Viv. 89 (Heiden) u. s. f. Daneben Ostern (Gir. de Rouss. § 203; Erec 27 ff.;
Gui de Nant p. 5 (Heiden) etc.; Himmelfahrt (Krick p. 7), Heiligenfeste
(Gaufrey 184; Girb. de Metz 470/28, 497/2f.; Roland 53; Gir de Viane
177; Yvain 6 u. s. w.). Ein Maifeld wird in Rose angesagt*).
Als Ort der Hof tage finden sich Mont Loon (Sax. I, 23; Mort Ajm.
23 f.; Loh. I, 62), Lengres (Loh. I, 64), Reims (Gir. de Rouss. § 1), Paris
(Loh. I, 291) etc. (Vgl. S. 17, Zitat 1; 8. 28, Zitat 7; S. 66, Zitat 2.)
4. Zur Teilnahme am ,,parlemens" waren sämtliche Lehnsträger
des Königs verpflichtet*). Wer nicht erscheint, verfällt schwerer Strafe
(Anseis 9335; vgl. 8. 27, Zit 2). Da kommen denn Vasallenkon^
(Narb. 1939) Herzoge, Grafen, Markgrafen, Barone aller Art (cf. Zit 309),
Geistliche jeden Rangs (Massing 123), auch Königstöchter und Damen*).
1) Vgl. S. 28, Zit. 7. — Loh. I 72: Li rois Bemont par trestot bob pats Qn'A
ChaeloDB soient Jnsqu'ä mardi. — Gir. de Rouss. § 270: — allons an plaid qne
le roi de France tiendra a cette mimai. S. auch Zit 2.
2) vgl. Zit 1. — Rose 3066: Si ferai a mes chevalfers Fere luös droit char-
tres et briös A toz les barons d'Alemaigne, Que haus ne bas dub n'i remaigne,
Qn'au Premier jor qne mais comence Qu'll soient trestuit a Maience, Encontre
moi, a parlement
d) Otinel 2: Nus n'i remaint qu'il nM viengne ä bandon, Qui delnitiengne
ne chastel ne donjon, 'i- plet devisent dont Bont en contencon. — Sax. I 23:
Karies f a a Loon, si ot fait assambler Tot les princes qn'il pot ä sa terre trover.
Quatorze reis i ot k ore de soper, Avesques et abbös que je ne sai nomer.
L'apostole s'apreste por la messe chanter. — Aiol 3974: Asses i ot demaines,
princes et pers; ib. 3979: Asses i ot demaisnes, dos et marcis. — ib. 4009:
Asses i ot de princes et de bamage. — Aye 205: La cort fn monlt planiere,
s'i fn toz li bamöB, Les barons de son regne ot Karies aeordez. — Benaua 136/5:
sind anwesend ,XX contes et V das.** — Amis 980: Droit a Paris oü il sa cort
tenoit. Asez i ot Alemans et Tyois Et Loherains et Bretons et AngloiB. —
Gm de Nant. 7: A Paris tint sa court Kalles le fix Pepin; Li barnagei i fü
d'entre Loire et le Rim. — Vergl. Girb. de Metz 497/9 f.; Raoul 4795 f.; Narb.
1939 ff.
4) So kommt in Gui de Nant, Ayglentine, die Tochter des KOnigs Ton
von Gascogne nach Paris. Aber (ib. 16): Ayglentine n'est pas venneA
court pour oiv droit jngier, sondern sie will Karl um einen Gemahl bitten, dt
Königtam nnd Lehnsweten Im fransÖBiBchcn NationalepoB 387
Der Beutxer eiDee „aleu" ist aber von der Pflicht „zu Hofe zu fahren^
befreit^). Der Sitz im „plait" ist erblich').
In der Residenz angekommen, beziehen die Vasallen Quartiere' ). Wenn
wir hören, dass der Zudrang zu den Tagungen mitunter ausserordentlich stark
ist» erscheinen doch z. B. Loh. I, 291 ff. die mächtigen Sippen verbände
derBordelais und Loherains in Paris, umvorPepin ihren Streit zu schlichten,
80 nimmt es nicht wunder, dass jeder verfügbare Baum von Rittern und
Dieosdeuten fiberfüllt ist^).
5. Der Herrscher begrüsst die zum Hoftage kommenden Grossvasallen
durch einen Kuss. Wenn diese Bewillkommnung unterlassen wird, hebt es
der Dichter hervor*). Vor Beginn der Verhandlungen findet eine Messe
statt*). Daraufhin begibt sich die erlauchte Gesellschaft in den Palas, die
„chambre voüt^e" (Loh. HI, 309). Dort nehmen die „haus barons" ein
Mahl ein'O» zu dessen Anfang der Seneschall allen Gästen den Burgfrieden
mahnend ins Gedächtnis ruft (vgl. S. 55, Zit. 8). Nach Beendigung der Hoftafel
Dur Land von den Sarazenen bedroht ist — Za demselben Zwecke erscheint
(Loh I 297 ff.) Blancheflor, die Tochter des Königs Thierri von Moriane in Paris:
Or diit li rois: Bien pnist-elle venir! Le matinet l'espousera Garins Cui Tai
donto et bien l'adeservi (cf. Massing 33 f.). VgL Girb. de Metz 497/9: Haute est
U feste qne i'enpereres tint Molt i out dames et chenaliers de pris.
1) Gir. de Booas. § 49t Car je tiena en aleu tont mon dnchö. Je n'irai
pia & 8* cour de tont Tötö.
8) Roland 8826: Far anoeisurs dei jo tel plait tenir.
8) Loh. I 291: La cort atsemble ä la cit de Paris, Li hant baron ont ja
lor ostel prins. Fromons fragt teinen Boten, den er nach Paris vorausgesandt
hat (Loh. I 295): Son mesaagier encontre, si li dist: ^Dis va** fait-il .as-tn les
oit^ prina?*
4) Gni de Nant p. 12: Vostre conrt est monlt grant de barons Chevaliers,
9e fn mez si planiere bien ot *yil. ans entiert. Narb. 1907 : Si est amplie de Paris la
eit^ Do grant bamage que li reis a mendöj N*i a grant sale ne grant pal6s
list^, Meson ne volte ne solier a degrö, Ne soient tnit ampli et anconbrö De
dnc, de conte o de prince chasö, 0 d'arcevesque o d'evesqne o d'abö o de provoire
Ott de clerc orden^. — ib. 1989: Tanti arois et evesques gentisEt arcevesqaes
et dna podteYa Et Chevaliers et princes et marchis, G*ostel n'i puis trover par
nal devis. — Enf. Og. 4758.
5) Gir. de Bouss. § 605: Le lendemain ils sont venus an palais dn roi.
Gharlemagne lea appelle aana les baiser.
6) Sax. I 28: L'apoatole s'apreate por la messe ohanter. ^ Ansel's 11392:
Li emperere fii venas a Loon Ensemble o Ini fnrent si haut baron. Au matinet
mese lor canta on. — Hnon 2 f.; Gni de Nant. 7; Baonl 4815 ff.
7) AnaeTs 10395: Apres la mese n'i fout demorison Les tables metent
escuier et garchon.
388 Ferdinand Werner
werden die Tischgerate weggebracht^), die jungen Ritter entlassen und die
Türen verschlossen (Gir. de Rouss. 108).
6. Sofern der Herrscher sich nicht von seinem Sitze an der Tafel er-
hebt und die Sitzung eröffnet (s. Zit. 4), oder wenn dieselbe nicht auf
freiem Felde etc. (cf. Zit. 7 ff.) stattfindet, besteigt er den Thronsessel'),
auf dem neben ihm die Königin sitzt ^), und beginnt aufrecht stehend die
„Sprache^. Er gebietet Ruhe *) und trägt sodann den Baronen sein Anli^ea
vor^). Schweigend (cf. Zit. 4) nehmen die in langen Reihen Sitzenden*)
den Vortrag ihres Herrn entgegen;
7. Mannigfach ist die Tagesordnung solcher Zusammenkünfte (Luchairel,
252), die auch gelegentlich auf einer Wiese') oder im Königszelte®) statt-
finden. (Wir sehen dabei Lo^ys in Raoul de Cainbrd während einer Ver-
sammlung in St. Cloot auf einem Teppich sitzen®). In Otinel aber steigt
Karl auf einen Tisch ^% um sich den Mannen besser vernehmlich zu machen.)
Da wird über Krieg und Frieden ^^), über Gnadengesuche^*), über Vasallen-
1) Chev. Og. 3506: Quant mangfö ont, si fönt oster les napes;
2) Gir. de Viane 176: El faudestuel est maintenant montös Oü voit sea
homes, se« a araisonös. Loh. III 20.
3) Macaire 301: Et la rolTne a son destre cost^. ib. 149. — Gni del^ant. 5.
4) [Haon 283: En se main tint d'olivier *i* baston. — Otinel 24: Tient an
bastan tut a or nöelez]. In Chev. Og. 3506 ff. schlägt Karl mit einem Messer
auf den Tisch: En piös se drece nostre empereres Kalles, Tint nn cotel dont
Talemele taille, Amont le drece si fori sor la table Par tel aYr, tote en tentist
la sale, Fran^ois se tenrent, li reis dist ton corage. — In Hnon 3 gebietet er
einfach Ruhe: Signor, dist Karies, faites pais, si m'oiet; ebenso in Otinel 24:
Seingniurs, dit Charle, an petit m'entendes.
5) Vgl. 12. — Macaire 31: Segnor, dit Kalles, quel conseil me donte? —
Gir. de Viane 176: Oü voit ses homes, ses a araisanös — MortAym. 955; Enf.
Og. 4758. —
6) Raoul 6442: Li cbevallier et 11 clerc del pais^De Taatre part ont le
sierge porpris. Por la parole escouter et oYr. — Loh. I 177: A conseil sunt de
renc en reno assis; ib. II 151; Aiol 4563.
7) Raoul 6438: Et li rois fn enmi le pret florit.
8) Bastars 882 : Li roys tint coart pleniere en son paveillon chier. — Vgl.
Aquin 1874 fif.
9) Raoal 6439: Sor la vert herbe fait geter r tapis, Sus c'est assis nostre
rois Loeys, Dejouste lai la fille au sor Gr.
10) Otinel 24: Li rois se leve, s'a ses homes mandez, Sur ane table d'eschaine
est mnntez.
11) Otinel 24: „Conseilez mei, car faire le devez, Del rei Garsie
Irrum nos i ains que vienge estez, U atendrum treske yver seit passes?" Roland
243: Geste grant guerre ne deit munter a plus. Dient Franceis: Bien ad parlet
li Dax. — Sax. I 7: Au parlement sor Muese, oü ot maint haut princier, Oü
France et Saisne furent ajomö por plaidier, Por la destroite guerre filier et apaier.
12) So wird Gaufrey begnadigt; cf. Enf. Og. 192 ff.; 289; 376 ff. Doch tat
KOnigtam and Lehntwesen im französitohen NationalepoB 389
Streitigkeiten^) entschieden. Da wird eine Krönung vorgenommen'), eine
Kapelle geweiht'), eine Hochzeit festlich begangen^). Da werden unbotmässige
Vasallen zur Bechtfertigung oder Verurteilung vorgelassen^), da sitzt die ge-
samte Vasallitat zu Gericht*). Da schlagt der Monarch junge Feudale zu
Rittern'') (Treis p. 41) und verteilt G^eschenke und Land^).
8. Bei der Debatte über wichtige Punkte der Tagesordnung darf nur
der reden, dem der König das Wort erteilt®). Es gilt aber als ein gutes
Recht der Versammlung, das „parlemens^, seiner Bedeutung entsprechend,
za einer gründlichen Aussprache zu benutzen ^®). Der König braucht zwar
den Rat seiner Barone nicht anzunehmend^), es wird dies aber als tadelns-
werte Willkür des Herrn empfunden (Gir. de Bouss. § 183; vgl S. 26, Zit 1).
Wer reden will, erhebt sich und tritt vor den König ^^).
Die Menge der Versammelten gibt ihren Beifall oder ihr Missfallen durch
zostimmende Bufe oder Schweigen kund^').
der König hier nur ungern den Baronen den Gefallen, obwohl diese alle fttr
Gnade sind, ib. 198: Charles l'otroie, mala ce fa seor son pole, Mais pour Namlon
le fiflt ä cele fois. — Vgl. S. 26, Zit. 2 ff.
1) Loh. II 7: Pois apella Fromont le poeatis £t son linage et ses ricbes
aoins: — „Car faites pais an dne, je vos en pri; En droit de moi ce quo avez
meipriDB." — ib. II 11: — le pais ont establi, IIb entrebaisent et furent bonamin.
- Gir. de Booss. § 247: On jageait nn procös entre nn öv6que et an comte.
VgL Bmnner II 266; Capet 176.
2) Cor. L. 30 ff. . . . . Cel jor i fu Looys alevez £t la corone mise desns
i'&otel Li rois ses pöres li a le sor donö. Meriadoes 12094.
3) Cor. L. 27: Qaant la chapele fu beneeite a Ais Et li mostiers fu dediiez
Bt fais, Cort i ot buene, tel ne verez ja mais ....
4) Esconf. 1704: Que si princo et si contor Viegnent tost acest manage. —
ö) Loh. I 284: Doanez li jor, il venra devant ti, De Pamander est il prös et
K&rniB. — ib. 287: Et jel voos doins en ma court a Paris, A l'endemain de feste
Stint-Denis; vgl. S. 24, Zit. 3ff. —
6) Jonrd. 4115: Au jugement furent tuit assamblö Et prince et conte et
<lemaiiie et chasö. Assez i ont et dit et devisö. S. Cor. L. 27 ff., S, 24, Zit. 3 ff;
Loh. I 171: S'en haute cour vous pois jamais tenir, De traYson serez par moi requis.
7) Loh. 1 64: La fu Garins Chevalier adonbAs, Fromons, Gnillanmes et Begons
Padofös. — Vgl Schröder 434; S. 52, Zit. 4.
8) Capet 176: Et la fu Haon rois... Et maint biel don donnez, mainte
teire partie.
9) Boland 273: N'en parlez mais se jo ne '1 vus cumant.
10) Gir. de Viane 110: Mal ait le cort, otion ne peat parier, Et oü on n'ose
^n messaige conter Mal seit dou Rois, qni ne Tveut escouter.
11) Gir de Bouss. § 111: Laissons le conseil que le roi n'aoneille pas.
18) Roland 217... Guenelnn: En piez se drecet, si vint devant Carlnn, Mult
ttremeat cumencet sa raisun. » Aiol 4851 f. Rol. 230 etc.
13) Roland 244: Dient Franceis: „BienadparletüDux." —ib. 263: Franceis
390 Ferdinand Werner
Kommt die oour zu keinem Beschlusee, so entscheidet der König selber
(Gir. de Rouss. § 232; cf. Zit 109; Macaiie 41).
9. Ist der Beratungsstoff erschöpft» so kehren die Vasallen mit Erlaubnis
des Herrschers in ihre Heimat zurück^).
10. Ausser dieser unständigen Hof versammlung konnte von dem Herrscher
noch eine (wesentlich kleinere) (jesellschaft von Baten, der Kronrat (coneeil
priv6; cf. Viollet I, 229; ni, 104 ff.) einberufen werden, um den Fürsten
bei notwendigerweise rasch zu treffenden Entscheidungen zu unterstützen. Diese
geheimen Bäte, unter denen ach weltliche und geistliche Heuen hohen Banges
befinden'), werden vom Kaiser ernannt') oder nach freier Wahl in wechselnder
Zahl von Fall zu Fall berufen*). ^GonseUier de la diambre voltie'' zu sein,
gilt als eines der höchsten Ämter (Narb. 143). Audi die Heidenkönige haben
önen Kronrat'). Die Kronräte halten sich in Krieg und Frieden stets ii^
se taisent; ib. 61: Dient palTea: Jsai poet — il bien estre; ib. 3837: Bespnndenl
Franc: ,0r avez vns bien dtt" etc.
1) Amis 580: II vont an roi por eongie demander, Noatre empereres lor ^
monlt tost donn& — Foolqne 85: Ce dist Ti^bant: Rompona eeat pariement! — -
Li parlement depart. — Cor. L. 16S: La eort döpart — Hnon 310: La eonrtf
depart, n'i sontplas arestö. Capet 177: DontCüly parlemena et fönt departiaon :
cf. Gni de Nant. 41.
8) £nf. Og. 7761 : Si eonaeillier n'eatoient paa gar^n Ne geat de nnle vilaine
eatraeion. — Gui de Nant. 10: H descent de la table, en la chambre eat entrM
Et apela aea princes, sesdos etaea ehaate: .Ven^ cka, diät le roy, ai me oon-
seillerte.* Et chil ont respondn: «8i com vooa qnamaadte.* D forent bien *LX*«
ai i et .YL abb^ — Macaire 55: Ann consrilen a ploaora mente, Toa leaadliorB
et miex empareat^ — Vgl. aach die folgenden State.
3) Gir. de Viane S5: Tant fiit Bainieia aes draa et aea ania, Qne il lefisft
aor toz ceoa de Paria Conailler de aa ehambre. — Narb. 6814: Don li roia fisfc
son eonaeillier priv& — ib. 19S1: Par mo aeroal K boa eoaaeill doatf; Car dit
le m'a li roia et comend^ — ib. 2006: Ce eat 11 dva deBorgoagae le her, Qae
Ckarlez a fet a aa cort mender; Dedans aea chaaibrea doit lea conaax donar. —
Foalqne 99 (au. 7188) Mon conaeiller aeraa toaa lea joara de ta via; Baatara
3883 n. a. w.
4) Ajre 24: Entre voe ir et Nayme aoies ad eonaeillier. ~ Loh. I 53: li
roia ae dreace, a'apela Amaoii Lni et Heodon et Hardr6 le liori N'ot ai felona
en aoisaata paia. £n une chaaabre ae annt ena qnatie mia. — Sax. n 40: Li roia
en apela aoa conaoiller. Najinoa, Salemon de Bretaigne et Richait et Hnoa Et Jofroi
de Paria et Gilemer et Aton. — ib. II 84 beinft er ackt. Loh. I 76 ffiaf,
Sax. II 123 drei, Gir. de Yiaae 69 zwei Ffizstea zur Beratnag. — Vgl. Fonlqoe
57, 143; Loh. n 23; Enf. Og. 505ff; Reaaaa 119 9; ib. 146.13 ff; ib. 861.f30; Ckev.
Og. 332ff; Sar. I 109; Erec 311 ff; Mariadnea 11931; ete. etc.
5) Mort Aym. 1505 aagt der aaiiraiia Coiaolz: ,J'ea pailerai a aa eoaaeil
prive.* 'X* aamacora a an eoaaeil meaem Et -XXX* loia aanasia d*otie-Bier. —
Premieia parla CorsoU U amin^ — 15i3: Et eil ont dit: Noa Polroioaa aaez.
^ Tgl. Roland 501 ff; Deatr. 140 ff. ete. Ygl. aaek S. 71, Zit 5.
Königtum aod Lebnaweaen im franzöBiscben Nationalepos 391
der Nähe des Königs auf ^). Ihr Rat ist wichtig, und der König soll ihn
hören'). Unter ihnen, sofern sie nicht der Reihe nach aufgezählt werden'),
wird meist der eine oder andere hervorgehoben^).
11, Der berühmte Ratgeber des Königs Karl ist Naymes, Herzog von
Bayern (Grautier, £pop. III, 171 ff.; RomaniaXV, 150; zu den verschiedenen
Fonnen sdnes Namens und seinem überaus zahlreichen Auftreten im Epos cf .
Langlois, Noms propres 477 ff.). Ober seine Abstammung haben wir in den
dumaons de g. zwei Versionen '). 6ein Vater Aquilo tritt uns schon als
Rat Pepins entg^^en % und sein Sohn Bertrans spricht in Gui de Bourg. 7
nierrt, als es gilt» einen neuen König zu wählen'').
1) Gayd. 8: Cil sont don roi del tont issi privö Qae ses conseuls ne puet
Sans eals finer. Yeez lor tentes (toz les confonde Dös!) Com il soot prez de cel
demainne tref. — Foalque 145: £1 palös Busla mer, ös estages planiers, Se loja
le bon roy avec ses eonseilliers. — Vgl. Loh. I 120 u. s. f.
2) Enf. Og. 83: Gar n'estpas sages, bien lepuis tesmoignier, Qu! sanscon-
leil Teut grant chose embracier.
3) Enf. Og. 7761 : Si conseillier n'estoient pas gar^on Ne gent de nnle vilaine
eitracioD: A conBeillier avoit le dao Namlon Le dac Tierris, Joffroi d'Anjou et
son oeven Haon, Qui don Mans tint tout le regne environ, Le dac Bichart et le
nasal Gnion De saint Omer qui moult fu vaillans hon, Huon de Troies et de
lengrea Oedon. Par tele gent dont vons fas mencion Doit rois entendre et
MToir sa le^on, Se il vent estre de valonr et de non, Nient par vilain losengeour
Mon, Gar de vilain vilain conseil a on.
4) Amis 593. Hardrö sagt: Moult m'aimme Karies, je sui ses conseillieri. —
Prise dePamp. 311: Tont ce qae dist Rolland Temperer otroia. — Vgl. ib. 519:
Diät le roi : Jentil niös, plns en ai en toi flanke Che en tuit li aatres homes e
plus gregnonr speran^e. ~ Gayd. 3 heisst es von Ogier, Gaydon und Nay-
aes: „Cil sont doa roi del toat issi priv6 Qae ses consenls ne paet sans eals
fioer.* — Der Abt von Clagni sagt (Narb. 1921): Par mo seront li bon conseill
donö; Gar dit le m*a li rois et comendö. — Vgl. Gai deNant. p. 11: Premerains
t parlö li abb^ de Glogni. — Von dem Jaden Belfadiea heisst es Gir. de Ronss.
f 439 : II aasista an conseil dans la chambre da roi. — Aach heidnische Rat-
geber werden uns besonders genannt ; Fierabr. 91 : Sortinbrans de Connibres ses
coQsillers priv^s. Prise de Pamp. 5151: Je fui don roy Jonas cier dras e con-
silier. — Vgl. Cov. Viv. 1598; Aqain 463; Joard. 2984; Bastars 5344 etc.
5) Aaberi (Tarb6) 154: Et en Baiviöre fn remös Gascelin; Et Sonnebenit
l'aoia molt et chieri. Si engendra an ooer hardi, Chai en bien fet tout son aö
Tesqni. Molt Fama Karl le bon roy seignori: Et le Das Naimes loialement le
lervi. — Dagegen heisst es in Berta 184: Et qae fa (seil. Aqailo) pere de le
dox Naimon.
6) Berta 682: Dax Aqailon fu bon conseleor, Unqnes al segle n'en estoit
ui milor; vgl. ib. 205.
7) Gai de Boarg. 7 : Bertrant, li fils Naimon, a premerains parlö . . . Gar
f&isons roi de France, se vos le commandez. — Er wird (ib. 12) von dem neu-
gewählten König Gai zam Fahnenträger ernannt.
392 Ferdinand Werner.
Naymes wird von Karl über alles hochgeschätzt^). Der Kaiser tut ihm
vieles zuliebe'). Er ist den Heiden als steter Begleiter des „emperere magnes'^
wohlbekannt'). Karl kann ihn nicht weinen sehen ^); er fürchtet seinen Ver-
lust, deshalb vertraut er ihm eine gefährliche Botschaft ungern an*). Be-
greiflich erscheint es darum, dass Naymes sich seines Wertes wohl bewusst
wird«).
12. Eine ähnliche Rolle wie Naymes spielt bei den Heiden der greise
Blancandrins (RoL 22 ff.; Aquin 2105fr. und sonst).
13. Als Ort des „conseil priv^^ ist die „chambre" des Herrschers (Be-
naus 154/7), welche nach Eintritt der Bäte wohl verschlossen wird, oder das
Königszelt (Enf. Og. 4560, 7240) angegeben.
Zweiter Abschnitt
Die GroasyauHen.
A. Allgemeines.
1. Zu den „haus baions" (Loh. I, 27; Sax. I, 34; Enf.Og. 4480flf^
Amis 323, 415, 349; Mort Aym, 120; Loh. H, 251 etc.)» den „princes ^
(principes; Schröder 211f., 341ff.; Amira 114, 133; Pierabr. 138; Sax. T0-
165 etc.), den „princiers" (Chev. Og. 3208, 3251; Capet 138, 217, 235^
dtm „demaines^ (Aiol 3974 etc.) gehören ausser dem König (Gor. L., m^^
1) Enf. Og. 440: Vo eonseila aont loial et dioitarier A mes besoins m'on^
eü maiat mestier. — > Macaire 159 f.: Hom deeonaeil plus grantNe se trovast tros-^
qn'en Jemtalan. Qai en vos se ^^ bien paet estre certalns De n'avoir mal ne au so!^
116 au maiD. Sor tos les salges estea li chievetains-, En vos anroit 6a boin^
chapelains Por coueiller treatoa les ereatiena. — Gayd. 44: Ains man^
eoaaaus ne me vint de sa part* — VgL fienana 398/24: li consiUers vaillans^
ib* 843/22: li drois oonsellitr. — Aymer 192, 805: soa dra Naymon etc. etc^
Karl übertragt ihm die F^ne (Renaoa 370/19; 871/26) imd die Führung de»
Heeres (Aquin 30).
2) Haon 285: Karl laKajmeet «Jel«lerai paisqne le me lote* — Enf. Og*
198: Charles Totrote, maisce Aiseor acm pois« M aia poor Nandon le fiat eele fois.
^ 8. Doon 344; Fiexabr. 28; Gayd, 107; Gaofrey 318; Haon 8; 282 ff, 297, 299. —
3) $ax. I 264« Der Saebaentttnt Baten mll verwundert: Ne vit mais ii
das Kaymes par eai ert coasoilliei.
4) Qayd 44: Tr^^a puis celle bore qne montai en cheval» Et sei entendre et
le bioa et le mal, N'oi je mais dual qai a cestui tornaat, Fora de la parte qne
jVi «a Rc^acevai, Toul por duo Navaseo qae je voi plorer li, Mon eonaeillier,
woa nobile vasaaK
6) Ohev. Ojr, ikVM: Ne \xdl paa penire aK^n coaailler priv&
t>l Sax« 11 1T2: l/an m'apele 4 la tv^rt das Naymea da Bavier An conaoil
raa))>«r\>v« »ui ap^loi pnnaier« N*a ai kaai ht^me an Fraaee qi m'en ost des-
j^ifier. — YfK Fierabraa 84 eu^ G, raris; Hiat Ktt» fr, au «Myen ige p. &5. —
Königtum and Lehnswesen iin fraazösischeii NationalepoB 393
C. 2685; Capet 162 Enf. Og. 1985, 2000; Foulque 151; Bastars 5516)
nnd den Mitgliedern der königlichen Familie (Amira 114), die Vasallen-
könige (VioUet n, 182 ff.; S.39, Zit2), die Herzoge, Grafen^), Markgrafen,
Pfalzgrafen, Burggrafen (Schröder 341 ff.)' femer die hohe Geistlichkeit
(Schiöder ibid.; Massing 5, 28, 43ff., 62, 139, 148, Falk 61f., 70).
Das sind „Li soverain de la crestient^" (Enf. Og. 601), ^li plus haut
de roiaume des Frans^ (Chev. Og. 10918), „qui tout estoient duc ou conte
ou baren ou chastelain ou per de grant renon^ ; „la flor de France et le
noble barn^'' (Aymeri 1556; Elie 387), die wohl von der „gent^ unterschieden
werden (Mort Aymeri 967: „sa gent et son bamaje").
Der König von Friesland will nur mit Auberi kämpfen, „se tu n'ies
dns ou cuens ou marchis" (Aub. Tob. 105/4).
2. Die Bezeichnungen dus, cuens, marchis, contor, palasin, prince etc.
luiben keine festumrissene Bedeutung. Dieselbe Person trägt gel^entlich in
derselben Zeile zwei verschiedene Titel').
Die Verwendung von „marchis^, „palasin^, „contor", „princier" wird
sehr oft durch den Assonanzzwang bedingt Auch besagt ein Titel nichts
fiir die Macht eines Grossvasallen. Graf Wilhelm mit der kurzen Nase,
GrafAymeri von Narbonne, Graf Savary in Capet*) besitzen grossere Macht-
fiUe als irgendein Herzog dessen „geste" uns das Epos erzählt (vgl. II C).
Der König Boniface wird als „marchis de Pavie" (Narb. 5828; 5903),
der König Ouri von Bayern als „marchis" (Aub. Tob. 105/19); derHeiden-
königsohn Renoars (Alesch. 5185) und der fränkische Kronprinz Floovain
(Ploov. 1) werden mit dem gleichen Titel bezeichnet.
1) Gir de Viane: Vos estes Dus, et je sui Qnens clam^s: Iceste joste ne
ftit a refaser. Gar ambedui sommes prince chasö. — Lob. I 24, 97, 120, 188;
1164, 249, 269^ III 77; Chev. Og. 8414, 7571; Enf. Og. 8076; Aymeri 2848;
Saz. II 6; Mort Aym. 4115; Capet 27 etc.
2) Auberi (Tob.) 26/5: conte Baudouins le marchis. — Mort Aym. 8988:
l^i qnens Gnillaumes d'Orange li marchis. — Vgl. Charroi 331: Pren donc la
tene aa marchis Bereniper . . . Mors est li quens. — Die Gesandten Aymeris
Verden genannt: Aymeri 2933: comtor; ib. 3247: marchis; ib. 8250: conte; ib.
^: li conte et li marchis. — Herzog Naymes, Herzog Richars, Graf Dreaes
Werden gemeinsam als «conte" bezeichnet (Aymeri 878); ebenso die «pers*'
ond die gesamte bei Ronceveaax gefallene „baronnie* (ib. 145); ähnliche Bez.
B*ib. 1305. — Cf. Gui de Nant. 32: 'III* contes u (I) marchis furent si escnier.
- Auch bei den Herzoginnen wechselt die Bezeichnung. Aceline z. B., die
Tochter des Grafen Huon d'Anvergne, tritt Orson 18, 21, 30, 48 etc. als „du-
ehesse''. dagegen ibid. 58 als ncontesse**, auf; Aye, sonst als „duchesse*' qualifi-
ziert, in Gui de Nantenil als „marchise* etc.
3) Über Savary bemerkt der Herzog von Bnrgund znr Königin: Capet 27:
£q vo roianmes n'a prinche sy postay Pour maintenir le terre.
394 Ferdinand Werner
Der Sohn Aymeris, Bueves, trägt in B. de Gonimarchis 1020 und sonst
den Titel „dux^, in Benaus 40/13 aber den Titel „rois", welcher z.B. auch
dem Herzog Naymes in Chev. Og. 10824 (roi amant^) beigelegt wird. Der
Bohn des Grafen Doon tritt als Herzog Gaufrej auf (Doon 241); Guibers,
ein anderer Sohn Ajmeris, als „marchis^, Beto, der Sohn des „dux" Boves,
als „coms Beto" (Daurel 2121; 2162), der Kronprinz Loihers findet sich
einmal als ,,duz^ bezeichnet (Renaus 17/32) u. s. w.
Roland, Viviens, Bertrans, Garins, B^gues, Garnier, Fromons, Guillaume
au cort n6s, Guillaume de Monclin, Auberi, Jefrois, Ogier, Haimon, Benaus,
Huedon de Lengres, Amis, Aiol, Elie, Richars li dus de Noimendie, Aymeri
etc. etc. treten uns im Epos bald als ,,cuens^, bald als ,,marchis", hier als
,,du8", dort als ,,contor^ oder als ^^palasin'^ (palasin marchis, cuens palasin, dus
palasin) u. s. f. entgegen. Vgl. darüber die Zitate von Langlois: Table des
noms propres. Die Bezeichnungen wollen oft nur sagen, dass mit ihnen
Personen fürstlichen Ranges gemeint sind^).
1) Capet 188: Or fnrent k Saint Clou ly nobile princbier. (Gemeint sind
die Könige Drogoez nnd BeuYez) ib. 217 heisst es von Hne Capet selber: Le
plns hardy princhier, le plas loyal baron. — ib. 235: Duo, conte et prinobier.
— Gir. de Viane 88: — prince ou duc ou chasö. — Fierabr. 138: li prinoe et li
contour. — Sax. II 165: sl prince et si baron. — Aye 118: li prince et li
marchis; Sax. I 204: Anviron In! si prinoe, si duc et si contor. Prise de Cord.
App. I 264: Ne doc ne chastelain ne conte ne princier. — Foulqne 58: Entor
lai fnrent si prince natural. — Chev. Og. 79 f., Alisc. 71; Aiol 4010; Antels
10041: Li roi s'arme et li antre princbier; Aye 3, 39, 59; Aquin 9: li prince
et li contour; Anseis 452: prinche et contor; Enf. Og. 5298: Assamblö sont duc
et prince et contor, — Fierabr. 138: li prince et li contour. Vgl. Sax. I 188;
Foulqne 145; Renans 129/12; Capet 174; Alisc. 245; Loh. I 43; Sax. II 126;
Doon 218 etc. etc. — Gir. de Viane 177: li baron et li per; Prise de Cord.
App. I 143: si prince et si per. — Aiol 3974 Asses i ot demaines, princes, et
pers. — Anseis 9369: Li demaine et li per; ib. 10780. — Gir. de Viane 17;
186; Benans 364/37: Li per de France. Dasselbe: Anberi (Tarb6) 185; Tgl.
Huon 2; Aymeri 135; Prise de Pamp. 546 ff.; Entröe de Spagne 13/62; Alisc.
223; Fierabras 5, 10, 16, 57, 59, 78, 165; Aymeri 1555 ff. etc. Zu „per* in
seinen verschiedenen Bedeutungen cf. Godefroy; anch Schröder 156; Bmnner II
260ff. — Zur „pairie'* de France vgl. VioUet III 801 ff.; Thomas: Nout. rech,
sur TentröedeSp. 36—49; Glasson V390ff.; Gautier, £p. IIl73ff.; Mans8 92ff.;
Funck Brentano n. Manteyer 1. cit.; Luohaire I 305 f.; G. Paris: Bist, poötiqne de
Charlem. 416 ff., 507; Massing 151 f.; Flach III 419 ff. — Die Zahl dieser aas.
erlesenen Grossvasallen, zu denen Herzöge, Grafen und, als Vertreter des
geistlichen Fürstenstandes, der Erzbisohof Turpin gehören (ttber diesen an Be-
deutung mit Herzog Naymes vergleichbaren Palatin s. Massing 130 ff.), be-
trägt meistens 12 (Voyage 61 ff., 120f., 135 ff., 662f., 781; Cor. L. 170, 564 ff.;
Sax. I 12; Renaus 269/4; Prise de Pamp. 546 etc.), doch tritt eine höhere
Ziffer nicht selten auf (vgl. Massing 15; Aiol 2294; Chev. Og. 1389; Renaus
332/28; Aymeri 1583; Charroi 2426 etc.), so dass wir stott der wohl auf die
Königtum and Lehnswenen im fransösiscben Nationalepos 395
3. Auch die geschichtliche Überlieferung zieht keine feste Orenze zwischen
Herzogen und Grafen. Vgl. Wamk. I, 113, 114: „Petragorici duz*' wird
„Petragoricus comes^ genannt Bei Fredegar ist der „comes Arvemae civi-
tatis", den Gregor (Hist. Franc. IV, 35) anführt, als „duz Arvernus"
charakterisiert Ducange bemerkt unter „comes'' : . . . „comes apud Burgundos
nuUus vocabatur, nisi is qui ducis honorem possidebat''. Unter „dux" heisst
es ebenda, dass die Grafen von Paris und der angrenzenden Bezirke . . . vel titulo
oomitis vel ducis r^ebant, quod ii praecipuam in Regum aula auctoritatem
poeeiderent^. Und Paul Meyer sagt (Introd. zu Gir. de Rouss. p. LXIV):
Die meisten Grafen von Paris waren Herzöge von Franzien. Auch trug z. B.
Henog Heinrich I. von Brabant (1190 — 1235) den Titel eines Grafen von
Löwen (cf. Glossaire zu Rose unter „Louvain^).
4. Wie uns die Grossvasallen in der epischen Dichtung entg^entreten,
haben sie ihren ursprünglichen aristokratischen Beamtencharakter, abgesehen
von der Ausübung der grossen „mestiers^ an Hoffesten, abgestreift und sich
in den Besitz der Landeshoheit gesetzt. Über ihr Verhalten gegenüber der
Monarchie ist oben unter „Sittliche Stellung d. K.^ (vgl. auch Euler und
Bächner) gesprochen werden. Einiges wird im folgenden noch nachzu-
tragen sein.
B. Der Herzog.
1. Als Abzeichen des „dus" finden wir das Zepter'), den Thron'), das
Banner (Loh. I, 272, 273), das Zelt (Loh. I, 201, 266; Hervis 6398),
aof dem sich ein Adler befindet (Loh. I, 252). Sein Wohnsitz ist der „palais
agnoris« (Loh. I, 48, III, 225) oder „plenier" (Gir. de Viane 9).
2. Der Herzog ist Lehnsherr^). Als solcher kann er seine Barone zur
Apostel zarttcksaführenden heiligen Zwölfzabl U, 20, 40, 60, ja 500 »pers**
begegnen. Aach bei den Heiden sind „pers** vorbanden; z. B. Roland 990,
1908. Ebenso haben die Grossfeudalen »pers" (and nprinces*) in ihrem Lehns-
verband, wovon weiter unten noch zu reden ist.
1) Gayd. 27 : £n sa main tint *r basten pomelö (gemeint Herzog Gaydon) ;
ib. 40: £n sa main tint -i* bastoncel planö (NaymesI). — Sax. I 17; Herta 185.
Oir. de Viane 57.
3) Renana 18/10: Li dos Bnes d'Aigremont qui tant ot hardement, Se sist
•1 fandestnel qui a fin or resplent Et sa moiller lös lui. — Hervis 5176.
3) Aye 86: £1 renc de ses barons \k fu li dus Garins. — Lob. I 199: Li
dm chevanche et ses riches marchis. — ib. I 200: 0 lui sa gent, si conte et si
Btrchis. — Gayd. 59 : Gaydes li dus fu en son tref demainne, Oü ses bamages
Por iai grant duel demainne. — Renans 340/31 : Or fu Renaus lasuz et avoec
loiii per. Loh. I 58: Ez-vos Hervis qui tant fist k loer, A trente pairs que
BUne doit blaamer. ^ ib. I 24. Macaire ruft Aiol 4431: Ou estes nons, dist
i^iiiei parentes, Vous qu! de moi tenes bours et cites? — Enf. Og. 140; Lob. I
7U91; U 236 etc.
396 Ferdioand Werner
Heer-^) und Hoffahrt') entbieten. Er beschenkt seine Mannen') und ver-
teilt die Beute unter sie^). Er erzieht junge Adelige und schlagt sie zu
Rittern»).
Kraft seiner Banngewalt*) kann er gebieten') und verbieten*), ist er
der Beschützer und Förderer der Kirche*), macht er femer sein Recht in
1) Lob. I 187: Ses bomes mande par briös et par escris, N'i remaint bona
qui de lai riens tenist — ib. II 92, 115; III 118; Parise 62 etc. — Aach dia
Bürger (die „commune'') werden entboten: Sax. I 17: Qui dont vöist le dac sor
un cbeval gascon Poindre par mi les rues, k sa main nn baston. Ses borjois
fait armer. — Loh. I 72: Quant la commune a la parole oY, Trestuit se tieneat
au Lohereno Garin. — Vgl. Aiol 7872, 7959; Renaus 18/86 ff., 229/8 ff.; Hervis
9227; Quill, de Palerne 2369; Bastars 450; Lob. III 9 etc.
2) Enf. Og. 125: De par sa terre a (seil. Gaufroi) ses barons mandös
Pour conseil qnerre et il 11 fn donnös. — Lob. I 191 ; II 264 etc. — Auch hier
zeigt sieb Abhängigkeit vom Rate der Barone : Anseys sagt zum Herzog Pieres
(Hervis 10385): Droit vous ferai a vostre volenti Si hautement, con jugeront
vo per. — Vgl. Auberi (Tobler) 235/3. Zu einem Hoffest entbietet Bueves
seine Vassallen (Renaus 12/12 ff.). Zweitausend Gewappnete folgen seinem
Gebot, und hundert reichgekleidete Grafensöbne bedienen ihn bei der TafeL
— Garin entbietet seine Mannen zur Hochzeit-, Loh. II 78: H a mandö
les haut barons de pris Et fist ses noces de la belle Heini. Gleiches geschieht
Hervis 5039 ff.
3) Aiol 10443: Se dameldex me done ma grant guerre finer, Tant noos
donrai del mien, ia n*en seres blame, La chite de Losaane nous doing en irete.
— Loh. II 201, 236; Orson 2355, 3362; Gir. de Viane 46; Chev. Og, 10228?
10250; Girb. de Mets 526/3; Gir. de Bouss. §2; Auberi (Tobler) 234/14, 248/6;
Aiol 4431, 9272; Parise 11 u. s. f.
4) So Hervis nach seinem Siege. Loh. I 32: A grant merveille i eut de
gent conquis, Cil de Sissons en furent enrichi; ib. I 184, 185 187; Prise de
Pamp. 5563 etc.
5) Gayd. 15: Li dus Rollans me norri. — Loh. I 207: — c'est Begues de
Belin Qui t'adouba et cbevalier te fist.
6) Loh. III 145: Son ban cria li Loherens Garin. — ib. III 164: Li dus
Garins a fait un ban crier. Qui la dedanz porra premiers entrer, Cent mars d'ar-
gent li faira delivrer, Et Tautre diz qu'aprea porra aier.
7) Sax. I 17: Ses borjois fait armer. — Loh. III 11: En sa main tint un
baston de vert pin, Fiert sor la table, tote la fait tentir; Ce senefie que Pan
paiz li föist. (Gemeint ist Garins). Vgl. Zit 1 n. 2. — Loh. III 88.
8) Girb. de Metz 477/27: II fait crier auaul Post a bandon Que nuns nM
prangne vaillant 'i* angevin; Loh. I 194: Li dux döfent que nns rien ni preist.
— Parise 22 : Et li fex Berangers an fait *i- ban crier Que il n*i ait mesohine»
sergant ne bacbeler, SMl done la ducheise n* denier monöö Que li dus ne li
face toz les manbres coper.
9) Loh. 1 199 : Dusqu'ä Macon ne prinsrent onques fin, Riebe aböie qui apent
k Clugni. Li dux defend que niis rien ni preist. — Loh. IH 9; III 45; Auberi
(Tarbö) 151. Über gesellschaftliche und lehnsrechtliohe Beziehungen der Geist-
lichkeit zu den Grossvasallen s. auch Massing 54 f. und 122.
KöDigtum und Lehnswesen Im französisobeii Nationalepos 397
Eheschliessuügsangelegenheiten seiner Untertanen geltend^), gibt er Qe-
leite*) und gewährt Privilegien*) (s. auch Schröder 131 ff.; Böhm 455ff.).
Er beflitzt das Befestigungsrecht*), wenn auch der Form nach die Abhängig-
k&t von d&c Erlaubnis des Königs gewahrt bleibt (vgl. S. 22, Zit 2).
Der Herzog hat in seinem Grebiete die Gerichtshoheit ^). Seine Gerichts-
barkeit ist arbiträr*), daher steht ihm auch das Begnadigungsrecht zu''). —
Er besitzt einen „tr^sor^ (Loh. II, 90), Städte, Schlösser, Abteien, Land^)
und Wald*). Zu seinen Einkünften tragen ausserdem bei: Greleitsgelder ^%
1) Loh. I. 207: (Begues) Voas medonna, sire, je vons le dis; Loh. III 172;
Chev. Gg. 13049 ff. (Ogier stattet dazu arme Mädchen ans).
2) Loh* II 210: ,Qai voas conduit?* 11 qaens Guillaumes dit. „— Je vous
condnis,* dit li Bonrgoins Aubris; — ib. II 199: Et dist li dus: „Hol est bei,
Gacelinsy Conduit vons doins de ci au revenir^ vgl. ib. III 13; Hervis 5993,
10276.
3) 6ayd. 150: A Gaydon vient et doncement li prie Le prämier cop, et
li duB li otrie.
4) Gir. de Viane 88: Gr fnt Rainiiers das de Genes sor mer: Dös or coo-
mance ses gnerres k mener; Mors fait dressier et fonssös relever Et fors chas-
tels et fortes tors fermer. — Berte 237; Gni de N. 64; Gir. de Viane 46; Loh.
I 118 f., 290 f., II 63; III 181, 213; Aye 76. 80; Enf. Gg. 5110 ff. -
5) Cor. L. 2068: Montagu ot tout k justicier. — Chev. Gg. 1498 £n Dane-
marche alös vos drois jugier. ^ Aiol 10255: Elies. . . Qai est dus de Borgonge
et aire et Justiciers. — ib. 10276 ff; Chev. Gg. 8891; Gir. de Viane 45; Aub.
(Tob.) 240/12 ff.; Gayd. 297 etc.
6) Hervis 10043 : Qai remanra et armes paist porter, Se dix me donne
arriere retonmer, Jon le ferai honnir et vergonder. — Farise 12: Et H dnz vos
ardra, voiant tot le bamö. — ib. 19: Li dus a fait les forches et dreoier et
le?er. — ib. 21; Aiol 8273; Gayd 27; Loh. I 233; III 34; Robert 199; Guill.
de Pal. 2245. — Kerker des Herzogs: Parise 86; Lob. II 80 etc.
7) Hervis 9116: «Vo mantalent, sire, me pardonnös!" Et dist Hervis: «Li
dons en est donnös"; ib. 9056: »Sire/ dist ele, ^merci vous voel crTer."
8) Pariae 54: Bont n'a li dux et chastiauz et citez, Et riches abaYes oü a
avoir aaaes, Riches donjons et marobes et moult grant fermetös? — Enf. Gg.
4565: Le dno Fagon qui tint Tours la cit^. — Loh. I 51: Mez ont assise qni
fu an dnc Hervi. Vgl. Mort Aym. 1969; Aiol 4394; Gayd. 220; Chev. Gg. 9986;
üir. de Viane 4, .9, 10, 12 etc; auch bei den Heiden besitzt der Herzog StKdte;
z. k Aquin 2531 ff» — Sein Besitz insgesamt isi die ,,duch6e''. Gayd.
100: Gaydon d'Angiera, a'en tint la duchöe, womit dann auch die herzogliche
ißewalt bezeichnet wird.
9. Gir. de Viane 164. Ein Bote sagt zu Girars: Domain ira TEmperöres
eliasci^ Dedans Clennon, vostre grant bois plenier. Einen von Karl erlegten
Eber beanaprocht der Herzog für sich; ib. 167: Miens iert li pors: ä grant tort
Vav«8 prie. (Vgl. S. 34, Zit. 3).
10) Aiol 9497: Noua somes marceant de Pinel et de Bu, Et somes par la
Porte de Loasane uonu, Dono aaons Macaire nur mars d'or u plus Por chou
QQe par aa lere nous a condnis li dus.
398 Ferdinand Werner
Marktabgaben^), Bergrechte^), ^rentes'' seiner Mannen und Tribut
Zahlungen').
3. Die Grossvasallen suchten es dem Konig überall gleichzutun. Sie
entfalteten an ihren Höfen königlichen Prunk (Renaus 13/6 ff.) und bildeten
sich eine „cour** nach dem Muster ihres Herrn*) (Schröder 582 f.; Violletll,
117; m, 257).
So finden sich denn auch Beamte aller Art und jeden Ranges am Hofe
des Herzogs, der sie ernennt*).
Wir sehen da ausser dem Seneschall (Parise 69; Loh. HI, 225; Grayd.
12, 152; Auberi (Tob.) 290/11; Daniel 99, 1157; Renaus 167/310; 78/3
u. s. f.; vgl. auch Zit 3), den Mundschenk (Aiol 9433; Gir. de Viane
144, 166; Auberi Tarb. 69), den „connestable^ (Prise de Pamp. 5592), den
Marschall (Girb. de Metz 537/15), den Fahnenträger (Aye 87; Aub. (Tob.)
248/13 ; Hervis, Anl. IX, 1311 ; Bastars 4565), den Oberjägermeister (Loh. I^
36), den Kämmerer (Aiol 8594, Loh. I, 241; H, 221, 225; Gayd. 11, 12;
Hervis, AnL IX, 1101; Parise 9 etc.).
Uns begegnen da weiterhin der Briefe lesende und abfassende „chapelain"
(Loh. I, 244; H, 103; Anm. von P. Paris; Renaus 443/37 etc.), der
„maistre despänsier^' (Gir. de Viane 45), der „conseillier'' (Schröder 588;
Doon 235), der „maistre'' (Orson 440; 449; 648; Hervis 10078), der
„portier" (Aiol 9343, 9432; Gayd. 178: Renaus 311/9), der „gaite" (Aiol
9432; Loh. H, 117), der Kerkermeister (Aye 85); ausserdem Förster (Gir.
de Viane 165), Jäger und Knechte (Renaus 89/21; Loh. H, 236; Aub.
Tarb. 53).
4. Auch die Beamten der herzoglichen Stadt werden uns genannt : Der
1) Loh. II 71 f.: Quitezla terre que vostre peres tint, Moult bon escbange
Tons en doDrai ici; Voos tenrez Mez, la grant cito de pris. Val saint Diö, li
oA li argent git. (So tagt Herzog Garin za seiner Gemahlin.)
2) Herzog Garin gibt als Patengeschenk (Loh. II 212): Un des marcbite
de Mez, ce m'est avis, Qui vaut cent livres de deniers pariiis.
8) Hervis 157: Si pren la rente de la grant duceö. Von Drogon, dem
Vater Girarts heisst es (Gir. de Bonss % 99): De Majorqne, d'Afriqne de ches
les EsclavoDB, on lai apporte le tribut en sa maison.
4) Loh. II 261: Sos un olive li Loherains s'asist, Honlt fa dolens, ne se
pot soatenir. Environ lai ses Chevaliers gentis, Les belies dames qoi ont simples
les vis. - Vgl. Robert 334 ff.
5) Orson 3806: Senecbant vons feroe de trestot mon regnö, Si vons donrai
Amiens trestot an quiteei. Auberi (Tob.) 221/8: Senecbaos iert, m'enseigne
porters. — Gui de Nant 16; Hervis, Anl. IX 1278 u. s. w.
Königtum und Lehnsweaen im französiaehen Nationalepos 399
„prevoat" *), der »Anaire" mit seinen „eskievins" oder „jurßs"*). Der „pre-
Tosi** geniesst eine angesehene Stellung bei seinem Herrn (vgl. Zit. 1).
Thierri von Metz z. B. heiratet Adelheid, die Tochter des völlig verschul-
deten Herzogs Piere von Lothringen. Aus dieser Ehe stammt Henris, der
Vater der beiden edlen Herzoge Gtorin und Begues, deren echtes Helden-
leben und unglückliches Ende die Lothringer-Greste ein&ch und ergreifend
erzählt Vgl. Henris 50 ff.
5. Die Herzogin hat besondere Beamte und adlige Hofdamen (Daurel
173, 176; Gir. de Viane 39; Loh, H, 260; Renaus 13/37ff.; Aye 38;
Parise 11; Orson 569, 574 etc).
6. Auch sie hat gewisse rechtliche Befugnisse. Heloys von Orliens
lasst die „bannitio in bestem" ausrufen'). Die Herzogin macht von ihrem
Besitz (Aye 99, 114) Geschenke^) und hat über ihre Dienerinnen arbiträre
Gerichtsbarkeit*). Si^ kann ein Schloss anlegen (Loh. I, 50; Anm. von
P. Paris), ein Kloster herstellen (Aye 88; Meassing p. 86). Nach dem
Tode ihres Gatten erzieht sie die Kinder und führt die Regierung. Karl sendet
einen Boten an die Herzoginwitwe von Bordeaux, diese solle unverzüglich
ihre beiden Sohne an seinen Hof schicken (Huon 10 ff.).
7. Gewaltig ist die Macht vieler Herzöge (Gayd. 112, 149; Aiol 4432;
9272; Loh. H, 50, 73; Aymeri 3881; Hervis 113, 198, 5043; Orson 6,
1) Herv!Bl280: Puls a Thieri le pronostapellö: Sire, di8til,a moi en enten-
dte! Je vous eommant ma terre et ma cM Qoe les gardös en droite loiaatö.
— Hnon 16: De Gironvile a fait mander Guirrö, *i* franc provost qae devoit
moult amer; Sewins ses peres le tint en grant chlertö. 'XXX* ans tos plainsot
le pala gardö Et Haelins, qai monlt fait k loer, Li commanda sa tere & garder . . ,
Hervis 1899: Li J. fu fix an prevost natnrel Qni Laigni garde et le foire autretel;
Tgl. ib. 1682, 1709, 1716, 2497 ff; Aye 76; Loh. II 259; III 220, 242, 245.
2) Hervis, Anl. IX 1278: Li dus Hervis a les (ses) bourgois mandös, Si fait
Diaienrs (Maienrs jorös) eskievins antrestel. — Zu maire (maiear) s. Loh. III 220,
wo der m, Sohn des «prevost* Garins ist; Gbev. Og. 3851; Parise 75 etc. — Jurös''
werden erwXhnt: Chev. Og. 3851 ; „eskievins": Hervis 5984; vgl.Dncange: jnrati,
leabini). Yielleicht sind damit die «Optimaten** gemeint, die uns an anderer Stelle
bekannt werden; Prise, dePamp. 5788: Li meilors de la ville Istrent sens cris ne ton.
8. aneh Bneves de Commarcbis 1388: Des meillors de la vile; Parise 75. —
8) Loh. II 110: Parmi la ville a fait crier son cri Qnen'i remaigne qai armes
pnist sofrir. N6 uns nö antres, li grans n6 li petis. Nis les boncbiers i fait-elle
▼enir, Qoi portent haches aus aoiers poitevins.
4) Benaas 225/29: Gil doivent bion paroir li hermin peli^on Et li vaiis et
li gris et li bon siglaton Li mal et li ceval dont nos a fait le don. — Auberi
(Tarbö ) 16: inr chastials m'en aenmon fiö mis. ^ Orson 650: Je vous donra
cent mars.
5) Orson 591: «Si me fates demain tos les mambres coper** sagt die
Kammerfrau zu der Herzogin Aceline.
400 Ferdinand Werner
214, 1226, 1822; Aye 93; Capet 155; Berte 786 etc.); die uns die Epen
Bebildern, wobei die freie Erfindung allerdings eine wesentliche Bolle spielt
(cf. Introd. zu Orson de Beauvais LXIX sq.). Daraus ergibt sich leicht,
dass sie Einfluss am Eönigshofe haben oder erzwmgen, dass der Herrscher
sie in mannichfacher Weise verpflichtet und belohnt. Von der überragenden
Bedeutung des Herzogs Naymon wurde bereits gesprochen. Ein ihm ähn-
liches Ideal ritterlicher Tugenden ist der Erzieher CSiarlots, Herzog Ti^
von Ardane (Enf. Og. 5715 ff.). Er ist freigebig und gerecht, er legt dem
Raubgesindel das Handwerk und beugt sich in Demut vor Gott. Wohl
zeigt sich ein solcher Mann des höchsten Vertrauens würdigt). Als echte
Landesväter wirken u. a. auch Ogier und Gascelin (Chev. Og. 13 043 ff.;
Auberi [Tarb.] 110).
8. Die hohen Hofämter sind, den Verhältnissen entsprechend, oft in
den Händen von Herzögen. Wir sehen Leute dieses Banges als Ober-
falkner, Jagermeister (Girb. de Metz 460/17 ff.), als Seneschälle (Wamk. II,
§ 103; Aiol 8094, 8253; Loh. I, 90; II, 127, 183; Girb. de Metz 470/ 19 f.
etc.), als Prinzenerzieher (Enf. Og. 1378ff., 2271 ff.), als Kronräte (NaTmesI
8. auch Narb. 2006; Eni Og. 7761 ff.), als Fahnenträger (CJhev. Og. 3414;
Otinel 6, 38; Daurel 157; Enf. Og. 5102; Loh. I, 90, 215; Gir. de Rouas.
§ 163), als Gesandte des Königs (Fierabr. 69f.; Berta 245 ff.).
Wir lesen, dass der Monarch dem Herzog Girars und semen Brüdern
die Reichsverweserschaft übertragt, während die „ost banie*' nach Spanien
marschieH (Gir. de Viane 180), wir hören, wie der Herzog den Königsbann
ausruft (Aymeri 1056 ff.), wie er als Stellvertreter seines Herrn den Streitern
des „combat judiciaire" die Eide abnimmt (Gayd. 197).
Wir finden Herzöge als erbliche Heeresteilführer (Anseis 10087 f.), als
Leiter der Vorhut (Enf. Og. 573), als Ausführende des königlichen „sauf-
conduit'* (Aiol 9506).
Was Naymes dem grossen Karl leistet, das wirkt Hervis von Metz für
Karl Martell und den schwachen Pepin in der Lothringer^Geste. Der tapfere
„Hammer** fragt ihn um seinen Bat^) und befolgt, was ihm der Herzog
1) Eof. Og. 5752: On puet bien dire, sans estre menteour, Que eil qui
ert plains de si bonnet mours Devoit bien estre de roi coaseilleourB.
2) Loh. I 17: Et dit li rois: .Hervis, qae la ferons?" Respont li dox:
„Se Diex piaist, nos irons. ^ Loh. I 18 gibt Hervis Anweisung, wie der Feind
anzugreifen sei, and der König handelt in des Herzogs Sinne. — Hervis wird
wegen seiner hervorragenden Eigenschaften hochgeehrt. Loh. 1 16: Hervis repaire
droitement a Paris, Avec maintautre; trois jors söjorne ici, Et Tempereres mont
bei semblant li fist, Et la rolne etPepinet ses fils. ib. I 52: Enoontre dre&oent
li viel et li meschin, Li rois möismes a Teacontre li vint Qni li escrie: Bien
pnisaiez vos venirl vgl. Hervis Anl. IX 994. —Ebenso begrüsst Pepin den Garin:
Königtum und Lehnswesen im französischen Kationalepos 401
sagt (Loh. I, 18). Dieser besiegt die Heiden (ib. I, 35) und verlässt den
zu Tode verwundeten König nicht Er beruft die Grossen zur Krönung des
Doch minderjährigen Pepin und setzt auch seinen Willen energisch durch,
obwohl sich starker Widerspruch seitens der „princes" erhebt (Loh. I» 43 ff.).
Er und seine herrlichen Söhne sind von monarchischer Gesinnung ganz
und gar beseelt. Leider erweist sich das Staatsoberhaupt in so vielen Fällen
solch aufopfernder Treue nicht würdig. So auch Pepin in Loh., so Karl in
Oajd. und Benaus. In anderen Fällen allerdings handeln auch Herzöge
in illoyaler Weise. So z. B. Herzog Bichard von der Normandie in Loh. I,
67; Cor. L. 1275; Maciure im gleichnamigen Epos u. a. m. —
Über herzogliche Privilegien cf. S. 33, Zit. 6.
C. Der Graf.
Eine Betrachtung der Orafenwürde, wie sie uns im Epos entgegentritt,
ergibt ein dem des Herzogtums ähnliches Bild, vor allem schon deshalb,
i¥eil die Titel, Mrie aufgezeigt, meist wahllos durcheinander laufen.
1. Der „cuens", gelegentlich auch „contor^' genannt^), hat als Ab-
zeichen: Stab (Narb. 64), Fahne (Mort Aym. 1100); Auberi (Tob.) 97/13;
Capet 153, 155), Zelt mit Apfel und Adler (Eaoul 1272, 1397 ff, 1551,
Escoufle 8124), Wappenschild (Capet 164). Seine kostbare Kleidung wird
Loh. III 30: Encontre li^ve li roisquant il le vit, Dejoste luio faudcsteu PasiBt;
Tgl. ib. II 266: Encontre va Tempereres Pepin Et la roine cni il estoit cosins.
— Aach Herzog Gaufroi wird vom König entboten and herzlich empfangen
(Enf. Og. 8000 ff).
1) GrafAymeri wird (Mort Aym. 137,1587, u. Narb. 2810, 2823) als »oontor«
bezeichnet. Ebenso Huon (Loh. II 93), der (ib. II 90) als „conte** auftritt;
desgL die Grafen Guenes und Oliviers (Mac 205; Aymeri 1274). Vgl. Anseis 452,
2776, 5150, 10939. — Hänfig erfordert der Assonanzenzwang die Verwendung
von „contor" in den formelhaften Aufzäblangen der Grossvasallen. —
— Aqoin 9: le prince et le contonr; — Enf. Og. 5298: — duc et prince et
contor. Vgl. Fierabr. 138; Anseis 452 etc. Karls Gefolge besteht ans: — oontor
Vaalet et escuier et maint grant vavassor. — Aiol 184: Assez i treueres dus
et contours, Vesques et archeuesques et uanasours. In der Anmerkung zu § 11
«einer Übersetzung des Gir. de Rouss. bemerkt P. Meyer, dass der Titel „contor"
eine .qnalit^ apr6s celle du vicomte** bezeichne und nur in Sttdfrankreich üblich
gewesen sei. — Das Glossar zu Mort Aym. erklärt „contor" als „vassai qui
dana la hiörarchie f6odale ^tait inf^rienr au comte et vicomte*. — Ducangc sagt
unter „comitor", dass dieser „apud Gatalanos post vicecomites et ante vava-
aores" gekommen sei. — Die zur Genüge im Epos festgestellte Flüssigkeit der
Titel lässt die Bezeichnung „contor' nicht in diesem Sinne erkennen. Dort
ist „contor*^ gleichbedeutend mit Graf (vgl. auch Foerster, Glossar zu Aiol) oder
,aa Bens gtoöral" gebraucht (s. Glossar zu Tristran) und heisst, wie palasins,
marchis, prince, demaine etc., nichts anderes als „ein Mann fürstlichen Ranges".
Roflumiachc Fonchnngen ZXV. 2G
402 Ferdinand Wener
hervorgehoben (Foulque 58). Ewigen Rohm geniesst der ,,ol]fanf* des
Grafen Roland (Bol. 1733ff.). Auch in McHrt Aym. 1103 ist das Hifthorn
als Abzeichen des Grafen genannt
2. Der „cuens'' residiert in seinem „palais" (Loh. I, 147; Girb. d&
Metz 501/15 etc.), das bald als „pleniei^^ oder „marberin^, bald als „prin-
dper^^ oder „signoris'' oder y^Ust^^' etc. bezochnet wird.
3. Der Graf bt Lehnsherr von princes, contors, pers, barons, maichis
(Orson 2207; MortAym. 1003 f.; Narb. 7990 ff.; Cov. Viv. 1414; Jouid.
4521, 3835, 3860, 4109 etc.), von Geistlichen (Massing 54 , 121 f.; Doon
181; Mort Aym, 1091ff^ 40951, 4104ff.; Loh. II, 250 etc.), von Bürgern
und Bauern (Baoul 3500 ff, 3907 ff.; Gir. de Bouss. §§ 556 ff.; Jourd.
3926 etc.).
Er fragt seine Leute um Rat (Raoul 1732, 1740; Jourd. 3808ff. —
dabei auch seine „boijcMS^ Loh« I, 216 ; m, 140 u. s. 1). Er entbietet
s^e Mannen und Soldner (Loh. I, 183, 185; Raoul 405, 3500ff.; 3907 ff.;
Gir. de Rouss. §§ 556 ff.; Jouid. 3926); or halt Hof ab (Amis 3261;
Loh. n, 243). An soner „oour^ weil^ adUge Hmen (Giib. de Metz 468/29;
Jourd. 566; Raoul 673; Loh. I, 166X ^ ^^ Dioiste leisten (Raoul 1595 ff.).
Er «lieht junge Ritter (Jourd. 774ff., 803 ff.; Moit Aym. 1767 ff.; Bueves
de Gommarchis 55ff. — vgL auch Grautier^ Cheoakrie 186ff.; Schultz I,
178ff.) und gibt ihn«i das n&doubement^ (Fierabras 8; Doon 181; Amis
3460 ff.; Narb. 1022). Er schenkt seinen Lentm Städte, Burgen, Kldd«,
Pferde, Geld (Mort Aym. 2398ff.; Aub. (Tob.) 26/2; Fuise 47; Enf. Og.
31ff.; Girb. de M^445/14ff.; Alescfa. 7973ff.; Renans 366/29 ff. ; Jourd.
218ff.; 6341; 4202 ff.), er verspricht noch zu eiobmide Städte (Aymeri
3780) und verteilt die gewonnene Beute (Loh. I, 1841; Aymeri 3952;
EscouSe 78).
4. Der Ghraf hat Bannredite. Er kann seine Mannen zu Heer- und Hof-
fahrt entbieten (v^ oben), er waltet des Friedebannes (Narb. 68, 557 ; Amis
3274 ff.; Cor. L. 1493), er kann Geleite (Elie 60 ff.) und die Edaubnis,
den Hof zu volassen, gewähren (Alisa 252). Er hat das Befestigungsrecht
(Baoul 4122ff.; Loh. I, 169, 217, 229; H, 41, 63, 253; Doon 181;
Alisa 254), or baut Abtuen und Klöster (GlassonH, 334; Massing 85ff.\
stellt zerstörte Sakralbauten wieder her (Raoul 21191, 2833 ete.) und gibt
ihren Insassen reiclie Geschenke (Masäng 66ff. — Escouiie 198; 234ff.;
259; 619. — Gir. de Rouss, § 670).
5. Der Graf ist oberster Rieht»' in seinem Beiirk (Bmnner II, 164; CSier.
Og. SS91; Doon 279). Sebe Geiichtsbarkeit ist arbiträr (Loh. II, 245;
Jouid. 3S79; Raoul 1702; Amis 3448 ff.K «iodi weiden die Mannen ge-
kgentlieh lum Richtspruch angefordert (Jouid. 4110 ff.)L Er beaitii einen
KöDigtnm und Lehnswesen im franzÖsischeD Nationalepoe 403
Kerker (Renaus 362/3; Loh. 11, 245; 248; Aiiberi Tob. 57/8). Ihm steht
das B^:nadigung8recht zu (Amis 2206; Jourd. 3335; Auberi Tobler 38/17).
6. Die gräflichen Gater sind: Städte (Aymeri 4237; Aquin 738 f.; Girb.
de Metz 468/7; Amis 1908; Gorm. 140; Jourd. 4565; Mort Aym. 229;
4153; Gayd. 59; Gir. de Rouss. § 451), Schlösser (Raoul 208601; Doon2;
Daorel 9; Mort Agm. 136; Aiol 101; Loh. 11, 245), Landereien (Foulque
143; Aiol 343; Girb. de Metz 476/15; 477/31; Raoul 809ff.) und Wald
<Loh. II, 235).
Er verfügt über einen Schatz (Mort. Aym. 1742; Daurel 537; Aiol
3316 ff.; Renaus 221/29 f.; Jourd. 3828), in welchen die Abgaben der
Xehnsträger etc. (Aym. 1498) und Tributzahlungen (Gir. de Rouss. § 86)
gelangen.
7. Der Graf ernennt seine Beamten (Raoul 1039). Als solche treten
am graflichen Höfen auf: Der Seneschall (Loh. I, 167; Jourd. 3703;
Tarise43; Erec. 3572; Amis 1075; Raoul 1991; Alisc. 240; Doon 6, 21,
181; Aub.Tob. 59/27, 97/13, 97/22), der Mundschenk (Auberi Tob. 64/16),
der Kämmerer (Jourd. 119; Aiol 8594; Raoul 1977 ff.; Parise 44; Capet
187, 233; Gir. de Rouss. § 103f.; Escoufle 6070), der „conn^table«' (Auberi
Tob. 92/3; 93/28; 94/2), der Marschall (Escoufle 429, 441; Gir. de Rouss.
§ 436), der Oberfalkner (Escoufle 6684 ff.), der „mestre consillier^' (Cor. L.
1620ff. In Jourd. 3692 und Gir. de Rouss. § 589 sind mehrere Rate vor-
banden; in Girb. de Metz 469/25 werden auch die Bürger zum Rate
herangezogen.
Weiter finden sich der „chapeiain^' (Foulque 4, 6; Loh. I, 226; 281 f.;
n, 246; 281; Erec 4760), der „mestre" (Boeves 2478; Narb. 4140, 4160;
Jourd. 899; 959; hier ist der m. selbst ein Graf; Guill. de B. 3970 ff.),
der „despensier^^ (Jourd. 357 ; Raoul 1920), der Koch (Amis 2262; Loh.U,
137; ni, 63; Doon 57; Capet 233), der Kerkermeister (Jourd. 247;
Foulque 135), der „portier" (Loh. II, 200; Narb. 7048; Elie 802; 821 ff.;
Aub. Tob. 61/15), der „gaite" (Aue. 14/24, 14/27), der Förster (Loh. I, 234).
Der Graf ernennt auch den Fahnenträger und Anführer seiner Truppen
Loh. I, 165, 172; Aub. Tob. 38/25). In dem graflichen Gefolge finden
sich naturgemäss auch „sergant et escuier^^ (Raoul 1812ff.; 1920 etc.).
8. Als Beamte der Grafenstadt treten auf a) der „prevos'' (Auberi
Tob. 28/19; Amis 2207) und b) die „jur6s" (Jourd. 3823; Orson 882; vgl.
Wamk. I, 282; 293f.).
9. Die Grafin hat besondere Beamte und adliges Gefolge (Amis 2111;
2322; Narb. 752, 816, 825; Raoul 362, 8184; Cov. Viv. 1260ff.; Mort
Aym. 1434, 1623, 2388; Aiol 2119f.; Jourd. 577ff. u. s.f.); desgleichen
die Grafentochter (Raoul 5615; Jourd. 3138 u. s. w.).
26*
404 Ferdinand Werner
Die „oomtesse^' besitzt Land (Amis 345 7 f.) und Schatze (Cov. Viv«
1132 ; Narb. 508). Daher kann sie auch (beschenke geben (Moniage 41 ff. ;
Raoul 365).
Sie hat Banngewalt (Amis2372ff.; Cot. Viv. 1260) und arbiträre Ge-
richtsbarkeit (Narb. 886; Bastars 6523; ihr Kerker: Amis 2021 f.). Sie ha&
teil an der R^erung als Satgeberin ihres Gemahls (Jourd. 2548) oder ak
seine Stellvertreterin (Amis 2311 ff.; 3287 ff.) Eine sehr selbständige Hal-
tung nimmt die Gräfin Lubias ihrem Gratten g^enüber ein, indem sie sich
als Herrin von Blaivies bezeichnet (Amis 2022). — Nach dem Tode des
Grafen Baoul Taillefer verwaltet seine Gremahlin Adelheid das Erbe des
unmündigen Raoul (ib. Iff.).
10. Die Macht einzelner Grafen ist übeigross. So die des Girart de
Rouss. (ib. §§ 11, 70, 102, 197, 199, 222, 235, 248 etc.), die des Doon
de Maience (Doon 56, 183, 187, 1901), die dee Gmllaume d' Orange
(Alesch. 7188; Moniage 15f. etc.), und besonders die Aymeris, den Neu-
mann p. 24 unrichtig als ,^kleinen Feudalherrn^' beidchnet (Narb. 337,
1881 ff., 2834; Aymeri 19, 1452, 1457, 1491 ff., 1556; 4689; Mort
Aym. 213, 218ff. — vgl S, 7, Zit 3).
11. Es leuchtet ein, dass Vasallen mit solcher Machtfulle bei dem
Könige eine Rolle spielen müssen, sei es nun, dass sie die Krone stützen
(Gor. L. 104 ff.; Giib. de Metz 459/29; Mort Aym. 71 etc.) oder zu stürzen
suchen (Loh. U, 150 ff.; Capet 155). Junge Grafen leben am Konigshofe
und werden dort erzogen (Mort Ajm. 65; Loh. H, 68; — vgl. Flach H,
485). Auch sonst halten sich Grafen dort auf (Rd. 351, 455), vor all^n
als Hofbeamte (Schr5d« 138; Mort Aym. 1694 ff.). Dest Graf von Anjou
ist orbUchor SeneschaU (Viollet H, 109). Die Grafen von Veziii sind
erbliche Bannertrag» (Loh. H, 122, Anmok. von P. Paris). Als privi-
legierter Herfuhr» und Fahn^iträger erscheint Wilhdm von Orange (Alesch.
2S04X ebenso Girart de Rous$., der sich gleicfaitttig rühmt, orhlicher Rat-
geber dets Kdntgs lu seb und das Privileg des asten Sehe auf den Fdnd
au be^Uen (Gir. de Rouss. § 269 ; § 301). Weitere Fahnenträger gnflichen
Ranges s. Narb.6549, 6673, 6730^ 6797; Enf. Gg. 651; Foolque 59ff.;
SÄX.n, 125; Raoul 3916ff., 4160ff., 5SSlff.; Cor. L. 1990; Aiol 2374 ff.;
Mort Aym.345S; Loh. U, 1461; HI, 9 etc.).
Grafen bc$t«^en uns als „gvrdes du champ doe'^ heim gotteagericht-
lichea Zweikampf (Loh. H» 34X als königliche Gesandle (Nail». 2576), ab
Ausrufer des Eonigsbannes (v^ & 2S> Zit 5>. Der Konig aetil nidit selten
Grafen als Herren über eroberte Lander ein. (Ave. 39; Sax. I, 88; Doon
342. — Vgl auch S. 41, Zit 3). Noch öfter aber liegt er in heftigem Streite
mit Grafen, meist allerdings dunh eigenes Yeischulden (Raoul, Lok, Gir.
KöDigtaiD und LehnsweMo im franzMschai Nationalepos 405
de B0U88.!), oder aber die Grafen kümmern sich gar nicht um ihn und
seinen Einspruch, indem sie ihre Fehden unteremander eigenmächtig aus-
tragen (Foiüque 6 ; Aub. Tob. 25 ; Aucassin 2, 1 u. 2 ; s. auch den Kampf
der Loliiringer mit denen von Bördele). —
Über das Vorkommen von „oomtes^' bei den ungläubigen s. Hort Aym.
1695; Prise de Cord. 220 etc.
D. Abarten der GraftnwOrde: Der Vizegraf. Der Markgraf. Der Burggraf.
1. Zu „visquens", „vicomte" s. Glasson IV, 283; Brunner II, 173;
de J6rus. II, 249; Schröder 1301, 167, 480; Sohm 516; Wam-
I, 357f. —
Im Epos tritt der Viz^;raf gegenüber dem Herzog und dem Grafen
sehr in den Hinteigrund. Meist wird nur gesagt, dass der und der vicomte
bd dieser oder jener Gelegenheit anwesend ist (vgl. Chev. Og. 7903; Loh.
I, 295; m, 231; Aquin 730; Hol. 848 f.; Renaus 406/30, 408/27; Gir.
de Rouss. §§ 25, 88, 89, 106, 114, 226, 227 etc.). Als Heeresteilführer
erBcheint ein Vizegraf in Gir. de Rouss. § 382 (Südfrankreich !). Im „conseil'^
des Königs Yon von Gascogne spricht „li visquens d'Avingnon^' (Renaus
156/1). Der Titel „visquens'^ wird übrigens ebenfalls nicht streng von
aodem unterschieden. In Renaus 180/28 ist em „visquens'^ auch als
jjConte^^ bezeichnet Der v. von Biaucaire wird von seinem graflichen Lehns-
herrn mit ,9Sire quens'^ angeredet (Aucassin 6/4).
In Flandern und der Normandie wird der „chdtelain^^ auch „vicomte^'
genannt (Wamkönigl, 35 7 f.).
Nur in dem lieblichsten Erzeugnis altfranzösischer Kleinepik, m Aucassin
et Nicolete, spielt ein „visquens^' eine bedeutende Rolle. £r besitzt eine
Stadt (Aucassin 2/27 ff.) mit einem Palast (ib. 6/19). Er hat arbiträre Ge-
richtsbarkdt (ib. 6/21 ff.^ 6/42 f.), ist aber, wie gesagt, Lehnsmann eines
Grafen und dessen Billigkeitsgericht unterworfen (ib. 4/1 ff., 6/21 ff.) In
Aucassin wird auch die „viscontesse'^ erwähnt (ib. 41/6).
2. „Eine besondere Form der Grafschaft ist die Markgrafschaft,
deren Struktur freilich weder in Deutschland noch in Frankreich deutlich
erkennbar ist*^ (Mayer H, 376). „Für eine Verfassung der Mark fehlen die
Belege.^' „Wenn sich tatsächlich eine Reihe von Markgrafschaften zu
grosser Bedeutung erhoben^ so liegt das an der Lage, nicht an abweichender
Rechtsgewalt'S „Die franzosischen marchiones erscheinen alle als duces. Auf
das Wesen der Markgraf schaft erlaubt das aber keinen Schluss." „Es kommt
vor, dass die Kinder oder Brüder eines Grafen oder Herzogs marchis heissen''.
(Mayer II, 377 ff.) Im Epos werden (vgl oben „A. Allgemeines") auch
Heizoge, Grafen, ja der König als marchis bezeichnet; der Titel hat da fast
406 Ferdinand Werner
ausschliesslich ganz allgemeine Bedeutung. Zu „Markgraf' vgl. noch Assisee
dejßrus. ü, 347, 351, 372; Brunner II, 173; Schröder 133; Foulque 109,
142; Girb. de Metz 521/19; Aquin 299; Aymeri 452; Alisc. 67, 252;
Bueves de Gomm. 509. — Auch die Bezeichnungen „cuens marchis'^ und
„duc marquis^' kommen vor (Girb. de Metz 521/19; Berte 785; Bueves de
Gomm. 1014; Gir. de Bouss. § 103).
Ein wirklicher Grenzgraf ist der Bruder der Berte (Berte 784: — duc
de Sassoigno; et si ert quens marchis, De Brandebouic tenoit la terre et le
pais). Ein Schwiegersohn Aymeris ist „marchis d'Angleterre^' (Aymeri 4648).
Auch Girart de Rouss. fühi-t die Bezeichnung „maix^his'' mit Recht. Er
wird in einer Verordnung Lothars „comes illustris et marchio'^ genannt (cf.
Meyer, Introd. zu Gir. de Rouss. p, IV). Dasselbe gilt von Wilhelm von
Orange, welcher im Jahre 790 zum Herzog von Septimanien und zum Grafen
von Toiüouse ernannt wurde, mit dem Auftrage, die Basken unter dem Ge-
horsam der Franken zu erhalten. Ruhmreich erledigte er sich seiner Aufgabe.
Im Jahre 793 erlitt er allerdings eine schwere Niederlage durch die Heiden
(vgl. Langlois, Introd. zu Gor. Looys, p. '^'X^TX sq.), welche uns in Alisc
(Alesch.) geschildert ist.
Der Ruhm dieses Palatins ist so gross, dass schon bei seinen Lebzeiten
Lieder über ihn gesungen werden (Moniage 4550*.). Auch Graf Aymeri von
Narbonne ist ein rechter Markgraf. Von seinen Kämpfen mit den Heiden
erzählen uns Aymeri, Mort Aym, und Narb.
3. Der Burggraf wird im Epos von den anderen Fürsten wohl unter-
schieden*) (zuBurggr. vgl Wamk. I, 244, 296; F. Meyer 108; Luchaire I,
222; Glassonll, 467; IV, 281, 283; Lamprecht, Wirtschaftsleben I, 1357 ff.).
Er erscheint neben dem Bischof als Herr der Stadt (Wamk. I, 294). Er
besitzt eine Burg (Berta 995; Hervis 930 f.), mit der Renten verbunden
sind (Schröder 398 Anmerkung; Lamprecht 1312f.). Als Renaus von dem
König Yon die Erlaubnis erhält ein Schloss zu bauen (Renaus 109/24), ge-
währt er den Bürgern, die sich etwa um das Kastell ansiedeln wollen, Ab-
gabenfreiheit').
1) Prise de Pamp. 5552: Ne remist en la ville ant hon ne zastelan. —
Bastars 4135: — „prlDchier et chastelain'*. — Wilhelmsl. 1065 heisst es von
dem chastelain Gleolais N'estoit ne rois ne dtis ne cuens. Mos Chevaliers et
estö bnens. — Prise de Cord. App. 1 264: Ne duc ne chastelain ne oonte ne
prinoierj vgl. Orson 1134 etc.
2) II le fisent savoir an pule et ä la geut, Que au noviel caatiel prengent
herbergenient; Ses cens et ses costumes li paient bonnement ; Entresci ä VIT
ans ne prendera noians. — Vgl. ib. 111/27: Li rois nime Renaut de merveillos
amor, Vaucors li a donöe et trestote l'onor, 'X' mars d'argent en tienent de rente
k oasoun jor.
KöDigtum und Lehnsweflen im franzöfluchen Nationalepos 407
Als Lehnsmaim (Ghev. Og. 52) beherbergt er den jagenden Konig
(Berte 1058ff.). Er nimmt am Hoftage teil (Loh. I, 295; Anseis 790;
Erec.6575), er gehorcht den königlichen Befehlen (Enf. Og. 231 ff., 7885 ff.).
Kr selbst hat ebenfaUs Mannen (Aymeri 1521), die er entbietet (Aiol
7810), „sergant et escuier'' (Alisa 64). Von semen Beamten werden Sene-
schalle angeführt (Aiol 6445).
Auch die Burggräfin (chastelaine) wird genannt (Sax. I, 53^ 81; Prise
de Cord. App. I, 414 etc. Im übertragenen Sinne: Sax. II, 104). —
Bei den Heiden tritt ebenfalls der „chastelain'' auf. So in Aquin 1255,
1293f.
Dritter Abschnitt
Das LelmsTerliiltnls.
L Lehnsherr undLehnsmaiiii; ihre BeBeiohnangeii und ihre sosiale
Stellung.
1. Der Lehnsherr (senior; cf. Schröder 151 ff.; Brunner II, 209; Amira
131, 133 ; Glasson IV, 283) heisst allgemein „sire*^, obliq. „signor*', wozu gelegent-
lidi noch Beiworte, wie z. B. „droit'^ „droiturier'', ,4ige" (un Gr^ensatz zu
„hom lige'', vgl. weiter unten) kommen (Renaus 100/5 f.; Jourd. 917; Loh. I,
130; Baoul 5080, 5171 etc.).
Die Lehnsherrin tragt die Bezeichnung „dame'' (Jourd. 3127).
2. Die Lehnsherrschaft wird „signorie'' (Gir. deViane 26: Etvosbiaus
sire, avfe vos signorie?"; vgl. ib. 1; Chev. Og. 5270, 5277; Enf. Og. 1449;
Ajmeri 109, 2784; Benaus 332/17; Foulque 96; Anseis 4837, 8985,
10011 etc.) oder „sdgnorage'' (senioratus; cf. ausser den oben angegebenen
Nachweisen zu „senior'' auch Ducange; Auberi Tob. 211/6; Anseb 9214
u. 8. f.) genannt.
Als Lehnsherren treten auf (vgl. Abschn. I u. II) der König, die Fürsten,
die Geistlichen (Loh. I, 210; III, 145; Gir. de Viane 10; Massing 114 ff.
und sonst; Schröder 161; Amira 158). Über Frauen mit „signorie'' s. oben
(Abschn. U).
3. Der Lehnsmann hat meist die Bezeichnung „hons", obliq. „hom'*^)
(s. Ducange „homo'S Schröder 390, 426; Glasson IV, 294; Tamassia 205)
oder „hons (hom) lige(8)"«) (vgl. Wamköuig II, 137 ff.; Glasson IV, 296;
1) Loh I 210: n est vos hons et devous doit tenir. — Raoul 1644: Jesui
vostre hom. — Gir. de Viane 108: Qu'ii est vostre homs et jurös et plevis
Et de vos tient sa terre et sod pais.
2) Chev. Og. 2039 : Tes hom sai liges de tot mon fief tenant — Fonlque
94: Vostre hom en serai lige sans plus teuement. Doon 28: Baudouin qui lear
hons est ligiös. — „Renaas est mes hom liges*' sagt Ton (Ren. 145/25), — Jourd,
408 Ferdinand Werner
Waitz VI, 59). Dieses „lige(8)" wird auch für sich aUeinstehend angewandt^)
und bedeutet offenbar „durch Lehensbande eng verknüpft'^ Eine genaue
Definition lässt die poetische Überlieferung nicht zu.
Flach sagt über „lige" (Orig. de l'anc. Fr. II, 527): „II n'est pas vrai,
oomme Brüssel Ta pr^tendu (Usage des fiefs p. 109) que l'hommage lige
n'apparait dans les chartes et dans les institutions qu'ä partir du XII® sikde.
n est vrm seulement que la distinction entre l'hommage lige et Hiommage
piain (planus) est rarenient faite. Mais pourquoi? Ce n'est pas parce que
Fhommage lige ^tait rare, c'est au oontraire, parce qu'en r6gle tout hommage
6tait lige." — Als „homo ligius" als „Ledigmann" (cf. Ducange) „on se
donnait enti&rement ä lui (seil, dem „sire") lediglich, libre et pleinement"
(ib. II, 528). Mayer (U, 115) erklärt „ligietas" als Treupflicht des vassus^
welcher jede andere Verpflichtung weichen muss. Der „ligius" ist ein Un-
freier (ib. II, 36), ein „Ministerial", entsprechend dem mhd. „dienestmann"^
der seinen Herrn auf jedem Streitgang begleiten musste, während die freien
Vasallen des Königs nur bei Beichskriegsfahrten zur Mithilfe verpflichtet
waren (Schröder 426). Vgl. zu ligius auch Lamprecht, Wirtsch. I, 130301;
1312 a*. Auf die Tatsache, dass Adlige „servi" sein können (Glasson IV,
300, 316 f.; Brunner JI, 264), weisen auch Stellen im Epos hin^).
\
49: Ses hom sui iiges, oe savezdemon fief. — Loh I 112: Ses homes iiges fait
devant lai venir. —Vgl. ib. 1201; Aiol 8065; Cor. L. 2023,2028-, Chev. Og207;
Gir. de Rouss. §§ 172, 179; Goill. de Palerae 4464 etc. etc.
1) Jourd. 4218; Toute ma terre voz soit abandonnö, Vostre soit lige, bien
i'avez achatee. — Gir. de Yiane 35: Die Herzogin von Burgund zoKarl: je sui
Tostre lige. — Baonl 2451: Et de R., siens fu Iiges Gambrais. — ib. 2454: II
et EmauB cni fu Iiges Doais; ib. 15. — Von der Stadt Boanivens heisst es
Gull, de Pal. 3889: Si estoit l'apoBtoile lige. — Vgl. auch Bueves de Comm.
2211. Hier heisst es vom Verhältnis zweier Ehegatten: Cil sera vostre Iiges et
vons lui ligement; ^ Lancelot 1730: Je la taing et si la tandrai come la moie
chose lige — Raoul 4120: Ma terre ara en ligeqitöe. - Chev. Ogier 3537 : Mes
hom doit estre en droites liget6s. — ib. 1858: Ains sui ses hom en Iiges quit^es.
(Godefroyl)
2) Renaus 141/25: Vos homes sui Iiges acat6s a deniers. — Jourd 3640:
Ses hom sera achatez k tonz dis. — Gir.de Viane 30: Vostre homserai acbatös
et conqnis. (Der Chastelains Rainiers, der „signor* des reichgewordenen
Wucherers Hunbans (Aiol 7366) sagt zu dessen Sohn Antelme (Aiol 7590):
,Car tu es mcs hon Iiges, c'est uerites seure Et tes peres mes sers tout estrais
par nature.* — Bernier sagt zu Lutice (Raoul 5690 ff.): Car je devaing vostre
hom et vos amis, Et vostre sers achatös et conquis *c* Chevalier feront ce
antreci. (Er verfügt also über die Freiheit seiner Mannen). — Amis 8264: Et
cuens Amis dont je voz ai cont6 Sez douz bons sers n'i a pas onbliez. A icel
jor que il fu respassez Les fist aus douz Chevaliers adoubez; ib. 8462: Et i ses
sers donna grant chasement).
KöDigtum und Lehnswesen im französischeD Nationalepos 409
4. Zu „hons*' tareten ausser „liges'* auch noch andere Epitheta^). Mit-
unter wird femer ein subst. Partizip Perf. zur Bezeichnung der Lehnsmann-
schaft angewendet').
Die Benennungen »»vassal^ und „vavasor" werden im Epos in eigen-
artigem Sinne gebraucht
5. Der „yassal" hat hier im (Gegensatz zur rechtsgeschichtlichen Über-
lieferung niigends die Bedeutung von „Lehnsmann*', sondern bezeichnet wie
baron, paksin, marchis u. s. w. die ritterliche Tüchtigkeit'). P. Paris sagt
1) Vgl. S. 81, Zit. 1. - Raoul 6732: Je sui tes bona fiancös et plevis. —
Lob. I 98: gentis hons (seil, dos Garins!}. — Capet 242: li frans hons (seil.
Hne Capet selber; also »hons* ebeofalls ganz allgemein gebraucht wie „baron",
bezw. .bar*, „vassal" (cf. Zit. 8) in dem Sinne von „Rittersmann"). Hierher
gebort auch die Bezeichnung prondon (Gir. de Viane 181 u. s. f.). Die An-
rede .frans hom" ist häufig im Epos, Berte 1090; Foulqne 141 etc.; vgl. zu
„homo FrancQB" (Schröder 214; Brnnner I 252).
2) Raoul 1553 »li prince et li chasö**; ib. 4094 Qai de lui sont de lor
terre chasö. Zu ^homo casatus" vgl. Mayer II 146; 174 und das weiter unten
bei Behandlung des .chasement* (casamentnm) Angegebene. — Ferner: «fie v6s"
Chey. Og. 4915: „Dont mes sire estes e je sui vo fiövös." Vgl. ib. 4491,
4591 etc. — Anf die Tatsache, dass der senior dem homo Waffen, Lehen,
Nahrung u.s. w. stellen muss, weist „norri** hin. Foulque 140: II en apele
Gnillaume le marchis Et ses barons que souef a nonrris. — Loh. II 166: Un
damoisiaus que Begaes ot norri; ib. II 189: Rigaus Penfant que vous (seil.
Begues!) avez norri. — Pepin sagt mit Bezug auf die Lothringer (Loh. II 65):
Et j'ai deus contes dedans ma cour noris, II sont mi homeet de mon fiefsaisis:
— Anseis 11329: Et l'emperere .... s'en maine ses noris. ib. 26 (Hs. D.) . . . .
sa mesnie, sa gent que il avoit noirrie. — Ygl. Raoul 6454, lOdß] Enf. Og.
6151; Loh. I 146, 172; Aue. 37/14 etc. Schliesslich „saisis'*: Loh. 161: Et de
Cambrai se vos restiez saisis. Vgl. Aiol 8108, 8175, 10289; Renaus 405|12;
Mort Aym. 611; Loh. I 280.
3) Es werden mit „vassal** bezeichnet: Der König (Aiol 10780; Sax. I 9;
Loh. I 29), der E^ronprinz Charlot (Enf. Og. 2243), Herzöge (Aquin 2231; Sax.
II 10, 176; Enf. Og. 5348; Loh. I 49, 216), Grafen (Mort Aym. 2923, Foulque
4; Loh. m 51; Elie 2700; Rol. 558; Jourd. 876). In der Bedeutung „Ritter«
findet sich v. ferner in: Aquin 2470; 2475; Enf. Og. 1148; Mort Aym 3808; Loh.
I 14. 215; U 152; Gir. de Viano 12, 168; Raoul 2054ff., Erec 2895; Elie 1081,
1906 ; Foulque 77 (die Franken in ihrer Gesamtheit) etc. „vassal her" begegnet
nns in Enf. Og. 25; „vassans hon** ibid. 5981. Dem „ä loi de palasin" entspricht
.vassanment*' (Enf. Og. 1312) und „k loi d'ome nasal«* (Aiol 4787). Des Kämpen
Tüchtigkeit heisst .vasselage". Roland 1904: RoUanz est pruz e Oliviers est
sagea: Ambedni unt merveillus vasselage. — ib. 744; Mort Aym. 997;
Saz.I 128; Elie 66; Foulque 20; Loh. II 125 (Anm. V.P.Paris); Erec 92; 231 etc.
In ähnlichem Sinne wie ^vassal" und „vasselage" werden auch .,baron'' und
,barnages" angewandt. Vgl. Aymeri 1221; Gir. de Viane 25, 50; Loh. III 48;
Elie 271; Rol. 125; Mort Aym. 6, 20, 2091, 2132, 8139, 3158, 3172; Loh. I 58 etc.,
wobei allerdings zu bemerken ist, dass nbaron'' und „barnage " gleiohhäufig im
410 Ferdinand Werner
(Loh. I, 49, note): „Ce mot, toujours synonyme de chevalier, n'entraine
avec lui, dans nos anciens poemes, la moindre id6e de d^pendance f^odale.**
Vgl. ib. II, 44 und Ducange VI, 741 ff. —
6. „vavasor" wird von Waitz (VI, 53) als Nebenform von vassallus
und als nur in den romanischen Ländern vorkommend angeführt. Foerster
bezeichnet im Gloss. zu Aiol den v. als Afterlehnsmann. Ducange bringt
unter v. eine Stelle aus Hist. Burg., wo es heisst : „vavassores esse vassallos
vassallorum", und er charakterisiert unter „vavassoria^^ diese als „minus
feudum". Das tut auch G.Paris in der Introd. zu Orson, p. XLIV, note 1:
„Un vavasseur et un homme noble de condilion moyenne". — Vgl. noch:
Glasson IV, 285 (note), 315; Schröder 384.
Ein scharf gezeichnetes Bild des Rechtsstandes eines „vavasor'' gibt das
Epos nicht. Der v. erschemt als adliger Mann^) und als „vilain''*). In
den meisten Fällen ist er arm') und wenig angesehen^). Doch gibt es
auch V. in gehobener Lage'). Wir sehen solche am Hofe des Königs, der
eigentlichen Sinne den Feudalen bezw. die gesamte FeudalitSt bedeutet (Foul-
que 88, 93; Mort Aym 967; Sax. II 110; 185; Gir. de Viane 1 ; Amis 389a.6. f.).
Aach sei hier beiläufig erwähnt, dass Heilige den Ehrentitel nber" tragen.
(Vgl. Gir. de V. 113, 177; Gorm. 374; Mort Aym. 1447 etc.).
1) Charroi 919: La fu Gamiers, uns Chevaliers nobiles, Vavassors fu....
Fierabr. 138: La v^ssiez pasmer maint baron vavasseur (Assonanz!) — Aiol
1371: Vauasors de la tere, mout gentiez hom. — Orson 1027: uns frans vava-
(ors. — Auberi (Tarb^) 104: Et si sui fix a t noble vavassour.
2) Gayd. 72 und 80 heisst es von einem vav«: Li dos Joi£froiB don pais
le cbasa, Por i* boijois que a Anglers tua. Obzwar dieser v. als ,;gentiz bom*'
bezeichnet wird, trägt er doch fortgesetzt den Titel „vilain", ist auch mit der
charakteristischen Waffe der „vilains", der „massne" ausgerüstet; (s. Hfiner-
hoff!) vgl. Gayd. 75 f., 213, 223, 231. Er besitzt Vieh und Land (ib. 72,80).
Denen, die ihn als „vilain** bezeichnen, ruft er in schlichtem Stolze zu (Gayd.
213): Cil est vilains qui fait la vilonnie.
8) Fierabr. 18: Fils ä un vavasor, de povre gent sui nös. — Girb. de Metz
527/1: Uns vauassors poures. — Erec 375: Uns vavasor auques de jors Mes
mout estoit povre sa corz. — Aiol 10345: Dens ne fist uauansor de si ponre
parage. - Chev. Og. 10213: Li vavasor qui povertös argn6. — Escoufle 2234:
.... povres vavasors/' -- Kose 1674: Ge n'est pas dons de vavassor; Non, ainz est
douB d'empereor. >-Guill. de Pal. 3608: Ou fil d'un povre vavassor: Ereo 485 ff.
4) Olivier gibt sich (Fierabr. 14) dem Helden dieses Epos als Sohn eines
vav. Ysor^s ans. Der stolze Heide erwidert (ib. 15): „Ne joustai k nul homme
de si bas parent^, S'il ne fu rois on quens ou amirans clamös ; Et se or t'ochioie,
mes pris seroit mont^s? Certes, ains en seroit laidement avillös, R'aa fil de
vavasour seroie en canp mellös." — Gir. de Viane 36: Ne doit nus Rois, c'est
veritö provöe, La vavassore prendre de sa contröe; ib. 37: Vos vos porois
hautement marier A fille a Boi, ou ä duc ou k per.
5) Auberi (Tarb6) 104: Et si sui fix a t noble vavassour^ Gantier ot non;
de Gondrant tint Tenor. — Aiol 6288: un riebe vaiiasor. ~ Dass. Foolque 97;
KöDigtam und Lehnaweaen im fransösiacheh Nationalepos 411
im Rosenromcui aus ihnen seine „baillis^' erwählt ^). In den Zitaten ist darauf
verwiesen, wie der Assonanzenzwang auch bei der Verwendung von „vavasour*'
beachtet werden muss. Schliesslich wird v. mitunter auch schlechthin als
„Lehnsmann'' zu übersetzen sein und dürfte dann dem „vassus'' oder „vassallus'*
der historischen Urkunden entsprechen').
7. Ausser den Benennungen „hons'', „fiev^'', »,chas6s'S „saisis", „norris'*
etc. findet man im Epos noch andere, die auf das Treuverhältnis des Lehns-
mannes zum Herrn hinweisen: y,drus'', y^amis'S „privez'*') (s. Glasson 11^ 501,
520, 582, 600; Brunner 11, 99; Schröder 26; Grimm I, 383), wobei jedoch
bemerkt werden muss, dass diese Ehrentitel im allgemeinen nur den ver-
trautesten Freunden des Herrschers, also der „trustis'S den „Antrustionen''
beigelegt werden.
fib.ms. 7188 allerdings povre v.). — Vgl. Lancelot 2077; Yvain211, 780; Robert
3713: Li boin vavasor de 1a tere Qui boin sont en pais et en gaere /. — ibid.
4083: Et vavasor de grantparage. — Gaill. de Pal. 1878: Tant duo, tant prince,
tant eontor, Tant vavassor de grant tenue. Dieser Besitz geht allerdings mit-
nnter durch Versohuldong verloren. Chev. Og. 10214: Casenns avoit sa grant
tiere vendae As grans tornois les rent des pendues. Vgl. ib. 10610; £rec515ff.
1) Aiol 185: Asses i treueres dus et contours Vesques et archeaesques et
nanasours (Assonnanz!). — Rose 588: De vavassors fesoit baillis.
2) Vgl. Zit 1. — Orson 3037 „vavasor et princier". — Loh. I 273:
Quant la nouvelle en vint k Tost Pepin, Cil vavassor en sunt monlt esbahi Qui
ont perdu lor nevoos et lor fls. — Loh. III 64: Ses vavasors manda de son
palz, Et ses sergens por le pas retenir. — Sax. I 47: Mos se je ai le los de
mea consoilleors Nos ferons amasser princes et vavassors Chevaliers et sergenz
les granz et les menors (Assonanz!). ~- Fierabr. 138: La vöissiez pasmer
maint baron vavasour. — Anseis 10943: baronet vavasor; —ib. 3253: li nostre
vavasor etc.
3) Aiol 3386: Loeys fu a piet entre ses dms. — Ohev. Og. 833: Ealle-
maine e k ses millors drus*, Aiol 7511: . . . drus le roi et conselliers prines. —
Anseis 1344: ...roi Anseis si baron et si dm. — Renaas 134/13: li Earlemaine
dm. . . ib. 133/37: li ami et li dru Gir. de Viane 25: ses drus et ses amis-, vgl.
ib. 74, 175, 176. — Sax, I 52: mi dru et mi demaine; ib. I 207: li baron et li
dm. — Loh. II 141: Ou est alös mis drus, li dos Garins. — Mao. 7: 0 le roi
Biet au boire et an mangier, Et s'est li uns de ses drus plus priv^s. Chev. Og.
6507: Es vos Kallon et Namen le sien dru. — Gir. de Viane 178: Avec Bollant
le mien charnal ami. — Sax. I 64: Quar tnit li sont failli et privö et sauvage.
Hort Aym. 4131: Plorant departent et estranje et privö. — Sax. I 228: baron
tant priv6. — ib. I 262: ami ne priv^. — Foulqne 103: En la chambre mande
T de ses plus privös. — Doon 275: Je m'en conseillerai ichi a mez privös. —
Vgl. Renans 34/8; Gir. de Viane 43; Guill. de Palerne 3705; Aymeris 4433;
Fierabr. 43, 166*, Alisc. 72, 193, 201; Anseis 6933; Aiol 8120; Chev. Og. 5550,
8770, 9169; Sax. II 19; Tristran 1922; Girb. de Metz 457/16; Macaire
179 n. B. w, o. B. w.
412 FerdioaDd Weraer
8. Die Bezeichnung „terrier**^) wird von Foereter im Glossar zu Aiol
mit „reicher Landbesitzer'^ erklart; auch im Gloss. zu Aymeri heisst es von
dem t.: „seigneur qui possdde des terres'^ Ein t kann also Lehnsherr und
Lehnsmann sein, was ja, wie weiter unten ersichtlich, für alle Feudale, auch
den König gilt.
Die Gesamtheit der Lehnsmannen ist die „maisnie'^') (vgl Flach 11,
455 ff.). Leute einer maisnie sind „amaisni^'' (Chev. Og. 8865) oder „li
maisnier** (Anseis 8159).
9. Wer kann nun alles Lehnsmann sein? Da ist es zunächst bemerkens-
wert, dass der König nicht nur als „hom*' des Herrn, der die Welt p^ert"
(vgl. S. Iff.), sondern auch als Lehnstrager eines seiner eigenen Vasallen
auftritt. So wird Pepin von Garin mit Soissons belehnt').
Graf Doon will, imi von Karl die Erlaubnis zu erhalten, Vauclere zu
erobern, den König mit der Grafschaft Maience belehnen (s. Zitat 3).
Von Königen, die im Vasallenverhältnis zur fränkischen Krone stehen,
wurde bereits (vgl. S. 39, Zit. 2) gehandelt
Auch die Heidenkönige haben königliche Lehnsmannen. So befinden
sich in der Begleitung des Aufarion 4 „roi chas4" (Narb. 6053; vgl. S. 39,
Zit. 2). Von fürstlichen Vasallen des fränkischen Hauses ist in Ab-
schnitt n die Bede. Über die Geistlichen als Konigsvasallen s. Massing
122 ff. u. sonst; Schröder 388.
Wie der König Mann eines seiner Fürsten wird, können auch diese
zueinander in ein Lehnsverhältnis treten^).
1) Aiol 4832 : La fa Bemars pendus, n* mout riebe terriers, II tient Roi-
morentin, im grant castel pienier etc.; vgl.Aym. 2132. — .terriers* findet sich
auch in anderer Bedeutung; Aiol 10009: Puis prissent Pampelnne, les mura et
les terriers (Godefroy!).
2) Aiol 3689: L'enperere de Franche ... Li fist tant a I'ostel acaroier,
DoDt il pora bien paistre -x* chcualiers Et tenir de maisnie et costengier; ib.
3723: Or tient Aiols meisnie de chenaliers. — Loh. II 147: De ma mesnie serez,
je le von« pri. — Von der m. des Königs hören wir Aye 48 : la mesnie Karlen.
>- Anseis 26; Chev. Og. 3943; Aiol 3805; Amis 1841; Yoyage III 454; Loh. I
60; Sax. II 64, 103 etc. — Von der eines Grafen: Raoul 1262, 1537; Aiol 3197,
3209; Loh. I 152 n. s. f ; von der eines Herzogs: Aye 49, 86, 92, 93, 95 u. s. w.;
von der eines „amiral": Aquin 2096 etc. — Die Heiden sind (Chev. Og. 9841):
„la maisnie Mahon" oder „la m. Apollin" (Loh. I 101).
3) Loh. I 144: La cito prent et recoit de Garin . . . Les vavassors fait doa
pais venir, La feantö en prent del dux Garin; Vgl. ib. I 286: Begnes betont gegen-
über dem Fromons: Gar mes linagos, mes ancestres la tint: Reconquis Pa li
Lohörens Garins, Si l'a donn^e l'emperöor Pepin. — Doon 218: Et 11 te quitera
tonte sa cont6ö, Maience le resnö et trestout l'eritö, Si t'en revestira devant
tout le barnö.
4) Graf Julien bezeichnet die Söhne Aymeris als seine Herrn. £lie 864:
Königtum und LehnsweeeD im franzönacfaen Nationalepo« 413
Ebenso kann der Führer einer Sippe deren Lehnsherr sein^).
Femer gelangen „vilains'' in den Besitz eines Lehens').
2. Das Lehen; seine Namen und seine Arten.
1. Die Benennungen der geschichtlichen Quellen für Lehen finden sich
im Epos nur teilweise vertreten. So lassen sich beneficium, precaria, preca-
rium, praedium, sub usufructuaria, fiscus (vgl. Waitz VI, Iff., 112 ff.) in
den angesogenen Epen nicht nachweisen. Während Waitz den Sprach-
gebrauch der historischen Tradition wenig konstant findet» bemerkt Seeliger
(Waitz VI, 6 und 130), dass in den Urkunden precarium und beneficium
stets unterschieden seien.
Die Bezdchnungen alodium (Erbgut» ib. 4), feudum oder fevum (ib. 131,
erschdnt in Südfrankreich am Anfang des 10. Jahrhunderts und ist gleich-
bedeutend mit beneficium), casamentum (ib. 134f., casare ib. 135, casati
ebda.) und donum finden sich aber auch in der epischen Dichtung.
2. Das Allod (alues) ist allerdings dort recht selten zu belegen (Falk
p. 51). Dafür sind aber die Beispiele ziemlich deutlich. So stellt sich die
Che 8ont mi droit signor, a dieu reo ge sala. — Graf Anseis von Vuimeu ist
Lehnsmann des Herzogs Huedon von Lengres (Auberi, Tob. 166/1 ff.). Der
„GhateUins Landris*' von Yauldoine wird mit mehreren Grafen aus der „Geste
Fromons" zum Lehnsmann Garins (Loh. 11 44). Baudonin, ein Lehnsmann des
Grafen Guts überträgt sein Lehen dem Herzog Sansez (Doon 36). — Vgl.
Aymeri 336; Jourd. 48, 934; Esconfle 155, 320 eto.
1) Aiol 4431 : On estes nous, dist il, mes parentes, Voos qui de moi tenes
boars et chites?
8) Beton, der Engel des Herzogs Boves überträgt dem Jongleur Daurel die
Verwaltung seines Landes: Daurel 2070: Totas mas terras vos antrat per mandier.
Daarel sagt selbst zu Boves (ib. 86): „E son, senher, vostre om, d'un riebe
castelier Qne hom apela Monclier*'. Auch der Emir von Babylon will Daarel
belehnen (ib. 1226) : E dar vos ai nna de mas cieatat[s] Aar et argent ares . . .
Auch der „vilaln" Varocher in Macaire erhält ein Lehen (Macaire 263, 308). —
In Foulque 122 heisst es: Un sage mire, homs Tiöbaut et ses dms. — In Loh.
II 18 sagt Begues in Ausübung seiner Seneschallwttrüe zu dem Koch: „Viens-
9a tost, biax amins. Tu es mes hons et de moi dois tenir; Je te donrai ma
reube qae J'ai ci, Je te semons que tu viegnes o mi Et ti sergent, qnanque
j'en voiB icl; Cr -r parra com tu sauras förir. Die Gewerbetreibenden von
Pavia werden als „bommes" des Königs Boniface bezeichnet (Aymeri 2181).
Obawar (ib. 2129) von ihrem Herrn mit „seignor** angeredet, werden sie (ib.
2241) ab „vilain'< angefahrt — In Gir. de Rouss. § 439 lesen wir: En la cito
d'Orltens, il y avait an juif . ... qui donnait ohaqne annöe a Fouque (n. b.
comte; vgl. Langlois) ponr son fief quinze mnids de froment. . . . autant de vin,
trois serfs de saison i la Saint-Mathieu, quinze vaohes grasses ä la Saint-Andrö.
Vgl. ib. §§ 106, 106, 118 u. s. w.
414 Ferdinand Werner
Grafschaft Flandern als AUod dar^). Dasselbe gilt von Roussillon *). In
Südfrankreich überhaupt ist die Grafschaft aUodial (Mayer 11^ 407). Audi
Herzog Boves vonAntona nennt sein Land „alues" (Daurel 15); desgldchen
heisst es von dem Besitze des Herzogs Garnier (Aye 82): „II estoit ses
alues, si l'a de vos (seil. Karl) repris." Dieses „repris^' beweist, dass das
AUod kein vollständig von der Krone unabhängiges Eigenlehen war. Und
insofern trifit die Behauptung der Assises de J6ni8. I, 399, dass man das
Allod allein von Gott trug, im Epos nur für das gottbegnadete Königtum
zu, dessen „alues'' ja Frankreich ist (vgl. Foulque 12, 67; Loh. U, 99,
101, 223). 8. dazu auch Foulque 8, wo es vom Bohne des Grafen Hugo
heisst: Et raurai femme fille d'un emper^re Qui metra lor aluex en doaire.
Zu Allod cf. Wamk. II, 345.
3. Weit häufiger finden wir im Epos für Lehen die Bezeichnungen „Ref^^^),
„chasement" *), „onor"*), „tenement"'), „terre"'').
1) Auberi (Tob.) 107/8 C'est ses alues, ia ne uos iert cele; Cis qai la
tient, le sert a volente £n son palais, qoant il U uient a gre, Et en bataille
qnant 11 rois Ta mande. L'en sett li cuens a moult riebe barne.
2) Girars verlangt von Karl für die ihm von diesem abgenommene Fran
,,qae le m'octroie, i moi et ä mon lignage mon fief en alleu, sans hommage (Gir.
de R. § 81). Und es heisst dann ebenda: 11 fut relevö de son hommage et re-
(ot soQ fief en allen. Allerdings wahrt sich Karl das Wildbanarecht, ib. § 33 :
Le bois de B., les herbages et les prairies, les miena ont coutüme d'y chasser
en riviöre. Je veux qne voas me le laissiez; ib. § 40: Girart n'est pas mon
homme et ne tient fief de moi. En lui faisant du mal, si je le puls je n'agirai
pas döloyalement. J*irai k R. prendre mon droit: la chasse en bois et en
riviöre et mon conroi (von P. Meyer in einer Fussnote als eine Art des „droit
de gite*' erklärt). Girai's sagt selbst (§ 49): „Car je tieng en alen tont mon
duchö. Je n'lrai pas ä sa coor de tout rötö", ja, in § 64 geht er noch weiter:
„Ronssillon a tonjours ötö Talen de mon p^re'* und er rühmt sieh in § 55: „de
la Loire jnsqu'ioi, je tiens tont le pays en aleu. Je n'lrai pas k aon jngement
•tant qne je vivrai. Anch bemerkt ein Vasall Karl gegenüber: „Que RoasBÜlon
est vöritablement un aleu: son pöre n'a Jamals servi personne, et il ne voos
servira pas non plns'*. Vgl. auch S. 84, 1. Allode werden noch erwähnt:
Gir. de Viane 120 (das Herzogtum Viane); Sax. I 20; Gorm. 165 f., 435.
8) Zar Etymol. von „fief* s. Dncange unter feodum und Glasson IV 284;
fief (oder fi6) ist zu finden: Aye 3, 4, 8; Foulque 29, 114; Anseis 3, 505, 8502,
8828 etc., Mort Aym. 3419; Aiol 4663 f., Renaus 100/29, 101/8 und an zablloaen
anderen Stellen.
4) Zu „chasemenf* vgl. Duc. casamentum, anch S.89, Zit.2; Godefiroy II 82,
83; Ebel 54; G. Paris, Bomania XVII 158. Mayer bemerkt (II 20 f.) einen
Untersciiied zwischen casamentum, feodum und beneficium. Danach war das
cas. zunächst nicht erbliches sondern lebenslängliches Lehen. Schliesslich (ibi
II 20 f. Anm.) bedeutet cas. schlechthin „Lehen". P. Meyer bemerkt zn chase-
ment auf Seite 70 seiner GirartUbersetzung (Note 4): „Je conserve les ex-
pressions dn texte sans ponvoir d6terminer le sens pröois de obaeune d'elles.
KÖDigtum uDcl LehnBwesen im franzÖBuschen NatioDalepos 415
Weitere Benennungen für Lehensgüter sind: casal (Enf. Og. 1757;
Gui de Nant. 8; vgl Assises de J^r. 11, 498); den (Loh. III, 226); iret^
BJLB8 mtoe affirmer que l'aatenr ait entendu d^igner par honnear et par chase-
ment denz sortes de bönöfices. L'an et l'autre sont conc^ös ä titre viager,
du moins k l'origine. La difförence est que le caBamentum est toojonrs une
eoncession de terre, tandisque l'honor est nne concessioD quelconque, eelle d'une
dignit^ par terre". Derselbe sagt (Gir. de Ronss., Introd. LXVI): „Mais in-
döpendamment de lears biens li^reditaires, certains barons ont des tcrres en
chasement, c'est-H-dire, qui leur ont ötö concödöes k titre viager par leor
seigneur*. Ducange zieht (II 218) Brüssel, üaage gSnSral des fiefs ehap. 8,
an, wonach das casamentnm von feudam zu unterscheiden sei als ursprünglich
nur lebenslSngliche Leihe, ffir die jährliche Anerkennungsgebtthren zu zahlen
waren. Auch Warak. betont den Rentengutscharakter des cas. (Warnk I 246).
Die «casati" waren (s. ibid.) ursprünglich unfreie Eolonen. In den Epen findet
sich chasement in der allgemeinen Bedeutung „Lehen'': Loh. I 123: Quant
i Begon donnas en chasement La duohetö de Gascongne la grant. — Doch
scheint hier ein Anklang an die ursprünglich nur lebenslSngliche Übertragung
des chaa. vorhanden an sein. Denn nach des edlen Begues traurigem Ende
(durch Menchelschnss auf der Eberjagd) klagt seine Gattin (Lob. II 267): „Et
s'en iront mi Chevalier gentis En autre terre autre seigneur servir'*. Dennoch
bleibt das Land im Besitz der Lothringer, da es der König ihnen wiederverleiht,
allerdings nnter Zurückbehaltung des militärisch wichtigen Gironville (Loh. III 84).
Bezeichnend für die geringe Beständigkeit des Sprachgebrauchs im Epos ist es,
daas dieses „chasement'* auch als „tileW* allerdings des Königs und des Saint
Bertin bezeichnet wird. Loh. II 99: Vengne li rois son aleu maintenir^ ib. II
223: Outre Gironde, ez aleus Saint-Bertin Que me donna Pemperöres Pepins;
vgl. ib. II 101: Vengne li rois acquiter son pais. Hier sei gleich erwähnt, dass
auch das Beich des Königs als solches, nicht nur, wie schon früher gesagt, sein
„fief * oder sein „alnes'* sondern auch mehrfach sein „chasement" genannt wird
(Narb. 1324, 3505: vgL ib. 6421, 6486: Boeves 3814, 3817; Yoyage 757; Capet
221; Aymeri 749, 2044). Zu chas. in der Bedeutung «JiChen" s. noch: Loh. I
128: SHl echaioit terre ne quasement: Capet 196: Je sui ne connestablez de
Franche proprement, Contez de Danmartin j'en tieng le quasement; Otinel 73 ;
Aye 99 ; Fierabr. 151 etc. etc. Der im Besitze eines chas. lebende Mann ist der
.chaaö* (s. auch S. 89, Zit. 2). Foulqne 98 (ms. 7188} : Tous li chasez de France.
— Saz. I 147: li prince et li chasö. — Girb. de Metz 445/40: baron chaseis. —
Mort Aym. 2840: riches chasez. — Gir. de Viane 179: mi home et mi chasö. — -
Chev. Og. 9532: conte caseis. - Cor. L. 1279 (ms. C.) As dus as contes as
princes as casös. — Charroi 24: princes chasez. — Aquin 2404: Que ils ont de
maint grant terre chacö. — Vgl. Foulque 103; Otinel 73; Aquin 2022, 2117;
Aiol 9248; Loh. U 34 u. s. f.
5) (Zu S. 94.) Zu nonor** siehe ausserdem, was P. Meyer darüber sagt, (vgl.
Zit. 4) Godefroy und Brunner II 255 (honores = ehrenrechtliche Befugnisse),
„onor* (über die versch. Formen s. Godefroy!) findet sich in der ursprünglichen
Bedeutung »Ehre'' in: Gir. de Yiane 142; Loh. II 210, 235, Ul 5; Jourd. 8866;
Enf. Og. 1909, 2809; Yvains 568, 779; Aue. 38,8 f.; Erec 836; Wilhelmsl. 283 usw.
Ein Lehen bringt Ansehen und Ehre, deshalb heisst es z. B. in Aymeri 779:
416 Ferdinand Werner
(Anseis 4056, Blie 80) iretage (Anseis 108); marche (Amis 1869); mandie
(Ansei8 723, 9006); manantie (Sax. II, 103; Berta 162; Prise Cord. 862);
mainbumie (Foulque 32); pais (s. Zit. 7), saisine (Anseis 10825).
4. Was konnte als Lehen vergeben werden? Grautier sagt darüber
(Chevalerie 342): On a donn6 toui en fief, des titres, des rentes, des
droits, des coutümes, des terres. Zunächst Land (vgl. S. 41, Zit 1), dana
Schlösser (Aiol 6813; Chev. Og. 4914, 5390, 8461; Hervis 3698;
Destr. 1202 etc.), Städte (Gir. de Viane 27; Doon 244, Renaus 162/36;
Aiol 7859; Roland 75 u. s. f.), Abteien (Chev. Og. 9964) und Klöster
(Massing 118 ff.).
Mit dem Lehen waren Gerechtigkeiten verschiedener Art verbunden^).
Aymeris tendra le chaBement De Nerbonois et Tanor qui apant — Foolqne 35:
*iiir citös et l'anor qui apent. Vgl. Amis 2310: Si gardercs vos honors et vos
fiez; ib. 1869: Si saisirez vos honors et vob marches. — Sax. I 48: les grase
bones honors. Während hier und in vielen Fällen sonst „onor" in formelhafter
Wendung mit andern Ausdrücken zusammen gebraucht wird, sehen wir in Aiol
5185 ein „bonnor terrestre*, und in Foulque 116; Sax. II 118; Loh. I 124; Aiol
8513; Raoul 6 u. s. w. ist onor gleichbedeutend mit fief, wenn es auch ein ver-
gebliches Bemühen wäre, nach festgewordenem, konstantem Sprachgebranch zu
suchen.
6) (Zu S.94.) £nf. Og.4332: Toute s'ounonr et tout son tenement Scbeler
bemerkt zu diesem Vers: „tenement est un terme gönöral dösignant toute espöce
defief, seit noble seit roturier; l'honneur est plus sp^cialement un fief noble*. Aus
unseren Epen lässt sich eine genaue Definition nicht herausschälen. Vgl. Amis
3278; Foulque 146; Loh. I 254; Capet 141; Renaus 343/5 etc. Zu „tenement*
gehört „tenir*. Vgl. Loh. 139: Montagu tieng de vons. — ib. I 283: qui tes
hons est et de vous doit tenir, ebda: Celni qui Grantprö tint. — Beispiele
mit ^tenir*" s. noch: Loh. I 49, 51, II 62, 284; Loh. III 68; Baoul 6033» 7398;
Gayd. 26: De cni je tieng toutes mes heritez, Et bors et villes et ohaatiax et
citez . . .
7) (Zu S.94.) Aymeri 4398: Charles k la barbe florie Qui vos lessa ceste
terre en baillic. — Gewöhnlich steht aber t. mit anderen synonymen Ausdrücken
zusammen, z. B. Loh. I 276: la terre et le pais; Dasselbe: ib. I 115; II 201;
m 77; Mort Aym. 589; Amis 602; Jonrd. 2904; Aue. 2/6 f., 6/2f. etc. — Loh.
I 130: — les terres et les fiös Et Pheritage .. . Aiol 8112 f; Gir. de Viane 100;
Chev. Og. 1513 u. s. w. — Raoul 4122 : Or ot Gautiers et la terre et l'onnor.
Jourd. 2118. — Foulque 38: les terres et les fiös; Jonrd. 298: la terre les
honors et les drois; Aiol 9614: tere, honor et signorage. Auch das Königreich
als solches wird als «ma terre et mon pais'' bezeichnet: Jourd. 2904; Fonlqne
141; Aiol 5373 (Frankreich!). Mit terre verwandt ist terriers (vgl. Zit 417)
Doon 184: la tour et le terrier; s. Raoul 1982; Mort Aym. 1014.
1) Aiol 3516: Que ie uous doing Estanpes trestoute quite, Le bore et le
marchie et Pabeil, Les lois et les coustumes et les iustiohes.
Königtum und Lehnswesen im französischen Nationalepos 417
Ausaerdem wurden Ämter ^) und Einkünfte^) als Lehen gegeben. Mit den
Ämtern sind Lehnsgüter vereinigt*).
Ober Privilegien vgl S. 33, Zit 5 f. Hierbei wäre noch das abgabenfreie
Lehen za erwähnen^).
3. Das Iiehnsverhftltnis» seine Entstehung und Erneuerung» seine
rechtlich-sittlichen Grundlagen und seine Auflösung.
1. Das Lehns Verhältnis beruht auf einem persönlichen und dinglichen
Element (Schröder 156) und entwickelt sich in mannigfacher Weise: Be-
drängte Ritter bieten einem Grossen ihre Dienste und ihr Land an, damit
dieser sie gegen ihre Feinde schütze').
Junge landbedürftige*) Adlige ziehen aus sich einen Herrn zu suchen '').
1) Kenaos 272/18: Orvos donrai 'v fief c'ainc inaisne voü doner. Chamber-
lana de ma cbambre a toujors mais seres. Vgl. Gir. de Bouss. % 671; Aiol
8083 ff.; B. auch oben 16 5 «Der königl. Hof und die Hofbeamten" und das in
Abschnitt II über die Beamten der GroBvasallen Gesagte.
2) Mort Aym. 1498: Je vos rendrai Nerbone la cito, S*avrez les rentes et
les establetezy Si com avoit danz Aymeris 11 bers. — Huon 14: De 'Um* librea
lour croisterai lonr fiös, Si averont en France le relief Si con lour peres.
Aleacb. 6373: Par ci ne passe nus homs de möre nez Qai ä moi n'ait son tröa
dölivrö. Ge gart l'Archant, li dons m'en est donnez. — Vgl. Fonlqne 17; Gaill.
d'Or. mis en nouveaa langage 141; Doon 190; Bran de la Montagne 1905 f.;
Foulque 42; Gir. de Ronss. 418 etc.
3) Loh. II 236: Avoc moi furent ehevalier trente six, Veneors maistres,
sagea et bien aprins N'i a celui ne tengne fief de mi, Ou bore oa ville, donjon ou
plaiBs6is.
4) Narb. 1029: Me randi qaite ma terre et m'eritö; ib. 1120: Li soit ses
fiez trestoz qnitez clamez. Vgl. Boeves 2902, 2535; Narb. 2876, 2862, 4524;
Hervis 9405; Baonl 2524; Mort Aym. 1539; Loh. II 183; Aiol 321; Narb. 1119:
Tot por l'amor qu'i vos a ostelez Li soit ses fiez trestoz quites clamez ; De qan
qn'i tient de terres et de prez Ne m'en randra vaillant 'ii- oös pelez. — Vgl.
Baonl 4149: Tonte ma terre te dolng en aqitance; ib. 4120: Ma terre ara en
lige qit^e. — Fierabras 70: De moi tiegne sa terre en pais et en qnitöe. —
Vgl. ib. 71 f.
5) Renaus 412/5: Frans dus, oe dist Joffrols ä la chlore hardie, Prenez de nous
hommage, venez k l'ost banie, Et nous vous jurerons sur le cors saint Elye,
Jamals ne vous faudrons en bataille furnie. — Hervis von Metz wird von
Pippin im Stich gelassen. Er überträgt deshalb sein Land dem König Anseis
von Köln, nachdem dieser versprochen hat, ihm Hilfe zu gewähren. Loh. I 57:
II li jura devant tous ses amis. Li du le bese et ses homes devint.
6) Cor. L. 1369: Baohelier estes, de terre avez mestier.
7) So z. B. wird Forques, der Führer der norm. Soldritter (vgl. über
«soudoyer* Neumann a. a. 0.) Lehnsmann des fllichtigen Herzogssohnes Miles
von Beauvais. Orson 1249: Je deveig ci vostre hon, et ma foi vous pleviz
RommoiMhe Forachongen XXV. 27
418 Ferdinand Werner
Der König setzt eine noch zu erobernde Stadt als Lehen aus^) oder gibt
ein fiel für treue Dienste^. Der Besiegte wird Lehnsmann des Siegers').
Eine zu schützende Mark wird verliehen *), Dem eroberungslustigen bachelier
ist viel daran gelegen, dass der König als oberster Lehnsherr ihn in der
Stadt, die er für sich erobern will, beschützt^).
Auch in wenig loyaler Weise kann ein Lehnsverhältnis entstehen. Es
klingt fast wie eine Erinnerung an Clovis' gewissenlose Erobererarbeit, wenn
wir lesen, welche Vorwürfe Herzog Gkmn der Sippe Fromonts macht*).
2. Die Übergabe eines Lehens wird durch die zustimmende G^en-
wart der Barone'') feierlicher und bedeutsamer. Der zu belehnende Mann
Que Je ne voas faudrai tant con je soie vix. Je et eil che valier que youb vees
ici, Nons voas serviroiiB tuit tot a vostre plaisir.
1) Aymeri 560: Prenez Nerbone, je vob en veil proier, Par tel covant com
V08 m'orroiz noncier: Se vos assaillent 11 paien averaier, Secorrai voa o moi
maint Chevalier. — Vgl. Gaufrey 1; Prise de Pamp. 271 ff.; Orson 1466.
2) So werden die Grafen Amis und Amilea für die Dienste, die sie ihrem
König erwiesen haben belohnt. Amis 277: Chascun donra quatre chastiax en
fi^ Outel citöqui moultfait^ prisier. ~ Vgl. Aiol 10276 ff.-, Raoal23; Ayel07;
Fonlque 99, 146; Raoul 182 ff. Erec 4490 findet sich ein Beispiel dafHr, daS
jemand zum Dank für geleistete Hilfe Lehnsmann eines andern wird: Qne des
mains a mes anemis, M'as git6 par ton vasselage? Sire, je te vuel feire ho-
mage: Toz jorz mes avaec toi irai, Con mon seignor te servirai.
3) Aiol 3473: Dont ert li quens tous quites par saint Denis; Ja ne 11
coustera deus paresis, Fors que de nous tenra tout son pais. — Loh. II 44: Li quens
Gnillanmes 11 sire de Monclin Et de Verdun li ricbes Lancelins, Cil de Grant-
prö, Hues qui Retel tint Devinrent home au Loherenc Garin. Halms de Bordelle
et li quens Harduins, Li quens Guillaumes et Bouchars li floris, De la Valdoine
li chastelains Landris Homes devinrent ä Begon le marchis; ib. III 37: Ses homs
deviögne Fromons li postöis, Et je möismes qui la parole di. — Rcnaus 37/22:
De vos tenra sa terre et tot son chassement. — Raoul 4008; Roland 432;
Huon 189; Boeves 642, 1823; Meriadues 220, 2344, 6865 ff. etc.
4) Girb. de Metz 524/26: Je vos otroi Gironuille a tenir, Enuers Fromont
Bereis plus pres, amins. Se proudons estes, vos sereis ml amin, Bien me deureis
bonoreir et seruir. — Loh. II 219: En ceste marche m'a haubergiö Pöpins.
5) Narb. 3002: Se je conquier o cito o donjon, Cordres la riche, o sont li
Eflclavon, Droiz ampererc, oltroie moi le don Que je la tiengne de par le roi
Gbarlon. Le treüage vos en envoierom. — ib. 3019: Homaje fet au roi tot
maintenent Por le socors que li vet prometent Vgl. Doon 192 ff., 344 ff.
6) Lob. I 130: Garlain vostre aive ne volez forlignier Qui son parrain
murdrit en un mostier, A Bon signor-lige coupa le cbief Et son cousin fit en
nn sac noier Dont vous tenez les terres et les fiös Et Phöritage, k tort et k
pecbiö : Sissons tollistes au cortois Berangier. Vgl. Jourd. 516 ff. ; Fierabr. 120.
7) Gir. de Viane 20: Li damoisel firent molt k prisier. — Font li bomaige
voiant maint cbevalier. — Vgl. Lob. I 57; Raoul 651 f.
Königitim und Lehnsweeen Im franzdRischen Nationalepoe 419
huldigt seinem Herrn, indem er seine Hände faltet^) und vor ihm nieder-
kniet*). Dann wird dem Huldigenden der Lehnseid vorgesprochen und von
ihm wiederholt'). Der Schwur kann auch auf Reliquien abgelegt werden
(vgl Zit. 3 und Loh. I, 117; Renaus 412/15 ff.). Sind Huldigung und
Tieueachwur^) erledigt^ so überreicht der Herr dem Manne ein Pfand als
Symbol der Belehnung').
Der nunmehr als „en droit fie reuestis" (Aub, Tob. 134/27), ab „fievez**
(Aym. 683), als „de (Fennor oder fief) „chasez'' bezw. saisis (ib. 682; Re-
naus 405/12; Loh. I, 280; Aiol 8168 etc.) zu betrachtende Ritter erhält,
sofern er mit einem Schloss oder einer Stadt belehnt ist, die Schlüssel
dazu*). Den Dank und die demütige Ergebenheit („humiliti") des Lehns-
1) Roland 222: Quant 90 vus mandet li reis Marsilinn QuMl deviendrat
jnintes ses mains vostre hum^ ib. 696: Jaintes sea mains, iert vostre cumandez:
De TOS tiendrat Espaigne le regnet. — Aiol 8479; £lie 1201.
2) Auberi (Tarbö) 151 : Trös devant lai se vont ajenoillier. Font 11 homage
Sans point de Tatarjer. Du Roi ont pris les fiös ä justisier.
8) Jonrd. 762 : Chieres reliques a fait tost aporter. Tont maintenant li ont
ilaec jorö, Ce que lor a et dit et comandö. — Vgl. Assises de Jörns. I 318 :
.Sire, je deviens vostre home lige de tel fiö et vos promet k garder et ä sauver
contre totes riens qal vivre et morir paissent" »Et je vos en receis en Dien
fei et en la meie, lauve mes drois.*
4) Boeve 2903: E sels li firent homage e feutö. — Narb. 3085: Gharlon an
fiat feeatö et omage. — Dasselbe ebda. 8100; Gir. de Viane 171: Et li ai fait
homage et föantö. — Enf. Og. 7612: Firent trestout hommage et föautö. Ober
den Unterschied iwischen föantö und hommage s. Glasson IV 292 f. Doch
werden »homagiam* nnd Mfidelitas" auch einzeln angeführt: Loh. I 117; Jonrd.
4106 ff; Bastars 101; Renaas 892/16 etc. — Nach dem Trenschwnr ist der Lehns-
mann «hons fiancöB et plevis* (Raoul 6732). Vgl. Renans 25/9: Ja iestes vos
mi home et plevi et jurö. — Vgl. anch Godefroy unter „plevir,** «homage,*
«f(6ant6,* Dncange unter «investitura* „homagium,* «fidelitas*.
5) Gir. de Viane 57: Por la saiete, dont li fers est d'acier, Me dona
Karl la Duchoise ä vis eler, Tote la terre et Toner k bailiier. ^ Otinel 56: De
'V' chastiaux vos saisis par cest gant. Zu „Handschuh** als Symbol der
Lehensflbergabe8.Schr()der 59, 60, 110; Raonl 118, 684, 2332, 2502; Aiol 8076 f.
— Prise dePamp. 5630: or teniös quitementLa grand terre de Cordes e preniös
francement Geste ver^ele d'or; ib. 5640: A genoilons seisi la vergele liement.
Ztt »SUb* vgl. Dn M^ril, Introd. zu La Mort de Garin XLIII. — Auch bei
Wiederbelehnnngen erfolgt eine symbolische Gabe ; Sax. 1185: Par une blanche
ans eigne li fn ses fiez rendnz. — Gir. de Rouss. % 548: Et sur-le-champ le
roi Ini rend la terre par un ramean.
6) Anberi (Tobler) 234/17: Chanions vous doing, uos en aures les des Et -iv
chaatianx et *iin* fremetes; ib. 253/32: De par son oncle li rendi on les des Des
fors chaatiaos et des bounes cites. •— Vgl. Foulque 141; Doon 24, 86; Bastars
826«; Escoufle 8234.
27*
420 Ferdinand Werner
manns drückt der Fusskuss^) oder eine tiefe Verneigung ^) aus. Darauf er-
hebt der Herr das Haupt seines Mannes und besiegelt das Lehnsverbältnis
durch einen Kuss^).
Bei der Übernahme des Lehnsgutes werden die es bewohnenden Ritter,
Bürger und Bauern vereidigt*).
Die Autorität des Königs erleichtert die Besitzergreifung^). Indessen
sehen wir, wie Aiol sich mit kämpfender Hand und ohne Hilfe des Loejs
in den Besitz seines Landes bringen muss^).
Über Abgaben bei Belehnung und Wiederbelehnung als Anerkennungs-
gebühren s. S. 101, Zit 3.
3. Die Erblichkeit der Lehen ist in unseren Epen eine vollendete
Tatsache''). Jene kategorische Forderung des Capitulaire von Quierzy sur-Oise
(843; B. Bourgeois a. a. O.), dass kein Land ohne Herrn sein, und dass
jeder Staatsbürger einen „sire" haben soll, erscheint überall durchgeführt
Auch Begues' „marche" (vgl. S. 94, Zit. 4), die nach Beatrix Klage
zu schliessen ein „chasement" im ursprünglichen Sinne, d. h. ein nur lebens-
1) Raoul 118: Le gant Ten do[ne eil Ten vet inereier] De ci aa pi6 li
baisa [le soler]. -- Vgl. Prise de Paropel. 1341. — Zu dem Küssen des Fufies
als Zeichen der „humilit^" vgl. auch Haon 13, Capet 12, 181, Gir. de Roass. § 549;
Auberi (Tobler) 240/8, 240/25, 241/12 etc.
2) Gir. de Rouss. § 549: Le comte re^ut du roi son fief par le rameau; il
B'inclina profondöment jusqu'ä ses pieds-, le roi fnt nssez bon ponr le relever.
3) Loh. I 57 : II li jura devant tous ses amis. Li dux le bese et ses home
devint. — Vgl. Auberi (Tob.) 240/8: Vos me baissastes come mes liges hom.
4) Loh. I 151: La föautö a des Chevaliers pris Et des borjois et des gens
du pai's. Vgl. Auberi (Tob.) 234/14, 235/14, 241/1, 245/7; Erec 1902 ff.
5) Vgl. S. 41, Zit. 3. — Gir. de Viane 32: Si me bailli^s Chevaliers et bairon,
Qu! avec moi vanront en cel r6on, Et porteront vos escris k bandon, Qne ne
faillons k ce qne nos queren.
6) Aiol 8190 : Conquerrant uois ma tere, nus ne m'i met caloigne. Qu! con-
tredit 1 met, morir Testuet n honte. Vgl. Baoul 1061: Je nel laroie per tot
Tor d'Avalon, Que je n'i voise, qant g'en ai pris le don. S. ebda 1190 ff.
7) Roland 295: Si'n ai (seil, cuens GuenesI) nn filz, ja plus bels n'en estoet:
C'est Baldewins, se vit, ki ert prozdoem. A lai lais-jo mes honnrs e mea fieus.
— Loh. I 123: Et dist li rois: „Or a plait de noiant: Ce dont li p^res fait don
ä son enfant Qu'il a'en ist fors, voyant tote la gent Ne la pnet perdre par
nesun jugement... vgl. ib. Anm. von P. Paris. — Lob.I 237: Respont Fromons:
„Aura non Fromondin, Gar aprös moi tenra-il mon pais.** Puis apela ses barons
et lor dit: „Franc Chevalier, faites-vos liös et fis, Nes est li sires dont vous
devez tenir, Qui vous donra et le vair et le gris." — Vgl ib. III 128; Gayd.3;
Raoul69f., 124 ff., 774 ff., 3658 f., 8153 ff., 8720 ff. — Aiol 10476; Amis 2205,
2258, 3460 ff; Aymeri 1329 ff., 1365; Doonl84; Chev. Ogier 3598; Moniage 67 f.,
84; Hervis 5401 ff.; Loh. II 12; Mort Aym. 4164 ff.; Enf. Gg. 7610 ff.; Aucassin
34|13ff. u. s. w. u. s. w.
Königtum nnd Lehoswesen im französiaclien Nationalepoe 421
längliches Lehen ist^ wird von Pepin den Nachkommen des Helden wieder
verliehen.
Zur Erblichkeit des „fief" cf. Viollet I, 450 ff.; Glasson IV, 287;
Manteyer 192; Brunner II, 170ff.; Schröder 138 ff.
Obwohl der König selbst die „lige herit^^' der Lehnsgüter anerkennt ^),
entspringen doch aus seiner Willkür heftige Streitigkeiten zwischen ihm und
den Vasallen (das ausführlichste Beispiel bietet uns Raoul; vgl. Kalbfleisch
20 ff.). Ein Verstoss gegen das Erbrecht findet aber gleichermassen den
Tadel des Dichters und der Mannen^). In vielen Epen zeigt indessen der
Akt der Wiederbelehnung'), dass der König sich, wenigstens der Form
nachy noch als den eigentlichen Herrn betrachten lässt (vgl. Schröder 392),
da ja das Lehen anfänglich mit dem Tode des Inhabers (,,Mannfall*') an
den Herrscher zurückfällt (vgl. darüber S. 105, Zit. 1).
4. Die Lehen vererben sich im allgemeinen nach dem Rechte der Erstr
geburt (Viollet I, 243 f.; H, 53 f.). Im Lothringerepos ist das „droit d'ainesse"
noch nicht völlig entschieden. Vgl. Loh. II, 70 f. Hier will Begues mit
seinem älteren Bruder Garin einen Tausch eingehen, um in den Besitz des
Herzogtums Lothringen zn kommen. Doch sein Bruder sagt^ ib. I, 71: „Del
1) Raoul 124: L'enfant R. n'en vnel deseriter. L'enfes est jovenoB; pense
del bien garder, Tant qe 11 pulst ces garnemens porter. Garobrai tenra-, nul ne
Ten puet veer, Mais Tantre terre te ferai delivrer. Vgl. auch S. 100, Zit. 1.
2) Raoul 185: Rois Loeys fist le jor grant folaige Qi son neveu toll son
eritaige ; Et Gibotn refist molt grant outraige Quant autrui terre vost avoir par
barnaige: Puls en fa morsa dael et a hontaige. — Girb. de Metz 496|29: Grant
pichie fait Tenpereres Pepins, Que ne me rant Gironuille a tenir, Le bon chaatel
qae mes ancestrea tint
3) Loh. I 144: Je sui venus por mon fief recoillir, Se il voub piaist
faites m'en revestir. ~ Sax. I 85: Berart de Mondidier devant Karle est ventiz:
A ses piez s'agenoille, ses hom est devenuz*, L'ampereres le baise et le releva
8U8: Par nne blanche anseigne H fa ses fiez randnz. — Renaas 16/28 ff.; Narb.
2819: Que nos randoiz et le fiö et Tanor Et la baillie en la terre Francor Qae
nostre aneestre tint de vostre ancessor. Vgl. Renaus 401/30 ff.; Gaydon 100;
Aiol 6480 ff., Girb. d Metz 458/8; Lob. I 188, Anm. von P. Paris; 1169; Gir. de
Viane 177; Gir. de Roubb. §§ 353, 536, 556, 610 etc. — In Huon 12 (a. 20) be-
steht Karl ausdrücklich auf dem Recht der Wiederbelehnung and sendet seine
Boten zu der Herzogin von Bordeaax mit der Aafforderang, ihre beiden Söhne
schleunigst zur Hoffahrt zn entlassen and damit seine oberste Lehnsherrscbaft
anzuerkennen. — Bei der Wiederbelehnung wird auch der Eid der Untertanen
erneuert. Guill. de B. 5192: Tantost lo reys o va mandar*, E veus le pöble
tot venir. G. Barra vay revestir Del castel et depulhar se, E tag levan las
mas dese £ van 11 jurar lYaltat. Desgleichen mu0 eine Abgabe (relief; vgl.
Ducange releviam; Warnk. II 362 oder rachat) seitens des Lehnsempfängers
entrichtet werden. Vgl.S. 59, Zit. 3. — Boeve 2426: Le roi li rent tuz ses heritez;
ib. 2430: ignelement le releve li donez.
422 Ferdinand Werner
tout me tieng ä la terra Hervin Quo mes linages et mos ancestres tint".
Ist hier und auch an anderer Stelle^) der Anspruch der Primogenitur
wenigstens angedeutet^ so betont ihn der Verwandte der lothringischen Fürsten,
Galopins, der wegen seiner Elleinheit von seiner ,,parent6'' vertrieben worden
ist, ausdrücklich*). In Yvain (4710ff., 6439ff.) wird (es handelt sich um
zwei hinterbleibende Töchter) die Frage der Beerbung dahin entschieden,
dass die jüngere Tochter die Hälfte des Reiches von der alteren als Lehen
erhalt !
Das Erstgeburtsrecht besteht klar vor allem dann, wenn ein Erbe vor-
handen ist, und der verwitwete Lehnsbesitzer eine zweite Ehe eingeht. So
wünscht des Herzogs Gaufroi zweite Gemahlin, dass dessen Sohn erster Ehe,
der im Epos wohlbekannte Ogier, stürbe, damit ihre Söhne in den Besitz
des Herzogtums kämen ^). Auch Hermesent, die zweite Ehegattin des Herzogs
Basin, sucht dessen Sohn Auberi aus dem Lehen zu drängen. Als es ihr
nicht gelingt, den fünfzehnjährigen Jüngling zum Verzicht auf sein Elrbe za
bewegen*), stiftet sie den König Desiderius an, die Bourgogne mit Kri^ zu
überziehen und sucht zugleich Auberi aus dem Wege zu räumen, indem si^
sich sagt (Auberi, Tarb. 9): ,,Et de Bourgoigne i&re Dame dam^", wenra^
Basin nicht zurückkehrt
Wenn Aymeri seinen jüngsten Sohn zum Erben einsetzt, die andern»^
aber an des Königs Hof sendet, um sich dort Ehre uud Lehen zu erwerbenmi^
und sich dabei auf das Zeugnis Alexanders beruft % so empfinden das s^e^^
Gemahlin Hermenjars*) wie die Bürger von Narbonne als einen recht will- '
kürlichen Akt (Narb. 593 ff.).
1) Loh« I 49: L'ainös ot nom li Loherenc Garin Qai puis fii dux; maintes
peines sofri. L'antres ot nom Begne qui tint Belin. Gf. ib. I 70.
2) Lob. II 101: Je sui ainsnös; mais il me va ensi Com vous povei et v6oir
et oYr. — In Gir. de Viane 168 erkennt der jttngere Brnder das Vorrecht des
älteren ohne weiteres an : Hernaus mes fröres, qui est ainnös de moi, Doit estre
Sire en toz leus de sor moi.
8) Enf. Og. 299 : Ponr ses enfans, qu'ele ot en grant cbiert6, S'est apenste,
par sa grant mauvaistö, Qae s'en avoit Ogier ä mort livrö, Que si enfant tenoient
riretö De Danemarche, la trös grant duchöe.
4) Auberi (Tarb^) 4 f. : So vostre p^, li Dus Basin le fier, Estoit or mors
et fast au de vier, Me donriez cest grant pa\'s plenier? — Grimmig entgegnet
Anberi, da ihr ja doch nur das «douaire (vgl. ib. 4: Donn6 ma Gönes et le
paYs plenier) rechtlich angehört: Vous n'i avös que vaille 'i* seul denior. —
Ne ja en terre, que j'aie k justisier Ne vous lairoie t seul jor herbergier.
ö) Narb. 266: II est escrit en ancianes lois. Sei comenda Alixandre li rois,
Et Juliant Cesaire le cortois, Que li pnisnez doie avoir les menoirs.
6) Narb. 366: — ce ne soferrö ja — Car onques Charles mesires no jnga
— Que le plus Jone tot Teritage avra. (Dieses njuga** ist ein Anklang an die
capitularia des Herrschers).
Königtum und Lehnswesen im franzöaschen Nationalepos 423
Auch sonst sind eigenwillige Verfügungen von Vätern in Erbrechts-
angelegenheiten nicht selten^), die wie manches andere^) beweisen, dass man
sich wenig an den obersten Lehnsherrn kehrte, dessen Schwäche in Frankreich,
England, Deutschland immer mehr in die Erscheinung trat, nachdem einmal
die EIrblichkeit der feudalen Güter der königlichen Grewalt abgetrotzt war.
5. Sobald männliche Erben nicht vorhanden sind, geht das Lehen auf
1) Dooo: 343: Doon enterbt seine 12 Söhne: Je la donroi . • . A aacun
povre enfant qui mestier en aura. Vous en irös ä Kalles, qni vous adonbera . . .
Ebenso enterbt Graf Julien seinen Sohn £iie; £iie 78: N'en porteras del mien
qui *r seul denier naille, Moi et ma fille demorons en mes marces: Quant ie
morai, siens ert mes iretages. Doch ist auch hier die Gräfin anderer Meinung.
Eiie 91 : Nous n'auons mais nul oir fors celui qui est ber. Sie unterstreicht da-
mit das Recht des Sohnes und des Erstgeborenen. Als nun Julien nach seinem
abiebnenden Entschlüsse sieht, wie sich Elie an der Quintaine auszeichnet,
will er ihn wieder in sein Erbe einsetzen. Stolz lehnt es der junge Ritter ab
(Elie 137 ff.). — Der von Raoul verfolgte Graf Ernaus von Doai bittet den
Sieger um Gnade*, Raoul 2882: Vos hom serai ensi con vos plaira, Qite vos
Claim tot Braibant et Hainau Qe ja mes oirs demi pi^ n'en tendra. — S. auch
Charrois 626 f. u. a. m.
2) Dahin gehörten die Veräußerung und Verpfandung des Grundbesitzes
(Vgl. Brunner U 243; Glasson II 536; Du M^ril, Introd. zu Loh. III XXXVI).
Hervis 2870: Li a fait engagier cans et vignes et pres Et rentes et molins
dongnons et fermetös. Vgl. 4847 ib.-, Gapet 2 f., 41; Loh. I 2; Sax II 8; Ghev.
Og. 10218, 10610; Gayd. 145; Aiol 7114 ff. etc. Chev. Og. 13049 heiflt es in-
dessen von Herzog Ogier: S'il vit frano home caü en povertö, Qui sa terre ait
par besogne aloö, H li rachate por Deu de malstö. (Aus diesem Beispiel erhellt
auch die freie Verfügbarkeit des Vasallen über sein Lehen. Wie GroBvasallen
mit ihrem Land völlig frei schalten können, s. auch Huon 311; Doon 36;
Loh. II 221; Daurel 2070 ff.; Orson 157, 324 ff., 376). In Aye 96 wird das Land
den Neffen vermacht, wenn der Sohn nicht zurückkehrt: «Oü sontmidui neveu,
Gnichart et Aulori?" Et eil respondirent: »Sire, nous sommes 01.** — Vos lairai je
ma terre, se ne revient mon fis." — In Raoul 4305 sagt Gautier zu seinem Oheim
Guerri: Se je i muir, s'arez ma signorie, Toute ma terre en la vostre baillie. —
In Girars de Viane 10 setzt der Neffe ebenfalls den Oheim zum Erben ein. In
Raoul wird der Enkel als Erbe bestimmt. Raoul 3603: Or n'i ai oir, par la
fei le vous plevis, Fors Gautelet: ces peres ot nom Henris. Fix est ma fille . . .
(Hier umgeht Gräfin Adelheid das Erbrecht der Tochter, vgl. S. 104, Zit.l). Ib. 3650:
Biax sire ni6s, vos arez ma contröe; ib. 4120: Ma terre ara en lige qit6e. —
In Girb. de Metz 546/13 vermacht Heruis, Dus de Piaseis, nach dem Tode seines
Sohnes Rigaus sein Land seinem Bruder Douon und dem roaire Fouohier. —
Ähnliches s. Hervis 9374. Nach dem Ende des Guillaume de Poitou fallt sein
Land an den ihm verwandten Fromons; Loh. I 174 (vgl. ib. Anmerk. von
P. Paris): II n'out point d'oir, k Fromont eschaY Toute la terre qu'en son de-
maine tint. (Das Land bleibt also denen von Bordeaux, von einem Rückfall
des Lehens an den König ist keine Rede).
424 Ferdinand Weiner
die Tochter überM. Wechssler bemerkt hierzu (Gröbers Zeitschr. XXV, 465):
^ur in Süd&ankreich, wo das römische Erbrecht nicht durch das germanische
verdrängt w<»den war, konnten Frauen das er»bte Lehen antreten und selb-
ständig r^;ieren/' Dass Witwen nicht als Erben in Betracht kommen, wurde
berdts (cf. S. 102 Zit. 4) bemerkt Als Lusiane ihres Bräutigams Aiol
vermeintUchen Tod erfahrt (Aiol 5 184 ff.), bricht sie in Klagen aus').
War schon die Stellung der Witwe wenig beneidenswert, so kam der
Konkubine (und ihrem Abkonmiling; t^ weiter unten) noch weit weniger
Recht zu. Wo sie nicht kun^and davon g^agt wird, wie in Macaire 211
angedeutet, zwingt man sie, den Schlei«: zu nehmen. So geschieht es der
Marcent in Raoul, so wird auch mit L§tise, der Tochter des glaubensbriichigea
Tsor6s, verfahren, welche von Anseis in illegitimer Ehe einen Sohn empfangen
hat (vgl Raoul 1693; Anseis 11196; Massing 105 f.).
Dass die Töchter erbberechtigt dnd, was nach der Lex Salica (Sdiröder
31 9 f.) ausgeschlossen war, beweist auch die Tatsache, dass das Land mit^
der Hand der Tochter an deren Gremahl übergeht (vgL Loh. II, 65ff.;^
Huon 127; Elie 2704ff.; Macaire 147; Gir. de Rouss. § 16; Loh. I, 123)
(Amn. von P. Paris ib. I, 124); vgl S. 42, Zit 3.
6. Bastarden und missgestaltete Nachkommen sind nicht erbberechtigt.
Der zwergartige Galopins (v^ S. 102, Zit 2\ ein Sohn des Grafen Tierris von
Ardane ist von seinen Vervrandten w^en sein^ Kldnheit verjagt worden,
obschon er der ältere Nadikomme war. Nach seiner Eltern Tod wollen ihn
Sipp^enossen ersäufen (vgL Elie 1162 ff.). Er geht aber flüditi^ und wird
Räuber. Von EUe aufgegriffen, bittet er um Gnade und tritt in ein Lehns-
verhältnis zu diesem selber vertriebenen Grafensohn.
.Über die Stellung der Bastarden vgL Grimm I, 655; Glasaon II, 99;
m, 32; Vn, 98; F. Meyer 82; Assises de J^rus. II, 119, 286; Wam-
könig n, 172ff.; Amira 145t; Schröder 712.
1) Aye S: Oeis i fa Antoine qui d'Avignon fii dos; Sa fiame en devint veve,
por Tamiti^ dolat. II n'orrent c'nne fille eoi tonte Tonor fo. VgL ibu 70, 81, 96;
Doon 189; Berte 1506: Une fille an remest, hoira fn deSaasoigne; Aneaaain 2/8.
Bonlfaco and seine Schwester Hermenju« regieren gemeiiischaftlieh Pavia.
VgL Aymeri 1365: Aprös lor pere sont del regne seasL Zum Erbrecht der
Königstochter vgl. auch Fonlqne 41 und S. 48, Zit. 6.
2) Aiol 5184: Aincois send rendne a v de ses o«tea, De tonte honor ta-
restre m'eatoura eonsirer. Bitte sie einen Sohn von ihm, so fiele wenigsteos
daa Lehen nicht lurnck. — ib. 5195: Car plenst or a dien, le fien aainte Marie,
Que i*en foisae remese tonte grosse et enceiute. — Beachte aber in £rec 2725 ff.,
wie Erec als fOrsorgender Gatte in seinem Vater die Bitte insaert, falls er
(Eree) stfirbe, seiner Witwe die Hälfte seines Erbee lu übertiageB, wie also
Coutoisie oder Einflnaa des Christentums hier die Barten des germanisehen
Erbrechts mindeia. (Oder Eiawiiknng des römischen Bechts?)
Königtum und Lehnswesen im franzoBiBchen Nationalepos 42Ö
Die Bastarden sind verachtet (Raoul 615, 3601; Sax. II, 3; Gir. de
Bouss. § 382 etc.); häufig ist das Schimpfwort „cuivers bastars'' (Parise36;
Raoul 3415, 3618, 5417; Jourd. 881; Foulque 94; Sax. II, 98 et«, et«.).
Ganz gegen das geltende Recht setzt Graf Ybers von Ribemont seinen
Bastarden Bemier zum Erben ein, wogegen heftiger Widerspruch von Loeys
erhoben wird (vgl. Raoul 1376ff., 1816ff., 4149f., 5402flr., 5729f., 6446ff.).
Den Streit zwischen der Krone und Ybers, wie das Lehen des Grafen ein-
gezogen wird, wie Bemier die Hof Versammlung zu St. Ooot überfällt u. s. f.,
hat Kalbfleisch 1. c. 20 fr. ausführlich dai||;estellt
Doch ist die Stellung der illegitimen Söhne (Hervis 1976 hören wir
auch von einer „fille de hast") weder in Geschichte noch Dichtung überall
die gleiche. Karl und Arnulf z. B. haben ihre Bastarde oft bedacht (Glasson III^
34). Auch der Karl der epischen Poesie beschenkt illegitime Söhne ver-
dienter Palatine (vgl. Enf . Og, 275 ff,; Anseis 11 196 ff.). Ebenso ehrt Hue
Capet seine 10 Bastarde (Capet 282). Ähnlich verhält es sich mit den 30 B.
des Baudouin de Sebourc. Vgl. Bastars 17: Et ses trente bastars qui furent
de grant non; und Baud. de Seb. II, 201: On doit bien en tous lieux amer
un bon bastard. S. Capet 160: ly gentil bastart; Parise 45 u. s. f. In
hartem Gegensatz zu dieser Wertschätzung stehen allerdings die Worte in
Raoul 1709: II n'est bastars, s'il n'a Dieu renoie (vgl. auch G. Paris, Journal
des Savants, 1887, p. 620, note 2).
7. Stirbt der Erblasser ohne direkte Nachkommen, und ist das Lehen
auch nicht durch Vermächtnis oder einfachen Übergang in der Sippe ver-
blieben (cf. S, 104, Zit, 1)^ so fällt das Gut an den Verleiher zurück ^), der es
dann meist einem landbedürftigen Edelmann weitervergibt.
8. Das Lehnsverhältnis trägt die Gewähr für seinen ungetrübten Bestand
in Leistung und Gegenleistung^). Sofern sich der Lehnsherr bei Über-
gabe des Gutes nicht ausdrücklich selbst jeder Pflicht gegenüber dem Be-
liehenen ledig erklärt^), muss er seinem Lehnsmanne Treue halten, ihm
1) Loh. 1123: Fromons znPepius: Vons m'otriastes, (plus Toirent de cent,)
S41 eschaioit terre ne chasement Qui me sdist et vönist & talant, Je Taveroie
sananul dölaiement; ib. 1124: S'autre rechiet, si Taurez voirement. Sehr deut-
lich ist die Sachlage in Prise de Pamp. 1330: Jer uous fa mort Henris de
Fiandre le vailant Et ni a leis^ nnl hoir ne nul procein parant; Ond je
YOUB falz suen hoir e, voiant ceste jant. Je vous faiz caens de Fiandre; ond ä
vetre comant Avöb ei bien dis mille civalers e troi tant De geldons e d*arziers . . .
£b erfolgen dann Kniefall und Fuseknas des Beliehen en, den Karl aufhebt.
2) Doon 188: Vous 11 devös donner ponr son desservement, Et 11 vous doit
servir en foi et loialment. Vgl. Huon 9.
8) Raoul 907: Par tel covent vos en doing ci le gant, Je ne ml home ne
tc seront garant. Vgl. ib. 930flF., Charrois 586; Loh. I 51, 54; II 165; III 193;
Aiol 10560.
4,^> Ferdioand Werner
}%\U'r«xMi holfon und darf ihn nicht verlassen^). Nur ein freigebiger Herr
Ui ;^ncvv<«'hoi), deshalb wird eine milde Hand als hohe Tugend angerechnet')
^v^l 8« «^> Ziu 1 ; über Rechte und Pflichten, die das Lehen dem Geber wie dem
)^!(n(^ti4u^)^'r vorschaffl, s. auch die beiden ersten Abschnitte). Der Lehnsherr
^xu-^ (i\T don Unterhalt seiner Mannen^); er muss sie ehren*) und darf sie
1) Chov. Og. 4912: nVus m'en avös ... del vostre donnöDe denx castiani
01 d« oinq fermet^s. Dont mes sires estes et je sui vo fiövös: Contre tos homes
^^r«^)uUr nie devös.* So sagt Ogier zu Deaideriae. Aber feige flieht D. im
K^'iuiptV gegen die Franken. Da ruft ihm der starke Däne somig nach: «Abil
f^U r^^i» * * . Come tral'tres 11 as ta foi mentie" (ib. 5Ü2). — Joord. 4070: HA,
U«! di»l il, que porrai devenir, Quant je cealz per«, qae j'ai i maintenir, Tant
\\i{%r lea fla de ma terre venir, S'en cest pais ne lea puis garantir. — VgL
A^uin HOff., Loh. I 17 f., Elie 865 ff., Narb, 5261, 5316; Raoul 714. Lob.I 1775
UiiM) Otft raisoDs que le söust Garins Li rols ayec de cui j'ai Cambresis; Soib
tit^f vonroit »auver et garantir; Foulque 96; Loh. I 139; Gui de Bourg. 67: Saf
If«^ V08 liges sires, st tos ai k garder, Et je yos condairai, se Diex Ta destinö^
Jo fonü la bataille por nos tons delivrer. — Aymeri 527: Si m'sDvoiez querre
n* iue9]\je; Ja ne lerai por yent ne por orage, Ne vos secorre a mon riche
bavniOo* Vgl. Aucassin 2/19 f., 8 15 ff., Destr. 114; Auberi (Tobler) 143; Narb.
^notT.; Loh. II 211; Sax. II 153: Hö, Dex! commant fairai? dit Karies li
•onci. Commant lairai on ehamp cez qae tant ai amei» Quo por le mien
»orvlae sont mort et deyiez? ~ Renaus 157/20; Baoul 5455 ff.; Aliso.
^^ u, s. f. schwört der König seinen Vasallen Treue. VgL dazu aber
tob. I 55: Li reis Pepins de cui je doi tenir Mon fie^ ma terre et trestout
uu>u pais, Cis rois m'en a vilainement failli. — In Lob. II 285 erwartet
Beguea von ihm. daB er für ihn Geiseln stellt: Garins 11 das me venra
oHtHgier, Li n>is mes sires qui France a i bailiier. — Einen schweren Treubracb
bogeht der Bischof von Langres (Loh. I 201^), der die Feinde seines Lehns-
mannes in die Stadt eingelassen hat« Nur das geistliche Gewand hindert Begues,
don Vorräter ta töten, wie es dem Kecbt entspräche (cf. Glaaaon VI 474, eeOflf).
Aber des Landes verjagt er ihn (vgl. Massing 74, 122).
2) Loh. II 14v< ; Or voua convieut de^ esperons ferir, Et honorer les cheva-
Hors gentis; Donner aus pauvres et le vair et le gris. Gar une chose vons
aoonte ot vous dis: Kuns avers princcs ne paet terre tenir; ib. II 160: Amaint
l^uiiunmo donnei et v.tir et gris: Par cest afaire monteres en haut pris. Als
I^KutiiTä^tor Sohonkor tritt dor Konig auf, sei es nun, daB er Städte, Schlösser,
Abteion« Land, TalJist^ sei es, da6 er Geld, Kleider, Felle, Pferde, Zelte, Kost-
l^rkeito« verroh oukt 0\ior dass er l>vis* lur tüchtige körperliche Leistungen
«uMottl (wio in Aiol 4ÄV? ff., B^vves iJ4;iff., Chev.Og. 6514 etc). Vgl. Renaas
UM :U; Fi<»rÄbra* ^>is U>6; ihev. Og. &iJ;^ 5oK\ 5^461; Aiol 4664; Prise de Cord.
^MOrt\ (App. 1>; l\vn ;!m; M*c*irt* 14;>; K,^oul 2C>1T, S153; Amis 24; Enf. Og.
;sj;; V:.<v outlo lil'is Borten :>>s\ ;<^><^; Kt^sel^^;; Gir. de Viane 145; RoUnd75;
Ay<» ^:*; »Knrnl IT.N; Nh»K esa>; Rol^rt t^4; Ors»on 1615: Prise de Pamp. 1361;
aV>^« ^>»i^; nwxis :X>iV<; IVMn UV;i: Fou.que 14:?; Gui de Sant. 62 etc.
:»> i^irlv di^ M^^tf,,\i:T >; lu>»ons^ wouies de Bordelle la cit, Si YOs donroit
ot l^ v,^ir ot l* gvi*, Lo* b^ii^s aiuioa et lo$ chcoaas de pria. VgL Loh. 1237;
Königtum und Lehnswesen im französischen Nationalepos 427
nicht misshandeln ^). Baoul schlagt z. B. seinen „hom'' Bernier (Raoul
1712 ff.), wofür ihn seine Ritter heftig tadeln (ib. 1734 ff.). Raoul
sieht seine Schuld ein, kniete Verzeihung flehend, vor dem reisigen Bastarden
nieder und verheisst ihm eine grosse Busse (ib. 1756 ff.). Auch wenn der
Herr seiner Unterhaltungspflicht nicht genügt, spart der Mann nicht mit
kritischen Worten^), wofern nicht bei grober Verletzung der lehnsrechtlichen
Grundsatze seitens des Herrn das Band zwischen beiden Parteien zerreisst
(s. weiter unten die Bemerkungen über die Auflösung des Lehnsverhaltnisses),
denn nur der ist würdig, über Land und Lehen zu gebieten : „£j soit preus
et cortois Ki bien maintiegne la justice et les lois^' (Anseis 47).
9. Die rechtlichen Pflichten des Lehnsmannes sind: Heerfahrt,
Hoffahrt, Zahlung von Abgaben. Vgl. Gksson IV, 363 ff., 754; Brunner H,
269; Viollet H, 430, Amira 149; Schröder 159; la P&querie 245; über
die Lehnspflichten der Geistlichen s. Massing 122 ff. Zu Lehnspflichten vgl.
femer das im ersten Abschnitt unter „Die königliche Gewalt*' und in Ab-
schnitt U Gesagte.
10. Der Lehnsmann ist zur Heerfahrt') verpflichtet (vgl. Wmtz IV,
553 ff.; Schröder 398 ff. und die S. 19, Zit. 2 ff., Abschnitt H C). Dem
Heerbann haben ausser Rittern und Geistlichen (cf. Massing 124 ff.)
auch Bürger und Bauern zu folgen. Die Heeresabteilung der vilains, die
„conunune"*) (Viollet HI, 121 ff.; Warnk. I, 276 ff.; F. Meyer 27; Mertens
Charrois 235; Gir. de Vianc 7: Si nes vob pais par mon cors jasticier, 'c* dchais
ait, ai piüs suis Chevalier, Qui me donrat n'k boivre n*i maingier. Ib. 9: Teile
richesce vos avons aportc^, Qu'avons conquis vers cele gent desvee, Devant t an
n'iert vos gens afamöe. Der Lehnsherr ersetzt auch gefallene Pferde und ver-
loren gegangenes Rüstzeug (Renaus 141/10 ff.).
4) (Zu S. 106.) Auberi (Tarbe) 132: Si com seignor doit haut homme
Beignorer. — Loh. I 189: L'en ne doit homme amer por iosangier, Mais por
s'onor lever et essaucier.
1) Orson 2435: L*an ne doit pas son home afoler ne ladir.
2) Gir. de Viane 22 : Drois Emperöres, i celer ne le quier, Onques mon fil
ne donas *r denier ne moi meis mes palefroit ne destrier, Quo chaseun jor te
servons sans dangier.
3) Hervis 9227: Jon vois secourre mon seignour natnrel. Huon 9: Or vous
dirai quMl rendoit de gu fief: Quant jel mandoie par söaus et par bries 11 roe
venoit et secorre et edier, Quant je voloic errer et cevauchier, £n sa compaigno
1* mil Chevaliers. Jon n'i metoie valisant t denier Fors qne l'avaine le soir,
apröB mengier. — Girb. de Metz 445/40f., Auberi (Toblei) 107/1 ff. u. s. f.
4) Loh. 1 140: NoBtre empcrers a fait sa gent mander. La vöissiez com-
mnnes assenbler £t les viUains venir et aUncr. — Renaus 18/36: Quant la
commune vint com esfoudre corant. Destr. 800; Auberi (Tobler) 13/14; Giib.
de Metz 445|40; Lob. II 53, 139, 206; lU 111, 149; Chev. Og. 3818; Renaus 13/36;
4*^8 Ferdinjuad Werner
i\\)\ Glas.<oü IL tUö; TV, 299 ff.; Falk 88 ff.; TamoÄsia 203; Schröder
iU U Ist gtvH^hichtlk^h Kuer^t in der Schlacht bei Bouvines (1241) erwähnt
^Y):K Loh, 11, r^s Aiuuerkuns? von P. Paris).
Dio rvvhtlicho Ga^ize der Heeresfolge kann durch schriftlichen Vertragt)
vslor uu'uuUiohon Vorbehalt^) seitens des Lehnsmanns festgelegt werden.
In vlon Rahmen der Landesverteidigung hinein fällt die Pflicht des Lehns-
in\iivi^ »u Brücken bauten (Sax. II, 36 f.) und zur Burghut^) (Schröder
^lC^ ^^.VJ; WaiuVI, 45; Wamk, I, 236; Lamprecht, Wirtsck I, 1312t).
IX^r Heeresdienst wird nicht selten als drückende Last empfunden
(\Vrtil4 I Y, 553). In Sax. II, 36 f. weigern sich Alemannen, Bayern, Lom-
)vu>lon und Burgunder eine Brücke über den Rh6ne zu bauen. Sie sagen,
\1«H soJ Stiche der Franken, denen Karl Pferde und Nahrung gebe. Karl
du^ht ihnen darauf Sklaverei an, wenn sie sich nicht fügen (ib. H, 38). In.
(^ui do Bourg. befiehlt der neugc wählte König Gui den Baronen, sich sofort
bv^nnt «u machen, um zu den Vätern nach Spanien zu marschieren. Nur
n\\in^>nd wird ihm gehorcht (Gui de Bourg. 13: Lors remaudient Teure qu'il
l\»m>nt queron^). Auch die bei Kail in Feindesland verbliebenen Herren sind
de» 2Tjiilirigen Krieges müde und führen trotzige Reden gegen ihren König
^ih, 1 — 6), Dieser aber kündet jedem, der das Heer verlässt, lebens-
lüitglioho Sklaverei an. Gleichwohl machen sich die aus der Gascogne und
iUo von Aujou auf den Marsch. Ergrimmt lässt der Herrscher ihre Namen
u^it dorn Vermerk, dass sie ihrer Freiheit verlustig g^angen, in eine Liste
Alol7l)G0, 7872, 8664; Prise dePamp.1530; Gir. de Ronss. §417; EBcoufle 1565-,
Knoul 3907 ff. u. v. a. m.
1) Chev. Og. 4170: La chnrtre lui, ben en sai la deviae; Dirai le voß, car
trtN« bon Tai aprise: Se Kalleniaine qui de France a justise Decbä les mons velt
Mn\ obevalchie, Ne Bomeuie gcrroicr ou Tempire, Tote la tenre, ne mala en
l.onbardir, A dix mile homes de bone gont hardic Doit chevalcher Desiiers en
»*nYili\ S*il le semont de droite chevalchie; Soissante jors li doli faire servise
Kt noiont phis, la letre le devise, Fors s'ont fait tort nnlui de son empire, Ne
vo« no autre qui soit do sa maisnie ... De lä les mons ne paaaera — il mie
lor Kallemainc aervir jor de aa vie.
3) Gir. de Yiane 5>9f : Sou aeignor doit on por tot aidier, Paia qae il tient
\fiv\(^ do Uli ne fii^: M^^ia que ne aoit i destruire mosticr, Ne povre gent dearober
i\'oH»iHor. — Raoul 0>3:?: Mais je vos proi, por Dien et por aon non Qa*as fix
Ut'rbert ne aolt ja voa ten^on.
3^ Loh. n 93: Trt^s hion se fenue de mura et de paus, Les estagiera falt ou
ohnatel vonir; vgK ib. Anm. von l\ Paris: Lea estagiera, ceux dea vaasaux qui
i^talont tenua do nV^idor dmant un tcuips determine dana le chatcau du auzerain,
pm\r ooutribuer ä aa di^fouse, l>e la, choi nos prÄtioiena, lea mota conaervea
do HtaKo et d^avooju »tajriaire. Vgl. Ducange .stagiariua* ; Loh. I 259, 271;
U UM^ 'JTO; 111 ^4:^, :ioi>i Gir. de Rooaa« § 5^^
Königtum und Lehnswesen im französischen Nationalepos 429
eintragen (ib. 7: Et Karies Temperere les a tous anbrevez: Ileuc furent li
sers premerai[ns] controv6. — Auch in Aymeri 307 ff. versagen dem König
alle Barone bis auf einen. Ebenso in Sax. I, 27 f. etc. Es ist daher er-
klärlich, dass der Herrscher sich bei gefährlichen Lagen der „foi'* seines
„hom" nochmals versichert (Gir. de Viane 168: Mille de Puille li replevi
sa foi).
11. Eine weitere Pflicht des Lehnsmannes ist die Hof fahrt, das Er-
scheinen bei Hofe, sobald der Herr ihn dazu auffordert. Er muss seinem
^ire'* als Ratgeber zur Seite stehen (vgl. oben die Darstellung von Hoftag
and Kronrat) und ihn bei Festlichkeiten bedienen^) (Brunner 11, 269). Der
^önig ist wohl darauf bedacht, dass die Lehnstrager ihre Pflicht nicht ver-
gessen und ihn als Herrn anerkennen. In Huon fordert Karl die Söhne
des verstorbenen Herzogs von Bordeaux durch zwei Gesandte auf, ihm zu
dienen, wie ihr Vater getan. Huon 12: Et s'il ne viennent, se me puist Diex
edier H les fera destruire et essilier. Huon sieht sofort ein, dass seine Mutter
einen Fehler gemacht hat, als sie ihre Söhne nicht an den Hof zu Paris
schickte: „Gar Karlemaine, l'emperere al vis fier, Deviens servir, et nous
l'avons laissi6*'. Ist aber eine Ladung nach der Residenz zum Zwecke des
„servitium" (cf. Ducange) erfolgt, so wurd Schutz des Herbefohlenen er-
wartet *).
12. Zu dem servitium gehören auch die kleineren Aufmerksamkeiten,
die der Mann seinem Herrn erweist (Waitz IV, 310 ff.). Er hilft ihm beim
Ablegen der Rüstung'), er halt ihm den Steigbügel ^), er zeigt ihm Achtung
bei seinem Gruss*). Wie der getreue Vasall jedes freudige Ereignis im Hause
1) Aye 102: Ganor li Arrabiz a mand^ a Baadus Qn'il li face Service et
rende Bon tröus, — Fierabr. 185 : Fierabras tint la coupe, devant le roi, d'ormier.
— Rose 5463: Li fil as barons de Pempire, Laos droit q'en a napes ostdes, Ont
les touailles aportöes Et les bacins plains d'eve clere. — Gir. de Viane 11, 19;
Baoul 570; Sax. I 31. Vgl. 8.57, Zit.5; Huon 12; Aymeri 318.
2) Baottl 4887: S'nns gentils hom mande autre per servir, Ne le doit pas
vergonder ne honnir.
3) Baoul 1551 : Devant la place de son demaine trö Descent B. de destrier
abrievö; Lk le desarment li prince et li chasö.
4) Roland 3113: L'estren li tindrent Naimes e Jozerans. — Gayd. 310;
Aquin 1011; Parise 67; Girart de R. § 489.
5) Lob. II 211: Le roi salne si tost com il le vist. — Girb. de Metz 458/4:
Le roi salue et la dame antresi. — Lob. I 250: EnversBegon en est alös Pepins;
Li dox deacent quant il le vit venir. — Yvain 650: Li rois fors de la cbambre
iasi . • . Et li baron quant il le virent, Tuit an piez contre lai saillirent, Et il
toE raasoir fiat. — ib.4675: A tant a la porte passee Et vit la mesniee amassee.
Qua tuit a l'ancontre li vont. Salu6 et des^andn Pont: Li un metent sor un
perron Son escu atot le lion, Et li aatre ont son cbeval pris, Si Tont a une
eatable misi Et li aatre si com il doivent Ses armes pranent et regoivent. — Chev.
430 Ferdinand Werner
des Herrn fröhlich begrüsst^), so trauert er um den sterbenden Senior^) ood
sorgt für seine Bestattung. (Et li baron Tavoient cevelit)
13. Die dritte wesentliche reale Pflicht des Lehnstragers ist die Ent-
richtung von Abgaben ') (vgl 8. 36, Z. 1; S. 38, Zit 3 u. 5.).
Ein Anklang an typische Erscheinungen des feudalen Zwangsstaates
findet sich an der Lothringergeste, wo die „Bannöfen*' und ,3&iuunühlen''
erwähnt werden*) (vgl. Ducange: fomagium; Lamprecht, Beiir. x. frz.Wirisek
801, 999, 1002).
14. Seine erhabene sittliche Weihe erhalt das Lehusverhältnis durch die
Treue des Lehnsmanns zu dem Herrn.
Für seinen Gebieter muss der Vasall Hitze und Kalte, Kampf und
Wunden ertragen und mutig für ihn in den Tod gehen ^). Er darf den Herrn
weder im Leben noch im Tode verlassen*), er muss ihn rächen '').
Ogier9389: Le roi trova entre ses chevalien; II le aaloa, puis s'est agenoill^sr
,Cil Dame-Dez qai tos tans fn et iert II salt et gart Kallon le droitorier. So»
dos, 868 contes et ses barons proisiös.* ~ Esconfle 8006: Quant l'empereres est-
entrös ens, II se sont tnit levö encontre. Loh. I 145: A vilonie le vous puet-
on tenir Que voas n'avez an mes devant tramis: Mieaz en fnissiez honoris et
servis. — Mort Aym. 484: A Looys mon seignor li direz Qne je 1! mant salux
et amistez. — Floov. 4: Oö que H diu le voit, an piez li est aulez, Le pie li
a baisiö, la jambe et loa aolö. — Vgl. noch Goill. de Pal. 9577; Rose 3625.
1) Raoul 41: Quant il fa nez, joie en firent molt grant Gii de la terra,
Chevaliers et seijant.
S) Mort Aym. 367: Ovri les eoz li qnens, si esgarda Et vit plorer mil
chevalien loials.
3) Aye 102: Ganor li Arrabliz a mandö a Bandns Qn'il li faee Service et
rende son tröus. ~ Gayd. 117: Dist li vassans: „Bieo voz sera nonciö: Gel
mainne an roi qni France i baiUier; Cil deTonlonse li ont fait envoier. D'im bon
cbeval li sont par an rentier. Cestui loi maing, bien en sera paiez. — Lob. III
201: Recevez^moi, si erestra vostre fi^ Qne chaaeon an i anroiz an mangier.
Lob. I 57, 260; Renaus 6/37 ff.; Gir. de Viane 140; Sax.1 66; Renaoa 7/2; Ereo
3865ff.; Aqain 1266f.; Aaberi (Tob.) 101/27; Gaafiey 317; Narb. 941, 1119.
4) Loh. 1 6 : Cl a vin8 mila de Chevaliers gentia, Dont li Gier ont lea foors
et les moulina.
5) Wie Verse der Iliaa klingen die Worte Rolands (RoL 1009): .Bien
dovam cl estor pur nostre rei; Pur sun seignar deit hom aoffrir destreiz, £ eo-
durer e grani call e granz f^ii; Si'n deit hom perdre e de Fqoir e de l'peil.
Cr gaart caaeuns que granz oolps i empleit» Male can^an ja cant^ n*en seit!
l^len unt fort, e ohrestien nnt dn'it ~ Lob. II 199: S6 li qnens vaet noas neos
lairona morir: Del tout en tont ferons i aon plaisir; ib. II 88: Lor antres mors
ont toi en terre mis: Crois fönt aor ans, qu*il erent droit martir, Por lor seignor
orent ejktt\ ocis. ^ I)oon276: Sf me sir« est ochia, je voeil estie taös, Et se il
est pendn, aveo It me pendt^s. Et se il est ars en fea, je voeil estre bruslöfl,
Kt se i) e»t noit^, avee li me gt^t^ So spricht Robaatre, der Unwiderstehliche,
KöDigtum und Lehnswesen im franzdaischen Nationalepos 431
Ob seines Seniors Tun gerecht ist oder nicht, daran kehrt er sich nicht,
Für ihn gilt nur die Pflicht^). Er bat zu gehorchen und die Treue zu be-
wahren').
In Jourdains de Blaivies und Daurel opfert ein Vasall sogar den
eignen Sohn, um seinen Herrn zu retten') (vgl. Modersohn p. 51).
Nach dem Tode des sire fühlt sich die maisnie trostlos verlassen^). Hin-
gäbe, Bezwingen des eigenen Willens und Glauben an den Herrn bilden
90 das Ideal lehnsraännlicher Gesinnung^).
and läset sich vom Feinde gefangen nehmen, um bei seinem Herrn zu sein.
Vgl. Capet 179.
6) (S. 110) Vgl. 6. Doon 276: Miex aim estre pendus ou ars ou tra'fn^s Qae
mez sires me seit 'i* seui jour reprouv^s Qae 11 soie failli poar estre desmembrös.
Nach dem Tode ihres Herrn kommen Heiden zu Looys and bitten (Mort Aymeri
2843): «Sire, merci, per lo tuen Damedö: Lesse nos en nostre seignor porter; A
nostre loi le ferons conreer." — Loh. I 291: Et si ama toujours ses boDs amins,
SoQ droit signor ne voat-il ainc gnerpir. Enf. Og. 6484: Ne vueille jH que j'en
eschape vis, Pnis que Corsables roes sires est ocis, Miex vueil morir qu'estre si
vils hoonia Que je sans lui fasse de champ partis. — Sax. II 153: — Hues de Champ-
Flori, dist Naymes ii barbez, An vostre escu le roi Baadoin porterez; Et vos, seignor
Frison, vostre seignor prenez^ S'antrcpaiens remaint, vos an serez blasmez. Et eil ont
responda: Si seit com dit avcz; ib. II 164: Garde que tu ne soies dou lignage
Judas, Qui trai son seignor. Vgl. Enf. Og. 6028 f.; Mort Aym. 909; Charroi 448,
534ff.; Hervis 9227; Loh. II 95-, Aiol 74.S7; Gorm. 490f.; Aye 104; Chev. Og.
1513; Renaas 79/19, 157/20; Raoul 1244, 1806 f. etc.
7) (Zu S. 110.) Loh. II 270: Quant ai perdu mon signor, mon ami, Se
sei vengeoie, dont seroie jou honis.
1) Renaofl 378/15: Ne fauroi Kallemaine a port ne a passage S'il a tors,
c'est Bor lai, n'a de moi que l'hommage. — Gayd. 93 : Seit drois, seit tors, s'ai
olf tesmoignier: Doit li hons liges bod droit seignor aidier. — Mort Aym. 2849:
Gar Bon signor dolt l'en bien enorer; Quex hom qu'il soit, foi li doit on porter.
2) Raoul 1262: A sa maisnie ten^a par maltalant: »Fila putain, fei glouton
Bondaiant, Molt estes ore cuvert et mal pensant Qi trespassez onques le mien
coumant — Loh. I 73: Vos fnstes home au riebe duc Her vi Vous ne devez mie
vos fois mentir. — Jourd. 80 f., 1028 flf.
8) Jonrd. 487: Por no seignor dellvronz nostre fil; ib. 585: Que no chier
fil randons por no seignor. — Vgl. ib. 566 ff. — Daurel 1013: Morra mos filh,
monsenher er salvatz!
4) Sax. II 73: Tant com hante [li dure] Ta abatu sanglant: Orfelin sont
si home, n'ont de seignor garant. — Vgl. Jourd. 145 f., Loh. II 254: Et li
dansel qae Begues ot norris, Et atendoient Chevaliers les f^ist, Moult se
clamerent malearous chai'tis: ^Que ferons or? que pourrons devenir?" Vgl.
Mort Aymeri 4032 ff; 4051: Et 11 borjois s'escrient a haut ton: „Aymeri sire,
jentil fil de baron, Bon Chevalier, hom de grant renon, Quant estes morz, que
devenir ponrons? — Vgl. auch S. 110, Zit. Iff.
5) Doon 187: Se ne fust pour ichen qu'estes mes avou^s Et que jen doi
^2 Ferdinand Werner
Unsere Epen bei^n eine Reihe von typischen Beispielen für Lehna-
mannstxeue. Alle zu schildern^ gu^ge zu weit; es sei hier auf Gautier, Che-
valerie 7 3 ff. verwiesen, wo besonders Bemier als Ideal von „loiaut6" hervor-
gehoben wird.
Bemerkenswert ist vor allen Dingen Renaus de Montauban, der un-
glückselige Sohn des Ajmes von Dordogne. Obwohl ihn Karl mit bitt^nm
Hasse verfolgt, hält er fest an seiner Treue ^). Er demütigt sich vor Roland
und küsst ihm, als dem Neffen seines königlichen Feindes, siebenmal den
Steigbügel (Renaus 235/15ff.). Im Kampfe mit Karl wirft er sich diesem
zu Füssen (ib. 287). Er empfängt die Gesandten des Herrschers freundlich.
Den höchsten Grad der Selbstüberwindung aber erreicht er, als er den könig-
lichen Feind im festen Schlosse von Montauban gefangen hält
Wiederum fleht er ihn dort imi Verzeihung an und — obgldch er des
Unversöhnlichen Herz nicht rühren kann — gibt ihn frei. Ein Bild von
übermenschlicher Grösse!
Auch Girars de Viane tötet Karl nicht, als er ihn in seine Gewalt
bekommt, obschon es ihm vorgeschlagen wird'). Diese Grossmut entringt^
Karl den bewundernden Ruf : „Ainz mais en gent ne vi tel loialt^'^ (Gir. d^
Viane 176).
Der alte Riolz von Le Mans, ein Lehnsmann Gaydons (seine Charakteristil^
s. Gayd. 92) und diesem treu ergeben: („Soit drois, soit tors s'ai oi tes^ — -
moingnier. Doit li hons liges son droit seignor aidier'', ib. 93), warnt auss^
seinem eignen Pflichtbewusstsein heraus Gaydon, den obersten Lehnshemw
voreilig mit Krieg zu überziehen^). Und späterhin erkennt selbst der trutzig^-
Gaydon die Lehnsherrschaft des Königs an^).
tenir toutez mez heritös, Tost vous önsse dit: Sire roy, vous mentös! — Se ne
fusse vostre hons, parDieude majestös! Ja de la moie part n'en fossiös appelöi,
Mez orendroit fussi^s ä piechez desmembröB. — Fierabr. 151: Ne plaice Dien,
dist Guenes, le pere onipotent, Que ja vers mon signeur faice traitrement*, Trop serai
recr^ans se je sa mort consent. De lui [tenons] nos teres et nos grans casement,
Si li devons aidier et bien et loiaament; N'i a celni ne soit ä loi par serement
.— Gapet 196: Se je sier mon signour, n'en aiiez maatallent; Faire le me con-
vient oa partir laidement.
1) Renaas 173/4: Cil sireB me confande, qui \k bob maint el ciel, Quant
je jH meBcrerai mon seignor droitnrier.
2) Gir. de Viane 118: Ce fut li Rois qui snef me nori, Molt sni dolens,
quand onques le feri; ib. 167: Ne place k Deu, Girars li respondi, Que Rois de
France soit ja par moi oeis! Ses ho ms serai, s'il a de moi merei: De lui tanrai
mes terre et mon pais. Et s'il ne Pfait, par le cors S. Moris, Je m'en irai oa
raigne asArrabis. Moi n'en serat la honte: si en sera plas vis Nostre Emperöres
riches.
3) Gayd. 93: II est tes sires, et vos iestez ses hom: Nedevez faire envers
Königtum und Lehnsweeen im französischen Nationalepoe 433
15. Mitunter gerät die Sippe in Konflikt mit der Lehnstreue,
wodurch natuigemäss tiefgehende Seelenkämpfe entstehen, wenn auch der
Grundsatz: „Car tout paraige passe la liautez^ (Oayd. 163) Geltung hat
(s. Flach n, 445). Dieses Grundgesetz spricht Herzog Najmes seinen Söhnen
gegenüber aus, die (vgl. Gajd. 285 f.) zu Gaydon ihrem Verwandten stehen.
Aber' lUchiers, sein jüngerer Sohn erwidert, Karl habe Verräter zu seinen
Räten gemacht, deshalb musste man zu Gaydon halten. Der greise Herzog
jedoch beharrt auf seinem Standpunkt (ib. 286): Je ne doi mie faiUir ä mon
seignor Ne por nul home ne li faudrai nul jor.
In Renaus zwingt Karl den Aymes, seinen Söhnen abzuschwören^):
„Faire Testut par force, blasme n'en dui avoir. Quant je vos forjura, mult
en oi le euer noir (Renaus 95/17). Er darf sie nicht bewirten. Wohl aber
tut das ihre Mutter, als ihre Sünder bettelarm nach Dordogne kommen. „ Ainc
ne vos foijura, je le sai bien de voir'* (ib. 95/20). Anders liegt folgender
Fall: Karl vertraut dem Ogier, weil er der Vetter Renaus ist, die Führung
der Vorhut nicht an (ib. 146/ 12 ff.), und als er von Ydelon dem Bayern
darauf hingewiesen wird, dass der grosste Teil des Heeres mit Renaus ver-
wandt sei und eine Schädigung der Aymonsktnder nicht dulden wolle,
droht Karl mit schweren Strafen (ib. 148/24). Er lässt Ogier laut schworen,
ihm gegebenenfalls Renaus auszuliefern, aber Ogier setzt seinem Eide leise
hinzu, dass er es nicht tun werde (ib. 164/5 ff.). Später leitet er zwar seine
Scharen zum Sturme g^en die Burg Renaus, er selbst aber stellt sich kummer-
voll seitab. Die Schilderung seiner inneren Kämpfe gehört in ihrer ruhigen
Grösse ziun Schönsten, was uns das alte Epos bringt (Renaus 195).
Gerne vermeidet man deshalb diesen Widerstreit zwischen Lehnstreue
und verwandtschaftlichem Gefühl. Bei Eingang seines Lehnsverhältnisees
mit Raoul lehnt Bemier es von vornherein ab, gegen Verwandte kämpfen
zu müssen*). In einem anderen Falle (Loh. I, 172) gehen sich zwei Sippe-
genossen, die in verschiedenen feindlichen Lehnsverbänden kämpfen, während
des Streites aus dem Wege.
In Raoul de Cambrai kehrt sich freilich der Held des Epos wenig an
die verwandtschaftlichen Bedenken seines Vasallen, der trotz allem, was ihm
lai mesprison. — Vgl. ib. 168, 177: Car drois le dist sei tesmoingne Pautor, Que
manvais fait gnerroier son seignor.
4) (Zu S. 112.) Gayd. 809: A vostre volenti; Mes sires iestez, si doi faire
vos grez. — Vgl. noch Renaus 17/26; Gir. de Viane 152; Guill. de B. 8042 ff.;
Orson 2688 ete.
1) RenauB 79/17: Nas bom de vostre eage, qui le poil ait flori, Ne sedoit
parjorer por ül ne por ami. Et qui son seignor boise, bien a Den relenqni.
2) Raonl 629: Votre hom aui liges, si m'ftYt s. Symon Mais je vons proi
por Dien et por son non, Q'as fix Herbert ne seit ja vos tengons.
RouAiiiMhe FonchnngeB XXV. 28
434 Ferdinand Werner
sein Herr zu Leide tut, stets seiner Pflicht gedenkt^). Der wilde Graf vod
Cambrai verbrennt das Kloster Origni, wobei Berniers Mutter ihren Tod findet
Bernier kündet Raoul darauf seine Rache an (Raoul 1515 f.), und Raouls
Ktter finden das ganz in der Ordnung (ib. 17401). Dennoch kommt es
erst zum gänzlichen Bruch zwischen beiden, als es Bernier nicht gelingt,
zwischen R. und seinen Verwandten den Frieden herzustellen^) (Raoul 2283 ff.).
Im Kampfe tötet er seinen Herrn und bricht darüber in Tranen aus (ib. 31 12 f.),
betont aber das Recht seiner Handlungsweise'), da Raoul ihm Unrecht ge-
tan habe^).
16. Wer seine Treue bricht*), muss dafür im Jenseits büssen^), denn
die „l^ut6'' ist (jottes Wille''). Aber auch auf Erden bleiben ihm Leiden
nicht erspart«) (vgl. Tamassia 206; Glasson IV, 278, 295).
Dennoch ist ein Aufsagen der Treue nicht eben selten (s. oben die
Bemerkungen über zu lange Ausdehnung des Heeresdienstes und weiter
unten die Ausf. über Auflösung des Lehnsverhältnisses), da der Lehnsherr
nicht immer so ist, wie er sein sollte, und Lehnsmannen wie Renaus nicht
die Regel bilden. In grosser Not, bei gefährlichen Gesandtschaften (vgL
Rol. 317f.; Aiol 4526 ff.) versagt oft die Treue des Lehnsträgers.
Als Treubruch und als mit schwersten Strafen zu ahndendes Verbrechen
gelten feige Flucht aus dem Kampf •), Ungehorsam (vgl S. 19, Zit. 3), Bruch des
1) Raoul 1381: R. mesires est plus fei qua Jadas: 11 est mesires, chevala
Die done et dras, Et garnemens et pailes de Baudas: Ne li fauroie por l'onnor
de Damas, Tant que tnit dient: ^B., droit en as.* — nFiez, dist la mere, par ma
foi, droit en as. Ser ton signor, Dieu en gaaingneras."
2) Raoul 2817: Vassal, je vos desfil Ne dites mie, je vos aie trai.
3) Raoul 3162: B. en jure le cors s. Nicolai: „De ce nie poise qe je B.
mort ai, Si m'aYt Diex, mais mon droit fait l'ai."
4} Raoul 1224: Et B. fu mornes et pensis Qant vit la terra son per et
ces amis Ensi ardoir, per poi n'enraije vis; ib. 1650: II sont mi oncle, je lor
volrai aidier, Et prös seroie de ma honte vengier.
5) Loh. III 77: lor foi ont menti. — Anseis 850: Et vers Ini a iansö
sa loiautö. — „felonie'* (Aiol 214, 309); „estre forfait** (Loh. I 281); »desloial«
(Sax. III 114; Loh. II 31: Aiol 9696 etc); «homes parjures« (Mort Aym. 44).
6) Jourd. 2213: Qui que sa dämme ne son seignor ocist, Toub est forfaia
et de Deu departiz, Ja ne verra le grant jor dou joii Que il ne aoit monlt
laidement baillis.
7) Gharroi8 443: La 16aut6 doit-1'en toz jors amer: Dex le commande, qui
tot a k jiigier.
8) Loh. II 31 : Hons desloiaus ne pnet longes garir.
9) Jourd. 3995 : Le premerain cni je verrai fair Je le ferai de male mort
morir.
Königtam und Lehnaweaen im franzödachen Nationalepos 435
Land-^), Buig- und Straaseufriedens (vgl. S. 29, ZitSff.), ein Angriff auf die
Person des Herrn (Euler 41 f.) oder seiner Mandatare (vgl. 8. 29, Zit 2) und
namenütch die Begünstigung der Feinde des Seniors').
„Le comte ... engage une guerre oontre son seigneur lige, fait une
acdoD mauvaise et felonne^' (Qir. de Rouss. § 283). „Qui n'observe pas
la fid61it6 envers son seigneur perd ses droits sur son fief et sur sa terre et,
8*3 TJent en cour, il y est honni.*' Die Strafen für Treubruch (vgl. Schröder
410; Wamkönig 11, 380 f.) sind Verbannung, Kerkerstrafen, Entziehung des
Lehens»), Sklaverei oder Tod (vgl. S. 114, Zit. 9; S. 115, Zit Iff.; Raoul
4886ff.; Oir. de Viane 75, 92; Loh. I, 130f.). Als besonderer Schimpf
gilt das Abschlagen der Sporen (Jourd. 469ff.; Loh. II, 129, 1321, 137,
149; vgl Treis p. 78).
17. Der Treubruch und die mit ihm verbundene Bestrafung bedingen
die Auflösung des Lehnsverhältnisses. Dies kann geschehen, dadurch
(iass der Herr das Lehen einzieht (vgl. oben) oder dadurch, dass der Lehns-
Duuin sein Gut und damit seine Verpflichtungen dem Herrn zurückgibt oder
durch den Tod des erbenlosen Mannes (Rückfall des Lehens); vgl. S. 105, Zit 1.
Die schweren rechtlichen Folgen, welche eine Beschlagnahme des Lehens
bedeutete, machen es begreiflich, dass man willkürliche Handlungen des Herrn
Uer besonders tadelte^).
1) Loh. I 214: Par votre orguel avez son home assis. Flandres penra,
li en aeras fers mis. — Vgl. Loh. II 88.
2) Benaas 3/23: D n'i a nul de vob si grant tenement, Se il aidoit audnc
la monte d'an besent, Qae il ne fust pendus sens nul delaiement. — Chev. Og.
3620: Coment ce va que il est si osös Ogier recöte, si set de v^ritös. An roi
de France est anemis mortis S'il ne li rent, 11 ert deseritöB. Li dos Ogier, che
est la vMtös, Fa a Kallon en ostage rem^s etc. >- ib. 4110, 4128, 9114: Que
nns ne seit si hardi Chevaliers Seit dux, soit quens ou haut baron proisiös
Qae a'il sogete mon anemi Ogier Qa'ä tos jors mais n'ait perda m'amistiö. —
Tarpin sagt (ib. 9270): 8e je ne Prent Kallemaine aa vis lierp II me fera de sa
terre oachier. — VgL Loh. I 209; Mort Aym. 43 f.-, Gir. de Rouss. § 369;
Renana 116/1 etc.
3) Loh. III 137: Mais Tempereres ne mist pas en obli La felonie que li ot
fiiit Garins, Qa'en son condoit avoit Guillaame ocis; De tot en tot fait sa terre
•aisir, Par les chastiax fait ses Jens establir.
4) Loh. III 119: Nos a li rois donc pris, Qui sanz forfait cuide nos fi^s
saisir? — Gir. de Roass. § 371: Yens aves saisi son fief avant Tavoir cito an
plait — Raoul 926: Li fil Herbert n'ont pas fait qe felon, N'en vostre cort for-
jugier nea doit on. Por qaoi donnez lor terre a banden? — Gir. de Viane 105:
Cr est m'avia que grant tort en avös Quant vos mon oncle volös desariter. —
Aye 51: Karlemaine de France m*en deserite k t^rt. — Raonl 2002: RoisLoeys
nos vient deseriter. In Raonl de G. enterbt Loeys sowohl Raoul als auch
später die Söhne Herberts; in Elle de St. Gille nimmt er auf Macaires Rat dem
Elie sein Lehen. — Zu Enterbangen durch den König vgl. noch: Raonl 915 ff.;
28*
436 FerdiDand Werner
18. Die Rückgabe eiiieä Lehens ist immer gestattet, nur nicht im Kriege
(Olasson IV, 275). Die Gründe dafür sind verschieden. Im Lothringerepos
weigert sich Pepin, dem Hervis und später dem Grarin Hilfe gegen ihre
Feinde zu leisten und verzichtet somit auf das Lehen, das er als Herr doch
schützen müsste^).
In beiden Fällen übertragen die Lothringer ihr Lehen dem König Anseis
von Köln, der ihnen zu helfen verspricht.
Im Rolandslied gibt Marsilies seinem Herrn, dem Emir Baligant,
sein Lehen wieder, nachdem ihn die furchtbare Rache Karls für Roland und
die „douze pairs" getroffen*).
Es zeigt sich aber hier, dass der Herr nur in dringenden Fällen ge-
zwungen ist, die Rückgabe anzunehmen'). In Raoul verletzt der Herr jede
Rücksicht auf seinen Lehnsmann, er misshandelt ihn, verbrennt seine Mutter,
überzieht seine Verwandten mit Krieg. Die Folge ist schmerzliche Verbitterung
und tödlicher Hass: Der Herr fällt von seines Lehnsmanns Hand (vgl.
S. 114, Zit. Iff.).
Auch die Überspannung der Leistungen für den Heeresdienst können
den Bruch des Lehnsverhältnisses herbeiführen (vgl. oben). So weigern sich
in Sax. verschiedene germanische Stämme, Holz für einen Brückenbau zu
fällen*).
In Parise 48 ff. fällt der alte darembaus von dem Herzog Raymond
ab, als dieser seine Gattin verbrannt hat und die Tochter des Verräters
Berengars heiratet, und führt einen langen blutigen Krieg gegen seinen Herrn.
Denn nur ein „sire loiaus'^ hat Anspruch auf Treue und Anhänglichkeit
Auch wer die Kirche und ihre Diener nicht ehrt, der spricht sich selber aller
Achtung und aller Pflichten des Lehnsmanns gegen ihn ledig (Falk 53;
5440; Anseis 11196 ff. (hier wird dem Ysorös wegen Übertrittes zum mohamme-
danischen Glauben das Lehen entzogen), Gir. de Viane 83 (wegen Verweigerang
von „hommage'* und „föautö"), wegen Feigheit (Gir. de Viane 119), wegen Un-
gehorsams (Doon 255). Vgl. ferner Aiol 9597; Ficrabr. 10; Gayd. 19 etc. etc.
1) Loh. 155. ,,Voir?" fait 11 dux ^la vostre grant mercil Quitez — ie, sire?
jel veuB de vons oir." Dit rEmpererei: „Oil, par Saint-Denis!'* Vgl. ib. III
105: Faillis nos est Tempereres Pepins; ib. III 211.
2) Roland 2880'. A Tpulgn senestre ad pris nn de ses gnanz. Qo dist
Marsilies: «Sire reis Amiranz, Mes terres tutes ici quites vns rend £ Saragnce e
rbonnr k'i apent.**
3) Roland, 2835: £ eil respunt: „Tant sni jo plus dolent Ne pois k vua
tenir lang parlement; Jo sai asez qne Garles ne m'atent. £ neporqnant de yns
reeeif le gnant."
4) Sax. II 39: Ce n'est pas traisons, que de voir le savez, Se nus le gner-
pisBons, an^ois est leautez. Servise nos reqiert qi aini ne fn trovez; Ce qne
nos li devons li paiomes assez.
Königtuin und Lehnsweflen im französiachen Nationalepos 437
MaäsiDg 69; Gautier, Chevalerie 74; Schröder 388; Gir. de Viane 99;
Raoul 1034 etc.).
19. Der Verzicht auf das Lehen ^), seine Pflichten und seine Rechte
geschieht durch Rückgabe des In vestitursymbols ^), womit die Freundschaft
sich in Feindschaft umwandelt').
4. Die Entwicklung des Lehnswesens.
Es ist leicht abzusehen, dass die Erblichkeit der Lehen die Territorial-
gewalten immer mehr starken und das Königtum gleicherweise schwächen
musste. Dem königlichen Aufgebot wurde nicht mehr gehorcht So fehlen
auf der rechtsgeschichtlich wichtigen Versammlung zu Quierzy-sur-Oise die
wesentlichen Grossvasallen (vgl. Bourgeois, Le capü. de Kiersy etc. 83ff. ;
d^s. in ]ßtude8 (Tkist. etc. 140, 153). Die Adelsgeschlechter vergrossem
ihren Besitz ins Ungemessene ^). Wohl sieht der König die Gefahr, die der
zentralen Gewalt aus der Entwicklung der Dinge erwächst^), aber er vermag
den rollenden Stein nicht zu hemmen.
Dazu kommt die mächtige Bedeutung der grossen Sippeverbände, die
einesteils durch ihre Ausdehnung die königliche Gewalt^), andern teils
1) RenauB 84/21: Por la parole Karle fa 11 vielz irascu. A poi qa'il n'ot
aaroi aon homage rendn. — Sax. II 184 f: Son homage U randent sanz point de
demorer, Pins de mll et *VC* l'an corent deffier; Et eil l'omage prant, que n*i
Mi arestez. — Aiol 9421 : Le matin gaei-pirons tes honors et tes fiei S'en irons
la defors al roi qni France tient, Car chon est nos drois sire a tort ranons
laissie.
2) Cor. L.1608: Etprist anguant sei mist en son poing destre, Puls B'escria
a sa vois halte et bele: „Ge te desfi, Bicharz, tei et ta terre, En ton service
ne vueil ore plus estre.* — Ali8c.92f.: 11 s'abaissa, si a pris -r baston, Et dist au
roi: Votre fief vous rendon N'en tenrai mais vaillant t esperon Ne vostre amis
serai ne vostre hom. •— Gayd. 109: Lors s'abaissa, prinst t rainBcel d'un pin,
An roi le giete, puls dist en son latin : „Je voz deffi ; mais ainsoiz renseri, Vos
ferai je dolant par Saint Sevrin.'* Li rainsciax chiet dedens le mazerin. Vgl. ib.
94. — Sax. I 64: ChaBcuns l'ot desfiä et tandu bob homage.
3) Raoul 2314: 11 prent *ni' pox de rennin qu'ot vesti, Parroi les mailles
de Taubere eaclarci Envers B. les geta et jali; Puib 11 a dit: Vassal, je vos
deafil (Vgl. Zit. If.)
4) Loh. II 218: De six jomöes n'avez si fort voisin, So le mandez, ne voas
vengne aervir. — Vgl. Narb. 3561; Gir. de R. § 11: Sa terre oceupe trente
joarnöes; 11 conduit en gaerre cent inille chevalierB; vgl. Gni de Nant. 11 und
Abschnitt II.
5) Gir. de B. § 36: Ah! bien fol est le roi qui donne *r tel fief, et celui
qai me le demande en allen me tient un fächeux discoars, il d^membre et
d^peuple le royanme, et moi je n'ai de plus que lui que la conronne.
6) Blancheflor warnt Pepin davor, es zuzulassen, dass Fromons seine
438 Ferdioand Wemer
durch ihre fortgesetzten Blutkriege unteremander die nationale Wehrkraft
schädigen^).
Der Abhandlung liegen folgende Epen zu Grunde:
Aiol. Aiol et Mirabel und Elie de Saint Gille, heransgeg. von W. Foerster,
Heilbronn 1876—1882.
Alescb. La bataille d'AleschanB. [In: Guillanme d'Orange p. p. M. WJA.
Jonckbloet, La Haye 18&4.]
Alisc. AÜBcani, p. p. F. Gnessard et A. de Montaiglon, Paris 1870 (Anciens
poötes de ia Frange, X).
Amis. Amis et Amiles und Jourdains de Blaivies, heransgeg. von G. Hofmann,
Erlangen 1852.
AnseYs. AnseYs von Karthago, heransgeg. von J. Alton. [In: Bibliothek de«
Literar. Vereins in Stuttgart, CXLIY.] Tübingen 1892.
Aqnin. Le roman d'Aqnin etc, p. p. F. Jotton de Longrais, Nantes 1880.
Anberi (Tarb.). Le roman d'Aubery le Bonrgoing, p. p. P. Tarb6. [In: CoB-
lection des Poötes Champenois VII] Beiros 1849.
Anberi (Tob.). Mitteilungen ans altfranz. Handschriften vonA. Tobler. I. Aim-
der Chanson de geste von Anberi. Leipzig 1870.
Aye. Aye d'Avignon, Chanson de geste, p.p. F. Guessard et P. Meyer, [lern
Les anciens poötes de la Fr., VL] Paris 1861.
Aymeri. Aymeri de Narbonne, Chanson de geste, p. p. L. Demaison. [Icrs
Soci6t6 des anciens textes frangais.] T. I— II. Paris 1887.
Charrois. Li charrois de Nymes. [La: siehe Alesch.]
Cor. L. Le couronnement de Louis, Ch. d. g., p. p. £. Langlois. [Sooiötö dc^
a. t fr.] Paris 1888.
Cov. Viv. Li Covenaus Vivien. [In: siehe Alesch.]
Destr. La Destruction de Borne, p. p. G. Groeber. [Romania, II, 1878.]
D oon. Doon de Mayence, p. p. A.Pey. [Anciens poötes de la Fr., IL] Paris ISb^
Elie. cf. Aiol.
Enf. Og. Les enfanoes Ogier, p. p. A. Scheler, Bruxelles 1874.
Fierabras. Fierabras, ch. d. g., p. p. A. Eroeber et G. Servois. [Anc. poöte^
de la Fr., IV.] Paris 1860.
Schwester Heinis in die Sippe der Lothringer bringe: „So lor lignaiges estoil^^
ensemble mis, Tost vos feroient corregous et marris, Jl vos tolroient honor i^^
maintenir** (Loh. II 64). Pippin, der die Bedeutung des Sippeverbandes kennt,^^
will die Lothringer in seine „parentö'' bringen : „S'il ont mes ni^ces je en serai^
plus fis." (ib. II 65.)
1) Benaus 13/28: Membre vus de Doon, vo frere le guerrier. Entre lui et--
Girart ki mult s'avoient chier, Asses le guerroient au fer et Tacier; Mais k la
pardefin ne porent avancier. FuYr les en convlnt et le pals vnidier.
2) Girb. de Metz 479/14: „Dex'< dist li rois, „qui formais tonte gent^
Iceste gnerre me va molt enpirant, Se ensi dure par le mien esciant, Tot a
perdni e derrier e deuant.'* Vgl. Loh. III 70: Trop par-seroit affaibli mon pais.
Eönigtam nnd Lehnsweien im franzÖoBcfaen Nationalepos 439
FlooT. Floovant, eh. de g., p. p. F. Gnesiard et H. Miohelant. [Anoiens
po^tes, I.] Paris 1859.
Foolqne. Le roman de Fonlque de Candie. P. p. P. Tarbö. [In: Siehe Auberi
Tarb.] Reims 1860.
Gau f. Gaiifrey, eh. de g., p. p. F. Guessard et P. Ghabaille. [Anc. poötes,
m.] Paris 1859.
GaydL Gaydon, eh. de g., p. p. F. Gnessard et 8. Lnce. [Anciens po^tes VIT.]
Paris 1862.
Gir. Le roman de Girard de Viane par Bertrand de Bar-snr-Aabe, p. p. P. Tarbö.
[In: of. Aaberi Tarb.] Beims 1850.
Girb. de M. Girbert de Metz, heransgeg. von £. Stengel. [In: Roman. Stadien,
beransgeg. von E. Böhmer, Bd. I.]
Gorm. Fragment de Gormi^nd et Isembard, heransgeg. von R. Heiligbrodt.
[Roman. Stadien, III, 1878.]
Gui de B. Gai de Boorgogne, Gh. de g., p. p. F. Gnessard et H. Miohelant
[Anc poötes, L] Paris 1859.
Gaillaame. Gnillaame d'Orenge, mis en noaveaa langage, p. p. W. A. Jonck-
bloet, Amsterdam 1867.
Gai de N. Gai de Nanteail, eh. de g., p. p. P. Meyer. [Anciens poötes, VI.]
Paris 1861.
Hnoo. Hnon de Bordeaux, Ch. d. g., p. p. F. Gnessard et C. Grandmaison.
[Anc. poötes, V.] Paris 1860.
Jonrd. Siehe Amis.
Loh. I, IL Li romans de Garin le Loherain, p. p. P. Paris. Paris 1883—35.
T. I-II.
Lob. III. La mort de Garin le Loherain, p. p. £. du MMl. Paris 1846.
Mainet, p. p. G. Paris. [Romania, IV, 1875.]
Mon. G. Li Moniages Guillanme. Über ein Fragment des Gnillaame d'Orenge,
heransgeg. von C. Hofmann. [Abb. der philos.-philoL Klasse der kgl.
bayer. Akad. d. Wissenschaften. Bd. VI.] München 1852.
Mort. Aym. La mort Aymeri de Narbonne, Gh. de g., p. p. C. Gonrage da
Pare. [Soe. des anc. textes fran^.] Paris 1884.
Karb. Les Narbonnais, Ch. d. g.. p. p. H. Suchier. [Soc. d. a. t. fr.] Paris 1898.
CheT. Gg. La chevalerie Ogier de Danemarche par Raimbert de Paris, p. p.
J. Barrois, T. I-II, Paris 1842.
Oraon. Orson de Beanvais, ch. de g. du Xü^ siöde, p. p. G. Paris [Soc. d. a.
t. fr.] Paris 1899.
Oti nel. Otinel, ch. de g., p. p. F. Guessard et H. Miehelant [Anciens poötes, I].
Paris 1859.
Pari 86. Parise la Dachesse, Ch. de g., p. p. F. Guessard et L. Larchey.
[Anc. poötes, IV.] Paris 1860.
PriaedeCor. La prise de Cordres et de Sebille, ch. de g., p.p. O.Densusiana.
[Soc. d. a. t. frangais.] Paris 1896.
Prise d'Or. La Prise d'Orenge. [In: cf. Alesch.]
Prise de P. La Prise de Pampelune, heransgeg. von A Mnssafia. [In: Afrs.
Gedichte aas venezianischen Handschriften I.]. Wien 1864.
Raoul. Raoal de Cambrai, ch. de g., p. p. P. Meyer et A. Longnon. [Soc. d.
a. t. fr.] Paris 1892.
440 Ferdinand Werner
Ken au 8. Renaus de Montaoban oder die Haimonekinder, herausgeg. von
fi. Miehelant. [In: Bibliothek des liter. Vereins in Stattgart, LXXYIL]
Stattgart 1862.
Roland. La chanson de Roland, p. p. L6on Gantier, Tours 1897.
Sax. La ohanson des Saxons, p. p. F. Michel, T .1— IL Paris 1889.
Voyage. Karls des Grossen Reise nach Jerusalem und Konstantinopel, heraus-
gegeben von £. Koschwitz. [In: Altfrz. Bibliothek, herausgeg. von
W. Foerster, IL Band.] Heilbronn 1880.
Zum Yergleiche herangezogen worden:
Aue. Aucassin et Nieolete, herausgeg. von A. Snehier. Paderborn 1881.
Ba Stars. Li bastars de Buillon, p. p. A. Scheler. Bmxelles 1877.
Berta. Berta de li gran pi6, p. p. A. Mussafia. [Romania, III u. IV.]
Berte. Li roumans de Berte aus grans pi6s p. p. A. Scheler, Bmxelles 1874.
Boeve. Boeve de Haumtone, herausgeg. von A. Stimming. [Bibl. Norm.]
Halle 1899.
Brun. Brun de la Montagne, rom. d*av., p. p. P. Meyer. [Soe. d. a. t.] Paris 1876.
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Inhaltsfibersieht.
Einleitung. Seite
Erster Abschnitt:
Oas Ktoigtan.
A. Sittliche Stellung 321
B. Rechtliche Stellung . ... 328
1. Titel. Insignien. Residenzen 328
2. Die königliche Gewalt 338
a) Gegenüber dem Auslande 338
b) Nach innen 338
a) Der König ist oberster Heerführer 338
ß) Der König ist oberster Richter 342
y) Der König besitzt die oberste Banngewalt 347
d) Der König hat die oberste Finanzgewalt 354
e) Der König ist oberster Lehnsherr 359
3. Königsehe und Königin 362
4. Thronfolge und Krönung 366
5. Der königliche Hof und die Hofbeamten 372
6. Hoftag und Kronrat 385
Zweiter Abschnitt:
Die GrossTasallen.
A. Allgemeines 392
B. Der Herzog 395
C. Der Graf 401
D. Abarten der Grafenwürde: Der Vizegraf. Der Markgraf. Der
Burggraf 405
Dritter Abschnitt:
Bas Leluiayerhältnis.
1. Lehnsherr und Lehnsmann; ihre Bezeichnungen und ihre soziale
Stellung 407
2. Das Lehen; seine Namen und seine Arten 413
3. DasLehnsverhältuis; seine Entstehung und Erneuerung, seine
rechtlich-sittlichen Grundlagen und seine Auflösung 417
4. Die Entwicklung des Lebnswesens 437
LiterataiTeneiehnis 438
über das Abhängigkeitsverhältnis Alberto Notas
von Molifere und Goldoni.
von
Fritz Baumann.
Vorwort.
Die erste Anregung zu vorliegender Arbeit verdankt der Verfasser
seinem hochverehrten Lehrer Herrn Professor Dr. H. Brevmann, der
ihn auf dieses noch wenig bekannte Gebiet hinwies. Der Stoff ist
einer Periode der italienischen Lustspieldichtung entnommen, welche
verhältnismässig noch wenig Beachtung und ernstes Studium gefunden
hat, und über deren Bedeutung bis auf den heutigen Tag die ver-
schiedensten Anschauungen geäussert werden. Alberto iTota, einer
der gefeiertsten Autoren jener Zeit, ist seinem Namen wie seinen
Werken nach heute nur mehr wenigen bekannt. Selbst die Literar-
historiker pflegen diesen Schriftsteller, sofern sie ihn überhaupt erwähnen,
mit einem nicht immer selbständigen Urteil von ein paar Zeilen abzutun.
Diese Tatsachen mögen es rechtfertigen, wenn im Folgenden von Leben
und Werken Notas ausführlicher die Rede ist, als es eigentlich im
Rahmen einer Abhandlung liegt, welche sich mit einer speziellen Seite
seines Schaffens befasst.
Nicht absichtslos wurden drei Werke des Dichters studiert, welche
auf Moli^re zurückgehen. Denn wir besitzen zwar eine umfassende
Literatur über Moliöres Quellen und Vorbilder, namentlich auch über
sein Verhältnis zur italienischen Literatur; andererseits ist auch sein
Einflnss auf die Entwicklung des Lustspiels in Frankreich, England,
Deutschland u. s. w. Gegenstand zahlreicher Forschungen geworden;
allein mit der Rückwirkung seiner Schöpfungen auf Italien hat man
sich nur ganz vereinzelt befasst. Hoflentlich dient die vorliegende
Abhandlung zugleich als kleiner Beitrag zur Kenntnis dieses Einflusses.
Die Vergleichung geschah natürlich entsprechend der jeweiligen
Eigenart der einzelnen Stücke. Von eingehenden Analvsen wurde hei
den Lustspielen Moliöres und Goldoni's dann abgesehen, wenn der
Inhalt der oetreffenden Werke als bekannt vorausgesetzt werden konnte.
Zitate wurden in der Hauptsache dort nicht für nötig erachtet, wo es
sich mehr um Übereinstimmung in Handlung und Szenenführung, als
um wörtliche Entsprechungen und Anklänge in Stimmung und Gedanken
handelt. Dagegen glaubte der Verfasser allgemeine Bemerkungen über
Notas dramatische Kunst einflechten zu sollen, da über Nota keine
Abhandlung existiert, welche die nötigen Voraussetzungen für eine in
Alberto Nota 445
knappen Grenzen gehaltene Vergleichung biete. Ein endgültiges Urteil
über den Dichter wird sich freilich wohl fällen lassen, wenn die Grenzen
der Untersnchnng weiter gezogen sein werden, etwa sein Verhältnis
zu Goldoni, zum Dramma lagrimoso, zum bürgerlichen Lustspiel
im Stile Merciers u. s. w. studiert wird.
Znm Schlüsse möchte es sich der Verfasser nicht versagen, den
Herrn Professoren Dr. Breymann und Dr. Hart mann in München
seinen herzlichsten Dank für die liebenswürdig Bereitwilligkeit aus-
zusprechen, mit welcher sie diese Arbeit jederzeit durch ihren schätzens-
werten Rat förderten.
Einleitang.
Goldonis Reform des Lustspiels war nicht konsequent und kraft-
voll genug durchgeführt, war von äusseren Hindernissen aller Art zu
sehr beeinträchtigt, um eine nachhaltige Wirkung auszuüben. Sie war
vor allem nicht im stunde gewesen, dem mächtigen Einfluss des Rühr-
BtUckes und des bürgerlichen Dramas entgegenzuwirken, welche schon
ihren Siegeszug über die Bühnen Europas angetreten hatten. Auch in
Italien fanden sie um die Mitte des 18. Jahrh. erst durch Übersetzungen
bald auch durch Nachahmungen Eingang und gelangten rasch zu
einer alles andere verdrängenden Popularität. Weitaus die meisten
der zahlreichen Lustspieldichter jener Tage, Goldoni selbst übrigens
nicht zuletzt, folgten dem Zuge der Zeit und dem Geschmack des
Publikums, und schrieben Theaterstücke im neuen Stile. — Warum
diese Richtung, deren hauptsächlichste Vertreter Giovanni de Gamerra,
Andrea Willi, Giovanni Greppi, Alessandro Pepoli, Avelloni, Camillo
Federici und Sografi waren, der verdienten Vergessenheit anheimfiel,
bedarf hier kaum mehr der Begründung. Trotzdem wendet die
Forschung dieser Strömung in der Geschichte des italienischen Lust-
spiels mehr Interesse zu ^) als der sog. Goldonischen Schule, einer An-
zahl von Dramatikern aus dem Beginn des 19. Jahrh., die nach ihrer
eigenen Aussage und dem Zeugnis ihrer Zeitgenossen versuchten, dem
Einfluss des Auslandes entgegenzuarbeiten und Werke in der Art der
besten Lustspiele Goldonis zu schaffen. — Dahin rechnet man im all-
gemeinen Gherardo de Rossi, Marchisio, Genoino, F. A. Bon, vor allem
jedoch den Grafen Giraud und Alberto Nota').
1) z. B. A. Battistella, 27 dramma lagrimoso in Italia, Treviso 1879.
K Masi, Giovanni de Gamerra e il dramma lagrimoso, in Nuova ÄntoL CIII,
347 ff.; CIV, 37 ff. — femer Monographien, so liber Federici, Sografi und ans-
flihrliche Notizen über Greppi, Pepoli, Federici bei Napoli-Signorelli.
Storia critiea dei ieairi antichi e modemi X., NapoH 1818.
2) Sowohl Klein, Geschichte des Dramas, VII, 531 ff., wie Pro eise, Ge-
sckidUe des neueren Dramas, I 2, 402 ff. behandeln Marchisio, Nota und Giraad,
als zoBammengehörige Grnppe. Bei Costetti, La Compagnia Beale Sarda,
446 Fritz Baumann
Gerade der letztere wurde von den Anhäugero der GoldoniBchen
Tradition als lichter Pnnkt iDmitten der FInt von kritiklosen Nach-
bildangen fremder Literatarerzengnisse begrttsst. Gleich Ooldoni erblickte
man in Nota einen Reformator; welcher als der fähigste Nachfolger
des ^Moliere italiano'^ es wage, gegen die immer mehr um sich greifende
Geschmacksyerirmng durch Pflege der Sitten- und CharakterkomOdie
anzukämpfen^). ^J/ Nota adunque i il aolo fra gV italiani che dopo il
Ooldoni ci abbia dato un teatro comico^^). j^E senza dtibbio ch'egli
coW opera stia ristaurö in Italia la aommedia Ooldoniana^*). Man
stellt ihm dem ^Henander^ Goldoni als Terenzio piemontese gegen-
über*); ja gab ihm mitunter sogar den Vorzug vor Goldoni: „Sen
taccia adunque il Ooldoni e parli il Nota^^). Den sprechendsten Be-
weis für die Raschheit; mit der er sich die Gunst des Publikums wie
der Kritik eroberte, bilden neben den unbestrittenen Erfolgen, welche
seine ersten Werke auf der Bühne errangen^), die zahlreichen Ausgaben,
die von 1816 an in rascher Folge erschienen und die gtlnstigen Urteile,
die sich zumeist daran knüpften ''). Seine Lustspiele wurden in fremde
Milano 1893 werden p. XIX, 12, 16, 28 Bon, Girand und Nota, namentlich die
beiden letzteren, immer zusammen als die besten Vertreter des italienischen
Lustspiels SU Beginn des 19. Jahrh. aufgeführt S. auch A. Rouz, Histoire de
la litterature italienne contemparaine, Paris 1874, p. 23 ff.
1) Gommedie, Milano, Silvestri 1826, I p. XXff. — Giornale Li-
gustico, Marzo 1827, (fasc. 2) p. 163 f., genn. febbr. 1829 p. 66 f. — Mene-
ghezzi, Carlo Goldoni, Milano 1827 p. 180 u. 185. — Bettinger, Thidtre
d' AlbeHo Nota ei du Comte Oiraud, Paris 1889, I, 54. — Giornale Arcadico
1848; CXVU (1848) 223 f.
2) Giornale Arcadico, I. c.
8) Gostetti, La Compagnia Reale Sarda^ p. 27.
4) Giornale Arcadico 1826, (Bd. XXXII) p.l88. — A. Gubernatis,
Storia Universale della Letteratura, Milano 1883 ff. I, 428. — Gostetti, 1. c
p. 71. — S. auch Ferrari V., 11 teatro eomico in Italia nel 1650 in Bivista
d' Italia, 1898 (Bd. lU) p. 530.
5) Giornale teatrale, Venezial. L 1821, (fasc. 25), abgedr. bei Salfi,
Commedie di Ä, Nota, Parigi 1829, IV 266.
6) S. Gostetti, 1. c. p. 25ff.
7) Zwischen 1816 und 1840 erschienen mehr als zwanzig Gesamtausgaben,
von denen die wichtigeren kurz aufgeführt sein mOgen:
Gommedie di A. Nota, Milano. Stella 1816, 1 vol. in 12. — Vgl. dazu
Bihlioteca italiana, IV (Milano 1816) 28 ff., 215ff.
Gommedie di A. Nota, editione seconda corretta e accresciuta dair Autors,
Torino, Pane 1816, 4 vol. in 8. - Vgl. Ubl ital. XIV (1819) 8 ff.
Gommedie etc. Prima Veneta edizione, Venezia, Orlandelli 18Zi. 7 vol.
in 12. Enthält neben einer Biographie viele Widmungen, Vorreden,
historisch-kritische Anmerkungen,
Alberto NoU 447
Sprachen, nameotlich in's Deutsche nud Französische übertragen^) und
die Donna awbiziosa sogar in rassischer Sprache in Moskau anlässlich
der Krönung Kaiser Nikolaus I. 1826 aufgeführt. „On peut dire, sagt
Louis Etienne, que PEurope a fait sa renommee, comme celle de
Manzani: jamais poite italim n*a 6ii combU de plus de faveurs^ de
titres et de croix que le cotnique moderne^ qui a le plus approchi du
riformaieur du thiAtre italien • . .^^).
Einige biographische Angaben, die aus dem im Allgemeinen wenig
interessanten Leben Notas nur die für das Studium seiner Werke be-
langreichen Momente henrorheben, möge das Bild ergänzen, das wir
uns von Stellung und Tätigkeit des Dichters zu machen haben').
Comme die etc., Edieione deeima^ rivista e corretta dalPAutore. MHana^
SilvestH 1826, 2 vol. in 12. — Vol. III ibid. 1831. Erschienen als Teil
der Biblioteca scelta di opere italiane antiehe e moderne Bd. CLXXXVIII
f. u. CCLX. — Kurze Biographie. — Vgl. Revue EncyeUpidique XXXVI
(1837) 664 ff. — OiornäU Liguatico, Qenova, marzo 1827 p. 160 f.
Commedie ^icedizioMy undecima, accresciuta e corretta dall' Autore. Fireme^
Stamp, ffranducale 1827\28. 7 vol. in 16. Mit vielen neuen Widmungen.
Vgl. Giomdle Ligustico, Genova 1829 II, 66 f.
Commedie etc., con un eaggio stoHeo eritico della cofnmedia italianaf del Prof.
Sdlfi. Parigi, Baudry 1829, 5 vol. in 12.
Commedie etc., Seeonda Baeeolta, corretta dali' Autore. Torino, Vaccarino
1836. 2 vol. in 16. — Vgl. Oiam. Ligustico 1837 p. 112ff., 140ff.
Teatro Comico di A. Nota. Edizione oompiuta e corretta dalPAutore,
Torino, F&mba 1842143, 8 vol. in 8. — Ist die vollstfindigste Ausgabe.
Daneben existieren zahlreiche deutsche, französische und italienische
Sammel- und Einzelansgaben, namentlich Schulausgaben bis in die neueste
Zeit (1891).
1) Deutsch: Karl Blum: Ich bleibe ledig, Lustspiel in drei Aufzügen,
Leips. 1835 [nach Notars: H filosofo celibe]. Derselbe: Der Ball tu Ellerhrunn,
Lustspiel in drei Aufzügen nach La Fiera, von Ä. Nota, Leipzig 1836. — Alb.
Nota, II Benefattare e V Orfana^ mit deutscher Übersetzung, Monaco, G. Franz
1861. Französisch: Thiätre d^ Alberto Nota et du Comte Girand, traduii par
Tb. Bettinger, pricidi d^un pricie historique eur la comidie en France et en
Ualie par £. Soribe, et accompagni de remarques et eommentaires sur chaeque
piice par Bayard. Paris, Aimö-Andr^, 1809, 3 voll, in 8. Enthält zehn der
besseren Lustspiele Notas und einige Stücke von Giraud. Vgl. Bibliot ital
XCV (1839). — Auch mehrere einzelne Lustspiele wurden übersetzt und er-
schienen zum Teil in CJufs-d^ceuvre des thidtres itrangers und im Thiätre
eurqpeen.
2) Louis Etienne, Histoire de laliiUrature italienne, Paris 1875 p. 598.
Vgl. über Auszeichnungen Notas auch Gostetts 1. c. p. 27 u. 80.
3) Genaueres über Nota's Leben ist zu finden in den Werken, aus denen
obige Zusammenstellung geschöpft ist, nSmlich den biographischen Skizzen,
welche den Ausgaben von 1824 (Venesiaf Orlandelli), 1826 {Milano, Silvestri)
44U Fntz Baumann
Alberto Nota Avurde am 15. November 1775 zn Tarin geboren.
Er entstammte einer wohlhabenden, angesehenen Familie, die jedoch
durch den frühen Tod des etwas versehwenderisehen Vaters in be-
drängte Verhältnisse geriet. Trotzdem erhielt der junge Nota eine
sorgfältige Erziehung, die namentlich seine früh erwachten literarischen
Neigungen zu pflegen suchte. Besonders fühlte sich Nota von Moli^re
und Goldoni angezogen, deren Werke er nicht nur eifrig las, sondern
auch mit Freunden aufftthrle und in der Art der eommedie a sogetto
nachahmte. Diesen Versuchen folgten bald selbständige dramatische
TjOistungen, die er aber später zum Teil wieder vernichtete. Um das
Lustspiel // Primogenito e il Cadetto arbeitete er nach Jahren um und
brachte es unter dem Titel r Oppressore e V Oppresao 1828 in Florenz
zur Aufführung. — Oleich seinem grossen Vorbild Goldoni durfte sich
jedoch Nota nicht ausschliesslich seinem Hang zum Theater überlassen,
sondern musste juristischen Studien obliegen, die er 1793 absolvierte.
Die nächsten Jahre verbrachte er in völliger Zurückgezogenheit, da
die zerrütteten politischen Verhältnisse seiner Heimat ihm zunächst die
Hoffnung auf eine erfolgreiche Laufbahn zu nichte machten. In diese
Zeit fällt seine Verheiratung mit Adelaide Canova (einer Tochter des
berühmten Bildhauers). Seine Ehe war keine glückliche. Häusliche
Zerwürfnisse, hauptsächlich verschuldet durch das lieblose, flatterhafte
Wesen seiner Frau, verdüsterten das im Grunde heitere Temperament
des Dichters und scheinen für sein ganzes Leben eine nachhaltige
Wirkung auf seinen Gemütszustand ausgeübt zu haben ^). Endlich er-
1829 {Parigif Salfi) beigegeben Bnd, den Widmungen und Vorreden des Autors
selbst und den kritischen Bemerkungen der Herausgeber zu den einzelnen
Stücken, einen Nekrolog in Giornah Arcadieo 1848, CXVII, 219 ff. Weniges ist
zu finden bei Zirardini, V Italia letteraria ed artisHcaf Parigi 1850 p. 218 ff.;
bei Corniani, I secoli della letteratura italiana, Torino 1856 VIII, 162 ff., so-
wie in den Artikeln der Biographie universelle XXXI, 64, der Nouvelle biographie
ginerale XXXVIII. 294ff. und der Grande Encyclopidie XXV, 63. Sehr viele
wichtige Quellen waren dem Verfasser nicht zugänglich, so Notas Korrespon-
denz, die er der Äccademia della Cruaca vermachte; femer sind jedenfalls
weitere Angaben zu finden in den Theaterreferaten der gleichzeitigen, nament-
lich literarischen Zeitschriften, so der Gazetta di Genava, der Gaeetta dt MilanOf
Gazetta Ptemontese, Gazetta teatrdle di Venezia; in V Italie coniemparainef ü
Mondo illttstraio (Turin 1847), la Rivista contemparanca, la Bivista letteraria^
la Spigolatare, lo Spettatore; in den Aufzeichnungen gleichzeitiger Schauspieler
und Intendanten, so F. A. Bons ungedruckte Erinnerungen, Fr. Bighettis
Teatro italiano, Turin 1828, Piossacs Theatergesohichten (im Archivio muni-
cipale von Turin) in den Geschichten der Schauspielergesellschaften (bes. der
Gompagnie Fabbricbesi und Goldoni).
1) Nicht nur in einzelnen Werken, wie namentlich in I Primi Päs»i al mal
costume, kommt nach Ansicht mancher zeitgenössischer Kritiker diese Stimmung
Alberto Nota 449
hielt er 1803 Anstellnng beim Kriminalgerichtshof io Tarin. Seine
Berufsgeschäfte, wiewohl anstrengend, liesBeu ihm doch Zeit seinen
literarischen Iteigongen nachzugehen, auch von den politischen Un-
ruhen jener Jahre blieb er unberührt, und so entstanden in dieser Zeit
seine ersten und manche seiner besten Schöpfungen. Zwar steht er
anfangs noch ganz unter dem Einfluss des Rtthrstttckes nach Art
Federicis in seinen bttrgerlichen Dramen La Marchesa di Gange (das
er später wieder yernichtete), in dem oben erwähnten 11 Frimogenito e
il Cadetto^) und in den historischen Drama Lri Duchessade la Valliire^),
das 1806 in Turin aufgeführt wurde. Doch schon in / Primi Passi al
mal costume >), die 1808 in seiner Vaterstadt erfolgreich über die Bühne
gingen, suchte er sich von der herrschenden Richtung loszumachen,
und sich mehr an das klassische Lustspiel anznschliessen. An diesen
Triumph reihen sich in rascher Folge die glänzenden Aufnahmen, welche
sein Progettista^) 1809 in Turin, II Nuovo Ricco^) im gleichen Jahr in
Hailand, L'Osptte francese^) in Verona 1810 und I Litiganti'') 1811
in Turin zu verzeichnen hatten®).
Nach der Rückkehr von einer anscheinend erfolglos gebliebenen
längeren Erholungsreise, zu der ihn tiefe Aufregung über erneute häus-
zum Ansdrack, anob der ganze, etwas schwerfällige Ernst seiner meisten Lust-
spiele sei auf den Einfluss dieser trüben Verhältnisse zurUokzafQhren.
1) Entstanden 1800. •— Dieses weinerliche, heute und wohl sobon auch
damals ganz ungeniessbare Drama war durch die Indiskretion eines capocomico
(Bianchi) schon 1804 in Rom aufgeführt worden. Später arbeitete es dann der
Dichter um (s. p. 448 oben). — Vgl. darüber Prima Veneta Edigione, Orlandelli,
1824, Vn, 99, Notitie stariche e critiche, — Klein, Oeschichte des Diamas, VII,
62öff. — Costetti, 1. c. p. 71.
2) Abgefasst 1805. — Bebandelt, gleichfalls in unerträglich larmoyanter
Art, eine bekannte Episode aus dem Liebesleben Ludwigs XIV. — Vgl. darüber
die Yiel zu sobmeichelbafte Kritik in der Ausgabe OrlandelU, 1824, VI, 245.
3) Gilt als eines der besten Lustspiele Notas. (Geschrieben 1806). — Vgl.
Biblioieca italiana IV (1816), 215ff. — Bettinger, Thiätre d'A. Nota etc.
I, 176 ff. — Klein, op. cit. pp. 671 ff. — A. Bonz, Histoire de la Littirature
conUmporaine en Itdlie etc., Paris 1874, p. 28 ff.
4) Zeit der Abfassung 1807. - VgL Bihl ital. IV, 23 ff. - Klein 1. c.
p. 675 ff.
.5) Entstanden 1807. — Über die Originalität und etwaige Quellen dieses
wie der übrigen angeführten Lustspiele vgl. unten p. 457 ff. S. ferner Bihlioieca
italiana IV (1816), 23 ff. — Bettinger, op. cit. II, 110; dazu die Kritik
Biblioi. it. XGV, 271 f. — S. auch p. 459 ff. dieser Arbeit
6) Entstanden 1808. — 8. Ausg. OrlandelU, 1824, lU, 231.
7) Erste Abfassung 1809; Umarbeitung 1818. — Bettinger, 1. c. Bd. IL
8) In diese Zeit ist anob die Abfassung der erst 1817 in Neapel aufge-
führten Donna ambiziosa zu setzen. — Ist Gegenstand eingehender Erörterungen
beiBettinger, 1. c. II, 251 f., — Klein, 1. e. VII, 664ff. —Costetti, 1. c.p. 185.
Bomanltoht Forsch img«n XXV. 29
450 ^^^^ Baamann
liehe Unannehmlichkeiten veranlasst hatten, wurde Nota in franzö-
sischen Diensten znm Sostituto al Procnratore imperiale del Tribanale
di Vercelli ernannt und blieb bis zar Restauration 1814 in dieser Stel-
lang. Aach dieser kurze Zeitraum war fruchtbar an manchen Schöpfungen
aus Notas Feder. Noch Ende des Jahres 1811 fand in der Skala zu
Mailand die Erstaufführung des Filosofo Celibe^) statt, 1812 trat Nota
zu Verona mit dem Atrabiliare^\ 1813 zu Bologna mit dem Ammalato
per Imnmginazione^) vor das Publikum.
lo seinem Streben nach Anerkennung wurde Nota kräftig unter-
stützt von zwei einflussreichen Oönnern, Vincenzo Monti und Giovanni
Paradisi*), und noch grössere Hoffnungen für seine Zukunft mochte er
sich wohl machen, als er nach längerer, durch die damaligen politischen
Verhältnisse veranlassten Untätigkeit 1816 vom kunstliebenden Prinzen
Carlo Alberto in dessen Privatdienste genommen wurde. Doch schon
zwei Jahre später scheinen ihn Hofintrigen bewogen zu haben^ seine
Stellung aufzugeben.
Acht Lustspiele waren in den vier Jahren entstanden, die seit
seiner beabsichtigten Übersiedlung nach Mailand 1814 bis zu seiner
Entlassung aus den fürstlichen Diensten verflossen, nämlich: // Bene-
faitore e V Or/ana^), La Lusinghiera 1814 •), das historische Drama
1) Soli unter anderem Titel schon 1803 entstanden sein. S. Teatro
comico, Torino 1842/43, Bd. III. — Vgl. Bcttinger, op. cit. I, 504f. — Klein,
]. c. VII, 678 f. A. Ronx, 1. c. p. 23 fF. — Wird von manchen als eines der
besten Lustspiele geschätzt, während es von anderer Seite scharfen Tadel
erfährt.
2) 1811 geschrieben. — S. Ausg. OrlandelU, 1824, IV, 219.
3) Entstand gleichfalls 1811. — Vgl. Bevue encydopidique XXXVI (1827),
664 ff. — Bettinge r 1. c. I. 282 f. -- S. auch p. 483 ff. dieser Arbeit.
4) Beide sprachen ihm wiederholt öffentlich und privatim ihre Anerkennung
aus. V. Monti hatte sich um die Aufführung mancher Werke Notas Verdienste
erworben. Paradisi Hess unter anderm der Lusinghiera in Biblioteca itdliana
XIV (1819) 3 ff. eine sehr eingebende und wohlwollende Kritik zu teil werden.
Auf seine Veranlassung wollte sich Nota in dem ihm freundlicher gesinnten
Mailand niederlassen. Der Fall des Napoleonischen Reiches vereitelte indes
den Plan.
5) Zeit der Entstebnng unbekannt. — AnfgefUhrt wurde das Stück 1814
in Mailand. Wie schon der Titel andeutet, ist es eines jener weinerlichen
Dramen, an denen die Liste von Notas Werken viel reicher ist, als man es nach
seinen und seiner Zeitgenossen Beteuemngen glauben möchte.
6) Gilt mit der unten folgenden Fiera als bestes Lustspiel Notas, wenn-
gleich auch hier, wie später noch auszuführen sein wird, Bedenken gegen die
Originalität des Lustspiels erhoben wurden. — Vgl« Bibl itäl. 2. e. . — Ausg.
OWaiicff«»1824VI, 137. — Bettinger, op.cit.Iir, 133f. — Costetti l.c.p.40f.
Alberto Nota 4öl
Torquato Tasso 1816*) La Fiera 1817*), La Face domestica^) und Le
Bisolussioni in Amore 1818^). Auch die beiden Einakter I Dilettanti
comim und Amor timido dürften fttr diese Zeit anzusetzen sein^).
Mit dieser Serie von Lustspielen ist Nota auf der Höhe seiner Schaffens-
kraft angelangt, sowohl was Zahl als was Ottte seiner Werke betrifft.
In der ersten Zeit des nun folgenden Lebensabschnittes war er aller-
dings noch ziemlich tätig. Sechs Lustspiele entstanden zwischen 1818
und 1823*). Von da an aber bis zu seinem Tod (1847) erschienen nur
mehr acht Komödien*^); eine auffallende Verminderung der einst so
1) Vgl. über dieses und die übrigen histor. Dramen Notas Costetti
1. c. p. S6f.
2) Wurde nicht immer gleich hoch bewertet. S. die günstige Kritik v.
A. RouXy 1. c. p. 20ff. — Costetti, 1. c. p. 26. — Dagegen Bettinger, 11,
878 ff. — Nuwa Aniologia LXXIX (1886), 730f.
3) S. Blbl. IUI. XXI (1821), p. 99.
4) S. Blbl. ital. XXI (1821), 100. — Vgl. auch p. 522 ff. dieser Abhandlang.
5) In keiner Ausgabe tragen diese beiden Lustspiele Datum der Ent-
stehung oder Aufführung. In der zweiten Ausgabe Torino, Pane, 1818, welche
noch um 1814 geschriebene Lustspiele enthält, sind die beiden obigen nicht
aufgetührt, dagegen bei Orlandelli, Venezia 1824, der keine Stücke aufgenom-
men hat, die nach 1818 entstanden sind. — Über I Dilettanti Comici vgi. Ausg.
Orlandm, Venezia 1824 VI. 107. — Beitinger, l c. I, 248f.
6) La Vedova in Soletudine 1820. — Älessina ossia Costanza rara 1821
Vgl. Costetti, 1. c. p. 25 f. -> 11 Bibliomane 1821, La Donna Irrequieta 1822;
B. OiornaU lAgusfico, Ser. sec. I (1837), 140 ff. — La Novella Sposa 1828, —
Lodovieo Äriosto 1828; vgl. Antologia di Firente, XLVII (1882), 8öf.; Klein,
.1 c. 686ff.
7) Petrarca e Laura 1829, s. Klein, 1. c. VII, 681 ff. — Lo Sposo di
ProYincia 1880; s. Costetti, 1. c. p. 104; s. Giomale Ligustico Ser. sec.
I (1837), 112ff. n Chirurgo e il Vicerc 1832; s. Klein, 1. c. VII, 639ff. —
U Prigioniero e V Incognita 1834 ; s. Giornäle Liguatico^ Ser. sec. I (1837),
140 ff. — Natalina ossia t7 Liceo d'Heisperg 1836. — 11 Diadema 1838. La
Creola deUa Luigiana 1889 (?) s. Costetti, 1. c. p. 118. •— Educazione e Na-
tura ist in der letzten Ausgabe Torino Pomba 1842/43 nicht mehr enthalten.
Costetti Yerzeiohnet p. 167 seines Werkes die Erstaufführung durch die Com-
pagnia Reale Sarda fttr das Jahr 1846. Demnach wäre das Werk für die Jahre
1848—1846 anzusetzen. Doch behauptet Costetti p. 44 seines Bnches wieder-
um, Nota habe mit dem Abgang Garlotta Marchionnis vom Theater, also 1840,
zu schreiben aufgehört. — Freilich ist Costetti mit seinen Angaben nicht
immer ganz zuverlässig, so z. B. wenn er H Diadema als Nota'sche SchOpfting
ansuzweifeln scheint und ihm andererseits das Lustspiel La Bella Fattoresea
zDschreibt, das nach Oiom. stör, d. lett. ital. XXIII (1894), 267 ff. eine Über-
letsnngans dem Französischen des Piossasoo (der erste Intendant der Comp.
Reale Sarda) ist. — Femer glaubt er 1 Bagni, (Erstaufführung durch die Comp.
R. S. 1842) und Oswäldo o Mutagrin di Fortuna (1844) Nota zuweisen zu
müssen (pp. 140 u. 153). Doch setzt er letzterer Angabe zweifelnd ein Frage-
29 ft
452 Fritz ßanmatin
grossen Frachtbarkeit des Dichters. Schuld daran ist ztmächst wohl
die starke Inanspruchnahme seiner Kraft und Zeit durch die Ämter,
welche er seit seiner Verabschiednng bei Hof in nnanterbrochener
Beihenfolge bis an sein Lebensende inne hatte. Von 1818 — 20 be-
kleidete er bei äusserst bescheidenem Einkommen die Stelle eines Sotto-
intendente generale zn Nizza. Dann wurde ihm die selbstständige
Leitung des kleinen Regierungsbezirkes Bobbio, und 1823 jene des
Bezirkes San Remo anvertraut; wo er bis Anfang der dreissiger Jahre
blieb. Nach kurzer Tätigkeit im Bezirk Pinerolo kam er 1833 als In-
tendante generale nach Gasal Monferrato. Im Herbst 1837 unterbrach
er seine Amtstätigkeit durch eine Reise nach Paris, wo er in der
Künstler- und Gelehrtenwelt die liebenswürdigste Aufnahme fand und
namentlich mit dem Dramatiker Alexandre Duval freundschaftlichen
Verkehr pflegte. 1840 wurde er Vorstand des Bezirkes Cuneo. Hier
ereilte ihn am 19. April 1847 der Tod. Herzkrämpfe, die ihn nach
der Heimkehr von einer Vorstellung im Teatro Carignano zu Turin
befielen, machten seinem Leben ein rasches Ende.
Nicht selten erhoben die zeitgenössischen Herausgeber und Kritiker
von Notas Werken ernste Vorwürfe gegen die Vorgesetzten des Dich-
ters; welche ohne Rücksicht und Verständnis für sein dramatisches
Talent ihm keine Zeit zur Entfaltung desselben gönnten. Mancher
Hess auch durchblicken^ dass die häufigen direkten Angrifib auf
den Dichter und seine Lustspiele geeignet seien, diesem die Tätigkeit
für die Bühne zu entleiden. So wurde eine Aufführung des Ammalato
per Immaginazione verboten; da dieses Lustspiel als eine Verhöhnung
der neuen medizinischen Systeme denunziert worden war. Statt 1812
konnte es erst ein Jahr später in Szene gehen. Gegen die Aufführung
der Dilettanti Comici wurde Einspruch erhoben, du sie eine boshafte
Verspottung der Liebhaberbühnen seien. La Lusinghiera wurde „in
einer grossen Stadt Italiens'' von der Bühne verbannt als „unmoralisch"
obwohl Monti und Paradisi energisch für das Werk eingetreten waren.
In Alessina ossia Costanza rara gab eine harmlose Bemerkung dem
zeichen hinzu. Aber auch das erstere Stück wäre sicher in die letzte, vom
Autor selbst durchgesehene und erst 1848 vollendete Ausgabe (Torino, Pomba)
aufgenommen worden, zumal Notas Werke meist erst längere Zeit nach ihrer
Entstehung zur Aufführung gelangten. Wenn man allerdings nach dem Titel
sohliessen darf, würden die in Frage stehenden Lustspiele bezw. „drammi" ganz
gut in die letzte Schaffensperiode Notas passen. Eine Differenz zwischen der
erwähnten Ausgabe und Costetti's Buch ergibt sich auch bezüglich der £nt-
stehungsseit der Creola della Luigiana. Jene Ausgabe gibt als Entstehungszeit
das Jahr 1839 an, während Costetti p. 187 von einer Aufführung durch die
Comp. Reala Sarda im Jahre 1836 berichtet und einen Achtungserfolg ver-
zeichnet.
Alberto Nota 453
TUBsiBclieii Gesandten Anlass, die Behörden zum Einschreiten gegen
Nota wegen Beleidigung Rasslands zu bewegen, und das Stttck wurde
für einige Zeit verboten. Für die Aufführung der Fiera, welche gleich-
falls wegen angeblicher unmoralischer Tendenz wieder vom Spielplan
abgesetzt worden war musste der König selbst eintreten. Diese Er-
fahrungen mögen ja wohl den etwas hypochondrischen Dichter ver-
stimmt haben ^). Doch dürften die eigentlichen Gründe fttr seine ver-
siegende Produktionskraft anderswo zu suchen sein. Die letzten Werke
des alternden Dramatikers waren entschieden weit unter dem Niveau
seiner früheren Schöpfungen und daher von massigem oder keinem Er-
folg begleitet. Auch änderten Zeiten und Sitten sich allmählich.
Wohl versuchte Nota noch, dem Geschmack des Publikums zu folgen;
und sehrieb zum Schlüsse eine Reihe von romantisch-exotischen Lust-
spielen. Doch das Interesse an seinen Bühnenwerken nahm unauf-
haltsam ab'). Sie waren weder im stände gewesen die Aufmerksam-
keit seiner Zeitgenossen dauernd vom Auslande abzulenken, noch auch
jüngere Kreise zur Nachahmung zu begeistern').
Die Tatsache von der abnehmenden Popularität des Lustspiel-
diebters wird auch bestätigt durch die Geschichte der Kritik^ welche
im Laufe der Zeiten an seinen Werken geübt wurde. Die Zusammen-
stellung dieser Urteile gibt aber auch einen deutlichen Fingerzeig fttr
die Erklärung jener Erscheinung. Die Zeitgenossen freilich wissen
fast nur Rühmenswertes von Notas Kunst zu berichten^).
1) Bibl Üal XVII (1820). 54; XXI (1821), 96. - Cammedie, Orlandelli,
Venesia 1824 I, 9 ff. a. p. 11. Cotnmedie, Milano, Silvestri 1826 I, p. XVI. — S alfi,
Saggio etc. Commedie, Parigi 1829 I, 89—91. — Costetti, 1. c. p. 25.
2) Gerade hiefür bietet Costettis oft sitiertes Werk einen wertvollen
Beleg. AuB der Liste der jährlichen NeuanffÜhrungen durch die Comp. R. S.
nnd den sich daran knüpfenden Besprechungen laset sich entnehmen, wie
Notas Stern bis gegen Ende der zwanziger Jahre im Aufsteigen begriffen war,
um dann allmählich unter zeitweiligem Aufleuchten zu erbleichen. Vgl. bes.
Costetti I. c. 25 ff. Costetti 1. c. p. 26 vermutet fQr die ungnädige Aufnahme
die Kotas späteren Werken seitens des Publikums zu teil wurde, noch eine
andere Ursache. Nota schrieb nämlich über sein eigenes Drama Ariosto eine
sehr gfinstige Kritik in die Oasetta di Francia, Ans Versehen wurde dieser
Bericht mit seiner Unterschrift veröffentlicht und verursachte einen argen
Skandal.
3) Der einzige Marchese, ein Zeitgenosse Notas und auch Dramatiker,
soll Nota, dem er seine gesammelten Werke widmete, nachgeahmt haben. Vgl.
Levi Ces. Qoldoni nel Teatro, Ateneo Veneto XXIV (1901), 191ff. — A. Rouz,
op. cit. p. 2dff. glaubt in Casimir Delavigne's Ecole des Vieillarda eine
Nachahmung von Notas 1 primi Paaai al mal Costume zu erblicken.
4) In Betracht gezogen wurden für den Zeitraum bis zu Notas Tod:
BibUoieca italiana, IV (1816), 23 ff.; p. 215ff.5 XIV (1819), 3 ff.; XVII (1820),
454 Friti Banmann
Nota habe in seinen Gharakterkomödien energisch die Fehler der
Yomehmen Welt und des besseren Mittelstandes namentlich seiner
engeren Heimat angegriffen. Unterstützt von einer scharfen Beobach-
tungsgabe fttr das Komische habe er getreu die Wirklichkeit des all-
täglichen Lebens wiedergegeben. Aaf die Charakteristik, die sich mehr
auf Typen denn auf Individualitäten erstrecke, lege er den Hanptwert;
um ihretwillen habe er Handlung und Intrige ersonnen. Der Bau
seiner Lustspiele sei einfach und regelmässig, die Scenen gut Torbe-
reitet und verkettet, die Einheit der Handlung gewahrt, die Lösung
befriedigend. Von theatralischer Mache und Bühneneffekten wisse er
sich ebenso fem zu halten wie von grober Komik. Diese bestehe bei
ihm nicht in Wortwitz und Spässen, sondern entstehe von selbst in
geschmackvoller Weise aus Situationen und Charakteren, sowie guten
Kontrastwirkungen. Ja es mache sich sogar ein gewisser Ernst geltend,
der besonders auch in der moralischen Absicht zum Ausdruck komme,
welche der Dichter jedem seiner Lustspiele zu gründe lege und in
der er Ooldoni ebenso übertreffe wie in seiner eleganten Sprache. —
Doch erfährt dieses Lob nicht selten Einschränkungen. Infolge allzn-
regelmässigen Baues der Komödien werden Verwicklung und Lösung
zu leicht vorhergesehen; es fehle daher an Spannung und dramatischer
Kraft. Der Stil, in den ersten Stücken nachlässig, werde später zu
kalt und akademisch'), um dem Mangel an Schwung und Wärme ab-
helfen zu können. — Aach bezüglich der Originalität der Nota'schen
Lustspiele scheinen schon ernste Zweifel aufgetaucht zu sein. Daraaf
deutet nicht nur die energische Verteidigung, die Salfi dem ange-
griffenen Autor in dieser Hinsicht zuteil werden lässt^); Levati weiss
von Gegnern zu berichten, die dem gefeierten Lustspieldichter vor-
halten, er studiere die Autoren mehr als die Natur'). Auch Bayard
spricht ihn nicht ganz von diesem Vorwurf frei, wenn er mit Bezug
auf Goldoni sagt: j^Nota lui est peut-Stre trop MHe^^). Mit Bücksicht
atff die masslose Nachahmung französischer Vorbilder seitens der
meisten Dramatiker jener Zeit sei ihm noch immer Eigenart zuzuer-
58 ff.; XXI (1821), 96 ff.; XCV (1839). — Commedie, Venezia, OrlandeUi, 1824,
I— VII. — Commedie, Milano, Silvestn, 1826, Bd. I, p. IX— Xu. — Retnte ency-
clopidique, XXXVI (1827), 664 ff. — ötamalcit^M«ffCO 1(1827), 163 ff.; V(1829),
66 ff. ibidem, serie sec. I (1837), 112 fi.; 140 ff. — Commedie, Pariffi, Baudry,
1829, I, (Salfi, Saggio storico critico), 94 ff. — A. L[evati], Saggio sulla storia
deJla letteraiura italiana etc., Milane 1831, p. 182 f. — Antologia di Firenu
XLVm (1832), 83 ff. — Bettinger, 1. c. I.— III.
1) Nota war Mitglied der Accademia della Cruaca,
2) Saggio storico criiico p. CHI ff.
3) Saggio sulla storia della letteratura italiana p. 188.
4) Le Thidtre d' Alberto Nota I, 54.
Alberto Note 455
kennen: ;,jS*f7 imüe, ce tCest jamais serviUment^ und an anderer Stelle:
„Ctf taUni de erier en imüant est sare authiAtre\ c'eet eelui de Nota^ ^).
In einem durchaus günstigen Sinn sind auch die zahlreichen Bemer-
kungen zu verstehen, welche Nota als tüchtigen Schüler Moliöre'B und
Gk>ldoni8 bezeichnen und ihn insbesondere einen treuen Nachfolger des
letzteren nennen.
In der Kritik, die sich in den ersten Jahren nach Notas Tod noch
mit ihm beschäftigt, kommt neben reichlichem Lob der leise Tadel
noch in bestimmter Form zum Ausdruck, der schon aus mancher An-
erkennung der Zeitgenossen herausklang'). So yermisst man nament-
lich die dem Ooldoni eigene Heiterkeit und Grazie im Dialog, Lebendig-
keit der Handlung, in einem Wort „il brio'^ des Venezianers. Die
spärliche Handlung ermangle der Spannung, die Lösung des Konfliktes
sei oft unnatOrlich, der ganze Eindruck etwas eintönig und kalt. Da-
her eignen sich Notas Lüstspiele mehr für die Lektüre als fttr die
Bflhne und so sei auch der Erfolg derselben heute nicht mehr so gross,
wenngleich der Autor noch beliebt sei.
Was über die Originalität der Komödien gesagt wird, deckt sich
im Allgemeinen mit dem Urteil Salfis und Bayards. Zirardini')
gibt die Ansicht des ersteren wieder; Predari meint: „// Nota talvolta
ei giavd di Ooldoni e di Molidre^ ma non copid nh Vuno ni Valtro^*).
Er habe sich lediglich die seiner Natur kongenialen Elemente jener
beiden Meister angeeignet.
Je rascher Nota und seine Werke in Vergessenheit geraten, desto
summarischer und härter wird über ihn geurteilt. Die meisten Aus-
länder und einige Italiener geben zwar die günstigen Kritiken älterer
Beurteiler wieder, ohne erheblich Neues hinzuzufügen*). Die Mehr-
1) Bettinger, 1. c. II, 110.
2) GiomaU Avadico, Roma CXVII (1848), 223ff. — Zirardiui, ritalta
UUeraria ed artisiica, Parigi, 1850, p. 228 ff. — Biographie universelle, Michand,
Paris, 1854, XXXI 64ff. — Giudici, Emlliano, 8toria della letUratura
üaUana. Firenze, Moonier, 1885, II, 320. Gorniani, I secoli deUa letteratura
italianaj co ntio. p. cuia di F. Predari, Torino, 1856, VIII, 64ff. La Nouvelle
Biogra^ie ffinirale, Paris, Didot. 1862, XXXVIII, 294 ff.
3) Zirardini, 1. c. p. 270.
4) Corniani, 1. c. p. 166.
5) Hieher gehören: L. Etienne, 1. c. p. 592f. — Yorik, Das üalienische
Theater seit 1848, hei K. EillehrKnd, Italia Lpz. 1875, II, 496 f. Settem-
brimi, Lezioni di letteratura italiana, Napoli, 1876, III, — PrOlss, Geschichte
des Dramas, Lpz. 1881, I, 2, 406ff. — A. de Gubernatis, Storia universale
deUa letteratura, Milane 1888ff. Bd. I: Storia del teatro drammatico, p.428ff. —
Sauer, GescMdite der italienischen Literatur, Lpz. 1883, p. 607. — F.I. A.Stahly,
Über die neuere dratmUische Literatur der Italiener, in „ unsere Zeif, II, (1883), 595
456 Fritz Baumann
zahl der italieuischen Literarhistoriker jedoch gehen streng ins Ge-
richt mit ihm. Cantü bezeichnet den Anfang dieser Periode. Fttr
ihn ist Nota ein ,^me$chino imitator del Goldoni^ della cui festioitä fu
troppo lontano. Seine Lastspiele seien artificiate^. Oli mancano la
finezza dei Franeesi, il fuoco del Ooldoni^ la naturalezza delle eompo-
sizioni popolari^). Dieses Urteil ist im Einzelnen ansgeftthrt in Klei ns
Geschichte des Dramas^), der insbesondere noch die moralisierende
Tendenz mit der unnatürlichen Lustspieljastiz tadelt. Auch fehle dem
Dichter die Originalität. In seinen Lustspielen seien verbranchte Mo-
tive, Figuren und Situationen zu finden. Seine Charaktere seien ge-
wandte Kombinationen aus eklektischen Zügen schon Torhandener
Lustspieltypen und schwachen Erinnerungen an einige eigene Beo-
bachtungen. Mestica'), dessen Urteil sich fast wörtlich in Wiese
u. P^rcopos Literatargeschichte wiederfindet*)^ weiss Nota Dank;
dass er die Btihne vollends von den Masken zu befreien und Goldonis
Komödien auch in moralischer Hinsicht zu übertreffen suchte. Im
übrigen wiederholt er die bekannten Vorwürfe, die er zusammenfasst
in der Fesstellung: Nota arbeite mehr mit künstlichen Mitteln als mit
Inspiration und ahme Goldoni mehr nach als die Natur. — Zanella
schliesst sich diesem Urteil an und fügt hinzU; Nota erreiche weder
Möllere im psychologischen Verständnis noch Goldoni in der Natürlich-
keit, wiewohl er beide nachzuahmen gestrebt habe^). In neuerer Zeit
sprach sich Kabany in ähnlichem Sinn über Nota aus*). Am ab-
lehnendsten verhalten sich Nota gegenüber zwei hervorragende Kenner
des italienischen Dramas, 0. Landau und Vitt. Ferrari. Sie
führen das Schicksal des einst so gefeierten Dichters auf folgende
Gründe zurück: Die Gesellschaft; welche Nota schildert, habe schon
1800 nicht mehr bestanden. Daher entbehren seine Lustspiele des
aktuellen Interesses. Dann aber fehle es ihm auch an allen not-
wendigen Eigenschaften eines dramatischen Dichters. Schliesslich
lassen seine Lustspiele schöpferische Kraft, Eigenart und Selbständig-
keit vermissen. Er habC; so zitiert Ferrari nach Martinis Ausspruch,
die Elemente der französischen Dramatik des 18. Jahrh. mit dem
bürgerlichen Lustspiel Goldonis und dem Rührstück Kotzebues ver-
mischt). Bei Landau heist es: // Nota i cui personnaggi non son
1) Ges. Cantü, Della letteratura itaiiana, Firenze, 1865, p. 496.
2) p. 622 ff.
8) Manuale della letteratura italiana, Firenze, 1885, II, 447 f.
4) Oeachichte der italienischen Literatur, Lpz. Wien, 1899,p. 486.
5) Della letteratura italiana nelV ultimo eecolOy Cittö dl CaBtello, 1887, p. 187.
6) Carlo Goldoni etc., Paris-Nancy, 1896, p. 297 ff.
7) Vitt. Ferroni, II teatro comico in Italia nel 1850, in Bivista d' ItMa
III, (1898), 529 f. Iq diesem Artikel wird auf eine Kritik der Fiera darcb
Alberto Nota 457
nati da una serie dt osservazioni personali^ ma vlssero una oita fittizia
t artifieiaU^ non pud risorgere ai nostri giami. Er nennt seine Lust-
spiele riftitture di cammedie altruL Man könne die einstige Beliebt-
heit des Dichters hente nicht mehr begreifen; mit Recht habe das
römische Pablikom neuerdings die Fiera abgelehnt^).
Wie sehr bei der Bewertung von Notas Werken die Ansichten in
einzelnen Punkten auseinandergehen und sich oft geradezu wider-
sprechen: darüber sind die meisten Kritiker einig, dass Nota kein
Talent war, das aus reichem Borne eigener Erfindung und Erfahrung
schöpfte, sondern häufige Anleiben an ältere und jüngere Lustspiel-
dichter des In- und Auslandes zu machen gezwungen war.
Leider sind nun aber diese Vorwürfe mangelnder Originalität, so
bestimmt sie auch hier und dort zum Ausdruck kommen, in sehr all-
gemeine Form gekleidet, im Einzelnen nirgends eingehend begründet^).
Han erfährt nicht, worin Notas Unselbständigkeit besteht, ob sie rein
stofflicher Natur ist, oder nar in der allgemeinen Stimmung und Rich-
tung zum Ausdruck kommt, in der er diesem oder jenem dramatischen
Schriftsteller gefolgt ist. Selbst wo bestimmte Lustspiele anderer
Autoren als Quellen einzelner Komödien Notas bezeichnet werden, be-
gnügt man sieh mit der einfachen Feststellung oder mit skizzen- und
lückenhaften Ausführungen von zweifelhafter Objektiirität. Schon bei
Lebzeiten des Dichters suchte man nach den Vorlagen der yerschiedenen
Stücke. Besonders werden in den Zeitschriften anlässlich der Be-
sprechung einzelner Lustspiele die mutmasslichen Quellen und Vorbilder
angegeben. Gegen solche Mutmassungen richtet sich offenbar Salfis
kategorische Abwehr in seinem Saggio storieo-critico'), die zuerst
schon 1827 in der Revue encyclopidlque in milderer, aber ebensowenig
überzeugender Form erschienen war*). Dort gibt er zwar eine ganz
unwesentliche Beeinflussung Notus in einigen Stücken zu, so des Nuovo
Ricco durch den Bourgeois gentilhomme^ des Filosofo Celibe durch
G o 1 d o n i s Vero Amico^ sowie der Bisoluzioni in Amore durch M o 1 i 6 r e s
DSpii amoureux und Goldonis GV Innamorati^ betont aber nachdrück-
lich die Selbständigkeit aller übrigen Stücke. Was den Nuovo Ricco
und die Risoluzioni betrifft, so hatten freilich schon Besprechungen in
der Bibl. italiana auf die erwähnten Anklänge an Meliere hingewiesen^).
F. Martini, in AI Teatro, Firenze 1895 hingewiesen. Leider war dieses Werk
dem Verfasser nicht zagänglicb.
1) 0. Landau, Bassegnadrammaiica in Nuova Äntologia^ LXXIX, (1883), 730 ff.
2) d. h. soweit die einschlägige Literatur dem Verfasser vorlag.
3) p. cni.
4) XXXVI (1827), 163 ff.
5) IV (1816), 23 ff. - XXI (1821), 99 f.
458 Fritz Baamann
Der Filoaofo Celibe, in dem Bayard auch eine kleine Anleihe an den
französischen Meister finden will ^), wurde später, dann namentlich Ton
Roux') und Maddalena') als ein grobes Plagiat nach Goldoni gebrand-
markt. — Doch ist auch die Originalität anderer, von Salfi in Schatz
genommener Lustspiele nicht so über jeden Zweifel erhaben, wie er
sie hinstellt. So wird insbesondere der Ammalato per Imtnaginaziom
der nach Salfi auf Notas freier Erfindung beruht, Ton einer Reihe
späterer Kritiker, wie Gorniani*), Costetti*) eine imUazione classicca
genannt. — Die Litiganti sind nach Salfi ganz yerschieden von Ba eines
Plaideurs, und ebenso selbständig seien La Fiera^ La Vedava in Sole-
tudine, La Face domestica und andere. Von der Fiera behauptet aber
schon Bayard, es sei ein oft in Lustspielform behandelter Gegenstand*);
und Landau fuhrt sie auf Goldoni zurück''). Derselbe Kritiker er-
klärt die Vedova in Soletudine als durch ein Scribe'sches Lustspiel
veranlasst'), während Gostetti meint, ihr schade die Ähnlichkeit mit
Goldonis Donna Sola^), La Face domestica wurde schon in der
Ausgabe Orlandelli 1824 mit der Buona Famiglia Ton Goldoni in
Verbindung gebracht^®). Noch bei manchen von Salfi nicht erwähnten
Lustspielen hat man mehr oder weniger starke Anlehnungen an fran-
zösische oder italienische Komödien des 18. Jahrhs. erblicken wollen.
Es seien nur noch angeführt / Primi Fassi al mal Cosiume, die nach
Bayard an Collin d'Harlevilles: Les Moeurs du Jour ou VEcolt
des jeunes Femmes erinnern ^^); // Frogettista weise Ähnlichkeiten auf
mit UOfficieux von Deryieux und Les Empiriques von Pigeault
Lebrun'^); La Lusinghiera, in der ein Referent des Giornale Ligustico
Spuren zweier Dramen Scipioue Maffeis wiedererkennen wilP'),
1) BettiDger, 1. c I, 604f.
2) 1. c. p. 28 ff.
3) Sul Vera Amico di C. Goldoni, Ateneo Veneto XIX, 1, (1896), 806.
4) I secoli della letteratura italiana. Torino 1856, VIII, 166.
5) 1. 0. p. 16; er rechnet, aueser den Bieoluziont auch den Airabüiare sa
diesen ^eleganti imitaeioni classiche*^,
6) Bettinger, 1. c. II, 378ff.
7) S. Rassegna drammatica in Nuova Antologia LXXIX (1885) 780.
8) Ibidem : Nota non fu che un imitatore pedestre del Ooldoni in aleune
8ue commedte e deüo Scribe in altre'',
9) 1. c. p. 26.
10) Commedie, Orlatidelli, Venezia 1824, I, 18 ff.
11) Bettinger, op. cit. Bd. I, p. 176. Die Zweifel, welche Bayard in die
Originalität der einzelnen Lustspiele Motas setzt, werden fast ausnahmslos sa-
rttckgewiesen durch eine Entgegnung in der Bihh ital. XGV (1889), abgedruckt
in Teatro comico Torino 1842/48 VIU, 255 ff.
12) Biblioteca italiana IV, (1810) 23ff.
13) I, 163. (1827)
Alberto Nota 459
Mestica dagegen eiue NachahmaDg der Vedova Scaltra von Goldoni^)
— Schliesslich werden 11 Chirurgo et il Viceri nnd La Oreola della
Luigiana als Zorechtstatznngen französischer Dramen bezeichnet').
Die Allgemeinheit nnd Unsicherheit solch' nnbewiesener Behanp-
tnngen, überhaupt die widersprechende Kritik; die Notas Werke er-
fahren, lassen kein klares Urteil über das Abhängigkeitsverhältnis des
Dichters zu seinen Vorgängern und damit auch über den Wert seiner
Lustspiele gewinnen. Es lag daher nahe, diese letzteren auf ihre
Originalität hin einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Aus den
schon angeführten Gründen wurden drei Lustspiele gewählt, die in der
Hauptsache auf Möllere zurückgehen. Dieselben gehören zugleich zu
den meist umstrittenen und verdächtigten Schöpfungen des Autors. Es
sind dies in historischer Reihenfolgei II Nuovo Ricco, geschrieben
1807, der angeblich auf Atm Bourgeois gentilhomme zurückgeht, TAm-
malato per Immaginazione, der 1811 entstanden ist und vom
Malade imaginaire abhängen soll, und Le Eisoluzioni in Amore,
geschrieben 1818, denen grosse Ähnlichkeit mit M o 1 i 6 r e s Dipü amoureux
nnd Ooldonis Ol' Innamorati nachgesagt wird.
II Nnovo Bieeo von Alberto Nota
im Vergleich zu
Moli^res Bourgeois Gentilhomme.
Anlässlich einer Besprechung der ersten Ausgabe von Notas Lust-
spielen in der Biblioteca ituliana heisst es mit Bezug auf den Nuovo
Ricco: jfNon si pud leggere questa comtnedia^ sema che subito noncorra
cd pensiero il y^Bourgeois gentilhomme^ di Moliire*). In den weiteren
Ausführungen dieser Besprechung werden dann einige Ähnlichkeiten
in der Fabel und Charakterschilderung beider Stücke angedeutet,
ohne dass direkt der Vorwurf der Unselbständigkeit erhoben wird.
Dies muss aber wohl von anderer Seite geschehen sein; wenigstens
lässt Salfis oft zitierte Abwehr darauf schliessen, in welche der
Nuovo Bicco mit folgenden Worten eingeschlossen ist: „Alcuni Anno
talvolta rimproverato al Nota cK egli avesse imitato accidenti e caratteri,
che altri scrittori aveano prima inventato. Cosi nel Nuovo Bicco del
nostro autore ei trova qualche idea del Bourgeois gentilhomme del
Moliire. . . Ma chi de^ migliori scrittori in questa linea um si i giovato
delle altrui invenzioni e non a tentato di cosl/atte imitazioni, le quali
1) Manuale della lett. it. Firenzc 1885 p.447 u. Nuova Antol LXXIX 1. c.
2) Ferrari, Rivisia d' Italia III, (1898) 530.
3) Biblioteca ttäliana. IV (1816), 23 ff.
460 Fritz Baamann
anno spesse volle dato luogo a nuove fortne e ad ingegtiose modißcaziom
d'uno 8tes80 soggetto?^)
Handelt es sich beim Nnovo Ricco am wirklich ingegnose modißcasioni
des französischen Lustspiels? Sollte er ihm nicht mehr als qualche
idea yerdankeu?
Die Handlung.
Gepido Vandalfnf\ der italienische Joardain, ist ein ehemaliger Ar-
beiter, der durch Erbschaft in den Besitz eines gewaltigen Vermögens
gekommen ist, und durch den plötzlichen Eeichtum verblendet, den
grossen Herrn spielt; das Geld in unsinniger und geschmackloser Weise
verschwendet, ein vornehmes Haus macht, seinen Sohn Lodovico in
allen edlen Künsten unterrichten lässt, sich einen Hausverwalter
(Costanzo) hält, der ihn ausnützt und betrügt usw. — Zu den Aus-
flüssen dieses dummen Ehrgeizes gehört es auch, dass er seinen Sohn
mit einem armen, aber vornehmen Mädchen Isabella verheiraten will,
um so mit einer der ersten Familien der Stadt in verwandtschaftliche
Beziehungen zu treten. Dabei stört es ihn nicht, dass Lodovico früher
mit einem einfachen braven Landmädchen Agnese verlobt war, das
seine Ansprüche persönlich wie durch seinen Onkel Bernardo geltend
macht, aber von Gepido brutal abgewiesen wird, während Lodovico,
der sie noch liebt, nicht den Mut hat, für seine Neigung einzutreten.
Auf der anderen Seite betreibt Isabellas Tante Cloiilde die Verbindung
ihrer Nichte mit Lodovico uns finanziellen Gründen mit aller Macht,
obwohl Isabella schon einen ehrlichen, glühenden, aber leider unbe-
güterten Verehrer Fanstino hat, den sie auch wiederliebt. Doch müssen
seine Bewerbungen abgewiesen werden. — Trotz gegenseitiger Ab-
neigung und mancher anderer Hindernisse scheint die Heirat Lodovicos
mit Isabella zustande zu kommen, dank hauptsächlich der klugen
Vermittlung D. Costanzos. Dieser ^Freund^' Gepidos, ein abgefeimter
Gauner, hat sich durch gewandtes Auftreten, Schmeichelei und Bieder-
tun ganz in das Vertrauen des Emporkömmlings geschlichen und be-
herrscht ihn völlig. Diese Stellung nützt er in jeder Weise zu seinem
Vorteil aus. Das Zustandekommen der erwähnten Heirat liegt in seinem
Interesse, da er einmal klingenden Lohn für seine Dienste erhofft, und
dann noch aus einem andern Grunde. Während er nämlich selbst
Glotilde (Isabellas Tante) zu heiraten beabsichtigt und von dieser
auch bereits das Versprechen hat, sucht er in dem eitlen Gepido eine
Neigung für Ciotilde zu erwecken und ihm weis zu machen, auch diese
interessiere sich für ihn. Gepido geht in die Falle und es gelingt Co-
stanzo, Geschenke aus ihm herauszulocken, unter anderem einen kost-
1) Saggio p. CHI f.
Alberto NoU 461
baren Ring, angeblich um ihn Clotilde za ttbermitteln, in Wirklichkeit
am ihn bei dieser als sein eigenes Präsent auszugeben. Durch kluge
Vorkehrnngen, die aber durch Gepidos Eitelkeit beinahe zu schänden
werden, sorgt er dafttr, dass seine Spitzbüberei anentdeckt bleibt, und
das würde auch geschehen, — wenn nicht der IV. Akt wäre, wo
durch den Zufall und den unbestechlichen, menschenfreundlichen, scharf-
sichtigen Bichter Ouglielmo alles an den Tag kommt, die Guten be-
lohnt und die Bösen bestraft werden. Es hat sich nämlich ein Testa-
ment des Onkels vorgefunden, den Gepido beerbt hatte, demzufolge
nnr Bernardo, Lodovico und Agnese je ein kleines Legat erhalten,
zum Universalerben aber das Spital der Stadt eingesetzt wird mit der
Verpflichtung, den Gepido auf Wunsch zu beherbergen und zu ver-
pflegen. Nun werden die schonen Heiratspläne zu Wasser, die vor-
nehmen Damen ziehen sich voll Ärger und Verachtung zurück, Faustino
kann nun Isabella, Agnese ihren Titta bekommen, Costanzos Be-
trügereien kommen auf, und er sieht seiner Bestrafung entgegen, während
der reumütige Gepido von seinen edlen Verwandten in Gnaden aufge-
nommen wird.
Für die Vergleichung kamen offenbar nur die drei ersten Akte und
dann noch wenige Scenen des vierten in Betracht. Hier aber springt
das Gemeinsame sofort in die Augen. Zunächst ist die Grundidee die
gleiche: Ein Mann ans einfachen Kreisen sieht sich plötzlich im Besitz
eines grossen Vermögens^ das ihm den Kopf verdreht und sein ganzes
Wesen ändert, oder vielmehr dessen Schattenseiten und Schwächen zur
Entfaltung bringt. Die erste Folge ist ein Verschwenden mit vollen
Händen, ein Prahlen und Prunken mit dem Reichtum, wozu denn der
Ehrgeiz kommt, es den vornehmen Leuten gleichzutun im Auftreten, in
Wohnung, Kleidung, Bildung in vornehmen Beziehungen und Passionen.
Trotz dieses krampfhaften Bestrebens kommt die alte Unwissenheit und
Grobheit durch die oberflächliche Tünchung hindurch immer wieder
znm Vorschein und macht sich besonders im Mangel an Geschmack
und Bildung, in unbeholfenem Benehmen bemerkbar. Ans diesem Kon-
trast zwischen dem alten und dem neuen, dem inneren und äusseren
Menschen und seiner neuen Umgebung ergibt sich die Komik des
Charakters und der Situationen.
Auf dieser Gmndlage baut Nota die Handlung mit ähnlichen Mo-
tiven auf wieMolifere. Wie bei letzterem, zerfällt auch bei ihm das Lust-
spiel in zwei mehr oder minder eng verbundene Teile, die sich in
beiden Stücken bis zu einem gewissen Grade entsprechen, wenn sie
auch dramatisch sehr verschieden ausgebeutet werden.
Einmal entspringt aus der Grossmannssucht der beiden Parvenüs
der Wunsch oder besser die fixe Idee, mit der vornehmen Welt in ver-
462 Fritz Baumann
wandtschaftliche BeziehuDgen zu treten durch entsprechende Ver-
heiratang ihrer Kinder. Wie Jonrdain seine Tochter nur einem „gentil-
homme'', etwa einem Marquis oder gar einem Herzog geben will, so
möchte Gepido seinen Sohn mit einem Mädchen aus einem der ersten
Häuser der Stadt verheiraten. So wenig es Jourdain kUmmert, dass
Lttcile von einem bürgerlichen, aber tttchtigen und ehrenwerten jongen
Mann geliebt wird and ihn wiederliebt, so wenig achtet Gepido des
Umstandes, dass Lodovico, als er noch der simple Titta war, mit einem
braven, gebildeten, wenn anch einfachen Landmädchen verlobt war.
Wie Jourdain Glöonte mit seiner Bewerbnng kurzer Hand abweist
unter dem Hinweis auf seine bürgerliche Herkunft, so weist auch Gepido
Agneses wiederholt geltend gemachte Ansprüche grob zurück.
Bisher ist trotz einiger belangloser Abweichungen eine direkte
Anlehnung an MoIi6re unverkennbar. Von nun ab freilich ist die
Weiterentwicklung dieses Motives ganz verschieden von Molifere d. h.
sie mnss es wohl sein, denn im französischen Stück kommt das spät
einsetzende Motiv durch die Tttrkenzeremonie rasch zum Abschluss.
Molifere verzichtet aaf alle aus dem Verhältnisse Lucile-Clionte sich
ergebenden Möglichkeiten des dramatischen Aushaus. Nota dagegen
kommt dem Geschmack der Zeit für rührselige Effekte und moralische
Wirkung entgegen, wenn er das von seinem Vorgänger unbenutzt ge-
lassene Moment von der Liebe zwischen der Tochter des Parvenüs
und dem einfachen Bürger aufgreift und zweckentsprechend umgestaltet
Aus der Tochter wird ein Sohn^), aus dem einfachen aber vermög-
liehen Bewerber ein einfaches, armes Mädchen. Femer lässt der Dichter
die jungen Lente nicht nar verwandt, sondern sogar durch ein förm-
liches früheres Heiratsversprechen einander verbanden sein, das nun
anter den veränderten Verhältnissen vom Vater weggelengnet wird.
Während nun bei Moli6re Lucile fest auf ihrem Sinn beharrt, ohne weiner-
lich zu werden, während Clöonte durch die übrigens auch belustigend
wirkende Abweisnng keineswegs niedergeschmettert ist, sondern za
einer List greift, macht Nota den Lodovico zu einem haltlosen,
schwankenden Charakter, der seiner ehemaligen Braut zwar noch zu-
getan ist, seinem Vater aber auch nicht zu widersprechen wagt. Dieser
Zwiespalt ist nun aber nicht etwa wie es naheliegend wäre, von der
komischen, sondern von der larmoyanten Seite behandelt. — Agnese
1) Soll diese Umwandlung znr Verschleierung der Abhängigkeit dienen?
Man könnte zu dieser Ansicht kommen angesichts der zahlreichen Fälle in
Notas Lastspielen, wo er Geschlecht oder verwandtschaftliche Beziehungen von
Charakteren aus seinen Vorlagen ändert, oder die, Funktionen einer Rolle auf
zwei verteilt. Die üntersnchung des Ammalato per Immaginazione und der
Bisolnzioni in Amore werden weitere Beispiele solcher Maskierungen bringen.
Alberto Nota 463
ist kein friBches, resolotes Mädchen, das dem hochmtttigen Emporkömm-
ling mit List und Trots entgegenarbeitet, sondern ein hilfloses, Hitleid
heischendes Geschöpf, das immer nnd immer wieder persönlich oder
darch andere nm Anerkennung ihrer alten Rechte anf Lodovico bittet
nnd nicht mttde wird; den haltlosen Burschen ihrer Liebe zu Tersichern.
Nicht zufrieden mit dieser Ausnutzung eines schon vorgefundenen
und teilweise entwickelten Gedankens bringt Nota als Seitenstttck zu
diesem Verhältnis und in dieses übergreifend eine weitere Liebes-
geschichte, und damit neue Personen, Szenen nnd Verwicklungen herein.
Vielleicht geht er auch hier von einer Andeutung bei Moliöre aus.
Jourdain erklärt, seine Tochter gegebenenfalls nur standesgemäss ver-
heiraten zu wollen, zum mindesten an einen Marquis^). Bei Gepido
hat der gleiche Wunsch durch entsprechende Verheiratung seines Sohnes
die Würde seines Hauses zu heben, schon greifbare Gestalt angenom-
men in der Person einer Tomehmen jungen Dame, Jsabella, die im
Interesse ihrer zerrütteten Vermögensverhältnisse die Verbindung mit
dem Bauernburschen eingehen will trotz ihrer Neigung zum schwär-
merischen Fanstino. Man begreift, welch' wirksame sentimentale Effekte
der Autor aus dieser neuen Kombination und aus der Verquicknng
beider Verhältnisse durch Elntdeckungs- und Überraschungsscenen und
ähnliche technische Kunstgriffe herausholen konnte.
In beiden Lustspielen kommt die Vereinigung des Haupt-Liebes-
paares doch noch zu stände, aber aus sehr verschiedenen Gründen:
Bei Molitee führt die Liebenden die List zusammen, die eine neue
Quelle fast burlesker Komik bildet; im Lustspiel des Italieners erfolgt
die Vereinigung in dramatisch effektvoller Weise auf Grund des
läuternden Prozesses der Lustspieljustiz.
Weit deutlicher tritt die Anlehnung Notas an das französische
Vorbild im zweiten Hanptteil der Handlung hervor, welcher das merk-
würdige Verhältnis Gepido-CJostanzo-Clotilde zum Gegenstand hat.
Die Analyse hat schon gezeigt, wie die Rolle C!ostanzos im Hause
Gepidos ganz der des Dorante bei Jourdain entspricht: Beide sind die
Hausfreunde, die Berater der beiden Reichen insbesondere in Bezug auf
die Angewöhnung feiner Seiten und die Einführung in die gute Gesell-
schaft, Costanzo ist ausserdem noch der Leiter des ganzen Haus- und
Finanzwesens und wohnt bei Gepido. Beide flössen durch wirkliche
oder scheinbare vornehme Herkunft, angebliche feine Beziehungen usw.
ihren „Schützlingen^ grossen Respekt ein und geniessen deren volles
Vertrauen, das sie in gleich betrügerischer Weise, ja mit denselben
Schlichen und Kniffen ausnützen. Davon nur ein Beispiel:
1) Akt III, Szene 3 und 12.
464 Fritz Baumann
Dorante bringt das G6S])räch auf seine Schulden und gibt sich den
Anschein^ als wolle er sie endlich einmal begleichen. Bourg, genf. III, 4.
Dor.: Je suis votre dibiteur comme vous le savez . . .
M. Jourd.: Monsieur^ vous vous moquez.
Dor.: Je veux sortir d'aßaire avec vous, et je viens ici pour faire
nos compfes ensemble.
Voyons un peu ce que je vous dois.
Jourdain stellt eine genaue Liste der einzelnen Schuldsummen auf.
Als er geendet; fUgt Dorante mit einer ebenso unerwarteten als er-
götzlichen Wendung hinzu:
Somme totale est juste . . . Mettez encore deux cents pistoles que
vous nCcdlez donner^ cela fera justement dix-huit mille francSj que je
vous payerai au preinier jour.
Und da Jourdain erst betroffen schweigt:
Cela vous incommodera-t-il, de me donner ce que je vous dis?
M. Jourd.: Eh nonl
Dor.: 8i cela vous incommode, j'en irai chercher ailleurs^).
So stachelt er die Eitelkeit und den Ehrgeiz Jonrdains solange
aU; bis dieser erklärt; er schätze es als eine Ehre, ihm diesen Dienst
erweisen zu können, und das Geld holt (III. 6):
Voilä deux cents louis bien comptis.
Dor.: Je vous assure^ Monsieur Jourdain, que je suis tont ä vous et
que je brüle de vous rendre un Service ä la cour.
Darauf bietet er denn auch sogleich seine Dienste an, die Ange-
legenheit mit Dorimfene zu vermitteln, die gleich nachher näher zu be-
sprechen sein wird.
Eine ganz ähnliche Scene findet sich bei Nota.
Wie Jourdain die Hilfe Dorantes, so braucht Gepido den Rat und
Beistand Costanzos dringend, besonders in der Heiratsgeschichte. Diese
Notlage nützt auch Costanzo anS; um auf die Geldangelegenheit zn
sprechen zu kommen. {Nuovo Bicco I, 6):
Gost.: A proposito, io vi son debitore . . .
Gep.: Non ne parliamo.
Co St.: Noy no, bramo far le cose in regola: anzi vi pregherb Sun
nuovo favore.
Er bittet sich nun den Schuldschein über dreihundert Zechinen ans,
die ihm Gepido geliehen hat; scheinbar um diesen zu befriedigen.
Oepido protestiert:
1) Benützt wurden für die Vergleichung die Ausgaben: Despois et
Mesnard, (Euvres de Molitre (in Lee Grands Ecrivains de laFranee) Bd. Vm,
Paris, 1883. — Commedie di A. Nota, Parigi, Bandry, 1829 Bd. IL
Alberto Nota 465
Voi volete soddisfarmi^ ed io . , ,
Co St.: D, Gepido^ voi m^ off endete.
Gep.: Fer non offendervi, eccola.
Weit entfernt, die Summe zn bezahlen^ benutzt nun Costanzo mit
gleicher Etthnheit wie Dorante die Gelegenheit zn einer neuen Anleihe :
Gost.: Domani aspetio da Napoli una somma di 600 zecchini^ . . .
anticipatemi oggi, se perö non v* incomoda . . .
Gep.: Niente affatto.
Gost.: Ma datwero non vorrei . . .
Gep.: Dite quanto v^occorre.
Co 8 1 . : (guardando la scrittura) Ve ne debbo trecento ; ho fatio qualche
spesetta per Varrivo di quelle signore . . . cenio cUtri zecchini
mi bastano.
Gep.: Ne ho qui appunto cento belli e riscontrati per altr^uso.
Er gibt ihm das Geld; aber anstatt die neue Schuldsumme dem
Scheine beizufUgen, zerreisst er diesen in einer Anwandlung von Gross-
mut. Diese Handlungsweise gibt dann nämlich im vierten Akt Ge-
legenheit zu einer wirkungsvollen Ruchlosigkeit Costanzos, der natür-
lich diese Schuld leugnet.
Es lässt sich nicht erkennen, dass dieser Auftritt mit dem bei
Holiöre geschilderten Vorgang nahezu wörtlich Obereinstimmt. An den
SchlusB dieses letzteren erinnert übrigens noch eine andere kurze Scene
des Nuovo Ricco. Gepido schuldet seinem Vetter Bernardo aus früherer
Zeit noch 300 Dokaten. Costanzo bestimmt den Widerstrebenden; sie
zurückzuzahlen, und zwar durch seine Vermittlung. (Nuovo Bicco lU, 2).
Cost.: . . . datemi i trecento ducati e finiamola presto.
Gep.: Vado a prenderli.
Mach einiger Zeit erscheint er wieder:
III; 5 . . . ecco i trecento ducati.
Und nun macht ihm Costanzo Hoffnung auf Clotildes Gunst; wie
oben Dorante in gleicher Lage das Gespräch auf Dorim^ne und
Jourdains gute Aussichten auf ihre Neigung bringt.
Übrigens deckt sich das galante Abenteuer der beiden Helden,
oder vielmehr der komische Versuch zu einem solchen, wiederum in
allen seinen Phasen, in der auffallendsten Weise. Nicht nur die Haupt-
linien sind die gleichen: Wunsch nach vornehmer Liaison, Unterstützung
der Absichten durch den Freund, der mit der betreffenden Dame in
Beziehung steht und die Sachlage mit grösster Vorsicht für sich aus-
beutet; selbst bis in Einzelheiten des Dialoges lässt sich die Ähnlich-
keit verfolgen.
Jourdain wie Gepido äussern in ähnlicher Weise ihre Freude über
RomaniMb« Fonehnngeii XX Y. 30
466 Fritz Bsumann
den neuen FrenndflchafiBbeweiB; den ihnen ihre Berater durch das An-
gebot ihrer Vermittlang liefern.
Bourg, gent III, 6. M Jourd.: Ce sont, Mormeur, des bontSs gm
m'aecablent; et je suis dans une confusion la plus grande du monde,
de voir une personne de vofre qualiU s^abaisser pour moi ä ce que vous
faites.
Dor.: Vous moguez-vous? est-ce qu'enire antis on s^arrite ä ces sortes
de scrupules?
Nuovo Ricco III, 2. Co et.: VHntendo^ lasciatemi operare\ abbiate un
poco di pazienza, vi servirö anche in quesio,
Gep : OA fiore della vera amicizia, tni servi anche in quesio'i
Unter den Gesehenken, welche die zwei verliebten Alten der Dame
ihres Herzens Obersenden wollen, spielt ein kostbarer Bing eine be-
sondere Bolle ^).
jBour^. ^^N^. III, 6. Dor.: 11 y a huit jours gue je ne voua ai vu,
et je ne vous ai point mandi des nouvelles du diamant gue vous me
mites entre les mains pour lui en faire prisent de votre pari; mais c^est
gue fai eu toutes les peines du monde ä vaincre son scrupule^ et ce
n'est gu*aujourd'bui gu^elle s^est rSsolue ä l'accepter.
N. Sicco III, 2. Gep.: Ehi'i se potessi immaginarmi cVella non fosse
per offendersi d^un piccolo dono . . .
Co st. macht die Bedenken schon im voraus geltend, von deren müh-
samer Beseitigung Dorantes erlogener Bericht nachträglich
spricht. Veramente i una signora molto riguardosa . . • sarä
dißicile . . . per esempio, che cosa vorreste offerirle?
Gep.: Ho quest'anello che voi conoscete . . . (mostrandolo).
Co St.: Eh via^ se non si tratta che de questa bagatella, procurerö con
bella maniera che lo accetti,
Gep.: Oh caro . . .
Cost.: Ma vi avverto: ove mai non lo aggradisse, non istate a far il
puntiglioso.
Nun folgt bei Nota die Scene zwischen Costanzo und Glotilde, in
welcher zwischen beiden ein volles Einverständnis in ihren Heirats-
1) Es beweist nichts gegen die Tatsache, dass der italienische Autor
hier genau den Spuren seines französischen Vorbildes gefolgt ist, wenn die
Reihenfolge der einzelnen Momente dieser Episode geändert und wenn manches
dramatisch ausgeführt ist, was Möllere nur erzählend anführt, so z. B. diese
ganze zweite Szene des dritten Aktes mit der Vorgeschichte und Einleitung
der Ringepisode; denn Neues kommt ja nicht hinzu, nur die Form der Dar-
stellung ist geändert. Dieser so oft geübte Kunstgriff Notas, Berichte, Er-
zählungen, Vorgeschichten, die man zwischen den Zeilen liest, zu zerlegen und
dramatisch auszuführen, gehört auch zum Kapitel der Imitattonstechnik dieses
Autors.
Alb«rto Nota 467
planen erzielt wird. Gepido hält anterdessen die erwähnten dreihnndert
Dukaten, and nach seiner Kttckkehr wird die Besprechung wegen des
Geschenkes wieder anfgenommen nnd damit die Nachahmnng Moliferes.
Bourg. genL III, 6. M. Jourd.: Comfiient Pat-elle trouvi?
Dor.: Merveilleux; et Je me trampe fort^ ou la beauti de ce diamant
fera pour vous sur son esprit un effet admirable.
Je lui a fait valoir comme il faut la richesse de ce prisent et
la grandeur de votre atnour.
Vous avez pris le bon biais pour toucher son ceur , , .
N. Sicco III, 5. Cost.: Amieo, stete pur Fuomo avventurato\
Gep.: Avete gid parlato per me?
Cost.: E comel
Gep.: E posso sperare che D, Clotilde . . .?
Cost.: Ella mi ha lasciato travedere una gran propensione per voi.
Gep.: Non mi burlate?
Cost.: Non cessava di lodarvi ed ammirarvi,
Gep.: E r anello?
Cost.: Lo ha gradito.
Gep.: Oh mefelicel
Welche Bewandtnis es mit diesem vorgeblichen Erfolg hat, wie
Gepido nnd Dorante die Verhältnisse zu ihrem eigenen Vorteil aus-
nützen, ist ans der Analyse ersichtlich. Die Unterredung zwischen
dem Betrüger und der Dame bewegt sich in beiden Lustspielen wiederum
in den gleichen Bahnen, trotzdem Nota auch hier wieder eine andere
Anordnung der schon bei Holi^re ausgedrückten Gedanken vornimmt.
Bourg. genL III, 15 Dorante macht seine Ansprüche auf Dorimfenes
Hand geltend. Dorim^ne befürchtet, ihren Widerstand solcher Leiden-
schaft und — so reichen Geschenken gegenüber, die sie ihrerseits
zu sehr verpflichten, nun doch bald aufgeben zu müssen.
Dor.: Ah\ Madame, ce sont des bagatelles et cen'est pas par lä . . .
Dor im.: Je sais ce que je dis\ et^ entre autres, le diamant que vous
m^avez forde de prendre est d'un prix . . .
Dor.: Eh\ Madame, de gräce^ ne faites point tant valoir une chose
que mon amour trouve indigne de vous\ et souffrez . . •
Später, V 2, erfolgt dann das in Aussicht gestellte Jawort Dori-
mtoes. Nota, Ell, 3, lässt die bei Moli^re nur erwähnte Überreichung des
Ringes wieder auf der Bühne vor sich gehen, schliest sich im Dialog
aber doch ganz an seine Quelle an. Costanzo hat ein letztes Bedenken
Clotildes zerstreut: . . .fidatevi di me, e favoritemi intanto la mano.
Clot.: Jo non comprendo,
Cost.: Quest^ anello vi sta benissimo (le pone in dito l'anello di Oepido)
Clot.: D. Costanzo, io non pennettero mai . . .
30*
468 Fritz Baomann
Co St.: Non mi negate d'aggradirlo^ come una teuue testitnanianza del
mio affetto^ e come un pegno del vincolo che sta per unirmi a voi.
Clot.: S'io potessi compensare in qualche modo . . .
Co St.: Non mi mortificate, ve ne prego, e parliamo d'altro . . .
Um den Betrng geheim zu halten; werden hier wie dort die
gleichen Vorsichtsmassregeln angewendet.
Bourg. gent, III, 16. Dor.: Prenez bien gar de au moins ä ne lui poini
parier du diamant que vous lui avez donni,
H. Jonrd.: Ne pourrois-je pas seulement lui demander comment-elle
le trouve?
Dor.: Commenf? gardezvous-en bienicela scroti fort vilain ä vous; et
pour agir en galant komme, il faut que vous fassiez comme si
ce n'itoit pas vous qui lui eussiez fait ce prfsent . . .
N. Sicco ni, 5. Gep.: Posso frattanto spiegare a D. Ülotilde quelT
amore? . . .
Co St.: // ciel ve ne guardil Vedrete che essa ha in dito F anelloi
cid vi basii per ora; e lasciate a me la cura del resto
Badate perb bene a non commetiere imprudenze; e fate le viste
di non accorgervi del brillante che le avete donato — das würde die
Dame sehr übel nehmen.
Oepido gelobt ihm nnverbrttchliches Schweigen, nm ihn dann
aber bei dem Mahl; das er seinen Gästen gibt, in die nämliche Ver-
legenheit za bringen wie Jourdain seinen Oönner bei dem Fest; das
Dorante zu Ehren veranstaltet wird.
Bourg. gent IV, 1. M. Jourd.: Ah\ que voilä de belles mainsl
Dorim.: Les mains sont midiocres, Monsieur Jourdain; mais vous
voulez parier du diamant, qui est fort beau.
M. Jonrd.: Moi, Madame! Dieu me gar de d'en vouloir parier; ce ne
seroit pas agir en galant homme^ et le diamant est fort peu de
chose.
Dorim.: Vous Hes bien degoütL
M. Jonrd.: Vous avez trop de bontil . . .
Hier nnterbricht Dorante das Gespräch; das eine gefährliche Wen-
dnng zu nehmen droht, und lenkt die Anfmerksamkeit auf andere Dinge.
N. Sicco IV; 4. Gep.: Spricht leise mit Costanzo ttber den Bing, den
er an Clotildes Hand glänzen sieht und unablässig betrachtet.
Clot.: Signor Gepido, voi osservate questo brillante.
Gep.: £% no .. . signora . . . anzi, se un piü bello . . . io . . .
Clot.: Egli m^i caro, sapete. Ma apprezzo molto piü la mano gentile
che me lo ha donato.
Gep.: {da se) {Oh caral) Sio credessi mai signora . . .
Hier unterbricht Costanzo gleichfalls das Gespräch, das bei aller
Alberto Nota 469
äoBseren Ähnlichkeit mit seiner reizlosen Hache so anendlich weit von
der feinen Komik der köstlich naiven Antworten des gelehrigen Monsieur
Jonrdain entfernt ist
Ebenso ist die groteske Tttrkenzeremouie des vierten and fUnften
Aktes trotz ihrer Unwahrscheinlichkeit immer noch weit erträglicher
and vor allem belästigender als die moralische Exekation des vierten
Aufzuges im Nuovo Bicco, der mit der Moliire'schen Lösung nichts
gemein hat als die Ähnlichkeit der Peripetie, wenn man so sagen kann,
d. h. die Unterbrechung der Mahlzeit, hier durch den Richter; dort
durch Madame Jourdain, hier geheimnisvoll und beängstigend; dort
lärmend und belustigend. Wie unpsychologisch und langweilig die von
Moli&re stets vermiedene Besserung des Charakters wirkt; der in seiner
Lächerlichkeit geschildert werden sollte, braucht hier nicht erst nach-
gewiesen zu werden.
Der Kern der Handlang und die zwei wesentlichen Elemente der-
selben sind direkt von dem Lustspiel Moliferes genommen. Diese
Losung aber und der ganze zeitgemässe sentimentale Aufputz jener
Grundlage; ihre dramatisch wirkungsvollere Ausgestaltung ist wohl
Notas Eigentum. Doch ist auch dieses Zugeständnis nur bedingungs-
weise zu machen; d. h. sofern sich nicht nachweisen lässt, dass Nota
hier den Spuren eines bestimmten Autors gefolgt ist, sondern nur all-
gemein beliebte und bekannte Motive verwendet hat. Oder gehören
Ideen wie folgende nicht zu den ständigen Requisiten des Rtthrstiickes
oder der moralischen Erzählung: Der arme beschränkte und faule
Mann kommt durch Beerbung eines testamentlos verstorbenen reichen
Onkels zu Geld; tat nun sehr vornehm, ist hochmtltig und hartherzig
gegen die Verwandten; bis ihn das unvermutet vorgefundene Testament
des Onkels seines Vermögens beraubt; er wäre verlassen, nähmen sich
nicht die erst verschmähten; edelmtltigen Verwandten des Reuigen
wiederan. — Oder der plötzlich Reichgewordene vergisst und ver-
stösst seine einfache Brant (bezw. die seines Sohnes); um eine gute,
vornehme Partie zu finden. — Das armC; aber vornehme Mädchen
muss auf den gleichfalls unbemittelten Geliebten verzichten; um einem
sehr vermöglichen, aber unsympathischen Mann die Hand zu reichen.
— Damit sind die von Nota neu hinzugefttgten Elemente der Hand-
lung erschöpft. Und doch scheint Notas Lustspiel dem unbefangenen
Leser bei der ersten Lektttre wenig mit dem Bourgeois gentilhomme
gemein zu haben. Nota bat es eben fertig gebracht; durch wohl über-
dachte Ausnützung und Verschlingung der alten und neuen drama-
tischen Fäden, durch Unterstreichung namentlich der neuen Momente; die
er zu Oberraschnngs-; Rühr- und Skundalszenen benutzt seinem Lustspiel
ein so verschiedenes Aussehen zu geben, dass man schon hier zum Schlüsse
470 Fritz Baumann
kommt, er hat sich stofflich in der HaaptBache wohl eng an Moliferc
angeschloBsen, ihn zum Teil sogar kopiert, vom Geiste des französischen
Vorbildes aber durch die Verarbeitung des alten und neuen Materials,
durch seine Technik, weit entfernt.
Dieser letzteren eine eingehendere Betrachtung zu widmen, em-
pfiehlt sich daher nicht; eine diesbezügliche Vergleichung der beiden
Lustspiele kann za keinem positiven Ergebnis fUhren, nicht nur wegen
der besprochenen Lagerung der stofflichen Verhältnisse, sondern über-
haupt infolge der prinzipiellen Verschiedenheit, die sich nicht nur hier
sondern auch in anderen Lustspielen Notas zwischen seiner und
Moli6res Auffassung vom Charakterlustspiel zeigt. Bei Molifere ist der
lächerliche Charakter das Primäre, alle Momente der Handlung — es sei
hier zunächst auf den Bourgeois gentilhonmie hingewiesen -- sind aus
diesem abgeleitet, wären ohne ihn nicht möglich. Die schamlose Ans-
beutung durch die verschiedenen Schmarotzer, der Betrug Dorantes,
die Abweisung CI6ontes gehen auf Jourdains Eitelkeit, verblendete
Leichtgläubigkeit, seinen Hochmut zurttck; selbst die Tttrkenfarce lässt
sich noch damit in Zusammenhang bringen. — Nota stellt von Anfang
an neben die Charakterfigur und unabhängig davon Keime der Hand-
lung, alle jene Elemente, die oben als abweichend von MoU6re's Lust-
spiel bezeichnet wurden. Die Entwicklung der Handlung lässt diesen
Unterschied immer stärker hervortreten. Während im Bourgeois gen-
tilhomme die Handlung erst sehr spät einsetzt (im HI. Akt), ziemlich
flau, d. h. ohne besondere Akzentuierung und Verbindung der einzelnen
Teile kurze Zeit durchgeführt wird, um in der Tttrkenszene zu enden,
wird von Nota gleich von vornherein eine echte Intrige einge-
leitet und nach allen Regeln der dramatischen Kunst durchgeführt,
mit jener Klarheit und Segelmässigkeit, die ihm seine Zeitgenossen so
oft nachrtlhmen, nicht ohne daran den berechtigten Tadel zu knüpfen,
dass seine Technik zu dui'chsichtig ist, dass er sich seine Wirkungen
durch unzeitgemässe Monologe und r.a parte's^ seiner Intriganten-Rollen
verdirbt, und so fehlt die Spannung. Man hätte hinzufügen können,
auch die Einheit des Interesses. Die ist bei Moli6re auf den Charakter
konzentriert, der uns so fesselt, dass wir darüber Unzulänglichkeiten
der Handlung und Technik nicht achten. Nota möchte auch gerne
durch den Charakter interessieren, wie Moli^re; er möchte aber auch
durch dramatische Wirkungen Spannung erzeugen, wie das Drama seiner
Zeit. Dieses letztere Bestreben gewinnt über das erstere allmählich
die Oberhand und fälscht den Charakter. Davon ist der Nuovo Ricco
ein lebendiges Beispiel, denn der musste das Publikum doch haupt-
sächlich interessieren, durch das was geschieht, was die Bösewichte
anstiften ; ob ihre Pläne gelingen oder ob die Partei der Guten siegt,
Alberto Nota 471
war die Frage, and die ganze Spannung war auf die KataBtrophe,
das Gericht eines Dens ex machina gerichtet; hier des Bichters und
seines anfgefondenen Testamentes.
Von einer GegenOberstellnng der dramatischen Momente kann also
nicht die fiede sein, und wenn sich in der Behandlung des Verhält-
nisses Oepido-Clotilde Bertthmngspankte mit dem gleichen Motiv bei
Molifere auch in dramatischer Hinsicht ergeben; so ist das ja ans der
oben gegebenen Darlegung dieses Teiles der Handlung zu ersehen.
Die Charaktere.
Es mag Tielleicht seheinen, als ob ein weiteres Eingehen auf die
Charaktere nach den vorausgehenden Ausführungen ttberflttssig wäre,
da sie doch in den Hauptlinien schon zur Sprache kamen und sich da
als wesentlich ttbereinstimmend erwiesen. Aber es könnte eingewendet
werden, wer den Typus des Parvenns anf die Btthne bringen will,
müsse sich an die immer gleichbleibenden wesentlichen Eigenschaften
dieser ganzen Gattung halten; jeder Emporkömmling, oder genauer,
jeder beschränkte Mensch in der Lage eines Jourdain oder Gepido
sei eitel, protzig, hochmtitig, leichtgläubig, Schmeicheleien zugänglich
nnd darum lächerlich. Es komme auf die Detaillierung an, darauf, wie
diese Eigenschaften sich im einzelnen Fall äussern, kurz auf die Anwendung
des Typus auf das Individuum. Und dann haben wir es ja mit Charakter-
Instspielen zu tun, beim Bourgeois gentilhomme ganz unzweifelhaft, beim
Nnovo Bicco jedenfalls nach der Intention des Autors. Das zeigte er
schon durch den Titel, der doch wohl ankündigen soll, dass in dem
nnn folgenden Stttck die Verkehrtheiten und Lächerlichkeiten des
Protzentums unter die Lupe genommen und dem Spotte preisgegeben
werden sollen. Dann aber „muss man nicht die Situationen sondern
die Charaktere in Betracht ziehen, wenn man bestimmen will, ob ein
Stttck Original oder Kopie genannt zu werden verdient^ \). Insoweit
II Nnovo Ricco wirklich ein Charakterlustspiel ist, mag das auch hier
Geltung haben.
Zunächst muss freilich von einer Verschiedenheit die Bede sein,
die wiederum bezeichnend ist fttr den Geist beider Lustspiele und schon
im Titel zum Ausdruck kommt. Molifere schildert den Bourgeois gentil-
homme, den reichen Bttrger, der um jeden Preis fttr einen Edelmann
gelten will, Nota den plötzlich reich Gewordenen. Molifere stellt dem-
nach eine spezielle, fttr seine Zeit besonders charakteristische Eigen-
tümlichkeit des reichen Bürgertums dar, Nota fasst das Thema weiter :
er will die Wirkung unerwarteten Reichtum» auf einen aus ärmlichen
1) Lessing, Hamborgische Dramaturgie, 51. Stttck.
472 Fritz Baamann
Verhältuissen kommenden beschränkten, ungebildeten Arbeiter schildern;
also namentlich das Oeldprotzentom zur dominierenden Note machen.
Dadurch wird das Kolorit, seines Lustspiels dem im Bourgeois gentil-
homme gegenüber bedeutend verändert. Dieser löst mit seiner harm-
losen, aber urkomisch wirkenden Manie von Anfang bis zu Ende die
fröhlichste Stimmung aus^). Nota bringt mit seiner Auffassung einen
groben, ja widerlichen Zag in sein Lustspiel hinein. Diesen Eindruck
gewinnt schon einer der ersten Kritiker des Nuovo Ricco: II comico
francese ha presentato ü suo personaggio dal lato piü ridicolo, il comico
iialiano dal lato piü odioso e quindi piü difficile a sostenersi. Di fatto
un ignorante, un zotico, un uomo che st ha posto sotto i piedi i legami
della parentela^ che vuol sagrificar Vunico suo figlio ad una stolida
ambizione non pure i un peraonnaggio che desta odio, ma che riuscirebbe
anche tnonotono — wenn man nicht durch die verdiente Bestrafung be-
friedigt wUrdO; die der Bösewicht erhält*).
Trotz dieses fundamental scheinenden Unterschiedes schliesst sich Nota
aber doch auch in einer Reihe von Einzelheiten der Charakterisierung
an Moli^re an.
Oepidos Eitelkeit z. B. äussert sich ähnlich wie bei Jourdain. Auch
bei ihm spielt der Schneider eine giosse Rolle: Che dite eh del mio
Lodovico? con quäl grazia si veste, {Nuovo Ricco 7, 3). Wie Jour-
dain lässt auch er sich in Erwartung von Besuchen eigens von seinem
Schneider kleiden : Va, corri dal sarto, e digli che venga subito a vestir
me e il mio figlio ... (1, 9). — Nicht nur noblesse, auch richesse oblige
Man schuldet sich und seinem Ansehen doch ein gewisses Mass von
Bildung und Interesse an Kunst und Wissenschaft. In unübertrefilich
komischer Weise sind Jourdains Bemtlhungen in dieser Richtung, sein
Triumpf ttber vermeintliche Erfolge von Molifere in einer Reihe von
Szenen geschildert. Nota hat in seinem dramatischen Gewebe keinen
Platz für Auftritte, in denen nichts geschieht; aber er will sich diesen
Zug doch auch nicht entgehen lassen und so müssen wir uns schon
mit einigen gelegentlichen Bemerkungen begnügen. Immerhin sehen
wir die Ähnlichkeit der Porträte auch hier.
Nuovo Ricco I; 3 G ep. Che dite eh del mio Lodovico? che spi-
rito mi caccia fuori! Ma tutto k frutto della mia educazione ... ah/ ah!
losentite! {imitando il grido dt scherma.) Piglia lezione di scherma: di
qui a un^ ora lezione di ballo. Tutto cid d necessario^ e lascio fare a
D. Costanzo . . .
Dass hier nicht Gepido selbst sondern sein Sohn nach Jourdains
Vorbild Focht- und Tanzstunden nimmt; tut der Beweiskraft der Gegen-
1) Despois et Mesnard, CEuvres de Molibre, Notice p. 13f.
2) Bibl ital IV, (1816) 28 ff.
Alberto Nota 473
überstellong keinen Eintrag. Gepido stellt sich ja übrigens seinem
Sohne selbst immer als leuchtendes Beispiel hin: Itnpara da tue padre
(11,) oder E questo il profitto che ricavate (Halle mie istruzioni? signora
Isabella, campatitelo (lY, 6). Er drückt also seinem die väterlichen Ab-
sichten verkennenden Sohne gerade so die Verachtung des gebildeten
Mannes ans wie Jourdain gegenüber seinem Freund Nicole^). Doch will er
es auch seinerseits nicht am nötigen Bildungsschein fehlen lassen und
sich auf Costanzos Vorschlag Bücher und Gemälde anschaffen, ein
Museum einrichten, einen Hausdichter anstellen u. s. w. (I; 6).
Wo aber diese Eitelkeit aufdringlich wird und sich in plumper
Prahlsucht äussert^ tritt der Unterschied in der Zeichnung der beiden
Charaktere besonders stark hervor. Jourdain pocht eigentlich nie auf
seinen Reichtum. Er gibt sein Geld aus, ohne darauf zu achten; er
spricht nicht selbst davon, er lässt die Tatsachen fttr sich sprechen.
Er ist bei aller Geschmacklosigkeit noch feiner veranlagt als der
Bauer Gepido, der keine Gelegenheit versäumt, in prahlerischer Weise
auf seinen Geldsack hinzuweisen. Er zählt seine bewegliche und un-
bewegliche Habe auf und rühmt jedermann ihren Wert, er macht auf-
merksam, was der Ring, was das Mahl, was ihm Richter und Notar
kosten etc. Wenn Jourdain wirklich manchmal da and dort auf den
Luxus hinweist den er sich ge8tatten kann, so geschieht das in so
drolliger Art, dass es keineswegs abstossend wirkt. Übrigens findet
sich sein Kniff, die „zwei luquuis" hereinzurnfen, und diese selbst und
ihre Livree zu zeigen*) auch bei Nota wiederholt vor: Chi i di Id?
Imieiservi, imieilacchi H, 11 oder DI, 12; wo er mit dem Erscheinen,
eines Dieners nicht zufrieden ist und altri servi e lacchi verlangt, ohne
dass ein Grund vorliegt. — Die Beispiele für Gepidos prahlerische Art
Hessen sich noch verdreifachen, du Nota gerade dieses grob -sinnfällige
Charakteristikum des Emporkömmlings in wenig komischer und auf
die Dauer ermüdender Weise betont hat.
Weniger tritt dagegen bei Gepido, wie schon erwähnt, das Streben
hervor, den Edelmann zu spielen und als solcher respektiert zu werden,
wie das für Joardain die Triebfeder all seiner Torheiten ist. Jourdains
Schlagwort lautet les gens de qualiii, bei Gepido heisst's immer nur
in castt mia. Der hier zu Tage tretende Unterschied ist natürlich vor-
nehmlich in der Verschiedenheit der zeitlichen und örtlichen Verhält-
bältnisse begründet, in welchen sich jene Charaktere bewegen. Mons.
Jourdain lebt im 17. Jhd., unter der Regierung des prunkliebenden roi
1) Besonders im III. Akt 3 Sz. des Bourgeois gentilhomme»
2) Bourgeois gentilkomme 1,2. Laquais! holä, mes deux laquain! Premier
Laquais. Que voulez-vous,' Monsieur?
M. Jourdain. Bien. Cest pour voir si vous ni'entendez hien, (Äux deuxMat-
ires) Que dites-vous de mes livrees?
474 Friti Baumann
soleil^ der mit seinen glänzenden Hofstaat von Herzögen, Grafen, Mar-
qaiS; kurz Höflingen aller Art tonangebend fttr die Welt, das gesell-
schaftliche Leben der Hauptstadt beherrschte; ein MilieU; das eine be-
greifliche Anziehungskraft auf den Ehrgeiz eines ebenso reichen als
naiven Bürgers austiben musste. Der oberitalienische Bauer in seinem
weltfremden Dorf hat viel weniger Anlass und Gelegenheit, sein
Sinnen auf die Gleichstellung mit einem Adel zu richten, der^ ohne jede
innere Fühlung, so kurz nach der französischen Revulution und inmitten
der Wirren der Koalitionskriege nicht entfernt die Bolle spielte als
der französische Adel unter Ludwig XIY. — Doch konnte Nota den
wohl jedem ParyentI eigenen Zug, das Trachten nach Erhöhung des
gesellschaftlichen Banges, nicht umgehen. — Dass sich Gepidos Be-
strebungen in dieser Richtung zum Teil decken mit denen Jourdains
hat der Vergleich der Handlung gezeigt. Wie Jourdain sucht er fa-
miliäre Beziehungen mit einem vornehmen Haus zu knüpfen durch ent-
sprechende Verheiratung seines Sohnes, durch die Absicht, sich selbst
noch einmal standesgemäss zu verehelichen. Allerdings handelt es sich
hierbei nicht wie bei Jourdain um ein illegales Verhältnis, das dem
Nachäffer höfischer Manieren als Ideal vorschwebte, sondern, dem ehr-
baren Sinn der Zeit und der strengen Zensor entsprechend um eine
dauernde gesetzliche Verbindung. Wie Jourdain vor Dorante und der
Gesellschaftsklasse, der sein hoher Freond angehört, so hat auch Ge-
pido einen heiligen Respekt vor dieser Menschengattung und schätzt
sich glücklich, ihr näher treten zu dürfen. Che onore^ che parentado^
quäle felicitd. (lU, 2) Er kann seines Sohnes Gleichgültigkeit seinen
hochfahrenden Plänen gegenüber ebensowenig fassen wie Jourdain die
Abneigung seiner Frau gegen Dorante. —• Aber auch die Titelsucht
bemächtigt sich Gepidos. Wie Jourdain es gern hört, wenn man ihn
gentilhomme oder gar monseigneur nennt, wie er sich ftthlt in seiner
Eigenschaft als türkischer Würdenträger, so möchte auch Gepido sich
seiner Bereicherung als Mensch höherer Gattung betrachtet wissen: Jo
non 8ono meeser Antonio: sono D. Qepido Vandalini (I, 12) donnert er
die arme Agnese an, und der D. Glotilde schwört er y^da getUiluomo'^t
dass er keine Verwandten habe (IL 10). Seinem Sohn kann er nicht
genug einschärfen, sich doch seiner Würde bewusst zu werden und
droht ihm; ihn zu enterben, wenn er nicht alle einem Edelmann zu-
kommenden Sitten und Gebräuche mitmache: Dov' S Varia d'impor-
tanza incalcata da D, Costamo? La prima cosa i vincere gli aßetti
plebei (1, 12). Das ist ganz im Geiste Jourdains gesprochen, der sich
ähnlich zu seiner Frau äussert : Voilä bien les sentimcnts d' un petit es-
prit, de vouloir demeurer tonjours dans la bassesse^). Gepidos Ehrgeiz
1) lu beiden Luatspieleu sind diese Äusseruugeu durch ähnliche Umstände
Alberto Nota 475
geht aber noch weiter; er fragt CostanzO; ob es nicht möglich wäre,
fttr sich and seinen Sohn das Adelsprädikat zu erwerben. Die günstige
Auskunft, die ihm sein Berater erteilt, macht ihn ganz glticklich: Res-
piro; benedetto D. Costanzo. (I, 6.)
Der Ehrfurcht vor Rang und Titel, dem Streben nach oben, ent-
spricht bei Jourdain wie bei Oepido Verachtung nach unten, ein mit-
leidiges Herabschauen auf alle in einfacheren Verhältnissen Lebenden.
Auch dieser Zug äussert sich in beiden Charakteren auf dieselbe Weise.
So wurde schon ausgeführt, wie sich die Abweisung Clontes den ver-
geblichen Bemühungen Agneses um Lodovico gegenüberstellen lassen.
Die beiden Väter geben für ihre ablehnende Haltung dieselben
Gründe an.
Bourg, gent. III, 12. Jourd. Vous n* ites point gentilhomme^
vous n^aurez pas ma fille. — oder f ai du bien assez pour ma fille^ je
n^ai besoin que d' hanneur etc. etc.
Nuovo Ricco. I, 5. Oep. (zu Guglielmo, der fttr Agnese spricht).
Ma non sapete che mio figlio dee sposare una fanciulla di casato nobile, di
una delle pritne famiglie di cittä? E pazzo quelV Agiiese^ i pazza dav-
vero . . . und zu Agnese selbst (I, 12) . . . voi non siete un partito con-
veniente per D, Lodov. Auch ihm ist's nur um die Ehre zu tun, nicht
um Geld noch Bildung.
Die komische Wirkung, welche diese so ergötzliche Szene in Mo-
li^res Lustspiel unfehlbar ausübt, geht natürlich bei Kota ganz ver-
loren durch die reichliche Verwendung von Mitteln des Rührstückes
(s. p. 25 f.). In dieser Hinsicht fällt auch ein Vergleich jener Szenen
zu Ungunsten Notas aus, welche die Beziehungen der beiden Empor-
kömmlinge zu ihren Verwandten beleuchtet
Wie erheiternd wirkt die verblüffende Unverfrorenheit, mit der
Jourdain auf Vorhalt seiner Fruu seine Abstammung von einfachen
Kaufleuten ableugnet, von seinen Eltern nichts wissen will. (III, 12).
Auch Gepido spielt den Tauben, sobald von seiner Herkunft, seinen
früheren Verhältnissen, und seinen Verwandten die Rede ist. Da gibt's
keinen messer Antonio, keinen Titta mehr ; an Agnese will er sich
erst gar nicht erinnern. Mia parente , . . ,f un Agnese ... I non saprei.
(I, 15) jader D.CIotilde versichert er wiederholt: Parente non ne ho...
vi giura da gentiluomo. Hier aber lässt sich Kota den dramatischen
Effekt nicht entgehen, im selben Augenblick Bernardo eintreten zu
lassen, der natürlich mehr als frostig empfangen und sehr grob ab-
hervorgernfen : M»« Jourdain plaidiert in beredten Worten für Clöonte, dessen
Werbung um Lncile ihr Gatte eben abschlägig beschieden hatte. — Lodovico
drückt den Wnnsch ans, Agnese zu besitzen, der sein Vater eben die TUre ge-
wiesen hatte.
476 Fritz Banmann
gefertigt wird: wieder die unvermeidlichen Anklänge ans dramma
lagrimoso.
Gepido ist eben wie Jonrdain äusserst erbittert; wenn seine An-
wandlangen von Grössenwabn gedämpft werden. So leichtgläubig
beide dem Schmeichler ihr Ohr öffnen — in dieser Beziehung dürfte der
Vergleich der Handlung jedes weitere Wort Überflüssig machen — so
ärgerlich und grob sind sie gegen jene, die auf ihre Absichten nicht
eingehen, ja sich ihnen sogar widersetzen. Jourdain bemttht sich um-
sonst; seiner Frau und Nicole Achtung vor seinen Studien, seiner
Person^ seinen Beziehungen einzuflössen^ da er sieht; dass es ihm nicht
gelingt, wird er sehr grob; schimpft sie dumm, unwissend; bemitleidens-
wert etc. etc. — Fast mit denselben Ausdrucken wtttet Gepido gegen
Lodovico, der sich in die neue Lage nicht finden kanU; Gegenvor-
stellungen erhebt; u. s. f Er muss sich bestia, asino, zoticone schelten
lassen; gleich den schlecht behandelten Dienern die ganze Flut von
Schmähungen aushalten, in denen der grobe Gepido viel gewandter
ist als Jourdain.
So in manchen anderen Punkte noch kommt der alte Mensch zum
Vorschein, und Moliire schöpft aus diesem Kontrast zwischen Schein
und Wirklichkeit seine köstlichsten Einßllle. Nota ahmt ihn auch
hierin teils direkt, teils variierend nach. Bei Jourdain wie bei
Gepido macht sich ein absoluter Mangel an Bildung, Geschmack; Ver-
ständnis; an Takt und Umgangsformen bei jeder Gelegenheit geltend.
„C est vn komme urteilt der maitre de musique Über M. JonrdaiU; dont
les lumiires sont petites, qui parle ä tort et ä fravers de toutes choses,
et n* applaudit qu* ä contresens] mais son argent redresse les jugements
de son esprit ; . . . er wie der maitre de danse beklagen sich über seine
Unkenntnis in den von ihnen vertretenen Künsten, seinen Mangel an
Geschmack; und Jourdains Bemerkungen zu ihren Darbietungen recht-
fertigen ihr Urteil. Der Unterricht im TanzeU; Fechten, namentlich die
famose Lektion vom maitre de philosophie, die er dann möglichst ver-
kehrt aber mit heiligem Eifer seiner Frau und Nicole vordemonstriert
all das ist ja bekannt und verfehlt auf der Bühne wie bei der Lektion
nie seine unwiderstehlich drollige Wirkung.
Diesen typischen Zag verwertet Nota auch in der Gestaltung seines
Parvenüs, wenngleich wiederum in vergröberter Form. Gepido ver-
wechselt gelegentlich Fremdwörter, wendet Zitate falsch an; ohne
Ahnung von Wert und Wesen der Kunst spricht er davon, sich eine
Galerie, ein Museum anlegen zu lassen, einen Hausdichter in seine
Dienste zu nehmen, ein paar hundert Zentner Bücher kommen zu
lassen; als handle es sich um Stallungen, Dienstboten, landwirtschaft-
liche Produkte. Von allem was er besitzt oder verschenkt; kündigt er
Alberto NoU 477
laut den Wert an. D. Clotilde fragt er nach ihrem Alter und spricht
mit den Damen von seinen Ochsen nnd Ktthen.
Das alles sind recht billige Mätzchen; die nnr ein geschmackloses oder
naives Publikum zum Lachen bringen, die nngtlnstig abstechen gegen
die komisch-täppischen Versuche Jonrdains, den galanten Ton der vor-
nehmen Welt nachzuahmen^).
Am meisten ähneln sich die Manieren der beiden Helden in der
BegrüBsungsszene mit den Damen. Nach dreimaliger tiefer Verbeugung
mit Hindernissen beginnt Jourdain seine wohl vorbereitete, feierliche
Ansprache an Dorimöne, verstrickt sich aber in einen unentwirrbaren
Wortschwall; so dass Dorante zu seiner Begleiterin bemerkt: C est un
bon bourgeois assez ridicule, cotnme vous voyez^ dans totäes ses mantires,
Dorim, II fCest pas malaisi de 8*en apercevoir. (III, 16).
Nuovo Ricco (H, 5). Gepido und Lodovico lassen sich in ihrem
eigenen Haus ihre Besuche anmelden. Ähnlich wie Dorante dem M.
Jourdain bei seiner rednerischen Entgleisung Mut macht {Madame n'aitne
pas les grands compliments\ so ermuntert Costanzo seine Freunde:...
queste signore non vogliono ceremonie. — Unter fortwährenden Ver-
beugungen und lächerlichen Komplimenten nähert sich Gepido den
Damen, um einer jeden beide Hände zu kUsseU; nachdem er sich vorher
über ihre Identität vergewissert hat.
Isab. {Oh DiOy chi pud resisterel) {da se)
und weiter unten {In veritä che sono due figure da ventaglio) {piano a
D. Clotilde).
Bei einer anderen Gelegenheit verliert sich Gepido in eine ähnlich
verwickelte Satzkonstruktion wie oben Jourdain. — Wenn dieser Auf-
tritt einer der wenigen des Knovo Ricco ist; die von erträglicher,
komischer Wirkung sind, so verdankt er diesen Vorzug wieder grossen-
teils dem Lustspiel Moli^res. Im übrigen erinnert die geschilderte
Begrtissung der Damen durch Vater und Sohn auch etwas an die Vor-
stellung des M. Diafoirus jun, durch seinen Vater bei Ärgan und dessen
Tochter*), eine Reminiscenz, die Nota an anderer Stelle noch deutlicher
zum Ausdruck gebracht hat').
Mons. Jourdain ist bei allen seinen Lächerlichkeiten und Fehlern
nicht unsympatisch Nicht nur; dass sein ursprünglich gesunder Sinn
in manchem grotesken Urteil zum Durchbrnch konmit; das eine
1) Vgl. besonders die Unterhaltung mit Dorimöne beim Mahl: Ah^ gtie
voilä de beUes mains etc. (IV, 1).
2) Meliere, Le Malade imaginaire Akt II, 8z. 5 u. 6.
8) In Le Bisoluzioni in amore Akt I, Sc. 11; vgl. p. 557 ff. dieser Ab-
handlung.
478 Fritz Banmann
Wahrheit enthält, er ist auch im Grande eine gutmtttige Natur : c' est
un bon Bourgeois . . . assez ridicule. Mit Betrttbnis sieht er dem Streit
seiner Lehrmeister zu, sucht zu beschwichtigen; er lässt es dem Schneider
hingehen, dass er ihn betrügt, er lässt sich von seiner Frau und Nicole
sehr viel gefallen, bemUht sich^ sie zu überzeugen^ geht auf Gespräche
und Diskussionen mit dem Dienstmädchen eiU; u. s. f. — Gepido im
Gegenteil ist gemtttsroh, bratal gegen Diener wie Verwandte, unver-
schämt gegen den höflichen Richter, kurz Nota verleiht seinem prota-
gonista nicht einen Zug, der ihn uns menschlich näher brächte. —
Um so stärker ist dann aber die Zumutung, an die plötzliche Besserung,
an die Reue eines solchen Unmenschen zu glauben, der bei eben jenen
Verwandten um Mitleid fleht und, ebenso unglaublich, gutmütig auf-
genommen wird, die er vier Akte lang mit Füssen getreten und in
jeder Weise brutalisiert hat, denen er zehn Minuten vorher noch mit
dem Hinauswerfen gedroht hat; ja wir müssen sogar annehmen, dass
er sich bessern will. In Notas Lustspielen gibt es eben drei Klassen
von Menschen: Charakter ohne Fehl und Tadel, jeder E^fung ge-
wachsen, über den Situationen stehend, allmächtig oder allgtttig: der
Stellvertreter der Lustspieljustiz oder die glänzend Gerechtfertigten. —
Den Gegensatz bilden die verwerflichen Bösewichter, zu jeder Un-
tat fähig, die Verführer der dritten Gattung, der Schwachen, die vier
Akte lang mit den Bösen gemeinsame Sache machen, bis sie zur grossen
Freude des Publikums von der längst vorhergesehenen Katastrophe
ereilt werden. Ihre Verführer und üblen Berater werden abge-
führt, sie selbst aber kommen plötzlich zur Einsicht und tun reumütig
Busse. — Das ist die Psychologie des Rührstückes, dem Nota jenes
Gerüst der Charakterisierung entnommen hat. Das rein Stoffliche
hat er sich in vielen Fällen anderswo geholt. Im Nuovo Ricco
verdankt er der Gestalt des M. Jourdain eine grosse Anzahl von
Einzelzügen seines Gepido, trotzdem der Gesamteindruck dieses
Charakters von jenem der Moli^eschen Schöpfung ein möglichst
verschiedener ist.
Neben den Trägern der Titelrolle kommen die anderen Personen
weniger in Betracht, vor allem bei Moliöre. Hier erfUUen die Neben-
rollen hauptsächlich den Zweck, den Charakter des Bourgeois gentil-
homme ins rechte Licht zu rücken, ihm Gelegenheit zu geben, sich
von den verschiedensten Seiten zu zeigen; sie werden auch gelegent-
lich mit der Führung der unbedeutenden Handlung betraut; immer sind
sie Mittel zum Zweck.
Dorante z. B., der neben Jourdain am meisten hervortritt, gibt
diesem Gelegenheit, seine lächerliche Vorliebe für den Adel von neuen
Seiten zu zeigen, seine Nachäffung höfischer Sitten, seine blinde Ver-
Alberto Nota 479
traaensBeligkeit, seine Zugänglichkeit fttr Schmeicheleien. AufDorantes
Rechnung kommt ein Teil der Handlung. Er tritt erst anf nachdem
sich Jonrdain schon in den verschiedensten Situationen gezeigt hat;
in der 3. Szene des ni. Aktes hören wir überhaupt zum erstenmal
von ihm.
Notas Kebenfiguren sind sich vielfach Selbstzweck^ als Charaktere
wie in dramatischer Hinsicht. Sie dienen nicht so sehr der Beleuchtung
des HanptcharakterS; als der Herausarbeitung einer moralischen Ab-
sicht; daher finden wir unter ihnen manche zu einseitigen Kontrast-
wirkungen verwendet, doch nicht im psychologischen Sinn, d. h. als
Kormalmenschen gegenüber den Manien des Protagonista, sondern
wiederum im ethischen, im Sinne der obigen Ausführungen^). Co st an -
zos Persönlichkeit ist dieser Gattung von Charakteren sehr nahe ver-
wandt. Neben Gepido ist er die Hauptperson des Stückes. Er ist so zu
sagen der innere Regisseur des Lustspieles, der alles leitet und über-
wacht, sich in alles mischt und nach Belieben die Fäden der Handlung
verwirrt oder löst ... E qui il regulatore di tutti gli interessi: i il con-
fidente del padre, il consigliere del figlio: in somma fa ttäto quel che
vuole (Pedruccio im Nuovo Ricco \, 12). Er ist das Haupt des Gegen-
spiels, der bösen Partei, der Intrigant oder „tiranno'' des Stückes.
Über die Ähnlichkeit dieser Rolle mit jener Dorantes bemerkt
der Dramaturg der Biblioteca italiana*) folgendes: Uno dei caratteri
che si trovano nel Bourgeois gentilhomme e che furono con felice imi-
tazione trasportati nel Nuovo Sicco si 6 qnello del conte Dorante, col
quäle esattamente riscontra il nostro D. Gostanzo. — Ob die Nach-
ahmung wirklich ,,glücklich" ist, mag zunächst dahin gestellt bleiben;
wertvoll ist die Feststellung der Abhängigkeit, die durch Gegenüber-
stellung einiger hier schon erwähnter Tatsachen aus dem Gang der
Handlung bewiesen wird. Aber gerade aus dieser Übereinstimmung
der Handlungs weise ergibt sich natürlich auch wieder eine Übereinstimmung
in den Grundlinien des Charakters, über den wir in beiden Stücken
zunächst durch dritte Personen aufgeklärt werden: wie M>>« Jourdains
1) Es mag hier übrigens noch daran erinnert werden, dass die damaligen
dramatischen Dichter oft unter dem Zwang der Verhältnisse in den Scbauspieler-
gesellschaften standen. Rivalitäten der einzelnen Gesellschaften nnd, innerhalb
der verschiedenen Truppen, der einzelnen Schauspieler waren nicht nur mass-
gebend fflr die Auswahl des Repertoires, sie waren auch oft Anlass für Ab-
änderungen und ZurecLtstutzungen. Der Charakterdarsteller wie der j^tiranno",
die Primadonna wie die Soubrette, alle wollten eine wichtige Rolle zu spielen
haben. Auch Nota kannte dieses ^Bollen auf den Leib schreiben". — Vgl. dar-
über eine hübsche Anekdote in Brofferios: I miei tempi. Torino 1859,
Xir, 161 ff.
2) IV, (1816) 23ff.
I^k Frits Baamann
Vu>«|»uioh mit ihrem Gatten über Dorantes wahre Absichten keinen
/iWoitVt iKBBt (III, 3, 4), so sorgt auch Notas Pedruccio znm voraus fOr
\)iu0 richtige Wertschätzung Gostanzos. Beide müssen sich im Verlauf
Upr Uaudlnng ähnliche unangenehme Wahrheiten ins Gesicht sagen
la««eu, Dorante von M"*^ Jourdain, Gostanzo von Bemardo und Gngli-
elmo. D, Costamo i un eignere pieno di brio^ il quäle vive d' indu-
»ina e di raggiri. Egli si k inirodoito in casa nostra non i gran iempo\
$d i gui il regolatore di tutti gli interessi. {N, Sicco 1, 2).
Das Urteil trifft auf Dorante eben so gut zu. Und klingt nicht
Bernardos Warnung 11; 12: Fatti pur mangiare il tuo da qucßche mi-
serabile scroccone che ti riderä alle spalte . . . ganz an M"^ Jourdains
wiederholte Mahnungen an wie . . . toutes les caresses qu'il vous fait ne
8ont qne pour vons enjdler, III, 3 oder // vous sucera Jusqu^au demier
80U. (III, 4) und ähnliche Vorwürfe.
Soweit sich dieselben an Dorante bezw. Gepido direkt richten,
werden sie mit höflicher Rahe und kalter Besonnenheit ertragen, denn
keiner der beiden raggiratori will es — in schlauer Berechnung — mit
irgend jemand verderben, seine Stellung gefährden; in übertriebenster
Weise äussert sich diese Höflichkeit natürlich dem Haasherrn gegen-
über (vgl. die Begrüssungsszenen £oi/r^. gent lU, 4; Nuovo Sicco 1,5).
Sonst haben diese beiden Charaktere ausser den erwähnten Grund-
zügen : Unehrlichkeit, Gewissenlosigkeit in der Wahl der Mittel, als da
sind: Heucheln und Schmeicheln, Lügen und verschlagene Spekulation, -
Einzelheiten nicht gemein. Im Gegenteil macht sich hier wieder der-
selbe fundamentale Unterschied geltend, der schon hinsichtlich der
beiden Titelrollen zu verzeichnen war und in der Annäherung des Last-
spiels an den Typus des dramma borghese begründet ist. Im heitern
Stück Moli6res ist auch der Charakter Dorantes bei allen seinen
Fehlern und zweifelhaften Machenschaften von der übermütigen ^eite
angefasst — Man nimmt es ihm nicht Übel, dass er die Dummheit des
reichen Bürgers ausbeutet, dessen ganzes Gebahren auf den witzigen,
skrupellosen Marquis geradezu herausfordernd wirken mnsste. Aach
hat er nicht die Absicht, Jourdain um sein Vermögen zu bringen, wie
Costanzo den Gepido ; er will nur mit seiner Hilfe Dorim6nes Gunst
gewinnen. Kurz, er ist von jenem liebenswürdigen Leichtsinn, jener
einschmeichelnden Aufdringlichkeit, wie sie sich bei Leuten seines
Standes damals wohl oft fand, and der man eine gewisse Sympathie
um so weniger versagen kann, als sie ohne jede Spur von Bosheit ist.
Im Gegenteil, Dorante nimmt wohlwollenden Anteil an Cl^ontes und
Luciles Geschick, trägt auch der M°^ Jourdain ihr abweisendes Be-
nehmen nicht nach.
An Costanzo findet sich kein gutes Haar; sein Betrug scheint ver-
Alberto Nota 481
breeherisch, weil unter ganz anderen Umständen und mit kalter Be-
recluinng verttbt; er ist herzlos nnd bösartig, unsympathisch in seiner
listigen Glätte, ein vollendeter Vertreter der oben geschilderten Gattung
der Theaterbösewichte.
Weitere Charaktere aus den beiden Lustspielen einander gegen-
QberzQstellen wäre zwecklos, da sich Berührungspunkte höchstens hin-
sichtlich der dramatischen Aufgaben der einzelnen Personen; nicht
aber ihres inneren Wesens ergeben. — So spielen Dorimöne und
Clotilde ja wohl dieselbe Rolle, haben aber sonst gar nichts gemein:
Dorimfene eine sehr ehrenwerte wohlwollende Dame, die gegen ihr
Wissen and Wollen von Dorante in die ganze Angelegenheit verwickelt
wird und nur eine passive Rolle in ihr spielt; Clotilde unehrenhaft
and gewissenlos im £inklang mit Gostanzo intrigierend, dessen wür-
diges Seitenstück sie bildet.
Rein äusserlich ist auch die Ähnlichkeit zwischen den Rollen der
M™® Jourdain und Bernardos. Beide verkörpern einmal den ge-
sunden Menschenverstand und bringen ihn der Extravaganz and An-
massung des Parvenü gegenüber zur Geltung, beide vertreten das Rechts-
gefUhl; denn sie stehen fttr die Herzensrechte der jungen Leute ein,
die in ihrem Liebesglück durch väterliche Unvernunft bedroht sind.
Aber W^ Jourdain ist in ihrer schlichten Art und geraden Derbheit
ergötzlich, Bernardo ein pathetischer Theaterpolterer, der nie ohne
dramatischen Effekt kommt oder geht und aller erfrischenden Wirkung
entbehrt.
In der Anordnung der Liebesszene hat Nota eine seiner be-
liebten Umstellungen vorgenommen. Dem Gl^onte entspricht Agnese,
Luciles Rolle wird im Kuovo Ricco von Lodovico gespielt, freilich, wie
kläglich! Denn in der Ausgestaltung dieser Charaktere ist der italie-
nische Autor vollkommen selbständig und hat, wie aus der Besprechung
der Handlung zu ersehen, dieselben ganz der larmoyanten Färbung
seines Lustspiels angepast^.
Alles in allem ergibt sich, dass die Hauptcharaktere der beiden
Lustspiele sowohl hinsichtlich ihrer Verwendung in der Intrige als in
den Grundzügen ihres Wesens, ja vielfach, wie bei den Titelhelden,
auch in der Detailausftthrung jener Hauptlinien einander entsprechen.
Für andere Charaktere lässt sich eine Ähnlichkeit nur mit Bezug auf
ihre Stellung in der Intrige erweisen., während sie im übrigen nicht
das Geringste gemein haben. Eine dritte Gruppe endlich (Isabella,
1) Über Lodovico urteilt der oben erwähnte Kritiker in Bibl. ital. II, 4,
23 ff. 9^ un balordo che non ha pure quel rozzo di brio e quelV ingenua fran-
chegza che si frequentamente st osaervano ne' contckdini e che aoli potrebbero sulla
ecena renderlo interessante.
Bonualaelie Fonehongen XXV. 3J
482 ^^ti Baomann
FaustinO; Pedrnccio) scheint von Nota frei erfundeo und ansgefUhrt zo
Bein. — Dass sieh sämtliche Charaktere in ihrer inneren Anlage too
ihren französischen Entsprechnngen stark unterscheiden, wnrde ver-
schiedenen Ortes schon erwähnt und der Nachweis erbracht, dasa die
Charaktere des italienischen Lustspieles gegenüber den Schöpfungen
Moliferes vergröbert sind^ ja abstossend wirken, dass durch ihre An-
näherung an die Tendenz des Rtthrstttckes echte Komik, feine psycho-
logische Charakterisierung verloren geht
Schluss.
„TWto veduto^ cid che soprahbonde nella presente commedia, i
V odioso, il quäle appartiene al serio\ rallegro non vi brilla mai nella
8ua purezza, e qmndi dubitiamo che senza Vajulo di abilimmi cUiori . . .
possa il Nuovo ßicco prodwre sulle scene un effeio veramente cotnieo^).
Nota wollte aber offenbar hauptsächlich eine moralische Wirkung aus-
üben, die möglichst eindringlich zu gestalten war in Handlung wie
Charakteristik. Daher die wesentlichsten Veränderungen gegenüber
dem Lustspiel Holi^re's: Der Ausbau der Handlung, die Lösung des
Konfliktes, die in wesentlich anderem Geist gehaltene Gestaltung der
Charaktere, die nicht zeigen und beweisen: so ist der Nuovo Kicco m
seiner Lächerlichkeit, der Parasit etc. sondern: so geht^s einem, wenn
man's so macht. Daher ist ein grosser Teil des Interesses auf die
Handlung konzentriert, die dramatische Technik hat eine sorgftitige
Behandlung erfahren. Die Technik des Komischen ist ganz vernach-
lässigt, an ihre Stelle tritt der dramatische, sentimentale Effekt.
Dies war das eine Ergebnis der Vergleichung. Andererseits wurde
der Beweis zu liefern gesucht, dass die ganze Handlung des franzö-
sischen Stttckes auch den Kern der Intrige im Nuovo Ricoo bildet,
dass die Szenen sich oft bis in Einzelheiten des Dialogs entsprechen,
dass bei den wichtigsten Charakteren das rein Stoffliche grösstenteils
ans Holi^rea Lustspiel entnommen ist In diesem Sinn ist die Frage
nach der Abhängigkeit des Nuovo Ricco vom Bourgeois gentilbomme
zu bejahen.
Dass Nota durch die Veränderungen, die er mit dem Moli^re'schen
Stoff vorgenonunen hat, einen Fortsehritt gegenfibor seinem franzö-
sischen Vorbild ersielt hat, dürfte niemand behaupten wollen. Ein
Charakterlustspiel, in dem die Charaktere gegenüber der Handlung
zurttcktreten und nicht ausschliesslich Seibetzweck sind, in dem die
Lustigkeit durch Sentimentalität und Streben nach moralischer Wirkung
ersetzt ist, ist ein Unding und nicht nur eine Verletzung des guten
Geschmacks sondern auch der Natürlichkeit
1) BibK itaL l c.
Alberto Nota 483
V Ammalato per Immaginazione Ton Alberto Nota im Yergleieh
tu MoU^re's Le Malade Imaginaire.
Unter allen Lustspielen Notas, deren Originalität je Gegenstand
lebhafter Erörterungen war, ist der Ammalato per Immaginazione ent-
schieden das umstrittenste. Nicht etwa nur, weil es von Notas Wider-
sachern ärztefeindlicher Tendenzen beschuldigt und seine Aufflihrnng
deshalb um ein Jabr verzögert worden war'); dieses Schicksal teilt
es mit manchen anderen Werken desselben Autors*), und auch damals
scheinen verbotene und dann freigegebene Theaterstücke eine besondere
Zugkraft ausgeübt zn haben'). Auch der Ammalato per Immaginazione
wurde mit gutem Erfolg gegeben^). Dagegen erhoben sich vermutlich
schon bald Vorwürfe schwererer Art gegen die Originalität des Lust-
Spiels, dessen Titel sogleich an das gleichnamige Stück Moli^re's
denken liess. Zwar spricht Nota in der dem Lustspiel vorausgeschickten
Widmung an den Grafen Girolamo Bardi vom 20. Oktober 1827 nicht
von derartigen Anklagen. Aber sein eifrigster Anwalt, F. Salfi versichert
im gleichen Monat desselben Jahres: // ne faut pas confondre son
jjMeUade itnaginaire^, l* Ammalato per immaginazione, avec la comidie
frangaise qui parte le mime titre^). Zum Beweis fügt er eine gedrängte
Inhaltsangabe bei, in der er freilich vermeidet, Ähnlichkeiten mit dem
Lnstspiel Holi^res hervorzuheben. Dieser Feststellung gibt er zwei
Jahre später in dem schon zitierten Passus seines Saggio storico-critico
eine so entschiedene Fassung^ dass man bestimmt annehmen muss, es
seien schon diesbezügliche Angriflfe vorausgegangen. Dort heisst es
nämlich: „// Nota i poi, dal titoli in fuori, interamente originale
fieirjmmalato per immaginazione che nulla d di comune col Malade
imaginaire del Moliire^ A nel carattere che nella favola '). Die
Erklärung ist kurz und bündig; der Vorwurf; der Veranlassung dazu
gab, war es vielleicht auch. Vielleicht aber auch hielt es Salfi fUr ge-
ratener, auf Einzelheiten nicht einzugehen. Man ist fast geneigt Letzteres
anzunehmen, wenn man sieht, wie zehn Jahre später die bestimmt
formulierten Einwendungen Bayards gegen Notas Selbständigkeit in
diesem LustspieF) in gleich allgemeiner Art bestritten bezw. ganz
1) S. Einleitung p. 452 und Nota in der unten erwähnten Widmung Com-
medie, Parigi 1829, II, 3.
3) S. Einleitung p. 8 ff.
3) Costetti, La Compagnia Reale Sarda, Milane 1893, p. 25.
4) Nota, in der Widmung des Lustspiels, 1. c.
5) Betme Encgdopedique, Paris, oct 1837 (Bd. XXXVI) p. 664 ff. (Be-
sprechung der lehnten Ausgabe der Lustspiele Notas).
6) Salfi, Saggio storico critico, Commedie, Parigi 1829, I, p. CIV.
7) Bettinger, Le Theätre d' Alberto Nota et du Comte Oiraud etc. Paris
1839 I, 282f.
31'
484 Fritz Baumann
umgangen werden in der Kritik der Bcttinger'schen Ausgabe, die in
der Nota allzeit freondlicben Biblioteca italiana 1839 erschien*)- ^^^
den späteren Literarhistorikern, die des Ammalato Erwähnung too,
sprechen sich die einen im Anscbluss an Salfi für Notas Originalitfit
aus in dem Sinne, dass der Autor zuvor durch den Malade imaginaire
angeregt worden sei, den Gedanken aber nach jeder Richtung selb-
ständig entwickelt habe*). Andere rechnen das Lustspiel schlechtweg
zu den Nachahmungen Holiferes, ohne ihr Urteil irgendwie zu begründen').
In den folgenden Ausführungen soll der Versuch gemacht werden,
auch in diesem Fall den wahren Sachverhalt durch einen eingehenden
Vergleich der in Frage kommenden Stücke festzustellen.
Die Handlung.
Al/onsOf der eingebildete Kranke, ist ein noch junger, rüstiger Manu,
der sich seit geraumer Zeit für sehr leidend hält und in tiefe Schwer-
mut verfallen ist. Er umgibt sich mit einer Menge von Medizinen und
sonstigen Heilmitteln, lässt sich von unwissenden oder arroganten und
betrügerischen Ärzten behandeln, die ihre sich widersprechenden, un-
erporbten Theorien an ihm versuchen wollen, kurz befindet sich gleich
Argan widerstandslos, wenn auch nicht mit so voller Überzeugung, in
den Händen stümperhafter Heilkünstler.
Trotz seines bedeutenden Vermögens ist er nicht ganz unabhängig.
Sein vor Jahresfrist verstorbener Onkel hatte seines Nefien hypochon-
drische Neigungen und deren Folgen vorausgesehen und ihm sein Ver-
mögen nur unter der Bedingung vermacht^ daas er sich binnen Jahres-
frist beweibe, widrigenfalls seine Stiefschwester Aspasia Universalerbin
sein solle. Diese Verwandte, eine herzlose, habsüchtige Intrigantin,
sucht unter dem Schein treuer Pflege und liebevollster Aufmerksamkeit
Alfonso. dessen volles Vertrauen sie geniesst, in seinem Krankheitawahn
wie auch in seinem Entschluss zu bestärken, sich aller Heiratsgedanken
zu eutschlagen. Kaum kann sie den letzten Tag der ausbedongenen
Frist abwarten, um ihrem überlisteten Bruder das grosse Vermögen
abzunehmen und damit ihren würdigen Anbeter, den geldgierigen
Schmeichler Bawwiuio zu beglücken. Ihre Pläne werden unangenehm
1> BihUot^oM itahana Bd. XCV (1SS9); ab^edmckt im Ttmiro comieo,
Torino 1542143 Vin, 255 ff,
d) Zirardiui, L'Itaha ktieraria fd artUHcA, Pari^ 1850, P.S90L --Cor-
niani, I stc^i dtUa htteratmra iiahama^ Torino 1856, VID, 164. — Biojirafkie
itMfrirr^.7^ lS:v4, XXXL 64 ff. — Kleia, GtschidUe dt9 Drmmms. 1868, VIL
62e, Anm.
Si La Somr^lU BiiMrmyJkie G^m^ntU. ISA XXXYIII, 941 — Costetti,
oj». cit- p. 16,
Alberto Nota 485
durchkreuzt durch das Erdcheioen einer Consine und qaasi Verlobten
Alfonsos, Eugenia, welche kommt, ihren Vetter aus seiner doppelten
Verblendung zn reissen und ihn vor Ablauf der Frist zu heiraten. Der
letzte Tag ist angebrochen; Alfonso, von Aspasia kränker gemacht
denn je^ weist Eugenias Warnung and Werbung zurück; Aspasia
triumphiert. Da erscheint im letzten Augenblick als Helfer in der Not
der von Eugenia requirierte Arzt und Menschenkenner Fulvidio. Weniger
jedoch seinem Zureden als einem Zufall gelingt es, Alfonso Über Aspasias
Umtriebe die Augen zu öfiuen, seinen Glauben an seine Krankheit zu
erschttttern und Eugenia zu rechtfertigen. Die Heirat zwischen Alfonso
und Eugenia wird noch am selben Abend geschlossen, am anderen
Tage werden die zärtlichen Verwandten^ die sich schon Sieger glaubten,
mit dem fait accompli Überrascht und Alfonso wird als geheilt aus
jeglicher ärztlicher Behandlung entlassen.
Die Berührungspunkte in der Fabel der beiden Lustspiele sind
demnach folgende: In beiden Fällen wird ein eingebildeter Kranker
nicht nur von unwissenden, dünkelhaften Ärzten, sondern auch von
einer Verwandten in seinem Wahn bestärkt, die sich durch geheuchelte
liebevolle Pflege bei ihm einschmeicheln und in den Besitz seines Ver-
mögens kommen will. In beiden Fällen werden diese Pläne durch
eine Liebes- oder vielmehr Heiratsgeschichte durchkreuzt, die im einen
Stück des Kranken Tochter und einen jungen Mann, im anderen den
jugendlichen Kranken selbst und dessen Base betrifft. — In beiden
Fällen stehen der befriedigenden Lösung dieser Angelegenheit der
Egoismus des Kranken selbst (kluge Vorsorge oder Furcht) und die
Ränke der erbschleichenden Verwandten im Wege. In beiden Fällen
bemttht sich ein gesinnungstüchtiger, einsichtsvoller Mann (hier Fulvidio,
dort Böralde) zunächst vergeblich, alles aufzuklären, bis es schliesslich
hier einem Zufall (dem Kranken fällt ein seine Schwester kompromit-
tierendes Schriftstück in die Hände) bei Moli^re einer List gelingt,
das unerschütterliche Vertrauen des Kranken in seine Pflegerin gänzlich
umzustossen und die Betrügerin zu beschämen, und zweitens die Liebes-
geschichte zu einem erfreulichen Abschlnss zu bringen.
Diesen unleugbaren Übereinstimmungen in der grossen Linien-
führung der Handlung stehen nun andererseits auch hier wieder be-
deutende Abweichungen in der Detailausftthrung, namentlich der
technischen Ausgestaltung und Variierung der Hauptgedanken gegenüber.
So sind schon die zwei wichtigsten Momente der Handlung, die
Liebesgeschichte und die betrügerischen Absichten der Verwandten, im
Wesen von Nota zwar adoptiert, aber doch nicht unbeträchtlich ver-
ändert worden. Die Liebesgeschichte hat den Kranken selbst zum
Gegenstand; dieser muss also ein ganz junger Mann sein, und somit
486 Fntz Baumann
am besten Melancholiker; Nenrastheniker würde man heute sagen. Die
hinterlistige Stiefschwester hat amsomehr Ursaehe; bald in den Besitz
des reichen Erbes zu kommen, als sie selbst gerne ihren Verehrer
Raimondo heiraten möchte, dem es seinerseits nur um die reiche Partie
za tnn ist. Diese zwei Hauptmotive werden nun durch einen gemein-
samen Untergrund, eine Vorgeschichte verbunden: die testamentarische
Verfttgung des Erbonkels. Sie ist das eigentliche treibende Element
der Handlung; sie verleiht einerseits Eugenias Versuchen; Alfonso noch
rechtzeitig zu retten, andererseits Aspasias Bemühungen, diese Absicht
zu hintertreiben, die erforderliche dramatische Spannung, welche ihren
Höhepunkt erreicht mit der letzten Szene des dritten Aktes, wo Eugenia
ihr Spiel endgültig verloren zu haben scheint. Selbst von der Perpetie
ab, wo beide Lustspiele sich wieder etwas mehr nähern, tritt bei Nota
das rein Dramatische, die Entlarvung, Beschämung und Bestrafung der
bösen Verwandten stark in den Vordergrund.
Man sieht also, dass die Basis des Lustspieles, das Interesse an
demselben hier dem französischen Stück gegenüber stark verschoben
ist. Die Frage, welche den Zuschauer beim Ammalato per immaginazione
beschäftigt, lautet: Wird der Kranke noch vor Abend heiraten, oder
wird es seiner Schwester gelingen, ihn über den kritischen Zeitpunkt
hinwegzutäuschen? Wer wird Sieger bleiben in dem Kampf, Eugenia
oder Aspasia? — Die Krankheit gibt gewissermassen den Hintergrund,
den Vorwand für diese Handlung ab. Wie beim Kuovo Rieco ist der
Schwerpunkt des Interesses abermals zu Ungunsten der Charakteristik,
zum Vorteil der Handlung verlegt.
So ist auch die Stellung des Kranken im Lustspiel gegenüber der
Bedeutung Argans im Malade imaginaire eine wesentlich andere geworden.
Bei Moliöre steht Argan im Mittelpunkt des Interesses; ohne selbst
aktiv an der Handlung teilzunehmen, beeinflusst er sie unmittelbar
durch seinen Krankheitswahn.
Die beiden oben erwähnten Momente der Handlung, nämlich die
betrügerischen Absichten B^lines und der ganze Verlauf der Liebes-
angelegenheit Angdiques stehen in engstem ZusanmieDhang mit Argans
Gharaktereigentümlichkeiten, vor allem mit seinem krassen Egoismus;
sie stellen besonders stark hervortretende Äusserungen desselben dar.
Alles was sich nicht direkt auf die Manie des eingebildeten Kranken oder
auf die satirische Tendenz gegen die Ärzte zurückführen lässt, ist streng
vermieden. Es ist so die Einheit des Interesses gewahrt, das auch
durch die Lösung nicht abgelenkt wird: Argan bleibt sich immer und
unter allen Umständen gleich; er ist unheilbar.
Bei Nota ist der Kanke noch viel enger mit der Handlung verknüpft
durch viele vom Autor neu hinzugewobene Fäden, die sich keineswegs
Alberto Nota 487
lediglich aus Beinern hypochondrischen Wesen herleiten, sondern yielfach
auf rein äosserliche Umstände zorttckgehen nnd weiterführen. Alfonso
ist nicht der souveräne Beherrscher der Situation wie Argan, der allein
alles Interesse beansprucht; er spielt in der dramatisohen Verwicklung
seine Rolle wie Eugenia und Apasia; er ist der Zankapfel, der Spiel-
ball der Parteien ; seine Gemütsverfassung, seine Individualität ist nicht
Hauptsache, sondern Beigabe. Und so erklärt sich auch, dass er in
anbetracht seiner Jugend und seines keineswegs hoffnungslosen Zu-
Btandes wie alle komischen Helden Notas schliesslich von seinem Wahn
geheilt wird.
Um so mehr treten jene Figuren, die im Malade Imaginaire
nur eine untergeordnete Stellung einnehmen, wie Ang^lique und Böline,
im italienischen Stttck in den Vordergrund. Vor allem nimmt die Rolle
Aspasias einen übermässig breiten Raum ein. Ähnlich wie Costanzo
im Nuovo Ricco hat sie die Fäden der Intrige in der Hand. Alle
Machinationen gehen von ihr ans; sie macht mit dem Bruder was sie
will; auf ihren Einfluss ist zum grossen Teil sein Wahn zurückzuführen;
sie ist die heimliche Anstifterin seines Widerstandes gegen Eugenia.
(Bei Holifere liegt der Hauptwiderstand gegen Ang^liqnes Verbindung
mit Cliante beim Kranken mit seinen egoistischen Plänen selbst.) Eugenias
Niederlage am Schluss des HI. Aktes ist ihr höchster Triumph; ihret-
wegen ist der ganze V. Akt da, der nur den Zweck hat, sie der ver-
dienten Beschämung und Bestrafung entgegenzuführen: kurz, statt „Der
Kranke in der Einbildung^ könnte das Lustspiel ebensogut, wenn nicht
richtiger, heissen „Aspasia^ oder „die bestrafte Erbschleicherin".
Die genannten Neuerungen in der Anlage des italienischen Stückes
führen auch hier wieder vom Charakterlustspiel zum Rührstück hinüber :
Die testamentarische Verfügung und ihre Wirkung; Aspasia als weib-
licher „tiranno^ — als ihr ideales Gegenspiel die edle und offene Eagenia;
Fulvidio, der herkömmliche Exekutor der Lustspieljustiz ; endlich diese
selbst mit der Heilung des Kr»nken und der Besserung der bösen
Schwester, mit der Enttäuschung und Entfernung ihres noch schlimmeren
und verstockten Verführers Raimondo, das alles ist ganz und gar im
Stile des modischen dramma lagrimoso gehalten.
Auch hier wäre es wiederum eine undankbare Aufgabe, einen
Vergleich der dramatischen Technik im einzelnen durchzuführen, wo
die Verschiedenheiten des Aufbaus im Grossen schon so stark zutage
treten. Nota macht ferner aus den drei Akten Moli^res fünf, wenn-
gleich der letzte Akt für die Vergleichung nicht in Betracht kommt,
and der zweite und dritte Aufzug inhaltlich dem zweiten Aufzug bei
Holiere entsprechen. Die Koincidenzien, die sich trotzdem ergeben,
liegen in der Natur des Stoffes^ d. h. Nota konnte, nachdem er einmal
488 FritE Baumann
die wichtigsten Teile der Handlung im Halade imaginaire herübernahm,
dieselben bei allen Zataten nicht gut anders disponieren. So versteht
es sich von selbst, dass die Exposition wie bei Moliöre der Eröterong
der Verhältnisse dient; dass der Zuschauer sowohl von Aspasias Ab-
sichten wie von Engenias beabsichtigter Werbung erfährt; ähnlich wie
uns bei Molifere das Gespräch Bölines mit dem Notar ttber ihre Pläne
unterrichtet (I, 6, 7) und gelegentliche verräterische Bemerkungen
Argan gegenttber, der nichts hört und sieht. Diese Enthüllungen sind
überaus komisch. Bei Nota dagegen tritt das Melodramatische schon
hier an die Stelle des Komischen ; Aspasia zeigt sich in ihren Monologen
und a parte*» nicht als lächerliche, sondern listige und bösartige Intri-
gantin. Der Hauptunterschied aber ist der, dass im Ammalato per
immaginazione während des ganzen ersten Aktes die Hauptperson gar
nicht erscheint; sondern wir nur von ihr hören. Das ist oflfenbar als
wirksames Mittel zur Erregung des Interesses gedacht, ähnlich etwa
wie im TartuflTe, der ja bekanntlich erst im dritten Akt auftritt. Aber
das Interesse ist schon hier geteilt und richtet sich mindestens ebenso
sehr auf die Einfädelung der Intrige als auf die Person des Kranken.
Dieser zeigt sich dann zu Beginn des zweiten Aufzuges auch inmitten
seiner Medizinen und Apparate, wie der Argan des Moliöre; aber die
Situation ist ganz bedeutend gemildert und abgeschwächt, ein komischer
Effekt wird kaum damit erreicht. Dieser zweite Akt bringt femer in
beiden Stücken die Steigerung d. h. das Scheitern des Heiratsprojektes
am Widerstand des Kranken: Aug^lique setzt sich in offenen Wider-
spruch mit ihren Eltern; sie will von Thomas Diafoirus nichts wissen
sondern hat Cleante im Kopf (H. 6). Alfonso weist Engenias An-
näherungsversuche ungnädig ab. Den Höhepunkt der Verwicklung
bildet im Malade imaginaire die Entdeckung Argans vom Verhältnis
seiner Tochter und sein fester Entschluss, dem allem ein Ende zu machen
(ü, 8, 9). Dem entspricht bei Nota Alfonsos Zorn über Engenias rück-
sichtsloses Benehmen und sein unabänderlicher Wille, mit ihr zu brechen
(HI, 8). Das Erscheinen B^raldes im Malade imaginaire (II, 9), Fulvidios
im Ammalato per immaginazione IV, 1 ff. leitet den Umschwung ein
durch ihr zunächst freilich vergebliches Zureden, den doppelten Glauben
an Krankheit und Frau bezw. Schwester aufzugeben. — Der Umschwung
erfolgt im französischen Lustspiel durch Toinettes glückliche List mit
der Entlarvung B^lines und der Rechtfertigung Ang^liqnes (HI, 12 ff.);
im italienischen durch Oiuliettas zufällige Entdeckung mit der Ent-
larvung Aspasias und der Rechtfertigung Engenias (IV^ 4, 7 ff.). Man
bemerke aber auch hier wieder den Unterschied in der Verwendung
der technischen Mittel. So drastisch auch der Einfall ist, sich tot zu-
stelleu; um die Gesinnung seiner Umgebung kennen zu lernen, er steht
hier doch wieder im Zusammenhang mit Argans Natur, ist auf seiner
Alberto Nota 489
Verblendung und Dunimheii aufgebaut. Denn nicht um ihn von der
Falschheit B^lines, Bondern unter dem Vorwand, Böralde von der Grund-
losigkeit seiner Verdächtigungen zu überzeugen; rät man Argan zu
jenem Mittel; und ausserdem ist die ganze Szene in hocbkomischer
Weise durchgeführt. Bei Nota führt ein merkwürdig komplizierter Zu-
fall zur entscheidenden Entdeckung. Giulietta sucht Näschereien, man
kommt, sie versteckt sich, belauscht Aspasia und Raimondos Pläne^
und wickelt dann schliesslich noch ihre Süssigkeiten in ein daneben
liegendes Papier^ das zufällig nichts anderes ist als der Heiratskon-
trakt jenes würdigen Paares und die schlimmen Absichten betreffs des
Bruders enthält. Mit diesem Papier und ihrem Bericht läuft ^ das
Kind schnurstracks zu Alfonso^ an dem eben ein letzter Über-
redungsversuch Fulvidios gescheitert ist. Dosenweise wird ihm die
kaum glaubliche Nachricht eingegeben, und höchst wirkungsvoll, aber
alles eher als im komischen Sinn, gestaltet sich nun das allmähliche
Erwachen aus seiner eigensinnigen Verblendung. Dort eine drastisch-
komische; durch den Gegensatz von Erwartung und Aasgang besonders
erheiternd wirkende List; hier eine niederschmetternde, auf sonderbaren
Umwegen erfolgte Enthüllung, die den Melancholiker eigentlich noch
viel melancholischer machen sollte
Unschwer ist in diesen Szenen auch die Ähnlichkeit in der Ver-
wendung des „enfant terrible" zu erkennen. Luisen wie Giulietta
werden ungesehene Zeugen eines tete-atete ihrer Schwester mit deren
Liebhaber und berichten mehr oder weniger freiwillig dem Kranken
die gemachten Wahrnehmungen. Aber Luisen dient dazu, den Höhe-
punkt der Verwicklung herbeizuführen, die Entdeckung des Liebes-
paares zu veranlassen und so den Widerstand der Eltern gegen diese
Verbindung aufs äusserste zu treiben. Auch lässt sie sich ihr Ge-
ständnis abzwingen, und dadurch gewinnt Meliere die hübsche Szene
Argan-Luison II, 8. Giulietta dient zur Herbeiführung der Lösung; sie ist
im Dienst der guten Partei, hilft das Verräterpaar entlarven, und hat
so auch unbewusst Gelegenheit, sich an Aspasia für die üble Behandlung zu
rächen. Ihr ganzes Auftreten ist offenbar darauf berechnet; die Sym-
pathie der Zuschauer zu gewinnen, welche das gute^ naive, schlimm
behandelte Kind lieber als Werkzeug zum Siege des Guten denn des
Bösen sehen wollen.
Die Lösung erfolgt bei Moli6re unmittelbar auf jene überraschende
Entdeckung mit der Einwilligung zur Heirat Angdiques mit Gleante.
Von einer Bestrafung Beiines oder gar einer Heilung der verschiedenen
Besserungsbedttrftigen sieht Meliere natürlich ab. Nota kann sich
nicht versagen, den dankbaren Fall nach allen Regeln der Lustspiel-
justiz auszabeuten und nach raffinierten Vorbereitungen den vernich-
490 Fritz Banmann
tenden Schlag auf die ganz verdutzten Mieaetäter uiedersansen zu
lassen. Wie gewöhnlich gibt es einen durch Yerftthmng auf Abwege
geratenen, aber reuigen Charakter^ Aspasia, fttr welche Engenia edel-
mtttig um Gnade bittet, und einen rettungslos Verlorenen, Raimondo,
der sich entfenit, um das lebende Bild nicht zu stören, welches der
salbungsvoll ermahnende Fulvidio, und um ihn herum in dankbarer
Verehrung Alfonso, Eugenia, Giulietta und Maurilio (Eugenias Vater)
stellen.
Die Sorgfalt, die Nota auf den dramatischen Aufbau seines Lust-
spiels verwendet, wird noch erhöht durch strikteste Beobachtung einer
Menge von technischen Einzelheiten. Jeder Akt, jede Szene werden
am Schlüsse des vorausgehenden Auftrittes durch ein par hinweisende,
den weitem Fortgang der Handlung verratende Worte vorbereitet.
Jede neu auftretende Person wird angekündigt. Alles ist verkettet
und greift ineinander wie die Räder eines Uhrwerkes. Freilich wird
dadurch oft das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung erzielt, das In-
teresse eher beeinträchtigt als gefördert: dem Unvorhergesehenen ist
keine Rechnung getragen. Überraschungen sind möglichst vermieden.
Am Ende des dritten Aufzuges soll der Zuschauer nicht glauben, dass
Eugenia ihr Spiel verloren habe; darum erfolgt eine Seitenbemerkung
des jungen Mädchens, sie werde noch ein letztes Mittel versuchen, und
man weiss nun sofort, das wird gelingen. Ähnlich kttndigt Fulvidio
nach seinen erfolglosen Überredungsversuchen IV, 6 an, er werde nur
noch eine entscheidende Probe machen, um Alfonso aus der Täuschung
zu reissen. Der Zuschauer soll ja nicht glauben, die Lösung hänge
nur von dem Zufall ab, der Giulietta den Heiratskontrakt Aspasias
finden lässt. Die Beispiele Hessen sich vermehren, auch aus anderen
Lustspielen Notas. — Geradezu verhängnisvoll aber werden dem In-
teresse an der dramatischen Entwicklung seiner Lustspiele, der Span-
nung, welche dieselbe erzeugen soll, die zahlreich eingestreuten Mono-
loge und Seitenbemerkungen, welche dem Publikum die Anlage der
Handlung und der Charaktere im voraus unterbreiten, oder ihm von
Zeit zu Zeit den Stand der Dinge, der Verwicklung ins Gedächtnis
zurückrufen'). Ohne die Frage nach der Berechtigung dieser Mittel
vom Standpunkt der Wahrscheinlichkeit aufzuwerfen, muss die Art
ihrer Verwendung schon deshalb als eine fast naive bezeichnet werden,
weil sie beim Publikum ein äusserst geringes Verständnis fttr die Vor-
gänge auf der Bühne voraussetzt, weil sie beinahe an die alten Mo-
ralitäten erinnert, in denen die Personen sich selbst den Zuschauern
vorstellen und verkündeten, was sie tun, wie sie sich verhalten werden.
1) Aspnsias Monolog I, 8; Fulvi(lio8 SelbsteinfUbrung IV, 2; Raimondo 1, 13.
Alberto Nota 491
oder wo ein Sprecher die Handlung erläuterte. (Diese letztere Auf-
gabe besorgt in unserem Stücke Delfina gewissenhaft').
Was aber die Technik des Komischen anlangt, in der Molifere der
unerreichte Meister ist, so finden sich bei Nota kaum Anläufe hieza.
Vielleicht lassen sich in zwei Szenen des Ammalato per immaginazione
Versuche finden, die bekannte Klimax im Szenenbau zu yerwenden:
Eine Person oder Gruppe von Personen hat bis zu einem gewissen
Punkt die Führung, die Oberhand über eine oder mehrere andere Per-
sonen, bis durch irgend einen Zufall, eine Entdeckung oder dergl. ein
Umschwung eintritt, und die andere Partei obenauf kommt und den
Gegner in die Enge treibt. Ein klassisches Beispiel hiefUr ist die be-
kannte Szene zwischen Valpro und Mattre Jacques in Moliires Avare
III, 6, die sich gegenseitig wechselweise einschüchtern ; fast in jedem
Lustspiel Moli^res finden sich Belege hiefttr*). Die Unterhandlung
zwischen Aspasia und Raimondo in Notas Lustspiel ist auch so ange-
legt. Solange Alfonsos Gesundheitszustand bedenklich erscheint und
Aspasia sich als die reiche Erbin fühlt, diktiert sie Raimondo ihre Be-
dingungen. Wie aber verlautet, Alfouso fühle sich wohl, ändert sich
die Lage zu gonsten des Bewerbers, dem sich nunmehr Aspasia in
allem fügt. (I, 11, 12.) Ähnlich verläuft die erste Begegnung zwischen
Alfonso und Eugenia. Alfonso hört seine Cousine willig an, nimmt ihre
Heiratsvorschläge günstig auf, ftlblt eine warme Neigung zu ihr in
sich aufsteigen. Aber eben dieses beklemmende Gefühl hält er für
Krankheitssymptome, hervorgerufen durch den Duft eines Rosen-
sträusschens an Eugenias Gürtel, und plötzlich schlägt seine Stimmung
um; seine Sympathie erkaltet, er wird immer ärgerlicher, ja unhöflich,
und Eugenia muss schliesslich nnverrichteter Dinge abziehen. (II, 7).
An einen beliebten technischen Kunstgriff Molieres erinnert auch die
Szene, in der Giulietta atemlos zu Alfonso und Fulvidio hereinstürzt,
auf deren neugierigen Fragen mit nichtssagenden Ausrufen antwortet,
ihre Erzählung weit ausholend beginnt und so die Geduld der beiden
Männer auf eine harte Probe stellt (IV, 7).
Es ist sehr wohl möglieh, ja wahrscheinlich, dass Nota bei seiner
langjährigen Vertrautheit mit den Werken Moli^re's und Goldonis, der
ja auch reich an ähnlichen wirksamen Ausdrackemitteln der Komik
1) S. bes. I, 2; I, 10; I, 11, 12; II, 4; IV, 5.
2) Z. B. in Malade xmaginaire selbst 1, 5. Argan erklärt seiner Tochter, sie
verheiraten zu woUen ; Ang61ique meint, es handle sich um Clöante, und stimmt
freudig bei. Da stellt sich das Missverständnis heraus, die Stimmung schläfst auf
beiden Seiten um. Oder Bourgeois gentilhomme III, 4. Dorante tut, als wolle er
seine Schulden zahlen; Jourdain triumphiert seiner Frau gegenüber. Da rückt
Dorante mit seinem neuen Anliegen heraus, und jetzt ist*s an M»« Jourdain, tax
frohlocken, an ihrem Gatten, kleinlaut zu sein.
492 Fritz Baumann
war; bewasBt, wenn auch nicht oft, Versuche mit der Technik jener
beiden MeiBter angestellt hat. Nor dass ihm die Erreichung komischer
Wirkungen^ die seinen Vorlagen in so hohem Grade eigen sind, selten
gelingen. Aber ihm fehlte eben der Geist, der seinem sorgfältig aus-
gearbeiteten technischen Apparat Leben eingehaucht hätte, es fehlt
ihm an Temperament, am genialen Blick fürs Komische. — Dieser
Mangel, andererseits das Hervortreten des mehr Handwerksmässigen
in der Disponierung des Stoffes, die Besorgnis um minutiöse Ausführung,
bildet eines jener Merkmale der Produktion Notas, und besonders auch
im vorliegenden Stücke, wodurch er sich so durchaus von Molifere
unterscheidet, selbst wenn die zu gründe liegenden stofflichen Elemente
oft die gleichen sind. — Letzteres ist im Ammalato per immaginazione
weniger der Fall als z. B. im Naovo Riceo. Nota hat hier nur die
HauptlinieU; und auch sie nur mit beträchtlichen Modifikationen beibe-
halten. Was an Einzelheiten an das Moli^re'sche Lustspiel erinnert,
soll in den folgenden Kapiteln bei der Vergleichung der Charaktere
und der Tendenz beider Stttcke zur Sprache konunen.
Charaktere.
Bei der Besprechung der Handlung wurde schon auf eine Anzahl
unzweifelhafter Entsprechungen im Personenstande beider Lustspiele
hingevdesen. Zugleich trat dabei aber auch hervor, dass es sich nicht
um genaue Entsprechungen handeln kann. Denn einmal wird durch
Vorwiegen des dramatischen Elementes in den einzelnen Stellen das
charakterisierende zurückgedrängt. Femer bedingte oft die Erweite-
rung oder Beschränkung der einzelnen Rollengebiete, die teilweise Zu-
weisung anderer Aufgaben, die Schaffung anderer Vorbedingungen eine
bedeutende Abweichnng von der äusserlich entsprechenden Gestalt ans
Moli6res Lustspiel.
So sind gerade für die Anlage des Hauptcharakters die Voraus-
setzungen bei beiden Dichtern ganz verschieden. Alfonso ist ein
junger Mensch, Arg an schon ziemlich vorgeschrittenen Alters. Alfonso
ist erst seit zwei Jahren allmählich in seine Wahnvorstellungen hinein-
geraten, er soll davon im Laufe des Stückes geheilt werden; Argan
mag wohl schon seit Jahr und Tag in seiner Einbildung dahin leben,
die übrigens etwas anderer Natur ist als bei Alfonso, weniger Ge-
mütskrankheit als eine Art geistiger Defekt und unheilbar. — Al-
fonsos Person wird mehr in die Intrige hineingezogen, er wird geliebt
und dahin gebracht^ diese Neigung allmählich zu erwidern, er muss
doch etwas liebenswert erscheinen, seine Eigenheiten dürfen nicht ganz
abstosscnd sein. Und schliesslich durfte und wollte Nota Heilkunst
Alberto NoU 493
und Ärzte nicht in Bansch und Bogen verurteilen wie Moliire, wollte
kein drastisches, abschreckendes Beispiel hinstellen.
Alle diese Umstände erklären es, warnm das Übel beim Nota'schen
Titelhelden viel geringer sein muss, die Farben weit weniger stark auf-
getragen werden dürfen; als bei Argan, der viel mehr Karikatur ist.
Freitich weisen die beiden „Kranken*' auch innerhalb dieser
Grenzen noch genug Ähnlichkeiten auf; natürlich, denn alle einge-
bildeten Kranken werden im grossen und ganzen die nämlichen Launen
und Schrullen haben. So teilt auch Alfonso mit Argan den uner-
schütterlichen Glauben an die Medizin. Auch er umgibt sich mit einer
Menge von Ärzten, mit Pulvern, Tränken und Drogen. Wie Argan
ist er ganz und gar vom Gedanken an seine Krankheit erfüllt, urteilt
und handelt von diesem Standpunkt aus, der ihn gleichfalls zu einem
unerträglichen Egoisten macht. Wie Argan seinem Wahn das Glück
seines Kindes opfern würde, so setzt Alfonso in verblendeter Selbst-
sucht seine Zukunft aufs Spiel. So verkennen auch beide ihre wahren
Freunde, welche ihnen die Augen öffnen wollen, und werden anderer-
seits das Opfer gewissenloser Heuchler und Schmeichler. —
Auch in den vielen Einzelzügen, in welchen diese Hauptmerk-
male der beiden Charaktere zum Ausdruck kommen, stimmen Moliöre
und Nota meistens überein; in nicht wenig Fällen lassen sich sogar im
Ammalato per immaginazione wörtliche Reminiscenzen an das fran-
zösische Lustspiel nachweisen.
Im beständigen Gedanken an ihren leidenden. Zustand verlangen
die beiden Kranken auch von ihrer Umgebung die weitgehendsten
Rücksichten. Finden sie dieselben nicht im wünschenswerten Masse
geübt, so geraten sie gleich in starke Erregung, und heftige Zornes-
ausbrüche sind nichts seltenes. Ist der Anfall vorbei, so stellt sich
— wenigstens in der Einbildung — grosse Erschöpfung ein und es
beansprucht ihr Zustand liebevollste Mege und Aufmerksamkeit. Bei
Moli^re ist die mutwillige Toinette die Ursache solcher aufregender
Szenen (I, 2), bei Nota sind es Giulietta (H, 3) und Eugenia (H, 8;
in, 8). — Auffallend ist übrigens in dieser Hinsicht eine Szenenfolge
bei Nota, die er wohl in Anlehnung an etwas ganz Ähnliches im fran-
zösischen Stück geschrieben haben könnte. Im Malade imaginaire I, 5
widersetzt sich Toinette offen und in der kecksten Weise Argans
Plan, Ang^lique mit Diafoirus jun. zu verheiraten. Argan läuft ihr
voll Wut mit seinem Stock nach, bis er vor Erschöpfung auf seinen
Stuhl sinkt. Seiner hinzukommenden Frau gegenüber klagt er über
Toinette und die gefährliche Aufregung, in die er geraten ist. Bäline
schilt Toinette (nur pro forma) aus und droht, sie fortzuschicken. Dann
begütigt sie Argan durch zärtlichste Aufmerksamkeit. (1,5 ff.) — Alfonsos
494 Fritz Baumann
Schwestercheu Gialietta hat ihren Brader durch ihr anttberlegtes
Plaudern von seiner Krankheit, seinem baldigen Tod, von Aspasias
Bosheit sehr zornig gemacht. Aspasia kommt hinzu. Alfonso klagt
tlber Giulietta, die sogleich von Aspasia weggeschickt wird, wälurend
die Stiefschwester ihrem Bruder die liebvollste Pflege angedeihen lässt.
(n, 2 f.) ~ Etwas ähnliches wiederholt sich II, 8 u. III; 8, wo
Eugenia die Ursache der Erregung des Kranken ist, der abermals
von Aspasia beschwichtigt wird, während sich Eugenia Vorwurfe ge-
gefallen lassen muss.
Besonders empfindlich sind Argan wie Alfonso gegen alle Zweifel,
die etwa tlber ihre Krankheit, den Ernst ihres Zustandes erhoben
werden Wie entrüstet ist Argan, als ihn Toinette aufs Gewissen fragt,
ob er denn wirklich krank sei (I, 5). Auch sein Bruder Bäralde be-
leidigt ihn sehr, als er ihn versichert, niemand sei gesünder als er
und ihn schliesslich fragt, was ihm eigentlich fehle.
MiU, im, III, 4. Arg.: Mon Dieul mon frire, vous parlez comme im
homme qui se porte bien\ mais, si vous itiez ä ma place, vom
changeriez bien de langage. II est aisi de parier contre la mide-
cine quand on est en pleine santL
Böralde: Mais quel mal avez-vous?
Arg.: Vot4s me feriez enrager. Je voudrois que vous Veussiez mon
mal, pour voir si vous jaseriez tant . . .
Eugenia findet gleichfalls, dass ihr Vetter nichts weniger als
leidend sei, muss aber eine ähnliche Zurückweisung erfahren wie
Bäralde . .
Amm. p. imm. 11,7 Alf. E voi State bene di salute?
Eng. Benissimo, grazie al cielo.
Alf. Non siete mai soggetta ad alcun incomodo?
^Eug. Jo no: e che? vi piacerebbe vedermi ammalata?
Alf. Ammalata no: ma se soßeriste, almeno di quando in quando, un
qualche maluzzo, potrei sperare d*essere compatito da voi.
Diese Empfindlichkeit geht so weit, dass die beiden Kranken es
gar nicht mehr hören wollen, wenn man ihr gutes Aussehen lobt, sich
über die Besserung freut u. s. w., Argan ist, man möchte sagen, so
verliebt in seine Krankheit, dass er derartige Behauptungen fast als
eine persönliche Beleidigung betrachtet.
Mal. tm. n, 3 Glöante. Monsieur, je suis ravi de vous trouver debout
et de voir que vous vous portez mieux.
Toinette. Comment nquHl se porte mieux^? Cela est faux: Monsieur
se porte toiyours med,
C Haute. J^ai out dire que Monsieur itoit mieux, et je lux trouve bon
visage.
Alberto Nota 495
Foinette. Que voulezvous dire avee voire hon visage? Monsieur Va
fort mattvais, et ce sont des impertinents qui vous ont dit quHl iioit
mieux. Je ne s'est jatnais si mal porti.
Argan. BUle a raison.
Eine abgeschwächte Erinnerang au diese Szene findet sich in
Amm. p. imm. II; 6, gleichfalls eine Begrttssnngsszene.
Eog. Eh viay non parlate dincomodi^ con quelVaria, con quelPaspetto . . .
Ma che? non mi volete prestar fede?
D elf ine. Mi creda, signora^ egli soffre . . .
Kurz darauf protestiert Alfonso selbst gegen Eagenias Versicherang,
er sei doch ganz gesund. (U. 7)
Natttrlich unterliegt Alfonso, wie Argan, nicht nur der Autosuggestion,
er ist auch der Beeinflussung durch andere ebenso zugänglich. Hat er
auch zu der Heilkunst nicht jenes unbegrenzte Vertrauen wie Argan
macht er sich auch mitunter Gedanken über die Menge der sich oft
widersprechenden Rezepte (III; 4, 8; IV, 6), so ist er andererseits doch
ganz im Bann der medizinischen Schriften, die ihm Aspasia besorgt
hat und glaubt alle möglichen; dort aufgefllhrten Erankheitssymptome
an sich zu beobachten (II; !.)• Und vollends die Diagnosen der Ärzte,
ihre Befürchtungen, das Schlimmste sei zu erwarten, wenn nicht sofort
eingegriffen werde (III, 9; 6), jagen Alfonso nicht weniger Angst ein
als Pnrgons furchtbare Drohungen Argan erschrecken (Mal. im. HI; 6).
— LeutO; die ftlr die medizinische Wissenschaft kein Verständnis, vor
den Ärzten keinen Respekt haben, halten sie beide fttr Ignoranten oder
freche Frevler. (Mal. im. I, 2; III; 3. Amm. p. imm. 11, 2.) — Jenen
dagegen, welche ihnen Teilnahme entgegenbringen, Interesse ftlr ihre
Krankheit bekunden; auf ihre Launen eingehen oder gar sich in treuer
Fflrsorge ihrer anzunehmen scheinen; schenken sie ihr unbedingtes
Vertrauen; das durch keine noch so berechtigten Warnungen seitens
gntmeinender Freunde und Verwandten zu erschüttern ist. Alle An-
schuldigungen gegen ihre Pflegerin weisen sie entrüstet zurück, und
setzen ihnen begeistertes Lob entgegen. — Um die treuen Dienste ihrer
vermeintlich so aufopferungsvollen Pflegerinnen zu belohnen, suchen sie
den Wünschen derselben zuvorzukommen, fördern aber eben dadurch un-
bewnsst deren eigennützige Absichten: Argan verspricht Böline, sein
Testament zu machen, Alfonso fordert Aspasia auf, doch die Heirat
mit Raimondo zu beschleunigen.
Mal. im. 1,6, Argan (als ihmB^iine die Kissen zurecht richtet und
ihn zum Schutz vor Erkältung sorgsam zudeckt.) Ah! mamie, que je
vous suis obligi de totis les soins que vous prenez de moi\
. . . Mamie, vous Hes toute ma consolation . . .
496 Frits Baumann
. . . Paur tächer de reconnotire Vamour que vous nie portez, je veux
man co&uvy comme je votis ai dit, faire mon testament.
I, 7 (zum Notar) . . . une femme dont il (= Argan) est aimi tend-
rement, et qui prend de lui tant de soin.
II; 6 (zu den beiden Diafoirus) . . . V(nlä une femme qui m*cume . . .
cela n^est p<is croyable.
Bäraldes Anschaldigangen gegenüber verteidigt Argan seine Fraa
sehr warm III, 11: Demandez-lui un peu les caresses qu^elle me fait...
Uinquiitude que lui donne ma maladie ... Et les soins et les peines
qtCelle prend autour de mai.
ÄmmaL p. imm. (ü, 3) Alfonso (zuAspasia, die ihn besucht, ihm
die Kissen aufschttttelt, die Türen schliesst und warme Kleidung holen
lässt, angeblich um ihn vor Erkältung zu schützen.) 0hl mia sorella^
voi stessa vi pigliate l'incamado? . . . Quanto amore, quante attenzioni . . .!
II, 4 Diletta sorella ..,so che fcUe iuito per mio vantaggio.
Da Aspasia Uneigennützigkeit und Verzicht auf die Erbschaft
heuchelt (wie bei Molifere Böline sich den Schein gibt, als sei ihr die
notarielle Schenkung Argans peinlich, und sie widerstrebend annimmt)
bemerkt er, von ihrem Edelmut überwältigt wie Argan von Bölines Liebe:
Oh impareggiabile donna ! Ma , . . e il vostro matrimanto col signar
Baimondo? . . .
. . . se mi amate^ sollecitate la cosa . . .
Auch er verteidigt seine Schwester gegen Verdächtigungen.
II, 7 (zu Eugenia) Aspasia conosce meglio il mio temperamento . . .
Mia sorella mi ama.
Ogni sua cura, ogni suo pensiero sofio rivolti a migliorar la mia
Salute.
Non v^ha pericolo ch'essa m'inquieti per la brama o per Vavidüä
delle mie ricchezze.
rV, 6 wendet er sich in ähnlicher Weise gegen Fulvidios Warnungen
vor Aspasia.
Auf eine nicht unwesentliche Verschiedenheit zwischen Argan und
Alfonso muss schliesslich noch hingewiesen werden; sie betrifft das
Verhältnis der Beiden zu ihrer Krankheit, ihr Gebahren als „Kranke''
im eigentlichen Sinne. Argan ist der Kranke mit Überlegung und Er-
fahrung, der Kranke mit System. Er weiss was er zu tun hat, er
befolgt die ärztlichen Vorschriften mit peinlichster Gewissenhaftigkeit,
ist von ihrer Wirkung voll überzeugt; er fühlt sich unglücklich, wenn
er einmal weniger Mittel angewandt hat als sonst; ja er würde sich
wohl unglücklich fühlen, wenn er nicht mehr krank sein könnte. Er
und seine Krankheit sind zwei untrennbare Begriffe. So gibt es bei ihm
Alberto Nota 497
auch keine Nervosität; keine eingebildeten Ohnmächten^ kein Hin- und
Herschwanken zwischen Zweifel nnd Vertranen zu den Ärzten und ihren
Verordnungen, wie das bei Alfonso der Fall ist. Bei letzterem ist des-
halb auch der Gemtttszastand ein anderer; da er noch nicht vollständig
im Banne der eingebildeten Krankheit steht, ist er empfänglich für
äussere Eindrücke, ist er noch anderen Regungen zugänglich; sein
Egoismus tritt weniger scharf hervor als bei Argan.
Fttr ein gut Teil seiner Handlungen wird ihm freilich die Verant-
wortlichkeit abgenommen von As pasia , die ja eigentlich die Anstifterin
allen Unheils ist. Sie veranlasst ihn ja, Eugenias Werbung abzuweisen,
welcher Alfonso vielleicht sonst nicht ablehnend gegenüberstände. Da
diese Agitation und Eugenias Gegenmassregeln den Angelpunkt der
Handlung bilden; so gewinnt Aspasias Rolle eine ganz andere Bedeutung
als jene der B6line beiMoliöre. Letztere tritt weit genug zurück um
das Interesse am Kranken nicht zu stören, dessen Leichtgläubigkeit
und Hilflosigkeit sich im Gegenteil erst so in einem grell-komischen
Lichte zeigt. Auch steht sie zur Intrige des Lustspiels in keiner
direkten Beziehung, da der Widerstand gegen Glöantes und Angöliqnes
Vereinigung hauptsächlich vom Kranken selbst ausgeht und auf die
Sorge um sein Wohl zurückzuführen ist. Soweit freilich auch Aspasia
mit zur Ausgestaltung des Hauptcharakters beiträgt, weist sie viel
Gemeinsames mit Bdine auf. Sie wendet dieselben Mittel an, das volle
Vertrauen des Kranken zu gewinnen und es auszubeuten. Durch ge-
heuchelte Teilnahme, durch Schmeichelei, zärtliche Behandlung, sorg-
same Pflege gelingt ihr das ebensowohl wie B^liue. Es wurde schon
auf eine Szenenfolge hingewiesen, in welcher Nota ganz entschieden
von Holi^re inspiriert war^) und wo auch das Verhalten Aspasias ge-
nau dem Bdines entspricht : Der aufgeregte Bruder (bezw.) Gatte wird
beschwichtigt, Giulietta (bezw. Toinette) fortgeschickt; sie schüttelt ihm
die Kissen auf; schliesst eine Türe und lässt den Überzieher holen,
denn Alfonso könnte sich erkälten — so pflegt auch Böline ihren
Gatten (Jfir?/. /m. I, 6). Bäline: Cäy donnez lui son manteau fourri^et des
oreillersy que je Vaecommode dans sa chaise, Vous voilä je ne sais
comment. Enfoncez bien votre bonnet jusque sur vos oreilles: il rCy a rien
qtn enrhume tant que de prendre V air par les oreilles. — Dann richtet
sie ihm die Kissen zurecht. — Diese Aufmerksamkeiten sind, wie wir
sahen ^), in beiden Stücken vom gleichen Erfolg gekrönt.
Die Verschiedenheit der Rolle bedingt hier allerdings eine Ab-
weichung in der Zeichnung der beiden Charaktere. Aspasia hat alle
Ursache, zu wünschen^ dass ihr Bruder, an dessen Krankheit sie
1) Akt It Sz. 3 und 4, 8. p. 495 ff.
2) S. p. 496.
Romanisch« Forschungen XXV. 32
498 FritB Banmann
Übrigens gar nicht glaubt^ sich recht krank fUblen und nicht am letzten
Tag der durch das Testament festgesetzten Frist aaf Heiratsge-
danken kommen möchte. Sie bemüht sich daher, ihm zu suggerieren,
er sei nicht wohl, und entfaltet dabei bemerkenswerten Scharfsinn. >-
B61ine, die ihren Gatten offenbar wirklich fttr leidend hält, wartet auf
sein baldiges Ableben; ihre Pflege hat nur den Zweck, ihm vorher
noch sein Geld abzuschmeicheln. — Auch anderen Personen gegen-
lüber suchen Aspasia und B^line ihre Verstellung durchzuführen, mit
wechselndem Glttek. Beide wollen namentlich die Dienerinnen auf ihre
Seite ziehen. Delfina geht wirklich, Toinette scheinbar auf ihrer
Herrin Absichten ein. Alle aber, von denen sie durchschaut und be-
kämpft werden, verfolgen sie mit ihrem Hasse. Doch geht Aspasia
auch hier wieder umsichtig, mit Selbstbeherrschung vor, ohne sich zu
verraten. — Böline kann ihre Gesinnung nur schwer verbergen. —
Natürlich versteckt sich bei beiden unter der Maske treuer Aufopferung
der niederträchtigste Charakter: sie sind herz- und gewissenslos; von
Mitleid mit dem Kranken ist keine Spur vorhanden; im Gegenteil
können sie den Tag kaum erwarten, der sie in den Besitz der Erb-
schaft setzt und der lästigen Krankenpflege enthebt. Böline äussert in
drastischer Weise beim vermeintlichen Tod Aspasias ihre rohe Ge-
sinnung:
Mal, im. TU, 12 , , , Le Ciel en 8oit louel Me voilä dilivrie öCim
grand fardeau Que tu es softe, Toinette, de fafßiger de cette mortl
. . . cela rCen vaut pas la peine. Quelle perte est-ce que la sienne? et
de quoi servoit-il sur la terre? Un komme incommode ä tout le monde^
mal propre^ dSgoütant . . . u. s. w.
hierauf beeilt sie sich, dem „Toten^ die Schlüssel abzunehmen, um die
versteckten Summen zu suchen.
Aspasia lässt schon vom Beginn des Stückes an den Zuschauer
nicht im Zweifel über ihre wahren Gefühle:
Amm. p, imm, I, 3 . . . tanto peggio per lui (Alfonso), s'et vuol
credersi ammalato: quando gli mancheranno tuttoadun tratto gli agi di
una buona ereditä^ si avvedrä delle sue pazzie^ e risanerä peffetta-
mefite.
I, 11 (zu Raimondo) ... le sm malinconie cominciano a in/asti-
dirmi.
IV, 7 (im Bericht Giuliettas über die Unterredung zwischen Aspasia
und Raimondo) . . . abbiate pazienza per qualche giomo^ lo disgusteremo
. . . mio fratello mi ha seccata abbastanza.
V, 5 (zu Alfonso selbst) . . . üscite, passeggiate; in tal modo gio-
verete alla vo^tra salute, e lascerete gli altri in riposo: ehe dawero,
quanto a me, sono stanca^ rtfinita, e non potrci piü durarla cosi.
Alberto Nota 499
V, 6 . . • vergognatevi una volta dt volervi sewpre credere am-
malato.
Ebensowenig Umstände wie mit dem Kranken machen Böline und
ÄBpasia mit den anderen Mitgliedern der Familie, die der Verwirk-
lichnng ihrer Pläne im Wege stehen. Die Erstere möchte am liebsten
ihre beiden Stiefkinder ins Kloster schicken; Aspasia hat die gleiche
Absicht mit Ginlietta, ihrer Stiefschwester^ während sie Engenias Hoflf-
nungen auf Alfonsos Herz and Hand ebenso skrappellos zu zerstören
sacht, als Angälique in B^Iine eine hartherzige Gegnerin ihrer Herzens-
angelegenheit hat.
Wiederum muss auch hier auf den alten Unterschied in der
Charakterisierungskunst der beiden Lustspieldichter hingewiesen werden :
Molifere verleiht auch den meisten seiner Nebenfiguren charakteristisches,
individuelles Gepräge; auch sie tragen den Stempel echter Komik, so
flttchtig gezeichnet und belanglos fttr die Handlung sie auch oft sind.
Zu B^lines Geldgier und Verstellung gesellt sich in komischem Kon-
trast eine starke Dosis Borniertheit und Mangel an Selbstbeherrschung;
der sie alle Augenblicke zum Verräter ihrer Sache werden lässt; trotz
ihres schlechten Charakters wirkt sie drollig, namentlich in der Ent-
decknngsszene (IH; 12). Nota macht daraus eine recht schablonenhafte
Theaterfigur ohne Komik. In ihrer raffinierten Schlauheit, ihrem ziel-
bewnssteu; sich nie verratenden Streben ruft sie bei einem naiven
Publikum Abscheu und Erbitterung hervor, ihre Bestrafung erregt leb-
hafte Genugtuung; ihre so unvermittelte Bekehrung begegnet wohl auch
da Unglauben; nie aber löst sie, so wenig wie Alfonso, in Wort oder
Tat Heiterkeit aus.
Zwischen den Charakteren Angel iques und Engenias sind die
Unterschiede bedeutender als die Berührungspunkte. Es kann hier
überhaupt eher von einer ungefähren Entsprechung der KoUen als von
einer Ähnlichkeit der Charaktere die Rede sein. Die beiden Mädchen
bilden das Gegenspiel zum Kranken und dessen Pflegerin. Mit ihren
Heiratsansprüchen treten sie den egoistischen Plänen des ersteren, den
verbrecherischen Absichten der letzteren in den Weg, zunächst erfolg-
los, bis sie wirksame Unterstützung finden durch einen überlegenen;
einsichtsvollen Mann, und schliesslich siegen. Auch in der Charakter-
zeichnung kommt diese Stellung innerhalb der Intrige zum Ausdruck,
insofern beide das gute Prinzip vertreten. Das tritt besonders scharf
bei Engenia hervor, die in allem und jedem das glänzende Gegenstück
zu Aspasia bildet und sie nicht nur an Yortrefflichkeit des Charakters
sondern auch an Schärfe des Geistes übertrifft. Übrigens ist Engenias
Stellung im Stücke eine viel exponiertere. Unabhängig von ihrer und
des Kranken Familie, tritt sie selbstständig werbend auf, und zwar um
32*
500 Fritz BaumaoD
die Hand des Kranken selbst; sie ficht den Kampf gegen Aspasia fast
allein dnrch. — Ang^lique liebt einen fremden jangen Mann, sie hängt
von einem eigensinnigen, egoistischen Vater, einer böswilligen Stief-
mutter ab; ihr Widerstand ist ein passiver. — Diesen verschiedenen
Verhältnissen entsprechen die Temperamente. — Angälique, zn Gehor-
sam und Ehi furcht vor den Eltern streng erzogen , ist zurtlek-
haltend; ruhig, immer ihre und ihrer Eltern Würde wahrend; doch ver-
mag sie bei ihrer Ruhe energisch zn sein, ob es sich nun handelt, mit
List und Gewandtheit die Bewerbung des jungen Diaforius und seine
zudringlich-läppischen Bemerkungen zurückzuweisen, oder den rohen
Angriffen B^lines in scharfer, unzweideutiger, aber formell korrekter
W^eise zu begegnen. Unter dem Zwang der Umstände scheut sie zu-
weilen auch nicht vor einer kleinen Komödie (II, 6) oder Heimlich-
keiten zurück. Eugenia ist eine sehr selbstbewusste, energische junge
Dame, die mutig und temperamentvoll die Hindernisse angreift.
Schonungslos sucht sie den EJrankheitswahn ihres verwöhnten Vetters
und sein blindes Vertrauen zu Aspasia zu zerstören; scharfen Blickes
durchschaut sie die Känke der letzteren; aber angesichts des Schwin-
dels, den die Ärzte und Alfonsos Schwester mit diesem treiben, verliert
sie die Selbstbeherrschung und lässt sich zu Ausfällen hinreissen. AU
gerade, aufrichtige Natur hasst sie Schein und Lüge auch in ihrer
mildesten Form. Aber in ihrer stürmischen, zugreifenden Art lässt sie
feineres, mädchenbaftes Empfinden, echtes Zartgefühl oft vermissen
und ist vielleicht darum weniger sympathisch als die sanftere, kind-
liche Ang^lique. Auch erseheint die treue Liebe der letzteren natür-
licher, weil mehr im Einklang mit ihrem Charakter, als die heissen
Bemühungen Eugenias um ihren wenig anziehenden und unliebens-
würdigen Vetter, den sie, die Stolze, Stürmische, treu und zärtlich
liebt.
Bei der grossen Ausdehnung, die Eugenias Rolle in Notas Stück
einnimmt, wurden ihr einige Funktionen übertragen, die im französischen
Stück anderen Nebenrollen zum Teile zugewiesen sind. Sie hat bis
zum IV. Akt allein den Kampf gegen die feindliche Partei zu führen,
in welchen sich bei Moliere Toinette und Bäralde teilen. Oft erinnern
Eugenias Auslassungen über die Ärzte, über die eingebildete Krankheit
Alfonsos an Toinettes Bemerkungen über Argan^). Mit B^ralde teilt
sie das Bestreben, gegen den Krankheitswahn und seine Parasiten an-
zukämpfen. Wie er kommt sie nach einigen einleitenden Bemerkungen,
die den Kranken beruhigen sollen, sofort auf die Heiratsangelegenheit
zu sprechen, wie Böralde stösst sie dabei auf die beiden Haupthinder-
nisse, die eingebildete Krankheit und das blinde Vertrauen zur Schwester
1} Mal, imag. I, 5; Amm, p, mm. II, 7.
Alberto Nota 501
(dort zur Frau); auch sie glaubt weder an die eine noch die andere,
verleiht ihrem Zweifel in vielfach ähnlichen Wendungen Ausdruck,
mit dem gleichen negativen Erfolg 0* Auch sie hält sich über die
Einfalt und Gewissenlosigkeit der Cbarlatane auf, die den im Grunde
kerngesunden Alfonso kurieren wollen^ wenn gleich ihre Skepsis nicht
soweit geht wie jene des B^ralde und nnr eine gewisse Klasse von
Ärzten trifft').
Der Gestalt Böraldes lässt sich übrigens noch besser jene des
Fnlvidio gegenüberstellen, welcher namentlich in dramatischer Hinsicht
der Bruder Argans zum Vorbild gedient haben dürfte. Jeder ist als
unparteiischer, die Verhältnisse richtig beurteilender Vertreter des ge-
sunden Menschenverstandes gedacht. Sie sind sozusagen die raisonneurs
des Lustspiels, durch welche der Autor seine persönlichen Ansichten
namentlich über Medizin kund gibt. Doch ist das bei Haralde weit
mehr der Fall als bei Fulvidio; dafür fällt diesem in der Lösung des
Konfliktes eine wichtigere Aufgabe zu. Beide sind ja die Helfer in
der Not: Böralde wird von Toinette für Angdiques Sache interessiert,
Fnlvidio kommt auf Veranlassung Eugenias und versucht Alfonso für
sie zu gewinnen, wobei er, wie B^ralde und wie Eugenia selbst schon,
einen vergeblichen Kampf gegen die Einbildung des Kranken') und
den Einfluss Aspasias fuhrt ^). Fulvidio dient aber auch noch als
1) Ämm. p. imm, II, 7; III, 8; 8. p. 494f.
2) Amm. p, imm. III, 7, 8.
3) Mal. tffi. III, 3, B oral de, Est-il possible que vaus serez taujours em-
beguini de vos apothicaires et de vos mSdeeinSt et que vaus voulez etre malade
en depit des gens et de la nature?
. , . je ne vois paint (T Jiomme qui sott moins malade que vous etc, ; wäre
er krank, so wäre er schon längst an den vielen Medizinen gestorben, die man
ihm verschrieben hat.
Amm. p. imm. lY, 6. Fulvidio hält sich ttber die vielen Heilmittel auf,
womit man Alfonso umicibt : vi spedisce una intiera spezieria in corpo . . . questi
rimedi . . . uniti vi possono mandare alV altro mondo.
• . . Vai non siete ammalato ; e non avete bisogno nh di mediei nh di medi-
eine. — Die ärztlichen Vorschriften yergrössern nur seine Einbildung; wenn es
80 weiter gehe, werde er wirklich krank. — Fulvidio äussert sich auch ab-
sprechend über die anderen Ärzte und ihre neuen Theorien.
4) Mal. im. IIL 3. B oral de. Votre femme ne manque pas de vous conseiller
de vous difaire ainsi de vös deux filles... ibid. III, 11... Vous voulez faire
plaisir ä quelqu^ un . . .
. . . & est votre femme que je veux dire; et non plus que V entetement de
la mideeinef je ne puis vous souffrir V entetement oü vous Hes pour eile, et voir
que vous donnies tete baissee dans tous lespihges qu' eile vous tend.
Amm. p. imm, IV, 6, F u I v. Altri si prenderä spasso di voi, e guardatevene . . .
domani D. Aspasia vostra sorella sposerä il signor Baimondo; c V ereditä del
5U2 Fritz Baumann
vorteilhaftes Gegenetttck zu den schlechten Ärzten; ferner ist er der
ideale Richter ttber Gute und Böse, der mit überlegener Schlauheit den
Schlag gegen die schon triumphierenden Feinde vorbereitet und aos-
ftihrti und schliesslich in edler Bescheidenheit den Dank der Beglückten
abwehrend entgegennimmt. — Das Auftreten des Idealmenschen Fulvidio
ist demnach auch ein seiner Hission entsprechendes. Vorsichtig und
schlau gegenüber Aspasia, offen und energisch gegen den Kranken,
massvoll in seinem Urteil über die Heilkuust, scheinbar heftig nur, wo
es dem Kranken fl5rderlich ist. — Bäralde ist einfacher und natürlicher;
ohne viel Umschweife geht er auf sein Ziel los, wird ungestüm und
heftig, wenn er gegen die Ärzte spricht. Doch tritt ja B^ralde ah
Charakter weniger hervor, da er hauptsächlich nur das Sprachrohr ftir
die Ansichten Moliferes über die medizinische Wissenschaft ist.
Bayard bezeichnet in seiner Kritik des Ammalato per immaginazione
neben der Figur Aspasia auch Delfina und Giulietta als Anleh-
nungen an die entsprechenden Charaktere in Moli^res Lustspiel, d. h.
also an Toinette und Louisen. Über die Ähnlichkeit der beiden
Kinderrollen wurde oben schon gesprochen; sonst sind die zwei Mädchen
recht verschieden angelegt: Louisen natürlich, verschmitzt, drollig; Giu-
lietta nicht eben unsympathisch; aber gekünstelt in der Zeichnung,
etwas aufdringlich vorgeschoben ; denn sie soll Wirkung machen ; be-
sonders in der Entdeckungsszene i^t sie weniger geglückt, unglaubhafter
als Louisen. — Delfina ist nur ein schwacher Abglanz der prächtigen
Toinette, von der sie sich schon durch ihre Stellung im Hause des
Kranken unterscheidet. Toinette geht scheinbar auf B^lines Absichten
ein, hält in Wahrheit aber treu zu Angdique, will das Wohl Argans. —
Delfina steht zu Aspasia. So ehrlich, gutmütig und uneigennützig
Toinette ist, so gewissenlos, boshaft und auf ihren Vorteil bedacht
zeigt sieh Delfina, sie hilft ihrer Herrin, den Kranken in seinem Wahn
zu erhalten und die Verwandten zu täuschen. Doch nimmt sie keinen
tätigen Anteil an der Handlung wie Toinette. Delfina muss, wie schon
früher bemerkt, durch häufige Seitenbemerkungen die Vorfälle auf der
Bühne glossieren, die mutmassliche Stimmung des Zuschauers zum
Ausdruck bringen, vielleicht soll sie auch einen heiteren Ton in das
sonst sehr ernste Lustspiel hineintragen helfen. Natürlich legt sie
grossen Scharfsinn im Erfassen der Situationen, in der Beurteilung der
£io, che ora h vostra, pKsserä alle loro mani, Allara cesserä ü falso zelo per la
vostra salute; allara non sarä piu mestieri di mantenervi nella voatra fatale
illusiane col provvedervi polvere, tavolette e libri medid; ...
. . . Quando vostra sorella eil signor Eaxmondo v* avranno cacciato di casa...
Alf.... Mia sorella mi ama.
Fulv Non e vero.
Alberto Nota 503
VerhäUniBse und Charaktere an den Tag, nicht selten aach eine gewisse
witzige Ironie, besonders in ihren Bemerkungen ttber Älfonsos Ärzte^
ihre Unwissenheit, ihr Wichtigtun etc. Hier erinnert sie vielleicht
eher als sonst anToinette^). Aber wie weit sind wir auch da von der
Letzteren übersprudelnder Laune, ihrer Schalkhaftigkeit entfernt, die
das Lustspiel so ausserordentlich belebt. Es mag dem italienischen
Autor ja wohl die Dienerinnenrolle des Moli^re'schen Lustspiels vorge-
schwebt haben; hier und dort weist ein Zug, eine Bemerkung unver-
kennbar darauf hin; da aber Nota nach seiner alten Praxis die Bolle
umgestaltet und sich bemüht hat, möglichst selbständig zu erscheinen,
ist der schlagende Beweis ftlr die Abhängigkeit schwer zu erbringen')
Die übrigen Charaktere des italienischen Stückes, Z>. Maurilio, Bai-
mcndo, der Diener £or^o/0; die beiden Ärzte Cr/^a/it^f und CkifUoreo, sowie
der Notar kommen für die Vergleichung mit dem Malade imaginaire
nicht in Betracht. Inwieweit einige derselben vielleicht in anderen
Werken der Lustspielliteratur Vorbilder haben, soll unten zur Sprache
konmien.
Tendenz.
Nota konnte ein Thema wie den „Kranken in der Einbildung'^ nicht
wohl behandeln; ohne zu der Frage über den Wert der ärztlichen Kunst
und der Tüchtigkeit ihrer Vertreter Stellung zu nehmen, um so weniger,
als er unter dem Einfluss desjenigen Lustspiels von Moli^re stand, in
welchem der gewaltige Satiriker noch einmal seinen ganzen Grimm
ttber die medizinischen Verhältnisse seiner Zeit ausgegossen hat, durch
derben Spott wie in ernster ßede. Dass auch Notas Lustspiel nicht
frei ist von scharfer Kritik in dieser Hinsicht, beweist allein schon das
Verbot gegen die Aufführung des Stückes, welches „die Vertreter neuer
medizinischer Lehren lächerlich mache'").
1) Man denke besondeiB an den Besuch der beiden Diafoirus bei Argan,
den Toinette mit spöttischen Zwischenreden ttber die Weisheit des jungen Dia-
foirns und ttber die ärztliche Kunst begleitet. — (II, 6) Dem entspräche bei
Nota die Konsultation der Doktoren Crisalidi und Castoreo, wobei sich Delfina
mit ähnlicher Ironie und Skepsis Über das Gebahren und Verfahren dieser Ärzte
äussert (III, 2-6).
2) MUsste man nicht annehmen, dass Nota die besten Ausgaben der Werke
Moli^res zur Verfügung standen, so wäre man beinahe versucht zu glauben, er
habe hier die ganz entstellte zweite Ausgabe des Malade imaginaire bentttzt,
welche 1674 zu Amsterdam bei Daniel Elzevlr erschien. Dort ist die Dienerin
auf bestem Fnss mit Böline; die Angriffe gegen die Medizin sind gemildert;
der Kranke beklagt sich, er stecke bis an den Hals in den Medizinen; der
Charakter der Tochter ist gleichfalls stark verändert, resoluter gehalten-, auch
erklärt sie ihre Abneigung gegen Ärzte und üeilkunst
3) Nota in der Widmung des Lustspieles an den Grafen Girolamo Bardi.
Commedit^ Farigi^ 1829 II, 3. Ällorchd si seppe in Milano {nel 1812) ch* io aveva
504 Frits Baumann
Es fragt sich Dnr, ob nnd inwieweit Nota auch hier you Moli^re
abhängig ist. Hat ihm lediglich die gelüBgene und wirksame Satire
Moliferes auf die Heilkunde seiner Tage den Gedanken eingegeben,
einmal in ähnlicher Weise dieses dankbare Gebiet ftlr die Verhältnisse
seiner Zeit zu bearbeiten? Vielleicht doch nicht ansschliesslich. Wenn
Moliöre schon auf Grund persönlicher Erfahrungen Anlass hatte zu
seinen Ausfällen gegen die Medizin^ so fehlt es auch in Notas Leben
nicht an Momenten, die seine Befassung mit diesem Thema erklären
könnten. Notas Laufbahn war, wenn auch weniger Wechsel- und
dornenvoll als jene MolifereS; doch auch von widrigen Verhältnissen aller
Art durchsetzt, die mitunter eine merkwürdige Ähnlichkeit mit den
Schicksalen des grossen Franzosen aufweisen. Auch Nota hatte viel
von seiner flatterhaften jungen Frau zu leiden; seine häuslichen Ver-
hältnisse scheinen sehr unerquicklich gewesen zu sein; auch an er-
bitterten Gegnern hat es ihm nie gefehlt, die der Aufführung und dem
Erfolg seiner Werke oft die grössten Schwierigkeiten zu bereiten
suchten ^). Gerade gegen Ende des Jahres 1810 — also das Jahr vor der
Abfassung des Ammalato per immaginazione — wirkten diese verschie-
denen Umstände zusammen, seinen seit längerer Zeit ohnehin gedrückten
Gemütszustand in tiefe Schwermut zu verwandeln^ von der er auf den
Bat eines befreundeten berühmten Arztes durch eine längere Beise
Heilung suchte. — Was ist wahrscheinlicher, als dass manche von
seinen Beobachtungen an sich selbst und seinen Ärzten in sein Lustspiel
übergingen? Er selbst sagt in der oben zitierten Widmung mit Bezug
auf Fulvidio : Ho voluto raffigurare uno de' piü rinomati professori
d^IkUia, il quäle a me stesso con parole dt sicurezza, e con ottimi can-
sigli arrecö grande^ inaspettato sollievo in una osfinatissima tpocondria . . .
Warum soll er nicht auch versucht haben, die Schattenseiten der
ärztlichen Kunst zu schildern, die er vermutlich auch am eigenen Leibe
verspürt hat? —
Freilich macht sich die Tendenz bei Nota in bedeutend abgeschwächtem
Masse und in weit milderer Form geltend gegenüber der Heftigkeit,
mit der Moli^re gegen die herrschenden Misstände in der Zunft der
Ärzte zu Felde zieht. Die Gründe dafür sind naheliegend. Durch das
Vorherrschen des Dramatischen, der Intrige gegenüber dem Charakteri-
sierenden, ist von vornherein weniger Gelegenheit zu einer breiten Be-
handlung der satirischen Seite gegeben; es werden ihr nicht soviel
eigene Szenen gewidmet wie im Malade imaginaire. Nur der dritte
scritta questa conmedia, cadde in animo ad alcuni^ ch* io avesai voluto porre in
ridicolo i promotori di nuove dottrine mediche: e cid fu cagione che non ei rap-
preeentaeee in queW anno il mio componimento . . .
1) S. p. 452 ff.
Alberto NotÄ 505
Akt mit dem Besuch der Doktoren Crisalidi and Castoreo dient in der
Hauptsache dem Zweck, gewisse Aaswüchse der ärztlichen Wissenschaft
und Praxis zu brandmarken. — Es sind femer aber auch die Zeit-
verhältnisse ganz andere geworden. Während Moiifere die Medizin; die
Ärzte in Bausch und Bogen verurteilte und nichts von ihr wissen wollte
— die Verhältnisse seiner Zeit berechtigten ihn einigermassen zu diesem
Urteil — musste sich Nota auf spezielle Verkehrtheiten der Heilkunde
seiner Tage beschränken; die Erfolge und Fortschritte dieser Wissen-
schaft standen schon zu fest, um irgendwelche Zweifel an ihrer Daseins-
berechtigung Oberhaupt aufkommen zu lassen. — Im ganzen Moli^re
findet sich nicht ein Beispiel fttr einen tttchtigen Arzt. Nota macht
nicht nur das Ideal eines solchen zum Träger einer wichtigen Rolle,
er unterlässt keine Gelegenheit, auf die grosse Anzahl erfahrener und
rechtschaffener Ärzte hinzuweisen, welche den schlechten gegenüber-
stehen. Bevor Alfonso in die Hände der Pfuscher Crisalidi und Castoreo
fällt, hatte seine Schwester schon mehrere einsichtige Ärzte verab-
schiedet, die das Leiden des Kranken, seine Hypochondrie sofort erkannt
hatten und demgemäss behandeln wollten^). Ausserdem versichert er
in der öfter angefahrten Widmung: . .ho sempre avuto inpregio i buoni
medici; e rispetto grandetnente le dotte ricerche di qualtmque natura;
tutia volta che si adoperino in esse valenti ingegni e gli espenmenti non
Steno fatti e ripetuti a dispetto delVevidenza e con danno delPumanitd. —
Zu seiner Zeit waren eben die Ärzte nicht mehr zu einer Art Zunft
organisiert, welche mit ihren ungeheuerlichen Satzungen Fortschritt
und Entwicklung unmöglich machte und als ganzes angegriflTen werden
musste, sondern wir haben es hier schon mit der freien Konkurrenz
zu tun. —
Nun ist aber Nota nicht der erste, welcher diese von der Moliöre'schen
Darstellung so bedeutend abweichenden Verhältnisse fttr ein Lustspiel
ausgenutzt bat. Schon Goldoni nimmt in seiner Finta ammalata Ge-
legenheit, in der Schilderung der Ärzte und ihres Treibens den veränderten
Verhältnissen Rechnung zu tragen, während er sich im übrigen in diesem
Lustspiel recht eng an Moli^res Amour midicin angeschlossen hat*).
Auch Goldoni führt den idealen Vertreter der ärztlichen Kunst ein, den
Dr. Onesti, der, wie Fulvidio, den Fall sofort klar erkennt und dem-
entsprechend ehrlich handelt, der gegen das verkehrte oder betrügerische
1) S. Akt II, Sz. 7. Eug. Voi avete , . . uua buona salute.. . dico quel che
asseriacono doiii ed esperti medici.
lY, 6; Fulv. (gleichfalls zu Alfooso) I voatri pnmi medici, onesti e valenti,
m' Hanno informato di tutto,
2) £. Maddalena, Fonti Goldoniane, La Finta ammalata^ im Ateneo
Veneto, XVII (1898), 277 ff.
506 Fritz Baumann
Vorgehen der mitbehandelnden Ärzte protestiert; sie wie Fulvidio in
impostori und ignoranti einteilt; nnd wie Nota lässtessich anchGoldoni
angelegen sein, diesen schlimmen Ausnahmen die grosse Anzahl der
tüchtigen Ärzte gegentiberzustelleD^ fttr die er immer die grösste Hoch-
achtung gehabt habe. Das versichert er ausführlich in seiner Vorrede,
und weist ähnlich wie Nota, auf seinen Dottore Onesti hin, den Typus
der „medici dotti^ onesti^ sinceri^ nemici, nemicissitni delPimposhira^^y
Diesen Onesti lässt er am Schlüsse seines Stückes dem Publikum gegen-
über noch ausdrücklich erklären: che vi sono degVimpostori^ edegPigno-
ranti; ma che setiza paragone imaggiare il numero de'Medici doUi, sin-
cerij ed onesti^).
Wenn man auch schon annehmen will; dass Nota zu dem Gedankeui
seiner Satire eine weniger scharfe Form zu geben durch Erwähnung
und Einführung guter Ärzte, nicht erst von Goldoni angeregt wurde,
sondern seine eigenen Gründe dafür gehabt haben mag, so ist diese
bedeutsame Neuerung gegenüber Moli&re jedenfalls nichts Originelles
mehr; denn auch die Mittel seiner Satire sind weder nach Form nocb
nach Inhalt neu, sondern bewegen sich, die erwähnte Abschwächung
abgerechnet, in den Bahnen seiner Vorgänger.
Um den Kranken und die ungeschickten Ärzte, welche in Ver-
kennung der Sachlage an dem nur eingebildeten oder YorgetänschteD
Leiden herumkurieren, gruppiert sich das Publikum, die einen in naiver
Bewunderung der HeilkOnstler, die anderen in klarer Erkenntnis ihrer
Mängel, teils sie bekämpfend, teils Nutzen daraus ziehend. In diesen
Rahmen kleidet auch Nota seine Satire. Auch sie richtet sich inhaltlieh
zunächst gegen gewisse Auswüchse der Medizin im allgemeinen. Der
scharfe Spott gegen die übermässige Anwendung von Medikamenten
ist schon aus Moli^res Lustspielen und Goldonis Stück bekannt. Fnlvidio
nicht weniger als Eugenia macht seinen Unmut über die zahllosen Pulver^
Salben und Tränkchen, deren sich AI fonso bedient, in kräftigen Worten Luft.
UAmm. p, imm. (IV, 6) Fulv. ... Equeste polvet^i^ paste^ tavolette^
boccette^ spiriti . . . ?
Alf. Tutte cose per rinforzar lo stomaco^ per confortare il capo.
Entsetzt über die Verordnungen Crisalidis: china^ Valeriana^ rabarbarc^
gomma ammoniaco^ aasafetida, ruft Fulvidio aus: Vispedisce una intiera
spezier ia in corpo. Der Ausruf klingt sehr an Rosauras SkeptizismuB
gegen die ärztlichen Verordnungen au:,^o presa^ posso dirCy una Spezi-
eria iniera . . . {La finta ammalata I,/l2). Schon in Moliferes Midecin
malgrS lui (II, 7) findet sich ein ähnyficher Gedanke von Jacqueline
1) (lOldoni, Commedie, Venezia, Pasquale, 1761. Bd. VI, V Autort a cht
legge p. lOOf.
2) Ibid. La Finta Ammalata, Akt III, Sz. 19
Alberto Nota 507
uasgesprocheD; als Spanarelle ihr seine ärztliche Hilfe iu drastischer
Weise anbietet: ... Mafiyjeme moquede ga, et je ne veux point faire
de mon corps une boutique d'apothicaire. —
Im Übermass angewendet sind aber Heilmittel nicht bloss nutzlos;
sie sind direkt schädlich. Wer sich von ihnen fern hält, wird alt.
£rträg:t sie jemand trotzdem ohne Nachteil, so beweist er damit nur,
dass er sich einer besonders kräftigen Konstitution erfreut. Bei Nota
wird dieser Gedanke wiederholt geäussert von Eugenia {U, 7 UI, 8;
Y, 9), Fulyidio (IV^ 6) und dem treuherzig einf<igen Diener Bortolo
(11^ 1). Auch in Goldonis Lustspiel kann Dr. Onesti nicht genug
warnen vor dem Missbranch mit Heilmitteln. Non gettate danari in
Medicij e in mediciney rät er dem Vater Rosauras (H, 9). Er ver-
ordnet „acqua pura^ per non imbarazzarle lo stomaco con inutili-medica-
menii (I, 4). Quei Medici hanno loro (d. i. der Kranken und ihrem
Vater) imbarazzata la testa: Vapprensione pud far ammalar davvero la
figlia, — Freilich verbindet Goldoni mit dem beständigen Hinweis auf
jenen Missstand noch eine andere Absicht. Er will auf das betrügerische
Einvernehmen aufmerksam machen, das zwischen Ärzten und Apothekern
besteht: die Ärzte beziehen ihre Medikamente von diesem oder jenem
Apotheker; auch verpflichten sie sich, möglichst viele Medizinen etc. zu
verordnen. DafUr werden sie von den erkenntlichen Apothekern dem
Ärzte suchenden Publikum angelegentlichst empfohlen. Daher Agapitoe
Abneigung gegen den ehrlichen, rücksichtslosen Dr. Onesti, seine Vorliebe
ftbr den Schwindler Buonatesta. — Solche Zuständewaren zu Moliires
Zeiten bei den geordneten Verhältnissen der medizinischen Fakultät
im allgemeinen noch nicht eingerissen M. Darum suchte man aber die
Patienten nicht minder, und zwar optima fide, mit unheimlichen Mengen
und Dosen von Heilmitteln aller Art zu kurieren. Immer und immer
wieder eifert Moli^re mit grimmigem Spott gegen dieses gemeingefähr-
liche Gebahreu, am nachdrücklichsten im Malade imaginaire. Nur ge-
sunde Leute können eine solche Behandlung ertragen, wirklich Kranke
gehen daran zu gründe. — Notas Ansichten in diesem Punkte erinnern
jedenfalls weit mehr an Moli^res Satire als an jene GoldoniS; der
sich hier, wie tlberhaupt im tendenziösen Teil seines Lustspiels, ziemlich
grosse Selbständigkeit gewahrt hat. Wenn Meliere bei keiner Krankheit
von künstlichen Eingriffen wissen will und einem ruhigen Gewähren-
lassen der Natur entschieden das Wort redet, möchten Goldoni und
Nota die Kunst des Arztes nur in jenen Fällen missen, wo das Leiden
lediglich in der Einbildung existiert. Molti mali provvengono dairopinione,
{La finta ammalafa HI, 19) meint Onesti; sie seien nicht durch Ärzte
und Heilmittel zu beseitigen, sondern durch Gegensuggestion, durch
1) M. Raynand, Les medecuis au temps de Moliere, Paris, 1863, p. 325 ft'.
508 FritE Bjtamann
ErMluDg billiger Wttnsche, kurz dnrch eine natttrliehe, yernauftgemässe
Methode (I, 4; II, 8, 14). — Nota huldigt den gleichen Anschanangen:
Eogenia nnd Fulvidio raten dem hypochondrischen Aifonso, die Medizinen
wegznwerfen, die Ärzte fortzuschicken, sich aus der ganzen sinn-
betäubenden Erankheitsatmosphäre zu reissen und einer vernünftigen
Lebensweise zu huldigen. Auch sie suchen durch Erweekung yon
Oegenvorstellungen gttnstig auf den Kranken einzuwirken (11; 6, 7,
II; 8; rv, 6). Doch haben, wie gesagt, gerade bei Nota diese Ansichten
eine weniger generelle Bedeutung; als bei Moli^re; yon Goldoni aber
trennt ihn hier der Umstand; dass es sich bei Bosaura nicht so ganz
um ein eingebildetes, als yorgetänschtes Leiden handelt, wenn auch
schliesslich der brennende Wunsch Bosauras, Onesti zu besitzen, sowie
die sich entgegenstellenden Schwierigkeiten sie physisch und psychisch
anormal beeinflussen. Alfonso dagegen ist der typische Hypochonder,
der sich wirklich fttr krank hält, ohne aber Genaues über Ursache und
Äusserungen seines Übels augeben zu können.
Ein neues Element scheint Nota mit dem Widerstreit der modernen,
noch nicht erprobten medizinischen Theorien und der Yeranschaulichnng
ihrer schädlichen Wirkungen hereingebracht zu haben. Die beiden
Ärzte Crisalidi und Gastoreo sind Vertreter zweier entgegengesetzter
Heilssysteme; der eine findet Alfonso zu schwach und verorduet
„stimolanti^; der andere behauptet, der Kranke habe zu viel Kraft und
Üppigkeit und yerschreibt controstimolanti (HI, Iff.—Uf, 6 ff.). — Nota
yerurteilt in seiner Vorrede wie dnrch den Mund Fulyidios die kritik-
lose Anwendung dieser neuen nnerprobten Heilsyerfahren und weist
auf den Schaden hin, den sie stiften können. — Aber durch diese
GegenVlberstellung der Systeme am Krankenlager erzielt Nota eine
Wirkung, die sich schon Mol i^re und Goldoni zu nutze gemacht haben:
Unter dem Streit der Methoden, unter der Uneinigkeit der behandeln-
den Ärzte hat am meisten der Patient zu leiden; entweder wird er
bald hierhin, bald dorthin gezerrt, oder in der Hitze des Streites
kttmmert sich niemand um ihn; die Hauptsache ist den Ärzten dann
nur mehr der theoretische Sieg. Wer erinnert sich nicht mit Ergötzen
an die lebhaften Auseinandersetzungen der Ärzte in Molitoes Amour
midecin U, 3, welche den Streit zweier ihrer Kollegen yon der Fakul-
tät besprechen? Monsieur Tomte berichtet Ober den Fall, es habe sich
dabei um eine schwerkranke Person gebandelt, über deren Behandlung
sich diese Ärzte nicht einigen konnten. Keiner sei yon seiner Ansicht ab-
gegangen und inzwischen sei die Kranke gestorben. — Gleich in der nächsten
Szene führen uns Tom to nnd Desfonandr^s einen ähnlichen Auftritt lebendig
yor Augen. Merkwürdigerweise dreht es sich im Grunde um dieselben
Methoden wie in Alfonsos Fitll. Tom^s meint, ähnlich wie Castoreo
Alberto Nota 509
bei Alfonflo, Lacinde leide an za grosser Blutfttlle und wärme; also
müsse man sie zu Ader lassen — Castoreos „remedium controstimulans.''
Desfonandrös dagegen glanbt, ein Reiz- und Brechmittel sei viel
eher am Platze, und so verordnet er „de r^niätiqne". Darüber ent-
brennt nun ein erbittertem^ Streit, der mit der Drohung eines jeden an
den armen Sganarelie endigt, seine Tochter müsse sterben, wenn nicht
sogleich sein Mittel angewandt werde. Der geängstigte Vater weiss
nicht, woran er ist und wendet sich in seiner Not an Quacksalber, an
neue Ärzte — ^^ Auch im Malade imaginaire verspottet Moliöre die Un-
einigkeit der Ärzte in der Krankenbehandlung: Diafoirus senior stellt
eine ganz andere Diagnose als Purgon. Toinette als Arzt desavouiert
alle Vorgänger. — Immerhin wird zu Moli6res Zeiten unter den Ärzten
der Fakultitl offene Zwietracht im Interesse des Ansehens der Korpo-
ration möglichst vermieden — die freie Konkurrenz, mit ein Haupt-
grund solcher Streitigkeiten, bestand ja noch nicht.
Goldoni hält sich ziemlich eng an Moliöres Amour tnidecin.
Auch hier findet sich die Massenkonsultation; die abweichenden
Ansichten Buonatestas und des blutdürstigen Chirurgen Tarquinio
führen auch hier zu keinem Resultat; (III, 14, Streit zwischen Buona-
testa und Tarquinio. Lelio: E intanio VammiUfUa non si tnedica.)
Pantalone weiss nicht, woran er sich halten soll und Onestis An-
sicht findet sich bestätigt: i consulti sono spesse volte la ravina degli
ammcUati. La tnoUudine dei Medici produce della confusione. 0 sano
tutti cTaccordo, ed i superfluo il moltipUcarli^ o sono discordi e Farn-
malato si fa morire piü presto (II, 9).
Wenn Nota in der Ausftihrung dieses Gedankens zunächst auf die
zu seiner Zeit herrschenden Zwistigkeiten in medizinischen Kreisen
Bezug nahm, so konnte er sich doch auch nicht dem Einfluss und Vor-
gang Moliferes entziehen, an den sich seinerseits Goldoni angeschlossen
hat. Jedenfalls hat er im Prinzip auch hier nichts wesentlich Neues
gebracht.
Neben Notas Stellang zur Heilkunde im allgemeinen kommen vor
allem seine Ansichten über die Ärzte in Betracht Schon zu Eingang
dieses Teiles der Untersuchung^) wurde auf diebedeutende Abschwächung
hingewiesen, die sich stufenweise von Moliöre bis Nota geltend macht.
Die Ärzte, sagt Mol i^re, wissen alle miteinander nichts. Doch müsse
man unterscheiden : lly ena parmi eux gut sont eux-tnemes dans Perreur
populaire, dont ils prqfitent, et d^atdres qui en profitent sansyitre {Mal.
imag. HI, 3). Purgon gehört zu den ersteren, die Ärzte im Amour
midecin zu letzterer Gattung. Goldoni teilt die Ärzte in gute und
schlechte ein, die letzteren wiederum in impostori und ignoranti (HI, 19).
1) p. 504f.
510 Frit« Banmann
// Dottor Buonatesta e il Dottor Merline Malfatti — un Impostore e un
Ignorante (H, 9). — Ihnen steht Onesti als Vertreter der gewissen-
haften Ärzte gegenüber. Wir haben gesehen, dass Nota noch vor-
sichtiger ist als Goldoni nnd jede Gelegenheit wahrnimmt, von tttchtigen
und ehrlichen Ärzten zu sprechen, als deren Master und Vorbild er den
Dr. FnlvidiO; einen zweiten Onesti, einführt; die schlechten Ärzte, die
er als Ausnahme bezeichnet, teilt er wie Goldoni ein in medici im-
poBtori od iynoranti (IV, 2). Darunter sind vor allem Crisalidi und
Gastoreo zu verstehen.
Ob es sich aber um Betrüger oder um Hohlköpfe handelt, bei
beiden ist der Berufszweck in erster Linie Gelderwerb, nicht Menschen-
liebe und Mitleid. Am unverhohlensten und brutalsten äussert sich in
diesem Sinne M. Fi 1er in im Amour midecin III, 1, da er auf die
Notwendigkeit des Zusammenhalts unter den Ärzten hinweist. Er
spricht von la forfanterie de notre ort , . , fai dejä itabli mes petites
affaires . . . ceux qui sont tnorts sant morts , . , ne desabusona point
les hommes avec nos cabales extravagantes^ et pro/itons de leurs sottises
le plus doucement que noas pourrons . . . le plus grand foible des hom-
mes, c'est ramour qu'ils ont pour la vie; et nous en jyrofitons nous au-
tres . . . und als praktische Anwendung dieser Grundsätze lassen sich
die Ärzte im voraus von Sganarelle fttr ihre Konsultation schwer be-
zahlen. Argan ist für Purgon und den Apotheker Fleurant y^une b(mne
vache ä lait^ (Toinette im Malade imaginaire I, 2). B^ralde ver-
sichert, „imposteurs^ und „ignorants" suchen in gleicher Weise Nutzen
aus dem Irrtum zu ziehen, indem sich das Publikum hinsichtlich des
Wertes der Heilkunst belSndet. Die Ärzte, welche die Finta ammakda
behandeln, sind nicht weniger geldgierig. Buonatesta besucht nur
vornehme, reiche Patienten, von denen er für die Viertelstunde eine
Zechine erhält. Agli uomini di questa iorte si pagano le parole
un tanto Vuna, raunt Agapito dem erstaunten Pantalone zu (I, 8).
Buonatesta erkundigt sich beim Apotheker, ob Pantalone auch zahlungs-
fähig sei (I, 9). — Er wie seine Kollegen lassen sich ihre nutzlosen,
einfältigen Ratschläge von Pantalone teuer honorieren (II, 12, 13).
Auch im Ammalato per immaginazione bekunden die schlechten
Ärzte eine niedrige, feile Gesinnung. Sie lassen sich von Aspasia^
welche sie für ihre Pläne gewinnen will, Handgeld geben und ver-
fahren nach Wunsch (IV, 7, 6), wiewohl sie feierlich versichern, die
reine Menschenliebe, die Gebote der Freundschaft führten sie zu einem
Kranken, der schon soviele andere Ärzte, darunter persönliche Gegner,
zu Rat gezogen habe, bevor er sie habe rufen lassen. — Nicht Edel-
mut — Hoffnung auf Gewinn ist es, der sie ihren aus Konkurrenzneid
entspringenden Hass tiberwinden lässt Dieser Brotneid fmdet sich bei
Alberto NoU 511
Goldoni and Nota viel stärker heryorgehoben als in Moliferes hierher-
gehörtgen Lnstspielen. Das ist auch leicht erklärlich. Zu Moliires Zeiten
umschlang die Ärzte noch ein gemeinsames Band, die Zugehörigkeit zur
Fakultät; sie besassen Korpsgeist. Die Medizin war eine Art Geheimkunst;
die Ton allen gleich ängstlich gehtttet wurde, von der auch alle ingleicher
Weise prolStierten und die ihren Mann nährte. Sollte der Gewinn fUr
alle wie flir den einzelnen nicht geschmälert und gefährdet werden,
durfte man niemand hinter die Eoulissen gucken lassen und von den
Satzungen nicht abweichen. Konkurrenzneid aber und gegenseitige Be-
fehdung würde das ganze Gebäude mit seinen Segnungen fttr die
Jttnger Äskulaps ins Wanken bringen. Die Rivalität der Pariser
Fakultät mit jener von Montpellier sowie die Anfeindung der freien,
nicht dem Fakultätsrerband angehörigen Ärzte entsprang wohl nicht
so sehr dem Brotneid als vielmehr dem Ehrgeiz und der eifersüchtigen
Wahrung der „allein richtigen^ Tradition. Mit Goldoni befinden wir
uns in einem anderen Land, in einer anderen Zeit. Ein Grund zur
Zurückhaltung für den einzeben Arzt besteht nicht mehr. Der Kampf
um die Existenz hat auch hier mit aller Schärfe eingesetzt. Der
Glaube an die ärztliche Kunst ist schon bedeutend erschüttert. Nur
die menschliche Schwachheit treibt die Kranken immer wieder in ihre
Arme {Lafinta atnmalaia ü, 2). So gilt es denn, sich gegenseitig in
der Gunst des Publikums den Rang abzulaufen. Aus diesem erbitterten
Kampf entspringt der Haes der weniger Glücklichen gegen die Ge-
schickten und Bevorzugten, der sich in Verleumdung und Ehrabschneidung,
in der üerabminderung ihrer Verdienste, der Missbilligung ihrer Vor-
schriften zeigt. — Wie ein Nachhall aus den Zeiten Moli^res mutet die
Feindschaft zwischen Apothekern und Chirurgen an, und die Missgunst,
mit der letztere auf die internen Mediziner blicken. Nur war im
17. Jahrhundert in Frankreich der Wirkungskreis dieser verschiedenen
medizinischen Zweige fest umgrenzt und abgestuft, ihr Ineinandergreifen
durch strenge Vorschriften geregelt. — Mit den Agapitos, Tarquinios,
Malfattis etc. sind wir in den Zeiten schrankenloser Konkurrenz, und
ihre Zwistigkeiten gewinnen hierdurch eine andere Bedeutung (I, 2;
n, 2, 4; ni, 14). — Am grimmigsten ist die Feindschaft zwischen den
weniger angesehenen Ärzten und ihren glücklicheren Konkurrenten;
hier zwischen Merlino Malfatti und Buonatesta. Die letzteren sehen
auf ihre Kollegen mit verächtlichem Lächeln herab. Buonatesta 1,8
(zu Pantalone) 1 Medici non conoscono il male della figlia di questo
Signare: povera Medicina! Lo canoscerd io. — Von Dr. Onesti spricht
er mit einem Gemisch von Mitleid und Verachtung. — Die unbedeuten-
den Ärzte dagegen suchen die in der Gunst des Publikums stehenden
durch direkte Angriffe, üble Nachreden in der allgemeinen Achtung
512 Fritz Baumann
herubzDsetzen. Non sono io di quelli^ so äussert sich Merlino dem
Pantalone gegenttber, che facciano maneggi per ottenere delle Cure, e
che entrino, come si suol dire^ per forza nelle case. Jo nan fo negozj
con gli Speziali per essere introdotto, Fo onestamente la pro/essime
mia^ vado ove son chiamato u. s. w.^ nnd es folgt ein Lobeshymiius auf
die eigene Tüchtigkeit.
Nnr dann gehen sie zusammen; wenn ftir alle gleicher Nutzen zn
erwarten ist, oder wenn es sich handelt, die Medizin vor den Eingriffen
Unberufener zn schützen: Tutte ciarlatanerie, TuUo quelle, che nm
viene ordincUo dal Medice^ i vdeno (Bnonatesta; über Lelios eng-
lische Tropfen III, 12), ein Ausspruch, der im Munde der Ärzte Moliöres
immer und immer wiederkehrt. —
Noch schärfer tritt das feindliche Verhältnis mancher Ärzte im
Ammalato per immaginazione hervor. Crisalidi beklagt Rieh bitter,
dass man ihn bei so lang andauernder Krankheit von allen Ärzten za*
letzt gerufen habe, jetzt müsse er die Ungeschicklichkeiten anderer
wieder gut machen, denn seine Vorgänger in der Behandlung AIfonso8
seien grösstenteils Ignoranten (III, 1, 3). Beim Verlassen des Hauses
begegnet er den Dr. Castoreo, seinen Konkurrenten und wissenschaft-
lichen Gegner. Si sono incontrati con occhio bieco, e salutati bruscamente
(III, 5). Castoreo macht gleichfalls Schwierigkeiten, den Patienten
in Behandlung zu nehmen, da er Crisalidi aus dem Hause kommen
sieht. Jo rispetto iutti; ma detesto le sue pemiciose teoriche. Quai a
luiy se potessero esclamare tutti quelli che ha spediti alPaltro mondo
colla 8ua mala appUcazione della dottrina Brownianal (HI, 6) . . .
Also dieselben Vorwürfe, die sich Tom^s und Desfonandr^s im Amour
medecin U, 4 machen, dieselbe scheele Missgunst, welche Malfatti
gegenüber Buonatesta an den Tag legt. Mi basta la sola ispezioM
Io . . . non ho praticanti^ non ha allievi, non fo Pimpostore^ tem-
pirico ... Bei Einsicht der Rezepte Crisalidis ruft er entrüstet aus:
Oh iniquitäy oh carneßcinaj oh strage degli uominil . . . Una sola di
simili ordinazioni basta a mandarlo alValtro mondo (III, 6). Es ist
dasselbe Verhältnis wie bei den Ärzten der finta ammalata. Keiner
billigt die Vorschriften des anderen, jeder hat das Monopol der allein
richtigen Heilmethode. Nur ist dort das Gebiet des Einzelnen noch
abgegrenzter, die Abstufung der yerschiedenen Gebiete schärfer durch-
geführt. Vieles erinnert noch an die Zeiten Moliferes; so wenn Merlino
Malfatti und Tarquinio sich etwas in die Hände arbeiten, der eine die
Verordnungen des anderen ausführt (H, 2). Freilich ist der Erfolg oft
ein negativer, und die Einigkeit von kurzer Dauer (HI, 4 Schluss); immer-
hin aber nähert man jener Szene unwillkürlich den Versöhnnngspakt,
den Tom&s und Desfonandr6s im Amour midecin schliessen: Lässt dn
Alberto Nota 513
mich meio Mittel im vorliegendeD Fall unwendeii; so lasse ich dich
beim nächsten Patienten nach Belieben schalten (III; 1). Und um-
gekehrt iSndet sich, abgesehen von diesem Streit im Amonr mädicin,
ein Fall, in dem jene Geringschätzung der Mitärzte mit der Verherr-
lichung der eigenen Verdienste gepaart ist: Toinette als berühmter,
reisender Arzt mit seiner radikalen Verurteilung der Diagnose und
Therapeutik Purgons, dem ignorantus^ ignoranta, ignorantum {Malade
imaginaire Uly 10). Wiewohl es sich dabei nur um einen frechen
Muomienscbanz handelt, so entbehrt die Szene jedenfalls nicht eines
reellen historischen Hintergrundes und Moli^re verfolgt hier so gut einen
satirischen Zweck vne mit einem Mödicin volaut oder Mädicin malgrä lui.
Die letzterwähnte Eigentümlichkeit so mancher Ärzte, ihr Verdienst
ins gehörige Licht zu rücken und sich durch allerlei Mätzchen beim
Publikum in Achtung zu setzen, hat Nota besonders betont. Fasst man
seine Einzelbeobachtnngen in dieser Hinsicht zusammen, so ergibt sich
bei ihm für diese Sorte von Ärzten (z. B. Gastoreo und Grisalidi)
folgendes Charakterbild. Zunächst darf der „berühmte^ Arzt sich nicht
wegwerfen; er darf nicht gleich jedermann bereitwillig seine Dienste
anbieten, sondern muss sich kostbar machen, seine Hilfe an Bedingungen
knüpfen oder nur unter bestimmten Voiwänden, etwa der besonderen
Freundschaft oder allgemeinen Menschenliebe, zusichern. Das Auf-
treten beim Krankenbesuch ist sicher und entschieden. Mit wichtiger
Kennermiene und rascher Sicherheit wird eine „unfehlbare" Diag-
nose gestellt. Die Krankheit wird als recht bedenklich bezeichnet
denn dann erstrahlt die Geschicklichkeit dessen, der sie so rasch
erkennt und heilt, in um so hellerem Lichte. Besondere Wirkung
erzielt der Arzt, wenn er möglichst viel lateinisch spricht, die
Rezepte in dieser Sprache verfasst und die Krankheit immer bei dem
gelehrten, beängstigend klingenden lateinischen oder griechischen Namen
nennt. Erhöht wird der Eindruck der Gelehrsamkeit noch, wenn man
medizinische Theorien erläutert, sich auf Autoritäten beruft oder gar
Schüler in die Krankenstube mitbringt, um ihnen ein medizinisches
Praktikum zu lesen. Durch Einwände des Kranken, durch unerwarteten
Verlauf der Krankheit lässt sich der Arzt nicht irre machen — er hat
immer eine Erklärung bereit; er hat immer Recht, der Kranke und
sein Leiden immer Unrecht. — Natürlich wird der Patient durch ein
solches Verfahren erst recht geängstigt und eingeschüchtert — und das
soll er auch; denn dann ist er nur um so mehr in die Hände des
Arztes gegeben. Wehe aber dem Zweifler oder gar dem Widersetz-
lichen! Schon im Keime müssen alle derartigen Anwandlungen erstickt
werden: der Kranke wird eingeschüchtert durch furchtbare Drohungen,
der Gesunde durch Grobheit zum Schweigen gebracht.
Romaniscbfl Foncbangen XXV. 33
514 Frits Baamatm
So geschickt auch die Zttge dieses Bildes vom Dichter znsammen-
gestellt und in seiDem Lnstspiel yerwertet sind, Anspruch auf Neuheit
kann er damit nicht erheben. Schon Moli6re und Goldoni haben den
eitlen, unwissenden Arzt, der mehr auf die Erhaltung seines Ansehens
und seinen Vorteil bedacht ist als auf das Wohl des Kranken, im Ver-
kehr mit seinen Patienten ein ähnliches, zum Teil sogar dasselbe Ver-
fahren einschlagen lassen wie Nota. Niemand bringt die allgemeinen
Verhaltungsmassregeln gegenttber dem Publikum besser zum Ausdruck
als Filerin im Amour midecin U, 1 in seiner Mahnung zur Einigkeit:
Puisque le ciel nous faxt la gräce que, deptüs tant de siicles on demeure
infatui de nous, ne desabttsons point les hommes avec nos cabales extra-
vagantes, et proßtons de leur sottiaes le plus doucement que nous pour-
rons und , . . le plus grand foible des hommes, c'est Famour qu'üs ont
pour la vie; et nous en profitons, nous autres, par notre pompeux galU
matias, et savons prendre nos avantages de cette vineration que la peur
de mourir leur donne pour notre mitier. Conservons nous donc dans U
degrS d^estime oü leur faiblesse nous a miSj et soyons de concert auprh
des malades, pour nous attribuer les heureux succis de la maladie et
rejeter sur la nature toutes les bioues de notre art. — Das selbst-
bewnsste Auftreten der Ärzte Moli^res, das eher etwas Würdiges und
Bedächtiges; denn Gebieterisches oder Aufdringliches an sich hat, leitet
sich demnach freilich aus einem entgegengesetzten Prinzip ab als dem,
welchem Notas Ärzte unterworfen sind: dort ruhige Sicherheit im er-
hebenden Bewusstsein der Zugehörigkeit zur einigen, unfehlbaren
Fakultät; hier erbitterter Konkurrenzkampf. So ganz lückenlos ist ja
allerdings die Geschlossenheit der Ärzte zu Moliferes Zeiten auch nicht,
wie wir oben sahen; doch dürften hier bei der Yergleichung eher die
Zustände in Betracht kommen, wie sie Goldoni in seiner Finta amma-
lata schilderte, denn damals waren die Ärzte schon ganz auf sich
selbst angewiesen und gezwungen, soviel aus sich zu machen, als sie
konnten.
Bnonatesta und Merlino Malfatti bemühen sich, dem Hilfe suchen-
den Pantalone in jeder Weise zu imponieren; (1,8 bezw. 11,4) ersterer
jedoch, ohne sich ihm gegenüber das Geringste zu vergeben; im Gegen-
teil: auf Pantalones Bitte, doch nach seiner Tochter zu sehen, meint
Buonatesta wichtigtuend: Ora non posso. Ho troppe visite. — Und
zum Beweis zieht er auf Pantalones weiteres Drängen sein Taschen-
buch und zählt alle die vornehmen Patienten auf, die er an jenem
Tag noch besuchen muss; er lässt dabei auch einfliessen, wie lange
er überall bleibt und was er dafür bekommt. Natürlich erscheinen
nun dem Pantalone die Dienste eines so berühmten Arztes besonders
wertvoll, und er wird nicht hinter jenen vornehmen Kunden zurück-
Alberto Nota 515
bleiben wollen. — Diesen Zug scheint Nota nachgeahmt zu haben.
Doktor Crisalidi wird eingeladen, Alfonso zu besuchen. Non vorrei
che mi facesse aspetiare . . . Ho ancara quattro comultij e trenta visite.
— Auch er sorgt dafür, dass man um seine angeblich yornehme und
bedeutende Praxis weiss. Er verschreibt dem Kranken verschiedene
Mittel; vom einen le sollte dost che ho preacritte alla marchesa Corucci;
das andere cofne ho prescritti al presidente Delvuoto; vom dritten end-
lich le solite dost ordinale a madama Oziosi. {IJamm. p. im. III, 1, 3).
Aach die erwähnte Promptheit im Feststellen einer Krankheit ist
schon den Ärzten Moli6res und Goldonis eigen. Mit einer Bestimmt-
heit, die keinen Widersprach zalässt, sagt Pargon seinem Patienten
alle Phasen seiner Krankheit voraas, die er darchzomachen hat, wenn
er sich seiner Behandlang entzieht. Baonatesta zählt dem erstaunten
Pantalone alle Krankheitssymptome Kosaaras auf. Aber er beruhigt
ihn keineswegs mit der Versicherung, es handle sich hier nur um
Hypochondrie, sondern mit Hilfe einiger sehr gelehrt klingender
lateinischer Brocken weiss er in Pantalone den Glauben zu erwecken,
dass die Krankheit seiner Tochter sehr seltsam und die Kunst des
Arztes sehr gross sein muss^ der sie gleich erkennt. Se mia fia non
tariase sta volta^ non la varisse mai piü. {Finl, amm. 1, 8.) — Das
viele lateinisch Sprechen der Ärzte war von jeher eine Hauptziel-
scheibe ftlr den Spott der Laien. Moli^re selbst benutzt jede Gelegen-
heit, über das Küchenlatein, den medizinischen Jargon der Ärzte
seinen Hohn auszugiessen: Us savent la plupart de fort helles huma-
nitSs, savent parier en beau latin, savent nommer en grec totäes les
maladies, les difinir et les diviser . . . toute Vexcellence de leur art
consiete en un pompeux galimaiiaSy en un spMeux babil qui vous donne
des mots pour des raisons, et des promesses pour des effets (Bora! de
im Malade imag. HI, 3). Diese Behauptung findet sich in seinen
Werken durch zahlreiche praktische Beispiele illustriert. Was über
damals noch allgemeiner Zunftgebrauch und mit dem Wesen des Arztes
unzertrennlich verbunden war % wurde später immer mehr ein bewusst
angewandtes, wirksames Mittel des Einzelnen, dem Laien heilige Scheu
einzaflössen oder seine Unwissenheit, mitunter auch den wahren Sach-
verhalt eines Falles dem Publikum gegenüber za verschleiern. So
erscheint es schon in Buonatestas Munde bei Goldoni {Pinta ammalata
I, 8; n, 11; III, 13 ff.) und in diesem Sinne glaubt auch Nota des be-
kannten Charakterisierungsmittels nicht entbehren zu können {AmmaL
per immag, IH, 3, 6). —
1) Vgl. Baynands Ausftthrangen in Les Midecins au temps de MoUere,
die teilweise belDespois etMesnard, (Euvrea de MoUhre IX, 397 Anm. 2
wiedergegeben sind.
33*
516 Fritz Baumann
Auch andere Symptome dünkelhafter Scheingelehrsamkeit; welche
Nota den Ärzten seines Ammalato verleiht, waren schon Moliöre und
Goldoni bekannt und wurden von ihnen benutzt. Wie die Ärzte der
Moli^reschen Lustspiele ihren Äusserungen besonderes Gewicht zu ver-
leihen glaubten durch beständige Berufung auf Fachautoritäten wie
Galienus, Hippokrates u. s. w. und kein Jota von den Yorachriften
dieser Zunftheiligen abgehen wollten, so scheinen auch für Buonatesta
die Griechen^ speziell Hippokrates noch massgebend zu sein oder seinen
Zwecken zu dienen {Finta ammal. U, 11, 12; 111, 16); Crisalidi und
Gastoreo ihrerseits zitieren neben den antiken Koryphäen ihrer Kunst
auch neuere Grössen {Ammal, per immag, III, 3, 6).
Für langatmige Erläuterungen von Heilmethoden, verworrene oder
verständnislose Erklärungen fachwissenschaftlicher Theorien, wie sie
bei Nota beide Ärzte zu geben suchen (III, 3 bezw. III, 7), lassen sieb
wiederum bei den obengenannten Autoren Beispiele finden; so bei Goldoni
die ausführliche Besprechung von Kosauras Leiden in A^r Finta ammalaJta
(II, 11), wo die betreffende Stelle zwar in den Mund des sonst so ver-
ständigen und bescheidenen Dr. Onesti gelegt, in ihrem weitschweifigen;
geschraubten und mit Fachausdrücken gespickten Stil aber zweifellofl
satirisch gemeint ist. Aus Moli^res Lustspielen sei an die AnseiD-
andersetzungen der Ärzte Macroton undBahis \m Amour medecin (n,5)
erinnert oder an die drastischen Erklärungen Sganarelles im MMecin
malgrS lui (II, 6); namentlich aber an die hochergötzliche, burleske
Szene zwischen den Ärzten des Herrn v. Pourceaugnac und ihrem ver-
meintlich verrückten Patienten {Mens, de Pourceaugnac I, 11).
Der Einführung von Schülern ins Krankenzimmer, wie sie im Am-
mal. per immag. durch Crisalidi stattfindet (III, 3), geht nichts Ähn-
liches in Moli^res und Goldonis Lustspielen voraus; denn die Prüfung,
welcher der junge Diafoirus von seinem Vater im Malade imaginaire
im Beisein Arguns unterworfen wird, ist durch die besonderen Um-
stände der dortigen Situation veranlasst. Allerdings berichtet Raynaud,
dass auch zu Moli^res Zeiten die neugeprüften Medizinstudierenden
(bacheliers) die „docteurs^ auf ihren Krankenbesuchen begleiteten und
bei Konsultationen die Verordnungen nach dem Diktat der Ärzte nieder-
schrieben M, ganz wie dies im Ammal. per immag. III, 3 der Fall ist.
Vermutlich herrschte aber diese Gepflogenheit auch zu Notas Zeit, und
er mag wohl bestimmte Fälle seiner eigenen Umgebung im Auge ge-
habt haben.
Schliesslich ist auch jene Hartnäckigkeit der Ärzte Alfonsos, auf
einer einmal gefassten Meinung stehen zu bleiben und sich weder durch
Einspruch des Kranken noch durch tatsächliche Beweise vom Gegen-
1) Raynaud, 1. c. p. 103.
Alberto Note 517
teil davon abbringen zu lassen^); ^ie ein Nachhall einiger etwas derber
aufgetragener Fälle bei Moli^re oder Goldoni, wo die Ärzte eine
gleiche Sinnesart bekunden; z. B. eben jener Auftritt zwischen Argan
und den beiden Diafoirus, wobei der ältere Diafoirus seine Diagnose
als nahezu identisch mit Pargons völlig entgegengesetzten Ansichten
und Vorschriften hinzustellen versteht {Mal- Imag, II, 6). — Monsieur
Tomös im Atnour midecin (II, 2) findet es unglaublich; weil wider
alle Regeln der Kunst, dass der Kutscher, dessen Schicksal sich nach
Hippokrates erst zwei bis drei Wochen nach Beginn der Krankheit
entscheiden sollte, schon nach sechstägiger Behandlung gestorben ist.
Buonatesta lässt sich nicht verblUfien, als Rosaura^ welche einige Zeit
lang Stunmiheit simuliert hatte, dem eilig herbeigeholten Dr. Onesti
gegenüber ihre Sprache wiederfiudet. Cessato il parommo si i fatta
deUa natura una benigna e/'tst; quae in casu nostro vocatur subita
morbi in melius mutatio . . . Cambiata Vindole del morbo, converrä pas-
sare aun altra provincia di remedj {Pinta ammaL III, 15). Weit entfernt,
durch Rosauras schliessliche Enthüllungen beschämt zu sein, besteht
er auf der Richtigkeit seiner Beobachtungen und Schltlsse: Se vostra
figlia i pazza^ pazzi non siatno noi, II polso non falla^ il polso era
intermittente, bcUzante^ e sintamatico etc. und er verlässt das Haus mit
der Entrüstung des hochmütigen Ignoranten, der keinen Widerspruch
duldet und keinen Zweifel an seiner Unfehlbarkeit aufkommen lässt —
gerade wie Pnrgon, der dem ungehorsamen Argan die furchtbarsten
Dinge prophezeit; und ebenso ungehalten ist Gastoreo über Eugenias
beständigen Widerspruch: Signora, m' offendete. — Obbedienza cieca al
medico, o non vi ha piti scampo u. a. m.
Wollte man nach direkten Vorbildern für die einzelnen Ärzte in Notas
Lustspiel suchen, so müsste man sich wiederum mehr an Goldoni als
an Moli^e halten; denn die beiden köstlichen Figuren der Diafoirus
hat sich Nota zwar nicht entgehen lassen, hat sie aber nicht hier ver-
wendet, sondern in den Risoluzioni in amorcy wie später zu zeigen sein
wird. — Dagegen steht Grisalidi offenbar in verwandtschaftliehen Be-
ziehungen zu Buonatesta, während Gastoreo den einen oder anderen Zug
mit Merline Malfatti gemein hat. — Alle jene Eigenschaften, die besonders
den impostore kennzeichnen sind bei Nota auf Crisalidi^ bei Goldoni
auf ^uoita^^^^a übertragen: die anfängliche Zurückhaltung, das effekt-
volle Auftreten, die selbstbewusste Sicherheit in der Krankenbehand-
lung, das Hervorkehren grosser Gelehrsamkeit, das Prahlen mit vor-
1) Amm. perimmag. III, TCrisalidi weist entschieden alle Einwände Al-
fonsoB zurück. Die Mittel, die er dem Kranken verschreibt, hat dieser alle schon
ohne Erfolg genommen. Tat nichts — Quelle che per se solo non giova, unito
con älire medicine suol produrre maravigliosi effetti.
f>j8 I'^ritz Baamann
oebmer Eundechaft; die Unverfrorenheit^ wenn sie des IrrtumB ttberftthrt
«ind. — CastoreOy das gleichwertige Seitenstttck zu Crisalidif ist der
typische Vertreter der ignoranti und entspräche hierin dem Merlino
Malfatti der Pinta ammalata, der freilich dort als Arzt eine viel weniger
bedeatende Rolle spielt als Gastoreo. Wenigstens hat dieser mit ihm
den verbissenen Neid der unbeachteten Ärzte auf die Grössen ihres
Standes gemein. Mit scheinbarer Bescheidenheit hebt er seine Ver-
dienste hervor^ während er zugleich die Bedeutung des bevorzugten
Kollegen herabzusetzen versucht^).
Schliesslich wäre hier auch noch der PlatZ; von den Vertreten
der tüchtigen Ärzte zu sprechen, wie sie Goldoni und Nota in je einem
Beispiel den impostori und ignoranti gegenObergestellt haben; Goldoni
im Dr.Onesti der fUnta ammalata, Nota im Dr.Fulvidio seines Am-
malato per immaginazione. Dem Zweck ihrer Einführung entsprechend
stellen beide in allem und jedem das Gegenstück ihrer unwürdigen
Kollegen dar und weisen darum naturgemäss eine Reihe von gemein-
samen Eigenschaften auf; beide erkennen sogleich das wahre Wesen der
Krankheit ; beide erweisen sich als geschickte und taktvolle Seelenärzte,
beide beklagen die Unwissenheit ihrer Kollegen, erklären sich gegen den
Missbrauch mit Arzneien und warnen vor der unheilvollen suggestiven
Kraft dieser Behandlungsweise; das Geld für solche Kuren sei hinaus-
geworfen. Im Gegensatz dazu vertreten sie den Grundsatz der Ehr-
lichkeit und Aufrichtigkeit dem Kranken gegenüber, auch auf die Ge-
fahr hin verkannt zu werden; ja sie sind grossmütig genug» mit der
Dankbarkeit des von seiner Einbildung geheilten Kranken als Honorar
vorlieb zu nehmen. Da die Ähnlichkeit in den Rollen der beiden
Ärzte sich auf diese allgemeinen Punkte beschränkt, braucht an eine
bewuBste Nachahmung durch Nota nicht gedacht zu werden, um so
weniger, als die beiden Figuren in dramatisch-technischer Hinsicht gar
nichts miteinander zu tun haben und eher trennende Momente auf-
weisen: Onesti hält sich in übertriebener Ängstlichkeit von einer Ein-
mischung in Familienangelegenheiten fem und weist ein derartiges
Ansinnen mit Entrüstung zurück; Fulvidio führt sich in nicht ganz
einwandfreier Weise beim Kranken ein und hält in den beiden letzten
Akten des Lustspiels die Fäden in seiner Hand.
Gleich Meliere und Goldoni hat auch Nota das Thema seiner Satire
noch von einem dritten Standpunkt aus beleuchtet, dem des „leidenden''
Publikums. Mit ihnen teilt er die Laien ein in solche, welche rück-
haltlos an die Kunst der Ärzte glauben, sich von ihr imponieren und
täuschen lassen, und so ihre Opfer werden, und in solche, welche das
1) Die hier in Betracht kommenden Textstellen wurden schon bei einer
tVUhercn Gelegenheit nebeneinander gestellt. S. p. 512 ff.
Alberto NoU 519
hohle PhraseDtum, die Ohnmacht, das betrügerische Treiben der Heil-
ktlnstler durchsehanen. — Die erstere Kategorie ist vor allem durch
die yerschiedenen Patienten vertreten: Argan ist der klassische Typus
der Gattung; Alfonso tritt würdig in seine Fnsstapfen^). — Ihnen
reihen sich jene Personen an, welche zwar augenblicklich des ärzt-
lichen Beistandes nicht bedürfen; aber infolge geistiger Beschränkheit
die Nichtigkeit jener Wissenschaft nicht erkennen und voll staunender
Verehrung zu ihr und ihren Jttngern aufblicken. Maurilio verkörpert
diesen Schlag in Notas Lustspiel; er ist unverkennbar ein Geistes-
verwandter Pantalones aus der Pinta ammalcUaj welcher seinerseits die
Sganarelle, GörontO; Gorgibus etc., zu Ahnen hat, un homme simple,
grassier, gut se laisse itourdir de tan discaurs^ paurvu que tu partes
d^Hippacrate et de Galten, et que tu sois un peu efiranti^).
Zwar spielt Maurilio, Eugenias unfthiger Vater, eine ganz unter-
geordnete Rolle in der Maschinerie des Stttckes; aber gleich Pantalone
verkörpert er als Vertreter des dummgläubigen Publikums einen Teil
der satirischen Tendenz, bildet dadurch eine in ihrer Naivität erheiternde
Kontrastfigur zu seiner gewitzigten Umgebung und bringt so durch
eine seiner Aufgabe entsprechende Handlungs- und Ausdrucksweise
einen lustigen Ton in das Stttck, der bei Nota besonders angenehm
berttbrt.
Maurilio lässt sich in seiner Kurzsichtigkeit von Aspasia über den
wahren Charakter von Alfonsos Zustand und Aspasias Absichten hin-
wegtäuschen, so dass er den jungen Mann für ernstlich krank hält; so
sucht er auch seinerseits alles hintanzuhalten, was dessen Leiden ver-
schlimmem könnte und arbeitet so in Verkennung der Sachlage Aspasia
und ihren Helfern in die Hände, dem Interesse Alfonsos und seiner
Tochter aber gerade entgegen. — So lässt sich ja auch Pantalone von
seiner Tochter und deren Dienerin Golombina hinter das Licht fuhren;
er hält sie fttr schwer krank und setzt alle Hebel in Bewegung, ihr
Genesung zu verschaffen; nur schlägt er den verkehrten Weg ein und
steht dem einzigen Heilmittel, der von Rosaura gewünschten Heirat,
lange Zeit im Wege. — Ihre vollständige Urteilslosigkeit in medizi-
nischen Dingen bekunden Maurilio wie Pantalone mitunter auf die
gleiche Weise. ~ Je mehr ein Arzt nach dem oben angegebenen
Rezept aus sich macht, um so mehr Vertrauen und Bewunderung ge-
1) Das Verhältnis der beiden ^Kranken* zueinander wie zur Medizin
wurde oben im einzelnen besprochen. — DieJP»n(a ammalata gehört nicht hier-
her, wie dies schon der Titel und die Tatsache ihrer engen Beziehungen zur
Lucinde des Amour m^decin vermuten lassen.
2) Nach einer Stelle aus Le Midecin vcHant, 2. Szene (DespoisetMesnard,
op. cit. I, 66).
520 Fritz Bjtnmann
üiesst er bei ihnen. Pantalone erBchöpfl sich in Ausdrucken des Staunens
über Buonatestas Weisheit: Oh, che omol Oh che gran virtuosol — Oh
bravol Cara ela, la toma a dir — nämlich die schönen lateinischen
Ausdrücke, mit denen der Arzt um sich wirft — Se miafia no varisse
sta voltOj non la varisse mai piü (l, 8) u. s. w. Castoreo im Ammalato
per immaginazione flösst Maurilio keinen geringeren Respekt ein.
Mit ähnlichen Ausrufen bewundernder Anerkennung wie Pantalone be-
gleitet auch Eugenias Vater die Terworrenen Ausftlhrungen des Pfuschers:
üna cura astenica ? Bei nome ! mi piace . . . Veramente ... I Per baccol . . .
Oh uomo sommol .. . Bravo medicol mi ha convinto. — Kritiklos wie
er ist, hindert ihn diese Bewunderung ftkr Castoreo (II; 7, 8) nicht,
dessen Gegner Crisalidi ebenso hoch einzuschätzen, obwohl des letzteren
Methode jener Castoreos entgegengesetzt ist. Im Begriffe, den ihm
noch unbekannten Rivalen Castoreos eine „bestia" zu heissen, hält er
bei Nennung des Namens Crisalidi inne und bemerkt kleinlaut: Non
parlo piü: i un uomo di gran vaglia {Amm. per immag. III, 8). So
lässt sich auch Pantalone durch seine Hochachtung fttr Bnonatesta
nicht abhalten, dessen kaum weniger arrogant auftretenden Kollegen
Merline Malfatti sein Lob zu spenden und ihn zur Besprechung einza-
laden, obwohl dieser dem ersteren feindlich gesinnt zu sein scheint:
Cancarol El x^ un omo grandol (II, 4). Auch f&r die Verständnis-
losigkeit; mit welcher Maurilio und Pantalone den Anordnungen der
Ärzte gegenttberstehen, Hessen sich aus beiden Stttcken Beispiele an-
fUiren, welche dazu beitragen würden, die geistige Verwandtschaft
jener beiden komischen Gestalten nachzuweisen; aber dieser Zweck ist
wohl durch die obigen Ausführungen schon erreicht.
Vom Standpunkt des nicht unmittelbar beteiligten Publikums aas
liesse sich der Vergleich des Ammalato per immaginazione namentlich
mit Moliere'sehen Stücken noch weiter ausftthren: Nota stellt wie Moli^re
dem gläubigen Publikum ein skeptisches gegenüber, welches seinerseits
wieder zerfällt in Personen^ die aus der Gewissenlosigkeit und Ignoranz
der Ärzte persönlichen Vorteil zu ziehen suchen und in solche, welche
den Misständen energisch entgegentreten, um Unheil zu verhüten. In-
wieweit hier im einzelnen eine freilich nur allgemeine Gbereinstinnmang
zutage tritt, geht aus früheren Ausführungen hervor. —
Somit erweist sich Nota auch im satirischen Teil seines Lustspiels,
der seine Entstehung vielleicht nicht ausschliesslich ^emder Anregung
verdankt, als ziemlich unselbständig. Dass es ihm nicht gelungen ist,
in der Beleuchtung der geschilderten Zustände einen andern Stand-
punkt, andere allgemeine Formen zu finden, wird man ihm nicht ver-
übeln. Erscheint ja doch bei ihm die ärztefeindliche Tendenz als
Nebensache, in welcher er überdies durch die Übernahme anderer stoff-
Alberto Nota 521
lieber Motive an bestimmte Formen gebunden war. Aber deshalb
moBBte er sich noch nicht in den Einzelheiten der AnsfUhrongen, den
Charakterisierungsmitteln namentlich der Ärzte im allgemeinen wie im
einzelnen Fall so eng an seine Vorgänger in der Behandlang desselben
Themas, MoIi6re und Goldoni, anschliessen, als dies tatsächlich ge-
schehen ist. Speziell an Goldonis y^FitUa ammalata^ erinnert Notas
detaillierte Psychologie des eingebildeten^ unwissenden Arztes; selbst
die Persönlichkeiten seiner Ärzte Crisalidi und Castoreo mitsamt dem
einfältigen Maarilio gehen anleugbar auf bestimmte Figuren in Goldonis
Lustspiel (Buonatesta; Malfatti, Pantalone) zurück. Bei Goldoni wird
auch zuerst das Moli^re noch unbekannte Motiv des Brotneides und
Konkurrenzkampfes angeschlagen, das dann Nota mit Obernommen hat ;
bei Goldoni auch wird zuerst den schlechten Ärzten ein tüchtiger
gegenübergestellt, wie dies auch bei Nota geschieht. — In der Tonart
jedoch, welche Nota seiner Satire zugrunde legt, weicht er insofern von
seinen Vorgängern ab^ als bei ihm sichtlich das Bemühen hervortritt^
vorsichtig zu sein und es mit niemanden zu verderben. Moliferes Stück
ist eine Anklage gegen alle Ärzte insgesamt und eine Verurteilung ihrer
Kunst. Goldoni lässt den Unterschied zwischen guten und schlechten
Ärzten gelten ; aber einem Vertreter der ersteren Gattung stellt er drei
der letzteren gegenüber; seine Satire ist nicht minder kräftig und er-
barmungslos als jene Moli^res, wenn auch nicht so ehrlich gefühlt.
Man weisS; dass dem Dichter nicht allzuviel daran lag, «wie sein Stück
in den beteiligten Kreisen aufgenommen wurde. Nota lässt die meisten
Arzte als tüchtig gelten, betont das wiederholt mit einer gewissen
Ängstlichkeit und führt die beiden schlechten Ärzte nur als seltene
Ausnahmen an, denen er in Fnlvidio ein glänzendes Gegenstück gegen-
überstellt.
Lediglich vom Standpunkt der Tendenz aus betrachtet und mit
Molitoes Malade imaginaire verglichen, wäre der Ämmalato per im-
maginozione nur eine verwässerte Wiedergabe desselben Stoffes nach
Rezepten des französischen und namentlich auch des italienischen
Meisters. Aber auch in der Gesamtkomposition, in der Verwendung
der gleichen Hauptmotive, in manchen Einzelheiten des dramatischen
AufbauB, in der Einführung und Ausgestaltung der wichtigeren
Charaktere lässt sich manchmal gelbst bis ins kleine die Anleh-
nung an Moli6res letztes Lustspiel deutlich erkennen. Zum Teil
allerdings hat Nota mit dem Stoffe und seiner Anordnung nicht unbe-
dentende Veränderungen vorgenommen. Die Natur dieser Abweichungen,
der ernste Ton, der über dem ganzen Stück liegt und selbst im
satirischen Teil kaum weicht, gereichen der Wirkung des Lustspiels
nicht zum Vorteil und weisen es mit seinem unerträglichen Schlussakt
522 Frits BAamann
in das Gebiet der moraliuerenden Familienstttcke. In dieser Hinsicht
allerdings bat der Ammalato per immaginazüme mit dem Malade ima-
ginaire gar nicbts zn ton.
Le Bisoluioni in Amore Ton A. Nota im Vergleieh au Le D<pit
amonrenx ?on Moliire und GPInnaniorati Ton Goldoni.
Sobon den Zeitgenossen Notas batte sich beim Lesen ondAnböreo
der liüoluzioni in amore die Erinnerung an zwei bekannte Lustspiele
der beiden Meister der Komödie aufgedrängt. So schreibt nach der
ersten Aufführung der Risoluzioni in Genua ^) ein Zuschauer an den
Direktor der BiUioteca italiana: Benchi in simili argamenH dopo ü
Dipit amoureux delMoliere eOt innamorati del Ooldani sia qua»
impoeeibile il dir coee nuove per la gran ragiane che „haee amnia in
amore ineunt^, nondimeno ... il Nota ha in moUe scene superata questa
dißicoltä^). Kota selbst macht in der Vorrede zu seinem Lustspiel'),
auf diese früheren Bearbeitungen desselben Stoffes aufmerksam und
fügt ihnen noch dieZelinde vonGoIdoni hinzu*). Dann fllbrt er fort:
j^n perchi a me pure cadde in pensiero di tentar le mie forze netto
steseo argomentOj collocando i miei due amanii in eondizioni diverse da
quelle immaginale da' eitati due maeetri; aedd ne venissero caei diui-
milij benchi prodotH dalle steeee cagioni; e scrissi le Risoluzioni is
amore^.
Er will also nur die Idee seines Lustspiels jenen älteren Be-
arbeitungen zn verdanken haben, nimmt aber für die Ausführung des
Grundgedankens — le gelosiej i sospetti, le guerre e le päd di due
persone prese sinceramente di scambievole affetto — Selbständigkeit in
Anspruch.
Doch schon zwei Jahre später sah sich Salfi genötigt, hinsichtlich
der Originalität dieses Lustspiels ein Zugeständnis zu machen. Er
schreibt: Ma pitH ehe in altra commedia^ nelle Risoluzioni in amore
par che V autore abbia tolto ad imprestito dal Dipit amoureux dd
Moliere, e dagP Innamorati del Ooldoni non pure il soggetto che vari
incidenti *). Hieran knüpft er die schon früher erwähnte Entschuldigung,
dass ein Schriftsteller das Recht zu solchen Nachahmungen habe, wenn
diese Anlass zu geistreicher Neugestaltung desselben Stoffes gebe.
1) Am 31. Januar 1820 tod der Gesellschaft Granari.
2) Der Brief datiert Tom 4. Febr. 1820 und ist abgedruckt in Bd. XZI
der Bibl iial. p. 100 als Fussnote.
3) Eigentlich eine Widmung; s. Commedie v. Sdlfi I, 189 ff.
4) Eine Art Trilogie, in welcher die Schicksale von Zelinda und Lindoro
geschildert werden: Gli amori di Zelinda e Lindoro, — Le getoeie di Lindoro.
Le inquietudini di Zelinda,
5) Saggio ston-erit. p. CHI.
Alberto KoU 523
Inwieweit Sali! diese EntBchuldigUDg für seinen Antor in Ansprach
nehmen darf, soll in den folgenden Ansfübrongen untersacht werden.
Der Besprechung von Kotas Lustspiel selbst m()ge jedoch eine Erörte-
rung über das Verhältnis seiner beiden mehrfach erwähnten Vorlagen
vorausgehen ^).
A. llolMre8 Oipit amoureux und Goldonis Gr innamorati.
Moli6re hat den reizenden Gedanken des Horazisohen Donec gratus
eram tibi in mehreren seiner Lustspiele verwertet*). Nirgends aber bat
er dem dankbaren Stoflf liebevollere Aufmerksamkeit zugewandt als in
jenem Teil seines DSpit amoureux, der diesem Werk den Titel gegeben
hat und sich „dem Besten^ was Moli^re geschrieben, würdig an die
Seite reiht.''
Wiewohl diese Szenen nur als Episode ins Ganze eingefttgt sind, so
sind sie doch vom Rest des Lustspiels so unabhängig und in sich ab-
geschlossen, dass man sie als ein Stück für sich betrachten und alle
Momente einer dramatischen Handlung daran wahrnehmen kann. Eine
Analyse möge das Gesagte veranschaulichen.
Die ersten Szenen des ersten Auftritts bilden die Vorbereitung.
Eraste schüttet seinem Diener Gros-Reni gegenüber sein Herz aus: In
Lucile verliebt, glaubt er sich trotz wiederholter Liebesbeweise seitens
seiner Angebeteten von ihr hintergangen; die Ruhe und Heiterkeit
seines Nebenbuhlers Valire beunruhigen ihn. Weniger dem Zureden
seines Dieners, der selbst Luciles Zofe Marinette gern sieht, als einer
Liebesbotschaft Luciles gelingt es, alle seine Eifersuchtsgedanken zu
zerstreuen (Sz. 2). — Er triamphiert über Valpro ; aber dessen uner-
schütterliche Ruhe und Ironie flössen ihm von neuem Verdacht ein
(Sz. 3), der ihm zur Gewissheit wird, als Valferes Diener Mascarille
sich das erlogene Geständnis entlocken lässt, Lucile sei heimlich mit
Valpro verlobt und begünstige Eraste nur zum Schein (Sz. 4). Dieses
neue, die Handlung belebende Moment erfährt eine weitere Steigerung,
als der Eifersüchtige zornentbrannt einen zweiten Brief, den Lucile durch
Marinette sendet, zerreisst und der Treulosen wissen lässt, dass er
ein für allemal auf ihre Gunst verzichte. Auch Gros-Ren6, ein treuer
Diener seines Herrn, kündet Marinette seine Liebe (Sz. 5). Über Erastes
unerklärliches Benehmen empört, beschliesst Lucile in der ersten Auf-
1) Folgende Ausgaben wnrden bei der Vergleichuog beotttzt: Despois
et Mesnard, (Euvres de Molihre, I (Paris, 1873), II (1886). — Cpmmedie dt C,
Goldoniy Venesia, BasquaU, 1761, II. — Commedie di A. Nota, Paria, Baudry,
1829, I.
2) So im Mideein malgri lui I, 3; im Tartuffe IF, 4*, im Bourgeois gentil-
komme III, 8—10.
524 Fritz Baumann
regang, sich zu räcbeD, indem 8ie nun wirklich ihre Liebe auf Valere
überträgt (11, 3). Doch verzichtet sie im Geftthl ihrer Schwachheit
wieder auf diesen Gedanken, schwört aber, Eraste kalt abzuweisen,
sollte er je wieder reuig kommen, und fordert die gleichfalls entrüstete
Marinette auf, sie in der energischen Durchführung dieses Vorsatzes
zu unterstützen (II, 4). Tatsächlich weist sie auch einen Annähernngs-
yersuch des Eraste, der seine übereilte Heftigkeit bereut hat, schnöde
zurück.
Diese Haltung Luciles spitzt die Verhältnisse aufs äusserste zu,
und der endgültige Bruch scheint unausbleiblich; denn tief gekränkt
will jetzt auch Eraste von der lieblosen Lucile nichts mehr wissen.
Er bescliliesst, seine Liebe einer anderen zuzuwenden, während Gros-
Ren^ seinen Herrn durch drastische Schimpfreden auf die Weiber
überhaupt sekundiert (IV, 2). Aber tn einem Lustspiel kann es zu
keiner Katastrophe kommen; im entscheidenden Augenblick zeigt sich
ein Ausblick auf befriedigende Lösung. — Hier ist es eine zu-
fällige Begegnung der Liebenden, welche eine Verständigung durch
persönliche Aussprache hoffen lässt. Zwar kommt es zunächst zu einer
heftigen Auseinandersetzung, die reich ist an gegenseitigen Vorwürfen
und Beteuerungen, lieber sterben, als sich versöhnen zu wollen. Man
schreitet zur Rückgabe der Geschenke, die man sich einst verehrt;
Liebesbriefe werden hohnlachend verlesen und zerrissen. Da es
nun aber wirklich zum Scheiden kommen soll, zögern sie, die ihre
Heftigkeit schon längst bereut haben. Ein einlenkendes Wort Erastes,
eine ermutigende Antwort Luciles: der Anfang zur Versöhnung ist
gemacht, die sich denn auch bald in befriedigendster Weise vollzieht
(IV, 3). — Empört über ihrer Herrschaft Schwachheit wollen Marinette
und Gros-Ren^ erst nichts vom Friedensscbluss wissen. Auch sie tauschen
ihre Erinnerungen aus. Aber sie können den Ernst nicht bewahren,
sie lachen, und im Nu sind auch sie versöhnt (IV, 4).
Im Gegensatz zu Moli^re hält Goldoni die Idee des Liebeszwistes
für ergiebig genug, um sie zu einem dreiaktigen Lustspiel, betitelt
Gl' innatnorati^ zu verarbeiten. Zunächst scheint nichts für eine Beeiu-
flussung Goldonis durch Moli6re zu sprechen. — Die beiden Stellen, an
denen sich Goldoni selbst über die Entstehung seines Stückes ausspricht,
geben keinen Anhaltspunkt für eine solche Vermutung^). Er will die
übertriebene, unvernünftige Liebesleidenschaft lächerlich machen, die
um geringfügiger Dinge willen von einem Extrem ins andere falle, und
der man namentlich in Italien so häufig begegne. Die Anregung zu
seiner Komödie will er durch solch stürmische Streit* und Liebesszenen
1) Einmal in der Vorrede mm Stuck \ dann in seinen Memoires^ Paris 1787,
Bd. II, Kap. 41, p. 324t\
Alberto Nota 525
erhalten haben, wie er sie schildert, und von denen er selbst Augen*
zeuge gewesen sei^ wenn nicht noch mehr, wie er durchblicken lässt ^),
[Er will getreu nach der Wirklichkeit geschildert haben.] Von einer
Anregung durch literarische Vorbilder lesen wir nichts.
Im Personenverzeichnis finden sich nun wohl dieselben Haupt-
figuren : die beiden Liebenden^ deren Diener und die Nebenbuhler. Aber
ein kurzer Blick ins Stttck selbst zeigt, dass die verschiedenen BoUen-
gebiete zum Teil ganz verschoben und auch sonst beträchtliche Ver-
änderungen mit dem Stoffe vorgenommen worden sind. Zwar legt
auch Ooldoni das Hauptgewicht auf das psychologische Moment, auf
die Schilderung der sich folgenden und auslösenden Gefbhle, ihren Ur-
sachen und Wechselwirkungen ; doch musste er immerhin mit Rücksicht
auf die Verwertung des Stoffes zu einem dreiaktigen Lustspiel der
Handlung neue Nahrung geben durch Erweiterung und Hinzufttgung
einiger Motive.
Der erste Akt wird; wie bei Moli^re durch einen Dialog eröffnet,
der den Zuschauer in die Verhältnisse einweiht und namentlich einen
Einblick in die Beziehungen der Liebenden gewährt. — Statt aber der
Verliebten (Eugeniä) nur gelinde Zweifel in die Treue ihres Anbeters
(Fulgenzio) in den Mund zu legen^ wie dies Moli^re bei Eraste tut, und
die Verwicklung allmählich vor unseren Augen entstehen zu lassen,
führt uns Goldoni mitten in die Verwicklung hinein: schon in der
ersten Szene setzt er einen tüchtigen Streit zwischen den Verliebten
YorauS; welcher der Schlichtung harrt. Motiv der Entzweiung ist
natOrlich auch hier die Eifersucht, und zwar derEugenia aufFuIgenzios
Schwägerin Clorinda, die eben Strohwitwe ist und von ihrem Gatten
der Obhut seines Bruders Fulgenzio anvertraut worden war. Ähnlich
wie bei Molifere wird auch hier die Verliebte (dort der Verliebte) teils
durch Zureden ihrer Schwester Flamminia (den Eraste tröstet Gros-
Renö), teils durch einen versöhnlichen, herzlichen Brief des Geliebten
besänftigt und in freudige Stimmung versetzt (Sz. 2). Dann folgen
neuerdings Zweifel, die sich zu bestätigen scheinen, und statt des
geplanten Liebesbriefes erfolgt eine runde Absage an Fulgenzio (Sz. 3
und 4).
An dieser Stelle erweitert nun Goldoni gegenüber Meliere : er flicht
eine Intrige ein, wenn man sie so nennen kann, die einzige des Stückes,
die sich aber bis zum Schlnss hindurchzieht. Er lässt einen Fremden
auftreten, den Grafen Boberto, welcher sich fUr Eugenia interessiert.
Aus Trotz über Fulgenzios vermeintlich treuloses Benehmen kokettiert
Eugenia mit ihm (Sz. 6^ 6). Unterdessen kommt Fulgenzio^ der im ersten
1) , , , Ne ho veduto degli eaempj cogli oechi mt'et, e ae non mi vergogncusi,
direi da cht U fM veduH. (VorredeO
526 Prits Bavmann
ZoTD mit Engeniu brechen will (Sz. 8) in verBÖhnlicber Stimmung za
ihr (Sz. 9). Durch Eugenias schnippisches Wesen wird er abermals
gereizt; ein heftiger Streit ist die Folge, der schliesslich wieder in
Versöhnung übergeht; zum Schlnss der Szene aber neuerdings aus-
bricht (Sz. 11). Von seiner Beilegung erf&hrt man gleich zu Anfang
des zweiten Aktes.
In rein dramatischer Hinsicht kann man also hier eine unverkennbare
Ähnlichkeit der Innamorati mit dem Dipit amoureux feststellen, von
welchem sie sich nur unterscheiden durch die weniger vage Exposition, die
Andeutung einer im ferneren Verlauf sich entwickelnden Intrige, die das
Interesse fhr den nächsten Akt erwecken soll, das Motiv zum Streit
und die Vereitlung der Versöhnung, welche gleichfalls auf den
kommenden Aufzug kinweisst. Alle diese Erweiterungen erklären sich
teils durch die breitere Anlage des Lustspiels bei Cloldoni, teils durch
die verschiedene Auffassung der Charaktere. Für die Einleitung der
Intrige übrigens, d. h. den Einfall Eugenias, aus Trotz gegen Fol-
genzio mit einem anderen zu kokettieren, lisst sich auch bei Moli^re
ein SdtenstQck finden. Eraste macht (IV, 2) seinem Unmut über Luciie
unter anderem in der Drohung Luft, auch ihre Eifersucht zu erregeu
(Dip. am, v. 1239ff.):
P<mr moij sur ioute ekose^ mm mepris me surprend;
Ei pour punir U sien par un auire aussi grand,
Je v€ux mettre en mon aewr tuie funtvelU flamme.
Inwieweit gerade hier vielleicht auch Lnciles geplante Rache vorbild-
lich gewirkt haben mag, soll qiiter erörtert werden.
Mit RQ^sicht auf das ganze Stfick betrachtet erscheint der erste
Akt als eine Art Vorspiel, eine Expoeition im grossen, welche eines
deutlichen Begriff von Charakter und gegenseitigem Verhältnis der
Verliebten gibt, aber doch dramatisch ziemlich in sich abgeschlossen
ist oder sein konnte. Übrigens ist der zweite Aufzug im Grunde nur
eine Wiederholung des ersten mit schärferer Betonung der dramatischeD
Momente: die Motive zum Streit erscheinen begrOndeter, die Streit-
szenen sind heftiger, die Versöhnung geht zäher vor sich als im ersten
Akt Die erste Szene, ein Dialog zwischen Eugenias Sdiwester und
Fulgensios Freund^ soll wiederum aufklären Ober den Stand der Liebes-
händel, die momentan abennals dem Stadium der Versöhnung sich zu-
neigen. Kun fingt auch schon die erwähnte i^Intrige^ zn wirken an,
zunächst freilich noch ohne Engenias Zutun. Der firemde Graf hat ihr
einen Heiratsantrag gemacht; zwar wird er entsehieden abgewiesen
(Sz. 6\, aber Fulgenzio findet Roberto bei einem Besuche in Eugeniaa Ge-
sellschaft (^Sz. 8), und das genügt, um auch aeinarseits die flammen der
Eifersucht zu wtfarhen und einen heftigen Streit herbeinAhroi. Auch
Alberto Nota 627
iesmal scheint derselbe in Versöhnung aasznklingen (Sz. 13) — scheint;
3nn die letzten iSzenen des zweiten Aufzuges bringen neuerdings eine
ntzweiong der Verliebten, die wiederum Engenias Eifersucht auf Ful-
enzios Schwägerin zur Ursache hat (Sz. 14) — genau derselbe Akt-
»hluss wie im ersten Aufzug. — Im dritten Akt wieder dasselbe
piel: Dialog, der über den augenblicklichen Stand der Dinge orientiert
Gespräch der Diener; Sz. 1) ; gespannte Stimmung, Versöhnungsversuoh,
treit — diesmal nun folgt auf letzteren die Aussöhnung nicht un-
littelbar, die Liebenden scheinen im Gegenteil endgültig brechen zu
ollen. Eugenia geht sogar soweit, in ihrem Trotz Graf Robertos
[eiratsantrag anzunehmen: wir stehen an jenem Punkt des Lustspiels,
o die Verwicklung am grössten erscheint, und von welchem aus das
tttck leicht ins Tragische hinübergeftthrt werden kann. Denn da
'ulgenzio hinzukommt, so führt der Eindruck, den die Erzählung
om Vorgefallenen auf ihn macht, beinahe zu einer Katastrophe,
^oeh zu einer solchen soll und darf es ja nie kommen. Hier sorgt
ine Ohnmacht Eugenias ftür die Abkühlung des tobenden Fulgenzio,
er grossmütige Verzicht des Grafen auf Eugenias Hand für die glück-
che Vereinigung der Verliebten. Die Dienerrollen und ihre das Ver-
ältnis ihrer Herren so hübsch parodierende Liebe hat Goldoni fast
anz aufgegeben; denn lAsetta und Tognino können unmöglich Gros-
lenö und Marinette verglichen werden, wie denn überhaupt eine blosse
legenttberstellnng des Personenstandes beider Stücke zwecklos wäre
US den oben angeführten Gründen').
Goldoni, der gleich Molitee seine Sorgfalt mehr seinen übrigens
silweise Tcrschieden aufgefassten Charakteren und der Schilderung
om Stimmungen zuwendet, ist somit in technischer Beziehung natur-
emäss ziemlich selbständig vorgegangen. Immerhin hat er das Fun-
iament des Dramas dem französischen Dichter entlehnt und in seinem
rsten Akt ausgiebig verwertet. —
Inwieweit dieses Urteil auch für Einzelheiten der Ausarbeitung zu-
reffend ist, mag in folgendem ausgeführt werden.
Rechnet man Stimmung und Tatsachen, welche bei Beginn der
nnamorati vorausgesetzt sind, ab (z. B. Streit am Abend vorher, Ver-
nlaasung zu Fulgenzios Brief etc.)» so entspricht der erste Akt zum
Tosaen Teil dem Verlauf der Handlung bei Moliöre. Beide Autoren
ihren uns mit der ersten Szene in medias res, indem sie uns durch ein
1) NatQrlioh worden bei der VergleiohuDg die Szenen zwischen Fahrisio
od SucdantspoU ganz unberttcksiohtigt gelassen, da sie ja in keiner Weise
lit der Handlnng zusammenhängen, sondern nur gleich den Figuren der eom-
\edia delT arte, als eine Art Konzession zur Belustigung des Publikums dienen
»Uen.
528 1^'ntK Baumann
Gespräch zwischen dem Verliebten und seinem Vertrauten vom Stand
der Dinge unterrichten: Eraste liebt Lucile, Engenia den Fulgenzio;
wie Eraste wird auch Eugenia yon grundloser Eifersucht gequält; wie
Oros-Kenö bemüht sich auch Flamminia vergebens, dieser Eifersucht
durch yernUnftiges Zureden den Boden zu entziehen. Dipit amoureux
I, 1 V. 19.
Gros-Renö: Lucile^ ä mon avis^ vous montre assez d^amaur:
Elle vous voüf vous parle d toute heure du jour ; . . .
GV innatn. 1, Flamminia: Egli (seil. Fulgenzio) ^ innamorato di voi
perdutamente ; si vede, si conosce che spasima^ che vi adora.. .
In beiden Fällen wird dieses Gespräch unterbrochen durch den
von der Dienerin (bezw. vom Diener) überbrachten zärtlichen Brief der
(oder des) Geliebten, der alle Zweifel zerstreut und Freude hervorruft
So wenig Eraste seinen Argwohn ganz unterdrücken kann und sich
durch listiges Ausfragen Mascarilles, des Bedienten seines KebenbnhlerB,
Gewissheit in seinen Zweifeln zu verschaffen sucht, so wenig kann sieb
Eugenia beim Brief ihres Fulgenzio beruhigen; sie muss die schöne
Gelegenheit benützen um Tognino, den Bedienten aus Clorindas Hans,
ein wenig über deren mutmassliche Beziehunden zu Fulgenzio ausholen,
und zwar so, dass der Gefragte die Absicht nicht merkt — also auch
List. Wie es aber dem Mascarille allmählich nicht mehr ganz geheuer
ist bei der peinlichen Inquisition und er schliesslich ausruft: Je ne dis
rien, de peur de mal parier {l, 4 v. 281 ), so schöpft auch der anfänglich
harmlose Tognino Verdacht (Se parlOy non vorrei far male I, 3). Wenn
nun auch das Ergebnis der Unterredung in beiden Fällen nicht das
gleiche ist und Eraste vielmehr Grund zur Eifersucht hat als Eugeoia;
80 ist doch die Wirkung dieselbe; heftigste Eifersucht und massloser
Zorn, der sich bei Eraste wie bei Eugenia in gleicher Weise äussert
Eraste zerreisst den zweiten Brief Luciles und schickt Marinette zurück
mit den Worten (I, 5 v. 326 ff.):
Vay sors de ma prisence, et dis ä ta maitresse
Qu 'avecque ses icrits eile me laisse en paix^
Et que voild VStat^ infame, quefenfais,
Eugenia xerreisst den freundlichen Brief, den Flamminia in ihrer
Schwester Namen als Antwort auf Fulgenzioa Zeilen geschrieben hat
nnd entlässt Tognino mit dem Auftrag (1,4): Dite al vosiro Padrone
che mia Sorelia Flamminia in nome mio gli ha seriUo una beUa lettera^
e che io mrdesiffia^ cotle mie mani Pho laceraia. In beiden Stücken hat
diese kränkende Handlungsweise anf die Beleidigten natürlich dieselbe
Wirkung: Wie Lucile wird auch Fulgenzio bei der Kunde von Eugeniaa
unerklärlichem Benehmen von Schmerz nnd Zorn erfasst und nimmt
sich fest vor, gänzlich mit Eugenia zu brechen. (^Wir erfahren dies
Alberto Nota Ö29
alles nur aus Ridolfos Mond; da Folgenzio nicht den Mut hat^ seinen
Ekitschlnss der Engenia selbst mitzuteilen, hat er seinen Freund mit
der ErOffiiung seiner Absicht beauftragt. I^ 8.) Von hier an weichen
die beiden Stücke gänzlich voneinander ab. Während Lucile und
Eraste auf ihrem Trotz beharren, und aus diesem Verhältnis heraus
sich die bekannte Streit- und Versöhnungsszene entwickelt, bereut
Fulgenzio seinen Eutschluss wieder und begegnet Eugenia mit Liebe-
und Nachsicht. Aus dieser Verschiedenheit der Anlage und der Charaktere
erklärt sich auch der von Moliere durchaus yerschiedene Ton der
Streit- und Versöhnungsszenen. Wenn hier oder dort ein Gedanke
an eine Wendung aus dem Döpit amoureux erinnert, so ist das wohl
mehr in der Natur des Stoffes gelegen, quia haec omnia in amore insunt,
als bewusste Nachahmung. So z. B. erinnert zu Anfang der Szene 13
(Akt II) die Stimmung der zürnenden Verliebten, ihr Trotz, an den
Ton, den Eraste und Lucile im Döpit amoureux IV, 3 anschlagen. Lieber
will Eraste sich den Tod geben^ als sich mit Lucile aussöhnen (v. 1321 f ;
1328); lieber will Eugenia sich mit einem Stein am Hals ins Wasser
stürzen^ als dem Fulgenzio entgegenkommen. Zwar meint Eraste
V. 1307 ff:
PetU Ure qu'apris iout faurai, quoiqu^outragS,
Assez de peine encore ä m'en voir digagi:
Possible que, malgri, la eure qu'elle essaie^
Mon äme saignera longtemps de cette plaie . . .
Mais enfin il rCimporte . . .
Denselben Gedanken spricht Fulgenzio aus (11, 13): Phierd un
poco, tna lo supererö questo indegnissimo Amore — Auch in der folgenden
Versicherung erinnert ein Ausspruch der von Zärtlichkeit Oberströmenden
Eugenia an ein WortErastes. — Troverete un'amante di me piä amabile^
piü riccQj piii meritovole, ma non piü teneraj ni piü fedele . . .
Eraste (v. 1371 ff.): ... cherchez partout^ vous n'en aurez jamais
De si passionni pour vous^ je vous promets.
. . .peraonne, apris fnoifquoiqu'an vous fasse entendre^
N'aura jamais pour vous de passion si tetidre.
Die Szenen, in welchen Eugenia dem Fulgenzio die Türe weist
und dem Zögernden^ der sie nur ungerne verlässt, aber immer pathe-
tisch andiamo, andiamo ausruft, zum Gehen auffordert mit der Bitte,
sie doch nicht mehr weiter zu belästigen , rufen Luciles schnippische
Worte ins Gedächtnis, mit denen sie Erastes im Grunde nicht ernst
gemeinten Entschluss bereitwilligst annimmt und billigt. Wie Eraste
auf ein begütigendes Wort Luciles förmlich wartet und nur darum
seinen Entschluss so oft wiederholt, so meint auch Fulgenzio, Eugenia
müsse einlenken und ihn zurückhalten (III, 5, 6, 7).
Romaaliebe Forfchnngen XXV. ß^
530 Fritz Baamaiin
Ähnlichkeit, w6nn auch entfernte, haben Folgenzios Grefbhle, nach-
dem er von Engenias Racheakt erfahren hat, mit dem Zomesansbrnch
des Eraste, dessen Annäbernngsversnche an Lncile zorttckgewiesen
wurden (IV, 2). Die Vorwürfe der beiden gekränkten Liebhaber sind
recht ähnlich; namentlich sind sie aufgebracht, dass man sie um eioer
Kleinigkeit willen aufgebe: Abbandonartni per cosi pocol äussert Ful-
genzio schmollend zu Eugenia (Ol, 13). Eraste {D^p. am. IV, 2,
V. 1217):
Hai Sans doutty un amour a peu de violence,
Qu^est capable d'Heindre une sifaible offense; • . .
Im Gespräch mit Lucile (IV, 3) kehrt dieser Gedanke noch öfter
wieder. Inwieweit Goldoni den von Molifere schon angedeuteten Ge-
danken: Rache der Gekränkten durch Begünstigung eines anderen —
yerwertet hat, wurde schon oben besprochen. Aber nicht allein Erastes
Stimmung konmit hier in Betracht; mehr noch werden wir an Luciles
Ausruf und Vorhaben erinnert {Dip. am. II, 9 v. 541 ff.):
Cen est fait: c^est ainsi que je puis me venger;
Et si cette action a de quoi Vaffliger^
Cest toute la douceur que man cceur s^jf propose . . .
Dann kündet sie ihre Absicht an, Erastes Nebenbuhler Valpro m
begünstigen. Eugenia (GUnnam. III, 9): {Ah^ una Vendetta sarebbe
pure opportuna) . . . (Quand'i fatta, i fatta. Pub essere che quetVin-
grato frema^ e si disperi^ e si petita^ quando mi avrä perduta).
Dies dürften so ziemlich die hervortretendsten Berttbrungspunkte
zwischen den beiden Lustspielen sein. Wenn auch auf Grund dieser
Feststellungen die Behauptung nicht zu gewagt ist, Goldoni habe bei
Abfassung seiner Komödie das Moli^resche Lustspiel vor Augen gehabt
und diese oder jene Idee mehr oder weniger bewusst in sein Stück
berttbergenommen, so hiesse es doch viel zu weit gehen, wollte man
Ton einer Nachahmung sprechen. —
Die ganze Atmosphäre des Goldonischen Lustspiels ist grund-
verschieden von dem Geiste ianmutiger Komik, welcher Moli6res Dipit
amoureux durchweht. Das Komische des letzteren Stückes hat einen
ganz anderen und näherliegenden Grund, als es bei Goldoni der Fall
ist. Bei diesem beruht die komische Wirkung auf dem Gegensatz
zwischen der Nichtigkeit und Grandlosigkeit der Eifersucht und der
masslosen Leidenschaftlichkeit der Verliebten, sowie auf dem fort-
währenden Übergang von Liebe zu Zorn, von einem Extrem ins andre');
1) S. Goldonis Vorrede lum Stück: Bar wuiggiarmente spiegare il carattert
df* rtri amauti aßascinati dtUa passione^ conrien che sieno Uggieri^ fantastici e
quasi irrapioficvoli i iwo/i'ri de^ gelosi sospftÜ e cid per rendere vieppiu ridieola
HMfi d^Mezza che inquicta il Mondo . . . (PiasquaU, Yen. 1761, II, 245).
Alberto Nota 531
bei Moli^re dagegen ist die Basis des Komischen innerlicher, psycho-
logisch tiefer. Hier handelt es sich um den Kontrast zwischen dem
Kusserlich zur Schan getragenen Trotz und der fortdauernden inneren
Sympathie und Liebe, und um den Kampf zwischen diesen beiden Ge-
fühlen, welche den Beteiligten selbst nicht klar zum Bewusstsein
kommen; daher Moli^res Schilderung des Trotzes und des allmählichen
Übergangs zur Yersöhnang viel feiner, von ruhiger Heiterkeit durch-
drungen ist. DazQ kommt, dass Goldoni sich nicht wie Moli^re damit be-
g^ttgt, nur die Stimmungen der Verliebten in allgemein menschlicher
Weise; ohne Rücksicht auf individuelles Temperament und Charakter
KU schildern, sondern in seinem Bestreben, allgemeine Typen der
Uolifere'schen Komik zu nuancieren und auf bestimmte Fälle anzuwenden,
auch hier der allgemeinen psychologischen Schilderung bestimmte, aus-
g^esprochene Charaktere zugrunde iegt^); echt italienische Tempera-
Diente^). Gerade deshalb aber muten uns seine Personen und ihrcGe-
fühlsäusserungen viel fremder und unsympathischer an als jene des D6pit
ftmoureux; das hat ja Goldoni selbst schon gefühlt'). Auch die Breite
ier Schilderungen, die vielen Wiederholungen und Variationen des
Themas stechen nicht eben vorteilhaft von der knappen und doch er-
schöpfenden Ausführung des Grundgedankens bei Holifere ab, dessen
Lustspiel die moralisierende Tendenz der Innamorati, die namentlich
iurch die schliessliche unwahrscheinliche Besserung Eugenias zum
A^usdruck kommt; ebenso fremd ist, wie der leichte Schimmer
iron Bührseligkeit^ welcher sich über manche Szenen im Stücke Gol-
ionis legt.
Trotz dieser Mängel, oder vielleicht gerade infolge derselben, muss
3em Lustspiel des italienischen Molifere unbedingt Eigenart zugesprochen
werden. Galantis Urteil mag auch hier gelten: Egli ha tolto, se cosl
piace a qualche critico incontentabile, da tutti e nello stesso tempo da
nessuno . . . Imitatore non poteva essere e per la natura pur particolare
iel 8U0 ingegnOj e per la natura pur particolare del suo carattere^).
1) Mimairee JParia 1787, II cap. 41 p. 324fif. ... ^11 est peu de pücea sans
%maur; mais je rCen cannaie aueune dont les amoureux eoient de la trempe de
zeux que fai employis dans celle-ci'^,
2) Vorrede, a. a. 0. „La paeza geloeia, che nella nostra lialia principal'
menUf h H flageUo de^ cuori amanti etc*
3) Mifnairesj a. a. 0. En France, un pareil sujet n'aurait pas iti suppor-
lable; en Italie on le trouve un peu Charge . . .
4) Galant!: Carlo Goldoni e Venezia nel aec, XVIII. Padova 1882,
p. 490f.
34*
532 Fntz Banmann
B. Le Risoluzioni in amore von Alberto Nota.
Die Handlimg.
Wie schon erwähnt^ gibt Nota selbst zu, Idee und Anregung za
seinem Lustspiel den beiden eben erörterten Stücken von Moli^re und
Goldoni zu verdanken. In der Tat handelt es sich in den EisoIuzioDi
in amore um denselben Grundgedanken wie in jenen anderen Werken:
Zwei junge Leute sind ineinander verliebt; aber grundlose leidenschaft-
liche Eifersucht, die auf beiden Seiten schwere Missverständnisse zur
Folge hat, führt wiederholt zu Streit und endlich Trennung, bis durch
glückliche Umstände sich alles aufklärt und die Vereinigung der
Liebenden doch noch zustande kommt. Ausser den Verliebten, welche
in ihrem gegenseitigen Verhältnis so ziemlich dem Goldonischen Liebes-
paar entsprechen — - die grundlose Eifersucht ist hauptsächlich auf
Seiten der Verliebten; der männliche Teil ist meist der ungerechtfertigt
Beschuldigte — ausser ihnen finden wir wieder die MoIi6re'schen
Diener und Vertrauten der Liebenden, wenn auch in recht verblasster
Ausführung; finden wir den Rivalen des Verliebten^ während die Neben-
personen vom Autor neu eingeführt sind.
Eine kurze Inhaltsskizze möge veranschaulichen, wie Nota die
Fabel des Stückes dramatisch verwertete.
Metilde, eine junge Witwe, und Federico sind sich in aufrich-
tiger Liebe zugetan. Aber die Eifersucht der ersteren gibt oft Anlass
zu Zwistigkeiten, die schliesslich immer in Versöhnungen enden. So
hat es wieder einmal einen heftigen Streit gegeben. Metiide wirft
Federico vor^ er halte es mit einer früheren Liebe, glaubt seinen Un-
schuldsbeteuerungen nicht, und er stürzt davon mit der Versicherung,
nicht mehr zu kommen. Daraufhin schreibt Metiide sofort ihrem Onkel,
einem alten, scheinheiligen Geizhals, sie wolle jetzt auf seinen Vor-
schlag eingehen und seinen Adoptivsohn Alderino heiraten. Von
diesem Onkel nämlich hängt sie laut testamentarischer Bestimmung
ihres verstorbenen Gatten in der Wahl ihres zweiten Mannes ab.
Widersetzt sie sich diesem Einspruchsrecht^ so geht das ererbte Ver-
mögen in die Hände ihres Onkels über. Mittlerweile aber ist der Vater
ihres Federico angekommen. In einem Brief , den Federicos Diener
Prospero durch List ins feindliche Lager schmuggelt , teilt der
Wiederversöhnte der noch Zürnenden jenes Ereignis mit und spricht
von den frohen Aussichten^ welche sich daran knüpfen. Aller Zorn
und Trotz schmilzt dahin und macht aufrichtigen Reugeftthlen Platt.
Metiide befindet sich aber jetzt in einer misslichen Lage. Auf ihren Brief
hin erscheinen nämlich Onkel Orazio und sein Alderino mit zwei Tanten,
um das Heiratsprojekt zu besprechen Kurz darauf kommt auch
FedericO; überrascht sie in dieser Gesellschaft und ist sehr erbittert
Alberto Nota 533
über das Vorgefallene. Nur mit Mtthe gelingt es der geängstigten
Metilde, ihn wieder verBöhnlich zn stinunen. — II. Akt. Federicos Vater
Teodoro besncht Metilde, am sie kennen zu lernen. Während der
Unterhaltung kommt er znfäUig auf die Anwesenheit jener ehemaligen
Flamme Federicos zu sprechen , welche schon so oft Ursache von
Streitigkeiten zwischen den Verliebten war. Metildes Eifersucht er-
wacht. Ein Blick durchs Fenster scheint ihren Verdacht zu bestätigen:
am Arme des Treulosen sieht sie die vermeintliche Rivalin. In ihrer
leidenschaftlichen Erregung sichert sie aus Hache an Federico ihre
Hand in Gegenwart Teodoros endgültig dem Alderino zu. Während
sie sich noch ihrem Schmerz über den Verrat ihres Geliebten hingibt,
Btttrmt ihr Vetter, Leutnant Delmiro herein, der wegen eines Duells
flttchtig gegangen und die Entscheidung im Hansarrest bei seiner
KoQsine abzuwarten gezwungen ist. Ungern weist man ihm ein Zimmer
an. Unterdes kommt Federico ahnungslos und gut gelaunt, um mit
Staunen und Beunruhigung durch die Zofe Bettina von Metildes Ent-
schluss zu hören. Infolge eines Missverständnisses glaubt er, es handle
sich um einen weiteren Nebenbuhler, und dieser Verdacht scheint
sich durch ein paar Zufälligkeiten zu bestätigen. Er tobt und lärmt.
Metilde tritt ihm entgegen, und es kommt zu einer heftigen Szene,
welche damit endet, dass Federico verzweifelt davonstUrzt und Metilde,
die plötzlich zur Besinnung kommt, in Angst um den Geliebten zurück-
lägst. — lU. Akt. Der Konflikt spitzt sich immer mehr zu. Federico
sucht seinen Schmerz in einer Reise zu vergessen. Onkel Orazio lässt
alle Vorbereitungen zur Eheschliessung zwischen Metilde und Alderino
treffen. Da erscheint als Retter in der Not ein Notar (CrisoIogo>
ein edler Menschenkenner, welcher durch List Orazio dazu bringt, dass
er in den Ehekontrakt eine Elaasel aufnehmen lässt: er verzichte auf
sein Einspruchsrecht und gegebenenfalls auf das in Frage kommende
Vermögen. — Diese Klausel, durch welche der Alte, um seinen Ruf
zn wahren, die Lauterkeit seiner Absichten dartun will, soll erst im
letzten Augenblick zur Verlesung kommen. Kaum ist dies geschehen,
so stürzt Prospero herein mit der Meldnng, sein Herr, von heftigster
Sehnsucht nach Metilde ergriffen, Eci zurückgekehrt, und ehe es die be-
stürzte Familie Deteuebrosis verhindern kann, stttrmt Federico ins
Zimmer, findet Metilde noch frei, und beide sinken sich erfreut und
gerührt in die Arme. Mit der dauernden Vereinigung der Liebenden
schlieast das Stück.
Aus dieser Analyse gewinnt man zunächst den Eindruck, als ob
Nota die Idee des Liebeszwistes in eine ganz neue, originelle Form
umgegossen hätte; zum Teil mag es auch so sein. Bei näherem Zu-
sehen wird man die Fäden der Handlung unschwer entwirren und be-
stimmen, wie weit Nota aus Eigenem schöpfte.
534 Fritz Baamaon
Zanäobst behielt er Goldonis Idee bei, den Grundgedanken in
Variationen zn bringen und dadarch dramatische Wirkung and Steige-
rang za erzielen; aber wohl, am Goldonis Weitschweifigkeit za yer-
meiden, der mit der beständigen Wiederholang des Themas des Gaten
vielleicht za viel getan hat, brachte er es nur in doppelter Faasang:
Das erstemal mit gutem (Akt I), das zweitemal mit schlimmen Aas-
gang (Akt n). Die beiden ersten Aufzüge der Innamorati bis II, 13
fasst er in seinem ersten Akt zusammen; denn er enthält alle jeoe
dramatischen Momente, welche Goldoni auf zwei Akte verteilt.
Die geschickt angelegte Exposition — das muntere Streitgespräch
der Diener bereitet auf die Hauptpersonen, namentlich Metilde vor —
lehnt sich ganz an Goldoni an, wie später noch gezeigt wird. Auch
bei Nota ist die Verliebte auf eine eingebildete Nebenbuhlerin eifer-
süchtig; auch hier werden ihre Zweifel und die üble Laune durch einen
Brief des Geliebten gehoben. Nun aber geht Nota gleich zu einem
Mittel über, welches die Erregung bezw. Steigerung des Interesses be-
zweckty und das auch Goldoni, aber erst 11,7; verwendet: der Verliebte
lernt einen Rivalen kennen und wird eifersüchtig. Noch dazu ist aber
bei Nota dieser Nebenbuhler gar nicht so ungefährlich — also FedericoB
Misstrauen nicht ganz ungerechtfertigt, und so wird dieses Moment in
den Risolttzioni viel schärfer betont als in den Innamorati. Damit
diese Wirkung hier schon angebracht werden kann, musste Nota die
Elemente dieser aufkeimenden Intrige bereits in die Exposition auf-
nehmen; so hören wir dort schon von der Abhängigkeit Metildes von
ihrem habsüchtigen Onkel Orazio und ihre voreilige Zusage, Alderioo
zu heiraten. Die „Intrige^ ist also von Anfang an im Gange und m
sehen Metilde zwischen Federico und Alderino schwanken. Goldoni
dagegen zeigt, wie in Eugenia allmählich die Idee aufkeimt, ihrem
Trotz durch Koketterie mit einem anderen Luft zu machen, und wie
dieser Bachegedanke immer mehr Raum gewinnt.
Die Überraschungsszene I, 14 führt ähnlich wie bei Goldoni zu
heftigen Vorwürfen, welche aber schliesslich in Versöhnung and Freude
ausklingen.
Der zweite Aufzug enthält eine Wiederholung der angedeuteten
Motive in verschärfter Ausführung und pbantasie voller Ausschmückung:
Erneute Eifersucht ihrerseits und Rache — Eifersucht seinerseits
— Streit und Trennung. Die ersten Szenen dieses Aktes bringen
den erneuten Verdacht Metildes; Federico wird abgewiesen, Alderino
angenommen. Dramatisch-technisch entspricht dieser Stelle bei
Meliere die Briefszene I, 5, bei Goldoni der Zwist wegen Clorinda
n, 14— ni, 7; stofflich die Briefszene I, 3 und das übereilte
Heiratsversprechen III, 11. — Doch Federico ist ja noch in bester
Alberto Nota 535
Stimmmigy er weiss von nichts; es muss ein Mittel gefanden werden,
auch in ihm den für eine Katastrophe erforderlichen Stimmnngs-
nmschwnng hervorzarofcn. Man sollte meinen , dafttr könnte bei
Federicos Reizbarkeit die Eifersucht anfAIderino genttgen, die ja schon
einmal beinahe zum Brach geführt hätte. Aber yielleicht schien er
dem Dichter ein zu inferiorer Gegner fttr Federico, als dass er im-
stande wäre, Federico in die fttr eine effektvolle Streitszene mit Bruch
nötige Erregung zu versetzen; oder die Eifersucht, welche im Falle
Alderino berechtigt gewesen wäre, sollte sich auf grundlosem Verdacht
aafbauen und dem bisher untadeligen, ernsten Verliebten und seinem
Oebahren eine Dosis Komik zugeteilt werden, welche ihn seiner un-
besonnenen Freundin wttrdig macht; schliesslich gibt die Episode Ge-
legenheit zu einer weiteren Charakteristik Federicos — kurz, Nota
glaubte einer weiteren Person zu bedürfen and ftthrte Metildes Vetter,
den Leutnant Delmiro ein. Zu diesem Zweck aber lässt er den jungen
Offizier erst einen Vorgesetzten im Duell töten ; Delmiro muss fliehen
und glaubt sich nirgends sicherer als eben im Hanse seiner Koosine ; dazu
macht ihn noch Nota zum Verlobten jener Elisa, welche den beständigen
Anlass zu den Streitigkeiten der Verliebten bildet. — Ja, man trägt
Delmiro sogar die Heiratserlaubnis in sein Versteck nach — denn so
Allt sie ja dem zufällig anwesenden Federico in die Hände, der durch
Carlottas Plaudern schon stutzig geworden ist, und veranlasst ihn, za
bleiben, um Metilde jenen Schein zu ihrer Verwirrung selbst zu über-
reichen, anstatt, wie gewöhnlich, verzweifelt davon zu stürzen. — Da-
mit jedoch diese Episode nicht so ganz ausserhalb der Haupthandlung
steht, hat sie der gewissenhafte Autor nicht nur vorbereitet — denn
schon I, 16 ist die Rede von einem Offizier, einem früheren Verehrer
Metildes, welchen Federico jetzt hinter dem neuen Rivalen vermutet —
sondern er lässt sie auch in die Lösang eingreifen: Delmiro heiratet
die bewusste Elisa, und damit ist fttr Metilde der Grund za weiterer
Eifersucht aus der Welt geschafft. — Gegen die Wahrscheinlichkeit
und Notwendigkeit dieser Episode könnte man sehr viel einwenden;
doch würde das zu weit führen. Der Bruch der Verliebten am Schlüsse
des Aktes bildet sozusagen den Kulminationspunkt des Lustspiels:
das Missverständais scheint nicht mehr za beheben zu sein, der
„Knoten'' onentwirrbar. — Goldoni hat diese dramatischen Momente
der Steigerung und der Verwicklung in den letzten Szenen seines
dritten Aktes zusammengedrängt und lässt auch die Lösung unmittel-
bar darauf in natürlicher Weise erfolgen — ihm war es nur um
StimmangS' und Charakterschilderung zu tun.
Nota hatte zur Ausfallung des ganzen dritten Aufzugs nur mehr
die Lösung übrig. Diese musste er also möglichst breit ausführen und
536 Fritz Baumann
kompliziert gestalten — nnd nm eine umständlich vorbereitete^ aber
eben darum langweilige Lösung ist Nota nie verlegen; hierin ist er
seinen Vorbildern gegenüber zweifelsohne originell. — Die Lösung
muss natürlich auch bei ihm in der Vereinigung der Liebenden bestehen;
bei Moliöre und Goldoni erscheint sie — mit KOcksicht auf das leicht
veränderliche Wesen der Verliebten — sehr einfach. Nota verlegt ihr
den Weg mit Hindernissen schwerwiegendster Natur. Er verwendet
hierzu das Gegenspiel; dem von Anfang an ein bedeutender Einfioss auf
Hetildes Verhältnisse und dadurch ein breiter Raum in der Handlung
zugewiesen war. Durch das Drängen der Familie Detenebrosis, die
von Metilde^ in aller Form versprochene Heirat bald vollzogen zu sehen,
durch die Abhängigkeit der jungen Witwe von ihrem Oheim sollte eine
Versöhnung der Liebenden auf immer vereitelt werden. Um diesen
Einflüssen zu begegnen; hat Nota der Hetilde Hilfe geschickt in der
Person des Notars Crisologo, welcher, aufbauend auf Orazios niedrigem
Charakter^ durch seine List alles zu gutem Ende führt. So scheinen
auch diese Intrigen sich aus Charakteren zu entwickeln, während sie
doch in Wirklichkeit künstlich hineingetragen und an die vorhandenen
oder eigens dafür geformten Charaktere angeknüpft sind. Die Kene
der Verliebten, die sich natürlich inzwischen eingestellt hat, erscheint
als ein sekundärer Faktor der Lösung. Federico wird sogar^ damit er
den Oang der Handlung nicht durch unvorzeitiges Erscheinen zu stören
oder zu erschweren braucht, vom Dichter auf Keisen geschickt und
kehrt, zwar freilich von Reue und Sehnsucht getrieben, gerade im
günstigen Augenblick zurück.
Mit all diesen Zutaten stehen wir längst nicht mehr auf dem Boden
der reinen Charakterkomödie; wir sind auf den Weg nach dem In-
trigenlustspiel geraten. Nicht mehr auf die Liebenden ist am Schluss
des Stückes das Interesse der Zuschauer gerichtet, ja nicht einmal mehr
auf Metilde, welche doch die Hauptrolle spielt, sondern auf den Kampf
der „guten'' und der „bösen'' Sache. Man fragt sich: Wer triumphiert
schliesslich? Soll der Metilde wirklich Alderino aufgedrungen werden,
oder wird sie doch noch ihren Federico bekommen? Dieser Eindruck,
der am Schlüsse der vorherrschende ist, wird schon von Anfang an
vorbereitet. Mit der Elarlegung des Verhältnisses zwischen Hetilde
und der Sippschaft Detenebrosis in der Exposition werden wir vor eine
vollendete Verwicklung gestellt -- nach Art der meisten Intrigenlust-
spiele und schon da drängt sich die Frage nach der weiteren Schür-
zung oder Lösung dieses Knotens auf. — Dem ist ganz anders bei
Moliere und Goldoni. Bei ihnen handelt es sich weniger um das „was^
als um das „wie"; nicht die Tatsachen an sich interessieren, sondern
die Frage^ wie man zu ihnen kommt. Nota aber arbeitet mit ausser-
Alberto Nota 537
liehen Mitteln. ÄnsBerlieh — mit Rüeksicht auf die dem Stüeke zn-
gründe liegende Idee — - ist jenes Abhängigkeitsverhältnis a priori; ist
die Art nnd Weise, Metildes Eifersucht zn erregen (II, 2); änsserlich
ist das Auftreten Delmiros und die Lösung. Solche Einflechtungen von
Episoden und Motiven des Intrigen- und Situationslustspieles sind natttr-
lich an sich kein Fehler^ und ein gutes Intrigenlustspiel hat seine volle
Berechtigung — wenn es eben ein gutes ist und nichts anderes sein
will. Aber dazu mangelt es dem Autor an sprühendem Witz und geist-
reichen Einfällen. Einerseits fehlt die Spannung: die HauptefifektO; wie
Federicos unerwünschter Besuch (I, 13)^ die Wirkung der Anwesen-
heit Delmiros in Metildes Wohnung, die Lösung, sind allzugut vor-
bereitet, um den Zuschauer zu überraschen; andererseits kann und will
sich Nota nicht von dem Cbarakterlustspiel losreissen und sucht jene
Einstreuungen auf die Charaktere zu gründen. Dadurch bekommt die
Intrige etwas Schleppendes, zu Reflektierendes; es fehlt ihr an Frische
und Unmittelbarkeit. — Kurz, Nota bleibt auf halbem Wege stehn.
Seine Kraft bloss auf Charaktere und Psychologie zu konzentrieren,
dazu fehlte ihm die Originalität. Zu einer frischen, an unerwarteten
Wendungen reichen Intrige fehlten ihm Witz und Temperament.
Die Motive, welche zum Wesen der Komödie der Liebe gehören:
Streit, Versöhnung, Eifersucht, Trotz, Kachegedanken — die hat Nota
entlehnt, d. h. ihnen grösstenteils dieselbe dramatische Verwertung ge-
geben, wie seine Vorgänger. Was er aber aus Eigenem hinzufügte, war
wohl geeignet, den ursprünglichen Rahmen des Lustspiels stark zu ver-
schieben, ohne jedoch das Werk zu einem originellen zu gestaltea —
denn eigenartig sind jene Zutaten auch an sich so wenig wie etwa die
Mittel, mit denen der Autor in seinem Nuovo Biceo die Idee des Bour-
geois gentilhomme neu aufputzen will; sie liegen an der Strasse und
können von jedem Komödienschreiber zu Stücken verschiedensten In-
halts verwendet werden, wie Theaterrequisiten.
Wenn wir das Lustspiel, als Ganzes betrachtet, als ein technisch
zwar gewissenhaft gebautes, aber wenig interessantes und selb-
ständiges Werk bezeichnen müssen, so könnte doch der Verfasser in
die Detailausführung eine persönliche Note hineinbringen, Geschicklich-
keit in der SzenenfUhrung oder geistreiche Züge in der Komik und
Cbarakterzeichnung an den Tag legen , welche seinem Werk den
Stempel einer gewissen Eigenart aufdrücken. — Unter diesem Gesichts-
punkt soll das Lustspiel in den folgenden Ausführungen untersucht
werden.
L Akt.
Szene 1. Federicos Diener Prospero will einen Brief seines Herrn
an Metilde abgeben. Der letzteren Zofe Bettina jedoch weigert sich
538 Fritz Baumann
entschiedeD, den Brief abzuliefern, da ihre Herrin ihr strengstens anter-
sagt habe, Botschaften von Federico anzunehmen. Zur Erklärung er-
zählt sie dem Prospero von dem vorausgegangenen Auftritt , von
Hetildes Eifersucht und Entschluss, sowie ihrer Abhängigkeit von Onkel
Orazio. Nach einem Wortwechsel zwischen Bettina und Prospero ge-
lingt es diesem während einer kurzen Abwesenheit der Zofe, seinen
Brief rasch in ein Buch zu stecken, das auf dem Tisch liegt.
Die Ähnlichkeit dieser Szene mit der ersten Szene des ersten Aktes
der Innamorati erklärt sich aus der gleichen Bestimmung; davon war
bei der Besprechung des technischen Aufbaus die Rede. — Das Ab-
hängigkeitsverhältnis Metildes von ihrem Onkel hat in den Innamorati
kein Seitenstttck, dagegen in Goldonis Inquietudini di Zelinda I, 9.
Donna Eleonora ist wie Metilde in ihren Heiratsgelttsten durch das
Testament ihres kürzlich verstorbenen Gatten beschränkt. Widersetzt
sie sich der testamentarischen Verfügung, so geht sie ihres Erbteils
verlustig. Dieser Umstand veranlasst sie zu dem Ausruf: Non basta
ai mariti di tiranneggiar finchh vivono le loro moglij^ vogliono coman-
dare loro anche dopo morte? — In J, 4 der Risoluzioni in amore ruft
Bettina aus: Uomini tiranni^ non si contentano di tenerci schiave mentre
vivono: e il peggio $i i che vivi possiam corbellarli alcuna volta^ e morii
corbellan noi. In Notas wie in Goldonis Sttlck wird im Verlauf der
ersten Szene wiederholt angedeutet, dass es zwischen den Liebenden
oft zu Streitigkeiten komme, an denen namentlich die Quälereien des
eifersüchtigen weiblichen Teiles schuld seien. Die Vorwürfe Flamminias
und Prosperos entsprechen sich hier. Bei Nota wird, wie bei Goldoni
von einem besonders heftigen Streit berichtet, der am Abend zuvor
stattgefunden und eine neuerliche Entzweiung der Verliebten zur Folge
gehabt habe. Als Ursache dieses Zwistes wie aller übrigen erscheint
bei beiden Dichtern die masslose, aber unbegründete Eifersucht der
Verliebten und die Kränkung ihres Verehrers durch diesen beständigen
Argwohn. Dass sich die beiden in Wirklichkeit dennoch von Herzen
gut sind und eine Aussöhnung wie immer, so auch diesmal zu erwarten
ist, das spricht bei Goldoni Eugenia selbst, bei Nota Prospero deutlich
aus. In beiden Szenen wird uns ferner in dem Dialog der Beteiligten
eine Charakteristik der Verliebten gegeben: bei Nota ergreifen die
Diener die Partei ibrer Herren, loben und schelten; bei Goldoni ver-
teidigt Flamminitt den Fnigenzio ; Eugenia nimmt ihre eigenen Interessen
wahr. — Auch Grinnamorati I, 8 mag den ersten Auftritt der Riso-
luzioni mit beeinflusst haben. Nicht nur befindet sich Bidolfo, der
Freund und Abgesandte Fulgenzios, in einer ähnlichen Lage wie Pro-
spero, indem er eine Botschaft seines Freundes an Eugenia um jeden
Preis anbringen soll und will, sondern auch der Dialog, der sich
Alberto Nota ÖH9
zwiscben Bidolfo und Engenias Dienerin Lisetta entspinnt, erinnert viel-
fach an die Unterredung ProBperos und Bettinaa; nnr sind die Rollen
zam Teil vertauscht. — Wie Bettina von ihrer Herrin, so erzählt
Ridolfo von seinem Freund, er wolle Eugenia nicht mehr sehen und
beharre nnerschOtterlich auf seinem Entschluss. So wenig Bettina
Prosperos Hoffnung bestärkt, es werde die Eintracht sich wieder her-
stellen, so wenig lässt Ridolfo Lisettas Vermutung gelten, die Lieben-
den würden sich, wie immer, vers($hnen. Prospero und Ridolfo suchen
sich ihres unangenehmen Auftrages in ähnlicher Weise zu entledigen:
GPinn. 1,8, Ridolfo: Orsü in ogni modo io ml vd disimpegnare
dalla mia commissione , . . e nasca quel che sa nascere^ io non vo^strolicar
d'avantaggio . . . Tant*i, i costantissimo, vuoly chHo Io faccia.
BisoL 1, 1, Prospero: SHo porto indietro questa letiera, il padrone mi
ammazza . . .; später . . .farö cosi: qui vi ha un libro; lafortuna m*ajuta;
nasea quel che sa nascere^ il viglietto i recapitato.
Die bedeutende Änderung, welche Nota in dieser Szene anbringt,
ist die schon besprochene Verwertung des Rachegedankens Metildes
bereits an dieser Stelle. Dadurch sind eine Reihe der folgenden Szenen
bedingt, in welchen Orazio, Alderino und dessen Tanten auftreten.
Sz. 2—4 enthüllt Orazio seine Pläne und besticht Metilde zu seinen
Gunsten. Erst die fünfte Szene zeigt uns die Verliebte selbst. Sie
lässt sich von Bettina in ihrem nicht mehr allzu fest stehenden Ent-
schluss bestärken, mit Federico zu brechen. Wie bei Goldoni (I, 5)
erfahren wir hier noch einmal den näheren Grund des letzten Streites:
Eine Ausrede des Verliebten, die ihm nicht geglaubt und von der Eifer-
süchtigen in schlimmem. Sinn ausgelegt wurde. Sz. 7 findet Metilde
das Billet Federicos. Der nächste Auftritt bringt die Entkräftigung
des Verdachtes: Bettina muss bekennen, dass Federico nicht abgereist
ist. Der Brief, in zärtlichstem Toue abgefasst, bestätigt es. Nicht
minder gross aber als die Freude über die glückliche Wendung ist
Metildes Reue über ihren voreiligen Schritt Orazio gegenüber. Sie sendet
eiligst nach Federico.
Im Kern folgt Nota genau demselben Gedankengang wie Molifere
und Goldoni. Grundlose Eifersucht — Beschwichtigung durch den Brief
— Freude über denselben. Wie bei Goldoni reicht auch hier der un-
gerecht Verdächtigte die Hand zur Versöhnung; das Motiv des Briefes
ist eine durch nichts zu zerstörende Liebe. Beide Briefe enthalten
Versicherungen der Liebe und die Bitte um Versöhnung und gleiche
Zuneigung.
Von dieser Szene ab machen sich zunächst die Wirkungen des
Briefes geltend, in welchem Metilde ihrem Onkel die Zusage zur Heirat
mit Alderino gibt. Die Tanten des letzlereu stellen sich mit ihren
540 Fritz BaamAnn
Glttckwttnschen ein (Sz. 10); im nächsten Auftritt kommt Alderino
selbst daza, um seine Werbung mit unbehilflichen Komplimenten und
unter Geschmacklosigkeiten aller Art vorzubringen. Hetilde befindet
sich in einer peinlichen Lage. Zu ihrer grossen Freude naht sieh
Bettina, um ihr heimlich zu melden, der sehnlichst erwartete Federico
sei im Begrifif, sie aufzusuchen. (Sz. 12.) Dieser Szene entspricht eine
ganz ähnliche Situation in GPinnamorati n, 7. Auch dort hört Engenia,
deren Lage durch Kobertos Antrag unerquicklich geworden ist, zu ihrer
Freude von Lisetta, dass Fulgenzio nahe, fiidolfo hatte den Grollenden
beruhigt und bewogen, Eugenia aufzusuchen. Bei Nota hat Bettinas
Botschaft den Besuch Federicos, den Prosperos Abweisung erzürnt
haben musste, veranlasst — Sz. 12, 13. Während Onkel und Tanten
Metilde endlich verlassen, besteht Alderino darauf, seiner „Braut^ Ge-
sellschaft zu leisten. Metilde ist in tödlichster Verlegenheit. Sie er-
wartet Federico mit jedem Augenblick. Ihre Versuche, Alderino abzn-
schtttteln, haben nur den Erfolg, dass ihr der Lästige eine Liebes-
erklärung machen will. Im selben Moment erscheint Federico unter der
Türe. Überrascht und betroffen bleibt er stehen, da er Metilde in dieser
Gesellschaft findet. Alderino kann ihn nicht sehen, Metilde aber ist
bei seinem Anblick furchtbar erschrocken und sucht ihn durch Liebes-
beteuerungeui welche scheinbar an Alderino gerichtet sind, zu begtttigen.
Doch Federico entfernt sich ernst und mit abweisender Gebärde. — Eine
ähnliche Szene findet sich bei Goldoni. Die Verliebte wird während
eines harmlosen, ihr selbst ganz unerwünschten Beisammenseins mit
einem Fremden (Roberto) von ihrem Verehrer Überrascht. Beim Anblick
des verdächtigen Eindringlings macht die anfänglich freudige Stimmung
des Verliebten peinlicher Überraschung und eifersfichtigem Verdacht
Platz. Während aber Fulgenzio trotzdem eintritt und seinem Unmot
unverhohlenen Ausdruck verleiht, entfernt sich Federico wieder, um
erst später der angsterf&llten Metilde seinen Zorn f&hlen zu lasseo.
Metilde will Alderino verabschieden und Federico nacheilen (Sz. 14).
Da tritt dieser wieder ein, stelh sich seinem Bivalen als Vetter Metildes
vor, wttnscht Glück zur Verlobung und entlässt den hoehbegifickten
Alderino mit dem Versprechen, seine Sache bei Metilde zu unterstützen,
während Metilde sich vergeblich bemüht, der bitteren Ironie Federicos
durch ein aufklärendes Wort entgegen zu treten. Bettina »eht es in
Anbetracht der gewitterschwülen Stimmung vor, sich zu entfernen und
die Verliebten allein zu lassen, ^^z. l.\) Bettina {guardando i due
€rmanti) AndtaMO anche uoL {da se, e ptirtif.) Dem eniqtricht eine Stelle
der iHHomorati II, 12. Flamminia be^tinmit den Grafen Roberto, das
Zimmer lu verlassen, um nach ver^blichen Versöhnungsversachen die
Verliebten allein zu laj^sen in boroehticter Ahnuns: des Streites. Vado di
Alberto Note 541
lä . , . Ahpoveri innamorati! (a tutti due, e parte.) — Sz. 16. Hetilde und
Federico sind allein. Federico quält Metilde, welche ihre Unschald
beteuert, mit höhnischen Vorwürfen. Unerbittlich weist er anfangs ihre
Rechtfertigungsversuche zurttck. Durch Schmeicheln und die Versicherung
ihrer unwandelbaren Liebe und Treue gelingt es ihr, ihn zu besänftigen.
Sie überzeugen sich gegenseitig von der Grundlosigkeit ihres Verdachtes.
Die Szene endet mit einer vollständigen Versöhnung. Diesem Aufritt
entspricht vom technischen Standpunkt aus OVinnaworati Hy 13.
Auch in manchen Einzelheiten erinnert er daran. So wird z. B.
auch in den Innamorati die Unterhaltung Ü, 8—12 aufFulgenzios Seite
zum Teil mit ironischen Bemerkungen geführt; auch die Streitszene
n, 13 setzt beiderseits mit solchen ein^). Wie Metilde sucht auch
Eugenia den Fulgenzio durch Zärtlichkeit umzustimmen; wie Eugenia
dem Fulgenzio das Messer abzuschmeicheln weiss und durch diese
liebenswürdige „Entwaffnung'' die Versöhnung einleitet^ so ergreift auch
Metilde die Gelegenheit zur Annäherung an FedericO; als dieser sein
Buch fortnehmen will, um sich endgültig von ihr zu trennen. Sie lasse
ihm das Buch nicht, weil es das Briefchen enthalten habe, das ihr
süsse Botschaft brachte. y,Wenn ich wüsste, dass ich nicht neuen
Qualen ausgesetzt sein werde" entgegnet Federico. Ähnlicher Ge-
dankengang bei Goldoni: Eugenia bittet um das Messer mit den
Worten: ve lo domando, se non per l'amore che mi portate, per quello
almenoche tni avete portato! Fulgenzio entgegnet seufzend: Loposso
credere?
Gegen Ende der Szene zeigen sich Anklänge an GT innamorati
I, 11, insofern als Eugenia wie Metilde mit Erstaunen und Bedauern
vom Aufschub der Hochzeit erfahren. An diesen Umstand knüpft
Eugenia ihren wiederaufkeimenden Verdacht; Metilde wird durch Fede-
1) Man könnte hier auch an eine Szene ans Le Inquietudint dt Zelinda
(III, 10) denken. Zelinda, welche ihren Gatten mit dem unbegründeten Verdacht
verfolgt, er halte es mit dem Kammermädchen Tognina, überrascht ihn mit
letzterer in harmlosem Gespräch. Es folgt dasselbe stumme Spiel, die Gebärden
der Verzweiflang, die schroffe Zurückweisung des sich ihr zärtlich nahenden
Gatten, und die bittere Ironie in ihren Worten. Auch bei Moliöre finden sich in
manchen Lustspielen Szenen mit ähnlichen Stimmungen: So Tartuffe II, 4, wo
Valöre die Marianne mit ironischen Worten zu der Partie beglückwünscht, die
sie mit Tartuffe macht; oder Bourgeois gentühomtne III, 10. Dort lässt zuerst
der erzürnte C16onte Lucile, welche sich rechtfertigen will, gar nicht zu Wort
kommen und verhindert so die Aufklärung*, dann aber wendet sich plötzlich dass
Blatt. — Wenn man aber auch hier gerade nicht an direkte Vorbilder zu Notas
Szene zu denken braucht — denn Federicos Benehmen ergibt sich als natürliche
Folge des Vorausgegangenen — so ist doch zweifellos, dass er längst getretene
Pfade wandelt.
542 Frits Baamann
ricos frühzeitigen Anfbrach zu argwühnisehen Fragen yeranlasst. Der
Anagang der beiden Szenen ist jedoch ganz verachieden.
Im Intereaae grösserer Deutlichkeit sei nochmals hervorgehoben,
wie eng sich Nota im letzten Teil des ersten Aktes an den Gedanken-
gang des zweiten Aufzuges der Innamorati anschliesst: Metilde wie
Eogenia befinden sich in gehobener Stimmung. Beiden wird zu ihrem
Yerdruss Besuch gemeldet {ßisoL ly 8; Glmn, II, 3-~5). Ungern
beteiligen sie sich an einer Unterhaltung, die ihnen allmählich peinlich
zu werden anfängt {RisoL I, 10—13; GFinn, I, 6). Zu ihrer grossen
Freude wird ihnen das Nahen des längst Ersehnten gemeldet {Bisol.
U, 12; GCinn, \\j 7). Der Geliebte kommt: unangenehm berührt von
der Anwesenheit dea Fremden und eifersüchtig bleibt er unter der
Türe stehen (Risol. l, 13; GVinn, II, 8). Erbitterung, Zorn bemächtigt
sich seiner. Die Situation wird unerquicklich; alles deutet auf Sturm
{RiBoL I, 15, 16; GPinn. II, 8-12). Die Unbeteiligten halten es »r
geraten, die Liebenden sich selbst zu überlassen. Es kommt znm
Streit, der in Versöhnung übergeht {RisoL I, 16; GPinn. I, 13). —
Der Unterschied zwischen beiden Autoren macht sich hier einerseits in
der technischen Behandlung dieser Szenenfolge bemerkbar^), anderer-
seits in einer wesentlichen Verschiedenheit der Charaktere und Em-
pfindungen der Liebenden.
IL Akt.
In seinem Gespräch mit Metilde erwähnt Federicos Vater Teodoro
die Elisa dairArbieri und ihre Anwesenheit in der Stadt (1. Szene).
Ein schrecklicher Argwohn steigt in Metilde auf, der ihr zur Gewiss-
heit wird, als Bettina sie darauf aufmerksam macht, wie eben Federico
in vertraulichem Gespräch Arm in Arm mit Elisa spazieren gehe
(2. Szene). Diese beiden Szenen haben demnach dieselbe Bestimmung
wie jene Auftritte in Moliöres und Goldonis Stücken, wo der Verdacht
des Eifersüchtigen, eben noch durch die Liebesbotschaft zerstreut, von
neuem rege wird und sich zu bestätigen scheint. Wie bei Moliire 1,3,4
ist eine Steigerung dadurch erzielt, dasa die neu erwachende Eifersucht
auf zwei Szenen verteilt wird: erst Argwohn, dann Gewissheit. —
4 Szene. Während Metilde auf einige Augenblicke daa Zimmer ver-
lassen hat, um sich selbst von Bettinas Behauptung zu überzeugen, tritt
Orazio ein und erkennt in Teodoro einen alten Prozessgegner. Sie
konunen auf Metilde zu sprechen. Orazio spricht von ihrer Heirat mit
Alderino. Teodoro sagt, davon sei jetzt keine Rede mehr und beweist
seine Behauptung mit philosophischen Gründen. — Er vnrd gründlich
widerlegt in Szene 5 von Metilde selbst, welche entrüstet über das
1) S. p. 534.
Alberto Nota 543
Gescbchene znrOckkehrt und in flammendem Zorn sich von Federico los-
sagt, dem Orazio aber ihr feierliches Wort gibt, Alderino zu heiraten. —
Wie schon erwähnt, entspricht diese Szene technisch wie inhaltlich dem
5. Anftriti des Dipit amoureux. Aach dort lodert nach der schein-
baren Bestätigung der nenen Verdachtsmomente die Eifersacht in hellen
Flammen empor nnd äussert sich in der Vernichtung der Briefe und
der Absage an die Geliebte. Dieser Handlungsweise entspräche bei
Nota die vollständige Lossagnng von Federico und die Einwilligung in
die Heirat mit Alderino. Auch Metilde wünscht, dass Federico Kennt-
nis von dem Vorgang erhalte. Riferite a vostro figlio quanto vi ho
detio . . . Dite a vostro figlio che piü non si atfenti di comparirmi
davanti gli occhi; che ho deciso; che ho cessato d'esser debole per pre-
stargli fede, e perdonargli.
Den Wortlaut der entsprechenden Stellen bei Molifere (und auch
Goldoni l, 4) s. oben S. 84. Was jedoch das in Metildes Handlungs-
weise zum Ausdruck kommende Motiv betrifft, so entspricht es dem
Bachegedanken, welchen Eugenia als Folge ihrer Eifersucht in den
letzten Szenen der lunamorati zur Ausführung bringt.
Met. Jo dar la mono al signor Federico? . . . No, cid non sarä mai.
Oraz. {Buonissitna: la godo) {da se) , , .
Met. Signor Orazio^ avete la mia parola . , .
GTinnamöratini, 9; Eugenia (den polternden Fabrizio beruhigend),
Acchetatevi; che giä i finita, Fulgenzio i da me licenziato.
Fabr. Oh brava! sente, Signor Conte?
Eng. Signore, disponete di me.
Szene 9 nnd 10. MetildC; noch in voller Aufregung, spricht mit
Bettina über Federicos Treulosigkeit. Bettina nährt den Unmut ihrer
Herrin durch Klatschereien und bestimmt sie^ die Geschenke, die sie
einst von Federico erhalten hat, diesem wieder zuzustellen. Sein Por-
trät aber zerreisst sie, damit es nicht in die Hände der verhassten
Nebenbuhlerin falle. — Dann aber setzt sie in einer Anwandlung von
Rene die einzelnen Stücke des Bildes wieder zusammen. Nota ver-
wendet also bereits hier den später noch einmal gebrachten Gedanken,
dem Geliebten zum Zeichen der Trennung die Geschenke znrttckzugeben.
Er hat diesen Zug wohl Moli^res D^it amoureux entnommen. Davon
Näheres weiter unten. Die folgenden Auftritte (11/12.) enthalten die
schon erwähnte Episode mit Delmiro, dem Vetter Metildes. Während
sich diese noch mit ihm beschäftigt, soll Bettina dem Federico die Ge-
schenke mit Metildes Absage Oberbringen. In ihrem Wunsch, die Bot-
schaft lieber durch Prospero als persönlich auszurichten, nm nicht von
Seiten Federicos Unannehmlichkeiten ausgesetzt zu sein, erinnert sie an
Ridolfo in Gfinnamorati I, 8. Denn auch er möchte Fulgenzios Anf-
544 Fritz Banmann
trag, Eagenia dessen Entschlass mitKateilen, lieber Lisette aofbttrdeD,
um selbst einer peinliehen Szene mit Eagenia zq entgehen (Szene 13).
Federico tritt in bester Lanne plötzlich ein. Bettinas zurttckhaltendes
Benehmen macht ihn stutzig, die Rttckerstattnng der Geschenke and
vollends die förmliche Absage Metildes sind ihm anbegreiflieh. Zornig
verlangt er von der Zofe Aafklärang, die aber ebenso karz angebanden
verweigert wird wie von Bidolfo Lisettas neagierige Fragen ttber die
Ursachen der Absage Falgenzios an Eugenia (Grinnam. I; 8). Schliess-
lich tritt das schon geschilderte Missverständnis mit dem „fremden
Offizier^, dem „dritten Verehrer^ Metildes hinzu; ein Offiziersbarsche
kommt mit einer mysteriösen Heiratserlaubnis fttr seinen Vorgesetzten.
Federico wähnt sich schmählich hintergangen und gebärdet sich wie
rasend (Szene 14—18). Er will sich rächen und eigenhändig der
Falschen jenes Schreiben überreichen, um sie zu beschämen. Vergeb-
lich sucht Prospero seinen Herrn zum Gehen zu bewegen (Szene 19).
Schliesslich erscheint Metilde selbst, um sich den Lärm zu verbitten
und Federico fortzuweisen. Doch treten sie in eine heftige Auseinander-
setzung ein. Mit schlecht verhehlter Bitterkeit machen sie sich gegen-
seitig den Vorwurf des Verrats. Federico tiberreicht die vermeintliche
Heiratsbewillignng. Dann erfolgt der Austausch der Geschenke unter
neuen Anklagen. „Lieber den Tod, als bereuen und sich versöhnen!"
Vergeblich bemühen sich schliesslich Bettina und Prospero, die Er-
zürnten zu beruhigen. Federico stürzt davon mit der Drohung, eine
Tat der Verzweiflung zu begehen. Diese schreckliche Andeutung bringt
Metilde zur Besinnung. Entsetzt will sie den Tobenden aufhalten, ihm
nacheilen. Vor Aufregung schwinden ihr fast die Sinne (Szene 21).
Delmiro eilt auf den Lärm hin herbei, liest freudestrahlend das ftlr
ihn bestimmte Schreiben und verspricht seiner Kousine, ihren Federico
zu suchen und aufzuklären (Szene 22). Alderino, welcher eben kommt,
um Metilde zu einem Mahl bei seinen Verwandten abzuholeui wird von
ihr nicht beachtet, von Bettina mit List zur Türe hinausgedrängt.
Diese Streitszene (11, 20) ist der einzige Auftritt in Notas Lust-
spiel, welcher direkt und im grössten Teil seines Verlaufes auf den
Depü amoureux zurückgeht, und zwar auf die bekannte Streitszene
IV, 3. In beiden Fällen treten die Verliebten, begleitet von ihren
Dienern und durch das Gefühl ungerechter Behandlung in die nötige
Rampfesstimmung versetzt, plötzlich einander gegenüber. Hier wie
dort wird der Streit mit heftigen Vorwürfen eröfinet. Es folgt die Auf-
forderung, bezw. wird die Absicht ausgesprochen, mit einander zu brechen.
Vorher aber werden die Geschenke ausgetauscht, wobei der Wortlaut
der Molifere'schen Szene teils hier, teils schon früher (II, 9) vorbild-
lich war.
Alberto Nota 545
RisoL II, 20 Metilde. Si, i vero; credete quel che vi piace^ ne godo:
ma partittf ma toglietevi dal mio sguardo.
Fed. Sl, partirö: ecco % vostri doni, fallaei pegni di una tenerezza
tnentita {getta sul tavolino un partafogli guernito in ovo; $i toglie
parimente uno spillo che gli univa lo sparato della camicia^ e lo
getta pure).
Met. Riprendete i vostri^ contrassegno d'un amor menzognero {accen-
nando la scatola)
und II, 9 Met. Bkco qui le sue ricordanze; non voglio aver piü ntUla
che m$ lo rammenti . . . Vedi le smaniglie, la collana su cui erano
incisi il mio nome ed il suo. Menzognere, fallaei significazioni
d'affetto^ partite pe^' sempre da me; che io non vi rivegga mai
piül [ripone i vezzi, e i giojelli nella scatola j e la consegna a
Bettina) . . . Ah si, eccolo questo indegno ritratto.
Dip. amour. IV, 3 V. 1331 ff. Luciles Aufforderung, diese Unter-
redung doch die letzte sein zu lassen und endlich einmal die Trennung
für eine beschlossene Sache zu halten, beantwortet Er aste wie folgt:
Ouij ouif n'en parlons plus;
Et pour trancher ici tout propos superflus^
Et V0U8 donner, ingrate, une preuve certaine
Que je veuxj sans retour, sortir de votre chaine,
Je ne veux rien garder qui puisse retracer
Ce que de mon esprit il me faut effacer.
Voici votre portrait:
LucV. 1341ff. i?^ moi pour vous suivre au dessein de tout rendre^
Voilä le diamant que vous w' aviez fait prendre.
Es folgt der Austausch weiterer Geschenke und die Verlesung der
Briefe, welche als falsche, lügnerische Liebesbeweise (so nennen auch
Federico und Metilde ihre Geschenke) zerrissen werden.
Wie Metilde II, 9 in den Ztlgen „seines'' Bildes die Kennzeichen
der Falschheit und der Verräterei zu erblicken glaubt, sich aber doch
schwer von dem Porträt trennt, da ihr das Original einst so teuer war
(und im Grunde noch ist), so ergeht es auch Er aste mit dem Bilde
Luciles:
V. 1337. Voici votre portrait: il presente ä la vue
Cent Charmes merveilleux dont vous Hes pour vue;
Mais il Cache sous eux cent defauts aussi grands,
Et c'est un imposteur enfin que je vous rends^).
1) Eine dem Nota'schen Auftritte nicht unähnliche Szene findet sich im
Bourgeois gentilhomme 111, 9, wo Clöonte mit Covielle das Porträt seiner Luciie,
der er zürnt, bespricht.
Komanischc* rorschnngen XXV. QF^
546 Frits Bamnann
P'erner Biod noch folgende zun Teil wörtliche ÜbereinstimmiingeD
in beiden Szenen zu verzeichnen.
Bisol. Fed. Nan vi avessi veduta mai\
Met. Non vi avesgi mai canaseiutol
Dep. am. Lnc. V. 1390f. Peut-Hre m seroit-il beauamp mieux pour ma we,
Si je . . .
d. h. wenn ich dich nie hätte kennen und lieben lernen.
Bisol. Fed. Ch^io possa morire^ quando mi rimpraveri d'avervi lamainl
Met. Che il cielo mi ricusi ogni bene^ s'io iomo a pensare a voi\
Dep, am, V. 1321 f. Eraste . . . Que je perde la vie
Lorsque de vous parier je reprendrai l^enviel
V.1361f. ^« sois-je extermini, si je ne tiens parolel
Lnc. Me cofi fände le Cielj si la mienne est frivole\
Met. Non ho rimorsi . . .
Fed. Si che n'avete.
Dip. am. V. 1367 f. Eraste Ha\ Lucile, Lucile, un ctBur comme le mien
Se/era regreiter, et je le sais fort bien
— ein Gedanke, den Metilde schon beim ersten Streit geäussert hat
(I, 16): Ma sema di me non potreste aver pace. — Schliesslich weist
Metilde dem Federico noch einmal die Tttre.
Met. Andate.
Fed. E questa V ultima volta,
Met. Sia pure.
Dip. am. V. 1315£f. Eraste. Cest la demiere ici des importunitSs
Que vous aurez jamais de mes voßux rebutis.
Luc. Vous pouvez faire aux miens la gräce toute entiire;
Monsieur^ et m'Spargner encor cette demiire.
and ähnliche schnippische Antworten auf Erastes Versichemngen, end-
gültig brechen zu wollen.
Neben diesen unverkennbaren Anklängen finden sich auch wesent-
liche Unterschiede, so das Verhältnis der Diener zu ihren Herren und
untereinander. Ganz im Gegensatz zu Marinette und Gros-Ren6 sind
Prospero und Bettina ängstlich bestrebt, die Streitenden zu beruhigen.
Von einem Zwist ihrerseits ist überhaupt keine Rede. — Ferner ist der
Ausgang des Streites ganz anders als im Dipit amoureux IV, 3. Die
Szene endigt nicht mit Versöhnung, sondern mit vollständigem Bruch.
Fed. Conoscerete il vero, ma troppo tardi (furente) . . .
. . . La disperazione mi guida . . .
. . . Crudele^ 'oi fuggo^ ne mi vedrete mai pit) {corre via).
Alberto NoU 547
xVttch Ful^^euzio wird durch Eugenias unverBöhnliches, abweisendes
BenehDien daza gebracht, aasznrufen: Furo una risoluzione da dispe-
raio {Uly 6); oder III; 12 nach Eugenias Geständnis von ihrem vor-
eiligen Eheversprechen: . . . Oodiy o barbara, della mia disperazione,
. . . deridi un miserOy che per Te more , . . assicurati di non vedermi
mai piü {in atto di partire).
Der Haoptnnterschied gegenüber dem Zwist der Moli^re'schen Verliebten
ist innerer Natur. Notas Szene entbehrt durchaus jener unnachahmlichen
Komik und Grazie, jener Ruhe und Feinheit, welche die Streitszene des
Dipit amoureux auszeichnet. Durch die Leidenschaftlichkeit und den
Ernst der Charaktere, sowie den tragischen Ausgang wird sie schwer-
fällig und etwas rührselig. — Auch die folgende Szene (21) klingt noch
an OVinnamorati III, 12 an. Eugenia, von Reue über ihre Tat er-
griffen und erschreckt durch Fulgenzios verzweiflungsvolles Gebahren,
gerät immer mehr in Angst, um schliesslich in Ohnmacht zu fallen.
Oimi tni sento morire . . . {Svenuta cade sopra una sedia vicina). Auch
Metilde ist höchst bestürzt über Federicos Verzweiflung. In ihrer Auf-
regang weiss sie nicht, was beginnen und ist einer Ohnmacht nahe
. . . io cado . . . io vengo meno: mi sento morire [si gefta sopra una
seggiola senza perö abbandonarsi troppo),
ni. Akt.
Szene 1. Prospero nimmt von Bettina Abschied. Er soll seinen
Herrn auf einer grossen Reise begleiten, die dieser unternimmt, um
Metilde zu vergessen und von seiner Leidenschaft geheilt zu werden.
Andeutungsweise findet sich ein solcher Gedanke auch in GVinnamorati
n, 13: Färb un viaggio; me ne scorderd, sagt Fnlgenzio zu sich selbst;
das „ne^ bezieht sich auf Eugenia und die ganze Liebesgeschichte. —
Mit Freuden höi-t Orazio, welcher eben mit seinem Notar Crisologo
hinzutritt, von jenem Entschluss Federicos, der seinen Alderino von
einem lästigen Nebenbuhler befreit. Crisologo, dessen Seitenbemerkungen
sogleich den Anwalt der guten Sache, den Parteigänger Federicos und
Teodoros erkennen lassen, ist weniger angenehm berührt von der
Neuigkeit; (Szene 2) doch tut er sein möglichstes, um Metilde der Ge-
walt des charakterlosen Orazio zu entreissen. Seiner List und Über-
redungskunst gelingt eS; den alten Fuchs zu bewegen, dem Ehevertrag
eine Klausel anzuhängen (s. Inhaltsangabe). So bleibt für Metilde
noch eine Rettungsmöglichkeit. Sie ist mittlerweile von Bettina über
ihren verhängnisvollen Irrtum betreffs Elisa und Federico aufgeklärt
worden und ganz trostlos. In ähnlicher Weise erfolgt auch in GPinna-
morati HI, 12 die Aufklärung des Missverständnisses, die Entkräftung
ihres Verdachtes unmittelbar auf den unheilvollen Sehritt Eugenias,
35*
548 Frits Baumann
and ruft in ihrem ohnebin Bchon geängstigten Gemüt Geftlhle tiefster
Reae nnd Zerknirschung hervor, wie bei Metilde. Diese letztere brancht
nicht zum äossersten za schreiten und ihre Einwilligung znr Heirat
mit Alderino zurückzuziehen. Denn kaum ist jene Klausel yerleseo,
die ihr Freiheit und Vermögen zurückgibt, so erscheint Federico, und
die Angelegenheit erledigt sich in selbstverständlicher Weise (s. p. 89).
Die Stimmung der Schlusszenen ist naturgemäss bei Qoldoni wie bei
Nota dieselbe: Freude über die endliche Vereinigung, Rückblick auf
die Wechselfälle der Liebesgeschichte, Bedauern über die begangeneD
Torheiten und Ho£fnung auf dauerndes Glück.
Der III. Akt, dessen Wert und Bestimmung schon eine Beurteilnog
fand (p. 132); bietet somit am wenigsten Anhaltspunkte flUr den Ver-
such, Notas Abhängigkeit von den beiden mehrerwähnten Lustspielen
nachzuweisen. Denn wenn auch in Stimmung und Situation der Ver-
liebten (Hetilde) manches an Gllnnamorati erinnert (bes. Szene 9 u. 10),
so ist der Hauptinhalt des Aufzuges die Lösung des Konfliktes von
jenen Stücken unabhängig. Ungezwungen ist sie nicht, und originell
im eigentlichen Sinn auch nicht: es ist echte Notaschablone: die Lust-
spie^justiz mit dem als deus ex machina auftretenden Menschenfreund,
sei es nun Richter, Arzt oder Notar. Die Bösen werden überlistet und
bestraft, die Guten aus den Klauen ihrer Widersacher befreit u. s. w.
Ahnliche Lösungen finden sich auch bei anderen Dichtern jener Zeit,
auch bei Goldoni selbst M-
Als Ergebnis der vorstehenden AusRihrungen lässt sich feststellen,
dass Nota in der szenischen Anordnung seines Lustspiels nur zum Teil
eigene Wege ging. Den Eindruck einer gewissen Selbständigkeit er-
zielt er durch seine Kunst, die Herkunft verschiedener Szenen zu ver-
bergen, indem er die ihm zur Vorlage dienenden Auftritte oder Szenai-
folgen entweder auseinanderriss^ bald da, bald dort ein Stück
verwertete, oder sie zusammenzogt wiederholte, erweiterte, in anderen
Zusammenhang stellte oder ihnen eine etwas veränderte äussere Form
verlieh. — Nota lehnt sieh hauptsächlich an Goldoni s ßPhrnamoroH
an. Von diesem Lustspiel scheinen beeinfiusst: 1, 1; 1,9 — 16; 11,1,2,5;
U,20Schluss; teilweise 1, 8; II, 14—18; H, 21; UI, 9, 10. Die Anleihen
bei Meliere erfolgen meist durch Vermittlung Goldonia. Inabesondere
erinnern an D^pit afnoureux auch die Briefsiene I, 8, in gewräser Hin-
sicht II, 1, 2, 5 und der Streit&zene U. 20 erster Teil Notas Behaup-
tung, er habe seine Liebenden coUocato in cofidhioni dtvtrse da juella
immo^inatf dt' dtaii due maestn (Gold. u. Hol.'i: aedd ne vtmssero
D So erinnert beeonder« die Ldsnng der Imqmitimdim di Zeiimday welche
Xota in seiner Vorrede enrSknt« in ihrem insserea Verlauf oad der mllgeaMÖien
Si Kaution sehr an die Si^m^OHi,
Alberto Nota 549
easi dissimili . . . ^) tri£ft also nicht ganz za. — Zu einem abBcbliesBen-
den Urteil berechtigt freilich erst ein vergleichendes Studiom der
Charaktere.
Um Charaktere im eigentlichen Sinn, nm ausgepräpte Individuali-
täten handelt es sich hier allerdings weniger als nm allgemein mensch-
liche Empfindungen, nm Geftlhle, wie sie schliesslich ein jeder irgend
einmal in seinem Leben durchkosten kann. Da die Äusserungen dieser
Oefbhle und Stimmungen die Handlang aasmachen oder doch aus-
machen sollten, wurde schon im vorausgehenden Abschnitt zum Teil
die Übereinstimmung jener Gefühle als die Ursachen ähnlicher Szenen,
Episoden und Äusserungen konstatiert. Eine zusammenhängende Dar-
stellung der einzelnen Charaktere gestaltet diesen Eindruck zur Ge-
wiasheit.
Die Hauptrolle im Lustspiel Notas spielt unstreitig die Verliebte.
Durch die aufifallende Bevorzugung dieses Charakters, der im Vorder-
grund des Interesses steht und gegen welchen alle anderen Figuren;
selbst Federico, zurücktreten^ unterscheidet sich nicht nar die Bolle
Metildes von den entsprechenden Bollen der beiden Lustspiele Moliferes
und GoldoniS; sondern Notas Stück überhaupt von seinen Vorbildern.
Nota schildert Le Risoluzioni deirinnatnorata^). Alles was er
tlber das Thema seines Stückes — die Launen^ den Trotz der Ver-
liebten — zu sagen hatte, vereinigt er in Metilde. So kommt es, dass
sie nicht etwa genau abgegrenzt einem bestimmten Charakter der vor-
bildlichen Stücke entspricht, sondern bald Ähnlichkeit mit Eugenia,
bald mit Eraste oder Lucile aufweist ; das liegt ja zum Teil auch in
der freien Bearbeitung der Handlung. Eine Besprechung ihres Charak-
ters hat es vor allem mit der Geschichte ihrer wechselnden Liebes-
empfindungen zu tun.
So ziemlich alle Töne, welche die Skala ihres Gefühlslebens enthält^
sind schon von Moli^re und Goldoni in entsprechenden Charakteren
ihrer Stücke angeschlagen. In der Art, wie sie ihre Eifersucht äussert,
sind ihr Eraste und Eugenia vorbildlich gewesen. Wie diese nährt sie
1) In der dem Stück vorangeschickten Widmung. Er fährt übrigens fort . . .
benche prodotte dalle stesse cagiatii und gibt damit selbst im Wesen die Ähn-
lichkeit der Hauptcharaktere zu.
2) Metildes Rolle gehört zu jenen, welche Nota für die berühmte Schau-
Bpielerin Marchionni schrieb. Dieser Umstand mag die Bevorzugung gerade
dieser Figar erklären; s. p. 479 f. Anm. I und Commedie^ See. Racc, Mil. 1836,
p. XX f.
550 Pi'i^ss Banmann
ihren unbeBtimmten Argwohn durch das begierige Aufgreifen jedes
noch 80 unbedeutenden Verdachtmomentes, bis durch beständiges Kom-
binieren ihr Verdacht bestimmte Form annimmt^ und ihre Eifersucht
in hellen Flammen auflodert. Dass sie ihren Federico beständig be-
unruhigt und quält; spricht Prospero I^ 1 aus. Denselben Vorwurf
bekommt Eugenia betreffs des Fulgenzio von Flamminia zu hören.
(Grinn. I, 1.)
Wenn Federico nach T^odi reisen will; glaubt Metilde, er suche
Elisa auf. (I, 1; 5.) Spricht er vom Aufschub der Heirat, blickt er
auf die Uhr, um Metilde frtther als gewöhnlich zu verlassen^ argwöhnt
diese, es stecke Elisa dahinter. (I, 16.) Gerade so wittert Eugenia
hinter einem frühzeitigen Aufbruch Fulgenzios, hinter dem Aufschab
der Heirat den Einfluss Clorindas (I^ 5, 16). Hierhier gehört auch
Metildes Vermutung, Federico möchte ihr deshalb untreu sein» weil
Elisa reich ist sie dagegen ihres Erbes verlustig gehen soll (ß, 9).
So meint auch Lisetta, Eugenia sei deshalb auf Clorinda eifersttchtig,
weil diese begütert sei^ sie dagegen nichts mit bekommen werde (IH, 1).
Auch Eraste und Fulgenzio suchen ja mit Aufgebot allen Scharfsinns
in den harmlosesten Tatsachen Anzeichen der Untreue ihrer Geliebten.
Glaubt Metilde ihren Verdacht bestätigt, dann kennt ihre Leidenschaft
keine Grenzen^ und sie lässt sich im ersten Augenblick der Erregung
zu raschen, unüberlegten Entschlüssen und Handlungen hinreissen (1, 1,5).
Hierin gleicht sie Lucile, die ja auch im ersten Zorn über Erastes
beleidigendes Benehmen ihr Herz dem Valpro schenken will.
Dep. am. II, 3, 4 v. 587ff. Marinette:
La risolutiofiy Madame, est assez prompte,
Lucile: Vn coeur ne pise rien alors gue Von Vaffronte;
II court ä sa vengeance^ et saisit promptement
Tout ce qu'il croit servir ä son ressentiment.
Wie aber hier bei Nota breit ausgeführt ist, was Moli6re nur an-
deutet, so auch beim folgenden Zug Metildes, Luciles und in geringerem
Masse auch Eugenias^ dass nach dem übereilten Racheakt die Über-
legung ihr Recht fordert und trotz der Bemühungen, Zorn und Entschlnss
aufrecht zu erhalten, die erregte Stimmung weicheren Regungen Platz
macht. Die guten Vorsätze, um nicht ins Wanken zu geraten, brauchen
künstliche Stütze und Erneuerung. In den Szenen, in welchen diese
Stimmungen besonders hervortreten^ (1, 5 ff; II, 9) finden sich in Wortlant
und Gedanken manche übereinstimmuugeu mit Döpit amourenx und
Gl'innamorati. Müde des ewigen Streites ruft Metilde aus: Questa
vita non potreipiu farla, o morrei consunta (1, 5). Grinn. I, 21. Eugenia:
Che vita i questal Che amor maledeitaf Non posso resistere^ nonposso
piü. HI, 3. No, non voglio piü far questa vita. Se tirerd innanzi cosl,
diverrd tisica, morirö disperata.
Alberto Nota 551
Aber nim^ ho£ft Metilde, boII es ganz anders werden: Egli non
avrä piü cFora in poi un solOy un solo de^miei pensieri . . . E guai, se
egli ardisse ancora dt preaentarsi! . . . Vttda, vada con la sua signora
Elisa. . . . vada^ tomi, faccia qnel che vuole, non me ne cale piü ni
punto ni poco . .. (I, 5). Dieselben Gefühle beherrschen Lneile {D6p.
am. n,4 V, 617 ff; 635 ff.):
Hi bien^ bienf quHl s'en vante et rie ä nos dipens:
II n^aura pas sujet d^en triompher longtemps;
Et je lui ferai voir qu'en une ante bien faxte
Le mipris suit de pf'is la faveur qu'on rejette.
635 ff. Quandf dis-je, par un sort ä mes disirs propice
n reviendroit nCoffrir sa vie en sacrifice,
Ditester ä mes pieds Vaction d^aujourd^ui
Je te difends surtout de me parier pour lui . . .
Sie wird sich also ihrer Schwachheit bewasst und sucht in Marinette
eine Stütze ihrer Vorsätze.
Auch Metilde 8 Benehmen und Reden lassen erwarten, dass ihre
Festigkeit ins Wanken gerät. „Vielleicht wäre es besser, Witwe zu
bleiben und fem von der Welt auf dem Lande zu leben." Non vedrei
piü nessuno^ anderei a stare in villa, lontana dal mondo. (I, 5). In
ähnlichen Gedanken findet Eugenia Trost (UI, 3): Andrö in un ritiro ;
Ändrö lontana dal Mondo. Von Alderino will Metilde nichts hören.
Lieber ttberlässt sie sich schmerzlich süssen Erinnerungen an Federico.
Bettina appelliert mit Erfolg an ihr „Ehrgeftthl'': Hai ragione^ mi sento
avvilüa: e Vamor proprio oltraggiato dee finalwente risanarmi (I, 5);
ähnl. I, 6: gli affettidebbono essere govemati dalla ragione,. . Equando
rinfelletto i accecato, ttUte le nostre operazioni si risentono di disgusti
ddVanimoi e allora non si fa piü nulla di buono. In dieser Richtung
bewegen sich später auch Teodoros gute Lehren. Fulgenzio erhält gute
Ermahnungen ähnlicher Art von Ridolfo, GPinnam. ly 10: pensate...
prima di risolvere^ ma quando avete pensato, ma quando avete risoluto,
non fate che la ragion vi abbandoni, e che Vaffetto vi acciechi^ trasporti,
e vi awilisca a tal segno.
Ganz die gleiche Entwicklung macht Metildes Stimmung im zweiten
Akt durch: erst der aufsteigende Verdacht und die argwöhnischen
Kombinationen (II, 1, 2), dann leidenschaftliche Erregung und vor-
Bchnelles Handeln, das sie fUr Entschlossenheit hält. Met. (Questa
volta mi vedrai risoluta, irremovibile^ {piano a Bettina e con fuoco.) . . .
(Non sard piü debole: vanne) (II, 5).
Man vergleiche damit die Situation im Dip. amour. IV, 2 v. 1289f.;
IV, 3, 1291 f. Gros-Ren 6. Tenez-vom ferme au moins.
Er aste. Ne te mets pas en peine.
552 Fritz Banmann
6r.-K. Jai bien p$ur que ses yeux resserrent votre chatne.
IV, 3 Marinette. Je raper^ais encar; mais ne vaus rendez point.
Lncile. Ne nte soupgonne pas d'Hre foible ä ce point.
Auch Metilde glanbt sich ihrer skeptiBchen Dienerin gegenüber
quasi rechtfertigen und Festigkeit geloben zu müssen; sie schämt sich
ihrer früheren Nachgiebigkeit nnd fllrchtet Bettinas Sgott. — Aber auf
die Erregung folgt auch hier bald wieder ruhigere Überlegung, ü, 9
Metildes. E pure, piü ci penso^ meno ravviso ü motivo di cotesti
inganni.
An diese Worte erinnert Dip. amour. W, 4 y. 592 ff. Marinette:
V(ms m'en voyez encor toute hors de moi-mime;
Et quoique lä-deseus je rumine sans fin^
Vaventure me passe^ et fy perds man laün.
So geht es fort im Wechsel der zarten und energischen Regungeii,
bis die ersteren die Oberhand bekommen. Si^ bella Vendetta, sposare
unoscimunüo, efar ridere quel perfido/ (H, 9). Eugenia kommt das-
selbe Bedenken: Ärgern soll sich Fulgenzio, wenn er mich verheiratet
sieht. Aber warum ärgern? Stolta cWio sano, riderd piuttösto, se ere-
derä cKio mi sia legata altrui per isdegno (IV, 11) . . .
Wie Metilde nach ihrem törichten Streich sich höchst unglücklich
fühlt und schwermütige Betrachtungen anstellt; so auch Metilde. Ihr
Monolog n, 10 atmet dieselbe Stimmung wie Eugenias Monolog in
GPinnamorati 111, 11. Sie fühlen sich beklommen; es ist ihnen nn-
möglich, einem Gleichgültigen die Hand zu reichen. Aus ihren Klagen
über die Treulosigkeit des Geliebten klingt das Bedauern heraus, ihn
yerlieren zu müssen.
Eugenias pathetische Worte aber haben immer noch eher die auch
beabsichtigte komische Wirkung, während sich in Metildes Monolog ein
rührseliges Element einschleicht. — Auch der tragische Ausgang der
Streitszene II, 20 wirkt wieder ernüchternd auf die Erregte: S'egli i reo,
cKegli sappia almeno cVio sano innocente, ch'io l'amo setnpre . . . emi
basta (II, 21). Einen ähnlichen Anlauf zu entsagender Liebe macht
Eugenia im Laufe ihrer langen Verteidigungsrede (11, 13): Voi mi ab-
bandoneretCj ed io vi amerö in etemo . . . Ancor che mio non siate . . .
io mrö sempre oostra^ e lo sarö finche viva, e lo sarö colla maggior
tenerezza del cuore.
Noch ein Zug ist Metilde und Eugenia gemeinsam : ihre Reue und
Selbstanklagen, wenn sie ihre Verblendung und ihr Unrecht einsehen
(was allerdings bei Eugenia seltener der Fall ist und nicht so rück-
haltlos geschieht wie bei Metilde). /o, io Vho offeso, e ingiustamenfe,
bekennt Metilde I, 8, da sie Federicos aufklärenden Brief gefunden
hat. Ho il torto, lo con/esso, klagt sie sich II, 16 Federico gegenüber
Alberto Nota 553
an, der sie bei Alderino überrascht hat. — Aach Engenia Iftsst sich
herbei, einzagestehen: via^ avete ragione, Non vi tormenterd piü. Com-
patitemi; canosco che ho faUo male ... (I, 11). — Beide versacheD,
den erzürnten Liebhaber darch Zärtlichkeit amzastimmen. Met. I, 16
Dunque il mio increscimento^ i miei affanni non possono piü ntdla
sulFanimo vostro?
Eng. (II, 13): V'ho date io scarse prove delVamor mio? Vi pare
che sia di voi poco accesa? Non vi bastano le mie lacrime^ i miei
sospiri? . . .
Wie es ihnen im weiteren Verlauf der Szene gelingt, den Ver-
liebten amzastimmen, wurde eben geschildert (p. 97 f.).
Gleich gross ist ihre Verzweiflung nach der Einwilligung zur Hei-
rat mit einem andern.
Met. (III, 9) Vedi, vedi unUnsensata donna che sta per sottoscrivere la
sua etema sciagura.
Eug. (III, 11) Povera mel cosa ho faUo? — III, 12 (Ah incautat ah
ingrata! perchi impegnarmi col Conte?).
In ihrem Schaldbewasstsein lässt Eugenia ruhig die Vorwürfe
Fulgenzios über sich ergehen und nennt ihren Schritt eine colpevole
debolezza (III, 11, 12). — Auch Metilde erkennt die Berechtigung der
Vorwürfe Teodoros an: Ah tacete; io sono colpevole . . . la gelosia, la
passione . . . (III, 10).
Kurz vorher hatte sie noch einen Teil der Schuld auf Federico zu
schieben gesucht: S>egli mi avesse amata^ non mi avrebbe faJUa vivere
fra continui sospetti. — Ganz denselben Vorwurf erhebt Eraste gegen
Lucile im Dip. amour. IV, 2 V. 1213flF.
Loin d*a88urer une ätne, et lui foumir des armes
Contre ce qu*un rival lui vetit donner ^alarmes,
L'ingrate m^abandonne ä mon jaloux transport,
Et rejette de tnoi message, icrit^ d'abord!
Auch Metildes überschwengliche Freude, sowohl nach der ersten
Aussöhnung I, 11, wie am Schluss des Stückes bei der dauernden Ver-
einigung mit Federico ruft die Erinnerung an ähnliche Stimmungen
Eugeniasin QVinnamoratil^ Hilll, 15 wach. Charakteristisch ist die Über-
einstimmung eines Zuges bei der Lektüre des Briefes 1, 8 mit der Brief-
szene Dip. amour. If 2: Metilde wie Eraste sind so beglückt über den
Empfang der frohen Botschaft, dass sie in ihrer Freude die besonders
inhaltsschweren Schlussworte des Briefes wiederholen.
Trotz dieser unverkennbaren eklektischen Zusammenstellung des
Charakters der Metilde gelang es Nota, ein zwar einheitliches, aber auch
eintöniges, unselbständiges Bild der Verliebten zu geben, weniger
originell als Goldonis launische, starrköpfige Eugenia; weniger graziös
554 Fritz Baumann
und aDziehend als Moli^res Lnciie, weil mit wenig Frische nnd Hamor
gezeichnet.
Das gleiche mass von Federico gesagt werden, der bedeutend
hinter Metilde zurücktritt. Seinem Natnrell nach entspricht er dem
Eraste, mehr noch dem Fulgenzio Goldonis, ohne jedoch die Nattlriich-
keit und Komik dieser Charaktere entfernt za erreichen. Federicos und
Fnlgenzios Temperament liegen in ähnlicher Richtung. Von ersterem
urteilt Bettina 1,1, er sei un uomo burbero, cappriccioso^ che si adom-
bra (Tun nulla, e fa tosto due palmi di muso . . . Fnigenzio wird von
Eagenia geschildert als caldo, intolerante^ subitaneo (I^ 1). Aber wie
es von ihm heisst (egli) i di biionissimo cuore, so auch von Federico.
Egli ha un ottimo cuore, — Reizbar and leidenschaftlich, sind sie beide
nicht minder argwöhnisch als der Gegenstand ihrer Liebe. Beim An-
blick des Fremden fasst jeder sogleich Verdacht, nnd die Lanne ist
verdorben. Während aber Fulgenzio sich widerwillig in die Verhält-
nisse schickt nnd seinem Unmut durch versteckte Ironie und schlechte
Laune Luft macht, nimmt Federico den Fall viel tragischer: sein Un-
wille äussert sich in pathetisch-schmerzlichen Ausdrücken und beissen-
der Ironie. Allerdings hat er auch mehr Grund zur Eifersucht als
Fulgenzio. Auch in der Streitszene zeigt sich dieser Unterschied der
Charaktere. Fulgenzio tobt zuerst, gibt allmählich nach und überläset
sich schliesslich rUckhaltsloser Freude. Federico bewahrt Vornehmheit
und Ruhe; er vergibt sich nichts: herablassend willigt er in die Ver-
söhnung. Erst im zweiten Akt geht er aus sich heraus (Szene 14—20).
— Wie Fulgenzio (Gl'innam. IH, 12), so kommt Federico (11, 14) freu-
dig ins Haus der Geliebten, teils um sich zu rechtfertigen, teils um
frohe Botschaft zu bringen Gleich Fulgenzio, der über Eugenias selt-
sames, ablehnendes Benehmen erschrickt, ist Federico betroffen von
Bettinas Zurückhaltung und Erklärung. Schmerzlich berührt zuerst
über diese unverdiente Behandlung (seine Worte erinnern vielfach an
Erastes Unmut über Luciles Stolz und Lieblosigkeit D6p. am. IV, 2,
V. 1199 ff) bricht er in leidenschaftliche Wut aus, als er sich neuer-
dings hintergangen wähnt, und äussert seinen Zorn durch Zerreissen
und Zerbeissen von Taschentüchern, rasendem Auf- und Absttlrmen
(II, 16) und dgl. Auch der Wortlaut ähnelt stark dem Zornesausbrucb
Fnlgenzios, GFinnam. III, 12. Fulg. Ah perfidal ah dislealel quest'i
ratnore? questa i la fedeltä? . . . Furono sempre finti i vostri sospiri
Mendaci sono ora le vostre smanie. Me ne sofw avveduto della vosira
inclinazione pel mio rivale, Erano prefesti per istancarmi, le gelosie
mal fondate^ i sospetti ingiuriosi^ le invettive^ e gVinsulti. Godij bar-
bftra, della mia disperazione^ trionfa della mia buona Fede, deridi un
mii^ero che per Te more^ ma trema della Giusfizia del Cielo. Ti lascio
Alberto Nota 555
in preda del tuo rossore; parlino per me % tuoi rimorsi^ e per ulti-
mo dono di chi tu sprezzij amcurati di non vedermi mai piü.
RisoL II, 16. Fed. Qual benda mi si toglie dagli occki . . . Si vada, si
puniscano gVindegni . . . rossore^ vergogna alla perfida^ ecoprirö
a tutti il suo tradimento. — 11, 18. Diol chi poteva crederla coei
dissimidata? tacere tutto, fingere lacrime, tortnentij costanza . . .
come, come potri frenar Fira che mi agital cJi si, bramo di per-
dermi^ di marire: si vnda.
Ebenso tragisch und pathetisch gibt sich Federico in der Streit-
szene n, 20. Da ist nichts zu spüren von dem komischen Beigeschmack,
der Fnlgenzios Benehmen in ähnlicher Lage anhaftet, ganz zu schweigen
von einem Vergleich mit Eraste.
Ein etwas frischerer Zug geht dnroh die Zeichnung der nnter-
geordneten Rollen. Die bei Goldoni so ziemlich ganz in Wegfall ge-
ratenen Figuren der Diener sind wieder etwas mehr zn ihrem Recht
gekommen, znm Teil in Anlehnung an Moli^re. Der parodierende
Paralielismus allerdings, der bei letzterem in dem Liebesverhältnis
zwischen Marinette und Gros-Renä liegt und so belustigend wirkt, ist
bei Nota nur gestreift. Auch Prospero und Bettina lieben sich, und
ihr Verhältnis ist von den jeweiligen Beziehungen ihrer Herren beein-
flasst. Nur drei Stellen lassen Schlüsse in dieser Richtung zu. —
1, 1 sucht Prospero schliesslich die Annahme des Briefes durchzusetzen,
indem er Bettina gegenüber zarte Saiten anschlägt, wird aber ebenso
spöttisch abgewiesen wie Marinette von Gros-Ren^ I, 5 oder dieser
selbst von Marinette M. Einen direkten Vergleich zwischen dem Ver-
hältnis der Herren und jenem der Diener regt Metilde selbst an I, 6
. . . fif a non ami anche tu Prospero ? fragt sie B e 1 1 i n a , welche entgegnet :
Si, ma Vamore non mi ha mai tolto Pappetito. — Met. Non so com-
prendere.
Ähnlich stellt Gros-Ren6 der argwöhnischen Liebe seines Herrn
seine eigene, gesunde, von keiner Eifersucht angekränkelte Liebe zu
Marinette gegenüber. {Dep, am. I, 1 V. 57 ff.), aber Eraste versteht
ihn nicht oder gibt nichts auf seine Worte: Voilä de tes discours. —
III, 2 kommt das Verhältnis Prosperos und Bettinas noch einmal zum
Ausdruck: Prospero verabschiedet sich in rührender Weise vonMetildes
Dienerin.
Wenden wir uns nun zur näheren Betrachtung der Dienerrollen.
Entsprechend der bevorzugten Stellung, deren sich Metilde in Notas
Stück erfreut, tritt auch die Rolle Bettinas sehr in den Vordergrund.
1) Besonders deutlich in dem zweiaktigen Arrangement, das zuerst der
Schauspieler Valville unter Ludwig XIV. vom Dipit amcmreux veranstaltetete,
Akt II, Sc. 2. — S. Despois et Mesnard, (Euvres de Molihre, I, 392f.
556 Frits Banmann
Aach ihr Charakter ist eine Mischang von versohiedenen Zttgen
ähnlicher Figuren in Ooldonis nnd ganz besonders Moli^res Lnstapiel.
Zwar ist ihr Verhältnis zu Metilde nicht so ehrlich nnd aufrichtig
wie jenes von Oros-Renö und Marinette zu ihrer Herrschaft. Doch
erscheint auch sie als Stütze, Tr(teterin und Beraterin ihrer Herrin.
Auch sie nimmt energisch Metildes Interesse wahr. Wie Marinette em-
pfängt sie den Auftrag, um keinen Preis den treulosen Federioo zu be-
günstigen oder auch nur ihm das Wort zu reden, und sie ftlhrt ihren
Auftrag gewissenhaft durch (I, 1): Dem Prospero sagt sie gehörig die
Meinung; des Federico entledigt sie sich mit List und Energie (H, 14);
selbst mit Teodoro wird sie fertig: Ni si faccia a credere il signor
Federico di abbindolarci a sua posta. Siam buane le due, le quattro
voUe; ma aUa fin fine ci punge addetUro, e diam fuoco al eammino:
capisce ella? (11, 8). Diese Worte erinnern sehr an Gros-Renis
ehrliche Entrüstung, da er Marinette heimachidLt. Dep. am. l, 5,
V. 333ff.:
Va, va rtfidre rSponse ä ta banne maitresse,
Et lui dis bien ei beau que nuUgri sa sauplesse,
NoHS ne sammes plus sots ni mon maUre^ ni moi,
Et d4sormais guWle aiile au diabU avecque toi.
Wie die Diener bei Meliere, so weiss auch Bettina ihre schwach
werdende Herrin durch ein geeignetes Wort zu Entschlossenheit und
Trotz zu mahnen. Zu diesem Zweck hat sie eine Reihe gegen die
böse Männerwelt gericiiteter SprUche bereit; z. B.: Hon ragione gli
uomini di traitarci male, poicJii siamo semprt deboli (1, 8). — Godono gli
uomini di que^te nostre debolezze^ u. dgl. m. —
Marinette äussert sich ähnlich. Dip. am. U, 4, V. 611ff.:
Nous . . . prHans ForeiUe
Aitx bons ckiens de pendards qui nous cAanient merveillej
Qui pour Hous accrocMer feignent tont de langueurl
Laissons ä lears beaux mots /andre notre rigueur^
BeHdohS-Mous a leitrs roriix, trap foibles que nous sommesl
Foin de nafre sofiise^ et peste sott des hommesl
Denselben Vorwurf erhebt Gros-Keni umgekehrt gegen die Männer:
Schwachheit und Gefälligkeit gegen die hochmütigen Frauen V. 1229ff.
Gleich Gro$-Ren4 ist Bettina aus härterem Holz geaehnitzt als ihre
Herrin und nicht Ton Liebe$i)ualen gepeinigt; sie lebt nach robusten
Grundsätzen«
Bettina wäi« immerhin eine der erfreulichsten Erscheinungen des
Stllckeis hätte Kut^i nicht gerade dadurch einige Selbständigkeit
bekundet, d&sa er ihrer Hai:dlungsweise unlautere Beweggründe unter-
schob. 8ie verkauft ihren Einfluss bei Metilde an Oraxio um die Aus-
Alberto Nota 5Ö7
sieht aaf ein reiches Trinkgeld. In diesem Licht betrachtet verliert
Bettina bedeutend in der Sympathie des Zuschauers, ohne dass die
Spuren fremden Einflusses in ihrem Charakter verwischt würden.
Übrigens findet sich eine ähnliche Besteehnngsszene in OVin-
namorati 1, 4. Eugenia beschenkt den Tognino, damit er ja an
Falgenzio ihre Botschaft ausrichte. Auf Flamminias Einspruch ent-
gegnet er: La sua Signora Sorella ha delle maniere ohbliganti, Un
7est(me vale a Milano quarantacinque soldi di buona moneta. — Bei
Nota lautet die Stelle (I, 4): Ah quelle doppiette sono la gran ten-
tazianel
Prosper 0 tritt gegen Bettina sehr zurück. Er ist gutmütig, redlich
und meint es ehrlich mit seinem Herrn wie mit Bettina. Seinem Herrn
sucht er ein treuer Berater zu sein, der ihn vor törichten Schritten ab-
halten will (H, 19), ähnlich wie Ridolfo seinen Freund aus Eugenias
Nähe bringen möchte. Wie seine Rolle überhaupt manche Ähnlichkeit
mit Rudolfe, Tognino und anderen hat, wurde bei anderer Gelegenheit
erwähnt^). Mit Gros-Renö teilt er den Zug der Treue und Anhänglich-
keit an seinen Herrn, dessen Schicksal er zu seinem macht (HI, 1).
Doch ist im übrigen sein Wesen durchaus verschieden von dem des
verschmitzten, lustigen Galliers.
Teodoro teilt sich mit Grisologo in das Amt, welches bei
Goldoni Ridolfo und Flamminia zugewiesen ist, d. h. über den Parteien
zu stehen und durch ernsten Tadel wie gütiges Zureden zwischen den
V^liebten das gute Einvernehmen herzustellen. Dieser Aufgabe unter-
zieht sich Teodoro namentlich in H, 1 und HI, 11. Seine Ermahnungen
erinnern etwas an Ridolfos gute Lehren (GFinn. I, 10), an Robertos
Aasspruch über die Vergänglichkeit selbst grosser Liebe. Aber noch
mehr sprechen in diesen guten Lehren vielleicht Notas eigene trübe
Elrfahrungen mit, wie man sich überhaupt hier und da nicht des Ein-
druckes erwehren kann, als hätte er manches Wort in Erinnerung
seiner unglücklichen Leidenschaft geschrieben.
Ein überraschendes Resultat hat die Untersuchung der bisher
etwas stiefmütterlich behandelten Hauptpersonen des Gegenspiels, Cr a zi o
und Alderino ergeben. Diese beiden Charaktere sind nämlich nichts
als ziemlich treue Kopien der Herrn Diafoirus jun. und sen. aus
Moliöres Malade imaginaire. Bei Orazio, welcher dem Monsieur Dia-
foirus entspricht, kommt noch eine Dosis Avare und Tartuffe hinzu.
Seine verbrecherische Habsucht, seine altmodische Kleidung, das vor-
enthaltene Trinkgeld, die wertlosen Hochzeitsgeschenke und die Hast,
mit der sie zurückgenommen werden, sind Züge, die einem Avare Ehre
1) p. 588 f.
5&8 Fritx Bamnann
machen würden. Sein Grundsatz, nur den Schein, den Ruf zu wahren,
die bedenklichen Einblicke, welche seine Unterredung mit Bettina (1, 9)
und Grisologo (III, 4, 6) in seine sittlichen Anschauungen gewähren, die
Rolle, weiche er bei Abfassung und Verlesung des Ehevertrages spielt,
all das wäre eines Tartuffe würdig. Mehr noch hat er von Mons. Diafoirus.
Wie dieser ein Feind aller Neuerungen ist, namentlich auf medizinischem
Gebiet; so verabscheut auch Orazio jeden Fortschritt. Alle neue Er-
findungen : La vaccinaaiime, il ffalvanismo, te macchine a vapore, la steno-
ffrafia, la litografia, le bigotterie di Dandolo^ sind ihm ein Greuel. Da-
her glaubt er als besonderen Vorzug Alderinos anführen zu müssen:
Egli detesta al pari, e piü ancora di me^ tutti gli mi modemi. — Das-
selbe tut bekanntlich auch Mons. Diafoirus. Malade imag. n, 5,
p. 356: Mais sur Umte chose ce qui tne plait en lui, et en quoi il suii
man exemple, (fest quHl s'attache aveugliment aux opinions de nos
anciens^ et que jamais il n'a votUu comprendre ni icouter les raisons et
les expiriences des pritendues dScouvertes de notre siicle^ touchant la
circtUation du sang et autres opinions de meme farine —
Orazio kann seinen Adoptivsohn überhaupt nicht genug loben:
. . . tu non canosci ancora il signor Alderino^ mio figliastro? . .. L'ho
allevato io stesso . . . lo Vho adottato (I, 3). Questi, questi i un gio-
vane di garbo (1, 3) . . , E un oratore, vi dico (a Metilde) (I, 11). —
Perpetua: Quando egliparla^ v'assicuro che rapisce {a Metilde) (I, 4).
Mal. imag. 11, 5, Mons. Diafoirus: Monsieur^ ce n^est pas parce que
Je suis son pire, mais je puis dire que fai sujet d'itre content
de lui, et que tous ceux qui le voient en parlent comme d'un gar-
(on qui n^a point de michanceti ... il riy a point de candidat
qui ait fait plus de bruit que lui dans toutes les disputes de
notre Ecole: II s'g est rendu redoutable . . . il est ferme dans la
dispute . . .
Noch viel deutlicher als bei Orazio tritt die Ähnlichkeit mit den
erwähnten Charakteren Moli^res bei Alderino hervor. Überhaupt sind
die Szene 11 des ersten Aktes und Teile der Szenen 12 und 13 nach
Mal, imag. U, 5 gebildet. In beiden Fällen soll einer jungen Dame,
die ihr Herz bereits verschenkt hat, ein ihr gänzlich unbekannter Mann
als Bräutigam aufgedrängt werden. Da letzterer einen ganz läppischen
Eindruck macht, sucht die Bedrängte sich um jeden Preis diesem
Zwang zu entziehen.
Die Personalbeschreibung des Th. Diafoirus passt vortrefflich auf
Alderino: Cest un grand benit^ nouvellement sorti des Ecoles^ qui fait
toutes choses de mauvaise gräce et ä contretemps.
Gleich Thomas Diafoirus leiert er einstudierte, mit geschraubten,
höflichen Phrasen gespickte Reden her, in gesellschaftlicher Dressur
Alberto Nota 559
Qud mechanischer Höflichkeit ein getreues Abbild des jnngeu Pariser
Doktors. Aber wie es beim Memorieren leicht zu gehen pflegt, beide
bleiben stecken. So bringt den jungen Diafoirus, als er eben der
Böline ein schön gesetztes Kompliment machen will, eine unvorher-
gesehene Unterbrechung durch die Angeredete so aus der Fassung,
dass er nicht mehr fortfahren kann: p. 367 f. Füisque Von voit sur
votre visage . . . puisque Von voit sur votre visage . . . Madame, vous
nCavez interrompu au milieu de ma phrase, et cela m'a troubli la tni-
moire. Ähnlich ergeht es Alderino I, 11: Ed i un vero contento il
trovarmi con un padre tale adoitivo, ch'io riguardo come padre mio
naturcUe, e ancor dt piü; e con duezie . . . tali, ch'io considero . , . ah^
signora Metilde^ la vostra presema mi da Vinterdetto\ — oder I, 13
Qual fortuna i la mia di potervi esprimere . . . anzi quäl confussione
di non potervi esprimere . . .
Beide ernten aber auch Ijobsprttche fttr ihre Redefertigkeit. Aide-
rinos Vater und Tanten sind ebenso entzückt von der Gewandtheit
ihres Schützlings, wie Argan und Diafoirus sen. von den rednerischen
Gaben Thomas'.
Die Krone setzen beide ihrer Geschmacklosigkeit auf durch die
Idee, ihren Bräuten eine Doktordissertation bezw. eine Prozesschrift
zu ttberreichen. Mal. im. II, 5 (p. 356 f.).
Th. Dia f.: {il tire une grande thise rouUe de sa poche, quHl prisente
ä Ängtiique). J^ai contre les circulateurs soutenu une thise^ qü'avec
la permission de Monsieur, fose prisenter ä Mademoiselle^ comme
un hommage que je lui dois des primices de mon esprit.
Angölique: Monsieur, c*est pour moi un meuble inutile, et je ne me
connais point ä ces choses-ld.
Dann folgt die Einladung zur Sektion einer Frau.
Alderino berichtet, er habe letzter Tage in langer, glänzender
Rede fünf Angeklagte verurteilt (Alderino ist nämlich eine Art Amts-
oder Bezirksrichter): Anzi ho qul appunto un exemplare della sentenza^
che vi prego di aggradire come un primo segno del mio . . .
Met. Vi ringrazio, signore, non me ne intendo.
A\A. E se, essendo promosso^ avrd Vonore di ulteriormente vedervi . . .
La prima copia sarä sempre rimessa a voi . . .
So wenig es sich nach Mens. Diafoirus für den Arzt darum handelt,
die Kranken gesund zu machen, sondern nur sie in aller Regel und
Form zu behandeln, so wenig ist es Alderino darum zu tun, die An-
geklagten nach Verdienst abzuurteilen oder gar Milde walten zu lassen,
sondern sie um jeden Preis in wohlgefttgter, mit juristischen Ausdrücken
durchsetzter Rede zu verurteilen.
am
560 Frits Baumann
Bisol. i, 11; Alderino. Erano dngue i rei, signora Metilde.
Met. J? gli avete iutti salvati?
Aid. Orazie al cielo neppure uno: iutti furano candannati.
Wie Thomas Diafoiras in seiner Unterhaltnng mit Angöliqne den
Doctor medicinae; den geschickten Disputanten heraoskehrt nnd mit
Ausdrücken um sich wirft wie nego consequentiam^ distinguo^ cancedoetc,
so verrät bei Alderino jedes Wort den Juristen. Um aus den zahlreichen
Beispielen nur einige wenige anzuführen.
I, 11 Eh signoruj signora, se la vostra modestia non mi facesse un
inibitoria, direi . . .
Ii 12 Sono condannato senza appello ad amarla.
ibid. Vi mpplico con umile rogatoria.
I, 13 Äh^ 86 potessi ottenere dal labbro vostro una favoreool sentenza . . .!
u. s. w.
Unter solchen Umständen ist es den beiden präsumptiven Bräuten
durchaus nicht zu verdenken, wenn sie nicht gleich fest zugreifen,
sondern sich zurückhalten (abgesehen von ihren anderweitigen Ver-
bindlichkeiten).
Mal, imag. ü, 6. p. 368. Ang6l. De gräce, ne prMpitez pasles choses.
Donnez-nous au moins le temps de nous connaHre, et de voir naiirt
en nottö, Fun pour l'autre, cette inclinaUon si niceaeaire ä composer
une unian parfaite,
T h. D i a f. Qiiant ä moi^ Mademoieelle, eile est dijä taute nie en moi, et je
n'ai pas besoin d*attendre davantage.
Bisol. I; 13 Aid er. Ah, se potessi ottenere dal labbro vostro una farorevol
sentenza/
Met. In cosi breve tempo, signore . . .?
klii. E se piacerä al cielo ch'io diventi conjuge vostro . . .
Met. Voi non mi conoscete ancor bene,
Aid. Quando ho vedtäo un reo in/accia^ subito decido; cosi appefio
veduta voi.
Die angeführten Belegstellen mögen genügen. Es dürfte der Beweis
erbracht sein, dass wir es in den Personen des Orazio und Alderino
mit direkten Nachahmungen der beiden Diafoirus aus Moliferes Malade
Imaginaire zu tun haben. Abgesehen davon hat die Vergleichung der
Charaktere ein ähnliches Ergebnis gezeitigt wie die Untersuchung über
die Originalität der Handlung. Wiewohl Notas Hauptpersonen keine
vollständigen Entsprechungen in Goldonis GPinnamorati und Moliöres
D6pit amoureux haben, lässt sich doch der Einfluss dieser Lustspiele
auf Notas Charakter- und Stimmungsschildernng deutlich nachweisen.
Seine Charaktere sind geschickt zusammengestellt aus Momenten, die
Alberto Nota fttil
alle bereitain den Stücken seiner VorgftDger gegeben waren. Wesentlich
Ilenes hat Nota nicht hinzagefttgt.
8chlu88.
Hinsichtlich des Wertes der behandelten Stücke ist das meiste
schon in den vorstehenden AasfUhrungen gesagt worden. Eine zusammen-
hängende Yergleichang kann sieh daher anf wenige zusammenfassende
Bemerkungen beschränken.
Der Stoff hat in Notas Händen nicht gewonnen. Er hat das Thema,
das sich seiner Natur nach nur für leichte graziöse Bearbeitung eignet,
zu schwerfällig angefasst, zunächst, indem eres zu sehr mit Handlung
belastete, das wesentliche Moment aber, die Schilderung des Liebes-
zwistes, die Beziehungen der beiden Verliebten zueinander, mehr in den
Hintergrund treten Hess. Was Goldoni des Guten zu viel getan hat, tut
Nota zu wenig. Es kommt diese Erscheinung mehr in der ungleich-
massigen Behandlung der Hauptcharaktere zum Ausdruck, aber auch
in der oberflächlichen Psychologie und wenig feinen Technik der Yer-
söhnungsszenen. Moli6re gelingt es, die Versöhnung aus dem Trotz
der Verliebten heraus zustande kommen zu lassen ; darin liegt die Feinheit
seiner Beobachtung und Komik. Goldoni versucht es ihm hierin nach-
zutun, wenn auch mit weniger Glück; ihm fehlt die Anmut und Natürlich-
keit Bei Nota aber wirken äussere Umstände zusammen, die Ver-
söhnung der Verliebten herbeizuführen, namentlich die gezwungene
Intrige des HI. Aktes. Vor allem aber gelang es Nota nicht, die dem Stoff
so notwendige, natürliche Frische und Grazie zu verleihen, die wir im
Döpit amoureux, mit Einschränkung auch in den Innamorati bewundern.
Ein ernster Ton liegt über dem ganzen Stück. Notas Verliebte reizen
selten zum Lächeln. Die Charaktere der Liebenden sind zu schwer,
namentlich jener Federicos. Die Streitszenen ermangeln durchaus der
Komik ; sie spielen eher ins Tragische oder Weinerliche. Ursache hiervon
mag vielleicht des Dichters ernstes Gemüt sein, der wohl mehr als
einmal in Situationen, wie er sie in seinem Lustspiel schildert, eine
bedeutende und keineswegs beneidenswerte Rolle gespielt haben mag.
Selbst die Sprache ist durchaus ernst und fast ganz frei von subjektiver
Komik. Dazu kommt, dass sich auch in diesem Stück ein moralisierender
Ton fühlbar macht, zwar weniger als in den früher besprochenen
Stücken, weniger vielleicht als selbst in Goldonis Lustspiel. Natürlich
konnte der Autor auch hier wieder nicht der regelrechten Ausübung
der Lustspieljustiz entraten und ihrer notwendigen Folgen : Beschämung
der Bösen, Belohnung bezw. Heilung der Guten oder Besserungsbedürf-
tigen. Ein ebenso schlauer als ehrenwerter Justizbeamter versieht
Somanische Fomchangen XXV. €^Q
562 Fritz Banmann
jenes Amt im letzten Akt zu allseitiger Zufriedenheit und teilt sich mit
dem philosophisch angehaachten Teodoro in die guten ErmahDungen,
welche die Liebenden mit auf den Weg bekommen. — Trotz alledem
meint ein Zeitgenosse, Nota habe gerade in diesem Werk dem komischen
Element mehr Zugeständnisse gemacht als in irgend einem anderen
seiner Lustspiele^). Vielleicht dachte dieser Kritiker an das heitere
Wesen Bettinas, an den belustigenden Eindruck, welchen Alderino and
seine Verwandtschaft erwecken; oder es vermochten einige technische
Mittel der Komik, welche ziemliche Ähnlichkeit mit manchen schon von
Moliere verwendeten Einfällen haben, auf die Lachmuskeln der Zaschaaer
zu wirken^). Freilich ist's eben mit der Originalität dieser Komik nicht
zum besten bestellt.
Da der Stoff, den Nota behandelte, im Kern recht allgemeiner
Natur ist und Liebeszwist und Versöhnung sich immer in bestimmter,
nicht sehr variationsfähiger Weise äussern, so bedarf es eines ganz
originellen Talentes, einem solchen Thema neue Seiten abzugewinnen.
Ein solches Talent war Nota nicht.
Die Untersuchung über die Originalität der Risoluzioni in amore
hat zu folgendem Ergebnis geftthrt. Le Risoluzioni in amore sind von
Moliferes Däpit amoureux und Ooldonis GFinnamorati stark beeinflusst.
Die Nachahmung ist zwar keine sklavische, aber eine bewusste und
deutlich erkennbare. Die Art der Nachahmung besteht nicht in direkter
Entlehnung von Szeuenfolgen oder Charakteren, sondern das Lustspiel
ist, bei Verwertung ganz der nämlichen Motive, eine geschickte Kombi-
nation von zahlreichen Einzelheiten in Charakteren und Handlung aus
jenen beiden vorbildlichen Stücken; auch im Wortlaut lassen sich eine
Reihe deutlicher Anlehnungen an Goldonis und Moli6res Lustspiele
feststellen. Die Charaktere des Orazio und namentlich Alderino sind
dem Malade imaginaire von Moliere entnommen. — Aus diesen Gründen
lässt sich nicht immer genau bestimmen, wieviel Nota dem D6pit amoureux,
wieviel den Innamorati verdankt. Im allgemeinen kann man sagen,
dass er in der Handlung und im Aufbau der Szenen sich mehr an
Goldoni gehalten hat, während Charaktere und manche Stinunnngs-
1) ßibl. ital. XXI (1821) p. 100 Anm. in dem p. 522 erwähnten Brief.
2) So z. B. I, 3, wo Orazio in Anwesenheit des ihm unbekannten Prospero
ttber diesen und Federico loszieht und in Verlegenheit gerät, als sieh jener
vorstellt — In Sz. 10 lassen sich die beiden Tanten Alderinos in unheimlioben
Bededrang nicht zu Worte kommen. — Im 13. Auftritt des nämlichen Aktes
richtet Metilde in Alderinos Gegenwart die feurigsten Liebesbeteuenmgen an
den von jenem unbemerkten Federico. — Dieser stellt sieh bald darauf (Ss. 15)
dem Alderino als Vetter Metildes vor, beglückwünscht ihn und verspricht ihm
seine Unterstützung. Alderino ist ausser sich vor Freude. — Die Beispiele Hessen
sich vermehren.
Alberto Nota 563
schilderungeu vornehmlioh dem Depit amoureux nachgebildet sind.
Selbständig ist Nota natürlich in der Art der Kombination nnd Benützung
der gegebenen Details; vermutlich in der Lösung des Konfliktes (III. Akt);
ferner in der Einführung der untergeordneten Rollen des Teodoro,
Delmiro, Grisologo, der Carlotta und der Familie Detenebrosis (mit der
erwähnten Einschränkung). — An künstlerischem Wert steht Notas Lust-
spiel seinen Vorbildern entschieden nach.
Inhalt.
Seit«
Vorwort 443
Einleitung 445
1. n NnoYO Ricco und Moliöres Bourgeois Gentilhomme 459
2. L'Ammalato per Immmaginazione und Moliöres Malade Imaginaire . 483
3. Le Bisoluzioni in Amore, MoH^res D6pit Amoureux und Goldonis
Orinnamorati 522
a) D6pit Amoureux imd Orinnamorati 523
b) Nota, Moliöre und Goldoni 532
Verbesserangen.
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kamen
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verkennen
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erkennen
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1
Hei
holt
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hält
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ra-t-elle
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10 v.u.
Hei
Lektüre
itatt
Lektion
478
17
Hei
Charaktere
itatt
Charakter
483
19 v.u.
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titolo
itatt
tltoU
486
8 v.u.
Hei
Kranke
itatt
Kanke
489
88 ff.
Hei
liOttUon
itatt
Luisen
497
14
Hei
Buriick, um
itatt
snrttek um
497
9 v.u.
Hei
donnes-lui
itatt
donnes lui
498
20
Hei
Argana
itatt
Aspasias
mMieln
505
10 v.u.
Hei
m4deein
itatt
606
14 v.u.
Hei
seinem
itatt
seinen
506
5 v.u.
itatt
spesi-eria
507
1
Hei
Sganarelle
itatt
Spanarelle
518
8ff.
Ue«
mMedn
itatt
mMiein
514
9
Hei
ni, 1
itatt
11. 1
514
16
Hei
conservoni i
5S6
1
Hei
(Sa. 8),
itatt
(Sa. 8)
588
17 v.u.
Hei
viel mehr
iiaU
vielmehr
Bibliografia delle piü antiche
lime volgari italiane
per
GioT. Batt Festa.
1. £ di febraio vi dono belia la caccia
Q 48 (Folgore).
2. Foir^ Chi follemente si procaccia
Ä 743 (Chiaro Dayansati).
3. Poi che volgiete e rivolgiete faccia
A 895 (Lambertuccio Frescobaldi).
4. Di febraio vi metto in valle glaccia
Q 61 (Cene della Chitarra).
5. Ancora di mia Bcnsa amor non taccio
A 876 (Monte).
6. Hb volontier le dico n6 lo tacoio
A 487 (Maestro Torrigiano).
7. Vostra proferta che tant'6 landace
C 179 (Ser Face).
8. Tvivo di speranza e cosi face
A 939.
9. Senno e valore in voi tatto giace
A 616 (Monte).
10. Et donali conforto se te chiace
A 316.
11. Poi c'ad amore piace
A 315.
12. Ser Bello vostro dir molto mi piace
C 173 (Ser Face).
13. Amante amante lo tno dir mi piace
A 881 (Monte).
14. Ed eo mi fido ancor che mi dispiace
A 806 (M. Ubertino Giovanni del Bianco d'Arezso).
15. Com'anro ch' 6 affinato a la fomace
C 172 (Ser Bello).
16. Cosi faceste voi o gnerra o pace
Q 175 (Folgore).
Bibliogr. d. piü antiche rime volg. ital. 565
17. Salute e gioia mandove ser Face
C 178.
18. In lontana coDtrada
C 117 — G 12.
19. lo non fni fatto per mia utilitade
D 226 (Maestro Rinuccino) — K 231 (id.) — R 112 (id.).
20. Temperanza di corpo b aanitade
B 243 (Goittone).
21. Qaant'aggio ingegno e forza in veritade
B 326.
22. Qaando s'adoriia ognnn yostra biltade
N 44.
23. Si lascea per fare mia volontade
A 900 (Ser Jacopo da Leona).
24. Vaoche n6 tora pib neente bado
B 306 (Meo).
25. Tre cose Bolamente mi aon in grado
D 423.
26. Lo nom' al yero fatt'& parentado
B 305 (Goittone).
27. S'eo doloroso ciascnn giomo vado
A 533 (Monte).
28. Babbo e Becchina V amore e mie madre
D 426 — Q 129 (Cecco Angiolieri)
29. Non giJi per gioia c' aggia
A 242 (Cbiaro)
30. Pol ehe lo ferro la calamita saggia
A 903 (Monte).
31. Chi di cercare segnore si saggia
A 885 (Federigo Gualterotti).
32. Ai quant'ö ehe vergogni e che dogli' aggio
A 162(Guittone). — B3(id.) — G5 (id.) — I 22 (id.).
33. Chi non b conto di fare altro viaggio
A 422 (Goittone).
34. Gioi amorosa, amor, vostro lignaggio
B 195 (Guittone).
35. Ai me dolente lasse che faraggio
A 732 (Chiarö D.).
19. viltade D, ?ilitade JR.
56ti Giov. BhU. Feeta
36. Dne cavalier valenti d' an paraggio
A 623 (RwdcoF.) — D 370 — Q 61 (Notaro Jacomo) -
c 70 (Palamides di Bellendore).
37. Andito t'abo e ti riBponderaggio
A 704 (Guittone) - B 163 (id.).
38. Poi non vi piace ch'eo v^ami o ameraggio
A 448 (Gaittone).
39. Se Qomo a la fortona bon coraggio
B 380 (Bonagiunta).
40. Asaai sottigli tu' feilen coraggio
A 804 (Ubertino Giovanni del Bianco di Arezso) — D 348.
41. Lo dolor nh la doglia del mio coraggio
A 707 (Guittone d'A.) — B 166 (id.).
42. D'acoorgimento prode siete e saggio
A 884 (Ser Beroardo notoio).
43. Ed en ciascnno volei conto e saggio
A 415 (Gaittone) - B 372.
44. Perö che acte paragon di saggio
A 782 (BonaginnU).
45. De lo vln oreco levat'aggio saggio
A 642 (Monte).
46. Soyente yeggio saggio
A 132 (Guittone) — B 19 (id.) — C 7 (id.).
47. £o so ben c'om non poria troyar saggio
A 781.
48. 0 motte yile e di vii cor messaggio
B 268 (Gaittone).
49. Oi lasse che 11 boni e li malyagi
A 135 (Guittone) — B 44 (id.) — C 92 (id.) — [H 19] -
I 25 (id.).
50. S'io mi parte da yoi donna malyagia
A 260 (Cliiaro D.).
51. El mazo voglio che faciate en Cagli
Q 64 (Gene della Chitarra).
52. Di mazo si yi dö molti cavagli
Q 51 (Folgore).
53. A guisa d' om che ginnge a la bataglia
A 631 (Maestro Rinuccino).
54. Si come il buon arciere a la bataglia
A 345 (Migliore degli Abati).
Bibliogr. d. piü antiche riiue volg. ital. &(.>7
55. Lasso che voglio che si irayaglia
A 604 (Giano).
56. Oi ayenente donna di gran yaglia
A 390.
57. Tutto ch'eo poco yaglia
B 48 (Guittone) - [H 22].
58. Di apriie yi dö yita senza lagna
Q 63 (Gene della Chitarra).
59. D' apriie yi dö la gentil campagna
Q 50 (Folgere).
60. £ di noyembre Petrinolo il bagno
Q 57 (Folgere).
61. Di noyembre yi metto in nn gran stagno
Q 70 (Gene della Ghitarra).
62. Di coralmente amar mai non dimagra
A 452 (Guittone) — B 203 (id.).
63. Fcredo amor ch^nfin ch'i* non dimagro
A 976.
64. Se del tno amore gianta a me non dai
A403.
65. A la ^mprimera donna chMo gnardai
A 619 (Monte).
66. A la 'mprimera mente ch' io gnardai
A 869 (Monte).
67. Lnsenria in di saggi'om matte fai
B 229 (Gnittone).
68. A nessnm omo adiyenne gik mai
A 820 (Rttstico F.).
69. Amore perch^ m' ki
A 114 (Bette Mettifuoce da Pisa) - B71 (id.) — [H32J.
70. Madonna io non ndiyi dicer mai
A 683, 756 (Chiaro D.).
71. Gentil mia donna po' ch* io namorai
A 549 (Chiaro D.).
72. Oi lasse non pensai
A 49 (Ruggero daPalermo) - B 118(Re Federigo) — [H 75].
73. Di penne di paone e d'altre assai
A682(ChiaröD.)— F117(MaeBtröFranceBCo[aBoDagianta]).
74. £ piacemi e diletto certo assai
A 587 (Chiaro D.).
5ü8 öiüv. Batt. Fcsta
75. Lontana mente portal
A 205 (Chiaro D.).
76. Tntte le pene ch 'io giamai portal
A 568 (Chiaro D.).
77. Pelle cliiabelle di di'Don ei anrai
D 490 — e c. 21 (Cecco Aogelieri) — i c. 145 [Lapo Gian
p m.
78. A gaiBa di temente incominzai
A 742 (Chiaro D.).
79. Io yi doto del mese di gennaio
Q 60 (Gene d. Chitarra).
80. Io doto voi nel mese di gennaio
Q 47 (Folgöre).
81. Amore paura m* incalca
A XY (Notaro Giacomo).
82. Madonna or veggio che poco vi cale
A 728 (Chiaro D.).
83. Qaand' om k un bon amico leiaie
B 432 (Notar Giacomo).
84 Messer Bottaccio amico ogni animale
B 269 (Guittöne).
85. L'amor da cni procede bene e male
B 360 (Federigo deU' Ambra) — D 363.
86. A cui 6 in grado de Tamor dir male
D 476.
87. Nescienzia e piü scienzia carnale
B 226 (Guittdne).
88. Este amor non k tutti oomunale
A 407 (Guittöne) — B 364 (id.).
89. Franchezza di fin core naturale
A 381.
90. Ser Chiaro Io ta' dir d' ira non sale
F 182 — 0 67 (Ma8tro FranceBcö).
91. La mia malinconia 6 tanta e tale
D 392.
92. Omo disvariato tegno il quäle
A 614 (Monte).
93. Di ottobre yi conseglio senza falle
Q 69 (Cenc d. Chitarra).
Bibliogr. d. piü antiohe rime vol^. ital. 569
94. Merz^ per Deo se non t' ö fatto fallo
A 491 (Maestro Torrigiano).
95. De ottobre nel eonta' c' k bono stalle
Q 56 (Falgore).
96. Non gi& me greve fa d' amor la salma
A 450 (Gaittone).
97. Intenda intenda chi piü montare alto
A 905 (Monte).
98. In gran parole la proferta fama
A 199 (Frate Übertino).
99. lo consiglio ciascuno che ben ama
A 405.
100. Qaando fiore e foglia la rama
A 274.
101. Amor non eaccio a oni di yoi mi riohiami
A 72.
102. Amor non yol ch*io olami
A 4 (Giacomo da Lentino) — B 109 (id.) — [H 66J.
103. Cortesia cortesia cortesia olamo
Q 13 (Folgere).
104. Amor m'anzide. Perchä? Peroh'io umo
A 482 (Jacopo da Leona).
105. Lo dragone regnando pnr awampa
A 577 Chiaro D.).
106. Se ci avesee alcun segnor piü campo
A 882 (Monte).
107. Como le stelle sopra la diana
B 392 (Tommaso da Faenza).
108. Qaando la Inna e la Stella diana
Q 130 (Folgere).
109. Oente noiosa e villana
A 149 (Guittone) — B 39 (id.) — [H 15] — 1 13 (id.).
110. Com' piü m'allungo piü m'6 prossimana
B 197 (Gaittone).
111. Poi natura nmana
D 59 (Caccia da Castello)— E 32 (id.) - K 245 (id.) —
R 81 (id.).
112. Lo gran valor di voi donna soyrana
A 393.
109. Genia H.
111. Poi a natura K, Poi ba n. B.
570 ^ioY. Batt. FcBta.
113. Se in Bia lieto di madonoa Tana
A 8&8 (Rnstico F.).
114. Per amore amaro pede tene in tana
A 519 (Ser Cione).
115. Qnando Ner picciolin tornö di Francia
D 429.
116. I miei Bospir dolenti m'&nno iBtanco
A 998 — D 83 (Nuccio Sanese) — E* 227 (id.) —
K 113 (id.) — R 83 (id.)
117. Le mie fancinlle gridan pur yivanda
A 857 (RoBtico F.).
118. Come fontana qnando l'acqna apande
A 861.
119. Omni mercoredl corredo grande
Q 141 (Folgore).
120. Poso'l corpo in nn loco meo pigliando
B 342.
121. lo non lo dico a yoi sentenziando
A 332.
122. Unqna per pene ch'io patisca amando
A 816 (RuBtico F.).
123. Madonna nnqna per forza non dimando
A 752 (Chiaro D.).
124. Madonna mia a voi mando
A xiü [Notaro Giacomo] — B 57 (id.) — C 40 (Roggen
d'Amici).
125. Amor che m' k in comando
A 31 (Rinaldo d'Aqnino).
126. Ai qnanto fiedi me forte aanando
A 476 (Gaittöne) — B 223 (id.).
127. Molii nomini vanno ragionando
A 557 Chiaro D.).
128. Come Naroisai in sna spera mirando
A 560 (Chiaro D.).
129. lo porto ciö che porta me penaando
A 575 Chiaro D.).
130. Madonna si m' aven di voi penaando
A 569 (Chiaro D.).
126. fia di me A,
Bibliogr. d. pin antichc rime volg. ital. 571
131. GioFDO uk notte non fioo pensando
D 195 (Noflfo Bönagulda) — K 230 (id.) — R 109 (id.).
132. Oi me lasso com'eo moro pensando
B 157 (Guittöne).
133. II vostro onor non ohero dibassando
A 750 (Chiaro D.).
134. Vita noiosa pena so&ir Tane
B 315 (Med Abbracclavacca).
135. Langaisce '1 meo spirito ser* e mane
B 314 (MoDte Andrea).
136. Assai mi pesa ch'io cosi m'infango
A 669 (Monte).
137. Sans' indivini a tal tempo che 'n danno
C 153 (Ranieri de* Samaretani).
138. Ayarizia tn meriti affanno
B 228 (Gnittone).
139. Oi amadori intendete P affanno
A 121 (Bonaginnta).
140. Oi me dolente piü di nuUo affanno
A 529 (Monte).
141. Lo lontano e periglioBO affanno
A 318 (C).
142. In nn gravoso affanno
A 28 (Rinaldo d' Aquino) - C 31 (Kuggeri d* Amici) -
D 237 (Giacomo da Lentino) — M 33 (notaro Giacomo).
143. La mia gran pena e io gravoso affanno
A 22 (Guido delle Colonne).
144. A malgrado di qae' che '1 ver dir si fanno
F 84 (Federigo d' Ambra).
145. Molti longo tempo änno
A 230 (Chiarö D.).
146. Ne Tamoroso foco molti stanno
A 494 (Bonaginnta).
147. 0 quanto male ayen d' amor mondäne
C 165 (Federigo dell* Ambra).
148. Amor comenza dolze nmile e piano
C 163 (Federigo dal? Ambra).
149. r fu' yestito a gnisa d' un catalano
D 526.
572 6it)V. Batt. FtfstH.
150. E di decembre UDa cittä en piano
Q 58 (Folg^ore).
151. Di decembre vi pongo en an pantano
Q 71 (Gene d. Chitarra).
152. Gioi amorosa amor sempre lontano
B 198 (Guittone).
153. Sol per nn bei sembiante
A 102.
154. Madonna m'6 avenuio simigliante
A 183 (Bondie Dietaiuti).
155. Naturale menie animali e plante
A 386.
156. Sono ben certo che leale amante
A 877 (Monte).
157. Oi amoroso e mio fedele amante
A 829 RuBtioo F.).
158. Chi non teme non pnö essere amante
A 574 (Chiaro D.).
159. Se'l cor di Becchina fosse diamante
D 406 — Q 130 (Cecco Angelieri).
160. Tanto di cor verace e fino amante
A 817 (Rustico F.).
161. A forza 8ono amante
C 115 — G 14.
162. lo doglio c' amo e non sono amante
A 391.
163. Eo non mi credo sia alcnno amante
A 544 (Monte).
164. Meo non mi credo giä c' alcnno amante
A 411 (Guittone) — B 368 (id.).
165. In tale guisa son rimaso amante
A 465 (Guittone) — B 146. (id.).
166 Oentil mia donna saggia e avenante
A 553 (Chiaro D.).
167. AI qnanto ti farö pare pesante
A 808 (Ubertino Giovanni del Bianco d* Arezzo).
168. Ancor mi piacie veder mercatante
A 586 (Chiaro D.).
169. Qnaie ehe per amor s' allegri o canti
A 187 (Pacino di acr Filippo).
BibHogr. d. piü antiche rime volg. itol. 573
170. Da che di nibio fa eli Bembianti
Ä 663 (Sohiatta di M. Albizo).
1711 So per fermo ch'io facoio Bembianti
A 913 (Lapo del Romo).
172. Sentomi al core doloroai Bcbianti
A 664 (Monte).
173. Udiie ndite voi che Biete amanti
D 466.
174. Dogento scodelliDe de diamanti
D 398 -~ Q 98 (Musa da Siena).
175. Soyente amore aggio risto manti
C 57.
176. Sovente amore n' k riccato manti
A 17 (Ruggeri d'Amici).
177. So bene amico molto trati nanti
A 912 (Monte).
178. Di settembre vi do diletti tanti
Q 55 (Folgore).
179. Di aettembre vi do zoelli alquanti
Q 68 (Gene d. Chitarra).
180. Donna ciascnn fa canto
A 203 (Ghiaro D.).
181. Com'om salvagio spesso rido e canto
A 523 (Ser Cione).
182. Allegramente canto
A 42 (Jacopo MosUcci) - B 124 (?) — C 13 [H 80].
183. GioioBamente canto
A 23 (Guido delle Colonne) — B 117 (Id.) — C 26
(MazzeodiRicco) - D 242 (id.)— F12(id.) - [H74].
184. Oentil donna a'io canto
A 213 (Chiaro D.).
185. Tutto mi stringe in pensiero ed in pianto
A 151 (Guittone) — B 30 (id.) — [H 5] — I 3 (id.)
186. Qnando la foUia segnoreggia tanto
D 530 — Q 87 (Folgore).
187. Non mi biBogna nb talenta tanto
A 747 (Chiaro D.).
188. I'Bono innamorato ma no tanto
Q 77 (Ceoco Angiolieri)
185. ml struggie B.
186. la voglia Q.
574 Giov. Butt. Feste.
189. Ol lasso or fe stagion di doler tanto
A 150 (Gulttone) - B 43 (icL) — [H 18].
190. Lasso penaando qaanio
A 157 (Guittone) - B 33 (Id) — [H 8] — I 4 (Id.
191. Chi non sente d* amore o tanto o qnanto
Q 197 (Cecco Angilieri) — C 55.
192. Gioi amorosa amor penaando qnanto
B 201 (Gaittone).
193. Ora yegna a la danza
C 98 [framm.] (Guittone).
194. Per gioiosa baldansa
A 290.
195. AUegramente e con grande baldanza
A 166 (Don Arrigo).
196. In alta donna ö misa mia intendanza
A 64 — B 59 (Galietto da Pisa).
197. La gran aovrabondansa
B 106 - [H 65]
198. Bon aeiTO a ao aignore porta leanza
C 166 (Ser Face).
199. Poro aenno e leanaa
A 198 (Frate Cbertino).
200. In cor yi porto pinta per aembianza
D 318 (Noffo Bou^oide).
201. Diapregio pregio a'oon pregia pregianza
B 307 (Guittone).
202. Veraciemente amore ä aimiglianza
A 507 (Maestro Rinnccino).
203. Ben h ragion ehe la troppa a^ogfianza
C 87 (Airigo Baldonaaeo).
201 De la mia diaianza
A 51 (Federigo iapeiadoffe).
205. Qaando de eoea Y omo 4 diaiapza
B 385 (Giovaaai Maiotolo).
206. L' om pote arer in a^ tal diaiama
A 582, 755 (Chiaro D.).
207. Goal m'aTene com' Pellaaa aaa laim
A 59S (Chiaio).
2i>$. Chi eoDoacesae ai la ana Adlaiua
B 3l>J (Maiaeo da Measina) — F 62 (1
Bibliogr. d. piu antiohe rime yolg. ital. 575
209. Grave di gioia pö V ooi malenanza
B 108 (Nooco di Genni di Frediano da Pisa) — [H 65].
210. Dogliosamenle e con gran malenanza
A 98.
211. A quel aegnor cai dai tal nominanza
A 883 (Ser Gione notaio).
212. Amore a voi domando perdonanza
A 828 (Rnstico F.).
213. Tntiora agio di voi rimembranza
C 83 (Pucciandone da Pisa).
214. Per la fera membranza
C 61.
215. Fina consideranza
B 69 (Bonagiunta) - E 211 (id.) - E* 34 (id.) - [H 30].
— K 238 (id.) — R 72 (id.).
216. Or 6 perdato tntta mia speranza
A 819 (Bustico F.).
217. Lo disioso core e la speranza
A 547 (Ghiaro D.).
218. Ai dolze coaa perfetta speranza
B 199 (Guittone).
219. Donna e langaisco e non so qnal speranza
A 8 (Giaoomo da Lentino).
220. Tntiora la dolce speranza
A 56 (Giacomino Puglieee) — B 125 (id.) — [H 81].
221. Amando con fin core e con speranza
A 167 — C 14 (Pier della Vigne).
222. Amor in cni disio ed 6 speranza*)
A 38 (Pier d. Vigne) — B 121 (id.) - E 202 (id.) -
E* 6 (id.) - [H 77] - K 104 (id.).
223. AI cor tanta allegranza
A 70.
224. Gioia ed allegranza
A 166 (Guittone) — B 29 (id.) — I 7 (id.).
225. Non avene d' allegranza
A 65.
16. ferma ^.
22. ö fidanza K.
576 Giov. Batt. Feeta.
226. S'eo caDto d'allegraDza
A 185 (BoDdie Dietainti).
227. Doglioeamente con grande allegranza
C 86 (Fredi da Lncca).
228. Poi che voi piace ch' io moatri allegranza
A 833 (Bustico F.).
229. La gioia e V allegranza
A 237 (Chiaro D.).
230. Donna la namoranza
A 236 (Chiaro D.).
231. La bene awenturoga innamoranza
A 80 (Mazzeo di Ricco da Mesaina) — C 32 (id.) —
D 243 (id.) - F 14 (id.) — M 41 (id.).
232. Novella gioia e nova innamoranza
C 130 (Ser Face notaio).
233. Oi forte innamoranza
A 90 (Neri Yisdomini).
234. Troppo agio fatto langia dimoranza
A 208 (Chiaro D.).
235. Qravoaa dimoranza
A 178 (Guglielmo Beroardi) — B 74 — [H 35?]
236. Oravosa dimoranza
A 209 (Chiaro D.).
237. De con fera peaanza
F 58 (BonagioQta monaco de la Badia di Fircnze).
238. De sna grave pesanza
A 319 (C).
239. Doglio langnendo de greve pesanza
B 357.
240. Fra me spess'ora doglio ed ö pesanza
D 505 - R 123.
241. Donna senza pietanza
A 296 (Lapucoio Beifradelli).
242. S'eo trovasse pietanza
A 107 (Naacimbene da Bologna) — B 65 (Be Enzo) —
C 58 (Re Enco. Semprebene daBologna) — D 238(Sempre-
bene da Bologna) — F 7 (Be Enio e Guido Gninicelli)
— M 48 (Semprebene da Bologna) —
24v). Se non si mnove da voi pietanza
A 609 (Monte).
Bihliogr. d. pin antiche lime vol^. ital. 577
244. Assai mi piace, sire, mia acootanza
A 761 (Chiaro D.).
245 Come per diiettanza
A 291.
246. Madonna eo dotto. Di che äi dottanza?
B 338.
247. Ck>ralmenie me stesso'n ira cappo
A 898 (MoDte).
248. Piggiore stimo ehe morso di capra
B 321 Pannuccio del Bagno).
249. Se conyien Carlo sno tesoro egli apra
A 780 (Monte) — P 197 (id.)
250. Poi che mia vogh*a varca
B 100 (Pannuccio del Bagno) — [H 58].
251. Non sia dottoso alcnn om perch6 gaardi
A 442 (Guittone) — B 191 (id.)
252. Se Federigo il terzo o re Riccardo
A 701.
253. Dante Alaghier s' io son bnon begolardo
P 170 (Cecco Angiolieri) — Q 133 (id.) — S 49 (id.)
254. Cecco Angelier tu mi pari an mnsardo
P 171 (Guelfo Taviani [respons. al preced.]).
255. Uno piagente sguardo
A 73 — C 21 (Pier d. Vigne).
256. S'a torto voglio gli occhi gindicare
A 395.
257. Anche Bi pnö ia donna inamicare
A 424 (Guittone d'A.).
258. All* aria chiara ö yisto plogia dare
A 389 — B 381 (Notar Giacomo) — C 169.
259. Se Yole, amico, amor gioi a te dare
B 270 (Guittone).
260. Di ciö che prendi amico a dimandare
A 647 (Monte).
261. D'nn convenente ti yo' dimandare
A 646 (Schiatta di M. Albiszo).
262. Vegna vegna chi yole giocnndare
B 15 (Fra Guittone).
255. D'uno piaaente isguardo C.
Roiuaniiiehe Forschungen XXV. 37
578 Giov. Batt. Festa.
263. Quando V arciere avisa suo guardare
A 674 (Chiaro D.).
264. Beato Francesco in te iandare
B 14 (Fra Guittone).
265. lo temo di Iandare
A 191 (Terino da Gastel Fiorentino).
266. Tntte le donne ch' io ando Iandare
A 814 (RuBtico F.).
267. Or tomo a dir che Tamante aye a fare
A 413 (Gnittone d* A.).
268. A me non piace di tal triega fare
A 657 (Monte).
269. Lo servigio chi U sape bene fare
A 662 (Monte).
270. In che modo po'Tom si dir e fare
A 421 (Gnittone).
271. Da che mi conven fare
A 227 Ghiaro D.).
272. Io non credetti certo fallo fare
A 375.
173. L'nom non pnö sna ventara prolnngare
D 465.
274. In decima e terza Io cominciare
C 171 (Ser Face).
275 Omo ch^ saggio ne lo cominciare
B 404 (Bonagianta da Lncca).
276. In nessnn modo mi posso acconciare
D 412.
277. Becchina amore io ti soleva odiare
D 431.
278. Un marcennaio intende a grandeggiare
D 468.
279. Sed i' fossi costretto de pigliare
D 428.
280. Tntta giente fate maravigliare
A 867 (Monte).
281. Per gran gnisa mi fa meravigliare
B 419 (Masarello da Todi).
282. Amore certo assai merayigliare
B 152 (Guittone).
BibJiogr. d. pin autiche rime volg. ital. r)79
283. Amore i' m' ö piü d' onde ringraziare
D 529.
284. Assai cretti celare
A 39 (Stefano dl Pronto di Messina) — B 122 (Pier d.
Vigne) - E 203 (id.) - E* 6 (id.) - [H 78] ~ K 103
(id.) - R 67 (id.).
285. Perö ch^ i' 6 temenza di fallare
A 995.
286. Or 8on maestra di villan parlare
A 721 (Guittone) — B 211 (id.).
287. L'amor fa nna doona amare
A 88 (Compaguetto da Prato).
288. Consiglio ben chi si da ad amare
A 777 (Ser Cione).
289. Donn* amorosa vogli' k d' amare
G 121 (Ricuocio de Firenze, Albertuccio de la Viola).
290. lo y' aggio amato sire e yoglio amare
A 729 (Chiaro D.).
291. Se tutta rotriaca d'oltremare
D 455.
292. II cnore in corpo mi senio tremare
D 472.
293. Ai qnant' ö per ragion da biasimare
D 346.
294. E'noD ä tante gocciole nel mare
D 424.
295. Per ogni gocciola d' acqua c' k in mare
D 462.
296. A 701; meBsere Jacopo, comare
A 854 Rustico F.).
297. Molto m'h yiso che sia da blasmare
A 941.
298. Molto si fa blasmare
C 77 (Bonagianta Orbiciani).
299. Amor yoglio blasmare
A 68.
300. Un Bol si yede c'ogni laminare
A 378 (Chiaro D.).
284. credetti ABB.
37'
r)80 Giov. Batt. Fest».
301. Da che savete amico indiyiuare
A 678 (Chiaro D.).
302. Vostro adimando secondo c'apare
A 887 M. Lambertaccio Freseobaldi).
303. Guido conle novello ae om da pare
B 17 (Goittone).
304. Kessnn tesauro in terra non 4 pare
A »46.
305. S' 60 Bon gioioBO amante senza pare
C 111 (Ser Face).
306. Ai come ben del mio stato mi pare
A 453 (Goittone) — B 190 fid.).
307. S'io non r' 6 serroto si come vi pare
A 601 (Sehiatu di M. Albixzo).
308. Yero mio de vendemia compare
B 302 (Guittone).
309. In Yista occnlto ciö ehe dentro pare
C 167 (Ser Face notaio).
310. La splendiente Ince qnando i^>pare
A 566 (Chiaro D.).
311. Carissimi piü fiate cor appare
B 250 (Goittone).
312. Amor biasmato molto mi dispaie
C 162 (Ser Face).
313. Lo gran deaio face alleggerare
B 217 (Guittone).
314. Ben mi de^o allegrare
A 50 (Rnggerone da Paleiso)
315. D' altro amadore piü degio ail^;rare
A ÄU
316. Aregna cV¥ paghil tno mirare
D47a
317. lo potrei cosi disamorare
D417.
31S. Egli ^ 81 agra eosa'l disaaiorare
D 418.
319. Or come pote ai fran donna entrare
A 335 (Notaxo GiacoMoV
32«X L' areier c* arisa per piü dritto trare
A 675 (Pacino di Sifr Filippo AngMieri).
Bibliogr. d. piii antiche riine volg. ital. 581
321. CoDTiemmi dir madonna e dimostrare
D 224 (Maestro Rinaccmo).
322. Volendo dimostrare
D 160 (Noffo d' Oltrarno) — K 67 (id.) — R 102 (id.).
323. Disiosa vita ml convien darare
A 605.
324. Ancor mi piace a vedova pensare
A 589 (Chiaro D.).
325. In amoroso pensare
A 302 — C 30 (Rinaldo d'Aquino) — D 231 (id.) —
E 13 (Rinaldo da Monte Nero) — E 106 (Rinaldo d' Aquino)
— M 40 (id.) — R 115 (id.).
326. Compagno e amico non i'oso vetare
A 455 (Goittone).
327. A pena pare eh' io saccia cantare
A 44 (Jacopo MoBtacci). — C 101.
328. Di dolor mi conven cantare
A 52.
329. Ora parrä s' io saverö cantare
A 142 (Guittone) — B 1 (id.) — C 93 (id.) — 120 (id.).
330. Disioso cantare
A 172 (Camino Ghiberti di Firenze).
331. r Bl mi posso lassa lamentare
A 956.
332. Da che ti piace ch' i' degia contare
A 624 (Bondie Dietaiuti) — D 371 — Q 52 (Notar
Giacomo) — c 71.
333. Ai me tapino che t'odo contare
A 874 (Monte).
334. S*eo tale fosse ch'eo potesse stare
A 430 (Guittone).
335. Poi che vi piace ch'io degia tregaare
A 655 (Schiatta di M. Albizzo).
336. A Chi nol sa^ nol lasci Dio provare
A 341.
337. Ben saccio de yerik che'l meo trovare
B 150 (Guittone).
338. Io so ben certo che si paö trovare
A 677 (Pacino di Ser Filippo Angiolieri).
582 Gi<>v. Batt. Festa.
339. A la danza la vidi danzare
C 114
340. Qui son fermo che il gentil core e largo
A 812 (Monte).
341. Cosl ^ r nom che non ä denari
D 415.
342. Lo gran pregio di voi si Tola pari
A 784 (Ser BonaginnU da Lncca).
343. Pol di tatte bontä ben se' dispari
A 783 [in tens. con Bonagianta].
344. AUegrosi cantari
A 222 (Chiaro D.).
345. Qaant' k nel mondo figare di came
A 653 (Honte).
346. D'amor son preso sl che me ritrame
A 687 (Monte).
347. Necessaro mangiare e bere i chiaro
B 278 (Guittone).
348. Con Tana eranza fate toi riparo
A 891 (M. LambertQCcio Freacobaldi).
349. Donna Tostri sembianii mi mostraro
A 365 (Notaio Giacomo).
350. Se il filosofo dice ^ necessaro
B 277 (Gnittoae).
351. Qaanto che da mia parte
A 233 (Chiaro D.).
352. Non Vk donato amor picciola parte
A 683 (Terino di Castel Fiorentino).
353. Sempre poria V om dire 'n esta parte
A 429 (Guittone).
354. £o saccio ben che Tolontä di parte
A 888 (Monte).
355. Bene m*k messo amore in gran parte
A 684 (Monte).
356. Donna meo core in parte
A 196 (Alberto da MasMi di Maremma).
357. Cosi afino ad amarri
A 103.
358. Bemardo qnel deirarco del diamaaco
D 294 (One«to).
Bibliogr. d. pin antiohe rime volg. ital. 5^3
359. Magni baroni certi e regi qaasi
B 23 (Guittone) — I 18 (id.)
360. Chinnqae altrni blasma
A 226 (Chiaro D.)
361. Qoando mi membra lassa
A 207 (Chiaro D.).
362. Sicoome il sol che tal altara paasa
D 224.
363. Ancor che Paigna per lo foco lasse
B 66 (Guido deUe Colonne) - C 104 (id.) - [H 27].
364. Com' forte vita e dolorosa lasso
A 602 (Chiaro D.).
365. Ai lasso tanpino altro che lasso
D 156 (OneBto da B.) — P 23 — K 267 (id.) — M 26 —
R 99 (id.).
366. Ai come spenio sono ai me lasso
A 535 (Monte).
367. La gioia e T alegrezza ver me lasso
C 129 (Ser Face notaio).
368. Credea essere lasso
A 112 (Galletto da Pisa) — B 53 (id.) — C 70 (id.).
369. Si come il pesce a nasso
A 113 (Leonardo del Guallacco) — B 54 (id.) —
C 69 (id.).
370. Lo giglio quand' 6 colto tost' 6 passo
A 333 (notar Giacomo).
371. lo son certa messer che voi m^ amaste
A 733 (Chiaro D.).
372. Angelica fignra e comprobata
B 430 (notar Giaoomo).
373. Qaalnnqa' om vaol pnrgar le sae peccata
D 459 — Q 201 (Cecco Angelieri).
374. Pelao con sna lancia attossicata
B 379 (Giovanni d' Arezzo).
375. Kocca forzosa ben aggio gnardata
A 789.
365. Ai lasao altro che las&o JP.
366. allasso B.
584 Giüv. Batt Fcsta.
376 Nova m' k volontä nel cor creatu
B 101 (Bacciarone da Pisa). -^ [H 59].
377. Di laglio vo'che sia cotal brigata
Q 66 (Cene d. Chitarra).
378. Da che gnerra m' avete incominciata
A 921 (Rustico F.)
379. Tanto govente dett'agio altra fiata
A 163 (Gulttone) — B 10 (id.) - C 89 (id.) — 1 24 (id.).
380. Messere omo vol cosa tale fiata
A 725 (Chiaro D.)
381. Gentil donzella somma ed ioBegnata
A 909 [tenzone con la Compiuta Donzella).
382. Sa donna Qemma co' la farinata
A 841 (Rustico F.).
383. Del valoroso valor coronata
B 205 (Guittone).
384. Salve santa ostia sagrata^)
N 53 — Q 41 (Gnilielmotus de Oltranto).
385. Graze e merzö voi gentil donna orata
A 706 (Guittone) — B 164 (id.)
386. Ol lassa 'namorata
A 26.
387. Volete ndir Vendetta smisurata
A 843 (Rnstico F.)
388. Di laglio en Sena sn la ^alisata
Q 53 (Folgore).
389. Morte fera e dispietata
A 74.
390. Tatta la pena eh' io agio portata
A 551 (Chiaro D.)
391. L'anima e criatara virtaata
N 48 (Onesto).
392. Ai Deo chi vide mai donna vezata
A 720 (Guittone)- B 210 (id.)
393. De, Dio m'aiati, amor, peccato fate
A 462 (Guittone) - B 134 (id.).
394. 0 voi giovani donne, o misagiate
B 267 (Guittone)
') Brroneamente il Monaoi Crtstomazia tialiana dei primi secoliy m. 7i
iudioa questo sonetto come unico di Q.
Bibliogr. d. piü antichti rime volg. ital. 585
395. lo non dico messer che voi pecchiate
A 736 (Chiaro D.)
396. Voi che tanto inTer me nmiliate
B 401 (Polo di Caatello).
397. MeBser Tumilitii doDde parlate
A 9M.
398. Vostra menk messere se m' amate
A 723 rChiaro D.).
399. 0 grandi secular Toi che pagnate
B 220 (Gnittone) — I 1 (id.).
400. Herzö madonna non mi abandonate
A 836 (Rustico F.).
401. 0 frati miei voi che desiderate
B 261 (Goittone).
402. Madonna lo parlar c' ora moBtrate
A 955.
403. S'amor fosse formato in dietate
A 625 Maestro Rinuccino).
404. Molti Tamore appellano dietate
A 502 (Maestro" Francesco).
405. La gran nobilitate
A 297 (Poolo Zoppo di Bologna) — D 163 (Polo di
Lombardia) — K 269 (id.) — K 105 (id.)
406. Onne vogliosa d'omo infermitate
B 24 (Guittone) — I 19 (id.)
407. Tanto de vertu frati e dignitate
B 251 (Gnittone).
408. 0 tu devino amor bon caritate
B 246 (Gnittone).
409. Membrando vostra dibonaritate
N 65.
410. Chi non sapesse ben la veritate
A 486 (Mo Torrigiano da Firense).
411. Certo ch'io vi dirö in pnra veritate
A 772 (Chiaro D.).
412. Madonna per c' avegna novitate
A 722 (Chiaro D.)
413. Da poi ch' 6 cierto che la taa bieltate
A 961.
586 ^iov. Batt. Fcsta.
414. Qualnnqae donna ä pregio di bieltate
A 363.
415. Meo sire troppo vinoevi Tolontote
A 622 (Monte).
416. Amor c' k segnoria e libertate
A 626 (Pacino di Ser Filippo Aogiolieri).
417. Eo Bo si ricco de la povertate
Q 100 (Bartolomeo da S. Angelo).
418. Koaa fresca anlentiasima c'apari inver la State
A 54.
419. A gnisa d' nom che d' alta tempestate
A 508 (Mo BiDuccino).
420. Holto s' avene a chi ä potestate
A 516 (Ser Ciooe).
421. 0 felloneschi o traiti o forsennati
B 258 (Gnittone)
422. 0 signori onorati
C 99 [acefala?]
423. Amor s' eo t' 6 gabbato
C 118 (Monaldo da Sofeua).
424. L'animo ^ tnrbato
A 91 (Neri Visdomini).
425. Amor grande peccato
A 188 (Pallamidesse di Firenze).
426. Saperbia tu se'capo di peccato
B 227 (Guittone).
427. Poi mal e tntto e nnlla inver peccato
B 7 (Guittone) — I 26 (id.).
428. lo sono alcnna volta domandato
A 948.
429. Vorria c' al dio d' amore a cai Bon dato
A 349.
430. Deo com' dimandi tu cio ch' eo t' ö dato
A 708 (Guittone) — B 167 (id.)
431. Maraviglioso beato
B 13 (Guittone).
432. Messer Pietro da Massa legato
B 18 (Guittone).
4;i8. Chi t sciolto io noi tCDgo legato
A 666 (Monte).
Bibliogr. d. piü Hiiticlie rimo volg. ital. 587
434. AsBai certo mi parete imbrigato
A 665 (Scbiatta di M. Aibiszo).
435. Come il castoro quand'egli ^ cacciato
A 565 (Chiaro D.).
436. Bench' i' ne sia alquanto intralasciato
A 946.
437. Se il capo a Hin Zeppa fosse tagliato
D 444.
438. Sei anni 6 travagliato
A 82 (Mazxeo di Ricco da Messina).
439. Un arbore fogliato
F 57 (Bonaginnta monaco della Badia di Fironze),
440. Amore fae invisibile criato
A 340 (Ugo di Masta da Siena).
441. 8i fortemente l'altrier fa'malato
D 94.
442. TanVabbo di Becchina novellato
D 432.
443. Quando la donna anoste on altro lato
A 423 (Gnittone).
444. Altra fiata agio giä donne parlato
A 165 (Guittone) — B 45 (id.). — C 90 (id.).
445. Eo non son quel che chera esser amato
A 431 (Gnittone) — B 148 (id.).
446. Ai lasso di che sono io blasimato
A 377.
447. E poi lo mio pensier fne 8i formato
A 470 (Guittone) — B 145 (id.).
448. Oi doloroso in dolore consumato
A 530 (Monte).
449. Amor che iungiamente m' ä\ menato
A 305 (Guido delle Colonne) — C 102 (id.).
450. Uno disio m' ^ nato
A 229 (Chiaro D.).
451. In ogni membro an spirito m'6 nato
A 339 (Ugo di Massa da Siena) — B 424 (Lo Conte
de Santa Fiora).
452. Ai me lasse tapino perchö fni nato
D 524 - R 153.
5öö Giüv. Batt. Festa.
453. I' 6 UD padre sl compreBsionato
D 377.
454. Re alto Gristo di verbo incarnato
N 52.
455. In forte pnnto si pnö tener nato
D 533.
456. Ne Pamoroso affanno son toniato
A 947.
457. Morte merz6 se mi'prego ifb in grato
D 384 — f c. 147 (Cecco Angiolieri).
458. Lo core innamorato
A 79 (Mazzeo di Rico e la moglie) — C 33 (Hazsco di
Rioo da Messina) — D 244 (id.).
459. Or se ne vada chi i innamorato
k c. 72 (Cecco Angiolieri).
460. Qaal 6 senza denari innamorato
D 393 — Q 132 (Cecco AngioUeri).
461. La povertä m' k ei disamorato
D 380 — f c. 146 (Cecco Angiolieri).
462. Troppo 8ono dimorato
A 9 (Giacomo da Lentino) — B 112 (id.). — [H 69]
463. Stando lo Baldovin entro an prato
Q 80 (Cecco Angiolieri).
464. Qloria vera e onor tntto orrato
B 247 (Gmttone).
465. Per qaeeto amico eh' io t' agio mostrato
A 963.
466. Da Giada infnor nesson si soiagnrato
D 453 — Q 196 (Cecco Angiolieri).
467. Assai m' era posato
A 202 (Chiaro D.).
468. Del meo disio spietato
A 265.
469. Madonna Inngiamente agio portato
A 239 (Chiaro D.).
470. Ancora eh' io sia stato
A 128.
457. 8* i' ti prego e m* ö in grato, /.
Bibliogr. d. pin antiche rime volg. ital. 589
471. He pesa assai se sl greve k il tno Btato
A 714 (Guittone) — B 173 (id.).
472. Certo mala donna mal accatto
A 718 (Guittone) — B 208 (id.).
473. O tu di nome amor, guerra di fatto
A138 (Guittone) — B4(id.). — C 103 (id. [aeefala?]).
474. Giadice Ubertin in catnn fatto
B 284 (Guittone) — F 163 (id.) — K 111 (id.).
475. £o sono Bordo e mute ed orbo fatto
A 458 (Guittone).
476. Se il nome deve seguitar lo fatto
B 283 (Giudice Übertino) — F 152 (id.) — KllO(id).
477. Quant' eo piü miro e miro nel tao fatto
A 810 (Ubertino Giovanni del Bianeo d'Arezzo).
478. Amor tegnomi matto
B 79 - [H 39].
479. Figlio mio dilettoso in faccia laude
B 280 (Guittone).
480. Part' io ml cavalcava
A 266.
481. Lo mio core che si stava
A 19 (Buggeri d' Amici) — C 45 (Bonagiunta Urbicciani).
482. I'Teggio star sul canto della nave
D 321 (NoiTo Bonaguide) — 6 42.
483. Ai Dio che foBse oiö che Tomo ave
A 668 (Monte).
484. AI mio parer, Teruccio^ non k grave
A 847 (RuBtico F.).
485. NesBima oosa tengo aia ai grave
A 973.
486. Fastello messer faBÜdio de la cazza
A 859 (Rustico F.).
487. Di oredere e sperare b grande andazzo
A 654 (Schiatta di M. Albizzo).
488. Ai come lasso aasai brigo e tramazzo
A 656 (Monte).
590 Giov. Batt. Festa.
489. Come en Samaria nato for di fe
C 152 (Ranieride'Samaritani).
490. Mandarti posa' io H sangne 'n una seccbia
D 528.
491. Tatto mi strugge V animo una vecchia
D 527.
492. Qnando Dio messer Hesserin fece
A 856 (Rostico F.).
493. NoD potrebb' esser per quanto Dio fece
D 438.
494. Sl m' 6 fatta nimica la mercede
D 316 (Onesto) — E 161 (id.) — E* 201 (id.)
M 31 (id.),
495. Gioi amorosa amor grazi'e mercede
B 158 (Guittone).
496. Mastro Bandin, vostro e d'amor mercede
B 155 (Guittone).
497. Io Bon congiunto sl a voi di fede
A 958.
498. FoUia e orgoglio quanto in voi prosiede
A 667 (Monte).
499. Amor merzö^ per Dio, merz6, merzede
A 437 (Guittone) — B 135 (id.).
500. Ai eom'bello poder 6 quel di merzede
A 435 (Guittone) — B 136 (id.).
501. Gentil amor a la tna gran merzede
A 194 (Monaldo da Sofena).
502. Lasso c' assai porei chieder merzede
A 95.
503. In quella guisa amor che tu richiedi
A 981.
504. Invidia tu nemica a catun see
B 330 (Guittone).
505. Amor che tutte cose signoreggia
B 323 (Federigo dair Ambra) — D 362.
506. Celestial pader consiglio vi cheggio
A 109 (Tommaso da Faenza).
507. Se Yolontä mi porta s' io folleggio
A 771.
508. Manta stagione veggio
A 155 (Guittone) — B 34 (id.) — I 17 (id.).
Bibliogr. d. piu nnticbe ilme volg. ital. 591
509. Tanto saggio e bon poi me semegli
B 347 (Si. Gui. da Pistoia [?]).
510. Magna ferendo me tuban oregli
B S46 (Geri Giannini pisano).
511. Prega ohi donne c'oramai si svegli
B 320 (Pannuceio del Bagno).
512. Bnono inoominoio ancora fosse veglio
A 925 (Rottloo F.).
513. Dolce vertu mansnetudo h degna
B 245 (Guittone).
514. S'una donzella di trovar s'ingegna
A 490 (Ho Torrigiano).
515. Nnir om giä per contraro c^ avegna
D 223.
516. Omo che parli per si gran contegni
F 34 (Tommaso di Faenza) — 0 60 (id.).
517. Amor i' prego c* alqnanto sostegoi
F 33 (Giovanni dalFOrto da Rezzo) [!] — 0 59 (id.).
518. A due sigDor non pö durare an regno
B 361 (Federigo dall' Ambra).
519. Eo Bono assiso e man so'gote tegno
A 385.
520. Perfetto amico vostro consiglio tegno
A 694 (Monte).
521. Ocli del conte ond' eo mender nego
F 200 (Ugolino Bazuola di Romagna).
522. Ciascan c' ama s' allegri
C 124.
523. r ö si poco di quel ch' i' vorrei
D 386 - Q 120 (Cccco Angiolieri) - C 51.
524. Eo tegno non giä qael per baon fedele
A 706 (Guittone) — B 165 (id.).
525. Lasso taapino in che panto cradele
B 105.
526. Se Die m' aiati a le sante gaagnele
D 433.
527. Vostro consiglio c' aado assai m' abella
A 672 (Cbiaro D.).
524. Eo non tegno quel che per bon fedde B,
592 Giov. Batt Fcsta.
528. D'augosto vi reposo in aire bella
Q 67 (CeDO d. Chitarra).
529. Volesse Dio crndel mia donna e fella
A 803 (Ubertino Gioyanni de! Bianoo d* Arezzo) — D 346.
530. Lasso en che mal punto ed en che fella
B 181 (Guittone).
531. Colni che puose nome al Macinella
A 853 (Rostico F.).
532. BcD trae a segno la vostra marelia
A 673 (Pacino di Ser Filippo Angiolieri).
533. D'agosto si vi do trenta castella
Q 54 (Folgere).
534. Si come i marinai gaida la Stella
A 620 (Monte).
535. A Yoi chierma so dire una novella
A 922 (Rustico F.).
536. E si mi piace vedere pulzella
A 588 (Chiaro D.).
537. Poi che gaerito son de le mascelle
A 924 (Rustico F.).
538. Lo mi' cor non s* allegra di covelle
D 404.
539. Qaando gli ansignnoli e gli altri asgielli
A 347.
540. Holte m' agrada certo e sammi belle
A 650 (Monte).
541. Deo che ben aggio^l core mio ch'ö si hello
A 463 (Guittone) — B 139 (id.).
542. r ö pensato di fare nn gioiello
Q 138 (Folgere).
543. Piagente donna voi cni gioi appello
A 454 (Guittone) — B 159 (id.).
544. A me adovene come a lo zitello
B 421 (Bonagiunta).
545. A buona se'condotto ser Chiavello
A 485 (Mino da Colle).
546. Di dir giä piü non celo
B 99 (Pannuccio del Bagno) — |H 57].
547. Lasso qaando mi membra
D 162 (Ser Baldo Fiorentini) - K 77 (id.) -> R 104 (id.).
Bibliogr. d. piti antiche rime volg. Hai. 593
548. Amor quando mi membra
A 182 (Bondie Dietainti di Firenze).
549. Amico mio che mi mitaati a oena
A 325 (Naoofaio di Pacchio).
550. Se loDg' nso mi mena
A 192 (FiDfo del Bnono Guido Neri di Firense).
551. In gioia mi tegno tutta la mia pena
A 33 (Rinaldo d'Aquino).
552. Cotanta dura pena
A 263.
553. Dolendo amico di gravosa pena
B 318 (Pannnccio del Bagno).
554. Se per amor nalForno porta pena
A 532 (Monte).
555. Gravoso afifanno e pena
B 87 (Lemmo Orlandi) — [H 47].
556. A lo Btetare non 6 simil pena
A 496 (Maestro Francesco).
557. Quando Faira rischiara e rinserena
A 401 (Bondie Dietainti).
558. Degno 6 che dice homo el defenda
B 6 (Fra Gnittone).
559. Spietata donna e fera ora ti prenda
A 460 (Guittone) — B 129 (id.).
560. Quant' io piü penso il pensier piü m'incende
A 214 (Chiaro D.).
561. Tempo veno chi aale e chi discende
D250(Be Enzo) — F 81 (id.) — K 102 (id.) — M 43
(id.) — Q 102 (Guittone d' A.).
562. Non dico Bia falle chi il auo difende
A 601 (Gbiaro D.).
563. Chi messer Ugolin biasma o riprende
A 852 (Rustico F.).
564. Gome lo lunicomo che si prende
A 561 (Chiaro D.).
565. Se lo meo core in voi, madonna^ intende
A 370.
561. a chi sale a chi d. K, che sale e che scendere Q.
RoioMiiflelM Forscbangen XXV. 38
594 Giov. Batt. Fetta
566. Greve cosa 6 Fatendere
A 219 (Chlaro D.).
567. A simile ti parlo se m' intendi
A 384.
568. Tn che di gaerra eolpo Don attendi
A 645 (Mo Rinncoino).
569. Tutto lo giorno intorno vo fuggendo
A 837 (Bnstico F.).
570. Larghezza tu Tertü dando e tenendo
B 240 (Guittoiie).
571. UmilemeDte vo menh cherendo
A 277.
572. Di quello fnitto onde sai attendo
A 634 (Monte).
573. Di picciol albero grande fratto attendo
A 633 (Cbiaro D.)
574. Si altamente e bene
A 100.
575. Ogni diletto e bene
K 62 (Conte Qnido NoveUo).
576. E ynole essere V omo aofferente bene
A 428 (Gaittone).
577. Per contrado di bene
A 180 (Incontrino Fabrncoi di Firense).
578. Lontan son de gioi e gioi de mene
B 200 (Gaittone).
579. Diea o dir faoci a lei ehe sormagio ene
A 416 (Gaittone).
580. S*eo sono innamorato e dnro pene
C 109 — D 153 (BonagianU da Lacca) — E
(Noffo notaio di Firenze) — K 234 (BonagianU Uib
dani) — M 24 (id.) — R 96 (id.).
581. Lo YOBtro partimento dolze spene
A 499 (M9 Francesco).
582. Dolze meo dmdo e Tatene
A 48 (Re Federigo).
583. Or Toglio cantare poi eantare mi tene
A 206 (Chlaro D.).
584. Tanta bona allegrezsa al cor mi tene
C 133.
585. Ne lo disio doTO amor mi tene
A 994.
Bibliogr. d. piA antiche rime volg. ital. 595
586. Vita mi place d'om che si maDtene
A 989.
587. S'en qaesto dir presente si contene
A 935.
588. Audite forte oosa che m'aTene
C 17 (Inghilfredi) — E 11 (id.)
589. Amor da cui move tuttora e vene
A 40 (Pier d. Vigne) — B 123 (Stefano di Pronto da
Messina) — C 11 (Pier d. Vigne) — D 235 (Qiacomo da
Lentino) — [H 79] — H 32 (notaro Jacomo daTolen-
tino [!]).
590. Dal eore mi Tene
A 6 (Giacomo da Lentino) — B 110 (id.) — [H 67].
591. Poi contra voglia dir pena coDvene
B 92 (Pannueeio del Bagno) — [H 52].
592. D'un'amorosa voglia ml couvene
A 240 (Chiaro D.).
593. Senza lo coro viver ml convene
A 369.
594. Certo non sl convene
C 151 (Hesser Qonnella).
595. Perch^ dlversi casi son convene
A 410 (Guittone) — B 367 (id.).
596. Onelfi per fare scndo delle renl
Q 176 (Folgere).
597. Se giovinezza non venisse meno
A 996.
598. Non so se per merz6 che mi vien meno
D 312 (Onesto) — Q 92 (id.).
599. In ona che donar mi danno meno
D 406.
600. Non me posso fidare in mia defensa
B 218 (Onittone).
601. Lo gran valore e la gentil plagensa
B 341.
(302. V alto valor di voi donna piacente
A 324 (Bartolo Loffi di Firenze).
603. Ai che bnon m'6 vedere ben piacente
A 477 (Guittone) — B 285 (id.).
604. Donna 11 cantar piacente
C 123 (Riccncoio da Firenze) — D 149 (Monaldo daSofena)
— £ 16 (Nuccio Fiorentino) — E 66 (Monaldo da So-
fena) — R 94 (id.).
38*
596 ^lOY. Batt. Festa.
605. Tntio ö piacer piacente
F 21 — E 9 [«del libro del Breyio e del Bembo»].
606. Lo fin amor piacente
C 85 (Arrigo Baldonasco).
607. Donzella gaia aaggia e canoscente
A 360.
608. Gentil mia donna saggia e canoBcente
A 763 (Monte).
609. Amor ch'ö yisto e saggio e canoscente
A 630 (Pacino di Filippo ADgialieri).
610. Ben maraviglio com' om canoscente
A 443 (Guittone) — B 194 (id.).
611. Amor mi place yeglio canoscente
A 585 (Chiaro D.).
612. Madonna al primo fni ben conoscente
A 746 (Chiaro D.).
613. Lo badalischio a lo spechio Incente
A 907 — B 352 (notar Jaeomo) — Q 73 (Monaldo) —
b C. 47 (notar Jaeomo).
614. Tanto di fino amor son gandente
C 105 (Saladino) — D 245 (id.). — M 42 (id,).
615. La dolce ciera piagente
A 60 (Giacomo Puglieae) — C 35 (Pier d. Vigne) -
D 241 (id.).
616. Gioia gioiosa e piagente
A 160 (Guittone) — B 47 (id.) - [H 21J.
617. Qual omo vede molte gioie piagente
A 402.
618. Se di Yoi donna gente
A 140 (Guittone) — 6 25 (id.) — C 91 [dopo rimedi
Guittone] — E 47 (Guittone) — E»» — [H 1] — I 2
(id.) — P 144 (id.),
619. Or tornate in osanza bona gente
A 228 (Cbiaro).
620. 0 tracoitata e forsennata gente
B 225 (Giüttone).
621. Di me si maraviglia molta gente
A 541 (Monte).
613. baaalisco . • . speco Q.
Bibliogr. d. piA antiche rime yolg. ital. 597
622. Greve pnot' om piacere a tatta gente
C 29 (iDghilfredi).
623. Altra gioia non m' h gente
A 144 (Guittone d'A.) — B 41 (id.) — [H 17] —
I 5 (id.).
624. S' ogn* om savesse com' b amor puDgente
A 520 (Ser Cione).
625. Ai como ö ben disorrato nesciente
B 257 (Guittone).
626. Rosa anlente spendiente
A 271.
627. S'eo portal mai dolor sn neiente
A 534 (Monte).
628. Da poi ch' io v' amo donna mia valente
B 386 (Giovanni Marotolo).
629. Gentil donna valente
A 186 (Pacino dl Filippo da Firenze).
630. Ancor mi dol vedere omo valente
A 434 (Guittone) — B 130 (id.).
631. Ai lasse in qnante gnise son dolente
A 552 (Chiaro D.).
632. Ira pessimo vizio acceca mente
B 233 (Guittone).
633. Null' omo prese ancor Bi saggiamente
A 999 — B 406 (Fabruccio de' Lambertacci) — Q 82
(Fabrnzso de Perosa).
634. Madonna io V ameraggio saggiamente
A 730 (Chiaro D.).
635. Gaidaloste assai se lungiumente
B 288 (Guittone).
636. State son Inngiamente
A 313 (Neri del Pavesaio d' Arezzo) — B 86 (Mino del
Pavesaio di Arezzo) — [H 46],
637. Amando lungiamente
A xii [Notaro Giacomo] — C 10 (id.) — D 234 (id.)
— E 10 (id.) — K 272 (id.).
638. Con gran disio pensando Inngiamente
C 75.
639. Io sono stato lungiamente
A 272.
598 GioT. Bau. Festa.
640. Oi cari fraii miei che malamente
A 161 (Guittone) — B 8 (id,) — C 4 fid.) — I 23 (id.).
641. . . ritorno a dire che la mente
B 370 (Gaittone).
642. Amor novellamente
C88.
643. D' amore abiendo gioia inieramente
A 503 (Ho Francesco).
644. Madonna s'io credessi yeramente
A 726 ((Jhiaro D.).
645. Ben posso dir che V amor yeramente
D 320 (Noffo Bnonafiruida) — M 45 (id.).
646. Lo yiso mi fa andare allegramente
B 375 (Notar Giacomo).
647. Marayigliosamenie
A 2 (Giacomo da L.) — B 58 (id.) — C 39 (id.) —
E214 (id.) — E* l(id.) — K270 (id.) — R 75 (id.).
648. La mia amorosa mente
A 270 - C 79.
649. Qnal omo altrni riprende spessamente
A 328 a'Abate di Tivoli) — D 344.
650. lladonna i' aggio ndito spessamente
A 748 (Chiaro D.).
651. Femto 8ono isyariatamente
A 327 (Notor Giacomo) — D 519 — R 128 [«aoiori
incerti»].
652. S'eo 8on distretto innamoratamente
A 181 (Barnetto Latini di Firenae).
653. Per fino amore yo si altamente
A 30 (Rinaldo d' Aquino) — G 48 (id.) — D 233 (id.).
654. Non obo nominare apertamente
A 959.
655. Gloria yana tu fartiyamente
B 234 (Guittone).
656. Noyo canto amoroso noyamente
D 60 (Lupo degli Uberti) - E 48 (id.) — K 64 (id.)
— 0 57 (id.) — R 82 (id.).
640. con mala mente BL
663. si allegramente C.
656. Lapo o Lnpo degli Uberti K, Lapo d. U. 22.
Bibliogr. d. pift antiehe rima Tolg. iUl. 599
657. Gli oochi col coro staimo intenzamente
A 396 (Bondie DiaUinti).
658. Eo poBBO bene dire c'amore yeraoemente
A 366 - D 525.
659. NesBono pote amare ooralemente
A 686 (CHone notaio).
660. Gosl divene a me similemente
A 352 (Cbiaro D.).
661. Amico ragionando nmilemente
A 596 (Cione notaio).
662. Dolce mio drndo molto umilemente
A 762.
663. Di voi amar madonna son temente
A 576 (Gblaro D.).
664. CSerto ben son temente
E* 7 (Piero d. Vigne).
665. Certo tu se'ben om che grave mente
A 712 (Güittono) — B 171 (id.).
666. Omo non fu o'amasse lealmente
A 943.
667. Qualonque ben si fa naturalmente
Q 199 (Cecco Angelieri).
668. Chi ne le pietre semina somente
B 422 (GioTanni Marotolo).
669. Graze ed allegrezza insieme or mente
A 775 (Ser Cione).
670. Qentile ed amorosa ed avenente
A 832 (RuBtico Filippi).
671. Fernto sono e chi di me ferente
B 402 (BoDagiunta da Lucca) — C 168 — E 212 (id.).
— E« 35 (id.). — K 239 (id.) — R 73 (id.)
672. Chi inver l'amore sno pensiero asente
A 695 (Francesco da Cameriiio).
673. 0 tu om de Bologna, sguarda e sente
B 289 (Gaittone).
674. Certi elementi diraggio presente
D 358 — F 181 (Dello da Signa).
665. Per fermo se' B,
600 Giov. Batt. Festa.
675. Di ciö che'l meo cor seilte
B 75 (Dotto Beali da Lucca).
676. Co* lingna dico che lo core sente
A 697 (Ser Cione).
677. II fnggir di Min Zeppa qnando sente
D 443.
678. Finfo amico dire voi presente
B 293 (Gnittone).
679. N6 fn, ned b, nfe fia omo vivente
A 685 (Monte).
680. Amor mi fa aovente
A 84 (Re Enso) — B 64 (id.) — C 16 (id.) — D 2
(id.) — E 9 (id.) — [H 26] — K 101 (id.) — M
(id.) — b c. 96 (id.).
681. Uno disio d' amore sovente
A xi — C 61.
682. Non b larghezza dare al mio paryeute
A 505 — D 359.
683. Infra le gioi piacenti
A 293 (Bonagiunta da L.) — C 67 (id.).
684. Eo ö 81 tristo il cor di cose cento
Q 203 (Ceoco Angiolieri).
685. Non posso rafifrenar lo mi'talento
A 987.
686. Meo sir cangiato yeggioti il talento
A 621 (Honte).
687. Meglio val dire ciö c'omo k in talento (^)
A 348.
688. Yenuto m'b in talento
A 27 (Kinaldo d' Aqaino) — C 63 (id.).
689. Di cantare 6 talento
A 217 (Chiaro D.).
690. '0 da la donna mia in comandamento
A 446 (Guittone) — B 138 (id.).
691. Tn costante e signr fondamento
B 239 (Gnittone).
692. Dolce cominciamento
A 18 (Giacomo da Lentino).
(^) Questo saneUo st ritrova per irUero nella 3*^ tt, deUa canjr. di Binäldo
dPAquino «Pol le piace c'ayanzi tno yalore».
Bibliogr. d. piü antiohe rime volg. ital. 601
693. Et onni giovedi iorniamenio
Q 142 (Folgore).
694. Tu fai di me lamento
A 322.
695. Madonna di voi piango e lamento
A 917 (Jacopo da Leona).
696. Donna di voi mi lamento
A 59 (Giaoomino Pagiiese).
697. L' altrieri fai in parlamento
A 76.
698. Si m' abellisce yostro parlamento
A 759 (Chiaro).
699. Madonna de lo meo 'namoramento
A 81 (Hazzeo di Bicco da Hessina).
700. Si mi distringe il dolce pensamento
A 379.
701. La Bpene e lo disio e il pensamento
A 545 (Chiaro D.).
702. Lo dolce ed amoroso placimento
A 127.
703. D' amor volendo traerne intendimento
D 335.
704. Lo fermo intendimento
C 82 (Pacoiandone da Pisa).
705. Si alto intendimento
C 59 (Inghiifredi).
706. Novo savere e novo intendimento
A 201 (Chiaro D.).
707. Amor tant' altamente aggio ardimento
A 146 (Gaittone).
708. Per soddisfar lo tao foUe ardimento
A 584, 757 (Chiaro D.).
709. Madonna yostro altero plagimento
B 89 (Pannnccio del Bagno) — [H 49J.
710. Pol deir alte opre tntte compimento
B 348.
711. Dolze mia donna il vostro partimento
A 500 (Bio Francesco) — D 523 — R 132 [fra le rime
di «autori incerti»].
602 Giov. Bau. Feste.
712. Gioia d'onne gioia movirnento
B 185 (Gaittone).
713. Di 8l buon movirnento
A 190 (Terino da Gastel Fiorentino).
714. Amor che fia di me poi argomento
A 539 (Monte).
715. Di tue oose k cagione e momento
B 193 (Gaittone).
716. Ai mala donna sl male tormento
A 809 (Ubertino Giovanni del Bianco d' Areszo).
717. LasBO Don sieie \k dov'io tormento
A 711 (Guittone) — B 170 (id).
718. Non desse donna altrui altro tormento
K 100 (Gaittone).
719. Amore e gioia e della gioia sento
A 439 (Gaittone) — B 189 (id.).
720. D' amore nnlla possanza sento
C 110 (8er Face).
721. Qaesta leggiadra donna eh* io sento
D 223 (Maestro Rinaccino).
722. Per la grande abbondanza cbMo sento
A 252 (Cbiaro D.).
723. Ai ser Monaldo per contraro avento
A 788 (Mino da Golle).
724. Per pena oV eo patisca non spavento
C 137.
725. Poi che fallita m' b vostra piacenza
C 180 (Ser Face).
726. Dolce meo sire assai m' k gran piacenza
A 738 (Chiaro D.).
727. Sperando langiamente in acrescenza
C 56 (Bonagianta Urbicciani).
728. Madonna yostra altera canoscenza
B 77 (Meo Abbracciavacca) — fH 37].
729. Beir ä, in podere e Ik tien canoscenza
A 468 (Guittone) — B 143 (id.).
730. Merzede aggiate donna provedenza
A 504 (Maestro Rinuccino).
718. La didascälia awerte: Non ei essendo nome di altro autore ciedo
che sia del medm« aatore . . . [della rima precedente, che b di Gumone].
721. Qaesta rima poi in 0 ö attribaita a Dante, in Q a Cino da P.
Bibliogr. d. piü antiche rime volg. ital. 603
731. Ricorro a la fontana di soienza
C 156 (8er Paoe).
732. Poi taDta caonascienza
A 37 (Pier d. Vigne) — C 49 (Jacopo Mostacd) —
D 236 (Giacomo da Lentino).
733. Non b fallo ma grande oaonoBcienza
A 344.
734. Ben m'i venata prima al core doglienza
A 7 (Giaoomo da L.) — B 56 (id.) — C 19 (id.).
735. La dolorosa e mia grave doglienza
B 93 (Pannnocio del Btgno) — [H 53].
736. La mia fedel voglienza
A 241 (Chiaro D.).
737. Non si cangi la fina benvoglienza
B 395 (Ser Polo da Bologna).
738. Per ciö non dico ciö c* ö in voglienza
A 372.
739. V alta diBcrezione e la valenza
A 670 (Chiaro D.).
740. Conaiderando P altera yalenza
B 78 (Meo Abbracciavacoa) - C 100 - [H 38] —
741. Eo veggio donna in voi tanta valenza
A 610 (Monte).
742. Omato di gran pregio e di valenza
A 910 (CompiaU DonselU).
743. Fino amor di fin eore ven di valenza
A 338.
744. Or non k gran pistolenza
D 452.
745. SpesBO di gioia nasee ed incomenza
C 65 (Simbaono giadice) — K 268 (TomasodaFaenza)
— R 103 (id.).
746. Chi nel dolore k bona sofferenza
B 335 (Bacciarone di M. Bacoae pisano).
747. Gortesemente fate proferenza
A 671 (Pacino di Ser Fiiippo Angiaiieri).
748. Non voglio piü sofrenza
A 262.
604 Giov. Batt. Festa.
749. De prusor parte prior de Fiorenza
B 292 (Gnittone).
750. Ai me lasse a ehe mortal gentenza
A 906 (Monte).
751. Gentil mia gioia in eni mess'ö mia intenza
A 737 (Chiaro D.).
752. lo BO eh' i' non 6 tanta di potenza
A 570 (Chiaro D.).
753. Eo noD mi piaee sire la partenza
A 727 (Chiaro D.).
754. Considerando la vera partenza
B 94 (Pannnccio dei Bagno) — [H 54].
755. Avegna ehe partenza
A 294 (Bonagiunta da L.) - B 68 (id.) — E 210 (id.) -
E*33 (id.) ~ [H291 - K 237 Od.) — R 71 (id.).
756. Non come parvo per vostra ioqnenza
C 157 (Dello da Signa).
757. Nel vostro dirO; amieo, a mia parvenza
A 629 (Pacino di Filippo Angiulieri).
758. Mostrar vorria in parvenza
A 47 (Jacopo Mostacci).
759. Ai mala donna mal vi doni Deo
A 447 (Gnittone) — B 178 (id.).
760. 0 me che dite amor? merzö per Deo
A 709 (Gnittone) — B 168 (id.).
761. Tmi confesso a tO; o signor Deo
Q 84 (P Abate di Napoii).
762. A fare meo porto cante porte ch^eo
A 449 (Gnittone) — B 161 (id.).
763. Assai mi son coyerto amore meo
A 831 (Eustico F.).
764. Ai dolce cosa amaro ad opo meo
A 441 (Gnittone) — B 161 (id.).
765. Se pur saveste donna lo cor meo
C 135.
766. Ben aggia ormai la fede e V amor meo
B 187 (Gnittone).
767. Nessana gioia creo
A 259 (Chiaro D.).
Bibliogr. d. piü antiche rime volg. ital. 605
768. Ai me d'amor che me dize 8l reo
Q 200 (Cccco Angelieri).
769. La mia vita b bI forte e dara e fera
A 77 — C 36 (Guido delle Colonne).
770. Dispietata morte e fera
A 75.
771. Selvagio piü che fera
C 113.
772. Amore par c'orgoglioso mi fera
A 914 (Jacopo da Leona).
773. In me prosede sigDoria si fera
A 540 (MoDte).
774. Una bestiaola 6 yista molto fera
A 848 (RuBtico F.).
775. Oi Deo d' amore a te faccio preghera
A 326 (P Abate di Tivoli) — D 343.
776. VoBtra orgogliosa ciera
A 35 (Arrigo Testa da Lentino) — 6 61 (Giacomo da
Lentino) — C 62 (Arrigua Divitis).
777. Di marzo si vi do nna piBchiera
Q 49 (Folgore).
778. Di loDtana riviera
A 257 (Ghiaro D.).
779. InvidioBa gente mal parlera
B 391 (Tomaao da Faenza).
780. E'fa giä tempo che Becchina m'era
D 387.
781. II parpaglion che fere a la Inmera
A 559 (Chiaro D.).
782. Lo parpaglion gaardando a la Inmera
A 397.
783. Sicomo qnel che porta la Inmera
B 390 (Polo Zoppo).
784. A cni pmdenza porge alta Inmera
B 324 (Nataccio Ginquino piaano).
785. Voi c' avete mntata la manera
A 785 (Bonagiunta da L.) -- B 324, 414 (id.) — E 44
(id.) — E»^ - E^ 124 (id.) — F 124 (id.) — K 241
(id.) — R 59 (id.).
606 GioT. Batt Festa.
786. Di marzo vi reposo in tal manera
Q 62 (Cene d. Chitorra d'Arezzo).
787. Tener volete de] dragon manera
A 801 (Pacoio Belondi).
788. Se qnei che regna en segnoria e 'mpera
B 317 (Pannaccio del Bagno).
789. L'arma di ciagcan omo tanio impera
A 802 (Monte).
790. lo non anao rizare ohiarita spera
A 835 (Rostioo F.).
791. Siccome il gol che manda la aua spera
A 334 (uotoro Glacomo).
792. A rinfermare amore e fede e apera
A 134(Guitton6) — B 32 (id.) — C2 (id.) — [H7J -
I 16 (id.).
793. Sa lo letto mi gtava Y altra aera
D 396.
794. Leggiadra noia e aprnficha altera
B 177 (Gaittone).
795. Alta de V altezze piü altera
A 933 (Maglio).
796. Chi Yole aver gioiosa vita intera
A 940.
797. Chi saa vogliensa bene avesse intera
B 345.
798. De la primavera
A 53.
799. Qaando la primavera
A 101.
800. Qaando veggio la rivera
A 120 (Bonagiunta) — C 63 (Id.) — D 160 (id.) —
K 235 (id.) — R 95 (id.).
801. Amico caro no florisse onne erba
Q 46 (Folgere).
802. Non riconoscereste voi V acierbo
A 844 (Rustico).
803. Ancora di dire non fino per che
A 288 (Monte).
804. Ai miaero tapino ora scoperchio
A 283 (Monte d' Andrea) — B 81 (id.).
Bibliogr. d. piA uiiche rime volg. itol. 607
805. Tanto m' abonda matera di soverchio
A 287 (Monte d' Andrea) — B 84 (id.) — [H 44].
806. Amor discende e nasce da piacere
C 131.
807. Ore contrado non k da piacere
A 484 (Monaldo de Sofena).
806. Vostra piacenza tien piA di piacere
ü 140 (BonagiuDU).
809. Amor merzfe credendo altrni piacere
A 198 (Filippo Giraldi).
810. Similemeote onore con piacere
A 124 (Bonaginnto da L.) — B 70 (id.) — C 54 (id.).
811. IVamore vene ad om tntto piacere
812. Deo com' pote adimorar piacere
B 131 (Guittone).
813. Sovente agio pensato di tacere
B 76 (Mao Abbracciayaoca).
814. Molto diletto e piacemi vedere
A 578 (Gbiaro D.).
815. Dal coro si move nn spirito in vedere
A 337.
816. Igpesse volte voi vegno vedere
A 839 (Rnstico F.).
817. Perö c' amore no se pö vedere
Q 96 (Petro de la Yigna).
818. L* amoroso vedere
A 20 (Tomaso di Sasse da Messina) — B 115 (id.). —
[H 72].
819. De vertb de gciensia il oai podere
B 238 (Guittone).
820. GoDsiglioti che parte e se 'I podere
A 710 (Guittone) — B 169 (id.).
821. Grasde ti rendo amico a mio podere
A 965.
822. Or dirä Tomo giä che lo podere
A 412 (Guittone) — B 369 (id.).
823. Donna eo forziraggio lo podere
A 320 (Ciucio).
608 GioY. Batt. Feste.
824. Amor non 6 podere
A 154 (Guittone) — B 26 (id.) — E46(id.) — E*» — [H2]
— I 8 (id.) — K 242 (id.) -LH (id.) — R 148 (id.).
825. Voglia e ragion mi convita e rechere
B 304 (Gaittone).
826. Gik non me' era mestiere
A 264.
827. Gran disianza Inngamente o di volere
D342.
828. Poi pnr di servo Btare ferm'd il volere
A 464 (Guittone) — B 140 (id.).
829. Contro a lo mio volere
vedi . . . volire.
830. Poi so ch'io fallo per troppo volere
A 599 (Chiaro D.).
831. Amor ben veio che mi fa tenere
A 43 (Jacopo Mostecci).
832. Gentil madonna ciö che voi tenere
A 953.
833. lo non posso madonna ritenere
A 567 (Chiaro D.).
834. lo non posso madonna ritenere
A 741 (Chiaro D.).
835. Ver la magio si vaol quasi tenere
A 415.
836. La mia vita k dura a mantenere
D 322.
837. Ogn*omo deve assai caro tenere
B 394 (Masarello da Todi).
838. NesBun pianeto doveria parere
C 174 (Ser Face).
839. Primo e magio bono al meo parere
B 294 (Guittone).
840. Perfetto onore qnanto al mio parere
A 937.
841. Anda chi vole adessa al niio parere
B 264 (Guittone).
833. 834. Due rime diverse cAe Jianno H medeaimo prineipio.
Bibliogr. d. piü antiche rime Tolg. ital. 609
842. Madonna di cherere
A 245 (Chiaro D.).
843. lo non Bon degno donna di cherere
A 554 (Chiaro D.).
844. AI dire e al dir e fare e al cherere
A 427 (Guittone).
845. Partitevi messer da piA cherere
A 952.
846. Padre dei padri miei e mio mesaere
B 16 (Guittone).
847. A eoBa fatta giä no val pentere
D 458 — Q 122(C6cco Angiolieri) — fc. 188 — 1 53.
848. S'easer potesse ch'io'l potease avere
A 221 (Gliiaro D.).
849. Tntte le cose c' om non pote avere
A 341.
850. Gniderdone aspetio avere
A 3 (Giaoomo da LentiDo) — C 27 (Rinaldo d' Aqaino)
— D 230 (id.) — K 107 (id.) — R 114 (id.).
851. Venato m'ö in talento di savere
A 929.
852. Se in me avesse pnnto di aavere
A 966.
853. SoUidtando nn poeo meo savere
Q 95 (Jacopo Mostaccio).
854. Omo c' avene a bene e p6 savere
A 640 (Chiaro D.).
855. Eo non mi credo 'n om tanto savere
A 930 (Monte).
856. Donna merzfe. Di che merzfe mi oheri?
A 901 (Monaldo da Sofena).
857. GUk non Biete di Benno 8i leggieri
C 150 (Bonodieo notaio).
858. I'potrei anzi ritomare in ieri
D 422.
859. Omo fallito pien di van pensieri
Q 91 (Gnittone).
860. Alcon conto di te, conte Gaaltieri
B 287 (Guittone).
BomaalMlM Fonchnngen XXV. 39
610 GioT. Batt. Feste.
861. Biasmare voglio che m' k meBtieri
A 131.
862. Vostro saver provato m' ö mistieri
C 149 (Bartolomeo noteio di Laoca).
863. Leal GaittODO nome dod verteri
B 154 (Mastro Bandino).
864. Giadicare e veder del tutto fermo
B 282 (Quittone).
865. Alqnanto gcasa V omo dicer fermo
B 281 (Quittone).
866. Del dolore tant'fe il sovercliio fero
B 362 (Si.Gui.[?] daPistoia).
867. Madonna mia non chero
A 169.
868. Una raaon qnal eo non saccio chero
A 383 — C 144 (GonneUa degl' Interminelli da Lneea).
869. Eo non son qae' che porga mi* preghero
A 632 (M« Rinnccino).
870. Umilemente faccio a voi preghero
A 931.
871. Mastro Bandino amico el meo preghero
B 153 (Quittone).
872. 0 tn che sc' errante cavaliero
A 698 (Orlaadino orafo).
873. Molto mi piace veder cavaliero
A 579 (Chiaro D.).
874. Eo maladico Tora ch'en primiero
C 136 (Ugo da Massa di Siena).
875. S* eo dormo o veglio a me sc 'mpenaiero
A 764.
876. Disamorosa angelica e dero
A 798 (Pacino di FUippo Angiolieri).
877. A Bcaro loco conven Inme clero
B 312 (Meo Abbracciavacca).
878. Piagente donna co'lo viao clero
A 765 (Monte).
879. Pensatevi non fare indivinero
C 147 (GonneUa degli Intenninelli).
880. I baron d^Alemagna in fatto impero
A 864 (Monte).
Bibliogr. d. pi& antiohe rime volg. ital. 611
881. Nataralmente falla lo penaero
C 148 (Bonaginnta).
882. D'nno fermo pensero
Ä 317 (Ciacio).
883. Non so rasion ma dico per peosero
G 146 (BoDodieo notaio dt Lnooa).
884. A qnei cb' 6 Bommo dicitore altera
B 332.
885. Poi il nome c'&i ti fa il coraggio altera
Ä 699 (Pallamidesge).
886. Omo sapiente e vera
B 21 (Gulttone) — I 6 (id.).
887. Ä piü Yoler mostrar che porti vera
B 313 (Dotto Reali).
De la rasoQ che non sayete vera
G 146 (BonagiuDta Orbicciani).
Tapina in me c' amava nno sparvera
A 797.
890. Gierte mala donna i' ö penzero.
A 807 (Ubertino Giovanni del Bianco d' Arezzo).
891. Vostro pregio amico in mio penzero
A 932 (Monte).
892. Dae donzelli novi ä oggi in qnesta terra
A 845 (Bustico F.).
893. Tntto lo mondo yive senza gaerra
A 116 (Folcaccbieri di Siena).
894. Horte perchfe m' ai fatta sl gran gaerra
A 55 (Giacominö Pagliese).
895. I'aggio cominciato e vo'far gaerra
A 355 (Chiaro D.).
896. Ghi si move a ragione follia non versa
A 894 (Monte).
897. Or mira s' äi natara ben perversa
D 486.
898. Lasso di far piü verso
B 322 (Pannnooio del Bagno).
899. Gmdele affanno e perta
A 295 (Neri).
900. Assai aggio celato e ricoverto
A 739 (Chiaro D.).
39*
612 Giov. Batt. Festa.
901. Forte mi merayiglio per che serva
A 893 (Lambertuccio Frescobaldi).
902. Lasso me cVio non veggio mai difesa
Ä 538 (Monte).
903. CertO; GnittoD; de lo mal tuo mi pesa
B 184 (Gulttone).
904. Ai qnanto mi rincresee po' c* ö presa
D487.
905. AUegromi di trovar ia man distesa
A 392.
906. Hesser Neri Plccin se mai m* adeschi
D 293.
907. Qoel che per lo caval perde Ia mescola
Q 174 (Onesto).
908. VeDuta e bocie di lontan paese
A 863 (Cione notaio).
909. Adimorando in istrano paese
A 597.
910. ly amoroso paese
A 21 (Tomaso di Sasso da Messina) — B 116 (id.)
[H 73].
911. Ladro mi sembra amore poi che fese
B 389 (Ser Polo Zoppo).
912. AI primo ch' io vi vidi amor mi prese
A 376.
913. A Ia bregata nobile e cortese
Q 46 (Folgore).
914. De lo piaoere c'or presente presi
A 991.
915. Poi Ia noiosa erranza m' k sorpreso
G 52 (Inghilfredi).
916. Amore i'aggio vostro dire inteso
A 978.
917. S' a Ia mia donna piacesse
A 176 (Petri Morovelli).
918. Se per onore a yoi grazie rendesse
A 636 (Ghiaro D.)
919. A fare onor quäl omo s' apprendesse
A 638 (Monte).
Bibliogr. d. piü antiohe rimo volg. ital. 613
920. Amante, se tua scnsa ti valesse
Ä 875 (Monte).
921. Innamorato sono e b'Io volesse
A 515 (Ser Cione).
922. Tal uom fa altrai promesse e gran caresse
D 492.
923. S' io fosse in mia virtü si ch' io potease
D 504 — R 122 [d'aatore inoerto].
924. Pensando om ehe val bon disio far d'esso
B 244 (GnittoDe).
925. Becchina mia. Cecco nol ti confesso
D 375.
926. Dovanque vai con teco porti il ciesso
A 923 (Ruflüco F.).
927. Grlsto vi fece sn' segreto messe
D 331.
928. Sonette miO; poi ch' io non trovo messo
D 460 — Q 70 (Ceceo de Francesco Anzilieri da Siena).
929. Sott' ogn' altra 6 amor la tna podesta
A 811 (Monte).
930. Si come il mare face per tempesta
B 339.
931. Qnando 1' amor tempesta
A 225 (Chiaro D.).
932. Del mar si rompe l'onda e fa tempesta
B 340.
933. Siete color di tntto bene e resta
D 354.
934. Ser Hanno yostro detto in si resta
D 355.
935. A rae dispiace amico tale vesta
A 693 (Polo Zoppo di Bologna).
936. Di svariato colore porto vesta
A 692 (Monte).
937. Vostro saggio parlar ch' 6 manifeste
P 179 (Onesto) — K 262 (id.).
938. Credo savete ben messer Onesto
P 178 (Guittone) — K 99 (id.).
939. Sed io comincio dir che pai' alpestro
A 980.
614 Giov. Butt. Feste.
940. In questo mondo ohi non ä moneta
D 441 — 1 166.
941. Se ricielato Inngo tempo siote
A 740 (Gbiaro D.).
942. Poi del mastro Gaitton V arte teoete
B 336 (Terramagnino pisano).
943. Geronimo com'credo voi sapete
B 337 [tens. oon Geronimo Terramagnino].
944. Madonna poi m'avete
A 268 (Ghiaro D.).
945. Chi intende intende ciö che'n carta impetro
A 694 (Chiaro D.).
946. Di gingno Biati in tal campagnetta
Q 66 (Gene d. Ghitarra).
947. Di gingno dövi nna montagneita
Q 62 (Folgore).
948. E lei ched k si pari com'aggio detto
A 418 (Gnittone).
949. Madonna a V amor piace ed ii diletto
A 681, 754 (Chiaro D.).
950. II vostro disinore io nol diletto
A 760 (Ghiaro D.).
951. Qnando mie donna esce la man del letto
D 402.
952. Spirito d' amor con intelletto
D 192 (Noffo Bonaguida) — K 227 (id.) — R 106 (id.).
953. Meglio so cattiveggiar en sn nn letto
D 419 — Q 166 (Gecoo AngiolieH).
954. Non pensai che distretto
A 117 (Bartolomeo Mocari da Siena) — C 44 (Monaco
da Siena).
955. Si forte m' k costretto
B 102 (Bacciarone da Pisa).
956. Un poeo esser mi pare isviatetto
A 982.
957. Le gioie eh' i* t* ö recate da Veneza
D 399.
958. Madonna amor non chiede gentilezza
A 744 (Chiaro D.).
Bibliogr. d. p!ü antiche rime volg. ital. 615
959. II Babato diletto ed allegrezza
Q 144 (Folgere).
960. D' animo tu bona vertft fortezza
B 248 (Guittone).
961. Giamai nairomo non k si gran ricchezze
A 71.
962. Vertu di pietre aver e d'anro ricchezze
C 132.
963. Donna voBtre bellezze
C 107 — D 154 (Bonagiunta) — K 233 (id.). — R
97 (id.).
964. Chi ben rignarda, donna, vostre altezze
A 866 (Monte).
I.
965. Lo modo de la mente essere dia
A 409 (Guittone) — B 366 (id.).
966. D' animo fievilezza e oodardia
B 235 (Guittone).
967. L' animo ripoBato aver Bolia
D 390.
968. Or non h gran pistolenza ia mia
D 462.
969. Lo giomo ch' io non veggio la donna mia
D 337.
970. ConoBco in vista gentil donna mia
D366.
971. Se no V atate fate villania
A 842 (Rusticö F.).
972. Madonna e amore in fatto compagnia
E4.
973. Garo mi coBta la malinconia
D 489.
974. GrazioBa e pia
B 12 (Guittone).
975. ABBai me piaceria
A 292 — B 67 (Stefano di Messina) — [H 28] —
Q 14 (Stefano Protonotaro di M.).
976. Se '1 nero non fosBe il bianco non Beria
A 644 (Maegtro Binnccino).
616 Giov. Batt Feste.
977. Se del tuo oore non a'segnoria
A 751 (Ghiaro D.).
978. Amor b1 oome credo k segooris
A 628 (Maestro RinocciDo) — D 220 (Maeatro (Binnceio)
— [F 78 (M. ano)] -M 49 (id.).
979. Poi ch'io son sotto voBtra segnoria
A 608 (Monte).
980. Di 6i alta valensa signoria
B 90 (Pannaccio del Bagno).
981. Amor se cosa se' che in signoria
B 147 (Guittone).
982. Ai lasso come mai trovar poria
A 182 (Gmttone).
983. Tatt'el magiore bono amisti sia
B 297 (Goittone).
984. Graze e mertib, madonna, sempre na
A 736 (Chiaro D.).
985. De' bastiti oggimai per cortesia
D 382.
986. Non so se in gioia mi sia
A X.
987. Altro ehe morte omai non veggio sia
B 183 (Goittone).
988. Gentil mia donns or se toito ch'io sia
A 445 (Gnittone) — B 132 (id.).
989. Hblii amadori la lor malstia
A 336 (Notaro Giaeomo).
990. Siceome no ä ooipo e malalia
B 149 (Goittone).
991. Solo per aeqnistar vostra oontia
G 6 (Biadoccio da Fireaie).
992. Amor meuk e' or m' 6 miatier ehe stia
B 151 (Golttoae).
993. Andando totto sol per nna Tia
D36L
994. He pare ayer ben dimoetrata m
A 425 (Goittoae).
995. Aaaai ^ö detto e dioo tnttam
A 676 (Chiaio D.).
988. Ai bona donaa B,
Bibliogr. d. p\t Antiehe rimo volg. ital. 617
996. Vinta battaglia piangendo m'inyia
O 22 (Cacciamonte da Bologna).
997. Pigro d'amore in qaal piü povia
G 18 (Piceiolo da Bologna).
998. Per molta gente par ben che si dica
Ä 700 (Konto).
999. Piü Boferir non po880 ch'io non dica
Ä 284 (Monte).
1(XX). Gentil donna non 80 ch'io faccia o dica
A 240 (Gnittone) — B 180 (id.).
1001. Poi r amore mol ch' io dica
A 97 (Nori Poponi).
1002. Ai bnona fede a me forte nemica
A 942.
1003. Mirai lo Bpecchio c^averar notrica
D 315 (Ugolino) — P 173.
1004. Poi non mi punge piü d' amor 1' ortica
D 314 (OneBto) — F 99 (id.) — K 264 (id.) - P 172 (id.).
1005. L-altrier mi si ferio ona tal ticca
D 483.
1(X)6. Gnelfi el gran prence nobil de Stericco
P 178 — S 50 (Cane della ScaU).
1(X)7. Qnella c* k in cor V amorosa radice
D 288 (Oneitö) — E 147 (id.) - ¥fl 187 (id.). —
H 27 (id.) — P 183 (id.) — S 39 (id.).
1008. Segnori ndite strano malificio
A 481 (Jacöpo da Loona).
1(X)9. Amante no, ma disamante dico
A 873 (Monte).
1010. Dante Alaghier, Cecco tno servo e amico
D 456 — P 169 (Cecoo Angiolieri) — S 48 (id.).
1011. 8' io potesse d' amico in terzo amico
D 481.
1012. L'amor che m'fe gaerrero ed k nemico
D 478.
1013. Sed i' avessi nn mio mortal nemico
D 389.
1014. r ragionai 1' altrier con an antico
A 975.
1000. Certo noia non so JB.
1007. Qaella'n cor a D, Poscia c'i in c. P, che in c. 5.
618 Giov. Batt Festa.
1015. Ogni mio intendimento mi ricide
D 416.
1016. Morte a te conyen chi' i' mi raffidi
D 333.
1017. Aasai son certo che somenta in lidi
D 290 (Onesto) — E 149 (id.) — E« 189 (id.) — P 136
(id.) — S 41 (id.).
1018. S'io doglio non k meraviglia
A xiv [Notar Giacomo] — B 113 (id.) — [H 70].
1019. Par voi dono che parme che piglio
G 154 (M. Taland da Firenze).
1020. Qnesto saria amico 11 mio consiglio
A 635 (Monte).
1021. Amor qaanto in saver piü m'asotiglio
A 878 (Monte).
1022. Bono sparver non prende sanza artiglio
A 637 (ChlÄro D.).
1023. 8' 10 non temessi la ragion de prima
D 311 (Onesto) — H 30 [dopo rime di Onegto]
1024. Per cotanto fermzzo Zeppa dimmi
D 436.
1025. Hia madre sl m'insegna medicina
D 395.
1026. Amistade d'inyidia k medicina
B 242 (Guittone).
1027. Lassar vo'Io trovar di Becchina
Q 128 (Cecco Angilieri).
1028. r ö si poco di grazia in Becchina
D 430.
1029. Amorosa donna fina
A 34 (Binaldo d' Aquino) - B 120 (id.). — [H 76].
1030. Non me ne maraviglio donna fina
A 359.
1031. La vostra lauda ch'6 inver me tanto fina
A 691 (Monte).
1032. Boccon in terrai \nk V nscio di pina
D 437.
1033. Ai dolze e gaia terra aretina
A 159 (Guittone) — B 9 (id.).
1034. Ai dolze e gaia terra fiorentina
A 224 (Ghiaro D.).
Bibliogr. d. piü antiche rime volg. ital. 619
1036. Ben ki memoria e scienza divina
A 690 (Chiarö D.).
1036. Qual 6 in poder d* amore e lo diatringe
A 543 (Monte).
1037. Similemente vole c' omo s' infingia
A 420 (Gnittono).
1038. Sovente il mio cor pingo
A 223 (Ghiaro).
1039. Sed i'avessi nn sacco di fiorinl
D 408 — 0 63 (Cecco) — Q 131 (id.).
1040. Salate manda lo tn' buon Martini
D 447.
1041. Vanne aonetto in ca' de' Lambertini
C 142.
1042. Lo nome a voi si face ser Pacino
A 793 [tenz. con Pacino Angialieri].
1043. Oi dolce mio marito Aldobrandino
A 846 (Bastico F.).
1044. Diamante ni smeraldo n6 zafino
B 409 (NöUr Giacomo).
1045. Di grazie far madonna mai non fino
A 571 (Cliiaro D.).
1046. Si m'k legato amor quanto piü fino
A 535 (Monte).
1047. Gentil natura porta V ermellino
D 360.
1048. Si se' condotto al verde, Ciampolino
C410.
1049. Da te parte il mie core, Ciampolino
D 397.
1050. Se tu se' pro e forte, Ciampolino
D 411.
1051. Hia madre m' i 'ngannat' e Ciampolino
D435.
1052. lo fece di me stesao an Ciampolino
D 397.
1053. Lo mio riposo invio a lo Camino
A 795 (Pacino di Ser Filippo AngiulieH).
1089. nn moggio Q.
620 Giov. Batt Fegta.
1054. Omo va per Camino
A 232 (Chiaro D.).
1056. C!ome lo giorno qnand' h dal maitiiio
A 85 (Prezivalle Dore) — D 289 (Semprebone da BolofDa).
1056. Saver che Bente an picciolo Tantino
G 139 (BonagiuDta Orbicoiaai).
1057. Qnand' i' soleva ndir che an fiorentino
D 388.
1058. Ai meve lasaa lo penBier m' k vinto
A 304.
1059. Spesso di gioia nasce ed inconinza
A 106 (Tomaso da Faenia) — C 65 (Simbaono indiea)
— D 161 (Tomaso da Faenza).
1060. Haledetto e distraito sia da Dio
D 336, 464. —
1061. Se non credesse dispiacere a Dio
B 300 (Gaittone).
1062. II come nk il perchfe ben lo sa Dio
D 414.
1063. Messer Berto Frescabaldi, Iddio
B 274 (Guittone).
1064. Qaant' io verso V amor piü m' amilio
A 840 (BoBtico F.).
1065. Per lo marito c'ö rio
A 87 (Gompagnetto da Prato).
1066. Lo mio aporto lo qnal 6 in diaio
A 603 (Giano).
1067. Un longo tempo so stato in diaio
A 613 (Monte).
1068. L' arma e lo core e lo meo disio
A 527 (Monte).
1069. AI cor m' h nato e prende nno disio
A 41 (Jaoopo d'Aqoino) — C 116 (Monaldo da Sofeoa)
— D 148 (id.) — E 15 (id.) — K65 (id.) — R93Cid.).
1070. Vergogno lasse ed ö me stesso ad ira
A 143 (Guittone) - B2 (Id.) — C6 (id.) — 121 (id.).
1071. Come '1 faniin che ne lo speglio mira
A 769 (Chiaro D.) — B 354 (id.) — b c. 47 (id.).
1069. A lo cor m'ö nato ono d. C, Dentro dal oor m*^ nato K
Bibliogr. d. piü antiofae rinne volg. ital. 621
1072. Donzella il cor sospira
A 269 (Baldo da Pasgignano).
1073. Qaanto ti place amor m'affanna e tira
B 351 (Mino del Pavesaio d' Arezto).
1074. Or che dirä over che fari dire
A 414 (Guittone) — B 371 (id.).
1075. Oii DOD poria coMa lingaa dire
A 868 (Monte).
1076. Sed 10 potessi con la lingua dire
0 94 (Gecco).
1077. Or parrä mala donna s'eo maledire
A 805 (Ubertino Giovanni del Bianco d'Arezzo).
1078. Quando il Zeppa entra in Banto OBa di dire
D 442.
1079. Ed eo mi parte lasse almen di dire
A 716 (Guittone) — B 174 (id.).
1080. Talente aggio di dire
A 235 (Chiaro D.).
1081. Tutto ch' i' mi lamenti nel mi' dire
A 957.
1082. Non vi dispiaccia donna mia d' aldire
B 429 (Dozzo Nori).
1083. El MuBcia si fa dicere e bandire
A 928 (RuBtico F.).
1084. Non saccio a che cominzi lo meo dire
A 358.
1085. Gioia gioiosa piü che non pö dire
B 186 (Guittone).
1086. Dogliomi lasso piü ch' io non so dire
D 227 (Maestro Rinuccino) — E232 (id.) — R 113 (id.).
1087. Vostro amoroso dire
A 193 (Bonagiunto).
1088. Signor senza pietanza ndit' 6 dire
B 349 (Pucciandone Martello).
1089. Quant' io piü dico piü ö talento dire
A 438 (Guittone) — B 192 (id.).
1074. Or ohi • . . cbi B.
1079. Dnnque eo B.
1069. Com' eo B.
622 Giov. Bau. Festa.
1090. Se doloroso a voler movo dire
B 103 (Bacciarone da Pisa).
1091. Fami semblanza di sl grande ardire
A 220 (Ghiaro D.).
1092. Ämante so c'jii bene folle ardire
A 871 (Monte).
1093. Quando veggio rinverdire
A 61 (Giovanni PugHesa).
1094. Villana donna non mi ti disdire
A 716 (Guittone) — B 206 (id.).
1095. De'vizi tutti frati e vertu dire
B 252 (Guittone).
1096. Noi Bemo in an cammino e dovfen gire
A 964.
1097. Anda che dioo chi vole arrichire
B 262 (Gnittone) — I 9 (id.).
1098. Movo di basso e voglio alto salire
F 63 (Bonagiunta).
1099. Picciol e vile om grande e car tenire
B 301 (Guittone).
1100. Segnore Dio come pote venire
A 607 (Monte).
1101. Madonna io tenio tanto a voi venire
A 573 (Ghiaio D.).
1102. Lontano amore mi manda sospire
A 58 (Giovanni Pnglieae).
1103. Come pote la gente soferire
A 815 (RoBtieo F.).
1104. Di fermo soferire
F 49 (Maatro Simone Rinieri di Firenae).
1105. Amore per Deo piü non poeso aofrire
A 312.
1106. Si come '1 cierro ehe toma a morire
A 356 (Ghiaro D.).
1107. L'nccel fenice qnando vene al morire
B 374 (M. Giovanni d'Araio).
1102. aoapiri «w.
Bibliogr. d. piü anttche rime volg. ital. 623
1108. lo non posso celare nk covrire
A 216 (Chiaro D.).
1109. La gran dogliensa non posso coyrire
R 117 [cd'aotore inoerto»].
1110. Salva sna reverensia come sire
C 177 (8er Face).
1111. La dilettanza o' ö del meo disire
D 159 (Noffo d' Oltrarno) — K 69 (id.) — E 101 (id.)
1112. 0 rota di valor dolze mio sire
A 216 (Chiaro D.).
1113. Oi iasso '1 mio patire
A 212 (Chiaro D.).
1114. Dne malvagie maniere di mentire
A 986.
1115. Membrando ciö che fatto m'k sentire
G 176 (Ricoo da Firense).
1116. SMo pato pena ed aggio gran martire
A 367.
1117. Chi pote dipartire
A 145 (Goittone) — B 20 (id.).
1118. Lasso lo mio partire
A 238 (Chiaro Davanzati).
1119. S'eo per cantar potesse convertire
C 66.
1120. Amor m'k dato in tal loco a senrire
A 249 (Chiaro D.).
1121. Se nnqna fn neun che di servire
A 936.
1122. Poi non mi val merz6 uh ben servire
A XV] [aetfala] — B 114 (Giaeomo da LeDüno) —
C 71 (Guido dalle Colonne) — E 19 — [H 71].
.1123. Con prego e con merzi e eon servire
A 426 (Gnittone).
1124. lo m' aggio posto in coro a Dio servire
A 400 (notaro Giaoomo).
1125. Lasciar vorria lo mondo e Dio servire
A 511 (La Oompinta Donzella di Firenze).
1126. Poi sono innamorato vo' servire
C 134.
1127. Dovnnqae eo vo o vegno o volgo o giro
A 822 (Baitico F.).
624 (>iov. Batt. FesU.
1128. Gentü mia donna com'piü gnardo e rimiro
Ä 617 (Monte).
1129. Non seppi mal che fosse alcnn Bospiro
Ä 542 (Monte).
1130. Si m' k legato amor qaanto piü tiro
Ä 537 (Monte).
1131. Per 8i gran samma ö pegnato le risa
Q 75 (Cecoo de Frate Anzilieri da SIena).
1132. Sonette mio anco lo divisi
Q 59 (Folgere).
1133. Qli vosir' occhi che m* knno divisi
F 65 (Bonaginnta).
1134. Si come *1 balenato foeo acciso
B 388 (Ser Polo Zoppo).
1135. Gaardando la fontana ii bnon Narciso
A 908.
1136. Amor m* k veramente in gioia miso
D 507 — R 125 [«antore incerto»].
1137. Amor lo foeo o' a lo cor m' k miso
D 319 (Noffo Bonagoide).
1138. Amor m' k priao
A 86 (Prezivalle Dore).
1139. Lo folle ardimento m'& conqniao
A 361.
1140. Madonna poi m' avete si conqaiao
A 342.
1141. Madonna qnando eo yoi non veggio in viao
A 823 (Bnstico F.).
1142. Da tatti i miei pensier mi son diviso
A 353 (Chiaro D.).
1143. Lo viso e aon dlTiso dallo yiso
B 376 (notar Giaoomo).
1144 Gnardando bella il vostro allegro viso
A 548 (Chiaro D.)
1145. Gingiale di qnaresima a V nscita
D445.
1146. Un danaio non che far coUardita
D 470 — Q 167 (Ceoco Angelieri).
1147. I^nna diveraa coaa cVh apparita
A 927 (RuBtico F.).
Bibliogr. d. pii\ antiche rime volg. ital. 625
1148. La desiderosa e dolze vita
A 256 (Chiaro D.).
1149. Dolente me son morto ed aggio Tita
A 536 (Monte).
1150. Becehina; amore. Che vaoi falso tradito?
D413.
1151. Di tatte oose mi seoto fornito
D 471 — Q 119 (Cecco Anzilieri).
1152. Avegna che d' amore aggia Bentito
A 945.
1153. io 80 per fermo qui non ä partito
A 879 (Monte).
1154. Qnando Y amore il sno senro partito
A 988.
1155. C!oii voBtro onore facciovi an invito
A 330 (r Abate di Tivoli).
1156. Un corzo di corzano m' k si trafitto
D454.
1157. Qioiosa gioi Bovr^ogni gioi gioiva
B 160 (Guittone).
1158. Oncia di oarne libra di malisia
D 409.
O.
1159. Con gran malinconia nempre i' sto
D 461.
1160. Sed i' avessi mille iingae in bocca
D 439.
1161. Sieto Yoi meeser Cino se ben y' adoocbio
D 296 (Onesto) — E 151 (id.) - E* 191 (id.) —
K 265 (id.) — M 29 (id.) — R 62 (id.).
1162 Non 6 da dir Giovanni a tal che nnoce
A 164 (Gnittone).
1163. Qnelfo conte e Pnociandone la voce
B 291 (Gnittone).
1164. Qioncella a fönte parpaglione a foco
B 216 (Gnittone).
1165. Tal k la fiamma e 1 foco
C 120 (Bonagiunto Urbicciaai) — D 152 (id.) —
K 296 (id.) — E 137 (id.)
Fonehoncm XZV. 40
626 Giov. Bau. Festa.
1166. Come V argento viyo fagge il foco
A 850 (Petri Horovelli).
1167. L'amore k la natura de lo foco
A 351, 595 (Chiaio D.).
1168. Dentro da la nieye eacie lo foco
A 431 (BonagionU).
1169. La Balamandra yito ne lo foco
A 562 (Chiaro D.).
1170. Nel core aggio nno foco
A 279 (Monte d' Andrea).
1171. D'nn amoroeo foco
C 23.
1172. Chi non ayesse mai yedoto foco
B 397 (NoUro Giacomo) — E 216 (id.) ~ E' 3 (id.)
— K 273 (id.) — R 77 (id.).
1173. E yo e yegno nh mi parte di loco
C 175 (Saladino).
1174. La yoglia c'ii non yien di aaggio loco
A 745 (Chiaro D.).
1175. Ben fa moetranza omo che yaglia poco
A 934 (Maglio).
1176. S' io Bon mootato in doglia
A 267.
1177. Amore k nascimento e fiore e foglia
A 643 (M« Rinaceino).
1178. Un noyello pensier ö al core e yoglia
A 67.
1179. Amor ayendo interamente yoglia
A 78 (Maneo di Rioo da Mesatna) — B 62 (id.) -
C 12 (Sauieri da Palermo) — [H 24].
1180. Lasso me triste ciascan*ora mi doglio
A 531 (Monte.)
1181. Amore io non mi doglio
' A 244 (Chiaro D.).
1182. Compiango mio lamento e di cor doglio
A 170.
1183. r m' & ende dar paee e debho e yoglio
D450.
1184. Madonna dire yi yoglio
A 1 (Giaeomo da Lentino) — B 55 (id.) - C 37 (id.).
BibliogT. d. piü antiche rime volg. ital. 627
1185. Mai miri eiascnn a cai bisogna
A 474 (Guittone) — B 221 (Id.).
1186. Si dilettosa gioia
B 91 (Pannuccio del Bagno) -- [H 51].
1187. ViBO m'ö non ch'eo mai potesae gioia
B 176 (Gaittone).
1188. TattMl dolor oh'io mai portai fa gioia
A 133 (Guittone) — B 38 (id.) — C 96 (id.) — [H 14]
-- I 12 (id.).
1189. La dolorosa noia
B 95 (Pannaccio del Bagoo) — [H 55].
1190. Da po' t' b in gradO; Becchina, ch' i' maoia
D 379.
1191. Ben saccio amor chi sanza V ale yola
A 880 (Monte).
1192. Perciö ehe '1 cor si dole
A 301 (Neri de' Visdomini).
1193. Amor poi che del mio mal non vi dole
A 824 (Ra8tico F.).
1194. Se il presgio c'omo ave per parole
A 524 (Ser Cione).
1195. Amor a' io parte il cor si parte e doole
A 488 (Maestro Torrigiano) — C 138 (Mastro Migliore
da Firenze).
1196. Una formana iscoppai da cascioli
A 89 (Osmano).
1197. Gompar che tatto tempo eaeer mi soll
F 147 (Lippo Pasci de'Bardi).
1198. Se CO lo voBtro val mio dire e solo
D 156 (OncBto) — K 266 (id.) — R 98 (id.).
1199. Sed i'credesse vivar an di solo
D 376.
1200. La Btremitä mi richer per figlinolo
D 374 — f c. 152.
1201. Becchina poi che in mi fosti tolta
D 434.
1202. Diragio per ca diragio qaesta volta
A 896 (Monte).
1203. Gomo c' amor mi meni tatta volta
A 983.
1195. Qaesta rima 6 attribnita a Guido Orlandi in DKB.
40*
Cl^ GioY. Bali. Festa.
1204. Lasso la yita mia dolente molto
D 401.
1205. Tristo e dolente e faticato molto
A 970.
1206. La pena che sentl Gato di Roma
A 984.
1207. Qaando egli apre la bocca della tomba
A 920 (Rustico F.).
1208. Del meo voler dir Tombra
A 99 — C 24 (Inghüfredi).
1209. A te chera domia di yalore al sommo
A 461 (Gaittone).
1210. Donna andite como
A 24 (lo re GioTanni).
1211. Ai me lasse perchi a figara d'omo
A 289 (Monte).
1212. Tristo la yita mia piü di nnlPomo
A 528 (Monte).
1213. A te Montnccio ed agii altri il cni nemo
A 766 (GuittoDe).
1214. Poi non son sa^o si che il presgio e il nemo
A 767 (Monte).
1215. Lo bon presio e lo nemo
C 108.
1216. Fior di beltä e d' ogni cosa bona
B 107 (Lotto di Ser Dato piiano) — [H 64].
1217. A lo fedel lo bon segnor perdona
A 612 (Monte).
1218. Messer Bertaccio a dritt* nom vi cagiona
A 849 (Raitico).
1219. Ya mio sonetto e sai con cni ragiona
A 566 (Ghiaro D.).
1220. L' om poria prima cerear tutt' il mondo
A 639 (Monte).
1221. S' io fosse foco ardera lo mondo
Q 76 (Cecco di Fr. AniUleri da Siena) — f c. 146 (id.)
1222. Sed i' fossi milP anni a qnesto mondo
D 334.
1223. Per nome Paolo molto per fa^one
D 356.
Bibliogr. d. piü antiohe rime Yolg. itftl. 629
1224. Ne la stia mi par esser col leone
A 860 (Bnstico F.).
1225. Si coine ogn' altro fera lo leone
B 420 (lo Bianco d! Bacarello).
1226. Certo amore io non so la cagione
A 872 (Monte).
1227. Cariflaimi miei qaal 6 cagione
B 2&3 (Guittone).
1228. Chi di me conosciente k a ragione
A 387 (Baldaocio di Arezio), 649 (Monte).
1229. Qnand' io mi vo' ridnrre a la ragione
A 962.
1230. Di fina ragione
A 46 (Jaoopo Mostacd) — G 22 (Bnggeri d' Amioi).
1231. Poi non vi piaee atar meco a ragione
A 659 (Sohiatta di M. Albiszo).
1232. ly nn' allegra ragione
A 276.
1233. Amor merz6; intendi bM'ö ragione
A 469 (Guittone d'A.) —B 127 (id.).
1234. S* 10 rido o canto o soUazzo a la stagione
A 521 (Ser Gione)
1235. Qnand*6 contrado il tempo e la stagione
A 211 (Chiaro D.).
1236. Ver b che stato son manta stagione
A 308 (Pannncoio del Bagno).
1237. Com'om che langamente sta 'n pregione
D 194 (Noflfo Bonaguide) - K 229 (id.) - R 108 id.).
1238. Certo vi dico non vo' far partigione
A 660 (Monte).
1239. Io sono 'nfermo in sa qnesta openione
D 467.
1240. Or k nel campo entrato tal campione
A 286 (Monte).
1241. Ai come matto h ben sanza qaistione
A 471 (Guittone) — B 213 (id.).
1242. Modo ci h anche d'altra condizione
A 419 (Guittone).
1243. Poi ch' io son tntto alla gindizione
A 796 (Pacino di Ser Filippo Angiolieri).
630 GioY. Batt. FeiU.
1244. Compiatamente mess' ö intenzione
A 115 (Ciolo de U Barba da Pisa).
1245. Maestro Pietro lo yostro aermone
D 357.
1246- 6ii lo meo dire amico Yoi non pone
A 652 (Monte).
1247. GonoBoiente ne son ben le pereone
A 648 (Schiana di M. Albiszo).
1248. AadiCö dire che mante peraone
A 794 [tenz. oon Paeino ADgiolieri].
1249. £o non sono Ariatotele nk Piatone
A 651 (SehiatU di M. Albizzo).
1250. A San GioTanni a Monte mia eanzone
A 285 (Chiaro D.) - B 85 (id.) — [H 46].
1251. Grazie e merei a yoi mi rendo donna
A 830 (RoaUco F.).
1252. Eo non son qaelli ehe chera perdono
A 618 (Monte).
1253. Lo dire el fatto tnito certo el sono
B 303 (Gnittone).
1254. Tre cose son per che moye catono
B 263 (Goittone).
1255. Cäö c^altr'onio a s6 noia e pena conta
A 96.
1256. Contessa i tanto bella e saggia e conta
A 915 (Jacopo da Leona).
1257 Prego il nome de la vostra fonta
G 3 (CaxamoDte da Bologna).
1258. Yorrei che mi facesse ciö che conte
A 492 (Maestro TorigiaBo).
1259. A te piaeente camarlingo conte
A 518 (Ser Cione).
1260. Fönte c'assenni il mar di senno fönte
A 509 (Maestro RinncciDo).
1261. Se li tormenti e dolor c'omo k conti
D 310 (Ooeato).
1262. LfO ben fare e*l serrire ^e inoontra
A 493.
1263. Giudice Gherardo an me che stroppo
B 298 (Goittone).
Bibliogr. d. piü antiohe rime Yolg, ital. 631
1264. A la Btagion che '1 mondo foglia e fiora
A 510 (La Compiata DonzelU di Firenze).
1265. Ck>m' forte forte era forte V ora
A 897 (Lambertaccio Frescobaldi).
1266. Ancor mi piace chi bdo padre inora
A 591 (Chiaro D.).
1267. iBpendiente Stella d' albore
A 62 (Giacömino Pngliese).
1268. Ben me pensaya core
A 321 (.C.)
1269. Ben aggia Tamoroso e dolce core
A 311.
1270. Si alta amanza k presa lo me' core
B 382 (Notar Giacomo).
1271. 0 bon Giesü ove core
B 11 (Guittone).
1272. Franchezza segnoria senno e ricore
A 475 (Guittone) — B 222 (id.).
1273. Un' allegrezza mi venne dal core
A 382.
1274. Amor 6 an diBio che ven dal core
Q 97 (Notar Jacopo da Lentino).
1275. Le dolorose pene che'l meo core
K 228 (Noffo Buonagiiidi) - R 107 (id.).
1276. Oramai lo meo core
C 45 (ßonagianta da Lucca).
1277. AmoroBO meo core
A 254 (Chiaro D.).
1278. In Yoi madonna misi lo mio core
A 210 (Chiaro D.).
1279. In tal pensiero 6 miso lo mio core
A 357 (Chiaro D.).
1280. I' aggio intCBO che Banza lo core
A 825 (RuBtico F.) — F 135 (id.).
1281. Li occhi Bon messaggi de lo core
B 398 (Graziolo da Firenze).
1282. Cosi gioioBO e gaio 6 lo mio core
A 555 (Chiaro D.).
1272. Franoh' era A,
632 Giov. Batt Festa.
1283. Amore onde vien Tacqua che lo core
A 818 (Bustioo F.).
1284. Lontan vi aon ma preaso y' 6 lo core
A 171 (Camino Ohiberti di Firenze) - C 80 (Amoroso
da Fireme).
1285. Voi che penate di saver lo core
A 444 (Guittone) - B 188, 428 (id.) — D 329.
1286. Se '1 meo namoramento e fino core
A 918 (Jacopo da Leoaa)
1287. Lo mio doglioso core
A 247 (Chiaro D.).
1288. Lo mio gioioso core
A 92 (Neri ViBdomini).
1289. Lo namorato core
A 253 (Chiaro D.).
1290. Non vo che temi tanto nel tuo core
A 572 (Chiaro D.).
1291. rmi diadico ch'i' non ö tno core
A 680, 753 (Chiaro D.).
1292. Non mi diadico yiilan parladore
A 717 (Guittone - B 207 (id.).
1293. Qaalanqae bona donna &e amadore
A 467 (Guittone) — B 142 (id.).
1294. Ora che la fredore
A 136 (Guittone) - B 42 (id.) — C 97 (id.) - K 12
(id.) — b c. 48.
1295. Si com *h ciascan omo enfingidore
A 469 (Guittone) -- B 144 (id.).
1296. Valer yorria a' io mai fai yalidore
A 246 (Chiaro D.).
1297. Lontanamenie, donna, aenridore
A 606 (Monte).
1298. lliri ch'eo dico chi h aerridore
A 466 (Guittone) — B 141 (id.).
1299. 0 in ginstisia d' oneati aplendore
B 249 (Guittone).
1300. Gome '1 sol aegnoreggia ogni aplendore
A 866 (Monte).
1)28&. dl biaamar lo core B 4S8.
199[^. ciaeonn qnaai eaf. B.
Bibliügr. d. plü antiche rime Yolg. iUl. 6ä8
1301. Sed 10 potesse adimostrarlo fore
A 870 (Monte).
1302. Amore k nascimento e foglia e fiore
A 506 (Maestro Rinnccino).
1303. Qaando appar V aalente fiore
A 119 (Bonagianto).
1304. Per fino amore lo fiore del fiore
A 495 (Bonaginnta).
1305. Chi giadica lo pome ne lo fiore
A 404, 679 [tenz. con Chiaro D.].
1306. DiBidero lo pome ne lo fiore
A 680 (Chiaro D.).
1307. Si come la pantera per alore
A 563 (Chiaro D.).
1308. Donna del vostro fin pregio e valore
F 20 — K 8 [«del libro del Brevio e del Bembo»].
1309. Chi arä in 86 valore
B 104 - [H 61].
1310. La donna ä'n sfe yirtate con yalore
B 412 (NoUr Giacomo).
1311. Diletto e caro amico non valore
B 273 (Gaittone).
1312. Aldendo dir 1' altero valore
B 328 (Natiiccio Cinqnino pisano).
1313. Amor m'agenza di tatto valore
G 164 (Ser Face).
1314. Pol le piace o' avanzi sao valore
A 29 (Rinaldo d' Aquino) - B 119 (id.) - C 47 (id.).
1315. Diletto caro, oi mio novo valore
A 479 (Guittone) — B 273 (id.).
1316. Oramai qnando fiore
C 46 (Binaldo d' Aquino).
1317. Castitate in Ince e ta bellore
B 241 (Gaittone).
1318. Gravosamente facie gran foUore
A 501 (Mastro Francesco).
1319. Ai che villano e che fellon foUore
A 472 (Guittone) — B 212 (id.).
1320. Gioia gioiosa a me noia e dolore
B 175 (Gaittone).
634 . GioY. Bfttt. Feite.
1321. 0 Yoi c'allegri gite e me dolore
A 526 (Bartolino Palmieri).
1322. Tant' 6 lo core meo pien di dolore
A 821 (Rnstico F.).
1323. Se 81 potease morir di dolore
D 448
1324. Tatto V affanno la pena e '1 dolore
A 251 (Ghiaro D.).
1325. Gome la tigrn nel suo gran dolore
A 564 (Ghiaro D.).
1326. Comane perta fa coman dolore
B 22 (Gaittone).
1327. Sed io vivo pensoBO ed ö dolore
A 968.
1328. Se ciaBcan altro passa il mio dolore
A 373.
1329. Com'io mi lamentai per Io dolore
A 951.
1330. Membrando eiö c'ainore
A 179 (Gaglieimo Beroardi) — B 63 (Giacomo da Lentino)
— C 38 (Pier d. Vigne) - [H 25) — R 76 (Giacono
da Lentino).
1331. Pietit di me per Dio vi prenda amore
A 461 (Guittone) — B 133 (id.).
1332. Gaarda cradel giadicio che fa amore
D 221 (Maestro Rinnccino).
1333. Non cura nave la rocca d' amore
A 790.
1334. Per an camin pensando gia d' amore
A 899 (Piero Aeino).
1335. Un oseletto che canta d' amore
Q 72 (Monaldo d' Aqnino).
1336. Vertäte e morte vino ira ed amore
C 159 (Federigo dali' Ambra).
1337. Egli t 8i poco di fede e d' amore
D 475 — 0 62 (Cieco [!]) — f c. 147.
1338. Citato sono alla corte d' amore
D 366 (Monaldo da Sofena) — F 97 (id. [a frate Uber-
tino]) — f c. 151.
1331. Pieta per Deo donna JB.
1332. Di Cino da Pistoia in NF,
Bibliogr. d. piü antiohe rime Yolg. iUl. 635
1339. Pol che' n eranza sento assai d' amore
F 201 [eG. D. do. cosi era nell' asempro»].
1340. QaaDti piü sono li doni d' amore
B 425 (Giovanni Marotolo).
1341. Imparo sempre condizioni d' amore
A 792 (Pacino dl Ber Filippo Aagiolieri) — A 378
(Gaittone).
1342. lo sento o sentirö mia qnel d' amore
D 386.
1343. £1 prego ch' io faciea al Dio d' amore
A 627 (Maestro Binuccino).
1344. S'f Don torni neirodio d' amore
D 378.
1345. Amore do ma contraro d* amore
N 66.
1346. Me place dir com* eo sento d' amore
A 406 (Guittone) - B 363 (id.).
1347. Mastro Bandin se mal dett' ö d' amore
B 296 (Guittone).
1348. £ saa natura e sno poder d' amore
A 408 (Guittone) - B 365 (id.).
1349. r Bi vorrei coai aver d' amore
A 993.
1350. S' i' mi ricordo ben i' fni d' amore
D 463.
1351. Gentil madonna la vertu d' amore
A 997 — D 61 (Lupo degli überti) — E 145 (id.
[ce Mino d'Arezzo diede la uota»]) — E 63 (Lapo o
Lupo degli überti) — 0 58 (id.).
1352. Quand' io penso alla vertb d' amore
D 520 — R 129 [«d' autore incerto»].
1353. Pol c' a voi piace amore
A 177 (Rinaldo d* Aquino) — C 50 (Re Federico) —
D 228 (Imperadore Federigo) - E 8 (id.) — M 35 (id.).
1354. Membrando ciö che amore
E 215 (Notar Giacomo da Lentino) - E* 2 (id.) — K
271 (id.).
1355. A voi gentiie amore
A 314.
1356. Ai Deo merz6, che fia di me amore
A 278 (Monte). — B 80 (id.) — [H 40].
636 Giov. Batt. Fettm.
1357. L'altrier dormendo a mi 86 yenne amore
Q 135 (Paolo Lanfranchi da Pistoia).
1358. Lo penBamento fa salire amore
A 641, 776 (Chiaro D.).
1359. Chi prima diese amore
A 218 (Chiaro D.).
1360. lo non sapea che cosa fosse amore
A 371.
1361. Otto comandamenti fate amore
A 949.
1362. Se vi stringesse qnanto dite amore
D 327 (Terino da Castelfiorentino).
1363. Giä langiamente amore
A 111 (Tiberto Oalliziani da Pisa) -^ B 60 (Baggeri
d'Amici) — G 28 (Giacomo da Lentino).
1364. Novellamente amore
A 125 (Bonagiunta) — C 43 (id.).
1365. Se non si mnove d' ogni parle amore
A 497 (Mastro Francesco).
1366. Ol dolze amore
A 280 (Monte).
1367. Qnalnnqne giorno non yedo il mi' amore
D 449.
1368. Madonna voi isgnardando senti* amore
C 84 (Pucciandone da Pisa).
1369. Imparo me per venire a V amore
A 791 (Chiaro D.) — B 377 (Guittone).
1370. Blasmomi de 1' amore
A 110 (Tiberto GalliKiani da Pisa) — B 72 (Rinaldo
d' Aquino) - C 64 (id.) - D 232 (id.) - [H 33].
1371. Gonosco il fratto e il fiore de V amore
A 681 [tenz. con Chiaro D.].
1372. Considerando ben ciö ch' h V amore
C 161 (Federigo dalP Ambra).
1373. Di Inngia parte adacemi T amore
A 256 (Chiaro D.).
1374. lo Yoglio Star sovra landar T amore
A 380 (Chiaro D.).
1375. r prendo 1' arme a difender V amore
A 904 (Monte).
Id65. Di Cino da Piatoia in Q.
Bibliogr. d. piü autiche rimc volg. ital. 337
1376. r 80 ben certo doloe mio amore
A 990.
1377. Deo che male aggia e mia fede e mio amore
A 432 (Gaittone) — B 179 (id.).
1378. La gioven donna cni appello amore
A 313.
1379. A te medesmo mi richiamo amore
D 350.
1380. Donna lo fino amore
A 94.
1381. 0 donne mie leale e bnono amore
B 266 (Gaittone).
1382. Anima mia enor del mi'corpo amore
D 381.
1383. 0 Vera vertu vero amore
B 5 (Guittone) — C 1 (id.).
1384. Messere lo noBtro amore
C 106 (Saladino).
1385. Messer Giovanni amico 'n vostro amore
B 271 (Gaittone).
1386. Donne per vostro amore
A 57 (GiAOomino Pagliese).
1387. Si m' ä conqniso amore
A 66.
1388. A tal ferezza m' k menato amore
C 122.
1389. Intera fede e perfetto amore
N 39 (Pariatino).
1390. Qnalnnqne m'adimanda per amore
A 350 (Chiaro D.).
1391. Oi tn lasse omo ched ami per amore
A 478 (Gaittone) — B 214, 433 (id.).
1392. lo potrei cosi star senz' amore
D 400.
1393. Cosi potrei viver senz' amore
D 474.
1394. In nno regno convenesi an segnore
A 731 (Chiaro).
1395. Terrino eo moro'e'I meo ver segnore
D 326 (Onesto).
1391. che ti dai per amore B 214.
638 Giov. Batt. Festn.
1396. Certo me par che far dea boD signore
B 384 (Notar Giacomo).
1397. Taa Bcritta intesi bene lo tinore
B 329 (Bacciarone di Bacone pisano).
1398. Qaalanqne k qnelli c' ama pregio ed ä onore
A 862 (Minotto di Naldo da Gelle).
1399. Chi disse del sao padre altro che onore
Q 198 (Cecco Angelieri).
1400. Sc il blasnio fosse onore
D 168 (Noffo d'Oltrarnö) — K 68 (id.) - B 100 (id.).
1401. Giadice de Gallara en vostro onore
B 290 (Gaittone).
1402. Ogn' omo c' ama de* amar lo sao onore
A 388 — B 411 (notar Giacomo).
1403. Disaventara 6 di me gaidatore
A 522 (Ser Cione).
1404. Che bono Dio sommo sia creatore
B 276 (Gaittone).
1405. Amor fa come il fino accellatore
C 16.
1406. 0 Bommo bene e di bon sommo atore
A 480 (Guittone) — B 254 (id.).
1407. Solamente vertu che debitore
B 255 (Gnittone).
1408. Madonna i'aggio udito sovent'ore
A 724 (Chiaro D.).
1409. De la romana chiesa il suo pastore
A 702 (Monte).
1410. Ragione messe ed amor lo fattore
B 275 (Gaittone).
1411. Pare che voglia dicer Taatore
B 215 (Gaittone).
1412. Per sofrenza si vince gran vittoria
B 383 (notar Giacomo).
1413. Taler eredete voi amor ch' i* derma
A 979.
1414. Tattor sMo veglio e dormo
A 141 (Gaittone) - B 35 (id.) — C 3 (id.) — [H 10]
- Q 37 (id.).
Bibliogr. d. piü antiche rime volg. ital. 639
1415. Madonna ch'en voi lo meo core soggiorna
A 916 (Jaeopo da Leona).
1416. Volete ndire in qnante ore del giorno
A 546 (Chiaro D.).
1417. A la domane al parer del giorno
Q 145 (Fdlgore).
1418. Similmente la nette come il giorno
A 826 (Ruetico F.).
1419. Maladetta sia V ora e il pnnto e il giorno
D 457.
1420. SpesBamente movomi lo giomo
A 902 (Monte).
1421. Amor fa nel mio cor fermo soggiorno
A 838 (RuBtico F.).
1422. £o non ti lodo e non ti adoro
Q 177 (Folgore).
1423. II giorno aveaae io mille marchi d*oro
A 926 (RuBtico F.).
1424. Alcana giente part'io mi dimoro
A 967.
1425. Non sperate, Ghibellini, soccorso
A 778 (Monte).
1426. Kon val savere a cni fortnna ä Bcorso
A 779 (Schiatta di M. Albizzo Pallaylllani).
1427. Fino amor mi eonforta
A 126 (Bonagiunta) — G 65 (id.).
1428. Ai dolorosa lasse per cni s' amorta
A 615 (Monte).
1429. D' amere gli ecchi son la prima perta
A 517 (Ser Gione).
1430. Voglia di dir giusta ragion m'aperta
A 148 (Guittone) — B 36 (id.) — [H 12].
1431. Gen adimanda magna scienza perta
A 886 (Chiaro D.).
1432. Novella gioia che perta
A 243 (Chiaro).
1433. Io vo Banza portare a chi mi perta
A 773 (Chiaro).
1434. Deperto e gioia nel mio core apporta
B 202 (Gaittone).
640 GioY. Batt. Feste.
1435. Pol BODO Btato oonvitato a corte
B 331 (Natiiccio Cinqaino pisano).
1436. Et onni yenerdi gran caccia e forte
Q 143 (Paolo Lanfranchi di Piitoia).
1437. Sl mi stringe forte
A 152 (Gnittone).
1438. Maravigliomi forte
A 231 (Ghiaro D.).
1439. Meo fero stato nato b si forte
B 330 (Geri Giannini pisano).
1440. Ancor potees' eo diBamar ai forte
A 433 (Guittone) — B 129 (id.).
1441. L'amore peceao forte
A 173 (Camino Ghiberti di Firenze).
1442. Monte ed amile piü di miUe Sporte
D 286 (Onesto) - P 136 (id.) — S 12 (id.).
1443. Amico ta fai mal che ti seonforti
A 977.
1444. Gioia nb ben nun h sanza conforto
A 123 (Bonaginnta) — C 55 (id.).
1445. La mia yita poi sanza conforto
A 204 (Chiaro D.).
1446. Lo Yostro dolze ed nmile conforto
A 827 (Rastico F.).
1447. Amico mio per Dio prendi conforto
A 938.
1448. Non g\k per gioia c'aia mi conforto
A 250 (Chiaro D.).
1449. Giamai non mi conforto
A 32 (Rinaldo d'A.).
1450. AI tempestoso mar lo buon conforto
A 774 (Ser Gione).
1451. Nel tempo ayverso om de' prender conforto
B405.
1452. lo combattei con amor ed öl morto
D 403.
1453. Qaale nocchier vnole essere a porto
A 890 (Monte).
1440. Deo che non poBso die. B,
Bibliogr. d. piii anticha rime Yolg. ital. 640»
1454. L' affanno e il gran dolor ch' io meco porto
A 813 (Rastico F.).
1466. II pessimo e crndel odio ch'io porto
D 440 — Q 202 (Cecco ÄD^olieri).
1466. Le dolorose pene che nel meo cor porto
D 193 (Noffo Bonaguide).
1457. Non giostizia cioö falsezsa e torto
B 236 (Guittone).
1458 Qaand' omo acqoista d' amor nnlla cosa
A 696 (Ghiaro D.).
1469. Per forza di piacer lontana cosa
A 118 (Gaccia da Siena).
1460. £ 8on servigi che ben degna cosa
A 749 (Chiaro D.).
1461. Si como giä dissl anche alcana cosa
B 269 (Gttittone).
1462. Alberigol de Lando alcana cosa
B 272 (Guittone).
1463. Madonna or provedete ad nna cosa
A 734 (Ghiaro D.).
1464. Tattor ch'eo dir6 gioi gioiva cosa
B 166 (Guittone).
1466. La mia ylta b piA dora ed angosciosa
A 398.
1466. Caanoscenza penosa ed angosciosa
C 20 (Inghilfredi).
1467. De la fera inferta ed angosciosa
B 97 (Lotto di Ser Dato) — [H 97].
1468. Magna medela a grave e perigliosa
B 98 (Pannncoio del Bagno) — [H 98].
1469. Sovra piagente mia gioia gioiosa
A 309 (Pannucoio del Bagno).
1470. Promis! dir, dir6 gioia gioiosa
A 703 (Guittone) — B 162 (id.).
1471. Gentile mia donna gioi sempre gioiosa
A 139 (Guittone) - B 40 (id.) - C 94 (id.) — [H 16]
— I 10 (id.),
1472. Ai como m' 6 crndel forte e noiosa
A 713 (Guittone) - B 172 (id.).
1470. Dett'ö de dir, B.
BomanlMh« Fonohnagoi ZXY. 40 a
640b Gioy. Batt Festa.
1473. Virgo benigna madre gloriosa
C 170 (Ser Paoe).
' 1474. La gran gioia disiosa
A 300.
1475. La namoranza disiosa
A 6 (Giacomo da Leotino) — B 111 (id.) •- [H 68]
1476. Giemma laziosa
A 261 (Giacco delP Angaillaia).
1477. Perch6 ogni gioia ch'6 rara 6 graziosa
A 911 [tenz. cou la Gompinta Donzalla].
1478. 0 benigna o dolcie o preziosa
B 256 (Guittone).
1479. Ai Deo che dolorosa
A 137 (Guittone) — B 31 (id.) - C 96 (id.) — E 48
(id.) - [H 6] — I 11 (id.) - P 145 (id.).
1480. La partenza che fo dolorosa
C 125 (Onesto), 127 — D 151 (id.).
1481. Gentile e saggia donzella amorosa
A 862.
1482. Radice e pomC; fontana amorosa
A 611 (MoBte).
1483. Donna amorosa
A 175 (Petri Morovelli di Firenze) — C 78.
1484. Fresca ciera ed amorosa
A 273.
1485. Nobile pnizelletta ed amorosa
A 960.
1486. Nobil palzella dolce ed amorosa
A 950.
1487. Poi ch'io partio amorosa
A 299.
1488. Ringrazo amore de 1' aventarosa
A 352 (Chiaro D.).
1489. Tu vizio, accidia; a cni ben fastidioso
B 232 (Guittone).
1490. E piacemi vedere religiöse
A 592 (Chiaro D.).
1491. 0 grave o fellonesco o periglioso
B 224 (Guittone).
Bibliogr. d. piü antiche rime yolg. ital. 640e
1492. Gaardando il basilisco velenoso
B 410 (Notar Giacomo) - E 217 (id.) — E* 4 (fd.) —
E 274 (id.) — Q 74 (Monaldo) - R 78 (Jacomo da
LeBtino).
1493. Tanto sono temente e vergognoso
A 364.
1494. Poi che si vergognoso
A 174 (Camino Ghibertl da Firenze) — C 81.
1495. Amico caro meo vetare dod obo
A 456 (Gaittona).
1496. Poi che si doloroso
A 130.
1497. Partir conviemmi lasso doloroso
A 550 (Chiaro D.).
1498. Oi laaso doloroso
A 93 (Neri de' Visdomini).
1499. D'amor distretto vivo doloroso
A 168 (Folco di Calavra).
1500. Distretto oore ed amoroso
A 25 (Oddo delle Golonne di Messina) — bc. 107 (id.)
1501. Vostro piagente viso ed amoroso
A 758 (Chiaro D.).
1502. Umile core e fino e amoroso
A 45 (Jacopo Mostacci) — C 9.
1503. Lo gran valore e lo pregio amoroso
A 83 (Mazzeo di Bicco da Messina) - G 34 (Rosso da
Hessina).
1504. Un disio amoroso
A 189 (Terino da Castel Fiorentino).
1505. Com' io forte amo voi viso amoroso
A 872.
1506. Deo com'fn dolce e ben avventnroso
B 286 (Guittone).
1507. Un giorno ben avventnroso
A 122 (BonagiuDta) — C 60.
1508. Vedete s* b pietoso
P 189 (Noffo d'Oltrarno) — K 70 (id.).
1509. E si mi place padre argomentoso
A 590 (Chiaro D.).
1510. Vizio di gola tu brutto e ontoso
B 231.
40a*
640d GioY. Batt Feste.
1511. Certo noo fate mal se siete mosaa
D 485.
1512. Di che 6 detto di tornare in possa
A 972.
1513. lo fo ben boto a Dio se Gbigo fosse
A 855 (Rustico F.).
1514. Amoroso voler m' k commosso
A 282 (Tomaso da Faenza) - B 83 (id.) - [H 43].
1515. Ai doloroBO lasse piü non posso
A 281 (Monte) — B 82 (id.) - D 240 (Montucei
Fiorentini).
1516. Cou sicnrtä po' cbio son vosso
F 66 (Bonagiunta).
1517. Ser Mino meo treppe mi d&i in costa
A 787 (Monaldo da Sofena).
1518. La cni sentenza da ragien si soosta
A 892 (Monte).
1519. Tsl mi tenge, lasse, a mala pesta
A 974.
1520. Vogliendo contentarlo di composte
k c. 68 (Rustico Barbnto).
1521. Lo nemo c' k per contradio si mostra
A 770 (Monte). "
1522. Bapresentando a conoscenza vostra
B 319 (Pannuccio del Bagno).
1523. Tante folieggiare aicuno c'om pote
A 658 (MoDte).
1524. Esser donzella di trovare detta
A 489 (Maestro Torrigiano).
1525. Qnando ser Pepo vede alenna petta
A 919 (Büstico F.).
1526. L' amorose eonforto e lo disdetto
A 275.
1527. La pena e' aggio cresce e no menova
A 688 (Pallamidesse BelliDdote).
1528. AI paragon delP ore si fa prova
A 525 (OrlaDduccio Orafo).
1529. La dolorosa Tita che si prova
A 689 (Monte).
Bibliogr. d. pift antiohe rime volg. itol. 64üe
1530. 0 voi detti segoori ditemi dove
A 473 (Guittone) - B 219 (id.) - C 8 (id.).
1531« Similemente canoscenza moye
B (Dotto Reali.)
1532. Uno piacere dal core si moye
A 343.
1533. Se la ritonda tavola rinove
N 7t
1534. La spietata che m' k ginnto al giaoYi
D 313 (Onesto) — F 98 (id.) - K 263 (id.) - Q 107
(id.).
1535 Per gran soverchio di dolor mi movo
D 58 (Francesco Ismera) — K 105 (id.) - R 80 (id.).
1536. In nn gioioso stato mi ritrovo
D 141 (Noffo d'Oltranio) — K 71 (id.) - R 86 (id.).
1537. S'on si trov6 giamai in yita povra
A 971.
1538. La mia donna che di tntte altre 6 sovra
A 158 (Guittone) - B 37 (id.) - [fl 13].
1539. Amor s' ä il meo voler miso di sovra
A 307 (Pannuccio del Bagno).
1540. Pallamidesse amico ogni vertu
A 593 (Chiaro D.).
1541. Dolorosa doglienza in dir m' addace
B 96 (Pannuccio del Bagno) - [H 56].
1542. Pson si magro che quasi tralnco
D 420 — 0 61 (Cecco).
1543. Per Dio^ Min Zeppa, or son ginnte le tue
D 479.
1544. Ben e'veggio che cbi te rabuffa
B 299 (Guittone).
1545. Mie madre mi disse V altrier parol' nna
D 480.
1546. Li contrariosi tempi de fortnna
A 234 (Chiaro D.).
1&37. La gioia mia B,
640f Giov. Bau. Feste.
1547. El martidl li d6 nn novo mundo
Q 140 (Folgere).
1548. In prima or m'6 novelta Bonaginnta
C 141.
1549. Fera scienza al vostro coro 6 gionta
A 889 (Lambertacoio Freacobaldi).
1550. Tu mi prendeati donna in tale panto
C 128.
1551. Ai sir Iddeo com' forte fu lo pnnto
B 413 (Filippo de MesslDa).
1552. Qik langiamente sono stato pnnto
B 204 (Guittone).
1553. Mattender ched i'faccio con panra
A 992.
1554. 0 voi che ve n' andaste per panra
A 851 (Rustico F.).
1555. Donna di voi si rancnra
A 303 (Monte).
1556. Fero dolore et cmdel pena dnra
B 137 (Guittone).
1557. Fera cagione e dnra
B 88 (Lemmo Orlandi) — [H 48].
1558. Angelica fignra
C 119.
1559. Si come ciascnn om pö saa fignra
A 768 (Monte) — B 353 (id.).
1560. Verace k il ditto che chi k misnra
B 333.
1561. In ogni cosa vnol senno e misnra
A 600 (Chiaro D.) — B 417 (Guittone).
1562. Greve cosa m' avene oltre misnra
A 184 (Bjondie Dietaiuti).
1563. Similemente gente criatnra
B 350 (Pucciandone Martello).
1564. Vertu mostrare per dritta natura
G 160 (Ser Face).
1565. Lasso sovente sente che natnra
B 316 (Pannuccio de! Bagno).
Bibliogr. d. piü uitioha rime voig. itaL 640g
1566. Si oome '1 parpaglion o'i tal natura
B 396 (nötar Glaoomo).
1567. De la fenice impreBO aggio natura
A 558 (Chiaro D.).
1568. Cosi ti doni Dio mala yentnra
A 719 (Gaittone) — B 209 (id.).
1569. Qaal omo k sn la rota per yentnra
B 403 (Bonagianta) — £ 213 (id.) — E^ 36 (id.) —
P 64 (id.) — K 240 (id.) — E 74 (id.).
1570. Chero con dirittnra
A 153 (Guittone) — B 27 (id.) — [H 3] — 1 14 (id.)
157>. Dicendo i' vero altmi fallar non oaro
A
1572. Ogn'altra carne m'6 in odio venuta
D 425.
1573. Madonna il yoatro amor d' nna femta
A 498 (Mastro Franoesoo).
1574. 0 d'onni bono bon bona yertnte
B 237 (GnittoDe).
1575. Aniore m' k si yinto e ricrednto
A 799 (Pacino di Filippo).
1576. Cotale gioco mai non fn yednto
A 329 (Notaro Giacomo) — D 345.
1577 In fede niia che in amore h grande ainto
A 436 (Gaittone) — B 196 (id.).
1578. lo y' aggio inteso poi che y* 6 piaciuto
A 800 (Pacino di Ser Filippo Angiulieri).
1579. E' m' h st malamente rincrescinto
D 391.
1580. En yoi aniore lo nome k fallato
B 393 (Tommaso da Faenza).
1581. Deo bona donna ch'ö diyennto
A 147 (Guittone) — B 28 (id.) — I 15 (id.).
1582. Dayante a yoi, madonna, son yenato
fi 400 (Onesto).
1583 Madonna io son yenato
A 268.
J
6401i GioY. Bfttt. Faita.
1584. Amore amaro a morte m' ki feruto
B 356 (Meo Abbraooiavacca dl Piatoia) ~ b c. 47 (id.).
1585. Si tosto con da yoi bella partuto
A 834 (Rastioo F.).
1586. Figliaol di Dio qnanto bene avre' avnto
D 427.
1587. Amor m' k proBO ed incarnato tutto
A 457 (Guittone) — B 126 (id.).
1588. De, gnata Ciampol ben questa vecchiazza
D 339.
1589. r 8on veunto di schiatta di strazzo
D 469.
1685. Am. a morte oredo m'4i f. b.
Appendice.
98 bis. Se Talta diBolezione di voi mi chiama
A 200 (Chiaro D.).
255 bis. Quella cmdel stagion che a gindicare
Q 88 (Onesto da Bologna).
383 bis. Gentil doDzella de bou pregio omata
fr. B. c. 100 (Mo. Rinueoino).
1162. Si trova anche nella prima parte
di B fra le lettere di Guittone.
1362. St trova anche in fr. B. c. 111.
1530 bis. Pariare scnro dimandando dove
B (Meo Abbracciayaoca).
Indice dei Manoscritti/*^
A = Vatic. 3793*),
[Grion 6. Bomanische Studien I, 61 B8. — Gaix N. Le origini
deUa lingua paetica italiana (Firenza 1880) — D'AnconaA. e
Gomparetti D. Le aniiehe rime volgari eecondo la leeione del
Cod. Vau 3793. — Casi Di T. Birne dei poeti bohgneai — Edizione
diplomatioa a cura della Sodetä Filologica Bomana 1902—07].
B = Laarenz.-Red. IX^ 63.
[Gaix N. o,c, — Gasini T. o.e.— Id. Testi inediti di antiche
rime volgari (Bologna 1883) — Id. 22 CanzotUere Laurengiano
Bediano 9 (Bologna 1900)].
G = PaIatino 418.
[PalermoF. I codd. PalaHni ddlaB. Nat.di Fireme ^Gentile
I eodd. Palatini (Roma 1885) — GaixN. o. c. — Gasini T. o.c,
— Edizione integrale di Bartoli A. e Gasini T. [estr. dal
Propugnatore XIV, XVH, XVIII e N. S. I].
D = Chigiano L. YHI. 306.
[Bartsch K. Jahrbuch /. rom. u. engl. Spr,,. XI 172 8s. —
Edizione integrale di E. Monaci ed E. Molteni in Propugna-
tore X— XI].
£ = Laurenz, pl. XC inf. 37.
[Bandini Catal. Codd. mss.Bibl ilfed.-£aiir., V 435 — Massöra
A. Oenesi deUa raccoUa Bartoliniana in Zeitschrift f. Born, Ihü.
XXVI 1 SB.].
& = Palat. 204.
[Gentile o.e.].
£• = Parig. it. 554.
E* = Vaticano 3213.
(*) Naturalmente qnesto indice contiene soltanto le sigle dei codd. che
rientrano nella parte del layoro qui pnbblicata. Non saranno del tutto inntili,
crediamo, alcune indicazioni bibliografiche.
*) Indichiamo con cifre romane le poesie, che mancano in questo cod.
mutilo nelle prima carte, ma di cd ci yiene attestata l'esistenza dalP indice del
cod. stesso (y. Pediz. della Soc. Filol. Bom. fasc. I).
640k Giov. Batt. Festa.
F = Vatioano 3214
[ManzoDi L. in Bivüta dt Filol Born. I las. — Palaei M.
Birne antiche italiane secondo la Uzitme dd Cod. VaL 3214 e da
Cod. Caaan. d. v. 5 (Bologna 1895).]
G== Codice Bologna
[Ca ein i T. in Giom. St. d. LeU. it. U 335 aa.]
[H] = Libro Reale
[Monaoi £. in Zeüschriß f. Born. Fhil. I 378 sa.]
1 = Eiccard. 2533.
[Casini T. in Oiom. 8t. d. Lm. U. lU 164 aa.]
K = Riccard. 2846.
[Casini T. in Qiom. St. d. Lett, ü. lU 172 as.]
L = Riccard. 1118.
[Gaaini T. in Qiom. St. d. LeU. it. HI 187 aa.]
E = Magliab. VH, 7, 1208.
[Caaini T. in Giorn, St. d. LeU. it. IV 116 88.]
N = Magliab. VH, 10, 1060 (gii Sixozz. 63).
[Casini T. in Giom. St. d. LeU. it. IV 11988.]
0 = Capitolare di Verona 445.
[Casini T. in Giom. St. d. LeU. B. IV 122 -^ Morpnrgo&
Birne inedite di G. Quirini ed Ä. da Tempo in AreMv, st. per
Trieete V Istria e il Trentino I fasc. 2 — Maaaera A. J^taie ä
Cecco Angiolieri (Zanichelli 1906) p. XXXII n. 1.]
P = Caaanat. d. v. 5 (ora n» 433).
[Pelaez M. Birne antiche italiane socondo la lexione del cod.
Vat. 3214 e del cod. Casanat. d. v. 5 (Bologna 1895).]
Q = Barber. XLV 47 (ora Vatic.-Barber.-lat. 3953).
[Edizione diplomatica a cnra di 6. Lega, Bologna 1905.]
B = Bologn. UniverBit. 2448.
[Barbi H. Siudi di Mes. e teeti inediti — Ma88era A. Geneti
della raccolta Bartoliniana in Zeitschrift /. Born. Phil. XXVI 1 »]
8 = Bulogn. Universit. 1289.
[Lamma £. in Giom. St. d. Lett. it. XX 151 — Frati L. tM.
XXIV 300 — Bertoni G. in Zeitschrift /. Born. Phü. 1906, IV.]
T= Vatioano 4823 (*)
[Comparetti-D' Ancona Antiche rime ecc. (pre/oirtofi«, oye n
riporta anche una nota di £. Monaci).]
a = Bologn. Universit. 2618.
b = Parmen8e 1081 (cod. Vitali).
[Giom. St. d. Lett ü. XII 77 88.]
(*) Nel no8tro layoro, perö, non citiamo mai la aigla di queato cod. il
quäle, nella parte che ei intere88a, ö una copia fedele dell' altro cod. Vat. 3793 (A).
Indiee dei ManoBorittL
6401
c^Magliab. Vn 1040.
[Giern. St. d. Leu. it. II 889.]
e»Panciat. 24.
[Morpurgo I eodd, PanciaticMani.]
f=Biooard. 1103.
[Morpnrgo o, c]
i = Riccard. 1094.
[Id. ibid.]
k = Vatic.-Urbin. 697.
1 SB cod. 43 Comnnale di Peragia.
[Mazsatinti Ihv4ntario ecc. Y. 88 bs.]
m = cod. 10 Bibl. di Udine.
p=Laareiiz. XL 49.
[Bandini o.e.]
fr. Bard = Frammento Bardera.
[Lamma £• in Bivista critica d. Lett. it. II 124.]
Indice dei poeti.(*)
Abate (l*) di NapoH 761.
Abate (!') di Tivoli 649, 775, 1156.
Alberto da Ma88adiHaremma856.
Albertttcoio della Viola 289.
Amorozzo da Firenze 1284.
Arrigo Baldonasco 203, 606.
Arrigo Divitis 776.
Arrigo (Don) 195.
Arrigo Testa da Lentino 776.
Bac Ciarone da Pisa 376, 746, 955,
1090, 1897.
Baldo da PaBsignano 1072.
Baldo Fiorentini 547.
Baldnccio di Arezzo 1228.
Bandino (Maestro) 863.
Bartolino Palmieri 1821.
Bartolo Leffi di Firenze 602.
Bartolomeo notaio di Lncca 862.
Bartolomeo da S. Angelo 417.
Bartolomeo Mocari da Siena 954.
Bello (Ser) 15.
Beroardo (Ser) notaio 42.
Betto Mettifuooo da Pisa 69.
Bianco (lo) di Baoarello 1225.
Bindueoio da Firenze 991.
Bonagiunta Monaco della Badia
di Firenze 237, 439.
Bonagiunta Urbicciani 89, 44,
189, 146, 208, 215, 275, 298, 342, [343]
481,544, 580. 671, 683, 727,755,785,
800, 808, 810, 881, 888, 968, 1056,
1087, 1098, 1133, 1165, 1168, 1276,
1808, 1804, 1364, 1427, 1444, 1507,
1516, 1569.
BondieDietaiuti 154,226,832,548,
557, 657, 1562.
BonodicQ notaio 857, 883.
Brunetto Latini 652.
C. 141, 288, 1268.
Gaccia da Castello 111.
Caccia da Siena 1459.
Cacciamonte da Bologna 996, 1257.
(*) I numeri seguiti da bis si riferisoono alla breye Appendice
640m
Giov. Batt Feata.
Cane della Soala 1006.
Camino Ghiberti 830, 1284, 1441,
1494.
Gecco Angiolieri 28, 77, 159, .188,
191, 258, 378, 457, 459, 460, 461,
463, 466, 528, 667, 684, 768, 847,
928, 963, 1010, 1027, 1089, 1076, 1131,
1146, 1151, 1221, 1387, 1399, 1455.
Gene della Ghitarra 4, 51, 58, 61,
79, 93, 151, 179, 877, 528, 786, 946.
GhiaroDavanzati 2, 29, 35, 50,70,
71, 78, 74, 75, 76, 78, 82, 98 bis 105, 123,
127, 128, 129, 130, 183, 145, 158, 166,
168, 180, 184, 187, 206, 207, 217,
229, 230, 284, 236, 244, 263, 271,
290, 300, 301, 310, 320, 324. 344, 351,
360. 361, 364, 371. 880, 390, 395,
398, 411, 412. 435, 450, 467. 469,
527, 536, 560. 562, 564, 566. 573,
583, 592, 611, 612, 619, 631, 634,
644, 650, 660, 663, 689, 698, 701,
706, 708, 722, 726, 736, 739, 751,
752, 753, 767, 778, 781, 814, 830,
833, 834, 842, 843, 848, 854, 873,
895, 900, 918, 931, 941, 944, 945,
949, 950, 958, 977, 984, 995, 1022,
1084, 1035, 1038, 1045, 1054, 1071,
1080, 1091, 1101, 1106, 1108, 1112,
1113, 1118, 1120, 1142, 1144. 1148,
1167, 1169, 1174, 1181, 1219, 1235,
1250. 1266, 1277, 1278, 1279, 1282,
1287, 1289,1290, 1291,1296, [1305] 1806.
1307, 1824, 1325, 1358, 1359, 1369,
[1371], 1373, 1374, 1890, 1894, 1408,
1416, 1481, 1482, 1433, 1438, 1445,
1448, 1458, 1460, 1463, 1488, 1490,
1497, 1501,1509,1540.1546, 1561,1567.
Ciacco delPAnguillaia 1476.
Ciolo de la Barba di Pisa 1244.
Gione (Ser) 114, 181, 211, 288, 420,
624, 659, 661, 669, 676, 908, 921,
1194, 1234, 1259. 1408, 1429, 1450.
Giucio 823, 882.
Gompagnetto da Prato 287, 1065.
GompiutaDonzella(La) [381] 742,
1125, 1264, [1477].
Gonte di Santa Flora 451.
Dello da Signa 674, 756.
DottoBealidaLncca 675, 887,1531
Dozzo Nori 1082.
Enzo (Re) 242, 561, 680.
Fabrnccio Lambertacoi 688.
Fabruzzo de Perosa 638.
Federigo dall' Ambra 85,144,147,
148. 505, 518, 1386, 1872.
Federigo Gualterotti 81.
Federigo Imperadore 204, 1358.
Federigo (Be) 72, 582, 1353.
Filippo da Messina 1551.
Filippo Giraldi 809.
Finfo del Buono Guido Neri di
Firenze 550.
Folcacchieri da Siena 893.
Folco di Galabria 1499.
Folgere da S. Gemignano 1, 16,
52, 59, 60, 80, 95. 103, 108, 119, 150,
178, 186, 388,583,542, 596, 693,777,
801, 918, 947, 959, 1182, 1417, 1422,
1547.
Francesco (Maestro) 78, 90, 404.
556, 581, 648, 711, 1318, 1865, 1573.
Francesco da Gamerino 672.
Francesco Ismera 1535.
Fredi da Lucca 227.
Galletto da Pisa 196, 368.
Geri Giannini di Pisa 510, 1439.
Giacomino Pugliese 220, 615, 696,
894, 1267, 1386.
Giacomo notaio da Lentino 36,
81, 83, 102, 124, 142, 219, 258, 319.
382, 349. 370. 872, 462, 589, 590,
613, 637, 646, 647, 651, 692, 782.
784, 776, 791, 850, 989. 1018, 1044,
1122, 1124, 1148, 1172, 1184, 1270,
1274, 1310, 1330, 1354 (v. ErnUal
1863, 1396, 1402, 1412, 1475, 1492,
1566, 1576.
Giano 55, 1066.
Gioyanni d'Arezzo 874, 1107.
Giovanni Marotolo 205, 628, 668,
1840.
GioyannidairOrtod'Arezzo517,
[v. anche Giovanni d'Areszo].
Giovanni Pagliese 1098, 1102.
Giovanni (lo re) 1210.
Gonnella (Messer) 594, 868, 879.
Indice dei poeti.
640n
Graxiolo da Firenze 1281.
Guelfo Taviani 254.
Gaglielmo Beroardi 285, 1380.
Guglielmotto di Otranto 884.
[Guido Guinicelli] 242.
Guido delleColonne 143,183,863,
449, 769, 1122.
Guido Noyallo (Conte) 575.
Guittooe d'Arezzo 20, 26, 82, 88,
84, 87, 88, 41, 48, 46, 48, 49, 57. 62,
67, 84, 87, 88, 96, 109, 110. 126. 182.
138, 152, 164, 165, 185, 189, 190, 192,
193. 201, 218, 224, 251, 257. 259, 262,
264, 267. 270, 282, 286, 803, 306, 308,
311, 818, 326, 829, 384, 387,347,350.
363, 859, 879, 383,385, 892, 393, 394,
399,401, 406, 407, 408, 421,426,427,
480, 431,432. 443,444, 445, 447,464,
471, 472,478, 474.475,479, 495,496,
499, 500,504.508, 513, 524, 580,541,
548, 558, 559, 561, 570, 576, 578, 579,
595, 600, 608, 610, 616, 618, 620, 623,
625,630,632. 635. 640, 641, 655,665,
678. 678, 690. 691. 707, 712, 715, 717,
718, 719, 729, 749, 759, 760, 762, 764,
766, 792, 794, 812, 819,820.822, 824,
825,828,839, 841. 844. 846, 859, 860,
864, 865, 871, 886, 908, 924, 938, 948,
960, 965, 966, 974, 981. 982, 983. 987,
988, 990, 992, 994, 1000, 1026, 1033,
1087, 1061. 1063, 1070, 1074, 1079.
1085, 1089, 1094, 1095, 1097, 1099,
1117, 1123. 1157, 1162, {v.App.) 1168,
1164,1185. 1187,1188,1209. 1213,1227,
1238, 1241, 1242, 1258, 1254. 1268,
1271, 1272, 1285, 1292, 1293. 1294,
1295, 1298. 1299, 1311, 1315, 1817,
1319, 1320, 1826, 1331, 1841, 1346,
1347, 1848, 1369, 1877, 1381. 1383,
1885, 1891, 1401, 1404, 1406, 1407.
1410, 1411, 1414, 1430. 1434, 1437,
1440, 1457, 1461, 1462, 1464. 1470,
1471, 1472, 1478, 1479, 1489, 1491,
1495, 1506, 1530, 1538. 1544, 1552, 1556,
1561, 1568, 1570. 1574, 1577, 1581, 1587.
Jaoopo d' Aqnino 1069.
Jacopo da Leona 23, 104, 695, 772,
1008. 1256, 1286. 1415.
Jacopo Mostacci 182,327,732.758.
881, 853, 1280, 1502.
Incontrino Fabrucci di Firenze
577.
Inghilfredi 588, 622, 705, 915. 1208,
1466.
Lambertnccio Frescobaldi 3, 802,
348. 901. 1265, 1549.
Lapo del Rosso 171.
[Lapo Gianni] 77.
Lapo (o Lupo) degli Uberti 656.
1851.
Lapuccio Belfradelli 241.
Lemmo Orlandi 555, 1557.
Leonardo del Guallaoco 869.
Lippo Pasci de'Bardi 1197.
Lotto di Ser Dato pisano 1216,
1467.
Maglio 795, 1175,
Masarello da Todi 281, 837.
Mazzeo di Ricco da Messina 183,
208, 231, 488, 458, 699, 1179, 1508.
Meo Abbracoiayacca 24, 184, 728,
740, 813, 877, IbdObis, 1584.
Migliore degli Abati 54, 1195.
Mino da Golle 545, 723, 1398.
Mino del Payesaio 636, 1073.
Minotto di Naldo da Golle y.
Mino da Golle.
Monaco da Siena 954.
Monaldo d'Aqnino 1335.
Monaldo da Sofena 423, 501, 604,
613, 807, 856, 1069, 1338, 1492?,
1517.
Monte d' Andrea 5, 9, 13, 27, 80,45,
65, 66, 92, 97, 106. 185, 136. 140, 156,
163, 172. 177, 243, 247, 249, 260, 268.
269, 280, 333, 840,845,846,354, 855.
366. 415, 488, 448. 483, 488, 498, 520,
534, 540, 554, 572, 608, 621, 627, 679,
686, 714, 741. 750. 773. 789, 808, 804,
805, 855, 878, 880, 891, 896, 902, 919,
920, 929, 986, 964, 979, 998, 999, 1009,
1020, 1021, 1031, 1036, 1046, 1067,
1068, 1075, 1092, 1100, 1128, 1129,
1130, 1149, 1158, 1170, 1180, 1191,
1202, 1211, 1212, 1214, 1217, 1220,
1226, 1228, 1238, 1240, 1246, 1252,
640o
QioY. Bau. Fest«.
1297, 1300, 1801, 1356, 1866, 1375,
1409, 1420, 1425, 1428, 1453, 1482,
1515, 1518, 1521, 1523, 1529, 1555, 1569.
Musa da Siena 174.
Naochio di Pacohio 549.
Nascimbene da Bologna 242.
Natuccio Cinqaino 784, 1312,1435.
Neri del PaveBaio 636.
Neri Poponi 1001.
Neri Visdomini 283, 424, 899, 1192,
1288, 1498.
Nocco di Genni di Frediano da
Pisa 209.
Nof fo Bonaguida 181, 200, 322?, 482,
580, 645, 952, 1137, 1237, 1275, 1456.
Noffo d'Oltrarno 1111, 1400. 1508,
1586.
Nuccio Fiorentino 604.
Nucoio Sanese 116.
OddodelleGolonne 386(y.^rato),
1500.
Oneato da Bologna 2555m. 358,
365, 891, 494, 598, 907, 937, 1004.
1007, 1017, 1028, 1161, 1198, 1261,
1395, 1442, 1480, 1584, 1582.
Orlandino o Orlanducoio orafo
872, 1528.
Osmano 1196.
Pace (Ser) 7, 12, 198, 232, 274, 305,
809, 312, 367, 720, 725, 731, 888,
1110, 1313, 1473, 1564.
Pacino di Ser Filippo 169,320, 838,
416, 582, 609, 629, 747, 757, 876,
[1042], 1053, 1243, [1248], 1341, 1575,
1578.
PallamidesBe 36, 425, 885, 1527.
Pannuooio del Bagno 248, 250,
511, 546, 553, 591, 709, 785, 754,
788,898,980, 1186, 1189, 1286, 1468,
1469, 1522, 1539, 1541, 1565.
Paolo Lanfranchi da Pistoia 1357,
1436 (?).
Paolo Zoppo diBologna(*) 396,
405, 787. 788, 911, 985, 1134.
Pariatino 1889.
Picciolo da Bologna 997.
Pier delle Vigne 221, 222, 255, 28i,
589, 615, 664, 732, 817, 1330.
Piero Asino 1334.
Pietro Morovelli 917, 1166, 1483.
Prezivalle Dore 1055, 1138.
Pucciandone da Pisa 213, 704,
1088, 1368, 1563.
Puccio Belondi 787.
Banieri de'Samaritani 187, 489,
1179?.
Ranieri da Palermo 1179.
Biccnccio di Firenza 289, 60i
1115?.
Rinaldo d'Aquino 125, 142, 825,
551, 653, (687 n.), 688, 850, 1029, 1314,
1358, 1370, 1449.
Rinuccino (Maestro) 19, 53, 902,
821, 388 bis, 403, 419, 568, 721, 730,
869, 976, 978, 1086, 1177, 12G0, 1302,
1332, 1343.
RosBO da MeBsina 1503.
Rnggeri d*Amici 124,142, 176,481,
1280, 1363.
Rnggero da Palermo 72, 814?.
BuBtico Filippi 86, 68, 113, 117,
122, 157, 160, 212, 216, 228, 266,
296, 378, 382, 387,400, 484,486,492,
512, 581, 585, 587, 568, 569, 670, 763.
774, 790, 802, 816, 892, 926, 971,
1043, 1064, 1083, 1103, 1127, 1141,
1147, 1193, 1207, 1218, 1224,1251, 1280,
1283, 1822, 1418, 1421, 1423, 1446,
1454. 1513, 1520, 1525, 1554, 1585.
Saladino 614, 1173, 1384,
Schiatta di M. Albizso 170, 261,
307, 885, 434, 487, 1231, 1247, 1249,
1426.
Semprebene da Bologna 242,1065.
Si. Gui. da PiBtoia 509, 866.
Simone Binieri (Maatro) di
Firense 1104.
Siribuono giudiea 745, 1059.
(*) Le yarie denominazioni di Polo da Gaetello, Paolo Zoppo da
Bologna, Polo di Lombardia designano — ö Bnpeifltto ripeterlo — noa
medesima persona ; cfr.Monaci Crest, n. 69.
Indioa de! poetL
64()P
Stefano di Pronto da Messina
284, 589, 976.
Taiano (Messer) da Firenze 1019.
Terino da GastelFioreiitiDo265,
86S, 718, 1862, («. App.) 1504.
Terramagnino pisano 942, [948].
Tiberto Galliziani da Pisa 1368,
1870.
Tommaso di Sasso da Hessina
818, 910.
Tommaso da Faensa 107, 506, 516,
745, 779, 1059, 1514, 1580.
Torrigiano (Maestro) 6, 94, 410,
514, 1195, 1258, 1524.
Ubertino Frate 98, 199, [1888].
Ubertino di Goyanni del Bianco
d'Arezzo 14, 40, 167,476?, 477,
529, 716, 890, 1077.
UgodiMassada Sie na 440, 451, 874.
Ugollno Bazuola di Komagna
521, 1003.
Nota.
Approfittando della cortese ospitalitit del prof. VollmöUer, abbismo volato
offrire ai lettori delle Romanische Forsohnngen qnesto saggio di biblio-
grafia delle nostre rime Yolgari, stralciandolo da un ben piä vasto lavoro che
speriamo poter pubblicare fra non molto nella sua integritA. Qni ci siamo
limitati alle spoglio di quasi tntti i mss. conoscinti, senza tenere alcun conto
delle edizioni a stampa, ed alle sole rime dei poeti della yeochia Bcuola, esclnso
pnre il Gninicelli, ma fatta eocezione per i rappresentanti piä notevoli di qnella
poesia realistioa e borghese, la qnale fiori yiyace e yeramente sentita accanto
ad nna Urica d'amore piü o meno ynota di sentimento ed artificiosa.
II nostro modesto saggio presenta nn repertorio quasi completo delle poesie
di ciroa duecento autori (oltre le molte che si presentano adespote nei piiü
aotoreyoli canzonieri) con la indicazione dei mss. che le contengono. Esso pnö
— se troppo non ci illudiamo — rinscire di una qualche utilit2l a quanti si
occupano della nostra letteratura dei primi secoli, e specialmente ai futnri editori
delle antiche rime italiane. I quali finora non poteyano certo ritrarre grande
yantaggio dalla postuma pubblicazione delle carte delBilancioni^) — oye il molto
86 non troppo materiale, ö reao di difficile uso dalla mancanza di ordine — nö,
tanto meno, dall'esiguo Indice del Biadene'), circoscritto alle sole canzoni ed
a soll cinque oodici. Ci ö parsa pol ottima cosa, non tentata ancora nel campo
delle nostre rime '), il disporre i capoyersi delle singole poesie secondo 1' ordine
^) Le carte di P. Büaneiani raccolte da C. eL. Frati, Bologna.
*) L. Biadene Indice deüe Caneoni del a, Xllh
^ La Francia yanta la bella Bibliographie d, Chanaanniera Fran^aia del
Baynand, condotta appunto con questo metodo.
640 q (3tioy. Batt Feste.
mlfabetico non gii della loro lettera iniziale — troppo spesso soggetta a mntt-
menti — bensi della rima, elemento piü tenace o almeno piü facilmente rioosti-
tuibile. Uno dei vanUggi di tele ordinamento 6 reso evidente dal fatto che il
Biadene fn costretto ad aggiungere, come in appendice, an nuovo breve eleneo
di cansoni nelle quali ''il primo veno — egli dice — in qoaleano dei eodd.
predetti non h dei tatto ugnale alla lezione recate di sopra".
Per la indicasione dei mss. ei serviamo delle sigle gii adoperate dal
Casini, (Oi&m. 8t. d. Lett It II— IV) salvo leggiere modifieaaioni ed aggionte
neceasarie, come pu6 vedersi dair eleneo che di essi offriamo^).
Prima di chiudero qneste breve note, ci sia lecito atteetere pnbblicamente
la nostra gratitndine al prof. V. De Bartholommaeis, che ci porse la primt
idea dei presento lavoro, ed al prof. E.Monaci, il quäle volle con rara cortetii
concederci molte sue Schede contenenti lo spoglio di alconi codioi.
Ferentino, maggio 1908.
GiOY. Batt. Feste.
Errata-Corrige.
D. 247. invece di ira cappo si legga ira c^ appo —
„ 386. „ n A 26 „ „ A 26 (Oddo delle Colonne)
„ 473. „ „ aeefala „ „ ace/ala
„ 523. „ „ C51 „ „ 151
„ 657. „ „ intenzamente ^ „ in tenzamento
„ 745. „ „ Simbnono „ „ Siribnono
V
1059.
J nn. 1330 e 1354 si rieforiscono ad nna stessa poesia (erroneamente
registrata dne volte) e si completono a vicenda in qnanto alla indi-
cazione dei codd. che la contengono.
') Per qnanto ö possibile acoanto alla sigla dei ms. poniamo il nnmero
d'ordine che la poesia ha nel cod.; altrimenti indichiamo con c. la carte in cid
ö contonnte; solo in pochissimi casi non abbiamo potutö indicare altro che il
ood. Qnando non segne fra parentesi alcun nome di antore, la poesia h adespota
As Cantigas de D. Joan Garcia de Guilhade,
Trovador do seculo XIII.
Por
Oskar Nobiling.
Prefaeio.
Estando hoje accessivel aos estudiosos todo o cabedal da poesia dos
antigos trovadores portuguezes, quer — gra9a8 aos sabios italianos Monaci
e Molteni — em primorosas edi9Öe8 diplomaticas, quer — 6 ao Caneio-
neiro da Äjuda de D. Carob'na Micbaelis de Vasconcellos que me refiro —
nama edi9ao critica e commentada do mais alto valor scientifico, ja serä
tempo de reunirmos em ed]9oe8 completas as obras dos mais importantes
d'entre os trovadores, afim de se poderem estudar as fei9de8 communs dösse
primeiro periodo da litteratura portugueza bem como as individuaes que
caracterizam os seus vultos mais eminentes. P6de-se affirmar desde ja que,
apesar do convencionalismo e uniformidade essencial que reinam na lingua,
no estylo e na poetica dos trovadores, entre elles se destacam individualida-
des bem caracterizadas, e cujos tra90s distinetivos transpareoem tanto mais
quanto as poesias tdm mais o cunbo nacional, afastando-se dos typos e
modelos proven9aes. Hoje nenhum conbecedor poderia attribuir, assim como
o fizeram Diez e F. A. de Vambagen, a imi unico poeta as obras de mais
de trinta trovadores distintos, quaes sao os autores das cantigas contidas no
Cancioneiro da Ajuda.
DevemoB ä elevada competencia de H. Lang a edi9ao completa do
mais fecundo dos trovadores, el-rei D. Denis. De todos os mais — postas
ä margem as cantigas sacras de D. Afibnso o Babio — näo ba quem, pelo
numero das suas composi9oes at^ hoje conservadas, e que abrangem todos
OS generös mais notaveis, pela originalidade, por nenhum outro excedida, de
sua indole poetica, pelo inter^sse e variedade dos seus assumptos, mere9a
mais ser estudado que D. Joan Garcia de Guilhade, de cujas obras publice
aqui a primeira edi9ao completa. Quanto ä sua biographia, veja-se o pouco
que foi possivel averiguar della, no Cancioneiro da Äjuda de D. Carolina
KomanUcbe Fondinngnn XXV. 41
642 Oskar Nobiling
Michaelis, vol. II, pag. 407 a 415, onde se encontra tambem uma apre-
cia9ao e ligeiro commentario da sua obra litteraria. Baste relembrar aqui
que Joan de Guilhade foi, segundo parece, um pequeno fidalgo originario
da Galliza (onde ha varias localidades Guilhade), o quäl, em meiados do
seculo XIII, andou por terras de Portugal e Hespanha, ostentando sua
habilidade no exercicio das armas e na arte de trovar.
A presente edi9ao ainda näo p6de ser definitiva. Para isso seria in-
dispensavel possuirmos, alem da colla9ao dos Codices existentes ein Roma,
a edi9äo completa e litteralmente exacta dos documentos pubL'cos escritos
em lingua portugueza durante os seculos XIII e XIV. 86 entäo € que se
poderia escrever a historia da orthographia do antigo portuguez, da quäl
colheriamos preciosas informa9oes ^erca de sua pronuncia. ^ apenas a
titulo de ensaio que tentei resolver algumas das questoes relativas a ambes
e, baseado nestas solu9des, uniformizar certas graphias por deniais vadUantes
dos Codices manuscritos.
O texto das cantigas vai acompanhado de um commentario duplo: o
critico (assignalado com o numero I) e o explicativo (designado com II).
Estes bem como o texto que offere90 baseiam-se no estudo que fiz do con-
teudo inteiro dos tres grandes Cancioneiros lyricos da Bibliotheca Yaticana,
de Colocci-Brancuti e da Ajuda e, em segunda linha, no das Cantigas de
S. Maria de D. Affonso o Sabio, que se distinguem dos outros Cancioneiros
por particularidades notaveis no vocabulario, na grammatica e na ver8ifica9ao.
Näo occultei as minhas proprias duvidas e hesita9des. JA que nao existe
nem um diccionario nem uma grammatica da lingua dos trovadores, esse
mais antigo idioma litterario da Peninsula^ äs vezes nie vi obrigado a dar
explica9des lexicologicas ou grammaticaes que se podem encontrar dispersas,
quer no D, Denis de Lang, quer na pequena, mas substanciosa moiiographia
que, para o Grundriss de Gröber, Cornu escreveu sobre a Lingua Portu-
gueza, ou mesmo no livro de Diez sobre a Primeira Poesia palaciana de
Portugal. Dispensei-me, alias, de citar autoridades ou passos comprobativos,
sempre que as provas das minhas asser9des occorrem facilmente a todos os
conhecedores dos antigos Cancioneiros.
O Indice alphabetico com que remata este volume nao deixadL de
prestar servi90s, se bem que eile näo possa substituir um glossario completa
Este, ao meu ver, serä publicado com mais proveito no fim das edi9oe8 de
todo esse grupo de trovadores cujas poesias cont^m testemunhoa de rela9oe$
directas ou indirectas com Guilhade: grupo interessantissimo, ao quäl se liga
tambem o monarcha castelhano, predecessor e modelo, na prot6C9ao outo^
gada da Musas, de seu neto, el-rei D. Denis.
Näo pude, na terra em que emprehendi o presente trabalho, utilizar>me
de todos os subsidios scientificos que me offereceriam as bibliothecas da
Cantigas de D. Joan Garcia de Onilhade 643
Allemanha ou da Fran9a. Entre as obras que einto nao ter consultadoi
oocupam um lugar insigne os estudos que o Dr. F. Hanseen, lente do Ins-
tituto Pedagogico de Santiago de Chile, publicou relativamente ä historia
da metrica hispano-portugueza.
S. Paulo (Brasil), Mar90 de 1907.
Lista das prineipaes obras eonsnltadas com as abbreyiatnras
nsadas.
A = Cancioneiro da Ajuda. Edi^So critica e commentada per Carolina Michaelis
de Vasconcellos. Halle a. S. 1904. Volome f (citam-se as cantigas).
A II = A mesma obra. Volume II (citam-se as pagioas).
B = II Canzoaiere portoghese Golocci-Brancuti pubblicato nelle parti che com-
pletano il codice Yaticano 4803 da Enrico Molteni. Halle a. S. 1880 (a
nnmera^äo das cantigas 6 a do editor).
Blntean = Vocabulario portugnez e latino . . . pelo padre D. Raphael Blateau.
Goimbra e Lisboa 1712—1728.
Ganc. Call. = Ganoioneiro gallego-castelhano . . . collected and edited by Henry
R. Lang. I. New York 1902.
Cancioneiro portagncK da Vaticana. Edigfto ciltica restituida por Theophilo
Braga. Lisboa 1878.
CD = Das Liederbuch des Königs Denis von Portugal, herausgegeben von
Henry R. Lang. Halle a. S. 1894.
CM = Cantigas de Santa Maria de Don Alfonso el Sabio. Las publica la Real
Academia Espanola. Madrid 1889 (citam-se as cantigas e, da pag. 665
em diante, as paginas).
Coelho, Diccionario etymologico da lingna portugueza. Lisboa, P. Plantier-editor.
CortesSo = Subsidios para um Diccion4rio completo da lingua portngudsa, por
A. A. Gortesdo. Goimbra 1900—1901.
Diez, Etymologisches Wörterbuch der romanischen Sprachen. 4. Ausg. Bonn 1878.
Dies, Grammatik der romanischen Sprachen. 5. Aufl. Bonn 1882.
Elncid. ou Elucidario = Elucidario das palavras, termos, e frases, que em Portugal
antignamente se nsiräo . . . por Fr. Joaquim de Santa Rosa de Viterbo.
Lisboa 1798—1799.
GongAlvez Yiana, Apostilas aos dicion&rios portugueses. Tömo I (Ä—H),
Lisboa 1906.
Orundriss = Grondriss der romanischen Philologie . . • herausgegeben von
Gustav Gröber. Strassburg, 1888—1901.
Körting, Lateinisch-romanisches Wörterbuch. Paderborn 1891.
KuHp = Über die erste portugiesische Kunst- und Hofpoesie von Friedrich
Diez. Bonn 1868.
Lanchetas, Gramätica y Vocabulario de las obras de Gonzalo de Berceo.
Madrid 1900.
Meyer-Lttbke, Grammatik der romanischen Sprachen. Leipzig 1890—1894.
Nobiling, Die Nasalvokale im Portugiesischen, em Die Neueren Sprachen
vol. XI, fasc. 3 (Junho 1908).
41*
644 Oskar Nobiling
Nobiling, Zn Text und Interpretation des Cancioneiro da Ajnda, em Bomanisdu
Forschungen vol. XXIII (Erlangen 1906).
Eandglossen = Randglossen zum altportugiesischen Liederbuch. Von Carolina
Micha'ölis de Vasconcellos, em ZfRPh passim, do vol. XX, fasc. 2
(= Randglosse I; neste artigo citam-se as paginas da separata) ao
vol. XXX (1896—1906).
V = II Canzoniere portoghese della Biblioteca Vaticana mesao a stampa di
Emesto Monaci. Halle a. S. 1875 (a numera^ das cantigas ö a do editor).
Z/BPh = Zeitschrift für romanische Philologie, herausgegeben von Dr. Gusta?
Gröber. Vol. XX a XXX (1896—1906).
Introdacf&o.
A. 08 textos.
A inaior parte das cantigas de D. Joan Garcia de Guilhade nos sao
couservadas tanto pelo codice da Vaticana como pelo Cancioneiro Coiocci-
Brancuti: säo as que nesta edi9ao t^m os n^' 1 a 8, 14 a 42, 46, 47,
49 a 53, e os priineiros versos de 48. Uma dellas, o n^' 2, eziste at6 em
duas versoes, bastante divergentes, no Cancioneiro da Vaticana. A sua
ultima parte, assim como os n^' 3 a 8 se encontram, alem disso, no Can-
cioneiro da Ajuda; e 6 este o unico que conserva os nossos n*" 9 a 13.
O resto, isto 6, as cantigas que aqui väo sob os n®" 43 a 45 e a maior
parte de 48, so se conservaram no Cancioneiro Colocci-Brancuti. Uma, final-
mente, que o Cancioneiro da Vaticana attribue a Estevan Fayan, ^ se-
gundo C. Michaelis^), attribuida a Guilhade pelo Cancioneiro Colooci-Bran-
cuti; e, visto se tratar duma cantiga que näo traz nenhum cunho individual,
confesso que näo sei decidir a questao, pelo que a colloquei no Appendice,
sob 0 n*^ 54.
Jd existem em edi9Öes criticas — sem contar as hoje antiquadaa^) —
1) All. pag. 408, DOta 1. 0 Canc. da Aj. näo contöm esta cantiga. 0 /»•
dice de Colocci aponta, no lugar correspondente» 11 cantigas de Guilhade (417—27),
äs quaes corresponderiam V 28 a 38, ficando assim excluido o n« 89, qoe e o
da cantiga controversa ; porem esto argumento näo 6 decisivo, pois a nnmera^
do V ahi ö errada, e, se descontarmos os no« 38, que 6 repeti^ao do 29, e 32,
qne continüa o 31, näo obtemos mais de 10 cantigas com o numero 89, e 9
sem eile.
2) Entre ellas o Cancioneiro portuguez da Vaticana, Edigäo crüiea resU-
tuida por Theophilo Braga, da quäl todos os estudiosos da antiga lingoa e
litteratura ainda hoje t6m de recorrer ä edi^ de Monaci £ que faltavam t
Th. Braga, quando emprehendeu essa obra, os conhecimentos indispenaaveis do
idioma e da arte metrica dos trovadores. Quem se qniser convencer da ver-
dade desta assergäo — alias reconhecida pelos competentes — compare, por
exemplo, o texto que eile da dos n^» 25 ou 34 da presente edigäo.
Cantigas do D. Joan Garcia de Guilbade 645
aa seguintes d'entre as cantigas de Joan de Guilhade: os nossos n^ 2 a 13
HO A 228 a 239, os n^ 1, 14 e 54 no Appendice dessa edi9ao (A 454
a 456), os n^' 37 e 38 no IP volume da mesma obra (,ylnvestiga9des
bibliograplucas, biographicas e historico-litterarias^'; pag. 645 — 47)^ finalmente
OS n~ 43, 45 e 46 nas ^,Eandglo88m'% ZfRPh, vol. XX, 2, pag. 12, e
voL XXV, pag. 166 e 147 (ä pag. 145 de mesmo vol. ja se acha impresso,
pda primeira vez, o uosso n® 14). A editora de todas estas cantigas, D.
Carolina Michaelis, que alem disso imprimiu bastantes passos soltos de
outras — sobre tudo no A U, pag. 411 a 414 — , ^ justamente consi-
derada como priroeira autoridade nessa materia: claro 6 que tirei grande
proveito das suas publica9oe8, e espero que näo me censurem de temerario,
se cd e lä discordei de sua opiniao.
Nao se me tendo offerecido a opportunidade 9e ver os Codices, nao
pude tomar per base de meu texto senäo o que vai impresso nas edi9des
de Monaci (Y), Molteni (B) e C. Michaelis (A); assignalei cuidadosamente
as variantes dos manuscritos que se deprehendem deUas — exceptuando
meras divergencias graphicas, de que darei conta a pag" 648 a 653 — e
aquellas emendas dos editores que me mereceram reparo. Monaci, nas notas
de sua edi9ao diplomatica, ja emendou varios dos erros numerosos que com-
metteram os copistas italianos, ignorantes do idioma portuguez: designei estas
emendas pela abbreviatura „Mon*^ e por „Mich" as li9des que C. Michaelis
introduziu no texto, distinguindo por algarismos („Mich^'S „Mich^'O ^ diver-
gencias das duas edi9oes que ella deu da cantiga 14.
A primeira sec9ao dos nossos textos abränge as cantigas (ou carUares)
iVamor, Assim chamavam os trovadores dquellas poesias em que o poeta
falava em seu proprio nome, exprimindo os sentimentos que Ihe inspirava
a mulher amada, a senhor^ comprehendiam, porem, sob a mesma denomina9ao
tambem os dialogos amorosos quando (como no n® 4) era o poeta quem
falava em primeiro lugar ^). Säo quasi sempre sentimentos de magna, queixas
e modestas supplicas que se manifestam nas cantigas d'amor; o nosso poeta,
todavia, sae äs vezes do estylo tradicional pelo tom de alegria ou confian9a
em que fala (n^* 1 e 8). O codigo de cortezia^ importado do sul da Fran9a,
vedava revelar quem era o objecto d^sses lamentos e suspiros; mas Guilhade
infringe as leis convencionaes, commettendo indiscri9des que nao t^m des-
culpa a nao ser a loucura da paixäo (n^* 3 e 12). E ha uma entre as
suas cantigas d'amor que ^ litteralmente sem igual: 6 a 14% que principia
como uma verdadeira cantiga de maldizer, assumindo um tom mais temo a
partir do verso 11. Quanto aos personagens ahi mencionados veja-se o que
1) Veja-se o tratado fragmentario de poetica conservado no 000)690 do
Canc. Col.-Brane. (B, pag. 3, 1. 2—12): 0 trecho estä transcrito no CD, pag. XIII.
646 Oskar Nobiling
foi averiguado por C. Michaelis, na ZfRPh, vol. XX^ 2, pag. 52. Taiubem
€ nos seus doutos commentarios (A, pag. 447 e 923) que o leitor veri que
o nosso n? 3 foi traduzido em versos alleinaes por Diez, Ku^j pag. 90, e
por Storck; que o estribilho do n® 2 ^ repetido (ainda que alterado) na
cantiga B 361, cujo autor 6 el-rei D. Affonso de Castella e de Leao; e
que ha affinidade eutre o n^ 7 e a cantiga B 403, de Oil Perez Conde.
Transparecem ahi rela9oes de amizade e dependencia cujo estudo mais detido
fica reservado para o futuro.
Aggreguei a esta sec9ao o n^ 15, que no Canc. da Vaticana estii, por
engano, entre as cantigas d'amigo: dösse modo, o numero de cantares d'amor
que possuimos de Guilhade se eleva a 15, ou, se contarmos o n** 54, de
autor incerto, a 16.
Quando se tratavff de cantar um amor correspondido, os trovadores
costumavam recorrer a outro genero de poesias: sao as carUigas d'amigo,
assim chamadas, naturalmente, porque na primeira estrophe se encontn
sempre a palavra amigo (i. e. namorado). Nestas cantigas, quem fala 6 a
dama; ou antes, 6 o trovador que assume o papel della^), falando em aea
nome. Somos informados sobre a origem de taes cantigas por dois exem-
plos do genero, que, por causa de sua importancia^ vom publicados no
Appendice, sob os n^' 55 e 56. Nos cantares d'amigo, tampouco como nos
de amor, nao apparece o nome da dama; alguns poetas, porem, e entre
elles Guilhade, gostam de inserir nelles seu proprio nome (n^ 16, 19, 21,
26, 30, 34, 36).
Possuimos 21 cantigas d'amigo de Joan de Guilhade. A este genero
pertencem tambem os dialogos entre amantes, sempre que ^ a dama quem
primeiro toma a palavra^), e os dialogos entre esta e a mäi ou amigas, de
que temos um exemplo no n^ 34. '^ nas cantigas d'amigo que Guilhade
revela toda a sua originalidade: ostenta uma vmdade ingenua (n^' 20, 21,
27) e logo depois trata sua propria pessoa e seu amor com fina ironia oa
franco desprezo (n<» 25, 26, 29, 30, 32, 34, 36); da vida e individualidade
ia donzellas que falam nas suas cantigas, emprestando-lhes ora uma melan-
cholia humilde, ou altiva e desdenhosa (n^ 22, 23, 17), ora um optimismo
encantador (n® 18), ora uma temura meiga {n^ 16, 23), ora um espirito
folgazao (n®" 25, 29), uma virtude esquiva ou ingenua (n«* 19, 21, 31).
Na cantiga 35^ assim como eu a entendo, a bella que diz de si mesma que
1) Parece ser eete o primeiro sentido da locugäo enfingir-se d^ela, que se IC,
y. g., V 616, 3 e 9; 778, 2; 882, 2: geralmente ella p6de tradozir-se por „gabar-
se de provas de amor*' e näo implica de modo algnm a idöia de presump^
mentirosa, como se verifica no nosso no 55 e no V 1125.
2) Cf. mais acima, pag. 645, nota 1.
Cantigas de D. Joan Garoia de Gnilliade 647
pareee ben e ania prex e parecer, zomba das outras, qua perderam seus
aervidores desde que os trovadores van pera nuU, emquanto que ella con-
fiadamente espera seu tempo, oerta de que virä aquelle que farä valer o
amor.
Nas 2 ienpöes que possuimos de Ouilhade, 6 eile proprio o aggressor,
e o aggredido o jogral Louren909 que^ oonforme se oondue da segunda dellas
(n^ 38), estava ao seu servifo, cantando e aoompanhando as suas cantigas
e reoebendo, a tröco disso, o sustento. Impossivel 4 dizer hoje se eram
justificadas as queizas que ahi trocam o amo e o criado. A censura que
Guilhade dirige ao jogral (v. 750) por fazer mal sua parte da ten^, refere-
BQy como observa C. MichaeDs^), ä infrao9ao da r^;ra que prescrevia a oorres-
pondencia das rimas (vid. mais adiante, pag. 13 — 14).
CatUigas d'escamho sao, segundo se exprime o antigo tratado de poetica'),
ciqtteias que os irobadares faxen querendo dixer mal a alguen en eUts, e
dix^n-üio per paiavras cubertae, que ajan dous entendimento8j pera Jhe4o
non entenderen ligeyramente; as cantigas de maldixer, pelo contrario, sao
CLqueilas que faxen os trobadores [dixendo mal] descuberiamente en elas en
craras palavras a quen queren dixer mal, e non avef{än] outro entendimenio
se non aquel que queren dixer chäamenie. Gonvem observar, entretanto,
que a di8tinc9ao entre estee dois generös de compo8i9des satiricas muitas
vezes 6 bem difficil de fazer, pelo que preferi nao me afastar da ordern em
que as cantigas aqui impressas se suocedem nos Codices, a nao ser para
reunir em grupos as cantigas que dizem respeito aos mesmos personagens
ou 6 mesma dasse de personagens. Assim comeoei pelas satiras dirigidas
contra jograes, entre os quaes o Louren90 das ten9oe8 occupa o primeiro
lugar; seguem-se as cantigas que escamecem duns fidalgos; e remata o can-
cioneiro de Joan de Guilhade com as invectivas contra o belle sezo que
formam o mais vivo contraste com as galanterias dos cantares d'amor. Da
groBseira indecencia e immoralidade de que fazem alardo as cantigas de es-
cameo e maldizer da epoca nao faltam exemplos nas de Guilhade. Taes
säo OS n^* 41 e 42, que se dirigem ao jogral Martinho e sua mulher, os
n^ 47 e 48'), que presumo referirem-se igualmente a identicos personagens,
os n~ 51^ 52 e 53. O oavcdo de que fala a cantiga 49^ tambem tem,
sem duvida, sentido obsceno; de outra parte, o vocabulo obsceno da cantiga
52* nao significa ahi, ao meu ver, senäo ,,roubar<'.
O n^ 43 pertence a um grupo de cantigas de diverses autores, do quäl
1) A II, pag. 646, nota 2.
2) B, pag. 3, 1. 14—19 e 33-36.
3) G. Michaelis engana-ee (A II, pag. 410), quando julga descobrir ncsta
cantiga „confissöes de Guilhade sobre o mau-pre^o da propria mulher."
648 Oskar Nobiling
D. Carolina Michaelis tratou num artigo importante, „Der Ainmenstm^^^y
Ella descobriu os la90S que unem todos esses documentos interessantes, e
indioou as lacunas que existem nesta serie de poesias connexas. Poucas
palavras bastaräo aqui para elucidar a nossa cantiga. Embora o autor dirija
a palavra ao jogral Louren90, ja acima mencionado, seu verdadeiro adversazio
6 D. Joan Soarez Coelho, o protagonista de todo esse grupo de escaramu^as
poeticas. Este fidalgo^) tinha censurado as ten9des de Ouilhade e exal-
tado a arte do jogral acima da delle (v. 854 — 56)^). Guilhade, en hon
tacticienj defende-se tomando a offensiva, e zomba do rico-homem por ter
prestado homenagem a uma j^ama'' e entretido rela9oes com teoedeiras.
Possuimos duas candgas d'amor de Joan Soarez (A 166 e 171; art. cit,
pag. 4 e 8), nas quaes este professa ser vassallo de uma mulher a quem
„ouve chamar ama por ahi"*), e uma ten9ao (Y 786; art cit., pag. 9) em
que 0 mesmo fidalgo declara que viu damas nobres tecer cintas e criar (o
que p6de significar „amamentar'O formosas meninas. E ha outras cantigas
(B 384 e y 1092; art. cit, pag. 6 e 11) em que varios autores ridicu-
larizam o trovador por ter cantado amas e teoedeiras. £, pois, a este c6n>
que o nosso poeta une sua voz na cantiga 43^
As cantigas que escarnecem de fidalgos escassos (n^ 44 a 46) ezpli-
cam-se por si s6s. A ultima dellas se refere a um decreto real que rega-
lava a despesa feita pelos ricos-homens na mesa e vestuario: decreto hoje
perdido, mas que C. Michaelis^) julga ter sido promulgado em 1258, pelo
rei de Portugal Naturalmente^ esta lei sumptuaria determinava o maziino
das despesas licitas; mas o poeta interpreta-a como se ella preacrevesse um
minimo®).
B. Graphia e pronuncia.
A orthographia dos Cancioneiros, que pela relativa uniformidade se
distingue bastante da anarchia graphica dos documentos pubücoe daquella
epoca, segue principios phoneticos, se bem que em certas palavras se fa^a
notar a influencia da forma latina. Taes graphias nao-phoneticas sao, ao
1) Bandglosse I, na Z/BPh XX, 2.
2) Encontra-se sua biographia no A 11, pag. 364—82.
3) S6 se Gnilhade de proposito inverteu a verdade, as auas palavras m
podem referir k ten^ao (V 1022) em qae Joan Soarez acommette a Lonrengo,
affirmando que saas tengöes sSo tfto imperfeitas que o verdadeiro autor nio
pöde ser ontro qne Joan de Gnilhade. Gf. o art. cit, pag. 14—15. — Ignoro
se a censnra de Joan Soarez allade a um dos nossos n<M 37 e 88 on a ootra
ten^äo trocada entre Gnilhade e seu jogral e hoje perdida.
4) Aial vef tu aqui ,^ama" chatnada,
5) A II, pag. 414--15, e Bandglosse III.
6) C. Michaelis ö de opinifto am tanto differente: of. A II, pag. 665,
Cantigas de D. Joan Qareia de Guilhade 649
meu ver, banOf que se encontra frequentee vezeB ao lado de böa, boO, e boa,
bem Gomo et .e a sigla 7, oomo escrevem de preferencia certas cantigas e
grapoa de cantigas (v. g. V 455—58, 467 e 468, 470—72, 556, 593,
707 e 708 etc.), emquanto que as mais so empregam a forma e^). Raio
^ o emprego de consoantes duplas que nao sirvam, como servem rr e asy
para denotar a pronuncia. A que mais frequentemente se encontra geminada
4 ffy quer por sua semelhan9a com o ff, quer por motivos da pronuncia
latina vigente nos primeiros seculos da idade media'). Assim se 1^ v. g.,
soffr^ e aoffri (A 239, 8 = v, 262), mffmgia (Y 354, 5 = v. 494).
Nestes casos e em outros, tratei apenas de r^gularizar as graphias dos
Codices, tornar facil a leitura e evitar ambiguidades. Nao empreguei gemi-
iia9oes f6ra de rr e ««; eliminei as raras letras mudas, como 0 A de Aa e
he (que escrevo ä^) q i)y o\x um e d,^ seerä (v. 329) quando a medida do
verso ezige a pronuncia serd; adoptei o Ih e nh dos Codices italianos, em
vez do ^*) e nn do Ganc. da Ajuda e das Cantigas de 8. Maria, e igual-
mente as graphias mh^ hh, vh (antigamente t^), pelas quaes aquelles Codices
substituem com vantagem as graphias mi, M, ui dos outros, sempre que o
i nao forma syllaba. Assim distingo 0 monossyllabo mha (pronuucie-se
miä) do dissyllabo mia (ambos <^ lat. mea) e escrevo Segobha (v. 246;
pronuncie-se Segdhia). Resolvi as abbreviaturas e siglas, e separei as pala-
vras, guiando-me geralmente pelo uso modemo e empregando largamente 0
apostropho e o tra^o de uniao. Escrevi, v. g., pe4o (= per lo\ po-lo
(= por lo), de-lo (= des to), mh-amor (dissyllabo, = mi amor). Pelo
contrario, fui parco no emprego de accentos, excepto quando se trataya de
distinguir vocabulos de pronuncia differente, como de e dS {y. 325)^), ou
notar a accentua9ao dos vocabulos agudos acabados por vogal ou s^), Afim
1) Se a coDsoante final do lat et estivesse, ainda que esporadicamente,
eonservada na pronuncia do portnguez antigo, a graphia et (7) se encontraria
Bobre tado antes de palavras que comegam por vogal; mas de semelhante praxe
näo ha vestigio.
2) A orthographia anglo-saxonica conserva um estado evolntivo do latim,
em que 0 / simples entre vogaes tinha 0 eom de v (cf. 0 port. praveito < pro-
fectum).
8) Nfto ha ambignidade nisso, pois a contrac^fto d de a a ainda nfto era
osada.
4) A respeito da graphia nuüOt que p6de ser latina ou castelhana, veja-se
a nota ao v. 106.
5) Onde nSo ha certeza de ser differente a pronuncia, nao qaiz differen-
ciar a forma escrita. Por isso nfto distingui (como o faz C. MichatSlis) en
« inde) e en « in),
6) Palavras que, em virtude de seu emprego syntactico, t6m poaco ou
nenhnm accento tonico, sfto pero (cf. v. 51) e pera (= para). Qaanto a atd,
veja-se a nota ao v. 536.
650 Oakar Nobiling
de ser coherente, e porque nao sao laras na lingua antiga ae palavras ter-
minadas por i ätono (como dixi, ouvi <[ habtit), aocentuei o % oomo as mab
vogaes, em vocabulos agudos (v. g. aqui, oi <^ <mdivi), Nos vocabulos
terminados por n (vid. mais abaixo) julguei dispensavel o emprego do ao-
cento, a näo ser para indicar pronunda diversa de palavras pareddas, oomo
o futuro (y. g. preguntarän) e o plusquamperfeito (preguntäran).
Como näo emprego os accentos para marcar a pronunda aberta oa
fechada do e e o (excepto para distinguir homographos), cumpre-me dizer
aqui algumas palavras sobre duas differen9a8 importantes que, oomo o de-
monstram as rimas dos Cancioneiros, disiinguem a pronuncia antiga da
moderna.
1®. Os comparativos mayor, menor (ou meor\ meihar, peyor (ou pwr\
bem como arredor e derredor rimam sempre com a termina9ao -dr, e nuncs
com o vocabulo c&r (= oora9äo): segue-se d'ahi que o o daqueUas palavras
era fechado, o que condiz perfeitamente com o ö latino e o o castelliano
das palavras correspondentes.
2^. Comquanto ao diphthongo 4u do portuguez modemo oorrespondesse
na lingua antiga o dissyllabo S-o (v. 'g. du <[ ci-o), o diphthongo Su
ezistia em eu, meu{8), ieu{8), 8eu{8\ na 3* sing. perf. deu^ em Deus, judeu(8)
e outros substandvos e adjectivos cujo e corresponde a um ^ ou ae latino,
bem como em alguns vocabulos tirados do proven9al, v. g. greu (= pesa-
do, penoso) e ben-lheu ou ben-leu (= talvez). Estas palavras nao rimam
nunca com a desinencia -eu da 3^ sing. perf. dos verbos em -er (desinenda
que corresponde ä latina -^vit), Pronundava-se, portanto, com i esta ultima
desinencia, assim como o vocabulo sandeu^), que s6 rima com ella. Quanto
ao diphthongo ey, as rimas nao estabelecero distinc9oes, quer seu e provenha
de um ^, ^ ou a latino: pois rima rey (<^ rBgem) com sey (<^ ^pto), e
dereyto (franc. droit) com leyto (franc. lü) e feyto (franc. faU). O di-
phthongo oUf finalmente, parece que tinha o o ainda aberto: vejanse a nota ao
V. 1085.
Um Signal que introduzi no texto, seguindo o ezemplo das ediyoes de
obras poeticas em antigo allemao, ^ o ponto collocado debaizo daqueUas
vogaes finaed ou iniciaes que, ao encontrarem-se com outras, nao contam na
medida do verso. Na maioria dos casos, os Codices supprimem taes vogaes,
0 que indiquei pelo apostropho; como, todavia, o nao contar uma vogal no
verso näo implique necessariamente sua elisäo na pronuncia (podendo tambem
dar-se a crase ou fusäo numo s6 syllaba das duas vogaes que se encöntram),
1) Nenhum dos qne se occnparam atö hoje da etymologia problematic«
ddste vocabulo attendeu A qualidade de seu e, qne o afasta tanto de Deui como
dos adjectivos meu e judeu, apesar do fem. sandia^ analogo a mia e judia.
Cantigas de D. Joan Garcia de Gnilhade 651
reconri ao ezpediente mencionado para distinguir essee casos de elisao ou
synalepha dos nao menos frequentes de hiato.
Quanto ao valor e emprego das letras, tenho de observar mais o se-
guinte. Distingui o t; do u, e o ^' do i. O g, antes de e e i, tinha segu-
ramente o mesmo valor que o j, e achamos escrito, nos Codices, trager ou
traier, oie ou oge: graphias que eu tratei de r^gularizar, bem como o em-
prego do c, (; e ^. Ja estä esbo9ado nos Codices, porem nao se tinha ainda
bem fizado o uso modemo de escrever sempre ^ no fim da palavra^ ao
passo qiie no principio e meio della x designa o som sonoro, c on g o som
surdo: lemos, se bem que excepcionalmente, lanxar (v. 515), erexe (v. 534)^
xafau (▼. 589), dan^eia (v. 606) etc. Nestas e outras palavras semelhautes
generalizei as graphias mais communs dos Codices, e nos casos duvidosos
guiei-me pela pronuncia modema, dando conta, na lista das variantes, de
todas estas altera^oes da graphia manuscrita (excepto em casos como ven-
cedes por ven^edes, v. 514) ^). Nao occorre ainda a confusäo de « ou c com
s {sa), — O ^ se usava com o valor de um i, e de preferenda depois de
uma das letras o, 6, o, u, como em mayor^ ey^ oya, guysa. Restringindo
ainda mais seu uso, aproveitei-me da letra para estabelecer uma distinc9ao
phonetica: empreguei sempre y para designar o i que, depois de vogal, nao
faz syllaba. Escrevi, pois, mayor^ ey^ porem oia e guisa. D^te modo,
toma-se dispensavel o uso do trema em palavras como oia, oir e airey; o
86, ao mesmo tempo, a orthographia do portuguez antigo se aproxima da
castelhana, nao ha nisso, por certo, desvantagem. — Em lugar da desinen-
cia ätona os escrevia-se äs vezes usj e muito a miudo a sigla 9^): eu gene-
ralizei a graphia os em todos as palavras assim terminadas, incluindo os
pronomes dtonos vos e nos^),
A nasaUdade das vogaes indica-se nos Cancioneiros pelo til sobreposto,
ou um m ou n coUocados depois da vogal. Nao ha distinc9ao entre estas
notayoes, excepto quando a vogal nasal 6 seguida por outra vogal, sendo
entao de regra o uso do til, o quäl, porem, muitas vezes nao estä no lugar
proprio, ou se omitte inteiramente (cf. as graphias ja citadas böOt ^oä e hod),
Nesse caso, nao se emprega nunca ttz, e 6 raro n; porem depois de % se
1) Snbsistem algamas duvidas relativamente a arri^ar (v. 1019) e ao fazo^
fazades dos Codices (v. 499 e 1140), qoe talvez tradnzam a pronuncia, influen-
ciada por faeta e fatedes,
3) Casos excepcionaes säo os segulntes: V 1100,5 (= v. 1073) p9 = pos
{<po9uii)*, 1063, 14 p9 = pos « post)\ 941, 12 ap9; 963, 9 e 1083, 2 dep^ (1083, 4
de pU8\ 1083, 18 en pne).
3) Sobre a distino^ao graphica entre estes e vd« e nd«, entre mt, (»', st e
mi, ii, ei veja-se meu artige „Zu Text und Interpretation des Canc. da Ajuda*'
em Somanieehe Forschungen, voL XXIII, pag. 342^44.
652 Oskar Nobiling
encontra frequentemente escrito nh^ v. g. no suffizo -inho, ao lado de -io, em
minha, ou mla (cf. v. 221). Igual emprego do nh oooorre em unha, que
se 16 ao lado de ua e tUl, Nao 6 possivel que todas estas vacilla9de8
traduzam pronuncias diversas correntes no tempo dos trovadores; uniformizei,
por isso, a nota^ao das vogaes nasaes, esoolhendo, entre as graphias dos
Codices, aquellas que, sem destoarem dos habitos orthographioos moderaos,
parecem melhor responder ä pronuncia antiga^), e notando, na llsta das
variantes, a li9ao do codice, sempre que nie afastei della. No meio da
palavra, antes de vogal, usei sempre do til, quando a etymolo^a prova que
existiu outr'ora vogal nasal. Esta praxe apoia-se nas rimas dos Cancionei-
ros.'), pois nunca rimam as tennin a9Öes 'äa{8\ -äes, 'äo(8)j -eo, -ees, -eo,
-tcw, -io(Ä), 'öa{8)j 'des, -oo com -00(8), -aes, -ao^s), -ea, -e«, -eo, -i«,
'io(8\ '0a{8), '068, -00; e as rarissimas rimas de -eas com -^as (CM 357, 4;
385, 8), de -een com -em (CM 340, 10), de -la com -ta (Y 751; CM 221),
de -üa com -tui (v. 1111), de -üu com -tiu (V 1000; 1150; 1151) nao
destoam das outras rimas imperfeitas que cä e lä occorrem nas Gantigas de
8. Maria e em cantares de escarneo e maldizer^). Posso amparar-me igual-
mente com as rimas dos Cancioneiros, se, divergindo das graphias manus-
critas, porem de accordo com a etymologia, imprimo mide (= vinde, v. 620)
e mäefesiar (▼. 952): pois teede8 (= tendes) rima com a desinencia -edes
(V 1068, 6; 1175, 17; B 131, 16; 401, 27; 423, 1), e böa^ (— bo-
nan9a) com palavras em -a^ (Y 1004, 5), embora os copistas escrevain
teende8 e boan^, — No interior da palavra, antes de consoante, empreguei
tn ou n, de conformidade com 0 uso modemo; mas no fim da palavn
usei sempre do n, para evitar a graphia amy que^ quando 6 final, hoje se
pronuncia como äo. Antes de um trage de uniao, fago uso do tQ, v. g.
em no^no (= nao 0), 8e'na (= sem a, v. 290), e-no (= no^ v. 149).
As graphias mais communs dos Codices sao nono, 8ena etc.; mas encontram-
se a miudo outras, v. g. quen no, nonnoj cö noj raxoänoj seno {Y 316, 4;
1038, 4; 1133, 2; 1038, 20; 856, 2). Quanto ä nasalidade da vogal
que prebede o n em todos estes ezemplos e outros semelhantes, ella esti
f6ra de duvida: sirva de prova Y 253, 6 — 7, onde ben rima com que-, ao
quäl se segue no no verso seguinte; e se Y 922 te-no rima com pequeno^
€ que tambem no interior da palavra era nasal a vogal que precedia uma
1) Minha opiniao sobre a evolugao historica das vogaes nasaes aeha-se
exposta e largamente fundamentada no artigo „Die Naaolvokalt im PortugtesiseHen^*^
em Die Neueren Sprachen XT,8, pag. 129—153.
2) Gf. tambem ,,Zu Text und Interpret, des Canc. da Aj.'% pag. 341—42.
3) As assonancias das cantigas parallelisticas nao distinguem eotre as
vogaes nasaes e as oatras. Ao meu ver, este genero tradiciooal de cantigas
6 originario de uma epoca ou regiao que desconbecia as vogaes nasaes.
Gantigas de P. Joan Garcia de Gailhade 653
oonsoante nasal, provam-no graphias taes oomo Johäne^ däno, ienho, döna
(Y 917, 3; 919, 10; 925, 19; 1071, 4).
C. M6trHlca9äo.
Näo 8ao poucos os problemas que a historia da arte metrica hispano-
portugueza nos da para resolver, sobre tudo no que ooncerne as origens
da poesia peninsular. O seu primeiro periodo, que ^ a epoca dos t2X)vadore8,
estä visivelmente sob a ac9ao de inftuencias que se combattem : a da metrica
pioven9al, que tanto se faz sentir no fragnientario taratado de poetica oon-
aervado no Canc Golood-Brancuti, e a duma arte lyrica populär da Penmsula,
cujos documentos mais preciosos sao os cantos parallelistioos^) com suas
rimas de preferencia graves. Hoje ainda ^ impossivel discriminar ezactamente
os effeitos dessas influencias diversas : o trabalho a fazer pareoe-me ser por
emquanto puramente estatistico.
O azioma de que parto 6 a perfeita regularidade da versificagao nas
obras dos trovadores. O rigor na contagem das sjllabas; os mil artificios
metrioos; a perfei9ao das rimas, maior entao do que hoje; a propria monotonia
destas rimas incessantemente repetidas, monotonia sem duvida intendonal e
particularmente notavel nas cantigas d'amor : tudo demonstra o poder de
uma tradi9ao bem estabelecida e que oonfirmam as frequentes allusoes ä ob-
serva^äo ou tiansgressao das regras da arte (cf. v. 750 e 854).
1. Ob versoB.
Nao ezistindo at6 agora uma teiminologia isenta de ambiguidade, designo
aqui uniformemente todos os versos pelo numero de sjllabas rigorosamente
oontadas, incluindo, nos versos graves, a que se segue ä ultima tonica.
Chamo, por ezemplo, Jiendecassyüabo grave ao v. 105 : a boa dona por que
eu trobava; decassyüabo agudo ao v. 106 : e que non dava nulha ren por
mi; e decassyüabo grave ao v. 496 : El disse ja que por mi irobava. Esta
denomina9ao estä de accordo com a praxe geral dos trovadores, que
bocasionalmente substituem um verso da segunda especie por um verso da
teroeira*). Assim vemos o nosso poeta empregar, nos versos 1® e 4? do
n^ 36, um octossyllabo agudo em lugar do octossjUabo grave das outras
estrophes, e, no verso 5® da mesma cantiga, um decassyllabo agudo em vez
dum decassyllabo grave. '^ muito instructiva, a esse respeito, a cantiga
1) Vejam-se os ezemploi no A II, pag. 928—29, e no CD os n«« 89 a 94,
113 e 116. Cf. tambem sobre estes e outros pontos da antiga arte metrica
C. Michaelis no Grundriss II, 2, pag. 195—199.
2) A respeito desta particnlaridade da antiga metrica portngneza leia-se
o artigo de Mnsaafia nos Siisungsberichte der Wiener Akademie der Wissen-
^chafitn, Philoscphisek-historisehe Klasse, vol. 123, secf&o X.
654 Oskar Nobiling
y 1007, na quäl altemam hendecassjllabos gravee com decassyllaboe, sendo
estes Ultimos agudos nos versos 2^ e 8^ da primeiia estrophe e 5^ e 6** das
outras duas, porem graves nos versos 5^ e 6^ da primeira e 2^ e 3'® das
mais. Muito mais rara ^ nos Cancioneiros a troca de um octossjllabo agudo
por um enneassyllabo grave, ou de um decassjllabo agudo por um hendecassyllabo
grave. Joan de Guilhade, sim, offereoe dois exemplos desta ultima irregularidade :
sao OS V. 410 e 411, onde os decassyllabos oocupam o lugar de hendecassyl-
labos, e os v. 603 e 604, onde se verifica a troca inversa. Gomtudo^ näo 6
impossivel que os culpados sejam ahi os copistas, pois era facU evitar a
irregularidade substituindo, no primeiro caso, faiou e queyscou por fakara e
queyocara, e no segundo, fezesse e desse por fexer e der.
Eis a lista dos versos diffeientes empregados nas cantigas aqui impres-
sas, na ordem de sua frequenda:
1^. o deoassyüabo agudOj verso de 10 syllabas, com acoento fizo na
10^ e, na grande maioria dos casos, com outro acoento na 4^ e cesura^), em-
bora £raca, depois da 4^ ou 5^;
2^. o odossyüabo agudo^ verso de 8 syllabas, com acoento fixo na 8*,
recahindo, na quasi metade dos casos, outro acoento na 4*;
3^. o octossyüabo grave, verso de 8 syllabas, com acoento fixo na 7* e
outro, na metade dos casos, na 4^;
4^. o hendecassyllabo grave, verso de 11 syllabas, com acoento fixo na
10^ e, na grande maioria dos casos, com outro acoento na 4* e cesura depois
da 4* ou 5»;
Nota. Pareoem ser de estmctura especial ob hendecassyllabos graves da eantiga 28,
aooentoadoB na 10* e na 3* ou 4» syllaba e com cesnra fixa depois da 4«, ficando
asaim divididoe em duas partes, a ultima das quaes 6 de 7 syllabas oomo os versos
com que estes hendecassyllabos altemam e rimam.
5^. 0 decassyUabo grave, verso de 10 syllabas, com acoento fixo na
9^ e, na grande maioria dos casos, com outro acoento na 4^ e cesura depois
da 4» ou 5*;
6^. 0 hendecassyüaho agudo, verso de 11 syllabas, com acoentos fixes
na 5* e na 11^ e com cesura bem distinta depois da 6* ou, mais raia-
mente, a 5^;
Nota. Säo de estructura differente os hendecassyllabos do estribilho da am-
tiga 26, pois t^m acoentos na syllabas 3«, 6*, 9* e 11«. Os do estribilho da eantiga 16,
se ^ que sao hendecassyllabos, t6m acoentos na 4*, 8* e 11« e cesura depois de 4»;
parece, porem, mais provavel qne sejam decassyllabos agndos : vejarse minha nota no
oommentario critico.
7^ o hepiassyüabo agvdo, verso de 7 syllabas, com acoento fixo na
7^ e outro, as mais das vezes, na 2« ou 3^;
1) Sirvo-me ddste termo da metrica latina para designar aqni oma pansa
no interior do verso.
GantigM de D. Joan Qareift de Gailhade 65&
8^. o heptctssyttabo grave, verso de 7 syllabaa, com aooento iixo na
6» e outro na 3* ou 4\
86 existem em doia exemplos oe s^guintes versos:
9^^. o pmktssyüabo grave^ verso de 5 Byllabas, com accento na 4*;
10^. o tetraaayüabo agado, verso de 4 syllabas, com accento na 4*;
11°. o triasyUabo agudOy verso de 3 syllabas, com aooento na 3*.
Nao ae encontram senao em um exemplo s6:
12^ o dodecaasyüabo grave, verso de 12 syllabas, com aocentos nas
syllabas 2% 5% 8» e 11»;
13°. o hexassyüabo agudo, verso de 6 syllabas, com accento na 6^
D^tea versos, servem por si s6s para formar estrophes: o decassyllabo
agudo (n^- 9, 13, 15, 18, 29, 32, 33, 35, 37 a 39, 46 [, 54] i)), os octos-
syllabos agudo (n«« 1 a 5, 7, 8, 17, 25, 40, 47, 48) e grave (n°» 19, 20,
22, 24, 45: nesta ultima cantiga foi precisa uma emenda no verso 3° para
obter a r^ularidade metrica), o hendecassyllabo agudo (n° 14) e o grave
{n? 21, se sanarmos a irregularidade dos v. 410 e 411, segundo ficou in-
dicado na pag. 11). Na cantiga 16 temos hendecassyllabos giaves e
um estribilho de hendecassyllabos agudos, salvo no caso de emenda, sende
entao estes Ultimos reduzidos a decassyllabos.
O estribilho tem versos difierentes do resto da estrophe nas cantigas
seguintes: n® 27, octossyllabos agudos -f- döcassyUabos graves; n®» 30, 41
e 34, octossyllabos graves -|- um trissyUabo ou um tetrassyllabo agudos, ou
tetrassyllabos entremeados de um trissyllabo; n^ 23, 50 e 11, decassyllabos
agudos -|- decassyllabos graves, ou hendecassyllabos graves; n^ 26 e 42,
decassyllabos graves -{- hendecassyllabos agudos (da estructura especial
mencionada em nota), ou um hexassyllabo agudo; n^' 44, hendecassyllabos
graves-}- um dodecassyllabo grave; n^' 49, heptasyllabos agudos -j-pentassyl-
labos graves (eliminei por emenda as irregularidades que havia no estribilho).
De versos difierentes usados no corpo da estrophe ha os seguintes
exemplos: n° 36, quatro octossyllabos e um decassyllabo do corpo da es-
trophe combinam-se com um decassyllabo e um octossyllabo do estribilho,
sende agudos os versos do estribilho, e graves os da estrophe, excepto os
versos 1^ 4° e 5^ da primeira estrophe; [n^ 56, octossyllabos graves sao
entremeados de heptassyllabos agudos, e a estrophe remata com um estri-
bilho formado de heptassyllabos agudos;] n° 6, [n® 55] e n°" 10, 12, 31
(onde convem emendar os v. 603 e 604, stunde ficou indicado na pag.
11), 43 e 51 a 58, decassyllabos agudos difierentemente entremeados de
hendecassyllabos graves; n° 28, hendecassyllabos graves de estructura espe-
cial altemam com heptassyllabos graves.
1) Os exemplos incluidos em [] sSo de cantigas que nao pertenoem a Gnilhade,
ou cujo autor ^ incerto.
656 Oskar Nobiling
2. Ab estropheB.
Chamavam-se oantigas de mestria (meestria, maestria) as que nio ti-
nham estribilho, e, segundo pareoe, erom tidas em mais alto apre^o pdoB
juizes da arte do que as caniigas de refran. Nos cantares de cunho popu-
lär nao falta nunca o refran ou estribilho. Dava-se o nome de finda {fimda^
ßida) a uma especie de epilogo que ae segue d ultima estrophe, tendo um
numero de versos sempre menor que ella e repetindo, as mais das veses,
rimas da ultima, ou de varias estrophes, ou de todas.
Eis aqui a lista das estrophes differentes.
7. Estrophes sem esiribüho.
a) de 5 versos:
K IIa 11h IIb IIa 11 a^). N® 21: 3 estrophes«); rimas ia ou
(? ou ara?), isse isa, ade das.
b) de 6 versos:
2* IIa 10b IIa 10b 10b IIa com finda 10b IIa. N« 6: 3 es-
trophes; rimas ava L
3\ IIa IIb Ha IIb 11c Uc, N^ 14: 3 estrophes; rimas ar ey
ar, on ir ir, ä er en. Como se v6, e = a na primeira estrophe, c = 6 na
segunda; na terceira, c apresenta rima identica (alffuen : alffusn^ comtanto
que nao haja ^rro de copista.
c) de 7 versos:
4:\ Sa 8b 8b 8a 8c 8c 8a. N<>" 5, 40 e 47: 3 estrophes; rimas
(5) i ^us er, iu en ey, ey on ar, (40) ir ar en, ir ar en, dr ^ on, (47)
i on Sr, d en i, 6u 6r ax. N^ 17: 3 estrophes com finda 8 c^ 8 c^ ^^%
rimas d en er, i ey on, Sr 4us en. N° 48: 3 estrophes com finda 8d 8d
8a^; rimas cd en i, ar en ör, ar er 6r, on. O primeiro e o ultimo verso
de cada estrophe t^m rima identica.
5*. 10a 10b 10b 10a 10 c 10c 10a. N® 46: 3 estrophes; rimas er
ey an, (ir er ar, es ar 6s. N° 35: 3 estrophes com finda 10 b^ lOb^ lOa^
(=aj); rimas er on 6r, Gr ai 6r, er ar en. N® 39: 3 estrophes com
finda lOb^ lOb^ 10 c^ (=^i); """»8 ar (:al^)) on ir, ir i ar, on &r ey.
A ten9äo n® 37 : 4 estrophes e 2 findas, pertencendo altemadamente uma estrophe
ou uma finda a cada um dos dois poetas. Segundo as regras, deveria haver rigo-
rosa correspondencia entre as rimas de cada duas estrophes; mas o inter-
1) Os algarismos deeignam o numero de syllabas de cada verso, as letras iguaes
as rimas — menos o x, que nota falta de rima ~, os asteriscos denotam venös
graves, as letras mainsculas o estribilho.
2) Nal« estrophe IIa 10b 10b IIa Ha, se nfioemendarmosoe v. 410e411.
8) c, = rima c da 2* estrophe, a, = rima a da 8* estrophe.
4) Entre as raras rimas imperfeitas dos Canoioneiros, a rima ar: al 6 amaii
commum. Veja-se mais abaixo, pag. 659, nota 1.
Cantigas de D. Joan Garcia de Gailhade 657
locutor de Guilhade dispensa-se de obeervar esta regra quanto d rima c.
Assim tambem, a fiuda de Quilbade segue o eschema 10 c^ 10 c^ 10 a^ (= ^4)»
a de seu interlocutor, porem, 0 seguinte: lOd lOd lOa^. As rimas da ten-
9ao ^io 6r ar eycoör ar er, ar er eycoar er i, ey arco on ar.
ß\ 10a lOb lOb lOa lOe lOc lOb, A ten9ao u9 38: 4 eatrophes 00m
a oorrespondencia regulär das rimas e 2 findas lOc^ (=^z) ^^^i ^^^i
(=6j); rimas ar er i, d ir ey.
7^ Ha 10b 10b IIa lOc lOc IIa. Sempre 3 estrophes. Com
finda lOc^ lOc^ lla^: n^ 10 e 43; rimas (10) isse er i — y. 1 e 7 tßm
rima identica — , ia en ör, ia 6r er, (43) adcis er i, adas ey er, adas i
ey. Com finda lOb^ lOb^ 11 a^: u9^ 31^) e 51; rimas (31) dndan m ey,
igo al isse (? ou 6r?), ida er ör — a sempre rima identica — , (51) edes
on er, edes ar on, edes i 4r. Com finda lOe^ (= b^) lOe^ Wo^: u^ 53;
*
rimas edes ifr ar^ eyra ar er, ua (:««)*) in an. Com finda lud lOd lla^
(= a^ =: «i): n°® 12 e 52; rimas (12) ia er en, ia er en, ia er er, ar,
(52) ia on eu, ia ar H, ia ar ör, en.
//. Estrophes com estribüho.
a) O estrihilbo Consta de um s6 verso^ que näo rima.
a) 2 versos -{-estribüho:
8^ 8a 8a 4 B. N^ 41: 3 estrophes: rimas ousa, endo, edes\ estri-
bilho 6r.
• *
9*. 10 a 10a 6 B. N<* 42: 3 estrophes; rimas ia, ejoy ente', al.
ß) 3 versos-|-estribilho:
• • * •
10*. IIa IIa llal2B. N® 44: 3 estrophes; rimas ta, igo, äo; ouio.
Y) 4 versos-f- estribüho:
« • « • «
11». 8a 86 8b 8a 8B. N<>45: 3 estrophes; rimas ia ome> assoando,
eyto, öso', ävan.
d) 5 versos -j- estribüho. O facto de ser repetido o verso do estri-
büho com ligeira varia9äo {n9 34) ou sem ella (n^ 7) näo al-
tera essencialmente a estnictura da estrophe.
12». Sa 8b 8b 8a 8a 8 C. N« 7: 3 estrophes com finda 8a^ 8a^]
rimas er en, ey 6, ar i; iu.
13». 8a 8b 8b 8a 8a 4C. N^ 34: 3 estrophes; rimas tido igo, ado
iOf ade endo] d.
# # # # #
1) Na 2» estrophe IIa lOb 10b IIa 11c 11 c IIa, se näo emendarmos os v.
603 e 604.
2) Rima imperfeita: veja-se mats abaizo, pag. 659, nota 1».
RomaoiiolM Fonehnngen XXV. 42
658 Oskar Nobiling
14*. 8a 8b 8b 8a 8a 30. N« 30: 3 estrophes com fiuda 8d 30 8d
30\ rimas igo istes, öres imos, ia ura, öda; ou.
b) O estribilho Consta de 2 versos finaes, que rimam entre si.
a) 4 versos -{-estribilho:
[15\ 8a 7b 8a 7b 70 10. N« 56: 3 estrophes: rimas igo er, eyto
en, üo ey; H. As rimas a e (7 sao identicas].
16» 8a 8b 8a 8b 80 80. N^ 22: 3 estrophes; rimas oifta ada,
oyta ejo, oyia ilha] igo. A rima a 6 identica em todas as estrophes.
17*. 8z 8b 8x 8b 80 80. N« 24: 2 estrophes; rimas igo, ado]
emos. A rima 0 6 identica.
18\ 8a 8b 8b 8a 80 80. N» 2: 4 estrophes; rimas an er, ey i,
er en, ali] i; a rima (7 6 identica« N^<>3e25: 3 estrophes; rimas (3) ar ey,
d on, er ä] i, (25) Ör en, er i, Sr i; on. N<> 1: 3 estrophes com finda
80 80] rimas ins on, ey en^ 6r ar'^ i'^ r rima 0 6 identica.
19». 8a 8b 8b 8a 80 80. N» 23: 3 estrophes; rimas en ou, on
ey^ 6u8 er; ia.
20*. 8a 8b 8b 8a 80 80. N^» 19 e 20: 3 estrophes: rimas (19) t^
ano, ouca a^, ade iga; eyto, (20) igo inta, edee oaSy ousa ades; inga.
21*. 8a 8b 8b 8a WO 10 0. N« 27: 4 estrophes; rimas er cn, I
ar, ey 4, ou ar; öda.
22V 10a 10b 10b 10a 10 O 10 0, N«» 15, 82, 33 [, 54]: 3 es-
trophes; rimas (15) eren, ar i, eu on; ou, (32) iar, 6r er, an 6r; ey, (33)
ar on, % on, 4u en; ex [(54) ey en, aar al, 4 i; er], N^« 9, 13, 18 e 29:
3 estrophes com finda 10 0 10 0; rimas (9) ä en, i 6r, on ar\ er. (13) ey
6u8, er i, ör al; on, (18) ar ex, an on, er ir ; en, (29) i en, ar is, d ör;
er. O n^ 9 tem a rima a identica em cada estrophe, 9 e 18 repetem a
palavra final do ultimo verso, 13 a do primeiro verso do estribilho no pri-
meiro verso da finda.
23» 10a 10b 10b 10a HC HO. N» 11: 3 estrophes; rimas an ör,
«
er on, en ius] een. A rima C 6 identica.
24». Ila7 b IIb 7 a 11 07 a N<> 28 : 3 estrophes; rimas igo ira,
ia ado, ido ando; isse.
25». 11 *a 11 b IIb IIa 11 O 11 O ou antes, talvez^), 10 0 10 C,
N^ 16: 3 estrophes; rimas igo ado, ia eyro, ade ado; en. A rima C ^
identica.
1) Veja-se meu commentario critico.
Gantigss de D. Joan Garoia de Gailhade 659
ß) 5 versos -|- estribilho:
26*. 8a8h8h8a8a8C8a N<»4e8:3 estrophes; rimas (4)
er eny ex i, an ey; ör, (8) 6r ey^ ir ius, en on; er,
27». 8 a (a) 8'h 8b 8a (a) 10a(a) 10 C 8 C. N« 36: 3 estrophes;
rimas ar igo, udo ade, isse ia; an.
[c) O estribilho Consta de 2 versos, que rimam com versos anteriores,
sofirendo variagoes quando varia a riraa : 4 versos -|~ estribilho.
28* lOalOhlObllelOA 11 C. N« 56 : 3 estrophes; rimas on i
igo, ör ez igo^ en er igo^
d) O estribilho Consta de 2 versos, um dos quaes se acha inter-
calado entre os outros versos da estrophe : 3 versos -|- 1® estribilho
-j- 1 verso 4- 2^ estribilho.
29». 7a7a7a5B7a5B. No49:3 estrophes; rimas et«, ow, ar
{: al)^)\ iva (:4rva)^).
30*. 10 a 10 a 10 a 10 BIO a 10 R N« 50 : 3 estrophes; rimas ar,
on, ey; ia.
31» 10 a 10 a 10 all B 10 a 11 B. N^ 26 : 3 estrophes; rimas ia,
ovo, ando; I.
3. Liga^äo das eatropheB entre si.
Os trovadores dispunham de muitos expedientes para ligar entre si as
estrophes de uma cantiga, auxiliando assim a memoria de quem a recitasse
ou cantasse. D'entre estes expedientes, as rimas occupam um lugar proe-
minente e serao eös estudadas aqui : quanto äs cantigas aiaßidas (cujas
estrophes sao todas syntacticamente unidas aid a ßida = at^ o fim), ao
dobre (ou repetiyao da mesma palavra em lugares determinados de uma
estrophe ou de todas) ^) e sua variedade, o inordobre% de que fala o antigo
tradado de poetica no titulo 4^ cap». 3, 5 e 6, serä preciso juntar
1) Temos aqni dois exemplos dessas rimas imperfeitas que oä e Ia oecorrem
nas caotigas de escameo e maldizer. Cf. pag. 656, nota 4, e pag. 657, n. 2,
e pag. 660, n. 1.
2) Dobre parece ser Substantive verbal derivado de ddbrar (= redobrar).
0 leitor encontra um exemplo no d» 5, oos primeiros dois versos de cada estrophe.
3) Nao sei se ö esta a li^&o verdadeira. 0 termo se encontra em dois
lugares: B, pag. 5, 1. 155, estk Moz do6*; 1. 158, mor döbi. A segunda parte
da palavra composta deve ser dobre \ mas a primeira? Ao mör moderne corres-
ponde moor na lingua dos trovadores, e o nome näo quadra bem com a signi-
fica^ do termo, que 6 „repeti^äo da mesma palavra, variando a forma.'' £n-
contra-se um exemplo ddste artifioio no n9 5, no ultimo verso (ou nos Ultimos
dois) de eada estrophe, e outro no np 6, no ultimo verso de cada estrophe e nos
dois da finda. No l» exemplo joga-se com o verbo veer, no 2«> com os verbos
dar, andar, aver e buacar.
42*
660 Oskar Nobiling
materiaes mais amplos antes que se possa entrar em seu estudo. No emprggo
das rimas para ligar as estrophes distinguimos os casos seguintes.
I. Bimas iguaes nos lugares correspondentes de todas as
estrophes.
a) Todas as rimas da l'^ estrophe se repetem nas outias (''estrophes
equiconsoantes^'). N^ ß : a, b, c iguaes nas 3 estrophes e a finda.
b) Duas rimas sao repetidas. N^ 12 : a, b iguaes nas 3 estrophes
e a finda; c, igual nas 2 primeiras, varia na 3* e na finda (veja-se
mais adiante, sob II, b).
c) Uma rima 6 repetida.
a) N^ 22, com estribilho : a igual nas 3 estrophes, b varia.
ß) N^ 43 : a igual nas 3 estrophes e a finda, b^ = c^, c^ = 63,
^2 = ^3-
;') N^ 48 : a igual nas 3 estrophes e a finda (porem com rima
imperfeita, ar : o/^)), b^ = b^, c^ = Cj, 0 resto varia.
d) N^ 51 : a igual nas 3 estrophes e a finda, 6^ = c^, 0 resto varia.
£) N^ 52 : a igual nas 3 estrophes e a finda, b^ = 63, o resto
varia.
IL Rimas iguaes nos lugares correspondentes de cada par de
estrophes.
a) £ o que se nota, em primeiro lugar, nas ten9oes, cujas estrophes
eram compostas alternadamente por um dos dois contendentes.
a) Em regra geral, a correspondencia 6 oompleta entre as rimas
de cada duas estrophes, e findas se as houver. N^ 38 : a, 6,
c säo iguaes respectivamente na 1*^ e 2* estrophes, assim oomo
na 3*, 4*^ e as 2 findas.
ß) Excepcionalmente, s6 duas rimas se correspondem^ variando a
terceira. N^ 37 : a, 6 iguaes na 1*^ e 2^ estrophes, assim oomo
na 3», a 4* e as 2 findas; alem disso, c^ = c,, b^ = o,,
b) Em muitas cantigas dos Cancioneiros, sende impar o numero das
estrophes, a ultima estä isolada, formando as outras um, ou mais
pares de estrophes ligadas pelas rimas. Nao me pareoe improvavel
que haja nisto imita9äo de cantos populäres alternatives e rematados
pelo canto do coro inteiro. Ha os casos seguintes (um caso seme-
Ihante ]i 0 encontr^os mais acima, sob I, b):
a) Todas as rimas sao iguaes, respectivamente, num par de estrophes,
variando na 3*. N** 40 : o, 6, c iguaes.
1) Veja-se pag. 659, nota 1.
CantigM de D. Joan Garcia de Guilhade 661
ß) 86 uma rima 6 repetida. "S^ 33, com estribüho: b^ = b.^;
aj c e todas as rimas da 3* estrophe variam. A palavra raxon
86 repete na rima.
m. Rimas repetidas sem regra fixa.
Muitas vezes, 6 impossivel diatinguir aqui o que 6 intencional do que 6
devido ao acaso. Varios exemplos ja foram citados sob I^ c, /}; /; <); c;
n, a, /}. Outros sao:
N« 10:6i = C3, a^ = a^, c^ = b^;
N<* 2, com estxibilho :b^=a^, C=b^;
N» 35:0^ = 03, e^ = a^;
N« 46:01 = 63, 03 = 63;
NO 5:c, = a3;
NO 17:61 = 03;
NO 32, com estribilho : o^ = 63 ;
NO 4:l:a^=c^]
NO 53 : Ci = 6j.
IV. Rimas semelhantes, sem serem iguaes.
Estd f6ra de duvida que a semelhan9a das rimas era imi artificio cons-
eientemente empregado pelos trovadores para ligar as estrophes : sirva de
prova a cantiga Y 1194, ende, nos lugares correspondentes de cada par de
estrophes, encontramos as rimas er en ar e 6r on ir, Todavia, 6 difficil
estabelecer ahi normas fixas e, mais ainda que no ultimo caso mencionado,
eliminar o que 6 devido ao simples acaso, o quäl devia fazer um papel im-
portante, pois 4 limitado nas cantigas d'amor 0 numero das rimas, predomi-
nando grandemente entre ellas as rimas agudas.
Gtarei apenas alguns exemplos em que se toma manifesta a iDten9ao
conaciente do poeta.
No 40 : äs rimas ir ar en das 2 primeiras estrophes oorrespondem ör
er on nSL S\
No 25, com estribilho : a rima a ^ em ör na 1* estrophe, em er na
2*, em Sr na 3*
No 11, com estribilho : as rimas säo em an, on, en, ör, er (e Sus).
No 35 : as rimas sao em er, oTj er, oTj cU, en, on,
No 53 : as rimas 6 e e sao em ^ e ar na 1*, em ar e er na 2*
estrophe, a 3» differe (cf. mais acima, sob II, b).
No 48 : as rimas sao em en, on, ar (a/), er, ör (e i).
No 32, com estribilho : ha rimas em ar, er e ör.
662 Oskar Nobiling
Cantlga» de D« Joan Oarcla de OolUiade.
Cantigas d' amor.
i.
Quexey-m' eu d' estea olhos meus;
mays ora (se Deus mi perdoni)
quero-lhis ben de ooragoiit
e des oy mays quer* amar Deus;
5 ca mi mostrou quen oj' eu vi: 5
ay! que pareoer oj' eu vi!
Sempre m' eu d' amor queyxarey,
ca sempre mi d' ele mal ven;
mays os meus olhos quer* eu beu,
10 e ja sempre Deus amarey; 10
ca mi mostrou quen oj' eu vi:
ayl que parecer oj' eu vi!
E muy gran queyxum' ey d' amor,
ca sempre mi coyta sol dar;
15 mays os meus olhos quer' amar, 15
e quer* amar Nostax) Senhor;
ca mi mostrou quen oj' eu vi:
ay! que parecer of eu vi!
£, se cedo non vir quen vi,
20 cedo morrerey por quen vi. 20
I. V 28. — 1 QuexeumouuB destes olli^ meus; Mich. Queixum^ outn dos öOim
meM, Parece-me certo qne Quexeumouuz ö devido ao engano do copista italiaoo
que tinhadiante de si Quexeymeuua; mas, visto Quexeif-me-vaa d^eetes olhos mteui
dar uma syllaba demais e vos ser palavra desnecessaria para o sentido, preenno
que a li^ao primaria foi Quexeymeu^ um tra^o qnalquer que por acaso ae achava
atraz do u, podendo ser interpretado como a sigla 9 por algum copista — 8 eora^on
Mich] cora con — 7 qrearey. 0 copista lea r em vez de », e e em vei de x,
ezactamente como V 25, 16 ; 282, 1 ; 603,^ — 9 e 15 0« Mich] 09 — 10 ds —
11—12 Cami estä no fim da linha anterior; 0 resto do estribilho falta — 17—18
cami mo no fim da linha anterior; 0 resto do estribilho falta — 20 tnorrerey
Mon] mouerey*
Gantigas de D. Joan Garcia de Gailhado ü()3
n. 2. mi « mihi^, forma itona oom func^ de dativo, veio depois a ser
eubstitnida pela ontra forma Atona me « mi), quo noB Gaooioneiros j& come^a
a cnmolar as fnoc^es de accasativo e dativo; cf. v. 21; 100; 173; 198; 231;
259; 301; 396; 1125.
0 BabJ. pres. perdon^ bem como p^, etnpar e ontros, estio de accördo
com as leis phonetieas; ob modemoB perdde, pese, ampare b&o devidoB i
analogia de verboB onjo radical nSo terminoa em fi, « oa r. FörmaB analogicaB
ja ae encontram noB CancioneiroB : pese V 585, 1 ; ause V 479, 7; melhore B 37, 28;
e asBim tambem/ojere «/oc^) V 1186, 6 epraze «jpZaeeQ A 161, 12; B 322, 2 e 5.
L des oy mays oa oy may« = d'aqai em diante. Des <^ de ex\ o modemo
desde oontöm, poiB, diu» TCzeB a prepoBi^&o de. Oy < hodie em poBi^ao ante-
tönica; ö raro ojt maysi ▼. 344.
8. ele ö menoB nsado qne el (forma CBta qne bc deBcnvolyen proyavelmente
em poBi^ao aotetonica); cf. v. 202.
9. Öfterer hen pöde reger objecto indireoto (6 o primitivo) oa direoto
(aegnindo entao a analogia de amar). Cf. ▼. 127; 331; 933; 946. Qtterer med,
igualmente: cf. v. 945.
10. ja Berve para refor^ar eempre e, tambem, nunea. Cf. v. 100; 202; 225.
13. aver tem todaB aB accep^ocB do modemo ter.
14. 8ol < eoleti a forma analogioa &öe nfto bc encontra ainda dob GanciooeiroB.
co^ « cotfta) = pcBar, afflio^äo, dör, öomadaB palavras malB UBadas noB
CancioneiroB. D'ahi caytar, d'cnde caytado. Cf. v. 163.
16. nostro ee uBa sempre em Noeiro Senhor ; em qaacBqner cutras exprcBsoeB
usa-Be noseo oomo hoje.
Que muytos me pregantar&n,
quando m' ora viren moner,
por que mcyr*! e quer* eu dizer
quanto x' ende poys saber&n:
5 moTT* eu, porque nou vej' aqui 25
a dona que non vej' aqui.
E preguntar-m'an, eu ö sey,
da dona que diga quäl 6,
e juro-YOS per boa fe
10 que nunca Ibis eu mays direy: 30
moyr* eu, porque non vej' aqui
a dona que non vej' aquf.
E dhrdn-mi que parecer
vbx)n aqui donas muy ben,
15 e direy-vo-lhis eu por en 35
quanto m'^ora oistes dizer:
moyr' eu, porque non vej' aqui
a dona que non vej' aqui.
664 OBkar Nobiling
E non digu' eu das outräs mal
20 nen ben, nen sol non falo i; 40
mays, poys vejo que moyr' assi,
digu^ est', e nunca direy al:
moyr' eu, porque non vej' aqul
a dona que non vej' aqul.
I. V 29 (= a), V 38 (= b) e V. loa 24 A 228. — 1 falta em a - 2-6
b dispöe estes versos em qnatro linhas, terminando a 1* em por ^, a 2* em
qntoxende, a 3* em poi^ q nö ueia — 2 a mairer, b morer — 3 b moyro e qrcra
— 4a quanto rende — b saleran — 9 a 5oä, b boa — 10 b tiü eaihis er^ —
11 a moiren — b ueia / g< — 12 falta em a — 18—18 estao distribnidos em
b por quatro linhas: termina a 1» em aq (em vez de a^), a 2<^ em direfuolhii^
a 3* em moyreu — 14 nqui] a ad — ben] b bam — 15 a edireyuolhes, A e
d%rei-vo*'lhe8 — 16 a f camora, A qtMnto muor{ä) — b di^ — 18 falta em a
— 19—24 estao distribuidos em b por quatro linhas: a 1» termiDa em bem, a
2» em ueiOy a 3^^ em esionum — 20 A falo t, a fali, b faly — 21 poys] b poit
q — 22 b digo estanum / ea — 23—24 a ntoyreu p** q no fim da linha preeedente;
o resto do estribilho falta — 24 falta em b.
n. 21 — 23 = Quantos me pergnntarSo . . . porque 6 que morro!
23. nioyT*. 0 presente ddste verbo se coDJuga assim : moyro, tnorres, morrty
morremoa, morredes, morren\ moyra, moyras, moyra, moyramoa^ moyradu^
moyran.
24. x\ xi, xe, 8\ si, «e sao as förmas do «dativus commodi", mais on meDoa
pleoDastico, do reflexivo da 3* pessoa. As da 1* säo mt, me, m\ mh- \ not, 6 aa
da 2^^ ti, te, t\ cht, che, cV; vos. Cf. v. 51; 132; 188-, 231; 269; 839; 395; 770;
1049; 1102.
ende « ^nde) e en (forma primitiyamente antetonica) se empregam in-
differentemente antes de consoante; antes de vogal, a unioa forma parece ser
end^'^ significam „de lA, d'isso, d'elle, d*ella, d'elles, d'ellas", e referem-se tanto
a pessoas como a coisas. Gf. v. 35 e 66; 421.
33. parecer ben = ter um exterior bonito ; o parecer (v. 6) = o exterior,
semblante.
35. vo{8) 6 dativo ethico.
por en (por end?, por ende) = por isso.
36. oistes. Parece que antigamente o radical d^ste verbo Däo era ow-
senao quando tinha accento tonico : ouves, ouve, porem oir. Assim tambem loar
{<laudare), ißorem louvo, louvas. Cf.v.l20; 824; 353; 730; 731; 759; 808; 867;
858; 1080; 1037; 1039.
40. «oI 6 o adverbio de aoo (= s6). Ambos < sölum, sende sol provayel-
mente a forma antetonica. Sol non = nem seqner, absolutamente nao.
f « ibi) tem todas as accep^oes do y francez.
42. esf = esto. Ao lado deesto, aquesto, esso, aquelo, todo sao muito raras as
förmas isto (V 1041, 12, rima com Antecristo), aquisto (A 210, 4), tudo (v. 711 ; 813).
al « alid, = outra coisa), muito usado nos Gancioneiros.
Cantigafl de D. Joan Garcia de Guilhade 665
8.
Amigos, non poss' eu negar 45
a gran coyta que d' amor ey,
ca me vejo sandeu andar,
e con sandeoe o direy:
5 08 olhos verdes que eu vi
me fazen ora andar asaf. 50
Pero quen quer x* entenderä
aquestes olhos quaes son,
e d' esf alguen se quejrxarä;
10 mays eu ja quer moyra quer non:
OS olhos verdes que eu vi 55
me fazen ora andar assi.
Pero non devia a perder
ome que ja o sen non ä
15 de con sandeoe ren dizer,
e con sandece digu' eu ja: 60
OS olhos verdes que eu vi
me fazen ora andar assi.
I. V 30 e A 229. — 1 V Amigo — 3 V Sauden — 4 e 16 V aandice —
8 V aqsioa — 12 e 18 faltam em V — 14 V hom pödeser homt oa hmnen —
non] V 0 — 15 V sandieo.
TL, 46. gran, forma antetonica de grande, osada sempre antes de substantivo
que come^a por consoante: antes de vogal, 6 grand^. SSo igualmente förmaa
antetonioas usadas sempre antes de sübstantivo, de maoi mal; de böoibon. Ab
excep^es sao poucas: grande antes do substantivo V 208»4; 668,1 e 20^);
B 52,10; A 161,26; mao Vd66,4-, B 213,2e5; 383,2-, A 38, 7; 5So V 708,4.
O caso 6 differente na phrase interjeccional mao pecado! (o mais osado 6 mal
pecado!) B 386, 4, porque aqoi mao pöde ter func^ao predicativa, bem oomo em
mao seu grado, v. 664.
48. sandece e sandice se encontram nos Canc; porem bö a primeira destas
förmas ö attestada pelas rimas (: rafece e dece, mereee e ontros verboB seme-
Ihantes); cf. V 724,1; 1025,22; B 389, 17, onde ob Codices escrevem sandice.
O mesmo suffixo 6 attestado pelas rimas em velhece V 1025,20, mancehece
GM 389, 1 e granadece CM 288, 4.
51. pero « per hoc) ö conjancgao adversativa (= entretanto, apesar de
que), ao paaso qne por en (cf. v. 35) ainda nSo tem este valor.
54. ja quer moyra quer non 6 ora^äo independente (= nSo importa que
1) Estas dnas cantigas apresentam, na metrifioa^ao e lingnagem, certa
aemelhan^a que as afasta das mais cantigas d'amor. A primeira esti entre ob
cantares de D. Denis (= CD LXXVI): erradamente, ao meu ver; of. o qne
eflcrevi na Z/BPh. XXVn, pag. 190.
666 Oskar Nobiling
morra ou nio). Cf. V 18, 5 quer me queyradu te non ben quer mal\ 444, 6 quer
Ihi pes quer UU prasa\ 717, 11 quer ee queyxe quer non. Hoje semelhantea phraaei
8Ö podem fanceionar como olaasiilas incidentes.
67. perder = ser prejadieado.
68. een = bom seoso, jniso. £ provayel qae os trovadores tiraaiem
68ta palavra gennanica do proven^al ou antigo frances.
59. = por dizer algama coisa oa lonoora.
4.
"Senhor, veedes-me morrer
desejando o vosso ben,
e v68 non dades por en ren, 65
nen vos queredes en doer!"
5 ****Meu amigu', en quant* eu viver,
nunca vos eu farey amor
per que faga o meu peyor.""
^'Mha senhor, por Dens que vos fez, 70
que me non lejrxedes assf
10 morrer, e vös faredes i
gran mesura con muy bon prez."
" "Dttey-vo-lo, amig*, outra vez:
nunca vos eu fsiej amor 75
per que iaga, o meu peyor.""
15 "Mha senhor, (que Deus vos perdon!)
nembre-vos quant' afan levey
por v68, ca por vös morrerey,
e for9ad' esse cora9onI" 80
««Meu amig*, ar direy que non:
20 nunca vos eu farey amor
per que fa9a o meu poyor.""
I. V 31—32 e A 230. — 1 V mouer — B V ren por en, li$So ignalmente
aceitavel — 4 V n« 11U9 — 5 V amigneu quodeu — 7 A peor — 8 Aqoi oome^
em V 0 00 82, encimado pelo nome Joham Ouilhade* — V de ^ d A Uxed/u
— 10 A vue — i]V aefy — 12 A Direi-vo^'V — V amiga ouc" — Depots ddste veiBO,
V repete, em Ingar dos v. 6 e 7, a lioha meu amigt^en quälen (i. e quäteu) uta'
e, no fim do v. 19, / meu an^\ A commette o mesmo 6rro, repetindo o venoö,
porem so na 2» estrophe — 15 V rf* — 16 V nebree^ — 17 V ea — V mrrerey
— V efforcades/e coracot 0 que pöde tambem estar por e ^orgad^ e. e. oa €
eeforgad^ e. e.
n. 63. veedes ö trissyllabo, qnando lern for^a de indicativo. ^ porem,
muito usado vides com valor de imperative; cf. v. 199. Do mesmo modo ae
distingne vea (v. 749) de veee. Das oatras förmas ddste verbo (oom exceptio
GanÜgas de D. Joui Garcia de Guilbade 667
do perfeito e tempos derivados delle) nSo soflOrem syn^rese, noB Ganc. lyricos,
senfto o fatnro e o oondioional, sendo igoalmente naados veerey e verey, veeria
e veria. Cf. ▼. 96; 104; 186; 193; 290.
64. ben = benevolencia, favor, mercd; e = belleia, perfei^ (▼. 104).
69. =r que seja em man damno. 0 meu 6 sabstantivado (= mens negocios,
minha sitna^^). Cf. V8d0, 8 falar no vosso; 426, 19 perderedea no vosso\ 836, 2
catar (= oUiar) ao vasao; B 54, 27 po-lo vosßo (= por vossa causa) ; A 158, 21
po-lo meu.
70. por Deus = ooDJnro-Yos por Dens; per (oa par) I>eiM= juro por Dens;
cf. ▼. 29; 86; 375. Os sentidos de per (= franoez par) e par (= franees pour)
näo se conftmdiram ainda na lingna dos trovadores.
eenhor fem. A forma aoalogioa eenhora ainda ö mnito rara nos Gaoc; 6
attestada pelas rimas V 137,24 (:agora)\ 668, 9 >) {iföra); 26,23 {iCafM^rf^)-
73. faser mesura = faier prova de modera^, cortazia; pres =: fama,
repnta^fto, honra: parece palayra de origem proven^al.
muy (forma antetonica) b6 se encontra antes de a^jectivos, adverbios e
participios, on palavras que fazem a fnne^ de acUectivos ou adverbios
(of. ▼. 809).
78. memarare > nembrar > lembrar; a constmc^So impessoal döste verbo
ö a mais usada nos Ganc.
80. for^r = vencer, snbjngar ; ei B 332, 18 niha coyta fw^fm o sen, Se
esse pndesse ser = met«, melbor sentido daria esforear (= dar for^a, confian^a
a; cf. CM 1, 7 eefor^ada por Deue; V 820, 13 en vose* amor vos eefor^adea).
81. ar = ontra vez, ainda, mais, tambem, por ontra parte; cf. ▼. 89; 90;
171; 173; 277; 356; 511; 517; 555; 855; 933; 1062; 1094.
5.
U m' eu partf d' u m' eu parti,
logu' eu parti aquestes mens 85
olhoB de veer, e, par Deus,
quanto ben avia perdf;
5 ca meu ben tod' era en veer,
e mays vob ar quero dizer:
pero vejo, nunca ar vi. 90
Ca non vej' eu, pero vej* eu:
quanto vej' eu non ml val ren;
10 ca perdl o lume por en,
porque non vej' a quen mi deu
esta coyta que oj' eu ey, 95
que ja mays nunca veerey,
se non vir o parecer seu.
1) Yeja-se pag. 24, nota 1.
668 Oskar NobiÜDg
15 Ca ja oeguey, quando oegaey;
de pran oeguey eu logu' enton,
e ja Deus nunca me perdon, 100
se ben vejo, nen se ben ey;
pero, 86 me Deus ajudar
20 e me cedo quiser tornar
u eu ben vi, ben veerey.
I. V 33 e A 231. — lü m'eu A] V Quandeu — 5 era en V] A era (por
Ventura erä, i. e. era* n?)— 8Vej?o — 96llAin«--10Vcti — IIV por q
negaq mi d« — 14 o A] V « — 17 V tf« -— 19 V Ä« quidar,
TL, 84. u « uhi) = onde, e = quando.
partir-ae = apartar-se, separar-se; partir (y. 85) = apartar, privar. As ac-
cepQoes primitivas do vocabulo sSo „repartir" e «apartar/ A constmc^äo m-
transitiva de pariir resultou da reflexiva; nos Canc. ha dois exemplos daquella
nas cantigas de D. Aifonso X: B 361,31—32 per ren (= de nenhum modo)
partir de vas muf/f amar non poseo; CM 206, 6 poy-lo tfiron partir de preegar.
88. ca « quia em posigfto Atona) = porque.
92. val, a forma normal, pelas leis phonetieas, 6 a unica qne se eneontn
nos Ganc.
99. de pran = claramente, seguramente, porcerto; ö raro a pran (V941,
14 \ 1140, 6), que tem o mesmo sentido. 0 facto de se osar tambem de ehao
neste sentido e existir o substantiyo pran synonymo de chäo (CM 236, 6; cf. 344, 3)
faz suppor qne pran fosse tirado do plan proven^l.
101 e 104. Joga-se aqui com a dupla significa^o de den, adverbio e Subs-
tantive.
103. tornar = faser voltar.
6.
A boa dona por que eu trobava, 105
e que non dava nulha ren por mf,
pero s' ela de mi ren non pagava,
sofrendo coyta sempre a servl;
5 e ora ja por ela 'nsandeci^
e da por mi ben quanto x' ante dava. 110
E, pero x' ela con bon prez estava
e con [tan] bon parecer quäl Ih' eu vi
e Ihi sempre con meu trobar pesava,
10 trobey eu tant' e tanto a servi
que ja por ela lum' e sen perdi, 115
e anda-x' ela por quäl x' ant' andava:
Gantigas de D. Joan Garcia de Guilhade 669
Por de bon pr^z, e muyto se prezava,
e dereyt' 6 de sempr' andar assf;
15 ca, se Ih' alguen na mha ooyta falava,
8ol non oia nen tomava i; 120
pero por coyta grande que sofrl
oy mays ey d' ela quant^ aver cuydava:
Sandec' e raorte, que busquey sempr* i^
20 e seu amor mi deu quant' eu buscaval
I. V 34 e A 232. — 1 V Ahoa -- B A min -~ b V el enfandeci — 6 V
quantanU — 7 htm falta em V — 8 Em ambos os Codices falta nma syllaba.
Mich. iDtrodnziu mu\\ eu prefiro ton, lendo qwiX IK tu por qlhtu (V) domesmo
verao; cf. v. 598 e ^ua Ihm V 987, 18-, maXhi = mal Xki V 687,5-, 11; 16.
alhy = al Ihi V 1015, 5 — 9AIÄ« — 12Vf/ antädaua — 13 Vpgaua (i. ej
talYCz, pregavä) — \^Y edeyte de semp adar — 17 por A] V 5 — 18 A coidava
— 19 V Sanäice morte — 20 A me.
n. 105. 0 pronome relativo que se refere a uma palavra antecedente, quer
aeja nome de coisa ou de pessoa, ö sempre ^6, ainda mesmo depoia de pre-
poai^fto', quen so se usa sem antecedente: cf. v. 5.
106. nidha ren = nenhuma coisa. Nidho « nüllum) ä forma castelhana;
a normal seria nulo, que talves se occulte debaixo da graphia nüllo, bastante
usada nos Codices italianos.
mi (e mifij igualmente attestado pelas rimas; cf. v. 1068) 6 a forma tonica
do caso oblique döste pronome, usada näo so depois de preposi^es, mas tambem
como objecto directo e depois de conjunc^oes de oompara^, e mais em casos
excepcionaes, como ▼. 577 ou B 116, 8 que 0 fa^amos mi e vös jograr, Para a
2« pessoa ii, cf. V 1035,12 di-me ii que trobcu.
107. pagar-se de = ter prazer, gostar de.
113. pesa mi con = desagrada-me, sinto pesar por. Pesa-mi de, v. 315.
Desde 0 tempo da Renascen^a, que substituiu 0 iröbadar pelo poeki, o
verbo iröbar näo tem mais equlvalente na lingua.
116. andar por = valer, ser considerado como.
120. tomar = virar-se, voltar-se.
128—4. busear = merecer, ser causa de (em allemfto f,aich etw. euziehen*^).
7.
Amigos, quero-vos dizer 125
a muy gran coyta 'n que me ten
üa dona que quero ben,
e que me iaz ensandecer;
e, catando po-la veer,
assf and' eu, assf and' eu^ 130
assf and' eu, assf and' eu.
670 Oskiir Nobiliug
E ja m' eu oonselhQ non sey,
ca ja o meu adubad' 6,
10 e sey muy ben, per boa fe,
que ja aempr' aBsf andarey: 135
catando se a veerey,
assf and' eu, assf and' eu,
aasi and' eu, assf and' eu.
15 E ja eu non posso choiar,
ca ja chorand' ensandecf, 140
e faz-nih-amor andar assf
oomo me veedes andar:
catando per cada logar,
20 assf and' eu, assf and' eu,
assf and' eu, assf and' eu. 145
E ja 0 non posso negar:
alguen me &z assf andar.
I. V85 e A 283. — 2afalta em V — 3 V hunha — 7 Vrepete este veno
mais dnas vezes, mas a nltima destas linhas esU cancellada — 8 V ia eu ^
10 V (oä — 11 V senp ffy (i. e., talves, aempre W) — 14 e 21 faltam em V.
n. 129. = e olbaodo para vd-la. Os casos de se unirem lo^ la^ los, Uu
(qner sejam artifi^os on pronomes) k palavra precedente sfto maito mais freqnentet
qne boje: cf. v. 149; 290; 302; 235; 361; 394; 426; 510; 526; 555; 670; 736;
756; 766; 781; 799; 825; 927; 1101. Rare 6 o conseryarem-se lo, la etc. depou
de palavras terminadas por r on s sem a assimila^ d^stes Ultimos sona; porem
cf. V. 222. Finalmente, ji ba mnitos ezemplos da generaliza^fto aoalogica (boje
triunphante) de o, a, os, aa depois de palavras termmadas por consoantes:
ef. V. 15; 97; 171; 239; 257; 432; 562; 741.
133. 0 meu substantivado, como v. 69. C.Micba'^lis tradas: .a minba forte
estk decidida.*
141. fiiA e fit' b£o as förmas que toma me on mi (of. v. 2) antes de vogaL
147. alguen usado com referencia ä aenhar amada, como no v. 53 e a miodo.
8.
Quantos an gran ooyta d' amor
§-no mundo, qual oj' eu ey,
querrian morrer, eu o sey, 150
e averian en sabor;
5 mays, mentr' eu y(m vur, mha senhor,
sempre m' eu querria viver
e atender e atender.
CantigM de D. Joao Oareia de Gailhade 671
Pero ja non pofiso guarir, 155
ca ja oegan oe olhoe meus
10 por vöe, e non mi val i Deua
nen v6b; mays, por vos non mentir,
en quant* eu vöe, mha senhor, vir,
sempre m' eu querria viver 160
e atender e atender.
15 E tenho que filzen mal sen,
quantoB d' amor coytadoB son,
de querer sa morte, se non
ouveron nunca d' amor ben, 165
com* eu fs/^'] e, senhor, por en
20 sempre m' eu queiria viver
e atender e atender.
I. V 36 e A 284. — 2Vefio — 3V moirer — 6 V gueiria — 10 A m« —
^ — IBY gmp^meu qtria — Ue21 faltam em V — 16 V jfto —euycad^ —
N) q%ria,
n. 148. an < ha(be)fU, oomo van (v. 686) < va(du)ni.
149. i-no < en lo < tu (il)lum, A forma com aphörese ~ no » j& se
ontra Umbem; cf. v. 119; 182; 337.
160. querria 6, no8 Ganc., a fftrma normal do condicional, como querrey
594) do faturo, de querer: cf. terrey, v. 422.
162. VÖ8 e nds b£o, como mi e ti, mnito nsados oa fnne^ de objeeto
cto sem preposiQfto. Cf. v. 106.
164. atender = esperar.
155. guarir = estar sfto, viver em estado de sande.
162. = E jalgo qae dfto prova de poueo juizo; cf. v. 58 e 73.
9.
Gran sazon & que eu morrera ja
por mha senhor, desejando aeu ben; 170
mays ar diiey-vos o que me deten
que non per moyr', e direy-vo-lo ja:
5 &lan-me d' ela, e ar vou-a veer,
[e] ja quanf esto me faz ja viver.
E esta ooyta 'n que eu viv* assi, 175
nunca en parte souhe mha senhor;
e vou vivend^ a gran pesar d' amor,
10 e direy ja por quanto viv* assf:
&lan-me d' ela, e ar vou-a veer,
[e] ja quant' esto me faz ja viver. 180
672 Oskar Nobiling
Non viv* eu ja se per aquesto non:
0U9' eu as gentes no seu ben falar;
15 e ven amor logo por me matar,
e non guaresoo se per esto non:
&lan-me d' ela, e ar vou-a veer, 185
[e] ja quant* esto me faz ja viver.
E viverey, mentre pod6r viver;
20 ca poys por ela me ej [eu] a morrer.
I. A 235. — 5 Oa cT ela, e arF — 6, 12 e 18 Mich faeia^ o qne me pareee
inaceitavel. Evidentemente, as letras do oodice podem ser interpretadas de nm
e ontro modo; e a conjuncQSo e, qae introdnzi, parece-me qae melhora a phraae
^ 20 me ei a,
TL. 169. 8az(m = espa^ de tempo.
172. per adverbio de refor^o (= inteiramODte, mnito), sempre collocado
aates do verbo. Geralmeote vem precedido de um adjectivo ou adverbio, qne
6 a palavra propriamente reforgada por per: v. 258; 1104.
174. ja quanto = um ponco, algnm tanto. Assim tambem ja gue = algama
coisa, ja quando = algnma vez (V 598, 18; 829,12; CM 206,7; 281,15), jau —
em algum lugar (V 1095, 1).
176. eäber parte de = ser informado de ; cf. a locn^ modema dar parte,
184. 0 preseDte dos verbosinchoativosse conjuga assim: guaresco^ guareees,
guareee . • . ; guarescti, guarescas, guaresca . . . Enoontram-se graphias analogicai
(ou arcbaicas?) como guareeeee,
188. poye = depois.
Os pronomes atonos m«, mt, te, ti^ se, «t, Ihe, Ihi luLo formam syllaba ante«
de vogal (as excepgdes säo rarissimas). Qaando sua vogal final näo se elide,
ella perde o caracter syllabico ou se funde completamente com a consoante:
d'ahi aa f6rmas mh (cf. v. 141) para a 1* pessoa, ch' para a 2* x* (cf. v. 24)
para 0 reflexive da 3*. As ultimas duas pareee que geraram as förmas syllabfcas
che, Chi e xe, xi\ cf. v. 785; 339; 1009.
10.
Se m' ora Deus gran ben fazer quisesse,
non m' avia mays de tant' a &zer: 190
leyxar-m* aquf, u m' ora 'stou, viver;
e do seu ben nunca m' el outro dessel
5 Ca ja sempr* eu veeria d' aqui
aquelas casas u mha senhor vi,
e catä-la[s], ben quanto m' eu quisesse. 195
t
D' aqui vej' eu Baroelos e Faria,
e vej' as casas u ja vi alguen^
10 per boa fe, que me nunca fez ben!
Vedes por que: porque x' 0 non queria.
Cantigas de D. Joan Garoia de Gnilbade 673
E, pero sey que me matarft amor, 200
en quant' eu fosse d' aqui morador
nunca eu ja d' el morte temeria.
15 Par Deus Senhor, vi^oso viveria
e en gran ben, e en muy gran eabor
yed-las casas u vi mha senhor^ 205
e catar al£ quant' eu catarial
Mentar* eu d' aquesto ouvess' o poder,
20 d' aquelas caBas que vejo veer,
nunca en ja os olhos partiria!
E esso pouoo que ey de viver, 210
viv6-lo-ia a muy gran prazer;
ca mha senhor nunca mh-o saberia.
I. A 236. — Icatd'la me pareee li^&o tSo pouco admissivel como eatarala
(que alias seria am hespanholismo) no y. 18. Aqui (v. 7) caberia tambem a
emenda eaiar Id ^ S Obedecendo a uma suggestAo de Diez (KuHp^ pag. 71—72),
inverti a ordem das estrophes 2* e 8» — 22 esse.
H. 190. maya de = mala que.
195. catd-las: o infinitivo catar esti ligado por e ao condioional veeria
(C. Miohaälis, por iftso, imprime veer ia). 0 auxiliar hiibebam, agglntinado ao
infinitivo, ainda o2o Be tornara completameote flexfto, de modo qne podia ficar
snbentendido depois de catd-las. Cf. v. 208—6, e para a mesma constrnc^ do
foturo V 668, 9—10 direy e non estar,
210. esso (e ii2o esse) poueo 6 a forma usada nos Ganc. Gf. v. 255.
U.
Estes mens olhos nunca perderän^
senhor, gran ooyta, mentr' eu vivo fdr;
e direy-vos, fremosa mha senhor, 215
d* estes mens olhos a ooyta que an:
5 choran e cegan, quand' alguen non veen,
e ora cegan por alguen que veen.
Guisado teen de nunca perder
mens olhos ooyta e meu coragon, 220
e estas ooytas, senhor, mlas son:
10 mays los mens olhos, por alguen veer,
choran e cegan, quand' alguen non veen,
e ora cegan por alguen que veen.
BomaiiiMlie Fonehnngai XZV. 43
674 Oskar Nobiling
E nunca ja poderey aver ben, 225
poys que amor ja non quer nen quer Deus;
15 mays os cativos d' estes olhos meus
morrerän aempre por veer alguen:
choran e cegan, quand' alguen non veen,
e ora cegan por alguen que veen. 230
I. A 237. — 9 NSo estari viciado este verso? — minhas — 10 per (bayeii
p^ no codice?)
n. 217. vten 6 dissyllabo {vi-en) \ cf. v. 63. Assim tambem tSen (v. 219),
*«M (V. 724).
219—20. 0 snjeito 6 meus olhos e meu coragom] = 6 o destioo de . . .,
estä dito qne . . .
221. mtcts, 0 lat mea den tnia (qae rima com dia, folia, queria etc. V 402, 8)
e, com assimilagäo do « i, consoante nasal, mTa (rima com o sufflxo latino -Ina,
V 1137,8; 1150,5). Estas bSjo as förmas tonicas; a antetonica, e qnasi a nnici
usada antes do substantivo, 6 mha; of. v. 70.
227. cativo = infelis.
Ift.
Cuydou-s' amor que logo me faria
per sa coyta o sen que ey perder;
e pero nunca o podo fazer,
mays aprendeu outra sabedoria:
5 quer-me matar muy cedo por alguen, 235
e aquesto p6d' el fazer muy ben,
ca mha senhor esto quer toda via.
E ten-s' amor que demandey folia
en demandar o que non poss' aver;
10 e aquesto non poss' eu escolher, 240
ca logo m' eu en[d*] al escolheria:
escolheria, mentr' ouvesse sen,
de nunca ja morrer por nulha ren;
ca esta morte non 6 jograria.
15 Ay! que de coyta levey en Faria! 245
E vin aqui a Segobha morrer,
ca non vej' i quen sola veer
meu pouqu' e pouqu' e por esso guaria.
Mays, poys que ja non posso guareoer,
20 a por que moyro vos quero dizer: 250
diz alguen: <<Est' 6 filha de Maria."
Cantigas de D. Joan Garcia de Gailhade 675
E o que sempre neguey en tax)bar,
ora o dixM E pes a quen pesar,
poys que alguen acabou sa perfia.
I. A 238. — 11 ^ a{ — 18 vCeu (porem meu do vol. II, pag. 412) —
21 Eti^q On Este?
TL 232. 8a forma antetonica de 9ua, Cf. v. 164.
288. podo 6 raro por pode, Cf. quiao^ y. 687 ; disao^ y. 880.
238. folia = loneura.
841. efkf al; cf. y. 24.
246. que de eoyta leeey = quanta dor Boffri.
248. meup(mgu^ t pouqu*-, compare-Be V833, 12— liPwqueian muyto tarda
iT esta veZf seu pouqu' e pouco se vay perdendo eon migo.
248—49. guarir e guareeer = salyar a yida.
251. Ao lado de i, qne jk bc vai generalisando, eneontram-Be nos Ganc eety
antes de palavraa qae come^am por vogal, e iste^ antOB de conBoante. EBta
nldma forma 6 frequente naB CM. Cf. v. 367.
253. dix\ dixi e dixe Be encontram ao lado de diese (1* pessoa). Cf.
y. 258; 456.
254 perfia = empenho; aeabar ea perfia = alcan^ar Ben fim.
13.
Esso muy pouco que oj' eu ialey 255
oon mha senhor, graded-o a Deus,
e gran prazer viron os olhos meus!
Mays do que dixe gran pavor per ey;
5 ca me tremi' assf o cora90ii
que non sey se Ih' o dixe [ou] se non. 260
Tan gran sabor ouv* eu de Ihe dizer
a muy gran ooyta que sofr* e &ohi
por ela! Mays tan mal dia nac(,
10 se Ih' o oj' eu ben non fiz entenderl
Ca me tremi' assf o cora^on 265
que non sey se Ih' o dixe ou se non.
Ca nunca eu faley eon mha senhor
se non muy pouc' oj'; e direy-yos al:
15 non sey se me Ih' o dixe ben, se mal.
Mays do que dixe estou a gran payor; 270
ca me tremi' assf o cora9on
que non sey se Ih' o dixe ou se non.
E a quen muyto trem' o cora9on,
20 nunca ben p6d' aeabar sa razon.
43^
676 Oskar NobiliDg
I. A 239. — 6 Ott Mich; o metro exige a emenda; maa nao serfi melhor
introdnzir ben em vea de ou?
n. 258. gran pavor per ey = tenho pavor mnito grande.
261. 8€U)or = vontade, desejo.
263. tan mal dia naci = sou bem infeliz.
274. razon = assumpto de qae se fala, discnrso.
14.
Deus! como se föron perder e matar 275
muy boas donzela», quaes vos direy:
foy Dordia Gil e [ar] foy Guiomar,
que prenderon ordin; mays, se foss' eu rey,
5 eu as mandaria por en[de] queymar,
porque föron mund' e prez desemparar. 280
Non metedes mentes en quäl perdi9on
fezeron no mund' e se fdron perder?
Com' outras arlotas viven na ra9on (?)
10 por muyto de ben que poderon fazer!
Mays eu por alguen ja morf ey de prender 285
que non vej', e moyro por alguen veer.
Outra [böa] dona que pe-lo reyno ä,
de bon prez e rica [e] de bon parecer,
15 se mh-a Deus amostra, gran ben mi farä;
ca nunca prazer verey se-na veer. 290
Que farey, coytado? Moyro por alguen
que non vej', e moyro por veer alguen (?).
I. V 87. — 2 fitttt boas Mich] uiui boas — 3 Oordia gil, Mich^ Dordia
Oiles ; ea prefiro supprir a syllaba que falta, iDtrodnzindo ar — 5 poren, Mich
por ^n a — 8 fezeron no Mich] fezon no — 9 comout*8 arllotas uiue na racö\
a lifäo acima e o ponto de interroga^ säo de Mich. — 10 poderon fazer Mich]
podom faz (por pod'om faz*) — 13 Ouc" doä q pelo Beyno a; a emenda 6 de
Mich. — 14 e accreBcentado por Mich^ — 18 alguen] Por Ventura al ren?
TL. 278. prender = tomar.
280. desemparar = desamparar, abandonar.
281. meter mentes en = reparar em, attender a.
283. arlota aqui = vagabnnda, vadia. Nas CM (vid. o Glossario) arlol<m
= impostor, arlotia = impostora.
290. se'na<sen la<:;^sine (il)la.
Cantigas de D. Joan Garcia de Guilhade 677
15.
Vi oj' eu donas muy ben pareoer
e de muy bon prez e de muy bon sen,
e maj^ amigas son de todo ben; 295
majs d' fia mo9a vos quero dizer:
5 de parecer venceu quantas achou
i a ino9a que x' agora chegou.
Cuydava-m' eu que non avian par
de pareoer as donas que eu vi, 300
atan ben me parecian aU;
10 mays, po[j]-la mo^a filhou seu logar,
de parecer venceu quantas achou
i a mo9a que x' agora chegou.
Que feramente as todas venceu 305
a mocelTa en pouca sazon!
15 De parecer todas ven9udas (?) son;
mays, poy-la mo9a alf pareceu,
de parecer venceu quanta[s] achou
] a mo9a que x' agora chegou. 310
I. V 351. — 4 dunha — 6 t aj htr ha^ talvez por hüha^ isto 6, ua —
9 e 10 estäo escritos nama so linha — 10 loguar — 12 falta — 14 tamoi^linha
— 15 ueQudas näo forma sentido com o qne se segue: proponho substitai-lo por
muy hbae — 16 alt] hi^ faltando assim uma syllaba ao verso — 18 falta.
H. 295. muyV sempre se usa em lugar de muy (cf. v. 73) antes de vogal.
296. mays\ a forma mae para a oonjunc9&o adversativa ainda 6 rara nos
Canc.
301. atan = tan. Assim temos atanto = tanto, atal = tal, asH = «i,
alä = W. Cf. V. 206; 1006.
302. poy(8) = depols que, qnaado.
filhar = tomar.
305. feramente = graademente, muito.
Gantigas d' amigo.
16.
Treydes todaS; ay amigas! con migo
veer un ome muyt' enamorado,
que aqui jaz cabo n6s mal chagado
e, pero ä muytas coytas con sigo,
5 non quer morrer, por non pesar d' el [a] alguen 315
que Ih^ amor ä; mays el muyt' ama alguen.
678 Oskar Nobiliog
Ja x' ora el das chagas morreria,
se non foss' o grand' amor verdadeyro.
Pre9ade sempr' amor de cavaleyro;
10 ca el de pran sobr' aquesto perfia: 320
non quer morrer, por non pesär d' el a alguen
que Ih' amor &; majs el muyt' ama alguen.
Lealmente ama Joan de Guilhade,
e de nös todas Ihi seja loado,
15 e Deus Ihi d6 da por que o faz grado! 325
Ca el de pran oon muy gran lealdade
non quer morrer, por non pesar d' el a alguen
que Ih^ amor &; mays el mujt' ama alguen.
I. V 843. — Ob primeiros dois yersos estSo distribnidoB por tres linbas,
acabando a 1« com amigas, a 2» com home — 1 eomigo — 2 muytona morado.
A falta de separa^fto das palayras» as regras syntacticas e phonologicas, a fre-
qneocia da troca de o por et tado fala em favor da emenda — 3 jag Monjtasi
— ehegado: compare-se v. 7 — 4 d] oya. Para ficar certa a medida do verso,
poder-se-ia tambem ler e, pero cf d muytas co^as sigo; mas 6 raro no V e8cre?er-
se y por i — 5 quer] auer, porem v. 11 e 17 ^, palavra com qae terminam a
2* e a 3* estrophe, faltando o resto do estribilho. Neste estribilho dSo qais
afastar-me do codice, de cuja praxe nSo destoa a snppressao de um a qne nio
oonta como syllaba, em a alguen. Näo me parece, todavia, impeccavel o rythmo
do ultimo verso: el ama muyf alguen seria preferivel. £ digno de nota qua
obteriamos, no estribilho, dois decassyllabos irreprehensiveis, supprimindo oni-
camente o d' el do primeiro verso e lendo amq alguen no segundo — 9 prf ade
— eauairo — 15 eäa.
n. Sil. Treydea oa treyde (CD 1929) = ide, vinde; sing, trey (OM825,9)
= vai, vem. Vid. CD, no Glossario, s. v. träger , e os additamentos de G. MichaSlii
na ZfBFh XIX, pag. 600; para o sentido, vid. maisV751, 7; CM 216, 4; 278,4.
0 6tymo latino seri Hratiie (cf. trazer < Hraeere), *tragite (cf. o antigo tragtf
< Hragire) on troKUe^ e para o Singular ^trac (cf. o antigo dt < die) ou truAe}
Treydes tarn valor de imperative como vedee (cf. v. 68).
312. muyt'i veja-se v. 295.
313. eaho = junto a, perto de. Com igaal sentido nsa-se edbo de: v. 1023.
chagar = ferir; porem ferir = bater, dar pancada a: cf. v. 819.
319. pregar 6 derivado de prego ; porem prezar < pretiare.
320. perfiar = empenhar-se, teimar.
324. loado parece ser snbstantivo, = louvor.
325. di < dit\ a 2* pessoa des den regularmente des. 0 moderne de deve
ser devido ä analogia de des (a 1* pessoa de ö certamente analogica). Di (3* pess.)
rima com i e fe V 479, 10; 541, 14; 1036, 16; CM 177, 1. D. Denis, porem, ji
rima de com que « quid) : CD 1642 e 2250 (o verso V 452, 12, que deve rimar
com di on de, estä deteriorado).
grado = grayas, reoompensa.
Cantigas de D. Joan Garda de Guilhade 679
17.
Por Deus! amigas, que serA,
poys [que] o mundo non 6 ren 330
nen quer amig' a senhor ben?
E este mundo que 6 ja,
5 poys i amor non ä poder?
Que presta seu bon parecer
nen seu bon talh' a que-no ä? 385
Vedes por que o dig' assl:
porque non ä no mundo rey
10 que yiss' o talho que eu ey,
que xe non morresse por mf
(si quer mens olhos verdes son), 340
e meu amig* agota non
me viu^ e passou per aqml
15 Mays dona que amig* ouver
des oje mays (crea per Deus!)
non s' esforc' e-[n]os olhos seus; 345
ca des oy mays non Ih' 6 mester:
ca ja meus olhos yiu alguen
20 e meu bon talh', e ora ven
e vay-se tanto que s' ir quer!
E, poys que non & de valer 350
bon talho nen bon parecer,
parescamos ja como quer.
I. V 344. — 1 serra, Ärro per seera — 2 poys estä no fim da 1* linha —
5 Monaci hesita se se deve 1er atnor oa amar — 7 tälhaqueno — 11 ml — 16 ä8
— 17 se/tor^i ob. A emenda acima parece-me preferivel a «' esforcen os ou
s* estor^an o« — 18 oy] ote; o e, que viciaria o verso, 6 devido provayelmeDte
ao Ol« do y. 16 — 24 parefeamus,
n. 329. 0 infinitiyo seer, qae 6 quasi sempre dissyllabo dob Cano. lyricos
(cf. y. 829), se toma monossyllabo no futaro e condicional. Cf. y. 447.
385. talho = talhe, fei^fto do corpo.
840. 8% quer oa se quer = apesar de que, aiada que. A nfto ser nesta
locuyfto, ^ muito rara a forma H para a conjuncyäo se.
345. esfor^ar-se = ter coDfiaxi9a: cf. y. 80.
346. i mesUr = 6 de proyeito.
349. (anto que = quando, sempre que.
680 Oskar Nobiling
18.
Quer' eu, amigas^ o mundo loar,
por quanto ben mi Nostro Senhor fez:
fez-me fremosa e de muj bon prez, 355
ar faz-mi meu amigo mujt' amar.
5 Aqueste mundo x' est a melhor ren,
das que Deus fez^ a quen el i faz ben.
O paraiso boo x' 6 de pran,
ca o fez Deus, e non digu' eu de non; 860
may-los amigos que no mundo son
10 [e] amiga[s|, muyt' ambos lezer an:
aqueste mundo x' est a melhor ren,
das que Deus fez, a quen el i faz ben.
Querria-m' eu o parais* aver, 365
des que morresse, ben oome quen quer;
15 majs^ poy-la dona seu amig' oer
e con el p6de no mundo viver,
aqueste mundo x' est a melhor ren,
das que Deus fez, a quen el i faz ben. 370
[E] quen aquesto non tever por ben,
20 [ja] nunca Ihi Deus d6 en ele ren!
L V 345. — 2 mt] oum' %9 — 7 boö — S e 20 äs — 11—12 aquuUmüdo
(0 resto do estribilho falta) — 13 Quetrta — 14 motrefse — 17 aquefte müio.
(falta 0 resto do estribilho) — 19 tener — 20 Ou nunca [ja]?
n. 356. mt 6 objecto indirecto de faz amar\ meu amigo, objecto directo
de amar. Cf. v. 416; 554; 693; 778-74; 906.
359. hoo, dissyllabo, 6 a forma tonica, da quäl resultou a modema hm-
A antetonica — h(m\ cf. v. 73 — seria hoje hao^ como non > nao.
360. digo de non = digo que nSo.
362. Uzer = descanso, tranqoillidade, contentamento. Cf. o Glossario
das CM.
366. come = como.
867. oer (isto 6, o-ir\ em lugar de ouver, 6 forma bastante rara. Cf. meu
artigo ^Zu Text und Interpret, des Canc. da 4;.", pag. 373, n. 1.
371. tever: = as graphias tiver, estiver, fizer^ puder (por poder\ puzer e
ontras semelhantes säe posteriores aos Canc. Cf. v. 533; 572; 778.
19.
Sanhud' and[ad]es, amigo,
porque non fa90 meu dano
Yosqu', e per f e sen engano 375
ora vos jur' e vos digo
Cantigas do D. Joan Garoia de Gnilhada 681
5 ca nunca ja esse [preytoj
mig', amigo, ser^ feyto.
De pran non soo tan louca
que ja esse preyto fa^a; 375
mays dou-vos esta bara^a,
10 guardad' a eint' e a touea;
ca nunca ja esse preyto
mig', amigo, ser& feyto.
Ay don Joan de Guilhadel 380
sempre vos eu fuy amiga,
15 e queredes que vos diga?
En outro preyto &lade;
ca nunca ja esse preyto
mig', amigo, ser& feyto. 390
I. V 346. — 4 jur'] par — 6 estA na mesma linha com o verso precedente
— 7 san. Esta forma, mnito mais rara que soo, estaria em desaccördo com a
medida do verso — 8, 16 e 17 p'yto — 11 preyto e o resto do estribilho faltam
— 14 amigo — 18 falta.
IL 375. voeeo « *vö9cum^ em vez de vohiseum) se encoutra ao lado de
eon vosco. Assim tambem noseo e con nosco, migo (mtgo B 10, 18) e con migo
(con mego B 13, 4 ; 365, 3), Hgo e can tigo, sigo e con itigo, Cf. v. 311 ; 378 ;
429; 583; 738.
377. preyto = tratado, ajuste, compromisso, assumpto, conversa. Vid. no
Glossario das CM.
379. 0 lat. 8um > 8on (> rood. dial. säo). D'ahi, com o aocrescimo ana-
ogico do -o da 1» sing. iod. pres., o dissyllabo sbo.
381. haraga era um la90 (prova-o o exemplo citado por Cortes&o, oo Addita-
mento, pag. 16) oa uma corda; cf. C. MichaSlis, Bandglosae I, pag. 67.
ftO.
Amigas, o meu amigo
dizedes que faz enfinta
en cas del rey da mha cinta;
e vede-lo que vos digo:
5 mando-me-lh' eu que s* enfinga 395
da mha cinta e x' a cinga.
De pran todas vös sabedes
que Ihi dey eu de mhas doas
e que mh-as da el muy boas:
10 mays, d' esso que mi dizedes^ 400
mando-me-lh' eu que s' enfinga
da mha cinta e x' a cbga.
j
682 Oskar Nobiling
Se s' el enfinge (ca x' ousa),
eu direj-vos quo fa9ade8:
15 ja mays nunca mh-o digades; 405
e direy-vos üa oousa:
mando-me-lh' eu que s^ enfinga
da mha cinta e x' a cinga.
I. V 347. — Os versos 2 a 4 acham-se esoritos em dnas linhas, a primein
das qnaes acaba com rey ^ ß e 18 ex<KifUa — 8 doäs — 9 hoä^ — 11 mandome
(falta o resto do estribilho) — 14 edireyu% qne se repete exactamente assim
dnas liahas adiante, parece ser devido aqni a nm engano. A li(fto dos v. 13
e 14 nao me satisfaz ainda — 16 huä.
IL 392. faz enfinta =: gaba-se (cf. V 1025, 26). Tem o mesmo sentido
enfinge-se: v. 395; 403; 494. 0 iDfinitivo 6 en/^n^'r, enfengir, enfinger on enfenffer.
Cf. ainda C. Michaelis, Bandglasse I, pag. 71, e mais acima, pag. 3, n. 1.
395 e 396. enfinga e cinga: as förmas moderoas finja cinja s&o analogicat.
Inversamente, no verbo erguer (ant. erger < *erigire) generaÜBoa-se o som g
(gu) pela infineDcia das förmas ergo, erga, er gas etc.
398. doa (= dadiva ; o Singular se encontra, por exemplo, OM 267, 4)
< dotta, plural de donum, Nos Cano. lyricos, o vocabnlo designa sempre st
prendas de amor; cf. C. Michaelis, Bandglosse I, pag. 71.
404. = en vos direi o qne deveis fazer.
ft\.
Vistes, mhas donas: quando noutro dia
o meu amigo oon migo falou, 410
foy muy queyxos', e, pero se queyxou,
dey-lh* eu enton a cinta que tragia;
5 mays el demanda-m' [or^ outra folia.
E vistes (que nunca amiga tal visse!):
por s' ir quey xar, mhas donas, tan sen guisa, 415
fez-mi tirar a oorda da camisa,
e dey-lh' eu d' ela ben quanta m' el disse;
10 mays el demanda-mh-al, que non pedissel
Sempr* averä don Joan de Guilhade,
mentr* el quiser, amigas, das mhas doas 420
(ca ja m' end' el muytas deu e muy boas);
des i terrey-lhi sempre lealdade;
15 mays el demanda-m* outra torpidade.
I. V 348. — 2 comigo — 3 Talvez seja melhoremendar: queyxoso, e, poifi
ou queyxos\ e, porque — 5 moutra tolya — 6 Euistes q nüca q nüea tal uiftet^
A repeti^fto de q nüca e de uistes so pöde ser devida a engano: a rima exige
visse, e de ^ nüca para amiga, a emenda 6 leve — 8 0 fes mi do codioe quereri
Cantigas de D. Joan Gareia da Gailbade 683
dizer fez mif — 10 qno ferifse. Sern mudar Dada, teriamoB qva-no ferisae!
o qae nSo me parece admisaivel. Se l^ssemoB que W oferisH^ eumpriria trooar
tambem demanda por demandou — 11 Sempuera^ se nfio estivesse esorito nama so
palavra, tambem poderia ler-se Sempre verd — guilhadi — 12 amigas das mhas
danas forma nma linha ä parte — IS me del — boäs.
IL 409. nautro, bem eomo num, neste^ nesse, na^[ueUe, parece qae bSo förmas
devidas ä analogia de no (cf. v. 149).
412. trager = trazer; cf. v. 811.
413. demandar = pedir.
415. ir qjiuyxar = ir qaeixando, queizar, ö construc^ mnito freqnente.
sen guisa = föra de proposito, injuBtamente. Tem o mesmo sentido desa-
guisado ou desguisado. Cf. v. 852.
417. quanta concorda com ela: cf. pouca de sazon V 605,9; B 426,10; a
mays da vinha V 905, 5 ; B 416, 7 \ muyia de maa Ventura V 1050, 4.
422. des i = alem diBso.
terrey e terria Bäo o futnro e o oondieional de tier (tenere habeo > tenrey
>^ terrey), V 540, 15 tierey 6 am exemplo da recompoBi^ dAstes tempos, a
quäl, na lingua modema, so escaparam ob verboB diser, fazer e trazer.
423. autra torpidade =: oatra coisa, qae 6 ama torpidade; cf. Canc. Galt.,
pag. 182 (oota ao v. 401).
ftft.
Amigas, tamanha coyta
nunca sofri, poys foy nada; 425
e direy-vo-la gran coyta
con que eu sejo coytada:
5 amigas, ten meu amigo
amiga na terra sigo.
Nunca v6s vejades ooyta, 430
araiga[8], quäl m* oj' eu vejo;
e direy-vos a mha coyta
10 con que eu coytada sejo:
amigas, ten meu amigo
amiga na terra sigo. 435
Sej* eu morrendo con coyta,
tamanha coyta me filha;
15 e direy mha coyta e coyta
que tragu' e que marayilha:
amigas, ten meu amigo 440
amiga na terra sigo.
I. V 349. — 1 e 2 estäo escritos nama %(i h'nha — 3 e 4 estäo eBcritOB
numa b6 linha — 6 sigo{^)] amigo. Ob olhoB do oopista desviaram-se provavel-
mente para a linha anterior — 11 ten} efte. Comparem-Be ob v. 5 e 17. Ouseria
eata a forma primitiva do estribilho : amigq, este meu amigo j amiga na terrq ä
684 Oskur Nobiling
migo (migo = alem de mim)? Nesse caso, conservAr-se-ia a li^ do codiee no
y. 8, e ler-se-ia amiga tambem no v. lo~12 e 18 faltam — 18 nunreftdo ^
15 t demha,
TL. 425, fay nada, 1« sing. perf. de naeer; ö o lat fui nata. A 1* peaaoft
foy 80 eDoontra nama minoria de casos ao lade de fuy: as rimas comprobativaa
faltam (86 a 3* pe88oa foy rima com oy GM 28,13). Cf. y. 641; 894.
427. sejo (< sedeo) = ado (y. 379) e esiou.
Par Daus, amigas, ja me non quer ben
o meu amigo, poys ora ficou
ende m' eu yin, e outra o mandou;
e direj-yos, amigaS; üa ren: 445
5 se m' el quisesse oomo soia,
ja 'gora, amigas, migo seria.
E ja oobrad[o] 6 seu coragon
[de me querer muy gran beu, eu o sey,]
poys el ficou u Ih' a mha dnta dey, 450
10 e, mas amigas, (se Deus mi perdon!)
se m' el quisesse como soia,
ja 'gor:^, amigas, migo seria.
Fez-m' el chorar muyto dos olhos meus
con gran pesar que m' oje fez prender, 455
15 quand' eu dixj: „Outro m' p [o]uyira dizer!'<
Ay mhas amigas, se mi yalha Deus!
se m' el quisesse como soia,
ja 'gora, amigas, migo seria.
I. V 350. ~ 4 hunha — 8 Minha restitni^Ao do yerso que falta no codiee 6
conjectnral — 10 e 16 er« — 11 com^ — 12 falta — 13 ch^ar — 14 p'nder —
15 quädeu dixi autro mo uuyra diter. Com leyeemenda, poderemos 1er tambem:
Quant^ eu dixi ouiro m' ouvira dizerl — 17 sota e o resto do estribilbo faltam.»
IL 444. onde « ünde; cf. ende, y. 24) = de onde, de qne, de quem^
refere-BO a pessoas e coisas.
448. e cöbrado de = esta corado, restabelecido, liyre de (cf. CD, y. 2322) —
451. mos, por mhas, assim como ma por tn^, Bäo förmas raras.
456. NSo 6 impossiyel qne a f6rma moderna oumVa (em yez deotra; cf.y.8&-'D
fosse introduzida no tezto por um copista. Vid. y. 891 e 995. 0 emprego dfist^^
tempo para exprimir um desejo 6 täo commum como o do snbj. imperf.: c"^-
y. 414; 418.
Amigas, que Deus yos yalha! 460
quando yeer meu amigo,
falade sempr* üas outras,
en quanf el falar con migo;
Cantigas de D. Joan Garcia de Gailhade 685
5 ca muTtas oousas diiemos
que ante v68 non diremos. 465
Sey eu que por Mar migo
chegar& el muy oojrtado,
e vös ide-vos chegando
10 1& todas per ess' estarado;
ca muytas oousas diremos 470
que ante v6s non diremos.
L V 362. — 1 119 fiy; — 2 ueher — 3 semprunhaa — 4 eamigo — 12 falta.
H. 461. ve^i a 1* sing. perf. vin (v. 444), a 3* veo (rima com «So K^sinum^
cheo e aXheo V 923, 18; 1143,1) e o latim provamque, na lingua antiga, tambem
o t iltono de förmas como a presente era nasal, ainda que ob Codices nSo marquem
essa nasalidade. Provavelmeute, ella se perdeu mais cedo nas syllabas iltonas;
porem quando? ülteriormente, vtir den vih', Gf, v. 540; 700.
462. uoB outras, pronome reeiproco.
467. cofftado por = afflicto por, com saudade de, desejoso de.
M.
Morr' o meu amigo d' amor,
e eu non vo-lh' o creo ben,
e el mi diz logo por en
ca verr& morrer u eu för;
5 e a mi praz de cora9on 475
por veer se morre, se non.
Enviou-m' el assi dizer:
ten el por mesura de mi
que o leyxe morrer aqui 480
10 e o veja, quando morrer;
e a mi praz de cora9on
por veer se morre, se non.
Mays nunca ja crea molher
que por ela morren assi 485
15 (ca nunca eu ess' e tal vi),
e el moyra, se Ihi prouguer;
e a mi praz de cora9on
por veer se morre, se non.
L V 3S8. ^ b e a mi] cami (ca tambem nos v. 11 e 17). Lendo-se ea
mt, faltaria uma syllaba ao verso; ca a mi nfto formaria sentido nas estrophes
1» e 2* — 6 motre — S q el premesura demi. A altera^ do tezto uSo 6 tSo
grande oomo parece: q acba-se baataates vezes escrito por <r, d'abi U podia-se
686 Oskar Nobiling
bem confondir com q; pre serildevido a ter o copiata mal interpretado a abbre-
yiatora de par; mi 6 aqui ezigido pela rima, pelo qae tambem introdazi esu
mesma fönna hob v. 11 e 17, onde o codice igualmente tem mi — 9 leixu^se-j
ef. v€ija no v. 10 — 11—12 cami pr€Uf. (o resto do estribilho falta) — 17—18
camt pg, (0 resto do estribilho falta).
IL 478. vo(s) 6 dativo ^thioo. A qneda do « oa r finaes antes de Uu oo
Ihes 6 mais rara do qne antes de lo, la etc. (cf. v. 129).
475. 0 futnro e o condicional de vTir (= vir) sfto verrey e verria (et terrefft
V. 422). Vid. y. 546. Assim tambem de avtir: avtrrey (v. 784).
476. präg mi par veer = agrada-me vor, g6sto de ver.
487. prouguir «[ ^plaaAirii)^ snbj. fat. de prager; o perf. 6 pr&ugite
(V. 1011).
Diese, amigas^ don J[o]an Gaicia 490
qua, por mi non pesar, non morria.
Mal baratou, porque o dizia,
ca por eato [o] fa90 morrer por mi;
5 e vistes v6s o que s' enfengia:
domo lev* o conselho que & de si! 495
El diese ja que por mf trobava,
ar enmentou-me, quando lidava.
Seu dano fez que se non calava,
10 ca por esto o fa90 morrer por mi;
sabedee v6e o que ee gabava: 500
demo lev* o conselho que & de eil
£1 andou por mi muyto trobando
e, quant' avia, por mi o dando
15 e nae lidee me ja enmentando,
e por eeto o fafo morrer por mi, 505
pero se muyto andava gabando:
demo lev' o ooueelho que & de eil
I. V 854. — 1 IHfgey. Deveremos, por ventors, 1er Di8s\ ay amigasy dtm
Jan Oarcta? Veja-se v. 586 — 4 eßö fago^Ben mi taume — 10 fago —
12 jPtie d de H falta — 12 e 18 conselho] ofselho. Confundiu-se a dgla 9 como
13 El andou Mon] C landou — 15 en m€iando,
n. 492. baratar mal = fazer maus negocios, tratar mal de aena interesses.
495. demo leve . . ., periphrase muito usada para designar uma qaantidad«
minima: = nSo sabe nada aconselhar-se a si, nfto tem nenhom joiio.
497. enmentar = mencionar; lidar = pelejar, lide (v. 504) = peleja.
Cantigas de D. Joan Oareia de Gnilhade 687
27.
Fostes, amig'y oje vencer
na voda en bafordar ben
todo-lo8 outros, e praz-m' en; 510
ar direy-vos outro prazer:
5 alevad' o parecer da voda;
per boa fe, eu mh-alevo toda.
E, poy-lo8 vencedes assf^
nunca devian a Ian9ar 515
vosc', amigo, nen bafordar;
10 ar falemos logo de mi:
alevad' o parecer da voda;
per boa fe, eu mh-alevo toda.
E muyto mi praz do que sey, 520
que V0880 bon prez verdad' ^
15 meu amigo, e, per boa fe,
outro gran prazer vos direy:
alevad' o parecer da voda;
per boa fe, eu mb-alevo toda. 525
A toda-las donas pesou,
20 quando me viron sigo estar,
e punharon de s' afeytar;
mays praza-vos de comp eu vou:
alevad' o parecer da voda; 530
per boa fe, eu mh-alevo toda.
I. V 355. — 2 e 3 eBtäo eseritOB numa liaha bö — 2 en Mon] eu — 6 boa
— mha leuo — 7 poylus — 8 lanear — 10 loguo — 11 e 12 aleua do pare (o
reBto do eBtribilbo falta) — 14 p'z — 16 boä — 17 e 18 aleua do pa, (o reBto
do estribilbo falta) — 20 viron] ui cö — 22 eu (?)] en — 28 e 24 aleua (oresto
falta).
n. 506. Fostes vencer = venceBtes: of. v. 415.
509. 9oda (a graphia modema boda 6 baseada na prommcia do Norte de
Portugal e em etymologias erroneaB: cf. Bluteau, Elnoidario, e ainda GorteBfto,
Add.) pareoe ter aqui o Bentido mala geral de „feBta, jogoB feBtivaeB."
bafordar = jogar da lan^a (cf. Elacid., b. v. Bafordar e Bufurdio).
510. praz mi de = agrada me; cf. v. 476 e peea mi de, v. 815.
512. alevar ou levar (v. 1014) = levantar; parecer = semblante, roBto.
528. punhar « pugnare) de = tratar de, CBfor^ar-Be por.
afeytar = enfeitar.
688 Oskar Nobiling
»8.
Chus mi tarda, mhas donas, meu amigo
que el migo posera,
e crece-m' end' la coyta tan fera
que non ey o cor migo, 535
5 e jurey ja que, atä que o visse,
que nunca ren dormisse.
Quand' el ouv* a fazer a romaria,
p6s-in' un dia talhado
que veesse, e non ven, mal pecado! 540
10 Oje se compre o dia,
e jurey ja que, atä que o visse,
que nunca ren dormisse.
Aquel dia que foy de mi partido, 545
el mi jurou chorando
15 que verria, e p6s-mi praz' e quando:
ja o praz' £ saido,
e jurey ja que, atfi que o visse,
que nunca ren dormisse.
L V 356. — 1 e 2 estSo nnma so linha, bem como 3 e 4 — 3 ecrest men-
dunha — 5 e jurey] cuirey — 6 ren Mon] ten — 7 romaria Mon] tomaria — 9 j«
veeese e (?)] quyfse estÄ no fim da linba precedente. 0 drro de copista ae expli-
caria por terminar um dos yersos do estribilbo em vUse. Mas seria ignahnente
admissivel a emenda que o viese^ e — 10 aiefse cö p^o dia esti no fim da linha
preoedeDte — 11 cuirey ia q aia (o resto do estribillio falta) ^ 15 querria eM
DO fim da linba precedente — epoysmi pze — 17 cuirey ia ata. (o resto falu).
n. 582. ehuSf por mais, 6 raro nos Canc.
533. posira = tinba combinado, fixado.
534. crece = nasoe; crecer se conjuga como guareeer (v. 184).
535. c&r = conbecimento de sl. D*abi acordar-se = toraar a si V 432, 4;
acordado = com conbecimento de si CM 83, 11 ; desacordado = sem sentidoB
V 489, 10.
536—37. jurar que com o subj.: ö construc^ maito commum.
atä (= atö): 6 assim que se deve aceentuar, pois se encontra tambem ta,
por ex. V 901, 14 e 21, e atä rima com ja e äld CM 203, 5.
538. aver a = ter de.
539. = combinou comigo, indicou*me um dia certo.
540. mal pecado = por desgra^a. Gf. v. 46.
541. eomprir = encher, oumprir, vencer-se.
544. fay partido = se partiu. Cf. foy nada, v. 425.
CantigaB de D. Josd Garcia de Goilhade ($89
»9.
Gada que ven o meu amig* aquf, 550
diz-m^ ay amigas! que perd' o [seu] sen
por in(, e diz que morre por meu ben;
mays eu ben cuydo que non est assf;
5 ca nunca Ih' eu vejo morte prender,
n(^-no ar vejo nunca onsandeoer. 555
El chora muyt9 e filha-s' a jurar
que 6 sandeu e quer-me &zer f\»
que por mf morr', e, poys morrer non quis,
10 muy ben sey eu que & ele vagar:
ca nunca Ih' eu vejo morte prender, 560
ne-no ar vejo nunca ensandecer.
Ora vejamos o que nos dir&,
poys vter viv* e poys sandeu non fori
15 Ar direy-lh' eu: „Non morrestes d' amor!^
Mays ben se quite de meu preyto ja: 565
ca nunca Ih' eu vejo morte prender,
nr-no ar vejo nunca ensandecer.
E ja mays nunca mi farä creer
20 que por mi morre, ergo se morrer.
L V S57. — 8 parmi estä no fim da linha precedente — 6 «« no — 12
falta — 18 ueia mus — 14 tieA<r — 17 ea nunealhi ueio morte pder; cf. ob v. 5
e 11 — 18 falta.
n. 550. eada jftie = eada vez que.
556. fitkar-se a = p6r-Be a.
bbl. fazer fis = convencer; fis = eoDvencido, certo: palavra tirada de
antigo francez on proven^al.
559. d vagar = nfto tem pressa.
565. ffUfttor-^e = tirar-se, livrar-se. 0 sentido da phrase seriL „evite minha
conversa"? ou „defenda-se de minha censura*?
569. ergo = ezeepto.
80.
Per boa fe, meu amigo, 570
muy ben sey eu que m' ouvestes
grand' amor e estevestes
muy gran sazon ben con migo;
5 mays vede-lo que vos digo:
ja 9afouI 575
Bonaaiaeh« Fonehnngeii XZV. 44
(i90 Oskar Nobiling
Ob grandes nossos amores,
que mf e vös sempr' ouvemös,
nunca Ihi cima fezemos
10 oomo Brancafrol e Flores;
mays tempo de jogadores 580
ja 9afou!
Ja eu faley en folia
cx)n vosqu' [e] en gran cordura,
15 e en sen e en loucura^
quanto durava o dia; 585
mays esto, Joan Garcia,
ja 9afou!
E d' essa folia toda
20 ja 9afouI
Ja 9afo[u] de pan de voda, 590
ja 9afou!
I. V 358. — Os yersos 1 s 5 estäo diBtribuidos por 4 linlias, acabando a
1« com mui be, a 2* com grandamar, e a 3* com bem — 1 boa — 3 esteuedes —
4 comigo — 7 uofs^ — 10 coma — 17 esto, Joan Garcia] esta hi dan Jam p'fia.
Oq poderemoB 1er e8t\ ay don Jan Garcia? Vejs-se v. 490 — 19 Ou Ed estaf
— 20 zafau — 21 gafode. Talvez gafau o?
n. 575. Qßfar (graphia moderna aafar^ hesp. zafar) aqui = acabar.
577. mi e vd« na fanc$fto de Bujeito: vid. y. 106.
578. Ihi plnral, como V 685,24; B 14,28. Porem Ihia y. 598.
fazer cima a = dar fim a: cf. V 1142, 10 dar cima a = leyar a cabo;
CM 264, 8 dar maa dma = dar mau fim.
579. Brancafrol e Flores, amantes celebres mencionadoB tambem porD. Denis:
cf. CD, DOta relatiya ao y. 699, e A II, pag. 413.
588. A respeito da forma problematica ed (= e), yeja-se men artigo «^
Text und Interpret, des Canc. da Aj.*y pag. 874.
8L
Estas donzela» que aqui demandan
08 seus amigos que Ihis fa9an ben,
querrey, amigas, saber Ta ren:
que [6] aquelo que Ih' e[le]8 demandan? 595
Ca un amigo que eu sempr' amey
pediu-mi cinta, e ja Ih' a er dey;
mays eles cuydo que al Ibis demandan.
Cantigas de D. Joan Garcia de Guilhade 691
O meu seria perdudo con migo
por sempr', amigas, se mi pediss' al; GOO
10 mays pedir cinta non 4 nulho mal,
e por aquesto non se perdeu migo;
mays, se m' el outra demanda fezesse^
Deus me cofonda, se Ih' eu cinta desse!
e perder-s'ia ja sempre [con] migo. 605
15 May-la donzela que muyt* & servida
o seu amigo, (esto Ih' ^ mester)
d4-lhi sa cinta, se Ihi dar quiser,
se entender que a muyto i servida;
mays^ se x' el quer outro preyto mayor, CIO
20 maldita seja quen Ih' amiga for
e quen se d' el tever por [ben] servida!
E de tal preyto^ non sey end' eu ren;
mays, se o ela por amigo ten,
non Ihi trag' el lealdade comprida. 615
I. V 359. — 1 A estrophe ganharia em dareza, se Idssemos As (ou Das)
donsttas a qfu. Porem esta consideragfto nfto me parece saffioieate para mudarmos
o texte — 3 hunha — 4 Tambem se pöde emendar assim: que [serd] (iquelo
gue Ihes demofuiaft — 6 eräey-^- 7 (ühis; cf. v. 112 — 8 comigo — 10 nulho(?)]
nulha *- 13 tftf — 14 Tambem se pöde supprir a syllaba que falta ao verso,
lande e perder-s^ia [el] — 15 danfela — fuido — 20 maldica — 21 Ou « quen
se d^ eU iever por servida? — 22 p'yto — 24 ^*ida.
IL 594. querrey saher se diz em Ingar de quero saber, para indicar que a
ae^So expressa pelo infinitivo sciber pertence ao fnturo. Esta attrac^ de tempo
6 bastante commum nos Canc.
595. W plural, como nas förmas Wo (V 538, 10; 627,4; B 835, 18) e Wa
(B 200,28; 252,18), ainda boje usuaes. Cf. v. 578.
597. ir z= an cf. v. 81.
606. d servida: ö de regra a concordancia do participio passado com o
objecto directo; cf. v. 609.
615. trager = ter, guardar.
eamprido = perfeito.
Bft.
Fez meu amigo gran pesar a mi,
e, pero m' el fez tamanho pesar,
fezestes-me-lh', amigas, perdoar,
e chegou oj', e dixi-lh' eu assf:
5 «Viide ja, ca ja vos perdoey; 620
mays pero nunca vos ja ben querrey. 9
44«
692 Oskar Nobiling
Perdoey-lh' eu, mays non ja oon sabor
que [eu] ouvesse de Ihi ben fazer;
e el quis oj' os seus olhos merger,
10 e dixi-lh' eu: «Olhos de traedor, G25
viide ja, ca ja vos perdoey;
mays pero nunca vos ja ben querrey.»
Este perdon foy de guisa, de pran,
que ja mays nunca mig* ouvess' amor,
15 e non ousava viir oon pavor; 630
e dixi-lh' eu: «Ay cabega de can!
vlide ja, ca ja vos perdoey;
mays pero nunca vos ja ben querrey.»
I. V 360. — 3 perdoar — 5 minde — perdoey — 7 Perdoey — 8 «u antes de
Ott podis ser omittido faoilmente — 11 mtnde — pdoey — 12 fslta — 14 nüea-
migouue fsamor — 15 «yr. Podia-se 1er tambem ousav' a vXir — 17 uijde —
pdoei. — 18 falta.
n. 620. vTide < veide < rentte, como vXir (v. 630) < vUr < venire;
vUde deu depois vTtde > vinde, ao passo que viir^ com perda da nasaU$io,
> vir.
621. pero = nem por isso. Em locugöes como a presente 6 que pero (bem
como o moderne porem) adquiria sua forga adversativa.
624. merger =z levantar: cf. C. Michaelis na Z/RPh XXV, pag. 673, e
V 1047, 5; CM 38, 11; merjudo = levantado, CM 31, 5; 47, 4; V 1089, 20 (o codice
tem merpago). Porem merger = snbmergir CM 142,8; 366,9; 371,8.
88.
Fez meu amigo, amigas, seu cantar,
per boa fe, en muy boa razon 635
e sen enfinta, e fez-lhi bon son;
e üa dona Ih' o quiso filhar;
5 mays sey eu ben por quen s' o cantar fez,
e o cantar ja valria üa vez.
Tanto que Ih' eu este cantar oi, 640
logo Ih' eu foy na cima da razon
por que foy feyt', e ben sey por que non;
10 e üa dona o quer pera si;
mays sey eu ben por quen s' o cantar fez,
e o cantar ja valria üa vez. 645
Csntigas de D. Joan Garcia de Guilhade 693
E-no cantar muy ben entendi eu
como foy feyt', e entendi por quen (?),
15 e o cantar 6 guardado muy ben:
e üa [dona] o teve por seu;
mays sey eu ben por quen s' o cantar fez, 650
e o cantar ja valria Üa vez.
I. V 361. — 2 baa — boa ragon — 4 hunha — 6 ual rria hunha — 8 Quna
da rago— 9 p^ qui — pc^qno ^ 10 huä — 12 falta — 13 JE? wo — 14 como foy
feyU be comopo* bi — 15 egrdado — 16 huä o reue — 17 may soy eu, (o resto
do eBtribilho falta).
n. 635 e 636. razon 6 o texto ou asBumpto, son a melodia da cantiga.
636. enfinta parece ser aqui = fingimento. Cf. CD, no Glossario.
687. quiso 3* sing, perf., forma menos nsada que quis.
639. valrey e valria^ futiuro e condicional de valer. FörmaB recompostas
(cf. Y. 422) Be encontram V 655,3: valeredes; B 26,15: valerä.
641. foy na cima dfe, aqoi evidentemente = deBCobri, comprebendi. Cf. v. 578.
34.
„Foy-s* ora d' aqui 8anhud[o],
amiga, o voss' amigo.^'
„„Amiga^ perdud' 6 migo,
e, pero migu' 6 perdudo, 655
5 o traedor conho9udo
acä verrä,
cä verrä,
acä verrÄ.""
^,Amiga, desemparado 660
10 era de vös e morria.**
„„Sodes, amiga, sandia:
non foy en[d' el] muy coytado;
mays ele, mao seu grado,
acä verrä, 665
15 cä veirä,
acä verrÄ.""
„Amiga, oon lealdade,
dizen que anda morrendo.'*
„ „V6-lo andades dizendo^ 670
10 amiga, est' 6 verdade;
may-lo que chufan Guilhade
acä verrä,
cä verrä,
aci verrä.«« 675
694 Oskar Nobiling
I. V 369. — 0 copiBta, por ODgano, dividiu a 2* estrophe, bem como %
3^ em diias, repetindo depois da 3* linba o principio do estribllbo: aca uerra.
na 2* estrophe, e aca, na 3* — 1 e 2 fanhuda / miga ^ 4 migoie (em vez de
migue ou migo e, isto 6 migg ^ — 6 aea — 7 ea — 8 aea — 9 defenpado —
10 emorrera — 11 amiga] mtuga — 12 foy end* elj fogeu, Ou foy ele? — 14—16
e 22—24 aea uerra. ea uerra. nama 8ö linba; o resto falta — 21 gayJhade.
TL, 662. aodes O ^oia) deve a origem ik analogia de eomoe. £, provaTel-
mente, transforma^fto de «ede«, que se encontra (V306,8; 433,9; 472,15; 669,21
e 24; B 436, 1) ao lado de seedes « stditis) V 1190, 2. A 1* plor. semoe wb
V 1149,5.
672. ehufar = cbamar (injnriosameate).
35.
Ay amigas! perdud' an oonhooer
quantos trobadores no reyno son
de Portugal: ja non an coragon
de dizer ben que soian dizer
5 [de v6s] e sol non falan en amor, 680
e al fazen, de que m' ar £ peor:
non queren ja loar bon parecer.
Elea, amigas, perderon sabor
de voB veeren; ar direy-vos al:
10 08 trobadores ja van pera mal; 685
non & i tal que ja servba senhor
nen [que] sol trobe por ua molher:
maldita sej' a que nunca dieser
a quen non troba que £ trobador!
15 Mays, amigas, conselho ä d' aver 690
dona que prez e parecer amar:
atender temp[o] e non se queyxar
e leyxar ja a v6-lo tempo perder;
ca ben cuyd' eu que cedo verrä alguen
20 que se paga da que parece ben, 695
e veeredes ced' amor valer.
E OS que ja desemparados son
de V08 servir, sabud' 6 quaes son:
leyxe-08 Dens maa mor[te] prender!
I. V 370. — 2 quantue irohadaree — bde vös nfto üLo palavras rigorosamente
indispensaveis; mas explicar-se-ia que ellas cabissem no principio da linhi,
comegando a segninte por e, e as duas precedentes por de — 8 pede^ — 11 9'
— 12 huä — 13 maldita seja Hon] maldica sela — 23 deuo — ^aes son Moo]
q es «Ott — 24 ^.
Gantigas de D. Joan Garcia de Goilhade 695
n. 676. amhaeer = oonhedmento, enteadimento.
678. eoragon = voatade.
679. hen: 6 mnito eommnm a falte do artige ante« dum Bobatentivo deter-
minado per clauBula relativa.
681. de que m' i pect = qne eu lastimo mais.
686. d 1 = ha.
aervha « strviat) 6 a fönna normal, nos Canc., do Bubj. pres. de servir.
690. con8€lho = remedio.
697. 9on deaemparadoa de •= estSo livres de, renanciaram a.
S6.
Veestes, amigas, rogar 700
que fale con meu amigo
e que o avenha migo,
mays quero-m' eu d' ele quitar;
5 ca, se con el algüa ren &lar,
quant' eu falar con cabe9a de can, 705
logo o todos saber&n.
Cabe9a de can perdudo
£, poys non & lealdad' e
10 con outra fala en Ouilhade,
e traedor conhu9udo; 710
e por esf , amigas, [sey que] tudo
quant* eu falar con cabe9a de can,
logo o todos saberän.
15 E, se Ib' eu mbas doas desse,
amigasy como sola, 715
a todo-lo el diria
e al, quanto m' el dissesse,
e fala, se a con el fezesse:
20 quant' eu falar con cabe9a de can,
logo o todos saberän. 720
h
I. V 371. — 1 Veeftes — 5 algunha — 7 todas; veja-8e v. 17 — 9 epays
— 10 out" — 11 cöhuQudi — 12 efiamiga estudo. Se foBse licito inverter a
ordern de algnmas linhas, obteriamos uma li^ melhor dos v. 8 a 12: E, poys
tum d Ualdade / cabega de can perdudo / e traedor eonhugudo, / con outra falq
en Ouilhade ; | e por e8t\ am%ga[s, fis] estade : — 13 cd ca. (o resto do estribilho
falta) — 15 doas — 18 eal quantou eh Qu leremos e quant* eu ou e{? — 20—21
quanteu falar, (o rcsto do estribilho falte).
n. 705. cabega de can: cf. v. 631.
710. conhugudo por conhogudo} a mesma asBimilaQfto vocalioa 8e encontra
696 Oskar Nobiling
em outraspalavras: fremusura V668, 18; B232M«, 10; curdura V 690, 1; acuitu
mado V 1094, 1.
711. tudoi yid. y. 42.
Ten^öes.
87.
„Louren90 jograr, äs muy gran sabor
de citolares, ar queres cantar,
des i ar filhas-te log* a trobar
e tees-t^ ora ja por trobador;
5 e por tod' esto üa ren ti direy: 725
Deus me cofonda. se oj' eu i sey
d' estes mesteres quäl fazes melhorl'*
^,„Joan Grarcia^ soo sabedor
de meus mesteres sempre deantar,
10 e vös andades por mh-os desloar; 730
pero non sodes tan desloador
que con verdade possades dizer
que meus mesteres non sey ben fazer,
mays v6s non sodes i conhocedor.'*''
15 „Louren90, vejo-t' agora queyxar: 735
po-la verdade que quero dizer
metes-me ja por de mal conhocer;
mays eu non quero tigo pelejar,
e teus mesteres oonhocer-t'os-ey,
20 e dos mesteres verdade direy: 740
ess' e[s] que foy con os lobos arar!"
„„Joan Ghuxsia, no vosso trobar
acbaredes muyto que correger,
e leyxade mi que sey ben fazer
25 estes mesteres que fuy come9ar. 745
Ca no vosso trobar sey-m' eu com* 6:
i & de correger, per boa fe,
mays que nos meus, en que m' ides travar." *'
„Ves, Louren9[o], ora m' assanharey,
30 poys mal i enten9as, e ti farey 750
0 citolon na cabe9a quebrarl'*
Cantigas de D. Joan Gareia de Goilhade 697
„ „Joan Ghircia, (se Deus mi perdon!)
muy gran verdade digu' eu na ten9on;
e vös fazed' o que vos semelhar.'' <<
L V 1104. — 1 e 15 LaurenMO — 4 eteeftora — 5 hunha — 7 meaUres
Mich.] maeftrea •— 8, 22 e 32 p'^ta — S soo — IS eBt4 eBcrito em duaa linhas, aca-
bando a 1* com meJVes — 21 efse q foy, devido provavelmente 4 inadvertencia
de um copiBta a quem parecia errado efses que foy. Mich, len es8*i que foi —
25 comexar — 27 boä ^ 28 fuar — 29 Vea laurisora. Hesito entre a li^So
acima, adoptada por Mich., e Ves Louren^, ora [t%] — 30 ttj todo\ Mich.: te.
PoderiamoB consenrar todo^ cancellando a letra t depois de mal e lendo t'o no
principio da linha segninte — 31 eäbe ca — 32 des.
n. 721. jograr « jocularem, provavelmente por intermedio do proven^al)
era »o villfto qne cantava e poetava**; segrir « prov. segrier, cf. v. 788), ,o
escudeiroquecavalgava decörteem cörte, aceitandopaga da Bua arte* (CMiehaSliB;
cf. A II, pag. 454, nota 2*).
722. eitclar = tocar a citola (espede de guitarra: cf. A II, pag. 640).
725. ii « tibi), forma 4tona com func^&o de dativo; cf. mi v. 2.
729. deantar (os mesieres): com o meamo sentido nsam-se Uvar a deante
B 441,27, e avantar V 576, 10; 882, 3.
735. vejo-te queyxar, em vez de v^o-te queyxar-te: sendo o mesmo pronome
pessoal objecto de am verbo e nm infinltivo regido por este, nSo se poe nnnca
dnas vezcB. — Veer ö aqui Bjmonymo de oir, o qne nAo ö raro: cf. CD, v.1809
e 1418 (onde Lang, apcBar de a medida o vedar, trocou vi por oi).
736. po'la = por la^ ao passo que pe-la = per la (cf. v. 70). Encontra-se
Umbem pa-la = par la B 380,15, pa-lo CM 108,2; pag. 569,7.
737. meter por = conBiderar como.
741. ir arar can os lobos, locngfto proverbial que, Begnndo parece, qner dizer
.agir tolamente, fazer o qne nunca pöde dar bom rcBultado". Tem Bcntido
aemelhante semZar o aal V 502, 7; 620, 22.
748. travar en = criticar, atacar.
750. enten^ar = fazer tengan.
751. eitolan, augmentativo de eiiöla: vid. v. 722.
754. eemelhar = parecer.
88.
„Muyto te vejo, Louren^o, queyxar, 755
po-la cevada e po-lo bever,
que t' o non mando dar a teu prazer;
majs eu t' o quero fazer melhorar:
poys que t' agora citolar oi
e cantar, mando que t' o den assi 760
ben como o tu sabes merecer."
698 Oskar Nobiling
„„Joan Garcia, se vos en pesar
de que me queyx[e] en vosso poder,
10 o melhor que podedes i fazer:
non mi mandedes a cevada dar 765
mal ne-no vlo, que mi non dan i
tan ben coni[o m'] eu sempre mereci;
ca vos seria grave de fazer.""
15 „Louren90, a min grave non serä
de te pagar tanto que mi quiser: 770
poys ante mi fezisti teu mester,
muy ben entendo e ben vejo ja
como te pagu'; e logo o mandarey
20 pagar a [un] gran vilao que ey,
se un bon pao na mäo tever." 775
„„Joan Grarcia, tal paga achar&
en v68 o jograr, quand' a vös veer;
mays outra que[rr& quen] mester fezer
25 qu^ m' eu entendo, e muy ben &rä
que panos ou algo merecerey; 780
e vossa paga be-na leyxarey,
e pagad' [end*] outro jograr quäl quer!""
„Poys, Louren9o, cala-t' e calar-m'ey,
30 e toda via tigo mh-averrey,
e do meu filha quanto chi m' eu der!" 785
„„Joan Garcia, non vos filharey
algo, e muy ben vos citolarey,
[e cantarey ben com' outro segrer].""
I. V 1105. — 1 e 29 laurenzo — 6 ecaniar esti no fim da linha anftaiior
— 8, 22 6 32 g'^a — en Mich] eu — 9—10 A li^So acima 6 de Mich.; V tem
'qixen e melh^, Poderiamos 1er tambem de que me queyx\ e en vasso poder / o
melhar etc. — 12 neno uinho — 13 comeu setnpr] Mich com*eu o sempre — 15
Lourenzo — 17 Mich, colloca a virgola depois de muy ben, o qne nSo asti de
accördo com o fim da estrophe — 20 un Mich — uilaö — 21 maö — 23 ueher —
24—25 mays out" \ meft^ fezer \ q meu entenda mui he fara \ Mich maU cmlr^n
a quen meu mester fezer, / que me entenda, mui ben me fard (o que so me parece
aceitavel se Bubstituirmos quen, me entenda e mui por que, m' entenda e muito),
Propoaho ainda est'oatra emenda : mays outr* a que eu meu mester fezer / entenderd
(e muy ben i fard) — 27 bena — 28 epagadoutro; Mich e pagad^a outro,
ExplicA-se facilmente a omissäo de ed depois de ae{ — 30 mho au^ey, o qne
näo satisfaz nem o sentido nem a niedida do verso — 33 algue — 34 e eonho/eo
mui be tröbar / am far don lourenzo chufar; Mich e conhosco-me mui ben a irobar. /
Gantigas de D. Joan Garcia de Guilhade 699
^Ä mofar, Dan Louren^, e a chufar,* Parece-me mala provavel que teahamos
ahi doisoctoBsyllabos^), pertencentea a ontra cantiga hoje perdida, e quevieram
a Babstituir o verso final da noBsa. Ab regras metricaa pedem um decaBByllabo
que rime em ir\ se nSo fosae vedada a repeti^&o da meBma palavra na rima,
poderiamoB 1er: e eonhoaeo muy ben o meu meHer.
n. 756. eev€tda e bever, i. e. päo e vinho (v. 766); cf. A ü, pag. 641.
765—68. Parece qne o verdadeiro Bentido deve ser: „Näo me mandeia dar
nem pSo nem vinho, poia vob aeria difficil dar-me quanto mere^.** Grave =
difficil ae enoontra tambem v. 1104.
778. pagu' = pague. 0 emprdgo do Bubjunctivo como no v. 404.
779^80. fard (o Bujeito 6 quäl) que = eate meu mester far& eom que.
panos ou dlgo = roupa ou dinheiro.
784. toda via = Bempre.
785. filhm 6 imperativo.
788. aiOro 6 empregado como do y. 423.
CantJgas d' esearnho e de maldizer.
89.
LoureD^o, pojs te quitas de rascar
6 desemparas o teu citolon, 790
rogo-te que nunca digas meu son,
e ja mays nunca mi faräs pesar;
5 ca per trobar queres ja guareoer,
e faräs-m'ora desejos perder
do trobador que trobou doVincal(?). 795
Ora cuyd' eu [a] cobrar o donnir^
que perdi sempr*, e cada que te vi
10 rascar no cep'e tanger, non dormi;
mays, poy-Io queres ja de ti partir,
poys guarecer fja queres] per tarobar, 800
Louren^o, nunca iräs a logar
u tu non £a9as as gentes riir.
15 E ves, Louren9o, (se Deus mi perdon!)
poys que mi tolhes do cepo pavor
e do rascar, farey-t'eu sempr'amor, 805
e tenho que farey muy gran razon:
1) Saa forma primitiva sera e conhosco muy ben trobar / e mofar^ Louren^\
e chufar? on, por Ventura, e con vosco meu bon trobar / me faz don Lourengo
ehufar? Na primeira hypotbeae, estea versos poderiam aer de Guilbade; na
ae^nda, pertenceriam ao proprio Louren^o.
700 Oskar Nobiling
e direy-ti quäl amor t* eu &rey :
20 ja mays nunca teu cantar oirey
que eu non rija muy de 00189011.
Ca ves, Lourenyo» rnnjU) mal prendi 810
de teu nuscar e do cep'e de tf;
mays, poys t' en quitas, tudo ti perdon.
I. V 1106. — 1 Lourenzo — 5 laguarecer — 7 do uincal — 8 trobar e
dormir — 10 enö dormir esti no principio da linha Begmnte — 11 pUr — 12
guarezer; minha restitui^ do texto 6 conjectural — 13 e 22 lourenso — 15 £
eues — rf* — 16 Qtpe — 17 ede cantar \ cf. 20 — 22 a^ndy — 23 tafcar.
H. 789 6 798. TMcar no cepo, expressSo desdenhoBa por langer a cäda,
798. guareeer per = manter-se com, viver de.
795. AUode-se aqni, evidentemente, a um personagem notorio como mau
trovador. Snpponho ser 0 Vineal nome geographico, que se derivaria natiinl-
mente do lat. vinca (d^onde avenca'^ cf. vengar e menguar ao lado de vingar e
tninguar).
796. cuydar (= crer) rege infinitivo com a preposi^So a on sem ella.
coibrar = recnpeiiir.
809. rija « rideam) esti de accördo com uja e aeja ; mas dSo se encontn,
qne eu saiba, em oenhum ontro lugar.
812. perdon : a forma normal, na lingua dos Canc, para a 1* sing. ind. pr.
de perddar devia ser perdoo {<Cperdono; a moderna perdoo 6 analogica), d'onde
proviria perdon, quer por contrac^So (cf. 0 moderne hom < böo) ou por analoigt
de eon, existente ao lado de ado (v. 379).
40.
Ora quer Louren9o guarir,
poys que se quita de rascar,
e ja guarria, a meu cuydar, 815
se ora ouvesse que vestir;
5 [may-las gentes non Ihi dan ren,]
e ja nulh' ome non se ten
por devedor de o ferir.
E^ se se quisesse partir, 820
como se partiu do rascar,
10 d' un pouco que ä de trobar,
poderia muy ben sair
de todo por se quitar en
oj', e no-no ferrin por en 825
OS que o non queren oir.
CantigM de D. Joan Garcia de Guilhade 701
15 £ seria oonbooedor
de seu trobar, por non fazer
08 outros errados seer,
e el guarria muj melhor 830
sen trobar e sen citolon,
20 pojs perdeu a voz e o son^
por que o ferian peyor.
I. V 1107. — 1 laurenßo — ^ fe ia guariria — 5 falta; minba restitniQio
h pnramente coojectural — 6 nulUme — 7 per e8tÄ no fim da lioba anterior —
13 OM fio no —- 18 milhor.
TL 813. gtuurir aqni, segnndo parece, = yiver soeegadamente.
815 e 825. Fnturo de guarir eferir: guarrey eferrey\ oondiciooal: guarria
e ferria, Förmas reoompoBtas (cf. ▼. 422): guarird V 829,18; ferird B 399, 19.
818—19. 0 sentido deve ser: «todos se jalgam eom o direito de dar pancada
nelle."
883. por qtte = por cnja cauBa.
41.
Martin jograr, que gran cousa!
Ja sempre con vosoo pousa 835
Yossa molherl
Ve[e]de8-m' andar morrendo,
5 e vös jazedes fodendo
yossa molherl
Do meu mal non vos doedes, 840
e mojrr'eu, e vös fodedes
yossa molher!
I. V 1101.
n. 837. Vted€9i cf. v. 63.
4».
Martin jograr, ay dona Maria!
jeyta-se vosco ja cada dia,
e lazero-m^eu maL 845
And'eu morrend'e morrendo sejo
5 e el ten sempr'o cono sobejo,
e lazero-m' eu mal.
Da mha lazeyra pouco se sente:
fod'el bon con[o] e jaz caente, 850
e lazero-m'eu maL
702 Oskar Nobiliog
I. V 1102.
n. 844. jefftar (tambem ▼. 1038) = deytar, quo dos Canc. ji 6 a pala?n
mais nsada.
846. laeerar = padecer, soffrer pena; laeeyra (v. 849) = aoffrimeoto,
miseria.
860. eaenie « calerUem) > queenie > guenU, B 878, 1 caenhira = febre
(= hesp. calentura).
48.
Par Deus, Loiiren90, muj deaaguisadas
novas oi agor'aquf dizer:
mhas ten9aes quiseran desfazer
e que ar fossen per tf amparadas. 855
5 Joan Soarez foy; e di-lh' asai:
que louv' eu donas, mays nunca per mf ,
mentr'eu viver, ser&n amas loadas.
E, se eu fosse u fdron efican9ada8
aquestas novas de que ti faley, 860
10 Louren90 (gran verdade ti direy),
toda-las novas fdran acaladas.
Mays min e tf poss'eu ben defender:
ca nunca eu donas mandey tecer,
nen Ihis trobey nunca po-las maladas. 865
15 Gerdas e cintas muytas ey eu dadas^
Louren9', a donas, e elas a mi;
mays pero nunca con donas tecf,
nen trobey nunca por amas onradas.
Aas que me criaron, dar-lhis-ey 870
20 sempr'en que vivan e vesti-las-ey,
e ser&n donas de mf sempr'amadas.
Louren90, di-lhe que sempre trobey
por boas donas e sempr* estranhey
OS que trobavan por amas mamadas. 875
L B 374. — le 10 Loureneo — 3 desfazer Mich] deffcuer — 4 eS j? (Mieh.
len erradamente por) — 8 /04 (Mich len fwan) — 12 Mays a ml eaii; Mich a
mi e a ti, sobrando ainda assim uma syllaba ao verso — 14 polos — 16 e Mich]
0 — 16 Lourenea — mi — 18 antradas — 19 Mays q me criarö\ Mieh As fse
me eriarem,
n. 866. äi « die), imperat. de diser.
867. dana corresponde ao medio alto allemfto frouwe (= dama nobre).
Cantigas de D. Joan Garoia de Guilhade 703
869 e 862. f6r(m « fu^runt) ö perfeito ; fdran « fuirant) 6 pliuqaam-
perfeito, tendo aqni valor de condicional. Essas förmas b2o ainda distintae na
liDgna dos troyadoree, se bem qne ob copistae as confundam as yezes.
859. eacanoar aqni, evidentemente, = dar sahida a, divnlgar. 0 ▼ocabnlo
liga-se a eaeangon, escanQfto (cf. Elncid. eBlnteau). £ aopinifto de C. Michaelis.
862. iicalar^ evidentemente, = faser calar, rednzir ao silencio (asBim
C. Michaelis). D'ahi foi derivado, segando toda a piobabilidade, o yerbo aea-
Uwtar (= pvMum in ainu consopire Blnteau).
865. malada = eriada: yeja-se G. HicbaSlis, Bandgl. I, pag. 70.
869. Sobre amas anradat e os privileglos (hanras) qne se concediam is
amas dos filbos de rioos-homens, Tejam-se Elacid., s. ▼. Amadigo^ e G. Michaelis,
Bandgl, I, pag. 22—24.
871. aempf^ en que = emqnanto.
872. A posi^So do sujeito donas di emphase a esta palavra e f6rga ad-
Teraativa i conjunc^ e: = mas a quem amarei sempre, sfto damas nobres.
44.
Don Foan disae que partir queria
quanto Ihi deren e o que avia;
e dizi-lh' eu, que o ben conhocia:
„Castanhas ejxidas e velhas per soutol''
5 E disso-m' el, quaudo falava'migo: 880
„ „Ajudar quero senhor e amigo." "
E dixi-lh' eu: „Ess' § o verv* antigo:
castanhas eyxidas e velhas per aoutol'^
E disso-m* el: „„Estepder quer' eu mäo,
10 e quer* andar ja custos' e lou9fto.''.'* 885
E dixi-lh' eu: „Esso, ay don Fofto —
castanhas eyxidas e velhas per soutol''
I. B 375. — 8 Castankaa saydaa (0 resto do estribitbo falta) .— - 9 maö
— 10 loucca — 11 foaö — 12 Ciuianhas faydaa (0 resto falta).
IL 877. foan e foao (v. 886) = fnlano. Sobre o 6rro commettido por
algnns editores, que veem nessa palavra 0 nome Joan, vid. A 11, pag. 895, n. 2;
pag. 562, n. 2.
parHri cf. V 784, 1 Partir quer migo mha madr* of aqui / quanf d no
mundo.
879. eyxidas « eacUae), sjmonymo de aaidas, qne, provavelmente por
engano, o veio a substitnir na repeti^So do estribilho: soppooho que ambos
eates termos querem dizer ^extraviadas''. 0 sentido da locu^o proverbial 6
evidentemente : baveres de nenhom valor.
880. disao 3« sing.; ö menos usado que diese.
882. oeroo = proverbio.
885. eustoso = gastador, generoso.
704 Oskar Nobiling
Vi eu estar noutro dia
infan9de8 con un ricome,
po8fa9ando a quen mal come; 890
e dlx' eu, que ob ouvia:
5 „Gada casa &va8 lavan/'
Po8£a9avaii d' im escasso,
[e] foy-os eu aacuytando;
eles fdron posfa^ando, 895
e dizi-m' eu pass' e paa8o(?)
10 „Gada casa favas lavan."
Po8fa9avan d' encolhejto
e de vil e de spantoso
e en sa terra lizoso: 900
e dix' eu enton dereyto:
15 „Gada casa favas lavan/'
I. B 376. — 2 Infangöes no fim da Hnba anterior — 3 poffaeado (no fim
da linba anterior) De guen. Lendo-se assim, sobra nma syllaba — 8 po/faeädo
— 9 pass' e passo Micb] pasfen pasfo — 10 Coda casa (o resto do estribilho
falta) — 11 Posfaeauä — 13 tirä — 14 dtseu — 15 Coda (o resto falU).
n. 889. ricome = rico-bomem.
890. posfagar = fazer maus conceitos, falar mal; nSo 6 raro o termo noB
Canc. (cf. ainda Canc. Gall., no glossario). 0 snbstantivo po^oQO (= mi fama,
man couceito) se encontra CM 64, 8 (o glossario tem posfaz, em vez de posfaf).
892. Blnteau, s. v. Fava^ cita o adagio: nEmcadaoasa comem faTaa, e ni
nossa As caldeiradas," cujo sentido nao se afasta muito do nosso.
896. passo = de vagar, 6 termo oommum ; mas nfto conhe^o exemplo de
pass' e passo.'
898. encoiheyto = encolbido: colheyto < coüeetum, inflnenciado por edher
< ^colUgere.
46.
Par Deus, iDfan9on, queredes perder
a terra, poys non temedes el rey!
Ga ja britades seu degred', e sey 905
que Ih' o äiremos muy cedo saber:
ca vos mandaron a capa, de pran,
trager dous anos, e provar-vos-an
que vo-la viron tres anos txager.
Cantigas de D. Joan Oaroia de Gnilliade 705
E provar-vos-& das cameB quen quer 910
que duas carnes vos mandan oomer,
10 e non queredes mays d' üa cozer:
e no degiedo non & ja mester
nen ja da capa non ej a falar:
ca ben tres anos a vimos andar 915
no V0S80 ool' e de vossa molher.
15 E &r& el rey cörte este mes,
e mandarän vös, in£an90ny chamar,
e vöe querredes a capa levar,
e provar&n-vofl, pero que vos p^ 920
da vossa capa e vosso gardacös —
20 en cas del rey vos provaremos n6s
que an quatr* anos e passa per tres.
L V 1103. — 1 Deus Mich.] den — infamem — 3 hriiades Mich.] hirtadea
— 6, 7 e 13 anos Mich.] au^ — 10 uoa dunhai parece-me que o sentido exige
a emenda maya por vös — 11 eno deg^do, A ligSo acima BÖ forma sentido, se
subentendermos falar depois de mester, Mas talvez seja melbor emendar: e o
degredo — 14 de vossa Mich.] deuefsa — 16 e mandardn Mich.] emädam -- infanzö
— 19 e vosso Mich.] edo uofso ^ 20 en cas Mich.] etnas •— 21 j? (Mich, len por).
TL 903 — L perder a terra = ser desterrado.
905. brikir seu degredo = violar seu decreto. A palavra degredo « decre-
tum) restringia siogularmente a sua significagSo, qnando, mais tarde, assumiu o
sentido de destdrro.
920. pero jftis = ainda que.
pisi yid. perdon^ ▼• 2.
921. gardacös on guardacds = .vestia, roupiohas, on cas&ca, que apertava
o corpo, e o guardava* (Eluoid., onde se veja o artige iuteiro). A forma dnpla
indica origem estrangeira: presumo que de uma palavra proveo^al guarda-eors.
47.
Nunca [a]tan gran torto vi
com' eu prendo d' un infan^on,* 925
e, quantos e-na terra son,
todo-lo teen por assi:
5 o infan9on, cada que quer,
vay-se deytar con sa molher
e nulha ren non d& por mi. 930
£ ja me nunca temerä,
ca sempre me tev' en desden;
10 des i ar quer sa molher ben,
Bomantiche Fonehanfen XXV. 45
706 Oskar Nobiliog
e ja sempr' i filhoe far&;
se quer tres filhos que fiz i 935
filha-08 todos pera si:
o demo lev' o que m' en d&I
15 £n tan gran coyta vivo oj' eu
que non poderia major:
vay-se de3rtar con mha senhor 940
e diz do leyto que 6 seu,
e deyta-s'a dormir en paz^
20 des i; se filh' ou filha faz,
no-no quer outorgar por meu.
I. V 1108. — 2 e 5 infanzan — 3 ena — 4 teen — 7 mi — 10 «a} afia,
i. e. a sa, com o que sobraria ama syllaba — 21 nono.
TL 924. torto = inja8ti9a.
935. 8e quer = atö mesmo. Com igual sentido ei quer v. 1014. Gf. ▼. 340.
939. que non poderia mayor^ locu^fto corrente, = a maior possivel.
48.
A don Foan quer' eu gran mal, 945
e quer' a sa molher gran ben;
gran sazon ä que m' est' aven,
e nunca i ja farey al;
5 ca, des quand' eu sa molher vi,
se pudi, sempre a servi 950
e sempr a ele busquey maL
Quero-me ja mäefestar,
e pesar& muyt' [a] alguen;
10 mays, se quer que moyra por en,
dizer quer' eu do mao mal 955
e ben da que muy b5a for,
quäl non d [no] mundo melhor:
quero-[me] ja mftefestar.
15 De parecer e de falar
e de boas manhas aver 960
ela, n5-na p6de vencer
dona no mund', a meu cuydar;
ca ela f ez Nostro Senhor,
20 e el f ez o demo mayor,
e o demo o bz &lar. 965
CantigM de D. Joan Gareia de Guilhade 707
E, poys ambos ataes 80n
oomo eu tenho no cora9on,
08 julgu' aquel que p6d* e vaL
I. V 1110 (y. 1 a 5) e B 373. — 1 V faam, B foam — 8 e U maenftsiar
— 9 mufftalgui — 12 hoä — 18 no a — 15/a2arJ «oder; cf. asrimas nasoatras
estrophea — 16 hoäs — 17 nona — 19 ;la — 88 nd.
IL 947. ooen = aooDtece: inl avUr] cond. averria (y. 1039).
950. pudi « pa§ut)i maito nsado ao lado de pude.
951. buscar = canaar, tratar de fazer.
95S. maefestar (= confessar), tetrassyllabo, < fnanifestare.
954. se quer que = aioda que.
960. manha = arte, faculdade, prenda.
963 e 964. El (on ele), da, eles, elas bSo frequentemente naados na fnoc^So
de objecto sem preposi^So; sfto, porem, eempre emphaticos neste caso. £ nisso
differe o portoguez anügo da actoal lingaagem familiär e populär do Brasil,
onde se diz «conhe^ eile* com o mesmo sentido que tem em Portugal ffCon-
he^o-o.*
968. aqud que pötP e «oZ, periphrase bastante nsada do oome de Dens:
cf. CD, no glossario, s. y. poder. Aquel, miiito mais osado nos Canc. qne aquele^
parece ser originariamente forma antetonica; cf. ej (y. 8).
49.
Un cayalo non comeu
k sex meses nen s'ergeu; 970
mays proug'a Deus que choyeu,
creceu a erya,
5 e per cabo sM paoeu
e ]a se leya.
Seu dono non Ihi buacou 975
ceyada ne-no ferrou;
may-Io bon tempo tomou,
10 creoeu a erya,
e paoeu e am90u
e ja se leya. 980
Seu dono non Ihi quis dar
oeyada ne-no ferrar;
15 mays cabo d'un lama^al
creoeu a erya:
foy paoer e airigar 985
e ja se leya.
45^
708 Oskar NobUing
I. V 1098. — S Sera sex grapbia latioa por aeU^ — 4 e ereseu (aobn
uma syllaba) — 8 e 14 neno — r 10 e cregeu — 15 Deveremos mudar lamofol
para lametgar? Veja-se pag. 16, n. 1 — 17 epageu e arrisou passon, por
engano dum copifita, da 2* estropbe para esta. Minba restaura^ 6 conjeetnraL
H. 973. ptr eäbo = por fim.
979. arrigar (ou arriear?) = adquirir for^a, vigor. Gf. ampar = dar vigor
a, instigar V 994, 8; arritado = vigoroBO, robuste V 980,3*, B 383, U; 439,3
e 16; CM 81, 6; 88,5; 205,4; 312,3; enrigado = instigado, a^ulado? oa =
vigoroso? V 1002,25; rigado = robosto, Ganc. Gall, v. 422. No seonlo XYU
arrigar (vid. Blutean) 6 synooymo de erigar; hoje, segundo Gortesio, arrigar-H^
na linguagem populär, = namorar, galantear.
983. lamagar seria forma admissivel, pois a troca do suffixo -al por -or
seria motivada pelo 2 inicial; porem nSo conbego outro exemplo deaaa forma,
e a rima an al se encontra tambem v. 789—92—95 e v. 952—55—58.
50.
Ay dona feal fostes-vos queyxar
[porjque vos nunca louv'en meu trobar
mays ora quero fazer un cantar
en qua vos loarey toda via; 990
5 e vedes como vos quero loar:
dona fea, velha e sandia!
[Ay] dona fea! se Dens mi perdoni
[e] poys avedes tan gran cora^on
que vos eu loe en esta razon, 995
10 vos quero ja loar toda via;
e vedes quäl serä a loayon:
dona fea, velha e sandia I
Dona fea, nunca vos eu loey
en meu trobar, pero muyto trobey; 1000
15 mays ora ja un bon cantar farey
en que vos loarey toda via;
e direy-vos como vos loarey:
dona fea, velha e sandia!
I. Vi097. — Ob versos 2, 7 e 8 andam falhos de uma syllaba, que facil-
mente p6de ser snpprida no principio de todos alles. Quam nao qnizer segnir
esta norma, poder& 1er louwe am vez de lowo^ aasi em vez de se, e alan am vei
de ton — 2 trobar] cantar i veja-se v. 14 — 7 rf* — 8 coraeö — 9 Ou antsf
lo[uv]e7 — 10 fea] sea.
n. 994. Quanto ao emprego de e depois de exclamagoas, cf. CD, nota ao
V. 653.
CantigM de D. Joan Garcia de Goilhade 709
995. Talyei loe (em vez de Umve\ cf. t. 36) foBse forma estranha £ lingaa
dos troyadores, sende introduEida nos textos pelos copistas. Ao menos, nSo 6
crivel que o mesmo poeta tenha dito, ora loe ora louoe (v. 988). Veja-se y. 466.
51.
Elyiia Lopez, que mal yos sabedes 1005
yÖB guardar sempre d' aqueste peon
que pousa vpsqu' e & [gran] cora9on
de jazer yosqu', e yös non Ih' entendedesi
5 £y muy gran medö de xi yoe oolher
algur senlheyra, e, se yos foder, 1010
o engano nunca Ih'o proyaredes.
O peon sabe sempr* u yös jazedes,
e non yos sabedes d'ele guardar,
10 si quer poedes [en] cada logar
yossa maeta e quanto tragedes; 1015
e dized'ora (se Dens yos perdon!):
se de noyte yos foder o peon,
contra quäl parte o demandaredes?
15 Direj-yos ora como ficaredes
d' este peon que tragedes assf 1020
yosco, pousand[o] aquf e alf:
ey-yos (?) ja quanto que ar dormiredes,
e 0 peon, se cora9on ouyer
20 de foder, foder-yos-&, se quiser,
e nunca d' el o yoss' [ar] ayeredes. 1025
Ca y6s diredes: „Fodeu-m' o peon'' ;
e el dirä: „„Boa dona, eunoni"" —
e u las proyas que Ih'ende daredes?
I. V 10Ö9. — 3 0u voseo e d coragon^ — 4t jazer] pousar ^On W o'ntetu
dedes7 — 10 poedes cada, On leremos pöedea cabo do7 — 11 maera — 12 äs
— 18 eiio (per etu9?) — 21 uo/saueredes' — 23 hoä — 24 e hülas puas q Ihi
daredes.
TL. 1010 senlheyro (= b6) < singularium. Parece que o grupo latino -nei-
den no portugnez antigo -Ih-, ficando nasal a yogal precedente, e que s6 depois,
assimilando-se a esta, o 2^ se transformou em nh, Assim temos Iioje senhos
« singulos), unha « ungula) ; porem CM 294, 4 e 5 lemoB senlhos (graphado
seMos), e B 338, 5 unha rima com espülha ^).
1) ABsim estä escrito dnas yezes (y. 6 e 12). Parece ser Bynooymo do
modemo espinha (= pustula). Virä do lat. ßpinüla, inflaendado por pungerel
710 Oskar Nobiling
1014. pber e maer «; manere) tSo, d'entre ob yerbos das conjngHoet ^
e 8<^i OS unicos de origem popnlsr, alem de tier e vUr, cojo ndieal terminsTi
primitivamente per YOgal+n. Maer (V 1176,5; B 115,18; manho V 771,1;
887, 5; man <manet V 771, 13; B 442, 3; maaisUa V 1049, 4; mastaae V 771,5;
marrä B 442, 6; marredea V 982, 18) cahin depois em desnso: pber segnin midlo
natnralmente a analogia de ler e vir. Assim, por analogia de tenko temet^
transformou-se ponho pdemoe em ponho pamoe\ e por analogia de iemoe tendet
tende ier tendo e de vimoa vindes vinde vir vindo, as förmas poedee pdede potr
pbendo foram substitnidas por pandee ponde p^ pondo.
1015. maeta oorrespoode ao hesp. maUta.
1022. ey-voe (= eis-vos) nie se encontra, qne en saiba, nos Cano. lyrioos,
porem sim nas CM 238, 5; e ey-mC aed CM 147, 4 e na mbrica desta eaatiga
(onde ha a Variante aquey-m* acd).
102a tt lo« « ubi (il)la8) pareoe indicar qne, na epooa da queda do l
entre yogaes, se pronnndava ainda uv Uu. Cf. v. 129.
5».
Elvi» Lopez aqui noutro dia
(se DeiiB mi valhal) prendeu un cajon: 1030
deytou na casa sigo un peon,
e üa maeta e quanto tragia
5 pÖ8 cabo de sf e adormeceu,
e o peon levantou-s' e fodeu,
e nunca ar soube eontra u süa. 1085
Ante Ih' eu dizi que mal sen &zia
que se non queria d'ele goardar:
10 sigo na casa o ia }e3rtar,
e dizi-lh'eu quanto Ih'end'averria;
ca vos direy do peon como fez: 1040
abriu a porta e fodeu üa vez,
[e] nunca soube d'el sabedoiia.
15 Mal se guardou e perdeu quant* avia,
ca se non soub'a cativa guardar:
leyx6-o sigo na casa albergar, 1045
e o peon fez [como] que dormia,
e levantou-s' o peon traedor
20 e^ como x'era de mal sabedor^
fodeu-a tost'e foy logo sa via.
E o peon viron en Santaren, 1050
e non se guarda nen d& por en ren;
mays lev'o demo quant[o] en tragia I
CantigM de D. Joan Gareia de Gnilhade 711
I. V 1100. — 4«ia — 5p9 — 7 8Ua] 9ua — S sen] «et» — 9 dela —
13 Atta — 14 On [e] nunc' a[r]? — 17 Uixoo — 18 eomo ^[ue(?)] q — 2Senöfse
auäda.
n. 1030. eajon (zzaccidente) se encontra ao lado de oc(njon: cf. CD, nota
ao y. 347. 0 genero mascnlino se explicarä por ter aide desligado desta ultima
palavra « oeeananem) o o inioial, erradamente interpretado eomo artigo.
1035. anUra tt = em qae direc^, onde; contra tem freqnentemente signi-
fica$8o local (=jaiito a, para, paracom; cf. CD, ob pasBOS ci^idoa no Glosaario).
aiia « seia < ledebat) =: estava.
1036. faeer mal sen == agir eom pouco jaizo.
1038. ia jeytor (e. ▼. 844) = deiUva.
1045. A pronnnoia le^xd-o, em lugar de leyxoU'Oy 6 atteBtada pelas rimas
(neffö-o: doo B 276, 21; langö-os: filhö-oai avoos CM 214, 8). Näo 6 provayel qae
doo (heBp. duelo) e avooa (hesp. abuelaa) j&maiB Be tenham proniinciado com o
pnmeiro o fechado; e qnanto a «oo « aölum)^ qae rima com doo (V 290,8;
515, 8, etc.), da pronancia moderna so parece resaltar qae a antiga j4 foi söo,
Alikfl, o diphthongo Ott « lat au) deve ter tido a principio o aberto.
1049. toste 6 synonymo de cedo e, certamente, 6 de origem francesa oa
proyea^al.
SS.
Dona Ouioana, poys ja besta avedes,
outro oonselh'ar avedes mester:
v6s Südes muy fraquelia molher 1055
e ja mays cavalgar non poderedes;
5 mays^ cada que quiserdes cavalgar,
mandade sempr[e] a besta chegar
a an caralho de que cavalguedes.
E, cada que v6s andardes senlheyra, 1060
se vo-la besta mal selada andar,
10 guardade-a de zi vos derramar,
ca pe-la besta sodes soldadeyra;
e, par Deus, grave vos [per] foy d' aver;
e punhade-[a] sempr'en guarecer, 1065
ca en talho sodes de peydeyra.
15 E non moredes [v6s] muyto na rua:
este conselho filhade de min;
ca perderedes logu'i o rocin,
e non faredea i v6s prol nen üa; 1070
e, mentr* ouverdes a besta, de pran,
20 cada u fordes todos vos far&n
onra d'outra puta fududancua.
712
em wma eamaäbo aonpre a Stern 1075
siis'e& lüirfifv novo cm €b bihl
<# — irii -- mhH
n. 1065. /rvfwb: et Mttfi^ T. 3061
10631 mliwdtfrm -=. iiililiiti
lOeo, rmmkm m = Intsr de, mdm^ga-m p«r: d t. 588L
10^ teOa = tottmmm? o« = €nn?
icr qwjrtro ■yPat— (peidefrm <wi jiwJgyf ?): e£ o triwyüabo Iragigr « ti ■rfTüiiM).
1070. /uer ^rol = tirar proreHo; pr«I, nlMt. fe», 6 pab^n
1076. oirfe =
wma e wiip>p (= ameko) lio ToealMlos gmmmamßmto portagaooi; o
Bodeno Toeabolo wmU räo daHc^uuilia. DMsnpkiu do eodicc ■iigr, mumdm
e «Md, poder-ce-ia eonehdr qne o « dcatu paUYns, por iwiailB^io ao «» an
■Mal (eoao o • de mm); juada aani, porea, aabaistiria a niperfeifio da riai
900 ▼. 1067 e 107a
CuMgä V ftaior sttrfbnida ft Joaa de Oiilhade e a EsteTaa Faju.
ML
A mha aenhor ja Ih'ea mnyto n^nej
o miij gnin mal que me p«* da Ten
e o pesar, e non baratej ben;
e des oy majs ja Ih' o non negaiey: 1080
5 ante llii quer'a mha senhor dizer
o por que posso goarir ou morrer.
Neguej-lh'o mayto, e nunca Ihi &lar
ousey na ooyta que sofr'e no mal
per ela; e, se me oedo non val, 1085
10 eu ja oy mays Ih'o [non] posao negar:
ante Ihi quer'a mha senhor dizer
0 por que posao guarir ou morrer.
Cantigas de P. Joan GareU de Gnilhade 713
Ea Ihe neguey sempre, per boa fe,
a gran coyta que por ela sofrf, 1090
15 e eu morrerey por an des aqui,
se Ih'o negar; mays, poys que assl 6,
ante Ihi quer'a mha senhor dizer
o por que posso guarir ou morrar.
1. V 39. — 1 Araha — muyroi erros j& emendadoB por Monaci — 6, 12
e 18 por] On antes per? — 8 aufem na; Mich oim' ena. 0 tempo presente nSo
tem cabimento aqni: cf. o estribilbo — coyta Mon] corta — 9 eUa — 10 Mich
[non] W 0; porem explioa-se mais facilmente a omiBsSo de nö depois de Iho —
11—12 duUlhe qro (o resto do estribilho falta) — 13 hoa — 14 sofri Mon, eolhi
Mich] coffi. Um c escrito por a encontra-se tambem V41y 14 [eandm por 8andeu\
nnma cantiga de EBtevan Fayan, e V 611^24 {coyry por sofri), em nma de D.
EBteyan Peres Froyan, que C* MiehaSlis Buppöe ser o moBmo personagem.
Poderia bem provir esse drro das peculiaridadeB graphicas do cancioneiro paroial,
ci\jo conteado entrou na grande compila$äo do codice da Vaticana, e, nesae caso,
noB antorizaria a coneluir que aB cantigas 39, 41 e 511 do V pertencem ao
mesmo autor — 17— -18 ante Ihe qro, (o resto falta).
H. 1082. 0 por qtu = por que razäo, o per que = por que meio. Cf. v. 70.
Cantiga d'amigo de Joan BaTeea.
5S.
Amigo, sey que & muy gran sazon 1095
que trobastes sempre d'amor por mi,
e ora vejo que vos travan i;
mays nunca Dens aja parte con migo,
5 se vos eu des aquf non dou razon
per que fa9ades canügas d'amigo I 1100
E, poys TOS eles teen por melhor
de vos enfengir de quen vos non fez
ben, poys naceu, nunca nen üa vez,
10 e por en des aquf vos [jur'e] digo
que eu vos quero dar razon d' amor 1105
per que fa9ades cantigas d'amigo.
E sabe Deus que d' esto nulha ren
vos non cuydava eu ora fazer;
15 mays, poys vos cuydan o trobar tolher,
ora vedes o poder que an sigo: 1110
ca de tal guisa vos farey eu ben
per que fajades cantigas d'amigo.
714 OiUr Nobiling
I. V 890. -- 4t ala -— eomigo — 6 fatades — 7 teen — 8 en/mgir Hon]
enfoAgit — 9 n^ kuä — 12 |ier 9 ftuadu. (o resto do eatribilho falU) — 18 &
^ 16 0€c2m (?)] uerey näo me parece fazer sentido — 18 per q foEoäiu eäü
(o resto falta.)
IL 1101—3. = £ poys qne elles vos prezam nutis por tos gmbardei
dos faTores daqnella qae nniica tos fes bem desde qae naaceu.
1104. e introduz a ora^ principal depois de varias subordioadas, eomo
V 895, 14.
Ctntiga d' amigo de Pedr' Aaiigo de SeTilha.
S6.
Un cantar novo d' amigo
querrey agora aprender,
que fez ora meu amigo; 1115
e cujdo logu' entender,
5 no cantar que diz que fez
por mi, se 0 por min fez.
Un cantar d'amig'A feyto;
e, se mh-o dieser algaen 1120
dereyto oomo el k feyto,
10 cuydo eu entender muy ben,
no cantar que diz que fez
por mi, se o por min fez.
O cantar ^ste muy dito, 1125
pero que o eu non sey;
15 mays, poys mh-o ouveren dito,
cuyd' eu que entenderey,
no cantar que diz que fez
por mi, se o por min fez. 1130
L V 819. — 9 de^fio — 10 ewydo 0 eu — 11—12 no ea$aar q diM {o resto
do estribilho falta) — 15 auuerö — 16 entendey — 17—18 no cantar q düi
fez p nti (o resto falta).
n. 1118. ae 0 por min /es 6 clausula objeotfva, dependeote de entender.
1115. iete muy dito = 6 moito recitado.
Gaatigu de D. Joan Garoia de Gnilhade
Indlee alphtbetleo das Notas
e de outros Tocabnlos e förmas qae mereeem men^fto.
0« «IgailnnM rafenin-te mm Teno« on U NotM reUtiTM a wtes y
715
A i 686.
acalar 862.
acordar 636.
adjecHvo poiaesnvo substantivado 69.
183.
acyeetivoa de quantidade e&neordam eam
seu eomplemeHto restricHvo regidopor
de 417.
adabar = arraDJar, dispor 133.
afeytar 528.
al 42.
aU = li 206. 301.
alevar 512.
algnen 147.
algnr = algnres 1010.
amoetrar 289.
an 148. 1110.
andar por 116.
ante adv. 1076.
aqael 968.
aqnel que pöd* e val 968.
aqnelo 42.
aqueste 52.
aqaeeto 42. 181. 371.
ar 81.
arlota 288.
arri^ar (arrizar?) 979.
ascuytando = eectttando 894.
asei 41. 301.
ati 536.
atal, atan, atanto 301.
atender 154.
avantar 729.
aven 947.
aver 13. aver a com inf. 538. 914.
averrey 475. 947.
aTiir 475. 947.
bafordar 509.
baraga 381.
baratar 492.
beusubst. 64.
bever 756.
bon, bdo 46. 359.
Brancafrol 579.
britar 905.
bnscar 123. 951.
975.
oa 88. ea = que 877. 475.
cabo (per c.) 973.
cabo, eabo de 313.
cada que 550.
caente, caentnra 850.
gafar 575.
cajon 1030.
carne = prato de carne 910.
cas (en c. de) 393. 922.
catar = olhar 129.
cativo 227.
eedo =s logo, breve 906.
cevada 756.
cbagar 318.
obe, obi, oh' 24. 188.
cbnfar 672.
chiu 532.
cima 57a 641.
cinga 3%.
citola, citolar 722.
oitolon 751.
oobrado de 448.
cobrar 796.
cofonder 604.
oolo = peseo^o, eervia 916.
come 366.
como quer = de qnalqner modo, como
quer que seja 352.
eomprido 615.
comprir 541.
conhocedor 734. 827.
conhocer 676.
conho^ndo 656. conbu^ndo 710.
conselhar = aconselhar 1075.
conselbo 690.
contra 1035.
cor 535.
oora^n 678.
correger 743.
coyta, coytar, ooytado 14.
716
Otkar Nobiling
eoytado por 467.
creear 534.
crc6r 568. I« gg. ind. pr. crco 478. subj.
pr. crea 844. 484.
costoto 885.
cuydar 796. a meu cuydar = ao men
Ter 815.
dar (non d. niüha reo por = nao faser
caso de) 930.
dativo ähieo 35. 478.
dativus cammodi 24.
de ant€8 do inf. exprimt a causa 1102.
d6, dd 335.
deantar 729.
degredo 905.
demanda = pedido 603.
demandar = pedir 238. 413.
demo leve 495.
dereyto 118. 901.
derramar = desmontar 1062.
des 4. des i 422.
desacordado 535.
desaguisado 415.
desejo expresso pelo plusqpf. au subj.
impf. 456.
desemparado de 697.
desemparar 280.
desgnisado 415.
devedor (non se ten por d. de) 819.
di 856.
dia (mal dia naci) 263.
disso 880.
dixe, dixi, dix' 253.
dizer de non 360.
dda 398.
doer-se de 66.
dona 857.
doo 1045.
e depaia de exclamagoes 994.
e introduz a oragäo principal depois de
vdrias subordinadae 1104.
ed 588.
el 8.
empar 2.
en, ende, end' 24.
en qoe 871.
encolbeyto 898.
eiifeoger,eikfongir, enfioger, eiifiiigir398.
ODfinga 395.
enfinta 892. 636.
enmentar 497.
e-no 149.
eiiri9ado 979.
entengar 750.
er 597.
era = estaTa 88.
ergo 569.
errado (seer e. = errar) 829.
escangar 859.
esforgar 80. esfor^ar-se 345.
esso 42. 210.
est, 6ste 251. 1125.
estevestes 871.
esto 42.
ey-YOB 1022.
eyxido 879.
fazer qne com indic. 779.
fea = feia 987.
feramente 305.
ferir 813. 815.
ferir& 815.
fero = forte, grande 584.
ferrey, ferria 815.
fezer 371.
fezisti 771.
filhar 302. filhar-se a 556.
fis 557.
Flores 579.
foan, foSo 877.
folia 238.
f5r = estiver 214. 475.
föran 859.
forgar 80.
f6ron 859.
fosse = estivesse 859.
foy 1« sg. 425.
fraquelia 1055.
fremoso 215.
fudadanoua < fnduda 'n can, com fit-
xäo do fem, 1073.
gardacös 921.
gentes 802.
Cantigu de D. Joan Garoia de Guilhade
717
gradecer 256.
grado 336.
gran, grande, grand' 46.
grave 768.
gaardar alg. de fazer alg. c. 1062.
gnarecer 184. 248. 798. 1065.
gaaiir 155. 248. 813. 815.
guarirä 815.
gnarrey, gnarria 815.
goisa 415. de gniea = de maneira 628.
gniBar 219.
i 40. 422.
infinittvo coordenado a um ftUuro ou
candieianal 195.
ir arar con ob loboe 741.
ir com inf. 415. 506. 1038.
ja 10. ja mays nnnca 405.
ja qnando, ja qnaDto, ja qoe, ja n 174.
ja qner . . . quer 54.
jeytar 844. 1038.
jograr 721.
jograria 244.
la, lai 129. 1028.
lama^al 983.
Ungar = golpear com a lan^ 515.
laaerar, lazeyra 845.
levar 512.
leyxar 71.
leyx6-o 1045.
lezer 362.
Ihe, Ibi, Ih' 113. 188.
Ihi, Ih' plur. 57a 595.
Ihifl = Ibes 3.
lidar, lide 497.
lo, los, 129.
loa^n 997.
loado 324.
loar 36.
loa 995.
I 451.
maefestar 952.
m&et {8ua conjugoQäo) 1014.
maeta 1015.
mal, mao 46. m. pecado 46. 540.
malada 865.
manha 960.
mays eonjunc^ 296.
mays de 19a
me, m' 2. 24. 141. 188.
mego 375.
mentes (meter m. en) 281.
mentre = emquanto 152.
merger, meijodo 624.
mester (6 m.) .346. (aver m.) 913. 1054.
mester = officio, profissao 727.
meanra 73.
meter por 737.
men pouqa' e poaco 248.
mh- 24. 141. 188.
mha 70. 221.
mi, m' 2. 24. 141. 188.
mf, min 106. mf 9UJeUo bll.
mia, mia 221.
migo 375.
mocelia 1055.
moyra, moyro 23.
mna, mnacho, moar 1076.
mny, mnyf 73. 295. 1125.
'n = en 126.
nado 425.
nembrar 78.
no 149. 409.
no8 pron. ptBS. 24.
nö8 152.
nosco 375.
noBtro 16.
nontro 409.
nolho 106.
oljectos dirtcto t indireeto reffidos por
faaer, mandar, leyxar ou veer com
infin. 856.
ocajon 1030.
oer 367.
oir 36.
ome 58.
onde 444.
onrada (ama o.) 869.
ora = agora 50.
ordin 278.
outorgar 944.
ontro 423. 788.
onvir 456.
oy mayB 4.
718
Oskar Nobiling
pacer 979. pacer-se 978.
pagar-se de 107.
pan de voda 590.
par prepos, 70. pa-la, pa-lo 736.
parecer 33. 513. parecer = apparecer
308.
parte (saber p. de) 176.
participio passado eanearda com o ab-
jecto direeto 606.
partir 34. 544. 877.
passo adv. 896.
peor (6-mi p. de) 681.
per adv. 173.
per prepoi. 70. 1082. pe-la 786.
pera = para 648.
perder 57. perder a terra 908. perder-
se eon 602. perdado con 599«
perdon i« sg. ind, pr. 812.
perdon sübj, pr. 2.
perfia 254.
perfiar 320.
pero 51. 621. pero qae 920.
p68 2. 920.
pesa-mi con tm de 113.
peydeyra 1066.
podör 371.
podo 238.
pöer (sua conjugagäo) 1014.
por 70. 1082. exprime o desHno 688.
po-la 786.
por en, por ende, por end' 35.
por qae 838.
pds 539.
poeera 371. 533.
posfa^ar, posüii^o 890.
poye 24. 188. 802.
pran 99.
pras-mi de 510. pras-mi por 476.
praaa 529.
praE(o) e qaando 546.
prekär 819.
pregontar 21.
prender 278. prender peear 455.
preyto 377.
pres 73.
prol 1070.
praname pt98oal oliecto dum verho e
dum infin. regido por este 735.
primames pessoaes: f&rmaa tameas na
funefäo de otiiectoaem prepos. lOS,lb^
963.
prou^e, prougner 487.
pudi 950.
pnnhar de 528. pnnliar en 1065.
qne de 245.
qae non poderia mayor 989.
qae« qaen prtm. rd, 105.
qaerer ben, mal 9.
qaerrey, qaerria 150.
qaerrey = qaero 594. 1114.
qaiso 687.
qoitar-se 565.
rasoar no oepo 789.
rason 274. 635. 1099. faaer razon = ter
raz20| faser bem 806.
ren = ooiBa 367. = nada 59. 65.
rioome 889.
riir 802.
rija809.
8a232.
Babedoria = novas 1042.
sabor 151. 261.
sabado 698.
saldo 879. 6 saldo = esti passado,
passou 547.
sandece, sandlce 48.
sason 169«
se, s' 24. 188.
se qaer 340. 985. se qner qae 954^
sedes» seedes 662.
seer 829.
segrer 721.
sejo 427.
semear o sal 741.
semelhar 754.
semos 662.
sen auM. 58. 162. 1036.
se-na 290.
senhor fem. 70.
senlheyro 1010.
serey, serla 829. seria =r eataria 447.
servha 686.
si, •' 24. 188.
sl qaer 340.
Gantigu de D. Joan Garda de Gailhade
719
Bi ath. 801.
eigo 375.
aiia 1086.
sodee 662.
eoia = coBtamava 446.
•ol adv. 40.
sol da sg. ind. pr. 14.
eoldadeyra 1063.
son = estao 677. 9S6.
aon tvibst. 936.
BOD, 85o 879.
800 40. 1045.
apantoso = espantoso, hediondo 889.
suJbiuncUvo depois de Jurar qae 586.
9ubiunetivo na arofäo interrogaUva
dependenie 404. 773.
9uppres9äo do artigo antes de aubitan-
tivo deUrminado por clauauUi relativa
679.
ti 586.
talhado 589.
talho 885. 1066.
tanto qua 849.=de8de qne, quando 640.
te. f 24. 188. 725.
teeiiy tees 217.
teer = jalgar 162. 288. teer por ben =
approvar 371.
teerey 422.
teD^on 753.
terrey, terria 422.
tever 371.
ti, t' 24 188. 725.
ti 106.
tigo 375.
todo 42.
tolher = tirar 804.
tomar 103. 120.
torto 924.
toste 1049.
traedor 625. 1047.
trager 412. 615. = trajar, luar 908.
trayar = ataear, repreheoder 1097.
travar en 748.
trey, treyde, treydea 811.
tado 711.
u 81 1028. 1035.
üas oatras 462.
▼agar 559.
val da 9g, ind. pr. 92.
Taleri, valeredes 639.
Talrey, valria 639.
van 148.
vedes, veedea 63.
Teen 217.
yeer 68. 86. 735.
veer 461.
veeren 684.
Teerey, veeria 68.
veo 461.
verey, veria 68.
verrey, verria 475.
Teryo 882.
veB 63.
via (ir sa v.) 1049. toda yia = sempre,
de todos oe modos 237. 784.
Yiide 620.
▼Tir 475. 690.
vin 461.
Vinoal 795.
Yoda 509. 590.
vo-lhe 473.
▼08 24. 35.
▼68 152.
▼08C0 375.
xe, xi, X» 24, 188.
Studien über einige Beziehungen zwischen der
deutschen und der französischen Literatur im i8. Jahib.
I. Der Obersetzer und Vermittler Michael Huber (1727 — 1804).
Von
Hanns Heias.
Wir haben über die Besiehungen zwischen der deutschen und der fruh
EÖsischen Literatur swei breit angelegte Werke, jedes trefflich in seiner Art,
wenn auch vielleicht das eine über den grossen Linien su selur die Details ver-
nachläsaigt, das andere sich zu sehr in der genauen Wiedergabe von Einzelheiten
gefXllt und darttber den Blick fttr die grossen Zusammenhinge vermissen lisst
— ich meine das von Th. Sttpfle, Geschichte des deutschen Kultureinflusses auf
Frankreich mit besonderer Berficksichtigung der literarischen Einwirkung (Gotiia,
Tluenemann, 2 Bde. 1886—1890) und das von Yirgile Rössel, Histoire des relations
littöraires entre la France et l'Allemagne (Paris, Fischbacher 1897). Wir haben
ausserdem« speziell Aber das Vordringen der deutschen Literatur im XVIII. und
im Anfang des XIX. Jahrhunderts eine Reihe, zum Teil sehr interessanter Mono-
graphien, von denen ich hier nur hervorhebe: Johannes Gärtner, Das Journal
6tranger und seine Bedeutung für die Verbreitung deutscher Literatur in Frank-
reich (Heidelberger Dissert 1905), Klaus Weidenkaff, Die Anschauungen der
Franzosen über die geistige Kultur der Deutschen im Verlaufe des XVIQ. und
zu Beginn des XIX. Jahrhunderts (in den Geschichtl. Untersuchungen heraus-
gegeben von K. Lamprecht, Gotha, Perthes 1906) und — ohne vergleichen in
wollen — Fernand Baldenspergers Goethe en France (Paris, Hachette 1904).
Trotzdem bleibt auf diesem Gebiet noch genug zu erforschen. Der kleine
Versuch über den Übersetzer und Vermittler deutscher Literatur, Michael Huber,
den ich hier veröffentliche, soll eine Art Einleitung bilden zu einigen Einsei-
Studien ttber deutsch-französische literarische Beziehungen im XVni. Jahrhundert
Ich möchte ihm eine Untersuchung ttber die französische Ästhetik in Deutschland
folgen lassen, eine andere ttber orientalische Einflüsse in der deutschen Literatur,
soweit sie auf dem Umweg über Frankreich kommen« und eine dritte ttber die
hellenistische Neu-Renaissance, die in Frankreich in einem Öden, akademischen
Klassizismus versandet und nur in der Dichtung Andrö Ghöniers eine verspitete ver-
einzelte Blttte reift, während sie uns die Kunst Goethes, Schillers, Hölderlins schenkt
Ich beginne mit Michael Huber, einmal, weil er der wichtigste, vielseitigste
Vermittler seiner Zeit ist und sein Wirken schon längst eine zusammenfisssende
Wttrdigung verdient hätte, dann aber auch, weil sich an keinem besser als aa
ihm der Massenexport deutscher Literatur nach Frankreich studieren läset, wie
er von 1750 ungefähr bis in die siebziger Jahre hinein stattfindet. Um 1750
~- frtthere Fälle sind zu seltene Ausnahmen, um zu zählen — dringen zum
erstenmal deutsche Schriftsteller über die Grenze, werden zum erstenmal ernst
genommen, beklatscht, bewundert. Eine Verkettung glücklicher Zufälle, der
nobismus der Pariser bringen sie rasch in die Mode. Fast zwei Jahrzehnte
lang scheint es, als könnte Deutschland endlich seine Schulden heimiiiilea,
seinerseits den Franzosen geben, nachdem es so viel von ihnen empfangen.
Dann erlischt die Begeisterung plötzlich und unvermittelt, wie sie aufgeflammt
war. Die einmal geknüpften Fäden reissen freilich nicht mehr ganz Sb. Man
bleibt in Fühlung. Aber von einer tieferen Beeinflussung der französischen
Literatur kann bis auf die Zeiten des älteren Goethe, der Frau von Staßl und
der Bomantik kaum mehr die Rede sein.
Michael Huber (1727-1804) 721
Diese erste iDvasion dentschen Geistes soll in den folgenden Kapiteln ein-
gebender, als es bisher geschehen ist, dargestellt werden. Haber, der Über-
setzer Gessners, der Freund Wilies und Weisses, repräsentiert sie. Er ver-
mittelt durch seine persönlichen und literarischen Beziehungen zwischen Paris
und Leipzig und Zürich, den beiden Centren der literarischen Ausfuhr. Sein
Choix de po^sies allemandes markiert den Höhepunkt der deutschen Mode und
bietet zugleich die breiteste Grundlage zu einer Kritik der Art, wie man damals
vermittelte und übersetzte. Eine solche Kritik, besonders der Art, wie Über-
setzt wurde, fehlt noch. Ich habe versucht, sie zu geben, weil sie manches
dazu beitragen kann, die Begeisterung der Franzosen für unsere Dichter und
auch ihr schnelles Abflauen zu erklären. Ich habe auch versucht, die deutsche
Mode in ihre Perspektive zu stellen. Wer sie isoliert für sich betrachtet, läuft
Gefahr, sie zu überschätzen. Erst im Rahmen des literarischen Kosmopolitismus,
wie er um 1760 in Paris herrscht, kann ihr Umfang und ihre Tragweite richtig
beurteilt werden. Vielleicht ist es mir dadurch gelungen, die Arbeiten Süpfles
und Bosseis in einem nicht uninteressanten Punkt zu ergänzen.
I. Hubers Leben nnd Wirken.
Michael Huber ^) ist als uneheliches Kind eines Vitus Huber und
einer Barbara Lützelkürchnerin in Loitersdorf in der Nähe des nieder-
bayerischen Marktfleckens Fronten hausen geboren^ Getauft wurde er in
Frontenhausen am 27. September 1727. 1742 war er noch in seiner
Heimat und, wie er selbst später erzählte, Zeuge des Einfalls der öster-
reichischen Kroaten und Panduren. Es war damals, als sich der ehrgeizige
Karl Albrecht in Prag als König von Böhmen huldigen und sich in Frank-
furt die deutsche Kaiserkrone aufsetzen liess. Nach 1750 trifft man Huber
in Paris als Sprachlehrer, der in den vornehmsten Kreisen eingeführt ist
Wie der niederbayerische Bauembursche von seinem Dorf nach der Weltstadt
1) Die Nachrichten über Hubers Herkunft schulde ich einer freundlichen
Mitteilung des Herrn Pfarrer Seehan n in Frontenhausen, dem ich dafür herzlich
danke. Der Auszug aus der Taufmatrikel berichtigt verschiedene Irrtümer, so
den häufig, auch von Hubers eigener Schwiegertochter wiederholten, er sei in
Frankenhaueen in Niederbayern geboren. Ein Ort dieses Namens existiert in
Bayern gar nicht. — Aus der spärlichen Literatur über Huber ist hervorzu-
heben: D. Kl. AI. Baader, Das gelehrte Baiem oder Lexikon aller Schriftsteller,
welche Baiern im XYIII. Jhr. erzeugte oder ernährte. 1804, Bd. I, 529 — Jördens,
Lexikon deutscher Dichter u. Prosaisten. Leipzig 1807. Bd. II, p. 475 ff. u. Suppl.
Bd. VI«, dann besonders die Erinnerungen Therese Hubers in der Biographie
ihres Gatten: L. F. Hubers sämtliche Werke seit dem Jahre 1802 nebst einer
Biographie, Tübingen, in der I. G. Cottaschen Buchhandlung, Bd. I, p. 1. ff. —
Dörings zum Teil wortwörtlioh von Therese Huber entlehnter Artikel in Ersch'
und Grubers Allgemeiner Enzyklopädie etc. s. v. Huber — R. Elwers in der
allg. deutschen Biographie 1881, Bd. XIII, p. 246 ff. — Th. Süpfle, Geschichte des
dentschen Kultureinflusses auf Frankreich etc., Bd. I, p. 118, 163 u. 184 ff. — Virgile
Boesel, histoire des relations littöraires p. 57 ff. — und schliesslich mein kurzer
Beitrag in der Festschrift zum XU. Allgemeinen Deutschen Neuphilologentag.
Erlangen« Junge 1906, p. 499 ff.: Ein Bayer als Vermittler deutschen Geistes in
Frankreich, der nur die Skizze des hier vorliegenden Versuches ist und von
dem ich manches ungeändert mit herüber genommen habe.
RomitnlMhe Fonch. XXV. 4Q
722 H. Heise
an der Seine kam, welche Gönner ihn unterstützt und ausgebildet haben,
ob er schon in Bayern höhere Erziehung genossen hat, wann er ausgew^andert
ist, ob allein oder im Gefolge eines Adeligen, darüber lagert ein Dunkel,
das vielleicht nie erhellt wird, wenn nicht ein Zufall die verlorene Spur
aufdeckt Er selbst hat immer, wohl aus einer falschen Scham heraus, über
seine Jugend geschwiegen. Nicht einmal seinem Sohn war näheres darüber
bekannt. Und die Nachrichten, die uns von seinen Pariser Freunden über
ihn überliefert sind, stammen alle aus den Jahren, wo er bereits ein an-
gesehener Lehrer und Übersetzer war. Keine berichtet von den Anfängen.
Nur, dass sie mühselig waren, lässt sich vermuten.
Ende der fünfziger Jahre scheint er durch Grimm oder Turgot in das
Journal 6tranger eingeführt worden zu sein. 1759 erschien die Übersetzimg
von Gessners „Der Tod Abels**: la Mort d'Abel, poeme en cinq chants
traduit de Tallemand de M. Gessner par M. Huber. A Paris chez Hardy,
libraire, rue S. Jacques, a la colonne d'or. 12®. Der unerwartete Erfolg
dieses Buches, das oft und rasch hintereinander neu aufgelegt werden musste,
machte Hubers Glück. Von da ab trat er in die erste Reihe der vielen
Deutschen oder Franzosen, die damals Paris mit Übersetzungen versorgten.
Er wurde ständiger Mitarbeiter des Journal ^tranger und später der
Gazette litt^raire de l'Europe. 1762 gab er in 12® heraus die Idylles
et poemes champdtres de M. Gessner, traduits de l'allemand par M.
Huber, traducteur de la Mort d'Abel. A Paris et se vend a Berlin chez
Fr^d^ric Nicolai^). Dann 1764, ebenfalls in 12®, Daphnis et le premier
navigateur, poemes de M. Gessner, traduits de Tallemand par M. Huber.
A Paris, chez Vincent, imprimeur-libraire, rue Saint-S6v6rin. Im selben
Jahre folgte die Übertragung von Winckelmanns Sendschreiben von
den Herculanischen Entdeckungen und zwei Jahre später, vor seiner Über-
siedelung nach Leipzig der vierbändige Choix de po6sies allemandes.
Die Nachrichten, die wir über Hubers Privatleben in Paris haben, sind
äusserst dürftig. Wir wissen aber — und das ist das wesentliche, dass er
in auserlesener Gesellschaft verkehrte, mit Menschen, deren hohe intellektuelle
und künstlerische Kultur seinen offenen, empfänglichen Geist bedeutsam an-
regen musste. Huber hat einige Beziehungen zum Milieu der werdenden
Enzyklopädie. Er kennt Rousseau, Diderot, der ihm wohlwollende Rat-
schläge für seine Übersetzungen gibt, seine Landsleute, den Baron d'Holbach
und besonders Friedrich Melchior Grimm.
Grimm ^), um einige Jahre älter als Huber, war damals nicht mehr der
1) Dieselbe Ausgabe erschien gleichzeitig unverändert ä Lyon, chez Jean-
Marie Bruyset, imprimeur-libraire.
2) Cfr. über Grimm bes. E. Scherer, Grimm. Paris 1887, R. Mahrenholtz.
Fr. M. Grimm im Archiv für das Studium d. neueren Sprachen und Litt Bd.
Michael Huber (1727—1804) 723
yjeune homme" in armseliger Kleidung, den uns Rousseau auf der Suche
nach einem eintraglichen Amt schildert^), der seine Reden mit komischen
Germanismen spickte, bei den Dirnen im quartier Saint-Roch hauste und
den wackeren KlüpfeP) unter dessen Augen mit der papesse Jeanne betrog.
In den fünfziger Jahren, wo ihn Huber kennen gelernt haben mag, zahlte
er schon als voll unter den Literaten, war aus einem Prot6g6 selbst Protektor
junger Talente geworden, selbst Philosoph, der Intimus der Enzyklopädisten,
Diderots, D'Alemberts, angesehen und ob seines beissenden Witzes ein wenig
gefürchtet, als Korrespondent europaischer Hofe von grossem Einfluss, wohl-
habend, sehr elegant und weltmännisch, jeder Zoll der zukünftige Reichs-
freiherr und bevollmächtigte Minister.
1754 übernahm Grimm die Redaktion des Journal ^tranger, das eben
gegründet worden war, gab sie aber, mit anderen Geschäften überbürdet,
schon nach Erscheinen des ersten Heftes wieder auf. Unter den Redak-
teuren, die sich nach ihm in raschem Wechsel ablösten, konnte Huber
manchen interessanten Mann kennen lernen, so Froren, den erbitterten
Gegner Voltaires und der Enzyklopädisten, den Abb^ Pr6vost, unter dessen
Leitung der englische Einfluss im Journal ^tranger das Übergewicht bekam,
Toussaint, der durch sein konfisziertes und von Henkershand verbranntes
Buch Les Moeurs (1748) berühmt geworden war und der damals vom
Ertrag seiner Feder und einer kleinen Fremdenpension lebte, die er in der
Nähe des Luxemburger Gartens hielt'), dann Suard und Arnaud. Der
LXXXII 1889, p. 291 ff., Hettner, Gesch. der franz. Literatur im XVIII.« Jhrh. 5. Aufl.,
Brannschweig 1894 p. 422 ff. and Meister und Toameux in der Correspondance
littöraire, philosophiqae et critique par Grimm, Diderots Baynal, Meister etc.
revne sor les textes originaux, comprenant outre ce qai a 6t6 publik ä diverses
öpoqnes les fragments sapprimös en 1818 par la censure, les 'parties inödites
conservöes ä la bibl. ducale de Gotha et ä TArs^nal de Paris, notices, notes,
table gönörale par Maurice Tourneux. Paris, Garnier 1877—1882. 16 Bde.
1) Les confessions. Partie 11«, livre VIII«, 1749.
2) Emm. Christoph Klüpfel, der 1747 den Erbprinzen Friedrich zu Sachsen-
Gotha als Prediger nach Paris begleitet, 1750 mit ihm nach Gotha zurückkehrt, wo
er 1776 als hoher kirchlicher Würdenträger, Vizepräsident des Oberkonsistoriums
stirbt Er ist der Begründer des gothaischen genealogischen Hofkalenders.
Cfr. den Artikel von Schumann in der allg. deutschen Biographie, p. 255 ff.
8) Bei ihm stieg unter vielen anderen hervorragenden Ausländern auch
Christ Felix Weisse ab, als er mit seinem Zögling, dem Grafen Geyersberg,
von November 1759 bis Mai 1760 in Paris weilte. Cfr. Chr. F. Weissens Selbstbio-
graphie, herausgegeben von dessen Sohne Chr. Ernst Weisse und dessen Schwieger*
söhne S. G. Frisch eto. Leipzig 1806, p. 64. — Toussaint arbeitete auch an der
Enoyclopödie mit, ging später nach Brüssel und dann nach Berlin, wohin ihn
Friedrich der Grosse als Lehrer an die Kriegsschule berief. Dort starb er 1772,
nachdem er sieh vorher feierlich mit der Kirche ausgesöhnt hatte.
46*
724 H. HeisB
Abb4 Fran9ois Äraaud, der 1762, als das Journal ^tranger einging, die
Gazette litt6raire de l'Europe mit ähnlichem Programm begründete und 1771
Mitglied der Acad6mie fran9aise wurde, besass viel Talent und WisseD,
aber angeborene Trägheit und die spielenden Erfolge, zu denen ihm seine
Gabe, geistreich zu plaudern, in den Salons verhalf, hinderten ihn in seiner
Produktion. Er war ein grosser Verehrer der Antike, sprach etwas Deutsch
und interessierte sich sehr für deutsche Literatur, wie einige Übersetzungen
und seine vielen kleinen Notizen über deutsche Schriftsteller, wie Kleist,
Weisse oder Winckelmann bezeugen^).
Ferner hat Huber den Grafen Caylus gekannt, vielleicht auch Mar-
montel, Barthä6my, den Abb6 Raynal, d'Alembert und andere von den
Philosophen. Wirklich vertrauten Umgang hat er aber nur mit Tuigot,
Watelet und Wille gepflogen. Ihnen dankt er seine Bildung, jenem seine
sprachlichen und literarischen Kenntnisse, alles, was er als Übersetzer ge-
leistet hat^ den beiden letzteren sein Verständnis für die Kunst und wohl
auch ein gut Teil seiner behaglich gelassenen Weltanschauung.
Anne-Robert-Jacques Turgot*) (1727 — 1781), ein selten universal
veranlagter Kopf, Nationalökonöm, Staatsmann und Schöngeist, verfügte über
eine ungeheure Arbeitskraft, die ihm erlaubte, auf den verschiedensten Ge-
bieten zugleich heimisch zu sein. Er hatte kaum die zwanzig überschritteD,
als er schon eine Menge Abhandlungen verfasst und den Plan zu noch
mehr entworfen hatte, Abhandlungen über alles mögliche, über Fragen der
Theologie und Moral, der Philosophie, Geographie, Geschichte, der Physik,
Mathematik und Astronomie, der Linguistik, Chemie, Naturwissenschaften,
zu Gedichten, Tragödien, philosophischen Romanen etc. Er schrieb für die
Encyclop6die, verteidigte die Theorien der Ökonomisten, suchte sie ins prak-
tische zu übersetzen, indem er die Verwaltung und die Finanzwirtschaft
reformierte, die Lasten des ancien regime zu mildem, das Volkswohl za
heben bemüht war, zuerst in einem kleineren Kreis als intendant g6n^
von Limoges, dann als contröleur g^n6ral des finances, bis ihn 1775 das
1) Suards und Arnauds Artikel aus dem Jonni. 6tr. sind mit einigen fremden
vereinigt in 4 Bänden erschienen als Variötös litt^raires ou recueil de pi^cea
tant originales que tradaites concernant la Philosophie, la littörature et les aits.
Paris 1768/69.
2) Gfr. über Turgot besonders L. Say, Turgot. Paris, Hachette 1887 nad
seine (Euvres de Mr. Turgot, ministre d'^tat, pr^c^döes et accompagnöes de
mömoires et de notes sur sa vie, son administration et ses onvrages. [Hgg. von
Dupont de Nemours] 9 Bände. Paris 1808—1810. Eine andere, viel ttberaicht-
liebere Ausgabe, in der aber die literarischen Arbeiten fehlen, ist in der Col-
lection des prineipaux äconomiBtes erschienen, herausgegeben in 2 Bänden von
Dairö und Dussard, Paris 1844.
Michael Haber (1727-1804) 725
Misstrauen semer Feinde, die ihn als liberalen, toleranten Anhänger der
Philosophenpartei hassten, und die Wirren der r^volte des bl^s zu Fall
brachten.
Turgot war Polyglott, trieb hebräisch, lateinisch, griechisch, deutsch,
englisch; italienisch und spanisch, er übersetzte aus fast allen diesen Sprachen,
so das Hohelied, den Anfang der Ilias, Bruchstücke von Cicero, Cäsar,
Ovid, Horaz, Virgil, Tibull, Seneca, Tacitus, aus Shakespeare, Johnson,
Pope, Addison, Hume, Macphersons Ossian, von Deutschen Gessner und
Klopstock^). Er hatte seine besondem Absichten vom Übersetzen, wollte
(wenigstens in der Theorie) sklavisch treu, Wort für Wort übertragen und
verfolgte eigenartige Ideen selbst in der Poesie. Meister sagt ihm etwas
spöttisch in der correspondance litt^raire nach, auf zwei Beformen sei sein
Greist gerichtet gewesen: »substituer la poste aux messageries et les vers
blancs ä la rime*).» Es schwebte ihm — merkwürdiger Einfall eines ge-
scheiten Mannes 200 Jahre nach Antoine de Baif — eine Art metrischer
reimloser Prosa mit Silbenmessung und Silbenbetonung nach antikem und deut-
schem Muster vor. Er legte diesen Gedanken nicht bloss in einem sehr
ausführlichen Aufsatz nieder*), sondern verwirklichte ihn auch in einer hexa-
metrischen Nachdichtung des IV. Gesangs der Aeneis*), die er 1778 ano-
nym drucken liess.
Das Tauschverhältnis, das ihn mit dem gleichaltrigen Huber verband,
war gewiss ziemlich einseitig. Huber gab ihm Unterricht in der deutschen
Sprache und brachte ihm eines Tages ein Exemplar von Gessners „Der Tod
Abels'', das er bei Wille gefunden^). Sie machten sich daran, das Gedicht
gemeinsam zu übersetzen. Aber es lässt sich leicht ermessen, wie wenig
davon Huber gebührt, der damals weit entfernt war, das Französische zu
beherrschen und höchstens in der sinngetreuen Interpretation des deutschen
Textes helfen konnte. Der I. Gesang und ein grosser Teil des IV., die
ersten Idyllen von 1762, die Vorreden, die beide Bücher einleiten und
1) Proben von Klopstocks MesBias im Jomnal ötranger Augast u. September
1760, Oktober u. November 1761.
2) Correspondance littöraire etc. hsgg. von M.Toumeut. Bd. XIII p. 290 ff.
8) Dieser Aufsatz war als Vorwort für den II. Bd. von Gessners Idyllen
gedacht. Er ist bei Dupont de Nemours abgedruckt im IX. Bd. p. 185—259:
^clairoissements sar la versification allemande et sur la nature de la prose
mesuröe dacs laquelle sont Berits les ouvrages poötiqnes de Mr. Gessner. —
4) Didon, poöme etc. trad. du 4« livre de l'£n6Yde de Virgile, avec la
commencement de TEn^Yde et les 2«, 8e et 10« äglogues da meme.
5) cfr. die Vorbemerkung Duponts Bd. IX p. 152 u. Hottingers Biographie
Gessners. Ich zitiere nach der von Meister besorgten französischen Übersetzung :
Sal. Gessner, traduit de Fall, de Mr. Hottinger, Zürich chez H. Gessner 1797 p. 158.
726 H. HeiBB
später 1764, der Anfang des Premier Navigateur stammen ganz aus Tuigots
Feder; dass er auch den Best beeinflusst hat^ ist mehr als wahrscheinlich.
Auf seinen ausdrücklichen Wunsch erschienen die Übertragungen unter
Hubers Namen, vielleicht, weil Turgot aus Rücksicht auf seine Stellung im
öffentlichen Leben wirklich anonym bleiben, vielleicht auch nur, weil er
Huber die Vorteile des Erfolges einheimsen lassen wollte^).
Claude Henri Watelet*) (1718 — 1786) war einer der sympa-
thischesten Künstler und Kunstkenner des XVUI. Jahrhunderts, kein grosses
Genie, zag und vorsichtig auf allen Gebieten, in denen er sich versuchte,
ein Dilettant, aber klug und sehr gebildet, der Typus des geschmackvollen
Amateurs und Mäcens. Der Besitz eines bedeutenden väterlichen Vermögens
und die Einkünfte seines Amtes als Generalfinanzeinnehmer machten ihn
unabhängig und erlaubten ihm, sich frei von Nebengedanken, ganz seinen
Launen und Neigungen hinzugeben. Er war Zeichner und Kupferätzer*
kannte mehrere Sprachen^ übersetzte z. B. aus dem Italienischen das Tasse,
schrieb Romane, lyrische Dramen und Komödien, zahlreiche Artikel \xhex
Kunstgegenstande für die EncyclopMie. Sein Hauptwerk ist das von ver-
alteter ästhetischer Anschauung getragene Lehrgedicht L'art de peindie (1760),
das ihm 1761 die Pforten der Acad4mie fran9aise öffnete und das auch in
Deutschland, besonders von Christ. Ludwig von Hagedorn beifällig auf-
genommen wurde. Desto grausamer zerpflückte es Diderot in der coire-
spondance litt^raire^), desto gröber hob Winckelmann in der Geschichte der
Kunst des Altertums eine Stelle über die Art, wie die Alten charakterisierten,
heraus, um die Ignoranz solcher Skribenten anzuprangern.
Watelet war sehr liiert mit der Philosophenpartei, aber seine pasave,
allem Kampf abholde Natur hielt ihn von den grossen Greistesschlachten
fem. Kränklichkeit, Abscheu vor allem lauten und aufdringlichen, Sehn-
sucht nach Ruhe bestimmten sein Leben: »une vie voluptueusement inno-
1) off. (Euvres Bd. IX p. 153. Huber hat übrigens in seinen Briefen an
Gessner diese wertvolle Mitarbeiterschaft dankbarst anerkannt. Hottinger fiber-
liefert uns 1. 0. p. 161 f.: «dans une de ces lettres il loae le tact fin et l'oreille
dölioate de ce connaissenr rempli de goüt; ponr lui en dunner une preuve, 11
lui envoie Thymne que chantent les anges ä la mort d'Abel dans un mötre libie
auqiiel Turgot avait rödnit la prose de Gessner en marqnant lui*m6me la mesore
de chaque syllabe".
2) cfr. die Artikel in der Biographie Univ. und der Nouv. Biogr. g6n6rale, femer
die Correspondance litt. etc. (s. Register) und besonders Huber selbst in seinem
von Rost herausgegebenen Handbuch etc. Bd. VIII p. 168 ff.
B) Grimm hatte aus Rücksicht auf den Freund, den er im Schriftsteller
nicht verletzen wollte, Diderot mit der Kritik betraut. Ausgabe von Toumeox
Bd. IV p. 198 ff.
Micbael Huber (1727—1804) 727
cente«. Er lebte, wenn er nicht auf Reisen war^), mit seiner Freundin
Margu^rite Le Comte, der Frau eines Grerichtsprokurator, einer sehr geist-
reichen Dame, die selbst auch Kupferatzerin war, in der Nähe von Paris,
auf deren Landsitz Moulin-Joli. Dort hatte er einen Garten nach engUscher
Mode angelegt, der mit der steifen, feierlichen Tradition von Versailles brach,
der vom König und vom ganzen Hof besichtigt wurde und den er in seinem
hübschen Essai sur les jardins (1774) mit feinen Bemerkungen über Ästhetik
der Gartenkunst überhaupt beschrieb.
Eine ausgesuchte Gesellschaft von Dichtern, Künstlern, Gelehrten,
Fremden, bevölkerte das gastfreundliche Haus von Moulin-Joli, wo auch
Huber, wie er später dankbar erwähnt, stets herzliche Aufnahme gefunden.
Watelet wurde neben Turgot sein zweiter Lehrer, half ihm, verbesserte seine
Übersetzungen und er und Frau Le Comte schmückten seine Ausgaben
von Gessners Idyllen und des Ersten Schiffers mit zierlichen Vignetten von
ihrer Hand*).
Hubers intimster Freund, an den er am liebsten zurückdenkt') und mit
dem er auch von Leipzig aus in regem Briefverkehr blieb, war der Kupfer-
stecher Johann Georg Wille (1715 — 1808), ein geborener Hesse, der
mit 20 Jahren auf eigene Faust, halb Handwerksbursche, halb fahrender
Schüler zu Fuss und im Stellwagen nach Paris wanderte und sich dort
nach schlimmen Lehr- und Hungerjahren zum tüchtigen Künstler, graveur
du roi und Mitglied der Acad6mie du roi, ziu: europäischen Berühmtheit
durchrang. Wille hat ein Tagebuch hinterlassen*), das mit seiner pe-
1) Er war viel in Holland, Deutschland und Italien gereist. 1764 kam er mit
Empfehlungen von Barth616iny und Caylus nach Rom zu Winckelmann und so
gross war der Zauber seiner Persönlichkeit^ dass Winckelmann seine Heftigkeit
bereute und sie trotz seines Hasses gegen alle Franzosen darch artige Höflich-
keiten für Watelet wettzumachen suchte. Frau Le Comte, die Watelet begleitete
und die Winck. als grosse Kennerin rühmt, stach damals ein Portrait seines
Gönners, des Kardinals Albani nach einem Bild Poussins. cfr. Winckelmanns Briefe
in der Ausgabe von Eiselein Bd. Xp. 37, 74 etc.
2) Handbuch von Rost und Huber Bd. VIII p. 175.
3) Cfr. die Biographie Willes im Handbuch von Hnber und Rost, Bd. II, p.
132 ff.: ,W., von dem vortrefflichsten Moralcharakter, besitzt auch ein Herz, das
ganz für das Gefühl der Freundschaft geschaffen ist. Der Verfasser des gegen-
wärtigen Werkes, Herr M. Hnber, hat mit ihm einige Jahre im Genüsse der
innigsten Freundschaft verlebt und das Andenken an diese Zeit ist Herrn Huber
in seinem gegenwärtigen Alter immer noch das angenehmste Bild, das er sich
oft darstellt."
4) Mömoires et Journal de J. G. Wille, graveur du roi, publica d'aprös les
msB. autographes de la bibliotheque imp. par George Duplessis avec une pröface
par Edmond et Jules de Goncourt. Paris 1857, 2 Bde. Cfr. auch W. Schmidt
tn^der Allg. Deutschen Biographie, Bd. XLII, p. 257 ff.
728 H. Heise
dantisch genauen Aufzeichnung der geringsten Ereignisse ein wertvolles
Dokument über ihn selbst und sein Milieu bildet» das uns auch zugleidi
die einzigen näheren Nachrichten über Huber in Paris überliefert
Willes Haus am quai des Augustins, das neben seiner Familie immer
eine Anzahl meist deutscher Schüler beherbergte, war der Mittelpunkt der
Deutschen in Paris, überhaupt der Fremden, die es nie unterliessen, ihn
aufzusuchen. Da kommen Christian Felix Weisse mit dem Grafen GeyerB-
berg, der Kammerherr des Königs von Danemark, der Baron BemstorfT, der
ihm Grüsse von Klopstock überbringt, der Graf Brühl, der Fürst von Anhalt-
Dessau, der Komponist Gluck, Struensee und Helferich Peter Sturz, der
Freiherr von Thümmel, der bayerische Maler Ferdinand von Kobell, der
bekannte Wiener Verleger Edler von Trattner, daneben junge Zunftgenossen,
die sein Urteil einholen und Maler wie Philipp Hackert u. a.
Wille ist ein Freund Greuzes und Diderots, mit dem er einst als
Zigeuner unter demselben Dach gehaust hat. Aber er reicht nicht entfernt
an ihre Bedeutung heran. Als Künstler hat er es auf seinem eng um-
grenzten Gebiet zu einer gewissen Meisterschaft gebracht Als Mensch be-
wahrt er zeitlebens viel von den Schwächen des Deutschen und des Spiess-
bürgers. Er gründet, da er noch nicht verheiratet ist, mit Tischgenossen
sofort einen Verein. Er hegt grössten Respekt vor den Titeln: Weisse ist
ihm auch in semen Memoiren immer der receveur de la ,Steur^ du cerde
de Leipzig, Wieland der pr^sident de la chancellerie de la ville imperiale
de Biberach etc. Er ist von massiger Intelligenz, gutmütig, naiv und vei^
trauenselig, kindlich, manchmal kindisch eitel und über alles für das Wohl-
ergehen seines Leibes besorgt. Er bewundert sich selbst im Schmuck sdnes
ersten goldbetressten Fracks. Wenn er in die com6die italienne geht oder
nach Versailles und die königliche Familie erblickt, dünkt es ihm dn
Ereignis. Er berichtet uns von seinen Aderlässen, seinen Magenstörungen
von allen seinen Schmerzen. Er zählt besonders gewissenhaft und mit un-
verhohlenem Vergnügen jedes Fässchen Sauerkraut aus Strassburg auf, jede
geräucherte Ochsenzunge aus Zürich oder Hambiurg, jeden fetten Kapaun,
jeden Käse, jeden Korb Wein, den ihm Verehrer und Freunde schenken.
Aber was diesen behäbigen Bürger liebenswert macht und ihm Achtung
verschafft, ist seine Begeisterung für die Kunst. Er ist Kenner und Sammler,
dessen höchsten Stolz seine Mappen und seine Gallerie bilden, der alle
Versteigerungen verfolgt und, sonst ein sparsamer Hausvater, mit dnem
Male zum Verschwender wird, wenn es sich um einen echten Nieder
länder handelt. Er interessiert sich für Literatur und bleibt in steter
Fühlung mit der deutschen wie mit der französischen. Er korrespondiert
mit Usteri und Fuessli^ mit Gessner, mit Winckelmann und dem Maler Mengs,
Michael Haber (1727—1804) 729
mit Nicolai, mit Wieland, mit Weisse und Christian Ludwig von Hagedom
dem Direktor der Dresdner Kunstakademie. Die besten Namen Deutschlands
findet man auf seinen Blattern verzeichnet.
Er ist als Vermittler ungleich wichtiger denn Grimm. In seiner und
Hubers Hand trefien die Fäden zusammen, die von Zürich und Leipzig
nach Paris laufen. Er veranlasst die Übertragungen Gessners, bringt Aus-
züge und Rezensionen deutscher Werke in die Zeitungen, öfihet Winckel-
mann das Journal ^tranger, für das er Korrespondenten sucht, bemüht sich,
ihm einen Verleger in Paris für die Geschichte der Kunst des Altertums
zu verschaffen. Er sendet seinen Freunden französische Bücher, seine
Freunde, Weisse, Nicolai, der Leipziger Buchhändler Reich, später auch
Huber versorgen ihn mit deutschen. Jeder will ihn ehren. Sturz widmet
ihm eine Ode, Weisse schickt ihm seine Tragödien und die Amazonenlieder,
Gessner eine neue Ausgabe seiner Werke, Hagedom seine Betrachtungen
über die Malerei, Winckelmann seine Geschichte der Kunst, Wieland seinen
Agathon und die Grazien. Und dieser seit langem in die Fremde ver-
schlagene Kupferstecher, der sein Tagebuch französisch schreibt und nur
selten einen deutschen Satz einflicht, erhält und liest die Bibliothek der
schönen Wissenschaften und der freien Künste, die Briefe die neueste
Literatur betreffend und findet sogar bewundernde und sehr treffende Worte
für die Leiden des jungen Werthers, die ihn doch in seiner behaglich tem-
perierten Atmosphäre seltsam anmuten mussten und in der Tat ein wenig
erschreckten ^).
Das ist das Pariser Milieu, in dem Huber zuhause war, von dem er
seine stärksten Eindrücke empfangen: auf der einen Seite ein genialer Mann,
der an Begabung und Vielseitigkeit des Wissens, an Arbeitskraft mit Diderot,
D'Alembert und fast mit einem Leibniz wetteifern konnte^ auf der anderen
Seite zwei Künstler und Geniesser, der eine voll feiner, horazischer Lebens-
weisheit, elegant und aristokratisch, der andere mit derberen Instinkten und
einem unzerstörbaren Fonds deutscher Gremütlichkeit. Sie haben ihn geformt,
erzogen, wenn man so sagen will. Ihnen schuldet er, was er geworden ist.
Am meisten dankt er wohl Wille. Bei ihm fand er Heimatluft und trotz
1) Am 21. März 1775 notiert Wille: »Röpondu älfr. Huber, professeur ...
Je le remercie . . . d'an livre allemand qni a pour titrc „Die Leiden des jnngen
Wartbers** par Mr. Goethe k Francfort, aoteur original qui fait beaueoap de
bruit et dont ce livre-ci est une preuve. C'est un oavrage presque uniqne
dans 8on genre. Cet aateur a Tart de manier la langue allemande avee un
avantage ötonnant et sublime. Sa maniöre attaque Päme et le coeur, dans ses
desoriptions douoes et önergiqnes des diverses situations oü son höros se trouve.
Je Tai la avee cette Sensation et je crains de le lire ane seconde fois
qnoiqae je le dösire, et je le ferai/ M6m. de W., Bd. II, p. 7f.
730 H. HeisB
des Altersunterschiedes eine ähnlich gestimmte Natur. Wo Wille ein Fest
feierte (und das geschah häufig)^ beim frohen Schmaus, im Theater, in Ver-
sailles, auf den sonntäglichen Landausflügen, von denen man spät abends
müde und doch ausgelassen nach einem ergiebigen Mahl heimkehrte, nirgends
durfte Huber fehlen, der witzige lustige Tafelgenosse, ce bon ami. Durch
Wille (und durch Watelet natürlich auch) gewann er ein Verhältnis zur
graphischen Kunst, lernte einen Kupferstich beurteilen, eine Sammlung an-
legen. Wille brachte ihn in Beziehungen zu Gessner, Weisse, Hagedom und
gewiss hat er ihm mehr als einmal auch materiell geholfen.
Denn Hubers Situation in Paris war trotz seiner eifrigen .schriftstelle-
rischen Tätigkeit und seiner schönen Bucherfolge immer bescheiden, beinahe
gedrückt. Auch seine Lektionen scheinen ihm nur massig eingetragen zu
haben, obwohl er Männer von höchster Auszeichnung und Damen vom Hofe
unterrichtete^). Er muss früh geheiratet haben, jedenfalls vor 1759. Sonst
hätte Wille seine Hochzeit nicht unerwähnt gelassen. Seine Frau, die wohl
ohne Vermögen und von geringer Herkunft, aber klug, tapfer, arbeitsam
und bildungsfähig gewesen ist, soll ihm 7 Kinder geboren haben, die aber
alle in ganz zartem Alter starben. Nur das jüngste 1764 geborene kam
mit nach Deutschland: es ist Ludwig Ferdinand Huber, der öfter mit seinem
Vater Michael verwechselt wird*), der bekannte Freund Körners und
Schillers'). Die Sorge um seine Familie erklärt es, dass sich Huber aus
dem unruhigen Literaturleben heraussehnte nach einer sicheren auf ein festes
1) Cfr. Hottinger 1. c. p. 157.
2) So sogar von L. Morel in seiner ötude sur quelques points reUtifs anx
rapports litt, de la France et de l'Alleinagne jasqu'^ P^poque de Schüler et de
Goethe, in der Revue de philologie fran^aise. Paris 1897, Bd. XI, p. 161—190. —
Übrigens wird Michael Huber auch gelegentlich (so z. B. in der Rousaeau-Aiu-
gäbe bei Fume, Paris 1852) mit dem Genfer Künstler Huber verwechseit, von
dem in der Gorrespond. litt, mehrmals die Rede ist, der so geschickt im Silhouetten-
Bcbneidcn war und von Voltaire ganze Portraitgalerien, darunter viele Karikaturen
verfei-tigt hatte, die ihren Weg bis zu Friedrich dem Grossen und Katharina IL
fanden. Cfr. das Register der Ausgabe von Tourneux.
3) L. F. Huber heiratete 1794 die Witwe des unglücklichen Georg Forster,
die Tochter des Göttinger Altertumsforschers Heyne, die bekannte Schriftstellerin
Therese Huber. Er war zuerst sächsischer Gesandtschaftssekretar gewesen,
widmete sich dann der Scbriftstellerei, übersetzte, schrieb selber Dramen und
Belletristik, kritische, historische und politische Essais, redigierte die 1798 ge-
gründete Cottasche Allgemeine Zeitung zuerst in Stuttgart, dann in Ulm, wo
er am 24. Dez. 1804, wenig mehr als ein Laibes Jahr nach seines Vaters Tode
starb. Cfr. seine von Therese Hnber verfasste Biographie 1. c. Allgemeine
Deutsche Biographie, Bd. XIII, p. 136 ff. uud L. Geiger, Therese Haber (1764
bis 1829). Leben und Briefe einer deutschen Frau. Stuttgart, Cotta 1901, besonders
p. 73flf.
Michael Huber (1727—1804) 731
Einkommen gegründeten bürgerlichen Existenz, wie sie ihm in Frankreich
versagt war. Endlich gelang es seinen Freunden, ihm die Rückkehr nach
Deutschland zu ermöglichen.
1766 wurde der Posten eines französischen Sprachlehrers an der
Leipziger Universität frei. Hagedom und Weisse, dem er oft in Briefen über
seine prekäre Lage geklagt hatte ^), verwandten sich für Huber bei der
Witwe des sächsischen Kurfürsten, einer bayerischen Prinzessin. Huber
erhielt den Ruf, den er gerne annahm. WiUe') verschafile ihm das nötige
Geld zur Übersiedelung und am 15. September 1766, nachdem sie am
Tage vorher Abschied gefeiert, in aller Frühe machte sich Huber mit seiner
Familie, mit Geschenken beladen auf die Reise nach Leipzig, das nach Paris
seine zweite Heimat wurde. Grimm fand das Ereignis wichtig genug, um
es seinen hohen Lesern in der Correspondance ausführlich mitzuteilen^).
Die ersten drei Jahrzehnte von Hubers Aufenthalt in Leipzig sind mit
zahlreichen schriftstellerischen Arbeiten ausgefüllt Zunächst bereitete er
eine französische Gesamtausgabe von Gessners Werken vor, die in Zürich
in 4 Bänden 1768 — 1774 erschien. 1769 gab er Moritz August von
Thümmels erfolgreiches komisches Prosa-Epos heraus, Wilhelmine, po^me
h^rol-comique, traduit de l'allemand de Mr. de Thümmel, Leipzig. Gleich-
falls in Leipzig bei Weidmann und Reich kamen 1770 in 12® heraus die
Lettres choisies de M. Geliert, traduites de Fallemand par M. Huber,
pr^cM^s de Täoge de l'auteur, suivies de quelques lettres de M. Rabener
et des avis d'un p&re a son fils en Tenvoyant ä Tuniversit^ par M. Geliert,
die 1777 in Zürich und Leipzig als Lettres familiäres de M. Geliert eine
Neuauflage erlebten. 1771 folgte die Übertragung der Mannstein sehen
Memoiren über Rußland mit einer Biographie Mannsteins von Huber, 1774
die des berühmten Basedowschen Elementarwerkes, 1775 in zwei 8®-Bänden
Christian Ludwig von Hagedorns R^flexions sur la peinture. 1781
liess er in 3 Bänden die Übersetzung von Winkelmanns Geschichte
der Kunst des Altertums^ 1781 in Leipzig in 2 Bänden die Methode
naturelle d'instruction propre a acc^l6rer sans traduction Fintelligence
des mots de chaque langue ^trang^re . . . praticable par des entretiens sur
toutes les choses präsentes aux 6coliers et sur les objets qui dessin^s par M.
Cbodowiecki pour Touvrage 61. de M. Basedow se trouvent sur 100 es-
tampes dont ce livre contient la description par M. Wolcke etc. trad. par
M. M, O. et K. revue par M. Huber, 1786 in 2 Bänden in Strassbiu*g
die Lettres philosophiques sur la Suisse von dem vielschreibenden
1) Cfr. Weissens schon zitierte Selbstbiographie, p. 132.
2) Willea Jouroal, Bd. I, p. 325 und 831.
8) Ausgabe von Tonmeux, Bd. VU, p. 54 f. Bericht vom 1. Juni 1766.
732 H. HeiBs
Kant^gner und Gottinger Philosophiepi'ofessor Christoph MeinerSy 1793
in Braunschweig Joachim Heinrich Campes Robinson den Jüngeren, Le
nouveau Robinson erscheinen.
Daneben gingen in den letzten Jahren selbständige Produktionen ein-
her, Beiträge zur Geschichte der Kupferstichkunst, die von seinem Geschmack
und seinem gründlichen Wissen auch auf diesem Gebiete zeugen ^). Aus dem
Vorwort, das er der Beschreibung seiner eigenen Sammlung yorausschickt»
erfahren wir, dass er zu Hause private Vorträge und Übungen veranstaltete,
in denen er Studenten in das Kunststudium einführte. In dieser Eigen-
schaft lernte ihn Goethe kennen, der ihm gleich neben Oeser unter den
Männern nennt, die ihm den Aufenthalt in Leipzig anregend gemacht haben.
„Huber," so schreibt er im VIH. Buch des zweiten Teils von Wahrheit
und Dichtung, „Huber, Kupferstichsammler und wohlgeübter Kunstkenner,
hatte noch ausserdem das dankbar anerkannte Verdienst, dass er den Wert der
deutschen Literatur auch den Franzosen bekannt zu machen gedachte.*'
Goethe hat auch später seiner freundlich gedacht, Oeser Grüsse an ihn
aufgetragen und ihn mit der Übersetzung von Lavaters „Physiognomischen
Fragmenten", wegen deren Druck er mit Reich verhandelte, betrauen wollen*).
Aber die Bemerkung, dass Huber den Franzosen den Wert deutscher
1) 1787 beschrieb er in einem in Dresden und Leipzig erschienenen Werke
seine eigene Sammlung: Notices gänörales des graveurs divisös par nations et
des peintres rangös par Cooles, pröc^döes de Phlstoire de la gravnre et de li
peinture depuis Forigine de ces avts jusqn'ä nos jotirs et suivies d'nn catalogue
raisonnö d'une collection choisie d'estaropes. 1793 gab er herans den catalogue
raisonnö du cabinet d'estampes de feu M. Brandes, contenant une collection de
piöces ancienncs et modernes de toutes les öcoles dans une snite d'artistes depuis
l'origine de Tart jusqu'ä nos jours. Leipzig 1793/94. 2 Bde., ebenda 1802ff. den
catalogue raisonnö du cabinet d'estampes de feu Mr. Winckler in 8 Eden. Sein
Hauptwerk als Knnstgelehrter iet das Ms. zum Handbuch für Kunstliebhaber
und Sammler über die vornehmsten Kupferstecher und ihre Werke. Vom Anfang
dieser Kunst bis auf gegenwärtige Zeit. Chronologisch und in Schulen geordnet,
nach der frz. Handschrift des Herrn M. Huber bearbeitet von G. C. H. Bost
Zürich, 9 Bde. 8^ 1796—1808. C. C. H. Rost ist der bekannte Leipziger Kunst-
händler, mit dem auch Goethe in Verbindung stand (cfr. Biedermann, Goethe und
Leipzig Bd. II, p. 165). Seine Bearbeitung besteht nach seiner eigenen Angabe
nur in der Übersetzung und einigen von Huber gebilligten Zusätzen. NachRosts
Tode, vom VI. Band an, setzt sein Geschäftsnacbf olger Martini das Handbuch
fort. Band I enthält 3 Essays über das Verhältnis zwischen Malerei und Kupfer-
stechkunst, über die verschiedenen Arten des Kupferstichs und vom Geschmack
an Kupferstichen in Rücksicht ihres Nutzens und Vergnügens.
2) W. Frhr. von Biedermann, Goethe und Leipzig. 2 Bde. Leipsig 1865
Bd. II, p. 34 und 90.
Michael Huber (1727-1804) 733
Literatur bekannt zu machen „gedachte'S verrat, wie wenig man eigentlich
in Deutschland von den Erfolgen seiner Übertragungen wusste.
Huber war in Leipzig gesuchter als Kunstverständiger denn als Sprach-
lehrer. Sein Kennerruf lockte viele und sehr vornehme Besucher an.
Seine Sammlung war, obwohl er sich grosse Sparsamkeit auferlegen musste,
neben denen von Winckler u. Kreuchauff eine Sehenswürdigkeit der Stadt.
Sein erfahrener Rat wurde oft eingeholt: „Er bekam/' wie seine Schwieger-
tochter erzahlt, „Auftrage, Kupferstiche zu kaufen, Kopien von Gremälden
verfertigen zu lassen, Erkundigungen über diesen oder jenen literarischen
oder artistischen Gegenstand einzuziehen; dadurch diente er Künstlern und
Kunsthändlern und diese dienten ihm wieder. So bildete er sich mit den
beschränktesten Mitteln eine in ihrer Art glänzende Existenz, die ihn dennoch
nie aus seiner Einfachheit herausbrachte^)."
Seine gesellschaftliche Stellung in Leipzig war allerdings glänzend. Er
fand dort den Dichter und Kreissteuereinnehmer Weisse, seinen Freund aus
der Pariser Zeit wieder, er verkehrte mit Oeser, dem Lehrer Winckelmanns
und Goethes, mit Geliert, mit Hagedorn und mit Thümmel. Fürsten
und Grafen gingen bei ihm aus und ein, ähnlich wie bei Wille, wie er
selbst in kleiner Eitelkeit seinem Sohn berichtete'). Der Fürst Leopold
Friedrich Franz von Anhalt-Dessau schenkte ihm sein besonderes Wohl-
wollen und mehr als einmal war er Gast bei ihm und der Fürstin auf
ihrem Landsitz Wörlitz'). Die Pension, die er — wie damals so viele
Professoren taten — 20 Jahre lang hielt, erlaubte ihm, sich wenigstens die
Illusion der Gastfreundlichkeit zu geben, täglich an seinem Tisch eine
grössere Gesellschaft von Ausländem und jungen Herren (darunter Leute
wie den späteren preussischen Staatskanzler, den Freiherm von Hardenberg^)
bei sich zu sehen, mit denen er elegant und anregend, wie er es in seinem
Pariser Milieu gelernt hatte, über literarische, künstlerische und politische
Fragen plauderte.
Weit weniger glänzend war dagegen seine materielle Stellung. Seine
Hoffnungen erfüllten sich schlecht. Sie blieb in Leipzig genau so bescheiden
und unsicher als in Paris. Als Katholik konnte er an der protestantischen
Universität keinen Lehrstuhl erlangen '^). Alles, was er erreichte, verdankte
1) L. F. Habers Werke Bd. I, p. 12.
2) ib. p. 13.
3) Gfr. seine Widmung von Winckelmanns Histoire de l'art de l'antiqaitö.
4) Cfr. Wahrheit nnd Dichtung hgg. von G. von Loeper. Berlin, Hempel
8. d. Bd. II, p. 314 und 321.
6) Man scheint ihn In einem inoffiziellen Verhältnis zur Universität ge-
duldet zu haben. Offizieller Universitätslehrer war er nicht. Schon Grimm
sagt in der oben erwähnten Notiz der Gorrespondance littöraire: „La religion
734 H. HeiBs
er nur der Gunst des katholischen Hofes, der sich persönlich für ihn in-
teressierte, der Kurfürstin-Witwe, dem minderjährigen Kurfürsten und dem
Regenten, die ihm bald nach seiner Ankunft sehr gnadig empfingen, ihm
den Professortitel verliehen und ihm sein Gehalt von 300 Beichstalem aus
der kurfürstlichen Privatschatulle ausbezahlen liessen ^). Über den Kosttisch hat
seine Frau oft brieflich geklagt^ welch geringen Vorteil und welch grosse
Last er bedeute. Und was Huber durch seine Lektionen und Übersetzungen
verdiente, scheint zu knapp gewesen zu sein, um ein immerhin behaglicfaes
Leben, eine kostspielige Liebhaberei und hochherzige Opfer, wie er sie z. B.
für Winckelmann brachte^), zu bestreiten.
Aber Hubers Charakter, der sich an dem eines Wille und eines Watelet
geschult hatte, fügte sich philosophisch in die kleinen Miseren des Da8ein&
Huber war, im praktischen Sinn des Wortes, viel zu weise, um unter solchem
Mangel schwer zu leiden. Er war zufrieden. Die „in ihrer Art glanzende
Existenz'^ die ihm einen gewissen Luxus gewährte lud vor aUem seinon
Bedürfnis nach geistigen und künstlerischen Anregungen entgegenkam, ge-
nügte seinen Ansprüchen. Ein milder, sympathischer Egoismus erhielt ihm
das Gleichgewicht der Seele, das kein Kummer tiefer erschüttern konnte,
auch nicht die Sorgen um seinen Sohn, als dieser die diplomatische Oairi^re
verliess, um mit der Frau Forsters zu leben und nicht einmal der Tod
seiner Frau, die sich in Deutschland nie recht heimisch gefühlt hatte.
Seine Schwiegertochter hat uns sein Charakterbild entworfen, das darum
nicht weniger treu ist, weil aus jeder Zeile Liebe und Bewunderung spricht
Sie hat Michael Huber erst spät persönlich kennen gelernt, vorher nur durch
die Erzählungen ihres Gatten und durch seine Briefe. Was ihr und anderen,
die ihn kannten, besonders an ihm auffiel, war seine „naive Güte", die
manchmal bis zur Schwäche ging und jede gehässige Empfindiug gegen ihn
entwaffnete, seine Güte und sein echt vornehmes, weltmännisches Wesen,
das die Schulung im Paris des ancien regime nie verleugnete. „Wenige
Charaktere", sagt Therese, „wären so leicht zu idealisieren wie dieser; ja in
catholique qo'il professe, oe loi permet pas d'avoir ce titre [sc. de professeur]
dans les formes et le röduit k ne donner qne des le^ons particuliöres.* Aach
findet sich sein Name nicht in den vielen Publikationen über die Geschichte
der Universität and ihres Personals. Nor J. D. Schulze (Abriss einer Geschiehte
der Leipziger Universität im Laufe des XVIII. Jahrh. etc. Leipzig 1802, p. 248)
führt ihn auf, aber auch nicht unter den Lektoren, sondern nur als eines der
berühmtesten Mitglieder der Deotschen Gesellschaft Er kennt nur Lektoren
der polnischen, englischen und italienisohen Sprache, von denen die letzteren
znm lutherischen Glauben übergetreten waren. Gfr. p. 103.
1) Gfr. Willes Jonmal Bd. I, p. 337 und Th. Haber 1. c. p. 11.
2) Gfr. weiter unten, Kap. IL
Michael Haber (1727—1804) 735
früheren Jahren und in einiger Entfernung hat er etwas so anziehendes, dass
die kleinen Züge der allzerstörenden Häuslichkeit dazu gehören, um sich
nicht ein Ideal aus ihm zu bilden ^).^ Mit allen seinen Besuchern verkehrte
er mit dergleichen „Aisance", mit unbefangener Höflichkeit» ohne — wie das
bei Grimm so hässlich ist — in höfischer Demut zu ersterben. Seinem Sohn
war er mehr Freund als Vater, die Tadelbriefe der strengeren Mutter wusste
er ihm durch seinen gutmütigen Humor zu versüssen. Und das Herz seiner
Schwiegertochter gewann er im Sturm. Sie schwärmt in ihren Erinnerungen
von dem grossen, schönen, ritterlichen Greis, von der „galanten Zärtlichkeit
des lieben alten Franzosen^, der gerade ihre feinfühlige Natur bezaubern musste.
Diesem Bild entspricht auch Hubers Portrait, wie man es nach einem
Gemälde von Graff von Geyser gestochen im XX. Band der neuen Biblio-
thek der schönen Wissenschaften (1776) findet. Aus einem ovalen Medaillon
blickt ein gescheiter, freundlicher Kopf mit einer sehr hohen und breiten
Stime, mit grossen lebhaften Augen unter schön geschwungenen, starken
Brauen, einer kräftigen Nase, einem etwas sinnlichen Mund über einem weichen
energielosen Doppelkinn : ganz ein Kopf des XVIH. Jahrhunderts, den man
ähnlich schon dutzendmal auf Kupfern der Zeit gesehen zu haben meint und
den man sich gar nicht denken kann ohne die gepuderten Locken über den
Ohren, ohne das Spitzenjabot, das vom Hals auf die Brust fliesst und ohne
die schwarze Seidenmasche, die im Nacken das Zöpfchen umwindet.
1800 verlor Huber seine Frau'). Und da er sich inzwischen längst
mit der Verheiratung Ludwig Ferdinands, dem er den Titel eines Legations-
rates verschafil, ausgesöhnt hatte, sehnte er sich danach, den Sohn wieder
zu sehen, Schwiegertochter und Enkelkinder kennen zu lernen. Im Mai
1801 traf er in Stuttgart ein. Aber die Reise und die veränderte Lebens-
weise machten den 73jährigen Greis krank. Drei Monate musste er dort
verweilen, die ihm trotz aller Pflege und Liebe unendlich lang vorkamen.
Er hatte Heimweh nach seinem Zuhause, seinem Armstuhl, seinen Gewohn-
heiten, seiner „ Suppe ^, nach der vertrauten Umgebung seiner Bücher und
Stiche. Als ihm der Arzt endlich die Heimreise erlaubte, begleitete ihn
Thereae Huber nach Leipzig zurück, wo er sich überraschend schnell wieder
erholte und sogar von neuem an die Arbeit ging. Doch scheint er in den
letzten Jahren seines Lebens körperlich wie geistlich gebrechlich gewesen
zu sein.
Er starb am 15. April 1804 3).
1) 1. c. p. 16.
2) So Geiger, Tb. Huber, p. 122. Tb. Haber selbst gibt 1798 an.
3) Das Intelligenzblatt der allgem. Literatarseitung widmete ihm in Nr. 72
folgenden Nachruf: „Am 15. April verstarb in Leipzig der durch seine Über-
736 H. Heisa
n. nnber als Übersetzer nnd Kritiker.
Es soll hier nicht die Rede sein von allen Übersetzungen^ Einleitungen
und Essays, die Michael Huber während seines langen, arbeitsreichen
Lebens verfertigt hat. Ich will nur bei dem Wichtigsten verweilen, bei dem,
was er für Winckelmanns Verbreitung in Frankreich getan hat und bei sdnem
Choix de po^ies allemandes. Daneben wäre natürlich an erster Stelle auch
seines Wirkens für Oessner zu gedenken, wenn wir wüssten, wieviel von
seinen Übertragungen aus Gressner ihm selbst, wieviel seinen Freunden und
Beratern zuzuschreiben ist. Das Verdienst um die frühesten gehört wohl
ganz Turgot Und um die Durchsicht und Verbesserung der spateren huibea
sich ausser Turgot noch Toussaint, Watelet und Diderot bemüht, denen
Oessner mindestens ebensoviel Dank schuldet als Huber ^).
Hubers erster selbständiger Versuch scheint die Übersetzung von
Winckelmanns Sendschreiben an den Grafen Brühl'), den Sohn
des sächsischen Ministers, gewesen zu sein, die er 1764, zwei Jahre nach
dem Druck des Originals veröffentlichte').
Winckelmanns Name war damals in Frankreich nicht mehr unbekannt
Er besass Leser und Bewunderer, die sich lebhaft für alle seine Arbeiten
Setzungen ans dem Dentsohen n. a. Schriften bekannte Michael Haber« Lektor
der französischen Sprache und Mitglied der Deutschen Gesellschaft daaelbBt,
im 75. Lebensjahre.** Huber hatte aber schon das 76. vollendet. — Früher hatten
einmal die Annalen der Baierischen Litteratur vom Jahr 1781 (II. Band, Nürn-
berg 1782, p. 151) seine Arbeiten aufgezählt und diese Notiz pathetisch ge-
schlossen : „Wahrlich ein Mann, der dir Ehre macht, liebes Vaterland« und da
hattest keinen Platz für ihn!«*
1) Über Toussaint nnd Watelets Anteil cfr. Hottinger 1. c. p. 1&8 nnd
SUpfle I, p. 192. — Ober Diderots Mitarbeit an den Idyllen unterrichtet ein
interessanter Brief Meisters an Gessner: „C'est lui qui nonsealement a encoong^
M. Huber k les traduire, mais qui a encore beauconp contribnö au mörite de
ses tradnotions. Quand M. Hnber venait lui montrer ce qn'il avait lait, il Ini
disait souvent: Mon ami, le poöte n'a point dit comme 9a. Et le traducteor
regardant son original, ötait tont ötonnö de ce qne Diderot devinait mieuz votn
gönie qne lni-m6me n'entendait sa langue.** Zit. bei Hottinger p.256fL; cfr. aneh
ebenda p. 162.
2) Johann Winckelmanns Sendschreiben von den Hcrkulanisohen EntdeckongeD.
An den Hocbgebohmen Herrn, Herrn Heinrich Keichsgrafen von Brühl... ete.
DreBden 1762, veriegts George Conrad Walther, kgl. Hofbncbhändler. 4*.
3) Lettre de M. l'Abbö Winekelmann, antiqnaire de saSaintetö, & MonBieiir
le comte de Brühl, chambellan du Bol de Pologne, ^lectenr de Saxe, aar les
döcouvertes d'Hercnlanum. Traduit de Fallemand. A Dresde et se trouve i
Paris chez N. M. Tilliard, quai des Augostins k S. Benott MDCCLXIV. 4*.
Michael Huber (1727—1804) 737
interessierten, Wille, Amaud, Barthä^my, Mariette^ den Orafen Caylus.
Schon im Januar 1756 hatte das Journal ^tranger aus der Feder Wächtlers^)
einen Auszug aus den Gedanken über die Nachahmung der griechischen
Werke in der Malerei und. Bildhauerkunst (1755) gebracht, ebenso in den
folgenden Jahren teilweise von Mariette oder von Arnaud selbst, Auszüge
und Kritiken der Description des pierres gravis du cabinet de feu Mr. le
baron de Stosch und der kleineren Aufsatze wie von der Orazie in den
Werken der Kunst, die der Bibliothek der schönen Wissenschaften und der
freien Künste entnommen waren').
Die Übertragung des Sendschreibens veranlasste der Oraf Caylus
persönlich. Er erwartete wie alle Welt in Frankreich gespannt Nachricht
von den Herkulanischen Ausgrabungen — um so gespannter, als der Nea-
peler Hof seine Schätze mit ängstlicher Eifersucht vor fremden Grelehrten
hütete und ihre Überwachung und wissenschaftliche Ausbeutung unzuläng-
lich gebildeten Männern anvertraute. Winckelmanns Aufsatz bot die erste
ernsthafte kritische Beschreibung wenigstens der merkwürdigsten Ergebnisse
der Ausgrabungen. Zweimal, 1758 und 1762, hatte Winckelmann in
Neapel geweilt, war nach seinem eigenen Ausdruck herumgegangen „wie ein
schleichender Dieb^ ^), hatte manches erspäht und erschaut und schilderte
nun den Neugierigen seine Beobachtungen, die er mit spöttischen, sehr derben
Ausfällen auf die Leiter der Ausgrabungen und des Museums würzte.
Der Graf Caylus, dem diese Ausfälle aus dem Herzen geschrieben
waren, liess sich ein Exemplar kommen und übergab es Huber zum Über-
setzen. Huber machte sich an die Arbeit, aber anscheinend mit wenig Glück.
Mariette, der berühmte Kunstgelehrte und Kupferätzer ^) musste helfen,
wie es in seinem Ab4c6dario erzahlt ist: „II [d. h. der Graf Caylus] le remit
eutre les mains d'un interpr^te qui peu vers^ dans notre langue et encore
moins dans celle de Tart, fit une traduction barbare et presque inintelli-
1) Nicht von Christ. L. Hagedom, wie Gärtner, Das Journal ötranger etc.
Heidelb. Diss. p. 74 meint. Cfr. Huber in seiner Vie de Winckelmann, Histoire
de Tart de Tantiquit^ Bd. I, p. LIV und den Brief Winckelmanns vom 25. Juli
1755 in Joh. Winokelmanns sämtliche Werke. Einzige vollst. Ausgabe etc. von
J. Eiselein. Donaueschingen 1825^29. 12 Bde. Bd. X, p. 120.
2) Cfr. die Liste bei Gärtner p. 74 f. Cfr. femer, auch zu dem folgenden
Sfipfle II, 1. Abt. p. 28—30 und Rössel p. 76f., die beide Winckelmann in Frank-
reich nur ganz flüchtig streifen.
3) Brief vom Hai 1758. Bei Eiselein Bd. X, p. 267.
4) Pierre Jean Mariette (1694—1776) Besitzer einer berühmten Kupferstich-
sammlnng, einer der grössten Kenner und Sammler. Er war in Holland, Deutsch-
land und Italien gereist und konnte etwas deutsch. An ihn wandte sich auch
der Schweizer Fnessli, als er sein Kttnstlerlexikon ins französische übertragen
wollte. Cfr. Journal de Wille Bd. I, p. 398.
BoBUUüieht Fonehmigen ZXV. 47
738 H. Hei88
gible . . . il fallait entrer en explications avec le mauvaia traducteur, je lui
fis mes objections, je me fis rendre le moins mal que je pus, le vrai sens
de Tauteiir et toujours ä tÄtons, toujours avec r^pugnance, sans rien changer
au fond des choses et cherehant le style, je suis parvenu ä oonduire Tou-
vrage, encore fort 6loign6 de sa perfection au point qu'il pouvait ä toute
rigueur soutenir rimpression^).« Dass dieser anonyme traducteur barbare,
von dem Mariette so verärgert und verächtlich spricht^ Huber ist, wissen
wir durch ihn selbst, aus seiner Biographie Winckelmanns, wo er von dein
Sendschreiben sagt^): „feu Mr. le comte de Caylus me proposa d'en faire
une traduction fran9aise. Ayant accept^ sa proposition, je me mis ä Tou-
vrage et au bout de 15 jours la lettre fut en 6tat d'^tre imprim^. Elle
6tait sur le point de paraitre par les soins de Mr. Mariette qui s'^tait
charg6 de Pimpression, lorsque Winckelmann ^ivit ä un de ses amis, Mr.
Wille et le conjura par tout ce qu'il y a de plus sacr6, d'empdcher la publi-
cation de sa lettre ^).^ Das klingt etwas anders und klingt wahrscheinlicher,
wenn man bedenkt^ dass Huber 1764 gemeinsam mit seinen Freunden schon
Gessners Der Tod Abels und die Idyllen übersetzt hatte, dass in demselben
Jahr noch der Premier navigateur erschien und kaum zwei Jahre danach
der Choix de po^sies allemandes. Die Schwierigkeiten, mit denen Mariette
genau so zu kämpfen hatte wie Huber^ lagen an dem archäologischen Stoff,
für den es noch keine ausgebildete technische Sprache gab. Beklagte sich
doch Winckelmann selbst am Schluss seines Sendschreibens^), dass es ihm
an vielen „Kunst- und Handwerks Wörtern^ gefehlt habe.
Beinahe 20 Jahre später kehrte Huber zu Winckelmann zurück^ dies-
mal um Winckelmanns Lebenswerk, die Geschichte der Kunst des
Altertums nicht bloss zu übertragen, sondern auch auszubauen und za
vollenden. Man kennt die Geschichte dieses Werkes, das Winckelmann
wie kein anderes Kummer und Mühen gekostet hat und das doch ein Torso
geblieben ist, grossartig in der Idee und in der Anlage, aber in den Einzel-
heiten schon verbesserungsbedürftig, als die erste Ausgabe gedruckt wurde.
In den fünfziger Jahren hatte Winckelmann den Plan gefasst, seine
1) Aböc^dario de P. J. Mariette et au t res notes inödites de cet amateor
sur les arts et Icb artistes. Ouvrage publiö d'aprös les mss. autographes etc.
p. Ph. de Chenneviöres et A. de Montaiglon. Paris 1851—1860. 6 Bde. Bd. I,
p. 343.
2) HiBtoire de l'art etc. Bd. I, p. LXXXVII.
8) Winckelmaon wollte VerbesBernngen und Zusätze und zugleich die Über-
setzung des zweiten, an Heinrich FuesBli gerichteten SendschreibenB von deo
neuesten Herkulanischen Entdeckungeu (1764) geben. Cfr. Brief an Wille von
10. Okt. 1764 bei Eiselein Bd. XI, p. 102 f.
4) p. 95.
Michael Huber (1727-1804) 739
Forschungen in ein grosses Buch zusammenzupressen, alles zu sagen, was
er von der Antike wusste und was er an ihr liebte. Es sollte weit mehr
werden, als eine blosse Historie der Kunst — der Versuch eines Lehr-
gebäudes, in dem er das „Wesen der Kunst'' überhaupt, „den Ursprung, das
Wachstum, die Veränderung und den Fall derselben nebst dem verschie-
denen Stile der Völker, Zeiten und Künstler*'^) lehren wollte. 1756 schrieb
er den ersten Entwurf nieder, 1761 konnte er das Manuskript abschliessen.
Neben der Arbeit ging die Suche nach einem Verleger her: Verhandlungen
mit Wille, der sich erbot, das Werk in Paris unterzubringen^ mit Gessner
und dessen Kompagnon Kaspar Fuessli, die es gerne in Zürich gedruckt
hatten und Verdriesslichkeiten über Verdriesslichkeiten mit seinem Dresdener
Verlier Walther, an den ihn ein Vertrag und die Bücksicht auf den kur-
fürstlichen Hof banden. Dazu kam der Wunsch nach einer würdigen Aus-
stattung, die Herstellung der Kupfer und schliesslich die Besorgnis um die
Kriegsnöte in Sachsen, die noch im letzten Augenblick die Drucklegung zu
gefährden drohten'). Als das Werk endlich 1764 in einem starken Quart-
band erschienen war^), bereitete Winckelmann sofort eine erweiterte und
verbesserte Neuausgabe vor und gab vorläufig die Anmerkungen über die
Geschichte der Kunst (1767) heraus. Aber während er das Material
anhäufte, ereilte ihn mitten in der Arbeit 1768 in Triest der tragische
Tod durch Mörderhand.
Inzwischen war 1766 ohne sein Vorwissen eine französische Über-
setzung veröffentlicht worden von Sellius^) und Robinet in Paris und
1) Vorrede zur Dresdner Aasgabe p. IX f.
2) Cfr. die Korrespondenz W.'s aus jenen Jahren, in der diese Kämpfe
nachhallen, bei Eiselein Bd. X und XI und die Darstellnng bei Karl Justi,
Winckelmann, sein Leben, seine Werke und seine Zeitgenossen. Bd. II: W. in
Italien 1872. 2. Abt. p. 97 ff.
8) Johann Winckelmanns, Präsidentcns der Altertbümer zu Rom und Scrittore
der Vatikaniachen Bibliothek, Mitglied der königl. englischen Societät der Alter-
thttmer zu London, der Maleracademie von St Luca zu Rom und der Hetrurischen
zu Cortona, Geschichte der Kunst des Alter tbums. Mit königl. Pohlnisch- und
churfttrstl. Sachs, allergnädigsten Privilegio. Dresden 1764. In der Waltherischen
Hofbacbhandlnng. 2 Teile. 4^
4) Derselbe Sellins, der 1750 den dictionnaire des monogrammes, chiffres,
lettres initiales, logogryphes, röbnsetc, sous lesquels Ics plus cölöbres peintres,
graveurs et dessinateurs ont dessinö leurs noms aus dem deutschen des Leipziger
Professors Christ, der so mächtigen Einfluss auf die Altertumsforschung des
XVm. Jahrh. ausübte, übertragen hatte (Paris bei S. Jorry. 1 Bd. S^), Cfr. Huber
und Rost, Handbuch für Kunstliebhaber etc. Bd. I, p. XVII f. Auch an der
freien Obersetznng von Rabeners Satiren durch Boispröaux (Paris 1754) hatte
Sellios mitgearbeitet S. war früher ao. Professor der Rechte in Göttingen,
dann o. Professor in Halle gewesen, hatte seine Stellung aufgegeben und war
47*
740 H. Hei88
Amsterdam (in 2 Bänden in 8*). Sie war aber so schlecht, so voll von Irr-
tümern und Widersinnigkeiten, dass Winckelmann in einem Brief an die
Gazette litt^raire de TEurope entrüsteten Einsprach erhob, sobald er sie ge-
lesen hatte. Ihn selbst hatte der Gedanke an eine französische Übertragung
sehr früh und immer wieder beschäftigt. Es lag ihm daran, die Geschichte
der Kunst über Deutschland hinaus wirken zu sehen. Schon 1763 wollte
er mit Walther während des Druckes Bogen um Bogen übersetzen lassen^).
1764 erfreute ihn Wille mit der Nachricht, sie planten in Paris eine Über-
setzung^). 1767, als er nach Berlin zu reisen hofite, wandte er sich an
Muzel-Stosch mit der Bitte, ihm dort einen fähigen Mann „utriusque linguae
doctum" ausfindig zu machen, dessen Arbeit er an Ort und Stelle überwachen
könnte. Der Freund empfahl Toussaint» der damals Lehrer an der Kri^tr
schule war. Winckelmann trat mit ihm in briefliche Unterhandlungen, als
sein Tod allen diesen Plänen ein Ende machte').
Als Huber an seine Übertragung ging, hatte er die Wahl, ob er die
Dresdner bei Lebzeiten Winckelmanns erschienene Ausgabe benutzen wollte
oder die Wiener*), die nach Winckelmanns Tod von Justus Riedel mit mehr
gutem Willen als Pietät und Verständnis veranstaltet worden war. Mit
jener war Winckelmann selbst unzufrieden gewesen, in dieser waren zwar
seine Anmerkungen und die Notizen seines Nachlasses verwertet, sie be-
deutete aber trotzdem nach dem Urteil aller Sachverständigen nur eine Ver-
schlechterung.
Huber schlug den dritten^ den schwierigsten Weg ein. Er entschloss
sich, auf Grund einer Vergleichung der beiden Ausgaben, unter Berück-
sichtigung der Nachträge und der Kritik Heynes einen umgearbeiteten Text
herzustellen, wie er Winckelmanns Absichten entsprechen würde. So entstand
seine Histoire de Tart de l'antiquit6*), die er 1781 herausgab. Aus
dem einen Band der Dresdner, aus den zwei Bänden der Wiener Ausgabe
nach manchen Wanderungen gegen 1760 nach Paris verschlagen worden. Cfr.
Nicolais Briefe über den jetzigen Zustand der schönen WisBenschaften in Deutsch-
land. Hgg. V. G. Ellinger. Beriin 1894, p. XVIIl.
1) Brief an Usteri vom 22. Mai 1768. Bei Eiselein Bd. X, p. 638.
2) Brief an Walther vom 22. Dez. 1764. Bei Eiselein Bd. XI, p. 117 f.
3) Briefe an Musel-Stosch bei Eiselein Bd. XI, p. 444 f., 473 f. und 479.
Cfr. auch Hnber in der Bist, de Part p. XVIff.
4) Johann Winkelmanns Geschichte der Kunst des Alterthnma. Nach dem
Tode des Verfassers hgg. und dem Fürsten W. zu Kaanitz-Rietberg gewidmet
von der k. k. Akademie der Wissenschaften. Wien, im akad. Verlag 1776.
2 Bde. 4«.
5) Histoire de Tart de Tantiquitd par M. Winkelmann, tradoite de Tallemand
par M. Hnber. A Leipzig, chez l'auteur et chez Jean Gottl. Imman. Breitkopf.
MDCCLXXXI. 3 Bde. 4«.
Michael Haber (1727—1804) 741
sind bei Huber drei prachtige Quartbände geworden, mit vielen Kupfern ge-
schmückt» gedruckt mit grossen schönen Lettern auf gutes Papier mit breitem
Rand, ganz nach dem Herzen Winckelmanns, der auf das typographische
Grewand seiner Werke so hohen Wert legte. Gewidmet ist die Übersetzung
dem Fürsten Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, demselben, der
1765 und 1766 Winckelmann in Rom besuchte und sein vertrauter Freund
geworden war^).
Der I. Band wird eingeleitet durch eine pr^face du traducteur und
durch die m^moires pour servir ä Thistoire de la vie et des ouvrages de
Winckelmann (p. XXXVII — CL), in denen Huber der biographischen Vor-
rede der Wiener Ausgabe folgt. £r übersetzt sie an manchen Stellen sogar
wortwörtlich, aber in ihren wichtigsten Teilen erweitert und vertieft er sie,
80 dass seme Arbeit ein selbständiger Versuch geworden ist, einer der ersten,
die sich erschöpfend mit Winckelmanns Leben und Wirken beschäftigen.
Huber analysiert nicht bloss eingehend seine Schriften und rechnet mit seinen
Kritikern ab, er zeichnet auch den Menschen Winckelmann, sein Portrait
und seinen Charakter, seine Konversion, seine Reisen, das Milieu in Rom
und seinen Einfluss. Die reichen Zitate aus Briefen, die er einstreut, be-
leben die Darstellimg, machen sie anschaulicher und unmittelbarer. Und
überall fühlt man die bewundernde Liebe durch, mit der er an Winckelmann
hängt Ihr warmer und doch schlichter Ton sticht sympathisch ab von dem
trockenen oder weinerlich pathetischen des Wiener Biographen.
Die Veränderungen, die Huber mit der Geschichte der Kunst selbst
vorgenommen hat, bestehen besonders in einer übersichtlicheren Einteilung
und in der Ergänzung von Lücken der Wiener Ausgabe. Die Stiche sind
vermehrt und passender eingeordnet. Die groben Ausfälle auf Watelet sind
natürlich zu einem leisen Tadel gemildert. An die table de mati^res hat
Huber noch ein neues Register angefügt, das die von Winckelmann er-
wähnten antiken Kunstwerke nach ihrem Aufbewahrungsort, nach Städten,
Palästen, Kirchen, Museen anführt — einen Wegweiser für Reisende^ der
die Benützung der Geschichte der Kunst auch zu praktischen Zwecken em-
pfehlen sollte. Aus der gleichen Rücksicht sind auch die griechischen
Lettern in lateinische transkribiert, die lateinischen Zitate ins französische
übersetzt worden. Das Buch sollte handlicher werden, geniessbar und un-
entbehrlich auch für das grosse gebildete Publikum.
Leider ist dieser Restaurierungsversuch missglückt^ genau so wie die
anderen, von Riedel angefangen über Amoretti und Fea bis hinauf zu
Eiselein. Wo die Gelehrten versagten, musste der Laie scheitern. Gerade
das, was einer Korrektur bedurft hätte, die Begründung der Einzelheiten,
1) Cfr. Juflti, 1. c. p. 320 flf.
742 H. HeiBs
der wissenschaftliche Apparat» alles, was Winckelmann nach Lessings Wort
„mit der edeln Zuversicht der alten Artisten'*, „die allen ihren Fleiss auf
die Hauptsache verwandten'*, ^) vernachlässigt hatte — das konnte Haber
nicht verbessern. Er hat im Oegenteil zu den alten Irrtümern noch eigene
Schnitzer gefügt. Aber es bleibt — und es ist kein geringes Verdienst — ,
dass Winckelmanns Ideen diuch Huber nach Frankreich getragen worden
sind, dass seine Übersetzimg später 1789 neu aufgelegt worden ist^), dass
Jansen sie als Orundlage seiner grossen Ausgabe benutzt hat'). Und es
bleibt vor allem auch der gute Wille, die selbstlose Liebe zu Winckelmann,
die kein Opfer an Zeit und Geld scheute. Da kein Buchhändler das Risiko
übernehmen wollte, gab Huber die Histoire de l'art im eigenen Veriag
heraus. Er warb Subskribenten, seine Freunde halfen ihm, es fanden sidi
auch glücklich 200, aber unter diesen 200 kaum 50, die den Preis voraus-
bezahlten. Nicht ohne Rührung liest man die stolz-bescheidenen Worte, mit
denen er seine pr6face du traducteur schliesst: C'est avec ces faibles seooors
que je me suis charg6 des frais de l'impression. Les personnes qui sont
au fait de ces sortes d'entreprises, savent oombien elles sont dispen^euses,
et Celles qui connaissent ma position, peuvent se faire une id^ de la charge
que je me suis impos6e. J'ai entrepris ce travail par un goüt particulier
pour ce genre d'6tude et par un d^sir ardent de faire connidtre aux 6trangeis
un ouvrage qui fait honneiu' ä ma nation. J'ai consacr^ a la memoire de
Winkelmann mon temps et ma fortune. C'est au public ä prononcer si
j'ai bien ou mal employ6 Tun et Tautre*)".
Winckelmann hat Huber nicht gekannt, nicht einmal seinen Nanien
gewusst. Aber er hat ihn einmal in seiner Korrespondenz erwähnt, in einem
Brief an Muzel-Stosch wo er unwillig schreibt: „Alleswird französisch.
Der Hof zu Dresden hat für die Universität I^ipzig einen Sprach-
meister aus Paris mit einer sehr ansehnlichen Pension kommen lassen')".
Liegt nicht eine leise Ironie darin, dass dieser Sprachmeister, dem Winckel-
mann in seiner Abneigung gegen alles Welsche die „sehr ansehnUche*'
Pension missgönnt, dass gerade Huber Zeit, Arbeitskraft und Yermögeo
1) Laokoon, XXIX. Kapitel.
2) Von Ki-uthoffer und Leblond besorgt bei Barois in Paris in drei 8*-BdeB.
3) (Euvres complötes de Winkelmann. Paris chez H. J. Jansen et de.
An II« de la röpnblique etc. Bd. I und II enthalten die Geschichte der Kmist
des Altertums. Jansen druckt zwar das unfreundliche Urteil ab, daa Carlo Fei
in seiner italienischen Übersetzung (Rom 1783) über Huber gefällt hat, aber er
gesteht, dass er trotzdem Huber gefolgt ist. Avertissement Bd. I, p. VII AT. ond
XXVII ff. Er hat auch gekürzt seine mömoires sur la vie etc. anfgenommeo.
4) p. XXXV f.
5) Bei Eiselein Bd. XI, p. 180.
Michael Haber (1727-1804) 743
darauf verwandt hat, Winckelnianns teuerstes Werk zu vollenden und sßu
verbreiten ?
Weitaus die wichtigste von Hubers Arbeiten ist sein Choix de po^sies
alle man des, der um die Mitte der GOer Jahre, gerade als die deutsche
Mode von Erfolg zu Erfolg ihre grösste Ausdehnung erreichte, den franzö-
sischen Lesern eine geschickt zusammengestellte Übersicht über Umfang
und Eigenschaften der deutschen Poesie bot. Der Choix bedeutete als
Buch und in engeren Grenzen dasselbe, was das Journal 6tranger als Zeit-
schrift bedeutete: einen Versuch, das erwachte Interesse für auslandische,
hier speziell deutsche Literatur zu konzentrieren und so bequemer zu be-
friedigen. Was bisher aus dem Deutschen übertragen worden war, stand
verstreut in einer Menge von Büchern und Büchelchen oder in 2^itschriften,
zwischen allerhand Artikeln verloren. Der Choix littßraire von 1755, der
Huber angeregt haben mag, brachte nur Stücke von Haller, Cramer, Rabencr
und Wieland und hatte zudem den Fehler, dass er ausserhalb Frankreichs,
in Genf und in Kopenhagen, erschien^). Huber begriff, dass es an der
Zeit war, diese Proben zu sammeln und durch ein gedrängtes Bild der ganzen
deutschen Dichtkunst die Bodmer entlehnten Worte zu rechtfertigen, die er
als Leitspruch über sein Werk setzte: „Auch Deutsche können sich auf den
Parnassus schwingen !''
Der Choix kam zu Beginn des Jahres 176G heraus^). Er ist dem
Kurfürsten von Bayern gewidmet und besteht aus 4 schön gedruckten
Bänden, deren ersten ein hübsches Kupfer nach Charles Eisen schmückt:
Apollo, hinter dem sich das Flügelross aufschwingt, krönt auf dem Parnass
die deutsche Muse, die den Lorbeerkranz aus seiner Hand entgegennimmt,
während ihre Gefährtin auf ein aufgeschlagenes Buch zeigt, in dem die
Namen deutscher Dichter von Opitz bis Schlegel verzeichnet sind.
Huber hat den Stoff nach Gattungen geschieden. Der I. Band bringt
die Pastoraldichtung, religiöse und profane Idyllen, Fabeln und Cbntes po6-
tiques. Die Lyrik ist im II. Band vertreten durch geistliche und heroische
Oden, Hymnen, Dithyramben, anakreontische und patriotische Gedichte,
Lieder und Elegien. Den III. und den letzten Band füllen Epik und
Didaktik, erzählende und beschreibende Gedichte, moralische Episteln und
Satiren. Der Nachteil dieser Disposition liegt auf der Hand: sie mag viel-
leicht den Reichtum innerhalb der einzelnen Gattungen aufzeigen, kann aber
1) Cfr. Süpfle, Bd. I, p. 325.
2) Choix de poösies allemandes. Par M. Huber. A Paris, chez Humblot.
Libraire, rue Saint- Jacques, prös Saint-Ives. HDGCLXVI. Avec Approbation et
Privilöge du Roi. 4 Bde. in 8^ In der Besprechung des Choix im Mercure de
France (2. Okt. Heft 1766) wird auch einer gleichzeitig erschienenen Ausgabe
in 12« gedacht
744 H. Heisa
kein abgerundetes, geschlossenes Bild der dichterischen Persönlichkeiten geben.
Ihre Proben sind zu sehr auseinander gerissen. Wieland z. B. b^egnet
an 5, Kleist gar an 7 Stellen. Ausserdem steht die strenge Scheidung
der Gattungen häufig nur auf dem Papier. Huber scheidet oder legt zu-
sammen mit ziemlicher Willkür. Er hält sich durchaus nicht immer an die
Bezeichnung, die der deutsche Dichter gewählt hat. So vereinigt er z. B.
unter den Elegien alles, was ihm durch elegisch-melancholischen Grundton
zu einander zu passen scheint. Gar nicht berücksichtigt ist die dramatische
Dichtung. Das war gewiss ein geschickter Zug. Denn was Deutschland
darin zu bieten hatte, war zu wenig. Die Tragödien derer um Grottsched hatten
die Franzosen besser im eigenen Haus und die Versuche der Modernen,
Cronegks, Schlegels, Weissens, selbst Lessings waren im besten Fall Hoffnungen,
Versprechungen, die erst eingelöst werden mussten.
Übertragen sind — abgesehen von zwei älteren, Opitz mit dem Vesuvius,
dem Freiherrn von Canitz mit etlichen Satiren und einigen anonymen
Stücken — fast alle bekannten Schriftsteller des damaligen Deutschland,
vor allem die Hallenser und Berliner^ der Züricher Kreis und der Leipziger
Kreis imi Geliert» die Mitarbeiter am Nordischen Aufseher, an der Bibliothek
der schönen Wissenschaften und der freien Künste, an der moralischen
Wochenschrift der Jüngling.
Geliert selbst erscheint mit genug Proben seiner philiströs-lehrhaften
Art. Er war wie die meisten im Choiz vertretenen Deutschen den Franzosen
schon lange vorgestellt. 1754 hatte Boullenger de Riv6ry die Fahles et
Contes in freier Versübertragung gegeben ^) und von da ab brachte WächÜer
im Joiu'nal ^tranger, das Geliert zu seinen Korrespondenten zählte, Fabeln,
Erzählungen, ja sogar Lustspiele und einen gedrängten Auszug aus dem
Leben der schwedischen Gräfin. Bei Huber wird man vielleicht geistliche
Lieder vermissen, ebenso unter den Fabeln zwei seiner prägnantesten, das
Land der Hinkenden und die vom Blinden und dem Lahmen. Dafür findet
mau die wässerigen Moralpredigten von Menschenfreund und von Reichtum und
Ehre und unter den Contes po^tiques selbstverständlich Inkle und Yarriko, diese
rührselige Geschichte von der Verworfenheit der Zivilisierten und der
Unschuld der Wilden — ,,o Inkle, du Barbar!" — die im XVIII. Jahr-
hundert Beifall fand wie kaum ein anderes Thema, weil sie Rousseau resümiert
und Bemardin de St. Pierre vorahnt.
1) Anonym erschienen: A Paris, cbez Duchesne, libraire, rue St,-Jacqnei
an Temple du Goüt. MDGCLIV. Das Buch ist von Leasing in der Berl. Pri?.
Zeitung wohlwollend rezensiert worden. Lessings sämtl. Schriften hgg, tod
K. Lachmann, 3. Aufl. bes. durch Monker. Stuttgart. Bd. VII. 1901. p. 14 ff. -
Weitere Übersetzungen zitiert bei SUpfle I, p. 158 ff.
Michael Huber (1727-1804) 745
Dann Willes und Hubers Freund, der Herausgeber der Bibliothek der
schönen Wissenschaften, Christian Felix Weisse, der deutsche ChauL'cu,
wie man ihn nannte, der durch Huber und Riviöre, auch als Lustspieldichter,
im Journal 6tranger und in der Gazette litt^rairc zum Wort gekommen war
im Choix nur als Lyriker und auffallend bescheiden, mit einem Dutzend
seiner Amazonenlieder ^) und einem halben Dutzend seiner scherzhaften
Lieder, die beide, jene mit ihrem künstlich erhitzten rhetorischen Patriotis-
mus, diese mit ihrem frostigen, hie und da in lüsterne schielenden Tändeln,
selbst im fremden Gewand die Abhängigkeit von allerhand Vorbildern nicht
verleugnen können. Femer Zachariae und der in Frankreich so masslos
überschätzte Raben er: von Zachariae kannten die Leser des Journal ^tranger
schon den Phaetou, die Verwandlungen, die vier Tageszeiten und einige
Lieder. Huber gibt Lieder und zmn erstenmal das Schnupftuch und das
„malerische" Gedicht von den vier Stufen 'des weiblichen Alters^). Den
Renommisten hat er bei Seite gelassen aus Rücksicht auf die empfindlichen
Ohren der Franzosen, die seine „grossi^ret^** verletzen könnte. Rabener
war überhaupt der erste deutsche Dichter, mit dem sich das Journal ^tranger
beschäftigt hatte. Die frühesten Jahrgänge bringen zahlreiche Satiren und
1754 veröffentlichte mit Hilfe des Deutschen Sellius Boispr^ux eine
zweibändige Sammlung: Satyres de Mr. Rabener^). Im Choix findet man
unter einigen anderen Prol>en besonders Antons Pansa von Mancha Ab-
handlung von Sprüchwörtern^ Proben^ die meinem Gefühle nach, im franzö-
sischen noch witzloser und langweiliger als im Deutschen klingen. Auch
Johann Adolf Schlegel, von dem Huber einige trockene Fabeln und
Erzählungen übersetzt, war schon im Journal 6tranger gewesen, ebenso sein
ungleich bedeutenderer Bruder, der früh verstorbene Dramatiker Johann
Elias, der dort mit Corneille verglichen wird und der im Choix nur durch
das ganz uncharakteristische Lehrgedicht von der Verschiedenheit der mensch-
lichen Begriffe vertreten ist. Liebevoller ist sein Rival auf der Bühne, der
Freiherr von Cronegk behandelt, von dem das Journal 6tranger 1761
eine Biographie, 1762 den I. Gesang der Einsamkeiten und das Lustspiel
1) Über spätere Übersetzungen und Nachahmongen der Amazonenlieder cfr.
Sttpflo I, p. 178.
2) Von Zachariaes Metamorphosen erschien kurz vor dem Choix (im Choix
erwähnt Bd. III, p. 106) eine Übertragung durch einen Deutschen namens Müller,
die wenig Beifall gefunden haben soll. Cfr. die Correspondance litt^raire etc.
hgg, von Tournenx Bd. VI, p. 12.
3) Im Gegensatz zu dem Journal ötranger, wo man Rabener kühn mit
Lncian, Rabelais und Swift vergleicht, urteilen die' Nouvelles litt, und die
Corresp. litt, sehr abfälllig Über diese Sammlung. Cfr. Ausgabe von Tournenx
Bd. II, p. 169 ff. und 394.
746 H. Heise
der Misstrauische, beides stark gekürzt und im Auszug, gebracht hatte. Im
Choix stehen die Einsamkeiten in zwei Oesangen, die beiden Elegien an
Chloris und mehrere Lieder, die die empfindsame, halb zärtliche, halb weli-
flüchtige, mit sich selbst kokettierende Schwermut des Young-Schülers aus-
drücken.
Hier ist noch flüchtig zu erwähnen Lichtwer, der in Frankreich im
Journal encyclop^dique, im Journal 6tranger, und auch schon in Buchform^)
debütiert hatte, und von dem Huber nun 30 der besten Fabeln neu über-
setzt Und dann als erste von den Berlinern und Hallensem die Karschia,
die deutsche Sapho, die an der Seine beinahe ebenso modern geworden wäre als
an der Spree. Wenigstens lobte sie Amaud auf das begeistertste, als er 1762
einige ihrer Oden veröffentlichte. Auch Huber hegt keine geringe Be-
wunderung für ihr Improvisationstalent und in der Einleitung zu den Oden
und den elegischen Klagen einer Witwe, die er übertragen hat, redet er
lange von dem furor poeticus, der die Karschin beseelt und ihr die schönsten
Verse gleichsam ohne ihr Zutun aus der Feder fliessen lässt Er macbt
dabei — ich glaube bestimmt, ohne jede Bosheit — den treffenden Ver-
gleich : „Semblable a une pendule qui, d^s que ses ressorts sont mont^ suit
sa marche sans autre secours, Louise Karsch . . . chante sans savoir comment
les pensto lui viennent". Gleim erscheint mit Fabeln und vielen seiner
scherzhaften Lieder, die gut ausgesucht sind, z. B. mit der Ode an den
Kriegsgott oder an die Stadt Frag oder die Flucht aus dem Lager vor Frag,
in denen die patriotische Stimmung durch einen humoristisch-auakreontischen
Einschlag persönlicher gefärbt ist. Von den preussischen Kriegsliedem, die
teilweise schon 1761 im Journal ^tranger wiedergegeben waren, druckt Huber
neun ab, die trotz mancher Milderung und Kürzung — so im Siegeslied
nach der Schlacht bei Rossbach, wo der übermütige Spott auf die Franzosen
ausgemerzt ist — immer noch den unvergleichlichen, kräftigen, volkstümlichen
Ton bewahren, der ihren Erfolg bewirkt hat. Und mit Gleim sein Freund
Ewald von Kleist, neben Gessner wohl der in Frankreich beliebteste
deutsche Dichter, von dem der ühoix ebenso wie vor ihm das Jounud
^tranger die reichsten Proben enthält: da sind Proben seiner antik ver-
mummten vaterländischen Dichtung und seiner beschreibenden Epik, Gssides
und Faches und der Frühling, die Huber beide leider nach der Ausgabe
von 1760 bezw. 1761 übersetzt hat, also nach dem „verbesserten" Text,
den Ramler, der unselige Umarbeiter und Oberrevisor fremder Verse, her-
1) Fahles nouvellcs etc. Traduct. libro del' all. Strassbnrg and Paris 1763.
'Die Übersetzung ist von Pfeffel. Huber scheint sie wenig zu goutieren. Cfr.
Choix Bd. I, p. 211 and auch SUpfle I, p. 168.
Michael Hiiber (1727—1804) 747
gestellt hatte ^)^ dann hübsche Proben seiner graziösen Anakreontik, wie Philis an
Dämon, das Trinklied und die Dithyrambe, einige Elegien und Oden, nach
horaziachem Muster und von horazischer Lebensweisheit eingegeben wie die
Ode an Herrn Rittmeister Adler oder die Einladung aufs Land und
schliesslich poetische Erzählungen und Idyllen wie Emire und Agathokles
oder Milon und Iris oder das Grärtneridyll Cephis und das Fischeridyll Irin
(im Choix Phil^te getauft), die hart — härter als ähnliche Idyllen Oessncrs
— an die Grenze streifen, wo empfindsame Einfalt in rührselige Einfältig-
keit umschlagt Von Kleistens Umarbeiter Ramler ist eine einzige geistliche
Kantate und ein kriegerisches Nymphenlied aufgeführt
Ganz wenig hat G essner beigesteuert, einige poetische Erzählungen
und einige von den neuen Idyllen: das ist alles. Huber hielt ihn offenbar
für zu bekannt, um die Anthologie mit mehr Gedichten von ihm zu belasten.
1764, als der Choix herauskam, war Gessner in Frankreich schon in allen
Händen').
Von den Anakreontikem (ich meine alle, die gerne von Wein und
Küssen sangen und die nur lehrhaft wurden, wenn sie heiteren Lebensgenuss
predigen wollten) trifft man Rost, Gerstenberg, Uz und den Altmeister
Friedrich von Hagedorn. Von Rost, der ziemlich plump und täppisch,
aber desto ungenierter auf den Spuren des Lafontaine der Contes wandelt
und dem seine kecke Verhöhnung Gottscheds im Vorspiel zu einer aktuellen
Berühmtheit verhelfen hat, überträgt Huber drei Schäfergedichte, die be-
zauberte Philis, das sentimentale Dilemma des Hirten Tyrsis und die Ode
an Doris, die im konventionellen Stil die schlichten Freuden des Schäfer-
lebens preist Von Gerstenberg, dem späteren Skaldendichter und Tragiker,
hatte Huber schon im Journal ^tranger Proben aus den Tändeleien und
den prosaischen Gedichten gegeben, im Choix gibt er u. a. das Lied eines
Mohren (im Anschluss an Kleistens Lied eines Lappländers, dem es nach-
geahmt ist), dann Cypem, die Hochzeit der Venus und des Bacchus, den
Geschmack eines Kusses und die Grazien^ von denen Lessing so entzückt
war'). Uz, von dem das Journal ^tranger 1754 das komische Epos, den
Sieg des Liebesgottes, und später zwei Oden mitgeteilt hatte ^), erscheint im
Choix weniger glücklich mit dem unbedeutenden Versuch über die Kunst,
stets fröhlich zu sein und mit den geistreichelnden, schon in der aus Vers
1) Cfr; £. V. Kleists sämtliche Werke. Hgg. von A. Sauer, 8 Bde. Berlin,
Bd. I, p. XCff.
2) Cfr. Sttpfle I p. 182 ff.
3) Briefe die neueste Literatur betreffend. XXXII und XXXIII, Ausgabe
von Lachmann-Muncker, Bd. VIII, p. 71 ff.
4) Cfr. Sflpfle, Bd. I» p. 315.
748 H. Heiss
und Prosa gemischten Form ihr Vorbild, Bachaumout und la Chapelle ver-
ratenden Briefen an Herrn Hof rat B*** und Herrn Hofrat C***, ferner
mit einigen Oden, wie die an die Deutschen, an die lyrische Muse, auf den
Tod des Majors von Kleist. Mit besserem Geschmack sind seine Lieder
ausgewählt, so das erste reizende der vier Lieder an Chloe, das Morgenlied
der Schäfer, die Frühlingslust und das schöne Gedicht, die Nacht» das in
seinem subjektiven Empfindungsgehalt beinahe wie ein Gedicht des jungen
Goethe anmutet. Auch Hagedom war bereits mit Fabeln, Episteln und
wenigen Liedern durch das Journal ^tranger nach Frankreich gedrungen^).
Huber stellt ihn mit einer Anzahl Fabeln, mit Oden und Liedern vor, so
der Ode an die Freude, die uns heute noch behagen würde, müssten wir
nicht immer an Schiller und Beethoven denken, dann mit der bekannten
Phryne, mit dem anmutig pointierten Wunsch, dem Lied der Morgen und
schliesslich mit zwei moralisierenden Gedichten, der Weise und Horaz, deren
epikuräische Philosophie so recht ein Bild gibt von dem Hamburger Welt-
mann und Geniesser, der eine der liebenswürdigsten und auch formal ele
gantesten Erscheinungen unserer deutschen Anakreontik bleibt
Klopstocks Freund, Johann Andreas Gramer, ist mit pathetischen
religiösen Oden, einer Elegie an Klopstock und einem lehrhaften Brief ver-
treten; Klopstock selbst, von dem im Journal ^tranger durch Turgot der
Messias und 1762 der Tod Adams bekannt wurde*), sehr gering und be-
scheiden, bloss mit zwei Hymnen aus dem Messias, der Widmungsode an
den König von Dänemark und der Frühlingsfeier, die freilich einem ver-
ständigen Leser allein mehr sagen konnte, als der ganze Messias.
Viel Platz ist Wie 1 and eingeräumt, aber natürlich — der Choix er-
scheint ja im selben Jahre wie die Abenteuer des Don Sylvio von Rosalva —
nur dem seraphisch schwärmenden Wieland, der nach Lessings Wort noch
ganz in den „ätherischen Sphären'^ wandelt, jenseits aller Sinnenlust, in
den Nebeln mystischer Sentimentalität. Das Journal 6tranger hatte vor
dem Choix einen Auszug aus dem Plan einer Akademie zur Bildung des
Verstandes und Herzens gebracht, sowie einige seiner poetischen Erzählungen
die dann auch von Tscharner im Anhang der Neuauflage seiner Haller-
Übersetzung (Bern 1760) abgedruckt wurden^). Huber überträgt zwei neue
dieser von Wieland selbst „empfindsam'' getauften Erzählungen, Melinde und
Selim und Selima, die drei Gesänge der Prüfung Abrahams, zwei Stücke
aus den Sympathien, zwei von den moralischen Briefen in Versen, das
1) Cfr. Stipfle I, p. 168.
2) Cfr. Siipfle, Bd. I, p. 203 ff. und die Correspondance littöraire hgg. von
Toumeux, Bd. V, p. 175 f.
3) Cfr. Sttpfle, Bd. I, p. 146.
Michael Hnber (1727—1804) 749
lyrisch-idyllische Gesprach der drei Sklavinnen aus dem dialogisierten Roman
Amspes und Panthea und einige religiöse Hymnen, darunter die grosse von
1754 auf Gott und die Prosahymne auf die Allgegenwart Gottes.
Und als letzter von denen, die schon in unsere klassische Zeit hin-
überragen, ist Lessing zu nennen^ Lessing, den das Journal etranger
wiederholt gepriesen hatte, nicht bloss als Lyriker und Fabeldichter, sondern
auch als Dramatiker mit den Lustspielen seiner Jugend und mit Miss Sara
Sampson, die 1761 im Dezemberheft übertragen war. Huber beschrankt
sich auf seine Prosafabeln und seine Kleinigkeiten. Von jenen teilt er 33
mit, im grossen und ganzen die gelungensten, wenn auch ein paar sehr
witzige wie der Rt\be oder der Fuchs und der Storch fehlen, von den
Kleinigkeiten ein Dutzend, Gedichte wie die Stärke des Weines, der Donner,
das Erdbeben, die Biene, das knappe Lied au die Leyer usw., übermütige
spielerische Verse, die sich ganz in den Gleisen modischer Anakreontik
bewegen und doch in der Reinheit und Zierlichkeit der Form schon den
grösseren Meister verkünden.
Unter diesen vielen Dichtern findet sich mehr als einer, den wir heute
als höchst mittelmässig vergessen haben, wie Rabener oder Rost., die Karschin
oder Gramer oder Johann Adolf Schlegel, der sich als Vater mehr Verdienst
um unsere Literatur erwarb denn als Schriftsteller. Unser Staunen wächst
aber, wenn wir Leute wie Jakob Friedrich Schmidt, Georg August
von Breitenbauch, Vincenz Bernhard von Tscharner, Johann
Jakob Dusch oder Joh. Philipp Lorenz Withof nach Frankreich im-
portiert sehen. Bei dem Schweizer, Herrn von Tscharner, dem verdienten
Übersetzer Hallers und Klopstocks, waren jedenfalls persönliche Rücksichten
massgebend. Sonst hätte Huber kaum das von Tscharner selbst übersetzte
Lehrgedicht Die Wässerung der Äcker, Tirrigation ou Part d'arroser les
terres, ein Lehrgedicht im dürrsten Verstände des Wortes, aus dem Journal
6tranger mit herüber genommen^). Der vielseitige Popeübersetzer Dusch,
einer der seichtesten Vielschreiber jener Zeit, mit dem Lessing in den Lite-
raturbriefen, sonderlich im XLI. so scharfe Abrechnung gehalten hat, war
1762 im Journal Etranger mit dem beschreibenden Gedicht, das Dorf, ein-
geführt worden. Der Choix bringt von ihm drei Stücke aus den moralischen
Briefen zur Bildung des Herzens, die Epistel von der Glückseligkeit der
Tugendhaften und den Versuch von der menschlichen Vernunft und ihrem
Gebrauche. Von Withof, dem gelehrten Duisburger Arzt und Geschichts-
forscher, der sich an Haller gebildet hat und vielleicht an Seite Hallers
1) Cfr. Gärtner 1. c. p. 42. August 1762 wurde im Journal ötr. die Wässe-
rung als in der deutschen Literatur Epoche machend bezeichnet. Cfr. Choix,
Bd. III, p. 2iO.
750 H. HeisB
ehrenvoll bestünde, wenn seine Sprache weniger vernachlässigt und vor allem
klarer wäre, übersetzt Huber das grosse Lehrgedicht Sokrates aus den Auf-
munterungen in moralischen Gedichten, das später Herder einer Überarbeitung
gewürdigt hat^), von Breitenbauch, dem Freund Lessings und Mendelsohns,
einige Proben aus den jüdischen Schäfergedichten. Mit Schmidt^ den Tuigot
schon 1760 und 1761 im Journal ^tranger und im Avertissement zu
Gessners Idyllen gerühmt, und teilweise auch übersetzt hatte, leitet Huber
seinen Choix ein. So wichtig dünken ihm die Poetischen Gremälde und
Empfindungen aus der heiligen Geschichte, denen er acht Idyllen ent-
nimmt.
Nichts wäre natürlich leichter, als mit Huber über diese Auswahl zu
rechten, eine strengere Sichtung zu verlangen, ihm Mangel an Geschmack
und kritischem Scharfblick vorzuwerfen. Aber dieser Vorwurf gilt für alle,
die sich damals um die Verbreitung deutscher Literatur in Frankreich be-
müht haben. Er gilt für die einzelnen Übersetzungen ebenso, als für die
spärlichen Proben des Baron von Bielfeld*) oder für den Genfer Choix
litt^raire oder für den aus englischen und deutschen Stücken zusammen-
gesetzten Choix vari^ de po^sies philosophiques et agr^bles, den Junker
1772 in Avignon in 2 Bänden veröffentlichte. Er gilt vor allem für das
Journal 6tranger, das im ersten kosmopolitischen Feuereifer des Outen viel
zu viel tat. Dort waren fast alle der im Choix vertretenen Dichter sdion
vorgestellt und dazu noch andere, die Huber unterdrückt hat: Von Gott-
sched wurde dort 1757 eine Szene aus dem sterbenden Cato übersetzt,
von dem Göttinger Orientalisten und Theologen J. D. Michaelis das Epos
Moses im selben Jahr und zwei Gedichte des Freiherrn von Creutz, über
dessen Gräber 1761 berichtet wurde, ja sogar von den Übungen in der
Dichtkunst der kaiserlichen gekrönten Poetin, der Jungfer Polyxene Christiane
Auguste Dilthey und von den Scherzgedichten der Johanne Charlotte
Unzerin werden 1757 und 1754 Proben mitgeteilt Eher könnte man
Huber tadeln, dass er einige Dichter vergessen hat: ich will nicht von
Bodmer sprechen, auch nicht von Liscow oder Kästner, obwohl sie sich
im Choix neben genug anderen behauptet hätten, aber von Haller, von
Brockes, von Pyra und von Günther, über dessen Abwesenheit man
sich lun so mehr wundert, als er noch keinen Übersetzer gefunden hatte
und in der Einleitung zum Choix ausdrücklich seine geniale Begabung an-
erkannt wurde.
Die Übertragungen stammen nicht alle von Huber selbst, er hat auch
1) Cfr. H. Sickel in der Allgem. deutschen Biographie, Bd. 48, p. 559 ff.
2) Im Progrös des Allemands dans les Sciences, les belles-lettres et les
arts. Amsterdam 1752.
Michael Huber (1727-1804) 751
fremde in den Choix mit aufgenommen, von Wächtler z. B., von Turgot,
Rivi^re oder dem Baron Bielfeld. Aber das sind seltene Ausnahmen, die
sich in seiner Arbeit verlieren. Der Choix gehört ganz ihm und was er
bietet, ist reich und vielseitig genug, um ein Urteil über Hubers Über-
setzungskunst zu erlauben. Sie lässt sich hier, wo eine Fülle ver-
schiedener Individualitäten, verschiedener Stile gesammelt ist, besser studieren
als an seinen anderen Büchern, von denen keines, einzeln für sich, an die
Bedeutung dieser Anthologie heranreicht.
Huber übersetzt sehr ungleich, das ist vorauszuschicken. Manches ge-
lingt ihm. Vieles misslingt ihm. Manches ist treffend und treu wieder-
gegeben, vieles ganz schief und untreu. Im allgemeinen verfährt er sehr
selbstherrlich, mit grosser Freiheit Es fehlt ihm die Ehrfurcht vor dem
Wortlaut seines Originals. Er fühlt vielleicht die Schönheit eines Dichters,
aber sie gilt ihm nicht als etwas heiliges, unverletzliches. Er retouchiert
sie ruhig, mit der besten Absicht und ist wohl noch stolz darauf. Er hat stets
ein bestimmtes Schönheitsideal vor Augen, das ungefähr dem französischen
Ideal des XVIII. Jahrhunderts entspricht: poetische Schönheit ist ihm
Rhethorik, ein Gefüge tönender, schwulstiger Phrasen, die mit banalem
Theaterflitter behangen, auf dem höchsten Kothurn einherstelzen. Diesem
Ideal sucht er alles zu nähern, was er überträgt. Er verzichtet darauf, die
Eigenart eines Werkes nachzubilden. Was im deutschen schön ist, kann im
französischen recht hässlich wirken. Es handelt sich also darum, solche
Hässlichkeiten zu tilgen, umzumodeln, schön zu machen. „La langue
allemande^ schrieb Turgot in der pr^face du traducteur zu Gessners der Tod
Abels „la langue allemande a des hardiesses que non seulemeut je ne
pouvais pas, mais que je ne devais pas m^me rendre en fran9ais. II m'a
donc fallu en quelques endroits affaiblir les images, en choisissant des ex-
pressions moins 6nei^ques. J'ai täch6 seulement de racheter ces legeres
alt^rations par des compensations de mani^re que la somme des beaut^ füt
ä peu pr^s la m^me dans les deux langues." Das ist — abgesehen davon,
dass sie der Willkür des Übersetzers Tür und Tor öffnet — eine sehr naive
Auffassung, die sich die poetische Schönheit eines Werkes nicht als etwas
organisches vorstellt, sondern gewissermassen als arithmetische Summe, deren
Komponenten man nach Belieben verändern, verringern oder vergrössern kann,
wenn nur die Summe gleich bleibt 12 = 12, ob ich es aus 5 -f- 7 oder
aus 1 -j- 3 -f- 6 4" 2 addiere. So denkt auch Huber, diese Theorie hilft
ihm über alle Skrupeln hinweg, erlaubt ihm, leichten Herzens zu übertragen,
d. h. zu überarbeiten^ ungenau aus Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit für
alles, was er nebensächlich hält, untreu überall, wo er meint, dass es besser
klinge, so wie er es sagt.
752 H. HeisB
Der deutsche Dichter sagt z. B. von einem geschlagenen und gedemütigten
Feind: seine Rücken bluten, Huber wählt lieber: leurs fronts baiaeront la
poussiere. Oder der Deutsche schreibt:
Sein wachendes Gewissen
Stört seinen Schlaf mit gelben Nattembissen,
Huber: le remords veille et rend son sommeil plus affreux que Li
mort. Ohne Zögern stellt Huber (und durchaus nicht immer glücklich)
Zeilen um, vertauscht Tempora^ verändert Namen. Aus einer Galathee oder
Lalage wird eine Th6mire oder eine Licoris, aus einem Irin ein Phil^te.
Aus einer Birke oder Espe kann auch einmal eine Pappel werden. Oder
er macht Belativsätze selbständig, nivelliert eine Antithese, zieht zwei Sätze
in einen zusammen, trennt einen in zwei, gibt einen Fragesatz durch sdne
Antwort, einen negativ ausgedrückten Gedanken positiv wieder : in dem kein
Stern die lange Nacht erheitert = une nuit profonde voile roeil brillant du
firmament Es kommt ihm nur darauf an, ungefähr das zu sagen, was
der Dichter sagen wollte. Ob auch die Form dieselbe ist, das verursacht
ihm kein Kopfzerbrechen. Er übersetzt nach dem Gefühl, manchmal, z. B.
die Fabeln Hagedoms, so liederlich^ dass man meint, er hat den Text nicht
vor den Augen, sondern erinnert sich nur noch an seinen Gredankengang.
Er vermeidet bestimmte Zahlen anzugeben, bringt dafür ein unbestimmteres
mille oder innombrable. Grewisse Details scheinen ihm unwichtig genug, um
sie zu unterdrücken: die Domenpeitsche der Furie wird einfach le fouet
vengeur, der Dummheit j^^^geburt la fiUe de la sottise. Er hat wenig Sinn für
die Differenzierung des Ausdrucks. Feinere Nuancen entgehen ihm. Das
Veücfiental = la vall^ fleurie, die Taube lacht und girrt = la colombe
gimit,
und ihre weisse Brust . . . son sein naissant ae mantre soiu
verrät sich unterm Flor la gase lögöre
Er hat manche Lieblings worte, die ihn verfolgen, abgegriffene Gemein-
plätze; die er als Entoutcas verwendet. So ein Wort ist z. B. ranimer,
das heisst beleben, erfrischen, wieder erwecken, die Flur beblümen etc
Oder der süsse Atem, der vom Westwind unzertrennlich ist. Oder dis
Verbum folätrer, das pünktlich erscheint, sobald irgendwie von Spiel,
Trinken oder Küssen die Rede ist. Die Herde spielt = le troupeau folätre^
wo Bacchus lacht = oh folätre le vieux Bacchus,
wenn ich an geliebter Brust lorsque sur le sein de ma belle Je
nnter Tau und Blumen lausche folätre sur le gason fleurt.
Noch farbloser wird die Übersetzung, wenn, wie es häufig geschieht,
ein abstrakter Ausdruck oder gar eine abstrakte Periphrase den konkreteo,
sinnlichen verdrängt: durch gerechte Fiurcht entstelU =: rempli d'une joste
Michael Haber (1727-1804) 7ö3
crainte, oder: Weh sanft, o Laub, dass sich die Blätter nieki bewegen =i
reteuez votre haieine, z6phirs de ces bocages, qne ces feuilles rCSprouvent
point d'offüaiion; der Himmel kann im Bach sich unederspiegeln = le ciel
repite son Image dans le cristal des rnisseanx.
Am deutlichsten verät sich diese Ohnmacht vor der Nuance in seiner
Behandlung des Attributs und besonders des Adjektivs, das doch der Prüf-
stein für das sprachliche Feingefühl und den Geschmack eines Schrift-
stellers ist. Huber hat nur sehr undeutliche Vorstellungen von der Rolle
und dem Wert des Eigenschaftswortes. Er gibt es schief wieder, z. B.
schmacktende Tränen = plenrs amers, Oder er vergisst es ganz: der
güldene Tag = le jour, falbe Schatten = t^n^bres, erblasste Schatten =
Tombre. Meist aber erfindet er eines. Ein Substantiv ohne Adjektiv ist
ihm zu nackt, zu arm. Es muss irgend ein konventionelles, schmückendes
oder sentimentales Beiwort erhalten. Die Düfte sind immer süss, der
Zephir weht immer sanft, der Arm eines Mädchens ist immer le bras
diliocU. Boreas = Fäpre Bor6e, die Morgenröte = la diligenie aurore, der
Tempel = le temple majestueux, die Hütte = Vhumble chaumi^re, die
Wüste = les vasies d^serts, der Wald = Varide for§t, dieses Tal = ces
vallons solitaires, Lesbia = l'aimahle Lesbie, das Herz = ce triste coBur,
der Qram = le nair chagrin, Efeu = du lierre sacrij der Sang ^z ses chants
sublimes.
Es ist, als hätte er immer Angst, man verstünde ihn nicht Er will
ausmalen, unterstreichen, tadeln: mein Dichter ist mou po^te favori, die
Gans darf nicht einfach sprechen, sondern d^un ton rauque. Peru = les cötes
brülantes du Mexique, er bewundert nicht =z ü ne se laisse jamais empörter
par un enihousiasme insense, dort wirst du nicht die Stadt vermissen =
tu ne regretteras point les plaisirs tumidiueux de la ville, sie fürchten keinen
Neid = ils m^onnaissent les sentiments abjects de la Jalousie, kein schim-
mernd Kind des Sumpfes = aucun insecte ^latant, vile production de la
fange, mit Ordensketten beschwert = charg6 de ces rubans bigair6s, chatnes
honorables et pesantes que la vaniti a su fimposer.
Überall wird der Ton gesteigert und geschwellt, ins Superlativische
übertrieben. Hohe Bäume = les arbres les plus 61ev6s, weinend = ver-
saut un torrent de larmes, die Höhlen = les cavernes les plus profondes,
gute Bast = le repos le plus d^licieux. Von einer liebeskranken Hirtin
heisst es:
Kein Ort war ihr mehr angenehm, ögar^e, öperdue les campagnes les
Kein Fleck zur Weide mehr bequem plus riantes n'avaient plus ponr eile
de Charmes, lespdturages les plus gras
lui semblalent trap stSriles paur ses
troupeaux.
Komauiseh« Foraelmngen XXV. 48
754 H. HeisB
Oder was wird ans den Bchlichten hübschen Versen eines anderen Ge-
dichtes von Rost?
Der Abend bringt dir keinen Enmmer. ... Tn sais que mes maina ant #otnde
Du weiset, dass dir zu deinem iS'c/Uummer pröparer les feoilies ks plus tendres
Mein Arm das Laub zusammenträgt. ponr te faire goüter Us daueeurs du
aammeü.
Mit allen Mitteln soll der Stil gehoben werden, edler, poeüseher, d. h.
nach Hnbers Rezept, rührender, pompöser, phrasenhafter nnd schwülstiger
gemacht werden. Dazu dient die häufige Verwendung des Plnrals statt des
Singulars, die Substantivierung des Adjektivs: die düstere Nacht z. B. =
les tinebres de la nuit, der niedere Stolz = la hassesse de Torgaeil, die
weitläufige Ausmalung und Umschreibung. Der Bauerknecht hebet die
Liese, das klingt zu vulgär, Philomele sang, zu prosaisch. Es ist viel
eleganter und schmelzender zu sagen: 61evez et balancez la bergire timide
oder PhilomUe fit entendre ses tendres accents (wo noch dazu der Binnen-
reim stört). Eine rieselnde Quelle = une fontaine doni le hruü se faisait
d peine entendrej von aussen schön = dicorS de rext6rieur le plus bean,
kein Tal, kein Hügel = ni la hatUeur des montagnes, ni la jpro/oiufeur des
vallons, wenn ein Skorpion sie sticht = si nn scorpion lui faisaU seräxr
sa mortelle piquüre, ihr sterblicher Teil = l'enveloppe mortelle qui caehedt
sa belle dme. Wer wird seine Geliebte mit: mein Wunsch! anreden. Wie
viel gemessener und zugleich feuriger klingt: objet de mes plus tendres dMrs!
Ihr Auen, die ihr uns oft verbargt = et vous bruy^es ambragies qni nons
avez souvent regtis dans votre sein, die Ros' • . voll von Sin^ertau = la
rose converte des pleurs de ravant-courriere du nuUin, vom rosenfarbigten
Himmel glänzte der Morgen herauf = l'aurore itendit son vetement de
pourpre sur les champs immenses des cieua^ wo der Feind das Schwert in
Feinde taucht = od d'une main barbare rhomme plonge sans retnords le
fer dans le sein de son semblable.
Alles ist mit demselben pathetischen Öl ans der Apotheke französischer
Dichter zweiten und dritten Grades gesalbt, das knappe wird weitschweifig,
das weitschweifige geschwätzig, das natürliche gespreizt, das kraftvolle auf-
gebläht, das schmucklose wie das ausgeschmückte mit billigem Talmi-
schmuck überladen. Und dabei erreicht Hnber oft gar nicht die Wirkung,
die er anstrebt, erzielt statt einer (wenn auch nur in seinem Sinne) poe-
tischen eine dürre, nüchterne, prosaische, rationalistische Sprache, die schwer-
fällig am Boden kriecht nnd sich nicht einmal mit dem künstlichen
Schwung der Rhetorik erhebt: Mosler Wein . . schafft gesundes Blnt = il
cr6e un sang salubre, fÜhÜ ihr keine Frühlingstriebe? = n*iprauvez-yoJis
point ses douces influences? Man vergleiche: ich wandle gern in melan-
cholischen Wäldern = le silence et l'obscurit6 qui rignent dans ces bois . .
Michael Haber (1727—1804) 755
canviennent parfaitement d la aituaiion de mon äme. Oder gar, um ein
Beispiel besonderer Plumpheit zu bringen:
Die Lose wasste sich am Ufer hinter la bergöre rusöe se glissant derri^re
Sträuchen, les arbrisseaux qui bordent la rive,
Ohn' dasB ich sie vernahm, behutsam s'approcha de moi sans queje Vapergusse
anzuschleichen, et quoique l'importun Dämon i'^pi&t
Und stund ihr Dämon gleich, der um sans cesse, eile sut 9% bien prendre son
sie buhlte, nah, temps que, sans qu*il s^en apergui, eile
So küsste sie mich doch, als er nur me donna un baiser.
seitwärts sah.
Und wer wird in dem Satz: le printemps commence a rechauffer l'air
purgi de frimats die schöne volle Anfangszeile von Kleistens Ode an
Wilhelmine wieder erkennen:
Jetzt wärmt der Lenz die flockenfreie Luft?
Ich möchte das, was ich mit diesen verstreuten, den verschiedensten
Dichtem entlehnten Beispielen aussprechen will, noch eindringlicher machen,
indem ich einige zusammenhängende Beispiele gebe. Ich wähle Kleist,
Klopstock und Lessing. Kleist wird zeigen, welcher Ton dem Übersetzer
am besten liegt, was er kann, Klopstock, wie er versagt, weil er verbessern
will und versagen muss, weil sein Werkzeug, die fremde Sprache, ver-
sagt, Lessing, wie diese Art zu retouchieren schliesslich so weit führt,
dass sie die Absichten des Dichters beinahe in ihr Gegenteil verkehrt.
Kleist ist neben Gessner einer unserer weichsten, zartesten Dichter
des XVni, Jahrhunderts. So sehr er an seinem Soldatenberuf hängt,
beseelt ihn doch die Sehnsucht nach einem stillen, friedlichen OlHck.
Bei idyllischen Stimmungen verweilt er am liebsten. Seine Kunst ist
nicht sehr kräftig. Das liebliche, innige entspricht ihm mehr als das
grosse und feurige. Und selbst da, wo er ungestümere, kriegerische Töne
anschlägt, schwingt ein sanft elegischer Unterton mit, der sie dämpft.
Hubers Auswahl wird diesem Charakter gerecht, und im allgemeinen,
wenn man nicht zu streng urteilen will, auch die Übersetzung. Das
Gärtneridyll Cephis z. B., das Fischeridyll Lrin, die Ode an die preussische
Armee, die an den Rittmeister Adler, die dem heroischen Ehrgeiz die un-
schnldigen Freuden des Landlebens und der Schäferliebe gegenüberstellt,
einzelne von den anakreontischen Liedern sind Huber gut gelungen, eben-
so das kleine Heldengedicht Cissides und Faches (der I. Gesang in Ramlers
Bearbeitung), das nur etwas an Energie verloren hat. Huber spürt hier
selten das Bedürfnis zu verbessern, zu erweitern oder zu unterstreichen
nnd wenn er es dennoch da und dort tut, so stört es kaum, weil es nicht
auffällig absticht. Bei Strophen wie der folgenden gleitet man über die
leisen Retoachen weg:
48^
756 H. Heiss
Schön ist der Bach, wenn Zephirs Fittig Qnel plaisir de voir ce missean loraqne
drauf les Zephirs, secouant leurs alles, le
Der Bäume Blüten weht. convrent de la fleur des arbrea. L'onde
Die Silberflnt, auf ihre Decke stolz, argentöe, fi^re de sa pamre, fuit
Rauscht froh dahin and hauchet Duft avec un gazauillement agriabU en em-
(Milon u. Iris. Idylle.) baamant les airs des parfums les plus
dilicieux.
Ihre Vollendung erreicht die sentimental-malerische Kunst Kleistens
im Frühling. Liebevoller kann man nicht beschreiben, gerührter die Natur
nicht betrachten. Sie wir^l dem Dichter fühlend, mitfühlend, ihr Hers
schlägt mit dem seinen, schwermütig, zärtlich, sehnsüchtig, heiter. Die
Sprache schwelgt in tränenreicher, schwärmerischer Empfindsamkeit: „Es
lispelt ruhige Hoffiiung mir Trost und Labsal zum Herzen — Himmlische
Doris — ich seufze — lass mich mit der Nachtigall singen nnd mich
beim seufzenden Giessbach an Zephyrs Tönen ergötzen — Ihr dunklen
einsamen Gänge . . . Irrgärten voller Entzückung — was für ein angenehm
Leiden — die Flügel der Westwinde duften — fliess still, unruhiges Flüsschen!
Still, ächzende Zephyrs im Laube — buhl'risches Flüstern — die nahen
strauchichten Hügel erheben ein zärtlich Gewinsel — voll süssen Kummers
— ein Fluss von lieblichem Duft — hier rieselt Entzückung mit hellen
Bächen heran — aus Wollust küssen einander die jungen Blüten und
hauchen mit süssem Atem sich an — es lachen die Ghründe voll Blumen
— ihr holden Gefilde — mir wehe Zephir . • . Ruh' und Erquickung ins
Herz!'<^) u. s. w. u. s. w. Solchen Stil trifft Hnber am besten, hier kopiert
er treu, ohne von dem seinen hinzu zu tun und Kleist bleibt Kleist, wenn
er auch vielleicht etwas banaler und rhetorischer geworden ist.
Bei Klopstock^) kann man ähnliche Töne finden, im Messias wie
in den Oden ein schwärmerisches Pathos, das alle Schattierungen der Em-
pfindsamkeit zu malen versucht. Nur, dass Klopstocks Empfindsam-
keit über irdisch begrenzte süsse Schwermut hinauswächst in eine un-
begrenzte Allverzückung. Und dass er, sie nachzubilden, sich eine Sprache
nnd eine Rhythmik schafft von unerhörter Wucht und der weichsten Bieg-
samkeit zugleich, in denen man Jubel und Schauer zittern fohlt wie ein
Herz an die Rippen pocht. Huber ahnt wohl, dass diese Kunst zu herb
und gross ist, um sich französisch -rhethorisch aufschminken zu lassen. Er
hat deshalb seine Auswahl auffallend beschränkt und Retouchen ziemlich
1) Ich zitiere nach der Umarbeitung von 1756 (Sauer 1. c. I, p. 206 ff.) und
nur aus dem zweiten Teil, da Huber die ersten 165 Verse in der Bearbeitung
Bamlers las und übertrug.
2) Klopstocks Oden. Egg. von Munckerund Pawel. Stuttgart 1889, 2 Bde.
Michael Huber (1727—1804) 757
vermiedeD. Gelegentlich geht er ja daran, zu untemtreichen, auszumalen,
den Enthusiasmus zu steigern, setzt für Wolken: de sombres nuages, für
winkt: il invite avec affabilitS, für die du sündigst: te courbes dans le
pSchS, Das eiserne Feld = les champ« hirisses d'airain, Ruhm, welcher
erhabener ist = une glorie et plus «ublime et plus aolidey Unsterblichkeit =
rimmortalit6 la plus ghrieuse. In der Widmuugsode an Friedrich V. von
Dänemark z. B. sind ganze Strophen überschwenglich aufgebläht.
Niemals weint^ er am Bild' eines Er- Jamals ä la vue de la statue d'an con-
oberers, quörant sanguinaire, impatieni de lui
Seines gleichen zu sein ! Schon da sein ressembler il n'a versö d'ambitieuses
menschlich Herz larmes! Son coenr sensible coumengait
Kaum zu/öAlen begann, warder Eroberer ä peine k s^ouvrir aux douces impressions
Für de9 Edleren viel zu klein! de VhumaniU, le conquörant 6tait döjä
trop petit pour son dme ilevie ä la
viritable grandeur.
Aber solche Veränderungen wiegen nicht schwer im Vergleich zur
Willkür, mit der Huber anderswo verf^rt. Wenn er scheitert, so ist
es nicht seine Schuld, sondern, weil die Sprache versagt. Wie war es
möglich, ein Gedicht, wie die Frühlingsfeier (die er in Dieu dans l'orage
umtauft) zu übertragen, dieses trunkene Schäumen und Taumeln von
Worten und Perioden, diese Kunst der Lautmalerei, diese Musik kühner
Rhythmen in zahmer konventioneller Prosa nachzuahmen ? Das ist schlechthin
unübersetzbar, Dichtung, die ihr eigenes Leben lebt, nackt, die kein Gewand
vertauschen kann. Huber verbreitert und verwässert. Aus dem eindring-
lichen: er ruft, er ruft wird: il dit d'une voix terrible. Die Zeile:
Seht ihr den Zeugen des Nahen, den zückenden Str.shl?
die hastig hineilt und schon mit den beiden x den Blitz veranschaulicht,
löst er auf in: Vojez-vons le t^moignage de la divinit6 qui parait?
Vojez-vous r^clair qui serpente dans les airs? Die Epitheta werden
trivialer: der stärkende Halm = T^pi dore, die herxerfreuende Traube
= la grappe riante, erschütternder Donner = le touuerre terrible. Aus
Segens/t^ wird le superflu des b^n^ictions, aus dem markigen: wie
ich dürste ein mattes, konventionelles: seien mes desirs. Besonders vor
Klopstocks sinnlichen malenden Verben äussert sich die Ohnmacht des
Übersetzers. Man kann die Abschwächung des Verbums, speziell des
Transitivs auch sonst im Choix beobachten: sich vergaffen = se prendrede
belles passions, sich zu Tode weinen = eapirer de douleur, das hübsche:
den langen Abend ver flüstern = abreger la longueur des soir^es. Aber
nirgends stört dies Verflachen so sehr als bei Klopstock, da das Geheimnis
seines Stils gerade im Verbum ruht. In Entzückung vergehen wird: se
r^Mndent en transports, rauschten = s*agiterent, quollen = 6nianes de sa
758 H. HeiBs
main, nun schweben sie, rauschen sie, toirbeln die Winde = les v^its d6-
chainis formeni des taurbiüons et sifflent dans les airs. Wenn man Strophen
deutsch nnd französisch nebeneinander liest wie:
Ach, schon rauscM, schon rausdU Ah d^jk le ciel et la terre fremissnU
Himmel und Erde vom gnädigen Regen de la pluie bien-faisante
oder gar die unvergleichliche:
Und die Gewitterwinde? Sie tragen den Et les vents orageuz, iis aecourent,
Donner! ils apportent le tonnere! Comme ib
Wie sie rauscJien ! Wie sie mit lauter siffienty comme ils mugissent encore . . .
Woge den Wald durchströmen! Les nuages s'avancent avec plus de
Undnun schweigen sie. Langsam wandelt majesti.
Die schwarte Wolke.
so hat man alle Mühe, das Original wieder zu erkennen, so ungenau, ver-
blasst und glatt fliesst die Rede dabiu^ wo die deutschen Worte und der
deutsche Rhythmus mit dem Regen rauschen, mit den Winden strömen
und donnern und mit der scbwarzen Wolke stumm und drohend vorüberwandeln.
Das ist Ohnmacht, aber es wäre Unrecht, Huber aus seiner Ohnmacht
ein Verbrecben zu machen. Auch er kann nicht mehr geben, als er hat.
Etwas anderes ist es, wenn er sich gegen den Geist eines Dichters vei-
sündigt, wie er es mit Les sing tut.
Lessing hat 1759 drei Bücher Fabeln erscheinen lassen und ihnen
fünf Abhandlungen über die Fabel vorausgeschickt, die eine scharfe Absage
an die bisherigen Theorien bedeuten. Es war das einer der ersten Ana-
Mle in dem Kampf, den er wider französischen Geschmack und französische
Geschmacksregeln unternahm. Er wendet sich gegen die Erklärungen, die
de la Motte, Richer, Breitinger und Battenx vom Wesen der Fabel geben,
besonders energisch aber gegen die Lehre des Batteux vom notwendigen
poetischen Zierrat der Fabeln. Kürze ist nach ihm die Seele der Fabel
und ihr vornehmster Schmuck der, ganz und gar keinen Schmuck lo
haben. „Ich hatte mich oft gewundert," sagt er in der Vorrede, ^dass
die gerade auf die Wahrheit führende Bahn des Aesopus von den Neueren
für die blumenreichen Abwege der schwatzhaften Gabe zu erzählen, ver-
lassen werde" und gleich in der 1. Fabel des I. Buches, wo die Muse von
ihm den Vortrag des ungekünstelten Geschichtsschreibers fordert, verkündet
er sein Ideal des Fabelstils und illustriert es später noch einmal unter
dem Bilde des reichgeschnitzten Bogens, den Künstlerhand schön versiert
hat, der aber bricht, sobald man ihn spannt.
Die Fabeln, die Huber auserwählt, sind mit Ausnahme von zwei
älteren (vom Tanzbär und von der Sonne) in Prosa geschrieben nnd würden
sich, schlicht und sachlich wie sie sind, wortwörtlich übersetzen lassen.
Hnber versucht das auch manchmal, meist aber erlaubt er sich mit Lessing
Michael Haber (1727—1804) 759
dieselben Freiheiten, die er sieh mit Gleim oder Hagedom oder Grellert
erUnbty er retonchiert, steigert den Ton, verschönert. Er yerflKhrt zwar
vorsichtiger als sonst, aber die Änderungen fallen hier auch schwerer ins
Gewicht. Bei Lessing ist jedes Wort abgewogen. Huber unterdrückt das
eine oder andere: eine grausame Seuche = la contagion. Das „Meister
iBegrimm^'y das der Anrede des Schäfers einen vertraulichen Zug gibt,
fehlt. In den Sätsen, die Zeus an das Pferd richtet, fehlen gerade die
Wendungen, die ftir seine leissarkastische Bonhomie bezeichnend sind:
„Bede, ich nehme Lehre an . . gut . . . gedulde dich einen Augenblick."
Lessings: sein Feld mit eigner Hand xu pflügen und mit eigner Hand den
remen Samen in den lockeren Schosa der wiUigen Erde xu streuen =
pour euUwer son champ de ses propres mains etc. Ein einsichtavoüer
Monarch = un monarque pinetranty die Riesen = les enfants de Ja terre.
Aus der naseweisen Krähe wird banaler une pie babiUarde. Das Erschrecken
des Pferdes, als es das Kameel erblickt: das Pferd sah, schauderte und
zitterte vor entsetzendem Abscheu, schildert Huber viel weniger anschaulich
mit einer nichtssagenden abstrakten Phrase: le cheval fut saisi d'une secr^te
horreur. Er muss weitschweifig ausmalen, was bei Lessing in epigranmia-
tischer Kürze durch den Kontrast angedeutet ist:
So würde sieh ein Leiehenredner aus- C'est ainsi, reprit le renard qne s'ex-
drttckeo, sagte der Fachs. primerait ehes les homfMs un orateur
ampoule dans son oraison funebre.
Drei tüchtige Weibspersonen = trois personnes propres d remplir
femploi que je leur desiine^ Merkur ging = Mercure obiü et partit, das
Beich des Verderbens = le sombre empire de U mort, Undank = du
mipris et de Tingratitude, die Tiere = les animauz sauvages, ihre
demütigere Freundin = son ami plus humble dans ses desirSy die kleinen
hämischen Neider = ces petits rivaux tout püris de fiel, ces petits envieux,
an einem lieblichen Frühlingsabende = pendant une des plus agr6ables
soiries du printemps oder:
Ein Habicht schoss auf eine singende ün milan fondit sur uo rossignol ^t
Naehtigall. Da du so lieblich singst, charmaü la eontrie par la douceur de
sprach er, wie vortrefflich wirst du ses aceents, Puisque tu ohantes si bien
schmecken. dit Voiseau vorace, tu dois dtre un
morceau des plus friands.
Dabei kennt Huber natürlich Lessings Fabeltheorie. Im Novemberheft
1761 des Journal ^tranger hatte er sie in der Einleitung zu einigen
Proben der Fabeln kritisiert. Nach ihm haben Lafontaine, de la Motte,
Batteux und Marmontel schon alles erschöpft, was sich über diesen Gegen-
stand sagen lässt« Was Lessing vorbringt, scheint ihm mehr geistreich als
wahr, an seinen Fabeln tadelt er, dass sie die Sentenz nicht in sich bergen,
760 H. HeisB
sondern o£fen auf der Stime geschrieben tragen, und dann auch^ dass sie
den Reiz des Verses entbehren. Im Ohoix gleitet er noch flüchtiger über
die theoretische Frage weg. Er selbst hält Lessings Anschauung offenbar
für so falsch; dass es sich kaum der Mühe lohnt, sie zu diskutieren und
zu widerlegen. Das durfte er wohl. Aber wenn er fürchtete, solche nackte
Fabeln könnten den Franzosen missfalleu, wäre es besser gewesen, sie
ganz zu unterdrücken, als sie mit dem poetischen Zierrat aufzuputzen,
gegen den sich Lessing so nachdrücklich gesträubt hatte.
Eines darf mau freilich bei solchen Ausstellungen nicht vergessen:
dass Huber gewichtige Entschuldigungen hat, die die Ejritik eutwaffhen,
einmal die Ungeheuern Schwierigkeiten, die bewältigt werden mussten, und
dann den Erfolg, den sein Werk davon trug. Ein anderer als er wäre
von vornherein gescheitert. Nur lange Übung im Übersetzen, umfang-
reiche Kenntnis der deutschen Literatur, feines Verständnis für die Psy-
chologie des französischen Volkes, Beherrschung der französischen Sprache und
(wo seine Sprachkunst versagte) die Katschläge von Freunden und Gönnern
wie Turgot, Watelet und Diderot konnten eine Anthologie wie den Choix
entstehen lassen. Huber hat sich nie verhehlt, wie sehr die Verwendung der
Prosa seine Übertragung abschwächen musste. Wiederholt betont er die Un-
möglichkeit, Poesie, besonders Lyrik, wiederzugeben. „H est imposaible de
rendre dans une traduction en prose les beaut^s m6caniques de la po^ie^).''
Für den Reiz des Reims, wechselnder Takte, Cäsuren und verschlungener
Strophengebilde hätte nur eine rhythmisch ganz raffiniert gearbeitete Prosa
entschädigen können, etwa wie sie Gessner in seinen Idyllen schreibt.
Huber ist ein Deutscher und kein Dichter, geschweige denn ein
Dichter von so beweglicher, schmiegsamer Stilkunst, der die verschiedensten
Töne gleich träfe, der die altvaterisch-steifen und doch zierlichen Allüren
Gellertscher Verse, die pointierte Anmut eines Uz, den knappen, hastigen
Laufschritt der Gleimschen Grenadierlieder und die komplizierte Musik
Klopstockscher Rhythmen nachschaffen könnte. Hubers Prosa ist korrekt
und kühl, ohne Farbenschmelz, ein wenig akademisch und hausbacken,
aufgeblasen und schwülstig, wo er sie poetisch beflügeln will, und bleibt
vor allem immer dieselbe Durchschnittsprosa. Er versichert zwar einmal
von seinen Vorlagen: ,,je me suis efforc6 de leur conserver ce goüt de
terroir, qui ne d^plait pas toujours aux hommes de goüt')." Aber ich
wüsste keinen Dichter zu nennen, der seinen Eigengeschmack bewahrt
hätte. Selbst da, wo Haber gut übersetzt, legt sich sein rednerisches,
falsches Pathos über die Gedichte wie ein Schleier, der die feineren Nuancen
1) Ohoix, Bd. II, p. 123.
2) Cboix, Bd. I, p. XLIV.
Michael Hüber (1727—1804) 761
verwischt und alles in demselben einförmigen Ton hüllt. Withof, Dusch,
Wielandy Klopstock — Uz, Gleim, Weisse, Lessing, ich glaube nicht, dass
sie im Choix von einander zu kennen wttren, würde nicht der vorgedmckte
Namen ihre Persönlichkeit verbürgen.
Und noch an ein anderes mnss man sich erinnern: dass es Huber
weniger darauf ankam^ ein objektiv treues Spiegelbild der deutschen Lite-
ratur zu geben^ als vielmehr ein den Franzosen möglichst gefälliges. Ihnen
eine recht vorteilhafte Vorstellung von den Talenten seiner Landsleute
einzuflössen, ihnen Bewunderung und anhaltendes Interesse abzugewinnen,
das war seine Absicht. Daher die Art, wie er überträgt. Er übersetzt
einen Dichter nicht um seiner selbst willen, er verfolgt einen praktischen
Zweck. Daher die grosse Freiheit, mit der er verfahrt, seine Ungenauig-
keit, sein geringer Respekt vor dem Wortlaut, vor Details. Mehrmals be-
kennt er offen, dass er Kühnheiten gemildert, dem französischen Geschmack
anstössiges unterdrückt, überhaupt manches verändert, an Gleims Kriegs-
liedem z. B. gestrichen, Breitenbanchs Idyllen ,,de la mani^re la plus
avantageuse^ wiedergegeben habe. Er will in Frankreich mit seinen
Deutschen Staat machen und für das sicherste Mittel dazu hält er, sie zu
verwelschen, wo sie noch nicht verwelscht genug sind, sie eleganter, ge-
leckter, weicher, sensibler hinzustellen.
Daher auch seine Art der Auswahl im grossen wie im einzelnen. Drei
Gesichtspunkte leiten ihn dabei vornehmlich: er will zeigen, welch ein
gesunder, sittlicher und religiöser Gehalt der deutschen Dichtung innewohnt,
welch eine treffliche Moral sie predigt und wie vorzügliches sie in empfind-
samer, beschreibender Poesie leistet. „Les Muses allemaudes sont en g^n^al
des vierges tr^s chastes"^) sagt er in der Vorbemerkung zu Kost, dessen
Schlüpfrigkeit er streng tadelt. Und schon im discours pr61imiuaire hebt
er von den Deutschen hervor: „ce qui rend leurs ouvrages infiniment
estimables, c'est que la religion et les mceurs 7 sont g^n^ralement respect^s ;
et leurs Muses ne se prostitu^reut jamais au Service du vice et de l'adu-
lation^).^ Dem Geschmack seiner Zeit folgend räumt er der didaktischen
Richtung, der Fabel und dem Lehrgedicht, einen un verhältnismässig breiten
Platz ein, in diesem Sinn empfiehlt er die Mittelmässigkeiten, denen er
seinen Ghoix geöffnet hat, und das höchste Lob, das er einem Dichter
spendet, ist immer, dass er die Reinheit seiner Gesinnung, die wohltätige
moralisierende Tendenz anerkennt. So meint er von Wieland, wertvoller
als seine farbenfrische und glänzende Einbildungskraft sei die erhabene
Moral seiner Werke und selbst an Anakreontikern wie an Gleim, üz oder
1) Choix, Bd. I, p. 76.
2) Choix, Bd. I, p. XLII f.
762 H. HeiBS
Hagedorn weiss er zu rühmen, dass ihr Gesang nur ideale Liebe, verklirte
Wollust verherrliche und unter Scherz und Tändeln manche sittliche Wahr-
heit lehre. Daneben gehört seine Sjmpathie der Empfindsamkeit und der
Malerei. Frankreich soll sehen, dass die Deutschen keine rauhen, unem-
pfindlichen Barbaren sind, dass auch ihr Herz zärtlich und gerührt, in
süsser Freude oder sanfter Schwermut schlägt, und dass sie diese GefÜhls-
wallungen zu schildern verstehen, ebenso wie die Natur, die sie in ihnen
auslöst. Das horazische „ut pictura poesis^ dünkt auch ihm das oberste
Kriterium der Kunst und er glaubt seine Darstellung deutscher Literatur
nicht besser einleiten zu können als mit dem Satz: „aujourd'hni lee meil-
leurs esprits semblent faire une attention singnli&re ä nos po&tes et ils
lenr donnent le plus bei 61oge que les po&tes puissent recevoir, celni de
peintres de la nature. Dans le choix des morceaux que je präsente
au public, j'ai apport6 tous mes soins ä soutenir cette id6e avantageuse.'
Der Erfolg, den der Choix fand, schien Hubers Methode Becht zu
geben, die Aufnahme im Publikum und in der Presse^) war sehr günstig.
Bei dem lebhaften Interesse, das man damals in Paris allgemein für unsere
Dichter zeigte, war eine solche Anthologie bereits Bedürfnis geworden. Und
was man auch an Hubers Arbeit tadeln mag, sie bleibt ein schon dem
Umfang nach imposanter Versuch, dieses Interesse zu nähren, ein Versuch,
den wir heute missglückt nennen müssen, der aber trotz seiner Mängel
geschickt genug gemacht war, um sich neben und über der Flut zeitge-
nössischer Übersetzungen ehrenvoll zu behaupten. Ganz richtig wird in
einem ausführlichen Artikel in der neuen Bibliothek der schönen Wissen-
schaften Huber als der Vermittler bezeichnet, dem gerade wegen seines
Choix das meiste Verdienst um die Verbreitung deutscher Dichtung in
Frankreich gebührt^). Und selbst Grimm, der im allgemeinen allem, was
von Deutschland kommt, kühl gegenübersteht und mit seinem Lob sehr
kargt, schreibt in der Correspondauce litt^aire, anknüpfend an Hubert
Choix und an seine Berufung nach Leipzig: „Nous perdons a cet arrangs-
ment le seul traducteur de la langue allemande dont les traductions «eot
eu du succ^ ä Paris ^).^
Als Kritiker weist Huber ähnliche Eigenschaften und Schwächen auf
wie als Übersetzer. Von seinen Versuchen sind besonders zu nennen: die
Biographie Winckelmanns, die Lobrede auf Geliert (in den Lettres choisiei
1) Das Jonmal enoyclopödique, Frörons Annöe littöraire, das Journal des
savants, der Mercnre de France brachten Besprechungen, der Mercure sogar nebst
vielem Lob 1766 und 1767 reichliche Proben aus den ersten beiden Biaden. Gfr.
auch Sttpfle, Bd. I, p. 324.
2) Dritten Bandes zweites Stück. Leipzig 1767, p. 285—296.
3) Ausgabe von Tourneuz, Bd. VII, p. 54 1.
Michael Haber (1727-1804) 763
von 1770), der Discours pr^liminaire^ den er dem Clioix vorauBSchickt und
die vielen kürzeren oder längeren Einleitungen im Jonmal ^tranger^ in der
Gaeette littiraire und im Choix, knapp umrissene Portraitskizzen, die den
übersetzten Dichter dem Publikum vorstellen sollen.
Der discours pr^liminaire knttpft an ähnliche Artthere Arbeiten an, die
einen Abriss der deutschen Literaturgeschichte geben wollten, an Grimm^
Bielfeld, Boullenger de Riv^rj und Junker^). Die zwei Briefe sur la
litt^rature allemande, die Grimm im Mercure de France (Okt. 1750 und
Febr. 1751) drucken Hess, sind äusserst geschickt abgefasst, aber oberfläch-
lich und in ihrem Inhalt recht dUrftig, weniger ein Plaidoyer zugunsten
der Deutschen als vielmehr die demütige Bitte, ihnen doch auch ein bis-
chen von dem Geist und der Knnstbegabung zuzuerkennen, die die Fran-
zosen in so reichem Mass besitzen. Grimm^ der noch ganz im Bann seiner
Verehrung für Gottsched steht, will jede etwa aufkeimende Eifersucht auf
die Deutschen von vorneherein ersticken. Er betrachtet die absolute Über-
legenheit der Franzosen als Dogma, stellt ihnen die Deutschen nicht als
Rivalen gegenüber, sondern als lernbegierige Schüler, deren Fortschritte vor
allem dem Lehrmeister Ehre machen. Grimms Standpunkt war schwieriger
als der seiner Nachfolger, die alle schon mit dem Wohlwollen der Pariser
rechnen durften. Das ist zuzugeben und so lässt sich begreifen, dass er
bei aller diplomatischen Schlauheit doch hüben wie drüben Anstoss erregte,
dass ihn Franzosen tadelten, weil er die Deutschen überhaupt lobte und
Deutsche, weil er ihre Abhängigkeit von den Franzosen betonte und übertrieb^).
Die Versuche von Bielfeld (Progr^s des allemands dans les sciences,
les helles- lettres et les arts. Amsterdam 1752) und von Boullenger de
Riv^rj (discours pr^liminaire in seiner Gellert-Übertragung 1754) sind
warme, aber wenig bedeutende Empfehlungsschriften. Der von Boullenger
mag vielleicht deshalb interessieren, weil er aus der Feder eines Franzosen
stammt, inhaltlich bedeutet er keinen Fortschritt über Grimm hinaus. Junkers
Essai sur la po^ie allemande (im Journal ^tranger Sept. 1761) fällt durch
die Leidenschaftlichkeit der Darstellung auf, ist halb Apologie, halb Pamphlet.
Junker liebt und hasst, bewundert und verachtet und leiht seinen Gefühlen
energischen Ausdruck. Er verwirft den Schwulst der Schlesier: „Uofmanns-
waldau n'est qu'un sot." Er ergreift ganz die Partei der Modernen.
Gottsched ist ihm nur ein Leichnam. Dabei beunruhigen ihn aber auch
Zweifel über die Richtigkeit der malerischen Theorie der Schweizer.
1) Eine vollständige Liste dieser Arbeiten findet man bei Süpfle, Französische
Studien über d. deutsche Literatur. Zeitschr. f. vergleich. Lit. Gleschichte, Bd. I,
p. 221 ff. und Bd. II. p. Iff.
2) Cfr. die Einleitung zu seinem zweiten Brief.
764 H. Heiss
Alles, was er schreibt, klingt persönlich und empfunden. Das be-
merkenswerteste an seinen Ausführungen ist aber, dass ihm die Fran-
zosen nicht mehr als Muster gelten. Ein neues Ideal schwebt ihm vor.
Schlegel, Schmidt, Rabener, Zachariae, Cramer, ganz zu schweigen von
Kleist oder E^opstock, gegen den Milton und Tasso verblassen, der nur
dem Homer vergleichbar ist, sie alle haben die Vollkommenheit der
Franzosen schon erreicht, manchmal sogar übertro£fen. Nur mit den Alten
und den Engländern können sie sich noch nicht immer messen. Junker
ist vom Geist Leasings berührt, für dessen Grösse er enthusiastische Worte
findet. Die sehr scharfe Kritik des französischen Theaters, in der sein
Aufsatz gipfelt, erinnert ganz an den XVII. Literaturbrief. Er bekennt
offen, dass er nicht versteht, wie mau der französischen Tragödie Geschmack
abgewinnen kann. Alles scheint ihm unwahr, hohl, erklügelt, er vermisst
die Natur, die Verwirrungen und das Pathos grosser Leidenschaften, für
die er gerne auf alle Feinheiten dramatischer Architektur verzichten würde.
Wenn die Franzosen mit einer solchen dramatischen Kunst zufrieden sind,
so sollen sie sie behalten, die Deutschen aber können bessere Muster jen-
seits des Kanals finden. Junker vermeidet zwar in seinem Essai den
Namen Shakespeare auszusprechen, doch wird Shakespeares Genie in jeder
Zeile heraufbeschworen, um die Franzosen mit seiner Überlegenheit su er-
drücken. Das ganze mutet an, wie ein interessantes Vorspiel zur Ham-
burgischen Dramaturgie, doppelt interessant, weil es in einer französischen
Zeitschrift erklingt. Junker ist der Vollblutdeutsche, dem es unmöglich
ist, romanisches Wesen und romanische Kunst zu würdigen, der Norddeut-
sche vom Schlage Lessings, nur dass ihm Lessings Gelehrsamkeit^ Lessings
Scharfsinn und vor allem Lessings Sprache fehlt. Sein Aufsatz ist sehr
heftig, aber ziemlich unklar und in einem unerträglich schwülstigen, mit
Bildern überladenen Stil geschrieben. Schönaich mit Klopstock zusammen-
stellen, heisst ^attacher sur un rocher affreux le g6n^renx Prom6th6e qui
ravit le feu de TOlympe'*^ — oder (es ist von Bodmer und Breitinger und
ihren Schülern die Rede) : „Pendant que les r^formateurs . . . se trainaient
au pied de l'Helicon, ces derniers plus courageux et plus hardis voulaient
s'^lancer aux sommets de 1a montagne et n'aspiraient ä rien moins qu'a
Egaler le vol des Pindare, de Horace et des Bousseau. Mais leur audace
ne fut point heureuse, ils restdrent envelopp6s dans un nuage 4pais de
poussiere/^ Derartige Proben werden den Parisern kaum Lust gemacht
haben^ sich in den Aufsatz zu vertiefen^).
1) Junkers Aufsatz wird durch einen alphabetischen Katalog der deutschen
Schriftsteller mit kurzen Chnraktcristiken ergänzt. Der Abbö Arnaud hat ihm
übrigens ein sehr vernünftiges Nachwort folgen lassen, worin er den Franzosen
gibt, was der Franzosen und den Engländern, was der Engländer ist
Michael Hoher (1727—1804) 765
Hnher schreibt würdiger, mit mehr Ernst und Stolz als Grimm, aber
anch kUhler, massvoller uud sachlicher als Junker. Sein Patriotismus ist
nicht so laut und provozierend. Er Areut sich der poetischen Leistungen
seiner Landsleute, aber er sucht sie besser einzuführen als durch Diatriben
gegen die Franzosen. Vom Theater spricht er kaum. Im discours pr6-
liminaire gar nicht und in den Einleitungen erwähnt er nur flüchtig Cronegks
Dramen, die Hoffnungen, die das deutsche Theater auf Lessing setzen könne
und die Versuche Weissens, der durch Verschmelzung der „r6gularit6 des
fran^ais avec le haut tragique des auglais^ der deutschen Tragödie einen
nationalen Charakter geben wolle. Man darf aus Hubers Schweigen wohl
schliessen, dafs er für die Schönheit Racines empfänglicher war und das
zeitgenössische deutsche Theater mit weniger Optimismus beurteilte als
Junker.
Huber beruft sich zwar auf Junker, aber in Wirklichkeit ist sein Ab-
riss der deutschen Literaturgeschichte ganz selbständig. Er zerlegt sie in
4 Epochen: die älteste sagenhafte Kunst der Barden, von der uns Tacituü
berichtet. Karls des Grossen Sammlung wird erwähnt und als das früheste
erhaltene deutsche Gedicht Otfried aufgeführt. Die zweite Periode ist die
der Minnesänger und der Meistersinger. Huber charakterisiert kurz, ohne
Namen zu nennen, die Blüte unter den Staufen^i. dann den Verfall der
Poesie in den Händen der Meistersinger. Frejdank wird gelobt und Hugo
von Trimbergs Benner, ebenso Sebastian Braut mit seinem Narrenschiff,
Fischart mit seinem Glückhaft Schiff und seinem Gargantna, beide Satiriker
voll Kraft, an denen aber die Bauheit ihrer Verse und die „ordure'' ab-
stösst. Länger verweilt er beim Theuerdank, während der niederdeutsche
Beinecke Fuchs, Bollenhagen, Hans Sachs und Budolf Weckherlin nur ge-
streift werden. Luthers Verdienste um Sprache und Literatur werden
hoch gerühmt, doch beklagt Huber die Beformation, da sie so viel Leid
über Deutschland gebracht hat. Mit: „Enfin Opitz vint*' eröffnet er das
dritte Zeitalter. Neben Opitz zählt er Flemming und Logau, Simon Dach,
Gryphius u. a. auf. Hofinannswaldaus uud Lohensteins schwülstiger Ge-
schmack wird nicht wie von Junker mit einem Schimpfwort abgetan,
sondern nach seinen Merkmalen gekennzeichnet, Lohenstein als Purist so-
gar mit Balzac verglichen und sein Arminius über Zieglers Banise und
ähnliche Bomane gestellt. Neben Wernike und Besser wird Canitz als
Mann von Witz und Bildung und sehr korrekter Künstler bewundert. Die
Pietsch und Neukirch sind als schmeichlerische Fürstendiener getadelt, nur
Günthern hebt Huber als den letzten und einzigen Dichter jener Zeit her-
vor und schildert, wie sein Leben und seine Kunst an seiner Leidenschaft
zu Grunde gegangen ist. Brockes leitet über zur modernen Literatur, die
766 H. Heiss
mit Haller beginnt. Gottsched als Dichter zählt nicht mehr, dagegen werden
seine Bemühungen als Reformator und Lehrmeister anerkannt, nicht weniger
als die der „deux vrais savants^ Bodmer und Breitinger. Auf den Kampf
zwischen Zürich und Leipzig, seine Ursache und seine Phasen geht Huber
nicht ein, sondern schliesst mit einer kurzen Übersicht über die Zeit-
schriften und ihre Mitarbeiter.
Der Essai bedeutet trotz mancher Lücken und Irrtümer einen ent-
schiedenen Fortschritt über Grimm, BouUenger und Junker hinaus. Er
erschöpft sich nicht mehr in allgemeinen, mehr oder minder phrasenhaften
Erörterungen, bringt eine Fülle von Namen und Tatsachen, beschreibt die
wichtigsten Erscheinungen und zeichnet sogar, wenn auch nur flüchtig, den
politischen und kulturellen Hintergrund, von dem sie sich abheben. In
Frankreich konnte man aus ihm zum erstenmal ein Bild von der Ver-
gangenheit der deutscheu Dichtung gewinnen und dass er auch in Deutsch-
land gefiel, beweist am besten die Übersetzung ins deutsche, die schon im
nächsten Jahr und 1768 vermehrt und bereichert im Hannoverschen Magazin
erschien ^).
Die Charakteristik der neueren im Ohoix aufgenommenen Dichter ge-
schieht in den Einleitungen, die Huber jeweils den Proben vorausschickt.
Sie sind dem Umfang nach sehr verschieden, Gerstenberg wird auf knapp
einer Seite abgetan, Kabener erhält neun, Gronegk zehn. Ausser der Auf-
zählung und Analyse der Werke enthalten sie gewöhnlich eine Biographie,
in der Huber den Leser menschlich zu interessieren versucht durch Mit-
teilung rührender Umstände, eines frühen oder heroischen Todes, wie bei
der Karschin, bei Cronegk und Kleist. Edelmütige Züge, Reinheit des
Lebenswandels vergisst er nie hervorzuheben. Die literarische Kritik selbst
bleibt etwas vag: rempli de grandes beaut^s, de beaut^ simples, de beaut^
sublimes, solche und ähnliche Ausdrücke kehren immer wieder. Huber
weiss ganz gut die Fehler eines Dichters, er sagt uns z. B. richtig, was
man an Withof und Breitenbauch oder an Gleims Fabeln beanstanden kann.
Aber das Lob geht ihm leichter über die Lippen als der Tadel. Er findet
überall zu bewundem und lässt sich gern zu seltsamen Überschätzungen
und Überschwenglichkeiten hinreissen. Am besten gelingen ilim die Skizzen,
in denen er seinen persönlichen Sympathien unverhüllt Ausdruck gebra
darf, z. B. die über Kleist, über Hagedom und besonders die über Geliert,
die er später, nachdem er ihn kennen gelernt hatte, zu einer ausftlhrlichen
Lobrede verarbeitete. Gellerts Wesen, das ihm wohl wie das Gressners
nah verwandt war, ist sehr geschickt, ohne überflüssige Phrasen umrissen
und getro£fen, der Mensch sowohl^ der kränkelnde, ängstliche, liebenswürdige
1) Cfr. Jördens, Lexikon etc., Bd. II, p. 478.
k
Miebael Haber (1727—1804) 767
Sonderling aaf dem Katheder, den ganz Deutschland verehrte, wie der
moralisierende Dichter der Fabeln und der geistlichen Lieder, dem seine
Kunst nur ein Mittel war, Tugend und Gottesfurcht zu predigen.
Die Gesichtspunkte, die Huber in seiner Kritik leiten, sind die seiner
Auswahl. Entscheidend für die Beurteilung eines Werkes ist sein ethischer
Gehalt, die Eindringlichkeit der Lehren, die es verkündet Er glaubt an
die unmittelbare Wirkung didaktischer Poesie, erhofft sich von ihr, dass
sie die Menschen besser mache, die Sitten veredele. Naiv, aber ganz im
Sinn seiner Zeit, erklärt er z. B. von Babeners Satiren: ^S'il n'a point
corrig^ les vices, c'est que la plupart des vices sont incorrigibles. II peut
se vanter du moins d'avoir beaucoup contribu^ k d^truire les ridicules : car
il est certain que depuis que ses satyres ont paru, le nombre de ces
savants, fiers d'un £atras d'^udition, est consid6rablement diminu6; et Ton
ne voit plus tant de ces nobles ridiculement jaloux de leurs titres dans
le conmierce de la vie, ni de ces poites prodigues ä donner le nom
d' Auguste et de M6c^e k des grands sans mMte^).^ Seinem Ideal rethorisch-
poetischer Schönheit entsprechend, unterschätzt er auch als Kritiker alles,
was schlicht, knapp und einfach ist. Er rühmt Dichter wie Schmidt oder
Gramer, weil sie den orientalisch-blumenreichen Stil der Bibel nachahmen.
Selbst Kleistens poetische Erzählungen scheinen ihm etwas dürftig im
Vergleich mit den geschmfickteren Wielands, mit Melinde oder Selim und
Seltma, und wenn er zwischen Gleims Grenadierliedern und Weissens
Amazonenliedem wählen soll, entscheidet er sich ohne Schwanken für den
„romantischeren" Weisse, der in sentimentalen Gefühlen und schauerlichen
Blutbädern schwelgt: „La po£sie du style est plus riebe et plus brillante
dans M. Weisse que dans M. Gleim').^
Huber hält sich ganz in den Grenzen der überlieferten Ästhetik, die
er nirgends mit neuen originellen Anschauungen durchbricht. Er nimmt
die urteile seiner Vorgänger, die Formeln seiner Zeit als Tatsachen hin.
Vor den Bogein hat er grossen Bespekt. Was ihm die Karschin doppelt
bewundernswert macht, ist, dass man in ihrem Lebenslauf nichts nach-
weisen kann: ^qui conduise k penser que dans ses compositions Tötude des
r^les ait pu supplter le g^ie')." Er fühlt die Schönheit eines Dichters
nur, so lange sie akademisch-korrekt bleibt. Sein Geschmack ist nicht sehr
persönlich, noch ausgeprägt. Er findet sich leicht mit Erscheinungen und
Temperamenten der verschiedensten Art ab und scheint den Gegensatz
kaum zu gewahren. Er ist unparteiisch, aber nicht Ekklektiker, so be-
1) Choix, Bd. IV, p. 259 f.
2) Choix, Bd. 11, p. 115.
3) Choix, Bd. II, p. 44.
768 H. Heiss
weglichen schmiegsamen OeisteS; dass er Schönheit in allen Formen suchte
and verstünde. Es liegt nicht in seiner passiven Natnr, Partei zu ergreifen.
Er tat es nur, wo etwas Ungewöhnliches^ Monströses seine an den fran-
zösischen Klassikern geschulten Begriffe über den Haufen warf. Sobald die
deutsche Literatur die ebenen Bahnen französischer Gesetzmässigkeit verliesa,
um sich in die ungewissen Abenteuer der Sturm- und Drangperiode zu stürzen,
hörte Huber zu übertragen auf. Nach 1770, als Goethe sich offenbarte
und Schiller heranwuchs, wandte er sich von den Dichtem ab und über-
setzte nur mehr pädagogische, ästhetische oder wissenschaftliche Werke.
Shakespeare, den ihm seine englischen Tischgäste ins Haus brachten, den
sein Sohn mit Begeisterung im Original las und mit Eifer verteidigte, „die
Bastarde, welche Shakespeares Schatten mit der charakterlosen deutschen
Muse zeugte^, entsetzten ihn^). Er war Franzose geworden, nicht bloss
äusserlich, sodass er sich in Wort und Schrift der fremden Sprache be-
diente, sondern auch in seinem Denken und Fühlen, der Normalfranzose
der Poetik Boileaus, der in der Kunst nur das ruhige, vernünftige, abge-
klärte geniesen kann. Sein Herz hing wohl an Deutschland und deutschem
Wesen, aber am Deutschland der Geliert und Gessner, an denen alles
zahm und gesittet, nichts grosses, überwältigendes, massloses ist. Der
„Feuerkopf^S der den Götz von Berlichingen schrieb und den Faust ent-
warf, musste ihn abstosseu, wie er den ihm kongenialen Gessner abstiess').
Und Therese Huber hat gewiss Recht, wenn sie meint: „Kräftigere genit-
lische Produkte der deutschen Literatur konnte Michael Huber nie ganz
umfusen^).
Huber ist in allem der Mann des bon sens, der goldenen Mitte, der
Durchschnittsmensch, der nie über die enggezogenen Grenzen seines Könnens
hinausstrebt. Er hat eine ausgedehnte literarische und auch etwas klassische
Bildung, die um so achtbarer ist, als er sie jedenfalls spät und mühsam
erworben hat. Griechisch kann er nicht, wie er selbst eingesteht^). Da^
gegen bezeugen seine Übersetzungen von Winckelmanns Geschichte der
Kunst des Altertums und seine Verweise auf römische Quellen im Cboix,
dass er die lateinische Sprache und Literatur kannte. Er weiss viel. Aber
sein Gesichtskreis bleibt immer begrenzt. Er beschäftigt sich mit schöner
und kunstgeschichtlicher Literatur, mit bildender Kunst und innerhalb der
Kunst mit dem speziellen Gebiet des Kupferstichs, auf dem er hervor-
1) L. F. Hubers sämtl. Werke, Bd. I, p. 36.
2) Cfr. Heinrich Wöl£6in, Salomon Gessner. Mit ungedruekten Briefen.
Frauenfeld 1889, p. 54.
3) L. F. Hubers sämtl. Werke, Bd. I, p. 7 1
4) Pröface du traducteur in der Histoire de l'art de Tantiquitö, Bd. I, p. XZXV.
Michael Haber (1727-1804) 769
ragender Kenner wird. Damit sind seine Interessen erschöpft. An anderen
vielseitigeren Vermittlern, die mitten im intellektuellen Leben ihrer Zeit
stehen, an Grimm oder sogar an Meister 'gemessen, scheint er klein. Meister
nnd Grimm sind selbst das, was man damals Philosophen nannte. Sie sind
Mitkämpfer, in den Salons und in ihrem Bedaktionsbureau. Auch Hnber
hat Beziehimgen zum Milieu der Encjclop^die, aber sie sind einseitig. Er
bleibt ihr ferne, als Zuschauer und nichts an ihm — es wäre denn seine
Gleichgültigkeit in religiösen Dingen ^) — deutet auf eine tiefere Beein-
flussung hin. Ab 1766, während die Kämpfe um die EncjclopMie und
die Philosophie toben, vertauscht Huber Paris mit dem friedlicheren Leipzig,
wo er mit keinem Tnrgot oder Diderot verkehren kann, sondern mit Oeser,
Weisse, Geliert, bei denen er die behaglich-bürgerliche Athmosphäre des
Wille'schen Hauses wiederfindet. Grimm und Meister sind universaler ver-
anlagt. Sie haben über alles mögliche geschrieben, Philosophie, Beligion,
Musik, Kunst und Kunsttheorie. Ihre literarische Kritik ist heute noch
bemerkenswert. Grimm ist zwar als Kritiker nicht „bahnbrechend^ wie
Lessing'), aber immer sehr verständig und eigenpersönlich. Meister hat
Montaigne auf ein paar Seiten analysiert, die Sainte-Beuve zu dem besten
rechnet, was je über den grossen Skeptiker des XVI. Jahrhunderts gesagt
worden ist. Die Oorrespondanco litt^raire, «die Grimm und nach ihm (von
1773 an) Meister redigieren und '— von einzelnen fremden Beiträgen abge-
sehen — selbst verfassen, ist eine notwendige Ergänzung der Encyclop^ie.
Sie reproduziert die gährenden Ideen der neuen Zeit, die Paris bewegen,
schickt sie auf dem Umweg über die Fürsteuhöfe nach Europa hinaus und
vermittelt so den wichtigsten Austausch, der damals stattfinden konnte.
Daneben verblasst Hubers Wirken und seine Persönlichkeit. Die Auf-
gabe, die er durchführte, die Fähigkeiten, die sie verlangte, sind bescheidener.
Wenn man nach einem Wort sucht, ihn zu charakterisieren^ findet man
immer nur das eine: sympathisch. Sympathisch ist sein Wesen, sympathisch
sein Geist und seine Kultur. Aber sympathisch sein allein genügt noch
nicht, um einen Namen auf die Nachwelt zu retten. Die Vergessenheit,
in die er heute versunken ist, wäre darum begreiflich und verdient, wenn
ihm nicht der Zufall des Augenblicks, die Verkettung günstiger Umstände
eine Rolle zugewiesen hätte, die weit über den Rahmen seiner persönlichen
Bedeutung hinausgeht. Übersetzer wie Huber hat es jederzeit gegeben.
Nur hatte er das Glück, gerade damals nach Paris verschlagen zu werden,
1) Huber war sehr lauer Katholik. Sein Sohn erhielt kaum Religionsunter-
richt. Cfr. L. F. Hubers sämtliche Werke, Bd. I, p. 26.
2) Cfr. H. Hettner, Gesch. der franz. Literatur im XVIII. Jabrh. 5. Aufl.
Braunschweig 1894, p. 430.
BonumiMhe Fonehiing«n XXV. 49
770 H. HeisB
als dort das Interesse für deutsche Literatur erwachte« Hatte das OlQck,
.in einen Kreis seltener Männer zu geraten, die ihn ku seinen Arbeiten
anspornten und sie durch ihren Rat förderten. Hatte das Glück, gemein-
sam mit l^urgot Oessner zu entdecken und zu offenbaren, den einzigen
deutschen Dichter, der sich in Frankreich dauernd einbürgern Hess. Und
hatte endlich das Glück, selbst durch seine Irrtümer dem Geschmack des
französischen Publikums zu schmeicheln und so aus einer jäh aufgetauchten
Mode alles zu ziehen, was für Deutschland zu gewinnen war. Huber hat
manches missverstauden, aber seine Missverständnisse sind es nicht zum ge-
ringsten Teil, die der deutschen Literatur in Frankreich zu ihrem Ein-
tagserfolg verhalfen.
Huber ist, wie Winckelmann grimmig gesagt hätte, ein verwelschter
Deutscher, der das Deutsche durch französische Brillen sieht, aber doch
deutsch genug, dass er alles daran setzt, Zeit, Energie, Witz und Vermögen,
um seinen Landsleuten die Achtung und Bewunderung zu verschaffen, die
ihnen seinem Urteil nach auch ausserhalb ihrer Heimat gebührt. Das ist
sein Ruhm. Das verleiht ihm seine besondere, persönliche Note Grimm
und Meister gegenüber und gibt ihm das Anrecht auf einen selbständigen
Platz neben ihnen, über den kleineren Vermittlern, den Junker, Wächtler,
Boullenger u. a., von denen keiner an den Umfang und Einfiuss seines
Werkes heranreicht.
m.
Die deutsche Mode in Frankreieh (ca. 1760 — ca. 1778).
I.
^AUemand, Ce mot est injurieux tant & celui contre qui on le dit
que coiitro la brave nation allemande qui depuis quelques aun^es a assez
fait connaitre le contraire de la siguification de ce mot. Je prie aussi
cenx qui lirout ceci de ue s'en point choquer puisqae je n'ai en vue quo
de mettre au jour le ridicule des fran^ais qui m^rit^raient mieux qu'aucane
nation du monde qu'on leur f!t connaitre leur manque de jugement
de taxer ainsi mal ä propos une nation chez laquelle ils devraient venir
k r^cole. Cemot donc signifiegrossier, brutal, farouche et quelquefois ivrogne."
Diese ehrlich entrüstete Tirade findet sich in Leroux' Dictionnaire comiqne,
satirique, critique, burlesque etc.^). Süpfle druckt andere interessante Beispiele
ab für die Verachtung, mit der Frankreich vor 1750 deutschen Geist igno-
rierte. In den Urteilen des P. Bouhours, des Abb6 Dubos, in MauvilloDS
1) Nouv. edition. Lyon 1735.
Michael Ruber (1727-1804) 771
Lettres fran^aises et germaniquefl kommt sie am schärfsten zum Ausdruck^)
und 1762 erinnert sich Grimm der vergangenen Zeit und sagt, wer vor
12 Jahren in Paris von einem deutschen Dichter gesprochen hätte, wäre
ausgelacht worden').
Bald nach 1750 voUsieht sich scheinbar unvermittelt ein Umschwung
in der 5£fentlichen Meinung. Haller und Geliert werden bekannt, erregen
Sympathie, da und dort sogar Enthusiasmus, vor allem aber Neugierde: man
möchte auch ihre Landsleute kennen lernen. 1750 veröffentlicht Herr von
Tscbarner in Göttingen die Po^sies de Mr. de Haller, die im selben Jahr
in Zürich eine zweite, in den folgenden Jahren weitere Neuauflagen erleben.
Die Aufnahme ist anfangs geteilt. Gegen das überschwengliche Lob Fr^rons^)
stebt das skeptische Urteil Raynals: „Les po^sies de M. de Haller n'ont
pas ^t6 trop bien accueillies; on a trouv^ ce po^te sec et obscur*)."
Immerhin war der erste Schritt getan. 1750 und 1751 erscheinen die
beiden Briefe Grimms im Mercure de France, 1752 Bielfelds Progrte
des Allemands, 1752/53 ebenfalls im Mercure die sieben von Beau-
sobre verfassten Lettres d'un Prussien k M. 1' abb6 Rajnal sur la
litt^rature allemande. 1754 wird das Journal ^tranger gegründet, nach-
dem vorher schon das Journal des savants und der Mercure ihre Spalten den
Deutschen weit geöffnet. In dem nämlichen Jahr erscheinen auch Bois-
pr^ux' Rabener-Übersetzung und BouUenger de Riv^rys Gellert-Dbersetzung,
die wieder ein Versuch Über die Geschichte der deutschen Dichtkunst, nun
schon der vierte oder, wenn man Grimms Notizen über das deutsche Theater')
mitrechnet, der fünfte einleitet. Winckelmann wird durch kleine Aufsätze
bekannt. Gottscheds Name und der der Gottschedin werden wiederholt ge-
nannt, beide gewürdigt und übersetzt, sie als Dramatikerin, er als Gramma-
tiker, Dichter und Philosoph^. Im Dezember 1755 schreibt der Graf
Brühl aus Paris an Geliert: „Sie sind hier so sehr bekannt und verehrt
als an keinem Orte, wo man deutsch redet."'') Im Januar 1756 schreibt
Rabener offenbar unter dem Eindruck von günstigen Pariser Nachrichten,
aber auch mit leisem Misstrauen an Geliert: „Haben Sie Briefe von Herrn
Fr^on? Auch von Herrn Wächtlern nicht? Auf den Beifall der Franzosen
1) Sttpfle 1. c. Bd. I p. 120 ff.
2) Corresp. litt. öd. Tourneax Bd. V p. 11.
3) In den Lettres sur quelques Berits de ce temps. Cfr. SUpf le I p. 147.
4) Corresp. litt. öd. Tourneux Bd. II p. 126.
5) 1752 im Almanach bistorique et chronolique de tons les spectacles. Cfr.
Sflpf le 1. e. I. p. 128.
6) Cfr. Sttpfle 1. c. I p. 128 ff.
7) Citiert von J. Minor, Briefe aus Weisses Nachlass. In Scbnorrs Archiv
Ar Lit. Gesch. Bd. IX p. 466 Anm.
49*
772 H. Heiss
wollen wir ja nicht stolz werden, mein lieber Geliert; vielleicht hat er das
Schicksal ihrer Moden und wer weiss, wie altvaterisch wir ihnen binnen
wenigen Monaten sind.^^) Und 1760 und 61 kann Hall ers Bohu an seinen
Vater berichten, dass er in Paris überall, bei Männern wie Baffon, Cayhu,
D'Alembert u. a. Worte der höchsten Bewunderung für ihn höre^j.
Aber noch fehlt der letzte kräftige Impuls, der das Interesse an deutscher
Literatur belebt und befestigt, der den deutschen Einfluss zum Umfang und
zur Bedeutung einer wirklichen Mode steigert. Gessner wird diesen Impuls
geben. Noch 1759 hat Huber trotz der Empfehlungen von Turgot und
Toussaint alle Schwierigkeiten, einen Verleger für die Übertragung von
dem Tod Abels zu gewinnen. Endlich übernimmtHardy den Druck, sehr wider-
willig, denn — „il ne so promettait rien de bon d'un po&me venu de la
Suisse.^ Da der Band von Druckfehlem wimmelt, will Huber ein Errataver-
zeichnis beifügen. Aber nicht einmal dazu versteht sich Hardj, die ge-
ringsten Mehrkosten scheinen ihm weggeworfen. 14 Tage nach der Ver-
öffentlichung ist eine zweite Auflage notwendig und nun folgen Auflage um
Auflage lange Jahre hindurch. „Mon 4diteur est ä präsent rempli de
respect pour moi" kann Huber am 5. Juli 1760 Gessnem melden „il t
gagn6 quelques centaines de louis a la Mort d'Abel.^')
Man kennt den beispiellosen Beifall, der Gessner in Frankreich empfängt.
Süpfle^ Rössel und zuletzt Baldensperger haben die Phasen der Gessnero-
manie, wenn ich es so nennen darf, geschildert. ^) Der Schäferdichter feiert
noch grössere Triumphe als der Epiker. Mit den Idyllen, die 1762 er-
scheinen, ist sein Sieg und damit vorläufig der Sieg Deutschlands entschieden.
Wir haben heute einige Mühe, den zeitgenössischen Zeugnissen zu glauben
und uns den schwärmerischen Kultus vorzustellen, den man mit Gessner's
Werken und seiner Person trieb. Jedermann liest ihn, jedermann ist von
ihm entzückt. Er ist überall, im Salon, im Kaffeehaus, in der Unterhal-
tung der Damen, der Stutzer und der Philosophen. Man möchte ihn an
Paris fesseln, lädt ihn ein, selbst aus Zürich zu kommen. Daphnie, der
erste Schiffer, die poetischen Erzählungen, die Schäferspiele werden über-
tragen. Man bedauert nur, dass Gessner nicht mehr geschrieben hat, man
möchte am liebsten jeden Tag von ihm hören und entschädigt sieb, indem
man die alten Übersetzungen neu auflegt, neue anfertigt, indem man ihn in
Verse und Reime bringt, dramatisiert, plündert, nachahmt. Rousseau schreibt
1) Ebenda p. 466.
2) Sttpfle Bd. I p. 150 f.
3) Hottioger 1. c. p. 159 f.
4) Gessner en France. In Revue d'hist. litt, de la France Bd X 1903
p. 437 ff.
Michael Huber (1727-1804) 773
aus seiner Einsiedelei in Montmorency den bertthinten Brief an Huber:
„Je sens que votre ami Gessner est un homme selon mon coeur^.^) Qrimm
widmet in der Correspondence den Idyllen enthusiastisches Lob: „Ces idylles
sont autant de chef-d'cBuvres . . • H n'y en a aucune qni ne seit fiiite pour
tourner la t6te ä nn homme de goüt ... Je ne connais, en gin^al, rien
de si parfait dans son genre que ces idylles.^') Diderot bemüht sich
selbst, die Übertragungen zu verbessern und erbittet sich von Gessner wie
eine Gunst die Erlaubnis, zu den neuen Idyllen zwei moralische Erzfthlungen
beisteuern zu dürfen'). Gessner ist der gekrönte Dichter Europas und nicht
blos der Dichter seiner Zeit. Mit Homer und Theokrit, mit Yirgil und
Milton und Thomson wird er verglichen und nie zu leicht befunden. Alle
Zangen künden seinen Ruhm. Kaum dass hie und da ein Widerspruch
laut wird, wie die verhüllte Kritik Fr^rons, auf die niemand achtet^)
Und in Gessners Gefolge erobern nun die Deutschen Paris und Frank-
reich, wohin sie sich vor 1760 nur schüchtern, ohne rechtes Vertrauen auf
ihr Glück gewagt hatten. Gessners Glanz schadet ihnen nicht, er strahlt
im Gegenteil auf sie zurück und macht sie in den Augen der Franzosen
blendender, als sie sind. Die Zahl der Übersetzungen schwillt an« Erst
jetzt, unter der Protektion Amauds und Buards erhält die deutsche Literatur
einen grösseren Baum im Journal 6tranger, als ihr bisher gegönnt war.
Und Suard durfte sich rühmen: ^J'ose dire que nous parvtnmes ä attirer
une grande attention sur la litt^ature allemande. Nous ftmes entendre
pour la premiire fois au public fran^is les noms de plusieurs des 6crivains
les plus distingu6s de TAllemagne.^ ') 1762 geht das Journal 6tranger zwar
schon ein, aber 1764 tritt die Gazette litt^raire deTEurope seine Erbschaft an
(bis 1765). Klopstock u. Licbtwer, Lessing undZachariae halten ihren Einzug.
Buchausgabe um Buchausgabe erscheint, ganz zu schweigen von den Beiträgen in
Zeitschriften, von den vielen Übersetzungen, die ausserhalb der Grenzen
Frankreichs, in Holland, im Haag und in Amsterdam, in der Schweiz, in
Deutschland, in Berlin, Frankfurt, Breslau, Leipzig etc. gedruckt werden.
1763 oder 64 wird auf dem Privattheater des Herzogs von Ayeu Lessings
Miss Sara Sampson in der Bearbeitung des Finanzintendanten Trudaine de
Montigny gespielt.®) Der Buchhändler Humblot, der Verleger des Choix
hat deutsche Werke, die Schriften Wielands, Hallers, Hagedorns, Gellerts,
Cronegks, Weissens, Kleistens, Gleims, Rabeners, der Karschin u. e. w.
1) J. J. Rousseau. (Euvres compl6tes. Paris, Furne 1862. Bd. IV p. 355 f.
2) Ausgabe von Tourneux Bd. V p. 11.
3) Sflpf le Bd. I p. 194.
4) Ebenda p. 191.
ö) Citiert bei Gärtner 1. c. p. 24.
6) Corr. litt. 6d. Tourneux Bd. VI p. 140 f.
774 H. Heira
für Kauflustige auf seinem Lagen ^) Die Pariser Oameu lernen mühsam
die barbarischen Namen Rost, Schlegel, Karsch, Cronegk^ Klopstock bnch-
stabieren.^) „La po6sie et la litt^rature allemande vout devenir k la roode
de Paris comme T^tait la litt6ratare anglaise depuis quelques annies*^
konstatiert Orimm im Januar 1762 in dem schon citierten Bericht „06)4
on Studie la langue allemande comme une langue savaute et plusienrs amatenrs
de la littirature 7 ont fait beaucoup de progr^s. Oomme on se livre a
Paris avec une chaleur extreme a ses goüts, je pr^vois que dans 3 oa 4
ans d'ici personne ne pourra se montrer en bonne compagnie sans savoir
l'allemand et sans avoir lu les po^tes de cette langue. Je me bäte donc
par int^^t ponr ma r^putation de rapprondre ce que j'en pourrais avoir
oubli6 afin de ne point paraitre barbare en ignorant la langue ä la mode.^
Und zwei Jahre danach, im Februar 1764, drückt er sich noch bestimmter
aus: „C'est aujourd'hui la mode i Paris d' Studier cette langue et cette
litt^rature."«)
Jetzt ist der Boden für die Übersetzer günstig. Wer ein wenig deutseh
kann, sucht Vorteil daraus za schlagen. Neben die älteren, Sellius, der
nachher Winckelmann verhunzt, den Herr von Tscharner^), den Herrn von Bois-
pr^ux, den Advokaten Boullenger de Riv^ry, der noch vor 1760 stirbt^
neben Toussaint und den Abb6 Arnaud, treten Dilettanten wieMarmontel,Turgot,
Watelet, der Gesandschaftsekretär am Dresdner HofBivi^re, der am Journal
6tranger mitarbeitet oder der Abb6 Roman, der 1762 den Tod Adams von
Klopstock übersetzt oder M. de Senoliires, ein junger 0£Fizier, der sich
1764 an Oessners ersten Schiffer wagt. Ende der 50er Jahre begegnet
uns im Journal 6tranger Wächtler, ein Leipziger, der Mitglied der kaiser-
lichen Akademie in Augsburg wurde und später in den Dienst des Fürsten
Kaunitz trat.') Ihm folgt Huber, dem Oessners Erfolg sogleich zu einer
gewissen Berühmtheit verhilft. Nach 1760 kommt Georg Adam Junker ans
Hanau*) nach Paris, wo er wie sein Freund d'Anthelmj, auch ein Über-
1) Die Gazette litt macht 1765 darauf aufmerksam. Cfr. Süpfle
Bd. II, I p. 86.
S) Dorat, idöe de la poösie allemande. In Recueil de contes et de podmes
par M.DXX- La Baye. 1770 p. 119.
8) Corresp. litt. Bd.V p. 454.
4) Über Berm von Tscbarner cfr. G. Tobler, Nenjahrsblatt der Lit. Gesell-
schaft SU Bern auf das Jahr 1896.
5) 0fr. Huber, Vie de Winckelmann in der Bistoire de l'art. Bd. I p.LIV.
6) Über Junker (1716—1805), der neben Huber und Meister der rührigste
und erfolgreichste Vermittler ist, fehlen nähere Nachrichten. DieAllg. deutsche
Biographie schweigt über ihn, ebenso Jördens. Cfr. aber Quörard, la Fraoee
littdraire et Michauds Biographie etc
Michael Haber (1727—1804) 775
setaer, Professor an der £cole royale xnilitaire wird. Ausser ihnen kann
man noch nennen den Abb^ Brat6 de Loirelle, der auch aus dem englischen
Übertrag and als typisches Beispiel für die fieberhafte and oft gedanken-
lose Übersetzertätigkeit jener Zeit^ Eidons; den ^tradacteor k la toise^
wie ihn Orimm nennt, „le plus maovais de tous les mauvais traductears^,
einen Marseiller^ dem die südliche Zongenfertigkeit in die Feder gefahren
ist and der unermüdlich übersetzt, deutsche und englische, medicinische,
jnristische, philosophische, belletristische Werke, was ihm gerade unter die
Hand föllt und was der Buchhändler bezahlen will.^)
Ihren Höhepunkt erreicht diese Übersetzertätigkeit in Hnbers Choiz
de poesies allemaudes, der zugleich den Höhepunkt der deutschen Mode
überhaupt bezeichnet. Die Arbeit von mehr als 10 Jahren ist hier resü-
miert. Mit wenigen nnbedeutenden Ausnahmen kommen alle Dichter zum
Wort, die Deutschland damals^ d. h. vor dem jungen Goethe und der
Sturm- und Drangperiode aufzuweisen hat. Nene Namen können nach dem
Choix vorläufig nicht mehr importiert werden. Die nächsten Jahre bringen
denn auch wieder Übersetzungen von Zachariae (1769 n. 1771), von Wie-
land und Klopstock, den Messias (1769), die Hermannschlacht (1773), eine
Nachbildung von dem Tod Adams (1770) von Selim und Selima, die Sympathien,
den Agathen (1768), die Grazien (1771 zweimal übersetzt) und die komi-
schen Erzählungen (1772), dazu 1769 Schönaichs Epos Hermann. Auch
dem Theater, das Huber ganz vernachlässigt hat, wird besondere Aufmerk-
samkeit geschenkt. Gleich das Jahr 1769 bringt Schlegels Tragödie Her-
mann, die 1773 sogar über die Bretter geht und eine anonyme dramatische
Anthologie, die mit Stücken von Geliert auch Gottscheds Sterbenden Gate
enthält. Wichtiger ist die von Junker und Liebault 1772 in 4 Bänden
herausgegebene Sammlung, in der neben Geliert hauptsächlich Lessing sehr
gut vertreten ist.^) 1772 — das ist das Jahr, in dem Gessner seine
letzten Idyllen veröfientlicht. 1773 erscheinen sie auf Subskription in einem
prächtigen Band, mit seinen eigenen Kupfern geschmückt und um die zwei
Erzählungen Diderots bereichert in Meisters Übertragung. Gessners Ein-
flnss ist noch im Wachsen, aber seine Landsleute, die vor und mit ihm
eingewandert sind, sind schon auf dem besten Weg, vergessen zu werden.
1) Cfr. Corresp. litt Bd. VI p. 285 u. VIII p. 313 f. etc.
2) Thöätre allemand on recueil des meilleures piöces dramatiques tant
anciennes que modernes qni ont paru en langue allemande etc. 1785 erschien
eine zweite Auf läge. Cfr. über die angeführten Übersetzungen Süpfle Bd. In. II,
1. Abt Die in Deutschland erschienenen habe ich gar nicht genannt, da sie
nur in den seltensten Fällen über die französische Grenze gedrangen sind. Wenn
man sie mitrechnet, kann man die Zahl der Übersetzungen verdoppeln.
776 H. HeisB
Es ist eiu merkwürdiges ZusammentrefifeD : Oessner hört zu produzieren
auf und um dieselbe Zeit wird die deutsche Mode in Paris schwächer und
schwächer. Kein Deutscher ausser ihm hat in Frankreich festen Fnss fusen
können, auch die Grösseren nicht, weder Klopstock noch Lessing noch
Wielaud. Dass es Klopstock nicht gelang, ist ja kaum verwunderlich:
eine Vermittlung von Klopstocks tiefstem Gehalt und Beiz war durch die
Schwierigkeit, fast möchte man sagen, Unmöglichkeit einer adäquaten
Übertragung von vorneherein aasgeschlossen. Lessing wird zwar im allge-
meinen wohlwollend aufgenommen, der Laokoon 1766 warm vom Joarnal
eucyclop6dique empfohlen, seine Minna von Bamhelm in einer allerdings
sehr freien Nachbildung sogar gespielt. Doch hat das Interesse, das er
erregt, nichts ungewöhnliches, jedenfalls nichts von Enthusiasmus. Auch
Wieland gegenüber bleibt man kühl, obwohl er eigentlich, von einem
versgewandten Übersetzer bearbeitet, im Land der Traditionen Voisenons
und des jüngeren Cr^billon hätte gefallen müssen. Noch immer wird
fleissig übertragen, Moses Mendelsohn, Winkelmann, Gellerts schwedische
Gräfin verdolmetscht; von 1782 — 1785 zieht sich die Herausgabe des von
Friede! und Bonneville zusammengestellten zwölfbändigen Nouveau th^atre
allemand hin^). Noch immer beschäftigt sich die Kritik, ablehnend oder
lobend mit deutscher Literatur. Aber was nützen Übersetzungen, wenn sie
kein grosses lesehungriges Publikum mehr finden? Die Begeisterung der
60 er Jahre, wo mau alles, was von jenseits des Rheines kam, wie eine
Ofienbarung begrüsste, Mittelmässigkeiten wie Schmidt oder Schlegel in deu
Himmel hob, wo jeder Deutsche willkommen war^ schon deshalb, weil er
Deutscher war — die Modebegeisterung hat sich rasch wieder verflüchtigt
Im Februar 1777 konstatiert Meister vom literarischen Geschmack der
Pariser: „Celui qu'on avait il 7 a quelques ann6es pour la po^sie allemaode,
parait bien oubli6. H n'y a gu^re que les ouvrages de Gessner qui aient
conserv^ leur r^putation. Klopstock, le sublime Klopstock, est ä peine
connu de nom et M. Turgot est peut-^tre le seul homme en France qui le
lise encore". Und neun Jahre später, 1786 urteilt er noch schärfer: „La senle
laugue ^trangere qu'on cultive avec quelqne applicatiou, la seule qui entre
essen tiellement dans le plan des ^ducations a la modo est la langue anglaise"').
Die deutsche Mode ist vorübergegangen, ohne tiefere Spuren zu hinter-
lassen. Aber die literarischen Beziehungen zwischen Deutschland und
Frankreich sind durch sie angeknüpft worden und das ist ihre wertvollste
Ausbeute. Sie werden nie mehr abgebrochen, Deutschland wird nie mehr
wie vor 1750 das unentdeckte, sagenhaft barbarische und lächerliche Land
1) Gfr. Sttpf le Bd. II, 1 p. 11.
2) Corresp. litt. Bd. XI p. 424f. u. Süpfle Bd. I p. 272 Anm. 265.
Michael Huber (1727—1804) 777
der Boulioors uad Mauvillon, aus dem niemand literarische SchStze zu
holen denkt. Man bleibt in Paris über unsere Dichtung unterrichtet.
Goethe und Schiller werden empfangen. Einmal, gerade gegen 1780, als
Meister seine pessimistiche Beobachtung notiert^ steigert sich dies Interesse sogar
wieder bis zu einem wahren Modetaumel, nur diesmal in einer sehr bestimmt
nuancierten Form. Der wachsenden Sentimentalität, die von Rousseau aus
der Romantik zu treibt, leiht der Jugendroman Goethes seinen Namen,
seine Kämpfe, seine melancholischen Träumereien, seine Verzweiflung bis
herab zu den geringsten Details seiner Masken und seiner Dekoration, bis
zum Hut Charlottens und zu Werthors blauem Frack ^). Der Erfolg des
Wertherismus in Frankreich hängt natürlich mit der deutschen Mode der
60er Jahre zusammen. Sie hat geholfen, ihn vorzubereiten. Aber er
unterscheidet sich zugleich auch deutlich von ibr: Der Roman wird ver-
schlungen, verdolmetscht, nachgeahmt, ins Leben übersetzt, nicht weil er
ein deutsches Buch ist, sondern weil er den internationalen Seeleuzustaud
seiner Zeit spiegelt. Nicht mehr die deutsche Literatur kommt in die Mode,
sondern die Geftihlsschwärmerei des Jahrhundei*t8, die zufallig in einem
deutschen Buch ihren vollendetsten Ausdruck erhalten. —
11.
Zwölf Jahre ungefähr dauert die deutsche Mode und vou den vielen
Schriftstellern, die vermittelt werden, überlebt sie ein einziger: Salomon
Gessner, dem Turgots Zeitgenossen Beifall klatschen und an dem sich nach
einem halben Jahrhundert noch ihre Urenkel ergötzen. Die Gründe, warum
gerade er den Franzosen gefallen musste, sind schon oft erörtet worden.
Sie liegen tiefer als in einer blossen unbegreiflichen Modelaune, die nie
dem Geschmackswandel von einer Generation zur andern widerstehen
könnte. Gessner ist kein Deutscher, kein Dichter mit ausgeprägten
nationalen, kaum mit ausgeprägten individuellen Merkmalen. Er ist zeitlos
und rasselos und der Hintergrund, vor dem er seine weichen, süsslichen
Pastoralszenen aufbaut, ist ein allgemein menschlicher im weitesten und
verschwommensten Verstände des Wortes. Allgemein menschlich in diesem
Sinn sind auch die Hirten und Hirtinnen, die in Frankreich durch den
theokritischen Zug grösserer Einfachheit wirkten. Eine neue Konvention,
die, weil sie neu ist, auch lebenswahrer scheint, verdrängt hier die alte der
Fontenelle und La Motte: das Schäfervolk ist nicht mehr galant und
geistreich, sondern tugendhaft und empfindsam, ohne deshalb an Elegants zu
verlieren. Es sind Idealge stalten, die in einem Arkadien leben und mit
einander an Edelmut wetteifern. Nichts ist gefälliger (für eine Zeit, die
1) Baldensperger, Goethe en France 1904 p. 15 ff.
778 H. HeisB
nach Sittenreiubeit dürstot und iu der ethischen Predigt die höchste Aufgabe
der Poesie sieht) als diese so wenig bäuerischen Bauern, die fern von der
Verderbnis der Städte ihre Tage in Unschuld und Nichtstun verbringen,
diese Nachbarn, die ft\r die Genesung eines kranken Nachbarn dem Pan
Ziegen opfern, diese Knaben, die ermattete Wanderer heimlich mit Früchten
und Milch laben und dann an der Brust des Grossvaters, von ihrer eigenen
Güte gerührt, weinen, diese Söhne, die beim Anblick ihres schlummernden
Vaters in Tränen zerschmelzen, diese Greise, die auf dem Grab ihrer Gattin
voll heiligen Entzückens in eine Cjpresse verwandelt werden oder diese
keuschen Liebenden, die Dämon und Philis und Daphnis und Chloe, die
von zwei Tauben das Schnäbeln lernen und am rotbeglänzten Abend im
stillen Weidengebüsch zur Flöte von der Süssigkeit ihrer Zuneigung singen.
All ihr Fühlen und Beden und Handeln ist in die zarteste Empfindsamkeit
getaucht. Empfindsam ist auch die Landschaft geschaut und gemalt, mag
es Winter oder Sommer sein, tauender Morgen oder Sonnenuntergang,
Mondschein nacht oder der Regenbogenhimmel nach einem Gewitter. Diese
weltfremde Tugendhaftigkeit und Empfindsamkeit haben Gessners Glück in
Frankreich gemacht, mehr noch als seine Kunst die Natur zu betrachten
und zu schildern. Nach Tugendhaftigkeit und Empfindsamkeit sucht mau
und findet sie auch in den Werken der anderen deutschen Schrift-
steller. Sie scheinen den Franzosen alle mehr oder weniger Schüler oder
doch Geistesverwandte des Zürichers. Sein Name deckt sie und verhilft ihnen
zu ihrer Beliebtheit. Der Weg von Deutschland nach Paris führt über die
Schweiz.
Aber Gessners Erfolg, so sehr er auch die Stimmung beeinflusste,
genügt allein nicht, um den Erfolg der Deutschen zu erklären. Andere,
mannigfaltige, sehr verzweigte Gründe spielen da mit, denen man auf beiden
Seiten des Rheins iu der Literatur, im intellektuellen und sogar im po-
litischen und religiösen Leben der zwei Nationen nachspüren kann.
In den Nouvelles litt^raires vom 6. August 1754 liest man: „La
po^sie ... est bien pres de sa chute chez nous; on ne lit presque plm
de vers qu'en province et il fandrait un talent bien sup^rieur ä un homme
pour se faire aujourd*hui uue r^putation par ce seul m^rite. Mais si le
goüt des ouvrages purement agr^ables s'est ralenti, il est remplac6 par nne
formentation de l'esprit philosophique qui r^pand aujourd'hui sa lumi^e
partout.^ ^) Besser, als es hier in den knappen Zeilen Raynals geschieht,
kann die Entwicklaug der Literatur im XVIII. Jahrhundert kaum gezeichnet
werden. 1764 wurde Herr von Chabanon von der Acad^mie des inscriptions
et des belles-lettres flu* eine Vcrsepistel: Sur le sort de la po^sie en
1) Corresp. litt. 6d. Tourneux Bd. II p. 170.
Michael Huber (1727-1804) 779
ce si^lo philoBupIie preisgekrönt. Grimm kritisiert das Gedicht und ver*
wirft seiuen Grundgedanken, der das Verkümmern der Poesie aus dem
Erstarken der Philosophie herleiten will. Weil man den mittelmässigen
Dichtern keine Aufmerksamkeit schenkt, meint er, schreien sie, die Poesie
überhaupt werde missachtet. Nicht an Interesse ft\r die Poesie fehle es,
sondern an dichterischen Persönlichkeiten, die dieses Interesse nähren könnten ^).
Ob man die Frage nun in dem Sinn Grimms oder in dem Chabanons ent-
scheidet, gleichviel, woran die Schuld liegt — jedenfalls war die französ-
ische Literatur seit der Plejade nie mehr so arm an dichterischen Quali-
täten wie zur Zeit der deutschen Mode.
Die grossen Namen von damals sind Montesqnieu, Buffon, Voltaire,
Diderot, Rousseau, Denker und Moralisten, denen die Kunst manchmal
eine Erholung, immer ein Werkzeug oder eine Waffe war, um ihre Ideen
zu propagieren oder zu verteidigen. Die grossen Werke von damals sind
L'esprit des lois, der Essai sur les moeurs, die Uistoire naturelle, die Nou-
vello H^loYse, £mile und vor allem die Encyclop^ie selbst, die die Auf-
klärungsarbeit organisiert, sammelt und krönt. 1751 erscheint ihr erster
Band, 1752 wird sie unterdrückt, erscheint trotzdem, stillschweigend geduldet,
bis zum VII. Band bis 1757, 1759 wird ihr das Privil^ge entzogen,
D'Alembert und Rousseau lassen Diderot im Stich, der unbeirrt von allen
Schwierigkeiten und Einschüchterungen 1764 den letzten Band beendet^).
Die Kämpfe für und wider die „Philosophie", die lange vor der Ency-
klop^ie begonnen haben, werden schärfer und schärfer: Rivalitäten im
eigenen Lager, Skandale wie der von Holvetius' De l'esprit verursachte. Kämpfe
gegen die Anti-Encyklopädisteu am Hof, in der Kirche und im Parlament,
gegen Laien, Jansenisten und Jesuiten. Es regnet Pamphlete hüben und
drüben, eines gröber und giftiger als das andere. In den Salons, auf der
Kanzel, auf der Bühne, in Gazetten und Fingschriften wird die grosse
Entscheidungsschlacht zwischen der alten und einer neuen Zeit geschlagen.
Hier gilt es die jungen Ideale von Fortschritt, Denkfreiheit und bürger-
licher Freiheit, eine neue Wissenschaft und eine neue Moral zu verfechten,
dort ddm Ansturm auf Religion, Theokratie und Monarchie zu wehren.
Diese Kämpfe erfüllen die Geister, verzehren die Kräfte, für die schöne
Literatur bleibt nicht viel Raum und nicht viel Zeit. Inter arma silent
Mnsae.
Je intensiver sich die philosophische Bewegung entwickelt, desto un-
fruchtbarer wird die Dichtung. Epos, Roman, Lyrik, Theater, überall bei
1) Corresp. litt. Bd. VI p. 73 f.
2) Cfr. besonders L. Dncros, Les encyclopödistes. Paris, Champion 1900.
p. 47 ff. u. Kap. IV la bataille autoiir de TEncyclopödie p. 209 ff.
78U H. HeisB
reicher Prodaktion dieselbe Dürre. Die klassische Tradition des XVII. Jahr-
hunderts ist verloren gegangen. Andere BedtirfiiiRse verlangen nach Be-
friedigung. Eine seelische Unruhe ist erwacht; die Herzen fühlen zärtlicher
und sehnen sich nach nie gekosteten Emotionen, wollen aufgeregt, erschüttert,
in Wollust gewiegt werden. Die Literatur spiegelt diese wachsende Sentimen-
talität, die selbst in den blutigen Schrecken der Revolution ihre süssen
Tränen vergiesst. Man träumt Utopien von iiuschuldigem Glück. Ein
paradiesisches Zeitalter wird bald anbrechen, rein von Verderbnis und Leiden.
Der Mensch ist von Natur gut. Er braucht nur belehrt zu werden. Das
Beispiel der Tugend, Rühruug und Predigt wird ihn bessern und veredelu.
Und dies Beispiel und diese Predigt zu geben ist die Aufgabe der Dich-
tung. Sie soll praktisch auf das Leben wirken, aospornen, begeistern, auf-
klären, die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung mitteilen, das Licht
der Philosophie verbreiten, mitkämpfen und mitarbeiten an dem grossen
Werk der Erneuerung. Die didaktische Tendenz erstickt die Kunst, sie
ist bloss mehr die demütige ancilla philosophiae.
Im Boman ein paar vereinzelte grosse Taten, Lesages Oil Blas^ die
Manou Lescaut des Abb^ Pr^vost, später Rousseau^ ein hinreisseuder lyrischer
Redner, aber ganz mit erzieherischen Absichten erfüllt. Daneben der
satirisch-philosophische Roman, wie Candide oder Jacques le Fataliste,
sehr witzig, sehr literarisch in der Form, aber Programmschrift oder
Pamphlet. Will man vom Epos oder der Tragödie sprechen, muss man die
Henriade, Brutus, Mahomet oder TOrphelin de la Chine aufzählen. Die
Komödie gleitet von Marivaux über die Zwittergattung der com6die larrooyaute
in das moraltriefende, rührselige Drama Diderots. Und die Poesie bleibt
von Anfang des Jahrhimderts bis auf Ch^nier herauf die po^ie sans po^ie^).
Was sich Lyrik ueunt, ist blutarme Rhethorik, Stilübung. Stil Übungen
sind die pindarischen Oden, die Deklamationen gegen die Kirche und
pfäffische Unduldsamkeit, die historischen, politischen, philosophischen oder
ethischen Dissertationen, Iraktate über die Malerei, den Ackerbau, über
Physik und Naturwissenschaften, die man Poesie schimpft, weil sie zuflillig
in gereimte Zeilen von bestimmter Silbenzahl abgeteilt sind. Männer wie
La Motte, Montesquieu und BiifFon verachten die Verse und sie haben nicht
einmal Unrecht. Denn die sie nicht verachten, lieben sie so sehr, dass
sie sie überall und zu allem verwenden. Erdbeben und der Lauf der
Gestirne, l'allaitement maternel, Wohltaten und Nachteile der Impfung,
Seidenwürmerzucht und Sklavenhandel — das sind einige aus der grossen
1) Cfr. Lansou, bist, de la litt, fran^aise: La po^sie sans poesic p. 633 ff.
und besonders L. ßertrand, la fin du classicisme et le retour k TaDtique ete.
Parise These 1897 p. 165 ff.
Micliael Huber (1727—1804) 781
Auswahl ähnlicher anmutiger Themen, die dichterisch besungen werden.
Die deskriptive Poesie der Saint-Lambert, Roucher und des Abb6 Delille,
der sie ins Kaiserreich hinttberrettet; katalogisiert mit pedantischem Fleiss,
aber nie ohne Rührung die Schönheiten der Natur, die Besonderheiten der
12 Monate, der 4 Jahreszeiten, mengt dazwischen geschichtliche, geographische,
ethnographische Erinnerungen, Lesefrüchte aus den verschiedensten Gebieten,
und umrahmt solche Gedichte, damit sie ja ein Kompendium alles wissens-
werten seien, mit einem sehr gelehrten Kommentar, der ungefähr einen
kleinen Auszug aus der gesamten Encyclop^ie bedeutet. Die Sprache ist,
dem Inhalt angemessen, abgeschliffen und wasserklar, ohne Glanz und
Farbe, abstrakt, rationalistisch, wie die Sprache eines mathematischen Lehr-
buchs so korrekt und prosaisch, sie vermeidet das anschauliche Wort, zieht
ihm die Umschreibung, die Periphrase vor und glaubt sich poetisch, weil
sie sich mit dem längst konventionell gewordenen Bilderapparat einer ab-
genützten Rhetorik schmückt. Es fehlen starke künstlerische Tempera-
mente, die einseitige Auffassung von der erzieherischen Mission der Literatur
untersagt jeden kühnen Flug und lässt sie in der Nüchternheit des plattesten
Utilitarismus versanden.
Diese Erschöpfung der nationalen Literatur ist eine der Ursachen, die
das Eindringen und die rasche Verbreitung der fremden Literaturen in
Frankreich erklären. Eine andere ist das allmähliche Schwinden des
Nationalgeftthls^). Nationalgefühl, Patriotismus gehören zu den törichten
Vorurteilen, die die Philosophen wegfegen wollen. Das XVII. Jahrhundert,
das unter Ludwig XIV. im inneren die ZentralisieruDg und Kräftigung
der monarchischen Gewalt, im äusseren die glänzenden diplomatischen und
militärischen Erfolge einer rücksichtslosen Politik erlebte^ war exklusiv
und bis zum Dünkel national gewesen, ein wenig von der stolzen Art der
Griechen, die jeden Ausländer als Barbaren bezeichneten. Nur die Alten
und daneben die Italiener und Spanier, also auch Lateiner, Hess man gelten.
Das übrige Europa verschwamm in der Vorstellung eines unwirtlichen,
nebelhaften Nordens. Das XVIII. Jahrhundert steht den Schicksalen des
Vaterlandes kühl und gleichgültig gegenüber. Die unglücklichen Kriege,
die Frankreich führt, interessieren sehr wenig. Während wertvolle Kolonien
verloren gehen, Marine und Heer in Amerika und Ostindien von den Eng-
ländern, in Deutschland von den Preussen geschlagen werden, schwärmt
man in Paris für den siegreichen Feind, bewundert den Helden von Ross-
bach, vergöttert und kopiert bis in die Kleidermoden den Engländer, der
1) Cfr. J.Texte, J.-J. Rousseau et les origines du cosmopolitisme littöraire.
£tnde 8ur les relations de la France et de TAngleterre au XVIII« siöcle. Pariser
These 1895 p. 91ff.
782 H. Hei88
als Ideal meuschlicber Vollkommenheit erscheint. Man ist viel tu ver-
sunken in Träume von einer Verbrüderung der Völker, vom Fortschritt
und der Erlösung der ganzen Menschheit, um militärischen Niederlagen
einer unsympathischen Regierung grosses Gewicht beizulegen.
Das eigene Haus, der Horizont des Vaterlandes ist zu eng geworden
für die Sehnsucht der Zeit. Ein ungeheuerer Wissensdurst, ein Lernfieber
ohne gleichen, wie es sich in der Vielseitigkeit der D'Alembert, Diderot,
Turgot, Voltaire kundgibt, erfüllt sie. Das Ziel der Bildung wird encj-
klopaedisch, alle Wissenschaften werden zugleich und mit demselben Eifer
beschrieben. Übersetzungen aus allen Sprachen bereichern die Kenntnis
von der Entwicklung der Menschheit oder erschliosseu neue Gebiete, die
das XVII. Jahrhundert kaum geahnt hat. Während Philologen und Archae-
ologeu wie der Graf Caylus und Villoison, Übersetzer wie Bitaub^ und
Chabanon die Antike gründlicher, als es bisher geschah, vermitteln, offen-
baren andere die Literatur und Philosophie der Engländer oder gar die
fabelhaften Länder des Orients und Ostasiens. Paris ist damals wirklich
der Mittelpunkt der Welt, in dem die Arbeit aller Zeiten und aller Völker
zusammenströmt und verwertet wird. Niemand fragt nach dem woher. Jeder,
der etwas zu sagen hat, ist willkommen ohne Unterschied der Rasse, jeder
wird gewürdigt und anerkannt.
Die Toleranz, die die Philosophen flir das bürgerliche und religiöse
Leben fordern und predigen (wenn sie sie auch selten üben), bringt die
Toleranz im internationalen geistigen Verkehr. Der Gedanke von der
Überlegenheit der Franzosen wird zwar nicht ganz verdrängt, weicht aber
doch einer unbefangeneren Beurteilung der Nichtfranzosen. „Nous devons
ä tout ce qui est ^tranger la mime justice. II faut nous mettre au point
de vue oü ils sont pour juger de la mani^re dont ils vivent^ schreibt
Arnaud im Journal ^tranger^). Die neuen Vergleichsmöglichkeiten, wie
sie durch die Erforschung fremder Geschichte, fremder Religionen gewonnen
werden, erweitem den Blick. Frankreich beginnt fremdes Wesen erst zu
verstehen und zu dulden, dann aber, in einer leichtbegreiflichen Reaktion,
kritiklos und masslos zu überschätzen. Früher hatte man wohl mitleidig-
spöttisch gelächelt: „Comment peut-ou ^trePersan?^ (J. 6tr. Sept. 1755.) Wis
damals ein Makel war, wird jetzt fast eine Ehre. Die Vorliebe für alles, was
vom Ausland kommt, artet in eine Manie aus. Nach und neben einander
beherrschen die exotische, die englische und die deutsche Mode Paris.
Am deutlichsten wird dieses liberale Alles- verstehen- wollen in der
Aufnahme, die die Vermittlung des Orients in Frankreich erfährt').
1) Januar 1760.
2) Cfr. zu dem folgenden die sehr interessante Pariser These von P. Martine,
Michael Huber (1727—1804) 783
[ein EinflnsB babnt, früher und in mancher Beziehung wirksamer als der
nglische^ den Weg zum literarischen Eosmopolitismus^ von dem dann auch
Deutschland profitiert. Schon das XVII. Jahrhundert hatte Afrika und
Lsien, besonders die Türkei and Persien ein wenig gekannt und auch
iterarisch ausgemünzt. Die Beliebtheit der Morgenländer, die sich bis zur
Devolution hin steigert, datiert aber erst aus den ersten Jahrzehnten des
^VIII. Oallands Mille et une nuits (1704 £f.)^ Petis de la Croix' Mille et
m joors (17 10 ff.) und ähnliche Übersetzungen, intensive diplomatische
Beziehungen, Berichte von Oesandschaften, von BeisendeUi wie sie in der
iwanzigbändigen Histoire g^n6rale des vojages (1746 — 1789) gesammelt
lind, die Berichte der Missionäre, besonders der Jesuiten, die gleichfalls
n einem riesigen Sammelwerk erscheinen (Lettres 6difiantes et curieuses
icrites des missions 4trang^res in 84 Bänden von 1702 — 1776) und schliess-
ich die Erfolge und Misserfolge der französsischen Eolonialpolitik rücken
len Orient näher, auf die Begeisterung ftir Persien und die Türkei folgt
lie Begeisterung für China und etwas später, nach 1760, die für Indien.
Tragödie und Lustspiel, Oper nnd Operette, vor allem aber die Erzählung
md der Koman werden exotisch aufgeschminkt oder in exotische Rahmen
gebracht. Die Satire, der politisch-satirische Schlüsselroman maskiert sich
3xotisch, die erotische Literatur phantasiert über die geheimnisvoll ver-
schleierte Eburemswelt, über Eunuchen, Odalisken, grausame und sehr
verliebte Sultane. Der Orient liefert den Philosophen eine neue gefähr-
liche Waffe in ihrem Kampf: die Schilderung seines blutdürstigen Despo-
tismus, der Verlogenheit seiner falschen Propheten, der Lächerlichkeit seiner
Btbergläubischen Gebräuche geben Anlass zu durchsichtigen Anspielungen
Eiuf französische Verhältnisse, zu versteckten Angriffen anf die katholische
Kirche nnd Monarchie. Oder umgekehrt: der Orient wird kühn ide*
ftlisiert, Herrscher wie Untertanen werden als vorurteilsfreie, tolerante, von
wahrer Tugend und Weisheit beseelte Menschen gepriesen, China z. B.
wird als ein glücklicher Staat von Philosophen verherrlicht, Confucius
gegen Christus, die natürliche Moral seiner Lehre gegen die Mythen der
Offenbarung und die Tyrannei der verhassten „inf&me" ausgespielt. So
entstellt — naiv falsch oder absichtlich geffllscht — auch das Bild war,
das man sich vom Orient entwarf, allein die Tatsache, dass man sich um
ihn kümmerte, ihn begreifen wollte, bedeutete einen Ungeheuern Fortschritt
über die frühere hochmütige Ignorierung alles Nichtfranzösischen hinaus.
rOrient dans la littörature fran^aise an XVlIe et au XYIII« siöcle (1906), die
zwar weder lückenlos, noch einwandfrei ist, aber das Verdienst hat, den ersten
umfassenden und geschickt gruppierten Überblick über ein bisher ganz ver-
oachläfsigtes Problem zu geben.
784 H. HeiBB
Denn hier galt es, sieb eine Kultur zu assimilieren; die mit der Europas
durch nichts als die allgemeinsten menschlichen Voraussetzungen ver-
bunden war.
Beinahe gleichzeitig mit dieser Invasion von Südosten erfolgt die von
Nordwesten^). Auch der englische Ein fluss, der in den ersten Jahrzehnten
nach 1700 einsetzt^ hat wie der orientalische tiefeingewurzelte nationale
Vorurteile zu überwinden. Die Arbeit der Emigran ten, die nach der Auf-
hebung des Ediktes von Nantes von England und Holland aus ihr altes
Vaterland mit ihrem neuen bekannt machen wollen, bleibt wenig beachte'9
Voltaires Lettres philosophiques (1784) wirken schon tiefer und weiter. Bacon
und Newton, Locke, Hume und Shaftesburj werden als Denker und Cresetz-
geber bewundert, die englische Ethik und Philosophie, Skepticismus uud
Deismus, die praktische Moral, wie sie in den Wochenschriften nieder-
gelegt war, die Forschungen auf dem Gebiet der exakten Wissenschaften
vulgarisiert. Aus England holt die Encjclop^die ihren Grundgedanken
und manche ihrer wichtigsten Anregungen. Der stolze Unabhängigkeits-
drang, die politische Freiheit des englischen Bürgers werden das Ziel der
liberalen Franzosen, orientieren und stärken sie in ihrem Kampf gegen
die herrschende Staatsform. Wiederum formt sich sehr schnell ein kon-
ventionelles Idealbild, das die Engländer in den sympathischesten Farben
malt, als glückliches philosophisches Volk ohne Laster, klug und gebildet,
voll Ernst, Würde und Tugend. Die englische Literatur, wie sie mit dem
Robinson, mit Pope und dann besonders mit Richardson über den Kanal,
dringt, erhöht diese Sympathien, sie hat alle Eigenschaften, um zu gefallen,
sie ist nicht frivol, auf müssiges Spiel bedacht, sondern sehr solid und
praktisch, voll nützlicher moralischer Grundsätze und Lehren, sie kennt
das edle Pathos und den Schauer, die Sentimentalität in verschiedenen
Schattierungen, von der ironischen Empfindsamkeit Sternes bis zu der
grabesdüsteren Melancholie Youngs. 1742 überträgt Pr^vost die Pamela,
1751 Ciarisse Harlowe, 1755 uud 58 Grandison, und der Beifall, den
diese Romane in Deutschland und in ganz Europa finden, bleibt ihnen
auch in Paris treu. Dasselbe Schauspiel massloser Begeisterung, wio einige
Jahre später, als Gessner vermittelt wurde« Lillos bürgerliches Rührdrams
entzückt Rousseau und Diderot, der bald auf denselben Pfaden wandeln
wird. 1759 werden Thomsons Seasons übersetzt, die die Natur nicht bloss
mit ihren Schönheiten, sondern auch mit den Gefühlen, die ihre Betrach-
tung im menschlichen Herzen auslöst, offenbaren und die für lange Zeit
neben den Idyllen des Zürichers das viel nachgeahmte Muster beschreibender
1) Cfr. J. Texte, 1. c. besonders p.67ff. p.97ff. p. 117 ff. p.l59ff. p.l93ff.
d. 316ff. u. p. 837 ff.
Michael Huber (1727—1804) 785
Poesie bleiben. Zwischen 1760 nnd 1770 folgen die Nächte Youngs,
folgt Ossi&n und bald nachher Sterne, die alle mit dem gleichen Enthusias-
mus begrUsst werden.
Kurz nach dem Tode Richardsons, als die Noavelle H61oY8e erschien,
nach 1761, erreicht die Anglomaoie ihren Höhepnnkt, der mit dem Höhe-
punkt der kosmopolitischen Bewegung überhaupt zusammenfallt. Paris ist
international geworden. Zu den Ausländern^ die dort fUr immer leben, zu
Grimm, Holbach, Meister, Wille, gesellen sich Besucher wie Hume und
Sterne, die man in den Salons feiert. Oessner wird eingeladen, zu kommen.
Langsam bürgern sich englische Sitten ein. Die Tischzeit wird gegen den
Abend verlegt. Mit dem orientalischen Kaffee rivalisiert die englische
Vorliebe für Tee. Neben das chinesische Porzellan, die asiatischen Bibe-
lots^ die auf den Kaminen prangen, treten bald die süss-zierlichen Schäfer-
figürchen^ die aus Oessners Idyllen stammen. Auf den türkischen und persischen
Teppichen, zwischen exotischen Möbeln und Wandschirmen von chinesischer
Seide, bewegen sich Stutzer, nach der letzten Londoner Mode gekleidet.
Der englische Garten mit seiner freien Nachbildung der Natur, wie ihn
Watelet sich in Moulin-Joli geschaffen, droht die majestätische Architektur
des Bokoko-Parkes zu verdrängen und nichts erinnert deutlicher an die
verschiedenen Einflüsse aus dem Orient, aus England und Zürich, die sich
hier in Paris kreuzen, als die antiken Tempel, Kioske und Pagoden, die
sich in seinen Teichen spiegeln.
Solche Ausserlichkeiten zeigen am besten, wie sehr der Kosmopolitis-
mns erstarkt war. Unruhig und neugierig schweifen die Augen und Sinne
von Land zu Land, von Zeitalter zu Zeitalter, immer begierig, zu lernen,
sich fremdes Wesen anzueignen und — manchmal auch — sich in fremdes
einzufühlen. Paris wird mit Übersetzungen aus den orientalischen Sprachen,
ans dem griechischen, lateinischen, englischen überschwemmt, die Übersetzer,
Dilettanten und Schriftsteller von Beruf, Männer und Frauen, sind nach
Dutzenden zn zählen. „Point de libraire qui n'ait de traducteur a gages'^
konstatiert 1761 das Journal encyclopMique^). Es ist, als müsste mau in
einem Jahrzehnt nachholen, was man in vielen versäumt hatte. Die
Zeitschriften, das Journal encjclop^ique, das Journal des savants,
die Ann6e litt^aire, der Mercure de France beschäftigen sich mit allen
Literaturen und Kulturen, halten über die Fortschritte der Wissenschaften
in ganz Europa auf dem Laufenden.
1754 wird eine besondere Zeitschrift gegründet, die nur dem Ausland
dienen und seine geistige und künstlerische Produktion in Paris wie in
einem Brennpunkt sammeln soll: das Journal ^tranger, dessen Motto
1) Citiert bei Texte 1. c. p. 324.
RomaalMfae Fonchungen XXV. 50
786 H. HeiBs
y^externo robore crescit^ das Motto des ganzen Frankreichs von damals su
sein scheint und dessen Monatshefte die kosmopolitische Bewegung aas
Paris wieder in die Welt hinans tragen zn den zahlreichen Subskribenten,
Bibliotheken und Fttrsten, Schriftstellern, Kaufleuten, Geistlichen, OCnaiereD,
Beamten, Advokaten, Ärzten, die in der französischen Provinz, in Polen^ Deutsch-
land, Dänemark, England^ Italien^ Spanien und Portugal verstreut sind.
Im April 1754 wird die erste Nummer herausgegeben. Ein Vorwort, da«
Grimm verfasst hat, leitet sie ein und ich kenne nichts, was die Stimmong
jener Zeit besser malte, als dies Programm. Alles, was sich im Kosmo-
politismus an mehr oder weniger bewusster Sehnsucht, mehr oder weniger
klaren Absichten verquickt, findet sich hier ausgesprochen oder zwischen
den Zeilen zu lesen: der aufs praktische gerichtete rationalistische Sinn des
XVni. Jahrhunderts und seine philanthropisch-pazifistischen Utopien, die
Überzeugung von der didaktischen Angabe und der heilsamen Wirkung
der Dichtung, die ihr einen Platz neben, fast mitten unter den Wissenschaften
anweist als Förderin des Fortschritts und der AufklKrung, und die Hoffiiung,
die Völker durch gegenseitigen Austausch einander näher zn bringen, den
Uass und die trennenden Vorurteile zu beseitigen und so das herrliche
Zeitalter der verbrüderten Menschheit herbeizuführen. „A cousid^rer l'ßtat
actuel de l'Europe enti^re, k voir Tardeur avec laquelle lei9 honmies de
toutes les nations cultivent leurs esprits et s'6l5vent ä l'art de penser, on
peut dire que jamais ouvrage n'a paru plus k propos que celni que nous
commen9ons" sagt Grimm und kennzeichnet dann die Entwicklung nacb
dem Nützlichen hin, die die Literatur seiner Ansicht nach nehmen mnss
und wird: „Nous voudrions surtout pouvoir nous flatter que les terits
de tant de citoyeus ^lair^s et respectables dont nous aureus k rendre
compte häteraient dans la litt^rature cette utile r£voIution ä laquelle
nous touchons peut-ötre . . . Jusqu'A pr^nt on s'^tait enti^rement livr^ aux
arts agr^bles et aux sciences abstraites. Le moment approche oii les
Sciences utiles auront leur tour.^ Und ein letztes Propheten wort sehlieest
den Aufsatz mit einem optimistischen Ausblick in die Zukunft: «Cest
ainsi que renaitra un si^le le plus brillant de tous qui ne aera plus
appel6 le si^le d' Auguste ou de Louis XIV, la grande £poque de la France
ou de ritalie ni d'aucune nation en partioulier — ce sera le si^cle
glorieux de TEurope enti^re."
Erftlllt ist dieses stolze Programm natürlich nie worden. Die inneren
Schwierigkeiten, die sich bald nach der Gründung in ungenügender finanzieller
Sicherheit; in dem häufigen Redaktionswechsel und dem damit verbundenen
Systemwechsel äusserten, Hessen den guten, aber etwas vagen Willen nicht
zur Tat werden. Trotzdem hat das Journal 6tranger ft^r die AufklSrimg und
Miohael Haber (1727-1804) 787
den KoamospolitiamuB grosses geleistet, für den Kosmospolitismus vielleicht
sn viel, mit su viel Liebe und zu wenig Vorsicht. Die einzelnen JahrgXnge
(bis 1762) enthalten ein seltsames, nn verdauliches Durcheinander von
Poesien und den trockensten wissenschaftlichen oder praktisch beratenden
Abhandlungen internationaler Herkunft. Zwischen einem Trait6 du scorbut,
zoologischen oder physikalischen Artikeln verliert sich ein Sonnet oder ein
Essai von Winckelmann oder ein anderer über italienische Kunst oder ein
dritter über den Ursprung der kastilianischen Dichtung. Eine Dissertation
Qber die concordauce des quatre 6vangiles steht neben einem Bericht über
die exp6riences snr le blanchissage de la teile. Korrespondenten aus
aller Herren Länder erzählen von ihrer Literatur. Ausser Proben aus
der englischen, deutschen, italienischen, spanischen Literatur erscheinen,
übersetzt oder im Auszug, eine indische Geschichte ^), orientalische Fabeln, eine
Tragödie aus dem russischen des Herrn Snmarokoff, eine chinesische IVa-
gOdie, l'orphelin de la maison de Tschao, die nebenbei Voltaire ärgern
sollte, und sogar — im Urtext und in der Übertragung, von Musiknoten
begleitet, irokesische Lieder.
III.
Ich meine, diese intellektuelle Allerweltsneugierde, in deren Bann
damals Paris und ganz Frankreich stand, muss man sich vergegenwärtigen.
Man Überschätzt sonst die Intensität und besonders die IVagwette der deut-
schen Mode, die von ihr begünstigt sich eine Zeitlang neben, aber auch nur
neben dem Exotismus und der Anglomanie behauptete. Wer die deutsche
Mode allein für sich betrachtet, die hohe Ziffer der Übersetzungen hört und
die überschwenglichen Lobesh jmnen liest, die man jedem Deutschen anstimmt,
muss denken, Paris habe damals für gar nichts anderes als für deutsche
Literatur geschwärmt. Das ist falsch. Paris hat für alles geschwärmt,
was vom Ausland eingeführt wurde, für Gessner und Kleist gewiss, aber
auch zur selben Zeit für Richardson und Thomson. Der Kosmopolitismus
war so rege, dass es wirklich nicht zu verwundern ist, wenn sich das all-
gemeine Interesse auch ein wenig dem Nachbarn im Osten zuwandte. Das
Gegenteil wäre unwahrscheinlich. Weit mehr noch als dem Einfluss Gess-
ners und ihren eigenen Qualitäten verdankt die deutsclie Mode dem Wohl-
wollen, das man jedem Fremden freigebig entgegenbrachte, noch ehe mau
ihn recht kannte, blos deshalb, weil er ein Fremder war.
1) Baynal spöttelt, vieHeicht nicht mit Unrecht, in seiner unfreundlichen
Kritik der ersten Nummer über diese» Exotismus, der sehr billig sei, da solche
Gesehichten doch in Paris fabriziert wHrden. Correspoadance Kit. Ausgabe von
Tonrnenx. Bd. II p. U4f.
50*
788 H. HeisB
Dazu kam als anderer Umstand^ der die AnfmerkBamkeit aaf die
Deutschen lenkte, die Anwesenheit von Männern wie Grimm, Holbacb,
Wille in Paris, die, so echte Pariser sie auch geworden waren, doch
daran erinnern konnten, dass ihre Heimat jenseits des Rheines lag. Noch
eindringlicher als sie erinnerte Friedrich der Grosse daran. Man darf
ohne Übertreibung sagen, der siebenjährige Krieg hat die dentsche Mode
mit vorbereitet. Gewiss war Deutschland damals zerrissen wie je, vou
Bruderkriegen zerfleischt, als völkisches Ganzes ohnmächtig und politisch
bedeutungslos. Aber aus dem Gewimmel von Staaten und Ländchen stieg
schon drohend und achtunggebietend das junge Preussen empor und an
seiner Spitze ein Herrscher, in dem sich die schlummernde ungenützte
Kraft Deutschlands auf sich selbst zu besinnen schien. Dass dieser König
sich kaum als Deutscher fühlte, französisch dachte, sprach und schrieb,
empfand man wie ein schmeichelhaftes Kompliment, das ihn noch sympathischer
und populärer machte. Man vergass, dass auch französiche IVuppen und
unglücklich gegen ihn gekämpft hatten, feierte seine militärischen Erfolge^)
und die Bewunderung, mit der man die Kriegslieder Gleim's und Kleisteos
Dichtungen aufnahm, galt nicht zuletzt dem vermeintlichen Grenadier und
dem auf dem Schlachtfelde gefallenen Offizier Friedrichs.')
Aber Friedrich der Grosse war auch aufgeklärt, der Freund, Schüler
und Gönner Voltaires und der Philosophen, selbst ein Philosoph auf dem
Thron. Preussen war ganz und Deutschland vorwiegend protestantisch,
das Land Luthers. Wie in England, so hatten auch in Deutschland zahl-
reiche um ihres Glaubens willen vertriebene R4fugi6s Zuflucht gefunden.
Die Ehren, die man Deutschland erwies, waren indirekt der Beformatioo
und damit dem Begriff religiöser Duldsamkeit, den mau mit ihr verband,
erwiesen. Noch bestanden in Frankreich die Staatsgesetze, die jede Haeresie
auf das strengste bestraften, und wenn sie auch vielleicht in Paris milder
gehandhabt wurden, draussen in der Provinz dauerte die rücksichtslose Ver-
folgung der Reformierten bis über die Mitte des Jahrhunderts hinaus. Von
1745 bis 1770 hat man nur acht Pastoren gehenkt, konstatiert ein Gegner
der Sektierer, der die Zahl offenbar erstaunlich niedrig findet.') Gegen
diese Unterdrückung spielten die Aufklärer gerne die geistige Überlegen-
1) Cfr. Süpfle Bd. I p. 179.
2) Schon Im April 1760 wurde im Jonmal 6trauger in der Einleitung zam
Frühling seines Heldentodes gedacht Das Juliheft 1760 bringt seine Biographie,
eine Übersetzung von Nicolais Ehrengedäohtnis des Herrn von Kleist und sogtf
sein Portrait, das einzige aus Deutschland. Cfr. Gärtner 1. o. p. 38. Man denke
auch daran, wie ausführlich Huber im Ghoix (I p. 89 ff.) seine militärische Lauf-
bahn und besonders seinen Tod schildert.
3) Cfr. Ducros, Les Encyclopödistes p. 806 ff.
Michael Huber (1727-1804) 789
lieit proteBtantificber Völker aus. Deutscblaud wurde da ein Argument
mehr. So stellte Diderot den deutschen Jugend Unterricht ttber den franzö-
sischen, um ans seiner Vortrefflichkeit Schlüsse auf die Bildungskraft des
Protestantismus ttberbaupt zu ziehen ^) und es ist wohl mehr als ein blosser
ZufaU, dass Hnber in der Einleitung zu seinem Cboix ausdrücklich betonte:
y,Du reste la culture des belles-lettres est encore concentr^e dans les contr6es
protestantes ; eile n'a presque pas fait de progr&s dans les pays catboliques
oü Ton a pas un seul po^te.^^)
In dem konventionellen Idealbild, das man sich, wie vom Orient
oder vom englischen Volke, bald auch vom deutschen formt, darf dieser
Zug nicht fehlen. Baldensperger hat hübsch gezeigt, wie sich unter dem
Einfluss Gressners die französiseben Vorstellungen von Deutschland „helveti-
sieren^. Es entsteht die „6vocation tonte patriarcale d'un peuple bucolique
et placide, sans aucune disposition pour la vie sociale, uniquement absorb^
a ses heures de loisir par la r^verie et la contemplation de la nature.^ ')
Das ist die eine Seite. Die Schweiz leiht die herbe Dekoration ihrer
Alpen, die Ursprünglichkeit und Busticit&t der Sitten eines Ackerbau und
Viehzucht treibenden Volkes, eine natürliche Gottesfurcht, die wenig specifisch
christliches an sich hat, die sich gern in antike Formen kleidet und mehr
dem grossen Pan als dem monotheistischen Gott opfert. Die Leipziger mit
Geliert voran verschieben das Bild. Sie bringen den protestantischen
Puritanismus der Sitten, die Achtung vor der Heiligkeit der christlichen
Ehe und christlichen Familienlebens, eine rationalistische Frömmigkeit, den
nüchternen, eindringlicheren Ton des Predigers. Mit Wieland und Kiop-"
stock erhebt sich diese Frömmigkeit wieder in die mystischen Höhen der
Verzückung und wird zugleich empfindsam. Und die Empfindsamkeit, die
selbst die Soldaten des Preusseukönigs, einen Kleist sentimental verklärt,
ergänzt das Bild, von dem Frankreich träumt.
^O Germanie, nons beaux jours sont 6vanouis, les tiens commencent^
ruft Dorat aus, wenn er die französische Frivolität mit der deutschen
Reinheit, das Cliquen gehader des französischen Parnasses mit dem friedlichen
Wetteifer des deutscheu vergleicht, als hätte es nie einen Rost, nie einen
Kampf um Gottsched gegeben. Er möchte sich die französische Dichtung
wie die deutsche in der Natur rein baden und stählen sehen, ehe sie in
1) (Euvres hgg. von Assözat und Tourneuz Bd. III p. 416 ff.
2) Bd. I p. XLUI. Deutlich werden diese religiösen Hintergedanken lange
vor der deutschen Mode in der Vermittlerarbeit der Röfugiös, die aber in Frank-
reich fast gar keine Beachtung fand, z. B. in der Bibliothöque germanique. Cfr.
Boasei 1. o. p. 45 f.
8) Revue d'hist. litt. Bd. X p. 455.
790 H. HeisB
das Chaos der Städte zurückkehrt, um die Tugend su lehren. Deutschlaad
wird betrachtet als ein Land, das sich auf einer dem Naturznstand noch
näheren Stufe der Civilisation hält, als Heimstätte der Uuverdorbenheit,
YoU junger Kraft und jugendlicher Unschuld, ganz in Edelmut und harm-
losen Freuden schwelgend.
Es sind, wie man sieht, dieselben Vorstellungen, nach denen Huber
seinen Choix zugeschnitten. Was die deutsche Literatur in Frankreich
empfiehlt, ist ihre Empfindsamkeit und malerische Kunst, wie sie in der
beschreibenden Poesie eines G^sner oder Kleist yerschmelzen. Ist ferner
ihre Lehrhaftigkeit, der philosophische Gehalt Hallers, die kleine Mfinie
praktischer Moralregeln bei Geliert, die heilsame Satire Babeners, die
schöne Lebensweisheit der Anakreontiker. Und ist schliesslich and vor
allem die Keuschheit, die aus ihren Schriften atmet. „Simplicit^ puret^
chastet^,^ — solche Worte kehren in den Kritiken immer wieder, bei
Fr6ron, bei Amaud, Dorat etc. Man Yersteht dieses Betonen und Bewundem
der Keuschheit, sobald man sich vergegenwärtigt, wie stark erotisch gewfint
die französische Literatur war. Die lockersten Überlieferungen der B^gence
wirkten damals noch nach. Die Erotik herrschte im Roman, in der Er-
zählung, besonders der Verserzählung, derb und zotig mit dem Abb6 Gr6'
court, schlüpfrig mit Yoiseuon und Cr6billon, cjnisch und kfihi obscön mit
Voltaire und Diderot. Es ist die Zeit der geheimen Privattheater, wo
Aristokraten, Schriftsteller, Schauspieler und Schauspielerinnen priapiscbe
Orgien darstellten und der zahllosen offen pornographischen Romane, Me-
moiren etc., der fingierten Drucke aus Konstantinopel oder Peking, mit
denen Paris überschwemmt war.^) Die Übersättigung mit Erotik brachte
eine wenn auch platonische Sehnsucht nach Keuschheit, die der deutscheo
Mode zugut kam.
Aus diesen Gründen erklärt sich, warum die deutsche Literatur das
Glück hatte, zugleich den Aufklärern und ihren Gegnern, den Encyklopi-
disten und den Anti-encjklopädisten zu gefallen. Die einen lobten ihren
rationalistischen Charakter, der nichts von religiösem Fanatismus verriet,
ihre natürliche Moral, ihren Glauben an den Fortschritt und die Vervoll-
kommnung der Menschheit, ihr „philosophisches^ Bestreben, die Welt so
erlösen. Den anderen, Fr6ron z. B., erschien sie im Gegensatz zur leicht-
fertigen, gottlosen französischen Literatur ungefähr so, wie es eine gut-
gemeinte Antithese schildert, die ein Herr Freytag zum Preise Gelierte
verfasst hat:
1) Man braucht nur die Correspondance litt, durchzublättern, um ein BUd
von der reichen Produktion erotischer und pornographischer Literatur zu er-
halten. Cfr. auch Capon et Yve-Plessis, Los th^ätres claadestins. Paris 1905.
Michael Huber (1727—1804) 791
Wer, Geliert, deine Würde kennt, vergleicht dich nicht Voltairen;
Du sangst su des Erlösers Rahm; er singt in Satans Ehren.
Da lehrtest ans, das Herz Gott und der Tagend weih'n;
Er lehrt ans, Gottes Feind, des Lasters Freund lu sein.
Dein Witz, von Unschuld durchgedacht, entzückte reine Seelen;
Sein Witz mit geilem Scherz durchwebt, sucht Unschuld nur zu quälen.
Du lebtest, ganz Moral und ganz Religion;
Er lebt wie Epikur, Gott und Moral zum Hohn.
Da starbst in heitrer Seelenrah, die nur dem Christen eigen;
Er stirbt — doch, wie er stirbt, dies wird die Zukunft zeigen.
Dich klagt die Nachwelt noch am gOldnen Monument,
Wenn ihn der Freigeist nur, kein Weiser nicht mehr nennt.*)
Es sind nnyerkennbar ethische und erst in zweiter Linie ästhetische
Eigenschaften, die den Erfolg der deutschen Literatur in Frankreich
sicherten. Aber das passte sehr gut für eine Zeit, die weit mehr nach
dem Inhalt und der Nutzanwendung einer Dichtung als nach ihrer Schön-
heit fragte. Die Eintönigkeit der Obersetzungen hätte sonst von vorne-
herein abstossen müssen. So war man geneigt, dem Dichter Kredit zu
geben, die Schuld für alles, was missfiel, auf die Übertragung zu schieben
und sich vertrauensvoll zu sagen: ,,Peut-8tre cela est-il däicieux en vers,
mais en prose ce n'est pas tout k fait la m§me chose*)".
Was besonders schmeichelte und bald zu den unwahrscheinlichsten
Bewertungen verführte, war die Überraschung, die Deutschen so ähnlich
zu finden. Auf die frühere Verachtung folgte der Umschlag in kritiklose
Bewunderung. Man hatte sich so lange daran gewöhnt^ jenseits des
Bheines eine plumpe schwerfällige Nation zu glauben, die vielleicht in
wissenschaftlicher Einzelforschung oder in mühsamer gelehrter Kompilation
tüchtiges leisten mpchte, der aber der bel-esprit, ja zündender Geist über-
haupt und künstlerische Begabung ganz versagt war. Und nun lernte man
eine Literatur kennen mit einer schon alten Vergangenheit, auf allen
poetischen Gattungen reich bebaut, die von denselben Gefühlen eingegeben
war, und nach denselben Idealen strebte, die überall Vergleichsmöglich-
keiten mit der französichen und englichen bot, deren Dichter man den
deutschen Corneille oder den deutschen Lafontaine, den deutschen Swift
oder den deutschen Thomson nennen konnte.
Die deutsche Literatur hatte noch wenig nationales Gepräge und er-
schöpfte sich in der Nachahmung fremder Muster. Noch beherrschten sie
der englische und der französische Einfluss. Von Brockes bis zuKlopstock
1) In: Vollständige Sammlung der Gedichte, welche der Tod des Herrn
Professor Geliert veranlasst hat. Erstes Stück. Leipzig, Holle 1770.
2) Diderot, (Envres. Bd. VI p. 426 f. bei Besprechung von Junkers Ober-
setzung der Grazien Wielands.
792 H. Heisfi
uud Wieland sind die deutscben Dichter nicht zu denken ohne die englischen
Vorbilder, die auch in Frankreich wirkten, aber noch weniger ohne die
französischen, deren Geschmack selbst nach Gottscheds Niederlage massgebend
war, ohne den Klassicismus, ohne Destonches, Nivelle de la Chaussee,
Marlvaux, J.-B. Rousseau, Ghaulieu u. a., die stofflich wie formell die be-
deutendsten Anregungen gaben. Ihre Spuren mussten die deutsche Literator
den Franzosen vertrauter machen, sie ihnen engverwandt erscheinen lassen.
Und was dazu fehlte, ergänzten die Übersetzer, deren Arbeit jede nationale
Eigenart verwischte.
Ich habe oben versucht, die Ül)ersetzungen Hubers eingehend zu beurteilen,
nicht um Huber zu censicren oder weil es von hohem Interesse wäre zu wissen,
ob er etwas besser oder etwas schlechter übersetzt hat, sondern weil seine Art
typisch ist für die Art, wie damals überhaupt übersetzt wurde. Von den Ven-
übertragungen eines Bonllenger de Biv^rj oderMarmontel^) darf man gar nicht
reden. Die Rücksicht auf Silben zahl und Reim entschuldigt hier grosse Ab-
weichungen. Ihre Nachdichtungen sind selbständige Adaptionen. Aber
auch die anderen, wie sie immer beissen mögen, Turgot oder WächUer,
Junker oder Riviöre verfahren nach demselben Rezept wie Huber, nnr
bedacht^ ungefähr wiederzugeben, was der Dichter gesagt hat, ohne Respekt
vor dem Wortlaut des Originals, ohne Sinn für die abgestufte Nuancierung
der Empfindung und des Ausdrucks. Traduttori, traditori: sie übertreiben
und unterstreichen^ machen schöner, poetischer und rethorischer und ver-
wässern die Anmut oder die Kraft der Deutschen in der blutarmen ab-
strakten Sprache, über die selbst der Abb6 D61ille im Vorwort zu seiner
Georgica-Übersetzung (1769) so beweglich geklagt hat: „üne d^licatesse
süperbe a . . . rejet^ une foule d'expressions ... La langue en devenant plus
diente est devenue plus pauvre; et comme les grands ont abandonn^ an
peuple l'exercice des arts, ils Ini ont aussi abandonn6 les termes qui
peignent leurs Operations. De la la n^ssit6 d'employer des circonlocutions
timides, d'avoir recours ä la lenteur des p^riphrases, enfin d'Stre long de
peur d'dtre bas*)".
Rousseau schreibt zwar in seinem schon zitierten Brief an Huber:
,)Je vous sais eu particulier uu gr6 infini d'avoir os^ d^poniller notre
langue de ce sot et pr^ieux Jargon qui 6te toute v6rit6 aux Images et
toute vie aux sentiments*^. Aber er schreibt das mitten unter heftigen
Schmerzen, unter dem ersten bezaubernden Eindruck, den ihm Gessners
sympathische Fantasiewelt macht. Wer nur ein paar Seiten von Turgots
1) Cfr. eine Probe nach Kleist im Ghoix I p. 106 f.
2) Citiert von Petit de Jnlleville in seiner Histoire de la langue et de It
litt frgse. Bd. VI p. 639 Anm.
Michael Haber (1727-1804) 793
Übertragnug odor die Idyllen durchblättert, wird in sein Kompliment nicht
mehr ohne Vorbehalt einstimmen können. Man stösst auf dieselben Züge,
wie in Hubers späteren Arbeiten. Die Beispiele, die ich genug auf-
führen könnte, gleichen ganz denen, die ich aus dem Choix zu-
sammengestellt habe: schmückende oder rührende Adjektiva werden
eingefügt, banale konventionelle Epitheta oder abgegriffene, verblasste
Bilder, der anschauliche Ausdruck wird weitläufig umschrieben, super-
lativische Steigerungen sollen den Ton lyrisch beschwingen. Stilistische
Schattierungen scheinen etwas ganz unwesentliches, ein Gedanke wird
antithetisch zugespitzt oder eine yorhandeue Antithese aufgehoben,
koordiniertes wird subordiniert, interrogatives affirmativ, negatives positiv
oder umgekehrt gesagt. Im Journal 6tranger shid einzelne Stücke, wie
z. B. Uzens Sieg des Liebesgottes (vielleicht von Tscharner oder von
Wächtler übersetzt) so liederlich entstellt, dass mau manchmal Mühe hat,
den Urtext zu erkennen^). Den einzigen Meister möchte ich ausnehmen,
der die letzten Idyllen Gessners sehr elegant und doch feinfühlig und —
von geringen Änderungen abgesehen — auch treu wiedergegeben hat^). Alle
anderen, Deutsche oder Franzosen, folgen der Übersetzertradition, wie
sie seit den Tagen Amyots in Frankreich Begel ist. Sie übertragen nicht
schlecht, hie und da sogar gut. Aber sie verzichten von vornherein darauf,
die Franzosen zur Einfühlung in die fremde Literatur zu bewegen, sondern
suchen sie ihnen soviel als möglich zu assimilieren, sie so sensibel, galant
und gesittet zu machen, wie man in Frankreich nur wünschen kann. Sie
verwelschen. Sie retoucbieren auch da, wo s*ie nicht die Verschiedenheit
der Sprache dazu zwingt, weil ihnen das Original kein unantastbares
organisches Ganzes ist, sondern nur ein Motiv, das sie mehr oder weniger
frei paraphrasieren wollen.
Sie bekräftigen dadurch, absichtlich oder unabsichtlich, den Gedanken,
mit dem schon Grimm in seinen Brieten im Mercure de France für die
Deutschen Stimmung machte: Die Deutschen sind eifrige Schüler der
Franzosen, denen sie alles verdanken; auf diese als auf die Lehrer fällt
Ehre und Ruhm ihrer Leistungen zurück. Die Übersetzer betonen diese
Abhängigkeit, die ohnehin schon ausgesprochen genug war, und so darf
man sich nicht wundern, wenn die Anerkennung, die man in Frankreich
der deutschen Literatur zollt, einen unangenehm gönnerhaften Beigeschmack
erhält. Man fühlt ihn überhaupt aus dem französischen Kosmopolitismus
heraus, so lebhaft und ehrlich auch um 1760 das Interesse für das Aus-
1) Juli- August 1754.
2) Gontes moraux et uouvelles idylles de D . . . et Salomon Gessner.
A Zuric chez l*autenr. MDGGLXXIII. 4«.
794 H. Heias
laud war. Hinter diesem Interesse steht immer (yerhüllt, aber uner-
schfitterlich) die Übersengnog yon der Überlegenheit frans^sischeu Wesens,
französicher Sprache und Literatur« So liest man z. B. in der prfifsee
zum Journal Strangtr yom November 1756: „Nous avons &it par Isb
lettres ce que les romains n'avaieut pu faire que par les armes. La langne
fran^ise est enfin devenue celle de I'Europe et quoique chaque penple ait k
sienne et chaque laugue ses avantages^ sans entrer dans des eomparaisoiu
toujours odieuses ä la yanit^ respective des nations, il est certain que les
n^ociations, la science et la politesse aient rendu la nötre g^Dtailemest
n^cessaire aux gens de lettres, anx conrtisans et an sexe qoi dicte a
ces deux classes la loi de plaire et l'art de r^ussir. Ainsi point de nation
qui ait plus de facilitß que nous k &yoriser la communication de toates
les autres entre elles. Ce serait donc un commerce dont la France tien-
drait la banque et sa langue en serait la monnaie. Cest un motif et nn
mojen de plus pour les toangers de l'apprendre; c'est nn obstade demoiDs
pour nos yojageurs fran^^is'.
In den Lobesworten, die man der deutschen Literatur spendet, klingt
ein ähnlicher Unterton an, etwas wie ein viterliches Wohlwollen, das sich
herablassend des Gedeihens und der Fortschritte eines Kindes freut, reich-
lich mit guten Ratschligen und Ermahnungen vermischt Da liest man
einmal: „ü se peut que Tart ait encore des progrte a £aire ches les alle-
mands. Mais le g6nie 7 a d6jä pris la grande route de la nature et on
ne saurait trop les exhorter ä la suivre^^). Uz erwihnt in seinem Sieg
des Liebesgottes den Namen des jüngeren Cr^biUon. Eine Anmerkung der
Redaktion quittiert ihm dafür: ,.0n yoit que les fran^is ne sont pas les
seuls qui rendent justice anx talents de M. de Cr§billon fils et que lec
^trangera sont aussi sensibles que nous aux grfices, a la l^^tß, aux dfli-
catesses, a T^l^nce de cet ing^nieux autenr. On peut en condure qnlb
attraperont un jour dans les ouyrages de pur agrteent cette finesse, cet
enjouement qu'ils savent d6ja connattre et godter et dont nous nous sommes
crus jusqu'ici les modUes exduvifs'' *). Nur solange sie sich gelehrig und
für jede Unterweisung dankbar zeigen, sind die Deutschen willkommen. So-
bald sie widerspenstig werden, klopft man ihnen streng tadelnd auf die
Finger. Die Angriffe, die sich Lessing auf die französische Fabel-
theorie erlaubt, l5sen in dem sehr deutschfreundlichen und kosmopolitischen
Journal encyclop^ique folgende gekränkte Sitze aus: „Cest encore nn
reste de la barbarie tudesque de s'^lever comme il a früt, contre les restan-
rateurs de la litt6ratnre. N'imitons pas la partialit^ de M. I^icssing. Les
1) Jonmal ötranger. Dezember 1761.
2) Journal Strängen August 1754.
Michael Haber (1727-1804) 795
lettre« doiyent faire cause commune pour la gloire du siMe. La raison
n'a qu'une patrie. Elle doit donc 6teindre tontes ces rivalit^ nationales
qoi ralentissent ses succ^. Les allemands ont quelques richesses, nous
FaTOUonS; mais qu'ils n'iusultent pas ä leurs bien&iteurs'' ^).
Nicht immer verrät sich dieser Hochmut, der von oben herab ein
Wort der Anerkennung hinwirft, so offen wie hier. Aber wer ein bischen
feinhSrig ist, findet ihn auch da, wo er sich unter dem liebenswürdigsten
LXcheln verbirgt Je mehr französische Kritiken aus jener Zeit man liest,
desto stärker wird der peinliche Eindruck, den schon Nicolai energisch
und polternd aussprach^ als er vom Journal 6tranger und spesiell von
der Wissenschaft sagte: y,Das Journal 6tranger ist . . • ein grosser Saal
in einer Schule, worinnen die Gelehrten aller Nationen auftreten, die
Franzosen hingegen sitzen und dieselben examinieren, in wie weit sie
ihnen ähnlich geworden sind*'. Und man möchte mit Nicolai fortfahren:
„Wir müssen also die Herren Franzosen sehr bitten, wann sie unsere
Schriften übersetzen wollen, sie nicht blos darum ftlr schön zu halten, weil
sie sie k la fran9aise gekleidet haben; sie würden alsdann nur sich selbst
in uns bewundern^').
und selbst, wenn diese glänzenden Censuren gar keinen verletzenden
Stachel in sich hätten — ihr Wert wird dadurch beträchtlich geschmälert,
dass man sie zu bereitwillig und zu kritiklos austeilt. Wer das schlechte
wie das gute preist, muss sich gefallen lassen, dass man seinem Urteil
misstraut Wir begreifen sehr wohl, dass Gcssner die Franzosen entzückte.
Wir freuen uns heute noch der warmen Anerkennuog, mit der sie Haller,
Geliert, EJeist empfingen. Bei Dichtern wie Uz oder Hagedorn beginnt mau
schon zu zweifeln. Was an ihren kleinen Liedern und Oden behagt, ist —
PO denkt man — untrennbar mit dem Reiz ihrer zierlichen eleganten Form
verwachsen, der sich in der Prosa-Übertragung verflüchtigt hat Es wird
zu viel und zu wahllos vermittelt. Dusch mit Klopstock, die Karschin mit
Kleist und alles mit demselben Jubel begrüsst. Die Bewunderung schwelgt
zu allgemein in Hyperbeln : Die Wässerung der Äcker bedeutet eine Epoche
in der deutschen Literatur, die Karschin ist die deutsche Sapho, Weisse als
Dramatiker kann mit Corneille und Shakespeare verglichen werden^),
die brave Unzerin, die für sittsame junge Mädchen anakreoutisch reimte,
wird als die geborene Dichterin gefeiert, als Nebenbuhlerin der Deshoulitees
1) Februar 1760. Gittert von Weidenkaff, die Anschauungen der Franzosen etc.
1906. p. 20.
2) Friedrich Nicolais Briefe über den jetzigen Zustand der schönen Wissen-
schaften in Deutschland. (1756.) Hgg. von 6. Ellinger, Berlin 1894 p. 128 f.
8) Journal «tr. Mai 1760.
7915 H. Hei88
und Au&kreouB selbst') und vou Rabener Leisst es: „Disciple de Lucien,
de Rabelais et de Swift il %ale an moins ses modeles^).
Der einzige fast, der das Angenmass nicht verliert, ist der Deutsche
Grimm. Man hat ihm daraus einen Vorwurf machen wollen und beklagt,
dass er für seine Landsleute so wenig Verständnis und Wärme zeigte.')
Es ist richtig, dass er eigentlich nur für Haller und Gessuer eingetreten ist
nnd, ganz zn schweigen von den kleineren, auch Lessing, Wieland und Klop-
stock, wie später Schiller und Goethe gegenüber kühl und abweisend geblieben
ist. Ich fiberschätze Grimms Vermittlertätigkeit gewiss nicht. Ich meine
im Gegenteil, man kann sie nicht niedrig genng anschlagen. Sie beschränkt
sich so ziemlich auf seine Plaudereien über deutsche Literatur im Mercnre
de France von 1750 und andere, der Kupferstecher Wille z. B. haben
sich viel grössere Verdienste erworben. Dass er aber den Massenimport
deutscher Literatur scharf kritisierte, vor dieser oder jener Übersetzung
geradezu warnte, die panegyrischen Urteile korrigierte, war nur klug und
besonnen von ihm. Er hatte schon in seinem zweiten Brief von dem Volk
der Übersetzer gesprochen ,.qui n^attend que le signal pour traduire tons
nos mauvais ouvrages.^ Diese Vorahnung hatte sich pünktlich erfüllt. Der
blinde Eifer, mit dem ohne Unterschied Mittelmässiges wie Schlechtes fiber
die Grenze gebracht und als Offenbamng verkündet wurde, mnsste nach
kurzer Zeit Enttäuschung imd Überdruss erzeugen. Sobald die erste Neu-
gierde gesättigt war, trat der Rückschlag ein und mit den Dusch, Schmidti
Gramer, Johann Adolf Schlegel, die der verdienten Vergessenheit anheim-
fielen, wurden auch, Gessuer ausgenommen, die Grosseren nicht mehr
beachtet.
Grimms Skepsis bewahrte ihn vor optimistischen Hoffnungen. Er
überschaute wohl, dass diese Mode zu ausschliesslich Mode war, um sich
dauernd zu halten. Übersetzungen allein können das Interesse nicht nähren,
wenn niclit die Möglichkeit gegeben ist, die Werke auch im Urtext zu lesen.
Die firanzösische Literatur verdankt ihre europäische Verbreitung und Vor-
herrschaft nicht zum geringsten 1'eil der Universalität ihrer Sprache.
Nun wissen wir allerdings von Grimm selbst, dass um 1760 in Paris
fleissig deutsch gelernt wurde. Schon die Anwesenheit vieler Sprachlehrer
wie Hubers. W^ächtlers, Junkera. d^Anthelmjs beweist das. Es tauchen
um diese Zeit auch zahlreiche Grammatiken auf und nicht blos im Elsass
1) Ib. Sept. 1754.
2) Ib. Nov. 1754,
8) L. Geiger, Gnmms correspondance litt o. die deutsche Literatur. Bei-
lage zur Allg. Zeitung 2G. April 1882. Cfr. auch Mahremholtz, 1. c. Archiv für
d. Stttd. d. neueren Sprachen etc. Bd. 82 p. 291 ff.
Michael Huber (1727-1804) 797
oder in Dentschland, sondern in Frankreich selbst. Die bekanntesten sind
die Ton Qnand übertragene Grammaire allemande de M. Gottsched von
1753 und Junkers Nouveaux priucipes de la langue allemande von 1762').
Deutsche Bucher waren in Pariser Buchhandlungen zu kaufen und die £cole
royiüe militaire z. B. besass eine hübsche deutsche Bibliothek.^) Aber dieses
Sprachstudium scheint rasch wieder vernachlftssigt worden zu sein. Die
Schwierigkeiten waren wohl zu gross, um die angeborene Sprachenträgheit
der Franzosen zu überwinden. Stiess doch selbst das viel leichter erlernbare
Englisch in Paris anfangs auf Widerstand.') Tatsache ist, dass die Kenntnis
des deutschen immer auf einen sehr engen Kreis beschränkt blieb. Das
Journal 6tranger brachte italienische^ spanische, englische Texte, aber nie
einen deutscheu. Nie ist der Versuch gemacht worden, eine zweisprachige
Zeitschrift (wie später die Papiers anglais) für das deutsche zu gründen.
1786 konstatiert, wie bereits erwähnt, Meister, dass die einzige Sprache,
die ernstlich betrieben wird und in der Erziehung eine Rolle spielt, die
englische ist. Und Brunot schreibt in seiner Darstellung der französischen
Sprache im XVIU. Jahrhundert: „La seule influence ^trangire s^rieuse
qui ait agi au XVIII* sitele sur notre langue, est l'influence anglaise.^
Die deutsche Sprache hat ein halbes Dutzend Fremdwörter geliefert^ wie
chenapan, feldspath, cravache, kirsch, gar keine Abstrakta, während die
Spuren englischen Einflusses in vielen konkreten und abstrakten Ausdrücken
aus der Umgangssprache, der Philosophie und besonders der Politik noch
heute erkennbar sind*).
Und damit berührt man den letzten Grund, warum die deutsche Mode
von 1760 nicht von Bestand sein konnte. England hatte mehr zu bieten,
als die Kunst seiner Richardson, Thomson, Young, Ossian etc., Ergebnisse
der Wissenschaften^ philosophische Erkenntnisse und ein politisches Ideal,
das der Sehnsucht des liberalen Frankreichs entsprach. Deutschlands
Literatur ging selbst bei der englischen in die Schule. Es fehlte ihr der
Hintergrund einer alten und hochentwickelten Kultur, die grossen frucht-
baren Ideen, die englische Denker nach dem Kontinent verpflanzten. Leib-
niz und Wolff waren freilich schon vor 1750 nach Frankreich gedrungen,
waren bekannt und verehrt. Ihnen folgte Mendelsohn, dessen Phaedon
1767 übertragen wurde. Aber die philosophischen Interessen der Fran-
zosen waren riel zu sehr mit aktuellen politischen Bedürfnissen verquickt.
Mit der Lehre und dem Beispiel, die man sich aus England holte, konnten die
1) Cfr. Sflpfle Bd.1 p. 115f.
2) Heute der Blbliothöque Nationale einverleibt.
8) Cfr. Texte 1. c. p. 321 ff.
4) Petit de Jallevllle l. o. Bd. VI p. 855.
798 H. Heise
deatscken Philosophen nicht konkurrieren. Auf der einen Seite Locke, Hume,
Shaftesburj, die Deisten von der Mitte des XVII. Jahrhunderts an, aaf
der andern Wolff, Mendelsohn, Gottsched, den man in Frankreich auch als
Philosophen würdigte — die Partie ist zu ungleich, selbst wenn man eine
Persönlichkeit wie Leibniz in die Wagschale wirft.') Lessing und Winkel-
mann erschienen mit ihren grundlegenden Werken erst, als die Modebe-
geisterung schon erloschen war. Und was sonst von deutscher Wissenschaft
vermittelt wurde, war höchstens geeignet, das Vorurteil, die Deutschen
seien tüchtige und gewissenhafte Einzelforscher, bestärken, aber nicht imstande,
der deutschen Literatur ein imposantes Belief zu geben. Das vermochten
weder Pufendorf, noch Haller als Naturforscher, noch Carl von Moser.*)
Vermochten noch weniger die BeitrXge aus deutscher Wissenschaft, die das
Journal oranger bringt, Roesels Histoire naturelle des grenouilles de ce
pajs oder sein Amüsement phjsique sur les insectes (Juni-Juli 1754),
Wächters Sur la langue du code d'aigent (April 1755), Büschings Nouvelle
g^graphie (Januar 1755) oder gar Versuche wie der: Lettre de M.
Stadel, apothicaire ä Giengen en Souabe, dans laquelle il d6crit un chev-
rueil qui au lieu de bois porte sur sa tdte une excrescence en forme de
perruque (Okt 1754). Vermochte schliesslich auch die deutsche Musik
nicht, die mit der Mannheimer Schule, mit Haydn und dem Wunderkind
Mozart, etwas später mit Gluck in den Pariser EonsertslÜen und dann
auch in der Oper rasch beliebt wurde.')
Die deutsche Mode um 1760 blieb nur eine flüchtige Episode, die
abgesehen von dem Einfluss Gessners nicht tiefer auf die französische
Literatur eingewirkt hat. Was von der deutscheu Dichtung assimilierbar
war, NaturgefÜhl, Empfindsamkeit und Ljrismus, wurde angesogen und
verstärkte so die Strömung, die die französische Literatur vom Klaasicimns
entfernte und der Bomantik entgegentrieb. Ihr wesentlicher E^rtrag aber ist
der, dass überhaupt zum erstenmal eine Vermittlung nicht bloss von Frank-
reich nach Deutschland, sondern auch von Deutschland nach Frankreich hinein
versucht wurde. Damit war ein Loch in die Mauer geschlagen, die Frank-
reich gegen Osten absperrte, und die Bahn geebnet Pta künftige Besiehungen
von mehr Bedeutung als der einen blossen von allerlei günstigen ZufUlen
getragenen Mode, ftir die verständnisvollere, sachlichere Aufnahme, die
CU>ethe und Schiller und die deutsche Bomantik jenseits des Bheines fanden.
1) Sttpfle Bd. I p. 101 f. und 185f. Bossel p. 40f und 49.
S) SQpHe Bd. I p. 101.
3) Weidenkaff I. c. p. 8 ff.
Michael Hober (1727—1804) 799
InhftltSYeneieliiiis.
Seit«
orwort , 780—721
ap. I. Hnben Leben: Seine erste Jugend ganz in Dunkel gehttllt
— Huber in Paris als Sprachlehrer und Übersetzer — seine Ar-
beiten — sein Umgang — Grimm, die Bedakteure des Journal
ötranger — Freundschaft mit Tnrgot, Watelet, Wille — seine
prekäre Lage — seine Ehe — Obersiedelung nach Leipzig — neue
Arbeiten, Übersetinngen u. knnstgeschiohtliche Werke — Goethe
n. Hober — seine Kupferstiehsammlungen — glänzende gesell-
schaftliche Stellung — Beziehungen zo Geliert, Oeser, Weisse,
Thflmmel, Hagedom, zum Fürsten von Anhalt-Dessau — seine
materielle Lage bleibt prekär — Hubers philosophischer Cha-
rakter — seine Liebenswürdigkeit u. Seelengttte — Schilderung
seiner Schwiegertochter — sein Portrait von GrafT — Tod seiner
Frau — Reise nach Stuttgart zo seinem Sohn — sein Tod . . 721—785
;ap. IL Hnber als Übersetzer: Hnber u. Winckelmann — die Lettre
sor les döcoovertes d'Hercolanum — die Geschichte der Kunst
des Altertums u. Hubers Übersetzung — der Ghoix de poösies
aUemandes die wichtigste Arbeit Hubers u. zugleich das wichtigste
Denkmal der deutschen Mode in Frankreich — Auswahl der
Dichter — dass zu viel mittel massiges geboten wird — dass
Huber aber immerhin strenger sichtet als z.B. das Journal ötranger
— Wie überträgt Huber r — Analyse seiner Obersetzungen —
Beispiele aus Kleist, Klopstock o. Lessing — Schwierigkeiten,
die Huber zo Überwinden hatte — als Deotscher und well er
kein Dichter war — Hubers Absicht, den Franzosen zu gefallen
0. zo sehmeieheln — die Gesichtspunkte seiner Aaswahl: mo-
ralischer Gehalt, Empfindsamkeit und malerische Kunst der
Deutschen — der Erfolg des Choix in Frankreich und auch in
Deutschland — Haber als Kritiker: der discours pröliminaire
som Choix — frfihere ähnliche Versuche: Grimm, Bielfeld,
Boullenger, Junker — Habers Versuch bedeutet einen Fortschritt
— seine Charakteristiken der neueren deutschen Dichter — die
Gesichtspunkte seiner Kritik dieselben wie die seiner Auswahl —
Hnbers Gteschmack wenig ausgesprochen — aber französisch-
akademisch — sein Widerwillen gegen Shakespeare n. dessen
deutsche Nachahmer — Haber ein Mann des hon sens u. des
Durchschnitts — Begrenztheit seiner Interessen — u. dass er an
Grimm u. selbst an Heister gemessen klein erscheint — dass
aber seine literarische Vermittlerrolle über den Rahmen seiner
persönlichen Bedeutung hinausgeht — und ihm einen selbständigen
Platz onter den Vermittlem seiner Zelt anweist 786—770
Cap. in. Die deatsehe Mode in Frankreiek (ca. 1760 bis ca. 1773)
1. Die deutsche Literatur vor 1750 von den Franzosen verächtlich
ignoriert — die ersten Übersetzungen nach 1750: Haller, Geliert,
Rabener — das Interesse wächst bis 1760, wo Gessner bekannt
wird — Gessneromanie — Hochflut der Obersetzangen in Büchern
800 H. Heise
8«it6
u. ZeitBchriften — deutsche Bücher, deutsche Sprache in Paris —
grosse Anzahl von Obersetzem, Dilettanten o. Berufschriftitellem
— Hubers Choix bezeichnet den Höhepunkt dieser fieberhaften
Übersetzertätigkeit — Übersetzungen nach dem Choix bis ca. 1773
— die deutsche Mode im Abflauen — ausser Gessner kann kein
Deutscher Fnss fassen — gegen 1780 ist das Interesse schon
erloschen — bald nachher der Erfolg Werthers — worin er sich
von der deutschen Mode von 1760 unterscheidet II. Die Gründe für
Gessners Erfolg — u. dais sein Erfolg den der Deutschen mit-
erklärt — andere Gründe für den deutschen Erfolg — Erschöpfung
der nationalen Literatur — die „Philosophie** nimmt alle Kräfte
in Anspruch — Utilitarismus in der Poesie — Schwinden des
Nationalgefühls — das Ziel der Bildung encyklopädisch und
international — Idee der Toleranz — die exotische Mode in
Paris — die englische Mode — die Mode des Kosmopolitismus
— das Journal ätranger ihr grösstes Denkmal — sein Programm
— sein Inhalt — III. Die deutsche Mode begünstigt vom Kos-
mopolitismus — Anwesenheit bedeutender Deutscher in Paris —
Ruhm Friedrich des Grossen — konfessionelle Hintergedanken:
Deutschland ein protestantisches Land — kon?cntionelles Ideal-
bild von Deutschland — Naturempfinden, Geftihlsschwärmerei,
Lehrhaftigkeit, Keuschheit — diese Keuschheit im Gegensatz zum
erotischen Charakter der franz. Literatur von damals — die
deutsche Literatur gefällt zugleich den Aufklärern und ihren
Gegnern — die Franzosen geschmeichelt, die deutsche Literatur
so ähnlich zu finden — die Übersetzer tragen dazu bei, indem
sie nach Hubers Rezept verwelschen — gönnerhafter Beigeschmack
in den lobenden Urteilen der Franzosen — Ausspruch Nicolais —
— es wird wahllos vermittelt und wahllos gelobt — kritische
Zurückhaltung Grimms — der blinde Eifer bringt bald Überdruss
— die deutsche Mode zu ausschliesslich Mode, um sich dauernd
zu halten — die Sprache zu wenig bekannt und gepflegt — die
Deutschen haben ausser ihrer Literatur zu wenig zu geben, um
mit dem englischen Einfluss zu konkurrieren — die deutsche
Mode nur eine flüchtige Episode — und ihr Hauptertrag der,
überhaupt Beziehungen angebahnt zu haben 770—798
Gedichte des Grafen Daniele Plorio aus Udine.
Von
P. Michael Hnber, O. S. B.
Am 26. April 1789 Bchloss in Udine in der Provinz Friaul ein Mann
für immer das Auge, der damals wohl vielen ein geschätzter Freund
gewesen, doch dessen Name', damals von gutem Klange, heute so ziem-
lich vergessen ist. Graf Daniele Florio war, wie sein einfacher, jedoch
musterhafter Charakter es mit sich brachte^ in seinem Leben eben viel
zu bescheiden, als dass er das Aufsehen der grossen Welt hätte auf
sich ziehen wollen; er begnügte sich damit, die Perlen seiner Muse nur
seinen vertrautesten Freunden zu widmen, die sich daran köstlich er-
götzten, ohne für den gottbegnadeten Dichter Beklame zu machen. Ja,
es scheint fast, als ob Daniele Florio den grössten Teil seines Ruhmes
seinem gelehrten Bruder, dem Grafen Franziskus Aloysius Florio (geb.
5. Jan. 1705, gest. 16. März 1791) abgetreten hätte, der als Kanoniker
in Aquileja und, nachdem dieses Patriarchat in die zwei Erzbistümer
Görz und Udine verwandelt worden war (1752), als Präpositus von Udine
ein hervorragender Vertreter der christl. Archäologie war. Öfter wurde
der letztere auch auf diplomatische Reisen geschickt, so nach Wien (1734,
von Daniele begleitet), wo er mit dem Kaiser über die Berechtigung
seiner Abgesandten zu Sitz und Stimme im Kanonikatskapitel in Aquileja
verhandeln sollte; dann wieder dreimal nach Rom, nach Venedig etc.
Unter den Erzbischöfen Hieronymus Gradenigo (1766—1786) und Niko-
laus Sagredo (1788—1792) von Udine bekleidete er die Würde eines
Generalvikars und wurde sogar zum Bischof der Diözese Adria (Sitz
Rovigo) erwählt; (wohl nach dem Tode des Bischofs Bonifacius Agliardi,
1766; cfr. Lettera XII.), ohne dass er jedoch diese Würde annahm.
Als Entschädigung dafür scheint ihn dann Papst Klemens XIV. (1769
bis 1774) zum Praepositus der Metropolitankirche in Udine ernannt zu
haben.
Daniele Florio wurde am 10. März 1710 als Sohn des Grafen
Sebastian Florio (f 1759) und dessen Gattin Lavinia Antonini geboren.
RomAolrclte Fonchnngen XSV. 51
802 P. Michael Haber, 0. S. B.
Mit seinem Bruder Francesco besuchte er später^) die Universität m
Padua, um dort die Rechte und Anatomie zu studieren. Freilieh dieses
trockene Studium würzte er sich mit seinem Bruder ausgiebig durch
das für ihn anregungsreichere Studium der klassischen und vaterlän-
dischen Literatur und durch die sorgfältigste Pflege der Poesie. Hat
auch Francesco, die mehr spekulative Natur, sein späteres Leben der
Erforschung seiner heimatlichen Eirchengeschichte und der patristischen
Literatur gewidmet, so ist doch auch manches herrliche geistliche Lied
seiner Feder entflossen, so dass sogar ein Apostolo Zeno (1668—1750)
ihn nicht bloss „uno de* piü doiti gentüuomini d^Italia^ nennt, sondern
auch seinen Gedichten „fino stilo mantentUo e massiccio e bene imitato
dai divini esemplari^ gerne zuerkennt.
Das BrUderpaar setzte eben auch seinen ganzen Stolz darein, die
hell leuchtenden Sterne am italienischen Dichterhimmel, Dante und
Petrarca, als Wegweiser zu erwählen und sich von deren lieblich strahlen-
dem Lichte ganz durchdringen zu lassen. Francesco^s Lieblingsbeschäf-
tigung in den sogenannten mUssigen Stunden war, Dante's grossartige
Dichtung zu studieren, bis er schliesslich dieselbe wortwörtlich aus-
wendig konnte. Daniele staunte zwar auch vor Dante's Monumental-
werk, doch seine weichere und gefühlvollere Natur zog ihn unwider-
stehlich zu Petrarca hin, dessen sämtliche Gedichte er seinem Gedächtnis
eingeprägt hatte und deren Anmut und einschmeichelnde Form ftir ihn
Zeit seines Lebens Muster und Vorbild waren.
Schon sehr frühzeitig trat an ihm seine Gabe hervor, mit aller-
liebsten Gelegenheitsgedichten im besten Sinne des Wortes dieaen oder
jenen Freund zu überraschen. Irgend ein freudiges oder trauriges Ereignis,
weltlicher oder geistlicher Natur, war für ihn Anlass zu manchem an-
mutigen, formvoUendeten Sonett, in dem er innigsten Anteil an der Freude
nahm oder in dem er durch aufrichtigstes Mitgefühl im Leide mehr
denn einem traurigen Herzen Trost und Linderung brachte. Vor allem
war es der kaiserliche Hof in Wien, an welchem er ein gern gehörter
Sänger war. Patriotische Begeisterung für Maria Theresia drückte ihm
des öfteren die Feder in die Hand, um den freudig wogenden Gefühlen
seines Herzens beredten Ausdruck zu verleihen, wenn durch eine Hoch-
zeit mit irgend einem der bedeutendsten westeuropäischen Hänser die
damals so zerrütteten politischen Verhältnisse einigermassen wieder eine
Besserung zu erfahren schienen und wieder Aussicht auf Ruhe und
Ordnung gaben. Nicht zum geringsten Teile fand er Anlass so herr-
1) Wohl ca. 1732, als sich Beiu Bruder, der seit 1780 Kanoniker in Aqnilejt
war, zum zweitenmal nach Padna zur Fortsetzang des Studiums der Theologie
begab, nachdem er bei seinem ersten Aufenthalt an dieser Unirersität die Doktor-
würde beider Rechte sich erworben hatte.
Gedichte des Grafen Daniele Fioriü ans Udinc 803
liehen kttrzeren oder längeren Dichtungen im eigenen Hauae^ sei es
dasB er in rührender Weise seiner Dankbarkeit und Yerehning gegen
seine Eltern Ansdrack gab oder in tiefem Schmerz deren Verlust be-
weint, sei es, dass er seine innigst geliebte Braut und Gattin, die Gräfin
Yittoria Yalvasona di Maniaco, als sein ganzes und wahres Lebensglttck
feiert oder dieselbe zu ttberstandener Krankheit beglückwünscht. Wie
diese edle Frau sein Ein und Alles war, beweist vor allem deren Apo-
theose nach ihrem Tode (1763), das rührendste und wohl auch das
schönste Werk des tieffühlenden Dichters.
Neben einem Sonett aof den Tod seines Bruders Filippo, Cavaliere
Gerosolimitano, verdienen noch besondere Erwähnung mehrere Wid-
mungen in Sonetten, Eanzonen oder Terzinen an seinen ersten Sohn
Sebastiane, der von seinen 6 Kindern den grössten Platz in seinem
Herzen zu haben schien, sowie an seine Töchter Argentina, die einen
Edlen Tommaso Gabriele heiratete, Lavinia, verheiratet an den Grafen
Antonio Dragon, Anna Ginglia, welche die Gattin eines Grafen Bernardo
di Belgrado wurde. Von dem ersten Töchterchen musste er leider den
frühen Tod betrauern. Ausserdem war natürlich jede Hochzeit in seiner
Verwandtschaft für ihn eine willkommene Gelegenheit, seine Glück- und
Segenswünsche in der Form eines poetischen Blumenstrausses zu über-
reichen. Sehr häufig gab ihm schliesslich der Eintritt einer ihm nahe-
stehenden Person in einen religiösen Orden Anlass zu manch reizendem
Sonett.
Die Gegenstände, die er dichterisch bearbeitete, waren die ver-
schiedenartigsten, von den Fastenpredigten des Kapuzinerpaters Agostino
da Lugano im Dome zu Udine (1731) bis zur Tanne, die vom Blitze
zerschmettert wurde. Die Reize des Landlebens, das er wohl am besten
in der väterlichen Villa zu Persereano genügend kenneu lernte und
gründlichst genoss, die Segnungen des Friedens in der politischen Welt
fanden in Florio den beredtesten Sänger, welcher mit echt dichterischer
Auffassung und Empfindung die umfassendsten Kenntnisse in der heiligen
und profanen, in der klassischen und nationalen Literatur zu einem
einheitlichen, wohltuend wirkenden Bilde zu vereinen verstanden hatte.
Auch im Drama hat Florio sich versucht und in seinem „11 Pastore
bnono'' (1750) eine nicht unbedeutende Probe seiner Begabung auch ftlr
diese Dichtungsart gegeben (cfr. Lettera XXII). Noch weitere Ver-
snobe dieser Art sind vorhanden, wenn auch noch nicht herausgegeben:
„Tl Dramma dei Fratelli Goncordi^, „Giunio Bruto^, und noch mehrere Bruch-
stücke. Von seiner Fähigkeit, einen grösseren geschichtlichen Stoff zu
einem anziehenden Heldenepos zu verarbeiten, zeigt sein unvollständig
gebliebenes Werk: „Tito, ossiaGerusalemmeDistrutta'', von dem bis jetzt
die ersten drei Gesänge vorliegen^). Wohl beeinflusst von dem Ge-
1) «Tito, oBsia Gemsalemme distrutta", poema epioo inedito, primo e secondo
51*
804 P* Michael Huber, 0. S. 6.
schmack der damaligen Zeit, das Heldenepos wieder zu Ehren zu bringen,
hatte Florio sich an diesen Stoff gemacht nnd ist darin vorbildlich fllr
manch anderen Dichter geworden, so besonders fttr Cesare Arici dl Bre-
seid; der denselben Stoff, wenn auch nicht gerade in mastergiltiger
Weise behandelt hat (1816). Dazu wurde Florio auch in ganz besonders
ermunternder Weise von keinem geriugeren als seinem literarischen
Freund und Gönner, dem beiiihmten Dichter Metastasio (1698—1782)
aufgefordert, wie ein noch erhaltener Brief desselben bezeugt . . .
. . . „flo voluto mille volle animarla ad intraprendere il lavoro d^un
poetna eroico^ non conoscendo io fra presenti nostri poeti alcun altro
che ahbia fiato sufßciente per animar la tromba epica e sfidar le piu
celebri e strepitose. Scuota V. S, Illuatriss. una volta cotesta sua
eccessiva modestia e tenti man piü vasti: io le sono mallevadore di
nuove gloriose scoperte, delle rieche e pellegrine merci delle quali
ritornerd carico dal suo viaggio"^. Freilich diese erste Aufforderung
scheint nicht gereicht zu haben, denn bald schickt ihm Metastasio eine
neue Mahnung zu, das begonnene Werk ja nicht unvollendet zu
lassen: „Mi congratulo dunque ora seco lei della nuova sua viva doUa
e leggiadra produzione tutta degnissima di lei: ma a patto che coteste
sue cose accidentali non la distolgano dal grande intrapreso viaggio,
al quäle io non desisterd mai di stimolarla^ per aver qualche parte di
merito nel nuovo ornamenio cK ella prometie al Pamaso Italiano.^
Leider blieben seine Ermunterungen zum Teil erfolglos, da bis zum
Jahre 1770 zwar 5 Gesänge, von dem übrigen aber nur einige Bruch-
stücke vollendet waren. Immerhin lassen schon die vorhandenen Proben
zur Genüge erkennen, dass der nie versiegende Gelegenheitsdichter es
ebensowohl verstanden hat, in der Behandlung eines epischen Stoffes
die Kraft eines Milien mit der Anmut eines Tasso zu vereinen.
Titus, yjdi Borna . . . delizia, amor del mondo^^ war mit seinen
Scharen von Ägypten vor Jerusalem gezogen, um diese Stadt der römi-
schen Herrschaft zu unterwerfen. Doch die Vorzeichen waren ihm
wenig günstig. Da verwendet sich Uriel, der Schutzgeist Rom's am
Throne Gottes fttr das ihm anvertraute Volk, gegen welches Michael,
der Schntzgeist der israelitischen Nation, mit seinen Scharen auftreten
will; denn ein heidnisches Volk sollte, wie Michael meint, nie über
das auserwählte Volk Gottes triumphieren, noch Jehova durch Jupiter
Canto, ed. Quirico Viviani, Venezia 1819 ; gewidmet dem £nkelsohD des Dichten,
dem Grafen Francesco Florio. „La Celebrazione della Pasqua*', episodio inedito
del Tito (=CaDto Terzo) pubblicato airoccasione del solenne ingresso di Mgr.
Jacopo Monico all' Episcopato di Ceneda da Q. Viviani, Udine 1823 (15. Not.);
das erstgenannte Werkchen findet sich in der E. Bibliothek bu Berlin (Sign.
Xp. 8538), das zweite in der k. k. Hofbibliothek zu Wien (Sign. 20 Co. 229).
Gedichte des Grafen Daniele Florio ans Udine 805
verdrängen dürfen. Doch Gott hatte^ sogar gegen die Bitte seines Sohnes, in
seiner beleidigten Gerechtigkeit fttr Israel und dessen Gottesmord Strafe
beschlossen nnd diese Strafe soll durch die Römer vollzogen werden;
freilich Iftsst Gott gerade hierin wieder seine Barmherzigkeit erkennen^
da der Vollstrecker dieser Strafe nicht einer der grausamen Macht-
haber der Welt, sondern der milde, weise und gerechte Titus sein sollte.
Uriel wird nun auf die Erde gesandt, Titus in dem grossen Unternehmen
zu unterstützen. Auf dem Berge Carmel angelangt findet dort Uriel
den Gott des Schreckens; den der Engel Gottes sofort zu den Gottlosen
weiterschickt; um in ihren Herzen verhängnisvolle Gedanken zu erregen ;
Uriel selbst aber geht in das römische Lager, wo er vor allem die
Opferaltäre umstösst; um dadurch die Auguren und ihre Auslegung der
Vorzeichen zu Schanden zu machen. Titus fasst bereits neuen Mut
nnd wird in seiner frohen Hofinung neuerdings dadurch bekräftigt, dass
der weise Alessandro Tiberio mit dem Pfeile einen Raben erlegte^ der
sich auf dem Zeltdache niedergelassen hatte (Canto I; 109 Stanzen).
Die Göttin Zwietracht hatte fttr Jerusalem die Lage sehr kritisch
gemacht, da die 3 Brüder Johannes, Simon und Eleazar sich dortselbst
nm die Herrschaft stritten und da infolgedessen die grösste Uneinigkeit
in der Stadt herrschte, als man des herannahenden Feindes gewahr
wurde. Nur schwer gelingt es dem greisen Priester Mathias, in tief-
ernster Rede das Volk und die sich bekämpfenden Brüder auf diese
innere und äussere Gefahr aufmerksam zu machen, noch ehe es zu spät
sein möchte. Dann beginnt ein frohes Rüsten zum Kriege; während die ^
Gebete der Greise und der Frauen im Tempel den Segen des Himmels
auf die Wafien herabflehen. Unter diesen Frauen tritt besonders Zaffira^
die Gattin des tatenlustigen Isathes und Mutter des kleinen Ozias,
hervor, die in rührender Weise ihren auf Heldentaten ausgezogenen
Gatten beweint und von ihm allein wirksame Hilfe in der gegenwärtigen
Bedrängnis erhoffen zu können glaubt. Als starkes Weib verlässt sie
schliesslich die Stadt, um den Helden aufzusuchen und zieht dabei
nur ihren treuergebenen und altbewährten Diener Alzir ins Vertrauen
(Canto U, 57 Stanzen).
Unterdessen wird in der heiligen Stadt das Osterfest in der ge-
wohnten Pracht gefeiert; der Erzengel Michael hat sich in unsichtbarer
Gestalt unter die Opfernden gemischt und angesichts der alten Treue
des auserwählten Volkes bittet er noch einmal Gott, mit demselben
Erbarmen zu haben. Doch der neue Bund soll den alten verdrängen.
Der Himmel öffnet sich und der Dichter sieht in den Höhen in echt
apokalyptischer Weise die Herrlichkeit des Thrones Gottes erstrahlen.
Moses, der Vermittler des alten Gesetzes, tritt seine Rolle an Christas,
den neuen, viel grösseren Propheten ab, dessen neues Gesetz Gott
mehr ehrt und den Menschen verbessert. Jacob, der erste Bischof
8013 P- Michael Haber, 0. S. B.
von Jerusalem bittet nun am Erbarmaag and Erleuchtang für die ehe-
dem ihm anvertraate Herde. Das göttliche Rächerschwert, das Gott
in seinem gerechten Zorne ttber seine Stadt bereits gezückt hält, kann
nur darch Bekehrung zur Lehre und zum Opfer Christi noch aufgehalten
werden. Da wird Michael auf die Erde gesandt, einen Mann aufza-
suchen, der als zweiter Jonas diese letzte Mahnung Gottes zur Beae
und Bekehrang dem Volke Gottes übermitteln soll. Endlich nach langem
Suchen aaf dem einsamen Berge Betel, wo die wilde Zwietracht and
die pharisäische Heachelei noch keine Dnterknnft gefandeu; findet Michael
in dem Hirten Josoe den gesuchten Mann. Dieser eilt auch sofort in
die Stadt und, ein zweiter Johannes Baptista, verkündet er Gottes letzte
Mahnung. Der Hohepriester Pharnaxes unterbricht erschüttert das
Opfer; doch Josue würde der Wut des Simon zum Opfer gefallen sein,
wäre nicht Mathias dazwischen getreten. Bewandert in den heiligen
Schriften erkennt dieser nach nochmaliger Prüfung, dass der versprochene
Messias gekommen and dass dieser zwar ungewöhnliche Bote doch der
Abgesandte des Himmels sei. In diesem Sinne erhebt Mathias nochmals
seine Stimme ond ermahnt das Volk, in aufrichtiger Reue ttber die bis-
herige Blindheit sich zu Christus zu bekehren and von ihm Abwehr
des drohenden Unheils zu erflehen. Und wirklich ertönt ein allgemeines
Wehklagen ; doch Gott, der das Herz sieht, erkennt darin nur Farcbt
vor der Strafe, nicht aber Rene über die Schuld. Da ertönt plötzlich
aus ansichtbarem Mande im Tempel der Raf: Fort von hier! Mathias
, erkennt sofort die Bedeatung dieses Rafes and will mit den wirklich
reaigen Israeliten Jerasalem verlassen and an abgelegenen Orten Gott
nach dem neaen Gesetze verehren and ihm das Opfer des neuen Bundes
darbringen. Doch Pharnaxes weiss dies in seinem pharisäischen
Neide za verhindern und Mathias wird in den Kerker geworfen (Canto IIl,
103 Stanzen).
Das Ganze entbehrt wirklich nicht der grossartigen Anlage and
der kühnen schwungvollen DarchfUhrung; ^yle grandi e varie inimagini,
i mirabili conceüi, la freschezza e il vigor dello Stile e V armcnko
verseggiare^ erkennt deswegen auch der Herausgeber (Einleitung tu
Canto HI) rühmend an. Tasso, Dante und die apokalyptischen Seher
der Bibel sind wunderbar nachgeahmt und nachgedichtet, so dass es
nur zu bedauern ist, dass dieses Gedicht nur ein Bruchstück ge-
blieben ist.
Es kann nur von grösstem Interesse sein, einen tieferen Einblick
in das Leben des Dichters za bekommen und daza ist neben den Er-
zeagnissen des Dichters wohl nichts geeigneter als Personen za hören,
welche den Dichter gekannt und verstanden haben. Glücklicherwdse
ist uns ein Brief erhalten^ der aas des Dichters nächster Umgebung
selber herrührt. Es stammt derselbe von seiner eigenen Tochter, der
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 807
Orttfin Lavinia Florio-Dragoni, den Viviani; der Heransgeber des Tito-
BruchBtttckes von ihr am 29. Jali 1808 erhalten hat^):
jfNon rivedo giamtnai il soggiomo campestre del mio amaio padre
sema essere eompresa da un dolore che mi toglie la parola. Da prin-
cipio mi separo dagli altri e mi porio a tribtUargli, direi guasi^ un
culto nette stanze op' egli abitava. Soipesa, ammutolita riguardo tutti
gli oggetti che mi eircondano: esei sono altreitanti teetimonii deUe sue
virtü, detta eublimiiä della aua intelligenza, deUa rapiditd della sua
immaginazione e deüa vasiitd deUe sue dottrine. Mi par di vedere
quella fisonomia da eui traluceva il candore della sua anima. l! aspetfo
8U0 rassofnigliava a quello dei Profeti. Cogli occhi raccolti, eome
astratto dai sensit mi reciiava quei suoi versi ripieni di aüi e mera-
vigliosi concetti. Si^ in quelle medesime stanze era il mio Liceo: Id ho
eominciato a conoscere le piü colte nazioni, a distinguere le loro leggi,
a guastare la eloquenza dei capi degli eserciti e quella piü omata e
sedueente dei rostri: lä ho conosciuto Parte dilettevole inventata per
istruire i popoli sulle disgrazie dei regnanti e sui costumi degli uomini.
Egli sapta farmi gustare i tragici e i comici greci; piü tardi vennero
sul nostro tavolino anche gli eccellenti tragici francesi; e durante questo
esercizio fermavasi senipre sui piü bei pensieri e sulle piü belle sentenze
per /armele copiare. Quai con/rönti e quali considerazioni non sapeva
egli ritrame! Per molti anni ho passato con mio padre i ridenti au-
tunni^ ni mai nessun argomento che non fosse utile non sopravveniva
a distrarmi: nondimeno ad onta della vivacitd della mia giovinezza
io trovava in cid un piacere superiore ad ogni divertimento. Atta nostra
tavola ed ai nostri romiti passeggi ripetevamo continuamente i piü bei
passi de' nostri poeti italiani. Finchi visse mio padre^ io vissi con lui;
non passd mai giomo che non Io vedessi; non mai giorno che non mi
sia prestata a leggergli cid che gli era piü grato. Talvolta egli com-
piaeevasi di spiegarmi qualche autore latino, il che faceva con mara-
tngliosa facilitä. Oltre di cid mi metteva a parte delle sue corre-
spandenze letterarie e delV acquisto dei suoi libri, i quali erano veduti
da me prima che passassero nella sua libreria. La sua morale era
sublime. Non ho udito mai una censura^ non mai una disapprovazione
delP altrui condotta. Era generoso per animo, ma vivea con una som-
messione ai fratelli^ come il figlio verso il padre; sempre contento di
quello che operavano, senza mai meschiarsi di nulla, Tanti pregi e
iante virtü mi erano di un vivo esempio per imitarlo e per ammirarlo\
ma il mio amore per lui era superiore a futto. Egli mi i sempre pre-
sente: Io veggo nel mio gabinetto ove si tratteneva motte ore del giomo,
1) Abgedruckt in Tito, Canto I und II, Einleitung pg. XI— XV.
808 P- Michael Haber, 0. S. B.
particolarmente in quel tempo che la sua fantasia, forse troppo esausta^
stava in riposo, e questo riposo era mescolato da una cupa malinconia.
La religione perd, di cui era profondamente penetrato^ formava sempre
il suo conforto e le sue delizie^ per la quäl cosa in quei momenti le
letture erano sempre adaitaie alPuopo. La Bibbia, Bossuet, Pascalj
Finelon venivano in suo soccorso, ed egli parea come assorio neüa
elevQtezza dei loro pensieri. lo mi glorio di aver il piü delle volle con-
tribuito con tali letture a rianimare la sua bella mente, e non ho cessato
fino air ultimo giomo di vederlo^ di udirlo e d* incoraggiarloJ^
Einen interessanten Einblick in seine Anffassnng der Dichtkunst
geben nns die Briefe, die Florio an einen hochbedentenden literarischen
Freund, an den Literaturprofessor an der Universität zu Pavia, Abate
demente Sibilliato (nome celebre nella Poesia e nella Eloquenza ita-
liana) geschrieben hat^). y^Come io sono molto alieno da. una servitü
pedantesca e da una superstiziosa venerazione degli antichi^ la quäle
faccia in loro ammirarne fino i difettij cosi non approverd mai un im-
prudente disprezzo^ anzi sono persuaso che si debba avere un certo
moderato riguardo ed una spezie di riconoscenza verso coloro, che i
primi ne hanno aperto il sentier o delle arti ingenue e dirozzata e ripu-
Uta la nostra lingual e perciö non posso se non condannare P inav-
veduta franchezza del moderno Critico, il quäle la ricca fantasia di
Dante e V inimitabile delicetezza del Petrarca pretende ristringere a poche
Terzine ed a pochissimi Sonetti. Contro una simile ingegnosa licenza
prevedo un gran sollevamento nelle repubblica letteraria, e specialmente
dalla parte de^ suoi Padovani^ giusti non meno che acerrimi di/ensori
di que* venerabili Poeti ed imitatori fedeli de' Cinquecentisti {Lettera F,
pg. 13).
Leider sind die verschiedenen Gedichte dieses gottbegnadeten
Sängers nur sehr schwer zugänglich. Dieselben worden meistens nur
in sehr geringer Auflage herausgegeben, so dass man jetzt von Glttck
reden muss, wenn man in irgend einer der grösseren Bibliotheken dies-
seits der Alpen ein Exemplar findet. So würde es sich wohl der Mühe
lohnen, wenn diese Perleu der Rokokokunst einmal in einer Gesamt-
ausgabe vereinigt werden könnten, und zwar um so mehr als manche
nur handschriftlich existieren. Ein hübsches Bändchen dieser Ge-
dichte hat sich; Gott weiss auf welchem Wege, in die Stiftsbibliothek
des Benediktinerklosters Metten in Kiederbayern verirrt und konnte
dort Jahrzehnte hindurch von seinen Wanderungen ausruhen, ohne je
1) Lettere inedite del Conte Daniele Florio, Udinese, ed. (Padova 1888)i
Tommaso Michieli, agli egregi Sposi Paolo Gianio Dr. Zaccheri ed Adelina de
Roeco (Hofbibl. Wien, Sign. 17 L. 178).
Gedichte des Grafen Daniele Florio ans Udine 809
in seiner stillen Besehanlichkeit gestört zn werden. Und doch verdient das-
selbe dem Dunkel entrissen zn werden, schon deswegen, weil diese Sanun-
Inng einer bayerischen Fürstin, Anna Maria, der Gemahlin Max Jo-
seph ni. gewidmet ist. Ein Verwandter des Florio, ein Graf Antonino
Prampero, der sich öfters als Jagdgast am bayerischen Hofe befand,
war beauftragt, diese Gedichte der Fürstin zn überreichen. Die Mettener
Handschrift scheint das Original davon zn sein. Dieselbe kam in den
Besitz des gelehrten Benediktiner-Professors P. Amand Hoecker ans
dem nahen ehemaligen Kloster Oberaltaich (geb. 9. Sept. 1764 in
München, legte die Ordensprofess in Oberaltaich am 20. Nov. 1785 ab,
war Professor zn Freising 1798— 1801, hernach Bibliothekar im Kloster;
nach der Saeknlarisation zog er (1803) nach München nnd starb da-
selbst am 12. Dez. 1836). Seine Gelehrsamkeit nnd seine Bücherknnde
hatte ihm in München Zutritt zn den höchsten Kreisen verschafft nnd
so kam es wohl, dass er jenes Dedikationsexemplar von befreundeter
Seite als Geschenk bekam. Nach Wiedererichtung einzelner Klöster in
Bayern erwarb er sich durch Neuordnung verschiedener Klosterbiblio-
theken unschätzbare Verdienste um seinen Orden, besonders als er
dnrch freiwillige letzte Verfügung seine ungemein reichhaltige, inte-
ressante Privatbibliothek dem neu errichteten (1830) Nachbarstiffce Metten
vermachte. Die Handschrift selbst enthält 138 Blätter aus sehr feinem,
pergamentartigen Seidenpapier (0,223X0,173); die Schrift ist ziemlich
gross und sehr sauber und ungemein sorgfaltig. Die Titel der einzelnen
Gedichte, die stets je eine Seite einnehmen, sind zum Teil im Rokoko-
stil reich verziert. Von den unten abgedruckten Gedichten sind die
Nummern 1—17 in dieser eleganten in Pergament gebundenen Handschrift
enthalten. Die letzte Dichtung, die Sonette an die verstorbene Gattin
des Dichters, scheint diesem Dedikationsexemplar hinzugefügt zu sein; sie
trägt das Datum 1763, und hier sind die Blätter bloss einseitig beschrieben.
Diese Dichtung ist zwar in dem leider sehr seltenen Bande Poesie
Varie (Udine 1777, pg. 93—120; vorhanden in der k. Bibliothek zu
Berlin Sig. Xp 3536, 4^) enthalten, doch wird sie unten neben andern
ebenfalls nur äusserst selten zu findenden Drucken wiedergegeben,
um so ein möglichst vollständiges Bild von dem Dichter und dessen
Werk zn haben.
Ausserdem wird der Übersicht wegen der Inhalt der bedeutendsten
von Florio selbst noch besorgten Sammlung vieler seiner grösseren und
kleineren Gedichte gegeben, nämlich Poesie Varie, Parti due, Udine
1777 ^vorhanden in Berlin, Sign. Xp 3536) gegeben.
810 P. Michael Hnber, 0. S. B.
Parte prima.
1. Birne in memoria aei mio proYvido ed amoroao Padre, il Conte Sebaitiaiio
Florio, 2 Sonetti pg. 3 e 4.
2. La Religione, Canzone pg. 5—14.
3. Nel giorno di s. Sebastiane, di coi portava il nome il Padre deir Anton,
2 Sonetti pg. 15, 16.
4. L' Edncazione, Ganzone pg. 17 — 24.
5. La Yigilanza negli affaii domestici, 2 Sonetti pg. 25, 26.
6. SoUecita Attenzione alle lite, Sonetto pg. 27.
7. La Discretezza nell' accordare alla Gioventüi i moderaii e nobili diverti-
menti, Sonetto pg. 28.
8. La mite Autoritä Paterna, Sonetto pg. 29.
9. Nella Villeggiatnra di Peraereano, podere non lontano dalia fortesza di
Palma ed acquistato dal Conte Sebaatiano Florio, 2 Sonetti pg. 30, 31.
10. La Vendemmia, Canzone pg. 32—42.
11. La Mediocritä, Sonetto pg. 43.
12. L' Uniformitä nelle azioni, Sonetto pg. 44.
13. L'Indnlgenza e Discretezsa verso i aervi, Sonetto pg. 45.
14. La Vera Amicizia, Sonetto pg. 46.
15. La Moderazione nelle coae proapere e la Coatansa nelle ayverse, Gaozooe
pg. 47-51.
16. La Tranqnillitit, Sonetto pg. 52.
17. Non aver Invidia dell' altrni Felicitä, ma Compaaaione delle Diagraae,
Sonetto pg. 53.
18. L*Amor della Patria, Canzone pg. 54 — 63.
19. La Placidezza nel parlare, Sonetto p. 64.
20. La Dolcezza della Morte, Canzone pg. 65—70.
21. Sopra il Sepolcro del Padre, Sonetto pg. 71 (f 1759).
22. In Morte del medeaimo, (2 Sonetti pg. 72—73.
28. Alla Gontesaa Vittoria Valvaaona di Maniaco, in tempo ch'era Spoaa deir
Antore, 9 Sonetti pg. 74—82 (= Nice.)
24. A Nioe riaanata dal vajnolo, Elegia.
25. Per la Morte della prima Figlinolina, Sonetto pg. 91.
26. Nella Infermitä pericolosa della Consorte, Sonetto pg. 92.
27. In Morte della Signora Conteaaa Vittoria Florio, nata Conteasa ValYasoia
di Maniaco (f 1763), Conaorte dell' Antore, 28 Sonetti p. 93—120.
28. Per la morte Lavinia Antonini Florio, mio pietosisaima Madre, Sonetto
pg. 121.
29. Per la Morte del Conte Filippo Florio, Cavaliere Geroaolimitano, mio cor-
dialissimo Fratello. Sonetto pg. 122.
30. Per Telezione al veacoviido d'Adria di Monsignor Conte Francesco Florio
e per la rinnnzia a lui graziosamenta accordata, 6 Sonetti dedicati alU
Santitä di N. S. Papa demente XIII pg. 123—128; (4 Sonetti, ed. in
Lottere pg. 26-28).
31. Per essere il Medesimo stato eletto dalla Santitä di N. S. Papa Clemeste
XIV. alla dignitä di Preposito della Metropolitana di Udine, Sonetto pg. 129,
Canzone pg. 130—140.
\
Gedichte des Grafen Daniele Floriu aus Udine 811
32. Sopra Sebaatiano primo Figlio dell* Autore, mentre anoora era in tenera
etä, Endecasillabo pg. 140—148.
33. Per il Bitorno da Malta del signor Gonte Sebaatiano Florio, figlio dell'
Antore, Cavaliere deir Ordine Gerosollmitano, Sonetto pg. 144.
34. AI signor Marcbese Pietro Sagramosa, Cavaliere dello stesso Ordine, il
quäle fece Ponore al figlio deir Autore d! accompagnarlo da Malta sino a
Udine, Sonetto pg. 146.
35. Per l'ultinio Giomo deir anno cadente e per il primo del nuovo, ai Figli,
2 Sonette pg. 146—147.
36. La Caccia, Canzone pg. 148—156.
37. La Concordia fraterna, ai Figli, Canzone pg. 157—163.
38. Alla aignora Conteasa Argentina Florio, nelle di lei noize col nobile
aignor Tommaao Gabrieli, 2 Sonetti pg. 164, 165.
39. Alla aignora Contesaa Lavinia Florio, per di lei nozze col nobile aignor
Conte Antonio Dragon, 2 Sonetti pg. 166—167.
40. Per le feliciaaime nozze della aignora Conteaaa Anna-Giuglia Florio col
nobile aignor Gonte Bemardo di Belgrado, Canti quattro in Terzine
pg. 168—201.
41. Alla medeaima Figlia, 2 Sonetti pg. 202—203.
42. Nel Giomo naUlizio deir Autore, 10. Mario, Sonetto pg. 204.
48. Per una grave e moleata fluaaione d'occhi, aofferta dall' Autore nel meae
di Dicembre 1770, 2 Sonetti pg. 205—206.
44. Per una aimile fluaaione d'occhi dall' Autore nel meae di Novembre 1775,
3 Sonetti pg. 207—210.
45. La Luce della Giviltji, Sonetto pg. 210.
46. Inno alla Luce, Canzone pg. 211—219.
47. La Ricerca della Fellciti^ 36 Stanze pg. 220—232.
Parte seconda.
1. Le Grazie, per le feliciaaime nozze di aue £ccellenze 11 N. S. Conte Gio-
vanni Manini e la N. D. Samaritana Delfino, Poemetto in 106 Stanze
pg. 5-5a
2. Per le feliciaaime nozze delle loro Eccellenze il N. S. Conte Giacomo Sa-
vorgnan e la N. D. Fauatlna Zeno, Canzoni. L'Occhio 65—71, l'Orecchio
72-77.
3. Per le feliciaaime nozze del nobile aignor Conte Jacopo Pappafava Anto-
nini e della nobile Signore Conteaaa Arpalice di Brazzacco, Canzone
pg. 78-88.
4. Per le nozze della nob. Donna la aignora Marianna Bedetti e del aignor
Conte Aacanio Piccoli, Sonetto pg. 89.
5. Per le nozze della aignora Conteasa Rosa di Sbruglio col Signor Conte
Fabbrizio d'Attema, Sonetto pg. 90.
6. Nelle nozze del aignor Gonte Pietro Valvasone di Maniaco, Cavaliere di
S. Stefano, colla aignora Conteasa Claudia di Spilimbergo, Canzone
pg. 91—98.
7. Per la morte della signora Conteaaa Claudia di Spilimbergo Valvaaona di
Maniaco, 8 Sonetti pg. 99—101.
8. Nelle nozze del aignor Conte Franceaco Biccati e della aignora Conteaaa
Margherita Valvaaona di Maniaco, Canzone pg. 102—106.
812 P. Michael Haber, 0. S. B.
9. Per le nosze della Bignora Contessa Felicitä di Colloredo e del aignor
Conte Antonio Arcolaniani, Sonette pg. 107.
10. Per le nozze della signora Contessa Elisabetta di Porzia col signor Gonte
Antonio Antonini, Sonette pg. 108.
11. Alla signora Contessa Alba di Sbrnglio, che veste Tabito religiöse di s.
Francesco nelP insigne Honastero die s. Niocolö di Udine, prendendo il
nome di Suor Teresa Hargherita, Canzone pg. 109—114.
12. Alla signora Contessa Maria Gorgo, che veste Pabito religiöse di s.
Francesco nell' insigne Monastero di s. Niccolö, Canzone p. 115—120.
13. Alla nobile signora Contessa Giulia Bartolini, che veste l'abito religiöse
neir illustre CoUegio delle Dimesse e prende il nome di Maria Gertrade,
Canzone pg. 120—127.
14. Alla nobile signora Contessa Antonia Bartolini, che veste l'abito religiöse
nello stesso Collegio e prende il nome di Maria Rosalia, Canzone p. 128
bis 133.
15. Alla signora Contessa Ginglia Arcolaniani, nipote dell'Aatore inoccasione
ch' clla prende Pabito religiöse neir illustre Collegio delle Dimesse,
3 Sonetti pg. 134—136.
16. Alle 11. ee. 11. signor Conte Carlo di Colloredo e Donna Eleonora Gen-
zaga di lui consorte, mentre veste Pabito religiöse in Mantova la nobile
signora Contessa Margherita loro dilettissima figlia, Sonette pg. 137.
17. Alla signora Marchesa Violante Contessa di Colloredo, che prende Tabito
di s. Benedetto neir antico Monastero di s. Maria in Valle di Cividale del
Friuli, Sonette pg. 138.
18. Alla signora Marchesa Rosalia Contessa di Colloredo- e sorella della prece-
dente per il giomo della di Lei sacra vestizione, Sonette pg. 139.
19. Alla nobile signora Contessa Anna Maria Beltrame, che veste Pabito reli-
gioso delle Dolorose, Sonette pg. 140.
20. Alla nobile signora Contessa Anna Maria di Prampero, che veste l'abito
religiöse delle Cappuccine in Udine, Sonette pg. 141.
21. Alla nobile signora Contessa Tadea di Prampero, che veste Pabito reli-
giöse nelP insigne Monastero di s. Chiara in Udine, Sonette pg. 142.
22. Alla nobile signora Contessa Bernardina Mantica, che veste Pabito reli-
giöse delle Cappuccine in Udine, Sonette pg. 143.
23. Alla nobile signora Contessa Teresa della Torre, che veste Pabito reli-
giöse di s. Benedetto nelP insigne Monastero maggiore di Cividale del
Friuli, Sonette pg. 144.
24. Alla nobile signora Contessa Teodora Freschi de' Signori di Cacagna,
che veste Pabito religiöse nelP insigne Collegio delle Dimesse in Udine,
Sonetto pg. 145.
25. Alla nobile signora Contessa Ardanra Freschi, che vestendo Pabito reli-
giöse neir illustre Collegio delle lUustrissime Dimesse d'üdine, s'induce
a parlar alla Sorella professa nello stesso sacro Institute, Sonetto p. 146.
26. Alla nobile Signora N. N. che veste Pabito di s. Teresa, Canzone
p. 147-152.
Darin sehliesst Bich endlich noch die so ziemlich vollständige Liste
seiner edierten nnd nicht edierten Werke auf Grand der Znsunimen-
stellung in Angelo FabroniO; Yitae Italoram Doctrina Excellentium
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 813
(saec. XVII und XVUI) vol. XVI (Pisa 1795 pg. 111), wo auch das
Wichtigste über das Leben der beiden Brttder, Francesco und Daniele
Florio zu finden ist (1. c. pg. 77—106). Wer sich speziell über italie-
nische Dichter am bayerischen Hof in München und am kaiserlichen
Hof in Wien nach der Reformation interessiert, wird in den sehr in-
teressanten Werken viel Belehrung und reichen Aufschlnss finden:
Karl Reinhardstöttner, Ueber die Beziehungen der italienischen Literatur
am bajer. Hofe; Karl Trautmann, Italienische Schauspieler am bayer.
Hofe (beide in: Jahrbuch der Mttnchener Geschichte I, 1887, pg. 93
bis 172, und 193—312) und M. Landau, Die italienische Literatur am
österreichischen Hofe, Wien 1879 (ins Italienische übersetzt von 6.
Stein-Rebecckini, Aquila 1880; über Florio cfr. pg. 85 s.)
Cfr. Ersch-Gruber, I. Sect. XVL, 385; — Wurzbach, IV, 268. —
Lombardi lib. III, cp. IE Bd. V, 55. — Metastasios Briefe an Mattei,
in opere postume, III 16 u. 196. — Biographie g^n^rale XVII, 958.
Opera edita Daniells Florli.
1. Le Prediche Qiiaresimali del Molto Revereudo Padre Agostino da Lugano
Cappuccino Difinitore della Provincia di Milano insigue Predicatore nel
Duomo d'Udine Tanno 1731, ristrette in Sonctti dal Co. Daniele Florio.
In Udine.
2. Orazione fnnebre in morte di^S. E. ii Sig. Co. Antonio Manini Patrizio
Veneto celebrandosi le di lui solenn! eseqnie dalla ilhistrissima citt&
d'üdine delto dal Sig. Co. D. F, In V. 1732.
3« Udine afflitta e consolata, all' Illustriss. c Beverendissimo Monsig. Daniello
Delfino Patriarca d'Aqnileja. Stampe del Co. D. F. in U. 1734.
4. Alla Real Haest^ di Maria Amalia sposa di Carlo Re delle due Sicilie
nel di lei passaggio per lo State Veneto. U. 1738.
5. Lo Bpettacolo de* Nnmi nella Bontuosa Regata segaita in Venezia per sua
Altezza Reale di Pollonia Principe Elettorale di Sassonia il Serenississimo
Federico Cristiano. Idllio. ü, 1740.
6. Per le Nozze della Serenissima Arcidnchessa Marianna d'Austria, Infante
di Spagna, Principessa Reale d'Ungaria etc. e di Sua Altezza SerenisBima
11 Principe Carlo di Lorena e di Bari; Canti due. In Vienna 1744.
Ristampati neir istesso anno in Venezia col titolo della „ConcordiaSicnra**.
7. La Libertä Difesa, o sia rArniinio, alla Sacra Maestd di Francesco I.
Imperatore de' Romani etc. per la di lui gloriosa esaltazione al Trono
Imperiale. Canto. Vienna 1745.
8. Alla Sacra MaestA di Maria Teresa Imperadrice e Kegina d^Ungaria e
Boemia per essere stato eletto e coronato Imperadore de' Romani il di
lei Sposo Francesco I. eto. Canzone. Vienna 1755.
9. A sua Maesti la Regina d'Ungaria e Boemia nella morte dell' Arcidn-
chessa Marianna di lei Sorella. Sonetti due. Vienna.
10. AI Serenissimo Carlo Principe di Lorena etc. Ode, in cui s'induce Pestinta
Arcidnchessa a confortare lo sposo e ad incoraggirlo all' espedizione
della Slesia sulP esempio di Gionata e Giuda Macoabeo. Vienna.
814 1*. Michael Huber, 0. S. B.
11. L'Amor di Dio. Ragionamento del Reverendissimo Big. Abb. Domenieo
Aurelio Franceschi Reggiano, ristretto In versi. ü. 1745.
12. Per lo stabilimento delle acienze e la riforma de* stadj fatta neu* Uni-
versiti di Vienna dalla S. J. B. M. die Maria Teresa Regina d'Ungaria
e di Boemia etc. Canzone. Vienna 1758.
13. Akra Ganzone suir istesso argomento. Hae odae extant in libro, cni titu-
lus: Mnsae Francisco et Mariae Theresiae Aognstis congratalantur ob
scientlas bonasqae artes eorum jussu et beneficentia Vindobonae resti-
tutas. Vindobonae 1756.
14. La Providenza, alla S. J. R. M. di Maria Teresa Regina d'Ungaria e di
Boemia etc. per li felici progressi delle di lei Armi. Poemetto con due
Sonett! 1757.
15. Componlmonti Poetioi per la compita Vittoria riportata in Boemia dalP
Armi Austriache il giomo 18. Giugno 1757. Vienna.
16. Sonett! in oecasione della precipitosa ritirata del Re di Pmssia dall' asse-
dio d'Olmitz li 2. Giugno 1758. Vienna.
17. II Pastor Buono, per la solennitä del Santo Natale. Azione Sacra 1750. ü,
18. Per le nozze delle LL. AA. RR. T Aroiduoa Giuseppe d'Austria e la Prinei-
pessa Isabella di Borbone. Gant! due. Vienna 1760.
19. Per le nozie delle LL. MM. die Ginseppe IL d'Anstria e di li. GiosefEs
di Baviera, Re e Regina de* Romani. Sonetti due. Vienna 1^65.
20. Per le nozze delle LL. A A. RR. l'Arciduca Leopoldo d'Austria e Flnfante
D. Maria Luisa di Borbone celebrate in Isprnoh. Canzone. Vienna 1765.
21. Le Grazie. Poemetto per le nozze di SS. £E. il N. H. Conte Giovanni
Manini e la Nob. Donna Samaritan» Delflno. Venezia 1766.
22. Lo studio deir AntiohitJi» a S. E. Reverendiss. M. Gian. Gerolomo Gra-
denigo Aroiv. d'Udine. Egloga reoitata neir Accademia Udinese. ü. 1766.
23. I Voti esauditi, alla Sacra I. R. A. Maestä di Maria Teresa nel dl lei fe-
lice risanamento dal Vajolo. Poemetto. Vienna 1767.
24. 1 Felicissimi Imenei di Ferdinande IV. di Borbone, Be delle dae Sicilie,
e di M. Gioseffa d*Anstria. Vienna 1767. Poemetto in due Canti. — Per le
felicissime Nozze delle SS. RR. MM. d! Ferdinande IV. dl Borbone, Be
delle due Sicilie, e dl Maria Carolina d'Austria. Poema. Venezia 1768.
25. Per le nozze di Maria Antonia Aroiduchessa d'Austria con Luigi di Bor-
bone Delfino di Franeia. Vienna 1770.
26. La pnbblica Felicitft, per le Faustissime Nozze delle LL. AA. RB. TArel-
duco Ferdinande d'Austria e la Prinoipessa M. Beatrice d'Este. Canzone.
Vienna 177L
27. Per la felicissima Nasoita di S. A. R. il Principe Ereditario delle due
Sicilie. Canzone. Napoli 1775.
28. Per la Magnifica Festa data a Napoli dagl! Uffioiali del Real Battagllone
de' Volontari! di Marina alle loro MM. II Re e la Regina delle due Si-
cilie per la Nasoita del Principe Ereditario. Canzone. Napoli 1775.
29. La Gaccia. Canzone con Sonette Proemiale a S. B. M. di Ferdinande IV.
Be delle due Sicilie. Napoli 1776.
30. L'Onore, stanze nell' ingresso del N. H. Gerolamo Venier Procurator di
S. Marco, ü.
81. AI Gelebre Sig. Abb. Metastasio, Ode relativa alla di lui graziosissima
sulle delisie di Schonbmn. Gorilla e Venezia 1777.
Gedichte des Grafen Daniele Florio ans Udine 81Ö
32. In Morte del saddetto. Componimenti in Padova e ristampati in Gorizia
ed Udine 1782.
38. Alcnne Poesie in morte di S. M. l'Imperadrice Maria Teresa. Gorizia 1782.
34. Sopra l'orribile terremoto di Messina e delle Calabrie. Ganzone Bassano
1783.
35. Kirne Saore e Moral!, alia Santitä di N. S. Pio VI. in Udine 1777. T.
nno in 8.
86. Poesi Varie, dedioate alla Santitä di N. S. Pio VI. in Udine 1777. Parti
dne in 8.
37. Tre Cansoni nella Partenza da Padova del Big. Alvise Mocenigo dopo il
sno glorioso Reggimento. Padova 1783.
Opera inedita.
1. Yarii Gantl del Poema di Tito o sia Gerusalemme distrutta. T. I.
2. Yarii Sqnarci relativ! al snddetto Poema con li materiali preparati per
esso cavati da Sacri e Profan! Autori, e massime dalla S. Scrittura
Vol. IV.
3. Varii Canti del Poema della Fantasia. T. Uno in 4.
4. Traduzioni di 60 e piü salmi, massime qnelli dell' Uffizio de' morti, ed
altre Poesie sacre. T. nno in 8.
5. Sonett! e Canzoni, in cni vengono epilogate le Prediohe Qnaresimali di
30 e piü Predicatori. Tom! due in 8.
6. Raccolta di Brindesi. T. nno in 4.
7. Poesie di Genio si in Sonetti che in Anacreontiche. T. nno in 8.
8. Poesie Moral! e Filosofiohe. T. nno in 8.
9. Canzoniere Anstriaco, in cni oltre le cose stampste si trovano molte
d'inedite, cioö nn poemetto per la Nascita dell' Areidnca Ginseppe poi
Imperatore, molti Gapitoli snlla morte di Csrlo VI. etc. Tom! dne in 4.
10. 11 Dramma de! Fratelli Concordi ed altro d! Ginnio Bruto, oltre altr!
pezzi di Drammi oominciati.
11. Varie dissertazion! recitate neir Aceademia Ecclesiastioa e Udinese, ed
nna orazione funebre per la morte del Patriarca Dionisio Delfino. T.1.in4.
12. Pezzi original! d! varii Antori ed estratti, dispost! secondo l'ordine Alfa-
betico sotto varii titoli: cioö Ambizione, Bellezza, Bonti^ Lnsso, Politica,
Ragione, Religione etc. Vol. V. Altri estratti e sqnarci di poesia di
poeti antichi e modern!, dispost! come sopra. Vol. VI.
18. Lettere. Vol. I.
816 P- Michael Haber, 0. S. B.
Rime del Conte
Daniele Florlo, IJdliiese.
AI Sig': Conte Antonio di PramperO; che fa Tonore a Daniele Florio
dl presentare alcuni suol Poetici Componimentl a Sua Altezza Serenlssiffla
ed Elettorale
ANNA MARIA
Duchessa ed Elettrice Regnante di Baviera.
I.
Sonetto.
Ta, che deir aarea Corte a lieta caccia
Segoi fedel il generöse Duce
E la Donna fieal, bo la eonduce
Nobil piacer de' snelli cervi in traccia:
Gnida i miei versi alla serena faccia;
In cai r eccelso ingegno e 4 cor tralace:
A Lei gli guida, che d'amica luce
Orna le Mose e qnai gemelle abbraccia!
Sai, che alle caste Dee spira coragio,
Qoando ad ndir stan da stapor sorprese
11 Bnon della sna Ceira e il parlar saggio.
S'EUa nn sol gaardo volgerä cortese
A' YerBi miei^ sperar mi lice an raggio
Deir Imortalitä; che in Lei gi& scese.
IL
La Feiicitä')-
stanze.
L
Instabile non b V amano ingegno,
Qaando a ragion i snoi desir rinaova;
Se in fragil Bene e di sae brame indegno,
Ove cercö, Feliciti non trova,
Bei disinganno h il variar disegnO;
E di saper, non d' inconstanza^ 6 prova:
N6 da' snoi varj errori all' nom disdice
Apprendere la via d'esser felice.
2.
Negli anni incaati, in oai segnir sol piace
Ciö, che piü Insingando i scnsi invita,
1) Cfr. in Poesie Varie I, 220—2
Gedichte des Grafen Daniele Fiorio aus Udine 817
Qael di Feliciti desio fallace
Levö snir ali la mia mente arditai
Siecht trovar sperai la vera pace
Fra le delizie di piacevol vita;
E de' pensier col temerario staolo
M' erse il Desio fnor di me stesso a volo. —
3.
Pria mi gnidö sn Collinetta amena
In bosco d' odoriferi arboscelli,
Che unendo i rami amici ombrosa geena
Tenean d' intorno a' limpidi rascelli.
SnI verde suolo il pi^ riposi appena,
Che si dipinee il suol di fior novelli;
SoBBurö r anra tra le frondi, e in gremuo
Furo mi seese di ragiada an nembo.
4
Sento dal centro oscir della foresta
Un snon, ehe dolcemente si diffonde.
H' innoltro, ovo coneorde il snon si desta
Dell' anra al soflFio e al mormorar dell' onde^
£ nn Coro di Donzelle in bianca vesta
TroYO con ocehi neri e ireccie bionde,
Che alternan liete danze e bei concenti
Air armonia de' mnsiei stromenti.
6.
Qai r nna i nervi di loqnace lira
Con pieghevole man schietta pereote;
Mentre a forate canne il fiato ispira,
Vidi r alira gonfiar le moUi gote.
Chi in regolati errori il piö raggira;
Chi modnla la voce in dolce note,
E la voce ed il pife sempre obbediente
In varj modi al vario snon consente.
6.
La piü gentilC; in me rivolti i rai,
Tosto mi venne ad incontrar cortese:
„Felice^, disse, y,ed a noi caro assai
Tn ginngi del Piacer nel bei Paese.
Qoi trar sereni i giorni e qai potrai
Spegner le brame giovanili accese.
Cogli in taa fresca etk, cogli odorose,
Pria che langaenti cadanO; le Rose!^
KomanlMhe Fonchnsgen XXV. 52
818 P- Michael Haber, 0. S. B.
7.
In cosi dir d' ud serto porporino
Di propria man mi coroDÖ la fronte,
E d' nmor tremolante e cristallino
Una tazza gemmata empie nel fönte
E a me 1a porge: lo sitibondo inchino
A qneir umor le labbra aride e pronte;
Ma appena lo saccbiai, che a poco a poco
Sentj serpermi al core nn lento foco.
8.
Come r infermo, a cni nel gonfio seno
Stagna V Idrope e appar nel volto esangae,
Qnanto piü di fresc' onde ha il sen ripieno,
Piü con aride fauci anela e langne;
Ogni licor, fatto per Ini veleno,
Le forze gl! rallenta e Bcioglie il sangne :
Tal di naovi piacer Y anima vaga,
Onanta ne gode piü, meno s' appaga.
9.
Di nnoYO alP acqne di dolcezza agperse
Corre il Desio, neppur la sete ammorza.
Dne volte e tre dentro quel rio s'immersey
E poi n'asci tratto d'occulta forza.
Qnindi vicino nn arboscel gli offeree
Frntta pendenti con dorata scorza:
Stende ai frntti la mano e alcnn ne coglie,
Ma colto appena in cenere si scioglie.
10.
Qual dnbbio pellegrin di riva in riva
Mi conduceva il mio Desir veloce;
Allorchfe intesi, e non so, d'onde nsciva,
Snonarmi in mezzo al cor rigida voce:
,,Fnggi", gridö, ,,qae8te lusinghe e schiva
L' infame snol, che dilettando nnoce.
Se qni giammai si coglie alcuna gioia,
0 che tosto sen fngge, o tosto annoia.
11.
Troyar Felicitadein van tu speri
Tra dolcissimi canti e danze liete;
Ognan di questi torbidi piaceri
Accende piri, non spegne, no, la sete.
Gedichte des Grafen Daniele Florio ans Udine 819
Quei mira!^ — Ed io mirai cento PeDsieri
Muovere intorno al rio l'ali inqniete:
Chi langne, chi s'obblia, chi aH'acqae inflde
Beve la morte e anoor morendo ride. —
12.
Lasoiando a tergo allor l'infansto CoUe,
In cni scopria tra Fiori il Serpe ascoso,
Mi rivoUi a cercar dall' Ozio moUe
In piü sicnra piaggia il mio riposo.
Ginngo in parte non lungi^ ove s' estolle
Un Albergo Bnbblime e Inminoso,
Che per le valli e pe' yicini campi
Spargea di gemme e d'or faville e lampi.
13.
Vago di novitä soave Istinto
Coli drizzö del mio Desir le pinme.
Vidi il Terde Smeraldo e il bei Giacinto
Fregiar le mnra con cernleo Inme.
S'apron d^Oro le porte e al gran recinto
Seorre ed ondeggia intorno un ricco Finme^
FinmO; che nato da perenne vena
L'acque argentee rivolge, aurea Tarena.
14.
Qnante mai colori conca di Tiro
Ed omö Frigia mano elette spoglie;
Qnanti colse Tesori il forte Ciro,
Del Lidio R6, neirespugnate soglie,
E grindici Adamanti ed il ZafiTiro
E le Perle Eritree qni '1 Fasto accoglie;
Fra me dicea, mirando il Tetto adomo:
„Della FelicitJk questo 6 '1 soggiomo.
15.
Qni felice io sarö. Chi d*oro abbonda^
Espagna le Cittä, vince i nemici,
Trova la sorte ai snoi desir seconda,
E la via s' apre agl' onorati nffici.
Lni l'anra popolar nntre e circonda
La tnrba folta de'giocondi amici,
N6 paventa il rigor d' anstera Legge,
Ma solo Ei stesso a sno piacer si regge.''
52*
820 P. Michael Haber, 0. S. B.
16.
Goal dicea, qnando sall'aorea porta
Girar vidi il Timor vigil cnstode.
Torbidi raota i lami in faccia smorta
E ad ogni suon sospetta assalto o frode:
Qni r Ayarizia fra ricchezze asBorta
Le smnnte labbra e Tnoca man si rode.
Ynotar vorria quel ricco FinmO; e trista
Crede perdite sne, qnant'altri acqüista.
17.
II Ben piü cnpo della Terra oscnra
Costei ricerca eon servil lavoro;
N6 yal, ehe a nosiro bene ivi natura
Cell gelosa 1' esseerabil Oro.
Yeglia, e se dormo, il sonno a lei figora,
Che stnol rapaee involi il sno Tesoro:
Air or si scnote e grida air ombre in yano
E r Arehe esplora con tremante mano.
18.
nNeppnr Felicitade ha stabil sede
In tetto d'Or o d'effigiato Argento;
Perchfe stimola piü^ chi piü possiede^
Di perder tcma, o d'acqnistar talento.''
CoBl meco ragiono, e sotto il piede
Mngir la terra e vacillar mi sento^
Gome qiialor chinsa negli antri cnpi
L' aria freme e scotendo nrta le mpi.
19.
Fnggo, e il timor m' agginnge ali alle piante;
Pur incerti rivolgo i gnardi addietro,
E le basi di solide Adamante
Stritolarsi mirai qnal fragil vetro
Ed ondeggiar soyra le mnra infrante
Con yorticosi globi un yapor tetro.
Cosl un' ora fatal ricchezze e pompe,
Accolte in longa eXä, gaasta e corrompe. —
20.
Stanco alfin, per godere i dl quieti,
II Desio mi raccolse in yil Capanna^
Che inteste avea le ruvide pareti
D' alga; di ginnchi e di palustre canna.
Gedichte des Gräfes Daniele Florio ans Udine 821
lyi con Tamo e con nodose reti
L' arte imparai, che i mati pesci inganna,
E or gir radendo i lidi; ed or mi piacqne
Gettanni agfle a nuoto in mezzo all' acque.
21.
Veggio dal lito an di leggiera Nave
Venir solcando i liqnidi zatiHri:
Nelle dipinte yele anra soave
Fea tremolar i bei color deir Iri.
Donna siede al governo e mai non pave,
Che contrario a sne meto il vento spiri.
AI verde manto e agii occhi dolci erei
Conobbi, che la Speme era costei.
22.
La cnrva prora awicinando al lito
Con tai detti m* accende e rassicnra:
pChe fai? che temi? In te Tardor sopito
Risvegli omai d* Onor piü nobil cnra!
Sorg! e vien nieco^ ove a cercar finvito,
Anzi a goder Felicitä sicnra!''
Cosi parlando m' additö nel mare
Un'lsoletta, che da Inngi appare.
23.
Ma perchfe piü fra le campagne ondose
La distanza confonde i dnbbj aspetti,
Mirabile Cristallo in man mi posC;
Che del non sno color tinge gli oggetti^
Che al guardo appressa le distanti cose,
Gli accresce la beltä^ cela i diffetti.
Ver r Isoletta di mirare in atto
L' artificiosa vetro agIi occhi addatto.
24.
Oh qnante oflri V ingannator Cristallo
Immagini di gloria agli occhi miei!
Veder mi parve sovra eccelso vallo
Di varie spoglie adomi archi e trofei,
Ed in marmi animati ed in metallo
Persi, Greci, Romani, Indi e Caldei,
E V onorate imprese e i nomi loro
Sa la base scolpiti in Lettre d'Oro.
822 P. Michael Haber, 0. S. B.
25.
Pendean d' intorno e del saDgnigQO Marte
E della bianca Face i chiari fregi:
Qnei, che a' piü chiari coDsiglier comparte
GiuBto favor di generosi Begi,
E qnei, che premj in ogni nobil arte
Natron V ingegno de' caltori egregi.
Tanto la Speme al mio delaso ciglio
Onor moströ, ma ascose ogni periglio.
26.
Ond^ io con Lei salendo il lieve Pino,
Tatte al vento spiegai l'aadaci veie.
Plaoido il mar sMncrespa, e ii mio cammino
Dolcemente seconda aora fedele.
Ma mentre ai porto io mi credea yicino,
Par^ che il porto sen fngga e piü si cele.
E sorge airimproviBO atra Tempesta,
Che mi sqnarcia le vele e'I legno arresta.
27.
Invidia fa^ che dal profondo chiostro
Soiolse a mio danno i procellosi yenti.
Pien di livide sqaamme b qaella an Mostro,
Che Yomita veleno e agazza i denti;
Gracchian cento Avoltoj d^adonco rostro
E le fischiano in sen cento Serpenti.
Gaizza fra 1' acqae occalta e ool rio morso
Fa sommerger le navi a mezzo il corso.
28.
Costei I'onde commosse e an denso velo
Di tenebroai nembi accolse insieme.
Mi corse aller per l'ossa an freddo gelo^
E il governo di man cadde alla Speme:
Ma in mar tarbato e sotto oscaro cielo,
Mentre iredda paara il cor mi preme,
Ecco! apparir con improvisa lace
Sovra il mio Legno altra piü fida Dace!
29.
AI scintillar del sao Celeste raggio
Si rasserena il Ciel, s' appianan V onde.
Cede il timor; e prowido coraggio
Ella con qneste voci al cor m' infonde :
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 823
„Or da perigli tnoi fatto pift aaggio
Volgi la prora alle sicnre sponde!
La Ragione son io^ che d' ogni interno
Tao moto a regolar yenni '1 governo.
30.
lo qnella fni, che d' alte voci al snono
DalP imbelle piacer prima ti trassi,
E qnaoto 6 di Fortnna istabil dono^
Pol t^ ioduBsi a foggir con pronti passi.
Or lasciato sareBti in abbandono
Deir Invidia al fnror tra l'onde e i saasi,
S'io co^miei rai dod ti togliea da qnella
Ombra lleve, che il Mondo Onore appella.
31.
Ecco! incanto Desir e Speme iofida
A qnanti rischi espone, a quanti iDganni!''
lo sdegnoso ripiglio: „Ah si recida
L'infelice cagion de' nostri affaDni!^
„No", mi BOggiuDse la fedel mia Gnida,
„Troppo cradel le voglie tue oondanni!
Per divenir felioe« a me aoggetti
Sveller non dei^ ma raffirenar gli affetti.
32.
La Natura li dik quai faciP ale
Per volare a qnel Ben, che n' fe dovato.
Stolto k colni, che toglie aH'Uom mortale
De' varj affetti il necessario ajnto,
Che mentre lo fignra a*Nami ngnale,
Freddo sasso lo rende e tronco mnto.
Tu brama e spera, ma co' pregi noti
D'ogni oggetto misara i ginati yoti!
33.
E pria, che ardente a qnalche meta aspiri,
Cauto esplorar da Inngi a te conviene,
Se appagar pnö yicino i tnoi Desiri
Qnel, che li sprona, immaginato Bene,
Perchfe non frtitti poi tardi Boapiri,
Ove poco risponda all' alta spene,
E qnando vile e fral lo acopra 1' ubo,
Ta non provi il rossor d'esaer delnao.
824 P. Michael Haber, 0. S. B.
34.
Cerca sol ne' piaceri an innocente
Conforto alle fatiche ed al oordoglio!
Di chiari onori la yjrtü nascente
In te 8i naira, e non nn vano orgoglio!
Sol per gioyare alla minnta gente
Ponno allettar V ampie ricehezze e il soglio.
Ma se la via miglior d' esser beato
Trovar ta yuoi, la ceroa in Dmil Stato!'' —
35.
Qnivi Ragion b! tacqne, e alle robelle
Mie YOglie contamaci impose nn freno.
Esse, fatte di Lei fedeli Ancelle,
Serban tranqnilla a me la Pace in seno.
Non giä temo il rigor d' inyide stelle:
Rider sempre mi veggio il ciel sereno.
£ pnrchi l'Orticel e '1 bianco Annento
Non mi nieghi i snoi doni^ io son contento.
36.
N6 cambiarei con laminoso Tetto
Qnesti altmi yili e a me cari Tngnri:
Qni mal d' insidie o di yelen sospetto
Tarba i placidi sonni e i di sicorL
Poco ottengO; men spero, e non afiretto
Con sollecita tema i gaai fatari.
Godo del Ben, fincb6 goder mi lice,
E so che, cbi men brama, & piü felice!
in.
U Moda.
Poemetta
1.
Nel vasto sen delPOoeano giace
Un Isoletta, e di Felice ha grido,
Non gik perchö d'Ineensi il Snol ferace,
Oppnr d' Indiche merd abbondi il Lido;
Ma, perchi ]k sno regno ayea la Pace
E incorroUa Giastizia ed Amor fido;
N^ gionta anoor del nostro Mondo gnasto
V* era a qnei tempi la lioenia e U Faste.
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udinc 825
2.
Da larga Dote non prendea baldanza
D' impor leggi la Donoa al vil marito,
N6 adorna d' anree apoglie in gioco, in danza
Pieghevor era ad amoroso invito;
Ma provida i anoi giorni in chiusa stanza
Partia tra i Figli ed il lavor gradito,
E Bol ne' sacri dl colta e non vana
Useia spiegando il vel di bianca lana.
3.
GoBi vivea qnel popolo contento
L'nmil serbando sno natio costnme;
Qnando approdö colä, piü che dal yento,
Nave sospinta da nemico Name.
Yele di Seta e remi avea d^Argento,
Di cni neU'aoqne il tremolante lame
Era bello il mirar e salle antenne
Di yarij angelli colorate penne.
4.
Tntti i Nocchier di rosee giubbe adorni
E ineoronati di featiya fronda,
Fean di liuti e di squillanti comi
Dolce nn concento risnonar per Tonda. —
Vaga di norOk, da qnei contomi
Folta la genta accorre in an la sponda^
E nel bei legno e negli amesi ignoti
Tenea per meraviglia i gnardi immoti.
5.
Poicbft vi fa gittato il mobil ponte,
Pellegrina gentil scese nel porto;
Mille artefici seco e mille pronte
Ancelle nacir col crine in nodi attorto.
Ella con grazia componea la fronte^
61i occhi tempraya al ragionar accorto.
La rimira ciascan, ciaacnn la loda,
Ma ancor non sa, ch'ö la Tiranna Moda.
6.
Allor qael Regno ai lusinghieri incanti
Gangiö le schiette usanze a poco a poco.
Eccol di gale e di pnrpnrei manti
Aprirsi le OfGcine in ogni loco:
826 P. Michael Haber, 0. S. B.
Chi tempra su la Cetra i molli canti;
Chi i paterni Tesor dissipa al gioco;
Qnesti agil nelle membra apprende i balli,
L' altro il soave favellar de' Galli.
7.
Quelle, che prima nel ritiro amili
Sedeansi tra la Prole e il Padre veechio,
Qnando al coUo di perle i bei monili
E gli Adasianti appesero airorecchio
E ndirsi intomo addator gentili
Di lor bellezze e consigliar lo speechio,
Presero a noia le secrete mnra,
£ altrai de*FigU si lasciö la enra.
8.
De' folli Amori e delle pompe infeato
Crebbe in poch' anni la anperba gara.
Tatte, ogni di, caDgiar yorrian di yeate,
£, Chi DOD pnö, s* ange d' inyidia amara.
L'ana i Cimieri e le merlate Create
Dell'altre oaaerva e a gareggiarle impara;
Ma mentre e intesa alla gentil fatica,
La fogg^a, che imitö, diyiene antica.
9.
Qnindi riaae geloae, accorte frodi
E della vita Tordine tnrbato;
Deir Annonia Civil qnindi i Cnatodi
Poraer querele al vigile Senato.
Toato ei cercö di proyyedere i modi
AI ben delle Famiglie e dello State;
Ma nel por mente ai danni ed ai vantaggi
Diyiai aller fnro i parer de' SaggL
10.
Geronte difenaor della aevera
Antoriti aorae con gravi detti:
Un Yeccbio qneati venerabil era»
Kemico delle pompe e de'diletti;
E come qnei, che aempre nmil manierm
Amd di Tita ed abiti negletti,
Con piü ragion lodando i priachi eaempl,
Cenaurar ei potea gli nltimi fempi.
Gedichte des Grafen Danielo Florio aus Udine 827
11.
Costai coBl parlö: „PiaoeBse al Cielo,
Che füssero men grari i nostri danni!
DisBimnlar potrei; ma nn ginsto zeio
Vaoi^ che ginnti all' estremo io gli condanni.
E come sgombra da fallacevelo
Or la mia mente 6 per virtü degl' anni,
Goal gli error della delusa gente
Meglio conosce^ e il cor pietä ne sente.
12.
AUa ragion troppo i oostami imbelli;
Troppo fan torto a noi, perch'io piA taccia;
Che Don sol de* Btranieri nsi novelli
II pid debole bobbo or corre in traccia,
Ma; oh DOBtro grave scomo! anti i capelli
CreBpar con legge e colorir la faccia,
E fole di Romanzi e Bcaltri Lndi
Son d'ogni GioYinetto i Beij Btndi.
13.
Or itOy Padri! II Dumerato Argento
CoBtodite oeirArca al vano Erede,
Perch* egli poi lo Bparga a buo talentO;
D' an altera Beltä vil Ganimede,
0 lo consacri al prodigo omamento
D'nn Imeneo, che la Bua sorte eccede,
Che alcun piü non miBora i oensi sni,
Mentre yaol gareggiar il fasto altmi.
14.
Vaghe non eran giä le nostre Spose
Di ricchi fregi e d^UBi peregrini;
Nfe drappi a lor di Francia o Y ingegnose
Tele venian da' Belgici confiui;
Ma la Berbata dalle Madri annose
VoBte nnzial e gli odoroBi Lini
Ad adomar eran bastanti allora
Le caste Figlie e la concorde Nuora.
15.
Bench^ ricca^ la dote ora non baata
Di nnoya Spoaa ad appagar l'orgoglio;
E Be paga non h, tanto contraata,
Che il Marito acoppiar fa di cordoglio. —
828 P- Michael Haber. 0. S. B.
Naye fatale perchö non sei rimasta
Tra l'onde acNBorta, o infranta in diiro aooglio?
Che gnasti bei costimii or non vedrei,
E a tanto dnol Toi mi aerbaate, o Dei?
16.
Ma non serbaste in yan qnesto di vita
Langnido ayyanzo, che mia membra regge,
Ma perch6 al Faalo e alla Licenza ardita
10 ponga il freno d* antorerol Legge.
Ginsti Dei, v' nbbidiaeo. — A nn nnovo invita
Piü graye error, ebi '1 primo non eoregge
E Chi, yietar petendo il mal naseente,
Crescer lo lascia innlto, al mal conaente.
17.
Deh! Se il pnbblico Ben, Padri, yi cale
E piü del yero onor che de' piaeeri,
Non consentiam, che « dilati nn male.
Che tanti opprease e 8i temnti Imperi.
Qnanto amabil piü sembra e piü fatale,
E maggior nopo ha di rimedj ansteri.
L' alta piaga conoaco e ao per proya.
Che in qnesta il ferro e il foco nsar aol gioya.
18.
S' nd la franca Äntoriti, che, qnando
11 periglio h comon, tacer non liee;
Ma pio rigor conyien, ehe i rei fiaecando
Serbi fra i ginsti 1' armonia felice.
Qie piü aoffrir? Pera o ai eaed in bando
Moda infedel dell' Alme adnlatrice,
O che yedrem, — sia yano il mio aospetto! —
Da lei tntto cader il Begno infetto."
19.
Qoi si tacqne Geronte; e il gran diyieto
Pronto a segnar e ad eaegnir a'oflferae;
Ma Placidio a* oppoae e mansneto
Ägli altri Padri il aoo eonsiglio aperae.
Ei aaggio era non men, na piü diaereto
Conoscitor dell'indoU diyerae,
£ aostenea contro V aaatero Y^tio,
Che i falli wat cnrar, talyolta ^ m^o.
Gediohte des Grafen Daniele Florio aus Udine 829
20.
„Vedo ancor lo^, dicea, „vedo gl' indegni
Fratti dei Lasso^ e gli condanno e ploro.
Ei guasta ia Virtü: da'noBtri Regni
Porta ai stranieri ed a oemici l'Oro.
Deh! Bi potesse fra i prescritti segni
Rattener deirOnesto e del Decoro!
Ma, che sia yana ogDi fatica^ or temo^
Che an sl piacevol mal ginnto b alP estremo.
21.
Perciö mi sembra assai miglior consiglio
II rallentar la briglia ai vizj adnlti
E, eoechindendo ad arte il vigil cigliO;
Lasciar^ che peran nel dlenzio occnlti;
Anzi che ool rigor porre a periglio
L'Autoritä, che an cieco ardir la insalti
E che si mostri, se gli error non gyelle,
0 Mente troppo incanta o Braccio imbelle.
22.
E qnale mai potria forza e coraggio
Oppor al Lusso le severe pene,
AI Lüsso seddntor, che nn falso raggio
Di gentilezza ostenta e lodi ottiene?
L' approvan molti; e se yenm piü saggio
Ama semplici arredi e parche oene,
Qnal tenace h deriso, e sol ohi brama
Pompe maggior^ di liberale ha fama.
23.
L' Odio sfnggir piü giova, ed il Desio
Non irritar degli animi inquieti.
Se il dispregio cancella o il Inngo obblio
GPantichi, a che vergär naovi Decreti?
AI male non vietato almen restio
E ciasoon per timor, che pol si vieti;
Ma, posto U fren, nol teme piü la stolta
Gente, ehe lo spezzö sol ana volta.
24.
Danque a che pro porre ai comnni inganni,
Pereh6 si rompa, an impotente freno ?
Meglio k lasdar, che de' desir tiranni
L' impeto cessi o si rallenti almeno.
gSO P- Michael Huber, 0. S. B.
A depor le ghirlande e i ricchi panni
I piA Chiari di sangae i primi sienO;
E presto fia^ che qoaei ignobil fregi
De' Gnuidi il yolgo Imitator li spregi." —
25.
Cosi Placidio, e fra le dne divise
Parti dnbbio 11 Consesso allor pendea.
Ma imprena in molti con piA fort! guise
StaTa dell' altro la severa idea.
II nnmero de'Voii alfin decise:
La Moda giudieö di morte rea:
Chi appenderla ai aaoi nastri, e le pupille
Chi acciecarle yolea con aoree spüle. —
26.
Ma piA confonne ai falli e piA molesta
Pena per Lei fa ritrovata intanto.
La condannaro a trar solinga e mesta
Entro oscnra prigion la yita in pianto,
Oye negletta ricompor la testa
Mai non potesse e mal cangiar di manto.
CoIä si chindO; langue, e giä per noia
D' nniformo tenor par, che sen mnoia. —
27.
Syegiiö 1' annnnzio di si trista sorte
Nei cor Donneschi la pietä natia,
Cai Torgoglio s'uni. Qnindi Taccorte
Nel carcere s'apriro occnlta via;
Ma entrate appena neiroscnre porte,
Vider Lei; che non par qaella di pria;
Qnella non par^ cara alle Grazie e al Riso:
Tanto sqnallido avea V abito e '1 viso.
28.
Prese a nn tempo d'orrore e meraviglia,
Le Donne in Lei tenean le Inci fisse,
Qaando le scaltra le langnenti ciglia
A lor volgendo e sospirando disse:
^Del Piacer innocente^ ecco! la Figlia
Pronta a morir, che a vostro onor sol visse:
II mio crndel destino io sofi&o in pace;
Sol Voi, mie Fide, abbandonar mi spiaoe.
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 831
29.
Che a Voi; se io moro, di Beltä gran parte
Manca, e ad Amor il dolce regno h tolto.
Chi fia, che aasetti gli abiti con arte
E che dia legge al vostro crine incolto?
Errar vi miro con le treccie sparte
E di tristo pallor dipinte in volto.
Nel mio Bcorgete orrido aepetto infonne^
Qnai diverran vostre leggiadre forme.
30,
Quai Boffrir poi dovrete onte e disprezzi
Da ingrato Amante o da Marito anatero,
Se perdete con me le grazie e i yezzi,
Che yi dayan suir alme nn dolce impero?
Quelli, che furo ad onoraryi ayyezzi.
Vi croUeranno in faccia ii capo altero." —
Piü dir yolea, ma dagli amari accenti
Pnnte le Donne oacir d' ira frementi.
31.
£ quai negli Qrgij feryide Baccanti
Scorrono piazze e yie: tatto raggira,
Tatto mesce ii fnror; qneata agil Amanti
Desio di ane yendette in core ispira;
Chi ai Sarti indnatri e ai Mercator innanti
Pone i lor danni e il dnol accende e V ira :
Non mancan arti al feminile ingegno,
Per far V altrai seryire al proprio adegno.
32.
S'uni la tnrba impetnosa e folta,
Alla prigion yolö, rnppe le aoglie;
E dai rigidi ceppi, ond* era ayyolta,
L' inconstante Tiranna omai si acioglie.
Eace frattanto e lieti plauai ascolta
Intomo a se; giä di noyelle apoglie
Le ane liberatrici in premio adorna
E cappricciose leggi a dar ritorna.
33.
Ma acotendo irritate in man le faci
Volayan tatte al tetto di Oeronte,
Qnando a tempo frenö gli animi andaoi
Placidio e diaae: „A che pift adegni ed onte?
832 P. Michael Huber, 0. S. B.
Volgete Pire acerba in dolce paoe
E il bei seren della tranqailla fronte
Ornate omai di naove pompe e liete,
Che ciö B'aecorda alla civil qniete!^ —
34.
Tacqne. — E il sesso inqaieto a Ini s' arrese,
Che si frequente al noBtro mal congiora.
Tranqailla ogn' or la Moda in qnel paese
E d'arti vane poi regnö la cora. —
Or veda ognun^ che per faggir conteae
La via, ch' ö piü snave, b piü sicara^
E che le tue foUie per nostro bene,
SesBO gentil, disBimnlar convienel
IV.
Le Lodi sono Nocive.
Stanse.
1.
La mercenaria torba al vano Orgoglio
0£fra pure in tribnto ingegno ed artel
lo, che libero nacqni, nnqna non soglio
Vergär con Btile menzogner le carte.
Solo a Virtü, che asBiBa in ermo scoglio
Inneffabil dolcezza ai snoi comparte,
Del Buo Name ripien consacro i yerai
Veraci almen, se non di grazia aspersi. —
2.
Proyyido an di dalla celesta Volta
Chinö gli Bgaardi a terra il Rö de' Nomi
E Tide Bovra an monte in se raccolta
Starsi Virtade con modesti lami.
Altro intomo non vede e non ascolta,
Che placid'aare ed aspri sassi e dami,
Ove Gioia fedel alla fatica
Va tergendo i Bador con mano amica.
3.
Rivolto allora a cento vaghe Ancelle
Schierate innanzi alP immortal sno trono^
Che del ciel gli ampj giri e Paaree Btelle
Fean rimbombar di non failace saono:
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 833
„Ite'', lor disse^ „a oelebrar le belle
Opre dl Lei; che h il mio piü caro dono,
Scendete^ o Lodi, in terra e fate al seggio
Deiramabil YirtA fido corteggiol
4.
Ch'io ben prevedo, che del suo divino
Volto non puö V incognita Bellezza
Tanto r alme infiammar, che del cammino
Non le atterriBca piü V orrida asprezza:
Tanto lo spirito amano a terra chinO;
Sol qnanto place ai sensi, ama ed apprezza.
Perciö sprone d'onor, fren di yergogna
Nel periglioBO calle a Lui bisogna.'' —
5.
Disse, e quelle dal Ciel sn Pali presto
Scesero, Insinghiere ne' Bombianti.
Splendeano einte di cerolea voBte,
SparBa d* argentei fregi tremolanti,
£ BU le Getre d^ebano conteBte
Ivan temprando armonioBi canti:
GoBl dispoBte in ordinato giro
Gl'Inni dovnti alla Virtnde offriro.
6.
VirtA le accolse con immota fronte^
Che alti'a miglior merc6 Beco giä porta.
Ai Bnoi segnaci per V alpcBtro monte
Sperö, che fasser generosa Bcorta,
Che di Oloria il desio V alme men pronte
Stimola, accende e a ben oprar conforta.
Ma le Ministre degli eterni Dei,
Che a Lei giovar dovean, nocquero a Lei.
7.
Appena beve con orecchio intento
II Buon di quelle armoniche Sirene^
Che ignoto Bi senti molle contento
Serper per ToBsa e per le gonfie vene.
In Ijci giä langue il rigido talento^
Q\k per troppa dolcezza ebbra diviene^
E da graye sopor oppressa e lenta
Code airOzio nemico e s' addormenta.
«BUOklMlie FonohuBfen XXY. 53
834 P. Michmel Hvbar, 0. & B.
8.
Mentr^EUa inmeiia giaee in tA ripow.
Che ogni nobil desio dal cor le toglie,
Googiiirmroii le Lodi, e di iiasceeo
A Lei rapiro le eelesti spoglie. —
Indi scese dal Monte fatieoso
Andar eercando piü gioeonde soglie;
Enbelle, erranti, d*an asilo in traeda
A tniti offiiann con sonunesea faecia.
9.
Chieeeio albergo tra i sineeri Amici;
Ma da qnei le seaeeid Candida Fede,
Che altrni mm yende a prezzo i benefid
£ ai falU emenda, e non iqiplanso diiede.
K6 pnr fermaro il piö tra gl' Infelici,
Da cni sperar qnal mai potean meroede?
Fortuna allor le vide e, aprendo loro
Le altere Corti, onor promiae ed oro.
10.
Dna fra Paltre, ehe benigne il yiso
Meglio compone e cangia ad arte i fregi,
Che ha snlle labbra il mel, negli ocehi il rieOi
La man bacciando entrd gradita ai Begi:
II gonfio Qrgoglio in aorea aede aasiao,
Che par che tntto fnor di se dispregi,
Pur Tabbraccia, le afiFida ogni consi^o:
Ella gli applande col ehinar del eiglio.
IL
E Btender sa la canta Adnlatrioe
Sairopre piü defonni onesto yelo:
Inganno e Cmdelti, qnando 6 felice,
Col nome di Prodenza oma e di Zelo;
Soatien, „che a chi pnö tntto, il tntto lice;
Che il Monarca h qnaggiü qnal Giove in Cielo;
Che nate son le tribntarie genti
Quasi achemo e piacer de' R6 posaenti."
12.
Chi aostener pnö della Gnerra gli empi
Artigli e il ceffo aangninoao e bmtto,
Le deaolate caae e gli arai tempi,
D'afflite Spose e d' erbe Madri il lutto?
Gedichte des Grafen Daniele Florio auB Udine 835
Tanti d'Asia e d^Earopa orridi scempi
Or chi potria mirar con ciglio asciatto?
E pur gli mira Adulazion tranqaiila,
N6 sparge Bovra lor di pianto stilla.
13.
Anzi dipinge con color fallaci
Gli alti incendjy le stragi e le rovine,
E a quei, che armati di guerriere faci
Scorrono i campi e le cittä vicine,
Dona il nome d'Eroi, forti gli andaci
E vittorie chiamar snol le rapine.
Oppresaa piange la Pietade intanto;
E il lodato Furor ride al sao pianto. —
14.
Tal mentre TUna delle scaltre Lodi
Incanta i R6 con la melata voce
E del manta non sao copre le frodi
E accende ne' gaerrier V ira feroce,
L*altra Torba minore in vaij modi
Nella Vita Civil sMnsinua e nnoce.
Ognun sMDganna e del gradito inganno
Si paace di noi stesai Amor Tiranno.
16.
Questa la nobil Giovcntude alletta
Ed esca agginnge all'amoroso foco;
Quasi desio d' onor vil Vendetta
Approva 1' Altra, e ancor ne' vecchi ha loco.
Quella i ridotti a frequentar s'afiretta;
Dolce inganno del tempo appella il gioco,
Ove ad incauto Erede un^ ora sola
Sudor di lunga etä richezze invola.
16.
Y'6 chi sparge i tesor con larga mano
In abiti; in palagi, in laute cene:
Lo diresti a ragion prodigo e vano^
E pur di liberale il nome ottiene.
Tal altro notte e di d'amore insano
Smania per Lei; che in servitü lo tiene,
E pur si chiama un Oavalier gentile:
0 secol guastO; o lusinghiero stile!
53*
IT.
I jOBgüci fmmmri \umaa ^bmaätxL
5<^ r* e ibixHff, je. »{iiaBlD ü
La pie^iierote eä lo&uida öniiL
Qimä dinL eke Aanre in ^catiL
Casdide perle mL voB%iie nMe,
Cke gigü wfta^ne e oete macor aoa
Sal v^ito e in aozco eriae i Ia£i!i
Diri, ebe faor <ia^ ocefai i dardi
Aazi, ^!ie gli ocehi sob iteQe
E per eompir deHa beita T idcm.
L' ■■«■fgiia alle Qnax o a qmakke Dea.
19.
Si eompiaee la Bella e pronta fede^
Perehe s dona a qael che m deua:
Di taati pregi ornata ella a cicde,
E r aberem ntre a se aaüa.
Ne il nal accoito Lodator a' arrede.
Che nemiea ei la reade a coitesia;
Che quanio adola piä la saperbelta,
Tanto ella piü lo iprezza e lo rigelta. —
20.
Voi DOD eod sorger non rede altere,
O saggie Donce, della lande Toetra^
Se di gentili placide maniere
Tainn qnal Tiro speglio altmi yi moatra;
Non yi rieerca il eor rano piaoere,
Ma nn onesto rosaor le gnaneie innoatra,
Segnoy ehe loeo ayer non pn6 nel caato
Animo Yostro il folle Amore o il Faato.
21.
E piü degna h d' onor modestia in Yoi,
Qnanto t piü rara nel snperbo seaso.
Ma che dico del yoetro? Ancora in noi
E il yan desio tenacemente impresso.
Gediehte des Grafen Daniele Florio aus Udine 837
Giascun, sien reri e finti i pregi snoi;
Gerca di far palesi; e qnegli istesso,
Che yanta aastero Stoica fierezza,
Gerca gli applausi allor, qaando gli sprezza.
22.
Giö ben aa Gompiacenza, e il vario ingegno
Di genti yarie accortamente eaplora^
E purchfe ginnga a fin del suo disegno,
Sparge incenao ai men degni e il capo infiora.
Siede intanto Yirtnde in ynoto regno:
La tarba al Yizio applaude, il Yizio onora;
Mente il garrnlo Apollo, e gik aon use
Per yil mercede a lusingar le Maae. —
23.
A tal rumore insano al fine deata
Virtü dal aonno, in cui languia quel giorno,
Attonita mirö di apoglia oneata
Gir in trionfo il suo nemico adorno.
Qaindi aempre sfuggi la turba infeata
Delle Lodi, che fanno a Lei ritomo;
E quallor ella aceae in nobil petto,
Tal dono rifmtö come aoapetto. —
24.
0 pietoao Paator, o Duce aaggio,
Tale in Yoi regna umile e piü aicnra^
Adorna del natio celeate raggio
E paga di aua gioia interna e pura!
Delle aoggette genti il lieto omaggio
D'applanao popolar l'aura non cura:
Goal; chi preme degli Eroi la yia,
Piü d' eaaer tal, che di parer deaia
Y.
L'Accortezza delle Donna.
Stanse.
1.
Donne leggiadre, ehe di gemme e d' oatro,
Ma adorne piü d'ogni gentil coatame,
Del natio ciel, anzi del aeaao yoatro
Siete primo ornamento e yiyo lume,
838 P* Michael Hober, 0. S. B.
Mentre Yostre arti aceorte in parte io mostro,
— E Chi tutte svelarle iinqiia preaume? —
Porgete orecchio di mie rhne al snono,
E al forse troppo ardir date perdono! —
2.
Ardea d' Amore Ermindo im Gioyanetto
Di cor Bincero e d* indole geDtile:
Per lole ardea, sotto il cui Tago aapetto
Credea candido core al sno simile.
Oh qaanti pegni di fedele affetto
Sospirando !e offerse in atto nmile!
Ella mostra gradirlo; egli sei crede,
Che misnra V altrui dalla sna Fede.
3.
Qnesta innocenie fiamma, onde B'aeceae,
PiA per vanto e piaeer ehe per conforto,
AI 800 compagno Alceste ei fea paleae.
Oaato era Alceate e nobilmente accorto.
Che ne'verdi anni dal natio paeae
Faggendo vaij regni avea scorto,
N6 i nomi sol delle Cittii, dei finnii,
Ma appresi delle genti anco i costnmi
4.
Riprende qaesti il sno mal canto amico;
Qaalor V intemo foco altrni non taee,
Amor condanna^ che di cor padico
Se non macchia il candor, torba la paoe.
Ed or con nnovo or con esempio antico
Mostra, che il moUe sesso 6 piü fallacC;
E al caro Ermindo deir nmana vita
Le dnbbie strade e i varj errori addita.
5.
Qoindi sotto ampia Loggia a lai sowente
lya accennando sn le scnlte mnra
Del canto Ulisse e in yarie arti pradente,
Spirante in bianchi marmi, ogni yentora.
Cosl per gli occhi in gioyinetta mente
Sotto il yelame di gentil fignra
Piü facile il saper troya la yia,
Che chiaaa ai detti ansteri ognor' saria.
Gedichte des Grafen Daniele Florio ane Udine 839
6.
„Ecco!^ dicea ^che addatta or moUe or g^aye
PiegheTole i costami al tempo, al loco,
Per aver da Calipao albergo e nare,
Di Lei Insinga V amoroso foco!
D^ Alcinoo nella Reggia ode il aoare
CantO; lieto si mesce al ballo; al gioco,
Intorno a Troja Oonsiglier, Guerriero,
Astuto col CSdope e in Patria fiero!
7.
Mirale altroTe errar, scherze de* Tenti;
Mira le navi in duri scegli infranteP
Ma Ermiüdo trascerrea qnei strani eventi
Cen gaardo faggitiTo e nen cnrante.
Sei tenea eon dilette i lomi intenti
In vaga Donna di gentil sembiante,
Che in mezzo a valli amene ed an boschetto
Parea, che offrisse ai possaggier ricetto.
8.
„Questa^, Alceste gridö, „che qnivi alberga,
— Non creder a sae Inci Insinghiere —
Girce k costei, che con possente yerga
E BQCchi aspersi di letal piacere^
D' irto pelo Testende nmane terga,
Solea cangiar gli ospiti incanti in fiere,
Ulisse no, nel di cni sealtro seno
Non scese il dolee micidial releno.
9.
Oh* ei pria gnstata avea V erba felice,
Erba di bianchi fior, di blanche foglie^
Per cni da qnella infida albergatrice
Intatti poi serbö sembianti e voglie.
Ma perch6 troppo amara ha la radice^
Qnest* erba del Saper rado si coglie,
E aseosa giace della Terra in fondo:
Son molte Circi e pochi Uiissi al Mondo.'^
10.
Rispose allora Ermindo: „lo so, che lole
Me non inganna: altro saper non cnro.
Con gnardi accesi e tenere parole
Di seambieTole amor mi fa sicnro.
840 P- Michael Haber, 0. 8. B.
Negra vedrem la Neve e fosco il Sole
Pria, che il di Lei candor mai farsi oscnro.
Certo, che in Lei sotto corporeo velo
L'alma Sinceritä soesa 6 dal Gielo.'^
11.
Sorridendo rispose Alceste il saggio:
„Qnanto felice ripatar ti dei,
Se ciö; che in yano in molte io cercat' haggio,
Trovi con anree tempre nnito in Lei.
Delnso anchMo da lusinghevol raggio
Spiegavo a volo audace i pensier miei:
Conobbi poi, che, qnanto agli occhi place,
Spesso par Stella ed k vapor fallace.
12.
Non Insinghiamci piü: Fnggi la bella
Deir Oro Etk coi candidi costumi;
Semplice aller ndia la Pastorella
Sospirar tra le selve amanti i Nnmi.
Affabil non sapea mentir favella
N6 mnover dolci, a chi piü dona, i Inmi;
Ma col sno fido assisa in riva al fönte
Mostrava ogni pensier dipinto in fronte.
13.
Or non cosl: I feminili ingegni
Yeaton gli affetti di contrario manto.
Gonfondon Bulla faccia incerti i segni
Di speranza e timor: L'arte puö tanto.
Si copre amor sotto mentiti sdegni;
L' aliegrezza si strugge in falso pianto
£ tal lusinga altrai con arti infide,
Mentre lo sprezza e nel sno cor si ride.''
14.
„Parli cosl, perchö tu amar non sai/
Ermindo replicö con un sospiro.
„Deh! feste a lui presenti, amati Rai,
Gome io vivaci nel pensier vi miro,
Vostre ragion di me voi meglio assai
Difendereste con an dolce giro;
E scritta in voi ben troveria la scusa
Di mia sinceritä quei^ che mi accusa."
Gedichte des Grafen Daniele Florio auB Udine 841
16.
II QioTiDe piü scaltro in destri modi
Tosto ammoll la rigida parola:
„Di sincera virtA non giä le lodi
Contendo a Lei, che in questo pregio h sola;
Sol per BYelarti V amorose frodi,
Condar di Toglio nelP Accorta Scola,
Onde tn poi meglio a pregiare impari,
Questi semplici cor qnanto piA rari.
16.
Ma se rado a ogni nom s'apre tal soglia,
Come colÄ ripoiri i pi6 sicuri?
Qni Pallade non k, che in nnbe accoglia
L' aria d' intorno e agli occhi altrni ne furi.
Senti: Tostir convien yirginea spoglis;
N6 paventar, che alcan ne raffignri.
Stendiamci questo velo agli occhi innanti,
Velo, che varj finge atti e sembianti!^
17.
Cosi dicendo spiega il cauto AIceste
Cn yelo, opra e sudor di tempo molto.
Lascian cader ambo ondeggiante Teste
Sino al pi6, sotto il vel coprono il Tolto.
Tinge il non sno rossor le guancie oneste,
S'increspa il crine in vaghi modo accolto.
Qik piA sottil la voce, i pi6 piü tardi
E giä liberi men mnovonsi i gaardi.
18,
Cosi nascosi in portamento adomo
Drizzano i passi, oy'6 la Scola Accorta.
Per mille ciechi awoglimenti intorno
Giraro della strada obbliqna e torta,
Finche mirar, ginnti al fatal Soggiomo,
Starsi vigil Cnstode in sa la porta.
lyi s'affoUa popolo infinite:
Qaella fa cenno di tacer col dito.
19.
Vengon d^ ogni lontan regno straniero
Qni le Donzelle snl fiorir degli anni;
Qni cento superbette invia V IberO;
Cento pensose i forti in mar Britanni.
842 P. Michael Huber, 0. S. B.
E le tae Figlie, Italia^ all' occhio nero
Mostran mente piü pronta ai dolci inganni.
Alle blonde Tedesche oppon la Francia
L' emule sue della dipinta gnancia.
20.
L' Arbitra esplora V indoli diverse,
N6 di tntte indistinti accoglie i voti.
Apre sol ruscio a quelle, in cni scoperse
Artificioso ingegno ai segni noti. —
Quando ramica coppia a lei s'offerse;
Si ben menti sgnardi, fayella e moti,
Ch'essa credendo alPinfedel sembianza
La fece entrar nella gnardata stanza.
21.
Tenea eolä di Verginelle an Coro
Tela piü bianca delle nevi istesse;
Tra pettini dentati al bei lavoro
Disposte stan le Innghe fila e spesse,
Tra cni scorrendo va la spnola d*oro;
Lo stame obliqno al retto stame intesse,
Mentre i snpposti ordigni alzar si vede
E premere a vicenda il mobil piede.
22.
Ermindo si stnpia, che varie e sparte
Fila ginngano a unir tela si bianca.
Ma il destro amico la mirabil arte
Altmi nascosa di scoprir non manca.
S' accosta al drappo, e dall' opposta parte
Lo rivolge con man libera e franca.
Ed ecco! sfolgorar tosto für visti
Cento varj color cangianti e misti.
23.
„Qai di finto rossor vedi il vermiglio
E il langnido pallore assieme nniti,
Di rosee labbra il losinghier consigliO;
Le finte paci e Tamichevol Iiti,
Cenni non mnti d'nn sagaee ciglio,
Piacevoli ripnlse e moUi inviti;
E riso adnlator, che in due papille
Qnal raggio in acqaa tremula scintille!
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 843
24.
Tal oontien rai di oolor diTcrsO;
E pnr semplice appar la bianca lace.
Se Yariamente per Oristallo terso
Infranta yien, varj color prodnce:
II roseo, il ranciO; ü giallo, il Tcrde, il pergo,
V azzurO; il violetto allor riduce.
Poi raccolto de' rai V ordine yago
Torna a formar del soI Candida immago.^
26.
Avea per lo stnpor 1' alma divisa
II GioTinetto in contemplar qnell'opre:
^Aht la mia cara lole in simil gaiaa
D' ingannevole manto 11 cor non oopre*',
Tra se dicea, qnando in disparte assisa
lole, la stessa lole — ahi vista! — ei scopre.
Che sopra nn libro tacita e pensosa
La mano e snlla man la gnancia posa.
26.
Dnolo, Tergogna, pentimento e rabbia
Sentl, del proprio error fatto gi& certo.
ArroBSl, sospirö, morse le labbia,
Volea Bcoprirsi; e si saria scopertO;
Se quasi augel pronto ad nscir di gabbia
Non lo frenava il sno eompagno esperto.
La man 11 prese e ricompor s' infinse
II velo e a lui sngli occhi il Tel piü strinse.
27.
Poi fatto innanzi a Lei, che le donzelle
Finte non conoscea, cosi ragiona:
,,Deh! Ta su qaesto libro anreo le belle
Leggi impresso d'amor scorger ne dona,
Ed or, che in questa Scola entriam novelle,
II rossore improwiso a noi perdona!
Ben presto apprenderem le varie forme,
Qnde la faccia al cor non sia conforme.^
28.
Qnella lo intese, e gli additö snl foglio
Dipinti varj affetti in cifre ignote:
Con fnneste il Timor scritto ^y il Cordoglio,
L'Amor, lo Sdegno con pnrparee note.
B44 P. Michael Haber, 0. S. B.
Mentr' Ella le ricerca, ora d' orgoglio,
Or d'ira tinge or di pieik le gote,
Dal sen tragge, e nel sen preme i sospiri
E gli occhi Tolge in laDgaidetti giri.
29.
„Co8l convien^, dicea, ^gli atti cortesi
Compor benigna e incoraggir chi teme,
CoD dubbj accenti dubbiamente intesi
Oo8i frenar la troppo ardita speine
E tener lentameDte i cor sospesi;
Aceoglienze e rigor temprando inBieme.
Ma tal scrivi nel cor legge primiera,
Che qnelia k accorta piü, che par sincera.
30.
Un certo Ermindo, che per me sospira
CobI adescai con parolette e vezzi.^
Sente 11 deluso amante^ awampa d' ira,
Nfe piü frenar si paö, che il vel non spezzi:
„Ingrata^, ei grida, „in me conosci e mira,
Mira lo scherze vil dei tnoi disprezzi!"
Lo mirö, lo conobbe e diedegnose
Volse altrove laci e '1 libro ascose.
31.
E per rossor entro il secreto e fosco
Centro fuggl delle riposte soglie:
Tal Villanella, che portö dal boBCO
L' angne sopito tra virgulti e foglie^
Se qael desto dal foco erge di tosco,
Gonfio il ceruleo capo e V ire accoglie,
Paliida fugge, e in nn si volge a tergo,
Di grida empiendo il pastorale albergo.
32.
Sdegnato Alceste dello strano evento
Uamico rampognö con detti ansteri:
„Deh! percbfe mai qnel ino lieve talento
Non rattener e i fervidi pensieri,
Che ben scoperti cento ayresti e cento
Di Donnesca Accortezza alti misteri,
Che in qnel libro son chiasi, e che giammai
Semplice alcnn, ni tn scoprir potrai?^
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 845
33.
Egli qni tacque; ed ambi ascir dal ehiuso
Teito e spogliarsi la virginea gonna.
Ma Bospirando il Cayalier deluso,
Qaal nom, in cai tardo saper s'indonDa:
„0 Voi", dicea, „oui per piacevol nso
Si facili sednee amor di Donna,
Prestate fede a chi lo sa per prova:
Tanta sinceritade ora non gioTal^ —
34.
Tal ei si dolse del sagace sesso.
Ma TOI, Donne gentili, egli non yide. —
lo non cosi, che il core in fronte impresso
Vi leggOy nfe m' inganna occhio, che ride.
Le voci intendo e so, che albergan spesso
Alme in leggiadro corpo accorte e fide.
Da lole, che ingannö cortese in vista,
Ogni accorta e fedel piü pregio acquista.
VI.
La Speranza piü che il Timore
ha Forza nel Cuore Umano.
Staase.
i.
Dolce conforto degli umani gaai,
Degli affetti il piü caro e il piü possente,
Yieni; o Speranza, e co' tnoi yivi rai
Sgombra il timor della mia fredda mente!
Che se con Tarti accorte io mi syegliai
Del sesso piü gentil lo sdegno ardente,
Fa, che grato or mi renda^ or che dimostro
Quanto, o Speme, tn pnoi nel sesso nostro! —
2.
Poich6 scoperse Ermindo i varj inganni
Di quella sna cradel Donna sagace,
Reso piü canto da' sofTerti affanni,
Goder sperö l'etä fiorita in pace:
Q\k le dolci, che al cor portö molt'anni,
Oatene infrante d'ostentar li piace;
Qik stanca di servir V anima yaga,
D' an' ombra ancor di libertJt s' appaga.
846 P- Michael Haber, 0. S. B.
3.
Quindi lole gi& sfagge, a lole accanto
Regolator del giooo ei piA non siede;
La man non stände e non soBtienle il manto,
N6 segne il cocchio con Tolante piede;
E se parla di Lei, dice con vanto,
Ch' ebbe a Inngo servir scarsa mercede,
Che all' armi ogni pensier riTolto
La Gloria amar, non la Belti d' nn volto.
4.
Ridente Essa lo ascolta, e pnr non gode,
Che tanto ei sia de' snoi trionfi altero;
Anzi ricerca qaalche aecorta frode
Per racqnistarsi il gi& perdnto impero:
Che, sebben Ini non ami, ama la lode
jy aver tra i snoi segaaei nn cor sineero,
Che mostri almeno, qnanto pnö Bellezza,
Se amar anoo si fa, qnando disprezza.
5.
Dnnqne in man prende il noto libro e sehietta
Volge e rivolge le yergate carte:
Or questO; or qnel pensier sceglie e rigetta,
Poi qnelf che rigettö^ approTa in parte:
E trova alfin qnella, che i cori aUetta
Con soavi Insinghe, amabil'arte,
TroTa, che i torti ad obbliar consiglia,
Piacevole Speranza, e a Lei 8*appiglia.
6.
Ma perch6 la Speranza 6 dolce Maga,
Ch'elice d'ogni sen caldi sospiri,
Che saldar, riaprir Pantica piaga
Sa con possenti note e varj giri,
S* invia verso il sno albergo, ove presaga
Colei d'incerto ben tempra i desiri;
Sola s'inyia, che di compagno o scorta
Uopo non ha giammai Donzella aecorta. —
7.
Sorge diviso in varj aspetti nn Monte;
Di boschi ha ver TOccaso orrida scena.
Ma doye al Sol nascente erge la fronte,
Tiepida molce i germi anra serena.
Gedichte des Grafen Daniele Florio aua Udioe 847
Yerdeggia Terba e freeco argenteo fönte
Diaoende al pi^ della collina amena
In nn Giardin, che di bei fior dipinto
Di candidi alabaetri intorno 6 cinto.
8.
Qni, 8^ 6 pur Ter d* antica Dama il grido^
Qaando scese la Speme a noi mortali;
Qai, per poear, come in sionro nido,
Rattenne 11 volo e si librö su V ali.
N6 albergo ritrovar potea piü fido
Contro la torba orribile de' mall,
Poich^ ha yicin sn qnelle cime oetello
Della Speme il Piacer dolce Fratello.
9.
Di questo Monte an V amena balza
lole sali con pii spedito e saldo^
Qual Terto ascende Villanella scalza
I fratti a cor, pria che gli gnasti il caldo.
Nel gran palagio entrö, ch' iyi b' innalza
Sovra basi di vetro o di smeraldo,
E correr Tide di Speranza ai raggi
Misti col Tolgo i R^, co'stolti i saggi.
10.
A Lei Tcngono mesti gl' infelici ;
£d essa gli conforta in graTi ambasce.
Seguono il fortnnato i falsi amiei,
E con licT' aora di rnere^ gli pasce.
Essa i ciTili e i militari affici
Comparte a ognnn, che alla sna Patria nasce.
Tien fra lente catene i poco accorti
D'Amor segaaci o di snperbe Corti.
11.
Sognansi qai Boggetto il mondo intero,
Qonfi di lor yittorie, i yani ingegni,
Qik dan la legge a' yinti entro il pensierO;
Qiä diyidon fra lor le spoglie e i regni.
Ciechi non san, che mal consente il Tcro
A qnei; che ardir formö Tasti disegni,
E che il feroce Pirro i Regni Bui
Aller perd6, qnando sperö gli altrui.
848 P* Michael Huber, 0. S. B.
12.
lole, n6 con pieik, nk con contento
Scorgea Taltrai ventare or triste or liete;
Gh' Ella, alle proprie intesa, il suo tormento
Cangiar bramava in placida qniete.
Fattasi danque all' Axa, in tal lamento
Prorappe : „0 Tn, che i dolor grave achete,
Speranza allettatrice, ora che assorta
In tanto dnol mi Tedi, or mi conforta!
13.
Ermindo mi lasciö: grande sventora
E il perdere an Amante ai nostri giomi.
I lacci miei rappe con vanto e giara^
Che mai non fia, che in servitü ritomi.
E pnr tornar potria, se F^ sicura
Ta li prometti e parolette adorni.
Arti naove d' amor, nnovi pensieri
Tu, che lo pnoi; m' insegna e fa, ch' ei speri I
14.
Fa, che lo spezzator di mie catene
Di catena piü forte io Btringa e legbi!" —
Alior con laci placide e serene
La Dea sorrise ed approvö saoi prieghi.
E acciö da vaghe immagini di Bene
L'Alma allettata al primo amor ei pieghi,
Ohiama gl' inganni saoi Ministri e loro
Di magico Cristal chiede il lavoro
16.
Oorrono tatti alia natia fucina
E dividon fra lor l'opre diverse:
Chi d'erbe incenerite il fiore affina;
Chi tritnrando sta le selci terse;
Qaesti per dar tempra al Orif tal piü fina
Le pnre stille ha qnal ragiada asperse.
Quel agita gli ordigni, e a poeo a poco
Tatto il misto si strngge e stride il foco.
16.
Ecco! poi trarsi dalle flamme ardenti
La rossegiante massa allor^ che bolle:
Con ferree canne e forbici taglienti
Si figara a piacer qnal cera molle;
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Cdine 849
Si torce in braocia, in fior st parte^ in lenti
Tallor s' aggira ; ma la Diva or volle
Stender^ polir, qaanto puö V arte meglio
Incantator; meraviglioso speglio.
17.
Limpido appar e riflettendo i rai
Piü bei finge gli oggeiti alle pupille.
L* ombra dilegua de' fatari gnai
E raccoglie del Ben Tanree faville.
Se miri in esso irato il mar, dirai,
Che ßia sereno il Ciel, Tonde tranquille,
E Chi Donna crndele in esso mira,
Mite chiama il rigor, placida V ira. —
18.
Ora la Speme tra diversi incanti
Scelse per lole il lasinghier Cristallo,
Perch6 di Lei vagheggi i bei sembianti
Ermindo air or^ che mnanzi gli occhi avrallo,
E fra la torba de' delasi Amanti
Torni a seguirla al corso^ al gioco, al ballo,
Onde in riso cangiando aspre qnerele
Lei, che ingratu provö, speri fedele.
19.
Cento a gara chiedean Lnsinghe e eento
Recar Tincanto a Lni; che piü non ama,
Lieri qaal foglia, instabil! quäl vento.
Cinta Una d'anni a se la Dea ne chiama:
„Ya", dissC; „e V armi reca in un momento
A ErmindO; or volto a gloriosa fama:
Sotto nome d' onor gnida il superbo
Qai, dove a Lui altrO; che gnerre io serbo!^ —
20.
La gnerriera Lusinga appena il yoIo
Spiegö, che gianse al Giovinetto iunanzi;
Lo troYö, che sedea pensoso e solo
Leggendo, non qnal pria, Fole e Romanzi,
Ma de'Querrier le storie: In tanto stuolo
Ei cerca, chi d'ardir piA gli altri awanzi;
Che in ogni Eik, pronti a tarbar le paoi,
Nascono i Sersi e gli Alessandri audaci.
ftomaoficbe Fonehnngen XXY. g^
850 P- Michael Hubor, 0. S. B.
21.
Gridö la Hessaggiera: „II tempo or cogli;
Or che l'Ibero h in armi, il Sardo e il FrancO;
Or che TAaBtria compensa i suoi cordogli,
CiDgi per Lei, cingi la spada al fianco!
Forse avverrä, che scritto nn di sa Fogli
Venga il tno nome e il tuo valor si franco.
L' amabile difendi e pia Reina,
Che or anche il Cielo a sno favor sMnchina!"
22.
Ciö detto la Lnsinga armi li appresta,
E col promesBO onor gli Bpiriti estolle.
GiDge ei la spada e si pon Telmo in testa;
Ma gravoBO 6 1' nspergo al petto moUe.
Ei pur Bcotendo dal cimier la cresta
Lieto Balia della Speranza 11 Celle;
Qnando Bcender dall'alto armate Bchiere
Vide ed ndi Bqnillar trombe gnerriere.
23.
ForBe delPAastria eran le Bchiere, e in campo
Scendean coi Franchi ad ingaggiar battaglia:
Le avea la Speme accese e lieve inciampo
HoBtrava a lor Virtü foBBa o maraglia.
Ha delle trombe il Buon, deir armi 1 lampo
Cosi rimbelle Ermindo asBorda; abbaglia,
Che an gelido sndor per la comoBBa
Fronte li Bcorre e an daro gel per l'oBBa.
24.
Nella yicina occidental foresta
Entrö correndo per alpcBtri sassi.
La gaerriera Baa Dace: „Ah vile! arrcBta,
Arresta,^ grida^ „i faggitivi pasBÜ
Di che temi? ove faggi? Ahl non 6 qaesta
La retta via^ onde alla Gloria vaBBÜ^
Ella dicea. Ha della selva folta
Qaei b' innoltra nel centro e nalla ascolta. —
26.
Stanco pervennO; ove sott'antro OBcaro
Staol di Veccbi sedea tra mcBte piante,
Mentre a tergo i travagli e del fataro
Han la notte profonda agli occhi innante;
Gedichte des Gr«*ifen Daniele Florio aas Udine 851
FiDgonsi mille rischi e a fin matnro
Non gaida i bei disegni il cor tremante;
E pur si tarde irresolnte menti
Voglion parer in lor viltä prndenti.
26.
Un di lor comminciö con fioca voce:
i,Speme infedel non ti Insinghi, o FigliO;
Che, nata dair error, V ardir feroce
iDÜamma e la ragion tnrba e il consiglio!
Diletta 8i, ma dilettando nnoce
£, 86 mostra V ODor, cela il periglio.
Segni il Timor, che bencbö torvo in faccia
Ci difende da' gnai, mentre minaccia!
27.
Se raro h il Ben e il Mal piü spesso asBale,
Piü ne sproni a fnggir canta Panral
Qaindi veloci alla colomba Tale
E al cervo sneiri piö diede Natnra.
Che 86 pur pende inevitabil Male,
A 8offrir col iemerlo il cor 8' indnra :
Go8i; colpo previstO; o che 8i 8cbiva;
0 nell armato cor piü lento arriva.
28.
Primo il Timor nella Cittä mnnita
1 Popoli adunö 8par8i qnal gregge;
Ei co'8applizj assicnrö la viiai
So8tenne i Prenci e cu8todi la Legge;
Ei pone freno all licenza ardita.
Or innocenti conserva, i rei coregge;
Che, senza tema degli ansteri esempi;
Ogni ginsto 8aria preda degli empi.
Änzi qnesta; che Vil Cara si noma,
Raccogliendo il valor qnal arco il tende.
I lenti Fabij e i 8noi gran Scipij Roma
Fra Tanguste produsse aspre vicende,
Qaando dal fiero Annibale gi& doma
Di senritü temea le macchie orrende. —
Ora, 80 forte in armi esser tu ynoi,
Prima impara a temer canto da Noi!"
54'
852 P- Michael Huber, 0. S. B.
30.
Disge; e poi lo gaidö \ä dovQ un tetro
Freddo vapor Borgea d'acqae maligne:
Giär trema Eimindo e si ritira addietro
Pel gel, che il sangae aghiaccia e il cor li striDge.
Faggir vorria, ma formidabil Spettro
Vede ceDto rnotar Inci saDguigne
£ fuor da cento bocche i ranchi tnoni
Ode UBCir; Lnpi nrlar, ruggir Leoni. —
31.
Misere, che farä? La stessa immago
Di lole irata ora li torna in mente.
SDuda r acciar e di morir gik vagO;
Ma la tremante man non lo consente.
Confaso alfin risolve in nero lago
D' alta precipitar riva pendente.
Gik 8' accosta al dirapo e s' abbandona,
Qaando secreta voce al cnor li saona.
32.
„Che fai, stolto? Che pensi? A qnai ti gnida
Disperata viltade empj farori?
Ben fia, che or la crndel di te si rida,
Nö d' nn sol pio sospir tna morte onori.
Deh ! vivi e spera e segni me, che fida
Scorta ti sono ai bellicosi onori!"
Egii ndi tal conforto, e aller ehe tacque,
Yide nn gran lome a balenar nell'acqae.
33.
La Lnsinga k costei. Ne' boschi cnpi
Gerco 1' avea per tortuoso calle;
Ed or pendente da scoscese rnpi
A tempo lo rattien giunta alle spalle.
Moströ, che quel che sembra urlo de' Lnpi,
E nn torrente, che snona in bassa valle,
E che lo spetro, che d' error 1* ingombra,
Altro non h ehe delle piante V ombra.
34.
Sogginnse poi gridando: „0 menti nmane,
Perche il timor tanta in voi forza acquista?
Tremate quai fanciulli all'ombre vane,
E incerto mal da lungi anco v' attrista.
Gedichte des Grafen Daniele Florio ans Udiiio 853
E poi dann! maggior; le voglie insane
Del vizio e deir error 1' orrida vista,
La Vendetta^ il Piacer poi non temete?
Oh aroani cor, ob qnanto lievi siete!^
35.
Qui tacqne la LnsiDga, e 1' a^r fosoo
Si dilegnö con dne bei rai di Ince.
Poi lo tragge restio faori dal bosco
£ air aperto seDtier lo ricondace.
Ei sgombro all'ora da qnel freddo tosco
Negö d' aver temuto alla sna Dnce.
E mentre ambo salian buI colle ameno,
Sentiro api a ronzar d' an tronco in seno.
36.
Nel vicino giardin sncchi soavi
Vanno cogliendo in an le fresche foglie,
Poi r odorosa preda ai troncbi cavi
Recano induatri, e il biondo mel s^ accoglie.
Prowida alP Uom donö qnei moUi favi
Natura, per temprarli acerbe doglie.
Ma colpa sol di cbi mal fara il dolce,
Spesao il daol piü 8^ inaspra e non ai molce.
37.
Alcune stille di quel mel gradito
Preae la Gnida e al aao Gaerrier le offerse;
Ed Egli appena con 1' estremo dito
V aride labbra lievemente asperae,
Che invigorir la spirito smarrito
Si sente e obblia le aae vicende avverse.
E pur talvolta ai dubbj torna e dice:
pForae m'inganna Speme adalatrice.''
38.
La Lnainga rispose: „Attento ascolta
Ciö; che in diacolpa mia narrar ti voglio:
J)i qaemli mortali an giorno accolta,
Turba importana andö di Giove al soglio
E chiese a Lui, perch6 la Speme atolta
Donata avease air Uom, madre d' orgoglio,
Figlia d' Error, piacevole Tiranna,
Che aaaai promette e con promesse inganna.
854 i"- Michael Huber, 0. S. B.
39.
Aocnsaro costei, che accenda V ira,
V ardir sproDi a sHdar le gaerre e i venti,
Che, mentre a Beni incerti avida aspira,
Perde o scema il piacer de'beD presenti;
Che per Lei non ha pace e che s' aggira
U alma agitata da fntnri eventi.
Pera, dicean, pera la Speme infida!
Vada de'cori in bando, oppar s'accidal
40.
Giove approvö; talor per giusta pena
Approva i voti rei de'sQO] nemici:
La Speranza sbandi. Partita appena
Lei dal Mondo, cessar gli nmaDi uffici.
S'alleDta e scioglie la civil catena:
Piü non cambianai V opre e i benefici :
11 FigliO; il Servo, il CittadlD; TAmico
Piü Don ramiuenta il sqo dovere antico.
41.
Entra la Gelosia; di fida moglie
Qfik Bospetta il maritO; e mal s' accorda.
Vien lo SpavcDto e di guerrier dincioglie
II coraggio e con gridi il Cielo assorda.
Chi afflittO; abbandonato ad egre voglie
Cerca dar fin con disperata corda;
Chi fugge al buio e per V istease strade,
Per cni fuggir vorria, ne' rischi cade.
42.
Gli stolti aller del proprio iDgauDO accorti
Formar contrarj voti a qaei di pria.
E il Ciel; perch^ gli regga e gli conforti,
Di nuovo a lor V eaule Speme invia. ,
CoD Lei tornö tosto il coraggio ai forti,
Dagli amanti faggi la Gelosia.
Ella rattenne ai disperati il bracciO;
E lor toUe la spada e rappe il laccio/ —
43.
DuDque la Speme adora: Essa k nntrice
Di onor, di fede e alle bell' Arti k scorta.
Se Duovi Ben non spera an cor feliee,
De' Ben, ch' egii ha, troppo la gioia k corta.
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 855
E vero, che talvolta k iDgaimatrice;
Ma almen cod doloe inganno i gaai conforta.^
Gosl dioea la Dnce; e al sno Gaerriero
Piü facile rendea V erto sentiere. —
44.
Ma lole intante il bei Crietal disposto
Avea negli atrj e la siia immago eletta.
Dietro verde eolcDna al lato opposto,
Ermindo Ella impaziente al varco aspetta:
Gosl fra rami Uccellator nascoeto
Tende 1' insidie a incauta Lodoletta,
Che ferma in alte sn V egnali piume
Del tremnlo Cristal si specchi al Inme.
45.
Stende la Donna gli 'nquieti sgnardi
Per ificoprir, s' ei gionge; indi s' accora,
Che deir inoanto il bei piacer le tardi,
N6 intende la caglon di Rua dimora.
Eceo! al fine il Gaerriero a passi tardi
Venir da lungi: Ella b' ascose allora.
E nel yeder di militar divise
Cinto coBtai, fra se cheta sorriee.
46.
Tosto, eh' ei salse an le frale porte^
Vide la Speme coronata d' Iri.
D' un lato 6 Amor con le Lnsinghe accortO;
Col Biso, il Gioco e i facili Deliri;
Hoatra il coraggio aprezzator di morte
Dair altro i Carzi, i Leonidi, i Ciri.
Infra in Gnerrier schieroasi Ermindo e chieae,
Qaal Sorte avrä nelle onorate imprese.
47.
Qual la Delfica Vate an di naacosta
Proferia dalle grotte ambigai carmi;
Coai dietro la Dea lole s' accosta
E a lai risponde: „Non sei nato air armi!^
Freme il Giovine irato a tal riapoata
E dice: „0 cieco Amor, non lasingarmi;
Che voglio^ a Harte ogni pensier rivoltO;
La Gloria amar, non la Beltä d' an volto.
856 P. Michael Haber, 0. S. B.
48.
Avrä le arene il Cielo e il Mar le stelle^
E torneraDDO alla sna fönte i Fiami,
Qnand' io torni giammai; scaltre Donzelle,
A sospirar pei voetri infidi lami!" —
„Cangia, cangia pensiero! Ama le Belle,
Non ostentar si rigidi costumi!
Torna a mirar due Inci oneste e spera!
ForeO; chi accorta fn, sarä sincera.^
49.
A qneste voci ei risvegliarsi in petto
Sente i primi d'amor spirti sopiti.
Par temendo gli preme e il caldo aflfetto
Voglie di Marte ai generosi inviti
£ desia, che la Speme in qualche ogetto
Luminose di Gloria idee li additi.
Essa Io gnida, ove il Cristallo splende,
Ove al varco la Donna e Amor V attende.
50.
Appena al Vetro ingannator B^afifaccia,
In cui Bcorger di Gloria 1 rai si crede.
Che in esso — oh vista! — scintillar la faccia
Della 8aa lole abbandonata ei vede,
Non tinta piü di rigida minaccia,
Ma di roseor, di cortesia, di fede;
Sembra ingenno il roBSor, sembra sicara
La cortesia, perchö la Speme il ginra.
51.
Or Yolge intorno, or tiene gli oochi immoti:
Vnole a un tempo e disynol e spera e teme,
Scioglier vorria tntti d' amore i voti
E 8oI parla d'amor, d'amor soI gerne.
Del cor le vie con si soavi moti
Ricercando gli va tacita Speme,
Che grida: „0 lole, il cor ti rendo in dono
£ i torti antichi a tna Beltä perdono.*' —
52.
Finmi, tornate al natio fönte ormai,
Abbia le stelle il Mar, il Ciel V arene,
Poichö il ritroso Ermindo alfin mirai
Tornar fra le giä sciolte auree catene!
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 857
Tanto leggiadra non appare mal
Giprigna in Pafo o Pallade in Ateno,
Come in qael pnnto la gentil Donzella:
Quasi la Speme appar di Lei men bella.
53.
Dolce Borrise e affabili promesse
Pinse al facile Amante in mezzo all' Alma
Non SO; se für veraci, o pnr le stesBe,
Che al naufrago Nocchier placida calma,
Che al delnso Cnltor feconda messe
Ed al Gnerrier sconfitto offron la palma;
So, che mantiene credala Speranza
Coli' immago del Ben V altrni Costanza.
VII.
La VKa Selvaggla.
A Licori.
Capitolo Primo.
0 delle selve onor, vaga Licori,
Che accender puoi col dolci Inmi e casti
Gli Dei non men, che gli nmili Pastori:
Tu, che le molli nsanze e i vani fast!
Poni in non cale e sempre il bei Deooro
E a Te simil la bianca Pace amasti:
Per cni ridente delle Grazie il coro
A noi gnida per man Modestia nmile
E risveglia Tidea del Secol d'Oro:
A qnesta^ che adombrai forse non yile,
Sebben semplice immago, amici i Inmi
Volgi per poco e Panimo gentile!
Vedrai dipinti i candidi costaroi
Della felice EXä, qnando alle Belle
Scendean nel Bosco innamorati i Nnmi.
Eran men colte aller le Pastorelle;
Ma il core avean snl labbro e in fronte impresso,
N6 peregrine ambian vesti e favelle.
Sai, che prowido istinto in core impresso
Fa per man di Natura a tatti ugnale:
Qaesti 6 il desio di conservar se stesso.
Qnesti ne sprona ad isfnggire il male
E a ricercare il ben, che tiene unita
858 P. Michael Haber, 0. S. B.
L'AIma cod dolci nodi al oorpo frale.
Qnindi ciascnn, per sostener la vita,
Opportune non teme aspre fatiche
E chiede e porge altrni ne'riBehi aita.
Spontanee frutta a rozze genti antiche
Dava la Terra dal sno sen fecoDdO;
E igDote coll'aratro eran le spiche.
E se a qnei, che al novello Mondo
Giraro intomo osservator piü saggi
E penetrar delle Foreste il fondo. . . . {non liquet.)
Guidan \k dentro i popoli selvaggi
Errante vita e pasconsi di ghiande
N6 temon fredde notti o caldi raggi.
Qnercia anDOsa, che larghi i rami spande,
Dona ad an tempo airOspite conteuto
Tetto fedel e semplici vivande.
Poco richiede il natural talento,
Che nasce dal bisogno, e la qaiete
Golma i desir, qnando il bisogno h spento.
II Selvaggio, che brame ha piü discrete,
Cerca cibi men varj e in quel, che irova
Pia vicino ruscel, spegne la acte.
Egli di piü non cerca e a lui non giova
Prolungar ebbre notti in laute cene
E il gusto lusingar con arte nnova.
Nö a guastar puro sangue entro le veno
Insinua micidial fermento o gelO;
E salvo il corpo e V animo mantiene.
E dairingiurie d' inclemente Gielo
A se fa scbermo e alla pudica moglie
Ruvido gl; ma pur conforme velo:
Pieghevoli corteccie e larghe foglie,
Oppur di belva ucoisa irsuta pelle
Son delle fort! membra usate spoglie.
La molle Lana deir Ispane agnelle,
La Seta e TOstro della nuova Tiro
Lascia al Fasto Europeo e al Lubso imbelle.
Tal ei vagando delle selve in giro
Trova dai soIi estivi o fredde pioggie
Sotto Tospiti piante ampio ritiro.
Son questi i snoi ricchi palagi e loggie,
Che canibia a suo piacer^ e infidi servi
Ei non conosce o capricciose foggie.
Gedichte des Grafen Daniele Fiorio aas Udiiic 859
Oode bend, de' oapri snelli e cervi
Segnir la traecia; e in an del p\k robnsto
Neir agil corso esercitare i nenri,
Or con man forte di troncon vetasto
Prangere i rami, or per antica nsanza
Grave laneiar da longi o pietra o faeto.
Poi ritoma Bolingo in folta stanza
GH ozi mnti a gnidar, finchö 8^ annoia,
£ a lieto staol s' unisce in eanto e in danza. —
0 Danza, o Canto, o d'innocente Gioia
Figli e d' Amor; alle fatiche oneste
Dolce conforto ed all' inerte noia,
Voi fra il gradito orror delle foreste,
In Ben di Face e d' Amieizia fida,
Le rozze genti a rallegrar nasceste ! —
AIzö prima il Selvaggio acate grida
E in nn lanciö salti incomposti e snelli;
Che Natura, e non Arte, avea per gnida.
E il mormorar de' limpldi rascelli
Udendo poi fra verde e fresca riva
E armonico garrir di lieti Angelli,
Prese a cantar^ non g\k di Ninfa o Diva
Gli occbi ridenti e le vermiglie gote,
Ma qaalche Beltä rozza e fnggitiva;
E; Lei ragginnta, in piü aoavi note
La tarda lingua e il vigoroso piede
Sciolse pien d' allegrezza in vaghe ruote,
E la rnvida man, pegno die fede,
Franco le strinse e delPinterno foeo
Altri non dabbj testimon le diede,
Finchfe la ritrosetta a poeo a poco
Cesse alla forza e agli inviti amici
E il Giovane segui di loco in loco.
Senza flammeo e corteggio e senz'anspici
Egli per man guido l'incerta Spoaa
A celebrar seco Imenei felici.
Un antro fu lor Tempio o un* elce ombrosa,
Lette un cespugliO; e fu Silenzio e Face
Testimon della lor fiamma amorosa.
Fronuba Libertä scosse la Face:
Si rallegrö Natura, e segni espressi
Di6 di gioia il notturno Astro vivace.
Aller le Belve raddoppiar gli amplessi;
860 P. Michael Uuber, 0. S. B.
RisnoDÖ di Bospiri il bosco iniorno
E abbraciarsi a vicenda i rami istessi.
Ma qaaDdo sorse ad apportare il giorno
L' Alba, nemica degli accesi Amanti,
E rischiarö V ombroso ermo soggiorno^
Langaido il ciglio a' raggi tremolanti,
Apri la Sposa e lasingar V affetto
Sentissi ali'anra dolce e ai dolci canti;
Per rinnovar gli amplessi al sno Diietto
Stese piü volte le aifannose braccia;
Ma ritornö con le man vnote al petto.
Gh'Ei sorto ai primi albor di prede in traocia,
Oiä le vicine selve e le lontane
Yigil scorreva e frettoloso in caccia
Le Fiere a risvegliar dalle lor tane.
Capitolo Seoondo.
La Donna abbandonata intanto al crine
Faceasi, al petto ed alle gnancie oltraggio;
N^ il ventilar dell'aare matatine,
N6 r aureo in Cielo rinascente raggio
II Bospetto e il dolor le diBacerba;
Ma piü l'accresce il muto error selvaggio.
Ecco! Ella giace langaida snll'erba;
StrnggeBi in pianto e narra ai BaBBi algenti
E ai Bordi tronchi la Bua doglia acerba.
Ma i Booi Bospir portan Boir ale i venti
E Eco Bola dalle cave grotte
Risponde ingannatrice ai snoi lamenti.
»QneBta^; dicea, „^ la gioconda notte,
Che a'voti miei pronuBe Amore? 0 caBti
Voti delnsi, o mie gioie interrottel
QneBta 6 danque la Fb, che mi ginrasti,
0 Predator aadace e non Marito,
Allor, che io ceBBi ai teneri contraBti?
GoBi la Bcrbi? Ove, o crndel, sei ito?
CoBi mi laBci abbandonnata e mesta,
Depo d'avermi il piü bei fior rapito?
Troppo felice nn di per la forcBta
Delle caBte compagne agile Btnolo
Sfidavo al corBO, al ballol Or che mi roBta?
Perdnto il nome di FancioUa e il Bolo,
A cui fidai mia libertade e vita^
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 861
Ab! non mi resta; che vergogna e daolo!
E Chi sara, che delP eik fiorita
Colga gli ayyanzi e alle miserie estreme;
Che g\ä prevedo, dar mi voglia aita?
Con me qnel earo Traditore insieme
Fosae rimaato almen, finchö di Figli
Mi daase 11 grave seno iodizio e apeme,
Che tra gli affanni allora e tra i perigli
Sperato avrei, che mi serbasBe illeaa,
E 11 placer di mirar, chi a me somigli.
Or che mi deggio far, aenza difesa,
Senza confortO; aenza Spoao e Prole,
Eapoata tra le Flere ad ogni offeaa?
Trarrö le notti periglioae e sole?
Oppnr In traccia andrö d'im altro infido^
Che m'abbracoi e poi fagga al primo Sole?
D'ano tradita, ahil di ciascun diffido;
Dnnqne vivrö qai miaera e aoletta
Cogli egri miei penaieri in freddo nido?
E qnal Cerva ferlta da aaetta
Pei boachi andrö? Ma andrö per brieve apaziO;
Che glä la morte 11 cor preaago afiretta.
Qik del mio Amor or di mie pene aazio
Fla riofedel: omal dagli antri cnpi
UacitO; 0 Fiere, e di me fate atrazio!*^ —
Coal piangea la miaera^ e le rnpi
Biapondeano al auo pianto, e alla ana voce
Vennero in fretta Orai, Leoni e Lopi.
Ma, — oh portento d' amorl — IMra feroce
Poata in obblio, aembrano miti agnelli,
Ed alla Bella alcan di lor non nnoce.
Ond'ella zanne adnnche e folti velli
Trattar per gloco paö con man aicnra
E liaciar irte macnloae pelli.
Ben la prende atnpor^ come Natura
Cangino a auo favor Belve omicide
E ai prendau dl Lei geloaa cura.
E in an, come a auo danno in arti Infide
Volge rUom aolo la piet& natia!"
Amor; che il tntto aa, 1' aacolta e ride. —
Da pacC; o Bella; al tnol aoapir! Non fia
L' Uom ai crndel, ae fin la Tigre e V Orao
Innanzi a Te Tnaata rabbia obblial —
862 ^- Michael Huber, 0. S. B.
Ecco! torna la notte a tno soccorso;
Ecco! anelante il Gacciator diietto
Torna e le preda a te porta buI dorso ! —
Di belva nccisa al sangninoso aspetto
N'ebbero orror le Fiere e in qaeiristante
Mate fnggiro al lor natio ricetto.
Ella pria lo gnatö torva in sembiante
E dne volte accasar le sne dimore
Tentö con lingua qnernla o tremante.
E dae volte di gelido stnpore
Restö la lingua ayyinta, e dalla gola
Tornö la voce a ripiombar sal core.
Quei, che non Tode articolar parola,
Ma dal silenzio e dal Bcmbiante assai
Ne intende il duol, si Bcnsa e la consola;
Onde incominoia: „0 mia Diletta, omai
Sgombra dal petto Pimportnna doglia
E a me rivolgi men tnrbati i rail
Fido partij da qnesta ombrosa soglia,
Fido ritorno, ed eccol t' oflfro in dono
D' an Cervo, ch' oggi ucciai; irsata spoglia.
E pria, che il mio tacciar breve abbandono,
Saper ta dei; che ad assalir le fiere
Dalla tenera etade avyezzo io sono!
N6 danze allegre o voci Insinghiere,
N6 mai potranno i tuoi soavi sgaardi
Vincer qnel primo mio nobil piacere.
Fagaci Cervi e Caprivoi gagliardi
Belle 6 il Bcgair^ e poi vedersi al piede
Fiera cader traffitta da'saoi dardi.
N^ quäl Trofeo queste silvestri prede,
Nö del valor mio giovanil qnal vanto,
Ma t' oflfro in pegno di mia pura fede.
Sol per moBtrar, qaanto io sia grato e quanto
Pregi la naova mia dolce Compagna,
Degno t' arreco naziale ammanto.
Spoglia questa non 6 di ignobil Agna,
Ma d'un gran Cervo di mie mani ncciso:
Cingela, e poi del mio tardar ti lagnal
Ma tolga il Ciel; che qaando il roseo viso
MoBtra la vigil Alba^ ancor mi veggia
Nel Bonno immerao ed ai tnoi fianchi aasiso.
Degli inerti paator d' imbelle greggia
i
Gedichte des Grafen Daniele Flurio aus Udinc 863
Altro 6 il costome ed altro qnel di an forte
Abitator di boBcareccia reggia:
Par, che consenta a qnei placida sorte,
Gli ozj tranqailli e le qniete oare
Divider fra V armento e la Gonsorte.
Ma a noi; cui membra al par di qneroia dore,
Diede al olima natio Tuso conforme,
Nati fra Bosch! e fra Caveme oscore:
Neil* ora ancor, qnando la Sposa dorme;
Dobbiam, armati di saette e d' arco,
Segnir di belva fnggitiva V orme;
Onde almen rosza vesta e viver parco
Non muDchi a Lei; cosl compir ne giova
Di provvidi Mariti il grave incarco.
Cosi di fede e di valor diam prova,
E dopo brievi ed ntili fauche
Piü Boave il riposo ancor si trova. —
Or che veggio da qneste qoercie antiche
Cader Tombra maggior, disponi, o Cara,
La mia cena frugal con mani amichel''
Tacque; e la Donna aller la dogli'amara
Sgombrö dal petto, e neir onibroso loco
I grati cibi al sno fedel prepara.
Mentre an legni acati a poco a poco
LMnfisse carni della belva nccisa
A domar B'aflfatica a lento foco;
Ed Ei la spoglia ancor di sangne intrisa
Appende a disseccar soyra le piante;
Essa gli va parlando in simil gnisa:
„Gradisco i pegni del tue cor constante;
Ma insieme abborro qaei funesti doni,
Che pnon costar la vita a nn fido Amante.
Non sempre avrai fra gli orridi bnrroni
Un timido a sfidur Cervo innocente,
Ma gli armati di zanne Orsi e Leoni.
Che se il Cinghiale col ritorto dente
T' assaglia, ah ! che in pensar al tno periglio
Tatto m' ingombra an freddo error la mente.
Onde a lasciar in pace io ti consiglio
Di bebe il forte stnol, che pei boschi ena,
E 8ol per saa difesa arma Vartiglio!
A che cercar con perigliosa gnerra
Men semplici alimenti? a nostre voglie
864 P- Michael Huber, 0. S. B.
Assai di fratti 6 liberal la Terra.
E se dal gel riparo opache foglie
Ne dan le piante e morbida corteccia,
A che rapir con morte altmi le spoglie?
L'arco depooi e ogni cmdel tna freccia,
E se ynoi far air Ozio accorti inganni^
Sciogli la voce al canto e balli intreccial^ —
„Deb! non tnrbarmi con molesti affanni,^
Ei la intemppe; „omai cibo e riposo
Di tue compensi e di mie forze i danni!^
Pronia ai snoi detti Bovra desco erboso
La Donna allor la preparata cena
In compagnia gnstö del dolce Sposo.
Poicb6 serpendo andö di vena in vena
Condito il sncco in semplioi maniere,
Rifnlse Aniore in lor fronte serena.
Cosi fogge dei Rk le mense altere,
E sekatiche prede e fratta agresti
Di nettareo sapor sparge il Piacere. —
II baon Selvaggio deir irsnte vesti
Alla Donna fö letto, e Pace allora
Piü graditi annodö gli amplessi onesti. —
Trovolli insieme la seconda Aurora;
E il Cacciator, che tardi si divise
Della sua dolce insolita dimora,
Non si penti, ma — si compiacque e rise.
VIII.
II Linguaggio deiie Bestie.
A Niee.
Di giocoBC foUie, Nico mia belU;
Non pasco i taoi pensier, quando ti dico,
Che hauno le belve lor natia favella.
Di noBtra mente & pregiadizio antico
Qnel, che airUomo boI dona e invidia ad esse
II bei dcBio di societade amico.
La Natura benigna in loro impresBe
Un forte Amor, che a vivere le invita
Co' suoi Bimili e a conBcrvar se Btesse.
Vago di dolce e socievol vita,
Ogni animal domoBtico e feroce
Chiede agli aitri a vicenda e porge aita.
Gedichte des Grafen Daniele Florio ans Üdine 805
A cercar qnel che giova^ e qnel che naoce
Pronto h a fnggir; e a rarj affetti il snono
Sa contemprar della pieghevol voce.
Ma perchfe qnelle voci oscure sono
AI nofltro orecohio e boI da' brati inteee;
Noi lor neghiam della parola il dono.
Dunqne, chi il sol Tosco Lingaaggio appreae^
Dir pnö: ,,Non hanno articolati aocenti
L'Afro selraggio ed il gentil Chinese?"
Stolto b non men, chi deir nmane genti
Sol sa V Idioma e all' augellin dipinto
Nega il parlar e a non intesi armenti.
In ran Natura in lor provvido instinio
Impresso avria, se a social virtude
Non donava conforme an snon distinto.
Come le forti belve e le minnte
Potriano senza il lor comnn linguaggio
Prowedere ai bisogni e alla salnte?
Con placido sussuro al oaldo raggio
II popol va di proTvide Formiehe,
A far pei giomi algenti atil foraggio:
Chi porta il grano delle bionde spiche;
Chi lo ripone entro gli alberghi cavi;
Qnella V opra conforta e le fatiehe.
E r Api geometre ai fior soavi
Ronzano intomo, per formar di cera
L'egnali celle ed i oelesti favi:
E qnal fra lor va d' aaree spoglie altera,
11 Regno ottiene e 1' ire atroci e il dnolo
Disarma alfin della diseorde schiera.
Talor disposte in bipartito staolo
Le peregrine Grü con ranchi gridi
Venir non senti e fender V aria a volo?
E qnando a Noi dai rerdi Egizj lidi
Tomano le loquaoi Rondinelle,
Salatan da lontano i noti nidi.
Tra pari fonti e fresch'erbe novelle
Lascivetto il Monton soherza e ragiona
Del naovo amor con le belanti Agnelle.
Che faror geloso i Tori sprona,
Son segni di battaglia qaei magiti,
Onde la valle concava risaona.
Generoso Destrier co' saoi nitriti
FonebnngeB ZZV. 55
866 P. Michael Haber, 0. S. B.
Fin'dalle Beggie stalle, ove si serra;
Della tromba risponde ai fieri inviti.
Imbianca il freu, batte coi pii la terra,
E di portar il Cavalier sal dorso
Par che ricbieda e foco apiri e gnerra.
Libia non nntre Lioqessa ed Orao
Tanto crüdel, che il sao parlar non abbia
Vario, qaalor con innoeente morso
Lambisce i Figii e qnando in snon di rabbia
MoBtra al Nnmida Cacciator gli artigli
E in lai rorrebbe ineangninar le labbia.
Con tal linguaggio il doloe amor de^Figli
Spiegan le belyC; il dnol, V ira, il piaoere,
Benchfe al nostro parlar non s' asaomigli. —
Ma a che ceroar fra le ulvestri Fiere,
Sc in mezzo ai noBtri Totti aver ne liee
Proye non men yeraci e luBinghiere.
La tna vezzosa Cagnoletta, o Nico,
Che ben apprese il tno gentU coBtnme,
Quante cobo in nn dl ti parla e dioe?
Beata lei, che BuUe molli piame
Ti posa al fianco e coglie i primi baci
Dal roBCo labbro all'apparir del Inme.
E mentre V accarezzi e a lei non taci
Gli affetti tnoi, con la riccinta coda
T' applande in modi garmli e loqaaci.
Che, BC Ninfa o Paator Bonte, che loda
Le ane membra leggiadre e il bianco pelo,
Par, ch' erga il capo e si compiaccia e goda.
Ma ardita man di ricomporti il relo
0 nn aureo crin di Bvelierti non osi,
Ch' eBBa alior di latrati asBorda il Cielo
E fa provar i denti Bangainoai
Air Amante non men, che al ladro aatuto,
11 qnal tarbar ardiBBC i taoi ripoBi.
Bei ndirla talvolta in Buono argnto
QaerelarBi e picchiar la chinBa soglia,
Sc di Tczzi le fai brieve rifinto.
Bei yederla a'tuol pi6 langair di doglia,
E come a te chieda perdono e tocchi
Supplice il lembo della raga apoglia.
Che BC poi giri a lei placidi gli occhi,
Lieta BchiatüBce e intreccia mille mote,
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Ddine 867
Id grembo ti saltella o sa i ginocchi.
Quelle voci di gioia a te Bon note^
E noti Bon de' pinti angelli i giri
E le diverse lor garrnle note.
Colomba e Tortorella, che s' aggiri
Per la frondosa selva e la campagna,
Qaai d*amore e di dnol manda sospiri!
Chiama fra Tombre la fedel compagna
Mesto Usignuol, o de! Yillan rapace,
Che i figli glMnvoIö, forse si lagna.
Paria e non canta il Passero loquace,
E alletta la consorte a scaldar Tova:
Senot' ella intanto 1* ali e si compiace.
L' an porta al nido il cibo, e V altra cova,
E DQtre pol la non pennuta prole,
Nelle pie cnre gareggiando a prova.
0 lor felici almen, che le parole
Gon frodi aetate colorir non sanno,
E ognnn col sao simil s' allegra e daole.
Fra lor non guasta insidioso inganno
Semplici affetti, ed il nativo Stile
Non cangia con Vetk Taso ürannO;
üb mai divien piü rozzo o piü gentile;
E sotto 1 freddi e sotto i climi accesi
Ogni schiatta di brnti 6 a se simile.
Dolce Patria a lor son tutti i paesi;
E mignolar intendonsi fra loro
Senza interpreti i Franchi e i Patti Inglesi.
Metro non cambia V augellin canoro,
Che viene a noi dair Isole lontane,
N6 mata 11 verde manto e i fregi d'oro.
Tutti sdegnan le pompe e Tarti vane:
Formansi la magion rindustri Insetti,
E pago k il Gregge di sue blanche lane.
Hanno immagini certe, e a certi oggetti;
Tra cui 'I bisogno limitö Natura;
Drizzan costanti i moderati affetti;
Quindi non gli ange ambiziosa cura,
N6 i lor desiri inganna avida speme,
N6 affretta i gnai soUecita paura.
Son puri i lor piacer, lievi le pene:
Interprete k il parlar de' fidi Amori« —
Dehl perchi tal lingnaggio a comun bene
Fra Ic Ninfe non s'usa e fra Pastori? 55*
868 ^' Michael Haber, 0. 8. B.
IX.
A Nlce
Bisanata dal Vaiuolo.
Elegia^).
Sorger libera al fin pur ti vegg' io
Luce degli oochi miei, diletta Nice!
Oppur m' inganna il orednlo desio?
No; non m' ingannO; piü temer non lioe;
Ma par perdona, o Cara, al mio eospettol
Tardi crede al sao ben an infelice.
Cosi da Innga tema ho U cor ristretto,
Che Bicnra la Speme entrar non osa
E Btraniero mi sembra ogni diletto.
Ah, Chi langnir non rede amabil Sposa,
Non sa, che cosa 6 dnol: tn ben lo sai;
Se tal pena per me fn tormentosa.
Tntte e di tempra piü crudele assai
Qnelle, che a te la delicata cute
Pnnte feriro, io fitte al cor provai.
A an fido cor sono saette acnte
Deir Amata i sospiri, e la Costanza
E in si grave dolor rara virtate.
Solo e penBoso in aolitaria stanza
Scioglieva al pianto ed ai sospiri il freno;
E non avea piü loco in me Speranza;
Che ia gentil taa tempra e il grave seno
Stringeanmi il cor di gelida panra
E il morbo infido, in cai Parte vien meno.
E benchfe Igin, che oon indostre cora
Invola a morte i corpi frali e molto
Con r arte secondar sa la natnni;
Me sospirante e in pensier tristi ayvolto
Cercasse lasingar con moUi detti,
La mente incerta io lai leggea nel volto.
Ovnnqae» ahi lasse I pe'noiosi tetti
Lo sgaardo aller yolgessi e il passo errante,
Tinti del mio dolor scorgea gli obbietti.
Qaante reite temprai la Cetra, e qnante
Negö la Cetra o roco rese il suono,
Non ben percossa dalla man tremante.
1) Ed. in «Poesie Yarie'', pg. 83—90.
Gedichte des Gmfeti Dmiele Florio ana üdine 869
Del Tracio Orfeo fallaei i ranti sono;
Son d' QUO Spoao ai torbidi pensieri
Soarao oonforto i oanni e inatil dono.
IIa qaar era il mio oor, se i Insrnghieri
Vesri Bcorgea del pargoletto Figlio,
Che al crine ti aomiglia e agl' ocehi neri?
Ei mi chiedea talrolta, amido il ciglio,
„La lladre mia doy'i?^ lo, non so come,
PietoBO li oelara il tno peiiglio.
Se la Fanciaila poi, ch' Oro ha le ehiome
£ freeche Rose e bianeo Latte il viao
E di taa Madre porta il ehiaro nome,
Sorgea me lieta a salntar col riao,
Tra mille affetti teneri e soayi
Di SpoBO e Padre io mi eentia diviso.
„Sempliee etkl^ dioea; „non sai le gravi
Vioende nmane; e or ridi, orehi minaocia
Horte pur Lei, oon eai sohenando andavi.
Chi sa, se piA tra le materne braccia,
Delizia mia, pargoleggiar vediotti?^
Ahl ehe solo a pensarvi il cor s^aghiaocial
Nice^ ho ooei piA meeti di eondotti,
N6 oogliere potea eibo o qaiete.
Qaali poi furo le regliate notti?
0 Voi, triflti silenq, ombre secrete,
0 caste piame, ai lieti amor giä nido,
Dei mid martiij testimon roi Biete.
DitO; se mai con lamenterol grido
Stniggersi ndiste in lacrimoei finmi
Per piA bella eagion Sposo piA fidol
„Perohfe,'' dicea, „pereh6 donarmi, o Nnmi;
Per poi rapirmi sn V eUt fiorita,
Compagna si eonforme di eostomi?
Che farö senza Lei, ehe la mia yita
Condia con atti saggiamente adomi
E fedele ne' gaai mi porse aita?
La mia dolee meUt salya ritomi,
0 qnesta ancor ti prendi, o Morte avara,
E a' miei tronca lo etame ingrati giomi.
Grave 6 il perdere ognor cosa bI cara,
E tanto or piA, che ne conosco i pregi,
E piA mi fia la rimembranza amara.
La Fe di Lei conosco e degli egregi
870 P. Michael Haber, 0. S. B.
Studj Tamore. Oh come avvien, che qd bene,
A perdersi viein, piü s^ami e pregi!
Che 8e vi place, oh Dei, con ginste pene
Premere i folli miei pensier superbi;
II reo Bon io: A me soffrir eonviene.
Dehl fatOy che il sno mal si disacerbi
E Bi trasfonda in me, che non 6 dritto,
Che pera rinnocente e 'i reo ei aerbi.
GinBto non b, ehe il mio cieeo delitto
Involi ai Figli la lor saggia Gnida
E gli anni aggravi al mio bnon Padre afflitto.
Serbate, o Dei, la mia Compagna fida,
0 rintüzzate del dolor gli strali,
Oppar fia, che il dolor presto m* accida !^ —
CoBi piangea, qaando le placid'ali
Venne a posar anl mio ciglio langaente
Fartivo il Sonno, il Sonno obblio de' mali.
Poichfe legö gli Bpiriti e (k piü lento
Le fibbre il pigro umor, lieta e fnnesta
Immago apparve alla eopita mente:
Maoolosa nna Beka in gran foresta
A me parea; che t' attondesse al varco
E che straziasse la tna bianca vcBta.
Io m' opponea con yani sforzi e V arco
D'inntili saette a tua difesa
Avea piü rolto giä vaotato e carco,
Qaando nna Dira giü dal Ciel discesa
Col bei manto, che sparBO avea di Btelle,
Ti fö riparo; aller ti vidi illesa.
La Belva sol della macchiata pelle
Un poco ti Bcemö quel fragil manto,
Per cni va si anperbo il sobso imbelle.
Grato io baciar a qaella Diva il manto
Volea, qaando mi scosBi e le papille
lli trovai molli di giocondo pianto.
Fin da qaelPora, qaal d'ambroBie Btille
SccBa ti foBse ana ragiada in Beno,
A goder comminciaBti ore tranqaille,
Che il Bottile del aangae acre veleno
Perd6 Bcoppiando la letal Baa forza;
E mi sentij di speme aller ripieno.
Or non temer, che la cangiata Bcorza
Fanto rallenti in me Taffetto antioo:
Gedichte des Grafen Dudele Florio ans üdine 871
Non per sl poco nn fido ardor s'ammorza.
Sai, che ringegno alle beirarti amico,
Mice, amo in te piA che la frale spoglia;
Arno gli aarei costiuni e il cor pudico. —
Cetra, non di timor^ non piA di doglia!
Tnono cangiam; d'armonioBa lode
AUa Pieti de'Nomi Inno si eciogUa!
Eeea 6 la Dea, che qnal fedel onttode
Nel bosco ti gottraeae a Fiera immonda,
Fiera, che i piA robnsti assale e rode.
Or spiega il rieo, o Fancinlletta bionda,
E tn, lerando al Gielo ambe le mani,
Devoto i carmi miei, Figlio^ secondal
A te Lodii o Pietii; gli eventi nmani
Ta reggi in gnise al penaier noetro aacoee:
Leghi; flcioglii ferisci e poi riaani;
Quai dopo il Vemo e Tladi piovoee
Apri U sereno e il Zeffiretto spiri
Con moUe fiato a risvegliar le Rose;
Qnal dopo il Nembo ei dipinge Y In
Di piA vaghi color, tal gioia e epeme
Dolce al timor snccede ed ai sospiri.
Ma I'Alma frale, mentre il daol la preme,
L' eteme Leggi intollerante accasa
N6 sa, che d* allegrezza il pianto 6 eeme.
Dallo splendor de'falei ben delnea
Non sa, che come l'oro in flamme ardenti
I fidi Amici ad affinar sei naa. —
Ora gringinsti miei grari lamenti,
Alma Pietade, al deco dnol perdona,
AI dnol, che ingombra le piA eaggie menti*
Vedo, che lenti alla YirtA ne sprona
Utile il pianto e che i sofferti affanni
PiA florido il contento alfin Corona.
Dehl fa, che eciolto dai comuni inganni,
Qual piA ti piaoe, in gioia od in cordoglio
Con la mia Nico a canto io tragga gV anni:
Che se Mice mi serbi; altro non yoglio.
872
P. Michael Huber, 0. S. B.
X.
La Servitü.
A Nioe.
Canzonetta.
Grazie agli affauDi miei,
Alfin ritorno; o Nice,
In servitA felice,
Non vanto libertä.
Che, qnanto bella sei,
Chi vide an eol momento»
No, viver piü eontento
Lnngi da te non sa.
Troppo ne' miei lamenti
AI dool permisi il freno!
Ahl mi dolea ben meno,
Se men t* amavo ancor.
Furo qnei sdegni ardenti
D' amor, lo sai, fnr segni:
Non moderati sdegni
Sveglia an negletio Amor.
Qael dl giorarO; ahi stoltol
Di non amar piü mai.
Perdona! I taoi ben rai
lo non yedea qael di.
Vantai, da lacei sciolto,
Vantai saperba pace;
Ma del mio vanto andace
Amore mi pani:
Ei tosto al mio pensiero
Piü deli'asato belle
MoBtrö tae laci e in quelle,
Quanto io perdea, moströ.
Non del sembiante altero
I rigidi disprezzi,
Sol le lusinghe e i vezzi
L* infido rammentö.
Cercai fra varj oggetti
Tenere il cor diriso;
Ma sempre al tuo bei viso
Facea ritomo il cor.
Qaanti diversi affetii
AUor sostenni insieme
Di pentimento e apeme,
Di doglia e di timorl
Te, che sprezzai con ranto,
Offesa allor temei,
E de' trionfi miei
Appresi ad arrossir.
Piansi il bei laccio infranto;
Temei, che tn negletta
Gradissi per rendetta
Troppo gli altrai sospir.
Pur caato i miei martiri
Dissimalai per poco;
Crebbe il rinchiaso foeo
E cento yie s' apri.
Non erano i sospiri
D' intiepidito Amante;
E spesBO il mio sembiante
I detti miei menti.
Spesso cangiai di via;
Ma al solito soggiorno
Sempre facea ritomo
U involontario piü.
Spesso la iingua mia
Troncö Tamato Nome.
Parlava, io non so come,
Anco il tacer di te.
Le mal celate pene
Dissimalar, che giova?
Mi Costa assai la prora
D' incomoda virtü.
Bacio le mie catene,
Tra cui V ingrata e cara
Or forse a me prepara
L' antica servitü.
Ma qnal mi riconduce
Strano fatal consiglio
LA, dove il mio periglio
Antiveder gi& so. —
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine
873
Abi, qaella mi sedace,
Qnella speranza ria,
Per cui ciascun b' obblia
De' lisch], che passö:
Goal dispiega al vento
Le giÄ sqaarciate vele
E torna al Mar cradele
Qael naufrago Nocchier;
CoBi Leon contento,
Saide le piaghe appena,
Tema airinfaasta arena
Gll aasalti a soetener.
lo per seguir mia sorte
Tomo ai tuoi doloi imperi.
No: piA de' snoi voleri
Arbitro il cor non 6.
Sento^ che son men forte,
Che in chiederti perdono,
Armi al tno fasto io dono
Per trionfar di me.
N6 giä Yiltade 6 qnesta
Gran tolleranza mia,
E incognita Magia
ly amabile Beltä.
Senza di Lei molesta
La libertä mi pare;
Essa la pene amare
Dolci parer mi fal
XL
Desidorio Vano di LibertA.
Canzonetta.
Sciogli, mio core, omai
Sciogli le tue eatenel
Omai goder conviene
La dolce Liberia.
Piü voIte lo giurai,
Ma an tno bei gaardo; o Nice,
Di qnel pensier felice
ToBto pentir mi fa.
Da te fuggir lontano,
Faggir da te vorrei:
Lungi dagli occhi miei^
Lnngi Sarai dal cor.
Ciö mi Insingo in vano:
Perchfe nel core istesso
Porto il bei volto impresso
E mel dipinse Amor.
Ovanqne gli occhi mnova,
Parmi veder quel volto.
Se grata voce ascolto,
La voce tna mi par.
Qneir egro il sa per prova,
Che ha nelle vene il foco,
Se per cangiar di loco
Si pnö Desio cangiar.
Se cerco in te diffetto,
Sempre in te scopro, o Bella,
Qnaiche Beltä novella,
Che accende i miei desir.
So; che soverchio affetto
Fa traveder talora,
Che anche i diffetti adora,
Chi non li sa scoprir.
Ma Insinghier Desio
In ciö non mi seduce:
Degli occhi taoi la Ince
Cara a me sol non 6;
AI tno candor nativo
Sento, che ognan Ak lode,
E vedo ognan, che gode
Starsi vicino a te.
Sotto modesta faccia
Qael spiritel vivace
E qaella taa mi piace
Schietta sinceritä.
L'Invidia altrai si taccia,
Che rabida ti sprezza,
Perch^ di taa Bellezza
Un raggio sol non ha.
874
P. Michael Haber, Ö. 8. B.
Ahi! che di mia ferita
Or la cagion rammentol
Abi! che al mio mal consento,
Mentre il dovrei sanar!
Cbiedo sowente aita
A risolato sdegno;
Ma appena an lieve segno
Sovra il mio volto appar.
Santo, che il eore offeso
Alle vendette aspira;
Ma tOBto in mezzo all* ira
Mi sento intenerir.
Santo, che il labbro acceso
Tanta formar lamanti;
Ma pbi gli irati accenti
Si cangiano in sospir.
A taa Baltä perdono
I miei sofferti affanni.
Son sogni, son inganni
Di Libartä i pensier.
Si bei taoi lacci sono,
0 dolce mia Nemica,
Che piü la pace antica
Non mi potria piacer.
Tal per gentil costame
AUa prigione adorna
Vago aagellin ritoma,
Obblia la Libertä.
Scaote le fide piame
E la natrice mano,
Che lo rigetta in vanO;
Abbandonar non sa.
0 volgi il gaardo altero,
0 parla a me cortese!
Gare mi Bon l'offese,
M*6 caro il tao favor.
De' miei voler V impero,
Mia Nice, a te donai:
Sola trovar ta sai
La via di qaesto cor.
Se il liberarsi oppresso,
Se il romper la catena
Costa gl grare pena,
Si resti in SenritA !
So, che il domar se stesso
Ogni trionfo awanza,
Ma par k la Costanza
Lodevole Virtü.
xn.
La Bollozza.
Canzonetta.
A ragion, Donne, chiedete,
Cosa 6 mai qnesta Bellezzai
Che da voi tanto s' apprezza
E che tan^o amar yi fa*
II saper, che belle siete,
Non vi basta ai tempi nostri,
Qaando anccr non vi si mostri
L'alta Idea della Beltä.
Per segair vostro gentile
Filosofico diletto^
Or deir agile intelletto
Sovra Tali m'ergo al CSel:
Ogni nebbia oscnra e vile
Si dilegaa da' miei sensi;
Varco r Etra e i spazj immensi,
Finchfe ginngo al primo Bei.
La Bellezza 6 an pieciol ra^o,
Una langnida scintilla
Di qael Sol, ehe in se sfavilla
Immatabile e seren.
E se ben la mira il Saggio,
E leggiadra e sottil veata,
Con divina arte contesta,
Di cai cinto alletta il Ben.
L'aaree Stelle ed i Pianeti
Essa avviva col sno lome:
Degli Aagelli orna le piame
E neir onde anco traspar.
Gedioht« des Grafen Daniele Florio aus Udine
875
Finge in mezso a' campi lieti
Spiche e Fratta; Gigli e Böse;
E le stille ragiadose
Fa deir Iri scintillar.
Ma qaalor nel fido speglio
Vostre gnancie delicate,
Donne, voi sparse mirate
Di vermiglio e di candor,
Qnel di me vi spiega meglio
La Belik^ ch' 6 ana natia
Soaviasima armonia
E di parti e di color.
Qnal da ben temprate corde
Sorge mnflico concento:
L' aria molce, acheta il vento,
Sgombra i torbidi penBier;
Tal d'nn ordine eoncorde
Dl piü membra amabil nasce
Dnitä; che gli occhi pasce
D' ineffabile piacer.
Qaindi avvieD, che il cor ne tocchi
Qnasi fervida saetta.
Che ferisce, che diletta,
'Sk s\ aa talor perchfe.
L' Alma aller beve per gli occhi
Un Bottil dolce veleno
E giä nntre amore in seno
Ch* ella accorta ancor non 6.
Voi bensl re ne accorgete
Degli Amanti al langaidetto
Sgaardo errante e al vario a^petto
Or di foco, or di pallor.
E in voi tacite godete
Del trionfo e deirimpero
Che nn gentil sembiunte altero
Vi donö Bui noBtri cor.
Ah! non rendavi Bnperbe
Di Natnra un dono lieve,
Che qnal'Ombra e fresca Neve,
Si dilegua in faccia al Sol!
Qnella Bobo, che dall'erbe
Snl mattin sorgea Beina,
Poi langnente il eapo inchina»
E negletta oade al Bttol.
Ben Bollecite vi voglio
D' altroBel, che il fiore e il verde
Per cangiar d'etä non perde,
Cni piA longo ride April.
Non vi gonf] vano orgoglio
Se deiranreo eiemo fönte
Vi sfavilla nn raggio in fronte,
Segno d' animo gentil 1
Anzi fate altrui palesC;
Che di candidi coBtumi
Lo Bplendor di due bei lumi
Segno ineerto ognor non fu!
Se in Bei Corpo Alma Cortese
Placidissima soggioma,
A vicenda aller b' adoma
La Bellezza e la Virtü.
xnL
La Feiiciti.
Canzonetta.
In qaal terren dimori;
Sotto qnai climi ignoti;
Name de'noBtri Voti,
Bella Felioiti?
Stai tra superbi Onori
0 tra Delizie liete?
Sei placida Qaiete,
0 dolce Libertä?
0, te chiamar oonviene
Viva celcBte Fiamma,
Che i cor Boave infiamma
D' an immortal Desir.
Perchi d' ineerto Bene
Con Larve ognor fallaci,
0 Bella, ti compiaci
II volto rieoprir?
876
P. Miohael Huber, 0. S. B.
A'taoi lontani inviti
Lascia il paterno Lido,
E Bolca il flatto infido
L'intrepido Nocchier.
E tu i Gnerrieri arditi
Dal sen della Consorte
Gnidi a sfidar la Morte
Con barbaro piacer.
Ma la taa vera traccia
Spesao si perde, e spesso,
Mentre ne roli appresBO,
Lnngi ti cerca il cor.
Nel rawiflar toa faccia
Üogli nomini selvaggi
Travedono i piü saggi
Delnsi dall* error.
Se tn, Divino Seme^
Cadi alla Terra in seno,
Qual fertile terreno
Sara piü caro a te?
So, che la vana Speme
Goglier tnoi rami eletti
Cerca fra granrei tetti
De' lasingati R6.
Ma Talme tue radici
Ivi V Invidia amara
E r empia Frode a gara
Gol tosco innaridi.
Dtmqne fra boscbi amici,
Dine, se in verde riva
Airombra deirOliva
La Face ti natri?
Oppor se te nascente
Tra il sangue e tra sudori
Miete coi grati allori
II bellisco acciar?
Ben sparse in ogni gente
I semi taoi Natura;
Sol manca industre cura
Per farli germogliar.
In Regio e in nmil State
Del par fiorir tn pnoi;
Prescritto a' dritti taoi
Confine alenn non 6.
Ma qnegli 6 piü beato,
Che di Yirtü b' acceae,
Che aspira a giaste impreae,
Senza cercar merc6I
XIV.
La Face.
Canzonetta.
Tema I'amabil Face
Cinta di verde nliva
E al Pö tranqnillo in riva
Scherza coi lieti Amor.
L^aorette Insinghevoli
A lei d'intomo volano;
E Botto il biance pii
Spnntano a gara i fior.
Va la Bicara greggia
A her nel chiaro Finme,
Che di Bangaigne spume
GM. torbido sdegnö.
Non piü tremante Bvegliasi
Di tromba al anono orribile,
Ma placidi il Pastor
Cogliere i sonni or pnö.
Se far da fiamma oBtile
Arse le bionde messi,
Sorgen da solchi istessi
Piü folte ad ondeggiar.
Volte le spade in vomeri
Piaghe feconde imprimono
Sol della Terra in sen
Coir innocente acciar.
Qael fervido destriero,
Che alti mandö nitriti
E SU guerrier feriti
Mosflc il sangnigno pi^.
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine
877
Pose sq V erbe languido
E i yezzi e i grati pascoli
Coglie da quella naan.
Che gik Bodar lo ft.
Uarmi al paterno tetto
II bnon gaerriero appende :
Narra di proye orrende
La rara veritA.
Non piA la madre pavida
De*figli meate immagini,
Dipinte dal timor,
Fra il gonno mirerft.
N6 le ooDBorti sole
Gemon nel freddo letto^
IIa airanelante petto
Stringono il soo fedel
E Bovra il volto intrepido
Qnelie ferite baciano,
Che noD lo macehian, no,
Ma il rendono piü bei
Ecco! il Germano e il Franco
Siede ad amiea mensa,
E eol lieor eompenea
II saDgae, ehe yersö.
Lo adegno omai sommergeei
Entro spumanti patere:
Or qnegli k Tiflcitor,
Che piü ne traceannö.
Ahl mentre ogn' im respira
Di Paoe aare tranqaille,
Tna colpa, o erada FiUe^
Paoe il mio cor non ha;
N6 peroh6 gli ooohi in lagrime
Stmgga e lo spirto in gemiti^
La tna mai si placö
Difficile Beltit.
Un eol pietoao sguardo
Delle tne Ind raghe
A me r acerbe piaghe
Potrebbe raddoleirl
E a Chi per te gi& stmg^si,
Nieghi mercfe si mieera.
Quasi che giovi a te
II longo nuo martir.
Ma accresoi pnr le pene;
Qnanto aarai men pia,
Piü splenderft la mia
Inimitabil Fe!
Dolci per te mi sembrano
Le pene ancor piü barbare,
Pria che d'altra gioir,
Voglio penar per te!
XV.
II Ballo.
A Fluide.
Canzonetta.
I lieti dl giä tomano,
Amici delle danze;
Giä di ooncenti armonici
Suonan le fide stanze.
Cogliam i doni, o Fillide,
Della vivace etJu
Nella stagion nevosa
Chi langnido riposa^
Senso non ba di giubilo^
Fiamma d^amor non ha.
Siedano i vecchi garrali
Intorno al pigro foco;
Altri anelanti pendano
Dal lusinghiero gioco,
Mostrando in faccia i palpiti
Di speme e di timor.
Di borea a^freddi vanni
Facdam noi scaltri inganni,
Senza i tesori perdere,
Senza tnrbarci il cor.
0 Ballo, il volo accelera
Dalle sonanti sferel
878
P. Michael Haber, 0. B. B.
Scendi a dispor con ordine
D* amor V elette sohiere,
Figlio gentil deir ilare
RobuBta Gioventü!
Sa Cetra ebarnea intanto
Celebrerö col oanto
La taa Celeste origine,
La taa natia virtü. —
Nella stellata Reggia
StavaDsi a mensa i Dei;
E in yasi d' oro il Nettare
A Lor mescea Colei^),
Che delle gaancie floride
Serba Teterno onor.
Prima che offrirlo a Giove,
Volle far dolci prove
E il sen divenne tamida
Del fertile licor.
Snello di membra ed indole
QaiDdi an Fancial le naseef
Che sprigionö le braocia
Dalle tenaoi fasce
E co'snodati articoli
Faor della onna asci.
Pieghevole, gaizzante
Scotea Tali alle plante^
Ed orme certe imprimere
Si vide il primo di.
Di sonnacchiosa Nenia
Ei non adi le note;
Qaeir armonia, ehe tempera
In Ciel Tardenti raote,
Qaella con legge e namero
I passi le inaegnö.
Fra gli altri Dei benigna
Lo yezzegiö Ciprigna,
Che piü fedele interprete
Trorar di lai non pnö.
1) Ebe, Dea della Gioventit
Ella de* Nnmi all' arbitro
Volse i siderei rai
E disae: „0 Rk degli Uomini,
A lor fatiche e gnai;
Deh! qaeato non inridia
Benefico piacer!^
Sorrise a tal richiesta
Giove e chinö la teata;
E aller apedi dair Etere
II Ballo lasinghier. —
Prima volö fra gli Ozj
Delle Capanne amiche.
Qai BMntrecciö di Cerere
AI crin le bionde spiche:
LA tinse il pife di Bromio
Nel roeaeggiante nmor.
AI anon d'agresti avene
Dolci annodö catene
La Yillanella Candida
E il brnno Agricoltor.
Cinto coatai di pampini,
Ebbro di caldo moato,
Di qaa, di lä u lancia
Nelle membra incompoato,
E dei ander ai rendica
Battendo il aool col pi&
Mentre di lai ai lagna
La aemplioe Compagna,
Se la man aente atringersi
Pegno d* ardita Fe. —
Fra Selye e fira Tagorj
Poi non rattenne Tale:
Ma aneor a'aperse i*adito
Nelle anperbe Säle.
L' Arte aposö, la rnvida
Sna libertä perd6.
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine
879
AUor delle Carole
Nacque 1a colta Prole.
Ha tutte 11 pregio oedooo
AI nobil Miniife.
Di Ini Chi meglio regola
I paasi or tardi or presti?
Piega, riaorge e faciii
Ai paasi accorda i gesti.
Figlio h dell' Arte cd emnlo
Della Natura appar.
CoBi le measi bionde
Scherzan nel campo e 1' onde
Spinte da molle zeffiro
Scherzan cosi nel mar.
Fratello sno TAmabile
Con placide ricende
I pasai al snono tenero
Pria mnove e poi sospendC;
Segnando i anoi vestigi
Con Regia Maesti.
Vien preaso lai 1' altera
De'Balli Inglese aohiera.
Ma troppo qneati legano
La nostra libertä.
Ben grato a Noi spettacolo
DA qael leggiadro atnolo.
Che ne' teatri splendid!
Spiega yeloce il volo,
Sicch6 men schietto V aria
Fende pennnto angel.
Bei rimirar con moti
Spiegar gli affetti ignoti:
Mentir geloso Satire
0 fido Pastorel.
Ma qneati scherzi s'abbiano
Le ingannatrici scene!
Fillide, al nostro genio
Danza gentil convienC;
Che leggiadria, che grazia
Aeeoppj a Nobilti.
II Minn6 mi piace,
Ma ynöf che aia vivace:
Noioso tnon patetico
Adormentar mi fa.
Intrecciarem por T agile
Sehiavetta capricciosa.
Qnesta ha i saoi voll ed impeti
Ha la ana grave posa:
Con innocenti vincoli
S'annoda^ si sostien.
Si vibra il pi6, si acnotC;
S'aggira in schiette mote:
E 1 pi6 gagliardo e tremnlo
Fa gemere il terren.
Dalle iemprate Cetre
Senti, che il suon n' aletta.
Stendi la mano^ o FillidC;
Non far la ritrosetta!
Ah! della Madre rigida
Gr Imperj non temer.
Or iuvida, indiscreta
Ella goder ti vieta,
Perch6 gi& mezzo secolo
Ella solea goder.
Dehl se desio ti stimola
Di vegeta salnte,
Sciogli le membra e Tanimo
AI Buon di corde argate:
Cogli 1 vital remedio
Concesso a Noi dal Ciel.
Piü libero il respiro
MnovC; e del sangae il giro
Fa pronti piü gli spiriti,
II volto fa piü bei.
Che mentre dolce s'agita
II aangne nelle veno,
880 P. Michael Haber, 0. S. B.
Dl frescbi fior la gUAncia Tae forme piü leggiadre
A colorir ti yieDC QaaDdo vedrä la Madre,
E con soave porpora Filii, an error tA provYido
AecreBce la Beltä. A te perdonerä.
XVI.
La Maschera.
Ganzonetta.
GioYe, il R6 del Mondo intero,
Che le cose oma e rinnova,
Stanco an dl del grave impero,
— Come BpeBSO ai Grandi giova —
Per sao libero piaoere
Volea seender dalle Sfere.
Onde a Pallade ingegnosa
DiBse: „A Yoi, Nami minori,
Si consente brieve posa
Depo i fervidi sadori.
E goderla a me non lice.
Che ne sembro il piü felioe?
Gara k mia degli elementi
Trar del seno opre novelle,
Goronar di rai lacenti
0 Pianetti e Taaree stelle
Ed intomo airampia mole
Regolar il corso al sole.
Ben 6 ver, che a Giuno in seno
Affidai le pioggie amiche;
Eolo stringe ai venti il freno;
Natre Gerere le spiche,
E dell'onde il regno infido
Gol Fratello, 6 ver, divido.
Ma non onda in mar gorgoglia,
Non risplende Stella in cielo;
Non si maove in ramo foglia;
Lieve fior non spanta in stelo,
Ghe da mia provvida aita
Non riceva e moto e vita.
lo, che primo ho degli Dei
E degli Uomini il govemo;
Danqae scendere vorrei
Sopra il snol dal Soglio eterno,
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Üdine 881
Alternando in modi accorti
Le fatiohe ed i conforti.
Chi talor siede subblime,
Ginto d'ostro in aurei scanni,
Piü soapira e piü a'opprime
Sotto il peao degli affanni.
E regnar mentre si crede,
Serve agli altri e non s' awede.
Ora tu, che hai larga dote
Di saper, m' aita, o Figlia!
Gome asconda in forme ignote
I miei rai, tu mi conaiglia,
Siecht piü non sien fatal!
Allo sguardo de' mortali!"
Gon nn rigido soghigno
Qai la Dea rispose al Name:
„Senza me di Toro e Gigno
Blanche spoglie e blanche piume
Sai vestir, se vnoi far preda
D' altra Earopa e d' altra Leda.
Penetrar in pioggia d'Oro
Sai fra torri e fra cnstodi.
Ma il tno vieta e il mio decoro,
Ghe amorose astute frodi,
Genitor, piü ti rammenti;
Altre appresi arti innocenti.
N6 a si YÜe uffisio insano
Mi yedrai piegar la mente:
Non, se ancor t'armi la mano
Del tno f almine stridente!
Di Mercurio, che n'6 degno,
Usa in ciö lo scaltro ingegno!''
y,Sgombra, o Figlia, ilreosospetto,^
II Tonante allor rispose,
„Non ti chiesi ignoto aspetto,
Per coprir arti amorose«
Ghe se pur sospiro ancora,
Gasta Ninfa m' innamora.
Liberia, delizia e cara
Del patemo regno antico,
Ghi ti cerca, in vita oscura
Puö mirar tuo volto amico;
Ma chi vive in ietti alieri,
Fon€hiiiigeii XXV. gg
882 P. Michael Haber, 0. S. B.
Libertä goder non speri!
Or di Lei mi gaida in traccia
Dagli eterei ai bassi campil
Figlia, addattami nna faccia,
Che m'ascoDda i chiari lampi,
Che ai soggetti ugaal mi renda,
Ha il decoro non offenda!"
Tacqne e gi& l'industre Dea,
Che or la spada, or tratta V ago,
Questa volge e quella idea^
Perch6 il Padre ne sia pago.
Unna approva, e poi delnaa
L' error scopre e Parte aeousa.
Mentre pensa, a Giove innante
Säle Amor dal Ciprio regno;
Ma cangiato ha il bei sembiante
Ei cosi^ che par lo sdegno
E di Furia empia maligna
Figlio par, non di Cüprigna.
Mal conoBce il giallo viso
Pria la Dea, ma i'ali vede.
La cagion deir improwiso
Gangiamento a Lni richiede.
E con flebile qnerela
Sospirando Amor la svela:
„Yenian Sacre alla mia Madre
Molte giä snl Ciprio lido.
lo, che applaudo alle leggiadre^
Le deform! addiio e rido;
Feci si, che assai piü rare
Fnr TAncelle intorno all' Are.
AUor VenerC; che mira
Venir meno e voti e inoensi,
Mi rampogna^ freme d'ira,
Vnol, che il cnlto io le compensi
Col piacer della yendetta,
E a sferzarmi giä s* affretta.
Io la faggo e mi nascondo
Entro il sen delPelci cavO;
Ove stilla occnlto il biondo
Delle pecchie nmor soave,
E restai di cera involto,
Qnal mi vedi, e gonfio il volio.
Gedichte des Grafen Daniele Florio ans Udine 883
Ni acquistar a mio talento
So rimmagine; e al freddo yento
SMndnrö la molle cera,
Che piü BYellerBi noD pnote
Senza oflfesa delle gote.
Sol b' aperse il yarco alquanto
Sulle labbra e agli ocohi in giro,
Oye m'eace il caldo piantO;
La fayella ed il respiro.
Cosi almen le acerbe doglie
Di sfogar non mi Bi toglie.
Deh! tu, Pallade, nntrice
Di beir arti, anzi maestra,
S' hai pietä d* an infelice,
Stendi a me l'amica destral
Che in quest' ora ai tnoi seguaci
E a te giuro eterne paci.^
Si piegö la Dea cortese
E con lenta e dolce forza
Dalle roBce gnancie illese
Gli staccö la dura scorza;
E in ane man! — oh eyento yago! —
Eccol appar cerata immago.
Palla OBserya a parte a parte
Ochi aperti, bocca e naso.
Quel che in yan cercaya Parte,
Coßi le oflfre il lieye caso, —
Se lo siegne mente accorta,
Spesso il caso air Arti 6 scorta. —
Lieta aller: „Eccoti pronte
Qaelle forme, che ohiedesti!
Della fnlgida tua fronte
Gopri; 0 PadrO; i rai celeBti!
E se ynoi, che nna ne addatti,
AI tuo yolto OBserya i patti!"
Giurö Tuno, e Taltra impresBe
Sal modello e cera e tele.
Se poi Oioye alle promesse
Fu spergiaro oppnr fedele,
Lo ricercbi GeloBia,
Che ha cent^occhi e il tntto spia. —
SO; ehe grata a Dei minuti
Fa r immago laBinghiera,
66*
884 P. Michael Huber, 0. S. B.
Sotto cni spesso crednti
Sono Dei di prima Sfera;
Che la Haschera ha tai pregi;
Che vil Ber?o ugaaglia ai Regi. —
Grato Amor offerse il dono
Air irata Genitrioe;
E in merc6 n' ebbe perdono,
Che neirisola felice
Poi deformi e belle insieme
Di piacer nni la speme.
Sul confin di fresche gaaneie
Giova piü brieve Moretta^).
Alle pallide, alle raneie
Volto intero piü diletta.
Deiralirni credulo errore
Senza rischio or riede Amore.
xvn.
In Horte della Signora Contessa
Tittoria Florio,
Nata Contessa Valvasona Di ICaniaco,
Dilettisflima Consorte dell' Autors.
Proemiale.
Voi^ ehe ascoltaste qne^giocondi versi,
Che r aura m' ispirö d' amica sorte,
E d'Amor feste planso aU'arti aecorte,
Che per mio lame e altrni diletto apero:
Gli oeebi a questi volgete assai diversil
E error non gi& di cosi bella morte,
Ma vi prenda pietä d'egro Consorte^
Leggendo affetti d'amarezza aspersi!
Vedrete ben, che ingannatrice seena
E qnesta vita^ che or m!b fosca^ qnanto
La passata mi fu lieta e serena.
Qaeir io, che pria yi rallegrai col canto,
Chiedo aita e non lode alla mia pena
Or, che la Cetra mia rivolta k in pianto! —
1) MaBchera fatta di Veluto negro, usata in Venezia e nelle Cittä B<^tt«
a qnesta Repnbblica.
2) Cfr. ^Poesie Varie« pg. 93—120: Alla Conteasa Vittoria Valvasona di
Maniaco, Consorte dell'Autore.
Gedichte des Grafen Danielo Florio ans Udine 885
2.
Alma diletta; che aireterno Impero
Yolasti sciolta da' tnoi doloi nodi,
Queate dolenti rime ascolta e godi,
Ben certi pegni di candor sincerol
S09 che a te, che yincevi il seaso altero,
Mai noD piacquer lusinghe e scaltri modi;
E meno il Buon di menzogBere lodi
Sofirir potresti; or che sei presse al Yero.
Ma i pregi tuoi, che io canto, ormai sicora
lotender pnoi da qnel beato locO;
Ove non giunge ombra di vana cnra.
N6 fra quelle armonie ti spiaccia il roco
Pianto fedel, che sa la tomba oscara
Consacro alla tua gloria e al mio bei foco.
3.
Fin da quel di, che dal tuo carcer frale
Facesti, ohim6! Tamara dipartita,
£ sei^ Metä mia dolce, al Ciel salita
Di bianca Fede e di Pietä sn 1' ale,
Traffito il cor da doloroso strale,
Me stesso ho in odio e la tenace vita^
Che a saldar la profonda aspra ferita
Tempo 0 conforto di ragion non vale.
Quindi tal tuo sul mio terreatre manto
Chiamo e co' voti afiretto amica morte^
Per desio di segairti al Regno santo.
Ma colei, che del Cielo t'apri le portC;
Stassi negli occhi tuoi sorda al mio pianto;
£ in preda io resto al mio dolor piü forte.
4.
Mio cor, tu pnr mirasti e mesi ed anni
Di tua Kice languir IMnferma scorza;
E il Inngo antiveder potea la forza
Scemar in parte a* tuoi fnturi affanni.
Ma il timor, che presago k de'suoi danni^
Kon tntti di speranza i raggi ammorza.
Che d' amor nasce e i miseri rinforza
Con Tesca ognor di Insinghieri inganni.
886 P. Miohael Haber, 0. S. B.
II BeO; che si desia, facil si crede;
Ma V istinto natiO; che piü contrasta,
AI mal vicin dona piü tarda fede.
Quindi sorpreso il cor trova piü vasta
De' gnai 1a mole, e se Pidee preyede,
l dnri colpi a Bostener non basta.
5.
Prode gnerrier, che con immoto ciglio
Schierarsi in campo oste nemica yide,
S'arma piü di coraggio: onde poi ride
E scherza in faccia del mortal periglio.
Ed accorto nocchier, che sul naviglio
Mira pendenti le procelle infide,
Contro Tire del mar, che g\k previde,
Sollecito prepara arte e consiglio.
Render anch'io contro l'asata asprezza
Ualma piü salda o'l colpo almen piü lento
Tentai con qnel pensier, ch'ai mali avvezza.
Ma il dnol piü grave e infermo il cor mi sento:
Cofii il timor; anzi che dar fortezza,
Me la tolse e prevenne il mio tormento.
6.
Tu^ che raccolta nel tranquillo porto
Sei dopo longhe e torbide tempestC;
E me tra venti irati, onde foneste
Agitato lasciasti e quasi assorto:
Se alla mia fede onor fanno, e non torto
AI tno gioir le mie qnerele oneste,
Un dolce di pietä raggio Celeste
M' invia; possente a tanto daol conforto!
E se il conaiglio tuo fido e sagace
Scoperse a me d' inganni occnlto scoglio
E del vero additö Candida face:
Or fa, che nmii di Prowidenza al soglio
Offra il tenero pianto, e alla toa pace
Invido non contrasti il mio cordoglio.
7.
Se per dar tregua al pianto apro i volami.
In cni r antica e la moderna istoria
Gedichte dea Grafen Daniele Florio aus Udine 887
Lnmmose ne pinge idee di gloria,
II vero cnlto e quel de' falsi Numi,
Yiemmi Nice in penaier, che i monti, i fiami
E i piü noti per atrage o per vittoria
Duoi Yolgea nella fedel memoria
E ginate leggi e barbari coBtomi.
In quäl piü saggia e piü fedel ai noma,
Parmi veder Lei, che V ingegno adorno
Piü ourö che anree veati e colta chioma.
Oh! quanto a noi cod Lei mancö, ehe acomo
Non avria fatio an tempo a Grecia e a Borna:
Dico, e chiuai i volumi^ a pianger tomo.
8.
Qnando m'appresao alla mia fida atanza,
Tal improvYiso e freddo error mi coglie^
Che il pi6 a'arresta in an le mute aoglie;
Ma pur colä apinto 6 da lunga uaanza.
V'entro e '1 deaerto letto — ahi rimembranza! —
TroYO e le yarie tue pendenti apoglie;
Ma te^ Nice, non trovo, o di mie doglie.
De' miei piacer compagna, or che m'awanza?
Baoio gli amesi, e i libri al aen mi atringo,
Tua delizia miglior, e i taoi bei rai
Lontani; e non giä apenti; ancor mi finge.
Ove aei ita? e qnando tornerai?
Ah, in van, teneri afiTetti, io vi luaingo !
Non aperiam dl vederla in terra mai.
9.
Vedo bensl ne' cari figli impreaso
II tuo gentile angelico aembiante,
E a compenaar quei della madre amante
Kaddoppio in loro ogni patemo ampleaao.
Ma mentre alla lor aorte ed a me ateaeo
Soaye inganno fo per qualche iatante,
Mi sento illangnidlr la man tremante,
E il cor mancar, da grave doglia oppreaao.
Talor per non turbargli, il pianto aacondo
£ di pace mentita in volto i aegni
Moatro e premo i aoapir nel cor profondo.
888 P. Michael Huber, 0. S. B.
Talor piangono anch' essi i dolci pegni,
E piü m'immergon di tristezza al fondo
Qaei; ch' esser mi dovrian fidi sostegni.
10.
Esco talor dai solitarj tetti^
Tardo il p]6, moUe il ciglio^ in veste negra,
E fra vie popoloBO e gente allegra
Cerco nn breve reapiro ai mesti affetti.
Ma stnol ridente degli alirni diletti
Quasi in noioso albergo entrar neli'egra
Alma ricnsa, e il duoi; che si rintegra^
Tatti del sno color tinge gli oggetti.
E 86 idea pur fugace al pianto il corso
Frena e del enor le vie furtive impara,
Colpa mi sembra anche un fedel aoecorso.
II duol Bospeso con l'inmiagin cara
Nel cor mi toma, e un tacito rimorso
Fa dMnnocente obblio Vendetta amara.
11.
Non fantasia, che svegli ogni piü vaga
Immagine d' oggetti lusinghieri,
Mi puö sgombrar i torbidi pensieri,
0 '1 colpo alleggerir; che 11 cor m'impiaga:
Nfe da ragion; che del mio mal presaga
Piü col timor Taccrebbe, avvien ch'io speri
Fido conforto; i suoi consigli ansteri
Non mi fan, che innasprir Tacerba piaga.
E sc del tempo amico aapetto i tardi
Aiuti; 10 temo — ohimö! — che pria m' nccida
II duoly che ognor piü vibra acnti i dardi.
Vien pur morte pietosa, e tu mi guida
Fnor del penoso esiglio: a che piü tardi?
Ma Natura s' oppone, e '1 Ciel mi sgrida.
12.
Sebben non vivo io piü, da che furasti
La dolce del mio cor parte migliore:
Seco ogni gioia e seco 6 spento amore^
E giaccion rotti a terra i nodi caati.
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 889
Questi laDgnidi awanzi a me rimasti
Porto dipinti di letal pallore;
E solo regna in me vivo 11 dolore,
E fa, che Talma col sno fral conti'asti.
Sciorai vorria dal miseri legami.
Che giä le sembra udir la voee amica;
Che la inviti a aeguirla e al Ciel la chiami.
Ha nscir non puö della prigione aoiioa:
0 fratto acerbo de' vietati ramil
10 piü Doo vivo, 0 pur muoio a fatica.
13.
Daccbi Nice io perdei, torbida noia
M'ingombra Talma e '1 bei seren m'ha tolto:
Ombre aol veggio e sospir rochi aacolto,
E qnanto gi& mi piaeqae, ora m' annoia.
E se an raggio talor di finta gioia,
Per non tarbar altrai, chiamo sal Yolto,
Piü s'ange il cor, che a forza il daol raccolto
fiitiene e par che di langaor sen maoia.
Deh! ta, che ai fonti eterni an lento obblio
Del fido amor non bevi, amata Nico,
Ma 11 dolce appaghi nataral desio:
Di qael paro piacer, che 1& s'elice,
Qualche stilla m' infondi e al dolor mio
Fa sentir, che sei pia, qaanto felice!
14.
Bench6 piü care a te le dotte carte,
Ch' Indiche gemme e peregrine vesti,
E qael lievi pensier fosser molesti,
Fra qaai Tore il tao sesso in van comparte:
Par, Nice, rlcoprir con amiT arte
11 pronto iugegno e '1 tao piegar sapesti
Delle amiche al piacer: de* glaochi onesti
E di pompe decenti entravl a parte.
Non rigida tacclare 11 secol gnasto
Giammai t* adij : Ma 1 tuol modesti raggl
Facean agli asi rei nobil contrasto.
890 P. Michael Huber, 0. S. B.
Se r urte aveyi ancor mal nota a' saggi,
L' arte di snperar V invidia e il fasto,
A ragion da milP occhi il pianto or traggi.
15.
Non prowido cosl vigil custode
Kinchiaso tien Inngo Büdor degli avi,
Ampio tesorO; e sbarre aggiunge e chiavi,
Per timor di nottnrno assalto o frode^
Come con saora inviolabil lode
Le mie tacite eure e i pensier gravi
Riposti nel tao cor, Nice, serbavi,
Ch' altra men cauta di gvelar piü gode.
Compor sapevi le parole accorte,
Sl che non fosse il labbro al cor rabello,
N6 del secreto aprisse altrai le porie.
Oh saggia bocca! oh mio fedel sagello!
Qual eilenzio or ti preme alto di morte?
Quai baci imprimo in snl tao freddo avello?
16.
Spesso di placid' ira accesa in volto,
Tali Kice mi fea dolci lamenti:
„L' invide Mnse^ oh ! qaanti bei momenti
Soglion rapirmi! anzi 'I tao cor in'han tolto."
Ed io le rispondea: „Sai par, che molto
Ne giova il suon d' armoniosi accenti:
L'egre sgombra dal cor noie langaenti,
E i pensier saggi affina e il viver colto.
Nice mia, non temer: care mi sono
Le Mase assai; ma tu de' Numi amici
II piü caro mi sei pregiato dono.^
Lasso! non prevedea que' mesti uffici,
Che rendere al tno nome in flebil suono
Le mie rime dovean, rime infelici!
17.
Perchfe, quando per man di morte avara
Del cor sl nobil parte a noi si svelle,
Non avvien, che si perda e si cancelle
Dal nostro cor la rimembranza amara?
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 891
Ma no '1 consente amor^ anzi rischiara
La fida immago e sne virtü piü belle
£ yaol, che, come V alma oltre le stelle,
Abbia il nome quaggiü vita piü chiara.
Noo piü dl morte accaso il crudo scempio,
Ma Nice rendo a Lui, che me la diede,
E Bcalto serbo in cor V illustre esempio.
E se tanto a' miei carmi il Ciel concede,
Fia che splenda iinmortal d' onor nel Tempio
La sna pietit non finta e pura fede.
18.
0 mia fedel compagna, amata Nice,
Tu Bovra il sesso moUe animo invitto
Neil' ultimo serbasti aspro conflitto,
Ood' ora cogli in Ciel palma vittrice:
Poichfe il duol ben sofferto a te radice
Fu di gaudio immortal, sembra delitto
Pianger la sorte tua; ma un core afflitto
AI tuo non pensa ognor stato felice.
Levarsi a volo oltre le yie de' sensi
Alma oppressa non pnö, che tutto senta
Del frale il peso e de' suoi immensi.
Non Btoico fasto il mio bei core ostenta:
Ora se vuoi, che al tao gran Ben sol pensi,
Rendimi il cor piü forte, o il duol m'allenta!
19.
Quando ricopre in Ciel la gelid' ombra,
In van le fredde mie vedove pinme
Kigando vo d' un lacrimoso fiume,
Che tristezza ed error V alma m' ingombra.
Fugge dagli occhi il sonno e non mi sgombra
Le tetre idee d'egra ragione il lume;
Ma i casti affetti e '1 nobil suo costume
Per maggior pena il mio pensier m' adombra.
L' accortezza, la fe, gli studj egregi
Aller tomanmi a mente: ogni minuto
Detto e lieve color de' suoi bei pregi.
892 P. Michael Huber, 0. S. B.
La minor rimembranza an dardo acato
M' aggiange : „Oh come awien, che piü gl pregi,
E meglio si conosca an Ben perdato.
20,
Poichfe rigida morte il vigil cigUo
Ha chinso e spente le dae laci nerC;
Qual lampo di speranza o di piacere
A me piü resta in qaesto basso esiglio?
Danqne non piacqne all' immortal consiglio
Le tante ndir mie flebili preghiere^
Che Balate chiedean dall' aoree sfere
A disarmar di morte il erndo artiglio?
Ma se a' prieghi arrestö mia colpa il volo,
Perchfe non ebber forza i sacri accenti,
Che mandö d'alme pure eletto stnolo?
Oh qaanti pij sospir, quai voti ardenti
Per tal madre y'espresse amore e duolO;
Poveri figli miei, figli innocenti!"
21.
Con tai qaerele alleggerir de' gnai
Gereava il peso air alma afflitta e mesta,
Qnando Nice m' apparve in bianca vesta,
Bella cosi, qaal non la vidi mal.
Verde palma avea in mano e ardenti rai
Sfolgoravanle intorno all' aurea iesta.
Pia riguardommi e disse: „II daolo arresta,
Che i prescritti confin varca d'assai.
Fissa in me gli occhi della Viva fede
E poi ti lagna: i tnoi sospir perdono
AI dnol, che cieco il suo miglior non yede.
Se accolto avesse il Ciel de' prieghi il snono,
Quei ritardar potean la mia mercede,
Ed or felice io non sarei, qnal sono.
22.
Sparsi perö non faro i prieghi al vento;
Ma di miglior salate a me la traccia
Facile apriro : e ogni cradel minaccia
Mi disarmaro nel mortal cimento.
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 893
In qneir estremo orribile momento.
Che di paura i cor piü fermi aghiaccia;
Face scese dal Giel ridente in faccia
E con le sue coprimmi ale d'argento.
Bensl di te, mio caro, e della vaga
Prole m' assalse allor moio pietoso,
Che impressa vi lasciavo in cor tal piaga.
Ma placido mi colse alto riposo;
Poi desta in Dio, ch' ogni desire appaga^
In Lui trovar mi parva e figli e sposo.
23.
Suir anreo iiminar del santo Empire
Prima trovai la semplicetta e bella
Gi& mia fancialla^ ora lucente Stella,
Che i nostri amori a Dio primizia offriro.
E col baon genitore in lieto giro
La madre pia mi venne incontro, e qnella
Simil d' ingegno e nei dolor sorella,
U CQ] passaggio fn lieve sospiro.
LasBü t' aspetio e la diletta prole,
I tnoi concordi e '1 mio saggio fratellO;
Che del doppio abbandono ora si dnole.
Yoi tntti impresso in fronte il bei sagello
Fidi serbate! E voi di blanche stole
Pur cingeri V immacolato AgBcUo.'' —
24.
„Deh! chi^, pronto io gridai, ,,chi dall' oscura
Prigion mi tragge a qnel felice Regno?^
Qnand' Ella accesa di soave sdegno
Rispose: ,,Ancor Tora non 6 matnra.
Qaaggiü rimanti; e mia gelosa cnra
Sn i figli adempi: il lor tenero ingegno
Forma al saper; e quäl Celeste pegno
Fa, che accolgano ancV essi ogni sventura!
Tienli in nodo concorde nniti insieme!
Ne' cor docili infonde onore e zelo,
Di non false virtü principio e seme!
894 P. Miohael Huber, 0. S. B.
Del provvido ayvenir l'oBcuro velo
Rispetfa intanto; e cod gioconda speme
Siegni tna via; poi rivedremci in Cielo."
25.
Tacque; e salendo al trionfal soggiorao
Lasciö segDati per Toscara stanza
Aurei solcbi di luce e di fragranza,
D'eterea ambroBia Tanra sparse intorno. —
Onde all' acerbo ed onorato giorno
Qaando volgo il pensier, la mia coBtanza
Armar mi giova di fedel speranza;
E BpeBBO a Lei con la memoria io torno. —
Tacete omai, tacete imbelli affetti^
Che innanzi agli occhi miei giä si dilegna
La folta nebbia de' terreni oggetti.
A Bue yirtü penBando avrö sol tregua,
Finch6 dal eampo il Dnce degli eletti
Mi chiami al Begno e la mia Nice io Begnal
26.
0 Religion; tn sola i mali nostri
Paoi raddoloir e con beata spene
Dal basBO albergo, ove mal premj e pene
DiviBi BOD, n'alzi agli empirei chiostri.
Della mia Nice colaBBü mi mostri
Le Inci, or piü del boI liete e Bereue!
La veggio immersa neir eterno Bene
E d' altro ornata che di gemma e d' OBtri.
Di \k Bpirar mi sento aore iranquille,
E fra il gran velo de' profondi arcani
Veggio aurei traBparir lampi e faville. —
Ta BU r amaro degli eventi nmani
Versi con mano pia nettaree Btille:
Se morte mi fori, Tu mi risani!^)
1) Hiermit sohlieBt die Mettener Handschrift ab. Die folgenden Dichtnnf^
sind aus Drucken, soweit dieselben zugänglich waren, genommen.
Gedichte des Grafen Daniele Florio ana Udine 895
27*).
Sono dne Instri e piü che, Morte, hai apento
11 fido Inme di mia dolce Tita,
Nfe i1 tempo ancor, che recar snole aita
AI colpi tuoi, mi rende il daol men lento.
E teco Amor congiura a mio tormento,
Che in cor la cara immagine seolpita
Piü mi ravylva, e la crudel ferita
Dalle sne flamme ad iaasprir mi sento.
Altra apeme non ho, che mi conforte,
Se non che dalla fral prigione e trista
Venga a trarmi tu stessa, amica Horte
Giä r Alma pia tntta Incente in vista
M' aspetta, e scritto in su V eterne porte
H'addita: „II Ciel col ben soffrir s^acquista/'
28.
Tu, Nice mia, sovra gli eterni Colli
Or cogli Angeli eletti in festa e in riso
Siedi e ti specchi nel beato Vi80,
Che sol far puö nostri desir satolli.
Ed io qnaggiü^ gli occhi di pianto molli,
Di torbido torrente in riva assiso^
E dal Vero e da te troppo diyiso
Paaco la mente d'error vani e foUi.
Perchö segnendo i tnoi vestigi, a tergo
Non lascio le fallaci ombre di Bene
E le YOglie e i pensieri al Ciel non ergo?
Che se il laccio mortal atretto mi tiene,
Eh, chi mi vieta, a quel felice Albergo
Sa le pronte volar ali di Spene?
Lavinia Antonini Fiorio, Mia Pietoaisalma Madre.
Sonette.
Horte a colei, che nel fecondo seno
Per noye Inno di mia frale spoglia
Soatenne il peso e con acerba doglia
AI dolce mi produsse aSr sereno.
]) Die folgenden 2 Sonette sind aus den «»Poesie Varie" binzagefUgt; ebenso
das Sonett an seine Matter.
896 P. Michael Haber, 0. S. B.
Colei che in molle eiä di vigor pieno
Poi mi nutri fra ben guardata soglia,
E che all' ardente giovanil mia yoglia
Or allenta discreta, or strinse il freno:
Colei che aperti i suoi pietosi lami
Su mi tenea, perch'io T esempio Santo
Di Lei Begoissi e i nobili costami:
Morta 6 colei, che tanto pianse e tanto
A mio fayor vi chiese, amici Nomi;
Or ditC; se per Lei giasto 6 il mio pianto!
XVHL
Per le Felicissime Nozze delle LL. AA. BB.
L'Areidaca Giuseppe d'Austria e La Prineipessa Isabella di Borbone.
Canti due^).
Alle S. C. R. M*. deli' Imperators e della Imperatrice Regina.
Sonette.
Che giorno h qnesto? Fra le Grazie e il riso
Cinta degli anrei Gigli Amor condace
Sposa eletta al Real Aastriaco Dnce,
Che par, che viva in Lei da se diviso.
Ne' snoi begli occhi e nel sereno viso
Si dolce Genio e Maestä riluce,
Che r Istro si rallegra a tanta Ince
E Harte scherza in su le palme assiso.
1) Gedruckt in Wien 1760 bei Joh. Thom. Trattuer (vorrätig in der k. Bi-
bliothek Berlin Xp. 3584).
Eine der reizendsten Dichtungen, zu denen eine Hochzeitsfeier Veran-
lassung gegeben hat, sind die beiden Gesänge, welche Florio der bo vielver-
sprechenden Vermählung des Kronprinzen Joseph II. von Österreich, des Sohnes
von Franz I. und Maria Theresia, mit Isabella, der Tochter des Herzogs Philipp
von Parma (f 1765) gewidmet hat. Diese Verbindung des Hauses Hababnrg-
Lothringen mit Bourbon-Farnese schien wohl dem Dichter frohe Hoffnung ein-
zuflössen, dass das viel heimgesuchte Parma dadurch sich wieder heben und
von den schweren Schlägen sich wieder erholen könnte. Mit Frankreich war ja
Parma ohnehin schon in engster Verbindung, da die Mutter dieser Isabella,
Luise Elisabeth, die Tochter Ludwig XV. war, während eine andere Tochter
des Herzogs Philipp, Louise Maria Therese, an Karl von Sardinien verheiratet
war. Leider dauerte diese eheliche Verbindung nur ganz kurze Zeit. Einge-
gangen am 6. Oktober 1760 wurde sie durch den Tod schon am 17. November
1763 gelöst und die beiden dieser Ehe entsprossenen Töchterchen erlebten
leider kein hohes Alter, da das erstere schon mit 7 Jahren, das andere sehon
am Tage nach der Geburt starb.
Gedichte des Grafen Daniele Florio ans Udine 89t
0 qual naoYO inefifabile dilotto
Fra liete pompe e nuzinli feste;
AügQBti Genitor, y'inonda il petto!
Voi, cui di fiamma egaal Yirtü eeleste
Accese il cor, voi soli 1 dolce affetto
Del chiaro Figlio a noi spiegar potreste.
Canto primo.
1.
Politica Bagion, che vegli intesa
De' Monarchi alla gloria e al ben de' Regni,
TQ; che ognor di Francesco e di Teresa
Spargi di pnra luce i bei disegni,
In me vibra un tno raggio e fa che accesa
S' erga la niente mia fra sacri ingegni;
Orchfe del Figlio lor caro agii Dei
Canto gli orditi in Giel fausti Iineuei. —
2.
Oiä snl Viadro e in riva all' Elba e al Reno
Scorrea di sangue ingordo il fiero Marte;
Arse cadean le Rocche e debil freno
£ra al cieco faror coraggio ed arte.
Stnpia Germania^ lacerato il seno,
Come a guastar di lei si bella parte
Yarcato fosse il turbine di gaerra
Dair Indica dal mar diyisa Terra. —
3.
Mira il dnol delle genti ed il periglio
La pia Reina e in cor gli affanni preme;
E il yalor de' suoi Dnci arma, e il consiglio
Deir Aagusto Harito anisce insieme.
Ma qnando gira al bei Giuseppe il ciglio,
Suo dolce e delF Impero amore e speme,
L' indole generosa in nn cogli anni
Veggendo in lui fiorir, s' obblia gli afifanni.
4.
Or d' an Hentore saggio ai detti gravi
Ei porge attento orecchio e in cor gl'imprime;
Or le famose immagini degli Avi
Mira nel bei d' Onor specchio süblime.
Qaindi placide eure, ozj soavi
Sdegna per innalzarsi all' erte cime,
RonumlMhe FonchuDgen XXV. r^'j
898 P* Michael Huber, 0. S. B.
Ove de' Carli invitti e de' FernaDdi
Serisse i nomi la Gloria e appese i brandi.
5.
Se di tromba guerriera ode lo squillo
0 ignndo acciaro agii occhi suoi balena;
Se in aria yede ad ispiegar yessillo
£ le Bcbiere ordinarsi in finta arena:
Par, che si ecordi ogni piacer tranqoillo
Di lieta mensa e luniinoBa Bcena:
Di Star Inngi dal campo omai s' adira,
£ par piü belle nei color deir ira.
6.
Tal die Leone generosa Prole,
Che oda vicin de' cacciatori il grido^
Neir ombroso covil languir si daole,
£ anela d' incontrar lo stnolo infido;
£ tal d' Aquila altera, avyezza al Sole,
Impaziente Figlio uscir dal nido
£ a Yolo alzar desia le molli piume,
Per farsi Bpecchio dell' amico Inme.
7.
0 quante volte con soBpiri ardenti
II real Giovinetto armi richieBe
£ diBBO: „Or mentre in campo eBCon le genti
£ di bellico incendio arde il paese,
lo qni trarrö gli OBcnri giorni e lenti,
Senz' aver parte nelle forti imprese?
Gli Avi guerrier non per tal via Baliro
Ad emnlar Scipio, AlesBandro e Giro.
8.
Ho core anch' io, che i riBchi Bprezza e crede,
Che Bia de' Prenci utile Bcola il campo.
Quando all' armate Genti an Rh precede,
A lor non 6 muro, n6 foBBa inciampo.
Tra il ferro e il foco, ov'egli mnova il piede,
Ove sfavilli di Bua spada il lampo,
Tatti Bcnza timor volano a gara
£ fin la morte a farsi dolce impara.^
9.
La gran Teresa del yalor nascente
Lieta mira nel Figlio i chiari segni;
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 899
Ma trema poi, qnando rivolge in mente
Le Yicende di Marte e i ciechi sdegui.
E il sno tenero amor non Ic cousente
D' espor la speme di cotanti Regni ;
Che Bcmbran mal sicuro o fral riparo
Mille schiere a guardar capo si caro.
10.
Or per calmar sua tema il bnon Custode,
Che del detto Germe ha yigil cura,
Placido tempra di guerriera lode
Nel gioYanetto cor brama immatura.
Perö qnal falso Adalator, non gode
Spegner d' onore i aenii in vita oscara;
Ma gli nutre e fomenta e con felice
Arte il piacer dalla fatica elice. —
11.
Alla Reggia vicin sorge nn boschetto
E larghi campi in se girando abbraccia.
Qai s' ayyezzö 1' illnstre Giovanetto
De' snelli Gervi ad insegnir la traccia;
E fa sovente sno gentil diletto
Snodar le membra in faticosa caccia,
Ombra innocente de' gnerrier conflitti
E nobile delizia ai Prenci invitti.
12.
Chi nella forza pnö Y ardite Fiere
E le fngaci superar nel corsO;
Impara i colpi di nemiche schiere
A non temer piü che di belve il morso.
L' Ebreo Pastor ruppe le fronti altere,
Avyezzo a lacerar Leone et Orso;
E il cacciator Filopemene i rei
Tiranni nccise e liberö gli Achei.
13.
Simile air Astro, che precede il giorno,
II yigil Dace ad nscir giä s* appresta.
Eletto staol di Cavalieri ha intorno
In verde d' oro fin trapnnta yesta.
Histo al latrar de* Veltri il ranco corno
Fa risuonare il coUe e la foresta.
Ovunqae ei mnove, a sospirar fartive
S' odon tra i foschi orrori e Ninfe e Dive. —
57
♦
900 P. Michael Huber, 0. S. B.
14.
Amor^ che ascoBO neir ameno Parco
Gira e loco ai Buoi colpi e tempo aspetta,
Coü la faretra al fianco e id mano V arco,
Misto fra gli allri cacciator s' affretta.
L' Ippolito novello attende al varco,
Per far sopra di lui dolce yendetta,
£ tenta a gara nelle ombrose selve
U ano i cori ferir, 1' altro le belve. —
15.
EscoDo in tanto dalle cnpe tane
Timidi i Cervi e i Caprivoi gagliardi.
Giran per yie or inagnali or piane:
Sterpo e baiza doü v' k, che gli ritardi.
Questi seguito da anelante cane
Incontra nel fuggir gli alati dardi;
E a qnei par giä sentir V avida bocca.
Che per mordergli il fianco i denti inciocca.
16.
Sovr' agile destrier il Prence assiso
Scorrendo ya per 1' iDtricate strade.
ScherzaDgli i crini all' aura e al molle yiso
S' accresee dal sudor Duoya beltade.
Or Daiüo palpitante^ or Geryo ncciso
CoD le ramose corna al pi6 gli cade.
Sembrano ofirirsi a Ini le Fiere, yaghe
Di coglier da sna man felici piaghe.
17.
Tal cinto il sen di macnlose pelli,
Boschi Amiclei, yedeste il bei PoUuee
Ud tempo errar fra sparsi aurei capelli
MoBtrando in fronte la stellata luce.
Ma sazio di seguir le Fiere imbelli,
Tacito brama il geueroso Duce
Preda piü degna di sna forte mano^
Che mille colpi e nessim yibra inyano.
18.
Qaand* eccb ! uscir fnor da stagnante fosao
Rompendo i ginnchi e le palustri canne
Un ispido Cignale: arrnifa il dosso
Setoso e arruota le ritorte zanne.
Gedichte des Grafen Daniele Flürio aus Udine 901
Grida la Gioventü: sciolto il molosso
Da tenaci gninzagli incontro vanne.
Quei si raggira e col falmioeo dente
Sbaraglia i cani e la miuata gente.
19.
Movon gli agresti i frettolosi passi
Ad appiatarsi tra le fide piante.
SpiegaD reti nodose e bronchi e sassi
Tempestano ver lui con man tremante.
Ma i Gavalier co' ferri acuti e bassi
Ad investir van V animal spumante,
Che in qnal parte incappö, le reti gaaste
Lascia del grifo adanco e frange V aste.
20.
Qui prode cacciator fra costa e costa
Avria colpito il rabido Cignale,
Se ei non torceva il corso; ad EIce opposta
S' infisse tremolando il vano atrale.
II Prence coraggioso allor b' accosta;
Fange il destriero e la gran belva assale.
Ciascnn s' arretra e di rispetto in segno
Cede la pugna a Feritor piü degno.
21.
Egli correndo impaziente e franco
Inargentata lancia in mano scote.
I oolpi libra e al destro lato e al manco
Preme il nemico con girevoi ruote.
Colpillo alfine nel calloso fianco,
Ove r ottuso acciar lieve percote,
E parco bee con non mortal ferita
II nero sangne, e piü la rabbia irrita.
22.
Chi pnö dir, come spezzi il telo e morda
La belva irata oltre il natio costnme.
Si contorce e fremendo il bosco assorda,
Accesa gli occbi di sangaigno lume.
Giä digrignare i denti e dall' ingorda
Boccu vedi grondar livide spame;
Per far Vendetta al Feritor s' avventa
Rapida si; che ogni bombarda h lenta.
902 P. Miühaol Haber, 0. S. B.
23.
Quegli piegando il docile destriero
Gon giri obliqni al rio fnror B'inyola.
Ma pronto a sna difesa il Nnme Arciero
Vibra udo stral; che stridalo sen voia;
E sotto il cor giange al Gignal, che fiero
Veniagli incontro con aperta gola;
£ r animal ferito, oh merayiglia! —
Dalla Bua piaga, eccol vigor ripiglia.
24.
Ma in vece d' inasprir V inaata rabbia,
Di yinto in aito or ammansar 01 vede,
E quasi mite agnello in bu la sabbiu
Del reale deBtrier si stende al piede.
Le ciglia inarca ognnn, stringe le labbia
E r an air altro attonito richiede,
Chi sia TArcier, che avviva e non uccide? -
Fra r ombre ascoso Amor gli gnata e ride.
25.
Poi s' avvicina al Prence forte e saggio
Per far piü dolci in Ini prove immortali;
Ma &i Tabbaglia nn improyyiso raggio,
Che cadongli di man V arco e gli Btrali.
Era la Gloria, che al real coraggio
Fea plauBO e scado con le falgid' ali :
Quei V impresa perö non abbandona,
Ma con placide yoci al cor ragiona:
26.
„PrencC; cui ride in yolto etä fiorita,
D'Amor t'inchina alla soaye legge!
Fedel ministro io Bon deir infinita
Mente immortal, che V Uniyerso regge.
Non sol le piante e i fior mantengo in vita,
I pinti augelli e il manBueto gregge,
Ma aucor docil si piega alla mia yoce
V irto Cignale ed il Leon feroce.
27.
Squallido fora ampio deserto il Mondo
Senza il fayor delle mie leggi umicbe
II Ciel per me di Btelle e il snol fecondo
Folto k d' abitator, come di Bpiche.
Gedichte des Grafen Daniele Florio aue Udine 903
lo le Cittadi oppresse alzo dal fendo
Ed accopio dei K6 le stirpi antiche.
Dnnque il desio di bellicoea fama,
Prence gentil^ lascia per poco, ed ama!
28.
Non Bol divien per chiare imprese eterno,
Chi BpiDge in faga i barbari Nemici,
Ma chi d' arti e di leggi orna il govemo
A' Buoi popoli caro e ai Regi amici.
Ancor dell' Avo tao V amor paterno
Lorena ei rammenta e i di felici;
Cosi tn vago di piü mite fama
Fertil d'Eroi rendi il tno Sangne ed ama!"
29.
Sente Ginseppe di tai voci al Büono
DestarBi in petto piü soavi moti.
Ha, 86 d'Amor felice aspira al dono,
Pnr non b' obblia di Gloria i caldi voti.
Perch6 non manch! nn sacceBBore al TronO;
Arde d' affetti al baBBO volgo ignoti,
Che solo estima nn Prencipe beato,
Qnando innesta al sno Ben quel dello Stato.
30.
Qnindi risponde: ^Aroor, tne voci aecolto,
E le tne non ricnso anree catene;
Ha come sempre ogni pensier rivolto
Ebb! ad Onor non finto e al comun Bene,
L' immagine di Gloria in nn bei volto
Pria mi ritrova e in dne Inci serenO;
E aller pel Ben de' popoli soggetti
Alla tna legge io piegberö gli affetti." —
31.
Amor, che i Bnoi comprese Intimi sensi,
L'arco ad nn mirto appende e la faretra.
Poi b' erge a volo e scorre i campi immensi
Con franche penne e i vortici deir etra.
PaBBa fra gli Orbi d' altrni lume accensi
E nel cerchio di Giove alfin penetra,
Intoruo a cui giran le qnattro belle
Pria note a Galileo minori Stelle. —
904 P. Michael Huber, 0. S. B.
32.
Golä nel mezzo alla benigna sfera
Sorge an eccelso inaccessibil monte,
In eima a cui yetuBta Reggia altera
Di simboliche cifre orna la fronte.
Di porre il pi6 lä dentro aicun non spera,
Se pria non varca 80vr' angusto ponte;
E sol varcar lo pa6 senza periglio,
Chi awezzo a vie precipitose ba il eigiio.
33.
Stassi cannto il crin^ pensoso in fuccia
Vigil Cnstode su le prime soglie.
Qaesti Secreto ha nome; e lungi scaccia
Pensieri audaci ed indiBcrete voglie.
Ei sollecito invia d' eventi in traccia
Ben cento Messi ed altrettanti accoglie;
E di regio Suggei V impresse carte
S' asconde in seno, oppar legge in disparte.
34.
Levato a volo nel seren Pianeta
Amor raccoglie V ali e avvanza 11 piede.
Ma il geloso Cnstode entrar gli vieta
Nella fatal da lui gnardata sede:
„0 tn, che mai non serbi idea secreta^
Povero di consiglio e piü di fede,
Lungi ^, gridö, »l^Qgi da qnesto loco,
Ove molto si pensa e parla poco!
35.
Qnivi alberga ana Dea, che di Fortana
L' instabil raota arresta e volge altrove.
Qaei, che regnan laggiü sotto la Lnna,
Gaida col raggio e col favor di Giove.
Stringe a tempo le paci e V armi adana ;
Tempra leggi e al commercio apre vie naove.
Politico Ragion Costei s' appella,
Del Saper Figlia e dell' Onor Oemella.
36.
Or tu presami inyan le vie profonde
Di ricercar e i Penetrali regl
Di Lei, che sotto an sottil velo asconde
I rai del yolto e della mente i pregi."
Cosi '1 fedel Secreto. E Amor risponde:
Gedichte des Grafen Daniele Florio aas Udine 905
„Son Name anchMo, che unisco il cor de' Begi.
Ma la sagace Dea m' addita il modo,
Ond' 10 piü forte ordisca Angusto Nodo.
37.
Orchö d' Anatria e Lorena il bei Germoglio
Fiorisce dell' et& nel verde aprile,
Dali' Oracol de' Saggi intender voglio,
Qual gli destini il Ciel Planta aimile;
Che Bpero ad onta del nemico orgoglio,
Di formar tale InneBto alto e gentile,
Che Germania, non piü d' orrore ingombra,
Kiposerä de' rami eccelsi all' ombra.^
38.
In cosi dir la porta di zaffiro
Facil 8' aperse all' amoroso Name.
Ei di gioia mandö dolce an sospiro
E scosse a tergo le dorate piame.
Varcö sal ponte e nell' interne giro
Di qnella Reggia entrö ricca di Inme,
Ove l'aceolBe eutro a gemmata stanza
La fatidiea Dea, grave in sembianza. ~
39.
Espresse qai vedresti aspre battaglie
E magnanime paei e grandi acqaisti.
E tinte giä non son tele e maraglie
Di liquidi color con l'ombre misti;
Ma qai dispose e anl minate scaglie
Di rabin, di smeraldi e d' amatisti
L' Arte, che, del pennello emnla vaga,
Kaviva 1' opre illnstri e gli occhi appaga.
40.
L'Arbitra in mezzo di ministri accorti
Tien la bilancia del poter sospesa,
Sa cai la forza delle varie Corti,
L'atile e il danno sao tacita pesa.
Qaindi ella abbassa i piü saperbi e forti
E de' deboli ognor s' arma a difesa.
L' accorte adopra e schiva 1' arti infide
E i Monarch! fra lor lega o divide. —
906 P. Michael Haber, 0. S. B.
41.
ToBto che Yide Amor, dagli occhi 'i velo
Si tolse e la bilancia agnal depose
E disBC: „Non indarno in qaesto Gielo
Tu vieni ad esplorar V occulte oose.
Da me saprai, poiche a te boI rivelo
L' alto destin delle reali Spose,
Saprai, qnal Planta piü conforme elessi
DeIl'Änga8to Germoglio ai dolci ampIeBsi.''
42.
Qni 8i tacqne e girö le Inci accese
Sülle pareti; e in lango ordin distinto
Raffigurö le fervide contese
Tra il primiero Francesco e Carlo il Qainto.
Dolce il mirar il Vincitor cortese
£ libero in suo cor fra ceppi il vinto,
E cangiate mirar le liti amare
In soavi di gloria illastri gare.
43.
Poi risorto ecorgea lo sdegno antioo
Tinger di nobil sangue Ibero e Senna;
Filippo accorto ai Galli e al Rh nemico
Fea guerra con la mente e con la penna.
PresBo b la Figlia del secondo Enrico
A lui d' Amore anita ; e Amor V accenna^
Come disarma i gran Rivali e come
Pace negli occhi porta e nel bei Nome.
44.
La Kechelieu d'ire civil! il Regno
Purga» del giusto Prence assiso ai fianchi;
Ma dello Sveco accende il fiero sdegno.
De' Germani a royina e a pro de' Franchi.
Non lang! Mazurin scaltro d'ingegno
1 Prenci accheta, di pngnar g\k stanchi;
£ salya ancor da cittadine aqnadre
Cd pargoletto R6 la saggia Hadre.
45.
Tanto al sno Re co' prowidi consigli
Puö Ministro giovar fido e sagace.
Gedichte des Grafen Daniele Florio ans Udine 907
Qaei non soI trionfö d' inTidi esigli
E spense alla Discordia in man la face,
Ha agil aarei fh spirar Borboni Gigli
Dai Pirenei confini anra di Face;
E nel fausto a Lnigi Änstriaco Imene
Par, che nulla pretenda e tatto ottiene. —
46.
Altre pinte segaian gnerre yicine
Tra i forti Eredi del Monarca Ispano.
La Pace a Y qd di regal serto i1 crine
Ginge e all' altro V Impero aflTida in mano.
Ma qni an le pareti anree cortine
Stese la Dea non Benza grave arcano;
E mentre Amor tenea le laci fisse,
Si Yolse a In! serena in volto e disae:
47.
„Di generöse obblio si copra omai
D' Aüstria e di Francia ogni fatal memoria !
Per dne secoli e piü diyise assai
Le vide il mondo e ne parlö V Istoria.
Orchfe fra lor concordi alfin legai
Mirabile di Fe nodo e di Gloria,
V eiä venture ammireranno intatti
Fra Teresa e Lnigi i sacri patti.
48.
E per far si, ehe la lor Fe costante
Gon vincolo piü forte ancor a'annodi,
I Germi delle dne subümi Piante
Unisci Amore di virtü co' nodi!
Ttt; ebe virtü piü bella in bei sembiante
Miri, 0 Parma felice, esnlta e godi!
Giä donasti nn' Elisa al Trono Ibero,
E nn' Altra nntri in sen degna d' Impero.
49.
Quando Tamabil Figlia di Lnigi
Qnesto produsse al liberal Consorte,
Che messe poi gl' intrepidi vestigi
D'Italia a snperar Talpestri porte,
A Lei le Grazie dal gentil Parigi
\m P. Michael Haber, 0. S. B.
Volar presaghe di si lieta gurte;
E il Genio avito alla real Fancialla
Kise e V ali spiegö suir aarea calla.
60.
Apprender con 1' usanze anco i linguaggi
D' ogni piü colta gente e peregriDa;
Temprar di Franeia eo' vivaci raggi
Decoro Ispano e Maestä Latina;
£ dal freqnente ragionar co' saggi
Cogliere il fior, che i bei pensieri affina:
Son pregi saoi gran Gore, logegno yasto
E splendida Virtü^ ma senza fasto. —
51.
Or qaesta, che di Pallade iogegnosa
E Dobil meraviglia e amor de' Nami|
Scelgo a Ginseppe ben conforme Sposa
Di saDgne, dMoielletto e di coBtnmi.
Egii, che prima il cor di generosa
Fiamma s'accese sol di Gloria ai laroi;
Miri la Gloria a sfavillar piü bella
Nella gentil magnaniroa Isabelia.
52.
Ben note, Amor, ti son le vive stelle,
Che fan del tao poter mirabil prova,
Anzi del Ciel; che piü cortesi e belle
Luci quassü fra gli Astri saoi non trova.
Queste a tuoi dardi e alP aaree tue facelle
Daran nnovo alimento e forza nnova.
Beltä giunta a Virtü giammai non langne,
Ma piü tae fiamme avyiva in Regio Sangue!''
53.
La Dea qui chinse i detti; e Amor giä pago
Dclla gran scelta, balenarsi innante,
Della Sposa Real vide V immago
Scolpita al vivo in nitido adamante.
Neir atrio uscia col ricco dono e vago,
Per poi recarlo al Cor di Gloria amante,
Quando la Pace ineontro a lui sen venne
E in qaeir atrio posö le blanche penne.
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 909
Canto seoondo.
1.
Qnel yero Amor, che ul par del Mondo 6 notico
E nacqae io sen di semplice Natura,
NoD k di Puce torbido nemico,
N6 pnoge i cori di moleeta cura.
Anzi, qaalor b' accende al Inme amico,
Di Ragione e di Fe caodida e pnra,
Col 8U0 fooo non toglie a oobil Alma,
Ma ognor mantiene la soave calma.
2.
Qüindi ei riyolto alle serene ciglia
AUor BciolBe la liogua in tali accenti:
„0 Pace^ di virtü compagna e figlia,
Ma poeo — ohim6! — nota air umane genti!
Se d' Isabella il volto al tao somiglia
Tranquillo aspetto e a begli occhi ridenti,
Deh! vieni a coronar deiristro in riva
Gli splendid! Imenei di mite Oliva!"
3.
Ella pietOBi all' infelice Terra
Chinö gli sgnardi e sospirö di duolo.
Poi disse: „Oh! qnal laggiü ferve di gaerra
Orrido incendio e mi contende il volo!
Strugge le genti e Talte Rocche atterra,
Empie di stragi e di rovine il bqoIo.
Trema ogni lido al falminar de* cavi
Bronzi, e coperto h il mar d'armate Nävi.
4.
Le Cittjk popolose erme foreste
Sembran d' estinti piene e di feriti.
UoBtile ardir cresce fra l'armi e meste
Taccion le leggi intanto e i sacri riti.
Di quante Donne avyolte in negra veste
Yeggio il pianto sn i figli e su i mariti;
Di quante genti oppresse odo i sospiri;
Che me richiaman dai celesti giri.
6.
La gran Teresa ancor de' Regni afflitti
Sente e compiange i gnai^ qnal Madre pia;
910 P. Michael Haber, 0. B. B.
E se arma a lor difesa i Daci invitti;
Nou mai perö ie giuste leggi obblia.
Per man d'Onore mantener suoi dritti
E insieme i frntti miei coglier desia:
Ond' 10 qai venni alla Ragioii; che tregna
Irapoue air armi e le bilancie adegua.
6.
Ma perch6 facil cosa e lieve gioco
Non 6, trovar compenso a tal rovina,
E sol tempo e destrezza a poco a poco
L' alme discordi alla mia voce inchina,
lo qni m'arresto; e tu col tao bei foco
Sceudi deir Austria alla Cittä Reina.
So, che i lenti maneggi e le dimore
Della tua via mal sofiriresti Amore.
7.
In vece mia teco AUegrezza or guida,
A celebrar le nozze in bianco ammanto:
Qnella non gik, che allettatrice infida
Presto sen fugge e in noia torna e in pianto,
Ma la fedel; che o dolce parli o rida^
0 il pi6 sciolga alle danze o il labbro al canto!
Serba il decoro, modera le voglie,
L'arti ravyiva e il piü bei fior ne coglie!"
8.
Tacqne; ed incerta ancor del sao destino
La Pace entrö negli aditi secreti.
Da lei diyiso Amor prese il cammino
A cercar V AUegrezza in fra i Pianeti.
E vide nel passar V Astro vicino
Kosseggiante di sangue; onde a piü lieti
E men torbidi cerchi ii yolo abbassa
E ancor quel di Ciprigna addietro lassa.
9.
Che ben coli l'aara soave olezza,
Mele stillano i boschi e ambrosia i colli;
Ed ebbri d' inganneyole dolcezza
Scherzan deir ozio in seno i Piacer moUi.
Ma qnella non troyö pnra AUegrezza;
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 91 1
Che i generosi cor rende satoHi.
Qnindi neir Orbe di Meronrio ei scese,
Delle beir Arti albergator cortese.
10.
Qni mille Genj dMndole divers!
L'indastre Name in chiari ginochi addestra:
Tali di polve e di sodore asperBi
^'ide gli Atleti suoi TEIea Palestra.
Qaegli tratt«i ie spade e ai colpi awersi
S' invola, o gli previen con agil destra.
Questi ai cavalli allenta o stringe il morso
E Ie fer?ide rnote affretta al corso.
11.
Chi da fiato alle trombe e di linto
Tocca 0 di cetra Ie loqoaci corde.
Altri piega la yoce in graye e acnto
Tnono d'intenerir aspidi sorde.
Tra il canto V Allegrezzu e il saono argnto
S' aggira e tempra l'armonia Concorde;
E in regolate danze or tardi or presti
Con grazia ugnale i passi mnove e i gesti.
12.
N6 qni manca il Disegno, e tele e carte
Adombra e sfuma con gentil pennello.
Un Genio y'6, che con mirabil arte
Contesto addita un cembalo noyello;
Su cni ricerca e poi mesce e comparte
De' cangianti color Tordine hello;
Grata armonia per adorname i manti
Alle spose leggiadre e ai yaghi amanti.
13.
Cosi, qnando ritorna il Ciel sereno
E infrange i rai nelle pioyose stille,
Di yarie liste Iri si pingö il seno,
E par, che in faccia al sol rida e sfayille.
E la stagion; che yeste il snolo ameno
D'erbe nnoye e di fior di color mille,
Allo spirar cosi di placid* aara
II yerde manto imbianca, inostra; inanra.
912 P. Micliael Huher, 0. S. B.
14.
Poich6 qai yide Amor Teletta Schiera,
Che ogni animo gentil onora e cole:
„Meco volate", ei disse, „ove la vera
Virtü splende piü bella assai del sole!
Vieniy Allegrezza Candida e sincera,
E voi, d' Industria ayventnroBa Prole,
Ai dne Reali Sposi arti gradite^
Meco alla pompa nazial yenite!^
16.
AIP inyito di lai pronte yedresti
L^Arti laseiar la sfera a lor natia.
Spargono intorno pe* sentier celesti
Di sooni e di color nnoya armonia.
Tntte a gara con yoli agili e presti
Del lieto Condottier segnen la yia.
E scese in riya al gnerrier Istro e iido,
Non s^aecorsero ayer cambiato nido.
16.
Tosto ehe Amor fece eolü ritorno
E V Arti pose in ordinata mostra,
Cercando andö, ma inyano, il Prence adorno
Nella ombrosa de' boschi amena chiostra.
Quindi al snblime imperial soggiorno
II pi6 riyolse: iyi il yalor si mostra
Sicnro in yolto e i feryidi sudori
Si terge alFombra d'immortali allori.
17.
Quel giorno innanti al maestoso albergo
Ei riyedea la gioyentü schierata;
Parte sn bei destrier einta d'nsbergo,
E parte a piedi leggiermente armata;
Con prontissimi giri a fronte, a tergo
Si yolge, si ristringe e si dilata.
Cambia, senza turbarsi; ordine e loco;
Snoda il ferro ad an cenno e desta il foco.
18.
Assiso il fido Zelo in sn la porta
Mostra la faccia a suoi pensier eonforme;
Gedichte des Grafen Daniele Florto ans Udine dl3
Ed alla tarba adnlatrice e scorta
Strappa dal volto le mentite foime.
Ognor negli atrj Vigilanza accorta
Sta con roiirocchi aperti e mai non doime.
Gli andati non obblia, cnra i preaenti
E ai fnturi prowede incerti eventi.
19.
Sotto nna bianca nabe Amor nascoso
E cheto entrö ne' penetrali angaati.
N6 qni atette a mirar tesoro annoso
lyaaree medaglie o di marmorei buati;
Che nnova immago ei porta al dolce aposo,
Da far invidia ai secoli yetnati:
Con tal pegno di gioia e di speranza
II bei Giaseppe a ricercar a'avyanza.
20.
TroYollo alfin, che nelP interna Reggia
Con le natie virtA atava a conaiglio.
L'ana ha gli agnardi aemplici, e pareggia
L* abito e il volto ano la neve e il giglio.
L'altra di pnro foco il aen fiammeggia,
E pietoao rigor chiama snl oiglio.
Giaatizia e Veritä für le dne fide
Di Lni natrici, or oonsigliere e gnide.
21.
Di porpora coperto e in lettre d'oro
Scritto gli ofiriano entrambe an gran volame,
Che rinchindea di Leggi ampio teaoro,
Della vita civil aoategno e Inme.
Che r alme Leggi non aon giä lavoro
D'amano ingegno o di bngiardo Nnme,
Ma an vivo raggio della Monte etema,
Che qaal prima Ragion tatto govema.
22.
Scorrendo Veritä di foglio in foglio
Schietta al Prence dicea, oom'i aao atile.
„Con piet&y con giaatizia e aenza orgoglio
Reggete, o R6 Paatori, il fido Oyile!
Sa voi Dio regna, a cni TEmpiro 6 soglio,
E aeabello a aaoi piö la terra amile;
RomanifclM Fonehnnsen XXY. 5g
914 P. Michael Haber, 0. S. B.
E i piü forti guerrier di sue vendette
Son verghe frali e rapide saette.
23.
La spada in man vi pose e vaol; che apporti
A'rei spavento, agli innocenti aita;
£ deiralta Ragion yi fö consorti,
Ch'ei solo tien sniraltrai morte e vita,
Per vendicar le violenze e i torti,
Per porre il freno alla licenza ardita;
Che la Legge diyien Bcherno degli empj
Senza il timor degli opportoni esempj.
24,
Ma, se GiuBtizia aostera i sommi dritti
Non tempra con pietä, crndel diviene.
Certi confin sono al rigor prescritti:
Col perdono altemar convien le pene!
Qnei debbonsi panir gravi delitti,
Da cni piü sia ferito il commun Bene:
Ma gli altri piü leggier mano piü lenta
Cnri, 0 dolce perdono a lor consenta!
26.
II Rk Celeste voi di sna bontade
Quasi immagini vive alzö sul Trono;
Ei tardo all'ira e pronto alla pietade
Piü spesso della pena nsa il perdono.
Di pochi alla rovina il fnimin cade;
Scoppia a terror di molti il lampo e il taono.
Sola dunque Glemenza; o R6 mortali,
Yi rende a Dio, qnanto esser lice, nguali.
26.
Dio fa spirar l'anre di vita e Dio
Concede il dono deU'amabil Ince;
Voi lo serbate! E ognon di voi, che pio
Tolga da morte an nom, quasi il prodnce.
Nel por le colpe in generoso obblio,
Piü che in punirle, an gran poter rilace.
Non gik, chi accide, ma chi an reo conserva,
Rendere paö miglior alma proterva.
Gedichte des Grafen Daniele Florio ans Udine 915
27.
CoBi agii errori altrni perdona molto,
Ma nnlla a ae, chi moderato regge;
E benchfe dalla legge ei aia disciolio,
Pnr 6' asBOggetta libero alla legge!
Alle saperbe voglie il fren raecolto
Sovra se dl Ragion V imperio elegge;
übe troppo scema il dritto, ove s' ayyanza
Discorde da Ragion folle posaanza.
28.
E ben gloria b maggior frenar gli affetti,
Che han piA di libertji, men di iimore,
Ove piü Tanra di Fortuna alletti
Mantener dair orgoglio illeeo il core,
Fronte vendelte e facili diletti
Negar all' ira e al lusingato amore,
E ad onta della tiurba adulatriee
Far Dorma del poter aol qael, che lice.
29.
Oh! come ben le mate leggi avriya,
Se primiero le adempie il Prence istesso!
II popolo restio non piA le schiva,
Ma qaasi a giogo lieve 6 lor sommesso;
Che non tanta dal cor forza deriva
D'antico editto in bronzi o in mann! impresso,
Quanta dal Regio esempio e dalla yita:
Qaesta ognnno rimira, ognnn rimita.
30.
Soyyenga a yoi, che in alto il Ciel yi pose
Quai chiare stelle e qnai Incenti specchi,
Che Topre yostre esser non ponno ascose
Alla gente, che in yoi si mir! e specchi;
Che yeglia e spia le piü secrete cose
La Fama con cento occhi e cento orecchi
£ con sonore poi yoci le spande:
Che in yoi^ sia macchia o pregio, il tutto h grande.
31.
N6 la presente eiä riyolti i gnardi
Sol tiene in yoi, mentre la yita dnra,
58*
916 P. Michael Haber, 0. S. B.
Ma piA si denno rispettare i tardi
Gindizj inten dell'etä yentnra,
Che lode o biasmo da senza rigaardi
0 d'amor finto o di semi panra.
Son frali i Regni, e le ricehezze vane:
La Gloria depo voi sola rimane."
32.
Cosi la Venia mostraya a dito
Sniranreo libro di regnar Tidea;
£ il docil Prence da piacer rapito
Intenti in Lei gli oechi e i pensier tenea.
E fia^ che nn giorno ngnagli Anrelio e Tito,
E Chi V Austria o I' Impero allegra e bea,
Che apprendere ben pnö le leggi ieiesse
De' Genitori Angnsti in coro impresse.
33.
Di Gloria al nome solo, oh qaai sospiri
Iterati mandö dal caldo petto:
„Tu meta sei;" dicea, „de'miei desiri,
Ta di Regi e d'Eroi cnra e dilettol
Ad altri beni ignobiralma aspiri,
Che a te consacro ogni mio dolce affetto.
Nö accendermi poträ d'nn volto vago,
In cui non mostri Amor tna yiva immagol"
34.
Amor Buoi voti intese; e qnal baleno
Della Candida nube il yelo aperse
E a Ini di gioia e merayiglia pieno
La Bcnlta immago in adamante offerse.
ToBto ei sentissi an non so che nel seno,
Che d'ignota dolcezza i sensi asperse:
Tanto simil di Gloria al bei sembiante
Qaesto gli par, ch'ei ne diyiene amante.
35.
Sorrise il Nmne e si compiacqne assai
Delle sae flamme placide e tranqnille
E disse a Ini: „Se deMontani rai
Un'ombra in te desto yiye fayille,
Che fia poi; quando balenar yedrai
Vicine a te le amabili pnpille?
Gedichte des Grafen Daniele Florio ans Udino 917
Udrö quel giorno a rionovare i lieti
Sospir di Peleo per la bioDda Teti.
36
Qaella, di cni l'immago il cor f aocese,
Vanta fra gli Avi incliti Dnci e Regi;
E del Borbonio sangne e del Famese
II genio antico in ee radana e i pregi.
Filippo il Oenitor aaggio e corteae
Di stadj omolia e di oostami egregi.^
Amor poi rammentö V arti leggiadre,
Ma tacqae il nome dell' amabil Madre.
37.
D^Isabella lasciö l'alma sembianza
In oore impreaaa al giovanetto Dnce;
E di nettarei fior dolce fragranza
Per la Reggia diffuse ed anrea lace.
Poi ver la bella Italia, antica stanza
D'onore e libertä, aeco condnee
Nobil Measaggio e liberal d' ingegno,
Che ofira alla Sposa eletta il fido pegno.
38.
0 qnal d'aarati cocchi e bei destrieri
Stnol nameroso intorno a lai a' accoglie,
E pe' langhi lo aiegne ampi aentieri
Fino dl Parma alle beate aoglie!
E incontro vien cogli Ungari gnerrieri
Magnanimo Signore in rieche apoglie.
0 fida Genie, che al Real decoro
Ognor Heia consacri il aangne e Torol
39.
Or mentre agginnge Amor ane rapid' ale
Ai fervidi coraier per monti e valli,
D'Arti lo ataol nella magion reale
Le rieche pompe appreata e i lieti balli.
Chi appende intorno alle auperbe aale
Seriche tele e fulgidi criatalli;
Opra del Belga induatre e del Boemme;
Chi diapon Tuuree veati, e chi le gemme.
918 P- Michael Huber, 0. S. B.
40.
Qnella sal naovo ordigno i diii appoggia,
Per ricercar de' bei color le note.
Qaesta in ampio Teatro e amena Loggia
Medita di piacer Insinghe ignote.
Vaga di fnochi ed ingegnosa pioggia
Prepara un' Altra e BciDtillanti rote,
Per eai di ehiari Nomi il manto adomo
Mostri la Notte e splenda emula al giorno.
41.
Per mille intanto artefiei non lenti
Snona ogDi inende e ferve ogni fncina,
E di splendida mensa agii omamenti
Si liseia il terso argento e V or s' affina.
Uopo rAnstria non ha, ehe trasparenti
Pinti vasi le invij Tindastre Cina;
Ch'ella ne forma bianchi plü che neve,
In cui 1' umbrosia Messicana beve.
42.
Bens! eogli aracnei lini d' Gianda
Cerca i licor delizia de^conyiti,
Che dal sno capo estremo Africa manda
E il lontano Ocean sni iegni orditi.
Ma nella dolce e piü vital bevanda,
Che il Tibisco stillö dair auree viti,
Lieto ad ofirir giä V Ungaro si mnove,
Nettar non finto al suo terreno Giove.
43.
Liba i nappi Allegrezza e V aria e i lidi
Fa d'alte risnonar voci gaerriere;
nVeggio i gran Fabj,^ eselama, „e veggio i fidi
Scipj giä fnlminar nemiche schiere
Del campo vincitore ascolto i gridi,
Che rostili mMnvia spoglie e bandiere,
Degno Ornamente agrimenei felici;
E ristro il capo innalza ai fansti anspicj.'^
44.
E mentre a coronar Valore e Zelo
Yien la Vittoria con la Gioia insieme,
Delle future etä Toscnro velo
Giä s'apre agli occhi di presaga speme.
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine
919
Oh! qnanti e qaali Eroi promette 11 Cielo
A qnesto, Onor de Trono, Angnsto Seme!
Ma ad altri penetrar V ordin de' Fati
Füori che ai R6 non lice e ai saori Vati.
XIX.
In Oooaaione
delle FelioisBime Noue delle LL. AA. BB.
L'Arclduca Leopoldo d'Auatria e l'lnfanta D. Maria Luiaa di Bortion
Celebrate in Inapruok alla Preaensa degli Auguatiaaimi JEtegnantL
Cansone
dal Conto Daniele Florio TTdineee
Ciamberlano delle IiL. MM. JJ. BB.^).
Ecco! ridente airAastria
Imene fa ritorno,
Non giä di rose e dalie,
Ma d'anrei Gigli adorno
£ i nodi omai raddoppia
Di Sacra Pace e Fe!
Ecco! il parpnreo velo
E riaccese in Cielo
Porta le faci all' inclita
Prole d'Angnsti e Rkl
Ei, che la saggia Pallade
Dal Bavari confini
AI giovanetto Cesare
Scorse con rai divlni;
E fö dl Ince Candida
La notte scintillar,
Fin dair Ibero Udo
Ora al Peleo auo fido
Guida la bella Tetide
Per r ampie vie del mar.
L' onde cedeuti e placide
Soica la Nave altera
E di penonti Zeffiri
Lieve anelante schiera
Bacia le vele e V aria
Sparge dl mille oder.
Stillante 11 verde crine
Escon le Dee marine
Dal fondo algoso ai raggl
D'inaolito splendor.
Deiralta prora in cerchio
Intreccian vaghl balli:
Con le natie conchiglie
Ramiferi coralU
Ofiron Don vile omagglo
Di fida servitü.
Chi in vasi trasparenti
L' oro e le gemme ardenti
Dal tribntario Messico
Raccolse e dal PerA.
Chi dalla fertil Betica
Porta le moUi lane,
Layoro g\k deir Angliche
Or delle ancelle Ispane;
Onde il Monarca proYvido
Coglie non finto onor;
Che a danni di sua gente
Or la Rival possente
Tanto arrichir non lascia
Di coBl bei teaor.
l(ed. Vienna 1765 Gian. Thom. di Trattnor.
920
P. Michael Haber, 0. S. B.
II libero CommerziO;
Ch' entro Livorno ha sede,
Lieti alla ricca Genova
Yolge gli Bguardi e yede
Accolta la grand'Ospite
Del Porto amico in sen.
La fronte or piü sicnra
Innalza al Cielo e giora,
Che a 86 non vide splendere
Oiorno mal piü seren.
N6 mai pe'campi eterei
PiA rilncenti e belle
Intorno a Oiove risero
U anree Medicee stelle ^\
Coi l'ocehio annato e yigile
Di Galileo Bcopri.
Lassü Famiche luci
Ei mostra ai prischi Doei
E air affannosa Patria
Prediee i fausti di.
Poiebfe al suo seno V Aqoila
Stringe i Borbonii Gigli,
E snl destin de' popoli
Veglia e de' chiari Figli,
Del Gran Francesco il Genio
Di se maggior divien.
Anre d' onor feconde
AI sno Leopolde infonde
E deir amata Etnuria
A lai destina il fren.
A gara il lieto annnnzio
Risveglia V Arti indnstri,
Cbe al rinascente spirito
De'ToBchi Daci illnstri
Sentono il petto accendersi
Da liberal merci.
Pigro in noi torpe il sangne,
Fredda la terra langne,
Qnalor TAstro benefico
Vicino a noi non k,
Ma se dai cerohi gelidi
Ritorna il bei Pianeta,
D'erbe e di fiori varii
Bide la terra lieta,
II lento sangne sdogllesi
E il fönte prigionier.
Tale il favore e il volto
Di saggio Prenee e colto
Muove, raccende ed anima
I fertili pensier.
Qaanto Y Indastria italica
S'allegra ai raggi amici!
Air opre omai soUecita
Le accorte imitatrice,
Che di Natura esprimono
II Vero, il Grande, il Bei,
Giungon le destre amiche
Le tre Sorelle antiche*),
E dul Disegno pendono
Regolator fedel.
La Prima, intenta agli ordini
Di ginsta Simmetria,
AI sno robnsto Dorico
lonica leggiadria
Accoppia, senza offendere
La semplice nnitä.
E de' Corintii fregi
Con roagisteri egregi
Gode emendar la rnvida
Etmsca ansteritä.
1) I quattro Satelliti di Giove, che farono scoperti dal famoso Galileo
e denominati dai Medici, allora Gran Duchi di Toscana.
2) L' Architettura, la Pittura e la Scultnra, chiamate dal oelebre Pope
le Arti SoreUe.
Gedichte des Grafeu Daniele Florio aus Udine
921
Un naoYO Michel- Angelo
Ai Figli de' Monarch!
Onnai sa basi solide
Erge colonne ed archi,
Che non di scosBe e tarbini
L'ira potran temer.
Id macBtoee foggie
Ponti BQirArno e loggie
Sorgen con maraviglia
Del Finme passaggier. — -
Vien la Seconda e TOttica
A fianco sno condnce:
Dispon ga brievi tavole
Qnanti Tinfranta Ince
Dal Priama, oppur dali' Iride
Tramanda bei color.
Mesce con Tombre i lami:
Qai da cernleo ai fiami,
La verde manto agli alberi
E yarie tinte ai fior.
N6 Bol gli OBCuri irraggia,
Rileva i piani oggetti,
Ma tntii ancor deiranima
EBprime i vari affetti:
L'ira, il dolor, la gioia
Per lei snl volto appar.
CoBi di Rafaello
L'animator pennello
Ella ripiglia e agli oechi
Le tele fa parlar —
Ija Terza, che gareggia
Nel liberal lavoro,
In cedro eletto, in ebano
E in fuBO bronzo e in oro
Molle Bpiranti faccie
Imprimere ben sa.
Or asBoggetta il Balda
Onice e lo smeraldo
Ai portentosi intagli
Delle vetoste etä.
Ora dal manne docile
Con franchi colpi e dotti
Tragge tue yive immagini,
Mirabil Bonarotti:
Dona alle carni, ai rnnscoli
II morbide, il yigor.
MnoYon giä dolce inyidia
A PrasBÜele e a Fidia
Altre leggiadre Veneri
E forti Lottator. —
Ma no: gringenni Artefici
A piü sublime segne
Volga il Decoro e regoli
II lor vivace ingegno,
Tentin Tidea raccogliere
Delle Real Beltä.
Della tre Grazie i gesti,
Di Urania i rai celesti
E di Minerva imitino
La grave Maestä.
Chi poi ritrar Teffigie
Vnol di Leopolde amante,
Pinga del biondo Apolline
II giovanil sembiante;
Non quäle un di la greggia
D'Admeto pascolö;
N6 quäl del Peneo in riva
Segul la fuggitiva
Ninfa^ che in lauro sterile
Conversa Tingannö.
Ma Ei tenda V arco argenteo
Contro süperbe schiere,
Che monti a monti aggiungono
Per sormontar le sfere;
E dalFostili ingiurie
Difenda il Padre e il Ciel.
E ueciso orribil Angue,
Che versa V atro sangue,
Purghi la selva Delfica
Del velenoso fiel
922
P. Michael Huber, 0. S. B.
Oppiur aal carro falgido
Si moBtri in mezzo airetra,
0 sal Parnasso^) ombrifero,
Quando cod Y anrea cetra
Tra le Sorelle amabili
Dolce rapisce i cor.
Di Masica Armonia
Gemella 6 Poesia;
Anzi natrice ed arbitra
Spesso h dl pnro Amor.
D'AiDO perciö snl margine
Or dairameuo Eliso
Dante e Petrarca sorgonO;
Ma piü giocondi in yieo:
L*Uno di Bice scordasi,
Che a Dea cantö simil.
L'Aitro Bua Laura bella
Non piü Fenice appella,
Che mira al voito, airindole
Laisa piü gentil.
jfChi vuol veder, comincia,
Quantunque pud Natura^
Venga a mirar sollecito
Costei delizia e cura
Di generoso Prencipe
E degli Dei piacer;
L'antico Vate il canto
Segnir vorria; ma intanto
Trapassa il regal coccbio
DeU'anre piü leggier.
L'Arti li fan corteggio
Pe' gl'Itali sentieri;
Pronti la via divorano
1 fervidi corsieri;
Mentre con anrei stimoli
Pungendo Amor gii va.
Snir appianato dorso
De'monti avanza il corBO;
E del Tirolo penetra
Nella maggior Citti.
Qnivi lo sposo Aostriaco
Stafisi fra dolci pene;
E con modesti gemiti
Di tardo acouBa Imene,
Che pur s' afiretta a compiere
Gli ardenti snoi desir.
Ed ecco! k ginnto il Name:
Del viso amato al lome
II Giovanetto attonito
Giä sentesi rapir.
Tatta sa gli occhi V anima
Corre al sno dolce Oggetto:
Liete Tidee sfavillano
Ai rai del mntno affetto:
Le feste e ginocchi ridono
Di piü gentil color.
Imene all' ara innanti
Gnidi i Real! Amanti:
A coronar il ginbilo
Perch6 ritarda aneor?
Vede dall'alta Keggia
Qai 1 maggior Kami accolti;
E mentre i gaardi sazia
Figo in que' chiari volti,
Ei non s'accorge, ch'Espero
Sorge e che fagge il di.
Ma con possenti note
Alfin Virtü lo scaote
E fa, che Btringa il vincolo.
Che in Ciel la Pace ordL
Di lei seren riverbero
Equella gioia accesa,
Che al Gran Francesco ananime
E air immortal Teresa
1) S* accenna „II Parnasso CoDfuso** del celebre Signor Abato Heiaatasio,
Poeta Cesareo e baon Amico deir Autore.
Gedichte des Grafen Daniele Florio ans Udine 923
nette Eredi ed Emoli Ite aliu Tosca Atene!
gloria e di pietä. Dite^ che 11 yoIo accelera
con lieta spene La sna Felicitä!
XX.
La Grotta Friulese.
Eologa,
pabblicata per le Nozze Prane-Foramiti^).
Neir ora, che dalP alto i raggi ardenti
II Sol vibra piü fort! e Taffannoso
Caldo airombra i Pastor spinge e gli armenti:
Cola presse nn algente antro mnscoso,
Donde le limpid' acqoe a larga yena
ScorgaD pereDDi, io mi prendea riposo.
E come avea di naove idee ripiena
La fantasia, cosi piü che selvaggi
M'nsciano i carmi dairnmile avena.
'Sk Y'k Stupor: da che celesti raggi
TirsI"), il pio Tirsi, sovra noi diffondC;
Anche i rozzi Pastor faDsi piü saggi.
„Gioite, 0 greggie e awenturose spende!
Tirsi pur yenue a noi," fra me dicea
Con tronchi accenti, che il piacer confonde,
Qnando mi vidi innanzi Una^ che Dea
Certo mi panre airabito e ai sembianti,
Anzi simile alla gran Madre Idea;
Sparse le chiome all' anra e non stilianti
D' arabo unguento, d6 merlata cresta
In fronte avea, n^ tremuli adamanti;
Ma alta Corona le sorgeva in testa^
Qual piü conviensi a roaest^ senile,
D' attorte bende e d' infule contesta.
Sal petto le scendea ricco monile
Di vario scnite gemme e di medaglie,
Che il sesso altero, omai piü che gentile,
Ora dispregeria qaai rozze scaglie
D'ignobil pietra; e ogni matrona e sposa
Deride e chiama inutili antieaglie;
Ma a qoesta Donna nobilmente annosa
ed. Udine dal Tipografo Liberale Vendrame 1821.
Tirsi = Gian. Girolamo Gradenigo, Arcivescovo di Udine (1766—1786).
924 P. Michael Uubor, 0. S. B.
Sono ornamento e fregio assai gradito:
Tanto il genio e V etä varia ogni cosa;
Cosl portava an bei Onice in dito,
Ove il Nipote nanfrago di Cloro
D'Aquileja nel finme era scolpito.
Di pergamena, e dod di eeta e d'oro,
Tessuta ayea la vesta e longa, qnanto
Senza fasto ostentar chiede il decoro.
In tale aspeUo e maestoso ammanto
M'apparve e disse la vetusta Diva:
„Mio caro Elpino, or tu risveglia il cantol
Qael grave canto e semplice ra?yiva,
Che il mio Cornelio Gallo') anad miiranni
Ft risnonar alla Natissa in riva!
Spargi d'obblio gli intompestivi affanni^
E le danze di Clori e qnei di Fille
Tanto soavi a te vezzi ed inganni.
Omai ti specchia delle mie pnpille
Nella luce fedei, che serba in vita
I nomi illnstri oltre miir anni e mille.
Altri pensier convengono a fiorita,
Altri ad eik matnra; e il tompo e il loco
I Vati istessi a varj carmi invita.
Orti sgombra le nebbie, e a poeo a poco
II saggio Tirsi a me sl caro e ai Nnmi
Di puro il cor t'aeceuda etereo foco!
Gh'Egli non sol di candidi costnmi
AI suo gregge sarä gnida sicura,
Ma fia, che ancor tosoro apra di lami.
In qnella vita^ che per altri oscnra,
Per Ini fn chiara in solitario chiostro,
lo Boave le fui delizia e cura.
Per me descrisse con porgato inchiostro
Qaelli, che la Kegina alta de* mari
Ebbe di mitra adorni e fulgid' ostrO;
E di Filastrio i successor piü chiari^
Che ressero il bnon gregge in riva al Mela,
Ricco di biude e bellicosi acciari.
Ed altra industre e piü mirabil tela
Ad onta del livor invido e cieco
3) Römischer Dichter 70—27 v. Chr.; bekannt sind seine Elegien an die
Schauspielerin Licoris.
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 925
Dal tenebroBO obblio n' apre e rivela:
Qaei doUi numer&, che trasaer aeco
Ed inneataro i perigrini germi
Neir Italia gentiP del aermon Greco.
£ ver, che le pie voglie e i penaier fermi
Pria tien rivolti a qnella prowid' arte,
Ch'erranti regge e i cor riaana infermi.
Ma tra gli atndj e tra i dover comparte
L'ore al ben, che i brevi ozj aoavi
Lieto consacra alle mie priache carte.
La compagnia di Bodi ingegni e gravi
Molto li giova, ove il parlar facondo
Scorrer fa dolce piü che d'Ibla i favi.
Or ae mirarlo vaoi, vien nel profondo
Antro vicinol^ — E qni l'amica deatra
Colei mi porae per guidarmi al fondo.
Tacito aller aegaij la mia Maeatra,
Gome Fancinl, che i primi incerti paasi
Stretto alla Madre a ben formar s'addeatra.
Seco girai per laoghi oacari e baasi
£ gionai, dove rintima cavema
Di varj aplende iatoriati aaaai.
Non la rischiara vigile lucema,
Che fn sognata nelle tombe antiche
D'ombre illnatri fedel compagna etema.
Ma Ycriti delle sne Inci amiche
Vinsinua i rai per quel sentiero occnlto,
Che le coatanti apriro altrni fatiche.
Sül primo liminar in pietra aculto
La Dea moatrommi rimmortal del Torre^:
Lui che di Mitra e di Beleno il calto
£ d'Anzio i monnmenti in lace porre
Seppe; e se onora Cividal vetnato,
D' Udine bella i pregi non abborre.
Ugual del Fontanini') il sacro buato
Sorge non Inngi e del yicin la gloria
Torvo non gaata, anzi in lodarlo i ginato.
Feiice Lui, ae come ordi la Storia
Degr Itali Scrittor in proaa e in carmi
Facea di tntti piü fedel memoria,
Pilippo del Torre, Vescovo d'Adria. (?)
Ginato Fontanini, Vescovo d'Ancira. (?)
926 P. Michael Hnber, 0. S. B.
Di critico velen lo stil non s'armil
Quivi la Dea BOggiuiiäe: „Illastre esempio
II Bertolii^ ne na; di Bcnlti manni
S' egli m' eresse in saa magione nn tempiO;
Per cni la gran cittade arsa e distrntta
Parve risorta dal nemico soempio.
Sfuggi modesto ogni rabbioBa lutta,
E da lodati amici e da stranieri
A ragion colse P onorate fmtta. —
I tre che t'accennai sono i premieri;
Che illesi yan dalla seconda morte,
Lieti bensl non del lor nome alteri. —
Vengon poi qnelli entro V arcane porte,
Che respiran di rita aure felici,
E sono ad altri non fallaci Bcorte.
Vedi qne' duo, che sembrano Fenici
Nella riyaoe lor vecchiezza e stretta
Si tengono la man qnai fidi Amici!
U saggio b V nn non men che pio Beretta*),
Che se curve le spallC; infermi i piedi,
Par sano ha Tocchio di Ragion perfetta.
Per Ini del Sacro Ermagora gli Eredi
E del Patriarcal dritto e confine
I Rivali gnerrier descritti vedi.
L'altro h il de BubeiB') del oanuto crine.
Ei della Ghiesa Aqnilejense i fast!
Sepolti snBcitö dalle rovine.
Entrambi nmili e dal saper non gnasti;
Ricchi cuBtodi del mio bei tesoro
E al par nemici d' emnli contraBÜ.
Qnel terzO; che pur moBtra a canto a loro
Nella Benile etil fresche le gnancie,
E ii Bini*), che con man pnre dell'oro
Tenne nguali in Milano le bilancie,
E neir alpcBtre Bua Gemona or gode
Trattar le carte polyerose e rancie.
Segne il Lirati') e fa con pari lode,
Rayyivando bc Btesso e i Nomi IllaBtri,
1) Conte Giandomenico Bertoli, Canonico d' Aqnileja.
2) Conte FranceBCO Beretta, Nobile Udinese.
3) P. Gian FraDcesco Bemardo Maria de Knbeis, Ord. Praedic.
4) Giuseppe Bini, Arciprete di Gemona.
5) Ginseppe Liruti de' Sigg. di Villafredda.
Gedichte des Grafen Daniele Florio ans Udine 927
A]la Podagra e al Tempo accorta frode.
Vivan costor di Fontenelle^) i lustri,
Nö morbo alla salnte abbian contrario,
Nö reo livor all faticbe indastril
Dietro a questi conosci il Fistulario^),
Che de' Latin, Tedeschi e Longobardi
Nel sno natio scrisse il governo yario;
Ed or sembra, che agnzzi attenti i goardi
Del bei Friuli a disegnar le mete.
Deh! Tatil opra ad apparir non tardil
AI di lai fianco in tacita quiete
Amico sao fedel atassi il Fabrizio'),
II prezzo a calcolar delle monete.
Tacer pensoso non s' ascriva a vizio,
N& il ricercar coal minate cose:
Che il parlar poco b di sapere indizio.
Or mostrarti vorrei, chi*) le famose
Opre de] gran Beltrando e Tinquieta
Dubbia via di Uaterio in ordin pofie;
Ma qnel modegto sao rossor mel vieta,
N6 far offesa a lai, nk lusinghiera
Voglio in te risvegliar gioia secreta.
Kon coBi giä fra V onorata schiera
Taccio il placide Altani'), ed il soave
Polcenigo*), di cai va Fana altera.
Kon lascio, chi spiegö con poro e grave
Stil r Armannia '^y nh chi deir aureo Fasi
Snl Timavo guido d'Argo la Kaye^);
Qaegli*) Bcopri snl coUe occalte basi
D'are profane, e Qaei^®) le Torri mostra,
Questi^^) i primi recinti ancor rimasi.
1) Frz. Dichter 1657-1767.
2) Paolo Fistnlario, Nobile Udinese.
3) Carlo Fabrizzj, Nobile Udinese.
4) Francesco Conte Florio, Vicario Generale della Diocesi d' Udine.
5) Abbate Federico Conte Altan de'Signori d! Salvarolo.
6) Conte Giorgio de'Signori di Polcenigo e Fana.
7) Niccolö Niccoletti, Canonico di Udine.
8) Conte Alessandro Danelnzzi, Nobile Udinese.
9) Padre Maestro Paolo Canciani de'Servi di Maria, Udinese.
10) Padre Maesti-o Francesco, Antonio Benoffi de* Minori Conventuali, In-
isitore nelle Diocesi di Udine e di Concordia.
11) P. Antonio Commoretti della Congr. dell' Oratorio, Udine.
928 P. Michael Hnber, 0. S. B.
Altri') poi derivö Teqaestre Giostra
Da giochi Elei, ne^Cayalieri arditi,
Che di forze e d'amor fean raga mostra.
Altri^) da Gananei per mar faggiti
Di Giosue air ira e piü del Gielo nemico
Trasse 1' nsanze Americane e i riti.
Qnesti pel dabbio mio sentiero antioo
Segnan beirorme: E in te, se di Fratello
Tace Tamor, parli'l doYer d'AmicoI" —
Qüivi alla Dea richiesi: „E doy'6 Qaello')
Tanto indastre cultor deir anrea vite
Del Picolit, eb* h del Tokai gemello?
Dov' b Qnel*) che illuströ la cara mite
De' colti campi? e QueP), che il biondo stame
Affina, onde poi sian le vesti ordite?^
E Antichitä rispose: „Alle tue brame
lo soddisfar yorrei; ma il tempo 6 corto,
Ki a me conTenien 1' arte di vini e trame.
E se rammentO; alcun temo far torto
Agli altri della Fisica Famiglia,
Che degni son di lode e di conforto.
Che se d' arti sei vago, or ti consiglia
Goir ingenno Zanon, col fido Asquini,
Che a castodir qni diemmi ana bottiglia.
Ei sa; che forza anche i liqnor piü fini
Acqnistan con V etä, come il Falerno
E fdtri da Orazio celebrati vini.
Or sol Tirsi s' onori, a oai V Eterno
Fidö pocanzi il derelitto Ovile,
Per farne dolce e prowido goyemo.
Egli ad Abrama ed a Giacob simile,
Di cui rinsegna nella Soala porta,
Sari vigil Pastor saggio ed nmile.
Egli al mio regno con la voce aocorta
Kon solo invita i fatticosi ingegni,
Ha ooir esempio suo lor si fa seorta.
Eccol nnovi Tolomi e bei disegni
1) Domenico Ongaro, Parroeo del Gastello di CoUoredo.
2) Conte Francesco Tartagna, Nobile Udinese.
8) Conte Fabio Asqnini de' Signori di Fagagna, Nobile Udineie e Segre-
tario deirAccademia d'Agricoltura.
4) Conte Prospero Antonini de' Signori di Saciletto e Nobile Udinese.
5) Antonio Zanoni, Cittadino Udinese.
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 929
In qnesta mia non tenebrosa grotta
£ medaglie radana e ecalti segni.
Eccol gli Adulti e i Giovanetti in frotta
Volano qui, come bqi fior le pecchie:
Quanto cresce la schiera illustre e dotta!''
La Dea sl disse. lo con ben tese orecchie
Cogliea sne voci e in an oon occbi immoti
Iva OBservando le memorie vecchie.
E allor pregai; che a' miei figli e nipoti
Tirsi, che ha tal de'stadi ardente zelo,
Serbino i Knmi e a'miei sinceri voti.
Sorrise Antichitä dal sacro velo;
Pol ripigliö: „Quei dl, che il Ciel apprezza,
A Fisico discreto affida il Gielo.
lo dico a Lni^); che con natio dolcezza
£ con bell'arti d'Asclepiade apprese,
Dar pu6 vigor a languida vecchiezza,
Kon che all'etä di Tirsi; a cni cortese
Katura fu di qael color vivace^
Che fa tempra robusta altrni palese.
Odi, 0 Bianohini placido e sagace,
E ta, Belgrado^), d' Escalapio figlio
Per lunghe prove esperto, odimi in pace!
La vita del Pastor d'ogni periglio
Salva rimanga! Usi egli poi quäl suole
Sol nelle dotte idee vostro consiglio!'' —
Qaiyi la Dea si tacque. A tai parole
Con mente lieta e non da larve ingombra
Uscij dair antro; e al declinar del Sole
Scender vidi maggior dai monti Tombra.
XXL
Per lo Ristabllimento delie Scienze e la Riforma degli StudJ,
fatta neir Universitft dl VIenna,
dalla Sac. imp. Reale Maeeti dl Maria Tereea,
Cansone presentata nel Giorno del Gloriosissimo Nome
Della Maesti Sua').
1.
E questi son dell'Istro algente i lidi,
E i Norici son questi, austera Gente
1) Fortunato Bianchini, Nobile di Chieti e di Udine.
2) Alfonso Belgrado, Nobile Udinese.
3) ed. Vienna 1753, Leop. Giov. Kaliwoda.
«]n»iil«ehe Fortchttngeti ZXV. 59
930 ^' Michael Haber, 0. 8. B.
Di pace un tempo e di Saper nemica?
Arme, destrieri e bellicosi gridi
Suoiiar ben odo intomo e un lampo ardente
Qui vedo ancor della fierezza antica.
Ha quäl d'Astri o d'etä vicenda amioa
Cangiö capanne umili e selve incolte
In aurei tetti e floridi giardini?
£d ha eon peregrini
Sindj le tarde menti accese e colte?
Qnale pk sul Pireo, Bul Tebro e il Kilo,
Hau qui le Scienze e le bell' Arti asilo.
2.
Grazie al vostro favor, Genj Realil
Le varie delle Genti ampie famiglie
Nobile aequiftto fan di tutto dono.
Da voi portale in bu le fulgid'ali
Vengono di ragion le illustri Figlie,
De' magnaniroi inviti al dolce suono.
£ dove stanno unite intorno al Trono
Generose Virtü, stabil Grandezza,
Portano i rai dalle celesti Sfere,
E costumi e maniere
Sanno vestir d' affabile dolcezza,
Unendo eon reeiprochi vantaggi
Piü docili i soggetti e i R6 piü saggi.
3.
L' arte di teuer piü le genti oppresse
Della ignoranza fra tenaci nodi
Giovi pur de' Tiranui al fiero orgoglio,
Che sovra laiTe al volgo ignaro impresso
Da vil timor fouda sua forza e agli odj
Saldo si crede inaccessibil scoglio.
Chi SU basi piü forme innalza il soglio,
Kon meudica il poter d' error servili,
N6 de'pensier la libertä ritiene
Tra barbare catene;
Ma il vero a ricercar spirti gentili
Co'stimoli d'onore acceude e sproua:
Ke ammira i voli e i bei sudor Corona.
4.
Nato sott' aspro o temperato clima
L'Uom porta in seno di Ragion Celeste
Gedichte des Grafen Daniele Florio aus Udine 931
Le tacite scintille e i semi occalti.
Qoindi ogni Gente neli'eti sna prima,
Qual tra selve natie Fancinlla agreste
Dsa rozzo linguaggio e modi incalti;
Deir inyido yicin contra gl' insnlti
Pria volge il ferro e dalla terra avara
Tragge a fatica gli alimenti, e appena
D' aria foBca o serena
I noti effetti ad osseryare impara.
Ma alle cagioni alzar non paö gli ottnsi
Penaier, sol della vita intenta a gli nai.
5.
Sol quando i snoi nemici al fin dispersi
E di Kecesaitade ha aciolto il freno,
Tranquilla il ciel contempla e l'auree atelle.
Atene il sa, che, poich^ vinse i Persi,
Lieta mirö di ane vittorie in seno
GoUa Pace fiorir V Arti piü belle.
£ tn mirasti sl leggiadre ancelle
Segaire il carro trionfal de'Duci,
Qoando cogliesti della Grecia doma
Le vaghe spoglie, o Borna,
£d OBse a nuova gloria aprir tne Inoi,
E einte con gli AugUBti il crin d'alloro
Goidaro a i aette Colli il Secol d' oro. —
6.
Genio Germano, or rammentar ti giora
L' antiohe ingiurie e i secoli infelici,
Ingombri di feroce error selvaggio.
Sparao or di Ince innaitata e nnora
Colei riugrazia, che co' fanati anspici
Sa te diffonde di aaa mente an raggio!
Poichi lampi deatö del bei coraggio
La gran Teresa a snoi gaerrieri in petto
E pronte yide V armi a pi6 difese,
Volge a qaiete impreae
II fecondo d'idee chiaro intelletto
E altema col trattar d'aste e di scadi
L'atil piacer de'manaaeti atadi.
7.
Genio, ta atai penaoso in sa la sorte
Di Grecia e Borna, che fra stadj inermi
932 P. Michael Huber, 0. 8. B.
Videro giä laoguir Talme guerricre;
Temi; che accolto in Inmiiiosa Corte
II placido Saper possa men fermi
Rendere i cor delle agguerrite schiere:
Non fu 11 Saper, ma il lubrico Piacere
E il Lasso insano, di Richezza Figlio,
Che de'Latini il ferrido talento
F6 neghittoBso e lento
E Tegra Libertä pose in esiglio.
II LuBSO fa, che alTammolIita Atene
Di Filippo formö l'aspre catene.
8.
Tu Bgombra dunque ogni sospetto e pensa,
Che vantaggio, e non danno, apporta a Marte
Delle provvide Scienze industre cural
Quella; che in punti la sostanza estensa
Divido e in* linee e i numeri compartO;
E ne confronta il moto e la figura,
Con gli angoli Euclidei munir le mura
Ed ordinär saprä le schiere in campo:
E se rocca o cittä d' assedio cigni,
Con ingegnosi ordigni
Le machine raggira e a pronto scampo
S' apre la strada, e per ostil paese
Insegna a ricondur le genti illese.
9.
L'Altra, che poi con cristalline Lenti
Da torre eccelsa osserva gli astri fissi
E i regolati error d' ogni Pianeta,
Lo spavento previen, che in cieche menti
Destar potrebbe inaspettata Edissi
0 fiammeggiante in ciel nuova Cometa.
Kota ella i tempi, in cni di Ince lieta
Tra 11 Sol frapposta e la terrena Mole
Ke priva il Lunar Globo, e nota, come
Gli Astri d'ardenti chiome
Giran per strade obblique intorno al Sole;
K6 piü gli mira quasi infausti segni
A' R6 di morte e di royina a' Regni.
10.
Degno b delTUom spettaculo giocondo
La Concorde armonia degli Element!
Gedichte des Grafen Daniele Florio auB Udine 933
E di Stagion diverse il certo giro.
Bello 6 mirar nel cupo algoso fondo
De' peeci il mute gregge e i chiasi venti
E d'onde chiare il tremulo Zaffiro;
Poi cercar, qnal cagion nel vasto Empire
Maove gli orbi lacenti e il Buole ammanta
Di vaghi fiori e gli arboBcei di foglie
E Chi radana e scioglie
Le nnbi in pioggia; e chi di lace infranta
Co' rai d' Iri serena orna la veste,
E ohinde in picciol seme ampie foreste.
11.
Tu sei; gran DiO; che legge al flutte infido
Doni, agil astri splendor, vita alle piante
E certo istinto ad ogni augello e fiera.
Come r Egizia Rondinella il nido
Potrebbe ordir con Bimmetria costante,
E TApe industre le magion di cera?
Gerne al Sole erge i figli Aquila altera V
Forte b sempre il Leon, la Volpe astota,
II Gan sagace e timorosi i Gervi.
Kon mole d'ossa e nervi,
K6 di corpi leggieri alma tessuta,
K6 il caso puö prodar cosi bell' opre:
Gran DiO; tua mano impressa in lor si scopre!
12.
Ha in noi Timagin tua^ le vie de^Bensi
Giova esplorar e il cor, fönte di vita,
I morbi occnlti e la virtü d^ogni erba.
Giova TArbitra udir, che, quäl convieuBi,
Dritte di guerra e pace a' Prenci additta
E il civil fra le Genti ordine serba;
Entrar quindi in Be BtesBO e di Buperba
0 cupid'Alma regolar le voglie,
Ghe Bon di Vizio e di Virtude i Bomi;
Giova con pene o premj
Temperar speme e timor, piaceri e doglie,
E airUomo e al Gitadin ne'mutui uffici
MoBtrar la via, d'esser quaggiü felici.
13.
Fidi pegni ne Bon d'Alma inimortale
Quei d'Awenir beato accesi voti.
934 P. Michael Huber, 0. S. B.
Ma quäl secreta armoniosa legge
UniBce in noi lo spirito al corpo frale?
Qual commercio han fra lor pensieri e moti?
Libero k l'Uom; ma perchfe il peggio elegge?
E come sofire il mal, chi tuito regge?
Se Ei scelse fra V idee di miile mondi
L'ottimo? Ah! cbi tani'alto or mi condnce?
0 inaccesBibil Lace,
0 Veriti, tu agii occhi miei t'asoondil
So che risplendi in Dio; ma se al 8U0 Seggio
M' innalzO; intorno a quel nebbia sol reggio.
14.
Ha la Kagione umana i suoi confini,
E Taudace Saper divien foUia,
S' oltre qnei segni di volar presume.
Tu sola a i eaggi amica, i rai divini,
0 Verität qui spargi, ove natia
Schiettezza regna e liberal costume! —
Qui la Real Teresa ampio di lume
Tesoro apre agl' ingegno. E quäl per 1' etra
Splende simile a Lei Stella ridente?
Qual piü profonda mente
DeWarj eventi le cagion penetra?
Vide piü mai con suo Stupor Katura
Giunta a si gran Bella Virtü Bi pura?
Indice.
paginft
I. Sonctto al Conte Antonio di Prampcro 816
II. La Felicitä, Staoze 816
III. La Moda, Stanze 824
IV. Le Lodi sono nocive, Stanza 832
V. L'Accortezza delle Donne, Stanze 837
VI. La Speranza piü che il Timore ha forza nel Cuore umano, Stanze 845
VII. La Vita Selvaggia, a Licori 857
VIII. II Linguaggio delle Bestie, a Nico 864
IX. A Nice, risanata dal Vaiaolo, Elegia 868
X. La Scrvitü, A Nice; Canzonetta 872
XI. Desiderio vano di LibertA, Canzonetta . 873
Xn. La Bellezza, Canzonetta 874
XIII. La Felicitli, Canzonetta 875
XIV. La Face, Canzonetta 876
XV. II Balle, a Fillide; Canzonetta 877
XVI. La Masohera, Canzonetta 880
XVII. In Morte della Signora Coutessa Vittoria Florio, Sonett! .... 884
XVIII. Per le Nozze dell'Arciduca Giuseppe d'Austria c della Principessa
Isabella di Borbone, Canti due 896
XIX. Per le Nozze dell' Arciduca Leopolde d'Austria e della Infanta
Maria Luise di Borbon, Canzone . 919
XX. La Grotta Friulese, Ecloga 923
XXI. Per lo Ristabilimento delle Sciense, Canzone 929
Naehträge zn den Friedensregistem.
(S. o. S. Iff.)
Indem ich ein Jahr nach Erscheinen des Sonderabdruckes die beiseite
gelegte Arbeit wieder zur Hand nehme, finde ich ausser notwendigen Besse-
rungen mehrfaches nachzutragen, besonders für das dritte Verzeichnis, das
ich seinerzeit am liebsten um das Doppelte vermehrt gegeben hätte. — Eine
Laut- und Formenlehre beizufügen, hatte ich für nicht notwendig erachtet;
einiges findet man in den Anmerkungen, im übrigen sehe man die Studien
vond'Herbomez in den M^m. de la Soc. deTournai, t, 17, Doutrepont in
Zs. f. frz. Spr. u. Lit Bd. 22 sowie die Dissertationen von Link über
Phil. Mousket u. W. Schmidt über Quill, le Muisit — Bibliographische
Nachweise findet man ausser bei Monod u. Pirenne in den Kompendien
der Rechtsgeschichte von R. Schröder, H. Bruuner, E. Glasson, Hist da
droit etc. t. VI, Ad. Tardif, La proc6dure civ. et crimin. Verschiedene
Zitate habe ich passim gegeben. Nicht minder wichtig als die bekannten
Studien von Brunner u. Frauenstadt scheinen mir die von Bauchond, Beunecke,
Cattier, van Coetsem sowie Espinas, Les guerres familiales (in Nouv. revue
du droit fr9. et 6tr. t 23 = 1899) u. Bled, Le „Zoene" ou composition
pour homicideä St. Omer (in M§m. Soc. des ant. de la Moriuie t. 19 ^ 1884).
Hingewiesen sei schliesslich auf P. VioUet^s ebenso umfassenden wie an-
scheinend, was Toumai betrifil sicher, fehlerhaften Artikel Les communes
fr9. au m. L (in M^m. Ac des inscr. t. 36 = 1901). Die grosse Urkunde
für Toumai von 1288 findet man beiPoutrain, Hist de T., Tailliar, Rec
d'actes Nr. 263, in den Ordonnances des rois de Fr. t. XI u. am besten
bei Duvivier, La commune de T. de 1187 ä 1211 (in Bull. Ac. de Belg.
1901 p. 247—95).
Text:
Nr. 26 u. 26* lies Pan. — Nr. 51, Zeile 3 lies Sefs (= 9% beiw.
86 -|- les), — S. 28, Note 2: Den sonstigen Formeln entsprechend ist oi
provos zu bessern. — Nr. 136 Zeile 3 lies 8*i eut. — Nr. 190 lies
Walerave, — Zu 226: make entspricht sonstig, fftoce, nuisse; das Wort
massue besteht daneben. — Nr. 292: Da hier sehr bestimmt gesagt wird,
dass diePilger&hrt vollzogen ist, darf man den letzten Satz nicht etwa dahin
deuten wollen, dass ein Loskaufen davon stattgefunden habe (vgL die Anm.
Naohtrfige 937
zu 377). Es ist eben die Wallfahrt als Busse betrachtet wie eine Geld-
strafe. — Nr. 330 — 33 sowie 574 — 76 wäre vielleicht richtiger Jehan de
Cblasse gedruckt entsprechend der meist so vorkommenden Schreibung. —
Nr. 873, Note lies 30. Apr. — 8. 76, Note 1 sollte auf das Fehlen jeg-
licher „pais^^ fOr das Jahr 1277 hingewiesen sein; sie müssen in einem
dritten Register verzeichnet worden sein, das als verloren zu gelten
hat — 8. 82, Note 2: movoir ist in den Text zu setzen. — 8. 102,
Note 2. P. de la Planne wird 620^ namhaft gemacht; es ist also ein
andrer einzusetzen. — 8. 104, Notel u. Nr. 628 8chlusszeile lies fourjur.
Anmerkungen:
Zu Nr. 1 afolure. Häufige epische Wendung ist oeis au afoUs oder Shnl. In
der vorlieg. Bedeutung erhalten ist das Wort noch heute in der Populär-
sprache (8. Villatte, Parisism., der falschlich «betören* als Grundwort angibt);
8. a. Tobler bei Körtg. Wb.
3, Die Form taut^aur findet sich auf einem ziemlich grossen Gebiet, s. B.
noch Normandie und Champagne. Johnston, Med. Lang. Not. 18, p. 38—41 verwirft
gleichfalls Toblers Etymologie und erklärt das Femin. als unter Einfluss des
femin. latein. diem entwickelt, was man wohl kaum wird unterschreiben wollen. —
Man hat in der Formel nicht den «Zusatztag* zu sehen, wie er im deutschen
n Jahr und Tag* u. dgl. steckt (s. Grimm, Rechtsaltertttmer und Fockema-Andreae,
Zs. f. Rechtsgescb. 27 = 1893, S. 75ff.); vielmehr entspricht es einem „inclusive*.
Abgesehen von der vorliegenden Nummer und Nr. 26^ et tout ce jor führe ich an
aus Devillers, Cartul. des rentes et cens II 31 : e^ dure jusques a le Saint-P^emi
et le jor taute jaur et lendemain commenee paietnens,
10. Statt anrenuef begegnet sonst mehrfach hief de Van, z. B. passim in den
Begistres de la loi.
12. Es ist der Provost, der den respit abnimmt
12 1>. daura dialektisch neben danra (z. B. ibid.); vgl. a. daunees Einl. S. 3
und daunerent Nr. 105 sowie Ounaing = mod. Onnaing in Verz. I und cau-
noietre Verz. III.
28, mari de een frere, aber mart sen frere 447 ; ebenso fiue de een frere 628,
aber barans le fille 194 — Dass auf Grund des Schlusses der Nummer der Pipelart
schon vor Jan. 77/8 zurtlckgekehrt sein muss, beweist nicht unbedingt dagegen,
dass er auf längere Zeit verbannt war-, denn Nr. 28 stellt doch möglicherweise
nur eine Verlängerung einer alten triue dar. Immerhin ist die Annahme einer
Pilgerfahrt wahrscheinlicher.
37. Die betr. Chronik ist auch von P. Meyer in der Bomania abgedruckt-,
die Lesung pelfirent kann bleiben. Die Form Wandele begegnet noch u. a. bei
Froissart, Chron. XI 55.
112. In einer Urkunde von 1371, gedruckt von Doutrepont a. a. 0. S. 123
Nr. 21 steht: lesXXXhomes appelöspiremansdon pire en le ri viere d'Escault
Es gab also wohl damals noch nur eine solche Eindämmung.
138. In dem Beispiel vom Jahr 1285 handelt es sich um vorläufige Ein-
kerkerung; ein analoger Fall bei Verriest, La Charitö St. Christophe.
153. S. a. Diez, Et. Wb. II<^ sowie Dict, gönör. a. v. ^aule.
938 NaohtrScre
167. Ein altes Beisp. für tire ist Hery. de Mes 6961 ; vgl. ade de Tyr Im
Narb. 3582, pailea de Tir ibd. 3973, paurpre de T. Ch. Ant II 29. Tire^ mit der
Endung 'ittum ist gerade im Osten nnd Nordosten hSufig, von wo, wie das dort
(Dona!, Tournai) zuerst belegte Vorkommen vermuten lässt, Uretaine seinen Aus-
gang genommen haben mag. Die Fabrikation von Stoffen war ja gerade in
Flandern frtth entwickelt (s. a. B. Michel, Recherch. snr les ötoffes pr^c II 461,
der Übrigens ibd. p. 250 die nämliche Ableitung annimmt). Sie geschah in
Nachahmung der orientalischen; aber mit dieser war auch eine Namengebong
der Stoffe verknüpft, denn sie gingen natürlich unter fremder Flagge. Ein Um-
stand, der gegen die Herleitung von tire sprechen würde, nämlich, dass der
Stoff kein kostbarer ist, scheint hinfKllig, da ehedem wahrscheinlich doch ein
solcher damit beaeichnet wurde, wozu ein Seitanstück nfrz. bougran liefert (a
Michel 1 206 und II 237). Auch dass man gelegentlich iartaine (vgl. a. tartairt)
dafür findet, kann dafElr sprechen, da es zeigt, dass man etwas FremdUuidisches
darin sah.
184. Vgl. ital. ferravecchio in derselben Bedeutung.
257. S. a. Körting. Wb.' s. v. hulc. Eemna, Der Begriff „Schifft im Frs., hat
nur haurque und dafür kein altes Beispiel.
203. Dncange s. v. AUo et Bas90 erklärt es als sauverainement ; es ist dem-
nach formelhaft geworden.
308. Man beachte die Adjektiva /aus jugement, deslaial et mauvais\ welche
typisch waren für die Urteilschelte; s. dazu Gebaner in Zs. f. Bechtsgesch. 17,
8. 33-62.
323. Zu picard. aiue s. Foerster in Zs. f. rom. Phil. 28, 495 und Snchier,
ibd. 30, 514.
345. Zu si »bis*' s. noch Gessner, Zs. f. rom. Ph. 2, S. 572 f; statt dessen
kann mundartlich se stehen z. B. Möm. Soc. Tournai 19, S. 23 und 24.
403. Hier wird ausdrücklich gesagt, dass die Wallfahrt «zu Ehren" des
Verletzten stattfindet, während man sie sonst als Sühne für die dem Magistrat
zugefügte Beleidigung ansehen dürfte. Solch Hinweis begegnet auch sonst wohl
gelegentlich, z. B. im Leidschen Rechtsbronnen.
S. 132 Note: Hs. Brüssel 16745 ist um 1390 geschrieben, 16700 einer Be-
nachrichtigung des Mr y. d. Gheyn zufolge ins 15. Jahrh. zu setzen, weil darin
die Zahl 1438 vorkommt; doch ist letztere ein Sammelband von verschiedenes
Händen und Zeiten.
483. Ich habe God. nicht genau zitiert; er drückt sich ganz richtig aas.
Dagegen hätte ich auf die Verbreitung des Wortes in dieser Bedeutung aneh
in ganz anderer Gegend z. B. im Sizilianischen hinweisen sollen.
530. mansegneur Saint Jaheme, Vgl. monsegneur Saint Lyonnarty GilL Trasign.
d. 16, la feste del haron Saint Martin^ Garin I p. 177 u. dergL, madame Sainte
Marie Phil. Mousk. 2439, schliesslich auch sire = Herrgott.
Verz. h Boülogne 293 in Verbindung mit St. Josse und St. Thumas, — JBseomai
war eine Seigneurie, s. Froissart, Ghron. Table t. XXI; P. Meyer, Boman.
85 = 1906 p. 439 setzt bloy de Stomay = Tournai^ während vielleicht Seoma^
zu lesen ist. — Fraischar ohne [t]. — - Zu Graumes und Granmes, Oraumont und
Orammont vgl. noch Cammont und Caumont (s. B.Baud. Seb. 21, 708; 22,760).
Diese Formen wird man bei Beurteilung der bekannten Umbildung von -ottsisat
zu -amment und umgekehrt (s. meine Dissert »Zur Gesch. des konson. Ans-
NaehtrSgo 939
lants der Nomina* S. 60) mitsüberttokBiohtigen haben; sie yeratärken die dort
geSasserte Ansicht — Eamedde, Zum Wort s. Pict g6nör. s. v. amade und
Behrens im GrOber-Festband. — Havines, Waiier^ provost 12, 19 etc.; ansser-
dem51d. — Mons-en-Ftule. sie! beachte auch die von Qod. belegte Weiterbildung
JPsure. — Mortagne. Auf das Vorkommen der Jeanne de M, (im Jahr 1276)
sei noch besonders aufmerksam gemacht, wie man auch sonst manohen Kamen
in den Registern finden wird, z. B. einen Mausket^ mehrere Le Muisü, — de le
Piere 609. ~ Saint Jakeme erg. 880 (a 8t, J.). — SainU Kalherine str. Sterne
und Klammer. ~ Saint Nicolai bessere a Warn, (de Warn. 869). -^ Toumai erg.
Hain. arr. Hptst. — Vilain str. 2s fik
Verz. II. {e houUnghier s. a. Audain in Verz. I — {• tardere d'ole.
Yen. IIL S. 180 unt statt vor ein. Wort lies: vor einer Zahl — adont zu
der Zeit 806 — atVIter Beihilfe leisten 682, helfen 889, 841; in der Sohwurformel
615 ff. — S. 181 Note lies: Ostern — aesens erg. 611 — avoir; Fut. 8. ara 40i,
407^ 6. armt 610, 614, Condit. 8. aroit 887, Perf. ConJ. 8. iuist 822 ^ eanter
vieipres die Abendmesse ISuten 21 ~ chiune fflnf 51« etc.; s. a. zu 26 — eist, Nom.
eis dieser *12 — eot^fiesaer beteuern 800— eattforter unterstützen 889 *, in der Schwur-
formel 615 ff. — conte Zahlung, eanter Z. leisten 614 — cop, PL cos Schlag 21 —
eaunaistre erg. Impf. OonJ. 8, eounissait BIO — denier erg. 649 — Lies deseure
Bt. 'äure — deshiäl ungesetzmiUsig, von Urteil gesagt 808 — dette erg. 614
(durch Zinsenzahlung getilgt) — dauner = danner, Fut. 8. doura und danra
12b (s. Nachtr.) — eneore ausserdem 572 — faue falsch, von Urteil gesagt 806 —
ferir str. 516, 570, erg. 834, 475, 550 —/srure str. 468, 475, erg. 516 — /ot^ erg.
570 — fawrjurement erg. 615, Abs. 8. ^ häle erg. pais vollzogen 560, lies 281
Bt. *221 — honte lies 408*, 487* --jurer erg. 651 — jW^ bess. 129, 822, 851 —
leur: lor und leur s. zu 452 — main: statt (bei assur. und fouijur) lies (bei
pais u. f.); ibd. bess. 616, 628, 682, 641, 646—48 — ma«/at^e«r Übeltäter 64 —
sn^ismes erg. *21 — mes aber 21 — naverer 1.578*, erg. 686, 648 — naverure
erg. 611, 15, 34», 41, 42, 44 — noil erg. Je jor dou n. 485, une nuit dann. 618 —
octrs erg. oehisent 85 — otele dieselbe 181 — jmim erg. Friedensbruch 634; devens
p. eriie 802 — paekee erg. mierkedi en p. 306/7 — peUrinage erg. „zu Ehren* des
Verletzten 403 — piet Fuss 588 (Fusstritt) — prendre säur lui erg. 625, 84—88,
642 — prise 1. 155, 157 — quasser erg. 802* — reeorder anerkennen 618 —
rendre erg. 26« — säHr (saillir) hervorspringen 21 — siurtS 1. 386 (gefordert),
887 (gef. u. verweigert) — se, sen. 3. Ps. Sg. Fron. poss. *21 etc.*, fem. sen
dyue 621; siue idem bet Fem.-Form 599; si idem N. PI. Masc. 345 etc. —
a tans rechtzeitig 261 — (a)tant gue solange bis 622, 648 — ^tes^e Kopf;
Schlag auf den K. 21, 442, 576 — u (ou) oder 802 u. a. — Verbrechen erg.
afohr, -«re, eff andrer, emhler, nuitantre, piet (s. Nachtr.), guasser, rescourre, tuiUier,
-ure — voie Weg (einer Wallfahrt) 877 — volentet: de se haine v, 570, a se v.
422 freiwillig — vohir, 6 Pf. volrent 189 wollen.
W« Benary«
940 Nachträge
Berichtlgiing su Kiessmimii, „Bostand-Stadlen^^
In dem Aufsatz „Rostand-Stndien« (a. o. 8. 198ff0 sind S. 218 die Wörter
püancieTy ^aeanaer^ ä vau-Veau ans der Gmppe der .altertflmlichen oder
seltenen Wörter" infolge Versehens bei der Drncklegnng unter die «Nenbil-
düngen" geraten.
B. Kiessmaim.
87