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Full text of "Romanische Forschungen"

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Romanische 
Forschungen 


BAND  25 

1908 


^ 


4" 


( 


iOIANISCHE  FOESCHOTGES 

ORGAN 

FÜR  ROMANISCHE  SPRACHEN  UND  MITTELUTEIN 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

KAHIi  TOIiliMÖIiliEK. 


XXY.  BAND. 


-ta^TT^t- 


ERLANGEN. 

Verlag    von    Fr.    Junge. 
1908. 

Reprioted  with  the  permission  of  Vittorio  Klostermann 

JOHNSON  REPRINT  CORPORATION    JOHNSON  REPRINT  COMPANY  LTD. 
Ul  Ftfch  Avenue,  New  York,  N.Y.  10003        Berkeley  Square  House,  London,  W.l 


MAIN 

1/.55' 
MfiilN 


Reprifited  from  a  copy  in  the  collections  of 

The  New  York  Public  Library 

Astor,  Lenox  and  Tilden  Foundations 


First  reprindng,  1967,  Johnson  Reprint  Corporation 
Printed  in  the  United  States  of  America 


Inhaltsveraeichnis. 

8«ito 

Benary,  Walter,   Zwei   altfranzösiBche   Friedensregister   der   Stadt 

Toumai  (1278—1280) 1—197 

KiessmaDn,  Rudolf,  Rostand-Studien      198—886 

Borrmann,  Otto,  Das  kurze  Reimpaar  bei  Crestien  von  Troyes  mit 

besonderer  Berttoksichtigung  des  Wilhelm  von  England  .    .    .    287-^320 
Werner,  Ferdinand,   Königtum  und  Lehenswesen  im  französisehen 

Nationalepos 821—443 

Banmann,  Fritz,  Ober  das  Abhängigkeitsverhältnis  Alberto  Notas 

von  Moli^re  und  Goldoni 444—668 

Festa,  Giov.  Batt.,  Bibliografia  delle  pi&  antiche  rime  volgari  italiane    564-640 
Nobiling,   Oskar,    As  Cantigas   de   D.  Joan  Garcia   de   Guilbade, 

Trovador  do  secnlo  XIII 641—719 

Heils,  Hanns,  Studien  über  einige  Beziehungen  zwischen  der  deutschen 
und  der  französischen  Literatur  im  18.  Jahrhundert    L  Der 
Obersetzer  und  Vermittler  Michael  Huber  (1727—1804)    .    .    .    720—800 
Haber,  Michael,  Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  •    .    801—935 

Benary,  Walter,  Nachträge  zu  den  Friedensregistem 986—939 

Kiessmaan,  Rudolf,  Berichtigung  zu  den  Rostand-Studien  ....  940 


Zwei  altfranss.  Friedensregister  der  Stadt  Tournai 
(1273-  1280). 

Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Familienfehden. 

Von 
Dr.  Walter  Benary. 


Der  Hauptwert  der  hier  veröffentlichten  Register  liegt  auf  dem  Feld 
der  Rochtsgeschichte.  Ich  gehe  wohl  nicht  fehl  in  der  Annahme,  dass  sie 
eme  Lücke  insofern  auszufüllen  imstande  sind,  als  sie,  wenn  auch  für  ein 
ördich  wie  stofflich  beschranktes  Gebiet,  Einblicke  in  die  schematische 
praktifiche  Behandlung  gewisser  strafrechtlicher  Fragen  gewähren,  wie  wir  sie 
ans  besser  vielleicht  wünschen  könnten,  wie  sie  aber  z.  B.  noch  Qiry 
(Histoire   de   la  viUe   de  Saint-Omer  p.  216)  als  Desiderat  bezeichnet   hat. 

Abgesehen  von  dieser  allgemeineren  Bedeutung  haben  die  beiden 
Register  eine  solche  für  die  Geschichte  der  Stadt  Tournai,  insbesondere  für 
die  der  Familien  und  für  die  Topografie. 

In  dritter  Linie   bieten  sie  dem  Sprachforscher  manches  Interessante. 

Beide  Hss.  befinden  sich  zur  Zeit  in  den  Archives  communaies  der 
Stadt  Tournai,  Ich  bezeichne  sie  im  Folgenden  als  A  und  B.  Die 
grossere  und  wichtigere  (A),  früher  in  der  Stadtbibliothek  befindlich  (s.  den 
Katalog  von  A.  Wilbaux,  tome  I.  Nr.  CCXVII),  ging  1886  ans  Archiv 
über  und  wurde  vor  der  bereits  dort  aufbewahrten  Nr.  3292  (=  Hs.  B) 
als  Nr.  3291^  eingereiht  Beide  gehören  iii  der  Tat  zueinander,  hingen 
auch  viellacht  einstmals  zusammen.  Sie  enthalten  dieselben  Stoffe  in  derselben 
Form;  A  gibt  die  „Fälle"  der  Jahre  1273—80,  B  solche  von  1279—80. 

Die  Hs.  A    tragt  (FoL  4,  oben)    den    Titel   Registre  des  Faides,    von  Register  A 
moderner   Hand  geschrieben.     Dieser   entspricht  nicht  so  ganz  dem  Inhalt. 
Denn  nicht  von  fcMtes  wird  darin  gehandelt,   sondern   von  Akten  der  Be- 
legung bzw.  Vorbeugung^)  von  Familienfehden.     Obiger  Titel  winde  bisher 

1)  Daher  die  sonderbare  Herleitung  bei  NMonchel  (s.  unt).  Übrigens  ist  die 
Bedeatong  hier  nicht  etwa  als  fredus  aufzufassen. 

Foncliungen  XXV.  1.  1 


2  Walter  Benary 

für  da8  Raster  angewandt  Er  ist  in  dem  Bibliothekfikatalog  zu  finden: 
übernommen  hat  ihn  Fr.  Godefroy,  der  es,  wenn  auch  nicht  vollständig; 
für  sein  grosses  Wörterbuch  der  altfrz.  Sprache  ausgezogen  hat;  übernommen 
hat  ihn  eben&Us  N^donchel  (s.  unt).  Wenn  ich  dem  Raster  nun 
zwar  diese  Bezeichnung  absprechen  muss,  so  will  ich  ihm  doch  keine  neue 
anhangen,  wüsste  auch  schwer  eine  passende  zu  finden. 

Erwähnt  fand  ich  es  an  folgenden  Stellen: 

Fr.  Hennebert  zitiert  es  Archives  toumaisiennes  (1842)  p.  111 
als  „Registre  des  paix  et  trdves"  und  nennt  es  „le  monument  le  plus 
ancien  sur  les  ftunilles  de  notre  cit^'*. 

Pertz  Archiv  VIII  8.  55  erwähnt  den  grossen  fourjur  der  Familie 
Doumortier  (s.  Nr.  615):  „Ein  merkwürdiges  Aktenstück  erzählt  den  ganzen 
Hergang    einer   solchen   Bache'' ^). 

Bozi^re,  Toumai  ancien  et  moderne  (Toumay  1864)  zitiert  es  mehr- 
fach (p.  20,  148,  155,  250,  265). 

Vor  allem  zu  nennen  ist  die  kleine  Abhandlung  des  M.  le  oomte  de 
N6donchel  (Band  24  der  Bulletins  de  la  Soci^t^  histor.  et  litt^r.  de  Toumai, 
p.  99 — 135).  Unter  dem  Titel  „Etüde  sur  le  droit  criminel'*  gibt  dieser 
Stichproben  aus  jedem  der  in  der  Hs.  vorkommenden  ähnlichen  und  doch 
genau  geschiedenen  Gebiete.  Leider  huldigt  er  einem  Pseudozitieren,  wie 
ich  es  nennen  möchte,  welches  recht  leicht  in  die  Irre  führt  und  wohl  auch 
noch  andern  als  mir  ein  Greuel  ist,  nämlich  einem  Gemengsei  der  alten 
Sprache  mit  modernem  Französisch.  Wo  er  wirklich  genau  dem  Texte 
folgt,  sind  ihm  mannigfache  Fehler  untergelaufen.  Mit  Recht  jedoch  hat 
er  auf  den  Wert  des  Registers  hingewiesen.  Als  „si  pr^ieuz^'  bezeichnet 
dieses  dann  noch  P.  Dubois,  Les  asseurements  au  XIH*  si^e  dans  nos 
villes  du  nord  (Paris,  1900;  Th^se  de  doctorat),  der  einige  der  Stichproben 
wiedergibt,  nicht  ohne  die  Ungenauigkeiten  getreu  nachzudrucken. 

Beschreibung  Die  Hs.  A  besteht  nach  meiner  Numerierung  aus  61  ziemlich  dünnen 

der  Hs.  A.  Pergamentblättem  und  einem  gleichfalls  pergamentnen  Umschlagblatt.')    Das 

Format  ist  Oktav  (26,5—26,7  :  18,5  cm).     Die  Blätter  sind  fast  durchweg 

mit  Bleistift  liniiert;   die  Stechlöcher   sind  vorhanden.     Am  Rand  ist  eine 

Kolumne  freigelassen').     Die  Schrift  ist  original   (1273 — 83*)).     Während 


1)  Die  dort  angegebene  Jahreszahl  1288  ist  in  1273/4  zu  berichtigen. 

2)  Zwischen  Fol.  51  und  52  ist  ein  Blatt  bis  auf  den  Band  ausgeachnitten;  auf 
der  Innenseite  sind  Spuren  von  Buchstaben  übrig  geblieben. 

3)  Sie  betragt  am  Innenrand  (auf  dem  verso  der  Blätter)  ca.  1,5—2  cm,  am 
Ausseniand  (dem  recto)  ca.  3—3,5  cm. 

4)  Die  eigentlichen  Nummern  reichen  nur  bis  Dezember  1280  (Nr.  52,  vom 
2.  Januar  80/1  ist  unvollendet). 


Zwei  altfranz.  FriedensregiBter  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  3 

die  mdslen  Nummern  die  schöne  schwarze  Färbung  bewahrt  haben,  sind 
andre,  teilweise  Nachträge,  blasser.  Nachtrage  sind  es  auch  zumeist,  die 
unter  der  Liniierung  sich  finden.  Viele  Nummern  sind  in  grossen  Zügen 
durchgestrichen.  Ich  gebe  diese  natürlich  trotzdem,  merke  jedoch  ein  Durch- 
streichen an.  Vielfach  steht  das  Zeichen  ^  vor  dem  Text,  bisweilen  auch  ein  Nota 
am  Rande.  Femer  sind  stellenweise,  manchmal  in  längerer  Folge  (wie  z.  R 
FoL  20^^,  FoL  21)  am  Band  die  Namen  der  betr.  Partei  oder  Parteien 
angemerkt  Die  einzelnen  Stücke  stehen  in  diesem  Raster  nicht  allzu 
sehr  gedrängt  Je  nach  ihrer  Eigenart  folgen  sie  unmittelbar  aufeinander 
oder  haben  nur  1  Zeile  Zwischenraum  (so  die  seurtis)  oder  sie  zeigen 
einen  solchen  von  durchschnittlich  2 — 3  wie  die  paia;  auch  Abstände  von 
10  Zdlen  und  mehr  kommen  vor^).  Ich  habe  diese  im  folgenden  nicht 
angegeben;  ob  viel  oder  wenig  auf  den  einzelnen  Sdten  zu  finden  ist,  wird 
man  ja  nach  dem  Druck  leicht  feststellen  können. 

Die  Hs.  zerfiült  in  4  Abteilungen:  triuesj  seurUs^  paisj  fautjfdrs. 
Ursprünglich  war  die  Reihenfolge  1.  2.  4.  3.  (s.  unt)^).  Wir  finden  femer 
dne  alte  Numerierung  zu  Fuss  dreier  Blätter,  eine  ij  auf  FoL  52  (Beginn 
der  faurfurs)^  eine  iij  auf  FoL  29  (Beginn  der  paia),  eine  liij  auf  FoL  41 
fmmitten  der  paü).  Eine  spätere  Hand  des  15.  Jh.  hat  folgende  Ziffern 
and  Bemerkungen  eingetragen: 

Auf  dem  Umschlagblatt:  Die  Zahl  1  sowie  (oben  Mitte)  Encar  qttelques 
irefues  et  (üia^). 

Auf  FoL  4:  Die  Zahl  2  sowie  TotUs  irefues  ou  asseurances  douneee. 

Auf  FoL  29:  Die  Zahl  3  sowie  Paix  faites  entre  ptaiies  en  quereüe 
par  ProuasU  et  Jurex. 

Auf  FoL  52:  Die  Zahl  4. 

Auf  FoL  15:  Die  Zahl  5. 

Auf  FoL  27:  Die  Zahl  6  sowie  Ce  sont  encor  paix  faües  et  doibt 
wyure  lea  POfix  de  ey  dessus^  deuant  les  seurtes  marquees  5. 

Auf  FoL  61^®  steht:  Icy  doü  {?)  suyure  encor  quelques  paix  de  eyhas 
marquees  6. 

In  der  Mitte  von  FoL  2^«  ist  mit  dünner  Schrift  des  17./18.  Jh.  hin- 
gekritzelt: A  taus  ceukc  qui  ,  .  ,% 

FoL    3   und    3^^    enthalten    eine    Inhaltsübersicht    nebst   Angabe    der  Fd.  3. 


1)  Man  bat  natürh'ch  zunSchst  meist  grössere  Abstände  gelassen,  die  zum  Teil 
durch  Nacfatrige  ausgefüllt  worden  sind. 

2)  8o  auch  im  Katalog  bei  Wübaux  auf  Grund  von  Fol.  3  der  Hs.  —  Die 
Abteflnng  der  ftmrjurs  ist  z.  Zt.  vom  Best  losgetrennt 

3)  Mit  encor  wird  auf  ein  anderes  B^ister  hingedeutet 

4)  Die  folgenden  5  Wörter  vermochte  ich  nicht  zu  ehtziffem. 

1* 


Walter  Benaiy 

> 

des  triues  7  des  respis^). 

x«y 

des  seurtes. 

XXV 

des  fouriuremens. 

XXXV 

des  pais  faites  par  prouos  7  par 

htres. 

Fol.  3  oben:       [pagina] 
„     3  Mitte: 
„     3  unten:  „ 

Fol.  Svo.  „     3^  Mitte: 

„     3^°  unten:     queres   au  qucart    fueüet   en    le  fin   de    ce  Hure   de 
WiBaume  del  Espme  eomeni  ü  eut   en  couueni  qu'ü 
porteroü  se  femme  hovne  pais  7  Unal  7  le  maintenroii 
si  que  preudom  doü  faire  se  preude  femme.^) 
Register  B.  Das  zweite  Register  (B)  ist  ein  Heft  von  16  Blattern   in  Fonnat  und 

Gestalt  von  A,  nur  bedeutend  enger  beschrieben.  Es  weist  noch  die  alte 
Heftung  durch  zusammengedrehte  Peigamentstreifen  auf.  Die  beiden  letzten 
Blatter  sind  zu  ungefähr  ^/^  abgeschnitten.  Sie  waren  liniiert»  aber  augen- 
scheinlich unbeschrieben.  Von  den  übrigen  14  sind  Fol.  1^^  und  FoL  13^® 
gleichfalls  unausgefüllt  geblieben');  auf  letzterem  findet  sich  rechts  unten 
parallel  zum  Rande  in  grosseren  Lettern  ungefähr  derselben  Zeit  vennerkt: 
Ge  sorU  vieses  banisures.     Fol.  1  trägt  die  Überschrift:  Cest  li  registres  de 

XX 

le  Samte  Lasse  Van  m,  cc.  locxix  iusqvLes  a  le  S.  Jehan^)  Van  m.  cc.  7  iiij, 
des  triues j  des  respisj  des  fouriurs,  des  seurtes,  des  pais  faites  par  prouos 
7  par  »ttrc«*). 

Es  stehen,  wie  im  Register  A,  an  erster  Stelle  die  triues  (Fol.  1,  2 — 2^^ 
Mitte);  darauf  folgen,  sich  unmittelbar  anschliessend,  pais  (bis  FoL  8  Mitte). 
Darnach,  durch  eine  Schnörkellinie  getrennt,  triues  prises  puis  le  Saint  Jehan 
(24.  Juni)  1280  bis  zum  folgenden  anrenuef  (1.  Jan.).  Sie  reichen  bis  Fol.  9^. 
An  sie  schliessen  sich  durch  dieselben  Zeitpunkte  begrenzte  pais  an.  Den 
Beschluss  (Fol.  14 — 14^°)  bilden  les  seurtes. 

Nun  noch  einiges  zur  Art  der  Herausgabe  der  Register.  Zunächst  habe 
ich  zu  bemerken,  dass  ich  die  Hss.  vollständig  wiedergebe.  Trotz  der 
Gleichförmigkeit  der  Nummern  glaubte  ich  das  nicht  umgehen  zu  können. 
Diux;h  Einführung   von   Abkürzungen   für  ständig   sich   wiederholende  Aus- 


1)  Die  Paginierong  begann  demnach  mit  Fol.  3.  Sie  stammt  wahrscheinlich  aus 
dem  Jahre  1283  (vgl.  Fol.  1). 

2)  Siehe  Nr.  610  (Fol.  51  ▼o). 

3)  Auf  Grund  der  Datierung  ist  anzunehmen,  dass  FoL  1  erst  nach  Fol.  2  ff. 
zu  Nachträgen  benutzt  wurde. 

4)  Folgt  durchgestrichnes  sainte  lusse. 

5)  Am  Tag  der  Ste  Luase  (13.  Dez.)  fand  der  Wechsel  der  Magistratspersonen 
statt  Das  Datum  änderte  sich  1363;  von  da  an  war  es  der  2.  Febr.  (Fest  der 
ChandeUur).  Siehe  auch  die  Überschriften  der  Reg.  de  la  loi  (M^m.  Soc.  T.  9  u. 
Annal.  Soc.  T  9). 


Zwei  altfranz.  FriedeDsregiBter  der  Stadt  Toamai  (1273—1280)  5 

drücke  hoffe  ich,  eine  unnatürliche  Ausdehnung  und  damit  die  Unübersichtlich- 
kdt  etwas  gemildert  zu  haben. 

Bezüglich  der  Reihenfolge  der  Stücke  habe  ich  mir  im  ersten  Teil 
ßriues)  Abweichungen  von  den  Hss.  erlaubt,  indem  ich  die  zwei  Parteien 
gemeinsamen  zusammenschrieb  ^).  Davon  abgesehen,  liess  ich  ein  Ordnen  ihrer 
Datierung  nach  unberücksichtigt,  folgte  vielmehr  im  grossen  und  ganzen  den 
Rastern,  nur  dass  ich  die  betr.  Abschnitte  von  B  hinter  denen  von  A 
einfügte. 

Auch  den  Text  habe  ich  geglaubt  einigermassen  getreu  dem  Original 
wiedergeben  zu  sollen  oder  doch  wenigstens  eine  Kontrolle  zu  ermöglichen. 
So  habe  ich  die  Abkürzungen  zwar  aufgelöst,  aber  durch  Kursiv  kenntlich 
gemacht,  mit  Ausnahme  von  1.  n  (Balken  in  der  Hs.),  2.  que  (in  der  Hs. 
stets  durch  q  wiedeigegeben),  B.  jusques  (iusqa  oder  iuaq's)  4.  qu'ü  und 
qu'elflje  (ql,  ql(l)e).  —  Die  in  einem  meist  geschweiften  Querstrich  be- 
stehenden Abkürzungen  Bapi,  Jak,  Jetiy  Witi  sowie  Bapf,  s  oder  a'  (Saint) 
habe  ich  unberücksichtigt  gelassen  und  die  Namen  an  den  betr.  Stellen  nicht 
ausgesehrieben'),  v  statt  u  habe  ich  überall  geschrieben,  wo  es  mir  fonetisch 
zu  Recht  zu  bestehen  scheint,  jedoch  durch  Fussnote  angegeben,  sobald  es 
sich  in  der  Hs.  findet  (z.  B.  in  viUe,  vilenie);  am  Wortanfang  habe  ich  die 
Schreibung  der  Hs.  beibehalten  (also  vn  neben  un,  Vsiasses  u.  dgl.)  — 
Ebenso  habe  ich  j  neben  t  eingeführt,  dies  jedoch  ohne  weiteres.  Hier  sei 
bemerkt,  dass  sich  j  ausser  als  Anfangsbuchstabe  in  Namen  wie  Jehan  nur 
vereinzelt  in  jenvier  (mehrfach),  Marijen  102  u.  a.,  Eemj  594,  Toumaj  102, 
lOB,  luj  15,  308  findet. 

Namen  schreibe  ich  mit  grossen  Anfangsbuchstaben  und  zwar  Vor- 
und  Zunamen'),  einbegriffen  solche  mit  vorgesetztem  Artikel;  mit  kleinem 
Anfangsbuchstaben  dagegen  beliess  ich  Monats-  und  Tagesnamen  und  die 
Feste.  —  Die  Jahreszahlen  habe  ich,  ausgenommen   wenige  besondre  Fälle, 


1)  Die  Beihenfolge  der  Nummern  in  den  Hss.  ist  stets  am  Rand  verzeichnet. 

2)  AUe  sonstigen  Abkürzungen  (siehe  die  Liste  S.  6/7)  finden  sich  nicht  in  der  Hs. 
B)  Gross  gedruckt  sind  daher  auch  die  eine  Eigenschaft,  ein  Gewerbe  u.  dergl. 

bezeichnenden  Beinamen,  selbst  da,  wo  wirklich  eine  einem  bestimmten  Gewerbe 
angehörende  Person  bezeichnet  wird  (z.  B.  Tuins  li  Orfevres),  da  man  ohne  genaue 
Kenntnisse  der  betr.  Personen  nicht  wissen  kann,  ob  der  Name  mit  dem  Gewerbe 
übereinstimmt,  während  andererseits  solche  Bezeichnungen  am  Ende  des  13.  Jahr- 
hunderts, wiewohl  nicht  mehr  durchgängig,  so  doch  vielfach  angewandt  wurden. 
Klein  gedruckt  dagegen  wurden  Zusätze  wie  Jehans  de  Templemarc,  li  aiunes  (a!n^), 
Jehans  de  Cassiel,  li  boulenghiers.  —  Komponierte  Namen,  wie  Bielerose,  Pausages, 
wurden  als  ein  Wort  gedruckt  und  nur  solche,  welche  durch  die  Flexion  ihre  innere 
Struktur  verändert  zeigen  (Beaus-sire  Nr.  372)  sowie  mit  Präpositionen  zusammenge- 
fügte sind  getrennt. 


6  Walter  Benary 

in  arabischen  Ziffern  wiedergegeben^).  —  Beizen  von  Akzenten  habe  ich 
beim  Text  unterlassen;  Trema  nur  bei  ai  eingeführt  Den  Apostroph  setzte 
ich  auch  nicht  bei  masculin.  del  (vgl.  douf)  und  ai  (vgl  au/). 


Liste  der  Abkünangen*). 

ft)  Allgemeine : 

l'an  d.  i. 

=  Van  de  Vincamaiion. 

anr. 

=  anrenuef. 

jqa.  jr. 

=  ju8que8  au  jo(u)r. 

7  jr.  tjr. 

=  ei  le  jo(u)r  totUe-jofuJr  (s.  Anm.  zu  Nr.  3). 

vi.  prcht. 

eef.ft. 

=z  ce  fu  faü. 

en  pl,  h. 

=  en  plaine  hak. 

pd.  pr.  j. 

=  par-demnt  provo8  et  juri8. 

p.  pr.  j. 

=  pair  provo8  et  jurie. 

p.  pr.  p.  j. 

=  par  provoe  et  par  juri8. 

08  pr.  j. 

=  08  provoe  et  juri8, 

T. 

=  Tornai  (Toumai  wurde  stets  ausgeschrieben). 

dev.just.  T. 

=  devene  le  justice  de  Tomai. 

L    8. 

=  lux  et  lee  eiene. 

de  l  8. 

=  de  lui  et  des  stens. 

al.  8. 

=  a  lui  et  08  siens. 

au8  Ir. 

=  aus  et  les  leur. 

d?au8  Ir. 

=  d^au8  et  des  leu/i\ 

b)  Besondere  für  den  1.  Absebnitt : 

tr.,  trs.  =  triue,  trfues. 

a  (ont)  trs.  don.  =  a  (ont)  triues  donnet, 

a  (ont)  don.  trs,  =  a  (ont)  donnet  triues. 


1)  Bei  der  Gelegenheit  kann  ich  mir  nicht  versagen,  auf  das  Unpraktische  der 
Verwendung  romischer  Ziffern  hinzuweisen.  Nicht  zum  wenigsten  in  Zeitschriften 
(im  Ausland  dann  noch  die  besonders  schreckliche  Serieneinteilung!),  dann  aber 
auch  in  Urkunden-Abdrucken  u.  dergl.  werden  sie  leider  bevorzugt.  Die  Zahlen 
werden  da  sehr  getreu  in  ihrer  ganzen  Breite  wiedergegeben,  während  der  Text  oft 
sehr  wenig  den  Ansprüchen  genügt  Ein  Fortschritt  ist  in  neuester  Zeit  immerhin 
vorhanden. 

2)  Diese  kommen  nur  soweit  zur  Verwendung,  als  sie  leicht  verstandlich  sind, 
also  erst  nach  mehrfachem  Vorkommen  in  den  einzelnen  Abschnitten. 


Zwei  altfranz.  FriedeiMregisier  der  Stadt  Toarnai  (1273—1280)  7 

o)  Besondere  für  den  2.  Absohnitt : 

088,  =  cuseura. 

a  (ontj  088.  =  a  (ant)  asseuret, 

d)  Besondere  für  den  8.  Absohnitt: 

p8,  =  paü  (ein  pes  der  Hs.  wird  ausgeschrieben). 

b.    =  boine  (Betwort  zu  paü). 

bs.  =  boines  (Betwort  zu  leUre8). 

0  (ont)  ft.  p8.  (bezw.  p8.  ft.)  =  a  (ont)  faü  paü  (bezw.  pais  faü). 

0  farU,  fu)   (b,J  p8.  fte.  =  a  (ont,  fu)    (boine)  pois  faüe. 

m  n.  (bj  p8.     =  en  tum  de  (boine)  pai8. 

m  n.  d*am.       =  en  non  d'amende, 

rf\  pL  —  d*.  pt  =  d'une  pari  —  d^auire  part. 

dev,  oder  ded.     =  devens  oder  dedene  (mit  folgender  Mitbestimmung). 

di.,  dvt.  =  doit,  doivent. 

oL  =  cUer. 

mv.  =  mouvoir, 

rap,  (he.)  Ue.     =  raporter  (boinee)  lettree. 

plr(8).  =  pekrinage(8). 

Schliesdlich  werden  bei  den  Namen  der  Wallfahrtsorte 

(Saint  OiUe  en)  Prouvence  (bezw.  Prouvenche)j 

(Saint  Jakeme  en)   Oalieee^ 

(Saint  Nicolas  a)   WamieviUe, 
jedoch  nur  im  Falle  diese  Schreibiuig  vorliegt  {v  in  der  Hs.  wird  auch  hier- 
bei stets  vermerkt),  die  Abkürzungen 

iV.  (bezw.  Prche.),  G.  und   W.  angewandt. 

Steine  im  Text  verweisen  auf  diesbezügl.  Anmerkungen. 


1.  Abschnitt. 

On  talla  Tan  1283  le  joesdi  apries   le  Saint  Mahiu  en  sietembre  vne  Fol.  1. 

c 

talle  de  .vi.  U  de  par.^);  si  fu  tallie  por  semaines  de  xij  semaines  s'en  dut 
Nostre  Dame  viij  &  xij  s.  7  .j.  d.  par*. 
Sains  Pias  .c.  7  xvj  s.  7  iiij  d.  par, 
Sains  Pieres  Iviij  s.  ij  d.  par. 
Sain«  Quentins  vj  ffi  iij   s.  7  xj  d.  par. 
Sains  Jak.  [Jakemes]  vij  S  v  s.  7  v  d.  par. 
Sains  Brisses  ix  U  iiij  s.  7  .j.  d. 

1)  In  der  Hs.  hier  versehentlich  a'en  eut  Noet[re  Dame]. 


8  Walter  Benary 

Fol.  !▼.  1.  Gilles  Ftallons  a  merchiet  en  plaine  hale*  par-devant  provo»  7  jures 

del  afoluie*  que  Jakemins  li  Cae  li  fist  Cis  merchiemens*  fu  iaia  a  le 
provoste*  Jehan  d'Orke  7  Jakemon  Mouton  Tan  d.  l  1276  el  mois 
d'octembre. 

2.  Jehan  de  Quienghien  a  donnet  vne  souffrance*  pour  lui  7  pour 

les  siens  pd.  pr.  j.  en  pl.  h.  a  Jehan   de  Heigies  7  as  siens,  jusques  a  le 

S.  Remi  ki  vient  prochainement.    Ceste  souffrance  fu  donnee  en  le  darraine 

semainne  de  fenerech*  l'ui  1278. 
Fol.2u.Fol.3 
8.  £inl.n.l2b. 

Fol.  4.  3.  Ce  fu  fait  au  noel  Tan  1273. 

Jehennes  de  Popioele  a  donnet  triues  de   lui   7    des    siens   a  Watier 

Maughier  7  as  siens,  jusques  au  jour  Saint  Jehan  Baptiste  ki  vt  prcht  7 

le  jour  tout*  en  le  maniere  que  li  triue  avoit  devant  estet. 

3^  ^.  L'an    1275    el   mois   de    ghieskerech*  donna   trs.  Jehennes   de 

Popioele  de  lui  7   des  [siens]  a  Watier  Maughier  7   as  siens  ^),    jusques  au 

jour  dou  noel  ki  vt  prcht  7  le  jour  toute-jour  en   le  maniere  que  li  triue 

avoit  devant  estet. 
Folgt  8». 

4.  Ge  fu  fait  au  noel  Tan  1273. 

Emouls  Gatine  a  don.  trs.  de  1.  s.  a  Flamenc  de  Bauwegnies,  a  Moriel 
dou  Mörder  7  a  Henri  a  le  Take  7  as  leur,  jqs.  jr.  Saint  Jehan  Baptiste 
ki  vt  prcht.  7  jr.  tjr.,  au  res  del  anemi  de  le  ville*,  en  le  fourme  qu'elle 
avoit  devant  estet  ^). 

5.  Pieres  Patins  de  Gourtrai  a  trs.  don  de  L  s.,  jqs.  jr.  Saint  Jeh. 
Baptiste  Tan  1276  7  jr.  tjr.  a  Tiebaut  de  Ganfaing  7  as  siens.  Ce  fu  fait 
pd.  pr.  j.  Tan   1275  el  mois  d'aoust'). 

Fol.4v.  6.  Ge  f.  ft.  au  noel  Tan  1273. 

Jehans  au  Dent  a  don.  trs.  de  1.  s.  a  Jakemin  le  Pissenier  7  as  siens, 
jqs.  jr.  Saint  Jeh.  Baptiste  ki  vt.  prcht  7  jr.  tjr.  en  le  fourme  qu'elle 
avoit  devant  estet. 

7.  Ce  f.  ft.  au  noel  Tan  1273. 

Evrars  d'Antoing  a  don.  trs.  de  1.  s.  a  Gochet  le  Pinier  as  siens,  jqs. 
jr.  Saint  Jehan  Baptiste  ki  vt  prcht.  7  jr.  tr.  en  le  maniere  qu'elle  avoit 
devant  estet 


1)  708  8ien8  am  Rand. 

2)  Nr.  4  ist  durchgestricheD. 

3)  Diese  Nummer,  zwei  Jahre  spater  als  die  vorhergehenden  und  folgenden, 
steht  zu  Fuss  der  Seite.  Bei  anderen  sich  als  Nachtrage  erweisenden  Stücken  wird 
dies  nicht  vennerkt  werden,  da  es  aus  der  Datierung  meist  von  selbst  hervorgeht 


Zwei  altfnmz.  FtiedenrngiBter  der  Stadt  Touroai  (1273—1280)  9 

8.  Pieres  de  Sekelin  a  trs.  don.  a  Herbert  le  Neocre  7  a  Colart  Car- 
beniel  aus  7  les^)  leur,  au  res  de  oelui  ki  le  navera,  jusques  a  le  Saint 
Jeh.  Baptiste  7  jr.  tjr. 

8*  (Fol.  4).  Pieres as  leur,  au  res  de  oelui  ki  le  quassa.  Si  dure 

oest[e]  triue,  jqs.  jr.  Saint  Jeh.  Baptiste  Tan  1276;  si  fu  donnee  el  mois 
de  jenvier  l'an  1275*)»). 

9.*)  Ce  f.  ft  au  noel  Tan  1273. 

Moreaus  dou  Mortier  a  don.  trs.  de  1.  s.  a  cheaus  d'Jerkesies  7  as 
lear,  jqs.  jr.  Saint  Jehan  Baptiste  ki  vt.  prcht.  7  jr.  tjr.  en  le  fourme  qu'elle 
avoit  devant  estet  Toutes  ces  triues  sunt  donnees  7  ralongies^  au  res  que 
as  anemis  de  le  ville'). 

10.  Will,  de  le  Bare*  d'Orke  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Colart  de  Longhesauch    Fol.  5. 
7  as  siens,    jqs«  jr.  del   anrenuef*  7  jr.  tjr.  l'an    1276   en  le  fourme   que 

H  trtue  avoit  este*  devant.  Et  ceste  triue  a  Will,  de  le  Bare  rendue  a 
oelui  Colart  et  as  siens  en  le  fourme  devant  dite  jusques  au  jor  Saint  Jeh. 
7  tout  le  jor*). 

11.  Jehans  Fausseaus  de  Veson  a  trs.  don.  ae  1.  s.  a  Gillion  le 
CaudreUer  7  as  siens,  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr. 

12.  A  le  Saint  Je&an  Tan  1277  donna  Vstasses  Soimons  trs.  de  1.  s.  de  Vstasson 
a  Jehan  Lieput  a  le  Take  7   as  siens,  au   res  de  Jakemon   a   le  Take   ki     Sounont 
Wibiert  sen  frere  ocist;  7  ceste  triue  dure  jqs.  jr.  del  anrenuef  ki  vt.  prcht. 

7  jr.  tjr. ;  si  met  hors  de  se  triue  les  despaissies. 

Et  Watiers  de  Havines  prist  un  respit*  a  Gillot  Beausire,  a  oes 
Lieput  7  les  siens,  au  res  de  Jakemon  sen  frere  ki  Gillot  Soimont  navera. 
8i  dure  ds*  respis  ausi  longhement  que  li  triue  Vstasson  Soimont;  7  Liepus 
nchiut  oest  respit 

12*.  AI  anrenuef  1277  donna  Vstasses  Soimons  trs.  de  1.  s.  a  Jehan 
Lieput  7  as  siens,  au  res  de  Jakemon  sen  frere,  de  le  mort  Wibiert  Soimont. 
t      8i  dure  oeste  tr.  jqs.  jr.  Saint  Jeh.  Baptiste  l'an  1278  7  jr.  tjr. 

1)  Stiebe  Anm.  zu  Nr.  17. 

2)  Hs.:  m.  Ixxv, 

3)  Da  aowdil  Nr.  8  wie  8*  blassere  Schrift  zeigen,  ist  es  möglich,  dass  beides 
Nichfcrige  sind;  dann  wäre  nur  8*  gültig,  da  hier  das  Datum  angegeben  wird. 

4)  Nr.  9  ist  durchgestrichen. 

5)  Dieeer  Satz  scheint  mir  nur  für  diese  Nummer  zu  gelten,  nicht  auch  für 
die  Torfaergehenden. 

6)  U  jor  ist  ziemlich  verkratzt. 


10  Walter  Benary 

12^  (Fol.  2).  Ce  sunt  eil  ki  ont  greet  7  otriiet  loa  triues  tout  ensi 
que  Vstasses  Soimons  les  a  donnees,  otriies  7  doura,  soit  au  noel  soit  a  le 
8.  Jehan,  tres  le  8.  Jehan  Bapliste  Tan  1278  en  avant  Et  si  n'est  mie 
Jakemes,  ki  fu  fius  Wibiert  Soimont»  en  le  triue  Vstasson  sen  onele. 

Oilles  Soimons.  Warniers  Soimons.  Fierains  Soünons.  Grars  Goubaus. 
Jeh.  Goubaus.  Jakemes  li  Enfuines.  Golars  li  Enfumes.  Oliviers  U  Enfumes. 
Jehennes  Bourles.  Jakemes  li  Cordiers  7  si  troi  fil,  Jehans,  Golars  7  Simons. 
Colars  de  le  Haise  li  peres.  Golars  de  le  Haise  li  fius.  Jehans  de  le 
Haise.  Jeh.  Buridans.  Wicars  li  Vilains.  Jeh.  Hainnaus  de  Fontaines. 
Simons  de  Hostes.  Jakemins  de  Ghanfrois.  Henris  de  Bourion.  Jehans 
dou  Puch  de  Boumeries.  Et  Gilles,  li  &U8  Gillion  Wibaut  JaL  de  Bau- 
wegnies  7  Jeh.  ses  frere.  —  Jeh.  li  Enfumes  a  oeste  triue  loee;  si  le  raporta 
Jehans  Parens,  eswardere*.  —  Jeh.  li  Dieus;  Colars  de  Hostes  c'on  dist 
dou  Grardin;  Libins  ses  frere;  Pieres  Bousseaus;  Bobiers  de  Biercus  7  Jehans 
li  Cocus:  eist  vj  loerent  oeste  triue  tout  ensi  que  Vstasses  Soimons  l'a 
donnee  7  donra  7  ossi*  aouvent.  7  tout  si^)  le  raporterent  Jehans  Miache 
7  Gilles  li  Toiliers,  eswardeur,  pour  ces  vj  darrains  nomes. 

12^  AI  anrenuef  l'an  1278  Vstasses  Soimons  rendi  oes  triues,  pour 
lui  7  pour  toutes  oes  persones  devant  nomees  ki  grees  les  ont,  jusques  a 
le  S.  Jeh.  Bapt.  7  jr.  tjr.  l'an  1279;  7  Jehans  lAepus  le')  rechiut 

13.    Watiers  li  Buriers  a  trs.  donnees  de   1.  s.  a  Evrart  de  le  Vigne 
7  as  siens,  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.    Ge  f.  ft.  l'an  d.  i.  1276  el  mois 
de  fenerech  a  le  provoste  Jakemon  Mouton  7  Jehan  d'Orke. 
Fol.  5v.  14.    Jehennes  de  Duisompiere  7  Watelais*  ses  frere  ont  donnet  boin 

respit  7  loial  d'aus  7  des  leur  a  Gillot  Doret  7  as  siens,  jqs.  jr.  Saint 
Jehan  Baptiste  ki  vt  prcht.  7  jr.  tjr.  Ce  f.  ft  el  mois  d'averil  l'an  1274 
le  jor  Saint  Marc  par  vn  demerkes. 

15.  ^  Lambiers  de  Ghelues  a  donnet  boines  triues  de  1.  s.  au  fil 
Hanke  de  Moriel  7  a  tous  les  siens,  fors  a  Gillot  d'Aubenton  7  a  sen 
frere,  jqs.  jr.  del  anrenuef  ki  vt  prcht.  7  jr.  tjr. 

16.  ^  Crestofles  li  Pisseniers  a  don.  trs.  de  1.  s.  a  Colart  Carbeniel 
7  as  siens,  fors  que  au  frere  oelui  Colart  ki  le  fait  fist  7  ceste  triue  dure 
jqs.  jr.  del  anrenuef  ki  vt  prcht.  7  jr.  tjr.  Ceste  tr.  fu  donnee  Tan  d.i. 
1274  xviij  jors  en  sietembre  en  pl.  h.  pd.  pr.  jr. 

17.  Jehans  Hatous  d'Anetieres  a  trs.  don.  de  1.  s.  Watier  Mirour  7 
Estievenin,  le  fil  Colart  de  Lome,  aus  7  les  leur*  au  res  de  celui  ki  le 
fait  fist. 


1)  #f  =  ensi 

2)  8.  S.  13,  FossD.  3. 


Zwei  alifnmz.  Friedensregiater  der  Stadt  Toarnai  (1273—1280)  H 

18.  L'an  d.  L  1274,  le  jor  dee  armee  par  vn  devenres,  donna  Monars 
Bierenghiers  triues  de  1.  s.,   sauf   loi  faisant^),    a  Jeheimet  de  Pierone  7  a 

aes  deua  //  freres  7  as  leur,    jqs.    jr.   del   anrenuef   le   prochain  que  nous  F0L6. 
atendons  7  jr.  tjr. 

19.  Jehans  de  Havinea  a  donet  trius^)  de  L  s.,  jqs.  jr.  Saint  Jehan 
Baptiste  7  jr.  tjr.  ki  sera  l'an  1275,  a  Simon  Peteion  7  a[8]  siens,  fors  que 
a  celui  ki  le  &it  fist  Geste  triu  fu  donnee  7  ralongie  par  provoa  7  por 
jnres  a  le  provoate  Jefaan  le  Boi  7  Gillion  Gardevake*. 

20.  Grars  U  Peaucheliers  a  don.  trs.,  pour  lui  7  pour  les  siens,  a 
Gillion  le  Joutier  7  as  siens,  fors  qu'a  oelui  ki  le  fait  fist,  jqs.  jr.  Saint 
Jehan  Bapt  l'an  1275  7  jr.  tjr. 

21.  Au  tierc  jor  de  mai  por  j.  diemenche  l'an  1276  Jeh.,  ki  fu  fius 
Kemart  a  le  Take,  feri  Jehan,  le  fil  Jehan  de  Rongi,  el  ventre  d'un 
ooutiel  si  que  li  oins  li  sali  dou  ventre.  En  oe  jor  meismes*  si  c'on 
cantoit  viespres,  Jakemins,  li  fius  Jehan  de  Rongi,  7  Jakemins,  ki  fu  fius 
Herman  Wisse,  atainsent  Mikiel  dou  Mortier  sour  le  pont  dou  castiel.  La 
le  feri  Jakemins  de  Rongi  en  le  tieste  d'une  espee  se  *  li  copa  sen  capiel 
de  fautre  7  le  navera  griement*  7  mist  en  peril  de  mort;  7  Jakemins 
Wisae  l'estohi  d'un  espoit^  ensi  que  Mikiols  dist,  ij  cos  u  trois,  mes  il  ne 
li  fist  ne  sanc  ne  plaie*.  —  Apries  ces  ooses  avenues  li  provost  7  li 
juret,  pour  les  perius  7  les  maus  abassier  entre  les  parties,  prisent  triues 
as  plus  prochains  parens  de  l'une  portie  7  de  l'autre.  Si  prisent  trs.  de 
Emoul  Catine  7  de  Colart  de  Corberi  pour  les  ij  costes  de  Jeh.  de  Rongi 

ki  //  naveres ')  estoit  Et  si  prisent  trs.  a  Biertran  Warison  7  a  Watelet,  Fol.  6^. 
le  fil  Vilain  de  le  Gambe,  pour  les  ij  costes  de  Jakemin  Wisse  de  por  se* 
pere  7  se  mere.  Et  si  prisent  trs.  a  segnour  Evrart  a  le  Take,  ki  oncles 
est  Jehan  a  le  Take  ki  navera  Jehan  de  Rongi  dou  coutieL  Et  si  prisent 
trs.  ausi  a  Gossuin  dou  Mortier,  ki  freres  est  Mikiel  cui  Jakemins  de  Rongi 
navera.  7  ceste  triue  fu  fianchie*  boine  7  loials  a  toutes  les  parties  devant 
dittes  7  as  leur  partout,  ju«ques  au  jour  Saint  Jehan  Baptiste'*'  7  jr.  tjr. 
l'an  1276,  au  res  de  Jakemin  de  Rongi  7  de  Jakemin  Wisse  ki  n'ont  nulle 
triue  ne  Gillos  li  Savages  ausi*. 

21*.  A  le  Saint  Jehan  l'an  1276  reprisent  li  provost  7  li  juiet  trs. 
jqs.   jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.,  le  prochain  que  nous  atendons,  en  le  fourme 


1)  Ohne   den   gesetzmassigeD  W^  zu  beschreiteD,   d.  h.   ohne  sich  an  das 
Gericht  zu  wenden. 

2)  de;  ebenso  nachher  triu. 

3)  Nr.  21  von  Fol.  6^  an  durchstrichen.    Nr.  21«  desgl. 


12  Walter  Benary 

et  en  le  maniere  qu'elle  fu  prise  por  deeeure  as  kievetaineä*;  sauf  chou 
que  Gillos,  li  fius  Jeh.  de  Rongi,  fu  fais  kievetaine  por  assens  de  jures  potir 
Ernoul  Catine  7  pour  Colart  de  Gorberi  ki  a  le  premiere  triue  fuient  kie- 
vetaines  pour  ij  ooetes^). 

21^  (Fol.  7).  AI  anrenuef  Fan  1276    reprisent    li    provost  7   li  juret 

trs.  a  Gillot  de  Rongi,  a  Jehennet  ki  fu  fi««  Biernart  a  le  Take,  a  Biertran 

Warison  7  a  Watelet,  le    fil  Vilain  de   la  Gambe,    en    tel  maniere  qu'elle 

fu  Premiers  prise;  si  dure  oeste  tr.  jqr.  jr.  8.  Jeh.  Tan  1277  7  jr.  tjr. 
partout 

21«  (Fol.  7^).  A  le  Saint  Jehan  Tan  1277  reprisent  li  provost  7  li 
juret  trs.  a  Ernoul  Oatin[e]  7  a  Colart  de  Gorberi  oome  kievetaines  7  a 
Biertran  Warison  7  a  Watelet,  le  fil  Vilain  de  le  Gambe,  powr  les  ij  oostes 
de  Jakemin  Wisse  de  par  pere  7  de  por  mere.  Et  si  prisent  trs.  a  Jehan 
ki  fu  fius  Biernart  a  le  Take.  Et  si  prisent  trs.  a  Mikiel  dou  Mortier  de 
le  naverure  que  Jakemins  de  Rongi  li  fist.  7  ceste  tr.  fu  fianchie  boine  7 
loials  a  toutes  les  parties  devant  dittes  7  as  leur,  jqs.  jr.  del  anrenuef  l'an 
1277  7  jr.  tjr.,  en  le  fourme  7  en  le  maniere  que  eile  fu  premiers  [donnee]. 

22.  Le  merkedi  en  penteoouste  Tan  1276  prisent  li  provost  7  li  juret 
une  souffrance  7  un  respit  sour  aus  a  Gillot  de  Roesart  pour  lui  7 
potir  les  siens,  a  oes  Gossuin  de  le  Vigne  7  Mahiu  d'Jerkesies  7  les 
leur.  Os  respis  fu  pris  par  le  gret  des  parties  ki  presentes  i  furent,  jusques 
a  le  Saint  Remi  ki  vt.  prcht 

23.  Grous')  dou  Mouliniel  a  don.  trs.  de  1.  s.  a  Fasteret  d*Orke  a 
L  s.  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.  Ge  f.  ft.  Tan  1276  au  tierc  jour  de 
fenerech.    7  Fasteres  d'Orke  le  rechiut  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.,  en   tel  maniere 

Fol.  7.   qu'il  7  li  sien  ki  borgois  sunt  7  lor  fil  ont  triues  //  partout,  7  no  coucant 
7  no  levant*  ki  borgois  ne  sunt  les  ont  devens  le  justice  de  Tomai'). 

24.^)  Emouls  Magrejoute  7  Jak.  ses  fiu«^)ont  trs.  donnees  de  L  s.jqs. 

jr.  del  anrenuef  ki  vt  prcht  7  jr.  tjr.  a  Jehan,   le  fil  Viviien  le  Boulen- 

ghier  des  Maus  7  as  siens.     Ge  f.  ft.  en  pl.  h.  Tau  1276  el  mois  de  jun; 

ce  f.  ft.  a  Yslenchiennes. 
Folgt  21b. 


1)  Nämlich  der  Sippe  väter-  und  mütteriicherseits.   Der  Bruder  des  s.  Zt  ver- 
wundeten Jehan  (das  ist  GiUas  doch  wohl  und  nicht  sein  Sohn)  tritt  an  die  Stelle  beider. 

2)  Das  «  ist  aus  r  gebessert. 

3)  Nr.  23  ist  durchgestrichen. 

4)  Nr.  24  desgl. 

5;  Diese  Namen  am  Rand.    Auf  der  Linie  steht  Origores  (durchgestrichen) 
li  B(mUnghier9;  ont  steht  über  durchstrichenem  a. 


Zwei  altfranz.  Friedensregister  der  Stadt  Toumai  (1273—1280)  13 

25.  Jehennee  de  Was  a  trs.  don.  de  I.  s.  a  Jakemon  Alent  7  as  siens^ 
au  res  de  celui  ki  le  fait  fist,  jqs.  jr.  8.  Jeh.  Baptiste  7  jr.  tjr.  qtii  sera 
l'an  1277. 

26.  Jehans,  li  fius  segneur  Ev[r]art  a  le  Take,  a  trs.  don.,  par  assens 
de  pit>vo6  7  de  jures,  de  L  s.  devens  le  justice  de  Tornai :  Rogier  de  Cherc, 
Simon  sen  frere,  Jehan  de  Cherc  le  couletier,  Biertran  de  Cherc,  Jehan  sen 
frere,  Jehan  de  Mainwaut,  Sohier  de  Cherc  7  sen  fiL  Et  ceste  tr.  dure 
jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.;  si  fu  donnee  en  pl.  h.  des  jures  lan  1276 
au  disietisme*  jor  d'octembre  par  vn  devenres^).  —  7  apries  donna  Jeh.  a 
le  Take  triues  par  priiere  Jeh.  Miolet*)  en  tel  maniere  que  les  autres  de- 
vant  nomes. 

26*.  Le  jour  del  anrenuef  par  un  devenres,  ki  fu  lan  1276,  donna 
Jehans,  li  fius  segneur  Evrart  a  le  Take,  trs.  de  1.  s.,  par  assens  de  provos 
7  de  jures,  jqs.  jr.  Saint  Jehan  Baptiste  Tan  1277  7  jr.  tjr.  dev.  just  T.: 
folgen  dieselben  Namen  tvie  oben,  7  Jehans  a  le  Take  par  priiere  de  preu- 
domes*  donna  trs.  Jehan  Miolet  de  1.  s.  tout  en  tel  maniere  que  les  autres 
devant  nomes  7  ausi  longhes. 

26 ^  ^  Et  a  le  Saint  Jehan  ki  fu  l'an  1277  donna  Jeh.  a  le  Take, 
li  fitt«  eegneur  Evrart,  [trs.]  //  de  1.  s.  dev.  just  T.,  jqs.  jr.  del  anrenuef  7    Yo\.  7v. 
]r.    tjr.    as  viij  devant  nomes,    sauf   che  que  Jeh.  Myoles   n'a  trs.  plus  que 
jqs.  jr.  Saint  Remi  7  tout  ce  jor. 

Folgt  27, 27i 
26«.  AI  anrenuef  Tan  1277  Jeh.,    li  fius   segneur  Evrart  a  le  Take, 

donna  trs.  de  1.  s.  en  pl.  h.:   Rogier  de  C[h]erc,    Simon  sen  frere,  Bertran 

de  Cherc,   Jeh.   sen  frere;    eist  quatre  Tont^)   partout  oomme  borgois  qu'il 

sunt;  7  Jehans  de  Cherc  li  couletiers,  Jehans  de  Mainwat,  Sohiers  de  Cherc 

7  ses  fius  Tont  dev.  just.  T. .  7  ceste  triue  dure  jqs.  jr.  Saint  Jehan  Baptiste 

Tan  1278  7  jr.  tjr. 

26^.    Et  a  le  S.  Jeh.  Tan  1278  Jeh.,  li  ftus  segneur  Evrart,  rendi  ces^) 

triues  devant  dites  as  persones  devant   nomees  jqs.  jr.  del  anrenuef  prochain 

7  jr.  tjr. 

26^  (Fol.  13^)  A  le  Saint  Jehan  l'an  1279 «)  donna  trs.  Jehans  a  le 
Take,  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.  de  1.  s.,  au  res  de  Karon  Maughier  7 
ses  ii    freres  Watier  7  Babelin,  a  Rogier  de  Cherc,   a  Simon    sen  frere,   a 

1)  Falsches  Datum;  der  17.  Okt.  76  war  ein  Sonnabend. 

2)  Im  dativischem  Sinne,  ebenso  Ua  autres  (siehe  Anm.  zu  Nr.  17). 

3)  Vont:  Sing,  statt  PI.  sinngemäss;  ebenso  lerap.  haine  und  an  anderen  Stellen. 

4)  Hs.:  ed. 

5)  Es  fehlt  demnach  nur  eine  triue  für  die  Zeit  von  Neujahr  78/79  bis  St.  Jeh. 
Bapt.  79. 


14  Walter  Benary 

Biertran  7  a  Jehan  sen  frere  partout  oomme  boigois;  7  Jehans  —  —  — 
(tote  oben)  de  Tornai.  Et  Liepu^  a  la  Take  7  Jehans  Moutons  le  raporterent 
boine^)  en  plainne  h.  pd.  pr.  j. .  7  Gilles  a  le  Take  prist  Babelin  sour  lui 
pd.  pr.  j. 

26^  (B,  Fol.  1)  ^  AI  anrenuef  l'an  1279  dona  trs.  Jehans  a  le  Take 
de  L  s.  partout  Bogier  de  Cherc,  Simon  sen  frere,  a  Biertran,  a  Jehan  sen 
frere  7  a  Jehan  de  Cherc  le  couletier;   dst  v  l'ont  partout  oomme  borgois*). 
Et  Jehans  de  Mainwaut,   Sohiers   de  Cherc  7  ses  fius   l'ont  dev.  just.  T. 
Si  dure  ceste  tr.  jqs.  jr.  Saint  Jehan  Baptiste  Tan  1280  7  jr.  tjr. 

26'.  (B,  Fol.  8"")  ^  A  le  Saint  Jehan  l'an  1280  Jehans  a  le  Take 
donna  trs.  de  L  s.  partout  Rogier  de  Cherc,  Simon  sen  frere,  Bertran  7 
Jehan  sen  frere  7  Jehan   de  Cherc  le  couletier;   eist  l'ont  partout  comme 

borgois.     Et (tvie  oben)  de  Tornai.    Si  dure  ceste  tr.  jqs.  jr.  del 

anrenuef  7  jr.  tjr. 

27.  (Fol.  7^)  ^  Jeh.  li  Petis,  li  pisseniers,  a  trs.  don.  de  1.  &  de  sen 
costet  a  Polon  dou  Bruille   7  a  Huon  le  Caboteur*  partout   7  as  leur^   au 
res  de  Polekin  ki  ocist  Adan,  le  frere  Jeh.  le  Petit  7  ceste  tr.  dure  jqs.  jr. 
S.  Jeh.  l'an  1277. 
Jeh.  li  27^    ^  Et  Jehennes  li  Petis  le')  donna,  de  le  S.  Jeh.  devant  ditte 

i'iflB(enier8).  j^g^^^g  jj  anrenuef  l'an  1277,   tout  en    tel  maniere  que  ses  pcre  le  dona 
por-deseure. 

27^  Et  [al]  anrenuef  l'an  1277  donna  Jehennes  li  Petis  trs.  a  Polon 
dou  Bruille  7  a  Huon  le  Caboteur,  jusques  a  le  S.  Jeh.  Bat  l'an   1278  7 

jr.  tjr.  en  tel  maniere  qu'ele  avoit  estet  donnee  por-deseure. 
Folgt26c,d'  ^  "^ 

(//)  21c. 
Fol.  8.  27».   ^  Jehennes  li  P.  li  piss.  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Polon  d.  B.  7  a 

Huon  le  C.  7  as  leur  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.,  au  res  de  Polekin  qui 

ocist  Adan,  sen  oncle,  en  le  fourme  qu'elle  fu  premiers  donnee. 

27*.  (FoL  12^)  Jehennes ki  ocist  Adan  le  Petit     Si  dure 

ceste  tr.  jqs.  jr.  del  anrenuef  ki  vt  prcht  7  jr.  tjr.;  si  fu  donnee  a  le  S. 
Jeh.  l'an  1279^);  si  le  rechiut  Poles  dou  Bruille  de  sen  costet  7  Hues  li 
Cabotere  dou  sien  costet 

27^  (B,  FoL  2)  Anfang  wie  27^.  Si  dure  ceste  tr.  jqs.  jr.  8.  Jehan 
Baptiste  7  jr.  tjr.;  si  fu  donne  al  anrenuef  1279.     Si  le  rechiut  Poles  dou 

1)  8.  S.  13,  Fasan.  3. 

2)  Von  diesen  war  der  letztgenannte  bis  dahin  nicht  Bürger. 

3)  Nämlich  die  triue;  vgl.  26«. 

4)  Auch  hier  fehlt  nur  eine  triue  für  dieZeit  von  Neujahr  78/79 bis  Bt  Jehao  B.  79. 


Zwei  Altfnnz.  FriedeoBregister  der  SUdt  Tournai  (1273— 1280)  15 

Braille  de  sen  oostet  7  Hues  li  Cabotere  dou  sien  oostet  6i  fu  a  ceste 
tr.  preadre*  Jakemes  li  Vakiers  comme  provos,  ColarB  d'Anvaing  7  Mahius 
li  Neocres  i  furent  comme  juret 

27'.  (B,  FoL  8)  J.  li  P.  li  piss.  a  trs.  don.  de  1.  s.,  de  le  mort  Adan 
le  Petit,  sen  oncle,  dev.  just  T.  a  Polon  dou  Braille  7  as  siens,  au  res 
de  oelui  ki  le  fait  fist.  6i  dure  oeste  tr.  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.:  7  se 
Poles  a  nul  parent  a  borgois,  il  a  triue  partout. 

28.  Jakemes  Rainneware  a  trs.  don.  de  1.  s.,  de  le  mort  de  sen  frere, 
jqs.  jr.  del  anrenuef  Tan  1277  7  jr.  tjr.  a  Bertran  Warison  7  as  siens  au 
res  de  Pipelart  ki  fist  le  fait  Et  puis  ceste  triue  donnee,  Pipelars,  quant 
il  reut  le  ville*,  il  viunt*  en  pL  h.  7  requist  les  triues  de  le  ville  de 
Jakemon  Rainneware  7  des  siens.  Cil  Jakemes  fu  mandes  en  pl.  h.  7 
donna  trs.  par  le  hale*  a  celui  Pipelart,  de  le  mort  de  sen  frere,  jusques  au 
jour  del  anrenuef  7  jr.  tjr.  —  Et  al  anrenuef  Tan  1277  donna  Jakemes 
Rainneware  trs.  de  1.  s.  jqs.  jr.  8.  Jeh.  Tan  1278  a  Pipelart  7  as  siens, 
sauf  chou  que  Pipelars  n*a  trs.  que  dev.  just  T.^) 

29.  Jehans  Orfenins  7  Jehans  li  Noiriers  on[t]  trs.  don.  boines  7 
loiauß  d'aus  7  des  leur  7  fianchies  a  Jakemon  de  le  Vourc  7  as  siens 
partout  jqs.  jr.  del  anrenuef  ki  sera  Tan  1277  7  jr.  tjr.  7  Jakemes  de  le 
Vourc  le  rechiut  en  tel  maniere  pour  lui  7  pour  les  siens.  Si  fu  donnee 
en  pL  h.  Tan  1277  iii  jours  devant  le  Saint  Jehan  Baptiste. 

29*.  ^  Et  tout  en  tel  maniere  que  oeste  triue  devant  ditte  fu  donnee, 
si  le  rendirent  Jeh.  Orfenins  7  Jeh.  li  Noiriers  a  Jakemon  de  le  Vourc  7 
as  siens,  jqs.  jr.  Saint  Jehan  Baptiste  7  jr.  tjr.  Tan  1278. 

29^  ^  Et  a  le  Saint  Jeh.  1278  Jeh.  Orfenins  7  Jehans  h  Noiriers 
rendirent  [oes]  triues  en  tel  maniere  comme  deseure,  jqs.  jr.  del  anrenuef  ki 
vt  prcht  7  jr.  tjr. 

29«».  (FoL  11^)  AI  anrenuef  Fan  1278  J.  O.  7  J.  li.  N.  donerent  trs. 
d'aus  7  des  leur  a  J.  de  1.  V.  7  as  siens  partout  jqs.  jr.  Saint  Jehan 
Baptiste  7  jr.  tjr.  Tan  1279. 

29*.  (FoL  12^)  A  le  8.  Jeh.  l'an  1279  J.  O.  7  J.  li.  N.  donerent 
trs.  de  aus  7  des  leur,  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.,  a  J.  d.  1.  V.  7  as 
siens  partout 

29«.    (B,  FoL  2^)  J.  L  N.  7  J.  O.  ont  trs.   don.  d'aus  7  des  leur  a 


1)  Nr.  28  ist  durchgestrichen. 


16  Walter  Benary 

J.  d.  1.  V.  7  as  siens  partout.  7  Raoules  de  Lai  li  a  don.  tars.  ausi,  lui 
7  les  siens  de  1.  s. .  8i  dure  ceste   tr.  jqs.  jr.  8.  Jehan  Baptiste  7  jr.  IjrJ) 

29'.  (B,  Fol.  8)  J.  L  N.  7  J.  O.  ont  tre.  don.  d'aus  7  des  leur 
partout  a  J.  d.  1.  V.  7  as  siens,  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.*).  Et 
Maughiers  Tiebegos  l'a  boine  faite  de  sen  costet 

Fol.  8v.  30.   Jakemins  de  Blandaing  7  Jehans  li  Cambiers  ses   freie  ont  trs. 

don.  d'aus  7  des  leur,  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.,  de  le  mort  lor  freie, 
a  Jehan  ki  fu  fius  Ghilebiert  le  Oerc,  a  Mahiuet  de  le  Vourc,  a  Jehennet 
7  a  Huet  ses  freies,  a  Jehan  Tourtiel  7  a  Watelet  se  frere  7  as  leur,  en 
tel  maniere  que  li  borgois  7  lor  fil  l'ont  partout  7  li  ooucant  7  h*  levant 
l'ont  devens  le  justice  de   Tomai  sans   plus.    7   ensi  fu  li  triue  rechiute*. 

31.  ^  Jakemes  de  Wielle  a  trs.  don.  de  L  s.  a  Gillot  de  le  Melle  7 
as  siens,  en  tel  maniere  que  li  borgois  de  le  ville  7  lor  fil  l'ont  partout  7 
li  ooucant  7  li  levant  l'ont  dev.  just  T. ;  7  ensi  le  rechiut  Oillos  de  Melle. 
Si  dure  ceste  tr.  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.  l'an  1277*). 

32.  Watiers  de  le  Porte,  li  goudaliers,  a  trs.  don.  de  1.  0.  a  Jakemon 
Hapart  7  as  siens,  au  res  de  celui  ki  le  navera.  8i  dure  ceste  tr.  jqs.  jr. 
del  anrenuef  7  jr.  tjr.  7  en  tel  maniere  le  rechiut  Jakemes  Hapars  de  sen 
costet  7  si  requist  le  tr.  par  assens  de  jures^). 

33.  ^  Jakemes  de  Mons-en-Peule  a  trs.  don.  de  L  s.  a  Copin  le 
Faukenier  7  a  ses  enfans  de  desous  viii  ans.  6i  dure  ceste  tr.  jqs.  jr.  del 
anrenuef  ki  vt.  prcht.  7  jr.  tjr.;  si  fu  donneeelmois  de  fenerech  l'an  1277. 

34.  ^  Jeh.  de  TOstelerie  a  trs.  don.  de  L  s.  a  Jakemon  Alent  7  as 
siens,  au  res  de  celui  ki  le  fait  fist.  7  ceste  tr.  dure  jqs.  jr.  del  anrenuef 
le  prochain  que  nous  atendons  7  jr.  tjr.;  si  fu  donnee  a  le  8.  Jehan  l'an  1278. 

35.  ^  Baude«  del  Espinoit  a  trs.  don.  de  L  s.  a  Martin  de  Hollande 
Fol.  9.    et  as  siens  jqs.  jr.  del  anrenuef  ki  //  vt.  prcht.  7  jr.  tjr. 

36.  Jehans  Raimbaus  a  trs.  donnees  de  1.  s.  a  Gillion  Castagne  7  as 
siens  de  sen  costet,  de  le  mort  Jakemon  sen  freie,  au  res  de  cheaus  ki 
furent  a  sen  frere  ochiie.    Si  dure  ceste  tr.  jqs.  jr.  del  anrenuef  l'an  1278 

7  jr.  tjr- 


1)  Sc.  1280;  vorhergeht  Nr.  75. 

2)  1280/81  •,  vorher  Nr.  76. 

3)  Nr.  31  ist  durchgestrichen. 

4)  Nr.  32  desgl. 


k 


Zwei  altfranz.  FriedensregiBter  der  Stadt  Touraai  (1273—1280)  17 

Et  tout  en  tel  maniere  a  Jehans  Raimbaus  donnet  trs.  de  1.  s.  a  JehaD 
Muellette  7  as  aiens  de  sen  costet,  au  res  —  —  —  ochire,  jqs.  jr.  [del 
anrenuef]^)  7  jr.  tjr. 

Et  tout  en  tel  maniere  que  ces  triues  sunt  donnees  por-deseure,  si  les 
a  J.  R.  donnees  de  1.  s.  ausi  longhes,  de  le  mort  Jakemon  sen  frere,  a 
Pieren  le  Doulc  7  as  siens  de  sen  costet,  au  res ochire. 

36*.  (Fol.  12^)  A  le  S.  Jeh.  Tan  1279  donna  J.  R.  trs.  de  1.  s.  Gillion 

ÜBstagne  7  a  Reron  le  Doulc  7  as  leur,  au  res ochire.    Si  dure  ceste 

tr.  jqs.  jr.  del  anrenuef  le  prochain  que  nous  atendons  7  jr.  tjr.  partout 

36^  (B,  FoL  2^)  T  J.  R.  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Gillion  Castagne  7  a  Noti 
Pieron    le  Douc  7  as  leur^),    au  res  de  cheaus  qui  furent  a  Jakemon  sen 
frereodre.    Si  dure  ceste  tr.  jqs.  jr.  8.  Jehan  Baptiste  qui  vt  prcht  7  jr.  tjr.*). 

37.  Jehennes  de  Nocres  a  trs.    don.  de  1.  s.  a  Watter*)   le  Wandele* 
I           7  as  siens,    en  tel  maniere    que    li  borgois    Tont  partout  7  li  ooucant  7   li 

leyant  Tont  dev.  just.  T.   Si  dure  ceste  tr.  jqs.  jr.   Saint  Jeh.  Baptiste  Tan 
!  1278  7  jr.  tjr. 

»     ;  37^  ^  Et  a  le  Saint  Jehan    l'an    1278   furent   ces   triues   rendues  7 

F'     I  repiiaes  des  porties  devant  dittes  jqs.  jr.  del  anrenuef  ki  vt  prcht  7  jr.  tjr. 

31  6Q  le  forme  premiers  donnee. 

38.  Gilles  de  Holai  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Hennin  de  Templemare  7  as 
b  siens  fors  a  celui  ki  le  fet  fist»  en  tel  maniere  que  eil  ki  borgois  sunt  Font 
J  partout  7  eil  ki  nient  ne  sunt  borgois  Tont  dev.  just.  T.,  ki  coukant  7  levant 
f.                sunt  en  T.    Si  dure   ceste   tr.   jqs.    jr.    del   anrenuef   l'an  1278  7  jr.  tjr.; 

7  en  tel  maniere  avoit  eile  devant  estet  prise. 

38*.  (Fol.  13^).  T  A  le  S.  Jeh.  Tan  1279  Gilles  de  Holai  donna  trs. 
de  L  8.  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.  a  Hennin  de  Templemare^)  7  as 
aiens,  au  res  de  celui  ki  le  fait  fist,  tout  en  tel  maniere  que  li  triue  fu 
Premiers  prise. 

39.  Hellins  Grassins  a  trs.    don.    de   1.    s.  a  Jehan    le  Grue  7  a  ses  Fol 
s                enfans  7  a  Gillot  sen  cousin,  jqs.   jr.   del  anrenuef*   et  jr.   tjr   Tan  1278. 

i  Si  fu  Henris  Pourres,  li  jovenes*,  de  comandise*  7  Watiers  li  Cos  7  Gilles 


J 


1)  dd  anrenuef  ist  vollständig  ausgekratzt.  Dafür  steht  am  Rand  in  blasser 
Farbe:  S.  Jeh.  Augenscheinlich  sollte  damit  die  Verlangemng  der  tr.  bis  zum 
nächsten  Termin  bezeichnet  werden. 

2)  7  ae  leur  am  Band. 

3)  sc.  1280. 

4)  Folgt  dutchgestrich.  Cauart, 

5)  Templemare  der  Hs.  ist  ein  Schreib-  oder  Lesefehler;  ebenso  344. 

Ronuuiisehe  Foradjungen  XXV.  1.  2 


18  Walter  Benary 

li  Toiliers  i  furent  juret     Geste  tr.    fu  prise   el  markiet  devant   le    maison 
Henri  Pourret  al  witisme  jor  de  jenvier  par  vn  samedi. 

40.  Wateies  de  Rues  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Bauduin,  le  vallet  dame 
Jehennain  de  Waudripont  7  as  siens,  jqs.  jr.  Saint  Jehan  Baptiste  ki  vt 
prcht.  7  jr.  tjr.  Geste  tr.  fu  donee  le  mardi  en  le  peneuse  semaine  de  paskes 
Tan  1277  el  markiet  devant  le  maison  Jehan  Wed'n  pd.  pr.  j. 

41.  Estievenes  de  Havines  a  trs.  don.  de  L  s.  partout  a  Jehan  de 
Wervi  7  as  siens,  au  res  de  celui  ki  le  navera,  jqs.  jr.  Saint  Jehan  Baptiste 
7  jr.  tjr.  Tan  1278;  si  fu  donnee  en  averil  Tan  1277  en  plainne  h.  pd. 
pr.  j. 

42.  Hellins  Grassins  a  trs.  don.  de  1.  s.  partout  a  Grosset  de  Hoine- 
vaing  7  as  siens,  jqs.  jr.  Saint  Jehan  Baptiste  ki  vt  prcht  7  jr.  tjr.  Ge  f. 
ft  pd.  pr.  j.  el  mois  de  march  Tan  1277. 

43.  Pieres  de  Nueport  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Watier  Matruche  tout  seul, 
Fol.  10.  jqs.  jr.    Saint  Jehan  Baptiste  ki  //  vt  prcht  7  jr.  tjr.    Geste  tr.  fu  donnee 

el  mois  d'averil  Tan  1277  en  pl.  h.  pd.  pr.  j. 

44.  Thumas  Bousseaus,  li  boulenghiers,  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Jehan 
Brognart,  jqs.  jr.  Saint  Jehan  Baptiste  ki  vt  prcht  7  jr.  tjr.  Si  fu  donnee^) 
el  mois  de  mai  l'an  1278. 

44«.  ^  Et  a  le  Saint  Jeh.  l'an  1278  Th.  R.  li  b.  donna  trs.  de  1.  s. 
devens  just.  T.  a  Jehan  Brognart  7  as  siens,  jqs.  jr.  del  anrenuef  ki  vt 
prcht.  7  jr.  tjr. 

45.  [Jehans]  Buridans^)  a  trs.  don.  de  1.  s.  dev.  just.  T.  a  Golart  de 
le  Gatoire  7  as  siens,  jqs.  jr.  del  anrenuef  ki  vt.  prcht  7  jr.  tjr. 

46.  Andrius  de  Balli  a  trs.  don.  de  1.  s.  dev.  just.  T.  a  Jehan  de  Tomai 
7  as  siens.  Geste  tr.  fu  donnee  a  le  Saint  Jehan  Tan  1278;  si  dure  jqs. 
jr.  del  anrenuef  ki  vt  prcht.  7  jr.  tjr. 

46^  (Fol.  13)  A  le  S.  Jeh.  Tan  1279  donna  Andriu«  de  Balli  trs. 
de  1.  s.  a  Jehan  de  Tomai  7  as  siens  dev.  just  T.,  jqs.  jr.  del  anrenuef 
7  jr-  tjr. 

47.  ^  Jakemes  li  Barres  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Thumas  de  Mons  7  as 
siens,  au  res  de  cheaus  ki  le  fait  fisent.  Si  dure  oeste  tr.  jqs.  jr.  S.  Jehan 
Bapt  ki  vt  prcht.  7  jr.  tjr.  Geste  tr.  fu  prise  en  pL  h.  pd.  pr.  j.  Tan  1278 
el  mois  de  jenvier. 

1)  Sing.,  Konstruktion  nach  dem  Sinn  oder  meehanisches  Schreiberwerk. 

2)  Vorname  ergänzt  nach  12^. 


Zwei  altfranz.  Friedensregister  der  Stadt  Toumai  (1273—1280)  19 

47«.  (Fol.  12'')  A  le  8.  Jeh.  Tan  1279  donna  Jakemes  Barres  trs.  de^) 

1.  8.  a  Thumas  de  Mons  7  as  siens,  au  res fisent.    Si  dure  li  triue 

jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr. 

47»>.  (B,  Fol.  2^)  ^  Jakemes  Barres (une  47/    Si  dure  jqs. 

jr.  Saint  Jehan  Baptiste  qui  vt  prcht  7  jr.  tjr.'). 

48.  Jehennes  de  Bras  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Colin  Col-de-kievre  7  as 
siens,  au  res  de  oelui  ki  le  foit  fist;  si  l'ont  li  borgois  partout  7  eil  ki  ne 
sunt  borgois  Tont  dev.  just.  T.  Si  dure  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.;  si 
fu  donnee  le  darraine  seraaine  de  fenerec  Tan  1278. 

49.  ^  Alissandres  de  ValenchienneSy  li  goudaliers,  a  trs.  don.  de  1.  s.  a 
Baudet  de  Valench.,  le  telier,  7  as  siens,  tout  en  tel  maniere  que  Jeh.  de 
Bras  les  a  donnees  a  Colin  Col-de-kievre. 

50.  Gilles  de  Moussonville  a  trs.  don.  de   l.    s.    dev.   just.  Toumai  a  Fol.  !()▼. 
Pieron  d'Artre  7  as  siens,  jqs.  jr.  del  anrenuef  ki  vt.  prcht  7  jr.  tjr.  Ceste 

tr.  fa  donnee  au  tierc  jor  d'aoust  par  .j.  demerkes  ki  fu  Tan  1278. 

51.  Colars  de  Caleniele  a  trs.  don.  de  1.  s.  de  le  mort  Capelain  sen 
fiere  a  tous  les  linages  de  cbeaus  ki  furent  a  sen  frere  ochire;  7  eil  ki 
furent  a  l'ochire  n'en  ont  nulle,  ne  li  parent  Floket  de  par  sen  pere.  Ses 
rechiut  Jehennes  Tiebegos  comme  kievetaine  pour  Jakemin  sen  frere.  Et 
Lotars  Gaigate  a  le  triue  loee  7  falte  boine  dou  costet  de  par  les  sauvages* 
pour  Jehennet  Floket.  Et  Biertrans  Warisons  l'a  rechiute  comme  kieve- 
taine pour  Jakemin  Wisse  de  par  se  mere.  Et  Wateies  de  le  Cambe  l'a 
rechiute  oomme  kievetaine  de  par  sen  pere.  Et  Druiaus  del  Ausnoit  Ta 
rechiute  de  par  sen  coste  pour  Jakemin  sen  fil. 

51*.  Au  noel  Tan  1278*)  reprist  Jehennes  Tiebegos  triues  a  Col.  de 
Gal.  contme  kievetaine  pour  Jakemin  sen  frere,  jqs.  jr.  Saint  Jeh.  Baptiste 
Tan  1279  7  jr.  tjr.  Et  Lotins  [Gajigate^)  le  rechiut  de  par  les  sauvages 
pour  Jehennet  Floket. 

Et  Wateies  de  le  Cambe  le  rechiut  comme  kievetaine  de  par  pere  7 
de  par  mere  pour  Jakemin  Wisse.  Et  Drueaus  del  Ausnoit  le  rechiut  de 
par  sen  costet. 

51^  (Fol.  13).  A  le  Saint  Jeh.  Tan  1279  donna  Col.  de  Cal.  trs.  des 
siens,  de  le  mort  Cap.  sen  frere,  as  linages  de  cheaus  ki  furent  a  sen  frere 

1)  Hs.:  dd  lui. 

2)  Bc.  1280. 

3)  Nr.  51  war  demnach  bis  noel  78  gültig,  bezw.  anrenuef;  vgl.  Nr.  3  ff. 

4)  Die  beiden  Buchstaben  sind  durch  einen  Klex  verdeckt. 

2* 


20  Walter  Benary 

ochire,    fors   au   iinage   Jehennet   Floket   de   par   sen    pere.     Si  le  rechiut 
Jehenes   Maughters^)  pour   Jakemin  Tiebegot;    7  WilL  Oai^te   le   rechiut 
de   par   les   sauvagee   pour  Jehennet  Floket;    7  Wateies    de   le  Cambe  I9 
rechiut   de   par  pere  7  de  par   mere   pour  Jakemin  Wisse;    7  Drueaus  les^ 
rechiut  de  par  sen  fil. 

Si  dure  ceste  tr.  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.;  7  si  n'est  mie  en  eeste 
tr.  li  ÜU8  Jeh.  Tiebegot  ki  le  fait  fist 

51®  (B,  Fol.  2^)  Colars  de  Kaleniele  a  trs.  don.  de  1.  s.,  de  le  mort 
Cap.  sen  frere,  as  lignages  de  cheaus  ki  furent  a  lui  ocire,  au  res  dou  lig^ 
nage  Jeh.  Fl.  de  par  sen  pere.  Si  dure  oeste  tr.  jqs.  jr.  S.  Jehan  Bapdste 
qui  vt.  prcht.')  7  jr.  tjr.;  7  si  ne  sunt  mie  en  le  tr.  li  chiunc  qui  le  fait 
fisent.  Si  rechiut  ceste  tr.  Maughiers,  li  fius  Jehan  Tiebegot,  de  par  sen  frere; 
7  Lotars  Gargate  le  reciut  de  par  les  sauvages;  7  [Jeh.]  Orfenins')  a  pris 
Henri  sen  frere  7  Jeh.  Couvet  sour  lui ;  7  Wateies  Wisse  le  rechiut  de  par 
Jakemin  Wisse  de  par  pere  7  de  par  mere. 

51*  (B,  Fol.  8/8^®).  Anfang  wie  5i«*).  Si  dure  ceste  tr,  jqs.  jr.  del  anre- 
nuef ki  vt.  prcht*).  7  jr.  tjr.  7  si  ne  sunt //mie  en  le  tr.  eil  ki  furent  a 
Capelain  ocire.  Si  rechiut  ceste  tr.  Lotars  Gargate  de  par  les  sauvages; 
7  Maughiers,  li  fius®)  Jehan  Tiebegot,  le  reclüut  de  par  sen  frere;  7  Wateies 
de  le  Cambe  le  rechiut  de  par  Jakemin  Wisse;  7  Watiers  de  Havines  le^) 
rechiut  de  par  le  fil  Druiel  del  Ausnoit.  Et  Grossuins  dou  Ruel  Ta  rechiu 
pour  sen  frere. 

Fol.il.  52.  L'an  m.  oc.  7  quatrevins,  le  seoont  jour  de  jenvier  par  .j.  dioes, 

donna  trs.  de  1.  s.  Willaumes  Graudins,  jqs.  jr.  Saint  Jehan  Baptiste  Tan 
m.  cc.  et  quatrevins  7  un  et  de  celui  jour  Saint  Jehan  les  premiers  .v.  ans 
apries,  a  .  .  . 

53^).  Mahius  dou  Lai*  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Jehan  de  Froimont  7  as 
siens,  jqs.  jr.  Saint  Jehan  Baptiste  ki  vt.  prcht.  7  jr.  tjr.,  en  tel  maniere 
que  li  borgois  Tont  partout  7  li  estragne  Pont  dev.  just.  T.  A  ceste  tr. 
prendre   fu    Gilles  Cars-de-vake   provos;    7  si  furent   come  juret  avoec  lui 


\ 


1)  Jeh.  M.  auf  Rasur. 

2)  sc.  1280/1. 

3)  Vgl.  Nr.  29. 

4)  Als  hs.  Schreibung  zu  notieren  linages  und  oehirc 

5)  sc.  1280/1. 

6)  Ursprüngl.  freres  ist  durchgestrichen. 

7)  Hs.:  les. 

8)  Bezüglich  der  Datierung  dieser  Nummer  siehe  die  Anmerkung. 


Zwei  altfraoz.  FriedensregiBter  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  21 

Ernouls  Catine^  provo8  de  le  Caritet*,  Grars  d'Orchies  7  Colara^)  li  Bouclier[B]. 
Ce  fu  fait  a[u]  vint  7  sieime  jor  de  feverier  par  .j.  deluns  el  moustier  Nostre 
Dame*. 

54.  Bogiers  Bulestiers  7  Ernouls  Kieville  on't  trs.  doD.    d'aus   7  des    Fol.  llv. 
leur,  cesctms  de  se  costet,  a  Colart  Lyone  7  a  Jakemon  sen  frere  7  as  leur, 

jusques  a  le  6.  Jehan  Baptiste  Tan  1279  7  jr.  tjr. 

55.  Gillos  de  Busegnies  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Bietremiu  —  7  as  siens, 
jqs.  jr.  Saint  Jehan  Baptiste  Tan  1279  7  jr.  tjr. 

Folgt  29«. 

56.  Grardins  de  Meausnes  a  trs.  don.  de  1.  s.  dev.  just.  Tournai  a 
Gillot  Col-de-moulin  7  as  siens,  jqs.  jr.  Saint  Jehan  7  jr.  tjr.  Ce  f .  ft  en 
mal  Tan  1279. 

56*  (Fol.  13^).  ^  A  le  Saint  Jehan  l'an  1279  Watiers*)  de  Meausnes 
donna  trs.  de  L  s.  dev.  just  T.  a  Gillot  C.-de-m.  7  as  siens,  jqs.  jr.  del  anre- 
nuef  7  jr.  tjr. 

57.  Pieres  Moudreliers  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Jehennet  de  Tourp  7  as    Fol.  12. 
siens,  jusques  a  le  Saint  Jehan  Baptiste  l'an  1279  7  jr.  tjr. 

58.  Jak.  11  Barbiieres  de  Maude  a  trs.  don.  de  1.  s.,  jqs.  jr.  Saint  Jehan 
Baptiste  ki  vt  prcht  7  jr.  tjr.,  Jehan  de  le  Chaingle,  le  boulenghier,  lui 
7  les  siens  ki  borgois  sunt  partout  7  les  autres  en  le  justice.  Ce  f.  ft  en 
mai  l'an  1279. 

59.  Jeh.  de  Biermenaing  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Gillion  de  Quaroube, 
jqs.  jr.  Saint  Jeh.  ki  vt.  prcht.  7  jr.  tjr.     Ce  fu  donnet  en  mai  l'an  1279. 

Fol.  12v 

enthalt  di< 
Nummeni 
27d,47*,2l 
36«,  samtli 
von  St.  J< 
79  —  ann 
79/80. 

Fol.  13. 

Zunächst 
46*  u.  51b, 

60.  Pieres  U  Carlicrs  7  Jakeines  d'Asp'emont  ont  trs.  don.  d'aus  7  des 
leur,  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.,  a  Colart  Lyone  7  a  Jak.  sen  frere  7  as 
leur,  au  res  de  oelui  ki  le  fait  fist;  si  fu  donnee  a  le  Saint  Jeh.  Fan  1279; 
si  dura  partout. 


1)  Hs.  Colart. 

2)  Dies  kann  der  Bruder  oder  Sohn  des  Orardin  sein;  es  braucht  kein  Irrtum 
des  {Schreibers  vorzulegen. 


22  Walter  Benary 

Fol.  13v 

nthält  die 
S^ammero 
5*.  56*.  26«, 
^n  St  Jehan 
9— anren. 
79/80. 

Fol.  14.  61.  A   le  Saint  Jehan   Tan   1279    prisent   li    provoet  7  li  juret   une 

souffrance  sour  aus,  jqs.  jr.  toussains  ki  vt.  prcht.  7  jr.  tjr.,  dou  content 
7  dou  debat  ki  estoit  entre  Jehan  de  Buillemont  d'une  part  7  Jakemon  de 
Maude  d'autre  part  7  ceste  souffrance  fu  prise  par  l'acort  des  parties,  sauf 
chou  que  Jehans  de  Buillemont  mist  hors  de  ceste  souffrance  Gillot  de 
Clikebiergbe  7  ses  iii  freres,  7  Jakemes  de  Maude  mist  hors  aus^)  .v.  de 
sen  linage. 

Et  a  le  toutsains  l'an  1279  fu  [u]ne  triue  prise  entre  les  parties  de- 
vant  dittesy  jqs.  jr.  dou  noel  siuant  apries  7  jr.  tjr.;  et  le  raporterent  en  le 
hale  fenne  de  toutes  parties  Mikiti«  Warisons,  Jakemes  Paiens,  Mikit<« 
Breusars. 

62.  Reglers  dou  Moulin  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Estievenon  Lourdiel  7  a 
Will.  Escree  7  as  leur'),  de  le  na  venire  Mahiu  de  Wastines,  jqs.  jr.  del 
anrenuef  ki  vt  prcht.  7  jr.  tjr.*). 

62»  (B,  Pol.  2^)  Gilles*)  dou  Moulin  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  E.  L.  7  a 
W.  E.,  jqs.  jr.  S.  Jehan  Baptiste  7  jr.  tjr.*);  si  Tont  li  bourgois  partout; 
7  eil  ki  ne  sunt  bourgois,  devens  le  justice;  mes  cius  qui  navera  Mahiu  de 
Wastines,  en  est  huers. 

Fol.  14v.  63.  L'an  d.  i.  1278  el  mois  d'(octembre) •)  Fasteres  de  Trescin*  donna 

trs.  de  I.  s.  partout,  de  le  naverure  segneur  Watier  dou  Mes,  a  mestre 
Bauduin  d'Ainnes,  canoine'')  de  Tomai,  a  Jehan  T Angele,  a  Jehennet  sen 
fil,  a  mestre  Jakemon  TAngele,  a  mestre  Mikiel  sen  frere,  a  GiUion  TAngele, 
a  Felippon  de  Brebrouc,  a  Will,  le  Mus*,  a  Olivier  le  Mus  7  a  Theri  Rasse- 
wale ki  ceste  triue  rechiut  oomme  kievetaine,  juskes  au  jour  Saint  Jehan 
Baptiste  Tan  1279  7  jr.  tjr. 

63*.  ^  Et  a  le  Saint  Jehan  Baptiste  Tan  1279  reprist  Jeh.  li  Angeles 
ceste  triue  en  kief  a  Triboul  de  1.  s.,  en  tel  maniere  que  Fasteres  de  Trescin 

1)  Ist  au8[i]  zu  bessern  ? 

2)  7  as  leur  am  Rande  nachgetragen. 

3)  Zu  dieser  Nr.  vgl.  Nr.  78. 

4)  Zur  Verschiedenheit  der  Namen  s.  56a. 

5)  sc.  1280. 

6)  Ausradiert,  aber  noch  erkennbar. 

7)  Über  durchgestr.  irrtümlichem  segneur. 


Zwei  altfnuz.  FriedeDBregister  der  Stadt  Tonrnai  (1273—1280)  23 

le  donna  premiers  7  as  peraonee   miemes;    ei   dure  jqs.  jr.  del   anrenuef  ki 
vt  prochainnement  7  jr.  tjr. 

64.  ^  Jehans  Wantiers  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Pieron  de  le  Dardiere 
7  as  siens,  au  res  des  mau&iteurs  ki  furent  a  sen  oousin  naverer.  Si  dure 
ceste  tr.  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr. 

64*  (B,  Fol.  1).  J.  W.  a  trs.  d.  de  1.  s.  au  frere  Jeh.  de  le  Dardiere 
ki  le  navera  7  as  siens;  si  dure  partout  jqs.  jr.  Baint  Jeh.  Bapt  Tan  m. 
cc.  7  Ixxx  7  jr.  tjr.;  si  fu  donnee  en  averil  Tan  1279. 

65  ^.  Ohilebiers  de  Poukes  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Jehan  le  Vakier  7 
a  Fouket  de  Ghant  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.,  au  res  dou  frere  Jehan 
le  Vakier,  c'on  apielle  Gillot,  qui  ocist  Therion  Gambart. 

65*  (B,  Fol.  2).  Gh.  d.  F.  a  trs.  don.  de  1.  s.,  de  le  mort  sen  frere,  a 
Jehan  de  Ghant  7  as  siens,   au  res  de  sen  frere  qui  le  fait  fist;    si  dure 

XX 

jqs.  jr.  B.  Jeh.  Tan  m.  cc.  7  iiij  7  jr.  tjr.;  si  fu  donnee  en  feverier  Tan  1279. 

65*»  (B,  Fol.  8).  Anfang  fvie  65^^).  Si  dure  ceste  tr.  jqs.  jr.  del  anrenuef 
Tan  m.  cc.  7  Ixxx  7  jr.  tjr. 

66.  ^  Jehans  d'Ounaing  7  Jak.,  li  fitt^  Rogon  le  Vinier  de  Chirve*),  b,  Fol.  !.• 
ont  trs.  don.    d'aus  7  des   leurs,    oescun  de  sen    costet,  jqs.  jr.    8.  Jehan 
Baptiste   ki    vt.  prcht.   7    jr.  tjr.,   a  Jakemon  Matabrune  7    as    siens    dev. 

just.  T.;    7  se  eil  Jakemes  avoit   nul  parent  qui  fust  bourgois  de  T.,  il  a 
triues  partout. 

re 

67.  ^  Thumassins  de  le  Handele  a  trs.  don.  de  1.  s.,  jqs.  jr.  S.  Jehan 
Baptiste  qui  vt.  prcht.  7  jr.  tjr.,  a  Jeh.  Espinette  7  as  siens  dev.  just.  T.» 
sauf  chou  que  se  Jehans  Espinette  a  nul  parent  ki  soit  bourgois  de  T.,  il 
a  trs.  partout;  7  en  tel  maniere  Ta  J.  E.  rechiute.  Geste  triue  7  celle 
deeeure  fu  donnee  en  feverier  Tan  1279. 

68.  ^  Will.  Bousseaus  a  trs.  don.  de  1.  s.  partout  a  Jehan  de  Bauegnies 
7  as  siens  oomme  a  borgois.  Et  si  a  trs.  don.  ausi  de  1.  s.  dev.  just.  T.  a 
Jehan  Hennipet  ki  nient  n'est  borgois  7  as  siens  ^);  si  a  mis  huers  de  ses 
tre.  Jeh.  le  Agre*  7  Waticr  Hordeboule  ki  sunt  despaiesiet  *). 

1)  Variante:  ki  statt  ^t. 

2)  Dieser  Name  am  Band;  im  Text  stehendes  Alars  Mainars  ist  durchgestrichen. 

3)  Übersdirift  s.  Einl.  S.  4. 

4)  Folgen  ein  paar  durchgestrichene  und  ausgekratzte  Wörter,  deren  letztes  jur««  ist. 

5)  Nr.  68  ist  durchgestrichen. 


24  Walter  Benary 

69.  ^  Jeheniies  Mainneaveule  a  trs.  doii.  de  1.  s.  a  Kennet  le  Four- 
biseeur   lui   7   les    siens;    si    dura   partout   jqs.  jr.   S.  Jehan    Baptbte   Tan 

XX 

m.  CG.  7  iiij;  si  fu  donnee  el  mois  de  march  Tan  1279. 
Tolgen  64«, 
26'. 

70.  Jak.  de  le  Courbelette  "7  Jeh.  de  Resegnies  oiit  trs.  don.  d'aus  7 
des  leur  a  Wsiier  dou  Bos  7   as  siens  dev.  just.  T. 

B,  Fol.  2.  71.  ^  Hellins  Crassins  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Theri  Blariel  7  as  siens 

dev.   just   T.,   sauf  chou  que  li  borgois    7   lor   fil    Tont    partout;    si    dure 
jqs.  jr.  Saint  [Jeh.  Bapt.]  Tan   m.  cc.  7  Ixxx  7  jr.  tjr. 

72.  ^  Jak.  de  Gransart  a  trs.  don.  de  1.  s  a  Felippon  de  Caleniele 
7  as  siens,  au  res  de  Frognet  ki  sen  frere  navera;  si  dure  jqs.  jr.  Saint 
Jehan  Baptäste  Tan  1280  7  jr.  tjr. 

73.  ^  Jak.  Souvins  de  Frasne  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Robiert  le  Peskeur 
de  Saint  Sauve  7  as  siens,  jqs.  jr.  Saint  Jeh.  Bapt  7  jr.  tjr.;  si  fu  donnee 
en  jenvier  Tan  1279*). 


Folgt  27« 


olgen  65^ 

47b. 


J,Fol.2v 

athält  die 
dummem 
e,  51c,  36b, 
62* 


74.  ^  Hues  li  Pucres*  7  Rogiers  de  le  Brouauderie  ont  tr.  don.  d'aus 
7  des  leur  a  Colart  Cacecomoile  7  a  Brissiet  de  Froimont  7  as  leur  partout, 
au  res  dou  fil  Cacecornoile;  si  dure  jqs.  jr.  Saint  Jehan  Baptiste  7  jr.  tjr.; 
si  fu  donnee  en  jenvier  Tan  1279*). 

75.  Jakemes  li  Boulenghiers  7  Cholars  Hanekagne  ont  trs.  don.  d'aus 
7  des  leur  a  Felippron  de  S.  Omer  7  as  siens,  au  res  de  celui  qui  le  fait 

XX 

fist;  si  dure  jqs.  jr.  Saint  Jehan  Baptiste  Tan  m.  cc.  7  iiij  7  jr.  tjr.;  si  fu 
donnee  en  feverier  Tan  1279. 

75».  (B,  Fol.  8^)  J.  1.  B.  7  Colars  Hagnekagne  ont aFelippret 

de  Saint  Omer fist  7  se  eil  Felippres  est  borgois  7  il  ait  nul  proisme 

a  borgois,  il  ont  triues  partout;  7  eil  ki  ne  sunt  bourgois  n'ont  trs.  fors 
que  devens  le  justice  de  Toumai.  Si  dure  oeste  tr.  jqs.  jr.  del  anrenuef 
7  jr.  tjr.  Tan  m.  cc.  7  Ixxx. 


1)  Das  Datum  1280  der  Hb.  ist  im  Hinblick  auf  die  vorhergehenden  und 
folgenden  Stücke  zn  ändern. 

2)  Nr.  74  steht  zweimal  in  der  Hb.,  an  erster  Stelle  nach  Nr.  72,  dort  jedoch 
durchgestrichen  und  zum  Teil  —  so  der  erste  Name  —  ausgekratzt;  Varianten  sind 
Cachecamaile  und  die  —  falsche  —  Jahreszahl  1280. 


Zwei  altfraoz.  FriedenBregister  der  Stadt  Touroai  (1273—1280)  25 

Ge   sunt    les    triues    prises    puie    le    Saint  Jehan   lan  m.  cc.  B,  Fol.  8. 
7  Ixzz  jusques    au   jour    del   anrenuef   siuant   apries   7    le  jour 
toute-jour. 

76.  Pieres  [li]  Boulenghiers  7  Jeh.  li  Vinicrs  ont  tre.  doii.  d'aus  7  des 
leur  partout  a  Jak.  Matabrune  7  a  Gillion  sen  frere  7  as  leur  ki  bourgois 
sunt;  7  leur  proisme  ki  ne  Bunt  borgois  l'ont  dev.  just  T.  Si  dure  jqs. 
jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.;  si  fu  donnee  au  quort  jor  de  sietembre  pd.  pr.  j. 

Folgt  29'. 

77.  ^  Jehans  Brissaude  a  trs.  don.  de  1.  s.  dev.  just  T.,  de  le  mort 
860  frere-,  a  Jakemin  dou  Gelier  ki  l'ocist  7  as  siens,  sauf  chou  que  se 
Jakemins  d.  C.  a  nul  proisme  [a]  borgois^  il  a  triues  partout 

Folgen  27, 

51d(FoL8/8T; 

75»  (Fol.  8^), 

65b. 

78.  ^  Theris  de  Wastines  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Estievenon  Lourdiel,  B,  Fol.  8^. 
a  Will  Escreue,  a  Mahiu  de  Lai,  a  Orart  de  Marke  7  a  Grossuin  d'Aude- 

natde  de  partout  comme  borgois  jqs.  jr.  del  anrenuef  prochain  7  jr.  tjr.  La 
faprovos  Jakemes  Moutons  7  juret  Vilains  au  Pole  [7]  Jehans  de  Flekieres  ^). 

79.  ^  Moudins  li  Dus  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Thumas  de  Mons  7  as 
siens,  au  res  de  celui  u  de  cheaus  ki  le  fait  fisent  Si  dure  ceste  tr.  jqs. 
jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr. 

Folgt  26ff. 

80.  ^  Mikiu«   Breusars  a  trs.  don.   de  lui  7  de   tous    les    siens    par 
i'assens   des    provos,    des  jures,    d[es]    eskiev[i]ns,   des   eswardeurs   7  //  des  b,  Fol.  9. 
majeurs*  a  Jehan  de  Buillemont  7  a  tous  les  siens  ki  bourgois  ne  sunt  dev. 

just  T.y  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.  Et  Jakemins  Paukes,  Grars  de  Marke, 
Mahius  de  Lai,  Pieres  de  le  Dardiere  7  Evrars^)  dou  Sauchoit  7  lor  enfant 
l'ont  partout  comme  bourgois,  7  Watiers  del  Done.  —  Et  Thumas  li  Au- 
crois*  a  trs.  don.  partout  de  1.  s.  as  vi  borgois  devant  nomes,  ausi  lo[n]ghes 
cum  elles  butU  deseure  dittes. 

Folgt  651. 

81.  ^  Watiers  li  Fevres  d'Estambruse  7  Alars  Crupelins  d'Estambruses 
ont  trs.  don.  d'aus  7  des  leur  a  Weri  le  Vieswarier  7  as  siens,  juskes  au 
jour  del  anrenuef  7  jr.  tjr.  Si  fu  Jakemes  li  Vakiers  provos ;  Jehans  Parens, 
Thumas  Froimons,  Qilles  Trueveavoir  7  Jakemes  li  Enfumes  i  furent  juret 
Ce  fu  Mi  el  markiet. 


1)  Das  Fehlen  des  et  lässt  auch  die  Möglichkeit  zu,  daß  die  Namen  der  Richter 
Dicht  vollzählig  aufgeführt  sind. 

2)  Am  Kand  an  Stelle  von  durchgestrichenem  Simons. 


2(3  Waltet  Benary 

82.  ^  Jehans  de  Jenec  a  tre,  don.  de  1.  s.  dev.  just  T.  a  Jakemon 
Pietabille,  le  carpentiery  7  as  siens.  7  ae  eis  Jakemes  a  nul  parent  a  boigoie, 
il  ont  trs.  partout.  Si  fu  donnee  en  aoust;  si  dura  jqs.  jr.  del  anrenuef 
7  F.  tjr. 

83.  ^  Pieres  de  Ghilliees  de  Bruges  a  trs.  don.  de  1.  s.  dev.  just. 
Tournai  a  Gillion  dou  Gardin  7  as  siens,  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr. 
7  se  eil  Gilles  a  nul  parent  ki  borgois  soit»  il  a  trs.  partout  Se  fu  donnee 
en  aoust 

84.  ^  Sandrars  de  Herignies  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Jeh.  le  Franc  7  as 
siens  dev.  just.  T.;  7  se  Jeh.  li  Frans  a  nul  parent  ki  borgois  soit,  il  a 
trs.  partout  Geste  tr.  dure  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.;  si  fu  donnee  en 
sietembre. 

85.  ^  Jeh.  LiepuR  a  le  Take  a  trs.  don.  de  lui  7  de  tous  les  siens 
a  Theri  de  Falempin  et  a  tous  les  siens  partout,  de  le  mort  Jakemon  sen 
frere,  au  res  de  Copin  de  Falempin  7  de  Gillot  de  Douai  ki  Tocisent; 
7  eist  doi  9unt  mis  en  souffrance  tant  que  li  juret  saront  s'il  kieront  en 
ceste  triue  u  non. 

86.  ^  Gillos  Castelains  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Ansiel  de  Guiegnies, 
borgois,  7  as  siens,  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr. 

87.  Li  provos  7  li  juret  ont  pris  triues  entre  Mahiu  dou  Four  7  les 
siens  d'une  paW  7  Colin  de  Massin  7  les  siens  d'autre  pari  por  Taoort 
des  parties;  si  dure  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr. 

B,  F0I.9V.  88.  ^  Castelains  li   Couletiers  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Sohier  le  Maieur 

de  Dotegnies  7  as  siens,  au  res  de  Will,  de  Maufoit,  derC;  ki  Castelain 
navera  7  afola.  Si  dure  ceste  tr.  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.;  si  fu 
donee  le  darraine  semaine  de  sietetnbre. 

89.  ^  Hennoke  [Bierenghiers]  ^)  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Estievenon  Ca- 
stagne  7  as  siens  7  a  Jakemon  Parage  7  as  siens,  jqs.  jr.  del  anrenuef 
7  jr.  tjr.,  au  res  de  Jeh.  Conte  d'Anje  (?)  ki  Lokette  navera. 

90.  ^  Et  li  juret  ont  pris  sour  aus,  jqs.  jr.  de  toutsains  ki  vt.  prcht 
7  jr.  tjr.,  que  nus  maus  n'aviegne  del  fait  7  de  Tavenue  de  Lokette  a  Jeh. 
dou  Crissant  ne  a  Chanteriel  ne  as  leur. 

91.  ^  Grardins  li  Carliers  a  trs.  don.  de  1.  s.,  jqs.  jr.  del  anrenuef 
7  jr.  tjr.,  a  Jehan  Kiekin  7  as  siens  7  a  Baudon  Escorcekeval  7  as  siens, 


1)  Siehe  Nr.  598. 


Zwei  altfraDE.  Friedeoaregister  der  Stadt  Tournai  (1273-  1280)  27 

au  res  de  Monet  Kiekin  ki  le  fait  fist     Si  fu  oeste  tr.  prise  au  quart  jor 
d'öctembre  par  .j.  deveDres. 

92.  ^  Jehenes  li  Monniers  de  Bietaincrois  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Bier- 
nart  Gline,  a  lui  7  as  siens,  partout. 

93.  ^  Will  de  Froimont  li  Courtois  rechiut  vne  triue  pour  lui  7  pour 
lea  siens  de  Qrardin  le  Carlier,  de  1.  s.,  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.,  sauf 
chou  que  li  nies  celui  Will.,  ki  navera  le  frere  Grardin,  n'est  niie  en  ceste  triue. 

94.  Mahiues,  li  nies  meatre  Theri  de  Oalone^  a  trs.  don.  de  1.  s.  a 
Dierinet  de  Popioele,  a  lui  7  as  siens.  Et  Jehennea  de  Popioele  a  trs.  don. 
de  1.  8.  a  mestre  Theri  de  Calone  7  as  siens.  Si  durent  ces  ij  paire  de 
triues  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr. 

95.  ^  Li  enfant  Thumas  de  Morcourt  ont  trs.  don.,  d'aus  7  des  leur 
ki  a  lor  trs.  se  tienent,  a  —  Pauket,  7  as  siens.  Si  l'ont  li  bourgois 
partout  ki  montent  a  —  Pauket  7  eil  ki  ne  sunt  bourgois  Tont  dev,  just 
T.     Si  dure  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr. ;  se  fu  donnee  en  novembre. 

96.  ^  Colins  de  Bauegnies  7  [ — ]  ^)  li  clers  d'Audemeriel  ont  trs.  don. 
d'aus  7  des  leur  a  Thumassiii  de  Caleniele  7  as  siens  dev.  just  Tournai, 
jqs.  jr.  del  anrenuef  ki  vt.  prcht  7  jr.  tjr.;  7  se  eil  Thumassins  a  nul 
parent  a  bourgois,  il  a  triues  partout 

97.  ^  Jakemes  de  le  Borgnerie  a  trs.  don.  de  1.  s.  a  Jeh.  de  Buille- 
mont  7  as  siens  dev.  just  T.,  jqs.  jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.;  7  se  Jehans 
de  Buillemont  a  nul  parent  a  borgois,  il  a  trs.  partout 

98.  ^  Bruneaus,  U  escuiers  l'abet  de  S.  Martin,  a  trs.  don.  de  1.  s. 
a  Monnart  de  Frasne,  a  Jeh.  de  Duisettes  7  a  Willemet  le  Garpentier,  jqs. 
jr.  del  anrenuef  7  jr.  tjr.  81  l'ont  li  borgois  7  lor  parent  ki  borgois  sunt 
partout,  7  eil  ki  borgois  ne  sunt,  devens  le  justice  de  Tomai. 


2.  Abschnitt.. 

Ce  sunt  les  seurtes.  Fol.  16. 

99.  Au  chiunqwisme  jour  de  march  par  vn  lundi,  ki  fu  Tan  1273, 
aseura  Jehans,  li  fius  segneur  Evrart  a  le  Take,  de  lui  7  des  siens  en  plaine 
hale  les  provos,  les  jures,  les  eskievins,  les  eswardeurs  7  les  majeurs,  aus 
7  tous  les  leur  partout  A  tele  seurtet  que  Jehans  a  le  Take  fist,  se  tiunrent 
en  pl.  h.  tout  dst  ki  ei  apries  seront  nomet: 

1)  Es  fehlt  wohl  der  Name  ^  falls  nur  der  Vorname,  wäre  besser  U  CUrs  zu  ändern. 


i28  Walter  Benary 

Dierins  dou  Pore  7  si  doi  fil,  Will.  7  Dierins.  JehauH  Saroeaus^); 
Jehans  ses  &U8,  Henris  Pourres  li  peres;  Henris  ses  fius.  Alars  Dierins. 
Jehans  de  Boigies;  Evrars  ses  frere.  Theris,  ki  fu  fius  Regier  de  Falempin. 
Jakemes  Willoke.  Gosses  dou  Mortier.  Jehans  Moutons.  Jehans,  li  fius 
Gössen  dou  Mortier.  Hennins,  fius*  Eatheb'ne  dite  de  Maude.  Watters  a 
le  Take,   clers.     Jakemes  Paiens.    Jakemes,    ki   fu   fius  Hennin  a  le  Take. 

Et  dedens  le  tierc  jour  Jehans  a  le  TaP^e]  raporta  al  provos[t]')  7  as  jures 
le  seurtet  ferme  7  estaule*  de  tous  les  siens  de  devens  7  de  dehuers. 
7  ceste  seurtes  devant  ditte  fu  faite  pour  l'occoison  de  le  loi  de  le  ville*. 
Et  si  ne  fu  mie  Jehans  asseures  de  nul  de  eheaus  de  le  loi  de  le  Tille  ne 
des  leur'). 

Fol.  16v.  100.  L'an  d.  i.  1273,   au  sisme  jor  de   marc   par   vn    mardi,    asseura 

Jehans  d'Ere,  li  monniers,  de  1.  s.  Vstasson  le  Foumier  de  le  Val  comme 
bourgois,  lui  7  les  siens,  partout. 

101.  Estievenes  Tribous  de  le  Nueve-rue  asseura  sen  oounestable  7  toute 
se  rue  d'ardoir*. 

102.  Jakemes  Naicure  ass.  de  1.  s.  dev.  just.  Toumaj  demisiele  Marijen 
de  Haynau,  li  7  les  siens.  Ce  f.  ft  en  plainne  h.  pd.  pr.  j.  Tan  1274  au 
tierc  jour  d'avril  par  .i.  demars. 

103.  L'an  d.  i.  1274,  au  quart  jour  d'averil  par  .i.  demierkes,  Jehans 
Bletepoire,  Cholins  dou  Bruille,  Jehennes  Bletepoire,  Mahius  li  Couvreres, 
Mikiols  li  Couvreres  7  Ostekins  Bletepoire  asseurerent  d'aus  7  des  leur  les 
siergans*  de  le  vile^)  de  Toumaj,  aus  7  les  leur,  partout. 

104.  L'an  d.  i.  1274,  au  tierc  jour  d'averil  par  un  mardi,  Therions  de 
Poukes,  li  boulenghiers,  7  Pieres  Gambars  asseurerent  d'aus  7  des  leur  Pieron 
le  Coriier  7  Katherine  se  femme  aus  7  les  leur  dev.  just  T. 

Fol.  16.  105.  L'an  d.  i.  1274,  au  vintisme  jor  d'averil  par  vn  devenres,  Raoules 

de  Hui   7  Jehans   Maus-renaules  ^)    de    Lille   asseurerent   d'aus   Ir.    les    vij 
homes  ki  warde  sunt  de  le  foulenie  de  T.  aus  Ir.;   7  si  furent  asseuret  eil 


1)  Da  mir  dieser  Name  mehrmals  mit  deutlichem  c  b^i;egnete,  beUess  ich  dies, 
wiewohl  ich  ihn  sonst  urkundlich  mit  t  antraf,  das  ja  allein  berechtigt  ist  (Ableitang 
zu  sart  liegt  vor). 

2)  oder  as  provos  zu  lesen. 

3)  Nr.  99  ist  durchgestrichen. 

4)  V  in  der  Hs. 

5)  =  Mal-raisonnable.  Hs.  renaukl;  hinter  Jehans  (das  s  ist  undeutlich,  man 
könnte  es  auch  für  o  halten)  folgen  noch  —  das  Wort  steht  am  Zeilenende  —  ein 
n  und  ein  ebenfalls  undeutliches  Zeichen,  welche  beide  ich  für  ein  Nota  halte. 


Zwei  altfnmz.  FriedensregiBter  der  Stadt  Touraai  (1273-1280)  29 

siet  home  pour  le  loi   de  le  ville   et   si    ne   dounerent  puint   de    seurtet  a 
eee  ij. 

106.  L'an  d.  i.  1274  ass.  Katheline,  li  fetnme  Moriel  dou  Mortier, 
de  li  7  des  siens  Mariien  Sourdiel,  li  7  les  siens.  Geste  seurtes  fu  fait 
pd.  Will.  Castagne,  provost  de  T.;  7  si^)  furent  juret  Henris  de  le  Val, 
Jakemes  de  Remegies,  Thumas  de  Moroourt  7  Jehans  Habans. 

107.  Pieres  li  Fauteriers*  ass.  Jehan  as  Penas  de  1.  s.  pd.  Will. 
Castagne,  provost  de  T.  7  Jakemon  le  Vakier,  juret  7  Jehan  Asson,  derc*. 
Ce  f.  ft;  le  dyoes  en  pentecouste  Pan  1274  en  le  hale  des  jures;  si  dure 
oeste  seurtes  dev.  just  T. 

108.  Baudes  Boke,  li  tendere,  ass.  Monnart  le  Vent,  lui  7  se  femme 
7  le  sien  7  les  siens  de  1.  s.  Si  fu  ceste  asseurance  faite  devant  le  bier- 
froit,  le  seoiedi  en  pentecouste  Tan  1274,  quam  on  fist  loi  de  Jehan  Gou- 
baut  d'un  orteP).  Si  fu  a  ceste  seurtet  Dierins  dou  Pore  provos^)  7  juret 
Goeaes  de  Ganfaing,  Jehans  Colemers,  Gosses  de  le  Cauchie  7  autre  juret, 
7  Jehans  Assons  ders. 

109.  Bogiers   li   Brakeniers    ass.  de  1.  s.  dev.   just  T.  Pierot  d'Arras  Fol.  16v. 
7  se  femme  aus  Ir.  en  pl.  h.  pd.  Dierin  dou  Pore,  provost  7  Jehan  au  Pole, 
provost   de   comandise;    7    si  eut  avoec  xvi  jures.     Ge  f.  ft.  Tan    1274  le 
darrain  jor  de  mai  por  vn  dyoes*). 

110.  Henries,  li  fius  Waukier  le  Gouvreur,  ass.  de  1.  s.  en  pl.  h.  pd. 
pr.  j.  Jehan  Babat,  le  mierchier,  7  se  ferne,  aus  Ir.,  partout,  Tan  d.  i.  1274 
al  wiUsme  jour  de  ghieskerech  por  vn  devenres. 

111.  Au  dousime  jour  de  ghieskerech  par  vn  mardi,  ki  fu  Tan  1274, 
reoouneut  pd.  pr.  7  pd.  xvi  jures  Jakemes,  ki  fu  fius  Hennin  a  le  Take, 
le  seurtet  boine  7  loial  de  1.  s.  tele  que  Lotins  Gaigate  Tavoit  faite  de  1. 
&  a  Gillion  Balliu,  clerc,  7  as  siens.  Si  furent  a  ceste  seurtet  faire  7  recou- 
noistre  oomme  provost  Jehans  au  Pole  7  Bogiers  Warisons  de  comandise'). 

112.  L'an  d.  i.  1274  el  mois  de  ghieskerech,  le  demerkes  apries  le 
Saint  Jehan  Baptiste,  ass.  Jeh.  de  l'Espelle  de  1.  s.  dedens  just.  T.  Sarain 
dou  Pire*,  li  7  les  siens. 

1)  oder  ^f. 

2)  „Als  man  das  Urteil  an  J.  G.  vollstreckte  und  ihm  ein  Fingerglied  abhieb*' 
(arid  =  lat  articuhtm). 

3)  Hs.  provatt. 

4)  Hinter  durchgestrichenen  demerkes. 

5)  Bezieht  sich  auf  beide  Namen,  siehe  Anm.  zu  Nr.  39. 


30  Walter  Beoary 

Fol.  17.  113.  Brisses,  li  fius  Loketin    de  Markaing,   ass.   de  1.  s.  Robiert   dou 

Riu  7  les  siens.  Ce  f.  ft.  pd.  Will.  CaBtagne  7  Dierin  dou  Pore,  provos, 
7  pd.  Jehan  Colemer,  Henri  de  le  Val,  Gosson  de  Canfaing  7  plentet 
d'autres,  7  si  fu  Jehans  Assons  clers.  Ce  f.  ft.  au  sisinie  jor  de  fenerec 
par  vn  devenres  Tan  1274. 

114.  Jehans  Raineware,  li  fius  Jehan  Raineware,  ass.  de  1.  s.  Biertoul 
Rainneware,  Jakemon  sen  frere,  Jehan  Rainneware,  le  fil  lor  sereur,  7  Watier 
le  Grant  de  Bruges,  aus  Ir.  Ce  f.  ft  pd.  pr.  j.  Tan  d.  i.  1274  au  quart 
jor  de  fenerech  par  vn  demerkes^). 

115.  Andrius  Bierenghiers  ass.  de  1.  s.  Colart  le  Caucheteur*  1.  s.  81 
fu  Willaumes  Castagne  provos^  7  oome  juret  Jehans  au  Pole,  Jakemes  li 
Vakiers  7  Bauduins  Caudrons.  Ce  f.  ft.  devant  le  bierfroit  eneontre  le 
maison  Jehennain  de  Waudripont  Tan  1274  emmi  fenerech. 

116.  Le  darrain  devenres  d'aoust  Tan  1274  ass.  Pieres  de  le  Dardiere 
de  1.  s.  monsegnet^r  Jehan  de  Carvin  7  monsegneur  [?]  de  Bietune,  priestres 
7  eapelains  en  le  glise  Nostre  Dame  de  T.  Ce  f .  ft.  en  pl.  h.  pd.  les 
provos  7  les  jures  7  les  eswardeurs. 

Pol.  17^.  117.  Gilles,  li  fius  le  majeur  de  Wes,  ass.  en  plainne  h.  de  1.  s.  pd. 

pr.  j.  Jehan  le  Carlier  7  les  siens  7  tous   eheaus   eui   il   poroit    haiir  pour 
Toeeoison  de  le  prise  sen  frere.     Si  va*  partout*). 

118.  Mikius  de  Walli  ass.  de  1.  s.  Adan  d'Aubegni  7  les  siens.  Ce 
f.  ft.  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  el  mois  de  fenerech  l'an  1274. 

119.  Robiers  dou  Bos,  ki  Torelle  eut  ooppee  pour  la  compagnie  la  il 
fu*  d'auwes  ki  furent  emblees  a  Biemes^),  dont  ses  eompains  fu  pendus, 
ass.  de  1.  s.  Biertran  le  Vieswarier,  Jehan  sen  frere  7  Colart  lor  ende 
partout.  A  oeste  asseurance  furent  comme  provost*  Dierins  dou  Pore 
7  Jehans  au  Pole  7  si  furent  con^me  juret  Lambiers  de  Biekeriel^),  Jehans 
de  Corde,  Henris  de  le  Val  7  Gossuins  de  Canfaing.  Ce  f.  ft.  el  mois  de 
fenerech  en  le  darraine  semaine  Tan  1274  devant  le  maison  de  piere'*'  Jehan 
le  Cambier,  quant  on  mist  celui  Robiert  hors  dou  bierfroit  7  il  fu  banis  a 
tous-jors*  pour  malvaise  renomee. 


1)  Nr.  114  ist  durcsbgestricheD. 

2)  Sc.  diese  siurU, 

3)  „Dem  ein  Ohr  abgeschnitten  war  wegen  der  GesellBchaft,   in   der   er   sich 
befand,  wo  es  sich  um  Gänse  handelte,  die  in  B.  gestohlen  wurden.'* 

4)  Identisch  mit  Lamb.  U  BaU  201 ;  siehe  auch  Bull,  de  la  CommisB.  Royale 
d'Histoire  VII,  232. 


Zwei  altfraiiz.  Friedensregiater  der  Stadt  Touraai  (1273—1280)  81 

120.  Oilles  li  Clers  ass.  de  1.  s.  Mahiu,  le  fil  Ghilebiert  de  Wandlain- 
couit  7  les  siens  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  el  mois  de  fenerech  Tan  1274.  Si 
dare  devens  le  justioe. 

121.  ^  L'an  1274  el  mois  d'octembre,  le  jour  Saint  Luc  par  vn  dioes,   Fol.  18. 
B8S.  Jakemesy  ki  fu  fius  Hennin  a  le  Take,  le  oors  de  Will.  Castagne  tout 

seul  de  1.  8.,  au  res  de  cheaus  ki  a  ee  jour  parloient  a  Willaume  Castagne  ^). 

122.  ^  Jakemes  dou  Maisnil  7  Gilles  Mainnes  asseurerent  d'aus  Ir. 
GiUion  de  Bieleval  7  les  siens.     Ce  f.  ft.  Tan  1274  el  mois  de  novembre*). 

Ceste  seurtes  fu  jus  mise  en  pl.  b.  le  demerkes  en  pentecouste  Tan  1276. 

123  •).  ^  L'an  d.  i.  1274  el  mois  d'octembre,  le  jor  Saint  Luc  par 
vn  dyoes,  ass.  Jakemes,  ki  fu  fius  Hennin  a  le  Take,  de  1.  s.  le  propre 
oors  Jakemon  Mouton. 

124.  Mahius  de  Bras  ass.  en  plainne  b.  de  1.  s.  pd.  pr.  j.  Ysabiel, 
le  femme  Clarembaut  de  Bras,  li  7  le«  siens,  partout.  Tan  1274  en  le 
premiere  semaine  d*octembre. 

125.  Baudes  Riues  ass.  de  1.  s.  en  plainne  h.  pd.  pr.  j.  Manien  Wetine, 
li  7  les  siens. 

126.  Colars  de  Tumeddes  a  ass.  de  1.  3.  Pbelippon  de  Ghant  1.  s. 
PATtottt  pd.  pr.  j. ;  7  eil  Pbelippes  ass,  en  tel  maniere  Colart  de  Tumeddes. 

127.  Mikiols  dou  Bos  a  ass.  de  1.  s.  Pieret  le  Flamenc  1.  s.    Ce  f.  ft  Fol.  18v. 
^  pl.  h.  pd.  pr.  j.  l'an  d.  i.  1274  el  mois  de  yenvier. 

128.  [-]  Yvains,  ki  fu  fius  Jeban  Yvain,  a  ass.  de  1.  s.  Tbumas  Noise, 
le  oouletter,  1.  s.  Ce  f.  ft.  en  pl.  b.  pd.  pr.  j.  Fan  d.  i.  1274  el  mois 
^  deoembre. 

129.  Jebans  Stasars  de  Calone  a  ass.  de  1.  s.  Jeban  de  Holabg, 
^igois  de  T.,  L  s.  Ce  f .  ft  l'an  1274  el  mois  de  jenvier  devant  GiUion 
Car-^e-vake  7  Jeban  le  Roi  provos;  7  si  eut  xviij  jures. 

130.  Tberis  de  Flosbierc  a  ass.  de  L  s.  Gillion  Wardeoors  1.  s.  Ce  f. 
^  pd.  pr.  j.  l'an  1274  en  feverier  a  llssue  dou  bierfroit. 


1)  Nr.  121  druckt  de  NMonchel  (p.  111)  nicbt  bloss  fehlerbaft,  sondern  auch 
^ndlstandig  ab,  desgl.,  de  N4d.  zitierend,  Pierre  Dubois  (Les  asseurements  etc.) 
P-178. 

2)  Nr.  122  bis  bierher  durcbgestricheo. 

3)  Vg^.  Nr.  121. 


32  Walter  Benary 

131.  Fasteres  de  Trescin  a  ass.  de  1.  s.  Jehan  del  Estocoit  1.  s.  Ce  f. 
ft.  pd.  Jeh.  le  Roi  7  segneur  Lotart  provos,  7  Will.  Castagne,  Thumas  de 
Morcourt  7  Jeh.  del  Are  juret,  7  Wicart  de  Maubrai  sousmaire*  des  eswardeurs. 
Ce  f.  ft  devant  le  tnaison  Gillion  Gourdine  Fan  1274  el  niois  de  feverier. 

132.  Gilles  de  le  Val  de  Wes  7  Jeh.  ses  fius  ont  ass.  d'aus  Ir.  en 
pl.  h.  pd.  pr.  j.  tous  cheaus  que  il    poroient  hair   pour  rocooison  de  chou 

Fol.  19.  qu'il  furent  pris  el  inar-//kiet  des  biestes. 

133.  Jakemes  li  Forestiers  de  Wes  7  Colars  ses  frere  ont  ass.  d'aus 
Ir.  tous  cheaus  que  il  poroient  hair  pour  l'oceoison  de  chou  quil  volrent 
rescourre  .j.  home  ki  estoit  ajoumes,  dont  il  furent  laidengiet. 

134.  Symons  de  Wasnes  d'Esplechin  ass.  de  1.  s.  pd.  pr.  j.  Jehan, 
ki  fu  fius  Huon  de  Marege  1.  s.  Ce  f.  ft.  le  premier  jour  de  march  por 
.].  devenres  Tan  1274. 

185.  Gossuins  d'Audenarde  ass.  de  1.  s.  Oston  le  Sure  1.  s.  pd.  pr.  j. 
le  jour  des  chendres  Tan  1274. 

136.  Jehans  de  Haudion,  ki  fu  fius  moneegneur  Alart  de  Haudion,  a 
ass.  de  1.  s.  Jakemon  de  Mons  1.  s.  Ce  f.  ft.  en  le  porte-as-Maus  en  le 
maison  Jakemon  de  le  Verghe  pd.  Jehan  le  Roi  provost;  7  si  eut  .v.  jures. 
Ce  f.  ft  Tan  1274  en  marc^). 

137.  ^  Colars  Bures  ass.  de  1.  s.  Gillot  Cacecornoile  7  les  siens.  Ce 
f.  ft  a  rissue  dou  bierfroit  pd.  provost^)  7  iiij  jures  Tan  1274  le  jour  de 
paskes  flories'). 

138.  Jakemins  d'Aisin  7  Jehans  de  Sevourc^)  ont  ass.  d'aus  Ir.  tous 
cheaus  que  il  poroient  hair  pot«r  occoison')  de  ce  qu'il  furent  mis  en  le 
fosse*  pour  vn  caperon  qu'il  prisent  sor  le  kief  d'une  meskine*). 

Fol.  19^.  13d>  Wibiers  au  Dent  a  ass.  Colart  Natalie,  le  telier,  et  tous  les  sier- 

gans  de  le  ville  de  T.  ki  i  sunt  au  jour  d'ui,  aus  Ir.,  de  1.  s.  Ceste  seurtes 
fu  faite  en  pl.  h.  l'an  1275  au  chiunquisme  jour  de  fenerech  par  vn  ven- 
redi''). 

1)  Nr.  136  ist  durchgestrichen. 

2)  80  in  der  Hs.  statt  des  gewöhnlichen  Plural. 

3)  Nr.  137  ist  durchgestrichen. 

4)  BicI    Kein  Fehler  für  de  le  Voure» 

5)  So  noch  183,  188,  264,  28t>,  299;  sonst  Voeeaisan. 

6)  d.  h.  sie  rissen  ihr  die  Kopfbedeckung  vom  Kopf. 

7)  V  in  der  Hs. 


Zwei  altfnmz.  Friedenaregister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  33 

140.  Jehans  Pape  —  a  ass.  de  1.  s.  toutes  les  eecrouettes*  de  T.  aus 
Ir.   Ge  1  ft.  Tan  1275  en  aoust. 

141.  Jehennes  de  Dotegnies  a  ass.  de  1.  s.  Jeh.  de  Wes  7  tous  ch6aus 
que  Q  poroit  haiir  pour  rocooison  de  chou  qu'Q  fu  pris. 

142.  Mikms  7  Simons,  carpentier  ^),  de  Lille  7  Biertoules  de  Lorite 
ODt  ass.  d'aus  Ir.  Jehan  de  Flekieres,  juret  de  T.,  7  le  vallet  Henri  a  le 
Take,  aus  Ir.;  mes  Jehans  de  Flekieres  ne  li  valles  Henri  ne's  ont  mie 
asseuies,  car  oe  fu  pour  le  loi  de  le  ville.  Ce  f.  ft.*)  a  le  pouroession* 
Tan  1275  en  pL  h. 

143.  Fasteres  de  Saint  Ghillain  a  ass.  de  1.  s.  en  pl.  h.  Jehan  de  le 
Muele  7  les  siens.     Ge  f.  fU  en  sietembre  Tan  1275;  si  dure  partout 

144.  ^  Jeh.  li  Arriers*  7  Jakemins  li  Sieb'ers*  de  le  Lormerie  ont 
ass.  d'aus  Ir.  Jehan  de  le  Roke,  le  patrenostrier,  7  les  siens.  7  ceste  seurtes 
est  portouty  car  c'est  por  le  loi  de  le  ville. 

145.  Jakemes  de  Pierone  a  ass.  de  1.  s.  Jehan  de  Waverin,  le  fil,  1.  s. 
Ce  1  ft.  en  pL  h.  el  mois  d'aoust  Tan  1275. 

146.  Bandes  de  Bruneaumont  a  ass.  de  L  s.  pd.  prevos  7  jures  Lam- 

biert  de  Watres  7  Estievenin  //  Boinechiere   7  les   leur   partout.     Ce  f.  ft.   Fol.  ^. 
Tan  1275  el  mois  d'octembre. 

147.  L'an  d.  i,  1275  ass.  Jehans  de  le  Gambe  des  Maus  de  1.  s. 
Jehan  Grarchon  de  Marcaing  7  les  siens.  Ge  f.  ft.  pd.  Jehan  de  Bourghiele, 
provoet  de  comandise,  7  pd.  jures  el  mois  de  novembre,  le  deluns  apries  le 
Saint  Martin*). 

148.  L'an  d.  L  1275  el  mois  de  novembre  ass.  Jehans  Grueus  de  1.  s. 
Jehan  — ,  le  vallet  dame  Mariien  Naicure. 

149.  JehenneS;  li  6t48  Alart  Bochet»  a  ass.  de  1.  s.  Grart  de  Sainte 
äxns  7  les  siens.  Ge  f .  ft  en  pl.  h.  Tan  1275  el  mois  de  decembre  en 
le  darraine  semaine.  [Si  fu]*  Jakemes  Mouton[s]  provos  7  Gossuins  de 
Uaubrai  provos  de  comandise^). 

1)  M.  et  S.  Carpentier  de  L,  za  lesen?  Dann  würde  man  Bezeichnung  ihres 
▼qrwandachaftlichen  Verhaltaisses  erwarten. 

2)  Hs.  fai. 

3)  Nr.  147  ist  durchgestrichen.  —  Das  Datum  wäre  der  18.,  da  der  11.  Nov. 
75  selbst  auf  einen  Montag  fällt 

4)  Nr.  149  ist  durchgestrichen. 

Rom»olicbe  Forschungen  XXV.  3 


34  Walter  Benary 

150.  ^  En  Celle  semaine  mismes  devant  ditte  en  pl.  h.  pd.  pr.  j. 
Colars  Martins,  ki  fu  Gus  Martin  le  Clerc,  ass.  de  1.  s.  dame  Mariien,  ki  fu 
fetnme  Adan  le  Candelleur,  7  tous  ses  enfaus  7  les  leur. 

151.  ^  Jeh.  Sohiers  d'Audenarde  a  ass.  de  1.  s.  WilL  de  Broussiele 
L  s.  Ce  f .  ft.  le  nuit  del  anrenuef  par  vn  mardi  Tan  1275  pd.  Gossuin 
de  Maubrai,  provost  de  oomandise,  7  pd.  trois  jures ;  7  si  fu  avoec  Emouls 
de  Dikemue. 

152.  ^  Jeh.  Keneule  a  ass.  de  1.  s.  Gossuin  Barret  7  les  siens  7  tout 
le  sien.  Ce  f.  ft.  devant  le  maison  Jakemon  Robe.  8i  fu  Jakemes  Moutons 
provos,  Jakemes  Robe  7  Gilles  Carbons  i  furent  juret,  7  Grars  d'Orchies 
sousmaire  des  eswardeurs.     Ce^)  f.  ft  Tan  1275  el  mois  de  jenvier. 

Fol.  20^. 
iideWibiert//  153.  Onores  li  Waules*  a  ass.  de  1.  s.  Wibiert  Soimont  1.  s.;  7  Wibiers 

Soimont  goimons  a  ass.  en  tel  maniere  de  1.  s,  Onoret  le  Waule  7  les  siens.  C^ 
f.  ft  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  Tan  1275  el  mois  de  jenvier  xv  jours  devant 
le  candeler;  si  dure  partout. 

de  Jeh.  //  154.  Jehans  Harache  7  Monnes  de  Bellenghien  ont  ass.  d'aus  Ir.  Will- 

Uarace.  ^^^  Four  des  Pres*  7  Lambiert  le  Hugier  aus  Ir.  7  tous  cheaus  que  il 
poroient  haiir  pour  Toccoison  de  che  que  il  furent  pris  7  mis  en  le  fosse* 
Ce  f .  ft  en  pL  h.  l'an  1275  el  mois  de  march;  si  dure  partout 

de  8ohier  //  155.  Sohiers  Evrars  a  ass.  de  1.  s.  les  sierjans  de  le  ville  7  tous  cheaus 

^  '  cui  il  poroit  hair  pour  l'occoison  de  chou  qu'il  fu  pris  7  mis  en  prison  pour 
l'assaut  qu'il  fist  au  four  Wibiert  Soimont  Ce  f.  ft  Tan  1276  le  mardi  en 
paskes. 

de  Colart//  156.  Colars    d'Emmi-le-ville  a  ass.  de  1.  s.  Jeh.  Jolaing  7  les  siens. 

*^'^^^^®"Ce  f.  ft  el  mois  de  marc  Tan  1275;  si  dure  partout 

n  de  Will.//  157.  ^  Willaumes  de   le  Deaulie^)  a  ass.  de  1.  s.   tous    ceaus    que  il 

de  le  Iieau  //  p^j^j^.  j^^j^  p^^.  l'occoison  de  chou  qu*il  fu  pris  7   mis  en  prison. 

158.  WiU.  li  Sauvages  a  ass.  de  1.  s.  Colart  le  Natier  7  Jeh.  Hadelot, 
aus  Ir. 

159.  Colars  li  Tainteniers  a  ass.  de  1.  s.  Will,  le  Sauvage  7  les  siens. 
—  A  ces  ij  seurtes  fu  Jehans  d'Orke  prevos,  Vstasses  Soimons  7  Will. 
Wit-a-denter  i  furent  juret  Ce')  f.  ft.  au  dise  7  nuefvisme  jor  d'averil  por 
vn  diemence. 


1)  Hs.  9e  (=  st).    Vgl.  159,  217,  621. 

2)  Siehe  die  Anm.  zu  Nr.  99. 

3)  Ha.  ae. 


Zwei  altfranz.  Friedensregister  der  Stadt  Toarnai  (1273—1280)  35 

i 
^  ?  160.  Henries  de  Tielemont  a  ass.  de  1.  s.  Hiersent,  le  meskine  Comin,   deHien 

^  ^       7  les  siens.     Ce  f .  ft  en  pl.  h.  l'an  1276  au  quart  jor  de  mai  par  vn 


WH; 


I 


Qsw 

IL 


■*^^^  161.  ^  Huars   Pierchara   de   Heregnies  a  ass.  de  1.  s.   Jehan    Passe- 

G»^-      sour-nient  1.  s.  Si  fu  Henris  Powrres,  li  jovenes,  provos;   et  Gilles  Carbons 
*^"^      7  Gilles  Remis  i  forent  juret.     Ce  f.  ft.  el   markiet   devant   le   maison   le 

I     provost  I'an  1278  el  mois  de  decembre. 

t 

'  ''  162.  Jehans  Buree  a  ass.  de  1.  s.  Jehan  de  Foulers  7  les  siens  partout;     Fol.  2 

^^^      cW  por  le  loi  de  le  ville.     Ce  f.  ft.   I'an  1276  el  mois  de  mai.  de  Foule 

163.  Monnes  de  Templueve  a  ass.  de  L  s.  Jeha[n]  Plentet  L  s.     Ce    ö 

^        f.  ft.  Tan  1275  el  mois  de  marc.  \^^' 

rite  Plente 

s.    ('  164.  Pieres   Bauwegnies   a  ass.  de  1.  s.  Sarain   Plaiis.     Et  li   fiancha  n 

krtj     qwe  Jamals  ne  travellera  oeli  Sarain  ne  autrui   por  l'occoison  de  chou  qu'il  ^®  ^^^j' 

h  pris  7  mis  en  prison.     7  de  chou  fist  se  dette  por  lui  Jehans  Bauwegnies 

seg  ondes.     Ce  f.  ft.  Tan  1276  el  mois  de  mai. 


165.  Jehans  li  Ondes  de  Cysoing  a  ass.  de  1.  s.  tous  les  serjans  de  n 
le  Tille  7  tous  cheaus  que  U  poroit   ha!r    pour  l'occoison   de   chou  qu'il  fu 
pns  7  mis  en  prison.     Ce  fu  ft  le  jor  de  pentecouste  I'an  1276. 


166.  Colars  de  Templueve  a  ass.  de  1.  s.  Jakemon  Foutgline  L  s.  deColart< 
P°^l  partout;  car  c'est  powr  le  loi  de  le  ville.  Ce  f .  ft  en  pl.  h.  pd.  les  provos  ■^®**P*'*® 
^  ^       7  les  jures  Tan  1276  le  demerkes  apries  le  trinitet*).  H  P"/. 

167.  Et  en  ce  jor   mismes   devant   dit    Reres   Biekes    de   Broussiele,  n 
Aiars    de    Gemlos,    Colins  li  Frais    des    tiretaines*  7  Ernouls  de  Vilemort 
aaaeorerent   d'aus   Ir.   Colart  de  Feiines  7  Huon    Bacoc  7  les  leur  comme 
oounestables  de  T.  7  tous   cheaus   ausi  que   il  poroient  hair  por  Toccoison 
de  chou  que  il  furent  pris  7  mis  en  prison. 


168.  Jehans  Copons  de  Chiele  a  ass.  de  1.  s.  Jehan  Fachen  1.  s.  do. 

169.  Jehans  li  Pesere  de  Taintegnies  a  mis  jus*  le  seurtet  qu'il  avoit 
pour  lui  7  pour  les  siens  de  Will.  d'Orchies  7  des  siens.  Ce.  f.  ft.  en  pl. 
h.  pd.  pr.  j.  Tan  1276  en  le  prämiere  semaine  de  fenerech. 

170.  Theris   dou  Maisnil  7  Jakemes    dou   Maisnil   ont  ass.    d'aus  Ir.    Fol.  21 
Jakemin  de  Brousside  1.  s. 


1)  Das  Wort  liest  sich  al«  Haus,  da  die  i-Striche  fehlen. 

2)  Nr.  166  ist  durchgestrichen. 


36  Walter  Benary 

171.  Jakemins  Markemonde  a  aas.  de  L  s.  Jakemiii  de  Broussiele  1.  b. 
Ge  f.  ft  Tan  1276  el  mois  de  ghieskerec. 

172.  Bogeies  de  Pierone  7  Simons  de  Trehout  ont  mis  jus  le  seurtet 
ki  estoit  entr'aus  deus  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  Ge  f .  ft  Van  1276  el  mois  de 
ghieskerec. 

173.  Jehans  Aloe  a  ass.  de  1.  s.  Jehennet  Secgrumiel  1.  s.  8i  fu 
Jeh.  d'Orke  provos,  [Jehans]  Habans  7  Jakemes  Robe  juret,  7  Jeh.  Assons 
clers.  Ge  f.  ft.  Tan  1276  el  mois  de  ghieskerec  au  jor  de  le  machekelerie 
devant  le  goudale  Groulet*. 

174.  Thumassins  li  Boursiers  a  ass.  de  1.  s.  Watier  de  Donse  1.  s. 
dev.  just  T. 

175.  Jeh.  de  Waverin  7  Jeh.  ses  fius  ont  ass.  d'aus  Ir.  Sohier  dou 
Mos  7  les  siens.  Ce  f.  ft.  en  le  hale,  la  li  coriier  sieent*.  Van  1276  le 
jour  Saint  Gille. 

176.  Jak.  de  Sour-le  pont  7  Boudins^)  de  le  Höut  ont  mis  jus  le 
seurtet,  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.,  ki  estoit  entr'aus  deus.  Ce  f .  ft.  le  premerain 
devenres  apries  le  jor  de  le  pourcession  de  T.  Tan  1276  a  le  provoste  Jeh. 
d'Orke  7  Jak.  Mouton*). 

177.  Jehans  d'Englemoustier  a  asseure  de  1.  s.  partout  Bauduin  Moriel 
7  les  siens.     Ce  f.  ft.  pd.  pr.  j.  Tan    1276  el  mois  d'aoust. 

178.  Mainsens  de  Valenchienes  7  Ernouls  de  le  Fosse  ont  jus  mis  le 
seurtet  ki  estoit  entr'aus  deus,  pd.  pr.  j.     Ce  f.  ft.  Tan  1276  en  aoust 

marlie//re.  179.  ^  Le  demerkes  apries  le  behordic  Tan  1278  Jeh.  Marliere  7  [ — ?] 

Baudelore  misent  jus  le  seurtet  k'il  avoient  faite')  li  uns  al  autre.  Ce  f. 
ft.  en  pl.  h.  pd.  les  jures. 

Fol.  22.  180.  Rogiers  Pourcheaus,  li  mierchiers,  a  ass.  de  L  s.  Watier  dou  Bruille, 

le  mierchier,  1.  s.  Si  fu  ceste  seurtes  faite  devant  le  maison  Henri  Pourret, 
le  jovene.  Tan  1276  el  mois  de  sieteT^bre,  le  demierke  apries  le  Saint  Mahiu. 
Si  fu  Jeh.  d'Orke  provos,  Jakemes  li  Vakiers  7  Jeh.  li  Pesere  i  furent 
juiet;  7  si  fu  Will.  Castagne  sousmaire  des  eswardeurs  7  Jehans  Assons 
[clers]*). 

1)  Man  könnte  paläografisch  Boidins  oder  Bavins  lesen.  Ersterer  Name  kommt 
auch  sonst  noch  vor. 

2)  Nr.  176  ist  durchgestrichen. 

3)  Siehe  Anm.  zu  Nr.  300. 

4)  Nr.  180  ist  durchgestrichen. 


Zwei  altfniDz.  Friedenaragister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  37 

181.  ^  Waterons  d'Ainne  a  aas.  de  L  s.  Colio  le  Garlier  7  les  siens; 
7  otele  säurtet  a  &ite  Colins  U  Carliers  a  Wateion  d'Aine.  A  oeste  seurt«t 
fu  Jeh.  d'Orke  provos  de  le  comugne,  Gilles  Carbons  7  Jakemes  Robe  i 
furent  juret.  Ce  f .  ft.  al  estal  Jakemon  Bobe  Tan  1276,  le  deluns  apries 
le  Saint  Gbillain;  si  dure  partout. 

182.  Jeh.  de  Ballenghien  a  ass.  de  1.  s.  Jeh.  Papieri^)  1.  [s.]^).  Ce 
i  ft  devant  Festal  Jakemon  Robe  Tan  1276  el  mois  de  sietembre');  si  fu 
provos  Jeh.  d'Orke,  7  juret  Jakemes  Bobe  7  Gilles  Carbons^  7  Jehans 
Assons  [ders]. 

183.  Jehans  a  le  Take,  barons*  Bielain  le  fille  Jeh.  TAuwier*,  a  ass. 
de  L  s.  BietHs  de  Ligne,  li  7  les  siens,  ki  estoit  adont  meskine  Willaume 
Judas.  7  ceste  seurtes  dure  partout,  car  c'est  pour  occoison  de  loi.  Ce  f. 
ft  Fan   1276  el  mois  de  sietembre  en  pl.  h.  pd.  pr.  j. 

184.  Grars  11  Viesfierons*  7  Henris  Fols-maries  ont  mis  jus  le  seurtet 
ki  estoit  entr'aus  deus.  Ce  f.  ft.  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  Tan  1276  el  mois 
d'octembre. 

185.  Pierres  de  le  Montee*)  a  ass.  de  1.  s.  Jehennet  Bochet,  le  foulon, 
dev.  just  T.  Ce  fu  [fa]it  Tan  d.  i.  1276  el  mois  d'octembre  a  le  provoste 
Jehan  d'Orke  7  Jakemon  Mouton. 

186.  ^  Jehans  li  Frans  de  Vaus  a  ass.  de  L  s.  Jakemon  Wimart,  le 
serjant  de  le  ville.     Cest  pour  le  Service  de  le  ville*);  si  dure  partout 

187.  Jeh.  de  Huluch  7  Gilles  li  Barbiieres,  ki  fu  fius  Mahiu,  ont  mis   Fol.  2!2y. 
jus  le  seurtet  ki  estoit  entr'aus  deus.    Ce  f.  ft  en  pl.  h.  pd.  Jeh.  d'Orke, 
provost,  7  pd.  les  jures,  l'an  1276  el  mois  de  novewbre. 

188.  Mikeles  de  Torcoing  a  ass.  de  1.  s.  partout  Margot  a  le  Forche, 
li  7  les  siens.  Cest  pour  occoison  de  loi.  Ce  f.  ft  a  le  maison  Gosson 
de  Maubrai  le  diemenche  apries  le  toutsains  l'an  1276;  si  fu  provos  Jeh. 
d'Orke  7  si  furent  juret  Grosses  de  Maubrai  7  Jakemes  Robe. 

189.  Jeh.  de  Lomme  7  Gradins*  de  Lomme  ont  ass.  d'aus  Ir.  partout 
Ysabiel  de  Blaton  7  Jehenain  de  Mortagne,  elles  7  les  leur.  Ce  f.  ft  en 
pL  h.  Tan  1276  en  octembre. 

1)  Hb.:  papH. 

2)  »iena  fehlt 

3)  Hs.  sieUhre. 

4)  Hs.  monteee. 

b)  V  in  der  Hs.  —  Bedeutung  „in  seiner  Eigenschaft  als  Beamter**  (d.  h.  er 
bnuicht  sdnerBeits  keine  Sicherheit  zu  geben.) 


38  Walter  Benary 

190.^)  (Gillains  de  Mons,  Jeh.  Barres  7)  Theris  Waleraue  (ont)  a 
(d'aus  Ir.)  de  1.  s.  (7  cescuns  par  lui)  partout  Jehan  le  Fevre   le   dra 
1.^)  s.     Ce  f .  ft  en  pl.  h.  l'an  1276  en  decembre. 

(Li  seurtes  de  Ghillain  de  1.  s.  7  de  Jeh.  le  Fevre   de  1.  s.    est 
mise.    Ce  f.  ft.  as  octat^e«  de  le  toutsains  par  .j.  deluns  Tan  1277.) 

191.  Jakemins  de  Pierone  a  ass.  de  1.  s.  Will.  Foubiert,  Jehan  BL 
7  Jeh.  Pionet,  les  serjans^)  de  le  ville,  aus  Ir.,  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.     O 
ft.  Tan  1276  el  mois  de  decembre  ij  jours  devant  le  jour  del  anrenuef 
vn  demerkes. 

192.  Theris  de  Bruges  a  ass.  de  1.  s.  Colin  de  Bruges,  le  parmen 
1.  s.  Ce  f.  ft.  devant  le  maison  Henri  Pourret,  provost>  7  juret*)  Paiens 
le  Türe  7  Watiers  de  Liege,  Tan  1276  en  jenvier;  si  dure  devens  le  just 

193.  ^  Henris  li  Bidaus  a  ass.  de  1.  s.  Will,  le  Heaumier  7  les  si 
partout.     Ce  f .  ft  en  pl.  h.  Tan  1278  en  feverier. 

Fol.  23.  194.  Bauduins  Atache  7  Daneaus  li  Boulenghiers,  barons  le  fille  di 

Audain,    ont  mis  jus  le  seurtet   ki  estoit   entr'aus    deus  7  les   leur   7 
boine  pais  li  uns  al  autre.     Ce  f.  ft.  el    mois    de   decembre  l'an  1276 
pl.  h.  a  le  provostet  Jehan  d'Orke  7  Jakemon  Mouton. 

195.  Sharons  d'Escleppes'^)  a  ass.  de  1.  s.  Gillot  Castagne  1.  s.  O 
ft  en  jenvier  Tan  1276.  8i  fu  comme  provos  Watiers  de  Havines  7  co» 
juret  Jakemes  Moutons  7  Gilles  Remb®).  —  Ceste  seurtes  fu  mise  jus 
pl.  h.  Tan  1277  le  mardi  en  paskes. 

196.  Libins   de  Maieries  a  ass.   de  1.  s.  Jakemin  Huelot^    Emoul 
Hauterege,  Jehan  Passe-en-tarte  7  tout  le  visnage    de    lor   counestable. 
füren t  Henris  Pourres  7  Watiers  de   Havines   provost  7  Jakemes  Mout 
jures.     Ce  f .  ft  Tan  1276  el  mois  de  jenvier. 

197.  Jakemes  de  Watellos  a  ass.  de  1.  s.  Jehan,  le  fil  Jolit,  1.  s. 
f.  ft  pd.  pr.  j.  l'an  1276  el  mois  de  jenvier. 

198.  Grontiers  de  Maubrai,  li  mierchiers,  7  Jehans  Moars  ont  mis 
le  seurtet  ki  estoit  entr'  aus  deus    7  couneut    boine    pais  7  loial    li    uns 

1)  Das  hier  in  Klammer  Gesetzte  ist  durchgestricheD,  —  gelegentlich  der  j 
hebung  auch  der  zweiten  Sicherheit,  nämlich  zwischen  J.  Barret  u.  J.  le  F 
—  also  ursprünglich. 

2)  Hs.  lue. 

3)  Hs.  seriät 

4)  Zu  dieser  Konstruktion  vgl.  Anm.  zu  149. 

5)  Hs.  deseleppel. 

6)  Nr.  195  bis  hierher  durchgestrichen. 


Zwei  aitfranx.  Friedensregister  der  Stadt  Touroai  (1273—1280)  59 

aute.     Ge  f.  ft.  en   pL  h.  pd.   pr.   j.  Tan    1276    le   darrain    devenres   de 

jeoTier. 

199.  Pieres  dou  Soüer  a  ass.  de  1.  s.  Jehan  de  Veson  1.  s.  Ce  f.  ft 
en  pL  h.  pd.  pn  j.  Tan  1276  el  mois  de  jenvier. 

200.  ^  Jehans  Grarbe  a  ass.  de  1.  s.  Andriuet  rEsoohier  1.  s.  Ce  f. 
ft.  pd.  pr.  j.  Tan  1276  el  mois  de  jenvier. 

201.  Jehans,  ki  fu  fius  Biemart  a  le  Take,  a  ass.  de  1.  s.  Estievenon    Fol.  28v. 
le  Oaucheteur  1.  s.    Si  fu  Henris  Pourres,  li  jovenes,  provos,  7  Paiens  de  le 

Iure  7Lainbier8  li  Rate  juret     Ce  f.  ft.  Fan  1277  el  mois  d'averiL    Ceste 
seortes  dure  partout. 

202.  Colars  Blareaus,  Jehans  Moussons,  Colars  de  Qtiaregnon  7  San- 
dni»  d'Arras  ont  ass.  d'aus  b*.  Watier  de  Condet  1.  s.  La  fu  Henris 
Pounes,  li  jovenes,  oonime  provos,  Gossuins  de  Maubrai,  Paiens  de  le  Türe 
7  Watiers  dou  Liege  i  furent  comme  juret.  Ce  f.  ft.  au  quatorsime  jour 
de  nuü  par  vn  devenres  Tan  1277. 

203.  Copins  de  Falempin  a  ass.  de  L  s.  Jehan  Deusoes  1.  s.  7  Jehans 
Deusoes  a  ass.  de  1.  s.  Copin  de  Falempin  1.  s.  Ce  f.  ft.  en  pL  h.  le 
nuirdi  apries  le  dose  pentecouste  Tan  1277^). 

204.  Gossuins  de  Saint  Theri  a  ass.  de  L  s.  dev.  just.  Toumai  Jehan 
Postelait  7  les  siens.  Ce  f.  ft  en  plainne  h.  pd.  pr.  j.  le  darrain  jour  de 
m  Pan  1277. 

205.  Jakemes  li  Mireliers  a  ass.  de  1.  s.  Willemoulle  le  Goudalier  1.  s. 
7  Willemoulle  a  en  tel  maniere  ass.  de  1.  s.  Jakemon  le  Mirelier  1.  s.  Ce 
t  ft  en  pl.  h.  l'an   1277    au  quart  jor  de  ghieskerech  par  vn  devenres*). 

206.  Jakemes  de  Diuant,  li  cousturiers,  a  ass.  de  L  s.  Colart  le  Vies- 
warier  de  Valenchienes  1.  s.  Ce  f.  ft.  en  pl.  h.  au  nuevisme  jour  de  ghies- 
kerec  ^ar  vn  demerkes  Tan  1277. 

207.  Jehans  de  Waverin  a  ass.  de  1.  s.  Bauduin  Wikewake  (7  Will.     Fol.  24. 
le  Linier)*)  aus  Ir.     Ceste   seurtes    fu    faite  en  pl.  h.  des  jures  Tan  1277 

el  mois  de  ghieskerech.  —  Li    seurtes  est   jus   [mise]   de  Jeh.  de  Waverin 
7  de  Will,  le  Linier*). 

1)  Nr.  203  ist  dnrchgeBtricheD. 

2)  Nr.  205  desgl. 

3)  Nr.  206  desgl. 

4)  Dies  ist  durchgestrichen. 

5)  Nr.  207  ist  durchgestrichen. 


40  Walter  fienary 

208.  Elye  de  Hakenghien  a  ass.  de  L  s.  Jehan  le  Peseur  1.  s.  7  tout 
le  aien  partout 

209.  ^  Jakeroes  Fautremie  a  ass.  de  1.  s.  Jehan  Hainau  L  s.  Ce  f.  ft. 
au  secont  jour  de  fenerec  par  .j.  demerkes  Fan  1277  el  mois  de  fenerech^). 

210.  Jehennes,  ki  fu  fms  Watier  de  Courtrai,  a  ass.  de  1.  s.  tous  cheaus 
que  il  poroit  hair  pour  rocooison  de  se  prise.  Ce  f .  ft  en  march  Tan  m.  cc. 
^  Ixxviij. 

211.  Jehans  Crenons  a  ass.  de  1.  s.  Ghilebiert  dou  Gardin  I.  s.  dev- 
just  T.    Ce  f .  ft  en  pl.  h.  Tan  1277  en  fenerech. 

212.  Copins  de  Falempin  7  Watiers  Capelassee  ont  fait  boine  pais  li 
uns  al  autre  7  couneute')  en  pL  h.  pd.  pr.  j.  de  toutes  choses  ki  avenues 
estoient  entre  aus  jqs.  jr.  que  ceste  pais  fu  faite;  7  misent  jus  le  seurtet 
ki  estoit  entre  aus  deus  faite  d'aus  Ir.  Ce  f .  ft  au  tierc  jour  de  fenerech 
par  un  dyoes^)  Tan  1277  el  mois  de  fenerech. 

213.  Jakemes  Gales  a  ass.  de  1.  s.  Jakemon  Goudin  1.  s.  Ce  fu  ft 
en  pl.  h.  Tan  d.  i.  1277  el  mois  de  fenerech.     Ceste  seurtes  dure  partout 

214.  Jakemes  Alens  7  Jakemes  Bollans,  li  goudaliers,  ont  jus  mis  en 
plainne  h.  pd.  pr.  j.  le  seurtet  ki  estoit  entr'aus  deus.  Ce  f.  ft.  Tan  1277 
el  mois  de  fenerech. 

215.  Gilles  li  Clers  de  Willem  a  ass.  de  1.  s.  Jehan  Parent,  le  boulenghier, 
7  sen  frere,  aus  Ir.  partout.  Si  fu  Watters  de  Havines  provos,  Gosses  de 
Maubrai  7  Henris  Catine  juret    Ce  f.  ft.  Tan  1277  en  novembre. 

Fol.  24^.  216.  Gilles  Escouvette,  li  fevres,  a  ass.  de  1.  s.  Manien  le  Blonde,  li 

7  les    siens.     Ce  f.  ft.  en   pl.   h.   a  le  provoste  Henri  Pourret  7  segneur 
Watier  de  Havines  Tan  1277  el  mois  de  fenerech. 

217.  ^  Jehans  de  le  Planke,  ki  fu  fius  monsegneur  Alart  deHaudion, 
a  ass.  de  1.  s.  Benier  le  Coutelier  7  Jakemon  de  Courchieles,  aus  Ir.  8i  fu 
Watiers  de  Havines  de  le  comugne*),  Will.  Wit-a-denier  *)  7  Will.  Bousseaus 
i  furent  come  juret     Ce®)  f.  ft.  el  mois  d'aoust  Tan  1277''). 

1)  Nr.  209  ist  durchgestrichen. 

2)  8.  Anm.  zu  Nr.  300. 

3)  Falsches  Datum;  der  3.  Juli  77  war  ein  Sonnabend. 

4)  sc.  Provost 

5)  Hs.  viü  a  d;  ebenso  in  der  folgenden  Nr. 

6)  Hb.  8e, 

7)  Nr.  217  durchgestrichen. 


Zwei  altfnuiz.  Friedeosregister  der  Stadt  Tounud  (1273—1280)  41 

218.  ^  Jehans  de  le  Wele  a  ass.  de  1.  s.  Jehan  Bateriel  1.  s.  Si  fu 
Henris  Pourres,  11  jovenes,  prevos,  Will.  Wit-a-denier  7  Watiers  dou  Liege 
i  fiirent  oomme  juret.    Ce  f .  ft  el  mois  d'aoust  Tan  1277^). 

219.  Mikiols  d' Antoing,  li  freres  Evrart,  a  ass.  de  1.  s.  Mikiel  Hennebote 
X  s.  Ce  f .  ft  en  plainne  h.  l'an  1277  el  mois  d'aoust,  le  devenres  devant 
le  Saint  Bietremiu.  8i  furent  provost  de  oomandise  Gosses  de  Maubrai  7 
Jakemes  li  Vakiers  7  si  eut  zii]  jures  avec  aus'). 

220.  Will.  MouUe^)  7  Gilles  Pivions  ont  mis  jus  le  seurtet  ki  estoit 
«nti'aus  deus.    Ce  f.  ft  l'an  1277  el  mois  de  sietembre. 

221.  Will,  de  Rikiermes  7  dame  Maroie  Gargate  ont  mis  jus  le  seurtet 
Ici  estoit  entr'aus  deus.  Ce  f.  ft  en  plainne  h.  des  jures  l'an  1277  el  mois 
d'octembre. 

222.  Jakemes  dinkars  7  Gilles  Bucheaus  7  Colars  Willelevres  *)  7 
Pieres  Make  ont  mis  jus  le  seurtet  ki  estoit  entre  eaus  quatre  7  coneut 
1x>ine  pais  li  uns  as  autres^)  pour  aus  7  pour  les  leur.  Ce  f.  ft.  en  pl.  h. 
pd.  pr.  j.  l'an  1277  el  mois  d'octewbre. 

223.  ^  CaUaus  dou  Hont  a  ass.  de  1.  s.  dev.  just.  T.  Mariien,  le 
femme  Jak.  Callau,  li  7  les  siens.    Ce  f.  ft.  l'an  1278  el  mois  de  jenvier. 

224.  Theris  de  Loymont,  Thumas  de  Morcjourt  7  Colars  de  Blandaing    Pol.  25. 
ont  mis  jus  le  seurtet  ki  estoit  entr'aus  faite  pd.  pr.  j.  7  coneut  boine  pais 

7  loial  li  un[s]  al  autre.    Ce  f.  ft.  Tan  1276  en  march*). 

225.  ([Grajrs  li  Barbiieres  de  Dotegnies) ''),  Will.  Crespeaus  7  Jehans 
Prions  ses  freres  ont  ass.  d'aus  Ir.  Mikiel  Hennebote,  borgois  de  T.^  1.  s. 
Ce  f.  ft.  l'an  1277  en  decembre. 


1)  Nr.  218  durchgestrichen. 

2)  Nr.  219  ist  durchgestrichen. 

3)  Dieser  Nachname  begegnet  sonst  noch,  z.  B.  Bull.  Soc.  bist  de  T.  5  7«, 
Anoal.  9  ut/s;  eine  Verwechslung  mit  Willemoulle  braucht  man  nicht  anzunehmen, 
wie  man  sich  überhaupt  hüten  muss,  bei  derlei  Namen  Fehler  zu  wittern. 

4)  Hs.  Wüldms;  vgl.  Nr.  384. 

5)  Plural  (NB.  U  uns  =  die  eine  Partei),  weil  auf  jeder  Seite  zwei  stehen. 

6)  Man  beachte  das  Datum. 

7)  Das  Bingekhunmerte  ist  dick  durchstrichen. 


42  Walter  Benary 

226.  Grars  Makedavaine^)  a  ass.  de  1.  a.  Jakenion  Kiekiu  1.  s.  Ce  f. 
ft.  Tan  1277  en  decewbre*). 

227.  ^  Pieres  de  Bruges  a  ass.  de  1.  s.  Ck)lart  le  Candelleur,  ki  a  le 
fille  Gillion  le  üareton,  1.  s.  partout.  [Si  fu]  Jakemes  Moutons  provos^), 
Wstasses  Soimons  7  Jehans  de  Fives  i  furent  juret.  Ce  f.  ft.  Tan  1277 
en  decembre*). 

228.  Sohiers  dou  Mes  a  ass.  de  1.  s.  Alart  le  Carpentier  de  Boui^hiele 
1.  8.    Ce  f.  ft.  en  pl.  h.  de  jures  Tan   1277  el  mois  de  novembre. 

229.  Andrius  Vakelette  a  aas.  de  1.  s.  Raoul  le  Pissenier  1.  s.  7 
Raoul[s]  li  Pisseniers  a  ass.  en  tel  maniere  de  1.  s.  Andriu  Vakelette  1.  s. 
Ce  f.  ft.  en  pl.  h.  devant  provos  7  jures  al  vnsime  jour  de  jenvier  par  .j. 
deluns  l'an  1277  5). 

230.  Theris  de  Loymont  a  ass.  de  1.  s.  Jehan  de  Blandaing  7  les 
siens  partout.    Ce  f.  ft.  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  le  nuit  dou  quaremielf  Tan  1277. 

231.  ^  HMus  de  S.  Omer  a  ass.  de  1.  s.  Jehan  Houdiart  1.  s. 
Ce  f.  ft.  pd.  les  provos  7  grant  plente  de  jures  en  le  place  devant  le  hale 
Tan  1278  el  mois  de  feverier. 

232.  ^  Orars  d'Audomeriel  a  ass.  de  1.  s.  Gillion  as  Rasoirs*  1.  s. 
partout.    Ce  f.  ft.  l'an  1278  el  mois  de  jenvier, 

Fol.  25^.  233.  Pieres  li  Potiers  a  ass.  de  1.  s.  Pieron  le  Potior  de  Bruges  1.  s. 

Ce  f.  ft.  en  plainne  h.  pd.  pr.  j.  el  mois  de  march  l'an  1277. 

234.  ^  Will,  de  Hiertaing,  li  sures,  a  ass.  de  1.  s.  mestre  Pieron  dou 
Nil%  le  mie,  1.  s.  Ce  f.  ft.  en  plainne  h.  Tan  1277;  6*i  furent  li  provost 
7  li  juret.  —  Ceste  asseurance  fu  mise  jus  en  äveril  l'an  1277 ''). 


1)  Make  nicht  =  Machaire,  sondern  dial.  =  massue  h.  =  Dreschflegel; 
avaine  =  avoine.  Ein  Jakemes  dit  Graindavaine  testierte  in  T.  1284.  Ähntich 
Caudavaine  (s.  Bauchend,  La  just,  crimin   ä  Valenc.  p.  228) 

2)  Am  Band  io  Höhe  der  ersten  Zeile  steht  aV  hut;  bei  Nr.  227  ostek  leut. 
Gemeint  sind  die  anderweitig  als  stergant  bzw.  esertmette  bezeichneten  Alart  de 
Helchin  und  Gillion  Ostekin.  Ist  gemeint,  dass  sie  an  Stelle  der  im  Text  genannten 
eine  Sicherheit  erhielten? 

3)  Vgl.  Nr.  149. 

4)  Nach  dem  13.  Dez.,  denn  das  Amtsjahr  des  Jak.  Mouton  war  1277/8. 

5)  Nr.  229  ist  durchgestrichen.  —  Der  11.  Jan.  77/8  war  ein  Dienstag. 

6)  Verschrieben  für  Nie,  Nicht    Vgl.  Annal.  Soc.  T.  9,  »it,  a»*. 

7)  N.  234  ist  durchgestrichen.  Auf  Grund  des  Zusammenhangs  mit  Nr.  233 
und  235  ff.  wird  man  die  Sicherheit  als  im  März  gegeben  ansetzen  dürfen,  so  dass 


Zwei  altfranz.  FriedeosregiJBter  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  43 

235.  Gilles  Escade,  li  serourges  Henri  de  Monnes,  a  ass.  de  1.  s. 
^sabiel  au  Batiel,  li  7  les  siens,  partout.  Ce  f.  ft.  en  pl.  h.  pd.  pr.  j. 
l.'a[n]  1277  le  dairaine  semaine  de  marc. 

236.  Raoules  dou  Lai  a  ass.  de  L  s.  Watier  le  Coc  1.  s.  partout. 
^  ceste  seurtet  furent  comme  provost  de  le  comugne  Willaume  [s]  Castagne 
7  Jakemes  Moutons,  7  Jakemes  li  Vakiers  i  fu  oomme  jures.  Ce  f.  ft.  el 
nois  d'averil  Tan  1277. 

237.  ^  Jehans  Warenghiens,  li  broueteres,  a  ass.  de  1.  s.  Emoul  a  le 
^ake  1.  8.    Ce  f.  ft  en  pl.  h.  pd.  pr.  3.  Tan  1278  le  nuit  de  Tascention. 

238.  ^  Pipelars,  li  nies  Rogner  Warison,  a  ass.  de  1.  s.  Jehennet  Mielee, 
le  fil  Will.  Tartoul,  1.  s.  partout.  Ce  f.  ft  le  premerain  deluns  apries  le 
jour  de  l'ascention  Tan  m.  cc.  et  Ixxviij;  si  fu  Will.  Castagne  comme  provos, 
Jehans  Colemers  7  Henris  Catine  i  furent  comme  juret. 

239.  ^  Jehennes  Waudripons  a  ass.  de  L  s.  Marion  de  Saint  Josse 
7  le  provost  7  les  jures  7  les  eskievins  dou  Bruille.  Ceste  seurtes  est  faite 
pour  le  loi  de  le  ville;  si  fu  faite  el  mois  de  mai  Tan  1278  en  le  hale 
cles  jures  a  Tomai*. 

240.  ^  Grars  Culins  de  Mortaigne  a  ass.  de  1.  s.  Jakemon  Kerion, 
£ris8ion  Mainneaveule  7  les  autres  machekeliers  de  le  machekelerie  7  tous 
eheaus  cui  il  poroit  hair^)  pour  l'occoison  de  se  prise.  Ce  f.  ft.  l'endemain 
de  pentecouste  Tan  1278. 

241.  ^  Gilles  Frarins  a  ass.  de  1.  s.  Jeh.  Celois  1.  s.  partout.  Ce  f. 
ft  en  pL  h.  Tan  1278  en  novembre. 

242.  ^  Gilles  li  Ciriers  a  ass.  de  1.  s.  Theri  Aighelin  1.  s.  Ce  f.  ft. 
en  pL  L  l'an  1278  en  novembre. 

243.  Hues    de  Bauduimont  7  Jakemes  de  Hiertaing    ont   ass.    li    uns    Fol. 
Tautre   d'aus  7   des    leur  eaus  7  les   leur.     Ce  f.  ft  Tendemain   de  pente- 
couste l'an  1278«). 

244.  Henneaus  d'Escaut,  11  peskieres^  a  ass.  de  1.  s.  Jakemon  Hennike 
1.  8.  partout  Ce  f.  ft.  en  pl.  h.  de  jures  Fan  1278  le  demars  en  pente- 
couste. 


zwisehen  ihr  und  dem  Aufhebungsakt  —  Ostern  1277/8  fällt  auf  den  17.  April  — 
nur  etwa  ein  Monat  liegt 

1)  Das  Folgende   steht  auf  f^  26.    Nr.  241  und  242  stehen  unter  der  Linie 
von  f»  25^. 

2)  Nr.  243  ist  durchgestrichen. 


44  Walter  Benarj 

245.  Henris  ii  Aflemans  a  ass.  de  L  s.  Jehan  d'Auterive  I.  &  — 
Geste  seurtes  fu  mise  jus  au  sisime  jour  de  fenerech  ^ar  .j.  demars  Tan  1278^). 

246.  Jeh.  de  Douveraing,  li  couteliers,  a  ass.  de  1.  s.  Rassen  le  Mierchiei 
comme  borgois  de  T.  1.  s.    Ce  f.  ft  en  pl.  h.  ^  Tan  1278  en  maro'). 

247.  Thumas  de  Havines  a  ass.  de  1.  s.  Jehan  le  Patrenostrier  1.  s 
Geste  seurtes  fu  pi-ise  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  Tan  1278  el  mois  de  mai. 

248.  ^  Lotars  Gargate  a  ass.  de  1.  s.  partout  Gillion  de  Bruiele  L  s. 
eis  Gilles  a  le  fille  Grart  d'Orchies. 

249.  Grars  Den')  de  Bruges  a  ass.  de  1.  s.  Jehan,  le  fil  Jehan  \\ 
Pouletier,  1.  s.  partout.  Ge  f.  ft.  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  Tan  1278  el  mois  d< 
fenerech. 

250.  Bardekins  de  Bruges,  Golars,  li  fius  Boineavain,  de  Bruges  7  — * 
ont  ass.  d'eaus  Ir.  les  enfans  Jehan  le  Pouletier  aus  Ir.  partout.  Ce  f.  ft 
[en]  pl.  h.  pd.  pr.  j.  Tan  1278  el  mois  de  fenerech. 

251.  Jeh.  li  Ghevatiers*  de  8.  Martin  7  Jakemes  Wimars  ont  mis  jui 
le  seurtet  ki  estoit  entr'aus  deus  7  les  leur.  Ge  f.  ft.  l'an  1278  en  le  darrain< 
semaine  de  fenerech  en  plainne  hale. 

252.  ^  Lotins  de  Songi  a  ass.  de  1.  s.  Gillion  Ostekin,  Simon  Mughet 
Will,  le  Provost"),  Mikiel  de  Saint  Jakeme^  Ernoul  le  Goispdier  7  Alar 
de  Helch[in]'),  aus  Ir.  7  tous  cheaus  que  il  poroient'')  hair  pour  Poccoisoi 
de  le  prise  Jehan  sen  frere.  7  ceste  seurtes  est  faite  a  ces  escrouettes  pa 
Toccoison  de  le  loi  de  le  ville®);  si  fu  fait[e]  Tan  1278  el  mois  dedecembre 

253.  Golins  li  Monniers  a  ass.  de  1.  s.  Annies  d'Audenarde  7  les  siens 
Tan   1278  en  fenerech. 

Dl.  26v.  254.  Golars  Grumiaus  7  Jehans  li  Drus  ont  ass.  d'aus  k.  Jehan  Mainne 

7  Gillot   le  Machon    aus  Ir.    A  ceste   seurtet  fu  Jakemes  Moutons  provof 


1)  Nr.  245  ist  durchgestrichen.  —  Der  6.  Juli  78  war  ein  Mittwoch. 

2)  An  dem  Datum  scheint  etwas  nicht  in  Ordnung  zu  sein;  andernfalls  müsst 
man  den  März  1279  n.  St.  ansetzen. 

3)  Dies  könnte  man  leicht  in  Grardins  de  Br,  ändern;  doch  vgl.  oben. 

4)  Die  Hs.  wiederholt  hier  den  Namen  Bardekins  de  Bruges. 

5)  Dass  damit   nicht  WüL  Castagne   gemeint  ist,   dessen  Amtsjahr  in  dies 
Zeit  fällt,  zeigt  Nr.  261. 

6)  Vgl.  Nr.  285. 

7)  Plur.  statt  des  gewöhnlichen  Sg. 

8)  V  in  der  Hs. 


Zwei  altfranz.  Friedensregister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  45 

Jehans  Miache  7  Vstasses  Soimona  i  furent  juret    Ce  f .  ft.  en   le  darraine 
aemaine  de  fenerech  Tan  1278. 

255.  Jehans  li  Monniers  7  Annies  se  femme  ont  ass.  d'aus  Ir.  Jehan 
Bontebar^)  7  se  femme,  aus  Ir.    Ce  f.  ft  en  le  hale  Tan  1278  en  sietembre. 

256.  Jakemes  de  Fives  a  ass.  de  1.  s.  Jehan  de  Lede  1.  s.  Ce  f.  ft. 
en  pl.  h.  l'an  1278   le  nuit  Saint  Remi  par  .j.  devenres;    si  dure  partout. 

257.  Jakemes  Boskes  7  Jehans  de  Flandres,  li  houlekiniers*,  ont  mis 
jus  le  seurtet  ki  estoit  entr'aus  deus  d'aus  Ir.     Ce  f.  ft    en   »leteynhre  Tan 

1278. 

258.  Coches  de  Cambrai  a  ass.  de  1.  s.  tous  cheaus  que  il  poroit  hair 
por  rooooison  de  se  prise.    Ce  f.  ft  en  pl.  h.  Tan  1278  en  sietembre. 

259.  ^  Le  nuit  Saint  Andriu  ki  fu  par  .j.  demars  Tan  1278  Jakemes, 
ki  fu  fius  Hennin  a  le  Take,  ass.  de  1.  s.  Will.  Castagne  7  ses  enfans  7 
^  freres;  7  Will.  Castagne  ne  fist  puint  de  seurtet  Jakemon  devant  dit 
par  assens  de  jures,  pour  chou  que  li  jiuret  oyrent  par  tiesmognage  qu'il 
s'estoit  fais  asseurer  poiur  l'occoison  de  le  loi  de  le  ville*). 

260.  Evrars  Bruneaus  a  ass.  de  1.  s.  Will  Castagne  1.  s.  C'est  por 
ooooison  de  loi. 

261.  Lotins  de  Rongi  a  ass.  de  1.  s.  de  par  sen  pere  Will.  Castagne 
L  8.  Cest  por  oocoison  de  loi.  7  si  a  fait  le  seurtet  boine  de  tous,  au  res 
de  Jehan  sen  frere,  ki  est  en  le  prison  le  veske  de  Cambrai'*';  7  s'on  le 
'netoit  hors  de  prison,  Lotins  le  doit  faire  savoir  si  a  tans  qu'il  n'i  aroit 
^ient  de  peril  e[n]viers  Will.  Castagne  ne  les  siens.  7  si  a  fait  cest[e]  seurtet 
^^ine  de  Jehan  sen  frere**). 

Les  seurtes*).  B,  Fol.  14. 

262.  Henris  li  Ostes  a  ass.   de   L  s.  Mathiu  le  Cambier  1.  s.  partout 

263.  ^  Jakemes  de  Maude,  c'on  dist  li  Hardis,  a  ass.  de  1.  s.  partout 
Million  Ostekin,  Simon  Mughet  7   Ernoul  le  Coispelier  7  les  leur. 

264.  ^  Gilles  de  Haudion  a  ass.  de  1.  s.  Longelet  le  Porteur  1.  s. 
Portüut    C'est  pour  occoison  de  loi. 

1)  Einen  Jehans  Bautebat  führt  A.  Hocquet,  Annales  80c.  T.  2  an,  der  1283 
^erte.    Hier  oder  dort  liegt  möglicherweise  ein  Lesefehler  vor. 

2)  r  in  der  Hs. 

3)  f»  27  und  28  der  Hs.  s.  Nr.  437,  438.  612,  439—45,  613,  446,  447,  014. 

4)  Die  folgenden  Nummeni  sind  in  das  Jahr  1279/80  zu  setzen.   S.  Einl.  8. 4. 


40  Walter  Benary 

265.  ^  Jakemes  de  Hoinevaing  a  ass.  de  1.  8.  Jehan  de  Grimaupont, 
bourgois  de  T.,  1.  s.  partout.  La  fu  Jakemes  Moutons  comme  provos,  Simons 
Paiiens  7  Thumas  Froimons  i  furent  comme  juret. 

266.  ^  Colars  li  Fevres  de  Molenbais  7  Gilles  Verdiere  ont  ass.  11 
uns  l'autre  d'aus  Ir.  dev.  just.  T.,  par  tel  maniere  que  s'il  i  avoit  nul  d'aus 
deus  qui  ait  nul  parent  a  bourgois  de  T.,  il  a  seurtet  partout. 

267.  ^  Ernouls  li  Buriers  de  Ronais  a  ass.  de  1.  s.  Lambiert  de  Courtrai, 
le  toilier,  bourgois  de  T.,  1.  s.  partout. 

268.  Jehennes  Branke  a  ass.  de  1.  s.  Jehennet  d'Espinette  1.  s.  partout. 

269.  ^  Gontiers  de  le  Wele  de  Froiane  a  ass.  de  1.  s.  tous  ceaus  que 
il  poroit  hai'r  pcmr  Toecoison  de  chou  qu'il  fu  pris  pour  les  wardes  des 
dras-a-pierce  *  qu'il  laidenga. 

270.  ^  Evrars  Bruneaus  a  ass.  de  1.  s.  Colart  de  Blandaing  1.  s. 
partout. 

271.  ^  Jakemes  de  le  Fontaine  a  ass.  de  1.  s.  Mikelet  de  le  Fontaine 

1.    S.1) 

272.  ^  Jehennes  de  Taintegnies,  li  goudaliers,  a  ass.  de  1.  s.  Thumas 
de  Biernes,  le  goudalier,  1.  s.;  7  Thumas  a  ass.  Jehennet  de  Taintegnies,  le 
goudalier,  1.  s.  Geste  seurtes  est  dev.  just.  T. ;  car  li  uns  ne  li  autres  n'est 
bourgois. 

273.  ^  Hellins  de  Courchieles  a  ass.  de  1.  s.  Willaume  Makeriel  1.  s.; 
7  Will,  devant  dis  a  ass.  de  1.  s.  Hellin  de  C.  1.  s.  Ces  seurtes  durent 
partout  *). 

274.  ^  L'an  d.  i.  1279,  le  demerkes  en  le  peneuse  semaine  de  paskes, 
Will.  Castagne,  sousmaire  des  eswardeurs,  amena  en  le  hale  pd.  xxij ')  jures 
7  ij  provos  de  le  comugne  Theri  de  Falempin  dou  Markiet  7  Jakemon  de 
Haudion  7  Jakemon  Brifiaut;  et  misent  jus  entre  aus  pour  aus  7  pour  les 
leur  toutes  seurtes  ki  estoient  7  avoient  estet  faites  entre  aus  7  les  leur  7 
toutes  pes  criees*  aus!  entre  aus  7  les  leur  jusques  au  jour  devant  dit 

275.  ^  Oliviers,  li  fius  Jehan  le  Vilain,  7  Gillos  de  Blaheries  ont 
jus  mis  le  seurtet  ki  estoit  entr'aus  deus  7  les  leur;  si  fu  mise  jus  Tan 
m.  cc.  7  Ixxx  el  mois  de  sietembre. 

1)  Nr.  271  ist  durchgestrichen. 

2)  Nr.  273  dsgl. 

3)  Zwei  weitere  Striche  sind  ausradiert;  man  hatte  wohl  die  beiden  provos 
mitgezahlt. 


Zwei  altfraoz.  Friedensregister  der  Stadt  Tournai  (1278—1280)  47 

276.  ^  Jeh.  de  Herlebieke  a  ass.    de   1.  s.  Jeh.  Fachen    7  las    siens. 

277.  ^  Pieres  li  Toiliers  a  ass.  de  1.  s.  partout  Hellin  dou  Hiestroit  1.  s.  B,  Fol.  14v. 

278.  Jakemes  d'Alaing  a  ass.  de  1.  s.  Bandet  de  Falicamp  1.  s.  partout. 

279.  ^  Gilles,  ki  fu  fius  Jaket  de  Canfaing,  a  ass.  de  1.  s.  les  borgois 
de  T.  ki  mainent  a  Orke,  aus  Ir.  partout;  7  tous  cheaus  ausi  que  il  poroit 
hair  pour  Toccoison  de  se  prise  viers  Orke. 

280.  ^  Gillos  li  Caudreliers  a  ass.  de  1.  s.  les  counestäbles  de  Sannehart 
7  tous  cheaus  que  il  poroit  hair  pour  Toccoison  de  se  prise. 

281.  ^  Jehennes  de  le  Bare  de  Lille  a  ass.  de  1.  s.  Gillion  Parastre 
1.  s.  partout. 

282.  ^  Estievenes  dou  Sauchoit  a  ass.  de  1.  s.  Will,  le  Cretinier  dou 
Sauchoit  L  s.  partout. 

283.  Jak.  Hedebrans  a  ass.  de  1.  s.  Colart  de  Rai^mes  1.  s.  dev. 
just.  T. 

284.  ^  Gilles  de  Salines  a  ass.  de  1.  s.  Henri  de  Ghant,  le  sarcisseur*, 
L  s.  partout 

285.  ^  Will,  de  le  Porte  7  Will,  li  Grans  ont  ass.  d'aus  Ir.  partout 
les  vij  serjans  de  le  ville  ki  prisent  Gillion  le  Sauvage,  7  les  leur,  c  est  a 
savoir  Gillion  le  Maufaiteiur,  Jehan  Pavet,  Ernoul  le  Coispelier,  Alart  de 
Helchin,  Jehan  TruietteM,  Jehan  Col-de-kievre  7  Jakemon,  le  frere  Jehan 
Baboe.    Geste  seurtes  est  pour  occoison  de  le  loi  de  le  ville. 

286.  ^  Nicaises  d'Esplechin  a  ass.  de  1.  s.  Will.  Waimmiel  1.  s.;  si 
n'est  li  uns  ne  li  autres  borgois. 

287.  ^  Mahius  Huelos  7  Jehans  Pantins  ont  mis  jus  le  seurtet  ki 
estoit  entre  aus  7  les  leur.^). 

288.  Pieres  Boules  de  Blandaing  a  ass.  de  1.  s.  Jehan  de  Blandaing, 
le  bateur  al  arket*,  borgois  de  T.,  1.  s. 

289.  Ricardins  Musars  de  Douai  7  si  «loi  frere,  Gilles  7  Evrars,  ont 
ass.  tous  cheaus  que  il  poroient  hair  pour  Toecoison  de  le  prise  Ricardin 
devant  dit 

290.  Vstasses  de  le  Rue-Muchevake  a  ass.  de  1.  s.  Jeh.  de  Hainnau 
d'Orchies,  1.  s.;    si  ne  swwt  nient  borgois^).     La  fu  Jak.  li  Vakiers  cwume 

1)  Das  Wort  trägt  zwei  i-6trichc,  auf  dem  ersten  und  dritten  Balken. 

2)  Nach  dieser  Nr.  folgt  eine  Wiederholung  von  Nr.  275. 

3)  d.  h.  beide  Parteien. 


48  Walter  Benary 

provos,   Jeh.  Castagne   7   [Will.]  Wit-a-denier*)  i  furent  juret.    Ce  f.  ft.  le 
deluns  devant  le  Sainte  Lusse. 


3.  Abschnitt 

Fol.  29.  Ce  sunt  des  pais  faites  par  provos  7  par  jures. 

291.  L'an  d.  i.  1273  fu  faite  li  pais  entre  Katherine,  le  femme* 
Jehan  Brillet,  7  Henri  a  le  Take,  ki  fu  fius  Hennin,  7  Copin  de  Falempin. 
7  fu  li  amende*  tele  ke  Henris  devant  dis  donna  a  Katherine  devant  ditte 
xS  de  tomois  7  Copins  .c.  s.  de  tomois  dedens  le  tierc  jour  que  li  pais  fu 
faite.  7  si  dut  Henris  aler'*'  a  Saint  Jakeme  en  Galisse  as  paskes  l'an  1274 
7  Copins  a  Saint  Gille  en  Prouvence  a  le  pentecouste  siuant  apries. 

292.  L'an  d.  i.  1273  el  mois  de  fenerec,  fu  pais  faite  entre  Grossuin 
de  Maubrai,  le  jovene,  d'une  part  7  Theri,  ki  fu  fius  Sogier  de  Falempin, 
d'autre  part  par  provos  7  par  jures.  Et  pour  le  vilenie  7  l'outrage  que 
Theris  devant  dis  fist  d'une  espee  qu'il  saka  sour  Gossuin  devant  dit,  il  en 
ala  d'amendise  a  Saint  Gille  en  Prouvenche  7  raporta  lettres  pendans  de 
le  glise  as  provos  7  as  jures  de  sen  pelerinage  en  le  premier[e]  semaine  de 
march.  —  Ceste  amende  est  paiie^). 

Fol.  29v.  293.  L'an  d.  i.  1273,  le  jour  Saint  Vinchan  el  mois  de  jenvier,  fu  ps.*) 

fte.  p.  pr.  p.  j.  entre  Estievenon  Lourdiel  d'.  pt.  7  Theri  de  Loymont  d*. 
pt.,  de  le  sakure*  que  Theris  li  fist  el  moustier  Nostre  Dame  par  le  caperon 
7  de  le  laidure  qu'il  li  dist  Et  fu  li  amende  tele,  que  Theris  en  dut  faire, 
quil  en  dut  aler  a  Saint  Josse  7  a  Boulogne  7  a  Saint  Thumas  en 
Cantorbie. 

294.  L'an  d.  i.  1273,  el  mois  de  jenvier  le  jour  Saint  Vinchan,  fu  ps. 
fte.  p.  pr.  j.  entre  Gillion,  le  fil  Colart  de  Caleniele,  d'.  pt.  7  Jakemon  de 
le  Vourt,  Andriu  de  le  Vourt*),  Basin  sen  fil  7  Estievenon  Capon  d'.  pt., 
de  le  bature  7  de  le  tuillure*  qu^il  fisent  a  Gillion  devant  dit.  Et  fu  li 
amende  tele  que  li  quatre  devant  nomet  durent  mouvoir  ded.  le  jour  de 
pentecouste  ki  prochainement  venoit,  pour  aler  a  Saint  Gille  7  revenir  par 
Rochemadoul  7  rap.  Its.  de   lor  pb.  creaules  as  provos  7  as  jures;  7  ded. 


1)  Hb.  viij  a  i  wie  vorher. 

2)  Dieser  Satz   ist  schon   durch   seine  abweichende  Färbung  in  der  Hs.  als 
Nachtrag  kenntlich.  —  Lies  pai-ie. 

3)  Betreffe  der  von  hier  ab  für  diesen  Teil  angewandten  Abkürzungen  s.  S.  7. 

4)  Beide  Male  deutliches  t. 


Zwei  altfranz.  Friedensregister  der  Stadt  Touraai  (1273—1280)  49 

le  quinaainne  qu'il  seront  revenut  des  voiages  devant  dis,  il  en  doivent  raler 
a  Boulogne  7  a  Sainte  Katherine  a  Ruem  7  rap.  doivent  as  pr.  7  as  j.  Its. 
<]e  creance  de  lor  plrs.  de  chescun  Du.  7  si  raplegierent  eil  iiij  devant  nomet 
li  uns  Tautre  de  ces  plrs.  faire. 

295.  L*an  d.  i.  1273  au  chiunquisme  jour   de  march    par   un  deluns,     Fol.  30. 
fu  ps.  fte.  entre  Jeh.,  le  fil  segneur  Evrart  a  le  Take,  d'.  pt.  et  Jakemon 
Escamiel,    Jehan    Galet,    Gillion    Soimont,    Mikiel    d'Antoing    7    Willaume 
Qargate  d\  pt.,    de    le  bature  7  de   le    vilenie^)   que    eil  .v.  devant   nomet 

üsent  a  Jehan  a  le  Take.  Et  en  fu  li  amende  tele  jugie  p.  pr.  p.  j.  que 
eil  .V.  devant  nomet  dvt.  mv.  a  le  mi-aoust  Tan  1274,  pour  aler  a  Saint 
Gille  en  Prouvence  7  faire  lor  plr.  7  rap.  Its.  de  creance  as  pr.  7  as  j. 
de  lor  plr.  —  8'est  a  savoir  que  Jehans  d'Orke  7  Colars  de  Corberi  ont 
fait  lor  dette  pour  Jakemon  Escamiel  de  Tarnende  devant  ditte  faire;  et 
pour  Jehan  Galet  Gilles  ses  frere  7  Grontiers  li  Sauvages;  et  pour  Gillot 
Soimont  Vstasses  ses  oncles;  et  jmir  Mikiel  d'Antoing  Evrars  ses  freres* 
7  Tx>tin8  Gargate;  et  pour  Willaume  Gargate  Lotins  ses  frere.  Et  Jakemes 
Escameaus  en  doit  aquitter  Jehan  d'Orke  7  Colart  de  Corberi;  et  Jehans 
Gales  7  Gilles  ses  frere  Gontier  le  Sauvage;  7  Wibiers  Soimons  7  Gilles 
ses  fius  Vstasson  Soimont;  et  Evrars  d'Antoing  Lotin  Gargate;  et  Willaumes 
Gargate  Lotin  sen  frere. 

296.  L'an  d.  i.  1273  au  chiunqteisme  jour  de  march  par  vn  deluns, 
fu  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  entre  Jehan  de  Ron^  d'.  pt  7  Henri,  le  fil  segneur 
Evrart  a  le  Take,  d'.  pt.,  de  le  naverure  que  eil  Henris  fist  Jeh.  de  Bongi. 
7  en  fu  li  amende  teler  jugie  p.  pr.  p.  j.  que  Henris  devant  dis  en  doit 
aler  a  Saint  Jakeme  en  Galisse  7  en  Estui^s  ses  cor  propres  7  mv.  a  le 
mi-aoust  Tan  1274  7  rap.  as  pr.  7  as  j.  Its.  de  crance  qu'il  ara  fait  ce  plr. 

//  ensi  qu'il  li  fu  enjoins.    Et  si  doit  Henris  devant  dis  rendre  a  Jehan  de    Fol.  30v. 
Rongi  ses  cous  de  se')  mie*  7  ses  autres  cous  7  despens  parmi   sen  sere- 
ment»  sauf  chou  que  s'il  les  demandoit  descouvenaules  en  le  veue  des  provos 
7  des  jures,  il  les  pueent  rsmennr  jusques  a  raison. 

297.  Henris  dou  Castelier  dt.  al.  a  Saint  Gille  en  Pr.  7  mv.  ded.  le  3  ^'^  ^^ 
Saint  Jehan  Tan  1274,  pour  Tamende  de  Colart  Fainient  7  de  Jehan  sen  ^^teler" 
fil  7  de  lor  gaiühon  qu'il  bati,  7  rap.  Its.  de  cranche  de  sen  plr.  Ceste  am. 

fu  jugie  p.  pr.  p.  j.,  quant  li  pais  fu  faite  entre  Henri  devant  dit  7  Colart 
Fainient  7  sen  fil  7  Jehennet  lor  garchon.  Ce  f.  ft.  Yan  1273  el  mois  de 
feverier. 


1)  V  in  der  Hs. 

2)  8.  Anm.  zu  Nr.  21;  sonst  stets  dou  mie. 

RomukSaeli«  Foraohangen  XXV. 


50  Walter  fienary 

le  Briasion  //  298.  Li  ps.   fu   fte.    Tan   1273    el   mois    de   feverier    entre  Henri 

7  de°/^KaWD^^^™"  ^'*  P^*  7  Brission  Maineaveule  7  Kakin  d\  pt,  en  tel  maniere 
Brisges  7  Kakins,    pour  le  vilenieM    7  l'outrage    qu'il   fisent  au  devaiit 
Henri,    en  dvt.  al.  pour   Vam.  a  Saint  Gille   en  Pr.  7  mv.  ded.   le   pe 
couste  Tan  1274  7  rap.  doivent  Its.  de  creance  de  lor  plr. 

de  Jeh.  a  le  299.  L'an  d.  i.  1273  le  nuit  de  paskes  flories,    tous  li  consaus  d< 

*''  ®*  ville  de  T.  mißt  jus  le  seurtet  que  Jeh.,  D  iius  segneur  Evrart  a  le  Ti 
lor  avoit  faite  pour  öccoison  de  loi;  7  Jehans  devant  dis  fist  boine  pa 
aus;  car  li  consaus  de  le  ville  n'avoit  nulle  haine  a  lui.  7  fian9a  7 
Jeh.  a  le  Take  devant  dis  en  le  main^)  Simon  Vairet  ki  gaide*  esto 
ce  jor,  de  par  le  rot,  de  T.,  boine  pes  7  loial  a  porter  7  a  tenir  a 
cheaus  dou  consel  de  le  ville  7  as  leur  de  1.  s.  Ce  f.  ft.  pd.  frere  Wil 
Fol.  31.     7  ra//bet  de  Saint  Kicolai-des-pres  7  pd.  le  consel  de  le  ville. 

cjdeGrart//  300.  ^  L'an  d.  i.  1273  au  sietisme   jour   de   marc  par  vn  demer 

00  uaraoi .  yju^sj  (jrarg  ^ou  Carnoit  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  7  couneut  7  oonfiessa  ( 
avoit  boine  pais  faite*  7  loial  comme  kievetaine  a  Jehan  le  Noirier  ] 
lui  7  pour  tous  les  siens.  7  a  tele  pais  que  Grars  dou  Carnoit  fist  j 
lui  7  pour  les  siens  a  Jehan  le  Noirier  pour  lui  7  pour  les  siens,  Tl 
de  Loymont  se*)  dünt  7  le  promist  a  tenir  bien  7  loiahnent  en  le  presei 
des  provos  7  des  jures. 

dou  fil  //  301.  L'an  d.  i.  1273  el  mois  de  feverier,  fu  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j. 

Parent.  ^  j^j^^^  Parent»)  7  de  Jehan  de  Wes;  de  coi  li  fius  Parent  dt.  al.  a  S 
Jakeme  en  G.  7  mv.  ded.  le  mi-aoust  ki  vt.  prcht.  7  rap.  Its.  as  pr.  ; 
j.  de  cranche  de  se  plr. 

302.  L'an  d.  i.  1273  le  demerkes  en  le  peneuse  semaine  de  pasqu« 
fu  ps.  fte.  en  plaine  ha[le]  pd.  pr.  j.  7  eskievins  7  eswardeurs  7  majeurs 
Jehan  Moriel  dou  Mortier  d*.  pt.  7  de  Heunot  d'Jerkesies  7  de  tous 
freres  d'.  pt.  7  de  tous  les  leur.  Et  baisierent  li  uns  Tautre.  Et  eu 
Hennos  d'Jerkesies  7  si  freie  Grosses  7  Mahius  en  couvent  as  pr.  7  i 
que,  de  quanqu'il  avoient  a  amender  a  Moriel  dou  Mortier,  que  il  Tarne 
Fol.31^.  roient  7  //  feroient  amender  tout  en  tel  maniere  que  provost  7  juret  juge 
Tarnende  de  haut  7  de  bas*.    7  de  chou  faire  7  aemplir  ont  fait  lor  pr 


1)  1;  in  der  Hs. 

2)  „indem  er  seine  Hand  in  die  des  S.  V.  legte''. 

3)  f)  in  der  Hs. 

4)  Hs.  li;  vgl.  Nr.  95. 

5)  Folgt  durchgestrichenes  de  Saint  Jakeme. 

6)  D.  h.  am  28.  März. 


Zwei  altfranz.  J'riedensregwter  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  51 

dette  chescuns  pour  le  tout:  Evrars  BruneauB,  Jakemes  de  Maude,  Jakemes 
li  Haires  de  Havines,  Colars  au  Let,  Gosses  dou  Ruel,  Gosses  de  le  Vigne 
7  Jakemes  li  Boucliers  de  Bierclers;  7  se  eist  vij  devant  nomet  enkeoient 
en  daniage  u  li  uns  d'aus,  pour  Foocoison  de  Tarnende  devant  ditte,  il  en 
sunt  oompagnon  li  vns  al  autre;  7  Hennos  d'Jerkesies  7  si  doi  frere  Gosses 
7  MahiK«  en  doivent  les  vij  devant  nomes  aquiter  tous  quittes.  7  li  am. 
fu  tele  jugie  que  li  doi  frere  d'Jerkesies,  ki  Moriel  batirent  7  quassierent 
devens  pais  criee^);  en  dvt  aL  a  Saint  Jakeme  en  G.  7  mv.  dev.  le  mi- 
aoust  Tan  1274;  7  Jehans,  li  fius  Moriel  dou  Mortier,  li  ders,  7  Jehans, 
li  fius  Gosson  dou  Mortier,  dvt.  al.  a  Saint  Gille  en  Pr.  7  mv.  dev-.  le 
mi-aottst,  pour  le  bature  de  celui  d'Jerkesies.  7  se  li  fius  Moriel  ne  faisoit 
ce  pbr.,  ses  pere  Ta  en  couvent  a  faire  pour  lui.  7  Gossuins  dou  Mortter 
a  fait  se  dette  pour  sen  fil  de  oe  voiage. 

303.  L'an  d.  i.  1273  le  demerkes  en  le  peneuse  seroaine  de  paskes^  C'est  de  Man- 
fiipe.  fte.  entre  Gillion  Geulart,  le  pissenier,  d\  pt  7  Manart  d'Yppre  d'.^^/'^^'^ppre. 
pt.,  en  tel  maniere  que  Gilles  Geulars  en  le  main  Will.  Castagne^  provost 

de  le  comugne,  pd.  se  compagnon  provost^)  7  pd.  les  jures  en  le  hale, 
Jura  boine  pais  7  loial  de  1.  s.  a  Manart  devant  dit  7  as  siens  de  qtM^n- 
qu'avenut  estoit  entr'aus  jqs.  jr.  que  eeste  pais  fu  faite. 

304.  L'an  d.  i.  1274  le  mardi  en  paskes,  fu  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  entre     Fol.  32. 
Jehan  Wetin  d'.  pt  7  Jehan,    le  fil  dame  Margot  le  Vilaine*),  7  ses  ^eus  ^^^®^^^  || 
ondes,   Jehan    7  Jakemon,    d'.  pt.,    7    Pieret   ausi,    le   frere  Jehan  Wetin.  7deJeh.  le// 
7  baisierent  li  vns  l'autre  en  pl.  h.  7  est  li  amende  tele  que  Jehans,  li  fius    V"**"  )• 
dame  Margot,    dt.  al.    a  Saint  Gille  en  Pr.,    pour  le  bature   de  Pieret  sen 

serouige  qu'il  fist;  7  Jehans  li  Yilains  7  Jakemes  ses  frere  doivent  ausi 
aler  a  Saint  Gille  en  Pr.  pour  le  bature  7  le  vilenie^)  qu'il  fisent  a  Jehan 
Wetin;  7  mv.  dvt.  tout  troi  dedens  le  mi-aoust  Fan  1274.  Dette  pour 
Jehan  le  Vilain  7  pour  ses  deus  oncles  de  ces  amendes  devant  dittes 
WiUaumes  Castagne  7  Jehans  ses  fius;  7  Jehans  li  Yilains  7  si  doi  oncles 
devant  nomet  les  en  doivent  aqt^iter  tous  qtiittes.  Et  Sohiers  de  Hostes  7 
Estievenes  ses  frere  ont  fait  lor  dette  pot^r  Jehan  Wetin  de  tenir  femie  7 
^taule  le  pais  devant  dite. 

305.  L'an  d.  i.  1274  le  mardi  en  paskes,  fu  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  en  de  Rogier  // 
pLh.  entre  Bogier  de  Vaus  d*.  pt.  7  Jehan  de  Hnudion,  le  clerc,  7  Jakemon  jeh.de Hau/ 

^         ZrT~Z     I  dion  7  de  Ja  /^ 

1)  Vg^.  Nr.  615.  kemon  sen  f 

2)  Das  ist  Dierins  dou  Pore,  frere. 

3)  9  in  der  Hs. 

4)  Dsgl. 
r>)  Dsgl. 


52  Walter  Benary 

sen  frere  d'.  pt.  7  baisierent  li  uns  l'autre  7  eurent  en  oouvent  ki*  tenroieDt^ 
7  tenront  de  haut  7  de  bas  quanque  li  juret  en  ordeneront  soit  d'amende 
seit  d'autre  oose.  S'en  ont  fait  lor  dette  pour  Bogier  de  Vaus  Jakemes 
Oodars  7  Jakemes  Babine,  7  pour  Jakemon  de  Haudion  Pieres  Pietrekins, 
Gilles  Golenet^),  Jehans  Wetins  7  Estievenes  de  Hostes;  7  Jakemes  de 
Haudion  devant  dis  les  en  doit  aqtiiter  tous  quittes.  Et  fu  li  am.  tele  que 
Fol.32^.  Jehans  de  Haudion  7  Ja//kemes  ses  freies  dvt  al.  a  Saint  Gille  en  Pr.  7 
mv.  ded.  le  Saint  Jehan  Baptiste  ki  vt.  prcht. 

306.  L'an  d.  i.  1274  au  quart  jour  d'averil  —  cou  fu  le  raierkedi  en 
pasques  — ,  Cholars  Rou^aus  de  le  Rue-de-pont  7  Hues  de  Potes,  ki  estoient 
en  seurtet  li  vns  enviers*)  Tautre,  vinrent^)  en  piain  ne  h.  pd.  pr.  j.  7  cou- 
neurent  qu'il  avoient  boinne  ps.  fte.  7  loial  li  uns  al  autre  7  ke  lor  seurtes 
estoit  nulle. 

307.  Uan  d.  i.  1274  au  quart  jour  d'averil  —  ce  fu  le  demierques 
en  pasqu€8  — ,  Gherouls  dou  Mouliniel,  Thumas  de  Morcourt  7  Theris  de 
Loymont,  ki  estoient  en  seurtet  li  uns  viers*)  l'autre,  vinrent  —  —  — 
(une  306). 

308.  L'an  d.  i.  1274  au  sisismejoiur  d'averil  par  .i.  devenres,  Willaumee 
Gossemare  7  si  doi  frere,  Henris  7  Jehans,  fisent  boinne  ps.  a  Martin  de  Saint» 
Omer  de  toutes  coses  ki  estoient  entr'aus  meutes  7  avenues  jusques  a  cel 
jour.  7  baisierent  li  uns  l'autre  en  n.  ps.  La  fu  cowme  provos  Willaumee 
Castagne  7  cowme   juret  Gilles  Car[8]-de-vake,    Jehans  au  Pole,  Gosses  de 

Fol.  33.  Leuse,  Jehans  li  Pares,  //  Jakemes  li  Vakiers*),  7  Jehans  Assons  clers. 
Ce  f.  ft.  en  le  maison  Jakemon  le  Vakier*)  en  le  cambre  devant  sen  lit, 
ki  adont  estoit  prouvos  de  le  Caritet  el  liu  de  Rogier  Warison,  ki  adont 
se  deportoit  de  celle  prouvostet,  pour  le  honte  7  le  lait  ke  sire  Evrars  a  le 
Take,  qui  fille  il  avoit,  faisoit  a  le  citet,  7  voloit  faire  si  oomme  eil  ki  disoit 
7  avoit  dit  ke  li  gouvrenent  de  le  citet  avoient  fait  faus  jugement  7  desloial 
7  mauvais  sour  luj  7  apieler*  en  avoit  au  roi. 

309.  Jehans  de  Remegies  7  Jehans  del  Ospit,  li  tallieres,  ont  ps.  fte. 
entr'aus  deus  7  le  seurte  jus  mise  ki  estoit  entr'aus  deus.  7  ce  recouneurent 
il  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  l'an  1274  le  jour  de  closes  paskes. 

310.  L'an  d.  i.  1274  au  vintisme  jour  d'averil  por  vn  devenres,  vinrent 


\ 


1)  Der  letzte  Buchstabe  ist  verbessert  und  undeutlich. 

2)  V  in  der  Hs.  (ZeilenanfaDg). 
3H6)  Dsgl. 


Zwei  fütfranz.  Friedeutjregister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  o3 

€11  pl.  h.  pd.  pr.  j.  Jakemes  de  Naniaing,  Colars  de  Namaing,  Grars  de 
Namaing  7  Jehans  Chambaus  de  Fournes  7  priierent  as  pr.  7  as  j.  qu'il 
les  fesieaent  asseurer  de  Jehan  de  Marke  7  de  Gontier  de  Mouechin.  Jehans 
de  Marke  respondi  qu'il  onkes  mais  oes  qt^atre  n'avoit  veus  ne  ne's  counissoit 
7  dist  qu'il  ne  voloit  a  aus  fors  que  bien  7  qu'il  porteroit  boine  pais  7 
tenroit  de  1.  s.  a  oes  quatre  valles  devant  nomes  7  as  leur.  Et  tout  en 
tel  nianiere  eut  Gontiers  de  Mouschin  en  oouvent  qu'il  porteroit  7  tenroit  b. 
ps.  7  loial  de  1.  s.  a  ces  quatre  valles  devant  nomes  7  as  leur. 

311.  L'an  d.  i.  1274  au  vint  7  qtiatrisme  jour  d'averil  par  vn  mardi^    Fol.  33v. 
Jehans  de  Wervi  7  Theris    de  Salines,    ki    estoient   en  seurtet  a  oe  jour  li 

ins  vier»  Tautre,  misent  jus  celle  seurte  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.;  7  baisierent 
li  uns  Tautre  el  non  de  b.  ps.  7  loial  a  porter  7  a  tenir^)  li  uns  al  autre 
pd.  pr.  j. 

312.  L'an  d.  i.  1274  au  vint  7  chiunquisme  jor  d'averil  par  vn  demerkes, 
Jehennes  de  Duisompiere  7  Wateies  ses  frere  fisent  b.  ps.  7  loial  d'aus  7 
les  leur  a  Mahiuet  de  Duisompiere  7  as  siens  de  quanke  estoit  aveuut  entre 
aus  jusques  a  oe  jour  devant  dit;  7  baisierent  li  vns  l'autre  en  n.  b.  ps. 
pd.  pr.  j.  en  pl.  h. 

313.  L'an  d.  i.  1274  au  viut  7  chiunqt/isme  jor  d'averil  par  vn 
iemerkes,  fu  ps.  fte.  entre  Colart  d'Orke,  le  taintenier,  7  les  siens  7  Gossuin 
de  Graunies,  le  taintenier,  7  les  siens,  de  qt/anqti'avenut  estoit  entre  Colart 
7  Gossuin  devant  dis  jusques  au  jour  devant  dit;  7  baisierent  li  uns  Tautre 
en  n.  ps.  pd.  les  provos  7  les  jures. 

314.  L'an  d.  i.  1274    el    mois  d'averil,    fu    ps.    fte.   pd.    pr.  j.  entre     Fol.  34. 
Jakemon  le  Blano  d*.  pt.  de  1.  s.  et  Jehenet,  le  fil  Jakemon  dou  Four,   7 
Jehennet  Vilain,    le  fil    sen  oncle*),    7  les  leur  d*.  pt.    7  fu  li  amende  tele 
enviers   Jakemon    le    Blaue    que  Jehennes,    li    fius   Jakemon  dou    Four,  7 
Jehennes  Vil^ns,    ses    nies^),    durent  aler    a  Nostre  Dame  a  Rochemadoul 


1)  Nicht  aporter  (=  apporter)  und  atenir,  wie  man  diese  und  ähnliche 
Wendangen  (z.  B.  asavoir,  avenir)  mehrfach  gedruckt  findet.  In  den  Hss.  und 
Urkunden  ist  das  a  ja  meist  mit  dem  folgenden  Wort  zusammengeschrieben.  Wollte 
man  das  beibehalten,  so  mQsste  man  folgerichtig  lan,  lautre  u.  dgl.  schreiben, 
d.  h.  mindestens  den  Apostrof  abschaffen,  wodurch  man  das  Verständnis  sicher 
nicht  fördern  würde.  Wo  man  freilich  assavoir  u.  dgl.  findet,  wird  man  es  schon 
belassen  müssen. 

2)  nämlich  des  Jehennet,  Sohn  des  Jakemon  d.  F.,  also  sein  Vetter. 

3)  nämlich  des  Jak.  dou  F, 


54  Waltor  Benary 

pour  le  bature  7  pour  le  vilenie  qu'il   fisent  Jakemon    le  Blanc  7  mouvoir 
devens  le  mi-aoust  Tan  1274. 

315.  L'an  d.  i.  1274  el  mois  de  niai,  fu  jugie  li  am.  p.  pr.  p.  j.  sour 
Jehan  le  Biele*  tele  qu'il  alast  a  Saint  Gilles  en  Pr.  7  meuist  dev.  le 
mi-aoust  le  prochain  c'on  atendoit  pour^)  le  bature  qu'il  fist  vne  des  fiUes 
Katheline,  ki  fu  femme  Mahiu  le  Gras*. 

316.  L'an  d.  i.  1274  le  dyoes  en  pentecouste,  fu  oomandet  par  assens 
de  jures  en  pl.  h.  a  Jehan  de  Taintegnies  qu'il  portast  b.  ps.  de  1.  s.  a 
tousjours,  sour  cors  7  sour  avoir  7  sour  quanqu'il  pooit  pierdre,  Gillot  Maiole 
7  les  siens,  d'endroit  un  cas  ki  avint  entre  celui  Gillot  7  le  frere  Jehan 
de  Taintegnies  entrues  qu'il  estoient  desaagiiet*),  del  quel  cas  eil  Gillos  avoit 
estet  paisiules  plus  de  xii  ans. 

Fol.  34v.  317.  L'an  d.  i.  1274  le  dyoes  eu  pentecouste,  fu  comandet  par  assens 

de  jures  en  pl.  h.  a  Willaume  Gargate  qu'il  portast  b.  ps.  de  1.  s.  a  tous- 
jours  a  Jehan  Bochet  c'on  apiele  Bouchier  7  as  siens,  del  cas  d'endroit  le 
fil  Simon  de  BrafTe  7  le  fil  Jehan  Bochet  ki  sunt  desaagiiet.  7  fu  li  fius 
Jehan  Bochet  ramenes  dou  Bruille  comme  enfes  desaagiies  par  l'assens  de 
xzij  jures. 

318.  L'aii  d.  i.  1274  le  samedi  en  pentecouste,  Jehans  de  Rosne  7 
Colins  Gherris  vinrent  enpl.  h.pd.  pr.  j.  7  couneurent  qu'il  avoient  le  seurtet 
jus  mise  qui  estoit  entr'aus  deus  7  b.  ps.  fte. 

319.  Li  ps.  fu  fte.  entre  le  mere  Jakemon  Auwelette  7  Jakemon 
Sable,  le  machekelier,  p.  pr.  p.  j.  7  f u  li  amende  tele  que  Jakemes  dut 
aler  a  Saint  Josse  7  a  Boulogne  7  a  Sainte  Katherine  1^  R.  7  mv.  ded.  le 
porcession  de  T.  L'an  1274^),  al  wi(8)tisme  jour  de  ghieskerec  par  vn  de- 
venres,  fu  ceste  amende  jugie  a  faire. 

320.  L'an  d.  i.  1274  al  witisme  jor  de  ghieskerech  par  vn  devenres, 
fu  ps.  fte.  entre  Jakemon  Brillet,  clerc,  d'.  pt.  7  Colart  Couvet  7  Jehan 
Couvet  sen  frere  d'.  pt.,   de    le  naverure    et  de  le  bature  que  eil  doi  frere 

Fol.  35.     fisent   a  Jakemon   Brillet  devant   dit    7  baisierent   Jehans  li  Noiriers  //  7 
Alars  Boches  pour  les  deus  freres  devant  nomes  et  pour  les  leur  Jakemon 

1)  Hb.  7  pour. 

2)  Das  ist  höchst  beachtenswert.  Verwechslang  von  (lesaayiiet  und  despaüiet 
ist  nicht  anzunehmen.  Die  12  Jahre  brauchen  nicht  sämtlich  solche  der  Minorität 
zu  sein. 

3)  Das  kann  man  auch  zum  vorhergehenden  Satz  beziehen;  in  der  Hs.  steht 
ein  Punkt  nach  devenres* 


Zwei  altfraoz.  FriedeDMuegister  der  Stadt  Tournai  (1273-^1280)  55 

rillet  en  n.  ps.  pd.  pr.  j.  7  fu  li  am.  jugie  p.  pr.  p.  j.  tele  que  Colars 
Duves  7  Jehans  ses  frere  rendissent  dedens  les  viij  jors  de  I9  Saint  Jehan 
aptiste  prochaine  a  venir  ses  ooue  dou  mie  7  ses  oous,  seg  frais  7  ses 
»pens  qu'il  en  avoit  fais  7  eus  parmi  se  fianche,  7  a  amender  p.  pr.  p.  j., 

trop  demandoit  el  rewart  des  provos  7  des  jures;  7  si  doit  Colars  Couves 
er  a  Saint  Jakeme  en  6.,  7  Jehans  ses  frere  a  Saint  Gille;  7  dvt.  mv. 
id.  les  viij  jors  de  le  pourcession  de  T.  7  rap.  chescuns  bs.  Its.  de  cranche 
)  se*)  plr.    7  Jehans  li  Noiriers  7  Alars  Boches  furent  paur  Colart  Couvet 

pour  Jehan  sen  frere  en  pl.  fa.  a  ces  coses  devant  dittes  dire,  pour  chou 
le  eil  doi  frere  devant  nomet  ne  pooient  adont  [entrer]*)  en  le  ville. 

321.  L'an  1274  au  dousime  jour  de  ghieskerech  par  vn  mardi,  fu  ps. 
3.  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  entre  Jehan  Potier  de  Wes  d'.  pt.  7  Mikiel,  le 
lUet  segueur  Jehan  de  Bourghiele,  d.'  pt.,  de  toutes  coses  ki  avenues 
toient  entr'aus  jqs.  jr.  que  oeste  ps.   fu  fte.  7  baisierent  li  uns  l'autre  en 

pe.  pd.  pr.  j.  en  pl.  h. 

322.  L'an  d.  i.  1274    au    vint  7  deusime   jour   de  ghieskerec  par  vn    Fol.  35v. 
ivenres,  fu  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  entre  Jehan  Saindieu,  Gillion  Parastre,  Pieron 

!  Willemiel,  Ghiselin  d'Englemoustier,  Monnet  dou  Crissant^  Gillion  de 
lers  7  les  leur  d'.  pt.,  et  Evrart  Doullet  d'Orke  7  les  siena  d'.  pt,  de  le 
iverure  que  Jehans  Sainsdieu  fist  a  Felippret*),  le  neveut  Evrart  Doullet. 
fu  li  ps.  fte.  en  tel  maniere,  que  li  provos  de  T.,  Will.  Castagne,  dist 
rr  Tassens  de  zxiij  jures  que  tout  eil  ki  avoient  estet  a  oelui  Felipret 
iverer,  ki  amontoient  a  le  fille  Biertran  Saindieu,  estoient  quite  7  assolt*) 
t  chou  c'on  l'avoit  uaveret,  pour  le  raison  de  chou  que  eil  Felippres  avoit 
iiet  a  eskieller  le  fille  Biertran  Saintdieu  7  a  esforchier,  la  violence  fu 
ite'X  ^^"^  il  estoit  banis  pour  rat  7  co7nme  reubere  a  tousjours  de  T. 
de  le  tiere  le  conte  7  comme  mounlrere;  7  eil  qui  avoec  Jehan  Saintdieu 
srent  pour  lui  aidier,  se  mestier  en  euist^  ki  puint  ne  montent  a  celui  Jehan 
!  a  se  sereur,  si  cot//me  Mones  dou  Crissant  7  Gilles  de  Flers,  iront  a 
lint  Thumas  de  Cantorbie  7  mouveront  devens  le  Saint  Remi  ki  vt.  prcht. 

1)  =z  8en\  der  Sing,  wegen  c?ieseun€. 

2)  Welches  Verbum  soll  man  sonst  ergänzen?  Ich  nehme  an,  dass  die  beiden 
-üder  durch  eine  Bannstrafe  verhindert  waren  und  dass  die  Tat  schon  vor  geraumer 
iit  begangen  ist.  Oder  ist  sie  eben  erst  geschehen  und  die  Täter  geflüchtet? 
uin  wäre  aber  wohl  alles  andere  eher  als  ein  Friedensschluss  erfolgt.  —  S.  a 
r.  345,  356,  femer  455,  sowie  611. 

3)  Der  Best  der  Zeile  und  Anfang  der  folgenden  sind  unbeschrieben. 

4)  Hs.  assols. 

5)  „wo  ein  Akt  der  Vergewaltigung  ausgeführt  wurde^'. 


56  Walter  Benary 

323.  L'an  d.  i.  1274  el  mois  de  fenerech  viij  jours  devant  Ic  mase- 
laine,  fu  ps.  fte.  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  entre  Jehan  d'Esquanuaing  7  Jehan 
del  Espes  d\  pt.,  et  Gillion  de  Viertaing  d'.  pt.,  en  tel  maniere  que  pour 
le  naverure  qu'il  fisent  a  Gillion  devant  dit^  dont  Jehans  d'£.  avoit  estet 
el  carcan*,  eil  Jehans  d'E.  ki  navera  Gillion  de  V.  dut  rendre  a  celui  Gillion 
les  cous  dou  mie  7    se  despens  parmi    le    serement    de    celui  Gillion;  7  si 

Fol.  36.  dut  //  aler  a  Saint  Jakeme  en  G.  7  Jehans  del  Espais  dut  aler  a  Saint  Gille 
en  Pr.,  pour  chou  qu'il  fu  en  l'aiyue*  Jehan  d*E.;  7  si  dvt.  mv.  dev.  le 
mi-aoust  Tan  1274  7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr.  as  pr.  7  as  j. 

324.  L'an  d.  i.  1274  el  mois  de  fenerech,  fu  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j. 
entre  Jehan  au  Dent  d'.  pt.  7  Jakemon  le  Pissenier  d'.  pt.,  de  le  naverure 
que  Jakemes  li  Pisseniers  fist  celui  Jehan  au  Dent,  en  tel  maniere  que 
Jakemes  devant  dis  dut  rendre  a  celui  Jehan  .c.  s.  de  tomais  pour  ses 
damages  7  ses  despens;  7  si  dut  paiier  le  coust  dou  mie  parmi  le  serement 
de  Jehan  devant  dit;  7  si  dut  aler  a  Saint  Jakeme  en  Galisse  7  en  Esturges 
7  mv.  ded.  le  mi-aoust  Tan  1274  7  rap.  bs.  Its.  de  cranche  a  le  hale  de 
ses  pelerinages. 

325.  L'an  d.  i.  1274  el  mois  de  fenerec  viij  jours  devant  le  maselaine, 
fu  ps.  fte.  entre  Ghilebiert  Morille  et  ses  enfans  d'.  pt.  7  Jakemon  le  Vairier 
7  Thumassin  de  Mons  d*.  pt.,  en  tel  maniere  que,  pour  le  raison  que  eil 
Jakemes  7  Thumassins  ses  nies  batirent  Ghilebiert  Morille  nuitantre*  7 
laidengierent  vilainement,  il  en  dvt.  al.  a  Saint  Gille  en  Pr.  7  revenir  par 
Rochemadoul;  7  mv,  dev.  le  mi-aoust  Tan  1274  7  rap.  bs.  Its.  de  creance 
as  pr.  7  as  j.  de  lor  plr. 

Fol.  36v  326.  L'an  d.  i.  1274  el  mois  de  fenerech,  fu  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  en 

pl.  h.  entre  Jehan  Roveniel  d*.  pt.  7  Pieron  Pietrekin  7  Jehan  le  Provost 
d\  pt.,  de  toutes  [coses]  ki  avenues  estoient  entr'aus  jusques  au  jor  que 
ceste  ps.  fu  fte.;  7  baisierent  li  uns  Tautre  en  n.  pes. 

327.  L'an  d.  i.  1274  el  mois  d'aoust  le  jour  Saint  Bietremiu  par  vn 
devenres,  fu  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  entre  Colart  C^mpion  7  Jehan  Campion 
de  Salines  d*.  pt.  7  les  leur,  7  Jehan  Natalie  7  Colart  sen  frere  7  les  leur 
d'.  pt.,  en  tel  maniere  que,  pour  Toutrage  7  le  vilenie^)  que  eil  Jehans 
Natalie  fist  a  Colart  Campion,  eil  Jehans  en  dt.  al.  en  plr.  a  Saint  Thumas 
en  Cantorbie;  7  mv.  ded.  le  Saint  Remi  ki  vt.  prcht.  7  rap.  bs.  Its.  de 
cranche  de  sen  plr. 

328.  L'an  d.  i.  1274  el  mois  d'aoust,  fu  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  en  pl.  h. 
entre  Huet  Siret  d\  pt.  7  tous  les  siens,  7  Jakemon  de  Namaing,  le  plakeur, 

1)  V  in  der  Hs. 


Zwei  altfranz.  FriedeiiBregistor  der  8Uult  Tonrnai  (1273—1280)  Ö7 

7  86  femme  7  les  leur  d\  pt.;  et  baisierent  li  uns  Tautre  eu  n.  ps.  7  doit 
Jakemes  devant  die  aler  a  Saint  Jakeme  en  6.^  pour  Tarnende  de  le  naverure 
qu'il  fist  a  Huet  Siret^  7  mv.  as  paskee  prochaines  que  nous  atendons;  7  si 
doit  paiier  le  coust  dou  mie  par  le  dit  celui  Huet  en  le  veue  des  jures. 
Et  Hues  Sires  dt  al.  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse  7  a  Sainte  //  Katherine     Fol.  37. 

a  R.;  7  mv.  dev.  le  toutsains  l'an  1274   7  rap.  Its.  u  tiesmognage  souffisant 

de  sen  plr. 

329.  Theris  li  Piniere  7  Watiers,  ki  se  fiUe  a,  ont  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j. 
a  Richart  TEngles,  a  Hubert,  a  Theri  7  a  Watier  Engles;  7  baisierent  li 
uns  Vautre  en  pl.  h.  7  f u  li  dis^)  en  tel  maniere  que,  pour  le  vilenie  que 
Theris  7  Watiers,  ki  se  fille  a,  fisent  as  autres  quatre,  il  en  dvt.  al.*)  en 
0.  d'am.  a  Boulogne,  a  Saint  Josse  7  a  Sainte  Katherine  a  R.;  7  mv.  ded^ 
le  Saint  Remi  Tan  1274  7  rap.  bs.  Its.  de  se')  plr.  cescuns  d'aus  deus. 

330.  Jehans  li  Che  vatiers  de  Lille  7  Robins,  li  valles  dame  Odie*  a 
le  Take,  ont  ft.  ps.,  et  baisiet  li  uns  Tautv^  en  n.  ps.  en  pl.  h.  pd.  pr.  j. 
de  toutes  ooses  jqs.  jr.  que  ceste  ps.  fu  fte.  Ce  f.  [ft.]^)  le  nuit  Saint 
Jehan-Deoollasse  Tan  1274  par  vn  mardi. 

381.  Bandes  de  Hierseaus  7  Jehans  li  Boignes  de  Salmes  ont  ps.  fte. 
entr^aus;  7  baisiet  li  uns  Tautre  pd.  pr.  j.  en  pl.  h.  7  pour  le  raison  que 
ßauduins  en  fu  trouves  en  sen  tort,  il  en  dt.  al.  pour  Tarn,  a  Saint  Thumas 
en  Cantorbie;  7  mv.  ded.  le  Saint  Remi  l'an  1274  7  rap.  bs.  Its.  de  cranche 
de  sen  plr.  Ceste  ps.  fu  fte.  Tan  1274  au  tierc  jor  de  le  Saint  Jehan- 
I^lasse  par  vn  devenres. 
« 

332.  Vstasces  li  Crieres-de-viii  fist  b.  ps.  de  1.  s.  a  Mariien  des  Arkes    Fol.  37v 

P^*  pr.  j.  en  pl.  h.,   le  devenres  prochain  apries    le  Saint  Jehan-Decolasse. 

333.  Jehans  de  Helames  7  Henris,  ki  fu  fius  Hennin  le  Cocut,  vinrent 
®^  pL  h.  pd.  pr.  j.,  le  nuit  Saint  Jehan-Decolasse  par  vn  mardi  Tan  1274, 
7  Ddifient  jus  le  seurtet  ki  estoit  entr'aus  deus  7  couneurent  b.  ps.  li  uns 
^  autre. 

384.  Jakemes  Rikouars,  eswardere,  7  Jakemins  Noeus  ont  ps.  fte.  en 
P**  t.  p.  pr.  p.  j.  a  Jehan  Harneskiel  del  outrage  7  de  le  vilonie  quMl 
1^'  fist  7  doit  Hameskeaus  aler,  pour  Tarnende  de  chou  qu'il  feri  Jakemon 
Ricouart   ki  eswardere  estoit,  a  Saint  Gille  en  Prou[vence];    7  mv.  ded.  le 

1)  „und  der  Richterspruch  lautete  dahin,  dass". 

2)  Hb.  aU. 

3)  Vgl.  Nr.  320. 

4)  Das  Wort  braucht  nicht  notwendig  ergänzt  zu  werden. 


58  Walter  Benaiy 

Saint  Bemi  l'an  1274;  7  devens  les  viij  jors  qu'il  sera  revenu?,  ii  dt.  al.  a 
Saint  Thumas  en  Cantorbie,  pour  l'am.  de  chou  qu'il  bati  Jakemin  Noel; 
7  si  dt.  rap.  bs.  Its.  de  ces  plrs.    Ce  f.  ft.  enmi  aoust  Tan  1274. 

335.  Hues  de  Douai  a  ps.  fte  a  Jeban^  le  fil  Watier  Roussiel,  le 
boulenghier;  7  baisiet  li  uns  l'autre  en  n.  ps.  pd.  pr.  j.  Si  doit  Jeh.  devant 
die  rendre  a  celui  Huon  le  ooust  dou  mie  7  sen  despens;  7  di  dt.  aL  a 
Saint  Gille  en  Provence,  pour  Tarn,  de  le  na  venire  qu'il  (li)  fist  oelui  Huon; 
7  mv.  dt  entre  ci  7  le  toutsains  prochaine  a  se  volentet;  7  rap.  its.  de 
sen  plr.  Ce  f.  ft  l'an  1276  el  mois  d'aoust  a  le  provoste  Jeh.  d'Orke  7 
Jak.  Mouton. 

Fol.  38.  336.  L'an  d.  i.  1274  en  le  darraine  semaine  de  fenerech,  estoit  contens 

XX 

entre  Estievenon  Lourdiel  d'une  part  7  WilL  Tartoul  d'autre  de  ix^)  U 
de  parisiSj  dont  Will.  Tartous  l'avoit  ajournet  7  ki  estoient  enchies.  Will. 
Tartous  viunt  en  pl.  h.  7  reqtiist  as  provos  pour  dieu  qu'il  le  fesissent 
asseurer  de  Estievenon  L.  de  1.  s.  1.  s.^).  Cil  Estievenes  fu  mandes  pd.  pr. 
j.  7  fu  requis  qu'il  asseurast  de  1.  s.  W.  Tl.  7  les  siens.  Estievenes  eut 
en  Gouvent  pd.  les  pr.  7  pd.  les  j.  qu'il  porteroit  7  tenroit  de  1.  s.  boine 
pais  7  loial  a  W.  Tl.  et  as  siens.  Et  dedens  les  xv  jors  apries  revint  Will. 
Tartous  en  le  hale  avoec  les  eswardeurs  7  moustra  Jakemes  Moutons  pour 
W.  Tl.,  ki  estoit  sousmere  des  eswardeurs*),  as  provos*)  7  dist:  „Segneur 
provost,  vees  ci  W.  Tl.  ki  volroit  estre  asseures  de  Estievenon  L.  7  des 
siens,  7  il  ne  puet  eiisi  qu'il  nos  dist;  si  vos  pinons  que  vous  le  faites 
asseurer. ''  Li  provos  Dierins  respondi  que  Estievenes  Lourdeaus  avoit  couneut 
pour  lui  7  pour  les  siens  pd.  pr.  j.  7  en  couvent  a  tenir  pour  lui  7  pour 
les  siens  7  a  porter  b.  ps.  7  loial  a  W.  Tl.  7  as  siens.  —  Et  en  le  darraine 
semaine  de  sietet/ibre  l'an  1274  envoia  Estievenes  Lourdeaus  vne  desfense 
cxmime  croisies  as  provos,  as  jures,  as  eskievins,  as  justices*  7  as  eswardeurs. 

337.  ^  L'an  d.i.  1274  vint  en  pl.  h.,  el  mois  de  sietembre  lediemenche 
devant  le  Saint  Mikiel,  li  fius  Bauwegnies  le  Porteur  7  couneut  pd.  pr.  j. 
ke  Willaumes  Gargate  avoit  asses  fait  a  lui  de  chou  qu'il  Tavoit  laidengiet 
7  ferut,  7  Ten  voloit*)  porter  boine  pais  7  les  siens*).  7  Tendemain  fu 
Will.  Gargate  mis  huers  de  le  prison  de  le  ville,    la  il  estoit,  en  le  porte- 

1)  D.  h.  9  X  20  =  180  U. 

2)  Man  beachte  die  Umstäadlichkeit  der  Formeln. 

3)  sc.  Jak,  Mout. 

4)  er  stellte  den  Prov.  die  Sache  vor. 

5)  Subject  scheint  mir  W.  Garg,  zu  sein. 

ü)  Das  bezieht  sich  wohl  nicht  elliptisch  auf  TT.  Oarg,,  sondern  steht  ob- 
jectivisch;  s.  zn  Nr.  17. 


Zwei  altfranz.  FriedeiiBregister  der  8tadt  Touinai  (1273—1280)  59 

as-  Maus,  pour  chou  qu'il  estoit  ales  encontre  le  ooinant  dou  provost  qui  li 

comanda   a   aler    en    le  prison    de  le    ville    sor  .c.  mars,    pour  chou    kll 

refosa  a  aseurer  //    le  fil   Bauw^:nies,    7    en    fu   cries    ausi   a    x  ffi    7  a    Fol.  38^. 

.iL  8.^)  cescuD   juret  7  se  pierdi  se  comungne^)   s'il  Tavoit.    7  quant  WiU 

lauines  viunt    merchier  as  provoB  7  as  juree,    il  aesena  a  lui  7   au  sien*  a 

quant  qu'il    avoit  7  a  quanqu'il    aroit,    pour  Tarnende   paiier  a   le  volentet 

des  jores. 

338.  Au  tierc  jour  d'octembre  par  vn  demerkes  ki  fu  Tan  1274,  vint  deWilLTar/ 
Will.  Tartous   en   pl.  h.  7  Willaumes  Verdeaus ;    7    misent  le    seurtet   jus      y^^^i ' 
kll  avoient  faite   li  uns  al  autre;    7  oouneut  li  uns  al  autxe  b.  ps.  7  loial 

de  L  8.  pd.  les  pr.  7  les  j. 

339.  Evrardins  li  Cases*  7  Jakemins  Gosseaus  fisent  pais  li  uns  al  deJakemin// 
autre  p.  pr.  p.  j.  au  saisime  jor  d'octe[mbre]  par  vn  mardi*)  Tan  1274,  de  Eyraidüi/Ile 
le  naverure  que  eil  Evrardins  fist  a  celui  Jakemin.    Si  doit  Evrardins  paiier       Gaset. 

le  ooust  dou  mie  loiaument  entre  ci  7  le  toutsains;  7  aler  pour  Tarnende  a 
Saint  Gille  en  Prouvenche;  7  mv.  ded.  les  closes  paskes  Tan  1275;  7  rap. 
Ito.  de  cranche  de  sen  plr.  Et  s'il  ne  faisoit  ces  coses  ensi  qu'eles  li  sunt 
enjointes,  on  lebaniroit  atousjors  deT.  7  si  seroit  en  lecache*  deJakemin 
Gossiel  7  de  ses  amis,  7  si  ne  poroit  celui  Evrardin  aidier  ne  conforter  nus 
de  ses  parens  ne  ki  a  lui  monte.  7  si  baisierent  les  parties  devant  dittes 
li  uns  Tautre  en  n.  ps.  pour  aus  7  pour  les  leur. 

340.  Jehans  Kibous  fist  ps.  p.  pr.  p.  j.  a  Jehan  Rainneware  le  fil,  a      Fol.  30. 
ti)lin  Ricouart  7  Jehennet  Ramet,  au  saisime  jour  d^octembre  par  vn  mardi     ®    *''        ' 
l'an  1274.    7  fu  li  amende  tele  que  Jehans  Rainneware,  Colins  Ricouars  7 

Jehennes  Rames,  pour  le  bature  7  pour  Toutrage  k'il  fisent  a  celui  Kiboul, 
il*  en  doivent  tout  troi  aler  a  Saint  Gille  en  Pr.  7  mv.  as  closes  paskes 
l'an  1275  7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr.  7  s'est  dette  pour  Jehan  Rainneware 
Jehans  ses  pere,  7  pour  Coh'n  Ricouart  Bauduins  Ricouars  7  Jehans  Mols- 
Pestris,  et  pour  Jehennet  Ramet  Will,  ses  pcre.  7  si  baisierent  les  parties 
devant  dites  li  uns  Tautre  en  n.  ps.  pour  aus  7  pour  tous  les  leur. 

341.  L'an  1274  au  vint  7  vnime  jour  d'octembre  par  un  diemenche,  ^®  Wi^l- lo // 
hps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  en  pl.  h.  entre  Jehennet  Galie  d'.  pt  7  Will,  le^^ffl^l 
^isiet  d'.  pt,  en  tel  maniere  que  Jehennes  Galie   paia  le  coust  dou  mie 

de  chou  qu'il*)   navera  7   mist  en    peril  de  mort,  pour  Tocooison  de  le  loi 

1)  „sowie  zur  Zahlung  von  40  s.  an  jeden  Geschwor.'* 

2)  seine  Eigenschaft  als  Mitglied  der  eomugne,  sein  Bflrgenecht 
3)- 

4)  =  fu'ü  le. 


60  Walter  fienary 

de  le  ville;  7  pour  Tarn.  Jehennes  G.  en  dt  al.  a  Saint  Jakeme  en  6.  7 
mv.  ded.  le  close  paöke  Tan  1275.  7  se  Jeh.  G.  defaloit  del  ooust  dou  mie 
paiier  u  de  ce  voiage^)  faire,  il  seroit  banis  a  tousjours;  7  si  seroit  en  le 
Cache  Will,  le  Croisiet  7  les  siens');  7  si  ne  li  poroient  aidier  ne  coiisellier 
de  nieut  nus  de  ses  proismes. 

Fol.  39v  342.  ^  L'an  d.  i.  1274  el  mois  de  sietembre,  couneureiit  7    fiaent  b. 

CampioD  ki  P*-  Watiers  de   Gauraing  7  Jehaiis   ses  fre[re]  pour  aus  7  pour  les  leur  a 

fu//fille  YsabieF)  Campion,  ki  fille  fu  Goutier  de  Buri,  le  carpentier,  bourgois  de 
5iirile//car-'^*>  7  as  siens.  Ce  f.  ft  en  pl.   h.  pd.  Will.  Castagne   7  Dierin  dou  Pore, 

pentier.      provos,   7  pd.  plentet  de  jures. 

343.  Mesire  Jehans  de  Bauduimont,  cheio/icrs  *),  couneut  b.  ps.  7  loial 
pour  lui  7  pour  les  siens  a  Jehan  de  Templueve;  le  couvreur  de  tiule,  7 
as  siens  de  quanqt^'avenut  estoit  entr'aus  jusques  au  jour  d'ui.  Ce  f .  ft 
en  pl.  h.  pd.  Willaume  Castagne  7  Dierin  dou  Pore,  provos,  7  pd.  les  jures, 
l'an   1274  au  sietisme  jour  de  novembre  par  vn  demerkes. 

344.  L'an  d.  i.  1274  el  mois  d'octembre  en  le  darraine  semaine,  viot 
Jehans  de  Tetnplemarc  ^),  li  ainnes,  en  plainne  hale  pd.  Gillion  Car-de-vake 
7  Jehan  au  Pole,  provos  de  comandise,  7  pd.  les  jures  7  couneut  b.  ps. 
7  loial  de  1.  s.  a  Colart  d'Ere  7  as  siens,  de  toutes  coses  ki  avenues 
estoient  entr'aus  deus  jqs.  jr.  de  ceste  pais.  7  eil  Colars  estoit  adont  valles 
Jehan  de  Flekieres  ki  jures  estoit. 

Fol.  40.  345.  L'an  d.  i.  1274  el  mois  de  novembre,  fu  ps.  fte  p.  pr.  p.  j.  en 

pl.  h.  entre  Jehan  d' Ainnes,  majeur  de  Toumai,  d'.  pt.  7  £moul  d'Amette 
7  Triulin,  bateurs  al  arket,  d'.  pt.,  ki  batirent  7  laidengierent  Jehan  d'Ainne^ 
pour  chou  qu'il  estoient  banit  pour  route  7  potir  assanlee*  a  tousjours.  7 
lor  fu  li  amende  enjointe  pour  l'outrage  qu'il  fisent  que  jamais  ne  pueent 
en  Tournai  cntrer  ne  ravoir  le  ville,  si  aront  este*  a  Saint  Jakeme  en  G.  7 
raportet*)  bs.  Its.  de  lor  plr.  7  si  ont  fait  lor  dctte  de  ce  plr.  pour  Triulin 
se  mere  7  Watiers  des  Maus  7  ses  freres;  et  pour  Ernoul  d'Amette  ont 
fait  lor  dette  si  troi  frere,  Jakemes  d'Omeries,  Estievenes  d*Omeries  7 
Jehennes  lor  freres. 


1)  r  in  der  Ha. 

2)  Zu  dem  Acc.  ao  Stelle  des  Gen.  u.  Dat  s.  Nr.  17  Anm. 

3)  Ob  dieser  Vorname  oder  der  am  Rand  angegebene  zntreffen,  ist  nicht  fest- 
zustellen. 

4)  Ha.  ehrVs. 

.5)  Hb.  tnare;  s.  zn  38*  FuBsn. 

6)  Hs.  raporier;  vielleicht  hat  der  Schreiber  rap.  daivent  schreiben  wollen; 
8.  auch  Anm.  zu  306. 


Zwei  altfranz.  FriedeDsregister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  61 

346.  L'aii  d.  i.  1274  el  mois  de  decembre,  fu  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j. 
ntre  Jakemon  Copet  d\  pt.  7  Watier  Crueus  7  Rogier  se  frere  d'.  pt,  en 
ü  maniere  qua  WatiV?r8  Cr.  7  Ro^t^rs  ses^)  freres  rendirent  a  Jakemon  C. 
ij  ffi  de  tomois  ipour  sen  despens  7  pour  le  coust  dou  mie,  7  se  dvt 
L  a  cloees  paskes  Tan  1275  a  Saint  Qille  en  Pr.  7  rap»  Its.  au  revenir 
e  leur  p[e]lerinaghe.  7  si  ont  fait  lor  dette  potir  ees  deuR  freres  Theris  de 
•"alempin  7   Copins  sea  freres.  —  Ce  f .  ft.  a  le   provoste   Will.    Casiagne 

Dierin  dou  Pore  Tan  1274.*) 

347.  Baudes,  11  freres  Jehan  le  Peseur,  a  ps.  fte.  pour  lui  7  pour  les    Fol.40^. 
iens  a  Hellin  de  Courchieles  7  as  siens,  de  toutes  ooses  ki  avenues  estoient 
(ntr'aus  deus  jusques  au  nianli  ki  fu  devant  le  Sainte  Lusse  Tan  1274,  en 

:el  maniere  que,  pour  le  ferure  7  pour  le  laidure  que  Hellins  fist  a  celui 
Baude,  il  dt.  al.  a  Saint  Tbumas  de  Cantorbile,  7  mv.  ded.  closes  paskes 
[€»  prochaines  que  nous  atendons,  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr.^)  Ce  f.  ft.  en 
pl.  h.  pd.  pr.  j. ;  si  furent  provost  Will.  Castagne  7  Dierins  del  Pore. 

348.  Tbumas  de  Poukes,  li  jovenes,  Jakemes  dou  Four-des-povres* 
7  leeres  Pepins,  clers,  ont  ps.  ft.  a  Baudon  Bielerose,  le  vallet  des  eskievins 
de  Saint  Brisce*,  7  a  Biernart  le  Miessier  de  S.  Brisce,  en  tel  maniere  que 
eil  Tbumas,  Jakemes  7  Pietres  Pepins  dvt.  al.  a  Saint  Tbumas  de  Cantor- 
bile  d'amende,  pour  le  vilenie  qu'il  fisent  a  Bauduin  7  a  Biernart,  7  rap. 
bs.  Its.  de  creance  de  lor  plr.  7  si  raplegierent  eist  troi  li  uns  l'autre  de 
Celle  amende  faire.  Ce  f.  ft.  en  pl.  b.  pd.  pr.  j.  a  le  provoste  Jeb.  le  Roi 
Tan   1274  el  mois  de  jenvier. 

349.  Mikif/«  de  Hunewaumes  a  ps.  fte.  a  Simon  de  Lers  d'endroit  le 
naverure  qu'il  fist  a  celui  Simon,    en  tel  maniere  que  eil  Mikiti«  dt.  al.  a 

Saint  Gille  et   //  mv.  ded.   closes  paskes  procbaines  Tau  1275  7  rap.  Its.     Fol.  41. 
de  sen  plr.  Ce  f.  ft.  pd.  pr.  j.  a  le  provostet  Jeb.  le  Roi  7  segneur  Lotart. 

350.  Jakemes  Wauflars  7  Ernoul[s]  li  Evilliers*  ont  mis  jus  le  seurtet 
ki  estolt  entr'aus  deus*)  7  couneut  b.  ps.  li  uns  al  autre  de  toutes  [co«es] 
ki  avenues  estoient  entr'aus  jqs.  jr.  que  ceste  seurte«  fu  jus  mise.  Ce  f. 
ft.  en  pl.  b.  pd.  Gillion  Car-de-vake  7  Jeban  le  Roi,  provos,  7  pd.  xxii 
jures  avoec  aus.  Ce  f.  ft.  au  noevime*)  jor  de  jenvier  par  vn  demerkes  Tan  1274. 

1)  Hb.  fes. 

2)  Die  Zahl  ist  nicht  zu  Ende  geschrieben. 
3f  Hs.  pelirage. 

4)  Folgt  li  uns  al  autre,  das  dann  nochmals  in  der  folgenden  Formel  steht. 

5)  So  am  Rand  an  Stelle  von  durchBtrich.  disime. 


62  Walter  Benary 

351.  Et  en  ce  demerkes  devant  dit  fisent  b.  ps.  d*au6  7  des  leur 
Will,  li  Detiers'*'  7  Emouls  li  Evilliers  de  toutes  coses  ki  avenues  estoient 
entr'aus  jusques  a  ce  demerques  devaut  dit.  S'i  furent  li  doi  provost  devant 
nomet  7  xxij  juret,   7  en  ce  jour  mismes  juraWill.  li  Detiers  se  oomugne.* 

352.  Pieres  Rogons  7  Jehans  Bloudeaus  de  le  Bare  ont  ps.  fte.  li 
uns  al  autre  pour  aus  7  pour  les  leur  de  toutes  coses  ki  avenues  sunt  entre 
eaus  jusques  nl  vnsime  jour  de  jenvier  par  vn  devenres  Tan  1274.  Si 
doivent  Pieres  R.  7  Monnes  Davis  aler  a  Saint  Thumas  en  Cantorbie,  7  li 
feinine  Monnet  David  a  Boulogne,  7  Jakemes  Rogons  7  Gilles  Kieville, 
clers,  a  Saint  Gille  en  Fr.,  7  Biemardins  de  Courchieles  7  Jehenes  ses  frere 
a  Saint  Nicholai  a  Warengeville;  7  ces  plrs.  doivent  il  foire  as  paskes 
procbaines.     Plege  powr  le  partie   Pieron  Rogon   7  Gilloi  Kieville  Emouls 

Fol.  41v.  Kieville,  Theris  //de  Falempin  7  Copins  ses  frere;  7  Pieres  R.  les  en  doit 
aquiter  tous  quittes.  Et  pour  le  partie  Jakemon  Rogon  ^)  Pieres  de  Chiele, 
Andrifi«  de  Gele,  Theris  li  Grans,  Andriu«  ses  6u8,  Estievenes  li  Monnes 
7  Jeh.  Towneaus. 

jWat/>rde//         353.  Watiers  de  Nivile  7  Colars  de  Fenaing  ont  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j. 

Nieviele.  ^j^  j^  bature  que  Watiers  fist  a  celui  Colart  7  dt.  al.  Watters  de  Niviele 
7  niener  avoec  lui  Grart  de  Brars  7  Adan  Blauwet  a  Saint  Thuinas  de 
Cantorbie  7  niv.  a  closes  pasques  l'an  1275.  7  se  Watters  ne  pooit  ces 
deus  mener  avoec  lui,  il  doit  adont  aler  tous  seus  a  Saint  Gille. 

354.  Evrars  a  le  Take  couneut  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  b.  ps.  pour  lui  7 
pour  tout  sen  linage  a  Colart  le  Sure  7  as  siens.  Ce  f.  ft.  Tan  m.  ce. 
sessante  quatorse  au  quinsime  jour  de  jenvier. 

le  Jeh.  le  355.  Jehans  li  Bruns  a  ps.   fte.  pd.  pr.  j.  pour   lui  7  pour  les  siens 

lartd'An/%  Colart  d'Antoing,  le  sure,  7  eil  Colars  a  lui  powr  lui  7  pour  les  siens;  7 
toJng.       baisiet  li  uns  Vtiutre  pd.  pr.  j.  en  n.  b.  ps. 

ie  Gillot  356.  Gillos  d'Esplechin  ne  puet  jamais  entrer  en  Tournai,  si  ara  estet 

'^      *°'a  Saint  Gille  en  Pr.  7  raportet  bs.  Its.  de  sen  plr.  sour  banir  n  tousjours, 
pour  Tarnende  de  le  iefPnme  Jehan  TAngele  qu'il  navera. 

Jakemon//  357.  Jakemes  mK    Pisseniers   7  Padouls   de  Gauraing   ont   mis  jus   le 

i^ssent  ^r  7  /  / 

3  Padoul.  ^*"**®*'  ^*  estoit  entraus  faite  pd.  pr.  j.  en  pl.  h.  en  feverier  Tan  1274;  7 

Fol.  42.     adont  ßsent  il  b.  ps.  entr'aus  deus   de  toutes  //  coses  ki  avenues  estoient 

entr'aus  deus  jusques  a  oe  jör. 

i^Jehan  a//         353.  Jehans  a  le  Take,  li  fius  segneur  Evrart,  couneut  b,  ps.  7  loial 
lartleSure.^^  1.  s.  a  Colart  le  Sure  d'Antoing  7  as  siens;  7  baisierent  li  uns  lautre 

1)  Folgt  durchstrichenes  7  Oillot  Kieviüe. 


Zwei  altfranz.  FriedenBregister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  63 

en  n.  b.  ps.  en  le  hafle]  pd.  pr.  j.,   viij  jors  devaiit  le  nuit  dou  quaremiel 
l'an  1274. 

359.  Mikius,  ki  fu  fiiis  Gossuin  d'Anvaing,  n  ps.  ft.  a  Jehan  CastagneCf  deMikiel// 
7  a  Gillion    sen  frere  7  a  Evrart  d'Aiivaing,   de  le  bature  7  del  lait  qii'il  ^^^g^^* 
fisent  a  oelui  GrosBuin.     7  pour  Tarnende  Jehans,  Gilles  ses  frere  7  Evrars  d'Anvaiog. 
d'A.  dvt.  aL  a  Saint  Gille  en  Pr.;  et  Jehans  Frasneaus  et  Bandes  Gavains 
7  Gillos  de  Rasse,  pour  chou  qu'il  furent  el  confort  7  en  Taiyue  des  trois 
ki  batirent  celui  Gossuin,  il  dvt.  al.  a  Saint  Nicolai  de  Warnierville.     7  eil 
vi.  devant  nomet   dvt.  mv.   pour  ces  plrs.  faire  a  closes  paskes  l'an    1275 
7  rap.  bs.   Its.  de  crance  de  lor  plr.  as  jures   qu'il  aront  lor  plrs.   fais   si 
cm  il  doivent.     7  de  ceste   pais  a  tenir   7  de  ces  plrs.  faire  ont  fait  lor 
propre  dette  pour  tous  7  pour  le  tout  Jehans  Castagne   7    Gilles  ses  frere. 


360.  Jakemes   de   Hauterege,  Theris  ses  frere  7  Jakemes  li  MireliersCfdeJakemon 
ont  fait  b.  ps.  pour  aus  7  pour  le[s]  leur  a  Jakenion  de  Wiele  7  as  siens,  '        Haute- 
de  toutes  coses  ki  avenues  estoient  jusques   au   [sijsime   jor  de  march   Tan 
1274  par  .j.  demerkes:  7  baisierent  li  uns  l'autre  en  n.  ps.  pd.  pr.  j.  en  pl.  h. 


rege. 


361.  Jehans  Boins-cuers  et  Oliviers  Bar  ont  ps.  fte.,  7  baisiet  li  uns    Fol.  42v. 
l'autre  en  n.  ps.   pour  aus    7    pour  le[s]   leur,  de    toutes  coses  ki  avenues 

estoient  entre  aus  jusques  au  sisime  jor  de  march  l'an  1274.     Ce  f.  ft.  en 
pl.  h.  pd.  pr.  j. 

362.  Theris  de  Loymont  7  Jakemes  li  Pisseniers  ont  ps.  fte.  d'aus  7 
des  leur  de  toutes  coses  ki  avenues  estoient  entr'aus  jusques  au  chiunquisme 
jour  de  marc  Tan  1274;  7  baisierent  li  uns  Tautre  en  n.  ps.  Si  doit  Th. 
de  L.  al.  en  n.  d'am.,  pour  le  laidure  qu'il  list  a  celui  Jakemon,  a  Saint 
Josse,  a  Boulogne  7  a  Sainte  Katheline  a  R.,  7  Jak.  li  P.  dt.  al.  a  Bou- 
logne  7  a  Saint  Josse,  pour  le  lait  qu^il  dist  a  Theri  de  L.;  7  si  dvt.  mv. 
as  closes  paskes  l'an  1275  7  rap.  bs.  Its.  au  revenir. 

363.  Pieres  Rames,  Jehennes  ses  frere  7  Monnes  li  Valles  ont  ps.  fte. 
li  uns  al  autre  pour  aus  7  pour  les  leur  de  toutes  coses  ki  avenues  sunt 
entr'aus  jusques  au  vint  7  quatnme  jour  de  feverier;  7  baisierent  li  uns 
l'autre  en  n.  ps.  Monnars  li  Valles  pleges  pour  le  fil;  et  Will.  Rasteaus 
plegtö  pour  ses  ij  fius  de  tenir  Tarnende  tele  que  li  juret  asseneront.  Li  juret 
disent  que  Jehennes  Rames  alast  a  Saint  Gille  7  fust  mens  devens  closes 
paskes  Tan  1275. 

364.  Theris  Ghillars  7  Renaudins  de  Blandaing  ont  ps.  fte.  de  toutes 
coses  li  uns  al  autre  pour  aus  7  pour  les  leur;  7  baisiet  li  uns  Tnutre  pd. 
pr.  j.  Ce  f.  ft.  l'an  1274  au  sisime  jour  de  march. 


(54  Walter  Benary 

Fol.  43.  365.  Will.  Esponsars  7  Jakemes  Auwelette  ont  b.  ps.  fte.  7  couneute,  7 

baisiet  li  uns  Tautre  en  11.  ps.,  por  aus  7  pour  les  leur,  de  toutes  coses  ki 
avenues  estoient  entr'aus  jusques  au  niois  de  ghieskerec  l'an   1274. 

366.  Grars  Sabine  7  Gilles  Carbons  vinrent  en  pl.  h.  pd.  pr.  j,  el 
mois  de  feverier  l'an  1274  7  misent  le  seurtet  jus  ki  estoit  entr'aus  7  fisent 
b.  [ps.]  li  uns  al  autre,  i^our  aus  7  pour  les  leur,  de  toutes  coses  ki  avenues 
estoient  entre  aus  jusques  a  ce  jor. 

376.  Jakemins  li  Brakeniers  a  ps.  fte  a  le  fe^nme  Jeh.  Gossiel,  de  liii 
7  des  siens  a  li  7  as  siens,  de  toutes  ooses,  jusques  au  sietisme  jour  de 
marcb.  Si  doit  Jakemins  aler  a  Saint  Gille  a  closes  paskes  en  n.  d'ain. 
Ce  f.  ft.  en  pl.  h.  l'an   1274  au  sietisme  jour  de  marcb. 

368.  Jehennes  Martins  7  Estievenes  de  Hostes  ont  ps.  fte.  en  pL  h. 
pd.  pr.  j.,  d'aus  7  des  leur,  de  toutes  coses  ki  avenues  estoient  entr'aus 
jusques  au  darrain  devenres  de  marc  ki  fu  l'an  1274,  en  tel  maniere  que 
si  tos  que  Estievenes  de  H.  sera  revenus  de  Saint  Jakeme,  il  dt.  niv.  7 
raler  a  Sainte  Katberine  a  Ruem  7  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse,  pof^r  chou 
qu'il  feri  Jehennet  Martin  d'une  fourme. 

369.  Robiers  Mifare  a  ps.  fte.  a  Gillion  a  le  Take  pd.  pr.  j.  7  Gilles 
dt.  al.  a  Saint  Gille  7  mv.  ded.  closes  paskes  pour  Tarnende  de  chou  qu'il 
bati  Mifare.     Ce  f.  ft.  Tan  1274  el  mois  de  marcb. 

Fol.  43^.  370.  Watiers    li    Musis    7    Pieres    ses    fius   ont    ps.    fte.    a    Jakemon 

Candellon  p.  pr.  p.  j.  en  pl.  h.;  7  baisiet  li  uns  Tautre.  Si  dvt.  Watiers 
7  ses  fius  al.  a  Saint  Gille,  pour  Tamende  de  le  bature,  entre  ci  7  le  mi- 
aoust  a  tous  lor  boins  puins^).     Ce  f.  ft.  l'an   1274  el  mois  d'averil. 

371.  Ence  mois  mismes  devantdit  fu  ps.  fte.  en  pl.  h.  p.  pr.  p.  j.  entre 
Jeh.,  le  fil  Estievenon  Castagne,  7  Jeh.,  le  fil  Evrart  dou  Casteler.  Si  dt. 
al.  a  S.  Gille  Jeh.  li  fius  Evrart,  pour  Tam.  de  che  qu'il  fist  au  fil  Estievenon. 

372.  Gillos  Beaus-sire  7  Gillos  Soimons  ont  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  a 
Will.  Hourdellon  7  a  Colart  Mousket;  7  baisierent  li  uns  Tautre.  Si  que* 
Willaumes  Hourdellons  dt.  al.  en  n.  d'am.  a  Saint  Gille  en  Pr.  7  au  revenir 
a  Saint  Thumas  en  Cantorbie;  7  [ — ,]  li  freres  Will.,  dt.  al.  a  Saint  Gille; 
et  Mahiues,  li  freres  Willaume,  dt.  ausi  al.  a  Saint  Gille.  Dette  powr  Gillot 
Soimont  7  Gillot  Beau-sire  Wibiers')  Soimons;  et  pour  les  Hourdellons  lor 

1)  wohl  =  „zu  welchem  Zeitpunkt  es  ihnen  gut  dünkt''.  Oder  ist  puini 
hier  =  „Zustand"  wie  bei  Godefroy,  Compl.?  (Plural  zu  puing  =:  poing  liegt  doch 
nicht  vor.)    Vgl.  noch  335  a  se  valentet. 

2)  H8.  Wibiert. 


Zwei  altfraDz.  FriedeDBregister  der  Stadt  Tournai  (1273-1280)  65 

pere.  —  Et  Gillos  Beaus-sire  dt.  ai.  a  Saint  Gille  7  a  Nostre  Dame  de  Roche- 
madoul,  pour  Tarnende  del  outrage  qu'ii  fiBt  a  ces  Hourdellons.  7  dvt.  mv^). 
pour  ces  plrs.  [faire]  entre  ci  7  le  mi-aoust  ki  vt  prcht  Pour  Colart 
Housket  fist  se  dette  de  tenir  le  pais  7  le  dit  des  jures  Jeh.  li  Bouchiers, 
ü  joYenes.     Ce  f .  ft  Tan  1275  le  mardi  en  paskes. 

373.  Jeh.  11  Babinere  de  Valenchienes  a  ps.  fte.  de  1.  s.  a  Jehennet 
d'Article  7  as    siens,    de   chou  qu'il  le    feri    si  dou   puing   qu'il  li  fist  l'oel 

voler  hors  dou  chief);  //  7  si  a  ft.  ps.  ausi  a  Jehennet  de  Bouri  de  1.  s.     Fol.  44. 
a  1.  s.,  de  chou  qu'il  le   feri  dou  puing  es  dens.     8i  dt.  al.  p(mr  Tarn,  de 
Jehennet  d'Article  a  Saint  Jakeme  en  6.;  7  revenir  par  Saint  [Gille],  pour 
l'am.  del   autre;    7  mv.  entre  ci  7  le  mi-aoust  ki  vient.     Ce  f.  ft  le  nuit 
de  mai*)  por  vn  demars  Tan  1275. 

374.  Jakemes  li  Pisseniers  7  Jakemes  de  Gauraing  ont  ps.  fte.  li  uns 
al  autre  d'aus  7  des  leur.  Si  doit  Jakemes  li  P.  aler  a  Saint  Jakeme  en 
6.  d'amende  del  fourfait  qu'il  fist  a  Jakemon  de  G.  7  eis  Jakemes  dt.  al. 
a  Saint  Gille  pour  le  fourfait  quMl  fist  a  Jakemon  le  P. ;  7  si  dvt.  mv. 
entDeci  7  le  mi-aoust  ki  vt.  prcht.  Ce  f.  ft.  en  le  hale  pd.  pr.  j.  Tan  1275 
le  nuit  de  mai. 

375.  Colars  d'Ere  7  Jehennes  ses  fius  ont  ps.  fte.  d'aus  7  des  leur 
a  Eyrart  dou  Doit  7  a  Bietris  se  fenune  7  a  ses  filles  7  as  leur,  de  toutes 
cofies  ki  avenues  estoient  entr'aus  jqs.  jr.  que  ceste  ps.  fu  fte:  ce  fu^)  Tan 
i  i.  1275  au  quart  jor  de  mai  par  vn  samedi.  Si  fu  cowme  provos 
Jdians  li  Rois  7  juret  Will.  Castagne,  Jeh.  de  Bourghiele,  Jehans  des  Ruieles, 
Jehans  Mos-perelleus,  Jeh.  de  Flekieres. 

376.  Jehans  de  Berqt^is  7  Martins  de  Saint  Omer  ont  ps.  fte.  li  uns 
b1  autre,  de  toutes  coses  ki')  avenues  estoient  entr'aus  deus  jqs.  jr.  que  ce 
fc  fait  Ce  f.  ft.  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  Tan  1275  el  mois  de  feverier  le 
^^\  devant  le  nuit  dou  quaremiel. 

377.  Pieres    li  Fevres   de  Bauwegnies  a  ps.  fte.  pour  lui  7  pour  les    Fol.  44v. 
^ens  a  Pieron  Wagnon,   bourgois  de  T.,    7    as   siens,   de   toutes   coses   k'FevreT'de;/ 
Avenues  estoient  entr'aus  jusques  au  sisime  jour  de  ghieskerec  par  vn  devenres  *)    Wagnon. 

1)  sc.  alle  die  Genannten. 

2)  Dies  Wort  ist  nachträglich  hinzugefügt. 

3)  d.  h.  am  Abend  des  31.  April. 

4)  Oder  Ce  fu  [fait]. 

5)  Ha.  Ai. 

6)  Falsches  Datum;  der  6.  Juni  75  war  ein  Donnerstag. 
^^«■uiilMhe  ronohangen  XXV.  5 


66  Walter  Benary 

ki  fu  Tan  1275;  7  baisierent  li  uns  Tautre  en  n.  b.  ps.  pd.  les  pr.  7  lesj. 
Si  furent  avoec  Pieren  le  Fevre  a  ceste  pes  faire  de  se  partie:  Jehans 
Oiseaus,  Jehennes  de  Bauwegnies,  Jehans  Moukes,  Jakemes  de  Ponenghes, 
Rogiers  de  le  Mote,  Jehans  de  Potainfosse,  Pieres  li  Boulenghiers,  Golars 
dou  Puch,  Jehans  de  Bauwegnies,  Pieres  de  Ponenghes,  Pieres  li  Couvreres, 
Jakemes  Liepus,  Jehans  de  Veson,  Jakemes  de  Heregnies,  Estievenes  de 
Ponenghes,  Colins  de  Ligniettes  7  Evrars  li  Ballius.  —  Et  de  le  partie 
Pieron  Wagnon  i  furent :  Jakemes  as  Coispeaus,  Jehans  Tiestelette,  Jehennes 
li  Louchiers,  Emouls  li  fius  le  Mestre,  Therions  li  Louchiers,  Jehans  Pesiere, 
Jehans  Mos-perelleus  7  Emous  as  Coispeaus+^).  —  Si  dut  Pieres  Wag- 
nons  aler  outre  mer  en  voiage  dedens  closes  paskes  Tan  1276  u  rendre* 
X  S  de  tomois  pour  le  voie;    7  eist  x  U  furent  paiiet   a  Pieron  le  Fevre, 

par  maniere  que  s'il  venoit  nus  qui  melleur  droit  i  seuist  moustrer  quU 
que  il  re[n]den>it  ces  [xS]  al  assens  des  provos  7  des  jures.  S'en  ont  fait 
lor  dete,  oescuns  pour  le  tout,  Pieres  li  Fevres  7  Bogiers  Boinefois  7  Jeh. 
li  fius  Vuiderue;  s'en  ont  assenet  a  aus  7  au  leur  oescuns  pour  le  tout 

ie  Jeh.  de//  378.  Jehans    de   Templemarc,    Jehans*)   ses   frere,   Gilles    de  Holai  7 

7  de  Jehan  Groules    li  Goudaliers  ont   ps.  fte.  pd.  pr.  j.  en  pl.  h.  a  Jehan  d'Acre;   7 

d'Acre.       baisierent  li   uns   Fautre   en  pl.  h.  en  n.  b.  ps.  pour  aus  7   pour  les  leur. 

Si    doivent  li   quatre   premier  nomet   aler   en    n.  d'am.    a  Sainte  Katherine 

a  R.;    7  mv.  a  le  issue  d^aoust  ki  vt  prcht.^);   7  rap.  Its.  de  lor  plr.     Ce 

f.  ft.  Tan  1275  en  le  premiere  semaine  de  ghieskerech. 

^®  Jj^™*»//  379.  Jakemins  de  Bari  a  ps.  fte.  a  Andriu  le  Grant  7  baisiet  li  uns 

le  Andriu  //  l'i^utre  en  n.  ps.  Si  dt.  Andrius  li  Grans  al.  en  n.  d'am.  a  Sainte  Katherine 

le  Grant     a  R ;  7  mv.  a  le  issue  d'aoust  le  prochain  que  nous  atendons.    Dette  de  ce 

Fol.  45.      plr.  Hen//ris  li  Alemans  7  Emoules  li  Grue. 

380.  Jehans  de  Waverin  7  Evrardins  li  Tenderes  ont  pes  faite  pour 
aus  7  pour  les  leur  de  toutes  coses  ki  avenues  estoient  entre  aus  jqs.  jr. 
que  ceste  pes  fu  feite.  Si  doit  Evrardins  paiier  le  coust  dou  mie,  dou  fil 
Jeh.  de  W.  qu'il  navera,  dedens  le  pourcession ;  7  si  dt  aL  a  Saint  Nicolai 
a  Wamierville^).  7  Jehans  de  W.  doit  paiier  le  coust  dou  mie  de  le  sereur 
Evrardin;  7  si  dt.  aL  a  Saint  Jakeme.     7  mv.    dvt.    ded.    le    pouroession. 


1)  4-  bis  +  zeigt  dünne  Schriftzüge.    Das  Folgende  bis   zum  Schluss   der 
Nummer  steht  geklenunt  am  Bande. 

2)  Vielleicht  ein  Irrtum  des  Schreibers. 

3)  Einfaches  p  ohne  Abschwung  in  der  Hs. 

4)  Hb.  WaruruilU. 


Zwei  altfraDjs.  FriedeDoregister  der  Stadt  Tournai  (1273—12^)  6t 

Ce  f .  ft.  en  pL  h.  Tan  1275  an  fenerech.  —  ^^)  Dette  pour  Evrardin  Jakes 
Willoke  7  [si]  troi  freie,  Petis,  Grans  7  Brisses. 

381.  GilloB  dou  Ploiic  de  Velaine  a  ps.  fte.  a  Watter  de  Velaine,  le  de  Gillot  / 
derc.  Si  doit  eil  Watiers  rendre  a  celui  Gilot  x  a.  pour  le  coust  dou  mie  ^^^  Ploiic 
7x8.  pour  Ben  despens;    7  si  doit  li  devant  dis  W.  aler  a  Saint  Jakeme 

en  G.  7  mv.  ded.  les  closes  pasques  Tan  1276^)  7  rap.  Its.  as  provos  7 
as  jures  de  sen  plr.  Si  ont  fait  lor  dette  pour  Watier  devant  dit  Heuniele 
li  Boulenghier[s]  7  WilL  Foubiers;  7  Watiers  les  en  doit  [a]quitter  tous 
quites.     Ce  f .  ft  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  Tan  1275  el  mois  de  ghieskerech. 

382.  Watiers  de  Tourp  7  Adans  Basteniere  ont  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  1.   w«ti«r 
pour  aus  7  pour  les  leur  de  toutes  coses  jqs.  jr.  que  [cjeste  ps.  fu  fte.    Si   de  Tourp. 
ont  fait  lor  dette  de  tenir  le  dit  des  jures  pour  Adan  B.  Jakemes  as  Cois- 

peaus,  Jehans  li  Louchiers  7  Jeh.  Posiere  de  Herignies.  Si  doit  Adans 
donner  a  Watier  de  T.  dedens  xv  jors  xl  s.  de  tomois  7  paiier  ausi  le 
ooust  dou  mie  dede[n]s  oes  xv  jors;  7  si  dt.  al.  a  Saint  Gille  en  Pr.  en 
n.  d'am.  7  mv.  a  close  penteoouste  Tan  1276  7  rap.  Its.  de  sen  plr. 

383.  Felippes  li  Oarpentiers  7  si  doi  fil  Meurisses  7  Jehenes  d'.  pt  7 
Jehenea  de  Manege  d'.  pt.  ont  fianchiet  en  le  main  dou  provost  en  pl.  h.]QQg|p^^ 
qu*il   tenront  le  dit  des  jures   dou   content  ki   estoit  entre   eaus.     S'en  ont 

hit  lor  dette  pour  Jehenet  de  M.  Amouris  ses  frere  7  Jehennes  de  Bour- 
gfaiele.  Si  doi//vent  Meurisses  7  Jehans  ses  freres  aler  en  n.  d'am.  a  Saint 
Nicholai  a  Warengeville  7  mv.  ded.  le  Saint  Bemi  ki  vt  prcht.  Geste  ps. 
fu  fte.  l'an  1275  el  mois  de  fenerech  p.  pr.  p.  j.  en  pl.  h. 


Fol.  45t. 


384.  Gilles  Willelevres  a  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  a  Bauduin  de  Hierseaus 
7  a  Gillion  de  Mau&it.  Si  dt')  Bauduins  al.  pour  amende  de  le  ferure  qu'il 
fist  a  GiUion  devant  dit  a  Saint  Gille  en  Prche.;    7  Gilles  de  M *) 

385.  L'an  d.  i.  1275  el  mois  de  sietembre,   fisent  ps.  p.  pr.  p.  j.  en 

pL  h.  Colars  Maurois  7  Ghiselins  de  Gant,  ki  mest  avoec  Jeh.  le  Pinier,  de  de  Colart  / 
le  bature  7  del  outiage  que  eil  Ghis.  fist»  a  un  jor  ki  passes  est,  el  markiet 
a  oelui  CoL  Si  dt  Gis.  al.  a  Saint  Gille  en  Pr.  7  mv.  a  le  dose  paske  ki 
aera  Tan  1276.* 

386.  GoBses  dou  Buel  7,  Jakemes  Eskameaus  ont  ps.  fte.  li   uns  al 


1)  Dieser  Nachtrag  steht  am  Band. 

2)  Hfl.  m.  cc  IxvL 

3)  daU  über  durchgestrich.  ddvetU. 

4)  Best  fehlt 

5)  Noch  heute  ist  der  Name  Mauroii  neben  Mauroi  h&ufig. 

5* 


68  Walter  Benary 

[autre]  p.  pr.  p.  j.  de^)  paroles  qu'il  disent  It  uns  al  autre.  S'en  dvt.  al. 
a  Saint  Josse  7  a  Boulogne  pour  am.  It  uns  del  autre  7  mv.  [dejdens  le 
pourcession  de  T.  Tan  1275.     Se  fu  ceste  ps.  fte.  en  ghieskerech  devant. 

387.  Mestre  Bobiers  d'Arras,  li  enluminere,  7  Jehennes  de  Guiegnies 
ont  ps.  fte.  li  uns  [al]  autre  de  toutes  [coses]  avenues  pour  aus  7  poiir  les 
leur,  jusques  au  vint  7  quatrisme  jor  de  ghieskerec  l'an  1275.  Ce  f .  ft. 
pd.  pr.  j.  St  dt  Jeh.  de  G.  al.  a  Saint  Josse  7  a  Boulogne  ded.  le  Saint 
Bemi  prochaine. 

Fol.  46.  388.  Grouls  Crueus  a  ps.  fte.*),  pour  lui  7  powr  les  siens,  a  Willemet 

Maughier  7  a  Jakemon  sen  frere,  pour  aus  7  pot«r  Karon  lor  frere  7  pour 
les  leur,  de  le  bature  7  de  le  tuillure  qu'il  fisent  Groul  Crueus.  7  fian- 
chierent  Gherouls  7  Willemes  7  Jakemins  ses  freres  qu'il  tenroient  de  Tarnen- 
de pour  aus  7  pour  les  leur  qtianque  li  jureten  diroient  Li  provost^)  disent 
par  assens  de  jures  que  Karons  Maughiers  7  si  doi  frere  Willemes  7  Jake- 
mins en  Yoisent  en  n.  d'am.  tout  troi  a  Saint  Gille  en  Prouvench[e]  7 
muevent  ded.  le  Saint  Bemi  ki  vL  prcht.  Ge  f.  ft.  en  pl.  h.  au  chiun- 
quisme  jor  de  fenerec  par  vn  devenres  l'an  1275^). 

389.  En  ce  jour  mismes  devant  dit  fu  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  en  pl.  h. 
entre  Martin  de  Bierclers  7  les  siens  d'.  pt  7  Jehan  Viellart,  le  sure,  7 
les  siens  d'.  pt.,  de  toutes  coses  ^)  jqs.  jr.  devant  dit  Si  doit  Jeh.  Viellars 
paiier  le  coust  dou  mie  a  Martin  devant  dit  de  le  naverure  qu'il  li  fist; 
7  si  dt  eil  Jehans  al.  a  Saint  Jakeme  en  G.  7  mv.  dev.  le  mi-quaresme  ki 
vt.  prcht.  7  rap.  Its. 

390.  Colins  Boukine  7  Jakemins  Puchiele  ont  ps.  fte.  li  uns  al  autre 
pour  aus  7  pour  les  leur  de  toutes  coses  ki  avenuejs]  estoient  entre  eaus 
jusques  a  le  nuit  Sainte  Margherite  l'an  1275;  7  baisierent  li  uns  l'autre 
en  pl.  h.  pd.  pr.  j. 

391.  Colars  de  Fenaing  dt.  al.  a  Saint  Gille  ded.  le  pourcession  pour 
Tarn,  del  outrage  qu*il  fist  a  Jakemon  Ghiselin;  7  baisierent  li  uns  l'autre 
en  pL  h.  pd.  pr.  j.     Ce  f.  ft.  l'an  1275  en  fenerech. 

Fol.  46^.  392.  L'an  1274*)  fu  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  en  plainne  h.   entre  Jehennet 

de  Basin.    ^^  Bongi  7  Basin  de  le  Vourc  7  les  leur  d'.  pt.  7  Karon  Maughier  7  les 

1)  Man  erwartet  de3  paroles. 

2)  Folgt  durchgestr.  a  karon  fna[ughier], 

3)  Ober  durchgestr.  iurei. 

4)  Der  Best  der  Zeile  —  die  mit  (ft^nerec  beginnt  —  ist  ausradiert. 

5)  Der  übliche  Zusatz  fehlt  hier;  ebenso  Nr.  406. 

6)  Das  Datum  befremdet;  vielleicht  verschrieben  für  1275. 


Zwei  altfraoz.  Friedensr^ster  der  Stadt  Töurnai  (1273—1280)  09 

81608  d'.  pt.    Si  dut  Karons  aler  a  Saint  GiUe  en  Prche.  pour  le  naverure 
qu'il  fist  a  Basin. 

393.  Thumas  li  Moulekiniers  a  ps.  fte.  a  Estievenon  Qistagne  7  a  deStieve// 
Jehan  aen  fil  des  batures  7  des  outroges  qu'il  fisent  a  oelui  Thumas.  Si  OastaffZ/ne. 
doivent  Eslievenes  7  Jehans  ses  Aus  aler  a  Saint  Gille  en  Pr.  en  n.  d'am., 

7  mv.  ded.  les  octaves  dou  jor  Saint  Jehan  Baptiste  Tan  1276,  7  rap.  Its, 
de  lor  plr. 

394.  Pieres  de  Blaheries  7  Jeh.  ses  uns  ont  ps.  fte.  a  Jakemon  le  de  Pieron  // 
Noirier  p.  pr.  p.  j.  en  pl.  h.  de  toutes  coses  ki  avenues  estoient  entr*au8  *** 
jusques  au  vint  7  deusime  jor  d'averil  Tan  1276;  7  baisierent  li  uns  l'autre« 

395.  Colars  de  Monvaus  7  Trikars  ont  ps.  fte.  li  uns  al  autre  en  pL  de  Tricart 
h.  pd.  pr.  j.   des   naverures   que  li  uns  fist  Pautre  7  de  toutes^)  coses  ki 

avenues  estoient  entre  aus  jusques  a  le  nuit  Saint  Marc  Tan  1276  el  mots 
d'averlL  Si  dt  Trikars  aL  a  Smnte  Katheline  a  R.  7  Colars  de  M.  a  Bou- 
logTie  7  a  Saint  Josse;  si  dvt.  mv.  ded.  les  octaves  del  jor  Saint  Jeh.  Bapt. 
Tan  1276  7  rap.  Its. 

7  si    ont   asseuret   de   aus   7  des  leur  Vilain   de   Moreau-porte   ^  de 
Bni8eg:nie8  7  les  siens.') 

396.  Henris  li  Porteres  a  ps.  fte.  a  Ck)lin  de  Bauwegnies  7  a  Jeh.  sende  Henri  le// 
frere  de  chou  qu'il  le  jeterent  jus  dou  pont  en  coste  le  moulin  de  Marvis^       orteur. 

la  OD  cuida  que  eil  Henris  fust  mors.  Si  dt.  Colins  al.  a  Saint  Gille  en 
Prche.  pour  Tam.  7  rap.  Its.  de  sen  plr.;  7  mv.  ded.  les  octaves  del  jor 
Saint  Jehan  Baptiste  Tan  1276. 

397.  Eruouls  Bourdons  a  ps.  fte.  a  Wateron  de  Duisompiere,  a  Gode-     Fol.  47. 
8cal  le  Lignetelier  7  a  Gillot  Croket  de  Calone.    Si  dvt.  tout  troi  aL  a  Saint  ^l^^oi" 
Gille  en  Prche.  pour  Tarn,  de  chou  qu'il  assalirent  7  batirent  Emoul  Bourdon 

pour  che  qu*il  avoit  pris  le  loi  de  le  ville  de  Wateron  de  D.*)  Si  dvt.  mv. 
as  octaves  del  jor  Saint  Jeh.  Bapt.  l'an  1276  7  rap.  Its.  de  lor  plr. 

398.  Jakemes  Clarembaus  a  ps.  fte.  a  Marion  Puciele  se  fiUastre.    Ce 
t  ft  Tan  1276  en  averil. 


1)  Hb.  Um/es. 

2)  Dieser  Absatz  ist  ein  zweifacher  Nachtrag. 

3)  Bedeutet  entweder:  „weil  dieeer  gegen  W.  do  D.  geklagt  (das  Stadtrecht 
'Q  Anspruch  genommen)  hatte'*  oder:  weil  er  W.  de  D.  von  gerichtswegen  ge- 
zwungen hatte,  ihm  eine  „Sicherheit'*  zu  geben.  Bei  der  letzteren  mir  unwahr- 
^heinlicheren  Annahme  müsste  E.  B.  eine  Amtsperson  gewesen  sein.  In  den  Reg. 
^  U  loi  75/6  ist  er  nicht  als  solche  verzeichnet. 


70  Walter  Benary 

<ie  Jdi.//  399.  Monnea   li  Fiensiere*  a  ps.  fte.   a  Jeh.  Hade.     Si   dt.  Monnes 

aL  a  Saint  Nicolai  a  Warengheville  en  n.  d'am;  7  mv.  ded.  les  octaves  dd 
jor  S.  Jeh.  Bapt.  Tan  1276;  7  rap.  Its. 

de  OHjet  //  400,  Olives  li  Natiera  7  Jak.  ses  frere  out  b.  ps.  ft.  a  Jeh.  Hade  de 

le  JHatier  // 

7  de  Jeh.  //  ^«^8  coses  pd.  pr.  j. 

larnes/Zkiel. 

400  a.  ^  Et  Mai^herite,  li  fiUe  Jeh.  le  Moulekinier,  a  ps.  fte.  a  Jeh. 

Harneskiel  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.     Ce  f.  ft.  el  mois  d'averil  Tan  1276. 

401.  Jehennes  Dous-amis  7  Gillos  ses  frere  ont  ps.  fte.  a  Jakemon 
le  Machon.  Si  dvt.  eil  doi  frere  al.  a  Boulogne  [7]  a  Saint  Josse  entre  ci 
7  le  S.  Jehan  Tan  1276.     Ce  f.   ft  en  pl.  h.  Tan  1276  el  mois  de  mal. 

402.  Fieres  li  Enfumes  dt  al.  a  Saint  Gille  en  Prche.  as  doses  paskes 
^'an  1276;  7  dedens  le  mois  k'il  en  sera  revenus,  il  dt  al.  a  Saint  Josse 
7  a  Boulogne;  7  si  dt  rap.  bs.  Its.  de  oescuu  de  oes  plrs.  7  ces  amendes 
doit  il  faire  pour  chou  qu'il  bad  7  fourmena  Oillot  Wetin  ki  estoit  eswardere. 
S'en  fu  li  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  7  li  am.  jugie  Tan  1275  el  mois  d'octembre. 

Fol.  47v.  408.  L'an  d.  i.  1275,  le  demerkes  apries  les  octaves  de  le  Saint  Martin, 

1  //Beaure-^  pes  fte.  p.  pr.  p.  j.  en  plainne  h.  entre  Jehan  de  Beaurepaire  7  les  siens 
paire.  d'.  pt,  et  Aloul  au  Dent  7  les  siens  d'.  pt.,  del  houtrage  qu'il  fist  au  consel 
de  le  ville  en  le  hale  ki  est  maisons  de  pes,  de  chou  qu'il  feri  Aloul  au 
D.  dou  puing  emmi  les  dens  si  qu'il  en  viunt  tous  sannens  pd.  les  jures. 
Si  fu  li  amende  tele  jugie  que  Jehans  de  B.  dt  al.  a  Saint  Jakeme  en  6., 
pour  Toneur  del  devant  dit  Aloul,  7  mv.  as  closes  paskes  Tan  1276^  7  rap. 
bs.  Its.  as  pr.  7  as  j.  de  sen  plr.  Si  ont  fait  lor  propre  dette  de  ceste 
amende  pour  le  devant  dit  Jehan:  Anseaus  de  Lies,  Watters  de  Beaure- 
paire, Theris  de  Nueville,  Theris  Walerave,  Alars  de  Blaheries,  Gilles  de 
Hostes  7  Jehans  d'Esplechin,  li  cambiers.  S'en  ont  tout  siet  assenet  a  aus 
7  au  leur  pour  faire  tenir  ces  coses  devant  dittes;  7  Jeh.  de  B.  les  en  doit 
aquitter  tous  qt^ittes.  7  si  asseura  en  celle  eure  mismes  Jehans  de  B.  tous 
cheaus  que  il  poroit  hair  pour  l'occoison  de  chou  qu'il  fu  en  prison.  Et 
Henris  Fourres  li  peres  7  Jeh.  li  Vilains  fisent  lor  dette  pour  Alou[l]  au 
D.  de  faire  tenir  l'ordenance  de  le  pes  devant  ditte. 

[deGillion//         404.  L'an  1275   el  mois  de   marc,    fu  ps.   fte.  p.  pr.   p.  j.  en   pL  h. 

MarS/./Be  ®°*^  Gillion  Witore,  Martin  sen  fre[re]  7  Schier  Hidoul  7  les  leur  d'.  pt 

Erere  //  7  de  7  Jakemon  Cokiel,  Thumas  sen  pere,  Jeh.  Biokiel  7  se  pere  7  les  leur  d'. 

Hidoul.     P'-     ^*  doivent  Gilles,   Martins  ses  frere  7  Sohiers  Hidous  al.  en  n.  d'am,, 

pour  les  batures  7  pour  les  vilenies*)  qu'il  fisent  a  l'autre  partie,  Gilles  W. 

1)  V  in  der  Hs. 


Zwei  altfranz.  Friedeosragister  der  Stadt  Toarnai  (1273-1280)  71 

a  Boulogne  7  a  Saint  Joese,  7  Martins  a  Samt  Gille  en  Pr.,  7  Sohiers 
Hidouls  a  Saint  Nicolai  a  WaroierviUe;  7  mv.  ded.  les  octaves  del  jor  Saint 
Jeh.  Bapt.  Tan  1276.  Dette  pour  oee  amendes  faire  Gilles  Witore;  s'en 
a  assenet  a  lui  7  au  «en  a  quanqu'il  a  7  a  quanqu'il  ara  partout  7  si  le 
fianca  a  tenir  7  a  faire  tenir. 

405.  L'an  d.  i.  1275  el  mois  de  jenvier,  fu  ps.  fte.  en  plainne  h.  p,  Fol.  48. 
pr.  p.  j.  entre  Briffaut,  ki  fu  escrouette,  7  les  siens  d'.  pt.  7  Jehennet>  fil 
dame  Coulombain  Oatine,  Jehennet  de  Bongi  7  Jakemin  Wisse,  clers,  7  les 
leur  d*.  pt,  de  le  bature,  de  le  blechure  7  del  outrage  que  eil  troi  derc 
fisent  a  Brifaut  Si  fu  li  amende  tele  jugie  p.  pr.  p.  j.  que  eil  troi  clerc 
devant  nomet  doivent  rendre  a  Briffaut  .c.  s.  de  tomois  devens  zv  jors  pour 
les  blechures  qu'il  li  fisent;  7  si  dvt  tout  troi  al.  a  Saint  Gille  en  Prche. 
7  mv.  as  closes  paskes  Fan  1276  7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr. 


406.  ^   Gilles  Fortins  7  Will,   de  Hiertaing   ont   mis   jus  le   seurtet  ^  deGill//c 
toit  entr'aus  7  oouneut  b.  ps.  li  uns  al 
jusques  au  darrain  deluns  de  march  1275. 


ki  estoit  entr'aus  7  oouneut  b.  ps.  li  uns  al  autre  pd.  pr.  j.  de  toutes  coses^)     ^^'^^ 


407.  ^  L'an  d.  i.  1275  el  mois  de  jenvier  fu  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  enS<JeJoli-le 
pl.  h.  entre  Jehennet  le  Kesere*  7  les  siens  d\  pt.  7  Biertran  de  Flekieres, 

ckre,  7  les  siens  d'.  pt.;  7  baisierent  li  uns  l'autre  en  n.  ps.  en  pl.  h. 
7  fu  li  ani.  jugie  en  tel  maniere  que  Biertrans  devant  [dis]  doit  paiier  le  coust 
dou  mie  de  le  naverure  qu'il  fist  de  le  glave*  Jehennet  le  Kesere;  7  se  li 
doit  rendre  pour  se  despens  7  pour  ses  damages  z  S  de  tomois^  .c.  s.  au 
behourdie  7  .c.  s.  a  paskes.  Si  ont  fait  lor  propre  dette  pot«r  Bertran,  .de 
rendre  oes  x  S  7  le  coust  dou  mie,  Jeh.  de  Flekieres  ses  oncles,  Jeh.  de 
F.  ses  nies  7  Watters  de  Gauraing;  s'en  ont  assenet  a  aus  7  au  leur  a 
qiionqu'il  ont  7  a  qKanqu'il  aront')  cescuns  pour  le  tout.  Et  si  doit  Ber- 
trons  devant  dis  aler  a  Saint  Jakeme  en  G.  7  revenir  par  Saint  Gille; 
7  rap.  bs.  Its.  de  ces  deus  lius  qu'il  ara  fais  ces  plrs. ;  7  si  dt.  mv.  as 
ülcses  paskes  Tan  1276. 

408.  ^  En  ce   mois^)   mismes   devant  dit   fu  ps.   fte.  en  pl.  h.  p.  pr.  ?  de  Jake 
p.  j.  entre  Jakemon  de  Jenneves  7  les  siens  d\  pt.  7  Rufin  7  se  frere  7  le    j^^evM 
fil  Jeh.  de  Ruieles  7  les  leur  d'.  pt.     Si  dt  Jakes  de  J.  al.  a  Saint  Gille 

en  Provenche,  pour  le  honte  7  les  ferures  qu^il  fist  as  persones  devant  dittes; 
7  mv.  as  closes  paskes  Tan  1276. 


1)  Vgl.  Nr.  389. 

2)  Hb.  arolt  durch  ccscunn  veranlasst;  vgl.  377  und  610. 

3)  Durchgestrichenes  jour  et  vor  mois  in  der  Hs. 


72  Walter  Benary 

Fol.4Sv.  4Q9    c|  L'j^jj   ]^275  el  mois  de   deoetnbre,    fu  ps.  fte.  en  pl.  h.  p.  pr. 

Ien//Diket.  P*  3-  ^^^^  Jehan  Henniket  d*.  pt  7  Gillion  de  Popioele  7  Jehennet,  le  fil 
Huon  de  Popioele,  d\  pt  Si  doivent  Gilles  7  Jehennes  ses  nies  aler  a 
Saint  Gille,  pour  Tarnende  de  chou  qu'il  batirent  Jeh.  H. ;  7  my.  dvt  a 
closes  paskes  Tan  1276  7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr. 

e  Gillion//  410.  Gilles  Castagne,  fius  Piemain  de  Rasse,  7  Jehans,  li  fius  Watiar 

Castagne      „        .  ,  ^  1    .  .       ,.  „ 

ieJeh., le// R<>u^i^^}  ont  ps.  fte.  p.   pr.  p.  ].;    7  baisiet   b  uns  lautre   en  n,  ps.  de  le 

^1  WattCT   vilenie  7  del  outrage  que  li  uns  avoit  fait  Tautre.    Si  dt.  Gilles  al.  a  Bou- 

logne  7  Jehans  Rousseaus  a  Noion,  pour  Tarn,  de  chou  que  li  uns  fourfist 

l'autre;  si  dvt.  mv.  ded.  closes  paskes  Tan  1276  7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr. 

Ce  f .  ft  a  le  provoste  Jehan  d'Orke  7  Jakemon  Mouton. 

le  Gillot//  411.  Gillos  dou  Pire  7  Ernoules  ses  frere  ont  couneut  b.  ps.  7  loial, 

e  Jeh.  de  //  P^^^'  *^^  7  P^^*"  ^®^  ^^^>   ^  Jehan  de  Tongre  7  as  siens,   de   toutes  coses 

ToDgre.     ki  avenues   estoient   entr'aus  jqs.  jr.  que  ceste  pais  fu   couneute.     Ge  f.  ft. 
en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  Tan  1275  au  saisime  jor  de  marc. 

3 Jakemon//         412.  Jakemes    Pies-de-lievre   7  Jeh.   as  Penas    ont  jus    niis  le    seurteC^ 
evre// rde'^^  estoit  entr^aus  deus  7    couneut  b.  ps.   li  uns  al  autre,   de  toutes  [coses J 
ih.as Penas.  avenues  jusques  au  jour  d'ui.     Ce  f.  ft  en    pl.  h.  pd.  pr.  j.  Tan   1276  slvl 
quatorsime  jor  daveril. 

413.  ^  Grars  de  Warenghien  7  Colars  Watelus  on[t]  jus  mis  le  seurtet* 
Fol.  49.     ki  estoit  entr'aus  7   couneut  b.  ps.  li   uns  al  autre  //  pd.  pr.  j.,   de   toute» 
coses  ki  avenues  estoient  entr^aus  jusques  au  demerkes  en  le  peneuse  semaine 
de  pasques  Tan  1275. 

»Jakemon//  4 14,  Jeh.  li  Carliers  7  Rogiers    ses    frere    ont  ps.   fte.  a  Jakemon   de 

'Hulustre,  de  le  bature  7  de  le  laidure  qu'il  li  fisent  nuitantre  devens  le 
porte-üokeriel.  Si  dt.  Jehans  al.  a  Saint  Gille  en  Prche.,  7  Rogiers  ses 
frere  a  Saint  Nicolai  a  W.  en  n.  d'am.;  7  mv.  ded.  les  octave^  dou  jour 
Saint  Jeh.  Bapt.  Tan  1276;  7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr.  Ceste  ps.  fu  fte. 
p.  pr.  p.  j.  en  pl.  h.,  7  baisierent  li  uns  Tautre  en  n.  ps.,  Tan  1276  au 
sisime  jor  de  mai  par  vn  demerkes. 

le  Jeh.  de  415.  Jehenes  de  Popioele  a  ps.  fte.  a  Jehan  de  Foulers;    7  baisierent 

^"®^'     li  uns  l'autre  en  n.  ps.  pd.  pr.  j.     Ce  f.  ft  Tan  1276  el  mois  de  mai. 

416.  Gilles,  li  barons  M^ariien  le  Roiine,  a  ps.  fte.  a  Lambiert  le  Viea- 
warier  7  a  Rogier  sen  frere  pd.  pr.  j.     Ce  f.  ft  Tan  1276  en  mai. 

417.  Jeh.   Gambars  7  Gillote  se  femme  ont   ps.  fte.  por  aus  7  pour 


Zwei  alifraos.  FriedensregiBter  der  Stadt  Tournai  (1273-4280)  73 

les  leur  a  Jehenet,  le  fil  Simon  al  Oel,  7  as  siens,  de  toutes  ooses  ki 
avenues  estoient  entr'aus  jusques  au  demerkes  en  pentecouste  l'an  1276. 

418.  Hennins,  li  frere  Biertran  le  Vieswarier  a  ps,  fte.  a  Jakemon 
Pelait  7  a  Hennin  sen  frere.  Si  dvt  eist  doi  frere  al.  a  Saint  Jakeme  en 
G.,  pour  le  bature  7  Toutrage  qu'il  fisent  nuitantre  a  Jeh.,  le  frere  Bertran 
le  Vieswarier ;  7  mv.  dvt  entre  d  7  le  jor  de  le  porcession  de  T.  ki  vt. 
prcht     Ce  f .  ft  Tan  1276  el  mois  de  mal  en  pl.  h.  p.  pr.  p.  j^). 

419.  Jakemins  WiUoke  a  ps.  fte.,  pour  lui  7  pour  les  siens,  a  Henriet    Fol.  49t. 
Hagnekagiie,  pour  lui  7  pour  les  siens,  p.  pr.  p.  j.  en  pL  h.    Si  doit  Henries 

H.  rendre  a  Jakemin  W.  le  ooust  dou  mie;  7  pour  le  naverure  qu'il  li  fist, 
dont  il  fu  en  peril  de  mort,  dt  eil  Henries  al.  a  Saint  Jakeme  en  G.,  7 
mv.  entze  ci  7  le  jor  [de]  le  pourcession  de  T. ;  7  paiier  entre  ci  7  le  jour 
devant  dit  les  deniers  devant  dis.  Ce  f.  ft  en  pl.  h.  Tan  1276  el  mois 
de  ^ieskerech. 

420.  Jeh.  Rainghiers  a  ps.  fte.  a  Jakemon  Natalie  de  le  Rue-des-aveules 
7  as  siens.  Si  dt.  Jakemes  devant  dis  al.  a  Saint  Nicolai  a  W. ;  7  Gillos 
Huviele,  ses  nies,  7  Pieres  ses  frere  dvt  [al.]  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse 
7  rap.  cescuns  bs.  Its.  de  sen  plr. ;  7  mv.  dvt.  a  le  porcession  de  T.  Tan  1276. 

421.  MiUus  d'Antoing  7  Colars  Boiteaus  ont  ps.  fte.,  pour  aus  7  pour 
les  leur,  a  Cochet  lePinier,  pour  lui  7  pour  les  siens,  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.;  7 
baisierent  li  uns  Tautre  en  n.  ps.  7  qtiant  Jehans  li  Piniers,  li  freres  Cochet, 
sera  revenus  en  Tomai,  dedens  le  mois  que  li  juret  de  le  hale  li  somon[ron]t 
d'aler  a  Saint  Jakeme  en  G.,  aler  i  doit,  pour  Tarnende  de  chou  qu'il  navera 
Mikiel  d'Antoing;  7  rap.  dt  bs.  Its.  de  sen  plr.  Ce  f.  ft  a  le  prouvoste 
Jake[mon]^)  Mouton  7  Jehan  d'Orke  Tan  1276  el  mois  de  fenerech. 

422.  Jeh.  Potiers  de  Wes  a  pes  fte.,  pour  lui  7  pour  les  siens,  a 
Jehennain,  le  feme  Colart  dou  Puch,  pour  li  7  pour  les  siens,  de  le  naverure 
que  Celle  Jehenne  li  fist    Si  doit  celle  Jehenne  rendre  tou-maintenant  a  celui 

Jehan  xx  s.  de  tomois]    7  si  dt  al.  //  en  n.  d'am.  a  Saint  Lienart  7  mv.    Fol.  50. 
entre  chi  7  le  Saint  Remi  a  se  volentet  7  rap.  Its.  de  sen  plr. 

423.  Jehans,  li  fius  Mahiu  le  Neccre,  a  ps.  fte.,  pour  lui  7  pour  les 
siens,  a  Jakemon  le  Claueteur   7  a  Monnet   se  frere,   pour  aus  7  pour  les 


1)  Folgen  unter  der  Linie  drei  fast  völlig  ausgekratzte  und  unleserliche  Zeilen, 
za  Beginn  mit  dem  Zeichen  ^  vei-sehen. 

2)  Das  Wort  steht  am  Zeilenende,  daher  ein  Schreibfehler  plausibel.  Zwar 
findet  sich  Jakes  MauUms,  z.  B.  Reg.  de  la  loi  1275/6,  die  Form  des  Obliquua  je- 
doch lautet  Jaket, 


74  Walter  Benary 

leur,  de  le  bature  7  de  le  vilonie  que  eil  doi  frere  fi[sent]  a  Jehan  le  Neccre; 
81  baisierent  li  uns  Tautre  en  pL  h.  pd.  pr.  j.  en  n.  b.  ps.  Si  dvt  Jakemee 
7  Monnes  al.  a  Saint  Oille  en  Pr.  en  n.  d'am.  7  mv.  entre  ci  7  le  Saint 
Bemi  ki  vt  prcht.  7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr.  Si  ont  fait  lor  dette  de  celle 
amende  faire  pour  ces  deus  frere[s]  lor  au[t]re  doi  frere,  Jehans  7  Golara, 
7  dameMaroie  lor  mere.  Ce  f.  ft.  Tan  1276  au  saisime  jor  de  fenerec  por 
un  devenres^). 

424.  Jehans  Cokeaus  7  ses  6u8  Jeh.  ont  ps.  fte.  a  Lokette.  Si  doit') 
li  fius  Cokiel  7  Lokette  cescuns  aler  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse  entre  ci 
7  le  Saint  Remi  ki  vt  prcht.;  7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr.  Ge  f.  ft.  en 
pl.  h.  le  secont  jor  de  sietanbre  Tan  1276. 

425.  Jeh.  d'Äntoing  7  Orars  Aubiers  ont  ps.  fte  li  uns  al  autre  en 
pl.  h.  p.  pr.  p.  j.  Si  dt.  Orars  A.  al.,  pour  le  vilenie  qu'il  fist  Jehan  d'A., 
a  Saint  Josse  7  a  Boulogne  entre  ci  7  le  Saint  Bemi  7  rap.  Its.  de  sen 
pk.     Ce  f.  ft  en  aoust  Tau  1276. 

426.  Mestre  Bobiers  d'Arras  7  Simons  li  Bikes  ont  ps.  fte.  pd.  pr.  j., 
de  le  ferure  que  Simons  fist  a  mestre  Bobiert  Si  dt  Simons  pour  Tarn, 
al.  a  Sainte  Katerine  a  B.  7  a  Saint  Josse  7  rap.  Its.  de  ces  plrs.;  7  mv. 
entre  ci  7  le  Saint  Bemi  prochaine.     Ge  f.  ft  en  aoust  Tan  1276. 

ol.  50^.  427.  Jeh.  Gosseaus,  Jakemes  ses  frere  7  Jehans,  li  valles  Jakemon  de 

Bemegies,  ont  ps.  fte.  a  deus  valetons  de  Ghin,  ki  frere  sunt,  de  le  bature 
7  del  outrage  que  eil  troi  fisent  a  ces  deus  freres  de  Chin;  si  bwsierent  li 
uns  Tautre  en  n.  ps.  Si  dvt.  li  troi  premier  nomet  al.  a  Saint  Nicholai  a 
W.  entre  ci  7  le  toutsains  ki  vt  prcht.  7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr.  Ge  f. 
ft.  en  pl.  h.  des  jures  el  mois  de  sietembre  Tan  1276  le  devenres  apries  le 
Saint  Mahiu. 

428.  Grars  de  Maufait  a  couneut  b.  ps.  7  loial,  pour  lui  7  pour  les 
siens,  a  Will,  le  Croisiet  7  as  siens,  de  toutes  coses  ki  avenues  estoient 
entr'aus  jqs.  jr.  que  oeste  pes  fu  couneute.  Ge  f.  ft.  en  pl.  h.  pd.  pr.  j. 
l'an  1276  en  le  premiere  semaine  de  fenerech. 

429.  ^  Will,  au  Batiel,  clers,  7  Hennos  de  Dotegnies,  li  carpentiers, 
ont  fait  boine  pes  li  uns  al  autre  de  toutes  coses  ki  avenues  estoient  entr'aus 
jqs.  jr.  que  ceste  pes  fu  faite.  Ge  f,  ft.  en  pl.  h.  p.  pr.  p.  j.  Tan  1276 
en  le  darraine  semaine  d'aoust. 


1)  Falsches  Datum;  der  6.  Juli  76  war  ein  Montag. 

2)  Sing,  wegen  eeseuns;  vgl.  Nr.  320. 


Zwei  altfiraoz.  Fried enaragifliter  der  Stadt  Toumai  (1273—1280)  75 

430.  ^  Jakemes  Espinoke,  li  coriiers,  a  ps.  fte.  a  Margot  de  Saint 
Omer  p.  pr.  p.  j.  en  pL  h.,  de  le  bature  7  del  outrage  que  eil  Jakemes 
fist  a  vne  ajomee  a  oeli  Margot  Ce  f.  ft.  Tan  1276  el  moie  de  sietembre 
rendemain  dou  jour  Saint  Mahiu^). 

431.  BobierB  Mi&re  7  Will  li  Piniers  ont  ft  ps.  p.  pr.  p.  j.  de  toutes 
coses  ki  avenues  estoient  entr'aus  jqs.  jr.  de  ceste  pais.  Ce  f.  ft  Tan  1276 
au  quatorsime  jor  d'aoost 

432.  ^  Sare,   ki  fu  fewime  Watier  de  Paris,   7  si  doi  frere  ont  //  ps.     Fol.  51. 
fte.  a  Jehennet^  le  iil  Mikiel  Warison,  de  le  pansmee  que  Jehennes  li  donna 

el  markiet  el  visage;  7  baisierent  li  doi  frere  cell  Sarain  7  Jehennes  Warisons 
li  uns  Tautre  en  n.  ps.  7  pour  Toutrage  de  celle  ferure  Jehennes  en  dt.  al. 
a  Saint  Oille  en  Frohe.,  7  mv.  as  closes  paskes  Tan  1277,  7  rap.  bs.  Its. 
de  sen  plr.  7  ceste  aniende  fu  jugie  par  le  serement  de  cescun  juret- 
s'en  i  eut  assens  7  de  teus  que  il  oouvint  siurs*.  Ce  f .  ft  Tan  1276  el 
mois  de  novembre. 

433.  Maiüie,  iemme  Pieron  le  Bouclier,  a  ps.  fte.  a  Monnet  Lukedore, 
clerc,  7  a  Stievenon  Lukedore  dou  Reo  del  assaut  qu'il  fisent  coli  Manien 
en  86  maison  7  de  chou  que  Monnes  L.,  clers,  bati  coli  Mariien  devens  se 
maison.  Si  dt  Monnes  al.  a  Sunt  Gille  en  Prche.  pour  Tarnende  7  Estievenes 
ses  nies  a  Saint  Nicolai  a  W.  7  mv.  a  closes  paskes  Tan  1277  7  rap.  Its. 
de  lor  plr. 

434.  Mahius  Hourdellons  a  ps.  fte.  a  Fauviel,  le  fil  Watier  Groulart, 
de  le  naverure  que  ses  freres  li  fist  Si  doit  Mahius  u  ses  freres  aler  a 
Saint  Gille  a  closes  paskes  Tan  1277  pour  Tarn.  7  rap.  bs.  Its.  Ce  f.  ft 
Tan  1276  en  decembre. 

435.  Jeh.  Gosseaus  7  Will.  Gargate  ont  couneut  b.  ps.  7  loial  li  uns 
b1  autre  d'aus  7  des  leur,  de  le  bature  7  de  le  tuillure  que  Will.  G.  fis* 
celui  Jeh.  Gossiel  sour  le  glache*.  Ceste  pes  fu  couneute  en  pl.  [h.]  pd.pr. 
j.  l'an  1276  el  mois  de  decembre^)  au  chiunqmsme  jor  apries  le  jor  dou 
noel  ki  fu  par  vn  devenres. 

436.  Ja[k]emes  li  Pisseniers  a  ps.  fte.  a  Jeh.  Mouton,  a  Gösset  sen 
frere,  7  a  Jeh.   dou  Mortier.     Si  dvt.   eil  troi  al.  a  Saint  Gille  en  Pr.  [en 


1)  Vgl.  Annal.  80c.  de  T.  9,iot  (J.  £.  nebst  Frau  auf  1  Jahr  verbannt). 

2)  Die  Hs.  hat  jenvier.  Ebensogut  kann  man  die  Zahl  ändern  oder  Neujahr 
itatt  Weihnachten  setzen.  Übrigens  war  der  25.  Dez.  76  bezw.  1.  Januar  76/7  ein 
Fraitag',  darauf  bezieht  sich  demnach  der  Nebensatz. 


76  Wftlter  Benary 

n.]  d'am.  7  Jakemes  li  P.  a  Saint  Nicholai   a  W.;  7  my.  dvt.  tout  quatre 
as  closes  paskes  Fan  1277,  7  rap.  Ite.  de  lor  plr.^) 


Fol.  27.  ^37.  Mahiues  de  Saint  Omer,  li  cousturiers,  dt.    aL  a  S.  Lienart')  en 

n.  d'am.  pour  le  honte  7  le  vilenie')  qu*il  dist  a  Annies  Fasteree;  7  mv. 
dt.  dev.  le  Saint  Bemi  ki  vt.  prcht.  7  rap.  bs.  Its.  de  se  plr.  Li  pes  de 
dame  Annies  F.  7  de  Mahiuet  de  Saint  Omer  fu  falte  en  pl.  h.  Tan  1278 
en  le  darraine  semaine  d'aoust. 

438.^)  ^  Jak.  Copes,  Jehans  Boudins  de  Nueves-maisons,  [Eajnes  de 
Nueves-maisons  7  Hues  Pellouves  ont  ft.  pes  en  pl.  h.  a  Jakemon  de  [Tourp], 
de  le  bature  7  de  le  fouliire*  et  dou  grant  outrage  qu'il  li  fisent;  7  baisiet 
li  uns  Tautre  en  n.  pes  pour  aus  7  pour  les  leur.  Si  dvt.  li  quatre  premier 
nomet  al.  en  n.  d'am.  a  Saint  Gille  en  Pr. ;  7  mv.  a  closes  paskes  Tan 
1279  7  rap.  cescuns  Its.  de  sen  plr.  Ce  f.  ft.  Tan  1278. 
folgt  612. 

439.  Loeys,  kifu  Aus  Jehan  le  Garpentier,  Orardins  d'Avelin^)  7  Jehennes 
de  le  Basse  ont  ft.  [ps.]  a  Willaume  Hollande,  le  taintenier,  de  le  bature 
7  de  le  vilonie  que  il  li  fisent.  Si  dvt.  li  troi  premiers  nomet  aL  en  n. 
d'am.  a  Saint  Nicholai  a  W.;  7  mv.  a  closes  paskes  Tan  1277  7  rap.  bs.  Its. 
de  lor  plr.  Geste  pes  fu  faite  en  plainne  hale  pd.  pr.  .j.  au  vint  7  troisime 
jor  de  feverier  par  vn  demerkes*). 

Fol.  27 V.  440.  L'an  d.  i.  1278  au  dousime  jour  de  mai  par  .j.  dioes,  Jehans  au 

Toupet,  li  machekeliers,  fist  b.  pes,  pour  lui  7  pour  les  siens,  en  pl.  h.  a 
Gholart  de  le  Hameddc  7  as  siens;  7  baisierent  li  uns  Tautre  en  n.  b.  ps. 

441.  Jehans  Sarrasins  a  pes  fte.  a  Jehan  de  Rume  7  a  Gillot  sen 
frere.  Si  dt.  Jehans  al.  a  Saint  Gille  7  Gillos  a  Saint  Nicolai  a  W.  pour 
l'outraje  qu'il  fisent  a  Jehan  Sarrasin;  7  mv.  a  le  Saint  Remi  prochaine 
7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr.  Geste  pes  fu  fte.  en  pl.  h.  Tan  1278. 


1)  Den  SchluBs  dieser  Abteilung  und  damit  ursprunglich  der  Hb.  A  überhaupt 
bilden  Nr.  610  und  611.  Bzgl.  der  nachträglich  benutzten  Blätter  27  bis  28^  s. 
a.  Eiol.  S.  3  unten. 

2)  Folgt  durchgestrich.  Boulogne  7  a  Saint  Josse. 

3)  V  in  der  Hs. 

4)  Diese  Nr.  ist  ausgekratzt  und  selbst  mit  Hülfe  von  Tinktur  z.  T.  unleser- 
lich. Der  Namen,  sowie  dieses  Friedens  geschieht  ausführl.  Erwähnung  im  Reg.  de 
la  loi  1279/80  s.  Annal.  Soc.  T.  9,  «u. 

5)  Hinter  durchgestrich.  de  le  hussee, 

6)  sc.  1276/7. 


Zwei  altfnmz.  FriedeiiBregister  der  Stadt  Tournai  (1278—1280)  77 

442.  Ernouls  de  Ohaut,  li  naviieres,  dt  al.  a  Saint  Nicolai  a  W.  pour 
Tamende  de  chou  qu'il  feri  un  home  d'un  pot  en  le  tieste.  Si  dt  mv  entre 
ei  7  le  jour  Saint  Piere  entrant  aoust  ki  vt.  prcht  7  rap.  dt.  Its.  de  sen  plr. 
Ce  f.  ft  Tan  1278  el  mois  de  ghieskerech. 

443.  Jakemes  Fouke  dt.  al.  a  Saint  Gille  en  Prche.  7  mv.  ded.  le 
pourcession  de  T.  l'an  1278  en  non  de  Tam.  de  le  bature  7  del  outrage 
qu'il  fifit  a  [ — ]  Faukenier  le  tondeur;  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr.  Geste  pes 
fu  fte.  en  pl.  h.;  7  baisierent  li  uns  Tautre. 

444.  Thumas  de  Lille,  li  couvrere  de  tiule,  dt  al.  a  Saint  Gille  en 
Prche.  ded.  le  powrcession  de  T.  Tan  1278  en  n.  d*ani.  powr  le  bature  7 
Toutrage  qu'il  fist  sans  raison  a  .].  vallet  de  Douai  ki  couvroit  de  tiule  a 
Foevre  de  T.  Se  fu  li  pes  7  li  acorde  faite  en  pl.  h.;  7  baisierent  li  uns 
l'autre  en  n.  pes. 

445.  Jakemins  Lapereaus  a  ps.  fte.  a  Jehan  Bletepoire  le  pere,  7 
Jehennes  Bletepoire  li  üus  a  ps.  fte.  a  Jakemin  Laperiel.  Si  dvt  Jakemins 
7  Jebennes  aL  a  Saint  Nicolai  a  W.  en  n.  d'am.  7  mv.  ded.  le  pot^i-cession 
de  T.  ki  vt.  prcht;  7  rap.  bs.  Its.  Geste  ps.  fu  fte.  en  le  hale  l'an  1278 
en  fenerech. 

446.  ^  Annies  li  Gas,  Mikeles  li  G.,  Jehennes  li  G.  7  Jehennes  Es- 
pinoke  d'.  pt  7  Jehenes  Quares  7  Thumassins  ses  frere  d'.  pt  ont  ps.  fte. 
li  uns  al  autre  pour  aus  7  por  les  leur  de  toutes  les  batures  7  de  toutes 
lea  vilenies  ^)  que  li  un  avoient  fait  as  autres  entr^aus  jqs.  jr.  que  ceste  ps. 
fu  fte.  Si  dt  Annies  li  G.  al.  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse  pour  Tam.  de 
chou  qu'elle  feri  Jehenet  Quaret;  7  Mikeles  li  G.  7  Jehennes  li  G.  7  Je- 
hennes Esp.  dvt  al.  a  Sainte  Klatheline  a  R.  por  Tam.  de  chou  qu'il  batirent 
Jehennet  Quaret  7  Thumassin  sen  frere;  et  Jehennes  Quares  7  Thumassins 
aes  frere  dvt  aL  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse  en  n.  d'am.  pour  le  ferure^) 
Jehennet  Espinoke ;  7  a  ces  plrs.  ^)  faire  dvt.  il  mv.  a  ceste  toutsains  prochaine 
7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr.  Geste  ps.  fu  fte.  en  pl.  h.  Tan  1278  au  dousime 
jour  de  sietemhre. 

Et  Jakemes    li  Alemans  dt.   al.   a  Boulogne    7   a  Saint  Josse    en   n. 
d'am.  tout  ensi  que  Jehennes  Quares  7  Thumassins  ses  frere. 

447.  Pieres  de  Veson  a  ps.  fte.  par   preudomas  ki  atireur*  en  furent,    Fol.28v 
a  Monnet  de  Holaing  de  le  mort  sen  frere.  Si  doit  Pieres  *)  de  Veson  rendre 

1)  V  in  der  Hs. 

2)  Hs. /erwr«  7. 

3)  Folgt  durchgestricfa.  daivent  ü, 

4)  Hs.  Mannes. 


folgt  613. 


78  Walter  Benaiy 

a  Moiinet  de  H.  .c.  s.  de  tomais,  le  moitiet  au  behourdich  ki  vt.  prdit  7 
Tautre  moitiet  a  cloee  penteoouflte  siuant  apries.  Et  all  defaloit  de  oes 
paiemens  u  d'aucun  as  jours  ki  dit  sunt,  il  demoroit  partout  ooimne  mour- 
drere,  7  si  seroit  7  si  ami  de  par  een  pere  en  le  cace  Monnet  de  H.  7  de 
ses  amis.  Ce  f .  ft  Tan  1278  el  mois  de  jenvier. 

folgt  614. 

,  Fol.  2^*)  448.    ^  AndriuB  de  Bassi  a  ft  ps.   a  Jehan  de  Courtrai,  le  sure,  de 

le  naverure  7  del  outrage  qu'il  li  fist  8e  li  doit  rendre  le  ooust  dou  mie 
devens  ^m^ne');  7  si  dt  al.  a  S.  Jakeme  en  G.  7  mv.  a  closes  paskes 

Pan  d.  i.  m.  oc.  7  iiij  7  rap.  dt  bs.  Its.  de  sen  plr.  Ceste  ps.  fu  fte.  en 
pl.  halle  Tendemain  dou  jour  del  anrenuef  par  «j.  deniars  Tan  1279.  Pes 
en  est  faite. 

449.  ^  Grardins  de  Waudripont  a  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  a  Willemet 
— ')  de  le  bature  7  de  le  vilenie*)  qu'il  li  fist  en  le  taverne  la  il  buvoit*). 
Si  dt.  eil  Grardins  al.  a  S.  Nicholai  a  Wamiville,  7  mv.^)  dev.  les  closes 
paskes  qui  seront  Tan  1280,  7  rap.  Its.  de  sen  plr.  Ce  f.  ft.  au  tierc  jour 
de  jenvier  par  .j.  demcrkes  Tan  1279. 

450.  ^  Jehennes  li  Carpentters  de  Dotegnies  a  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  a 
i,  Fol.  3.   Gillot  des  Campiaus   dou  wet*  7  de  le  vilenie  qu'il  li  fist;  si  //  dt  al.  a 

Boulougne  7  a  S.  Josse  7  a  Sainte  Katheline  a  R.  en  n.  d'am;  7  mv.  ded. 
le  jour  dou  behourdich  qui  vt  prcht.;  7  rap.  Its.  de  ses  plrs. 

451.  ^  Willemes  Busemare  a  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  a  Jehennet  Bousset 
Si  doit  rendre  dedens  quinsaine  le  coust  dou  mie  de  le  naverure  qu'il  li  fist; 
7  si  dt  al.  a  S.  Jakeme  en  G.  7  mv.  dev.  closes  paskes  l'an  1280;  7  rap. 
bs.  Its.  de  sen  plr. 

452.  ^  Theris  Blasse  a  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  a  Colin  le  Forastier  7  a 
Jehennet  dou  Gavre.  Si  dvt.  Colins  7  Jehennes  al.  a  S.  Nicholai  a  Wareni- 

XX 

ville;    7  mv.  dev.  closes  paskes  Tan  m.  cc.  7  iiij;  7rap.bs.  Its.  dekur*plr. 

453.  ^  Lambins  d'Yppre  dt.  aL  en  n.  d'am.  a  Saint  Nicholai  a 
Wareniville  l'an  1280  7  rap.  Its.  de  sen  phr.,  powr  le  ferure  7  le  villenie 
qu'il  fist  a  un  vallet 


1)  Vorhergehen  auf  dieser  Seite  Nr.  29«,  51^  36^  62».  S.  a.  Einleit.  S.  4. 


2)  Hs.  XV. 

3)  Lücke  in  der  Hb. 

4)  V  in  der  Hs.;  d8gl.  bulvoit  und  mou\vair,  am  Zeilenanfang. 


Zwei  altiranz.  FriedeoBregister  der  Stadt  Touniai  (1273-1280)  79 

454.  ^  Jehennes  Mignote  a  ps.  fte.  p.  pr.  p.  j.  a  un  vallet  pour  qui 
il  fu  cries^)  a  Ix  S  pour  .j.  coutiel  qu^il  traist 

455.  T  Jehennes  Souvins,  teliere,  a  ps.  fte.  a  Baudon  Moriel,  four 
lui  7  pour  les  siens,  pd.  pr.  7  pd.  j.,  del  outrage  7  de  le  vilenie  qu'il 
li  fisty  qui^)  banis  estoit  a  tousjours,  de  chou  qu'il  le  viunt')  assalir  a  sen 
oetel  avoec  les  autres  teliers.  Si  dt.  al.  a  S.  Jakeme  en  G.  en  n.  d'am.  7 
my.  a  closes  paskes  Tan  m.  cc.  iiij  vins  7  rap.  bs.  Its. 

456.  Jakemins  as  Penas  dt  al.  a  Saint  Nicholai  a  W.,  7  Annies  se  B,  Fol.  3  V 
mere  7  Maroie  se  fiUe,  ces  deus  dvt.  al.  a.  Boulogne  7  a  Saint  Josse.     6' 

dvt.  tout  troi  mv.  a  paskes  Tan  ni.  cc.  7  Ixxx  [7]  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr., 
pour  le  femme  Wason  qu'il  batirent,  7  par  tant  en  est  b.  pes  fte.;  si  fu 
ft  l'an  1279  au  nuevisme  jor  de  jenvier. 

457.  Au  nuevisme  jor  de  jenvier  Tau  1279  par  .j.  demars,  fu  pes  fte. 
en  pl.  h.  entre  Jeban  de  Waverin  7  sen  fil  7  Jehennet  de  Clovaing  7 
Jakemin  sen  frere:  7  baisierent  li  uns  Tautre  pd.  pr.  j.  en  n.  b.  ps.,  pour 
toutes  les  coses  ki  avenues  estoient  entre  aus  jqs.  jr.  que  cest[e]  pes  f.  fte. 

458.  ^  Bauduins  d'Esplechin  dt.  al.  a  Saint  Gille  en  Prche.  7  mv. 
«  paskes  l'an  m.  cc.  7  Ixxx,  pour  le  ferure  7  l'outrage  quUl  fist  a  Gillion 
"Wetin  el  mousder  Nostre  Dame. 

459.  ^  Jehennes  de  Saint  Ghillain  dt.  al  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse 
pour  Jakemin  le  Petit;  7  mv.  ded.  le  jor  dou  behordic  ki  vt.  prcbt.  Ce 
i.  ft.  l'an  d.  i.  1279  el  mois  de  jenvier. 

460.  ^  Mikiu«  Geulars,  Jehennes  ses  ^us  7  Jakemins,  li  fius  Henri 
l'EInglesc,  ont  ft.  ps.  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  a  Thumas  dou  Riu,  de  le  bature 
7  de  le  vilenie*)  qu'il  li  fisent.  Si  dvt.  tout  troi  al.  a  Saint  Nicholai  a 
W.  en  n.  d'am.;  7  mv.  a  closes  paskes  l'an  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  bs.  Its. 
de  lor  plr.     Ce  f.  ft.  au  sesime  jor  de  jenvier  par  .j.  demars  l'an   1279. 

461.  ^  Jakemins  Foles,  li  fevres,  dt.  al.  a  Saint  Gille  en  Prche.  a  closes 
paskes  l'an  m.  cc.  7  Ixxx  en  n.  d'am.  pour  le  ferure  7  pour  l'outrage 
quil  fist  a  dame  Annies,  le  ferne  Bauduin  le  Mareschal,  7  rap.  bs.  Its.  de 
sen  plr. 


1)  3.  Anm.  zu  274. 

2)  Übersetze:  wofür  er  (sc.  Jeh,  Souvins)  verbannt  war;  hier   wird  demnach 
die  Strafe  dauernder  Verbannung  in  die  Busse  einer  Pilgerfahrt  umgewandelt. 

3)  Hs.  vietf  wohl  verschrieben. 

4)  f  in  der  Hb. 


80  Walter  Benary 

462.  ^  Hellins  Coteaus  dt  al.  a  Saint  Gille  a  paskes  closes  Tan  m. 
cc.  7  Ixxx^)  en  n.  d*am.  pour  le  bature  7  Toutrage  qu'il  fist  Marion  de 
Warchin. 


463.  ^  Jak.  de  Pierone  a  ps.  fte.  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  a 
d'Äinne.  Si  dt.  Jak.  aL  a  Saint  Nicholai  a  W.  en  n.  d'am.  7  mv.  a  closes 
paskes  Tan  ni.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr.  Ce  f.  ft.  au  dissietisme 
jor  de  Jen  vier  par  .j.  demerkes  Tan  1279. 

464.  ^  Jak.  Lapars  dt.  al.  a  Saint  Nicolai  a  W.  7  mv.  entre  d  7 
closes  paskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  Its.  de  sen  plr.,  pour  .j.  vallet 
qu'il  bati.     Geste  ps.  fu  fte.  Tan   1279  en  jenvier. 

465.  ^  Wiilemes  de  Saint  Amant  dt.  al.  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse 
en  n.  -d'am.  pour  ,].  home  qu'il  bati;  si  dt.  mv.  entre  ci  7  closes  paskes 
Tan  m.  cc.  7  Ixxx. 

B,  Fol.  4.  466.  ^  Jehennes  li  Wainniers*  a  ps.  fte.  a  celui  paur  cui  il  fa  en  le 
kainne*.  Se  li  doit  rendre  le  coust  dou  mie  dedens  quinsaine:  7  aler  a 
Saint  Gille  en  Pr.  en  n.  d'am.  7  rap.  Its.  de  sen  plr.;  7  mv.  entre  ci  7 
le  close  paske  Tan  m.  cc.  7  Ixxx. 

467.  ^  Therions  li  Üos  a  ft  ps.  a  Jehennet  de  Canfaing,  de  le 
naverure  qu'il  li  fist  d'un  espoit  parmi  le  oors  ij  cos.*)  Se  li  doit  rendre  le 
coust  dou  mie  dedens  qwinsaine;  7  aler  a  Saint  Jakeme  en  G.  en  n.  d'am. 
7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr.;   7  mv.  ded.  le  close  paske  Tan  m.  cc.   7  Ixxx. 

468.  ^  Äntonies  de  Ghant  dt.  al.  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse  en  n. 
d'am.  pour  Warokier  qu'il  feri  a  sen  escot;  7  mv.  a  closes  paskes  Tan  1280. 

469.  ^  Watenne*,  li  fius  dame  Denisain,  dt.  al.  a  closes  paskes  Tan 
m.  cc.  7  Ixxx  a  Saint  Nicolai  a  W.  7  rap.  bs.  Its.  par  pes  faisant 

470.  ^  Grardins  de  Broussiele  7  Jehennes  Allie  dvt  al.  a  Sainte 
Katheline  a  R.  par  pais  faisant  7  en  n.  d*am.;  7  mv.  dev.  le  close  paske 
Tan  m.  cc.  7  Ixxx. 

471.  ^  Wateies  de  Ghes  a  ft.  pes  a  Jeban  le  Vrai  des  assaus  k'il 
li  fist  en  se  maison  nuitantre,  le  jor  de  le  conv^ion  Saint  Pol,  au  viespre, 
par  .j.  dioes  Tan  1279.  Si  dt  al.  eil  Wateies  a  Saint  Gille  eh  Prche.  en 
n.  d'am.  7  mv.  a  closes  paskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 


1)  Van  etc.  steht  aber  der  Zeile. 

2)  D.  b.  er  brachte  ihm  zwei  Stiche  bei.  (cos  =  nfr.  coups). 


Zwei  altfranz.  FriedeDsregiBter  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  81 

472.  ^  Colins  Cars-de-vake  a  pes  fte.  a  Estievenon  Murgaut  de  le 
naverure  quMl  li  fist  dont  il  le  mist  en  peril  de  mort.  Si  dt.  eil  Colins  al. 
a  Saint  Jakeme  en  G.  en  n.  d'am.  7  mv.  entre  ci  7  closes  paskes  Tan  m. 
cc.  7  Ixxx  7  rap.  en  le  hale  bs.  Its.  de  sen  plr. ;  7  si  dt.  rendre  le  coust 
dou  mie. 

473.  ^  Karons  de  le  Bronauderie  7  Colars  Caoecomoile  ont  ft  pes 
11  uns  al  autre  de  tous  contens,  de  tous  debas  7  de  toutes  coses  ki  estoient 
entr'aus  deus  avenues  jqs.  jr.  que  ceste  ps.  fu  fte.  La  fu  Jakemes  li 
Vakiers  oomme  provos  7  cotnme  juret  Henris  Pourres,  Jehans  de  Flekieres 
7  Jehans  Gastagne.  Ce  f.  ft.  devant  le  maison  Henri  Pourret  Tan 
1279  le  .  .  .1) 

474.  ^  Jehennes  Rousseaus,  li  foulons  de  Saint  Marc,  a  pes  fte.  a 
Jehennety  le  vallet  Jakemon  de  le  Montagne,  de  le  naverure  que  eil  Jehennes 
li  fist.  Si  doli  Jehennes  R.  rendre  le  eoust  dou  mie  devens  quinsaine  al 
autro  Jehennet  que  il  navera;  7  si  dt.  avoec  al.  a  Saint  Jak.  en  G.  7  mv. 
a  closes  paskes  l'an  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  Its.  de  sen  plr.  Ce  f.  ft.  xxix 
jors  en  jenvier  por  .j.  deluns. 

475.  Ysabeaus    Estampe,  Marions   se  fille,   Jehans    Mestraus   li   arba-  B,  Fol.  4^. 
lestriers  7  Nostregale  li  Ribaus  dvt  al.  a  Boulogne  7  a  Saint  [Josse]  en  n. 

d'am.  par  pais  faisant;  et  mv.  a  closes  paskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap. 
Its.:  Ysabeaus  7  se  fille  pour  vne  femme  enchaint[e],  qui^)  elles  disent 
vilenie^)  7  outrage;  Jehans  Mestreaus  pour  GiUot  d'Eskelmes  qu'il  feri; 
7  Nostr^ale  pour  Regelet  d'Arras  qu*il  bati. 

476.  ^  Colars  dou  Trau  7  Annies  se  femme  dvt.  al.  a  Boulogne  7 
a  Saint  Josse  en  n.  d'am.  pour  .j.  leur  voisin  que  il  batirent;  7  mv.  entre 
ci  7  closes  paskes  l'an  m.  cc.  7  Ixxx. 

477.  ^  Will,  de  Ruem  dt  al.  a  Sainte  Eatheline  a  R.*)  en  n.  d'am. 
pour  Tasaaut  qu'il  a  sen  oste  7  a  s'ost^sse  fist;  7  mv.  entre  ei  7  closes 
paskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

478.  T  Gillos  Grehes  dt  aL  a  Saint  Nicholai  a  W.  en  n.  d'am.  pour 
le  grant  laidure  qu'il  dist  a  vne  meskinette  dont  il  eut  .j.  enfant     Si  dt 


1)  Da  Henri  Bmrrel  hier  nicht  mehr  als  Provost  fungioit,  so  durfte  diese  Nr. 
der  zweiten  Hälfte  des  Dezembers  angehören. 

2)  =  eui. 

3)  V  in  der  Hs. 

4)  Hinter  durchgestrich.  Bauhgne. 

RomftnlMli«  PorMhuugtfn  XXV.  6 


82  Walter  Bentry 

mv.  entre  ci  7  le  jor  de  closes  paskes  Fan  m.  oc.  7  Ixzz,  7  rap.  bs.  Its. 
de  sen  pir. 

479.  Jakemes  Pausages,  li  batere  al  arket,  a  ft  ps.  a  Andriu  le 
Capelier,  de  le  bature  7  de  le  vilenie  qu'il  li  fist;  }  baisiet  li  uns  Tautre 
en  n.  ps.  potir  aus  7  pour  les  leur.  Si  dt.  Jakemes  al.  a  Sainte  Katheline 
a  R.  en  u.  d'am.  pour  le  vilenie  qu'il  li  fist ;  7  mv.  entre  ci  7  les  closes  paskes 

XX 

l'an  m.  cc.  7  iiij  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

480.  ^  Henris,  fius  Ohilebiert  le  Porteur-de-isauch,  dt.  al.  a  S.  Nicolai 
a  Wareniville ;  7  Marins,  ses  freie,  dt  al.  a  Boulougne  7  a  S.  Josse  pour 
le  bature  7  le  sacure  qu'il  fisent  a  Simon  — .  Si  dvt  mv.  entre  ci  7 
closes  paskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  bs.  Its.  de  leur  plr. 

481.  ^  Jehans  Fouke  7  Jehans  Vilains  de  S.  Piat  ont  ps.  fte.  li 
uns  al  autre,  de  le  ferure  7  de  le  touillure  que  Jehans  F.  fist  Jehan  Vilain 
7  de  le  laidure  que  Jehans  V.  dist  a  Jehan  F.  Si  dt.  Jehans  F.  aL 
a  Sainte  Katheline  aR  en  n.  d'am.,  7  Jehans  V.  a  Boulougne  7  a  Saint 
Josse,  powr  le  laidure  qu'il  dist  a  Jehan  ^)  F.;  si  dvt.  mv.*^)  entre  d  7 
closes  paskes  l'an  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  bs.  Its.  de  leur  plrs. 

482.  T  Li  fius«)  Waticr  le  Petit,  clers,  dt  al.  a  S.  Gille  em*  Pr.  en 
n.  d'am.,  pour  Jehan  Maton  qu'il  feri  7  laidenga  vilainement;  si  dt  mv. 
entre  ci  7  closes  paskes  l'an  m.  oc.  7  Ixxx  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

482*.  (B.  f  ^  7)  ^  Watters  li  Petis  a  asseuret  de  iui  7  des  siens  Jehan  Maton 
d'A[n]8taiog^),  boargois  de  Toarnai,  Iui  7  les  siens  partout  Ce  f.  ft  en  pl.  h.  au 
sissime  jonr  de  feverier  par  un  demais'). 

B,  Fol.  5.  483.    Colars   de   Bavincove,   li    niuliers*    de    Yolenchünes   dt    aL   a 

Boulougne   7  a  8.  Josse,  7  mv.   ded.  les  closes  paskes  l'an  m.  cc.  7  Ixxx 
7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

484.  ^  Jehennes  Boces  dt  al.  a  S.  Nicholai  a  Warenivielle  en  n. 
d'am.  pour  —  qu'il  feri,  7  mv.  entre  ci  7  closes  paskes  qui  vienent  prochaine- 
ment  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

1)  Hs.  Jehans. 

2)  Hs.  motwir. 

3)  Der  Vorname  iat  wohl  vom  Schreiber  nur  vergessen. 

4)  Am  Rand. 

5)  80.  1279/80.  —  Nr  482»  ist  durchgeetr.,  wohl  weil  versehentlich  zwischen  die 
pat8  geschrieben.  Das  Datum  von  Nr.  482  scheint  begrenzt  durch  474  (29.  Jan.) 
einerseits,  495,  502  ff.  (März)  andrerseits.  Immerhin  ist  zu  berücksichtigen,  dass  sie 
zu  Fuß  des  Blattes  steht  Gleichzeitigkeit  mit  Nr.  482»  ist  möglich  —  dann  die 
letztere  durch  die  erste  veranlaßt  —  aber  nicht  erforderlich. 


Zwei  altfranz.  Friedensregister  der  Stadt  TonrDai  (1273—1280)  83 

485.  ^  Jehennes  li  Cokus  dt.  aL  a  Boulougne  7  a  8.  Josse  en  n. 
d'am.  pour  —  qu'il  laidenga,  7  mv.  entre  ci  7  closes  paskes  Tan  m.  cc. 
7  Lezz  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

486.  ^  Golars  CSacecornoile  7  Alars,  li  frere  se  femme,  ont  ps.  fte.  a 
Jakemon,  le  fil  Jehan  le  Fitere,  de  le  fenire  que  li  fius  Caeecomoile  li  fist. 
8i  dt  al.  li  fius  Gaoec  a  8.  Gille  em  Pr.  7  mv.^)  entre  ci  7  closes  paskes 
l'an  m.  cc.  7  Izxx  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr.  7  Jakemes,  li  fius  Jehan 
le  F.,  dt  al.  a  Boulougne  7  a  8.  Josse  powr  le  ferure  qu'il  fist  au  fil 
Caoec;  si  dt  mv.  entre  ci  7  closes  paskes  l'an  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  bs. 
Its.  de  aen  plr. 

487.  ^  Willaumes  dou  Pore  7  Dierins  ses  frere  ont  ps.  fte.  a  Jakemon 
de  8.  Quentin,  de  le  bature  7  del  outrage  qu'il  li  fisent  a  Mons-en-Hainau. 
Si  dvt  al.  en  n.  d'am.  Willaumes  a  8.  Ghille  em  Pr.  7  Dierins  a  8. 
Nicholai  a  Warenieville  7  mv.  a  closes  paskes  l'an  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap. 
bs.  Itr.  de  leur  pirs, 

488.  ^  Jakemins,  li  fius  Amouri  le  Parmentier,  dt.  al.  a  Boulougne 
7  a  8.  Josse  en  n.   d'am.  pour  le  ferure  qu'il    fist  a   — ;  7   mv.  a  closes 

xz 

paskes  l'an  m.  cc.  7  iiij  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

489.  ^  Sanderins  de  Curgies  dt  al.  a  Sainte  Eatheline  a  B.  en   n.') 

zx 

d'am.  7  mv.  a  closes  paskes  l'an   m.  cc.  7   iiij  7  rap.  bs.  Its.  de  sen    plr. 

490.  ^  Jehennes  Dens-de-leu  dt.  al.  a  8.  Nicholai  a  Warenieville  en 
n.  d'am.  por  pais   faisant  de    lui  7  de  Alis^    le  meskine    Grart    Famelare; 

XX 

^  dt  mv.  a  closes  paskes  l'an  m.  cc.  7  iiij  7  rap.  Its.  de  sen  plr. 

491.  ^  Hellins  de  Couicieles  a  ps.  fte.  a  Wicart  Makeriel  de  le  ferure 
7  de  le  vilenie  qu'il  li  fist  devens  se  maison ;  si  dt  al.  a  8.  Gille  em  Pr.  ^) 

XX 

^n  n.  d'am.  7  mv.  a  closes  paskes  l'an  m.  cc.  7  iiij  7  rap.  Its.  de  sen  plr. 

492.  ^  Hoheles  Glike  a  ps.  fte.  a  Jeh.  Lotin,  le  mesureur  de  biet; 
^  dt  aL  a  Boulougne  7  a  8.  Josse  en  n.  d'am.  pour  le  ferure  qu'il  li  fist; 

XX 

7  mv.  a  closes  paskes  l'an  m.  cc.  7  iiij  7  rap.  letres  de  sen  plr. 


1)  Hs.  mott/ootr. 

2)  Ha.  enö. 

3)  Ha.  Pnmivenee. 

6* 


84  Walter  Benary 

B,  Fol.  5v.  493.  ^  Jehans  de  Grantsart  dt   aL  a  Boulogne  7  a  8.   Josse  7  mv. 

ded.  le  jour  de  closes   paskes  Fan   m.  cc.  7    Ixxx,  7   rap.  Its.  de  sen  plr. 
C'est  pour  Hanoke. 

494.  ^  Baudes  li  Tardius  dt.  al.  a  Saint  Gille  en  Pr.  en  n.  d'am.  7 
mv.  ded.  le  close  paske  l'an  m.  cc.  7  Ixxx. 

495.  Will  Rames,  Pieres  ses  &U8  7  Baude«,  ki  a  le  fille  Ramet»  ont 
pes  faite  a  Jehan  de  Hesdin  7  a  Gillot  sen  fil,  pour  aus  7  pour  les  leur, 
des  batures  7  des  tuillures  k'il  fisent  li  uns  Tautre  le  jor  dou  behourdic 
l'an  1279.  8i  dvt  WiD.,  Pieres  7  Baude«  al.  a  Sainte  Katheline  a  R.;  et 
Jehans  de  Hesdin  7  Gilles  ses  üus  a  Saint  Nicolai.^)  7  mv.  dvt.  dev.  le 
close  paske  Tan  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  doit  oescuns  Its.  de  sen  plr. 

496.  Pieres  de  Tiulin  dt.  aL  a  Sainte  Katheline  a  R.  en  n.  d'am.  7 
mv.  entre  ci  7  le  jor  de  closes  paskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  Its.  de  sen  plr. 

497.  Jeh.  de  Mouskeron,  li  oordewanters,  a  ps.  fte.  a  Colin  le  Oarlier 
de  le  ferure  qu'il  li  fist;  si  dt.  al.  a  Sainte  Katheline  a  R.  en  n.  d'am.  7 
mv.  entre  d  7  le  jor  de  closes  paskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  Its.  de  sen  plr^ 

498.^)  WilL  Rousseaus,  li  boulenghiers,  a  ps.  fte.,  pour  lui  7  pour  le» 
siens,  a  Jakemin  de  Bauegnies  7  as  siens  7   a    Jehan   Flamenc  de  Vesoim 
7  as  siens,  de  le    naverure    qu'il  li    fisent    viers   Pieronval.     Se  li    doivent^ 
rendre  le  coust  dou  mie  devens  qt<insainne;  7  aler  a  Saint  Jakeme  en  G. 
en  n.  d'am.  7  mv.  ded,  les  closes  paskes  Tan  m.  oc.  7  Ixxx  7  rap.  bs.  Its. 
de  lor  plr. 

499.  ^  Jehennes  d'Escomai,  Therions  de  Marke,  Jehennes  ses  freie, 
Pieres  li  Messagiers  7  Emoules  d'Audenarde  ont  ps.  fte.  a  Jehennet  Bille- 
levret, de  le  bature  qu'il  li  fisent  nuitantre  devens  sen  ostel;  s'en  dvt.  tout 
.V.  al.  a  Saint  Nicholai  a  W.  7  mv.  a  closes  paskes  Tan  m.  cc.  7    Ixxx. 

499».  Et  eist  .V.  devant  nomet  ont  ausi  ft.  pes  a  Thumas  de  Herines  — 
7  baisiet  li  uns  l'autre  en  n.  b.  ps.  —  de  toutes  coses  qu'il  savoient  a 
demander  li  uns  al  autre. 

500.  ^  Thumassins  de  Morcourt,  li  boursiers,  a  ps.  fte.  a  Colin  de 
Kain,  de  le  bature  7  de  le  vilenie  qu'il  li  fist  nuitantre  viers  les  Proides- 
Parois;  si  dt,  Thumassins  al.  a  Saint  Nicolai  a  W.  7  mv.  a  cloees  paskes 
Tan  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 


1)  Hier  fehlt  der  gewöhnliche  Zusatz  a  Warn. 

2)  Am  Rand  ein  Nota. 


Zwei  alifranz.  Friedensregister  der  Btadt  Toarnai  (1273—1280)  85 

501.  T  Jehennes  Mestreaus,  li  tordere   d'ole,*  dt.  al.  a  Saint  Jakeme  B,  Pol.  6. 
m  G.  en  n.  d'am.  pemr  .j.  home  qu'il  mist  en  peril  de  mort,  7  mv.  a  closes 

mskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxx ;  7  si  doit  rendre  le  coust  dou  mie  devens  quinsaiime. 

502.  T  Estievenes  de  Chirve  a  pes  fte.  a  Pieron  de  Mierking;  7  baisiet 
1  uns  Tautre  en  n.  ps.  pour  aus  7  pour  les  leiur.  La  fu  oomme  provos 
Takemes  li  Vakiers  7  oomme  juret  Henris  Pourres  7  Jehans  de  Bourghiele. 
Oe]  f.  ft  en  march  Fan  1279. 

503.  Earons  Capons  a  ps.  fte.  a  Jehan  Amourri  de  le  ferure  7  de  le 
vUenie  qu'il  li  dist;  si  baisierent  li  uns  Tautre  en  n.  b.  ps.  pour  aus  7 
pour  les  leiur.     Si  dt  Karons  C.  al.  a  Saint  Nicolai  a  W.  7  mv.  entre  ci 

7  le  close    paske  ki  vt.  prcht.  7  rap.    bs.    Its.  de  sen  plr.     Ce  f.  ft.    Tan 

1279  el  mois  de  march. 

504.  Coches  li  Piniers  dt.  al.  a  Sainte  Katherine  a  B.  par  pes  faisant 
de  lui  7  de  Gossuin  de  Bruiele,  pour  le  vilenie  qu'il  li  fist  entre  ci  7  Orke ; 
si  dt.  Coches  mv.  entre  ci  7  le  jor  de  closes  paskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap. 
bs.  Its,  de  sen  pk. 

505.  Jehans  dou  Castiel  de  Fresfontaine  dt.  aL  par  pes  faisant  a 
Vendosme^)  en  n.  d'am.  pour  Jehennet  T Alemaut  cui  il  mist  en  peril  de 
niort;  7  mv.  dt.  entre  ci  7  le  jor  de  closes  paskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxx. 
Et  Raoules  Quatrehome  de  Paris  dt.  ausi  al.  a  Vendosme  as  closes  paskes 
devant  dittes  en  n.  d'am.,  pour  le  vilenie*)  qu'il  fist  a  Jehennet  TAlemant 
avoec  Jehan  dou  CastieL 

506.  ^  Andriues  de  le  Bare  a  pes  fte.  a  Gillot  de  Peso.  Si  dt 
Andpiues  al.  a  Sainte  Katherine  a  R.  en  n.  d'am.  7  mv.  entre  ci  7  le  jor 
de  dose  pentecouste^)  Tan  1280  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

507.  ^  Jakemins  de  Bassi  a  pes  fte.  a  G.^)  le  fil  Henri  TOste^  de 
^e  bature  qu'il  li  fist  a  le  maison  Qualle*)  en  Lormerie.  Si  dt.  Jakemins  al. 
a  Sainte  Katherine  a  B.  7  mv.  entre  chi  7  le  close  pentecouste  ki  vt. 
ppcht  7  rap.    bs.  Its.  de   sen  plr.     Ce  f.  ft.  Tan  1279   el  mois  de  march. 

508.  ^  Sohiers  li  Wantiers  a  ps.  fte.  pour  Marion  se  niechain  a  Jake- 
^D  Capiele,  cui  eile  navera  d'un  coutelet  k'elle  ne  porta  puint  de  loi.  Si 
^^  Marions  rendre  le   coust   dou  mie    devens  quinsainne  7  al.  a  Boulogne 


1)  17  in  der  Hs. 

2)  Hinter  durchgestr.  paske. 

3)  Einfaches  g  ohne  Lücke;  =  CHllion?  Grart? 

4)  Ein  Jakemes  QuaUe  testierte  1297. 


86  Walter  Benary 

7  a  Saint  Josse  en  n.  d'am.  7  mv.  entre  ci  7  le  jor  de  doee  penteoouste 
l'an  1280  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

B,  Fol.  6^.  509.  ^  Vstassins,  li  cousins  Jehan  as  Filles,  dt  rendre  le  ooust  dou 

mie  a  Marion  que  il  navera,  se  li  dt  rendre  devens  qmnsaine;  7  aL  a  Saint 
Gille  en  Prche.  7  mv.  entre  ci  7  les  octavea  de  le  Saint  Jehan  l'an  m.  oc. 
7  Izxx  7  rap.  bs.  [Ite.]  de  sen  plr. 

nota:  //et  510.    ^  Emous  des  Pres  a  ps.  fte.  a  Daniel  dou  Bos;  se  li  dt.  rendre 

Braille,  j^  coust  dou  mie  devens  qui[n]saine.  7  si  dt  Emouls  aL  en.  n.  d'am.  a  le 
lanne  de  Vendosme  7  mv.  ded.  le  close  pentecouste  Tan  m.  cc.  7  Ixxx 
7  rap.  Its.  de  sen  plr. 

511.  ^  Jehennes  de  le  Maselaine  et  Jehans  dou  Maresc,  eist  doi  dvt 
aL  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse,  7  mv.  ded.  le  close  pentecouste  ki  vt 
prcht,  7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr. 

512.  ^  Jak.  Bogons  dt  al.  a  Saint  Gille  en  Provence  ded.  close 
pentecouste^)  pour  Brissiet  Waukerie.  Et  Bandes  Randous  dt  al.  a  Saint 
Gille  par  peä  faisant  7  mv.  ded.  le  Saint  Remi  pour  Colart  le  Moulekinier 
k'il  mist  en  peril  de  mort;  7  se  li  dt  rendre  le  coust  dou  mie  devens 
qui[n]saine. 

513.  ^  Crestiiens  de  Balluel  dt.  al.  en  n.  d'am.  a  Saint  Jakeme  en 
6.  7  mv.  dev.  le  Saint  Remi  Tan  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  Its.  de  sen  plr., 
pour  vne  feme  de  Lille  qull  navera  a  le  porcession  Tan  1279.  Se  li  dt 
rendre  le  coust  dou  mie  devens  q[ui]nsaine;  c'est  xx  s.  parisis, 

514.  ^  Jehans  de  Tomai,  li  sures,  dt  al.  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse 
en  n.  d'am.  par  pais  faisant  7  mv.  dev.  le  close  pentecouste  l'an  m.  oc  7 
Ixxx  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr, 

515.  ^  Sohiers  de  Hollande  7  Willemes  Dentins  ont  pes  fte.  en  pL 
h.  pd.  pr.  ].,  pour  aus  7  pour  les  leur,  de  qwanqu'il*  estoit  avenut  entr* 
aus  jusques  au  secont  jor  d'averil  par  .j.  demars  l'an  1279,  que  ceste 
pes  fu  faite. 

516.  ^  Jehans  de  Hauterege  a  pes  fte.  a  Maudamer.  Si  dt  eil  Jeh. 
de  H.,  li  carpentiers,  al.  a  Saint  Nicholai  a  W.  en  n.  d'am.  pour  le  ferure 
7  pour  le  vilenie  qu'il  fist  Maudamer;  7  mv.  dt.  entre  ci  7  le  close  pente- 
couste l'an  m.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

517.  ^  Libins  Parens   dt   al.  en   n.   d'am.  a  le   lärme  a  Vendosme 


1)  In  der  Hs.  folgt  mouuoir  pour. 


folgt  482a. 


Zwei  alifranz.  Friedensregister  der  Stadt  Toamai  (1273—1280)  87 

pour  Jeh.  Gokiel  le  pere  7  mv.  entre  ci  7  le  dose  penteoouste  l'an  m.  oc. 
7  Ixzx  7  rap.  bs«  Its.  de  sen  pir. 

518.  ^  Gillos  Pivions  dt  aL  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse  par  pes 
faisant  en  n.  d'am.,  7  mv.  dev.  le  Saint  JeL  Baptiste  l'an  m.  cc.  7  Lezz. 

519.  ^  Jeh.  Dierins  a  ps.  fte.  a  Bauduin  del  Espinoit  de  le  sacure 
7  de  le  laidure  qu'il  li  fist  7  dist.  Si  dt  eil  Jehans  al.  en  n.  d'am.  a 
Sainte  Eathellne  a  R  7  mv.  ded.  le  Saint  Jehan  Baptiste  l'an  m.  cc.  7 
Lezz  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

520.  ^  Jeh.  dou  Mortier  dt  al.  a  Bainte  Eatheline  a  B.  en  n.  d'am.  B.  Fol.  7. 
par  pes  faite  par  le  hale  de  lui  7  dou   fil  Jehan  Bochet  quMl  feri   de  le 

pansme   en   le   massiele;    si  dt.  mv.  a  le  Saint  Jeh.  l'an  m.  oc.   7  Izxx. 
Geste  pes  f.  fte.  en  averil  l'an  m.  cc.  7  Izxz. 

521.  ^  Jehennes  li  Cardeniers  a  ps.  fte.  au  fil  Jakemon  le  Blont  de 
le  bature  qu'il  li  fist;  si  dt  Jehennes  li  C.  al.  a.  Saint  Nicolai  a  W.  en 
n,  d'am.,  7  mv.  entre  ci  7  le  Saint  Jehan  Baptiste  l'an  m.  cc.  7  Izzz, 
7  r^.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

522.  ^  Maroie  Beldrie  a  ps.  fte.  a  Margot,  le  fille  Willeman  le  Burier, 
de  le  ferure  qu'elle  li  fist  Si  dt.  Maroie  B.  al.  a  Boulogne  7  a  Saint 
Josse  en  n.  d'am.  7  mv.  a  le  Saint  Jeh.  Baptiste  ki  vt.  prcht  7  rap.  bs, 
Its.  de  sen  plr.     Ce  f.  ft  en  paskes^)  l'an  1280. 

523.  ^  Therions  li  Fruitiers  7  ses  freres  ont  pes  fte.  pour  aus  7  pour 
les  leur  a  — ')  pour  lui  7  pour  les  siens  de  toutes  choses  ki  avenues 
estoient  entr'aus  jusques  au  demerkes  en  paskes  l'an  m.  cc.  7  Izzz. 

524.  ^  Gontiers  de  Mouschin  7  Miläus  de  Ck)urchieles  ont  ft  ps.  li 
ans  al  autre  de  toutes  haines  7  de  toutes  corines  ki  avenues  estoient  entr'aus 
jusques  au  demars  devant  paskes  flories  en  averil  l'an  1279. 

525.  ^  Mikeles  Elevars  a  ps.  fte.  a  vne  fewme  de  Tewiplueve  de  ce 
dont  il  le  navera  7  mist  en  peril  de  mort.  Se  li  doit  Mikeles  rendre  le 
ooust  dou  mie  devens  quinsaine;  7  al.  a  Saint  GiUe  en  Pr.  en  n.  d'am. 
7  mv.  ded.  le  Saint  Bemi  ki  vt  prcht  7  rap.  Its.  de  sen  plr.  Geste  pes 
fu  fte.  en  pl.  h.  le  nuit  de  mai^)  par  .j.  demars  l'an  m.  cc.  7  Ixxx. 

526.  ^  Jakemes  Blankars  dt  al.  a  Sainte  Katheline  a  B.  en  n.  d'am. 
poiu:  le  femme  Jakemon  Espinoke  que  il  bati  dehuers  le  porte-de-Wasiers; 

1)  Hs.  paskeres, 

2)  H«.  Therion  h  Fruitier. 

3)  S.  Nr.  373. 


88  Walter  Benary 

si  dt.  mv.  a  le  Saint  Jehan  ki  vt.  prcht.  Ge  f.  ft.  le  jor  de  mai^)  Tan 
m.  cc  7  Ixxx. 

B,  Pol.  ?▼.  527.  ^  Pieres  Bogons   7  Jehennes    Mielee    dvt   aL  a  Saint  Nicholai 

a  W.  7  mv.  entre  ci  7  le  Saint  Jehan  ki  vt  prcht  7  rap.  Its.  de  lor  pb. 
par  pes  faisant  d'un  valeton  qu'il  batirent  7  tuillerent  au  chiunquisine  jor 
de  mai  por  .j.  dieme[n]che. 

528.  ^  Baudes  li  Biele  dt  al.  a  Sainte  Katheline  a  R  en  n.  d'am. 
pour  une  femme  qu'il  bati  7  mv.  dev.  le  Saint  Jehan  Tan  m.  oc  7  Ixzx 
7  rap.  Its.  de  sen  plr. 

529.  ^  Jakemes  de  Blaton  et  Jehans  Bloc  de  Trehout  dvt  al.  a  Saint 
Nicholai  a  W.  7  mv.  dev.  le  Saint  Jehan  Baptiste  Tan  m.  oc  7  Ixxx  7  rap. 
bs.  Its.  de  lor  plr. 

530.  ^  Alans  Franchois  a  ps.  fte.  a  Jakemon  le  Vakier,  provost  de 
le  Gomugne  de  T.,  del  outrage  7  de  le  vilenie  qu'il  li  dist,  le  jour  de  le 
dedicasse  Nostre  Dame  par  .j.  dioes  Tan.  m.  cc.  7  Ixxx.  Si  dt,  Alars  F. 
al.  a  monsegneur  Saint  Jakeme  en  n.  d'am.  7  mv.  dev.  le  Saint  Rem!  Tan 
m.  cc.  7  Ixxx  7  rap.  Its.  de  sen  plr.  —  Dette  pour  Alart  Franchois .  . .  ^). 

531.  ^  Jehans  Castagne  7  Gilles  ses  frere,  fil  Piemain  de  Rasse, 
ont  ft.  pes  a  Pieron  de  Lille,  Tamparlier,  de  le  bature  7  de  le  vilenie  qu'il 
li  fisent  Si  dvt  eil  doi  frere  aL  a  Saint  Gille  en  Prche.  en  n.  d'am,  7  mv. 
dev.  le  Saint  Remi  ki  vt.  prcht  7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr.  Geste  pes  fu 
fait[e]  en  plainne  hale  pd.  pr.  j.  el   mois  de   mai  Tan  m.  cc.  7  Ixxx. 

532.  ^  Jehans  Potafeu  dt.  al.  a  Saint  Gille  en  Pr.  en  n.  d'am.  pour 
Katheline  Chantine  que  il  navera;  si  dt  mv.  dev.  le  Saint  Remi  Fan.  m. 
cc.  7  Ixxx  7  rap.  Its.  de  sen  plr. 

533.  ^  Tuins  li  Orfevres  7  Jehennes  ses  fillastres  7  Jakemins  de 
TEscole  ont  pes  fte.  a  Robiert  le  Detier  7  a  le  femme  mestre  Willaume  le 
Detier  del  outrage  7  de  le  vilenie  qu'il  lor  fisent  Si  dvt.  Tuins  7  Jehennes 
ses  fillastres  al.  en  n.  d'am.  a  Saint  Nicholai  a  W.  7  Jakemins  de  TEscole 
a  Boulogne  7  a  Saint  Josse;  7  mv.  dvt  entre  ci  7  le  jou[r]  des  octaves 
de  le  Saint  Jeh.  Bapt  Fan  m.  cc.  7  Ixxx;  7  rap.  dvt  Its.  de  lor  plr. 

534.  ^  Annies  dou  Four  de  le  Bare  a  ps.  fte.  a  Gossuin  Paniel  de 
le   naverure  qu'elle  li   fist;   si  dt^)    al.  en  n.  d'am.  a  Boulogne  7  a  Saint 

1)  D.  h.  1.  Mai. 

2)  Rest  (Name  des  die  Kaution  Stellenden)  fehlt 

3)  Hb.  doitoit. 


Zwei  altfranz.  Friedensragister  der  Stadt  Touroai  (1273—1280)  89 

Josse  7  a  Sainte  Katheline  a  R,  7  mv.  dev.  le  poroessioii  de  T.  ki  vt 
praht^  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr.;  7  se  li  dt  rendre  le  coust  dou  mie 
devens  quinsainne.     Ce  f .  ft.  le  devenres  devant  Tasentioii  m.  oc.  7  Izxx. 

535.  ^  Jehennes  Grandine  a  ft.  pes  a  le  niechain  Bruniel  le  Machon 
de  le  bature  7  del  outrage  qu'il  li  fist  Si  dt.  Jehennes  aL  a  Saint  Gille 
en  Pr.  en  n.  d'am.  7  mv.  dev.  le  Saint  Bemi  ki  vt  prcht  7  rap.  bs.  Its. 
de  sen  plr.     Ge  f .  ft  Tan  d.  L  m.  cc.  7  Ixxx  le  mardi  devant  Tascendon. 

536.  ^  Margot  de  Gauch  dt  [al.]  a  Boulogne  en  n.  d'am.  7  mv.  ded. 
le  Saint  Jehan  Tan  m.  cc.  7  Lezz  7  rap.  Its.  de  sen  plr. 

537.  ^  Gilles  Vairons  7  Jehans  ses  serourges  dvt  al.  a  Saint  Nicolai 
a  W.  en  pelerinage,  pour  le  tuillure  7  pour  le  batur[e]  qu'il  fisent  a  .j. 
valeton  en  le  rue-as-pois,  7  mv.  dvt  dev.  le  Saint  Remi  Tan  m.  cc.  7  Ixxx 
7  rap.  Its.  de  br  plr.     Ge  f.  ft  en  mai. 

538.  Jak.  li  Mierchiers  dt  aL  a  le  lärme  a  Vendosme  7  movoir  entre  B,  Fol.  8. 
ci  7  le  nuevisme  jor   de   le   pourcession^)  ki  vt  prcht,  en  n.  d'am.,    pour 
Marüen  de  Hainau  qu'il  feri  de  sen  piet  si  qu'il  l'abati  a  tiere  7  si  estoit 

80ur  ses  jors').  Geste  pes  fu  fte.  en  pl.  h.  l'an  m.  oc.  7  Ixxx  le  demerkes 
en  penteoouste. 

539.  ^  Jehans  de  Waverin  7  Jehans  ses  fius  ont  pes  fte.  par  le  hale 
d'aus  7  des  leur  a  Jehennet  d'Orke  pour  lui  7  pour  les  siens.  Si  dvt. 
Jehans  de  Waverin  7  Jeh.  ses  fius  al.  a  Sainte  Katheline  a  Buem  7  mv. 
ded.  le  Saint  Remi  prochain[e]  en  n.  d'am.  7  rap.  dvt.  *)  Its.  de  lor  plr.  Ge 
f.  ft.  le  mardi  en  penteoouste  l'an.  m.  cc.  7  Ixxx. 

540.  ^  Jeh.  Mainnes  dt  al.  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse  por  pes  fai- 
8aiit  en  n.  d'am.  pour  Marion  le  Trovee  que  il  feri;  si  dt  mv.  entre  ci  7 
fe  pouroession  ki  vt  prcht.*)  7  rap.  Ite.  de  sen  plr.  Ge  f .  ft  [le]  demerkes 
6ö  penteoouste.^) 

Ce  swnt  li   pes  faites   par   provos  7  par  jures  puis  le  Saint B,  Fol.  10. 
Julian  Tan  m.  cc.  7  Ixxx. 

541.  Jehans  de  Waverin,  li  jovenes,  a  pes  fte.  a  Jehan  Pavet,  le  serjant 
d^  le  ville,  de  le  ferure  qu'il  li  fist.     Si  dt  Jehans  de  W.  al.  en  n.  d'am. 

1)  S.  Anm.  zu  Nr.  142. 

2)  „Und  dabei  sah  sie  ihrer  Niederkunft  entgegen.*' 

3)  Hb.  daiuet. 

4)  Hs.  proehaine, 

5)  Fortsetsnng  (B,  Fol.  8,  8v,  9,  9^)  b.  S.  25—27,  sowie  Nr.  608,  609. 


90  Walter  Benaiy 

a  Saint  Gille  ^i  Fk*.  ^)  7  mv.   ded.  le  Saint  Bemi  ki  vt.  prcht  7  lap.  fae. 
ItB.  de  sen  plr. 

542.  ^  WiUemes  li  Pouletiers  a  ft  ps.  a  Virelin')  7  a  autres  vaUes, 
de  le  tuillure  7  del  outrage  qu'il  lor  fist  en  le  maison  Jakemon  le  Toilier, 
la  il  buvoient.  Si  dt  aL  eil  WiUemes  a  Saint  Oille  en  Fk*.  en  n.  d'am. 
7  mv.  ded.  ces  xv  jors  prochains  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr.  Ce  f.  ft.  aa 
vint  7  sietisme  jor  de  ghieskeiech  par  .j.  demerkes'). 

543.  Monnes  li  Yens  a  ps.  fte.  a  Mahiuet  de  Winebieke  de  le  sacure 
qu'il  li  fist.  Si  dt  Monnes  al.  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse  en  n.  d'am. 
7  mv.  ded.  le  Saint  Bemi  ki  vt.  prcht  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

544.  ^  Colins  de  Pulle  a  ps.  fte.  a  Jehennet»  le  fil  Golart  le  Miesier. 
Si  dt  eil  Jehennes  al.  en  n.  d'am.  a  Saint  Gille  en  Prche.  7  mv.  ded.  le 
Saint  Bemi  Fan  m.  ce.  7  Ixzx  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr.  Ge  f.  ft.  en 
ghieskerech. 

545.  ^  Gilles  Mieles  dou  Bruille  a  ps.  fte.  a  Biertoul  de  Manaing  de 
le  ferure  7  de  le  tuillure  qu'il  li  fist.  Si  dt  Gilles  Mieles  al.  a  Saint  Gille 
en  Prche.^)  en  n.  d'am.  7  mv.  e[n]tre  [ci]  7  le  jor  Saint  Bemi  ki  vt  prcht 
7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

546.  Seghene  dt  al.  a  Saint  Nicolai  a  W.  7  mv.  ded.  le  Saint  Bemi 
ki  vt.  prcht*)   pour  dame  Elie   le   Pouletiere  qu'il  bati  zviij  ans  a  passet 

547.  ^  Colars  de  Canfaing,  li  tanere,  dt  al.  a  Saint  Gille  en  Pr.  en 
n.  d'am.  paur  Ysabiel  Galet  qu'il  navera  7  mv.  dt  ded.  le  Saint  Bemi  ki 
vt.  prcht    Geste  pes  fu  faite  l'an  1280  en  fenerec. 

548.  ^  Gosses  de  Graumont  dt  al.  en  n.  d'am.  par  pes  &isant  a 
Saint  Thumas  de  Cantorbie,  7  mv.  ded.  le  Saint  Bemi  l'an  m.  cc  7  Ixzx. 

549.  ^  Baoulins  de  Paris,  Jak.  li  ütis  aegneur  Nicoion  de  Wes,  WilL 
li  Lormiers  au  Oabaret*),  Jakemes  de  Lille  7  Jehennes  Brisses,  clers^  dvt. 
al.  a  Sainte  Katheline  a  B.  en  n.  d'am.  pemr  l'Alemant  qu'il  batirent  nuit- 
antre,  7  mv.  dvt  dev.  le  S.  Bemi.  l'an  m.  cc  7  Ixxx. 


1)  Hs.  Frauuece. 

2)  V  in  der  Hb. 

3)  Falsches  Datum;  der  27.  Juni  80  war  ein  Donnerstag. 

4)  Frouueehe. 

5)  proeJi. 

6)  au  C.  steht  arnZeilenanfaDg;  vielleicht  fehlt  ein  Vorname  und  es  sind  zwei 
Personen  gemeint 


Zwei  altfnmz.  Friedensregister  der  Stadt  Toamai  (1273—1280)  Sil 

550.  ^  Pieies  de  Douai  dt.   aL  a  Samte  Katheline  a  R  eii  n.  d'am.  B,  Fol.  !()▼ 
polir  le  fil  Theri  le  Gaueteur  cui  il  feri,  7  mv.  dt  dev.  le  Saint  Remi  ki 

tL  prcht  7  r^.  Its.  de  sen  plr. 

551.  ^  Leurens  de  Wes  a  ft.  b.  ps.  a  se  cousine,  une  beghine*,  ki 
soer  est  JeL  de  Flekieres  Teecrouette.  Ce  f .  ft.  le  nuit  Saint  Grestofe  por 
.j.  demerkes. 

552.  ^  Jeb.  de  Hui  dt.  al.  a  Saint  Nicolai  a  W.  en  n.  d'ani.  por  pes 
fausant»  7  mv.  dev.  le  Saint  Bemi  l'an  m.  cc.  7  Ixxx. 

553.  ^  Will,  de  Jabieke  a  pes  fte.  a  Jehan  Sanspes.  Si  dt  Will, 
al.  a  Saint  Gille  en  Pr.  7  mv.  entre  ci  7  le  Saint  Bemi  l'an  m.  oc.  7  Izxx, 
pour  le  naveruie  qu'il  fist  a  Jeb«  Sanspes. 

554.  ^  Gilles  Morille  dt.  al.  a  Saint  Nicolai  a  W.  en  n.  d'am.  por 
pes  fahaant  7  mv.  ded.  le  Saint  Remi  Fan  m.  cc.  7  Izzx. 

555.  ^  Jeb.  de  Bom^biele,  Bousseaus  ses  nies,  Comins  li  Fevres 
7  Jakemins  ses  ßus  dvt  al.  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse  en  n.  d'am.  pour 
Mikiel  de  Wes  qu'il  batirent;  7  mv.  ded.  le  Saint  Bemi  ki  vt.  prcbt 

556.  ^  Jebennes  de  Sour-le-pont  7  Martuis  du  Braille,  li  fillastres 
Biokiel,  dvt  al.  a  Saint  Nicolai  a  W.  en  n.  d'am.  par  pes  faisant,  7  mv. 
dey.  le  Saint  Bemi  ki  vt  prcbt,  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr.:  Martins  pour 
Foor^)  de  Douai  qu'il  bati  a  Trebout  7  Jebennes  de  Sor-le-pont  pour  vne 
fentme  qu'il  bati  7  pour  vne  autre  femme  qu'il  laidenga. 

557.  ^  Foukes  de  Gbant  dt  al.  a  Nostre-Dame-de-le-trelle  entre  ci 
7  le  poroession  7  rap.  Its.  de  sen  plr.,  pour  le  femme  Golart  de  Monvaus 
qu'il  fori. 

558.  ^  Jak.  dou  Soulier  dt.  al.  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse  7  mv. 
dev.  le  pouroession  de  Toumai  par  pais  faisant  pour  .j.  foulon  qu'il  bati 
7  rap.  dt.  Its.  de  sen  plr.     Ce  f.  ft  au  secont  jor  d'aoust  par  .j.  devenres. 

559.  ^  Tberions  de  Herlebieke  dt  al.  a  Sainte  Eatbeline  a  B.  7  mv. 
entre  ci  7  le  Saint  Bemi  ki  vt  prcbt,  pour  l'am.  d'un  vallet  qu'il  bati, 
7  rap.  Its.  de  sen  plr.  Geste  pes  fu  fte.  l'an  m.  cc.  7  Izxx  au  secont  jor 
d'aoust  por  .j.  devenres. 

560.  ^  Watters  li  Cbevalters  dt.  al.  a  Saint  Nicolai  a  W.  en  n.  d'am. 
7  mv.  entre  ci  7   le  Saint  Bemi  ki  vt.  prcbt.    pour  .j.  vallet   qu'il   bati  7 


1)  Vielleicbt  irrtümlich  statt  dou  Faur  mit  vorangehendem  Vornamen. 


92  Walter  Benary 

tuilla;  81  dt,  rap.  Ito.  de  sen  plr.^)  Ce  f.  ft.  en  le  hale  le  eeoont  jor  d'aoust 
par  j.  devenres, 

561.  ^  Jehennes  Pivions  de  Mening  7  Jakemes  de  Brueel  dvt  al.  a 
Saint  Gille  en  Pr.  en  n.  d'am.  par  pes  faisant,  pour  .ii.  homea  qu'il  miaent 
en  peril  de  mort;  7  mv.  dvt.  entre  ci  7  le  Saint  Bemi  ki  vt.  prcht  7  nip. 
bs.  lis.  de  lor  plr.  chescuns.  7  se  Jakemes  de  Brueel  ne  faisoit  oe  plr., 
Aumans  ses  frere  le  doit  faire  pour  lui.  Ce  f .  ft  au  chiunqtiisme  jor  d'aoust 
par  .j.  deluns. 

562.  ^  Jak.  Orfenins,  Jakemins  Petillons  (7)  Gosses  li  Bourdere  d'Arras 
7  Basins  de  le  Vourc  dvt.  al.  a  Saint  Gille  en  Prche.  par  pes  laisant,  pour 
les  batures,  pour  les  outrages  7  vilenies')  qu*il  fisent  a  .j.  autre  vaUet;  si 
dvt.  mv.  entre  ci  7  le  Saint  Bemi  7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr.  Ce  f .  ft  le 
jor  de  le  tranfiguration  par  .].  demars. 

),  Fol.  11.  563.  Jak.  Soris,  li  portere,  a  ps.  fte.  a  .j.  autre  porteur  que  il  navera 

7  mist  en  peril  de  mort;  se  li  dt.  rendre  le  ooust  dou  mie  devens  qtein- 
sainne,  7  al.  en  n.  d'am.  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse,  7  mv.  ded.  le  poiu^ 
oession  de  T.  ki  vt  prcht.,  7  rap.  Its.  de  sen  plr. 

564.  ^  Thumas  dou  Biu  dt.  aL  a  Nostre  Dame-de-le  trelle  pour  Henri 
de  Testrap  que  il  jetta  en  le  gambe  dou  copon  d'une  latte');  si  dt.  mv. 
entre  ci  7  le  S.  Remi.  Ceste  pes  fu  fte.  entre  celui  Thumas  7  celui  Henri 
pour  aus  7  pour  les  leur;  7  baisierent  li  uns  Tautre  pd.  les  pr.  7  les  j. 
en  n.  pes  au  dousime  jor  d'aoust  par  .j.  deluns. 

565.  ^  Grauwes  li  Bibaus  dt.  al.  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse  entre 
ci  7  le  jor  Saint  Remi  ki  vt.  prcht.  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr.,  powr  Tarn, 
del  outrage  qu'il  fist  a  Jehennet  de  Hui.  Ceste  pes  fu  fte.  le  nuit  Nostre 
Dame  emmi  aoust. 

566.  ^  Jehennes  Baboette  dt.  al.  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse  en  n. 
d'am.  par  pes  faisant  7  mv.  entre  ci  7  le  Saint  Remi  ki  vt  prcht.,  pour 
le  sereur  le  femme  GiUon  Castagne  cui  il  dist  laidure  7  vilenie*)  ki  teile 
fu :  il  li  dist  en  reprouvie[r]  ^)  qu'il  Tavoit  foutue.  Ceste  pes  f.  fte.  le  nuit 
Nostre  Dame  emmi  aoust  l'an  m.  cc.  7  Ixzx. 


1)  Hb.  sei  peUmage, 

2)  «  in  der  Hs. 

3)  „Dem  er  mit  dem  Stampf  einer  Latte  ans  Bein  warf/ 

4)  V  in  der  Hs. 

5)  S.  Anm.  zu  308. 


Zwei  altfranz.  Friedensregister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  93 

567.  ^  Le  nuit  Nostre  Dame  emmi  aoust  l'an  m.  cc.  7  Ixxx  fu  pes 
fte.  entre  Jehan  Hakin  Natalie  7  Lotin  seu  freie  7  Gillion  d'Alos,  .j. 
borgoia  de  Gant»  d'aus  7  des  leur.  Si  dvt.  li  doi  frere  devant  nomet  aL  a 
le  lärme  a  Vendosme  pour  Toutrage  7  le  vilenie^)  qu'il  fiaent  au  borgois 
de  Gant  7  a  sen  vallet;  si  dvt.  mv.  entre  ci  7  le  Saint  Bemi  ki  vt.  prcht 
7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr. 

568.  T  Mainfrois  li  Loiieres  a  pes  fte.  a  [Jeh.]  Beulet*),  le  loieur.  81 
dt.  M.  aL  a  Saint  Nicholai  a  W.  en  n.  d*am.,  pour  le  bature  qu'il  fist  a 
Jeban  Bourlet,  le  loieur;  7  mv.  dt.  entre  ci  7  le  Saint  Bemi  prochaine, 
7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr.    Ce  f.  ft.  xviij  jors  en  aoust. 

569.  ^  Gilles  Yngrece  7  se  fetnme  7  Jehans  de  Qovaing  dvt.  al.  a 
Boulogne  7  a  S.  Josse,  7  mv.  entre  ci  7  le  S.  Remi,  7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr. 

570.  ^  Watiers,  li  fius  Ueput  a  le  Take,  clers,  de  se  boine  volentet 
sans  force  7  sans  destrainte,  a  ps.  fte.  a  le  femme  Jakemon  le  Potier,  le 
serjant  des  eskievins,  de  le  bature  qu'il  li  fist  en  sen  ostel.  Si  dt.  aL  eil 
Watiers  a  Saint  Nicholai  a  W.  en  n.  d'am;  par  foit  fiancie;  et  mv.  dev.  le 
Saint  Bemi;  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr.  Ce  f.  ft  l'an  m.  cc.  7  Ixxx  le 
demars  devant  le  Saint  Bietremiu. 

571.  ^  Colars  de  Froiane  c'on  dist  d'Outremer  dt.  aL  a  Boulogne  7  a 
Samt  Josse  en  n.  d'am.  pour  .j.  home  qu'il  feri  dou  pole*  el  ventre  qu'il 
l'abati  a  tiere  7  c'on  cuida  qu'il  fust  mors;  si  dt  mv.  entre  ci  7  le  pottr- 
cession,  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

572.  ^  Gilles  Poulais  7  Antonies,  li  fius  mestre  Alart  le  Foesier,  dvt. 
al.  a  Saint  Nicolai  a  W.  en  n.  d'am.  pour  les  tuillures  qu'il  fisent  7  les 
outrages;  si  dvt.  mv.  entre  ci  7  le  Saint  Remi.  7  si  dt  encore  eil  Antonies 
al.  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse  7  Elatheline  li  Picarde  ausi;  7  rap.  dvt. 
Its.  de  lor  plrs. 

573.  ^  Will,  li   Chevatiers    d'Audenarde  a   ft  pes  a  le   femme   Jeh.  B.  Fol.  11 
Babart,    le  mierchier.     Si  dt.  eil  Will.  al.  a  le  lärme  a  Vendosme')  7  mv. 

ente   ci    7    le    Saint   Bemi  7  rap.  bs.  Its.    de    sen   plr.  Ce  f.  ft  en  aoust 
l'endemain  de  le  Saint  Bietremiu. 

574.  ^  Willemoulle  li  Cambiers  a  pes  fte.  a  Jeh.  a  le  Take,  le  fil 
segneur  Evrart,  de  le  bature  qu'il  fist  se  femme  7   de    le   naverure   qu'il*) 


1)  V  in  der  Hs. 

2)  8.  Anm.  zu  189. 

3)  V.  in  der  Hb. 

4)  Sc  Jeh.  aU  T. 


94  Walter  Benaiy 

fist  Willemoulle  en  se  maison  7  del  gmnt  outarage;  si  baisierent  li  uns  Tautze 
en  n.  b.  pes  pour  aus  7  pour  les  leur.  Si  dt  Jeh.  a  le  Take  al.  a  Saint 
Jakeme  en  G.  en  n.  d'am.  pour  Willemoulle;  7  pour  se  femme  doit  il  le- 
venir  por  Saint  Gille,  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr;  7  si  dt.  mv.  entre  d  7 
le  Saint  Bemi.  7  si  doit  avoec  rendre  le  coust  dou  mie  a  Willemoulle 
devens   quinsaine.     Ce  f .  ft  le  diemence  devant  le  Saint  Jehan  DecoUasse. 

575.  ^  Thumassins  de  Poukes  dt.  al.  en  n.  d'am.  a  Saint  Thumas  de 
Cantorbie  pour  Pieron  TEvillier  7  pour  vne  femme  qu'il  feri;  7  mv.  dt 
entre  ci  7  le  Saint  Bemi  ki  vt.,  7  rap.  Its.  de  sen  plr.  Ce  f .  ft  le  nuit  Saint 
Jeh.  Deoollasse. 

576.  ^  Sohiers  Blans-estrains  a  ft.  ps.  a  .j.  home  cui  il  feri  d'an 
caperon  en  le  tieste,  si  avoit  mis  devens  le  caperon  une  piere,  se  li  effondra 
le  tieste,  et  fu  en  grant  peril  de  mort.  Si  dt  eil  Sohiers  rendre  le  coust 
dou  mie  devens  quinsaine;  7  al.  a  Saint  Jakeme  en  G.  en  n.  d'am.,  7  mv. 
entre  ci  7  le  Saint  Remi,  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr.  Geste  pes  f.  fte.  en  pL 
h.  Tan  m  cc.  7  Izxz,  le  nuit  Saint  Jehan  Deoollasse  por  .j.  demerkes. 

577.  ^  Gilles  d'Amiiens,  li  batere  al  arket,  dt.  aL  a  Saint  Jakeme  en 
G.  en  n.  d'am.  pour  .j.  home  que  il  mist  en  peril  de  mort,  7  mv.  dev.  le 
Saint  Bemi,  7  rap.  bs.  Its.  de  sen  plr.;  7  si  doit  rendre  le  ooust  dou  mie 
devens  quinsaine. 

578.  T  Jeh.  Triiele  7  Jehans  d'Yppre,  li  foulon,^)  dvt.  al.  a  Saint 
Gille  en  Prche.,  7  mv.  entre  ci  7  le  behourdic  ki  vt  prcht,  pour  \i  frere*) 
que  il  batirent  7  fisent  laidure.  Geste  pes  f.  fte.  Tan  m.  cc.  7  Izxz  en  aoust 

579.  ^  Wateies  de  Sotenghien  dt  al.  a  Saint  Nicolai  a  W.  pour 
Toutrage  7  Tasaut  qu'il  fist  a  Baudon  Castelain  de  Sour-le-pont;  si  dt.  mv. 
entre  ci  7  le  Saint  Bemi  prochaine.  Ce  f.  ft.  Fan  m.  cc.  7  Ixzz  le  pre- 
merain  jor  de  sietembre  por  .j.  diemenche. 

580.  ^  Mahiuff  de  Frasne  7  Aunies,  li  femme  Taket,  dvt  al.  a  Bou- 
logne  7  a  Saint  Josse,  7  mv.  entre  ci  7  le  Saint  Bemi. 

581.  ^  Colars  Ostart  dt  al.  a  Saint  Thumas  de  Cantorbie  entre  ci  7 
le  Saint  Bemi  en  n.  d'am.  pour  Jeh.  de  Yslenchienes^)  qu'il  feri,  7  rap. 
Its.  de  sen^)  plr. 


1)  Das  ist  Nom.  Plur.,  bezieht  «ch  also  auf  beide. 

2)  Hier  ist  eine  Lücke  von  einer  halben  Zeile. 

3)  V  in  der  Hs. 

4)  Hs.  8or  (der  Schreiber  dachte  an  hr). 


Zwei  altfranz.  Friedensregister  der  Stadt  Toornai  (1273—1280)  95 

582.  ^  Brissies  li  Cuveliers  dt.  aL  a  Saint  Nicholai  a  W.  pour  le  fil 
^airon  cui  il  bati,  7  mv,  entre  ci  7  le  Saint  Bemi,  7  rap.  bs.  Its.  de  sen 
>lr.  Ce  f.  ft  en  sietembre. 

583.  ^  Jehans  Rainghiers  7  Florekins  ses  fius  ont  pes  feite  a  Jehen-  B,  Fol.  12. 
lette    de   Torooing.     Si   dt   Jeh.    al.   a  Saint  Nicholai  a  W.  7  ses  fius  a 
Soulogne  7   a    Saint   Josse,    pour   le    vilenie   7  Foutrage   k'il  fisent  a  celi 
fehennette;  si  dvt  mv.  a  closes  paskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxzi,  7  rap.  Its.  de 

or  plr.  Ce  f.  ft.  en  sietembre. 

584.  ^  Jeh.  dou  Puch  7  Colars  ses  frere  dvt.  al.  a  Boulogne  7  a 
Saint  Josse  pour  le  vilenie^)  qu'il  fisent  a  Jeh.  Bauwegnies  en  le  voie  de 
Lille  por  nuit. 

585.  ^  Jehennes  de  Jenec  dt.  al.  a  Sainte  Katheline  a  Buent  7  mv.  a 
Kloses  paskes  l'an  m.  oc.  7  Ixxxi,  pour  les  touiUures  7  les  vilenies  qu'il  fist 

6  Jeh.  de  Watellos,  a  Baudon  de  Hedinoe  7  a  Fuellet  le  Bateur;  7  si  dt. 
rap.  bs.  Its.  de  sen  plr. 

586.  ^  Jeh.  de  Oant»  li  jovenes,  de  le  Bue-au-viel  a  pes  fte.  a  Jeh. 
Caukain,  de  le  bature  7  del  outrage  qu'il  li  fist  en  se  revenir  de  le  fieste 
de  Lille.     Si  dt.  dl  Jeb.  de  6.  al.  en  n.  d'am.  a  Saint  Gille    en    Probe., 

7  mv.  a  closes  paskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxx  7  j. 

587.  ^  Jehennes  Gambars  7  si  doi  frere,  Jakemins  7  Pieres,  ^  Jehen- 
nes Gabares  de  Douai  7  Mahiues  de  [le]  Bue-de-Pontiu:  eist  v  dvt  al.  a 
Saint  Nicholai  a  W.  a  closes  paskes  Tan  m.  cc.  7  Izxzi. 

588.  ^  Jehennes  li  Engles,  li  pisseniers,  Watiers  Cantepau  7  Adans  li 
Dorlotiers  dvt.  al.  a  Sainte  Katherine  a  B.  7  mv.  a  closes  paskes  l'an 
m.  cc.  7  Ixxxi,  7  rap.  bs.  Its.  de  lor  pk.:  Jehennes  li  Engles  pour  — 
Watters  Oantepau  pour  Jehan  Camus  de  Cambrai  7  Adans  pour  chou  qu'il 
abati  a  tiere  Lichart  le  Dorlotier. 

589.  ^  Pieres  de  Donse  a  pes  fte.  p.  pr.  p.  j.  a  Baudouin  le  Bouke. 

590.  ^  Willaumes  Cure  a  pes  fte.  de  toutes  descordes  7  de  toutes 
hainee,  pour  lut  7  pour  les  siens,  a  Will,  le  Candelleur  pour  lui  7  pour 
les  siens  ausi.     Ce  f.  ft  en  aoust  pd.  pr.  j. 

591.  ^  Hues  Fonseaus  7  Jehennes  li  Carpentiers  ont  pes  fte.  pd.  pr. 
].  li  uns  al  autre  pour  aus  7  pour  les  leur.  Ce  f.  ft.  en  aoust  Tan 
m.  cc.  7  Ixxx. 


1)  r  in  der  Ha. 


96  Walter  Benary 

592.  ^  Copins  de  Bruges  7  Jakemins  dou  Buaket  dvt  aL  a  Boulogne 
7  a  Saint  Josse  par  pes  faisant,  7  mv.  entre  ci  7  le  toutsains  prochaine, 
7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr.     Ce  f.  ft.  en  sietembre  Fan  m.  oc.  7  Ixxx. 

593.  ^  Jehans  Proniuers  7  Jehans  Manessiers  ont  fait  pes  li  uns  al 
autre  pd.  pr.  ].,  pour  aus  7  pour  les  leur,  de  toutes  males  amours  7  de 
toutes  haines  jusques  au  devenres  devant  le  Saint  Rem!  l'an  m.  oc.  7 
Ixxx.  Si  dt.  Jehans  Pr.  al.  a  S.  Nicolai  a  W.,  7  Jehans  Man.  7  Mahius  ses 
frere  dvt  al.  a  Sainte  Katherine  a  Buem;  si  dvt.  eil  troi  devant  nomet  mv. 
entre  ci  7  le  jor  de  closes  paskes  l'an  m.  oc.  7  Ixxx,  7  rap.  cescuns  bs. 
Its.  de  sen  plr. 

594.  ^  Jeh.,  ki  fu  fius  Mahiu  le  Fevre,  a  ft.  pes,  pour  lui  7  pour 
les  siens,  de  l[e]  vilenie^)  7  de  le  laidure  que  eil  Jeh.  7  se  ferne  7  lor  dol 
fil  li  disent.  Si  fu  ceste  pes  faite  en  pl.  h.  Tan  m.  ce.  7  Ixxx  le  devenres 
devant  le  Saint  Bemj. 

t.  Fol.  12^.  595.  ^  Watters  Geulars,  li  portere,  dt  al.  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse. 

^  Et  Jeh.  d'Escamaing  ausi  dt  al.  a.  B.  7  a  S.  J.  Si  dvt.  mv.  entie 
ci  7  le  toutsains  ki  vt.  prcht.'),  7  rap.  bs.  Its.  de  lor  plr.  Ce  f .  ft  au  seoont 
jor  d'octembre. 

596.  ^  Simones  de  Mons  7  Watiers,  li  freres  Will.  Boussiel,  dvt  al. 
a  Saint  Nicholai  a  W.  en  n.  d'am.  7  mv.  entre  ci  7  le  close  paske  Fan 
m.  cc.  7  Ixxxi  7  rap.  Its.  de  lor  plr.  Ce  f.  ft  au  secont  jor  d'octembie 
por  .j.  demerkes. 

597.  ^  Emouls  Wauflars,  li  caudreliers,  dt  al.  a  Saint  Nicholai  a 
W.^)  par  pes  faisant  en  n.  d'am.  pour  le  garchon  Tuyn  qu'il  bati  en  se 
maison  7  tuilla;  si  dt  mv.  entre  ci  7  le  close  paske  ki  vt  probt.  Ceste 
pes  fu  fte.  au  sietisme  jor  d'octembre  Fan  m.  cc.  7  Ixxx  par  .j.  devenres.^) 

598.  ^  Hennoke  Bierenghiers  a  ps.  fte.  a  Biertran  Sansdieu  pour  Jeh. 
sen  fil,  de  chou  qu'il  fu  avoec  Jeh.  Conte  d'Anjo,  qtiont  il  navera  Lokette 
dont  il  vint  a  mort.  Si  dt  Jeh.,  li  fius  Biertran  Saintdieu,  al.  a  Saint  Ja^ 
kerne  en  6.,  7  mv.  a  closes  paskes  Fan  m.  cc.  7  Ixxxi^  7  rap.  bs.  Ite. 
de  sen  plr. 

599.  ^  Pierone,  11  suer  Mariien  Wason,  dt.  al  a  Boulogne  7  a  Saint 


1)  V  in  der  Hs. 

2)  Hb.  pch. ;  dsgl.  597. 

3)  Mit  V. 

4)  Falsches  Datnm;  der  7.  Okt  80  war  ein  Montag. 


Zwei  altfranz.  Friedensregister  der  Stadt  Toumai  (1273—1280)  9t 

Josse  en  n.  d'am.,  pour  le  ferure  qu'elle  fist  vne  siue  comere;  si  dt.  mv.  a 
doses  |>aske8  Tan  m.  cc.  7  Ixxxi,  7  rap.  Its.  de  sen  plr. 

600.  ^  Colins  Murgaus  a  pes  fte.  a  Grosset  de  Graumont,  Si  dt. 
Goeses  al.  a  Saint  Qille  en  Prche.  en  n.  d'am.  7  mv.^)  entre  chi  7  le 
dose  paske  7  rap.  Ite.  de  sen  plr.;  7  si  dt.  reudre  le  üoust  dou  mie 
devens  jcv.  jors. 

601.  ^  Colins  Castagne  7  Jakemins  dou  Quarouble  ont  pes  fte.  pd. 
pr.  j.,  pour  aus  7  pour  les  leur,  de  le  rihote  7  dou  content  dont  il  se  pla- 
gnoient  li   uns  del  autre.     Ce   f.  ft  Tendemain    de  le  Saint  Martin   par  .j. 

demars. 

602.  ^  Jehennes  de  Chirve,  li  traiieres  de  goudale  dt.  al.  a  [closes?] 
pöskes  a  Boulogne  7  a  Saint  Josse,  pour  le  garechon  Watier  Hunghier 
qu'il  bati. 

603.  ^  Pierres  d'Ase  dt.  al.  a  Saint[e]  Katheline  a  R.  7  mv.  a  closes 
paskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxxi,  pour  Toutrage  7  le  vilenie^)  qu'il  dist  a  Olivier 
le  Vilain. 

604.  ^  Jak.  de  Pierone  dt.  al.  a  Saint  Gille  en  Prche.  7  mv.  a 
cloees  paskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxxi  en  n.  d'am.,  pour  Toutrage  7  le  grant 
^lenie  qu'il  fist  nuitantre  a  le  fiUe  Gillion  le  Brun  7  a  sen  baron. 

605.  ^  WatierB  li  Grans  de  Bruges  a  pes  fte.,  pour  lui  7  pour  les 
siens,  a  Jakemon  le  Kate  7  a  Jeh.  sen  frere,  a  Gillion  Costart  7  a  Mahiu 
dou  Frasne  de  Haudion,  pour  aus  7  pour  les  leur,  de  le  bature  [7]  del 
oatiage  que  eil  iiij  fisent  a  Watier  le  Grtant  en  piain  markiet,  7  de  le  ferure 
7  dou  let  dit  que  Jak.  li  Rate  7  Jeh.  ses  frere  avoient  fait  une  autre  fie 
devB[n]t  a  celui  Watter.  Si  dvt  eil  doi  frere  7  Gilles  7  Mahii^  al.  a  Saint 
Nicholai  a  W.  en  n.  d'am.  7  mv.  a  closes  paskes  Tan  m.  cc,  7  Ixxxi.  Et 
Watiers  li  Grans  dt.  al.  a  Saint  Thumas  en  Cantorbie  en  n.  d'am.  pour 
^e  espee  qu'il  saca  decha  Courtrai  sor  Jakemon  le  Rate;  si  dt.  mv. 
entre  ci  7  closes  paskes  l'an  m.  cc.  7  Ixxxi.    Ce  f.  ft.  en  nove?wbre. 

606.  Pierechons  de  Maubiertfontaine    dt.  al.  a  Saint   Nicolai  a  W.    a  B,  Fol.  13. 
doses  paskes  l'an  m.  cc.  7    Ixxxi    pour  l'am.    de  le   bature  7  del    outrage 

9^'il  fist  a  Jeh.  l'Escuelier;  7  baisierent  li    uns   l'autre  en   n.  b.  pes,  pour 
*^  7  pour  les  leur.     Ce  f.  ft.  en  novembre. 

1)  numuoir  7. 

2)  17  10  der  Hs. 

BouniMhe  Fonchnngen  XXV.  7 


98  Walter  Benary 

607.  Bobiiis  Boins-taus,  li  barbiiere,  dt  al.  a  Saint  Nicolai  a  W.  a 
closes  paskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxxi  7  rap.  Its.  de  sen  plr.,  pour  le  garchon 
Colart  d'Anvaing  qu'il  bat!. 

B,  Fol.  9v.  608^).  Colins  Sarteaus  7  Pieres  dvt.  al.  a  Sainte  Katherine  a  R[u]ein  a 

closes  paskes  Tan  m.  cc.  7  Izxxi  7  rap.  Its.  de  lor  plr.  pour  Tam.  de  Je- 
hennet  —  qu'il  batirent. 

609.  ^  Rogeles  de  le  Piere  dt.  al.  a  Boulogne  7  a  Baint  Josse  en  n. 
d'am.  pour  Mariien  de  —  qu'il  bati  nuitantre;  si  dt,  mv.  entre  ci  7  closes 
paskes  Tan  m.  cc.  7  Ixxxi  7  rap.  Its.  de  sen  plr. 

k,  Fol.  51v.  610*).  L'an  d.  i.  1274  le  samedi  en  pentecouste^    vint  Willaumes  de 

TEspine  en  pl.  h.  pd.  pr.  j.  7  eut  en  couvent  pd.  pr.  j.  qu'il  porteroit  se 
femme  b.  ps.  7  loial,  7  le  mainte[n]roit  cowme  preudom  doit  faire  se  f^nme'), 
7  qu*il  ne  despostueroit  ne  de  lui  ne  dou  sien  le  ville  par  coi  il  ne  porsiust 
les  talles  7  les  droitures  de  le  ville.  7  de  chou  ont  fait  lor  propre  dette 
pour  celui  Willaume  Jehans  ses  frere,  Jakemes  de  le  Tour,  Jebans  Deusoes% 
Bauduins  Moreaus  7  Watters  Walles;  7  assenet  en  ont  tout  a  aus  7  au 
leur  a  quanqu'il  ont  7  aront  cescuns  pour  le  tout;  7  Will.  7  Jebans  ses 
freres  en  doivent  les  autres  quatre  aqt«itter  tous  qt«ittes. 

611.  Annies,  ki  fu  iille  Gillion  Wibaut,  vendi  par  Tassens  des  provos 
7  des  jures.  Tan  d.  i.  1274,  xi  livres  7  v  soldees  de  sen  hiretage  pour 
l'aqtiitance  de  Watier  Bucheau  7  de  Jehan  le  Noirier,  pour  les  deniers  qu'il 
lor  couviunt  paiier  a  Jakemon  Brillet,  le  cler[c],  pour  Tarnende  de  le  naverure 
que  Ck>lars  Couves  fist'^)  a  celui  Jakemon.  7  de  ces  xi  S  7  v  s.  devant 
dis  reut  Annies  devant  ditte  par  le  force  de  le  hale  les  .c.  s.  *);  7  les  vi 
ffi  7  V  s.  a  eile  paiiet  pour  Colart,  le  frere  sen  baron,  pour  che  que  eile 
u  ses  remanans  les  puist  en  aucun  tans  requerre  7  ravoir  sour  celui  Colart 
7  sour  le  sien.  Provost  a  ces  coses  Will.  Castagne  7  Dierins  dou  Pore; 
juret  J[eh].  Sarteaus,  Lotars  [Gargate],  Rogiers  Warisons,  Jeb.  au  Pole  7  autre 
juret  jusques  a  xxi. 

1)  Nr.  608  und  609  sind  am  Schluss  von  Fol.  9  nachgetragen,  unmittelbar  vor 
der  letzten  Reihe  der  pais,  die  mit  Nr.  541  beginnt 

2)  Diese  und  die  folgenden  Nummern  habe  ich  zusammengestellt,  da  sie  etwas 
anders  geartet  sind  als  die  übrigen  und  eigentlich  eher  als  Anhang  zu  betrachten. 

3)  Auf  diese  Zusicherung  wird  Fol.  3  der  Hb.  besonders  aufinerksam  gemacht 
(s.  Einl.  8.  4). 

4)  Hb.  .«t.  über  oes  geschr. 

5)  Über  durchgestrich.  7  Jehans  ses  frere;  vgl  hierzu  wie  zu  der  Nummer 
überhaupt  Nr.  320. 

6)  100  sous  =  5  livres. 


Zwei  altfranz.  Friedensregisteir  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  99 

612.  ( A,  Fol.  27.)  Jehans  de  Cassiel,  li  boulengbiers,  7  Agneaus,  kl  fu  fius  ^), 
Henri  de  le  Val,  ont  fait  lor  dette  oescuns  pour  le  tout  enviers  le  ville  de 
T.  jusques  a  .c.  s.  de  tornoü,  por  Mariien  le  Toiliere  de  se  talle  paiier;  7 
Maroie  les  en  doit  aquiter  tous  quittes.  Ce  f.  ft.  Tan  1274  el  mois 
d'octembre. 

613.  (A,  Pol.  28.)  Jeh.  li  Rois,  Will.  Castagne,  Regiere  Warisons,  Emouls 
Caline,  Henris  Cognons  7  Jeh.  Tuins  recorderent  7  disent  en  renclostre 
Nostre  Dame  que  Jeh.  au  Toupet  devoit  donner  a  Colart  de  Jourbise  pour 
le  mort  de  sen  fil,  pour  chou  qu'il  ne  pooit  faire  les  voiages  qui  li  furent 
enjont  a  le  pes  faire,  xx  S  de  tornois  7  sen  fil*)  vij  ffi  7  demie.  S'en  doit 
paiier  vij  S  7  demie  au  jour  Saint  Piere  entrant  aoust  Tan  1275;  7  vij  ffi 
7  demie  a  le  toutsains  siuant  apries;  7  al  anrenuef  siuant  apries  vij  U  7 
demie;  7  a  le  paske  siuant  apries  .c.  s.;  7  devens  ces  paiemens  doit  prendre 
li  fius  Colart  de  Jorbise  ses  vij  3  7  demie.  Ce  f.  ft  7  dit  el  eneloistre 
Noetre    Dame    Tan    1275    el  mois  de  ghieskerec. 

614.  (A,Fol.28^)^Aunoelkifu  Tan  d.i.  1280,  Jehans  de  Flekieres,  par 
provos  7  por  jures,  conta  des  deniers  qu*il  devoit  de  le  maison  Colart  de  Flekieres, 
ki  aes  freres  fu.  Si  furent  a  ce  conte  de  par  le  ville  Grars  d'Orchies,  Ja- 
kemes  Robe  7  Jakemes  de  Brunfeit  Tout  contet  7  rabatut  dut  Jehans  de 
Flekieres  a  ce  tierme  devant  dit  des  deniers  de  teile  maison  Ix  :S  de  tomoü 
parmi  les  x  S  que  Caveliers  en  devoit.  Et  ces  Ix  S  Jeh.  de  F.  les  doit 
tenir  sans  cous  sans  fres  rendre')  jusques  au  noel  Tan  m.  oc.  Ixxx  7  ij. 

Et  puis  les  viij  joure  dou  noel  Vah  m.  cc.  7  Ixxxij  doivent  venir  li 
pourfit  de  ces  Ix  S  a  Jehan  de  Melle,  a  Jehan  Briet,  a  Baudon  de  Kie- 
veraing  7  a  Jehan  Vilain  de  Saint  Fiat  7  a  ses  enfans,  jusques  a  tant 
quil  aront  repris  as  pourfis  de  ces  Ix  ffi  le  dette  que  Colars  de  Flekieres 
lor  doit. 


4.  Absehnitt 

Des  fourjuremens.  Fol.  52. 

615*.       L'an  d.  i.  1273  au  nuevisme  jour  de  march  par  vn  devenres, 

Jehans  Moreaus  dou  Mortier  en  le  main  Willaume  Castagne,  provost  de  le 

comugne,  pd.  pr.  j.  en  pl.  h.,  fourjura  Jehan  sen  fil,  clerc,  en   tel  maniere 

que  Jehans  Moreaus  fiancha  7  jura  sour  sains  qu*il  ne  confortera  ne  aidera 

1)  Hs.  /«•. 

2)  Gemeint  ist  damit  wohl  ein  Bruder  des  Toten;   denn  das  Wort  mort  kann 
nichts  anderes  als  Tod  bzw.  Totschlag  bedeuten. 

3)  Er  soll  die  60  ü  behalten,  ohne  davon  einstweilen  Zinsen  abzuzahlen. 

r 


100  Walter  ßenary 

Jehan  sen  fil,  clerc,  tres-or-en-avant,  ne  de  lui  ne  dou  sien,  ne  pour  mort, 
ne  pour  afolure,  ne  pour  naverure,  ne  pour  cose  ki  aviegne  a  sen  fil  devant 
nomet  en  quel  maniere  que  ce  soit,  pour  Foccoison  de  le  naverure  k'il  fist 
a  Jakeniin,  le  fil  Jehan  de  Bongi,  sour  triues. 

Et  tout  en  tel  maniere  que  Jehans  Moreaus  a  fourjuret  Jehan  sen 
fil,  si  Tont  fourjuret  par  foit  fianchie  7  par  serement  pd.  pr.  j.  tout  eil  ki 
ci-apries  seront  nomet: 

Colins,  li  fius  Moriel  dou  Mortier;  7  Moreaus  a  pris  Jakemin  sen  fil 
sor  lui  tant  qu'il  ara  sen  aage  qu'il  le  doit  amener  a  ce  fourjurement 
Gossuins  dou  Mortier;  Jehans  ses  fius.  Evrars  dou  Mortier;  Mikius  ses 
frere.  Jehans  Sarteaus;  Jehans  ses  fius.  Henris  Pourres  li  pere  7  si  doi 
fil,  Henris  7  Gilles.  Jehans  a  le  Take;  Henris  ses  frere,  ders.  Evrars 
de  Borgies;  Jehans  ses  frere.  Mesire  Gossuins  de  Bruiele;  Colars  ses  fius. 
Gilles  de  Holai  7  ses  frere.  7  l'akes.  Robiers  Mifare.  Grimaus.  Jehans 
Liepus;  Watiers  a  le  Take  ses  frere.  Gilles  a  le  Take  lor  freres.  Jehans 
Moutons;  Gosses  ses  frere;  Henris,  ki  fu  G^us  Hennin  a  le  Take;  Jakemes 
ses  frere.  Jehans  Paiens;  Jakemes  ses  frere.  Mahius  Huelos.  Jakemes 
Makes.  Pieres  d'Esplechin.  Bandes  d'Esplechin  7  si  doi  mainnet  frere. 
Theris  de  Falempin;  Jehans  ses  frere.  Jakemes  li  Dans.  Karons.  Mikiols 
de  Maude.  Jeh.,  li  fius  Biemart  a  le  Take.  Vilains  li  Cordewanicrö.  // 
Fol.  62^.  Jehans  dou  Bos.  Jehans  li  Noiriers  7  si  doi  frere,  Gilles  7  mestre  Grars. 
Watiers  Bucheaus.  Jehans  li  Auteus;  Mahius  ses  frere.  Jehans,  li  fius 
dame  Margot  Foukete.  Gossuins  Paukes.  Jehans  li  Musis  7  si  doi  frere, 
Bauduins  7  Watiers.  Theris  de  Falempin,  li  justice*);  Copius  de  Falempin*) 
ses  nies.  Jehans  li  Dans.  Henris  dou  Casteler.  Jakemes  Buciaus.  Jehans 
de  Foriest.  Evrars  de  Crombos.  Grars  Plukeaus.  Cliemens  Rahiers.  Andrius 
d'Escaudaing.  Evrars  a  le  Take.  Jakemins  li  Pisseniers.  Alouls  Calemars. 
Watiers  Maughiers.    Henries  li  fius  Biemart.    Watiers  de  Courbos. 

Ciapries  s'ensiuent  tout  eil  ki  ont  fourjuret  Jehan  Moriel  dou  Mortier, 
clerc,  ki  montent  a  lui  de  par  se  mere,  7  Tont  tout  fourjuret  en  tele  maniere 
mismes  que  ses  pere  l'a  fourjuret. 

Cest  a  savoir:  Jehans  Flamens  de  Bau  wegnies;  7  si  a  pris  ses  deus 
fius  sour  lui  de  faire  fourjourer  quant  il  aront  lor  aage.  Gilles  Louves. 
Colars  li  Espaumeres*  7  si  fil.  Jehennes  li  Bouchiers;  Jakembs  ses  frere. 
Pieres  de  Tiellaing.  Gillos  Fortins;  Colars  ses  frere.  Colars  de  le  Mote; 
Ballius  ses  frere.  Colars  de  Ghisegnies.  Sandrins  de  Ligniettes;  Jehennes 
ses  frere.  Gilles  Loreaus  7  ses  freres.  Jakemes  Liuere  de  Veson.  Jehans 
dou  Castiel.    7  li  quatre  fil  Jehan  Gaviel  de  Veson.    Jakemes  de  Cokereau- 

1)  Identisch  mit  dem  oben  genannten? 

2)  Links  von  diesem  die  Zeile  beginnenden  Wort  am  Rand  auf  Rasur:  nota  Ix. 


Zwei  altfranz.  Friedensr^ster  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  101 

mout  7  Hes  freres.  Willaumes  de  le  Cavee  7  ses  fius.  Jehans  li  Carliers 
7  ses  freres.  Gilles  Gages  7  ses  fius.  Jehans  de  Fier.  Li  doi  fil  Potafeu 
de  Vezenchiel.  Li  fius  Briscion  Potafeu.  Watiers  Pierchars.  Jehans  Baras 
7  ses  freres.  Theris  Engherrans  7  ses  freres.  Jehans  de  le  Flache  7  ses 
fius.  Estievenes  del  Ablenc  7  ses  frere.  Jehans  li  Carliers  dou  Markiet. 
Pieres  de  Bauwegnies.  Jehans  Blondeaus.  Colars  Mainnes  de  Ligniettes. 
Jehans  Oizeles  de  Ligniettes.  Evrars  Potafeu;  Jakemes  ses  frere;  Jehennes 
li  fius  lor//anta]n  de  Pierone.    Watißrs  li  Carliers  de  Veson.    Jehans  li  Fies*).    Fol.  53. 

Ce  sunt  li  despaiesiet  de  le  partie  Flamenc: 

^  Jakemes,  li  freres  Flamenc^).  Gilles  Mainbuede.  Jakemes  de  Valen- 
chienes  7  si  doi  fil,  Henris  7  Jakemes;  et')  li  fius  Colart  le  Jovene  de 
Bauwegnies.  Mathius  de  le  Mote;  Rogiers  ses  frere.  Jehans  de  Ligniettes? 
fius  Gillion  dou  Pire.    Et  Monars  Cavoirs  de  Lille. 

616.  Will.  Bigherrus  d'Antoing  fourjura  en  plainne  hale  pd.  pr.  j. 
Watelet  Boistiel  pour  le  mort  Grardin  Groumin  que  eil  Wateies  ocist.  Cil 
fourjurs  fu  fais  bien  7  par  loi  en  le  main  Henri  Powrret,  provost,  en  plainne 
hale,  l'an  1278  le  darrain  deluns  de  feverier. 

617.  Ce    sunt    eil    ki    ont    fourjuret    Colin    de  Jolaing,    Gillion  Bour-    Fol.  53v. 
gougne  7  Jehan  Laufenot,  ki  furent  a  Willaume  au  Let  ocire: 

Colart  de  Holaing.  Mestre  Willaume  de  Holaing  7  ses  enfans; 
Jakemon  sen  frere  7  ses  enfans  7  les  enfans  de  leur  sereur*).  Robin 
Baceler  de  Holaing;  Jehan  le  Barbieur  de  Holaing  7  ses  enfans.  Jakemon 
d'Escaut  7  sen  fil.  Jehan  le  Petit  d'Escaut  Jehan  Mardret  7  ses  enfans. 
Jehan  Vallet  7  se  frere.  Jehan  le  Fruitier  7  ses  freres  7  ses  enfans. 
Jakemon  le  Dent  7  ses  enfans.  Jehennet  dou  Mont.  Jehan  as  Mortiers  7 
ses  enfans.  Robin  de  le  Cambe.  Rousseaus  Galios^)  7  se  frere  7  ses  enfans. 
Andriuet  Balet.  Biertran  dou  Buisson.  Gillion  le  Piu  7  ses  .ij.  fius.  Jehan 
Faunart  Colart  le  Cat  7  ses  enfans.  Pieron  dou  Moulin  7  ses  enfans. 
Jehennet,  le  fil  Jakemon  dou  Moulin.  Jehan  a  le  Coulle  7  ses  .ij.  freres. 
Gillot  le  Petit  de  Holaing. 

618.  ^  Jakemins  li  Caudreliers  a  fourj^-et  Jehennet  d*Eskelmes  par 
feit  fianchie  que  jamais  ne  li  puet  aidier,  coi  que  lui  aviegne,  pour  Toceoison 

1)  Am  Rand:  somme  liiij.  Die  Zahl  stimmt,  sofern  man  die  beiden  zu  Anfang 
des  Absatzes  genannten  minderjährigen  Söhne  nicht  mitrechnet  und  die  Zahl  der 
Söhne  des  Col.  li  Egpaum.  als  2  annimmt 

2)  Das  c  aus  t  ausgebessert. 

3)  Hs.:  Et 

4)  Hs.  fereur, 

5)  Ausser  diesem  Namen  zeigen  sämtliche  dieses  Absatzes  die  Obliquusform. 


102  Walter  Benary 

dou  til  £stievenon  dou  Trics(s)con,  quMl  ochist  uiie  nuit  dou  noel  en  uu 
fournil,  la  ii  cuisoit  sen  pain,  8an[s]  lui  escrier  7  sans  parier  a  lui ;  7  nient 
ne  Vit  eil,  ki  mors  fu,  celui  Jehennet  d'fiskelmes,  si  noir  faisoit  il  de  le  nuit. 

619.  ^  Theris  de  Lignies  a  fourjuret  Jakemon  le  Maieur  de  Tunieddes 
7  Pieron  de  TEspine  pour  le  mort  Colart  Colion,  7  que  jamais  ne  les  puet 
aidier  ne  conforter  de  lui  ne  dou  sien  par  foit  fianchie,  coi  qu'il  aviegne 
d'eaus  pour  Toceoison  de  le  mort  Colart  Colion. 

Fol.  54.  620.   Meeire  Watiers   de    le   Plagne,    Alardins,   ses    valleg,    Pieres    de 

Guiegnies  et^)  Bouscardins  de  le  Lokerie  sunt  fourjuret  de  toutes  les  per- 
sones  ki  ci  apries  s'ensiuent  par  nons;  7  ne  les  pueent  aidier  en  nulle 
nianiere  d'aus  ne  de[s]  leur:  Mesire  Alars  de  Haudion;  Jehans  ses  fius. 
mese  Pieres  de  Guiegnies*).  Will,  de  le  Porte.  Liepus;  Gillos  ses  frere. 
Watiers  de  le  Porte.  Alars  d'Esplechin.  Bauduins  d'Esplechin.  Gosseauä 
de  Calone.  Watiers  de  Saint-Amant.  Fasteres  d'Orke.  Mese  Jehans  de 
Bauduimont  Jehans  de  Tressin.  Fasteres  de  Tressin.  Jehans  de  le  Lokerie. 
Bouschars  de  Bauduimont;  et  si  a  pris  Ghilehiert  sen  frere  sour  lui.  Estie- 
venes  Chokette.  Charles  d'Escaupont.  Gilles  de  Popioele;  Hues  ses  frere. 
Watiers  Froischars.  Gilles  Froischars.  Watiers  de  le  Haie.  Hakous  de 
Haudion;  Mahius  ses  frere.  Gilles  de  Maude.  Colars  de  Haudion;  Sohiers 
ses  frere.  Estievenes  Lourdeaus.  Mesire  Amourris  Blauwes ;  Adans  ses  fius. 
Jehans  dou  Gardin.  Mikiols  d' Jerembaudenghien ;  Pieres  ses  frere.  Sohiers  des 
Campeaus.  Watiers  a  le  Take^),  li  clers  de  Wastines.  Jehans  de  Holai; 
7  si  a  pris  ses  enfans  sour  lui.  Gilles  de  Holai.  Watiers  de  Holai.  Sohiers 
de  Borgies;  Jehans  ses  frere.  Gillos  des  Campeaus.  mesire  Reniers  de 
Saint-Amant;  mese  Gossuins  ses  frere. 

620*.  L'an  d.  i,  1274  au  chiunqmsme  jor  de  marc,  vinrent  en  plainne 
hale  pd.  pr.  j.  Pieres  de  le  Plaigne,  ki  fu  freres  monsegneur  Watier, 
mesire  Gilles  dou  Lokeron  7  si  doi  fil,  Jakemes  7  Gilles,  7  Grars  del 
Omoit*)  7  Jehans  ses  freres;  7  fianchierent  7  jurerent  sour  sains  que  pour 
cose  qui  avenue  soit  d'endroit  monsegnewr  Watier  de  le  Plaigne,  ne  pour 
cose  qui   puist  avenir  de  cheaus   ki    en    sen   aiyue    furent,   jamais    ne   s'eii 


1)  Hr.  Et,  ausgeschrieben  und  mit  grossem  Aofangsbuchstaben,  bezeichnend 
für  die  alte  Schreibweise;  vgl.  nachher  Et  si  a  pris, 

2)  Dieser  Name,  zumindest  der  Vorname,  wird  ein  Irrtum  des  Schreibers  sein, 
da  er  oben  unter  den  friedlos  Gemachten  aufgeführt  ist.  Vielleicht  ist  zu  bessern  P. 
de  le  Plague. 

3)  Hb.  takty  Li;  doch  ist  li  clers  attributiv  und  keine  neue  Person;  vgl.  a. 
Nr.  99. 

4)  Es.  delllomoit. 


Zwei  altfranz.  Friedensregister  der  Btadt  Tournai  (1273—1280)  103 

melleront  ne  ne  lor  aideront»  ne  en  oonsel  ne  eu  autre  maniere,  ne  n'en 
voelent  nul  mal  a  cheaus  de  Tomai  ne  as  leur  pour  Foccoison  de  mon- 
9effieur  Watier  ne  de  se  siute. 

621.  Henris  de  le  Val,  Agneaus  ses  fius,  7  Foucars  de  Calone  p-isent   Fol.  54^ 
oe  fouijur^). 

Ce  sunt  eil  ki  ont  fourjuret  Grosset  Paradis  et  cheaus  ki  furent  en  sen 
aiyue  a  tuer  Jehan  de  Wes^  ki  fu  fius^)  Will.  Gaudin;  ce')  fu  fait  Tan 
1274  en  mai:  Jehans  dou  Puch  de  Lers*).  Gillos  de  le  Haie;  Biemars, 
ses  frere.  Bauduins  Sourdeaus;  Symons  ses  frere.  Gillos  dou  Triesc  7  si 
doi  frere.  Watiers  d'Espieregat;  Jehans  ses  fius.  Jehans  de  Bieleval;  Rogiers 
ses  frere,  Jehennes  Froidecuisine ;  7  Jakemins  ses  frere*).  Hiermans  des 
Saus;  Jehans  ses  fius;  si  a  pris  ses  .ij.  üus  sour  lui  ki  sunt  desaagiies, 
Jakemius  7  Colins.  Rogiers  dou  Waut.  Jakemes  des  Saus  pour  lui  7  pour 
ses  enfans  desaagiies,  Jehennes  7  Jakemins.  Bobues  des  Saus  7  si  troi 
frere  Hermans,  Brisces  7  Jehans.  Brisces  Burelure.  Jakemes  de  Wasmes 
7  si  doi  frere,  Jehennes  7  Mikeles.  Jehennes  de  Ricarmes.  Pieres  des  Saus. 
Jehennes  des  Saus.  Gillos  des  Saus  7  [?]  •)  des  Saus.  Jehans  de  le  Jonkiere 
7  si  troi  fil  ErnoulB,  Jehans  7  Colars.  Biernars  de  Furnes  7  ses  fius. 
Pieres  de  Furnes  7  ses  fius.  Jehans,  li  fius  Will,  de  le  Jonkiere.  Li  iiij 
fil  Gillion'')  de  le  Jonkiere.  Li  .v.  fil  Gillioii  Lotin.  Li  doi  fil  Manien 
le  Comette*  d'Evregnies.  Li  fius  Will,  de  Monnes.  Rogiers  Rudeaus. 
Rogiers  li  Fains  7  si   doi   frere,   Jakemes  7  Jehenes.    Jehennes  dou  Puch. 

Ce  sunt  li  despaiesiet  ki  apiertienent  a  Jehan  de  Wes,  ki  fu  fius  Will.     Fol.  55 
Gaudin,  ke  Gosses  Paradis  ocist: 

Jakemes  li  Freres-au-mort.  Jakemes  Mistous;  Bandes  ses  frere.  Gilles 
Poliers.  Libiers  Parens  de  le  Vigne.  Jehans  Fautremie;  Gilles  ses  frere, 
Hue«  d'Escleppes.  Jehans  de  Wes  7  si  fil.  Jehans,  li  fius  Larabiert  de 
Wes.    Gosses  Tiebaus. 

622.  Mesire  Bauduins  Karons  d'Englemaresc  a  rechiut  le  fourjurement 
pour  Colin  d'Aubiertmes.  Si  Tont  fourjuret  Jehans  de  Beaufosset,  Colars  de 
Huieries,  Colins  ses  fius.     Et  si  prist  Colars  de   Huieries  Jehennet   sen  fil 


1)  Solche  Bemerkung  gewöhnlich  am  Schluss  eines  fourjur ;  hier  über  der  Linie, 
also  wohl  nachgetragen. 

2)  Hb.  fu  fu;  vgl.  Fol.  55  oben, 

3)  Ha.  scj  das  man  auch  belassen  könnte. 

4)  Ce  sunt  bis  de  Lers  anf  Rasnr. 

5)  Folgt  Strich  in  der  Ha. 

6)  Ha.  Jehennes  d.  S. 

7)  Anf  Rasur. 


104  Walter  Benary 

sor  lui.    Et  |iue8  de  Fontenoit  Ta  fourjuret  ausi;  7  ?i  a  prig  Jehennet  sen 
frere  sour  lui,  tant  qu'il  Tara  loet^). 

623.  Gilles  Polekiiis  7  Ghievins,  ses  frere,  out  fourjuret  Gillion  Ghie- 
vart  pour  le  mort  dou  fil  Jehan  Malvaisgarchon  que  eil  Gilles  Ghievars  ocist. 

Toi.  55v.  624.  Will,  de  Poukes  7  Pieres,   ses  freres*),    ont   fourjuret  Colart    de 

Poukes'). 

625.  Jehans  de  Moreauporte,  li  carpentiers,  7  Wies,  ses  frere,  out  four- 
juret pd.  pr.  j.  Jehan  de  Lessines  ki  ocist  Alardin  de  Wes;  7  si  ont  pris 
sour  eaus  lor  deus  freres,  Baudet  7  Jakemin.  7  Jehans  li  Gambiers  de 
Maude  ausi*). 

Ce  fourjur  ont  pris  Watiers  li  Sures  de  Wes  7  si  doi  fil. 

626.  ^  Jakemes  Kerions  7  si  doi  frere  ont  fourjuret  Colart  Toriel 
pd.  pr.  j.;  7  ce')  fourjur  a  pris  Hues  dou  Coulombier. 

627.  Ghiselins  de  Piesnes;  Bauduins  de  Piesnes;  Jehans  ses  frere; 
7  Monnes  de  Piesnes,  lor  frere,  ont  fourjures*)  les  enfans  Huelot  le  Pisse- 
nier  7  les  enfans  de  ses  fius'').  Gillion  7  Jehan  7  Grart:  ce  furent  li  fil 
celui  Huelot,  7  li  enfant  de  ces  trois  sunt  fourjuret  des  quatre  premiers 
nomes.  7  Colars  Gherris  7  Jehans,  ses  frere,  7  Jakemes  li  Boucliers  ont 
pris  ce  fourju[r]  pour  le  mort  del  pere  Colart  Gherri  7  Jehan,  sen  frere; 
7  se  prisent  le   fourjur  de  ces  iiij,   de  tant  qu'a   lor  partie  amontoit,   pour 

Fol.  56.     lor  cou//sin  gemiain  ki  fu  mors  avoec  lor  pere.    Ce  fu  fait  en  le  hale  des 
jures  Tan  1276  le  darrain  devenres  de  jenvier. 

628.  L'an  d.  i.  1277  au  quatorsime  jour  d'octembre  par  un  dioes, 
Jehans  Liepus  a  le  Take  en  le  main  Gossuin  de  Maub[r]ai,  provost  par 
assens  d'eswardeurs  en  ceste  besogne*,  7  pd.  pr.  j.  fourjura  Watier  Maughier, 
ki  fu  fius  de  sen  frere,  en  tel  maniere  que  Jehans  Liepus  fiancha  7  jura 
sour  sains,  qu'il  ne  confortera  ne  aidera  Watier  Maughier,  sen  cousin,  de 
lui  ne  dou  sien,  ne  pour  mort  ne  pour  afolure  ne  pour  naverure  ne  pour 
cose  nulle  ki  l'en  aviegne  d'or-en-avant  en  quel  maniere  que  ce  soit,  pour 
Toccoison  de  le  mort  Gillon  Kieville  que  eil  Watiers  ochist 

1)  Diesem  fourjour  geht  ein  fast  wörtlich  übereinstimmender  voran  mit  dem 
Hauptunierschiede  Baudauins  ä'Esplechin  a  rechiut  etc. 

2)  Hs.  fres. 

3)  Das  Ganze  steht  auf  Basur. 

4)  sc.  Va  fourjuret.  —  7  Jehans  bis  auai  auf  Rasur. 

5)  Hs.  de, 

6)  S   Anm.  zu  Nr.  300. 

7)  Die  folg.  Interpunktion  scheint  mir  die  Stelle  verständlicher  zu  machen. 


Zwei  altfranz.  Friedensiegister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  105 

Et  tout  en  tel  maniere  que  Jehans  Liepus  a  fouijuret  par-deseure 
Watier  Maughier,  si  Font  fourjuret  par  foit  fianchie  7  por  sairement  tout 
eil  ki  ci-apries  seront  nomet,  7  chescuns  par  lui:  Jakemes  Moutons;  7  si 
doi  frere,  Jeh.  7  Gosses.  Henris  Pourres  li  peres;  7  si  doi  fil,  Henris 
7  Gilles.  Evrars  a  le  Take  7  Jehans  ses  fius.  Jehans  Sarceaus.  Jehans 
Paiens;  Jakemes  ses  frere.  Theris  de  Falempin;  Therions  ses  fius.  Grossuins 
dou  Mortier;  Jehans  ses  fius.  Jakemes,  ki  fu  fius  Henin  a  le  Take.  Jehans 
Provoe  li  goudaliers.  Jehans  li  Dans;  Jakemes  ses  frere.  Pieres  de  Waudri- 
pont  Jehans  de  Boigies.  Wibiers  de  le  Porte.  Jehans,  li  fius  dame  Mai^g^ot 
Foukette.  Jehans,  li  fius  dame  Katheline  de  Maude.  Jakemes  Makes;  Gillos 
868  frere.  Jeh.,  ki  fu  fius  Biemart  a  le  Take.  Will,  de  le  Porte.  Evrars 
de  Boigies.  Jeh.  dou  Postic.  Watters  de  le  Porte;  Willemes  ses  fius.  Wateies, 
li  fiu8  Watter  de  le  Porte.  //  Gilles  Ballius,  li  goudalters.  Jeh.  li  Vilains.  Fol.  56^. 
Willemes  de  Courtrai.  Mestre  Nicoles  Ostars.  Jakemes  li  Rate.  Jehans 
li  Rate.  Gillos  Cars-de-Vake.  Alous  Calemars.  Gilles  a  le  Take.  Rogiers  de 
Maude;  Mikiu«  ses  frere.  Jak.,  li  fius  dame  Katheline  de  Maude.  Jeh.,  li 
fius  Wibiert  de  le  Porte.  Jakemes  li  Pisseniers.  Henris  Grosse.  Mikiols 
dou  Mortier.  Gillos  7  Jakemes,  fil  segneur  Evrart  Bandes  de  Hierseaus. 
Foukes  de  Ghant.  Jehans  des  Pres.  Alous  au  Dent.  Colars  de  Bouvines. 
J^.  Platous.  Jeh.  au  Dent  Moreaus  dou  Mortier;  Jak.  ses  fius.  Gillos 
MoutoDs.  Babelars.  Jeh.,  li  fius  Gontier  le  Menestrel  ^).  Callaus  dou  Mont. 
Henris  de  Maude.  Jehans  de  Ghant.  Henris,  li  fius  segneur  Evrart  a  le 
Take.    7  li  doi  frere  Callau  dou  Mont. 

Li  &i8  Emoul  Kieville  a  rechiut  ce  fourjour. 

628*.  (Fol.  57.)  ^  Jakemes  de  le  Buirie  a  fourjuret  par  foit  fianchie 
ea  plainne  hale  tous  cheaus  ki  n'avoient  fourjuret  Watier  Maughier^  ki  a  lui 
monterent)  7  que  jamais  ne  se  puet  mesler,  ooi  quMl  aviegne,  pour 
roccoison  de  le  mort  Gillot  Kieville  que  eil  Watiers  ocist.  Cis  fourjurs  fu 
fais  Tan.  m.  oc.  7  Ixxx  el  mois  d'octeT^zbre. 

629.  Jehans  d'Escamaing  de  Fontenoit  a  fourjuret  potir  lui  7  pour  ses 
ii  freres,  Bandet  7  Gillot^  .... 

630.  Jehans  de  Wiele  7  si  doi  frere,  Simons  7  Yvains;  Et  Jehans 
de  Carlet,  si  a  pris  Emoul  sen  frere  sour  lui :  Et  Theris  Dulersart  7  si  doi 
frere,  Gillos  7  Jehenes:  tout  eist  devant  nomet  ont  fourjuret  par  foit  fianchie 
7  par  sairement,  si  que  lois  ensagne,  Jehan  le  Machon  7  Jehennet  Huviele, 
de  le  mort  Theri  le  Leverier  qu'il  ochisent. 


1)  Aus  —er  gebeseert 


106  Walter  Benary 

Li  quels  fourjurs  fu  fais  Tan  d.  i.  ni.  cc.  sessaiite  dis  7  wit  au  tierc 
jor  de  fenerec^)  par  .j.  samedi. 

631.  Wstasses  de  Courtrai,  Pieres  de  Courtrai  7  Willemes  de  Courtrai 
ont  fourjuret  par  foit  fianchie  Jakemiii,  le  fil  Druiel  del  Ausnoit,  pour  le 
mort  Capelain  de  Caleniele.  7  Henries  d'Esplechin  Ta  fourju/ret  ausi  7  que 
Jamals  ne  s'en  m/elleroit*)  coi  qu'il  en  aviegne. 

Fol.  57.  632.  L'aii  d.  i.  1277,    Will.   Castagne  fourjura  Willemet  Roveniel,  le 

fil  de  se  sereur,  pour  le  mort  de  Jakemon  Raimbaut  que  11  aida  a  ochlre. 
7  fiancha  7  jura  Will.  Castagne  en  le  main  Jakemon  Mouton,  provost  de 
le  comugne,  par-devant  les  jures  en  pl.  h.  qu'il  ne  sera  aldans  ne  confortans 
Willemet  devant  dit  de  lui  ne  dou  sien  en  nulle  manlere,  pour  Toccoison  de 
Jakemon  Raimbaut,  coi  qu'il  en  aviegne  a  celul  Willemet. 

'olgt  628a. 

633.  Pieres  Louves,  Colars  Capons,  Evrars  Gautiers  7  Colars  dou 
Moulin  ont  fourjuret  Pieret  Rogaut  de  Helchin  por  le  mort  Colin  Tripette 
quil  ochist.   7  Raouls  de  Hiertaing  rechiut  ce  fourjur. 

634.  ^  L'an  1277  el  mois  d'octewbre,  Hues  11  Saieleres  vint  avoec 
Earon  Maughier  en  le  hale  devant  provos  7  jures  7  couneut^)  boine  pes 
7  loial  a  Theri  de  Falempin  7  as  siens  pour  Toecoison  de  l'avenue  Willemet 
sen  frere.  Et  Babelins  ses  frere  avoit  devant  le  pes  couneute  boine  7  loial 
a  Theri  devant  dit  7  as  siens  powr  l'avenue  de  Willemet  sen  frere;  7  si 
prist  sour  lui  tous  ses  amis  de  dehors  7  de  devens.  Et  hiepus  avoit  ausi 
couneute  boine  pes  7  loial  a  Theri  devant  dit  7  as  siens  pour  le  fait  7  Tavenue 
de  Willemet  Maughier;  7  prist  tous  ses  amis  sour  lui,  au  res  de  Karon  kl 
clers  est. 

634*.  Et  en  le  semalne  devant  le  sainte  Lusse  Tan  1279  fu  il  dit  em 
plaine  hale  par  assens  de  jures  a  Jehan  Lieput  a  le  Take,  a  Jakemon 
Mouton,  a  segncwr  Evrart  a  le  Take,  a  Jehan  Sartiel  7  a  Theri  de  Falempin, 
coi  qu'il  avenist*)  d'ore-en-avant  a  Karon  Maughier,  pour  Toccoison  de  le 
Fol.  67 V.  naverure  qu'il  fist  Copin  de  Falempin  //  d'un  couticl  en  le  tieste  en  traison* 
par  dericre  sour  boine  pais  couneute  em  plaine  halle  pd.  pr.  j.:  ne  11  puet 
jamais  aidler,  coi  qu'il  en  aviegne,  nus  de  sen  ligna[ge],  ains  tiegnent  le  pals 
hien  7  fermement  tout  ensi  cum  eile  est  faite  7  couneute  em  pl.  h.  a  Theri 


1)  Hb.  fenenerec.  —  Das  Datum  ist  falsch-,  der  3.  Juli  78  war  ein  Sonntag. 

2)  /  bis  /  auf  Rasur. 

3)  Sc.  Kar.  Maugh. 

4)  Dsgl.  Nr.  641. 


Zwei  altfnmz.  Friedensregister  der  Stadt  Touniai  (1273—1280)  107 

de  Falempiii  7  as  siens.  7  se  Karons  a  fait  se  mauvaisetet,  si  en  soit  li 
prius  Soor  lui  7  li  aventure. 

635.  Ce  sunt  eil  ki  ont  fourjuret  Jehennet  Loke  7  Jeh.  —  pour  — ^) 
qu*il  ochisent  vilainement  a  Ries.  Et  Jehans  Cavate^),  cui  ante  ce  fu,  a 
rechiut  oe  fourjur. 

Tout  eist  ont  fourjuret  oes  ij  premiers  nomes  par  foit  fianchie:  Theris 
de  Haudion.  Theris  de  Froimont;  7  si  a  pris  sour  lui  Colin  sen  fil,  7  Huet, 
le  fil  se  sereur.  Hennebiers  Stasars  7  Jakemes  se[8]  fius.  Engherrans  7  si 
troi  frere  Pieres,  Gilles  7  Bandes;  Gillos,  li  fius  Baudon,  7  Gillos,  li  fiws 
Pieren.  Gillos  de  Froimont;  Martins  ses  frere;  7  si  troi  fil  Gillos,  Jeb.  7 
Foukes  de  Froimont.  Alars  de  le  Kieme;  Jeh.  ses  frere.  Amourris  de 
Froimont  7  Colins  ses  frere.  Gilles  Angevins;  Pieres  ses  fius.  Bandes  li 
Tellers;  Jehennes  ses  fius;  7  Jehennes  li  fius  se  sereur.  Callaus  deVeson; 
Monnes,  li  fius  sen  frere.  Poles  de  WiUemiel;  Jehennes  ses  fius;  Pieres,  li 
freres  Polet.  Pieres  Paterons.  Jehans  li  — '),  ses  frere;  7  si  prent  ses  fiw« 
sour  lui,  Estievenin,  Mahiu  *),  Colin  7  Jakemin.  Jeh.  dou  Moulin  de  WiUe- 
miel. Jeh.  Loke.  Jeh.  de  Froimont;  Jehennes  ses  fius.  Daneaus  Hurte- 
buef.  Jeh.  Boehars;  Jakemins  ses  frere.  Nicholes  Callaus  7  si  doi  fil, 
Alardins  7  Jehennes. 

636.  L'an  d.  i.   1279  au  chiunquisme  jor  de  feneree  par  .j.  demerkes,    Fol.  58. 
mestre    Ghilebiers  de  Herlebieke    fourjura    par  loi,    pour  lui  7  pour  sen  fil 

quil  prist  sour  lui,  Henriet,  ki  fu  clers  de  Fontenoit,  des  fais  qu'il  fist  a 
Bourion.  7  Jakemes  de  Bourion,  li  naviieres,  a  rechiut  ce  fourjur  de  par 
sen  neveut  que  eil  Henris  navera  a  Bourion. 

637.  ^  Ce  swwt  eil  ki  ont  fourjuret  Estievenon  Triboul  pour  Jehan 
Nivet  (?)  qu'il  ocist:  Colars  Tribous;  si  a  pris  Gillot  sen  fil  sour  lui.  Et 
81  Ta  fourjuret  Jakemins  de  Hauterege.  7  Jehans  del  Estoeoit  a  rechiut  ce 
fourjur;  si  fu  fais  par  loi  Tan   1278  el  niois  de  ghieskerech. 

638.  ^  Jakemes  Liuwere;  Jehans  Hennions;  Jehans  Wisses  deGhieronde;  de  Colin 
Gossuins  de  Bras;  Wati^rs  de  Bras,  ses  frere;  7  si  ont  pris  sour  aus  Gillion        °^^^^ 
lor  frere;    Colins  de  Bauegnies  7  Jehans  de  Bauegnies:   ont   fourjuret   par 

foit  fianchie  7  par  serement  Colin  de  Boives+  7  Paresis  de  Heregnies  7  Colart 

1)  Striche  in  der  Hs. 

2)  Cavate  über  durchgestrich.  Chineite.  Ist  dies  vielleicht  der  Name  der  Er- 
mordeten ? 

3)  Lücke  in  der  Hs. 

4)  Hb.  Jakemin,  darüber  Mahius, 


108  Walter  Benary 

Burbaut  de  Condet+^),  7  que  Jamals  ne  se  pueent  niesler  coi  qu'il  aviegne 
del  cas  pour**)  coi  il  Tont  fourjuret. 

Et  6andrars  de  Herignies  et  Gosseaus  Escouves  ont  rechiut  oe  fourjur; 
si  fu  fais  Tan  m.  cc.  7  Ixxx  el  mois  de  novembre. 

äColail/de  G39.  Ostes  (?)«)  de  Reviel  a  fourjuret  Colart  de  Tumeddes  7  Gontelet 

ie  Fi/got   ^*ß^^  ®^s^  ^'^^  fourjure  par  loi.     7  Grossuins  de  Buri  a  rechiut  oe  fouijur. 

640.  ^  Therions  Walerave*)  7  Jehennes  li  Caa  ont  fourjuret  Will,  de 
Maufait,  clerc.   7  Custelains  li  Ck)uletiers  Ta  rechiut*). 

Fol.  58v.  641.  L'an  d.  i.  1278  le  darrain  jor  de  jenvier  par  .j.  demars,  Henris 

Pourres  li  peres  en  le  maiu  Gillion  Cardevake,  provost  de  le  comugne,  en 
pl.  h.  par-devant  plentet  de  jures,  fourjura  Bauduin  de  Elengies  en  tel 
maniere  qu'il  fiancha  7  jura  ke  jamais  Bauduin  de  Rengies  ne  confortera 
ne  aidera  de  lui  ne  dou  sien  ne  d'armes  ne  de  chevaus  ne  d'autre  cose  dou 
sien  en  nulle  maniere,  ne  pour  afolure  ne  por  mort  ne  pour  cose  nulle  ki 
aviegne  en  quel  maniere  que  ce  seit,  pour  le  naverure  qu'il  fist  a  Ernaut 
de  Dotegnies,  le  carpentier.  Et  tout  en  tel  maniere  Tont  fourjuret  tout  eil 
ki  ci-apries  seront  nomet: 

Henris  Pourres  li  jovenes;  Gilles  ses  frere.  Kamins  •),  li  fius  segiieur 
Evrart  a  le  Take.  Jeh.  Sarteaus.  Jehans  Paiens;  Jakemes  ses  frere.  Jehans 
li  Dans.  Pieres  de  Waudripont.  Theris  de  Falempin;  Therions  ses  fius. 
Jehennes  de  Maude.  Gillos  Makes.  Jehans  Liepu^.  Rogiers  de  Maude; 
Mikiw«  ses  frere.  Gossuins  dou  Mortier;  Jehans  ses  fius.  Kamins^)  a  le 
Take.  Jehans  de  Borgies;  Evrars  ses  frere.  Mikii*«  dou  Mortier;  Evrars 
608  frere.  Henris  dou  Casteler.  Gilles  a  le  Take.  Jeh.  Moutons;  Gosses 
ses  frere. 

641»')  Watievs  de  Holai  fiancha  7  jura  soiu*  sains  en  pl.  h.  pd.  pr- 
j.  7  fist  se  desresne*  qu*il  ne  montoit  nient  a  Bauduin  de  Rengies  7  qu'il 
ne  li  seroit  ne  aidans  ne  confortans  de  lui  ne  dou  sien  enviers  Ernaut  1^ 
Carpentier,  coi  qu'il  avenist  Bauduin,  pour  le  naverure  qu'il  fist  celui  Ernaut.. 


1)  Von  4-  (8-  S-  107  unten)  bis  -|-  am  Rande  zugefugt. 

2)  He.  pouc  coi  (s.  d.  Anm.). 

3)  Hs.  Ostestes, 

4)  Verwischt. 

5)  Sc.  le  fourjur, 

6)  An  Stelle  des  zweimal  genannten  Kamin  a  le  T,  wird    das   eine  Mai  der 
Name  eines  seiner  Brüder  zu  setzen  sein. 

7}  In  der  Hs.  sind  sieben  Zeilen  frei. 


Zwei  altfranz.  FriedensregiBter  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  109 

642.  L'an   1278  le  darrain  jor  de  jenvier  par  ,].  deniars,  Ghiseliiis  de     Fol.  59. 
Piesnes  powr  lui  7  pour  Jakemin    sen   fil  qu'il  prist  sour  lui,   Bauduins  de 
Piesnes,   Jeh.  de  Piesnes,    Monnars  de  Piesnes  7  Mikeles   de  Piesnes   four- 
iuTere[nt]  par  foit  ßanchie  Jehennet  dou  Camp  pour  le  fait  de  le  naverare 

qu^il  fist  Renaudin  de  Blandaing.    7  Renaudius  niismes  en  rechiut  le  fourjur. 

643.  L'an  d.  i.  1278  al  witisme  jor  de  march  par  .3.  demerkes,  Sa- 
varis  11  Gambiers,  Jehans  de  Meur[e]nghien,  Jehennes  ses  fius  [7]  Jehennes 
de  Saint-Amant  ont  fianchiet  7  juret  sour  sains  qus  il  n'aideront  ne  con- 
forteront  d'aus  ne  dou  leur  en  nulle  maniere  Wiet  Fainient  ne  ses  .ij.  freres, 
Jehan  ne  Bauduin,  ne  Pieron  de  Brugelettes  ne  Jehan  Fusiel  ne  Jehan  le 
Boulenghier^  ki  manant  [sunt]  el  four  Lieput;  ne  Jehan  Mourmal,  coi  qu'il 
aviegne  d'eaus,  pour  Toccoison  de  le  niort  Gamant  de  Frasne  qu'il  ocisent 
le  jor  des  cendres  Tan  1278*).  7  li  freres  Gamant,  ki  naveres  i  fu,  a 
rechiut  ce  fourjur.  Et  si  a  eis,  ki  ce  fourjur  rechiut,  greet  7  otriiet  boin 
respit  7  boine  souffrance  de  lui  7  des  siens  a  Jehennet  Fainient  7  a 
Jakemin,  le  fil  Pieron  de  Brugelettes,  de  le  mort  Gamant  sen  frere,  jusques 
a  tant  que  eil  doi  enfant  seront  aagiiet  en  le  veue  des  jures. 

644.  L'an  d.  i.  1279  en  fenerech,  fourjurerent  bien  7  par  loi  ces  per-  Fol.  59v 
sones  ki  ci-apries  seront  noniees  Karon  Maughier^),  cescuns  par  foit  fianchie, 

pour  le  naverure  qu'il  fist  a  Pipelart,  le  neveut  Regier  Warison ;  7  Biertrans 
Warisons  en  rechiut  le  forjur  7  Jehans  li  Rois  en  rechiut  les  seremens  a 
cescun  comtne  provos.  Ce  sunt  li  non  de  ceaus  ki  Karon  Maughier  ont 
fourjuret: 

Jehans  Liepus  7  si  doi  frere,  Waticrs  li  Clers  7  Gilles.  Jakemes 
Moutons;  Gillos  ses  &U8,  Callaus  dou  Mont.  Henris  Pourres  li  p^es; 
Henris  ses  fius.  Gilles  Pourres.  Jeh.  Sarceaus;  Jehans  de  Ghant  ses  fiws^). 
Will,  de  le  Porte;  Waticrs  ses  frere;  Will,  ses  fius.  Campions  de  le  Porte 
7  Wateies  ses  frere.  Wibiers  de  le  Porte;  Jehans  ses  fius.  Gilles  Ballius, 
li  goudaliers;  Jehans  Provos  ses  frere.  Theris  de  Falempin  de  le  Lormerie; 
Therions  ses  fius.  Henris  a  le  Take  de  le  Lormerie;  Jakemes  ses  frere. 
Jakemes  Makes;  Gillos  ses  frere.  Henris  dou  Casteler.  Hennins  de  Maude. 
Jehans  li  Dans;  Jakemes  ses  frere.  Pieres  de  Waudripont.  Sire  Evrars  a 
le  Take  7  si  fil.    Jehans  de  Borgies;  Evrars  ses  frere.    Gossuins  dou  Mortier; 


1)  =  15.  Februar  1279  n.  St.;   der  fourjur   fand  also   3  Wochen   nach  der 
Tat  statt. 

2)  Man  vgl.  Nr.  634  vom  Jahre  1277,  sowie  Nr.  388  und  392,  wonach  er  schon 
früher  verschiedene  Verbrechen  begangen  hatte. 

3)  Oder  soll  es  heissen  \et]  ses  fius? 


110  Walter  Benary 

Jehans  ses  fius  Evrars  dou  Mortier;  Mikius  ses  frere.  Moreaus  dou  Morüer; 
Jehans  ses  fius,  clers. 

Rogiers  de  Maude;  Mikiu«  ses  frere.  Oliviera  de  Hierseaus;  Bauduins 
ses  frere  ^). 

Fol.  60.  645.  L'an  d.  i.  1279  en  le  premiere  semainne  de  novembre,  Herbiers 

11  Machekeliers  en  plainne  hale  en  le  main  Henri  Pourret,  provost  de  le 
comugne,  fourjura  Jehan  le  Neccre  par  foit  fiancbie  tout  ensi  c'on  doit  four- 
jurer  par  loi,  pot/r  le  inort  Jehan  Cabochet,  que  eil  Jehans  11  Neccres 
ocist  ki  freres  est  Herbiert  devant  dit  Et  tout  ensi  ont  fourjuret  Jehan  le 
Neccre  tout  eist  ki  ci-apries  seront  nomet:  Gilles  li  Borgnes,  cle[r]s.  Jehans 
Foubiers.  Pieres  Pauwe.  Colars  Carbeneaus.  Colars  li  Marchans  7  Thu- 
massins  ses  frere.    Et  Rogiers  li  Parkeminiers*  a  rechiut  oe  fourjur. 

646.  ^  L'an  d,  i.  nostre  segnewr  m.  cc.  7  Ixxx.,  en  le  main  Jakemon 
le  Vakier,  provost  de  le  comugne,  el  mois  de  ghieskerech,  fourjurerent  Wen 
7  par  loi  toutes  ces  persones,  ki  ci-apries  seront  nomees,  Babelin  Maughier 
powr  Jehennet  le  Sot  qu'il  ocist,  7  que  jamais^)  ne  s'en  pueent  mesler,  coi 
qu'il  aviegne  pour  Toccoison  de  le  mort  Jehennet  le  Sot.  CJe  sunt  eil  ki 
ont  Babelin  fourjuret  de  par  pere  7  de  par  mere: 

Jakemes  Moutons;  Gillos  ses  &us,  Jehans  Liepus;  Gilles  ses  frere. 
Henris  Pourres;  Gilles  ses  frere.  Jehans  Paiens;  Jakemes  ses  frere.  Henris 
a  le  Take;  Jakemes  ses  frere.  Henris  dou  Casteler.  Jeh.  li  Vilains.  Will, 
de  le  Porte,  li  jovenes.  Therions  de  Falempin.  Henris  de  Maude.  Jehans 
Sarceaus.  Gilles  Cars-de-vake.  Gosses  dou  Mortier.  Evrars  dou  Mortier. 
Mikms  dou  Mortier.  Evrars  de  Borgies.  Jeh.  Provos,  li  goudaliers;  Gilles 
Ballius  ses  frere.  Gilles  Makes.  Jeh.  de  Maude.  Will,  ki  fu  üus  Watier 
de  Cortrai.    Jak.  li  Dans.    Jeh.  dou  Mortier. 

Fol.  60v.  G47.  ^  L'an  d.  i.  m.  cc.  7  Ixxx.,   Gillos  de  Vesenchiel    7  Amaudin* 

ses  frere  fourjurerent  par  loi  en  le  main  Jakemon  Mouton,  provost  de  le 
comugne,  Jehan  de  Vesenchiel,  lor  oncle,  de  le  mort  segneur  Henri  le 
Quatit. 

648.  ^  Le  nuit  Saint  Jehan  Decollasse  par  .j.  mardi  Tan  m.  cc. 
7  quatrevins,   Rogiers  Bulestiers;    Jehans  ses  frere;    Jehans  li  Carliers,  fius 

1)  In  der  Hb.  stehen  die  letzten  4  Namen  für  sich,  auf  neuer  Zeile  beginnend. 
Daraus,  sowie  aus  dem  Umstand,  dass  vorher  der  „clerc''  genannt  ist,  der  gewöhnh'ch 
am  Ende  aufgezahlter  Namen  steht,  darf  man  wohl  schliessen,  dass  sie  entweder 
nachgetragen  sind  oder  eine  besondere  Funktion  ausgeübt  haben. 

2)  Folgt  nu8  in  der  Hs 


Zwei  altfnmz.  FriedeDsregiBter  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  111 

Jehennain  dou  Casteler,  7  Pieres  ses  frere,  en  le  main  Jakemo»  Mouton, 
provost  de  le  comugne,  pd.  pr.  j.  fourjurerent  Gillot  de  Douai,  en  tel  maniere 
que  cescuns  fiancha  7  jura  que  jamais  celui  Gillot  ne  confortera  iie  aidera 
de  lui  ne  dou  sien  ne  d'armes  ne  de  chevaus  ne  en  nulle  autre  maniere, 
eoi  qu'il  aviegne  d'or-en-avant,  potir  le  niort  Jakemon  a  le  Take,  la  eil 
GilloB  fu  a  l'ochire. 

Et  Jehans  Liepus  rechiut  ce  foiujur  des  persones  devant  noinees  7  des 
autres  ki  ci-apries  seront  nomeeB,  si  com???e  de  monsegneur  Jehaii,  priestre 
de  Nechin'),  de  Henri  del  Ortioit,  de  Gillot  sen  fil,  de  Vstasson  de  Courtrai, 
de  Henriet  d'Esplechin. 

649.  Ce  sunt  les   persones   ki  ont  fourjuret  Jehan  de  Builleniont  par    Fol.  61. 
foit  fianehie  7  par  saii*ement   fait  pd.  Jakemon  Mouton,   provost   de  le  co-  ^^jj  /  ^^^[q 
mugne,  7  pd.  jures  que  jamais  ne  li  aideront  ne  conforteront  d^aus  ne  dou 

leur  en  nulle  maniere  d'armes  ne  de  chevaus  ne  de  deniers  ne  d'autre  chose, 
coi  qu'il  aviegne,  pour  Toceoison  de  le  mort  Jakemon  de  Maude  que  eil 
Jehans  oeist 

Tel  sunt  li  nom  de  cheaus  ki  le  fourjur  ont  fait:  Jeh.  de  le  Plague. 
Jakemes  de  le  Vigne;  Pieres  ses  frere.  Biernars  de  Pierone.  Bandes  de  le 
Dardiere.  Phelippes^)  dou  Sauchoit.  Colars  de  Buillemont.  Gillos  de  le 
Dardiere.    Jakemes  Paukes  7  si  doi  frere. 

Thumas  li  Aukerois  7  Mikit«^  Breusars')  ont  rechiut  ce  fourjur.  —  Ce 
fu  fait  l'an  m.  oc.  7  Izxx. 

650.  Simons  de  le  Fontainne  a  fourjuret  Simon  Faniel  en  plainne  hale 
pd.  pr.  j.  par  foit  fianehie,  7  que  jamais  ne  se  mellera  pcmr  cose  ki  aviogiie 
p<nir  FocGoison  de  le  mort  que  Simons  Faneaus  fist  a  Douai  d^un  honie 
qu'il  i  oeist,  xxxv  ans  a.  Cis  fourjurs  fu  fais  Fan  m.  cc.  7  Ixxx  en  decew/bre; 
si  [le]  reciut  Evrars  Musars  de  Douai  7  Gilles  ses  frere. 

651.  ^  Mahius    de    Brusencourt,    li  tainteniers^    7    Sohiers    ses    frere  B,  Fol.  9 
7  Colars  de  dercamp  ont  fianchiet  7  juret  sour  sains  que  jamais  ne  seront 

aidant  ne  confortant  d'eaus  ne  dou  leur  en  nulle  maniere  les  enfans  Jehan 
Biholart  ne  les  proismes  celui  Jehan  Biholai*t  coi  qu'il  aviegne,  poiir  Toccoison 
de  se  mort*. 


1)  Wohl  nicht  Jehan  Priestre. 

2)  Auf  Rasur. 

3)  Ha.  Breusart. 


Anmerkiingeu. 

Fol.  1.  NotreDaroe.  —  Die  folgenden  6  Namen  sind  die  von  Sprengeln. 
Notre  Dame  ist  sonst  die  Bezeichnung  für  die  Kathedrale.  Die  Namen  begegnen, 
in  derselben  Reihenfolge,  im  Reg.  de  la  loi  1279/80  (s.  Annal.  de  la  Soci^t^  histor. 
et  litt,  de  Toumai  9ti7)*).  St.  Brice  s.  zu  348.  DHerbomez,  Hist  des  chfitdains 
de  T.  de  la  maison  de  Mortagne  (=  M^m.  de  la  Soc.  bist,  et  litt,  de  T.  t.  24)  p.  197 
nennt  noch  SU.  Catherine^  St.  Ntcaise  und  Ste.  Marie  Madeleine  (letztere  Kirche 
erst  1285—90  gebaut).  Mit  Ausnahme  von  St.  Pierre,  Ste.  Cather.  und  St.  Nieaitte 
sind  sie  noch  heute  vorhanden. 

par.  —  Ober  die  in  Tournai  im  12.  und  13.  Jahrb.  umlaufenden  Geldsorten 
s.  D'Herbomez  a.  a.  O.  p.  296—99.  Die  im  Text  vorkommenden,  wie  auch  sonst 
fiblichsten  Stücke  sind  fi  =  livre,  livrie;  s.  =  solSf  aous  (die  dialekt  Form  ist  saui)j 

a 

soudee;  d  =  denier;  es  begegnet  femer  die   selten  vorkommende  marc  (100  fMrs 

i 
Nr.  337).  Unterschieden  werden  die  Münzen  als  tourn.  {taumois)  und  par.  (paresis). 

Nr.  1.  en  plaine  hale.  —  Stehende  Redensart  Die  Jude  (Halle)  ist  das  Rat- 
haus der  Stadt  (s.  a.  zu  231).  Die  Formel  bedeutet  demnach  etwa  „in  vollbe- 
setztem Sitzungssaal"  oder  ,,in  feierlicher  Sitzung." 

afolure.  —  Ableitung  vom  Verb,  afoler  (s.  88).  Die  von  Qodefroy  angegebene 
Bedeutung  „blesser  sans  effusion  de  sang"  besteht  nicht  zu  Recht.  Vielmehr  ist 
es  term.  techn.  für  eine  Verwundung,  welche  die  Verstümmelung  eines  Gliedes  be- 
dingt oder  zur  Folge  hat  Die  beim  fourjur  (s.  615,  628  u.  a.)  sich  findende 
Formel  ne  pour  tnart  ne  pour  af.  ne  paur  naverure  zeigt  deutlich  die  Abstufung 
der  drei  Wörter.  —  Vgl.  a.  im  flandrischen  Recht  (rffole(e)ren. 

merchiemens.  —  Pierre  Dubois,  Lee  asseuremetits  au  XIII«  s.  dans  nos  villes 
du  Nord,  führt  p.  129  ausser  dem  vorliegenden  nur  noch  ein  Beispiel  aus  Douai  au 
(aus  Tailliar,  Recueil  d'actes  en  langue  romane  wallone  Nr.  79  bzw.  Espinas,  Nouv- 
Revue  hist  du  droit,  t  23  (1899)  p.  427,  Fussnote  2).     S.  a.  NMonchel  loc.  dt 

provost^.  —  Das  Provostenamt,  eines  der  wichtigsten  der  mittelalterlicheD 
Stadteverwaltung,  wurde  in  T.  jährlich  (13.  Dez.)  von  zwei  Bürgern  aus  den  vor- 
nehmsten Familien  besetzt    Unser  Text  zeigt  folgende  Namen: 

1273/4  Willaume  Castagne  und  Dierin  dou  Pore. 

1274/5  Gillion  Car-de-vake  und  Jehan  le  Roi. 


1)  Die  M^moires  bezw.  Annales  und  Bulletins  dieser  Gesellschaf t  im  folgenden 
abgekürzt  M^m.  (Annal.,  Bull.)  Soc  T. 


Zwei  altfmDz.  Friedensregister  der  Stadt  Tonrnai  (1273—1280)  113 

Der  erstere  mtuas  im  Laufe  des  Januar  sein  Amt  aus  irgend  einem  Grunde 
niedex]gelegt  haben.  (In  Nr.  350,  yom  9.  Jan.  datiert,  wird  er  noch  als  ProTOst 
genannt;  vgl.  dagegen  Nr.  349).  An  seine  Stelle  trat  Lotart  Qargate  (s.  a.  Nr.  131, 
yom  Februar  datiert). 

1275/6  Jakemon  Mouton  und  Jehan  d'Orke. 

1276/7  Watier  de  Havinee  und  Henri  Pourret  der  Jung. 

1277/8  Willaume  Gastagne  und  Jakemon  Mouton. 

1278/9  Gillion  Car-de-yake  und  Henri  Pourret  der  Jung. 

1279/80*)  Jakemon  Mouton  und  Jakemon  le  Vakier. 

2.  souffrance.  —  Siehe Dubois  undN^donchel  a.a.O.  Die  in  voriiegenden 
B^iatem  Yorkommenden  Fälle  scheinen  mir  nicht  unwichtig  zur  Erhellung  der 
feinen  Unterschiede  der  Friedensschlüsse.  Es  steht  mir  nicht  an,  mich  darüber  zu 
yerbieiten.  Hinweisen  möchte  ich  nur  darauf,  dass  es  wohl  nicht  absolut  gültig  ist, 
daas  eine  souffr,  von  kürzerer  Dauer  sei  als  eine  triue,  dass  jedenfalls  darin  kein 
unterscheidendes  Merkmal  zu  sehen  ist.  Bezüglich  der  Auffassung  s.  z.  B.  M^m. 
Soc.  T.  17,M  und  17,tt  c'est  a.  et  amors  que  Bauduins  fait  a  Jehan,  Was  den 
Bruch  dner  a,  anbetrifft,  so  wird  wohl  dasselbe  gegolten  haben,  was  wir  z.  B.  in  der 
Keure  von  Dixmude  finden:  quiconque  brtaera  trieueSf  paia  au  aouffrancea,  il  aera 
pugni  comme  de  murdre  (Recueil  des  anc.  coutum.  p.  p.  G.  van  Severen  IIsm).  In 
den  Beg.  de  la  loi  begegnete  mir  leider  keine  a,  noch  Beziehung  auf  eine  solche. 

fenerech.  —  Dies  Wort  tritt  im  13.  Jahrb.,  besonders  häufig  in  der  zweiten 
Hälfte,  im  Nordosten  auf,  um  mit  dem  14.  Jahrh.  wieder  zu  verschwinden ;  daneben 
JMl(l)e,  jullet.  Dieselbe  Wurzel  zeigt  das  anscheinend  weiter  südöstlich  übliche 
fenoL  —  Arg  missverst-anden  ist  es  von  Doutrepont,  Notes  de  dialectologie  toumais. 
(Zb.  f.  frz.  Spr.  u.  Litt  22,  p.  75  §  20). 

3.  et  le  jour  tout  —  Nicht  wie  NMonchel  a.  a.  O.  übersetzt  „le  lende- 
main'S  sondern  einfach  „den  ganzen  Tag."  Die  gewöhnliche  Formel  ist  et  le  jour 
toutejour.  Diese  ist  dialektisch  (Nordosten)  und  entspricht  einem  tout  le  jour 
(vgl.  touajoura  =  toua  lea  jours),  Tobler,  Zs.  f.  rom.  Phil.  2,«u  erklärt  es  als  *totum 
ad  diumum.  Ich  neige  eher  zu  der  Annahme,  in  der  formelhaften  Wendung  eine 
Anlehnung  an  das  im  afrz.  sehr  gebräuchliche  toute  voie  zu  sehen  (eher  als  an 
Umte  nuft), 

3*.  ghieskerech.  —  Ähnlich  wie  fenerech  durch  juiUet,  wird  es  mit  dem 
14.  Jahih.  gänzlich  durch  das  bis  dahin  seltnere,  gemeinfranz.  juin  (juing,  jun) 
verdzängt    Letztere  Form  zeigt  Nr.  24. 

4.  anemi  de  le  ville.  —  Vgl.  Nr.  9  au  res  que  as  anemis  de  le  v.  Dies 
ist  nur  eine  andere  Ausdrucksweise  für  die  Formel  au  res  de  celui  qui  le  navera  (8), 
qui  le  fait  fiat  (173  u.  a.)  u.  dgl.  Es  zeigt  an,  dass  der  hier  ungenannte  Täter 
ans  der  Stadt  gejagt  war  {cachiet  a  ckke  s.  die  Beg.  de  la  loi),*)  d.  h.  exlex, 
fiiedloa.  wettelos,  hors  de  loi  war.  Vgl.  dazu  die  Urkunde  Ph.  Augusts  von  1188,  Art.  6. 

1)  Die  Prov.  des  folgenden  Jahres  waren  Willaume  Castagne  und  Jehan  d'Orke. 

2)  Z.  B.  AnnaL  Soc  T.  9wi  .  .  .  caeha  toute  li  eomugne  de  T.,  a  armea  et  a 
hanieres  deapUniea  et  a  couvreturea  avdUea  et  a  cloke  et  a  wigneron  sonant, 
fumsegneur  GtUion  d'Aniaing,  ehevtäier,  au  Fraanoit  a  ae  maison,  —  ibd.  p.  374 
Betreten  der  Stadt  mit  10  U  bestraft. 

Bomaiitoeh«  Fonehnngen  XXV.  8 


114  Walter  Benary 

10.  de  1  e  Bare.  —  Moderne  Namen  wie  Beimotte,  Ddcourt-Detoasme  (Totmiai), 
Delhaize^  Delrtie,  Delvau,  ÄUaeke  erklären  sich  als  Kontraktionen  yon  de  le  motu 
etc.  und  weisen  daher,  sofern  sie  nicht  in  derG^egend  selbst  yorkommen,  auf  nord- 
östlichen Ursprung  hin.  (le  dlaL  =  la),  Sie  treten  ungefähr  mit  dem  16.  JahrL 
auf,  um  allmählich  immer  häufiger  zu  werden.  Die  unkontrahierten  sind  noch  in 
kleiner  Minderzahl  anzutreffen. 

anrenuef.  —  Wörtlich  =  Neujahr.  Der  zweite  Bestandteil  ist  nach  Scheler, 
Trouy^res  Beiges  I  p.  339  Verbalsubst.  zu  renover. 

est^.  ~  Ausblutendes  t  ist  in  der  Schreibung  meist  gewahrt  (ein  dialektischer 
Zug).  Sonstige  Ausnahmen  sind  noch  provoate  2, 19  u.  a.  (-et  194, 306)  cogte  51, 
asseurS  177,  pUnti  231,  seurte  311.  Solche  vereinzelte  Fälle  konmien  schon  in 
froheren  Texten  yor  (s.  z.  B.  d'Herbomez  M^m.  Soc.  T.  17  Nr.  Xus,  XIIIi)  o. 
mehren  sich  im  folgenden  Jahrh.  —  Mit  zu  erwähnen  ist  hier  auch  rechiu  51^.  — 
S.  a.  zu  30. 

12.  respit  —  Zu  diesem  nicht  allzu  häufig  vorkommenden  Hil&mittel  bei 
der  Beilegung  von  Familienfehden  —  es  ist  nichts  anderes  als  eine  provisorische 
triue  —  s.  Dubois  a.  a.  O.,  N^onchel  a.  a.  O.,  Espinas  a.  a.  O.  Nr.  23  (1271). 
—  Ein  Bruch  des  respit  wurde  ebenso  mit  dem  Tode  bestraft  wie  ein  Friedens- 
bruch.  S.  z.  B.  Annal.  Soc  T.  9s4s  (ein  r.  von  nur  Stägiger  Gültigkeit  wird  ge- 
brochen; Strafe  dauernde  Verbannung)*);  M^m.  Soc.  T.  9m  (1333);  ibd.  pp.  97, 
195,  273. 

eis,  ebenso  noch  82,  374,  643,  ist  der  Nodl  zum  ObL  cistf  wie  er  dch  als 
Nom.  PI.  26  ff  8,  85, 99,  348, 418, 635, 645  findet.  Gebräuchlicher  ist  das  Pron.  ea  28, 
66,  83  u.  a.  Daneben  begegnet  schliesslich  cius  63^  das  auf  ein  zum  ObL  cü 
durch  Anhängung  des  Flexions  -s  gebildetes  cils  zurückgeht 

121).  eswardere.  —  Hiemach  hatten  die  eawardeur  die  Funktion,  die  Friedens- 
verträge „vorzubringen".  (Man  beachte  das  blosse  esw,,  ohne  Artikel).  Von  den 
Nr.  26«  und  61  genannten  vermute  ich,  dass  sie  gleichfalls  dies  Amt  bekleideten. 
Die  übrigen  Fälle  (s.  Voc.)  weisen  darauf  hin.  Überhaupt  nehmen  die  eaw.  wohl 
eine  ähnliche  Stellung  ein,  wie  die  „paiseurs",  die  wir  in  vielen  Städten  des  Nordens, 
Lille,  St.  Omer  u.  a.  finden,  teilweise,  z.  B.  in  Douai,  an  deren  Stelle  und  mehrfach 
als  eswardeur  des  pais  bezeichnet.  Dass  wir  es  hier  mit  den  eswardeur  (oder  tau- 
lieur)  €u  drois  de  le  comugne  zu  tun  haben  (s.  Annal.  Soc.  T.  9us,  ibd.  p.  282,  294) 
möchte  ich  bezweifeln.  —  Die  G^esamtzahl  der  esto,  für  diese  Zeit  betrug  30.  Eine 
frühe  Erwähnung  (inspectores  et  trecenti  Tomacenses)  bei  Wauters,  libert^  com- 
munales  p.  100  (CartuL  de  TEvöchö  de  T.,  Arch.  Brux.  Nr.  76  von  1227).  a  a. 
die  Urkunde  Phil.  Augusts  von  1188,  Art  27  und  31.  —  S.  a.  zu  131. 

ossi.  —  Die  Schreibung  o  für  au  zeigt  nur  noch  otele  181;  doch  ist  sie  in 
andern  Hss.  jener,  auch  schon  früherer,  Zeit  und  Gegend  häufig. 

14.  Watelais.  —  VgL  Wateies  312  u.  a.  Die  Schreibung  at  begegnet  sonst 
noch  —  abgesehen  von  Verbindung  mit  Nasal  —  in  Postelait  204,  Poulais  572, 
espais  323,   (neben   -es  ibd.),  frais  167,   saisime  339  u.  a.   (neben  sesime  460). 


1)  Diese  trat  ein,  im  Falle  man  des  Täters  nicht  habhaft  wurde. 


Zwei  altfranz.  Friedensregwter  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  115 

Umgekehrt  steht  e  statt  ai  in  fet  38,  let  605,  mes  21,  142,  sousmere  336,  pea, 
mestre  (beides  häufig),  ei,  auch  anderweitig  belegt,  finden  wir  in  feite  380,  583, 
Brunfeü  614. 

17.  a  triues  donnetWatier  M.  —  Die  Verwendung  des  einfachen  Obliquus 
ohne  a  in  dativischer  Bedeutung  (seltener  als  in  genetivischer,  aber  gleichfalls  häufig 
im  afrz.),  zeigen  ebenso  Nr.  26,  36^  58  u.  a.  Beachtenswert  ist  das  folgende  aus 
et  ies  leur,  das  ebenfalls  dativisch  aufzufassen  ist;  dsgl.  8,  26%  58,  314,  316  (qu*ü 
portoit  boine  pais  .  .  .  G.  Maiole  et  lea  siens), 

19.  Eine  merkwürdige  Umformung  des  sonderbaren,  übrigens  noch  heute  im 
Nordosten  vorkommenden,  Namens  Cardevake  fand  ich  im  Recueil  des  anciennes 
coutomes  de  la  Belgique  (p.  p.  Gilliodts  van  Severen)  V  p.  273:  Qui  alteriua 
trabcnes  (Yaiiante  turbones)  deducit  cum  Kardewaghen  aperte  sive  clatn  .  .  . 

21.  meismes  mit  adverbialem  a  wie  premiera  2  u.  a.,  sea  cora  propres  296. 

se  statt  si  ist  häufig  anzutreffen:  se  fu  donnee  83;  se  fu  ceste  pais  faite  386; 
ae  li  doit  rendre  448  u.  a.;  et  se  pierdi  337;  et  se  doivent  346;  et  se  li  doit  rendre 
407  11.  a.  m. 

griement.  —  ^rle  ist  entstanden  aus  griee  wie  lie  ans  liee,  fianehie  u.dgl.') 
Diese  Form  ist  eine  Anbildung  zu  grie,  das  seinerseits  eine  Abstraktion  zum  Nom. 
griis  (*grevis  =  lat  gravis)  anstelle  von  grief  (*grevein)  darstellt.  Grie  findet  sich 
bei  Scheier,  Gteste  de  Li^ge,  der  es  verkannt  hat;  grieement  bei  Espinas  a.  a.  O. 
p.  464  (Dooai,  Ban  g^n^r.  snr  les  paix  §  2). 

l'estohi  d'un  espoit  kann  hier  nur  heissen:  er  stiess  nach  ihm  mit  einem 
Spiess  (vgl.  Nr.  467  und  Annal.  Soc.  T.  9  sto  lancha  un  vallet  d'un  espoit  el  cors). 
Das  Wort  fehlt  bei  God.  s.  v.  estuier  in  dieser  Bedeutung.  Hängt  es  zusammen  mit 
mndL  atoten  „feindlich  anfallen"  (Oudemans,  Bijdrage;  s.  a.  Diefenbach-Wülcker, 
Wb.)  und  dann  mit  as.  stötan,  ahd.  stözan'f  Hat  es  sich  aus  der  Bedeutung  „das 
Schwert  in  die  Scheide  stecken,  .  . .  stossen**  (das  geschieht  mit  starkem  Ruck)  ent- 
wickelt oder  ist  vielleicht  besser  in  der  umgekehrten  Entwicklung  (stossen  in  spezieller 
Bedeutung  vom  Schwert  gesagt)  der  bislang  nicht  recht  aufgeklärte  Ursprung  von 
eat<n(i)er,  estuier,  woneben  estoer,  estouerj  und  dem  Vblsbst.  etui  herzuleiten?  Mög- 
lich ist  auch  eine  Kontamination  von  „stossen"  mit  ndd.  stükan  (nhd.  stauchen), 
das  g^ichfalls  in  spezieller  Bedeutung  aufgenommen  sein  könnte*,  vgl.  Diez,  Et. 
Wb.  u.  dazu  Koerting  Wb.,  sowie  Kluge. 

ne  sanc  ne  plaie.  —  Es  wurden  sehr  feine  Unterschiede  bezüglich  der  Art 
der  Verwundung  gemacht,  nicht  blos  die  Schwere  der  Verletzung  betreffend,  die 
KöipeiBtelle  oder  die  Anzahl  der  geführten  Hiebe,  Stiche  u.  dgl.  (vgl.  ob.  deus 
eos  ou  trois),  sondern  auch  die  Art  und  Weise  wie  sie  beigebracht  wurde.  Die 
Strafen  waren  dementsprechend  verschieden.  —  S.  auch  325  zu  nuitantre. 

se  pere.  ~  se  steht  dialektisch  für  sen.  Ebenso  se  frere  30,  346,  404  u.  a. ; 
aefiüastre  398;   ae  mie  296;  se  compagnon  303;  se  costet  54;  se  despens  323;  se 


1)  Selbst  in  neuster  Zeit  findet  man  statt  dessen  meist  —  ii  gedruckt,  so  bei 
d'Herbomez  und  Verriest  in  den  M6m.  bezw.  Annal.  Soc.  T. 

8* 


116  Walter  Benary 

pelerinage  301,  320,  329,  437;  se  revenir  586.  —  Schelers  (zu  GilL  le  Muisit)  auf- 
geworfene Frage,  ob  es  sich  nicht  um  blosse  Flüchtigkeit  des  SchreiberB  handelt,  erwähne 
ich  hier  nur,  um  sie  zu  yemeinen  ^).   Doutrepont  a.  a.  O.  erwähnt  nichts  dergldcheii. 

f  ianchie  (-ie,  nicht  ie,  s.  ob.).  Das  Wort  ist  synonym  mit  jurer.  Der,  welcher 
eine  triue  durch  einen  Eid  bekräftigt  (en  le  main  dou  provost  383  u.  a.,  s.  besonders 
299  en  le  main  S.  V.  ki  garde  estoit)  war  in  vollem  Masse  für  diese  yerantwortlich. 
S.  a.  die  Charte  de  la  triuioe  für  Valendennes  Yon  1275  (in  Faider,  Goutom.  da 
Hainaut  UI  363/6):  ehil  qui  le  triutoe  aroit  fianchie,  pierderoit  33  Ü  ^'^  n'awit 
estet  au  fait,  et  s'il  avoit  estet  au  faity  il  seroit  tenus  pour  mourdreur. 

Saint  Jehan  Baptiste.  —  Die  Qültigkeit  dieser  tritie  erslaieckt  dcfa  von 
Anfang  Mai  bis  St.  Jeh.  Bapt.  (24.  Juni),  also  auf  ca.  7  Wochen.  Von  ähnlich 
kurzer  Dauer  sind  Nr.  43  (Mai  —  Jeh.  Bapt.),  56  (dsgl.),  58  (dsgl.),  59  (dsgL),  95 
(Not.  —  Neujahr).  Dagegen  wird  in  Nr.  29  die  Gültigkeit  gleich  bis  Neujahr 
festgesetzt;  sie  ist  drei  Tage  yor  Jeh.  Bapt,  einem  der  Haupttermine,  zustande 
gekommen.  Ähnlich  yielleicht  in  Nr.  24,  wo  jedoch  ebensogut  der  24.  Juni  schon 
überschritten  sein  kann.  —  Vgl.  dazu  das  zu  Nr.  2  Angemerkte. 

G.  li  Sayages.  —  Eine  Ergänzung  zu  diesem  besonders  markanten  Bdspiel 
einer  Famüienfehde  bieten  wieder  die  Beg.  de  la  loi').  (s.  Annal.  Soc.  T.  9  tu): 
G.  li  Sauvages  banis  a  toußjours  come  tnordrere,  pour  chou  qu*ü  fu  en  le  fwtit 
et  en  Vaiyue  de  Jakemes  [L  -mon]  de  Eongi  et  de  Jakeman  Wisse,  clers,  ki  navrerenU 
Mikiel  dou  Mortier  et  nus  ne  se  pooit  meUer  de  bataille  ne  de  meslie  devens  40 
jors  que  li  fais  [erg.  aroit  esti  fais],  fors  gue  celui  ki  le  fait  aroitfait  (NB.  die 
„quarantaine  le  roi",  Ludwigs  des  Heil.).  —  Derselbe  G,  li  S.  wurde  später  trainnis 
et  pendus  (s.  ibd.  p.  335). 

21a.  kieyetaine&  —  Das  Wort,  yon  kief  (dial.  =  cA«/)  abgeleitet,  bezeichneC> 
im  allgemeinen  ein  Oberhaupt,  einen  Herren,  dann  im  besonderen  die  beiden  „Ober*— 
haupter''  der  Sippe  d.  h.  die  nächsten  Verwandten  yäterlicher-  und  mütterlicher^ — 
seits,  welche  an  der  Spitze  des  Familienkrieges  stehen  (les  plus  prochains  paren^^ 
de  Vune  partie  et  de  Vautre  in  Nr.  21).  Weiteres  zeigen  die  Stellen.  Die  Er— - 
klärung  yon  Wodon,  Le  droit  de  yengeance  dans  le  comt^  du  Hainaut,  als  ,4e  mäle^ 
le  plus  proche  du  c6t^  paternel"  trifft  hier  nicht  zu.  —  Neben  diesem  Wort  be — 
gegnen  wir  dem  Stammwort  in  Nr.  63«,  ygL  Liyze  Boisin  p.  104:  quant  li  doi  kief^ 
sont  hourgois  de  eheste  ville  ou  manant ;  Espinas,  Nouyelle  reyue  etc.  19  und  26 
kies  de  U  /aide» 

23.  no  coukant  et  no  leyant  ~  Ursprünglich  auf  die  Sonne  bezogen: 
„Tag  und  NachfS  so  Chartes  d'Aire  (Bibl.  de  l'Ec.  de  Gh.  36)  Nr.  29iti  et  ü 
estoient  c,  et  l.  dessous   le  comte;  dann   übertragen  auf  den  Dorfbewohner,   den 


1)  Verkannt  hat  diese  Form  auch  Jungbluth,  Cisterdens. -Regel  (Flines?), 
8.  Bom.  Forsch.  Xca. 

2)  Die  endlich  erfolgte  Herausgabe  der  3  Begister  des  13.  Jahrh.  ist  sehr 
yerdienstlich  und  kam  mir  sehr  gelegen.  Abgesehen  yon  yerhältnismässig  wenigen 
Druck-  und  Lesefehlem  (häufig  falsche  Akzente  wie  in  enf^s,  Estieyen^)  und  einigen 
gröberen  Irrtümern  (s.  a.  ob.  fianehie  und  zu  641»)  ist  sie  gut  geraten.  Vermiast 
habe  ich  jedoch  ein  Sachyerzeichnis. 


Zwei  altfranz.  FriedensregiBter  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  117 

Ijandmann.  Es  ist  synonym  zn  manant  and  bedeutet  in  allgemeinem  Sinne  „Nicht- 
bürgei''.  S.  Annal.  8oc  T.  9ui  ki  en  le  citei  fast  manans  ne  cai/^ans  ne  levana; 
ferner  Bec.  des  anc  coutomes  de  la  Belg.  11  p.  17;  Faider,  Gout.  du  Hain.  I» ;  sowie 
Ordonn.  des  rois  de  Fr.  XI  wt  (1289/90):  sour  ee  que  noua  [Guy  de  Flandre] 
disiemes  que  a  noua  apiertenoit  toute  U  justice  des  hourgois  et  des  coulkans  et 
des  levans  de  Ttmmaif  ki  tnesfasoient  en  no  tiere  .  .  . 
no  „mtaen*'  d.  h.  die  der  Stadt  T.  angehörenden. 

26.  disietisme.  —  Die  dem  nfr.  -ieme  entsprechende  Endung  -isme,  -ime 
zeigt  die  Hs.  bei  den  Ordinalzahlen  von  5  aufwärts  (andere  Texte  wie  Greg.  Dial. 
haben  auch  einfaches  deusime):  chiunguistne  99  u.  a.^);  sisisme  308;  sisime  113, 
245  u.  a.;  sissime  482*;  {sistne  100,  sime  360);  sietistne  343  u.  a.;  witistne  320 
u.  a.;  nuevisme  457;  noevime  350;  diaime  350;  unsime  352;  dousime  321  u.  a.; 
guatorsime  202,  412,  431;  guinsime  354;  saisime  339,  340,  411,  423;  sesime  460; 
dissietisme  463;  dise  et  nuefvisme  159;  vintisme  310;  vint  et  unime  341;  v,  et 
deusime  322,  394;  v.  et  troisime  439;  v.  et  quatrisme  311,  386;  -ime  363; 
v.  et  Munquisme  313;  v.  et  sisime  53;  v.  et  sietisme  542. 

26*.  par  priiere  de  preudomes.  —  Es  ist  möglich,  dass  damit  die  es- 
wardeur  gemeint  sind,  da  mit  diesem  Wort  des  öfteren  Amtspersonen  bezeichnet 
werden  (z.  B.  Annal.  Soc.  T.  9  sss  pr.  ki  estoient  el  eervice  de  le  ville  serementet; 
ibd.  5  IM  amender  le  doit  .  .  .  par  dit  de  preudomes  dou  mestier) ;  doch  kann  das 
VTort  auch  einfach  „ehrenwerte  Männer*'  bedeuten.  -—  Sowohl  dieses  Zusatzes  halber 
als  auch  wegen  des  kürzeren  Termins  von  26^  möchte  ich  diese  dem  Jeh,  Miölet 
gewahrte  Sonder-^rme  einer  scuffranee  gleich  erachten. 

27  le  caboteur.  —  God.  Compl.  gibt  ein  Beispiel  aus  Douai  1542;  es  ist  zu 
dem  bei  Scheler  Dict  zu  findenden  cahoter  (terme  maritime)  und  eabotage  zu 
stellen  und  bedeutet  (s.  Sachs)  „Küstenfahrer'*.  (Mann  und  Schiff  —  die  erstere 
Bedeatong  fehlt  bei  Qod.). 

27«  a  ceste  triue  prendre.  —  Ähnlich  furent  a  sen  frere  ochire  36,  51; 
a  eeste  siurtet  faire  111;  a  ces  coses  dire  320;  dette  de  Vamende  faire  295  u.  a. 

28  reut  le  ville.  —  Der  jpip. Ptpelart  muss  entweder  nur  auf  2ieit  verbannt 
^weeen  sein  oder  zu  einer  Pilgerfahrt  verurteilt,  nach  deren  Ausfuhrung  er  die 
Stadt  wieder  betreten  durfte,  vgl.  Nr.  345.  Übrigens  war  er  kein  Bürger,  wie  der 
Schluss  der  Nummer  zeigt.  Er  wurde  selbst  1279  schwer  verwundet  (s.  Nr.  644). 
—  Die  Stadt  zu  betreten  war  solchem  Verbannten  bei  Todesstrafe  verboten  und  nur 
nach  Erteilung  von  Amnestie  gestattet.  Dass  solche  aber  oft  recht  beschrankt  war, 
xeigt  die  bei  Gelegenheit  ihrer  joyeuse  enir6e  von  Marie  de  Mortagne  1290  erteilte 
(M^m.  Soc.  T.  24,  ist):  si  rendi  le  vilU  a  toua  les  baniSy  fors  pour  mort  de  home^ 
u  pour  afolure,  u  pour  arsin,  u  pour  femme  enforete    (d'Herbomez  druckt  hier 


1)  ui  statt  tu,  das  ich  mehrfach  gedruckt  finde,  das  auch  Doutrepont  a.  a.  O. 
p.  74  verzeichnet,  allerdings  mit  viel  Beserve  und  einem  stillen  Fragezeichen,  halte 
idi  für  ein  Unding,  sofern  nicht  Schreiberiaune  oder  falsche  Lesung  in  Frage 
kommt. 


118  Walter  Benary 

wie  sonst  ie)  u  ravie  u  emmenee  a  farce^  u  paar  triue  u  paur  respit  u  pour  seurte 
briste  et  maietnent  pour  le  triue  le  rai  des  XL  jours,  u  pour  pais,  faite  par 
preudommes,  briste,  u  pour  reube  en  kemin,  S.  a.  Annal.  8oc.  T.  9  tu  .  .  .  se 
archeveskes  u  veskes  u  autres  segnerages  lor  rendoit  la  [lies  le]  tnüe;  ibd.  p.  345 
.  .  .  banit  a  tousjours  .  .  .  sans  rapiel,  se  ce  n*est  par  le  commant  le  roi.  Zu 
erwähnen  ist  hier  auch  der  Erlass  Ludwigs  IX.  yon  Frankr.  vom  Dezember  1267, 
welcher  verbietet,  dass  ein  Mörder  villam  recuperat  pro  quatuor  libris  parisiensibus 
(Toumai,  livre  de  cuir  rouge;  Collect  Moreau,  Paris,  Bibl.  Nat  525,  iit;  id.  Bruz. 
Archiyes) '). 

Das  Gegenteil  von  ravoir  la  v.  ist  perdre  la  r.,  vgl.  perdre  la  commune  337. 

viunt.  —  Dsgl.  336,  337.  Ebenso  couviunt  611,  tiunt  300,  tiunrent  99. 
—  Daneben  finden  sich  die  gemeinfranz.  Formen  vint  300,  337,  338,  revint  336, 
vinrent  366. 

parle  hale  bedeutet  auf  Grund  eines  Beschlusses  der  Versammlung  (F)ro> 
vost,  Geschwor,  etc.)    VgL  die  Redensart  par  assens  de  (provos  et)  juris. 

30.  rechiute;  ebenso  51;  couneute  411.  Inlautendes  t  zwischen  Vokalen  ist 
im  Norden,  Nordosten  und  Osten  in  einigen  Partizipialformen  erhalten.   8.  a.  zu  10. 

37  le  Wandele.  —  God.  hat  toandelard  =  pülard,  voleur  (2 Beispiele).  Grand- 
gagne,  Dict.  ^tym.  de  la  langue  wallone,  gibt  an:  wandeler  (errer,  roder,  flaner). 
Du  flam.  wandelen.  —  Das  Incorrecte  dieser  Etymologie  und  den  Ursprung  der 
Worte  erhellt  eine  Stelle  aus  einer  von  Beiffenberg  in  der  Einleitung  zu  PhiL 
Mouskets  Chronik  p.  CCV  angeführten  chronique  anonyme  en  vers: 

Apres  sera  dit  en  commun 

Coment  li  Wandele,  Got,  Hun 

France  pelfirent  [lies:  pestrirent]  et  gasterent. 

Den  Namen  der  Vandalen  finden  wir  bei  Langlois,  table  des  noms  pro- 
pres etc.,  kontrahiert  als  Vandre,   Vendre,   Wandre  in  Epen  östlichen  Ursprungs. 

39  anrenuef.  —  Diese  Nummer  wäre  der  einzige  authentische  Fall  für  eine 
auf  ein  volles  Jahr  gegebene  triue.  Sollte  jedoch  nicht  ein  Versehen  des  Sdueibers 
vorliegen  und  statt  anr.  als  Termin  vielmehr  St.  Jeh.  Bapt.  einzusetzen  sein,  wie  dies 
in  den  folgenden  Nummern  steht? 

li  jovenes.  —  Das  Wort  ist  auf  der  ersten  Silbe  zu  betonen  (gar  oft  findet 
man  es  fälschlich  jovhnes  gedruckt).  In  Dichtungen  wird  es  zweisilbig  gebraucht 
wie  angele,  virgene.  Vgl.  ob.  Wandele,  auch  Estievene  u.  a.  Später  wird  es 
kontrahiert  zu  Jone. 

de  comandise.  —  provos  de  c.  hiess  der  Obmann  der  Geschwc»«nen. 
Dieser  ist  nicht  zu  verwechseln  mit  den  beiden  für  die  Dauer  von  einem  Jahr  ständig 
das  Provostenamt  (de  le  comugne)  bekleidenden  Männern,  welche  die  Sitzungen  in 
erster  Linie  leiteten.  Dies  zeigen  deutlich  Nr.  109  u.  149.  Allerdings  scheinen 
häufig  dieselben  dazu  herangezogen  worden  zu  sein.  Genannt  werden  1273/74  Jeh. 
au  Fölc  (109, 111,  119,  344),  Gill.  Cardevake  (344),  Bog.  Warison*)  (111);  1274/75 

1)  Ausgenommen  von  diesem  Verbot  blieb  der  Mörder  eines  clere;  dieser  Best 
des  ehemal.  Privilegiums  wurde  erst  1312  durch  Phil,  le  Bei  aufgehobea 

2)  M>^  le  Comte  du  Chastel  schliesst  (Annal.  Soc.  3i«i)  aus  dieser  Stelle  irr- 
tümlich auf  die  Provostenschaft  des  R,  TT.,  noch  dazu  für  das  Jahr  73. 


Zwei  alttranz.  FriedensregiBter  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  119 

Jth.  de  BourghieU  (147);  1275/76  Goas.  de  Maubrai  (U9,  151);  1276/77  Qose.  de 
Maubrai  (219,  628  b.  u.)>  Jak,  le  Vakier  219.  —  Zwei  werden  gleichzeitig  genannt 
219,  344;  anch  111  ist  so  anfwifassen.  Man  vgl.  a.  628:  provost  par  aeaena  d'es- 
wardeura  (NB)  en  ceste  heeogne,  demzufolge  Goas,  de  Maubrat  (1277)  ad  hoc  zum 
pr,,  also  doch  wohl  pr,  de  comandiae,  ernannt  ist 

51.  les  sauYages.  —  Das  Wort  bedeutet  nach  Godefroj  „6tranger<^  Es 
wurde  eich  also  um  Fremde  handeln,  welche  bei  der  Ermordung  des  Cap.  de  Cal, 
in-  oder  ausserhalb  Tournai  beteiligt  waren  oder  um  die  Verwandten  eines  solchen, 
nämlich  des  Jeh,  Flöhet  mütterlicherseits.  Man  vgl.  Nr.  631,  worin  gegen  den  auch 
hier  genannten  Jakemirif  Sohn  des  Dr.  del  Äuanoit,  ein  foufjur  erlassen  wird  und 
zwar,  wie  es  scheint,  von  Leuten  aus  Courtrai  und  Eaplechin.  —  Eine  andere,  mir 
jedoch  nicht  wahrscheinliche,  Auffassung  wäre  die,  Ua  Sauvagea  zu  lesen  d.  h.  darin 
eine  Familie  oder  einen  Familienzweig  dieses  Namens  zu  sehen,  wozu  man  Nr.  21 
imd  les  Hourdellona  Nr.  372  vergleichen  könnte. 

53.  dou  Lai.  —  Die  regelrecht  aus  lat  laeum  entwickelte  Fonn,  hier  als 
Flurname.   Hocqnet,  Annal.  Soc.  T.  Bits,  7  m  scheint  es  verkannt  zu  haben. 

provos  de  le  Caritet^).  —  S.  die  Monografie  von  L.  Verriest,  La  „Charit^ 
Saint  Christophe''  et  ses  comptes  du  XUI«  s.  (Bull,  de  la  Gomm.  Boyale  d'Hist 
de  la  Belg.  73,  p.  143—267).  Wahrscheinlich  war  es  eine  Eaufmannsgilde,  die  zur 
Londoner  Hansa  gehörte.  Die  erste  Erwähnung  findet  sich  in  der  grossen  Urkunde 
Ph.  Augusts  (1188)  Art.  29,  welcher  schliesst:  .  .  .  et  quidam  prepoaitua  qui  de 
trigifita  juratia  erit  aaaumptua,  —  Auf  den  vorliegenden  Text  bezieht  sich 
Verriest  p.  153,  zum  Beweis,  dass  das  Amt  des  prMt  de  la  Ch.  mit  dem  eines 
Geschworenen  eng  verknüp(f;  war;  femer  p.  259.  Doch  begeht  er  an  letzterer  Stelle 
meiiiea  Erachtens  einen  Irrtum;  er  sdiliesst  nämlich  aus  der  Datierung  der 
Nummer  53  „26.  Februar  an  einem  Montag**,  dass  für  das  Amt  des  Em, 
Catine  nur  ein  diesem  Datum  entsprechendes  Jahr  in  Betracht  kommt,  also  1274, 
80,  85  u.  91;  da  nun  die  Provosten  für  1274  u.  1280  schon  bekannt  seien  [es 
waren  Bogier  Wariaon  1273  bis  Ostern  1274,  danach  Jak.  le  Vakier  —  s.  Nr.  308  — 
xxnd  Henri  Pourret  1279/80],  andererseits  das  Register  [die  vorliegende  Hs.  A]  nur 
bia  1283  reiche  [es  reicht  aber  nur  bis  1280,  s.  Einl.  S.  2],  so  nimmt  er  das  Jahr 
1285  an.  Dazu  ist  zu  bemerken,  dass  es,  wiewohl  nicht  völlig  ausgeschlossen,  so 
doch  recht  unwahrscheinlich  ist,  dass  noch  eine  und  zwar  nur  eine,  Nummer  vom 
Jahr  1285  in  das  Register  hineingeraten  sein  soll.  Am  einfachsten  scheint  mir  die 
Annahme,  dass  das  Datum  der  Nummer  nicht  in  Ordnung  ist  Gestutzt  wird  sie 
durch  die  Erwähnung  des  G.  Cardevake  als  Provost.  Dieser  bekleidete  das  Amt 
räimal  74/75,  dann  78/79  und  dem  letzteren  Jahr  wird  Nr.  53  zuzuschrieben  sein*). 
Der  26.  Februar  dieses  Jahres  (d.  h.  1279  n.  St.)  war  ein  Sonntag;  man  müsste 


1)  N^onchel  a.  a.  O.  p.  106  druckt  privoat  du  Capet,  erklärt  dies  als 
ehapitre  und  knüpft  eine  Erörterung  daran.  (!) 

2)  Diesem  eher  als  74/75  in  Berücksichtigung  der  angrenzenden  Stücke:  f°  10  u. 
IQv«  der  Hs.  sind  von  1278  datiert  (Nr.  47  vom  Jan.  79  n.  St.),  dann  folgt  Nr.  52 
(2.  Jan.  81  n.  St);  Nr.  54 ff.  bis  zum  Schluss  des  betr.  Abschnitts  der  Hs.  A 
Btanunen  sämtlich  von  1279  n.  St. 


120  Walter  Benary 

daher  den  Tag  oder  das  Datum  in  den  27.  yerändem^).  -—  Will  man  das  aber 
nicht,  80  scheint  es  ebenso  plausibel,  die  Nummer  dem  Jahr  1280  zuznwdsen. 
Dann  müsste  man  allerdings  die  ProYOstenschaft  des  Cardevake  als  solche  de  co- 
mandise  auf&ssen  (s.  dazu  Nr.  39  u.  119).  Dass  jedoch  für  dies  Jahr  schon 
H.  Paurret  als  FroTOst  der  ,,Charit^*'  urkundlich  erwähnt  wird  (Beg.  de  la  Id 
1279/80),  bildet  keinen  Qrund,  dies  Jahr  ohne  weiteres  zu  verwerfen.  Denn  wer 
sagt  uns,  ob  nicht  im  Lauf  dieses  Jahres  ein  Wechsel  stattgefunden  hat,  wie  einen 
solchen  für  1274  die  Nr.  308  unseres  Begisters  zeigt?  Freilich  wäre  es  schlecht 
damit  zu  vereinbaren,  dass  H.  Pourret  im  folgenden  Jahr  (80/81)  gleichfalls  das 
Amt  bekleidet  hat  (s.  Beg.  de  la  loi);  dass  er  es  bereits  1277/78  inne  hatte,  bildet 
wiederum  keinen  Gegengrund. 

moustier  Nostre  Dame.  —  Vgl.  Nr.  613  en  Venclo(i)8tre  N,  D.  Das 
Kloster  nebst  dazugehörigem  Ejrchhof  lag  in  unmittelbarer  Nähe  der  Kathedrale 
an  deren  Nordseite.    S.  a.  M^m.  ßoc.  T.  6so— iob.  Bull.  Soc.  T.  6isTfi 

63.  Trescin.  —  DieScheibung  -sc-,  häufig  im  Nordosten  und  Osten,  zeigen 
noch  ascention  237,  238,  535  (daneben  asention  534),  presensce  3(X),  Briset  348, 
Vstasces  332  (neben  -88-) 

le  Mus.  —  Siehe  Grandgagnage,  Dict  ^tym.:  mome,  tacitunie. 

68.  TAgre.  —  Das  Wort  ist  wohl  nicht  zu  agres  zu  stellen  (s.  Scheler  s.  y. 
und  Godefroy  s.  v.  agrei),  sondern  dialekt.  =  frz.  aigre, 

74.  li  Pucres.  —  Bedeutung  und  Herkunft  des  Wortes  sind  mir  unbekannt 
Liegt  ein  Subst  vor  oder  ein  Adj.  oder  ist  es  Partie,  (etwa  =  pucel^)? 

80.  Dieselbe  Aufzählung  kehrt  Nr.  99  u.  302  wieder;  sie  ist  häufig  in  den 
Beg.  de  la  loi  bei  Verordnungen  zu  finden.  Es  gab  vier  Kollegien:  1.  30  Ge- 
schworene, davon  2  Provosten,  2.  je  7  Schöffen  für  die  Stadtteile  links  und  rechts 
der  Scheide  {ctte  und  St.  Brice),  3.  30  eswardeurs,  davon  2  sousmajeurs  (s.  zu  12^ 
u.  131),  4.  die  majeurs.  Doch  figurieren  letztere  bei  der  offiziellen  Aufzählung  der 
Magistratspersonen  zu  Beginn  der  Beg.  de  la  loi  noch  nicht  in  den  Begist.  des  13.  Jahrh. 
(s.  Annal.  Soc.  T.  9  stsff.),  sondern  erst  von  1313  an.  Sie  hatten  nach  Verriest 
a.  a,  O.  nur  „voix  oonsultative".  Die  Nebenfunktionen  sind  aus  den  angeführten 
Begistern  ersichtlich :  as  rechietes  (recettes,  ein  Geschw.,  ein  eswardeur) ;  wardes  des 
des  de  le  carte  (3  Geschw.);  wardes  des  des  dou  seel  (Siegelbewahrer,  2  Geschw.); 
4  Geschw.  und  4  esward.  (auch  taulieur  genannt)  (m  drois  de  le  eomugne; 
1  Greschw.  als  Provost  der  Charit^  (s.  o.),  welchem  5  Bürger  beigesellt  wurden. 

li  Aucrois.  —  Vgl.  li  Aukerois  649.  Dies  Wort  hat  mit  alkermbs  (arab. 
Ursprungs  s.  God.  s.  v.  aukairrais)  nichts  zu  tun,  sondern  ist,  wie  wohl  auch  das 
letztgenannte,  zu  auxerrois  zu  stellen,  es  bedeutet  „Wein  aus  Auxerre".  S.  die 
sich  auf  diesen  ,yAuchoirre^^  wie  auf  andere  Weine  beziehenden  Verordnungen  in 
den  Beg.  de  la  loi  (Annal.  Soc.  T.  9  si«  u.  im),  auch  das  mndl.  Wb.  von  Verwijs- 
Verdam  s.  v.  aucerois  und  Beaumanoir,  Poesieen,  1.  u.  2.  Fatrasie. 


1)  Nachweislich  falsche  Datierungen  weisen  sonst  noch  folgende  Nummern  auf: 
26,  73,  212,  229,  245,  246,  377,  392  (?),  423,  542,  597,  630. 


Zwei  altfnmz.  Friedensiegister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  121 

99.  HenninB,  fius.  ~  Der  Artikel  fehlt  in  entsprecfaenden  Fällen  183|  405, 
410,  433,  480,  631 ;  femer  302  que  prevost  et  juret  jugeront, 

Ferme  et  estaule.  Dieae  Formel  findet  sich  häufig  in  Urkunden.  —  Was 
die  Form  estaule  (noch  304)  betrifft,  so  ist  hier  nicht  der  Ort,  einen  langen  Exkurs 

über  das  noch  nicht  genügend  aufgeklärte  Problem  der  Entwicklung  yon  lat.  -cibilem 
nnd  -ibüem  zu  führen.  Ich  behalte  mir  das  für  eine  andere  Gelegenheit  vor.  Ich 
bemerke  hier  blos,  dase  die  Elntwicklung  nicht  überall  eine  gleichmässige  ist  und 
daas  sie  ausserdem  von  der  Betonung  abhängt.  Die  einschlägigen  Wörter  sind 
ereauUs  294,  deseonvenaules  296,  Maus-renaules  105,  paisiules  316;  deaulie  157, 
das  ich  davon  trenne,  ist  zufällig  in  der  Hs.  (am  Band)  in  zwei  Zeilen  geschrieben 
und  in  deau-lie  abgeteilt,  was  sehr  wohl  für  die  Aussprache  mit  ins  Gewicht  &llen 
kann,  da  man  andem&lls  dea-velie  geschrieben  finden  ¥rürde  (später  mindestens 
deav'lie  mit  v. 

ponr  (l')occoison  de  le  loi  de  le  ville  nicht  wie  NMonchel  a.  a.  O.  über- 
setzt, pour  m^pris  de  juge  ou  de  justice,  sondern  soviel  wie  „von  rechtswegen*'; 
der  Ausdruck  wird  bei  Sicherheiten  angewandt,  wo  es  sich  um  eine  Magistrats- 
bezw.  GMchtsperson  handelt,  die  ihrerseits  dem  betreffenden  keine  Sicherheit  zu 
geben  braucht  Die  Formel  weist  tatsächlich  geradezu  auf  den  Magistrat  hin  (vgl 
justice  und  entsprechende  Floskeln  im  Deutschen)  s.  z.  B.  Poutrain,  Hist.  de 
Tonmai  p.  777  (auch  M^m.  Soc.  T.  19,  it)  gelegentlich  des  Einzugs  Philipps  III. 
in  die  Stadt:  STen  eut  60  de  le  loi  de  le  ville  ,  ,  .  et  200  baurgeais. 

Genauer  bedeutet  loi  die  Gerichtsbarkeit.  So  sauf  loi  faisant  397  „ohne 
den  Gerichtsweg  zu  beschreiten".  Es  kann  auch  die  durch  das  Gericht  verhängte 
Strafe  bezeichnen,  so  Devillers,  Cartul.  des  rentes  et  cens  dus  au  comte  de  Hainaut, 
p.  16:  et  adont  sunt  (gehören)  toutes  les  lois  le  conte,  S.  a.  Ste.  Palaje,  Dict, 
sowie  das  Sachverzeichnis. 

101.  Zur  Erklärung  dieser  Nummer  zitiere  ich  God.  s.  v.  ruage^)  2:  Agglo- 
meration de  rues  ou  de  maisons;  compagnies  bourgeoisee  Organist  par  quartiers 
on  rues.  Chaque  rue  avait  son  Organisation  particuli^  sous  la  surveillanoe  d'un 
conn^table,  esp^  de  commissaire  de  police  et  aussi  de  chef  militaire,  wozu 
lÜDZuzufügen  ist,  einmal,  dass  dieser  streng  auf  Sauberkeit  der  Strassen  zu  halten 
liatte  —  u.  a.  dafür  zu  sorgen,  dass  keine  Schweine  herumliefen  —  (s.  Annal.  Soc. 
T.  9,  atf,  TS,  »s),  sowie  dass  sein  Haus  Feuerlöschgeräte  enthielt  und  dass  (wohl 
damals  schon)  daran  eine  Alarmglocke  angebracht  war,  d.  h.  dass  ein  connetable 
mach  das  Amt  eines  Brandmeisters  innehatte  —  und  darauf  bezieht  sich  die  vorlieg. 
Stelle.  S.  a.  Cousin,  Hist  de  T.  4,  te ;  Annal.  Soc.  T.  9,  sm  sowie  die  übrigen 
Stellen  unserer  Hss.  —  Sannehart  280  entspricht  der  heutigen  rue  du  Sondart, 

103  les  siergans.  —Diese  hatten  alle  möglichen  Dienste  zu  verrichten,  bald 

erBcheinen  sie  als  Amtsdiener,  bald  als  richtige  „sergents  de  ville",  welche  die  Stadt 

am  bewachen  haben  und  Verbrecher  veriiaften.  S.  Bozi^re  a.  a.0.  p.  67  Fussn.  4:  et 

que  li  moitiet  des  siergans  de  le  nuit  soient  venut  a  leur  wet  (Wache)  al  premier 

wigneron  (Glockenschlag)  et  wardent  .  .  .;  Yerriest  a.  a.  O.  passim,   z.  B.i 


1)  Ein  anderer  Ausdruck  für  ruage  ist  vi(s)nage  (s.  Nr.  196). 


122  Walter  Benary 

p.  236  as  sergans  de  U  verge  et  au  eiere  M  eci. 

OS  aergans  et  as  eawardeur  dd  jour  16  sei, 
au  sergant  gut  suit  le  pravost  5  eol. 
a  j.  serjant  le  roi  41  aöl. 

Annal.  8oc.  T.  9,  m  Colare  Natalie,  uns  des  sergans  de  Saint  Fiat  zeigt,  dam  tk 
(wie  die  esward.)  nach  Yiertelii  oiganisiert  waren.  8.  a.  M6m.  Soc  T.  24,  sm.  — 
Ihre  Zahl  vermag  ich  nicht  anzugeben ');  ans  Nr.  285  laset  sie  sich  nicht  entnehmen. 
Dagegen  zeigt  diese  Nnmmer  durch  ihren  Schlussatz,  dass  sie  eine  übendl  geltende 
„Sicherheit*'  erhalten  und  ihrerseits  keine  zu  leisten  brauchen. 

107  li  Fauteriers.  —  Das  Wort  fehlt  bei  Qod. ;  es  ist  wohl  =  fautrier  und 
zu  fautre  (diaL  =  feutre)  zu  stellen. 

Jehan  Asson,  clerc.  —  Dieser  begegnet  noch  mehrfach  in  derselben  Eigen- 
schaft als  Amtsperson.  Sein  Amt  ist  wohl  das  eines  Aktuars,  Gerichtaschreiben. 
Es  wird  im  Gegensatz  zu  dem  der  Magistratspersonen  kein  wechselndes  gewesen 
sein.  Wenigstens  deutet  darauf  seine  Erwähnung  im  Reg.  de  la  kn  1280/81  hin 
(AnnaL  Soc.  T.  9,  m):  Et  [s%  eut]  Jehan  Assons  3  gros  t^,  ensi  gue  uns  eswardere. 
Daraus  geht  auch  die  Wichtigkeit  des  Amtes  hervor.  (Vgl  den  „mattre  derc"  in 
Städten  wie  Valendennes,  Mons).  S.  a.  die  Urkunde  Fh.  Aug.  von  1188,  Art  27 ...  et 
utraque  pars  suum  habeat  clericum  (s.  Anm.  zu  Nr.  291).  —  Erwähnt  sei  hier  der  von 
Boisin,  Lois  et  cout  de  Lille,  p.  97  angeführte  Brauch,  dass  in  der  Nacht  auf 
Weihnachten  bezw.  St  Jeh.  Bapt  deiis  eschevins  qui  a  chou  sont  estavUs  et  uns 
des  ckrs  de  le  Judle  sermenth  durch  die  Stadt  gehen,  um  zu  refianchier  les  triu- 
tDes,  deren  so  provisorische  Erneuerung  offiziell  vor  dem  Magistrat  wiederholt  und 
danach  durch  Ausrufen  bekannt  gemadit  wurde.  —  S.  a.  noch  Brunner,  Wort  und 
Form  im  afrz.  Prozess  p.  730  (=  Forschungen  zur  Gesch.  d.  deutschen  u.  franz. 
BechtB  p.  337). 

112  dou  Pire.  —  So  hiessen  weiherartig  (meist  in  Fonn  eines  Rechtecks?) 
angelegte  Eindämmungen  eines  Gewässers,  eine  Art  Schleusen.  Auf  dem  Plan  von 
Toumai  von  1611  (s.  Bozi^re  p.  94)  finden  sich  deren  vier;  hier  ist  natürlich  eine 
bestinmite,  damals  wohl  noch  einzige  und  deren  Umgebung  gemeint,  vielleicht 
gegenüber  dem  ,3ecquerel''  in  der  paroisse  du  Chäteau  gelegen  (s.  ibd.  sowie 
p.  30  u.  257).  Vgl.  a.  AnnaL  Soc.  T.  9,  im  Windas  ki  maint  en  le  maison  emmi 
Eseaut.  —  Das  Wort  kommt  auch  vor  in  der  übertragenen  Bedeutung  Pegel,  Mass, 
um  den  Wasserstand  der  Scheide  zu  bestimmen  (s.  Bozite).  Ableitungen  sind 
pirer  und  pikman,  püemandrie  (s.  a.  God.  pireman), 

115.  le  Caucheteur.  —  Zu  cauchete^  diaL  =  chaussette  gehörig.  God. 
GompL  hat  nur  chaketier. 

117.  va  im  Sinne  von  vaut  ist  noch  heute  üblich  (ne  va  pas,  rien  ne  va  plus), 
wird  z.  B.  häufig  von  Geldstücken  gesagt;  desgL  in  Italien. 


1)  Ph.  Mousket  spricht  in  seiner  Chronik  19320  von  trais  cens  siergans;  doch 
ist  dabei  an  eme  Truppe  zu  denken,  welche  dem  König  im  Eriegsfdle  zusteht 


Zwei  altfnmz.  Friedensregister  der  Stadt  Toornai  (1273—1280)  123 

119.  la  il  fu  dialektiach  iüT  lä  au  ü  fu  iei  Byntaktiacli  bemerkenswert;  es 
neigt  pantaktiBche  Verbindmig  statt  der  gewöhnlichen  hypotaktischen.   S.  a.  Voc. 

comme  proyost  —  Nur  der  erste  der  beiden  hier  genannten  war  offizieller 
ProvDst,  Jehans  au  Pole  demnach  de  comandise  (8.  za  39). 

maison  de  piere.  —  Die  Häoser  bestanden  meist  ganz  aus  Holz  oder  doch 
nur  ZQ  kleinem  Teil  ans  Steinmaterial.  Daher  die  besondere  Bezeichnung.  Ebenso 
Bod^,  p.  263  Fnssn.  2;  ibd.  p.  487  (asile);  Annal.  Soc.  T.  1,  st  en  une  forte 
im.  de  p. 

banis  a  tonsjors.  —  Es  gab  anch  Verbannnngen  ffir  die  Daner  von  1,  3 
nnd,  seltener,  7  Jahren.  Von  dieser  Strafe  wurde  der  ausgedehnteste  Gebranch 
gemacht.  Sie  wurde,  ans  begreiflichen  Qrflnden,  bei  den  hier  vorkommenden  Ver- 
gehen der  ihauvaise  (Nebenfonn  maise)  renommie  ausschliesslich  angewandt  und 
zwar  nicht  minder  häufig  bei  Männern  als  bei  Weibern. 

131.  sousmaire  des  eswardeurs.  —  Dass  darunter  die  Obersten  der  30 
esw.  zu  Terstehen  sind,  zeigt  das  Beg.  de  la  loi  yon  1280/1.  Et  ei  tut  ceseuns 
eswardere  3  gros  tomois  et  li  sfmsmajeur  le  douhle.  Es  sind  ihrer  demnach 
mehrere,  wohl  zwei;  sie  entsprechen  den  späteren  2  majeure  (s.  Beg.  de  la  loi  von 
1313,  M^UL  Soc.  T.  9,  si).  Vielleicht  hieseen  sie  so  in  Übereinstimmung  mit  den 
beiden  eausmtyeura  des  Kollegiums  der  majeure  (s.  loc.  cit  und  Annal.  Soc.  T.  9,tM). 

138.  mis  en  le  fosse.  —  Vennutiich  ist  darunter  nicht  ein&ch  ein  Ort 
zwangweisen  Aufenthalts  (Graben,  unterirdisches  Verliess)  zu  verstehen  —  denn  dieGe- 
fingnisse  (s.  a.  Voc.  s.  v.  bterfrait  und  Pörte-as-Maus)  dienten  meist  nur  zu  vorläufiger 
Einkerkerung  bis  zur  Aburteilung  — ,  sondern  die  Strafe  des  Lebendig-Eingrabens 
(bis  zum  Hals?  jedenfalls  nicht  vollständig).  So  heisst  es  Beg.  de  la  loi  von  1335 
(Mdm.  Soc.  T.  9,itf):  Sy  fu  premierement  enfouis  ,  .  .  et  puia  fu  oatis  de  la 
(lies  le)  fose  taus  vis  (noch  lebend)  et  puts pendu[8].  S.  femer  AnnaL  Soc T.  9, ms; 
ibd.  p.  391  wird  angedroht:  et  sUl  ne  pooit  20  s.  paiier,  an  le  mettroit  3  jors  en 
le  foeee,  -—  Ein  weiteres  Beispiel  ffir  diese  damals  in  T.  anscheinend  nicht  zu 
häufige  Strafe  enthält  die  Hs.  215  der  Bibl.  commun.  deToumai,  FoL33^:  ^  Van 
1285,  viij  jours  en  aaust,  Deniees  de  Froiane,  vaUes  mestre  Oillion  de  Croie, 
eanoine  et  cancdier  de  Touinai,  bati  J,  vallet  et  abati  a  tiere ;  pris  fu  en  present 
faü  (in  flagranti)  et  mis  en  le  fosse  tvis  dis  (acht  ^Tage  lang).  [— ]  li  Monnes, 
provos{t)  de  Saint'Quentin,  estoit  adont  a  Toumai  et  le  prist  en  le  main  le  roi  et 
fina  eü  Denises  a  ce  provost  de  tel  amende  qu*il  aferi  a  sen  fourfaü,  (wie  es 
seinem  Verbrechen  zukam)  e^est  a  savoir  XU  et  perdue  se  eomugne  et  a  Vamende 
des  juris pour  ehou  qu'il  feri  j,  home  en  le  presense  desprevos  quant  ü  fu  pris; 
et  X  ft  pour  le  premier  home  qu'il  feri  et  abati  a  tiere;  et  .c.  s.  J.  autre  qu*ü 
feri;  et  si  doit  aler  a  Saint  Oiüe  en  Prouvenee  a  le  Saint  Bemi  Van  1285. 

140.  escrouettes.  —  Damit  wurden  in  Toumai  und  Umgegend  (Lille, 
St.  Amand,  s.  God.  s.  v.)  Stadtviertel  bezeichnet  Auf  Personen  übertragen  be- 
leichnet  es  Leute,  die  ffir  einen  bestimmten  Bezirk  ein  ähnliches  Amt  wie  die 
Sergeanten  bekleideten.  Vgl.  Bibl.  commun.  de  Toumai,  Hs.  215  FoL  3:  as  es- 
cnmettes  u  a  aueuns  des  sergans  de  le  dti  (s.  L.  Venieet,  La  Charit^  St  (}hiistophe, 


124  Walter  Benary 

p.  152).  In  Nr.  262  unserer  Hb.  werden  6  Personen  als  eacr.  anfgefflhit,  von 
denen  die  2  letztgenannten  in  Nr.  286  als  serjans  de  le  viUe  wiederkehren.  Der 
551  als  escr.  bezeichnete  Jeh.  de  Flekieres  ist  vielleicht  nicht  identisch  mit  dem  passim 
genannten  Geschworenen. 

142.  a  le  pourcession.  —  Die  grosse  Prozession  von  Tonmai  —  die  damit 
verbundenen  Feierlichkeiten  wahrten  8  Tage,  s.  Nr.  320  nnd  638  —  fand  nnd  findet 
noch  statt  am  Tage  der  Aufrichtung  des  heil.  Kreuzes  (14.  Sept),  genauer  am  Sonntsg, 
der  dem  14.  am  nächsten  liegt,  zur  Erinnerung  an  eine  Pest  des  Jahres  1092. 
Sie  lockte  stets  Scharen  von  Fremden  nach  Toumai,  worunter  viele  ans  Gent 
S.  Bozi^re  p.  386  ff.  und  die  Monografien  von  Alfr.  Gauchie,  La  grande  proc.  de  T. 
(Louvain,  Paris  1892,  gr.  ^  und  £.  Wibaut  (Toumai  1892,  %%  Vom  9.  Tag  der 
Plrozession  ist  gldchfalls  die  Bede  in  einer  Verordnung  des  Jahres  1276  s.  Annal. 
Soc.  T.  9,  SIC 

144.  li  Arriers.  —  NachGod.  s.  v.,  der  es  nur  einmal  (Arch.  Finistke  1510) 
belegt,  bedeutet  a.  vielleicht  partie  de  la  charme^).  Oder  liegt  das  substantivierte 
Adverb  arrier  =  nfrz.  arri^re  vor? 

li  Sieliers.  —  God.  Compl.  s.  v.  selier  (=  mod.  sellier,  fabricant  de  selles) 
zitiert  u.  a.  aus  einem  Testament  von  Toumai  1292:  a  le  steuere  de  le  Hormerie, 
Augenscheinlich  ist  zu  lesen  Lormerie;  vergleicht  man  dies  Beispiel  mit  Nr.  144, 
so  ist  der  Schluss  nicht  ganz  von  der  Hand  zu  weisen,  dass  in  der  Lormerie 
(s.  Verz.  I)  neben  dem  Gewerbe  der  larmiers  das  verwandte  der  sieliers  betriebeo 
wurde. 

149.  Vgl.  227.  Wegen  des  dort  folgenden  t  furent  habe  ich  an  diesen  Stellen 
Si  fu  in  den  Text  genommen,  wiewohl  es  nicht  notwendig  war.  Derselbe  Lapidar- 
stil kehrten  wieder;  femer  304,  372,  379,  380,  404,  530  (dette);  352,  363  (^ge). 
Elliptisch  ist  auch  et  juret  192  statt  si  furent  juret, 

153.  le  Waule.  —  S.  God.  Compl.  s.  v.  gaule  =  longue  perche,  der  ans 
alter  Zeit  nur  ein  Beispiel  aus  Toumai  (1278)  gibt,  sowie  Hdcart,  Dict  Bouchi  — 
fr9.:  longue  baguette  dont  les  jardiniers  se  servent  pour  palisser.  Der  Nom.  sollte 
flexionslos  sein. 

164.  des  Pres.  —  Gemeint  ist  das  Nonnenkloster  bezw.  Beghinenstift  Notre 
Dame  du  bon  oonseil  (Conventus  beatae  Mariae  de  Pratis),  bekannter  unter  dem 
Namen  Pris-Förcins,  westlich  ausserhalb  der  Stadt  gelegen.  S.  Mdm.  Soc  T.  24,  sm; 
Annal.  Soc.  T.  2  Testam.  Nr.  5:  je  donne  as  beghines  desPris,  Nr.  19:  as  nanains 
des  Pres, 

167.  li  Frais  des  tiretaines.  —  Liegt  wirklich  ein  Begriff  vor?  Ein  sonder- 
barer Name  wäre,  aber  begegnen  deren  nicht  manche  andre?   Frais  ist  vermutlich 


1)  Die  substantivischen  Beinamen  bezeichnen,  abgesehen  von  Gewerben,  teils 
Verwandtschaftsgrade  (frere,  oncle),  teils  Lander,  teils  Körperteile  (bouke,  dent, 
piet)  u.  a.,  teils  aber  ganz  fem  stehende  Wörter  (bide,  grae,  levrier,  rate,  vent,  waule). 
Es  ist  kein  grosser  Unterschied  zwischen  denen  mit  und  denen  ohne  Artikel 


Zwei  altfranz.  Friedeiuregister  der  Stadt  Touniai  (1273—1280)  125 

=  nfn.  frais  Eoaten,  das  im  afn.  auch  im  Sing,  gebraucht  wurde;  weniger  zu 
passen  scheint  das  näher  liegende  Adjekt  frais  „frisch'*.  Das  Etymon  von  tiretaines, 
womit  ein  Gewebe  halb  aus  Wolle,  halb  aus  Qani  bezeichnet  wird,  ist  dunkel.  Es 
kann  Yon  Hrer  abgeleitet  sein;  bzgl.  der  Endung  vgl.  kievetaine,  pitretaine  (Ste. 
Palaye).  Oder  es  ist  von  t%re(t)  gebildet,  das  seinerseits  einen  Stoff  bezeichnet  haben 
mag,  der  von  der  Stadt  lyrus  seinen  Namen  hatte  s.  Bich.  le  Biel  1647  Aa  uns 
[sc  gibt  er]  tyrea,  pailes,  eendaus  und  vgl.  andre  Namen  von  Stoffen  (ermin, 
sidone,  sirie).  Andre  Deutungen  bei  Boquefort  u.  a.  —  Liegen  zwei  Begriffe  vor 
—  dann  wäre  Tirekiines  zu  schreiben  ^,  so  mfisste  man  das  Wort  als  übertragen 
auf  eine  Gilde  oder  auf  den  Ort  wo  das  Tuch  hergestellt  wurde,  auffassen. 

169.  Man  wird  mich  vielleicht  tadeln,  dass  ich  die  Aufhebungsakte  der  seurtes 
nicht  gesondert  habe,  sowohl  hier  wie  nachher  unter  den  paia»  So  einftich  das 
gewesen  wäre,  so  habe  ich  doch  g^Iaubt  den  wenn  auch  bisweilen  lodceren  Zu- 
sammenhang der  Stöcke  —  natürlich  nur  betreffs  des  Datums  —  nicht  zerstören 
SU  sollen.  Es  hätte  sonst  jedesmal  für  den  Leser  lästiger  Verweise,  wie  oben  bei 
den  iriues,  bedurft  Das  Gesamtverzeichnis  muss  auch  hier  aushelfen.  Dasselbe 
gilt  für  sonstige  Unterscheidungen,  vor  allem  zwischen  einfiush  vermerkten  pats  und 
solchen,  bei  denen  eine  Busse  verzeichnet  ist 

173.  goudale  Groulet  „Schenke  des  Gr.'*  Derselbe  wird  Nr.  378  als 
goudalier^  bezeichnet  Der  Name  ist  Diminutiv,  zu  (jrroul=  Gerol,  Gheroul  (z.B. 
Nr.  388).  Das  Wort  goudale,  von  engl,  good  und  ale  herstanmiend,  war  in  Artds 
und  Flandern  gebräuchlich  und  bezeichnete  ein  stark  eingebrautes  Bier.  Verschiedene 
besonders  hergestellte  Biersorten  sind  noch  heute  in  jener  Gegend  anzutreffen.  Hier 
stdit  das  Wort  in  übertragener  Bedeutung. 

175.  ,Jn  der  Halle,  da  wo  die  G^ber  sitzen."  —  Man  könnte  versucht  sein, 
dem  Wort  cariier  hier  die  Bedeutung  zuzuschreiben,  die  z.  B.  aus  St  Omer  belegt 
ist,  wo  es  zur  Bezeichnung  der  Magistratspersonen  dient,  und  es  abzuleiten 
vom  flandr.  keure,  coore  (vgl  dazugehör.  coorhere  und  die  mlat  Bildung  cora 
s.  Hansisch.  Urkundenbucb  ed.  Hoehlbaum  I,im).  Dagegen  spricht  jedoch  eine 
Stelle  aus  den  Beg.  de  la  loi  1280/1  (loc.  dt  p.  402/3).  Et  que  eescuns  eorriera, 
eescuns  boursiera  et  tout  ouvrier  d'autre  mestier  vengent  lor  denriea  en  lormaisons 
et  en  hole  .  .  . ;  das  Wort  entspricht  demnach  nfrz.  corroyeur.  Die  heut  nu  des 
Carriers  liegt  in  der  Paroisse  de  St  Jacques  (s.  a.  Bozito  p.  230).  —  Die 
,Halk''  betr.  s.  a.  BulL  Soc.  T.  23,  p.  128ff. 

183.  baron.  —  Die  Bedeutung  „Ehegatte''  ist  dialektisch  (Nordosten,  und 
Osten),  übrigens  auch  in  anderen  Sprachen  zu  finden:  span  varon,  engl,  baron 
(juristisch  und  heraldisch). 

l'Auwier.  —  God.  erklärt  das  Wort  als  „redevanoe  due  pour  un  vivier**  und 
belegt  es  aus  Lille  1358.  Ich  möchte  eher  darin  eine  Ableitung  zu  dem  dial.  autee 
(=  frz.  oie)  sehen;  es  bedeutet  dann  „Gänsehändler**  (vgl.  pouletier). 


1)  God.  gibt  fälschlich  als  Stichwort  godaiier* 


126  Walter  Benaiy 

184.  li  Viesfierons.  —  y^tdaenhändler'S  gebildet  wie  vieswarier.  Fehlt  bei 
Qod.  u.  Boimt. 

189.  Qradins.  —  Das  r  ist  dialekt  vor  dem  folgenden  Konsonant  ansgefailen; 
ebenso  Bautet  neben  Bauriet  568,  yielleicht  U  Quatit  647  (vgL  Margr.  le  Quartie, 
Annal.  8oc.  T.  2,  Test  Nr.  1  neben  le  Quatie,  ibd.  Nr.  35,  7,  m,  Quaeie  6,  in), 
sowie  cles  statt  c2er«  645.  —  S.  a.  zu  308. 

230  qnaremiel  —  Nicht  wie  Gachet,  Etüde  sur  les  noms  des  mois  etc. 
(Bmx.  1865)  angibt  =  Aschermittwoch,  anch  nicht  =  Mittfasten  (s.  z.  B.  Art 
d'amour  edt  J.  Petit  I  ms  u  je  fuis  au  quaremiel  et  puis  en  mi-carestne) ;  vielmehr 
ist  es  der  Sonntag  Invocavit  oder  Quadragesimum. 

232.  rasoirs.  —  Zu  dem  Wort  (eine  Stoffart)  s.  Bomania  34,  p.  605  u.  607. 

239.  Der  Zusatz  a  Tartiai  steht  nicht  ohne  Grund;  denn  das  Bruiüe  (anf 
dem  rechten  Ufer  der  Scheide)  unterstand  nicht  der  Stadt,  sondern  dem  „Kantellan". 
Wie  man  sieht,  hatte  es  seine  eigene  Behörde.  S.  a.  d'Herbomez,  Hist  des  Ghto- 
lains   de  la   maison  de  Mortagne  (M^.  Soc  T.  24  u.  25),   sowie  Bull.  Soc.  T. 

24,  M^M. 

251  li  Chevatiers.  —  Das  Wort  könnte  man  versucht  sein  zu  cheveeier  zu 
stellen  (S.  Fureti^re  u.  Littr^;  der  von  letzterem  zitierte  Ducange  hat  nicht  che- 
vassier,  sondern  chaveasier;  vgl.  a.  foraetier,  cauratier;  cAamV  neben  chevir  in  der 
Mundart.)  Es  ist  aber  nicht  dies,  sondern  =  frz.  aavetier.  Das  treffliche  Dict  du 
patois  de  la  Flandre  wallonne  von  Vermesse  (Douai  1867)  gibt  chavatier  an,  ebenso 
Htout;  letzterer  auch  noch  chavate  =  mule,  pantoufle.  (Dies  Wort  begegnet 
Nr.  635  als  Eigenname;  s.  a.  God.  Compl.  s.  v.  eavate  u.  AnnaL  Soc  T.  9,i«t). 
Die  Bedeutung  zeigt  deutlich  Annal.  Soc.  T.  9,  im  cardewanier,  taut  autre  eure  et 
vies'Chevatier, 

257  li  houlekiniers.  —  Das  Wort  fehlt  gleichfalls  bei  God.  Es  ist  von 
mndl.  nengL  hulc,  mengl.  hulce  „Lastschif^*  herzuleiten  bzw.  einem  dazu  ge- 
bildeten Diminutiv,  ist  demnach  ein  besonderer  Name  für  Schiffer. 

261  le  veske  de  Cambrai.  —  Der  Bischof  von  C.  spielt  mehrfach  in  die 
Geschichte  der  Stadt  T,  hinein,  auch  in  die  Gerichtsbarkeit  S.  z.  B.  BuIL  Soc. 
T.  20,  isi/c  (1311):  Bei  einem  Diebstahl  in  der  Kirche  St.  Brice  wird  der  Täter  er- 
tappt und  gefangen  gehalten.  Der  Magistrat  entsendet  darauflun  den  majeur  des 
eskievins  und  ihren  clerc  zum  Bischof.  Liquei  li  supplyerent,  de  par  le  ville,  que 
eile  malfaitieres  fust  mia  huera  dau  aaint  liu.  Der  Bischof  entsprach  dem 
Wunsche  und  Hess  ihn  auf  das  der  städtischen  Gerichtsbarkeit  unterstehende  Ge- 
biet bringen,  wo  er  dann  verhaftet  und  bestraft  wurde  ^). 


1)  Ein  ähnl.  Beispiel  für  T.,  wo  sogar  ein  Mörder,  der  sich  in  die  iOrche  ge- 
flüchtet h$t,  erst  „auf  höheren  Befehl"  —  des  Königs  in  diesem  Fall  —  ergriffen 
wird,  s.  M^m.  Soc.  T.  8  ••  (1401). 


Zwei  altfnmz.  Friedeiungister  der  Stadt  Tonrnai  (1273—1280)  127 

261.  Der  letEte  Satz  ist  wohl  nachtrSc^ch  zugeffigt  —  Ein  Versäameii  der 
Benachiichtigaiig  einee  zur  Sippe  gehörigen  Abwesenden  (ein  solcher  wnrde  erst 
bei  seiner  Bückkehr  in  den  Vertrag  aufgenommen)  galt  als  Brach  des  Friedens 
(bzw.  ,^cherheit<0.   8.  z.  B.  Annal.  Soc  T.  9,  tu/i;  ibd.  p.  389. 


dras^a-pierce.  —  Qod.  verzeichnet  dies  Wort  nicht,  gibt  aber  s.  y. 
pereheur  an:  ouvrier  qoi  tire  le  drap  ä  la  perche,  qui  en  tiere  le  poil  avec  des 
cfaaid<m8  sor  la  perche.  Nach  dem  Ansdrack  drap  a  j9.  ist  wohl  erst  geschaffen 
die  perehe  aux  draps  „tribunal  instita^  ponr  contröler  la  fabricatiou  des  draps  et 
jnger  les  diff^rents  entre  les  mattres  et  les  ouvriers'^  (Yennesse,  Dict.)  —  Zu  der 
Nommer  vgl  AnnaL  Soc.  T.  9,  mi  :  G.  de  le  W.  wird  bestraft  mit  2  fies  10  Q  et 
2  fies  a  Vamende  des  jures  et  2  fies  pierdue  se  comugne  (!)  paur  chou  qu'ü  2at- 
denga  ehiaus  gut  rewardoieni  les  dras-a-p.  Es  waren  also  zwei  Beamte;  nur  in 
diesem  Fall?    Andere  wardes,  gleichfalls  2,  s.  Annal.  Soc  T.  9,m. 

274.  Die  Friedensverträge  wurden,  nicht  anders  wie  alle  wichtigeren  Beschlüsse, 
Verordnungen  und  Urteile,  durch  Ausrufen  öffentlich  bekannt  gemacht.  —  Die 
übertragene  Bedentang  Nr.  337  und  454  bezieht  sich  auf  das  dem  Ausrufen  voran- 
gehende UrteiL  Entsprechend  cri  „Verurteilung''  z.  B.  M^m.  Soc.  T.  19,  ta.  Diese 
Andeutung  fehlt  bei  Qod.  —  Nicht  übeigangen  sei  hier  der  von  allen  Qeschichts- 
schreibem  der  Stadt  T.  erwähnte  cri  de  V(ucension  d.  i.  öffentliche  Bekanntmachung 
der  die  Mörder  betr.  Verordnungen,  die  jahrlich  am  Himmelfahrtstage  stattfand.  — 
Oiarakteristisch  scheint  mir  auch:  fu  banniz  a  cri  et  a  ban  (Tanon,  Hist  des 
justices  des  anc.  ^glises  ...  de  Paris,  p.  440.) 

284  le  sarcisseur.  —  S.  God.  s.  v.  „oelui  qui  r^pare,  qui  raoommode"  und 
Annal.  Soc.  T.  9,  •••...  fouUm,  tendeur^  Umdeur,  sarcisseur,  taintenier  . . .  Nicht 
za  verwechseln  damit  ist  aargeur  «Verfertiger  von  Serge**. 

288  bateur  al  arket  —  Qod.  Compl.  s.  v.  archet  schreibt:  sorte  de  bagnette 
gamie  de  crins  tendus  qui  servent  k  faire  vibrer  les  cordes  de  oertains  instruments 
de  muaique;  für  &.  oi  a.  gibt  er  dort  ein  Beispiel  aus  Valenc  1360.  Arket  ist  Ab- 
leitung von  arc  Bogen  uud  6.  al  a.  nicht  zu  verwechseln  mit  b.  d^archal  (Eisen- 
dialitverf ertiger) ;  es  hat  aber  ebensowenig  wie  damit  mit  Musikinstrumenten  etwas 
za  ton,  bezieht  sich  vielmehr  auf  die  Tuchfabrikation.  Man  sehe  z.  B.  Annal. 
Soc  T.  9,  SM  taut  li  Ulier,  taut  li  bateur  al  arket  et  tout  li  foulon;  ibd.  p.  397 
qu'ü  ne  sait  ne  foulons  ne  batere  dl  arket  ne  nus  d*autre  mestier.  Das  Gewerbe 
ist  demnach  ahnlich  dem  eines  Tuchwalkers.  Vgl  a.  ibd.  p.  299  Felippes,  li 
batere  de  laine, 

291  le  femme.  —  Fei.  Cattier,  Evolution  du  droit  p^nal  germ.  en  Hainant 
behauptet  p.  159  „Les  femmes  ne  peuvent  condure  la  paiz''  und  p.  132  sagt  er 
von  ihnen  „ne  prennent  aucune  part  aux  hostilit^  et  n'accomplissent  aucune  des 
formalit^'.  Sollte  das  im  Hainaut  der  Fall  gewesen  sein?  In  Toumai  galt  es, 
wie  man  an  diesem  und  den  zahlreichen  übrigen  Fällen  sieht,  nicht 

amen  de.  Die  Urkunde  Ph.  Augusts  von  1188  setzt  bestimmte  Summen  für 
bestimmte  Vergehen  an  (Art  1,  3,  6ff.).    Art  27  bestimmt:  emetuUUianes  faris- 


128  Walter  Benary 

factorum  de  communia  debent  ciMtodire  per  annum  quatuor  jurati  et  quatuor 
gut  nee  siwt  jurati  nee  scabini  (das  sind  die  eswardeurs)  super  hoc  aaeramentum 
facientes,  et  utraque  pars  suutn  habeat  clertcum.  —  Über  die  verschiedenen  und 
oft  sorgfältig  geschiedenen  Geldstrafen  mich  zu  verbreiten,  ist  hier  nicht  der  Ort 
Fälle  der  Praxis  weisen  in  genügender  Anzahl  die  Beg.  de  la  loi  auf.  —  S.  a.  Vocab. 

dutaler.  —  Nichtausführung  einer  derart  geforderten  Wallfahrt  wurde  mit 
dauernder  Verbannung  bestraft;  s.  Nr.  339,  341,  356  und  die  Reg.  de  la  loi. 

293  sakure.  —  God.  s.  v.  zitiert  diese  Stelle  als  einziges  Beispiel.  Das 
Wort  findet  sich  noch  ein  paarmal,  s.  das  Voc.  Wie  dieses,  scheint  auch 

294  tuillure  und  tuiüer  (God.  s.  v.  tooillure  „action  de  renverser  dans  la 
boue")  lokaldial.  zu  sein.  Es  steht  meist  in  Verbindung  mit  batre,  -ure,  —  Man 
beachte  übrigens  in  diesen  und  ähnlichen  Fällen  die  Höhe  der  Strafe. 

295  freres.  —  Ebenso  305,  383,  388  u.  a.;  barons  183  etc. 
Formen  mit  Flexions-«  bereits  häufig  neben  solchen  ohne  -«. 

296.  Die  Bückerstattung  der  Arztkosten  findet  sich  auch  sonst»  wenngleich, 
wie  mir  scheint,  selten  bezeugt;  z.  B.  Ordonn.  des  rois  de  France  XI  sm  Art.  4  der 
von  Phil.  Aug.  bestätigten  coutume  von  Bruy^res:  expensas  in  medicos  ad  vulnus 
sanandum.  —  Nicht  zu  verwechseln  sind  hiermit  die  vereidigten  Ärzte,  welche  bei 
schweren  Verbrechen  festzustellen  und  die  Erklärung  abzugeben  haben,  ob  ein  perü 
de  mort  vorliegt.    (S.  z.  B.  M6m.  Soc.  T.  9,  »s). 

Neben  coust  findet  sich,  seltener,  coustaige  z.  B.  Wauters,  Libert^s  oommun. 
p.  242.  —  Zu  der  Form  mie  (lat  medicum,  von  N^onchel  a.  a.  O.  verkannt)  s. 
die  Beispiele  bei  God.  (Fh.  Mousk.  2230  steht  es  nicht  im  Beim  zu  sie  =  lat 
sedem,  sondern  zu  mie  =  mica)  und  Foerster  zu  Bich.  le  Biel  2425. 

299  gar  de.  —  Gewöhnlich  nimmt  der  Provost  den  Schwur  ab.  Dies  ge- 
schieht hier  vielleicht  deshalb  nicht,  weil  er  mit  der  Gesamtheit  des  Magistrats 
gleichsam  die  eine  Partei  bildet.  Das  hier  erwähnte  Amt,  das  wohl  ein  hohes  ge- 
wesen sein  muss,  ist  mir  anderweitig  nicht  bekannt.  Mit  den  in  den  Beg.  de  la 
loi  vorkommenden  wardes  des  des  de  le  carte  und  dou  seel  kann  es  nicht  zu- 
sammenhängen, da  diese  von  Geschworenen  besetzt  waren,  die  doch  hier  gleichfalls 
beteiligt  sein  müssen.  Den  Sinn  von  garde  de  la  privöte,  einer  Umschreibung  voo 
prevöt  (s.  z.  B.  Etienne  Boileau,  livre  des  mest,  Einl.)  kann  es  nicht  gut  haben, 
da  S.  V.  nicht  prov.  für  1273/4  war.  Oder  handelt  es  sich  um  einen  prat).  de 
eamandise?   Zu  beachten  ist  der  Zusatz  de  par  U  roi, 

300  a  pais  faite.  —  Meist  kongruiert  das  Verbum;  demgegenüber  steht  a 
pais  fait  348,  359,  471*,  473,  479,  499*,  524,  551,  573,  576,  593,  594;  beides  zeigt 
ant  haine  pais  fait  et  couneute  212.  Kongruenz  ist  auch  vorhanden  179,  sowie  320, 
359,  407.  627.  Vgl  noch  fu  fait  531,  sowie  106,  253,  259. 

302  baisierent  li  uns  Fautre.  —  Nicht  bei  jedem  Friedensachluas  wird 
dies  erwähnt  Musste  der  Euss  überhaupt  gegeben  werden?  Oder  ist  er  hier  in 
den  Begistern  nur  nicht  immer  verzeichnet? 


Zwei  altfranz.  Friedensregister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  129 

de  haut  et  de  bas.  —  Diese  Wendung  ist  mehrfach  in  Chirographen,  Renten 
u.  dgL  Urkunden  anzutreffen.  Sie  bezieht  sich  nicht  etwa  auf  die  bekanntlich  als 
hoMte  und  btuse  geschiedene  Justiz,  sondern  auf  die  Höhe  der  Summe. 

905  ki  tenroient  statt  iPtl  t.  Es  liegt  kein  Abfall  des  l  vor,  sondern  das 
Belativpronomen  ist  an  die  Stelle  von  que  mit  dem  Pronomen  getreten,  eine  mehr 
dem  Osten  angehörende  Eigentümlichkeit. 

908.  apieler  statt  apielet,  -i.  Man  könnte  in  dem  auslau t.  r  falsche 
Schreibung  eines  stummen  Buchstabens  sehen  (vgl.  aU  329,  jou  533,  reprovte  566, 
foufju  627;  s.  dazu  Suchier,  Aucassin,  Schluss  von  Teil  I,  Doutrepont  a.  a.  0>), 
wenn  man  es  nicht  vorzieht,  eine  Vertauschung  des  Partie,  mit  dem  Infin.  anzu- 
nehmen, wie  solche  z.  B.  zeigen  Et  quant  la  ville  de  Huy  aurat  rachepter  les 
dousea  mar  es  (Wauters,  Libert^s  commun.  p.  229);  et  tout  en  tel  maniere  est  il 
Commander  .  .  .  (Annal.  Soc.  T.  9,  t«c);  Vavoit  vüainement  laidengi&r  (ibd.  p.  355); 
weniger  zuverlässig  pour  faire  ledit  faire  (M^m.  Soc.  T.  9,  i»«).  So  a.  Foerster, 
Lyoner  Yzopet,  S.  XXXV.  —  Oder  ist  apieler  als  substant.  Infin.  aufzufassen  und 
zu  übersetzen  „es  fand  Apell  statt''? 

Seit  der  Urkunde  Ph.  Augusts  von  1188  hatte  die  Stadt  T.  nur  den  König 
von  Frankreich  über  sich ;  bis  dahin  stand  sie  unter  Botmässigkcit  des  Bischofs  und 
des  CMtelain.    Die  Berufung  ging  demnach  an  das  Pariser  Parlament 

315.  le  Biele.  Mundartlich  (Pikardie,  Wallonie,  Schweiz)  in  der  Bedeutung 
,^ond". 

le  Cras.   Dial.  =:  gr<u    s.  Vermesse,  Dict.  du  Patois  de  la  Flandre  Wallonne. 

328.  carcan.  —  Halseisen,  das  einem  schweren  Verbrecher  umgelegt  oder  besser 
in  das  er  eingeschlossen  wurde.  Es  ward  vorwiegend  für  den  Pranger  benutzt,  so 
BnlL  Soc.  T.  20,  ss4f.:  et  puie  fu  mia  au  eep  le  carcan  ou  coL  Jedoch  nicht  nur 
bei  dieser  Grelegenhdt,  wie  der  Bericht  von  dem  Chevalier  felon  Watier  de  le  Plagne 
zeigt  (Annales  Soc.  T.  1,5»;  vgl.  Nr.  620  unserer  Hss.)  Et  ,  .  .  fu  Watiera  .  .  . 
mis  Bour  une  earette,  en  le  plaehe  devant  le  hale  des  juris,  le  carcan  el  col,  et 
atakiet  a  crampons  de  fier  as  Umons  de  le  earette,  et  si  eut  uns  aneaus  es  gambes. 
Er  wild  dann  nach  Paris  übergeführt  Si  fu  mis  en  Castelet  en  prison  a  tout  le 
earean  et  lea  aneaus  es  pies  que  il  enporta  de  Tornai,  —  S.  a.  Ph.  Mousket 
8360ff.  und  8470  Lors  fu  mis  en  doubles  karkans. 

In  den  Beg.  de  la  loi  finden  sich  Rubriken,  welche  die,  scheinbar  recht 
seltene,  Verurteilung  zum  Pranger  enthalten,  mit  der  Überschrift  pour  carc(h)an. 
Die  1274/5  bei  4  Namen  zugefügte  Summe  von  10  ü  scheint  darauf  hinzuweisen, 
dass  man  sich  mittels  dieser  Summe  loskaufen  konnte. 

aiyue.  —  Dieselbe  Schreibung  kehrt  mit  dem  Worte  359,  620»  und  621  wieder. 
Sonst  ist  daneben  (abgesehen  von  andern  Formen)  die  Schreibung  ayuwe  häufig, 
wo  das  w  dem  modernen  Trema  entspricht  Was  bezweckt  nun  aber  hier  das  y? 
Diesen  Buchstaben  finden  wir  im  vorliegenden  Text  einmal  mit  der  Nebenwirkung, 
als  Trema,  in  oyrent  259,  dyoes  4  mal  s.  Voc.,  femer  in  konsonantischer  Bedeutung 
in  yenvier  127.  (Ausserdem  in  Namen :  Maynau,  Loymont,  Lyone,  Myolet,  Symons, 
Tuyn,  YpprCy  Ysabiel,  Yngrece,  Yvain,  von  denen  die  meisten  auch  sonst  ständig 

BoouuUaehe  Fonehnngen  XXV.  9 


130  Walter  Benaiy 

80  geschrieben  werden,  die  jedoch  hier  nicht  in  Betracht  kommen).  Da  das  entere 
hier  nicht  Geltung  haben  dürfte  des  bereits  geschriebenen  t  halber,  so  ist  das  zweite 
das  Wahrscheinliche,  d.  h.  man  hat  die  Aussprache  a*jue  anzunehmen.  (Vgl.  abrigeos 
span.  ayuda).  Dementsprechend  kann  man  bei  der  Schreibung  aytte  (z.  B.  Reg.  auz 
plaids  ...  de  Hainaut  p.  p.  Fei.  Cattier)  eher  an  ajue  als  an  a%V€  denken  (letztere 
Form  s.  z.  B.  Tobler,  Vrai  aniel).  S.  a.  Link,  8pr.  d.  Ohr.  r.  d.  Ph.  Mousk^ 
Diss.  Erlang.  1882. 

325  nuitantre.  Ein  zur  Nachtzeit  verfibtes  Verbrechen  wurde  mit  doppelter 
Strafe  belegt. 

390  dame  Odie  (sie!)  a  le  Take.  —  Nach  ihr  ist  ohne  Zweifel  die  Bue  daroe 
Odile  (früher  noch  mit  dem  Zusatz  a  le  T.  bezw.  Altake)  benannt  S.  Bozi^re, 
a.  a.  O.  p.  147. 

336  as  justices.  —  (3lerichtsbarkeit,  dann  eine  die  Ger.  ausübende  Person. 
Über  dieses  Amt  sind  wir  wenig  unterrichtet.  D'Herbomez,  M^m.  Soc.  T.  24,  a« 
schreibt:  La  justice  en  effet,  parait  surtout  avoir  eu  pour  mission  de  requ^rir  les 
jugements  et  d'en  assurer  Tex^cution.  Ibd.  p.  141  stellt  er  fest  (s.  die  Urkunde 
Bd.  25,  Nr.  141),  dass  in  Marcaing:  le  chAtelain  avait  un  offider,  nomm^  justice 
sp^ialement,  charg^  „cjm  eskievins  a  semanre  par  loi  dire  et  par  Un  fairtf*^).  Ein 
solches  Amt  bestand  auch  in  anderen  Städten  s.  z.  B.  Bibl.  de  TEc  d.  Ohartes 
1874  (Bd.  35)  p.  437 ff.  Nr.  1;  ibd.  Nr.  5,8t  La  fu  de  par  Viglize  eoume  juaHee; 
ibd.  35.  s  U  justice  et  li  eskievin,  —  Beachtenswert  ist  hier  der  Plural,  welcher 
zu  der  Annahme  zwingt,  dass  das  Amt  mindestens  doppelt  besetzt  war.  (Je  einer 
für  die  verschiedenen  Grade?)  —  S.  a.  noch  Annal.  Soc.  T.  4,  tn. 

337  assena  a  lui  et  au  sien.  —  Stehende  Redensart,  häufig  in  Privatur- 
kunden;  wörtlich  „er  verwies  auf  sich  und  sein  Eigentum"  d.  h.  er  setzte  PeraoD 
und  Habe  zum  Pfände. 

339  le  Oaset  (so  am  Band)  —  s.  God.  s.  v.  chaser  „vassal,  homme  lige,  tenan- 
der*'.  <  lat  easatus.   6.  a.  Oousin,  Hist  de  Toumay  IV  m. 

en  le  cache.  —  Das  bedeutet,  dass  die  Genannten  ihn,  im  Falle  der  Nicht- 
ausführung der  Pilgerfahrt,  ungestraft  angreifen  durften.  Ebenso  341;  447  wird 
auch  den  „Freunden**  des  N.  N.  dies  angedroht.  Auf  Grund  der  namentlichen 
Zufügung  hier  wie  dort  trenne  ich  den  Ausdruck  von  dem  eachiet  a  eloke,  wie  es 
als  Überschrift  einer  Rubrik  unter  den  Strafen  in  den  Beg.  de  la  loi  verzdchnet 
steht  Denn  das  eachier  a  cloke  war  ein  allgemeines  unter  Leitung  eines  Provosten 
stattfindendes  Losziehen  in  Waffen  gegen  den  oder  die  Übeltater,  (pour  mettre 
gens  en  perü  de  mort  ou  de  affolure  s.  M6m.  Soc.  T.  19,  «i),  wozu  die  Bürger 
durch  die  Glocke  des  Beffroi  alarmiert  wurden  und  bei  Strafe  von  10  ß  nebst  Ve^ 
lust  des  Bürgerrechts  sich  zu  beteiligen  hatten.    (S.  a.  zu  4.) 

1)  Bemerkenswert  ist  immerhin  M^m.  Soc.  T.  17  «:  N.  N.  wird  von  amts- 
wegen  in  Besitz  gesetzt  einer  Mretage  dehuers  les  mwre  (im  Gegensatz  zu  einer 
vorher  genannten  dedena  les  m.)  par  aseens  d'eskievins,  et  par  le  eomwuint  de  U 
justice  por  cou  que  ce  fu  dehuers  les  murs. 


Zwei  altfnuiz.  FriedenBregister  der  Stadt  Toumai  (1273--1280)  131 

340  il  nimmt  das  Subjekt  wieder  auf,  wie  häufig  im  afrz.;  desgl.  359. 

345  pour  route  et  pour  assanl^e,  ,,wegeD  verbotener  (]knoe8en8chaft^^ 
Meist  in  dieser  Verbindung.  S.  a.  Annal.  Soc.  T.  9,  mi  Et  ^*ü  ne  fust  nus,  ..,ki 
fesist  route  ne  alianche  eontre  le  Un  de  le  ville,  et  ki  le  fennt,  ses  eors  et  ees 
avoirs  eeroit  en  le  mierehi  de  le  eomugne  et  si  U  baniroit  on  a  taußjore,  sowie 
ibd.  p.  349  (desgl.  393)  que  taut  cü  ki  eetoient  ähiiet  a  aliance^  ne  a  confrarie, 
ne  a  route,  ne  a  aseanlie  de  put,  ne  en  nuüe  autre  maniere  de  mestier .  .  .  ^'«7 
ne  B^en  meüe  tres  ore  en  avant  ne  entre  en  confrarie  nulle  (bei  Strafe  von  10  g, 
Zahlung  von  40  s.  an  jeden  Greschw.  u.  Verlust  des  Bürgerrechts). 

si  aront  est^.  —  „Sie  dürfen  nicht,  wenn  sie  nicht  vorher  (bevor,  bis  sie).'' 
E3)enso  356.  Über  diese  dem  afrz.  gelaufige  und  eigentümliche  Ausdrucksweise 
—  im  Deutachen  würde  man  eine  Negation  erwarten  —  s.  Gaspary,  Zs.  rom.  Phil. 
2  m— M,  W.  Förster,  Zs.  österr.  Gymn.  25  zu  Durmart  12427/8,  Tobler,  Vrai  aniel 
zu  111. 

848  povres.  —  Es  kann  die  meines  Wissens  nirgends  erörterte  Frage  auf- 
tanchen,  ob  pöure^)  oder  povre  zu  sprechen  sei.  Ich  möchte  das  letztere  annehmen. 
Zwar  habe  ich  nie  die  zu  erwartende  Schreibung  pouere  gefunden,  vielmehr  im 
G^;enteil  as  paurres  M6m.  Soc.  T.  9  ui,  jedoch  nur  an  dieser  Stelle,  der  ich,  auch 
in  Berücksichtigung  der  ungemein  zahlreichen  in  dem  betr.  Band  vorhandenen 
Druck-  und  Lesefehler,  nicht  viel  Bedeutung  beimessen  kann;  dagegen  begegnete 
mir,  allerdings  weiter  südlich  im  Hennegan,  die  Form  pouvres.  Immerhin  verdiente 
die  Frage  eine  nähere  Untersuchung.  —  Der  Eigenname  Pourret,  -is  übrigens  ist 
nicht  von  diesem  Wort  herzuleiten,  sondern  von  vglat.  pulverem, 

Saint  Brise e.  —  Der  auf  dem  rechten  Scheideufer  gelegene  Stadtteil;  der 
linksufrige  wird  mit  eüi  bezeichnet.  Die  Schöffen  von  St.  Br.  hatten  das  Amt 
von  Kirchenvorstehem  s.  d'Herbomez,  M^m.  Soc.  T.  24  im;  25  Nr.  138,  139  u.  174. 

860  li  E vi  1  Hers.  —  Gebildet  wie  amparlter;  evülier  ist  dialekt.  =  emUer. 

851  li  Detiers.  —  Die  Form  fehlt  God.  s.  v.  deteor  „d^biteur''. 

jura  se  eomugne,  „leistete  den  Bürgereid"  d.  h.  wurde  in  die  Reihe  und 
liste  der  Bürger  aufgenommen.  S.  a.  Hs.  Bibl.  commun.  de  T.  215,  f.  37  (ordon- 
nance von  1275),  zitiert  von  Bozi^re  a.  a.  O.  p.  304  F. 

872.  Si  que.  —  So  statt  des  gewöhnl.  Si  doit  N.  N,  dUr,  Solche  hypotaktische 
Ansdmcksweise  ist  nicht  selten  in  der  Erz^ung. 

877  u  rendre.  —  Wir  haben  hier  ein  noch  vereinzeltes  Beispiel  für  die  Mög- 
lichkeit des  Sich-Loskaufens  von  der  Busse  einer  Pilgerfahrt').  Der  Grund  wird 
leider  nicht  angeführt  Solches  Loskaufen  wurde  im  14.  Jahrhundert  allgemein, 
80  dasB  eine  solche  Busse  nur  mehr  oder  weniger  eine  Form  für  eine  Geldbusse 
war,  deren  Höhe  durch  die  grössere  oder  geringere  Entfernung  des  Wallfahrtsortes 
bestimmt  werden  konnte.  —  N^donchel  Bull.  Soc.  T.  24  ut  teilt  einen  für  Valenci- 
ennes  geltenden  Tarif  von  9  Orten  mit  folgender  Angabe  der  dafür  gleichzusetzenden 

1)  u  über  w  entwickelt  unter  Einfluss  des  labialen  Vokals. 

2)  Aus  gleicher  Zeit  fand  ich  nur  ein  Fragment  in  Annal.  Soc.  T.  9  sss. 

9* 


132  Walter  Benary 

Geldsumme  mit;  8.  a.  Dabois,  Les  aaeeuiementa.  Andere  werden  oamhafl  gemacht 
TOD  Van  den  Bussche,  Boc-Amadour  (Comm.  royale  d'hist.  de  la  Belg.,  Bull. 
4.  s^rie,  tome  14»  1887).  Eine  groese  Liste  für  die  Stadt  Gent  mit  über  200  Namen 
ist  ra  finden  bei  Cannaert,  Bydragen  tot  de  Eennis  van  het  oude  Straftiecht  in 
Vlaoideren  (Gent  1835)  p.  351—358»). 

397  le  Ligne teuer.  —  Man  unterschied  l.y  telier  nnd  Mlier.  S.  z.B.  Aduü. 
Soc.  T.  9  tu  telier,  babineur,  ourdeur,  pareur,  foühn,  tendeur,  tandeur,  sareüseuff 
taintenier  .  .  .  toilier,  piniert  lautrenier,  lignetdier  ...  —  X.  ist  Leinweber, 
toüier  Tuchweber,  telier  —  das  fälschlich  überall  toilier  gleichgesetzt  und  ein&di 
für  dial.  Entsprechung  angesehen  wird  —  ist  abgeleitet  von  tde,  welches  Wort  von 
St  Palaye  als  „toile  de  haubert*'  spezialisiert  ist.  S.  noch  loc.  cit.  p.  394:  teüert 
ne  espoulemana. 

399  li  Fiensiere.  —  „Mistkarmer" ;  s.  a.  Annal.  Soc  T.  9m»  Et  tout  U 
fienseur  ki  fiens  carient,  raient  cescuns  eariiet  devens  le  jour  gu^ü  oroni  Vegtaide 
vuidie  .  .  .   God.  gibt  nur  ein  Beispiel. 

407  le  Eesere.  —  Das  Dict  von  Grandgagnage  gibt  an:  k^e  =  clause,  dis- 
poeition  particuli^re  d'un  march6.  S.  a.  God.  s.  v.  kea,  das  mir  sehr  unsicher  sn 
sein  scheint 

glave.  —  Dial.  =glaive;  ebenfalls  dial.  ist  das  weibliche  Geschlecht  statt  des 
männlichen  (lat.  gladiutn). 

432.  Wer  ist  damit  gemeint?  Es  geht  auf  irgendwelche  andern  Amtspersonen, 
aber  auf  welche?   Auf  die  eewardeurs? 

435  sour  le  glache  „auf  dem  Eise"  d.  h.  auf  der  zugefrorenen  Schdde 
oder  einem  Graben,  wo  sich  bekanntlich  im  Winter  die  buntesten  Szenen  abspielten. 

438  foulure.  —  God.  gibt  keinen  Beleg  aus  älterer  Zeit;  dagegen  ist  das 
Verbum  fouler  gewöhnlich. 

447  atireur.  —  God.  gibt  unter  der  Bedeutung  „celui  qui  r^gle,  qui  dto'de, 
Sorte  de  magistrat^'  ein  längeres  Zitat  nach  Tailliar,  Becueil  d'actes  p.  74,  einen 
Streitfall  zwischen  der  Stadt  und  dem  Bistum  Toumai  vom  Jahre  1223  betr.  Dort 
heisst  es  u.  a.  tot  ensi  eom[eJ  li  at,  le  deviserunt  aor  paine  de  .ce.  Q  de  flamena. 
Ich  habe  das  Wort  sonst  nicht  angetroffen.  Das  Verbum  dagegen  ist  häufig  in 
der  Mundart.  Es  kaim  hier  auch  einfach  bedeuten  „die  dabei  halfen,  die  Beihilfe 
leisteten'«;  vgl.  a.  336. 

450  w et  — Wohl  „Hinterhalt,  hinterlistiger  Überfall''.  Kommt  mehrfach  vor 
in  den  Beg.  de  la  loi,  wo  als  Strafe  Zahlung  von  10  Q  genannt  wird. 


1)  Gedruckt  nach  dem  ,,Wittenbouk"  der  Stadt  Gent.  Wie  die  betr.  Stelle 
zu  datieren  ist,  konnte  ich  nicht  ersehen.  Die  Hss.  Brüssel  16700  und  16764 
(alt  Katal.),  welche  dieselbe  Liste  enthalten,  scheinen  mir  der  zweiten  Hälfte  des 
14.  Jahrh.  anzugehören. 


Zwei  altfranz.  Friedensregister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  133 

458  leur  neben  häufigerem  hr  der  Hs.  findet  sich  noch  480  u.  481,  sowie 
in  un  leur  voiäin  476.  Erwähnt  sei  hier  das  an  Stelle  des  gewöhnl.  dativischen 
Uur  stehende  lor  533  n.  620*. 

466  liWainniers— Das  Wort  steht  synonym  zu  mt«reA»er  (Eramer)  Annal. 
See.  T.  9  ao.    Es  ist  =  gaignier,  nfr.  gagner;  vgl.  amparlier,  evüher. 

en  le  kainne.  —  Gemeint  ist  wohl  eine  entehrende  Strafe,  derart,  dass  der 
Obdtäter  mit  einer  Kette  (k.  entspricht  nfrz.  chalne;  s.  a.  Qod.  Compl.  s.  v.  chaeine) 
an  einer  Mauer  befestigt  oder  in  Ketten  durch  die  Stadt  geführt  wurde. 

469.  Derselbe  Name  b^egnet  Annal.  Soc.  T.  9  mi  ;  vgl.  Jak.  Boudenne  ibid. 
p.  363. 

482  em  statt  en  ist  durch  das  folgende  p  veranlasst  Ebenso  486,  487,  491 
und  em  plaine  htde  634.  Dergl.  ist  wie  in  andern  Sprachen  so  auch  auf  romanischem 
Qebiet  häufig. 

483  li  ni  Uli  er  8.  —  Qod.  belegt  das  Wort  dreimal.  Wenn  er  schreibt:  au 
XIII«  s.  cette  p&tisserie  [niule,  vom  lat  nebulüf  ein  leichtes  Gebäck  bezeichnend  — 
übrigens  an  die  Seite  zu  stellen  afrz  riuU  <  regula,  Utile  <  tegula;  s.  a.  Ducange 
s.  v.J  se  vendait  dans  Pint^rieur  de  certaines  ^glises  de  St  Omer,  le  jour  des  grandes 
f^tes,  so  zeigt  die  vorli^ende  Stelle,  dass  das  nicht  nur  für  die  genannte  Stadt 
gilt   S.  a.  Annal.  Soc.  T.  9  su. 

501  li  t ordere  d'ole.  —  God.  hat  nur  einfaches  tardeor,  ohne  das  Beiwort. 
OU  ist  dial.  =  oüe  (nfrz.  huile);  vgl.  enclostrey  enjont,  Bos,  Caurboe,  Grigare 
und  andere  Fälle  in  der  Mundart 

515.  Dieselbe  Verwendung  des  neutralen  il  zeigt  cot  qu'il  aviegne  619,  628« 
u.  a.    S.  dazu  A.  Homing  in  Böhmers  Boman.  Stud.  IV.  252. 

551.  Über  das  Wesen  der  Begh inen  brauche  ich  mich  nicht  auszulassen;  ich 
will  nur  erwähnen,  dass  es  mehrere  b^ünages  in  Tournai  gab. 

571  pole,  eigentlich  =  Daumen,  hier  :=  Faust.  Das  Wort  konnte  leicht 
diese  Bedeutung  annehmen,  weil  man  beim  Ballen  der  Faust  den  Daumen  charakte- 
ristisch bewegt. 

615.  Diese  Nummer  findet  sich  vollständig,  wenngleich  wenig  korrekt,  ge- 
druckt bei  NÄionchel,  loc.  cit.  —  Vgl.  a.  das  Einl.  S.  2  Gesagte.  —  Hier  sei  auch  auf 
die  besondere  Verbreitxmg  des  fourjurer  im  Hennegau  hingewiesen.  S.  Fei.  Cattier, 
Le  premier  r^istre  aux  plalds  de  la  cour  f^odale  du  Comt^  de  Hainaut  (Universit^ 
libre  de  Bnixelles,  Annal.  de  la  facult^  de  phil.  et  lettr.  gr.  8°  1893.) 

li  Espaumeres.  Für  dies  Wort,  das  N^onchel  mit  paumier  verwechselt, 
gibt  God.  nur  ein  Beispiel,  gleichfalls  aus  Tournai,  nach  d'Herbomez,  M^m.  Soc. 
T.  17  S4.    Bedeutung:  „mesureur  It  la  paume". 


134  Walter  Benary 

621  leCornette.  —  Wohl  nicht  eines  der  hd  God.  u.  ibd.  Compl.  yerzdchneten 
Wörter,  sondern  zum  Namen  le  eamet  gebildet;  der  Name  einer  Frau  wird  in  der 
Begel  von  dem  ihres  Mannes  abgeleitet,  z.  B.  le  pouletier,  -e,  vilain,  -e. 

628  vgl.  M^m.  Soc.  T.  25  iso.  Et  les  V  guartiers  et  une  verghe . . .  reportai 
en  le  main  Amourri  Blauvet,  Chevalier,  qui  jusHee  i  fu  de  Markaing  quatU  a 
ceeie  heaogne,    (S.  dazu  24  mt.) 

634  en  traison.  —  Der  Stellung  im  Satze  nach  gehört  es  zu  par  derriere. 
Sonst  könnte  man  dazu  vergleichen  Les  ^tabliss.  de  St.  Louis  (Ordonn.  des  rois  de 
Fr.  I)  Livre  I  chap.  28:  car  ce  est  appdU  trive  enfrainte  gut  e$t  une  des  granz 
tratsone  gut  sott  (traison  hier,  wie  sonst  =  vüain  eas).  S.  a.  noch  Beaumanoir, 
Coutumes,  Cap.  30,4. 

638  pouc  coi.  —  Ein  e  ähnelt  paläografisch  einem  r.  Doch  ist  auf  die 
Möglichkeit  des  Ausfalls  des  r  in  pour  und  enge  Verbindung  mit  dem  folgenden 
Wort  hinzuweisen. 

641*  fist  se  desresne  „gab  seine  Erklärung  ab",  offenbar  auf  dne  An- 
schuldigung hin,  dass  er  sich  dem  faurjur  entziehen  wolle  bezw.  auf  die  Aufforde- 
rung zum  fourjurer^).  —  Wegen  fausse  desresne  wird  N.  N.  zu  10  g  und  Verlust 
des  Bürgerrechts  verurteilt  (Annal.  Soc.  T.  9  soo).  —  Brunner,  afrz.  Prozess  S.  309 
übersetzt  das  Wort  mit  „Reinigungseid". 

646.  Das  Beispiel  ist  den  von  God.  beigebrachten  zuzureihen.  Hoequet 
Annal.  Soc.  T.  6  t9t  verzeichnet  denselben  Bogier  als  Parkeminiers  (1293).  Vgl. 
übrigens  die  Ausfühnuigen,  die  Wattenbach,  Schriftwesen,  diesem  Namen  und  Gre- 
werbe  widmet. 

661.  Dies  Stück  steht  mitten  unter  den  triues  prises  zwischen  St.  Johann, 
imd  Neujahr  1280/81.  Es  ist  aber  nicht  als  eine  Art  Gegenversicherung  der  be- 
leidigten Partei  aufzufassen.  Vielmehr  wird  der  zunächst  flüchtig  gewordene  Täter 
Biholart  eines  natürlichen,  wahrscheinlicher  eines  unnatürlichen  Todes  (durch  Blut- 
rache, Selbstmord  ist  kaum  anzunehmen)  gestorben  sein  und  nun  trennen  sich,  wie 
wir  sehen,  drei  —  wohl  nur  entfernt  —  zur  Sippe  gehörige  Männer  von  seinen 
Kindern  und  Blutsverwandten. 

Ein  paar  weitere  fourjurs  enthalten  die  R^.  de  la  loi,  loc.  cit.  p.  351/2,  344. 


1)  Der  Auslegung  der  Annal.  Soc.  T.  9  tsi  gebrachten  und  ibd.  S.  285  eigens 
hervorgehobenen  Stelle,  wonach  N.  N.  „refusa  d*6tre  consid^r^  comme  bourgeois", 
kann  ich  nicht  beipflichten.  Es  heisst  dort  .  .  .  desresna  qu^ü  estoit  borgois  et 
avoit  estet  8  ans  devant  chou  quHl  le  des[resjnast;  et  se(s)  desresne(s)  fu  fais 
(lies  faite)  en  octembre  Van  1281,  Das  bedeutet:  er  erklärte,  dass  er  Bürger  sei 
imd  zwar  bereits  8  Jahre  lang.  Verriest  druckt  freilich  desnast  und  bringt  es 
augenscheinlich  mit  dinier  in  Verbindimg.  Es  ist  aber  sicher  verschrieben  oder 
verlesen.  Der  Konjunktiv  zeigt,  dass  es  abhängig  ist  von  desresna.  Man  vergleiche 
das  nur  vier  Zeilen  später  folgende  Oliviers  li  Tcnderes  .  .  .  prouva  gu'il  estoit 
borgois  par  R,  Warison  eskievin  .  .  . 


iSwei  altfrBDz.  Friedensregister  der  Stadt  Toumai  (1273—1280) 


135 


Yeneichnis  I. 
Allgemeines  Namenverzeichnis. 

Vorbemerkung. 

Dieses  Verzdchnis  umfasst  sämtliche  im  Text  vorkommende  Namen,  ausge- 
nommen die  mit  le,  li  zusammengesetzten,  welche  im  zweiten  Verzeichnis  und  die 
der  Kalenderheiligen,  welche  im  Sachverzeichnis  zu  suchen  sind.  Die  Ortsnamen 
sind,  soweit  angängig,  mit  den  ihnen  entsprechenden  modernen  identifiziert,  wobei 
freilich  so  manches  allzu  Unsichere  lieber  ungenannt  geblieben  ist^);  alle  Orts-  und 
Flurnamen  bezw.  solche  mit  vorgesetztem  de^  delf  dou,  des  sind  durch  Kursivdruck 
kenntlich  gemacht. 

Abkürzungen:  Hain.  =  Hainaut;  T.  =  Toumai;  arr.  =  arrondissemeiit ; 
cant.  =  canton;  c^e  =  commune;  d^p.  =r  d^pendance;  Hptst.  =  Hauptstadt  (eines 
arr.  oder  cant.).  —  Bozi^re  =  Bozi^re,  Toumai  ancien  et  moderne;  Gart.  St.  Mart. 
=  d'Herbomez,  Cartulaire  de  St.  Martin;  Faider,  Cout.  =  Faider,  Coutumes  du 
Hainaut;  M^m.  (Bull.,  Ann.)  Soc.  T.  =  M^moires  (Bulletins,  Annales)  de  la  Soci^t^ 
historique  et  litt^raire  de  Toumai.  —  prov.  =  provost  (pr^vöt);  jur.  =  jur6;  serg. 
=  Sergeant;  esw.  =  eswardeur.  —  s.  8.,  Br.  u.  dgl.  =  sein  Sohn,  Bmder. 


Ablene%  de  V  //  Les  Sablans,  Hain.,  arr. 
T.,  cant.  Leuze,  c»»  Grandmetz  // 
Estievenes  615. 
Acre,  d'  //  Aeren-St.  Martin  (Lea-deux- 
Acren)y  Hainaut,    arr.  Soignies,  cant. 
Lessines  // 
Jehan  378. 
Aighelin 

Theri  242. 
Ainne(9),  d'  //  Eanes,  Nord,  arr.  Gam- 
brai,  cant  Glary;  oder  Eyne^  Ostfland., 
arr.  u.  cant.  Audenarde  // 
Banduin  (canoine  de  T.)  63. 
Jehan  (majeur  de  T.)  345. 
Sohelet  463. 
Waterons  181. 
Auiny  d'  //  Anzin*),  Nord,  arr.  u.  cant. 
Valenciennes  (?)  // 
Jakemins  138. 


AJaingy  d'  //  Allainy  Hain.,  cm  T.  // 

Jakemes  278. 
Alaidin 

Diener  des  W.  de  le  Plague  620. 
Alent 

Jakemon  25,  34,  214. 
Alis 

Magd  des  Grart  Famelare  490. 
Alüe 

Jehenn^  470. 
Aloe 

Jehans  173. 
Aloa,  d'  //  AOoat,  Ostfland.,  arr.  Hptst.  // 

Gillion  (borgois  de  Gant)  567. 
Amettey  d'  //  AtnetteSy  Pas-de-Gal.,  arr. 
B^thune,  cant.  Norrent-Fontes  // 

Emoul  345. 
Amiiena,  d*  //  AmienSf   Hptst.  D^part. 
Somme  // 

Gilles  —  li  batere  al  arket  577. 


1)  Doch  suchte  ich  wenigstens  anderweitige  Belegstellen  beizubringen;  die 
darauf  verwandte  zeitraubende  Arbeit  halte  ich  trotz  der  nicht  erreichten  Vollständig- 
keit nicht  für  nutzlos. 

2)  S.  Mto.  Soc.  T.  6;  Gart.  St.  Mart.  I;  Faider,  Gout.  Hain.  III  301/3. 

3)  Das  n  ist  ganz  modernen  Ursprungs;  s.  a.  Devillers,  Gartul.  II  253  und 
Duvivier,  Hainaut  ancien. 


13« 


Walter  Benary 


Amoarri 

Jehan  503. 
Anetierea  //  EnnetthreSy  Nord,  arr.  Lille, 
cant.  Pont-ä  Marcq,  c^«  Aveliii.  // 

8.  J.  Hatous. 
Angevin 

Gilles  -8  635. 

Pierres,  s.  S.  635. 
Anje,  Anjo^)  //  Prov.  Ar^jau  (?)  // 

8.  J.  Conte. 
A[h]staing   //  Nord,    arr.    Lille,    caiit. 
Lannoy  // 

s.  J.  Maton. 
Antoing,  d'  //  Hain.,  arr.T.,  cant.Hptst.  // 

Colart,  le  sure  355,  358. 

Evrare  7,  295. 

Jehan  424. 

Müdel  219,  295,  42L 

8.  a,  W.  Bigherru8. 
Anvaing,  d'   //  Hsdn.,    arr.    Ath.,    cant. 
Frasnes-Iez-Buisscnal  // 

Colare  (jur.)  27«,  607  (sein  Knecht). 

Evrart  359. 

Go88uin  —  359. 

Mildus,  8.  S.  359. 
Arc^),  de  V 

Jehan  (jur.)  131. 
Argelliers*),  des 

boinee  gens  562. 
Arkes,  (Arkis?),  des  //  Die  ehemal.  Rue 
du  Wez  in  T  (?);   s.  Bozifere  p.  295 
(le  Wez  des  Arkes)  // 

Manien  332. 
Arrasy  d'  //  Hptst.  D^part.  Pas-de-Cal.// 

Pierot  (u.  Frau)  109. 

Robiers  (mestre)  387,  426. 

Rogelet  475. 


Sandrars  202. 
8.  a.  11  Bourdere. 
Article%  d'  fj  Artrike  bd  Bru^fw  (West- 
fland.)  (?)  // 
Jehennet  373.  j 

Artrt,  d*  //  Arires,  Nord,  arr.  u.  cant. 
Valenciennes  // 
Pieron  50. 
AsCf  d'  //  Ascq,  Nord,  arr.  Lille,  cant 
Lannoy  // 
Pierres  603. 
A8prefMmt^\  d*  //  Grafschaft  bei  Fotoi- 
eiennes  // 
Jakemes  60. 
Asson 

Jehan,  clerc.     Fungiert  als  solcher 
bei  seurt^  u.  pais.  107«),  108, 113, 
173,  180,  182,  308. 
Atache 

Bauduins  194. 
Aubegni%  d'  //  Auhigny-au-Bac,  Nord, 
arr.  Douai,  cant.  Arleux;  es  gab  auch 
eine  porte  d'Aubegni  in  T.  // 
Adan  118. 
AuhenUm,   d'   //  D^part.    L'Aisne,   a^* 
Vervins,  cant.  Hptst.  // 
GiUot  15. 
Aubier[t] 

Grars  -s  425. 
Aub%ertme8%  d' 

Colin  622. 
Audain 

dame  —  u.  deren  Tochter,  Gat^^ 
des  Daniel  le  Boulenghier  194. 

AudemerieV)  d' 
Grars  232. 
—  li  clers  96. 


1)  Gart.  St.  Mart.  II. 

2)  Bedeutet  hier  Brückenbogen   bezw.  Brücke;  s.  a.  Annal.  Soc.  T.  9  a»4— «^ 

3)  Gart.  St.  Mart.  I,  II. 

4)  Bull.  Soc.  T.  17  IM— «10. 

5)  Faider,  Cout.  III  sos;  Bibl.  Valenc.  Ms.  532,  f^  88. 

6)  S.  Anm.  S.  122. 

7)  Devillers,  Cart.  Hain.  II ;  s.  a.  Bull.  Soc.  T.  4  is. 

8)  Oubermez,  Lille,  Arch.  d^parti.  II  174. 

9)  Faider,  Cout.  III  «0«/.,  M^m.  Soc.  T.  9  tt»,  w  ibid.  12  ux. 


Zwei  altfranz.  Friedensregjater  der  Stadt  Toiumai  (1273—1280) 


137 


Audmarde,  d'  //  Ostfland.,  arr.  Hptot  // 

AnnieB  253. 

Emoal^  499. 

Gofisuins  78,  135. 

8.  a.  JetL  Sohlen  u.  W.  li  OhevatierB. 
ÄMsnoä^l  de  V 

Druiel  51. 

Jakemin,  s.  S.  51,  631. 
Auterive,  d'  //  Hauierive,  Nord,  cneßrui- 
lle-Saint-Amand  oder   c»«  NiveUes  // 

Jehan  245. 
ifwim,  d'  //  Nord,  air.  Lille,  cant.  Pont- 
iirMaroq. // 

Grardins  439. 
Auwdette 

Jakemon  365. 

S.  Mutter  319. 

B. 

BabelaiB  628. 
Babine 

Jakemes  305. 
BaboS 

Jakemon,  Br.  des  Jehan  — ,  (8erg.)285. 
Baboette 

Jehenn^  566. 
Bacder 

Bobin  —  de  Holaing  617. 
Bmoc 

Huon  (counestable)  167. 
Balet 

Andriuet  617. 
BdOenghieny  de  //  Balinffhem,  Pas-de- 
Cal.,   arr.   Saint-Omer,    cant.   Ardres 
(?  8.  a.  Bellenghien). // 

Jehan  182. 
Baut,  de  II  Baüly,    Hain.,    arr.    Ath., 
cant  Frasnes-lez-Buiasenal,  d^p.  Saint- 
Sauveur  (?)  // 

AndriuB  46. 
BaUiu. 

Gillion  (derc)  111. 


Gilles  -B    11   goudaliers   628,    644 
(nebst  Br.  Jehans  Provos). 
Battudy  de  //  BaOleui,   Hain.,   arr.  T., 
cant.  Templeuve  // 

Crestiiens  513. 
Bar 

OlivierB  361. 
Bara[t] 

Jehans  -s  615. 
Bare,  de  le  //  Rue  de  2a  Bare  St.  Briee 
in  T.;  s.  Bozifere  p.  272// 

AndriuB  506. 

Jehenn^  —  de  Lille  281. 

Willaume  —  d'Orke  10«). 

Jehans  Blondeaus  —  352. 

Annies  dou  Four  —  534. 
Bariy  de  jj  Barry,  Hain.,  arr.  T.  cant. 
Leuze  // 

Jakemins  379. 
Barret  (s.  a.  Verz.  II) 

Gk)6suin  152. 

Jakemes  -4»  47*  «>. 

(Jehans  -^  190.) 
Baase*),  (Baaeie),  de  le 

Jehenn^  439. 
Basei,  de  //  Baehy,    Nord,   arr.   Lille, 
cant.  Cysoing  // 

Andrius  448. 

Jakemins  507. 
Basteniere 

Adans  382. 
Bateriel 

Jehan  218. 
Batiel,  au 

Ysabiel  235. 

Willaumes  (clerc)  429. 
Baudelore  179. 
Bauduimant^),  de 

Bouschars  —  620. 

Ghilebiert,  s.  Br.  620. 

Hues  243. 

Jehans  (mese,-ire,  Chevaliers)  343, 620. 


1)  M^m.  Soc.  T.  25. 

2)  VgL  M^m.  Soc.  T.  25  iis. 

3)  Vgl.  Mto.  Soc.  T.  9  101. 

4)  BaudimotU,  nw.  T.,  auf  älteren  Karten  verzeichnet,  vermochte  ich  nicht  zu 
i<kntifizieren. 


138 


Walter  Benary 


Bauduin,  Diener  der  J.  de  Waudripont  40. 
Bauegnies,  -enghies,  de  /  jBaugnies,  Hain., 
arr.  T.,  cant.  P^ruwelz  // 

Colins  96,  638. 

Jakemin  498. 

Jehan  68,  638. 
Bauwegnies,  de  //  idem.  // 

Ck)lin  ~  396. 

Jehan,  b.  Br.  396. 

Flamenc  4. 

Jak.  —  12b. 

Jehan  —  s.  Br.  12b,  377. 

Jehenn^  377. 

Pieree  615. 

8.  a,  Pieres  li  Fevres,  Jeh.  Flamens, 
Col.  le  Jovene. 
Bauwegniea 

Jehans  —  164,  583. 

Pieres,  s.  Neffe  164. 

—  le  Porteur  (s.  Sohn)  337. 
Bavineove,  de  //  Baviehove  Westfland., 
arr.  CJourtrai  // 

Colars  —  li  niuliers  de  Valenchi- 
enes  483. 
Beaufossei,  de 

Jehans  622. 
Beaurepairej  de  //  Nord,  arr.  u.  cant. 
Avesnes  // 

Jehan  403. 

Watiers  403. 
Beau(8)-sire(s) 

Gillot(-8)  —  12,  372. 
Beldrie 

Marie  —  522. 
BeUenghiefi,  de  //  Belleghem  Westfland., 
arr.  Courtrai  (oder  Bellignies,  Nord, 
arr.  Avesnes,  cant.  Bavray)  ji 

Monn^  154. 
Berenghiers 

Andrius  115. 

Hennoke  89  (?),  598. 

Monars  18. 
Berquis,  de 

Jehans  376. 


BitkerUH,  de  //  Bm€  du  Beequerd  in  T. 
Ein  Stiick   Land,   das  diesen  Namen 
trug,   trennte  die  beiden  Stadtteile  U 
Bruiüe  u.  8t.  Brite  in  T.  // 
Lambiers  (jur.)  119. 
s.  a.  Lamb.  li  Rate  201. 
Bieke[t] 

Pieres  -^  de  Broussiele  167. 
Bielerose 

Baudon  (-uin),  vallet  348. 
Bielevaly  de  //  Belvaux')  // 
GUUon  122. 
Jehans  —  621. 
Bogiers,  s.  Br.  621. 
BierelerSj  de  //  Beclera,  Hain.,  arr.  T-^ 
cant.  Leuze  // 
Martin  389. 

Jakemes  li  Boucliers  —  302. 
Btereus,  de  //  Bercus,  Nord,  arr.  liU^ 
cant.  Cysoing,  cd«  Mouchin  // 
Robiers  12b. 
Biermenaing,  de  //  Bermeraing,  NoJ^ 
arr.  Cambrai,  cant.  Solesmes  // 
Jehan  59. 
Siemes*)  f  de  //  Bieme,  Nord,  arr.  Dunke^ 
que,  cant.  Bergues  (?)  // 
Thumas  —  le  goudalier  272. 
ä  Biemes  119. 
BietaineroiSt  de  //  bei  Vezon,  s.  Car^ 
St.  Mart.  II  iTi.  // 
Jehenn^  li  Monniers  —  92. 
Bietune,  de  //  Bithune,    Pas-de-Calai^ 
Hptst.  arr.  // 
Monsegneur  —  116.    (s.  a.  Nostr"* 
Dame). 
Bigherrus 

Willaumes  —  d'Antoing  616. 
Biholart 

Jehan  651. 
BiUelevret 

Jehennet  499. 
Blaheries,  de  //  BUharieSy  Hain.,  arr.  T*» 
cant.  Antoing  // 
Alars  403. 
GiUos  275. 


1)  Es  gibt  mehrere  Orte  dieses  Namens. 

2)  S.  a.  M6m.  Soc.  T.  9  ••;  17  m. 


Zwei  altfnmz.  Friedensregiflter  der  Stadt  Tournai  (1273—1280) 


139 


Pieres  —  394. 

Jeh.,  B.  8.  394. 
Blandaing,  de  //  BUmdainy  Hain.,  arr. 
T.,  cant  Tempieave  // 

Colare  224,  270. 

Jakemina  30. 

Jdian  — ,  bateor  al  arket,   borgois 
de  T.  230,  288. 

BenaadiDs  364,  642. 

8.  a.  Pieres  Boul^. 
Biaiikai{t] 

Jakemes  -s  526. 
Bi&n[c].eBtrain 

Sohlen  -s  -s  576. 
BUkriel 

Colare  -eauB  202. 

TTieri  71. 
BIässc 

Jehan  191. 

Theris  452. 
^^€Mtan,  de  //  Hain.,  arr.  T.,  c«nt.  P^ru- 

Jakemea  189. 

Jsabiel  529. 
^^uwet 

Mesire  Amourris*)  -4»  620. 

Andans  s.  S.  353,  620. 

^letepoire 

Jehenn^  —       1  .  ^«    , . .. 
T  u  c  i  103,  445. 

Jehana  — ,  s.  6.  j 

Ostekina  —  103. 

Hloc 

Jehan  -~  de  Trehout  529. 
^lokid 

Jehan  404. 

8.  a.  Mart.  dou  BniiUe. 
^iond[iel] 

Jehans  -eaus  615. 

Jehana  -eaus  de  le  Bare  352. 
^oceft]  (8.  a.  Bochet) 

Jehenn^  -4»  484. 
^Ocharft] 

Jehans  -s  635. 

Jakemins  s.  Br.  635. 
lochet 

Alart  —  149,  320. 


Jehenn^,  s.  8.  149. 

Jehan  —  dessen  8.  520. 

Jehan  —  genannt  bouchier  317. 

Jehennet  —  le  foolon  185. 
Boin-cuer 

Jehans  -s-s  361. 
Boineavain 

—  de  Bruges  250. 

Ck>bire,  B.  6.  250. 
Boinechiere 

Estievenin  146. 
Boinefoi[t] 

Bogien-s  377. 
Boin-tans 

Bobins-s-  li  barbiiere  607. 
Boistiel 

Watelet  616. 
Baiffes,  de 

Colin  638. 
Bontebar 

Jehan  —  255  (s.  Fussn.). 
Borgies,  de  //  Bourgies,  s.  Bull.  6oc.  T. 
7  114 ;  Faider,  Cout.  III  ms  // 

Jehan  —  99,  615,  620,  628,  644. 

Evrare,  s.  Br.  99,  615,  628,  644,  646. 
BorgnenCy  de  le 

Jakemes  97. 
Boa,  dou 

Daniel  510. 

Jehans  615. 

Mikiols  127. 

Bobiers  119. 

Watier  70. 
Boske[t] 

Jakemes  -4»  257. 
Boudin 

Jehans  -s  de  Nueves-maisons  438. 
Boukine 

Colins  —  390. 
Boulet  (s.  a.  Bourlet) 

Jehan  —  288. 

Pieres  -4»  de  BUndaing  288. 
Bouiogne  jjBoulogne^'lmer,  Pas-de-Cal., 
arr.  u.  cant.  Hptst.  // 

Wallfahrtsort  410,  535. 

In  Verbindung  mit  Buem  (s.  d.)  294. 


1)  8.  U6m.  Sog.  T.  24  u.  25;  Annal.  9  st». 


140 


Walter  Bemuy 


In  Verbindung  mit  St,  Josse  (s.  d.) 
u.  Buem  293,  819,  28,  29,  62,  68, 
86,  87,  95,  401,  2,  4,  20,  24, 
25,  46,  50,  56,  59,  65,  68,  75,  80, 
81,  83,  85,  86,  88,  92,  93,  608, 
11,  14,  18,  22,  33,  34,  40,  43,  55, 
58,  63,  65,  66,  69,  71,  80,  84,  92, 
95,  99,  602,  609. 
Bourdon 

Ernouls  -s  397. 
BourghieUj  de  //  BouroheUes,  Nord,  arr. 
Lille,  cant.  Cysoing  // 
Jehan  — ,   prov.   de  comand.  147; 
jur.  375,  502. 

(Mikiel  le  vallet  segneur  — )  321. 
Bousseaus,  sein  Neffe  555. 
Jehenn^  —  383. 
8.  a.  AI.  le  Carpentier. 
Bourgougne 

Gillion  ~  617. 
Bauriß  de 

Jehennet  373. 
Bourion,  de 

Henri  12b,  298. 
Jakemes  —  li  naviieree  636. 
k  Bourion  636. 
Bourlet 

Jehan  —  leloieur  568  (ibid.  a.Boulet). 
Jehenn^  -&  12^. 
Bousset 

Jehennet  —  451. 
BauvineSf  de  //  Nord,  arr.  Lille,  cant. 
Cysoing  // 
Colars  628. 
Braffe,  de  //  Hain.,  arr.  T.,  cant.  P^ru- 
welz  // 
Simon  317. 
Branke 

Jehenn^  —  268. 
BrarSf  de 

Grart  353. 
BraSy  de  //  Brasmenil,  Hain.,  arr.  T., 
cant.    Pdruwelz;    vgl.    Faider,    Cout. 
III  m  // 
Clarembaut  (Ysabiel,  s.  Frau)  124. 
GUHon  —  638. 


Gossuins  —,  s.  Br.  638. 

Watiere  —  desgl.  638. 

Jehenn^  48,  49. 

Mahius  124. 

8.  a.  le  Maisnil. 
Brdfroue,  de 

Felippon  63. 
Breusar[t] 

Müdus  -8  61,  80,  649. 
Briet 

Jehan  614. 
Briffaut 

Jakemon  274. 

—  B.  (escrouette)  405. 
Brillet 

Jakemon  —  (clerc)  320,  611. 

Jehan  —  291. 

Eatherine,  s.  Fr.  291. 
Brissaude 

Jehans  —  77. 
Brissßon] 

Jehenn^  -es  (clerc)  549. 
Brognart 

Jehan  44. 
Brouauderie,  de  le 

Kaions  473. 

Bogiers  74. 
Brousside,  de  //  BruxeUes,  Hptst.  B^ 
giens  // 

Grardins  470. 

Jakemin  171. 

Willaume  151. 

8.  a.  P.  Bieket. 
Brueelj  de 

Jakemes  —  561. 

Aumans,  s.  Br.  561. 
BrugeleUeSy  de  //  Hain.,  arr.  Ath.,  cai 
Chifevres// 

Pieron  —  643. 

Jakemin,  s.  8.  643. 
Bruges,  de  //  Hptst.  Westflandems  // 

Baidekins  250. 

Boineavain  —  250. 

Colart,  8.  S.  250. 

Colin  —  le  parmentier  192. 

Copins  592. 


1)  BavH  Cart.  St.  Mart.  II  (?). 


rei  altfrans.  Friedensragister  der  Stadt  Tonrnai  (1273—1280) 


141 


27,  233. 

Bule8tier8 

192. 

Jehans  648. 

Flirt  Den,  Pier,  de  Qhilliees, 

Rogiers,  s.  Er.  54,  648. 

le  Grant. 

Eurbaut 

IIBruyeUe,  Hain.,  arr.  T., 

Colart  -  de  Condet  638. 

»ng// 

Eor^ 

248. 

Jehans  162. 

8  504,  615  (mesire). 

Eurelure 

8.  S.  615. 

Erisces  621. 

i  //  le  B,,  auf  dem  rechten 

Eure[t] 

Scheide  gelegener  StadtteU 

Colare-^  137. 

JBuri,  de  //  Bury,  Hain.,  arr.  T.,  cant. 

103. 

P^ruwek  // 

(StiefBon  d.  Biokiel)  556. 

Gontier  —  le  carpentier,  borgoia  de 

f7. 

T.  342. 

180. 

Ysabiel  Campion,  8.  Tochter  342. 

fiel^  -  545. 

Goeauins  —  639. 

^trat  —  239. 

Buridans 

sr  317,  510. 

Jehan8  12»,  45. 

Busegnies,  de  //  BuHgntfy  Nord,   arr. 

,  cant.  Arleux;  vgl.  Devillers, 

Cambrai,  cant.  Clary  // 

Ul.  // 

Gillos  55. 

146. 

Eusemare 

e 

WiUem^  451. 

8  614. 

Buaket,  dou 

Jakemin  592. 

^U8  260,  270,  302. 

18,   li  escuiera  l'abet  de  6t. 

C. 

i98. 

Cabare[t] 

de  //  Bnuseghem,  Brabant, 

Jdienn^  -4»  de  Douai  587. 

aUea,  cant  Wolverthem  (?)  // 

Cabaret,  au 

le  Moreauporte  —  395*). 

Willaumes  li  Lormiers  549. 

i,  de 

Gabochet 

—  li  taintenier8  651. 

Jehan  645. 

,  8.  Er.  651. 

Cacecomoile 

Colart  74, 473, 486  (nebsts.  Schwager 

9  222. 

Alart). 

s  Buciaus  615. 

GiUot  137. 

8)-(B)611,  615. 

Calemar[t] 

de  //  BiUemmt,  Hain.,  arr. 

Alou(l)8  -8  613,  628. 

CeUes// 

649. 

cant.  P^ruwelz  // 

51,  80,  97. 

Capelain  51,  631. 

le 

Colare,  s.  Er.  51,  294. 

8  628«. 

Gillion,  dessen  S.  294. 

lU 

Felippon  72. 

1  617. 

Thumassin  96. 

i.  Jak.  Vil.  de  Er.,  Cart  St.  Mart  I. 


142 


Walter  Benary 


279. 


Ic 


Callau 

Jak.  223  (nebst  s.  Frau  Manien). 

Nicholes  -s  635. 

Alardins,  s.  S.  635. 

Jehenn^)  desgl.,  635. 
CäUmey   de  //  Calonne,   Hain.,   arr.   T., 
cant.  Antoing  // 

Foucara  621. 

GosseauB  620. 

Theri  (mestre)  94  (s.  Neffe  Mahiues). 

8.  a.  Gillot  Croket,  Jeh.  Stasart. 
Cambe^)y  de  le 

Jehans  —  des  Maus  147. 

Robin  —  617. 

Watelet  -,  S.  d.  ,         5j 

Vüain  —  ( 

Caml>rai,  de  //  Nord,  arr.  Hptst.  // 

Ck)ch^  258. 

Der  Bischof  von  C.  261. 

S.  a.  Jehan  Camus. 

Camp,  dou 

Jehennet  642. 

Campeaus*),  des 

Gillot  450,  620. 

Sohiers  620. 
Campion 

Colart  327. 

Jehan  —  de  Salines  327. 

Manien  342  (7). 

Ysabiel  —  (Tocht.  d.  Gont.  de  Huri) 
342. 
Camus 

Jehan  —  de  Cambrai  588. 
Candellon 

Jakemon  370. 
Canfaing,  de  //  Camphin-en'Pivhle,  Nord, 
arr.  lille,  cant.  Cysoing*)  // 

Colars  —  li  tanere  547. 

Gosses  (jur.)  108, 113, 119  (Gossuins). 

1)  S.  Cart.  St.  Mart.  II;  vgl.  Faider,  Cout.  III  ao«. 

2)  S.  Cart.  St.  Mart.  II  (les  campeaux  ä  Toumai). 

3)  Es  gibt  noch  ein  Camphin-en-Carembaultf  cant.  Seclin. 

4)  d'Herbom.  Cart.  St.  Mart.  stellt  diesen  Flurnamen  mit  Cainoit  zusammer^^ 
was  mir  zweifelhaft  ist.  Ein  Camois  am  heut.  Mont  de  Trinit^  s.  Faider,  Cout' 
in  MS  (Valenc).  -—  Le  Camoit  war  bis  in  die  neuere  Zeit  (17.  Jahrh.)  der  Nam^ 
für  Charleroi,  Hain.,  arr.  Hptst. 

5)  Wohl  eher  Beruf  als  Familienname. 


Gilles,  S.  d.  i 

Jaket  —        ( 

Jehennet  467. 

Tiebaut  5. 
Cantepau 

Watiere  588. 
Caniorbi(l)e  siehe  Saint  Thtmoi. 
Capelass^ 

Wafciers  212. 
Capiele 

Jakemin  506. 
Capon 

Colars -B  633. 

Estievenon  294. 

Karons  -s  503. 
Carbeniel 

Colart  8,  16  (nebst  Br.),  645. 
Carbon 

Gillet-s,  jur.:    152,    161,  181,  1^' 
feiner  366. 
Car-de-vake 

Colins  -s-  472. 

GilHon  — ,   prov.  127*/5  u.  127*1? 
19,   53(?),   129,   350,   641   (de 
com.);  prov.  de  comand.  53  (?),  3^^' 
jur.  308;  femer  628,  646. 
Carlet,  de 

Jehans  —  630. 

Emoul,  s.  Br.  630. 
Gamoit%  dou 

Grais  300. 
Carpentier*) 

Simons  ) 
Carvin,  de  //  Pas-de-Cal.,  anr. 
cant.  Hptst.  // 
Jehan  (mons^gneur)  116. 
Casaiel,  de  //  Cassel,   Nord,  anr. 
brouk,  cant.  Hptst.  // 
Jehans  —  li  boulenghiers  612, 


B^thur»^^ 


Ha»^^ 


;wei  altfranz.  Friedensregister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280) 


143 


Caudron 

Bauduins-B  (jur.)  115. 
Oaukin 

Jefaan  586. 
Cavate 

Jefaans  635. 
Cavee,  de  le 

Willaumes  615  (nebst  S.) 
Caveliere  (?)  614. 
Cavoir 

Monare-s  de  Lille  615. 
Cdier,  dou 

Jakemin  77. 
Celois 

Jehan  241. 
Chaingle*),  de  le  //  Die  Bue  du  Cygne 
in  T.  // 

Jehan  —  le  boulenghier  58. 
Chambauft] 

Jehans  -s  de  Fournes  310. 
ChanfraiSf  de. 

JakeminB  12^. 
Chanteriel  90 
Chantine 

Katheline  532. 
CherCf  de  //  Chereq,  Hain.,  arr.  T.,  cant. 
Ajitoing  // 

Biertran  — 

Jehan,  s.  Er. 

Jehan  —  le  oouletier 

Bogier  — 

Simon,  s.  Br. 

Sohier  —  nebst  S. 
C(h)ieU,  de  II  COUa-Uz- Tournai,  Hain., 
arr.  T.,  cant.  Hptst.  // 

Ajidriu^  352. 

Pieres  352. 

8.  a.  J.  Ck)pon8. 
Chin  11  Hain.,  arr.  T.,  cant.  Templeuve, 

c»«  Ramegnies-Chin  //  427 
(Chinette  635.) 
Ch%rve*)y  de 

Estievenes  502. 

ft.  Cart.  St.  Mart.  II  (le  casteler  k  Esplechin  vers  T.)  u.  Bozifere,  p.  245 F.: 
le]  nie  castelaine  au  Heu  c'on  dit  devant  le  casteler  (Chlrogr.  1280). 
M^m.  Soc.  T.  24  ita;  zum  Namen    („mit  Mauern  umschlossener  Park'') 
».  T.  7  «.. 

1.  Cirvia,  Gart.  St.  Mart.,  das  von  d'Herb.  mit  Chihwea  Hain.,  arr.  Ath, 
.  identifiziert  wird. 


601. 

non  89,  (371),  393. 
n  — ,  s.  S.  36,  359,  410  (S. 
emain  de  Rasse),  531  (desgl.), 
lie  Schwester  s.  Frau). 
195. 

— ,  Br.  des  Gillon  — ,  jur.: 
73;  femer  359,  371,  393, 531. 
me,  prov.  127»/4  u.  127^/8: 
07, 113, 115,  236  (de  le  com.), 
esgL),  303  (desgl.),  308,  342, 
46, 611 ;  jur.  131,  375;  sousm. 
jward.  180,  274;  femer  121, 
560,  261,  304,  613,  632. 
8.  S.  304. 

B  —  de  Sourlepont  579. 
-B  86. 

dou  //  Die  Bue  des  ehoraux 
s  ehedem  me  du  casteler^)  // 

371. 

s.  S.  371. 

297,  615,  641,  644,  646. 
ain  648  (ihre  Söhne  Jeh.  le 
T  u.  Pieres). 
1 

505,  615. 
—  de  Fresfontaine  505. 

ibain  —  (dame)  405. 
et,  ihr  S.  (derc)  405. 

4,  21,  53  (prov.  de  le  Gar. 
ur.),  613  (jur.?). 
,  (jur.)  215,  238. 

le 
44. 

;  536. 

e  le  II  La  Chaussee,  Nord, 

jnes,  cant.  Bavay,  c»«  Feig- 

0"iur.)  108. 


26. 


144 


Walter  Benary 


Jehenn^  602. 

s.  a.  Bogon  le  Vinier. 
Chokette 

Efitievenes  620. 
Clarembau[t] 

Jakemes  -s  398. 
Clereamp,  de  //  Die  heutige  Bue  Gier- 
camp  in  T.;  s.  a.  M^m.  Soc.  T.  17  n  // 

Colars  651. 
Olike 

Hoheit  492. 
CUkebierghe,  de 

Gillot  61  (nebst  3  Br.). 
Clinkar[t] 

Jakemes  -s  222. 
Clowiing,  de 

Jehans  569. 

Jehennet  —  457. 

Jakemin,  s.  Br.  457. 
Cognon 

Henris  -s  (jur.?)  613. 
Coispeaus,  as 

EmouB  377. 

Jakemes  377,  382. 
Cokereaumantf  de  //  Coeriaunumtj  Hain., 
arr.  T.,  cant.  Templeuve  (bei  Blandain) 
oder  Coqueraumoni,  Hain.,  arr.  Ath., 
cant.  Frasnes-lez-Buissenal  // 

Jakemes  615  (nebst  Br.). 
Ck)keriel,  porte  —  414. 
Ck)kiel 

Jakemon  — ,  S.  des 

Thumas 

Jehan  —  424. 

Jehans,  s.  S.  424. 
Ck)l-de-kievre 

Colin  48,  49. 

Jehan  285. 
Ool-de-moulin 

Gillot  56. 
Colemer 

Jehans  -s  (jur.)  108,  113,  23a 
Colion 

Colart  619. 
Oomin  160. 


I  404. 


Condei,  de  //  Cmdi-sur-VEteaui,  Noid, 
arr.  Valenciennes,  cant.  Hptst  // 
Watier  202. 

s.  a.  Col.  Burbaut 
Conte 

Jehan  —  d'Anjö  89,  598. 
Ck)pet 

Jakemon  346,  438. 
Copon 

Jehans  -s  de  Chiele  168. 
Corbefri,  de 

Colart  21,  295. 
Corde,   de  //  CordeSy   Hain.,   arr.  Ath, 
cant.  Frasnes-lez-Buissenal  // 

Jehans  (jur.)  119. 
Costart 

Gillion  605. 

Nicoles  -s  (mestre)  628. 
Cotpel] 

Hellins  -eaus  462. 
Coulle'),  a  le 

Jehan  617. 
Coulombierf  dou 

Hues  626. 
CowbeleUe,  de  le 

Jakemon  70. 
Caurhos,  de  //  CourboiSy  Nord,  c»«  Co»^ 
sur-rEscaut  // 

Watiers  615. 
C(mrc(h)iele8y  de  //  CaureOles,  Pas-^' 
Cal.,  arr.  B^thune,  cant.  Carvin  // 

Bemardin  —  352. 

Jehen^,  s.  Br.  352. 

Hellin  273,  347,  491. 

Jakemon  217. 

MikiuB  524. 
Co(u)rtra%,  de  //  Westfland.,  arr.  Hptst-^ 

Jehan  —  le  sure  448. 

Lambiert  —  le  toilier    (bourg.    ^ 
T.)  267. 

Pieres  631. 

Ustasses  631,  648. 

Watier  210,  646. 

Jehenn^,  s.  S.  210. 

Willaume,  desgl.,  646. 


1)  S.  God.  s.  V.  ooule. 


!wei  altfranc  Friedensregister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280) 


145 


1^  628,  631. 

Deaulie,  de  le 

Her.  Patins;  ferner  605. 

Willaumes  157. 

Den  (?) 

—  320. 

Grars  —  de  Bruges  249. 

— ,  8.  Br.  51c,  320,  611. 

Denisain,  dame  469  (nebst  S.  Watenne). 

Dent,  au 

9  -8  39,  42,  71. 

Aloul  403,  628. 

Jefaan  6,  324,  628. 

(  -8  211. 

Wibier»  139. 

Dent-de-leu 

imes  -eauB   225  (Br.  des  Jeh. 

Jehennfe  -s-  490. 

t). 

Dentin 

iou 

Willem^  -8  515. 

90. 

DeU8-(E8 

!t  322. 

Jehan  203,  610. 

Dierin 

—  de  Calone  397. 

Alare  -s  99. 

le 

Jehans  -s  519. 

i  615. 

Dikemue,   de    //  Dixmudey   Westfland., 

arr.  Hptst.  // 

Gherouls  388. 

Emouls  151. 

148. 

Dinant,  de  //  Prov.  Namur,  arr.  Hptet.  // 

n  —  346. 

Jakemes  — ,  li  cousturiers  206 

«,  8.  Br.  346. 

Doit,  dou 

Evrart  —  375. 

-8  81. 

Bietris,  s.  Frau  375. 

Done%  del 

-8  de  Mortaigne  240. 

Watiers  80. 

Danse^)y  de 

imes  590. 

Pieres  589. 

le  //  Curgies,   Nord,   arr.   u. 

Watier  174. 

denciennes  // 

Doret 

rin8  489. 

Gillot  14. 

ie  //  Nord,   arr.   Lille,   cant. 

Dotegnies,  de  //  DoUignieSy  Westfland., 

F 

arr.  u.  cant.  Courtrai  // 

.  U  Oncles. 

Emaut  — -  le  carpentier  641. 

Hennoe  —  li  carpentiers  429. 

D. 

Jehenn^  141  (s.  a.  450). 

dele 

S.  a.  Gr.  li  Barbiiere,  Jeh.  li  Car- 

8  649. 

pentiere,  6oh.  le  Majeur. 

649. 

DwMi,  de  //  Nord,  arr.  Hptst.  // 

64*. 

Four  (?)  556. 

i  64,  80,  116. 

GiUot  85,  648. 

Huon  335. 

3t  352  (nebet  Frau). 

Pieres  550. 

Mdm.  Sog.  T.  25  (bei  Dotegnies). 
Gart.  St.  Mart.  II;  Monuments  p.  servir  etc.  I. 
e  Fonchnog«!!  XXV. 


10 


146 


Walter  Benary 


S.  a.  Jeh.   Gabaret,    Evr.  Muaart, 
Bic.  Musart;  ferner  444,  650. 
Dou[lc]-aini 

Jdieim^  Dous-amis  401. 

Güloe,  B.  Br.  401. 
Doullet 

Evrart  —  d'Orke  322. 

Felippret,  s.  Neffe  322. 
Dauveraing,    de    //  Dauvrain,    Hain., 
arr.  Mons,  cant  Lens,  c^^  Baudour  // 

Jehans  —  li  couteliers  246. 
Duisettea^),  de 

Jehan  98. 
Duistmpiere,  de  //  Wüempiere,  Hain., 
arr.  T.,  cant  Antoing  // 

Jehenn^  14,  312. 

Watelais,  s.  Br.  14,  312. 

Mahiuet  312. 

Wateron  397. 
Dulersart 

Theris  630. 

E. 

Elevar[t] 

Mikel^  -8  525. 
Emmi-le-vilU,  d' 

Colars  156. 
Engherran[t] 

(Theriß  ?)  -s 

Pieres,  s.  Br.  (nebst  8.  Qillos) 

Gilles,  desgl. 

Bandes,  desgl.  (nebst  S.  Gillos) 

Theris  -8  615  (nebst  Br.). 
Englemarese,  d*  s.  Karon. 
Englemoustier^  d'  //  Ingdmunateff  West- 
fland.,  arr.  Roulers,  cant.  Hptst  // 

Ghiselin  322. 

Jehans  177. 
Engles 

Hubert  329. 

Theri  329. 

Watier  329. 


635. 


Ere,  d'  //  Hain.,  arr.  T.,  cant  Antoing// 

Colart    — ,    Diener    des    JA,   de 
Flekieres,  344,  375. 

Jehenn^,  s.  8.  375. 

Jehans  —  li  monniers  1(X). 
Escade 

Gilles  235  (Schwager  d.  Henri  de 
Monnes). 
Escatnaing,  d*  //  Eseamin,  Nord,  arr. 
Lille,  cant.  Lannoy,  d»  Baisieoz  // 

Jehan  —  1 

Bandet,   s.  Br.  l  595. 

Gillot,  desgL     j 

Jehan  —  de  Fontenoit  629. 
Escamiel 

Jakemon  295,  386. 
Eseaudaingf  d*  Ij  Eseaudain,  Nord,  arr. 
Valenciennes,  cant  Denain  // 

AndriuB  615. 
Eseaupohtj  d*  \\  Nord,  arr.  ValendeimeB, 
cant  Cond^ur-l'Escaut  // 

Charles  620. 
E$eayi,  d'  //  Hain.,  arr.  T.,  cant  Antoing, 
c««  P4ronnes4ez-Antoing.  —  Eb  kann 
auch  der  Fluss  E.  gemeint  sein  // 

Henneaus  —  li  peskieres  244. 

Jakemon  —  617. 

Jehan  le  Petit  —  617. 
EicUppes^),  d' 

Hues  621. 

Karons  195. 
Esech,  de  T 

Jakemins  533. 
Escorceceval 

Baudon  91. 
J^teomat'),  d' 

Jehenn^  499. 
Escouve[t] 

Gosseaas  -6ß  638. 
Escouvette 

Gilles  —  li  fevres  216. 


1)  S.  Gart.  St  Mart.  II;  vgl.  Les  DuizeUea,  D^part.  Ardennes,  c»«  Bocquigl»/' 

2)  S.  Gart.  St  Mart  II  (apud  Dossemer). 

3)  Reg.  de  la  loi  (s.  MÄn.  Soc.  T.)  161,  168;  Lille,  Arch.  d^part.  B  282;  O- 
van  Hoorebeke,  Etüde  sur  Porigine  des  noms  pationym.  flamands,  Brux.  187^' 
pp.  56,  74,  111. 


Zwei  altfranz.  Friedeiwregister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280) 


147 


EMre(a)e 

Willaume  62,  78. 
Edtdwies,  d'  //  E§g[uelmes,  Hain.,   arr. 
T.,  cant.  Templeaye  // 

GKlloi  475. 

Jehennet  618. 
Etpeüe,  de  1' 

Jdian  112. 
Etpe$^  -au,  de  V 

Jehan  323. 
Eipieregat^  d' 

Watiere  621. 

Jehans,  8.  8.  621. 
Etpine^  de  V 

Pieron  619. 

Willaoine  —  n^t  Frau  610  (s.  a. 
EinL  8.  4). 

Jehan,  s.  Br.  610. 
Espinelte 

Jehan  67. 
EtpineUe,  d'  //  vgl. M^m.  8oc.  T.  25m  // 

Jehennet  268. 
Eipinoü,  de  V  //  Epinoy,  Paa-de-Cal., 
arr.  B^iine,  cant  Canrin  (?)  // 

Bandouin  35,  519. 
Eipinoke 

Jakemon  526  (s.  Frau). 

Jakemea  —  11  ooriiers  430. 

Jdiennet  446. 
EipliUhin,  d'  //  Hain.,  anr.  u.  cant.  T.  // 

AlaiB  620. 

Bandnin  458,  615  (ndbat  2  alt.  Hr.), 
620,  (622). 

GOlos  356. 

Henrik  631,  648. 

Jehana  403. 

Nicaiaea  286. 

Pierea  615. 

a.  a.  Sim.  de  Waanes. 
EqiKmflart 

Willanme  365. 
E$q^amMUng^  d' 

Jehan  323 
E$UmbfU9€j  d'    II  Stamtruges,    Hain., 


arr.  Ath.,  cant.  Quevaucampa  // 
B.  AI.  CnipelinB,  Wat.  li  Fevres. 
Estampe 

Ysabiaus  475. 
Marions,  ihre  T.  475. 
EetoeoU,  de  F  //  b.  Cart.   St.  Mart.  II 
(bei  Popuelles)  // 
Jehan  131,  637. 
Evrar[t] 

Sohiers  -s  155. 
Evregnie$,  d*   //  Hain.,   arr.   T.,   cant. 
Templeuve  // 
8.  Mar.  le  Oomette. 


Fachon 

Jehan  168,  276. 
Fainient 

Colart  —  297. 

Jehan,  s.  S.  297. 

Wiet  - 

Baudouin,  Jehan,  8.  Br.  \  543, 

Jehennet  —  s.  S.  (?)     j 
Falempinf  de  //  Phalempin,  Nord,  arr. 
Lille,  cant.  Pont-ä-]^{arcq.  // 

Copin  85,  203,  212,  291,  346,  352, 
615  (Neffe  des  Theri  — ),  634. 

Jehan  (Br.  d.  Theri)  615. 

Rogier  99,  292. 

Theri  — ,  8.  S.,  85,  99,  292,  346  (Br. 
d.  Copin)  352,  615,  628,  634,  641. 

Theri8  —  li  justice»)  615. 

Theris  —  de  le  lormerie  644. 

Theri  —  dou  markiet  274. 

Therions  — ,  S.  d.  Theri  628,  641, 
644,  646. 
Fälieampf  de 

Bandet  278. 
Famelare 

Grart  490  (siehe  Alis). 
Fan[iel] 

Simons  -eaus  650. 
Faster^ 

Annies  (dame)  437. 


4 


1)  Espierre  ist  ein  Nebenfluss  der  Scheide  und  gleichnam.  Ort  an  ihrem  Zu- 
Munmenflniwt. 

2)  Wohl  yenchieden  vom  vorigen. 

10* 


148 


Walter  Benary 


Fankenier 

[— ]  — ,  le  tendeur  443. 
Faunart 

Jehan  617. 
FauBBpel] 

JelumB  -eau8  de  Veson  11. 
Fautremie 

Jakemes  209. 

Jehans  621. 

Gilles,  8.  Br.  621. 
FdineSy  de  //  Flines-lh8'Moriagne,NoTdf 
arr.  Valenciennes,   cant.  St.  Amand  // 

Ck)lart  167. 
Fenaing,  de  //  Nord,  arr.  Douai,  cant. 
Marchiennes  // 

Colars  353,  391. 
JFVcr,  de 

Jehans  615. 
Figot 

Gontelet  639. 
Filles,  as 

Jehan  (Ustassin,  s.  Vetter)  509. 
Fives,  de  //  Nord,  hart  östl.  Lille  // 

Jakemes  256. 

Jehans  (jur.)  227. 
Flamenc 

Jehan  —  de  Bauwegnies  (u.  2  S.)  615. 

Jakemes,  s.  Br.  615. 

Jehan  —  de  Veson  498. 
Flandres,  de  //  Flandres  =  Flandre, 
die  Form  mit  -s  ist  nicht  selten  // 

Jehans,  11  houlekiniers  257. 
FUkierea,  de  //  Fleaquihres,  Nord,  arr. 
Cambrai,  cant.  Marcoing  // 

Biertran  — ,   Neffe  des   Jehan  — , 
clerc  407. 

Colart  —  614  (s.  Haus). 

Jehan  — ,  s.  Br.  (jur.)  78,  142,  344, 

375,  407,  473,  551  (escrouette),  614. 

s.  Schwest.,  beghine,  551. 

Jehan  — ,  Neffe  d.  Biertr.  407. 
Flers,  de  //  Nord,  arr.  Lille,  cant.  Lan- 
noy  (?)  // 

Gillion  332. 


Floket 

Jehennet  51. 
Flosbieref  de   //  Florbecq,   Hain.,  arr. 
Soignies,  cant  Lessines,  d^p.  OUignies  // 

Theris  130. 
Fole[t] 

Jakemins  -^,  11  fevres  461. 
Fol-marie[t] 

Henris  -s-^  184. 
Fonspel] 

Hues  -eaus  591. 
Fontaine  ^)j  de  le  //  es  gab  dne  nie  de  le 
f.  (heute  Bue  du  Curi  du  ehdUau)  in 
der  paroisse  du  chAteau  u.  ein  Fau- 
bourg  Bte.  Fontaine  // 

Jakemes  271. 

Mikelet  271. 

Simons  650. 
FarUaines,  de 

Jehans  Hainnaus  12^. 
Fontenoit,  de  //  Fantenay,  Hain.,  arr. 
Toumai  // 

Henriet  (clerc)  636. 

Hues  —  622. 

Jehennet,  s.  Br.  622. 

s.  a.  Escamaing. 
Forche,  a  le 

Margot  188. 
Foriest,  de  //  Forest,  Hain.,  arr.  Ath., 
cant.  Frasnes-lez-Buissenal  // 

Jehans  615. 
Fortin 

Colais  -s  615. 

Gillon  — ,  s.  Br.  406,  615. 
Fosse,  de  le 

Emouls  178. 
Foubiert 

Jehans  -s  645. 

Willaume  191  (serg.),  381. 
Fouke 

Jakemes  443. 

Jehans  481. 
Foukette 

Jehans,  S.d.  dame Margot  F.  615, 628. 
Foulere,  de 

Jehan  162,  415. 


1)  U.  a.  hatte  der  Trouv^re  Jehan  de  Toumai  diesen  Beinamen. 


Zwei  altfnmz.  FriedeDaregister  der  Stadt  Toumai  (1273—1280) 


149 


Four,  dou 

Jakemon  314. 

Jehennet,  8.  S.  314. 

Mahiu  87. 

AnnieB  —  de  le  Bare  534. 

Jakemes  —  des  Povies  348. 

Willaume  —  des  Pr^  154. 
Faumes,  de   //  Nord,   arr.  Lille,   cant. 
Cysomg,  cn«  Genech  // 

Jdiaiis  Chambeaus  310. 
FoutgUne 

Jakemon  166. 
Fnülon 

Gilles  -8  1. 
Fruichois 

Alars  530. 
Fnuin 

Gilles  -8  241. 
Fratne,    de    //  Frasnes-lez-Buissenalf 
Hain.,  arr.  Ath.,  cant.  Hptst.  // 

Gamant  643. 

Mahius  580. 

Monart  98. 

8.  a.  Jak.  Souvins. 
Fratne,  dou 

Mahiu  —  de  Haudion  605. 
Fnsnpel] 

Jehans  -eaus  359. 
FretfotUainty  de 

Jehans  dou  Oastiel  505. 
Prion 

Jehans  -s  225  (Br.  d.Will.  Crespeaus). 
Fiognet  72 
Ftaiane,  de 

Colars,  gen.  d'Outremer  571. 

Gontiers  de  le  Wde  269. 
Froidecuisine 

Jehenn^  621. 

Jakemins,  b.  Br.  621. 
FroideS'Paroü  (les)  500  //  ein  Spital  in 

T.,  8.  z.  B.  M^m.  Soc.  T.  17  5t  // 
Fn>imon[t] 

Thumas  -8  (jur.)  81,  265. 
Fraimont,  de  ,'/  Fr&imanty  Hain.,   arr. 
u.  cant.  T.  // 

Amourris  635. 

Colin,  8.  Br.  635. 

Brissiet  74. 


Gillos  —  635. 

Martins,  s.  Br.  (nebst  Söhnen  Gillos, 
Jeh.,  Fouk^)  635. 

Jehan  —  57. 

Jehenn^s,  s.  S.  57. 

Theri  —  1 

Colin,  s.  S.         l  635. 

Huet,  8.  Neffe   I 

Willaumes    —    li    Courtois    (nebst 
1  Neffen)  93. 
Froischar[t] 

Gilles  -8  620. 

Watiers  -s  620. 
Furnes,  de  //  Weetfland.,  arr.  Hptst.  // 

Biemars  nebst  S.  621 

Pieres  nebst  S.  621. 
Fusid 

Jehan  643. 


6. 

Gages 

Gilles  nebst  S.  615. 
Galet 

Jakemes  -s  213. 

Jehan  —  295. 

Gilles,  8.  Br.  295. 

Ysabid  547. 
Galie 

Jehennet  341. 
Galio[t] 

Bousseaus  -os  617. 
Gambart 

Jehan  417,  587. 

Gillote,  8.  Frau  417. 

Jakemins,  s.  Br.  587. 

Pieres  -s,  desgl.  104,  587. 

Therion  65. 
G^be 

Jehans  200. 
Garchon 

Jehan  —  de  Marcaing  147. 
Gardin,  dou 

Ghilebiert  211. 

Gillion  83. 

Jehans  620. 

Colars  de  Hoßtes,  gen.  —  2, 

Libins,  s.  Br.  2. 


J 


150 


Walter  Benaiy 


Gaigate 

Lotart  51,  248;  s.  a.  Lotart. 

Lotins  51»,  111,  295. 

Maroie  (dame)  221, 

Willaume,   Br.  d.  Lotin  51b,   295, 
317,  337,  435. 
Qaudin 

Willaomes  -s  Ü,  621. 

8.  a.  Jeh.  de  Wes. 

Gauraing,    de   //    Oaurain-Bafnecraix, 
Hain.,  arr.  T.  // 

Jakemes  374. 

Jehans  342. 

Padouls  357. 

Watiers,  Br.  d.  Jeh.  342,  407. 
Gautier 

Evrars  -8  633. 

Baiides  359. 
Gaviel 

Jehan  —  de  Ve80D615  (8.4iSöline). 
Gavre,  dou  //  Oavere  (Gaver),  Ostfland., 
arr.  Gand,  cant.  Ooeterzeele ')  (?)  // 

Jehennet  452. 
GenUaa,  de    .//  GetMoux,  Hain.,   arr. 
Namur  // 

Alars  167. 
Geulart 

Gillion  —  le  pisaenier  303. 

Mikius  -8  460. 

Jehenn^,  b.  8.  460. 

Watiers  -b  li  portere  595. 
G(h)anty  de  //  Gand  (Gent)  Hptst.  v. 
GstflaDd.  // 

Antonies  468. 

EraoiilB  —  11  navüereB  442. 

Fouket  65,  557,  62a 

GhiBelinB  385. 

Henri  —  le  BarciBseiir  284. 

Jehans  65*  \  628,  644. 

Jehans  —  li  jovenes  de  le  me  -au 
-viel  586. 

Fhelippon  126. 

s.  a.  G.  d'Alos. 


Ghdues,  de  //  Ghduwe,   WeBfcflanden 
arr.  Ypres,  cant.  Wervioq.  // 

Lambiers  15. 
Gherri 

Colins  -s  318. 

Oolars  -B  627. 

JehanB,  s.  Br.  627. 
Ghes,  de 

Watel^  471. 
GhierondCf  de 

Jehans  Wisses  638. 
Ghievart 

GiUion  623. 
Ghillar[t] 

Theris  -8  364. 
GhiUiies,  de 

Pieres  —  de  Bruges  83. 
Ghisegnies,  de  //  GhiaHgnieB,  Nord.ajt. 
AvesneB,  cant  Le  Qnesnoy  // 

Oolars  615. 
Ghiselin 

Jakemon  391. 
Gline 

Biemart  92. 
Godar[t] 

Jakemes  -s  305. 
Golene[t] 

Gilles  -^  305. 
Goesemare 

Henris  — 

Jehans,  s.  Br.       ^  303, 

Willaumes,  dsgl., 
Gossiel 

Jakemes  -eaos  427. 

Jakemin  339. 

Jehan  — ,  Br.  d.  Jakemes  367,  4^ 
435. 
Goubant 

Grars  -s  12b. 

Jehan  12b,  108. 
Goudin 

Jakemon  213. 
Gonlart 

Fauviel,  8.  des"! 

Watier 


.1 


l,  8.  desi 


434. 


1)  Die   älteren   Karten    verzeichnen   noch   eine 
(Westfland.).  —  Obrigens  war  eB  eine  8eignenrie, 


Mühle   du  Gavre  85.  Me^ 


Zwei  altfnms.  Friedensregister  der  Stadt  Toomai  (1273—1280) 


151 


Ha(g)nekagne 

G(h)olArB  75. 

Henriet  419. 
Jfaie,  de  le 

Biemars  —  621. 

Gillos,  8.  Br.  621. 

Waüers  620. 
Hain(n)an 

Jehan  209. 

Jehans  -s  de  Fontaines  12^. 
Hainnau^  HajftMU,  de  //  Hainaut,  Ph>v. 
Bdg. // 

Jehan  —  d'Orchies  290. 

Marijen  (demisiele)  102.  538. 

8.  a.  Mons. 
Haise,  de  le 

Colars  -  12b. 

Ck>larB,  8.  S.  12^. 

Jehans  —  12^. 
Hakenghien,  de  //  Haequegnies,  Hain., 
arr.  T.,  cant.  Frasnes-lez-Boissenal  // 

El7e208. 
Hakin 

Jehan  —  Nataüe«)  567. 

Lotin,  8.  Br.  567. 
Hamedde*),  de  le 

OoUrt  440. 
Hanoke  493. 
Hapart 

Jakemon  32. 
Harac(h)e 

Jehans  154. 
Hameskiel 

Jehan  400*. 
Hatoa[l] 

Jehans  -s  d'Anetieres  17. 
Haudüm^  de  //  Hain.,  arr.  u.  cant  T., 
CM  Lamain  // 

Alart  (monsegneur)  136,  620. 

Colars  620. 

Gilles  264. 

Hakous  620. 

Jakemon,  8.  d.  Alart  (?)  274,  305. 

Jehan —,  8.  d.  AI.  136, 305  (clerc),  620. 

1)  Wohl  ein  Jude  (Hakim),  daher  der  Doppelname. 

2)  Das  Wort  bezeichnet  eine  in  der  Schede  befindliche  Sperrkette  und  ist 
identisch  mit  hamlide.  8.  u.  a.  Faider,  Cout.  Hain.  IJI  u.  L.  Verriest,  La  Charit^ 
Qaint  Christophe  (s.  8.  119). 


GkNüdine 

Ginion  131  (s.  Haas). 
GruHÜD 

Jehenn^  -s  535. 
Gr€m(t)9art,  de    //  OrandMrt,  Nord, 
air.  Ayesnes,   cant  Le  Quesnoy,  C"« 
Qomm^gnies  // 
Jak.  72. 
Jehan  493. 
Granmu^  de  //  OrandmetM,  Hain.,  arr. 
T.,  cant  Leuze.  (Graumes  <  G^endmes, 
Oranmes  s.  z.  B.  Cart  8t  Martin  II)  // 
Goasnin  —  le  tainturier. 
^Tdiiinofi^,  de  //  Grammani  (flam.  Oee- 
raerdsbergen)  Ostfland.   arr.  Alost  s. 
Gbrt  St  Mart.  I  (Geraldimont)  // 
Gosses  548,  606. 
Grahes 

GiUoe  478. 
Qnwumpanit  de  //  OriwumpotU,  Nord, 
SIT.  Lille,  cant  Boubaiz,  c^  Wattre- 
loi  (?)  // 
Jehan  (bouig.  de  T.)  265. 
Grimans  615. 
Grosse 

Henris  628. 
Groalet  173,  378  (-s  li  gondaliers). 
Groumin 

Graidin  616. 
Gnmi[iel] 

Golan  -eaus  254. 
OwiegnieM,  de   //  Guignies,  Hain.,   arr. 
T.,  cant  Antoing.  // 
Ansiel  (borg.)  86. 
Jehenn^  387. 
Pieres  (mese,  -ire)  387,  620. 


Habans 

Jehans  (jur.)  106.  173. 
Hsde 

Jehan  399,  400. 
Hsdelot 

Jehan  158. 


152 


Walter  Benary 


Mahiu,  Br.  d.  Hak.  620. 
Sohier,  Br.  d.  Col.  620. 
Theri  635. 

Mahiu  dou  Frasne  —  605. 
Hauterege,  de  J/  Hautrages,  Hain.,  arr. 
Mons.,  cant.  Boussu  // 
Emoul  196. 
Jakemes  360. 
Therifl,  8.  Br.  360. 
Jakemins  637. 

Jehaos  — ,  li  carpeotiers  516. 
Havinea,  de  //  Havinnes,  Hain.,  arr.  u. 
cant  T.  // 
Estievenes  41. 
Jehans  19. 
Thumas  247. 

Watier,  prov.  127«  77:  195, 196,  215, 
216    (segneur),    217    (de   le    co- 
mugne);  12. 
Jakemes  li  Maires  —  302. 
Hedebrant 

Jak.  -8  283. 
Hedinoe,  de  j  I  HesdigneuV).  Pas-de-Cal., 
arr.  B^thuiie,  cant  Houdain  (?)  // 
Baud.  585. 
Helatnea,  de   //  HeletntneSf   Nord.    arr. 
cant.  Lille  // 
Jehans  333. 
Hdchin,  de  //  Westfland.,  arr.  u.  cant. 
Courtrai  // 

Alart  de  Helch  252  (escrouette),  de 

—  285  (serg.);  s.  a.  226. 
Fieret  Bogaut  —  633. 
Hennebote 

Mikiel,  borg,  de  T.  219,  225. 
Hennike 

Jakemon  244. 
Henniket 

Jehan  409. 
Hennion 

Jehans  638. 
Hennipet 

Jehan  68. 
Hennoke  s.  Bierenghier. 

Henriet  636  (clerc  de  Fontenoit). 


Here(n)  gniesy  de  IjHerignies,  Nord,  arr. 
Valenciennes,  cant.Gond^-8.-rE8caut // 
Jakemes  377. 
Paresis  638. 
Sandrars  84. 
Jehan  Peeiere  —  382. 
Huars  Pierchars  — Tl61. 
Hergies,  de  //Nord,  arr.  Avesnes,  cant 
Bavay,  c»«.  Hon-Hergies  // 
Jehan  2. 
Herines,  de  //  HMnnes,  Hain.,  arr.  T., 
cant.  Celles  // 
Thumas  499«. 
HerUhieke,  dejjHarlehieke,  Westfland., 
arr.  Courtrai,  cant.  Hptst.  // 
Ghilebiers  636. 
Jehans  276. 
Therions  559. 
Hesdin,  de  //  Pas-de-Cal.»  arr.  Montreuil- 
sur-mer,  cant.  Hptst.  // 
Gillot,  S.  des  i 


495. 


Jehan  — - 
Hidoul 

Sohier  404. 
Hieraeaua,  de  fj  Herseaux,  Westfland., 
arr.  Courtrai,  cant.  Mouscron  // 

Baudes,  -uins  331,  384,  628,  644. 

OUvier,  s.  Br.  644. 
Hiersent  160  (Magd  d.  Comin). 
Hiertaing,  de  l\  Hertain,  Hain.,  arr.  u. 
cant.  T.  // 

Jakemes  243. 

Raouls  633. 

Willaumes  406. 

Willaumes  li  Sures  234. 
Hiestroit,  dou 

Hellin  277. 
Hoinevaing,  de  jjHonnevain,  Hain.,  arr. 
T.,  cant.  Templeuve,  d^p.  Blandain  // 

Gösset  42. 

Jakemes  265. 
Hölai,  de 

Gilles  38,  378,  615,  620. 

Jehans  —  (s.  Br.  ?)  620. 

Watiers  620. 


1)  Früher  Hesdignoel  (Karte  von  Sanson),  Hesdffnoel  (Visscher). 


Zwei  altfrans.  Friedensregister  der  Stadt  Toarnai  (1273—1280) 


153 


129. 


617. 


Iciamg,  de  //  HoUain,   Hain.,  arr.  T., 
cant  AntoiDg// 

Jehan,  boig.  de  J. 

Monoet  447. 

Oolart  — 

Jakemoo,  b.  Br. 

WOlanme  (meetre) 

Qillot  le  Petit 

Jehan  le  Barbienr 

Bobin  Baoeler 
ollande 

WiUaame  —  le  taintenier  439. 

r^Hande,  de  IJHollandll 

Martiii  35. 

Sohlen  515. 
t^ideboule 

Watier  68. 
3k«te#>),  de 

GdUmi,  gen.  dou  gardin  12^. 

EstJevenes  304,  305,  368. 

QiUes  403. 

ybine,  Br.  d.  Ool.  12^. 

Simons  12b. 

Sohiers,  Br.  d.  Eet  304. 
:»iidiart 

Jehan  231. 
^^^udellon 

MahiOA,  -u^  372,  434. 

WiUanme  — ,  s.  Br.  372,  (434?). 

ein  weiterer  ungenannter  Br.  372. 
^^ttt,  de  le 

BoudinB  176. 
^elot 

Jakemin  196. 

MahioB  287,  615. 
^^€ij  de  //  Prov.  li^ge,  arr.  Hptst.  '/ 

Jeh.  552,  565. 

Baoids  105. 

^Mtertes,  de 

Cblar«  —  I 

Colins,  8.  a       [    622. 
Jehennet,  dsgl.  J 

^ulueh,    de    //  Huüueh,    Pas-de-Cal., 
arr.  B^thone,  cant  Lens  // 
Jehan  187. 


Hulusire,  de  H  HuUU,  Westfland.,  arr. 
u.  cant.  Courtrai  (?)  // 

Jakemon  414. 
Hunewaumee,  de 

Mikius  349. 
Hunghier 

Watier  602. 
Hurtebuef 

Daneaas  635. 
HuFiele 

Gilloe,  Neffe  d.  Jak.  Natalie  420. 

Fieres,  s.  Br.  420. 

Jehennet  630. 


lerembaiAdenghien,  d'  //  Eretnbodeghem, 
Ostfland.,  an*.  Alost,  cant.  Herzele // 
Mikiols—  620. 
Pieres,  s.  Br.  620. 
lerkesiesj  d'  9.  //  Herquegies,  Hain.,  arr. 
Aih,  cant.  Frasnes  —  lez  —  B.  // 
Hennot  —  302. 

Qossuin,  Mahiu,  s.  Brfider  302. 
Mahiu  22. 

Jabieke,  de  iJJabbeke,  Westfland.,  arr. 
Bruges  // 
Willaumes  553. 
Jehan,  Knecht  427. 

Monsegneur  — ,  priestre  de  Nechin 
648. 
Jenee,  de  //  Geneeh,  Nord,  arr.  Lille,  cant. 
Cysoing  (?)  // 
Jehans  82. 
Jehenn^s  585. 
Jenneues  oder  JenneveSf  de  //   1)  Ein 
Arm   der   Scheide    s.    M^m.   Soc.   T. 
13,iT«  —  2)  Jeneffey  Prov.  Namur )?)  / ' 
Jakemon  408. 
Jolaing 

Jehan  156. 
Jolaing f  de  //  Jollain  —  Merlin,  Hain., 
arr.  T.,  cant.  Antoing// 
Colin  617. 
Jolit 

Jehan,  s.  S.  197. 


1)  8.  Gart  St  Mart.  II  (bei  Doasemer). 


154 


Walter  Benary 


Jonkiere^),  de  le 

JehaDB  —  nebst  Söhnen: 
Ernools,  Jehans,  Oolan       | 
Jehans,  S.  d.  Willanme  —  [  621. 
Qillion  -  (s.  4  Söhne)       j 

Jourbise,  de  //  JurhUt^  Hain.,  arr.  Mona, 
cant  Lens// 
Oolart  613. 

Jndaa 

Willanme  183  (s.  B.  de  Ligne). 

K. 
Kain,  de  //  Hain.,  arr.  n.  cant.  T.  // 

Colin  500. 
Kakin  298. 
Kanm  615. 

Bauduins  -e  d'Englemaresc  622. 
Keneule 

Jehan  152. 
Kerion 

Jakemon  240,  626  (u.  2  Br.). 
Kiboul 

Jehan  340. 
Kiekin 

Jakemon*)  226. 

Jehan  91. 

Monet  91. 
Kierue*),  de  le 

AlaiB  —  635. 

Jehan,  s.  Br.  635. 
Kieville 

Einonl  54,  352,  628. 
-  8.  S.  628. 

QiUes,  -ot  (clerc)  352,  628«. 
Kievraing,  de  //  Quiivratn,  Hain.,  arr. 

Mona,  cant  Dour// 

Baudon  614. 


Lai,  de,  dou 

Mahius  53,  78,  80. 
Baoul68  29«.  236. 


Lapar[t] 

Jak.  -8.  464. 
Laperiel 

Jakemin  445. 
Lanfenot 

Jehan  617. 
Lede,  de  //  Wertfland.,  arr.  Thielt,  cai»*^ 
Meulebeke  // 

Jehan  256. 
LerSf  de  //  Leers-Nordf  EUun.,  arr.,  T^ 
cant  Templeu  ve// 

Simon  349. 

Jehane  dou  pnch  —  621. 
Lessines f  de  //  Hain.,  arr.  Soigniee, 
Hptet// 

Jehan  625. 
Let  au 

Oolart  302. 

WiUaume  617. 
Leuse^  de  //  Leuse^  Hain.,  arr.  T.,  cant 
HptBt  // 

Goeeea  (jnr.)  308. 
Liege,  de,  dou  //  Liige,  Hptst  d.  Fto?. 
gleichen  Namens// 

Watien  (jur.)  192,  202,  21& 
Lieput  B.  a  le  Take. 
Lies,  de  //  Lys-les-Lannoy,  Nord,  arr. 
Lille,  cant  Lannoy  (nadi  d'Herbom. 
Gart  St  Mart)  // 

Anaeaus  403. 
Ligne,  de  //  Hain.,  arr.,  T ,  cant  Leu»  // 

Bietris  (Magd)  183. 
Lignies%  de 

Theris  619. 
Ligniettes,  de  //  LigneHe,   Hain.,  arr. 
T.,  cant  Pdruwelz// 

Colins  377. 

Jehans,  S.  d.  GiU.  dou  Pire 

Sandrins  — 

Jehenn^,  s.  Br.  ^  615. 

Colars  Mainn^ 

Jehans  Oizel^ 


1)  Mehifiu^   anzutreffender  Flurname,    z.  B.   wesü.  Mons-en-P^vtte,    nördl- 
Flines  u.  a 

2)  Nach  diesem  vielleicht  die  Bue  Kiekin  benannt,  s.  Bozi^re  p.  287. 

3)  Das  Wort  ist  =  frz.  chamie.    Ein  La  Charme  liegt  südlich  Templemar^ 
(B.  dort).    Ist  es  dies? 

4)  entspricht  wohl  einem  Ligny  im  Hain.  (arr.  T.)  oder  Dep.  Nord  (arr.  Lille)- 


Zwei  altfernnz.  Friedensregwter  der  Stadt  Tonrnai  (1273—1280) 


155 


me,  de  //  Hptst  d^part  Nord  // 
Jakemee  549. 

PieroD  ~,  ramparlier  531. 
Thomas — ,  li  oonTierede  tiiüe444. 
Jeheno^  de  le  Bare  —  281. 
Monara  Gavoin  —  615. 
Jehana  li  Ghevatien  —  330. 

Simon.  /  «*T«°*»'  -  1*2. 
8.  auch  Jeh«  Mana-ieDaiilee ;  8.  ferner 
513,  584,  586. 
linwere^  Liuere 

Jakemea  —  de  Veflon  615,  638. 
Loke 

Jeheniiet  635. 
Lokerie^  de  le 

Bouflcaidina  620. 
Jehana  620. 
Lokeran^   dou  //  Loquero»^)  Nord,  arr. 
Valendeniies,   cant.   St   Amand,   c^e 
C9itteaa4'Abbaye  (e.  M6m.  Soc.  T.25)// 
Oillea  —  (merire)  620^ 
Qilles,  Jakemea»  b.  S. 
Lokette  89,  90,  434,  598 
loflune»  de  //  Nord,  arr.  Lille,  cant.  Hau- 
bomdin  // 
Oolart  —  17. 
EatieTenin,  s.  S.  17. 
Qraidioa  189. 
Jehana  189. 
lamoä  B.  Omoit 

Lmghuauehf  de  //  Hain.,  arr.  T.,  cant 
Antoing,  c»*  Ere  // 
Colart  10. 
Lor[iel] 

Oillea  —  eana  615. 
Lorüe,  de  //  No^  Dame  [de  Lorette, 
ehedem  de  Bient(l)  brane],  Hain.,  arr. 
Ath,  cant  Ghi^vree,  Vorstadt  (?)  // 
Biertonl^  142. 
LonMTUj  de  le  //  die  Bue  des  Chapdiers 
in  T.  hieß  vordem  nie  de  la  lormerie  // 
Henris  a  le  Take  —      ] 
Jakemea»  s.  Br.  l  544. 

Theris  de  Falempin  —  j 
Jakemins  ii  Sieliers  —  144. 
le  maison  Qualle  en  —  507. 

1)  fehlt  im  großen  Dict  von  Joanne. 


Lotart  611  (jor.  1274) 

8egneiirL.,Provostl27V5:  131,349. 

S.  auch  Gargate. 
Lotin 

Qillion  —  (s.  5  Söhne)  621. 

Jehan  — ,  le  mesnreur  de  biet  492. 
Lourdiel 

Estievenon   62,    78,  293,  336,  620. 
Louve[t] 

GiUea  -^  615. 

Pieres  -^  633. 
Loymani,  de  //  Hain.,   arr.  u.  cant  T., 
0»«  Mont-Saint«Aubert  // 

Theris  224,  230,  293,  300,307,  362. 
Lakedore 

Monnet  (derc)  433. 

Stievenon  —  dou  Bec,  s.  Neffe  433. 
Lyone 

Colart  —  54,  60* 

Jakemon,  s.  Br.  54,  60. 


Magrejonte 

Emouls  —  24. 

Jak.,  B.  S.  24. 
Maieriee.  de   //  Maire,  Hain.,    arr.   u. 
cant  T.,  c»e  Froyennes  (?);  s.  a.  Gart. 
St  Mart  II.  // 

Libins  196. 
M8inar[t] 

(Alara  -s  66). 
Mainbuede 

Gilles  615. 
Mainneaveule 

Brission  240,  298. 

Jehenn^  69. 
Mainnet 

Oolars-^  de  Ligniettes  615. 

GUles^  122. 

Jehan  254,  540. 
Mainwa(u)h  de    //  Mainvault,    Hain., 
arr.  u.  cant.  Ath.  // 

Jehan  26. 
Maiole 

Gillot  316. 


156 


Walter  Benary 


Maisnih  dou  //  s.  Br€U.  // 

Jakemes  122,  170. 
.  Therifl  170. 
Make-d'avaiDe 

Grara  226. 
Makeriel 

Wicart  491. 

Willaume  273. 
Make[t],  Nom.  -^ 

GUles  646. 

Gillos  628,  641,  644. 

Jakemes,  s.  B.  615,  628,  644. 

Pieres  222. 
Malvaisgarchon 

Jehan  —  (dessen  S.)  623. 
Manaing,  de  //  Mantn,  Pas-de-Cal.,  arr. 
St.  Pol-sur-Ternoise,  cant  Avesnes-le- 
Comte  // 

Biertoul  545. 

r 

MandeU,  de  le 

ThumassiDs  67. 
Manessiers 

Jehans  —  593. 

Mahius,  s.  Br.  593. 
Marcaing,  de  //  Marquain,  Hain.,  arr. 
u.  cant  T.  // 

Loketin  113. 

Jehan  Garchon  —  147. 
Mardret 

Jehan  617. 
Marege,  de  //  Maraiche^  Hain.,  arr.  u. 
cant  T.,  cn«  Esplechin  // 

Huon  —  134. 

Jehan,  s.  S.  134. 

Jehennet  —  383. 

Amouris,  s.  Br.  383. 
Maresc,  dou 

Jehans  511. 

Marion  509  (s.  a.  le  Wantier) 

Marke,  de  //,  Marcke,  Westfland.,  arr. 
Ck)urtrai  // 

Grart  78,  80. 

Jehan  310. 

Therions  —  499. 

Jehenn^s,  s.  Br.  499. 
Markemonde 

Jakemins  171. 


Markiety  dou 

8.  Jeh.   li   Carliers;  Theri  de   Fa- 


Marliere 

Jehans  179. 
Martin 

ColaiB  -s,  8.  des  Martin  le  Giere  150. 
Jehenn^  -s  368. 
Marvis  (le  moulin  de-)  396  //  Vorstadt 
von  T.,   auf  dem  rechten  Ufer   d& 
Scheide;  vgl.  die  Porte  de  M.  // 
Masdainet  de  le  //  Kirche  u.  Sprengel  in 
T.,  mit  einem  Beghinenstift  versehen  // 
Jehenn^  511. 
Massin,  de  //  Massemen-Westrem,  Ost- 
fland.,   arr.  Termonde,    cant.  Wette- 
ren!?)// 
Colin  87. 
Matabrun(n)e 

Jakemon  —  66,  76. 
Gillon,  s.  Br.  76. 
Maton 

Jehan  (bourg.  de  T.)  482. 
Matruche 

Watier  43. 
Maübiertfantaine,    de   //  MaubeH-Fan' 
taine,    Ardennes,    arr.   u.   cant.   Bo- 
croi  (?)  // 
Pierechons  606. 
Mauhrai,  de  //Hain.,  arr.  T.,  cant. An- 
toing  // 
Ctontiers  — ,  li  mierchiers  198. 
Gossuin,  prov.  (ad  hoc)  628;  de  oo- 
mandise  149,  151,  219;  jur.  188, 
202,  215;  s.  Haus  188. 
Gossuin  — ,  le  jovene  292. 
Wicart  (sousm.  des  esw.)  131. 
Maudamer  516. 
Maude,  de 
GiUes  620. 

Hennins  — ,  S.  der  Kath.  99,  644. 
Henris  628. 

Jakemon  —  (S.  d.  Kath.)   61,  263 
(gen.  li  Hardis),  302,  628,  649  (f). 
Jehan  —  (S.  d.  Kath.),  628,  646. 
Jehenn^  641. 

Katheline  99  (dite  de  Maude),  628 
(dame). 


Zwei  altfnmz.  Friedensregister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280) 


157 


MikiolB  —  615,  628  (-iub),  641, 644. 

Rogiers  — ,  s.  Br.  628,  641,  644. 

8.  a.  Jak.  li  Barbiieree,  Jeh.  U  Cam- 
biera. 
T€9ufait,  de  //  Nord,  an*.   Lille,   caot 
Boubaix// 

Gillion  384. 

Qian  428. 

Willaome  (den;)  88,  640. 
ik«i|^er 

BabeliD  26«,  634,  646. 

JakemiD,  -an  — ,  s.  Br.  388. 

Karon  — ,  s.  Br.  (clerc),  26«,  388, 
392,  634,  644. 

Watier  — ,  8.  Br.  3.  26*,  615,  628 
(Neffe  des  Jeh.  Uep.  a  le  Take), 
628*. 

Willemet  — ,  b.  Br.  388,  634. 

Jehen^  _  51b,  b.  a.  51  <^. 
Aii-reoaiile 

Jehans  -s  -b  de  Lille  105. 
Aiuoit 

Colart  385. 
'<%««,  les  //  Ehem.  Straße  im  Sprengel  St. 
QueDtin  in  T.  nebst  Tor  bezw.  Turm  //  >) 

Porte  as  —  (Gefängnis)    136,  337. 

Viviien  le  Boulenghier  des  —  24. 

Jehan,  s.  S.24. 

Jehan  de  le  Gambe  des  —  147. 

Watier  des  —  nebst  Br.  345. 
ecitMiie»,  de 

Grardins  56. 

WatierB  56*. 
^eUe,  de,  de  le  UMeües,  Hain.,  arr.T. 
cant  CeUes//*) 

Gillot  31. 

Jehan  614. 
VeHtn^,  de  //Jfentn,   Westfland.,   arr. 
Conrtrai,  cant  Hptst  // 

Jehenn^  Fivions  —  561. 
ifet»),  dou 

Sohier  175,  228. 

Watier  63. 


Mestr(e)aas 

Jehans  —  li  arbalestriers  475. 

Jehenn^B  —  li  tordere  d'ole  501. 
Meur[e]ng  Äten,  de  //  Mivregnies,  Hain., 
arr.  Ath.,  cant  du^vres  // 

Jehans  —  643. 

Jehenn^,  s.  S.  643. 
Miache 

Jehans  — ,  esward.  12^,  jur.  254. 
Miel^ 

Jehennet  —  238  (S.  d.  W.  Tartoul), 
527. 
Miele[t] 

Gilles  -46  dou  Braille  545. 
Mierlaingt  de  jj  Jollairi' Merlin,  Hain., 
arr.  T.,  cant  Antoing// 

Pieron  —  502. 
Mifare 

Bobiert  369,  431,  615. 


Jehenn^  454. 
Mikiel  (Knecht)  321. 
Miolet,  Myolet 

Jehan  —  26,-26»,»>. 
Mirour 

Watier  17. 
Mistou[l] 

Jakones  -s  621. 

Bandes,  s.  Br.  621. 
Moar[t] 

Jehans  -s  198. 
Moknbaü,  de  //  Mölembaix,  Hain.,  arr. 
T.,  cant  Celles  // 

Colars  li  Fevres  —  266. 
Mol-pestri[t] 

Jehans  -s  -s  340. 
Mannes,  de 

Henri  235  (s.  a.  G.  Escade). 

WiUaome  621  (s.  S.). 
Mona,   de    //  Mans-en-Baroeul,    Nord, 
Vorstadt  von  LiUe  (arr.  Hptst)  // 

(Gilkiins  190.) 

Jakemon  136. 


1)  S.  a.  Bull.  Soc.  T.  HI  69. 

2)  8.  a.  BuU.  Soc.  T.  VU  155. 

3)  als  Flurname  z.  B.  Douai,  Arch.  Oartul.  QQ  38^o;  vgl.  auch  die  zahlreichen 
Zuammensetzungen  (z.  B.  Aubiertmes,  Graumes,  Ricarmes,  Rikiermes  in  diesem 
Veneichnis). 


158 


Walter  Benary 


SimoD^  596. 

Thumas  47,  79. 

ThumassiDy  Neffe  d.  Jeh.  le  Vairier, 
325. 
Mons-en-HaifMU^  487    //  HaiD.,    arr. 

Hptet  //. 
Mans-en-Ptule,  de   //  Mons-en-FSvile, 
Nord,  arr.  Lille,  cant.  PoDt-ä-Marcq  // 

Jakemes  33. 
Moni,  dou 

CaUaus  223,  628. 

Jehennet  617,  644. 

MorUagne,  de  le 

Jakemon  (deasen  Knecht)  474. 

Montie,  de  le 
PierreB  185. 

Monvau^t  de 

Ck)lart  395,  557. 
Mareourt,  de  //  Moureourt,  Hain.,  arr.  T. 
cant.  Celles// 
Thumas,  jur.  106,  131,  ferner  224, 

307;  8.  Kinder  95 
Thumassins  — ,  li  boursiers  500. 
MoreauporU,dell  Ehem.  Tor  bezw.  Tmrm 
in  T.  (=  MoreUi  porta,  porte  Morelle, 
Morielporte)  // ») 
Jehans  —  li  carpentiers,  nebst  Br. 

Bandet,  Jakemin,  Wi^  625. 
Vilain  —  de  Bmsegnies  395. 
Moriel,  -eans 

Bauduin(8)  177,  455,  610. 
Jehan(8) — dou  Mortier;  s.  a.Mortier. 
Moriel,  de 

Hanke  (s.  S.)  15. 
Morille 

Qhilebiert  325  (nebst  Kindern). 
GiUos  554. 
Martagne,  -aigne,  de  //  Nord,  arr.  Va- 
lenciennes,  cant  St.  Amand  // 
Jehennain  189. 
Qrars  Culins  240. 
Mortier f  dou  //  Ehemal.   Lehnsgut  bei 
T.*);  Suaie  dou  Mort.  s.  Bodhiejl 
Ck)lin,  S.  des  Moriel  —  615. 
Evrart  —  615,  641,  644,  646. 

1)  S.  BulL  Soc.  T.  l«. 

2)  8.  AnuaL  Soc.  T.  Iio. 


Gosson,  -ttin  — ,  Br.  d.  Evr.  o.  M- 
kiel  21,  99,  615,  628,  641. 

Jakemin,  S.  d.  Moriel  —  615,  628. 

Jehan  —  a)  6.  d.  Goes.  99,  302, 
628,    641,    644,    646; 

b)  Jehan  (Moriel),  8.  d.  (Jehsn) 
Moriel  — ;   derc.  302,  615,  644; 

c)  (?)  436,  520. 

Katheline,   Gattin  d.  Moriel  106. 

Mikiel  — ,  Br.  d.  Goes.  21  n. 
d.  Evr.  615,  628,  641,  644,  646. 

Moriel  (auch   Jehan  M*  —)  4,  9, 
106,  302,  615,  628,  644. 
Mortiers,  as 

Jehan  617. 
Mo[t]  -perelleus. 

Jehans  Mos-per.  375  (jur.),  377. 
Mote,  de  le 

CJoUrs  —  615. 

BaUius,  B.  Br.  615. 

Mathius  —  615. 

Rogier  — ,  s.  Br.  377,  615. 
Moudrelier 

Pieres  -s  57. 
Mouke[t] 

Jehans  -4»  377. 
Moulin,  dou 

Coian  633. 

GiUes  62*. 

Jakemon  — -  (dessen  8.  Jehennet)  61?' 

Jehan  —  de  Willemiel  635. 

Pieron  617. 

Bogiers  62. 
Mouliniel,  dou 

Gherouls,  Grous  23,  307. 
Moulle 

Willaumes  220  s.  a.  Willemoulle  iu 
le  goudalier. 
Mourmal 

Jehan  643. 
Moueehin,  de   //  Mouchin,   Nord,  arr. 
Lille,  cant.  Cysoing  // 

Gontier  310,  524. 
MouskeroH,  de  //  Moueeron,  Westfland., 
BIT.  u.  cant.  Oourtrai  // 

Jehans  —  li  oordewaniers  497. 


Zwei  altfnmz.  Friedeiuregister  der  Stadt  Toaniai  (1273—1280) 


159 


Moosket 

Golart  372. 
Mooison 

JehaDfl  -8  202. 
MemtamvüUy  de 

Qilles  50. 
Konton 

GQloe  -B,  S.  de  Jakemon,  628,  644, 

646. 
Gösset,   Br.   d.  Jak.  u.  Jeh.,   436, 

615,  628,  641. 
Jakemon  — ,  prov.  127»/6,  u.  12'»/80; 
1,  13,  78, 149,  152,  176,  185,  194, 
227  (?),  236  (com.),  254,  265,  335, 
410,  421,  632  (com.),  647  (dsgl.), 
648  (dsgL),  649  (dsgl.);  jur.  195, 
196;  BOttsm.  des  esw.  336;  ferner 
123,  628,  634,  644,  646. 
Jehan  — ,  Br.  d.  Goss.  u.  Jak.,  26«, 
99,  436,  615,  628,  641. 
Milde,  de  le 

Jehan  143. 
Hndette 

Jehan  36. 
Hoghet 

Simon  252  (escrouette),  263. 
Muigant 

Colins  -s  600. 
Estievenin  472. 
Hi]8ar[t] 

Eyrazs  -s  de  Douai  289,  650. 
OiUes,  s.  Br.  289,  650. 
Bicardins  -s  de  D.,  dsgL  289. 

N. 
Xiicure  (=  N'ai  c.) 

Jakemes  102. 

Manien,  dame  (ihr  Diener)  148. 
NawuUng*),  de 

Golan  310. 

Orars  310. 

Jakemes  310. 


Jakemes  — ,  le  plakeur  nebst  Fa- 
milie 328. 
Natalie 

Oolart  — ,  le  teuer  139. 

Jakemon  ~  de  le  me-des-aveules  420. 
Jehan  Hakin  —  567. 
Lotin,  8.  Br.  567. 
Nechin  //  Niehin,  Hain.,  arr.  T.,  cant. 

Templeuve  // 

p? 
Jehan  (mons^gneur)  priestre  de  — 

648. 
Nil,  dou   (Nie  9)   mestre  Pieron  —  le 

mie  234. 
Nivet 

Jehan  636. 
Nivi(e)le,  de   //  NiveUes^),   Nord,  arr, 
Vfdenciennes,  cant  St.  Amand  // 
Watiers  353. 
Noeres,  de  //  Nähere,   Ostfland.,   arr. 
(jkmd,  cant  Oruyshautem  // 
Jehenn^  37. 
Noel  (Nom.  No6ub) 
Jakemin(8)  334. 
Naion   410    //  WalLbhrtsort.     Ni^an, 
D^part.  Oise,   arr.  Compi^gne,   cant 
Hptst  // 
Noise 

Thumas  —  le  oouletier  128. 
Noeire  Dame  //  Kathedrale,  Kloster  u. 
Sprengel  in  T.  // 
fo.  1;  Nr.  116,  458,  613. 
Noetre  Dame  de  Sochemadaul  314,372. 

S.  Bochemadoul. 
Nostre  Dame  de  le  TreUe  (=  Treille) 
557,564  //  Wallfahrtsort,  wundertätiges 
BUd  in  LiUe  // 
Nuepari,  de  //  Nieuport,  Westfland.,  arr. 
Fumes,  cant  Hptst  // 
Fieies  43. 


1)  S.  Gart  St  Hart.  II,  BulL  Soc.  T.  16it«;   ist  es  mit  NwMin,  Nord,  arr. 
Doaai,  cant.  Orchies  identisch? 

2)  d'Herbomez,   Gart.  St  Mart.   identifiziert  Nivelle,   Niviele  u.  Nevele  mit 
NtveOe  in  Ostfland.  arr.  Gand.    Die  Form  Nevele  fand  ich  nirgends  in  den  Ur- 


160 


Walter  Benary 


NueveS'tnaisons,  de  //  Neufmaisons  (I), 
Hain.,  arr.  Mons,  caiit.  Lens  '/ 
Jehans  Boudins  —  438. 
Kan^  —  438. 
Nueve-rue,   de  le   101    //  Im  Sprengel 
St.  Brice  in  T.  gelegen  // 
Estievenes  Tribous  — . 
Nuevillef  de    //  wohl  NeufvilUf    Hain., 
arr.  Mons,   cant.    Lens.    (früher  zum 
Episkopat  von  T.  gehörig.)  // 
Theris  403. 

O. 

Oel,  a  r 

Simon  —  417. 

Jehennet,  s.  S.  417. 
Oi8[iel] 

Jehans  -eaus  377. 
Oizele[t]. 

Jehans  -4s  de  Ligniettes  615. 

0m(m)er%e8,  d* 

Estievenes  —  1  ^  .. ,     ,„,  ,     ^ 

_    I  Brüder  (?)  des  Emoiil 


l'Amette  345. 


Jakemes  —    ?    ., 
Jehenn^        j 
OmotY,  de  r   //  L'Homoia,   Hain.,   arr. 
Toumai,  cant.  Antoing,d^p.LÄplaigne// 
Grars  —  i 

Jehans,  s.  Br.    (    ^^^• 
OrchieSy  d*    //  Nord,   arr.  Douai,   cant, 
Hptst.  // 
Grars  53  (jur.),  152  (sousm.  des  esw.), 

248,  614. 
Willaume  169. 
Jehan  de  Hainnau  —  290. 
Orfenin 

Jak.  562. 
Jehan  29,  51c  (?). 
Henri,  s,  Br.  51^  (?). 
Orke,  d'  //  Oreq,  Hain.,  arr.  u.  cant.  T,  // 
Colart  —  le  taintenier  313. 
Fasteret  23,  620. 

Jehan,  prov.  127»/6:  1,  13,  158/9, 
173,  176,  180,  181  (de  le  com.), 
182  (dsgl.),  185,  187,  194,  227, 
335,  410,  421;  femer  295. 


Jehennet  539. 

Evrart  Doullet  —  322. 

Willaumes  de  le  Bare  —  10. 

s.  femer  279,  504. 
Ortiait,  de  V 

Henri  i 

Gillot,  s.  S.  (   ^^• 
OapU')  de  V 

Jehans  —  li  taillieres  309. 
Ostar[t] 

Colars  -8  581. 
Ostekin 

Gillion  227,  252  (eecrouette),  263 

Oaielene,  de  V  \\  Ehemal.  Spital  noi 

östlich    der   Kathedrale    in   T.    S. 

Bozi^re  p.  245  F.  (dort  noch  der  Zusi 

dou  BruilU)  // 

Jehans  34. 

Ounaing,  d*  //  Onnaing,   Nord,   arr. 
cant.  Valenciennes  ,'/ 
Jehans  66. 
Outremer,  d' 

Colars  de  Froiane,  genannt  —  5'i 

P. 

Paien 

Jakemes  -s  61, 99, 615, 628, 641, 6^ 

Jehans  -s,  s.  Br.  615,  628,641,64 

Simons  -s  (jur.)  265. 
Paniel 

Gossuin  534. 
Pantin 

Jehans  -s  287. 
Pape 

Jehans  140. 
Papieri  (?) 

Jehan  182. 
Paradis 

Gösset  621. 
Parage 

Jakemon  89. 
Parastre 

Giüion  281,  322. 


1)  ospit  =  hospital.   Gemeint  ist  vielleicht  das  H6pital  Notre  Dame  im  Spren 
"^.D.  in  T.;  s.  Bozifere  p.  150. 


Zwei  altfniDz.  FriedeDsregiBter  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  161 


*arent 

Jehan  12b  (esward.),  81  (jur.  79,80); 

6.  Sohn  301. 

Jehan  —  le  boulenghier  neb0tBr.215. 

libien  -b  de  le  Vigne  621. 

libins  -B  517. 
Vm»,  de  //  Hptst.  v.  Frankreich  // 

Baoul^  549. 

Watier  —  432. 

Sandn,  s.  Fr.  432. 

Baool^  Qnatrdiome  —  505. 
iaae  en-tarte 

Jehan  196. 
ksae-Boor-nient 

Jehan  161. 
i.t«ron 

PieieB  -B  635. 

JdianB  li  ?,   s.  Br.  nebet  4  Söhnen 
ibd.  (?). 
ttan 

Pieres  -b  de  Ck)urtrai  5. 
usket  95. 

QoBBuins  -4»  615. 

JakemeB  -4»  61. 

JakeminB  -4b  80,  649  (nebst  2  Br.). 
^^-flage 

Jakemee  -b,  li  batere  al  arket  479. 
••Uwe 

Pieres  645. 
».v-et 

Jehan  (serg.)  285,  541. 

!^t 

Hennin,  Br.  des  1 

Jakemon  —      / 
aH(mve[t] 

Hues  -^  43a 
^tiasy  as 

Jakemins  > 

Annies,  s.Mutt.,  MaroieB.Tocht.}^^' 

Jehan  107,  412. 
^q>in 

Pieres  -s  (derc)  348. 

Pietres  -s  348. 
^c,  de  //  Pseq,  Hain.,  arr.  T.,  cant. 
Templeaye  // 

QiUot  506. 


418. 


627,  642. 


1)  B.  die  Anm. 

KoBttisck«  Foneliungen  XXV. 


Pesiere 

JehanB  377. 

Jehans  —  de  Herigniea  382. 
Peteion 

Simon  19. 
Petillon 

Jakemins  -s  562. 
Peule  B.  Mons, 
Pierchart 

Huare  -8  de  Heregnies  161. 

WatierB  -s  615. 
Ptere,  de  le 

Bogd^  608. 
Pierone,  de    //    Peronne9-Ui'AnMng^ 
Hain.,  arr.  T.,  cant.  Antoing  // 

Biemars  649. 

Jakemes  145,  463,  604  (?),  615. 

Jakemins  191. 

Jehennet  (u.  2  Br.)  18. 

Bogel^  172. 
Pienmval  498. 
Pietnesj  de 

Bauduins 

Jehans,  s.  Br. 

Monn^,  dsgl. 

Monnars,  dsgl. 

Ghiselins  627,  642. 

Jakemin,  s.  S.  642. 

Mikel^  642. 
Pietabille 

Jakemon  —  le  carpentier  82. 
Piet-de-lievre 

Jakfflnon  412. 
Pietrekin 

Pieron  305,  326. 
Pionet 

Jehan  (serg.)  191. 
Pipelart,  -s,  Neffe  des  B.  WariBon238, 644. 
Fire^  dou 

Gillion  (Jeh.  de  ligniettes,  s.  S.)615. 

Gillos  —  411. 

Emoul^,  s.  Br.  411. 

Sarain  112'). 
Pivion 

GiUes  -s  220,  518. 

Jehenn^s  -s  de  Mening  561. 


11 


162 


Walter  Benary 


Flache,  de  le 

Jehans  (u.  Sohn)  615. 
Plagne,  de  le  //  Laplaigne,  Hain.,  arr. 
T.f  cant.  Antoing  // 

Jehan  649. 

Pieres  -,  Br.  d.         » 

Watier  (monsegnour)   ( 
Plaiis 

Saiain  164. 
Planke,  de  le 

Jehans  (S.  d.  AI.  de  Haudion)  217. 
Platoup] 

Jehans  -s  628.  • 
Plentet 

Jehan  163. 
Phiie,  dou  s.  Velaine 
Plukpel] 

Grais  -eaus  615. 
Pole,  au 

Jehan,  prov.  de  comand.  109,  111, 
119*),  344;  jur.  115,  308,  611. 

Vilains  (jur.)  78. 
Polekin  27. 

GiUes  -8  623. 

Ghievins,  s.  Br.  623. 
Ponenghee,  de  //  Pimenehe^  Hain.,  arr.T., 
cant.  P^ruwelz,  d^p.  Baugnies  // 

Estievenes  \ 

Jakemes     >  377. 

Pieres         ) 
PofUiu  8.  Bue. 

Pöpioele,  de  //  Popueüee,  Hain.,  arr.  T., 
cant  Celles  // 

Dierinet  94. 

GiUion  409,  620. 

Huon,  8.  Br.  (409),  620. 

Jehennet,  dessen  B.  3,  94,  409,  415. 
Pore,  del,  dou 

Dierin,  prov.  127«/4;  108,  109,  113, 
119,  336,  342,  343,  346,  347  (del), 
611. 

femer  99. 

Dierin        ) 

Willaume  i  "•  ^^  ^'  ^^^ 
Porte  8.  Cokeriel,    des  Maus,    Toumai, 
Waaiers,  sowie  Moreauporte. 


628, 


615. 


P&rte^  de  le 

Campions  644  (8.  d.  Watier). 

Jehan,  S.  d.  Wibiert  628,  644 

Watier  32  (li  goudaliers),  628, 

WatdÄ,  B.  S.,  Br.  d. 
Campion  — 

Wibiert,  dessen  Br. 

Willem^,  S.  d.  Wat 

Willaume  — ,  Br.  des  Wat  285 
628,  644. 

Willaumes  —  li  jovenes  646. 
Postelait 

Jehan  204. 
PoHie,  dou 

Jehans  628. 
Pot-a-feu 

—  de  Vezenchiel 

Brisdon 

Evrars 

Jakemes,  dessen  Br. 

Jehenn^,  ihr  Vetter 

Jehans  532. 
Pniainfoaae,  de 

Jehans  377. 
Pötee,  de  //  PMes,  Hain.,  arr.  T.,  c 
CeUes// 

Hues  306. 
Potier  (s.  a,  Verz.  II.) 

Gilles  -8  621. 

Jehan  —  de  Wes  321,  422. 
Poukes,  de  //  Pouequea^  Ostfland., 
Gand,  cant.  Nevele  // 

Colart  624. 

Ghilebiers  65. 

Therions  — -  li  bouleng.  104. 

Thumas  —  li  jovenes  348. 

Thumassins  575. 

Willaumes  —  624. 

Pieres,  s.  Br.  624. 
Poulais 

Gilles  572. 
Pourchpel] 

Bogiers  —  eaus  li  mierchiers  1 
Pourret 

Henris  —  ^   „li  peres"   99, 
615,  628,  641,  644. 


1)  8.  die  Anm. 


Zwei  altfranc  FriedensregriBter  der  Stadt  Tournai  (1273—1280) 


163 


GiUee,  b.  S.  615,  628,  641,  644  (Br. 

d.  folg.),  646  (dBgl.). 
Henri  —  ,4i  jovenes",  prov.  127*/ 7 
und  127«/9:  161,  192,  196,  201, 
202,  216,  218,  616,  645  (com.); 
proY.  de  oomand.  39;  jur.  473, 
502;  femer  99,  615,  628,  641, 
644,  646:  sein  Haus  39, 161,  180, 
192,  473. 
Povres,  B.  Fowr. 

IVi9f  des  //  Die  Pr^-PorcinB  in  T.;  b.  die 
Anm.  zu  154  // 
Emoii(l)B  510  (NB). 
Jehans  628. 
8.  a.  Four, 
Priestre  (?)  s.  Nechin. 
PrannierB 

Jehans  593. 
Provost 

Jefaans  -ob  li  goud.,  Br.  d.  G.  Ballius 
628,  646. 
Pueh,  dou 

ColaiB  377,  422. 
Jdiennain,  b.  Fr.  422. 
Jdums  — ,  B.  Br.  584. 
Jdienn^  621. 
B.  a.  Lers  und  Bourneries. 
Pno(h)iele 

JakemiuB  390. 
Marion  398. 
PuOe,  de  //  Prov.  u.  arr.  Anvers,  cant. 
Santhoven*)  // 
Ck)lan  544. 

*. 

Qualle  507  (s.  Haus);  s.  a.  TOrmerie. 
QiMire^fMm»  de  //  Hain.,  arr.  Mons,  cant. 

BOUSBU  // 

Colan  202. 
Qoaiet 

Jehennet  —  446. 

HiumaBBinB,  b.  Br.  446. 
Qiiar«m5C2)e,  de,  dou  //  Quarautde,  Nord, 
azr.  u.  cant.  Valenciennes  // 


Gillion  59. 
Jakemins  601. 
QuAtrehome 

Baoul^  —  de  Paria  505. 
Quienghien,  de  //  CJoyghem,  Westfland., 
arr.   und   cant.   Ck)urtrai,   s.  a.  Cart. 
8t.  Martin  II  // 
Jehan  2. 
Quievraing  b.  Kievraing, 


R. 

Raba(r)t 

Jefaan  ~  le   mierchier   110  (nebst 
Frau),  573. 
Rahier 

Clemens  -s  615. 
Raimbaut 

Jakemon  36,  632. 

Jehans  -s,  s.  Br.,  36. 
Rainghier 

Jehan  —  420,  583. 

Florekins,  s.  Br.  583. 
Rain(n)eware 

Biertoul  114. 

Jakemon  — ,  s.  Br.  28,  114. 

Jehan  — ,  dessen  Schwestersohn,  114. 

Jehans  —  114,  340. 

Jehan,  s.  8.  114,  340. 
Baumes,  de  //  Nord,  arr.  Valenciennes, 
cant.  8t.  Amand  // 

Ck>lart  283. 
Kämet 

Jehennet  340,  363. 

Pieres  -4b,  s.  Br.  363,  495. 

Wilkume,  ihr  Vater  340,  495  (nebst 
Schwiegersohn). 
Randou(l) 

Bandes  -s  512. 
Basoirs*),  as 

Gillion  232. 
Baaae,  de  //  Haches,  Nord,  arr.  u.  cant. 
Douai  //«) 

Gillos  359. 


1)  Pulle  war  auch  der  Name  für  Apulien  in  Italien. 

2)  B.  Anm. 

3)  8.  a.  M6m.  Soc.  T.  9,  284. 


11* 


164 


Walter  Benary 


Piemain  (Mutter  d.  Gill.  Castagne) 
410,  531, 
Raseewale 

Theri  63. 
Hastiel 

Willaume  615  (nebst  2  S.). 
Bec^),  dou 

Stievenon  Lukedore  —  433. 
Bemegies*),  de 

Jakemes  106  (jur.),  427  (ß.  Diener). 

Jehans  309. 
Remi 

GiUes  -8  (jur.)  161,  195. 
Bengies,  de  //  Hain.,  arr.  T.,  cant.  P6ru- 
welz,  cne  Wiers  // 

Baudouin  641. 
Eesegniea,  de 

Jehans  70. 
Bevid,  de 

Ostes  (?)  639. 
BiearmeSj  de 

Jehenn^  621. 
Bicouart 

Baudouins  -s  340. 

Ck)lin  340. 

Jakemon  (esward.)  334. 
Biea*)  635. 
Bikiermes,  de 

Willaumes  221. 
Biu,  dou 

Bobiert  113. 

Thumas  460,  564. 
Riue[t] 

Bandes  -48  125. 
Robe 

Jakemon,  jur.   152,   173,   181,  182, 
188;   femer  614;    s.   Haus   152, 
181,  182. 
Bobiert,  s.  Arras. 
Bobins,  Diener,  330. 
Baehemadoul  294*,  314,  325*,  372*,  s,  a. 
Nostre  Dame  de  B.  (Die  Sterne  betr.  s. 


Saint  OiOe)  //  Wallfahrtsort  JSoeamii- 
dour,  D^part.  Lot,  arr.  Gourdon,  cant 
Gramat.  // 
Boesart,  de  //  Ba8aii%  Boasart ,  Boisard 
in  Hainaut  u.  Luxemburg  // 
Gillot  22. 
Bogaut 

Pieret  —  de  Helchin  633. 
Bogon 

Jakemon  352,  512. 
Pieres  -s  352,  527. 
Boit[iel] 

Colars  -eaus  421. 
Boke 

Bandes  —  li  tendei«  108. 
Boke,  de  le  //  Die  Bue  du  Boe-St.  Nieoin 
im  Spreng.  Ste  Marguer.  (s.  Bozi^re 
p.  210)  // 
Jehan  —  le  patrenostrier  144. 
Bollan[t] 

Jakemes  -s  li  goudaliers  214. 
Bonais,  de  //  Benaix,  Ostfland,  arr.  Aude- 
narde,  cant  Hptst.  // 
s.  Emouls  li  Buiiers. 
Bongt,  de  //  Bongy,  Hain.,  arr.  T.,cant 
Antoing  // 
Jehan  -  21,  296(?),  (615). 
GiUot  — ,  s.  S.,  21*  b. 
Jakemin  — ,  dsgl.,  21,  615. 
Jehan  -,  dsgl.,  21.  296(?). 
Jehennet  —  392,  405  (clerc). 
Lotins  —  252,  261. 
Jehan,  s.  Br.  252,  261. 
Bosne,  de  //  Bonne,  Hain.,  arr.T.,  cant 
Leuze,  d^p.  Chapelle-k-WattineB  // 
Jehans  3ia 
Boumeries,  de   //  Nord,   arr.  Oambrai, 
cant  Solesmes  // 
Jehans  dou  Puch  —  12»». 
Boussiel,  -eaus 

Cholars    -iaus    de   le   rue-de-pont 
306. 


1)  s.  M^m.  Soc.  T.  25  (bei  JoUaing,  arr.  T.) 

2)  M^m.  Soc.  T.  17  begegnet  ein  Jak.  de  Biimegies  neben  de  Bcm.;  der  Ort 
wird  mit  dem  gleichfalls  dort  vorkomm.  Bumegnies  u.  dies  mit  BumiUies,  arr.  u. 
cant  T,.  identifiziert. 

3)  Häufiger  Flurname,  oft  mit  Artikel.  S.  a.  Gart  St  Mart  u.  Mto.  Soc. 
T.  24,««. 


Zwei  fdtfniu.  FriedeiiBregister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280) 


165 


Jehenn^  _  li  foulons  de  St  Marc 

474. 
FiereB  12b. 

Thumas  —  11  bouleng.  44. 
Watier  —  le  boul.  335,  596. 
Jehan,  s.  S.  335,  410. 
Willaume,  8.  Br.  68,  217  {)va.\  498 
(li  bouleng.),  596. 
Roveniel 

Jehan  326. 

Willemet,  Schwager  d.  Will.  Gastagne, 
632. 
Badfid] 

Bogiers  -eaus  621. 
Smu  de»  aveuk»,  s.  Jak.  Natalie  //  Die 
Sue  detfUetDieu  im  Spreng.  St.  Fiat 
inT.  // 
Sue  Muehevake  f  /  im  Sprengel  Ste.  Ma- 
deleine in  T.    / 
UstasseB  de  le  —  290. 
Bue  (Nueve)  s.  dort 
Bue  a»  pois  537  //  R.  aux  paids,  im 

Spreng.  Ste.  Marg.  in  T.  // 
Bue  de  pont^  s.  Gh.  Bouaaiel  //  im  Spr. 

St  Brice  in  T.  // 
Bue  de  FimUiu 

Mahiuds  de  le  —  587. 
Bue  Ott  viel  jl  B.  des  bauchera  S^.  Jac- 
ques, im  Sprengel  St  Jacques  inT.  // 
8.  Jeh.  de  Gant. 
Buel,  dou  //  Boeülx,  Hain.,  arr.  Mona, 
cant  Hptst  (ehem.  seigneurie)  // 
GoBses  302,  386. 
Gossuins  51<3. 
Buem,  de  s.  a.  Ste,  KiUheline  Ij  Bauen, 
Hptst  Döpart.  Seine  Inf^r.  // 
Willaumes  477. 
Bues,  de  //  Hain.,  arr.  Soignies,  cant 
Hptst  // 
Watd^  40. 
Rufin  408  (nebet  Br.) 
Buides,  de,  des 

Jehans  375  (jur.),  408  (s.  S.). 
Bume,  de  //  Bumes,  Hain.,  arr.  T.,  cant 
Antoing  // 
Jehan  —  441. 
Gillot,  s.  Br.  441. 


'■} 


8. 
Sabine 

Grars  366. 
Sable 

Jakemon  —  le  machekelier  319. 
Sain(t)dieu,  Sa(i)n8dieu 
Biertran  322,  598. 
Jehan  — ,  s.  S.  598,  322  (idem?). 
Saini'Amant,  de  //  St-Amand-les-Eaux, 
ehem.    sSft.'Äm.-en'Pevile,    Nord,   arr. 
Valendennes,  cant.  Hptst.  // 
Jehenn^  643. 
Reniers  —  (mesire) 
Gossuins  (mesire),  s.  Br.  ^  620. 
Watiers 
Willem^  465. 
Saint     Brisee,  -Brisse    ^  1,   Nr.   348 
(Die  Schöffen)  //  iOrche  u.  Sprengel 
in  T.  //  B.  a.  B.  le  Messier. 
Sainte  Orais,  de  //  Sainte-Croix,  West- 
fland.,  arr.  u.  cant  Bruges  // 
Grart  149. 
Saint  G(h)iüe  (identisch  mit  dem  folgen- 
den) //  Wall&hrtsort  St.   GiUes-Us' 
Baueheries,  D^part.  Gard,  arr.  Nimes, 
cant  Hptst  // 

294*,  320,  349,  363,  367,  370,   371, 
372,  373*,  374,  407*,  409,  434,  441, 
462,  512,  574*.  (die  mit  Sternen  ver- 
sehenen Nummern  enthalten  emegldch- 
zeitige  Wall&dirt   nach  Bochemadoul 
oder  Saint  Jakeme  en  G.) 
Saint  G(h)iUe  en  (em)  Pra(u)vence 
291,  292,  295,  298,  802,  4,  15,  23,  25* 
(8.  Rochem.),  34,  35,  39,  40,  41,  46, 
56,  72*  (s.  Rochem.),  82,  84,  85,  88, 
92,  93,  96,  97,  404,  5,  8,  14,  23,  32, 
36,  38,  43,  44,  58,  61,  66,  71,  82  (em), 
86  (dsgl.),    87  (dsgl.),    91  (dsgl.),    94, 
509,  25,  31,  32,  35,  41,  42,  44,  45, 
47,  53,  61,  62,  78,  86,  600,  604. 
Saint  GhdUain,  de  //  St.  Ghislain,  Hain., 
arr.  Mons,  cant.  Boussu  // 
Faster^  143. 
Jehenn^s  459. 
Saint  Jakeme  f^l  II  Sprengel  u.  Kirche 
inT.  // 
Mikiel  de  —  252. 


166 


Walter  Beuary 


Saint  Jakeme  en  Oälice  (et  en  Esturges 
296,  324)  ;/  Wallfahrteort  St.  Jacobus 
de  Ck)mpoBtela  in  Galicien  (Prov.  in 
Spanien)  // 

291,  296,  301,  302, 320,  323,  324,  328, 
345,   368  (ohne  en  Gal.),   373*,   374, 
381,  389,  403,  407*,  418,  419,   421, 
448,  451,  455,  467,  472,474,498,513, 
530  (a  monsegneur  St  Jakeme),  574*, 
576,  577,  598. 
Saint  Joaae  //  8U  Joate-ten-Noode,  Prov. 
Brabant,  arr.  Bruxelles,  cant.  Hptst.  // 
Marion  de  —  239. 
als  Wallfahrtsort  426  in  Verbindung 
mit  SU.  Kath.  de  Buem  (s.  d.); 
sonst  in  Verbindung  mit  Baulogne 
(8.  d.). 

Sainte  KatlJrine  ä  Buem  //  Wallfahrts- 
ort, s.  Buem  // 

294*,  319,  328,  329,  362,  368,  378*, 
379*,  395*,  426,  446*,  450,  470*,  477, 
479*,  481,  489*,  495,  496,  497,  504*. 
506,  507*,  519*,  520*,  526*,  528*,  534, 
539,  549,  550,  559,  585*,  588*,  593, 
603*,  608.  (Die  mit  Sternen  versehenen 
Nummern  enthalten  eine  gleichzeitige 
Wallfahrt  nach  Saint  Josse.) 

Saint  Lienart  422,  437.  //  Wallfahrtsort 
St,  Leonard  le  NMac  oder  -2e  Nobht 
bei  Limoges,  Prov.  Haute  Vienne.  // 

Saint  Marc  \\  Kirche  in  T.  (?)  // 

Jehenn^  Bousseaus,  li  foulons  de  — 
474. 

Saint  Martin  //  Mönchskloster  in  T.  // 
Jehans  li  Chevatiers  de  —  251. 
Bruneaus,  li  escuiers  l'abbet  de  —98. 

Saint  Nicolai-deS'Pris  \\  Abtei  unmit- 
telbar bei  T.,  auch  genannt  St.  Mard 
oder  St.  Mödard  // 
r  abet  de  —  299. 

Saint  Nicolai  de  Wamieviüe  jl  WaU- 
fahrtsort  St,  Nicolai  du  Bar  (im  ehem. 
Herzogtum  Bar);  Warn.  =  Warmeri- 
viUe,  D^part.  Marne,  arr.  Reims,  cant. 
Bourgogne  // 

359,380  (Wamierv.),3S3(Warengev.), 
399  (Warenghev.),  404  (Wamierv,), 
414,  420,   427,   433,    436,   439,  441, 


445,  449  (Wamiv.),  452  (Wareniv,), 
453  (dsgL),  460,  463,  464,  469,  478, 
480  (Wareniv,),  484  (WarenivieOe), 
487  (Wareniev.)y  490  (dsgl.),  495  (ohne 
Zusatz),  499,  500,  3,16,21,27,29,33, 
37,  46,  52,  54,  56,  60,  68,  70,  72,  79, 
82,  83,  87,  93,  96,  97,  605,  606,  607. 
Saint  Omer,  de   //   Pas-de-Oalais,   arr. 
Hptet.  // 
Felippret,  -ron  75. 
Mahius  231. 

Mahiu^  —  li  cousturiers  437. 
Margot  430. 
Martin  308,  376. 
Saint  Fiat  f*  1  //  Kirche  und  Sprengel 
inT.  // 
S.  a.  Jeh.  Vilain. 
Saint  Piere  f»  1  //  dsgl.  // 
Saint  Quentin  f^  1  //  dsgl.  // 
Saint'Quentin,  de  //  dsgl.  oder  D^part. 
L'  Aisne,  arr.  Hptst.  // 
Jakemon  487. 
Saint  Sauve,  de  //  Saint-Saulve,  Nord, 
arr.  u.  cant  Valenciennes  // 
s.  Bob.  le  Peskeur. 
Saint  Theri,  de 

C^ossuins  204. 
Saint    Thumas    de    (en)    Cantorbi(l)e 
!l  Wallfahrtsort,    Erzbistimi    Cantor- 
bury,  England,  Grafechaft  Kent  // 
293,  322,  328,  331,  334,  347,  348,  352, 
353,  548,  575,  581,  605. 
Salines,  de  //  Hain.,  d^p.  Leers-Nord; 
ebenso  hieß  ein  Viertel  im  Sprengel 
St.  Jacques  // 
Gilles  284. 
Theris  311. 

8.  a.  Jeh.  li  Borgnes,  Jeh.  Campion. 
Sannehart   //  heute  Bue  du  Sondart, 
Paroisse  St  Brice,  Toumai  // 
les  counestables  de  —  280. 
Sans  -pes 

Jehan  553. 
Sarrasin 

Jehans  -s  441. 

Sartiel,  -eaus 

(Colins  —  608. 
Pieres  608. 


Zwei  altfranz.  Friedensregister  der  Stadt  Touroai  (1273—1280) 


167 


621 


Jehan  >)  d9,  611  (jur.),  615, 628,  634, 

641,  644,  646. 
Jdian  (deGhant),8.S.,99,  615,644. 
lauehoii,  dou  //  Nonnenabtei  bd  T.  (s. 
BulL  Soc.  T.  X  lOOff.) 
£jBtieveDe8  282. 
EvraiB  80. 
Phelipp^B  649. 
8.  a.  Will  Cretimer. 
Jaus,  des 

Gillos;  Hiermans,  Jehans  s. 
8.  nebat  S.  Jakemins  u. 
Golins;  Jakemes,  Jehenn^ 
u.  Jakemins,  s.  Söhne;  Je- 
henn^s;  Pieres;  Bobu^s  nebet 
Br.  Hermans,  BiiBcee,  Jehans 
komai  s.  Escomai. 
lecgnimiel 

Jehennet  173. 
I^hene  546. 

*€keiin,  de  //  Seelin,  Nord,  arr.  Lille, 
cant.  Hptst.  // 

Pieres  8. 
'evourCjde  // SSsftour^, Nord, arr. u. cant 
Valenciennes  //*) 

Jehans  138. 
iret 

Huet  328. 
ohier 

Jehans  -s  d'Audenarde  151. 
oimont,  -ons 
Fierains  12b. 
Oillion,  -ot  — ,  S.  des  Wibiert 

12b,  295. 
Jakemes,  8.  d,  Wibiert  12b. 
Ustasson  —  12, 159  (jur.),  227  (dsgl.), 
254  (dsgl.),  295  (Onkel  des  GU- 
lot  — ). 
Wamiers  —  12b. 

Wibiert  — ,   Br.  d.  Ust,   12,    153, 
155,  295,  372. 
oris 

Jak.  563. 
kfienghien,  de   //    Sottegem,   Ostfland., 
arr.  Alost,  cant.  Hptst.  // 
Watel^  579. 


12, 


So(u)Uer,  dou 

Jak.  558. 

Pieres  199. 
Souidiel,  -eaus 

Bauduins  —  621. 

Simons,  s.  Br.  621. 

Mariien  —  106. 
Sour-le-poHt,  de 

Jak.  176. 

Jehennds  556. 

Band.  Castelain  —  579. 
Souvin 

Jak.  -s  de  Frasne  73. 

Jehenn^  -s  li  teliers  455. 
Spieregat  s.  Eapieregat. 
Stambruse  s.  Eitambruse, 
Stasarft] 

Hennebiers  -s  635. 

Jakemes,  s.  S.  635. 

Jehans  -s  de  Calone  129. 


Tainiegniei,  de  //  Hain.,  arr.  T.,  cant. 
Antoing  // 
Jehan  316  (nebst  Br.). 
Jehenn^  —  li  goudaliers  272. 
S.  a.  Jeh.  li  Pesere. 
Take,  a  le 

Biemart  —  21,  201,  615,  628. 
Jehan  (Jehennet),  s.  S.  21,  201,  615, 

628. 
Henriks,  dsgl.,  615  (?). 
Evrart  —  (segneur),  Br.  d.  Biern.,  21, 

(26,    99,    295,    296),   308   (nebst 

Tochter),  354  (358,  574),  615, 628, 

634  (641),  644  (nebst  Söhnen). 
Gillos,  s.  S.  628. 
Henri,  dsgl.,   4?,    142?,    296,    615 

(clerc),  628. 
Jakemon,  dsgl-,  12  (?),  628. 
Jehan,  dsgl.,  26,  99,  183?,  295,  299, 

358,  574,  615,  628.   S.  unten. 
Kamins,  dsgl.  641. 
Gillion  —  26«,  369,  628,  641  (615, 

644?  s.  unten). 


1)  s.  Lille,  Arch.  d€p.  B  182;  M^m.  Soc.  T.  17;  ibd.  25  u.  and. 

2)  s.  a.  Duvivier,  Hain,  anden  pp.  195  u.  603. 


168 


Walter  Benary 


Hennin  —  (99),  111  (121, 123,  259, 

291,  628). 
Henri  — ,  8.  S.,  4?,  142?  (ß.  Diener), 

291,  644  (de  le  Lormerie),  646. 
Jakemon  — ,  dsgl.,  99,  111,  121, 123, 
259,  615,  628,  644,  646,  648  (t). 
Jakemon  lieput,  Br.  des  folg.,  12«, 

(vgl.  12),  85,  377. 
Jehan  (s)  Lieput  (s)  12<Ke^  615,  628, 
641,  648. 

(blosses  Lieput  12,  26«,  615,  620, 
634,  643). 

JehAn(8)  Lieput(8)  a  le  Take  12, 85 
(570),  628,  634. 
Gilles,   -08,   8.  Er.,  620.  644,  646. 

S.  oben. 
Watiers  — ,  dsgl.  (clerc),  615,  620, 

644.    (S.  a.  Wastines.) 
Watiers,  8.  des  Jeh.  Lieput  570. 
Jehans  —  183  (Schwiegers.  d.  Jeh. 

TAuwier).    S.  ob. 
Odie    —   (dame)    330  (Bobins,   ihr 
Diener). 
Taket,  -4s  580  (Annies,  s.  Frau)  615. 
Tartoul,  -ous 

Willaume(s)  238  (nebst  S.  Jehennet 
Miel^),  336,  338. 
TemplemarCf  de   //  TempUmara,  Nord, 
arr.  Lille,  cant.  Seclin  // 
Hennin  38»,  344. 
Jehans  378. 
Templueve^  de  //  Templeuve,  Hain.,  arr. 
T.  cant.  Hptst.  // 
Colars  166. 
Jehan  343. 
Monn^  163. 
femer  525. 
Testrapf  de  //  der  alte  Name  für  Ost- 
ende,  Westfland.,  arr.  u.  cant.  Hptst.  //  *) 
Henri  564. 
Tiebau[t] 

GoBses  -8  621. 
Tiebegot 

Jakemin  1 

Jehenn^  -s,  s.  Br.  /  ^^ 


Jehan  —  51«. 
Maughiers,  s.  S.  29',  51«. 
Tielemont,  de    //    Tirlenumi   (Tienen), 
Prov.    Brabant,    arr.    Louvain,    cant. 
Hptst.  // 
Henrik  160. 
Tiellaingf  de  //  TMeulain,  Hain.,  arr. 
T.,  cant.  Leuze  // 
Pieres  615. 
liestelette 

Jehans  377. 
Tiretainea,  des  (?) 

8.  Ck)lin8  li  Frais. 
TiuUn,  de  //  Jlmliny  Hain.,  arr.  Mons, 
cant.  Boussu  // 
Pieres  496. 
Tongre,  de  //  T.'St.'MarUn,  ELain.,  arr. 
Ath,  cant.  Chifevres  // 
Jehan  411. 
Tonnpel] 

Jehans  -eaus  352. 
Tarcoing,  de  //  Tourcoing,  Nord,  arr. 
Lille,  cant.  Hptst.  // 
Jehennette  583. 
Mikd^  188. 
Torid 

Coiart  626. 
Toupet,  au 

Jehans  — ,  li  machekeUers  440,  613. 
Tour,  de  le 

Jakemes  610. 
To(u)mai 

Jehans  de  Tomai  46,  514  (li  sures) 
—  8.  a.  in  diesem  Verzeichnis  s. 
y. :  Bare,  Ck)keriel,  Fontaine,  Froi- 
des  Parois,  Lormerie,  Marvis,  Mase- 
laine,  Maus,  Moreauporte,  Nostre 
Dame,  Ostelerie,  Pire,  Porte,  Prfe, 
Rue,  St.  Brisce,  St.  Jakeme,  St. 
Marc,  St.  Martin,  St.  Nioolai-des- 
Pr^s,  St.  Piat,  St.  Piere,  St.  Quen- 
tin,  Salines,  Sannehart,  Sauchoit, 
Türe,  Val,  Vigne,  Vourc,  Wagnon, 
Wasiers;  im  Vocabular  s.  v.  Amts- 
personen, bierfroit,  borgois,  canoine, 


1)  vgl.  Duvivier,  Hain,  ancien  p.  405  (Testerep);  vgl.  a.  Stripff-Braequegniea, 
Hain.,  arr.  Soignies,  cant  Boeulz, 


Zw«  altfruc  Friedenwegister  der  Stadt  Tourn«  (1273—1280) 


169 


caritet,  castiel,  estal,  fouleoie, 
goadale,  gouvrenent,  hale,  justioe, 
machdcelerie,  maiflon,  nuurkiet,  m. 
des  biesteB.  ville. 
'oifrp,  de  //  Tourpes,  Hatn.,  arr.  Ath, 
cant.  Quevaucampe  // 

Jakemon  438. 

Jdiennet  57. 

Watiera  382. 
'oartiel 

Jehan  -  30. 

Watelet,  b.  Br.  30. 
Vau,  dou 

CJolara  —  476. 

Annies,  8.  Frau  476. 
>dkml*)  556 

Simoiis  de  —  172. 

Jehans  Bloc  de  —  529. 
yesetn,  Tressin,  de  //  Trtssin^  Nord, 
arr.  Lille,  cant  Lannoy  // 

Faater^  63,  131,  620. 

Jehans  620. 
Mbool  63* 

Golan  -0U8  637. 

GiUot,  B.  S.  637. 

EBtievenon  —  101  (de  le  nueve  nie), 
637. 
Mcart,  -kars  395. 
rriese%  dou 

GilloB  621  (nebst  2  Br.). 
rries(s)con*),  dou 

£jBtievenon  618. 

Jehans  578. 
Mpette 

CJolin  633  (f). 
?riulin  345  (bateur  al  arket). 
Prueve  -avoir 

Gilles  81. 


Tniiette  (?) 

Jehan  285  (Berg). 
Tuin  597*)  (s.  GeseUe) 

Jehans  -s  613  (jur.?). 
Tumeddes,  de  //  Tkumaide,  Hain.,  arr. 
Ath,  cant.  Queraucamps  // 
Colars  126,  639. 
8.  a.  Jak.  le  Maieur. 
TtMTS,  de  le  //  Abtei  in  Solre-sur-ßambre 
in  der  ehemal.  Diözese  Cambrai ;  Strasse 
gldchen  Namens  in  T.  //*) 
Paiens  Qwt.)  192,  201,  202. 


Vairet 

Simon  299  (garde). 
Vairon  582. 

Gilles  -8  537. 

Jehans,  s.  Schwager  537. 
Vake,  a  le 

Emoul  237. 
Vakelette 

Andriu  229. 

Fol,  de  le  //  Val  d'Orcq,  ehem.  Spital 
für  Aussätzige  bei  T.  // 
Agneaus,  8.  d.  Henri,  612. 
Gilles  —  de  Wes  132. 
Jehans,  s.  S.  132. 
Henri,  jur.  106,   113,   119;   femer 

612  (8.  S.),  621. 
8.  a.  Ustasson  le  Foumier. 
Valenehienes,  de  //  VaUneiennes,  Nord, 
arr.  Hptst.  // 
Alissandres  —  li  goudaliers  49. 
Baudet  —  le  teuer  49. 
Jakemes  —  nebst  S.  Henris  u.  Ja- 

kemes  615. 
Jehan  —  581. 
Mainsens  —  178. 


1)  Ein  Trehou  im  Atlas  von  Sanson  (1692),  gelten  in  Artois  sw.  Douai,  konnte 
ch  nicht  identifizieren. 

2)  S.  a.  M^m.  Soc.  T.  25  (bd  Oreq). 

3)  S.  a.  Annal.  Soc.  T.  9,i„. 

4)  Ein  damals  bekannter  Goldschmied  Tuin  wohnte  Ecke  der  Rue  de  Tormerie 
X.  der  Rue  as  r&tes;  s.  M6m.  Soc.  T.  21,„.    S.  a.  T.  li  orfevres  Verz.  IL 

5)  8.  BuU.  Soc.  T.  7,,„  u.  10,  „4,  sowie  Bozifere. 


J 


170 


Walter  Benary 


S.  a.  Jeh.  li  Babinere,  CoL  de  Bavin- 
oove,    CoL  le  Vieswarier,  sowie 
Nr.  24  (Jl  V.). 
VaUet 

Jehan  617. 
Vaus,  de  //  Vaulx-Uß-Z,   Hain.,  arr. 
u.  cant  T.  // 
Bogier  305. 
8.  a.  Jeh.  li  Frans. 
Velaine,de  //  Velainet-Ut-T,,  Hain.,  arr. 
T.,  cant.  CeUes.  // 
Watier  —  (clerc)  381. 
GUloB  dou  ploiic  —  381. 
Vendasme  //    Venddme,   Loir  et  Cher, 
arr.  Hptst.  —  Wallfahrtsort  // 
505,  510  (lärme  de  — ),  517  (dsgl.), 
538,  566,  573. 
Verd[iel] 

Willaumes  -eaus  338. 
Verdiere 

GiUes  266. 
Verghe,  de  le 

Jakemon  136  (s.  Haus). 
Vewn,  de  //  Veson,  Hain.,  arr.T.,  cant. 
P^ruwelz  // 
Callaus  —  635. 
Monn^,  s.  Neffe  635. 
Jehan  199,  377. 
Pieres  447. 

S.  a.  J.  Fausseaus,  J.  Flamenc,  J. 
Gaviel,  Jak.  Liuere,  Wat.  li  Car- 
liers. 
Vdenchiel,   de   //  Vezonchaux,    Hain., 
arr.  T.,  cant.  Antoing  // 
Gillos  —  1 

Amaudins,  s.  Er.        ?  647. 
Jehan  — ,  ihr  OnkeW 
Pot-a-feu  —  615. 
Viellart 

Jehan  —  le  sure  389. 
Viertaing,   de   //    Vertain,   Nord,    arr. 
Cambrai,  cant.  Solesmes  // 
Gillion  323. 
Vigne,  de  le  //  Tor  (und  Strasse?)  im 
Süden  der  Stadt  T.  // 
Evrart  13. 


Goflses,  -ttin  22,  302. 

Jakemes  —  649. 

Pieres,  s.  Br.  649. 

8.  a.  libins  Paiens. 
Vilain  (s.  a.  le  Vüain) 

Jehan  —  de  Saint  Piat  481,  614. 

Jehennet  —  le  fU  314. 
Vüetnort,  de 

Emouls  167. 
Virelin  (Diener)  542. 
Vourc,  Vaurt,  de  le   //  heute  Bue  des 
BoueherSy  Sprengd  Saint-Brice,  in  T. ; 
s.  Bozi^re  p.  265.  // 

Andriu  294. 

Basin  — ,  s.  S.,  294,  392,  562. 

Jakemon  29,  294. 

Mahiuet  —     ^ 

Huet,  s.  Br.    l  30. 

Jehennet,  dsgl.  j 
Vuiderue 

Jehans  li  fiua  —  377. 


W. 

Wagnon 

Pieron  —  (bourg.  de  T.)  377»). 
Waimmiel*) 

Willaume  286. 
Walerave 

Theiis  190,  403. 

Therions  640. 
WaUe[t] 

Watier  -^  610. 
WaUi,  de  //  Wailly,  Pas-de-Cal.,  arr.  u. 
cant.    Arras   (?).     S.   a.    Waiüy   bei 
Taintegnies,  Gart.  St.  Martin  II.  // 

Mikius  118. 
Wandlaineourty    de    //    WaMincaurt, 
Hain.,  arr.  Ath,  cant.  Quevaucamps  // 

Ghilebiert  —  120. 

Mahiu,  s.  8.  120. 
Wantiers  (s.  a.  le  W.) 

Jehans  64. 
Warchin,  de  //  Hain.,  arr.  u.  cant,  T.  // 

Marion  462. 
Wardeoors 

Gillion  130. 


1)  S.  a.  Bozi^re  s.  v.  Bue  du  puits  Wagnon, 

2)  S.  a.  BulL  Soc.  T.  VII  w. 


Zwei  altfnnz.  Friedensregistor  der  Stadt  Toumai  (1273—1280) 


171 


Warmghien    //    Wargnies,  Nord,   arr. 
AyesneB,  cant  Le  Quesnoy  // 
Jefaans  -b  li  broueteres  237. 
Giare  de  —  413. 
Wariflon*) 

B(i)ertnin  21,  28,  51,  644. 
Jeheimet,  B.  d.  folg.  432. 
MUdel  61,  432. 

Bogier,  SchwiegeiB.  d.  Evrart  a  le 
Take,  prov.  de  comand.  111,  prov. 
de  car.  308,  jur.  611,  613  (?). 
Pipelart,  s.  Neffe  28,  238,  644. 
Warokier  468. 
Wiuiers,   porte  de  —  526   //  Watiers, 

Nord,  arr.  u.  cant.  Douai  // 
Wasmes,  de  //  WaMmes-Audemei-Brif- 
feuü,  Hain.,  arr.  T.,  cant.  P^ruwelz  // 
Jakemes  —  621. 

Jehenn^  u.  Mikel^s,  s.  Brüd.  621. 
Watnes,  de   //  Wasnes-au-Bae ,  Nord, 
aiT.  Valendennes,  cant.  Bouchain  // 
Simons  —  d'Esplechin  134. 
Wason  456  (s.  Frau). 

Pieione,  Schwester  d.  Manien  —  599. 
Woitines,  de  //  Nicht  TFa^tne«  (mehrere 
Orte  dies.  Namens  im  D^p.  du  Nord), 
sondern    nach    d'Herbom.    Gart.    St. 
Mart.  II.   La  Woestine,  Ostfland.,  arr. 
Gand,  cant  Nevele,  cne  Aeltre  // 
Mahiu  62. 
Theris  78. 

Watiers  a  leTake,  ii  clers  de  —620. 
WateOos,  de   //  WaHrelos,   Nord,   arr. 
Lille,  cant  Boubaix  // 
Jakemes  197. 
Jehan  585. 
Watelu 

Golars  -s  413. 
Waires,  de 

Lambiert  146. 
WttudripofU  //  Wattripantf  Hain.,  arr. 
T.,  cant  Celles  // 
Jehennds  -s  239. 
Graidins  de  —  449. 


Jehennain  de  —  (dame)  40,  1 15  (ihr 
Haus). 

Fieres  de  —  628,  641,  644. 
Wauflar[t] 

Emouls  -s  11  caadreliers  597  (s.  Haus 
ibd.). 

Jakemes  -s  350. 
Waukerie 

Brissiet  512. 
Waut,  dou 

Bogiers  621. 
Waverin,  de  //  Wavrin,  Nord,  arr.  Lille, 
cant  Haubourdin  // 

Jehan  175,  207,  380,  457,  539. 

Jehan  — ,  s.  S.,  145  (le  fil),  175, 
380  (?),  539,  541  (ü  jovenes). 
WOe*),  de  le 

Jehans  218. 

Gontiers  —  de  Froiane  269. 
Werviy  de  //  Wervieq,  Westfland.,  arr. 
Ypres,  cant  Hptst.  // 

Jehan  41,  311. 
Wes,  de  //  Wet-Velvain,  Hain.,  arr.  T,, 
cant.  Antoing  // 

Alardin  625. 

Gilles,  S.  des  majeur  (=  maire)  —  1 1 7. 

Jak.,  S.  des  segneur  Nicoion  —  549. 

Jehan  —  141,  301,  621  (nebst  S.). 

Jehan  —  (S.  d.  WiU.  Gaudin)  621  (f). 

Jehan,  S.  d.  Lambiert  —  621. 

Leurens  —  551. 

Mikiel  —  555. 

S.  a.  Jak.  li  Forestiers,  Jeh.  Potier, 
Wat  ü  Sures,  GUI.  de  le  Val. 
Wetin 

GiUion  458. 

GiUot  402. 

Jehan  —  40  (s.  Haus)  304. 

Pieret,  s.  Br.  304  (s.  a.  J.  le  Vilain). 
Wetine 

Manien  125. 
Wibaut 

Gillion  —  12b, 

Annies,  s.  Tochter,  611. 

GiUes,  s.  S.  12b. 


1)  Genealogie  dieser  Familie  s.  Annal.  Soc.  T.  III  iT»ff. 

2)  S.  Gart.  St  Martui  II;  Mem.  Soc.  T.  17,  vi;  ibd.  24,  i»«. 


172 


Walter  Benary 


Wibiert  (bete)  299. 

Wieüe,de  //  TFrffe,  Ostfland.,  arr.  AJoat, 
cant  Hersele  // 
Jakemee  31,  360. 

Jehans  630  (nebst  Brüd.  Simons  u. 
Yvaina). 
Wikewake 

Bauduin  207. 
Willelevret 

Colars  -4»  222. 
Gilles  -4»  384. 
WiOem,  de  //  WiUems,  Nord.  arr.  Lille, 
cant.  Lannoy  (?)  // 
GiUes  11  Clers  —  215. 
WüUmiel,  de  //  WiUemeau,  Hain.,  arr. 
u.  cant  T.  // 
Pieron  —  322. 
Polet  — ,  s.  Br.  635. 
Jehennds,  dessen  S.  635. 
8.  a.  Jeh.  dou  Moulin. 
Willemoulle  574  (sein  Haus  ibd.) 

8.  a.  Moulle  u.  le  goudalier. 
WUloke 

Jakes  —  380  (nebst  Br.  Petis,  Grans 

u.  Brisses). 
Jakemes  99. 
Jakemins  419. 


Wimart 

Jakemon  186  (serg.),  251. 
WinMeke^  de 

Mahiuet  543. 
Wisse 

Herman  21. 

Jakemin  — ,  s.  S.,  21,  51,  405  (cleic> 

Jehans  -s  de  Ghieionde  638. 

WatelÄ  —  51«. 
Wit-ardenier 

Willaume,  jur.  159,  218,  290. 
Witore 

Gillion  —  404. 

Martin,  s.  Br.  404. 


Yngreoe 

Gilles  569  (nebst  Frau) 
Yppre,  d'    //  Yprta,  Westfland., 
Hptst.  // 

Jehans  —  le  foulon  578. 

Lambins  453. 

Manart  303. 
Yvain 

Jehan  —  128. 

Yvain  s.  S.  128. 


Yerzeichnis  U. 

Dieses  Verzeichnis  umfasst  sämtliche  mit  U  (maso.  u.  fem.)  bzw.  1%  suaammen^ 
gesetzten  Beinamen  und  zwar  werden  die  unmittelbar  auf  den  Vornamen  fol^ 
genden  einzeln  aufgeführt,  während  bei  den  Übrigen  (z.  B.  Jehans  de  Templemar^ 
U  ainnis)  auf  das  Verzeichnis  I  verwiesen  ist.   Gleichzeitig  sind,  als  Ergänzung" 
des  Glossars,  nach  Möglichkeit  die  Entsprechungen  im  modernen  Franz.  hinzu- 
gefBgt.    Hierbei  wird  teils,  soweit  keine  genauere  Übereinstimmung  damit  Tor- 
banden  ist,  das  Neofranz.  zitiert,  teils  (durch  God.  oder  God.  Gompl.)  auf  daa 
grosse  altfranz.  Wörterbuch  von  Fr^d.  Godefroy  hingewiesen.    Die  einzelnen. 
Zahlen   vorgesetzten    Sterne  bedeuten   entsprechende  Vermerke  in    den   An- 
merkungen. 

l'alemant 


r«gre 

Jehan  *68. 
rainne[t],  li  ainnös 

s.  Jeh.  de  Templemarc. 


Henris  li  -s  245,  379. 
Jakemes  li  -b  446. 
Jehennet  —  505. 
S.  femer  549. 


Zwei  altfianz.  Friedensregister  der  Stadt  Toarniii  (1273—1280) 


173 


TaBparlier    //   ==  emparlier  «ayoeat, 
oratear"  (God).  // 

B.  Pier,  de  Lille. 
l'tBgele  //  =  nfrz.  ange  // 

Gillion  ~  63. 

Jakemon  —  (mestre)  68. 

Mikiel  (meatre),  s.  Br.  63. 

Jehan  —  68,  356,  366. 
—  a  li  angelea^)  63^ 

Jebennet,  s.  Br.,  68. 
Tarbäleatrier 

i.  Jeh.  Meatreana  (475). 
l'irrier 

Jehans  li  -a  «144. 
raneroi,  ankeroi 

Thnmaa  li  -a  *80,  649. 
rmfeDot  (?)  8.  Lanfenot,  Vera.  I. 
i'aate[l]. 

Jehana  li  aatena  615. 

Mahioa,  a.  Br.  615. 
l'iawier 

Jeban  —  (Bielain,  a.  Tooht)  *183. 


le  kabiD[ear]  //  a.  God.  Compl.  // 

Jehana  li — ere  de  Valenchienea  873. 
le  b&Uio  //  Dial.  =  bailli  // 

Eyrara  li  -a  377. 
ie  barbieor  (Nom.  —  iiere(8) 

GiUea  II  -  187. 

Orara  (?)  li  —  de  Dotegniea  225. 

Jak.  li  —  de  Mande  58. 

Jeban  le  —  de  Holaing  617. 

Willaome  le  —  594. 

S.  a.  Rob.  Boinatana. 
le  barre[t] 

Jakemena  li  -öa  47.    (S.  a.  Barret, 
Vera.  I). 
le  batenr 

Fnellet  585. 
batenr  a1  arket  (Nom  —  ere). 

a.  Em.  d'Amette,  Gill.  d'Amliena, 

Jeh.  de  Blandaing,  Jak.  Pauaagea. 
begbine  a.  Yoeab. 
le  bid[al]  //  =  nfrs.  bedeau  // 

Henria  li  -aoa  193. 


le  biele 

Bandea  li  —  *815. 

Jeban  —  538. 
le  blane 

Jakemon  314. 
le  blonde 

Mariien  216. 
le  blont 

Jakemon  521. 
le  borgne 

Gillea  11  -a  (clerc)  645. 

Jehana  li  -a  de  Salinea  331. 
le  bonchier 

Jehana  li  hb  li  jovenea  372. 

Jehenn^B  li  -a  615. 

Jakemina,  a.  Br.  615. 

Jeban  Bochet,  gen.  bonchier  317. 
le  bonclier 

Colart  (jur.)  53. 

Jakemea  li  -a  302. 

Jakemea  li  -a  de  Bierclera  627. 

Pieron  —  433. 

Maroie,  a.  Fr.  483. 
le  bonke  //  dial  =  bouche  // 

Bandonin  589. 
le  boulenghier 

Daneaua  li  -a  194. 

Grigorea  li  -a  24. 

Henniele  —  381. 

Jakemea  li  -a  75. 

Jeban  —  643. 

Pierea  li  «a  76,  377. 

Viyiien  —  dea  Mana  24. 

Jeban,  a.  S.  24. 

S.  a.  Jeh.  de  Gaaaiel,  Jeh.  de  le 
Ghaingle,  Jeh.  Parent,  Ther.  de 
Ponkea,  Thnm.,  Wat  n.   Will. 
Ronaaeana. 
le  bonrd[ear]  //  nfrz.  brodenr  // 

Goasea  li  -ere  d'Arraa  562. 
lebonraier  //  a.  God.  Compl.  s.  v.  boraier  // 

S.  Tb  um.  de  Morcourt. 
le  brakenier  //  s.  God.  braconier  // 

Jakemina  11  -a  367. 

Rogiera  li  -a  109. 


1)  Nicht  li  angelte,  wie  Hocqnet,  Annal.  Soc.  T.  2  (Teatam.  1287)  druckt. 


174 


Walter  Benary 


le  broaet[eaT]  //  s.  nfra.  broaetteur  // 

8.  Jeh.  Warenghiens. 
le  brun 

Gillion  —  G04   (s.  Tochter    nebst 
Mann), 
le  barier  //  nfrz.  benrrier  // 

Ernoals  li  -8  de  Ronais  267. 

Watiera  li  -8  18. 

Willeman  —  522  (Margot,  8.  Tocht) 

le  eabotear  (Nom  —  ere) 

Huon  ♦27. 
le  cambier  //  8.  Gk>d.  ^«Braaer*'  // 

Jehan   —   dO  (nebat  Er.  Jak.  de 
Blandaing);  119  (8.  Haas). 

Jehan8  11  -8  de  Mande  625. 

Mathiu  —  262. 

Savari8  li  -8  643. 

Willemoolle   li  -8  574  (8.  a.  205). 

S.  a.  Jeh.  d'Esplechin. 
le  candelleur  //  Gk>d.  8.  y.  chaDdilleur 
gibt  nur  ein  Beispiel.  // 

Adan  —  150. 

Mariien  (dame),  8.  Fr.  150. 

Colart  —  227  (Schwiegersohn  d. 
Gill.  le  Careton). 

Willaume  —  590. 
le  capelier  //  dial.  =:  chapelier  // 

Andriu  479. 
le  oardenier  //  s.  God.  =  chardonnier  // 

Jehennös  li  -s  521. 
le  careton  //  s.  God.  Compl.  chareton  // 

Gillion  227  (s.  a.  le  candellenr). 
le  carlier  //  s.  God.  Compl.  carrelier  // 

Colin  181,  497. 

Grardin  91,  93. 

Jehan  117,  414,  615  (dou  markiet), 

648  (S.  der  Jeh.  doa  Casteler) 

Pieres  li  -8,  b.  Br.,  60,  648. 

Rogiers,  dsgl.,  414. 

Watiers  li  -s  de  Veson  615. 
le  carpentier  //  dial.  =  charpentier  // 

Alart  —  de  Bourghiele  228. 

Felippes  li  -s  i 

Jehan8,-enn6B|  ^   Söhne  }  ^• 

Meorisses  '  ^ 

Jehan  —  (Lo^ys,  s.  S.)  489. 

Jehennös  li  -•  591. 


Jehennös  li  -s  de  Dotegnies  4öC 

Willemet  —  98. 

S.  a.  Gont  de  Bari,  Em.  o.  HenDOi 
de  Dotegnies,  Jeh.  de  Haateregfo 
Jeh.  de  Moreauporte,  Jak.  Piet- 
abille. 
le  oase[t] 

Evrardins  li  -^s  «889. 
le  cat  (Nom.  oas)  //  dial.  =  chat  f| 

Annies  446. 

Colart  617. 

Jakemins  1. 

Jehennös  446,  640. 

Mikelös  446. 
le  oauchetenr 

Colart  *115. 

EatioTenon  201. 
le   caadrelier    //  8.    God.    chandreEi 
(=  nfr.  ehaodronnier)  // 

Gillion  11. 

Gillos  li  -8  280. 

Jakemins  li  -s  618. 

S.  a.  Ernous  Wanflars. 
le  Chevalier 

Watiers  11  -s  560. 
le  cheratier 

Jehans  li  -s  de  Lille  880. 

Jehans  li  -s  de  Saint  Martin  *» 

Willanmes  li  -s  d'  Audenarde  57- 
le  Girier  //  s.  God.  Compl.  // 

Gilles  li  -8  242. 
le  olaueteur  //    „der  Nagelschmied" 

Jakemon  —  i 

Monnet,  Jehans,  Colars,  s.  Br.  ^42S 

Maroie  (dame),  ihre  Mntter   j 

Theri  —  550. 
le  clerc 

Ghilebiert  —  30. 

Jehan,  s.  S.  30. 

Gilles  li  -8  120,  215  (de  Willem) 

Martin  —  150. 

Col.  Martin,  s.  S.  150. 

S.  a.  Jeh.  Asson,  Gill.  Balliu,  Wil 
au  Batiel,  Gill.  li  Borgnes,  Jal 
Brillet,  Jeh.  Catine,  Biertr.  d 
Flekieres,  Jehan  de  Haudioi 
Gill.  Kieville,  Monnet  Lnkedon 
WiU.  de  Maafait,  Manghier,  i 


Zwei  altfmnz.  Friedensregister  der  Stadt  Toaniai  (1273—1280) 


175 


Pepins,  Wat.  le  Petit,  Jeh.  de 

Rongiy   Wat.   a  le  Take,  Jak. 

Wisse;    femer    Fontenoit,    doa 

Mortier,  Wastines. 
ie  eoc 

Tberions  li  eos  467. 
Watier  ^  39  (jnr.),  236. 

9    COCUt 

Hennin  —  333. 

Henri,  s.  S.  333. 

Jehans  li  -s  12«». 

Jehenn^s  li  -s  485. 
«oispelier  //  God.  hat  nur  coispel  u. 
eoispeler  (Verb.)  // 

£moal  252  (escrouette),  263,  285 
(»erg.). 
eordewanier  //  s.  God.  Gompl.  cor- 
donanier  // 

Vilains  li  -s  615. 

8.  a.  Jeh.  de  Mouskeron. 
i  cordier 

Jakemes  li  -s  12^  (nebst  Söhnen 
Jehans,  Golars,  Simons). 
eoriier 

Pieron  —  104. 

Katherine,  s.  Fr.  104. 

S.  a.  Jak.  Espinoke;  ferner  *175. 
comette 

Manien  —  d'Evregnies  (ihre  2  S.) 
•621. 
conletier   //  =  conretier,    courtier 
»Hakler««  // 

Castelains  li  -s  88,  640. 

8.  a.  Jeh.  de  Chero,  Thum.  Noise. 
eonrtois 

s.  Will  de  Proimont 
Qonstarier  //=nfrz.  contarier// 

s.  Jak.  de  Dinant,  Mah.  de  St 
Omer. 
Qontelier 

Renier  217. 

8.  a.  Jeh.  de  Donveraing. 
QonTrenr  (Nom.  -eres) 

lUhins  li  —  103. 

Mikiols  li  —  103. 

Pieres  li  —  377. 

Wankier  —  110. 

Henriks»  s.  S.  110. 


le  eouvreur  de  tiale  //  tiule  dial.  = 
toile  // 

8.  Thum.  de  Lille,  Jeh.  de  Tem- 
plaeve. 
le  cras 

Mahin  --  «315. 

Katheline,  s.  Fr.  315. 
le    cretinier   //  s.   God.   s.  y.    cretin 
.Korb«  // 

Willaame  —  don  Sauehoit  282. 
le  cri[ear]  de  vin 

Ustasoes  li  orieres  —  332. 
le  croisiet 

Willaame  —  341, 428.  —  S.  s.  Voc. 
le  oavelier 

Brissies  li  -  582. 

le  dant  (Nom.  dans) 

Jakemes  —  615,  628,  641,  644, 646. 

Jehan  -,  s.  Br.  615,628,  641,644. 
le  dent  (s.  a.  an  dent,  Verz.  I) 

Jakemon  617. 
le  dotier 

Robiert  533. 

Willsame  (mestre)    *351,   533   (s. 
Fraa). 
le  diea 

Jehans  li  -s  12  ^ 
le  dorlotier  //  s.  God.  // 

Adams  11  -s  588. 

Lichart  —  588. 
le  doa(l)c  //  =  nfrz.  doux  // 

Pieron  36. 
le  drapier  s.  le  fevre. 
le  dra 

Jehans  li  -s  254. 
le  dac 

Moadins  li  -s  79. 

l'emparlier  s.  Tamp. 
l'enfame[t]  //  s.  God.  // 

Colars  li  -is  12 b. 

Jakemes  li  -ös  12 ^  81  0<ir.) 

Oliviers  li  -ös  12  b. 

Pieres  li  -6s  402. 
Tengles  (s.  a.  Eagles,  Verz.  I  u.  d.  folg.) 

Jehenn^s  li  — ,   11  pisseniers  588. 

BiChart  —  329. 


J 


176 


Walter  Benary 


Tenglesc 

Henri  —  460. 

Jakemins,  s.  S.  460. 
renlumiD[eaT]  (Nom.  -ere  //  God.  Comp!. 
B.  V.  zitiert  Nr.  387  // 

8.  Bob.  d'Arras  (387,  426). 
l'escohier  //  8.  God.  // 

Andriuet  200. 
l'escuelier  //  8.  God.  // 

Jefaan  606. 
l'escnier  //  nfrz.  öcuyer  // 

Bruneans  11  -8  l'abet  de  St.  Mar- 
tin 9& 
re8panm[eur] 

Colara  li  -ere8  ♦615. 
l'evillier 

£rnoul8  li  -8  *350,  351. 

Pieron  —  571. 

1e  fain  //  8.  God.  =  affamö  // 

Bogier8  li  -8  621  (neb8t  Br.  Jakeme8 

ti.  Jehenn68). 
le  fankenier 

Copin  33^  vgl.  445. 
le  fanterier 

Piere8  li  -8  ♦107. 
le  fevre 

Colars  li  -8  de  Molenbais  266. 

Gomins  li  -8  555. 

Jakemins,  8.  S.  555. 

Jehan  — ,  le  drapier  190. 

Jeban,  S.  des  Mabia  —  594. 

Piere8  li  -8  de  Bauwegnies  377. 

Watier8  li  -8  d'  Estambruse  81. 

S.  a.  Gill.  Esconvette  u.  Jak.  F0I68. 
le  fien8[eur] 

Monnöa  li  -lere  *399. 
le  flamenc  (S.  a.  Verz.  I) 

Pieret  127. 

le  forestier  //  8.  God.  a.  G.  Compl  // 

Colin  —  452. 

Jakemes  li  -8  de  We8  133. 
le  fo88ier  //  8.  God.  // 

Alart  —  (me8tre)  572. 

Antonie8,  8.  S.  572. 
le  fonlon  //  8.  God.  Compl.  // 

8.  Jeh.  Bocket,    Jeh.   Ronaseans, 

Jeb.  d'Yppre;  femer  105,  558, 578. 


le  fourbi88enr  //  8.  God.  Compl.  // 

Henriet  69. 
le  fonmier  //  8.  God.  fomier  2  // 

U8ta88on  —  de  le  Val  (bourg. 
T.)  100. 
le  fraia  des  tiretainee 

Colins  li  —  ♦167. 
le  franc 

Jeban  84. 

Jebans  li  -s  de  Vaus  186. 
le  frere 

Jakemon,  S.  des)   .^^ 

Jeban  -  }  ^' 

le  frere  an  mort 

Jakemes  11  -s  —  621. 
le  frnitier 

Jehan  617. 

Tberions  li  -s  523  (nebst  Br.). 

le  goudalier 

Groolös  li  HB  378;  s.  a.  «173. 

Willemonlle  —  205. 

8.  femer  GilL  Ballios,  Wat.  d 

Porte,  Jeb.Proyos,  Jak.  Boll 

Jeb.  de  Taintegnies,  AI.  de 

lencbienes,  sowie  Jeh,  de  Chi 

le  grant 

Andrin  352  (S.  d.  Theri),  379. 

Tberis  li  -s  352. 

Watier  —  de  Brages  114,  605 

Willanme  285. 
le  grae 

Ernoulös  li  —  379. 

Jeban  39  (nebst  Gillot,  s.  Vet 

le  hardi[t} 

8.  Jak.  de  Mande. 
le  heaamier 

Willaume  193. 
rboste  8.  oste. 
le  bonlekinier 

8.  Jeb.  de  Flandres  (♦257). 
le  bugier  //  s.  Grod.  s.  v.  bncbier  \\ 

Lambiert  154. 

le  Jontier  //  s.  God.  s.  ▼.  joste;    , 

GemOsebindler"  // 
Gillion  20. 


Zwei  altfranz.  Friedensregiflter  der  Stadt  Tournai  (1273—1280)  i^^ 


le  jovene  //  nfrz.  jeune  // 

Colart  —  de  Bauwegnies  615. 
S.  ferner  Jeb.  li  Boncbiere,   Jeh. 
de  Gant,  Goss.  de  Manbrai,  Tbum. 
de  Pookes,  Henri  Poarret,  Jeb. 
de  Waverin. 

le  kesere 

Jebennet  *407. 

e  iev(e)rier 

Tberi  630. 
^  H^etelier 

Godesoal  *397. 
»  linier 

Willanme  207. 
^  loiieur   (Nom.  -iieres)  //  s.  God.  s. 
V.  lieor  // 

Hainfrois  li  -  568. 

S.  a.  Jeb.  Bourlet 
^  lormier  //  s.  God.  // 

Willanmes  li  -s  an  cabaret  549. 
^  loucbier  //»der  Löffler";   vgl.  nfrz. 
loucbe  // 

Jehans  li  -s  382. 

Jebennös  li  -s  377. 

Tberions  li  -s  377. 

macbekelier  //  „der  Metzger"  s.  God. 
«.  ▼.  maceolier,  wo  diese  Form  feblt  // 

Herbiers  U  -s  645. 

S.  a.  Jak.  Sable,  Jeb.  an  Toapet. 
machon  //  dial.  =  magon  // 

Bniniel  —  (deas.  Nichte)  535. 

Gillot  254. 

Jakemon  401. 

Jeban  630. 
majenr  (Nom.  mairea)  //  maire  // 

Jakemes  11  —  de  Havines  302. 

Jakemon  —  de  Tumeddes  619. 

Sobier  —  de  Dotegnies  88. 

s.  ferner  Gilles,  li  fios  —  de  Wes 
117;  Jeb.  d'Ainnes  Yerz.  I. 
inarcbaQ[t] 

Colars  U  HB  645« 

Tbnmassins,  s.  Br.  645. 
mareschal 

Baadain  ~  (dame  Annies,  s.  Fr.) 
461. 

^otnwlteha  ForMhwigeii  ITXV. 


le  maafaitear 

Gillion  —  (serg.)  285. 
le  menestrel 

Gontier  -  (s.  S.  Jeban)  628. 
le  messagier 

Piere»  li  -s  499. 
le  mestre  [— ]? 

Emouls,  li  fius  —  377. 
le  mesnrenr  de  biet 
s.  Jeban  Lotin. 
le  mie  //  „der  Arzt-,  s.  a.  Vocab.  // 

s.  Pleron  doa  Nil  (oder  Nie), 
le  mierobier  //  der  Krämer  // 
Jak.  53a 

Rasson  (borg,  de  T.)  246. 
8.  a.  Wat.  dou  Broaille,  Gont  de 
Maubrai,  Bog.  Poarcbeaus,  Jeh. 
Rabart. 
le  mie8(B)ier  //  s.  God.  // 

Biemart  —  de  Saint  Brisce  348. 
Colart  —  (8.  S.  Jebennet)  544. 
le  mirelier  //  dial.  =  mirailler  (miroi- 
tier)  s.  God.// 
Jakemon  205,  360. 
le  monne[t]  //  nfrz.  meine  // 

Estievenes  li  -6s  352. 
le  monnier 

Colins  li  -8  253 
Jehans  li  -s  255. 
Annies,  s.  Fr.  255. 
Jebennös  li  -s  de  Bietaincrois  92. 
S.  a.  Jehans  d'Ere. 
le  moulekinier  //  s.  God.  s.   v.  mole- 
qninier  // 
Colart  512. 

Jeban  (s.  Tochter  Margberite)  400*. 
Thomas  li   s  393. 
le  mus 

Olivier  *63. 
Willaume  63. 
le  masi[t]  //  =  nfrz.  moisi  // 

Jehans  li  -s  615  (nebst  Br.  Ban- 

dains  a.  Watiers) 
Watiers  li  -s  370,  615. 
Pieres,  s.  S.  370. 


le  natier 

Colart  158. 


12 


178 


Walter  Benary 


OUvet  -  400. 

Jakemes,  s.  Br.  400. 
le  navieor  (Nom.  iieres)  //  s.  Ood.  // 

8.  Jak.  de  Bourion,  Eni.  de  Ghant. 
le  neccre  //  8.  God.  negre  // 

Herbert  8. 

Jehan  — ,  Br.  d.  Herbiert  le  Ma- 
chekelier,  645. 

Mahia  —  27«  (jnr.),  423. 

Jehan,  b.  S.  423. 
le  nialier 

8.  Col.  de  Bavincoye  (*483). 
le    noirier    //   ^der    Sohwäner,    An- 
streicher"; fehlt  God.// 

Jakemon  394. 

Jehan  29,  300,  320,  611, 615  (nebst 
Br«  Gilles  n.  meatre  Grars). 

l'oncle 

Jehans  11  -8  de  Cysoing  165. 
rorfevre 

Toins  li  -s  533  (nebst  Stiefsohn 

Jehennös). 
roste  //  nfrz.  böte  // 

Henri  262,  507  (s.  8.  GiUion?). 

le  pare[t] 

Jehans  li  -^  (]ar.  74/5)  30a 
le  parkeminier 

Bogiers  li    s  *645. 
le  parmentier 

Amonri  (s.  S.  Jakemins)  488. 

S.  a.  Col.  de  Bruges. 
le  patrenostrier  //  s.  God.  Compl.  // 

Jehan  —  247. 

S.  a.  Jehan  de  le  Roke. 
le  peanchelier   //  s.   God.  peancelier 
«peaussier"  // 

Grars  11  -s  20. 
le  pesenr  (Nom.  -ere)  //  God.  s.  y.  pe- 
seor  zitiert  n.  a.  Nr.  208.  // 

Jehans  li  —  de  Taintegnies  169. 

Jehan  -  180  ü^Oi  20a 

Bandes,  s.  Br.  347. 
le   peskenr   (Nom.  -leres)   //  dial.  = 
pdchenr  // 

Bobiert  ^  de  Saint  Sanve  73. 

S.  a.  Henneans  d'Escant. 


le  petit 

Adan  27. 

Gillot  —  de  Holaing  i 

Jakemin  459. 

Jehans  li  hb  li  pissei 
Adan  27. 

Jehennös  li  -s,  s.  8.  2 

Jehan  —  d'Escaat  61' 

Watier  —  482,  482«  ( 
le  picarde 

Katheline  572. 
le  pie[t] 

Jehans  li  piös  615. 
le  ptnier  //  God.  s.  y.  peig 
Nr.  7  // 

Goehet  7,  421,  504. 

Jehan  —  s.  Br.  385,  4 

Theris  li  -s  329  (nebst 
Watiers). 

Willanme  431. 
le  pissenier  //  dial.  =  pol 

Crestofies  li  -s  16. 

Hnelot  527  (nebst  S.  Gi 
Jehan). 

Jakemin  6,  615. 

Jakemon  824, 357, 362, 2 

Raonl  229. 

S.  a.  Jeh.  li  Engles,  G 
Jeh.  le  Petit, 
le  pin  //  «der  Fromme"   s 

pif  // 

GiUion  617. 
le  plakenr  //  =  nfn.  plaq 

S.  Jak.  de  Namaing. 
le  portenr  (Nom.  —  ere) 

Banwegnies  (?)  —  837 
a.  Verz.  L   s.  y.  Bai 

Henris  li  —  396. 

Longelet  264. 

8.  a.  Wat  Geolars,  Ja 
le  portenr  de  cauch  //  ean 
chanx  // 

Ghilebiert  —  \ 

Henris,  s.  S.  >  480. 

Marina,  dsgl.  J 
le  potior  //  s.  God.  Compl. 

Jakemon  (serg.)  570. 

Pieres  li  -s  233. 


2wei  altfranz.  Friedensregister  der  Stadt  Toumai  (1273—1280) 


179 


Pieron — de  Bmges  S33  (nicht  iden- 
tisch), 
le  ponletier 

Jehan  —  249,  250  (s.  Söhne). 

Jehan,  s.  S.  249. 

Willem^  11  -8  542. 
le  pooletiere 

dame  Elie  —  546. 
le  proYOst 

Jehan  326. 

Willanme  (escrouette)  252. 
le  pacre[t?] 

Hues  11  pncres  (—  68?)  ♦74. 

le  f  natit  (s.  Anm.  Nr.  189). 
Henri  647  (segnenr). 

le  rate  //  .die  Bäte«-,  s.  a.  God.  // 

Jakemes  11  —  605,  628. 

Jehans  11  —  605,  628. 

Lambiers  11   —   201    Qur.'y    s.    a. 
Biekeriel,  Verz.  I). 
le  Hbau[t] 

Granwös  li  -s  565. 

Kottregale  11  -s  475. 
'e  rtke  //  dlal.  =  riche  // 

Simons  li  -s  426 
Je  rol 

Jehan  —  prov.  127«/5. 

19,  129,  181,  186,  848,  849,  350, 
875,  613  (?),  644. 
^«  n>llne 

Marilen  416  (ihr  Gatte  Gilles). 

^®  ttalel[enr]  //  za  dial.  saiel  =  sceaa  // 

Hnes  li  -eres  634. 
^^  ^rcissenr 

8.  Henri  de  Ghant  (*284). 
*^  Ba(a)yage   //  s.  God.   Gompl.   s.  v. 
salyage   .toanger*;    s.    a.    das 
Vocabolar  // 
GiUlon  285. 
QiUos  li  -8  21. 
Qontiers  li  savages  295. 
Willanme  158,  159. 
*«  BieUer 

Jakemins  11  -s  de  le  lormerie  ^144. 


le  sot 

Jehennet  646. 
le  snre 

Colart  —   d'Antoing  858    (s.   a. 

Antolog,  Vers.  I). 
Oston  185. 
Watiers  li  -s  de  Wes  625  (nebst 

2  Söhn.). 
S.  femer  Jeb.  de  Coortrai,  Will,  de 

Hlertaing,  Jeh.  de  Tomai,  Jeh. 

Viellart. 

le  taill[eur]  (Nom.  —  ieres)  //  s.  God.  // 

8.  Jeh.  de  rOspit 
le  taintenier  //  dial.  =:  teinturier  // 

Oolars  li  -s  159. 

8.  ferner  M.  de  Brasenconrt,  Goss. 
de  Granmes,  Will.  Hollande,  Col. 
d'  Orke. 
le  tan[enr]  (Nom  —  ere). 

8.  Col.  de  Canfaing. 
le  tardia  //  dial.  =  tardif  // 

Bandes  li  -s  494. 
le  teuer  //  s.  God.  Gompl.  // 

Bandes  li  -s  \ 

Jehennös,  s.  S.       >  635. 

Jehenn^s,  s.  Neffe  J 

S.  a.  Col.  Natalie,    Jeh.  Sonvins, 
Band,  de  Valenchienes  u.  Anm. 
zn  897. 
le  tend[enr]  //  s.  God.  tendeor  // 

Eyrardins  li  -eres  380. 

S.  a.  Band.  Roke. 
le  tollier 

Gilles  li  -8  12b  (esward.),  39  (jar.) 

Jakemon  542  (s.  Haus  ibd). 

Pieres  li  -s  277. 

S.  a  Lamb.  de  Conrtrai. 
le  toiliere 

Manien  612. 
le  tondenr 

Fankenier  443. 
le  tordere  d'ole 

S.  Jeh.  Me8tr(e)au8  (*501). 
li  traiieres  de  goudale. 

S.  Jeh.  de  Chirve. 
le  troYöe 

Marlon  540. 

12* 


180 


Walter  Benary 


le  Tairier  //  s.  God.  s.  y.  2.  // 

Jakemon  326. 
le  vakier  //  dial.  =  yacher  // 
Jakemon,  prov.  12^*/^* 
27  e,  81,  290,  473,  502,  580 
(com.),  646  (dsgl.); 
prov.  de  comand.  219;  jur.  107, 
115,  180,  236,  308;  proy.  de  car. 
308,  (1274);  8.  HauB  308. 
Jehan  —  65. 
Gillot,  8.  Br.  65. 
le  yalle[t} 

Monnars  li  -68  363. 
Moiinö8,  8.  S.  363. 
le  yoDt 

Monnart  108. 
MonnöB  li  -8  543. 
le  yiesferon 

6rar8  li  -8  *184. 
le  yieawarier  //  „der  Trödler*  s.  God«  // 
Biertran  —  119  (nebst  Colart,  8. 

Onkel)  418. 
Ck)lart  —  de  Valenchienes  206. 
Hennin,  Br.  d.  Biertr.  418. 
Jehan,  desgl.,  119.  418. 
Lambiert  —  416. 
Regier,  s.  Br.  416. 
Wen  ~  81. 


le  yilain 

Jehan  -  804,  403,  628»  646. 

Jakemon,  s.  Br.  304. 

Jehan,   ihr   Neffe,  S.    d.   Ma 
Schwager  des  Pieret  Wetin 

Olivier  — ,  S.  eines  Jekan  •— , 
603. 

Wioars  li  -s  12b 
le  yilaine 

Margot  (dame)  —  304. 

Jehan,  ihr  8.,  (s.  oben), 
le  yinier 

Jehan  76. 

Rogon  —  de  Cbinre  66    (s. 
Jakemes). 
le  vrai 

Jehan  471. 

le  wainnier 

Jehennös  li  -s  *466. 
le  wandele 

Watier  ♦37. 
le  wantler  //  nfrz.  gantier.  // 

Sohiers    li  -s  508   (nebst   N 
Marion), 
le  wanle,  Nom.  li  -s 

Onoret  *153. 


Yeraeielmis  III. 
Sach-  und  Wortverzeichnis. 

Vorbemerkung. 

8.  m.  (f.)  =  Substantiv  nuucuL  (femin,)  ^)  —  fem.  z=  Femininum  einei 
jectivs,  —  Nom.  =  Nominativ.  —  Sg.  =  Singular;  Ph  =  Plural.  —  verb. 
=  Verbum  reflexivum.  -^  3.  6.  z=  3.  Person  SingüUtris  bzw.  Pluralis.  —  I 
Praesens;  Pf.  =  Perfectum.  —  Part,  =  Participium. 

Das  hinter  dem  zu  glossierenden  Wort  in  ()  stehende  ist  die  neufran 
sehe  Form,  wobei  nur  die  Entsprechung,  nicht  die  genaue  Bede\itung  bei 
sichtigt  ist. 

*  vor  einem  Wort  verweist  auf  eine  Anmerkung. 


1)  Nur  in  besonderen  F&llen  zugefGgt 


Zwei  altfnmz.  Friedensragister  der  Stadt  Toornai  (1273—1280) 


181 


lAge  (Age)  AUer  der  Mündigkeit  615. 
aagiiet  (Ag^)  mündig  643. 
abABBier    (abaiaaer)    verringern^    unter- 
drücken 21. 
abatre  (abattre)  niederwerfen,  zu  Boden 
schlagen  638,  571,  588.  ^  S.a,  feiir. 
aoorde  Versöhnung  444. 
aoort  (aooord)   Wunsch,  Vorschlag,  Zu- 
stimmung, freier  Entsehluss  61,  87. 
aemplir  erfüllen  302. 
afoler   jmd,    eine    Wunde    beibringen, 
welche  die  Verstümmlung  eines  Glie- 
des bedingt  oder  zur  Felge  hat  88. 
afdlore  die  dem  afoler  entsprechende  Tat. 
*1.  —  ne  poar  mort  ne  pour  a.  (in 
der   Schwurformel  des  foarjur)   615, 
628  u.  a. 
aiDs  sondern  634. 
aiyoe  Hiüfe  ^323,  359,  620^^,  621. 
qoni^  a  nne  —  eines  Morgens  430. 
ajonmer  gerichtlich  vorladen  133,  336. 
aler  (aUer)  ni7  (va),  388  (voiaent),  paaaim 

bei  Pilgerfahrten.  >-  8,  a.  raler. 
imeode  Busse,  Strafe,  j,Wergeld*'. 

291  (10  Ib.  torn.  bzw.  100  s.  inner- 
halb 3  Tagen  zahlbar) 
324   (100  8.  t   exklus.   Arztkosten 

wegen  Verwundung) 
337  (10  Ib.,    sowie   40  s.  an  jeden 
Oeschwor.   wegen    Verweigerung 
einer  assur,) 
346  (4  Ib.  t  inkl.  Arztk.) 
377  (10  Ib.  t  an  SteUe  einer  WalU 
fahrt) 

381  (10  B.,  sowie  10  b.  Arztk.) 

382  (40  8.  t,  sowie  Arztk.,  beides 
innerhalb  2  Wochen  zahlbar) 

405  (100  8.  t  für  Verwundung, 
innerhalb  2  Wochen  zahlbar) 

407  (10  Ib.  t.  exklus.  Arztk.,  in 
2  Raten  zahlbar) 

422  (20  8.  t  für  Verwundung,  so- 
fort zahlbar) 

447  (100  8.  t  für  Mord,  in  2  Raten 
zahlbar) 


454    (60  Ib.   für   Bedrohung   mit 

Messer) 
513  (20  8.  par.  für  ArztkosUn) 
611  (6  Ib.  5  8.  für  Verwundung) 
613  (27</,  Ib.  t  an  SteUe  ein.  Wall- 
fahrt). 
Geldstrafe  angedroht  337  (100  maro). 
en  non  d'am.  oder  pour  Farn.  298  ff., 
d'am.  348,  374,  d'amendise  292. 

amender  Busse  zahlen  302,  320  (NB). 

amoDter  321,  627  s.  monter. 

Amts-  und  Magistratspersonen  s.  s.  v. 
clerc,  oomogne,  oonael,  oonoestable, 
eecrouette,  eekievin,  eswaidenr,  joret, 
majear,  proTOst,  aiergant,  aouamaire, 
warde  sowie  garde,  gouvrenent. 

anemi  (ennemi)  in  der  Redensart  a.  de 
le  Tille  {s.  rea)  *4,  9. 

anrenaef  Neujahr^)  (1.  Jan.)  Termin  für 
triue  (s.  d.)  »lO,  11  etc. 

antain,  Korn,  ante,  Tante  615,  635. 

a  oea  tf .  oea. 

apieler  sich  wenden  an,  formeüe  Klage 
führen  '^308  (beim  König). 

aqnitanoe  Tilgung  einer  Schuld  611. 

aquit(t)er  qqn.  tout  qiiit(t)e  jmdm.  eine 
Schuld  zahlen,  abtragen  295  (ohne 
Zusatz),  302,  304,  305,  352,  381,  403, 
6ia  612. 

ardoir  Brand  stiften  *101  (assur.  da- 
gegen). 

annea,  le  jor  dea  Kai.:  der  zweite  Frei- 
tag nach  dem  Ostersonntag  (armorum 
GhriBti  featum)  18. 

a8(c)ention  Kai.:  Himmelfahrtstag.  237, 
238,  534,  535. 

aaaalir  (assaillir)  jmd.  überfallen  (durch 
Eindringen  in  s.  Wohnung)  397,  455. 

aflsanl^  (assembl^)  (verbotene)  Genossen- 
schaft *345. 

aB(a)aut  Überfall  (mit  Eindringen  in  eine 
Wohnung)   155.  433,  471,  477.  579. 

aaaener  verordnen,  bestimmen  363. 
asa.  (iL  lui  et  au  aieu)  ein  AnrecM  zu- 
erkennen,  einen  Anteil  geben,  etwas 


1)  Wechsel  der  Jahxeazahl  nicht  1.  Jan.,  aondem  Oateraonntag. 


182 


Walter  Benary 


zum  Pfand  setzen  337,  377,  403, 404, 
407,  610. 

aaeens  Anordnung,  Anweisung,  WunseJi, 
Befehl  (von  Amispersonen  gebraucht) 
21%  26.  80,  259.  316,  317,  322,  377. 
388,  432,  628,  634. 

assSctranoe  (aasoranoe)  Sicherheit  (term, 
techn.)  108,  119.  234,  sowie  A.  f»  4. 
~  8,  Benrt^. 

a8(8)earer  (aaBurer)  eine  Sicherheit  geben 
99  ff.;  vonmehreren  Personen  gebraucht 
103,  104,  105,  122,  133, 138, 142, 144, 
154,  167,  170.  175,  189,  202,  225 
(3  Pen.)»  250  (dsgl.).  254.  255,  266, 
285.  —  asB.  verweigert  mit  Gefängnis 
(Haft)  bestraft  337. 
8.  a.  reoomioistre  u.  88art^. 

aoBolt  (absous)  ledig^  quitt  (einer  Schuld, 
Anklage)  322. 

ataindre  (attdndre),  6.  Pf,  ataineeiit  21 
erreichen, 

atireiir  die  a,  vermitteln,  regeln  einen 
Friedenssehluss,  leisten  Beihilfe  (?) 
♦447. 

an  res  «.  ree. 

anwe  (oie)  Gans  119. 

ayenir  sich  ereignen,  zustossen,  passim, 

ayentare  Abenteuer,  Unternehmung  u. 
deren  Ausgang  634. 

ayenae  Ankunft;  Begegnung  (in  schlech- 
tem Sinne)  90,  634. 

ayoec  ausserdem  (abscH.)  109.  151,  474, 
574. 


baider  (baiaer)  li  uns  rautro  sich  den 
Friedenskuss  geben,  302,  4,  5,  8,  11 
(s.  a,  seurt^),  12.  13,  20  (zwei  SteU- 
Vertreter),  21,  26,  28,  29,  30,  31.  35, 
39  (lee  partiee),  40  (dsgl.),  58,  60.  61, 
62,  63.  64,  65,  72,  77,  78,  90,  91,  94, 
407,  10,  15,  21,  23,  27,  38,  40,  99«, 
502,  503,  564,  606. 

banir  verbannen  ni9,  322,  345,  455; 
Androhen  der  Strafe  339,  341,  356; 


Umwandlung  in.  Wallfahrt  455.  (In 
allen  Fällen  „auf  immer"). 

baniaare  Verbannungsurteil.  Einl.  S.  4. 

banm  EhegatU  «183,  194,416^604,611. 

batenr  al  arket  Tucharbeiter  «288,  345, 
479,  577. 

batre>)  (battre)  sehlagen  297,  302,  25*, 
34,  45*,  59,  69,  97*,  402*,  9,  33,  Ö6*. 
64,  65,  75,  76,  626,  27,  28,  46,  49, 
55,  56,  58,  69,  60,  78»,  82,  97»,  607, 
608,  609. 

bature  Tätigkeit  des  Schiagens  294,  295, 
302,  4,  14,  15,  20*,  40*,  53,  59*,  7ft 
85*,  88*  93*,  404*,  5*,  14*,  18*,  23», 
27*,  30»,  35*,  38*.  39*,  43*.  44»,  46*, 
49*,  60*,  61*,  62*,  79*,  80*,  87»,  95», 

99,  500,  7,  21,  31,  35*,  37*,  62»,  68, 
70,  74»,  86*,  605*,  606. 

beghine  (begoine)  Stiftschweeter  *56l. 

beho(a)rdic(h)  Kai.;  Der  erste  Sonntag 
der  Fastenzeit  179,  407,  447,  450,  459, 
495,  57& 

beaogne  Angelegenheit  628. 

bie(r)froit  (beffröi)  Glockenturm  in  Nähe 
der  Kathedrale;  diente  als  Gefängnis 
(a.  Na  119);  in  sein,  Nähe  werden  aaaiir. 
vollzogen  108,  115,  119,  130,  137. 

blechnre  (bleaanre)  Verletzung  405*. 

boin,  -(D)e  (bon)  gut,  b-e  paia  paaaim ;  b-a 
triuea  15,  29;  le  raporterent  b-e  26«, 
Fa  b-e  fa]te29f,  51;  häufig  in  der  Ver- 
bindung  boine  et  loial(a)  111,  198  etc., 
b-a  et  loiaua  29. 

bo(a)rgoia  (booigeoia)  Bürger.  Für  die 
b.  gilt  eine  triue  oder  aeort^  überall, 
auch  ausserhalb  der  Stadtgeriehtsbar- 
keit,  s,  bes,  68,  80,  272;  die  b.  nAst 
Söhnen  23,  30,  31, 71 ;  Verwandte  nur, 
soweit  selbst  b.98.  —  Namen  mit  d. 
Zusatz  b.  26«,  68,  86;  b.  deTo(a)niai 

100,  129.  225,  246,  265,267,  288,  342, 
377,  482*,  —  b.  de  Gant  567.  —  Du 
b.,  die  in  Orke  wohnen,  empfangen 
aaaur.  279. 


1)  Die  hier  wie  bei  ähnlichen  Wörtern  hinter  eine  Zahl  geeetzten  Sternchen 
bedeuten,  daß  an  der  betr.  Stelle  außerdem  noch  ein  anderea  Verb,  oder  gubat  ateht. 


Zw«  altftuz.  FkiedeDUvgiBter  der  Stadt  Toomai  (1273—1280) 


183 


C. 

c«5Öi)6  {chMaBe)gerichtUehe  Verfolgung; 
estre  en  le  c.  de  qqn.  der  Gefahr  aus- 
gesetzt sein,  von  jmcL  ungestraft  an- 
gegriffen SU  werden  (Art  Vogelfreiheit, 
Termin%is  des  Familienkrieges,  kann 
sieh  auch  auf  Angehörige  erstrecken) 
•339,  341,  447. 
Gandeler(c]umdeleiir)JSra2.:  Maria  Lieht- 

mess,  (2.  Februar)  153. 
caname  (dum.)  Kanonikus 

c  de  Touniai  63. 
capelam  «ihAp.)  Kaplan  derKathedr.  in 

T.  116. 
capeion  (chap.)  Kapuge,  Kopfbedeckung 

138,  293. 
capiel  (chapeaa)  Hut  21. 
carean  Hälseisen;  Pranger  ♦323. 
caritet  (Charit^  Almosenpflege 
provoe  de  le  C.  *53,  308,   Vorsteher 
einer  Brüderschaft. 
cas  Beehtsfaü  316,  317,  638. 
caatiel  (chAtean)  Schloss 
pont  doa  c.  21.   Brücke,   welche  das 
chAteau   do  Braille   mit  dem  linken 
Ufer  der  Scheide  verband. 
c(h)eiidre8,    le  jour  des    Kai.:  Ascher- 
mittwoch 135,  643. 
o(h)e0Ciin   (chacan)  jeder  54,  66,    561; 
628,   644,   648    u.   a.;     adfiekt.    294; 
M  pour  le  tout  302,  377,  407,  610, 
612  (&  dette). 
clieTalier  Bitter  343  (Jeh.  de  BauduimoDt). 
ci  in  entre  d  et  —  zwischen  heute  und 
—  eur  Bestimmung  des  Antritts  einer 
Wallfahrt  335  u.  a. 
citet  der  am  linken  Ufer  der  Scheide  ge- 
legene Teü  der  Stadt  loumai  308. 
olerc  Geistlicher.  Fungiert  bei  aaenr.  u. 
paia  »107 u.a.  (Ä Jeh.  Aaeon);  an  ihn 
Busse  bezahU  611.  —  c.  erhält  aasur. 
111,  gibt  aas.  120,  216,  482*.  ^  Zu 
Wallfahrt  verurteilt  306, 348, 352, 405, 
407,  433,  482;  schliesst  Frieden  320, 
429.  —  FouijüT  gegen  c.   615,   634, 
640,  644.    Ä  a.  Verz.  I.  IL 
«^miaiider  (comm.)  anordnen,  befehlen,  von 
Friedensschluss  gesagt  316,  317. 


oomandifl^  provoatde  —  d.  Obmann  der 
Geschworenen  »39, 53  (?).  109, 111, 119, 
147.  149,  151,  219.  344,  628  (ad  hoc). 
OQmant  (ccmimandemeot)   BrfeM,    Vor- 
schrift, Gebot 
c  dou  proyost  337. 
oomere  (oomm^re)  Gevatterin  599. 
oompagDon,    Kom.-painB    Genosse    119, 
302;  von  einem  der  beiden  Ff'ovosten 
gesagt  303. 
oomogne  (annmuiie)  Summe  der  Bürger, 
ihre  Gemeinschaft.  —  joier  Ul  c  den 
Schwur  auf  die  Gesetze  leisten  u.  da- 
mit das  Bürgerrecht  erwerben  •361. 
peidielac  Das  Bürgerrecht  verlieren, 
angedroht  337.  —  (proToet)  de  le  c  = 
Provost  der  Stadt  T.  181,  217,  236. 
274,  303,  630, 615.  632,  640.  641,  645, 
646,  647,  648,  649. 
oonfort,  estre  en-  unterstützen,  Beihilfe 

leisten  369. 
oonsd,  Kom.-aiu  (oonaeil)  Bat  620». 
Bai  der  Stadt,  Magistrat.  HM  eine 
eigene  Sicherheit  auf  299;  Tätlichkeit 
in   der  „Halle''   beleidigt   auch   den 
Mag.  403. 
oonte  der  Graf  von  Flandern. 

Verbannung  aus  dem  Gebiet  des  Gr, 
322. 
content  Streit,  Zank  61, 336. 383, 473,610. 
«>P(P)er  (oouper)  zerhauen,  abhauen  21, 

119. 
oopon  Stück,  Stumpf  564. 
oorine  böse  Gesinnung  524. 
coro  (ooipe)  Körper,  Person  121.  123,  316; 
See  oon  propres  296  in  eigner  Person 
(von  Wallfahrt  gesagt). 
ooetet.  -A  (cÄtö)  Seite;  Verwandtschaft 
Väter-  oder  mütterlicherseits  21,   27, 
32.  36,  61. 
ooacant  et  leyant  Landmann,   Dorfbe- 
wohner (Nichibürger),  Die  triuee  gelten 
für  sie  nur  innerhalb  der  Stadtgerichts- 
barkeit  (s.  a.  bomgois)   «23,  30,  31. 
87,  38. 

oonnestable  (oonn^table)  ♦lOl ,  167, 1 96,280. 

oo(u)noi8tre  (connaitre),  3.  Pf.  -eut.  Part. 

-eut,  -eate  411,  kennen,  bekennen,  zu- 


184 


Walter  Benary 


gestehen  300,  310,  336;  häufig  in  der 
Verbindung  oonnSat  boine  paiB. 

oousiii,  -e  Vetter,  Base  39,  64,  509,  551, 
628;  c.  germain  Geschwisterkind,  leib- 
licher Vetter  {t  Grades)  627. 

oouBt,  PI.  00U8  (coAt)  Kosten,  Zinsen, 
aana  c  sans  free  rendre  614; 
in  der  Verbindung  c.  dou  (de 
aen)  mie:  Die  Arstkosten,  welche 
einem  zu  Unrecht  Verwundeten  von 
dem  Täter  —  abgesehen  wm  der  sons- 
tigen Busse  —  zurückerstattet  werden 
müssen,  meist  innerhalb  2  Wochen  {s, 
qninsaine)  *296,  320,  324,  328,  335, 
339,  341,  346,  380,  381  (10  sol.)  382, 
389,  405  {Pauschalsumme),  407,  419, 
448,  451,  466,  467,472,474,498,  501, 
508.  509,  510,  512,  513,  (20  a.  par.), 
525,  534.  563,  574,  576,  577,  600.  — 
S.  a.  amende. 

coutelet  kleines  Messer,  Dolch  {1)  508. 

ooatid  (oouteau)  Messer  (Dolch?)  21, 
454,  634». 

couvenir  (oonv.),  3.  Pf.  ooavi(u)Dt  sich  ge- 
ziemen, nötig  sein  432,  611. 

ooavent,  avoir  en-  bekennen,  zugestehen, 
sich  verpflichten,  übereinkommen  302, 
305,  310,  336,  610. 

chraoc(h)e,  creance;  lettres  de  —  Be- 
glaubigungsschreibenfür. Vollzug  einer 
Wallfahrt,  das  dem  betr.  am  Ort  d. 
Wallfahrt  ausgestellt  wird  294—97. 
301  u.  a.  —  iS.  o.  hale  u.  raporter. 

creaule  glaubwürdig;  lettres  c-b  294. 

crier  ausrufen;  verurteilen.  *274,  302, 
337,  454. 

croisiet  Kreuzfahrer  336. 

cui,  qai  cas.  obl.  des  Pron.  relat.  als  Gen. 
308,  635.  sonst2h  505,508,  550,  566, 
576,  582;  cheaos  cui  117,  155.  240. 


damage  (dommage)  Schaden;  Schaden- 
ersatz zu  leisten  302,  324,  407. 

dame  Dame  148,  150, 194,  221,  304,  330, 
405,  437,  461.  469,  546,  615,  628.  S.  a. 
Verz.  I.  II. 

danain,  -e  letzte  12^  48  u.  a. 


de  zu  nennen  sind  die  Bedeutungen: 
von  (einer  Zeit)  an.  Einl.  8. 4,  27«. 
zu  einer  Zeit,  während  618.  wegen, 
um  willen  1,  119,  295  (mit  substant. 
Infin.)  627,  630.  —  Bezeichnung  der 
Zugehörigkeit  (daneben  sonst  der  cas. 
obl.)  28,  339,  628,  623  (2  mal). 
in  Zusammensetzungen  s.  dehuers, 
devens,  endroit,  partout 

debat  Streit  61,  473. 

decha  (de^i)  diesseits  von  606. 

dedeuB  {dedanB)  innerhalb  1.  örtlich  ded. 
le  justice  de  T.  112;  s.  a.  devena. 
2.  zeitlich  542  u.  a. ;  in  der  Bedeutung 
„bis"  297,  298.  305  u.  a. 

dedicasse  Nostre  Dame  Kai:  Stiftungs- 
tag der  Kathedrale  in  T.  530  (Mai 
1280,  an  ein.  Donnerstag). 

defalir  (d^aillir)  de  qch.  oder  de  faire  qch. 
etwas  verabsäumen,  unterlassen  341, 
447. 

dehuers  (dehors)  526.  s.  a.  hors. 
de  d.  99,  634. 

deluns  (lundi,  so  99)  Montag  paasim. 

demara  (maidi,  so  40,  \^)Dienstag  paasim. 

demerkea  (mercredi)  14,  50  u.  a.,  -ques 
351;  demierkea  103,  -quee  307;  de- 
mierke  180  (?).  S.  o.  merkedi. 

demiaiele  (demoiaelle)  vornehmes  Fräulein 
102. 

denier  31ünze,  PI  Geldsumme  611,  614. 

deporter,  ae  —  VerzicM  leisten,  sich  einer 
Sache  begeben,  sein  Amt  niederlegen  306. 

desaagiiet  minderjährig  316,  317,  621, 
643;  s.  enfant. 

deacorde(8)  Zank,  Uneinigkeit  590. 

deacouvenaule  unangemessen  296. 

deaeure  vorher,  oben  (Verweisstelle)  67; 
comme  d.  29b,  80;  par  d.  21»,  27^^ 
36,  628. 

deafenae  (d^fenae)  Anführen  von  Beweis- 
mitteln in  einer  gerichtlichen  Ange- 
legenheit 336. 

despaisaiet,  -aieaiet  ausser  Landes  befind- 
lich. Bei  Abschluss  einer  triue  vom 
Vertrag  ausgenommen  12,  68;  ferner 
615,  621. 


Zwei  altfranz.  Friedensregistor  der  Stadt  Tournai  (1273—1280) 


185 


despenB  Kosten  323,  324  (Plur.),  336, 
346, 381  (10  aoL),  407  (10  ß  Pauschal- 
summe). 

degpoetoer  jmd,  um  einen  Besiis  bringen, 
schadigen  610. 

dewneane,  faire  sa — feierliche  Erklärung 
abgdfen  (entgegen  einer  Änschüldi'' 
gung)  ♦641». 

deatraiDte  2koang  570. 

dette  Bürge  304,  340,  372, 379,  380,  404, 
530.  fidre  aa  (propre)  d.  Bürgschaft 
leisten  durch  Hinterlegen  einer  Summe 
oder  eines  Pfandes.  Als  Garantie  für 
Autführen  einer  Waüfahrt:  295,  302, 
4,  5,  45,  46,  59,  72,  77,  79—83.  403. 

4,  7,  23.  hei  aasor.  164;  femer  610, 
612  {Summe  100  s.)  —  Häufig  von 
Verwandten  geleistet  (Vater,  Mutter, 
Biudery  Onkel). 

5.  o.  aquitter,  assener,  plege,  raplegier. 
devant  {absoL  =  avant)  vorher  3,  9,  10, 

386,  634. 

devenrea  (YendiM)  Freitag,  pasöm;  da- 
neben venredi  139. 

devenB  innerhalb  1,  örtlich:  d.  le  justice 
de  T.  paasim  bei  triues,  soioie  104; 
femer  491,  499,  576.  ^.  seitlich  302, 
314»  535  u.  a.  —  S,  a.  dedens. 

diemeDc(h)e  (dimanche)  21, 158/9, 188  u.  a. 

dioea  (jendi)  paaaim;  (dyoes  107,  123, 
212,  317). 

dm,  6.  Pf.  disent  388,  475. 

dit  Aussage,  Bichterspmch  328,  329, 
372,  382,  383. 

drQitiune(8)  gesetsmässige  Abgabe,  AI- 
mosensteuer  610. 

K. 

effondrer  ein  Lochin  d.  Kopf  schlagen  576. 

enuni  mitten  in. 

1.  örUich  403. 

2.  seitlich :  Mitte  —  (folgt  ein  Monat). 
e.  fenerech  115,  e.aonst  334,  565—66 
(«.  o.  Kostre  Dame). 

enchjunte  (eDoeinte)  schwanger  475. 
enchiet/ä2%  (eine  Summe)  336. 
Qiiclo(i)8tre  (doltre)  Kloster  613  (e.  Nostre 
Dame).  —  s,  a.  moustier. 


endioit,  d'  betreffend  316,  317,  620«. 

enfant  Die  e.  werden  einbegriffen  in 
trioes  33  (die  unter  dem  Alter  von 
8  Jahren),  SO;  in  assnr.  150;  geben  tr. 
95;  empfangen  assnr.  250. 
Ä  a.  316,  317,  615,  621,  643,  (aage, 
-giiet  n.  deeaagiiet). 

enjoiDdre,  Part.  enjo(i)nt  auftragen,  eine 
Busse  auferlegen  296,  339,  345,  613. 

enkeoir  geraten,  fallen  in  —  302. 

enseignier,  3.  Ps.  ensagne  lehren,  an- 
weisen 630. 

ensiure,  refl.  6.  Fs.  -sinent  folgen  615, 
620.  —  Ä  a.  siure. 

entnies  que  während,  so  lange  als  316. 

esoot  Schanktisch  (Schenke?)  468. 

escrouette  eine  Amtsperson,  welche  die 
Aufsicht  über  ein  Stadtviertel  führt  (?) 
405,  551;  e-s  erhalten  saBar.  «140,252. 

eskieller  überfallen,  vergewaltigen  322. 

eskievin  (^chevin)  Schöffe,  —  die  Gesamt- 
heit der  e.  80,  99  (erhalten  assur.).  302, 
336,  ihr  Sergeant  570;  die  e.  des  Braille 
erhalten  assur.  *239;  die  e.  von  St. 
Brioe  genannt  *348. 

esp^  (6p^e)  Schwert  292,  605. 

espoit  (^pieu)  Spiess  21,  467. 

eetal  Wohnung  181.  182.  {Vor  d.  e.  des 
Geschwor.  Jak.  Bebe  wird  eine  assur. 
vollsogen,) 

estaule/(S«t,  sicher,  in  der  Verbind,  ferme 
et  e.  *99,  304. 

e»U>\ni  bedrängen,  einen  Stoss  führen  *21. 

estragne  nicht  zur  ^Kommune"^  gehörig, 
Nichtbürger,  Die  e.  erhalten  triues  nur 
innerhalb  der  Stadtgerichtsbarkeit  53. 

eswardeur,  Nom.  -ere.  Magistratsperson. 
Die  e.  bringen  triues  vor  *12to,  erhalten 
assur.  99,  vermitteln  assur.  336;  par 
assens  d'e.  80,  628;  femer  116,  302. 
e.  schliesst  Frieden  334,  402.  —  Ä  a. 
sousmaire  des  e. 


faide  Familienfehde  s.  Einl.  S.  1. 
faire,  6.  Pf.  fisent  47,  79,  294  etc. 
ce  fu  fait  —  folgt  Angabe  von  Ort  oder 


186 


Walter  Benaiy 


Z9it  (oderbeidem)  des  VoUsugevontnvM, 
BkutA,  pftiB,  föiujar.  —  S.  a.  bierfroit, 
eoclo<i)8tre,  eetal,  hale,  maiBon,  markiet» 
monatier,  ValenchieiuieB  (no.  24). 

iaatre  (feutre)  Füg 
capiel  de  f.  21. 

feBunee. 
Sie  geben  aeurt^  104,  106  (255);  em- 
pfangen senrt^  102,(104),  106, 112, 124, 
125,  15a  164, 188, 189,  216,  223,  229, 
253  (255);  heben  sgurt^  auf  221. 
Sehliessen  Frieden  ^^291, 315, 319, 322, 
332, 342  (356),  367, 398, 400».  430, 432, 
433.  437  (461,  462),  478,  490, 509,  513, 
525,  526,  528,  532—35,  538,  540,  546, 
547,  551  (8.  a.  beghine),  556,  557,  566, 
570,  573—75,  583  (594),  604,  609, 611. 
612 ;  werden  zu  Wallfahrten  verurteilt 
362,  422.  446.  456,  475.  476.  508,  522, 
536, 569, 572, 580, 599. 610.  -  S.  ferner 
328.  330,  375.  405.  417,  423  (Mutter 
aU  dette),  594. 

fenerec(h)  Monat  Juli  *2,   13,  23  u.  a. 

ferir  schlagen  21,  337*,  373,  403.  442, 
468,  482*,  484,  516,  20.  38.  40.  70. 
71,  75,  76,  81. 

fenne  fest  61;  f.  et  eetaule  99;  ferme- 
ment  634.    S,  a.  raporter. 

ferure  Tätigkeit  des  Schiagens  347*.  384. 
408*,  26,  32.  46*.  53*.  58*.  61*,  68, 
75,  81*,  86.  87,  91,  92,  97,  603,  22, 
41,  45,  50,  99. 

fianche 
parmi  se  f.  unter  sein,  Eid  320. 

fianchier  (fianoer)  einen  Eid  ablegen, 
durch  Eid  bekräftigen; 
eine  trioe  wird  beschworen  *2l ; 
s.  femer  164,  299  (en  le  maiii),  383 
(desgl.),  388,  404;  par  foit  fiandfe  570. 
Diese  Redensart  auch  beim  fouijur 
615  ff. 

fi^  (foiB)  Mal  605. 

fieste  (f6te)  Fest,  Kirmes 
f.  de  liUe  586. 

fillastre  Stiefsohn,  -tochter,  Schwieger' 
söhn,  'tochter  398,  533,  556. 


fiUe  Tochter;  äU  Umschreibung  für  den 

Schwiegerse^  besw.   Gatten  benutst 

248,  308.  329,  495. 
S.  a.  baion  u,  femmea. 
föit  Treueid  —  par  f .  fianchie  rt  par 

aerement  (a.  d.)  615  ff. 
force  Gewalt  —  Bans  f.  570.   &  o.  hale. 
ton  a,  ausgenommen  15,  38.  51^. 

f.  que  16.  19,  20.  75^  310. 
foaee.  mettre  en  le  —  ld>endig  eingraben  (?). 

in  den  Stadtgraben  werfen  (?)  *138, 

154. 
foulenie  (foulerie)  Walkmühle  105. 
fonlon  Walker  558,  578;  s.  o.  Vers.  11. 
foulare  starke  Verwundung  *438. 
fouifiiire  Böses  tun  410. 
fo(a)ijiir  feierliches  SiehAos-sagen  wm 

einem  Verwandten,  der  ein  schweres 

Verbrechen  begangen  hat  und  flüchtig 

geworden  ist  (term.  techn.)  615  ff. 
fouijaremeDt  622 ;  A  f^  3,  f^  52. 
fouijurer  615  ff. 
fo(a)rme.   1.  Art  und  Weise,     en  le  L 

devant  dite  10.   —  premien  donii^ 

37«,  —  qa'elleavoit  devant  eatet  6,9; 

ferner  27«. 

Wird  vim  trines  gesagt;  s.  o.  manien. 

2.  Hölzerner  Gegenstand,  Stuhl,  Bank 

368. 
foormener  miss?iandeln  402*. 
foutre.  Part  fontn  koitieren  566. 
freie  Bruder.    Als  Umschreibung  für 

Schwager:  f.  se  femme   486;  f.  sei» 

baron  611. 

G. 

gar(e)chon  (gar^n)  Junge,  GeseUe,  Diener^ 

297.  597,  602,  607. 
garde  Aufseher,  königL  Beamter. 

N.  N..  g.  deT.  (de  par  le  roi),  nimmt 

swecksFriedensschlussei^nen  Schwur 

ab  ♦299. 
Geistlichkeit  s.  canoine,  capelain,  derc, 

priestre;  femer    Uß,  *261,  299. 
ghie8kerec(h)  Monat  Juni  «3«.  110,  111 

u.  a,;  s.  a.  jun. 
glache  (glaoe)  Eis  *435. 
glave  («.  /.)  Schwert  *407. 


altfnnz.  FriedeniirQgister  der  Stadt  Toamai  (1273—1280) 


187 


ur,  Verz.  II. 
le  citet)  Gouvemeur(e), 
»  Unksufrigen  SiadUeila 

'  geben,  bewilligen,  12^«, 

\immung  22. 
3meDt)  eehwer  ^1. 


laehegedanken  299,  524, 

der  Eed,  cheaus  cni  il 
\  133  u.  a, 

laus,  in  dem  sich  der 
'<  für  die  Gerichts-  und 
milichen  Verhandlungen 
aus  des  Friedens''  403. 
-iedens  u.  SUrafe),  —  en  le. 
!  107.  239,  627  (t.a.  421); 
>  h.  siehende  Bedensari 
nung  des  eu  einer  Ge- 
scnsi,  Verhandlung  Ver- 
rates {Provosi,  Geschwo- 
en  pl.  h.  de(8)  jui^  221, 
par  le  hale  *28;  par  le  force 
1  durch  rechtskräftigen 
-  Beglaubigungsschreiben 
ne  Wallfahrten  müssen 
rgelegi  werden  324,  472, 
tr.  wird  vorgebracht  61, 
voüsogen  *175,  255.  — 
r  h.  *221. 

et  de  bas  nach  oben  u. 

305  (van  Busse  gesagi), 
ige)  unbewegliches  Besiis- 

•  407,  437. 

ms,    hinaus,    ausserhalb, 

n  61,  62«,  68,  119,  261, 

lehnen. 


I. 

1.  orüieh  130,  137  {s.  a. 

BBoe  d'aoQSt  378,  379. 


jetter  werfen  564.    S.  a.  jus. 

jour  t'fi  der  Bedensari  et  le  jonr  tonte 
jour,  paBsim  (et  le  jonr  tout  *3,  et  tout 
oe  jor  20^)  bei  trineB. 

jogement  Urieil  308  {s.  apieler). 

jugier  (jnger)  abschäizen,  eine  Strafe 
abmessen,  dikiieren  296,  319, 432  u.  a. 

juD  (juin)  24  («.  a.  ghieekerech). 

jurer  schwören,    eo  le  main  303  {s.  a, 
fianchier  u.  main);   aonr  saina   (auf 
Bdiquien)  620«,  628,  641s  643  (beim 
fouijur).    j.  boine  pais  299  u,  a. 
j.  Be  oomngne  siehe  8.  ▼. 

jnr^  Geschworene.  Eineeine  Namen  s, 
Vers.  I.  u  II.  Ihre  Zahl  bei  einseinen 
Füllen  angegeben  oder  ersichtlich: 
109  (16),  111  (16),  127  (18),  136  (5), 
137  (4),  151  (3),  219  (13),  274  (22?), 
317  (22),  321  (23),  350  (22),  611  (bis 
zn  21)*,  „eine  grosse  Ansaht'^  113, 
231,  342,  641. 

^auf  Befehl  der }.''  21*  (26,  80),  259, 
316,317,322(377),  388, 634(«.ii.afl8eD8). 
„nach  Ansicht  der  j.*'  296,  320,  328, 
643  (s.  a.  rewart). 
„in  Gegenwari  der  j.**  300. 
Die  Geschw.  des  Bmille  erhalten  aBsnr. 
♦239. 

jna  in  jeter  j.  hinabwerfen  396  u.  mettre 
j.  niederlegen,  aufheben  (s.  senrt^). 

jnstioe  1^  C^erichtsbarkeit  u.  deren  Ge- 
biet, devena  (dedena)  le  j.  24,  26  etc.; 
mit  dem  Zusats  aana  plns  30.  S,  fre- 
sonders  272;  s,  a.  bomgois. 
2.  Ami,  Amtsperson:  as  eakieyinB,  as 
j.  HB  et  aa  eswardenre  ^336. 


K. 

kainne  (chatne)  KetU  *466  (Strafe). 

Kalender.  —  Ausser  den  unier  Saint 
verseichneten  Daten  s.  noch  anrenuef, 
armes,  ascenticm,  behonrdich,  candeler, 
chendree,  dedicasse,  machekelerie,  ma- 
Belaine,  mi-aonat,  mi-quareeme,  noel, 
NoetreDame,  paskes,  penteoonBte,pour- 
qnaiemiel,    toutsaina,     trän- 


188 


Walter  Bonary 


fignration,  trinitet  —  Falsche  Daten 

8.  Anm,  zu  Nr.  53. 
keoir,  6.  Fut,  kieront  gehören  zu  —  85. 
kief  (chef)  1.  Kopf  138. 

2.  en  k.  63*;  e,  kievetaine. 
kievetalne   Oberhaupt    einer  Familien' 

fehde,  sowohl  väterlicher-  wie  tnütter- 

licherseits.    Die  k.  geben  u,  erhalten 

triues  *21 ».  21 0, 51, 51 »,  63 ;  scMiessen 

Frieden  300. 


la  (lä)  1.  dort  2h  473,  502. 
2.  dort  too  (z=Ul  oä)  ♦119,  175,  322. 
337.  396.  449,  542,  618,  648. 

laidengier  beleidigen  133,  325*,  337*, 
345*,  482*.  485,  556. 

Mdvae  Beleidigung  293.  347*,  362, 414^ 
478,  481,  519*.  566*,  578,  594*. 

lait,  let  Beleidigung  308*,  359*,  362, 
605*. 

latte  Latte  564. 

lettres  {s.f,  pl)  s.  cranche,  creaule ;  1— s 
pendaos  de  le  glise  (^gliae)  mit  dem 
kirchlichen  Siegel  (des  Wdllfahrt- 
ortes)  versehenes  Beglaubigungsschrei- 
ben 292. 

leur  in  der  Verbindung  aus  et  les  leur 
(=  les  siens)  die  Angehörigen, 

linage  Geschlecht,  Sippe  51,  51^  61, 634. 

liu  (lieu)  Ort  294,  PL  407. 
el  1.  de  an  Stelle  von  —  308. 

loer  (louer)  gutheissen,  sich  einverstan- 
den erklären  mit. 
L  nne  triue  12^,  51;   un  foorjur  622. 

loi  Gesetz.  —  foarjurer  (bien  et)  par  loi 
(gesetzmässig)  636,  639  u.  a. ;  si  que 
lois  ensagDe  630;  Frau  trägt  ein 
Messer  ne-puint  de  loi  (verbotener- 
weise, ungesetzmässig)  508. 
le  loi  de  le  ville  =  „die  (städtische) 
Gerichtsbarkeif*  in  den  Formeln  pour 
ooooison  de  le  1.  d.  1.  y.;  c'est  pour 
ooooison  de  loi  u.  dgl.  *99,  105  (NB), 
142,  144  (NB),  166,  183.  186,  188. 
239,  259  (NB),  264,  2a5,  299,  341. 
Verurteilte  geben  dem  Magistrat 
Sicherheiten.    (S.  a.  siergant.)    Eine 


Magistratspersan,  wdehe  eine  der- 
artige Sicherheit  empfängt,  braucht 
ihrerseits  keine  zu  gd>en;  auch  gilt 
eine  solche  für  sie  „iiberaü*^,  d.  h. 
auch  ausserhalb  der  Stadtgerichts- 
barkeit.  —  cheans  de  le  L  =  der  Jfo- 
gistrat  99. 

faire  1.  ein  Urteil  vollstrecken  106. 
sauf  1.  faisant  18  (s,  d.  Fussn.) 
loial  gesetzmässig,  gut. 
boiD(e)  et  loial,  passim. 
bien  et  l.-ment  300. 


machekelier  Metzger  240.    S.  a.  Verz.  IL 

machekelerie  Schlachthaus  240.   Der  m. 
entspricht  die  heutige  me  de  la  tri- 
perie  (so  seit  d,  15.  Jh.),  im  Sprengd 
Notre  Dame  in  Touroai. 
an  jor  de  le  m.  (,jim  Monat  Juni")  173. 

main.  Hand.  Man  leistet  einen  Eid 
en  le  main,  d.  h.  indem  man  seine 
Hand  in  die  einer  MagistrcUsperson 
(meist  ist  es  der  Provost)  legt.  299, 
303,  383,  615,  616,  632,  640,  645,  647. 
648  {bei  assnr.  «.  föuijnr).  ^S'.  a.  garde 
u.  jurer. 

maison.  Vor  oder  in  Häusern  meist  wm 
Magistratspersonen  werden  tr.,  ass.  o. 
pais  vollzogen.  39,  40,  114,  *119  fin- 
de piere),  131,  136,  161,  180,  308, 473; 
femer  genannt  werden  Häuser  507, 
542,  574,  597,  614.  S.  a.  bierfroit  u. 
markiet  sowie  Verz.  I. 

majeur  Magistratsperson,  Vorsteher  von 
Schiffahrt,  Brücken  und  sonstigen 
VerkehrseinriclUungen ;  Gemeindevor- 
steher. *80,99,302,345.  (Jeh.  d'Aiiines, 
m.  de  T.)  —  8.  a.  Verz.  II. 

males  amours  Feindseligkeiten  593. 

manant  wohnhaft  643. 

mander  fiolen  lassen  336. 

maniere  Art  u.  Weise,  en  le  m.  que  3,  7, 
21»;  en  tel  m.  (que)  21^,  26  n.  a. 
S.  a.  fourme. 

manoir,  3.  Pf.  mest,  wohnen  297,  385. 

mtMet  Markt  (platz).  DieheutigeOrtJid' 
Place  «nX.  39,  40,  81,  385,  432,  605. 


Zwei  altiranz.  Friedeosregister  der  Stadt  Tournai  (1273—1280) 


189 


—  m.  des  Uestes  {der  heutige  March^- 
anx  Vaches  in  T.  im  Sprengel  Ste 
Margnerite?)  132. 

maaelaiiie,  le  KtU:  Magdalena  (22.  Juli) 
323,  325. 

maamele  Kinnlade  520. 

mcrohiement  s,  d,  folg, 

merchier  D<ink  sagen  337;  begnadigen, 
aufAueOben  der  Bache  ohne  weiteres 
verzichten.  *1. 

mericedi  (mercredi)  Mittwoch  22,  306. 
S,  a.  demierkes. 

meakiiie  Magd,  Mädchen  138,  160,  183, 
490. 

meaklDette  dsgl.  478. 

mealer,  melier  (se  mtter),  Verb,  refl,,  sich 
mischen  in  —  615  ff. 

meatier,  avoir  m.  nötig  ?iaben  322. 

mestre  Meister  (Titel).    S.  Vers.  I.  II. 

mettre  hors  ausnehmen  (von  einer  triue) 
61,  6a 

m.  JOB  niederlegen  s.  teurU  {Frieden 
mit  einbegriffen  274). 

mi-aou8t  Mitte  August,  Termin  für  An- 
tritt einer  WaUfahrt  295, 301,  302  etc, 

mi-qnareame  Kai :  Mittfasten  (=  Sonntag 
Laetare)  389  (gleichfalls  Termin). 

mie  {s.  m.)  Arzt  s.  oonst  n.  le  mie. 

m(e)iflmeB  (mtee)  sdbst,  derselbe.  63», 
150,  403,  615,  642  u.  a. 

monaegneur,  Nom.  meaire,  meae  Titel 
m.  Saint  Jakame  530;  s.  a.  Verz.  I.  8.y. 
Jefa.  de  Bauduimont,  Bietnne,  Am.  Blau- 
wea,  Qofl8.deBruiele,  Pier.deOoignies, 
AI.  de  Handion,  Band.  Earons  d'E^gle- 
mareec,  GilL  de  Lokeron,  Jehan  de 
Nechin,  Wat.  de  le  Plagne,  Goee.  u. 
Ben.  de  St  Amand  sowie  aegnenr. 

manter,  amonter,  a  verwandt  sein,  ab- 
stammen 95  (321),  339,  615,  (627), 
630»,  641» 

mort  Tod,  Totschlag,  Mord  12»,  27«, 
28,  30,  36,  51,  65,  77,  447,  598  (Tod 
tritt  später  ein),  613,  616—33,  (635), 
637—40,  (643),  646^51. -Der  Mörder 
erhält  eine  trine  (30),  77;  scMiesst 
Frieden  447,  613.  —  8.  a.  ameode, 
odie  u.  peril  de  m. 


monrdreie  Mörder.  Androhung,  als  M. 
beJiandelt  zu  werden  322,  447. 

mouBtier  Kloster  458  (m.  Nostre  Dame) 
s.  a,  encloistre. 

mouToir  (movoir  538)  6.  Pr,  mnevent 
388,  3.  Kj,  iy.  mSulBt  315,  Part,  meu, 
-Ute  308,  363  aufbrechen,  eine  Wall- 
fahrt antreten  294  ff.  Der  Termin  ist 
schwankend;  gewöhnlich  erst  mehrere 
Monate  nach  dem  Akt  des  Friedens- 
schlusses bezw.  Zudiktieren  der  Strafe. 
Als  Termine  werden  genannt :  Ascher- 
mittwoch, Ostern,  Pfingsten,  St.  Jeh. 
Bapt.,  Anfang,  Mitte,  Ende  August, 
Tag  der  Prozession,  St.  Bemi,  Aller- 
heih'gen.  Beliebiges  Antreten  inner- 
halb der  gesetzten  Frist  335,  422. 
S.  a.  pelerinage  u.  revenir,. 

N. 
naT(e)rer  verwunden  8,  12,  21  (peril  de 

mort),  32,  41  (per.  de  m.),  62,  63,  64, 

72,  88,  89,  93,  322,  341  (per.  de  m.), 

356,   380,   421,   474,    508,   509,  513, 

525  (per.  de  m),  532,  547,  563  (per. 

de  m.),  573*,  598  (Tod  erfolgt  später). 
nav(e)rure  Verwundung  296, 820  (u.  bat.), 

22,  23,  24,  28,  35,  39,  49,  89,  92,  95, 

407,  19  (per.  de  m.),  22,  34,  48  (n.  n. 

outragQ),  51,  67,  72  (per.  de  m.),  74, 

98,  534,  553. 
Negation. 

ne  —  mie  (gar)  nicht  12^,  15«. 
ne^—  nient  dsgl.  290,  641»;  nient  ne 

67,  618. 
ne  —  puint  dsgl.  259,  508 ;  pnint  ne  322. 

S.  a.  onkes  u.  ä. 
nevent,  Nom.  nies  (neveu)  Neffe  93,  94, 

238,  314,  322,  325,  407,  409,420,433, 

555,  615,  636,  644. 
niechain  (ni^)  Nichte  508,  535. 
no  (noe)  1.  Ps.  PI  Pron.  poss.  Nom.  23. 
DO^Kal:  Weihnachtstag, -e,  Termin  für 

triues  2,  3»,  51  etc.;  für  Zahlung  614. 
NoRtre  Dame  emmi  aoust  Kai:  Mariae 

Himmelfahrt  (15.  Aug.)  565,  566,  567. 
n  n  i  t   Abend  vor-  u.  Nacht  (folgt  Kalen^ 

derbezeichnung).  n.  dd  anraiiief  151 ; 

n.  dou  qnaremiel  230,  358,  376;  n.  de 


190 


Walter  Benary 


mai  (bc.  1.  Mai)  373,  374,  526;  nne 
n.  dou  Doel  617 ;  femer  237,  257,  259, 
299.  330,  333,  380, 395,  551,  565-67, 
575,  576,  648. 
nnitaDtre  eur  Nachtzeit  *325,  414,  418, 
471,  499,  500,  549,  604,  609.  S.  a. 
par  nuit  584;  de  le  nuit  618. 

0. 

ocire,  ochire,  6.  Pf.  ochiseDt  635,  töten 
12,  27.  36,  51,  65,  616ff.   &  a.  mort. 

octaves,  les  Oktave,  Die  0,  des  St.  Jeh, 
BapU  aU  Termin  für  Antritt  einer 
Wallfahrt  393,  395,  396, 397, 399, 404, 
414,  509,  533.  Die  O.  de  le  Saint 
Martin  403.  —  Eine  Woche  (8  Tage) 
als  Zeitbestimmung  320,  334,  358. 

octembre  (octobre)  Oktober,    pasaim. 

oel,   PI.  oe8  (oeil)  Auge  373.    (ausge- 
schlagen). 
S,  a.  Dens  -oes  u.  Oel  Verz.  I. 

oes,  9l  —  SU  Gunsten  12  (respit),  22 
(respit  tt.  sonffrance). 

oing,  Nom,  oins  Darm,  Eingeweide  21. 

onde  Onkel  12^,  21  (gibt  triae  als  nächs- 
ter Verwandter),  27o,  119, 164  (dette), 
295  (dsgl.),  304,  314  (le  fQ  sen  o.), 
407  (dette),  647. 

onkes-mais  nicht  mehr  in  Zukunft  310. 

ordenanoe  (ordonnance)  Verordnung 
ord.  de  le  pee  403. 

ortel  (orteil)  Qlied  108  (wird  ein.  Ver- 
brecher abgehauen). 

OBte,  -esse  (li6te)  Wirt,  -in  i77. 

oetel  (h6tel)  Wohnung,  Herberge  455, 570. 

otriier  (octroyer)  zugestehen,  bewilligen: 
eine  trine  12^;  respit  u.  sonffrance  643. 

Oütrage  Schimpf,  Frevel  292,  298*,  827*, 
34*,  40*.  45*.  72,  85*,  91,  93*.  403 
(houtr.),  5*.  10*.  18*.  27*,  30*.  32, 
38*,  41  (outraje),  43*,  44*,  48*.  55*. 
58*,  61*,  62*,  75*,  87*,'  530*,  33*,  35*, 
42*,  62*,  65,  67,  72*,  74*.  79*,  83*,  86*, 
603*,  604*,  605*,  606*. 


paiement  Zahlung  613. 
paiier  (payer)  bezahlen,  meist  von  Arzt- 
kosten gesagt  341,  419  u.  a. 


paire  Paar  94  (p.  de  triuea). 

^B,^peaFriedensschluss.  Erfolgt  freiwU- 
lig  337, 570 ;  auf  ausdrüekl.  Befehl  316, 
317  (520)  (s.  a.  ordenance)  — :  Ein- 
fach verzeichnet,  ohne  Nennung  von 
Busse  (amende  oder  pelerinage)  sind 
folgende:  800,  3,  8,  13,  16,  17,  21, 
26,  30,  32,  42,  43,  44,  51,  54,  55,58, 
60,  61,  64,  65,  75,  76,  90,  94,  98,  400, 
11,  15,  16,17,28—31,35,40.73,  502, 
15.  23.  24.  51.  89.  90,  91.  94.  601. 
610  (1)  - 

par  pais  faisant  Redensart  bei  kurzer 
Verzeichnung  einer  Strafe  (Wallfahrt) 
angewandt,  zur  Bezeichnung,  dost 
ein  offizieller  Friedenssehluss  statt- 
gefunden hat:  469,  70,  75,  90,  504, 
5.  12.  14.  18.  27,  40,  48,  52,  54 
(faissant),  56,  58,  61,  66,  92,  97;  pv 
pes  faite  par  le  hale  520. 
S.  a,  amende,  baisier,  coust  don  mie, 
dette,  pelerinage,  seurt^. 

paisiule  in  Frieden  gelassen,  unbestraft 
316  {„mehr  als  12  Jahre  lang''). 

parent  naher  Verwandter  21,  51,  339; 
für  die  p.  der  eine  triue  oder  assnr. 
gebenden  bezw.  empfangenden  Parteien 
gelten  diese  „uberaW,  sofern  sie 
„Bürger"'  sind:  27«,  66,  67.  96.  97, 
98.  266. 

parmi  unter  (Eid) 
p.  sen  serement  296.  323. 
p.  se  fianche  320. 

par  tant  unter  dieser  Bedingung  456. 

parties,  les  die  Parteien  des  Beleidigers 
und  des  Beleidigten  21.  37*.  61  (acort 
des  p.)  u.  o. 
vgl.  d'une  part  —  d'antre  pait  292ff. 

partout  s.  borgois,  Id. 

paskes  (pdques)  Kai.:  Ostern, 

155  (mardi  en  p.),  195  (dsgl.),  304 

(dsgl.);  Termin  für  Wallfahrt  328i 

352,  456,  458. 

p-8  flories  Palmsonntag  137,  299,  524. 

penense  semaine  de  p. :  die  Charwodie 

(zwischen  Palmsonntag  und  Ostersonn'' 

tag)  40.  274,  302,  303,  413. 

le  dose  paake  oder  a(8)  doaea  p.  u.  dgl.: 


Zwei  altfnmz.  FriedeDsregister  der  Stadt  Tounuü  (1273-1280) 


191 


Der  Sonntag  Quanmado  (L  Sonntag 
nach  dem  OeUreonntag)  309  u.  a. ;  äla 
Termin  für  AnMtt  einer  Wallfahrt 
328,  339  1«.  o.  m. 

{Mmsme  (pamne)  flache  Hand  520. 

pannnte  Scheue,  Baekenstreich  432. 

peleriDage  (plerinaglie  346)  Wallfahrt, 
als  Busse  für  Verbrechen  auferlegt 
291—98,  801.  2,  4,  5.  12.  14.  15,  19. 
20, 22—25, 27—29.31. 34—37, 39—41, 
45—49,  52,  53,  56.  59,  62,  63.  67—74, 
77  (^.voiage),  78—89,91—93,95—97, 
99,  401—5.  7-10.  14. 18—27.  32-34. 
36—39.  41—72,  474—501,  3—14, 
16—22,  25—50,  52—88,  93,  595—600, 
602—9.  —  Mehrfache  Wallfahrten 
verlangt  294,  334,  368,  372,  402. 
WdOfahrtewte  s.  Verz,  I  «.  v.  Bou- 
logne,  Ndon,  Noetie  Dame  de  le  Trolle, 
Bochemadonl,  St  Gille,  St  Jakeme, 
St  Jone,  Ste  Katherine,  St  Lieiiart, 
St  Nicolai,  St  lluimas,  Vendoeme.  — 
Zeit  des  Antretens  teils  genau  be- 
stimmt, teils  Termin  gesetst  (S.  moo- 
Toii)  —  BiUkweg  vorgeschrieben  s. 
revenir  —  Beglaubigungsschreiben 
nötig  {s,  lettre»)  —  Ausfikhrung  in 
eigener  Person  verlangt  296:  in  Be^ 
gleitung  von  bestimmten  andern  ge- 
wünscht 353.  Stellvertretung  {s.  s.  v.) 
möglieh  302.  434,  561.  Loskaufen 
möglich  *377  (10  Q  für  voiage  outre 
mer);  geschieht  613  (27 Vt  Uh 
Strafe  der  Verbannung  in  peL  umge- 
wandeU  455. 

pendle,  Part,  pendn,  hängen  119  (wegen 
DiebstahU). 

peQteoouste  (penteodte)  Kai:  Pfingsten, 
Pf^sonntag  (le  jordep.)  165;  Ffmontag 
(l'eDdemain  dep.)  240,  243;  Pf.diens- 
tag  244.  539;  Mittwoch  22.  417,  538, 
MO;JDonnerttag  316, 317;  Sonnabend 
108,  3ia 

a  doae  p.  (Sonntag  nach  Pfingsten) , 
Termin  für  WaUfahrten  382,  447, 
bO&— 9,511— 17;  femer  2ßB  (Dienstag 
darnach). 

perü  de  mort,  mettre  en  —  jemand  so 


schwer  verwunden,  dass  sein  Tod 
zu  befürchten  steht  21,  341,  419. 472, 
501.  505.  512.  525.  561,  563,  576,  577; 
«.  a.  538,  571, 598,  sowie  Anm.  mu  296. 

pieroe  (perche)  Aufkratzholz  der  Tuch- 
macher —  drap  a-  ^269. 

pierdre,  3,  Pf  pierdi,  (perdre)  316,  337; 
s.  a.  oomugDe. 

piro  Art  Schleuse  *112. 

plaie  offene  Wunde  *21. 

plaindro,  Verb,  refl.,  6,  Impf  plagnoient 
601,  sich  beschweren, 

plegb  Bürgschaft,  Bürge  352,  363.  S, 
a.  aquitter  «,  raplegier. 

pole  (pouoe)  Daumen;  Faust  '^'571  (Sloss 
mit  d,  p.^ 

pordure  (poursulTro).  3.  Conj.  Pf  -siust 
verfolgen,  inneJialten  610. 

po(a)rcefl8ion  (proc)  Tag  der  grossen 
Prozession  in  T.  (ca,  14,  Sept)  nebst 
Oktave  *142,  176. 

Als  Termin  für  WaUfahrten  319, 320 
(ded.  les  8  Jon  de  le  p.).  380,  386,  391, 
4ia  419,  420,  443-45,  513,  534,  538 
(9.  Tag  der  Pr.),  540,557, 558, 563, 571. 

pouifis,  les  (proiits)  Zinsen  614. 

premerain  (promier)  d,  erste  238,  579. 

prendre,  6.  Pf,  priseiit 

1.  ergreifen,  verhaften  132  s,  priae. 

2.  von  jemand  nehmen,  verlangen 
47,  427  «.  a,  Provosten  u,  Ge- 
schworene verlangen  eine  trine21. 
31  ^^  (87);  einen  fourjur  621», 
625  ff. 

3.  pr.  Soor  loi  sich  für  jemand  ver- 
pflichten, ihn  mit  in  eine  triue  etc. 
aufnehmen  26«,  51  ^  615,  620, 
621,  622,  635. 

4.  DieProvostenübemehmen,nehmen 
auf  sich  eine  aonffranoe  22.  61; 
die  Verpflichtung,  Schutz  zu  ge^ 
währen  90. 
preudom(e),  -es.  (pnidh.) 

1.  Ehrenmann  Einleit  S.  4;  610. 

2.  Bevollmächtigter,  Amtsperson 
•26»,  »447  (?).  —  S.  a.  priier. 

piiestre  (px^tre)  liiester 
116  {erhält  assur.),  648. 


192 


Walter  Benarv 


..        .    . J  V     /  bitten,  nacJisuchen, 
pniere  (pnere)    f 

die  Provosten  werden  um  Verschaffen 

einer    assur.    angegangen    310,    336; 

Vermittlung  von  preudomes  verschafft 

eine  triue  26*. 

prifle  Festnahme  eines  Verbrechers.  Biese 
veranlasst  das  Geben  von  assur.;  von 
dessen  Seite  oder  eines  nahen  Ver- 
wandten 117  (d.  Brud.),  132,  141, 
154—56,  164.  165,  167.  210,  240.  252 
(d.  Brud.),  258,  268.  279,  280,  289. 
403  {8.  a.  d.  folg.). 

prison  Gefängnis  155,  157.  164,  165. 
167,  ^261  {des  Bisch,  v,  Cambrai), 
337  (Porte-as-Maufl),  403.  —  Ä  a.  138. 

priu  Vorteil  634. 

proiame  naher  Verwandter  75»,  76,  77, 
341.    S.  a.  parent 

prÖYOst,  -oe  (pr^v6t)  Frovost.  Meist  in 
Verbindung  mit  d.  Geschwor.  Bedens- 
art  pardevant  provos  et  jar^s;  parpr. 
et  jur.  fu  pais  faite  293,  94  etc.  —  „Auf 
Befehl  der  Fr.''  26,  80,  377.  —  „Nach 
Ansicht  d.  Pr."  320.  —  „In  Gegenwart 
d.  JV."  300.  —  Der  Pr.  des  Bniille  er- 
halt asBur.  ^39.  —  S.a.  caritet,  coman- 
diae,  comugDe,  loi,  maiD.  Die  einzelnen 
Namen  s.  Anm.  zu  No.  1  u.  Verz.l.  II. 

privost^,  -et.  a  le  —  unter  (zur  Zeit) 
der  Provostenschaft  (folgen  Namen) 
*1, 19. 194,  308  (prouvoBtet).  335,  346, 
34a  349,  410,  421. 

puiog  Faust;  ferir  dou  p.  373,  403. 

puin(t),  -8  370  (s.  Fussn.) 

puis  von  an  B.  f»  8  (S.  4;,  614. 
p.  ceste  trine  donn^  28. 


quantque  337  \ 

quanque  303,  305  etc.   >  aües  was. 

qnanke  312  ' 

quaromiel     Kai.:     Sonntag     Estomihi 

(Quinquagesima)     *230,     358,     376. 

(S.  a.  Duit). 
qnaflser  schinden,  misshandeln  8». 
qmii8am(n)e    (qninzaine)   Zeitraum    von 

zwei  Wochen.  Als  Zeit  zwischen  zwei 


Wallfahrten  294  (v£^.  336,  382,  405, 
542,  600)  —  Als  Termin  sur  Bezah- 
Inng  der  Arztkosten  (s.  a.  ooust  dou 
mie)  448,  451.  466,  474,  498  (-aiime). 
501,  508-13,  525,  534,  563,  57i 
576,  577.  (XV  jore  382.  405,  600.) 
quit(t)e  ledig,  frei. 
q.  et  assols  322.  —  S.  a,  aqoitter. 


rabatre  von  einer  Summe  abziehen  614. 

raler  von  Wallfahrt  gesagt  294,  368. 

raloDgier,  (ralloDger)  verlangem  von 
triues  gesagt  9.  19. 

ramenrir  (ramoindrir)  vermindern  296. 

raplegi(i)er  Bürgschaft  leisten,  sich  ver- 
bürgen 294,  (gegenseitig),  348  (dsgl.). 

rapprter  (rapp.)  i.  mitbringen;  Beglaubi- 
gungsschreiben einer  Wallfahrt  mitbr.: 
rap.  lettres  294  £f .  (lettres  u  tiesmogDage 
BOuffiBant  328).  2.  übermitteln,  vor 
Gericht  vorbringen  (Sache  der  e»- 
wardeur) :  eine  triue  12i>,  26«,  61 ;  eine 
Beurt^  99  (innerhalb  3  Tagen). 
S.  a.  estaule. 

rat  Entführung,  Vergewaltigung  von 
Frauen  322. 

ravoir  wiedererhalten  611;  r.  la  ville 
die  Erlaubnis  erhalten,  wieder  die 
Stadt  zu  betreten,  d.  h.  aus  der  Liste 
der  Verbannten  gestrichen  werden. 
^8.  345. 

rechivre  (recevoir),  3.  Pf.  rechint,  Part. 
-iu(t),  -iute,  empfangen,  übernehmen, 
von  triue,  respit  u.  fooijur  gesagt:  12, 
29,  *30.  51,  622  u.  a. 

recounoistre  (reoonnaltre),  3.  Pf.  reoQDeut 
anerkennen  111,  309. 

Bede,  direkte  336. 

remanaDt  überlebender  Verwandter, 
Hinterbliebener  611. 

rendre  zurückgeben ;  erneuern,  von  triuee 
gesagt  10.  12«,  29*,b,  87». 

renom^,  malvaise  unmoralischer  Lebens- 
wandel 119  (Verbannung  als  Straft)* 

reprendre  \.  zurücknehmen,  g.  bekommen 
614.     2.   wieder  aufnehmen,    wieder 


Zwei  altfranz.  Friedensregister  der  Stadt  Tournai  (1273— 128Ö) 


193 


fordern^  erneuern  (von  triues  gesagt) 
21»,V,  37»,  51» 

ieprcmyie[r],  en-  beleidigenderweise  566. 

reqnene  (requ^rir),  3  Pf,  reqaist,  nach- 
gucken, verlangen  611*,  van  triues  ^e- 
sagt  28,  32,  von  assur.  336. 

res,  an  I  |  ausgenommen ;  wird  an- 

gewandt bei  triues  *4  {s.  a.  anemi), 
8,  9,  12,  17,  79  (NB.)  u.a.;  ft«fi assur. 
121  (NB.),  261  (NB.);  bei  pais  634. 
8,  a.  fors  u,  hors. 

lesoomre  einen  Verhafteten  aus  den 
Händen  der  Justiz  befreien  133. 

respit  Aufschub,  Frist  für  Familien- 
fehden (term.  techn.)  12,  14,22,643; 
femer  JEihL  S.  4.  —  S.  a.  sonff ranoe. 

lenbenr,  Nom  -ere,  Bät^)er  322. 

revenir  1.  bei  einer  als  Strafe  unter- 
nommenen Wallfahrt  einen  vorge- 
schriebenen Rückweg  ausführen,  a)  über 
8t  Gille  {s.  Verz.  I)  373,  407,  574; 
b)  über  Bochemadoul  294,  325, 368.  — 
2.  neue  Wallfahrt  nach  der  Bückkehr 
wird  verlangt  294,  334,  368, 372,  402; 
8.  femer  421,  572.  —  S.a. pelerinage. 

rewart  ürteü,  Ansieht  320  (el  r.  des 
jnr^B). 

rihote  Zank  601« 

roi  König  von  Frankreich.  S.  apieler  u* 
gude. 

nmte  Satte,  Bande  *345. 

S. 

Saint,  -e  Kalendcrheilige*    S.  a.  nuit. 

8t.  Andrin  (30.  Nov.)  259. 

St  Bietremiu  (Bartholomäus,  24,  Aug.) 
219,  327,  570,  573. 

St  Gteatofe  (Christophorus,  25.  Juli) 
551. 

St  Qflle  (Ägidius,  1.  Sept.)  175. 

St  Ghillain  (Gülenus,  9.  Okt.)  181. 

St  Jehan-Baptiste,  auch  einfach  St  Jehan, 
(Geburtstag  des  Johannes  Baptista 
=  St.  Johannes  albus,  24,  Juni.) 
Teüt  das  Jahr  (25.  Bez. —  24.  Juni) 
Haupttermin  für  triues.  Passim. 


St  Jehan-Deoollasse  (Tag  der  Enthaup- 
tung des  S.  Joh.  Bapt.  29.  Aug.) 
331—333,  574-576. 

St  Luc  (Lucas,  18.  Okt.)  123. 

Ste.Lu88e>)  (Lucia,  13,  Dez.)  290.  347; 
s,  a.  S.  4.   (B,  fo  1). 

St  Mahiu  (Matthäus,  21.  Sept.)  180, 
427,  430,  sowie  f»  1. 

St.  Marc   (Markus,  25.  April)  14,  395. 

Ste.  Margherite  (20.  Juli)  390. 

St.  Martin  (11.  Nov.)  147, 403  (octav.),  601. 

St  Mikiel  (Michael,  29.  Sept.)  337. 

St  Piere  entrant  aoust  (Cathedra  S.  Petri, 
1.  Aug.)  442,  613. 

St.  Pol,  le  jor  de  le  convertion  —  (Bekeh- 
rung des  Paulus,  25.  Jan.)  471. 

St  Rcmi  (Remigius,  1.  Okt.)  2.56.  — 
Termin  für  souffrances  2,  22;  für 
triue  26b,  —  Häuf  Termin  für  An- 
tritt von  Wällfahrten  322, 327, 383  etc. 

St.Vincban  (Vincentius,  22.  Jan.)  293, 
294. 

sains,  sour  —  s.  jurer. 

sairement,  serem.  (serment)  Eid.  Bei 
Angabe  der  Unkosten  eines  Verwun- 
deten 296,  324.  —  Bei  Bestimmung 
der  Busse  durch  die  Geschworenen 
432.  —  Beim  fouijur  (par  foit  fianchie 
et  par  s.)  615, 628. 630, 638, 649.  Der 
Provost  erhält  den  Eid  644. 
-S.  a.  fianchier,  jurer  u.  main. 

saker  sour  —  eine  Waffe  zücken  gegen 
jmd.  292,  605. 

sakure,  sac-  die  Tätigkeit  des  saker  '^'293, 
480*,  519*,  543. 

sanc  (sang)  Blut,  blutende  Wunde  *21. 

sannent,  -s  (saignant)  blutig  403. 

Sans  plus  nur,  ohne  weitereAusdehnung  30. 

sauf  che  (oou,  chou)  que  ausgenommen. 
Bei  Einschränkung  des  Geltens  einer 
triue  21»,  28,  61  u.  a.;  sonst  296. 
S.  a.  loi. 

sauvage,  s.  m.,  Fremde.  ^51,  51»—*.  S. 
a.  li  Savages,  Verz.  U. 

savoir,  3.  Pf.  (Jonj.  seuist  377,  6.  Fut. 
saroDt  85. 


1)  Obl.  Lussain  s.  z.  B.  Bibl.  Ec  Ch.  1874  (35)  Nr.  XlUt;  t, 
RobiabImIi«  Fonebnngen  XXV.  13 


194 


Walte  Benary 


86  (neben  n)  und  *21,  83  «.  a.  —  et  ae 
337,  346,  407,  512,  634. 

segDOur,  -ear,  Nam,  sire,  Titel. 
Van  de  P  incani.  aoetre  8.  646. 
Siehe  monaeg^eiir  soioie  Verz,  I  u.  II 
#.  V.  Jeh.  deBoorghiele,  Wat  de  Havines, 
Lotart,  Wat  dou  Mes,  HeDri  le  Quatit, 
Evrart  a  le  Take,  Nie.  de  Wes. 

serenr,  Nom.  saer  (soeur)  Sehtoeater  322, 
380,  551,  566.  699;  Sohn  (Söhne) 
einer  Sehio.  114,  617,  632,  635. 

flerourge  Schwager,  Stiefbruder  235, 304, 
537. 

Service  de  le  ville  amtlicher  Dienet  186. 

senl,  Nam.  aeufl,  nur  für  die  eigene  Per- 
eon (ohne  Angehörige)  geltende  triue 
43,  aasur.  121  (s.  a.  123);  femer  353. 

semt^  -et  Sicherheit  (ternu  techn)  — 
einseitig  s.  boigois,  loi.  senl,  sieigant 
gegenseitig  126,  153,  181,  203,  205, 
222  (vier  Männer),  243,  266,  272,  273; 
mehrere  gleichseitig  190,  222  (?) 
ausserfMlb  des  Abschnitts  2  noch 
310  (gefordert),  336  (gtford.  u.  ver- 
weigert), 403  tt.  482». 
aufgehoben^)  (ju0  mise)  (122),  (166, 
8.  dort),  169,  172.  176.  178,  179, 
184,  187,  (190),  194,  (195),  198,  (207), 
212,  214,  220,  221,  222,  224,  234, 
(245),  251,  257,  274  (sämtl.  s.  u.  pais) 
275,  287,  299,  306,  7,  9,  11,  18,  33, 
38,  40,  57,  66,  406,  412,  413. 
S.  a,  assSarance,  -rer,  oonneBtable, 
prendre,  prise,  priaon. 

ei  1.  und  {s.  ob,  ae). 

2.  so  (=eiiai)  12^. 

3.  bis  ^345,  356. 

n  —  que  dermassen  -dass  373. 

eiens»  lee  die  Angehörigen,  in  den  Redens- 
arten loi  et  les  s.;  de(a)  Ini  et  des 
(ae)  dena.  (Passim  in  Äbschn,  1  u.  2.) 
S.  a.  lenr. 

aieigant,  -jant  (aergeant)  Amtsdiener, 
meist  mit  dem  Zusats  de  le  ville. 
Erhalten    in   ihrer  Eigenschaft  als 


Beamte  aaaar.  («.  a.  Im),  a)  in  ihrer 
Gesamtheit  *103, 139, 155, 165,  b)  dm- 
zdnelQß,  191  (3),  285 (7).  —SeMiessen 
Frieden  541,  570. 

nue  3.  Ps.  Sg.  Pron.  poss,  599. 

aioie  (auivie)  folgen,  befolgen  432.  flinant 
apriea  (bei  Kalenderangaben)  61,  291, 
447,  613,  Ha.  B  f»  a 

aiute  (auite)  Gefolge,  Anhang  620*. 

aomondxe  berufen,  vorladen  421. 

Bonff rance  Buldungsakt,  vorlaufiges  Atrf- 
heben  der  Familienfehde  {term.  techn.) 
*2,  22,  61,  85,  643.  S.  o.  St  Rani 
u.  tOQtaaina. 

ao(iir)  unter  Bruch  615  (a.  trinea),  634 
(a.  paia  oouneate).  —  bei  Stntfe  337  (aar 
100  man),  356  (a.  banir).  —  a.  aains 
tf««Aejiirer.—jiiger,jiig6mentB.  308,315. 
— leqoene  et  ravoir  a.  zurückverlangen 
«091-611.  —  eatie  a.  sea  joeb  der 
Niederkunft  nahe  sein  538.  ^  S.  a. 
prendre  a.  auf  sich  nehmen  «.  Nr.  138. 

aooamaire  des  eewardeora  Vorsteher  der 

eaw.    Gennannt  werden 

*131  (Febr.  1274/5)  Wie.  de  Manbni. 

152  (Jan.  1275/6)   Grara  d'Orehiea. 

180  (8ept  1276)  Will  Gastagne. 

274  (17.  April  1279/80)  WiU.  Oi- 

atagne. 
336  (Juli  1274)  Jak.  Mouton. 

Stellvertretung, 

1.  Im  FaU  der  ünausführbarleit 
einer  Wallfahrt  durd^  den  dasu 
VerurUiUen  (den  Täter):  der 
Vater  verpflichtet  sich  302;  der 
Bruder  wird  bestimmt  (434),  561. 
—  S,  a.  oora. 

2.  Vertretung  zweier  Abwesender 
beim  Friedenssehluss  320. 

Striaen. 

s.  amende,  banir,  cache,  carcan,  coiuti 
crier,  foaae,  kainne,  ortel,  peleri' 
nage,  pendre.  —  Ohrabschneide^ 
119. 


1)  Die  in  Klammem  geaetsten  Nummern  aind  s,  mit  bloaaem  Vermerk  de^ 
Auihebnngaaktea;  die  kuiaiv  gedruckten  aind  zugleich  pais. 


Zwd  altfnmz.  FriedeiuregiBter  der  Stadt  Tournai  (1273—1280) 


195 


taUe  (taiUe)  Abgabe,  Steuer  610,  612. 
talüer  (taiUer)  sehätgenj  Steuer  erheben 

A  !•  1. 
tana  (tempa):  en  aucnn  t  jederseit  611. 
ta^enie  Schetike  449. 
tel,  OU.  PL  teua,  432;  fem.  tel.  «.  tele 

(90>  300,  302  u.  a.) 

1.  dieser,  der 

2.  derseOfe  (=  itel,  antel,  vgl  otele 
181)  ffi  der  Redensart  en.  t  map 
nieie  29,  32,  36,  3a  126,  163. 

tenir,  aa,  3.  Pf.  tiunt,  ß,Pf.  tiunreDt  sieh 
haUen,  sieh  ansehUessen  an  96, 99, 300. 

tieBiiiog;iiage(t6noigiiage)  Zeugnis,  Testat 
328  («.  lettraa). 

tinle  (toile)  Ziegel  444;  s.  a.  le  convxeor 
de  t  (Fer*.  II). 

toa  tn  ai  toe  que  (auaaitdt  que)  sobald 
ais  36a 

toDiUiire  «.  ta. 

toiitaa]]ia,toii88.(61)le  Kai.:  Allerheiligen 
(1,  Nov.)  18a  —  Termin  für  sooffrance 
61,  ähnlieh  90  (a.  prendxe);  für  An- 
triU  einer  Wallfahrt  32a  336,  339, 
427,  446,  692,  695;  femer  613. 

tzaire,  3.  Pf  traiat  rieben  464  (emMeaaer). 

tniaoD,  en-  heimtüekiseJ^erweise  *634. 

tnnfigoiation  (tranaf.),  le  jor  de  le  Käl. : 
Verklärung  Christi  (6.  Ang-)  662. 

tnvellier  belästigen,  quälen  164. 

tiea  —  en  avant  van -an  12i>.  t.  or 
en  av.  tn  Zukunft  616  {vgl  d'or  en 
aT.  634,  648). 

trinitet,  le  Kai.:  Sonntag  Trinitatis 
(1.  Sonntag  nach  Pfingsten)  166. 

trine  (trftre)  Waffenruhe,  auf  Zeit  be- 
stimmtes Aufhören  der  Famüienfehde 
(term.  teehn.). 

tr.  de  le  vffle  gefordert  28.  —  S.  a. 
bomgoia,  conk.  et  lev.,  greer,  hon,  kief, 
i  kievetaine,  linage,  loer,  otriier,  parent» 

partie,  piendre,  priiere,  proiame^ 
lakmgier,  importer,  rechiuro,  rendxe, 
lepraiidie,  requene,  rea,  aanvagea,  ville. 
Termin  für  tr.:  noöl,  anrennef,  St 
Jefaan  Bapüste,  ausnahmsweise  St 
Bemi  (26). 


taillier  besudeln,  iAel  suriehten;  in  Ver- 
bindung mit  batie  627,  660,  697. 

tuiUiire  Tätigkeit  des  taillier  «294*, 
388*,  434*,  481*  (tooill.),  496*,  637*, 
642*,  646*,  672*,  586*  (touüluree). 

V. 

yaleton  Bursehe,  Diener  427,  527,  537. 

yallet  (valet)  Bedienter,  Bursche  14,  40, 

142, 148. 310, 321, 330,  344,  348  (v.  der 

Schöffen),  427,  444,   463,  464,   464, 

474,  642,  669,  660,  662,  667,  620. 

vendre  verkaufen  611. 

▼enir,  3.  Pf.  viont  *28,  336,  337  neben 

Tint 
Verbrechen  u.  Vergehen 

s.  abatre,  aaaalir,  asaanl^   aaaaut, 
batre,  -ore,  blechnre,  ooatelet,  con- 
tiel,  eap^   eapoit,   eatohir,  ferir, 
-ore,  foalure,  foarmener,   honte, 
jeter,  laidengier,  laidnre,  lait,  mort, 
navrer,   -ore,   noit,    ochire,   oel, 
oatrage,  paoame,  -4e,  peril  de  mort, 
plaie,  pole,  poing,  rat,   renomde, 
route,  saker,  -ure,  vilonie,  violence, 
wet 
Verbr.  lange  Zeit  ungesühnt  316  (12 
Jahre),  546  (18  J.),  660  (35  J,).  S,  a. 
386. 
yeake  (^vdqne)  Bischof  *261. 
vSae  (yae)  Ansieht,  Urteil  (von  iVov.  u. 
Geschwor.)  296,  328,  643.  —  S.  a. 
rewart 
viera  (vera)  tn  der  Richtung   von  307, 

(vgl  enviera  306). 
yiee,/em.  viese,  (vieoz)  alt;  s. EinUit.  S. 4. 
vieepre  s.  m.  (vftprea)  Vesper,  Abendmesse, 

Abend  21,  471. 
vilainemeut  gemeinerweise  326, 482,  635. 

e 
▼ilonie,  Schimpf,   Beschimpfung,  meist 

in  Verbindung  mit  batare  oder  ontrage 
292,  295,  297,  298,  304,  14,  27,  34, 
404, 10, 23,  37,  39,  46,  48,  49,  50  («.  a. 
wet),  63,  65, 60,  75,  79,  600,  3,  16,  30, 
31,  33,  62,  66,  67, 83, 85,  94,  603,  604 ; 
ohne  ZusaU  329, 348, 426, 504, 505, 584. 
ville  Die  Stadt  2'oumai 
cheauB  de  T.  620». 

13* 


196 


Walter  Benary 


S.  a.  consely  droitore,  loi,  ravoir,  eeiTice, 

siergant,  talle,  triue. 
yiolenoe  Vergewaltigung  322. 
Tisnage  (voisiiiage)  Stadtviertel  196. 
Tdage  Beise,  Wallfahrt  294,  302,  341, 

377  (outremer),  613. 
voiBin  NacTibar  476. 


W. 

warde  Aufseher 

w.  de  le  fonlenie  (7 ;  erhalten  aasnr.)  105. 

w-B  des  dras  -a  -pierce  269. 
wet  Hinterhalt,  hinterlistiger  Überfaü 

(?)  *450. 


Drnckbesseningen. 

Seite  2,  Fnssn.  2):  bis  auf  den  Rücken.  —  Seite  5,  AOtt«:  bei  der  Abkürzung 
für  Willaume  sind  natürlich  die  beiden  1  mit  einem  gemeinsamen  Strich  zu  ver- 
sehen; im  Druck  liess  sich  dies,  wie  manches  andere,  nicht  ermöglichen.  —  Nr.  1, 
Zeile  2:  de  Pafolure.  —  Nr.  7,  Z.  2:  7  as  siens.  —  Nr.  8*  str.  Komma  nach  triue.— 
Nr.  12,  Z.  4:  despaXssies.  —  Nr.  21,  Z.  8:  Testohi*.  —  Nr.  21b,  Z.  3:  de  le  Gambe.  - 
Nr.  26«,  8. 14  oben:  a  le  Take.  —  Nr.  51^,  Z.  4:  7;  desgl.  189, 1.  —  Nach  Nr.  77  am 
Rand:  Folgen 27'.  —  Nr.  119,  letzte Z.:  tousjors^).  —  Nr.  234.  Fusan.  7:  Nr. 234.- 
Nr.  250  Str.  Komma  nach  Boineavain.  —  Nr.  299,  Z.  4:  ha3[ne;  ibd.  fianca.  —  Nr.  302, 
Z.  4 :  Pautre*.  —  Nr.  308,  Z.  1  trenne  sidsme  von  jour.  —  Nr.  339  str.  Fussn.  3.  — 
Nr.  397  Ugnetelier*.  —  Nr.  421,  Fussn.  2)  erg.:  Jake  kommt  sonst  natürlich  auch 
vor,  z.  B.  J.:  Arge  Phü  Mousket  5672.  —  Nr.  423  (8.  74),  Fusan.  1):  Der  16.  Juli  76 
war  ein  Donnerstag.  —  Nach  Nr.  445  am  Rand :  Fol.  28  folgt  613.  ^  Nr.  460  str. 
Fussn.  5).  —  Nr.  549,  Z.  4  str.  Punkt  nach  Remi.  ~ 

Anm.  zu  21  Pestohi:  Als  Etymon  germ.  stekan  anzusetzen  (s.  Ktg.  Wb.,)  geht 
deshalb  nicht  an,  weil  wir  in  älterer  Zeit  dann  *esteiier  belegt  finden  müssten  statt 
ursprüngl.  estoiier.  —  Zu  23,  Z.  2:  des  Ch.  —  8.  119  unt:  zuzuschreiben.  — 
Zu  63:  Schreibung.  —  Zu  103  (8. 122  ob.)  as  eswardeur:  So  bei  Vemeat;  ist  ta 
bessern  eswardeurs  oder  al  eswardeur?  —  Zu  230  quaremiel:  Qachet,  Recheiches etc. 
(=  Gommies.  R.  d'Hist.,  Cpte.  rendu,  Brux.  1865);  ibd.  Schluss:  Sonntag  Estomihi 
oder  Quinquagesima.  —  Zu  261 :  Ausser  zum  Bischof  von  0.  (nur  für  den  rechts- 
ufrigen Teil  der  Stadt)  bestanden  Beziehungen,  jedoch  keineswegs  freundschaftliche) 
zum  Bischof  von  Toumai  s.  d'Herbomez,  Philippe  le  Bei  et  les  ToumaiaienB  (Com- 
miss.  R.  d'Hist,  Cpte.  rendu  Bruxelles  1863).  —  Zu  299  erg.:  sowie  die  Anwesenhdt 
der  Geistlichkeit  Die  Nr.  ist  recht  beachtenswert.  —  Zu  323.  Bei  den  Namen  mit 
y  erg.  Elye  (208).  —  Zu  348  povres.  Zu  verweisen  ist  auf  den  Atlas  linguistiqoe 
de  la  France  (p.  p.  Gilli^ron-Edmond).  — 


1)  Ich  hatte  wohl  besser  das  Wort  überall  in  seinen  Bestandteilen  belassen' 
Solche  Unregelmässigkeiten  mag  das  Bestreben  entschuldigen,  die  schon  vor  1*/,  Jahreo 
abgeschlossene  Arbeit  rasch  zum  Druck  zu  bringen. 


Zwei  altfranz.  FriedenBiegister  der  Btadt  Tournai  (1273—1280)  197 

Yerz.  I:  Antoing:  Jehan  426;  Mildel,  Br.  d.  Evr.  —  Banwegnies  (ohne  de): 
in  antiqua.  —  Beldrie:  Maroie.  —  BierenghierB.  —  Blaton:  Jakemes  529,  Ysabiel 
189.  —  Blauwet:  Adans.  —  Bletepoire:  Jehenn^,  S.d.  J.  —  Borgies  erg.  beidonal 
641-,  femer  Sohlen  620.  —  BuiUemont,  Jeh.  erg.  649.  —  Calemart  615.  — 
Caleniele,  daneben  Kai.  51o.  —  Carbon:  Gilles.  —  Castagne:  str.  (dflgl.)  nach  238.  — 
Gatoire45.  —  Cankain.  —  Ghide:  AndriujB.  —  Cokiel,  Jehan  erg.  517  (le  pere).  — 
Gourchielee:  Bieni.  —  DnlBompiere:  Watelais,  '6b.  —  Escamaing:  Jehan  £.  595; 
Band,  Gill.,  Br.  d.  Jeh.  E.  de  Fontenoit  629.  —  Espinoit,  Baudnin.  —  Faniel, 
Simon.  —  Flen  322.  —  Fontain(n)e.  —  Foumes:  Chambana.  —  Froimont  58 
et.  57.  —  Qambart:  Jehan,  Gillote  417,  Jehenn^  587.  —  Gandin  52  st.  11.  — 
Graumes:  taintenier.  —  Graumont  600.  —  Guiegnies,  Pieres  str.  387.  —  Hamedde: 
Chokrt  —  Haudion  erg.  s.  a.  de  le  Planke.  —  8. 151  str.  Fnssn.  1).  —  Here(n)gnie8, 
daneben  Herign. ;  Sandrars  erg.  638.  —  Hiertaing:  Willaumes,  li  eures.  —  Kieveraing. 
—  Lom(m)e.  -—  Marcaing,  -kaing.  —  Maton  eig.  b.  a.  Anataing.  —  Maughier: 
Jakemin,  -on.  --  Mes,  Watier  erg.  (segnenr).  —  Morille:  Gilles.  —  S.  159  oben: 
Jakemon.  —  Orke,  Jehan  str.  (dsgl.)  nach  182.  —  Paris:  Baoulina.  ~  Pipelart 
erg.  28.  —  Pla(i)gne.  —  Pulle:  Colins.  ~  Rainghier:  s.  S.  —  Ramet:  erg.  s.  a. 
Rastiel.  —  Bastiel  363  st  615.  —  Soimont,  Gillion  erg.  372.  —  So(u)r-le-pont  — 
Take,  Biemart:  die  Zahlen  sind  einzuklammern.  —  Wallet:  Watiers.  —  Wes:  erg. 
Jehennös  25.  —  Yppre:  foulon  einklammem,  le  streichen. 

Zu  beesem  sind  ausserdem  die  Flexionsformen  folgender  Namen:  Anvaing, 
Colart  —  Audenarde,  Gossuin  —  Bourdon,  Emoul.  —  Busket,  Jakemins  —  Caleniele, 
Colart  —  Dotegnies,  li  Barbiieres  —  Gaigate,  Lotin  —  Gavain,  -s  ~  Heregnies, 
Jehans  —  Lai,  Mahiu  —  Loymont,  Theri  —  Puch,  Colart  ~  Bemegies,  Jakemon* 

Yerz.  II:  l'angele:  str.  365.  —  le  barbieur,  Gilles  erg.  (S.  d.  Mahin).  —  le 
barret:  Jakemes.  —  le  biele:  vertausche  die  Zahlen.  —  le  brun:  erg.  Jehans  li 
-s  355.  —  le  dorlotier:  Adans.  —  le  foulon  erg.  Jeh.  Triiele. 

Yerz.  III:  Ergänzt  möchte  man  vielleicht  sehen:  embler  siMen  119  {s,  a.  vo, 
Verbrechen),  —  four  155,  643.  —  foumil  618.  —  ordener  bestimmen  305.  Diese 
seien  hiermit  nachgetragen;  im  übrigen  s.  die  Anmerkungen  u.  Yerz.  IL 


Rostand-Studien. 

Von 
Dr.  Rudolf  KieMmaiiii. 


Es  ist  im  höchsten  Masse  bedenklich,  ttber  einen  zeitgenössischen 
Dichter  zu  urteilen.  Einerseits  liegen  die  Erzeugnisse  seiner  Mnse  uns 
zeitlich  zu  nahe  als  dass  wir  ein  wohlbegrttndetes,  geschweige  denn 
allgemein  verbindliches  Urteil  ftlllen  könnten,  oft  schwankt  auch  sein 
Bild  „von  der  Parteien  Gunst  und  Hass  verwirrt'^  und  erst  kommende 
Geschlechter  vermögen  sine  ira  et  studio  zu  richten.  Andererseits  ist 
sein  Werk  noch  nicht  abgeschlossen^  wir  wissen  nicht,  inwiefern  durch 
spätere  Schöpfungen  unser  Urteil  ttber  seine  frttheren  Dichtungen  modi- 
fiziert werden  wird,  inwiefern  sich  der  Standpunkt  unserer  Beurteilung 
verschieben  muss. 

Wenn  ich  es  gleichwohl  unternehme;  im  folgenden  der  Entwick- 
lung Rostands  als  Dramatiker  nachzuspttreui  so  glaube  ich  dazu  be- 
rechtigt zu  sein  durch  die  Tatsache^  dass  der  ungeheuere  Erfolg,  der 
seit  dem  28.  Dezember  1897  Cyrano  de  Bergerac  und  seinem  Verfasser 
beschieden  war,  kaum  Veranlassung  gab,  einen  mehr  als  flüchtigen 
Blick  auf  die  Dramen  Les  Bamanesques,  la  Frincesse  Laintaine,  la  Sa- 
maritaine  zu  werfen^),  die  alle  bis  zu  einem  gewissen  Grade  des 
Dichters  Meisterwerk  vorbereitet  hatten.  Ein  eingehendes  vergleichen- 
des Studium  der  behandelten  Motive  und  ihrer  formellen  Gestaltung 
in  den  drei  zeitlich  ersten  Dramen  wird  uns  die  geheimnisvollen  Fäden 
zeigen,  die  zu  Cyrano  de  Bergerac  und  endlich  zum  Äiglon  ftlhren. 
Das  letztere  Stttck  erschien  bekanntlich  1900.  Seitdem  hat  Rostand 
nichts  Grösseres  veröffentlicht*),  auch  diese  Tatsache  mag  uns  be- 
rechtigen, den  Weg  des  grossen  Dramatikers  von  den  Bamanesques  an 
bis  zum  Äiglon  zu  verfolgen;    denn   vielleicht   hat   die  Tragödie   des 

1)  Eine  Ausnahme  bilden  W.  Arnold,  Edmond  Rostands  ^Princesse  Lain- 
taine'^ und  ^Samaritaine'^.  Ein  Beitrag  2ur  Würdigung  der  französischen  Dramen- 
dichtung der  Gegenwart.  Kiel  1901.  Diss.  und  0.  Langer,  Edmond  Rostand, 
literarische  Skizze.    Linz  1901.  (Jahresbericht  der  Handels- Akademie). 

2)  Über  Rostands  Pläne  für  die  Zukunft  vgl  Langer  a.  a.  0.  47  f. 


BoflUnd^tadien  199 

Kindes  von  Born  die  erste  Periode  im  Sehaffen  des  Dichters  zom  Ab- 
sehlnss  gebracht. 

Les  Bomanesqaes. 

Am  21.  Hai  1894  wurde  das  Stttck  zum  ersten  Male  im  Thä&tre 
Franfais  anfgeftlhrt  nnd  ttberaos  fireundlich  aufgenommen. 

Wenngleich  ein  französischer  Kritiker  das  liebliche  dramatische 
Idyll  nicht  ohne  Grund  als  PtBUvre  menue  ei  aurabandante  cPun  colUgien 
de  ginie^)  bezeichnet  hat,  so  müssen  wir  doch  auf  diese  puMliU  ex- 
quise  etwas  nfther  eingehen;  denn  wir  werden  schon  hier  gewisse  für 
Bostand  charakteristische  Zttge  finden,  die  nicht  als  Anklinge  an 
Mariyaux  und  Banyille  gedeutet  werden  können. 

loh  darf  den  Inhalt  dieser  anspruchslosen  Kleinigkeit  nicht  als 
bekannt  voraussetzen.    Folgendes  ist  etwa  der  Gang  der  Handlung. 

Eine  alte,  moosbewachsene  Hauer;  welche  die  Btthne  in  zwei  Teile 
trennt,  scheidet  das  Anwesen  Bergamins  von  dem  Pasquinots.  Beide 
stehen  einander  (scheinbar!)  in  grimmiger  Feindschaft  gegenflber, 
wihrend  beider  Kinder,  Percinet  und  Sylvette,  sich  nur  zu  sehr  in  der 
Bolle  des  unsterblichen  Liebespaares,  Bomeo  und  Julie,  gefallen.  Der 
Vorhang  geht  auf,  Percinet  liest  der  Geliebten  aus  Shakespeares  hohem 
Ljed  der  Liebe  vor. 

Percinet 


Quel  adorable  endroit^  fait  expris^  8embU4il, 

Pcur  8^y  venir  bercer  aux  beaux  vers  du  grand  Will! 

Sylvette 
(hdj  ees  vers  sant  tris  beaux,    et  le  divin  murmure, 
Les  aceompagne  bien^  (fest  vrai^  de  la  ramure, 
Et  le  dScor  leur  sied,  de  ees  ombrages  verts: 
Oui  Monsieur  Percinet^  ils  sont  tris  beaux,  ees  vers! 
Mais  ce  qui  fait  pour  moi  leur  beautS  plus  tauchante, 
Qest  que  vous  les  lisez  de  votre  voix  qui  chante.^) 
Das   traurige  Schicksal  der  Liebenden  von  Verona  Ittsst  sie  an 
ihre  eigene  Lage  denken.    Auch  ihre  Väter  wttrden  einer  Verbindung 
den  heftigsten  Widerstand  entgegensetzen;  und  doch  sind  sie  einander 
so    innig  zugetan  wie  jene  Kinder  aus  den  beiden  feindlichen  Ge- 
schlechtern. Begeistert  fllr  alles  Bomantische,  dem  Alltäglichen  Fremde, 
stellen  sie  sich  alle  die  Höglichkeiten  vor;  die  zu  ihrem  Glttck  führen 

1)  J.  Ernest.  Charles,  La  litt.  frf.  cTaitjimrtrhui.  S.  241. 

2)  Princesse  L  IV,  2:  Joffroy. 

FarUsI  ear  vatre  voix  est  la  musiquc  meme, 


«^)l^)  Rudolf  Kiessmanii 

kv^ikUioiK  Oie  Uudläufigen  Motive  der  Abentenrerromane,  der  darch- 
rvi^oud^  Ftirst,  der  das  Mädchen  mit  dem  geliebten  Manne  yerbindet; 
Uor  dahinsiechende  Märchenheld;  den  nur  der  Besitz  der  Geliebten 
r^lteu  kann;  der  alte  Herzog,  der  die  junge  Schöne  zur  Gattin  begehrt; 
die  Kutttihrung  nnd  die  endliche  Befreiung  durch  den  Geliebten,  der 
Wunder  der  Tapferkeit  verrichtet:  alles  dies  schwebt  ihnen  vor,  als 
Vater  Bergamin  jäh  die  phantastischen  Träumereien  der  Kinder  stört. 
Kr  hat  neinem  Sohne  eine  Frau  bestimmt;  die  er  unbedingt  beiraten 
8t)U.  In  der  folgenden  Szene  warnt  andererseits  Pasquinot  seine 
*roehter  eindringlich;  der  Mauer;  die  an  den  Garten  seines  Todfeindes 
itt(i8Ht;  auch  nur  nahezukommen.  Alles  ist  nur  Schein.  Die  beiden 
\*liter  kennen  den  romantischen  Sinn  ihrer  Kinder,  die  sie  längst  fttr 
oiuandor  bestimmt  haben.  Ihre  Vereinigung  soll  jedoch  in  allen 
Formen  eines  Romans  vor  sich  gehen;  denn  eine  alltägliche  Verlohnng 
wUrdo  das  kommende  Eheglück  ernstlich  gefährden.  Straforel;  ein 
Klopffechter;  der  etwas  von  Moliferes  Scapin  an  sich  hat;  soll  eine 
Entführung  in  Szene  setzen,  Percinet  soll  die  Geliebte  befreien;  die 
Väter  sollen  dann  ihren  Segen  geben. 

Ich  muss  jetzt  Rostand  das  Wort  geben;  denn  wir  werden  sehen, 
wie  sich  gerade  im  folgenden  Anklänge  an  Cyranos  Nasenrede  nnd 
nn  das  r.^ais^  im  „Aiglon^  11,2  finden.  Hier  ist  einem  guten  Schao* 
Hpieler  Gelegenheit  gegeben,  die  verschiedenartigen  Auffassungen  einer 
Situation  in  Wort  und  Spiel  zn  charakterisieren. 

Bergamin. 
Pour  un  enlhement,  qu$  prenezvous,  eher  matire? 

Straforel. 
Cela  dipend,  Monsieur^  de  ce  qü'an  veut  y  mettre. 
On  faxt  V  enlhemerU  un  peu  dans  ioas  les  prix. 
Mais  dans  le  cas  prSsent,  ei  si  fai  bien  compris^ 
B  ne  faut  pas  compter  du  tout  A  votre  place^ 
JTen  prendrais  un,  Monsieur,  lä,  —  de  premiire  classe! 

BergamiU;  ^bloui. 
Ahf  vaus  avez  plusieurs  classes? 

Stroforel. 

Evidemmenil 

Songez  que  nous  avons,  Monsieur,  Venlhement 

Ävec  deux  hommes  noirs,  Penlhemeut  vulgaire^ 

En  fiacre^  —  celui  —  lä  ne  se  demande  guire,  — 

Uenlhement  de  nuit^  Venlhement  de  jour^ 

Venlivement  pompeux^  en  carosse  de  cour, 


RostaadStQdieii  201 

Avec  laquais  poudris  et  frisis  —  les  perruques 
Se  payent  en  dehora,  —  avec  tnuets^  eunuques^ 
NigreSf  sbires^  brigands,  mousquetaires,  au  choix! 
L'enlivement  en  poste,  avec  deux  chevaax^  trois, 
Quatre,  cinq,  —  an  augmente  ad  libitum  le  nombre,  — 
Umlhement  discret,  en  berline,  —  un  peu  sombre,  — 
L'enlivement  plaisant,  qui  se  fait  dans  un  sac^ 
BomantiquCy  en  bateau,  —  mais  il  faudrait  un  lad  — 
Vinitien^  en  gondole^  —  il  faudrait  la  lagunel  — 
L'enlivement  avec  ou  sans  le  clair  de  lune, 
—  Lee  clairs  de  lune  iiant  recherchis^  sont  plus  chers!  — 
L'enlivement  sinistre  aux  lueurs  des  iclairs^ 
Avec  appels  de  pied^  combat^  bruit  de  ferraille^ 
Chapeauz  ä  larges  bords,  manteaux  couleur  muraille, 
L'enlivement  brutal,  l'enlivement  poli^ 
L'enlivement  avec  des  torches  —  tris  joli\  — 
L'enlivement  masqui  qu'on  appelle  classique, 
L'enlivement  galant  qui  se  fait  en  musique, 
L'enlivement  en  chaise  ä  parteurs,  le  plus  gai, 
Le  plus  nouveaUy  Monsieur,  et  le  plus  distingui! 
Der  Plan  wird  eingeleitet.     Beide  Väter  freuen  sich  der  sonnigen 
okuoft  und  sinken  einander  gerührt  in  die  Arme,  als  beider  Kinder 
l^tzlich  herbeikommen.    Man  beachte  die  Kühnheit  der  Verse: 

Sylvette;  voyant  son  p^re  tenir  Bergamin. 
Ahl 

Bergamiu;  aperceyant  SylvettC;  ä  Pasquinot. 
TafiUe! 

Percicinet;  voyant  son  pfere  tenir  Pasquinot. 
Ah! 

Pasquinoti  aperceyant  Percinet^  ä  Bergamin 
Ton  fUs! 

Bergamin,  bas  ä  Pasquinot 
BattwiS  —  noust 
[IIa  transforment  l'embrassade  en  Intte  &  bras-le-corps.] 

Aht  Canaille  t 

Pasquinot. 
Ah!  gueux/ 

SylyettC;  tirant  son  pfere  par  les  basques  de  son  habit 
Papa! . . . 

Percinet;  meme  jeU;  Bergamin. 
Papa! .... 


Lachet 
Papal 
Filou  I 
Papal! 
Brigandl 


202  Rudolf  KieBsmann 

Bergamin. 
Laisae-naus  dane^  tnarmaiUet 

Pasqninot. 
Ce9t  lui  qtU  tn'ifisuUa/ 

Bergamin. 
Cest  lui  qui  me  frappa! 

Pasqninot. 

Sylvette. 

Bergamin. 

Percinet 

Pasqninot 

Sylvette. 

PapaHt 
(IIb  ränssissent  ä  les  söparer.) 

Peroinet,  entratnant  son  p6re, 
Bentre,  il  est  tard! 

Bergamin,  essayant  de  revenir 
Ma  rage  est  ä  s(m  paroxysme! 

(Peroinet  Temm^ne.) 

Pasqninot;  m€me  jen  aveo  Sylvette. 
nP6cumel 

Sylvette,  Temmenant. 
Uair  fraichiU  Pense  ä  ton  rhumatismef 
Die   Entführung    nimmt  programmässig  ihren  Verlauf,   Percioo^ 
streckt  Straforel  zu  Bodeui  die  Liebenden  werden  vereint. 

Bergamin,  bas  (zu  Straforel) 
Hein/  Quoi  donc?  ee  papier,  et  votre  Signatur e. .. 
Qu'est'Ce  cela,  sHl  vom  platt? 

Straforel,  saluant. 
Monsieur,  &est  ma  facture! 

{11  retombe) 
Bideau. 


RostandStudien  203 

He  Mauer  ist  gefallen,  die  beiden  Besitzungen  sind  vereinigt, 
die  Väter  langweilen  sieh.  Früher  in  den  Zeiten  des  Heimlich- 
war es  besser  gewesen. 

Pasquinot 
On  risquaU^  chaque  fais  qu'an  grimpait  sur  U  mur 
La  easse  cFune  cdte,  ou  le  bris  d'un  fimur. 

Bergamin. 
No%  conversaiians  manaqüotidiennes 
Ne  se  pauvaient  gu^au  prix  de  ruses  indiennesl 
Ss  kommt  zum  völligen  Bruch:  die  Liebenden  erfahren,  welch' 
ames  Spiel  man  mit  ihnen  getrieben  hat,  verzweifelt  zieht  Per- 
in  die  Weite. 

Percinet. 
Ah!  je  pars! ...  On  me  traue  en  enfant:  bien!  faurai 
Ma  revanchet  Jaurai  du  roman  et  du  vrail 
Je  vais^  par  des  amours  et  des  duels  sans  nombre, 
Scandaliser,  d  Dan  Juan^  Jusqu'ä  tan  ambre! 
M  je  vais  enlever  des  filles  d^ap6ra\ 

(J7  sort  en  caurant,  Vipie  brandie.) 

Straf  orel. 
Tris  bien!. ..  MaiSj  maintenant,  est-ce  qu'an  me  paiera'i 

Jm  zu  seinem  Oelde  zu  kommen,  will  Straforel  die  beiden  Lieben- 
rersöhnen: 

Straforel. 
Sil  se  pauvait  gue  je  rabibachasse 
Ensemble  ces  mignans . . . 


Straf arel,  man  petit. 
Paur  te  faire  pager  tes  nananfe  pistoles. 
Ce  mariaye,  il  faut  gue  tu  le  rafistales. 
Rideau. 
m  letzten  Akte  arbeitet  Straforel,  diesmal  als  Maurer  verkleidet, 
Hederaufbau  der  denkwürdigen  Mauer.    Während  das  Leben  da 
isen  beschäftigt  ist,  Percinet  zurechtzustutzen, 

De  dicaguebiner  un  peu  ce  caguebin^ 
3r  Sylvette,   die  kleine  Preziöse,  von  ihren  romantischen  Grillen 
1.  Jeden  Tag  schickt  er  ihr  einen  Brief  in  ttbertrieben  preziösem  Stil 
Pourguoi  n'avez-vaus  pas,  tigresse,  ripandu 
Au  paulet  gue  paur  vaus  chague  jaur  fai  pandu? 


204  Rudolf  Kiessmann 

AIb  Marquis  von  Astafiorquercita  ftthrt  er  sich  bei  ihr  ein  und  in 
einer  wunderbar  bewegten  Szene,  in  der  sich  wieder  Rostands  „Luat 
zum  Fabulieren''  offenbart,  erklärt  er  ihr,  sie  entftthren  zu  wollen, 
wobei  er  das  ganze  Rttstzeug  romantischen  Flitters  aufbietet.  Sylvette 
ist  geheilt,  so  viel  Romantik  wollte  sie  nicht: 

.    .    .    Du  roman^fen  voulais  bien  un  peuy 
Comtne  on  met  du  laurier  dedans  le  pot-aur/eu! ... 

Als  nun  vollends  Percinet  erscheint,  elend,  krank,  verwundet,  um 
viele  Enttäuschungen  reicher,  da  schwindet  der  falsche  Schein  des 
Abenteuerlichen  und  Romantischen,  und  beide  sehen  nur  das,  was  in 
ihrer  jungen  Liebe  wahrhaft  poetisch  war. 

Percinet. 
Jai  retrouvi  ton  front^  sa  puirile  frange^ 
Et  ton  jeune  parjum  qui  faxt  un  fin  milange 
Avec  tou8  les  parfums  des  cytises  voisins . .  . 
Ah!  les  Anges^  ce  soir,  ne  aont  pas  mes  cousins! 

(II  joue  avec  le  volle  de  Sylvette) 
Oh!  laisse-moi  baiser  le  liserS  frivole 
Du  voile  aSrien  qui  de  ton  front  s'envole! 


Klingt  nicht  aus  jenen  Versen  der  Ton,  den  Cyrano  im  schützenden 
Dunkel  der  Nacht  findet?  (HI,  6) 

.    .    .  C'est  ä  cause  des  mots 

Queje  dis  qu^elle  tremble  entre  les  bleux  rameaux! 

Oar  vous  tremblez^  comme  une  feuille  entre  les  feuilles! 

Car  tu  tremblesl  car  fai  sentif  que  tu  veuiUes 

Ou  non,  le  tremblement  adori  de  ta  fnain 

Descendre  tout  le  long  des  branches  du  Jasmin! 

Ich  mttsste  besorgen,  bei  dieser  geistreichen  Spielerei  allzulange 
verweilt  zu  haben,  wenn  wir  nicht  schon  hier  gewisse  Eigentflmlich- 
keiten  unseres  Dramatikers  wie  in  der  Knospe  vorfänden;  Eigenheiten 
in  den  verarbeiteten  Motiven  und  in  der  sprachlichen  Form,  die  (später) 
in  ausgeprägterer  Weise  in  den  folgenden  Dramen  wiederkehren  sollten. 

Was  zunächst  den  Stoff  betrifft,  so  bedeutet  er  bereits  die  ent- 
schiedene Absage  des  jungen  Dichters  an  die  sogenannte  „Moderne''. 
Die  frivolen  Ehedramenmotive,  welche  die  neuere  Literatur  seiner 
Landsleute  in  Misskredit  gebracht  haben,  interessieren  ihn  ebensowenig 
wie  die  unter  nordisohem  und  russischem  Einflnss  beliebte  Zer- 
gliederung mehr  oder  minder  pathologischer  Helden.  Die  mond- 
beglänzte  Zaubemacht  der  Romantik  hält  seinen  Sinn  gefangen.  Noch 
hat  er  freilich  keinen  Stoff  gefunden,  der  eine  ernsthafte  Behandlung 


Rostftnd-Studien  205 

znliesse,  er  beginnt  mit  einer  gntmtttigen  Parodie,  mit  einem  munteren 
Sfttirspiel,  aber  die  Art  und  Weise,  wie  er  die  weltfremden  Gefühle 
des  Liebespärchens  persifliert^  deutet  darauf  hin,  dass  des  Dichters 
Sympathie  bei  ihnen  ist,  dass  ihr  Denken  und  Ftthlen  ihm  selbst 
nicht  fremd  ist,  und  schliesslich  retten  sie  ja  in  das  Alltagsleben  hin- 
flber  eine  Fülle  des  Schönen,  des  wahrhaft  Poetischen,  das  ihnen  auch 
der  Väter  Tmg  nicht  rauben  konnte.  Die  wundersame  Frtthlingsnacht, 
der  Stemenglanz,  die  Rosenblttteu  auf  schwankem  Stamm  im  blauen 
Sehein  des  milden  Lichtes:  dies  alles  wird  eine  bleibende  Erinnerung 
sein  an  die  Zeit,  da  sie  zwei  Kinder  von  zwanzig  Jahren  waren  und 
einander  so  lieb  hatten.  — 

Im  Aufbau  der  Handlung,  in  der  äusseren  Form  haben  wir  bereits 
den  ganzen  Bestand.     Fttr  ihn  gibt  es   keine   einschnürenden  Vor- 
Bchriften,  was  Hiatus,  Caesur,  Enjambement  und  Reimbildung  betrifft. 
In  leichter,   ungezwungener,    stets   graziöser  Weise  perlen  die  Verse 
dahin.     Seltene   oder   zum  mindesten   ungewöhnliche  Wörter,   Wort- 
fonnen  und  Wortstellungen   tauchen   auf,    um   einen  Vers   zu  füllen, 
einen  Beim  zu  binden.   Rabibocher  und  rafistoler^  monoquotidiennes  und 
eoquebiner   waren  oben   bereits   in   ihrem   Zusammenhange    erwähnt; 
faire  parier  les  pupazzi  (III,  4),  das  köstliche  se  calcinait,  das  Straforel 
yon  sich  gebraucht  (111,2;  im  Beim  zu  Percinet\  auch  die  ausCyrano 
wohlbekannten  volatiliser  und  aigrelet   seien  genannt.    Wie  Bestand 
schon  in  diesem  Stttck  mit  der  Sprache  umspringt,  bonmots  und  Wort- 
spiele liebt,  dafür  noch  ein  Beleg,  der  die  oben  angeführten  Proben 
ergänzen  mag. 

Pasquinot. 


Oräee  ä  toi^  ton  moutard  Hmt  d'insanes  propos, 
Et  se  croit  le  premier  des  moutardiers  papaux. 

Bergamin. 
Moutardier  dont  au  nez  me  monte  la  moutarde! 

Pasquinot. 
Je  vais  tout  leur  canter,  sans  plus  tarder. 

Bergamin. 

Non^  tardel 
II  ne  faut  pas  aller  leur  dire  tout  de  go; 
On  parier a  süot  apris  le  conjungo: 
Jusqu^aux  demiers  accords  des  nuptiales  harpes^ 
Sachons  leur  opposer  un  mutisme  de  carpes. 
Man  sieht,  dass  Benä  Doumics  Wort:    Tout  ce  qutl  touche  se  con- 
vtrtit  en  versfaciles,  auch  auf  Les  Romanesques  angewandt  werden  kann. 


OQg  Rudolf  Kiessmann 

Aber  Rostand  erweist  sich  nicht  nur  als  genialer,  formvollendeter 
Dichter,  der  seitab  von  der  Alltagswelt  in  der  Romantik  sich  ergeht, 
er  ist  zugleich  ein  Tortrefilicher  Kenner  alles  dessen,  was  btlhnenwiik- 
sam  ist.  Schon  oben  habe  ich  darauf  hingewiesen,  wie  der  Dichter  im 
Interesse  eines  guten  Schauspielers^)  seiner  munteren  Laune  und  seiner 
behenden  Feder  die  Zttgel  schiessen  lässt  und  alle  Möglichkeiten  einer 
stilgerechten  Entführung  Torftthrt.  Weiter  beachte  man  die  melodischen 
Tiraden,  die  scharfe  Ftthrung  des  Dialogs,  besonders  aber  die  Szenen- 
nnd  Aktschlüsse.    Man  yergleiche  o.  S.  202,  dann  auch  I,  5: 

Bergamin. 
Soitt 

Straforel. 
Je  vais  revenir  bientdt  • . . 

{MofUrant  Pasquinot) 
Mais  il  imporie 
Que  Monsieur^  de  8M  pare,  entre-bäiUe  la  parte . . . 

Bergamin. 
//  entre^iUera. 

Straforel  saluant 
Messieurs^  mes  eampliments/ 

(avani  de  sortir) 
üne  prenUire  classe  avee  des  supplimenisl 
I,  7  vgl.  0.  S.  202  Pense  ä  tan  rkumatisme. 

I,  10  vgl.  0.  S.  202  Monsieur  e*est  ma  facture! 

II,  8  vgl.  0.,  wo  das  etwas  stark  volksttlmliche  rafistoler  am  Ende 
des  Aktes  besonders  wirksam  ist. 

Der  eigenartige,  wenngleich  etwas  dürftige  Inhalt  und  die  geniale 
Form  yerhalfen  dem  Stück,  das  an  Zeit  und  Ort  nicht  gebunden  ist, 
das  sich  abspielt  aü  Van  vaudra^  paurvu  que  les  castutnes  soient  joliSf 
tu  einem  yielleicht  nicht  ganz  gerechtfertigten  Erfolge.  Aber  auf  das 
harmlose  Satirspiel  folgte  schon  im  nächsten  Jahre  ein  Stück  voll 
herber  Tragik,  in  dem  sich  der  geniale  Romantiker  zum  ersten  Male 
als  wahrhaft  grosser  Dichter  zeigte. 

La  Princesse  Lointabie. 

Die  Biographie  der  Troubadours  erzählt  von  Jaufire  Rudel: 
Jaufre  Rudel  von  Blaya  war  ein  gar  edler  Herr  und  Fürst  tod 


1)  Es  ist  doch  wohl  kein  Zufall,  dass  öiePrmeesse  lomteMe  der  Sarah  Bern- 
hardt, Cyrano  dem  ergossen  Coquelin  gewidmet  ist  Man  heaehte  auch  die  Evlär 
fting  an  die  Schauspieler,  die  dem  Text  der  Samarüaine  vorangeht.  Die 
Eamanuques  aber  widmete  Roatand  seiner  Frau,  mit  der  er  seihst  Theater  gespielt 
K.He.    Vgl.  meinen  AuÜMti  «Edmond  Rostand*  in  den  .Grenzboten«  1907. 


Bostond-Studien  207 

Blaya  und  verliebte  sich  in  die  Gräfin  von  Tripolis,  ohne  sie  gesehen 
lu  haben;  da  er  soyiel  Gates  von  den  Pilgern  gehört  hatte,  die  von 
Äatiochia  kamen.  Er  dichtete  ihr  zu  Ehren  viele  Verse  mit  schonen 
Weisen,  doch  einfach  in  den  Worten  {ab  paubres  motz).  Und  da  ihn 
yerlangte,  sie  zu  sehen,  nahm  er  das  Kreuz  nnd  fahr  übers  Meer.  Es 
ergriff  ihn  aber  (die)  Krankheit  im  Schiffe  and  er  ward  nach  Tripolis 
Ar  tot  in  eine  Herberge  gebracht.  Dies  kam  der  Gräfin  za  Ohren, 
und  sie  kam  za  ihm  an  sein  Bett  and  nmfing  ihn.  Er  wusste  aber, 
daaa  es  die  Gräfin  war,  and  er  kam  wieder  za  Sinnen  (wörtlich:  er 
erlangte  das  Hören  and  das  Riechen  wieder).  Da  lobte  er  Gott,  dass 
er  ihm  das  Leben  erhalten  hätte,  bis  er  sie  gesehen.  Sie  aber  liess 
ihn  mit  grossen  Ehren  im  Hanse  des  Tempels  beerdigen  and  an  dem- 
Mlben  Tage  nahm  sie  den  Schleier  wegen  des  Schmerzes,  den  sie 
ttber  seinen  Tod  empfand. 

Jene  romantische  Erzählong,  deren  aach  Petrarca^)  gedenkt,  die 
Uhland,  Heine,  Swinbame,  Mary  Robinson  bearbeitet  haben,  hat  Ro- 
Btand  den  Stoff  za  seinem  Drama  geliefert*).  Wer  jene  ferne  Geliebte 
gewesen  sein  mag,  wissen  wir  nicht*).  Rostand  entscheidet  sich  (wie 
Bchon  Stimming)  fttr  Helissendis« 

Nach  langer  stürmischer  Seefahrt,  nach  schweren  Kämpfen  mit 
Piraten,  nähert  sich  das  Schiff,  das  den  todkranken  Dichter  trägt, 
den  Gestaden  von  Tripolis.  Ein  schwüler  Drack  lastet  aaf  den  Ge- 
mütern der  Seelente,  die  von  grinmiigem  Hanger  gepeinigt  werden: 
es  ist  dieselbe  Stimmnng,  die  die  Szene  im  Lager  der  Gascogner  Ka- 
detten atmet  {Cyrano  IV).  Ein  Gedanke  allein  hält  alle  aafrecht: 
die  märchenschöne  Prinzessin  za  sehen,  die  ihr  gater  Herr  in  so  vielen 
klangvollen  Liedern  verherrlicht  hat.  Nar  sein  Arzt,  Erasme,  ist  übel- 
gelaant  ob  jener  phantastischen  Fahrt  in  die  Weite,  während  Fröre 
Trophime,  der  Kaplan  des  Prinzen,  die  selbstlose  Liebe  Jaafre  Radeis 
als  etwas  Erhabenes,  sittlich  Gates  feiert. 

(7e$l  pour  le  eiel  que  Us  grandes  amours  travaiUmt. 

Kein  eifernder,  asketischer  Priester  tritt  ans  hier  entgegen,  sondern 
ein  gater  Mensch,  der  Menschenfread  and  Menschenleid  mit  wohlwoUen- 

1)  Driattfo  d'Amare  IV,  62  f. 

—  6ICu90  2a  oela  e  Irtimo 
a  eerear  la  sua  tMrte, 

2)  Vgl  MabrenholtB  Besprechung  der  Amoldschen  Dissertation  XXV*, 
S.68f.  derZ0.i.fr.Sp.a.  Litt,  und  Schneider  ebenda XXVI*,  S.  llOf.  Während 
des  Dmckes  glog  mir  die  Programmabhandlung  von  Fr.  Kraft  (Rostands  Pr. 
l  als  Sebttllektflre)  so.    Worms  1907. 

8)  Ober  den  Stand  der  yielumstrittenen  Frage  unterrichtet  meine  Programmab- 
handlung :  UnUrtnehungen  über  die  Bedeutung  EUanorene  von  PMoufür  dieLiteratur 
ihrer  Zeit,  Bernburg  1901.  S.  3 — 10.  Von  neueren  Arbeiten  seien  genannt :  Appel  in 
Berrige  Archiv 'HB.VU.  und  Savy-Lopea  in  EendieonÜ  de  VÄcad.deiLineeiJLifi. 


208  Budolf  Kiessmann 

dem  MitgefUbl  betrachtet.  Wir  werden  eiDem  verwandten  Charakter 
im  Jesns  der  Samaritatne  begegnen.  Um  das  Wesen  dieses  Kaplans; 
seinen  Sinn  für  das  Romantische  und  Ideale,  recht  erkennen  zu  können; 
wollen  wir  Rostand  reden  lassen,  zumal  in  diesen  Versen  der  Dichter 
uns  einen  Blick  in  seine  innerste  Welt  tun  lässt. 

iferasme. 
Et  pui8  cPailleurs,  qu'importe? 

Prfere  Trophime. 
Beatscoup,  Car  tout  rayon  quißltre,  d'ideal^ 
Est  autant  de  gagtU  dans  Väme  sur  le  mal. 
Je  vois  dans  tout  but  noble  un  but  plus  noble  polndre; 
Car  lorsqü'on  eut  un  rive  on  n'en  prend  pas  un  moindrel 
nPestime  donc  ces  cceurs  disormais  agrandis. 
—  Vou8  semblez  itonni  de  ce  que  je  vous  dis? . . . 
Ouiy  je  suis  partisan  des  aventures  hautesf 
Et  pris  de  ceUe-ci^  que  sont  les  Argonautes? 
Elle  est  lyriquement  epique,  cette  nef^ 
Qui  vole,  au  bruit  des  vers,  un  poite  pour  che/, 
Pleine  d'anciens  bandits  dont  nul  ne  se  rebeUe, 
Vers  une  douce  femme  Strange,  pure  et  belle^ 
Sans  aucun  autre  espoir  que  d^arriver  ä  temps 
Pour  qu'un  mourant  la  voie  encor  quelques  instantst 
Ahl  Vinertie-est  le  seul  vice,  maitre  Järasmet 
Et  la  seule  vertu,  c'est 

^rasme. 
Quoi? 

Frfere  Trophime. 

L'enthousiasmet 

Erklingt  nicht  in  diesen  Versen  gleichsam  das  Progranun  de^ 
jungen  DichterS;  der  sich  für  stolze  Abenteuer  noch  begeistern  kanD> 
und  der  sich  aus  der  öden  Alltagswelt  in  die  romantischen  Zonen  de^ 
Ideale  flüchtet?  — 

Eine  Figur  des  Stückes,  die  auf  den  Gang  der  Handlung  be-^ 
stimmender  noch  einwirkt  als  Jaufre  Rudel  selbst,  ist  der  Freund  des 
Dichters,  Bertrand  d'AUamanon,  ein  ritterlicher  Troubadour.  Zum 
ersten  Male  begegnet  hier  ein  Freundespaar;  wir  werden  im  folgenden 
sehen,  wie  viele  Züge  sich  nachweisen  lassen,  die  in  Cyrano  de  Bergerac 
und  seinem  Verhältnis  zu  Christian  wiederkehren. 

Bertrand  meldet,  dass  der  Prinz  erwacht  sei.  Dann  versucht  er, 
die  gänzlich  erschöpfte  Mannschaft  zu  mutigem  Ausharren  zu  bewegen. 
Wie  Cyrano  die  hungernden  und  dürstenden  Kadetten  im  Lager  vor 


Rostand-Stndien  ^ 

Arras  durch  die  heimatlichen  Lieder  der  Gascogne  ttber  den  Ernst  der 
gegenwärtigen  Stunde  hinwegzutäuschen  sucht,  so  stimmt  Bertrand 
zun  Tröste  der  Matrosen  einen  Sang  zu  Ehren  der  fernen  M^lissinde 
an.  und  wie  in  Cyrano  de  Bergerac  (IV,  3)  Carbon  mit  leisem  Vor- 
wurf zu  Cyrano  sagt: 

Mais  tu  les  fais  pleurer! 
80  hier  der  Steuermann: 

Mais  quels  fous  vous  en  faites! 

Ce  que  &est  que  d'avoir  ä  son  bord  des  poitest  — 
Jaufre  Rudel  wird  auf  Deck  getragen.    Er  grttsst  den  jungen  Tag 
uid  fragt  sich  bang,  ob  er  die  Ersehnte^)  wohl  noch  einmal  sehen  wird: 

Mourrai'je  sans  avoir  mime  de  la  narine 

Aspiri  de  Vespoir  dans  la  brise  marine, 

Hilasl  et  recannu,  venant  vers  moi\  par  Fair^ 

Le  parfum  voyageur  des  myrfes  d'outre-mer. 

(Man  beachte  das  auffällige,  fast  beleidigend-ktthne  narine  und  den 
wundervollen  Wohllaut  des  letzten  Verses). 

Er  dankt  seinen  braven  Mannen,  seinem  treuen  Freunde,  die  alle 
Mohsale  mit  ihm  geteilt  haben,  doch  wenn  er  auch  fem  von  allem, 
Was  sein  einst  war,  stirbt, 

Je  ne  regrette  rienl 
Ni  parents,  m  foger,  ni  la  verte^)  Aquitaine  . . . 
Et  je  meurs  en  aimant  la  Princesse  lointainet 
Schon  zweifelt  er,  sie  jemals  zu  sehen,  da  nimmt  er  noch  einmal 
die  Harfe  und  singt  ihr  ein  letztes  Lied : 

0  prefniers  vers  d^amour  faits  pour  Elle  jadis, 
Mes  Premiers  vers  soyez  les  demiers  que  je  disl 
In  kunstvoll  verschlungenen  Reimen 

[aaa*>ccc**ddd«bbb«eee*ccc»>fff«bbb«], 
die  an  die  Lieder  des  Troubadours  erinnern,   in  denen  die  alte  Ein- 
^^hheit  der  Form,  die  des  Minnesanges  Frühling  ausgezeichnet  hatte, 
^Qfgegeben  war,  feiert  er  sein  fernes  Lieb. 
Kraftlos  fällt  er  zurück. 


1)  Er  spielt  mit  dem  Wort  liölisinde  —  miel  Princeese  d^Orient  dont  le  nom 
^  äe  midi  Miliesindet , . .,  wie  später  Bertrand  (111,7): 

Melissinde,  je  Vaime! 
Quellt  fit  a  'grhou  dans  ton  nom  de  bapteme, 
Dis^  Üb  cheveux  de  miel,  et  tes  libvres  de  miel? 

2)  Cyrano  IV,3. 

C'est  la  verte  douceur  des  soirs  sur  la  Dordogne^ 
Ecoutee,  hs  Gascons:  c'est  toute  la  Qascognel 

I^ntttüTChe  Forachvxigeii  XXV.  1 4 


210  Rudolf  KieBBmann 

Je  ne  peux  plual  HSlasl  mes  pauvrea  dcigts  trembleurs 
Ne  trouvent  plus  les  nerfs  de  la  harpe,  Lee  pleurs 
M^itouffent . . .  MüimndeH  . . .  Hilasl  je  vais  me  faire, 
Et  peiU-itre  ä  jamais,  car  PespSranee  . . . 

Une  Yoix,  daoB  les  voileg. 

Terref 

Wieder  haben  wir  hier  einen  der  auf  der  Btthne  so  ttberans  wir- 
knngsToUen  Gegensätze.  Nun  drängen  and  basten  und  ttberstttrsen 
sich  die  mit  ^rösster  Virtuosität  dem  Gesetz  der  Verse  angepassten 
Rufe  der  Mannschaft  bis  zu  dem  seligen  Ruf  des  Troubadours. 


Embrassons-nous  I 
Chantotisl 

Terrel 
Terrel 
Le  portl 
Tripoli 


Bistagne. 

Trobaldo. 

P6gofat. 

Ouij  le  mälheur  cessel 

Trobaldo. 

Juan. 
Bistagne. 
Pögofat. 
Joffroy. 


La  Frinceasel 

Aber  der  Dichter  ist  zu  krank  als  dass  er  an  Land  gebracht  wer- 
den könnte.  So  will  denn  sein  Freund  zu  ihr  gehen  und  ihr  von  Jef- 
freys treuer  Liebe  erzählen,  überzeugt,  dass  sie  den  Dichter,  der 
ihr  zum  Preise  gesungen,  auf  seinem  Sterbebette  aufsuchen  werde. 
Der  Dichter  willigt  ein. 

AttendriS'la,  sais  Sloquent,  trouve  des  chosesl 
On  plutdt  non^  dis-lui  la  simple  viritöi 
Que  je  Fadore,  et  que  je  tneurs  d^avoir  chante, 
Eperdument  chanti  sa  beauti  sans  igale, 
Comme  d'avoir  chanti  le  soleil^  la  eigalel 
0hl  mais  que  je  mourrai  le  prince  des  amanta^ 
Si  pour  deux  ans  d'amour  je  la  vois  deux  momentsl 
Wir  haben  hier  eine  Situation,   die  bei   aller  Verschiedenheit  im 
Einzelnen  mit  der  Handlung  in  Cyrano  de  Bergerac  wohl  in  Parallele 
gesetzt  werden  kann. 


Rostand-Studien  211 

Hier  wie  dort  ein  Freundespaar.  Dem  ritterlichen,  zum  Tode  ab- 
gehärmten Dichter  entspricht  ja  keineswegs  völlig  Cyrano^  obgleich 
dieser  Held  des  Wortes  und  des  DegenS;  den  seine  Phantasie  so  gern 
in  den  MondlSndern  spazieren  fllhrt,  mehr  als  einen  romantischen  Zug 
loit  dem  Tronbadoor  gemeinsam  hat;  der  eine  Dame  feiert,  die  er  nie 
gesehen  hat. 

Aber  wie  Cyrano  dem  schönen  Christian  seinen  Geist  zur  Ver- 
fftgung  stellt;  um  auf  Roxane  za  wirken,  so  fordert  Jeffrey  den  statt- 
lich-schönen Bertrand  auf,  M^lissinde  als  ersten  Gruss  die  Verse  zn 
sagen,  die  der  Prinz  ihr  zu  Ehren  gedichtet  hatte.  Wir  werden  weiter- 
hin sehen,  wie  die  ferne  Prinzessin  des  12.  Jahrhunderts  ihrerseits  mit 
der  Preziöse  im  Zeitalter  Moliires  verwandt  ist. 

In  einem  prächtigen,  mit  verschwenderischem  Luxus  halb  romani- 
scher; halb  orientalischer  Herrlichkeit  ausgestattetem  Palast;  dessen 
glänzende  Marmorfliesen  mit  frisch  geschnittenen  Lilien  bedeckt  sind; 
erwartet  eine  Gruppe  von  Pilgern  die  ferne  Prinzessin;  die  Verlobte 
des  Kaisers  Manuel,  die  von  einem  gewaltigen  Ritter  in  grttner  Rttstung 
bewacht  wird,  der  jedem  Jüngling  den  Zugang  zum  Palast  versperrt.  In 
strahlender  Schönheit;  in  edelsteinttbersätem  Gewände,  einer  Fee  aus 
Tausend  und  eine  Nacht  gleichend;  naht  Melissendis.  Kinder  mit 
Liliensträussen  in  der  Hand  schreiten  ihr  zur  Seite.  Ehe  die  Pilgers- 
leute gen  Frankreich  ziehen,  sagt  sie  ihnen  Lebewohl.  Die  Verse  sind 
zu  melodisch  und  zu  graziöS;  als  dass  ich  sie  nicht  als  Probe  Rostand- 
scher  Kunst  anführen  möchte.  Man  stelle  sich  ausserdem  im  Geiste 
diese  Szene  auf  der  Btthne  vor  und  man  wird  wiederum  Rostands 
Gefühl  fttr  das  Schauspielerisch- Wirksame  erkennen. 

MälissindC;  du  haut  des  marches 
Ainsi,  V0U8  reverrez  la  France^  gens  heureuxl 
Ainsiy  vers  votre  nefy  vom  croirez  que  s^avance^ 
Bientötf  dans  un  brouillard  bleuätre,  la  Provencel 
Je  V0U8  enviel  —  HSlasl  je  suis  comme  ces  ßeurs 
Qui  naissent  sous  des  cieux  qui  ne  sont  pas  les  leurs, 
Et  devinant  au  loin  qu'elles  ont  des  patries^ 
Peuvent  sembler  fleurir,  mais  se  sentent  flitriesl 

(Elle  descend  quelques  marches.) 
Vorn  verreZy  sur  la  mer,  le  sol  natal  qui  poindl . . . 
—  Jfot,  ma  vie  est  d^aimer  en  ne  connaissant  point^ 
Et  d^avoir  des  regrets^  sans  une  souvenance . . . 
(Elle  descend  une  dernifere  marche  et  s'avance  entre  les  pölerins) 
Mais  dijä^  comme  il  sied  aux  chritiens  en  partancty 
Vous  avez  tous  cueilli  la  Palme. 

(Prenant  des  lys  aux  mains  des  enfants.) 

14* 


212  Rudolf  Kiessmann 

Vaulez-votiS 
Chacun  foindre  ä  la  palme  un  lys  fragile  et  doux, 
Et  le  garder ^  ce  lys,  relique  bien  ligire? 
Paur  vom  remimorer  la/rangaise  itrangire? 

(Elle  lear  distribae  les  lys.) 

Nicht  einer  augenblioklichen  Lanne  folgend  kommt  sie  den  Pilgern 
80  freundlich  entgegen,  sie  hofft,  dass  yielleioht  auch  unter  ihnen  sie 
einer  in  Liedern  verherrliche  wie  dies  ihr  femer  Freund  Jeffrey  Rudel  | 
getan  hat.  Der  Gedanke  an  ihn  tröstet  sie  in  der  entsetzlichen  Lange- 
weile,  in  die  sie  Manuels  Eifersacht  gebannt  hält.  Ihre  Ehrendame  wun- 
dert sich)  dass  sie  ihn  heiraten  wolle,  aber  im  Verlauf  dieser  stellen- 
weise recht  modern  anmutenden  Szene  (11, 3)  erwidert  sie  echt  französisch: 
Pourquoi  pas? .. .  ün  marij  ce  n'est  pas  un  amant 

Vor  jeder  wahren  Liebe  bewahrt  sie  ihr  unsichtbarer  Freund,  dem 
sie  die  besten  Regungen  ihrer  Seele  verdankt.    Gegenwärtig  erwartet 
sie  SquarciaficO;  einen  genuesichen  Händler,  mit  seinen  Waren,  den. 
sie  jedoch  nur  in  Anwesenheit   des  Ritters   mit  der  grttnen  Rttstnng^ 
empfangen  darf.    In  einer  formell  vollendeten  Szene  weiss  ihr  der  ver — 
schlagene  Kaufmann,  während  er  seine  Sachen  anpreist,  die  Kunde  voik^ 
der  Ankunft  eines  jungen  französischen  Dichters  zu  übermitteln,  ohn^^ 
dass  ihr  grimmiger  Httter  etwas  davon  hört.   Bertrand  naht,  von  Tor  zc^ 
Tor  stürmte   er  vor,  vor  Aufregung  bebend  verfolgt  Mälissinde  seiniM 
Vordringen,  ihn  zu  ermutigen  wirft  sie  ihren   weissen  Ärmel  ihm  zu  ^ 
da  greift  ihr  riesenhafter  Wächter  selbst  in  den  Kampf  ein. 

M61issinde 
Que  va-t'il  se  passer?  —  Ah\  je  suis  demi-mortel 
n  vientl  —  Le  Chevalier  aux  Armes  Vertes,  W, 
Va  le  tuer  avec  cette  hacke  quHl  a\  — 
Ce  pauvre  enfant  ne  peut  abattre,  cette  brutel  — 
Ah\  ils  ont  commencil . . .  Comme  c'est  longl  On  lutte. 
On  piStinel    Quel  choc\ 

Ha\ . ..  les  battants  ouvertsl 
[Bertrand   paralt  sur   le    senil,  Täpäe  au  poing,  blessä  au  front! 
et  il  Jette  aux  pieds  de  Mälisinde  la  manche  empourpräe.] 
Messirel . .  Ah\ ...  Qu'avez-vous  ä  me  dire? . . . 

Bertrand. 

Des  vers. 

Wie  raffiniert  ist  der  Schluss  der  Szene  herausgearbeitet! 

Nun  kniet  der  Freund  nieder  und  stimmt  des  Freundes  Liebeslie^ 


Rostand-Stndien  213 

an,  doeh  schon  nach  den  ersten  Strophen  setzt  Mälissinde  ein^)  und 
beendet  den  Sang,  den  mehr  als  ein  Spielmann  ihr  zugetragen  hat. 
Ehe  Bertrand  seine  Mission  beenden  kann,  schwindet  ihm  das  Bewnsst- 
sein,  in  H^lissindes  Armen  erwacht  er  wieder  zum  Leben.  Schon  droht 
die  zauberhafte  Anmut  der  schönen  Frau  ihn  zu  berücken,  die  von 
heisser  Liebe  zu  dem  tapfem  Jttngling  entflammt  ist,  da  denkt  er 
des  Freundes,  dem  er  Treue  schuldig  ist,  und  flehentlichst  bittet  er 
die  Fürstin  mit  ihm  an  Bord  des  Schiffes  zu  eilen. 

Mölissinde. 
Mais  de  qui  parlez-vous? 

Bertrand. 

D$  c$  Joffroy  Rudel 
Duquel  la  demüre  heure  est  instante^  —  duquel. 
Vous  pretendiez  aimer  ramour]  0hl  il  expirel 
Hdtez'vous.  fai  promis  . . . 

M^lissinde. 

Mais  alors,  vous^  messire 
Vous,  qui  donc  ites-vous? 

Bertrand. 

Bertrand  d^Allamamm^ 
San  frh-e,  son  ami ...  Hol  venez  vite ! 


Mölissinde. 
(Rideau.j 


Non. 


Rote  Rosen,  der  flammenden  Liebe  Symbol,  bedecken  die  Stufen 
d^B  Palastes. 

Noch  einmal  gelingt  es  Bertrand  Mälissinde  zu  sprechen.    Durch 
die   begeisterte*)  Erzählung  von  seines  Freundes  treuer  Liebe  erzwingt 
^'   endlich  Mälissindes  Einwilligung  mit  ihm  zu  kommen. 
Roland  fut  amoureux,  certes,  de  la  belle  Aude, 
Tristan  le  fut  d'Jseult,  et  Flor  de  Blanchefior^ 
Mais  Rudel  le  fut  plus  de  Müissinde  encorl 
Schon   ist  Bertrand  geneigt,  die   frühere  Weigerung  der  Fürstin 
^^  ein  grausames  Spiel  zu  halten,  als  ihm  der  verschlagene  Squarcia- 

1)  Aach  Roxaoe  kennt  alle  Briefe  auswendig,  die  ihr  Christian  geschrieben 
^*t  (111,1.) 

2)  Man  beachte,  wie  Bertrand  fortgerissen  von  der  Erinnerung  an  Rudels 
^^^denfahrt  das  vertrauliche  «Du**  wählt,   das  dann  auch  Mölissinde  gebraucht, 

Le  vayage,  commentf  femme,  te  le  dicrire^ 

De  cet  agonisant  cinglant  vere  ton  sourire? . . , 


214  Rudolf  RieBsmanii 

fico  die  Augen  Offnet.    Wtttend  wirft  er  sich  auf  ihn,  den  Mölissindes 
Zorn  nun  trifft. 

Vou8  voyez,  fai  bannt  cet  komme  pour  vous  platte. 

Noch  schwankt  die  Fttrstin;  ob  sie  gehen  soll.  Sie  liebt  den  jogend- 
schönen  ritterlichen  Helden.  Warum  hat  ihr  femer  Freund  allzngnt 
seinen  fioten  ausgesucht! 

Celui  dont  ri  longtemps  mes  rives  furent  pleins, 
Celui  qui  meurt  pour  iwoi,  je  Paime^  je  le  plains^ 
.    Et  Fautre  je  Vadore\  et  ma  eouffrance  est  teile 
QuHl  me  aemble^  mon  äme,  entre  eux^  qü'on  Vicartile\ 

In  einer  wunderbaren  Szene,  über  der  der  berauschende  Zauber 
gltthender  Liebeslust  ausgegossen  liegt,  versucht  Mälissinde  mit  berücken- 
den Schmeichelworten  den  schönen  Freund  zu  gewinnen.  Schon  droht 
er  der  sieghaften  Schönheit  zu  unterliegen^  da  künden  Stimmen  ein 
schwarzes  Segel  auf  dem  Schiff:  das  Zeichen,  dass  Rudel  verblichen 
ist.  Mit  quälenden  Vorwürfen  zermartern  sich  beide  den  Sinn,  sie 
haben  den  Freund  verraten,  wie  können  sie  sühnen? 

Bertrand. 
Et  penser  ce  qu'il  a  du  souffrir  en  mourantl 

H^lissinde,  allant  vers  la  fenStre. 
Ordce,  eher  mort  trahij  ne  prends  pas  de  revanche, 
J'irai  chercher  ton  corps .  . . 

(Avec  nn  grand  cri.) 

Bertrandl  la  voile  est  blanchel 

Das  schwarze  Segel  meldete  den  Tod  des  Bitters  mit  der  grünen 
Rüstung,  noch  kann  alles  sich  zum  besten  wenden.  Beide  eilen  zum 
sterbenden  Dichter. 

An  Bord  des  Schiffes  versucht  Squarciafico,  der  aus  einer  Ver- 
heiratung Mölissindes  mit  dem  fremden  Dichter  Kapital  zu  schlagen 
versucht  hatte,  vergeblich,  die  Fürstin  und  Bertrand  der  Untreue  zu 
verdächtigen.  Zwar  vermag,  nach  Aussage  des  Arztes,  der  sterbende 
Rudel  nicht  mehr  die  Beschuldigung  zu  hören,  aber  als  der  Genuese 
gar  keine  Ende  findet,  wirft  man  ihn  in  das  Meer. 

Frfere  Trophime. 
Qu'aveZ'Vous  fait  ? 

Bruno. 
Noyi^  dans  la  fleur  de  son  dge. 


Rostend-Stadien  215 

Fran^ois  &  fröre  Trophime. 
Lais9€z\  Cest  un  michantl  11  satt  nagerl . . . 
La  Voix  de  SqnareiaficO;  raillease  au  dehoro 

Je  nage!^) 
Schon  soll  ihn  ein  PfeilschuBs  töten,  da  hebt  Rndel,  dessen  Blick 
unverwandt  auf  das  ferne  Gestade  gerichtet  war,  langsam  die  Hand 
nnd  deutet  anf  das  Schiff,  das  die  Ersehnte  zu  ihm  trägt. 

In  einem  prächtigen,  reich  mit  Blumen  und  kostbaren  Teppichen 
verzierten  Fahrzeug,  der  Königin  von  Saba  gleichend,  naht  die  Ge- 
feierte.   Selbst  der  skeptische  Arzt  ist  ergriffen. 

Le  Patron. 
La  voiläl 

Pögofat. 
Tousl  jelofis  no8  vestes  soua  ses  pn8\ 
(IIa  fönt  snr  le  pont  un  chemin   avec  les  haillons  aiTachös  de  leurs 

öpaules) 

Tous,  k  voix  ötoufFäes. 
Silence\  —  Eangez-vousl  —  Ellel  —  Ne  paussez  pasl  — 
Ä  genouxl  —  Ellel  Chut\  —  Ellel 
(Un  grand  silence  s'est  fait.    Les  vieles  se  sont  tues.    La  galire 
ts'arrSte  sans  bruit,  on  en  voit  monter  des  vapeurs  d'encens  et;  sous  le 
tendelet,  Hdissinde  paratt.    Elle  reste  un  instant  immobile.) 

Un  Marinier,  dans  le  silence,  dit  doucement. 

La  sainte  Vier  gel 
<denx  esclavea  sarrasins  s'avancent  pour  dörouler  au  devant  deMälissinde 
^m  riebe  tapis.    Elle  les  arr€te  du  geste,  et  d'une  voix  ömue.) 

Mälissinde. 
Nonl  nanl  Je  veux  marcher  $ur  ces  haillons  de  sergel 

Ich  glaube  schon  diese  letzten  Zeilen  werden  eine  klare  Vorstellung 
ermöglichen,  in  welch  wirksamer  Weise  der  Dichter  den  flLr  das  ganze 
Stttck  so  überaus  bedeutsamen  Moment  mit  vollendeter  Technik  hervor- 
Sehoben  hat. 

Nun  folgt  die  letzte  Szene,  wo  sich  die  Fttrstin  dem  Freunde,  der 

1)  Vgl.  0.  8.  15. . . .   sans  plus  tarder. 

Non,  tarde! 
Ich  erinnere  auch  an  Princesse  1.  11,4  vs.  2  u.  3. 
—  Dien  vous  garde ! . . . 
Ne  serait-ce  pas  voub,  platöt,  qai  me  gardoz? . . , 


216  Rudolf  Kiessmann 

SqaarciaficoB  Wort  wobl  yernommeii;  aber  nicht  einen  Augenblick  an 
Mdissinde^  nnd  Bertrand  gezweifelt  hat;  im  Tode  noch  zn  eigen  gibt. 
Sie  wiegt  ihn  in  ihren  weichen  Armen  zum  letzten  langen  Schlaf  hinttber. 

M6li88inde. 

Je  garde  du  lointain,  par  lequel  je  le  plus, 

Tu  me  verras  toujours,  sam  ombre  ä  ma  lumiire^ 

Pour  la  premiirefoiSj  toujours  pour  la  premiirel 

Joffroy. 
La  princesse  est  venuel    0  ma  princesse^  adieul 

Frfere  Trophime. 
Libera,  Domine  . . . 

MölisBindC;  debont;  le  soulevant  dans  ses  bras  vers  le  resplen- 
dissement  de  la  mer.  IIb  sont  euveloppäs  de  la  ponrpre  du  soleil 
couchant. 

Toui  le  ciel  est  en  feu\ 
Vois^  tu  meurs  d'une  mort  de  prince  et  de  poite, 
Entre  les  bras  rtois  ayant  pos6  la  tSte, 
Dans  ramour^  dans  la  gräce  et  dans  la  majesti; 
Tu  meurs,  bini  de  DieUj  sans  IHrnportuniti 
Des  sinistres  objets,  des  eires  et  des  fioles^ 
Dans  des  odeurs  de  ßeurs,  dans  des  bruits  de  vieles, 
Uune  mort  gui  n'a  rien  ni  de  laid,  ni  d'amer, 
Et  devant  un  coucher  de  soleil  sur  la  mer\^ 

Noch  halten  die  Hände  des  Toten  ihre  blonden  Locken.  Er  soll  sie 
mit  ins  Grab  nehmen.  Mit  scharfem  Schnitt  beranbt  sie  sich  ihres 
Schmuckes,  ihr  Entschluss  steht  fest:  sie  will  im  Kloster  den  Frieden 
suchen.  Den  braven  Seeleuten  gibt  sie  ihre  Kostbarkeiten  und  Ber- 
trand heisst  sie  in  den  heiligen  Krieg  wider  die  Ungläubigen  ziehn. 

M^lissinde,  reculant  yers  sa  galdre, 
Adieul  ne  pleurez  pas,  —  car  je  vais  vers  le  calmcy 
Et  je  connais  enfin  quel  est  Vessentiel\ . . . 

Frire  Trophime,  s'agenouillant  devant  de  corps  de  Joflxoy. 
Oui  les  grandes  amours  travaillent  pour  le  ciel. 


1)  Cyrano  IV,8: 

Et  je  voudrais  mourir,  un  soir,  sous  un  ciel  rose, 


Ober  die  Anklänge  in  der  Sterbeszene  des  HArxogs  von  Reiohstadt  vgl  o. 


Rostand-Studien  217 

Nach  den  allgemeinen  Bemerkungen,  die  wir  an  die  Betrachtung 
der  Romanesques  angeschlossen  hatten,  wird  ohne  weiteres  klar  sein, 
wie  gerade  jene  liebliche  romantische  Sage  einen  Dichter  wie  Rostand 
begeistern  mosste.  Was  den  äusseren  Gang  der  Handlung  betrifft,  so 
bat  er  sich  eng  an  die  schlichte  und  darum  so  ergreifende  Darstellung 
der  Biographie  des  Troubadours  gehalten^).  An  wichtigeren  Personen 
bat  er,  um  den  dramatischen  Konflikt  zwischen  Ehre  und  Liebe  heraus- 
zuarbeiten, die  Rolle  Bertrands^),  in  feinsinniger  Erweiterung  dessen, 
was  seine  Quellen  ihm  boten,  als  dramatisch  wirksamer  handelnde  Figur 
dem  allzu  passiven  Dichter  zur  Seite  gestellt.  Die  ttbrigen  Gestalten 
beleben  das  Stttck,  selbst  der  grüne  Ritter,  der  etwas  im  Hintergrunde 
bleibt,  paast  als  wohlbekanntes  Requisit  der  mittelalterlichen  Vers- 
novellen  Tortrefflich  in  den  Rahmen  des  Bildes.. 

Freilich  darf  nicht  verschwiegen  werden,  dass  der  mittelalterliche 
Geist  nicht  durchweg  gewahrt  worden  ist.    Modern-Französisches  ver- 
bindet sich  mit  den  alten  Anschauungen.    Die  Matrosen,  die  sich  gleich 
ihrem  Herrn  flür   die  ferne  SchOne   begeistern,  gleichen  ein  wenig  den 
Oascogner  Kadetten  in  Cyrano  de  Bergerac,  und  der  freundliche  Kaplan, 
der  soviel  Verständnis   für  die  Liebe  Rudels  hat,    der  es   nicht   für 
nötig  hält,  ihm  die  letzten  Tröstungen  der  Kirche  zu  geben;  denn 
Uamour  est  saint,    Dieu  le  voulut. 
Celui  qui  meurt  d'amour  est  sür  de  son  saluL . : 
auch  er  entspricht  nicht  den  Anschauungen  im  Zeitalter  der  Kreuz- 
zflge.    Schon  oben  erwähnten  wir,  wie  eine  graziöse  Koketterie  M^lis- 
sindes  in  ihrem  Verhältnis  zu  den  Pilgerfahrem,  wie  gewisse  spezifisch 
französische  Ansichten  ttber  ihre  Stellung  zu  ihrem   späteren  Gemahl, 
Iber  das  Reizvolle,  Bertrand  dem  Freunde  abspenstig  zu  machen,  nicht 
recht  zum  Charakter  der  romantischen  Märchenfee  passen.    Noch  hatte 
der  Dichter  den  Stoff  nicht  gefunden,  den  er  zum  Meisterwerke  bilden 
konnte. 

In  der  Form  sehen  wir  bereits  die  Entwicklung  zur  Vollkommen- 
beit.  Die  oben  dem  Stücke  selbst  entlehnten  Proben  zeigen  neben  dem 
grossen  Wohllaut  in  der  Versmelodie')  schon  die  hervorragende  Gewandt- 
heit im  Versbau  und  die  Kühnheit  der  Reime:  Vorzüge  die  in  reichster 
Fülle  in  Cyrano  de  Bergerac  begegnen.  Wie  in  den  Romanesques  so 
sind  auch  im  vorliegenden  Stücke  die  Szenen-  und  Aktschlüsse  mit 
kluger  Berechnung  der  Erfordernisse  der  Bühne  ausgearbeitet  worden, 

1)  Über  die  Änderungen  und  Zusätze  vgl.  Arnold  a.  a.  0.  S.  27—33. 

2)  Ober  den  historischen  Bertran  handelt  Salverda  deGrave:  Letroubadour 
Bertran  d'Alamanon.  Toulouse  1902.  Biblioth^queMöridionale.  !•  Sörie,  tomeVII. 

3)  Han  denke  nur  an  Bertrands  Ersählung  der  Fahrt  (III,  4),  wo  die  Klang- 
malerei sehr  wirksam  verwertet  worden  ist. 


218  Budolf  Kieasmann 

schon  fehlt  es  nicht  an  plastischen,  farbenfrohen  Bildern  nnd  ergreifen- 
den Szenen.  Man  denke  nnr  an  das  Leben  an  Bord  (Akt  1),  Mölissinde 
und  die  Pilger  (11,2),  Bertrands  Kampf  (11,6);  dem  Mölissinde  vom 
Fenster  aus  zuschaut,  M^Iissinde  und  Bertrand  in  selbstvergessender 
Liebe  (III;?),  die  Sterbeszene  (IV,2).  Die  Armseligkeit  der  Handlung 
der  Bomanesques  ist  überwunden,  wenn  auch  manche  zu  breit  angelegte 
Szenen  den  lebendigen  Fortschritt,  der  Cyrano  auszeichnet,  yermissen 
lassen.  Die  Leichtigkeit,  mit  der  der  Feder  Rostands  die  Verse  eut- 
fliessen,  wird  eine  gewisse,  hie  und  da  auftretende  Weitschweifigkeit  zur 
Genttge  erklären. 

Die  Vorliebe  des  Dichters  ftir  ungewöhnliche,  kühne  Wörter,  be- 
sonders am  Versende,  trat  schon  in  den  Bomanesques  hervor.  Auf  norm 
wies  ich  oben  hin,  man  beachte  auch  das  icartile  (S.  17).  Alter- 
tümliche oder  seltene  Formen:  oiselle  (1,1),  meschef  (1,1),  les  luizemes 
du  ciel  (1,1),  ä  la  pritne  maison  (1,4),  la  malheure  (1,4;  11,7),  pourpm 
(11,3),  grabataire  (11,7)  finden  sich,  auch  Neubildungen  wie  z.  B. 
pitancier  (1,1),  errance  (11,2),  erUinceuler  (111,2),  s^accoiser  (111,3),  d 
vau'  Veau  (111,4),  tendelet  (IV),  tressoir  (IV).  Selbst  eine  der  Lieblings- 
bildungen Rostands,  ein  Verbum  auf  -iser  fehlt  nicht,  das  schon  vor- 
handene fieurdeliser  (111,7)  gemahnt  an  das  von  ihm  neugeschaffene, 
unsterbliche  ridicoculiser  des  Cyrano  de  Bergerae.  Ein  von  unserem 
Dichter  bevorzugtes  Adjektivum  ist  blond.  Vgl.  blondes  avelines  {U,  6\ 
ile  blonde  (III,  4),  uud  dann  (III,  5),  Bertrand  charakterisierend) 

Pourquoiy  si  brun,  il  a  patfois  la  voix  si  blonde, 

womit  man  Aiglon  (IV,  4)  vergleichen  mag: 

Soitt  Je  serai  le  reflet  blond  du  hiros  brun  •  .  . 

Es  erübrigt  wohl  darauf  hinzuweisen,  wie  gerade  der  vorliegende 
mittelalterlich-romantische  Stoff  zur  Verwendung  alter  Wörter,  wie  2. 
B.  siglaton  (11,7)  anregte,  auch  mire  (1,1)  sei  in  diesem  Zusammenhang 
erwähnt.  Dass  hierbei  der  Dichter  sich  gelegentlich  einen  Schnitzer 
leistet  und  Messire  {Sire)  wiederholt  (1,2;  III 2;  IV,1)  als  Akkusativ 
gebraucht,  und  der  italienischen  Form  Blanchefior  den  Vorzug  vor 
der  französischen  gibt  (11,7),  auch  da,  wo  der  Reim  dies  nicht  er- 
fordert (wie  111,3):  dies  und  ähnliches  (vgl.  Langer  S.  68)  wird  zwar 
der  zünftige  Philologe  feststellen,  aber  es  wird  so  wenig  unser  Urteil 
beeinträchtigen  wie  die  (von  Langer  a.  a.  0.  erwähnten)  Anachronis- 
men. Freilich  darf  nicht  verschwiegen  werden,  dass  die  Sprache 
Rostands,  trotz  aller  Vorzüge  im  ganzen,  nicht  überall  gleichwertig  ist, 
und  empfindsamen  Ohren  erprobter  Kritiker  zu  Ausstellungen  Anlass 
gegeben  hat  (vgl.  Langer  S.  59),  auch  stören  manche  Vergleiche  so 
z.  B.  n,  3: 


Roatand-Studien  219 

Si  pourtant  quelque  jour  un  amaur  vSritabU 
VencUt  dana  votre  cceur,  glouton,  se  mettre  ä  table? 

Rostand  nennt  die  Princesse  loiniaine  Bchlechtweg  „pi6ce^.  Er  bekun- 
det damit  selbst,  dass  er  sein  Stttck  als  Drama  im  engeren  Sinne  nicht 
aofgefasst  hat.  Der  Charakter  dieser  romantischen  Sängerfahrt  zu 
nebelhaften  Gestaden,  wo  eine  ttberirdisch  liebliche  Frau  wohnt,  bedingte 
ja  anch  den  vorlegend  lyrischen  Zug,  der  durch  das  ganze  Stttck 
geht  Die  Fabel  schrieb  dem  Troubadour  eine  so  tatenlose,  undramatische 
Bolle  zu,  dass  Rostand  notwendigerweise  zur  Belebung  der  Handlung 
ziur  Gewinnung  eines  Konfliktes  Bertrand  einführen  musste.  In  der 
Person  der  anmutigen  M^lissinde,  um  deren  Besitz  man  leidet,  kämpft 
und  stirbt,  findet  die  Handlung  ihre  Einheit. 

La  Samarltaine. 

Überaus  eingehende  szenische  Angaben,  wie  sie  ftir  Rostand  cha- 
rakteristisch sind,  leiten  das  erste  Bild  jenes  ivangile  en  trois  tableaux 
ein.  Wir  befinden  uns  am  alten  Jakobsbrunnen,  unweit  der  Stadt 
Sichem  in  Samaria.  Zum  ersten  Male  lässt  hier  der  Dichter  geister- 
hafte Gestalten  ttber  die  Bühne  schweben^),  es  sind  die  drei  Erzväter 
Abraham,  Isaak  und  Jakob,  die  dem  Grabe  entstiegen  sind,  und  in 
prophetischer  Weise  auf  das  Nahen  des  Messias  hindeuten.  Allmäh- 
lich erscheinen  immer  mehr  Schatten,  die  in  Vorahnung  des  Kommen- 
den dem  alten  Brunnen  Verehrung  zollen.  Der  junge  Tag  treibt  alle 
in  das  Totenreich  zurttck. 

Die  Männer  von  Sichem  nahen, 

Paur  ff  venir  parier  des  manx  de  la  patrie 

Le  Romain  nou$  pressure  et  le  Julf  nous  insulte 

Aber  das  uneinige,  anch  sittlich  minderwertige  Volk,  das  der  Venus 

und  dem  Bacchus  fröhnt,  kann  aus  sich  selbst  heraus  die  Befreiung 

nicht  erlangen,  nur  vom  Messias  erhofft  man  Errettung  aus  aller  Not. 

Jesus  erscheint  mit  seinen  Jüngern,  voller  Abscheu  ziehen  sich  die 

Samariter  zurttck. 

Pierre. 
Maudit  sott  ce  paysl  Que  la  peste  s^y  vautrel 
Et  que  la  sauterelle  y  tomhe^  avec  son  bruitl 

Jaques. 
Que  la  nielle  sur  Farbre  abolisse  le  fruit. 
Ou  que  le  ver  Vattaque  an  fond  de  la  riservel 

1)  Man  denke  an  die  Geister  auf  dem  Schlachtfelde  von  Wagram  {VÄiglon 

V,5). 


220 


Rudolf  Kieaamann 


Andrö. 
Et  que  la  femme  avorte  et  que  Fhamme  ^in&rvel 
QuUls  connaissent  toutes  les  soi/s^  tautes  les/aitnsl 
Que  tous  leurs  ennemis  viennent  sur  leurs  confim, 
Et  qu'il  ne  reste  rien  de  leurs  villes  rasiesl 

Pierre. 
Que  jamaiSy  jamais  plus,  sous  les  bonnes  rosies^ 
Vous  ne  vous  incliniez  et  vous  ne  murmurieZj 
Citranniers^  amandiers^  grenadiers  et  müriers\ 
Que  jamais  plus  sous  Us  fruits  lourds  Varbre  ne  criel . 

J6sas. 
Les  binedictions  de  Dieu  sur  Samariel 
[Aneh  hier  die  kunstvolle  Anordnung  der  einzelnen  Reden 
wirkungsvollen  Pointe.] 

Die  ganze  Lehre  ihres  Herrn  und  Meisters  ist  zusammengef 
den  Worten:  Liebet  Euem  Nächsten!    In  diesem  Zusammenhai 
zählt  Jesüs  die  Geschichte  vom  barmherzigen  Samariter.   Wie  v 
bar  es  Rostand  versteht,  den  biblischen  Stoflf  in  freien  Versen 
arbeiten;   wird  sofort  klar,  wenn  wir  den  Lukastext  daneben 

Lucas  10,  dOff.  RoBtand: 

Un  homme  descendit  de  Jörnsalem  ün 

k  J6rico,  et  tomba  entre  les  mains  des 
brigands,  qui  le  döpooillörent :  et  apr^ 
Tavoir  bless^  de  plusienrs  coups,  ils 
B'en  allörent,  le  laissant  i  demi  mort. 
Or,  11  se  rencontra  qa*im  sacrificatear 
deseendait  par  ce  chemin-U,  et  ayant 
vu  cet  homme,  il  paasa  outre.  Un  lövite 
6tant  auasi  veou  dang  le  m6me  endroit, 
et  le  Yoyant,  paasa  outre.  Mais  un  Sama- 
ritain,  paaaant  son  chemin,  vint  vers 
cet  homme,  et  le  voyant,  il  fnt  tonchö 
de  compaasion.  Et  a'approchant^il  banda 
aea  plaies,  et  il  y  versa  de  l'huile  et 
du  vin^  puia  11  le  mit  aur  aa  monture, 
et  le  mena  k  une  hötellerie,  et  prit  aoin 
de  lul.  Le  lendemain,  en  partant,  il 
tira  deux  denien  d'argent,  et  les  donna 
k  rhdte,  et  lul  dit:  Ale  aoin  de  lui,  et 
tout  ee  que  tu  döpenseraa  de  plus,  je 
te  le  rendrai  i  mon  retour.  Lequel  donc 
de  cea  trois  te  aemble  avoir  et^  le  pro- 
chain  de  eelui  qui  est  tombö  entre  lea 
maina  dea  voleura? .... 


Qui  de  Jerusalem  aUait  ä  Ji 
Beneontra  des  voUurs.  On  2e  j 
an  le  bU 
Ses  cris  demeurent  sans  et 
Et^  le  eroifatU  «lori,  cm  le 
U  n*esi  plus  gu'tifie  plaie^ 
Le  sangfuü  de  son  corps  eomn 
d^une  otri 
Fasse  un  prHre,    II  voit  lä  l 
ce  sol  ro 
II  passe  Ottire. 
Basse  un  Uviie.    H  voit  cet 
fneurt  U 
n  passe  outre  d  eon  Um 
Basse  un  Samariiain.  II  voit  U 
teU: 
II  ^arrHe. 
II  saute  de  sa  mule;  ils^empr 
versat 
Du  bautne  mele  d^huile^  ü  ek 
sang; 
II  prend  doueement  sous  Fi 
Uagonisani^ 


Rostand-Stadien  221 

Put«  il  le  monie  sur  $a  seile, 
Le  parte  ä  VäbH,  le  descend, 
Le  fait  coucher,  le  veille  encore, 
Ei  le  lendemain  ä  Vaurore, 
AyarU  mandi  Us  höieUers 
Et  leur  ayant  danni  d^avance 
Deux  deniers, 
II  leur  dit:  ^^Jem^en  vaü.  Mais,  pen- 

dantmon  abeence, 
Qu^on  etiprennesoin,  qü'on  lepanse, 
Ä  mon  retour,  je  compte  bien 
Payer  U  eurplue  de  dipense.'^ 
Et  puia  il  s'en  va,  ce  paUn! 
—  Vaulez'vous  maintefiani  me  dire,  en 

conscience, 
Du  malhetiireux  mourant  delasse.comme 

un  ehien, 
Leguel  par  sa  conduüe 
Fut  vraiment  le  proehain, 
Le  pretre,  le  Uvite 
Ou  le  Samaritainf 

So  unterweist  Jeans  seine  Jttnger  dnreh  mancherlei  Gleichnisse, 
hiB  letztere  ihn  schliesslich  verlassen^  nm  Nahmngsmittel  za  holen. 
I)^r  Nazarener  bleibt  allein.  Da  erblickt  er  von  ferne  die  schöne, 
&ber  überaus  leichtfertige  Photine,  die,  nm  Wasser  zn  schöpfen,  dem 
Bruiinen  naht.  Wie  in  der  Princesse  Lointaine  das  Schiffsvolk  M61i- 
sinde  bereits  beschreibt,  noch  ehe  sie  die  Bühne  betritt,  so  schildert 
aucli  hier  der  Heiland  die  graziöse  Erscheinung,  die,  ein  munteres 
Lied  auf  den  Lippen,  herankommt.  Rostand  versucht,  wie  so  manche 
inodeme  Schriftsteller  und  Maler,  uns  Jesus,  entkleidet  von  allem, 
womit  das  Dogma  der  Kirche  ihn  umgeben  hat,  als  den  besten  der 
Menschenkinder  menschlich  nahe  zu  bringen.  Echt  menschliche 
Freude  über  die  Schönheit  jenes  Weibes  bewegt  ihn,  ein  anmutiger 
Vergleich  drängt  sich  ihm  auf: 

Voici  bien,  6  Jacob,  le  geste  dorU  tesfilles 

Savent^  en  avangatU  (Tun  pas  jamais  trop  prompt, 

Soutenir  noblement  Pamphore  sur  leur  front 

Elles  vont,  avec  un  sourire  tacitume, 

Et  leur  forme  s'ajoute  ä  la  ferne  de  Vume 

Et  taut  leur  corps  n'est  plus  qu'un  vase  svelte,  auquel 

Le  bras  levS  dessine  une  anse  sur  le  ciell . . . 

Die  Erinnerung  an  seine  Mutter  erwacht  in  ihm.    Jenes  Mädchen 
t^ilich  hat  viel  gesündigt, 


222  Rudolf  KieBsmann 

Mais  Vurne^  dont  a  fui  le  divin  contenu, 
Se  reconnait  divine  ä  Vanse  du  bras  nu! . . . 

Leichte,  lose  Lieder  singend  füllt  sie  ihren  Erng,  schon  wendet 
sie  sich  zum  Gehen;  der  armen  Menschheit  gleich,  die  „leicht  das  Glück 
gestreift,  and  die  vorüber  geht'',  da  ruft  sie  Jesus  zurück,  und  nun 
entspinnt  sich  —  in  Anlehnung  an  Joh.  lY^)  —  das  Gespräch  Christi 
mit  der  Samariterin.  Erst  will  sie  dem  „schönen  Juden^  das  Wasser 
verweigern^  da  hält  sie  sein  geheimnisvolles  Wort  von  dem  lebendigen 
Wasser,  das  niemand  mehr  dürsten  macht,  zurück.  Er  hält  ihr  ihr 
unwürdiges  lieben  vor  und  offenbart  sich  ihr  als  den  ersehnten  Messias. 
Da  grüsst  sie  ihn  hingerissen  mit  dem  gleichen  LiebesliedC;  das  sie 
vorher  gesnngen,  jedoch  ihr  milder  Richter  verzeiht  ihr: 

Je  suis  toujours  un  peu  dans  tous  les  mots  d'amour. 

Non,  tu  ne  dois  pcts  avoir  honte. 
Comme  Vamour  de  moi  vient  habiter  toujours 
Les  coeurs  qu'ont  prSparSs  de  terrestres  amours, 
II  prend  ce  qu'il  y  trouoe^  il  se  ressert  des  choses^ 
II  fait  d'autres  bouquets  avec  les  mSmes  roses: 

Un  ccßur    .    .    • 

il  dit,  dans  son  irouble  touchant, 
N^importe  quel  fragment  de  chanson  coutumiire  . . . 
Et  la  chanson  d*amour  devient  une  priire. 

Klingen  in  jenen  Gedanken  der  Verbindung  irdischer  und  gött- 
licher Liebe  nicht  die  Worte  des  Kaplans  Jaufre  Budels  nach,  der  da 
sagte;  dass  jede  grosse  Liebe  zum  Himmelreich  einfbhrt? 

Nun  lauscht  in  brünstiger  Andacht  die  Samariterin  den  Worten 
des  Gottgesandten.  — 

Das  zweite  Bild  stellt  das  bunte  Treiben  des  Marktes  zu  Sichem 
dar.  Die  hungernden  Jünger  versuchen  vergeblich  Lebensmittel  ein- 
zukaufen. Die  Darstellung  dieser  Massenszene;  die  verschiedenen 
Rufe  der  Händler;  die  Bemerkungen  der  Käufer:  dies  alles  erinnert  in 
geradezu  auffälliger  Weise  an  das  Treiben  im  Hdtel  de  Bourgogne 
(Cyrano  I.)  und  an  das  Maskenfest  in  Schönbrunn  {Aiglon  IV.).  Gleich 
die  ersten  paar  Verse  mögen  dies  beweisen: 

Cris  des  Marchands. 
BU\  Fruiisl  Lait\  Miel\  Riz\  Seil  Des  rikikim  tout  Jraisl . . . 


1)  Auch  das  geflügelte  Wort,  dass  der  Prophet  daheim  nichtB  gilt  (Joh  IV,  44), 
kehrt  in  der  letzten  Sssene  wieder. 


Rostand-Stadien  223 

Pierre. 
Leurs  cris  ont  augmenti  la  faim  dont  je  souffraisl 

Andr6. 
Allans-noua-en, 

Pierre. 
Marchande  €ncor\ 

Andr^. 


On  se  moque  de  nous\ 


CTest  inuüle. 


Un  marchand. 

Des  peius  flans  ä  Vhuile  \ 

Andrä,  vivement. 
Combim'i 

Un  jenne  homme,  passant  en  oonrant,  aux  marchands. 
Ce  sant  des  Juifs.    Sayez  tris  exigeants. 
(Les  Disciples  s'äloignent) 

Antre  Marohandi  &  des  passantes. 
Jeunes  filleSf  du/ard  pour  les  yeux? 

Antre  Marchand;  k  des  passants. 

Jeunes  gens. 
Des  roseaux  de  MSröm  pour  vous  faire  des  fliches? 
^*  w. 

Mit  geringen  nnd  schlechten  Vorräten  gehen  die  Jünger  von  dannen. 

Pierre. 
Venezl 

La  Fonle. 
Les  Juifs  s^en  vanil  —  Chiensl  —  Pourceauxl  —  Voleursl 

PierrC;  doncement  k  Jean. 

Jean, 
Je  crais  bien  qü^il  n'y  a . . . 

Jjsl  Fonle. 

Ladresl  —  Bogneurs  d'obolesl 

Pierre. 
De  bans  Samaritains  que  dans  les  parabolesl 

Lange  schon  hat  Azriel  anf  die  Rttckkehr  der  geliebten  Photine 
E^^artet.  Endlich  erscheint  sie.  Bleich,  mit  wirrem  Haar  nnd  flammen- 
den  Augen  naht  sie.    Mit  bebender  Stimme  erzählt  sie  von  ihrer  Be- 


224  Rudolf  KieBsmaon 

gegnnng  mit  dem  fremden  Manne ').  Ohne  sieb  dnreh  den  Spott  der 
Menge  beirren  zu  lassen,  verkttndet  sie  in  begeisterten  Worten  den 
Messias,  der  aneh  ihr,  der  armen  Sttnderin,  verziehen  hat,  der  iu 
sehen  gebroehene  sehwanke  Sehilfrobr  nieht  zu  Boden  sehlägt, 

Mais,  pour  que  le  roseau  balance  encor  sa  hampe 
Et  Voffr%  encor ^  ployante,  aux  pattes  de  Poiseau, 
II  raccommodera  tendrement  le  roseau, . . . 
Wer  denkt  bei  den  ersten  Versen  nicht  an   das   anmutige  Bild, 
das  Cyrano  (IV,  3)  malt: 

Que  la  flute  aujourd'hui  guerriire  qui  s'aflige, 
Se  souvienne  un  moment,  pendant  que  sur  sa  tige 
Tes  doigts  semblent  danser  un  menuet  d^oiseau^ 
Qu^avant  d'Hre  d'Sbine,  eile  fui  de  roseau ; . . . 

Ihre  hinreissende  Beredsamkeit  verfehlt  ihre  Wirkung  nicht.  Nor 
der  Priester  widerspricht: 

Le  Prßtre. 
Le  Christ  est  un  vainqueur  qui  viendra  dans  la  gloirel 

Photine. 
Cest  un  pauvre  qui  passe  et  qui  demande  ä  boire. 

Le  Prßtre. 
Coiff^  d'astreSf  fendant  terriblement  les  airs^ 
B  viendra  par  un  chemin  bleu^  bordi  d*iclairs\ 

Photine. 
II  est  venu  par  le  sentier  de  la  valUe; 
Pas  d'itoiles  au  front,  mais  Fäme  est  eUnliel 

Le  Pr6tre. 
II  viendra  pour  crier:  „i2  n'y  a  que  la  loil^ 

Photine. 
//  vietit  pour  soupirer:  „üf  n'y  a  que  la  foi\^ 


1)  Man  beachte  in  Zwiegespräch  mit  Azriel  den  Vers: 

Car  &est  dans  un   baiser  toute  Vdtne  qWon   ftöU^    nnd  vergleicl^^ 
Cyrano  111,9. 

ün  haiser . . . 


üne  foQon  d'«n  peu  se  respirer  le  coeur^ 

Et  d*un  peu  ee  goüievt  au  bord  des  UvreSj  Vdme! 


Uostand-Stodlen  22Ö 

Le  Prßtre. 
//  sera  le  guerrier  qui  reprendra  la  terrel 

Photine. 

//  est  le  padfique  ennemi  de  la  guerre, 

La  ruine  de  la  ruine^  et  la  mort  de  la  mortl 
ih  bin  geneigt;    in  jenen  Versen  einen  vielleicht  nicht  ganz  za- 
m  Anklang  an  Christi  scharf  pointiertes  Zwiegespräch  mit  seiner 
r  im  Mysthre  de  la  Passion  (1490)  zu  sehen*).  — 
1  wanderbaren  Versen  gibt  Photine  der  neuen  Botschaft  Worte: 

Des  mots  nouveauxl  Des  mots. 

Parmi  lesquels  un  mot  revienty  toujours  le  mime: 

„Amour..  .  amour . ..  aimer\  Le  ciel,  c'est  quand  on  atme. 
)er  Priester  fUrchtet  einen  Aufruhr  des  Volkes  und  benachrichtigt 
enturionen,  der  jedoch,  da  es  sich  nur  um  den  ihm  wohlbekannten 
rener  handelt;  die  Sache  für  zu  harmlos  hält  als  dass  er  ein- 
Iten  sollte. 

Le  Prßtre. 
Tu  n^as  pas  entendu  la  femme? 

Le  Centurion,  riant  et  remontant. 

Je  prefire. 
Ne  pas  Fentendrel 

Le  Pr^tre,  essayant  de  le  retenir. 
^aute-lal 

Le  Centurion. 

J^ai  mieux  ä  fairel 

Le  Prßtre. 
Quai  danc? 

Le  Centurion,  railleur. 
Mais  lire,  au  frais,  tnon  auteur  familier. 
Je  lis,  et  Vombre  d'une  feuille  de  figuier 
—  Large  et  tremblante  main  qui  sur  le  livre  passe  — 
Souligne  d^un  doigt  bleu  quelque  beau  vers  d'Horacel^) 


l)  Diese  Stelle  war  bereits  geBchrieben,  als  mir  Arnolds  Arbeit  zugänglich 
,  der  S.  60.ff.  Arnold   Greban's  Mystöre  de  la  Passion   in  den  Kreis 
Betrachtungen  zieht,  oline  übrigens  anf  diesen  Anklang  hinzuweisen. 
0  Cyrano  IV^       .    .    .    vous,  vos,  cartes^ 

Vos  pipes  et  vos  dH . . . 

Et  moi,  je-  lis  Deacartes, 

oiMhe  Fonwhanfea  XXT.  15 


226  Budolf  Kiesamann 

Welch  reizvolles  Bild  in  entzückender  Form!  — 
SchliesBlich  folgt  die  Menge  der  begeisterten  Pbotine. 
Die  erste  Szene  des  letzten  Bildes  zeigt  uns  die  Jünger  Jesu  im 
Gespräch  über  das  ihnen  nnerklärliche  Verhalten  ihres  Herrn  und 
Meisters,  aber  dennoch  zwingt  sie  brennender  Durst  ans  dem  Krage 
der  verachteten  Samariterin  zu  trinken.  Nun  naht,  dem  wogenden 
Ährenfelde,  das  anf  den  Schnitter  harrt,  gleichend,  unter  Jubelgesängen 
das  Volk  von  Sichem. 

In  leidenschaftlich  hastenden  Worten   schildert  Pbotine  die  Wir- 
kung ihrer  Worte. 

SetU  vainqueur  dant  la  robe  encore  sott  de  neige^ 
Tendre  ennemi^  beau  guerrier  pur,  blanc  conquerant. 
Je  ne  t'ai  pas  conquis  la  ville !  Elle  se  rend. 
Ta  servante  ne  peut  t'avoir  pritd  main  fortel . . . 
Humble^  je  ne  atite  rien  dans  toui  ceci:  fapporte 
Lee  clefs . .  .  Mais  out,  c'est  touL  J^apporte,  —  et  ne  suis  rienl- 
Les  clefs  de  tous  ces  coeurs  sur  le  coussin  du  mienl 
Die  Kühnheit  solcher  Bilder  ist  bezeichnend  fbr  unseren  Dichter,  - 
Christus  spricht  zum  Volke   als  der  gute  Hirte,  der  sich  der  ver- 
lorenen Schafe   annimmt.    Für  jedes  Leid,  fUr  jede  Schuld  hat  er  ein 
Wort  des  TrosteS;  der  Verzeihung,  und  die  Wunder,  die  er  yoUbringt, 
überzeugen  seine  Hörer  vollends.    Man  ladet  ihn  zu  iSngerem  VerweileOf 
doch  nur  zwei  Tage  kann  er  bei  ihnen  bleiben.    Wenig  spricht  er  übef 
die  Art,  Gott  recht  zu  verehren,  doch  heisst  er  sie  alle  zu  ihm  beteO 
wie   er  Photine  gelehrt   hat.    Da   kniet  die  Samariterin  nieder,  und 
während  die  Hand  des  Heilandes  auf  ihr  ruht,  spricht  sie  das  Oeb^^ 
des  Herrn  ^' 

„Pire  que  nous  avons  dans  les  cieux,  que  Von  fHe 
Ton  Nom;  qu'advietine  ton  Boyaume;  que  soit  faite 
Ta  Volonte  sur  terre  ainsi  que  dans  le  ciel: 
Notre  pain^  aujourd^hui,  supra-substantiel^ 
Donne-le-nous ;  acquitte-nous  des  dettes  ndtres^ 
Comme  envers  nous,  des  leurs,  nous  acquittons  les  atUres; 
Ne  laisse  pas  nos  coeurs^  tentis  itre  en  piril : 
Mais  nous  libire  du  Malin.^ 

La  Foule. 

Ainsi  soit-il\ 
Rideau. 


1)  Hier  wie  in  der  Geschichte  vom  barmherzigeD  Samariter  die  engste  ^''^' 
lehnung  an  den  biblischen  Wortlaut. 


ftostandStadien  227 

Wir  wissen,  dass  RostaDd  durch  die  Lektttre  von  Job.  IV.  veran- 
lasst wnrde,  jenen  biblischen  Stoff  dramatisch  zn  bearbeiten  \  und  soviel 
wird  die  Analyse  des  Stttckes  ergeben  haben,  dass  er  seinem  innersten 
Wesen  folgend  jene  Begegnung  an  altehrwttdiger  Stätte  mit  einem  roman- 
tischen Schimmer  verklärt  hat.  Ich  brauche  wohl  nur  auf  die  Erschei- 
nung der  Geister  der  Patriarchen  und  auf  die  Gestalten  des  Heilandes 
nnd  der  Samariterin  hinzuweisen,  um  die  eigenartige  Auffassung  Kostands 
zu  kennzeichnen.  Wir  mttssen  uns  von  allen  kirchlichen  Ansichten  frei- 
machen,  um  dem  Jesus  der  Satnaritaine  gerecht  zu  werden.  Zwar 
sieht  der  Dichter  in  ihm  den  Gottessohn,  der  in  die  Welt  gesandt  ist, 
am  die  Menschheit  zu  erlösen,  aber  deshalb  ist  er  eben  selbst  Mensch 
geworden,  und  in  unserem  Stttcke  tritt  er  uns  vornehmlich  als  der 
g;nte  Freund  des  Menschengeschlechtes  entgegen,  der  die  Gebote  reinster 
Menschlichkeit  predigt.  Ein  Mensch  unter  Menschen,  nur  besser,  edler, 
reiner  als  alle  seinesgleichen.  Ein  feiner  Kenner  des  Menschenherzens, 
der  in  den  tiefsten  Tiefen  der  Seele  seiner  Jttnger  und  Photines  zu 
lesen  weiss,  ein  Künstler,  dessen  schönheitfrohes  Auge  mit  Wohlgefallen 
auf  den  anmutigen  Formen  Photines  ruht.  Dass  die  Charakterzeich- 
Dung  Jesu  Christi,  gerade  auch  wegen  einer  gewissen  schwärmerischen 
Verschwommenheit  des  Heilandbildes,  von  der  Kritik  scharf  angegriffen 
worden  ist,  braucht  kaum  erwähnt  zu  werden. 

Die  Gestalt  dieser  gefallenen  und  nachher  so  aufrichtig  büssen- 
den  Magdalena  verleiht  dem  Stttck  seinen  besonderen  Reiz.  Es  ist 
eine  echt  Rostandsche  Frauengestalt:  schön  und  leichtfertig,  nicht  ohne 
eine  gewisse  echt  weibliche  Koketterie  in  den  Geberden: 

Dans  le  rond  de  Pämphare  pleine  eile  se  mire . . . 

nicht    ohne    eine   gewisse  Geziertheit  in    den    (man    möchte   sagen, 
preziösen)  Worten: 

J^apporte  — 
Les  clefs  de  iaus  ces  coeurs  sur  le  cousain  du  mien\ 

So  wird  auch  klar,  dass  es  dem  Dichter  nicht  gelungen  ist,  die 
Dirne  zur  Prophetin  zu  wandeln.  Photine  bleibt  zu  sehr  Weib,  auch 
da,  wo  sie  nach  der  Absicht  des  Dichters  irdischen  Sorgens  und  Sehnens 
entkleidet  nur  in  dem  Dienst  der  göttlichen  Mission  stehen  soll. 

Neben  diesen  Figuren  treten  die  anderen  Gestalten  der  Hand- 
lung Kurttek,  wenngleich  auch  sie,  vom  scharfem  Schlaglicht  getroffen, 
plastisch  genug  hervortreten,  was  selbst  fttr  den  horazbegeisterten 
Centurionen  gilt. 

1)  Vgl.  Arnold  S.  46,  der  auf  Fr.  von  Oppeln-BronikowBki's  Anf- 
Mts  (»Nord  und  Süd«  Bd..93,  Heft277)  verweisst;  über  das  Verhältnis  Roitands 
Ri  seiner  Quelle  vgl.  Arnold   S.  47  ff. 

16» 


228  Rudolf  RiesBmann 

Was  die  Form  betrifft,  so  kann  ich  Ober  die  genugsam  erwähnten 
Freiheiten  der  Vers-  und  Reimbildnng  hinweggehen,  zumal  die  Beispiele, 
die  aus  dem  Stttck  selbst  beigebracht  sind,  mich  jedes  Eingehene 
ttberheben.  Die  flüssige  Sprache  Bestands  zeigt  sich  besonders  auch 
in  den  Massenszenen,  im  Treiben  des  Marktes  (11,1)  und  in  der  Szene, 
wo  Photine  zur  Menge  spricht  (11,3).  Ich  glaube  auch  ttber  den  reichen 
Wortschatz,  den  Bestand  hier  wieder  verarbeitet  hat,  sowie  ttber  die 
effektvolle  Anordnung  der  Satzglieder  bis  zum  Szenenschluss  (vgl.  o. 
S.  217  u.  220),  hinweggehen  zu  können,  doch  möchte  ich  auf  seine  Vor- 
liebe fttr  Bilder  und  Vergleiche  besonders  hinweisen.  Neben  reizenden 
Parallelen : 

Photine  den  Krug  tragend  —  selbst  einer 
schönen  Vase  ähnlich, 
das  Feigenblatt,  das  wie  eine  Hand 

ttber  ein  Lied  des  Horaz  huscht,  — 
die  nahende  Menge  —  einem  wogenden 

Ährenfeld  gleichend,  — 
finden  sich  gewisse  preziöse  Geschmacklosigkeiten. 

Lea  clefs  de  taus  ces  coeurs  sur  le  cotmin  du  mienl 

Manches  andere  Bild  wirkt  zum  mindesten  ungewöhnlich,  so  wenn 
Jesus  sagt: 

—  Le  salut  jaillit  de  mes  membres  brisis 
Comme  le  vin  des  grains  icrasis  de  la  viffne^ 

oder  ein  Mann  aus  Sichem: 

Pareil  au  mufle  inorme  et  roux  qu'une  lionne 
Fenche  sur  un  agneau  dont  la  blancheur  ViUmne^ 
La  ville  monstrueuse  autour  de  toi  se  taitl 

Meist  aber  sind  die  Vergleiche  wohl  gelungen  und  entbehren  nicht 
einer  gewissen  Originalität  \  Von  denen,  die  gedankenlos  beten,  heiset  es  ^ 

Ils  partent  pour  prier^  mais^  oublieux  du  but, 
lls  s^endorment  bientöt  au  rythme  des  formules, 
Comme  les  cavaliers  au  pas  berceur  des  mulesl 

Es  würde  natttrlich  viel  zu  weit  ftthren,  der  Menge  metaphorischer 
Äusdrttcke  zu  gedenken,  die  gerade  in  der  Samaritaine  so  zahlreich 
sind,  und  die  der  Sprache  gleichsam  einen  orientalischen  Charakter 
verleihen. 

Zum  Schluss  sei  daran  erinnert,  dass  auch  dieses  Stttck  trotz  des 
schlichten  Inhalts  nicht  ohne  dramatisches  Leben  ist.    Die  Klagen  der 


1)  Vgl.  o.  ans  den  Bomanesques  S.  204  oben. 


BoBtand-Stadien  229 

Samariter  (1,2),  das  Gespräch  Jesu  mit  Photine  (1,5),  die  Markt- 
Szene  (II^l);  ja  selbst  der  allznlang  ausgesponneDe  Yersneh  der  Sama- 
riterin,  ihre  Landslente  zum  Mitgehn  zu  bewegen  (n;3— 5),  dürften  auch 
in  szenischer  Darstellung  das  Interesse  des  Znschaners  wach  erhalten, 
während  im  letzten  Akte  besonders  die  Ansprache  Photines  an  den 
Messias  ergreifend  wirkt.  Das  Stück  wurde  in  der  Osterwoche  des 
Jahres  1897  im  TTiidtre  de  la  Renaissance  zum  ersten  Male  aufgeführt 
mid  erzielte,  dank  dem  glänzenden  Spiel  Sarah  Bernhardts,  einen 
grossen  Erfolg. 

Cyrano  de  Bergerac. 

Wir  hatten  in  den  bisher  behandelten  Dramen  die  Vorliebe  des 
Dichters  für  romantische  Stoffe  nachgewiesen  und  hatten  weiter  gesehen, 
dasB  er  mit  einer  grossen  Freiheit  und  Biegsamkeit  der  Verse  eine 
flberaus  volle  und  bilderreiche,  sich  jeder  Zeit  und  jeder  Stimmung 
anschmiegende  Sprache  und  einen  ausgesprochenen  Sinn  ftir  das  thea- 
tralisch Wirksame  verbindet.  Diese  charakteristischen  Züge  in  Inhalt 
and  Form  verleugnet  auch  sein  Meisterwerk  nicht. 

Im  Theater  an  der  Porte  St.  Martin  empfand  das  raffinierte 
Premierenpublikum  eine  wahre  Erleichterung,  wieder  einmal  einen  Helden 
auf  der  Bühne  zu  sehen,  der  so  ganz  von  den  Gestalten  des  modernen 
Dramas  abstach.  Hier  bäumte  sich  eine  geniale  Dichtematur  auf  gegen 
das  ganz  Gemeine,  das  ewig  Gestrige,  gegen  Naturalismus  und  Kosmo- 
politismus; und  über  jener  reichbewegten  Handlung,  die  die  Zeit  wach- 
rief, die  noch  das  letzte  Abendrot  des  geschiedenen  Mittelalters  ver- 
goldete, lag  ausgebreitet  ein  feiner  zarter  Duft  wie  von  der  blauen 
Blume  der  Romantik. 

In  richtiger  Würdigung  seines  eigensten  Geschmackes  hatte  Bestand 
den  Stoff  gesucht.  Hier  konnte  er  zum  ersten  Male  frei  die  Gaben 
seines  Genius  darbieten.  Hier  zeigt  sich  der  Dichter  zum  ersten  Male 
so  recht  als  Südfranzose,  als  Landsmann  des  von  ihm  unsterblich  ge- 
machten Gascogners.  Der  sprühende  Witz,  den  schon  die  alten  Römer 
an  den  wortgewandten  Galliern  entdeckt  hatten,  die  hingebende  Ver- 
ehrung schöner  Frauen,  die  nicht  allein  die  Zeit  der  ritterlichen  Trou- 
badours auszeichnete,  und  dann  der  Mannesmut,  der  mit  des  Degens 
Schneide  ein  fleckenloses  Wappenschild  zu  verteidigen  weiss:  diese 
wertvollsten  Eigenschaften  des  französischen  Geistes  erfuhren  in  O^ano 
de  Bergerac  einen  hinreissenden  Ausdruck. 

Es  ist  allgemein  bekannt,  wie  begeistert  das  Stück  in  Frankreich 
und  auch  im  Auslande  aufgenommen  wurde,  trotzdem  ein  so  spezifisch 
französischer  Stoff  ausserhalb  des  französischen  Sprachgebietes  nicht 
entsprechend    gewürdigt    werden    konnte    und  selbst   einem   £rich 


230  Radülf  KieBBinann 

Schmidt^  den  scharfen  Blick  trttben  mnsste.  Die  znyerläBsige  Arbeit 
Hans  Platows^  überhebt  mich  jedes  Eingehens  auf  Kostands  Quellen 
und  ihre  freie  Oestaltang,  ja  auch  die  Form  ist  bereits  zum  Gegenstand 
einer  Monographie'  gemacht  worden,  so  dass  ich  mich  im  folgenden 
unter  kurzer  Bezugnahme  auf  den  wohl  allgemein  bekannten  Inhalt 
darauf  beschränken  kann,  die  Anklänge  in  Inhalt  und  Form  henrorzu- 
hebeu;  die  von  dem  nun  erreichten  Ziele  der  dichterischen  Elntwicklung 
uns  einen  Blick  auf  den  früher  zurückgelegten  Weg  tun  lassen.  Hin- 
sichtlich der  kurzen  Charakteristik  der  vielbewegten  Handlung  schliesse 
ich  mich  an  meinen  Aufsatz  Ci/rano  de  Bergerac  cUs  Schullektüre  ^  an. 

Welch  lebhaftes  Bild  im  ersten  Akte !  Die  Schilderung  einer  Vor- 
stellung im  Hdtel  de  Bourgogne  im  Jahre  1640  gibt  die  beste  Gelegen- 
heit, in  festen  Linien  ein  klares  Bild  der  gesellschaftlichen  Zustände 
Frankreichs  im  Zeitalter  des  grossen  Kardinals  zu  geben.  Da  drängen 
sich  im  Zuschauerraum  bramarbasierende  Soldaten,  lärmende  Spieler 
und  Trinker,  kokette  Blumenmädchen  und  ängstliche  Bürgersleute.  Dann 
ziehen  in  aufgeputzten  Kostümen  die  dumm-stolzen  Marquis  auf  die 
Bühne  und  tauschen  ihre  faden  Bemerkungen  über  die  PreziöseO; 
die  in  den  Logen  sichtbar  werden.  Es  ist,  als  ob  die  Personen 
der  Moli^reschen  Lustspiele  noch  einmal  Leben  bekommen  hätten 
Und  daneben  die  Anspielungen  auf  die  Grössen  in  Kunst  und  Wissen- 
schaft, die  Mitglieder  der  jungen  Akademie  und  die  Dichter,  die 
die  Erstaufführung  des  Cid  erlebt  haben.  Inmitten  dieser  reichbe- 
wegten Szenen  entwickelt  sich  die  exponierende  Handlung  leicht  and 
ungezwungen  bis  zum  eigentlichen  Auftreten  Cyranos,  und  ohne  jede 
Schwierigkeit  werden  alle  die  Personen,  die  im  folgenden  hervortreten, 
in  charakteristischer  Weise  eingeführt.  So  erscheint  nach  der  drolligen 
Szene  mit  dem  dicken  Montfleury  und  dem  famosen  Duell,  nach  alle 
dem,  was  wir  über  Cyrano  und  seine  Liebe  erfahren  haben,  sein  toll- 
kühner Zug  zum  Kampf  an  der  Porte  de  Nesle  so  folgerichtig  ent- 
wickelt, dass  wir  in  diesem  abgerundeten  Bilde  der  Exposition  die 
meisterhafte  Technik  Rostands  bewundem  müssen. 

Eine  inhaltliche  Verwandtschaft  mit  jenen  Massenszenen  bildet  die 
Schilderung  des  Marktes  von  Sichem  in  der  Samarüaine  (n,l),   aber 

i;  Charakteristiken.  2te  Reihe.  S.  81  ff. 

2)  Die  Personen  von  Bostands  C.  de  B.  in  der  Geschichte  und  in  der 
Dichtung.    Erlangen  1902. 

8)  Schenk,  A:  Etudes  sur  la  rime  dans  ^Cyrano  de  Bergerac*^  de  M» 
Bestand.  Kiel  1900.  Vgl.  a.  Joh.  Gladow:  Vom  frz.  Versbau  neuerer  Zeit.  Rom. 
Forsch.  XXII,  1  S.  229  ff. 

4)  Lehrproben  und  Lehrgänge  1902.  Hier  ist  auch  die  frühere  Literatur  aoge- 
führt.  Seitdem  erschien  noch  Edtnond  Bestand  als  Dramatiker  von  Oskar  Hflg^* 
Friedeberg  Nrn.  1903,  Frg. 


Rostand-Studien  231 

om  wie  yiel  reicher,  gewandter;  lebendiger  zeigt  sich  hier  Bestand. 
In  der  flttasigen  Form,  den  scheinbar  ganz  natürlich  heryorspmdelnden 
Versen,  den  ktthnen  Reimen,  den  archaistischen  Wörtern^  der  Fülle  der 
Scherzworte  und  Wortspiele  ist  es  derselbe  Rostand,  dessen  blendende 
Sprachgewandtheit  in  allen  frttheren  Stücken  zu  Tage  getreten  war, 
aber  hier  ein  vollendeter  Meister.  Man  vergleiche  nur  Straforels  Er- 
örterung der  verschiedenen  Formen  der  Entführung  (vgl.  o.)  mitCyranos 
geistsprtthender  Rede  über  seine  Nase,  die  Rostands  Meisterschaft  in 
der  Handhabung  der  Sprache  in  gleicher  Weise  zeigt  wie  die  bewunderungs- 
würdige Duellballade.  Auch  hier  offenbart  sich  Rostand  als  feiner 
Kenner  der  Bühne  und  ihrer  Bedürfnisse,  das  bunte  Bild  voller  Leben 
und  Bewegung,  die  wirkungsvolle  Art,  wie  Gyrano  eingeführt  wird, 
die  Fülle  der  Pointen  und  (man  verzeihe  das  Wort)  Schlager,  die  ver- 
schwenderisch eingestreut  sind,  der  theatralische  Abgang  des  Helden: 

A  la  parte  de  Neslel 
(se  retournant  avant  de  sortir,  &  la  Soubrette.) 

Ne  demandiez-vou8  pas  pourquai,  mademoiseHe^ 

Contre  ce  aetd  rimeur  cent  hommes  furent  mis? 
(II  tire  Y6p6e  et,  tranquillement.) 

Ceet  parce  qu'on  savait  quHl  est  de  mes  amisl 
—  0  wir  verstehen  wohl,  wie  ein  beispielloser  Jnbel  schon  nach 
dem  ersten  Akte  sich  erhob.  Der  zweite  Akt  spielt  in  Raguenaus  Gar- 
küche. Ich  brauche  wohl  nur  auf  die  reiche  Fülle  von  Witz  und  Komik  in 
jenen  Szenen  hinzuweisen;  denn  es  ist  ganz  unmöglich,  in  der  ge- 
drängten Form  einer  Analyse  eine  annähernde  Vorstellung  vom  Leben 
imd  Treiben  in  der  Backstube  des  Dichterlings  zu  geben.  Welch  reichen 
Wortschatz  hat  sich  Rostand  za  eigen  gemacht,  der  selbst  das  Kunst- 
itück  fertig  bringt,  ein  Mandeltörtchen-Rezept  zu  versifizieren!  Wie 
wirken  die  zahllosen  Pointen  des  zwischen  dem  Dienst  am  Backofen 
nnd  dem  Dienst  der  Musen  hin  und  hergezerrten  Raguenau.  Da  hat 
ihm  ein  empfindsamer  Lehijunge  eine  Leier  gebacken,  die  einen  der 
zahlreichen  Bohömiens  sättigt,  die  sich  von  Raguenaus  Schätzen  nähren. 

Pour  la  premüre  feie  la  Lyre  me  nourriÜ 
Begeistert  durchlebt  dieser  —  den  Bratspiess  in  der  Hand  —  noch 
einmal  die  Duellballade,  während  Ciyrano  in  Erwartung  Roxanens  sein 
ganzes  Liebessehnen  und  Liebeshoffen  einem  Briefe  anvertraut.  Bevor 
er  geht,  warnt  er  Lise,  Raguenaus  Frau,  die  sich  von  einem  Elsen- 
fresser den  Hof  machen  lässt,  mit  jener  klassischen  Neubildung,  die, 
wenn  ich  nicht  irre,  den  französischen  Sprachschatz  auf  immerdar  be- 
reichem wird. 

Baguenau  me  platt.    Cest  pourqtun,  dorne  lAee^ 

Je  difende  que  quelqu'un  le  ridicoculiee. 


332  Rudolf  KiesBmaDii 

Das  reizende  Zwiegespräch  zwischen  Cyrano  und  Roxane  (11,6),  die 
zarten  Verse,  die  beider  Kindheit  wachrufen,  erinnern  an  die  Reden 
Percinets  und  Sylvette.  Aber  die  weitere  Entwicklung  der  Handlung 
bedingt  einen  anderen  Ausgang  des  Gespräches.  Roxane  wird  dahin 
geführt^  ihm,  dem  j^presque  frire^ ^  ihre  Liebe  zu  Christian  zu  gestehen. 
Die  Art;  wie  Cyrano  diese  herbste  Enttäuschung  seines  Lebens  als 
Mann  zu  tragen  weiss^  ja,  wie  er  den  glücklichen  Nebenbuhler  in  allen 
Fährlichkeiten  zn  schützen  verspricht:  das  alles  sind  so  viele  Schön- 
heiten; dass  gerade  diese  Szene  als  ein  Kabinettstück  Rostandscher 
Kunst  gelten  kann.  Man  gestatte  mir  nnr  einen  Hinweis  auf  eine 
der  vielen  unübersetzbaren  Stellen:  Roxane  erinnert  sich  der  Zeit;  da 
sie  wie  ein  kleines  Hausmütterchen  Cyrano  schalt;  wenn  er  mit  irgend 
einer    beim  Klettern    geholten   Wunde    an    der  Hand    zu    ihr    kam, 

Qu^est-ce  que  c'est  encor  que  cette  igratignure? 
Da  sieht  sie  ihr  Vetters  Verwundung,  die  er  sich  im  nächtlichen  Kampfe 
an  der  Porte  de  Nesle  zugezogen  hat.  Weiterhin  erklärt  sie  ihm  ihre 
Liebe  zu  Christian;  doch  ohne  vorerst  seinen  Namen  zu  nennen.  Anf 
jedes  ihrer  Worte  antwortet  das  gleichförmige  „ilA^  Cyranos.  £r 
weiss  nicht  ob  er,  der  Grotesk-Hässliche,  vielleicht  Gnade  vor  ihr 
gefunden  hat;  er  hofft  und  wagt  doch  nicht  zu  hoffen: 

Roxane. 
11  a  sur  8on  front  de  Fesprit^  du  ghUe, 
II  est  fier^  noble^  Jeune,  intripide^  beau  • . . 

Cyrano,  se  levant;  tont  p&le. 

Beaul 

Roxane. 
Quoi?  Qu^aveZ'VOus? 

Cyrano. 
Moi^  rien . .  Cest . . .  c^est . . . 

(H  montre  sa  main;  avec  un  sonrire) 
(Test  ce  bobo. 

Wie  wundervoll    passt   dies   „Wehweh"    der  Kindersprache   in    die 
Situation.  — 

Und  dann  wieder  der  wirksam  zugespitzte  Abgang  des  Helden. 
In  oberflächlicher;  zerstreuter  Weise  gedenkt  Roxane  seiner  jüngsten 
Heldentat: 

—    Cent  hommesl  — 
Vous  me  direz  plus  tard,  Maintenant,  je  ne  puis. 
Cent  hommesl  Quel  couragel 

CyranO;  la  salnant. 

Oh\  fai/ait  mieux  depuis. 


BoaUnd-Stadien  233 

Ich  kann  ttber  die  Begrttssnng  CyranoB  durch  Beine  Getreuen,  auf 
sein  ZüBammentreffen  mit  de  Guiohe,  das  „trutzige  Stegreifgedioht  zum 
Preise  der  Gascogner  Kadetten",  seine  Begegnung  mit  Christian  kurz 
hinweggehen,  doch  möchte  ich  auf  die  ftlr  Rostand  bezeichnende 
Tirade  (II|8)  aufmerksam  machen,  in  der  Cyrano  flanmienden  Protest 
einlegt  gegen  den  Dienst  im  Solde  einflussreicher  Herren.  Der  sittliche 
Ernst  des  freien  Mannes  spricht  zu  uns,  der  seinem  Männerstolz  vor 
Fttrstenthronen  einen  glänzenden  Ausdruck  verleiht. 

Grimper  par  rtise  au  lieu  de  ffilever  par  force  ? 
Nan,  merci. 

Es  ist  ein  neuer  Ton,  der  hier  erklingt.  Von  Mannesliebe  und 
Freundestreue  hatten  wir  bereits  in  der  Princesse  lointaine  vernommen, 
hier  erschallt  zuerst  der  Preis  der  Mannesehre. 

Cyrano  wird  der  Freund  Christians.  Er  stellt  dem  schönen  Neben- 
bnhler,  der  aber  preziöser  Ausdrncksweise  gänzlich  unkundig  ist  (und 
nur  diese  wirkt  auf  Roxane)»  seinen  Geist  zur  Verfügung.  Ihm  Über- 
gibt er  den  Brief,  in  dem  er  seine  eigenen  Gefühle  zum  Ausdruck 
gebracht  hatte.  Zum  Schluss  ein  fast  possenhafter  Knalleffekt:  Lises 
Galan  glaubt,  da  Christians  höhnende  Zwischenrufe  unbestraft  geblieben 
sind,  über  Cyranos  Nase  spotten  zu  dürfen: 

—  Eh\  Lisel  Tu  vas  voirl 

(Hnmant  l'air  avec  affectation) 
Oh\ ...  oh\...  c*e8t  surprenatU ! .  . . 
Qu^dh  odeurl. .. 

(Allant  ä  Cyrano.) 
Mais^  monsieur  doit  Vavoir  reniflSel ..  • 
Qu^est-ee  que  cela  sent  ici? . . . 

Cyrano,  le  souffletant. 

La  giroßiel 

Nicht  oft  hat  ein  Dichter  die  poetische  Sprache  einer  bewegten 
Handlung  so  anzupassen  vermocht  wie  Rostand.  Das  zeigt  sich  auch 
in  dem  folgenden  Akt,  besonders  in  der  wundersamen  Balkonzsene,  die 
dichterisch  vielleicht  den  Glanzpunkt  des  ganzen  Stückes  bildet.  Mag 
68  auch  noch  so  richtig  sein,  dass  die  Poesie  der  Franzosen  nicht 
unsere  Poesie,  dass  ihre  Schöheit  nicht  unsere  Schönheit  ist,  wer  je 
bei  den  melodischen  Lautverbindungen  einer  Sprache  etwas  fühlte^ 
wird  von  den  innigen  Tönen,  die  Cyranos  Liebe  findet,  tief  ergriffen 
werden.  Als  das  Soufflieren  sich  als  zu  schwer  durchführbar  erweist, 
hat  er  selbst  die  Stelle  des  schönen  Christian  eingenommen.  Da  spricht 
nicht  mehr  im  Modeton  der  feinsinnige  Plauderer,  der  durch  das  Sprtth- 
feuer  geistreicher,  wiewohl  gezierter  Bemerkungen  das  Entzücken  der 


234  Rudolf  Kieramaim 

Preziöse  erregt  hatte,  da  wagt  im  Bchtttzenden  Dankel  der  Naebt,  die 
seine  Häaelickeit  yerbttllt,  der  ritterliche  Troabadoar  seiner  Dame  in 
dnftigzarten  Versen  seine  Liebe  zu  gesteben.  Als  kleine  Probe  Rostand- 
scher  Diktion  and  gleichsam  als  Ergänzung  zu  den  leidenschaftlichen 
Versen,  die  wir  oben  S.204  dieser  Szene  entlehnten,  m^gen  die  Worte 
Cyranos  ttber  den  Enss,  den  Roxane  darbieten  will,  folgen: 

Un  baiser,  tnais  ä  tout  prendre^  qu'est-ce? 

ün  sertnent  faxt  d'un  peu  plus  pris^  une  profnesse 

Plus  pricise,  un  aveu  qui  veut  se  ctmfirmer^ 

ün  point  rose  qu'on  met  sur  Vi  du  verbe  aimer; 

Cest  un  secret  qui  prend  la  bouehe  paur  oreille, 

ün  instant  dHnßni  qui  fait  un  bruit  d'abeille^ 

üne  comtnunion  ayant  un  goüt  de  fleur, 

ünefagon  d!un  peu  se  respirer  le  coeur^ 

Et  d'un  peu  se  goüter,  au  bord  des  Ihres,  Pämel 
(Der  Gedanke  des  letzten  Verses  war  bereits  in  der  Samaritaine  nach- 
gewiesen worden). 

Die  weitere  Handlung:  De  Guiches  Bemühungen  um  Roxane,  den 
Cyrano  durch  die  phantastische  Beschreibung  seiner  Mondreise  zurttck- 
hait,  bis  Christian  und  Roxane  ein  Paar  geworden  sind,  De  Guiches 
Rache  der  mit  schadenfrohem 

La  nuit  de  noce  est  encore  lointainel 
den   jungen  Ehemann  ins  Feld  schickt:  dies  alles  braucht  hier  nur 
angedeutet  zu  werden. 

Die  geniale  Lust  zum  Fabulieren  bricht  in  der  grotesken  Komik 
der  Mondreise  mit  unwiderstehlicher  Macht  durch.  Auch  hier  fehlt  es 
nicht  an  jenen  Pointen,  die  blitzartig  den  Dialog  erhellen,  so  wenn 
Cyrano  zu  dem  maskierten  De  Guiche  sagt: 

Ha\  grandl .. .  je  erois  voir 

Qu'on  a  dans  ce  pays  le  visage  tout  noirl 

De  Guiche. 
Comment? 

Cyrano. 

Suis  je  en  Alger?    Etes-vous  indighie? 

De  Guiche. 
Ce  masquel. . . 

Cyrano. 

Je  suis  donc  dans  Venise^  on  dans  Oine? 

De  Guiche. 
üne  datne  m'attendl . . . 


Boatand-Studien  235 

Cyrano. 

Je  suis  donc  ä  Paris. 

Der  SchluHS  dieses  Aktes  ist  mit  jenem  Raffinement  heraus- 
gearbeitet worden,  das  wir  in  allen  Rostandsehen  Sttteken  gefanden 
hatten.    Roxane  vertrant  ihrem  heldenhaften  Vetter  den  Geliebten  an: 

Oh\ .  .  je  vous  le  confie ! 
Promeitez-tnoi  que  rien  ne  va  mettre  sa  vie 
En  dangerl 

Cyrano. 
J'essaierai. . .  mais  ne  peux  cependant 
Promettre . . . 

Rozane. 
Promettez  qu'il  sera  tris  prudentl 

Cyrano. 
Oui,  je  täeheraiy  mais .  . . 

Roxane. 

Qu^ä  ce  siige  terrible 
II  fCaura  jamcUs  froid! 

Cyrano. 

Je  ferai  mon  possible 
Mais .  .  . 

Roxane. 
Qu'il  sera  fid^lel 

Cyrano. 
Ehl  oui\  Sans  doute,  mais^)... 

Rozane. 
QuHl  m^icrira  souventl 

Cyrano. 

fflf,  —  je  vous  le  prometsl 

Gerade  diese  packenden  Aktschlüsse  mnssten  im  Theater  eine 
S^Osse  Wirkung  erzielen,  es  sind  vornehmlich  die  letzten  WortO;  die 
^^  längsten  im  Geiste  der  Zuschauer  nachhallen.  — 

Ein  buntes  Bild  des  Lagerlebens  entrollt  der  vierte  Akt.  Da  sehen 
^^  den  Helden  inmitten  seiner  Kameraden^  die  vor  Arras  fast  Hungers 
sterben.  Nur  Cyrano  bleibt  guten  Muts.  Jeden  Tag  wagt  er  sich 
*^rch  die  Reihen  der  Feinde,  nur  um  —  dem  Versprechen  folgend  — 
^  den  Freund  einen  Brief  an  die  ferne  Geliebte  zu  senden.  Sein 
^'ennd  Le  Bret  macht  ihm  Vorwürfe: 


1)  Das  wiederholte  mais . . .  erinnert  an  Aiglan  11,2.   III,  2  u.  7. 


236  Rudolf  KieaamaDD 

Penser  que  ehaque  jour 
Vou8  risquez  une  vie,  ingrate,  comme  la  vötre, 
Pour  porter . . . 

{Le  vayant  qui  se  dirige  vers  une  tente.) 
Oü  vaS'tu? 

Cyrano. 

J*en  vais  icrire  une  auire 
Ihm  allein  gelingt  es,   die  Zaebt  unter  den  Kadetten  aafn 
erhalten;  ja,  fttr  einen  kurzen  Augenblick   yermag   er   sie   in 
Träumerei  an  die  Ufer  der  Dordogne  zu  versetzen,  bis  Tromme 
das    wehmütig -klagende  Volkslied    der    Gascogner    Übertönt 
Verse,  in  denen  Cyrano  der  heimatlichen  Klänge  gedenkt,  die 
ertönen  wie  einer  kleinen  Schwester  Wort,  die  so    schwermttt 
langsam  erklingen  dem  Rauche  gleich,  der  aus  den  Dächern  des  I 
dörfchens  aufsteigt,  diese  Verse  gehören  zu  dem  Wohllautendste 
die  neuere   französische  Literatur   herrorgebracht  hat.    Es   lic 
gut  Stttck  unverfälschter  „Heimatkunst^   in  jenen  Zeilen.    Aui 
vermeinen   im  Bann  der  Musik  der  Worte  nicht  die  Signaipf 
hören,  die  mit  schrillem  Laut  zum  Kampfe  ruft,  auch  wir  glaul 
Schalmei  des  Ziegenhirten  zu  vernehmen: 

Hört  Ihr's ...  Es  ist  das  Tal,  die  Heide,  der  Wald, 
Mit  rotem  Barett  des  Hirtenknaben  Gestalt, 
Es  ist  der  frische  Duft  am  Abend  an  der  Dordogne, 
Hört  Ihr's,  Gascogner,  es  ist  die  ganze  Gascogne! 
De  Guiche   verkttndet  den  nahen  Kampf,  direkt  veranlasf 
durch  Cyrano,   der  de  Guiches  Feldbinde  sozusagen  aus  den 
der  Feinde  zurOckgeholt   hat.    De  Guiche  hat  sie  in  Stich  g( 
um  sich  zu  retten. 

Eh\  bien^  que  dites-vous  de  ce  trait? 

Cyrano. 
Qu^  Henri  quatre 
N*eüt  jamais  consenii^  le  nombre  Vaccahlant, 
A  se  diminuer  de  son  panache  blanc. 

De  Guiche. 
Vadresse  a  reussi,  cependantl 

Cyrano. 
Cest  possibhy 
Mais  on  n'abdique  pas  Vhanneur  ditre  une  ctble, 
Si  feusse  iti  prisent  quand  PScharpe  coula 
—  Nos  courages,  mansieur,  diffirent  en  cela  — 
Je  Vaurais  ramassie  et  me  la  serais  mise. 


RoBtand-Studien  237 

De  Guiohe. 
Oui,  vantardise^  encar^  de  gasconl 

Cyrano. 
Vantardise?  , . . 
PrSteshla  moL   Je  %tCoffre  d  manter,  dis  ce  soir, 
A  Vassaut^  le  premier,  avec  eile  en  sauioir. 

De  Guiche. 
Ofre  encar  de  gasconl     Vom  savez  que  Vicharpe 
Resia  chez  Vennemi^  sur  les  bords  de  la  Scarpe^ 
En  un  Heu  que  depuis  la  mitraille  eribla^  — 
Oü  nul  ne  peui  aller  la  chercherl 

Cyrano,  tirant  de  sa  poehe  r^charpe  blanche  et  la  lui  tendant. 
La  voilä. 

Ich  habe  diese  Stelle  (ohne  die  szenischen  Angaben^  die  sich  auf 
d»6  Verhalten  der  Kadetten  beziehen,)  angeführt,  nicht  nnr,  um  den 
W^agemnt  des  Helden  in  Rostandscher  Anffassung  zo  charakterisieren, 
sondern  nm  zn  zeigen,  wie  unser  Dichter  jedes  Motiv,  das  ihm  seine 
(Quellen  boten,  oder  das  (wie  im  vorliegendem  Falle)  seine  Phantasie 
erfand,  in  fesselnder  Weise  auszumalen  und  geistreich  zuzuspitzen 
veirsteht.  — 

Auf  in  den  Kampf! 

Cyrano,  aux  oadets. 
Eh\  bien  donc,  nous  allons  au  blason  de  Oascogne, 
Qui  pofie  six  chevrons^  messieurSf  d'azur  et  d'or, 
Joindre  un  chevron  de  sang  qui  lui  manquait  encorl 
Christian  erhält   einen  letzten  Gruss  seines  Korrespondenten  fUr 
^^ane,  da  erscheint  vom  getreuen  Raguenau  —  als  Kutscher  —  be- 
gleitet die  Preziöse  inmitten  der  Kadetten  in  einer  Karosse,    die  sie 
i^  glücklicher  Voraussicht  des  herrschenden  Mangels  in  einen  rollenden 
Speisewagen  verwandelt  hat.    Raguenaus  Geist  schlägt  wahre  Purzel- 
b&mne,  als  er  alle  die  Herrlichkeiten  auspackt: 
Les  Espagnols  n*ont  pas, 
Quand  passaient  tant  d'appas^  vu  passer  le  repasl 


Distraits  par  la  galanterie 
Bs  n'ont  pas  vu. . . 

la  gcUantinel . . . 


238  Rudolf  Ktessmann 

Et  VSnus  sut  occuper  leur  oeil 
Pour  que  Diane  en  secret,  püt  passer  , . . 

{H  brandit  un  gigot) 
son  chevreuill 

Die  weitere  EDtwicklung:  Cyrano  teilt  Christian  mit;  wie  oft  er 
Roxane  geschrieben,  letzterer  ahnt  Bchliesslich,  dass  Cyrano  die  schöne 
Preziöse  selbst  liebt  nnd  sucht;  da  Roxane  ihn  nnn  nicht  mehr  seiner 
Schönheit  sondern  seines  Geistes  willen  liebt,  den  Tod,  der  Cyrano 
das  Geständnis  seiner  Liebe  anmöglich  macht ;  der  todesmutige  Angriff 
unseres  Helden,  inmitten  des  Kugelregens  das  Lied  der  Gascogner 
Kadetten  auf  den  Lippen:  das  alles  ist  so  reich  an  ergreifenden  Zügen, 
dass  ich  das  Urteil  Erich  Schmidts,  das  Drama  bewege  sich  in  ab- 
steigender Linie,  nicht  ohne  weiteres  anerkennen  möchte.  Trotzdem 
mttssen  wir  zugeben,  dass  hier  und  da  die  dramatische  Bewegung  er- 
lahmt. Die  Vorliebe  Rostands  für  Massenszenen,  die  in  pointierter  Rede 
und  Gegenrede  der  verschiedensten  Personen  seine  virtuose  Beherrschung 
der  Sprache  am  glänzendsten  hervortreten  lassen,  und  die  wir  wieder- 
holt in  der  Princesse  lointaine  und  in  der  Samaritaine  nachgewiesen 
hatten,  ist  ihm  hier  zum  Verhängnis  geworden;  denn  die  Lagerszenen 
sind  —  bei  aller  Schönheit  im  einzelnen  —  zu  breit  angelegt.  Nicht  als 
ob  darum  das,  was  für  die  Haupthandlung  am  wichtigsten  ist,  zu  kurs 
käme.  Der  Held,  der  dem  Freunde  die  Treue  wahrt  auch  über  das 
Grab  hinaus,  weil  Christians  Herzblut  den  letzten  Brief  gefärbt  hat, 
den  Cyrauos  erste  Träne  genetzt  hatte,  erhebt  sich  in  diesem  Akte 
zur  stolzen  Höhe  ritterlicher  Vollendung.  Als  ihm  Roxane  auf  Christians 
Betreiben  selbst  bestätigt,  dass  sie  den  inneren  Wert  ihres  Geliebten 
erkannt  hat  und  ihn  lieben  würde,  selbst  wenn  er  hässlich  wäre, 
hässlich  wie  Cyrano  selbst,  als  Cyrano  mit  bebender  Stimme  das  Ge- 
ständnis seiner  treu  gewahrten  Liebe  ablegen  will,  meldet  ihm  le  Bret, 
dass  Christian  als  erster  vor  dem  Feinde  gefallen  sei.  Des  Toten 
stummer  Mund  schliesst  auch  seine  Lippen.  Kein  bängliches  Zaudern 
und  Schwanken  wie  in  der  Princesse  lointaine^  wo  Bertrand  schliesslich 
den  todeswunden  Freund  verrät,  mit  aller  Energie  reisst  sich  Cyrano 
zusammen:  honos  tantummodo  servandumst  — 
Cestfini\ 

Mit  der  edelsten  Lüge  beseligt  er  den  sterbenden  Freund: 
J^ai  iout  dit.    Cest  toi  qu'elle  aime  encorl 

Fünfzehn  Jahre  später  spielt  der  letzte  Akt.  Roxane  lebt  im 
Kloster  der  Damen  de  la  Croiz  und  allwöchentlieh  erstattet  ihr  treuer 
Vetter  Bericht  von  dem,  was  draussen  in  der  Welt  vorgeht.  Es  ist 
ein  wehmütiger  Ton,  der  sich  durch  den  letzten  Akt  zieht;  so  recht 
dem  Herbsttage  angepasst,    der   die   ersten   fahlen  Blätter  zur  Erde 


BottandStadien  239 

fallen  lässt.  Was  einst  Cyrano  an  Rahm  und  Ehre,  Lnst  nnd  Liebe 
ertränmte,  hat  das  neidische  Schicksal  ihm  geraubt;  Armut  und  Sorge 
yerdflstem  sein  Leben,  ja  selbst  ein  Tod  auf  dem  Felde  der  Ehre,  das 
Beharfe  Wort  noch  auf  den  Lippen  und  die  scharfe  Schneide  des  Schwertes 
im  Herzen,  blieb  ihm  versagt.  Und  doch  geht  er  als  Held  von  hinnen. 
Stolz  das  Haupt  erhoben,  die  treue  Klinge  in  der  Hand,  im  Todeswahn 
noch  gegen  Lug  und  Trug,  Freiheit  und  Torheit  streitend,  ereilt  ihn 
der  Tod.  So  f&Ilt  der  Ritter  ohne  Furcht  und  Tadel,  der  seinen  Schild 
in  seinem  ganzen  Leben  rein  und  blank  gewahrt  hat.  — 

Der  lange  Zeitraum,  der  die  beiden  letzten  Akte  trennt,  legt  von 
Tornherein  den  Gedanken  nahe,  dass  der  rtthrselige  Schluss  nicht 
mit  Notwendigkeit  aus  dem  Stttck  herauswächst.  Zudem  bedingt  er 
gewisse  UnWahrscheinlichkeiten,  die  zu  auffällig  sind,  als  dass  sie  der 
Kritik  entgangen  wären.  Roxanens  unbegreifliche  Kurzsichtigkeit,  die 
ihr  vierzehn  volle  Jahre  die  Wahrheit  vorenthält,  Cyranos  ins  Masslose 
gesteigerter  Edelsinn  fallen  bei  aufmerksamer  Lekttlre  unangenehm 
auf.  Im  Theater  freilich  hilft  auch  hier  die  glänzende  Diktion  und 
das  zum  Schluss  durchbrechende  wahre  Heldentum  des  Gascogners  über 
diese  Schwächen  hinweg.  Die  harmlosen  Klatschereien  der  Nönnchen 
lassen  so  wenig  wie  de  Guiches  wehmütige  Worte  das  Interesse  erlahmen. 
Letzterem  hat  es  zwar  an  äusseren  Erfolgen  nicht  gefehlt,  aber 
wenn  er  nun  als  Duc  de  Grammont  das  Fazit  seines  Erdenwallens 
zieht,  dann  möchte  er  Cyrano  beneiden. 

—  Ie8  manieaux  de  duc  tratnent  dans  leur  fourrure^ 
Pendant  que  des  grandeurs  on  monte  les  degris^ 
ün  bruit  dHllusionB  siches  et  de  regretSy 
Commej  quand  vous  montez  Imtement  vers  ces  partes, 
Votre  robe  de  deuil  tratne  des  feuilles  mortes. 

Wie  schon  dieser  feine  Vergleich  die  sprachliche  Virtuosität  Rostands 
hervortreten  lässt,  so  in  ganz  besonderem  Masse  die  eigentliche 
—  letzte  —  Gazette  de  Cyrano.  Zum  ersten  Male  kommt  er  zu  spät, 
ein  ungebetener  Gast  hat  ihn  gestört  (so  grausam  spielt  er  mit  dem 
Tode),  in  einer  Stunde  soll  er  wieder  vorsprechen.  „Ach  er  mag 
warten^,  ruft  ahnungslos  Roxane,  „vor  Abend  kommt  Ihr  nicht  fort.^ 
Wie  wirkt  da  die  Erwiderung: 

Peut'itre  un  peu  plus  tot  faudra-t-il  que  je  parte. 

Welche  Poesie  liegt]  in  den  Versen,  mit  denen  Cyrano  den  fahlen 
windverwehten  Blättern  nachsieht,  die  wie  bald  ttber  seinem  Grabe 
mhend  alle  seine  Hoffnungen  sanft  zudecken  werden. 

Cyrano. 
Les  feuiUesl 


240  Badolf  KieasmaDn 

Roxane. 
Elles  sont  d'un  bland  vfniiien. 
Regardez  les  iofnber. 

Cyrano. 
Comme  elles  tombent  bien\ 
Dans  ce  trajet  si  court  de  la  branche  d  la  terre^ 
Comme  elles  savent  mettre  une  beauti  demiire, 
Et  malgri  leur  terreur  de  pourrir  sur  le  sol, 
Veulent  que  cette  chuie  ait  la  grdce  d'un  voll 
Nun  beginnt  er   seinen   witzigen  Wochenbericht,  doch  ehe  er  zu 
Ende  ist,  verlangt  er  jenen  letzten  Brief  zn  lesen,  der  nun  zu  seinem 
eigenen  Scheidegrass  an  Roxane  wird.    Jetzt  kommt  alles  au  den  Tag, 
auch  Cyranos  Verwundung  aus  dem  Hinterhalt.    Getreu  dem  „toujours 
la  pointe,  le  moi^  unterbricht  er  die  erschütterte  Roxane: 
Cest  vrai\  je  n'avais  pas  termine  ma  gazette: 
.  .  ,  Et  samedi^  vingt-six,  une  heure  avant  dtni^ 
Monsieur  de  Bergerac  est  mort  assassini. 
Von  seinem  alten  Freunde,  dem  guten  Mond,    ein  letztes  Mal  ge- 
grttsst  erwartet  er  den  niemals  gern  gesehenen  Gast  —  den  Tod. 
Pas  lä\  non\  pas  dans  ce  fatUeuill 

—  Ne  me  soutenez  pasl  —  Personnel 

Bien  que  Varbrel 
Elle  vient.    Je  me  sens  dijä  botti  de  marbre^ 

—  Oanti  de  plombl 

(II  se  raidit) 
Oh\  mais\ .  . .  puisqu'elle  est  en  chemin, 
Je  Vattendrai  debout^ 

{II  tire  Vipie) 
et  Vipie  ä  la  mainl 
Wie  in  der  Princesse  lointaine  so  hat  hier  Rostand   einen  Heldeu 
der  Entsagung  gezeichnet: 

Ouiy  ma  vie 
Cefut  d'itre  celui  qui  souffle,  et  qu^on  oublie. 
Das  Lorbeerreis  des  Ruhmes,   die  Rosenknospe  der  Liebe  blieben 
ihm  versagt.    Molifere    und  Christian  hat    er  inspiriert;    es  ist  ]{t  nur 
in  der  Ordnung  so: 

Moliire  a  du  ginie  et  Christian  itait  beaul 
Und  dennoch! 

Wenn  wir  Cyrano,  jenen  vollendeten  romantischen  Schwärmer,  jenen 
veredelten  Percinet  der  Bomanesques,  mit  Joffroy  Rudel  vergleichcD, 
welcher  Fortschritt  in  der  Auffassung  des  Helden  selbst.    Ich  rede  hier 


ftostand-Stndien  24l 

nicht  von  der  lebendigen  Handlung  and  ihrem  dramatischen  AufbaO; 
von  der  faszinierenden  Schönheit  einer  Sprache,  der  alle  Töne  znr 
Verfttgnng  stehen^  sondern  von  der  Gestaltnng  des  Helden.  Die  mttde 
schicksalsergebene  Resignation  des  Tronbadoor  hat  hier  der  stolzen 
Entsagung  des  Ehrenmannes  Raum  gegeben,  der  in  allen  Dingen  seinem 
scharfen  Kopf  nnd  seinem  schneidigen  Sehwerte  vertraut,  der  in  seinem 
stolzen  Freiheitsdrange  nicht  um  den  Beifall  einfluBsreicher  Herren 
buhlt  und  mannhaft  auf  schöner  Frauen  Liebe  zu  verzichten  weiss.  Und 
dennoch!  Eins  nimmt  er  fleckenlos  zum  Trotz  dem  ganzen  niedrigen 
Geschick  mit  gen  Himmel:  sein  Wappenschild.  — 

Denken  wir  fllr  einen  Augenblick  an  die  Handlung  des  armen 
Kindes  von  Rom,  an  das  von  der  Romantik  umwobene  Schicksal 
des  Herzogs  von  Reichstadt,  so  möchten  wir  fast  an  eine  Trilogie 
der  Entsagung  denken,  die  in  der  Princesse  lointaine^  in  Cyrano  de 
Bergerae  und  im  Aiglan  ergreifend  zu  uns  spricht.  Um  Frauen- 
liebe, um  Mannesruhm,  um  Herrscherwttrde  wird  hier  gelebt,  ge- 
strebt und  gelitten,  bis  der  allbezwingende  Tod  des  Helden  Erden- 
wallen  endet. 

Entbehren  sollst  Du,  sollst  entbehren  — 
der  gleiche  wehmutsvolle  Schlussakkord  erklingt  an  der  Bahre  Jeff- 
reys, im  Finale  des  Cyrano   de  Bergerae  und  am  Sarge  des  Kindes 
von  Rom^ 

Es  braucht  wohl  nur  angedeutet  zu  werden,  wie  auch  die  Franen- 
gestalten  Rostands  gemeinsame  Zttge  aufweisen.  Freilich  ist  es  ein 
weiter  Weg  von  der  kleinen,  koketten,  schwärmerisch  veranlagten 
Sylvette  zur  M61issinde  und  Photine,  und  von  da  zur  preziösen  Rozane 
und  den  Frauengestalten  des  Aiglon,  aber  die  hervorstechenden  Eigen- 
schaften: Frauenschönheit  und  Grazie  in  Worten  und  Geberden,  echt 
weibliche  Gefallsucht  und  Hang  zu  romantischer  Schwärmerei  kehren  in 
allen  wieder. 

Auch  die  Gestalt  des  Freundes  zeigt  innere  Verwandtschaft:  der 
schöne  und  edelmütige  Bertrand  erinnert  an  den  httbschen  Jungen, 
ien  Christian  de  Neuvillette,  der,  als  er  die  Täuschung,  in  der  er  be- 
fangen war,  erfährt,  den  Tod  auf  grüner  Heide  sucht 

L'Aiglon. 

Wenn  jemals  eine  unbefangene  Kritik  schwierig  ist,  dann  ist  es 
^^1*  Fall  bei  der  Beurteilung  der  Schöpfung  eines  Künstlers,  die  einem 
^^erkannten  Meisterwerke   zeitlich   folgte.    Eine  gerechte,  Licht  und 

1)  Ist  dies  Zufall?  Wamm  hat  Bestand  nicht  den  grossen  Napoleon  zum 
^^Iden  erkoren  und  nur  den  schwachen  Sohn  des  machtvollen  Vaters? 

^oaulMlM  Fonehung«]!  ZXV.  16 


242  Radolf  Kiessmann 

Schatten  zutreffend  verteilende  Betrachtung  scheint  znnächst  unmOglicb 
zn  sein.  Wir  messen  das  neue  Werk  an  dem  alten,  wir  nehmen  ent- 
weder von  vornherein  an,  dass  der  Kttnstler  auf  der  Bahn  zur  Vollen- 
dnng  weiter  fortgeschritten  sein  müsse,  nnd  sind  damit  voreingenommen 
und  leicht  enttäuscht:  oder  wir  stellen  eine  Weiterentwicklung  naeh 
dem  vielleicht  Überschätzten  „Meisterwerke^  überhaupt  in  Frage,  treten 
mit  vorgefasster  Abneigung  an  die  neue  SchOpfung  heran  und  verlassen 
auch  so  den  Boden  objektiver  Beurteilung. 

Nach  dem  unbestrittenen  Erfolge  seines  Cyrano  de  Bergerac  musste 
Rostand  mit  dem  Aiglon  einen  besonders  schweren  Stand  vor  den  Äugender 
Kritik  haben.  Für  viele  gab  es  nach  Cyrano  überhaupt  keine  Entwicklung 
auf  dem  Gebiete  des  romantischen  Dramas:  dies  Stück  bedeutete  ihnen 
den  Höhepunkt  dieser  Literaturgattung.  Andere  erhofften  von  dem  jugend- 
lichen Dichter  des  Ritters  mit  der  langen  Nase  eine  noch  grössere  Tat 
auf  dem  Gefilde  der  dramatischen  Dichtung.  Voller  Erwartung  sah 
das  gebildete  Frankreich  dem  15.  März  1900  entgegen^  an  dem  zom 
ersten  Male  der  junge  Adler  seine  schwachen  Schwingen  erheben 
sollte.  Dem  Dichter  ist  es  wie  seinem  Helden  nicht  gelungen^  dauen- 
den  Ruhm  an  seine  Fahnen  zu  heften.  Rostand  merkte  wohl^  was 
nach  der  fast  beispiellosen  Aufnahme  seines  Cyrano  für  ihn  auf  dem 
Spiele  stand.  Schon  lange  vor  der  Premiere  hatte  es  nicht  an  warnen- 
den Stimmen  besonnener  Kritiker  gefehlt;  die  den  Dichter  vor  jeder  Über- 
eilung und  grausamen  Enttäuschung  bewahren  wollten.  Mehr  als  zwei 
Jahre  waren  seit  der  denkwürdigen  Aufführung  des  Cyrano  vergangen, 
als  das  neue  Werk  auf  das  sorgfältigste  vorbereitet  über  die 
Bretter  ging. 

Wohl  jubelte,  hingerissen  vom  Wohllaut  derVerse,  gefesselt  durch 
eine  Handlung,  die  an  Frankreichs  grösste  Zeit  erinnerte,  die  viel- 
köpfige Menge  dem  Stücke  zu,  aber  daneben  erhob  sich  der  Wider- 
spruch der  Kritik,  die  im  Aiglon  einen  Rückschritt  gegenüber  Cyrano  de 
Bergerac  sah^.  Es  kann  nicht  Wunder  nehmen,  dass  ein  solcher  Ver- 
gleich zu  Ungunsten  der  jüngsten  Schöpfung  Rostands  auffallen  musste. 
Rostand  hatte  die  Eigenart  seines  dichterischen  Genius  in  Cyrano  de 
Bergerac  in  einer  inhaltlich  wie  formell  so  vollendeten  Weise  offenbart 
dass  ein  darüber  hinaus  auf  diesem  Pfade  kaum  denkbar  erschien. 
Aber  wenn  auch  am  Meisterwerke  gemessen  L' Aiglon  als  weniger 
wertvoll  angesehen  werden  muss,  so  darf  uns  diese  Tatsache  nicht 
den  klaren  Blick  trüben  für  die  vielen  Schönheiten,  die  auch  diesem 
Stücke  einen  ehrenvollen  Platz  in  der  zeitgenösischen  französischen 
Literatur  sichern. 

Es  war  trotz  alledem  derselbe  Rostand,  der  Cyrano  unsterblidi 

1)  Vgl.  darüber  Langer  a.  a.  0.  S.  41ff. 


RoBUnd-Stadien  243 

;emacht  hatte,  und  der  hier,  um  den  Worten  der  Widmnng  zu  folgen, 
.nichts  anderes  als  die  Geschichte  eines  armen  Kindes"  darstellen 
FoUte.  Er  widmete  das  Werk  seinem  Sohne  Maarice  nnd  dem  Andenken 
eines  heldenmütigen  Urgrossvaters,  des  Grafen  Gärard,  des  Marschalls 
on  Frankreich  ^  Schon  Erich  Schmidt  hatte  am  Schlnss  seiner  Be- 
iprechnng  des  Cyrano  de  Bergerac  gefragt,  ob  dieser  Stoff  für  einen 
Mchter  wie  Bestand  geeignet  sei,  aber  wenn  wir,  dem  Gange  der 
landlnng  folgend,  nachweisen  werden,  wie  sich  in  der  Wahl  der  be- 
i&ndelten  Motive  nnd  in  ihrer  formellen  Gestaltung  der  Dichter  der 
Romanesques,  der  Princesae  lointaine,  des  Cyrano  de  Bergerac  nicht  ver- 
eugnet,  dann  werden  wir  vielleicht  die  geheimen  Stimmungen  unseres 
Richters  erraten  können,  die  ihm  gerade  die  Tragödie  des  Kindes 
ron  Bom  so  sympathisch  machten. 

Eingehende  szenische  Angaben  lassen  uns  ersehen,  wie  sehr  es 
Dtostand  am  Herzen  liegt,  dass  das  Stttck  auch  bis  ins  kleinste  so, 
i?ie  es  ihm  vorschwebt,  zur  Aufführung  gelangt.  Der  Salon  der  Villa 
1er  Marie-Louise,  die  Möbel,  Beleuchtungskörper,  Nippes,  die  Situation 
im  Augenblick,  wo  der  Vorhang  aufgeht:  dies  alles  ist  hier  wie  in 
jedem  Akt  des  Aiglcn  und  wie  auch  sonst  bei  Bestand  detailliert  be- 
schrieben. Dies  ist  keineswegs  belanglos.  Bestand  kennt  das  Theater 
and  seine  Bedürfnisse.  Er  schreibt  Stttcke,  die  aufgeführt  werden 
und  nicht  nur  Bnchdramen  bleiben  sollen.  Seine  hervorragende  Bean- 
lagung  für  malerische  Gruppierung,  für  plastische,  gefällige,  für  das 
Auge  ansprechende  Szenen  offenbart  sich  auch  darin. 

In  Baden  bei  Wien,  umgeben  von  den  Damen  ihres  Hofes,  lebt 
leichten  Sinnes  und  nichtigen  Dingen  zugewandt  Marie-Luise,  die  Witwe 
des  grossen  Korsen.  Voller  Bührung,  den  Personen  entgegen  zu  treten, 
die  allein  noch  die  Familie  des  grossen  Napolöon  repräsentieren,  naht 
sieh  Thöröse  de  Lorget,  die  als  Vorleserin  eine  Stellung  am  Hofe 
erhalten  hat.  Es  ist  ein  anderer  Geist  jedoch,  der  hier  herrscht. 
Marie-Luise  beklagt  den  General  Neipperg  und  findet  kein  Wort  für 
den  General  Bonaparte.  In  Baden  will  sie  sich  zerstreuen.  An  Ver- 
g;nügungen  fehlt  es  nicht,  auch  diesen  Abend  lockt  ein  glänzen- 
der Ball.  Als  nun  in  immer  wachsender  Bestürzung  Th6r6se  nach  dem 
Herzog  von  Reichstadt  fragt,  da  findet  die  Mutter  des  Sprosses  eines 
Napolöon  nur  die  bedeutungslosen  Worte 

Sa  saniS 
Est  banne.    H  totisse  un  peu  ...   Maü  Vair  est  si  suave 
Ä  Baden\ . , .  On  jeune  hommel    11  tauche  ä  Vheure  grave: 


1)  Dieser,  ein  Grosavater  der  Gemahlin  des  Dichters,  kämpfte  bei  Austerlitz 
und  Jena,  bei  Wagram  und  an  der  Moskwa  und  zeignete  sich  in  den  Schlachten 
bei  La  Bothiöre  und  Montereau  durch  seine  Tapferkeit  aus. 

16» 


244  Radolf  KieBsmann 

LeB  dümts  dam  le  mondel  —  Et  quand  je  pense,  6  eiell 
Que  le  voilä  dijä  lietUenant-colonell 

Mais  croiriez'vous  —  pour  mai  c*est  un  chagrin  inarmeX  — 
Que  je  n'ai  jamais  pu  le  voir  en  unifamie] . . . 
Eine  Schmetterlingssammlang  hat  sie  ihm  kommen  lassen,  yielleicht 
dass  er  sieh  dafttr  interessieren  könnte: 

Marie-Louise,  sonpirant,  an  doetear. 
S^il  s'arraehait  ä  sea  tristeaees  solitairee 
Pour  B^oceuper  un  peu  de  vos ... 

Le  doetear. 

Upidaptirea 

Freondlieh  begrüsst  sie  den  allmächtigen  Minister  Mettemiehf  den 
sie  bereitwilligst  ihren  Salon  überlässt^  in  dem  er  mit  FrMöric  de 
Gentz  nnd  nachher  mit  dem  französischen  Attache  konferiert. 

Aas  den  Reden  dieser  Männer  ersehen  wir,  wie  der  Sohn  Napol^ns 
aufwächst:  einer  Pappe  gleich,  die  man  am  Faden  zieht.  So  wird  der 
phantastische  Plan  des  Herzogs  vonOtranto,  ihn  zum  zweiten  Kapol^on 
za  machen,  nie  za  Ziele  führen,  ja  auch  die  Besorgnis  des  Attache 

On  craint  que  malgri  vom  Pespoir  du  duc  tfiveille 
ist  nichtig;  denn  Mettemich  lässt  ihn  von  den  Ereignissen,  die  ganz 
Frankreich  darchzittem,  nur  soviel  erfahren  als  er  ftlr  gut  befindet 
Dass  man  dort  die  alte  Trikolore  wieder  angenommen  hat,  weiss  er 
noch  nicht.  Gerade  hier  in  Baden  ist  nichts  za  befürchten,  hat  doch  seine 
Matter  das  lebhafteste  Interesse  daran,  dass  ihre  Rahe  nicht  gestört 
werde. 

I'Attachö. 
Ce  ealme  et  peut-Ure  une  embuchel 
Elle  ne  doit  penser  qu'ä  Paiglonl .  . . 
(La  porte  des  appartements  de  Marie-Luise  s'ouvre.) 

Marie-Luise, 
entrant  en  coup  de  vent,  ayec  un  cri  de  d6sespoir 

Ma  perruchel 
Sahen  wir  oben  bereits  Rostands  alte  Vorliebe  fttr  seltene  Reime, 
hörten  wir  soeben,  wie  er  in  wirksamster  Weise  einen  Szenenschloss 
vorbereitet,  so  entwickelt  er  in  den  folgenden  Szenen,  in  denen  eine 
bunte  Hofgesellschaft  sich  auf  der  Btihne  drängt,  seine  virtuose  Be- 
herrschung der  Sprache  und  der  Verstechnik.  Fttr  den  Fortgang  der 
Handlung  interessieren  die  kleinen,  zwanglos  eingestreuten  Bemer- 
kungen: ein  neues,  veilchenduftendes  Parfttm^  das  man  Gentz  verehrt, 
trägt  die  von  Mettemich  schleunigst  entfernte  Aufschrift  j^Eau  du  due 


RosUnd-StndieD  245 

de  Beiehsiadi^,   alle  Pariser  entnehmen  ihren  Spielplan  der  GeBchichte 
des  groMen  Kaisers  K 

Sandor^  pinei. 
Une  model 

BombelleS;  dödaigneox. 
Vne  model 

Oentz. 
Une  mode,  je  pense^ 
QufoH  verra  revenir  de  temps  en  temps  en  France. 

Une  dame .. . 
On  veut  faire  rentrtr  lee  cendresl 

Metternieh;  see. 

Le  pMnix 
Peui  en  renaUre^  —  maie  pae  VaigleX 

Tibnroe. 

Quel  grand  X 
Que  Favenir  de  cette  France\ 

„Modesaebe^,  ein  bequemer  Name  ftlr  den  unvergänglichen  Rahm, 
entgegnet  Th£r6se. 

Metternieh. 
Tant  gut  Con  ne  criera  d'aiUeurs  qu*ä  POdion, 
Je  erois  quHl  n'y  a  pas . , . 

Un  grand  cri,  an  dehors. 

Vive  NapoUcnX 
—  Allgemeine  Bestürzung.  Zwei  Österreichische  Soldaten  sollen 
den  Ruf  ausgestossen  haben.  Ganz  aufgeregt  erscheint  Marie-Luise, 
doch  Metternieh  klärt  die  Sache  auf:  beide  Soldaten  haben  den  jungen 
Herzog  von  Reichstadt,  der  schneidig  hoch  zu  Ross  ein  Hindernis  ge- 
nommen hat,  mit  diesem,  ihnen  vertrauten  Rufe  begrttsst. 

Marie  Louise  hat  sich  von  ihrem  Schrecken  erholt.  Die  neue  Vor- 
leserin soll  eine  Probe  ihrer  Kunst  ablegen,  aber  die  Stellen  aus  Andro- 
mague,  die  sie  aufs  Geratewohl  aussucht,  obgleich 

Le  livre  8*ouvre  seul  aux  femUets  souvent  lue, 
enthalten  so  eigenartige  Anklänge  an  das  Los  des  armen  Kindes  eines 
grossen  Vaters,  dass  sie  auf  den  Wunsch  seiner  Mutter  ein  Stttck  aus 
den  MidiiaUanB  vorträgt: 

1)  Vgl.  dazu  Langer  a.  a.  0.  S.  37  Anm.  nach  JohnGrand-Carteret, 
L'Aiglon  en  Images  et  dana  la  fiction  po^tiqne  et  dramatique,  wo  sich  eine 
TollstSndige  Liste  der  Stfieke,    die  den  KOnig  von  Rom  behandeln,  findet 


246 

JanuM  Ae$  $^apkin$  le$  ehanis  mäodieux 

D$  plu$  divins  aeeards  fCavaiewt  ravi  Us  cteux: 

dmragt^  mfani  diehu  d^une  rae$  dinne  • .  • 

Le  Dne. 
Je  demande  pardan,  ma  mire,  ä  Lamartine, 
Im  Beitkostttm,  die  Peitsche  in  der  Hand,  eebr  fein  gekleidet,  eine 
Blnme  im  Knopfloch,  mit  bleichem  Antlitx  erscheint  Napoleons  Sohn. 
Die  kleinen  Kinder  klettern  anf  seine  Kniee,  man  bewandert  aeineii 
Kragen,  seine  Beitpeitscbe,  seine  Handsehnhe,  seine  Weste,  die  Art,  wie 
er  die  Blnme  trägt:  das  ist  zn  yiel  Ar  Thärtee,  die  ein  anderes  Wieder- 
sehn mit  dem  letzten  Napolten  ertrinmt  hatte,  und  sie  bricht  in  lautes 
Schluchzen  aus.  — 

Im  folgenden  fehlt  es  nicht  an  feinen  Zügen,  die  uns  die  eigen- 
artig sensible  Natur  des  jungen  Herzogs  enthttUen:  So,  wie  er  der  drei- 
farbigen Kokarde  am  Hut  des  Attache  den  Vorzug  gibt  vor  der  weissen 
der  Bourbonen,  wie  er  nachdenklich  einen  großen  schwarzen  Schmetter- 
ling betrachtet  und  die  Nadel,  die  ihn  getötet  hat  Als  Gentz»  der 
skrupellose  Lebemann,  dessen  Taschen  stSndig  mit  Konfekt  und  Parfnm- 
flacons  geflillt  sind,  ihm  offenbart,  dass  man  seine  junge  Seele,  die  sieh 
nach  einem  Fluge  sehnt,  einzuschlftfem  suche  in  dieser  stickigen  Hof- 
luft, sie  zu  toten  strebe  wie  auch  sein  eigenes  besseres  Selbst  allmfthlich 
erstorben  sei,  da  erklärt  der  Herzog  ihm  flammenden  Auges,  dass  der 
ewige  Vorwurf  verscherzter  Jugend  Gentz  noch  toten  werde.  Erbleichend 
erwidert  letzterer 

Ceet  vrai  que  ma  jetmeese,  en  mai^  live  un  paignardl 
. .  •  Ak\  je  ne  mfHais  pa$  trampi  sur  ee  regard: 
Ceti  celui  de  juelqu'tm  gm  s^exerce  d  FEmpirel 

Le  Duc 
Monsieur^  Je  ne  eaie  pas  ee  que  vaus  voulez  dire. 

Mettemich  wlbnt  den  Herzog  in  seiner  Hand  zu  halten,  aber 
dieser  hat  die  Trinen  Tb^rfeses  wohl  yerstanden  und  nicht  ohne  Gnind 
reitet  er  mit  Vorliebe  nach  Sainte-Höltee,  einem  Felsen  im  Garten  dei 
englischen  Gesandten. 

Seine  Mutter  freilich  versteht  sein  Sinnen  und  Sehnen  nicht.  Sie 
glaubt,  ein  vorztlgliches  Komplott  ins  Werk  gesetzt  zu  haben,  indem 
sie  fttr  sich  und  fllr  ihn  insgeheim  Pariser  Schneider  hat  kommen 
lassen.  In  einer  Szene,  die  im  Inhalt  und  in  der  Form  an  die  An- 
preisungen Squarciaflcos  in  der  Princesse  lointaine  erinnert,  und  die 
Bestand  Volubilität  und  reichen  Wortschatz  in  gleicher  Weise  zeigte 
empfiehlt  man  die  Nouveautie  de  Paria.  Ein  kleiner  grttner  Frack,  afl 
den  Passen  des  Schosses  rote  Litzen,  der  die  weiße  Weste  sehen  VMj 


Ro8t«nd-Stadien  247 

dazu  kurze  weiße  Beinkleider^  auf  den  Knöpfen  kleine  Adler  ein- 
grayiert:  das  wSre  das  einzige  Kostttm,  das  dem  Herzog  zusagen 
könnte.  Non  weiht  ihn  der  Schneider  in  sein  Geheimnis  ein  (man 
vergleiche  die  Parallele  mit  der  Princesse  lointaine):  die  essayeuse^  die 
seiner  Motter  ihre  Master  anpreist,  ist  niemand  anders  als  die  Grftfin 
Camerata,  eine  Bonaparte,  die  ihm  znr  Flocht  verhelfen  will.  Er  selbst, 
ein  fttr  das  Ideale  begeisterter  Schwärmeri  will  ihm  dienen: 
Ma  vie  et  mon  poignard^  Altesse,  sont  ä  vous. 

Der  Herzog  versteht  das  Sehnen  der  französischen  Jagend  wohl. 
Einem  verpflanzten  Baume  gleich,  der  unbewußt  die  Liebe  zum  heimat- 
lichen Wald  mit  hinwegnimmt  und  leidet,  wenn  seine  Brttder  leiden, 
00  empfindet  er  in  seiner  Brust  das  Weh,  an  dem  —  fem  von  ihm  — 
Jung-Frankreich  krankt.  Aber  wenn  auch  selbst  die  Komtesse  sich 
ihm  weiht,  bereit,  alles  zu  wagen,  so  weist  er  doch  schwankenden 
Sinnes  das  Anerbieten  zurttck.  In  den  Worten  des  jungen  Schwärmers 
erklingt  ihm  nur  die  Stimme  der  Mode  und  der  dichterischen  Be- 
geisterung im  Zeitalter  der  aufblühenden  ronaantischen  Schule,  im 
feurigen  Blick  der  Komtesse  erstrahlt  ihm  nur  das  Flammenauge  der 
Napoleoniden:  Die  werbende  Stimme  Frankreichs  hat  er  noch  nicht 
vernommen. 

Pour  itre  empereur^  je  ne  me  sens  pas  priU 

Auch  den  eindringlichen  Vorstellungen  gegenttber  erklärt  er,  dass 
seine  Stirn  noch  nicht  reif  sei,  die  Krone  zu  tragen. 

Un  an  de  rh>e  obeeur 
De  travail .  •  • 

trois  Cents  nuüs  d'insomnie 

sollen  ihn  seiner  Bestimmung  entgegenreifen  lassen.  Die  beiden  Ge- 
treuen ersparen  ihm  herbe  Vorwürfe  nicht,  glaubt  man  doch  in 
Frankreich,  dass  er  nicht  einmal  die  Geschichte  semes  Vaters  hin- 
länglich kenne.  Da  setzt  er,  als  sein  Erzieher  Dietrichstein  in  Be- 
gleitung des  Baron  d'Obenaus  erscheint,  um  ihm  Geschichtsunterricht 
zu  erteilen,  in  einer  wunderbar  packenden  Szene  der  historischen  Unter- 
weisung ad  usum  delphini  die  lebensprühende  Darstellung  der  Sieges- 
Züge  seines  Vaters  entgegen  bis  zur  Schlacht  bei  Austerlitz. 

Uarmie  est  une  mer;  ü  attend  le  soleil; 

11  le  voit  $e  lever  du  haut  d'un  promantoire; 

Ety  d'un  sourire^  il  met  ce  soleil  dans  VHistoireX 

Fortgerissen  von  der  Begeisterung,  die  ihren  jungen  Herrn  er- 
griffen hat,  lauschen  seine  beiden  Getreuen,  bis  sie  der  bestürzte 
Dietrichstein  endlich  aus  dem  Zimmer  weist.  Schweissgebadet,  von 
HustenanfäUen  unterbrochen  scbliesst  der  Herzog . . .  Woher  kam  ihm 


248  Rudolf  KieBsmann 

solch  Beltsame  Kunde?  Seine  Matter  mass  hier  eingreifen,  ehe  Mettemich 
Kenntnis  erhält.  — 

Die  Nacht  ist  hereingebrochen.  In  glänzender  Balltoilette  naht 
Marie-Luise.  Der  Herzog  blickt  durch  das  Fenster  in  die  Dämmemiig 
hinaus.  In  wundersamen  Versen  preist  er  die  friedliche  Schönheit  der 
abendlichen  Natur.  Hier  erklingt  die  alte  Weise  wieder,  die  in  der 
Princesse  lointaine  und  im  Cyrano  de  Bergerac  von  Bostands  tiefem 
Naturgeftthl  beredtes  Zeugnis  ablegte,  und  die  am  reinsten  yielleicht 
in  jener  klassischen  Balkonszene  ertönte. 

Ma  mire^  regardezl 
Vheure  est  belle  de  ealme  et  d'oiseaux  attardis, 
Oh\  comme  avec  douceur  le  soir  perd  sa  dotn^rel 
Lee  arbres .   . 


Reapirezy 
Ma  mire,  ce  parßtml   Tons  les  bois  $ont  entrSs, 
Avec  lui^  dam  la  chambre  . . . 


Chaque  bouffie  apporte  une  branche,  et  prodige 
Bien  plus  beau  que  celui  dont  Macbeth  s^effaraity 
Ce  n'est  plus  seulement^  ma  mire,  la  farit 
Qui  marche,  la  forit  qui  tnarche  comme  follei 
Ce  parfum  dans  le  soir,  c'est  la  forit  qui  vole. 
Zum  ersten  Male  erkennt  seine  Mutter,   dass  er  die  Reize  der 
Natur,  die  Harmonie   der  Töne  —   die  banale  Tanzweise  hat  viel- 
leicht, so  sagt  er,  auf  dem  Wege  durch   den  Wald   die  Seele  des 
Meisters  Beethoven  gefunden  —  mit  den  Augen  eines  Dichters  wahr- 
zunehmen  weiss.    Sie   sucht   ihn   auszusöhnen  mit  seinem  Geschick, 
aber  alle  Titel  und  Reichtttmer  rtthren  ihn  nicht,  unaufhörlich  sieht  et 
die  Initialen  seines*  Vaters,  das  schlichte  „N^  an  seinem  Thronsessel. 
Was  gilt  ihm  das  Blut  Karls  V.,  das  in  seinen  Adern  rollt!    Duc  de 
Reichstadt  soll  er  heissen,  und   doch  scheint  überall  Napoleons  Sohn 
hindurch.    Le  petit  Bonaparte  nennt  ihn  die  Menge  auf  dem  Pratw? 
Je  suis  son  filsl  rien  que  sonßlsl 
Sich  aufbäumend  gegen  das  widrige  Geschick,  das  ihn  umgibt, 
packt  er  seine  Mutter  an  den  Handgelenken  und  schttttelt  sie,  da  er- 
wacht er  aus  seinem  Taumel  und  zärtlich  verabschiedet  er  sich  von  ihr^ 
Er  selbst  will  arbeiten.    Gentz  ftlhrt  ihm  Fanny  Elssler,  die  graziöse 
Tänzerin  zu,  die  ihn  voller  Hingebung  umfängt,  dann,  als  Gentz,  ge- 
gangen ist,   legt  sie  die  Hand  auf  die  Locken  des  Herzogs  und  di^ 
schönen  Brauen  runzelnd,  um   sich  an  alle  die  schweren  Einzelheiten, 
zu  erinnern,  die  sie  ihrem   schönen  Köpfchen  hat  einprägen  mOssen, 


Rofttand-Studien  249 

beginnt  sie  die  geheimniBYolIe  Unterweisung  in  der  Geschichte  des  grossen 
Korsen.    Welch  reizendes  Bild! 

. . .  Alors^  pendant  qu$  Ney^  touU  la  nuity  marchait^ 
Les  gfniraux  Oazan . . . 

Le  Duo,  räpötant  passion^ment,  ponr  se  graver  ces  noms  dans  Tarne. 

Oazan  \ 

Fanny. 
Stechet . . . 

Le  Dac. 

Suchet  \ 
Fanny. 
.  . .  FaisaieiU  remplir,  par  leurs  canona,  ehague  itUervalle, 
Et  dis  le  petit  jour^  la  garde  imperiale . . . 
Le  rideau  tofnbe. 
Les  Alles  gut  poussent  nennt  Rostand  den  ersten  Akt,  und  dieser 
Gmndton  erklingt  in  dem  etwas  schweren  Aufbau  der  hier  behandelten 
Szenen.  ^Kein  fertiger  Mann,  kein  Held  tritt  uns  entgegen.  Zum  ersten 
Male  versucht  sich  Rostand  an  der  Entwicklung  seines  Menschen  zum 
Charakter^).     Rasse,    Milieu,    Moment   bestimmen    dem    Taineschen 
Podtiyismns  zufolge  auch  hier  den  Gang  des  Werdens.    Die  eben  ge- 
gebene Analyse  hat  gezeigt,  wie  sich  der  Sohn  Napoleons  und  der 
Marie-Luise  am  leichtsinnigen  Hofe  von  Wien  im  Zeitalter  der  Romantik 
entwickeln  musste.    Das  Erbe  seines  Vaters  mttsste  er  antreten,  die 
Aufgabe,  die  er  ihm  hinterlassen  hat,  musste  er  durchfuhren,  und  er 
fühlt   sich  zu  unfertig,   zu  schwach    dazu.     Man   wäre   geneigt,    an 
Hamlet  zu  denken  und  in  der  Tat  ist  die  Unentschlossenheit  angesichts 
der  Yom  Schicksal  auferlegten  zwingenden  Aufgaben,  die  jene  roman- 
tischen Helden  des  Sinnens  und  Sehnens  und  sich  Verzehrens  im  Banne 
bält,  etwas  auffallend  Gemeinsames.   Sarah  Bernhardt  aber  hat  Hamlet 
tmd  den  Herzog  von  Reichstadt  gern  gespielt. 

Ein  Jahr  ist  vergangen.     Im   Palast    von    Schönbrunn,    in  den 
Zimmern,    die  einst   sein  Vater  bewohnt   hat,   lebt   der  Herzog  von 
^ichstadt,  in  allem,  was  er  tut  und  treibt,  auf  das  Sorgfältigste  ttber- 
^aeht    Er  weiss  es  selbst,  doch  wie  sollte  er  es  hindern? 

L'Archiduchesse,  k  Dietrichstein. 
Le  duc  n'a-t'il  donc  pas  taute  sa  libertS? 

Dietrichstein. 
Oh\  le  prince  n'est  pas  prisonnier^  mais  . . . 


1)  Freilich  ist  der  Aiglon  des  letzten  Aktes  von  dem  des  ersten  nicht 
"^^  Tenchieden«  wenn  auch  Renö  Doumics  Urteil  ^Hesitant  au  premier  ade, 
^  prince  hMte  encore  au  einguibne^  nur  bedingt  richtig  ist. 


250  Radolf  KiesBmaim 

Le  Dnc. 

J^admire 
Ce  maifi!    Sentez-vous  totU  ce  que  ee  mais  vetä  dire? 
Mon  dieuy  je  ne  suis  pas  prisonnier^  mais . . .     Voilä. 
Mais . . .   Pas  prisonnier^  mais . . .   Ceat  le  terme,    (Test  la 
Formtde.    Prisonnier ...    Oh\  pas  une  secondel 
Mais ...  f7  y  a  toujours  autour  de  moi  du  mandel 
Prisannierl .  .  .  eroyez  bien  que  je  ne  le  suis  pasl 
Mais  . . .  s'il  me  plait  risquer,  au  fond  du  parc,  un  pas^ 
II  fleurit  tout  de  suite  un  oeil  saus  chague  feuille. 
Je  ne  suis  certes  pas  prisonnier^  mais  qufon  veuille 
Me  parier  privStnent,  sur  le  bois  de  Vhuis 
Pousse  ce  Champignon:  l'oreillel  —  Je  ne  suis 
Vraiment  pas  prisonnier^  mais  .  .  .  qu'd  cheval  je  sorte^ 
Je  sens  le  doux  honneur  d'une  invisible  escorte. 
Je  ne  suis  pas  le  moins  du  monde  prisonnierl 
Mais  ...  y^  suis  le  second  ä  lire  mon  courrier. 
Pas  prisonnier  du  tout\  mais . . .  chague  nuit  on  place 
A  ma  porte  un  laquaiSy  — 

(Montrant  an  grand  gaillard  grisonnant 
qoi  est  yena  reprendre  le  platean,  et 
trayerse  le  salon  poor  Temporter.) 

tenez,  celtU  qui  passei  — 
Moi,  le  duc  de  Reichstadt^  un  prisonnier 'i  . . .  jamaisX 
Un  prisonnierl...  Je  suis  un  pas-prisonnier-mais. 
Bei  aller  durch  die  gänzlich  verschiedenartige  Situation  bedingten 
Abweichung  im  einzelnen  möchte  ich  doch  auf  die  oben  erwähnten 
Tiraden  aus  den  Bomanesques  und  aus  Cyrano  zurückweisen.   Die  yer- 
schiedenen  Formen  einer  stilgerechten  Entftthrung,  die  mannigfache 
Möglichkeit,  eine  lange  Nase  zu  apostrophieren,  hier  das  wechselnde 

Bild  einer  Freiheit,  aber mit  Vorbehalt:  stets  wird  ein  Thema 

in  yielen  geistreichen  Variationen  geboten,  und  ein  guter  Schauspieler 
(und  nur  solche  setzt  Rostand  voraus)^)  wird  sich  bemühen,  die  ver- 
schiedenen Farbentöne  gut  gegeneinander  abzugrenzen.  — 

Seiner  Tante,  der  Archiduchesse,  gelingt  es,  dem  Herzog,  das 
Versprechen  abzuringen,  dass  er  nichts  unternehmen  wolle,  ohne  zuvor 
alles  bei  seinem  Vater  versucht  zu  haben.  Ihr  verdankt  er  die  Bück- 
kehr seines  Freundes  Prokesch,  dem  er  in  einer  iFÜr  sein  Charakterbild 
besonders  bedeutsamen  Szene  sein  Innerstes  erschliesst. 

1)  Diese  Rücksicht  auf  die  Schauspieler  wird  yielleicht  in  späteren  Stücken 
noch  deutlicher  werden.  Er  plant  »uite  pi^e  sur  les  artistes''  und  sagt  selbst: 
je  dedierai  mon  osuvre  aux  braves  gern  qui  ont  joui  mee  pikcee^  Ich  citiere  nach 
Langer  S.  47. 


Rostand-Stadien  251 

Voller  Verzweiflung  peinigt  er  sich  mit  dem  Gedanken,  die  Gräfin 
Camerata^   seine  treuste  Freundin  möchte   ihn  vergessen^  oder  man 
möchte   ihre  geheimen  Pläne   entdeckt  haben.     Warum  ist  er  auch 
damals,  im  yergangenen  Jahre,  nicht  geflohen!   Doch  nein: 
fai  bien  fait , .,  je  suis  plus  pritl 

Im   dunkeln  Salon  des  Laques^  dem  wirkungsvollen  Hintergrund 
seiner  weissen  österreichischen  Uniform,   verzehrt   er    sich  in  unge- 
stilltem Sehnen.    Wieder  weiss  Rostand   den  Dialog  durch  manche 
seharfe  Pointe  zu  beleben.    Prokesch  sieht  sich  im  Salon  um: 
La  Gloriette,  au  fond^  sur  le  ciü^  c*est  tris  beaul 

Le  Duc. 
Olli,  pendant  que  mon  coeur  de  gloire  sUnquiitej 
J'ai  ce  diminutif^)f  lä-bas:  la  OlorieUel 
Eine  wirksame  Stichomythie  wird  eingeflochten : 

Prokesch. 
Vom  avez  Und  le  parc  pour  monier  ä  eheval, 

Le  Duc. 
Le  parc  est  trop  petitl 

Prokesch. 

Vous  avez  tout  le  vall 

Le  Duc. 
Le  val  est  trop  petit  pour  que  Von  y  galopel 

Prokesch. 
Et  que  faut^il  donc  pour  galöper? 

Le  Duc. 

UEuropel 

Wie  bühnenwirksam  ist  die  Frage  des  Lakaien,  der  das  Pathos 
seines  jugendlichen  Herrn  jäh  unterbricht: 

quand  je  ferme  PliUarque, 

Quand  je  saute,  6  Cisar,  en  pleurant,  de  ta  barque, 
Quand  je  quitte  mon  pire,  Alexandre,  Annibal . . . 

Un  Laquais,  paraissant  k  une  porte  de  gauche. 
Quel  habit  Monseigneur  mettra-t-il  pour  le  bal? 

1)  Däa  Diminuierende  ist  für  das  Stück  charakteriBtiBch.  Man  denke  an 
^^^  Titel  BelbBt,  an  die  HölzBoldaten,  mit  denen  der  jange  Herzog  spielt,  er 
^Ibst  bleibt  Btets  etwas  gras  bihe^  und  bo  sind  auch  die  einaelnen  Momente  der 
^itdlang  fast  durchweg  gleichsam  im  verkleinertem  Masstabe  gegeben. 


252  Bodolf  KmMDaim 

Hier  zeigt  sich  wieder  jene  grandiose  Herrscbaft  ttber  die  Spnehe 
der  Yerse  immer  im  Hinblick  auf  das,  was  auf  den  Zaschaner  wiiki^ 
jene  virtuose  Hache,  die  wir  in  allen  früheren  Stücken  Bestands  hatten 
nachweisen  k()nnen,  nnd  die  ein  gutes  Teil  an  dem  theatralischen  Er- 
folge seiner  Stücke  beigetragen  hat  — 

Jetzt  darf  der  Herzog  lesen,  was  er  wilL  Die  Zeiten  sind  Uüigst 
dahin,  da  Fanny  Elssler  ihn  unterwies,  da  die  freundlich  gesinnte 
Erzherzogin  ihm  heimlich  je  ein  Buch  täglich  zusteckte, bis  seinBetthinunel 
unter  der  Last  der  oben  aufgestapelten  Wissenschaft  zusammenbrach, 
und  Mettemich  mit  pfSf&schem  Lächeln  ihn  fragte: 
Paurquoi  placer  si  kaut  votre  bibliaihijue? 

Alles  liest  er  seitdem,  selbst  die  Bttcher,  aus  denen  der  Hass  gegen 
ihn  spricht.    Wenn  man  behauptet,  dass  man  ihn  yergifte,  dass  er  im 
Sterben  liege,  so  hat  man  so  unrecht  nicht    Freilich 
Ce  n'est  pas  cTun  poison  grassier  de  milodrame 
Que  le  duc  de  Reichstadt  se  meurt:  <^est  de  san  än^el 

De  fnan  Arne  et  de  man  nam \...  ce  nom 
Dans  lequel  il  y  a  des  cloches,  du  canan, 

0hl  voulair  ä  Fhistoire  ajauter  des  chapitres, 
Et  puis  n'itre  qu'un  front  gui  se  colle  ä  des  vitresl 
Ja,  wenn  er  zu  sich  selbst  Vertrauen  haben  könnte!    Mit  banger 
Frage  bittet  er  seinen  Freund,  ihm  zu  sagen,  was  er  von  ihm  htlt- 

—  puiS'je  Hre  im  empereur? 
(Avec  desespoif) 
—  Que  de  ce  front,  man  DieUj  la  couranne  ^icarte^ 
Si  sa  pdleur  n^est  pas  celle  d'un  Banapartel 
Prokesch  spricht  ihm  Trost  zu.    Wenn  alle  Fürsten  dieser  Welt 
diese  inneren  quälenden  Zweifel   durchmachten,   dann  würde  es  nur 
bewundernswürdige  Könige  geben. 

Dies  Wort  tröstet  den  Herzog.  In  neu  erwachender  Schaffens- 
freudigkeit setzt  er  sich  mit  dem  Freunde  zur  Arbeit  nieder.  Di^ 
lange  Reihe  der  eingegangenen  Liebesbriefe  ist  schnell  erledigt,  si® 
werden  —  kaum  gesehen  —  zerrissen.  Da  erscheint  Thörfese,  „die 
kleine  Quelle''  wie  er  sie  nennt  ^);  um  schüchtern  von  ihm  Abschied  t^ 

1)  —  parce  qu'eüe  m'a  rafiraichi  bien  des  faie, 

LUau  qui  dort  dans  vos  yeux  ei  couri  dans  voire  voix. 
Man  vergl.  Princesse  lointaine  (IV,  2)  wo  Joffroy  von  Mölissinde  sagt: 
Sa  voix  oü  Von  ewtend  un  tumuUe  de  eoureee^ 
8t  boit  eomme  une  eau  fraiche  aprhs  de  Umgues  courses. 
nnd  in  dem  Liede,  das  Bertnuid  aingt  (Pr.  1.  1,3)): 
See  attitudes  eont  de  fleure^ 
See  intonatione  de  eourcee  .  •  . 


RoflUnd-Stndien  253 

bmen.    Sie  geht  mit  seiner  Mntter  Dach  Panna^   dem  Lande  der 

ülchen,   seiner  Lieblingsblamen.    Wohl  weiss  der  Herzog,  dass  sie 

Q  liebt,  einen  Augenblick  blickt  er  ihr  träumerisch  nach,  denkt;  dass 

sie  weniger  unfreundlich   hätte  verabschieden  können^   doch  nein: 

—  faisans  de  VRistoire  et  non  pas  du  roman. 

Nun  setzt  er  sich  zum  halb  kindlichen,  halb  ernsten  Kriegsspiel 

eder,  da  entdeckt  er,  dass  ein  Unbekannter  aus  seinen  österreichischen 

olzsoldaten  Krieger  der  grossen  Armee  gemacht  hat.    Jede  Farbe, 

des  Abzeiohen  stimmt,  jeder  Knopf  sitzt  an  seiner  riehtigen  Stelle. 

Alignons-lesl    Fatsons  des  Wagram^  des  Eylau! 
}  ruft  er  begeistert  aus,  als  Mettemich  eintritt. 

Metternich,  regardant  avec  son  lorgnon. 
Alors,  tonte  rarmee  est  frangaise^  aujaurd'hui? 
D^oü  vient  qu'on  ne  vait  pas  d'Autrichiens? 

Le  Duc. 

lls  ont  fui. 

Der  Minister  weiss  ihm  das  Demütigende  seiner  Lage  in  grausamster 
^eise  zum  Bewnsstsein  zu  iFUhren.  Er  hat  sein  Spielzeug  verdorben, 
nn  man  wird  ihm  ein  neues  bringen.  „Ich  mag  es  nicht^,  ruft  der 
[erzog  aus,  und  ftigt  stolz  hinzu: 

Si  qu^en  suis  au  joujoUj  du  moins  quHl  sott  ipiquel 

Mettemich. 
Quelle  mouehe,  ou  pluidt  quelle  abeille,  vous  piquel 
Kaum  vermag  der  Herzog  an  sich  zu  halten,  mit  krampfhaft  ge- 
ballten Fäusten  geht  er  auf  seinen  Quälgeist  los,  als  ihm  der  Lakai 
eise  zuflüstert: 

TaiseZ'VOUSy  Monseigneur^  je  vous  les  repeindrai. 
Da  hält  er  ein,  er  weiss  er  hat  einen  geheimnisvollen  Freund:  er 
kann  sehweigen.  So  gelingt  es  ihm,  dem  Marschall  Marmont,  dem 
yerrftter  seines  Vaters,  freundlich  gegenüberzutreten.  Mettemich  hat 
ilm  ihm  zugeführt,  um  eine  neue  Erniedrigung  zu  allen  den  früheren 
m  h&nfen.  Auch  hier  ist  der  Schluss  der  Szene  überaus  raffiniert 
gestaltet. 

Mettemich. 
n  estlä. 

Le  Duc,  trto  aimablement. 
Mais  quHl  viennel 
(Kaum  hat  nun  Mettemich  das  Zimmer  verlassen,  da  bricht  der 
B^Tzog  in  einem  Fautenil  zusammen,  schlägt  in  verzweifelter  Wut  mit 
^m  Kopf  gegen  die  Platte  des  Tisches:) 


254  Badolf  KieBsmanii 

Ahl  mon  pire\ ....  la  gloirel .... 
Les  aiylesl  ...  le  tnanteaul . . .  le  trdne  impiriall . . . 

(Die  Tür  geht  auf,  sofort  richtet  sich  der  Herzog  auf;  ruhig  nud 
mit  lächelndem  Antlitz  begrüsst  er  Marraont) 

Comment  vou$  portez-voua^  Monsieur  le  marichal? 

Er  bleibt  mit  ihm  allein.  In  flammenden  Worten  hält  der  Sohn 
Napoleons  dem  Verräter  sein  niederträchtiges  Gebahren  vor. 

Waram  nur  hat  er  das  getan?  Aber  Marmont  steht  nnter  dem 
Bann  der  flammensprtthenden  Zornesangen  seines  jugendlichen  Anklägers, 
ruhig  lässt  er  die  Vorwürfe  auf  sich  herniederfallen,  er  yerteidigt  sich 
nicht.  Wenn  viele,  die  von  Napoleon  abgefallen  waren,  sich  ihm 
später  zuwandten,  so  geschah  es,  weil  sie  ihn  wiedergesehen,  dem  all- 
gewaltigen Zauber  seiner  Persönlichkeit  hatten  nachgeben  mttssen.  Er 
ist  jetzt,  in  dieser  Abendstunde,  dem  zweiten  Napoleon  wieder  ge- 
wonnen worden,  weil  er  in  ihm  des  väterlichen  Geistes  einen  Hauch 
verspürt  hat. 

Le  Duc. 
Foürquoil 

Marmont,  avec  une  brusque  chaleur. 
Mais  parceque  je  viens  de  le  revairl 

Le  Duc,  auquel  ächappe  presque  un  cri  de  joie. 
Comment? 

Marmont,  tendant  la  main  vers  le  Duc. 

Lä^  —  dans  le  front^  dans  la  fureur  du  geste, 
Dans  Voeil  6tincelant\ . . .   Insultez-moi.  Je  reste. 
Neue   Hoflfnung   zieht  mit  diesen  Worten  in  das  Herz  des  jungen 
Adlers.    Er  möchte  verzeihen  und  mit  mildem  Ausdruck  in  der  Stimme 
fragt  er  den  Herzog  von   Ragusa  nach  dem  Grunde  seines  Abfalls. 

La  fatiguel 
Lautlos  ist  jener  Lakai,  der  die  Metamorphose  der  Holzsoldaten 
bewerkstelligt  hat,  eingetreten,  und  als  Marmont  auseinandersetzt;  dass 
auch  er  der  ewigen  Kriege  müde  geworden  sei: 

. . .  Cäait  de  la  dimencel 
A  cheval  sans  jamais  desserrer  les  genouxl 
A  la  fin  nous  itions  trop  f<xtiguis\ . . . 
da   ruft    mit    Donnerstimme    der    unbekannte    Freund    des   jungen 
Herzogs: 

Et  nous?... 

In  wunderbar  packenden  Versen  schildert  er  das  Los  der  ein- 
fachen Soldaten,  die  müde,   verwundet,   schmutzig  und  krank,   ohne 


BoflUnd-Stadien  255 

Hofiiiuig  auf  ein  Herzogtum  oder  eine  reiche  Dotation^  immer  und 
immer  weiterzogen  und  doch  nieht  vorwärts  kamen,  die  sich  in  ihrer 
geUiehten  Armseligkeit  von  der  Hoffnung  auf  jenen  bertthmten  Marschall- 
Btab  im  Tornister  nicht  prellen  Hessen.  Was  sollten  sie  dann  sagen, 
denen  siebzehn  lange  Jahre  hindurch 

Sac,  sabre,  tourne-viSj  pierrea  ä  feu,  fusil, 

—  Ne  parlons  pas  du  poids  toujours  absent  des  vivresl  — 
Ontfcdt  le  doux  total  de  einquante-huit  livres; 

die  unter  dem  glühenden  Himmel  der  Tropen  mit  Bärenfellmtttzen^ 
laf  den  Schneegefilden  Russlands  nicht  einmal  mehr  mit  Shakos  be- 
kleidet waren;  die  von  Spanien  nach  Oesterreich  trabten,  und  (man 
beachte  den  Reim) 

Nou8  qui  pour  notre  toux  n'ajfant  pas  de  jtyube, 
Frenions  des  bains  de  pied  d^un  jour  dans  le  Danube^ 
sie,  die,  wenn  es  galt,  den  Feind  zurückzuwerfen,  kaum  Zeit  hatten, 
de  manger  un  blanc  de  corbeau  sur  le  pauce, 
Ou  vivementj  avec  un  peu  de  neige^  encor, 
De  nous  faire  un  sorbet  au  sang  de  cheval  mort, 

Mit  glühenden  Augen  blickt  der  Sohn  Napoleons  auf  den  alten 
Eriegsmann,  der  erzählt;  wie  sie  immer  weiter  marschiert  sind  und 
immer  wieder  sich  geschlagen  haben;  wir^  so  schliesst  er^ 

Marchant  et  naus  battant^  maigres^  nus^  noirs  et  gais . . . 

NouSf  nous  ne  rStions  pas,  peut-itre,  fatiguis? 
Hier  findet  Rostand  die  Töne  wieder,  die  in  Cffrano  de  Bergerac 
das  Entzücken  der  Franzosen  wachgerufen  hatten.  Das  ist  das  Pathos 
der  Oascogner  Kadetten,  das  Sprühfeuer  des  Witzes,  und  über  alledem 
die  Waffenfreudigkeit  der  Gallier;  die  Lust  an  Kampf  und  Sieg.  Auch 
Bonst  erinnert  mancher  Zag  in  dem  alten  Haudegen  an  Cyrano.  Gleich 
seine  Vorstellung  atmet  einen  verwandten  Geist.  In  strammer  mili- 
türischer  Haltung  beginnt  er: 

Jean-Pierre-SSraphin  Flambeau^  dit  „/«  Flambard^ 

Ex-sergent  grenadier  vSlite  de  la  garde, 

Ni  de  papa  breton  et  de  maman  picarde. 

S^engage  ä  quatarze  ans^  Van  VI,  deux  germinal. 

Baptime  ä  Marengo.    Oalans  de  eaporal 

Le  quinze  fructidor  an  XII.    Bas  de  soie 

Et  eanne  de  sergent  trempis  de  pleurs  de  joie 

Le  quatarze  juillet  mil  huit  cent  neu/^  —  tct, 

—  Car  la  garde  habita  Schoenbrunn  et  Sans-Saucil  — 
Au  Service  de  Sa  Majesti  Tris  Frangaise 

Total  des  ans  passis:  setze -^  campagnes:  setze. 


256  Radolf  KieBsmftnn 

Batailles:  Austerlifz^  EylaUj  Somo-Sierra^ 
Eckmühlf  Esslingt  Wagram^  Smolensk. . .  et  caetera  l 
Fait  d'armes:  trente-deux.    Blessures:  guelques-unes, 
Ne  s'est  battu  que  pour  la  gloire,  et  pour  des  prunes, 

Marmont,  au  duc. 
Vau8  fCallez  pas  cdnsi  Vicouter  jusqu'au  bout? 

Le  Dnc. 
Out,  V0U8  avez  raison,  pas  ainst^  —  tnais  deboutl 
(il  se  Ihe) 
Im  weiteren  Verlauf  gibt  er  eine  drollige  Schilderung,  wie  ( 
ersten  Male  die  Bekanntschaft  des  jungen  Herzogs  gemacht  hs 
er  nicht  ohne  Verwirrung  ob  der  körperlichen  Beize  der   dac 
stillenden  Amme  näher  trat,  damit  der  König  von  Rom  mit  dem 
bttsch  an  seiner  Bftrenfellmtttze  spielen  konnte.  Bei  allen  Verschwö 
zu  Gunsten  Napoltons  ist  er  dabei  gewesen,  ungezählte  Male  is 
contumaciam  zum  Tode  yerurteilt  worden.    Auch  jetzt  plant 
der  Camerata  ein  Komplott    Täglich  kommt  er  mit  ihr  zusa 
Nou»  eausons  des  mayens  de  vous  faire  empereur. 
Für  soviel  treue  Hingabe  erbittet  er  nichts  anderes,  als  da 
der  Sohn  —  wie  der  Vater  zu  tun  pflegte  —  zum  Zeichen  seil 
friedenheit    am  Ohre  zupfe.     In  rtthrender   Hilflosigkeit  erftli 
Herzog  sein  Begehren.  — 

Er  muss  nach  Frankreich  gehen. 

Et  sur  la  croix  ithanneur 
Venir  faire  remeOre  un  petit  empereur. 

Ich  kann  es  mir  nicht  yersagen,  in  diesem  Zusammenhange  s 
feine  Bild  hinzuweisen,  das  Bestand  fbr  das  Ehrenkreuz  am 
Bande  findet: 

Manseigneur,  il  fallaü  voir  ga  sur  des  paiMnesl 
Lä^  sur  le  drap  bambi,  gauUe  de  sang  ardent 
Qui  descendait,  et  devenaity  en  descenda$U, 
De  Par,  et  de  rSmail^  avee  de  la  verdure . . . 
CStait  camme  un  bijou  coulant  d^une  blessure. 
Flambeau   besitzt  diese  yielbegehrte   Auszeichnung  nicht, 
gerne  yerliehe  sie  ihm  der  SohnNapolöons!    Doch  erbat  keine 
keinen  Titel,  kein  Beich,  seine  schwanke  Gestalt  ruft  nur  die  Erin 
wach  an  alles,  was  einstens  war.    Dun,  der  traurig  unter  den 
reichischen  Linden  umherirrt  und  in  die  moosbewachsenen  Stäm 
Initialen  seines  Vaters  einschneidet,  ihm  blieb  kein  kleines  StO 
jenem  roten  Ordensbande,  und  dennoch  hoflft  er  auf  ein  besseres  1 


fioBtaad-Stadien  257 

die  Phantasie  führt  ihn  ttber  die  dttstere  Gegenwart  der  sonnigen  Zu- 
kunft zu^  er  ist  ja  doeh  der  Sohn  eines  YaterS; 

Auquel  un  firmatnent  a  passi  par  les  mains^ 
Je  dois,  malgrS  iant  (Pombre  et  tant  de  lendemaim^ 
Ävoir  au  baut  des  doigts  un  peu  d'itoile  encore . . . 
Jean-Pierre-Siraphin  Flambeau^  je  te  dicorel 

Flambeau. 
Vous? 

Le  Duo. 
Damel  ce  ruban  n^est  pas  le  vrai.. . 

Flambeau. 

Le  vrai, 
Cest  celui  qu'on  regoit  en  pleurant  —  J^ai  pleurS. 

Marmont. 
Uailleure^  c'est  ä  Paris  que  fa  se  Ugalisel 

Le  Dac. 
Mais  que  faire  pour  y  rentrer? 

Flambeau. 

Voire  valisel 
Mit  diesem  echt  Rostandschen  Bonmot  leitet  der  Getreue  seinen 
Bchnell  entwickelten  Flnchtplan  ein.    Marmont  wird  nichts  verraten;  er 
Sehört  nun  mit  zum  Komplott.    Auch  hier  eine  geistreiche  Wendung. 

Marmont. 


er  est  Sgal. 
Tu  ne  m'auras  pas  pris  avec  un  madrigal 
Tu  m'(ts  fait  totd  ä  Cheure  une  sortis . .  .  outrieX 

Flambeau. 
Ouif  mais  ga  me  faisait  une  jolie  entrie. 
Wie  unklug!  entgegnet  Marmont,  aber  Flambeau  sagt,  dass  es  nun 
^Uimal  seine  Schwäche  sei,   immer  etwas  mehr  zu  leisten,  als  not- 
^«ndig  sei. 

Jaime  me  baitre  avec,  ä  Voreille^  une  rosel 
Je  fais  du  luxel 
Da   haben    wir   den   degenfrohen  Gascogner  wieder.    Cyrano  de 
^ergerac  Bestands    feiert  in    seinem    Flambeau    eine    fröhliche   Auf- 
^t^tebung.  —  Der  Herzog  ist  entschlossen  zu  fliehen,  aber  ist  die  Erin- 
nerung in  Frankreich  wirklich  so  lebendig?    Da  zeigt  ihm  Flambeau 
^^  einer  Szene,   die  Rostands   blendende  Meisterschaft  in  der  Hand- 

IKonuaiMlie  Foracbungen  XXV.  17 


258  Rudolf  Kiessmann 

habuog  der  poetischen  Sprache  zeigt  ^),  die  aber  wie  ähnliche  Szenen 

in   früheren  Stücken  etwas  za  lang  ansgesponnen   ist,  Hosenträger; 

Tabatiöre,  Tasobentach,  Kokarde,  Medaillon:  alles  mit  seinem  Bilde 

oder  »einem  Namenszage  yerziert.   Olas^  Teller,  Messer,  Serviettenring, 

Eierbecher  bringt  der  Zauberkünstler  Flambeau  hervor,  legt  alles  auf 

den  Tisch: 

—  Le  cauteaul  —  Le  rond  de  sertrieitel 

—  Ahl  9Hr  le  eoquetier,  vous  avez  Fair  ram\ 

(II  avance  un  fauteuil) 
Le  couvert  est  complet:  Monseigneur  est  servi. 
Krawatten,  Kartenspiele  (in  denen  er  k  tont  ist),  Kalender  kommen 
noch  zum  Vorschein  (wer  denkt  hier  nicht  an  die  Szene,  als  Boxane 
inmitten  der  Gascogner  Kadetten  ihre  Herrlichkeiten  ausbreitet):  da 
bricht  der  Herzog  in  Schluchzen  ans,  er  willigt  ein,  er  will  fliehen. 
Plötzlich  künden  die  Klänge  der  Musik  das  Nahen  des  Kaisers,  seines 
Grossvaters.  Seinem  Versprechen  treu  will  er  bei  ihm,  der  ihn  zu- 
fällig aufsuchen  will,  alles  versuchen,  aber  wenn  Flambeau  etwas 
bemerkt, 

que  tu  ff!y  pois  pas  d!halntude, 
Cest  que  faccepte  alors  de  m'enfuirl , . . 

Flambeau,  en  gamin  de  Paris. 

0  Latudel 

—  Que  sera  ce  signal? 

Le  Duc. 
Tu  le  verrasl 
Auf  seinen  Wunsch  schnürt  Flambeau  ihm  ein  Bttndel  aus  all  den 
Bachen,  die  die  Erinnerung  an  den  Sohn  Napoleons  in  Frankreich 
wach  erhalten.  Der  junge  Herzog  nimmt  ein  Stöckchen  vom  Tische, 
Nteckt  es  durch  das  Taschentuchbttndel  und  schreitet  keck  wie  eia 
Junger  Rekrut  seinem  Zimmer  zu.  So  zu  Fuss  nach  Frankreich  zii 
ziehen,  wäre  so  übel  nicht,  meint  er.  Voll  Rtthrung  blickt  ihm  der 
alte  Haudegen  nach: 

Que  vous  Hes  gentil  et  que  vous  ites  drolel 

—  Cest  la  premUre  fois  que  je  vous  vois  ainsf. 

Le  Duc,  qui  va  entrer  dans  sa  chambre,  se  retoume. 
Un  peu  jeune?     Un  peu  gai?  . . .    Cest  rroi,  Flcanbeaul 

{Et  avec  Smotion) 
MerciX 
Bideau. 

1)  Ober  die  histoiischen  Unterlagen  verg].  Henri  Welschinger:  Le  rei 
de  Rome.    Paris  1897.    Dasu  aaoh  Langer  a.  a.  0.  S.  38,  Anm.3. 


Boatand-Stadien  259 

Les  Äiles  qui  battent. 

Znm    ersten  Fluge  rüstet  sich  der  jüDge  Adler.    Er  iFtlhlt  sieh 
reifer  als  ein  Jahr  zuvor.    Das  Entwürdigende  seiner  Lage  ist  ihm  zum 
Bewusstsein  gekommen,  er  denkt  daran,   seine  Fesseln   zu  sprengen. 
Noch  ist  er  sich  freilich  nicht  klar^  ob  er  der  Aufgabe,  die  seiner  harrt, 
gewachsen  sein  wird.   Bisweilen  sucht  er  sich  darüber  hinwegzusetzen, 
die  innere  Stimme  des  Verzagens  zu  übertönen,  sprengt  selbstvergessen 
dahin,  atmet  mit  Wonne  den  scharfen  Wind,  den  Duft  des  schäumen- 
den Bosses,  des  Staubes,  des  Leders,  des  zerstampften  Basens^): 
Enfin^  vaingueur  du  rh>e^  heureux,  brisi^  grisSj 
J'arrite  man  cheval  au  bord  cTun  champ  de  seigle^ 
Live  les  yeux  au  eiel,  —  et  voie  passer  un  aigleX 

Den  Vater  kann  er  nicht  ganz  verleugnen,  wenn  auch  nur  die 
stärksten  Aflfekte  die  innere  Verwandtschaft  dartun  können.  Der 
flammende  Blick  des  Zornes,  der  Gentz  und  Marmont  triflft,  verkündet 
die  väterliche  Sinnesart,  die  im  Sohne  weiterlebt. 

Dass  sich  Bestand  die  Einführung  eines  alten  troupier  der  Grossen 
Armee  nicht  entgehen  lassen  würde,  war  vorauszusehen.  Ein  heller 
Rohmesstrahl  aus  grosser  Vorzeit  musste  auf  den  fahlen  Schimmer  der 
Epigonen  fallen  Dass  unser  Dichter  den  grognard  als  Typus  des 
romantischen,  wort-  und  degengewandten  Galliers  darstellte,  entsprach 
nur  der  geheimen  Stimme  des  Dichters,  der  einen  Cyrano  de  Bergerac 
geschaffen  hatte.  So  kommt  es  denn  auch,  dass  er  die  überaus  wirk- 
same Btthnenfigur  Flambeaus  in  die  nächste  Beziehung  zum  Haupt- 
helden bringt,  und  ihm  auch  für  den  Fortgang  der  Handlung  eine 
bedeutsame  Bolle  zuweist. 

Les  Ailes  qui  s'ouvrent. 

Wir  sind  zunächst  Zeugen  der  Audienz  beim  Kaiser  Franz  Joseph. 
In  buntem  Durcheinander  drängen  sich  Bauern  und  Bäuerinnen,  Bürger 
im  Sonntagsstaat,  unterstützungsbedürftige  Witwen  ehemaliger  Soldaten: 
die  ganze  Buntscheckigkeit  der  habsburgischen  Monarchie,  die  sich 
schon  äusserlich  in  den  verschiedensten  Nationaltrachten  kund  gibt. 
Auch  hier  also  wie  in  der  Marktszene  der  Samaritaine^  wie  im  1.  und 
4.  Akt  des  Cgrano  (von  anderen  Parallelen  zu  schweigen)  ein  buntes, 
bühnenwirksames  Massenbild,  das  Kostands  virtuose  Handhabung  der 
Sprache  auch  in  der  biegsamen  metrischen  Form  glänzend  hervor- 
treten lässt.  Unter  all  den  Bittenden,  die  sich  voll  Vertrauen  dem 
nguten  Vater  Franz^  nahen,  befindet  sich  der  junge  Herzog,  die  weisse 


1)  Mao  vergl.  F.  Goppöe,  Le  Fils  de  rEmpereur,  ein  Gedicht,  das  auch 
sonst  verwandte  Züge  aufweist,  und  die  ähnliche  Situation  in  Ghateaubriands 
Ren«. 


2Q0  Rudolf  KioMmann 

lluifonii  durch  einen  weiten  Mantel  yerhüUt.    Tief  neigt  er  sich  vor 
seinen)  Grossvater,  der  seine  rtthrende Bittschrift  entgegennimmt  and  liest: 

Un  pdtre  du  Tyrolj 
Orphdinj  sans  appui,  dipouiUi  de  sa  terre^ 
Chassi  par  des  bergers  ennemis  de  san  pire, 
Voudrait  revoir  ses  bais  et  san  ciel.,  .  —  Trks  touchantl 
Et  le  ehamp  patemell. . .    On  lui  rendra  son  champ. 
(II  passe  la  snppliqne  au  chambeüan  qni  Tannote.) 

Le  Chambellan. 
Le  nom  de  ce  berger  qui  demande  assistancel 

Le  Pätre,  se  redressant 
(fest  le  duc  de  Reichstadt^  et  le  champ ,  c^est  la  Francel 
(II  Jette  son  manteau  et  Taniforme  blanc  apparatt.    Mouvemeni 
Silenoe  eflfrayö.) 

L'Emperenr;  d'nne  voix  brfeve. 
Sortez  totis. 

Grossvater  nnd  Enkel  sind  allein.   Hit  rührenden  Worten  yersacht 
letzterer  den  grollenden  Herrseher;  der  ihn  immer  nnd  inuner  wieder 
unterbricht   (man  beachte  das  fttr  Rostand  typische  „mais^  S.  115ff., 
duH   wir  in  Cyrano  wiederholt  nachgewiesen  hatten),  zu  besänftigen. 
Kr  ruft  ihm  die  Zeit  seiner  Kindheit  in   die  Erinnerung,  nnd  hier  ist 
dait  Zwiegespräch  ähnlich   anmutig  geftthrt   wie  in  den  Szenen  der 
llomanesques   und   des   Cyrano  de  Bergerac,  welche   auch   die  Jahre 
Nonniger  Kinderzeit  wachriefen.    Immer  dringlicher  wird  das  Begehren 
(los  Kindes  von  Bom.    Geben  wir  Rostand  selbst  das  Wort: 
,..  Ce  serait  si  joli  qu^un  jour  un  empereur 
Pour  gäfer  san  enfant  bouleversat  Vhistoire\ 
Et  puis  c^est  quelque  chose^  et  c'est  un  peu  de  gloire, 
De  pauvoir  quelquefois,  —  sans  avair  Vair^  tu  sais,  — 
Dire:  „Man  petit-ßls,  V empereur  des  FrangaisV^ 

L'Empereur^  de  plus  en  plus  charmö. 

Certesl 

Le  Duc,  imp^tueusement. 
Tu  le  dirasl    Dis  que  tu  vas  le  direl 

L'Empereur,  avec  une  demiftre  hesitation. 
Eh  bienl  mais  . . . 

Le  DuC;  suppliant 

Sirel 


RoBtand-Studien  261 

L'Emperenr,  ne  resistant  plus  et  lui  ouvraut  les  bras. 
Oui,  Sirel 

Le  Dnc,  avec  nn  cri  de  joie. 
Ahl  sirel 

L'Empereur. 

Sirel 

Le  Duc. 

Sirel 

[etternich;  dem  bösen  Geiste  gleich;  tritt  ein.  Der  Herzog  ftthlt, 
Dtminehr  alles  fär  ihn  verloren  ist,  und  in  der  Tat  gelingt  es  dem 
chtigen  Minister,  den  schwachen  Kaiser^  der  zuerst  seinem  Ver- 
ben treu  zu  bleiben  gedenkt^  zu  derartigen^  Frankreich  entehrenden 
irungen  zu  zwingen,  dass  der  Herzog  voller  Entrüstung  die 
ach  zurückweist.  Jetzt  sieht  er  ein,  wie  töricht  es  von  ihm  war, 
Dur  einen  Augenblick  an  eine  tatkräftige  Förderung  seiner  Wünsche 
seinen  Grossvater  geglaubt  zu  haben.  Nun,  mag  man  ihn  ein- 
)n,  man  wird  ja  doch  nicht  hindern  können,  dass  er  der  junge 
ist,  ein  Spross  des  Adlers,  der  den  düsteren,  doppelköpfigen 
tvogel  im  Oesterreichischen  Wappen  so  arg  zerzaust  hat. 
[och  strenger  als  bisher  soll  er  gehalten  werden.  Der  Kaiser 
will  ein  neues  Reglement  ftlr  Dietrichstein  aufsetzen.  In  visionärer 
ndlnng  (die  Wagramszene  wird  vorbereitet!)  sieht  der  Herzog  die 
nfösser,  die  Pistolen,  den  Degen  seines  Vaters,  alle  die  Gegenstände, 
r  ihm  hinterlassen  hat: 

Pire  qui  fW*(M  donni  les  Victoires  pour  soeurs, 

Vou8  n'aurez  pas  en  vain  disiri  que  je  Veusse 

Le  riteille-fnatin  de  Fridiric  de  Prusse^ 

Qu^ä  Potsdam  vous  avez  super bement  voUl 

II  est  läl  —  son  tic-tac,  c'est  ma  fihrel  — je  Pail 

Et  c^estf  chaque  mcUin,  c'est  lui  qui  me  rSveille^ 

Et  m^envoie^  SpuisS  du  travail  de  la  veille, 

TravaiUer  ä  ma  table  itroite,  travailler, 

Pour  Hre  chaque  soir  plus  digne  de  rignerl 
Vie  soll  er,  der  Sohn  des  Emporkömmlings,  regieren,  entgegnet 
Laiser.  Wenn  er  etwas  königlicher  aussieht  als  sein  Vater,  so 
nkt  er  es  dem  habsbnrgischen  Blute!  Der  Herzog  bleibt  die 
ort  nicht  schuldig:  dass  in  Dresden  die  Fürsten  Europas  sich 
[6on  gegenüber  den  Lakaien  gleich  benahmen,  dass  die  Kaiser 
glücklich  schätzten,  ihm  ihre  Tochter  zur  Gemahlin  zu  geben, 
i  dem  Vater  Franz  nicht  erspart,  aber  der  Versuch  des  Herzogs, 
1  Grossvater  zu  gewinnen,  ist  gänzlich  fehlgeschlagen. 


262  Radolf  KieeBmann 

Der  Kaiser  und  Metternich  sind  gegangen.  Der  Herzog  öffnet 
sacht  die  Tttr,  hinter  seinem  Rücken  hält  er  einen  der  kleinen  Hüte 
seines  Vaters^  das  mit  Flambeau  verabredete  Signal. 

Je  weniger  Rostand  den  Herzog  znm  Helden  im  üblichen  Sinne 
stempeln  konnte^  ist  er  doch  weit  weniger  heroisch  als  z.  6.  Jeffrey 
und  Cyrano,  obschon  auch  sie  Helden  der  Resignation  sind,  umsomehr 
musste  er  Flambeau  in  den  Vordergrund  treten  lassen.  Der  Gedanke 
an  einen  gewissen  Parallelismus  verwandter  Figuren  Jeffrey:  Bertrand, 
Cyrano:  Christian,  der  Herzog  von  Reichstadt:  Flambeau  kommt  un- 
willküriich. 

Flambeau  hat,  wie  jede  Nacht,  vor  dem  Zimmer  des  jungen  Herzogs 
die  Wache.  Nun  folgt  eine  phantastische  Szene  voll  grotesker  Komik, 
die  aber  doch  eines  gewissen  Pathos  nicht  entbehrt,  und  (um  es  vor- 
weg zu  nehmen)  trotz  aller  Unwahrscheinlichkeit  etwas  Rührendes  hat. 

Jede  Nacht  kostümiert  sich  der  alte  Haudegen  für  sein  Amt.  Nicht 
um  im  Solde  der  österreichischen  Regierung  den  Herzog  zu  belauschen 
verbringt  er  schlaflos  die  Nächte.  In  der  alten  Uniform  der  Grenadiere 
der  Garde,  die  Bärenfellmütze  auf  dem  Kopfe, 

—  Varme  au  bras^  et  la  main  contre  le  teton  droit, 
Dans  la  position  fixe  et  riglementaire^  — 
Oardant  le  fils  ainsi  quHl  a  garde  le  pire, 

—  Cest  ainsi  que  debout^  chaque  nuit,  sur  ton  seuil^ 
Se  donnant  d  lui-mime  un  mot  d*ordre  d^orgueil, 
Fier  de  faire  une  chose  hiorme  et  goguenarde, 

Un  grenadier  frangais  monte^  ä  Schoenbrunn,  la  gardel 
So  geht  er  auf  und  ab,   zum  letzten  Male  wie  er  hofft.    Warum 
tut  er  das?    Cest  du  vrai  luxe,  wie  er  mit  seiner  Lieblingswendung  sagt. 
A  leur  barbe^)l  —  d  Schoenbrunnl ...   Je  me  trouve  insensil . . . 
Je  suis  content!  . .  .   Je  suis  ravil . . . 

(Da  knarrt  ein  Schlüssel.) 

Je  suis  pinc6\ 
Es  ist  Metternich,  der  ohne  lästigen  Zeugen  den  Herzog  sprechen 
möchte.  Er  sieht  zunächst  nur  den  Hut  des  gefürchteten  Kaisers  und 
apostrophiert  ihn  in  einer  Weise,  welche  die  Verwandtschaft  mit  ge- 
wissen Tiraden  aus  Cyrano  deutlich  verrät.  Angesichts  dieses  Wahr- 
zeichens löst  sich  ein  Stück  Geschichte  in  seiner  Erinnerung.  All 
seinen  Zorn,  all  seine  Verachtung  schüttet  er  aus.  Da  hält  er,  er- 
griffen von  der  Stille,  von  der  Natur  des  Platzes,  wo  er  sich  befindet, 
inne. 


1)  Moliöre,  Femmes  savautes  IF,  9  (Schluss)  findet  sich  die  gleiche  nicht 
eben  häufige  Wendung. 


BotUnd-Stadien  263 

MiMis  tout  d^un  eoup  • .  •   Cest  droh  ...  Le  prisent 
Imüe  le  pasai,  parftnsj  en  tf amüsant . . . 
An  jene  Stelle  pflegte  er  den  Hat  hinzulegen,  als  er  vor  20  Jahren 
in  Schoenbmnn  weilte.    Eb  ist  alles   wie  damals,   die  Waffen,  die 
Papiere,  die  Karte,  auf  der  der  ominöse  Hnt  liegt,  man  könnte  glauben, 
—  qu'm  r^toumant  je  —  »aia,  sur  le  seuü,  —  W, 
Bevoir  le  grenadier  moniant  la  garde . .  • 
(er  sieht  Flambeau) 

Hai 

Das  durchaus  Unwahrscheinh'che  dieser  ganzen  Szene  braucht  man 
nicht  besonders  hervorzuheben.  Aber  was  stört  es  einen  Dichter  me 
Bostand,  eine  an  sich  kaum  mögliche  Szene  in  noch  unmöglicherer 
Weise  fortzuspinnen,  wenn  nur  seine  köstliche  Freude  an  scharfem  Vers- 
gefecht  Befriedigung  findet!  So  hatte  er  einst  De  Guiche  durch 
Cyranos  groteske  Beschreibung  seiner  Mondreise  aufgehalten,  und  hier 
sperrt  dieser  Tollkopf  Flambeau  dem  allmächtigen  Minister  den 
Zagang  zu  den  Gemächern  des  Herzogs.  „Wer  da",  so  ruft  er.  „Ein 
Schritt  weiter,  und  Ihr  seid  ein  Kind  des  Todes''.  Da  fährt  Mettemich 
auf.    „Buhig,"  heisst  es,  „der  Kaiser  schläft". 


Mettemich. 


Ccmtmen/? 


Flambeau,  my störieusement. 
Chut\ 

Mettemich,  furieux. 
Mais  je  suis  le  chanedier  d^Autrichel 
Mais  je  suis  toutl  mais  je  peux  toutl 

Flambeau. 

Mais  je  m^en  fiche  I 

Mettemich,  exaspöri. 
Mais  je  veux  voir  le  duc  de  Seichstadt^  et... 

Flambeau. 

Ah\  ouatl 
Mettemich,  n'en  pouvant  croire  ses  oreilles. 
Comment:  ahl  ouat? 

Flambeau. 
Eeichstadt?    Connaissons  pas,  Reichsladtl 
lyAuerstaedtl  d'Elchingenl  c'est  des  ducs,  c'est  notoire] 
Seickstadtf  c^est  pas  un  duc:  c^est  pas  une  victoirel 


264  Radolf  Kieasmann 

Und  80  geht  es  weiter  in  immer  heftiger  werdender  Rede  und 
Gegenrede  (man  beachte  das  mehr  als  ein  Dutzend  mal  von  Mettemich 
hervorgestOBsene  „mais^).  Das  Jahr  1809  mit  all  seinen  Schrecken  Ar 
Österreich  ersteht  vor  seinen  Augen.  Ja,  wie  hat  er  Überhaupt,  so 
fragt  der  unbekannte  Kriegsmann,  die  Wachen  und  alle  die  Vorzimmer 
durchstreifen  können,  um  bis  zum  Kaiser  zu  gelangen.  Metternicb 
glaubt  zu  träumen,  er  nähert  seinen  Finger  einer  Kerze: 
Mais  €€tt€  flamme . . . 

Flambeau. 
BrUel 

Metternich,  tatant  la  pointe  de  la  baYonnette  que  Flambeau  ne  cessc 

de  loi  präsenter. 

Et  ceUe  pointe  . . . 

Flambeau. 

Piquel 
Er  ist  erwaeht,  alles  war  nur  Trug. 

Chutl  restez  coil 

Metternich,  avee,  une  seconde,  l'angoisse  d'un  hemme  qui  sc  demande 
all  a  revi  quinze  ans  d'bistoire. 
Mais  Sainte-HOhis,  ahrs?  . . .     Waterloo? 

Flambeau,  tombant  sincirement  des  nues. 

Water . . .  quoi? 
Der  Kaiser  hat  sich  bewegt,  Mettemich  hat  dto  Kaiser  aas  dem 
Schlafe  erweckt    Nein,  es  kann  ja  nicht  sein, 

Cest  le  duc  de  Beichstadt^  voffonsl  Je  fi'ai  pas  peurl 
Je  sais  que  (fest  le  ducl  fen  suis  sfir! 
(La  porte  s'ouvre.) 

Flambeau,  d'nne  voix  sonore. 

L'Empereurl 
(II  pr^nte  les  armes.  —  Metternich  se  rejette  en  arritoe.  — ) 
.  Statt  der  Furcht  und  Schrecken  einflOssenden  Gestalt  des  Pt^ 
Caporal  erscheint  die  schwankende  Gestalt  des  armen  Kindes.  Blss^ 
hüstelnd,  die  Studierlampe  in  der  Hand,  um  nachzusehen,  was  ießf^ 
eigentlich  vorgeht.  Mettemich  ist  glücklich,  ihn  wiederzusehen,  odI 
antwortet  auf  die  ironische  Gegenfrage  des  Herzogs  nach  der  Ursacbe 
solcher  zärtlichen  Gesinnung: 

Nonl  vraiment,  je  crayais  —  tont  c'Sfait  riussil  — 
Qu'un  autre  allait  sortirl 


Rostand-StadieD  265 

Flambeau,  comme  sortant  du  reve  anquel  il  s'est  pris  lai-m6me. 

Je  le  croyais  aussiX 
Jetzt  erst  kommt  es  dem  Herzog   so  recht  zum  Bewnsstsein,  was 
Flambeau   getan   hat.     Nar   die  schnellste  Flucht   kann   ihn   retten. 
Seine  Livree,  die  ihn  hätte  schlitzen  können,  und  die  Mettemich  ihm 
nicht  freiwillig  herausgeben  will;  weist  er  stolz  zurück : 

Oardez  cetie  guenillel 
Est'Ce  qu'un  papillon  se  rennet  en  chenille. 
In  voller   Uniform,   das    Gewehr    übergehängt,    ein    siegesfrohes 
Soldatenlied  aut  den  Lippen  (man  denke  an  Cyrano  im  Kugelregen  vor 
Arras)  schwingt  er  sich  zum  Fenster  hinaus.    Je  fais  du  luxe,  lautet 
Beine  Parole. 

Mettemich,  en  le  voyant  disparattre. 

0hl  pourvu  quHl  se  luxe 
Quelque  chosel . . . 

(Flambeau  singt . . .) 

Le  Duc,  terrifiä. 
Hein? 

Mettemich,  stupöfait. 
II  chante? 

De  Duc,  se  penchant  au  balcon  avec  angoisse. 
0hl  quefais  tu? 

La  Voix  de  Flambeau,  dans  le  parc. 

Du  luxel 
Der  Posten  feuert,  fehlt,  . . .  Flambeau  ist  gerettet.   Auf  dem  Ball 
Vetternichs  wird  er,  wie  er  dem  Herzog  vor  seiner  Flucht  schnell  zu- 
S^tlstert  hat,  zugegen  sein,  um   den  grossen  Plan   zur  Durchführung 
w  bringen. 

Mit   fast  drohendem   Tone   ersucht  der  Herzog  Mettemich,   den 
Zwischenfall  nicht  weiter  zu  verfolgen.    Mettemich  verzichtet.    Was 
kümmert  ihn  die  Schwärmerei  für  ihn,  der  ja  doch  nicht  Napoleon  ist. 
Vau8  avez  le  petit  chapeau,  mais  pc^  la  t$te. 
Diesmal  soll  ihn  jedoch  sein  Bedrücker  nicht  niederzwingen.    In 
jugendlichem  Eraftbewusstsein   bäumt   er   sich  auf,  —  da  zeigt  ihm 
Mettemich    des   Herzogs   Bild   im    Spiegel,   ganz    Deutschland,    ganz 
Spanien  raht  in  seiner  Seele,  und  darum  ist  er  auch  stolz,  so  traurig 
and  so  reizend  zugleich.    Immer  schneidiger  und  schärfer  fallen  die 
quälenden  Worte   seines  Peinigers.    Vergebens  sucht  er  ihn  zu  unter- 
brechen (man  beachte  die  stets  wiederkehrenden  „nan^}.   Die  unglUck- 
schwere  Geschichte  seiner  Ahnen,  die  trübsten  Bilder  der  habsbnrgischen 


266  Badolf  Ki< 

Dynastie  erspart  er  ihm  nicht,  om  ihn  aus  den  Höhen,  in  die  ihn  sein 
kaum  begonnener  Jong-Adlerflag  fbhren  sollte,  herabznreissen  auf  die 
niedere  Welt 

In  wirkungsvoller  Stichomytbie  heisst  es  da: 

Mettern  ich,  presque  k  son  oreille. 


Ced  la  päleur  du  roi  dans  $on  cercueil  de  verrel . . . 

Le  Dnc,  se  dibattant 
jVbftI  nonl  titst  la  päleur  ardente  de  man  pirel 

Metternich. 
Bodolphe  et  ses  lumSj  dans  un  affreux  reeull 

Le  Dnc. 
Des  armeel  des  chevauxl  c'eet  le  Premier  dmsull 

Metternich,  d^signant  tonjours,  dans  le  miroir,  quelque  sombre  alenl. 
Le  voie-tu  fahriquer  de  for  dans  une  erypte? 

Le  Dnc. 
Je  le  vais  fabriquer  de  la  gloire  en  Egyptel 

Die  Verwandtschaft  mit  ähnlichen  Antithesen  der  Samarüaine 

leuchtet  ein,  welche  letztere  die  Rttckerinnerong  an  alte  Misterien- 
spiele  wahrscheinlich  (vgl.  o.  S.  224  f.)  machten.  Vei^blich  ruft  der 
Sohn  Napoltens  die  Rahmesbilder  ans  seines  Vaters  grOsster  Zeit  zur 
Hilfe  herbei  gegen  die  düsteren  Schatten,  die  unerbittlich  Metternich 
heraufbeschwört.  Mit  erstickter  Stimme  seinen  Vater  selbst  um  Unter- 
stützung anflehend  bricht  vor  dem  in  blinder  Wut  zertrümmerten  Spiegel, 
der  ihm  sein  habsburgiscb  Antlitz  so  erschreckend  deutlich  gezeigt 
hat,  mit  gebrochenen  Flügeln  der  junge  Adler  zusammen. 

So  breit  angelegt  auch  im  vierten  Akt  die  Schilderung  des  Masken- 
festes in  den  römischen  Ruinen  von  Schönbrunn  ist,  so  sehr  sich  auch 
Rostand  in  den  kunstvoll  verschlungenen  Äusserungen  der  sich  durch- 
einander windenden  Masken  als  Meister  der  poetischen  Darstellung 
solcher  Massenszenen  erweist,  so  wenig  wird  im  Qrunde  die  Handlung 
weiter  geführt.  Nach  dem  dritten  Akte  ist  klar:  nie  wird  der  Herzog 
von  Reichstadt,  jenes  seltsam  gewebte  Wesen,  „halb  blonder  Bonaparte, 
halb  blonder  Hamlet''  (IV,  2)  das  grosse  Werk  durchzuführen  ver- 
mögen, zu  dem  Natur  und  Geschichte  den  Sohn  Napoldons  berufen  m 
haben  schienen. 

Trotzdem  kann  man  nicht  sagen,  dass  das  Interesse  des  Zuschauers 
erlahmt.    Rostand   hat  das  Kostümfest  in  der  Dekoration  der  Bühne 


Bostand-Stadien  267 

und  in  der  Tracht  der  Darsteller  so  bunt,  so  abwechslungsreich  zu 
gestalten  gewusst,  hat  die  munteren  Reden  mit  soviel  Esprit  gewUrzt, 
dass  man  darüber  die  etwas  lockere  Weiterftthrung  der  Handlung  fast 
vergisst.  Da  wir  in  der  vorliegenden  Studie  vor  allen  Dingen  ge- 
wissen verwandten  Zügen  in  den  Dramen  Rostands  nachgehen  wollten, 
so  müssen  wir  besonders  auf  den  ersten  Akt  des  Cyrano  hinweisen, 
an  den  vielerlei  erinnert. 

Auch  hier  stellen  wir  den  grossen  Wortreichtum  Rostands  fest. 
Seltene  Wörter  werden  mobil  gemacht,  wie  z.  B.  tnezzeiin,  rouliire^ 
boulingrin,  halOy  papotage,  frelon,  marmonneur  (cPoremusJ,  cloporte. 
WÜchoura  muss  den  Reim  zu  pourra  abgeben  wie  pingres  zu  Ingres 
oder  elegeniiarum  zu  rhum;  das  aus  den  Pricieuses  ridicules  wohlbe- 
kannte pecjt««^  reimt  auf  Orecques^  auch  der  mammamouchi  des  Bourgeois 
gentilhomme  ist  vertreten,  und  auf  den  polnischen  Namen  der  princesse 
Grazaleawich  passt  gar  nicht  übel  Metternichs  Aufforderung  an  einen 
Lakaien: 

Donnez-moi  donc  un  sandwichl 

Inmitten  der  übermütigen  Schar  erscheint  der  junge  Adler  —  les 
ailes  meurtries. 

Auf  seinen  Freund  Prokesch  gestützt  hat  er  das  Fest  aufgesucht, 
um  Liebesabenteuern  nachzagehen.  Das  Komplott,  das  seine  Flucht 
bezweckt,  scheint  er  ganz  vergessen  zu  haben.  Ein  Verbrechen,  so 
sagt  er,  wäre  es,  wenn  er,  ein  unglückseliges  Schattenwesen,  belastet 
mit  dem  Fluche  des  Wahnsinns,  der  seine  Ahnen  seit  Alters  verfolgt 
hat,  den  Thron  Frankreichs  bestiege.  Das  ist  ja  auch  der  herbe  und 
doch  ganz  logische  Schluss :  der  Sohn  eines  Napoleon  wird  zum  Don  Juan. 
Cest  la  mime  äme,  au  fand^  toujours  insafisfaitey 
(?ed  le  meme  dtsir  incessant  de  conquetel . . . 

Et  tandis  que  je  les  vaincrai  Vune  aprhs  Vnnej 
Mes  soleils  d'Ausierlitz  seront  des  clairs  de  lune\ 
Prokesch  hält  dies  für  grimmen  Spott,  doch  nein: 

Je  faut  que  je  devienne 
Jnutile  et  charmant,  comme  un  objet  de  Viennel 
Ein  seltsamer  Glanz,  der  Prokesch  nicht  geföllt,  liegt  in  seinen 
Augen.  Da  naht  seine  Tante  aux  yeux  de  cousine^  mag  sie  den  Anfang 
machen!  Im  berauschenden  Duft  der  Lindenblüten  flüstert  er  der  Erz- 
herzogin keck-begehrliche  Worte  zu.  In  innerster  Seele  verletzt 
scheidet  sie  von  ihm,  den  sie  doch  so  sehr  liebt: 

Adieu,  Franzi  ...    Tu  m'as  fait  beaucoup  de  peinel 
Da  kommt  Ther^se,  die  seinem  schelmisch-schwermütigen  Werben 
schliesslich  nachgibt. 


268  Rudolf  Kiessmaan 

Songe  combien  je  suis  malheureux  dSsormais: 
J*ai  perdu  taut  espoir  de  jouer  un  grand  rdle. 
Je  fCai  plus  qu'ä  pleurer:  fai  besoin  d!une  ipaule. 
Ein  Schäferstündchen  wird  fttr  den  Abend  verabredet.  Im  Jagd- 
pavillon  will  er  sie  erwarten.  Fanny,  unerkennbar  unter  der  Maske, 
schwebt  mit  flüchtigem  Grass  an  ihm  vorüber,  später  will  sie  ihn  auf- 
suchen. Nicht  ohne  inneren  Groll  sieht  der  Herzog  in  diesen  Gunst- 
bezeigungen des  Schicksals  unabänderlichen  Willen.  Nun  denn,  er 
wird  sich  fügen.  Lieben  soll  er,  lieben  will  er,  wie  alles  rings  am  ihn, 
wie  jenes  Paar  dort  auf  der  Bank  im  Schatten  des  dunkeln  Laubes 
der  Orangen.  Da  muss  er  in  ihm  seine  eigene  kokette  Mutter  in  zärt- 
lichem t€te-ä-t€te  mit  Bombelies  erkennen,  muss  ein  unfreiwilliger 
Zeuge  ihrer  frivolen  Unterhaltung  werden,  die  ihm  manchen  allzu  mensch- 
lichen Zug  seines  grossen  Vaters  enthüllt.  Er  möchte  fliehen  und  bleibt 
doch  wie  gebannt  stehen,  vielleicht  ahnt  er,  dass  sein  Eingreifen  zur 
Wahrung  der  Ehre  seines  Vaters  notwendig  sein  könnte.  Denn  als 
Bombelies  seine  trunkenen  Lippen  auf  die  blendenden  Schultern  Marie- 
Lonisens  neigen  will,  da  packt  er  ihn  an  der  Kehle  und  wirft  ihn  zu 
Boden. 

Mercil  je  suis  sauvSl  c'Mait  un  sursaut  corsel 
Mit  hoheitsvoller  Geberde  weist  er  der  pflichtvergessenen  Mutter 
einen  Wohnsitz  an,  wo  sie  in  richtiger  Weise  ihr  Leben  zwischen  welt- 
lichen  Ablenkungen   und   religiösen   Übungen   verbringen  kann.     In 
rührenden  Worten  gedenkt  er  der  unglücklichen  Josöphine,  und  als  in 
echt  frauenhaftem  Hass  seine  Mutter  auch  sie  zu  verdächtigen  sucht, 
da  findet   er   den   eigenen  Stolz  wieder:   um   so  mehr  hat  er  Grund, 
dem  Vater   die  Treue  zu  wahren.    Wieder  ist  er  der  leidenschaftlich 
bewegte  Jüngling,    den   der  tiefe  Schmerz,  der   ihm  widerfahren  ist, 
noch  einmal  auf  den  Weg  zu  hohen,  hehren  Zielen  geführt  hat.    Ihn 
lockt  jetzt  nur  des  Ruhmes  Lorbeerreis  und  nicht  der  Liebe  leicht  ge- 
pflückter Kranz.    So   sieht  ihn  Metternich,   der  empört  ist,  ihn  zum 
Maskenfest  in  österreichischer  Uniform  zu  sehen. 
A  quoi  donc  vient  river  ici,  fuyant  le  bal, 
Le  petit  colanel? 

Le  Duc. 
Au  petit  caporaL 
Fanny  Elssler  naht  und  setzt  ihm  den  wohlvorbereiteten,  ver- 
wickelten Plan  der  Flucht  auseinander.  Die  Komtesse  wird  als  sein 
Doppelgänger  erscheinen  und  so  sein  Verschwinden  ermöglichen.  Auf 
ihrem  Fächer  hat  Fanny  den  Plan  des  Parkes  eingezeichnet  und  beschreibt 
ihm  genau  den  Weg,  den  er  einschlagen  muss.    Wagram  soll  sein  erstes 


Rostand-Studien  269 

Ziel  sein.  Prokesch  wird  er  wiedersehen,  ob  Flambeau,  naeh  dem  der 
Herzog  fragt,  weiss  sie  freilich  nicht.  So  wird  von  Rostand  das 
drollige,  fast  possenhafte  Auftreten  des  alten  Grenadiers  vorbereitet, 
der  aus  seinem  Versteck  plötzlich  auftaucht.  Es  wtirde  zu  weit  ftthren 
alle  Kunststttckchen  im  Reim  und  im  Versbau,  alle  Bonmots  und  Argot 
ausdrücke  (type,  prendre  un  torticolis  dans  ma  petiie  turne  etc.)  anzu- 
führen, die  in  diese  Szenen  eingestreut  sind.  Mettemich  ist  fort,  von 
einem  anderen  hat  Flambeau  ein  Erkennen  nicht  zu  besorgen,  also  er- 
scheint er  auf  der  Bildfläche  und  mischt  sich,  jubelnd  begrttsst;  unter 
die  Masken.  Auch  hier  jagen  einander  förmlich  die  witzigen  Be- 
merkungen.   Nur  ein  Beispiel: 

Le  Lansquenet,  s'avan^ant  et  tatant  l'uniforme. 
Chmme  il  est  bien  usil.. .  La  poudrel .  . .  Les  poussiiresl , . . 
Le  nom  du  costumier? 

Flambeau. 

Ce  aant  des  costumiires. 
Une  veiüe  maisan:  Ouerre  et  Victairey  Soeurs. 

Un  Lansquenet. 
Ahl  oui? 

Flambeau. 
Nous  n'avons  pcis  les  memes  foumisseursl 

Man  merkt,  wie  Rostand  mit  besonderem  Behagen  gerade  das  Auf- 
treten Flambeaus  herausgearbeitet  hat.  Während  des  Theaterstückes 
ist  er  es,  der  den  geeigneten  Moment  fttr  den  Rollenwechsel  zwischen 
der  Komtesse  und  dem  Herzog  erwählt.  Letzterer  versäumt  nicht,  ihr 
erst  sein  Stelldichein  für  den  Abend  mitzuteilen,  da  sie  ja  an  seiner 
Statt  zum  Jagdpavillon  kommen  wird.  Die  Komtesse  versteht  nicht, 
wie  solche  Gedanken  ihn  noch  bewegen  können,  wo  eine  Kaiserkrone 
winkt,  und  doch  erbebt  sie,  als  er  ihr  in  bewegten  Worten  Kunde 
gibt  von  jenem  Kinde,  das  sich  ihm,  dem  Ruhmlosen,  gleichsam  zum 
Tröste  hingeben  vrill.    Wir  ahnen  hier,  dass  auch  die  Komtesse  ihn  liebt. 

Der  Augenblick,  die  Mäntel  und  damit  die  Rollen  zu  tauschen  ist 
gekommen.  Mit  erhobenem  Ladestock  gibt  Flambeau  das  Zeichen, 
auch  hier  schliesst  ein  Wortwitz  die  Szene: 

La  Comtesse,  k  Flambeau. 
Tu  vaSy  peut'Hre,  faire  un  Cesar,  songes-yl 

Flambeau. 
(7est  pourquoi  ma  baguette  est  celle  d'un  fusill 


270  Rudolf  KieMmimn 

Die  Schar  der  Gäste  erscheint.  Mettemichs  Überraschiing  —  man 
speist  an  kleinen  Tischen,  die  auf  den  Ktlbeln  der  in  bontem  Lichter- 
schmück  erstrahlenden  Orangenbäume  hergerichtet  sind  —  wird  ge- 
bührend bewundert.  Ein  überaus  reizvolles  Bild  entrollt  der  bühnen- 
kundige  Autor  und  seine  gewandte  Feder  weiss  auch  diese  Essszene 
(man  vergleiche  Cyrano  lY)  durch  eine  lebhafte,  pointierte  Unter- 
haltung zu  beleben.  In  überschwänglicher  Rede  feiert  Gentz  Mettemich^ 
den  Gastgeber,  während  der  falsche  Herzog  sich  langsam  entfernt. 
AUes  scheint  jedoch  verloren,  als  die  Erzherzogin  den  vermeintlichen 
Herzog  von  Reichstadt  anredet.  Sie  merkt  den  Trug,  aber  sie  verr&t 
ihn  nicht.  Ein  günstiger  Stern  scheint  über  dem  Komplott  zu  schweben. 
Freilich  werden  während  des  Festes  der  Herzog  und  Flambeau  auf  eine 
schwere  Probe  gestellt,  als  man  das  Andenken  Napoleons  zu  venm- 
glimpfen  sucht.  Nur  mit  Mühe  gelingt  es  Flambeau,  den  Herzog  zur 
Selbstbeherrschung  zu  zwingen.  Er  selbst  fällt  wohl  einmal  ans  der 
Rolle  und  poltert  los,  aber  dies  schreibt  man  seinem  naturgetreneo 
Spiel  als  j^grognard^  zu. 

Als  jedoch  Tiburce,  Theresens  Bruder,  seinem  Vater  persönliche 
Feigheit  vorwirft,  fährt  der  Herzog,  ohne  an  die  Folgen  der  EnthttlloDg 
der  Verschwörung  zu  denken,  auf,  um  die  Schmach  zu  rächen.  Aber 
noch  einmal  ist  ihm  der  Zufall  hold.  Auch  ein  anderer  hat  die  Be- 
leidigung aufgenommen,  und  des  Herzogs  Ruf  bleibt  ungehört  Der 
französische  Attache  hat  den  dreisten  Verleumder  einen  Lügner  genannt. 
Mit  den  Worten: 

II  iagit  de  la  France^  —  ei  je  suis  dam  man  röle. 
Cesi  cofUre  eile  tenir  des  propos  insuUants 
Que  d^insuUer  celui  qvfelle  aima  si  longtemps 

erläutert  er  sein  Vorgehen.    Ein  Duell  vrird  den  Streit  schlichten. 

Infolge  dieses  Eintretens  für  die  Ehre  seines  Vaters  ist  der  Herzog 
derartig  für  den  Attache  eingenommen,  dass  er  sich  ihm  zu  erkennen 
gibt.  Er  hofft,  ihn  für  seine  Pläne  zu  gewinnen,  aber  dieser  bleibt 
seinem  Eide  treu,  und  die  Worte  der  beiden  jungen  Männer,  die  vor 
dem  drohenden  Kampfe  um  Frankreichs  Thron  einander  voll  gegen- 
seitiger Achtung  die  Hand  drücken,  bilden  den  Schlussakkord  dieses 
Aktes. 

I/Attachö. 
Vous  croyez  me  gagner? 

Le  Duc. 

J'en  suis  sür. 
Mon  pire  a  bien  canquis  Philippe  de  SSgurl 


Rostand-Stadien  271 

L'Attachö,  avec  fermetä. 
Demain  je  rentre  en  France,  et  je  tiens  ä  vous  dire  .  • . 

Le  Duc,  sooriant. 
Vom  ttes  un  futur  marichal  de  P Empire! 

L'Atiachö. 
....  Que  8%  ran  faiiy  sur  vous,  marcher  mon  rigimeni, 
Je  saurais  Commander  lefeu. 

Le  Dnc. 

Parfaäetnent 
(II  lui  tend  la  main.) 
Serrona-nous  donc  la  main^  avant  des  nous  eombattre 
(Les  deux  jeunes  gens  se  prennent  la  main,) 

L'Attachö,  avec  une  extreme  conrtoisie. 
Avez-vous  pour  Paris  —  car  fy  serai  le  quatre  — 
Quelques  commissions?    Uhanneur  me  serait  dotix . .  . 

Le  Due,  souviant. 
Je  compie  itre  rendu  dans  . . .  P Empire  avant  vousl 

L'Attachö. 
Si  pourtant,  avant  vous,  fitais  dans  le..,  Boyaume? 

Le  Duo. 
Saluez  de  ma  pari  la  eolonne  Vendime^). 

(II  Bort.  Le  rideau  tombe.) 
Les  Alles  brisies. 
Eine  weite,  weite  Ebene,  hier  und  da  mit  niederem  Buschwerk 
estanden,  ein  Httgel,  dessen  Rasen  ewig  im  Winde  erzittert;  eine 
[tttte,  gezimmert  ans  den  Trümmern  von  Lafetten  und  Munitionswagen; 
DDgeben  von  einigen  dürftigen  Geranien^  ein  Wegweiser  in  den  öster- 
sichischen  Farben:  die  Ebene  von  Wagram  —  der  stimmungsvolle 
[intergrund  für  die  Handlung  des  fünften  Aktes. 

Unter  dem  Sternenbimmel,  im  Wehen  des  Windes  harren  der 
[erzog;  Flambeau  und  Prokesch  der  Pferde.  Der  alte  Bauer,  der  Be- 
rohner  der  HttttC;  der  voller  Stolz  erzählt;  dass  Napoleons  Leibarzt 
elbst  ihm  den  Arm  amputiert  hat;  tritt  näher.  Ein  Verrat  von  seiner 
leite  ist  nicht  zu  fürchten.    Rostand  hat  ihn  eingeführt;  um   in  die 


1)  F.  Copp6e:  Le  File  de  VEmpereur. 

Et,  la  nuit,  il  voyait  en  rive  la  Colonnel 


272  Rudolf  KiesBuiann 

Unterhaltung  der  beiden  alten  Krieger,  die  von  den  Ereignissen  der 
Seblaeht  plaudern,  eine  jener  wirksamen  heroischen  Episoden  einzo- 
fieehteu;  die  er  Flambeau  in  den  Mund  legt.  Gerade  dort,  wo  jetzt 
die  Geranien  blühen,  wurden  elf  muntere  kleine  Trommler^  die  chouchaus 
der  Marketenderin  von  dem  crachai  d'un  grand  tousseur  de  bronze  dahin- 
gerafft^). —  Verschiedene  Schatten  lösen  sieh  aus  dem  Dunkel,  die 
Verschwörer  mehren  sich.  Inmitten  der  blutgetränkten  Ebene,  die 
seines  Vaters  Ruhmes  Zeuge  war,  gibt  der  Herzog  den  Gedanken,  die 
ihn  am  Vorabend  der  Erfüllung  seiner  Träume  bewegen,  ergreifenden 
Ausdruck.  Er  ist  so  jung  und  zu  so  hoher  Stellung  berufen.  Herrschen 
soll  ert  Ein  guter,  friedliebender,  milder  Regent  will  er  werden,  nur 
hohen  Zielen  will  er  sich  zuwenden.  Freiheit  und  Recht  will  er 
schützen,  der  Kunst  an  den  Stufen  des  Thrones  eine  Heimstätte  bereiten. 
In  immer  wachsender  fieberhafter  Erregung  sieht  er  sich  schon  in 
Paris,  jubelnd  begrttsst  von  der  Bevölkerung.  Da  kommen  die  Pferde. 
Der  Herzog  steht  im  Begriff  sich  in  den  Sattel  zu  schwingen: 

Flambeau. 
A  chevall    Le  ciel  blanchit  vers  PEstl 

Le  Duc. 
J*empoigne  la  criniirel  —  Alea  jacta  eBt\ 

Schon  hat  er  den  Fuss  im  Bügel,  da  hält  ihn  das  Wort  des  Attache 
zurück.  Auch  er  ist  gekommen.  Während  freilich  die  anderen  Ver- 
schwörer in  serviler  Höflingsai*t  den  künftigen  Kaiser  an  ihre  Dienste 
erinnerten,  stand  er  still  abseits.  Er  ist  nur  gekommen,  um  den 
Herzog  zu  verteidigen.  Ein  Anschlag  ist  gegen  ihn  geplant.  Der 
Attache  hat  Tiburce,  dem  man  das  Rendez-vous  seiner  Schwester 
Thör6se  im  Jagdpavillon  hinterbracht  hat,  belauscht.  Da  besinnt  sich 
der  Herzog,  dass  ja  die  Komtesse  statt  seiner  gegangen  ist.  Man 
wird  sie  töten.    Zurück  also! 

Je  ne  peux  pourtant  —  rentrons  lä-bas  I 
Souffrir  qu'on  m^assassine  et  qu^  je  h'y  sois  pasl 

Unwillig,  den  Plan   so   nahe   der  Erfüllung   scheitern   zu   sehen, 
wollen  die  Verschwörer  den  Herzog  mit  Gewalt  hinwegführen,  der  sicti 
ihrer  mit  der  Peitsche  in  der  Hand  erwehrt,  der  den  Attache  selbst 
zu  seiner  Unterstützung  herbeiruft.     Letzterer  bittet  den  Herzog  zO- 
fliehen,  er  selbst  wird  die  Komtesse  verteidigen,  was  er  tut,  tut  er  wacß- 
der  Frau  willen.    Noch  zaudert  der  Herzog,  als  atemlos  im  GaIop|^ 
die  Gräfin   heransprengt.    Nicht   umsonst  ist  Flambeau  ihr  Waffen^^ 

1)  F.  Coppöe:  Mort  du  GifUral  WalhuheH, 

.    .    .  et  la  mitraiUe 
EfUeva  d^un  seul  coup  un  graupe  de  tatnbours. 


Rostand-.^tndieo  273 

meister  geweseo,  H\e  hat,  wie  sie  —  sacbknndig  gleich  Gyraoo  im 
ersten  Akt  —  auseinandersetzt,  Tibarce  im  regelrechten  Duell  nieder- 
gestreckt. Th^rfese  freilich  sei,  wie  sie  zögernd  auf  des  Herzogs 
Frage  erwidert,  nicht  gekommen.  Nun  drängt  sie  ihn  zu  fliehen,  wenn 
sein  Vater  ihn  so  sähel 

Faible,  attendriy  nerveuxj  flottant  comrne  vous  Fites  . . . 

Mais  cela  lui  ferait  hansser  les  Spaulettesl 

Le  Duc;  s'61an(ant  pour  fuir. 
Adieul 
Zu  spät!    Der  Plan  ist  entdeckt.    Sedlinsky,  der  Polizeidirektor, 
erscheint  mit  seinen  Schergen.    Prokesch,  der  Attache  werden  abge- 
f&hrt,  auch  die  Komtesse. 

Sedlinsky,  k  deux  autres  agents,  en  leur  montrant  la  comtesse. 
VoKS,  vous  raminerez  le  faux  pnnce . . .  chez  eile. 
(Deux  hommes  s'avancent  et  vont  empoigner  brutalement  la  comtesse.) 

Le  Duc,  d'une  voix  qui  les  fait  reculer. 
Ävec  tous  les  Sgards  qu'an  me  doifl 

La  ComtessC;  tressaillant  &  cette  voix  imp^rieuse. 

Ce  tan  brefl 
(Elle  se  Jette  dans  ses  bras  en  pleurant.) 
Ahl  malheureux  enfant,  tu  pouvais  Ure  un  cheß 
Die  anderen  mögen  entwischen . . .   Nur  einer  will  sich  nicht  feige 
davonstehlen:  Flambeau.    Der  Herzog  bittet  ihn,  um  seinetwillen  zu 
fliehen,  schon  schickt  er  sich  an,  dem  Wunsche  seines  Herrn  nachzu- 
kommen, da  hat  man  ihn   als  den  lang  gesuchten,  so  oft  zum  Tode 
verurteilten  Verschwörer  erkannt. 

Je  suis  perdu.  —  Cest  bon.  —  Du  Itixel  üne  dibauchel 
Fleurissans  Panne  avant  de  la  passer  ä  gauche. 
Hit  manchem  grausamen  Scherz  findet  er  sich  ab: 
II  itait  immoral  que  tu  faccoutumasses 
Ä  ne  jamais  purger^  Flambeau^  tes  contmnacesi 

Er  weiss  genau,  was  ihn  erwartet^  wenn  er  an  Frankreich  ausge- 
liefert wird;  doch  das  ist  nicht  nach  seinem  Geschmack: 
J'ai  toujours  fait  aux  balles  la  risette; 
Mais  ces  /rangaises-lä  . .  .  non,  pas  de  ga,  Lisettel 
Unbemerkt  zieht  er  sein  Messer  und  stösst  es  sich  in  die  Brust. 

Un  Policier;  grossiferement. 

11  titube\ 

BonaniMlM  FofMhttngen  XXVf  18 


274  Radolf  Kieasmiuiii 

Flambeau,  envoyaut  d'un  revers   de  main  le  chapean  du  policier  i 

vingt  pas. 
Le  duc  V0U8  parlel    Otez  cetie  espice  de  tube! 

Die  Oeranienblüte,  die  er  dreier  Blätter  beraubt,  und  dann  gleich- 
sam als  Rosette  des  Kreuzes  der  Ehrenlegion  getragen  hatte,  ist  ihm 
freilich  weggenommen  worden.  Nun  strömt  dem  roten  Ordensbande 
gleich  das  Blut  aus  seiner  Wunde.    Er  hat  sich  nicht  getötet, 

Pas  du  tout^  Manseigneur/ 
Mais  je  me  suis  refait  la  Ligion  d^honneur! 

Mit  dem  alten  treuen  Kriegsmann  will  der  Herzog  allein  bleiben. 
Er  jagt  Sedlinsky  und  seine  Polizisten  weg,  er  ist  auf  der  Ebene  von 
Wagram: 

Je  suis  ici  chez  mait 

In  des  Herzogs  Armen  stirbt  Flambeau.  Seine  letzten  Visionen 
lassen  die  Schlacht  bei  Wagram  vor  seinen  Augen  erstehen.  Er 
schildert  das  farchtbare  Ringen,  und  Napoleons  Sohn,  dem  jede  Phase 
jener  denkwürdigen  Waffentat  wohl  bekannt  ist,  unterbricht  von  Zeit 
zu  Zeit  den  Bericht,  um  ihn  weiterzuführen  oder  um  ihn  zu  ergänzen.  — 
Flambeau  ist  verschieden.  Allein  ist  der  Herzog  bei  dem  Toten.  Aber 
der  letzte  Ruf  des  Sterbenden  war  gleichsam  der  erste  Vers  eines  lang 
bekannten  Liedes  in  jenem  Tale,  das  das  Röcheln  der  Toten  so  oft 
vernommen  hat. 

Et  quand  Vhomme  se  iait,  la  plaine  continuel 

So  hört  er  wie  Geisterstimmen  (vgl.  Samarüaine  L)  allüberall  in 
der  Runde  die  Klagen  der  Gefallenen,  die  angstvollen  Rufe  der  Ver- 
wundeten, die  Bitten  um  einen  Trank  als  Labsal  in  Fieberglat,  die 
Bitten  um  den  Gnadenschuss»  der  grässlichem  Leiden  ein  ersehntes 
Ziel  setzt.  Ganz  Wagram  ist  erwacht.  Im  Morgengrauen,  im  Grollen 
eines  fernen  Gewitters  scheinen  die  tief  und  schwer  herabhängenden 
Wolken  menschliche  Gestalt  angenommen  zu  haben.  Und  rings  heram 
ein  Klagen,  Ächzen  und  Stöhnen.  Da  fühlt  der  Herzog,  dass  sein 
Leiden  in  schlafloser  Nacht,  in  Fieberschauem  und  quälenden  Husten- 
anfällen die  von  der  Vorsehung  ihm  gesetzte  Sühne  ist  für  das,  was 
sein  Vater  gefehlt  hat.  Mit  bittender  Geberde  fragt  er  die  Schatten, 
die  er  in  den  Lüften  vorüberziehen  sieht, 

Pourquoi  vous  ouvrez-vous,  bouches  pleines  d'horreur? 

(Et  courbö  par  Töpouvante,  voulant  fuir,  ne  pas  entendre . . .) 
Quoi?    Qu'allez'vous  crier?    Quoi? 

Toutes  les  Voix. 

Vive  VEmpereur! 


RosUi&d-Stadieii  275 

Le  Dnc,  tombant  k  geooox. 
Aht  ouil  c'est  le  pardan  ä  cause  de  la  gloirel 
(il  dit  doQcement  et  tristemeot  k  la  plaioe) 

Merd, 

(et  se  relevant.) 
Mais  fai  compris.    Je  stäs  expiatoire. 
So  soll  Um  Wagram  zur  Sühne  hinwegnehmen.   Es  mnss  sein,  er 
weiss,  fbhlt  und  voll  es  selbst: 

Puisqu^un  souffle  a  passi  ce  soir  dans  mes  cheveux, 
Puieque  par  des  frissons  man  dme  est  avertie^ 
Et  puisque  man  costume  est  blane  comtne  une  hostiel 
Der  junge  Adler  f&gt  sich  in  den  Tod  des  unschuldigen  Schwanes. 
Er  hat  gesühnt,   das  Dunkel   ist  gewichen,   die  Sonne  bricht  durch. 
Fanfaren  ertönen,   man   ruft   zum  Kampfe,   die  Marseillaise   erklingt, 
fortgerissen  zieht  der  Herzog  den  Degen     Was  rückt  dort  in  weisser 
Linie  heran?    Er  stürzt  sich  auf  sein  eigenes  Regiment,  das  er  tags 
zuvor  nach  der  Ebene  von  Wagram  beordert  hatte. 

Un  Officier,  se  jetant  sur  lui  et  TarrStant. 
iVinc^l  Que  faiteS'Vaus?    Cest  votre  rigimentl 

Le  Duc,  rfeveillö,  avec  un  cri  terrible. 
Ahl  &est  monf . .. 
(Die  Sonne  ist  aufgegangen.    Alles  sieht  aus  wie  sonst.    In  vor- 
schriftsmässiger  Haltung,  mit  mechanischer  Stimme  kommandiert  er:) 
Haltel  —  Frontl  —  A  droiie  . . .  alignement . . . 
(Bideau.j 
Les  Alles  f ermies. 

Zur  letzten  Bast  schliesst  der  junge  Adler  die  Flügel.  Wir  stehen 
in  seinem  Sterbezimmer  in  Schoenbrunn.  Duftende  Veilchen  grüssen 
den  Kranken.  Die  Erzherzogin  sucht  ihn  zu  bewegen,  mit  ihr  gemein- 
sam das  Abendmahl  zu  nehmen,  da  sie  ja  beide  von  langer  Krankheit 
genesen  seien  und  wohl  Anlass  hätten,  Gott  zu  danken.  Er  dürfe 
aber  deshalb  nicht  auf  trübe  Gedanken  kommen;  denn  wenn  es  die 
letzte  Wegzehrung  sein  sollte,  dann  müsste  ja  altem  habsburgischem 
Brauche  zufolge  die  ganze  kaiserliche  Familie  zugegen  sein. 

Ce  n^est  danc  pour  aujourd^hu%*i 
fragt  der  Herzog  mit  forschendem  Blick  den  Arzt  und  den  bei  ihm 
weilenden  General  Hartmann.  Nein,  es  ist  wirklich  das  letzte  Mal, 
dass  er  die  Tröstungen  seiner  Beligion  empfängt.  Als  er  mit  der  Erz- 
herzogin das  Zimmer  verlassen  hat,  füllt  sich  der  Baum  mit  den  An- 
gehörigen   der    kaiserlichen  Familie.      Während    der   Elevation    des 

18* 


276  Rudolf  Kiessmaon 

Allerheiligsten  (fffhet  Hartmann  einen  Angenblick  die  Ttir,  damit  — 
wie  die  Vorschrift  es  ?rill  -  die  Mitglieder  des  kaiserlichen  Hauses 
Zeugen  seien^  dass  einer  der  ihrigen  das  viaticum  genommen  bat.  Da 
bricht  Th^r^se,  die  durch  Vermittlung  der  Erzherzogin  mit  der  OrSfio 
Camerata  der  selbst  einen  Metternich ')  ergreifenden  Szene  beiwohDeo 
durfte,  in  Schluchzen  aus.  Jäh  wird  die  Tttr  geschlossen,  aber  der 
Herzog  hat  den  Ruf  vernommen.  Ruhig  und  voller  Majestät  im  An- 
gesicht des  nahen  Todes  fragt  er,  wer  mit  angstvollem  Aufschrei  um 
ihn  geklagt  hat. 

Nun  führt  Rostand  in  überaus  feiner  Gliederung  die  drei  Frauen  ein. 

Le  Duc. 

Quel  est  le  eoeur  qui  s'est  brisi? 

Thör^se,  qui  est  rest^e  agenouillöe,  humble,  dans  un  coin. 

Le  mien. 

Le  DuC;  faisant  uu  pas  vers  eile,  avec  douceur.  I 

Vous  n^etes  paa  tris  raisonnable.  —  Sur  un  livre 
Vous  avez  autrefois  pleurS  de  me  voir  vivre 
En  Autrichien,  —  avec  ä  mon  hahit  desßeurs . . . 
Maintenant,  vous  pleurez  en  voyant  que  fen  tneurs. 
(L'archiduchesse  et  ia  comtesse  le  m^nent  jusqu'^  un  fauteuil  d^^^ 
lequel  il  tombe.) 

Thörfese,  qui  s'est  relevöe,  se  rapproche,  et  d'une  voix  timide. 
Le  rendez-vous . . . 


Eh  bien? 


Oui. 


Le  Duc. 

Thörfese. 
J'y  Üais, 

Le  Duc. 

Vous?  .  . .  pauvre  ämel , 

Thörfese. 


Le  DuC;  melancoliquement. 
Pourquoi? 


1)  Je  ne  regreUe  rien  .  .  .  mais  &äaü  un  grand  prineei 
Et  quand  je  w?agenouilU^  ä  eetie  heure^  en  ce  lieUf 

(II  pHe  le  genon.) 
Ce  n^est  pas  eeuUment  devant  VÄgneau  de  Dieul 


Uostand-Stadien  277 

ThirhBe. 

Parce  que  Je  vous  atme, 

Le  Dnc,  &  la  comteBse. 

Madame, 
Vous  tne  Vaviez  cachS,  qü^elle  y  itait . . .  Pourquoi? 

La  Comtesse. 
Farce  que  je  vous  atme. 

Le  Duc. 
Et  qui  donc,  prds  de  mot, 
Vous  a,  toutes  les  deux^  fait  venir? 
(La  comtesse  et  Thör&Be  Uvent  les  yeux  vers  rarchiducheBse.) 

L'ArchidueheBBe. 

Moi-m^e, 

Le  Duo. 
Pourquoi  cette  bonti? 

L'Arcbidachesse. 

Parce  que  je  vous  aime. 

Le  DuC;  avec  un  soarire. 
Les  femmes  m'ont  aimi  comme  on  atme  un  enfant. 

(Elles  fönt  an  geBte  de  proteBtation.) 
Sil  Sil 

(A  Thirfese.) 
Venfant  qu'on  plaint, 

(A  rArchidnchesBe.) 
qu^on  gäte, 

(A  la  comteBse.) 
et  qu'on  difendX 
Seine  Matter  naht  mit  banger  Bitte  um  Vergebnng. 

Le  Duc. 

Inspirezmoi,  mon  Dieu, 
La  parole  profonde  et  eependant  legire^ 
Avec  laquelle  on  peut  pardonner  ä  sa  mirel 
Seine  Wiege,  nacb  der  ihn  verlangte,  bat  Bie  ibm  bringen  laBsen. 
!r  läsBt  Bie  neben  das  kleine  Feldbett  stellen^  in  dem  sein  Vater  einst 
ßhlief;  auf  das  er  jetzt  sich  zum  letzten  Schlummer  aasstreckt,  während 
ie  Komtesse  ihm  das  breite  Ordensband  der  Ehrenlegion  umlegt.    In 
er  letzten  Stunde,  angesichts  der  kostbaren  Wiege,  die  einst  die  Stadt 


278  Rodolf  RieMmaim 

Paris  dem  König  von  Rom  darbrachte,  zieht  noch  einmal  sein  Kinder- 
leben an  ihm  yorttber.  Er  denkt  der  Lieder^  vieüles  et  merveiUeuses^ 
die  ihm  ala  Kind  die  Amme  sang.  Die  Hntter  freilich  kennt  fran- 
zösisohe  Weisen  nichts  aber  Thöröse  summt  die  alten  lieben  Lieder 
(vgl.  0.  Cyrano  IV.):  //  pleut  bergire ...  Naus  nHrans  plus  au  bois... 
Sur  U  pofU  d*Avignon . . .  Unter  allen  Klängen  der  Volksseele  jedoch; 
die  ihn  einem  mttden  Kinde  gleich  einlullen  sollen,  gefUlt  ihm  keines 

80  gut  als 

B  itait  un  p'tit  hamme^ 

Tout  kabilU  de  grisl... 
Seine  Hand  weist  anf  die  Statuette  des  Kaisers,  dann  füllt  er 
turttok.  Das  Ende  ist  nahe.  In  kunstvoller  Anordnung,  in  fein  durch- 
brochener Versarbeit  lässt  Rostand  die  drei  Frauen  von  ihm  Abschied 
nehmen,  sodass  ein  jeder  Vers  das  Charakterbild  der  Frau  und  ihr 
Verhältnis  zum  Aiglon  erkennbar  macht. 

Thär^se. 
Tombef  mil  huit  cent  trente  apris  nul  huit  ceni  onzel . . . 

La  Comtesse. 
Comme  un  cristal  brisi  par  un  Mio  de  bronzel , . . 

L^Archiduchesse. 
Comme  un  accord  de  harpe  apris  des  airs  guerriersl . . . 

Thärfese. 
Comme  un  lys  qui  sans  bruü  tombe  sur  des  lauriersl 

Le  Docteur,  apr6s  s'etre  penchä  sur  le  prince. 
Monseigneur  est  tris  mal.    H  faut  que  Von  s'Scartel 
(Leg  trois  femmes  s'äloiguent  du  lit.) 

Thärfese. 
Adieu,  Frangoisl 

L'Archiduchesse. 
AdieUy  Fram\ 

La  Comtesse. 

Adieu^  Bonapariel 

Marie-Luise,  qui,  prto  du  lit,  a  refu  la  tete  du  duc  sur  son  öpaal^' 
Sur  mon  epauley  lä^  son  front  appesantitl 

La  Comtesse,  s^agenouillant  au  bont  de  la  chambre« 
Jtoi  de  Bomel 


Bostand-Stadien  279 

L'ArchidiichesBey  de  meme. 
Duc  de  Seichstadt  \ 

Thirhst,  de  meme. 

Pauvre  petitl 
Nur  der  Gedanke  an  sein  Leichenbegängnis,  die  Hartschiere,  die 
fackeltragenden  Lakaien,  die  rosenkranzbetenden  Kapuziner,  die  Anf- 
bahrang  in  der  Kapelle,  die  Hoftrauer,  trübt  vorübergehend  seine 
Todesstande  ^).  „Man  taaft  in  Paris  besser,  als  man  in  Wien  begräbt'', 
8«gt  er  selbst  und  so  mft  er  denn  General  Hartmann  heran,  reicht 
ihm  ein  Bach,  das  anter  seinem  Kissen  lag,  and  heisst  ihn,  während 
er  langsam  verscheidet,  den  Bericht  seiner  eigenen  Tanfe  verlesen. 
Wie  Flambeaa  stirbt  inmitten  des  Berichtes  jener  Schlacht,  die  aach 
seines  bescheidenen  Rahmes  Zeage  war,  so  schlammert  sanft  der  jange 
Adler  hinüber  während  der  Erzählang  jenes  Tages,  da  er  -~  obschon 
ein  hilflos  Kind   —   vielleicht   grösser  war  and   mächtiger  denn  je 

nachher. 

Le  Gön^ral  Hartmann,  d'ane  voix  öclatante. 
Alors^  quandle  hiraut  eut  trois  fois,  dans  lechoeur, 
Crii:  „Vive  le  rot  de  Romel^  l'Empereur, 
Avant  qu'on  ne  rendtt  Venfant  ä  sa  nourrice^ 
Le  prit  entre  les  bras  de . ,. 

(II  häsite  en  regardant  Marie-Lonise.) 
Da  legt  der  Herzog  mit  anendlich  edlem  Aasdraok  die  Hand  aaf 
daaHaapt  der  knieenden  Harie-Loaise  and  vollendet  den  Satz: 

De  Vlmpiratricel 
Dies  Wort  verzeiht  and   krönt  die  Motter  wieder.    Sein   letzter 
Ruf  gilt  ihr  and  seinem  grossen  Vater.    Noch  liest  der  General 

Et  le  Boir  mime^  dans  la  France  tout  entiire, 
Ävec  la  mime  pompe,  avec  le  mime  ilan  .  . . 
Le  Doctear,  toachant  le  bras  da  gän^ral  Hartmann. 
Mort. 

(Silence.    Le  Gön^ral  referme  le  livre) 

Metternich. 
Vom  lui  remettrez  son  uniforme  blanc. 
Ein   Gedicht  in  Form   zweier   aneinandergereihter   Sonette  lässt 
Roataod  folgen.    Der  Dichter  wendet  sich  an  den  Schatten  des  Ver- 
blichenen, den  er  hat  wiedererstehen  lassen.  — 


1)  Vgl  o.  die  Worte  M^liBsindos  S.  216. 


280  Kttdolf  KieBsmann 

Ich  komme  zum  Schlass.  Es  lag  nicht  in  meiner  Absicht,  in  eine 
Qnellennntersüchnng  einzugehen  nnd  zn  prttfen,  welche  historischen 
Vorlagen  Kostand  in  freier  Weise  benutzt  hat,  und  wie  weit  sich  ein 
Einflass  der  Romantik  (u.  a.  Victor  Hugos,  Mussets),  früherer  Napoleons- 
dramen, zeitgenössischer  Dichter  (Gopp^e),  Shakespeares,  vielleicht  gar 
Byrons  -)  u.  a.  nachweisen  lässt.  Nicht  als  ob  eine  solche  Arbeit  über- 
flüssig oder  wertlos  wäre^),  aber  für  mich  handelte  es  sich  vornehmlich 
darum,  der  dichterischen  Eigenart  dieses  erfolgreichsten  Neuromantikers 
näher  zu  kommen.  Ich  habe  dies  versucht,  indem  ich  gewisse  An- 
klänge in  den  behandelten  Motiven  festgestellt  und  die  bewunderns- 
wert sichere  Führung  der  poetischen  Diktion  auch  in  den  schwierigsten 
Massenszenen  nach  Gebühr  hervorgehoben  habe. 

Die  eingehende  Analyse,  die  ich  gerade  von  dem  in  Deutschland 
weniger  bekannten  Aiglon  geben  zu  müssen  glaubte,  wird,  was  den 
Inhalt  betrifft,  ein  klares  Bild  der  Beziehungen  zu  früheren  Stücken 
gegeben  haben,  und  wenn  ich  noch  einige  ergänzende  Bemerkungen 
hinsichtlich  der  Form  anfüge,  so  will  ich  zwar  keine  vollständige 
Liste  der  Eigentümlichkeiten  unseres  Dichters  geben,  aber  doch  das 
Wichtigste  noch  einmal  kurz  zusammenzustellen  suchen. 

An  seltenen  oder  familiären  Wörtern,  Neubildungen,  Argotaus- 
drücken seien  noch  erwähnt:  se  dSmaniibtder  (III,  7),  douceitement  (I,  8> 
hasiliophage  (I,  10),  tatouille  (III,  7),  ratatouille  (III,  7),  foutu  (V,  5)i 
areiire  (VI,  3). 

Kühne  Verbindungen   wie   crever   man   cheval  et  man  rive  (II,  4), 
vires  fpiques  (V,  5),  besonders  aber  gewagte  Bilder  sind  Bestand  eigen. 
Et  baissons  pour  la  nuit 
Les  paupiires  des  trous  de  serrure,  —  sans  bruitl 
sagt  Flambeau  (ID,  6),  zieht  den  Schlüssel  ab  und  schiebt  das  kleine 
Kupferblättchen  über  das  Schlüsselloch. 

II  me  semble  que  fai  pour  äme  Notre-Dame\ . . . 
sagt  der  junge  Herzog,   der   die  Sonne  seiner  Gnade  über  jedermann 
leuchten  lassen  möchte.    Von  Napoleon  bei  Austerlitz  inmitten  seiner 
glänzenden  Suite  heisst  es  (I,  12): 

. . .  tächant  de  gris  Titat-major  vermeil. 

In  dem  grossen  Buch  der  Geschichte  sind,  wie  der  Herzog  von 
Reichstadt  ausführt,  die  grossen  Heerführer  gleich  den  grossen  Buch- 
staben, welche  die  Überschriften  abgeben,  auf  denen  zunächst  das 
Auge  ruht,  die  tausende  der  Soldaten,  die  kleinen  Buchstaben,  die  erst 

1)  Hamlet  ist  erwähnt  I,  9,  IV,  2;  Byron  IV,  4;  Shakespeare  I,  9. 

2)  Vielleicht  wird  dies  in  der  angekündigten  Arbeit:  Margarete  Hippkes, 
die  Romantik  BoBtands  (WiBsenschaftl.  Frauenarbeiten  hsg.  von  Hermann  Jantzen 
u.  GuQtav  Thurau),  zu  finden  sein. 


Bostand-Stndien  281 

eine  Seite  Geschichte  ergeben  (II;  9).  Ad  ßonmotS;  Wortwitzen, 
Pointen  nnd  Schlagern  ist  anch  im  Aiglon  kein  Mangel.  Hit  Absicht 
habe  ich  oben  Rostand  wiederholt  selbst  reden  lassen,  nm  seine  scharf 
zugespitzte  Ansdracksweise  zn  kennzeichnen.  So  spielt  (I,  8)  der 
Herzog  mit  dem  Aasdrnck  neutre.  Er  weiss  nie,  ob  man  im  Deutschen 
der,  die  oder  das  sagt.    Nun  soll  es  heissen:  j^das  Frankreich'^. 

Mais  pleutrs 
—  Je  n'aime  pas  beaucoup  que  la  France  soit  neutre. 
Sedlinsky  liegt  anter  dem  Tische  nnd  sucht  in  den  Briefen  des 
HensogSi  der  ihn  begrtlsst. 

Sedlinsky,  debout. 
Vous  m'avez  reconnuy  mais  fitais  . . . 

Le  Dnc» 

Ä  plat  venire. 
Je  vom  ai  rccannu  taut  de  suite. 
Wie  mit  luxe  —  se  luxer,  dogue-carlin  (III,  7),  so  spielt  der  Dichter 
(IV,  11)  mit  gris,  voir  de  grises,    Flambean  summt: 
MaiSf  cristi,  (a  vous  ravigote 
Rien  que  de  voir  sa  redingotel . . . 

L'Arlequin. 
Dis  donc,  sa  redingote  a  besoin  de  reprises? 

Flambeau. 
Mais,  dis  donc,  —  eile  vous  en  fait  voir  de  grisesl 
IV,  3:  VÄttacM  franQais,  traversant  la  scöne  k  la  ponrsuite  de 
Fanny  Elssler. 

Pas  moyen  de  savoir  quel  est  ce  dominol 
Est-ce  une  Änglaise? 

Fanny,  fnyant. 
Ya. 

L 'Attache,  snrsautant. 
Une  Allemande? 

Fanny. 

No\ 
Dies  Beispiel  möge  uns  zu  den  Reimen  fllhren.    Beispiele  für  die 
virtuose  Beherrschung  der  Sprache  sind  bereits  oben  in  genügender 
Anzahl  gegeben  worden.    Einige  Ergänzungen  mögen  Platz  finden. 

Das  fehlende  Reimwort  gibt  im  Notfall   die  lateinische  Spracbe 
(vgl.  a.  0):  hie:  MeUemich  (I,  9);  fils:  volubilis  (II,  3); 

obii:  agnus  DH  (VI,  2);  man  wf^X.prifires:  ombellifires{l^9). 


MiS 


Rudolf  KiOBsmaDii 


ItDMonders  ktthn  sind  die  Keime  mit  Eigennamen: 

eyclameni  Beethoven  (1, 13); 

hilae:  Wenceslas  {J1^9)\ 

sHmbibe:     Scribe  (IV,  12); 

Ohi\  {Robinson)  Orusoi  (IV,  10); 

Seme  (II|  9)  und  seine  (III,  7):  NSpomucine. 
Auch  Interjektionen  werden  herangezogen 

Saperlipopette:  cheval  de  trompetie  (111,7). 
Dag0  bisweilen   die  Reinheit  der   Reime  leidet,  manchmal  anch 
eine  hdchst  gewagte  Wortstellung  sich  findet,  ist  ohne  weiteres  klar: 
tout  celai  toute  la  (jeunesse)  (I,  10; 

tombe:  B.  {=i Bonapartiste)  (11,9).  (Weiteres  bei  Langer  a.a.O. 
S.  69 ff.) 

Zn  erwähnen  wäre  noch  die  aaeh  oben  (vgl.  8. 215)  nacbgewieseDe 
Wciterftihrnng  des  Dialogs  durch  das  gleiche  Verbum:  So  111,5. 


Sedlinsky. 

(Test  Pheure.   Ferme. 

Flambeau  .  . 
On  fermel 


Mais, 


Sedlinski. 

Ote  les  clefs. 

Flambeau  .  .  . 


Ähnlich  VI,  2: 


On  diel 


Le  General  Hartmann  .  .  . 
Le  prilat  sort  le  grand  ciboire,  —  il  le  dicouvrel 

Tous  .  .  . 

Oh\  .  .  . 

Hartmann. 
Silence  absolu:  je  vais  ouvirl  .  .  . 

Tous. 


Oh\  .  .  . 


Le  General. 


Souvre ! 

Die  sorgsame  Konstruktion  der  Szenen  und  Aktschlüsse,  die 
ständige  Rttcksichtnahme  auf  Zuschauer  und  Btthnenwirksamkeit,  die 
zu  wohlvorbereitetem  Aufbau  packender  Situationen  und  farbenfroher 


Rostand-Stttdien  283 

Szenen  Alhrt:  dies  alles  braucht  nicht  nochmals  hervorgehoben 
den.  Die  Inhaltsangabe  des  Aiglon  sprieht  fttr  sich  selbst.  Wir 
lostand  gefolgt  von  den  RomanesqneS;  dem  Erstlingswerk^  in 
er  Dichter  ttber  die  Bomantik  harmlos  spottet,  bis  znm  Aiglon, 
en  der  ganze  Schimmer  der  Bomantik  ausgegossen  liegt.  Man 
^neigt,  a  priori  eine  umgekehrte  Beihenfolge  anzunehmen,  die 
irische  Befreiung  vom  schwülen  Druck  der  Bomantik  der  reifsten 
er  dichterischen  Entwicklung  zuzuschreiben.  Ob  Bestand  sich 
en  Banden  romantischen  Empfindens  noch  einmal  losmacht, 
im  er  als  Jttngling  bereits  die  Halbheit  und  Hohlheit  schwärme- 
'  Bomantik  mit  gutmütigem  Spott  gegeisselt  hatte?  Ohne  eine 
ende  Charakteristik  seiner  Helden  geben  zu  wollen,  möchte  ich 
larauf  hinweisen,  dass  seinen  bedeutendsten  Figuren  ein  seltsam 
1er  Zug  eigen  ist:  die  herbe  Falte  der  Entsagung.  Mögen  wir 
9n  todwunden  Troubadour  geleiten,  den  seine  Sehnsucht  lebend 
bis  zum  ersten  Wiedersehen  mit  der  Geliebten,  von  der  grausam 
>d  ihn  dann  auf  immer  trennt;  ob  wir  die  Tragödie Cyranos  mit 
eben,  der  in  krankhaft  hochgespanntem  Ehrgefühl  sich  selbst 
Ittckes  beraubt,  da  er  dem  toten  Freunde  die  Treue  bis  zur 
Sterbestunde  bewahrt;  ob  wir  endlich  Zeuge  der  erwachenden 
der  ersten  Flügelschläge  des  jungen  Adlers  sind,  der  nah  dem 
dit  wunden  Schwingen  auf  die  grausame  Welt  der  Niedrigkeit 
rbärmlichkeit  geschleudert  wird,  überall  der  gleiche  wehmütige 
ler  über  allen  Stücken  Bestands  schwebt:  Der  Gedanke  an  die 
Inglichkeit  der  Menschennatur,  die  menschlichem  Wollen  nur  zu 
s  Vollbringen  versagt,  der  Gedanke  an  den  unvermeidlichen  Tod, 
lern  Erdenwallen  ein  Ziel  setzt. 

>ffroy,  Cyrano,  der  Herzog  von  Beiehstadt  sterben.  Mit  melancho- 
n  Klange  verhallen  Bestands  grösste  Dramen, 
ber  gerade  diese  echt  menschliche  Schwäche  und  Hinfälligkeit, 
Dstands  Helden  bei  allem  Mannesmnt  und  aller  Tatkraft  im 
len  auszeichnet,  sichert  ihnen  unser  Mitgefühl.  Auch  ihnen  singt 
shicksal  das  ewig  gleiche  Lied  des  Entbehrens.  Und  dennoch 
tostands  Helden  gross.  Selbst  Christian  in  Cifrcmo  de  Bergerac 
u  wir  unser  Mitgefühl  nicht  versagen,  der  den  Tod  auf  dem 
der  Ehre  sucht,  und  Flambeau,  der  es  nicht  für  sündhaft  hält, 
ks  geheime  Haus  des  Todes  zu  stürmen,  ehe  der  Tod  sich  zu 
ragt^.  Gross  im  Leiden  und  gross  im  Sterben.  Dem  grössten 
rätsei,  der  dunkeln  Pforte  des  Todes  gehen  sie  als  Männer  stolzen 
I  entgegen,  die  wie  Manfred  zu  sagen  wissen: 

't  is  not  80  difficult  io  die. 


^>4  Undolf  Kiessmann 

WeoD  wir  versuchen  wollten,  die  romantische  Bewegung  in  Frank- 
r*:i*:h  wiii)»en»chaftlich  zu  entwickeln,  dann  müssten  wir  zunächst  der 
ü)(t<;riifcbeo  Vorbedingungen  gedenken,  die  als  Parallelerscheinung  der 
^OMten  fKilitischen  Revolution  die  Umgestaltung  der  bisher  herrschenden 
Ansichten  auch  in  der  Literatur,  ja  im  ganzen  Geistesleben  Frankreichs 
hervorbrachten.  Wir  würden  die  Romantik  als  das  revolutionäre  Sieh- 
Aaf  lehnen  gegen  das  Steife,  Regelmässige,  Monotone,  Vemunflmässige 
des  Klassizismus  zu  deuten  suchen. 

Wenn  es  auch  schon  im  Zeitalter  des  Absolutismus  und  Rationalis- 
mus nicht  völlig  an  Gegenströmungen  fehlte,  so  werden  doch  eigentlich 
erst  mit  Rousseau  die  Ideen,  die  unklar  und  verworren  hie  und  da 
bereits  formuliert  waren,  in  bestimmter  und  überaus  wirksamer  Form 
den  weitesten  Kreisen  zugänglich  gemacht.  Dem  Yerstandeswissen 
gegenüber  vertritt  er  die  Ansprüche  des  Gefühls,  die  von  ihm  geforderte 
Rückkehr  zur  Natur  ist  die  natürliche  Folge  seiner  Verachtung  der 
vielgepriesenen  Kultur  und  musste  in  der  Literatur  zu  den  schwärme- 
rischen Naturschilderungen  eines  Bemardin  de  Saint-Pierre,  Chateau- 
briand, Lamartine  führen.  Gefördert  durch  regere  Wechselbeziehungen 
der  dem  Gedanken  eines  allgemeinen  Menschentumes  zugekehrten 
Völker  beginnen  ausländische  Literaturen  befruchtend  auf  Frankreich 
einzuwirken.  Neben  Madame  de  Sta^l  vermitteln  die  Referate  im 
„Globe"  das  Eindringen  deutscher  Ideen,  vor  allem  aber  äussert  Shake- 
speares geniale  Regellosigkeit  ihren  Einfluss  auf  das  Drama,  wo  sich 
die  neuen  Ansichten  seit  Diderot  und  Voltaire  vor  allen  Dingen  Geltang 
zu  verschaffen  suchten,  bis  sie  durch  Victor  Hugos  Manifest  in  die 
Form  eines  Parteiprogramms  gekleidet  wurden.  Jetzt  forderte  man 
nicht  nur  f&r  die  Darstellung  des  Schönen,  sondern  auch  des  Charakte- 
ristischen überhaupt,  ja  selbst  des  Krankhaften,  Pathologische,  Häss- 
liclien  und  Grotesken  ein  Heimatrecht  auf  der  Bühne.  Das  lang  ver- 
nachlässigte Mittelalter  und  seine  Kunst  lieferten  der  nunmehr  frei 
schaffenden  Phantasie  manchen  Stoff*. 

Auch  für  die  Form  verlangte  man  Freiheit  und  Ungebundenheit 
Im  Streben  nach  Klarheit  und  Genauigkeit  setzt  man  sich  über  die 
einengenden  Vorschriften  des  Versbaues  alter  Zeit  hinweg,  verfährt 
frei  mit  den  Versakzenten,  den  Caesuren,  dem  enjambementj  und  strebt 
nach  realistischer,  die  Zeitfarbe  berücksichtigender  Darstellung,  auch 
in  den  Charakteren,  ihren  Worten,   ihrem  Gebahren,  ihren  Kostümen. 

Wollten  wir  Edmond  Rostands  literarische  Eigenart  aus  der  Zeit- 
geschichte und  seiner  eigenen  dichterischen  Persönlichkeit  heraus  za 
bestimmen  suchen,  so  müssten  wir  nicht  nur  die  herrschenden  Strö- 
mungen der  zeitgenössischen  Literatur  und  ihren  Einfluss  auf  ihn 
kennen  zu  lernen  suchen,  sondern  vor  allen  Dingen  in  sein  Innenleben, 


Rostund-Stadieii  28Ö 

in  die  Entwicklong  seiDer  Psyche  einen  tieferen  Blick  werfen  können 
als  es  nach  den  überaus  spärlichen  Nachrichten  über  seinen  Lebens- 
gang möglich  ist^).  Mancher  Anklang  in  seinen  Werken  an  Regnard, 
V.  HogOy  Chateaubriand,  Müsset^),  Marivaax,  Banville,  Coppäe,  Hendls, 
Shakespeare,  Byron  mag  spontan  entstanden  sein,  ohne  dass  deshalb 
eine  direkte  Beeinflassnng  angenommen  zu  werden  braucht. 

Wenn  wir  auf  das  „Gesetz  der  Entwicklung  in  Gegensätzen^,  auf 
das  Wolfgang  Martini  in  seinem  vortrefflichen  Aufsatz:  Victor  Hugos 
dramatische  Technik  (Zs.  f.  fr.  Spr.  u.  Lit  XXVII,  S.  307  f.)  hinweist, 
and  auf  das  damit  zusammenhängende  „Prinzip  derKontrastverstärkung^ 
zniückgehen,  so  werden  wir  dem  „Gesetz  der  historischen  Kontraste'' ') 
zufolge  das  Auftreten  Rostands  als  psychologisch  notwendign  Gegen- 
wirkung gegen  den  ins  Übermass  gesteigerten  Realismus  und  Naturalis- 
mus anzusehen  haben. 

Unsere  vergleichende  Studie  des  Inhalts  seiner  Dramen  wird  den 
Beweis  erbracht  haben,  dass  wir  in  Rostand  in  der  Tat  einen  Dichter 
haben,  der  noch  einmal  den  Ritt  ins  alte  romantische  Land  gewagt  hat*). 
Was  die  Form  betrifft,   so  ist  dies  ohne  weiteres  klar.    Die  Frei- 
heiten im  Satz-  und  Versbau,  besonders  aber  in  den  Reimen,  die  Vor- 
liebe für  altertümliche  Ansdrtlcke,  Antithesen,  Wortspiele,  Vergleiche 
und  langausgesponnene  Tiraden:  dies  alles  erinnert  an  die  Tendenzen 
derer,  die  den  vers  romantique  schufen. 

Ohne  die  Frage  nach  romantischen  Ztlgen  im  Inhalt  erschöpfend 

behandeln  zu  wollen,  möchte  ich  doch  kurz  darauf  hinweisen,   dass 

alle  seine  Dramen  mit  romantischen  Zttgen  durchsetzt  sind.    Mag  er 

die  Motive    mittelalterlicher  Versnovellen    in   die  gutmütig-satirische 

Behandlung  der  Romeo  und  Julie-Handlung  der  Romanesques  verweben, 


1)  Was  darüber  bekannt  geworden  ist,  bringt  Langer  in  seiner  mehrfach 
Ofwähnten  Arbeit.  Über  Rostands  jüngstes,  noch  unveröffentlichtes  lyrisches 
^msL  ^ChatUecler"  vgl.  Adolphe  Brisson  N.  Fr.  Presse  11.  Sept.  1907.  Sehr 
^ortvoU  als  autobiographisches  Dokument  ist  sein  Discours  de  Riception,  vgl. 
^n  meinen  Aufsatz  in  den  Grenzboten  1907.    Heft  41. 

2)  Vgl.  sein  Gedicht  „A  tnon  vieux  pion" 

0  toi  qui  m^as  fait  lire  en  cachette  Musset, 

3)  Welches  besagt,  dass  ^namentlich  in  solchen  Fällen,  wo  eine  bestimmte 
^BtoriBche  Tendenz  einen  unter  den  obwaltenden  Bedingungen  und  bei  den 
vorhandenen  Anlagen  nicht  weiter  übersohreitbaren  Höhepunkt  erreicht  hat, 
nim  die  in  der  gleichen  Richtung,  fortwirkende  Kraft  entgegengesetzte  Stre- 
^^gen  wachruft.«  Wundt,  Logik.  2.  Aufl.  IL  2.  Abt.  S.  413 ff.  Ich  zitiere 
^b  Martini  S.  308. 

4)  Ich  kann  hier  nur  kurz  auf  die  Huldigung  hinweisen,  die  er  dem  von 
^bm  hochyerehrten  V.  Hugo  in  seiner  Dichtung  ün  Soir  ä  Hernani  dargebracht  hat. 


286  Budolf  KieBsmanii 

oder  die  Troubadonrzeit  und  ihren  Lieblingshelden  ^)  Bodel  poetuseh 
verklären^  umgeben  von  der  ganzen  Staffage  einer  romantisehen  Hand- 
lang, die  selbst  das  „Kolorit^  berttcksichtigt,  immer  gemahnt  er,  nicht 
zum  wenigsten  auch  in  seinem  feinen  Natnrgeftlhl;  an  seine  literariBchen 
Vorgänger  und  Vorbilder  der  romantischen  Schule.  Auch  wenn  wir 
von  der  Handlung  in  Cyrano  de  Bergerac  und  im  Aiglan  absehen  und 
nur  die  Titelhelden  betrachten,  so  erinnern  Cyrano  in  seinem  krank- 
haft hochgespannten  Ehrgefühl  und  der  Herzog  von  Beichstadt  in  seiner 
sinnenden  Schwermut,  die  ihn  zu  energischem  Handeln  nicht  kommen 
lässt,  in  diesen  fast  krankhaften  Zttgen  an  die  mehr  oder  weniger 
pathologische  Figur  Joffiroys  und  an  alle  jene  romantischen  Helden, 
die  sich  gegen  das  widrige  Schicksal  auflehnen  und  untergehen  in 
ihrem  edlen  Streben,  leidend  an  jenem  Pessimismus,  dem  mal  du  stiele} 
der  sich  in  jenen  schwärmerischen  Naturen  nur  zu  oft  mit  unbefriedigtem 
faustischem  Sehnen  nach  Liebe  und  Sinnengenuss  paart. 

1)  Vgl.  auch  Ricarda  Hnch:  Blütezeit  der  Romantik.    2.  Aufl.    S.  259 f. 


Das  kurse  Reimpaar  bei  Crestien  von  Troyes  mit 
besonderer  Berücksichtigung  des  Wilhelm  von  England. 

Von  Otto  Borrmann. 


Einleitung, 

Das  Versmass,  in  dem  Crestien  von  Troyes  seine  Romane  abgefasst 
hat»  ist  das  sogenannte  kurze  Reimpaar,  in  dem  zwei  Aohtsilbler  dnroli 
den  Reim  verbanden  werden. 

Dieses  knrze  Reimpaar  wnrde  im  Lanf  der  Zeit  dorehaas  verschieden 
gebandhabt.  Znnächst  war  es  eine  wesentlich  lyrische  Versart  und  zum 
Gesang  oder  doch  rezitativen  Vortrag  bestimmt.  In  seiner  deutschen 
Verslehre  gibt  Saran  ^)  folgende  Entwicklung  an:  „Das  alte  Epos  wurzelt 
im  Einzelgesang,  also  in  monodischer  Singmusik.  Die  älteste,  orchestische 
Form  des  Epos  werden  wir  uns  also,  wenn  nicht  als  ursprünglich  chorisch, 
dann  als  Begleitung  von  Orchestik  zu  denken  haben.  Der  Solist  ist 
bestrebt  statt  der  rhythmischen  Pausenwerte  die  akzentuellen  einzuführen 
(deklamatorische  Behandlung).  Auf  diesem  Standpunkt  etwa  dürfen 
wir  uns  die  alten  Epen  denken,  als  sie  noch  nach  den  eintönigen, 
immer  wiederholten  epischen  Melodien  gesungen  wurden.  —  Die  musi- 
kalische Melodie  wird  aufgegeben,  das  Gedicht  einfach  gesprochen 
(rezitiert).  Das  Mnsikmetrum  verwandelt  sich  in  das  Sprechmetrum. 
Im  Französischen  fällt  die  Melodie  unter  dem  Einfluss  der  Artusromane 
\¥egt  die  von  Anfang  an  vorgelesen  wurden.  Der  epische  Gesang  er- 
liegt der  Konkurrenz  der  beweglichen  Lesepoesie." 

Das  knrze  Reimpaar  ist  am  Ende  der  Entwicklung  also  nur  noch 
scheinbar  dasselbe.  Ein  grosser  Fortschritt,  der  bei  dem  Übergange 
Von  der  Gesangspoesie  zur  Lesepoesie  gemacht  wurde,  war  die  Reim- 
brechung. 

Unter  Reimbrechung  versteht  man  Trennung  von  zwei  durch  Reim 
verbundenen  Zeilen  durch  einen  starken  Sinneseinschnitt  oder  Bindung 
Von  zwei  anf  einander  folgenden  Versen,  die  nicht  den  gleichen  Reim 
i^nfweisen,  zu  einem  Ganzen.  Der  Ausdruck  Reimbrechung  findet  sich 
%nerst  im  Parzival  Wolframs  von  Eischenbach  (337,26),  wo  vom  „rtme 
samenen"  und  „rime  brechen^  gesprochen  wird^). 


1)  Saran:  a.  a.  0.  181  ff. 

2)  Kauffknann:  Deutsche  Metrik  §  141  S.  184. 


288  Otto  BorrmmnB 

Die  Ssthetische  BedentODg  dieser  Nenemng  ist  schon  oft  mit  Recht 
betoDt  worden,  da  durch  sie  das  kurze  Reimpaar  zum  beliebtesten  Yen- 
mass  des  Mittelalters  werden  konnte,  dagegen  ist  ihr  Wert  ffir  Chrono- 
logie- nnd  Echtheitsfragen  bisher  wenig  beachtet  worden.  Zuerst  bat 
Paul  Meyer  ^)  diese  Bedeutung  herrorgehoben  in  seinem  Aufsatze  über 
das  eonplet  de  deux  vers,  wo  er  Crestien  Yon  Troyes  als  die  grosae 
Dichterpersdnliehkeit  bezeichnet,  die  es  unternommen  habe,  mit  der 
Tradition  zu  brechen.  Auch  Eduard  Wechssler  hat,  wie  ich  aus  meinen 
Nachschriften  ersehe,  in  zwei  Vorlesungen  über  den  Yvain  (W.  S.  1903/04) 
und  den  Erec  (S.  S.  1906)  auf  diese  Bedeutung  der  Reimbrechung  hin- 
gewiesen und  die  starke  Verwendung  des  lyrischen  Reimpaares  un 
Guillaume  d'Angleterre  als  ein  eventuelles  Kriterium  gegen  die  Verfasser- 
schaft Crestiens  yon  Troyes  betont 

Paul  Meyer  behandelt  in  seinem  Aufsatze  le  couplet  brisi  und  la 
rime  brisee.  unter  couplet  brisö  versteht  er  Enjambement  von  Reim- 
paar zu  Heimpaar,  unter  rime  brisöe  Reimbrechung.  Ftlr  uns  kommen 
natttriich  nur  die  Fälle  in  Betracht^  in  denen  es  sich  um  rime  bria^ 
handelt  Aber  auch  da  muss  noch  eine  sorgfSltige  Scheidung  vorge- 
nommen werden  zwischen  solcheui  die  wirklich  der  soeben  gegebenen 
Definition  der  Reimbreehung  entsprechen^  und  solchen^  die  man  nur  als 
Enjambement  zwischen  den  Zeilen  eines  Reimpaares  bezeichnen  kann. 
Diesen  Unterschied  beachtet  Paul  Meyer  nichts  wenn  er  zum  Beispiel  von 
rime  briste  spricht,  wo  in  der  zweiten  Zeile  des  Reimpaares  ein  ab- 
hängiger Satz  folgt,  der  doch  gerade  infolge  seiner  Abhängigkeit  vom 
Hauptsatz  mit  diesem  zu  einem  Ganzen  verschmilzt  und  deshalb  keine 
Reimbrechung  znlässt.  Die  Beispiele,  die  Paul  Meyer  in  seinem  Auf- 
sätze anflihrty  werden  das  am  besten  beweisen.  Auf  Seite  17  sagt  er: 
„Je  prends  quelques  exemples  dans  Erec  et  Enide,  marquant  par  nn 
trait  horizontal  les  endroits  oü  le  couplet  est  brisö." 

Um  wirkliche  Reimbreehung  handelt  es  sich  z.  B.  in  Erec  19öff.: 

„Ha,  Erec!  biaus  smis,*  fet  ele, 

nMout  me  poise  de  ma  pncele, 

Qne  si  m'a  bleciee  eil  nains.  — 

Mont  est  11  Chevaliers  vilains 

Quant  il  sofri 

Dagegen  liegt  Enjambement  im  Reimpaar  vor  Erec  4 ff.: 
Per  ce  fet  bien  qni  son  estnide 
Atome  a  bien,  quel  qne  il  l'et:  — 
Gar  qui  son  estoide  antrelet, 
ToBt  i  puet  tel  choee  teisir, 
Qni  mont  vandroit  puls  a  pleisir, 


1)  Paul  Meyer:  Rom.  XXIII.  Le  couplet  de  deux  vers  IV.  17. 


Dm  kune  Reimpaar  bei  Crestieii  Ton  Troyes  ete.  289 

da  der  mit  car  eingeleitete  Eauaalsatz  darchana  zum  Vorhergehenden 
gehört.    Daaaelbe  gilt  von  Erec  133 ff.: 

Por  orellier  et  esconter, 

S'il  orroient  home  comer 

Ne  cri  de  chien  de  nole  part,  — 

Tnit  troi  farent  an  an  essart 

Delez  le  chemin  arest^i 
da  man  den  voraasgehenden  Infinitiv  nicht  vom  Hauptsätze  durch  Beim- 
brechung  trennen  kann.    Ähnlich  verhält  es  sich  bei  Perceval  27 ff.: 

Et  eil  ki  bien  lancier  savoit 

Des  javeloz  que  il  avoit 

Aloit  environ  lai  lan^ant 

Une  ore  arriöre,  une  ore  avant, 

Une  ore  baa  et  autre  haut,  — 

Tant  qu'il  oT  parmi  le  gaut 

Venir    ..... 
Ein  Beispiel  jfttr  das  couplet  brisä  ist  Perceval  6 ff.: 

Que  11  filz  a  la  veve  dame 
De  la  gaste  forest  sontainne 
Se  leva,  et  ne  11  fnt  painne  — 
Que  11  sa  sele  ne  meist 
Sor  son  chaeeor,  et  preYst  — 
m  javeloz 

Kapitel  I. 

Die  Bntwieklnng  des  Reimpaares  in  den  Crestien  von  Troyes 

angeschriebenen  Bomanen. 

.  Als  Texte  habe  ich  die  von  Wendelin  Förster  besorgten  kritischen 
Ausgaben  des  Elrec,  Cliges,  Lancelot,  Yvain,  Guillaume  d'Angleterre  zu 
Qronde  gelegt  Vom  Perceval,  dessen  kritische  Ausgabe  durch  Batst 
noch  aussteht,  benutzte  ich  die  von  Paul  Meyer  und  Karl  Bartsch 
kritisch  edierten  Abschnitte.  Die  vollständige  Peroevalausgabe  von 
Potvin  ist  nur  eine  Wiedergabe  der  Handschrift  von  Hons  und  kann 
deshalb  flür  diese  Betrachtung  keine  Verwendung  finden. 
1.  Das  Ursprüngliche  ist  das  lyrische  Keimpaar. 
Erec  78ff.: 

Lee  Chevaliers  fet  esvelliery 

Les  chaceors  aparellier. 

Ja  Bont  tnit  montö,  si  s'an  vont, 

Lor  ars  et  lor  saietes  ont 

Apres  aus  monte  la  reTne, 

Ansanble  o  11  une  meschine. 

Pucelle  estoit,  fiUe  de  roi, 

Et  sist  sor  un  blanc  paleifroi. 

Aprös  les  siut  a  esperon 

^«MftiMlM  FoiMhWIfMl  jzv.  19 


290  Otto  Borrmvm 

Uns  cheyaliers,  Ereo  ot  non. 

De  la  Table  Reonde  estolt, 

Mout  grant  los  an  la  cort  avoit. 

De  tant  com  il  i  ot  estö, 

N'i  ot  Chevalier  si  lo6. 

Et  fu  tant  bians  qu'an  nnle  terre 

N'estOYoit  plns  bei  de  Ini  qnerre. 

Mont  estoit  bians  et  prenz  et  janz, 

Et  n'avoit  pas  vint  et  eine  anz. 

Onqnes  nns  hon  de  son  aage 

Ne  fn  de  greignor  vasselage. 
Cliges  1299  ff.: 

Aneor  n'avomes  fet  estrainne 

A  Chevalier  ne  a  qnintainne. 

Trop  avons  noa  lances  premieres 

Longnemant  gardees  antieres. 

Nostre  escn  porqnoi  forent  fet? 

Ancor  ne  sont  troö  ne  fret. 

C'est  nns  ayoirs  qni  rien  ne  vant, 

S'an  estor  non  ou  an  assant. 
Wilhelm  35ff.: 

La  reXne  ot  non  Graciiene, 

Si  fu  mont  buene  orestiiene. 

Li  rois  Gnillanmes  mont  Fama, 

Tob  jorz  sa  dame  la  clama. 

La  dame  rama  son  seignor 

D'antel  amor  on  de  greignor. 

Se  li  rois  ama  Den  et  erut, 

La  reYne  rien  ne  l'an  dnt. 

Se  eil  fn  de  charitö  plains, 

An  cele  n'an  ot  mie  mains. 
2.  Das  kurze  Reimpaar  verliert  seinen  lyrischen  Charakter 
dehnt  sich   za  epischer  Breite,  sobald  man  mehrere  Reimpaare,  < 
sie  scharf  von  einander  zu  trennen,  an  einander  reiht.   So  entsteht 
Reihe,  die  sich  über  eine  kleinere  oder  grössere  Zahl  von  Reimpa 
erstreckt.   Panl  Meyer  sagt  darüber  ^):   „La  constmction  des  phrase 
en  rapport  streit  ayee  la  constrnction  des  eonplets.    IJne  pbrase 
6tre  compl6te  en   nn  conplet,   conmie  eile  pent  s'ötendre  snr  den: 
plus,  mais  tonjonrs  eile  se  termine  avec  le  second  vers  dn  con 
Jamals  avec  le  premier.^ 
Erec  323  ff. : 

L'avanture  lor  a  contee 

Qn'an  la  forest  avoit  trovee 

Del  Chevalier  que  arm6  vit 

Et  del  nain  felon  et  petit, 


1)  Paul  Meyer:  a.  a.  0.  m.  6. 


Du  karze  Reimpaar  bei  Grestien  von  Troyes  etc.  291 

Qai  de  la  oorgiee  ot  ferne 
Sa  pnoele  sor  la  main  nue 
Et  ot  fern  tot  einsimant 
£rec  el  vis  moat  leidemant 
Qni  ot  sett  le  Chevalier 
Por  sa  honte  croistre  ou  vangier. 
Cliges  Iff.: 

Cil  qni  fist  d'Erec  et  d'Enide, 
Et  leB  comandemanz  d'Oyide 
Et  l'art  d'amors  an  romanz  mist 
Et  le  mors  de  l'espanle  fistt 
Del  roi  Marc  et  d'Iseut  la  blonde, 
Et  de  la  hupe  et  de  l'aronde 
Et  del  roBBignol  la  mnanee, 
Un  novel  oonte  recomance 
D'nn  yaalet  qui  an  Grece  fn 
Del  lignago  le  roi  Artn« 

Laneelot  Iff.: 

Des  qne  ma  dame  de  Ghanpaingne 

Viant  que  romanz  a  feire  anpraingne, 

Je  l'anprandrai  mout  volantiers, 

Come  eil  qui  ^at  snens  antiers 

De  qnanqn*il  puet  el  monde  feire, 

Sana  rien  de  losange  avant  treire. 
Yrain  Iff.: 

Artna,  li  bnens  rois  de  Bretaingne, 

La  eni  proesce  nos  ansaingne, 

Qne  noB  soiiens  pren  et  cortois, 

Tint  cort  ei  riebe  oome  rois 

A  eele  feste,  qui  tant  coste, 

Qu'an  doit  damer  la  pantecoste. 
Perceval  (P.  M.)  Iff.: 

Ge  fn  el  tans  qu'arbre  florissent, 

Foillent  boscbaige,  pre  verdissent 

Et  eil  oisel  en  lor  latin 

Dolcemant  ehantent  an  matin, 

Et  tote  riens  de  joie  enflame 

Que  li  filz  a  la  veve  dame 

De  la  gaste  forest  soutainne 

Se  leva,  et  ne  li  fn  painne 

Qne  il  sa  sele  ne  meist 

Sor  son  ehaceor,  et  preist 

III  javeloB,  et  tot  einsi 

Fors  del  manoir  sa  mere  issi. 

Wilhelm  Iff.: 

Crestiiens  se  viant  antremetrOi 
Sans  rien  oster  et  sanz  rien  metre, 

19* 


292  Otto  Borrmann 

De  conter  an  conte  par  rime 
Ou  consonante  on  lionime, 
AusBi  con  par  ci  le  me  taille, 
Mes  que  par  le  conte  s'an  aille. 

3.  Die  nächste  Stafe  der  Entwicklung  war  die  Keimbrechnng^  und 
zwar  mass  man  zwischen  schwacher  nnd  starker  Reimbrechnng  scheiden. 
A.  Schwache  Beimbrechnng  liegt  dann  vor,  wenn  bei  dem  paratak- 
tischen Satzgefllge  des  Altfranzösischen  zwei  Hauptsätze  neben 
einander  treten,  die  gedanklich  zasammengehören  and  z.  B. 
mit  Hilfe  einer  Konjanktion  leicht  in  ein  deutliches  Abhängig- 
keitsverhältnis gebracht  werden  könnten.  Es  ist  nicht  immer 
leicht  sich  fttr  starke  oder  schwache  Reimbrechung  zu  ent- 
scheiden. Vor  allem  kommt  es  dabei  auf  die  Interpunktion  an, 
die  ganz  verschieden  aufgefasst  werden  kann.  Ich  habe  in  den 
Texten  einige  Veränderungen  der  Interpunktion  vorgenommen, 
die  mir  mehr  dem  Sinn  zu  entsprechen  scheinen  und  natflrlich 
von  Einfluss  auf  die  Untersuchung  gewesen  sind. 

Z.  B.  Erec  2759ff.: 

.Toz  et  totes  vos  comant  gi6 

A  Den,  si  me  donez  congiö; 

Car  trop  me  fettes  demorer,  [.]  ^) 

Et  ce  qae  je  voa  voi  plorer, 

Me  fet  grant  mal  et  grant  ennl.* 
Ereo  8619ff.: 

Parmi  la  forest  a  droitare 

S'an  vet  poignant  grant  aleüre. 

Ez  vos  Erec  anforestö.  [,] 

Et  li  autre  sont  arestö 

Sor  cens  qui  anmi  le  chanp  jurent 
aiges  1116  flF.:  * 

Quant  il  voit  venir  les  Grejois, 

Ses  a  devant  lui  apelez:  [.] 

„Seignor*,  fet  il,  „ne  me  celez, 

Queus  besoinz  vos  amena  ya?** 

Alixandres  por  toz  parla, 

Si  li  a  dlt  son  desirrier:  [.] 

„Yenuz  vos  sui",  fet  il,  nproiier, 

Si  con    

Yvain  728».; 

Et  an  suen  eseuiier  apele, 

Cni  il  ne  celoit  nnle  rien :  [.] 

,Di  va*,  fet  il,  «aprös  moi  vien 

La  fors  et  mes  armes  m'aportel*' 


1)  In  [  ]  ist  die  alte  Interpunktion  beigefügt. 


Dm  kiirse  Reimpaar  bei  Grestien  von  Troyes  etc.  293 

Lancelot  2470  ff  : 

Et  il  lor  dit  qu'il  se  debatent 

De  grant  oiseiue  et  de  folie:  [.] 

«LeisBiez  ester  ceate  anreidie, 

Qu'il  n'a  mestier  n'a  moi  n'a  ▼os**' 
WUhelm  964  ff: 

Mes  il  11  Yenist  miaas  asses 

Qne  8or  chiena  se  ftist  anbatas, 

Que  blen  i  dat  estre  batus. 

Neporqnant  ses  a  salfies.  [:] 

Cil  escrrent:  „Tttes,  tües 

Cest  vif  deable,  cest  larron!" 

Ich  unterscheide  vier  Fälle  schwacher  Reimbrechang  nnd  lehne 
dch  dabei  an  die  Einteilung  an^  die  Karl  Stahl  in  seiner  Dissertation 
ber  die  Reimbrechung  bei  Hartmann  von  Aue  gibt. 

a)  Die  erste  Zeile  des  Reimpaares  ist  selbständig;  die  zweite 
ebenfalls. 

Erec  677—8: 

Lora  l'a  prise  parmi  le  poing. 

.Tenez",  fet  il,  Je  la  vos  doing." 
Erec  679—80: 

Erec  lieemant  la  re^at: 

Or  a  quanqne  il  li  estut 
Cliges  3163-4: 

Qai  a  le  euer,  si  et  le  oors. 

Tos  les  autres  an  met  defors. 
Lancelot  199—200: 

Apres  aus  dens  s'an  issent  tuit^ 

N*i  a  nn  seul  cni  mont  n'enuit. 
Y?ain  5237-8: 

«Gie**,  fet  il,  „nel  tos  dirai  mie. 

Queres  autmi,  qui  le  vos  die!** 
Wilhehn  1241—2: 

Gabez  me  vos?    Nel  me  oelez! 

Ja  a  gas  ne  m'an  apelez. 

b)  Die  erste  Zeile  ist  selbständig  und  bringt  einen  Gedanken, 
der  im  Folgenden  ausgeführt  wird.  Sie  bildet  gewissermassen 
das  Thema.    Die  zweite  Zeile  gehört  zum  Folgenden. 

Erec  681  ff.: 

Grant  joie  fönt  tait  par  leanz: 

Moat  an  est  li  pere  joianz 

Et  la  mere  plore  de  joie. 
Cligea  709ff.: 

De  ce  sai  Je  bien  raison  randre: 

Li  ianz  n'a  soing  de  rien  antandre 


294  Otto  Borrmana 

Ne  rien  n'i  pnet  feire  a  nnl  fiier, 


Lancelot  3229 ff.: 

Qni  fet  enor,  Tenors  est  soe: 
Bieo  Baches  qne  Tenors  iert  toe 
Se  tu  fez  enor  et  serrise 


Yvain  6341  ff.: 

Bien  nos  somes  antrebatn: 
Se  nos  nos  fossiens  conbatu 
Ancore  nn  po  plus  longnemant, 


Peroeval  (P.  M.)  69ff: 

Et  dist:  «Ha!  sire  Dex,  merci! 

Ce  sont  angele  qne  je  Yoi  ei. 

Et  voir  or  ai  ge  molt  peschiö: 

Or  ai  ge  molt  mal  esploitiö 

Qui  dis  qne  c'estoient  deables." 
Wilheloi  4i9ff.: 

Ainz  pnis  n'i  ot  mestier  celee: 

Par  tot  est  la  novele  alee 

Qne  perduz  est  li  rois  Gnillaames. 

c)  Die  erste  Zeile  gehört  zooi  VorangehendeD.  Die  zweite 
Zeile  ist  selbständige  gehört  aber  gedanklich  ebenfalls  znm 
Vorangehenden;  das  sie  häafig  noch  einmal  zusammenfasst. 
Oft  begründet  sie  auch  das  soeben  Ausgeführte,  oder  gibt 
das  Besultat;  oder  schliesst  die  Gedankenreihe  ab.  Zuweilen 
bringt  sie  eine  Nebenbemerkung.  Auch  in  diesem  Falle  muss 
schwache  Reimbrechung  angesetzt  werden^  da  der  starke 
Sinneseinschnitt  fehlt,  und  man  oft  genug  erkennen  kann, 
dass  sich  hinter  einer  solchen  Nebenbemerkung  nur  ein  Flick- 
vers  versteckt;  damit  der  neue  Qedanke  auch  mit  einem 
neuen  Reimpaar  beginnen  könne.  Es  scheint  das  im  Grunde 
weiter  nichts  als  ein  Zugeständnis  an  die  ältere  Entwick- 
lungsstufe der  Reihe  zu  sein. 

Erec  138  ff.: 

Mes  mont  i  orent  po  estö, 

Quant  il  virent  nn  Chevalier 

Venir  armö  sor  son  destrier, 

L'escn  au  ool,  la  lance  el  poing. 

La  reYne  le  vit  de  loing. 
Cliges  1096ff.: 

A  Tesmovoir  des  nes  sanbla 

Qn*an  la  mer  fnst  trestoz  li  mondes; 

Gar  n'i  paroient  nes  les  ondes, 


Daa  knne  Reimpaiur  bei  Grettien  von  Troyea  eto.  29ö 

Si  estoient  des  nee  coYertes. 
Geste  gnerre  sent  a  certes. 

Lanedot  4108 ff.: 

Et  il  cUt:  «Avaeo  mo!  yandront 

Tuit  eil  qai  i  yoldront  venir; 

Et  oll  qni  se  yoldront  tenir 

Lei  la  reine,  si  s'i  taignent: 

N*est  pas  droiz  qne  aynee  moi  yaignent.* 

Tyain  461  ff.: 

Mes  deas  tant  me  rassettra 
Qne  li  tans  gneires  ne  dnra 
Et  tnit  11  yant  se  reposerent: 
Qnant  den  ne  plot,  yanter  n'oserent. 

Perceyal  (P.  M.)  13 ff.: 


Et  pensa  qne  yeoir  iroit 
Heroheors  qne  sa  mere  ayoit 
Qni  ses  ayeinnes  li  herchoient: 
Bnes  XII  et  VI  herches  ayoient. 

Wilhelm  3166  ff : 

Marias  et  Loyians  maintenant 
Vnelent  \ot  marcheanz  mander. 
N'i  a  mes  qne  del  comander. 

d)  Die  erste  Zeile  gehört  znm  Vorhergehenden,  die  zweite  znm 
Folgenden.  Dieser  Fall  ist  änsserst  selten.  Anznftthren  wäre 
etwa  Gliges  139,  da  die  direkte  Rede  das  in  dem  Yon  „dit*^ 
abhängigen  Anssagesatz  ansgedrllckte  Objekt  nnr  noch  ein- 
mal in  anderer  Form  wiederholt: 

Li  yaslez  antant  la  promesse 
Qne  Pandemain  aprto  la  messe 
Le  yiant  ses  peres  adober. 
Et  dit  qn'il  iert,  manyös  on  ber, 
An  antre  pats  qne  el  snen. 
«Se  yos  yolez  feire  mon  buen 
De  ce,  den  Je  yos  ai  requis, 
Dono  me  dones  et  yer  et  gris 
Et  bnens  eheyans  et  dras  de  soie; 
Gar  ein^ois  qne  cheyaliers  soie, 
Voldrai  seryoir  le  roi  Artu." 

B.  Starke  Reimbrechnng  liegt  dann  yor,  wenn  ein  starker  Sinnes- 
einschnitt die  beiden  Zeilen   eines  Reimpaares  von  einander 
trennt.    Anch  hier  habe  ich  yier  Fälle  nnterschieden : 
a)  Die  erste  Zeile  des  Reimpaares  ist  selbständig,  die  zweite 
ebenfalls. 


296  Otto  Borrmana 

Ereo  6121—2: 

Ereo  respont:  «loe  lo  giö.** 

Ilneo  Bont  remös  et  logiö. 
Cliges  4181—2: 

Li  dos  oiant  toz  le  recorde. 

Einsi  ont  fet  pes  et  acorde. 
Lancelot  5639—40: 

Et  ran  demande:  „Qu!  est  il?'' 

Ne  lor  an  viaut  rien  dire  eil. 
Yvain  2021-2: 

«Et  la  biautez  qu'i  a  forfet?** 

„Danie,  tant  que  amer  me  fet." 
Yvain  2036—6: 

.OKI  Toir,  dame,  vers  toz  homeB.** 

nSachiez  dono  bien  qu'acordö  Bomes." 
Perceval  (P.  M.)  217-8: 

ttQni  voB  atorna  done  enBi?** 

«VaBlez,  je  te  dirai  bieu  qui." 
Wilhelm  223-4: 

.Por  qaoi?    BiauB  sire  et  yob  porqnoi?" 

„Dame,  a  matineB  aler  doi.** 

b)  Die  erste  Zeile  ist  selbständig  und  gehört  gedanklich 
Vorhergehenden.   Oft  bringt  sie  einen  neuen  Gedanken, 
dann  zum  Folgenden  überleitet.     Die  zweite  Zeile   gc 
zum  Folgenden. 

Erec  4620ff.: 

Mon,  oar  m'od,  b!  t'an  delivrel" 

A  cest  mot  Bor  le  cors  se  paBme. 

Qaant  ele  revint 

Cliges  3166 ff.: 

Einsi  tote  Ba  vie  nsa 

Qu'onqaes  les  deus  ne  refusa. 

Geste  amors  ne  fb  pas  resnable. 

Mob  la  moie 

Lancelot  1866  ff.: 

Et  eil  li  dit: 

^Menez  m'i,  se  Dens  yob  aTt". 

«VolantierB,  Bire."    Lora  PI  moinne. 

Li  chevalierB 

Yvain  2629ff.: 

Et  del  roi  qne  yob  conteroie, 

Comant  la  dame  le  convoie 

Et  ses  paceles  avuec  11 

Et  Bes  BeneBchanz  autroBBi? 

Trop  i  feroie  grant  demore. 

La  dame,  por  ce  qn'ele  plore, 


Das  karse  Beimpaar  bei  Crestien  tod  Troyes  eto.  297 

Prie  li  rois  de  remenoir 

Et  de  raler  a  son  menoir. 
Perce?al  (P.  M.)  26 ff.: 

„Vaalez,  de  oe  n'ai  ge  qua  faire; 

Mals  des  Chevaliers  me  respont: 

Di  moi,  se  ta  sex  ou  11  sont? 

Et  les  puoeles  ye!s  tat" 

Li  vaslez  au  pan  de  l'esca 

Le  prent 

Wilhelm  2554 ff.: 

Ele  comande  qne  Tan  face 

Les  tables  metre,  et  Tan  les  mist. 

Asses  fa  qni  s'aa  antremist. 

De  l'atorner  se  hastent  moat. 

Et  la  dame 

c)  Die  erste  Zeile  gehört  zum  Vorhergehenden.  Die  zweite  Zeile 
ist  selbständig  and  gehOrt  gedanklich  zum  Folgenden.  Sie 
bringt  etwas  Neues. 

Erec  2&82ff.: 

Et  feites  metre  vostre  sele 

Sor  Yostre  mellor  palefroi**. 

Or  est  Enide  an  grant  esfroi: 

Mout  se  Heye  triste  et  pansive, 

A  li  sole 

Cligea  5048ff.: 

Mout  seromes  vers  vos  leal 

Et  del  celer  et  de  Peidier. 

Ne  nos  feites  longnes  pleidier: 

Des  que  tos  metons  a  devise 

Nostre  pooir,  nostre  serrise, 

Nel  devez  mie  refuser**. 
Lauoelot  2723 ff.:  

Mout  feienesse  et  mout  orfiel. 

Tnit  furent  issn  de  l'ostel: 

Sire,  dame,  fiUes  et  fil, 

Qu'il  n'i  remest 

Yyain  996 ff.: 

„Non/  fet  ele,  „car  j'an  ferai 

Ayuec  vos  ma  puissance  tote. 

N'est  mie  prodon  qui  trop  dote: 

Por  ce  cuit  que  prodon  soiies 

Que  n'estes  pas  trop  esmaiiez". 
Perceval  (B.)  42 ff.: 

Et  oil  respont:  „De  ce  et  d'el 

Avroiez  tos  mestier,  ce  cuit. 

Je  vos  herbergerai  enuit: 


298  Otto  Bornnann 

Montez  vos  an  par  eel«  freie 

Qoi 

Wilhelm  3024ff.: 

Tant  m'a  $a  corte  dnree 
La  granz  joie  de  mon  seignor. 
Ma  joie  fet  mon  dael  greignor: 
Ce  qae  j'ai  ma  Joie  perdae 
Que  DamedeuB  m'ayoit  randae, 
Fet  mon  dael  croiatre  et  anforoier. 

d)  Die  erste  Zeile  gehört  zum  Vorhergehenden;  die  zweite 
Folgenden. 

Erec4563ff.: 

Cele  respont  par  grant  savoir: 
nSire,  bien  noB  devez  avoir 
AndeoB  conquiB,  et  moi  et  Ini. 
VoBtre  deYons  OBtre  anbedai 
Por  TOB  serrir  et  enorer. 
MeB  qoi  porroit  guerredoner 
CeBte  desserte  nes  demie?" 
Erec  respont:  ^Ma  douce  amie» 
Nnl  guerredon  ne  yob  demant. 
AnbedeuB  a  Den  vob  comant; 
Que  trop  coit  avoir  demorö**. 

CIigeB6172ff.: 

A  la  nait  de  la  cort  B'an  anble 
CligOB  et  de  tote  la  jant. 
N'i  ot  Chevalier  ne  Berjant 
Qoi  onqneB  B'ÖUBt  qu'il  devint 
Ne  fina  juBqa'a  Jehan  vint 
Qu!  de  qnanqu'il  poetle  conBOille. 
UnoB  armeB  li  aparoille, 
Qoi  ja  meBtier  ne  li  avront 
An  cemetire  andui  B'an  vont 
Armö,  a  ooite  d'eBperon. 

Lancelot  2945 ff.:  

De  la  rien  que  je  pluB  voloie. 
De  nule  rien  ne  me  doloie 
ForB  de  ce  que  11  vivoit  tant 
UnB  guerredouB  de  moi  t'atant 
Qui  mout  te  vandra  an  buen  leu. 
An  cest  BcrviBC  avraB  grant  preu, 
Qne  tu  m'aa  fet,  ce  t'acreant. 
Or  m'an  Irai,  Bi  te  comant 
A  Den,  qui  d'anconbrier  te  gart**. 
Tantost  la  pucele  B'an  part, 
Et  li  uuB  Pantre  a  Den  comande. 


Das  kurze  Reimpaar  bei  Grestien  von  Troyes  eto.  299 

Tvain  6347 ff.: 

Lora  VA  tant,  qa'il  vint  an  la  aale, 

N'i  tmeye  jant  baeoe  ne  malei 

Qni  de  rien  le  mete  a  reison. 

Tant  treapasBeiit  de  la  meiaon, 

Qae  11  vindrent  an  an  vergler. 

Alna  de  lor  cheyaoa  berbergier 

Ne  tindrent  plet  ne  ne  parlerent. 

Chi  cbaut?  que  bien  les  eatablerent 

Cil,  qui  les  cnidoient  avoir. 

Ne  sai,  a'il  cnidoient  savoir, 

Qn*ancor  ont  11  seignor  tot  sain. 

Li  obeval  ont  avalnne  et  fain 

Et  la  litiere  joBqn'aa  vantre, 
Perceval  (B.)  63 ff.: 

„Pesoblerre,  qui  oe  me  delto, 

Trop  grant  desr^antö  feYs, 

Se  tn  le  me  deYs  por  mal**. 

Lora  Yit  devant  Ini  an  an  val 

Le  obief  d'ane  tor  qui  parat. 

L'an  ne  troTast  juaqn'a  Bamt 

Si  bele  ne  ai  bleu  asise. 

Quarree  fn  de  röche  bise, 

S'avoit  douB  tomelea  antor. 

La  aale  fn  devant  la  tor, 

Et  lea  loges  devant  la  aale. 

Li  Yasles  cele  part  avale 

Et  dit  que  bien  avoiö  Ta 

Cil  qui  P  avoit  anvoiö  la. 
Wilhelm  3013 ff.: 

Einai  parlant  et  d'an  et  d'el 

Ont  retenu  a  lor  OBtcl 

La  nuit  le  roi  de  Quatenaaae. 

An  paroles  une  grant  masse 

De  la  nuit  mirent  et  gaaterent. 

Et  li  aerjant  mout  ae  hasterent 

Del  mangier  ouire  et  atorner. 

Mea  de  ci  m'an  vuel  retorner 

A  la  reTne 

Eb  leuchtet  ohne  weiterea  eio;  dasa  für  den  Zweck  dieaer  Unter- 
DchuDg  nur  die  starke  Reimbrechung  in  Betracht  kommen  kann,  da 
ei  der  schwachen  Reimbrechung  der  geforderte  starke  Reimeinschnitt, 
er  doch  erst  den  rechten  Gegensatz  zur  alten  Technik  bringt,  fehlt. 
4.  In  den  bisher  besprochenenen  drei  Arten  der  Verwendung  des 
urzen  Reimpaares  wird  der  Satz  stets  bis  zum  Ende  der  Zeile  geführt, 
af  der  vierten  Stufe  zerfallen  die  einzelnen  Verse  ihrerseits  noch  in 
Ibständige  Sätze.  Der  Vers  wird  dadurch  der  Prosa  stark  angenähert. 


300  Otto  Bomnann 

Die  Einheit  des  Verses,  nicht  nur  des  Verspaares  wird  zerstört.  Diese 
letzte  Stufe  bedeutet  im  Gronde  die  Auflösung  des  Verses  in  Prosa. 
Der  Zweck  der  neuen  Stufe  ist  das  Streben  nach  möglichst  nattlrlicher 
Gestaltung  der  Erzählung  und  des  Dialogs.  Ihren  Ausgangspunkt  hat 
sie  wohl  in  Fällen^  wo  der  Anfang  der  eingeleiteten  direkten  Rede  in 
den  Vers  fällt. 

Erec  1257  ff.: 

Grant  los  an  fönt  et  grant  parole, 
Et  11  cuens  metsmeB  l'acole, 
Qai  Bor  tos  grant  joie  feisoit 
Et  dist:  »Sire,  B'il  yob  pleisoit, 
Bien  devriiez 

Derartige  Fälle  fahrten  dann  den  Dichter  dazu,  auch  die  Einschnitte 
im  Laufe  einfacher  Erzählung  oder  zwischen  Rede  und  Gegenrede  in 
den  Vers  zu  legen.  Die  vierte  Stufe  warde  so,  besonders  im  Dialog, 
schnell  zu  einem  geschätzten  Stilmittel. 

Je  nach  der  Lebhaftigkeit  der  Darstellung  finden  wir  Zweiteilung, 
Dreiteilung,  auch  Vierteilung  des  Verses. 
a)  Zweiteilung  des  Verses. 

Erec  3258 ff.: 

„Mout  me  tarde  que  je  las  voie," 

Fet  11  oaenB.    Lors  B'an  vet  a  val. 
Erec  4D39ff.: 

«Je  YOB  ferrai,  bien  le  Bachiez, 

Se  apröB  vob  plus  me  Bachiez, 

LeisBiez  moi  tOBt!**  Et  eil  le  IbIbbo. 

Erec  215ff.: 

.Leisse  m'aler!"  —  »Vob  n'i  Iroiz!" 
„Je  b1  ferai**.  —  „Vob  non  feroiz!" 

Gliges  2440ff: 

A  Sorebam  se  mirent  an  mer 
Au  congiö  de  tote  la  cort. 
Buen  vant  orent.    La  nes  B'an  cort 
ÄBBez  plns  toBt  que  cers  qni  foit. 

Gliges  5653 ff.: 

„Bien  avez  dit**,  Gliges  reBpont, 
„AlonB  noB  an!"  Et  il  s'an  vont, 
Si  Bont  iBBu  fors  de  la  tor. 

Cliges  364 ff.: 


Gar  bien  Banblez,  et  je  le  cuit, 

Que  voB  Boiiez  fil  a  haus  homes. 

Don  OBtes  vob?"*  —  „De  Grece  Bomes". 


Das  knrae  Beimpaar  bei  Crestien  von  Troyes  etc.  301 

Laneelot  2537 ff.: 

II  des^andent.    Et  au  des^andre 

La  dame  fist  ies  oheyaiia  prandre, 

Qu'ele  avoit  mesniee  mout  bele. 
Lancelot  1886  ff.: 

Li  chevalierB  le  moinne  apele 

Et  diBt:  «Cez  tonbes  qni  d  sont 

De  qaoi  servent?"  Et  eil  respont: 

«Ja  avez  les  letres  vSues: 

Se  YOB  lee  avez  antandueB, 

Dono  eavez  yob  qua  eles  dient 

Et  qne  lee  tonbee  senefSent". 

„Et  de  eele  grant  la  me  dites 

De  qnoi  sert  ele?*"  Et  U  hennites 

Bespont:  «Jel  tos  dirai  assez''. 

Laneelot  1409ff.: 

Et  cele  dit:  ffTeisies  yob  an, 

Ne  YOB  an  dirai  rien  oan*. 

i^Por  qnoi?**  fet  iL  —  ^Car  je  n'ai  cnre". 

YYain  5683ff.: 

Et  li  eseuB  peooie  et  fönt 
Come  glaoe.    TeuB  tros  i  fönt, 
Que  ses  poinz  i  puet  an  boter. 

Yvain  5027ff.: 

.Sire,"  fet  ele,  „Dens  m'an  gart! 
Mob  or  me  ditea,  de  qnel  part 
Je  le  Binrai!"  Et  cU  li  dient: 
.Par  oi  tot  droit/  et  bI  li  prient 
Qa'ele  de  par  aus  le  aalnt. 

YYain  2018 ff.: 

„Et  qui  le  euer,  biauB  donz  amlB?" 
«Dame,  ml  oel".  •—  „Et  lee  iauz  qui?" 
«La  granz  biautez,  que  an  yob  vi**. 

Perceval  (P.  M.)  104ff: 


«Non  ai  ge,  par  le  SaWoor**, 
Fait  11  Yaalez,  „en  oui  je  croi; 
Estee  YOB  Dex?"*  —  «Naie,  par  foi!'' 
„Qni  eetee  donc?"  —  «CheYaliera  Bui* 

Wilhelm  1321ff: 

Mob  ainz  que  lee  jans  departiBBOut 
VoBt  eil  que  feauM  fölaaent 
A  la  dame.    Et  il  tuit  ei  firent, 
PuiB  que  sa  Yolantö  i  virent. 


302  Otto  BorrmaDO 

Wilhelm  2905ff.: 

.Eins!  sera  11/  fet  11  roia, 

«DeBfeiaons  nostre  cerf  eln9ois*. 

nBIen  avez  dlt."    Lora  lo  desfont. 
Wilhelm  2097 ff.: 

Et  eil  dist,  quant  l'ot  antandu, 

Qa'il  le  voldroit  avoir  vandu. 

,Donc  le  me  yantl**  —  Mont  yolantiers*. 

nQue  t'an  donrai?"  —  „Cinc  sous  antiera". 

b)  Dreiteilung  des  Verses. 
Eree  3742ff.: 

Dirai  11  dono  tot  an  apertf 

Nenil.    Por  qaoi?  Je  n'oseroie, 

Que  mon  selgnor  oorreceroie. 
Gliges  366 ff.: 

Don  estes  vos?  —  ^De  Grece  somes**. 

«DeGrece?*  —  «Voire«.  —  Qnl'st  tes  pere?« 

«Par  ma  foi,  sire,  raDperere**. 
Lancelot  600ff.: 

«Ce  verroiz  vos*,  fet  il,  „par  tans". 

,Jel  verrai?"  —  »Voire".  —  ,0r  i  parra". 

«Je  ne  sai  qui  le  conparra,** 

Fet  11  Chevaliers,  «par  mon  chlefl" 
Yvain  2021  ff.: 

,Et  la  biautez  qn*l  a  forfet? 

«Dame,  tant  qne  amer  me  fet". 

«Amer?  Et  cal?"  —  «Vob,  dame  cbiere'*. 

Mol?"  —  »Voire*.  —  „Voir?  an  qnel moniere ?** 
Wilhelm  2100ff.: 

nQne  t'an  donrai?"  —  «Cinc  sonz  antiers**. 

„eine  80UZ?"  —  „Voire*.  —  «Tu  les  avraa, 

Par  covant  quo  tu  me  diras, 

An  quel  len  11  cons  fn  trovez^. 

c)  Vierteilung  des  Verses  ist  sehr  selten. 

Wilhelm  2808ff.: 

LI  roisy  qni  ot  peor  de  Ini, 

Del  cheBDe  et  del  cheval  se  caevre 

Et  diät:  «Seignor,  mont  vilainne  oevre 

De  moi  ooirre  feriiez 

Qu'on  roi  ocis  i  ayriiez**. 

,ün  roi  ?•*  —  „Voire«.  —  ,Don?"  —  «D'Angleterre« 

«Et  que  venlBtes  vob  9a  querre? 

QneuB  avanture  vob  amainne?** 


Das  karse  Reimpaar  bei  Crettien  voa  Troyes  eto.  303 

Kapitel  U. 

Die  Yerteilimg  toh  Enfthliing  und  direkter  Bede  auf  die 

Reimpaare. 

Ich  unterscheide  vier  Fälle: 

1.  Die  direkte  Bede  beginnt  und  schlieBBt  mit  einem  Reimpaar. 

Ercc  917 ff.: 

Bemanbre  li  de  la  reTbe 

Coi  il  ot  promis  an  plevioe 

Qne  il  sa  honte  Yangeroit 

Ou  11  ancor  rangreigneroit 

«He!  mauTös!"  fet  il;  .qn'aUnt  gi6? 

▲neor  n'ai  je  mfe  vangiö 

Le  let  que  ciet  yasBaae  aofri 

Quant  ses  aains  el  bois  me  feril** 
Cliges  5041  ff.: 

Qaant  tos  lor  mes  orent  ettz, 

Lore  ne  s'est  plas  11  roia  tettz: 

«Amis,"  fet  11,  „aprandre  yuel, 

Se  Yos  lelssaateB  par  orgael 


Et  YOBtre  non  me  raprenez. 

Et  de  qaeoB  janz  Yoe  estes  nez*. 

Lancelot  758ff.: 

Et  eil  tieroe  folz  11  escrle: 
«CheYallersI  n'antrez  mie  el  guö 
Sor  ma  deffaDse  et  sor  mon  grö; 
Qae,  par  mon  chief,  je  yob  ferral 
81  tost  come  el  gnö  yos  Ycrrai**. 

YYain  2178ff.: 

Et  si  disoit  mes  sire  Kes: 
,,Ahi!  qu'est  ore  deYenuz 
YYainSy  quant  11  n'est  9a  Yenas, 


Qol  des  Yaillanz  crYent  le  ban 
Et  les  mauYös  gletent  an  Yan**. 
Wilhelm  2332ff: 

Tnit  s'escrieDt  a  haute  Yolz: 
„Salnz  Nicolais,  car  dos  eldiez, 
Vers  Deu  merci  nos  anpleidiez, 


Et  cest  tormant  nos  abeissiez 
Et  lire  de  cez  Yanz  pleissiez; 
Qn'assez  ont  des  or  mes  Yantö, 
S'il  YOS  Ycnolt  a  Yolantö*. 
2.  Die  direkte  Rede  beginnt  mit  einem  Reimpaar  nnd  sohliesst  mit 
fidimbrechnng. 


304  Otto  BorrmaDn 

Erec  34d5ff.: 

Erec  s'est  armez  et  vestni. 
A  loi  est  ses  hostes  yenuz. 
«Sire,"  dist  il,  ^quel  haste  ayez, 
Qai  a  tel  ore  yos  levez, 
Ainz  qae  jorz  ne  solauz  apeire?** 

Gligea  2311  ff.: 

Qnant  la  reYne  ot  dit  son  baen, 
Alizandres  redist  le  snen: 
„Dame,"  fet  il,  Je  ne  m'escas 
De  rien  que  vos  me  metez  sns, 
•    •    •    •    • 

S'ele  de  li  rien  ne  m'otroie, 
Totes  Yoies  m'otroi  a  li*". 

Lanoelot  5340 ff.: 

Et  Ganvains  lor  a  respondu: 
„Seignor,  de  neant  m'alosez. 
Del  dire  hui  mes  vos  reposez, 


Mes  Lanceloz  a  tans  i  Yint 

Gui  si  granz  enors  i  avint 

Qa'ainz  n'ot  si  grant  nns  Chevaliers". 

Yvaiii  6547ff.: 

Tel  peor  ont,  que  11  mandSent 
Trestoz  lor  ancessors,  et  dient: 
„Maleoiz  soit  li  premiers  hon, 
Qai  fist  an  cest  paTs  meison, 


Leu  qae  Tan  deüst  tant  haYr; 
Qa'uns  seos  hon  nos  puet  anvair 
Et  tormanter  et  travelllier". 

Perceval  (B.)  32 ff.: 

Et  eil  qni  pesche  li  respont: 
nNenil,  biau  frere,  a  moie  foi, 
nen  i  a  nef,  si  con  je  croi, 


Si  n'i  paet  an  passer  cheval, 
Ne  il  n'i  a  ne  pont  ne  gaö." 

Wilhelm  1734  ff.: 

Et  s'an  voloit  peletier  feire. 
„Peletier?  Qae  Ja  Dens  n'an  rie! 
Ci  a  male  peleteriel 


Et  se  avnec  moi  vos  Sasse 
Oa  se  devant  moi  vos  sSnsse 
Nale  chose  ne  me  fanssisf 


Dm  knne  Reimpaar  bei  Crestien  von  Troyes  ete.  305 

3.  Die  direkte  Bede  beginnt  mit  Reimbrechang  and  achlieMt  mit 
eioem  Keimpaar. 

Brec  4750ff.: 

AndemantierB  li  onens  eoDBoille 

A  sea  barons  priTeemant: 

«Seignor,*  fet  il,  «isnelemant 

•    •    •    •    • 

Li  Toadrai  doner  an  doeire, 

S'ele  Yiant  ma  volantö  feire*. 
aiges  I422ff.: 

Alixandres  venir  la  volt, 

Contre  11  va,  si  H  demande 

Qne  li  roii  a  feire  comande 

De  sei  prisons  et  qa'il  an  iert. 

nAmis/  fet  ele,  „11  me  requiert 


Si  m'estaet,  que  je  11  anvoi; 
Qn'antre  delivrance  n'i  yo\^. 
Lancelot  4092 ff.: 

Cil  11  respont  qne  11  ne  eet, 
Ainz  B'an  mervollle  eBtrangemant. 
nOr  seit  a  eon  comaudemant,* 


Et  coYant  m'ot  que  11  vandrolt 
An  pont  desBOz  eye  tot  droit". 
Yvain  1199  ff.: 

Et  dit  chaecnns  et  eist  et  eist: 
„Antre  nos  est  eil  qnl  rodst 
Ne  noB  ne  le  yeomeB  mle. 
Ge  OBt  merroille  et  deablie.* 

Pereeval  (P-  M.)  172ff.: 


Coment  a  non  et  qu'on  en  fait**. 
,,Slrey  sachiez  blen  entresait 
Qne  GalolB  Bont  tnit  par  natnre 


8'a  la  mase  ne  vlalt  muser 
Et  le  tanB  en  folle  nBer*. 

Wilbelm  512ff.: 

An  reBveillier  ot  si  grant  fain 
Qn'alnz  nule  fame  n'ot  grelgnor. 
„Sire,**  fet  ele  a  Bon  Beignor, 


ttM'eBtnet  mangler,  qne  qne  m'an  ehiee, 
Tant  que  ma  fains  Boit  estanchiee". 

4.  Die  direkte  Bede  beginnt  und  schiieset  mit  Reimbrechang. 

BMuudtelM  ronelmiigva  XZV.  20 


B06  Otto  Bornnann 

Erec  5283 ff.: 

Guivrez  respont  eneslepas: 
nSire,  sens  n'an  iroiz  vos  pas! 
Gar  je  m'an  irai  avneo  vob, 
£t  81  manrai  ansanble  o  nos 
GonpeignoDB,  s'a  pleisir  vos  vient". 

Cliges  3690ff.: 

Gil  qai  ot  plas  isnel  oheval 
Vint  devant  toz  criant  an  haut: 
«Das  de  Sessoingne,  Dens  te  saat! 
Das,  recovree  avons  t'amie. 
Or  n'an  maoront  li  Grejois  mie, 
Gar  ja  t'iert  bailii^e  et  randue**. 

Lancelot  3865 ff.: 

Et  Ion  dit  li  rois  a  son  fil: 
,Si  m'ait  DeuB,  or  t'estuet  il 
Pes  feire  et  randre  la  reYne. 
Tote  la  qaerele  anterine 
T'estuet  leissier  et  damer  quite**. 

Yyain  4034ff.: 

Le  eeigDor  del  chaatel  meTme 
Apele  oiant  toz,  bI  li  dit: 
„Sire,  je  n'ai  plus  de  respit, 


DemoraBBe  ancor  une  piece 

Por  leB  nevenz  et  por  la  niece 

Mon  seignor  Gauvain,  qae  j'aim  moat" 

Perceval  (P.  M.)  114ff.: 

A  ceBt  mot  preB  de  lui  s'est  traiz 
Li  cbevalierB,  si  li  demande: 
«Veis  tu  hui  en  ceste  lande 
y  chevalierB  et  III  puceleB?** 

Wilhelm  1609ff.: 

De  tot  ce  n'a  li  anfeB  eure: 
N'a  Boing  de  prester  a  UBure, 
Que  sa  nature  li  chalonge. 
«Sire,''  fet  il,  »or  soit  mangonge 


An  larrecin  et  an  anblee 

M'an  Srai  une  matinee, 

Se  VOB  congiö  ne  me  donez**. 

Während  in  1  die  direkte  Rede  nur  wenig  mit  der  Erzählung 
sammenhängt,   falls  sie   nicht  unmittelbar  an  ein  Verbnm  des  Sag 
angeschlossen  wird;   ist  sie  in  2,  S,  4  durch  die  Reimbrechnng  en 
mit   der  Erzählung  verknüpft.     Dass  diese  bessere  Verbindung 
direkten  Rede  mit  der  Erzählung  einen  Fortschritt  des  Erzählertalei 


Dt^  kirne  Reimpaar  bei  Crestien  Yon  Troyes  etc.  307 

bedeutet,  leuchtet  eio.  Prozentnaliter  ^)  überwiegt  daher  auch  4  in  den 
Bpfiteren  Werken.  Am  besten  wird  natürlich  diese  Verbindung  herge- 
stellt, wenn  der  Übergang  von  der  Erzählung  zur  direkten  Rede  in  den 
Yen  ailt : 

Yvain  1286  ff.: 

Parmi  cele  feoestre  agueite 

Mes  sire  Tyains  la  bele  dame, 

Qai  diBt:  «Sire,  de  la  vostre  ame 

Et  Dens  merci 

Kapitel  UI. 
Die  Yerteilnng  toh  Bede  und  Gegenrede  anf  die  Reimpaare. 

Ich  unterscheide  ?ier  Fälle: 

1.  Rede  und  Gegenrede  sind  durch  mehr  als  eine  Zeile  von  ein- 
ander getrennt 

Erec  2715 ff.:  

Et  qnanqu'il  estaet  a  prodome**. 

Erec  respont  a  la  parBome, 

Et  Bi  li  dit  tot  a  deviBC 

Oomant  il  a  sa  voie  anprise: 

,Sire,*  fet  il,  « 

CligeB4236ff.:  

Avnec  md  de  tot  mon  anpire." 

Or  n'ot  paB  cboBe  qui  li  eiee 

CligöB,  qnant  nes  oncleB  li  viee 

Ce  qu'ii  li  demande  et  reqoiert, 

Et  dlBt:  «BiauB  sire, 

Laacelot  1698  ff.: 

«Je  ne  sai  ancor  b'U  est  tuens,*' 

Fet  li  Chevaliers  a  Bon  fil. 

Tot  maintenant  li  reBpont  eil: 

«Nel  eaves?  Nel 

Yvain  104  ff.:  

Qae  ei  ne  doit  avoir  tanoi^.'' 

A  oeste  parole  s'apont 

Calogrenanz  et  si  rcBpont: 

«Sire,«  fet  il,  « 

Perceval  (P.  WL)  I62ff.: 

Cest  li  serviBCB  qu'il  me  fait* 
Atant  eil  ki  forent  arriere 

S'en  vindrent  tote  la  oharriere 

^ —     __  _ 

1)  Im  Erec  23  «"/o,  im  Cliges  23  <^/«,  im  Lancelot  dS^U  im  Yvain  2B*U,  im 
Wfllielm  23»/«. 

20* 


308  Otto  Borrmann 

Yen  lor  seignor  trestot  le  pas; 
Si  li  dient  en  es  le  pas: 
„Sire,  qae  vos  dit  eil  Galois?" 
Wilhelm  1576  flf.: 


Ja  mes  nnl  tel  ne  troverai." 

Quant  li  vilains  ot  et  antant 

Qae  li  anfes  b!  doncemant 

Conoist  les  biens  qa'il  li  a  fez, 

Si  li  dist:  ^Or  soiiez 

2.  Rede  und  Gegenrede  sind   durch   zwei  Zeilen  getrennt^    deren 
erste  den  Reim  der  Red.e;  deren  zweite  den  der  Gegenrede  aufweist 
Erec  3303 ff.: 


Feroie  por  amor  de  vos.* 
Erec  ne  fa  mie  jalos 
Ne  n'i  pansa  ne  mal  ne  boise. 
.Sire/  fet  il,  ^PM  ne  me  poise." 

Cliges  1118  ff.: 

nSeignor,*  fet  il,  ^ne  me  celes, 
Qneus  besoinz  vos  amena  ^?" 
Alixandres  por  toz  parla 
Si  li  a  dit  son  desirrier: 
^Vennz  vos  sui,*  fet  il,  „proiier, 
Si 

Lancelot  2598 ff.: 


Por  neant  s'est  yenuz  lasser, 
Por  neant  a  ses  pas  perdaz.** 
Et  eil  qui  ne  fu  esperduz 
Mout  sSuremant  li  respont: 
«Je  sui  qui  vuel  passer  au  pont.** 

Yvain  4411  ff.:  .    .    . 

Del  blasme,  don  je  sui  retee!" 
Geste  parole  ont  escoutee 
Li  seneschaus  et  si  dni  frere. 
nHa!"  fönt  il,  «fame,  chose  avere 
De  Yoir  dire 

Perceval  (P.  M.)  112ff : 


Car  fusse  je  or  autretez, 
Ausi  luisanz  et  ausi  faizi* 
A  cest  mot  pres  de  lui  s'est  traiz 
Li  Chevaliers,  si  li  demande: 
nYei's  tu  hui  en  ceste  lande 
y  Chevaliers  et  III  puoeles?'' 
3.  Rede  und  Gegenrede  sind  durch  eine  meist  die  Erwiderung  ein- 
leitende Zeile  getrennt. 


Dm  kirne  Reimpaar  bei  Crestien  von  Troyes  etc.  309 

Erec589ff.:  

Et  devant  aas  un  nain  be^a.* 

Lore  a  li  ostes  reepondn: 

»G'eBt  eil  qui 

Cliges  5474ff.: 

Malade  sai,  si  me^^font  aoise.'' 
Cele  lor  dit  come  afeitiee: 
^Seignor,  ma  dame  est  desheitiee 

8i  Yiaat 

Lanceiot  624 ff.: 

Qn'ainz  qn'il  i  fast  moat  se  doldroit.* 
Et  mes  sire  Gaavaius  li  dit: 
„Dameisele.  se  Deos  m'aYt, 

Je  yos  an  promet 

Yyain  992ff.: 

Quant  il  yos  vandront  assaillir.** 
Et  mes  sire  Tvains  li  respont: 
„Ja,  se  Deu  plest,  ne  m'oeirront, 
Ne  ja  par  aus  pris  ne  seraL** 

Perceval  (P.  M.)  184ff: 


Ja  aatrement  n'en  partirai." 
Lors  li  demande  de  rechief : 
«Vaslez/  fait  il,  „ne  te  soit  grief, 
Mais 

Wilhelm  668 ff.: 


D'^ast  avoir  tel  conpeignon.** 
Lors  lor  dist  meismes  la  dame : 
„Certes,  seignor,  je  sui  sa  fame 
De  main  de  provoire  donee." 

4.  Rede  und  Gegenrede  folgen  einander  unmittelbar^  oder  es  steht 
^  die  Gegenrede  eingeschoben  ein  „fet  iP,  oder  es  wird  die  Erwide- 
nmg  durch  ein  kurzes  „eil  respont^  eingeleitet. 

Erec  1101  ff.: 

„Ce  m'est  a  vis  que  il  sont  troi: 

Le  nain  et  la  pucele  vol.* 

.Yoirs  est,**  fet  mes  sire  Gauvains; 

.G'est  une  pueele 

Cliges  6280 ff.: 


Se  rien  i  pooit  valoir  painne.' 
«Amie,  donc  ne  yos  enuitS" 


310  Otto  Borrmann 

Fet  CHges,  «car  ancor  anait 
La  yo8  amanrai  je  ceanz." 
«Amis,  ainz  i  ira  Jehanz.* 
Lancelot  5495 ff.: 


Maintenaot  aprös  le  tornoi.* 
«Par  foi,"*  fet  ele,  «et  je  l'otroi 
Par  an  covant.''  —  «Dame,  par  quel?" 
Ele  respoDt:  nSire,  par  tel 

Qae 

Yvain  1681  ff.: 


Ck)o  mes  sire  ot  tot  ton  aö.** 
«Ja  m'an  savriiez  vos  mal  gr6, 
Si  V08  an  oorroceriiei 
Et  m*an  mesaesmeriiez." 
«Non  ferai,  je  t*an  assettr." 
«Ce  soft  a  Yostre  bnen  ettr, 
Qai 

Peroeval  (P.  M.)  215 ff.: 

«Nenil,  yaslez,  ce  ne  paet  estre 
Qa'ainsi  poist  nule  rien  nestre." 
«Qai  Yos  atorna  donc  ensi?** 
«Vaslez,  je  te  dirai  bien  qui.** 

Wilhelm  1627  ff.: 


Se  j'estoie  de  ei  tornez.* 

«Nies  pas  aneor  bien  atomez 

N'apareilliez  a  mon  talant** 

«Vo8  alez  de  neant  parlant, 

Qa'il  ne  me  faut  riens  qae  je  sache." 

«Si  fet;  unes  haeses  de  vache 

Te  donrai  je 

Die  grOsste  Lebhaftigkeit  des  Dialogs  wird  durch  4  bewirkti  während 
2  den  Eindruck  eines  absichtlich  kunstvollen  Überganges  macht.  Im 
Yvain^)  lässt  sich  ein  grosses  Überwiegen  von  4  feststellen,  d.  h.  dass 
in  diesem  Werke  Grestiens  Erzählerkunst  im  Dialog  auf  der  Höhe  steht. 

Kapitel  IV. 
EnUilnngseinschnitt  und  Beimbrechnng. 

Der  Herausgeber  hat  Erzählungseinschnitte  und  Initialen  Überall  da 
gesetzt,  wo  er  sie  in  den  Handschriften  vorfand.    Dabei   zeigen  sich 


1)  Im  Eree  67 ''/«,  im  Gliges  67  «"/q,  im  Lanoelot  68  ^'/q,  im  Ivain  87  ""Z,.  im 
Wilhelm  88  «Z«. 


Das  karze  Reimpaar  bei  Crestien  yod  Troyos  etc.  311 

manche  Miasyerhältnisse.  Es  ist  nnwahrsoheinlich^  dass  alle  diese  Ein- 
Bchnitte  vom  Dichter  herrühren,  vielmehr  dürften  die  Sehreiber  jene 
Initialen,  oft  ohne  sachlichen  Grand,  eingeführt  haben. 

Vom  Dichter  stammen  zunächst  die  Vortragsabschnitte  ^)  z.  B. 
Erecl844  „Gi  fine  li  premerainsvers.''  Aber  auch  anter  den  Erzählungs- 
einschnitten  rühren  manche  von  ihm  her  oder  sind  wenigstens  von 
Schreibern  ganz  in  seinem  Sinne  angebracht.  Im  allgemeinen  sind  es 
die  Einschnitte  vor  neuen  Abenteuern  oder  einem  anderen  Fortschritt 
der  Handlung,  deren  geistiger  Urheber  der  Dichter  selbst  war,  da  sie 
mit  einer  Vortragspause  zusammenfielen.  Oft  sind  die  Einschnitte  aber 
Bachlich  unberechtigt  und  durch  die  Initialen  lediglich  ein  äusserer 
Aufputz  der  Handschrift.    So  scheint  mir  der  Abschnitt  nach  Erec  154 

Sa  pucele  comande  aler 
154    Isnelemaot  a  lai  parier: 

„Dameisele*,  fet  la  reYne, 

„Gel  ehevalier  qui  la  chemine 

Alez  dire  qu'il  vaingne  a  moi 

Et  amaint  sa  pucele  o  soi.** 
dnrcbaus  überflüssig   zu   sein,   da  Vers  155  if.  doch  den  Wortlaut  des 
Befehles  bringen.    Dasselbe  ist  der  Fall  nach  Erec  1690. 

Mes  d'auquanz  des  mellors  barons 

VoB  sai  je  bien  dire  les  oons, 

De  cens  de  la  Table  Beende, 
1690    Qu!  farent  li  mellor  del  monde. 

Devant  toz  les  bnens  Chevaliers 

Doit  SBtre  Gauvains  li  premiers, 
da  die   in  Vers  1691  ff.  einsetzende  Aufzählung  der  Ritter  gedanklich 
sich  eng  an  den  vorangehenden  Satz  anschliesst. 

Andererseits  yermisst  man  oft  Abschnitte,  wo  sie  meiner  Absicht 
oach  wohl  angebracht  wären. 

Im  Gliges  z.  B.  fehlt  ein  sichtbarer  Einschnitt  nach  Zeile  421.  Bis 
dahin  hören  wir  von  dem  Empfange,  den  König  Artur  den  griechischen 
Bittem  bereitet,  und  wie  er  besonders  ihren  Führer  Alezander  lieb- 
gewonnen hat.  Vers  422  bringt  etwas  Neues:  Des  Königs  Plan  die 
Bretagne  zu  besuchen,  435  den  Aufbruch  des  Hoflagers  und  441  die 
Hitteilung,  wer  im  Schiffe  des  Königs  fährt,  mit  den  anschliessenden 
Betrachtungen  Soredamors  über  die  Liebe.  Ähnlich  fehlt  ein  solcher 
Absatz  im  Erec  nach  Vers  2433,  da  mit  2434  die  Erzählung  des  Kon- 
fliktes der  beiden  Ehegatten  beginnt. 

Diese  Einschnitte  nun  fallen  hin  und  wieder  in  ein  Reimpaar  hin- 
ein, so  dass  der  betreffende  Abschnitt  mit  Beimbrechung  schliesst.  Eine 
solche  Verwendung  der  Beimbrechung  ist  durchaus  zu  verwerfen,  da 


1)  Ed.  Wechssler:  Gral,  S.  159. 


312 


Otto  Borrmann 


jedes  Kapitel,  besonders  bei  dem  SchachtelaDgssystem  der  höfischen 
Romane,  als  ein  selbständiges  Ganzes  betrachtet  werden  und  deshalb 
mit  einem  Keimpaar  sohliessen  mnss.  Zweifellos  sind  viele  Fälle  dieser 
Art  den  Schreibern  zuzuweisen,  es  finden  sich  jedoch  auch  Beispiele, 
in  denen  der  Dichter  bewnsst  den  Einschnitt  in  ein  Reimpaar  hinein- 
gelegt hat.  Im  Erec  ist  diese  Verwendung  der  Keimbrechnng  seitens 
des  Dichters  ziemlich  oft  anzutreffen: 
Erec: 

Lora  furent  vaslet  aprestö 
1243    Qui  le  conirent  desarmer. 
Or  redevons  d'Ereo  parier, 
Qui  ancor  an  la  place  estoit, 
On  1a  bataille  feite  avoit. 
Erec  341,  3085,  4579,  6510. 
Im  Yyain  begegnet  sie  uns  nur  einmal: 

L'andemain  a  mout  grant  besoing 
A  l'anbe  aparissant  8*an  issent, 
Si  06  reponent  et  tapissent, 
&871    Tant  qne  li  jorz  fu  clers  et  granz. 
Jorz  avoit  passez,  ne  sai  quanz, 
Qne  mes  sire  Ganvains  s'estoit 
Destomez, 

im  Cliges  und  Lancelot  fehlen  solche  Fälle  ganz.    Das  Wilhelm- 
leben enthält  drei  Beispiele: 

Wilhelm: 

Par  Ba  dou^r,  par  sa  franchise 
A  bI  Tamor  de  toz  conquise, 


1339 


Wilhelm: 


1965 


Wilbelm: 


3019 


De  li  serrir  et  enorer. 

Mes  or  ne  vuel  plus  demorer 

An  cez  paroles  on  je  sui. 

Conto  YOB  ai  si  con  je  dni 

De  la  re'ine  a  ceste  foiz; 

Des  deuB  anfanz  est  or  bien  droiz 

Qne  YOB  Bachiez  qne  il  deyindrent. 

Les  cers  et  leB  biches  guerroient 
Et  leB  antres  besteB  de!  boia. 
Des  anfanz  an  roi  m'an  revois, 
Qne  ehies  le  borjois  vob  leiBsai. 

£t  li  Berjant  mout  se  hasterent 
Del  mangier  cnire  et  atomer. 
Mes  de  ei  m'an  vnel  retomer 
A  la  reYne,  qni  fet  duei 
Si  grant,  .    . 


Dm  kane  Reimpaar  bei  Crestien  von  Troyes  etc.  313 

Wir  können  also  konatatieren,  dass  in  CreBtiens  epäteren  echten 
Werken  die  Verwendung  der  Reimbrechung  bei  Abschnitten,  die  sicher 
oder  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  vom  Dichter  herrOhren,  bis  auf 
ein  Minimnm  znrttckgegangen,  ja  völlig  geschwunden  ist.  Auch  darin 
offenbart  sich  entschieden  ein  technischer  Fortschritt  des  Dichters. 

Kapitel  V. 
Chronologische  Entwicklnng  dieser  Technik  in  Crestlens  Bomanen. 

Wir  dürfen  erwarten,  dass  Crestien  in  seinen  Jugendwerken,  be- 
sonders im  Eree^  noch  häufig  die  lyrischen  Reimpaare  und  epischen 
Beihen  verwendet  und  in  den  späteren  Werken  die  Reimbrechung  ttber- 
wiegen  lässt.    Durch  eine  prozentuale  Berechnung  wird  dies  bestätigt. 

Über  die  Verwendung  der  Reimbrechung  bei  chronologischen  Be- 
stimmungen sagt  Paul  Meyer ^):  „On  comprend  que  ces  observations  sur 
U  coDstruction  du  couplet  peuvent  6tre  appliquöes  comme  instrument 
de  eritique,  la  cohäsion  des  deux  vers  accouplös  ötant,  en  gön6ral^  un 
indice  d'anciennetö.  Mais,  toutefois,,  les  döductions,  ä  tirer  de  ce  fait 
ne  peuvent  prätendre  k  une  rigueur  absolue.  II  en  est  de  la  construc- 
tion  du  couplet  comme  de  l'assonance.  Celle-ci  fournit  aussi  une  pr6- 
somption  d'anciennetö:  onsait  pourtant  que  certains  auteurs  de  chansons 
de  geste  ont  adoptö  la  rime  k  une  äpoque  oü  d'autres  se  contentaient 
encore  de  Passonance.  L'examen  du  couplet  peut  de  mSme  conduire  k 
Qoe  pr^mption,  non  k  une  certitude  complfete.  Cependant  une  prö- 
soffiption  tiröe  de  Tobservation  d'un  fait  peut  confirmer  des  rösultats 
obtenus  par  une  autre  voie.** 

In  der  Reihenfolge  der  Crestienschen  Werke  schliesse  ich  mich 
ZQQächstVoretzsch^)  an:  „Crestiens  Entwicklungsgang  lässt  sich  danach 
in  grossen  Zttgen  zeichnen :  er  beginnt  mit  Übersetzung  und  Bearbeitung 
lateinischer  Dichtungen,  teils  erzählenden^  teils  belehrenden  Inhaltes 
(Oyidiana);  geht  dann  mit  Tristan  und  Erec  zu  den  bretonischen  Stoffen 
tlber,  verbindet  im  Cliges  einen  byzantinisch-orientalischen  Stoff  mit  der 
Artnssage,  lernt  am  Hofe  der  Gräfin  Marie  die  neue  Liebe  und  Liebes- 
doktrin kennen  und  dichtet  so  seine  Lieder  und  den  Lancelot,  kehrt 
aber  dann^  vielleicht  selbst  von  dieser  Auffassung  der  Liebe  degoütiert, 
niit  seinem  Yvain  zum  Artusroman  zurück,  gelangt  von  da  zum  legen- 
darischen  Abenteuerroman  (Wilhelm)  und  von  hier  zum  geistlichen 
Hitterroman  (Perceval)." 

Da  bei  der  Verschiedenheit  des  Stoffes  das  Tempo  der  Erzählung 
oft  wechselt  und  wir  Sätze  von  sehr  verschiedener  Länge  in  den  Romanen 


1)  Paul  Meyer:  a.  a.  0.  III.  15. 

2)  Carl  Voretzsoh:  Altfrz.  Lit.  p.  299. 


314 


Otto  Borrmann 


finden,  bo  darf  man  sich  nicht  darauf  begchränken,  das  VerhältniB  der 
alten  lyrischen  Reimpaare  and  der  ReimbrcchuDgen  za  der  Verszahl  der 
einzelnen  Werke  festzustellen.  Es  ist  vielmehr  notwendig,  aach  die 
Sätze  za  zählen.  Erst  dann  wird  man  die  relative  Ansdehnang  des 
lyrischen  Reimpaares  and  der  Reimbrechang  erkennen  können. 

Schon  in  der  Philomela^  die  Gaston  Paris  im  Ovide  moraIis6  eni- 
deckt  zu  haben  glaubt,  zeigen  sich  die  Eigentümlichkeiten  Grestiens  in 
der  Behandlang  des  kurzen  Reimpaares,  soweit  sich  das  aus  den  kurzen 
Proben,  die  jener  in  Band  XXIX  der  Histoire  littöraire  de  la  France^) 
veröffentlicht  hat,  ersehen  lässt.  Fttr  diese  Untersuchung  kommen  die 
wenigen  Zeilen  natürlich  nicht  in  Betracht.  Vom  Karrenritter  ist  nur 
der  von  Grestien  gedichtete  Teil  in  diesem  Kapitel  behandelt.  Ich 
schliesse  mich  —  ohne  besonderen  Grund  —  der  Einteilung  von  Gaston 
Paris  an  und  lasse  also  Grestiens  Anteil  bei  Vers  6166  aufhören'). 
Da  dieses  Werk  hinsichtlich  seiner  Komposition  manchen  Mangel  auf- 
weist, vielleicht  weil  es  vom  Verfasser  nicht  mehr  durchgefeilt  worden 
ist,  80  darf  es  nicht  wundernehmen,  wenn  es  dem  Gliges  gegenüber 
nicht  immer  einen  Fortschritt  in  der  Technik  zeigt.  Das  Endurteil  kann 
es  jedenfalls  gerade  dieser  Mängel  wegen  nicht  beeinflussen.  Über  den 
Perceval  lässt  sich  kein  abschliessendes  Urteil  fällen^  da  eine  vollständige, 
kritische  Ausgabe  bisher  noch  nicht  erschienen  ist. 


Verse 
im  ganzen 

Sätze 
im  ganzen 

Verse  in 
lyr.  Reimp. 

Verse  in 
ep.  Reihen 

Zahl 

der  stark. 

Reimbr. 

Erec 

6958 

2803 

1006 

1592 

1104 

Cliges 

6784 

2119 

284 

1282 

1082 

Lancelot 

6166 

1933 

270 

804 

1114 

Yvain 

6818 

2083 

212 

1078 

1161 

[Perceval] 

673 

220 

16 

138 

120 

Wilhelm 

3366 

1230 

308 

648 

572 

Verse 

Sätze 

Sätse 

auf  100  Sätze 

auf  100  Reimbr. 

auf  100  Beimp. 

Erec 

248 

253 

557 

Clige» 

320 

195 

1485 

Lancelot 

318 

173 

1481 

Yvain 

327 

179 

1965 

[Perceval] 

305 

183 

2750 

Wilhelm 

278 

215 

798 

1)  Gaston  Paris:  a.  a.  0.  p.  489. 

2)  Förster:  Einleitung  zum  Lancelot  p.  16. 


Dm  karze  Reimpaar  bei  Creatien  von  Troyo«  eto.  315 

Die  zweite  Tabelle  zeigt  uns  die  Ansdehnnog  des  lyriBchen  Reim- 
paares and  der  Reimbrechnng.  Der  £rec  hat  mit  253  Sätzen  am  wenigsten 
Reimbrechung  und  andererseits  mit  557  Sätzen  die  meisten  lyrischen 
Reimpaare.  Ihm  folgt  in  beider  Hinsieht  der  Wilhelm.  Das  so  ge- 
wouiene  Resultat  kann  aber  noch  nicht  befriedigen,  da  ein  wichtiger 
Faktor;  die  verschiedene  Länge  der  Sätze  dabei  ttbergangen  ist.  Erst 
wenn  dieser  berücksichtigt  wird;  kann  man  ein  endgültiges  Resultat  er- 
»elen. 

Je  länger  der  Durchsohnittssatz  eines  Werkes  fst,  desto  weniger 
Reimbrechnng,  je  kürzer  der  Durch schnittssatz  ist;  desto  mehr  Reim- 
brechnng weist  es  —  bei  der  gleichen  Verszahl  —  auf.  Beim  längeren 
Dnrcbschnittssatz  gehören  also  mehr  Sätze  zu  100  Reimbrechungen  als 
bei  dem  kürzeren. 

Der  Erec  hat  die  kürzesten  Sätze  und  dient  deshalb  als  Ausgangs- 
punkt für  die  folgende  Berechnung. 

Im  Erec  kommen  248  Verse  auf  100  Sätze,  im  Cliges  320  Verse 
anf  100  Sätze.    Es  gehören  also  im  Cliges  mehr  Sätze  zu  100  Reim- 
brechungen als  im  Erec.    Im  Erec  gehören  zu  100  Reimbrechungen 
253  Sätze,  im  Cliges  müssten  es  also  326  Sätze  sein. 
Erec    248  Verse    =  100  Sätze 
Cliges  320      ;,       =  100      „ 

Erec     100    Rb.      =  253  Sätze 
Cliges  100      „        =    X       ^ 


248  :  320      =  253 :  x 

^       320-253  „_  Q^^ 

X  =s  — jr-r^ =  326  Sätze. 


248 

In  Wirklichkeit  kommen  aber  im  Cliges  schon  auf  195  Sätze 
100  Reimbrechungen;  d.  h.  im  Cliges  ist  ausgedehntere  Reimbrechung 
Als  im  Erec. 

Im  Lancelot  müssten  324  Sätze  anf  100  Reimbrechungen  kommen. 
Es  Bind  dazu  aber  nur  173  Sätze  nötig,  daher  ausgedehntere  Reim- 
brechnng als  im  Erec. 

Im  Yvain  sollten  333  SStze  auf  100  Reimbrechungen  kommen. 
Da  nur  179  Sätze  dazu  nötig  sind^  ist  auch  in  diesem  Werke  ausge- 
dehntere Reimbrechung  als  im  Erec. 

Dasselbe  gilt  vom  Perceval,  in  dem  erst  311  Sätze  100  Reimbrech- 
nngen  ergeben  sollten,  tatsächlich  aber  nur  183  Sätze  dazu  nötig  sind. 

Im  Wilhelm  müssten  278  Sätze  auf  100  Reimbrechungen  kommen. 
Es  sind  aber  nur  215  Sätze  dazu  erforderlich,  daher  ebenfalls  ausge- 
dehntere Reimbrechung  als  im  Erec. 

Das  Verhältnis  der  Romane  zu  einander  lässt  sich  nun  leicht  fest- 
stellen.   Die  Differenzen  zwischen  den  hypothetischen  Satzzahlen  und 


316  Otto  Borrmann 

den  wirklichen   lassen   uns   das  Fortschreiten    der  Reimbreohnng  er- 
kennen. 

Wilhelm     278  —  215  =    63 

Cliges        326  —  195  =  131 

Lancelot    324  —  173  =  151 

Yvain         333  —  179  =  154 

[Perceval]  311  —  183  =  128. 
Der  Wilhelm  gehört  also  auf  Grund  der  Reimbreohnng  zwischen 
Erec  und  Cliges/ 

In  ähnlicher  Weise  lässt  sich  das  Endresultat  in  bezug  auf  die 
Ausdehnung  des  lyrischen  Reimpaares  ermitteln.  Je  kürzer  der  Durch- 
schnittssatz eines  Werkes  ist,  desto  mehr  lyrische  Reimpaare  wird  es 
im  allgemeinen  enthalten  können,  desto  weniger  Sätze  werden  also  zu 
100  Reimpaaren  nötig  sein.  Im  Erec  ergeben  557  Sätze  100  Rp.,  im 
Cliges  müssten  es  also  704  Sätze  sein. 

Erec    248  Verse  =  100  Sätze 

Cliges  320      „     =  100      „ 

Erec    100    Rp.    =  557  Sätze 
Cliges  100      ,,      =    y       „ 
248:320    =557:y 

r  =  ^!    =7048.^.. 

In  der  Tat  kommen  im  Cliges  aber  erst  auf  1485  Sätze  100  Rp. 
Es  zeigt  sich  also  ein  ganz  erhebliches  Abnehmen  des  lyrischen  Reim- 
paares. Dasselbe  gilt  von  den  anderen  Werken.  Im  Lancelot  mttssten 
699  Sätze  auf  100  Rp.  kommen,  es  sind  aber  1431  Sätze  nötig.  Im 
Yvain  müssten  719  Sätze  auf  100  Rp.  kommen,  erforderlich  sind  aber 
1965  Sätze.  Im  Perceval  müssten  685  Sätze  auf  100  Rp.  kommen,  es 
sind  aber  2750  Sätze  nötig.  Im  Wilhelm  müssten  600  Sätze  auf  100  Rp. 
kommen,  es  sind  aber  798  Sätze  nötig. 

Aus  den  Differenzen  der  hypothetischen  Satzzahlen  und  der  wirk- 
lichen ergibt  sich   anch  hier  das  Verhältnis  der  Romane  zu  einander. 

Wilhelm       798  —  600  =    198 

Cliges         1485  —  704  =    781 

Lancelot     1431  —  699  =    732 

Yvain         1965  -  719  =  1246 

[Perceval]  2750  —  685  =  2066. 
Bei  einer  Differenz   von  198   nähert   sich   also   der  Wilhelm  am 
meisten  der  hypothetischen  Satzzahl  in  bezug  auf  den  Erec,  d.  h.  der 
Wilhelm  steht  auch  anf  Grand  der  Ausdehnung  des  lyrischen  Reim- 
paares zwischen  Erec  und  Cliges. 


Dm  kurze  Reimpaar  bei  Crestien  von  Troyes  etc. 


317 


Kapitel  VI. 
Der  Anteil  Godefrols  von  Lagnl  am  Karrenritter. 

In  der  Technik  steht  Godefroi  hinter  Grestien  nicht  zurück.  Auf 
die  968  Verse  seiner  Arbeit  kommen  307  Sätze,  18  lyrische  Reimpaare, 
132  Verse  in  epischen  Reihen  und  172  Reimbrechungen. 


Godefroi 
Grestien 


Verse  auf  100 
Sätze 


315 
318 


Sätze  auf  100  lyr. 
Reimp. 


1705 
1431 


Sätze  auf  100 
Keimbrech. 


178 
173 


Eigentlich  sollten,  da  der  Dnrchschnittssatz  des  von  Grestien  ver- 
fanten  Teiles  der  längere  ist,  bei  Godefroi  weniger  Sätze  zu  100  Reim- 
paaren gehören  (1417).  Dass  sich  dem  gegenüber  eine  erhebliche  Ab- 
nahme des  lyrischen  Reimpaares  konstatieren  lässt,  kann  uns  nur  ein 
Beweis  sein,  dass  Godefroi  der  neuen  Eunstanschauung  grosses  Ver- 
Btftndnis  entgegenbrachte.  Da  auch  sprachlich^)  die  Fortsetzung  mit 
Crestiens  Werk  wesentlich  übereinstimmt,  so  schliesse  ich  mich  durchaus 
der  Ansicht  Försters  an,  der  in  Godefroi  de  Lagni  einen  tüchtigen 
Fortsetzer  Grestiens  sieht  und  dem  Urteil  Tarb^s^)  zustimmt:  „Du 
dibnt  an  dänouement,  le  style  est  le  m€me,  la  pensöe  conserve  sa  finesse, 
la  phrase  son  öl^ance,  le  drame  sa  marche  ais^e  et  directe.  Ge  fut 
Sans  doute  avec  les  notes  et  les  conseils  de  Chröstien  que  Godefroy 
travailla.  II  fut  ä  la  hauteur  de  Tentreprise  et  justifia  le  choix  de  son 
ami.  Leurs  noms  sont  ins^parables  et  la  gloire  de  Chr£tien  ^claire  de 
ses  reflets  le  nom  de  Godefroy  de  Laigny." 

Kapitel  VII. 
Wilhelm  yon  England. 

Nachdem  wir  so  die  chronologische  Entwicklung  des  Reimpaares 
in  den  Grestien  von  Troyes  zugeschriebenen  Werken  festgestellt  haben, 
kommen  wir  zu  der  Erörterung,  was  sich  daraus  für  die  Frage  nach 
der  Echtheit  des  Wilhelm  von  England  gewinnen  lässt. 

Konrad  Hofmann ')  trat  1870  zum  ersten  Male  mit  der  Ansicht 
heryor,  dass  der  Wilhelm  nicht  ein  Werk  Grestiens  sei:  „Alle  seine 
ächten  Werke  (der  Guillaume  d'Angleterre  ist  so  wenig  von  ihm  wie 
der  Servatius  von  Heinrich  von  Veldeke)  tragen  den  gleichen  Stempel.^ 

1)  Förster:  Einleitung  zum  Lancelot  p.  16. 

2)  Förster:  Einleitung  zum  Lancelot  p.  14. 

3)  Konrad  Hofmann:  Sitzungsberichte  d.  Akad.  zu  München  1870,  IL  51. 


318  Otto  Borrmann 

Ihm  schloss  sich  Paul  Meyer ^)  an:  ^Une  noavelle  ödition  de  l 
vie  de  Saint  Gnillaume  serait  trfes  dösirable  non  sealement  parceqne  1 
ms  qae  je  fais  connattre  permet  d'amäliorer  considörablement  le  tezt 
publik,  mais  encore  parceqne  l'onvrage  Ini-mßme^  dont  la  sonree  n\ 
pas  öt6  döterminöe  jnsqn'ici  et  Tantenr  ordinairement  confondn,  mai 
bien  ä  tort,  aveo  Ghrestien  de  Troyes,  appellent  de  nonvelles  recherches. 
1881  folgte  R.  Grosse^):  „Ein  bisher  Crestien  zugeschriebenes  Werl 
Gnillaume  d'Angleterre  ist  unberücksichtigt  gelassen,  weil  ich  die  Übei 
Zeugung  gewonnen  habe,  dass  dasselbe  nicht  von  Crestien  herrührt 
Auch  Gaston  Paris  hat  sich  verschiedentlich  gegen  die  Verfasserschaf 
Crestiens  ausgesprochen,  zuerst  im  Manuel  d'ancien  franfais*):  „On  n 
connatt  pas  la  source  de  la  lögende  d'un  prötendn  roi  d*Angleterre 
appelö  Saint  Gnillaume,  sujet  du  po6me  d'un  certain  Ghrötien  qui  di 
avoir  recaeilli  en  Angleterre  la  matifere  de  son  röcit.  Les  critiques  n< 
se  sont  pas  encore  mis  d'accord  sar  la  question  de  savoir  si  dans  c< 
po6te  de  talent  il  faut  connattre  Chrötien  de  Troyes";  dann  in  eine 
Besprechung  der  Arbeit  von  Rudolf  Müller  über  den  Verfasser  dei 
Wilhelmslebens*):  „Ge  travail,  d'an  öl^ve  de  M.Förster,  aboutit,  oomm< 
le  faisait  prövoir  ce  que  le  mattre  avait  öcrit  sur  ce  sajet,  &  pr^ente 
comme  indubitable  Tidentitödu  Chrötien,  auteur  de  Guillaumed'Angleterre 
et  de  Grestien  de  Troies.  La  dömonstration  s'ötend  k  la  phonötique,  ä  h 
rime  et  au  style;  eile  doit  6tre  complötöe  par  une  ötude  du  vocabulair< 
et  de  la  phrasöologie  proprement  dite.  Elle  paratt  faite  avec  sein 
toutefois  avant  d'en  regarder  le  rösultat  comme  acquis,  il  convien 
d'attendre  un  ezamen  contradictoire'' ;  zuletzt  im  Journal  des  Savants') 
„J'avoue  que  j'ai  toujours  bien  de  la  peine  k  attribuer  k  l'anteur  d< 
Perceval  la  pitoyable  rapsodie  de  Gnillaume  d' Angleterre". 

Für  die  Verfasserschaft  Grestiens  ist  Förster*)  öfter  in  seinei 
Einleitungen  eingetreten:  „Wie  bereits  S.  11  meiner  grossen  Gligös 
ausgäbe  und  dann  karz  S.  X  der  kleinen  gesagt  ist,  sind  die  aui 
der  Verschiedenheit  des  Stoffes  und  der  Behandlung  gezogenen  Schlüsse 
hinfällig.  Eine  genaue  Vergleichung  der  Reime,  des  Stils,  der  Phra 
seologie  des  Wilhelm  mit  den  echt  kristianischen  Gedichten  läss 
an  der  Echtheit  des  ersteren  keinen  Zweifel  übrig",  ihm  schloss  siel 
in  der  Hauptsache  Wilmotte'')  an.    1891  folgte  Rudolf  Müller  *)  in  seinei 

1)  Faul  Meyer:  Romania  VIII.  315. 

2)  R.  Grosse:  Frz.  Stud.  I.  127. 

3)  Gaston  Paris:  a.  a.  0.  I.  p.  216. 

4)  Gaston  Paris:  Rom.  XXI.  139. 

5)  Gaston  Paris:  J.  d.  S.  1901,  p.  705,  Anm.  5. 

6)  Förster:  Kl.  Erec,  Einleitang  X. 

7)  Wilmotte :  Moyen  Age  II.  8  (aoflt  1889,  p.  188/91). 

8)  R.  Müller:  a.  a.  0.  117. 


Das  knne  Reimpaar  bei  Crestien  von  Troyes  etc.  319 

DiseerUtion  über  den  Verrasser  des  Wilhelmslebens:  „Die  hier  gebotenen 
Begnltate  der  stiliBtiachen  Untersuchnng  unseres  Gnillaume  d'Angleterre 
mttssen,  wenn  eine  überzeugende  Ansicht  gewonnen  werden  will,  dass 
wir  es  durchaus  mit  Grestiens  Darstellung  zu  tun  haben,  schrittweise 
mit  denen  von  Grosse  verglichen  werden,  um  klar  und  zweifellos  Crestien 
Ton  Troyes  die  Autorschaft  zu  siebern.*'  Über  diese  Arbeit  schreibt 
F5rster  in  seiner  Einleitung  zum  Wilhelmsleben  ^):  „Dieselbe  behandelt 
zaerst  die  Sprache  nach  den  Reimen^  dann  den  Stil  in  Anlehnung  an 
die  bekannte  Dissertation  von  R.  Grosse:  „Der  Stil  Grestiens  von  Troyes^ 
1881  und  zeigt  die  völlige  Übereinstimmung  des  Wilhelmschen  Eristian 
mit  dem  uns  ans  mehreren  grossen  Werken  genügend  bekannten  Eristian 
?on  Troyes."  Suchier')  schreibt  in  seiner  Literaturgeschichte:  „Wir 
wissen  nicht,  welche  Stelle  diesem  der  Entstehungszeit  nach  in  der 
Reibe  von  Christians  Dichtungen  gebührt.^  Auch  Gröber')  hat  sich  fttr 
die  Echtheit  ausgesprochen:  „Crestien  von  Troyes,  nicht  ein  Träger 
seines  Namens  aus  seiner  Zeit  ist  Verfasser  einer  der  ältesten  franzö- 
sischen Schicksalsdiohtungen  des  roi  Gnillaume  d'Angleterre  oder  Vie 
de  Saint  Gnillaume  d'Angleterre,  deren  Verfasser  sich  neben  dem  be- 
rühmten Crestien  von  Troyes  wohl  nicht  nur  einfach  Crestien  hätte 
nennen  können,  wie  dieser  es  bisweilen  tut  oder  diejenigen,  die  von  ihm 
spreehen  wie  Godefroi  de  Lagni,  oder  ihn  rühmten;  denn  er  hätte  not- 
wendig mit  seinem  berühmten  Namensgenossen  verwechselt  werden 
müssen.  Sprachliche  Gründe  scheinen  nicht  gegen  Crestiens  von  Troyes 
Autorschaft  zu  sprechen^  und  so  mag  die  Dichtung  zwischen  Löwenritter 
und  Graal  von  ihm  verfasst  worden  sein.^  Zuletzt  schrieb  Voretzsch*) 
in  seiner  Geschichte  der  altfrz.  Lit.:  „An  der  Autorschaft  Crestiens 
braucht  man  nicht  zu  zweifeln,  aber  zu  seinen  hervorragenden  Leistungen 
gehört  das  Werk  nicht.'' 

Auch  über  den  Platz,  den  man  dem  Wilhelm  in  der  Reihenfolge 
der  Eristianischen  Dichtungen  anzuweti'<in  habe^  sind  verschiedene 
Meinungen  geäussert  worden.  Förster')  brachte  folgende  Vermutung: 
„Und  hat  Eristian  selbst  gegen  Ende  seines  Lebens  Busse  getan  und 
deshalb  den  Perceval  unvollendet  gelassen,  dafür  aber  den  asketischen 
Wilhelm  von  Engelland  gleichsam  zur  Sühne  gedichtet?  Es  sind  Fragen, 
die  nie  mit  Sicherheit  werden  beantwortet  werden  können.''  Gegen 
diese  Annahme  trägt  er  aber  selbst  Bedenken*):  „Gerbert  freilich  sagt 
ausdrücklich,  der  Tod  habe  den  Perceval  unterbrochen: 

1)  W.  Förster:  a.  a.  0.  164. 

2)  Snchier:  a.  a.  0.  143. 

3)  Gröber:  Gmndrias  IL  634. 

4)  Voretzsch:  a.  a.  0.  331. 

5)  Förster:  Kl.  Cliges,  1.  Aufl.,  Einleitung  p.  X. 

6)  Förater:  Kl.  Eree,  Einleitung  XI,  Anm.  2 


320  Otto  Borrmann 

Ce  nous  dist  Crestieos  de  Troie, 
Qni  de  Percheval  comencba, 
Mais  la  mors  qui  l'adevancha, 
Ne  li  laissa  pas  traire  a  fin. 

(Perceval  ed.  Potvin-Scheler  VI.  p.  212)." 

1899  in  seiner  Einleitnng  zam  Wilhelm  ^)  sagt  er  dazu:  y,Man  mag 
sich  nach  welcherSeite  immer  umsehen,  es  lässt  sich  bis  jetzt  fttr  Wilhelm 
nirgends  ein  Anhaltspunkt  finden;  höchstens  könnte  man,  da  in  -ain 
damals  ebenso  wie  in  -aim  der  vokalische  Bestandteil  des  Wortes  bereits 
nasaliert  gewesen  sein  muss,  das  seltene  Vorkommen  solcher  Reime  als 
Zufall  betrachten,  und  bei  dem  Umstand,  dassKristian  nach  dem  Erec 
nie  mehr  s :  z  reimt,  den  Wilhelm  lieber  dieser  ersten  Periode  zuweisen. 
Dies  letztere  empfiehlt  sich  freilich  weniger,  wenn  wir  an  die  Liste  der 
Kristianwerke  im  Eingang  des  Gliges  denken:  denn  da  der  Dichter 
dort  sogar  kleinere  Gedichte  anführt,  hätte  er  sicherlich  das  Wilhelms- 
leben nicht  ausgelassen.  Man  wird  mithin  annehmen  müssen,  dass  der 
Wilhelm  erst  nach  dem  Gliges  entstanden  sein  muss." 

Im  Kl.  Gliges^)  versucht  er  eine  genauere  Angabe  des  Platzes: 
„Eine  bestimmte  Stelle  in  der  obigen  Reihenfolge  kann  man  dem 
Wilhelmsleben  nicht  zuweisen.  Es  ist  aber  möglich,  dass  es  vor  oder 
höchstens  neben  den  Perceval,  der  wohl  längere  Zeit  den  Dichter  in 
Anspruch  genommen  haben  wird,  zu  stellen  ist." 

Gröber')  äussert  sich  ähnlich  zu  dieser  Frage:  „So  mag  die 
Dichtung  zwischen  Löwenritter  und  Graal  von  ihm  verfasst  worden 
sein."    Des  gleichen  Urteils  von  Voretzsch  wurde  schon  oben  gedacht. 

Förster  und  sein  Schüler  Rudolf  Müller  haben  gezeigt,  dass  im 
Wilhelm  sich  keine  mundartliche  Eigenheit  findet,  durch  die  mit  Sicher- 
heit die  Verfasserschaft  Grestiens  von  Troyes  ausgeschlossen  würde. 
Zugegeben,  dass  sich  dies  in  der  Tat  so  verhält,  so  ist  damit  noch  kein 
positiver  Beweis  für  die  Eelilheit  gegeben;  auch  Godefroi  de  Lagni 
hat  in  der  Mundart  des  Dichters  geschrieben.  Die  Einwände,  die  der 
gründlichste  Kenner  der  altfranzösischen  Literatur  Gaston  Paris  aus 
Inhalt  und  Kunstwort  gegen  die  Identifikation  des  Crestien,  der  sich 
als  Verfasser  im  Wilhelmsleben  nennt,  mit  Crestien  von  Troyes  wieder- 
holt geltend  gemacht  hat,  lassen  die  Bedenken  ebenfalls  nicht  ver- 
stummen. 

Auf  die  Verschiedenheit  des  Stoffes  und  der  Darstellung  ist  schon 
öfter  hingewiesen  worden.  Förster*)  hat  diesen  Einwand  als  nicht 
entscheidend  abgelehnt:  „Hier  sei  nur  im  vorhinein  bemerkt,  dass  der 

1)  Förster:  a.  a.  0.  167. 

2)  Förster:  Kl.  Gliges  2.  Aufl.,  Einleitung  X. 

3)  Gröber:  Grdr.  IL  524. 

4)  Förster:  Gr.  Gliges,  Einleitung  I. 


Das  karse  Reimpaar  bei  Crestien  von  Troyes  etc.  320& 

Einwand;  welcher  auf  die  Verschiedenheit  des  Stoffes  und  der  Dar- 
stellung gebaut  ist,  nicht  entscheidend  sein  kann:  erstere  erklärt  eine 
möglicherweise  später  eingetretene  Gesinnungsänderang  des  Dichters^ 
die  zweite  ist  die  blosse  Folge  der  ersteren.^ 

Für  diese  mögliche  Gesinnungsänderang  wird  aber  kein  anderer 
Beweis  erbracht  als  der,  welcher  ans  dem  Werke  selbst  hergeleitet 
wird.  Dass  im  Wilhelm  ein  moralisch-kirchliches  Thema  behandelt 
wird,  dürfte  wohl  feststehen^  wenn  es  auch  sehr  umstritten  wird,  wie 
hoch  die  kirchliche  Gesinnung,  die  sich  in  diesem  Werke  offenbart, 
einzuschätzen  sei.  Voretzsch  ^)  nennt  den  Wilhelm  einen  legen- 
darischen Abenteuerroman.  M.  Wilmotte^)  in  einem  Aufsatze  des 
Hoyen-Age  sagt;  der  Wilhelm  behandle  zwar  verschiedentlich  moralische 
Stoffe,  sei  aber  doch  nur  ein  Abenteuerroman.  Gegen  den  letzteren 
wendet  sich  Förster')  in  der  Einleitung  zum  Wilhelmsleben:  ;,Darüber 
liesse  sich  ernstlich  streiten:  denn  das  vollkommene  Aufgehen  in  Gottes 
Willen,  die  vollständige  Vernichtung  des  Ich  erfüllt  das  Gedicht  von 
der  ersten  bis  zur  letzten  Zeile.  Und  wenn  er  nicht  einen  didaktisch- 
theoretischen Traktat  schreiben  wollte^  so  konnte  er  keinen  besseren 
Stoff  finden,  um  ihn  für  seine  Idee  nutzbar  zu  machen.  Der  Stoff  ist 
doch  nur  die  Form,  die  Gotteshingebung  der  überall  hervorquellende 
und  übersprudelnde  Inhalt.'' 

Doch  wie  dem  immer  sei;  ob  man  die  auffallende  Differenz  in  der 
Weltanschauung  und  die  vielleicht  daraus  resultierende  künstlerische 
Schwäche  als  Gründe  gegen  die  Echtheit  geltend  machen  will  oder 
nicht;  diese  Gründe  sind  zu  sehr  der  subjektiven  Schätzung  unterworfen; 
als  dass  man  aus  ihnen  einen  Beweis  ziehen  könnte. 

Ein  sachlicher  Beweisgrund  aber  dürfte  sich  ans  der  Behandlung 
des  Reimpaares  im  Wilhelm  gewinnen  lassen.  Vergebens  habe  ich 
versucht  das  Reimpaar  des  Wilhelm  von  England  in  die  aufgestellte 
chronologische  Folge  einzuordnen.  Die  Behandlung  des  Reimpaares 
ist  hier  noch  wesentlich  altertümlicher  als  in  Crestiens  späteren  Werken, 
und  wir  hätten  demnach  Grund;  den  Wilhelm  an  den  Anfang  der  Ent- 
wicklung zu  setzen. 

Dort,  wo  Förster  den  Wilhelm  einreihen  will,  zwischen  Yvain  und 
Perceval,  lässt  er  sich  nicht  unterbringen,  denn  der  Yvain  und  der 
Perceval  zeigen  die  gleiche  Vollendung  der  Reimbrechung.  Um  mein 
Urteil  über  den  Perceval  zu  stützen,  habe  ich  3000  Verse  der  unkriti- 
schen Ausgabe  von  Potvin  durchgesehen. 

Die  beweiskräftigen  Differenzen  zwischen  den  hypothetischen  und 


1)  Voretzsch:  Afrz.  Liter.  299. 

2)  Wilmotte:  a.  a.  0.  II.  188. 

3)  Förster:  a.  a.  0.  166. 

HamtaktbiB  Fonchungen  XXV.  20  a 


320  b 


Otto  Bomnann 


den  wirklichen  Zahlen  der  Sätze^  die  zu  100  Rb.  respektive  za  100  Rp. 
nötig  sind,  weisen  den  Wilhelm  zwischen  Erec  und  Gliges.  Diese  Diffe- 
renzen betragen 


für  die  Reimbrechnng 


im  Wilhelm 
CUges 
Laocelot 
Yvaln 
pperceval] 


63 
131 
151 
154 
128 


für  das  lyrische  Rp. 

198 
781 
782 
1246 
2065 


Man  könnte  an  die  Möglichkeit  denken,  dass  der  Dichter  in  einem 
Werk  mit  kirchlicher  Tendenz  absichtlich  die  von  ihm  selbst  ausge- 
bildete Technik  des  Reimpaares  verlassen  hätte  und  zu  der  altertüm- 
lichen zurückgekehrt  wäre.  Ein  solcher  Kausalzusammenhang  wäre 
aber  um  so  weniger  einzusehen;  da  auch  der  Wilhelm  für  ein  höfisches 
Publikum  bestimmt  ist.  Überdies  wäre  es  wenig  wahrscheinlich,  dass 
ein  Dichter  sich  seiner  persönlichen  modernen  Technik  mit  Absicht 
entäussert  hätte  oder  auch,  wenn  er  dies  woUtO;  sich  ihrer  mit  solchem 
Erfolg  hätte  entäussern  können;  denn  eine  solche  Verstechnik  wird 
allmählich  zur  festen^  unbewusst  ausgettbtenEigenheit  undkanu;  wenigstens 
von  einem  echten  Dichter^  nicht  so  ohne  weiteres  wieder  aufgegeben 
werden.  Ja  das  Umgekehrte  ist  wahrscheinlich.  Wollte  Crestien  im 
kirchlichen  Sinn  auf  ein  höfisches  Publikum  einwirken^  so  musste  er, 
der  sein  Pablikum  genau  kannte,  wissen,  dass  er  nicht  noch  in  die 
alte  Verstechnik  verfallen  durfte,  nachdem  er  schon  einen  Stoff  gewählt 
hatte,  der  den  höfischen  Kreisen  weniger  zusagen  musste.  Ein  solcher 
Irrtum,  dass  sein  Pablikum  mit  einer  in  alten  lyrischen  Reimpaaren 
verfassten  Legende  zufrieden  sein  würde,  konnte  in  Crestien  nicht  auf- 
kommen. Entweder  hätte  ihn  eine  kirchliche  Gesinnungsänderung, 
wenn  er  sie  vollzogen  hätte,  auf  den  Beifall  der  höfischen  Kreise  ganz 
verzichten  lassen,  dann  hätte  er  eine  echte  Legende  gedichtet,  oder  er 
hätte  dem  höfischen  Geschmack  Rechnang  getragen  und  ein  Werk  wie 
den  Perceval  geschaffen,  worin  die  christliche  Idee  mit  allen  Mitteln 
höfischer  Kunst  vorgetragen  wird. 

Wir  können  der  Schlussfolgerang  nicht  entgehen,  dass  der  Wilhelm 
von  England  zwischen  Yvain  und  Perceval  keinen  Platz  hat  and  über- 
haupt nicht  in  die  Zeit  vom  Cliges  ab  gehören  kann.  Vor  dem  Gliges 
ihn  anzusetzen,  verwehrt  uns  die  Aufzählung  seiner  bisherigen  Werke, 
die  Crestien  dort  im  Eingang  gibt. 

Es  wird  sich  kaam  leugnen  lassen,  dass  sich  aus  unserer  Unter- 
suchung ein  wichtiges  Kriterium  gegen  die  Verfasserschaft   Crestiens 


Dm  kurze  Beimpaar  bei  GresUen  yon  Troyea  eie.  320  c 

von  Troyes  ergeben  hat.  Dieses  Eriterinm  allein  kann  ans  noeh  nicht 
berechtigen,  ihm  den  Wilhelm  mit  Sicherheit  abzusprechen.  Aber  die 
Gelehrten,  welche  ans  anderen  Erwägnngen  bisher  ernste  Zweifel  an 
der  Verfasserschaft  des  Meisters  geäussert  haben,  bekommen  damit  eine 
feste  Stutze  ihres  Urteils. 

Ein  positives  Kriterium  fttr  die  Echtheit  ist  bis  heute  noch  nicht 
erbracht  worden.  Förster  und  R.  Müller  haben  nur  bewiesen,  dass  die 
fieime  des  Wilhelmslebens  von  denen  des  champagnischen  Grestien 
yon  Troyes  nicht  nachweisbar  abweichen.  Troyes  und  die  Champagne 
waren  eins  der  vornehmsten  literarischen  Zentren  und  zur  Zeit  Crestiens 
reich  an  höfisch-weltlicher  und  kirchlich-gelehrter  Literatur.  Vielleicht 
trag;  der  Dichter  des  Wilhelmslebens  wirklich  den  häufigen  Taufnamen 
Crestien,  oder  vielleicht  brauchte  ein  anderer,  uns  noch  nicht  weiter 
bekannter  Dichter  den  Namen  des  berühmten  Meisters,  um  seiner  künst- 
lerisch minderwertigen  Leistung  einen  guten  Namen  und  damit  grössere 
Beachtung  zu  verschaffen.  Vielleicht  lag  es  in  seiner  Absicht,  mit  seinem 
berühmten  Namensgenossen  verwechselt  zu  werden. 

Kapitel  VIIL 

Dts  kurze  Beimpaar  bei  Yorgftngern  und  ftlteren  Zeitgenossen 

Crestiens. 

Paul  Meyer')  nennt  in  dem  Abschnitt  „r^forme  du  couplet''  seines 
oben  genannten  Aufsatzes  Grestien  von  Troyes  den  „novateur^^  der  xlas 
lyrische  Beimpaar  verdrängte:  „Qui  donc  a  bris^rancien  conplet?  Qui 
est  le  novateur  qui  s'est  permis  de  rompre  le  lien  qui  unissait  la  mesure 
prosodique  ä  laconstructiongrammaticale?  Ce  novateur,  ceromantique 
tntidpä,  c'est;  semble-t-il,  Crestiens  de  Troyes  qui  d6s  ses  premiers 
onyrages,  montre  plus  d'ind^pendance  que  son  coutemporain  Benott  de 
S&inte  More  ä  l'^ard  de  la  regle  traditionnelle.^ 

Es  wird  nicht  ohne  Bedeutung  für  unsere  Untersuchung  sein,  zur 
Prüfung  dieses  Urteils  einige  Bemerkungen  über  die  Verwendung  des 
kurzen  Reimpaares  bei  Crestiens  Vorgängern,  Zeitgenossen  und  Nach- 
folgern anzuschliessen,  so  das  Bild  der  Entwicklung  zu  vervollständigen 
nnd  gerade  durch  den  Gegensatz  zu  anderen  das  Verdienst  hervorzu- 
heben, das  sich  Crestien  durch  bewusste  Anwendung  der  Reimbrechung 
erworben  hat.  Die  Zeit  war  durchaus  geeignet  für  diesen  Fortschritt, 
der  Übergang  vom  gesanglichen  Vortrag  zum  Lesen  machte  ihn  not- 
wendig. Dennoch  bedurfte  es  eines  Crestien,  der  durch  sein  künstleri- 
sches Empfinden  diese  Notwendigkeit  erkannte  und  in  seinen  Werken 
den  neuen  Vortragsvers  des  Romanos  schuf. 

1)  Paul  Meyer:  a.  a.  0.  IV.  17. 

20a* 


320  d  Otto  Borrmann 

ReimbrechxiDg  gab  es  id  geringem  Umfange  anch  schon  vor  CreBtien. 
Es  konnte  wohl  vorkommen^  dass  ein  Dichter,  der  lange  Phrasen  liebte, 
einen  Gedanken  nicht  in  zwei  Zeilen  anszudrllcken  vermochte.  Dann 
griff  er  zum  Enjambement,  bemühte  sich  aber  den  Satz  bis  an  das  Ende 
eines  weiteren  Reimpaares  auszudehnen  (Reihe).  Hin  und  wieder  ge- 
schah es  nun,  dass  er  den  mit  einem  Reimpaar  begonnenen  Satz  nnr 
bis  an  das  Ende  der  ersten  Zeile  des  folgenden  Reimpaares  fortführte: 
so  entstand  die  Keimbrechnng.  Die  musikalische  Begleitung  des  Vor- 
trages wiederholte  sich  ursprünglich  nach  jedem  Reimpaar,  sodass  die 
Satzpause  mit  der  musikalischen  Pause  zusammenfiel.  Bei  der  Reim- 
brechung wurde  die  Satzpause  in  den  musikalischen  Takt  hineingelegt, 
wo  sie  als  störend  empfunden  werden  musste.  Wenn  also  zu  der  Zeit, 
als  der  Gesangsvortrag  noch  herrschend  war,  ein  Dichter  die  Reim- 
brechung nicht  vermied,  wenn  nicht  jedes  Reimpaar  einen  selbständigen 
Satz  enthielt,  so  musste  das  durchaus  als  ein  Fehler  gelten.  Die 
Dichter  hüteten  sich  deshalb  wohl,  die  bestehende  Eunstanschauung 
zu  verlassen.  Da  trat  der  Wandel  ein.  Mit  dem  Aufkommen  des 
Leseromans  wurde  die  Herrschaft  des  lyrischen  Reimpaares  gestürzt 
und  die  Reimbrechung  an  seine  Stelle  gesetzt.  Der  glänzendste  Ver- 
treter der  neuen  Richtung  und  zugleich  der,  der  sie  zuerst  mit  Bewusst- 
sein  in  seinen  Werken  vertrat,  wurde  Crestien  von  Troyes.  Doch  nicht 
alle  Dichter  einer  Epoche  sind  Anhänger  derselben  Kun&tanschauuug. 
Manche,  konservativ  in  ihren  Ansichten,  bewahrten  das  alte  Reimpaar, 
anderen  fehlte  es  an  Talent  sich  der  neuen  Form  zu  bedienen,  sie 
dichteten  in  der  alten  Weise  weiter.  Wieder  andere  tibertrieben,  indem 
sie  die  neue  Eunstform  nicht  als  solche  zu  behandeln  wussten,  sondern 
die  Reimbrechung  zum  Gesetz  erhoben.  Nicht  übersehen  werden  darf 
es  ferner,  dass  die  Wahl  des  Stoffes,  sowie  das  literarische  Milieu  oft 
eine  eigentümliche  Ausbildung  der  Technik  bedingen  konnten,  und  dass 
auch  die  Geschmacksrichtung  der  Leser  nicht  ohne  Einfluss  auf  sie 
blieb.  Was  dem  höfischen  Geschmack  gerecht  werden  wollte,  durfte 
nicht  nach  alter  Weise  verfasst  sein,  sondern  musste  den  Stempel  der 
Moderne  tragen.  Die  Ausdehnung  des  lyrischen  Reimpaares  und  der 
Reimbrechung  in  einem  Werke  bietet  also  kein  unabhängiges  Kriterium 
für  seine  Datierung,  sondern  ist  mannigfachen  Einflüssen  unterworfen. 

Was  die  folgenden  Zahlenangaben  betrifft,  so  gebe  ich  von  vorn- 
herein zu,  dass  sie  nicht  immer  ganz  genau  sein  können,  da  ich  oft 
nur  grössere  Abschnitte  der  Werke  geprüft  habe.  Es  scheint  mir  aber 
unwahrscheinlich,  dass  die  Untersuchung  der  ganzen  Werke  ein  wesent- 
lich anderes  Resultat  ergeben  würde,  so  dass  die  Proben  zur  Charakteri- 
sierung der  Entwicklung  völlig  ausreichen. 

Bei  der  Datierung  der  Werke  habe  ich  die  Chronologie,  die  Gaston 


Das  kurze  Reimpaar  bei  Creatien  von  Troyes  etc. 


320e 


Paris  gibt  in  der  chronoIogiBchen  Tafel  seiner  altfranzös.  Literaturge- 
schichte^ za  Grunde  gelegt. 

h  I«e  Boman  de  Thebes,  le  Boman  de  Troie,  le  Boman  d'Sneas. 

Über  die  Reihenfolge  dieser  drei  Romane  sind  zwei  Ansichten  geltend 
gemacht  worden.  Nach  Oaston  Paris  ist  der  Thebenroman  um  1150, 
der  Äneasroman  um  1160  und  der  Trojaroman  um  1165  entstanden. 
Dem  widerspricht  Paul  Meyer  ^)  in  seinem  Aufsatze  tiber  das  „couplet 
de  deux  yers" :  „Pour  ma  part,  j'ai  propos^  sans  me  hasarder  k  fixer 
aucnne  date  precise^  Tordre  suivant:  Thfebes,  Troie,  JEnias.  Ce  n'est 
pas  iei  le  lieu  de  justifier  cette  opinion;  je  puis  dire  toutefois  que  Tun 
des  argumenta  que  je  pourrais  faire  yaloir  est  la  fagon  dont  le  eouplet 
est  traitä  dans  ces  trois  poemes.  L'auteur  de  Thöbes  finit  riguli^rement 
la  phrase  avec  le  second  vers  d'un  eouplet.  L'auteur  de  Troie  et  celui 
d'^nöas  finissent  souvent  la  phrase  aprfes  le  premier  vers.  Je  ne  pense 
pas  que  ces  deux  poemes  soient,  comme  on  Ta  soutenu,  Toeuvre  du 
meme  auteur^  c'est-ä-dire  de  Benott  de  Sainte  More,  mais  la  fagon  de 
traiter  le  eouplet  difffere  peu  d'un  pofeme.ä.  Tautre.  La  proportion  des 
Couplets  brisös  par  rapport  aux  antres  est  dans  Troie  d'environ  dix 
pour  Cent.    Elle  est  un  plus  forte  dans  J^n^as." 

Ich  habe  die  Technik  längerer  Abschnitte  der  drei  Romane  geprüft 
und  bin  zu  dem  Resultat  gekommen^  dass  die  Behandlung  des  Reim- 
paares allerdings  mehr  für  die  Ansicht  Paul  Meyers  spricht. 


Thöbes 

Troie 

En^as 


Verse  in  epi- 
schen Reihen 
auf  100  Verse 


43 
40 
39 


Verse  zu 
100  Sätzen 


264 
308 


Sätze  auf  100 
Reimbreebnng. 


9950 
739 
477 


Sätze  auf  100 
lyr.  Reimp. 


140 
216 
338 


Berücksichtigt  man  noch  die  verschiedene  Länge  der  Sätze,  so 
zeigt  ein  Vergleich  der  hypothetischen  und  wirklichen  Satzzahlen  für 
die  Reimbrechung 

Troie   10103  —  739  =    9364 

fenöas  11786  —  477  =  11309 
und  für  das  lyrische  Reimpaar 

Troie   216  —  142  =    74 

fin^as  338  —  165  =  173, 
dass  der  Roman  de  Th^bes  mit  seiner  alten  Technik  vorangeht  und  der 
Boman  d^l^näas  dem  Roman   de  Troie  auf  Grund  der  Technik  folgt. 
Von  absolutem  Wert  ist  dieser  Beweis  aber  nicht. 


1)  Paul  Meyer:  a.  a.  0.  III.  16. 


320f 


Otto  Borrmann 


2.  Waces  Brut  und  Homan  de  Bon. 

Der  Brut  ist  nach  Gaston  Paris  1155;  der  Roman  de  Ron  zwischen 
1160  nnd  1174  entstanden.  Beide  Werke  zeigen  noch  ein  entschiedenes 
Überwiegen  der  alten  Technik,  obwohl  der  Roman  de  Ron  doch  ziem- 
lich spät  abgefasst  ist;  jedenfalls  zu  einer  Zeit,  wo  Grestien  von  Troyes 
schon  die  neue  Technik  in  seinen  Romanen  vei-wandte.  Als  Grand 
dafür  muss  vor  allem  das  literarische  Milieu  in  Betracht  gezogen  werden. 
Wace  schrieb  in  England  und  wurde  infolgedessen  von  der  neuen 
Strömung,  die  sich  in  Frankreich  schnell  den  Versroman  eroberte,  wenig 
berührt.  Der  sehr  grosse  Prozentsatz  an  Versen  in  epischen  Reihen 
findet  seine  Erklärung  wohl  darin,  dass  wir  es  mit  Geschichtswerken 
zu  tun  habeU;  in  denen  längere  Phrasen  nicht  vermieden  werden  können. 


Auf  100  Verse 

Verse  aaf 
100  Sätze 

lyrische  Reimp. 

Verse  in  episch. 
Reihen 

Reim- 
brechnngen 

3 
8 

Brat 
BomandeBou 

14 
16 

50 
52 

281 
295 

8.  Der  Tristan  des  Thomas. 
Die  Abfassungszeit  wird  neuerdings  zwischen  1160  und  1170  gesetzt, 
jedenfalls  nach  Waces  Brut;  den  Thomas  gekannt  und  benutzt  hat 
(Voretzsch)*).  Gaston  Paris  gibt  „vers  1170"  an  und  der  Herausgeber') 
1155—1170.  Die  Reimbrechung  ist  in  dem  fragmentarischen  Werke 
nur  spärlich  vertreten.  Den  Grund  dafür  werden  wir  wie  bei  Wace  in 
dem  von  Frankreich  verschiedenen  literarischen  Milieu  seiner  englischen 
Heimat,  vielleicht  auch  im  Alter  der  Dichtung  zu  suchen  haben.  Durch 
den  Stoff  kann  die  Darstellung  keine  Beeinflussung  in  diesem  Sinne 
erfahren  haben. 


Auf  100  Verse 

Verse  auf 

lyr.  Reimp. 

Verse  in  episch. 
Reihen 

Reim- 
brechuDgen 

100  Sätze 

Thomas 

21 

29 

5 

242 

Kapitel  IX. 
Das  kurze  Reimpaar  bei  gleichaltrigen  Zeitgenossen  Crestlens. 

Als   zeitgenössische  Werke  gelten  die  Romane   des  Gautier   von 
Arras  und  die  Lais  der  Marie  de  France.    Der  Heraclius  des  Gautier 


1)  VoretzBch:  Altfrz.  Lit.  p.  372. 

2}  Rödler:  Bd.  11,  Kap.  V,  „ranteur«'  p.  45 ff. 


Dm  knrse  Reimpaar  bei  Crestien  von  Troyes  eto. 


320g 


ist  nach  1164  entstanden  nnd  hat  vielleicht  noch  auf  Creatien  einge- 
wirkt'); sein  nie  et  Galeron  ist  dagegen  gleichzeitig  mit  Creatiens 
Lancelot  und  Yvain  etwa  1167  oder  bald  darauf,  nach  Gaston  Paris 
um  1168,  verfa88t(Voretzsch)').  Die  Entsiehungszeit  derLais  der  Marie 
de  France  setzt  Gaston  Paris  am  1175,  Voretzsch')  um  1165  an. 

Beide  weichen  von  der  Technik  Crestiens  ab.  Aach  bei  Marie 
kommt  vielleicht  als  Grund  in  Betracht,  dass  sie  in  England  dichtete^ 
wo  man  mit  der  Entwicklung  der  Technik  im  Mutterlande  nicht  gleichen 
Sehritt  hielt.  Vielleicht  beweg  sie  auch  der  im  allgemeinen  leichtere 
Inhalt  ihrer  LaiS;  den  alten  Vortragston  zu  bevorzugen. 


Verse  in  epi- 
schen Reihen 
auf  100  Verse 

Verse  auf 
100  Sätze 

Sätze  auf  100 
lyr.  Reimp. 

Sätze  auf  100 
Reimbrech. 

Eracle 
nieetOaleron 

28 
25 

284 
257 

306 
570 

391 
298 

Berücksichtigt  man  die  verschiedene  Länge  der  Sätze,  so  ergibt 
sich,  dass  im  Eracle  eigentlich  329  Sätze  zu  100  Reimbrechungen, 
629  Sätze  zu  100  lyrischen  Reimpaaren  gehören  sollten.  Ein  Vergleich 
mit  den  wirklichen  Satzzahlen 

391  -  329 
306  —  629 
zeigt  unS;  dass  der  Eracle  weniger  Reimbrechung,  aber  mehr  lyrische 
Reimpaare  als  Ille  et  Galeron  aufweist.  Vielleicht  Hesse  sich  als  Grund 
dahr  anfuhren,  dass  der  Eracle  kein  echter  höfischer  Roman  ist,  sondern^ 
wie  Voretzsch*)  ausführt,  trotz  der  Reimpaare  noch  manches  mit  den 
alten  Chansons  de  Geste  gemeinsam  hat. 

In  den  Lais  der  Marie  de  France  gehören  z.  B.  im: 


Zu  100  Versen 

Verse  zu 
100  Sätzen 

lyr.  Reimp. 

Verse  in 
ep.  Reiben 

Reimbrech. 

EqniUn 

Lattstic 

Lai  del  Chievrefoil 

Les  dons  amans 

24 

19 
17 
16 

35 
58 
44 
33 

8 
1 

4 
6 

239 
262 
245 
270 

1)  Voretzsch:  Altfrz.  Lit.  p.  291. 

2)  Voretzsch:  AltfrzI  Lit.  p.  380. 
8)  Voretzsch:  Altfrz.  Lit  p.  400. 
4)  Voretzseh:  Altfrz.  Lit  p.  290. 


320h 


Otto  Borrmann 


Kapitel  X. 
Das  kurze  Reimpaar  bei  Naehfolgern  Crestiens. 

Wie  schon  oben  angedeutet  wurde,  verhielten  sich  die  Späterea 
verschieden  zu  dem  von  Grestien  gegebenen  Muster.  Die  einen  blieben 
der  alten  Kunstrichtung  treu,  andere  gelangten,  indem  sie  die  Reim- 
brechung  zum  Gesetz  erhoben,  zu  Übertreibungen.  Zu  den  ersterea 
gehört  der  Dichter  des,  wie  man  gegenwärtig  annimmt,  in  der  zweiten 
Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  nach  Grestien  yerfassten  Romanos  Floire 
et  Blanchefloire.  Der  ungewöhnlich  grosse  Prozentsatz  an  lyrischeim 
Reimpaaren  und  Versen  in  epischen  Reihen  mutet  so  altertümlich  an^ 
dass  man  versucht  wäre,  wenn  nicht  zwingende  Gründe  dagegen  sprächen, 
das  Werk  noch  vor  Grestien  anzusetzen. 


Auf  100  Verse 

Verse  auf 
100  Sätze 

lyr.  Reimp. 

Verse  in 
ep.  Reihen 

Reim- 
brechungen 

Floire  et  Blanchefl. 

30 

27 

6 

212 

Aus  der  grossen  Zahl  der  anderen  Art  greife  ich  den  „Märaugis 
de  Portlesguez''  des  Raoul  von  Houdenc  und  das  Fablei  ^Auber^e'^ 
heraus^  die  uns  die  Übertreibung  genügend  erkennen  lassen.  Der 
Möraugis  gehört  dem  13.  Jahrhundert  an,  während  die  Aub^ree  an  das 
Ende  des  12.  Jahrhunderts  oder  in  den  Anfang  des  13.  zu  setzen  ist. 


Auf  100  Verse 

Verse  auf 
100  Sätze 

lyr.  Reim- 
paare 

Verse  in 
ep.  Reihen 

Reim- 
brechungen 

Möraugis 
Auberfte 

— 

3 

10 

22 
25 

313 
275 

In  der  Auberäe  kommen  erst  auf  400  Verse  3  lyrische  Reimpaare, 
im  Möraugis  erst  auf  500  Verse  zwei.  Die  Individualität  des  kurzen 
Reimpaares  ist  in  diesen  Werken  völlig  verloren.  Am  deutlichsten 
wird  uns  der  grosse  Wandel  in  der  Technik,  wenn  wir  den  Roman  de 
Thfebes  und  den  Meraugis  einander  gegenüberstellen: 


Auf  rund  600  Verse 

lyr.  Reim- 
paare 

Reim- 
brechungen 

Thöbes 
Möraugis 

142 
2 

2 
115 

Dm  kurze  Reimpaar  bei  Grestien  von  Troyea  etc.  320  > 

Die  beiden  Folies  Tristan. 

,,Tri8tan  als  Narr''  (La  Folie  Tristan)  ist  in  zwei  Fassungen  über- 
liefert: älter  und  kürzer,  mehr  an  B^rols  Version  angelehnt  in  der 
Berner  Handschrift,  länger  nnd  ansgeftihrter,  mehr  in  Übereinstimmung 
mit  Thomas,  in  der  Handschrift  Donce-Oxford^).  Beide  Versionen  sind 
gegen  Ende  des  12.  Jahrhanders  verfasst,  sicher  nach  Thomas,  dessen 
Tristanroman  als  der  älteste  ans  erhaltene  gilt. 


Auf  100  Verse 

Verse  auf 
100  Sätze 

lyr.  Reim- 
paare 

Verse  in 
ep.  Reihen 

Reim- 
brechungen 

Folie- Donce 
Folie-Bern 

21 
12 

42 
30 

2 
12 

274 
202 

Das  Überwiegen  der  alten  Technik  in  der  Oxforder  Version  dürfte 
vielleicht  denselben  Grund  haben^  der  für  den  Tristanroman  des  Thomas 
massgebend  gewesen  zu  sein  schien.  Der  Verfasser  der  französischen 
Version  zeigt  sich  jedenfalls  mehr  als  Anhänger  der  durch  Grestiens 
Master  gewonnenen,  neuen  Eunstanschanung. 

Der  Tristan  des  Bäroul. 
Gaston  Paris  setzt  den  Roman  desBöroul  um  1150  an.  Voretzsch') 
sehreibt  über  Verfasser  und  Abfassungszeit:  ^^Mit  seinen  Wiederholungen 
und  recommencements,  mit  seinen  Anreden  an  das  Publikum  steht  er 
dem  Stile  der  Chansons  de  geste  nahe.  So  betrachtet  Gröber  Börol  als 
den  ältesten  bekannten  Vertreter  der  Tristandichtnng  in  der  Literatur, 
um  1150,  während  ihn  andere  Gelehrte  meist  weit  später,  zwischen 
1190  und  1200,  dichten  lassen.  Übrigens  ist  auch  Bärols  Werk  nur 
fragmentarisch  überliefert.  Es  beginnt  mit  dem  Stelldichein  der  beiden 
Liebenden  an  der  Quelle  und  führt  bis  zur  Rückgabe  der  Iseut  an  den 
König  (y.  2766).  Die  nächsten  265  Verse  bilden  den  später  hinzuge- 
fügten Übergang  zn  einem  zweiten  Teil,  welcher  nach  der  nahezu  ein- 
stimmigen Anschauung  der  Gelehrten  einem  anderen  Dichter  als  Bärol 
gehört.'*  Für  drei  Verfasser  tritt  auch  Muret*)  ein:  Teil  A  sei  von 
Beroul  16  oder  20  Jahre  nach  1150  verfasst,  Teil  C  von  einem  zweiten 
Dichter  nicht  vor  1191  vollendet  worden,  und  der  A  und  C  verbindende 
Teil  B  von  einem  dritten,  der  als  Dichter  dem  des  zweiten  Hauptteiles 
gleichwertig  gewesen  zu  sein  scheine. 


1)  Voretzsch:  Altfrz.  Lit.  p.  377. 

2)  Voretzsch:  Altfrz.  Lit.  p.  375. 

3)  Muret:  Einleitung  Kap.  IV,  p.  63—72. 


320k 


Otto  Bomuuui 


A 

B 
C 


Vene  in  epi- 
Bohen  Beihen 
auf  100  Verse 


30 
27 

19 


Vene  auf 
100  Sätie 


218 
213 
197 


Sätze  auf  100 
lyr.  Beimp. 


287 


463 


SStse  auf  100 
Reimbrech. 


472 


298 


Berttckaichtigt  man  die  verschiedene  LSnge  der  Sätze,  so  lassen^ 
die  Differenzen  zwischen  den  hjrpothetischen  nnd  den  wirklichen  Satz — 
zahlen  beim  lyrischen  Reimpaar 

A  612  —  287  =  225 

B  500  —  289  =  211 
nnd  bei  der  Beimbrechong 

A  472  —  380  =  108 

B  369  ~  322  =    47 
die  Unterschiede  in  der  Technik  der  drei  Teile  erkennen.    In  Teil  A^ 
überwiegt  das  lyrische  Reimpaar^  in  Teil  G  die  Reimbrechnng,  während. 
Teil  B  eine  Uittelstellung  einnimmt,  aber  in  der  Verwendung  des  lyri- 
sehen  Reimpaares  sich  mehr  A  nähert    Die  Annahme  Yon  drei  Yer> 
fassem  wird  dadurch  bestätigt 

Teil  A  ist  von  Böroul  gedichtet  Die  Art  der  Behandlung  des 
kurzen  Reimpaares  in  diesem  Abschnitte  spricht  nicht  fttr  das  letzte 
Jahrzehnt  des  12.  Jahrhunderts  als  Abfassungszeit  Die  Möglichkeit 
einer  solchen  Datierung  ist  auf  Grund  der  Yerstechnik  natfirlich  noch 
nicht  auszuschliessen,  da  Bäroul  in  seiner  Eunstanschauung  sehr  konser- 
vativ gewesen  sein,  und  seine  Technik  deshalb  einen  etwas  altertüm- 
lichen Eindruck  machen  kann.  1150  scheint  mir  andererseits  zu  früh, 
da  das  doch  schon  ziemlich  häufige  Vorkommen  von  Reimbrechung  den 
Einfluss  der  neuen  Kunstrichtung  verrät.  Dagegen  kann  ich  mich 
durchaus  der  Ansicht  von  Muret  anschliessend  dass  Böroul  zwischen 
1165  und  1170  gedichtet  habe  und  in  seiner  Reimpaartechnik  unter 
dem  Einflüsse  Crestiens  von  Troyes  stehe.  Den  Dichter  von  Teil  C 
wird  man  mit  Recht  dem  Ende  des  12.  Jahrhunderts  zuweisen,  da  bei 
ihm  die  Reimbrechung  entschieden  ttbenviegt.  Natürlich  gehört  auch 
der  Verfasser  von  Teil  B  in  diese  Zeit  Muret  stellt  ihn  als  Dichter 
neben  den  Verfasser  von  G^  hinter  dem  er  aber  in  der  Verwendung  der 
neuen  Technik  zurückbleibt 


Das  kone  Belmpaar  bei  Crestien  von  Tioye«  eto.  3201 

Inhalt. 

Seite 

üinleitiing 287 

Kap.        I.    Die  Entwicklang  des  kurian  Reimpaares  in  den  Crestien 

von  Troyes  zugeschriebenen  Romanen 289 

Kap.      II.    Die  Verteilong  von  Erzlhlang  und  direkter  Rede  aaf  die 

Reimpaare 803 

Kap.     m.    Die  Verteilung  von  Bede  und  Gegenrede  auf  die  Reimpaare  907 

Kap.      IV.    Erzählungseinsohnitt  und  Beimbrechung 310 

Kap.       V.    Chronologische    Entwicklung  dieser  Technik   in  Crestiens 

Romanen 318 

Kap.      VI.    Der  Anteil  Godefrois  von  Lagni  am  Karrenritter    ....  317 

Kap.    Vn.    Wilhelm  von  England 317 

Kap.  YUL    Das   kurse  Reimpaar   bei  Vorgängern   und    älteren   Zeit- 
genossen Crestiens 323 

Kap.     IX.    Das  kurze  Reimpaar  bei  gleichaltrigen  Zeitgenossen  Crestiens  326 

Kap.       X.    Das  kurze  Reimpaar  bei  Nachfolgern  Crestiens 828 


Literatur. 

1.  Ausgaben. 

AaberöCy  altfrz.  Fabel,  ed.  von  Georg  Ebelingi  Halle  1896. 
Roman  de  Brut  par  Wace,  ed.  von  Le  Roux  de  Linoy,  Rouen  1836,  Bd.  I. 
Les  Romans  de  Crestien  de  Troyes,  ed.  von  Wendelin  Förster. 
Erec  und  Enide  kl.  Ausg.    Halle  1896. 
Cligös  gr.  Ausg.    Halle  1884. 

kl.  Ausg.    2.  Aufl.    Halle  1901. 
Tvain  kl.  Ausg.    2.  Aufl.    Halle  1902. 

Der  Karrenritter  und  das  Wilhelmsleben  gr.  Ausg.    Halle  1899. 
Perceval,  ed.  von  Paul  Meyer  in  dem  Receuil  d'anciens  textes,  IL  ancien 

francais,  p.  297—303,  Paris  1877. 
Li  contes  del  Graal,  ed.  von  Karl  Bartsch  in  der  Chrestomathie  de  1' ancien 

francais  Spalte  177—190,  7.  Aufl.,  Leipzig  1901. 
Perceyal  le  Gallois   ou  le  Conte   del  Graal,   ed.  von  Potvin,  Mons  1866* 
6  Bände. 
Roman  d'^nöas,  texte  critiqne,  publik  par  Jacques  Salverda  de  Grave,  Suchiers 

Bibl.  Korm.  Bd.  IV.    Halle  1891. 
Floire  et  Blancbefloire,   ed.  von  Immanuel  Becker,   Abhandlungen   der  philos.- 

histor.  Klasse  der  Berl.  Akad.  1844. 
Oeuvres  de  Gautier  d'Arras  par  E.  Löseth. 
Bd.  L    i:racle,  Paris  1890. 

Bd.  II.    nie  et  Galeron,  Paris  1890,  Bibl.  frgse.  du  M.-A. 
Lais  der  Marie  de  Franoe,  ed.  von  Karl  Wamke  in  Suchiers  Bibl.  Norm.  III. 

Halle  1900. 
Raoul  von  Houdenc  «Möraugis  de  Portlesguez",  ed«  von  Dr.  Matthias  Fried- 
wagner, Halle  1897. 


320  m  Otto  Borrmann 

Roman  de  Rou  von  Maistre  Wace,  cd.  ygd  Hugo  Andresen,  2  Bde.,  Heilbronn  1879« 
Roman  de  Th^besi  publik  d'aprös  tous  le  mss.  par  Leopold  Constans,  Soc.  des 

anc.  textes  fr^s.,  Paris  1890. 
Le  Roman  de  Tristan   par  Böroul   et  un   anonyme,   po^me   du   12.  siöcle,    par 

Ernest  Muret,  Soc.  des  anc.  textes  frgs.,  Paris  1903. 
La  Folie   Tristan   du  Ms.  de  Beine,   p.  p.  H.  Morf,   Romania  XV.   p.  558—74, 

Paris  1886. 
Tristan,  Recueil  de  ce  qui  reste  des  poömes  relatifs  k  ses  aventures,  p.  p.  Fr. 

Michel,  Londres  1835-9,  Bd.  IL  p.  121—137. 
Le  Roman   de  Tristan   par  Thomas,   poöme   du  12.  siöcle,  par  Joseph  Bödier, 

Soc.  des  anc.  textes  fiQS.,  Paris  1902. 
Roman  de  Troie  par  Beno!t  de  Sainte  Maure,  publik  d'apr^  tous  les  mss.  connns 

par  Leopold  Constans,  Tome  I,  Soc.  des  anc.  textes  frQs.,  Paria  1904. 

2.  Abhandlungen. 

Gröber:  Französische  Literatur  im  Grundriss  II.  Bd.  I.  Abt. 

R.  Grosse:   Der   Stil    Crestiens  von  Troyes,   Strassb.   Diss.   1881,   in  d.  Franz. 

Studien  L 
Conrad  Hofmann:  Sitzungsberichte  der  bairischen  Akademie  zu  München,  philo«.- 

histor.  Klasse,  1870. 
Friedrich  Kau£fmann:    Deutsche  Metrik  nach  ihrer  geschichtlichen  Entwicklung, 

2.  Aufl.,  Marburg  1907. 
Paul  Meyer:  Le  couplet  de  deux  vers,  Rom.  XXIII.  p.  1-— 35,  Paris  1894. 

—  —    :  Les  Mss  fran^ais  de  Cambridge,  3.  Crestien  „Vie  de  saint  Guillaume, 

roi  d'Angleterre»,  Rom.  VIII.,  Paris  1879. 
Rudolf  Müller:  Untersuchung  über  den  Verfasser  der  altfranzösischen  Dichtung 

Wilhelm  von  England,  Bonn,  Diss.  1891. 
Gaston  Paris:  Histoire  littöraire  de  la  France  Bd.  XXIX.  Paris  1885,  p.  455—577. 

—  —    :  Romania  XXL  Paris  1892,  p.  139. 

—  —    :  Journal  des  Savants  1901,  p.  705,  Anm.  5. 

—  —    :  Manuel   d'ancicn   fr^s.,   I.  la  litt^rature  fran^aise  au  moyen-äge, 

2.  Aufl.  Paris  1900,  3.  Aufl.  Paris  1905  (mit  chronologischer  Tafel). 
F.  Saran:  Deutsche  Verslehre,  München  1907. 

—  —   :  Der  Rhythmus  des  französischen  Verses,  Halle  1904. 

Karl  Stahl:  Die  Reimbrechung  bei  Hartmann  von  Aue  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  Frage  nach  der  Reihenfolge  des  Iwein  und  des  Armen 
Heinrich,  Diss.    Rostock  1888. 

£.  Stengel:  Romanische  Verslehre  in  Gröbers  Grundriss  IL  Bd.  1.  Abt. 

H.  Snchier-Birch-Hirschfeld :  Geschichte  der  französischen  Literatur,  Bibliogr. 
Institut  1900,  Teil  I. 

Carl  Voretzsch:  Einführung  in  das  Studium  der  altfranzösischen  Literatur, 
Halle  1905. 

Eduard  Wechssler:  Die  Sage  vom  heiligen  Gral,  Halle  1898. 

Wilmotte:  Le  Conte  de  Guillaume  d'Angleterre ,  Moyen-Age  IL  8.  (acut  1889, 
p.  188—91). 


Königtum  und  Lehenswesen  im  französischen 
Nationalepos. 

Von 
Ferdinand  Werner. 


Einleitang. 

Zu  vorliegender  Arbeit  sind  in  erster  Linie  diejenigen  Epen  herangezogen, 
welche  man  als  im  eigentlichen  Sinne  „national"  bezeichnen  kann. 

Zur  vergleichenden  Betrachtung  wurde  eine  Reihe  epischer  Werke 
anderen  Inhalts,  die  Dichtungen  Christians  von  Trojes,  eine  Anzahl  pro- 
venzaliacher  Epen  und  mehrere  Abenteuerromane  benutzt 

Ein  irgendwie  wesentlicher  Unterschied  in  der  Auffassung  der  lehns- 
rechtlichen  Verhältnisse  ergab  sich  dabei  nicht. 

Da  die  Eulersche  Dissertation  über  das  Königtum  (vgl.  I.  Abschnitt) 
nuiDche  Lücken  aufweist,  wird  von  diesem  Gegenstand,  weil  der  König 
oberster  Lehnsherr  ist,  nochmals  ausführlich  gesprochen. 

Die  Frage,  inwieweit  der  Befund  der  rechtlichen  und  sozialen  Zustände 
einen  Schluss  auf  Entstehung,  Alter,  Verfasser,  kurz,  das  Wesen  des  alt- 
hmzösischen  Epos  zulässt,  soll  unerörtert  bleiben. 

Erster  Abschnitt 

Das  Königtum. 
A.  Sittliche  Stellung. 

1.  Der  König  ist  von  Gottes  Gnaden*)  (VioUet  I,  269ff.;  II,  245; 
Waitzin,  221;  Tamassia205;  Assises  de  J6rus.  I,  29:  Le  rei  dou  roiaume 
de  Jerusalem  ne  tient  son  roiaume  que  de  Dieu;  Glasson  II,  410,  414). 

1)  Cor.  L.  13:  Quant  Dez  eslut  nonnante  et  diz  roiaumes,  Tot  le  meillor  toma 
^  doce  France;  ib.  175:  Quant  Deus  fist  rois  por  pueples  justicier.  Sax.  I,  2: 
^  Premier  roi  de  France  fist  Dex  par  son  oommant,  Coroner  a  ses  angles  digne- 
^ut  an  chantant,  Puls  le  commanda  estre  au  terre  son  sergcnt  Tenir  droite  justise 
etliloi  metre  avaot;  cf.  ib.  I,  156;  Macaire  p.  121;  Gor.  L.  (Hs.  D.)  5  f.; 
Sax.  I,  254:  Gloriox  sire  Peres  de  cui  je  sui  aidiez.  Gir  de  V.  p.  179:  H6  Dex! 
dist  Rarle,  vrais  rois  de  majest^,  Qui  ce  voiaistes  par  la  vostre  boDt^  Que  je 
teniffie  oorone  et  roialt^,  Consilliez  moi !  Prise  de  Pamp.  2969:  Nous  Carllemagne 
^  Dieu  honour.  Merlin  p.  180:  £t  chou  que  j'e(n)  tieng  je  le  tieng  de  Dieu 
B^olement,  qui  en  ceste  poest^  et  en  ceste  grasce  me  mist 
BmualMh«  Forfohangcn  ZZV.  21 


322  Ferdinand  Werner 

Nicht  selten  wird  auch  St.  Denis  als  Schutzherr  des  Königs  genannt^). 

Gott  ist  der  Beschützer  des  „rois  de  France"  (vgl.  Schröder,  Olaube 
und  Alm-glavhe  9),  und  in  seinem  Namen  übt  der  Herrscher  das  Richter- 
amt aus*). 

Denn  Gott  ist  der  wahre  und  oberste  Richter'),  der  König  aller  Könige*), 
der  allmächtige  Herr  des  Himmels*)  und  nicht  nur  „sire  liges**  des  Franken- 
oberhauptes, sondern  der  gesamten  christlichen  Welt.  (Vgl.  Wechssler  163, 
Anm.  und  Rol.  2375 ff.) 

Gott  leitet  den  König,  damit  dieser  seine  Pflicht  tue*)  und  sendet  ihm 
in  Zweifelsnot  Rat  durch  seinen  Engel''). 

Wunder  geschehen  für  ihn  (vgl.  Histoire  poeiiqtte  de  Charlcm.  35 8 ff., 
371;  Euler  13  über  Wunder  bei  Karls  Greburt).  Davon  berichten  auch  die 
Historiker  (cf.  Osterhage,  Bemerkungen  zu  Gregor  von  Tours  kleineren 
Schriflen,  Berlin  1895). 

Zahlreich  sind  die  wunderbaren  Ereignisse  in  Doon  de  Mayenoe,  Fierabras 
undGui  de  Bourgogne.  Z.  B.  Blutregen  und  Sonnenfinsternis:  Gui  de  Bourg. 
10;  Turmeinsturz:  ib.  22;  Zurücktreten  des  Wassers:  ib.  53  u.  a.  m. 

Auf  Karls  Gebet  teilt  sich  (Anseis  95 17  ff.)  ein  Fluss,  und  nachdem 
der  Kaiser  hindurchgeschritten,  geleitet  ihn  eine  Hirschkuh.  Mauern  und 
Türme  einer  feindlichen  Stadt  brechen  zusammen  (Sax.  I,  134).  Karl  betet, 
und  Luiserne  versinkt  in  den  Boden  (Anseis  10015 — 11300).  Eine  merk- 
würdige Verwandlung  derselben  Stadt  geschieht  in  Gui  de  B.  130.  In 
Sax.  II,  35  schickt  Gott  seinem  Schützling  einen  Hh*8ch  zum  Zeichen  seiner 
Nähe    und   Rol.    2458 f.    lässt   er,    wie   einst   Josua  zu    Liebe,    die   Sonne 


1)  Sax.  II,  156:  „H^,  saint  Denis  de  France I  tu  sommoilles  et  dorz;  Quant 
fauz  teB  homes  liges,  tiens  en  est  li  granz  torz.''  Mort  Aym.  2260:  „Par  saint 
Denis  mon  eeignor  droiturier;  ib.  2272:  „Par  saint  Denis  cui  hom  je  sui  del  chief.*' 
ib.  2327:  Par  saint  Denis  qui  est  mes  avoez.  Gui  de  Nant  p.  10:  Et  jure  saint 
Denis,  oü  son  chevage  rent";  cf.  ib.  p.  23;  Gayd.  10;  21;  Loh.  II,  141;  Auberi 
(Tobler)  25/12;  Gorm.  874  f. 

2)  Cor.  L.  175:  Quant  Deus  fist  reis  por  pueples  justicier. 

3)  Gir.  de  V.  10:  qui  tot  a  ä  jugier;  ib.  109:  —  le  verai  justicier.  Gayd. 
127:  —  qui  le  mont  doit  jugier;  ib.  257:  —  qui  tout  a  en  baillie. 

4)  Aiol  1660:  „li  rois  des  autres  rois";  ib.  2:  „rois  de  sainte  gloire*';  Gir. 
de  Viane  105:  „Dieu  le  Rois  de  majest^**  etc. 

.0)  Gir.  de  Viane  113,  Loh.  1,30:  -  vrais  Rois  de  paradis;  cf.  Berta  110; 
Foulque  130:  le  roy  omnipotent;  ib.  139:  le  Pfere  omnipotent. 

6)  Anseis  9303:  Es  vous  un  angle  ke  Diex  li  a  tramis!  „Karies,  dors  tu? 
dist  Tangles  beneis;  Jhesus  te  mande,  li  rois  de  Paradis  ke  tu  secores  ton  baron 
Anseis".    G.  de  B.  p.  6;  124. 

7)  Roland  2425:  As  li  un  Angle  ki  od  lui  soelt  parier  (vgl.  auch  Schröder 
Glaube  etc.  p.  54  sqq.).  Gui  de  B.  42;  Anseis  10732;  Voyage  672;  Fierabras  38; 
Gir  de  Viane  154;  Doon  220,  226,  247;   Wilhelmsl.  80ff.  u.  s.  w. 


KöDigtum  UDd  Lchnsweaen  im  franzöBlachen  Nationalepos  323 

itäm,  auf  dass  der  ^emperere  magnes^  den  Tod  der  Palatine  ausgiebig  an 
den  Heiden  zu  rächen  vermöge. 

Die  Quellen  zu  Aachen  mit  ihrer  wunderkraftigen  Wirkung  hat  Gott 
für  Karl  geschaffen.     (Vgl  Histoire  poStiqtte  de  Charkma^  809.) 

2.  Ein  Königskind  tragt  ein  Ejreuzmal  auf  der  rechten  Schulter^) 
(vgLParise  p.  25:  L'ore  fu  benoite  d'un  fil  s'est  delivr§  Desor  l'epaule  destre 
ot  une  crois  roiel;  ib.  p.  36:  Je  port  la  crois  roial  qui  sor  Tespaule  sist. 
Eb  handelt  sich  hier  um  den  Herzogssohn  Hugues,  der  am  Schlüsse  des 
Epos  tatsachlich  König  von  Ungarn  wird).  Auch  in  Macaire  (p.  287)  beruft 
sicfa  Loejs  auf  das  Kreuz,  um  seine  königliche  Abstammung  zu  erweisen^). 

Eb  Königskind  steht  unter  Gottes  Schutze.  Vgl.  Chev.  Og.  10988. 
loteressant  in  dieser  Beziehung  ist  eine  Stelle  in  Boeve'),  wo  das  Löwenpaar 
iwar  den  Knappen  Bonefey  zerreisst,  aber  die  Königstochter  Josiane  ruhig 
entkommen  lasst.     (Vgl  Chev.  Og.  10988.) 

3.  Die  altfranzösischen  Ependichter  übertragen  in  ihrer  naiven  Weise  recht- 
liche und  sittliche  Anschauungen  ihres  Volkes  auf  die  ,,felun  paien^. 

Auch  bei  den  Heiden  ist  Gott,  d.  h.  „Mahomet  le  puissant,  qui  doit 
le  mond  jugier^  (Foulque  152),  des  Königs  Herr  und  Schützer  ^).  Und  doch 
steht  der  „amiral^  seinen  Göttern  anders  gegenüber  als  der  Christenkönig 
dem  Christengott  Das  zeigt  sich  namentlich  bei  schweren  Niederlagen.  Es 
wird  uns  zwar  einmal  (Fierabr.  28)  berichtet,  dass  Karl  der  Mutter  Gottes  droht, 
aber  sonst  lasst  sich  kein  Beispiel  nachweisen,  dass  der  Frankenkönig  so  mit 
seinem  Herrn  hadert»  wie  es  die  Sarazenenfürsten  gewohnheitsmassig  tun^). 


1)  Macaire  p.  127.  Es  heißt  da  von  dem  Sohne  der  verstoßenen  Königin 
Blancheflor:  Que  sor  l'espaale  an  eigne  li  vi  tel  Que  nus  ne  puet,  fors  fils  ä  roi, 
moetrer;    ib.  121:  Sor  destre  espaule  une  crois  blanchoiant;    ib.  137. 

2}  Macaire  p.  287:  „V^ir  po^  le  eigne  que  portons  Sor  destre  espaule,  la 
blanche  crois  en  eon.'' 

3)  Boeves  1665:  Lee  lyone  li  oyerent  s'i  firent  ealt  leger,  la  pucele  ei  pement, 
ne  volent  eepamier;  manjn^  le  ueen  sanz  plns  demorer,  mes  enfant  de  rei  ne 
pussant  manger. 

4)  Aiol  5408:  „Car  Mahone  est  mesdieus,  si  maine  grant  iustice;  ib.  10981. 
ICort  Aym.  1368:  „Par  Teryagan,  mon  seignor  naturel'*;  ib.  1137:  „Or  te  defi 
de  Mahom  et  de  moi".  Cor.  L.  917:  „Par  Mahomet,  ä  qui  ai  fet  homage!" 
Prise  d'Or.  1130:  Par  Mahomet,  de  qui  tenons  noz  lois.  Narb.  4480:  Mahom 
le  veni  joetiaeier.  Eni  Viv.  1140;  1877.  Enf.  O.  2246;  2775;  Bol.  417;  Sax.  n, 
184;  Doon  280;  Prise  dePamp.  2635*,  4054;  Mort  Aym,  1016;  1368;  Berte  1668; 
Aiol  10099;  Cor.  L.  957.  Vgl.  auch  L'Entr^e  en  Espagne  (Notice,  analyee  et 
extnuta  par  L.  Gantier)  p.  228:  „Nos  Mareil  par  la  Dex  grace." 

5)  Foulque  25:  „Mahomet,  Sire,  com  noe  a  obli^!  86  je  ä  Meque  estoie 
retomez,  Tant  te  battrde  les  flans  et  les  oost^  Ja  por  .M.  mars  n'en  seras  restor^." 
Elie  980:  „Senel  fais  arester,  n'as  oonsel  de  ta  nie,  Je  t'arai  ia  bripict  le  nes  et  Ich 
narines." 

21* 


324  Ferdinand  Werner 

4.  Aus  des  Königs  Verhältnis  zu  Grott  ergeben  sich  seine  Pflichten 
gegenüber  der  Kirche  und  seinen  Untertanen.  Er  ist  der  Schutzherr  der 
Kirche  (Glassonll,  328;  415  etc.;  Massing  114fr.  u.  sonst)  und  der  Christen- 
heit. (Enf.  Og.  ^A  vous  s'apoie  tout  crestient^s"  cf .  ib.  521;  Voyage  2241; 
Huon  p.  7.)  Vgl  auch:  Gir.  de  R.  §  4:  „En  möme  temps  il  a  Rome  a 
gouverner."    Wilhelms].  19  u.  s.  w. 

Eine  zusammenfassende  Darstellung  der  königlichen  Pflichten  gibt  Karl 
dem  jimgen  Ludwig,  als  er  ihm  die  Krone  übertragen  will  (Cor.  L.  22 ;  64 ; 
97;  152;  175  ff.):  Der  König  darf  weder  Unrecht  tun  noch  dulden.  „S'ainsi 
nel  fet  dont  pert  France  son  los."  Er  muss  den  Verrat  meiden  und  darf 
keiner  Waise  oder  Witwe  das  Lehen  wegnehmen.  (Wie  wenig  befolgt  das 
Looys  in  Guillaume  d'Or.  und  Baoul !)  Er  muss  die  Heiden  bekämpfen  und 
darf  kein  Feigling  sein.  Als  Looys  zögert,  die  Krone  aus  seines  Vaters 
Hand  anzunehmen,  ruft  Karl  (Cor.  L.  97):  „Or  li  fesons  toz  les  cheveus 
tranchier,  Moines  sera  ä  Es,  en  cel  mostier."  Der  Herrscher  soll  gerecht 
sein  (Cor.  L.  152  ff.),  gute  Gesetze  geben  ^),  den  Armen  helfen  (Cor.  L.  175  ff.), 
aber  doch  keinem  „vilain**  trauen.  Während  er  trotzige  Hoffahrt  nicht  auf- 
kommen lassen  darf  (Cor.  L.  175 ff.),  muss  er  einen  Hort  aller  Bedrängten 
bilden^).  Er  muss  seine  Mannen  unterstützen,  achten  und  auf  ihren  Rat 
hören ^).  Ihm  liegt  es  ob,  den  Frieden  zu  bewahren,  das  Recht  zu  erhalten^) 
(Waitz  IV,  472).   Wenn  er  auch  keinen  Luxus  treiben  darf,  so  soll  er  sich 

1)  Ansei's  213:  Bonos  coustumes  a  par  le  regne  mis. 

2)  Foulque  141  sagt  Looye:  „Des  povres  gens  i  sui  mout  desir^;  Car 
les  plus  riches  leur  fönt  des  maus  ass^s."  Vgl.  Robert  1041 ;  Orson  483;  Anseis  209. 
(Zu  Schutz  der  Witwen  und  Waisen  vgl.  Glasson  II,  589;  606.) 

3)  Foulque  141:  Lo^ys  dist:  „Guillaume,  tort  avez:  Pour  vo  lignage  ai 
mains  maus  endur^es,  Soufert  froidure  et  maint  jour  g^un^  Et  mes  frans  hom 
travaill^s  et  pen^s."  Aiol  3465:  „Ne  deues  pas  uos  homes  nient  mal  baillir,  Ains 
les  deues  aidier  et  maintenir  £t  tenir  a  droiture,  grans  et  petis.'*  Loh.  I,  138: 
„Si  devez  bien  vos  princes  justicier."  Sax.  II,  101:  „Sun  neveu  bien  chastie  li 
ampereres  maigne  Que  leaument  et  bien  o  les  suens  se  contaigne".  Ren  aus  268/34: 
,,Sire,  dist  li  dus  Naimes,  que  conseil  demand^s?  Vos  demand^  conseil  et  croire 
ne  vol^.*' 

4)  Berta  p.  16:  „E  maintint  en  pase  soe  rion,  e  par  lu  aümes  guarison". 
Von  einem  König,  der  Aufruhr  duldet,  heißt  es:  „Rois  qui  ce  suefre  ne  doit  terre 
tenir,  et  toz  li  monz  le  devroit  bien  honir*';  vgl.  Loh.  I,  181;  II,  43;  Aneeis  209  ff.; 
11 356 ff.;  Girb.  de  Metz  429.126,  498/9 ff.;  Erec  1793 ff.  etc.  Pippin  sagt  selber: 
[Auberi  (Tarb6)  133J  „Ja  de  droit  ffere  ne  me  verrez  tomer,  Quant  or  me  dites 
ce  qu'av^s  en  penser."  Loh.  III,  35:  „Drois  empereres,  por  amor  Deu  merci;  Je 
sui  vostre  homs  de  vostre  fi^  saisis,  Or  si  me  faites  trestot  mon  droit  tenir  £n  tel 
mani^re  que  ne  soie  honis."  „Molt  volantiers,  certes",  ce  dit  Pepins.  Enf.  Og.  6947: 
Bien  doit  estre  si  fais  rois  honnor^s,  En  cui  manoit  iargece  et  bont^s,  Hounors, 
prouecc  et  fois  et  loiaut^s  (Ideal!). 


Königtum  und  Lehiiswesen  im  fnuizösißchen  Natioiialepos  325 

dessen  stets  bewusst  bleiben,  was  mau  von  Saladin  rühmte:  „denk  an  den 
muten  Salatin :  der  jach  daz  küneges  hende  dürkel  solten  sin ^  ^)  (Tamassia  198  f.). 
Das  Bild,  welches  uns  die  afz.  Epen  von  den  einzelnen  frankischen 
Königen  entwerfen,  ist,  entsprechend  dem  verschiedenen  Alter  und  der  ver- 
schiedenen Tendenz  (j^pop^  royale;  6p.  f Nodale!)  der  Dichtungen,  keineswegs 
einheitlich.  Anders  finden  wir  Karl  im  Voyage  oder  im  Bolandslied  als  in 
Gaydon  oder  Renaus  (vgl.  HisL  poetique  de  Gharl&in,!). 

Als  tapferer  Kämpfer  stirbt  Charles  Martiaus  im  Streite  gegen  die 
^Wandres**  (Loh.  I,  Iff.);  hingegen  sind  Loeys  und  Pepin  durchweg  als 
schwache  und  gewissenlose  Herrscher  dargestellt  (vgl.  Raoul,  Guill.  d'Or.,  Loh.). 
Vieles,  was  uns  das  Epos  erzählt,  findet  seinen  Widerschein  in  der  Ge- 
schichte (vgL  Krick  p.  7).  Nicht  nur  die  Dichtung  sagt  Königen  Bestechlich- 
keit nach,  nicht  allein  in  der  £pop6e  lässt  sich  der  Herrscher  einschüchtern. 
Dennoch  hatte  man  im  Volke  die  Ansicht,  dass  der  Fürst  im  allgemeinen  das 
Streben  habe,  gut  zu  regieren  und  trotz  alledem  gegen  Anmassung  und  Gewalttätig- 
keit die  letzte  Hilfsquelle  darstelle  (s.  G.  Paris,  Introd.  zu  Orson  de  Beauvais, 
p.  54).  —  Von  idealen,  aber  nichtfriinkischen  Königen  höi*en  wir  in  Foulque 
150f.,  Rose  37—105,  569—619;  Guill.  de  Pal.  9583—9621,  9638 ff. 

Über  die  sittliche  Stellung  des  Königs  im  Verhältnis  zu  schien  Vasallen 
vgl.  Histoire  poiL.  345 ff.:  Falk,  ^ude  5—25;  Kalbfleisch  5 ff.;  Büchner 
Kap.  II  und  Euler  p.  21 — 44,  der  eine  ziemlich  vollständige  Darstellung 
gibt,  welcher  ich  mich  im  folgenden  anschlies^se,  indem  ich  Erweiterungen  und 
Ergänzungen  hinzufüge,  im  übrigen  aber  auf  die  Eulerschen  Zitate  verweise. 
Wir  finden  im  afz.  Epos  neben  hoher  Ehrfurcht  vor  dem  Königtum 
tiefste  Verachtung  gegenüber  der  Krone  und  ihren  Trägern.  Und  zwar  trifft 
man  diese  beiden  sich  widersprechenden  Auffassungen  nicht  niu*  in  Epen 
verschiedener  Art  und  verschiedenen  Alters,  sondern  oft  in  demselben  Dicht- 
werk nebeneinander.  Diese  „schreienden  Widersprüche"  (Euler  p.  22)  lösen 
sich  aber  zum  grossen  Teil,  wenn  man  (was  Euler  und  Büchner  nicht  tun) 
beobachtet,  wessen  Worte  und  Taten  in  jedem  gegebenen  Falle  zu  uns 
sprechen.  Wir  müssen  doch  wohl  bedenken,  welche  grosse,  beherrschende 
Rolle   die  Treue    im    afz.  Epos  spielt,    wie   ihr  Kampf   mit  Falschheit  und 


1)  Karl  ermahnt  Baudoins  zur  Freigebigkeit.  Sax.  II,  100:  „L'avoir  que 
conquerrez  ne  tenez  an  baUlie  Sodoier  aimment  molt  qi  largement  desplie."  (Auch 
folgende,  offenbar  scherzhafte  Mahnung  des  Königs  (ib.  p.  100)  sei  noch  erwähnt: 
,,Et  n'antandez  pas  trop  abai^ier  vostre  amie!  N'apartient  ä  roi  qi  roiaume  maistrie*'. 
S.  Lamprecht,  D.  Gesdi.  II,  51  ff.)  Tadelnd  wird  von  dem  König  Boniface  von 
Pavie  (Aymeri  2679)  gesagt:  „Bois  Boniface  que  nos  servons  toz  dis  Ne  nos 
dona  pie^a  tant  mantiax  gris";  vgl.  O.  10614 ff.;  Anseis  198;  209  ff.;  11594; 
9426  etc.  Auch  Artus  wird  als  freigebig  geschildert.  Meriadues  24:  Ainc  ne  fu 
aa  mains  desgarnie  Toutes  eures  de  grans  dons  faire  etc. 


326  Ferdinand  Werner 

Niedertracht  zuerst  aufgezeigt  wird  am  Kampfe  der  Christen  gegen  die  Heiden 
und  dann  im  Streite  der  treuen  Vasallen  mit  der  Sippe  der  Verräter.  Grarin 
und  sein  Bruder  Begues,  Benaus  u.  s.  f.  wollen  immer  loyal  sein,  die  Gkmeloniden 
und  die  Hardresippe  erweisen  sich  durchgangig  als  illoyaL  Wenn  nun  Ver- 
treter treuer  und  treuloser  Sippen  sprechen,  so  muss  sich  daraus  doch  natur- 
gemäss  eine  verschiedene  Anschauung  ergeben.  Hervis  von  Metz,  Wilhelm 
von  Orenge,  die  Lothringerherzöge  streiten  für  den  nationalen  Gredanken  und 
gehorchen  dem  Könige,  solange  es  die  Erbärmlichkeit  eines  Loojs  oderPepm 
zulässt,  hingegen  strebt  die  ^Basse  der  Verrater''  nur  danach,  den  König  aus 
dem  Wege  zu  räumen  und  einen  der  ihren  auf  den  Thron  zu  bringen. 

5.  Sittliche  Idealstellung  des  Königtums  (Euler  p.  21ffl). 
Der  König  ist  ein  gottbegnadeter  Mann,  ein  erhabener  Herrscher,   der 

Verteidiger  der  Kirche.  Tapfer  zieht  er  dem  Heere  voraus ;  auf  Buhm  bedacht, 
kämpft  er  im  dichten  Schlachtgewühl.  Er  handelt  als  weiser,  rechtliebender, 
energischer  Monarch.  Freigebigkeit  und  Versöhnlichkeit  zeichnen  ihn  aus. 
Als  kraftvoller  Begent  achtet  er  streng  auf  die  Ausführung  seiner  Befehle.  Er 
liebt  seine  Untertanen  und  tritt  für  sie  ein.    Er  nimmt  teil  an  ihrem  Greechick. 

Er  sieht  sein  Unrecht  ein  imd  geniesst  darum  Vertrauen.  Auf  sein  Gebot 
schweigen  die  Versammelten. 

Der  König  lügt  nicht  ^).  Seine  Person  ist  geheiligt.  Der  getreue  Vasall 
hilft  dem  vom  Pferde  gestürzten  König  wieder  in  den  Sattel  und  tötet  ihn 
nicht,  obwohl  er  es  könnte  und  der  König  sein  Todfeind  ist  Man  will  dem 
Herrscher  keine  Schande  bereiten  und  ihn  nicht  verraten.  Der  treue  Mann 
hält  ihm  den  Steigbügel,  er  beugt  seine  Kniee  vor  dem  Füraten  und  versäumt 
keine  schuldige  Ehrerbietung. 

Gewaltig  stellt  sich  die  Macht  des  Königs  dar  (Euler  42 f.);  England, 
Italien,  Spanien  erkennen  seine  Oberhoheit  an.  Gross  ist  die  Prachtentfaltung 
bei  Hoffesten,  zu  denen  Vasallenkönige  entboten  werden  und  erscheinen. 

6.  Sittlicher  Tiefstand  in  der  Auffassung  des  Königtums 
(Euler  22  ff.). 

Der  König  ist  ein  Ziel  des  Spottes.  Er  fällt  im  Angesichte  der  Ge&üir 
in  Ohnmacht.  Er  erscheint  als  ratloser  Feigling,  der  dem  Feinde  auf  Händen 
und  Füssen  entgegen  kriecht. 

Er  ist  bestechlich,  geizig,  willkürlich  und  bricht  sein  Wort').    Deshalb 


1)  Ren  au  8  140/31:  Le  roi  ne  mentiroit  por  un  mui  de  denier.  Loh.  I,  143: 
Et  dit  11  rois:  „Sire  Garins,  mercil  Ne  m'ensigniez  pas  ma  foi  ä  mentir'*.  Vgl. 
Loh.  II,  2:  „Vous  m'enseignez  ma  fianoe  ä  mentir/'  Erec  1793:  „Je  sui  rois 
ne  doi  pas  mantir."  Vgl.  ib.  61f.  Raoul  308:  „Li  dons  est  faiz:  ne  men  pois 
desparler."    (Vgl.  Tamassia  199;  Amira  127.) 

2)  Baoul  878:  ,,Li  emperere  m'en  a  del  tout  failli."  Wie  überhaupt  im 
ganzen.  Baoul  de  C  Looys  sich  als  feiger,  verlogener  Schurke  darstellt.   Der  Dichter 


Königtum  und  Lehnsweflen  im  franzÖBischen  Nationalepos  327 

tnuen  ihm  die  Mannen  nicht  mehr  auf  sein  blosses  Versprechen  hin.  Sie 
verlangen  von  ihm  einen  förmlichen  Eid^)  und  Geiseln'). 

Eigensinnig  behairt  er  bei  seinem  Unrecht,  lässt  sich  aber  dann  ein- 
schüchtern und  ist  vollständig  vom  Rate  seiner  Barone  abhängig,  deren  Bei- 
stand er  erbittet 

Die  frotzigen  Vasallen  stellen  ihm  Bedingungen,  lassen  ihn  aber  doch 
im  Stich,  wie  es  IjOOjs  und  Pippin  oft  selber  tun. 

Heftige  Schmähungen,  Drohungen,  todliche  Beleidigungen  ergehen  über 
deo  Monarchen.  Sein  Burgfriede  wird  missachtet  Blutige  Kämpfe  entstehen 
am  königlichen  Hofe  zwischen  feindlichen  Geschlechtem.  Gehorsamsverweige- 
niDgen  sind  nicht  selten.  Auch  die  Königin  wird  in  unerhörter  Weise  wört- 
lich und  tätlich  beleidigt 

Unter  Looys  kommt  es  vor,  dass  eine  königliche  Botschaft  im  Namen 
des  Guillaume  d'Or.  überbracht  wird  (Euler  p.  39),  ja,  der  Graf  Aymeri 
sendet  seine  Söhne  an  den  Königshof,  indem  er  jedem  von  ihnen  diktatorisch 
em  wichtiges  Hofamt  übertragt,  und  der  König  Karl  ist  damit  ohne  weiteres 
einverstanden')! 

Boten  des  Herrschers  werden  ins  Gefängnis  geworfen  oder  getötet;  in 
Renaus  erschlägt  der  trutzige  Bueves  den  Kaisersohn  Lohier,  der  als  Gesandter 
zu  ihm  kommt  Attentate  auf  den  König  geschehen :  in  anderen  Fällen  über- 
ziehen  ihn    die  Vasallen    mit   Krieg   und    Belagerung.     Den  Tiefstand   des 


Qgt  von  ihm,  ib.  823:  R  ot  droit,  si  con  je  ai  apris;  Le  tort  en  ot  li  rois  de 
S.  Denis;  Par  malvais  roi  est  mains  frans  hom  honnis,  oder  778:  Mais  l'emperere 
ot  tn>p  le  quer  felon  etc. 

1]  Jourd  3366:  Sa  coronnc  a  par  maintes  fois  jur^e;  cf.  Enf.  Og.  155; 
Fbr.136;  Guide  N.  p.24;  Doon  198,  284;  Raoul  763  ff.;  Gir.  de  V.  59;  Guillaume 
de  B.  4984,  Escoufle  2334  u.  s.  w.  (cf.  Brunner  II,  432). 

2)  Raoul  747:    Ostaige   qierent  au   fort  roi  Loeys,  Et  ii   leur  done 

ib.  751 :  Quarante  ostaige  Tont  jur^  et  plevi ....  Und  zwar  verlangt  Raoul  Geiseln, 
obwohl  der  König  bereits  einen  f^d  auf  Reliquien  abgelegt  hat  (ib.  747  ff.).  Der 
Dichter  meint  (ib.  781):  „R.  fu  saiges,  tr^s  bien  le  vos  disons.  Qi  des  ostaiges 
demanda  a  fuieon."  Denn  (ib.  5369):  „Cis  rois  est  fei,  gel  taing  a  sousduiant."; 
ib.  5425  „Cest  ooart  roi  doit  on  bien  eseillier."  (Vgl.  auch  Gir.  de  R.  §  123  etc.) 
Auch  Karl  soll  seinen  Sohn  einem  Großvasallen  als  Geisel  stellen :  Doon  190  u.  a.B.m. 

3)  Narb.  1881:  „Senechaujc  estes  de  Paris  la  cit^;  Gar  Aymeris  Ta  dit  et 
oomend^**;  ib.  1973:  jfion  ma  baillie  avez  de  sor  moi  pris,  Que  me  dona  mes 
Peres  Aymeris."  Und  Karl  sagt  selbst  (ib.  2831):  „Nomez  les  marches  de  la  terrc 
Francor  Que  vos  promet  Aymeri  le  contor.'^  Worauf  dann  aufgezählt  wird,  ib.  2834 : 
»iQoillames  claime  Tansaigne  et  roriflor,  Si  doit  garder  le  pais  tot  antor;  et  de 
Bernart  feras  ton  jugeor,  Dedanz  tes  chanbres  priv^  conselleor;  Je  servirai  a  ton 
doiB  chascuu  jor:  Senechaus  sui  de  France  la  maor.*'  Karl  wagt  diesen  gebieterischen 
Worten  gegenüber  nicht  die  leiseste  Widerrede,  sondern  fügt  sich  anstandslos, 
ib.  2860:  Ja  n'en  perdroiz  qui  vaille  un  esperon. 


328  Ferdinand  Werner 

königlichen  Ansehens  stellen  vor  allen  anderen  Epen  dar:  Gaufrey,  Raoul, 
die  Loherains  und  besonders  Auberi  (Tarb.),  wo,  ähnlich  wie  in  Hervis  de 
Metz,  das  Königtum  nahezu  völlig  zurücktritt  (s.  auch:  Kalbfleisch  p.  5: 
Flach  I,  p.  150). 

7.  Auch  beiChr^tien  (vgl.  Hertens  p.  61)  ist  der  König  dem  dauernden 
Kriege  der  Feudalen  gegenüber  vollständig  machtlos.  Artus  tritt  kaum  selbst- 
tätig auf  und  führt  überhaupt  ein  ziemlich  beschauliches,  verschlafenes  Leben. 
Eh*  ist  nicht  imstande,  straffe  Zucht  zu  halten;  somit  liegt  auch  die  Rechts* 
pflege  im  argen.  Das  Schwert  entscheidet  überall  und  allein.  Zwar  wird 
uns  die  äussere  Erscheinung  des  Königs  in  den  prächtigsten  Farben  ge> 
schildert,  aber  seine  sittliche  Stellung  entspricht  dem  keineswegs.  Die  Ritter 
fordern  Artus  sogar  zum  Zweikampf,  wenn  er  ihnen  Genugtuung  verweigert. 

B.  Rechtliche  Stellung. 

1.  Titel.    InBignien,    BeBidenEen. 

1.  Als  Titel  der  Heidenfürsten  führt  Euler  (p.  4 — 7)  an:  rois  für 
die  Könige  und  Vasallenkönige,  amiral^)  für  den  obersten  Machthaber  der 
Ungläubigen,  ausnahmsweise  „emperere''  für  die  Heidenkönige  Garsile  und 
TiAaus  (p.  7). 

Es  findet  sich  ausserdem  noch  die  Bezeichnung  y^soudan^  (Foulque  157), 
offenbar  in  derselben  Bedeutung  wie  „amirant**  (vgl.  Foulque  157,  wo  es 
zunächst  heisst:  Quant  voient  le  soudan  dit  li  ont  et  cont6  und  darauf: 
Quant  Vamirani  Tentent*.  .  .  Vgl.  noch  Renaus  410/16  ,,rois  soudans^; 
ib.  410/13  einfach  soudans;  ib.  413/12  „roi  amirant";  413/28  „amiraiis 
soudans".  Siehe  auch  Foulque  161;  162;  164;  Bastars  4184  u.  s.  w. 
Der  Lehnsherr  des  Marsilies  ist  der  „o/^o/t/e"  (Rol.  453 ff.).  In  Foulque 
119  heisst  es  von  dem  „rois"  Ti^baus:  „II  en  apele  TAmirant  et  l' Aufaffe: 
^Baron,  dist-il,  dites  moi  vo  courage". 

In  Anseis  2890,  5054,  5104  finden  wir  den  Titel  j^aupatris^]  in  Ro- 
land 909  „cUma^r^  (vgl.  über  diese  Bezeichnungen  Grodefroy!);  Anseis  5276 
„amwa/Ze"  (von  Alton  p.  538  mit  „Emir"  übersetzt);  j^amustani^  ib.  103, 
welch  letzterer  von  „amirans"  wohl  unterschieden  wird.  (Vgl.  Boeves  de 
Commarchis  p.  p.  A.  Scheler,  Bruxelles  1874  v.  531:  „Laiens  fu  Vamustans 
et  Vamvrans  de  Rise.)  Doch  wird  derselbe  ib.  712,  735  als  „rois"  bezeichnet 
Wie  denn  hier  gleich  bemerkt  sei,  dass  das  französische  Epos,  so  wenig  als 
die  geschichtliche  Überlieferung,  feste  Ämter-  und  Titelbezeich uuugen  kennt, 
sondern  sie  in  buntem  Durcheinander  verwertet,  je  nachdem  es  gerade  Metrum 
oder  Assonanz  erfordern,  ohne  dass  ein  rechtsverbindlichem  Gehalt  damit  not- 


1)  Die  Bezeichnung  „amirant"  findet  sich  auch  einmal  für  Karl.    Mac.  219: 
Et  ?06  roenrai  au  tref  ä  TamiraDt,  A  Kallemaine,  le  riche  roi  poissaot 


Königtum  und  LehnMwesen  ira  französitschen  Nationalepos  329 

wendig  verbunden  wäre.  Das  tritt  vor  allem  bei  der  Bezeichnung  derBeichs- 
füreten  (vgL  Abschn.  II)  in  die  Erscheinung. 

Loevis  sagt  zu  Gormont  (Gorm.  530):  „reis  amires",  und  von  Aquin 
heisst  es  (Aquin  736):  „Du  roy  Aquin  le  riebe  amiri^. 

Der  Lehnsherr  des  Marsilies  (vgl.  oben)  heisst  auch  „amiralz"  (Rol.  2647). 

Unterschieden  werden  die  Titel  in  formelhafter  Wendung,  die  uns  so 
häufig  im   Epos  begegnet,   z.  B.  Baoul  3930:    Ne  empereresy   ne  rois,   iie 

Weiterhin  stossen  wir  (Prise  de  Pampelune  5555)  noch  auf  die  Be- 
zeichnung „tirans^,  angewandt  für  den  sonst  y^roü"^  genannten  Heiden  Jonas, 
ebenso  Chev.  Og.  2032  für  den  Heidenkönig  Danemons.  Doch  wird  (Prise 
de  Pampelune  1409)  auch  Karl  ab  j^V&niperere  iiran^  bezeichnet,  und  im 
tadelnden  Sinne  spricht  Herzog  Nesmes  (Naymes;  über  die  verschiedenen 
Formen  des  Namens  cf.  Langlois,  Noms  propres  p.  477)  von  Karl:  „Ja  ne 
fu  mais  uns  si  pesmes  tirans"  (Macaire  159). 

Der  Titel  der  christlichen  Könige  ist  ^^rois^  (Euler  p.  8)  oder  „emperere'^ 
(ib.  p.  9). 

Auch  wird  oft  einfach  der  Name  oder  Name  und  Titel  zugleich  genannt. 
Ferner  finden  sich:  „rois  oder  empereres  de  France"  oder  „rois  de  Paris, 
de  Mont  Loon,  de  Saint  Denis,  de  Rome,  d'Aiz  (Es,  Ez)  (ib.  p.  11),  also 
Bezeichnung  nach  Residenzen.  Hier  wären  den  von  Euler  mitgeteilten 
Betitelungen  hinzuzufügen:  „rois  de  France  et  de  Baivier"  (Langlois,  Nonw 
propres  p.  139);  „li  Frans"  (ib.  p.  140);  „de  Rains"  (ib.  p.  546;  Gir.  de 
Rouss.  §§  135;  136;  149;  185);  „nostre  rois  de  Montmart^  (L'Entr^  de 
Spagne,  Nouvelles  recherches  sur  TE.  d.  Sp.  par  A.  Thomas,  Paris  1882, 
p.  55/150);  (rois)  „deSeison"  (Aquin  31);  „seignor  de  Bördele^  (Mac.  259). 
Zu  der  Bezeichnung  „roi  de  Saint  Denis"  vgl.  G.  Paris,  Glossaire  zu  Orson 
de  Beauvais,  p.  187:  .  .  .  „d^signation  qui  remonte  aIx)uisVI,  lequel,  6tant 
devenu  comte  de  Vexin  en  1122  fut  en  cette  qualit^  l'avou^  de  Tabbaye 
de  St.  Denis." 

Während  der  Herrscher  „i-oi  de  St.  Denis"  ist,  werden  seine  Ritter  als 
„baron  de  Saint  Denis"  bezeichnet:  Aquin  38,  991  ;  Foulque  140,  Alesch. 
978.  Der  Lombarden könig  Desiderius  wird  (Prise  de  Pamp.  5338)  „reis  de 
Pavie"  genannt. 

Die  oberste  Schutzgewalt  bezw.  Lehnsheirlichkeit  des  Königs  geht  hervor 
aus  den  Titeln  „avoe,  avoez^  (vgl.  Schröder  551;  Bresslau  294;  Warnkönig 
Ii  245  und  Fierabras  165:  „Karlemaines  te  mande  nostre  drois  avo6s"  ib. 
119;  Anseis  3301;  Charroi  1293;  Aub.  (Tobl.)  107/12:  Jourd.  4143  etc. 
Chev.  Og.  4514  wird  Desicierius  als  ^avoes"  der  „Lombars"  angeführt), 
„«toiw"  (Euler  Zit.  127)  und   „sire^  [vgl.  „roy  de  France  ne  sirez  de  Laon" 


330  Ferdinand  Werner 

(Capet  163),  „du  roiaume  et  sirez  et  avoez"  (ib.  p.  30);  „monsignor  Pepins" 
(Loh.  II,  13);  femer  die  Anrede  „sire",  „sire  rois"  (Eulerp.  12)].  Zu  be- 
achten sind  fernerhin:  „le  roi  qui  France  govemoit  Et  ki  la  seignorie  de 
tot  le  mont  avoit."  (Renaus  332/10);  Benaus  333/12  .  .  ,  „cui  tote  Franoe 
apent^;  dass.  Raoul5971;  Benaus  16/5  .  .  .  „cui  corone  apent'' ;  Baoul  1768 
„Loeis  qui  les  Fran9ois  chaele^. 

Baoul  4783   „Nostre  empereres  qi  France  a  ä  tenir. 

Loh.  I,  254  „E^arles  qi  les  Francois  jusdse^. 

Baoul  2073  „Bois  Loejs  qui  les  Frangois  maistrie"  u.  s.  f.  Häufig 
sind  neben  Hinweisen  auf  die  Abstammung  des  Königs^)  die  schmückenden 
Beiwörter').  (Euler  führt  auf  S.  12  seiner  Arbeit  an  „drois,  biaus,  bons, 
proisi^s".  Sie  sind  aber  sehr  viel  mannigfaltiger.  Vgl.  Drees,  Der  Gebrauch 
der  Epitheta  ornantia  im  afz.  Bolaudsliede,  Münster  1886;  Mauss,  a.  a.  O. 
25f.  u.  sonst;  Büchner  1,  c.  S.  72  ff.  8.  auch  Schröder  110;  WaitzVI,  159; 
Viollet  II,  96  ff.  u.  a.  m.). 

2.  Von  Insignien  des  Königs  erwähnt  Euler  (p.  16)  bei  einer  Be- 
sprechung des  Krönungsaktes  Thron  und  ampoüe  und  in  den  Zitaten  die  Krone. 

Wir  finden  ausserdem  noch:  Zepter  (Stab),  Handschuh,  Bing,  Siegel, 
Schwert,    Speer,   Schild    (mit  Abzeichen),   Adler,    Zelt,    Fahne,    Mantel    und 

1)  A quin  3041;  3079:  Charles  le  filz  Pepin,  dasselbe:  Amis  1415;  Pampe- 
luDe  437;  Mainet  333/140;  ib.  326/100;  ib.  336/107;  Gui  de  Nant  p.  7;  Moniage  89: 
Loeys  le  fil  Charle. 

2)  Auf  Karl  bezügliche  Beiworter:  Gayd.  93:  „o  le  flori  grenon''.  Auberi 
(Tarb^)  1:  . . .  „qui  le  poil  ot  florie."  Gui  de  N,  90:  „1^  flouris"  Aymeri.  1391: 
„älabarbemell^".  Gayd.  322:  „le  barb^"  ib.  284:  „ä  la  barbe  chanue"  u.  s.  w.  Bei- 
wörter, die  sich  auf  Karls  berühmten  Bart  beziehen  (Gayd.  298:  „Jali  auroie  le  sien 
grenon  plum^" ;  Karl  sagt  selber,  ib.  303:  t,Dex  te  doinst  encombrier,  Quant  venis  Karies 
par  la  barbe  saichier.'*].  Weitere  Bezeichnungen  des  grossen  Karl  sind:  Enf.  Og. 
153:  „la  flour  des  rois  de  renoum^";  Doon  262:  „le  hon  roy  droiturier'' ;  Prise 
de  Pamp.  1917:  ,,franz  rois  general."  Gayd.  91;  197.  „qui  tant  a  le  vis  fier''; 
Prise  de  Cordres  Append.  I  v.  11  „nostre  rois  Coronas** ;  Gayd.  148:  „emper^or 
gentil'*;  Gir.  de  Viane  149:  „li  marchis'' ;  Fierabras  50:  „le  palazin'*  (in  Capet  125 
wird  auch  Capet  als  p.  angeführt)  Amis  236;  Aymeri  1221;  Gir.  de  Viane  25; 
Voyage  864;  Roland  430  etc.  wird  Karl  als  „ber**  bezeichnet;  in  Aye  97 
Fierabr.  5  u.  s.  f.  als  „baron  S.  Denis*';  als  „magnes^*  (Roland  1);  Saz.  1,80:  „droit 
seignor  demaine'^;  Narb.  723:  „le  fort  roy  conquerant."  Bezeichnungen,  die  sich 
für  Karl,  Looys,  Pippin  etc.  finden  sind  Mort  Aym.  1536:  „li  forz  enpereor'; 
Enf.  Og.  945;  Cor.  L.  339;  Chev.  Og.  2802;  9392;  9472;  Gorm.  346  „(seignor) 
droiturier."  Mort  Aym.  3819;  Renaus  152,'19  „bons  (forz)  rois  segnoris";  Gir. 
de  Viane  2:  „droit  seignor**;  Aiol  5340:  „mon  signor  natural";  „li  riches  rois 
sovrains*'  (Mac.  p.  297);  Aquin  2752:  „le  fort  roy  principe ;  Sax.  II,  171:  „nobles 
Chevaliers''  u.  s.  w.  Pippin  wird  in  Mainet  329  147  als  „li  petis  rois"  bezeichnet; 
in  Capet  p.  21  ist  der  Herrscher:  „du  roiaume  rois  et  superlatis.'*  Loeys  wird 
in  Mort  Aym.  2253  „lo  guerrier"'  genannt;  entsprechend  der  Wertschätzung  Karls 
ist  das  Epitheton  des  Heidenkönigs  Corsubles  Enf.  Og.  6287 :  „des  rois  paiens  la  flour.'^ 


Königtum  und  LehnaweeeD  im  französischen  Nationalepos  33| 

Kleidung;  statt  des  Thrones  mitunter  einen  Teppich  (vgl  Waitz  VI,  213 ff.; 
Tamaasia  199;  Amira  127,  130). 

Die  Krone  (siehe  auch  B4  „Thronfolge"  etc.)  wird  von  dem  Könige 
bei  grossen  Hoffesten  getragen  ^).  Sie  ist  das  Königsinsignium  überhaupt 
(Aliac  284;  Voyage  2,15;  20;  Raoul  798;  Aiol  10836;  vgl  über  die 
Krone  der  Königin  B  2  „Königsehe"  etc.),  auch  bei  den  Heiden  (Foulque 
152;  Enf.  Og.  2119;  Aquin  263). 

Sie  besteht  aus  kostbaren  Stoffen^)  und  wird  mit  ins  Feld  genommen'), 
wo  man  sie  im  Kronschatz  aufbewahrt*).  Auf  einem  Kriegszuge  in  Doon'^) 
tngt  Karl  eine  Krone  auf  dem  Helm,  einmal  (vgl.  8.  16,  Zit  5)  darüber  noch 
einen  Adler.  Der  Thron  besteht  aus  Gold  oder  Elfenbein*),  ist  transpor- 
tabel^ und  für  zwei  Personen  (König  und  Königin)  berechnet®).  Einmal 
wird  von  einem  besonderen  Thron  der  Königin  gesprochen*).    Auch  die  Heiden- 


1)  Saz.  II,  35:  Ud  jor  de  Pentecoste,  oele  grant  feste  annal  Que  roi  portent 
corone  et  oeide  amperial.  —  Chev.  Og.  8465:  Par  la  corone  que  j'atent  ä  porter 
A  Penteooste,  ä  Paakes,  k  Noel  (auch  zit.  von  Euler  p.  18).  Vgl.  Gir.  de  B. 
§  546  und  Meriadaes  71,  wo  ausser  Artus  und  seiner  Gemahlin  auch  die  Vasallen- 
könige Kronen  tragen:  „Courounes  porteot  hautement  Si  comme  a  si  haut  ior 
•pent;  Pour  la  hautece  et  pour  Tonnor  De  la  fieste  de  oel  haut  ior  Porterent 
ooroone  'X'  roi  Ke  bien  tous  -X'  nommer  vous  doi.** 

2)  Prise  de  Cordres,  I,  150:  „Lou  cercle  de  fio  or  desor  son  chief  poser.'* 
ib.  643:  li  paissoo  sont  dMvoire,  de  benus  li  estage,  La  ooverture  valt  Tor  Julius 
Ceiarge.  Mort  Aym.  47:  Prent  la  corone  qui  molt  fist  a  loer  Ou  li  ciou  d'or 
relnifloient  molt  der  Que  li  pal^s  en  est  enlumiDez.  Renaus  129/17:  La  corone 
enporteient  qui  getoit  grant  clart^.  -  Vgl.  ib.  130/37;  131/17;  132/6;  138/6.  Sie 
bit  einen  Karfunkel,  ib.  132/7:  „L'escarboucle  metrai  en  mon  palais  plenier;  Si 
verrai  l'onde  loin  tr^  bien  reflamboier**;  vgl.  ebda.  134/35  f. 

3)  Ben  aus  141/31:  „Jo  porterai  ä  Blaive  avoec  moi  ma  corone",  sagt  Karl 
(Vgl.  Waitz  n,  287). 

4)  Benaus  306/24:  Puis  en  vint  ä  Taumaire  ü  li  grans  tresors  est  Iluec 
pnst  la  corone  Karion  o  le  vis  der.    Les  pieres  qui  i  sunt  valent  nne  dt^. 

5)  Doon  199:  Une  ooronne  i  ot  de  fin  or  esmer^,  Qui  reluist  et  resplent  et 
giete  tel  clart^  Que  li  pilier  marbrin  en  ont  estenchel^  (vgl.  S.  16,  Zitat  5!).  —  In 
Benans  123/30  ff.  setzt  Karl  seine  Krone  als  Preis  für  ein  Pferdewettrennen  aus, 
Qod  das  schnelle  Boss  Baiart  trägt  zum  grossen  Leidwesen  Karls  den  Sieg  davon. 

6)  Amis  1386:  On  lui  aporte  un  faudestuef  d'or  fin.  —  Gir.  de  B.  §  546: 
Et  qiumd  on  eut  mang^,  midi  ^tant  pass^,  on  ^tendit  par  la  salle  des  tapis  neufs 
et  dessos  on  pla^  deuz  fauteuils  d'or  massif.  Charles,  le  roi  de  France,  s'assit  en 
I'on  et  fit  asseoir  la  reine  en  Tautre.  Les  comtes  et  les  marquis  mand^  par  lui 
tont  pi^sents.  Bobert  4104:  L'enperere,  chou  dist  Testoire,  Sist  sor  un  eschavot 
dlToiie.    Vgl.  S.  12.  Zit  1. 

7)  Vgl.  Zit  6. 

8)  Vgl.  Zit  6  —  Mort  Aym.  509:  Son  destre  bras  li  a  au  col  pos^  Lez  lui 
r«Bfit  el  faudestu^  dor^.  Vgl.  Mort  Aym.  577  (der  „faudestu^*'  des  amir^s  de 
Bsbildne);  Hervis  7749;  7890. 


;^;^2  FerdiiiaDd  Werner 

könige  haben  ihren  „faudestuef"  (Aymeri  4059;  Mort  Ayni.  576 f.;  Gui  d<> 
N.  59;  Prise  de  Ck)rdres  1007  etc.).  Für  gewöhnlich  befindet  sich  der  Thron 
im  Saale  des  „maistre  palais''  (Loh.  II,  46;  ib.  HI.  30  u.  s.  f.),  doch 
sehen  wir  ihn  auch  in  dem  Königszelt  des  Feldlagers  aufgestellt^).  Mehrfach 
wird  bei  Kriegszügen,  Hoftagen  im  Freien  ein  kostbarer  Teppich*)  genannt, 
auf  welchem  der  Regent  sich  niederlässt. 

Das  Zepter  des  Herrschers  ist  ein  hölzerner  oder  metallener  Stab'), 
den  er  in  der  Hand  trägt*)  (vgl.  Brunner  II  17),  und  der  mit  dem  Hand- 
schuh als  Zeichen  königlicher  Vollmacht  den  Gesandten  übergeben  wird*). 
Durch  Aufklopfen  mit  dem  Stab  wurde  Stille  geboten  (Grimm  II,  372 f.; 
vgl.  auch  unten  „Kronrat  und  Hoftag**;  15.  du  M6ril,  Introd.  zu  Loh.  HI, 
S.  42  f.). 

Erwähnt  werden  femer  das  königliche  Siegel®)  und  der  Ring')  (cf.  Waitz 
VI,  289;  300). 


1)  Gir.  de  Viane  176:  Karle  de^cent  devant  son  maistre  tref  Ses  baroDS 
mande,  Bes  priDces,  ses  chas^s:  El  faudestuel  est  maintenant  mont^;  vgl.  auch  Chev. 
Og.  8960.  —  Sax.  I,  83:  Charles  dedanz  son  tref  eist  en  *I'  chaiere  Tote  de  blaDc 
yvoire,  d'uevre  subtile  etchiere.  —  ib.  I,  208.  Li  rois  eist  an  son  tref  sor  t  banc 
yvorin,  O  lui  duc  Naymon,  Berart  et  Baudoin. 

2)  Voyage  281:  A  cel  palie  tendut  verrez  le  rei  seant.  —  Hervis, 
Anlage  IX,  p.  814,  heisst  es  von  Karl  Martell:  Ou  il  seoit  pardesus  -i-  tapis. 
Foulque  57:  Loeys  gist  devant  son  tref  roial,  De  sor  un  fcutre  de  poil  imperial; 
vgl.  Raoul  6439  f." 

3)  Sax.  II,  66:  A  Guiteclin  ao  vient  li  rois  Antipatin,  An  sa  main  -r  trongon 
d'un  baston  poroerin;  ibid.  I,  83:  Karies  tint  an  sa  main  *r  baston  de  sapin. 
Voyage  295:  üne  verge  d'or  fin  tint  li  reis  en  sa  main.  Gui  de  N.  p.  26:  Le 
roy  tint  une  verge  florie  d^olivier.  Ren  aus  153/4:  Et  tint  un  bastoncel  de  coivre 
trejet^.    Gui  de  N.  p.  10:  une  verge  d'arrable. 

4)  Vgl.  Zit.  3  und  Ren  aus  1/25:  Car  Charles  l'empereres  ki  tant  avoit  bont^ 
Monta  el  faudestueil  k'il  n*i  ot  demor^;  Et  tenoit  r  verge,  en  haut  avoit  parl^,  la 
noise  fait  laisier  ens  el  palais  list^.  —  Raoul  6829:  Li  rois  de  France  fu  drois  en 
son  estant  Tint  -i*  baston  qu'il  aloit  pasmoiant. 

5)  Roland  246:  Herzog  Naymes  will  die  Gesandtschaft  au  Marsilies  über- 
nehmen: Respuut  dux  Naimes:  „J'irai  par  vostre  dun:  Livrez  m'en  ore  le  guant  et  le 
bastun"  (vgl.  Amira  1 68).  Roland  2675  ff. ;  ib.  2687 ;  Rol.  873.  Li  reis  Marsilies  Ten  ad 
dunet  le  guant;  vgl.  auch  Chev.  Og.  7271.  —  Auch  bei  den  Heiden  ist  der  g.  ein 
Zeichen  der  königlichen  Gewalt:  (Foulque  62)  Desor  t  faudestuel  ä  fin  or  reluisant 
S'assist  le  roi  Ganor  en  sa  main  tint  son  gant.  —  Der  Bote  des  Königs  Artus 
trägt  „un  baston  de  coral**;  ßrun  de  la  Montagne  3208.    Vergl.  Cor.  L.  1790;  2364. 

())  Sax.  I,  38:  Vos  porterez  ma  chartre  oü  li  s^ax  d'or  pant.  Chev.  Og.  9477; 
Gir.  de  Rouss.  g  10:  .  .  .  il  n'cst  roi  dont  la  personne  et  le  sceau  soient  aussi 
redout^s. 

7)  Ren  aus  136  11:  Cel  jor  porta  corone  li  rois  poesteis;  Le  grant  anel  el  doi. 
*-  'uuere  assis. 


Königtum  und  Lehnswesen  im  fnuizosischen  Nationalepos  333 

Kostbar  sind  Man  tel  und  Kleidungsstücke  des  Königs^)  (Waitz  VI,  30 If.). 

Der  König  sitzt  beim  Mahle  an  erhöhter  Tafel ^);  daran,  an  seiner 
Kleidung,  Krone  oder  Bewaffnung  ist  er  vor  allen  kenntlich^). 

Als  eine  Erinnerung  an  alte  Merowingertage  erscheint  der  Rinder- 
wagen des  Königs  Hugo  von  Konstantinopel  in  der  Karlsreise*).  (Vgl. 
Schröder  106;  Grimm,  Deutsche  Mythologie,  4.  Aufl.,  75;  554.) 

3.  Gesondert  sollen  im  folgenden  die  Feidinsignien  des  Königs  be- 
trachtet werden. 

Das  kostbare  Schwert  Karls  des  Grossen  heisst  „Joieuse"^)  (cf.  Histoire 
poäique  37 2  ff,).  Der  Monarch  hat  es  aber  dem  verdienten  Grafen  Wilhelm 
mit  der  kurzen  Nase  geschenkt*').  Der  erste  Besitzer  dieser  berühmten 
Waffe  war  Clovis').  Auch  Looys  trägt  ein  heiliges  Schwert,  das  einst 
Pepin  gehört  hat®). 

Der  Speer*)  war  schon  ein  altgermanisches  Königsabzeichen  (Schröder  24) 
und  hat  sich  neben  Schwert    und  Schild  „durch    das  ganze  Mittelalter  hin- 

1)  Girb.  de  Metz  518/1:  Pippin  sagt:  „Arrier  jetai  le  mantel  sebelin". 
6ui  de  Nant.  p.  10:  „mantel  de  sable".  Girb.  de  M.  511/17:  Pres  des  espaules 
Tempereor  Pepin  Tout  droit  le  boute  sor  le  pelison  gris.  Otinel  s.  3:  „ä  ermin 
peli90D'^  Cor.  L.  2407:  Tendrement  plore  desous  les  piaz  de  martre.  Dasselbe 
Aiol  4055.  —  Fou  Ique  143:  Le  riebe  roy  Loya  molt  grant  fiert^  d^maine  Richement 
est  restu  d'une  escarlate  cn  graiue.  Loh.  II,  127:  Vest  an  bliaut  qai  belement  li 
«Bt,  Et  afubla  un  mantel  sebelin;  vgl.  Capet  145. 

2)  Prise  de  Pamp.  2951:  Car  bien  Toit  coneü  ä  la  sieze  plus  grant  E  ä  la 
coTODe  ausi  qu'estoit  d'or  üu  luisant.  —  Fou  Ique  142:  Et  Looys  sist  au  plus 
altierdois.  Narb.  7846:  Au  plus  haut  dois  andui  li  roi  mangerent;  vgl.  Robert  1032; 
Meriadaes  187. 

3)  Vgl.  2  :  Der  Heidengesandte  Tomebeuf  fragt  Aiol,  welches  der  König  sei. 
Aiol  antwortet:  „Amis,  che  dist  Aiols,  uees  le  chi  A  ces  grans  piaus  de  martre,  a 
cel  hennin."  Sax.  1,  254.  Burnorz  dist:  „Cc  est  Karies  qi  les  Fran9ois  justise; 
Ja  n'iert  autretaut  gent  qi  bien  ne  Tan  eslie  A  Tansaigne  roial,  ä  la  grant  targe 
bifie,  An  fier  contenement,  k  la  chiere  hardie. 

4)  Voyage  317:  Li  reis  desjuint  ses  boes  e  laisset  sa  carue. 

5)  Voyage  3,  10:  Et  a ceinte  s'esp^ ;  li  puins en f ut d'or mier.  Benaus  308/35: 
Et  Joieuse  s'esp^  au  poing  d'or  noel^. 

6)  Alesch,  1473:  Quant  Karlemaine  ä  Es  vos  me  dona,  Voiant  Fran^ois 
moult  fonnent  vos  loa,  Que  n'ot  si  hone  soz  ciel  fors  Durendal;  vgl.  ib.  1503;  Ck)v. 
Viv.  1805;  Prise  d'Or.  949  f.;  Narb.  3171;  Mort  Aym.  3364. 

7)  Mainet  327/131:  Et  fu  le  premier  roi  qui  tint  crestient^,  Cloovis  li 
courtois  ....  ib.  327/135  ff.  Beschreibung  des  Schwertes.  —  Gayd.  178:  Geinte  a 
Tesp^  qui  fu  roi  Gloevi. 

8)  Mort  Aym.  2824:  L'esp^  tret  qui  fu  au  roi  Pepin:  Chieres  reliques  i  ot 
de  Saint  Martin;  Hom  qui  la  porte  ne  puet  estre  traiz,  Ne  en  bataille  ne  vaincuz 
oe  honiz. 

0)  Prise  de  Pamp.  4736:  C[h]il  est  crapereor  de  Ronie  par  certan9e  La  lanyc 
pamoiant  davant  sa  giant  s'avan^e. 


3.34  Fefdinand  Wenwr 

dardk  als  Wahneichen  dar  königlidien  Gewalt  «iialten"  (Bchroder  ibid.), 
am  anzndealeii,  dass  der  Kräi%  der  geborene  Heerführer  des  Volkes  sei 
{y^  unten:  B2  a:  ,J)er  König  ab  oberster  Heerführer^). 

Der  Bogen,  als  Königginsignium  und  Zeichen  könig^iclier  Vollmacht, 
kt  im  Bolandalied  oir&hnt  (ib.  767:  Dones-mei  l'arc  que  tos  avez  el'  paign; 
ib.  780:  Dunei  li  l'aro  que  yos  aves  tendat ...  Li  Reis  li  dimet,  e  BoDanz 
Tad  xe9at  —  V^  andi  Aquin  265:  £n  aon  poing  tint  nn  gavelot  fourbis 
Dont  le  manche  estrat  d'or  et  d'aigent  bien  mis). 

Der  Schild  war  vieUach  yeniert  nnd  mit  Wappenzeidien  versehen^). 
Der  Heidenkönig  Sadoines  tragt  eine  sdiwane  Sdilange  ab  Schildabieichen 
(Eni  Og.  2655  l)y  Kail  einen  sdiwanen  Adler  (ibid.  5006),  der  Heide 
Godin  einen  Handekopf  (Loh,  I,  29)  a.  s.  w. 

Bemerkenswert  ist,  dass  in  Capet  162  die  lilien  schon  auf  Kail  zurück- 
geführt werden*). 

Das  Königszelt  ist  tot  allen  andern  kenntlidi,  denn  anf  seiner  Spitze 
ruht  ein  goldener  Apfel,  den  der  Königsadler  umkrallt').  In  den  Apfel 
ist  ein  Karfankelstein  eingelassen  *).  Weithin  sidit  man  diese  Abzeichen 
leuditen').     Audi   auf   dem  Zelte  des  Kionprinaen  OaUot  bandet  sich  ein 


1)  Anseia  7847:  Bois  Adböib,  ki  ne  fa  pas  vilaiDS ....  L'eeca  an  ool,  ki 
d*asar  eBtoit  pains,  lYese  iion  d'or  i  ot.  Capet  70:  Le  tief  le  roy  Hi^oo  fa  Hoes 
peniieTaDS  A  ong  esca  Tenoail,  s^  fa  -i*  lyons  Uans,  Et  par  deaoolz  ertoit  i-  mfße 
fianbiaDs;  TgL  Oir.  de  &  §  324;  §  331;  S  450. 

2)  Capet  162:  Des  fleor  de  lis  de  Fnnoe  qoi  fmeot  roy  Ghaik».  ~  Vg^ 
eher.  Og.  7389  ,4kMeteB  de  lis"  and  Capet  144:  La  roine  de  Fianoe  qai  bien 
fa  eofligiue  Fiat  le  destiier  Hoon,  doot  je  toob  senefie,  Aimer  tant  noblement  n'est 
hons  qai  le  yoos  die,  Coovert  de  flear  de  lis  oan^  d'eavie  jolie.  A  le  goise 
de  roy  et  de  raial  lignie  Eist  adoobo*  Haon  k  bdk vgL  &  335,  Zit.  7. 

3)  Aymeri  4013:  Veit  le  pomel  doat  li  aigie  ert  dores,  Futant  oonat  qoe 
c'ert  li  meatie  trez.  Vg^  Foolqoe  160;  GoilL  de  Palene  4662;  „raial  pairflkHi''  in 
Gayd.  190;  Gir  de  Viane  82  „d^naiDe  tieP,  Foolqoe  120  „traf  m^oai"  Cheraloie 
0|^  9919  „Le  traf  raial  et  l'aigie  d'or  en  aon«*.  Benaas  151  2:  Le  gnmt  traf, 
Kariemaine  font  oontremont  le¥tu  Par  deaor  le  pomel  fönt  l'ai^  d'or  poatf. 
Sax.  I,  82:  A  Ais  fa  tandaz  aea  tres  (a  fara  en  -i*  janün.  Li  pomiaz  et  li  aig^ea 
fa  fait  treatot  d'or  fin  et  lea  coidea  de  aoie. 

4)  Foalqae  127:  Qo^il  Tint  an  traf  le  riche  roy  Loys.  La  grant  dart^  le 
fielt  en  mi  le  Tia.  De  Feecharboocle  qaiert  aas  Tay^  asaia;  vgL  Benaaa  58/12: 
Le  traf  le  roi  ont  fait  enmi  le  pr6  ficier;  Li  panuana  par  deaeore  fiat  ionnait  a 
pnäer;  nr  eachaibode  i  ot  qoe  li  roia  ot  malt  der. 

5)  VgL  4.  FitHnooa  aieht  die  Zelte  dea  BdagMung^araa,  daa  Pippin  gegen 
ihn  hennföhrt;  Loh.  11,  136:  „Jj»  aig^  Toient  et  lea  pomiax  huHr".  Demnadi 
haben  andi  die  frinkiadien  Vasallen  Adler-  and  ÄpfielabaeidMnL  VgL  Gir. 
de  B.  12:  Ed  approdiant  da  camp  fiansais  ib  Tirent  lea  pommm  et  lea  ai^ea  d'or 
f^p^gnnl  Dennoch  war  daa  Königazeh  tot  allen  andern  kennthdL  Cher.  Og.  9938: 
Le  traf  le  roi  ooiaiat  en  an  pendant;  Ben  ie  cooat  jL  Faigle  flambiant  elc. 


Königtum  und  LehnBweaen  im  fraozönschen  Natiooalepos  335 

Adler.  (Chev.  Og.  8960:  Au  tref  Gallot  en  vint  mult  airßs  Vit  l'aigle 
d'or  8U8  le  pumel  lev6).  Das  Zelt  ist  aus  kostbaren  Stoffen  hergestellt^) 
und  mit  mancherlei  Darstellungen  geschmückt^).  Im  Königszelt  versammeln 
»eh  die  Barone^);  dort  nimmt  der  König  mit  Vertrauten  seine  Mahlzeiten 
ein.  (Loh.  II,  127.) 

Der  Adler  dient  ebenfalls  als  Heereszeichen ^)  und  ein  solcher  be- 
findet sich  auch  als  femschimmerndes  Wahrzeichen  auf  dem  Königspalaste  ^) 
(z.B.  der  Pfalz  zu  Aachen;  vgl.  Waitz  VI,  302). 

Die  Fahne  des  Königs,  die  „Oriflamme"  (vgl.  Ducange:  „Auriflamma; 
Loh.  n,  121  ff.,  Anm.  von  P.  Paris),  wird  in  St.  Denis  aufbewahrt;  sie 
eihält  vor  Beginn  des  Krieges  priesterliche  Weihe  und  wird  dann  an  einer 
besonders  guten  Lanze  befestigt*).  Über  ihr  Aussehen,  ihre  Verzierungen  etc. 
wird  verschiedentlich  berichtet''). 

Sie    wird   dem  Heere  vorangetragen  ^)    und    auf    dem  Turme  oder  der 

1)  Girars  de  V.  156:  Devant  son  tref  qui  fu  a  or  batus  Siet  l'Emper^res 

Gayd.  317 :  Li  empereres  Karies  de  Saint  Denis  Siet  en  son  tref  de  soie  cord^is. 
Vgl.  auch  S.  334,  Zit  3;  Aquin  1136 ff.  u.  s.  w. 

2)  Gir.  de  Bouss.  §  398:  „son  tref  ou  ^taient  peints  des  l^pards''.  Narb.3829: 
Das  Zelt  dreier  Heidenffirsten :  £1  premier  pan  ot  eecrit  Yrael  Le  testament,  le  viez 
et  le  novel ;  Eecrit  i  sont  et  bestes  et  oisel  Et  Chevaliers,  dames  et  damoisel,  Tor- 
Ddement  et  eetor  et  cenbel.  Quant  tot  antor  sont  lev^  11  oordel,  Et  par  desus 
reluisaent  11  pomel,  Tel  clart^  gietent  come  cierge  en  cavel;  vgl.  Bueves  de  Com- 
marchis  527  und  1479. 

3)  Gir.  de  Viane  176:  Karle  descent  devant  son  maistre  tref.  See  barons 
maode,  see  princes,  ses  chases.  Loh.  II,  209:  Li  quens  Bouchars  au  tref  le  roi  en 
vint,  Ilaec  trova  maint  conte  et  maint  marchis;  vgl.  ib.  I,  271. 

4)  Sax.  I,  66:  Desor  les  aiglee  d'or  mainte  baniere  gente.  Destr.  400; 
Anseis  4852. 

5)  Orson  1270  (ein  Adler  auf  dem  Palaste  des  christlichen  Königs  Basile). 
Vom  Palaste  des  Heidenkönigs  in  Orenge  heisst  es:  (Prise  d'Or  462)  Et  Taigle  d'or 
qui  reluist  et  resplent.  In  Guillaume  de  Palerne  4651  lesen  wir:  Le  palais 
voieDt  prindpal  Et  sor  le  maistre  tor  roial  Ou  11  riches  tresors  estoit  L'aigle  d'or 
fio  qui  relnisoit 

6)  Enf.  Og.  659:  Devant  la  messe  fu  Teusaigne  aport^  De  saint  Denis  qui 
monlt  estoit  am^  De  crestiens,  et  de  paien  dout^e.  Deseur  Taute!  fu  couchie  et 
poflde  Tant  que  la  messe,  fu  par  loisir  chant^.  Tantost  apr^,  sans  longue  demor^e 
Ont  Toriflambe  seur  une  hanste  lev^,  Forte  k  un  fer  dont  Talemele  ert  1^  Et 
mooit  trenchaut,  car  bien  est  acer^. 

7)  Loh.  II,  121:  Devant  en  vient  Tenseigne  saint  Denis  Bouge  vermeille,  nus 
pliu  belle  ne  vit  (vgl.  ib.  note  p.  P.  Paris).  Foulque  90:  L'enseigne  Saint  Denis 
qoi  est  a  or  polie.  Prise  de  Pamp.  4660:  —  TeDseigne  Carle  ovree  äflor  de  lis. 
Foulque  60:  Ma  grant  enseigne  vermoille  ä  bknc  lion  Faites  porter  Fouchier  de 
BesaDfon;  vgl.  Narb.  6808.   Gir.  de  Bouss.  §  169. 

8)  Foulque  155:  Devant  partoit  Tenseigne  de  la  Montaigne  Guy;  Loh.  1, 141 : 
Devant  aus  ont  le  penoncel  Pepin.  Aquin  2393:  Vostre  oriflamble*  s'il  vous  plest 
nie baillez,  Bien  oonduray  vostre  [cresj-tient^  (vgl.  auchElie  2557 :  „oriflambe  de  Paris'*). 


336  Ferdinand  Werner 

Mauer  eines  eroberten  Schlosses  u.  s.  w.  als  Zeichen  der  Besitzergreifung 
aufgepflanzt^).  Sie  ist  zu  unterscheiden  von  dem  „gonfanon^'^  (gundfano; 
vgl.  Schröder  p.  37.),  dem  ,4Tagon^\  mit  dem  zusammen  sie  am  Königszelte 
aufgestellt  wird*),  und  dem  ,,estendari" %  über  dessen  Aussehen  sich  aus 
den  eh.  de  g.  nichts  Genaueres  feststellen  lässt^). 

Die  Heereszeichen  der  Franken  finden    sich  entsprechend  bei   den  Un- 
gläubigen *). 


1)  Prise  de  Pamp.  5744:  Sus  la  tor  fistdrecier  le  roiaus  confenon ;  ib.  5840: 
Sus  la  tour  de  la  ville  fu  la  Marsille  ensagne;   vgl.  Jourd.  4091;  Amis  215  f. 

2)  Aquin  1892:  Ly  roys  de  Franoe  y  fist  son  traf  fermer  et  roriflambe  et 
son  trigOD  lever.  Chev.  Og.  9938:  Le  traf  le  roi  coisist  en  un  pendant;  Ben  le 
conut  a  l'aigle  flambiant,  Et  au  dragon  ki  siet  desus  si  grant 

3)  Gui   de  Nant.   80:    Kallez Et   porte  seur  sa  lance  *r  vermeil 

gonfanon.  Ne  tint  pas  roriflambe  ne  le  hohe  dragon:  Hervieu  le  perdi  ier 
ä  la  jouste  Guion.  Im  Glossar  zu  Aquin  wird  „trigon"  als  ein  Teil  der  „oriflamme" 
genannt  Vgl.  dazu  Sax.  II,  67:  . .  .  le  Saisne  Boidant  Qi  portoit  le  dragon  an 
fort  roi  Murgalant.  Dieser  Boi'dant  wird  ib.  II,  68  als  ,,noviax  dragoniers"  bezeichnet. 
P.  Meyer  nennt  (Gir.  de  Eouss.  §  398,  p.  93  Aym.)  den  «.dragon"  ein  „enseigne 
oü  6tait  peint  cet  animal  :&ibuleux'^  Gui  de  Nant.  p.  61  heisst  es:  Kalles  a  fet 
porter  oriflambe  et  dragon;  und  Foulque  163  ....  un  roy  ..  .  Cil  portait  le  dragon 
au  roy  soudant  de  Ferse;  vgl.  auch  Gir.  de  Rouss.  §  398:  „son  enseigne  et  son 
Standard  ont  ^t^  renvera^  son  dragon  et  son  tref,  oü  furent  peints  des  l^opards. 
Siehe  auch  Zitat  4. 

4)  Loh.  II,  162 f.:  Nostre  emper^res  fait  Testendart  venir,  Si  le  fait  bien 
de  Chevaliers  emplir  Et  de  serjans,  por  le  fais  aouteuir.  Vgl.  ib.  Anm.  von  P.  Paris: 
„restendart"  ist  ein  Mast  in  der  Erde  oder  auf  einem  Karren.  Auf  der  Spitze  des 
Mastes  befindet  sich  ein  Drache,  dessen  Rachen  in  der  Richtung  des  Kampfes  steht. 
Das  Zeichen  ist  von  Barrieren  umgeben  und  gilt  als  Rückzugsstfitze.  Es  heisst 
denn  auch  von  den  Leuten  des  Grafen  Fromons,  mit  dem  Pippin  im  Kampfe  liegt 
(Loh.  II,  166):  Soz  Testendart  fönt  les  nostre  vertir;  vgl.  ib.  II,  169.  Sax.  11,  137 
„Sire,  ce  dit  li  cuens,  periz  est  l'estandart  Oü  raloient  Franc  an  Tost  de  totes  paiz; 
vgl.  Chev.  Gg.  5113;  5139;  5155.  (Hier  wird  das  est.  umgestossen I)  In  Prise 
de  Pamp.  23  heisst  es:  Ver  Pensagne  Carllon,  lour  seignor  estendart  In 
Bastars  113  ff.  wird  von  den  Heiden  „Fenseigne  Mahon"  von  dem  est  ausdrücklich 
unterschieden:  L'enseigne  de  Mahon,  oü  leur  coers  s'enlumine,  Bailli^nt  k  porter 
au  fil  de  sa  cousine  Saudoine  lor  seignor:  Pinars  de  Palestine  Porta  leur  estandart .... 
Hier  also  offenbar  schon  im  Sinne  von  „Standarte''  angewandt. 

5)  Vgl.  Zit.4.  Foulque2:  Leroi  de  Corde  a  mis  son  estandart  devant  sa  Corde. 
Mort  Aym.  2395:  Et  Toriflanbe  dant  Corsolt  Tamir^.  Foulque  163:  Cil  portoit 
le  dragon  au  roy  soudant  de  Perse.  Foulque  162:  Roy  Ti^baut  ä  Penseigne  au 
soudant  conn^ue.  Vgl.  auch  Loh.  II,  122  Anmkg.;  Foulque  25;  Aleach.  5422; 
Bastars  113  etc.  —  Prise  dePamp.  4874:  Le  confenon  Marsille  aou  dori^  diagonceL 
Otinel  56;  Mort  Aym.  1873;  1923.  Ober  die  Gesamterscheinung  eines  Königs  in 
voller  Rüstung  finden  sich  zwei  interessante  Stellen  im  Epos:  Prise  de  Pamp.  4731: 
Covert  lu  e  le  detrier  d'un  paile  de  Gestände  Ovr^  ä  flor  de  lis  d'or  en  Celeste 
abitan9e;    En  suen  escn  un  dragon  de  iiiout  fiere  semblan^e;  Sus  Teome  coron(^ 


Königtum  und  Lehnsweaen  im  fraDzÖBi8ch6n  Nationalepos  337 

4.  Von  Residenzen  (cf.  Histoire  poetique  368 ff.)  führt  Euler  (1.  c. 
p.  IG  f.)  an:  Aachen,  Paris,  Molo  Orleans,  St.  Denls,non,  Cambrai,  Lengres; 
aiä  Jagdschloss:  St.  Lix. 

Es  finden  sich  ausser  diesen  noch  eine  Reihe  anderer^). 

Ein  Wechsel  der  Residenz  ist  häufig  und  hat  als  Grund  entweder  das 
Belieben  des  Königs  oder  die  Ausübung  der  Verwaltungstätigkeit  und  Rechts- 
pflege (Euler  p.  17;  Waitz  VI,  318). 

Der  Residenz  Monloon  geschieht  ausserordentlich  oft  Erwähnung.  Vgl. 
aber  P.  Paris  Loh.  I,  52  Anm. :  „II  est  singulier  quo  les  historiens  de  cette 
ville  iie  rapportent  nulle  part  cette  ancienne  d^signation,  que  nos  ronianciers 
adaptent  tous." 

In  der  Residenz  (Pfalz)  befindet  sich  ein  Palast  (Loh.  II,  52:  Le 
degr6s  monte  del  palais  marberin,  seil,  in  Monloon!). 

Neben  Aachen  (welches  Euler  p.  16  besonders  hervorhebt)  spielt  Paris 
eine  nicht  minder  bedeutende  Rolle  *),  denn  dort  ist  ja  das  „Land  des  Königs'*  ^). 


porte  par  coDoisanye  UD[eJ  agle  coron^  proprie  par  demotrance.  C[h]il  est 
cmpereor  de  Eome  par  certaD9e.  La  lanye  pamoiant  davant  sa  giaot  B'avaD9e. 
Äiol  9995:  Del  fort  roi  Florien  uous  dirai  mon  plaisir.  N'a  millor  cheualler 
iuec'al  port  de  Brandis;  En  la  targe  le  roi  est  escris  Apolins,  Teruagans  et 
MaboDs  CD  Bon  gonfanon  mis;  A  mont  desor  son  elme  a  'i*  cercle  d'or  fin,  Li 
destriere  desous  lui  ne  samble  pas  frairins,  II  est  couers  de  soie  d'un  pailo 
alixandrin. 

1)  Prise  d'Or.  330:  Lors  vosist  estre  ä  Chartres  ou  ä  Blois  Ou  ä  Paris 
cn  la  teme  le  roi.  —  Aquin  151  werden  als  wichtige  Königsstädte  aufgezählt: 
Orieans,  Leion,  Paris,  Chartres,  Saint  Denis,  Saison.  Berte  1604:  Le  roi  Pepin 
troQTa  ä  Tours  qoi  siet  sor  Loire.  —  Foulque  146:  Ains  y  metroie  Orlians  et 
Paris  et  Loon  Et  Estampes  et  Bruges  et  Troies  et  Dijon.  —  St.  Faire  in 
Gir.  de  R.  §  94f.;  Compi^gne  ib.  §  258.  Aiol  5038:  Ca  Rains  u  a  Orliens 
le  nenes  la  seruir,  A  Biauais  u  a  Cartres  u  au  bore  saint  Denis.  (Reims  auch 
erwähnt  in  Gir.  de  R.  §§  1;  95;  98  etc.;  Beauvais  ibid.  §  98;  Chartres  ib.  §§  255; 
455  Soissons  ib.  §§  95;  98  u.  s.  w.)  In  Cor.  L.  (Ms  C.)  1249  lesen  wir:  Et  Loeys 
fust  a  Rains  a  son  fief,  welch*  letztere  Bezeichnung  im  allgemeinen  nur  Paris 
zukommt  (siehe  Zitatenreihe  2  u.  31).  Zu  den  Residenzen  vgl.  noch  Schröder  110 f.*, 
Enf.  Og.  385;  Loh.  I,  177;  209;  212  und  Gir.  de  Viane  180,  wo  Karl  sagt:  „Mon 
fort  de  Rome,  que  Ten  clame  ma  chambre'^ 

2)  Auberi  (Tarb^)  1:  Fu  ä  Paris  el  pal^  seignori,  Oit  sejornoit  volentiers 
chascun  di.  Ren  aus  21/32:  Charles  fu  a  Paris,  en  la  sale  jonchie,  Et  tint  cort 
hantement  de  sa  gent  seignorie.  Gui  de  N.  6:  Kalles  tint  sa  court  ä  Paris  sa 
meiaon;  ebenso  Loeys  (Moniage  892)  und  Pepin  (Berta  2).  In  Huon  de  Bordeaux 
p.  5  bezeichnet  Karl  als  „Paris  mon  droit  fief". 

3)  Gui  de  Nant.  p.  95:  Kalles  vint  ä  Paris  en  la  soe  contra;  Prise 
d'Or.  331:  „ä  Paris  en  la  terre  le  roi'*;  Alesch.  8005:  Si  s'en  al^rent  lor  chemin 
vers  Paris,  £n  cele  terre  que  tient  Looys.  —  Nach  Paris  ist  das  ganze  Grebiet 
geoannt:  Doon  273:  „Moult  par  a  male  gcnt  u  rcsno  de  Paris". 

Romanitehe  Fornchiingen  XXV.  22 


338  Ferdinand  Werner 

Residenzen  von  Heidenkönigen  sind  Babilon  (von  Euler  p.  16  fds 
Krönungsstadt  angeführt),  Orbrie  (Bastars  66;  1125  etc.),  Vauclere  (Doon 
182  etc.),  Orenge  (Aymeri  3475),  Cordres  (vgl.  Prise  de  Cordres),  Saragossa 
(cf.  Roland),  Narbonue  (cf.  Aymeri  de  Narb.),  das,  bevor  es  in  die  Hände 
der  Christen  fiel,  die  Residenz  von  4  Heidenkönigen  war,  Baudas  (Bagdad) 
(vgl.  Langlois^  No^ns  propres)  etc. 

2.  Die  königliche  Ghewalt. 
a)  GegenOber  dem  Auslände. 
Dem  Auslande  gegenüber  ist  der  König  der  alleinige  Vertreter  des 
Staates  (Schröder  111  f.).  Er  empfängt  Gesandte  und  nimmt  deren  Schreiben 
entgegen^);  ebenso  schickt  er  Gresandte  an  fremde  oder  feindliche  Fürsten'). 
Er  entscheidet  nach  Rücksprache  mit  den  Grossvasallen  (s.  I  B  6 :  Hoftag 
und  Kronrat)  über  Krieg  und  Frieden  (Aye  26;  vgl.  auch  den  folgenden 
Abschnitt),  schliesst  Verträge'),  Schutz-  und  Trutzbündnisse*)  ab,  die  ihn 
verpflichten,  dem  in  Not  geratenen  Bundesgenossen  mit  der  „ost  banie*'  zu 
Hilfe  zu  kommen^). 

b)  Nach  Innen. 

a)  Der  König  ist  oberster  Heerführer. 

Über  die  Heeresgewalt  des  Königs  siehe :  Waitz  IV,  548  f. ;  Schröder  151; 

Mayer  I,  138;  Euler  48 ff*.    Des  letzteren  Darstellung  gebe  ich  im  folgenden 

kurz  wieder,    indem  ich  auch  hier    die  notwendigen  Ergänzungen  hinzufüge. 

1)  Aye  25:  Li  mes  vint  devant  Karle,  en  la  sale  pav^.  —  Li  mes  a  une 
leitre  au  roi  el  poing  plant^e,  Et  Karies  la  fet  lire,  quant  ]a  cire  a  froee,  A  *i* 
Sien  chapelain. 

2}  Loeys  sendet  an  den  Heidenkönig  Ti^baus  eine  G^esandtschaf t ;  die  diesen 
um  eine  Unterredung  ersuchen  soll:  Foul  quo  149:  Et  s^il  veut  p^  avoir,  tost  li 
rendrai  mon  gage;  vgl  Roland  63  ff.;  ibid.  180:  „Seignurs  banms*',  dist  Temperere 
Carles,  Li  reis  Marsilies  m'ad  tramia  ses  messages;  ib.  244 f.;  252 f.;  274:  „Franc 
chevah'er*S  dist  V  emperere  Carles,  Kar  m'eslisez  un  barun  de  ma  marche.  Qu'ä  Trei 
Marsilie  me  portet  mun  message  ...  ib.  280:  Vo  dist  li  Eeis:  „Guenes,  venez  avant; 
Si  recevez  le  bastun  c  le  guant.  Oi't  l'avez,  sur  vus  le  jugent  Franc.  (Beachte 
schon  hier  den  Einfluss  der  „baruns'*  auf  die  Ausübung  der  königlichen  Gewalt, 
den  wir  noch  weiterhin  festzustellen  haben  werden!) 

3)  Fierabras  80:  Etse  Karies  de  France  li  fors  rois  coronn^,  Vous  rendroit 
Fierabras  volentiers  et  de  grds,  Vous  renderids  ces  Frans  et  sains  et  en  sant^. 

4)  Foulque  166  (Looys  mit  Ti^baus  von  Babylon):  Leur  avoir,  leur  Service 
moult  s'entrepresentferent  L'un  ne  faudra  ä  l'autre  de  ce  ass^ui^rent  Sus  la  loy, 
que  il  ont,  ambedui  le  jurferent.  —  Guill.  de  Paler  ne:  Li  dai  signor  baisi^  se 
sont  Et  dient  ja  ne  se  foudront  Tant  com  Diz  en  vie  les  tiengne  C*au  besoing  Tuns 
Tautre  ne  viengne;  ib.  9543:  Force  sarai  et  vos  de  moi  Quel  le  feroumes  ambedoi; 
Si  serons  plus  asseur^. 

5)  Aye  26:  (Anseys,  der  Bundesgenosse  Karls  hat  diesen  um  Hilfe  gebeten) 
Karlemainee  s'esmut  o  son  riche  bam^  Por  secorre  Anseys,  qui  est  rois  coronn^. 


Königtum  und  LehnsweBen  im  französiachen  Naüomdepos  339 

Der  Herrscher  kann  den  Oberbefehl  abtreten  ^).  Er  beruft  den  Kriegs- 
rat. Unter  seinem  Vorsitz  beschliesst  die  Versammlung,  ob  ein  Angriff 
gemacht  werden  soll  oder  nicht,  wobei  bisweilen  der  König  das  entscheidende 
Wort  spricht  (Euler  48).  Der  Monarch  bestimmt  den  Termin,  wann  und 
den  Ort,  wohin  und  in  welcher  ZahP)  die  Vasallen  ihre  Truppen  herbei- 
führen sollen. 

Das  Aufgebot  geschieht  schriftlich  und  durch  Boten.  Wehe  dem 
Lehnsträger,  der  ihm  nicht  folgt*)!  Schwere  Strafe  harrt  seiner,  der  er  sich 
am  so  weniger  entziehen  kann,  als  die  HeerespBichtigen  in  besonderen 
Stammrollen  verzeichnet  sind^).  Wenn  der  König  mit  der  waffenfähigen 
Mannschaft  das  Vaterland  verlässt,  ernennt  er  Statthalter,  die  ihn  in  seiner 
Abwesenheit  vertreten  sollen.  Er  übernimmt  die  Leitung  des  Heeres  und 
fährt  es  in  Feindesland  (Euler  49).  Er  stellt  die  Truppen  auf,  ernennt 
die  Führer*),    wobei    sich    solche    mit   privilegierten  Posten   befinden®),  des- 

1)  Narb.  6510  (Looys  an  Guill.  d'Or.):  Sa  gent  li  a  Loois  comendee; 
Tgl.  Renaus  120/21  ff ;  Loh.  I,  98. 

2)  Gir.  de  Viane  180:  Prim  jor  de  mal  si  com  eile  oommanoe,  De  soz 
Gasooigne  soient  trestuit  anaamble  Si  en  iront  sor  la  geot  mescrdande.  Mort 
Aym.  77:  Si  li  direz  viegne,  soie  merci  A  beles  armes  et  a  destriers  de  pris  En 
tt  oonpaigne  de  Chevaliers  *X'  mil.  Loh.  I,  72:  Li  rois  semont  par  trestot  son 
I»i8  Qn'  ä  Gha61on8  soient  jusqu'ä  mardi.  Ben  aus  262|18:  Karl  zu  Ydelon  von 
Bayern:  Voe  me  deves  servir  ä  -x*  m.  oompaignons;  zu  Turpin  (ib.  263/18);  Vos  me 
deves  servir  a  -x*  m.  fer  veetis;  zu  Salemon  v.  Bretaigne  (ib.  264/3):  De  moi  tenes 
Bretaigne  et  le  Maine  dal^  A  'm*  mil  Chevaliers  servisae  me  deves;  zu  Estout 
(ih.  267/17):  A  -xx*  m.  chevaliere  serviese  me  deves  u.  s.  w.  vgl.  Gir.  de  Bouss. 
§  639 :  Et  amenez  les  tous  ä  la  moDtre,  chacun  ayant  cheval  et  ^ulpement,  afin 
qae  les  paiens  ne  nous  trouvent  pas  au  d^pourvu.  HuondeBord.  9:  Cr  vous 
dini  qu'il  rendoit  de  (u  fief :  Quant  jel  mandoie  par  s^us  et  par  bri^s,  11  me  venoit 
ei  Beoorre  et  edier,  Quant  je  voloie  errer  et  oevauchier,  En  sa  compaigne  *x'  mil 
Chevaliers  Jou  n'i  metroie  valisant  un  denier  Fors  que  l'avaine  lo  soir  apr^  mengier. 
Das  Aufgebot  betrifft  auch  die  Aftervassallen  (vgl.  Schröder  153).  Enf.  Gg.  380: 
Desooz  vous  mainent  la  gent  de  maint  langage  Dont  pluseur  tieneut  de  vous  leur 
iretage,  Mandez  partout  et  par  terre  et  par  nage;  cf.  Sax.  I,  13. 

3)  Vgl.  Waitz  IV,  582;  Schröder  37  und  sonst.)  Jourd.  3858;  Qui  me  faudra 
par  den  li  criator,  Ja  de  ma  terre  ne  tenra  mais  piain  d'or;  vgl.  Benaus  142/16; 
Deshalb  bleibt  keiner  zurück.  Chev.  Gg.  9851;  Gtinel  25;  Loh.  I,  187;  Boeves  3721, 
3739f.  etc. 

4)  Loh.  I,  184:  Qui  sunt  septcent  en  conte  et  en  escrit  (cf.  Warnkönig  I,  362; 
Waitz  IV,  573). 

5)  Enf.  Gg.  571:  V  grans  bataiUes  li  bona  rois  estora  Si  com  dux  Namles 
le  diBt  et  devisa,  En  Tavant-garde  le  duc  Fagon  mis  a,  L'autre  bataiUe  Joffrois 
d'Aogien  gnia,  Hoels  de  Nantes  la  tieroe  eschiele  aia,  Li  dux  Richars  la  quarte 
condnira,  £^  Tarrier-garde  Gharlemaines  sera.    Vgl.  Fierabr.  168  u.  v.  a.  m. 

6)  An  sei  8  10087:  Et  Angevins  et  tous  les  Hurepois  Gonduist  dans  Gaides» 
car  chou   estoit  ses   drois.  —  Ein   besonderes  Privileg   ist   das,   den   ersten  Hieb 

22* 


340  Ferdinand  Werner 

gleichen  den  Fahnenträger^).  Dieses  Amt  ist  ausserordentlich  wichtig 
(Euler  p.  20);  es  bildet  ein  besonderes,  mitunter  erbliches  Privileg*).  Des- 
halb bevorzugt  man  bei  seiner  Besetzung  tapfere,  stattliche,  gei'eifte  Leute 
(Euler  20). 

Im  Epos  finden  wir  neben  dem  Papst,  Erzbischof,  Herzog  und  Grafen^) 
häufig  den  König  selbst  als  Fahnenträger*).     Denn  vielfach  ist  der  Fahnen- 


auf den  Feind  tun  zu  dttrfen  (vgl.  Uhlands  ^.Taillefer").  Gir.  de  Ronsa.  §  301 : 
„C*e8t  moi  qni  devrais  guider  son  ost  et  porter  en  bataille  les  premiers  conps. 
Ib.  §  484  fragt  Karl :  Qui  s'est  vantö  de  porter  le  premier  conp  ?  Sire,  ce  sera 
moi,  dit  Oton  le  Champenois.  Grand  merei,  reprit  Charles,  si  je  puls  me  tirer 
d'ici  j'accroitrai  votre  fief,  ei  je  suis  encore  roi  portant  coronne.  Vgl.  ib.  §§  145, 
671  (wo  die  Bretonen  dieses  Vorrecht  vom  Herzog  Drogon  und  seinem  Sohne 
Girars  haben)  und  Anm.  von  P.  Meyer  (Gir.  de  Rouss.  p.  316)  mit  einem  Zitat 
aus  Histoire  de  Guillaume  le  maröchal:  .  .  .  sachiez  que  li  Normant  Deivent  les 
Premiers  cops  avant  Aveir  en  cbesoune  bataille.  Siehe  noch  Doon  p.  255  uod 
Otinel  p.  57,  wo  ein  Türke  den  König  Garsilies  bittet  „Du  premier  cop  por 
ocirre  RoUant  Ou  Olivier  ou  Otinel  le  grant. 

1)  Bemerkenswert  ist  hier  wiederum  der  Einfluas  der  Barone  (cf.  Euler 
p.  20:  Zitat  186).  Loh  II,  47  f.:  A  Chaalons  vienent  li  ost  Pepin.  Garin  baillörent 
renseigDB  Saint -Denis.  Oft  ist  der  König  im  Zweifel,  er  fragt  Gott  und 
St.  Denis  um  Rat.  Chev.  Og.  435  (auch  von  Ealer  zit.):  E  Dex!  diät  Kalles  qoi 
le  mont  dois  salver,  Gonseilliös  moi,  saint  Denis  li  bons  her,  Qui  donrai  jo 
m'oriflambe  k  porter.  InHue  Gapet90  ernennt  die  verwitwete  Königin  Blanche- 
flor  Hugo  zum  Bannerträger:  „Huez**,  ce  dist  ly  roine,  ,,je  voas  prie  et  requier 
l'aujourd'ui  en  bataille  veuilliez  sau  detriier  Les  fleurs  de  France  porter  et 
enquerqnier.**  Auch  die  Heidenkönige  ernennen  ihren  F.;  Foul  que  84:  Sanguin 
ferai  mon  gonfanon  porter.  Prise  d'Or.  891:  Qui  me  prendra  Guillaume  le 
gnerrier  De  mon  reaume  sera  confanonnier;  vgl.  Daurel  167  etc. 

2)  Foulque  107:  11  (seil.  Bertrans)  porte  roriflambe  en  baUille  tous  tans; 
Gui  de  Nant  p.  7:  D'ore  avant  porterez  mon  roial  gonfanon,  Si  com  fist 
vostre  pere  Garnier.  Foulque  109:  Loeys  en  apele  quens  Bertran  li  courtoia: 
Vous  porterez  m'enseigne,  amis;  car  o'est  vo  drois*,  vgl.  Aiol  8671;  Foulque  99 
(ms.  7188);  Loh.  I,  190;  Prise  dePamp.  584,  145L  Ali  sc.  78;  Graf  Wilhelm  von 
Or.  sagt:  Car  douce  France  doi  je  par  droit  garder  Et  en  bataille  Toriflambe 
porter;  Aiol  3838  (Looys  sagt  von  Aiol):  „Se  honors  li  rendroi  ia  a  tenir, 
Gonfanoniers  seroit  de  mon  pais,  Si  aroit  mon  roiaume  tont  a  baillir." 

3)  Robert  1690;  der  Papst  wird  nicht  nur  für  wfirdig  j befunden,  eine 
«conestablie"  zu  fuhren,  sondern  sogar:  Por  garder  le  dragon  roial,  Quen'iadoist 
chelegent  male.  Doon  269:  L'archevesque  Turpin  a  Tensegne  portee.  Chev. 
Og.  3418:  Et  en  bataille  serös  gonfanonniers  (Desiderins  zu  Henog  Ogier). 
Narb.  2884:  Guillames  (seil  cuens!)  claime  Pansaingne  et  Toriflor;  vgl.  auch 
Zit  2. 

4)  Ren  aus  64/80:  II  (seil.  Karies)  prist  la  grant  ensaigne,  si  la  ploia  en 
trois;  Aiol  10666:  Et  Loeys  cheualche  s'oriflambe  leuöe;  vgl.  Renaus  370/8  f. 
Roland  2810fr.;  ib.  2970 ff.;  Gaydon  148;  293.  Auch  der  Heidenkönig  Aubigant 
trägt  seine  Fahne  (Doon  271). 


Eönigtum  und  LehnnweHen  im  framsötdachen  Nationalepoe  341 

tiiger  tatsächlich  oherster  Heerführer^)  und  Besitzer  anderer  hoher  Ämter ^). 
Zum  Schutze  der  Fahne  werden  mitunter  mehrere  Ritter  bestellt'). 

Der  König  gibt  das  Zeichen  zum  Augriff;  er  bestimmt  auch  die  Art 
des  Krieges.  Er  leitet  z.  B.  die  Belagerung  einer  Burg.  Während  des 
Kampfes  sehen  wir  ihn  oft  tapfer  streitend  mitten  im  Kampf gewühl^  wobei 
ilim  eine  besondere  Leibwache  schützend  zur  Seite  steht*),  und  im  Felde 
erträgt  er  alle  Unbilden  des  Lagerlebens  geduldig  mit  (Euler  50).  Er  be- 
fiehlt die  Verfolgung  der  Feinde  und  ordnet  den  Rückzug  an.  Heeresflucht 
belegt  er  mit  schwersten  Strafen*). 

1)  Raonl  7727:  Dist  ramassor:  „Biax  amis  Corsabr^s,  Je  yous  conment 
m'oriflanbe  a  porter,  Tonte  ma  gent  coDdaire  et  cbaeler."  Vgl.  Tamassia  208; 
Bmnner  II,  213;  Wamkönig  I,  §  102;  Baltzer:  Zar  Gescbicbte  des  Deutschen 
Kriegswesens  in  der  Zeit  der  letzten  Karolinger  bin  auf  Kaiser  Friedrich  II., 
Leipzig  1877;  p.  113  sqq.  AnselTs  10054:  La  premeraine  conduist  par  tel  devise 
Ke  Toriflambe  li  fu  es  mains  mise. 

2)  Aye  1:  II  le  fist  seneschai  et  son  gonfanonier.  Narb.  2834:  Gnillame 
ci&iinc  Tansaigoe  et  roriflor,  Si  doit  garder  les  pais  tot  antor;  ib.  738:  Et 
rorifamble  de  France  la  vaillant  Avra  11  bers  den  nos  seron  joiant;  De  lai 
tandront  Baivier  et  TAlement;  vgl.  Alisc.  78;  Chev.  Og.  3416;  Orson  1651  f.; 
3556;  Aiol  3838. 

3)  Macaire  195:  A  Ysorö  baille  son  gonranon.  Et  an  Danois  et  an  conte 
Fagon;  Et  Belians  i  fn,  de  Be8an9on.  Cil  ont  guiö  Tenseigne  roi  Kallon;  vgl. 
ibid.  197. 

4)  Fierabras  2:  Quant  les  secourut  Karies  o  les  viellars  barb6s;  ib.  6; 
6«yd.  160:  Aprez  lui  (seil.  Karies)  poingnent  et  Ogiers  et  Naynmons,  Baeves  sans 
barbe  et  de  Lengres  Hoedons,  Thierris  d'Ardenne  et  11  dus  Huidelons,  Li  dns 
Richars  et  Bueves  d'Aygremont,  Et  le  bamaige  dont  11  i  ot  fuison.  Beachte  ibid. : 
Gaydes  revint,  o  lui  maint  compaingnon  Qui  les  viellars  ne  doatent  *r  boaton. 

—  Prise  dePamp.  5579:  E  Temperier  de  Roume  con  zoie  e  con  salns  S'aoberza 
en  la  citiä  ou  siens  plus  priviös  drus.  Anch  der  schlafende  König  wird  be- 
wacht; Sax.  II,  169:  La  se  coucba  li  rois  et  ses  barons  antor.  L'escbargaite 
eommande  ä  son  consoilleor  Duo  Naymon  de  Baviere,  vers  cui  ot  grant  amor; 
vgl.  Mort  Aym.  2180  ff.  Enf.  Og.  1569;  Loh.  II,  157;  Anseis  1006;  10013;  11270. 

-  Brunner  II,  98;  Waitz  III,  545;  Tacitus  Germania  c.  13;  Schröder  31;  139 f.; 
159.  Diese  „droz"  und  „privez*  des  Königs  (siehe  anch  I,  B  6:  Kronrat  und 
Hoftag)  sind  zurückzuführen  auf  die  „trustis**  (Antrustionen),  das  Dienstgefolge 
des  Königs  in  merowingischer  und  karolingischer  Zeit,  welches  ausser  im  franz. 
Epos  auch  in  der  deutschen  Volkssage  fortlebt  (Per,  palasin,  table  ronde).  Vgl. 
Schröder  162  f.,  Brunner  II,  98,  101.  —Über  das  Gefolge  der  Königin  cf.  I,  B3: 
.Königaehe,  Königin  etc."  Es  war  übrigens  notwendig,  dass  der  König  Be- 
waffnete zur  Verfügung  hatte,  um  im  Notfalle  auch  ohne  «ost  banie''  zur  ersten 
Abwehr  bereit  zu  sein.  K  1  i  e  207 :  Quant  Tentendi  11  rois  moult  dolans  en 
deaint,  Ne  daigna  mander  ost  ne  semonse  ne  fist,  A  che  de  gent  qu'il  ost, 
eotra  en  son  pais. 

5)  Lob.  I,  90:  Par  Tost  cricrcnt  le  ban  au  roiPepin,  N'i  ait  vassal  si  haut 
ne  si  hardi  De  l'ost  se'part,  por  les  membres  toUir.  —  Durch  Enterbung  bestraft 
(TgL  Tamassia  208;  Chev.  Og.  860—927). 


342  Ferdinand  Werner 

Das  eroberte  Land  ist  sein  Eigentum  (vgl.  IB2bd)  und  wird 
mit  Befestigungen  versehen^)  (Waitz  IV,  61 3 f.),  wie  es  denn  überhaupt 
ein  Königs  Vorrecht  ist,  Burgen  zu  bauen  und  Städte  mit  Mauern 
zu  umgeben.  Ohne  seine  Erlaubnis  darf  kein  Vasall  eine  Befestigung 
anlegen  '). 

Auch  Besatzungen  bleiben  in  den  eroberten  Landstrichen  zurück'). 
Die  Gefangenen  und  die  Beute  gehörten  ebenfalls  dem  König  (cf.  IB2 
b  d)\  das  eroberte  Gut  wird  meist  an  die  Truppen  verteilt^  doch  steht  das 
in  des  Königs  Belieben  (Euler  p.  51).  (Ober  Starke,  Zusammensetziug  des 
Heeres,  Dauer  des  Waffendienstes  vgl.  ausser  Neumann  16  ff;  Lavisse  III,  1, 
p.  376;  unten  111,3.) 

ß)  Der  König  ist  oberster  Richter. 

1.  Des  Königs  Gerichtsbarkeit')  (Bastars  4012:  Se  je  sui  roys  clani^, 
c'est  pour  justice   faire;    Schröder  172ff.;    Waitz  IV,  365 ff.)    erstreckt    sich 


1)  Aiol  10166:  Quant  il  orent  la  tere  nraiement  asenee,  Les  casteas  et  les 
marches  toutes  asenrees,  Et  il  ot  de  sa  gent  la  tere  bien  puplee.  Vgl.  Renans 
122/35-,  Prise  de  Pamp.  3870:  Le  roi  gami  les  terres  selong  che  li  fu  gr6.  — 
Der  König  Ti6bau8  sagt,  Loh.  III,  29:  Qoe  je  pris  triöves  por  mes  chastianx 
fioer;  vgl.  Fonlque  84;  Gnill.  de  Palerne  9236;  Sax.  I,  101;  ib.  II,  102:  Karl 
sagt:  «Fort  cbastel  i  ai  mis,  D'en  ai  mie  dotance.** 

2)  Der  VerrlCter  Grifon  bittet  Karl  um  die  Erlaubnis,  eine  Barg  anlegen 
SU  dürfen  (Gaafrey  154).  In  Aye  p.  81  wird  dem  König  von  Herzog  Garniere 
ersShlt:  „Gamiers  Ta  referme  sanz  vostre  congiö.*"  Cf.  Loh.  I,  144;  Boeves  2547  if. 

3)  Vgl.  S.  28,  Zit.  8;  Guill.  de  Palerne  2409:  Puls  met  ses  gardes  par  les 
tours,  Par  les  cit^s,  par  les  hononrs  (Waitz  IV,  618  f.). 

4)  Ren  aus  252/2:  A  vos  me  vieng  clamer  des  'iiii*  fias  Aymon  Et  si  me 
faites  droit  de  Mangis  le  larron.  Tos  mes  homes  ont  mors  et  getös  en  prison. 
(Also  Anklage  vor  dem  König.  Vgl.  Branner  II,  600.)  Renaas  252/11:  A  tos 
me  yieng  clamer  que  justice  en  aiom.  Loli.  II,  48:  Le  roi  qui  droit  doit  main- 
tenir.   (S.  Waitz  IV,  472.)    Cor.  Looys  175:  Qaant  Dens  fist  reis  por  pueples 

justicier  II  nel  fist  mie  por  false  lei  jagier Aimer  deit  les  torz  abatre  soz 

ses  piez;  vgl.  ib.  (Hs.  D.)  89,  162.  — Narb.  1554:  (Man  droht  ihm,  wenn  er  dem 
Gekränkten  nicht  zu  seinem  Rechte  verhilft.)  Se  n'en  ai  droit,  mort  sui  et 
confondu.  James  por  vos  ne  porterai  esca;  ib.  2226:  Des  Ncrbonois  se  sont  an 
roi  damö;  vgl.  ib.  2466  ff.  Der  König  sagt  selbst:  (ib.  2725)  „Loez  me  vos  tel 
plet  a  maintenir,  S'uns  orgnellex  vient  a  ma  cort  servir,  Qae  il  me  doie  ma 
cit6  estormir,  Mes  genz  ocirre  et  mes  omes  lesdir?  Rois  qai  ce  saefre  ne  doit 
terre  tenir,  Et  toz  li  monz  le  devroit  bien  honir;  vgl.  GailL  de  Palerne  9244; 
9259;  9318.  —  Dieser  Ansicht  ist  auch  die  Gräfin  Aalais  von  Cambrai,  die  za 
dem  gesinnangslosen  Looys  sagt:  „Tu  ne  deoses  pas  regne  justicier.**  (Raoal 
5227.)  Ib.  5280:  Qa'ä  tort  ies  rois,  bien  le  puis  afichier,  Quant  celui  laises  a  ta 
table  mengier  Qi  ton  neveu  fist  les  menbres  trenchier.  —  Narb.  2489:  Ne  nos 
savom  aillors  a  qui  clamer,  Fors  a  vos,  sire,  qui  nos  devez  tanser.  —  Orson 
8307:  nVous  estez  mes  amia  et  maniece  avez  prise,  Mais  je  ne  puis  lasier  a  tenir 


Königtum  und  Lehnsweaen  im  fraozösiflclieD  Nationalepoe  343 

über  ganz  Frankreich  (Chev.  Og.  4172:  Eallemaines  qui  de  Franoe  a 
jostice),  auch  über  Hochadel  und  Geistlichkeit^).  Deshalb  kann  der  König 
sdne  Vasallen  zur  Verantwortung  entbieten,  wann  und  wohin  er  will*). 
Doch  ist  dem  Angeklagten  oft  die  Wahl  unter  verschiedenen  Arten  gelassen'). 
Der  Aufforderung  zum  Gerichtstage  zu  erscheinen  wird  der  Grund  zur 
Verantwortung  beigefügt^).  Unheil  droht  jedem,  der  sich  dem  Gebote  wider- 
aetst'). 

h  jaitiBe.**  Dennoch  beugt  der  König,  der  diese  Worte  spricht,  das  Recht,  wie 
wirdis  in  der  Geschichte  und  Sage  so  oft  finden.  Vgl.  Orson  503:  „Qui  oi 
Tolei  man  mere  san  son  grei  marier  Et  moi  volez  doa  tont  vivant  desheriter: 
Yoos  faites  grant  piohiö,  s'an  fates  a  blasmer."  Auch  bei  den  Heiden  ist  der 
König  oberster  Richter:  Foniqne  182:  Roy  fu  de  Raisse:  Navarre  otk  bailiier. 
Et  S^bil  la  large  fnt  sene  k  justicier;  vgl.  Fierabras  60-,  88  etc.  n.  a.  m.  In 
Meriadaes  11590  heisstes  von  einer  Königin:  La  roine  kl  Jnstiooit  Caradigan. 

1)  Chev.  Og.  9115:  ....  seit  dux  seit  quens  oa  liant  baron  proisi6s.  — 
Baonl  6455:  «Par  celle  feit  que  je  dois  saint  Denis,  N'a  arcevesque  an  trestot 
moD  pais,  Ne  nnl  evesque,  ne  abbet  beneYt,  Se  il  me  Yuelt  desfendre  et 
•oDtredir,  Que  ne  li  face  tos  les  menbres  tolir."  Chev.  Og.  2398:  Qui  (seil. 
Brnnamont)  tient  Maiolgre  le  grant  ille  de  merEde  Monfrin  Jnstise  tos  les  pers; 
ib.  9272.  Gnill.  dePalerne  8888:  Bonnivens  ot  la  cit^s  non,  Si  estoit  Tapo- 
stoile  lige,  Fors  que  la  souvraine  justice  £n  estoit  k  Pempereor  (seil,  de  Rome.) 
—  Der  Herzog  Riebard  von  der  Normandie  hat  Beanvoisis  geplttndert  Pippin 
sieht  gegen  ihn.  Richard  unterwirft  sich  und  wird,  da  er  Begnes'  Vetter  ist, 
begnadigt  (vgl.  Loh.  I,  67,  70). 

2)  Renans  17/3:  Iluec  seras  }ugi6s  en  la  sale  k  Loon.  —  Aiol  4597: 
.Kais  nienge  a  moi  droit  faire  ci  a  Orliens.*  •—  Loh.  I,  284:  „Donnez  li  jor,  il 
Tenra  devant  ti,  De  Tamander  est-il  prös  et  gamis."  —  Orson  2441:  „Et  me 
Teigne  droit  faire  k  Biauvaiz  la  mason.'*  —  Aymeri  622:  „Mes  jngemenz 
tendrai  oi  (id  est:  Loon)  et  mes  lois;  Cui  en  fera  chose  desor  son  pois,  A  moi 
B*en  viengne  ci  clamer  demenois,  Car  ja  aillors  ne  Ten  sera  fez  droiz.^'  Loh.  I, 
212:  „Viegne  droit  faire  k  Rains  on  a  Paris.'*  Der  Bote  des  Königs  fügt  hinzu: 
(ib.  212)  Oa  k  Sissons  ou  au  bore  Saint-Denis;  vgl.  ib.  287:  Et  dist  li  rois:  „Et 
je  rotroie  ensi;  Et  jel  vous  doins  en  ma  conrt  k  Paris  A  l'endemain  de  feste 
Saint-Denis;  vgl.  Gayd.  130  u.  s.  f.  Doch  nicht  nur  um  zu  richten,  entbietet 
der  Herrseber  die  Mannen,  er  tut  es  auch,  um  an  ihnen  von  seiner  Seite  ver- 
fibtes  Unrecht  zu  sühnen.  Wilhelms).  108:  Tot  maintenant  a  sa  cort  mandö 
Trestoz  ceus  de  cui  il  savoit  Que  rien  del  lor  a  tort  avoit,  S'a  ohascun  randu 
le  sien. 

8)  Girb.  de  Mets  499/32:  Dites  Fromont  de  Lens  le  posteis :  Jelesemons 
de  droit  en  mon  pais,  Vuet  a  Estanpes,  ou  o*il  vuet  a  Paris,  cMl  vnet  a  Lengres, 
et  je  le  vnel  ausi. 

4)  Loh.  I,  212:  Et  si  te  mande  que  ta  foi  as  menti;  Sans  son  congiö  que 
tu  as  fame  prins,  Par  ton  orguel  as  son  baron  assis. 

5)  Girb.  de  Metz  499/36:  C*il  le  refnse  et  il  ne  vuet  venir,  Defieis  lou  tot 
maintenant  iqui  Et  si  li  dites  voiant  tos  ses  amins:  GHrai  a  lui  por  sa  terre 
siisir,  Ne  li  laire  donion  ne  roulais  Que  je  ne  faisse  tot  a  terre  flatir;  cf.  ib. 
501/21  ff. 


344  Ferdioand  Weroer 

2.  Die  Rechtsprechung  des  Königs  ist  arbiträr^),  und  die  verhängten 
Strafen  zeichnen  sich  durch  mittelalterlich-grausame  Härte  aus*).  Doch 
beschränkt  auch  hier  der  Einfluss  der  Barone  häufig  die  zu  weitgehende 
Betätigung   der  königlichen  Gewalt^).     Der  Herrscher   fordert    die  Vasallen 

1)  Aiol  5169:  A  haute  uois  s'escrie:  „Baron,  or  les  prendes!"  —  Gir.  de 
Viane  18:  «Pren68  las  moi,  dist  Karies  k  fier  vis,  S*en  ferommes  jostice.  — 
Sax.  II,  38:  Dites  a  Alemanz,  la  pute  gent  sanvage  Et  Baviers  et  Lombarz  et 
Borgoignons  evage,  Q'il  facent  mon  commant  par  paine  de  servage.  Se  il  est 
contredit,  n'i  metront  autre  gage ;  Ne  tanront  mais  mon  fief  an  trestot  mon  aage. 
—  Auch  Guiteclias,  der  Sachsenkönig  sagt  Sax.  II,  64:  „Se  vos  ne  me  randez 
Karloo  an  mon  demaine,  Vos  ne  tanrez  jamais  piain  pi6  de  mon  demaine.  — 
Ogier  weigert  sich  (Chev.  Og.  3204  fr.),  die  ihm  von  Karl  angebotene  „amende" 
anzunehmen.  Da  sagt  Karl  zu  ihm:  „Dont  vnidi^s  mon  rögnier  Quant  ä  lapais 
ne  vol^s  otroier.  Se  puls  demain  vos  puis  as  poins  baillier  Je  vos  ferai  en  ma 
cbartre  lanchier.«  Vgl.  ib.  8750  ff.  Raoul  4883  flF.;  Berta  1107.  —  Amis  795: 
S'espäe  mande,  volt  lui  toillir  le  chlef.  Vgl.  Hervis  1081  etc.;  Narb.  1539; 
Gayd.  20,  229,  230;  Aye  6,  32;  Gui  de  Nanteuil  10;  Loh.  I,  141;  Enf.  Og.  78; 
Aiol  4077,  4473,  4502;  Chev.  Og.  188 ff.,  382  f.  n.  s.  w.  Der  König  bestimmt  auch 
die  Busse,  Enf.  Og.  205:  Charles  meismes  l'amende  devisa. 

2)  Ausser  leichteren  (Vermögens-  oder  Freiheitsstrafen  z.  B.  Enterbung: 
Aiol  3707;  Narb.  1538  etc.;  Gcldbussen:  Raoal  2271;  Kerker:  Aiol  5646  a. 
V.  a.  a.  m.;  Sklaverei:  Anseis  9335;  Verbannung:  Huon  de  Bordeaux  116; 
Floovant  5)  oder  schimpflichen  Strafen,  z.  B.  Satteltragen  (Fierabas  82), 
Sporenabschlagen  (Loh.  II,  145)  finden  sich  Ahndungen  von  furchtbarer 
Härte  (vgl.  Amira  197;  Grimm  RA.  II,  254  ff.;  Mertens  p.  62  f.).  Z.  B.  Hängen 
(Raoul  1450),  Enthaupten  (Amis  753),  Verstümmelung  (Raoul  4828),  Verbrennen 
a)  auf  dem  Scheiterhaufen  (Renaus  135/16),  b)  in  heissem  Wasser  (Loh.  II,  54), 
Zerstreuen  der  Aschenreste  in  die  Luft  (Amis  732  f.),  Totschleifen  (Jourd.  4121), 
Schleifen  nach  dem  Tode  (Amis  1750),  Ertränken  (Jourd.  3794),  Lebendigbegraben 
(Renaus  135/15),  Entdärmen  (Raoul  2271),  Angenansreissen  (Girart  de  Rouss.  §  1), 
Ohrenabschneiden  (Gir.  de  Viane  16),  Zerreissen  durch  Pferde  (Roland  3964  ff.), 
Abbauen  der  Gliedmass  *a  (Raoul  4883  ff.)  u.  s.  w.  —  Diese  grauenhafte  Gerichts- 
barkeit ist  die  „dolerexse  jostice"  (Narb.  2712).  Auch  die  Heidenfllrsten  Oben 
ein  Billigkeitsgericbt  ans.  Vgl.  Prise  de  Pamp.  2640  ff.  (Marsilies  lässt  Gesandte 
Karls  hängen);  in  Doon  278  droht  der  König  Danemons,  die  gefangenen  Franken 
hängen  zu  lassen;  cf.  die  arbiträre  Gerichtsbarkeit  des  amustans  in  Bueves  de 
Commarchis  646,  690,  2744;  die  des  amiral  in  Narb.  6078;  s.  auch  Hervis  1107; 
Narb.  2735  etc. 

3)  Gaydon  185:  Pendus  sera,  mi  baron  Pont  jngi*.  —  ib.  227:  Et,  s'on 
le  jnge,  chascuns  iert  desmembrez.  Vgl.  ib.  307.  —  Gir.  de  Rouss.  §§  178,  183, 
230,  248  (siehe  Trad.  p.  P.  Mayer  p.  63,  note).  —  Aiol  7861  Beinier  li  traitor 
m'amenes  devant  moi,  Tel  iustiche  en  ferons^  con  jngeront  Francois.  Vgl.  Chev. 
Og.  862  ff.,  885  f.  Dient  Franyois:  Tos  seit  d^shöritös.  En  hone  corte  ne  doit 
mais  entrer.  —  Mort  Aym.  530:  Fere  jostice  au  los  de  mes  amis.  Girars  de 
Viane  161 :  S6  prans  Girars,  si  en  fai  decepline,  A  jugement  de  ta  chevalerie. 
Aiol  5174:  Les  fesist  pendre  as  forques,  s'on  ne  Peust  blamö.  Vgl.  Chev.  Og. 
3207  etc.;  Alisc.  66;  Aye  21;  Berte  2324:  Mais  contre  jugement  ne  vueil  je  mie 
aler  (vgl.  auch  Waitz  IV,  493;  Glasaon  IV,  7;  Tamassia  201;  VioUet  II,  184  ff.). 


Königtum  und  Lehnswesen  im  franzÖBischen  Nationalepos  345 

auf,  ihm  mit  ihrem  Urteile  zur  Seite  zu  stehen*),  indem  er  sie  in  ihrer 
Gesamtheit^)  oder  einzelne  Grossfeudale  ^)  oder  die  12  „pers"*)  zum  Richt- 
sprache  heranzieht.  Wagen  die  Barone  eine  Entscheidung  nicht,  und  dies 
geschieht  nicht  selten  aus  Furcht  vor  der  Blutrache  der  unterlegenen  Sippe, 
so  spricht  der  König  selber  das  Urteil*).  Kommen  aber  die  Urteilsfinder 
zu  einem  entscheidenden  Verdikt,    so  muss    sich    der  Monarch   auch    einem 


1)  Roland  3750:  Seignnrs  baruns,  90  dist  Carles  li  reis  De  Guenelun  kar 
meJQgiez  le  dreit. 

2)  Vgl.  S.26,  Zit.2.  —  Cbev.  Ogier.  6083:  Si  vos  ferai  Ames  homesjugier. 
Aye  21:  Tant  qu'il  ara  fet  d'eus  son  piain  jagement.  Alisc.  66:  La  gent  Ic  roi 
illaec  V08  jugera.  —  Narb.  2684:  8'or  n'en  fet  Charles  le  los  de  ses  amis  £tle 
lealjugement  de  Paris;  of.  Renans  357/12.  Gir.  de  Rouss.  §  231:  U  veut  avoir 
r&Yis  de  tons  les  siens  au  sujet  de  Girart;  cf.  ib.  §  235,  §  401. 

3)  Gir.  de  Rouss.  §  230:  Et  si  Girart  peut  te  faire  droit  an  jagement  de 
Kicbart,  de  Galerant  ton  comte,  ou  de  Foucart,  d'Alon,  d'Acelin  et  de  Brochart' 
tu  ne  dois  pas  te  mettre  dans  ton  tort,  vouloir  la  perte  de  Girart . . .  Lob.  III, 
36:  n  en-apele  Berengier  et  Sanguin,  De  Nivemois  le  bon  comte  Amanri:  „Fai- 
tes-moi  tost  cest  jagement  o'ir,**  —  Gir.  de  Ronss.  §  178;  Capet  234. 

4)  Haon  p.  294:  Se  jou  voloie  aler  k  cniaat6,  Vous  savös  bien  quMl  seroit 
tni'n^;  Mais  por  Tamor  qu'il  est  *i*  de  vos  pers,  Le  vorrai  jou  par  jngement 
mener.  Hier  stellt  also  der  König  seine  arbiträre  Entscheidung  (vgl.  Raonl  4863: 
„6'en  prendrai  droit  a  ma  devision'*)  dem  „leal  jugement^^  scharf  gegenüber. 
Er  verzichtet  aber  anf  seine  „justice  souvrainne**  (Gayd.  59)  und  beruft  die 
pers  za  einem  Gericht,  das  sich  dann  in  ein  Zimmer  zurückzieht.  Haimes  er- 
öffnet die  Beratung  (Huon  295),  doch  kommt  diese  zu  keinem  Abschluss.  Haimes 
macht  Karl  daraaf  aufmerksam,  dass  ein  «per"  nur  an  ganz  bestimmten  Orten 
abgeurteilt  werden  darf  (ib.  299).  „Por  jugier  homme  qui  seit  'v  de  vos  pers. 
Jel  vous  dirai,  ne  sai  si  le  sav^s:  Li  uns  en  est  al  bore  de  saint  Omer,  Li 
aatres  est  a  Orliens  la  cit6,  Et  li  tiers  est  k  Paris,  par  vert^."  In  eine  dieser 
Städte  muss  also  Huon  gebracht  werden.  „Oar  n'iert  jngi^s  ^aiens  en  cest  ostel 
Par  home  nnl  qui  de  mere  soit  nö."  Karl  ist  damit  nicht  einverstanden,  doch 
löst  sich  die  Spannung  durch  das  Eingreifen  Oberons.  Gayd.  308:  Karl  sagt: 
.Tant  en  ferai  com  jugeront  li  per."  Capet  177:  Dez  'XU*  pers  de  France 
qu'icby  endroit  voit  on  Voray  croire  consail  et  infoumasion,  Et  si  en  feray  tant 
qn'il  leur  venra  k  bon,  Mais  qae  drois  jugemens  n'i  ait  dilasion."  Also  auch 
der  „per"-Spruch  ist  durch  das  Recht  beschränkt.  Vgl.  ib.  178,  181:  auf  Wunsch 
der  „XII  per"  wird  der  Rebell  Fedry  begnadigt.  —  In  Capet  p.  15  weigern  sich 
die  „per«  einen  Spruch  zu  fällen :  ^Mais  ly  per  respondirent  qu'il  n'en  jugeront 
ja";  ib.  234  entscheidet  der  König  rasch  und  nach  eigenem  Ermessen,  ohne,  wie 
Ansei  de  Goncsse  vorschlägt,  die  „per**  nach  der  Residenz  za  berufen.  Eine 
feste  Rechtsnorm  gab  es  eben  nicht.  Die  brutale  Macht  entschied.  Daherkamen 
denn  auch  die  endlosen  Kämpfe  (Schröder  115  n.  118). 

5)  Loh.  III,  36:  „Je  jugerai**  ce  dit  li  rois  Pepins,  „Par  tel  convent  com 
V08  porroiz  oir;  Que  s'il  i  a  cscuier  ne  meschin,  Nc  Chevalier  tant  soit  de  riclic 
Ho,  86  a  mon  dit  met  nesun  contredit,  J'cn  combatrai  orcndroit,  sans  respit, 
Trestos  armös  sor  nn  cbeval  de  priz.*    Cbascuns  se  taist  qne  mot  ni  ot  tenti. 


346  Ferdinand  Werner 

seinem  Willen  entgegengesetzten  Urteil  fügen.    (Euler  p.  62;   Falk,    £iude^ 
p.  14.)    Tut  er  das  nicht,  sparen  die  Feudalen  nicht  mit  ihrem  TadeP). 

3.  Der  König  hat  fernerhin  das  Recht  der  Begnadigung^).  Da  mam 
bei  der  Furchtbarkeit  der  Strafen  seine  Ungnade  fürchtet  %  so  wird  erwartet^ 
dass  er  Gnade  übe^).  Auch  hierbei  ist  der  Einfluss  der  Barone  von  Be- 
deutung, sei  es  nun,  dass  ein  besonders  angesehener  Mann  unter  ihnen  den 
König  umstimmt'*^),  oder  dass  der  König  auf  die  Ansicht  des  Klägers 
achtet®).  Mitunter  lehnt  der  Fürst  aber  ein  Gnadengesuch  ganz  ab  oder 
lässt  sich  bloss  zu  einer  bedingten  Begnadigung  herbei''). 

1)  Aiol  5174:  Les  fesist  pendre  as  forqnes,  s'on  ne  röust  blame.  Gir.  de 
Rouss.  §  183.  —  Lob.  I,  284:  Sil  a  vers  vous  de  oules  riens  mespris  Et  il  se 
vaet  amender  devant  ti  Aa  loement  des  Chevaliers  gentis  Vous  oel  devez  echi- 
ver  ne  gaerpir.  Vgl.  ibid.  die  Anm.  von  P.  Paris  und  die  Worte  des  Bemars 
de  Naisil:  «Droit  jugement  ä  ei.*  Auch  bei  den  Heiden  ist  des  Königs  Billig- 
keitsgericht nicht  schrankenlos.  Vgl.  Prise  d'Or.  1691:  Die  „auma^or*  zu 
Desramö:  «Puis  le  menras  en  Palerne  t'anor,  Se'l  jageras  k  la  loi  paienor.* 

2)  Vgl.  Waitz  IV,  499  ff.;  Viollet  11,  234 ff.;  Loh.  I,  282:  „Ales  an  roi,  si 
li  criez  merci,  Que  il  vons  doint  un  petit  de  respit  De  faire  droit  et  de  droit 
recoillir.*  ib.  II,  37:  Vous  n'estes  mie  desous  mon  escti  bis;  Mais  or  proiez 
l'emper^or  Pepin  QiiMl  ait  pitiö  et  de  moi  et  de  li.  —  ib.  II,  211:  Li  quens 
Fromons  au  tref  le  roi  en  vint :  Trestout  parös,  a  genoillons  se  mist,  Ensemble 
0  lui  si  homme  et  si  amin;  vgl.  Doon213,  218;  Jourd.  36öö',  Chev.  Ogier  852  ff.; 
Loh.  II,  25,  54 ff.  etc.;  Narb.  7860  ff.;  Enf.  Og.  1178,  1380  ff.;  Henris,  Anl.  IX, 
1404;  Girars  de  Viane  18 f.;  Charroi  N.  348;  Rose  5511  u.  a.  m. 

3)  Aye  7:  „N'avons  mestier  en  France  quant  vous  nons  y  baez«  Micx  weil 
en  autre  terre  vivre  k  povretez." 

4)  Loh.  II,  210:  „De  son  bon  priuce  doit-on  avoir  merci. ** 

5)  Renans  358/12:  Quant  li  rois  ot  Naymon,  si  ot  le  euer  mari,  Que  il 
savoit  de  voir,  Aymes  n'ert  par  boni,  Puisqae  jug]6  l'a  Naymes  li  rices  das  flori; 
Ne  la  desdiroit  mie,  desqu'il  l'a  dit  issi.  —  Worauf  denn  Aymes  entlassen  wird. 

6)  Loh.  II,  42:  Pippio  erwidert  auf  das  Gnadengesuch  der  Bordelais:  — 
„N'en  ferai  rien,  a  ce  dist  li  rois  Pepins,  S6  nel  me  loe  dans  Begues  de  Belin, 
II  et  ses  freres  li  Loherens  Garins.**  Begnes  erwidert:  „II  n'est  mie  sor  mi,  mais  sor 
lo  roi  qui  droit  doit  maintenir;  Fasse  mes  sires  son  bon  et  son  plaisir."  (Be- 
achte, dass  die  Lothringer  Herzöge  königstreue  Vasallen  sind!)  Worauf  dann 
Pippin  dem  Fromons  verzeiht:  Son  mautalent  li  pardonne  Pepins  II  et  das  Be- 
gnes et  ses  freres  Garins.  —  Auch  in  Bastars  4471  ff.  verzeiht  König  Baudooin 
dem  Bastars  erst,  als  sich  Ector,  der  Vater  eines  von  dem  B.  erschlagenen 
Fürsten,  damit  einverstanden  erklärt. 

7)  Rose  5511:  Tnit  ensambla  11  ont  requise  La  merci  por  le  seneschal. 
Doch  5521:  C*cst  por  noient.  Erst  auf  Wunsch  der  Königin  wird  die  Todes- 
strafe (die  auch  ablösbar  sein  kann;  vgl.  Amis  1402^  Aye  33  etc.)  fHr  den 
Seneschall  in  Verbannung  umgewandelt:  Rose  5571:  Fetes  li  Alemaigne  et 
France  vuidier;  si  s'en  voist  outre  mer.  Vgl.  ib.  5575  ff.  Her  vis  1070,  1096, 
1106:  Ufstasses  begnadigt  Baudris  zwar:  II  fait  de  fourkes  le  prince  ramener; 
aber  er  entzieht  ihm  seine  Schlösser  und  Städte  mit  Ausnahme  eines  Palastes  io 


Königtam  und  Lehnsweflen  im  französischen  Nationalepos  347 

Ober  den  Rechtsgang  vgl.  Eoler  15ff.;  Falk  13ff.,  45 ff.;  Schultz  II, 
133ff.;  Amiral95ff.;  Kalbfleisch  26 ff.;  Pfeffer:  Die  FormalUäten  des  goites- 
gmcküichen  Zweikampfs;  s.  auch  Hol.  3742 ff.;  Amis  727 ff.;  Brunner, 
Fwsck.  88 ff.,  260 ff.;  Grimm  RA.  II,  563 ff. 

y)  Der  König  besitzt  die  oberste  Banngewalt. 

1.  D&s  wichtigste  Recht  des  Herrschers  ist  der  Königsbann,  d.  h.  die 
Befugnis,  zu  gebieten  und  zu  verbieten^).  (Waitz  III,  315 ff. ;  Brunner  II, 
40ff.;  Schröder  112 ff.;  471  und  sonst).  Sein  Gebot  erleidet  keinen  Wider- 
spruch, es  sei  denn   bei  schwerster  Strafe*),  deren  Strenge  im  Epos  in  be- 


TjrruB.  —  FlooY.  5:  ClooYis  unterlässt  erst  auf  dringende  Bitten  seiner  Gemahlin 
die  Enthauptung  des  Floovant,  verbannt  ihn  aber  auf  sieben  Jahre  aus  Frank- 
reich, indem  er  durch  seinen  „Bann**  bekanntmachen  lässt,  dass  er  Jede  Be- 
^DBtigung  des  Verbannten  an  Gut  und  Blut  ahnden  werde.  —  Vgl.  zum  Verbot 
der  Begünstigung  eines  mit  dem  Bann  belegten  Mannes  Loh.  III,  137. 

1)  Vgl.  Zit.  2.  —  Aiol  8143:  Et  respondi  11  rois:  Je  Potri  et  oommanc; 
Chev.  Og.  9968:  Je  Totroi  et  creant;  Ren  aus  5/6:  Je  leweil  et  otroi^  ib.  345/15: 
H  f&it  soner  retrait;  ib.  345/17:  Fran^ois  tornent  arriers,  qnant  il  oent  le  bau; 
Aymeri  2138:  «A  vos  coment  qui  faites  les  mestiers  Que  lor  vendoiz  toz  vos 
avoirs  si  chiers  Une  denr^e  ii*  solz  ou  -xx*  deniers."  (So  sagt  König  Boniface 
von  Pavie  zn  seinen  Kaufleuten.)  Diese  erwidern:  ib.  2143:  „Gist  bans  est  nos 
« fere  molt  legiere. "  Boniface  verstärkt  den  Bann :  Aprös  ce  ban  ra  plus  fort 
eoDoaendö:  Que  il  n'i  ait  estrenge  ne  priv6,  Povre  ne  riche,  n*omme  de  mere 
d6,  Qui  buche  vende  por  denier  monn6e.  As  mesagiers  qui  la  sont  ostelö.  — 
Boniface  verbietet  also  den  Verkauf  von  Lebensmitteln.  Als  nun  ein  ergrimmter 
«mesagiers'*  vorschlägt,  den  LombardenfUrsten  deshalb  anzugreifen,  erwidert 
Girarz,  indem  er  das  königliche  Recht  anerkennt  (ib.  2217) :  «Dont  n'est-il  sires 
et  rois  de  son  regoö?  Drois  est  q'an  face  ce  qu'il  a  conmendä."  —  Roland 
288:  ^0  dist  li  Reis:  «Trop  avez  mal  talant,  Or  irez  vus,  quant  jo  rcumant." 
~  ib.  273:  N'en  parlez  mais,  se  jo  ne  Tvus  cnmant;  ib.  300:  Pols  que  Peumant 
aler  vous  en  estoit.  —  Foul  que  165:  Roy  Loöys  est  liez,  qnant  la  novele 
entent  II  fet  crier  son  ban,  et  aferm6  et  defent  Qu'il  n*i  ait  mos  touchi^  *I* 
Umt  seul  de  lor  gent. 

2)  Renaus  349/8:  S'il  en  i  a  nn  sol  ki  die  oe  non,  Ne  face  mon  commant, 
ensi  com  dit  l'avon.  Je  en  prendrai  la  teste  par  le  menton;  Raoul  8214:  Lc 
rois  de  France,  a  vo  pooir  garder  Car  contre  cel  ne  puet  nns  hons  aler.  Et  cMl 
i  vs  mal  mal  li  doit  torner.  —  Hervis  8778:  Jou  te  commanc  sor  la  teste  a 
tollir.  —  Erec  61  f.;  Ansels  406;  Fierabras  137;  Gui  de  Bourg.  9,  10,  21; 
FIoov.  5;  Bastars  2292;  Chev.  Og.  6135;  AnseYs  9334:  Mout  crnelement  les  a 
H  rois  banis;  Ki  n'i  venra  sers  iert  racateis,  Ja  mais  nul  jor  ne  sera  ses  amis. 
^  Renaus  144|17:  Que  se  il  fraint  mon  ban  par  cose  qui  seit  n6e  C'on  ne  la 
face  pendre  sans  nul  dcmoröe.  —  Prise  de  Pamp.  2777;  Tristran  1431,  1553, 
1643,  1857;  Raoul  5464  ff.;  Gir.  de  Rouss.  §  1:  ....  et  jure  par  sainte  croix  qu'il 
n'y  a  si  puissant  homme  k  qui  il  ne  fasse  arracher  les  yeux  s'il  fait  scandale 
ensa  cour.  — Benaus  424/29;  Gir.  deViane  177;  Aiol  2379,  2421  ff.,  2464,3733; 


348  Ferdinand  Werner 

merkenswertem  Widerspruche  zu  der  Bannbusse  (Geldstrafe)  steht,  wie  sie 
uns  die  geschichtlichen  Urkunden  überliefern.  (Vgl.  Schröder  113 f.;  124.) 
Der  „ban"  ges(;hieht  durch  Ausrufen  ^),  durch  Homsignale*)  (auf  Kriegszügen 
wird  zum  Angriff  oder  Rückmarsch  geblasen),  oder  (in  Städten)  durch  die  so- 
genannte Bannglocke  ^).  Das  Ausrufen  besorgt  entweder  ein  hoher  Hof beamter  *) 
oder  ein  Gross vasall*).  Im  späteren  Epos  tritt  ein  besonderer  „Ausrufer" 
auf;  vgl.  Zit.  6.  In  entferntere  Gegenden  bringen  königliche  Gesandte  das 
Gebot  ^).  (Über  Gesandte  [Boten]  im  afz.  Epos  s.  die  Diss.  von  Fischer 
und  Haase.)  Kraft  seiner  Banngewalt  kann  der  König  die  Vasallen  zu  Heer- 
und  Hoffahrt   wie    zu  gerichtlicher  Verantwortung   oder  Beihilfe  entbieten'). 

Quill,  de  Paleme  7237:  Puis  qua  li  bans  fu  eotendus  Bien  fa  gardös  et  bien 
tenus;  ib.  3718:  Qni  remandra  a  cest  besoing  II  et  si  oir  cbiee  en  servuge;  ib. 
3972,  3733,  3805 ff.;  Prise  de  Cordr.  1804  (Köoigsbann  bei  den  Heiden)  u.  s.  w. 

1)  £nf.  Og.  740:  Ainsi  com  Tot  reis  Charles  couinande  Fa  de  par  lai 
errant  par  l'ost  criö.  Foulque57:  L'ost  fu  cercb^e,  et  le  bans  fu  erlös;  Loh. II, 
14;  Robert  3962;  Chev.  Og.  8122  etc. 

2)  Aymeri  1065:  Lors  fönt  par  Tost  cors  et  tronpes  sooer,  Dont  veisiez 
ces  Chevaliers  armer.  — -  Ficrabras  141:  Lors  fait  soner  -i-  cor  et  Tost  s'est 
adrecie;  ibid.  168;  (vgl.  auch  Euler,  p.  50,  Zitate  unter  Nr.  333,  334,  337). 
Renaas  345/15:  II  fait  soner  rctrait;  ib.  345/17:  Francois  tornent  arriers,  quant 
il  oeat  le  ban. 

3)  Chev.  Og.  3832:  Car  la  bancloque  sona  de  randonöe;  AIcsch.  2372: 
La  vile  est:  estormie  As  armes  corent,  la  banclocbe  est  bondie;  Chev.  Og.  3814 : 
Li  borgois  vont  la  grant  cloque  sonant.  £  la  petitc  vont  issi  bondissant;  vgl. 
ib.  3839;  Hervis  4853  etc.;  s.  auch  Grimm  RA  (Aufl.  von  1854)  p.  470 f. 

4)  Aiol  3731:  Quant  Tentcndi  li  rois,  8*en  fu  mout  lies,  Son  senescal  apele 
par  amisties,  Se  li  a  fait  el  bourc   i-  ban  crier;  vgl.  ib.  3742  ff. 

5)  Aymeri  1056:  Lors  cn  prist  Charles  Naimon  a  apeler:  „Naimes,  biaiis 
sire,  se  le  volez  grcer,  Par  tote  Post  fetes  -r  ban  crier,  Que  trestuit  s'arment 
sanz  plus  de  demorer.  In  Foulque  de  CaDdie57  wird  Graf  Wilhelm  von  Orengo 
beauftragt:  „Criez  le  ban  par  Post  le  fil  Challon." 

6)  Robert  3993:  Lors  ont  mand6  le  crieor  Et  le  maistre  deviseor  (cf. 
Gloss  zu  Rob.  =  narrateur,  conteur)  Chou  qu'il  doit  crier  li  aprendent  Puis  8*en 
vont,  que  plus  n*i  atendent  Et  li  criere»  crier  voit  Le  ban  que  Temperere  fait. 
Dies  geschieht  von  erhöhtem  Platze;  vgl.  ib.  4219. 

7)  Enf.  Og.  286:  Tolent  li  prent  k'k  Gaufroi  ait  mand6  Que  de  s'ameudc 
avoir  a  volenti,  Qnar  bien  li  samble  trop  en  a  demorö  Et  si  baron  li  ont  ainsi 
loö.  Assez  tost  furent  li  messagc  aprestc,  Charles  lor  a  son  vouloir  devisö 
Lors  s^en  tornerent,  n'i  sont  plus  arreste.  Gir.  de  Viane  180:  Congiö  lor 
done,  et  puis  si  lor  commande  Prim  jor  de  raai,  si  com  eile  coromance,  De  soz 
Gascoigne  soient  ansamblc.  —  Sax.  I,  28:  Le  tonne  vos  dirai  de  vos  aparoillier'- 
D'ui  cest  jor  en  t  jor  soiez  prest  d'ostoier;  vgl.  ib.  I,  150.  —  Orson  2441:  Et 
me  veigne  droit  faire  a  Biauvaiz  la  mnison.  —  Raoul  850:  Mais  a  ma  cort  nes 
poroie  mander,  Nc  me  volroient  servir  ne  honnorcr.  —  ib.  4782:  A  Pentecoste 
qe  on  doi  bien  goir,  Nostre  empcreres  qi  France  a  a  tenir  Ces  homes  mande, 
a  lui  les  fait  vcnir.    Tant  en  asamble  n'cn  sai  conte  tenir.  —  Vgl.  Raoul  5391; 


Königtum  und  LehDswesen  im  franzöeißchen  Nationalepos  349 

(Vgl.  IB  2a,  /}  und  Bb.)     Ohne  seine  Erlaubnis   darf  niemand  den  Hof 
verlassen  *). 

2.  Der  König  ist  das  oberste  Organ  der  Friedensbewahrung  (Schröder 
471).  Ein  Angriff  auf  ihn  erscheint  als  todeswürdiges  Verbrechen  (Euler  41  f.). 
Als  Beleidigung  seiner  Person  erscheint  jede  Misshandlung  der  kgl.  Gesandten 
oder  Beamten').  Am  Herrscherhofe  waltet  Burgfriede.  Wehe  dem,  der 
den  Königspalast  mit  dem  Schwerte  in  der  Hand  betritt  oder  dort  Streit 
beginnt^)!      Der     königliche    Friedebann    gewahrt    dem    Schutzbedürftigen 


Gayd.  102;  AnaeXB  11378;  Renaas  23/15,  25/33,  68/9,  137/9  etc.  Loh.  II,  115; 
Raoul  5539  ff.;  Gir.  de  Rones.  §§  56,  231;  Gir  de  Viane  59  f.  u.8.  f.  --  Girb.  de 
Meli  470/23:  Li  roi  de  France  fit  ces  barons  mandeir,  Dedaos  Paris  les  a  fait 
anenbleir,  A  une  feste  que  on  doit  aoareir  De  saint  Denis.  Aye  24:  £t  )i 
manda  li  reis  qai  France  a  k  baillier,  Viengne  parier  k  In!  en  son  paiais  plenier. 
Et  Millea  o'a  fet,  qoi  ne  Tose  laissier.  Vgl.  AnseYs  9328  ff;  Lob.  II,  115  (Anm. 
?.  P.  Paris).  —  Zur  Hochzeit  des  Hue  Capet  werden  entboten  (Capet  174): 
Contes,  dos  cheyalier  et  princhez  postolz  und  zwar:  Sas  a  perdre  Icur  terre  et 
touB  leor  edeifis.  —  Aach  die  Geistlichen  mäasen  erscheinen:  Fierabras  187: 
Karlemaines  8*en  va  aa  moastier  Saint  Denis  Lk  manda  arcevesques,  evesques 
beoöia,  Le  reliques  lor  monstre  Damedieu  Jhesu  Gris.  Gel  joar  ot  'X-  evesques 
euamble  revestis,  Si  i  ot  arcevesques  et  abös  -XXXVI*;  Li  barnages  i  fu  d'Orliens 
et  de  Paria  Au  baron  Saint  Denis  fu  grans  li  assamblöe. 

1)  Auberi  (Tarbö)  152:  Aler  m'en  voel  ariöre  en  mon  roion.  Vostre 
coDgiö,  a'il  vouB  plöist,  demandon.  £t  dist  li  Rois:  nous  le  voas  otroion.  Aiol 
3421 .  Car  li  rois  Loeys  a  fait  son  ban,  N'en  istra  cheaaliers  ne  nus  sergans,  Ne 
noB  hon  en  ces  siecle,  qai  soit  aiaans,  Dessi  a  icele  eure  qu'il  le  commant, 
vgl.  ib.  2421  ff.,  2462. 

2)  £nf.  Og.  371:  Moult  fu  irez  Charles  au  fier  corage  Quant  sans  leur, 
barbes  revinrent  si  message.  Sofort  beschliesst  er  den  Krieg  gegen  Gaufroi 
der  die  Gesandten  verhöhnt  hat.  Gayd.  105:  Ferrant,  der  Neffe  Gaydons,  hat 
den  portier  Karls  getötet.  Karl  droht,  furchtbare  Rache  zu  nehmen,  und  es 
entateht  ein  erbitterter  Krieg.  Vgl.  ib.  205:  Le  ban  le  roi  avez  fraint  et  brisi6; 
Yoz  en  seroiz  honni  et  escilüA.  —  Doon  232:  Mon  portier  m'ont  oohis,  qae 
moolt  poveie  amer,  £t  se  sunt  mis  chiens  sans  congiö  demander. 

3)  Mort  Aym.  2323:  Yassal,  dist  il,  vos  n'estes  pas  senez  Qui  devant  moi 
vostre  eapöe  portez;  ib.  2828:  Po  ne  vos  faz  toz  les  menbres  coper.  —  Loh.  III, 
40:  Com  fnstes  tex  si  fiers  ne  si  hardis,  Qa6  a  ma  cort  osastes  s'avenir  £sp6e 
traite,  ne  nul  home  ferir?  Mais,  par  la  foi  que  je  dois  saint  Deniz,  Tant  vos 
metrai  en  ma  chartre  jesir,  Que  tos  )i  cora  de  vos  sera  porris.  —  Raoul  4851 : 
Geste  mesl^e  fast  ja  vendue  chier,  Qant  la  acorent  sergant  et  despencier:  Des 
tablea  prene[n]t  lea  barons  asaichier;  Au  roi  les  maine[n]t  qi  France  a  a  baillier; 
ib.  4858:  Se  dist  li  rois:  Frans  Chevalier  baron,  qui  commenga  premerains  )a 
teo^n?  Li  sor  G.,  par  le  cors  s.  Simon,  La  commenga  premiers  a  B.  Li  rois  en 
jure  a.  Jaqne  le  baron:  „G'en  prendrai  droit  a  ma  devision."  Was  allerdings 
nicht  geschieht.  —  Loh.  II,  16 :  Li  rois  commande  et  de  bouche  lor  dist  Que 
maintenant  Bordelois  faissent  pris ;  Et  Frankes  s'armcnt  d^  que  li  rois  lor  dist, 
Les  hnis  porprennent,  les  portes  vont  saisir.  —  Gul  de  N.  p.  12:  II  a  fet    -r 


350  Ferdinand  Werner 

freies   Geleite^),    und    schwere    Strafen    erleidet,    wer    den    Strassenfrieden 
in  issachtet  ^). 


ban  fere,  s^est  li  noisiers  ohaüs,  Et  d'amont  et  d'aval  est  monlt  tost  remanus. 
Loh.  III,  81:  Ne  fast  li  rois,  ja  d^ust  estre  pis;  ib.  III,  82:  Ja  i  öust  grant  dolor 
et  grant  er!  Quant  Pempereres  la  meslöe  desfist;  ib.  II,  113:  Et  li  borjois  se 
sunt  el  palais  mis,  Ja  I'ocöissent,  mais  li  rois  lor  toli. 

1)  Vgl. Lampreoht,  Wirtsoh.  II,  298  ff.  —  Loh.  111,6:  Enz  el  conduitTem- 
per6or  Pepin;  ib.  III,  101.  —  Fromoos  wird  zur  Verantwortung  vor  dem  König 
geladen.  Er  erhält  dazu  sicheres  Geleite.  Loh.  I,  284 f.:  „Qu'il  oonduira,  sire?* 
dist  Lancelins,  „86  il  ne  vient  envers  yous  k  plaisir,  Qu'il  s'en  ralast  aain  et 
sauf  et  garis?"  «Jel  condnirai*'  dit  Begons  de  Belin,  „De  par  le  roi  que  voos 
veez  ioi";  vgl.  ib.  I,  281:  Mande  Fromont  par  conduit  vengne  &  ti .. .  Auberi 
(Tarb6)  112  Jusqu'a  Orliens  seront  bien  conyoiez:  L4  nous  sera  da  Roi  conduit 
bailliös.  Aiol  4669 :  L'emperere  de  France  les  ala  connoier,  Si  ot  en  sa  conpaigne 
*LX*  cheualiers.  Jourd.  3582:  Li  empereres  k  riche  compaingnie  Les  convoia 
une  lieue  et  demie.  Vgl.  Herta  781  ff.,  1708  f.;  des  Königs  von  Ungarn  ib.  726 ff., 
1674 ff.',  Amis  1860 ff.;  Auberi  (Tarbö)  110,  Anmerk.;  Aymeri  8414;  Mort.  Aym. 
2833  ff.;  Renaus  815/23,  316/29,  317/1  ff.;  Hervis  3748:  En  mon  royaome  n*a 
home  si  hardi  Qae  vous  tosist  vaillantn*  paresi;  ib.  3867:  Et  vous  ferai  condnire  a 
sauvetö;  Loh.  I,  70,  72-,  Gir.  de  Rouss.  §  2:  J'allai  au  saint  S6pulcre  avec  de 
nombreuz  compagnons,  muni  de  sauf-conduits  de  marohands.*  Diese  hatte  es  ja 
besonders  nötig.  Auch  dieHeidenfürsten  geben  „sauf-conduif  Mort  Aym. 
1276:  „La  li  donerent  marcheant  por  amor  Pour  ax  conduire  par  lo  yal  Tene- 
brox.**  Narb.  5471,  5484,  5575:  Li  amiranz  lor  a  sa  foi  plevie.  Et  rois  Clargis, 
de  par  cuige  les  guie;  Por  sauf  conduit  sui  en  lor  compagnie.  Enf.  Og.4203ff. 
—  In  Baudouin  de  Sebourc  XIV,  1078  ff.  (zit.  von  Haase  a.  a.  0.  p.  22)  findet 
sich  eine  interessante  Stelle  über  einen  Geleitsbrief:^„Sire  Roges- Lyons"  dist 
li  roys  Polibans,  „Noas  avons  sauf-conduit;  s'il  nous  donna  soudans  Poor  aleir 
tout  partout  en  la  terre  as  Persans:  Tu  ne  nous  poes  mal  faire,  n'en  soies 
repentans.**  Le  signe  li  monstra  qni  estoit  si  poisans,  Car  c'estoit  li  condois 
d'iestre  partout  passans;  Et  oh6  nuls  en  che  monde  feist  Banduin  nuisans  La 
lettre  tesmongnoit,  et  li  seaulz  pendans,  Que  ville,  ne  royaumes  ne  li  feroit 
garans;  S'en  estoit  Bauduins  plus  hardis  et  plus  frans. 

2)  Der  Lothringerherzog  Garin  überfällt  seinen  Todfeind  Guillaame  de 
Monclin,  der  zur  Sippe  des  Grafen  Fromons  von  Bördele  gehört.  Der  das 
Königsgeleite  an  Guillaume  ausführende  chamberlain  ruft  Garin  zu:  Loh.  III, 
110:  nJ&mais  nul  jor  ne  seroitYostre  amis;  Aincois  feroit  trestos  vos  fi^s  saisir.* 
Und  der  Überfallene :  „Hol  Rois  de  France  tes  conduis  valt  petit*  Und  Pippin 
selber,  IIlv  117:  Tant  com  je  vive  ne  me  paisse  garir,  N'aurai  mais  pais  au 
Loheren  Garin.*  Encontre  moi  a  durement  mespris;  En  mon  condoit  a  mon 
baron  ocis."  Was  ist  die  Folge?  Loh.  III,  119;  Mais  Tempereres  avoit  fait  tot 
saisir  und  ib.  137:  De  tot  en  tot  fait  sa  terre  saisir,  Par  les  chastiax  fait  ses 
Jens  establir.  —  Narb.  2469:  Sire  amperere,  fetes  nos  esoouter!  A  Yostre  oort 
nos  feltes  mender.  Avoir  quidames  sauf  venir,  sauf  aler,  Mes  malement  nos  ont 
fet  atomer  *VI*  fier  yasal,  qni  tuit  sont  bacheler.  De  nostre  ostel  nos  ont  fet 
fors  giter  Et  si  bastu  com  poSz  esgarder.  Karl  schwört  bei  St  Omer,  er  werde 
die  Übeltäter  schwer  besti*afen  (ib.  2492  ff.).  —  Renaus  156/17 :  Qu'il  mande  en 


Königtum  und  LehnsweMn  im  franzöeischen  Nationalepoe  351 

Vor  ihm  wird  ein  Streit  beigelegt^),  vor  ihm  ein  Waffenstillstand  rechts- 
kiÄftig*).  Er  befiehlt»  dass  die  Schwerter  ruhen  sollen')  und  macht  selbst  Friede 
mit  seinen  Vasallen  *).     Doch  erteilt  er  auch  wieder  die  Erlaubnis  zur  Fehde*). 

coDdnit  le  duc  Baef  d'Aigremon.  El  conduit  Karlemaine  fu  tuös  a  bandon.  — 
Der  Herzog  Gaselin  bat  den  Baubritter  Lambert,  der  auf  freier  Qeleitsfahrt 
nach  Paris  eilt,  getötet  Pippin  droht  ihm,  Auberi  (Tarbö)  125:  «De  Bourgoigno 
aperda  tretont  le  fiö;  Ne  em  Bavi^re  ne  metra  mes  le  pi6.  Alna  le  pendroi 
A  T  trbre  foilliö" ;  vgl.  ib.  130.  131,  132,  141.  ~  Leider  macht  sich  der  König 
oder  ein  Angehöriger  seines  Hauses  mitunter  selbst  des  Geleitsbruches  schuldig. 
Hoon  29:  Se  trais  Karion,  Pemperere  al  fier  vis  De  traisson  Tapelai  por  ti  Qu'en 
N&  eondnit  neos  vaut  faire  mordrir."  Es  handelt  sich  hier  um  einen  Oberfall 
den  Charlot  aaf  die  Hersogssöhne  von  Bordeaux  unternimmt,  wobei  er  selber 
getötet  wird;  vgl.  ib.  p.  31.  —  In  Renaas  317/1  will  Karl  das  sichere  Geleite 
(aVailUnt  conduit",  ib.  315/23),  das  die  «pers*  dem  Renaus  gewährt  haben, 
brechen,  obwohl  ihn  Ogier  darauf  aufmerksam  macht;  Renaus  316/29:  Sire,  co 
diät  Ogiers,  sor  nostre  seart6  Li  avons  a  conduit  por  ostage  livrer. 

1)  Loh.  II,  268:  Por  coi,  biaus  fröres,  vos  a  Fromons  ocis?  Ja  disoit-il 
qn'il  ere  nostre  amis;  La  pais  fu  faite  devant  le  roi  Pepin  Or  vos  ont  mort ! 
Jas'en  pniasent  joi'r.  —  Vgl.  ib.  II,  7:  Gar  faites  pais  au  duo,  je  vos  en  pri; 
Eq  droit  de  moi  ce  que  avez  mesprins.  —  Renaus  441/24:  Si  vous  prie  Renant 
et  nons  le  commandons  Que  lor  ami  soies;  ib.  441/32:  Charles  a  fait  la  pais,  si 
•ont  entrebaisi6.  —  Aye  24:  Je  vos  commaut  com  rois,  et  deproi  et  requier 
Qoe  vos  d'ore  en  avant  soies  amis  Garnier.  Narb.  30&8:  Fetes  11  droit:  jo  vos 
eomeot  et  di;  ib.  3064.  Gir.  de  Rouss.  §  480;  Loh.  I,  140 ff.;  U,  47  (Aufgebot 
Pippins,  um  die  friedensbrttchigen  Bordelais  zu  bestrafen).  Auberi  (Tarbö) 
110;  Aye  25  etc.  Loh.  II,  43:  li  s'entrebaisent  devant  l'empöreris  (vor  der 
Königin  Blancheflor). 

2)  Loh.  UI,  27:  En  trives  est  li  mieus  Peres  Garins,  Fianoa  les  devant  le 
roi  Pepin;  Je  ne  doi  mie  porchacier  ne  fornir;  Par  coi  mon  pere  face  sa  foi 
mentir;  Nostra  parages  en  esteroit  honis  Se  dedanz  trives  faiseiens  poign6iz; 
vgl.  ib.  III,  29. 

3)  Auberi  (Tarb6)  142:  Es  soll  ein  gottesgerichtlicher  Zweikampf  statt- 
finden. Dieser  darf  unter  keinen  Umständen  gestört  werden:  Et  l'Emperere 
s'escria  ä  haut  ton,  Qu'il  n'i  ait  cevalier  et  baron,  Ne  *r  autre,  esquier  ne  gargon, 
Qui  ja  i  moeve  ne  noise  ne  ten^on,  Et  s'il  est  nas  qui  trespast  la  resson,  Destruit 
sera;  ja  n'aura  raen^on;  Ains  ert  pendus  en  guise  de  larron.  Ja  er  verbietet 
aogar  ein  Wort  zu  reden:  Amis  1472:  Nostre  empereres  an  fait  crier  son  ban, 
Que  il  n'i  ait  Chevalier  ne  serjant,  Qui  die  mot  sor  les  membres  perdans,  Tout 
que  li  uns  sera  recreans.  Einen  allgemeinen  Landfrieden  erlässt  der  Kaiser  von 
Rom  in  Gnill.  de  Paleme  9597:  Puls  met  tel  pais  parmi  son  regne,  N'i  est  si 
hardis  hom  ne  feme,  Tout  se  face  cointe  ne  fort,  Qui  a  nului  ost  faire  tort  etc. 
-  Vgl.  ib.  9244;  9259  etc.;  Fierabras  151. 

4)  Gir.  de  Yiane  168:  Je  Tvos  di,  si  respondi  li  Rois:  Vos  arös  pais  itel 
com  vos  vodrois.  En  douce  France  vostre  commant  ferois :  De  mes  forfais  vous 
en  pardon  les  drois;  Le  tiers  denier  vos  en  doing  et  otrois.  Bien  iert  venus, 
qui  vos  i  amerois.  Et  mal  baillis  qui  de  rien  vos  hairois.  Raoul  6569:  B.  baisa 
et  puis  le  sor  Gr.,  Faite  est  la  pais,  la  Damredieu  mercit,  Entre  B.  et  le  roi  Loeys. 

5)  So  überlässt  Karl  Garnier  seinen  Feinden  (Aye  80).    Doch  beklagen  sich 


352  Ferdinand  Werner 

3.  Seiner  allgemeinen  Schutzgewalt  (vgl.  oben!)  entspringt  die  Pflicht, 
Witwen  und  Waisen  zu  behüten  (Schröder  471).  Er  sorgt  im  Staatsinteresae 
für  die  Wiederverheiratung  der  Witwe,  wie  es  denn  in  seiner  Macht  über- 
haupt liegt,  in  Eheschliessungsangelegenheiten  entscheidend  einzu- 
greifen. (Vgl.  Spirgatis  a.  a.  O.  lOif.  und  die  Besprechung  seiner  Arbeit 
durch  D.  Behrens,  Zs,  f,  frz.  Spr,  u.  LU,  XVII,  138—148;  dann  Euler  45  f.). 

Soweit  diese  Ausführungen  hierhergehören,  seien  sie  kurz  wiedergegeben, 
indem  wie  oben  Ergänzungen  hinzugefügt  und  belegt  werden. 

In  das  Recht  der  Sippe  oder  deren  Einzelglieder,  die  Ehe  einer  An- 
gehörigen im  Interesse  der  „parent§"  zu  gestalten^)  (Spirgatis  10 f.,  Behrens 
14Gf.)  oder  in  die  Befugnis  der  Lehnsmannen,  bei  der  Wiederverheiratung 
der  Witwe  ihres  „sire  liges"  beratend  und  entscheidend  mitzuwirken  (vgl. 
z.  B.  Maugis  d'Aigremont,  p.  p.  F.  Castets,  Revue  des  langues  rom.  T.  VI, 
V.  4329  ff.),  greift  der  König  oft  willkürlich  ein.  Er  bestätigt  Verlobung 
und  Ehe  und  verfügt  frei  über  die  Untertaniii  (Gautier:  Chev,  344;  Behrens 
139f.;  Schröder  405;  Euler  46;  Spirgatis  11).  Doch  kommt  es  auch  vor, 
dass  die  unter  seinem  Schutz  lebende  Witwe  (Brunner  11,  30;  40;  57  Cor. 
L.  84;  154;  179;  ib.  (Hs.  D.)  54;  72)  ihn  um  einen  Mann  bittet.  Denn 
Witwenschaft  ist  gefürchtet  Hermenjars  klagt  (Mort.  Aym.  455):  „Lasse, 
or  remanrai  veve^.  Vgl.  auch  die  Klage  der  Gremahlin  Begues'  bei  dessen 
Tode;  Loh.  II,  267:  „Et  s'en  iront  mi  chevalier  gentis  En  autre  terre  autre 
seigneur  servir." 

Mitunter  ist  die  Zustimmung  der  Frau  notwendig,  ehe  der  König  über 
sie  verfügen  darf  (Spirgatis  12,  Euler  46).  Doch  sind  grobe  Rechts- 
brüche durch  den  König  (vgl.  Raoul)  ja  nichts  seltenes  im  Epos.  Die  ver- 
witwete Gräfin  Aalais  z.  B.  wird  von  Louis  d'Outremer  in  treuloser  Weise 
behandelt.  Raoul  326:  „Dame",  dist  il,  „ne  vos  en  quier  mentir,  Vostre 
eritaige  vos  fait  li  rois  tolir.  Por  Giboin,  Diex  le  puist  male'ir."  Auch  in 
Enf.  Og.  8096  schaltet  der  König  frei:  „Quant  Charlemaines  ot  fait  Tordene- 
ment  Des  mariages  trestout  a  sou  talent." 

Er  setzt  den  Hochzeitstag  fest^)   und  übernimmt  bei  der  Greburt  eines 


dessen  Neffen  sehr  darüber  (Aye  82):  „Garniers  est  Tostre  hons  liges  et  vos  a 
bien  servi  ...    Et  or  [1]  abandonn^s  a  tous  ses  anemis. 

1)  Auch  der  Oheim  kann  seine  Nichte  verheiraten-,  vgl.  Orson  d580.  Das 
Verhältnis  des  Oheimes  za  Neffe  (und  Nichte)  im  altfranz.  Epos  wäre  wohl  einer 
besonderen  Betrachtung  wert ;  cf.  Tacit.  Germ.  Cap.  XX.  —  Alisc.  p.  26 :  Je  suis 
tes  oocies,  n'as  ore  plus  prochain,  Fors  Damedieu.  FoulqneS:  Tos  jors  PoY  dire; 
ains  venge  niös  qne  frere,  Aye  83:  Gir.  de  Rouss.  §§  99,  182^  Gayd.  3,  22; 
Auberi  (Tob.)  12, 17,  24;  Loh.  1, 161;  II,  250, 268;  Aymeri  4634;  Alisc.  246  u.  8.  w. 

2)  Aiol  8159:  Je  le  prendrai  a  ferne  si  me  dites  le  terme.  Et  respondi 
11  rois:  «Ja  n*i  meterai  terme,  Octaue  Pentecouste." 


KöDigtam  und  Lehnsweeen  im  französischen  Nationalepos  353 

Kindes  gel^entlich  die  Patenstelle  ^)i  indem  er  zugleich  den  Taufnamen  be- 
stimmt*). 

Auch  bei  den  „m^i^nz"  entscheidet  der  König  die  Ehe  derVasallen- 
töchter  (vgl.  Enf.  Og.  1423ff.;  332f.;  Floov.  50f.;  Mainet  326/116  etc., 
Aye.  52  u.  s.  f.). 

4.  Gestützt  auf  seine  Banngewalt,  sorgt  der  Herrscher  für  die  Organi- 
sation des  Reiches.  Er  baut  Burgen  (vgl.  oben  I  B  2  a)  und  legt  Strassen 
an.  (Parise  42:  Quatre  chemins  roiauz  a  li  anfas  trov6.)  Er  erlasst  Ver- 
ordnungen^) und  ernennt  sämtliche  Staats-  und  Kirchenbeamten  ^)  (vgl. 
Mayer  II,  407;  Schröder  117). 

Er  schreibt  Steuern  aus  und  kann  davon  befreien ').  Denn  es  ist  sein 
Recht  Privilegien*)  zu  verleihen  (Glasson  II,  615;  IV,  283). 


1)  Raoul  2519:  Cesparins  fu  li  rois  de  S.Denis.  —  [Foalque98  (Ms. 7188): 
Es  fons  ont  mis  le  prince  les  11*  arebevesquier«  Et  le  roi  le  retret,  si  duc  et  si 
princier.  £n  enges  li  doona  lors  de  france  un  quartier;  ib.  147;  Aiol  9356; 
Amis  24  fr.;  Raoal  2517;  Foulque  96.  Diese  Beispiele  zeigen  uns  den  König  als 
Paten  von  Heidenfürsten  und  Prinzessinen,  die,  wie  jedes  Patenkind,  von  dem 
Herrscher  ein  wertvolles  Patengeschenk  erhalten.] 

2)  Berta  1173:  E  li  rois  le  dict:  Faräs  li  mon  talant:  Bati^er  far^s  primerano 
Hnfant;  Karlo  11  metös  nome;  qe  eo  le  comant. 

3)  Enf.  Og.  7815:  Charles  remest  puis  grant  piece  a  Paris,  Tant  qne  il  ot 
sei  coomans  establis,  Par  qaoi  drois  fu  maintenns,  car  touz  dis  Estoit  k  ce  de 
caer  faire  ententis.    0  lui  remest  dus  Namles   li  gentis  Et  avoec  li  Ardenois 

Tienis  etc De  tele  gent  estoit  Charles  servis  Et  gouvernös,  et  il  et  ses 

paya.  Fierabras  10:  Vous  nous  av^s  en  France  t  jugement  donn^,  Que  ce  que 
11  doi  jugent,  puis  k'i  l'ont  affremö,  Aler  estuet  le  tiere,  ensi  Tont  cröantö.  — 
Böse  8:  Tot  fist  par  decrez  et  par  lois  Vers  sa  gent  ce  que  fere  dut.  Anseis  213; 
Uncelot  1302  etc. 

4)  Aye  1:  II  le  fist  s6n6chal  et  son  gonfanonnier.  Girb.  de  M.  459/13:  Et 
^8t  Pepins:  Je  ferai  vo  plaisir.  Je  lor  otroi  et  le  pain  et  le  vin.  Gayd.  326; 
Ami« 432 ff.;  Jourd.  2071;  Narb.7944;  2050;  Gir.  deViane  180;  Aiol  9944;  Guill. 
^e  Pal.  8637  etc.  (Vgl.  auch  I,  B  5.)  Ober  König  und  Kirchenbeamte  s.  Massing 
118 ff.  and  sonst;  Falk,  J^tude  61  ff. 

5)  Sax.  I  67:  De  Tor  et  dou  chevage  ior  claim  qites  et  frans  A  toz  les 
jors  dou  monde  et  peres  et  anfans.    (Über  „Steuern"  vgl.  S.  34  ff.) 

6)  Loeys  erteilt  Aiol  die  Erlaubnis,  die  Untertanen,  welche  A.  beleidigt 
haben,  zu  verbannen  (Aiol  3657  ff.).  In  Gir.  deViane  83  gewährt  er  Roland  die 
Erbauung  einer  „quintaine"  im  Feldlager.  In  Fierabr.  120  erzählt  der  Herzog 
Richard  von  der  Normandie:  Quant  Karies  de  ma  terre  me  vaut  le  don  donner. 
Je  nel  vau  mie  prendre,  ce  saciös  de  vertö,  Fors  par  'v  couvenent  qui  furent 
devis^:  Se  il  me  venoit  sers  qui  fust  d'autre  regnö,  Puis  k'öust  en  ma  tere  i* 
senl  an  conversö,  Seroit  il  tous  jours  frans  par  droite  nöet^.  Apres  icelui  don 
^  fu  antre  donnä:  S'estiemes  en  castel  ou  en  mur  enserrä,  Eton  öustmessage 
semons  et  esgard^,  Ce  fu  mes  cors  meismes,  tel  don  m'a  il  donn6,  Se  anchoisc 
Ae  l'avoie  guerpi  et  refusö.    Renaus  262/6*.  Berengar,  je  claim  qnite  h  vos  et 

ttoinaniiicli«  FifrHcliuiigeii  XXV.  2H 


354  Ferdinand  Werner 

5.  Einebesondere  Art  des  Bannes  ist  das  Wildbannrecht  (Mayer  I,  86; 
Lamprecht,  Wirtschaftsleben  I,  llOf.;  470 f.;  Schröder  191;  206;  521). 
Es  bedeutete  die  Befugnis  des  Königs  überall  im  Lande  frei  jagen  ^)  und 
Wälder  anl^en  zu  können*).  Es  konnte  vom  König  verliehen  werden 
(„Bannleihe";  Schröder  421).  Willkürlichkeiten  des  Fürsten  führen  auch 
hier  zum  Streite  mit  Gross  Vasallen^).  (Über  königl.  Wälder  s.  auch  unten 
B  2  b  <).) 

d)  Der  König  hat  die  oberste  Finanzgewalt. 

1.  Vgl  Schröder  183 ff.;  198ff.  Ein  Unterschied  zwischen  Reichs-  und 
Privatgut  wird  nicht  gemacht  (ib.  194).  Frankreich  ist  des  Königs  „alues" 
(Foulque  12;  67;  Loh.  II,  99)  oder  sein  „fief"  (Huon  3;  7). 


k  vostre  oir;  Jamals  de^a  la  mer  servise  ne  ferois ...  Guill.  de  B.  5900:  El 
gentil  senhor  agradiu  Lor  vay  lo  castel  afranqair,  £  tot  so  qa'el  saubon  qnerir 
£1  Jor  vay  franohamens  donar,  £  lor  costumas  cofermar,  Par  tot  aquel  afranquiment 
Fierabras  187:  La  foire  du  lendi  fa  par  oe  estoröe  Que  ja  n'i  devroit  estre 
cens  ne  taille  donn6e  (also  ein  abgabenfreier  Markt.  Vgl.  Lamprecht,  ßeitr.  127). 
Por  cbon  est  il  encore  li  lendis  apelös.  Sa  n'i  doit  estre  trens  ne  nos  tresors 
donn^;  Mais  puls  par  convoitise  fn  eis  bans  trespassös.  —  Trist  ran  8011: 
Le  jor  franchi  11  rois  'i-  sers.  (Sklavenbefreinng;  vgl.  hlersn  auch  Prise  de 
Pampelone  341  ff,  wo  Karl  auf  die  Bitten  des  Desiderins  die  Lombarden  ans 
ihrer  Unfreiheit  löst.  Das  wird  urkundlich  bestfttigt,  worauf  Turpin  das 
Schriftotück  versiegelt  (ib.  361).  —  Der  Herzog  £lie  besass  (cf.  Aiol  8093  f.): 
Del  monstre  saint  Denis  le  maistre  confanon  £t  la  senescandie  de  tont  uostre 
roion.  Als  erbliches  Privileg  fordert  Aiol  diese  Ämter  surüok.  £r  erhält  sie 
auch.  Aiol  8252:  Li  rois  li  rent  sa  terre  et  tont  sterile  £t  la  senescandie  de 
trestonte  son  regne.  Auch  dem  HeidenfUrsten  Karahues  verspricht  Karl  erbliches 
Gut  mit  besonderen  Vorrechten.    (Vergl.  Enf.  Og.  7079  ff;  7109  ff.) 

1)  Gir  de  Rouss.  §  119.  Roussillon  est  un  aleu,  j'en  conviens,  mais 
outre  Seine,  le  long  du  courant,  en  la  for^t  deMontargon,  vous  avez  pour  un 
mois  droit  de  chasse  et  de  gtte,  qnatorze  jours  Tötö;  quinze  lliiver;  pendant 
les  quatorze  jours  Girart  vous  doit  le  conroi.  Gayd.  120:  N'ose  avoir  chiens 
corrans  ne  obacerie,  £t  si  nen  a  fors  d'autre  chose  envie  Mais  Fempereres  li 
deffent  et  devie.  (Er  beschränkt  also  das  Jagdrecht  seiner  Vassalien).  Girb. 
de  Metz  471/32:  £t  Fenpereres  en  va  on  bois  berseir  Droit  a  Saint  Lix  ou  il 
suet  oonuerseir  £n  ces  forces  qui  tant  fönt  a  loneir  Pour  son  deduit  et  sa  vie 
ameneir;  vgl.  Sax.  I  57:  Puls  irons  querre  Karle  ä  Loon  ou  k  Blols.  Ou  que 
nos  le  troverons  au  ri  vi  er  es  on  au  bois.  (Beachte  die  Fischereigerechtsame!) 
Ib.  11  110;  129;  Berte  2616;  Escoufle  1492;  Tristran  1642;  etc. 

2)  Gui  de  B.  11 :  Ilnec  virent  le  bois  que  Karies  fist  planter. 

3)  Gir.  de  Viane  167 :  Karl  jagt  im  Bannforst  des  Herzogs  Girara  und  er- 
legt einen  Eber.  Girars  beansprucht  das  erlegte  Tier:  Mieus  iert  li  pors;  k 
grant  tort  Tav^s  pris.  —  Vgl.  Gayd.  120. 


Königtum  and  Lehnswesen  im  fransösischen  Nationalepos  355 

2.  Der  König  besitzt  Gärten^),  Forste*),  Schlösser'),  Städte*),  Klöster 
und  Abteien').    Er  hat  einen  wohlverwahrten  Kronschatz*),  in  den  die  Ab- 

1)  Lob.  n  39:  Si  s'en  avale  el  grant  vergier  Pepin;  vgl.  ib.  Anm.  von 
P.  Paris:  „Jerdin  du  Rois."  Rose  3650*,  Escoufle  3085  etc. 

2)  Siehe  S.  34,  Zitat  2.  —  Aiol  1727:  Uns  forestiers  i  maint  qui  bien 
eit  oBtelte.  n  ot  a  non  Tieri ;  mout  fn  gentiex  et  ber  II  aaoit  le  foriest  entor 
loi  %  ^arder.  Ganfrey  164*,  Girb.  de  Metz  469/18.  In  dem  Hanse  seines  Försters 
ttbanichtet  der  jagdliebende  Landesherr  (Gir.  de  Viane  165).  In  BerU  1058  ff. 
▼erbringt  Pippin  die  Nacht  bei  dem  Burggrafen  Sinibaldo:  Pepin  voloit  aler  por 
ea^r;  A.  Sygnibaldo  enyoie  qe  le  di^  apariler  De  yitnalia  e  de  90  qe  li  ö 
moBtrer;  A  li  ^astel  yol  venir  alberner  Et  illec  ter^  (omo  se^omer.  Et  Seyni- 

btldo  li  foit  de  gr6s  et  volnnter Et  ile^  alber^ent  (ivaler  e  peon,  Pols 

T<mt  a  cha^r  qnant  vent  la  sason. 

3)  Mort  Aym.  60:  Looys  erzählt  von  Hne  Capet:  Arse  a  ma  terre  et  gastö 
Bionpalts,  'XV'  chastiax  pecoiez  et  manmis.  —  Gir.  de  Ronss.  §§  70;  348  etc.— 
Aach  bei  den  Heiden  hat  der  Fürst  Schlösser.  VgLRol.  286;  Aqnin  1328  f.  etc. 

4)  Gni  de  Nant.  48:  Mes  tomez  k  Estampez,  si  vons  i  hebergiez.  La  vile 
e«t  tonte  vostre,  Dex  en  soit  graciös.  —  Loh.  ÜI  65;  Gni  de  B.  9;  Girb.  de 
Metz  473/3:  Droit  a  Arras  chevancbiös  a  estri.  Citeis  est  bonne  Tenperere 
Pepin.  Aiol  3811;  4164  (HeidenfUrst) ;  4171;  9266;  Amis  2686;  Jourd.  3631; 
Aiol  6641:  Orliens  la  fort  ohite  roial.  —  Karl  sagtBenans  267/16:  Langres  ma 
eitt;  ib.  267/20:  Clarmont,  ma  grant  cM,    (Vgl.  auch  Viollet  U  176). 

5)  Anberi  (Tobler)  131:  Et  vons  meismes  le  devös  avancier  Le  Heus  est 
▼oitres;  ne  l'dev^s  empirier,  sagt  der  Abt  zu  Pippin,  als  dieser  die  geistliche 
Niederlassung  angreifen  will.  Der  König  erwidert:  «Le  lieus  ai  je  molt  chier/ 
Gir.  de  Ronss.  §  636:  Le  roi  fnt  sage:  11  suivit  les  conseils  du  pape  et  il  fit 
faire  je  ne  sais  combien  des  moutiers  royanx.  Loh.  I  45;  Huon  261;  Anseis 
131  ff.;  Mainet  315/11  etc.  s.  Massing:  91;  107;  121.  P.  Meyer:  Übers,  des  Gir. 
deBooss.  p.  301:  Die  königl.  Klöster  waren  der  päpstlichen  Rechtsprechung 
Hiebt  unterworfen;  der  Kaiser  ernannte  die  Äbte.    Vgl.  oben  S.  23,  Zitat  1., 

6)  Narbi  816:  Venn  en  est  en  la  grant  tor  entie  0  mout  avoit  avoir  et 
meaentie  D'or  esmerö  a  nne  male  enplie.  In  Gir.  de  Ronss.  §  216  befindet  er 
>ieb  „en  la  obambre  voütöe  sons  le  toit;"  in  Guill.  de  Pal.  4652  in  „le  maistre 
tor  roial."  —  Vgl.  Parise  31  ff;  Aymeri  1075;  Escoufie  4195  etc.  —  Erec  6836^ 
(Artus)  ....  coman  de  fors  treire  Deus  corones  de  son  tresor  Totes  massices  de 
fin  or.  —  Ans  dem  Kronsohatz  werden  die  Söldner  bezahlt.  Capet  183:  'XX- 
Dil  saudoiiers  arez  nng  an  passö  Paiant  de  mes  deniers  de  coy  j'ay  a  plentö. 
Diese  Soldzahlnngen  erschöpfen  bei  langer  Kriegsdauer  den  Kronsohatz. 
^vtnl  565:  Vostre  tezanr  auü  dire  que  es  mermatz,  Que  aves  lo  ai  logadiers 
donat[z].  —  Der  „trösor"  des  Königs  ist  berühmt  und  sprichwörtlich  geworden. 
Aymeri  396:  Qui  me  donroit  le  tresor  Pepin;  ib.  2450:  Por  le  tresor  Charlon 
reopereor.  Vgl.  auch  Doon  25:  —  por  le  tresor  Davi.  Dasselbe  Orson  2605; 
Btttars  4800.  Dagegen  Bastars  5920:  —  le  tresor  Pharaon;  Aymeri  419:  — 
l'or  Salemon.  —  In  Guill.  de  Pal.  9108  lesen  wir:  Tot  son  tresor  lor  fait  ovrir: 
£t  devant  metre  en  abandon  L*or  et  Pargent  a  grant  fuison,  Les  ricbes  pieres 
le  joians  Les  dras  de  soie  chiers  et  bians.  —  Der  Kronschatz  wird  mit  ins  Feld 
genommen    (Soldzahlung!).     Karl    lässt    ihn    in    Monbandel    wohl    verwahren. 

23* 


356  Ferdinand  Werner 

gaben  der  Mannen  ^),  deren  freiwillige  Geschenke ')  und  der  Tribut  der  Unter- 
worfenen ^)  fliessen,  soweit  es  sich  dabei  um  Edelmetalle  handelt  Konfiskationen^ 


BenauB  150/36:  Sonargent  et  son  or  a  faitlaiens  porter-,  Plus  de  *XXX-  somier» 
en  ia  fait  mener.  vgl.  ib.  160/26:  Si  le  gardent  sergentqui  soientbien  armö.  — 
Auch  die  Fürsten  der  Heiden  haben  einen  Kronschatz.  Prise  de  Cordres, 
App.  I,  201,  Aye  70;  Prise  de  Cord.  App.  I  176:  Li  tresor(8)  Jastamont  qni  tos 
estceaus  mis  Et  de  *Xir  rois  est  amass^s  et  conqnis;  ib.  261:  L'amuatanz  fis^ 
fors  traire  son  tresor  et  froissier. 

1)  Narb.  2678:  De  'XXX*  contes  a  il  le  treQage,  Qui  tnit  le  aerveot  et  IE 
randent  ommaje.  vgl.  ib.  3006.  —  Renans  6/37:  Si  te  mande  par  moi,  ja  ne  senw 
celö  Qae  le  voises  servir  k  la  Natevitö  £n  ta  coropaigne  soient  *c-  Chevalier 
arm6.  Si  11  rent  le  trett  de  trestot  ton  reign6.  Vgl.  Gir.  de  Viane  140;  168. 
£rec  3865.  Geldbedürftigkeit  und  Habsucht  führen  oft  den  Herrscher  dabin 
dass  er  sich  bestechen  lässt:  Gayd.  57;  Orson  44;  293;  1852;  2375;  Gui  de  n1 
23;  36;  39;  Loh.  III  101;  Auberi  (Tarbö)  135;  Ifac.  7  u.  s.  f. 

2)  Aye  80:  Tant  ont  l'emperöor  et  donnö  et  promis  ....  Erec  2388:  Le 
jor  ot  Erec  maint  presauz  De  Chevaliers  et  de  borjois,  De  Tun  uu  palefroi  norois, 
Et  de  Tautre  une  cope  d'or  etc.;  vgl.  auch  Rose  604;  Loh.  I,  41  u.  s.  w. 

3)  Hol.  665:  De  Gnenelun  atent  li  Reis  nnveles  E  le  trett  d'Espaigne  la 
grant  tere.  Gir.  de  Rouss.  §  400:  Ce  jour  meme  Ini  arrivörent  trois  cents  bStes 
de  sommes  chargöes  d'argent  tel  que  des  esterlins:  C'est  le  tribut  qui  lui  vient 
d'outre-mer.  Sax.  1 44 :  Karies  mande  et  commande  que  tröu  li  devon,  Chascuns 
iiii  deniers  sanz  lais  et  sanz  pardon,  Ou  chascuns  querpisse  sa  terre  et  sa 
maison.  —  Vgl.  Prise  de  Pamp.  2501;  2553;  Aquin  1266  f;  Enf.  Og.  1970;  1993; 
Foulque42  etc.  —  Nach  Auffassung  der  Heiden  ist  der  Frankenkönig  ihr  Tribut- 
pflichtiger. Aquin  1266:  Abvez  vous  moy  aportö  le  trehu  Que  Gharlez  doit  a  Aiquin 
nostre  duc;  vgl.  ib.  2501  ff.  —  Destr.  148:  Ains  fera  as  Francois  lour  aervage 
doner,  Quatre  deniers  par  an  pour  lour  Chiefs  rachater.  —  Es  gab  auch  Länder, 
denen  Steuerfreiheit  bewilligt  wurde.  Sax.  I  54:  Si  vuet  de  nostre  terre  la 
franchise  retraire  Que  la  mere  Den  tient  k  son  lige  doaire.  ib.  I  70:  Le  tr6u 
lor  pardone  (vgl.  Schröder  188;  595  ff.)  —Auch  der  „amiral"  bezieht  Abgaben: 
Prise  de  Cord.  1197:  Et  les  grans  rantes  qui  vieD[en]t  de  la  mer.  —  Der  'I'ribut 
der  Unterworfenen  (Sklaven)  wird  häufig  als  „che vage",  Kopfsteuer  „pour 
lour  Chiefs  rachater**  (Destr.  149)  bezeichnet  (Siehe  Branner  II  284;  Viollet  II 
449).  Rol.  373:  Vers  Engleterre  passat  il  la  mer  salse,  Ad  oes  seint  Piere  en 
cunquist  le  chevage.  —  Sax:  I  57;  La  li  seront  li  denier  livrö  par  igal  drois 
Chascuns  en  aura  *iiii*  c'est  li  chevages  drois ;  vgl.  ib.  59;  60;  76;  77;  Karl 
sagt  von  sich:  Sax.  II  38:  „Par  le  cors  saint  Denis  a  cui  je  rant  chevage.* 
Renaus  205/15:  Dont  vos  iestes  cuivers  et  sougiös  a  Karion  'inv  deniers  rendans 
del  Chief  el  del  menton.  —  Chev.  Og.  8628:  A  trop  grant  tort  me  demande 
cavage  Ainc  nel'  dona  nus  hom  de  mon  lignage.  ib.  3516:  Por  le  tr6u  qu'il  me 
dut  de  cavage.  —  ib.  1587:  cavage  de  cief.  —  Das  „chevage**  bedingt  die  per- 
sönliche Unfreiheit.  Chev.  Og.  3660:  Mes  cuvers  est  et  mes  sers  cavagi^s 
Et  cascun  an  me  doit  quatre  deniers  Noient  d'argent  mais  erent  d'or  mier.  — 
Sax.  I  60  Les  deniers  dou  chevage  portont  au  sonc  les  fers  Demander  vodront 
Karle  sMl  les  tient  a  cuvers*. ...  Prise  de  Pamp.  4497:  A  cuvertage  nos  velt 
trestous  mener.  —  Chev.   Og.   4555:  Mult   m'avös   hui   honi    et   vergondö  de 


Königtam  und  LehoBwesen  im  französbohen  Nationalepos  357 

Bannbussen^)   bereichern  ebenfalls   den  königUchen  Schatz.     Im  Kriegsfalle 
sind  Beute*),  Gefangene')  (Lösegeld!),  erobertes  Land ^)  Eigentum  der  Krone; 


cuvertage  m'avöB  hui  trop  retö  Chaise  ne  rendi  hom  de  mon  parent^.  —  Renaoa 
205/10:  Dont  yob  iestes  coiyers  et  songiös  a  Rarion  iiii  deoiers  rendans  del 
Chief  et  del  menton.  -—  ib.  215/2 :  Fix  a  putain,  mauvais  sers  acatis,  Par  iiii  deniers 
Tan  estes  aculvertis.  —  ib.  215/16:  Ne  jo  ne  sui  colvers,  acatös  ne^conquis.  — 
Chey.  Og.  1492:  Sera  de  ia  teste  rendans  quatre  deniers.  —  ib.  4322:  Por  le 
cavage  et  ot  fait  desraisnier  Dont  il  devoit  chasenn  an  de  loier  De  droit 
servage  Kallon  quatre  deniers;  Gaufrois  ses  pöres  n'en  valt  ainc  nnl  paier, 
Alna  en  laissa  por  le  cavage  Ogier.  —  Gaufrey  315:  £t  diras  k  Gaafrey,  s'il 
veat  aToir  ate,  Que  il  seit  mon  sougis  tons  lesjours  de  sa  vieDe  nur  deniers 
Pan,  ainsi  Tai  establie.  —  ib.  317 :  Vous  en  estez  mez  hons  et  mon  serf.  Die 
Gemahlin  Gauireys  bemerkt  dazn  ib.  318:  Miex  voudroie  mourirqoefussi^s  serf 
clamös.  Karls  Gesandte  su  Gaufrey,  ib.  320:  Et  si  estes  son  serf,  chen  ne 
povto  noier.  —  Die  Schimpflichkeit  der  Kopfsteuer  ergibt  den  häufigen  Gebranch 
von  .cuvers"  im  verächtlichen  Sinne.  Und  zwar  rufen  es  sich  Christen  wie 
Heiden  zu.  Vgl.  Loh.  II,  33;  Raoul  1264;  Jourd.  831 ;  Foulque  128;  1380;  Aquin 
175;  Gir.  de  Viane  33;  Mort  Aym.  2283;  3600;  Elie  153;  Sax.  I  235;  II  3; 
20;  29;  33  etc.  —  Renaus  214/24;  Chev.  Og.  1491;  Cor.  Looys  1253;  Enf.  Og. 
1205  etc.  —  Über  «colliberti**  s.  Lamprecht,  Beiir,  71;  81  (Interessante  Stelle 
über  den  kirchlichen  collibertus:  „Quid  sit  collibertns  ....*);  Grimm  I  465;  P. 
Paris,  Loh.  II  267  f;  Glasson  II  551;  561;  580. 

1)  —  Loeys  verjagt  und  enterbt  Elie,  sagt  aber  (Aiol  3565):  „A  tort  en 
tiens  la  tere  'et  a  pichie."  Es  gibt  aber  dennoch  (ib.  3585)  das  Land  dem 
Macaire.  Über  „Verlust  des  Lehens*  virird  weiter  unten  ausfuhrlicher  zu  reden 
Bein.  Willkürlichkeit  des  Herrschers  führt  dabei  zu  blutigen  Rachekriegen 
(Raoul  de  Cambraü).  Die  Konfiskation  kirchlicher  Güter  behandelt  ausführlich 
Massing  a.  a.  0.  127  ff;  vgl.  auch  Glasson  III  657.  —  Zu  Bannbussen  s.  Schröder 
115  ff.  " 

2)  VgL  Schröder  33.  Gewöhnlich  wird  sie  von  dem  Fürsten  an  Mannen  und 
Söldner  verteilt  Enf.  Og.  6937:  Et  dou  gaaing  qui  \k  fu  conquestös  Ne  retint 
Charles  vaillant  *ir  oes  pelös:  Tout  fu  a  ceaus  bailliez  et  delivrös  Qui  en 
avoient  les  mescbiez  endurös.  Fierabr.  153;  Loh.  I  21;  Aiol  4850;  Baoul  6156; 
BoL  2478  etc.  —  Auch  dem  HeidenfUrsten  gehört  die  Beute,  die  seine  Leute 
machen;  Mort  Aym.  1595:  De  Nerbone  est  la  proie  Paumagor. 

3)  Aiol  3297:  Car  ie  uous  renderai  roi  Loeys,  L'enpereor  de  Franche  de 
aaint  Denis.  Vous  li  aues  gaste  tout  son  pais.  Or  refera  de  uous  tout  son 
plaisir,  Si  quel  ueront  li  grant  et  li  petit;  ib.  3436:  Se  uous  renc  or  che  conte 
lor  uostre  foi,  Que  nel  menes  a  tort  ne  a  belloi.  Raenchon  en  prendes,  iel  uous 
en  proi.  —  Renaus  107/18:  S*en  prenes  raen^on  ä  vostre  volenti.  —  Vgl.  noch: 
Loh.  I  141;  279;  Aye  6;  23;  Aiol  4500;  Loh.  II  194:  II  est  oostume  en  cest 
pais  L'emois  est  vostre  et  mieus  en  est  li  pris.  Enf.  Og.  7132;  7173  etc.  — 
Aach  das  Lösegeld  verteilt  der  König  in  grösseren  Mengen.  Renaus  108/11: 
Le  mains  retint,  ä  soi,  le  plus  en  a  donö. 

4)  Aiol  4594:  Or  me  poes  dire  le  fort  roi  Mibrien  Ca  grant  tort  tient  la 
tere  dont  ie  sui  iretiers,  Que  conquist  Karlemaines.  Renaus  122/16  f ;  Aiol  5221 ; 
Gai  de  B.  121 ;  123;  Aquin  556  etc.  — 


358  Ferdinand  Wemer 

doch  verbleiben  die  Einwohner  des  besetzten  Gebietes  in  der  Nutzniessung 
ihres  Besitzes,  sofern  sie  sich  taufen  lassen^). 

3.  Zu  den  königlichen  Einkünften  gehören  femer  Wege-,  Brücken-, 
Hafen-  und  Geleitsgelder*),  weiterhin  die  Gebühr  für  Lehnsemeuerung^) 
(laudemium,  relief  (relevium),  vgl.  Ducange:  laudare,  relevare.  Amira  158; 
Schröder  393,  Anm.;  765  u.  sonst). 

4.  Wenn  der  Herrscher  als  oberster  Gerichts-  und  Verwaltungsbeamter 
das  Reich  bereiste,  um  nach  dem  Rechten  zu  sehen*),  so  genoss  er  in 
den  Städten,  wo  er  sich  gerade  aufhielt,  das  „droit  de  gtte"')  (cf.  Ducange: 

1)  Roland  101:  En  la  citet  n'en  ad  rem68  paien  Ne  seit  ocis,  o  devlent 
chrestiens.  —  Aiol  10910:  Cil  dedens  qni  se  uoillent  lener  et  baptisier  Ne  per- 
dirent  de  lor  nalissant  iü*  deniers  Qoi  en  dieu  ne  uant  oroire,  mont  tost  fd 
esillieB.  —  Guill.  de  Pal.  2395;  Renaas  122/16:  De  Ini  voldrai  tenir  tontes  mes 
iretös,  Et  si  iert  mes  bamages  baptisiös  et  levös. 

2)  Vgl.  Schröder  188.  —  Renans  264/11:  M.  livres  vos  vandront  li  chemin; 
8.  Glasson  II  483;  IV  10;  Wamkönig  I  257;  Gantier,  Ep.  IV  390;  Lamprecht 
Wsch.  n  271.  —  Fonlque  17:  Se  treu  veulent  prendre  de  cest  chemin,  II  l'aront 
ja  an  bon  branc  acerio.  —  Doinsent  tren,  ou  il  n'i  passeront.  Puis  aront  pös; 
ja  en  eil  Heu  n'iront,  Quar  Tamirant  a  mis  Penseigne  au  pont.  —  Most  fiörement 
Pen  apela  Morgant  Que  treu  doinsent  et  qn'il  seit  molt  grant  D'or  ou  d'argent, 
de  mars  ou  de  besant.  —  „En  fiez  le  m'a  donnö  li  amirant  Qüe  bien  le  preoge 
de  tnit  li  trespassant  —  Fierabras  77:  ,Le  trett  de  ce  pont  ven  ge  que  voos 
rendöB'*  sagt  der  ebenfalls  heidnische  Pförtner  von  Aigremore  und  verlangt  ein 
absonderliches  und  ungeheuerliches  Brückengeld.  Gharroi  1070:  Cr  alez  donques 
au  mestre  guionnage;  ib.  1091:  Celui  demande  qui  prent  le  gnionaige.  Eine 
Hafenabgabe  findet  sich  in  Wilhelmsl.  2400  ff.,  wo  der  Senescball  die  Oberauf- 
sicht führt;  ib.  2430:  Si  seneschaos  aprös  li  point,  Qui  sa  costume  auportavoit. 
(Über  ähnliche  Abgaben  bei  Chr^ien  s.  Hertens  p.  67.)  Wilhelmsl.  2445: 
„Amis,  il  estoet  que  je  voie  Toz  voz  avoirs  par  un  a  nn.  Et  quant  j'avrai  vefi 
cbascun,  Lors  si  choisirai  a  mes  iauz  Trestos  le  plus  bei  et  le  mtauz.  Diese 
Abgabe  wird  als  Übel  empfunden:  Cist  peages  est  maus.  —  Über  Geleitsgelder 
s.  auch  S.  30,  Zitat  1.  In  Fonlque  15  f.  wollen  Raufieute  dem  amiral  Durchzugs- 
geld  bezahlen.  «Noi^ll»  biax  sire,  ains  somes  marchiant.  —  Mes  ains  donrai 
un  pr6sent  Tamirant.  Tiex  oent  destriers,  tos  li  pires  vaut  tant  Sa  Chevaliers 
ne  meillor  demant";  vgl.  Aucassin  28,  4. 

3)  Boeves  2426:  Le  roi  li  rent  tuz  ses  heritez;  ib.  2430:  ignelement  le 
releve  li  donez.  Boeves  aber  weigert  sich,  da  er  früher  ungerecht  behandelt 
worden  sei.  König  Edegar  erkennt  das  an  und  sagt  daher:  Ne  requer  de  le 
ton  le  vailant  d'un  dener. 

4)  Enf.  Gg.  7844:  A  Cambrai  fu  Charles  li  rois  a  droit  Gr  vons  dirai  pour- 
qnoi  la  sejornoit:  C'estoit  pour  ce  que  il  savoir  vouloit  Coument  la  terre  iluec 
se  govemoit  A  son  povoir  les  tors  fais  adre^oit  Par  tout  son  regne  li  rois  ainsi 
Pusoit,  Droit  k  chascun  k  faire  desiroit;  Le  torturier:  Ik  ou  11  Pataignoit,  Selonc 
son  fait  si  le  guerredennoit  Que  k  mesfaire  chascuns  en  ressoignoit,  La  ou  li  rois 
a  sejonr  s'arrestoit.  De  toutes  pars  chascuns  i  acouroit. 

5)  Loh.  I  142:  «Drois  empereres**  ce  dit  li  duz  Garins,  „Prenez  Slssons  ia 


Königtam  and  Lehnswesen  im  tenztfsiichen  Nationalepos  359 

gifita;  Mayer  I,  193;  Schröder  192).  Ee  galt  als  eine  grosse  Ehre,  den 
König  bei  sich  zu  Gaste  zu  haben,  und  man  rüstete  alles  auf  das  beste  her  ^). 
Da88  das  wechselnde  Hoflager  den  Grossvasallen  indessen  oft  schwere 
Lasten  aufbürdete,  liegt  auf  der  Hand,  und  wir  wissen  aus  der  Geschichte, 
dass  heftige  Kampfe  zwischen  Fürst  und  Feudalität  die  Folge  waren 
(Heinrich  IV.  und  die  Sachsen!). 

Vielfach  berichten  uns  spätere  Epen,  dass  auch  die  zahlrrichen  sonstigen 
Steuern  (Verbrauchsabgaben  etc.)  gründlich  verhasst  waren.  Mit  Entrüstung 
geb8eln  die  Dichter  die  Politik  der  Aussaugung  und  sind  auf  der  anderen 
Seite  hohen  Lobes  voll,  wenn  ein  Kaiser  oder  König  die  Abgaben  ermässigt 
odcrbesdtigt  (Vgl  Berte  1475,  1480,  1535,  1560,  1766,  1888,  1992; 
Intiod.  zu  Macaire  XVHI;  Bastars  B764;  Band,  de  Seb.  H,  341.) 

e)  Der  König  ist  oberster  Lehnsherr. 
Vgl.  Waita  IV,  285 f.;  Schröder  159;  Brunner  H,  209. 
1.  Könige'),   Herzöge,    Grafen')   sind  Lehnsmannen    des  Königs   von 
Frankreich. 


grant  cM  de  pris.  —  Qnanttomerez  deLoon  a  Paris  Et  voos  vourez  li  Biauvais 
rerenir,  S'iert  vostre  chambre  o  vos  ponrez  dormir.*  Gapet  185:  Or  s'avisa 
ly  rois,  qni  bien  fiert  de  l'espöe  Qu'en  Fraoce  n'y  aroit  ne  ville  ne  contröe 
Qn'il  n'aloit  viseter  k  mainie  privöe.  —  II  nevient  en  chitö  ou  on  ne  le  fcBtie. 
Nachdem  Pippio  den  Garin  im  Stiche  gelassen  und  so  seine  Lehnsherrlichkeit 
aofgegeben  hat,  bietet  der  Lothringer  sein  Land  dem  König  Anseis  von  Köln 
an.  Lob.  III  201 :  Par  tel  couvent  com  vos  porroiz  oYr,  Qu6  an  mangier,  Riches 
rois  Anseis  £n  anroiz  l'an  . . .  Recevez  moi,  si  crestra  vostre  fiös,  Que  chasenn 
an  i  anroiz  nn  mangier,  De  connoisBance  a  diz  mil  Chevaliers.  —  Diese  Unter- 
ttnenpflieht  bestreitet  Gaufrey.  Ohev.  Og.  20:  II  ne  vos  doit  fnere  ne  homage 
(faere-fodmm.  cf.  Mayer  I  63). 

1)  Gir.  de  Viane  171 :  ^Qni  une  nnit  le  poroit  osteler  Dedans  Viane  servir 
et  onorer,  Toz  ses  lignaiges  en  seroit  ölevös."  ib.  172:  Gar  tnit  li  servent  baron 
et  gent  menne.  —  Anberi  (Tarbö)  153.  —  Loh.  I  260:  Bögons  sömont  l'emperöor 
Pepin  Que  o  lol  vengne  manger  en  son  jardin  Et  il  i  vint  avec  le  duc  Garin. 
ib.  III  23:  Girbers  semont  l'empereor  Pepin  Et  la  r6ine  au  jent  corz  seignori, 
Et  tos  las  aotres,  qu'il  manjaeent  o  li  Et  dit  li  rois :  „Volantiers,  biax  amis."  — 
Aach  Königin  and  Königstochter  werden  ehrenvoll  aufgenommen.  Berta  1337: 
n  no  arivent  k  ^astel  ni  dojon  Ke  a  gitös  qne  fast  de  genti  hom  Que  no  la 
sotalöB  con  tot  ses  compagnon,  Et  por  amor  li  rois  ne  le  faTst  don. 

2)  Renaas  186/16:  XXX  rois  ai  vencus,  k  Den  en  rent  mercis.  N'i  a  eil 
ae  me  serve  volentiers,  non  envis  Et  cascans  d'els  mamaine  XX.  m.  fer  vestis. 
-  Floov.  2;  Doon  222;  Cor.L.  (Hs.  D.)  17;  Guide  N.  6;  Aymeri  604.  —  Renaus 
46/12:  Charles  fa  el  palais,  l'emperere  al  vis  fier;  0  lui  fn  Galerans  et  Naimes 
et  Ogier  Et  li  rois  Salemons  et  li  rois  Desier  Et  li  rois  de  Hongrie  c'on  tint  a 
bon  gaerrier.  Le  jour  i  ot  'VII*  rois  a  corones  d*ormier  Et  *XIIII'  archevesques, 
estre  l'aatre  clergier;  Onque  ne  tint  tel  feste  l'emperere  au  vis  fier,  Pais  Teure 
qnMl  porta  sa  corone  premier.    Gayd.  309:  Pols  ai  conquisez  'XXXII*  roiautez 


360  Ferdinand  Werner 

Renaus  143/20:  De -XXXV'  cont^  i  fu  la  baronie  Et  de  XX  duoeeö 
et  de  roiames  'XV*. 

Doch  stehen  nicht  alle  Feudale  zu  ihm  in  direktem  Lehnsverhältnis*)^ 

2.  Der  König  ist   femer  oberster  Lehnsherr   der  Kirche  Renaus   2/7  — 
Eveske  et  archeveeke  sunt  a  moi  aclin6  ...   Et  vienent  en  bataille  quant  iL 
sunt  mand6.    Über  sein  Recht,  die  grossen  Würdenträger  der  Kirche  zu  er- 
nennen  s.    Massing  72;    lUff.;    Falk  22;    61ff.;    Viollet  I,  335ff.;    412; 
n,  40 ff.;   267 ff.;   Glasson  HI,   604;    IV,  753;   Schröder  389.     Über  des 
Königs  sonstiges  Verhältnis  zur  Kirche  vgl.  Massing  25 ;  30 ff.;  50;  62;  65; 
70;  83;  107  u.  sonst. 

3.  Gewaltige  Länderstrecken  unterstehen  seinem  Grebote*),     Ungeheure 


Dont  je  8oi  sires  partout  et  rois  clamez;  vgl.  6ir.  de  Yiane  161;  Mainet  332/2; 
Sax.  12:  La  corone  de  France  doit  estre  mise  avant,  Quar  toit  autre  roi  doivent 
estre  k  lui  apandant  De  la  loi  crestiene  qi  au  Deu  sont  creant.  Aymeri  72; 
109;  Mort  Aym.  54;  Vie  de  S.  Gilles  1541:  £n  icel  tens  ke  vus  oez  EsteitFlo- 
venz  reis  apelez  De  Tulusane  et  de  Gascoine  Et  de  Provence  et  de  Burguigne; 
Forz  reis  estait  de  grant  puissance,  £t  treu  rendeit  al  rei  de  France,  A  Charlun 
ki  dune  ert  reis.  Als  Vasallen könige  der  fränkischen  Herrscher  (vgl.  Viollet 
11  182  ff.)  werden  genannt:  Ouri  von  Bayern  (Auberi,  Tobler  141/9);  Yen  von 
Gascogne  (Narb.  3083;  3231  etc.);  Desiderius  von  Pavia  (Chev.  Og.  3537;  4101; 
4108;  4315)  Hugon  le  Fort  von  Gonstantinopel  (Voyage  797;  809);  Tbierri  von 
Moriane  (Lob.  I  75  f.)  Oton,  Salemon  (Anseis  9347  ff.)  n.  s.  w,  (Vgl.  zu  diesen 
Namen:  Langlois,  Noms  propres).  Anderer  Herrscher  (Cbristen  und  Heiden) 
Vasallenkönige  finden  sich  u.  a.  in:  Elia  2073;  Alescb.  5218;  7531;  Aymeri3542; 
Meriadues  268;  283  etc;  Boeves  994;  Hervis  6517;  Mort  Aym.  1043;  Fierabr.  171; 
Fonlque  97  (ms.  7188)  125;  Sax.  195;  Destr.  75 ff;  263;  Bastars  900;  8323;  Gui 
de  B.  126;  Bueves  de  Commarchis  656;  2200;  Hervis  9244;  Boeves  3168; 
Narb.  6053  u.  s.  f. 

3)  [Zu  S.  39.]  Loh.  1 139:  ^Drois  empereres''  ce  dit  li  dnx  Henris  Montagu 
tieng  de  vous  et  mon  pais.  —  Renaus  154/25;  Orson  3188;  Berta  581;  Chev. 
Og.357;  1775;  Guill.  de  la  Barre  5260ff;  Entr.  d.  8p.  54/107;  54/119;  Auberi 
Tarbö  142.  —  Narb.  2678:  De  XXX  contes  a  ii  le  treQage.  —  ib.  2817;  2862; 
3005;  3019;  3231;  7031  Renaus  4731  u.  sonst. 

1)  Gayd.  146 :  Bertrans  sagt  zu  seinen  Verwandten,  indem  er  sie  auffordert, 
ihrem  „cozins'*  Gaydon  zu  helfen:  „Nos  ne  tenons  de  Rarion  t  denier".  Aoch 
Savaris  bezeichnet  (ib.  184)  Gaydon  vor  Rar!  als  „  le  mien  seignor''.  --  Riolz 
de  Maus,  ein  Lehnsmann  Gaydons  und  selber  ein  Muster  von  Lehnsmannstrene 
(Gayd.  92,  93)  mahnt  seinen  Herrn  inständig,  Rarl  treu  zu  sein;  Gayd.  93:  ^l\ 
est  tes  (!)  sires,  et  vos  iestez  ses  (!)  hom:  Ne  devez  faire  envers  lui  mesprison**. 

2)  Prise  de  Pamp.  2969 :  Nous  Carllemagne  ao  Dien  bonour  De  Rome  droit 
empereour  E  roi  de  Frange,  e  encour  seignour  De  Grestientö  sens  nul  irour,  E 
de  Baudard  et  de  Nubie  E  de  Perse  e  de  Surie  Jusque  ou  fu  mort  le  fil  Marie 
S'est  la  giant  ä  nous  convertie.  Macaire  159:  Vos  estes  rois  trosqn'en  Jerusalem 
£  8or  tos  rois  si  estes  soverains.  Aymeri  109:  De  tote  Espangne  et  de  tote 
Persie  Enst  il  lors  tote  la  seignorie.  —  Cor.  L.  885:  Par  droit  est  Rome  nostre 


Königtum  and  Lehnswesen  im  französischen  Nationalepos  361 

Volbmassen  folgen  seinem  Heerbann.  Vgl.  Gir.  de  Rouss.  §§  7;  9;  21; 
39;  47;  50;  149;  152;  153;  155;  161;  164;  185;  199;  263;  309;  316; 
323;  325;  379;  400;  488;  567;  617.  Renaus  26/13;  26/18;  140/lOff.; 
U2/4fr.;  Foulque  144;  Orson  2246;  Chev.  Og.  206  u.  v.  a.  m.  Könige, 
Herzoge,  Grafen,  Vizegrafen  u.  s,  w.  befinden  sich  in  seiner  „ost  banie". 
S.Gir.  de  Rouss.  §§  25;  32;  84;  88;  106;  110;  143;  145;  163;  229ff.; 
263;  310;  381;  398;  421  f.;  429;  451;  481;  506;  Renaus  26/11;  26/26 
etc.  etc. 

4.  Als  oberster  Lehnsherr  (vgl.  Brun  de  la  Mont.  882:  Cilz  enfes  est 
royaux,  Encore  sera  il  nos  sires  principaux)  kann  der  König  Land  verleihen  *) 
und  entziehen*).  (Vgl.  auch  Abschn.  III :  Das  Lehnsverhältnis.)  Doch  sprechen 
die  Barone  dabei  ein  entscheidendes  Wort  mit.  Der  „sires  principaux"  setzt 
Könige,  Herzöge  und  Grafen  ein  und  sorgt  dafür,  dass  sie  anerkannt  werden  % 


eopereor  Charle,  Tote  Romagne  et  Toscane  et  Calabre.  Von  Karl  hängen  auBer- 
dem  ab:  Loheraine  (ib.  Hs.  D.  9);  Lombardie  (Cor.  L.  19);  Navare  (ib.  19); 
Normandie  (ib.  18);  Peitou  (2012;  2046);  Gascogoe  (ib.  Hs.  D.  10));  Borgoigne 
(Hs.  D.  9);  Baviere  (Hs.  D.  8);  Alemaigne  (Hs.  D.  17);  Anjoii  (Cor.  L.  18); 
firetaigne  (ibid.);  Rome  (ib.  885).  —  Vgl.  Renalis  251/38:  Rois  iestesde  la  terre 
sires  de  cest  moat  £n  apreis  Dame  Deu  ne  sai  meillor  de  vos.  —  ib.  136|  16  ff. 
Von  den  Heiden  wird  ihm  allerdings  die  Vorherrschaft  and  das  Recht  auf 
Frankreich  lebhaft  bestritten.  Es  heiBtvon  dem  König  Karahues:  Enf.  Og.  2140: 
Apres  vorra  en  Franche  chevauchier,  Rois  en  doit  estre  et  droit  i  doit  jagier, 
Car  si  ancestre  en  farent  iretier;  vgl.  ib.  1967:  En  France  iriena,  qui  uostre 
mcestre  fn.  Daraus  leitet  sich  das  Streben  der  Heiden  her,  den  Frankenkönig 
vom  Throne  zu  stossen  (Alisc.  100  u.  sonst).  Es  ist  femer  festzuhalten,  dass 
als  eigentliches  Königsland  im  besonderen  Franzien  angesehen  wird.  Alisc.  252: 
£n  cele  tere  quo  tient  rois  Loöis.  —  Narb.  1856:  A  Oriiens  vindrent,  si  paser- 
eDt  le  pont  Lors  entrerent  an  France.  — 

1)  Anberi(Tarb6)2:  Donna  Ini  terre  et  sa  fame  autresi:  Et  deBourgoigne 
et  du  iiö  le  saisi;  Berta  252:  Encontre  va  11  rois  moult  trös  joieusement  Et  sont 
en  sa  conpaigne  plus  de  mil  et  sept  cent  Qui  trestout  sont  de  lui  tenant  grant 
chasement.  —  Auf  die  Aufforderung  hin,  dem  Raonl  sein  angestammtes  Lehen 
zu  geben,  erwidert  Loeys  (Raoul  648):  —  ^Je  nel  puis  faire,  li  rois  li  respondi; 
Li  Manciax  Ta,  qua  del  gant  le  saisi  Par  tel  covent  le  quer  en  ai  man.  Par 
maintes  fois  m'en  sui  puis  repentis  Mais  li  baron  le  loerent  ainsi.  —  Auberi 
(Tobler)  125/30:  Se  tu  estoies  or  de  Flandres  saisis,  Jusqu'ä  *r  an  en  seroi[e]s 
(ta)  banis;  Car  c'est  der  fie  au  roi  de  Saint  Denis;  Se  tu  n'e[n]  eres  par  le  roi 
reuestis,  Ja  n'en  tendroies  Taillant  'ii*  parisis  (vgl.  Neumann  68  ff.). 

2)  Loeys  wird  aufgefordert  dem  Manciax  Cambresis  wieder  zu  entziehen. 
Haoul  686:  —  Je  nel  puis  faire  11  rois  respond  atant.  Je  Tai  donnöe  auMancel 
combatant;  Ne  li  tolroie  por  Tannor  de  Melant.  ib.  2002:  Rois  Loeys  nos  Tient 
deseriter.  —  Gir.  de  Viane  105;  Anseis  11  96 ff.;  Raoul  5440;  Chev.  Og.  9119; 
Renaus  273/4;  Foulque  25  u.  s.  w.  — 

3)  Loeys  krönt  Foulque  zum  König  von  Spanien  (Foulque  141);  Karl  Gui 
de  Bourg.  desgL    (Fierabr.  182;  Gui  de  B.  121);  Karl  Roland  desgl.    (Prise  de 


362  Ferdinand  Werner 

(Wdteres  über  das  Verhältnis  des  Königs  zu  seinen  Grossvasallen  findet 
sich  in  Abschnitt  II;  über  seine  sonstigen  Pflichten  als  Lehnsherr  wird  na 
dritten  Teil  gehandelt) 

8.  Königsehe  und  Königin. 

1.  Bei  der  Königsheirat  entscheidet  die  Staatsiaison  (Loh.  II,  2,  11). 
Die  Barone  beraten  den  König  bei  seiner  Wahl^);  mit  ihr^  Zustimmung 
verlobt  sich  der  König  (Spirgatis  p.  14),  denn  es  ist  wünschenswert,  dass 
der  Herrscher  nicht  ohne  Erben  stirbt,  weil  dadurch  Thronstreitigkeiten  ver- 
mieden werden^.  Ausserdem  stärkt  die  Mitgift  der  Königin  das  Krongut') 
(Falk  23;  Büchner  23 ff.;  Waitz  VI,  264;  Spirgatis  13,  22). 

2.  Die  Ehe  des  Königs  muss  ebenbürtig  sein  ^).  In  jüngeren  Epen  wird 
es  als  üblich  bezeichnet,  dass  die  königlichen  Brautwerber  die  körperliche 
Gesundheit  und  Vollkommenheit  der  Umworbenen  feststellen'). 


Pamp.  5585 ;  5630;  Otinel  73 ;  in  Gai  de  Bonrg.  123  will  Karl  Boland  zum  Herrscher 
machen;  Pippin  den  Auberi  zum  König  von  Bayern  (Auberi,  Tarbö  152,  153); 
vgl.  Otinel  73;  Sax.  II  100  etc.;  s.  anch  Neumann  p.  70.  —  Robert  2905:  Je 
Ten  fesisse  dnc  on  conte.  —  Boeves  2326.  —  Prise  de  Pamp.  1346:  Qoand 
l'emperer  ot  feit  cue[D]B  de  FJandre  Jsorier,  A  cens  de  Flamens  de  l'ost  fist 
mantinant  jorier  De  tenir  Jsoriös  por  seignoor  droitorier  £  k  eil  das  de  Flandre 
defisent  tuit  gardier ;  £  ceus  Potroierent  de  gros  e  volontier.  —  (Vgl.  £Qler  p.  45). 

1)  Amis  1769:  Jk  prins  je  fame  au  los  de  mes  barons;  Rose  8031:  De  la 
fille  le  roi  de  France  Fetes  querre  le  mariage  Par  conseil  de  vostre  bamage. 

2)  Berta  11:  La  cort  de  11  rois  no  vale  nn  boton,  Quando  non  oit  nne 
dame  a  galon,  Dont  11  aüst  o  fiol  o  gnar^on  Qe  apreso  de  sa  morte  et  de  sa 
decesion  Qe  fost  notre  rois  cum  esere  dovon  E  mantenist  en  pase  soe  rion,  E 
par  In  aümes  guarison.  —  ib.  191 :  Se  vn  morise  sen^a  filz  o  gnar^n  £ntor  nos 
seroit  e  nose  ten^on;  Qui'  de  Magance  e  qui'  de  BesengonE  qni  d'Anstrie  con 
qnille  de  Clermon  Cascnn  de  lor  demanderoit  la  coron;  Ma  s'erese  avös  a  ves 
deeision  Questo  non  po  avenire  por  nesune  cason.  —  Vgl.  ib.  88;  100  ff.;  Gnill. 
de  B.  76  ff.;  Vie  de  S.  Gilles  310;  696. 

3)  Loh.  I.  113:  S'enst  mari  Blancheflors  au  der  vis  S'enst  baron  qni  la 
terra  tenist.  —  ib.  1 116:  Tenez  ma  fille,  ben  l'avez  döservi,  £t  si  voas  rens  ma 
terre  et  mon  pais.  —  vgl.  ib.  1 122;  Boeves  3777;  Orson  1588;  1720;  Narb.  1188; 
1252;  1324;  Parise  92;  Elie  1524;  Girb.  de  Metz  (Bmchstttck)  379/75  ff.  Escoufle 
2334;  Robert  3825 ff.;  4429  ff.  —  Auch  die  LehnstrSger  der  Braat  werden  dem 
Manne  verpflichtet;  vgl.    Fonlque  46;  140  etc. 

4)  Gir.  de  Viane  36:  Ne  doit  nus  rois  c'est  vöritö  provöe  La  vavassore 
prendre  de  sa  contröe,  Fille  de  roi  doit  voos  estre  don^e  antre  dame  de  molt 
grant  renom^e  Vob  vos  porois  hautement  marier,  A  fille  a  Roi,  an  a  duc  ou  a  per. 
Berte  786:  Moolt  fu  de  haot  lignage  Berte,  ce  vous  plevis.  De  rois,  d'empereonrs 
et  de  princes  eslis.  —  Vie  de  S.  Gille  298 f.;  Wilhelmsl.  32;  Berta  200. 

5)  Herzog  Aquilo,  der  an  der  Spitze  einer  Gesandtschaft  nm  die  Hand  der 
Berta,  der  Tochter  des  Königs  von  Ungarn  anhält,  sagt  (Berta  616):  Qnando 
li  rois  de  Fran9e  ven  a  prendre  muler,  Avant  qe  cnn  la  dame  el  se  di9a  aool^r, 


KöDigtnm  und  Lehiuiwesen  im  fransdsischen  NaiionalepoB  363 

Ober  Karls  Frauen  und  f^inder  s.  Hist  po^tique  378ff.;  die  Gremahlin 
des  L0678  ist  Blancheflor,  eine  Tochter  des  mächtigen  Grafen  Aymeri  von 
Narbonne  (Narb.  7813  ff.)»  die  Pippins  heisst  ebenso  und  ist  eine  Tochter  des 
Königs  Thierri  von  Moriane.  (Loh.  11,  2;  11;  Anm.  von  R  Paris;  Massing 
331)  Über  Kebsweiber  des  Monarchen  s.  Macaire  211  und  den  Schluss 
derBerte  aus  grans  pi6s  (1074 — 1175);  vgl.  auch  Lamprecht,  Deut.  Gesch^ 
3.  Aufl.,  Bd.  II,  51  ff.;  Schröder  RG.  4.  Aufl.  110. 

3.  Die  Pflichten  der  Königin  sind  denen  des  Königs  ähnlich^).  Im 
fibiigen  erscheint  sie  abhängig  vom  Willen  des  Gemahls'),  der  sie  vor  Gericht 
stellen  kann  (Gir.  de  Viane  62  ff.)  oder  sie  beschimpft  und  misshandelt  (Loh.  III, 
103),  wenn  nicht  gar  mit  Enthauptung  bedroht  (Voyage  Iff.).  Auch  von 
Vasallen  wird  sie  oft  mit  Wort  und  Tat  beleidigt  und  mit  tödlicher  Feind- 
schaft verfolgt^).  Auf  der  anderen  Seite  sehen  wir  indessen,  wie  sie  sich 
am  Kampfe  beteiligt  und  dreinschlägt^)  oder  sich  für  Angehörige  ihrer  Sippe 
selber  als  Geisel  stellt'). 

4.  Als  Titel  der  Königin  finden  sich:  ma  dame  la  roinne  (Amis  1328; 
Gir.  de  Viane  39;  Raoul  2995;  5847;  Alesch.  2872;  2900  etc.);  ma  dame 


8e  fait  la  dame  tuta  nna  despoler,  £  fi  ben  gaardea  e  davante  et  darer;  S'el 
sfiat  altro  q'ela  non  par  mostrer,  Le  mariago  se  tomaria  arer.  Seinem  Wunsche 
wird  entaproeben  (ib.  638).    Ebenso  Hegt  die  Sache  in  Guili.  de  B.  1917. 

1)  Berta  669:  Siös  cortese  e  ben  aparisent,  Q'i  no  vos  tenise  raina  da 
oient;  A  lor  donös  robe  e  vestiment.  Sor  tute  ren  de  11  mondo  vivent  Yestre 
sigDor  amer^B  loialment  Si  le  far^s  toto  11  son  talent,  Serös  cortois  a  tote  Taatre 
jeot,  A  ^;ascun  servös  loial  e  droitament  Faites  qne  de  vos  no  se  blasmi  escner 
ni  sar^ent.  —  Quill,  de  Pal.  7120:  Roine  estes  et  femme  a  roi  Fnstes  et  oirs 
d'empereor  Et  dame  de  trös  grant  valor;  Ne  vos  dev68  mie  abaissier  Envers 
OD  povre  Bondoier.    Vgl.  ib.  9019 ff.-,  9504 ff.;  9623 ff. 

2)  In  Berta  1229  bittet  die  Königin  ihren  Gemahl  eine  Reise  machen  su 
dürfen,  fügt  allerdings  hinzu:  Se  con^ö  no  me  doni  per  Deo  le  fi  Marie,  A  tot 
to  malgrö  me  meterö  en  vie. 

3)  Alisc.  84,  85:  Wilhelm  von  Or.  an  seiner  Schwester  Blancheflor:  „Li  vif 
di&ble  vos  ont  or  corounöe.  Passa  avant,  del  cief  li  a  ostöe,  Voiant  Franchois, 
i'a  a  ses  pite  jetöe,  Isnelement  miat  sa  main  a  Taspöe  Parmi  les  treces  Ta  li 
marehia  cobröe,  Ja  li  öust  la  teste  tost  coupöe.  Ja  par  nai  homme  ne  li  fust 
dev^e,  Quant  Ermengars  li  a  des  poins  ostöe;  vgl.  Lob.  II  110;  III  81;  Girb. 
de  Metz  520/19-,  Gir.  de  Viane  69;  73;  63:  True  n'acorde  Jamals  jor  n'en  pran- 
dron  Tant  qu'el  en  perde  le  chief  sor  le  menton;  ib.  53;  56.  Sie  wird  von 
Bemier  gefangen  genommen.  Raoul  6512:  -iüc*  des  lors  ont  retenus  et  pds, 
Et  la  roine  et  Loherei  son  fil. 

4)  Girb.  de  Metz  521/5:  En  sa  main  tint  *i'  reit  trenchant  espie,  Quant  li 
naurei  se  vuellent  redresaier,  Et  la  roine  les  refiert  par  derrier,  Desor  le  maibre 
les  fait  trebuchier;  ib.  516/16  ff.  schlägt  sie  Fromont  ins  Gesicht. 

5)  Loh.  n  28:  En  pi^s  se  lievent  de  Chevaliers  set  vint  Por  ostagier 
nüsme  TempörMs;  vgl.  Amis  796  ff. 


364  Ferdinand  Werner 

la  fraiiche  empMi-is  (Loh.  II,  102;  Auberi,  Tob.  11/21;  154/17;  Escoufle 
1412;  Yvain  2064  etc.  Die  schmückenden  Beiwörter  (Waitz  VI,  261) 
gleichen  denen  des  Königs:  franche  (Auberi,  Tob.  11/21)  Corona  (Gir.  de 
Viane  39),  noble  (Capet  14)  u.  s.  f. 

5.  Als  Abzeichen  hat  sie  die  Krone  ^).  Sie  sitzt  neben  dem  Könige  aul 
dem  Thron  (Aquin  259;  Erec  6595 ff.;  Loh.  III,  14  u.  s.  w.).  Für  allein- 
regierende Königinnen,  wie  die  von  Garadigan,  ist  der  „faudestuef"  ebenfalls 
ein  Zeichen  ihrer  Würde^).  An  Stelle  des  Thronsessels  tritt  auch  hier  ge- 
legentlich ein  Teppich^).  Weitere  Insignien  der  Herrscherin  sind  das  Zelt*) 
und  die  kostbaren  Gewänder*). 

6.  Auch  ein  besonderer  Wohnsitz  der  Fürstin  wird  genannt  %  wenn  sie 
auch  im  übrigen  dem  König  beim  Residenz  Wechsel  folgt'). 

7.  In  dem  Besitz  der  Königin  (s.  Waitz  VI,  2631;  273)  befinden  sich 
Land,  Gärten,  Paläste  ®)  und  ein  besonderer  Kronschatz  \  Eine  bemerkens- 
werte Stellung  nimmt  die  „dos"  (Morgengabe)  ihres  Gemahls  ein^®).  —  Sie 

1)  Parise  92:  'i'  cercle  ot  au  son  chi6  d'une  cvre  tregitöe,  Et  fu  de  riches 
pierres  tot  anviron  orl6e.  —  Vgl.  Waitz  VI  258 ff.;  Jourd.  3956;  S«x.  I  115; 
Foulqiie  132;  Gir.  de  Viane  39;  Berte  273;  485;  Gaufrey  20ö;Baoul  2995;  5847; 
Voyage  20;  822;  Prise  de  Cord.  52;  Jourd.  4241;  Erec  664  f.  —  Sie  wird  von 
ihrem  Gemahl  bei  der  Hochzeit  gekrönt.  Aliac.  77:  Li  reis  doit  Blanceflor 
corouner.  —  Loh.  II  14:  Fierabr.  182;Foalque  147  f.;  Anseis  362;  4093;  Sax.  II 
95;  Erec  690;  Voyage  6;  808;  Alisc.  83.  —  Vgl.  Glasson  II  439  f. 

2)  Meriadues  5442:  Et  la  roine  fu  assise  lluecques  sor  *r  faudestuef 
D'yuoire  a  esmail  riche  et  nuef. 

3)  Guill.  de  Palerne  7591:  De  sor  nne  paile  de  Bisterne  Sist  la  roine  de 
Palerne.  —  ib.  7975. 

4)  Sax.  I  129:  Et  Sebile  baisie  dedens  son  tref  demaine;  vgL  ib.  I  44; 
237;  Gayd.  250. 

5)  Girb.  de  Metz  497/13:  De  vespres  vint  Tenpereres  Pepins  Et  apres  lui 
la  franche  enpereris,  Bien  fu  vestuie  d'un  pelison  hermin  Et  par  desuis  d'un 
paile  alexandrin  A  bendes  d'or,  molt  belement  li  eist,  Sor  ces  espaoles  li  gisent 
si  bei  crin.  —  Aye  7:  Aye  tint  par  la  main  Blancheflor  la  rouine.  Elle  avoit 
afubl6  '1*  grant  mantel  hermine  La  voosure  est  d'an  paile  vermeill  d'anioravine 
Moult  valent  grant  honor  les  pierres  qui  i  sont  mise,  vgl.  Yvain  2859. 

6)  Alesch.  2872:  Et  la  roine  en  sa  cambre  ä  Senliz. 

7)  Alesch.  2900.  Et  la  roine  vosist  estre  a  Senliz,  Ou  ä  Estampes,  ou  au 
bore  Saint-Denis. 

8)  Loh.  III  47:  Ele  en-apele  ....  Ses  chamberlains  de  sa  terre  norris.  — 
Jourd.  3224:  La  roinne  est  en  son  palais  listö.  —  Obstgarten:  Macaire  7. 

9)  Hervis  3643:  J'ai  -r  tresor  si  tresgrant  amassö  Nel  moveroient  *XX* 
destrier  sejornd  Ne  -XXX*  buef.  — -  Auberi  (Tob.)  215/4:  De  mes  tresors  uos 
ferai  tant  donner.  —  Vgl.  Girb.  de  Metz  521/16;  500/15  f.  —  Berte  189  etc. 

10)  Zu  „douaire"  vgl.  Spirgatis  p.  13  f.  u.  22;  Schröder  68  f.;  332ff.;Wani- 
könig  II  254;  Amira  144.  Es  bedeutet  die  Gegenleistung  des  Mannes  für  die 
Mitgift  der  Frau  (Spirgatis  p.  14:  „Leibgedinge";  Amira  144:  „Widerlage")  und 


Königtum  nnd  Lehnswesen  im  franzÖBisoben  Nationalepos  365 

gründet   Klöster*)    wie   der   König,    empfängt*)    und    macht ^)    Geschenke 
wie  dieser. 

8.  Die  Königin  hat  Teil  am  Reich  *)  und  an  der  Regieruno:sgewalt.  Bei 
Mahlzeiten*),  während  der  Huldigung  der  Lehnsmannen*),  an  Hof  tagen") 
sitzt  sie  neben  dem  König.  Sie  greift  lebhaft  in  die  Debatten  ein  und  ruft 
dadurch  mitunter  unliebsame  Auftritte  hervor  (Loh.  H,  110;  HI,  81;  Girb. 
de  Metz  520/19  u.  s.  f.).  Vor  ihr  und  dem  König  wird  Waffenstillstand 
geschlossen®),  oder  sie  selbst  gibt  im  Namen  ihrer  Sippe  „trives"®).   Sie  ent- 


ist  anf  den  ursprttnglieh  für  die  Frau  bezahlten  Kaufpreis  zurückzufahren 
(Spirg.  p.  14).  Eb  macht  das  Witwengat  der  Frau  aus  und  bleibt  ihr  nach  dem 
Tode  des  Gemahls  erhalten,  um  vor  allem  die  einer  Sippe  in  fremdem  Lande 
erauLDgelnde  Frau  zu  schützen  ( Aymeri  4481  ff.).  S.  auch  Ducange :  maritagium  = 
feudum  marito  propter  nuptias  uxori  donatum,  ipso  mortuo  ejus  feudnm  appela- 
tar.  —  Vgl.  Foulque  8:  Et  raurai  femme  fille  d'on  eroperöre  Qui  metra  lor 
aluex  en  doaire.  —  AnseYsl7:  Chelivaurrai  plevir  et  espouser  Et  toute  Espaigne 
en  donaire  doner.  Aymeri  2384:  Si  fier  doaire  ne  fist  necuensne  rois.  Foulque 
35:  Ele  li  faitmolt  grant  mariement  IUI  citös  et  Panor  qui  apent.  (Zu  ndonaire*" 
vgl.  noch  Gautier:  Gheyalerie  354;  Aseises  de  Jerusalem  II  128;  Modersohn 
137;  in  Gir.  de  Rouss.  §  563  die  Bezeichnung  „oscle*;  Loh.  I  48  „mariage"; 
Foulque  35  „mariement"). 

1)  Auberi  (Tarbö)  153 f.:  Et  la  Roine,  dont  vous  avös  o'i  Dedens  Baiviöre 
V  moustier  establi:  La  devint  noone,  et  le  siöcle  guerpi. 

2)  Loh.  II  257:  Donnez  Rigant  cel  destrier  anabi  Qne  me  donna  li  abes 
de  Clugni. 

3)  So  schenkt  Blancheflor  dem  Pippin  einen  Sperber  (Girb.  de  Metz  498, 
i  f.) ;  ihren  Mannen  etc.  gibt  sie  Pferde,  Geld,  Gewänder,  Land  u.  s.  w.  Loh.  III 
24,  29;  Mac.  301:  Girb.  de  Metz  429/27;  Berta  1342  ff.;  Gnill.  de  Pal.  5051; 
Capet  94  etc. 

4)  Jourd.  4170:  Et  Gaudiscete  la  bele  au  cors  moslö  Fu  dämme  de  la  terre. 
--  Auberi  (Tarbö)  65:  Nös  la  Reine,  ä  qui  la  terre  apent.  —  Macaire  279:  Et 
vos,  roine,  sei  vol68  agr^er,  Si  tornerös  vo  röaume  ä  garder.  Aclin  vos  erent 
Alemant  et  Baivier  Et  tote  gent  qu'a  Kalles  a  baillier.  —  Meriadnes  11 590 
(Waitz  VI  261). 

5)  Girb.  de  Metz  514/13:  Elle  reuai  deuant  le  roi  seir  (Varianten  für 
«deuant«  =  Hb.  FM  „ioste''  und  P  .X.  „deleis*'). 

6)  Erec  6595:  Tuit  qnatre  main  a  main  se  tindrent  Jusque  devant  le  roi 
s'an  vindrent  Si  le  saluent  maintenant,  Et  la  reine  einsemant,  Qui  delez  lui 
leoit  an  coste;  vgl.  Aquin  269  (Heide!). 

7)  Aye  7 :  An  chief  de  la  cortine,  lez  Garnier,  l*ont  asise ;  D'une  part  en 
li  sale  en  tienent  lor  concille.  --  Macaire  301:  Et  la  roine  a  son  destre  coste. 
-  ib.  149;  Gui  de  N.  p  5. 

8)  Loh.  III  14:  Devant  le  roi,  vöant  Pempereris  —  De  ceste  guerre  fust 
aecordance  et  fins. 

9)  Loh.  lil  ^1:  Je  doin  les  trives,  de  pur  lo  duc  Oarin  Jusqu'il  set  ans 
passes  et  acomplis. 


366  Ferdinand  Weraer 

bietet  auf  Geheisa ^)  oder  auch  ohne  Wissen^)  des  Königs  den  Heerbann 
und  führt  ihn  heran ^).  Sie  stellt  Burgen  her*),  macht  Sklaven  frei'),  gibt 
Geleite*). 

Sie  spricht  mit  bei  der  Ehe  der  Königstochter  (Benaus  11 4/ 7  ff.)  und 
verfügt  über  die  Hand  ihrer  Hofdamen'). 

Nach  dem  Tode  des  Königs  führt  sie  die  vormundschaftliche  B^erung 
(Enf.  Og.  8019ff.;  8168).  —  Über  ihre  Beamten  s.  Waitz  VI,  264;  328 
und  I,  B  5. 

4.  Thronfolge  und  Krönung. 

1.  Der  König  kann  die  Krone  niederlegen.  Das  geschieht»  wenn  er 
eines  Herrschers  unwürdige  Dinge  begeht^)  oder  aus  Altersschwäche*)  oder 
in  zorniger  Erregung  und  Hilflosigkeit  ^%   Doch  suchen  ihn  die  Fürsten  meist 


1)  AnseSs  4021:  Dist  Rodoans:  „Beine  or  m'entandös  Li  rois  Marsiles, 
vostre  drois  avoös,  Mande  par  moi  ke  voos  le  secores  Par  tonte  Aufrique 
Pariere-ban  cries.  —  Doon  383:  La  reine  vendra,  an  gent  cors  esmerö;  St 
grant  gent  amerra,  sachiös  de  veritö  Pnne  liene  en  tendra  lea  loges  et  li  trö . . . . 
N'a  il  homme  remös,  s'i)  n'a  enfermetö,  Qne  la  rolne  n'ait  tont  semona  et 
mandö.  Vgl.  Foulqne  141;  Ancaaain  28|18ff.;  Meriadnea  9318  ff.  etc. 

2)  Girb.  de  Metz  473/21:  Jea  aemonrai  n'en  aarai  mot  Pepin.  —  ib.  437|7: 
Dedana  aa  ohanbre  entrai  l'enpereria,  Fait  faire  letrea  et  aaeleir  eacria,  A  aon 
ponoir  fait  cheualiera  venir,  Qui  li  fanrai  jamaia  n'iert  cea  amina. 

8)  Doon  334:  Si  a*en  viennent  tont  droit,  k  joie  et  a  bamö,  Sna  lea  chevax 
courana  moult  ricbement  armö,  La  roine  devant. 

4)  Meriadnea  9826:  Et  ele  ae  refait  aaiair  De  aea  caatiana  ce  k'ele  puetEt 
gamir  .... 

5)  Berte  188:  Bien  aavez  que  tona  troia  de  aervage  getai  Et  qne  de  mea 
deniera  chaacnn  d'aua  rachetai.  —  ib.  2249. 

6)  Berte  182:  „Filie**  diät  la  roine,  ,je  vona  convoierai.*' 

7)  Girb.  de  Mets  521/17:  Puia  ferai  ae  c'onqnea  dame  ne  fit,  Pncellea  ai 
en  mea  chanbrea  gentia  Fillea  a  princea  et  a  contea  marchia  Je  voa  otroi  le 
baiaier  Adelia  Et  raooUeir  et  Tantre  chonae  anai.  Berte  194:  Aliate,  ae  je  puia 
trea  bien  marierai. 

8)  Fierabr.  36:  Boia  ki  ceval  ociat  n'a  droit  en  iretö.  —  Certes,  diät  Fiera- 
braa,  tu  aa  dit  veritö.  Aiol  3404.  (Loeya  wird  von  Aiol  niedergeachlagen):  „Se 
par  *r  cheualier  ani  retenna  Perdre  doi  ma  corone  et  metre  iua. 

9)  Gayd.  324:  Je  te  clainz  onite  treatout  mon  tenement;  Trop  ai  veaen, 
bien  eat  appariaaant.  Entr^e  de  Spagne  11/7 :  Gar  veilard  ani  nymös  ond  je 
vona  fai^  mien  hoir.  —  H.  de  Bord.  3  etc. 

10)  Renana  297/10:  Je  voa  rant  la  corone  ioi  et  devant  D6;  Jamals  neaerai 
roia  en  treatout  mon  a^.  —  ib.  297/34:  Sachiöa,  jli  en  ma  vie  k  roi  ne  me 
r'anr^a,  Ne  porterei  corone  en  treatot  mon  aö  Deal  a  icele  eure  qne  Benant  me 
rendrea,  Et  Maugia  le  larron  qne  je  durement  hö.  In  Aymeri  will  Loeya  die 
Krone  niederlegen,  weil  Hugo  Capet  aein  Land  verwüatet,  und  die  Barone  ihm 
nicht  helfen.  Daa  aber  erfüllt  aeine  Vasallen  mit  groaaem  Schmerz.  Vgl.  daa 
folgende  Zitat. 


Königtum  und  Lehnsweaen  im  fransösischen  NationalepoB  367 

daran  zu  hindern^),  sofern  sie  nicht  zu  den  treulosen  Vasallengeschlechtern 
gehören,  die  danach  trachten  den  König  abzusetzen,  ja,  ihm  überhaupt  das 
Recht  auf  den  Thron  bestreiten'). 

Der  fränkische  König  ist  seit  1077  absetzbar  (Amira  129  f.).  Ihn  vom 
Throne  zu  stürzen,  ist  begreiflicherweise  Absicht  der  heidnischen  Feinde^), 
die,  wie  wir  oben  sahen,  Frankreich  als  ihr  Erbgut  betrachten. 

2.  Die  Königskrone  ist  erblich*).  (Vgl.  Mayer  II,  381;  ViolletI,  239ff.; 
II,46ff.;  Glassonll,  410;  414;  Brunner II,  31;  Schröderll2.)  Bastaitlen^) 
(P.  Meyer  82;  Glasson  II,  99;  HI,  32;  Assises  de  J6ru8,  II,  119;  286; 
Warnkönig  n,  174 ff.;  Grimm,  RA.  I,  655)  und  körperlich  missrateue Nach- 
kommen*) sind  indessen  von  der  Thronfolge  ausgeschlossen. 

Es  ist  ein  altgermanischer  Brauch  (Tamassia  197),  dass  der  König 
noch  bei  Lebzeiten  seinen  Nachfolger  krönen  lasst'')  (Schröder  98 f.;  Waitz 
VI,  171  ff.;  Mayer  II,  379)  oder  zu  dessen  Gunsten  auf  den  Thron  verzichtet  % 

1)  Aymeri  58:  *XV'  contor  ont  depitiö,  plorö,*nu*  roi  saillent  qui  Tont  recoronö. 
Aaeh  in  Renaas  297/9  ff.  geraten  die  Barone  ttber  das  Vorgehen  ihres  Herrn 
iB  grosse  Bestflrznng  (Enier  34),  and  sie  bitten  ihn,  seinen  Entsehlnss  za 
indem. 

2)  Lob.  I  213:  „M'a-ce  mandö  Pepins?  II  n'est  pas  rois,  bien  le  set-on  de 
^  K&rles  ses  pöres  a  grant  tort  Ta  tolli."  Graf  Fromons  deutet  hier  die  Usar- 
paUon  Karl  Martells  an  (Lob.  I  218.  Anm.  von  P.  Paris);  vgl.  Aiol  3809  ff; 
Olli,  de  Nant.  p.  7. 

3)  Aiol  4067:  Der  Gesandte  Tornebeuf  in  Loeys:  Et  mieus  oaat  Mahomes 
dt  Apolins  Qne  ne  fait  li  tiens  dieas  qoe  uieus  seroir,  Et  a  tort  tiens  la  tere 
qoe  Karies  tint.  —  ib.  2369:  A  tort  portes  oorone,  noas  le  dison;  Alesch.  3565: 
&>ii  Looys  ferai-ge  tot  irer,  De  tonte  France  le  ferai  desposer  Et  de  son  chief 
fors  la  corone  oster.  —  Ähnliche  Drohungen  s.  Aqoin  865  ff;  Otinel  58 ;  Ganfrey 
^j  Destr.  195  a.  s.  f. 

4)  Roland  3715:  C'est  Loewis,  mieiz  ne  sai  jo  qu'en  parle  II  est  mis  filz 
d  i\  tiendrat  mes  marches.  —  Cor.  Looys  54:  Karies  li  maines  a  molt  son  tems 
Qa6  .  .  .  .  n  a  an  fii  Ä  qni  la  velt  doner.  -—  Macaire  291.  Narb.  3259:  Etaprös 
\  qnant  il  fa  desviez  Refu  ses  filz  Loois  queronez.  —  Herta  87 ;  Joard.  4165  f ; 
Huon  7;  Aiol  24:  Qae  mors  fa  Karlemaines  et  a  Ais  enfonis  A  Loeys  remest 
U  tere  et  li  pais.  —  Floov.  1  f;  Cor.  L.  1350  ff. 

5)  Mone:  Neue  Quellen  des  Heldenepos  S.  210,  ans  Loh.:  „11  n'est  pas  rois, 
droit  ce  sai  defit,  Karies  Marteus  de  hast  Pengenui.*  S.  Schröder  112.  — 

6)  Aye  52:  Gar  le  mande  Ganor,  se  tu  la  pues  avoir;  SeMahomet  donnoit 
Qii'en  enssiez  *i-  oir  Par  oe  auries  en  douce  France  droit,  Car  Karies  n'a  enfant 
^iii  vaille  ne  prenz  seit  Ne  m^  c'un  tot  seul  fiz  qai  ne  ot  ne  voit. 

7)  S.  vor  allen  Dingen  das  Cor.  Looys!  —  Boeves  3224:  Par  den!  moi 
^^  Gni  amener,  demain  ert  rois,  jeo  le  frai  coroner.  Prise  de  Cord.  App.  1 149 : 
^  fera  a  Gerart  Malatrie  doner,  Loa  cerde  de  fin  or  desor  son  chief  posser  etc. 

8)  Parise  92:  Je  met  jus  la  quorone,  si  la  vos  vaeil  doner,  Et  si  prenez 
iQt  fille  II  moillier  et  k  per.  —  Entr^e  de  Sp.  11/7;  Gni  de  Bourg.  123;  Berta 
1586;  Narb.  1652  etc. 


368  Ferdinand  Werner 

In  Guill.  de  B.  adoptiert  der  König  von  Armenien  ein  adliges  Findel- 
kind^). £ä  kommt  auch  vor,  dass  der  Monarch  seinem  Schwiegersohn^) 
oder  einem  andern  Verwandten  ^)  sein  Reich  vermacht.  Dieses  erbt  gewöhn- 
lich der  älteste  Sohn^),  doch  sind  Reichsteilungen  nicht  selten^)  (Schröder  108). 
Ist  kein  männlicher  Erbe  vorhanden,  so  übernimmt  die  Tochter  das  R^ment*). 
Diese  möglichst  im  Staatsinteresse  zu  verheiraten,  ist  Sache  der  Barone^). 

3.  Euler  sagt  (L  c.  p.  13  u.  15),  dass  nach  Ansicht  der  Dichter  bd 
je<lem  Thronwechsel  ein  besonderer  Wahlakt  stattfinde.  Das  ist  in  dieser 
Allgemeinheit  unrichtig.  In  Gapet  wird  zwar  ein  König  gleichen  Namens 
gewählt,  obschon  eine  Thionerbin  vorhanden  ist,  welche  allerdings  mit  Hue 
Capet  vermählt  wird,  der  sich  selber  ausdrücklich  als  Wahlkönig  bezeichnet^). 

1)  GuiU.  de  B.  34S2:  Qnar,  vesent  de  tolz,  Tafilhec  ....  3439:  Pos  quel 
rey  n'a  fait  heretier. 

2)  Vgl.  S.  47,  Zit  8;  Parise  30;  35  etc. 

3)  Gui  de  Bonrg.  123:  EtRollant  aora  France  dont  monlt  est  deeirant.  — 
Cor.  L.  1300;  Narb.  1652. 

4)  Floovant  1:  Li  ainez  ot  a  noa  Floovain  li  marchis;  A  celiü  commandai 
k  garder  son  pais  Et  trestote  la  terre,  que  en  pi^  la  tenist;  ib.  2:  Et  que  enprto 
aa  mort  en  fnat  roia  queronez. 

5)  Introd.  zu  Cor.  Looys  p.  IX  sqq.  ^  Glaaaon  II  418;  IV  287;  Sehroder 
97.  —  Mort  A71D.  9:  Charlemaine  lo  fort  roi  coroae  Qai  a  sea  filz  dona  »em 
herites,  A  Looya  et  a  Lohier  TaiDsn^  Lohiers  en  eat  en  Alemaigne  alez  £^ 
Looys  est  en  France  remea.  —  Joord.  2028  ff.;  2934;  Baool  7041;  Hnon  190;- 
Chev.  Ogier  1061  (die  drei  letzten  Zitate  bezieben  sieh  auf  heidniache  Reichs- 
teilnngen). 

6)  Im  fränkiachen  Beiche  ist  der  Fall  nieht  vorgekommen,  dass  ein  mSnn— 
Hoher  Erbe  fehlte.  Das  Epoe  kennt  anch  nor  einen  Fall  (Hoe  Capet).  BeZ 
Vaaallen-  nnd  Heidenköaigen  tritt  die  Tochter  mehrfach  als  Erbin  aaf.  So 
aagt  Ayglentine  (Goi  de  Nant  p.  18):  DePoitiera  joaqn'as  poia  sni  roine  clamöe: 
Ma  teire  de  Gaacoigne  toos  iert  abandonaee.  Riebe  cooronne  d'or  vona  iert  d 
Chief  posee.  —  Vgl.  ib.  p.  15;  16:  la  pncele  qoi  Gaacoigne  jostise.  Foulqoe 
132:  Roy  fd  de  Raiase.  Navare  ot  i  bailiier.  Et  Sebile  la  lai^e  fdt  sene  k 
joaticier  D  n'ot  onc  fils  de  aa  gent  moillier.  S'onnenr  donne  tonte  Ayglente  I 
baillier.  Foolqoe  104:  Meaaagier  sui  Gaaite  an  corz  gent  eachevi,  Qne  tiennent 
a  droit  boir  Rons  etAmoravi  —  Eni  Og.  7608:  Li  endroit  furent  tont  11  baron, 
mandd  De  par  la  terre,  et  en  lonc  et  en  1^;  Et  qnant  il  forent  li  endroit 
aasambl^  A  Gloriande  an  gent  cora  eamer^  Firent  treetont  houmage  et  fiSentö 
Car  de  Corsnble  n'avoit  hoir  demorö  Que  ii  aans  plna;  ponr  ce  tiat  l'ir^t^.  — 
Anberi  (Tarbe)  64:  Tonte  BaiYi^re  eat  i  lui  apendant  Elle  ert  Roine,  a'elle  vit 
loDguement. 

7)  Capet  26.  Graf  Savary  bittet  die  K5niginwitwe  nm  die  Hand  der  Marie. 
Er  erhält  zor  Antwort:  Me  fiUe  demandez  qni  roine  aera  H  n'apertient  a  moy 
qne  je  le  donne  ja,  Maia  i  aon  grant  Unaige  aavoir  on  le  fer%  Et  par  lez  pers 
de  Fraacbe  ainai  on  onrera. 

8)  Capet  177:  Je  any  voatre  roia  conronnez  de  France  le  royon,  Non  nue 
par  oirrie  ne  par  eatrasion,  Mais  par  Ic  rostre  gr6  et  voatre  elexlon. 


RÖnigtum  nud  LehnBwesen  im  franBösiachen  Nationalepos  369 

Snen  Wahlakt  schlagt  auch  Karl  in  Huon  vor^).  Aber  sonst  wird  von 
dner  Eönigswahl  nur  berichtet,  wenn  überhaupt  kein  Abkönunling  legitimer 
Geburt  vorhanden  ist').    Häufig  hören  wir  indessen  von  Thronstreitigkeiten  '). 


1)  Huon  8:  Karl  beruft  einen  Hoftag  ein  und  will  die  Krone  niederlegen, 
da  er  alt  und  gebrechlich  sei :  «Faites  an  roi"  ruft  er  den  .barons  Chevaliers** 
za,  denn  es  ist  swar  ein  Nachkomme  vorhanden,  Charlot,  der  aber  alJgemein 
miisachtet  wird.  Karl  sagt  selbst  (ib.  p.  4) :  „Et  neporquant  11  ne  vant  t  denier 

Si  engerrai  un  malvais  irctier.    Ja,  er  wünscht  sogar,  dass  Ogicr  Charlot 

B.  Zt  getötet  hätte,  da  dieser  gänzlich  nnfShig  zum  Herrscher  sei.  Gleichwohl 
betont  er  (ib.  p.  7):  «Et  neporquant,  ponr  Diu  Je  vous  requier  Qae[l]  facite 
roi,  je  vous  en  veul  proier,  Car  e'est  li  oirs  de  France,  che  aaciös." 

2)  Sax.  I  6:  Tant  qu'en  France  morut  li  rois   sans  heritier.    Ne  sorent  la 

corone  coi  doner  ne  bai liier.    De  Jofroi  de  Paris  firent  lor  justisier,  Por  main- 

tenir  la  guerre  et   por  ax  anforcier.  —  Gui  de  Bourg.  7:  Car   faisons  roi  en 

France,  se  vos  le  commandez,  A  qui  nos  clamerons  et  du  bien  et  du  mel,  Et  de 

qoinos  tandrons  totes  noa  heritez.  —  ib. 7:  .De  qui  ferons  noa  roi?"  dient  li  bacheler. 

A  one  part  ae  traient  li  VII  des  plus  aisnez.  De  tons  les  plus  bans  homea  du 

miels  anparantea.    Vgl.  auch  S.  47   Zit.  4.  —  In  Jonrd.  4181  £f.;  Aiol  10835  ff.; 

Gnill.  de  Pal.  9251  ff.;  Renans  229/2  bieten   die  Barone  des  gefangenen   oder 

?erstorbenen  Königs  einem  tapferen  Feudalen  die  Krone  an.  —  In  Capet  175 

bdet  sich  eine  interessante  Stelle,  wo  die  npers**  und  „haus  barons",  deren  Ein- 

flnsa  auf  die  Königswahl  bedeutend  ist  (ib.  155),  beschliessen,  die  Königstochter 

ftrderhin  der  Erbfähigkeit  verlustig  zu  erklären,  damit  jeder  Streit  um  ihre 

Band  vermieden  werde.    Dieser  Besohluss  wird  feierlich  beglaubigt  und  versiegelt. 

3)  Nach  dem  Tode  Karl  Martells  entbietet  der  Lothringerherzog  Hervis  in 
seiner  Eigenschaft  als  vormundschaftlicber  Regent  die  Grossen  zur  Krönung 
des  Pepin  (Lob.  I  43).  Dieser  ist  aber  erst  12Vt  Jahre  alt  (ib.  53),  deshalb 
erheben  die  illoyalen  Vasallen  heftigen  V^iderspmch;  ib.  43:  De  mainte  gent 
i  et  grant  contredit  Qui  ne  le  volent  otroier  ne  soffrir.  —  Denn  der  un- 
mündige König  gilt  nicht  viel.  Aye  9:  II  n'a  mos  c'un  sol  fis,  que  moult  fieble 
senton,  Qui  moult  par  sera  liez  se  servir  le  daingnon.  ~  In  Cor.  Looys  1398 
stellen  die  Grossvasallen  einen  Gegenkönig  auf.  —  Blancheflor  sagt  zu  Pepiu, 
Girb.  de  Metz  459/6:  „Charles  Martiaus  qui  soueif  vos  norrit,  Cant  il  fut  mors 
et  en  la  terre  mis,  Vos  remenistes  riches  rois  molt  petis.  Li  plait  en  furent, 
bona  rois,  a  Saint  Denis  Voloient  vos  la  coronne  toillir  Et  fait  l'eussent,  ne 
fnit  li  duB  Hernie,  Coronai  vos  maulgrei  vos  anemia.  —  Narb.  5381 :  Quant  mort 
fu  Charle  le  fort  roi  po'^stis,  En  la  chaere  Tont  an  seant  asis.  0  regne  en  ot 
grant  noisse  et  granz  estris;  Q'aprös  lui  vodrent  queroner  Emais,  Por  ce  q'ert 
riches  et  anforci68  d'amis.  Deseritez  en  fnst  roi  Loois,  Ne  fust  Guillame  au 
cort  nes  le  marcbis,  Qui  desor  toz  en  a  hardement  pria.  Par  sa  fiert^  ociat  cel 
EmaiSy  Et  si  randi  ia  terre  et  le  pais  A  Loolis  mal  gre  ses  anemis.  Eins!  rendi 
Gnillames  li  marchis  A  Loois  le  bon  roi  seignoris  La  qnerone  de  France.  Vgl. 
Gor.  L.  1386  ff.,  2626  ff.;  Cbarroi  154  ff.;  Alesch.  3000  ff.;  Euler  p.  14.  —  In 
Benaus  266/18  ff.  erzählt  Karl,  wie  Pippin  und  Berta  ermordet  wurden,  und  wie 
man  ihn  selbst  des  Landes  verwies.  Vgl.  Mainet  333/90 ff.;  Berta  1648 ff.; 
G.  Paris,  Bomania  IV  (1875)  307  ff.  — 

Roauaiache  Forselinngen  ZXV.  24 


370  Ferdinand  Werner 

4.  Nach  ribuarischem  Recht  ist  der  Konig  mit  15  Jahren  mündig. 
(Schröder  110;  469;  Brunner  n,  31;  Waita  m,  282;  VI,  275).  Hat  der 
Thronfolger  dieses  Alter  noch  nicht  bracht,  so  tritt  eine  Begierungsvormund- 
Schaft  ein.  (Euler  15;  VioUet  11,  86 ff.;  Waitz  VI,  217ff.)  Diese  kann 
durch  die  Königin  oder  durch  Grosvasallen  ausgeübt  werden  (vgl.  8. 46 
und  Euler  15).  Der  junge  König  erhält  eine  gute  Erziehung  (Waits  VI, 
267f.;  GuilL  de  PaL  46:  Gomme  on  dott  faire  fil  a  roi). 

5.  Sobald  er  mündig  gew(»tlen  ist,  erfolgen  Krönung  und  Salbung, 
denen  aber  staatsrechtliche  Bedeutung  nicht  innewohnt,  die  also  unterbleibeii 
können  (Schiöder  110;  Waits  III,  256  ff.). 

'Eine  ausführliche  Schilderung  der  Krönungsfeieilichk^ten  findet  sich 
in  Erec  6546ff.  (vgl  auch  ilerabr.  82;  Esooufle  8879ff.;  Boee  5381; 
Meriadues  12100ff.  u.  a.  m.). 

Eiec  bittet  Artus  ihn  zu  krönen  und  erhalt  zusagende  Antwort  Die 
Lehnstrager  werden  nach  Nantes  entboten,  und  keiner  bleibt  zurück:  Por 
lui  servir  et  enor  faire  (Erec  6567).  Es  erfolgen  Huldigung  und  B^[rüssung 
der  Gaste  (ib.  6645:  I  ot  oontes  et  dus  et  rms).  Artus  schlägt  400  Knappen 
zu  Bittem  (ib.  6663:  Toz  fiz  de  contes  et  de  rois)  und  besdienkt  sie  reich 
mit  Gewändern  und  Pferden.  Erec  tragt  kostbare  Kleidung^  darüber  einen 
prachtigen  KrönungsmanteL  Nachdem  Artus,  Erec  und  Enide  auf  Thron- 
sesseln Platz  genonunen  haben,  werden  zwei  mit  Edelstemen  besetzte  Kronen 
aus  dem  „tiisor^  geholt  Dann  finden  Salbung  und  Krönung  Erecs  durch 
den  Bischof  von  Nantes  statt  (ib.  6856  ff.).  Hierauf  wird  dem  jungen 
König  ein  Zepter  übeireicht  Daran  scUiesst  sich  die  Krönung  Enides. 
Eine  feierliche  Messe  beendet  den  Akt  Das  Krönungamahl  wird  mit  grossem 
Pomp  gefeiert  (ib.  6936:  Mil  Chevalier  de  pain  senirent,  Et  nül  de  vin, 
et  mil  de  vin  .  .  .)  Nach  Beendigung  der  Fdolichkaten  (in  Meriadues 
12324  dauern  sie  8  Tage!)  werden  die  Gaste  reich  beschenkt  in  die 
Heimat  entlassen. 

6.  Als  Personen,  die  die  Elrönung  ausführen,  treten  uns  entg^en:  der 
Fapst^)  (Schiöder  98f.X  der  Enlnschof»),  der  Bischof');   ferner  der  König, 


1)  Renalis  S66/21 :  LI  apoetolea  lUles  m*aida  l  eoroner;  Boevea  8693:  D 
funt  i4>oiter  la  eorone  avaat,  e  il  Vb,  beneit,  Tapostoil  franc,  aar  le  ehef  la  mist 
a  Boon  le  eombatant,  apr^s  coitma  Josiaa  o  le  cors  avenant  (SchrOder  98). 

2)  Meriadues  12i5S:  L'areheueaqnea  de  Caatoibire  Fa  apareilliea  aa 
moustier  Et  il  les  fait  sana  delaier  Eatreaponaer  et  paia  chaata  Et  en  aprei 
lea  eoroML 

3)  Erec  6$i^ :  L'eveaqaea  de  Kaatea  meisaes,  Qae  aont  fit  prodon  et 
aaintisinea,  Fiat  le  sacre  del  roi  aovel  Moult  aaiDtenaat  et  biea  et  bei  Et  la 
coroae  el  ohif  f  li  miat 


Rdnigtuin  und  Lehnsweaen  im  franxöeischen  Nationalepos  371 

indem    er  die  Königin   oder  seinen  Nachfolger  krönt ^)   und    die  Vasallen') 
(Euler  p.  15). 

7.  Über  die  Krönung  bemerkt  Euler  (p.  16):  „Von  den  bei  der  Krönung 
üblichen  Grebräuchen  erfahren  wir  nur,  dass  der  König  auf  einen  Thronsessel 
(chaiere)  gesetzt  und  ihm  die  „ampolle"  überreicht  wird.''  (Zu  „ampoule" 
cf.  Ducange:  ,,ampulla  Remensis*'  und  Viollet  11,  33.  Sie  enthält  das 
heilige  Öl,  womit  der  König  durch  den  Erzbischof  von  B.  gesalbt  wird. 
S.  Capet  21:  S'arez  le  sacre  ä  Rains,  la  couronne  k  Paris). 

Ausser  Thron,  Krone,  Zepter  (Erec  6554:  Vos  porterez  real  ansaigne, 
Corone  el  chief  et  oeptre  el  poing.  —  ib.  6713:  Li  rois  avoit  deus  faudestu^s 
Divohre  blanc,  bien  fez  et  nu^),  „ampolle"  (Capet  175:  Et  ly  fu  ly 
ampoUe  donnde  et  otroiie)  und  Krönungsmantel  (Erec  6804  ff.)  findet  sich 
noch  das  Schwert  als  Krönungsabzeichen')  (Viollet  11,  33). 

8.  Als  Krönungsstädte  führt  Euler  (p.  16)  an:  St  Denis,  Rains,  Rom. 
Ausser  diesen  berichtet  uns  das  Epos  noch  von  anderen^).  Die  eroberungs- 
Instigen  Heidenfürsten  verkünden  siegesbewusst,  wo  sie  sich  nach  Unter- 
werfung des  Frankenreiches  krönen  lassen  wollen*).  Als  Hauptkrönungs- 
ort der  Sarazenen  gilt  Babylon  (Euler  16). 

Wird  ein  Land  erobert,  so  erfolgt  dort  eine  besondere  Krönung  des 
Herrschers*).  Über  Krönungsfeste  d.  h.  Tage,  wo  der  König  unter  grossem 
Prachtaufwand  die  Krone  trug,  vgl.  S.  11,  Zit  1.  (Dasselbe  bei  den  Heiden 
(cf.  Elie  1256):  „Ne  Gontier,  uostre  dru,  qui  uous  seut  coroner''.) 

9.  Nach  der  Krönung,   deren  Feier  festliche  Freude  im  ganzen  Lande 

1)  Boeves  8224:  Pur  deal  moi  fetes  Gui  amener  demain  ert  rois,  jeo  le 
frti  eoroner,  e  Miles  duc;  Prise  de  Cord.  App.  I  145  ff.  —  Aleschans  2797:  Li 
rois  i  doit  Blanceflor  coroner  ....  (cf.  Schröder  99). 

2)  Mort  Aym.186:  —  Ou  est  li  rois?  gardez  ne  lo  celez.  —  Par  mon  chief, 
dame,  a  Loon  la  cito;  A  ceste  feste  Pavomes  ooronö.  —  Elie  1256;  Loh.  I  48; 
Cor.  L.  2626 ff.;  Jourd.  4165 ff.;  4232 ff.;  Cor.  L.  (Hs.  C)  1282.  —  (Über  die 
erste  Krönung  eines  frSnk.  Königs  darcb  Engel  s.  Euler  8.  16,  Zit.  aus  Sax.) 

3)  Gir.  de  Yiane  145:  Pepins  Pen  traist,  de  France  la  loöe  Quant  corone 
ot  premiörement  portöe. 

4)  Capet  21:  S'arez  le  saore  ä  Rains,  le  couronne  ä  Paris;  vgl.  die  folgen- 
den State. 

5)  Foolqne  64:  Ens  en  Orange  me  ferai  coroner.  —  Danemons  bezeichnet 
Mont  Loon  als  seine  zukünftige  Krönungsstadt  (Chev.  Og.  645).  Karahnes 
soll  in  Paris  gekrönt  werden  (Enf.  Og.  766 ff.);  Mibrien  sagt  (Aiol  4156):  A 
Ais  a  la  chapele  qae  Karies  tint  Me  ferai  coroner  a  mes  amis.  Auch  in 
Aymeri  8578  bezeichnen  Heiden  Aachen  als  ihre  in  Aussicht  genommene 
Krönungsstadt.  —  Aqnin  hingegen  wird  in  Nantes  gekrönt  (Aquin  1426 ff.), 
wo  ja  auch  Eree  Krone  nnd  Salbung  empfängt  (Erec  6865). 

6)  Aquin  2424:  Se  Dien  ce  donne  le  roy  de  majest^,  Qae  Charlemaine  le 
tienge  en  eqnit^,  A  Pentheoonste  y  sera  conronnd. 

24* 


372  Ferdinand  Werner 

erweckt  (Euler  p.  16),  leisten  die  Untertanen  dem  König  „f^ut^'*  und 
„hommage"^)  (Glasson  II,  520).  Das  kann  bei  der  „Umfahrt'*  des  neuen 
Herrschers  im  Reiche  geschehen.  (8.  Schröder  RG,  4.  Aufl.  109  und 
Zitat  1.) 


6.  Der  königliche  Hof.    Die  Hof beamten. 

1.  Am  Hofe  des  Königs  lebt  stets  eine  grössere  Anzahl  Adliger  un< 
Geistlicher  verschiedenen  Ranges^)  (Waitz  HI,  493 ff.;  Wamkönig  I,  250 
Gautier,  i>p,  I,  186;  Glasson  II,  440;  Schultz  I,  178 ff.;  Brunner  H,  103 
Schröder  136 ff.;  Kalbfleisch  10).  Junge  Adlige  werden  an  den  KönigshoJ 
gesandt,  um  dort  erzogen  zu  werden^)  und  den  Ritterschlag  von  des  HerrscherE 
Hand  zu  erhalten^)  (Glasson  IV,  288).  Herzog  Ajrmes  von  Dordognc 
bringt  seine  4  Söhne  zu  Elarl  (Renaus  45  ff.),  und  in  Berte  147,  155 
wird  im  Anschluss  an  die  Tatsache,  dass  der  König  von  Ungarn  am  fränkischen 
Hofe  erzogen  worden  ist,  es  als  eine  Sitte  ausländischer  Fürsten  überiiaupt 
bezeichnet,  ihre  Kinder  an  die  „oour^*  zu  Paris  zu  schicken,  damit  sie  dort 
höfischer  Sitte  kundig  werden. 

Auch  Königstöchter  erhalten  am  Hofe  ihre  Ausbildung  (Erec  381,  79). 
An  der  Erziehung  der  adligen  Kinder  nimmt  die  Königin  regen  Anteil 
(Aye  81). 

1)  Boeves  3785:  baronB  et  contes  il  sunt  asemblez,  aprös  manger  li  fant 
feautez.  —  Narb.  5639:  Par  le  realme  vet  sa  gent  visetant  Per  prandre  ses 
homajes.  —  Gaill.  de  Pal.  9465:  Mais  ains  qae  s'en  voist  li  bamage,  Prist 
l'empereres  les  homages  Des  barons  qai  6  la  cort  fnrent.  II  li  ont  fait  si  com 
il  durent.  —  Cor.  L.  2638;  Foulqae  165:  £t  li  jurörent  foy  et  firent  serement  — 
Vgl.  Schröder  466;  Grimm  II  541  ff.  —  Capet  178;  Gnill.  de  Pal.  9588  ff. 

2)  Alesch.  2821 :  Monlt  i  trova  contes  princes  et  das.  —  Mort  Aym.  502: 
L'emperere  ert  de  son  mangier  levez,  II  apela  sa  jent  et  son  barn6.  —  Narb.  18: 
VII  roi  puissant  il  mengierent  le  jor.  —  £Df.  Og.  282 ff.;  Macaire  5,  7;  Loh.  I 
54;  Chev.  Og.  9507;  Erec  1963,  2082,  2074;  Perceval  81  lU.  Diese  sich  in  der 
Nähe  des  Herrn  aafbaltenden  Barone  werden  (Gayd.  157)  als  «Seignor  de  cort* 
bezeichnet  —  Escoafle  2237:  Tant  i  ot  das,  princes  et  contes,  Vesqaes,  ab^ 
et  archevesques. 

3)  RenauB  90/16:  J'es  envoiai  en  France  A  Paris  cortoir.  Dieses  „cortoier*" 
siehe  auch  Haon  p.  14  undRaoal  1116:  «Pais  t'envoia  ä  Paris  cortoier,A  *inr*o-, 
Sans  point  de  men^oingier,  De  gentils  homes  chascans  ot  le  caer  liö,  Wi  ot 
celui  n'eust  baubero  doublier.  Li  empereres  te  retint  volentiers;  II  est  mes 
freres,  ne  te  vost  abaissier,  Ains  t'adouba  et  te  fist  Chevalier.  —  Aye  1,  79, 
81;  Gir.  de  Viane  11,  19,  20;  Lob.  I  63;  Raoul  8869;  Aiol  8885  etc. 

4)  Loh.  ni  16:  Envoiez-le  l'emper^r  Pepin,  II  faira  bien  adober  le  meschin. 
—  Bastars  2978;  Berta  2568,  3170;  Aiol  6504,  7148,  8112,  10820;  Doon  344; 
Enf.  Og.  1207;  s.  auch  Zit.  3  etc. 


Eönigtum  und  Lehnsweflen  im  fnmz&nachen  Nationalepos  373 

2.  Die  königliche  Hofhaltung  besorgen  eine  grosse  Anzahl  hoher  und 
niederer  Beamten^)  (Waitz  m,  497ff.,  VI,  829ff.;  Wamkönig  I,  125ff.; 
Schröder  124ff.;  Brunner  ü,  97 ff.;  Flach  m,  429ff.;  Viollet  m,  407 ff. 
u.  8.  t). 

In  ihrer  Gesamtheit  heissen  sie  „baillif'  (Gayd.  312:  Nos  serons  tuit 
baülif  de  sa  maison.  —  Macaire  59;  Rose  5392  etc.  S.  auch  Luchaire  I^ 
p.  220),  ihre  Amtsgewalt  wird  als  „baillie^^  oder  „mestier''  bezeichnet 
(Narb.  3302;  Loh.  H,  14  etc.). 

3.  Dem  König  steht,  wie  bemerkt,  die  Ernennung  aller  Beamten  zu'), 
nameDtlich  die  Verteilung  der  Erzamter  bei  den  grossen  Hoffesten  (Assises 
de  J4ru8.  407,  61 2  ff.)  Doch  ist  es  bei  dem  Streben  der  GrossyasaUen- 
geschlechter,  den  König  bei  der  Tafel  zu  bedienen,  leicht  begreiflich,  dass 
man  sich  den  erblichen  Besitz  der  Hauptämter  zu  sichern  suchte').  (Schröder 
458;  La  Pftquerie  82 ff.;  Viollet  I,  452;  Schröder  473.) 

4.  Die  Einkünfte  der  Beamten  (Schröder  474)  bestehen  in  Geschenken*); 
ausserdem  ist  mit  jedem  Amt  ein  Landlehen  verbunden  (s.  unten  Absch.  UI). 

1]  Aye  99:  11  n'en  ot  ä  la  coort  escnier  ne  seijant  Ne  qea  ne  seneschal, 
Qssier  ne  chambellenc  .  .  .  Prise  de  Cord.  2094:  Wiviiens  sert  de  la  boutillerie 
£t  A7iDer[8]  de  la  paneterie,  Li  cuens  Gnillelmes  de  la  senechaacie.  Aiol 
3680:  Des  or  mais  ara  il  des  escuiers  Et  keus  et  senescal  et  bontelliers.  —  ib. 
3975,  8980,  4014;  Fierabr.  186.  —  Loh.  U  115:  Dedans  la  court  Pemp^reor 
Pepin,  N'i  ot  garson  nö  chamberlain  gentil,  Qnea  de  caisine  n6  eschanson  de 
vin...  Erec  2061  ff.  sind  erwähnt:  penetiers,  qaeus,  botelliers.  —  Gir.  deViane 
164:  der  »bontelier'*  und  „maistre  despansier**.  —  Enf.  Og.  1057  ff.:  chamberlenc, 
l^nlMier,  eschanson,  ken,  boateillier.  —  Capet214:  qoens  ne  senescal,  consillier, 
boatillier,  ne  maistre  marissaU  —  Meriadues  128  heisst  es:  £tEex  serui  le  ionr 
as  tables  Et  Bedniers  li  connestables  Auoec  Lucan  le  boateillier  Cil  troi  seruirent 
du  mengier. 

^  Loh.  II  14:  Et  dist  Fromons:  Merveille  puls  oir!  Cai  qne  11  plaise  nö 
cid  doie  abelir  Li  rois  donra  ses  mestiers  a  tenir. 

8)  Benans  51/6:  Del  vin  servi  Benaus  et  Aalars  li  marchis  —  ib.  421/14 
Mais  les  .ii'  filz  Benaut  cui  proesoe  est  donöe  Servent  devant  le  roi  de  la  coupe 
<]or6o.  Aiol  8258:  Li  rois  U  (seil.:  Herzog  Elle)  rent  sa  terre  et  tonte  s'erite 
£t  la  senescandie  de  trestont  son  resne.  Les  consaus  de  sa  cambre  li  a  tont 
commandes.  —  Aiol  8975:  Aiols  li  fiens  Elie  sert  au  disner.  ^  ib.  8980:  Alois 
lefiex  Elie  les  sert  del  uin;  ib.  4014.  —  Böse:  5392:  Or  dettst  servir  avoec 
cUuB  Qai  sont  üer^  d'anceserie  Qui  servent  por  la  segnorie  Quo  lor  sires  porte 
corone.  —  Ebenso  vererben  sich  die  hohen  Hofämter  in  der  Sippe  der  Lothringer 
(Loh.  II  15-,  III  22).  Als  der  «comes  palatii*  Harares  stirbt,  heisst  es  von 
i«inem  Sohne  Fromons  (Loh.  I  158):  «Quens  iert  palais,  se  il  longement  vit.** 
Und  Ton  dessen  Sohn  Fromondins  sagt  sein  Oheim  Bemars  de  Naisil  Ib.  II  125 : 
tVert  mon  nevon  qui  iert  cuens  Palasins." 

4)  Aye  99.  11  n*en  ot  ä  la  court  escnier  ne  serjant  Ne  qen  ne  seneschal, 
Qsiier  ne  chambellenc,  Chacnn  en  son  endroit,  ne  doint  loier  moolt  grant  Ou 


374  Ferdinand  Werner 

5.  Die  geschichtlichen  Quellen  überliefern  uns  als  die  4  ersten  Hof- 
chargen: Seneschally  Schenk,  Stallgraf,  Kämmerer  (cf.  Waitz  m, 
497;  Schröder  138;  Wamkönig  I,  125  u.  s.  f.).  Im  Epos  finden  wir 
(Narb.  143)  eine  Stelle,  wo  es  von  dem  „conselliers  de  la  chambre'*,  dem 
Träger  der  „orifamble'<  und  dem  Seneschall  heisst:  „öl  *JII*  mestier  an 
France  la  gamie  Ont  desor  aufcres  tote  la  segnorie'^  — 

Von  dem  „Kronrat''  bezw.  den  Kronräten  soll  weiter  unten  die 
Bede  sein. 

6.  Die  Ho&mter  sind  oft  mehrfach  besetzt  (Schröder  473;  Wamkönig 
I,  126)i  daher  gibt  es  auch  mehrere  Vertreter  der  obersten  Hof  würde,  des 
Seneschallamtes  ^).  An  der  Spitze  der  gesamten  Burggüterverwaltung  steht 
der  Ober  seneschall')  (Viollet  H,  109;  Schröder  139).  Dieses  Amt  zu 
erlangen,  ist  das  heisse  Bemühen  der  Grosvasallen  (Euler  21;  Mayer  11, 
326;  in  Loh.  I,  6  5  ff.  entsteht  um  seinen  Besitz  Todfeindschaft  zwischen 
Bordelais  und  Loherains).  Wer  es  innehat,  erregt  Neid  beim  Feinde,  aber 
Freude  beim  Freunde.  Denn  es  bringt  hohe  Ehre  und  Ansehen,  und  nur 
besonders  ausgezeichnete  Vasallen  werden  damit  betraut  (Euler  18  ff.). 
In  dem  Amt  der  „seneschaucie"  (Cov.  Viv.  863)  sind  die  Funktionen  des 
karolingischen  dapifer,  major  domus  und  comes  palatii  vereinigt  (Waitz  III, 
415).    Ihre  Befugnisse  erstrecken  sich  über  ganz  Frankreich').    Der  S.  wohnt 


ooce  d'or  pesöe  ou  bon  faenap  d'argent.  —  Vor  Beinern  Tode  verteilt  der  KOnig 
sein  Mobiliar  unter  seine  Lieblingsdiener;  Loh.  I  43:  Trestot  son  mneble  a  K 
rois  departi  Et  le  donna  por  Dieu  qoi  ne  menti;  cf.  Anm.  von  P.  Paris  ibid. 

1)  Viollet  II  111.  — Loh.  II  67:  S^n^ohal  sunt  l'emperöor  Pepin.  —  Benaas 
168/28:  Cil  seneschal  servirent  de  vin  et  de  clarö.  —  Vgl.  Raonl  461;  Loh.  I 
67,  71,  84;  Aiol  6445  Rom.  de  la  Rose  2886;  Bob.  le  Diable  973;  Narb.  2168; 
Voyage  415;  Gor.  Looys  661  etc. 

2)  Assises  de  Jörns.  I  407:  Toz  les  baillis  et  les  escrivains  don  reiame 
Jerusalem,  sauf  eiaus  de  l'ostel  le  roi  deivent  estre  an  comandement  don  sene- 
chans.  —  Gayd.  326:  »Et  je  vons  doins,  par  fine  druerie,  De  douce  France  la 
grant  seneschaucie.  —  Prise  de  Cord.  App.  I  478:  Li  maistres  senecfaas  .... 
vgl.  Alisc.  98;  Gayd.  24;  Gir.  de  Ronss.  §  158;  Narb.  1570:  Mon  senechal 
demainne  avez  bastn.  —  Gnill.  de  Pal.  5699.  —  Auch  bei  den  Heiden  ist  ein 
m.  B.  vorhanden.  Foulqae  158:  Le  roy  soudan  apele  son  mestre  söneschal.  — 
Aye  p.  56.  — 

8)  Girb.  de  Metz  460/22:  Senechans  fn  de  France  et  dou  pais;  Loh.  I  71: 
Senechans  estes  de  trestout  mon  pais. —  Girb.  de  Metz  471/15:  Proos  senichaus 
de  France  a  gardeir;  ib.  472/25:  Senischans  estes  de  la  terre  Pepin.  —  Merlin 
p.  83:  Et  Vertigiers,  qni  estoit  senescaus  de  la  terre.  —  Gaill.  de  Paleme 
8689.  —  Baonl  528 f.;  Aiol  8250 f.;  Aye  79.  —  Der  ,,senechal  demainne**  wird 
auch  als  „senechal  de  Paris*'  bezeichnet.  Narb.  1881  u.  2012;  Boeves  1125.  — 
Narb.  1924  aber  lesen  wir  wieder  von  demselben:  Seneschaux  sui  de  trestot 
cest  regnö  und  2101 :  Senechaox  sui  ....  De  tote  France  et  de  qanqn'il  i  a.  — 


Königtiim  und  Lehnsweeen  im  fiaiusösiBche&  Nationalepos  375 

imK5nig88cUo68e  (Loh.  ly  167).  Er  ist  Stellvertreter  des  Königs  in  Gerichts-^) 
und  Verwaltungssachen  und  geniesst,  wo  er  hinkommt»  königliches  An- 
sehen^. 

Ihm  fallen  besondere  Einkünfte  zu').  Im  Heere  versieht  er  h&ufig  die 
Stelle  des  Oberanführers  und  Fahnenträgers^).  Er  entbietet  den  Heerbann'). 
Mannen  und  Söldner  erhalten  durch  ihn  Pferde,  Waffen,  Leute  und  Sold*). 
Er  sorgt  für  Unterbringung  und  Verpflegung  der  Pferde '').  Bei  den  grossen 
Hoffesten    verkündet   er   den  Burgfrieden')   und    tragt   dabei   zum  Zeichen 


Renaos  50/28;  Raoul  970.  ^  Im  Gegensatz  dazu  beisst  es  von  andern  Sene- 
aehillen  Aiol  9028:  Senescal  Loeys  qni  gardoit  Yermendois.  —  Rose  3118: 
Li  rois  et  *i*  sien  senesohal,  Qui  tenoit  la  terre  vers  Ais. 

1)  Narb.  906:  Bon  senechal  avom,  mon  esoiant!  II  tandra  bien  jostisse  — 
ib.  850:  Que  seneohaus  soiez  et  jostissiers.  —  3803:  Der  Seneschall  des  Königs 
Coma  sagt:  Que  tuit  li  bailli  et  H  mestre  De  la  terre  de  Besen^on  Seront  por 
one  grant  tcn^on  Le  matin  devant  moi  a  plet;  Mos  g'i  eüsse  honte  et  let  Et  si 
en  fuase  a  cort  blasmez,  Se  je  fusse  par  ci  passez  Et  si  ne  tornasse  ^aienz.  — 
Girb.  de  Meti  473/81:  Droit  a  Arras  chenaucfaies  a  estrie.  Giteis  est  boune 
I'eoperere  Pepin,  Senisohaus  estes,  bien  sereis  recoillis,  La  panreis  tos  et  le 
pain  et  le  vin. 

8)  Girb.  de  Metz  475/9:  Josqn'ä  Arras  ne  prinrent  onques  fin,  Ja  fut  Gibers 
bautement  recoillis. 

3}  Girb.  de  Metz  460/23:  *inr  libres  de  deniers  paresis.  —  ib.  472/25: 
Senischaas  estes  de  la  terre  Pepin  Don  la  reigne  aueis  a  chascun  samedi  'uirxz* 
liares  de  deniers  paresis;  ib.  472/8:  Toutes  aneis  les  grans  rantes  Pepin.  — 
Hqoq  9:  Bien  se  pooit  et  vanter  et  prisier  Que  les  'III*  jors  qu'il  servoit  al 
niaogier  Qne  -nr  mil  livres  li  valoit  li  mestiers.    Vgl.  S.  56,  Zit.  1. 

4)  Anberi  (Tob.)  248/13:  Je  uos  donrai  mon  maistre  confanon.  —  Loh.  I 
90;  II  66;  Aiol  8093 f.;  Gai  de  Nant  15;  Gayd.  24;  Anberi  (Tarb6)  85.  Vgl. 
auch  S.21,  Zit  2.  Fonlqne  128:  Le  roy  soudan  apele  son  mestre  senöschal:  »Prenes 
XY'M«  de  la  gent  prlncipal;  S'ales  Tost  estourmir  demain  ains  rajoumal.* 

5)  Loh.  I  147  Seneschans  estes  de  trestont  mon  pais  Mandez  les  bommes 
qni  me  doivent  servir.  —  ib.  I  71,  191. 

6)  Alisc.  240:  Mes  senescans,  si  yoos  piaist,  si  ser^s,  A  cfaians  de  France 
qne  j*ai  chi  amenös  Riohes  sondöes  vo  pri  que  donnös.  —  Girb.  de  Metz 
460/25  flf.,  471/28  «F.;  Narb.  143;  Baonl7045flF.  (Heiden I).  -  Loh.  I  111:  L'or  et 
l'argent  qa'avoient  Sarrasin,  Les  palefrois,  les  mars  et  les  roncins  Departit  tot 
atu  cheyalliers  de  pris. 

7)  Renaas  100/25:  An  senescal  les  baille;  eil  les  a  ostel^s.  —  Gir.  de 
Viane  14:  »Or  a  ravoine  venös  en  escuier!**  —  ib.  »Moi  en  donez,  sire**,  ce  dist 
Bainiers. 

8)  Raoul  4802;  Oiös  signor,  francfae  gent  honorö,  Qele  parole  vos  a  li  rois 
ii^döe:  N'i  a  celui,  c'il  fait  caiens  meslöe  Qi  ains  le  yespre  n^ait  la  teste 
oolpöe. 


376  Ferdinand  Werner 

seiner  Würde  einen  8tab^).  Er  ist  Oberküchenmeister')  (Schröder  140;  472), 
und  die  Koche  gehören  zu  seiner  „maisnie''  (feodum  de  coquina;  cf.  Olasson 
IV,  284).  Ausser  der  Speisezubereitung  liegt  die  Leitung  der  ganzen  Tafel 
in  seinen  Händen').  Den  Herrscher  selbst  bedient  er^),  für  die  übrigen 
Graste  stehen  ihm  Gehilfen  zur  Seite  ^).  Hat  er  die  Tafel  aufgehoben^  so 
weist  er  den  Greladenen  Quartiere  an*). 

Manche  persönlichen  Dienste,  die  er  seinem  Herrn  erweist ''),  sind  sonst 
Sache  des  Kämmerers.  Narb.  814  und  1366  wird  er  direkt  als  „chamberlenc'' 
bezeichnet.  Vgl.  über  die  Flüssigkeit  der  Titel  das  im  zweiten  Abschnitt 
bei  der  Behandlung  des  „cuens  palais'<  und  der  andern  Fürsten  Gesagte. 

Der  S.  gehört  zum  „conseil  priv^''  des  Königs^).    Ist  ein  unmündiger 


1)  Narb.  954:  Senechaus  estes,  s'en  avez  le  baston.  —  Baoul  4800:  Li 
seneschaus  a  la  table  pasöe  £n  sa  main  destre  une  verge  pelöe.  —  6ir.  de 
Viane  14:  Li  s^nöchaus  si  se  prist  adressier.  II  ot  vestut  *i'  fröshermine  cbier 
Et  '1*  bliaat  qu'il  ot  fait  entaillier.  Donö  li  ot  *r  novel  Chevalier  Si  s'en  fist 
plus  et  orguilloz  et  fier;  En  sa  main  tint  v  baston  de  pomier.  -—  Über  seine 
kostbare  Kleidnog  vgl.  auch  Girb.  de  Metz  517/2. 

2)  Charroi  de  N.  1234:  Senechaus  iert  le  roi  de.la  cito  Dös  or  yorra  le 
mengier  conraer,  En  la  cuisine  por  le  feu  alnmer  ....  —  Gir,  de  Yiane  26: 
Girars  mes  fröre  fait  le  mangier  haster  En  la  cosine:  ne  l'en  poians  geter.  Les 
escueles  fait  torohier  et  laver. 

3)  Prise  de  Cord.,  App.  I  478:  Li  maistre  senechas  avoit  Tiaue  comee, 
S'asient  an  mengier  sans  nulle  demoree;  vgl.  Aye  118;  Bastars  5241;  Cor.Looys 
661:  ...  Les  tables  metre,  atomier  le  mengier.  —  Rose  861:  Li  senechal  les  i 
atendent  L'eve  aprestent,  napes  sont  mises.  Escoufle  684:  Li  senescal,  li  bou- 
tillier  Font  aporter  le  vin  as  tines  Et  fönt  oomer  a  *ir  bnisines  Le  laver,  si 
com  faire  soelent.  —  Raoiil  4817:  El  senesofaal  ot  mout  qne  ensaignier  Ensamble 
mist  B.  et  Gautier;  vgl.  Aye  79.  —  Voyage  415:  Et  ont  traites  les  napes  li 
maistre  senescal.  —  Böse  1258:  Li  seneschal  firent  coellir  Les  napes  quant  il 
le  covint. 

4)  Aiol  4014:  Alois  deaant  le  roi  tenoit  t  madre  (madre  =  ein  Becher 
ans  Maserholz;  Foerster  Gloss.  zu  Aiol).  —  Fierabras  185;  Ferceval  S0898: 
Devant  le  roi  Artu  ert  Kös  Qui  del  qnart  mos  servi  avoit.  Vgl.  auch  S.  53, 
Zit.  3.  —  Narb.  2538;  Boeves  2588. 

5)  Baoul  1920:  Les  napes  metent  sergant  et  despensier.  Jourd.  815  flf., 
1539  f.;  Anseis  11248  etc. 

6)  Aiol  10947:  En  apres  le  sonper  li  senescaus  s'escrie:  «Alesayos  Ostens, 
fran  cheualier  nobile  1*  —  Vgl.  Narb.  1956:  Seneschaux  sui  Gharlon  de  saint 
Denis,  S'ostel  volez,  par  le  cors  saint  Felis,  Ostel  avroiz  Tot  a  yostre  devis; 
8.  ib.  2014. 

7)  Renaus  168/7:  Son  seneschal  en  a'H  rois  Yns  apele:  Mes  mantians 
d'escarlate  me  faites  aporter.  —  Aiol  7855 £f.;  Baoul  7054 ff.;  Chev.  Ogier  8228. 

8)  Jourd.  217:  Mes  seneschaus  serez  et  mes  privez.  —  Boeves  8155 f.; 
GnilL  de  Pal.  5667  etc.  Doch  nimmt  er  nicht  immer  am  Kronrat  teil.  So  fragt 
z.  B.  Renaus  den  Seneschall  Karls,  wo  der  König  sei.    Er  erhält  zur  Antwort 


Königtum  und  Lehnswesen  im  franzöeischen  Nationalepos  377 

Henscher  vorhanden,  so  übernimmt  er,  wenn  auch  die  Konigin  gestorben 
ist,  die  vonnundachaftliche  Regierung  und  die  Erziehung  des  Kronprinzen  ^). 

Auch  die  ritterliche  Ausbildung  der  an  den  Hof  gebrachten  jungen 
Adligen  untersteht  seiner  Oberaufsicht'). 

Trotz  des  hohen  Ansehens  (s.  auch  Narb.  1719  ff.),  das  sein  Amt 
meist  geniesst,  wird  der  S.  nicht  selten  körperlich  misshandelt  und  getötet. 
Z.  B.  Gff.  de  Viane  15;  Erec  3572 ff. 

7.  Das  Amt  des  Schenken,  die  „boutillerie'S  ist  von  der  „seneschaucie'* 
getz^nnt')  (s.  auch  S.  53,  Zit.4).  Ausser  der  Bezeichnung  „bouteillier**  finden  sich 
noch  „pinoeme"  (von  Godefroy  durch  ein  Beispiel  belegt)  und  „eschanson 
de  yin<<  (Loh.  II,  115  etc.).  Solcher  Schenken  leben  eine  grosse  Anzahl 
am  Hofe*).  Doch  war  es  den  erlauchten  Geschlechtem  vorbehalten,  den 
König  bei  den  Hoffesten  mit  der  „coupe  d'or  fin''  (Loh.  11,  16)  oder  der 
„nef  d'or«  (ib.  II,  17)  zu  bedienen«). 

(RenauB  99/22):  £n  cele  cambre  ä  vote  est  trös  hui  main  entrös;  Ensamble  o  lui 
Bes  homes,  ses  drus  et  ses  priv^s  Por  demander  consel. 

1)  S.  50.  Auch  bei  Lebzeiten  des  Königs  ttbemimrat  der  S.  die  £r- 
ziehnng  des  jungen  FtIrBten:  Floov.2:  Je  vos  commaDt  ici  Floovant  H  garder,  II 
est  HDcore  jnnes,  meschins  et  baichilös,  Et  si  ne  set  pas  bien  ses  gamemaoz 
porter. 

2)  Baoal  ist  „sdnöchal  de  France"  geworden  (ibid.  523  f.).  Es  heisst  dann 
(Raoul  525):  Or  n'a  baron  de  ei  qe  en  Ponti  Ne  11  envoit  son  fil  ou  son  nourri, 
Ou  son  neveu  ou  son  germain  cousin.  II  fu  preudon:  ces  ama  et  goi,  Bien  les 
retint  et  bien  les  revesti;  Si  lor  donna  maint  destrier  arrabi. 

3)  Aiol  3681:  Et  kens  et  sanescal  et  boutelliers.  —  Gir.  de  Viane  164: 
Oa  tref  Karion  a  mort  son  boutelier.  —  Meriadues  123:  Et  Kex  serui  le  iour 
aa  tables  Et  Beduiers  11  connestables  Auoeo  Lucan  le  boateillier,  Cil  troi  seruirent 
du  mengier.  —  Esconfle  684:  Li  senescal,  li  boutillier  Font  aporter  les  vins 
u  tines.  —  Perceval  16303;  Erec  1529;  Auberi  (Tobler)  64/16,  64/19;  Loh.  I 
181;  Goi  de  Nant.  8  etc. 

4)  Alisc.  92:  *c'  damoiseli  furent  bontillier.  Huon  2:  As  tables  servent 
plns  de  *c-  botilliers.  —  Aiol  2119;  9433;  Cor.  L.  (HsD)  81;  Anseis  11247;  Gir. 
de  Viane  164;  Erec  2062;  Bastars  6490;  Gui  de  Nant.  7  ete. 

5)  Loh.  II  16 :  Va,  prans  la  oonpe,  frans  Chevaliers  gentis,  Ge  est  tes  drois, 
bien  d^nsses  servir.  —  Es  entwickelt  sich  ein  Streit  zwischen  der  Sippe  des 
Grafen  Fromonsnnd  den  Lothringern ;  ib.  II  17:  „A  toi  que  tient  de  la  nef  d*or 
tenir?*  ruft  Bemars  de  Naisil  dem  Garin  zn,  indem  er  versucht,  ihm  das  Gefass 
aas  der  Hand  zu  reissen.  Dabei  geht  Wein  verschüttet.  Zornig  schlägt  Garin 
seinem  Feinde  den  Becher  auf  den  Kopf.  —  Renaus  421/14:  Mais  les  *]r  filz  de 
Renant  cui  proesce  est  donöe  Servent  devant  le  roi  de  la  coupe  dor6e.  —  Girb. 
de  Metz  501:  Notre  empereres  est  an  mangier  assis  Devant  lui  sert  Gibers  li 
fia  Garin,  En  sa  main  tint  une  coupe  d'or  fin,  Et  Hernaus  sert  deuant  Penpereris 
«t  Gerins  sert  les  Chevaliers  gentis. 


378  FerdiiiAod  Werner 

8.  Das  trifft  auch  für  das  Amt   des  „panetier^*  zu')  (vgl.  Duc.  „pane- 
tarius";  Warnkönig  I,  213,  397,  515). 

9.  Der  Kämmerer  (chambriers,  chamberlains,  treaoriers).  —  Die  Be- 
zeichnung thesaurarius  ist  die  ursprüngliche;  seit  den  Karolingern  finden  sidi 
die  Bezeichnung  camerarius  oder  cubicularius  (Schröder  188).  Aus  dem 
chambriers  entwickelt  sich  später  der  „grand  chambellan''  (Viollet  II,  123). — 
Vgl.  Wamk.  II,  368 f.;  Brunner  II,  107;  Glasson  11,  435 f.;  Luchaire  I, 
172  f.  Er  verwaltet  den  Kronschatz').  Er  ist  Kammerdiener  des  Königs*) 
und  schläft  in  seiner  Nähe*).  Er  bringt  seinem  Herrn  das  Schwert*)  und 
führt  auf  jenes  Befehl  das  Königsgeleite  aus*).  Dem  Gebote  des  Königs 
gemäss,    lässt  er  den  Saal  räumen  und  gebietet  Ruhe'').     Er  begegnet  uns 


1)  Loh.  I  181:  N'ot  panetiers  qui  le  döust  servir.  ~  £reo  2061:  Bien 
comanda  as  penetiers  Et  as  qneus  et  as  botelliers,  Qu*ii  livrassent  a  grant  plentö 
A  chaseun  a  sa  voIaDtö  Et  pain  et  vin  et  veneison.  —  Loh.  II  14:  Dou  maogier 
sert  dans  Begues  de  Belin,  Panetiers  fu  ii  bous  das  Anberi,  Girars  dou  Liege 
et  I'AIIemanB  Ouris ;  Et  echanson  Jofrois  li  Angevins  Et  Hernais  et  Gautiers  de 
Paris  ^  Devant  lo  roi  esta  en  piös  Garins  De  la  grant  coupe  seryl  le  roi  Pepin.  — 
Renaas  61/6:  Del  vin  servi  Renaus  et  Aalars  li  marchis,  Guicfaars  porta  le  pain 
et  le  preus  Richardins.  —  Vgl.  Gir.  de  Viane  25. 

2)  Roland  642:  Li  reis  apelet  Malduit  sun  tresorier.  —  Gir.  de  Rousb. 
§  103:  —  quatre  cents  damoiseaux  6veillös,  qui  allörent  au  tresorier  appelö 
Auruz,  chacun  re^ut  un  vase  pröcienz.  —  Otinel  9:  Karl  zu  dem  Kämmerer: 
«Donnez  ä  Toste  *c'  sols  pour  son  mengier/  Hervis  Anl.  V  2  ff.;  Vie  de  S. 
Gilles  3203  u.  b.  w. 

3)  Macaire  251:  Or  demor  en  cambre  emperiel  Et  quant  le  yneil  m'oyrent 
si  camerier.  —  Er  leistet  beim  Ankleiden  Hilfe.  S.  Gayd.  11,  12;  Mort  Aym. 
1051  ff.,  wo  es  flieh  allerdings  um  Kämmerer  von  Herzögen  bezw.  Grafen  handelt. 
Lob.  I  64:  Sor  tous  se  loe  de  Begon  le  petit  Qui  volentiers  le  sert  devant  son 
lit.  Qaant  va  en  bois,  li  rois  nel  vent  guerpir.  —  Nach  dem  Bade  des  sich  zum 
Ritterschlage  vorbereitenden  jnngen  FUrsten  heisst  es  Chev.  Og.  7299:  La 
veiBsiöB  ces  ohanberlens  venir  Qui  portent  robes  de  dras  et  de  samis;  —  ib. 
7306;  La  adoba  Kallem.  son  fil.  —  Renaus  304/21:  Son  chamberlanc  a  Karies 
devant  lui  apelö.  «Amis,  ce  dist  le  rois,  a  moi  enentendös.  Faites  moi  'XXX« 
cierges  en  cest  tref  aporter.*  Auch  bei  der  Mahlzeit  leisten  die  eh.  Dienste 
(Escoufle  2862;  Meriadues  11909  u.  s.  f.) 

4)  Viollet  II  128.  —  Aiol  7833:  der  eh.,  von  dem  Portier  geweckt,  ,,8'ea 
tome,  Bi  ua  a  Loeys,  II  crola  Panelet  et  li  rois  s'esperi.**  —  Bei  Feldzflgen 
schlafen  die  eh.  im  Zelte  des  Herrschers  (Chev.  Og.  1173  ff.). 

5)  Floov.  5:  S'espee  li  aporte  ses  chanbellanz  Gauter. 

6)  Loh.  III  107:  Li  empereres  apela  Bancelin  Son  chamberlain  qne  sea 
peres  norri:  „Montez  vaxax*  dit  li  rois,  Je  Tvos  pri;  Conduisiez  moi  Guillaume 
le  marohiz.  — 

7)  Gir.  de  Rouas.  §  621:  II  apelle  sou  chambellan  Manacier:  »Fais  aortir 
et  taire  tout  le  monde.** 


Königtum  und  Lehnsweeen  im  französischen  Nationalepos  379 

auch  als  Ausübender  der  peinlichen  Gerichtsbarkeit^).  Er  kämpft  mit  in 
der  Schlacht').  Die  Einkünfte  des  eh.  bestehen  in  Abgaben  der  Belehnten 
und  Wiederbelehnten*).    Es  gibt  mehrere  eh.*). 

10.  DerStallgraf  (conn^table,  von  comes  stabuli,  so  genannt  wegen  seiner 
ursprünglichen  Tätigkeit  als  Oberstallmeister;  vgl.  Waitz  II,  383;  Schultz 
I,  160;  Brunner  II,  162;  Glasson  IV,  437;  Hertens  p.  49).  Seine  Würde 
liat  sich  indessen  mit  der  Zeit  bedeutend  entwickelt  Wir  sehen  ihn,  einen 
^lann  von  hoher  Abkunft*)  als  Fahnenträger*)  und  Oberstkommandierenden, 
als  Batgeber  des  Königs ''),  als  Beschützer  der  Herrscherfamilie*).  Meriadues 
123  bedient  er  mit  dem  SeneschaU  und  dem  Schenken  den  König  Artus. 
TJnrichtig  ist  es,  wenn  ihn  Hertens  1.  c.  49  deshalb  als  „Truchsess''  be- 
zdcbnet  Auch  seine  Würde  (die  „connestablie")^  erstreckt  sich  über  das 
l^nae  Beich*).     Es  gibt  mehrere  Conn^tables^^). 

1)  Chev.  Gg.  9522:  Son  chanberlenc  fist  devant  li  mander:  »Faites  moi 
Tinea  forques  lever  Pendns  Bcra,  ne  le  voil  respiter.  Dasselbe  bei  den  Heiden: 
Striae  de  Cord.  1811  ff.  Er  ist  auch  gelegentlich  Kerkermeister;  Hnon  182:  »De 
ua  grant  cartre  vous  baillerailescl^s;  D'ore  en  avant  mes  cambrelens  serös. ** — 
^uch  die  HeidenfUrsten  besitzen  Kämmerer:  £lie  1608;  Narb.  8984.  Die  Prin- 
seaain  Nubie  sagt  zu  dem  Kerkermeister  Banfamös  (Pr.  de  Cord.  791):  »Mes 
«shanberlans  serös  et  mes  privös.* 

2)  Gir.  de  Yiane  117:  Sor  son  eBcavaförir£lion;ChamberlansfarEmpereor 
Karlen. 

3)  Beoans  272/18:  Or  tob  donrai  T  fief  c'ainc  mais  ne  yoil  doner  Chamber- 
lans  de  ma  chambre  a  toujonrs  mais  serös.  Ni  venra  das  ne  quens,  princes  ne 
«voes,  Yalet  ne  escuier,  ne  home  qui  seit  nös,  Por  terre  ne  por  fief  avoir  ne 
i-elever  Qae  n'aies  le  mantel  qu'il  anra  afublö,  et  le  cheval  qa'il  aura  amecö 
V  autretel  achat  com  avoir  en  yolrös. 

4)  Loh.  I  84:  Li  senechaus  et  tuit  li  chambellant  ....  Mac.  251  n.  sonst. 

5)  Capet  189:  Ly  gentilz  connestablez  qui  fu  de  faanlt  lynaige Contez  de 

Dammartin,  11  en  tint  Tyretaige . . .  Contez  de  Dammartin  jen  tieng  le  qnasement.— 

6)  Sax  II  52:  Onques  nals  conestables,  tant  öust  grant  baillie,  Ne  fu  con- 
fenonniers  de  tel  connestablie.  —  Capet  165:  Evous  le  coonestable  qui  aloit 
condnisant  L'oliflambe  de  France  ....  Escoufle  1058:  Quant  11  os  fu  en  som 
le  tertre,  Li  quens  Bichars  qui  en  fu  mestro  D'atomer  et  d'apareillier,  11  fait 
lea  Chevaliers  rengier  Et  chevancbier  tot  sans  desroi  Et  fist  estre  les  gens  le 
voi  Derriere  et  devant  Testandart.  Dieser  Graf  Riefaars  ist  „mestre  de  tot  l'ost", 
.maistres  et  connestables;  ib.  863,  869.  —  Vgl.  Foulque  51  \  Jourd.  1082  etc. 

7)  Capet  182:  Ly  rois  a  retenu  son  consillier  privö  Ly  gentil  connestable. 

8)  Capet  187:  Ne  ly  bous  connestablez  qui  lez  damez  wardoit,  Car  rois 
Haas  Capez  en  lui  moult  se  fioit 

9)  Es  heisst  von  dem  Heideu  Agolaffre  (Fierabr.  144):  Li  amirans  Balans 
le  tient  en  grant  fiertös*,  Conestable  estoit  de  trestout  son  rcgnö^  Ses  passages 
U  ot  Tamirans  commandö  (offenbar  als  „M*).  Agolaffre  selbst  sagt  ibid:  »Je 
Bui  maistre  dn  pont  Et  de  'L*  Heues  entonr  et  environ. 

10)  Gnill.  de  Palerne  4980:  Les  serjanz  et  les  oonnestables  ib.  5469^  ib. 


380  Ferdinand  Werner 

11.  Als  Untergebener  des  c.  tritt  der  Marschall  auf  (Assises  de 
J^rus.  I,  410:  „l'office  de  marechausi^  est  tenus  ä  celui  de  la  oonestablie,^ 
vgl.  Glaöson  ü,  437;  Schröder  138).  Er  erfüllt  als  Verwalter  des  könig- 
lichen Marstalls^)  die  ehemaL'gen  Funktionen  des  Stallgrafen.  Doch  sehea 
wir  auch  ihn  mitunter  als  Fahnenträger  und  Anführer  des  Heeres*). 

12.  Der  Kanzler  (Viollet  H,  146;  Waitz  VI,  359;  Schröder  136f.; 
Ducange:  Cancellarius).  In  den  dieser  Arbeit  zugrundeliegenden  und  zum 
Vergleich  herangezogenen  Epen  ist  das  Amt  eines  „chancelier*'  nicht  unter 
ähnlich  lautendem  Titel  zu  belegen.  Littr^  (1.  c.  p.  147)  bringt  zwei  Stellen» 
eine  aus  Thomas  le  martyr  (XII.  Jahrh.)  und  eine  aus  der  Chanson  d'Anti- 
oche  VII,  133:  Son  canceler  a  fait  Corbarans  apeler  Qui  li  devoit  ses 
chartres  et  ses  bri^s  saeler.  —  Da  die  Geistlichen  der  Kunst  des  Schreibens 
und  Lesens  fast  allein  mächtig  sind,  so  verwenden  Könige  und  Gross- 
vasallen für  die  Abfassung  ihrer  Korrespondenz  und  zum  Vorlesen  der  ein- 
gehenden Briefe  einen  Kleriker.  Dieser  heisst  in  den  Epen  gemeinhein 
„chapelain**  (vgl.  Massing  11,  59  f.)  oder  gelegentlich  „clerc'^  Als  ein 
solcher  fungiert  auch  der  Erzbischof  Turpin,  der  im  Auftrage  Karls  an 
Desiderius  einen  Brief  ausfertigt  und  versiegelt  (Prise  de  Pamp.  361,  2912; 
Massing  p.  151),  also  das  tut,  was  des  „cancellarius"  geschichtlich  über- 
lieferte Amtsbefugnis  war  (Schröder  137). 

13.  Der  Pfalzgraf  (comes  palatii  =  cuens  palais,  cuens  palasin.  — 
Amira  134,  188;  Wamk.  I,  126;  Schröder  137  f.,  487ff.;  Brunner  II,  162; 
Waitz  VI,  325).  Seine  Würde  ist  die  problematischste  unter  allen  Hof- 
ämtern (Mayer  II,  829).  In  Frankreich  bedeutet  sie  frühzeitig  ein  reines 
Titularamt  (Mayer  II,  338 ;  Viollet  III,  105),  da  schon  in  der  karolingischen 
Zeit  der  Pfalzgraf  zurücktritt  (Waitz  VI,  382).  Die  Grafen  von  Flandern, 
Champagne,  Toulouse,  Troyes,  Bleis,  alle  „pairs  de  France"  nannten  sich 
Pfalzgrafen  (Mayer  II,  338;  Viollet  HI,  105).  Sehr  früh  bereits  ist  ein 
Titel  kein  sicherer  Beweis  für  den  Besitz  eines  Amtes  (Mayer  II,  378).  Höhere 
Hofbeamte  ohne  bestimmten  Dienst  tragen  einfach  den  Grafentitel  (Schröder  138; 


6054:  Ses  eschieles  va  devisant  Dis  coarois  a  fait  et  serres.  £n  ohascnn  a  deus 
mile  arm^s;  Bon  conneBtable  a  a  cbascun.  —  Die  unter  einem  c.  stehende 
Streitersohar  heißt  »connestnblie.«  Aquin552f.,  Anseis  4884;  5637,  7139-,Aymeri 
1728;  Aye  112;  Alisc.  14,  153.  Foulque  51.  Siehe  auch  Littrö!  —  Conn6table 
erwähnt  in:  Ogier  3519;  Lancelot  4;  Erec  1735;  Robert  3700  etc. 

1)  Chev.  Og.  10496:  Son  marescal  en  prist  &  araisnier :  „Fai  amener  dix  des 
millors  destricrs  Que  onquee  puießes  trover  sans  dölaier.  —  Sax.  I  252:  An 
la  mareschancie  s'en  est  tantoat  venuz,  un  bon  cheval  an  trait  des  autres  eslönz. 

2)  Anseis  10411:  Sor  Tiaume  fiert  Butor  (Heide !),  le  marescal,  Ich»  portoit 
lor  enseigne  roial.  —  Aquin  6:  Charles  apelie  Fagon  le  pongneour,  Mareschal 
est  de  Tost  et  gnieoar. 


Königtum  und  Lehnsweflen  im  fnuusöfitachen  Nationalepos  381 

Hayer  II,  324^  327  f.).  ,,Palatini"  (palasins)  werden  die  Adligen  genannt, 
die  sich  am  Königshofe  aufhalten  (Waitz  VI,  325;  Bninner  11,  162);  aber  die 
Grafen  von  Toulouse  etc.  heissen  Pfalzgrafen,  obwohl  sie  vom  Hofe  ab- 
ireeend  sind  (Yiollet  III,  105).  ,^Man  muss  sich  hüten,  diese  Begriffe 
ieeter  zu  nehmen,  als  sie  es  in  der  Tat  sind''  (Mayer  11,  322). 

Doch  werden  in  Gir.  de  Rouss.  §  582  „oomtes''  von  „oomtes  palatins'' 
inrobl  unterschieden:  Bs  ont  pris  quatre  comtes,  non  pas  des  oomtes  palatins. 
T'gL  dazu  Bem.  von  F.  Meyer,  Trad.  des  Gh*.  de  Rouss.  p.  271  und  p.  64: 
„Ceuz  qui  ont  des  possessions  territoriales  sont  distingu^s  des  comtes  palatins.'' 
ib.  p.   65. 

In  den  übrigen  Epen  finden  wir  hingegen  Übereinstimmung  mit  der 
^esdiichtlichen  Überlieferung. 

Es  wird  uns  von  Grafen  berichtet,  die  am  Hoftag  den  Palast  bewachen  ^). 
JSs  wird  auch  die  Erblichkeit  der  Pfalzgrafenwürde  hervorgehoben^).  Aber 
Ton  irgend  welcher  amtlichen  Tätigkeit  des  „cuens  palais"  hören  wir  nichts. 
TJm  so  häufiger  tritt  aber  der  Titel  „palasin"  (cuens  palasin;  dus  palasin; 
1)aron  palasin;  palasin  marchis)  oder  auch  „palazine"  auf').  „Palasin"  be- 
klautet schliesslich  nichts  anderes  als  „ber^^  oder  ^^marchis^'  oder  „poign^our", 
«in  schmückendes  Beiwort,  geeignet,  die  persönliche  Tüchtigkeit  eines  Feudalen 
zu  bezeichnen*). 


1)  Cor.  L.  290:  Cort  i  et  baene,  tel  ne  verez  ja  mais  Qaatorze  conte 
^narderent  le  palais. 

2}  Lob.  I  153:  Mors  est  Hardrös  que  vos  amiez  si.  A  Fromont  doit  la 
terra  reventr,  Quens  iert  palais,  se  il  longeiuent  vit.  —  UudBeraars  von  Naisil 
sagt  von  Fromonts  Sohn  (seinem  Neffen)  Fromondins:  ib.  II  1.52:  —  ,,mon 
navou  qui  iert  caens  Palasins.*    Vgl.  Anm.  von  P.  Paris  1153;  II  152. 

3)  Grafen:  Ybars  (Raonl  1599);  Gaillaame  au  cort  nös  (Aliso.  11,  43;  ib. 
19  aber  marohis);  Raoul  (Raonl  1602)  Eoland  (Foolque  9)  Aymari  (Aymari4604) 
Bartrans  (Cor.  L.  2427;  Fonlqae  27,  147;  Aymeri  4510)  u.  v.  a.m.  —  Herzöge: 
Ifilon  (Anseis  5223),  Ogier  (Chev.  Og.  2091;  2137;  2606)  Hervis  (Loh.  151) 
Bagues  (Loh.  I  187;  I  278;  II  59)  Garnier  (Aye  [80,  86,  98];  99)  Girbers  (Loh. 
II  283)  etc.  etc.  —  Vielfach  scheint  die  Verwendung  von  »palasin*  (und  „marchis**) 
durch  die  Häufigkeit  der  J  =  Assonanz  im  Epos  bedingt  zu  sein.  Z.  B.  Loh. 
II  338;  m  240;  Henris  2290;  Capet  125;  231;  Orson  870;  Anberi  (Tob.)  250/20; 
Aymeri  880  n.  s.  w.  —  Gaiborc,  die  Gemahlin  des  Grafen  Wilhelm  wird  als 
.comtasse  palazine*  bezeichnet  (Aliso.  134);  ebenso  Oriabel,  die  Gattin  des 
Grafen  Jourdain  als  «palazine**  (Joard.  3224).  An  dem  Hofe  des  Grafen^Aymeri 
bafiDdat  sich  »maint  fil  de  palazine**  (Mort  Aym.  227). 

4)  Renaas  400/10:  Renans  dist  k  ses  freras,  k  la  gent  palazine.  ~  Robert 
2661:  Ne  se  regarde  Sarrasins  N'amirans,  tant  seit  palaisins:  Tont  s'en  fnient 
a  eontencbon.  Bastars  2241:  S'en  i  a  de  mes  freres  et  d'autres  palasin.  —  Gir. 
de  Ronss.  §  145;  Auberi  (Tob.)  82/9:  Ne  roi  ne  conte  ne  prince  palazin.  — 
Anseis  3550:  Le  paiien  fiert  a  loi  de  palasin  —  ib.  3559:  Raimons  et  Yves,  li 


382  Ferdinand  Werner 

14.  Auch   der  Titel    „maistre'*    (magister;    cf.  Schröder  472)    bedeutet 
keinen    fest    umrissenen  Amtscharakter.      In   Loh.  I,  53   redet  Pepin    den 
Grafen  Hardr^   mit  m.  an.     Herzog  Hervis,    der   auf  kurze  Zeit    den  Hof 
verlässt^  übertragt  Hardr6  die  Erziehung  des  12^/2Jährigen  Königs.  Nach 
Hervis  Tode  ist  Pepin  vollständig  von  seinem  „maistre*'  abhängig  (Loh.  I,  53; 
I,  63).  —   Der  „maistre"   des  Kronprinzen  Charlot    ist  Herzog  Thierri  von 
Ardane  (Enf.  Og.  1378).    Auch    sonst  begegnen  uns  „maistres''  an  adligen 
Höfen  (Aiol  10367ff.,   10552,   10791;  Loh.  I,  61;  Girb.  de  Metz  463/7; 
Gorm.  561  etc.)   als  Erzieher   und  Waffenmeister.     In  Mainet  323/133  ist 
„maistres"   gleichbedeutend    mit  Kämmerer,   „Quant  Esmer6s  ses  maistres  li 
doua  gamemans/'  —  ib.  327/137;   Doon  247  f.   —  Dagegen    bedeutet   im 
Rosenroman  „mestre"  offenbar  soviel  wie  „hoher  Hofbeamter**  ^). 

15.  Angesehene  Hofamter  sind  fernerhin  noch  der  Ober  jage  r(mei8ter^ 
und  der  Oberfalkener  (Girb.  de  Metz  460/ 7  f.,  460/201;  Euler  p.  19f.) 
Girbert  durchlauft  erst  diese  beidenÄmter,  ehe  er  Seneschall  wird. 

16.  Niedere  Jagdbeamte  sind:  Jäger  (Gir.  de  Viane  84,  166;  Benaus 
81/5;  Auberi  [Tobler]  165/6  etc.),  Hundewärter  (Jourd.  838f.;  Raoul 
1714;  Berta  2716  etc.),  Förster  (Aiol  1727ff.  etc.).  Zu  diesen  niederen 
Jagdbeamten  cf.  Lamprecht,  Wirtschaftsleben  I,  803;  Wamkönig  I,  213f.; 
Schröder  193,  491.  —  Eine  interessante  Stelle  über  die  Tätigkeit  dieser 
Leute  findet  sich  in  AioP). 

17.  Als  Grehilfen  bei  der  Zubereitung  der  Speisen  wirken  die  Köche, 
an  deren  Spitze  ein  Oberkoch  steht  (Schröder  472;  Alisc.  108;  Otinel  73; 
Aiol  3681;  Sax.  I,  133;  Loh.  I,  181;  Anseis  7443;  Rol.  1816ff.  u.  s.  w.), 
und  beim  Auftragen  der  Mahlzeiten  fungieren  als  Untergebene  des  Seneschalls 
die  „de«pen«er«"  (Glasson  II,  438;  Gautier,  Chev.  I86ff.;  Kalbfleisch  10 
und  12;  Narb.  2168;  Raoul  1920;  Jourd.  815,  1539;  Anseis  11248  etc.) 
Auch  diese  haben  einen  „maistre  despensiers^^  (Aiol  243;  2118;  Huon  2; 
Cor.  L.  2304;  Gir,  de  Viane  45.  164  u.  s.  f.).  Bei  Hoffesten,  wo  Gäste 
in  übergrosser  Zahl  zu  bedienen  sind,  treten  noch  „escuier*^  j^damoisd^*  und 


baren  palasin.  —  Foulqae  115  faeisst  es  von  Barbarin,  dem  König  von  Cordes: 
le  riche palazio,"  —  Zu  «loide  palazin*  vgl.  noch  Chev.  Og.  1602  und  Foulqne 
90;  es  ist  gleichbedeutend  mit  »loi  de  baen  vassal  und  „vassamenf  (Fool- 
que  93).  — 

1)  Rose  2831:  Par  le  coDseil  de  ses  grans  mestres.  —  ib.  8027:^  liprinee 
et  li  mestre  Et  la  faantece  de  l'empire;  ib.  5180:  Vos  estes  mi  seignor,  mi  mestre. 

2)  Aiol  9332:  Je  sai  prendre  poisson,  bien  les  sai  engingier,  £t  sisai  bien 
mestier  d'ostoir  et  d'espreaier,  Si  resai  bien  condnire  nne  mente  de  ciens  Et 
une  aenison  mont  bien  aparellier  Et  un  riche  sengler  retenir  a  l'espiel,  Et  por 
mon  droit  signor  sa  parolie  nonchier. 


Königtum  und  Lehssweaen  im  fnuizösiflchen  Nationalepos  383 

„serjanf'  hinzu.    (Olasson  IV,  282;    Raoul  6058;   Parise  la  Dachesse  69; 
Anns  3318;  Jourd.  1539;  Alisc.  92). 

18.  Als  Gefingnis-  bezw.  Sicherheitsbeamte  finden  sich:  a)  Der  Kerker- 
meister (Loh.  II,  23:  Charteriers  sui  Pepin;  Orson  1503;  Boeves  1045 ff. etc.), 
der  den  koniglichenEerker  (Renaus  107/16;  Gir.deVianel34;  Aiol5173u.s.f.) 
l)eauf siditigt.  Auch  bei  den  Heiden  ist  dies  Amt  vorhanden  %  gelegentlich,  wie 
schon  oben  gesagt,  in  Verbindung  mit  dem  des  Kämmerers'). 

b)  Der  Pförtner  (Kalbfleisch  p.  10).  Es  finden  sich  verschiedene 
»,portiers'':  am  Stadttor  (Aiol  3642 ff.;  Hervis  10284ff.);  am  Palasthof 
<Gir.  de  Viane  14;  Girb.  de  Metz  510/27;  Aiol  2874ff.);  vor  des  Königs 
Schlafzimmer  (Loh.  I,  89;  Anm.  von  P.  Paris);  an  den  Türen  des  Palas 
(Aiol  3997 ff.;  hier  wohl  gleichbedeutend  mit  ^^huissier'^;  s.  weiter  unten);  im 
Toriurm  (Renaus  443/15;  Aiol  7786;  7796;  7824;  7856).  Ein  portier 
^rd  erwähnt  Chev.  Og.  4233;  Yvain  5215;  Gayd.  143;  Elie  801  etc. 

c)  Von  ihm  ist  wohl  unterschieden  der  „gaite"')  (Kalbfleisch  10),  der 
Turm  Wächter,  welcher  morgens  zum  Aufstehn  (Girb.  de  Metz  482/21, 
^31/19)  bläst,  oder  aUes  Auffällige  durch  Homsignale  bekannt  gibt  So 
fclast  ein  „gaite"  Capet  188:  ,,Tray,  tray'*.  —  Vgl.  Raoul  1955;  Sax. 
XI,  171;  Loh.  n,  158;  Bastars  2711  etc. 

d)  Der  Türsteher  („huissier**)  Chev.  Og.  4233:  A  Ogier  ert  rendus 
li  siens  mesder  Des  huis  garder  et  de  r'estre  portier.  Sonst  findet  sich  die 
Xezdchnung  „huissier*',  „ussier'^  u.  s.  f.  —  Es  gibt  davon  eine  ganze  An- 
zahl, die  als  Abzeichen  Stäbe  tragen  (Gir.  de  Viane  17;  Robert  1035; 
1046);  an  ihrer  Spitze  steht  „U  maistre  huissiers'*  (Robert  1034). 

e)  In  Aquin  238ff.  wird  ein  Hafenwächter  des  heidnischen  Königs 
erwähnt. 

19.  Die  Königin  hat  ihren  besonderen  Hofstaat  (Glasson  II,  298; 
-439 f.;  Wamk.  H,  368 f.  Brunner  II,  107;  Luchaire  I,  187). 

In  ihrer  Umgebung  befinden  sich  Damen  von  hohem  Rang  (Loh.  H,  34; 
Sax.I,  108,  118;  Girb.  de  Metz  521/19;  Aymeri  1653;  Aucassin  30/15  etc.); 


1)  Raoul  7962:  Li  rois  Corsnbles  apella  Salatrö  Celai  qui  a  de  la  chartre 
las  clös:  Les  prisonierB  devant  moi  amenös.  —  (Kerker  der  Heidenfttrsten  er- 
wähnt: Joord.  2897;  Renaas  123/7;  Raoul  6907;  Aquin  236;  420.)  In  der  Prise 
de  Cordres  spielt  der  Kerkermeister  BacfumöB  eine  grosse  Rolle ;  von  ihm  heisst 
es  a.  a.  0.  772:  Filz  fat  d*an  roi  d'oltre  rai[v]e  de  mer,  A  Tauma^or  tut  petis 
aportte;  Por  tant  co  tient  de  moat  grant  feant^  Li  coumenda  ses  prisons  a 
^rder. 

2)  Hnon  182  sagt  der  amiral  zu  Gerianmes:  «De  ma  grant  cartre  vous  baillerai 
les  cl68,  D'ore  en  avant  mes  cambrelens  serös."  •  ib.  188:  Li  amirös  fu  asis 
ao  disner;  Devant  Ini  sert  Geriaumes  H  barbö. 

3)  Aiol  9432:  Li  ans  estoit  se  gälte,  li  aatre  ses  portiers. 


384  FeidinaDd  Werner 

in  ihrer  „maisnie"  sind  Ritter  und  Knappen  (Loh.  III,  66 f.;  Pierabr.  62; 
Girb.  de  Metz  513/6;  Erec  2617).  Sie  hat  einen  Seneschall  (Loh.  111,22; 
Yvain2077;  Guill.  dePal.  5824ff.);  Kämmerer  (Loh.  III,  47:  Seschamber- 
lains  de  sa  terre  norris;  ib.  11,  256);  einen  „huissier''  (Chev.  Og.  156ff.) 
und  Kammerfrauen  (Loh.  II,  3;  111;  Gapet  14;  Berta  889;  Bastais 
5933  etc.). 

20.  Auch  die  Königstochter  (im  Epos  meist  heidnischer  Abstammung) 
hat  ein  Gefolge,  welches  aus  Rittern,  Knappen  und  hochadligen  Damen  be- 
steht   (Fierabr.  62;  Narb.  1295;   Gui  de  Nant.  14;  Aymeri  2412,   2646; 
Robert  2825;  Bueves  de  Comm.  2187  u.  s.  w.).  Dazu  kommen  noch  Ejmimer- 
frauen    (Foulque  41;   Jourd.  1388;    Escoufle  2965,    3843;    Bastars  2715 
8908  u.  s.  f.).    Sie  hat  einen  SeneschaU  (Foulque  88;  Prise  de  C!onL  791 
Narb.  1385),  Kämmerer  (Narb.  1366),  „maistres«'  (Bueves  de  Comm.  2342 
3321)  und  eine  „maistresse''  (Hervis  8460). 

[Als  Abzeichen  der  Königstochter  sehen  wir  Krone  (Escoufle  2983; 
3300;  Robert  3967  etc.)  und  Zelt.  Die  Pracht  des  Zeltes  der  Malatrie  wird 
uns  in  Bueves  de  Commarchis  2315  u.  2342  ff.  geschildert.] 

21.  Anmerkung:  An  dieser  Stelle  mögen  noch  einige  Hinweise  auf 
die  Beamten  der  Lokalverwaltung  Platz  finden.  Der  leitende  Gerichts-, 
Verwaltungs-  und  Fmanzbeamte  einer  königlichen  Stadt  ist  der  „matres" 
(maior);  Auberi  (Tob.)  206/23:  Dreues,  li  maires  de  Lengres  la  dt6.  Lengres 
als  Residenz  ist  oben  erwähnt  worden.  VgL  Viollet  in,  60  ff.,  77,  103, 
124,  134;  Schröder  606;  Wamkönig  I,  211,  334;  Mayer  II,  294ff.  — 
Chev.  Ogier  3857 ;  Girb.  de  Metz  527/25ff;  ib.  526/23  fragt  der  m.  Fouchiers 
von  Gironville  den  Gesandten  Pepins:  „Que  fait  mes  siresTenpereresPepin?'' 
Der  König  hat  dem  m.  mitteilen  lassen,  dass  er  Gironville  verschenkt  habe 
(ib.  527/25 ff.),  dadurch  geht  der  m.  seiner  Stellung  verlustig  und  sinnt 
deshalb  auf  Verrat  (ib.  527ff.;  530/21  ff.). 

Die  Aufsicht  über  mehrere  Lokal  Verwaltungen  führt  der  „prevost^^) 
(praepositus;  cf.  Mayer  II,  294ff.).  Sein  Amt  heisst  „prevost^*'  (Rose  574). 
Er  ist  als  ^,vilain''  übler  Gesinnung  verdächtig,  und  es  wird  daher  vor  ihm 
gewarnt').  Er  hat  richterliche  Funktionen  auszuführen').  Mit  ihm  wird 
(in  formelhafter  Wendung)  oft  der  „  wier"  oder  „wier"(vicarius;  Gla880nII^465; 


1)  Jourd.  2071:  Prevost  le  fist  de  trestoute  la  terre.  —  Aiol  7558  f. 

2)  Hervis  4977:  Car  li  prevos  est  vilains  natorez.  —  Cor.  L.  205:  •  .  •  il 
t'avra  grant  mestier:  Que  de  vilain  ne  faces  conseillier  Fille  a  prevost  ne  de 
flu  a  veier. 

8)  Der  Heide  Gorsubles  sagt  zu  seinem  „prevost  Ysoret* :  (Raool  7978  ff.) 
„Fai  me  *r  forche  sor  cel  tertre  lever.  Ce  pautonnier  maintenant  me  pendte.* 
Quill,  de  Pal.  9313,  9426. 


Eönigtom  und  Lehnsweten  im  franzöeiachen  Nationalepoa  385 

IV, 283;  Wanik.I,  245;  Böhm  250 f.;  Schroder  122ff.)  zusammengenannt^). 
Auch  er  hat  richterliche  Amtstätigkeit  auszuüben').  Auch  vor  ihm  wird 
gewarnt.  (V^.  S.  64,  Zit.  2.)  In  Berte  aus  grans  pißs  11 68  ff.  tritt  uns  ein 
»Tojer  Symons*'  entgegen,  der  Berte  errettet.  Er  wohnt  im  grossen  Forst 
von  Le  Maus,  der  dem  König  gehört.  Über  seinen  Beruf  erfahren  wir 
nichts;  vielleicht  ist  er  ein  Beamter  der  Strassenpolizei  (voyer  =  viarius; 
s.  Mayer  U,  216;  307f.). 

6.  Hoftag  und  Kronrat. 

1.  Schon  mehrfach  konnten  wir  feststellen,  dass  die  königliche  Gewalt 
heschrankt  war  durch  den  Rat  und  Einspruch  der  Grosvasallen.  Wenn 
der  Monarch  auch  oft  gebieterisch  auf  seinem  Willen  besteht  (Foulque  88 : 
• .  .  ge  Tvaeil  et  si  Toommant),  so  heischt  er  doch  meistens  Rat  von  seinen 
Getreuen  (Fierabr.  134:  De  mes  gentis  barons  oü  ma  corone  apent),  um 
ihren  Rat  in  schwieriger  Lage  zu  hören')  (Glasson  II,  409f.,  449ff.). 
Nicht  immer  aber  folgt  er  ihrem  Rat^).  Auch  die  Bürger  sind  gelegent- 
h'ch  von  Einfluss  auf  die  Beschlüsse  des  Herrschers  ^). 

2.  Am  deutlichsten  nach  aussen  hin  zeigt  sich  die  Abhängigkeit  der 
Krone  von  den  Vasallen  in  der  Einberufung  von  Hof  tagen  durch  den 
König,  so  sehr  auch  betont  werden  muss,  dass  die  „Hoffahrt"  zunächst  eine 
wesentliche  Pflicht  der  Lehnsträger  ist  (Waitz  III,  493 ff.;  Brunner  II,  131; 
Wamkönig  I,  336 ff.;  Schröder  145 ff.). 

1)  Gir.  de  Yiane  16:  L'qdb  fa  prövos  et  li  antre  voier.  —  Yvain  606: 
N'i  »yra  prevost  ne  voiier.  —  Cor.  L.  208  etc. 

2)  Roland  3952:  Li  reis  cumandet  un  soen  veier  Basbrun:  «Ya,  si's  pent 
^  i  Tarbre  de  mal  fust.«  —  [Die  Bezeichnung  «veier",  „viguier*  (Lob.  I  291) 
&tdet  sich  im  Stiden,  im  Norden  für  den  gleichen  Beamten:  „centenar**.  Wamk. 
1 128,  153.    Im  Epos  kommt  letztere  Bezeichung  nicht  vor.] 

3)  Otinel  6)  «Qu'en  dite8[vo8]  ma  mesnie  norie?**  Tot  le  barnage  ä  haute 
voiz  B'escrie:  »Drois  emperere,  nous  nel  sonfrerons  mie  Que  ja  paiens  ait  France 
«nsabaillie/  —  Bol  10 ff.;  Aquin  162;  Loh.  I  76,  80;  Chev.Og.  427;  Gir.  Yiane 
^;Raoal  650 f.;  Amis  I  75;  Mort  Aym.  1367,  1390,  1570;  Robert  4078;  Rose 
^47  etc.  etc.  —  Dasselbe  trifft  fttr  die  Heiden  zu:  Sax.  I  93;  Prise  de  Pamp. 
^i  Doon  229;  Fierabr.  60,  82,  105,  154  etc.  (Yergl.  auch  Erick  p.  4). 

4)  Amis  1593:  Et  dist  li  rois:  si  com  vos  comandez.  --  Aber  in  Renaas 
^f32ff.  fügt  sich  Karl  dem  Willen  der  „pers**  nicht  eher,  bis  diese  das  Lager 
Terlassen. 

5)  Chev.  Og.  4185:  De  eheste  cose  11  fera  droite  mes  sires  Con  jugcront 
li  borgois  de  Pavie  (der  «sires*  ist  der  Lombardenkönig  Boniface.)  —  In  Capet 
^ff.  haben  die  »franc  bourgeois**  Einfluss  auf  die  Yerheiratung  der  Königs- 
^hter.  Die  Königin  sagt:  Gapet  27:  Je  veul  que  tout  y  soient,  car  bien 
^partenra,  Et  ly  bonrgeois  onssy  de  che  roianime  cha;  Me  Alle  k  leur  volluir  du 
tout  oböyra. 

RoBumiMh«  Fonehvngen  XZV.  25 


386  Ferdinand  Werner 

3.  Zu  dem  Hoftag  (parlemens;  plait;  cour;  auch  gel.  concQe  (Aye  7, 
48;  Benaus  84/11);  zur  Etym.  von  pari.  vgl.  VioUet  11,  295;  zuplacitum 
und  consilium  s.  Ducange;  zu  „cour<<  ib.  „curia  regis'S  Glasson  II,  379; 
Langlois,  Introd.  zu  Cor.  L.  p.  LXXXI)  werden  die  Barone  unter  Angabe 
der  Zeit  und  des  Versammlungsortes  entboten^).  Als  Zeitpunkt  ist 
naturgemäss  meist  der  Frühling  gewählt  (März-  und  Maifeld!);  am  häufigsten 
das  Pfingstfest  (Huon  2;  Raoul  567,  4782ff.;  Herta  3;  Berte  2581;  Loh. 
I,  62;  Renaus  46/25,  136/5;  Aiol  3972,  4175;  Chev.  Og.  Iff.;  Cov. 
Viv.  89  (Heiden)  u.  s.  f.  Daneben  Ostern  (Gir.  de  Rouss.  §  203;  Erec  27  ff.; 
Gui  de  Nant  p.  5  (Heiden)  etc.;  Himmelfahrt  (Krick  p.  7),  Heiligenfeste 
(Gaufrey  184;  Girb.  de  Metz  470/28,  497/2f.;  Roland  53;  Gir  de  Viane 
177;  Yvain  6  u.  s.  w.).    Ein  Maifeld  wird  in  Rose  angesagt*). 

Als  Ort  der  Hof  tage  finden  sich  Mont  Loon  (Sax.  I,  23;  Mort  Ajm. 
23 f.;  Loh.  I,  62),  Lengres  (Loh.  I,  64),  Reims  (Gir.  de  Rouss.  §  1),  Paris 
(Loh.  I,  291)  etc.     (Vgl.  S.  17,  Zitat  1;   8.  28,  Zitat  7;  S.  66,  Zitat  2.) 

4.  Zur  Teilnahme  am  ,,parlemens"  waren  sämtliche  Lehnsträger 
des  Königs  verpflichtet*).  Wer  nicht  erscheint,  verfällt  schwerer  Strafe 
(Anseis  9335;  vgl.  8.  27,  Zit  2).  Da  kommen  denn  Vasallenkon^ 
(Narb.  1939)  Herzoge,  Grafen,  Markgrafen,  Barone  aller  Art  (cf.  Zit  309), 
Geistliche  jeden  Rangs    (Massing    123),    auch  Königstöchter  und  Damen*). 


1)  Vgl.  S.  28,  Zit.  7.  —  Loh.  I  72:  Li  rois  Bemont  par  trestot  bob  pats  Qn'A 
ChaeloDB  soient  Jnsqu'ä  mardi.  —  Gir.  de  Rouss.  §  270:  —  allons  an  plaid  qne 
le  roi  de  France  tiendra  a  cette  mimai.    S.  auch  Zit  2. 

2)  vgl.  Zit  1.  —  Rose  3066:  Si  ferai  a  mes  chevalfers  Fere  luös  droit  char- 
tres  et  briös  A  toz  les  barons  d'Alemaigne,  Que  haus  ne  bas  dub  n'i  remaigne, 
Qn'au  Premier  jor  qne  mais  comence  Qu'll  soient  trestuit  a  Maience,  Encontre 
moi,  a  parlement 

d)  Otinel  2:  Nus  n'i  remaint  qu'il  nM  viengne  ä  bandon,  Qui  delnitiengne 
ne  chastel  ne  donjon,  'i-  plet  devisent  dont  Bont  en  contencon.  —  Sax.  I  23: 
Karies  f  a  a  Loon,  si  ot  fait  assambler  Tot  les  princes  qn'il  pot  ä  sa  terre  trover. 
Quatorze  reis  i  ot  k  ore  de  soper,  Avesques  et  abbös  que  je  ne  sai  nomer. 
L'apostole  s'apreste  por  la  messe  chanter.  —  Aiol  3974:  Asses  i  ot  demaines, 
princes  et  pers;  ib.  3979:  Asses  i  ot  demaisnes,  dos  et  marcis.  —  ib.  4009: 
Asses  i  ot  de  princes  et  de  bamage.  —  Aye  205:  La  cort  fn  monlt  planiere, 
s'i  fn  toz  li  bamöB,  Les  barons  de  son  regne  ot  Karies  aeordez.  —  Benaua  136/5: 
sind  anwesend  ,XX  contes  et  V  das.**  —  Amis  980:  Droit  a  Paris  oü  il  sa  cort 
tenoit.  Asez  i  ot  Alemans  et  Tyois  Et  Loherains  et  Bretons  et  AngloiB.  — 
Gm  de  Nant.  7:  A  Paris  tint  sa  court  Kalles  le  fix  Pepin;  Li  barnagei  i  fü 
d'entre  Loire  et  le  Rim.  —  Vergl.  Girb.  de  Metz  497/9 f.;  Raoul  4795 f.;  Narb. 
1939  ff. 

4)  So  kommt  in  Gui  de  Nant,  Ayglentine,  die  Tochter  des  KOnigs  Ton 

von  Gascogne  nach  Paris.    Aber  (ib.  16):  Ayglentine n'est  pas  venneA 

court  pour  oiv  droit  jngier,  sondern  sie  will  Karl  um  einen  Gemahl  bitten,  dt 


Königtam  nnd  Lehnsweten  Im  fransÖBiBchcn  NationalepoB  387 

Der  Beutxer  eiDee  „aleu"  ist  aber  von  der  Pflicht  „zu  Hofe  zu  fahren^ 
befreit^).     Der  Sitz  im  „plait"  ist  erblich'). 

In  der  Residenz  angekommen,  beziehen  die  Vasallen  Quartiere' ).  Wenn 
wir  hören,  dass  der  Zudrang  zu  den  Tagungen  mitunter  ausserordentlich  stark 
ist»  erscheinen  doch  z.  B.  Loh.  I,  291  ff.  die  mächtigen  Sippen  verbände 
derBordelais  und  Loherains  in  Paris,  umvorPepin  ihren  Streit  zu  schlichten, 
80  nimmt  es  nicht  wunder,  dass  jeder  verfügbare  Baum  von  Rittern  und 
Dieosdeuten  fiberfüllt  ist^). 

5.  Der  Herrscher  begrüsst  die  zum  Hoftage  kommenden  Grossvasallen 
durch  einen  Kuss.  Wenn  diese  Bewillkommnung  unterlassen  wird,  hebt  es 
der  Dichter  hervor*).  Vor  Beginn  der  Verhandlungen  findet  eine  Messe 
statt*).  Daraufhin  begibt  sich  die  erlauchte  Gesellschaft  in  den  Palas,  die 
„chambre  voüt^e"  (Loh.  HI,  309).  Dort  nehmen  die  „haus  barons"  ein 
Mahl  ein'O»  zu  dessen  Anfang  der  Seneschall  allen  Gästen  den  Burgfrieden 
mahnend  ins  Gedächtnis  ruft  (vgl.  S.  55,  Zit.  8).   Nach  Beendigung  der  Hoftafel 


Dur  Land  von  den  Sarazenen  bedroht  ist  —  Za  demselben  Zwecke  erscheint 
(Loh  I  297  ff.)  Blancheflor,  die  Tochter  des  Königs  Thierri  von  Moriane  in  Paris: 
Or  diit  li  rois:  Bien  pnist-elle  venir!  Le  matinet  l'espousera  Garins  Cui  Tai 
donto  et  bien  l'adeservi  (cf.  Massing  33  f.).  VgL  Girb.  de  Metz  497/9:  Haute  est 
U  feste  qne  i'enpereres  tint  Molt  i  out  dames  et  chenaliers  de  pris. 

1)  Gir.  de  Booas.  §  49t  Car  je  tiena  en  aleu  tont  mon  dnchö.  Je  n'irai 
pia  &  8*  cour  de  tont  Tötö. 

8)  Roland  8826:  Far  anoeisurs  dei  jo  tel  plait  tenir. 

8)  Loh.  I  291:  La  cort  atsemble  ä  la  cit  de  Paris,  Li  hant  baron  ont  ja 
lor  ostel  prins.  Fromons  fragt  teinen  Boten,  den  er  nach  Paris  vorausgesandt 
hat  (Loh.  I  295):  Son  mesaagier  encontre,  si  li  dist:  ^Dis  va**  fait-il  .as-tn  les 
oit^  prina?* 

4)  Gni  de  Nant  p.  12:  Vostre  conrt  est  monlt  grant  de  barons  Chevaliers, 
9e  fn  mez  si  planiere  bien  ot  *yil.  ans  entiert.  Narb.  1907 :  Si  est  amplie  de  Paris  la 
eit^  Do  grant  bamage  que  li  reis  a  mendöj  N*i  a  grant  sale  ne  grant  pal6s 
list^,  Meson  ne  volte  ne  solier  a  degrö,  Ne  soient  tnit  ampli  et  anconbrö  De 
dnc,  de  conte  o  de  prince  chasö,  0  d'arcevesque  o  d'evesqne  o  d'abö  o  de  provoire 
Ott  de  clerc  orden^.  —  ib.  1989:  Tanti  arois  et  evesques  gentisEt  arcevesqaes 
et  dna  podteYa  Et  Chevaliers  et  princes  et  marchis,  G*ostel  n'i  puis  trover  par 
nal  devis.  —  Enf.  Og.  4758. 

5)  Gir.  de  Bouss.  §  605:  Le  lendemain  ils  sont  venus  an  palais  dn  roi. 
Gharlemagne  lea  appelle  aana  les  baiser. 

6)  Sax.  I  28:  L'apoatole  s'apreate  por  la  messe  ohanter.  ^  Ansel's  11392: 
Li  emperere  fii  venas  a  Loon  Ensemble  o  Ini  fnrent  si  haut  baron.  Au  matinet 
mese  lor  canta  on.  —  Hnon  2  f.;  Gni  de  Nant.  7;  Baonl  4815  ff. 

7)  AnaeTs  10395:  Apres  la  mese  n'i  fout  demorison  Les  tables  metent 
escuier  et  garchon. 


388  Ferdinand  Werner 

werden  die  Tischgerate  weggebracht^),  die  jungen  Ritter  entlassen  und  die 
Türen  verschlossen  (Gir.  de  Rouss.  108). 

6.  Sofern  der  Herrscher  sich  nicht  von  seinem  Sitze  an  der  Tafel  er- 
hebt und  die  Sitzung  eröffnet  (s.  Zit.  4),  oder  wenn  dieselbe  nicht  auf 
freiem  Felde  etc.  (cf.  Zit.  7  ff.)  stattfindet,  besteigt  er  den  Thronsessel'), 
auf  dem  neben  ihm  die  Königin  sitzt  ^),  und  beginnt  aufrecht  stehend  die 
„Sprache^.  Er  gebietet  Ruhe *)  und  trägt  sodann  den  Baronen  sein  Anli^ea 
vor^).  Schweigend  (cf.  Zit.  4)  nehmen  die  in  langen  Reihen  Sitzenden*) 
den  Vortrag  ihres  Herrn  entgegen; 

7.  Mannigfach  ist  die  Tagesordnung  solcher  Zusammenkünfte  (Luchairel, 
252),  die  auch  gelegentlich  auf  einer  Wiese')  oder  im  Königszelte®)  statt- 
finden. (Wir  sehen  dabei  Lo^ys  in  Raoul  de  Cainbrd  während  einer  Ver- 
sammlung in  St.  Cloot  auf  einem  Teppich  sitzen®).  In  Otinel  aber  steigt 
Karl  auf  einen  Tisch  ^%  um  sich  den  Mannen  besser  vernehmlich  zu  machen.) 

Da  wird  über  Krieg  und  Frieden  ^^),  über  Gnadengesuche^*),  über  Vasallen- 

1)  Chev.  Og.  3506:  Quant  mangfö  ont,  si  fönt  oster  les  napes; 

2)  Gir.  de  Viane  176:  El  faudestuel  est  maintenant  montös  Oü  voit  sea 
homes,  se«  a  araisonös.  Loh.  III  20. 

3)  Macaire  301:  Et  la  rolTne  a  son  destre  cost^.  ib.  149.  —  Gni  del^ant.  5. 

4)  [Haon  283:  En  se  main  tint  d'olivier  *i*  baston.  —  Otinel  24:  Tient  an 
bastan  tut  a  or  nöelez].  In  Chev.  Og.  3506  ff.  schlägt  Karl  mit  einem  Messer 
auf  den  Tisch:  En  piös  se  drece  nostre  empereres  Kalles,  Tint  nn  cotel  dont 
Talemele  taille,  Amont  le  drece  si  fori  sor  la  table  Par  tel  aYr,  tote  en  tentist 
la  sale,  Fran^ois  se  tenrent,  li  reis  dist  ton  corage.  —  In  Hnon  3  gebietet  er 
einfach  Ruhe:  Signor,  dist  Karies,  faites  pais,  si  m'oiet;  ebenso  in  Otinel  24: 
Seingniurs,  dit  Charle,  an  petit  m'entendes. 

5)  Vgl.  12.  —  Macaire  31:  Segnor,  dit  Kalles,  quel  conseil  me  donte?  — 
Gir.  de  Viane  176:  Oü  voit  ses  homes,  ses  a  araisanös  —  MortAym.  955;  Enf. 
Og.  4758.  — 

6)  Raoul  6442:  Li  cbevallier  et  11  clerc  del  pais^De  Taatre  part  ont  le 
sierge  porpris.  Por  la  parole  escouter  et  oYr.  —  Loh.  I  177:  A  conseil  sunt  de 
renc  en  reno  assis;  ib.  II  151;  Aiol  4563. 

7)  Raoul  6438:  Et  li  rois  fn  enmi  le  pret  florit. 

8)  Bastars  882 :  Li  roys  tint  coart  pleniere  en  son  paveillon  chier.  —  Vgl. 
Aquin  1874  fif. 

9)  Raoal  6439:  Sor  la  vert  herbe  fait  geter  r  tapis,  Sus  c'est  assis  nostre 
rois  Loeys,  Dejouste  lai  la  fille  au  sor  Gr. 

10)  Otinel  24:  Li  rois  se  leve,  s'a  ses  homes  mandez,  Sur  ane  table  d'eschaine 
est  mnntez. 

11)  Otinel  24:  „Conseilez  mei,    car  faire  le  devez,  Del  rei  Garsie 

Irrum  nos  i  ains  que  vienge  estez,  U  atendrum  treske  yver  seit  passes?"  Roland 
243:  Geste  grant  guerre  ne  deit  munter  a  plus.  Dient  Franceis:  Bien  ad  parlet 
li  Dax.  —  Sax.  I  7:  Au  parlement  sor  Muese,  oü  ot  maint  haut  princier,  Oü 
France  et  Saisne  furent  ajomö  por  plaidier,  Por  la  destroite  guerre  filier  et  apaier. 

12)  So  wird  Gaufrey  begnadigt;  cf.  Enf.  Og.  192 ff.;  289;  376 ff.    Doch  tat 


KOnigtam  and  Lehntwesen  im  französitohen  NationalepoB  389 

Streitigkeiten^)  entschieden.  Da  wird  eine  Krönung  vorgenommen'),  eine 
Kapelle  geweiht'),  eine  Hochzeit  festlich  begangen^).  Da  werden  unbotmässige 
Vasallen  zur  Bechtfertigung  oder  Verurteilung  vorgelassen^),  da  sitzt  die  ge- 
samte Vasallitat  zu  Gericht*).  Da  schlagt  der  Monarch  junge  Feudale  zu 
Rittern'')  (Treis  p.  41)  und  verteilt  G^eschenke  und  Land^). 

8.  Bei  der  Debatte  über  wichtige  Punkte  der  Tagesordnung  darf  nur 
der  reden,  dem  der  König  das  Wort  erteilt®).  Es  gilt  aber  als  ein  gutes 
Recht  der  Versammlung,  das  „parlemens^,  seiner  Bedeutung  entsprechend, 
za  einer  gründlichen  Aussprache  zu  benutzen  ^®).  Der  König  braucht  zwar 
den  Rat  seiner  Barone  nicht  anzunehmend^),  es  wird  dies  aber  als  tadelns- 
werte Willkür  des  Herrn  empfunden  (Gir.  de  Bouss.  §  183;  vgl  S.  26,  Zit  1). 

Wer  reden  will,  erhebt  sich  und  tritt  vor  den  König  ^^). 

Die  Menge  der  Versammelten  gibt  ihren  Beifall  oder  ihr  Missfallen  durch 
zostimmende  Bufe  oder  Schweigen  kund^'). 


der  König  hier  nur  ungern  den  Baronen  den  Gefallen,  obwohl  diese  alle  fttr 
Gnade  sind,  ib.  198:  Charles  l'otroie,  mala  ce  fa  seor  son  pole,  Mais  pour  Namlon 
le  fiflt  ä  cele  fois.  —  Vgl.  S.  26,  Zit.  2  ff. 

1)  Loh.  II  7:  Pois  apella  Fromont  le  poeatis  £t  son  linage  et  ses  ricbes 
aoins:  —  „Car  faites  pais  an  dne,  je  vos  en  pri;  En  droit  de  moi  ce  quo  avez 
meipriDB."  —  ib.  II 11:  —  le  pais  ont  establi,  IIb  entrebaisent  et  furent  bonamin. 
-  Gir.  de  Booss.  §  247:  On  jageait  nn  procös  entre  nn  öv6que  et  an  comte. 
VgL  Bmnner  II  266;  Capet  176. 

2)  Cor.  L.  30  ff.  .  .  .  .  Cel  jor  i  fu  Looys  alevez  £t  la  corone  mise  desns 
i'&otel  Li  rois  ses  pöres  li  a  le  sor  donö.  Meriadoes  12094. 

3)  Cor.  L.  27:  Qaant  la  chapele  fu  beneeite  a  Ais  Et  li  mostiers  fu  dediiez 
Bt  fais,  Cort  i  ot  buene,  tel  ne  verez  ja  mais  .... 

4)  Esconf.  1704:  Que  si  princo  et  si  contor  Viegnent  tost  acest  manage.  — 
ö)  Loh.  I  284:  Doanez  li  jor,  il  venra  devant  ti,  De  Pamander  est  il  prös  et 

K&rniB.  —  ib.  287:  Et  jel  voos  doins  en  ma  court  a  Paris,  A  l'endemain  de  feste 
Stint-Denis;  vgl.  S.  24,  Zit.  3ff.  — 

6)  Jonrd.  4115:  Au  jugement  furent  tuit  assamblö  Et  prince  et  conte  et 
<lemaiiie  et  chasö.  Assez  i  ont  et  dit  et  devisö.  S.  Cor.  L.  27  ff.,  S,  24,  Zit.  3  ff; 
Loh.  I  171:  S'en  haute  cour  vous  pois  jamais  tenir,  De  traYson  serez  par  moi  requis. 

7)  Loh.  1 64:  La  fu  Garins  Chevalier  adonbAs,  Fromons,  Gnillanmes  et  Begons 
Padofös.  —  Vgl  Schröder  434;  S.  52,  Zit.  4. 

8)  Capet  176:  Et  la  fu  Haon  rois...  Et  maint  biel  don  donnez,  mainte 
teire  partie. 

9)  Boland  273:  N'en  parlez  mais  se  jo  ne  '1  vus  cumant. 

10)  Gir.  de  Viane  110:  Mal  ait  le  cort,  otion  ne  peat  parier,  Et  oü  on  n'ose 
^n  messaige  conter  Mal  seit  dou  Rois,  qni  ne  Tveut  escouter. 

11)  Gir  de  Bouss.  §  111:  Laissons  le  conseil  que    le  roi  n'aoneille  pas. 

18)  Roland  217...  Guenelnn:  En  piez  se  drecet,  si  vint  devant  Carlnn,  Mult 
ttremeat  cumencet  sa  raisun.  »  Aiol  4851  f.  Rol.  230  etc. 

13)  Roland  244:  Dient  Franceis:  „BienadparletüDux."  —ib.  263:  Franceis 


390  Ferdinand  Werner 

Kommt  die  oour  zu  keinem  Beschlusee,  so  entscheidet  der  König  selber 
(Gir.  de  Rouss.  §  232;  cf.  Zit  109;  Macaiie  41). 

9.  Ist  der  Beratungsstoff  erschöpft»  so  kehren  die  Vasallen  mit  Erlaubnis 
des  Herrschers  in  ihre  Heimat  zurück^). 

10.  Ausser  dieser  unständigen  Hof  versammlung  konnte  von  dem  Herrscher 
noch  eine  (wesentlich  kleinere)  (jesellschaft  von  Baten,  der  Kronrat  (coneeil 
priv6;  cf.  Viollet  I,  229;  ni,  104  ff.)  einberufen  werden,  um  den  Fürsten 
bei  notwendigerweise  rasch  zu  treffenden  Entscheidungen  zu  unterstützen.  Diese 
geheimen  Bäte,  unter  denen  ach  weltliche  und  geistliche  Heuen  hohen  Banges 
befinden'),  werden  vom  Kaiser  ernannt')  oder  nach  freier  Wahl  in  wechselnder 
Zahl  von  Fall  zu  Fall  berufen*).  ^GonseUier  de  la  diambre  voltie''  zu  sein, 
gilt  als  eines  der  höchsten  Ämter  (Narb.  143).  Audi  die  Heidenkönige  haben 
önen  Kronrat').     Die  Kronräte  halten  sich  in  Krieg  und  Frieden  stets  ii^ 


se  taisent;  ib.  61:  Dient  palTea:  Jsai  poet  —  il  bien  estre;  ib.  3837:  Bespnndenl 
Franc:  ,0r  avez  vns  bien  dtt"  etc. 

1)  Amis  580:  II  vont  an  roi  por  eongie  demander,  Noatre  empereres  lor  ^ 
monlt  tost  donn&  —  Foolqne  85:  Ce  dist  Ti^bant:  Rompona  eeat  pariement!  — - 
Li  parlement  depart.  —  Cor.  L.  16S:  La  eort  döpart  —  Hnon  310:  La  eonrtf 
depart,  n'i  sontplas  arestö.  Capet  177:  DontCüly  parlemena  et  fönt  departiaon  : 
cf.  Gni  de  Nant.  41. 

8)  £nf.  Og.  7761 :  Si  eonaeillier  n'eatoient  paa  gar^n  Ne  geat  de  nnle  vilaine 
eatraeion.  —  Gui  de  Nant.  10:  H  descent  de  la  table,  en  la  chambre  eat  entrM 
Et  apela  aea  princes,  sesdos  etaea  ehaate:  .Ven^  cka,  diät  le  roy,  ai  me  oon- 
seillerte.*  Et  chil  ont  respondn:  «8i  com  vooa  qnamaadte.*  D  forent  bien  *LX*« 
ai  i  et  .YL  abb^  —  Macaire  55:  Ann  consrilen  a ploaora  mente,  Toa  leaadliorB 
et  miex  empareat^  —  Vgl.  aach  die  folgenden  State. 

3)  Gir.  de  Viane  S5:  Tant  fiit  Bainieia  aes  draa  et  aea  ania,  Qne  il  lefisft 
aor  toz  ceoa  de  Paria  Conailler  de  aa  ehambre.  —  Narb.  6814:  Don  li  roia  fisfc 
son  eonaeillier  priv&  —  ib.  19S1:  Par  mo  aeroal  K  boa  eoaaeill  doatf;  Car  dit 
le  m'a  li  roia  et  comend^  —  ib.  2006:  Ce  eat  11  dva  deBorgoagae  le  her,  Qae 
Ckarlez  a  fet  a  aa  cort  mender;  Dedans  aea  chaaibrea  doit  lea  conaax  donar.  — 
Foalqne  99  (au.  7188)  Mon  conaeiller  aeraa  toaa  lea  joara  de  ta  via;  Baatara 
3883  n.  a.  w. 

4)  Ajre  24:  Entre  voe  ir  et  Nayme  aoies  ad  eonaeillier.  ~  Loh.  I  53:  li 
roia  ae  dreace,  a'apela  Amaoii  Lni  et  Heodon  et  Hardr6  le  liori  N'ot  ai  felona 
en  aoisaata  paia.  £n  une  chaaabre  ae  annt  ena  qnatie  mia.  —  Sax.  n  40:  Li  roia 
en  apela  aoa  conaoiller.  Najinoa,  Salemon  de  Bretaigne  et  Richait  et  Hnoa  Et  Jofroi 
de  Paria  et  Gilemer  et  Aton.  —  ib.  II  84  beinft  er  ackt.  Loh.  I  76  ffiaf, 
Sax.  II  123  drei,  Gir.  de  Yiaae  69  zwei  Ffizstea  zur  Beratnag.  —  Vgl.  Fonlqoe 
57, 143;  Loh.  n  23;  Enf.  Og.  505ff;  Reaaaa  119  9;  ib.  146.13 ff;  ib.  861.f30;  Ckev. 
Og.  332ff;  Sar.  I  109;  Erec  311  ff;  Mariadnea  11931;  ete.  etc. 

5)  Mort  Aym.  1505  aagt  der  aaiiraiia  Coiaolz:  ,J'ea  pailerai  a  aa  eoaaeil 
prive.*  'X*  aamacora  a  an  eoaaeil   meaem  Et  -XXX*  loia  aanasia  d*otie-Bier.  — 

Premieia parla  CorsoU  U  amin^  — 15i3:  Et  eil  ont  dit:  Noa  Polroioaa  aaez. 

^  Tgl.  Roland  501  ff;  Deatr.  140  ff.  ete.  Ygl.  aaek  S.  71,  Zit  5. 


Königtum  aod  Lebnaweaen  im  franzöBiscben  Nationalepos  391 

der  Nähe  des  Königs  auf  ^).  Ihr  Rat  ist  wichtig,  und  der  König  soll  ihn 
hören').  Unter  ihnen,  sofern  sie  nicht  der  Reihe  nach  aufgezählt  werden'), 
wird  meist  der  eine  oder  andere  hervorgehoben^). 

11,  Der  berühmte  Ratgeber  des  Königs  Karl  ist  Naymes,  Herzog  von 
Bayern  (Grautier,  £pop.  III,  171  ff.;  RomaniaXV,  150;  zu  den  verschiedenen 
Fonnen  sdnes  Namens  und  seinem  überaus  zahlreichen  Auftreten  im  Epos  cf . 
Langlois,  Noms  propres  477  ff.).  Ober  seine  Abstammung  haben  wir  in  den 
dumaons  de  g.  zwei  Versionen ').  6ein  Vater  Aquilo  tritt  uns  schon  als 
Rat  Pepins  entg^^en  %  und  sein  Sohn  Bertrans  spricht  in  Gui  de  Bourg.  7 
nierrt,  als  es  gilt»  einen  neuen  König  zu  wählen''). 

1)  Gayd.  8:  Cil  sont  don  roi  del  tont  issi  privö  Qae  ses  conseuls  ne  puet 
Sans  eals  finer.  Yeez  lor  tentes  (toz  les  confonde  Dös!)  Com  il  soot  prez  de  cel 
demainne  tref.  —  Foalque  145:  £1  palös  Busla  mer,  ös  estages  planiers,  Se  loja 
le  bon  roy  avec  ses  eonseilliers.  —  Vgl.  Loh.  I  120  u.  s.  f. 

2)  Enf.  Og.  83:  Gar  n'estpas  sages,  bien  lepuis  tesmoignier,  Qu!  sanscon- 
leil  Teut  grant  chose  embracier. 

3)  Enf.  Og.  7761 :  Si  conseillier  n'estoient  pas  gar^on  Ne  gent  de  nnle  vilaine 
eitracioD:  A  conBeillier  avoit  le  dao  Namlon  Le  dac  Tierris,  Joffroi  d'Anjou  et 
son  oeven  Haon,  Qui  don  Mans  tint  tout  le  regne  environ,  Le  dac  Bichart  et  le 
nasal  Gnion  De  saint  Omer  qui  moult  fu  vaillans  hon,  Huon  de  Troies  et  de 
lengrea  Oedon.  Par  tele  gent  dont  vons  fas  mencion  Doit  rois  entendre  et 
MToir  sa  le^on,  Se  il  vent  estre  de  valonr  et  de  non,  Nient  par  vilain  losengeour 
Mon,  Gar  de  vilain  vilain  conseil  a  on. 

4)  Amis  593.  Hardrö  sagt:  Moult  m'aimme  Karies,  je  sui  ses  conseillieri. — 
Prise  dePamp.  311:  Tont  ce  qae  dist  Rolland  Temperer  otroia.  —  Vgl.  ib.  519: 
Diät  le  roi :  Jentil  niös,  plns  en  ai  en  toi  flanke  Che  en  tuit  li  aatres  homes  e 
plus  gregnonr  speran^e.  ~  Gayd.  3  heisst  es  von  Ogier,  Gaydon  und  Nay- 
aes:  „Cil  sont  doa  roi  del  toat  issi  priv6  Qae  ses  consenls  ne  paet  sans  eals 
fioer.*  —  Der  Abt  von  Clagni  sagt  (Narb.  1921):  Par  mo  seront  li  bon  conseill 
donö;  Gar  dit  le  m*a  li  rois  et  comendö.  —  Vgl.  Gai  deNant.  p.  11:  Premerains 
t  parlö  li  abb^  de  Glogni.  —  Von  dem  Jaden  Belfadiea  heisst  es  Gir.  de  Ronss. 
f  439 :  II  aasista  an  conseil  dans  la  chambre  da  roi.  —  Aach  heidnische  Rat- 
geber werden  uns  besonders  genannt ;  Fierabr.  91 :  Sortinbrans  de  Connibres  ses 
coQsillers  priv^s.  Prise  de  Pamp.  5151:  Je  fui  don  roy  Jonas  cier  dras  e  con- 
silier.  —  Vgl.  Cov.  Viv.  1598;  Aqain  463;  Joard.  2984;  Bastars  5344  etc. 

5)  Aaberi  (Tarb6)  154:  Et  en  Baiviöre  fn  remös  Gascelin;  Et  Sonnebenit 
l'aoia  molt  et  chieri.  Si  engendra  an  ooer  hardi,  Chai  en  bien  fet  tout  son  aö 
Tesqni.  Molt  Fama  Karl  le  bon  roy  seignori:  Et  le  Das  Naimes  loialement  le 
lervi.  —  Dagegen  heisst  es  in  Berta  184:  Et  qae  fa  (seil.  Aqailo)  pere  de  le 
dox  Naimon. 

6)  Berta  682:  Dax  Aqailon  fu  bon  conseleor,  Unqnes  al  segle  n'en  estoit 
ui  milor;  vgl.  ib.  205. 

7)  Gai  de  Boarg.  7 :  Bertrant,  li  fils  Naimon,  a  premerains  parlö . . .  Gar 
f&isons  roi  de  France,  se  vos  le  commandez.  —  Er  wird  (ib.  12)  von  dem  neu- 
gewählten  König  Gai  zam  Fahnenträger  ernannt. 


392  Ferdinand  Werner. 

Naymes  wird  von  Karl  über  alles  hochgeschätzt^).  Der  Kaiser  tut  ihm 
vieles  zuliebe').  Er  ist  den  Heiden  als  steter  Begleiter  des  „emperere  magnes'^ 
wohlbekannt').  Karl  kann  ihn  nicht  weinen  sehen  ^);  er  fürchtet  seinen  Ver- 
lust, deshalb  vertraut  er  ihm  eine  gefährliche  Botschaft  ungern  an*).  Be- 
greiflich erscheint  es  darum,  dass  Naymes  sich  seines  Wertes  wohl  bewusst 
wird«). 

12.  Eine  ähnliche  Rolle  wie  Naymes  spielt  bei  den  Heiden  der  greise 
Blancandrins  (RoL  22 ff.;  Aquin  2105fr.  und  sonst). 

13.  Als  Ort  des  „conseil  priv^^  ist  die  „chambre"  des  Herrschers  (Be- 
naus 154/7),  welche  nach  Eintritt  der  Bäte  wohl  verschlossen  wird,  oder  das 
Königszelt  (Enf.  Og.  4560,  7240)  angegeben. 

Zweiter  Abschnitt 

Die  GroasyauHen. 

A.  Allgemeines. 

1.  Zu  den  „haus  baions"  (Loh.  I,  27;  Sax.  I,  34;  Enf.Og.  4480flf^ 
Amis  323,  415,  349;  Mort  Aym,  120;  Loh.  H,  251  etc.)»  den  „princes  ^ 
(principes;  Schröder  211f.,  341ff.;  Amira  114,  133;  Pierabr.  138;  Sax.  T0- 
165  etc.),  den  „princiers"  (Chev.  Og.  3208,  3251;  Capet  138,  217,  235^ 
dtm   „demaines^  (Aiol  3974  etc.)   gehören  ausser   dem  König  (Gor.  L.,  m^^ 


1)  Enf.  Og.  440:  Vo  eonseila  aont  loial  et  dioitarier  A  mes  besoins  m'on^ 
eü  maiat  mestier.  — >  Macaire  159 f.:  Hom  deeonaeil  plus  grantNe  se  trovast tros-^ 
qn'en  Jemtalan.  Qai  en  vos  se  ^^  bien  paet  estre  certalns  De  n'avoir  mal  ne  au  so!^ 
116  au  maiD.  Sor  tos  les  salges  estea  li  chievetains-,  En  vos  anroit  6a  boin^ 
chapelains  Por  coueiller  treatoa  les  ereatiena.  —  Gayd.  44:  Ains  man^ 
eoaaaus  ne  me  vint  de  sa  part*  —  VgL  fienana  398/24:  li  consiUers  vaillans^ 
ib*  843/22:  li  drois  oonsellitr.  —  Aymer  192,  805:  soa  dra  Naymon  etc.  etc^ 
Karl  übertragt  ihm  die  F^ne  (Renaoa  370/19;  871/26)  imd  die  Führung  de» 
Heeres  (Aquin  30). 

2)  Haon  285:  Karl  laKajmeet  «Jel«lerai  paisqne  le  me  lote*  —  Enf.  Og* 
198:  Charles  Totrote,  maisce  Aiseor  acm  pois«  M aia  poor  Nandon  le  fiat  eele  fois. 
^  8.  Doon  344;  Fiexabr.  28;  Gayd,  107;  Gaofrey 318; Haon  8;  282  ff,  297,  299.  — 

3)  $ax.  I  264«  Der  Saebaentttnt  Baten  mll  verwundert:  Ne  vit  mais  ii 
das  Kaymes  par  eai  ert  coasoilliei. 

4)  Qayd  44:  Tr^^a  puis  celle  bore  qne  montai  en  cheval»  Et  sei  entendre  et 
le  bioa  et  le  mal,  N'oi  je  mais  dual  qai  a  cestui  tornaat,  Fora  de  la  parte  qne 
jVi  «a  Rc^acevai,  Toul  por  duo  Navaseo  qae  je  voi  plorer  li,  Mon  eonaeillier, 
woa  nobile  vasaaK 

6)  Ohev.  Ojr,  ikVM:  Ne  \xdl  paa  penire  aK^n  coaailler  priv& 
t>l  Sax«  11  1T2:  l/an  m'apele  4  la  tv^rt  das  Naymea  da  Bavier  An  conaoil 
raa))>«r\>v«  »ui  ap^loi  pnnaier«    N*a  ai  kaai  ht^me  an  Fraaee  qi  m'en  ost  des- 
j^ifier.  —  YfK  Fierabraa  84  eu^  G,  raris;  Hiat  Ktt»  fr,  au  «Myen  ige  p.  &5.  — 


Königtum  and  Lehnswesen  iin  fraazösischeii  NationalepoB  393 

C.  2685;  Capet  162  Enf.  Og.  1985,  2000;  Foulque  151;  Bastars  5516) 
nnd  den  Mitgliedern  der  königlichen  Familie  (Amira  114),  die  Vasallen- 
könige (VioUet  n,  182 ff.;  S.39,  Zit2),  die  Herzoge,  Grafen^),  Markgrafen, 
Pfalzgrafen,  Burggrafen  (Schröder  341  ff.)'  femer  die  hohe  Geistlichkeit 
(Schiöder  ibid.;  Massing  5,  28,  43ff.,  62,  139,  148,  Falk  61f.,  70). 

Das  sind  „Li  soverain  de  la  crestient^"  (Enf.  Og.  601),  ^li  plus  haut 
de  roiaume  des  Frans^  (Chev.  Og.  10918),  „qui  tout  estoient  duc  ou  conte 
ou  baren  ou  chastelain  ou  per  de  grant  renon^ ;  „la  flor  de  France  et  le 
noble  barn^''  (Aymeri  1556;  Elie  387),  die  wohl  von  der  „gent^  unterschieden 
werden  (Mort  Aymeri  967:  „sa  gent  et  son  bamaje"). 

Der  König  von  Friesland  will  nur  mit  Auberi  kämpfen,  „se  tu  n'ies 
dns  ou  cuens  ou  marchis"  (Aub.  Tob.  105/4). 

2.  Die  Bezeichnungen  dus,  cuens,  marchis,  contor,  palasin,  prince  etc. 
luiben  keine  festumrissene  Bedeutung.  Dieselbe  Person  trägt  gel^entlich  in 
derselben  Zeile  zwei  verschiedene  Titel'). 

Die  Verwendung  von  „marchis^,  „palasin^,  „contor",  „princier"  wird 
sehr  oft  durch  den  Assonanzzwang  bedingt  Auch  besagt  ein  Titel  nichts 
fiir  die  Macht  eines  Grossvasallen.  Graf  Wilhelm  mit  der  kurzen  Nase, 
GrafAymeri  von  Narbonne,  Graf  Savary  in  Capet*)  besitzen  grossere  Macht- 
fiUe  als  irgendein  Herzog  dessen  „geste"  uns  das  Epos  erzählt  (vgl.  II  C). 

Der  König  Boniface  wird  als  „marchis  de  Pavie"  (Narb.  5828;  5903), 
der  König  Ouri  von  Bayern  als  „marchis"  (Aub.  Tob.  105/19);  derHeiden- 
königsohn  Renoars  (Alesch.  5185)  und  der  fränkische  Kronprinz  Floovain 
(Ploov.  1)  werden  mit  dem  gleichen  Titel  bezeichnet. 


1)  Gir  de  Viane:  Vos  estes  Dus,  et  je  sui  Qnens  clam^s:  Iceste  joste  ne 
ftit  a  refaser.  Gar  ambedui  sommes  prince  chasö.  —  Lob.  I  24,  97,  120,  188; 
1164,  249,  269^  III  77;  Chev.  Og.  8414,  7571;  Enf.  Og.  8076;  Aymeri  2848; 
Saz.  II  6;  Mort  Aym.  4115;  Capet  27  etc. 

2)  Auberi  (Tob.)  26/5:  conte  Baudouins  le  marchis.  —  Mort  Aym.  8988: 
l^i  qnens  Gnillaumes  d'Orange  li  marchis.  —  Vgl.  Charroi  331:  Pren  donc  la 
tene  aa  marchis  Bereniper  .  .  .  Mors  est  li  quens.  —  Die  Gesandten  Aymeris 
Verden  genannt:  Aymeri  2933:  comtor;  ib.  3247:  marchis;  ib.  8250:  conte;  ib. 
^:  li  conte  et  li  marchis.  —  Herzog  Naymes,  Herzog  Richars,  Graf  Dreaes 
Werden  gemeinsam  als  «conte"  bezeichnet  (Aymeri  878);  ebenso  die  «pers*' 
ond  die  gesamte  bei  Ronceveaax  gefallene  „baronnie*  (ib.  145);  ähnliche  Bez. 
B*ib.  1305.  —  Cf.  Gui  de  Nant.  32:  'III*  contes  u  (I)  marchis  furent  si  escnier. 
-  Auch  bei  den  Herzoginnen  wechselt  die  Bezeichnung.  Aceline  z.  B.,  die 
Tochter  des  Grafen  Huon  d'Anvergne,  tritt  Orson  18,  21,  30,  48  etc.  als  „du- 
ehesse''.  dagegen  ibid.  58  als  ncontesse**,  auf;  Aye,  sonst  als  „duchesse*'  qualifi- 
ziert, in  Gui  de  Nantenil  als  „marchise*  etc. 

3)  Über  Savary  bemerkt  der  Herzog  von  Bnrgund  znr  Königin:  Capet  27: 
£q  vo  roianmes  n'a  prinche  sy  postay  Pour  maintenir  le  terre. 


394  Ferdinand  Werner 

Der  Sohn  Aymeris,  Bueves,  trägt  in  B.  de  Gonimarchis  1020  und  sonst 
den  Titel  „dux^,  in  Benaus  40/13  aber  den  Titel  „rois",  welcher  z.B.  auch 
dem  Herzog  Naymes  in  Chev.  Og.  10824  (roi  amant^)  beigelegt  wird.  Der 
Bohn  des  Grafen  Doon  tritt  als  Herzog  Gaufrej  auf  (Doon  241);  Guibers, 
ein  anderer  Sohn  Ajmeris,  als  „marchis^,  Beto,  der  Sohn  des  „dux"  Boves, 
als  „coms  Beto"  (Daurel  2121;  2162),  der  Kronprinz  Loihers  findet  sich 
einmal  als  ,,duz^  bezeichnet  (Renaus  17/32)  u.  s.  w. 

Roland,  Viviens,  Bertrans,  Garins,  B^gues,  Garnier,  Fromons,  Guillaume 
au  cort  n6s,  Guillaume  de  Monclin,  Auberi,  Jefrois,  Ogier,  Haimon,  Benaus, 
Huedon  de  Lengres,  Amis,  Aiol,  Elie,  Richars  li  dus  de  Noimendie,  Aymeri 
etc.  etc.  treten  uns  im  Epos  bald  als  ,,cuens^,  bald  als  ,,marchis",  hier  als 
,,du8",  dort  als  ,,contor^  oder  als  ^^palasin'^  (palasin  marchis,  cuens  palasin,  dus 
palasin)  u.  s.  f.  entgegen.  Vgl.  darüber  die  Zitate  von  Langlois:  Table  des 
noms  propres.  Die  Bezeichnungen  wollen  oft  nur  sagen,  dass  mit  ihnen 
Personen  fürstlichen  Ranges  gemeint  sind^). 

1)  Capet  188:  Or  fnrent  k  Saint  Clou  ly  nobile  princbier.  (Gemeint  sind 
die  Könige  Drogoez  nnd  BeuYez)  ib.  217  heisst  es  von  Hne  Capet  selber:  Le 
plns  hardy  princhier,  le  plas  loyal  baron.  —  ib.  235:  Duo,  conte  et  prinobier. 
—  Gir.  de  Viane  88:  —  prince  ou  duc  ou  chasö.  —  Fierabr.  138:  li  prinoe  et  li 
contour.  —  Sax.  II  165:  sl  prince  et  si  baron.  —  Aye  118:  li  prince  et  li 
marchis;  Sax.  I  204:  Anviron  In!  si  prinoe,  si  duc  et  si  contor.  Prise  de  Cord. 
App.  I  264:  Ne  doc  ne  chastelain  ne  conte  ne  princier.  —  Foulqne  58:  Entor 
lai  fnrent  si  prince  natural.  —  Chev.  Og.  79 f.,  Alisc.  71;  Aiol  4010;  Antels 
10041:  Li  roi  s'arme  et  li  antre  princbier;  Aye  3,  39,  59;  Aquin  9:  li  prince 
et  li  contour;  Anseis  452:  prinche  et  contor;  Enf.  Og.  5298:  Assamblö  sont  duc 
et  prince  et  contor,  —  Fierabr.  138:  li  prince  et  li  contour.  Vgl.  Sax.  I  188; 
Foulqne  145;  Renans  129/12;  Capet  174;  Alisc.  245;  Loh.  I  43;  Sax.  II  126; 
Doon  218  etc.  etc.  —  Gir.  de  Viane  177:  li  baron  et  li  per;  Prise  de  Cord. 
App.  I  143:  si  prince  et  si  per.  —  Aiol  3974  Asses  i  ot  demaines,  princes,  et 
pers.  —  Anseis  9369:  Li  demaine  et  li  per;  ib.  10780.  —  Gir.  de  Viane  17; 
186;  Benans  364/37:  Li  per  de  France.  Dasselbe:  Anberi  (Tarb6)  185;  Tgl. 
Huon  2;  Aymeri  135;  Prise  de  Pamp.  546 ff.;  Entröe  de  Spagne  13/62;  Alisc. 
223;  Fierabras  5,  10,  16,  57,  59,  78,  165;  Aymeri  1555  ff.  etc.  Zu  „per*  in 
seinen  verschiedenen  Bedeutungen  cf.  Godefroy;  anch  Schröder  156;  Bmnner  II 
260ff.  —  Zur  „pairie'*  de  France  vgl.  VioUet  III  801  ff.;  Thomas:  Nout.  rech, 
sur  TentröedeSp.  36—49;  Glasson  V390ff.;  Gautier,  £p.  IIl73ff.;  Mans8  92ff.; 
Funck  Brentano  n.  Manteyer  1.  cit.;  Luohaire  I  305 f.;  G.  Paris:  Bist,  poötiqne  de 
Charlem.  416 ff.,  507;  Massing  151  f.;  Flach  III  419 ff.  —  Die  Zahl  dieser  aas. 
erlesenen  Grossvasallen,  zu  denen  Herzöge,  Grafen  und,  als  Vertreter  des 
geistlichen  Fürstenstandes,  der  Erzbisohof  Turpin  gehören  (ttber  diesen  an  Be- 
deutung mit  Herzog  Naymes  vergleichbaren  Palatin  s.  Massing  130  ff.),  be- 
trägt meistens  12  (Voyage  61  ff.,  120f.,  135 ff.,  662f.,  781;  Cor.  L.  170,  564 ff.; 
Sax.  I  12;  Renaus  269/4;  Prise  de  Pamp.  546  etc.),  doch  tritt  eine  höhere 
Ziffer  nicht  selten  auf  (vgl.  Massing  15;  Aiol  2294;  Chev.  Og.  1389;  Renaus 
332/28;   Aymeri  1583;  Charroi  2426  etc.),   so  dass  wir  stott  der  wohl  auf  die 


Königtum  and  Lehnswenen  im  fransösiscben  Nationalepos  395 

3.  Auch  die  geschichtliche  Überlieferung  zieht  keine  feste  Orenze  zwischen 
Herzogen  und  Grafen.  Vgl.  Wamk.  I,  113,  114:  „Petragorici  duz*'  wird 
„Petragoricus  comes^  genannt  Bei  Fredegar  ist  der  „comes  Arvemae  civi- 
tatis", den  Gregor  (Hist.  Franc.  IV,  35)  anführt,  als  „duz  Arvernus" 
charakterisiert  Ducange  bemerkt  unter  „comes'' :  .  .  .  „comes  apud  Burgundos 
nuUus  vocabatur,  nisi  is  qui  ducis  honorem  possidebat''.  Unter  „dux"  heisst 
es  ebenda,  dass  die  Grafen  von  Paris  und  der  angrenzenden  Bezirke . . .  vel  titulo 
oomitis  vel  ducis  r^ebant,  quod  ii  praecipuam  in  Regum  aula  auctoritatem 
poeeiderent^.  Und  Paul  Meyer  sagt  (Introd.  zu  Gir.  de  Rouss.  p.  LXIV): 
Die  meisten  Grafen  von  Paris  waren  Herzöge  von  Franzien.  Auch  trug  z.  B. 
Henog  Heinrich  I.  von  Brabant  (1190 — 1235)  den  Titel  eines  Grafen  von 
Löwen  (cf.  Glossaire  zu  Rose  unter  „Louvain^). 

4.  Wie  uns  die  Grossvasallen  in  der  epischen  Dichtung  entg^entreten, 
haben  sie  ihren  ursprünglichen  aristokratischen  Beamtencharakter,  abgesehen 
von  der  Ausübung  der  grossen  „mestiers^  an  Hoffesten,  abgestreift  und  sich 
in  den  Besitz  der  Landeshoheit  gesetzt.  Über  ihr  Verhalten  gegenüber  der 
Monarchie  ist  oben  unter  „Sittliche  Stellung  d.  K.^  (vgl.  auch  Euler  und 
Bächner)  gesprochen  werden.  Einiges  wird  im  folgenden  noch  nachzu- 
tragen sein. 

B.  Der  Herzog. 

1.  Als  Abzeichen  des  „dus"  finden  wir  das  Zepter'),  den  Thron'),  das 
Banner  (Loh.  I,  272,  273),  das  Zelt  (Loh.  I,  201,  266;  Hervis  6398), 
aof  dem  sich  ein  Adler  befindet  (Loh.  I,  252).  Sein  Wohnsitz  ist  der  „palais 
agnoris«  (Loh.  I,  48,  III,  225)  oder  „plenier"  (Gir.  de  Viane  9). 

2.  Der  Herzog  ist  Lehnsherr^).   Als  solcher  kann  er  seine  Barone  zur 

Apostel  zarttcksaführenden  heiligen  Zwölfzabl  U,  20,  40,  60,  ja  500  »pers** 
begegnen.  Aach  bei  den  Heiden  sind  „pers**  vorbanden;  z.  B.  Roland  990, 
1908.  Ebenso  haben  die  Grossfeudalen  »pers"  (and  nprinces*)  in  ihrem  Lehns- 
verband,  wovon  weiter  unten  noch  zu  reden  ist. 

1)  Gayd.  27 :  £n  sa  main  tint  *r  basten  pomelö  (gemeint  Herzog  Gaydon) ; 
ib.  40:  £n  sa  main  tint  -i*  bastoncel  planö  (NaymesI).  —  Sax.  I  17;  Herta  185. 
Oir.  de  Viane  57. 

3)  Renana  18/10:  Li  dos  Bnes  d'Aigremont  qui  tant  ot  hardement,  Se  sist 
•1  fandestnel  qui  a  fin  or  resplent  Et  sa  moiller  lös  lui.  —  Hervis  5176. 

3)  Aye  86:  £1  renc  de  ses  barons  \k  fu  li  dus  Garins.  —  Lob.  I  199:  Li 
dm  chevanche  et  ses  riches  marchis.  —  ib.  I  200:  0  lui  sa  gent,  si  conte  et  si 
Btrchis.  —  Gayd.  59 :  Gaydes  li  dus  fu  en  son  tref  demainne,  Oü  ses  bamages 
Por  iai  grant  duel  demainne.  —  Renans  340/31 :  Or  fu  Renaus  lasuz  et  avoec 

loiii  per. Loh.  I  58:  Ez-vos  Hervis  qui  tant  fist  k  loer,  A  trente  pairs  que 

BUne  doit  blaamer.  ^  ib.  I  24.  Macaire  ruft  Aiol  4431:  Ou  estes  nons,  dist 
i^iiiei  parentes,  Vous  qu!  de  moi  tenes  bours  et  cites?  —  Enf.  Og.  140;  Lob.  I 
7U91;  U  236  etc. 


396  Ferdioand  Werner 

Heer-^)  und  Hoffahrt')  entbieten.  Er  beschenkt  seine  Mannen')  und  ver- 
teilt die  Beute  unter  sie^).  Er  erzieht  junge  Adelige  und  schlagt  sie  zu 
Rittern»). 

Kraft  seiner  Banngewalt*)  kann  er  gebieten')  und  verbieten*),  ist  er 
der  Beschützer   und  Förderer   der  Kirche*),    macht  er  femer  sein  Recht  in 

1)  Lob.  I  187:  Ses  bomes  mande  par  briös  et  par  escris,  N'i  remaint  bona 
qui  de  lai  riens  tenist  —  ib.  II  92,  115;  III  118;  Parise  62  etc.  —  Aach  dia 
Bürger  (die  „commune'')  werden  entboten:  Sax.  I  17:  Qui  dont  vöist  le  dac  sor 
un  cbeval  gascon  Poindre  par  mi  les  rues,  k  sa  main  nn  baston.  Ses  borjois 
fait  armer.  —  Loh.  I  72:  Quant  la  commune  a  la  parole  oY,  Trestuit  se  tieneat 
au  Lohereno  Garin.  —  Vgl.  Aiol  7872,  7959;  Renaus  18/86 ff.,  229/8 ff.;  Hervis 
9227;  Quill,  de  Palerne  2369;  Bastars  450;  Lob.  III  9  etc. 

2)  Enf.  Og.  125:  De  par  sa  terre  a  (seil.  Gaufroi)  ses  barons  mandös 
Pour  conseil  qnerre  et  il  11  fn  donnös.  —  Lob.  I  191 ;  II  264  etc.  —  Auch  hier 
zeigt  sieb  Abhängigkeit  vom  Rate  der  Barone :  Anseys  sagt  zum  Herzog  Pieres 
(Hervis  10385):  Droit  vous  ferai  a  vostre  volenti  Si  hautement,  con  jugeront 
vo  per.  —  Vgl.  Auberi  (Tobler)  235/3.  Zu  einem  Hoffest  entbietet  Bueves 
seine  Vassallen  (Renaus  12/12  ff.).  Zweitausend  Gewappnete  folgen  seinem 
Gebot,  und  hundert  reichgekleidete  Grafensöbne  bedienen  ihn  bei  der  TafeL 

—  Garin  entbietet  seine  Mannen  zur  Hochzeit-,  Loh.  II  78:  H  a  mandö 
les  haut  barons  de  pris  Et  fist  ses  noces  de  la  belle  Heini.  Gleiches  geschieht 
Hervis  5039  ff. 

3)  Aiol  10443:  Se  dameldex  me  done  ma  grant  guerre  finer,  Tant  noos 
donrai  del  mien,  ia  n*en  seres  blame,  La  chite  de  Losaane  nous  doing  en  irete. 

—  Loh.  II  201,  236;  Orson  2355,  3362;  Gir.  de  Viane  46;  Chev.  Og,  10228? 
10250;  Girb.  de  Mets  526/3;  Gir.  de  Bouss.  §2;  Auberi  (Tobler)  234/14,  248/6; 
Aiol  4431,  9272;  Parise  11  u.  s.  f. 

4)  So  Hervis  nach  seinem  Siege.  Loh.  I  32:  A  grant  merveille  i  eut  de 
gent  conquis,  Cil  de  Sissons  en  furent  enrichi;  ib.  I  184,  185  187;  Prise  de 
Pamp.  5563  etc. 

5)  Gayd.  15:  Li  dus  Rollans  me  norri.  —  Loh.  I  207:  —  c'est  Begues  de 
Belin  Qui  t'adouba  et  cbevalier  te  fist. 

6)  Loh.  III  145:  Son  ban  cria  li  Loherens  Garin.  —  ib.  III  164:  Li  dus 
Garins  a  fait  un  ban  crier.  Qui  la  dedanz  porra  premiers  entrer,  Cent  mars  d'ar- 
gent  li  faira  delivrer,  Et  Tautre  diz  qu'aprea  porra  aier. 

7)  Sax.  I  17:  Ses  borjois  fait  armer.  —  Loh.  III  11:  En  sa  main  tint  un 
baston  de  vert  pin,  Fiert  sor  la  table,  tote  la  fait  tentir;  Ce  senefie  que  Pan 
paiz  li  föist.  (Gemeint  ist  Garins).  Vgl.  Zit  1  n.  2.  —  Loh.  III  88. 

8)  Girb.  de  Metz  477/27:  II  fait  crier  auaul  Post  a  bandon  Que  nuns  nM 
prangne  vaillant  'i*  angevin;  Loh.  I  194:  Li  dux  döfent  que  nns  rien  ni  preist. 

—  Parise  22 :  Et  li  fex  Berangers  an  fait  *i-  ban  crier  Que  il  n*i  ait  mesohine» 
sergant  ne  bacbeler,  SMl  done  la  ducheise  n*  denier  monöö  Que  li  dus  ne  li 
face  toz  les  manbres  coper. 

9)  Loh.  1 199 :  Dusqu'ä  Macon  ne  prinsrent  onques  fin,  Riebe  aböie  qui  apent 
k  Clugni.  Li  dux  defend  que  niis  rien  ni  preist.  —  Loh.  IH  9;  III  45;  Auberi 
(Tarbö)  151.  Über  gesellschaftliche  und  lehnsrechtliohe  Beziehungen  der  Geist- 
lichkeit zu  den  Grossvasallen  s.  auch  Massing  54  f.  und  122. 


KöDigtum  und  Lehnswesen  Im  französisobeii  Nationalepos  397 

Eheschliessuügsangelegenheiten  seiner  Untertanen  geltend^),  gibt  er  Qe- 
leite*)  und  gewährt  Privilegien*)  (s.  auch  Schröder  131  ff.;  Böhm  455ff.). 
Er  beflitzt  das  Befestigungsrecht*),  wenn  auch  der  Form  nach  die  Abhängig- 
k&t  von  d&c  Erlaubnis  des  Königs  gewahrt  bleibt  (vgl.  S.  22,  Zit  2). 

Der  Herzog  hat  in  seinem  Grebiete  die  Gerichtshoheit  ^).  Seine  Gerichts- 
barkeit ist  arbiträr*),  daher  steht  ihm  auch  das  Begnadigungsrecht  zu'').  — 
Er  besitzt  einen  „tr^sor^  (Loh.  II,  90),  Städte,  Schlösser,  Abteien,  Land^) 
und  Wald*).     Zu  seinen  Einkünften  tragen   ausserdem  bei:   Greleitsgelder ^% 

1)  Loh.  I.  207:  (Begues)  Voas  medonna,  sire,  je  vons  le  dis;  Loh.  III  172; 
Chev.  Gg.  13049  ff.  (Ogier  stattet  dazu  arme  Mädchen  ans). 

2)  Loh*  II  210:  ,Qai  voas  conduit?*  11  qaens  Guillaumes  dit.  „—  Je  vous 
condnis,*  dit  li  Bonrgoins  Aubris;  —  ib.  II  199:  Et  dist  li  dus:  „Hol  est  bei, 
Gacelinsy  Conduit  vons  doins  de  ci  au  revenir^  vgl.  ib.  III  13;  Hervis  5993, 
10276. 

3)  6ayd.  150:  A  Gaydon  vient  et  doncement  li  prie  Le  prämier  cop,  et 
li  duB  li  otrie. 

4)  Gir.  de  Viane  88:  Gr  fnt  Rainiiers  das  de  Genes  sor  mer:  Dös  or  coo- 
mance  ses  gnerres  k  mener;  Mors  fait  dressier  et  fonssös  relever  Et  fors  chas- 
tels  et  fortes  tors  fermer.  —  Berte  237;  Gni  de  N.  64;  Gir.  de  Viane  46;  Loh. 
I  118  f.,  290  f.,  II  63;  III  181,  213;  Aye  76.  80;  Enf.  Gg.  5110  ff.  - 

5)  Cor.  L.  2068:  Montagu  ot  tout  k  justicier.  —  Chev.  Gg.  1498  £n  Dane- 
marche  alös  vos  drois  jugier.  ^  Aiol  10255:  Elies. . .  Qai  est  dus  de  Borgonge 
et  aire  et  Justiciers.  —  ib.  10276  ff;  Chev.  Gg.  8891;  Gir.  de  Viane  45;  Aub. 
(Tob.)  240/12 ff.;  Gayd.  297  etc. 

6)  Hervis  10043 :  Qai  remanra  et  armes  paist  porter,  Se  dix  me  donne 
arriere  retonmer,  Jon  le  ferai  honnir  et  vergonder.  —  Farise  12:  Et  H  dnz  vos 
ardra,  voiant  tot  le  bamö.  —  ib.  19:  Li  dus  a  fait  les  forches  et  dreoier  et 
le?er.  —  ib.  21;  Aiol  8273;  Gayd  27;  Loh.  I  233;  III  34;  Robert  199;  Guill. 
de  Pal.  2245.  —  Kerker  des  Herzogs:  Parise  86;  Lob.  II  80  etc. 

7)  Hervis  9116:  «Vo  mantalent,  sire,  me  pardonnös!"  Et  dist  Hervis:  «Li 
dons  en  est  donnös";  ib.  9056:  »Sire/  dist  ele,  ^merci  vous  voel  crTer." 

8)  Pariae  54:  Bont  n'a  li  dux  et  chastiauz  et  citez,  Et  riches  abaYes  oü  a 
avoir  aaaes,  Riches  donjons  et  marobes  et  moult  grant  fermetös?  —  Enf.  Gg. 
4565:  Le  dno  Fagon  qui  tint  Tours  la  cit^.  —  Loh.  I  51:  Mez  ont  assise  qni 
fu  an  dnc  Hervi.  Vgl.  Mort  Aym.  1969;  Aiol  4394;  Gayd.  220;  Chev.  Gg.  9986; 
üir.  de  Viane  4,  .9,  10,  12  etc;  auch  bei  den  Heiden  besitzt  der  Herzog  StKdte; 
z.  k  Aquin  2531  ff»  —  Sein  Besitz  insgesamt  isi  die  ,,duch6e''.  Gayd. 
100:  Gaydon  d'Angiera,  a'en  tint  la  duchöe,  womit  dann  auch  die  herzogliche 
ißewalt  bezeichnet  wird. 

9.  Gir.  de  Viane  164.  Ein  Bote  sagt  zu  Girars:  Domain  ira  TEmperöres 
eliasci^  Dedans  Clennon,  vostre  grant  bois  plenier.  Einen  von  Karl  erlegten 
Eber  beanaprocht  der  Herzog  für  sich;  ib.  167:  Miens  iert  li  pors:  ä  grant  tort 
Vav«8  prie.  (Vgl.  S.  34,  Zit.  3). 

10)  Aiol  9497:  Noua  somes  marceant  de  Pinel  et  de  Bu,  Et  somes  par  la 
Porte  de  Loasane  uonu,  Dono  aaons  Macaire  nur  mars  d'or  u  plus  Por  chou 
QQe  par  aa  lere  nous  a  condnis  li  dus. 


398  Ferdinand  Werner 

Marktabgaben^),      Bergrechte^),      ^rentes''      seiner     Mannen     und     Tribut 
Zahlungen'). 

3.  Die  Grossvasallen  suchten  es  dem  Konig  überall  gleichzutun.  Sie 
entfalteten  an  ihren  Höfen  königlichen  Prunk  (Renaus  13/6  ff.)  und  bildeten 
sich  eine  „cour**  nach  dem  Muster  ihres  Herrn*)  (Schröder  582 f.;  Violletll, 
117;  m,  257). 

So  finden  sich  denn  auch  Beamte  aller  Art  und  jeden  Ranges  am  Hofe 
des  Herzogs,  der  sie  ernennt*). 

Wir  sehen  da  ausser  dem  Seneschall  (Parise  69;  Loh.  HI,  225;  Grayd. 
12,  152;  Auberi  (Tob.)  290/11;  Daniel  99,  1157;  Renaus  167/310;  78/3 
u.  s.  f.;  vgl.  auch  Zit  3),  den  Mundschenk  (Aiol  9433;  Gir.  de  Viane 
144,  166;  Auberi  Tarb.  69),  den  „connestable^  (Prise  de  Pamp.  5592),  den 
Marschall  (Girb.  de  Metz  537/15),  den  Fahnenträger  (Aye  87;  Aub.  (Tob.) 
248/13 ;  Hervis,  Anl.  IX,  1311 ;  Bastars  4565),  den  Oberjägermeister  (Loh.  I^ 
36),  den  Kämmerer  (Aiol  8594,  Loh.  I,  241;  H,  221,  225;  Gayd.  11,  12; 
Hervis,  AnL  IX,  1101;  Parise  9  etc.). 

Uns  begegnen  da  weiterhin  der  Briefe  lesende  und  abfassende  „chapelain" 
(Loh.  I,  244;  H,  103;  Anm.  von  P.  Paris;  Renaus  443/37  etc.),  der 
„maistre  despänsier^'  (Gir.  de  Viane  45),  der  „conseillier''  (Schröder  588; 
Doon  235),  der  „maistre''  (Orson  440;  449;  648;  Hervis  10078),  der 
„portier"  (Aiol  9343,  9432;  Gayd.  178:  Renaus  311/9),  der  „gaite"  (Aiol 
9432;  Loh.  H,  117),  der  Kerkermeister  (Aye  85);  ausserdem  Förster  (Gir. 
de  Viane  165),  Jäger  und  Knechte  (Renaus  89/21;  Loh.  H,  236;  Aub. 
Tarb.  53). 

4.  Auch  die  Beamten  der  herzoglichen  Stadt  werden  uns  genannt :  Der 


1)  Loh.  II  71  f.:  Quitezla  terre  que  vostre  peres  tint,  Moult  bon  escbange 
Tons  en  doDrai  ici;  Voos  tenrez  Mez,  la  grant  cito  de  pris.  Val  saint  Diö,  li 
oA  li  argent  git.    (So  tagt  Herzog  Garin  za  seiner  Gemahlin.) 

2)  Herzog  Garin  gibt  als  Patengeschenk  (Loh.  II  212):  Un  des  marcbite 
de  Mez,  ce  m'est  avis,  Qui  vaut  cent  livres  de  deniers  pariiis. 

8)  Hervis  157:  Si  pren  la  rente  de  la  grant  duceö.  Von  Drogon,  dem 
Vater  Girarts  heisst  es  (Gir.  de  Bonss  %  99):  De  Majorqne,  d'Afriqne  de  ches 
les  EsclavoDB,  on  lai  apporte  le  tribut  en  sa  maison. 

4)  Loh.  II  261:  Sos  un  olive  li  Loherains  s'asist,  Honlt  fa  dolens,  ne  se 
pot  soatenir.  Environ  lai  ses  Chevaliers  gentis,  Les  belies  dames  qoi  ont  simples 
les  vis.  -  Vgl.  Robert  334  ff. 

5)  Orson  3806:  Senecbant  vons  feroe  de  trestot  mon  regnö,  Si  vons  donrai 
Amiens  trestot  an  quiteei.  Auberi  (Tob.)  221/8:  Senecbaos  iert,  m'enseigne 
porters.  —  Gui  de  Nant  16;  Hervis,  Anl.  IX  1278  u.  s.  w. 


Königtum  und  Lehnsweaen  im  französiaehen  Nationalepos  399 

„prevoat"  *),  der  »Anaire"  mit  seinen  „eskievins"  oder  „jurßs"*).  Der  „pre- 
Tosi**  geniesst  eine  angesehene  Stellung  bei  seinem  Herrn  (vgl.  Zit.  1). 
Thierri  von  Metz  z.  B.  heiratet  Adelheid,  die  Tochter  des  völlig  verschul- 
deten Herzogs  Piere  von  Lothringen.  Aus  dieser  Ehe  stammt  Henris,  der 
Vater  der  beiden  edlen  Herzoge  Gtorin  und  Begues,  deren  echtes  Helden- 
leben und  unglückliches  Ende  die  Lothringer-Greste  ein&ch  und  ergreifend 
erzählt     Vgl.  Henris  50  ff. 

5.  Die  Herzogin  hat  besondere  Beamte  und  adlige  Hofdamen  (Daurel 
173,  176;  Gir.  de  Viane  39;  Loh,  H,  260;  Renaus  13/37ff.;  Aye  38; 
Parise  11;  Orson  569,  574  etc). 

6.  Auch  sie  hat  gewisse  rechtliche  Befugnisse.  Heloys  von  Orliens 
lasst  die  „bannitio  in  bestem"  ausrufen').  Die  Herzogin  macht  von  ihrem 
Besitz  (Aye  99,  114)  Geschenke^)  und  hat  über  ihre  Dienerinnen  arbiträre 
Gerichtsbarkeit*).  Si^  kann  ein  Schloss  anlegen  (Loh.  I,  50;  Anm.  von 
P.  Paris),  ein  Kloster  herstellen  (Aye  88;  Meassing  p.  86).  Nach  dem 
Tode  ihres  Gatten  erzieht  sie  die  Kinder  und  führt  die  Regierung.  Karl  sendet 
einen  Boten  an  die  Herzoginwitwe  von  Bordeaux,  diese  solle  unverzüglich 
ihre  beiden  Sohne  an  seinen  Hof  schicken  (Huon  10  ff.). 

7.  Gewaltig  ist  die  Macht  vieler  Herzöge  (Gayd.  112,  149;  Aiol  4432; 
9272;  Loh.  H,  50,  73;  Aymeri  3881;  Hervis  113,  198,  5043;  Orson  6, 


1)  Herv!Bl280:  Puls  a  Thieri  le  pronostapellö:  Sire,  di8til,a  moi  en  enten- 
dte!  Je  vous  eommant  ma  terre  et  ma  cM  Qoe  les  gardös  en  droite  loiaatö. 
—  Hnon  16:  De  Gironvile  a  fait  mander  Guirrö,  *i*  franc  provost  qae  devoit 
moult  amer;  Sewins  ses  peres  le  tint  en  grant  chlertö.  'XXX*  ans  tos  plainsot 
le  pala  gardö  Et  Haelins,  qai  monlt  fait  k  loer,  Li  commanda  sa  tere  &  garder . . , 
Hervis  1899:  Li  J.  fu  fix  an  prevost  natnrel  Qni  Laigni  garde  et  le  foire  autretel; 
Tgl.  ib.  1682,  1709,  1716,  2497  ff;  Aye  76;  Loh.  II  259;  III  220,  242,  245. 

2)  Hervis,  Anl.  IX  1278:  Li  dus  Hervis  a  les  (ses)  bourgois  mandös,  Si  fait 
Diaienrs  (Maienrs  jorös)  eskievins  antrestel.  —  Zu  maire  (maiear)  s.  Loh.  III  220, 
wo  der  m,  Sohn  des  «prevost*  Garins  ist;  Gbev.  Og.  3851;  Parise  75  etc.  —  Jurös'' 
werden  erwXhnt:  Chev. Og. 3851 ;  „eskievins":  Hervis 5984;  vgl.Dncange:  jnrati, 
leabini).  Yielleicht  sind  damit  die  «Optimaten**  gemeint,  die  uns  an  anderer  Stelle 
bekannt  werden;  Prise,  dePamp.  5788:  Li  meilors  de  la  ville  Istrent  sens  cris  ne  ton. 
8.  aneh  Bneves  de  Commarcbis  1388:   Des  meillors   de  la  vile;  Parise  75.  — 

8)  Loh.  II 110:  Parmi  la  ville  a  fait  crier  son  cri  Qnen'i  remaigne  qai  armes 
pnist  sofrir.  N6  uns  nö  antres,  li  grans  n6  li  petis.  Nis  les  boncbiers  i  fait-elle 
▼enir,  Qoi  portent  haches  aus  aoiers  poitevins. 

4)  Benaas  225/29:  Gil  doivent  bion  paroir  li  hermin  peli^on  Et  li  vaiis  et 
li  gris  et  li  bon  siglaton  Li  mal  et  li  ceval  dont  nos  a  fait  le  don.  —  Auberi 
(Tarbö  )  16:  inr  chastials  m'en  aenmon  fiö  mis.  ^  Orson  650:  Je  vous  donra 
cent  mars. 

5)  Orson  591:  «Si  me  fates  demain  tos  les  mambres  coper**  sagt  die 
Kammerfrau  zu  der  Herzogin  Aceline. 


400  Ferdinand  Werner 

214,  1226,  1822;  Aye  93;  Capet  155;  Berte  786  etc.);  die  uns  die  Epen 
Bebildern,  wobei  die  freie  Erfindung  allerdings  eine  wesentliche  Bolle  spielt 
(cf.  Introd.  zu  Orson  de  Beauvais  LXIX  sq.).  Daraus  ergibt  sich  leicht, 
dass  sie  Einfluss  am  Eönigshofe  haben  oder  erzwmgen,  dass  der  Herrscher 
sie  in  mannichfacher  Weise  verpflichtet  und  belohnt.  Von  der  überragenden 
Bedeutung  des  Herzogs  Naymon  wurde  bereits  gesprochen.  Ein  ihm  ähn- 
liches Ideal  ritterlicher  Tugenden  ist  der  Erzieher  CSiarlots,  Herzog  Ti^ 
von  Ardane  (Enf.  Og.  5715 ff.).  Er  ist  freigebig  und  gerecht,  er  legt  dem 
Raubgesindel  das  Handwerk  und  beugt  sich  in  Demut  vor  Gott.  Wohl 
zeigt  sich  ein  solcher  Mann  des  höchsten  Vertrauens  würdigt).  Als  echte 
Landesväter  wirken  u.  a.  auch  Ogier  und  Gascelin  (Chev.  Og.  13 043 ff.; 
Auberi  [Tarb.]  110). 

8.  Die  hohen  Hofämter  sind,  den  Verhältnissen  entsprechend,  oft  in 
den  Händen  von  Herzögen.  Wir  sehen  Leute  dieses  Banges  als  Ober- 
falkner, Jagermeister  (Girb.  de  Metz  460/17  ff.),  als  Seneschälle  (Wamk.  II, 
§  103;  Aiol  8094,  8253;  Loh.  I,  90;  II,  127,  183;  Girb.  de  Metz  470/ 19 f. 
etc.),  als  Prinzenerzieher  (Enf.  Og.  1378ff.,  2271  ff.),  als  Kronräte  (NaTmesI 
8.  auch  Narb.  2006;  Eni  Og.  7761  ff.),  als  Fahnenträger  (CJhev.  Og.  3414; 
Otinel  6,  38;  Daurel  157;  Enf.  Og.  5102;  Loh.  I,  90,  215;  Gir.  de  Rouas. 
§  163),  als  Gesandte  des  Königs  (Fierabr.  69f.;  Berta  245  ff.). 

Wir  lesen,  dass  der  Monarch  dem  Herzog  Girars  und  semen  Brüdern 
die  Reichsverweserschaft  übertragt,  während  die  „ost  banie*'  nach  Spanien 
marschieH  (Gir.  de  Viane  180),  wir  hören,  wie  der  Herzog  den  Königsbann 
ausruft  (Aymeri  1056  ff.),  wie  er  als  Stellvertreter  seines  Herrn  den  Streitern 
des  „combat  judiciaire"  die  Eide  abnimmt  (Gayd.  197). 

Wir  finden  Herzöge  als  erbliche  Heeresteilführer  (Anseis  10087  f.),  als 
Leiter  der  Vorhut  (Enf.  Og.  573),  als  Ausführende  des  königlichen  „sauf- 
conduit'*  (Aiol  9506). 

Was  Naymes  dem  grossen  Karl  leistet,  das  wirkt  Hervis  von  Metz  für 
Karl  Martell  und  den  schwachen  Pepin  in  der  Lothringer^Geste.  Der  tapfere 
„Hammer**  fragt  ihn   um  seinen  Bat^)   und  befolgt,   was  ihm  der  Herzog 


1)  Eof.  Og.  5752:  On  puet  bien  dire,  sans  estre  menteour,  Que  eil  qui 
ert  plains  de  si  bonnet  mours  Devoit  bien  estre  de  roi  coaseilleourB. 

2)  Loh.  I  17:  Et  dit  li  rois:  .Hervis,  qae  la  ferons?"  Respont  li  dox: 
„Se  Diex  piaist,  nos  irons.  ^  Loh.  I  18  gibt  Hervis  Anweisung,  wie  der  Feind 
anzugreifen  sei,  and  der  König  handelt  in  des  Herzogs  Sinne.  —  Hervis  wird 
wegen  seiner  hervorragenden  Eigenschaften  hochgeehrt.  Loh.  1 16:  Hervis  repaire 
droitement  a  Paris,  Avec  maintautre;  trois  jors  söjorne  ici,  Et  Tempereres  mont 
bei  semblant  li  fist,  Et  la  rolne  etPepinet  ses  fils.  ib.  I  52:  Enoontre  dre&oent 
li  viel  et  li  meschin,  Li  rois  möismes  a  Teacontre  li  vint  Qni  li  escrie:  Bien 
pnisaiez  vos  venirl  vgl.  Hervis  Anl.  IX  994.  —Ebenso  begrüsst  Pepin  den  Garin: 


Königtum  und  Lehnswesen  im  französischen  Kationalepos  401 

sagt  (Loh.  I,  18).  Dieser  besiegt  die  Heiden  (ib.  I,  35)  und  verlässt  den 
zu  Tode  verwundeten  König  nicht  Er  beruft  die  Grossen  zur  Krönung  des 
Doch  minderjährigen  Pepin  und  setzt  auch  seinen  Willen  energisch  durch, 
obwohl  sich  starker  Widerspruch  seitens  der  „princes"  erhebt  (Loh.  I»  43  ff.). 

Er  und  seine  herrlichen  Söhne  sind  von  monarchischer  Gesinnung  ganz 
und  gar  beseelt.  Leider  erweist  sich  das  Staatsoberhaupt  in  so  vielen  Fällen 
solch  aufopfernder  Treue  nicht  würdig.  So  auch  Pepin  in  Loh.,  so  Karl  in 
Oajd.  und  Benaus.  In  anderen  Fällen  allerdings  handeln  auch  Herzöge 
in  illoyaler  Weise.  So  z.  B.  Herzog  Bichard  von  der  Normandie  in  Loh.  I, 
67;  Cor.  L.  1275;   Maciure  im  gleichnamigen  Epos  u.  a.  m.  — 

Über  herzogliche  Privilegien  cf.  S.  33,  Zit.  6. 

C.  Der  Graf. 

Eine  Betrachtung  der  Orafenwürde,  wie  sie  uns  im  Epos  entgegentritt, 
ergibt  ein  dem  des  Herzogtums  ähnliches  Bild,  vor  allem  schon  deshalb, 
i¥eil  die  Titel,  Mrie  aufgezeigt,  meist  wahllos  durcheinander  laufen. 

1.  Der  „cuens",  gelegentlich  auch  „contor^'  genannt^),  hat  als  Ab- 
zeichen: Stab  (Narb.  64),  Fahne  (Mort  Aym.  1100);  Auberi  (Tob.)  97/13; 
Capet  153,  155),  Zelt  mit  Apfel  und  Adler  (Eaoul  1272,  1397  ff,  1551, 
Escoufle  8124),  Wappenschild  (Capet  164).     Seine  kostbare  Kleidung  wird 


Loh.  III  30:  Encontre  li^ve  li  roisquant  il  le  vit,  Dejoste  luio  faudcsteu  PasiBt; 
Tgl.  ib.  II  266:  Encontre  va  Tempereres  Pepin  Et  la  roine  cni  il  estoit  cosins. 

—  Aach  Herzog  Gaufroi  wird  vom  König  entboten  and  herzlich  empfangen 
(Enf.  Og.  8000  ff). 

1)  GrafAymeri  wird  (Mort  Aym.  137,1587,  u.  Narb.  2810,  2823)  als  »oontor« 
bezeichnet.  Ebenso  Huon  (Loh.  II  93),  der  (ib.  II  90)  als  „conte**  auftritt; 
desgL  die  Grafen  Guenes  und  Oliviers  (Mac  205;  Aymeri  1274).  Vgl.  Anseis  452, 
2776,  5150,  10939.  —  Hänfig  erfordert  der  Assonanzenzwang  die  Verwendung 
von     „contor"    in     den    formelhaften    Aufzäblangen     der    Grossvasallen.    — 

—  Aqoin  9:  le  prince  et  le  contonr;  —  Enf.  Og.  5298:  —  duc  et  prince  et 
contor.  Vgl.  Fierabr.  138;  Anseis  452  etc.  Karls  Gefolge  besteht  ans:  —  oontor 
Vaalet  et  escuier  et  maint  grant  vavassor.  —  Aiol  184:  Assez  i  treueres  dus 
et  contours,  Vesques  et  archeuesques  et  uanasours.  In  der  Anmerkung  zu  §  11 
«einer  Übersetzung  des  Gir.  de  Rouss.  bemerkt  P.  Meyer,  dass  der  Titel  „contor" 
eine  .qnalit^  apr6s  celle  du  vicomte**  bezeichne  und  nur  in  Sttdfrankreich  üblich 
gewesen  sei.  —  Das  Glossar  zu  Mort  Aym.  erklärt  „contor"  als  „vassai  qui 
dana  la  hiörarchie  f6odale  ^tait  inf^rienr  au  comte  et  vicomte*.  —  Ducangc  sagt 
unter  „comitor",  dass  dieser  „apud  Gatalanos  post  vicecomites  et  ante  vava- 
aores"  gekommen  sei.  —  Die  zur  Genüge  im  Epos  festgestellte  Flüssigkeit  der 
Titel  lässt  die  Bezeichnung  „contor'  nicht  in  diesem  Sinne  erkennen.  Dort 
ist  „contor*^  gleichbedeutend  mit  Graf  (vgl.  auch  Foerster,  Glossar  zu  Aiol)  oder 
,aa  Bens  gtoöral"  gebraucht  (s.  Glossar  zu  Tristran)  und  heisst,  wie  palasins, 
marchis,  prince,  demaine  etc.,  nichts  anderes  als  „ein  Mann  fürstlichen  Ranges". 

Roflumiachc  Fonchnngen  ZXV.  2G 


402  Ferdinand  Wener 

hervorgehoben  (Foulque  58).  Ewigen  Rohm  geniesst  der  ,,ol]fanf*  des 
Grafen  Roland  (Bol.  1733ff.).  Auch  in  McHrt  Aym.  1103  ist  das  Hifthorn 
als  Abzeichen  des  Grafen  genannt 

2.  Der  „cuens''  residiert  in  seinem  „palais"  (Loh.  I,  147;  Girb.  d& 
Metz  501/15  etc.),  das  bald  als  „pleniei^^  oder  „marberin^,  bald  als  „prin- 
dper^^  oder  „signoris''  oder  y^Ust^^'  etc.  bezochnet  wird. 

3.  Der  Graf  bt  Lehnsherr  von  princes,  contors,  pers,  barons,  maichis 
(Orson  2207;  MortAym.  1003  f.;  Narb.  7990  ff.;  Cov.  Viv.  1414;  Jouid. 
4521,  3835,  3860,  4109  etc.),  von  Geistlichen  (Massing  54 ,  121  f.;  Doon 
181;  Mort  Aym,  1091ff^  40951,  4104ff.;  Loh.  II,  250  etc.),  von  Bürgern 
und  Bauern  (Baoul  3500 ff,  3907 ff.;  Gir.  de  Bouss.  §§  556 ff.;  Jourd. 
3926  etc.). 

Er  fragt  seine  Leute  um  Rat  (Raoul  1732,  1740;  Jourd.  3808ff.  — 
dabei  auch  seine  „boijcMS^  Loh«  I,  216 ;  m,  140  u.  s.  1).  Er  entbietet 
s^e Mannen  und  Soldner  (Loh.  I,  183,  185;  Raoul  405,  3500ff.;  3907 ff.; 
Gir.  de  Rouss.  §§  556 ff.;  Jouid.  3926);  or  halt  Hof  ab  (Amis  3261; 
Loh.  n,  243).  An  soner  „oour^  weil^  adUge  Hmen  (Giib.  de  Metz  468/29; 
Jourd.  566;  Raoul  673;  Loh.  I,  166X  ^  ^^  Dioiste  leisten  (Raoul  1595 ff.). 
Er  «lieht  junge  Ritter  (Jourd.  774ff.,  803 ff.;  Moit  Aym.  1767 ff.;  Bueves 
de  Gommarchis  55ff.  —  vgL  auch  Grautier^  Cheoakrie  186ff.;  Schultz  I, 
178ff.)  und  gibt  ihn«i  das  n&doubement^  (Fierabras  8;  Doon  181;  Amis 
3460  ff.;  Narb.  1022).  Er  schenkt  seinen  Lentm  Städte,  Burgen,  Kldd«, 
Pferde,  Geld  (Mort  Aym.  2398ff.;  Aub.  (Tob.)  26/2;  Fuise  47;  Enf.  Og. 
31ff.;  Girb.  de  M^445/14ff.;  Alescfa.  7973ff.;  Renans  366/29 ff. ;  Jourd. 
218ff.;  6341;  4202 ff.),  er  verspricht  noch  zu  eiobmide  Städte  (Aymeri 
3780)  und  verteilt  die  gewonnene  Beute  (Loh.  I,  1841;  Aymeri  3952; 
EscouSe  78). 

4.  Der  Ghraf  hat  Bannredite.  Er  kann  seine  Mannen  zu  Heer-  und  Hof- 
fahrt entbieten  (v^  oben),  er  waltet  des  Friedebannes  (Narb.  68,  557 ;  Amis 
3274 ff.;  Cor.  L.  1493),  er  kann  Geleite  (Elie  60 ff.)  und  die  Edaubnis, 
den  Hof  zu  volassen,  gewähren  (Alisa  252).  Er  hat  das  Befestigungsrecht 
(Baoul  4122ff.;  Loh.  I,  169,  217,  229;  H,  41,  63,  253;  Doon  181; 
Alisa  254),  or  baut  Abtuen  und  Klöster  (GlassonH,  334;  Massing  85ff.\ 
stellt  zerstörte  Sakralbauten  wieder  her  (Raoul  21191,  2833  ete.)  und  gibt 
ihren  Insassen  reiclie  Geschenke  (Masäng  66ff.  —  Escouiie  198;  234ff.; 
259;  619.  —  Gir.  de  Rouss,  §  670). 

5.  Der  Graf  ist  oberster  Rieht»'  in  seinem  Beiirk  (Bmnner  II,  164;  CSier. 
Og.  SS91;  Doon  279).  Sebe  Geiichtsbarkeit  ist  arbiträr  (Loh.  II,  245; 
Jouid.  3S79;  Raoul  1702;  Amis  3448  ff.K  «iodi  weiden  die  Mannen  ge- 
kgentlieh  lum  Richtspruch  angefordert  (Jouid.  4110  ff.)L     Er  beaitii  einen 


KöDigtnm  und  Lehnswesen  im  franzÖsischeD  Nationalepoe  403 

Kerker  (Renaus  362/3;  Loh.  11,  245;  248;  Aiiberi  Tob.  57/8).    Ihm  steht 
das  B^:nadigung8recht  zu  (Amis  2206;  Jourd.  3335;  Auberi  Tobler  38/17). 

6.  Die  gräflichen  Gater  sind:  Städte  (Aymeri  4237;  Aquin  738 f.;  Girb. 
de  Metz  468/7;  Amis  1908;  Gorm.  140;  Jourd.  4565;  Mort  Aym.  229; 
4153;  Gayd.  59;  Gir.  de  Rouss.  §  451),  Schlösser  (Raoul  208601;  Doon2; 
Daorel  9;  Mort  Agm.  136;  Aiol  101;  Loh.  11,  245),  Landereien  (Foulque 
143;  Aiol  343;  Girb.  de  Metz  476/15;  477/31;  Raoul  809ff.)  und  Wald 
<Loh.  II,  235). 

Er  verfügt  über  einen  Schatz  (Mort.  Aym.  1742;  Daurel  537;  Aiol 
3316  ff.;  Renaus  221/29  f.;  Jourd.  3828),  in  welchen  die  Abgaben  der 
Xehnsträger  etc.  (Aym.  1498)  und  Tributzahlungen  (Gir.  de  Rouss.  §  86) 
gelangen. 

7.  Der  Graf  ernennt  seine  Beamten  (Raoul  1039).  Als  solche  treten 
am  graflichen  Höfen  auf:  Der  Seneschall  (Loh.  I,  167;  Jourd.  3703; 
Tarise43;  Erec.  3572;  Amis  1075;  Raoul  1991;  Alisc.  240;  Doon  6,  21, 
181;  Aub.Tob.  59/27,  97/13,  97/22),  der  Mundschenk  (Auberi  Tob.  64/16), 
der  Kämmerer  (Jourd.  119;  Aiol  8594;  Raoul  1977 ff.;  Parise  44;  Capet 
187,  233;  Gir.  de  Rouss.  §  103f.;  Escoufle  6070),  der  „conn^table«'  (Auberi 
Tob.  92/3;  93/28;  94/2),  der  Marschall  (Escoufle  429,  441;  Gir.  de  Rouss. 
§  436),  der  Oberfalkner  (Escoufle  6684  ff.),  der  „mestre  consillier^'  (Cor.  L. 
1620ff.  In  Jourd.  3692  und  Gir.  de  Rouss.  §  589  sind  mehrere  Rate  vor- 
banden;  in  Girb.  de  Metz  469/25  werden  auch  die  Bürger  zum  Rate 
herangezogen. 

Weiter  finden  sich  der  „chapeiain^'  (Foulque 4,  6;  Loh.  I,  226;  281  f.; 
n,  246;  281;  Erec  4760),  der  „mestre"  (Boeves  2478;  Narb.  4140,  4160; 
Jourd.  899;  959;  hier  ist  der  m.  selbst  ein  Graf;  Guill.  de  B.  3970  ff.), 
der  „despensier^^  (Jourd.  357 ;  Raoul  1920),  der  Koch  (Amis  2262;  Loh.U, 
137;  ni,  63;  Doon  57;  Capet  233),  der  Kerkermeister  (Jourd.  247; 
Foulque  135),  der  „portier"  (Loh.  II,  200;  Narb.  7048;  Elie  802;  821  ff.; 
Aub.  Tob.  61/15),  der  „gaite"  (Aue.  14/24,  14/27),  der  Förster  (Loh.  I,  234). 

Der  Graf  ernennt  auch  den  Fahnenträger  und  Anführer  seiner  Truppen 
Loh.  I,  165,  172;  Aub.  Tob.  38/25).  In  dem  graflichen  Gefolge  finden 
sich  naturgemäss  auch  „sergant  et  escuier^^  (Raoul  1812ff.;  1920  etc.). 

8.  Als  Beamte  der  Grafenstadt  treten  auf  a)  der  „prevos''  (Auberi 
Tob.  28/19;  Amis  2207)  und  b)  die  „jur6s"  (Jourd.  3823;  Orson  882;  vgl. 
Wamk.  I,  282;  293f.). 

9.  Die  Grafin  hat  besondere  Beamte  und  adliges  Gefolge  (Amis  2111; 
2322;  Narb.  752,  816,  825;  Raoul  362,  8184;  Cov.  Viv.  1260ff.;  Mort 
Aym.  1434,  1623,  2388;  Aiol  2119f.;  Jourd.  577ff.  u.  s.f.);  desgleichen 
die  Grafentochter  (Raoul  5615;  Jourd.  3138  u.  s.  w.). 

26* 


404  Ferdinand  Werner 

Die  „oomtesse^'  besitzt  Land  (Amis  345  7  f.)  und  Schatze  (Cov.  Viv« 
1132  ;  Narb.  508).  Daher  kann  sie  auch  (beschenke  geben  (Moniage  41  ff. ; 
Raoul  365). 

Sie  hat  Banngewalt  (Amis2372ff.;  Cot.  Viv.  1260)  und  arbiträre  Ge- 
richtsbarkeit (Narb.  886;  Bastars  6523;  ihr  Kerker:  Amis  2021  f.).  Sie  ha& 
teil  an  der  R^erung  als  Satgeberin  ihres  Gemahls  (Jourd.  2548)  oder  ak 
seine  Stellvertreterin  (Amis  2311  ff.;  3287 ff.)  Eine  sehr  selbständige  Hal- 
tung nimmt  die  Gräfin  Lubias  ihrem  Gratten  g^enüber  ein,  indem  sie  sich 
als  Herrin  von  Blaivies  bezeichnet  (Amis  2022).  —  Nach  dem  Tode  des 
Grafen  Baoul  Taillefer  verwaltet  seine  Gremahlin  Adelheid  das  Erbe  des 
unmündigen  Raoul  (ib.  Iff.). 

10.  Die  Macht  einzelner  Grafen  ist  übeigross.  So  die  des  Girart  de 
Rouss.  (ib.  §§  11,  70,  102,  197,  199,  222,  235,  248  etc.),  die  des  Doon 
de  Maience  (Doon  56,  183,  187,  1901),  die  dee  Gmllaume  d' Orange 
(Alesch.  7188;  Moniage  15f.  etc.),  und  besonders  die  Aymeris,  den  Neu- 
mann p.  24  unrichtig  als  ,^kleinen  Feudalherrn^'  beidchnet  (Narb.  337, 
1881  ff.,  2834;  Aymeri  19,  1452,  1457,  1491  ff.,  1556;  4689;  Mort 
Aym.  213,  218ff.  —  vgl  S,  7,  Zit  3). 

11.  Es  leuchtet  ein,  dass  Vasallen  mit  solcher  Machtfulle  bei  dem 
Könige  eine  Rolle  spielen  müssen,  sei  es  nun,  dass  sie  die  Krone  stützen 
(Gor.  L.  104  ff.;  Giib.  de  Metz  459/29;  Mort  Aym.  71  etc.)  oder  zu  stürzen 
suchen  (Loh.  U,  150 ff.;  Capet  155).  Junge  Grafen  leben  am  Konigshofe 
und  werden  dort  erzogen  (Mort  Ajm.  65;  Loh.  H,  68;  —  vgl.  Flach  H, 
485).  Auch  sonst  halten  sich  Grafen  dort  auf  (Rd.  351,  455),  vor  all^n 
als  Hofbeamte  (Schr5d«  138;  Mort  Aym.  1694  ff.).  Dest  Graf  von  Anjou 
ist  orbUchor  SeneschaU  (Viollet  H,  109).  Die  Grafen  von  Veziii  sind 
erbliche  Bannertrag»  (Loh.  H,  122,  Anmok.  von  P.  Paris).  Als  privi- 
legierter  Herfuhr»  und  Fahn^iträger  erscheint  Wilhdm  von  Orange  (Alesch. 
2S04X  ebenso  Girart  de  Rous$.,  der  sich  gleicfaitttig  rühmt,  orhlicher  Rat- 
geber dets  Kdntgs  lu  seb  und  das  Privileg  des  asten  Sehe  auf  den  Fdnd 
au  be^Uen  (Gir.  de  Rouss.  §  269 ;  §  301).  Weitere  Fahnenträger  gnflichen 
Ranges  s.  Narb.6549,  6673,  6730^  6797;  Enf.  Gg.  651;  Foolque  59ff.; 
SÄX.n,  125;  Raoul  3916ff.,  4160ff.,  5SSlff.;  Cor.  L.  1990;  Aiol  2374  ff.; 
Mort  Aym.345S;  Loh.  U,  1461;  HI,  9  etc.). 

Grafen  bc$t«^en  uns  als  „gvrdes  du  champ  doe'^  heim  gotteagericht- 
lichea  Zweikampf  (Loh.  H»  34X  als  königliche  Gesandle  (Nail».  2576),  ab 
Ausrufer  des  Eonigsbannes  (v^  &  2S>  Zit  5>.  Der  Konig  aetil  nidit  selten 
Grafen  als  Herren  über  eroberte  Lander  ein.  (Ave.  39;  Sax.  I,  88;  Doon 
342.  —  Vgl  auch  S.  41,  Zit  3).  Noch  öfter  aber  liegt  er  in  heftigem  Streite 
mit  Grafen,   meist  allerdings  dunh  eigenes  Yeischulden  (Raoul,  Lok,  Gir. 


KöDigtaiD  und  LehnsweMo  im  franzMschai  Nationalepos  405 

de  B0U88.!),  oder  aber  die  Grafen  kümmern  sich  gar  nicht  um  ihn  und 
seinen  Einspruch,  indem  sie  ihre  Fehden  unteremander  eigenmächtig  aus- 
tragen (Foiüque  6 ;  Aub.  Tob.  25 ;  Aucassin  2,  1  u.  2 ;  s.  auch  den  Kampf 
der  Loliiringer  mit  denen  von  Bördele).  — 

Über  das  Vorkommen  von  „oomtes^'  bei  den  ungläubigen  s.  Hort  Aym. 
1695;  Prise  de  Cord.  220  etc. 

D.  Abarten  der  GraftnwOrde:  Der  Vizegraf.  Der  Markgraf.  Der  Burggraf. 

1.  Zu  „visquens",   „vicomte"   s.  Glasson  IV,  283;   Brunner  II,  173; 
de  J6rus.  II,  249;   Schröder  1301,   167,  480;  Sohm  516;  Wam- 

I,  357f.  — 

Im  Epos  tritt  der  Viz^;raf  gegenüber  dem  Herzog  und  dem  Grafen 
sehr  in  den  Hinteigrund.  Meist  wird  nur  gesagt,  dass  der  und  der  vicomte 
bd  dieser  oder  jener  Gelegenheit  anwesend  ist  (vgl.  Chev.  Og.  7903;  Loh. 
I,  295;  m,  231;  Aquin  730;  Hol.  848 f.;  Renaus  406/30,  408/27;  Gir. 
de  Rouss.  §§  25,  88,  89,  106,  114,  226,  227  etc.).  Als  Heeresteilführer 
erBcheint  ein  Vizegraf  in  Gir.  de  Rouss.  §  382  (Südfrankreich !).  Im  „conseil'^ 
des  Königs  Yon  von  Gascogne  spricht  „li  visquens  d'Avingnon^'  (Renaus 
156/1).  Der  Titel  „visquens'^  wird  übrigens  ebenfalls  nicht  streng  von 
aodem  unterschieden.  In  Renaus  180/28  ist  em  „visquens'^  auch  als 
jjConte^^  bezeichnet  Der  v.  von  Biaucaire  wird  von  seinem  graflichen  Lehns- 
herrn mit  ,9Sire  quens'^  angeredet  (Aucassin  6/4). 

In  Flandern  und  der  Normandie  wird  der  „chdtelain^^  auch  „vicomte^' 
genannt  (Wamkönigl,  35  7  f.). 

Nur  in  dem  lieblichsten  Erzeugnis  altfranzösischer  Kleinepik,  m  Aucassin 
et  Nicolete,  spielt  ein  „visquens^'  eine  bedeutende  Rolle.  £r  besitzt  eine 
Stadt  (Aucassin  2/27  ff.)  mit  einem  Palast  (ib.  6/19).  Er  hat  arbiträre  Ge- 
richtsbarkdt  (ib.  6/21  ff.^  6/42  f.),  ist  aber,  wie  gesagt,  Lehnsmann  eines 
Grafen  und  dessen  Billigkeitsgericht  unterworfen  (ib.  4/1  ff.,  6/21  ff.)  In 
Aucassin  wird  auch  die  „viscontesse'^  erwähnt  (ib.  41/6). 

2.  „Eine  besondere  Form  der  Grafschaft  ist  die  Markgrafschaft, 
deren  Struktur  freilich  weder  in  Deutschland  noch  in  Frankreich  deutlich 
erkennbar  ist*^  (Mayer  H,  376).  „Für  eine  Verfassung  der  Mark  fehlen  die 
Belege.^'  „Wenn  sich  tatsächlich  eine  Reihe  von  Markgrafschaften  zu 
grosser  Bedeutung  erhoben^  so  liegt  das  an  der  Lage,  nicht  an  abweichender 
Rechtsgewalt'S  „Die  franzosischen  marchiones  erscheinen  alle  als  duces.  Auf 
das  Wesen  der  Markgraf  schaft  erlaubt  das  aber  keinen  Schluss."  „Es  kommt 
vor,  dass  die  Kinder  oder  Brüder  eines  Grafen  oder  Herzogs  marchis  heissen''. 
(Mayer  II,  377 ff.)  Im  Epos  werden  (vgl  oben  „A.  Allgemeines")  auch 
Heizoge,  Grafen,  ja  der  König  als  marchis  bezeichnet;  der  Titel  hat  da  fast 


406  Ferdinand  Werner 

ausschliesslich  ganz  allgemeine  Bedeutung.  Zu  „Markgraf'  vgl.  noch  Assisee 
dejßrus.  ü,  347,  351,  372;  Brunner II,  173;  Schröder  133;  Foulque  109, 
142;  Girb.  de  Metz  521/19;  Aquin  299;  Aymeri  452;  Alisc.  67,  252; 
Bueves  de  Gomm.  509.  —  Auch  die  Bezeichnungen  „cuens  marchis'^  und 
„duc  marquis^'  kommen  vor  (Girb.  de  Metz  521/19;  Berte  785;  Bueves  de 
Gomm.  1014;  Gir.  de  Bouss.  §  103). 

Ein  wirklicher  Grenzgraf  ist  der  Bruder  der  Berte  (Berte  784:  —  duc 
de  Sassoigno;  et  si  ert  quens  marchis,  De  Brandebouic  tenoit  la  terre  et  le 
pais).  Ein  Schwiegersohn  Aymeris  ist  „marchis  d'Angleterre^'  (Aymeri  4648). 
Auch  Girart  de  Rouss.  fühi-t  die  Bezeichnung  „maix^his''  mit  Recht.  Er 
wird  in  einer  Verordnung  Lothars  „comes  illustris  et  marchio'^  genannt  (cf. 
Meyer,  Introd.  zu  Gir.  de  Rouss.  p,  IV).  Dasselbe  gilt  von  Wilhelm  von 
Orange,  welcher  im  Jahre  790  zum  Herzog  von  Septimanien  und  zum  Grafen 
von  Toiüouse  ernannt  wurde,  mit  dem  Auftrage,  die  Basken  unter  dem  Ge- 
horsam der  Franken  zu  erhalten.  Ruhmreich  erledigte  er  sich  seiner  Aufgabe. 
Im  Jahre  793  erlitt  er  allerdings  eine  schwere  Niederlage  durch  die  Heiden 
(vgl.  Langlois,  Introd.  zu  Gor.  Looys,  p.  '^'X^TX  sq.),  welche  uns  in  Alisc 
(Alesch.)  geschildert  ist. 

Der  Ruhm  dieses  Palatins  ist  so  gross,  dass  schon  bei  seinen  Lebzeiten 
Lieder  über  ihn  gesungen  werden  (Moniage  4550*.).  Auch  Graf  Aymeri  von 
Narbonne  ist  ein  rechter  Markgraf.  Von  seinen  Kämpfen  mit  den  Heiden 
erzählen  uns  Aymeri,  Mort  Aym,  und  Narb. 

3.  Der  Burggraf  wird  im  Epos  von  den  anderen  Fürsten  wohl  unter- 
schieden*) (zuBurggr.  vgl  Wamk.  I,  244,  296;  F.  Meyer  108;  Luchaire  I, 
222;  Glassonll,  467;  IV,  281,  283;  Lamprecht,  Wirtschaftsleben  I,  1357 ff.). 
Er  erscheint  neben  dem  Bischof  als  Herr  der  Stadt  (Wamk.  I,  294).  Er 
besitzt  eine  Burg  (Berta  995;  Hervis  930  f.),  mit  der  Renten  verbunden 
sind  (Schröder  398  Anmerkung;  Lamprecht  1312f.).  Als  Renaus  von  dem 
König  Yon  die  Erlaubnis  erhält  ein  Schloss  zu  bauen  (Renaus  109/24),  ge- 
währt er  den  Bürgern,  die  sich  etwa  um  das  Kastell  ansiedeln  wollen,  Ab- 
gabenfreiheit'). 


1)  Prise  de  Pamp.  5552:  Ne  remist  en  la  ville  ant  hon  ne  zastelan.  — 
Bastars  4135:  —  „prlDchier  et  chastelain'*.  —  Wilhelmsl.  1065  heisst  es  von 
dem  chastelain  Gleolais  N'estoit  ne  rois  ne  dtis  ne  cuens.  Mos  Chevaliers  et 
estö  bnens.  —  Prise  de  Cord.  App.  1  264:  Ne  duc  ne  chastelain  ne  oonte  ne 
prinoierj  vgl.  Orson  1134  etc. 

2)  II  le  fisent  savoir  an  pule  et  ä  la  geut,  Que  au  noviel  caatiel  prengent 
herbergenient;  Ses  cens  et  ses  costumes  li  paient  bonnement ;  Entresci  ä  VIT 
ans  ne  prendera  noians.  —  Vgl.  ib.  111/27:  Li  rois  nime  Renaut  de  merveillos 
amor,  Vaucors  li  a  donöe  et  trestote  l'onor,  'X'  mars  d'argent  en  tienent  de  rente 
k  oasoun  jor. 


KöDigtum  und  Lehnsweflen  im  franzöfluchen  Nationalepos  407 

Als  Lehnsmaim  (Ghev.  Og.  52)  beherbergt  er  den  jagenden  Konig 
(Berte  1058ff.).  Er  nimmt  am  Hoftage  teil  (Loh.  I,  295;  Anseis  790; 
Erec.6575),  er  gehorcht  den  königlichen  Befehlen  (Enf.  Og.  231  ff.,  7885 ff.). 

Kr  selbst  hat  ebenfaUs  Mannen  (Aymeri  1521),  die  er  entbietet  (Aiol 
7810),  „sergant  et  escuier''  (Alisa  64).  Von  semen  Beamten  werden  Sene- 
schalle  angeführt  (Aiol  6445). 

Auch  die  Burggräfin  (chastelaine)  wird  genannt  (Sax.  I,  53^  81;  Prise 
de  Cord.  App.  I,  414  etc.     Im  übertragenen  Sinne:  Sax.  II,  104).  — 

Bei  den  Heiden  tritt  ebenfalls  der  „chastelain''  auf.  So  in  Aquin  1255, 
1293f. 

Dritter  Abschnitt 
Das  LelmsTerliiltnls. 

L  Lehnsherr  undLehnsmaiiii;  ihre  BeBeiohnangeii  und  ihre  sosiale 

Stellung. 

1.  Der  Lehnsherr  (senior;  cf.  Schröder  151  ff.;  Brunner II,  209;  Amira 
131, 133 ;  Glasson  IV,  283)  heisst  allgemein  „sire*^,  obliq.  „signor*',  wozu  gelegent- 
lidi  noch  Beiworte,  wie  z.  B.  „droit'^  „droiturier'',  ,4ige"  (un  Gr^ensatz  zu 
„hom  lige'',  vgl.  weiter  unten)  kommen  (Renaus  100/5 f.;  Jourd.  917;  Loh.  I, 
130;  Baoul  5080,  5171  etc.). 

Die  Lehnsherrin  tragt  die  Bezeichnung  „dame''  (Jourd.  3127). 

2.  Die  Lehnsherrschaft  wird  „signorie''  (Gir.  deViane  26:  Etvosbiaus 
sire,  avfe  vos  signorie?";  vgl.  ib.  1;  Chev.  Og.  5270,  5277;  Enf.  Og.  1449; 
Ajmeri  109,  2784;  Benaus  332/17;  Foulque  96;  Anseis  4837,  8985, 
10011  etc.)  oder  „sdgnorage''  (senioratus;  cf.  ausser  den  oben  angegebenen 
Nachweisen  zu  „senior''  auch  Ducange;  Auberi  Tob.  211/6;  Anseb  9214 
u.  8.  f.)  genannt. 

Als  Lehnsherren  treten  auf  (vgl.  Abschn.  I  u.  II)  der  König,  die  Fürsten, 
die  Geistlichen  (Loh.  I,  210;  III,  145;  Gir.  de  Viane  10;  Massing  114  ff. 
und  sonst;  Schröder  161;  Amira  158).  Über  Frauen  mit  „signorie''  s.  oben 
(Abschn.  U). 

3.  Der  Lehnsmann  hat  meist  die  Bezeichnung  „hons",  obliq.  „hom'*^) 
(s.  Ducange  „homo'S  Schröder  390,  426;  Glasson  IV,  294;  Tamassia  205) 
oder  „hons  (hom)  lige(8)"«)  (vgl.  Wamköuig  II,  137 ff.;   Glasson  IV,  296; 


1)  Loh  I  210:  n  est  vos  hons  et  devous  doit  tenir.  —  Raoul  1644:  Jesui 
vostre  hom.  —  Gir.  de  Viane  108:  Qu'ii  est  vostre  homs  et  jurös  et  plevis 
Et  de  vos  tient  sa  terre  et  sod  pais. 

2)  Chev.  Og.  2039 :  Tes  hom  sai  liges  de  tot  mon  fief  tenant  —  Fonlque 
94:  Vostre  hom  en  serai  lige  sans  plus  teuement.  Doon  28:  Baudouin  qui  lear 
hons  est  ligiös.  —  „Renaas  est  mes  hom  liges*'  sagt  Ton  (Ren.  145/25),  —  Jourd, 


408  Ferdinand  Werner 

Waitz  VI,  59).  Dieses  „lige(8)"  wird  auch  für  sich  aUeinstehend  angewandt^) 
und  bedeutet  offenbar  „durch  Lehensbande  eng  verknüpft'^  Eine  genaue 
Definition  lässt  die  poetische  Überlieferung  nicht  zu. 

Flach  sagt  über  „lige"  (Orig.  de  l'anc.  Fr.  II,  527):  „II  n'est  pas  vrai, 
oomme  Brüssel  Ta  pr^tendu  (Usage  des  fiefs  p.  109)  que  l'hommage  lige 
n'apparait  dans  les  chartes  et  dans  les  institutions  qu'ä  partir  du  XII®  sikde. 
n  est  vrm  seulement  que  la  distinction  entre  l'hommage  lige  et  Hiommage 
piain  (planus)  est  rarenient  faite.  Mais  pourquoi?  Ce  n'est  pas  parce  que 
Fhommage  lige  ^tait  rare,  c'est  au  oontraire,  parce  qu'en  r6gle  tout  hommage 
6tait  lige."  —  Als  „homo  ligius"  als  „Ledigmann"  (cf.  Ducange)  „on  se 
donnait  enti&rement  ä  lui  (seil,  dem  „sire")  lediglich,  libre  et  pleinement" 
(ib.  II,  528).  Mayer  (U,  115)  erklärt  „ligietas"  als  Treupflicht  des  vassus^ 
welcher  jede  andere  Verpflichtung  weichen  muss.  Der  „ligius"  ist  ein  Un- 
freier (ib.  II,  36),  ein  „Ministerial",  entsprechend  dem  mhd.  „dienestmann"^ 
der  seinen  Herrn  auf  jedem  Streitgang  begleiten  musste,  während  die  freien 
Vasallen  des  Königs  nur  bei  Beichskriegsfahrten  zur  Mithilfe  verpflichtet 
waren  (Schröder  426).  Vgl.  zu  ligius  auch  Lamprecht,  Wirtsch.  I,  130301; 
1312  a*.  Auf  die  Tatsache,  dass  Adlige  „servi"  sein  können  (Glasson  IV, 
300,  316 f.;  Brunner  JI,  264),  weisen  auch  Stellen  im  Epos  hin^). 


\ 


49:  Ses  hom  sui  iiges,  oe  savezdemon  fief.  —  Loh  I  112:  Ses  homes  iiges  fait 
devant  lai  venir.  —Vgl.  ib.  1201;  Aiol  8065;  Cor.  L.  2023,2028-,  Chev.  Og207; 
Gir.  de  Rouss.  §§  172,  179;  Goill.  de  Palerae  4464  etc.  etc. 

1)  Jourd.  4218;  Toute  ma  terre  voz  soit  abandonnö,  Vostre  soit  lige,  bien 
i'avez  achatee.  —  Gir.  de  Yiane  35:  Die  Herzogin  von  Burgund  zoKarl:  je  sui 
Tostre  lige.  —  Baonl  2451:  Et  de  R.,  siens  fu  Iiges  Gambrais.  —  ib.  2454:  II 
et  EmauB  cni  fu  Iiges  Doais;  ib.  15.  —  Von  der  Stadt  Boanivens  heisst  es 
Gull,  de  Pal.  3889:  Si  estoit  l'apoBtoile  lige.  —  Vgl.  auch  Bueves  de  Comm. 
2211.  Hier  heisst  es  vom  Verhältnis  zweier  Ehegatten:  Cil  sera  vostre  Iiges  et 
vons  lui  ligement;  ^  Lancelot  1730:  Je  la  taing  et  si  la  tandrai  come  la  moie 
chose  lige  —  Raoul  4120:  Ma  terre  ara  en  ligeqitöe.  -  Chev.  Ogier  3537 :  Mes 
hom  doit  estre  en  droites  liget6s.  —  ib.  1858:  Ains  sui  ses  hom  en  Iiges  quit^es. 
(Godefroyl) 

2)  Renaus  141/25:  Vos  homes  sui  Iiges  acat6s  a  deniers.  —  Jourd  3640: 
Ses  hom  sera  achatez  k  tonz  dis.  —  Gir.de  Viane  30:  Vostre  homserai  acbatös 
et  conqnis.  (Der  Chastelains  Rainiers,  der  „signor*  des  reichgewordenen 
Wucherers  Hunbans  (Aiol  7366)  sagt  zu  dessen  Sohn  Antelme  (Aiol  7590): 
,Car  tu  es  mcs  hon  Iiges,  c'est  uerites  seure  Et  tes  peres  mes  sers  tout  estrais 
par  nature.*  —  Bernier  sagt  zu  Lutice  (Raoul  5690 ff.):  Car  je  devaing  vostre 
hom  et  vos  amis,  Et  vostre  sers  achatös  et  conquis  *c*  Chevalier  feront  ce 
antreci.  (Er  verfügt  also  über  die  Freiheit  seiner  Mannen).  —  Amis  8264:  Et 
cuens  Amis  dont  je  voz  ai  cont6  Sez  douz  bons  sers  n'i  a  pas  onbliez.  A  icel 
jor  que  il  fu  respassez  Les  fist  aus  douz  Chevaliers  adoubez;  ib.  8462:  Et  i  ses 
sers  donna  grant  chasement). 


KöDigtum  und  Lehnswesen  im  französischeD  Nationalepos  409 

4.  Zu  „hons*'  tareten  ausser  „liges'*  auch  noch  andere  Epitheta^).  Mit- 
unter wird  femer  ein  subst.  Partizip  Perf.  zur  Bezeichnung  der  Lehnsmann- 
schaft angewendet'). 

Die  Benennungen  »»vassal^  und  „vavasor"  werden  im  Epos  in  eigen- 
artigem Sinne  gebraucht 

5.  Der  „yassal"  hat  hier  im  (Gegensatz  zur  rechtsgeschichtlichen  Über- 
lieferung niigends  die  Bedeutung  von  „Lehnsmann*',  sondern  bezeichnet  wie 
baron,  paksin,  marchis  u.  s.  w.    die  ritterliche  Tüchtigkeit').   P.  Paris   sagt 

1)  Vgl.  S.  81,  Zit.  1.  -  Raoul  6732:  Je  sui  tes  bona  fiancös  et  plevis.  — 
Lob.  I  98:  gentis  hons  (seil,  dos  Garins!}.  —  Capet  242:  li  frans  hons  (seil. 
Hne  Capet  selber;  also  »hons*  ebeofalls  ganz  allgemein  gebraucht  wie  „baron", 
bezw.  .bar*,  „vassal"  (cf.  Zit.  8)  in  dem  Sinne  von  „Rittersmann").  Hierher 
gebort  auch  die  Bezeichnung  prondon  (Gir.  de  Viane  181  u.  s.  f.).  Die  An- 
rede .frans  hom"  ist  häufig  im  Epos,  Berte  1090;  Foulqne  141  etc.;  vgl.  zu 
„homo  FrancQB"  (Schröder  214;  Brnnner  I  252). 

2)  Raoul  1553  »li  prince  et  li  chasö**;  ib.  4094  Qai  de  lui  sont  de  lor 
terre  chasö.  Zu  ^homo  casatus"  vgl.  Mayer  II  146;  174  und  das  weiter  unten 
bei  Behandlung  des  .chasement*  (casamentnm)  Angegebene.  —  Ferner:  «fie  v6s" 
Chey.  Og.  4915:  „Dont  mes  sire  estes  e  je  sui  vo  fiövös."  Vgl.  ib.  4491, 
4591  etc.  —  Anf  die  Tatsache,  dass  der  senior  dem  homo  Waffen,  Lehen, 
Nahrung  u.s.  w.  stellen  muss,  weist  „norri**  hin.  Foulque  140:  II  en  apele 
Gnillaume  le  marchis  Et  ses  barons  que  souef  a  nonrris.  —  Loh.  II  166:  Un 
damoisiaus  que  Begaes  ot  norri;  ib.  II  189:  Rigaus  Penfant  que  vous  (seil. 
Begues!)  avez  norri.  —  Pepin  sagt  mit  Bezug  auf  die  Lothringer  (Loh.  II  65): 
Et  j'ai  deus  contes  dedans  ma  cour  noris,  II  sont  mi  homeet  de  mon  fiefsaisis: 
—  Anseis  11329:  Et  l'emperere ....  s'en  maine  ses  noris.  ib.  26  (Hs.  D.) . . . . 
sa  mesnie,  sa  gent  que  il  avoit  noirrie.  —  Ygl.  Raoul  6454,  lOdß]  Enf.  Og. 
6151;  Loh.  I  146,  172;  Aue. 37/14  etc.  Schliesslich  „saisis'*:  Loh.  161:  Et  de 
Cambrai  se  vos  restiez  saisis.  Vgl.  Aiol  8108,  8175,  10289;  Renaus  405|12; 
Mort  Aym.  611;  Loh.  I  280. 

3)  Es  werden  mit  „vassal**  bezeichnet:  Der  König  (Aiol  10780;  Sax.  I  9; 
Loh.  I  29),  der  E^ronprinz  Charlot  (Enf.  Og.  2243),  Herzöge  (Aquin  2231;  Sax. 
II  10,  176;  Enf.  Og.  5348;  Loh.  I  49,  216),  Grafen  (Mort  Aym.  2923,  Foulque 
4;  Loh.  m  51;  Elie  2700;  Rol.  558;  Jourd.  876).  In  der  Bedeutung  „Ritter« 
findet  sich  v.  ferner  in:  Aquin  2470;  2475;  Enf.  Og.  1148;  Mort  Aym  3808;  Loh. 
I  14.  215;  U  152;  Gir.  de  Viano  12,  168;  Raoul  2054ff.,  Erec  2895;  Elie  1081, 
1906 ;  Foulque  77  (die  Franken  in  ihrer  Gesamtheit)  etc.  „vassal  her"  begegnet 
nns  in  Enf.  Og.  25;  „vassans  hon**  ibid.  5981.  Dem  „ä  loi  de  palasin"  entspricht 
.vassanment*'  (Enf.  Og.  1312)  und  „k  loi  d'ome  nasal«*  (Aiol  4787).  Des  Kämpen 
Tüchtigkeit  heisst  .vasselage".  Roland  1904:  RoUanz  est  pruz  e  Oliviers  est 
sagea:  Ambedni  unt  merveillus  vasselage.  —  ib.  744;  Mort  Aym.  997; 
Saz.I  128;  Elie  66;  Foulque  20;  Loh.  II 125  (Anm.  V.P.Paris);  Erec  92;  231  etc. 
In  ähnlichem  Sinne  wie  ^vassal"  und  „vasselage"  werden  auch  .,baron''  und 
,barnages"  angewandt.  Vgl.  Aymeri  1221;  Gir.  de  Viane  25,  50;  Loh.  III  48; 
Elie  271;  Rol.  125;  Mort  Aym.  6,  20,  2091,  2132,  8139,  3158,  3172;  Loh.  I  58  etc., 
wobei  allerdings  zu  bemerken  ist,  dass  nbaron''  und  „barnage "  gleiohhäufig  im 


410  Ferdinand  Werner 

(Loh.  I,  49,  note):  „Ce  mot,  toujours  synonyme  de  chevalier,  n'entraine 
avec  lui,  dans  nos  anciens  poemes,  la  moindre  id6e  de  d^pendance  f^odale.** 
Vgl.  ib.  II,  44  und  Ducange  VI,  741  ff.  — 

6.  „vavasor"  wird  von  Waitz  (VI,  53)  als  Nebenform  von  vassallus 
und  als  nur  in  den  romanischen  Ländern  vorkommend  angeführt.  Foerster 
bezeichnet  im  Gloss.  zu  Aiol  den  v.  als  Afterlehnsmann.  Ducange  bringt 
unter  v.  eine  Stelle  aus  Hist.  Burg.,  wo  es  heisst :  „vavassores  esse  vassallos 
vassallorum",  und  er  charakterisiert  unter  „vavassoria^^  diese  als  „minus 
feudum".  Das  tut  auch  G.Paris  in  der  Introd.  zu  Orson,  p.  XLIV,  note  1: 
„Un  vavasseur  et  un  homme  noble  de  condilion  moyenne".  —  Vgl.  noch: 
Glasson  IV,  285  (note),  315;  Schröder  384. 

Ein  scharf  gezeichnetes  Bild  des  Rechtsstandes  eines  „vavasor''  gibt  das 
Epos  nicht.  Der  v.  erschemt  als  adliger  Mann^)  und  als  „vilain''*).  In 
den  meisten  Fällen  ist  er  arm')  und  wenig  angesehen^).  Doch  gibt  es 
auch  V.  in  gehobener  Lage').     Wir  sehen  solche  am  Hofe  des  Königs,  der 

eigentlichen  Sinne  den  Feudalen  bezw.  die  gesamte  FeudalitSt  bedeutet  (Foul- 
que  88,  93;  Mort  Aym  967;  Sax.  II 110;  185;  Gir.  de  Viane  1 ;  Amis  389a.6.  f.). 
Aach  sei  hier  beiläufig  erwähnt,  dass  Heilige  den  Ehrentitel  nber"  tragen. 
(Vgl.  Gir.  de  V.  113,  177;  Gorm.  374;  Mort  Aym.  1447  etc.). 

1)  Charroi  919:  La  fu  Gamiers,  uns  Chevaliers  nobiles,  Vavassors  fu.... 
Fierabr.  138:  La  v^ssiez  pasmer  maint  baron  vavasseur  (Assonanz!)  —  Aiol 
1371:  Vauasors  de  la  tere,  mout  gentiez  hom.  —  Orson  1027:  uns  frans  vava- 
(ors.  —  Auberi  (Tarb^)  104:  Et  si  sui  fix  a  t  noble  vavassour. 

2)  Gayd.  72  und  80  heisst  es  von  einem  vav«:  Li  dos  Joi£froiB  don  pais 
le  cbasa,  Por  i*  boijois  que  a  Anglers  tua.  Obzwar  dieser  v.  als  ,;gentiz  bom*' 
bezeichnet  wird,  trägt  er  doch  fortgesetzt  den  Titel  „vilain",  ist  auch  mit  der 
charakteristischen  Waffe  der  „vilains",  der  „massne"  ausgerüstet;  (s.  Hfiner- 
hoff!)  vgl.  Gayd.  75  f.,  213,  223,  231.  Er  besitzt  Vieh  und  Land  (ib.  72,80). 
Denen,  die  ihn  als  „vilain**  bezeichnen,  ruft  er  in  schlichtem  Stolze  zu  (Gayd. 
213):  Cil  est  vilains  qui  fait  la  vilonnie. 

8)  Fierabr.  18:  Fils  ä  un  vavasor,  de  povre  gent  sui  nös.  —  Girb.  de  Metz 
527/1:  Uns  vauassors  poures.  —  Erec  375:  Uns  vavasor  auques  de  jors  Mes 
mout  estoit  povre  sa  corz.  —  Aiol  10345:  Dens  ne  fist  uauansor  de  si  ponre 
parage.  -  Chev.  Og.  10213:  Li  vavasor  qui  povertös  argn6.  —  Escoufle  2234: 
....  povres  vavasors/'  --  Kose  1674:  Ge  n'est  pas  dons  de  vavassor;  Non,  ainz  est 
douB d'empereor.  >-Guill.  de  Pal.  3608:  Ou  fil  d'un  povre  vavassor:  Ereo  485 ff. 

4)  Olivier  gibt  sich  (Fierabr.  14)  dem  Helden  dieses  Epos  als  Sohn  eines 
vav.  Ysor^s  ans.  Der  stolze  Heide  erwidert  (ib.  15):  „Ne  joustai  k  nul  homme 
de  si  bas  parent^,  S'il  ne  fu  rois  on  quens  ou  amirans  clamös ;  Et  se  or  t'ochioie, 
mes  pris  seroit  mont^s?  Certes,  ains  en  seroit  laidement  avillös,  R'aa  fil  de 
vavasour  seroie  en  canp  mellös."  —  Gir.  de  Viane  36:  Ne  doit  nus  Rois,  c'est 
veritö  provöe,  La  vavassore  prendre  de  sa  contröe;  ib.  37:  Vos  vos  porois 
hautement  marier  A  fille  a  Boi,  ou  ä  duc  ou  k  per. 

5)  Auberi  (Tarb6)  104:  Et  si  sui  fix  a  t  noble  vavassour^  Gantier  ot  non; 
de  Gondrant  tint  Tenor.  —  Aiol  6288:  un  riebe  vaiiasor.  ~  Dass.  Foolque  97; 


KöDigtam  und  Lehnaweaen  im  fransösiacheh  Nationalepos  411 

im  Rosenromcui  aus  ihnen  seine  „baillis^'  erwählt  ^).  In  den  Zitaten  ist  darauf 
verwiesen,  wie  der  Assonanzenzwang  auch  bei  der  Verwendung  von  „vavasour*' 
beachtet  werden  muss.  Schliesslich  wird  v.  mitunter  auch  schlechthin  als 
„Lehnsmann''  zu  übersetzen  sein  und  dürfte  dann  dem  „vassus''  oder  „vassallus'* 
der  historischen  Urkunden  entsprechen'). 

7.  Ausser  den  Benennungen  „hons'',  „fiev^'',  »,chas6s'S  „saisis",  „norris'* 
etc.  findet  man  im  Epos  noch  andere,  die  auf  das  Treuverhältnis  des  Lehns- 
mannes zum  Herrn  hinweisen:  y,drus'',  y^amis'S  „privez'*')  (s.  Glasson  11^  501, 
520,  582,  600;  Brunner  11,  99;  Schröder  26;  Grimm  I,  383),  wobei  jedoch 
bemerkt  werden  muss,  dass  diese  Ehrentitel  im  allgemeinen  nur  den  ver- 
trautesten Freunden  des  Herrschers,  also  der  „trustis'S  den  „Antrustionen'' 
beigelegt  werden. 


fib.ms.  7188  allerdings  povre  v.).  —  Vgl.  Lancelot  2077;  Yvain211,  780;  Robert 
3713:  Li  boin  vavasor  de  1a  tere  Qui  boin  sont  en  pais  et  en  gaere  /.  —  ibid. 
4083:  Et  vavasor  de  grantparage.  —  Gaill.  de  Pal.  1878:  Tant  duo,  tant  prince, 
tant  eontor,  Tant  vavassor  de  grant  tenue.  Dieser  Besitz  geht  allerdings  mit- 
nnter  durch  Versohuldong  verloren.  Chev.  Og.  10214:  Casenns  avoit  sa  grant 
tiere  vendae  As  grans  tornois  les  rent  des  pendues.   Vgl.  ib.  10610;  £rec515ff. 

1)  Aiol  185:  Asses  i  treueres  dus  et  contours  Vesques  et  archeaesques  et 
nanasours  (Assonnanz!).  —  Rose  588:  De  vavassors  fesoit  baillis. 

2)  Vgl.  Zit  1.  —  Orson  3037  „vavasor  et  princier".  —  Loh.  I  273: 
Quant  la  nouvelle  en  vint  k  Tost  Pepin,  Cil  vavassor  en  sunt  monlt  esbahi  Qui 
ont  perdu  lor  nevoos  et  lor  fls.  —  Loh.  III  64:  Ses  vavasors  manda  de  son 
palz,  Et  ses  sergens  por  le  pas  retenir.  —  Sax.  I  47:  Mos  se  je  ai  le  los  de 
mea  consoilleors  Nos  ferons  amasser  princes  et  vavassors  Chevaliers  et  sergenz 
les  granz  et  les  menors  (Assonanz!).  ~-  Fierabr.  138:  La  vöissiez  pasmer 
maint  baron  vavasour.  —  Anseis  10943:  baronet  vavasor;  —ib.  3253:  li  nostre 
vavasor  etc. 

3)  Aiol  3386:  Loeys  fu  a  piet  entre  ses  dms.  —  Ohev.  Og.  833:  Ealle- 
maine  e  k  ses  millors  drus*,  Aiol  7511:  . . .  drus  le  roi  et  conselliers  prines.  — 
Anseis  1344:  ...roi  Anseis  si  baron  et  si  dm.  —  Renaas  134/13:  li  Earlemaine 
dm. . .  ib.  133/37:  li  ami  et  li  dru  Gir.  de  Viane  25:  ses  drus  et  ses  amis-,  vgl. 
ib.  74,  175,  176.  —  Sax,  I  52:  mi  dru  et  mi  demaine;  ib.  I  207:  li  baron  et  li 
dm.  —  Loh.  II  141:  Ou  est  alös  mis  drus,  li  dos  Garins.  —  Mao.  7:  0  le  roi 
Biet  au  boire  et  an  mangier,  Et  s'est  li  uns  de  ses  drus  plus  priv^s.  Chev.  Og. 
6507:  Es  vos  Kallon  et  Namen  le  sien  dru.  —  Gir.  de  Viane  178:  Avec  Bollant 
le  mien  charnal  ami.  —  Sax.  I  64:  Quar  tnit  li  sont  failli  et  privö  et  sauvage. 
Hort  Aym.  4131:  Plorant  departent  et  estranje  et  privö.  —  Sax.  I  228:  baron 
tant  priv6.  —  ib.  I  262:  ami  ne  priv^.  —  Foulqne  103:  En  la  chambre  mande 
T  de  ses  plus  privös.  —  Doon  275:  Je  m'en  conseillerai  ichi  a  mez  privös.  — 
Vgl.  Renans  34/8;  Gir.  de  Viane  43;  Guill.  de  Palerne  3705;  Aymeris  4433; 
Fierabr.  43,  166*,  Alisc.  72,  193,  201;  Anseis  6933;  Aiol  8120;  Chev.  Og.  5550, 
8770,  9169;  Sax.  II  19;  Tristran  1922;  Girb.  de  Metz  457/16;  Macaire 
179  n.  B.  w,  o.  B.  w. 


412  FerdioaDd  Weraer 

8.  Die  Bezeichnung  „terrier**^)  wird  von  Foereter  im  Glossar  zu  Aiol 
mit  „reicher  Landbesitzer'^  erklart;  auch  im  Gloss.  zu  Aymeri  heisst  es  von 
dem  t.:  „seigneur  qui  possdde  des  terres'^  Ein  t  kann  also  Lehnsherr  und 
Lehnsmann  sein,  was  ja,  wie  weiter  unten  ersichtlich,  für  alle  Feudale,  auch 
den  König  gilt. 

Die  Gesamtheit  der  Lehnsmannen  ist  die  „maisnie'^')  (vgl  Flach  11, 
455 ff.).  Leute  einer  maisnie  sind  „amaisni^''  (Chev.  Og.  8865)  oder  „li 
maisnier**  (Anseis  8159). 

9.  Wer  kann  nun  alles  Lehnsmann  sein?  Da  ist  es  zunächst  bemerkens- 
wert, dass  der  König  nicht  nur  als  „hom*'  des  Herrn,  der  die  Welt  p^ert" 
(vgl.  S.  Iff.),  sondern  auch  als  Lehnstrager  eines  seiner  eigenen  Vasallen 
auftritt.     So  wird  Pepin  von  Garin  mit  Soissons  belehnt'). 

Graf  Doon  will,  imi  von  Karl  die  Erlaubnis  zu  erhalten,  Vauclere  zu 
erobern,  den  König  mit  der  Grafschaft  Maience  belehnen  (s.  Zitat  3). 

Von  Königen,  die  im  Vasallenverhältnis  zur  fränkischen  Krone  stehen, 
wurde  bereits  (vgl.  S.  39,  Zit.  2)  gehandelt 

Auch  die  Heidenkönige  haben  königliche  Lehnsmannen.  So  befinden 
sich  in  der  Begleitung  des  Aufarion  4  „roi  chas4"  (Narb.  6053;  vgl.  S.  39, 
Zit.  2).  Von  fürstlichen  Vasallen  des  fränkischen  Hauses  ist  in  Ab- 
schnitt n  die  Bede.  Über  die  Geistlichen  als  Konigsvasallen  s.  Massing 
122  ff.  u.  sonst;  Schröder  388. 

Wie  der  König  Mann  eines  seiner  Fürsten  wird,  können  auch  diese 
zueinander  in  ein  Lehnsverhältnis  treten^). 

1)  Aiol  4832 :  La  fa  Bemars  pendus,  n*  mout  riebe  terriers,  II  tient  Roi- 
morentin,  im  grant  castel  pienier  etc.;  vgl.Aym.  2132.  —  .terriers*  findet  sich 
auch  in  anderer  Bedeutung;  Aiol  10009:  Puis  prissent  Pampelnne,  les  mura  et 
les  terriers  (Godefroy!). 

2)  Aiol  3689:  L'enperere  de  Franche  ...  Li  fist  tant  a  I'ostel  acaroier, 
DoDt  il  pora  bien  paistre  -x*  chcualiers  Et  tenir  de  maisnie  et  costengier;  ib. 
3723:  Or  tient  Aiols  meisnie  de  chenaliers.  —  Loh.  II  147:  De  ma  mesnie  serez, 
je  le  von«  pri.  —  Von  der  m.  des  Königs  hören  wir  Aye  48 :  la  mesnie  Karlen. 
>-  Anseis  26;  Chev.  Og.  3943;  Aiol  3805;  Amis  1841;  Yoyage  III  454;  Loh.  I 
60;  Sax.  II  64,  103  etc.  —  Von  der  eines  Grafen:  Raoul  1262,  1537;  Aiol  3197, 
3209;  Loh.  I  152  n.  s.  f ;  von  der  eines  Herzogs:  Aye  49,  86,  92,  93,  95  u.  s.  w.; 
von  der  eines  „amiral":  Aquin  2096  etc.  —  Die  Heiden  sind  (Chev.  Og.  9841): 
„la  maisnie  Mahon"  oder  „la  m.  Apollin"  (Loh.  I  101). 

3)  Loh.  I  144:  La  cito  prent  et  recoit  de  Garin  . . .  Les  vavassors  fait  doa 
pais  venir,  La  feantö  en  prent  del  dux  Garin;  Vgl.  ib.  I  286:  Begnes  betont  gegen- 
über dem  Fromons:  Gar  mes  linagos,  mes  ancestres  la  tint:  Reconquis  Pa  li 
Lohörens  Garins,  Si  l'a  donn^e  l'emperöor  Pepin.  —  Doon  218:  Et  11  te  quitera 
tonte  sa  cont6ö,  Maience  le  resnö  et  trestout  l'eritö,  Si  t'en  revestira  devant 
tout  le  barnö. 

4)  Graf  Julien  bezeichnet  die  Söhne  Aymeris  als  seine  Herrn.    £lie  864: 


Königtum  und  LehnsweeeD  im  franzönacfaen  Nationalepo«  413 

Ebenso  kann  der  Führer  einer  Sippe  deren  Lehnsherr  sein^). 
Femer  gelangen  „vilains''  in  den  Besitz  eines  Lehens'). 

2.  Das  Lehen;  seine  Namen  und  seine  Arten. 

1.  Die  Benennungen  der  geschichtlichen  Quellen  für  Lehen  finden  sich 
im  Epos  nur  teilweise  vertreten.  So  lassen  sich  beneficium,  precaria,  preca- 
rium,  praedium,  sub  usufructuaria,  fiscus  (vgl.  Waitz  VI,  Iff.,  112  ff.)  in 
den  angesogenen  Epen  nicht  nachweisen.  Während  Waitz  den  Sprach- 
gebrauch der  historischen  Tradition  wenig  konstant  findet»  bemerkt  Seeliger 
(Waitz  VI,  6  und  130),  dass  in  den  Urkunden  precarium  und  beneficium 
stets  unterschieden  seien. 

Die  Bezdchnungen  alodium  (Erbgut»  ib.  4),  feudum  oder  fevum  (ib.  131, 
erschdnt  in  Südfrankreich  am  Anfang  des  10.  Jahrhunderts  und  ist  gleich- 
bedeutend mit  beneficium),  casamentum  (ib.  134f.,  casare  ib.  135,  casati 
ebda.)  und  donum  finden  sich  aber  auch  in  der  epischen  Dichtung. 

2.  Das  Allod  (alues)  ist  allerdings  dort  recht  selten  zu  belegen  (Falk 
p.  51).     Dafür  sind  aber  die  Beispiele  ziemlich  deutlich.     So  stellt  sich  die 


Che  8ont  mi  droit  signor,  a  dieu  reo  ge  sala.  —  Graf  Anseis  von  Vuimeu  ist 
Lehnsmann  des  Herzogs  Huedon  von  Lengres  (Auberi,  Tob.  166/1  ff.).  Der 
„GhateUins  Landris*'  von  Yauldoine  wird  mit  mehreren  Grafen  aus  der  „Geste 
Fromons"  zum  Lehnsmann  Garins  (Loh.  11  44).  Baudonin,  ein  Lehnsmann  des 
Grafen  Guts  überträgt  sein  Lehen  dem  Herzog  Sansez  (Doon  36).  —  Vgl. 
Aymeri  336;  Jourd.  48,  934;  Esconfle  155,  320  eto. 

1)  Aiol  4431 :  On  estes  nous,  dist  il,  mes  parentes,  Voos  qui  de  moi  tenes 
boars  et  chites? 

8)  Beton,  der  Engel  des  Herzogs  Boves  überträgt  dem  Jongleur  Daurel  die 
Verwaltung  seines  Landes:  Daurel  2070:  Totas  mas  terras  vos  antrat  per  mandier. 
Daarel  sagt  selbst  zu  Boves  (ib.  86):  „E  son,  senher,  vostre  om,  d'un  riebe 
castelier  Qne  hom  apela  Monclier*'.  Auch  der  Emir  von  Babylon  will  Daarel 
belehnen  (ib.  1226) :  E  dar  vos  ai  nna  de  mas  cieatat[s]  Aar  et  argent  ares . . . 
Auch  der  „vilaln"  Varocher  in  Macaire  erhält  ein  Lehen  (Macaire  263,  308).  — 
In  Foulque  122  heisst  es:  Un  sage  mire,  homs  Tiöbaut  et  ses  dms.  —  In  Loh. 
II  18  sagt  Begues  in  Ausübung  seiner  Seneschallwttrüe  zu  dem  Koch:  „Viens- 
9a  tost,  biax  amins.  Tu  es  mes  hons  et  de  moi  dois  tenir;  Je  te  donrai  ma 
reube  qae  J'ai  ci,  Je  te  semons  que  tu  viegnes  o  mi  Et  ti  sergent,  qnanque 
j'en  voiB  icl;  Cr  -r  parra  com  tu  sauras  förir.  Die  Gewerbetreibenden  von 
Pavia  werden  als  „bommes"  des  Königs  Boniface  bezeichnet  (Aymeri  2181). 
Obawar  (ib.  2129)  von  ihrem  Herrn  mit  „seignor**  angeredet,  werden  sie  (ib. 
2241)  ab  „vilain'<  angefahrt  —  In  Gir.  de  Rouss.  §  439  lesen  wir:  En  la  cito 
d'Orltens,  il  y  avait  an  juif . ...  qui  donnait  ohaqne  annöe  a  Fouque  (n.  b. 
comte;  vgl.  Langlois)  ponr  son  fief  quinze  mnids  de  froment. . . .  autant  de  vin, 
trois  serfs  de  saison  i  la  Saint-Mathieu,  quinze  vaohes  grasses  ä  la  Saint-Andrö. 
Vgl.  ib.  §§  106,  106,  118  u.  s.  w. 


414  Ferdinand  Werner 

Grafschaft  Flandern  als  AUod  dar^).  Dasselbe  gilt  von  Roussillon  *).  In 
Südfrankreich  überhaupt  ist  die  Grafschaft  aUodial  (Mayer  11^  407).  Audi 
Herzog  Boves  vonAntona  nennt  sein  Land  „alues"  (Daurel  15);  desgldchen 
heisst  es  von  dem  Besitze  des  Herzogs  Garnier  (Aye  82):  „II  estoit  ses 
alues,  si  l'a  de  vos  (seil.  Karl)  repris."  Dieses  „repris^'  beweist,  dass  das 
AUod  kein  vollständig  von  der  Krone  unabhängiges  Eigenlehen  war.  Und 
insofern  trifit  die  Behauptung  der  Assises  de  J6ni8.  I,  399,  dass  man  das 
Allod  allein  von  Gott  trug,  im  Epos  nur  für  das  gottbegnadete  Königtum 
zu,  dessen  „alues''  ja  Frankreich  ist  (vgl.  Foulque  12,  67;  Loh.  U,  99, 
101,  223).  8.  dazu  auch  Foulque  8,  wo  es  vom  Bohne  des  Grafen  Hugo 
heisst:  Et  raurai  femme  fille  d'un  emper^re  Qui  metra  lor  aluex  en  doaire. 
Zu  Allod  cf.  Wamk.  II,  345. 

3.  Weit  häufiger  finden  wir  im  Epos  für  Lehen  die  Bezeichnungen  „Ref^^^), 
„chasement"  *),  „onor"*),  „tenement"'),  „terre"''). 

1)  Auberi  (Tob.)  107/8  C'est  ses  alues,  ia  ne  uos  iert  cele;  Cis  qai  la 
tient,  le  sert  a  volente  £n  son  palais,  qoant  il  U  uient  a  gre,  Et  en  bataille 
qnant  11  rois  Ta  mande.    L'en  sett  li  cuens  a  moult  riebe  barne. 

2)  Girars  verlangt  von  Karl  für  die  ihm  von  diesem  abgenommene  Fran 
,,qae  le  m'octroie,  i  moi  et  ä  mon  lignage  mon  fief  en  alleu,  sans  hommage  (Gir. 
de  R.  §  81).  Und  es  heisst  dann  ebenda:  11  fut  relevö  de  son  hommage  et  re- 
(ot  soQ  fief  en  allen.  Allerdings  wahrt  sich  Karl  das  Wildbanarecht,  ib.  §  33 : 
Le  bois  de  B.,  les  herbages  et  les  prairies,  les  miena  ont  coutüme  d'y  chasser 
en  riviöre.  Je  veux  qne  voas  me  le  laissiez;  ib.  §  40:  Girart  n'est  pas  mon 
homme  et  ne  tient  fief  de  moi.  En  lui  faisant  du  mal,  si  je  le  puls  je  n'agirai 
pas  döloyalement.  J*irai  k  R.  prendre  mon  droit:  la  chasse  en  bois  et  en 
riviöre  et  mon  conroi  (von  P.  Meyer  in  einer  Fussnote  als  eine  Art  des  „droit 
de  gite*'  erklärt).  Girai's  sagt  selbst  (§  49):  „Car  je  tieng  en  alen  tont  mon 
duchö.  Je  n'lrai  pas  ä  sa  coor  de  tout  rötö",  ja,  in  §  64  geht  er  noch  weiter: 
„Ronssillon  a  tonjours  ötö  Talen  de  mon  p^re'*  und  er  rühmt  sieh  in  §  55:  „de 
la  Loire  jnsqu'ioi,  je  tiens  tont  le  pays  en  aleu.    Je  n'lrai  pas  k  aon  jngement 

•tant  qne  je  vivrai.  Anch  bemerkt  ein  Vasall  Karl  gegenüber:  „Que  RoasBÜlon 
est  vöritablement  un  aleu:  son  pöre  n'a  Jamals  servi  personne,  et  il  ne  voos 
servira  pas  non  plns'*.  Vgl.  auch  S.  84,  1.  Allode  werden  noch  erwähnt: 
Gir.  de  Viane  120  (das  Herzogtum  Viane);  Sax.  I  20;  Gorm.  165 f.,  435. 

8)  Zar  Etymol.  von  „fief*  s.  Dncange  unter  feodum  und  Glasson  IV  284; 
fief  (oder  fi6)  ist  zu  finden:  Aye  3,  4,  8;  Foulque  29,  114;  Anseis  3,  505,  8502, 
8828  etc.,  Mort  Aym.  3419;  Aiol  4663  f.,  Renaus  100/29,  101/8  und  an  zablloaen 
anderen  Stellen. 

4)  Zu  „chasemenf*  vgl.  Duc.  casamentum,  anch  S.89,  Zit.2;  Godefiroy  II  82, 
83;  Ebel  54;  G.  Paris,  Bomania  XVII  158.  Mayer  bemerkt  (II  20  f.)  einen 
Untersciiied  zwischen  casamentum,  feodum  und  beneficium.  Danach  war  das 
cas.  zunächst  nicht  erbliches  sondern  lebenslängliches  Lehen.  Schliesslich  (ibi 
II  20  f.  Anm.)  bedeutet  cas.  schlechthin  „Lehen".  P.  Meyer  bemerkt  zn  chase- 
ment  auf  Seite  70  seiner  GirartUbersetzung  (Note  4):  „Je  conserve  les  ex- 
pressions  dn  texte  sans  ponvoir  d6terminer   le  sens  pröois  de  obaeune  d'elles. 


KÖDigtum  uDcl  LehnBwesen  im  franzÖBuschen  NatioDalepos  415 

Weitere  Benennungen  für  Lehensgüter  sind:  casal  (Enf.  Og.  1757; 
Gui  de  Nant.  8;  vgl  Assises  de  J^r.  11,  498);  den  (Loh.  III,  226);  iret^ 

BJLB8  mtoe  affirmer  que  l'aatenr  ait  entendu  d^igner  par  honnear  et  par  chase- 
ment  denz  sortes  de  bönöfices.  L'an  et  l'autre  sont  conc^ös  ä  titre  viager, 
du  moins  k  l'origine.  La  difförence  est  que  le  caBamentum  est  toojonrs  une 
eoncession  de  terre,  tandisque  l'honor  est  nne  concessioD  quelconque,  eelle  d'une 
dignit^  par  terre".  Derselbe  sagt  (Gir.  de  Ronss.,  Introd.  LXVI):  „Mais  in- 
döpendamment  de  lears  biens  li^reditaires,  certains  barons  ont  des  tcrres  en 
chasement,  c'est-H-dire,  qui  leur  ont  ötö  concödöes  k  titre  viager  par  leor 
seigneur*.  Ducange  zieht  (II  218)  Brüssel,  üaage  gSnSral  des  fiefs  ehap.  8, 
an,  wonach  das  casamentnm  von  feudam  zu  unterscheiden  sei  als  ursprünglich 
nur  lebenslSngliche  Leihe,  ffir  die  jährliche  Anerkennungsgebtthren  zu  zahlen 
waren.  Auch  Warak.  betont  den  Rentengutscharakter  des  cas.  (Warnk  I  246). 
Die  «casati"  waren  (s.  ibid.)  ursprünglich  unfreie  Eolonen.  In  den  Epen  findet 
sich  chasement  in  der  allgemeinen  Bedeutung  „Lehen'':  Loh.  I  123:  Quant 
i  Begon  donnas  en  chasement  La  duohetö  de  Gascongne  la  grant.  —  Doch 
scheint  hier  ein  Anklang  an  die  ursprünglich  nur  lebenslSngliche  Übertragung 
des  chaa.  vorhanden  an  sein.  Denn  nach  des  edlen  Begues  traurigem  Ende 
(durch  Menchelschnss  auf  der  Eberjagd)  klagt  seine  Gattin  (Lob.  II  267):  „Et 
s'en  iront  mi  Chevalier  gentis  En  autre  terre  autre  seigneur  servir'*.  Dennoch 
bleibt  das  Land  im  Besitz  der  Lothringer,  da  es  der  König  ihnen  wiederverleiht, 
allerdings  nnter  Zurückbehaltung  des  militärisch  wichtigen  Gironville  (Loh.  III  84). 
Bezeichnend  für  die  geringe  Beständigkeit  des  Sprachgebrauchs  im  Epos  ist  es, 
daas  dieses  „chasement'*  auch  als  „tileW*  allerdings  des  Königs  und  des  Saint 
Bertin  bezeichnet  wird.  Loh.  II  99:  Vengne  li  rois  son  aleu  maintenir^  ib.  II 
223:  Outre  Gironde,  ez  aleus  Saint-Bertin  Que  me  donna  Pemperöres  Pepins; 
vgl.  ib.  II  101:  Vengne  li  rois  acquiter  son  pais.  Hier  sei  gleich  erwähnt,  dass 
auch  das  Beich  des  Königs  als  solches,  nicht  nur,  wie  schon  früher  gesagt,  sein 
„fief  *  oder  sein  „alnes'*  sondern  auch  mehrfach  sein  „chasement"  genannt  wird 
(Narb.  1324,  3505:  vgL  ib.  6421,  6486:  Boeves  3814,  3817;  Yoyage  757;  Capet 
221;  Aymeri  749,  2044).  Zu  chas.  in  der  Bedeutung  «JiChen"  s.  noch:  Loh.  I 
128:  SHl  echaioit  terre  ne  quasement:  Capet  196:  Je  sui  ne  connestablez  de 
Franche  proprement,  Contez  de  Danmartin  j'en  tieng  le  quasement;  Otinel  73 ; 
Aye  99 ;  Fierabr.  151  etc.  etc.  Der  im  Besitze  eines  chas.  lebende  Mann  ist  der 
.chaaö*  (s.  auch  S.  89,  Zit.  2).  Foulqne  98  (ms.  7188} :  Tous  li  chasez  de  France. 
—  Saz.  I  147:  li  prince  et  li  chasö.  —  Girb.  de  Metz  445/40:  baron  chaseis. — 
Mort  Aym.  2840:  riches  chasez.  —  Gir.  de  Viane  179:  mi  home  et  mi  chasö.  — - 
Chev.  Og.  9532:  conte  caseis.  -  Cor.  L.  1279  (ms.  C.)  As  dus  as  contes  as 
princes  as  casös.  —  Charroi  24:  princes  chasez.  —  Aquin  2404:  Que  ils  ont  de 
maint  grant  terre  chacö.  —  Vgl.  Foulque  103;  Otinel  73;  Aquin  2022,  2117; 
Aiol  9248;  Loh.  U  34  u.  s.  f. 

5)  (Zu  S.  94.)  Zu  nonor**  siehe  ausserdem,  was  P.  Meyer  darüber  sagt,  (vgl. 
Zit.  4)  Godefroy  und  Brunner  II  255  (honores  =  ehrenrechtliche  Befugnisse), 
„onor*  (über  die  versch.  Formen  s.  Godefroy!)  findet  sich  in  der  ursprünglichen 
Bedeutung  »Ehre''  in:  Gir.  de  Yiane  142;  Loh.  II  210,  235,  Ul  5;  Jourd.  8866; 
Enf.  Og.  1909,  2809;  Yvains  568,  779;  Aue.  38,8  f.;  Erec  836;  Wilhelmsl.  283  usw. 
Ein  Lehen  bringt  Ansehen  und  Ehre,   deshalb  heisst  es  z.  B.  in  Aymeri  779: 


416  Ferdinand  Werner 

(Anseis  4056,  Blie  80)  iretage  (Anseis  108);  marche  (Amis  1869);  mandie 
(Ansei8  723,  9006);  manantie  (Sax.  II,  103;  Berta  162;  Prise  Cord.  862); 
mainbumie  (Foulque  32);  pais  (s.  Zit.  7),  saisine  (Anseis  10825). 

4.  Was  konnte  als  Lehen  vergeben  werden?  Grautier  sagt  darüber 
(Chevalerie  342):  On  a  donn6  toui  en  fief,  des  titres,  des  rentes,  des 
droits,  des  coutümes,  des  terres.  Zunächst  Land  (vgl.  S.  41,  Zit  1),  dana 
Schlösser  (Aiol  6813;  Chev.  Og.  4914,  5390,  8461;  Hervis  3698; 
Destr.  1202  etc.),  Städte  (Gir.  de  Viane  27;  Doon  244,  Renaus  162/36; 
Aiol  7859;  Roland  75  u.  s.  f.),  Abteien  (Chev.  Og.  9964)  und  Klöster 
(Massing  118  ff.). 

Mit  dem  Lehen  waren  Gerechtigkeiten  verschiedener  Art   verbunden^). 


Aymeris  tendra  le  chaBement  De  Nerbonois  et  Tanor  qui  apant  —  Foolqne  35: 
*iiir  citös  et  l'anor  qui  apent.  Vgl.  Amis  2310:  Si  gardercs  vos  honors  et  vos 
fiez;  ib.  1869:  Si  saisirez  vos  honors  et  vob  marches.  —  Sax.  I  48:  les  grase 
bones  honors.  Während  hier  und  in  vielen  Fällen  sonst  „onor"  in  formelhafter 
Wendung  mit  andern  Ausdrücken  zusammen  gebraucht  wird,  sehen  wir  in  Aiol 
5185  ein  „bonnor  terrestre*,  und  in  Foulque  116;  Sax.  II  118;  Loh.  I  124;  Aiol 
8513;  Raoul  6  u.  s.  w.  ist  onor  gleichbedeutend  mit  fief,  wenn  es  auch  ein  ver- 
gebliches Bemühen  wäre,  nach  festgewordenem,  konstantem  Sprachgebranch  zu 
suchen. 

6)  (Zu  S.94.)  £nf.  Og.4332:  Toute  s'ounonr  et  tout  son  tenement  Scbeler 
bemerkt  zu  diesem  Vers:  „tenement  est  un  terme  gönöral  dösignant  toute  espöce 
defief,  seit  noble  seit  roturier;  l'honneur  est  plus  sp^cialement  un  fief  noble*.  Aus 
unseren  Epen  lässt  sich  eine  genaue  Definition  nicht  herausschälen.  Vgl.  Amis 
3278;  Foulque  146;  Loh.  I  254;  Capet  141;  Renaus  343/5  etc.  Zu  „tenement* 
gehört  „tenir*.  Vgl.  Loh.  139:  Montagu  tieng  de  vons.  —  ib.  I  283:  qui  tes 
hons  est  et  de  vous  doit  tenir,  ebda:  Celni  qui  Grantprö  tint.  —  Beispiele 
mit  ^tenir*"  s.  noch:  Loh.  I  49,  51,  II  62,  284;  Loh.  III  68;  Baoul  6033»  7398; 
Gayd.  26:  De  cni  je  tieng  toutes  mes  heritez,  Et  bors  et  villes  et  ohaatiax  et 
citez  .  .  . 

7)  (Zu  S.94.)  Aymeri  4398:  Charles  k  la  barbe  florie  Qui  vos  lessa  ceste 
terre  en  baillic.  —  Gewöhnlich  steht  aber  t.  mit  anderen  synonymen  Ausdrücken 
zusammen,  z.  B.  Loh.  I  276:  la  terre  et  le  pais;  Dasselbe:  ib.  I  115;  II  201; 
m  77;  Mort  Aym.  589;  Amis  602;  Jonrd.  2904;  Aue.  2/6  f.,  6/2f.  etc.  —  Loh. 
I  130:  —  les  terres  et  les  fiös  Et  Pheritage .. .  Aiol  8112 f;  Gir.  de  Viane  100; 
Chev.  Og.  1513  u.  s.  w.  —  Raoul  4122 :  Or  ot  Gautiers  et  la  terre  et  l'onnor. 
Jourd.  2118.  —  Foulque  38:  les  terres  et  les  fiös;  Jonrd.  298:  la  terre  les 
honors  et  les  drois;  Aiol  9614:  tere,  honor  et  signorage.  Auch  das  Königreich 
als  solches  wird  als  «ma  terre  et  mon  pais''  bezeichnet:  Jourd.  2904;  Fonlqne 
141;  Aiol  5373  (Frankreich!).  Mit  terre  verwandt  ist  terriers  (vgl.  Zit  417) 
Doon  184:  la  tour  et  le  terrier;  s.  Raoul  1982;  Mort  Aym.  1014. 

1)  Aiol  3516:  Que  ie  uous  doing  Estanpes  trestoute  quite,  Le  bore  et  le 
marchie  et  Pabeil,  Les  lois  et  les  coustumes  et  les  iustiohes. 


Königtum  und  Lehnswesen  im  französischen  Nationalepos  417 

Ausaerdem  wurden  Ämter ^)  und  Einkünfte^)  als  Lehen  gegeben.     Mit  den 
Ämtern  sind  Lehnsgüter  vereinigt*). 

Ober  Privilegien  vgl  S.  33,  Zit  5  f.   Hierbei  wäre  noch  das  abgabenfreie 
Lehen  za  erwähnen^). 


3.  Das  Iiehnsverhftltnis»  seine  Entstehung  und  Erneuerung»  seine 
rechtlich-sittlichen  Grundlagen  und  seine  Auflösung. 

1.  Das  Lehns Verhältnis  beruht  auf  einem  persönlichen  und  dinglichen 
Element  (Schröder  156)  und  entwickelt  sich  in  mannigfacher  Weise:  Be- 
drängte Ritter  bieten  einem  Grossen  ihre  Dienste  und  ihr  Land  an,  damit 
dieser  sie  gegen  ihre  Feinde  schütze'). 

Junge  landbedürftige*)  Adlige  ziehen  aus  sich  einen  Herrn  zu  suchen ''). 


1)  Kenaos  272/18:  Orvos  donrai  'v  fief  c'ainc  inaisne  voü  doner.  Chamber- 
lana  de  ma  cbambre  a  toujors  mais  seres.  Vgl.  Gir.  de  Bouss.  %  671;  Aiol 
8083 ff.;  B.  auch  oben  16  5  «Der  königl.  Hof  und  die  Hofbeamten"  und  das  in 
Abschnitt  II  über  die  Beamten  der  GroBvasallen  Gesagte. 

2)  Mort  Aym.  1498:  Je  vos  rendrai  Nerbone  la  cito,  S*avrez  les  rentes  et 
les  establetezy  Si  com  avoit  danz  Aymeris  11  bers.  —  Huon  14:  De  'Um*  librea 
lour  croisterai  lonr  fiös,  Si  averont  en  France  le  relief  Si  con  lour  peres. 
Aleacb.  6373:  Par  ci  ne  passe  nus  homs  de  möre  nez  Qai  ä  moi  n'ait  son  tröa 
dölivrö.  Ge  gart  l'Archant,  li  dons  m'en  est  donnez.  —  Vgl.  Fonlqne  17;  Gaill. 
d'Or.  mis  en  nouveaa  langage  141;  Doon  190;  Bran  de  la  Montagne  1905 f.; 
Foulque  42;  Gir.  de  Ronss.  418  etc. 

3)  Loh.  II  236:  Avoc  moi  furent  ehevalier  trente  six,  Veneors  maistres, 
sagea  et  bien  aprins  N'i  a  celui  ne  tengne  fief  de  mi,  Ou  bore  oa  ville,  donjon  ou 
plaiBs6is. 

4)  Narb.  1029:  Me  randi  qaite  ma  terre  et  m'eritö;  ib.  1120:  Li  soit  ses 
fiez  trestoz  qnitez  clamez.  Vgl.  Boeves  2902,  2535;  Narb.  2876,  2862,  4524; 
Hervis  9405;  Baonl  2524;  Mort  Aym.  1539;  Loh.  II  183;  Aiol  321;  Narb.  1119: 
Tot  por  l'amor  qu'i  vos  a  ostelez  Li  soit  ses  fiez  trestoz  quites  clamez ;  De  qan 
qn'i  tient  de  terres  et  de  prez  Ne  m'en  randra  vaillant  'ii-  oös  pelez.  —  Vgl. 
Baonl  4149:  Tonte  ma  terre  te  dolng  en  aqitance;  ib.  4120:  Ma  terre  ara  en 
lige  qit^e.  —  Fierabras  70:  De  moi  tiegne  sa  terre  en  pais  et  en  qnitöe.  — 
Vgl.  ib.  71  f. 

5)  Renaus  412/5:  Frans  dus,  oe  dist  Joffrols  ä  la  chlore  hardie,  Prenez  de  nous 
hommage,  venez  k  l'ost  banie,  Et  nous  vous  jurerons  sur  le  cors  saint  Elye, 
Jamals  ne  vous  faudrons  en  bataille  furnie.  —  Hervis  von  Metz  wird  von 
Pippin  im  Stich  gelassen.  Er  überträgt  deshalb  sein  Land  dem  König  Anseis 
von  Köln,  nachdem  dieser  versprochen  hat,  ihm  Hilfe  zu  gewähren.  Loh.  I  57: 
II  li  jura  devant  tous  ses  amis.    Li  du  le  bese  et  ses  homes  devint. 

6)  Cor.  L.  1369:  Baohelier  estes,  de  terre  avez  mestier. 

7)  So  z.  B.  wird  Forques,  der  Führer  der  norm.  Soldritter  (vgl.  über 
«soudoyer*  Neumann  a.  a.  0.)  Lehnsmann  des  fllichtigen  Herzogssohnes  Miles 
von  Beauvais.     Orson  1249:   Je  deveig  ci  vostre  hon,   et  ma  foi  vous  pleviz 

RommoiMhe  Forachongen  XXV.  27 


418  Ferdinand  Werner 

Der  König  setzt  eine  noch  zu  erobernde  Stadt  als  Lehen  aus^)  oder  gibt 
ein  fiel  für  treue  Dienste^.  Der  Besiegte  wird  Lehnsmann  des  Siegers'). 
Eine  zu  schützende  Mark  wird  verliehen  *),  Dem  eroberungslustigen  bachelier 
ist  viel  daran  gelegen,  dass  der  König  als  oberster  Lehnsherr  ihn  in  der 
Stadt,  die  er  für  sich  erobern  will,  beschützt^). 

Auch  in  wenig  loyaler  Weise  kann  ein  Lehnsverhältnis  entstehen.  Es 
klingt  fast  wie  eine  Erinnerung  an  Clovis'  gewissenlose  Erobererarbeit,  wenn 
wir  lesen,  welche  Vorwürfe  Herzog  Gkmn  der  Sippe  Fromonts  macht*). 

2.  Die  Übergabe  eines  Lehens  wird  durch  die  zustimmende  G^en- 
wart  der  Barone'')    feierlicher  und   bedeutsamer.     Der   zu  belehnende  Mann 

Que  Je  ne  voas  faudrai  tant  con  je  soie  vix.    Je  et  eil  che  valier  que  youb  vees 
ici,  Nons  voas  serviroiiB  tuit  tot  a  vostre  plaisir. 

1)  Aymeri  560:  Prenez  Nerbone,  je  vob  en  veil  proier,  Par  tel  covant  com 
V08  m'orroiz  noncier:  Se  vos  assaillent  11  paien  averaier,  Secorrai  voa  o  moi 
maint  Chevalier.  —  Vgl.  Gaufrey  1;  Prise  de  Pamp.  271  ff.;  Orson  1466. 

2)  So  werden  die  Grafen  Amis  und  Amilea  für  die  Dienste,  die  sie  ihrem 
König  erwiesen  haben  belohnt.  Amis  277:  Chascun  donra  quatre  chastiax  en 
fi^  Outel  citöqui  moultfait^  prisier.  ~  Vgl.  Aiol  10276 ff.-,  Raoal23;  Ayel07; 
Fonlque  99,  146;  Raoul  182  ff.  Erec  4490  findet  sich  ein  Beispiel  dafHr,  daS 
jemand  zum  Dank  für  geleistete  Hilfe  Lehnsmann  eines  andern  wird:  Qne  des 
mains  a  mes  anemis,  M'as  git6  par  ton  vasselage?  Sire,  je  te  vuel  feire  ho- 
mage:  Toz  jorz  mes  avaec  toi  irai,  Con  mon  seignor  te  servirai. 

3)  Aiol  3473:  Dont  ert  li  quens  tous  quites  par  saint  Denis;  Ja  ne  11 
coustera  deus  paresis,  Fors  que  de  nous  tenra  tout  son  pais.  —  Loh.  II  44:  Li  quens 
Gnillanmes  11  sire  de  Monclin  Et  de  Verdun  li  ricbes  Lancelins,  Cil  de  Grant- 
prö,  Hues  qui  Retel  tint  Devinrent  home  au  Loherenc  Garin.  Halms  de  Bordelle 
et  li  quens  Harduins,  Li  quens  Guillaumes  et  Bouchars  li  floris,  De  la  Valdoine 
li  chastelains  Landris  Homes  devinrent  ä  Begon  le  marchis;  ib.  III  37:  Ses  homs 
deviögne  Fromons  li  postöis,  Et  je  möismes  qui  la  parole  di.  —  Rcnaus  37/22: 
De  vos  tenra  sa  terre  et  tot  son  chassement.  —  Raoul  4008;  Roland  432; 
Huon  189;  Boeves  642,  1823;  Meriadues  220,  2344,  6865  ff.  etc. 

4)  Girb.  de  Metz  524/26:  Je  vos  otroi  Gironuille  a  tenir,  Enuers  Fromont 
Bereis  plus  pres,  amins.  Se  proudons  estes,  vos  sereis  ml  amin,  Bien  me  deureis 
bonoreir  et  seruir.  —  Loh.  II  219:  En  ceste  marche  m'a  haubergiö  Pöpins. 

5)  Narb.  3002:  Se  je  conquier  o  cito  o  donjon,  Cordres  la  riche,  o  sont  li 
Eflclavon,  Droiz  ampererc,  oltroie  moi  le  don  Que  je  la  tiengne  de  par  le  roi 
Gbarlon.  Le  treüage  vos  en  envoierom.  —  ib.  3019:  Homaje  fet  au  roi  tot 
maintenent  Por  le  socors  que  li  vet  prometent    Vgl.  Doon  192  ff.,  344  ff. 

6)  Lob.  I  130:  Garlain  vostre  aive  ne  volez  forlignier  Qui  son  parrain 
murdrit  en  un  mostier,  A  Bon  signor-lige  coupa  le  cbief  Et  son  cousin  fit  en 
nn  sac  noier  Dont  vous  tenez  les  terres  et  les  fiös  Et  Phöritage,  k  tort  et  k 
pecbiö :  Sissons  tollistes  au  cortois  Berangier.    Vgl.  Jourd.  516  ff. ;  Fierabr.  120. 

7)  Gir.  de  Viane  20:  Li  damoisel  firent  molt  k  prisier.  —  Font  li  bomaige 
voiant  maint  cbevalier.  —  Vgl.  Lob.  I  57;  Raoul  651  f. 


Königitim  und  Lehnsweeen  Im  franzdRischen  Nationalepoe  419 

huldigt  seinem  Herrn,  indem  er  seine  Hände  faltet^)  und  vor  ihm  nieder- 
kniet*). Dann  wird  dem  Huldigenden  der  Lehnseid  vorgesprochen  und  von 
ihm  wiederholt').  Der  Schwur  kann  auch  auf  Reliquien  abgelegt  werden 
(vgl  Zit.  3  und  Loh.  I,  117;  Renaus  412/15  ff.).  Sind  Huldigung  und 
Tieueachwur^)  erledigt^  so  überreicht  der  Herr  dem  Manne  ein  Pfand  als 
Symbol  der  Belehnung'). 

Der  nunmehr  als  „en  droit  fie  reuestis"  (Aub,  Tob.  134/27),  ab  „fievez** 
(Aym.  683),  als  „de  (Fennor  oder  fief)  „chasez''  bezw.  saisis  (ib.  682;  Re- 
naus 405/12;  Loh.  I,  280;  Aiol  8168  etc.)  zu  betrachtende  Ritter  erhält, 
sofern  er  mit  einem  Schloss  oder  einer  Stadt  belehnt  ist,  die  Schlüssel 
dazu*).     Den  Dank  und  die  demütige  Ergebenheit  („humiliti")  des  Lehns- 


1)  Roland  222:  Quant  90  vus  mandet  li  reis  Marsilinn  QuMl  deviendrat 
jnintes  ses  mains  vostre  hum^  ib.  696:  Jaintes  sea  mains,  iert  vostre  cumandez: 
De  TOS  tiendrat  Espaigne  le  regnet.  —  Aiol  8479;  £lie  1201. 

2)  Auberi  (Tarbö)  151 :  Trös  devant  lai  se  vont  ajenoillier.  Font  11  homage 
Sans  point  de  Tatarjer.    Du  Roi  ont  pris  les  fiös  ä  justisier. 

8)  Jonrd.  762 :  Chieres  reliques  a  fait  tost  aporter.  Tont  maintenant  li  ont 
ilaec  jorö,  Ce  que  lor  a  et  dit  et  comandö.  —  Vgl.  Assises  de  Jörns.  I  318 : 
.Sire,  je  deviens  vostre  home  lige  de  tel  fiö  et  vos  promet  k  garder  et  ä  sauver 
contre  totes  riens  qal  vivre  et  morir  paissent"  »Et  je  vos  en  receis  en  Dien 
fei  et  en  la  meie,  lauve  mes  drois.* 

4)  Boeve  2903:  E  sels  li  firent  homage  e  feutö.  —  Narb.  3085:  Gharlon  an 
fiat  feeatö  et  omage.  —  Dasselbe  ebda.  8100;  Gir.  de  Viane  171:  Et  li  ai  fait 
homage  et  föantö.  —  Enf.  Og.  7612:  Firent  trestout  hommage  et  föautö.  Ober 
den  Unterschied  iwischen  föantö  und  hommage  s.  Glasson  IV  292  f.  Doch 
werden  »homagiam*  nnd  Mfidelitas"  auch  einzeln  angeführt:  Loh.  I  117;  Jonrd. 
4106  ff;  Bastars  101;  Renaas  892/16  etc.  —  Nach  dem  Trenschwnr  ist  der  Lehns- 
mann «hons  fiancöB  et  plevis*  (Raoul  6732).  Vgl.  Renans  25/9:  Ja  iestes  vos 
mi  home  et  plevi  et  jurö.  —  Vgl.  anch  Godefroy  unter  „plevir,**  «homage,* 
«f(6ant6,*  Dncange  unter  «investitura*  „homagium,*  «fidelitas*. 

5)  Gir.  de  Viane  57:  Por  la  saiete,  dont  li  fers  est  d'acier,  Me  dona 
Karl  la  Duchoise  ä  vis  eler,  Tote  la  terre  et  Toner  k  bailiier.  ^  Otinel  56:  De 
'V'  chastiaux  vos  saisis  par  cest  gant.  Zu  „Handschuh**  als  Symbol  der 
Lehensflbergabe8.Schr()der  59,  60,  110;  Raonl  118,  684,  2332,  2502;  Aiol  8076  f. 
—  Prise  dePamp.  5630:  or  teniös  quitementLa  grand  terre  de  Cordes  e  preniös 
francement  Geste  ver^ele  d'or;  ib.  5640:  A  genoilons  seisi  la  vergele  liement. 
Ztt  »SUb*  vgl.  Dn  M^ril,  Introd.  zu  La  Mort  de  Garin  XLIII.  —  Auch  bei 
Wiederbelehnnngen  erfolgt  eine  symbolische  Gabe ;  Sax.  1185:  Par  une  blanche 
ans  eigne  li  fn  ses  fiez  rendnz.  —  Gir.  de  Rouss.  %  548:  Et  sur-le-champ  le 
roi  Ini  rend  la  terre  par  un  ramean. 

6)  Anberi  (Tobler)  234/17:  Chanions  vous  doing,  uos  en  aures  les  des  Et  -iv 
chaatianx  et  *iin*  fremetes;  ib.  253/32:  De  par  son  oncle  li  rendi  on  les  des  Des 
fors  chaatiaos  et  des  bounes  cites.  •—  Vgl.  Foulque  141;  Doon  24,  86;  Bastars 
826«;  Escoufle  8234. 

27* 


420  Ferdinand  Werner 

manns  drückt  der  Fusskuss^)  oder  eine  tiefe  Verneigung  ^)  aus.  Darauf  er- 
hebt der  Herr  das  Haupt  seines  Mannes  und  besiegelt  das  Lehnsverbältnis 
durch  einen  Kuss^). 

Bei  der  Übernahme  des  Lehnsgutes  werden  die  es  bewohnenden  Ritter, 
Bürger  und  Bauern  vereidigt*). 

Die  Autorität  des  Königs  erleichtert  die  Besitzergreifung^).  Indessen 
sehen  wir,  wie  Aiol  sich  mit  kämpfender  Hand  und  ohne  Hilfe  des  Loejs 
in  den  Besitz  seines  Landes  bringen  muss^). 

Über  Abgaben  bei  Belehnung  und  Wiederbelehnung  als  Anerkennungs- 
gebühren s.  S.  101,  Zit  3. 

3.  Die  Erblichkeit  der  Lehen  ist  in  unseren  Epen  eine  vollendete 
Tatsache'').  Jene  kategorische  Forderung  des  Capitulaire  von  Quierzy  sur-Oise 
(843;  B.  Bourgeois  a.  a.  O.),  dass  kein  Land  ohne  Herrn  sein,  und  dass 
jeder  Staatsbürger  einen  „sire"  haben  soll,  erscheint  überall  durchgeführt 

Auch  Begues'  „marche"  (vgl.  S.  94,  Zit.  4),  die  nach  Beatrix  Klage 
zu  schliessen  ein  „chasement"  im  ursprünglichen  Sinne,  d.  h.  ein  nur  lebens- 

1)  Raoul  118:  Le  gant  Ten  do[ne  eil  Ten  vet  inereier]  De  ci  aa  pi6  li 
baisa  [le  soler].  --  Vgl.  Prise  de  Paropel.  1341.  —  Zu  dem  Küssen  des  Fufies 
als  Zeichen  der  „humilit^"  vgl.  auch  Haon  13,  Capet  12, 181,  Gir.  de  Roass.  §  549; 
Auberi  (Tobler)  240/8,  240/25,  241/12  etc. 

2)  Gir.  de  Rouss.  §  549:  Le  comte  re^ut  du  roi  son  fief  par  le  rameau;  il 
B'inclina  profondöment  jusqu'ä  ses  pieds-,  le  roi  fnt  nssez  bon  ponr  le  relever. 

3)  Loh.  I  57 :  II  li  jura  devant  tous  ses  amis.  Li  dux  le  bese  et  ses  home 
devint.  —  Vgl.  Auberi  (Tob.)  240/8:  Vos  me  baissastes  come  mes  liges  hom. 

4)  Loh.  I  151:  La  föautö  a  des  Chevaliers  pris  Et  des  borjois  et  des  gens 
du  pai's.    Vgl.  Auberi  (Tob.)  234/14,  235/14,  241/1,  245/7;  Erec  1902  ff. 

5)  Vgl.  S.  41,  Zit.  3.  —  Gir.  de  Viane  32:  Si  me  bailli^s  Chevaliers  et  bairon, 
Qu!  avec  moi  vanront  en  cel  r6on,  Et  porteront  vos  escris  k  bandon,  Qne  ne 
faillons  k  ce  qne  nos  queren. 

6)  Aiol  8190 :  Conquerrant  uois  ma  tere,  nus  ne  m'i  met  caloigne.  Qu!  con- 
tredit  1  met,  morir  Testuet  n  honte.  Vgl.  Baoul  1061:  Je  nel  laroie  per  tot 
Tor  d'Avalon,  Que  je  n'i  voise,  qant  g'en  ai  pris  le  don.    S.  ebda  1190  ff. 

7)  Roland  295:  Si'n  ai  (seil,  cuens  GuenesI)  nn  filz,  ja  plus  bels  n'en  estoet: 
C'est  Baldewins,  se  vit,  ki  ert  prozdoem.  A  lai  lais-jo  mes  honnrs  e  mea  fieus. 
—  Loh.  I  123:  Et  dist  li  rois:  „Or  a  plait  de  noiant:  Ce  dont  li  p^res  fait  don 
ä  son  enfant  Qu'il  a'en  ist  fors,  voyant  tote  la  gent  Ne  la  pnet  perdre  par 
nesun  jugement...  vgl.  ib.  Anm.  von  P.  Paris.  —  Lob.I  237:  Respont Fromons: 
„Aura  non  Fromondin,  Gar  aprös  moi  tenra-il  mon  pais.**  Puis  apela  ses  barons 
et  lor  dit:  „Franc  Chevalier,  faites-vos  liös  et  fis,  Nes  est  li  sires  dont  vous 
devez  tenir,  Qui  vous  donra  et  le  vair  et  le  gris."  —  Vgl  ib.  III 128;  Gayd.3; 
Raoul69f.,  124  ff.,  774  ff.,  3658  f.,  8153  ff.,  8720  ff.  —  Aiol  10476;  Amis  2205, 
2258,  3460  ff;  Aymeri  1329  ff.,  1365;  Doonl84;  Chev.  Ogier  3598;  Moniage  67  f., 
84;  Hervis  5401  ff.;  Loh.  II  12;  Mort  Aym.  4164 ff.;  Enf.  Gg.  7610 ff.;  Aucassin 
34|13ff.  u.  s.  w.  u.  s.  w. 


Königtum  nnd  Lehoswesen  im  französiaclien  Nationalepoe  421 

längliches  Lehen  ist^  wird  von  Pepin  den  Nachkommen  des  Helden  wieder 
verliehen. 

Zur  Erblichkeit  des  „fief"  cf.  Viollet  I,  450 ff.;  Glasson  IV,  287; 
Manteyer  192;  Brunner  II,  170ff.;  Schröder  138 ff. 

Obwohl  der  König  selbst  die  „lige  herit^^'  der  Lehnsgüter  anerkennt  ^), 
entspringen  doch  aus  seiner  Willkür  heftige  Streitigkeiten  zwischen  ihm  und 
den  Vasallen  (das  ausführlichste  Beispiel  bietet  uns  Raoul;  vgl.  Kalbfleisch 
20  ff.).  Ein  Verstoss  gegen  das  Erbrecht  findet  aber  gleichermassen  den 
Tadel  des  Dichters  und  der  Mannen^).  In  vielen  Epen  zeigt  indessen  der 
Akt  der  Wiederbelehnung'),  dass  der  König  sich,  wenigstens  der  Form 
nachy  noch  als  den  eigentlichen  Herrn  betrachten  lässt  (vgl.  Schröder  392), 
da  ja  das  Lehen  anfänglich  mit  dem  Tode  des  Inhabers  (,,Mannfall*')  an 
den  Herrscher  zurückfällt  (vgl.  darüber  S.  105,  Zit.  1). 

4.  Die  Lehen  vererben  sich  im  allgemeinen  nach  dem  Rechte  der  Erstr 
geburt  (Viollet  I,  243 f.;  H,  53 f.).  Im  Lothringerepos  ist  das  „droit  d'ainesse" 
noch  nicht  völlig  entschieden.  Vgl.  Loh.  II,  70  f.  Hier  will  Begues  mit 
seinem  älteren  Bruder  Garin  einen  Tausch  eingehen,  um  in  den  Besitz  des 
Herzogtums  Lothringen  zn  kommen.  Doch  sein  Bruder  sagt^  ib.  I,  71:  „Del 

1)  Raoul  124:  L'enfant  R.  n'en  vnel  deseriter.  L'enfes  est  jovenoB;  pense 
del  bien  garder,  Tant  qe  11  pulst  ces  garnemens  porter.  Garobrai  tenra-,  nul  ne 
Ten  puet  veer,  Mais  Tantre  terre  te  ferai  delivrer.    Vgl.  auch  S.  100,  Zit.  1. 

2)  Raoul  185:  Rois  Loeys  fist  le  jor  grant  folaige  Qi  son  neveu  toll  son 
eritaige ;  Et  Gibotn  refist  molt  grant  outraige  Quant  autrui  terre  vost  avoir  par 
barnaige:  Puls  en  fa  morsa  dael  et  a  hontaige.  —  Girb.  de  Metz  496|29:  Grant 
pichie  fait  Tenpereres  Pepins,  Que  ne  me  rant  Gironuille  a  tenir,  Le  bon  chaatel 
qae  mes  ancestrea  tint 

3)  Loh.  I  144:  Je  sui  venus  por  mon  fief  recoillir,  Se  il  voub  piaist 
faites  m'en  revestir.  ~  Sax.  I  85:  Berart  de  Mondidier  devant  Karle  est  ventiz: 
A  ses  piez  s'agenoille,  ses  hom  est  devenuz*,  L'ampereres  le  baise  et  le  releva 
8U8:  Par  nne  blanche  anseigne  H  fa  ses  fiez  randnz.  —  Renaas  16/28  ff.;  Narb. 
2819:  Que  nos  randoiz  et  le  fiö  et  Tanor  Et  la  baillie  en  la  terre  Francor  Qae 
nostre  aneestre  tint  de  vostre  ancessor.  Vgl.  Renaus  401/30 ff.;  Gaydon  100; 
Aiol  6480  ff.,  Girb.  d  Metz  458/8;  Lob.  I  188,  Anm.  von  P.  Paris;  1169;  Gir.  de 
Viane  177;  Gir.  de  Roubb.  §§  353,  536,  556,  610  etc.  —  In  Huon  12  (a.  20)  be- 
steht Karl  ausdrücklich  auf  dem  Recht  der  Wiederbelehnung  and  sendet  seine 
Boten  zu  der  Herzogin  von  Bordeaax  mit  der  Aafforderang,  ihre  beiden  Söhne 
schleunigst  zur  Hoffahrt  zn  entlassen  and  damit  seine  oberste  Lehnsherrscbaft 
anzuerkennen.  —  Bei  der  Wiederbelehnung  wird  auch  der  Eid  der  Untertanen 
erneuert.  Guill.  de  B.  5192:  Tantost  lo  reys  o  va  mandar*,  E  veus  le  pöble 
tot  venir.  G.  Barra  vay  revestir  Del  castel  et  depulhar  se,  E  tag  levan  las 
mas  dese  £  van  11  jurar  lYaltat.  Desgleichen  mu0  eine  Abgabe  (relief;  vgl. 
Ducange  releviam;  Warnk.  II  362  oder  rachat)  seitens  des  Lehnsempfängers 
entrichtet  werden.  Vgl.S.  59,  Zit.  3.  —  Boeve  2426:  Le  roi  li  rent  tuz  ses  heritez; 
ib.  2430:  ignelement  le  releve  li  donez. 


422  Ferdinand  Werner 

tout  me  tieng  ä  la  terra  Hervin  Quo  mes  linages  et  mos  ancestres  tint". 
Ist  hier  und  auch  an  anderer  Stelle^)  der  Anspruch  der  Primogenitur 
wenigstens  angedeutet^  so  betont  ihn  der  Verwandte  der  lothringischen  Fürsten, 
Galopins,  der  wegen  seiner  Elleinheit  von  seiner  ,,parent6''  vertrieben  worden 
ist,  ausdrücklich*).  In  Yvain  (4710ff.,  6439ff.)  wird  (es  handelt  sich  um 
zwei  hinterbleibende  Töchter)  die  Frage  der  Beerbung  dahin  entschieden, 
dass  die  jüngere  Tochter  die  Hälfte  des  Reiches  von  der  alteren  als  Lehen 
erhalt  ! 

Das  Erstgeburtsrecht  besteht  klar  vor  allem  dann,  wenn  ein  Erbe  vor- 
handen ist,    und  der  verwitwete  Lehnsbesitzer  eine  zweite  Ehe  eingeht.    So 
wünscht  des  Herzogs  Gaufroi  zweite  Gemahlin,  dass  dessen  Sohn  erster  Ehe, 
der  im  Epos  wohlbekannte  Ogier,   stürbe,   damit   ihre  Söhne  in  den  Besitz 
des  Herzogtums  kämen  ^).  Auch  Hermesent,  die  zweite  Ehegattin  des  Herzogs 
Basin,  sucht  dessen  Sohn  Auberi  aus  dem  Lehen  zu  drängen.     Als  es  ihr 
nicht  gelingt,  den  fünfzehnjährigen  Jüngling  zum  Verzicht  auf  sein  Elrbe  za 
bewegen*),  stiftet  sie  den  König Desiderius  an,  die  Bourgogne  mit  Kri^  zu 
überziehen  und  sucht  zugleich  Auberi  aus  dem  Wege  zu  räumen,  indem  si^ 
sich  sagt  (Auberi,  Tarb.  9):   ,,Et  de  Bourgoigne  i&re  Dame  dam^",  wenra^ 
Basin  nicht  zurückkehrt 

Wenn  Aymeri  seinen  jüngsten  Sohn  zum  Erben  einsetzt,  die  andern»^ 
aber  an  des  Königs  Hof  sendet,  um  sich  dort  Ehre  uud  Lehen  zu  erwerbenmi^ 
und  sich  dabei  auf  das  Zeugnis  Alexanders  beruft  %  so  empfinden  das  s^e^^ 
Gemahlin  Hermenjars*)  wie  die  Bürger  von  Narbonne  als  einen  recht  will-  ' 
kürlichen  Akt  (Narb.  593 ff.). 

1)  Loh«  I  49:  L'ainös  ot  nom  li  Loherenc  Garin  Qai  puis  fii  dux;  maintes 
peines  sofri.    L'antres  ot  nom  Begne  qui  tint  Belin.    Gf.  ib.  I  70. 

2)  Lob.  II 101:  Je  sui  ainsnös;  mais  il  me  va  ensi  Com  vous  povei  et  v6oir 
et  oYr.  —  In  Gir.  de  Viane  168  erkennt  der  jttngere  Brnder  das  Vorrecht  des 
älteren  ohne  weiteres  an :  Hernaus  mes  fröres,  qui  est  ainnös  de  moi,  Doit  estre 
Sire  en  toz  leus  de  sor  moi. 

8)  Enf.  Og.  299 :  Ponr  ses  enfans,  qu'ele  ot  en  grant  cbiert6,  S'est  apenste, 
par  sa  grant  mauvaistö,  Qae  s'en  avoit  Ogier  ä  mort  livrö,  Que  si  enfant  tenoient 
riretö  De  Danemarche,  la  trös  grant  duchöe. 

4)  Auberi  (Tarb^)  4  f. :  So  vostre  p^,  li  Dus  Basin  le  fier,  Estoit  or  mors 
et  fast  au  de  vier,  Me  donriez  cest  grant  pa\'s  plenier?  —  Grimmig  entgegnet 
Anberi,  da  ihr  ja  doch  nur  das  «douaire  (vgl.  ib.  4:  Donn6  ma  Gönes  et  le 
paYs  plenier)  rechtlich  angehört:  Vous  n'i  avös  que  vaille  'i*  seul  denior.  — 
Ne  ja  en  terre,  que  j'aie  k  justisier  Ne  vous  lairoie  t  seul  jor  herbergier. 

ö)  Narb.  266:  II  est  escrit  en  ancianes  lois.  Sei  comenda  Alixandre  li  rois, 
Et  Juliant  Cesaire  le  cortois,  Que  li  pnisnez  doie  avoir  les  menoirs. 

6)  Narb.  366:  —  ce  ne  soferrö  ja  —  Car  onques  Charles  mesires  no  jnga 
—  Que  le  plus  Jone  tot  Teritage  avra.  (Dieses  njuga**  ist  ein  Anklang  an  die 
capitularia  des  Herrschers). 


Königtum  und  Lehnswesen  im  franzöaschen  Nationalepos  423 

Auch  sonst  sind  eigenwillige  Verfügungen  von  Vätern  in  Erbrechts- 
angelegenheiten nicht  selten^),  die  wie  manches  andere^)  beweisen,  dass  man 
sich  wenig  an  den  obersten  Lehnsherrn  kehrte,  dessen  Schwäche  in  Frankreich, 
England,  Deutschland  immer  mehr  in  die  Erscheinung  trat,  nachdem  einmal 
die  EIrblichkeit  der  feudalen  Güter  der  königlichen  Grewalt  abgetrotzt  war. 

5.  Sobald  männliche  Erben  nicht  vorhanden  sind,  geht  das  Lehen  auf 


1)  Dooo:  343:  Doon  enterbt  seine  12  Söhne:  Je  la  donroi  .  •  .  A  aacun 
povre  enfant  qui  mestier  en  aura.  Vous  en  irös  ä  Kalles,  qni  vous  adonbera  .  .  . 
Ebenso  enterbt  Graf  Julien  seinen  Sohn  £iie;  £iie  78:  N'en  porteras  del  mien 
qui  *r  seul  denier  naille,  Moi  et  ma  fille  demorons  en  mes  marces:  Quant  ie 
morai,  siens  ert  mes  iretages.  Doch  ist  auch  hier  die  Gräfin  anderer  Meinung. 
Eiie  91 :  Nous  n'auons  mais  nul  oir  fors  celui  qui  est  ber.  Sie  unterstreicht  da- 
mit das  Recht  des  Sohnes  und  des  Erstgeborenen.  Als  nun  Julien  nach  seinem 
abiebnenden  Entschlüsse  sieht,  wie  sich  Elie  an  der  Quintaine  auszeichnet, 
will  er  ihn  wieder  in  sein  Erbe  einsetzen.  Stolz  lehnt  es  der  junge  Ritter  ab 
(Elie  137  ff.).  —  Der  von  Raoul  verfolgte  Graf  Ernaus  von  Doai  bittet  den 
Sieger  um  Gnade*,  Raoul  2882:  Vos  hom  serai  ensi  con  vos  plaira,  Qite  vos 
Claim  tot  Braibant  et  Hainau  Qe  ja  mes  oirs  demi  pi^  n'en  tendra.  —  S.  auch 
Charrois  626  f.  u.  a.  m. 

2)  Dahin  gehörten  die  Veräußerung  und  Verpfandung  des  Grundbesitzes 
(Vgl.  Brunner  U  243;  Glasson  II  536;  Du  M^ril,  Introd.  zu  Loh.  III  XXXVI). 
Hervis  2870:  Li  a  fait  engagier  cans  et  vignes  et  pres  Et  rentes  et  molins 
dongnons  et  fermetös.  Vgl.  4847  ib.-,  Gapet  2 f.,  41;  Loh.  I  2;  Sax  II  8;  Ghev. 
Og.  10218,  10610;  Gayd.  145;  Aiol  7114  ff.  etc.  Chev.  Og.  13049  heiflt  es  in- 
dessen von  Herzog  Ogier:  S'il  vit  frano  home  caü  en  povertö,  Qui  sa  terre  ait 
par  besogne  aloö,  H  li  rachate  por  Deu  de  malstö.  (Aus  diesem  Beispiel  erhellt 
auch  die  freie  Verfügbarkeit  des  Vasallen  über  sein  Lehen.  Wie  GroBvasallen 
mit  ihrem  Land  völlig  frei  schalten  können,  s.  auch  Huon  311;  Doon  36; 
Loh.  II  221;  Daurel  2070  ff.;  Orson  157,  324 ff.,  376).  In  Aye  96  wird  das  Land 
den  Neffen  vermacht,  wenn  der  Sohn  nicht  zurückkehrt:  «Oü  sontmidui  neveu, 
Gnichart  et  Aulori?"  Et  eil  respondirent:  »Sire,  nous  sommes  01.**  —  Vos  lairai  je 
ma  terre,  se  ne  revient  mon  fis."  —  In  Raoul  4305  sagt  Gautier  zu  seinem  Oheim 
Guerri:  Se  je  i  muir,  s'arez  ma  signorie,  Toute  ma  terre  en  la  vostre  baillie. — 
In  Girars  de  Viane  10  setzt  der  Neffe  ebenfalls  den  Oheim  zum  Erben  ein.  In 
Raoul  wird  der  Enkel  als  Erbe  bestimmt.  Raoul  3603:  Or  n'i  ai  oir,  par  la 
fei  le  vous  plevis,  Fors  Gautelet:  ces  peres  ot  nom  Henris.  Fix  est  ma  fille  . . . 
(Hier  umgeht  Gräfin  Adelheid  das  Erbrecht  der  Tochter,  vgl.  S.  104,  Zit.l).  Ib.  3650: 
Biax  sire  ni6s,  vos  arez  ma  contröe;  ib.  4120:  Ma  terre  ara  en  lige  qit6e.  — 
In  Girb.  de  Metz  546/13  vermacht  Heruis,  Dus  de  Piaseis,  nach  dem  Tode  seines 
Sohnes  Rigaus  sein  Land  seinem  Bruder  Douon  und  dem  roaire  Fouohier.  — 
Ähnliches  s.  Hervis  9374.  Nach  dem  Ende  des  Guillaume  de  Poitou  fallt  sein 
Land  an  den  ihm  verwandten  Fromons;  Loh.  I  174  (vgl.  ib.  Anmerk.  von 
P.  Paris):  II  n'out  point  d'oir,  k  Fromont  eschaY  Toute  la  terre  qu'en  son  de- 
maine  tint.  (Das  Land  bleibt  also  denen  von  Bordeaux,  von  einem  Rückfall 
des  Lehens  an  den  König  ist  keine  Rede). 


424  Ferdinand  Weiner 

die  Tochter  überM.  Wechssler  bemerkt  hierzu  (Gröbers  Zeitschr.  XXV,  465): 
^ur  in  Süd&ankreich,  wo  das  römische  Erbrecht  nicht  durch  das  germanische 
verdrängt  w<»den  war,  konnten  Frauen  das  er»bte  Lehen  antreten  und  selb- 
ständig r^;ieren/'  Dass  Witwen  nicht  als  Erben  in  Betracht  kommen,  wurde 
berdts  (cf.  S.  102  Zit.  4)  bemerkt  Als  Lusiane  ihres  Bräutigams  Aiol 
vermeintUchen  Tod  erfahrt  (Aiol  5 184 ff.),  bricht  sie  in  Klagen  aus'). 

War  schon  die  Stellung  der  Witwe  wenig  beneidenswert,  so  kam  der 
Konkubine  (und  ihrem  Abkonmiling;  t^  weiter  unten)  noch  weit  weniger 
Recht  zu.  Wo  sie  nicht  kun^and  davon  g^agt  wird,  wie  in  Macaire  211 
angedeutet,  zwingt  man  sie,  den  Schlei«:  zu  nehmen.  So  geschieht  es  der 
Marcent  in  Raoul,  so  wird  auch  mit  L§tise,  der  Tochter  des  glaubensbriichigea 
Tsor6s,  verfahren,  welche  von  Anseis  in  illegitimer  Ehe  einen  Sohn  empfangen 
hat  (vgl  Raoul  1693;  Anseis  11196;  Massing  105  f.). 

Dass  die  Töchter  erbberechtigt  dnd,  was  nach  der  Lex  Salica  (Sdiröder 
31 9  f.)  ausgeschlossen  war,   beweist  auch   die  Tatsache,   dass   das  Land  mit^ 
der   Hand   der   Tochter   an    deren    Gremahl   übergeht   (vgL  Loh.  II,    65ff.;^ 
Huon  127;  Elie  2704ff.;  Macaire  147;  Gir.  de  Rouss.  §  16;  Loh.  I,  123) 
(Amn.  von  P.  Paris  ib.  I,  124);  vgl  S.  42,  Zit  3. 

6.  Bastarden  und  missgestaltete  Nachkommen  sind  nicht  erbberechtigt. 
Der  zwergartige  Galopins  (v^  S.  102,  Zit  2\  ein  Sohn  des  Grafen  Tierris  von 
Ardane  ist  von  seinen  Vervrandten  w^en  sein^  Kldnheit  verjagt  worden, 
obschon  er  der  ältere  Nadikomme  war.  Nach  seiner  Eltern  Tod  wollen  ihn 
Sipp^enossen  ersäufen  (vgL  Elie  1162  ff.).  Er  geht  aber  flüditi^  und  wird 
Räuber.  Von  EUe  aufgegriffen,  bittet  er  um  Gnade  und  tritt  in  ein  Lehns- 
verhältnis zu  diesem  selber  vertriebenen  Grafensohn. 

.Über  die  Stellung  der  Bastarden  vgL  Grimm  I,  655;  Glasaon  II,  99; 
m,  32;  Vn,  98;  F.  Meyer  82;  Assises  de  J^rus.  II,  119,  286;  Wam- 
könig  n,  172ff.;  Amira  145t;  Schröder  712. 

1)  Aye  S:  Oeis  i  fa  Antoine  qui  d'Avignon  fii  dos;  Sa  fiame  en  devint  veve, 
por  Tamiti^  dolat.  II  n'orrent  c'nne  fille  eoi  tonte  Tonor  fo.  VgL  ibu  70,  81,  96; 
Doon  189;  Berte  1506:  Une  fille  an  remest,  hoira  fn  deSaasoigne;  Aneaaain  2/8. 
Bonlfaco  and  seine  Schwester  Hermenju«  regieren  gemeiiischaftlieh  Pavia. 
VgL  Aymeri  1365:  Aprös  lor  pere  sont  del  regne  seasL  Zum  Erbrecht  der 
Königstochter  vgl.  auch  Fonlqne  41  und  S.  48,  Zit.  6. 

2)  Aiol  5184:  Aincois  send  rendne  a  v  de  ses  o«tea,  De  tonte  honor  ta- 
restre  m'eatoura  eonsirer.  Bitte  sie  einen  Sohn  von  ihm,  so  fiele  wenigsteos 
daa  Lehen  nicht  lurnck.  —  ib.  5195:  Car  plenst  or  a  dien,  le  fien  aainte  Marie, 
Que  i*en  foisae  remese  tonte  grosse  et  enceiute.  —  Beachte  aber  in  £rec  2725  ff., 
wie  Erec  als  fOrsorgender  Gatte  in  seinem  Vater  die  Bitte  insaert,  falls  er 
(Eree)  stfirbe,  seiner  Witwe  die  Hälfte  seines  Erbee  lu  übertiageB,  wie  also 
Coutoisie  oder  Einflnaa  des  Christentums  hier  die  Barten  des  germanisehen 
Erbrechts  mindeia.    (Oder  Eiawiiknng  des  römischen  Bechts?) 


Königtum  und  Lehnswesen  im  franzoBiBchen  Nationalepos  42Ö 

Die  Bastarden  sind  verachtet  (Raoul  615,  3601;  Sax.  II,  3;  Gir.  de 
Bouss.  §  382  etc.);  häufig  ist  das  Schimpfwort  „cuivers  bastars''  (Parise36; 
Raoul  3415,  3618,  5417;  Jourd.  881;  Foulque  94;  Sax.  II,  98  et«,  et«.). 
Ganz  gegen  das  geltende  Recht  setzt  Graf  Ybers  von  Ribemont  seinen 
Bastarden  Bemier  zum  Erben  ein,  wogegen  heftiger  Widerspruch  von  Loeys 
erhoben  wird  (vgl.  Raoul  1376ff.,  1816ff.,  4149f.,  5402flr.,  5729f.,  6446ff.). 
Den  Streit  zwischen  der  Krone  und  Ybers,  wie  das  Lehen  des  Grafen  ein- 
gezogen wird,  wie  Bemier  die  Hof  Versammlung  zu  St.  Ooot  überfällt  u.  s.  f., 
hat  Kalbfleisch  1.  c.  20  fr.  ausführlich  dai||;estellt 

Doch  ist  die  Stellung  der  illegitimen  Söhne  (Hervis  1976  hören  wir 
auch  von  einer  „fille  de  hast")  weder  in  Geschichte  noch  Dichtung  überall 
die  gleiche.  Karl  und  Arnulf  z.  B.  haben  ihre  Bastarde  oft  bedacht  (Glasson  III^ 
34).  Auch  der  Karl  der  epischen  Poesie  beschenkt  illegitime  Söhne  ver- 
dienter Palatine  (vgl.  Enf .  Og,  275  ff,;  Anseis  11 196  ff.).  Ebenso  ehrt  Hue 
Capet  seine  10  Bastarde  (Capet  282).  Ähnlich  verhält  es  sich  mit  den  30  B. 
des  Baudouin  de  Sebourc.  Vgl.  Bastars  17:  Et  ses  trente  bastars  qui  furent 
de  grant  non;  und  Baud.  de  Seb.  II,  201:  On  doit  bien  en  tous  lieux  amer 
un  bon  bastard.  S.  Capet  160:  ly  gentil  bastart;  Parise  45  u.  s.  f.  In 
hartem  Gegensatz  zu  dieser  Wertschätzung  stehen  allerdings  die  Worte  in 
Raoul  1709:  II  n'est  bastars,  s'il  n'a  Dieu  renoie  (vgl.  auch  G.  Paris,  Journal 
des  Savants,  1887,  p.  620,  note  2). 

7.  Stirbt  der  Erblasser  ohne  direkte  Nachkommen,  und  ist  das  Lehen 
auch  nicht  durch  Vermächtnis  oder  einfachen  Übergang  in  der  Sippe  ver- 
blieben (cf.  S,  104,  Zit,  1)^  so  fällt  das  Gut  an  den  Verleiher  zurück  ^),  der  es 
dann  meist  einem  landbedürftigen  Edelmann  weitervergibt. 

8.  Das  Lehnsverhältnis  trägt  die  Gewähr  für  seinen  ungetrübten  Bestand 
in  Leistung  und  Gegenleistung^).  Sofern  sich  der  Lehnsherr  bei  Über- 
gabe des  Gutes  nicht  ausdrücklich  selbst  jeder  Pflicht  gegenüber  dem  Be- 
liehenen   ledig   erklärt^),    muss    er   seinem  Lehnsmanne  Treue   halten,    ihm 

1)  Loh.  1123:  Fromons  znPepius:  Vons  m'otriastes,  (plus  Toirent  de  cent,) 
S41  eschaioit  terre  ne  chasement  Qui  me  sdist  et  vönist  &  talant,  Je  Taveroie 
sananul  dölaiement;  ib.  1124:  S'autre  rechiet,  si  Taurez  voirement.  Sehr  deut- 
lich ist  die  Sachlage  in  Prise  de  Pamp.  1330:  Jer  uous  fa  mort  Henris  de 
Fiandre  le  vailant  Et  ni  a  leis^  nnl  hoir  ne  nul  procein  parant;  Ond  je 
YOUB  falz  suen  hoir  e,  voiant  ceste  jant.  Je  vous  faiz  caens  de  Fiandre;  ond  ä 
vetre  comant  Avöb  ei  bien  dis  mille  civalers  e  troi  tant  De  geldons  e  d*arziers  . . . 
£b  erfolgen  dann  Kniefall  und  Fuseknas  des  Beliehen  en,  den  Karl  aufhebt. 

2)  Doon  188:  Vous  11  devös  donner  ponr  son  desservement,  Et  11  vous  doit 
servir  en  foi  et  loialment.    Vgl.  Huon  9. 

8)  Raoul  907:  Par  tel  covent  vos  en  doing  ci  le  gant,  Je  ne  ml  home  ne 
tc  seront  garant.  Vgl.  ib.  930flF.,  Charrois  586;  Loh.  I  51,  54;  II  165;  III  193; 
Aiol  10560. 


4,^>  Ferdioand  Werner 

}%\U'r«xMi  holfon  und  darf  ihn  nicht  verlassen^).  Nur  ein  freigebiger  Herr 
Ui  ;^ncvv<«'hoi),  deshalb  wird  eine  milde  Hand  als  hohe  Tugend  angerechnet') 
^v^l  8«  «^>  Ziu  1 ;  über  Rechte  und  Pflichten,  die  das  Lehen  dem  Geber  wie  dem 
)^!(n(^ti4u^)^'r  vorschaffl,  s.  auch  die  beiden  ersten  Abschnitte).  Der  Lehnsherr 
^xu-^  (i\T  don  Unterhalt  seiner  Mannen^);  er  muss  sie  ehren*)  und  darf  sie 


1)  Chov.  Og.  4912:  nVus  m'en  avös  ...  del  vostre  donnöDe  denx  castiani 
01  d«  oinq  fermet^s.  Dont  mes  sires  estes  et  je  sui  vo  fiövös:  Contre  tos  homes 
^^r«^)uUr  nie  devös.*  So  sagt  Ogier  zu  Deaideriae.  Aber  feige  flieht  D.  im 
K^'iuiptV  gegen  die  Franken.  Da  ruft  ihm  der  starke  Däne  somig  nach:  «Abil 
f^U  r^^i»  *  *  .  Come  tral'tres  11  as  ta  foi  mentie"  (ib.  5Ü2).  —  Joord.  4070:  HA, 
U«!  di»l  il,  que  porrai  devenir,  Quant  je  cealz  per«,  qae  j'ai  i  maintenir,  Tant 
\\i{%r  lea  fla  de  ma  terre  venir,  S'en  cest  pais  ne  lea  puis  garantir.  —  VgL 
A^uin  HOff.,  Loh.  I  17 f.,  Elie  865  ff.,  Narb,  5261,  5316;  Raoul  714.  Lob.I  1775 
UiiM)  Otft  raisoDs  que  le  söust  Garins  Li  rols  ayec  de  cui  j'ai  Cambresis;  Soib 
tit^f  vonroit  »auver  et  garantir;  Foulque  96;  Loh.  I  139;  Gui  de  Bourg.  67:  Saf 
If«^  V08  liges  sires,  st  tos  ai  k  garder,  Et  je  yos  condairai,  se  Diex  Ta  destinö^ 
Jo  fonü  la  bataille  por  nos  tons  delivrer.  —  Aymeri  527:  Si  m'sDvoiez  querre 
n*  iue9]\je;  Ja  ne  lerai  por  yent  ne  por  orage,  Ne  vos  secorre  a  mon  riche 
bavniOo*  Vgl.  Aucassin  2/19 f.,  8  15 ff.,  Destr.  114;  Auberi  (Tobler)  143;  Narb. 
^notT.;  Loh.  II  211;  Sax.  II  153:  Hö,  Dex!  commant  fairai?  dit  Karies  li 
•onci.  Commant  lairai  on  ehamp  cez  qae  tant  ai  amei»  Quo  por  le  mien 
»orvlae  sont  mort  et  deyiez?  ~  Renaus  157/20;  Baoul  5455 ff.;  Aliso. 
^^  u,  s.  f.  schwört  der  König  seinen  Vasallen  Treue.  VgL  dazu  aber 
tob.  I  55:  Li  reis  Pepins  de  cui  je  doi  tenir  Mon  fie^  ma  terre  et  trestout 
uu>u  pais,  Cis  rois  m'en  a  vilainement  failli.  —  In  Lob.  II  285  erwartet 
Beguea  von  ihm.  daB  er  für  ihn  Geiseln  stellt:  Garins  11  das  me  venra 
oHtHgier,  Li  n>is  mes  sires  qui  France  a  i  bailiier.  —  Einen  schweren  Treubracb 
bogeht  der  Bischof  von  Langres  (Loh.  I  201^),  der  die  Feinde  seines  Lehns- 
mannes in  die  Stadt  eingelassen  hat«  Nur  das  geistliche  Gewand  hindert  Begues, 
don  Vorräter  ta  töten,  wie  es  dem  Kecbt  entspräche  (cf.  Glaaaon  VI  474,  eeOflf). 
Aber  des  Landes  verjagt  er  ihn  (vgl.  Massing  74,  122). 

2)  Loh.  II  14v< ;  Or  voua  convieut  de^  esperons  ferir,  Et  honorer  les  cheva- 
Hors  gentis;  Donner  aus  pauvres  et  le  vair  et  le  gris.  Gar  une  chose  vons 
aoonte  ot  vous  dis:  Kuns  avers  princcs  ne  paet  terre  tenir;  ib.  II  160:  Amaint 
l^uiiunmo  donnei  et  v.tir  et  gris:  Par  cest  afaire  monteres  en  haut  pris.  Als 
I^KutiiTä^tor  Sohonkor  tritt  dor  Konig  auf,  sei  es  nun,  daB  er  Städte,  Schlösser, 
Abteion«  Land,  TalJist^  sei  es,  da6  er  Geld,  Kleider,  Felle,  Pferde,  Zelte,  Kost- 
l^rkeito«  verroh oukt  0\ior  dass  er  l>vis*  lur  tüchtige  körperliche  Leistungen 
«uMottl  (wio  in  Aiol  4ÄV?  ff.,  B^vves  iJ4;iff.,  Chev.Og.  6514  etc).  Vgl.  Renaas 
UM  :U;  Fi<»rÄbra*  ^>is  U>6;  ihev.  Og.  &iJ;^  5oK\  5^461;  Aiol  4664;  Prise  de  Cord. 
^MOrt\  (App.  1>;  l\vn  ;!m;  M*c*irt*  14;>;  K,^oul  2C>1T,  S153;  Amis  24;  Enf.  Og. 
;sj;;  V:.<v outlo  lil'is  Borten  :>>s\  ;<^><^;  Kt^sel^^;;  Gir.  de  Viane  145;  RoUnd75; 
Ay<»  ^:*;  »Knrnl  IT.N;  Nh»K  esa>;  Rol^rt  t^4;  Ors»on  1615:  Prise  de  Pamp.  1361; 
aV>^«  ^>»i^;  nwxis  :X>iV<;  IVMn  UV;i:  Fou.que  14:?;  Gui  de  Sant.  62  etc. 

:»>  i^irlv  di^  M^^tf,,\i:T  >;  lu>»ons^  wouies  de  Bordelle  la  cit,  Si  YOs  donroit 
ot  l^  v,^ir  ot  l*  gvi*,  Lo*  b^ii^s  aiuioa  et  lo$  chcoaas  de  pria.    VgL  Loh.  1237; 


Königtum  und  Lehnswesen  im  französischen  Nationalepos  427 

nicht  misshandeln  ^).  Baoul  schlagt  z.  B.  seinen  „hom''  Bernier  (Raoul 
1712  ff.),  wofür  ihn  seine  Ritter  heftig  tadeln  (ib.  1734  ff.).  Raoul 
sieht  seine  Schuld  ein,  kniete  Verzeihung  flehend,  vor  dem  reisigen  Bastarden 
nieder  und  verheisst  ihm  eine  grosse  Busse  (ib.  1756  ff.).  Auch  wenn  der 
Herr  seiner  Unterhaltungspflicht  nicht  genügt,  spart  der  Mann  nicht  mit 
kritischen  Worten^),  wofern  nicht  bei  grober  Verletzung  der  lehnsrechtlichen 
Grundsatze  seitens  des  Herrn  das  Band  zwischen  beiden  Parteien  zerreisst 
(s.  weiter  unten  die  Bemerkungen  über  die  Auflösung  des  Lehnsverhaltnisses), 
denn  nur  der  ist  würdig,  über  Land  und  Lehen  zu  gebieten :  „£j  soit  preus 
et  cortois  Ki  bien  maintiegne  la  justice  et  les  lois^'  (Anseis  47). 

9.  Die  rechtlichen  Pflichten  des  Lehnsmannes  sind:  Heerfahrt, 
Hoffahrt,  Zahlung  von  Abgaben.  Vgl.  Gksson  IV,  363  ff.,  754;  Brunner  H, 
269;  Viollet  H,  430,  Amira  149;  Schröder  159;  la  P&querie  245;  über 
die  Lehnspflichten  der  Geistlichen  s.  Massing  122  ff.  Zu  Lehnspflichten  vgl. 
femer  das  im  ersten  Abschnitt  unter  „Die  königliche  Gewalt*'  und  in  Ab- 
schnitt U  Gesagte. 

10.  Der  Lehnsmann  ist  zur  Heerfahrt')  verpflichtet  (vgl.  Wmtz  IV, 
553 ff.;  Schröder  398 ff.  und  die  S.  19,  Zit.  2 ff.,  Abschnitt  H  C).  Dem 
Heerbann  haben  ausser  Rittern  und  Geistlichen  (cf.  Massing  124  ff.) 
auch  Bürger  und  Bauern  zu  folgen.  Die  Heeresabteilung  der  vilains,  die 
„conunune"*)  (Viollet  HI,  121  ff.;  Warnk.  I,  276  ff.;  F.  Meyer  27;  Mertens 


Charrois  235;  Gir.  de  Vianc  7:  Si  nes  vob  pais  par  mon  cors  jasticier,  'c*  dchais 
ait,  ai  piüs  suis  Chevalier,  Qui  me  donrat  n'k  boivre  n*i  maingier.  Ib.  9:  Teile 
richesce  vos  avons  aportc^,  Qu'avons  conquis  vers  cele  gent  desvee,  Devant  t  an 
n'iert  vos  gens  afamöe.  Der  Lehnsherr  ersetzt  auch  gefallene  Pferde  und  ver- 
loren gegangenes  Rüstzeug  (Renaus  141/10  ff.). 

4)  (Zu  S.  106.)  Auberi  (Tarbe)  132:  Si  com  seignor  doit  haut  homme 
Beignorer.  —  Loh.  I  189:  L'en  ne  doit  homme  amer  por  iosangier,  Mais  por 
s'onor  lever  et  essaucier. 

1)  Orson  2435:  L*an  ne  doit  pas  son  home  afoler  ne  ladir. 

2)  Gir.  de  Viane  22 :  Drois  Emperöres,  i  celer  ne  le  quier,  Onques  mon  fil 
ne  donas  *r  denier  ne  moi  meis  mes  palefroit  ne  destrier,  Quo  chaseun  jor  te 
servons  sans  dangier. 

3)  Hervis  9227:  Jon  vois  secourre  mon  seignour  natnrel.  Huon  9:  Or  vous 
dirai  quMl  rendoit  de  gu  fief:  Quant  jel  mandoie  par  söaus  et  par  bries  11  roe 
venoit  et  secorre  et  edier,  Quant  je  voloic  errer  et  cevauchier,  £n  sa  compaigno 
1*  mil  Chevaliers.  Jon  n'i  metoie  valisant  t  denier  Fors  qne  l'avaine  le  soir, 
apröB  mengier.  —  Girb.  de  Metz  445/40f.,  Auberi  (Toblei)  107/1  ff.  u.  s.  f. 

4)  Loh.  1  140:  NoBtre  empcrers  a  fait  sa  gent  mander.  La  vöissiez  com- 
mnnes  assenbler  £t  les  viUains  venir  et  aUncr.  —  Renaus  18/36:  Quant  la 
commune  vint  com  esfoudre  corant.  Destr.  800;  Auberi  (Tobler)  13/14;  Giib. 
de  Metz  445|40;  Lob.  II  53, 139,  206;  lU  111,  149;  Chev.  Og.  3818;  Renaus  13/36; 


4*^8  Ferdinjuad  Werner 

i\\)\  Glas.<oü  IL  tUö;  TV,  299 ff.;  Falk  88 ff.;  TamoÄsia  203;  Schröder 
iU  U  Ist  gtvH^hichtlk^h  Kuer^t  in  der  Schlacht  bei  Bouvines  (1241)  erwähnt 
^Y):K  Loh,  11,  r^s  Aiuuerkuns?  von  P.  Paris). 

Dio  rvvhtlicho  Ga^ize  der  Heeresfolge  kann  durch  schriftlichen  Vertragt) 
vslor  uu'uuUiohon  Vorbehalt^)  seitens  des  Lehnsmanns  festgelegt  werden. 

In  vlon  Rahmen  der  Landesverteidigung  hinein  fällt  die  Pflicht  des  Lehns- 
in\iivi^  »u  Brücken  bauten  (Sax.  II,  36  f.)  und  zur  Burghut^)  (Schröder 
^lC^  ^^.VJ;  WaiuVI,  45;  Wamk,  I,  236;  Lamprecht,   Wirtsck  I,  1312t). 

IX^r  Heeresdienst  wird  nicht  selten  als  drückende  Last  empfunden 
(\Vrtil4  I Y,  553).  In  Sax.  II,  36  f.  weigern  sich  Alemannen,  Bayern,  Lom- 
)vu>lon  und  Burgunder  eine  Brücke  über  den  Rh6ne  zu  bauen.  Sie  sagen, 
\1«H  soJ  Stiche  der  Franken,  denen  Karl  Pferde  und  Nahrung  gebe.  Karl 
du^ht  ihnen  darauf  Sklaverei  an,  wenn  sie  sich  nicht  fügen  (ib.  H,  38).  In. 
(^ui  do  Bourg.  befiehlt  der  neugc wählte  König  Gui  den  Baronen,  sich  sofort 
bv^nnt  «u  machen,  um  zu  den  Vätern  nach  Spanien  zu  marschieren.  Nur 
n\\in^>nd  wird  ihm  gehorcht  (Gui  de  Bourg.  13:  Lors  remaudient  Teure  qu'il 
l\»m>nt  queron^).  Auch  die  bei  Kail  in  Feindesland  verbliebenen  Herren  sind 
de»  2Tjiilirigen  Krieges  müde  und  führen  trotzige  Reden  gegen  ihren  König 
^ih,  1 — 6),  Dieser  aber  kündet  jedem,  der  das  Heer  verlässt,  lebens- 
lüitglioho  Sklaverei  an.  Gleichwohl  machen  sich  die  aus  der  Gascogne  und 
iUo  von  Aujou  auf  den  Marsch.  Ergrimmt  lässt  der  Herrscher  ihre  Namen 
u^it  dorn  Vermerk,   dass  sie  ihrer  Freiheit  verlustig  g^angen,   in  eine  Liste 


Alol7l)G0,  7872,  8664;  Prise  dePamp.1530;  Gir.  de  Ronss.  §417;  EBcoufle  1565-, 
Knoul  3907  ff.  u.  v.  a.  m. 

1)  Chev.  Og.  4170:  La  chnrtre  lui,  ben  en  sai  la  deviae;  Dirai  le  voß,  car 
trtN«  bon  Tai  aprise:  Se  Kalleniaine  qui  de  France  a  justise  Decbä  les  mons  velt 
Mn\  obevalchie,  Ne  Bomeuie  gcrroicr  ou  Tempire,  Tote  la  tenre,  ne  mala  en 
l.onbardir,  A  dix  mile  homes  de  bone  gont  hardic  Doit  chevalcher  Desiiers  en 
»*nYili\  S*il  le  semont  de  droite  chevalchie;  Soissante  jors  li  doli  faire  servise 
Kt  noiont  phis,  la  letre  le  devise,  Fors  s'ont  fait  tort  nnlui  de  son  empire,  Ne 
vo«  no  autre  qui  soit  do  sa  maisnie  ...  De  lä  les  mons  ne  paaaera  —  il  mie 
lor  Kallemainc  aervir  jor  de  aa  vie. 

3)  Gir.  de  Yiane  5>9f :  Sou  aeignor  doit  on  por  tot  aidier,  Paia  qae  il  tient 
\fiv\(^  do  Uli  ne  fii^:  M^^ia  que  ne  aoit  i  destruire  mosticr,  Ne  povre  gent  dearober 
i\'oH»iHor.  —  Raoul  0>3:?:  Mais  je  vos  proi,  por  Dien  et  por  aon  non  Qa*as  fix 
Ut'rbert  ne  aolt  ja  voa  ten^on. 

3^  Loh.  n  93:  Trt^s  hion  se  fenue  de  mura  et  de  paus,  Les  estagiera  falt  ou 
ohnatel  vonir;  vgK  ib.  Anm.  von  l\  Paris:  Lea  estagiera,  ceux  dea  vaasaux  qui 
i^talont  tenua  do  nV^idor  dmant  un  tcuips  determine  dana  le  chatcau  du  auzerain, 
pm\r  ooutribuer  ä  aa  di^fouse,  l>e  la,  choi  nos  prÄtioiena,  lea  mota  conaervea 
do  HtaKo  et  d^avooju  »tajriaire.  Vgl.  Ducange  .stagiariua* ;  Loh.  I  259,  271; 
U  UM^  'JTO;  111  ^4:^,  :ioi>i  Gir.  de  Rooaa«  §  5^^ 


Königtum  und  Lehnswesen  im  französischen  Nationalepos  429 

eintragen  (ib.  7:  Et  Karies  Temperere  les  a  tous  anbrevez:  Ileuc  furent  li 
sers  premerai[ns]  controv6.  —  Auch  in  Aymeri  307  ff.  versagen  dem  König 
alle  Barone  bis  auf  einen.  Ebenso  in  Sax.  I,  27  f.  etc.  Es  ist  daher  er- 
klärlich, dass  der  Herrscher  sich  bei  gefährlichen  Lagen  der  „foi'*  seines 
„hom"  nochmals  versichert  (Gir.  de  Viane  168:  Mille  de  Puille  li  replevi 
sa  foi). 

11.  Eine  weitere  Pflicht  des  Lehnsmannes  ist  die  Hof  fahrt,  das  Er- 
scheinen bei  Hofe,  sobald  der  Herr  ihn  dazu  auffordert.  Er  muss  seinem 
^ire'*  als  Ratgeber  zur  Seite  stehen  (vgl.  oben  die  Darstellung  von  Hoftag 
and  Kronrat)  und  ihn  bei  Festlichkeiten  bedienen^)  (Brunner  11,  269).  Der 
^önig  ist  wohl  darauf  bedacht,  dass  die  Lehnstrager  ihre  Pflicht  nicht  ver- 
gessen und  ihn  als  Herrn  anerkennen.  In  Huon  fordert  Karl  die  Söhne 
des  verstorbenen  Herzogs  von  Bordeaux  durch  zwei  Gesandte  auf,  ihm  zu 
dienen,  wie  ihr  Vater  getan.  Huon  12:  Et  s'il  ne  viennent,  se  me  puist  Diex 
edier  H  les  fera  destruire  et  essilier.  Huon  sieht  sofort  ein,  dass  seine  Mutter 
einen  Fehler  gemacht  hat,  als  sie  ihre  Söhne  nicht  an  den  Hof  zu  Paris 
schickte:  „Gar  Karlemaine,  l'emperere  al  vis  fier,  Deviens  servir,  et  nous 
l'avons  laissi6*'.  Ist  aber  eine  Ladung  nach  der  Residenz  zum  Zwecke  des 
„servitium"  (cf.  Ducange)  erfolgt,  so  wurd  Schutz  des  Herbefohlenen  er- 
wartet *). 

12.  Zu  dem  servitium  gehören  auch  die  kleineren  Aufmerksamkeiten, 
die  der  Mann  seinem  Herrn  erweist  (Waitz  IV,  310  ff.).  Er  hilft  ihm  beim 
Ablegen  der  Rüstung'),  er  halt  ihm  den  Steigbügel  ^),  er  zeigt  ihm  Achtung 
bei  seinem  Gruss*).   Wie  der  getreue  Vasall  jedes  freudige  Ereignis  im  Hause 

1)  Aye  102:  Ganor  li  Arrabiz  a  mand^  a  Baadus  Qn'il  li  face  Service  et 
rende  Bon  tröus,  —  Fierabr.  185 :  Fierabras  tint  la  coupe,  devant  le  roi,  d'ormier. 
—  Rose  5463:  Li  fil  as  barons  de  Pempire,  Laos  droit  q'en  a  napes  ostdes,  Ont 
les  touailles  aportöes  Et  les  bacins  plains  d'eve  clere.  —  Gir.  de  Viane  11,  19; 
Baoul  570;  Sax.  I  31.    Vgl.  8.57,  Zit.5;  Huon  12;  Aymeri  318. 

2)  Baottl  4887:  S'nns  gentils  hom  mande  autre  per  servir,  Ne  le  doit  pas 
vergonder  ne  honnir. 

3)  Baoul  1551 :  Devant  la  place  de  son  demaine  trö  Descent  B.  de  destrier 
abrievö;  Lk  le  desarment  li  prince  et  li  chasö. 

4)  Roland  3113:  L'estren  li  tindrent  Naimes  e  Jozerans.  —  Gayd.  310; 
Aquin  1011;  Parise  67;  Girart  de  R.  §  489. 

5)  Lob.  II 211:  Le  roi  salne  si  tost  com  il  le  vist.  —  Girb.  de  Metz  458/4: 
Le  roi  salue  et  la  dame  antresi.  —  Lob.  I  250:  EnversBegon  en  est  alös  Pepins; 
Li  dox  deacent  quant  il  le  vit  venir.  —  Yvain  650:  Li  rois  fors  de  la  cbambre 
iasi  .  •  .  Et  li  baron  quant  il  le  virent,  Tuit  an  piez  contre  lai  saillirent,  Et  il 
toE  raasoir  fiat.  —  ib.4675:  A  tant  a  la  porte  passee  Et  vit  la  mesniee  amassee. 
Qua  tuit  a  l'ancontre  li  vont.  Salu6  et  des^andn  Pont:  Li  un  metent  sor  un 
perron  Son  escu  atot  le  lion,  Et  li  aatre  ont  son  cbeval  pris,  Si  Tont  a  une 
eatable  misi  Et  li  aatre  si  com  il  doivent  Ses  armes  pranent  et  regoivent.  —  Chev. 


430  Ferdinand  Werner 

des  Herrn  fröhlich  begrüsst^),  so  trauert  er  um  den  sterbenden  Senior^)  ood 
sorgt  für  seine  Bestattung.    (Et  li  baron  Tavoient  cevelit) 

13.  Die  dritte  wesentliche  reale  Pflicht  des  Lehnstragers  ist  die  Ent- 
richtung von  Abgaben ')  (vgl  8.  36,  Z.  1;    S.  38,  Zit  3  u.  5.). 

Ein  Anklang  an  typische  Erscheinungen  des  feudalen  Zwangsstaates 
findet  sich  an  der  Lothringergeste,  wo  die  „Bannöfen*'  und  ,3&iuunühlen'' 
erwähnt  werden*)  (vgl.  Ducange:  fomagium;  Lamprecht,  Beiir.  x.  frz.Wirisek 
801,  999,  1002). 

14.  Seine  erhabene  sittliche  Weihe  erhalt  das  Lehusverhältnis  durch  die 
Treue  des  Lehnsmanns  zu  dem  Herrn. 

Für  seinen  Gebieter  muss  der  Vasall  Hitze  und  Kalte,  Kampf  und 
Wunden  ertragen  und  mutig  für  ihn  in  den  Tod  gehen  ^).  Er  darf  den  Herrn 
weder  im  Leben  noch  im  Tode  verlassen*),  er  muss  ihn  rächen ''). 


Ogier9389:  Le  roi  trova  entre  ses  chevalien;  II  le  aaloa,  puis  s'est  agenoill^sr 
,Cil  Dame-Dez  qai  tos  tans  fn  et  iert  II  salt  et  gart  Kallon  le  droitorier.  So» 
dos,  868  contes  et  ses  barons  proisiös.*  ~  Esconfle  8006:  Quant  l'empereres  est- 
entrös  ens,  II  se  sont  tnit  levö  encontre.    Loh.  I  145:  A  vilonie  le  vous  puet- 
on  tenir  Que  voas  n'avez  an  mes  devant  tramis:   Mieaz  en  fnissiez  honoris  et 
servis.  —  Mort  Aym.  484:   A  Looys  mon  seignor  li  direz  Qne  je  1!  mant  salux 
et  amistez.  —  Floov.  4:   Oö  que  H  diu  le  voit,  an  piez  li  est  aulez,  Le  pie  li 
a  baisiö,  la  jambe  et  loa  aolö.  —  Vgl.  noch  Goill.  de  Pal.  9577;  Rose  3625. 

1)  Raoul  41:  Quant  il  fa  nez,  joie  en  firent  molt  grant  Gii  de  la  terra, 
Chevaliers  et  seijant. 

S)  Mort  Aym.  367:  Ovri  les  eoz  li  qnens,  si  esgarda  Et  vit  plorer  mil 
chevalien  loials. 

3)  Aye  102:  Ganor  li  Arrabliz  a  mandö  a  Bandns  Qn'il  li  faee  Service  et 
rende  son  tröus.  ~  Gayd.  117:  Dist  li  vassans:  „Bieo  voz  sera  nonciö:  Gel 
mainne  an  roi  qni  France  i  baiUier;  Cil  deTonlonse  li  ont  fait  envoier.  D'im  bon 
cbeval  li  sont  par  an  rentier.  Cestui  loi  maing,  bien  en  sera  paiez.  —  Lob.  III 
201:  Recevez^moi,  si  erestra  vostre  fi^  Qne  chaaeon  an  i  anroiz  an  mangier. 
Lob.  I  57,  260;  Renaus  6/37 ff.;  Gir.  de  Viane  140;  Sax.1  66;  Renaoa  7/2;  Ereo 
3865ff.;  Aqain  1266f.;  Aaberi  (Tob.)  101/27;  Gaafiey  317;  Narb.  941,  1119. 

4)  Loh.  1 6 :  Cl  a  vin8  mila  de  Chevaliers  gentia,  Dont  li  Gier  ont  lea  foors 
et  les  moulina. 

5)  Wie  Verse  der  Iliaa  klingen  die  Worte  Rolands  (RoL  1009):  .Bien 
dovam  cl  estor  pur  nostre  rei;  Pur  sun  seignar  deit  hom  aoffrir  destreiz,  £  eo- 
durer  e  grani  call  e  granz  f^ii;  Si'n  deit  hom  perdre  e  de  Fqoir  e  de  l'peil. 
Cr  gaart  caaeuns  que  granz  oolps  i  empleit»  Male  can^an  ja  cant^  n*en  seit! 
l^len  unt  fort,  e  ohrestien  nnt  dn'it  ~  Lob.  II 199:  S6  li  qnens  vaet  noas  neos 
lairona  morir:  Del  tout  en  tont  ferons  i  aon  plaisir;  ib.  II 88:  Lor  antres  mors 
ont  toi  en  terre  mis:  Crois  fönt  aor  ans,  qu*il  erent  droit  martir,  Por  lor  seignor 
orent  ejktt\  ocis.  ^  I)oon276:  Sf  me  sir«  est  ochia,  je  voeil  estie  taös,  Et  se  il 
est  pendn,  aveo  It  me  pendt^s.  Et  se  il  est  ars  en  fea,  je  voeil  estre  bruslöfl, 
Kt  se  i)  e»t  noit^,  avee  li  me  gt^t^    So  spricht  Robaatre,  der  Unwiderstehliche, 


KöDigtum  und  Lehnswesen  im  franzdaischen  Nationalepos  431 

Ob  seines  Seniors  Tun  gerecht  ist  oder  nicht,  daran  kehrt  er  sich  nicht, 
Für  ihn  gilt  nur  die  Pflicht^).  Er  bat  zu  gehorchen  und  die  Treue  zu  be- 
wahren'). 

In  Jourdains  de  Blaivies  und  Daurel  opfert  ein  Vasall  sogar  den 
eignen  Sohn,  um  seinen  Herrn  zu  retten')  (vgl.  Modersohn  p.  51). 

Nach  dem  Tode  des  sire  fühlt  sich  die  maisnie  trostlos  verlassen^).  Hin- 
gäbe, Bezwingen  des  eigenen  Willens  und  Glauben  an  den  Herrn  bilden 
90  das  Ideal  lehnsraännlicher  Gesinnung^). 


and   läset  sich  vom   Feinde  gefangen  nehmen,   um  bei  seinem  Herrn  zu  sein. 
Vgl.  Capet  179. 

6)  (S.  110)  Vgl.  6.  Doon  276:  Miex  aim  estre  pendus  ou  ars  ou  tra'fn^s  Qae 
mez  sires  me  seit  'i*  seui  jour  reprouv^s  Qae  11  soie  failli  poar  estre  desmembrös. 
Nach  dem  Tode  ihres  Herrn  kommen  Heiden  zu  Looys  and  bitten  (Mort  Aymeri 
2843):  «Sire,  merci,  per  lo  tuen  Damedö:  Lesse  nos  en  nostre  seignor  porter;  A 
nostre  loi  le  ferons  conreer."  —  Loh.  I  291:  Et  si  ama  toujours  ses  boDs  amins, 
SoQ  droit  signor  ne  voat-il  ainc  gnerpir.  Enf.  Og.  6484:  Ne  vueille  jH  que  j'en 
eschape  vis,  Pnis  que  Corsables  roes  sires  est  ocis,  Miex  vueil  morir  qu'estre  si 
vils  hoonia  Que  je  sans  lui  fasse  de  champ  partis.  —  Sax.  II 153:  —  Hues  de  Champ- 
Flori,  dist  Naymes  ii  barbez,  An  vostre  escu  le  roi  Baadoin  porterez;  Et  vos,  seignor 
Frison,  vostre  seignor  prenez^  S'antrcpaiens  remaint,  vos  an  serez  blasmez.  Et  eil  ont 
responda:  Si  seit  com  dit  avcz;  ib.  II  164:  Garde  que  tu  ne  soies  dou  lignage 
Judas,  Qui  trai  son  seignor.  Vgl.  Enf.  Og.  6028 f.;  Mort  Aym.  909;  Charroi  448, 
534ff.;  Hervis  9227;  Loh.  II  95-,  Aiol  74.S7;  Gorm.  490f.;  Aye  104;  Chev.  Og. 
1513;  Renaas  79/19,  157/20;  Raoul  1244,  1806  f.  etc. 

7)  (Zu  S.  110.)  Loh.  II  270:  Quant  ai  perdu  mon  signor,  mon  ami,  Se 
sei  vengeoie,  dont  seroie  jou  honis. 

1)  Renaofl  378/15:  Ne  fauroi  Kallemaine  a  port  ne  a  passage  S'il  a  tors, 
c'est  Bor  lai,  n'a  de  moi  que  l'hommage.  —  Gayd.  93 :  Seit  drois,  seit  tors,  s'ai 
olf  tesmoignier:  Doit  li  hons  liges  bod  droit  seignor  aidier.  —  Mort  Aym.  2849: 
Gar  Bon  signor  dolt  l'en  bien  enorer;  Quex  hom  qu'il  soit,  foi  li  doit  on  porter. 

2)  Raoul  1262:  A  sa  maisnie  ten^a  par  maltalant:  »Fila  putain,  fei  glouton 
Bondaiant,  Molt  estes  ore  cuvert  et  mal  pensant  Qi  trespassez  onques  le  mien 
coumant  —  Loh.  I  73:  Vos  fnstes  home  au  riebe  duc  Her  vi  Vous  ne  devez  mie 
vos  fois  mentir.  —  Jourd.  80  f.,  1028  flf. 

8)  Jonrd.  487:  Por  no  seignor  dellvronz  nostre  fil;  ib.  585:  Que  no  chier 
fil  randons  por  no  seignor.  —  Vgl.  ib.  566  ff.  —  Daurel  1013:  Morra  mos  filh, 
monsenher  er  salvatz! 

4)  Sax.  II  73:  Tant  com  hante  [li  dure]  Ta  abatu  sanglant:  Orfelin  sont 
si  home,  n'ont  de  seignor  garant.  —  Vgl.  Jourd.  145  f.,  Loh.  II  254:  Et  li 
dansel  qae  Begues  ot  norris,  Et  atendoient  Chevaliers  les  f^ist,  Moult  se 
clamerent  malearous  chai'tis:  ^Que  ferons  or?  que  pourrons  devenir?"  Vgl. 
Mort  Aymeri  4032 ff;  4051:  Et  11  borjois  s'escrient  a  haut  ton:  „Aymeri  sire, 
jentil  fil  de  baron,  Bon  Chevalier,  hom  de  grant  renon,  Quant  estes  morz,  que 
devenir  ponrons?  —  Vgl.  auch  S.  110,  Zit.  Iff. 

5)  Doon  187:  Se  ne  fust  pour  ichen  qu'estes  mes  avou^s  Et  que  jen  doi 


^2  Ferdinand  Werner 

Unsere  Epen  bei^n  eine  Reihe  von  typischen  Beispielen  für  Lehna- 
mannstxeue.  Alle  zu  schildern^  gu^ge  zu  weit;  es  sei  hier  auf  Gautier,  Che- 
valerie  7  3  ff.  verwiesen,  wo  besonders  Bemier  als  Ideal  von  „loiaut6"  hervor- 
gehoben wird. 

Bemerkenswert  ist  vor  allen  Dingen  Renaus  de  Montauban,  der  un- 
glückselige Sohn  des  Ajmes  von  Dordogne.  Obwohl  ihn  Karl  mit  bitt^nm 
Hasse  verfolgt,  hält  er  fest  an  seiner  Treue  ^).  Er  demütigt  sich  vor  Roland 
und  küsst  ihm,  als  dem  Neffen  seines  königlichen  Feindes,  siebenmal  den 
Steigbügel  (Renaus  235/15ff.).  Im  Kampfe  mit  Karl  wirft  er  sich  diesem 
zu  Füssen  (ib.  287).  Er  empfängt  die  Gesandten  des  Herrschers  freundlich. 
Den  höchsten  Grad  der  Selbstüberwindung  aber  erreicht  er,  als  er  den  könig- 
lichen Feind  im  festen  Schlosse  von  Montauban  gefangen  hält 

Wiederum  fleht  er  ihn  dort  imi  Verzeihung  an  und  —  obgldch  er  des 
Unversöhnlichen  Herz  nicht  rühren  kann  —  gibt  ihn  frei.  Ein  Bild  von 
übermenschlicher  Grösse! 

Auch  Girars  de  Viane  tötet  Karl  nicht,  als  er  ihn  in  seine  Gewalt 
bekommt,  obschon  es  ihm  vorgeschlagen  wird').  Diese  Grossmut  entringt^ 
Karl  den  bewundernden  Ruf :  „Ainz  mais  en  gent  ne  vi  tel  loialt^'^  (Gir.  d^ 
Viane  176). 

Der  alte  Riolz  von  Le  Mans,  ein  Lehnsmann  Gaydons  (seine  Charakteristil^ 
s.  Gayd.  92)  und  diesem  treu  ergeben:  („Soit  drois,  soit  tors  s'ai  oi  tes^ — - 
moingnier.  Doit  li  hons  liges  son  droit  seignor  aidier'',  ib.  93),  warnt  auss^ 
seinem  eignen  Pflichtbewusstsein  heraus  Gaydon,  den  obersten  Lehnshemw 
voreilig  mit  Krieg  zu  überziehen^).  Und  späterhin  erkennt  selbst  der  trutzig^- 
Gaydon  die  Lehnsherrschaft  des  Königs  an^). 


tenir  toutez  mez  heritös,  Tost  vous  önsse  dit:  Sire  roy,  vous  mentös!  —  Se  ne 
fusse  vostre  hons,  parDieude  majestös!  Ja  de  la  moie  part  n'en  fossiös  appelöi, 
Mez  orendroit  fussi^s  ä  piechez  desmembröB.  —  Fierabr.  151:  Ne  plaice  Dien, 
dist  Guenes,  le  pere  onipotent,  Que  ja  vers  mon  signeur  faice  traitrement*,  Trop  serai 
recr^ans  se  je  sa  mort  consent.  De  lui  [tenons]  nos  teres  et  nos  grans  casement, 
Si  li  devons  aidier  et  bien  et  loiaament;  N'i  a  celni  ne  soit  ä  loi  par  serement 
.—  Gapet  196:  Se  je  sier  mon  signour,  n'en  aiiez  maatallent;  Faire  le  me  con- 
vient  oa  partir  laidement. 

1)  Renaas  173/4:  Cil  sireB  me  confande,  qui  \k  bob  maint  el  ciel,  Quant 
je  jH  meBcrerai  mon  seignor  droitnrier. 

2)  Gir.  de  Viane  118:  Ce  fut  li  Rois  qui  snef  me  nori,  Molt  sni  dolens, 
quand  onques  le  feri;  ib.  167:  Ne  place  k  Deu,  Girars  li  respondi,  Que  Rois  de 
France  soit  ja  par  moi  oeis!  Ses  ho  ms  serai,  s'il  a  de  moi  merei:  De  lui  tanrai 
mes  terre  et  mon  pais.  Et  s'il  ne  Pfait,  par  le  cors  S.  Moris,  Je  m'en  irai  oa 
raigne  asArrabis.  Moi  n'en  serat  la  honte:  si  en  sera  plas  vis  Nostre  Emperöres 
riches. 

3)  Gayd.  93:  II  est  tes  sires,  et  vos  iestez  ses  hom:  Nedevez  faire  envers 


Königtum  und  Lehnsweeen  im  französischen  Nationalepoe  433 

15.  Mitunter  gerät  die  Sippe  in  Konflikt  mit  der  Lehnstreue, 
wodurch  natuigemäss  tiefgehende  Seelenkämpfe  entstehen,  wenn  auch  der 
Grundsatz:  „Car  tout  paraige  passe  la  liautez^  (Oayd.  163)  Geltung  hat 
(s.  Flach  n,  445).  Dieses  Grundgesetz  spricht  Herzog  Najmes  seinen  Söhnen 
gegenüber  aus,  die  (vgl.  Gajd.  285  f.)  zu  Gaydon  ihrem  Verwandten  stehen. 
Aber' lUchiers,  sein  jüngerer  Sohn  erwidert,  Karl  habe  Verräter  zu  seinen 
Räten  gemacht,  deshalb  musste  man  zu  Gaydon  halten.  Der  greise  Herzog 
jedoch  beharrt  auf  seinem  Standpunkt  (ib.  286):  Je  ne  doi  mie  faiUir  ä  mon 
seignor  Ne  por  nul  home  ne  li  faudrai  nul  jor. 

In  Renaus  zwingt  Karl  den  Aymes,  seinen  Söhnen  abzuschwören^): 
„Faire  Testut  par  force,  blasme  n'en  dui  avoir.  Quant  je  vos  forjura,  mult 
en  oi  le  euer  noir  (Renaus  95/17).  Er  darf  sie  nicht  bewirten.  Wohl  aber 
tut  das  ihre  Mutter,  als  ihre  Sünder  bettelarm  nach  Dordogne  kommen.  „  Ainc 
ne  vos  foijura,  je  le  sai  bien  de  voir'*  (ib.  95/20).  Anders  liegt  folgender 
Fall:  Karl  vertraut  dem  Ogier,  weil  er  der  Vetter  Renaus  ist,  die  Führung 
der  Vorhut  nicht  an  (ib.  146/ 12  ff.),  und  als  er  von  Ydelon  dem  Bayern 
darauf  hingewiesen  wird,  dass  der  grosste  Teil  des  Heeres  mit  Renaus  ver- 
wandt sei  und  eine  Schädigung  der  Aymonsktnder  nicht  dulden  wolle, 
droht  Karl  mit  schweren  Strafen  (ib.  148/24).  Er  lässt  Ogier  laut  schworen, 
ihm  gegebenenfalls  Renaus  auszuliefern,  aber  Ogier  setzt  seinem  Eide  leise 
hinzu,  dass  er  es  nicht  tun  werde  (ib.  164/5  ff.).  Später  leitet  er  zwar  seine 
Scharen  zum  Sturme  g^en  die  Burg  Renaus,  er  selbst  aber  stellt  sich  kummer- 
voll seitab.  Die  Schilderung  seiner  inneren  Kämpfe  gehört  in  ihrer  ruhigen 
Grösse  ziun  Schönsten,  was  uns  das  alte  Epos  bringt  (Renaus  195). 

Gerne  vermeidet  man  deshalb  diesen  Widerstreit  zwischen  Lehnstreue 
und  verwandtschaftlichem  Gefühl.  Bei  Eingang  seines  Lehnsverhältnisees 
mit  Raoul  lehnt  Bemier  es  von  vornherein  ab,  gegen  Verwandte  kämpfen 
zu  müssen*).  In  einem  anderen  Falle  (Loh.  I,  172)  gehen  sich  zwei  Sippe- 
genossen, die  in  verschiedenen  feindlichen  Lehnsverbänden  kämpfen,  während 
des  Streites  aus  dem  Wege. 

In  Raoul  de  Cambrai  kehrt  sich  freilich  der  Held  des  Epos  wenig  an 
die  verwandtschaftlichen  Bedenken  seines  Vasallen,  der  trotz  allem,  was  ihm 


lai  mesprison.  —  Vgl.  ib.  168,  177:  Car  drois  le  dist  sei  tesmoingne  Pautor,  Que 
manvais  fait  gnerroier  son  seignor. 

4)  (Zu  S.  112.)  Gayd.  809:  A  vostre  volenti;  Mes  sires  iestez,  si  doi  faire 
vos  grez.  —  Vgl.  noch  Renaus  17/26;  Gir.  de  Viane  152;  Guill.  de  B.  8042  ff.; 
Orson  2688  ete. 

1)  RenauB  79/17:  Nas  bom  de  vostre  eage,  qui  le  poil  ait  flori,  Ne  sedoit 
parjorer  por  ül  ne  por  ami.    Et  qui  son  seignor  boise,  bien  a  Den  relenqni. 

2)  Raonl  629:  Votre  hom  aui  liges,  si  m'ftYt  s.  Symon  Mais  je  vons  proi 
por  Dien  et  por  son  non,  Q'as  fix  Herbert  ne  seit  ja  vos  tengons. 

RouAiiiMhe  FonchnngeB  XXV.  28 


434  Ferdinand  Werner 

sein  Herr  zu  Leide  tut,  stets  seiner  Pflicht  gedenkt^).  Der  wilde  Graf  vod 
Cambrai  verbrennt  das  Kloster  Origni,  wobei  Berniers  Mutter  ihren  Tod  findet 
Bernier  kündet  Raoul  darauf  seine  Rache  an  (Raoul  1515  f.),  und  Raouls 
Ktter  finden  das  ganz  in  der  Ordnung  (ib.  17401).  Dennoch  kommt  es 
erst  zum  gänzlichen  Bruch  zwischen  beiden,  als  es  Bernier  nicht  gelingt, 
zwischen  R.  und  seinen  Verwandten  den  Frieden  herzustellen^)  (Raoul  2283 ff.). 
Im  Kampfe  tötet  er  seinen  Herrn  und  bricht  darüber  in  Tranen  aus  (ib.  31 12  f.), 
betont  aber  das  Recht  seiner  Handlungsweise'),  da  Raoul  ihm  Unrecht  ge- 
tan habe^). 

16.  Wer  seine  Treue  bricht*),  muss  dafür  im  Jenseits  büssen^),  denn 
die  „l^ut6''  ist  (jottes  Wille'').  Aber  auch  auf  Erden  bleiben  ihm  Leiden 
nicht  erspart«)  (vgl.  Tamassia  206;  Glasson  IV,  278,  295). 

Dennoch  ist  ein  Aufsagen  der  Treue  nicht  eben  selten  (s.  oben  die 
Bemerkungen  über  zu  lange  Ausdehnung  des  Heeresdienstes  und  weiter 
unten  die  Ausf.  über  Auflösung  des  Lehnsverhältnisses),  da  der  Lehnsherr 
nicht  immer  so  ist,  wie  er  sein  sollte,  und  Lehnsmannen  wie  Renaus  nicht 
die  Regel  bilden.  In  grosser  Not,  bei  gefährlichen  Gesandtschaften  (vgL 
Rol.  317f.;  Aiol  4526 ff.)  versagt  oft  die  Treue  des  Lehnsträgers. 

Als  Treubruch  und  als  mit  schwersten  Strafen  zu  ahndendes  Verbrechen 
gelten  feige  Flucht  aus  dem  Kampf  •),  Ungehorsam  (vgl  S.  19,  Zit.  3),  Bruch  des 


1)  Raoul  1381:  R.  mesires  est  plus  fei  qua  Jadas:  11  est  mesires,  chevala 
Die  done  et  dras,  Et  garnemens  et  pailes  de  Baudas:  Ne  li  fauroie  por  l'onnor 
de  Damas,  Tant  que  tnit  dient:  ^B.,  droit  en  as.*  —  nFiez,  dist  la  mere,  par  ma 
foi,  droit  en  as.    Ser  ton  signor,  Dieu  en  gaaingneras." 

2)  Raoul  2817:  Vassal,  je  vos  desfil  Ne  dites  mie,  je  vos  aie  trai. 

3)  Raoul  3162:  B.  en  jure  le  cors  s.  Nicolai:  „De  ce  nie  poise  qe  je  B. 
mort  ai,  Si  m'aYt  Diex,  mais  mon  droit  fait  l'ai." 

4}  Raoul  1224:  Et  B.  fu  mornes  et  pensis  Qant  vit  la  terra  son  per  et 
ces  amis  Ensi  ardoir,  per  poi  n'enraije  vis;  ib.  1650:  II  sont  mi  oncle,  je  lor 
volrai  aidier,  Et  prös  seroie  de  ma  honte  vengier. 

5)  Loh.  III  77:  lor  foi  ont  menti.  —  Anseis  850:  Et  vers  Ini  a  iansö 
sa  loiautö.  —  „felonie'*  (Aiol  214,  309);  „estre  forfait**  (Loh.  I  281);  »desloial« 
(Sax.  III  114;  Loh.  II  31:  Aiol  9696  etc);   «homes  parjures«   (Mort  Aym.  44). 

6)  Jourd.  2213:  Qui  que  sa  dämme  ne  son  seignor  ocist,  Toub  est  forfaia 
et  de  Deu  departiz,  Ja  ne  verra  le  grant  jor  dou  joii  Que  il  ne  aoit  monlt 
laidement  baillis. 

7)  Gharroi8  443:  La  16aut6  doit-1'en  toz  jors  amer:  Dex  le  commande,  qui 
tot  a  k  jiigier. 

8)  Loh.  II  31 :  Hons  desloiaus  ne  pnet  longes  garir. 

9)  Jourd.  3995 :  Le  premerain  cni  je  verrai  fair  Je  le  ferai  de  male  mort 
morir. 


Königtam  und  Lehnaweaen  im  franzödachen  Nationalepos  435 

Land-^),  Buig-  und  Straaseufriedens  (vgl.  S.  29,  ZitSff.),  ein  Angriff  auf  die 
Person  des  Herrn  (Euler  41  f.)  oder  seiner  Mandatare  (vgl.  8. 29,  Zit  2)  und 
namenütch  die  Begünstigung  der  Feinde  des  Seniors'). 

„Le  comte  ...  engage  une  guerre  oontre  son  seigneur  lige,  fait  une 
acdoD  mauvaise  et  felonne^'  (Qir.  de  Rouss.  §  283).  „Qui  n'observe  pas 
la  fid61it6  envers  son  seigneur  perd  ses  droits  sur  son  fief  et  sur  sa  terre  et, 
8*3  TJent  en  cour,  il  y  est  honni.*'  Die  Strafen  für  Treubruch  (vgl.  Schröder 
410;  Wamkönig  11,  380  f.)  sind  Verbannung,  Kerkerstrafen,  Entziehung  des 
Lehens»),  Sklaverei  oder  Tod  (vgl.  S.  114,  Zit.  9;  S.  115,  Zit  Iff.;  Raoul 
4886ff.;  Oir.  de  Viane  75,  92;  Loh.  I,  130f.).  Als  besonderer  Schimpf 
gilt  das  Abschlagen  der  Sporen  (Jourd.  469ff.;  Loh.  II,  129,  1321,  137, 
149;  vgl  Treis  p.  78). 

17.  Der  Treubruch  und  die  mit  ihm  verbundene  Bestrafung  bedingen 
die  Auflösung  des  Lehnsverhältnisses.  Dies  kann  geschehen,  dadurch 
(iass  der  Herr  das  Lehen  einzieht  (vgl.  oben)  oder  dadurch,  dass  der  Lehns- 
Duuin  sein  Gut  und  damit  seine  Verpflichtungen  dem  Herrn  zurückgibt  oder 
durch  den  Tod  des  erbenlosen  Mannes  (Rückfall  des  Lehens);  vgl.  S.  105,  Zit  1. 

Die  schweren  rechtlichen  Folgen,  welche  eine  Beschlagnahme  des  Lehens 
bedeutete,  machen  es  begreiflich,  dass  man  willkürliche  Handlungen  des  Herrn 
Uer  besonders  tadelte^). 

1)  Loh.  I  214:  Par  votre  orguel  avez  son  home  assis.  Flandres  penra, 
li  en  aeras  fers  mis.  —  Vgl.  Loh.  II  88. 

2)  Benaas  3/23:  D  n'i  a  nul  de  vob  si  grant  tenement,  Se  il  aidoit  audnc 
la  monte  d'an  besent,  Qae  il  ne  fust  pendus  sens  nul  delaiement.  —  Chev.  Og. 
3620:  Coment  ce  va  que  il  est  si  osös  Ogier  recöte,  si  set  de  v^ritös.  An  roi 
de  France  est  anemis  mortis  S'il  ne  li  rent,  11  ert  deseritöB.  Li  dos  Ogier,  che 
est  la  vMtös,  Fa  a  Kallon  en  ostage  rem^s  etc.  >-  ib.  4110,  4128,  9114:  Que 
nns  ne  seit  si  hardi  Chevaliers  Seit  dux,  soit  quens  ou  haut  baron  proisiös 
Qae  a'il  sogete  mon  anemi  Ogier  Qa'ä  tos  jors  mais  n'ait  perda  m'amistiö.  — 
Tarpin  sagt  (ib.  9270):  8e  je  ne  Prent  Kallemaine  aa  vis  lierp  II  me  fera  de  sa 
terre  oachier.  —  VgL  Loh.  I  209;  Mort  Aym.  43 f.-,  Gir.  de  Rouss.  §  369; 
Renana  116/1  etc. 

3)  Loh.  III  137:  Mais  Tempereres  ne  mist  pas  en  obli  La  felonie  que  li  ot 
fiiit  Garins,  Qa'en  son  condoit  avoit  Guillaame  ocis;  De  tot  en  tot  fait  sa  terre 
•aisir,  Par  les  chastiax  fait  ses  Jens  establir. 

4)  Loh.  III  119:  Nos  a  li  rois  donc  pris,  Qui  sanz  forfait  cuide  nos  fi^s 
saisir?  —  Gir.  de  Roass.  §  371:  Yens  aves  saisi  son  fief  avant  Tavoir  cito  an 
plait  —  Raoul  926:  Li  fil  Herbert  n'ont  pas  fait  qe  felon,  N'en  vostre  cort  for- 
jugier  nea  doit  on.  Por  qaoi  donnez  lor  terre  a  banden?  —  Gir.  de  Viane  105: 
Cr  est  m'avia  que  grant  tort  en  avös  Quant  vos  mon  oncle  volös  desariter.  — 
Aye  51:  Karlemaine  de  France  m*en  deserite  k  t^rt.  —  Raonl  2002:  RoisLoeys 
nos  vient  deseriter.  In  Raonl  de  G.  enterbt  Loeys  sowohl  Raoul  als  auch 
später  die  Söhne  Herberts;  in  Elle  de  St.  Gille  nimmt  er  auf  Macaires  Rat  dem 
Elie  sein  Lehen.  —  Zu  Enterbangen  durch  den  König  vgl.  noch:  Raonl  915 ff.; 

28* 


436  FerdiDand  Werner 

18.  Die  Rückgabe  eiiieä  Lehens  ist  immer  gestattet,  nur  nicht  im  Kriege 
(Olasson  IV,  275).  Die  Gründe  dafür  sind  verschieden.  Im  Lothringerepos 
weigert  sich  Pepin,  dem  Hervis  und  später  dem  Grarin  Hilfe  gegen  ihre 
Feinde  zu  leisten  und  verzichtet  somit  auf  das  Lehen,  das  er  als  Herr  doch 
schützen  müsste^). 

In  beiden  Fällen  übertragen  die  Lothringer  ihr  Lehen  dem  König  Anseis 
von  Köln,  der  ihnen  zu  helfen  verspricht. 

Im  Rolandslied  gibt  Marsilies  seinem  Herrn,  dem  Emir  Baligant, 
sein  Lehen  wieder,  nachdem  ihn  die  furchtbare  Rache  Karls  für  Roland  und 
die  „douze  pairs"  getroffen*). 

Es  zeigt  sich  aber  hier,  dass  der  Herr  nur  in  dringenden  Fällen  ge- 
zwungen ist,  die  Rückgabe  anzunehmen').  In  Raoul  verletzt  der  Herr  jede 
Rücksicht  auf  seinen  Lehnsmann,  er  misshandelt  ihn,  verbrennt  seine  Mutter, 
überzieht  seine  Verwandten  mit  Krieg.  Die  Folge  ist  schmerzliche  Verbitterung 
und  tödlicher  Hass:  Der  Herr  fällt  von  seines  Lehnsmanns  Hand  (vgl. 
S.  114,  Zit.  Iff.). 

Auch  die  Überspannung  der  Leistungen  für  den  Heeresdienst  können 
den  Bruch  des  Lehnsverhältnisses  herbeiführen  (vgl.  oben).  So  weigern  sich 
in  Sax.  verschiedene  germanische  Stämme,  Holz  für  einen  Brückenbau  zu 
fällen*). 

In  Parise  48  ff.  fällt  der  alte  darembaus  von  dem  Herzog  Raymond 
ab,  als  dieser  seine  Gattin  verbrannt  hat  und  die  Tochter  des  Verräters 
Berengars  heiratet,  und  führt  einen  langen  blutigen  Krieg  gegen  seinen  Herrn. 

Denn  nur  ein  „sire  loiaus'^  hat  Anspruch  auf  Treue  und  Anhänglichkeit 
Auch  wer  die  Kirche  und  ihre  Diener  nicht  ehrt,  der  spricht  sich  selber  aller 
Achtung   und  aller  Pflichten    des  Lehnsmanns   gegen   ihn  ledig   (Falk  53; 


5440;  Anseis  11196  ff.  (hier  wird  dem  Ysorös  wegen  Übertrittes  zum  mohamme- 
danischen Glauben  das  Lehen  entzogen),  Gir.  de  Viane  83  (wegen  Verweigerang 
von  „hommage'*  und  „föautö"),  wegen  Feigheit  (Gir.  de  Viane  119),  wegen  Un- 
gehorsams (Doon  255).  Vgl.  ferner  Aiol  9597;  Ficrabr.  10;  Gayd.  19  etc.  etc. 

1)  Loh.  155.  ,,Voir?"  fait  11  dux  ^la  vostre  grant  mercil  Quitez  —  ie,  sire? 
jel  veuB  de  vons  oir."  Dit  rEmpererei:  „Oil,  par  Saint-Denis!'*  Vgl.  ib.  III 
105:  Faillis  nos  est  Tempereres  Pepins;  ib.  III  211. 

2)  Roland  2880'.  A  Tpulgn  senestre  ad  pris  nn  de  ses  gnanz.  Qo  dist 
Marsilies:  «Sire  reis  Amiranz,  Mes  terres  tutes  ici  quites  vns  rend  £  Saragnce  e 
rbonnr  k'i  apent.** 

3)  Roland,  2835:  £  eil  respunt:  „Tant  sni  jo  plus  dolent  Ne  pois  k  vua 
tenir  lang  parlement;  Jo  sai  asez  qne  Garles  ne  m'atent.  £  neporqnant  de  yns 
reeeif  le  gnant." 

4)  Sax.  II  39:  Ce  n'est  pas  traisons,  que  de  voir  le  savez,  Se  nus  le  gner- 
pisBons,  an^ois  est  leautez.  Servise  nos  reqiert  qi  aini  ne  fn  trovez;  Ce  qne 
nos  li  devons  li  paiomes  assez. 


Königtuin  und  Lehnsweflen  im  französiachen  Nationalepos  437 

MaäsiDg    69;    Gautier,   Chevalerie  74;    Schröder  388;   Gir.    de  Viane  99; 
Raoul  1034  etc.). 

19.  Der  Verzicht  auf  das  Lehen  ^),  seine  Pflichten  und  seine  Rechte 
geschieht  durch  Rückgabe  des  In vestitursymbols  ^),  womit  die  Freundschaft 
sich  in  Feindschaft  umwandelt'). 

4.  Die  Entwicklung  des  Lehnswesens. 

Es  ist  leicht  abzusehen,  dass  die  Erblichkeit  der  Lehen  die  Territorial- 
gewalten immer  mehr  starken  und  das  Königtum  gleicherweise  schwächen 
musste.  Dem  königlichen  Aufgebot  wurde  nicht  mehr  gehorcht  So  fehlen 
auf  der  rechtsgeschichtlich  wichtigen  Versammlung  zu  Quierzy-sur-Oise  die 
wesentlichen  Grossvasallen  (vgl.  Bourgeois,  Le  capü.  de  Kiersy  etc.  83ff. ; 
d^s.  in  ]ßtude8  (Tkist.  etc.  140,  153).  Die  Adelsgeschlechter  vergrossem 
ihren  Besitz  ins  Ungemessene  ^).  Wohl  sieht  der  König  die  Gefahr,  die  der 
zentralen  Gewalt  aus  der  Entwicklung  der  Dinge  erwächst^),  aber  er  vermag 
den  rollenden  Stein  nicht  zu  hemmen. 

Dazu  kommt  die  mächtige  Bedeutung  der  grossen  Sippeverbände,  die 
einesteils    durch    ihre    Ausdehnung    die     königliche    Gewalt^),     andern  teils 


1)  RenauB  84/21:  Por  la  parole  Karle  fa  11  vielz  irascu.  A  poi  qa'il  n'ot 
aaroi  aon  homage  rendn.  —  Sax.  II  184  f:  Son  homage  U  randent  sanz  point  de 
demorer,  Pins  de  mll  et  *VC*  l'an  corent  deffier;  Et  eil  l'omage  prant,  que  n*i 
Mi  arestez.  —  Aiol  9421 :  Le  matin  gaei-pirons  tes  honors  et  tes  fiei  S'en  irons 
la  defors  al  roi  qni  France  tient,  Car  chon  est  nos  drois  sire  a  tort  ranons 
laissie. 

2)  Cor.  L.1608:  Etprist  anguant  sei  mist  en  son  poing  destre,  Puls  B'escria 
a  sa  vois  halte  et  bele:  „Ge  te  desfi,  Bicharz,  tei  et  ta  terre,  En  ton  service 
ne  vueil  ore  plus  estre.*  —  Ali8c.92f.:  11  s'abaissa,  si  a  pris  -r  baston,  Et  dist  au 
roi:  Votre  fief  vous  rendon  N'en  tenrai  mais  vaillant  t  esperon  Ne  vostre  amis 
serai  ne  vostre  hom.  •—  Gayd.  109:  Lors  s'abaissa,  prinst  t  rainBcel  d'un  pin, 
An  roi  le  giete,  puls  dist  en  son  latin :  „Je  voz  deffi ;  mais  ainsoiz  renseri,  Vos 
ferai  je  dolant  par  Saint  Sevrin.'*  Li  rainsciax  chiet  dedens  le  mazerin.  Vgl.  ib. 
94.  —  Sax.  I  64:  ChaBcuns  l'ot  desfiä  et  tandu  bob  homage. 

3)  Raoul  2314:  11  prent  *ni'  pox  de  rennin  qu'ot  vesti,  Parroi  les  mailles 
de  Taubere  eaclarci  Envers  B.  les  geta  et  jali;  Puib  11  a  dit:  Vassal,  je  vos 
deafil  (Vgl.  Zit.  If.) 

4)  Loh.  II  218:  De  six  jomöes  n'avez  si  fort  voisin,  So  le  mandez,  ne  voas 
vengne  aervir.  —  Vgl.  Narb.  3561;  Gir.  de  R.  §  11:  Sa  terre  oceupe  trente 
joarnöes;  11  conduit  en  gaerre  cent  inille  chevalierB;  vgl.  Gni  de  Nant.  11  und 
Abschnitt  II. 

5)  Gir.  de  B.  §  36:  Ah!  bien  fol  est  le  roi  qui  donne  *r  tel  fief,  et  celui 
qai  me  le  demande  en  allen  me  tient  un  fächeux  discoars,  il  d^membre  et 
d^peuple  le  royanme,  et  moi  je  n'ai  de  plus  que  lui  que  la  conronne. 

6)  Blancheflor  warnt  Pepin   davor,   es   zuzulassen,   dass  Fromons   seine 


438  Ferdioand  Wemer 

durch   ihre   fortgesetzten    Blutkriege    unteremander    die  nationale  Wehrkraft 
schädigen^). 


Der  Abhandlung  liegen  folgende  Epen  zu  Grunde: 

Aiol.    Aiol  et  Mirabel  und  Elie  de  Saint  Gille,   heransgeg.  von  W.  Foerster, 

Heilbronn  1876—1882. 
Alescb.    La  bataille  d'AleschanB.    [In:  Guillanme  d'Orange   p.  p.  M.  WJA. 

Jonckbloet,  La  Haye  18&4.] 
Alisc.    AÜBcani,   p.  p.  F.  Gnessard  et  A.  de  Montaiglon,  Paris  1870  (Anciens 

poötes  de  ia  Frange,  X). 
Amis.    Amis  et  Amiles  und  Jourdains  de  Blaivies,  heransgeg.  von  G.  Hofmann, 

Erlangen  1852. 
AnseYs.    AnseYs  von  Karthago,  heransgeg.  von  J.  Alton.    [In:  Bibliothek  de« 

Literar.  Vereins  in  Stuttgart,  CXLIY.]    Tübingen  1892. 
Aqnin.    Le  roman  d'Aqnin  etc,  p.  p.  F.   Jotton  de  Longrais,  Nantes  1880. 
Anberi  (Tarb.).    Le  roman  d'Aubery  le  Bonrgoing,  p.  p.  P.  Tarb6.    [In:  CoB- 

lection  des  Poötes  Champenois  VII]  Beiros  1849. 
Anberi  (Tob.).   Mitteilungen  ans  altfranz.  Handschriften  vonA. Tobler.  I.   Aim- 

der  Chanson  de  geste  von  Anberi.    Leipzig  1870. 
Aye.    Aye  d'Avignon,  Chanson  de  geste,  p.p.  F.   Guessard  et  P.  Meyer,   [lern 

Les  anciens  poötes  de  la  Fr.,  VL]    Paris  1861. 
Aymeri.    Aymeri  de  Narbonne,   Chanson   de  geste,  p.  p.  L.  Demaison.    [Icrs 

Soci6t6  des  anciens  textes  frangais.]    T.  I— II.    Paris  1887. 
Charrois.    Li  charrois  de  Nymes.    [La:  siehe  Alesch.] 
Cor.  L.    Le  couronnement  de  Louis,  Ch.  d.  g.,  p.  p.  £.  Langlois.  [Sooiötö  dc^ 

a.  t  fr.]    Paris  1888. 
Cov.  Viv.    Li  Covenaus  Vivien.    [In:  siehe  Alesch.] 
Destr.    La  Destruction  de  Borne,  p.  p.  G.  Groeber.    [Romania,  II,  1878.] 
D  oon.   Doon  de  Mayence,  p.  p.  A.Pey.   [Anciens  poötes  de  la  Fr.,  IL]  Paris  ISb^ 
Elie.    cf.  Aiol. 

Enf.  Og.    Les  enfanoes  Ogier,  p.  p.  A.  Scheler,  Bruxelles  1874. 
Fierabras.    Fierabras,  ch.  d.  g.,  p.  p.  A. Eroeber  et  G.  Servois.  [Anc.  poöte^ 

de  la  Fr.,  IV.]    Paris  1860. 


Schwester  Heinis  in  die  Sippe  der  Lothringer  bringe:  „So  lor  lignaiges  estoil^^ 
ensemble  mis,  Tost  vos  feroient  corregous  et  marris,  Jl  vos  tolroient  honor  i^^ 
maintenir**  (Loh.  II  64).  Pippin,  der  die  Bedeutung  des  Sippeverbandes  kennt,^^ 
will  die  Lothringer  in  seine  „parentö''  bringen :  „S'il  ont  mes  ni^ces  je  en  serai^ 
plus  fis."    (ib.  II  65.) 

1)  Benaus  13/28:  Membre  vus  de  Doon,  vo  frere  le  guerrier.  Entre  lui  et-- 
Girart  ki  mult  s'avoient  chier,  Asses  le  guerroient  au  fer  et  Tacier;  Mais  k  la 
pardefin  ne  porent  avancier.  FuYr  les  en  convlnt  et  le  pals  vnidier. 

2)  Girb.  de  Metz  479/14:  „Dex'<  dist  li  rois,  „qui  formais  tonte  gent^ 
Iceste  gnerre  me  va  molt  enpirant,  Se  ensi  dure  par  le  mien  esciant,  Tot  a 
perdni  e  derrier  e  deuant.'*    Vgl.  Loh.  III  70:  Trop  par-seroit  affaibli  mon  pais. 


Eönigtam  nnd  Lehnsweien  im  franzÖoBcfaen  Nationalepos  439 

FlooT.    Floovant,    eh.  de  g.,   p.  p.  F.    Gnesiard  et  H.  Miohelant.    [Anoiens 

po^tes,  I.]    Paris  1859. 
Foolqne.    Le  roman  de  Fonlque  de  Candie.  P.  p.  P.  Tarbö.   [In:  Siehe  Auberi 

Tarb.]    Reims  1860. 
Gau  f.    Gaiifrey,  eh.  de  g.,  p.  p.  F.     Guessard   et  P.  Ghabaille.   [Anc.  poötes, 

m.]    Paris  1859. 
GaydL    Gaydon,  eh.  de  g.,  p.  p.  F.  Gnessard  et  8.  Lnce.  [Anciens  po^tes  VIT.] 

Paris  1862. 
Gir.    Le  roman  de  Girard  de  Viane  par  Bertrand  de  Bar-snr-Aabe,  p.  p.  P.  Tarbö. 

[In:  of.  Aaberi  Tarb.]  Beims  1850. 
Girb.  de  M.    Girbert  de  Metz,  heransgeg.  von  £.  Stengel.  [In:  Roman.  Stadien, 

beransgeg.  von  E.  Böhmer,  Bd.  I.] 
Gorm.    Fragment    de  Gormi^nd  et  Isembard,   heransgeg.   von  R.  Heiligbrodt. 

[Roman.  Stadien,  III,  1878.] 
Gui  de  B.    Gai  de  Boorgogne,  Gh.  de  g.,  p.  p.  F.    Gnessard  et  H.  Miohelant 

[Anc  poötes,  L]    Paris  1859. 
Gaillaame.    Gnillaame  d'Orenge,  mis  en  noaveaa  langage,  p.  p.  W.  A.  Jonck- 

bloet,  Amsterdam  1867. 
Gai  de  N.    Gai  de  Nanteail,   eh.  de  g.,  p.  p.  P.  Meyer.    [Anciens  poötes,  VI.] 

Paris  1861. 
Hnoo.    Hnon  de  Bordeaux,    Ch.  d.  g.,  p.  p.   F.  Gnessard  et  C.  Grandmaison. 

[Anc.  poötes,  V.]    Paris  1860. 
Jonrd.    Siehe  Amis. 
Loh.  I,  IL    Li  romans  de  Garin  le  Loherain,  p.  p.  P.  Paris.    Paris  1883—35. 

T.  I-II. 
Lob.  III.    La  mort  de  Garin  le  Loherain,  p.  p.  £.  du  MMl.    Paris  1846. 
Mainet,  p.  p.  G.  Paris.    [Romania,  IV,  1875.] 
Mon.  G.    Li  Moniages  Guillanme.   Über  ein  Fragment  des  Gnillaame  d'Orenge, 

heransgeg.   von  C.  Hofmann.    [Abb.   der   philos.-philoL  Klasse  der   kgl. 

bayer.  Akad.  d.  Wissenschaften.    Bd.  VI.]    München  1852. 
Mort.  Aym.    La  mort  Aymeri  de  Narbonne,   Gh.  de  g.,  p.  p.  C.  Gonrage  da 

Pare.  [Soe.  des  anc.  textes  fran^.]    Paris  1884. 
Karb.    Les  Narbonnais,  Ch.  d.  g..  p.  p.  H.  Suchier.  [Soc.  d.  a.  t.  fr.]  Paris  1898. 
CheT.  Gg.    La  chevalerie  Ogier  de  Danemarche  par  Raimbert  de  Paris,  p.  p. 

J.  Barrois,  T.  I-II,  Paris  1842. 
Oraon.    Orson  de  Beanvais,  ch.  de  g.  du  Xü^  siöde,  p.  p.  G.  Paris  [Soc.  d.  a. 

t.  fr.]    Paris  1899. 
Oti  nel.    Otinel,  ch.  de  g.,  p.  p.  F.  Guessard  et  H.  Miehelant  [Anciens  poötes,  I]. 

Paris  1859. 
Pari 86.    Parise  la  Dachesse,   Ch.  de  g.,   p.  p.  F.   Guessard  et  L.  Larchey. 

[Anc.  poötes,  IV.]    Paris  1860. 
PriaedeCor.  La  prise  de  Cordres  et  de  Sebille,  ch.  de  g.,  p.p.  O.Densusiana. 

[Soc.  d.  a.  t.  frangais.]    Paris  1896. 
Prise  d'Or.    La  Prise  d'Orenge.    [In:  cf.  Alesch.] 
Prise  de  P.    La  Prise  de  Pampelune,  heransgeg.  von  A  Mnssafia.    [In:  Afrs. 

Gedichte  aas  venezianischen  Handschriften  I.].    Wien  1864. 
Raoul.  Raoal  de  Cambrai,  ch.  de  g.,  p.  p.  P.  Meyer  et  A.  Longnon.    [Soc.  d. 

a.  t.  fr.]    Paris  1892. 


440  Ferdinand  Werner 

Ken  au  8.  Renaus  de  Montaoban  oder  die  Haimonekinder,  herausgeg.  von 
fi.  Miehelant.  [In:  Bibliothek  des  liter.  Vereins  in  Stattgart,  LXXYIL] 
Stattgart  1862. 

Roland.    La  chanson  de  Roland,  p.  p.  L6on  Gantier,  Tours  1897. 

Sax.    La  ohanson  des  Saxons,  p.  p.  F.  Michel,  T  .1— IL    Paris  1889. 

Voyage.  Karls  des  Grossen  Reise  nach  Jerusalem  und  Konstantinopel,  heraus- 
gegeben von  £.  Koschwitz.  [In:  Altfrz.  Bibliothek,  herausgeg.  von 
W.  Foerster,  IL  Band.]    Heilbronn  1880. 

Zum  Yergleiche  herangezogen  worden: 

Aue.    Aucassin  et  Nieolete,  herausgeg.  von  A.  Snehier.    Paderborn  1881. 
Ba Stars.    Li  bastars  de  Buillon,  p.  p.  A.  Scheler.    Bmxelles  1877. 
Berta.    Berta  de  li  gran  pi6,  p.  p.  A.  Mussafia.    [Romania,  III  u.  IV.] 
Berte.    Li  roumans  de  Berte  aus  grans  pi6s  p.  p.  A.  Scheler,  Bmxelles  1874. 
Boeve.    Boeve   de  Haumtone,    herausgeg.   von   A.  Stimming.    [Bibl.  Norm.] 

Halle  1899. 
Brun.   Brun  de  la  Montagne,  rom.  d*av.,  p.  p.  P.  Meyer.   [Soe.  d.  a.  t.]  Paris  1876. 
Gapet.    Hugues  Capet,  p.  p.  le  marquis  de  la  Grange.    [Anciens  poötes,  YHI.] 

Paris  1864. 
Ghr^tien  von  Troyes,  herausgeg.  von  W.  Foerster. 

Erec  et  Enide.    Halle  1896. 

Lancelot.    Halle  1899. 

Wilhelmsleben.    Halle  1891. 

Tvain.    Halle  1887. 
Esc.    Escoufle,  rom.  d'av.,   p.  p.  H.  Miehelant  et  Paul  Meyer.    [See.  d.  a.  t] 

Paris  1894. 
Gilles.    La  vie    de   S.  Gilles,  p.  p.  G.  Paris  et  A.  Bos.     [Soc.  d.  a.  t  fr.] 

Paris  1881. 
Gir.  de  RousB.   La  chanson  de  Girart  de  Roussillon,  tradnite  ponr  la  premiöre 

fois  par  Paul  Meyer.    Paris  1884. 
Guill.  de  B.    Guillaume  de  la  Barre,  Roman  d'av.  p.  p.  P.  Meyer.    [Soc.  d.  a. 

t.  fr.]    Paris  1895. 
Guill.  de  Pal.    Guillaume  de  Palerne,  p.  p.  H.  Miehelant.    [Soc.  d.  a.  t  fr.] 

Paris  1876. 
Her  vis.    Hervis  de  Metz,   Vorgedicht    zum    Lothringerepos,    herausgeg.  von 

£.  Stengel.    Dresden  1903. 
Mac.    Macaire,  p.  d.  F.  Guessard,  Paris  1866.    [Anc.  poötes,  IX.] 
Meriadues.    Li  Chevaliers  as  devs  espees,  afrz.  Abenteuerroman,   heraosgeg. 

von  W.  Foerster.    Halle  1877. 
Merlin.    Merlin,  p.  p.  G.Paris  et  Jacob  Ulrich.    [Soo.  d.  a.  t.  fr.]    Paris  1866. 
Robert.  Robert  le  Diable,  rom.  d'av.  p.  p.  E.  Löseth.  [Soc.  d.  a.  t.  fr.]  Paris  1903. 
Rose.    Le  romAn  de  la  rose,    p.  p.  G.  Servois.    [Soc.  d.  a.  t.  fr.]    Paris  1898. 
Tristran.    Le  roman  de  Tristran,  p.  p.  E.  Muret.  [Soc.  d.  a.  t  fr.]  Paris  1903. 

Einschlägige  Literatur: 

Amira,  Kari  v.  Recht.   (Pauls  GrundriB  der  germ.  Philologie.  112,  S.  35— 200). 
Assises  de  Jerusalem,  p.  p.  M.  le  comte  Beugnot.     [In:  Becueil  des  historieos 
des  croisades.    Lois,  t.  I— IL]   Paris  1841—33. 


Königtnm  and  Lehnsweseo  im  franzöBischen  Nationalepos  441 

»urgeois,  tmiie.    Le  capitttlaire  de  Kieny-snr-Oise  (877),  Paris  1885. 

—  L*a88embl6e  de  Quierzy-sur-Oise  (877)  [In:  J^tades  d^histoire  du   moyen 
äge  dödiöoB  ä  G.  Honod  Paris  1896  (p.  187—153).] 

esslau,  H.   Rechtsaltertttmer  aus  dem  Rolandsliede.    Herrigs  Archiv,  Bd.  48 

(1871),  S.  291—306. 
anner,  H.    Deutsche  Rechtsgeschichte.    2  Bände.    Leipzig  1892. 

—  Forschungen  zur  Geschichte  des   deutschen   and   französischen  Rechtes. 
Gesammelte  Aufsätze«    Stuttgart  1894. 

ichner,  G.    Die  chanson  de  gestes  des  Loherains  and  ihre  Bedeutung  flir  die 

Kulturgeschichte.    Leipzig  1886. 
i  Gange.    Glossarium  mediae  et  infimae  latinitatis.     7  vol.     Paris  18i0— 50. 

Snppleroentum  ed.  L.  Diefenbach.    Frankfurt  1857. 
»el,  H.  Tb.    Ober  den  Ursprung  der  Frohnen.    Giessen  1828. 
iler,  A.     Das  Königtnm  im   afz.  Karisepos.     Ausg.  und   Abb.  65  (1886). 

Marburg  1886. 
.Ik,  J.    Antipatbies  et  sympatbies  dömocratiques  dans  Töpopöe  fran^aise  du 

moyen  fige.   [In:  Mölanges  d6d.  a  C.  Wahlund,  Maoon  1860.] 

—  Etüde  sociale  sur  les  chansons  de  geste.    Thöse  pour  le  doctorat.    Ny- 
köping  1899. 

Bcher,  W.    Der  Bote  im  afr.  Epos.    Diss.  Marburg  1886. 

ach,  J.     Les  origines  de  l'ancienne  France.    3  ts.    Paris  1886,  1893,  1904. 

inck- Brentano.      Les  pairs   de  France  ä  la  fin  du  XIII«  si^cle    [In:  cf. 

Bourgeois], 
istel  de  Goulanges.     Histoire  des  institutions  politiques  de   l'ancienne 

France,    t.  V:  Les  origines  du  systöme  föodal.    Paris  1890. 
lotier  L.    Les  öpopöes  fran^aises.    t.  I— III.    Paris  1865—68. 

—  La  cbevalerie.    Nouvelle  Edition.    Paris  1895. 

asson  E.     Histoire  du   droit  et  des   institutions  de  la  France,    t.  I— VII. 

Paris  1887—1896. 
»defroy,  Fr.    Dictionnaire   de   Tancienne   langue   fran^aise  et  de  tons  ses 

dialectes.    t.  I— IX.    Paris  1891—98. 
imm,  J.    Deutsche  Rechtsaltertömer.     4.  Aufl.;  besorgt  von  Hensler   und 

Hübner.    Leipzig  1899. 
ase,  C.  B.    Über  die  Gesandten  in  den   altfrz.  chansons  de   geste.    Halle- 

Beriin  1891. 
Btoire  littöraire  de  la  France,    t.  XXIL 
nghans,  W.     Kritische  Untersuchungen    zur   Geschichte    der   fränkischen 

Könige.    Diss.    Erster  Teil.    Göttingen  1856. 
Ibfleisch,  W.    Die  Realien   in  dem   afz.  Epos  Raoul   de  Cambrai.     Diss. 

Giessen  1897. 
abbes,  Th.    Die  Frau  im  altfrz.  Epos.    Marburg  (Ausg.  u.   Abh.  12)  1884. 
ick,  Ch.    Le  donnöes  sur  la  vie  sociale  et  priv^e  au  XII«  siöcle,  contenue 

dans  les  romans  de  Chrestien  de  Troyes.    Kreaznach  1885. 
mprecht,  W.     Beiträge   zur   Geschichte   des   franz.   Wirtschaftslebens   im 

elften  Jahrhundert  (Schmoller:  Forsch.  I,  3).    Leipzig  1878. 

—  Deutsches  Wirtschaftsleben  im  Mittelalter.    Leipzig  1886. 

.nglois,  Cb.-V.     La  sociät6   fran^aise   au  XIII«  siöcle   d'aprös  dix   romans 
d'aventure.    Paris  1904. 


442  Ferdinand  Werner 

Langlois,  £.    Table  des  noms  propres  de  tonte  natnre  dans  les  chaneons  de 

geste.    Paris  1904. 
Lavisse,  E.    Histoire    de  France  depuis   les  origines  jns'qn'il  la  r^volntion. 

t.  I-III.    Paris  1900—1901. 
Littr6,M.  Dictionnaire  de  la  langue  fran^aise.  4t8.  Paris  1863— 72.  Suppl.  1878. 
Lot,  F.    Les  derniers  Garolingiens.    Paris  1891. 

—  L*öl6ment  historique  de  Garin  le  Loherain.    [In:  siehe  Bourgeois]. 
Lnchaire,  A.    Histoire  des  institntions  monarchiqnes  de  la  Franoe.    Denxieme 

Edition,    t.  I— IL    Paris  1891. 
Manteyer,  G.  de.  L'origine  des  donze  pairs  de  France.   [In:  siehe  Bourgeois]. 
Mas  sing,  H.    Die  Geistlichkeit  im  altfranz.  Volksepos.    Diss.   Gießen  (Darm- 
stadt) 1904. 
Mauss,  F.    Die  Charakteristik  der  in  der  altfranz.  eh.  d.  g.  Gut  de  Bourgogne 

auftretenden  Personen.    Diss.    Münster  1883. 
Mayer,  £.    Deutsche  und  französische  Verfassungsgeschichte  vom  9.-14.  Jahr- 
hundert   2  Bände.    Leipzig  1899. 
Mertens,  P.    Die  kulturhistorischen  Momente  in  den  Romanen  des  Chrestien 

von  Troyes.    Diss.    Berlin  1900. 
Meyer,  F.    Die  Stände,  ihr  Leben  und  ihr  Treiben,  dargestellt  nach  den  alt- 

franz.  Artus-  und  Abenteuerromanen.     (Ausg.  u.  Abh.  89)  Marburg  1892. 
Modersohn,  H.    Die  Realien  in  den  chansons  de  geste  „Amis  etAmiles*  und 

Jourdain  de  Blaivies.    Leipzig  1886. 
Mono,   F.   J.      Untersuchungen    zur    Geschichte    der   deutschen   Heldensage 

Quedlinburg  u.  Leipzig  1836. 
Neumann,  W.    Der  Söldner  (soudoyer)  im  M.  A.  nach  den  franz.  und  prov. 

Heldenepen.    Diss.  Marburg  1905. 
Päquerie,  Ch   de  la.  La  vie  f Nodale  en  France,  du  IX«  si^cleäla  fin  duXV«. 

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Paris,  G.    Histoire  poötique  de  Charlemagne.    Paris  1865. 
Perrens,  F.  J.    La  dömocratie  en  France  au  moyen  äge.    Paris  1873. 
Pfeffer  M.     Die  Formalitäten    des   gottesgerichtlichen  Zweikampfs.     (Zs.  für 

r.  Phil.  IX.  (1885)  S.  1-74.) 
Rosi^res,  B,    Histoire  de  la  sociötö   frangaise   au  moyen  &ge.    (987—1483). 

nie  M.,  t.  I.    Paris  1884. 
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Berlin  1888. 
Schröder,  R.     Glaube   und  Aberglaube  in   den  altfranz.  Dichtungen.    Diss. 

Hannover  und  Erlangen  1886. 

—  Deutsche  Rechtsgeschichte.    8.  Auflage.    Leipzig  1898. 

Schultz,  A.    Das  höfische  Leben  zur  Zeit  der  Minnesinger.    2  Bände.    2.  Aufl. 

Leipzig  1889. 
So  hm,  B.    Die  fränkische  Reichs-  und  Gerichtsverfassung.    Weimar  1871. 
Spirgatis,  £.    Verlobung  und  Vermählung  ira  altfranz.  volkstümlichen  Epos. 

Berlin  1894.    Dazu:  Rez.  von  D.  Behrens  in  Zs.  f.  frz.  Spr.  u.  Lit.,  XVII, 

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Tamassia,  G.    11  diritto  neirepica  francese  dci  secoliXII  et  XIII.    Roma  1886, 

[In:  Bivista  italiana  per  le  scienze  giuridiche,  I.  p.  230). 


Königtum  nnd  Lehnsweaen  im  fnnzdoflchen  Nationalepos  443 

TreiB,  K.    Die  Formalitäten   des  Ritterschlages  in  der  aitfranz.  Epik.  DisR. 

Berlin  1887. 
Viollet,   P.     Histoire    des    institntions   politiqnes  et    administratives  de  la 

France,    t  I— II.    Paris  1890—98. 

Waitz,  G.     Deutsche  Verfassungsgeschichte.    III,  (1888).   IV,  (1885),  2.  Aufl. 

VI,  (1896).   Berlin. 
Warnkönig,  L.  A.  und  L.  Stein.   Französische  Staats-  nnd  Rechtsgeschichte. 

8  Bände.    2.  Aufl.    Basel  1875. 
Wechssler.E.   Frauendienst  und  Vasallität.  Zs.  f.  franz.  Spr.  u.  Lit.  XXIV  (1902) 

p.  159-190. 

Inhaltsfibersieht. 

Einleitung.  Seite 
Erster  Abschnitt: 
Oas  Ktoigtan. 

A.  Sittliche  Stellung 321 

B.  Rechtliche  Stellung     . ...  328 

1.  Titel.    Insignien.    Residenzen 328 

2.  Die  königliche  Gewalt 338 

a)  Gegenüber  dem  Auslande 338 

b)  Nach  innen 338 

a)  Der  König  ist  oberster  Heerführer 338 

ß)  Der  König  ist  oberster  Richter 342 

y)   Der  König  besitzt  die  oberste  Banngewalt 347 

d)  Der  König  hat  die  oberste  Finanzgewalt 354 

e)  Der  König  ist  oberster  Lehnsherr 359 

3.  Königsehe  und  Königin 362 

4.  Thronfolge  und  Krönung 366 

5.  Der  königliche  Hof  und  die  Hofbeamten 372 

6.  Hoftag  und  Kronrat 385 

Zweiter  Abschnitt: 

Die  GrossTasallen. 

A.  Allgemeines 392 

B.  Der  Herzog 395 

C.  Der  Graf 401 

D.  Abarten  der  Grafenwürde:  Der  Vizegraf.   Der  Markgraf.  Der 
Burggraf 405 

Dritter  Abschnitt: 
Bas  Leluiayerhältnis. 

1.  Lehnsherr  und  Lehnsmann;  ihre  Bezeichnungen  und  ihre  soziale 
Stellung 407 

2.  Das  Lehen;  seine  Namen  und  seine  Arten 413 

3.  DasLehnsverhältuis;  seine  Entstehung  und  Erneuerung,  seine 
rechtlich-sittlichen  Grundlagen  und  seine  Auflösung 417 

4.  Die  Entwicklung  des  Lebnswesens 437 

LiterataiTeneiehnis 438 


über  das  Abhängigkeitsverhältnis  Alberto  Notas 
von  Molifere  und  Goldoni. 


von 
Fritz  Baumann. 


Vorwort. 

Die  erste  Anregung  zu  vorliegender  Arbeit  verdankt  der  Verfasser 
seinem  hochverehrten  Lehrer  Herrn  Professor  Dr.  H.  Brevmann,  der 
ihn  auf  dieses  noch  wenig  bekannte  Gebiet  hinwies.  Der  Stoff  ist 
einer  Periode  der  italienischen  Lustspieldichtung  entnommen,  welche 
verhältnismässig  noch  wenig  Beachtung  und  ernstes  Studium  gefunden 
hat,  und  über  deren  Bedeutung  bis  auf  den  heutigen  Tag  die  ver- 
schiedensten Anschauungen  geäussert  werden.  Alberto  iTota,  einer 
der  gefeiertsten  Autoren  jener  Zeit,  ist  seinem  Namen  wie  seinen 
Werken  nach  heute  nur  mehr  wenigen  bekannt.  Selbst  die  Literar- 
historiker pflegen  diesen  Schriftsteller,  sofern  sie  ihn  überhaupt  erwähnen, 
mit  einem  nicht  immer  selbständigen  Urteil  von  ein  paar  Zeilen  abzutun. 
Diese  Tatsachen  mögen  es  rechtfertigen,  wenn  im  Folgenden  von  Leben 
und  Werken  Notas  ausführlicher  die  Rede  ist,  als  es  eigentlich  im 
Rahmen  einer  Abhandlung  liegt,  welche  sich  mit  einer  speziellen  Seite 
seines  Schaffens  befasst. 

Nicht  absichtslos  wurden  drei  Werke  des  Dichters  studiert,  welche 
auf  Moli^re  zurückgehen.  Denn  wir  besitzen  zwar  eine  umfassende 
Literatur  über  Moliöres  Quellen  und  Vorbilder,  namentlich  auch  über 
sein  Verhältnis  zur  italienischen  Literatur;  andererseits  ist  auch  sein 
Einflnss  auf  die  Entwicklung  des  Lustspiels  in  Frankreich,  England, 
Deutschland  u.  s.  w.  Gegenstand  zahlreicher  Forschungen  geworden; 
allein  mit  der  Rückwirkung  seiner  Schöpfungen  auf  Italien  hat  man 
sich  nur  ganz  vereinzelt  befasst.  Hoflentlich  dient  die  vorliegende 
Abhandlung  zugleich  als  kleiner  Beitrag  zur  Kenntnis  dieses  Einflusses. 

Die  Vergleichung  geschah  natürlich  entsprechend  der  jeweiligen 
Eigenart  der  einzelnen  Stücke.  Von  eingehenden  Analvsen  wurde  hei 
den  Lustspielen  Moliöres  und  Goldoni's  dann  abgesehen,  wenn  der 
Inhalt  der  oetreffenden  Werke  als  bekannt  vorausgesetzt  werden  konnte. 
Zitate  wurden  in  der  Hauptsache  dort  nicht  für  nötig  erachtet,  wo  es 
sich  mehr  um  Übereinstimmung  in  Handlung  und  Szenenführung,  als 
um  wörtliche  Entsprechungen  und  Anklänge  in  Stimmung  und  Gedanken 
handelt.  Dagegen  glaubte  der  Verfasser  allgemeine  Bemerkungen  über 
Notas  dramatische  Kunst  einflechten  zu  sollen,  da  über  Nota  keine 
Abhandlung  existiert,  welche  die  nötigen  Voraussetzungen  für  eine  in 


Alberto  Nota  445 

knappen  Grenzen  gehaltene  Vergleichung  biete.  Ein  endgültiges  Urteil 
über  den  Dichter  wird  sich  freilich  wohl  fällen  lassen,  wenn  die  Grenzen 
der  Untersnchnng  weiter  gezogen  sein  werden,  etwa  sein  Verhältnis 
zu  Goldoni,  zum  Dramma  lagrimoso,  zum  bürgerlichen  Lustspiel 
im  Stile  Merciers  u.  s.  w.  studiert  wird. 

Znm  Schlüsse  möchte  es  sich  der  Verfasser  nicht  versagen,  den 
Herrn  Professoren  Dr.  Breymann  und  Dr.  Hart  mann  in  München 
seinen  herzlichsten  Dank  für  die  liebenswürdig  Bereitwilligkeit  aus- 
zusprechen, mit  welcher  sie  diese  Arbeit  jederzeit  durch  ihren  schätzens- 
werten Rat  förderten. 

Einleitang. 

Goldonis  Reform  des  Lustspiels  war  nicht  konsequent  und  kraft- 
voll genug  durchgeführt,  war  von  äusseren  Hindernissen  aller  Art  zu 
sehr  beeinträchtigt,  um  eine  nachhaltige  Wirkung  auszuüben.  Sie  war 
vor  allem  nicht  im  stunde  gewesen,  dem  mächtigen  Einfluss  des  Rühr- 
BtUckes  und  des  bürgerlichen  Dramas  entgegenzuwirken,  welche  schon 
ihren  Siegeszug  über  die  Bühnen  Europas  angetreten  hatten.  Auch  in 
Italien  fanden  sie  um  die  Mitte  des  18.  Jahrh.  erst  durch  Übersetzungen 
bald  auch  durch  Nachahmungen  Eingang  und  gelangten  rasch  zu 
einer  alles  andere  verdrängenden  Popularität.  Weitaus  die  meisten 
der  zahlreichen  Lustspieldichter  jener  Tage,  Goldoni  selbst  übrigens 
nicht  zuletzt,  folgten  dem  Zuge  der  Zeit  und  dem  Geschmack  des 
Publikums,  und  schrieben  Theaterstücke  im  neuen  Stile.  —  Warum 
diese  Richtung,  deren  hauptsächlichste  Vertreter  Giovanni  de  Gamerra, 
Andrea  Willi,  Giovanni  Greppi,  Alessandro  Pepoli,  Avelloni,  Camillo 
Federici  und  Sografi  waren,  der  verdienten  Vergessenheit  anheimfiel, 
bedarf  hier  kaum  mehr  der  Begründung.  Trotzdem  wendet  die 
Forschung  dieser  Strömung  in  der  Geschichte  des  italienischen  Lust- 
spiels mehr  Interesse  zu  ^)  als  der  sog.  Goldonischen  Schule,  einer  An- 
zahl von  Dramatikern  aus  dem  Beginn  des  19.  Jahrh.,  die  nach  ihrer 
eigenen  Aussage  und  dem  Zeugnis  ihrer  Zeitgenossen  versuchten,  dem 
Einfluss  des  Auslandes  entgegenzuarbeiten  und  Werke  in  der  Art  der 
besten  Lustspiele  Goldonis  zu  schaffen.  —  Dahin  rechnet  man  im  all- 
gemeinen Gherardo  de  Rossi,  Marchisio,  Genoino,  F.  A.  Bon,  vor  allem 
jedoch  den  Grafen  Giraud  und  Alberto  Nota'). 


1)  z.  B.  A.  Battistella,  27  dramma  lagrimoso  in  Italia,  Treviso  1879. 
K  Masi,  Giovanni  de  Gamerra  e  il  dramma  lagrimoso,  in  Nuova  ÄntoL  CIII, 
347 ff.;  CIV,  37 ff.  —  femer  Monographien,  so  liber  Federici,  Sografi  und  ans- 
flihrliche  Notizen  über  Greppi,  Pepoli,  Federici  bei  Napoli-Signorelli. 
Storia  critiea  dei  ieairi  antichi  e  modemi  X.,  NapoH  1818. 

2)  Sowohl  Klein,  Geschichte  des  Dramas,  VII,  531  ff.,  wie  Pro  eise,  Ge- 
sckidUe  des  neueren  Dramas,  I  2,  402  ff.  behandeln  Marchisio,  Nota  und  Giraad, 
als zoBammengehörige  Grnppe.    Bei  Costetti,  La   Compagnia  Beale  Sarda, 


446  Fritz  Baumann 

Gerade  der  letztere  wurde  von  den  Anhäugero  der  GoldoniBchen 
Tradition  als  lichter  Pnnkt  iDmitten  der  FInt  von  kritiklosen  Nach- 
bildangen  fremder  Literatarerzengnisse  begrttsst.  Gleich  Ooldoni  erblickte 
man  in  Nota  einen  Reformator;  welcher  als  der  fähigste  Nachfolger 
des  ^Moliere  italiano'^  es  wage,  gegen  die  immer  mehr  um  sich  greifende 
Geschmacksyerirmng  durch  Pflege  der  Sitten-  und  CharakterkomOdie 
anzukämpfen^).  ^J/  Nota  adunque  i  il  aolo  fra  gV italiani  che  dopo  il 
Ooldoni  ci  abbia  dato  un  teatro  comico^^).  j^E  senza  dtibbio  ch'egli 
coW  opera  stia  ristaurö  in  Italia  la  aommedia  Ooldoniana^*).  Man 
stellt  ihm  dem  ^Henander^  Goldoni  als  Terenzio  piemontese  gegen- 
über*); ja  gab  ihm  mitunter  sogar  den  Vorzug  vor  Goldoni:  „Sen 
taccia  adunque  il  Ooldoni  e  parli  il  Nota^^).  Den  sprechendsten  Be- 
weis für  die  Raschheit;  mit  der  er  sich  die  Gunst  des  Publikums  wie 
der  Kritik  eroberte,  bilden  neben  den  unbestrittenen  Erfolgen,  welche 
seine  ersten  Werke  auf  der  Bühne  errangen^),  die  zahlreichen  Ausgaben, 
die  von  1816  an  in  rascher  Folge  erschienen  und  die  gtlnstigen  Urteile, 
die  sich  zumeist  daran  knüpften '').    Seine  Lustspiele  wurden  in  fremde 

Milano  1893  werden  p.  XIX,  12,  16,  28  Bon,  Girand  und  Nota,  namentlich  die 
beiden  letzteren,  immer  zusammen  als  die  besten  Vertreter  des  italienischen 
Lustspiels  SU  Beginn  des  19.  Jahrh.  aufgeführt  S.  auch  A.  Rouz,  Histoire  de 
la  litterature  italienne  contemparaine,  Paris  1874,  p.  23  ff. 

1)  Gommedie,  Milano,  Silvestri  1826,  I  p.  XXff.  —  Giornale  Li- 
gustico,  Marzo  1827,  (fasc.  2)  p.  163 f.,  genn.  febbr.  1829  p.  66 f.  —  Mene- 
ghezzi,  Carlo  Goldoni,  Milano  1827  p.  180  u.  185.  —  Bettinger,  Thidtre 
d'  AlbeHo  Nota  ei  du  Comte  Oiraud,  Paris  1889,  I,  54.  —  Giornale  Arcadico 
1848;  CXVU  (1848)  223  f. 

2)  Giornale  Arcadico,  I.  c. 

8)  Gostetti,  La  Compagnia  Reale  Sarda^  p.  27. 

4)  Giornale  Arcadico  1826,  (Bd.  XXXII)  p.l88.  —  A.  Gubernatis, 
Storia  Universale  della  Letteratura,  Milano  1883 ff.  I,  428.  —  Gostetti,  1.  c 
p.  71.  —  S.  auch  Ferrari  V.,  11  teatro  eomico  in  Italia  nel  1650  in  Bivista 
d' Italia,  1898  (Bd.  lU)  p.  530. 

5)  Giornale  teatrale,  Venezial.  L  1821,  (fasc. 25),  abgedr.  bei  Salfi, 
Commedie  di  Ä,  Nota,  Parigi  1829,  IV  266. 

6)  S.  Gostetti,  1.  c.  p.  25ff. 

7)  Zwischen  1816  und  1840  erschienen  mehr  als  zwanzig  Gesamtausgaben, 
von  denen  die  wichtigeren  kurz  aufgeführt  sein  mOgen: 

Gommedie   di   A.  Nota,   Milano.  Stella  1816,   1   vol.  in  12.   —   Vgl.  dazu 

Bihlioteca  italiana,  IV  (Milano  1816)  28 ff.,  215ff. 
Gommedie  di  A.  Nota,  editione  seconda  corretta  e  accresciuta  dair Autors, 

Torino,  Pane  1816,  4  vol.  in  8.  -  Vgl.  Ubl  ital.  XIV  (1819)  8  ff. 
Gommedie    etc.     Prima    Veneta  edizione,     Venezia,    Orlandelli  18Zi.    7  vol. 

in  12.     Enthält  neben   einer  Biographie  viele  Widmungen,    Vorreden, 

historisch-kritische  Anmerkungen, 


Alberto  NoU  447 

Sprachen,  nameotlich  in's Deutsche  nud  Französische  übertragen^)  und 
die  Donna  awbiziosa  sogar  in  rassischer  Sprache  in  Moskau  anlässlich 
der  Krönung  Kaiser  Nikolaus  I.  1826  aufgeführt.  „On  peut  dire,  sagt 
Louis  Etienne,  que  PEurope  a  fait  sa  renommee,  comme  celle  de 
Manzani:  jamais  poite  italim  n*a  6ii  combU  de  plus  de  faveurs^  de 
titres  et  de  croix  que  le  cotnique  moderne^  qui  a  le  plus  approchi  du 
riformaieur  du  thiAtre  italien  •  .  .^^). 

Einige  biographische  Angaben,  die  aus  dem  im  Allgemeinen  wenig 
interessanten  Leben  Notas  nur  die  für  das  Studium  seiner  Werke  be- 
langreichen Momente  henrorheben,  möge  das  Bild  ergänzen,  das  wir 
uns  von  Stellung  und  Tätigkeit  des  Dichters  zu  machen  haben'). 


Comme  die  etc.,  Edieione  deeima^  rivista  e  corretta  dalPAutore.  MHana^ 
SilvestH  1826,  2  vol.  in  12.  —  Vol.  III  ibid.  1831.  Erschienen  als  Teil 
der  Biblioteca  scelta  di  opere  italiane  antiehe  e  moderne  Bd.  CLXXXVIII 
f.  u.  CCLX.  —  Kurze  Biographie.  —  Vgl.  Revue  EncyeUpidique  XXXVI 
(1837)  664  ff.  —  OiornäU  Liguatico,   Qenova,  marzo  1827  p.  160  f. 

Commedie  ^icedizioMy  undecima,  accresciuta e  corretta dall' Autore.  Fireme^ 
Stamp,  ffranducale  1827\28.  7  vol.  in  16.  Mit  vielen  neuen  Widmungen. 
Vgl.  Giomdle  Ligustico,  Genova  1829  II,  66  f. 

Commedie  etc.,  con  un  eaggio  stoHeo  eritico della cofnmedia  italianaf  del  Prof. 
Sdlfi.    Parigi,  Baudry  1829,  5  vol.  in  12. 

Commedie  etc.,  Seeonda  Baeeolta,  corretta  dali' Autore.  Torino,  Vaccarino 
1836.  2  vol.  in  16.  —  Vgl.  Oiam.  Ligustico  1837  p.  112ff.,  140ff. 

Teatro   Comico  di  A.  Nota.     Edizione  oompiuta  e   corretta  dalPAutore, 

Torino,  F&mba  1842143,  8  vol.    in  8.  —  Ist  die  vollstfindigste  Ausgabe. 

Daneben  existieren    zahlreiche    deutsche,    französische    und    italienische 

Sammel-  und  Einzelansgaben,   namentlich   Schulausgaben  bis  in  die  neueste 

Zeit  (1891). 

1)  Deutsch:  Karl  Blum:  Ich  bleibe  ledig,  Lustspiel  in  drei  Aufzügen, 
Leips.  1835  [nach  Notars:  H  filosofo  celibe].  Derselbe:  Der  Ball  tu  Ellerhrunn, 
Lustspiel  in  drei  Aufzügen  nach  La  Fiera,  von  Ä.  Nota,  Leipzig  1836.  —  Alb. 
Nota,  II  Benefattare  e  V  Orfana^  mit  deutscher  Übersetzung,  Monaco,  G.  Franz 
1861.  Französisch:  Thiätre  d^ Alberto  Nota  et  du  Comte  Girand,  traduii  par 
Tb.  Bettinger,  pricidi  d^un  pricie  historique  eur  la  comidie  en  France  et  en 
Ualie  par  £.  Soribe,  et  accompagni  de  remarques  et  eommentaires  sur  chaeque 
piice  par  Bayard.  Paris,  Aimö-Andr^,  1809,  3  voll,  in  8.  Enthält  zehn  der 
besseren  Lustspiele  Notas  und  einige  Stücke  von  Giraud.  Vgl.  Bibliot  ital 
XCV  (1839).  —  Auch  mehrere  einzelne  Lustspiele  wurden  übersetzt  und  er- 
schienen zum  Teil  in  CJufs-d^ceuvre  des  thidtres  itrangers  und  im  Thiätre 
eurqpeen. 

2)  Louis  Etienne,  Histoire  de  laliiUrature  italienne,  Paris  1875  p.  598. 
Vgl.  über  Auszeichnungen  Notas  auch  Gostetts  1.  c.  p.  27  u.  80. 

3)  Genaueres  über  Nota's  Leben  ist  zu  finden  in  den  Werken,  aus  denen 
obige  Zusammenstellung  geschöpft  ist,  nSmlich  den  biographischen  Skizzen, 
welche  den  Ausgaben  von  1824  (Venesiaf  Orlandelli),  1826   {Milano,  Silvestri) 


44U  Fntz  Baumann 

Alberto  Nota  Avurde  am  15.  November  1775  zn  Tarin  geboren. 
Er  entstammte  einer  wohlhabenden,  angesehenen  Familie,  die  jedoch 
durch  den  frühen  Tod  des  etwas  versehwenderisehen  Vaters  in  be- 
drängte Verhältnisse  geriet.  Trotzdem  erhielt  der  junge  Nota  eine 
sorgfältige  Erziehung,  die  namentlich  seine  früh  erwachten  literarischen 
Neigungen  zu  pflegen  suchte.  Besonders  fühlte  sich  Nota  von  Moli^re 
und  Goldoni  angezogen,  deren  Werke  er  nicht  nur  eifrig  las,  sondern 
auch  mit  Freunden  aufftthrle  und  in  der  Art  der  eommedie  a  sogetto 
nachahmte.  Diesen  Versuchen  folgten  bald  selbständige  dramatische 
TjOistungen,  die  er  aber  später  zum  Teil  wieder  vernichtete.  Um  das 
Lustspiel  //  Primogenito  e  il  Cadetto  arbeitete  er  nach  Jahren  um  und 
brachte  es  unter  dem  Titel  r  Oppressore  e  V  Oppresao  1828  in  Florenz 
zur  Aufführung.  —  Oleich  seinem  grossen  Vorbild  Goldoni  durfte  sich 
jedoch  Nota  nicht  ausschliesslich  seinem  Hang  zum  Theater  überlassen, 
sondern  musste  juristischen  Studien  obliegen,  die  er  1793  absolvierte. 
Die  nächsten  Jahre  verbrachte  er  in  völliger  Zurückgezogenheit,  da 
die  zerrütteten  politischen  Verhältnisse  seiner  Heimat  ihm  zunächst  die 
Hoffnung  auf  eine  erfolgreiche  Laufbahn  zu  nichte  machten.  In  diese 
Zeit  fällt  seine  Verheiratung  mit  Adelaide  Canova  (einer  Tochter  des 
berühmten  Bildhauers).  Seine  Ehe  war  keine  glückliche.  Häusliche 
Zerwürfnisse,  hauptsächlich  verschuldet  durch  das  lieblose,  flatterhafte 
Wesen  seiner  Frau,  verdüsterten  das  im  Grunde  heitere  Temperament 
des  Dichters  und  scheinen  für  sein  ganzes  Leben  eine  nachhaltige 
Wirkung  auf  seinen  Gemütszustand  ausgeübt  zu  haben  ^).    Endlich  er- 


1829  {Parigif  Salfi)  beigegeben  Bnd,  den  Widmungen  und  Vorreden  des  Autors 
selbst  und  den  kritischen  Bemerkungen  der  Herausgeber  zu  den  einzelnen 
Stücken,  einen  Nekrolog  in  Giornah  Arcadieo  1848,  CXVII,  219  ff.  Weniges  ist 
zu  finden  bei  Zirardini,  V  Italia  letteraria  ed  artisHcaf  Parigi  1850  p.  218 ff.; 
bei  Corniani,  I  secoli  della  letteratura  italiana,  Torino  1856  VIII,  162 ff.,  so- 
wie in  den  Artikeln  der  Biographie  universelle  XXXI,  64,  der  Nouvelle  biographie 
ginerale  XXXVIII.  294ff.  und  der  Grande  Encyclopidie  XXV,  63.  Sehr  viele 
wichtige  Quellen  waren  dem  Verfasser  nicht  zugänglich,  so  Notas  Korrespon- 
denz, die  er  der  Äccademia  della  Cruaca  vermachte;  femer  sind  jedenfalls 
weitere  Angaben  zu  finden  in  den  Theaterreferaten  der  gleichzeitigen,  nament- 
lich literarischen  Zeitschriften,  so  der  Gazetta  di  Genava,  der  Gaeetta  dt  MilanOf 
Gazetta  Ptemontese,  Gazetta  teatrdle  di  Venezia;  in  V  Italie  coniemparainef  ü 
Mondo  illttstraio  (Turin  1847),  la  Rivista  contemparanca,  la  Bivista  letteraria^ 
la  Spigolatare,  lo  Spettatore;  in  den  Aufzeichnungen  gleichzeitiger  Schauspieler 
und  Intendanten,  so  F.  A.  Bons  ungedruckte  Erinnerungen,  Fr.  Bighettis 
Teatro  italiano,  Turin  1828,  Piossacs  Theatergesohichten  (im  Archivio  muni- 
cipale  von  Turin)  in  den  Geschichten  der  Schauspielergesellschaften  (bes.  der 
Gompagnie  Fabbricbesi  und  Goldoni). 

1)  Nicht  nur  in  einzelnen  Werken,  wie  namentlich  in  I  Primi  Päs»i  al  mal 
costume,  kommt  nach  Ansicht  mancher  zeitgenössischer  Kritiker  diese  Stimmung 


Alberto  Nota  449 

hielt  er  1803  Anstellnng  beim  Kriminalgerichtshof  io  Tarin.  Seine 
Berufsgeschäfte,  wiewohl  anstrengend,  liesBeu  ihm  doch  Zeit  seinen 
literarischen  Iteigongen  nachzugehen,  auch  von  den  politischen  Un- 
ruhen jener  Jahre  blieb  er  unberührt,  und  so  entstanden  in  dieser  Zeit 
seine  ersten  und  manche  seiner  besten  Schöpfungen.  Zwar  steht  er 
anfangs  noch  ganz  unter  dem  Einfluss  des  Rtthrstttckes  nach  Art 
Federicis  in  seinen  bttrgerlichen  Dramen  La  Marchesa  di  Gange  (das 
er  später  wieder  yernichtete),  in  dem  oben  erwähnten  11  Frimogenito  e 
il  Cadetto^)  und  in  den  historischen  Drama  Lri  Duchessade  la  Valliire^), 
das  1806  in  Turin  aufgeführt  wurde.  Doch  schon  in  /  Primi  Passi  al 
mal  costume  >),  die  1808  in  seiner  Vaterstadt  erfolgreich  über  die  Bühne 
gingen,  suchte  er  sich  von  der  herrschenden  Richtung  loszumachen, 
und  sich  mehr  an  das  klassische  Lustspiel  anznschliessen.  An  diesen 
Triumph  reihen  sich  in  rascher  Folge  die  glänzenden  Aufnahmen,  welche 
sein  Progettista^)  1809  in  Turin,  II  Nuovo  Ricco^)  im  gleichen  Jahr  in 
Hailand,  L'Osptte  francese^)  in  Verona  1810  und  I  Litiganti'')  1811 
in  Turin  zu  verzeichnen  hatten®). 

Nach  der  Rückkehr  von  einer  anscheinend  erfolglos  gebliebenen 
längeren  Erholungsreise,  zu  der  ihn  tiefe  Aufregung  über  erneute  häus- 

zum  Ansdrack,  anob  der  ganze,  etwas  schwerfällige  Ernst  seiner  meisten  Lust- 
spiele sei  auf  den  Einfluss  dieser  trüben  Verhältnisse  zurUokzafQhren. 

1)  Entstanden  1800.  •—  Dieses  weinerliche,  heute  und  wohl  sobon  auch 
damals  ganz  ungeniessbare  Drama  war  durch  die  Indiskretion  eines  capocomico 
(Bianchi)  schon  1804  in  Rom  aufgeführt  worden.  Später  arbeitete  es  dann  der 
Dichter  um  (s.  p.  448  oben).  —  Vgl.  darüber  Prima  Veneta  Edigione,  Orlandelli, 
1824,  Vn,  99,  Notitie  stariche  e  critiche,  —  Klein,  Oeschichte des  Diamas,  VII, 
62öff.  —  Costetti,  1.  c.  p.  71. 

2)  Abgefasst  1805.  —  Bebandelt,  gleichfalls  in  unerträglich  larmoyanter 
Art,  eine  bekannte  Episode  aus  dem  Liebesleben  Ludwigs  XIV.  —  Vgl.  darüber 
die  Yiel  zu  sobmeichelbafte  Kritik  in  der  Ausgabe  OrlandelU,  1824,  VI,  245. 

3)  Gilt  als  eines  der  besten  Lustspiele  Notas.  (Geschrieben  1806).  —  Vgl. 
Biblioieca  italiana  IV  (1816),  215ff.  —  Bettinger,  Thiätre  d'A.  Nota  etc. 
I,  176  ff.  —  Klein,  op.  cit.  pp.  671  ff.  —  A.  Bonz,  Histoire  de  la  Littirature 
conUmporaine  en  Itdlie  etc.,  Paris  1874,  p.  28  ff. 

4)  Zeit  der  Abfassung  1807.  -  VgL  Bihl  ital.  IV,  23 ff.  -  Klein  1.  c. 
p.  675  ff. 

.5)  Entstanden  1807.  —  Über  die  Originalität  und  etwaige  Quellen  dieses 
wie  der  übrigen  angeführten  Lustspiele  vgl.  unten  p.  457  ff.  S.  ferner  Bihlioieca 
italiana  IV  (1816),  23 ff.  —  Bettinger,  op.  cit.  II,  110;  dazu  die  Kritik 
Biblioi.  it.  XGV,  271  f.  —  S.  auch  p.  459  ff.  dieser  Arbeit 

6)  Entstanden  1808.  —  8.  Ausg.  OrlandelU,  1824,  lU,  231. 

7)  Erste  Abfassung  1809;  Umarbeitung  1818.  —  Bettinger,  1.  c.  Bd.  IL 

8)  In  diese  Zeit  ist  anob  die  Abfassung  der  erst  1817  in  Neapel  aufge- 
führten Donna  ambiziosa  zu  setzen.  —  Ist  Gegenstand  eingehender  Erörterungen 
beiBettinger,  1. c.  II, 251  f.,  —  Klein,  1.  e.  VII, 664ff. —Costetti,  1.  c.p.  185. 

Bomanltoht  Forsch  img«n  XXV.  29 


450  ^^^^  Baamann 

liehe  Unannehmlichkeiten  veranlasst  hatten,  wurde  Nota  in  franzö- 
sischen Diensten  znm  Sostituto  al  Procnratore  imperiale  del  Tribanale 
di  Vercelli  ernannt  und  blieb  bis  zar  Restauration  1814  in  dieser  Stel- 
lang. Aach  dieser  kurze  Zeitraum  war  fruchtbar  an  manchen  Schöpfungen 
aus  Notas  Feder.  Noch  Ende  des  Jahres  1811  fand  in  der  Skala  zu 
Mailand  die  Erstaufführung  des  Filosofo  Celibe^)  statt,  1812  trat  Nota 
zu  Verona  mit  dem  Atrabiliare^\  1813  zu  Bologna  mit  dem  Ammalato 
per  Imnmginazione^)  vor  das  Publikum. 

lo  seinem  Streben  nach  Anerkennung  wurde  Nota  kräftig  unter- 
stützt von  zwei  einflussreichen  Oönnern,  Vincenzo  Monti  und  Giovanni 
Paradisi*),  und  noch  grössere  Hoffnungen  für  seine  Zukunft  mochte  er 
sich  wohl  machen,  als  er  nach  längerer,  durch  die  damaligen  politischen 
Verhältnisse  veranlassten  Untätigkeit  1816  vom  kunstliebenden  Prinzen 
Carlo  Alberto  in  dessen  Privatdienste  genommen  wurde.  Doch  schon 
zwei  Jahre  später  scheinen  ihn  Hofintrigen  bewogen  zu  haben^  seine 
Stellung  aufzugeben. 

Acht  Lustspiele  waren  in  den  vier  Jahren  entstanden,  die  seit 
seiner  beabsichtigten  Übersiedlung  nach  Mailand  1814  bis  zu  seiner 
Entlassung  aus  den  fürstlichen  Diensten  verflossen,  nämlich:  //  Bene- 
faitore  e  V  Or/ana^),    La  Lusinghiera  1814 •),   das   historische   Drama 

1)  Soli  unter  anderem  Titel  schon  1803  entstanden  sein.  S.  Teatro 
comico,  Torino  1842/43,  Bd.  III.  —  Vgl.  Bcttinger,  op.  cit.  I,  504f.  —  Klein, 
].  c.  VII,  678 f.  A.  Ronx,  1.  c.  p.  23  fF.  —  Wird  von  manchen  als  eines  der 
besten  Lustspiele  geschätzt,  während  es  von  anderer  Seite  scharfen  Tadel 
erfährt. 

2)  1811  geschrieben.  —  S.  Ausg.  OrlandelU,  1824,  IV,  219. 

3)  Entstand  gleichfalls  1811.  —  Vgl.  Bevue  encydopidique  XXXVI  (1827), 
664 ff.  —  Bettinge r  1.  c.  I.  282 f.  --  S.  auch  p.  483 ff.  dieser  Arbeit. 

4)  Beide  sprachen  ihm  wiederholt  öffentlich  und  privatim  ihre  Anerkennung 
aus.  V.  Monti  hatte  sich  um  die  Aufführung  mancher  Werke  Notas  Verdienste 
erworben.  Paradisi  Hess  unter  anderm  der  Lusinghiera  in  Biblioteca  itdliana 
XIV  (1819)  3  ff.  eine  sehr  eingebende  und  wohlwollende  Kritik  zu  teil  werden. 
Auf  seine  Veranlassung  wollte  sich  Nota  in  dem  ihm  freundlicher  gesinnten 
Mailand  niederlassen.  Der  Fall  des  Napoleonischen  Reiches  vereitelte  indes 
den  Plan. 

5)  Zeit  der  Entstebnng  unbekannt.  —  AnfgefUhrt  wurde  das  Stück  1814 
in  Mailand.  Wie  schon  der  Titel  andeutet,  ist  es  eines  jener  weinerlichen 
Dramen,  an  denen  die  Liste  von  Notas  Werken  viel  reicher  ist,  als  man  es  nach 
seinen  und  seiner  Zeitgenossen  Beteuemngen  glauben  möchte. 

6)  Gilt  mit  der  unten  folgenden  Fiera  als  bestes  Lustspiel  Notas,  wenn- 
gleich auch  hier,  wie  später  noch  auszuführen  sein  wird,  Bedenken  gegen  die 
Originalität  des  Lustspiels  erhoben  wurden.  —  Vgl«  Bibl  itäl.  2.  e.  .  —  Ausg. 
OWaiicff«»1824VI,  137.  —  Bettinger,  op.cit.Iir,  133f.  —  Costetti  l.c.p.40f. 


Alberto  Nota  4öl 

Torquato  Tasso  1816*)  La  Fiera  1817*),  La  Face  domestica^)  und  Le 
Bisolussioni  in  Amore  1818^).  Auch  die  beiden  Einakter  I  Dilettanti 
comim  und  Amor  timido  dürften  fttr  diese  Zeit  anzusetzen  sein^). 
Mit  dieser  Serie  von  Lustspielen  ist  Nota  auf  der  Höhe  seiner  Schaffens- 
kraft angelangt,  sowohl  was  Zahl  als  was  Ottte  seiner  Werke  betrifft. 
In  der  ersten  Zeit  des  nun  folgenden  Lebensabschnittes  war  er  aller- 
dings noch  ziemlich  tätig.  Sechs  Lustspiele  entstanden  zwischen  1818 
und  1823*).  Von  da  an  aber  bis  zu  seinem  Tod  (1847)  erschienen  nur 
mehr  acht  Komödien*^);  eine   auffallende  Verminderung  der  einst  so 


1)  Vgl.  über  dieses  und  die  übrigen  histor.  Dramen  Notas  Costetti 
1.  c.  p.  S6f. 

2)  Wurde  nicht   immer    gleich   hoch  bewertet.    S.  die  günstige  Kritik  v. 

A.  RouXy  1.  c.  p.  20ff.  —  Costetti,  1.  c.  p.  26.  —  Dagegen  Bettinger,  11, 
878  ff.  —  Nuwa  Aniologia  LXXIX  (1886),  730f. 

3)  S.  Blbl.  IUI.  XXI  (1821),  p.  99. 

4)  S.  Blbl.  ital.  XXI  (1821),  100.  —  Vgl.  auch  p.  522  ff.  dieser  Abhandlang. 

5)  In  keiner  Ausgabe  tragen  diese  beiden  Lustspiele  Datum  der  Ent- 
stehung oder  Aufführung.  In  der  zweiten  Ausgabe  Torino,  Pane,  1818,  welche 
noch  um  1814  geschriebene  Lustspiele  enthält,  sind  die  beiden  obigen  nicht 
aufgetührt,  dagegen  bei  Orlandelli,  Venezia  1824,  der  keine  Stücke  aufgenom- 
men hat,  die  nach  1818  entstanden  sind.  —  Über  I  Dilettanti  Comici  vgi.  Ausg. 
Orlandm,  Venezia  1824  VI.  107.  —  Beitinger,  l  c.  I,  248f. 

6)  La  Vedova  in  Soletudine  1820.  —  Älessina  ossia  Costanza  rara  1821 
Vgl.  Costetti,  1.  c.  p.  25 f.  ->  11  Bibliomane  1821,  La  Donna  Irrequieta  1822; 

B.  OiornaU  lAgusfico,  Ser.  sec.  I  (1837),  140  ff.  —  La  Novella  Sposa  1828,  — 
Lodovieo  Äriosto  1828;  vgl.  Antologia  di  Firente,  XLVII  (1882),  8öf.;  Klein, 
.1  c.  686ff. 

7)  Petrarca  e  Laura  1829,  s.  Klein,  1.  c.  VII,  681  ff.  —  Lo  Sposo  di 
ProYincia  1880;  s.  Costetti,  1.  c.  p.  104;  s.  Giomale  Ligustico  Ser.  sec. 
I  (1837),  112ff.  n  Chirurgo  e  il  Vicerc  1832;  s.  Klein,  1.  c.  VII,  639ff.  — 
U  Prigioniero  e  V  Incognita  1834 ;  s.  Giornäle  Liguatico^  Ser.  sec.  I  (1837), 
140  ff.  —  Natalina  ossia  t7  Liceo  d'Heisperg  1836.  —  11  Diadema  1838.  La 
Creola  deUa  Luigiana  1889  (?)  s.  Costetti,  1.  c.  p.  118.  •—  Educazione  e  Na- 
tura ist  in  der  letzten  Ausgabe  Torino  Pomba  1842/43  nicht  mehr  enthalten. 
Costetti  Yerzeiohnet  p.  167  seines  Werkes  die  Erstaufführung  durch  die  Com- 
pagnia  Reale  Sarda  fttr  das  Jahr  1846.  Demnach  wäre  das  Werk  für  die  Jahre 
1848—1846  anzusetzen.  Doch  behauptet  Costetti  p.  44  seines  Bnches  wieder- 
um, Nota  habe  mit  dem  Abgang  Garlotta  Marchionnis  vom  Theater,  also  1840, 
zu  schreiben  aufgehört.  —  Freilich  ist  Costetti  mit  seinen  Angaben  nicht 
immer  ganz  zuverlässig,  so  z.  B.  wenn  er  H  Diadema  als  Nota'sche  SchOpfting 
ansuzweifeln  scheint  und  ihm  andererseits  das  Lustspiel  La  Bella  Fattoresea 
zDschreibt,  das  nach  Oiom.  stör,  d.  lett.  ital.  XXIII  (1894),  267  ff.  eine  Über- 
letsnngans  dem  Französischen  des  Piossasoo  (der  erste  Intendant  der  Comp. 
Reale  Sarda)  ist.  —  Femer  glaubt  er  1  Bagni,  (Erstaufführung  durch  die  Comp. 
R.  S.  1842)  und  Oswäldo  o  Mutagrin  di  Fortuna  (1844)  Nota  zuweisen  zu 
müssen  (pp.  140  u.  153).    Doch  setzt  er  letzterer  Angabe  zweifelnd  ein  Frage- 

29  ft 


452  Fritz  ßanmatin 

grossen  Frachtbarkeit  des  Dichters.  Schuld  daran  ist  ztmächst  wohl 
die  starke  Inanspruchnahme  seiner  Kraft  und  Zeit  durch  die  Ämter, 
welche  er  seit  seiner  Verabschiednng  bei  Hof  in  nnanterbrochener 
Beihenfolge  bis  an  sein  Lebensende  inne  hatte.  Von  1818 — 20  be- 
kleidete er  bei  äusserst  bescheidenem  Einkommen  die  Stelle  eines  Sotto- 
intendente  generale  zn  Nizza.  Dann  wurde  ihm  die  selbstständige 
Leitung  des  kleinen  Regierungsbezirkes  Bobbio,  und  1823  jene  des 
Bezirkes  San  Remo  anvertraut;  wo  er  bis  Anfang  der  dreissiger  Jahre 
blieb.  Nach  kurzer  Tätigkeit  im  Bezirk  Pinerolo  kam  er  1833  als  In- 
tendante  generale  nach  Gasal  Monferrato.  Im  Herbst  1837  unterbrach 
er  seine  Amtstätigkeit  durch  eine  Reise  nach  Paris,  wo  er  in  der 
Künstler-  und  Gelehrtenwelt  die  liebenswürdigste  Aufnahme  fand  und 
namentlich  mit  dem  Dramatiker  Alexandre  Duval  freundschaftlichen 
Verkehr  pflegte.  1840  wurde  er  Vorstand  des  Bezirkes  Cuneo.  Hier 
ereilte  ihn  am  19.  April  1847  der  Tod.  Herzkrämpfe,  die  ihn  nach 
der  Heimkehr  von  einer  Vorstellung  im  Teatro  Carignano  zu  Turin 
befielen,  machten  seinem  Leben  ein  rasches  Ende. 

Nicht  selten  erhoben  die  zeitgenössischen  Herausgeber  und  Kritiker 
von  Notas  Werken  ernste  Vorwürfe  gegen  die  Vorgesetzten  des  Dich- 
ters;  welche  ohne  Rücksicht  und  Verständnis  für  sein  dramatisches 
Talent  ihm  keine  Zeit  zur  Entfaltung  desselben  gönnten.  Mancher 
Hess  auch  durchblicken^  dass  die  häufigen  direkten  Angrifib  auf 
den  Dichter  und  seine  Lustspiele  geeignet  seien,  diesem  die  Tätigkeit 
für  die  Bühne  zu  entleiden.  So  wurde  eine  Aufführung  des  Ammalato 
per  Immaginazione  verboten;  da  dieses  Lustspiel  als  eine  Verhöhnung 
der  neuen  medizinischen  Systeme  denunziert  worden  war.  Statt  1812 
konnte  es  erst  ein  Jahr  später  in  Szene  gehen.  Gegen  die  Aufführung 
der  Dilettanti  Comici  wurde  Einspruch  erhoben,  du  sie  eine  boshafte 
Verspottung  der  Liebhaberbühnen  seien.  La  Lusinghiera  wurde  „in 
einer  grossen  Stadt  Italiens''  von  der  Bühne  verbannt  als  „unmoralisch" 
obwohl  Monti  und  Paradisi  energisch  für  das  Werk  eingetreten  waren. 
In  Alessina  ossia  Costanza  rara  gab    eine  harmlose  Bemerkung  dem 

zeichen  hinzu.  Aber  auch  das  erstere  Stück  wäre  sicher  in  die  letzte,  vom 
Autor  selbst  durchgesehene  und  erst  1848  vollendete  Ausgabe  (Torino,  Pomba) 
aufgenommen  worden,  zumal  Notas  Werke  meist  erst  längere  Zeit  nach  ihrer 
Entstehung  zur  Aufführung  gelangten.  Wenn  man  allerdings  nach  dem  Titel 
sohliessen  darf,  würden  die  in  Frage  stehenden  Lustspiele  bezw.  „drammi"  ganz 
gut  in  die  letzte  Schaffensperiode  Notas  passen.  Eine  Differenz  zwischen  der 
erwähnten  Ausgabe  und  Costetti's  Buch  ergibt  sich  auch  bezüglich  der  £nt- 
stehungsseit  der  Creola  della  Luigiana.  Jene  Ausgabe  gibt  als  Entstehungszeit 
das  Jahr  1839  an,  während  Costetti  p.  187  von  einer  Aufführung  durch  die 
Comp.  Reala  Sarda  im  Jahre  1836  berichtet  und  einen  Achtungserfolg  ver- 
zeichnet. 


Alberto  Nota  453 

TUBsiBclieii  Gesandten  Anlass,  die  Behörden  zum  Einschreiten  gegen 
Nota  wegen  Beleidigung  Rasslands  zu  bewegen,  und  das  Stttck  wurde 
für  einige  Zeit  verboten.  Für  die  Aufführung  der  Fiera,  welche  gleich- 
falls  wegen  angeblicher  unmoralischer  Tendenz  wieder  vom  Spielplan 
abgesetzt  worden  war  musste  der  König  selbst  eintreten.  Diese  Er- 
fahrungen mögen  ja  wohl  den  etwas  hypochondrischen  Dichter  ver- 
stimmt haben  ^).  Doch  dürften  die  eigentlichen  Gründe  fttr  seine  ver- 
siegende Produktionskraft  anderswo  zu  suchen  sein.  Die  letzten  Werke 
des  alternden  Dramatikers  waren  entschieden  weit  unter  dem  Niveau 
seiner  früheren  Schöpfungen  und  daher  von  massigem  oder  keinem  Er- 
folg begleitet.  Auch  änderten  Zeiten  und  Sitten  sich  allmählich. 
Wohl  versuchte  Nota  noch,  dem  Geschmack  des  Publikums  zu  folgen; 
und  sehrieb  zum  Schlüsse  eine  Reihe  von  romantisch-exotischen  Lust- 
spielen. Doch  das  Interesse  an  seinen  Bühnenwerken  nahm  unauf- 
haltsam ab').  Sie  waren  weder  im  stände  gewesen  die  Aufmerksam- 
keit seiner  Zeitgenossen  dauernd  vom  Auslande  abzulenken,  noch  auch 
jüngere  Kreise  zur  Nachahmung  zu  begeistern'). 

Die  Tatsache  von  der  abnehmenden  Popularität  des  Lustspiel- 
diebters  wird  auch  bestätigt  durch  die  Geschichte  der  Kritik^  welche 
im  Laufe  der  Zeiten  an  seinen  Werken  geübt  wurde.  Die  Zusammen- 
stellung dieser  Urteile  gibt  aber  auch  einen  deutlichen  Fingerzeig  fttr 
die  Erklärung  jener  Erscheinung.  Die  Zeitgenossen  freilich  wissen 
fast  nur  Rühmenswertes  von  Notas  Kunst  zu  berichten^). 


1)  Bibl  Üal  XVII  (1820).  54;  XXI  (1821),  96.  -  Cammedie,  Orlandelli, 
Venesia  1824  I,  9 ff.  a.  p.  11.  Cotnmedie,  Milano,  Silvestri  1826  I,  p.  XVI.  —  S  alfi, 
Saggio  etc.    Commedie,  Parigi  1829  I,  89—91.  —  Costetti,  1.  c.  p.  25. 

2)  Gerade  hiefür  bietet  Costettis  oft  sitiertes  Werk  einen  wertvollen 
Beleg.  AuB  der  Liste  der  jährlichen  NeuanffÜhrungen  durch  die  Comp.  R.  S. 
nnd  den  sich  daran  knüpfenden  Besprechungen  laset  sich  entnehmen,  wie 
Notas  Stern  bis  gegen  Ende  der  zwanziger  Jahre  im  Aufsteigen  begriffen  war, 
um  dann  allmählich  unter  zeitweiligem  Aufleuchten  zu  erbleichen.  Vgl.  bes. 
Costetti  I.  c.  25 ff.  Costetti  1.  c.  p.  26  vermutet  fQr  die  ungnädige  Aufnahme 
die  Kotas  späteren  Werken  seitens  des  Publikums  zu  teil  wurde,  noch  eine 
andere  Ursache.  Nota  schrieb  nämlich  über  sein  eigenes  Drama  Ariosto  eine 
sehr  gfinstige  Kritik  in  die  Oasetta  di  Francia,  Ans  Versehen  wurde  dieser 
Bericht  mit  seiner  Unterschrift  veröffentlicht  und  verursachte  einen  argen 
Skandal. 

3)  Der  einzige  Marchese,  ein  Zeitgenosse  Notas  und  auch  Dramatiker, 
soll  Nota,  dem  er  seine  gesammelten  Werke  widmete,  nachgeahmt  haben.  Vgl. 
Levi  Ces.  Qoldoni  nel  Teatro,  Ateneo  Veneto  XXIV  (1901),  191ff.  —  A.  Rouz, 
op.  cit.  p.  2dff.  glaubt  in  Casimir  Delavigne's  Ecole  des  Vieillarda  eine 
Nachahmung  von  Notas  1  primi  Paaai  al  mal  Costume  zu  erblicken. 

4)  In  Betracht  gezogen  wurden  für  den  Zeitraum  bis  zu  Notas  Tod: 
BibUoieca  italiana,   IV  (1816),  23 ff.;  p.  215ff.5   XIV  (1819),  3 ff.;    XVII  (1820), 


454  Friti  Banmann 

Nota  habe  in  seinen  Gharakterkomödien  energisch  die  Fehler  der 
Yomehmen  Welt  und  des  besseren  Mittelstandes  namentlich  seiner 
engeren  Heimat  angegriffen.  Unterstützt  von  einer  scharfen  Beobach- 
tungsgabe fttr  das  Komische  habe  er  getreu  die  Wirklichkeit  des  all- 
täglichen Lebens  wiedergegeben.  Aaf  die  Charakteristik,  die  sich  mehr 
auf  Typen  denn  auf  Individualitäten  erstrecke,  lege  er  den  Hanptwert; 
um  ihretwillen  habe  er  Handlung  und  Intrige  ersonnen.  Der  Bau 
seiner  Lustspiele  sei  einfach  und  regelmässig,  die  Scenen  gut  Torbe- 
reitet  und  verkettet,  die  Einheit  der  Handlung  gewahrt,  die  Lösung 
befriedigend.  Von  theatralischer  Mache  und  Bühneneffekten  wisse  er 
sich  ebenso  fem  zu  halten  wie  von  grober  Komik.  Diese  bestehe  bei 
ihm  nicht  in  Wortwitz  und  Spässen,  sondern  entstehe  von  selbst  in 
geschmackvoller  Weise  aus  Situationen  und  Charakteren,  sowie  guten 
Kontrastwirkungen.  Ja  es  mache  sich  sogar  ein  gewisser  Ernst  geltend, 
der  besonders  auch  in  der  moralischen  Absicht  zum  Ausdruck  komme, 
welche  der  Dichter  jedem  seiner  Lustspiele  zu  gründe  lege  und  in 
der  er  Ooldoni  ebenso  übertreffe  wie  in  seiner  eleganten  Sprache.  — 
Doch  erfährt  dieses  Lob  nicht  selten  Einschränkungen.  Infolge  allzn- 
regelmässigen  Baues  der  Komödien  werden  Verwicklung  und  Lösung 
zu  leicht  vorhergesehen;  es  fehle  daher  an  Spannung  und  dramatischer 
Kraft.  Der  Stil,  in  den  ersten  Stücken  nachlässig,  werde  später  zu 
kalt  und  akademisch'),  um  dem  Mangel  an  Schwung  und  Wärme  ab- 
helfen zu  können.  —  Aach  bezüglich  der  Originalität  der  Nota'schen 
Lustspiele  scheinen  schon  ernste  Zweifel  aufgetaucht  zu  sein.  Daraaf 
deutet  nicht  nur  die  energische  Verteidigung,  die  Salfi  dem  ange- 
griffenen Autor  in  dieser  Hinsicht  zuteil  werden  lässt^);  Levati  weiss 
von  Gegnern  zu  berichten,  die  dem  gefeierten  Lustspieldichter  vor- 
halten, er  studiere  die  Autoren  mehr  als  die  Natur').  Auch  Bayard 
spricht  ihn  nicht  ganz  von  diesem  Vorwurf  frei,  wenn  er  mit  Bezug 
auf  Goldoni  sagt:  j^Nota  lui  est  peut-Stre  trop  MHe^^).  Mit  Bücksicht 
atff  die  masslose  Nachahmung  französischer  Vorbilder  seitens  der 
meisten  Dramatiker  jener  Zeit  sei  ihm   noch  immer  Eigenart  zuzuer- 


58 ff.;  XXI  (1821),  96 ff.;  XCV  (1839).  —  Commedie,  Venezia,  OrlandeUi,  1824, 
I— VII.  —  Commedie,  Milano,  Silvestn,  1826,  Bd.  I,  p.  IX— Xu.  —  Retnte  ency- 
clopidique,  XXXVI (1827),  664 ff.  —  ötamalcit^M«ffCO  1(1827),  163 ff.;  V(1829), 
66 ff.  ibidem,  serie  sec.  I  (1837),  112  fi.;  140  ff.  —  Commedie,  Pariffi,  Baudry, 
1829,  I,  (Salfi,  Saggio  storico critico),  94 ff.  —  A.  L[evati],  Saggio  sulla  storia 
deJla  letteraiura  italiana  etc.,  Milane  1831,  p.  182  f.  —  Antologia  di  Firenu 
XLVm  (1832),  83 ff.  —  Bettinger,  1.  c.  I.— III. 

1)  Nota  war  Mitglied  der  Accademia  della  Cruaca, 

2)  Saggio  storico  criiico  p.  CHI  ff. 

3)  Saggio  sulla  storia  della  letteratura  italiana  p.  188. 

4)  Le  Thidtre  d' Alberto  Nota  I,  54. 


Alberto  Note  455 

kennen:  ;,jS*f7  imüe,  ce  tCest  jamais  serviUment^  und  an  anderer  Stelle: 
„Ctf  taUni  de  erier  en  imüant  est  sare  authiAtre\  c'eet  eelui  de  Nota^  ^). 
In  einem  durchaus  günstigen  Sinn  sind  auch  die  zahlreichen  Bemer- 
kungen zu  verstehen,  welche  Nota  als  tüchtigen  Schüler  Moliöre'B  und 
Gk>ldoni8  bezeichnen  und  ihn  insbesondere  einen  treuen  Nachfolger  des 
letzteren  nennen. 

In  der  Kritik,  die  sich  in  den  ersten  Jahren  nach  Notas  Tod  noch 
mit  ihm  beschäftigt,  kommt  neben  reichlichem  Lob  der  leise  Tadel 
noch  in  bestimmter  Form  zum  Ausdruck,  der  schon  aus  mancher  An- 
erkennung der  Zeitgenossen  herausklang').  So  yermisst  man  nament- 
lich die  dem  Ooldoni  eigene  Heiterkeit  und  Grazie  im  Dialog,  Lebendig- 
keit der  Handlung,  in  einem  Wort  „il  brio'^  des  Venezianers.  Die 
spärliche  Handlung  ermangle  der  Spannung,  die  Lösung  des  Konfliktes 
sei  oft  unnatOrlich,  der  ganze  Eindruck  etwas  eintönig  und  kalt.  Da- 
her eignen  sich  Notas  Lüstspiele  mehr  für  die  Lektüre  als  fttr  die 
Bflhne  und  so  sei  auch  der  Erfolg  derselben  heute  nicht  mehr  so  gross, 
wenngleich  der  Autor  noch  beliebt  sei. 

Was  über  die  Originalität  der  Komödien  gesagt  wird,  deckt  sich 
im  Allgemeinen  mit  dem  Urteil  Salfis  und  Bayards.  Zirardini') 
gibt  die  Ansicht  des  ersteren  wieder;  Predari  meint:  „//  Nota  talvolta 
ei  giavd  di  Ooldoni  e  di  Molidre^  ma  non  copid  nh  Vuno  ni  Valtro^*). 
Er  habe  sich  lediglich  die  seiner  Natur  kongenialen  Elemente  jener 
beiden  Meister  angeeignet. 

Je  rascher  Nota  und  seine  Werke  in  Vergessenheit  geraten,  desto 
summarischer  und  härter  wird  über  ihn  geurteilt.  Die  meisten  Aus- 
länder und  einige  Italiener  geben  zwar  die  günstigen  Kritiken  älterer 
Beurteiler  wieder,  ohne   erheblich  Neues   hinzuzufügen*).     Die  Mehr- 

1)  Bettinger,  1.  c.  II,  110. 

2)  GiomaU  Avadico,  Roma  CXVII  (1848),  223ff.  —  Zirardiui,  ritalta 
UUeraria  ed  artisiica,  Parigi,  1850,  p.  228  ff.  —  Biographie  universelle,  Michand, 
Paris,  1854,  XXXI  64ff.  —  Giudici,  Emlliano,  8toria  della  letUratura 
üaUana.  Firenze,  Moonier,  1885,  II,  320.  Gorniani,  I  secoli  deUa  letteratura 
italianaj  co  ntio.  p.  cuia  di  F.  Predari,  Torino,  1856,  VIII,  64ff.  La  Nouvelle 
Biogra^ie  ffinirale,  Paris,  Didot.  1862,  XXXVIII,  294  ff. 

3)  Zirardini,  1.  c.  p.  270. 

4)  Corniani,  1.  c.  p.  166. 

5)  Hieher  gehören:  L.  Etienne,  1.  c.  p.  592f.  —  Yorik,  Das  üalienische 
Theater  seit  1848,  hei  K.  EillehrKnd,  Italia  Lpz.  1875,  II,  496 f.  Settem- 
brimi,  Lezioni  di  letteratura  italiana,  Napoli,  1876,  III,  —  PrOlss,  Geschichte 
des  Dramas,  Lpz.  1881,  I,  2,  406ff.  —  A.  de  Gubernatis,  Storia  universale 
deUa  letteratura,  Milane  1888ff.  Bd.  I:  Storia  del  teatro  drammatico,  p.428ff.  — 
Sauer,  GescMdite  der  italienischen  Literatur,  Lpz.  1883,  p.  607.  —  F.I.  A.Stahly, 
Über  die  neuere  dratmUische  Literatur  der  Italiener,  in  „  unsere  Zeif,  II,  (1883),  595 


456  Fritz  Baumann 

zahl  der  italieuischen  Literarhistoriker  jedoch  gehen  streng  ins  Ge- 
richt mit  ihm.  Cantü  bezeichnet  den  Anfang  dieser  Periode.  Fttr 
ihn  ist  Nota  ein  ,^me$chino  imitator  del  Goldoni^  della  cui  festioitä  fu 
troppo  lontano.  Seine  Lastspiele  seien  artificiate^.  Oli  mancano  la 
finezza  dei  Franeesi,  il  fuoco  del  Ooldoni^  la  naturalezza  delle  eompo- 
sizioni  popolari^).  Dieses  Urteil  ist  im  Einzelnen  ansgeftthrt  in  Klei ns 
Geschichte  des  Dramas^),  der  insbesondere  noch  die  moralisierende 
Tendenz  mit  der  unnatürlichen  Lustspieljastiz  tadelt.  Auch  fehle  dem 
Dichter  die  Originalität.  In  seinen  Lustspielen  seien  verbranchte  Mo- 
tive, Figuren  und  Situationen  zu  finden.  Seine  Charaktere  seien  ge- 
wandte Kombinationen  aus  eklektischen  Zügen  schon  Torhandener 
Lustspieltypen  und  schwachen  Erinnerungen  an  einige  eigene  Beo- 
bachtungen. Mestica'),  dessen  Urteil  sich  fast  wörtlich  in  Wiese 
u.  P^rcopos  Literatargeschichte  wiederfindet*)^  weiss  Nota  Dank; 
dass  er  die  Btihne  vollends  von  den  Masken  zu  befreien  und  Goldonis 
Komödien  auch  in  moralischer  Hinsicht  zu  übertreffen  suchte.  Im 
übrigen  wiederholt  er  die  bekannten  Vorwürfe,  die  er  zusammenfasst 
in  der  Fesstellung:  Nota  arbeite  mehr  mit  künstlichen  Mitteln  als  mit 
Inspiration  und  ahme  Goldoni  mehr  nach  als  die  Natur.  —  Zanella 
schliesst  sich  diesem  Urteil  an  und  fügt  hinzU;  Nota  erreiche  weder 
Möllere  im  psychologischen  Verständnis  noch  Goldoni  in  der  Natürlich- 
keit, wiewohl  er  beide  nachzuahmen  gestrebt  habe^).  In  neuerer  Zeit 
sprach  sich  Kabany  in  ähnlichem  Sinn  über  Nota  aus*).  Am  ab- 
lehnendsten verhalten  sich  Nota  gegenüber  zwei  hervorragende  Kenner 
des  italienischen  Dramas,  0.  Landau  und  Vitt.  Ferrari.  Sie 
führen  das  Schicksal  des  einst  so  gefeierten  Dichters  auf  folgende 
Gründe  zurück:  Die  Gesellschaft;  welche  Nota  schildert,  habe  schon 
1800  nicht  mehr  bestanden.  Daher  entbehren  seine  Lustspiele  des 
aktuellen  Interesses.  Dann  aber  fehle  es  ihm  auch  an  allen  not- 
wendigen Eigenschaften  eines  dramatischen  Dichters.  Schliesslich 
lassen  seine  Lustspiele  schöpferische  Kraft,  Eigenart  und  Selbständig- 
keit vermissen.  Er  habC;  so  zitiert  Ferrari  nach  Martinis  Ausspruch, 
die  Elemente  der  französischen  Dramatik  des  18.  Jahrh.  mit  dem 
bürgerlichen  Lustspiel  Goldonis  und  dem  Rührstück  Kotzebues  ver- 
mischt).   Bei  Landau  heist  es:   //  Nota  i  cui  personnaggi  non  son 

1)  Ges.  Cantü,  Della  letteratura  itaiiana,  Firenze,  1865,  p.  496. 

2)  p.  622  ff. 

8)  Manuale  della  letteratura  italiana,  Firenze,  1885,  II,  447  f. 

4)  Oeachichte  der  italienischen  Literatur,  Lpz.  Wien,  1899,p.  486. 

5)  Della  letteratura  italiana  nelV  ultimo  eecolOy  Cittö  dl  CaBtello,  1887,  p.  187. 

6)  Carlo  Goldoni  etc.,  Paris-Nancy,  1896,  p.  297  ff. 

7)  Vitt.  Ferroni,  II  teatro  comico  in  Italia  nel  1850,  in  Bivista  d'  ItMa 
III,  (1898),  529  f.    Iq   diesem  Artikel  wird  auf  eine  Kritik  der  Fiera   darcb 


Alberto  Nota  457 

nati  da  una  serie  dt  osservazioni  personali^  ma  vlssero  una  oita  fittizia 
t  artifieiaU^  non  pud  risorgere  ai  nostri  giami.  Er  nennt  seine  Lust- 
spiele riftitture  di  cammedie  altruL  Man  könne  die  einstige  Beliebt- 
heit des  Dichters  hente  nicht  mehr  begreifen;  mit  Recht  habe  das 
römische  Pablikom  neuerdings  die  Fiera  abgelehnt^). 

Wie  sehr  bei  der  Bewertung  von  Notas  Werken  die  Ansichten  in 
einzelnen  Punkten  auseinandergehen  und  sich  oft  geradezu  wider- 
sprechen: darüber  sind  die  meisten  Kritiker  einig,  dass  Nota  kein 
Talent  war,  das  aus  reichem  Borne  eigener  Erfindung  und  Erfahrung 
schöpfte,  sondern  häufige  Anleiben  an  ältere  und  jüngere  Lustspiel- 
dichter  des  In-  und  Auslandes  zu  machen  gezwungen  war. 

Leider  sind  nun  aber  diese  Vorwürfe  mangelnder  Originalität,  so 
bestimmt  sie  auch  hier  und  dort  zum  Ausdruck  kommen,  in  sehr  all- 
gemeine Form  gekleidet,  im  Einzelnen  nirgends  eingehend  begründet^). 
Han  erfährt  nicht,  worin  Notas  Unselbständigkeit  besteht,  ob  sie  rein 
stofflicher  Natur  ist,  oder  nar  in  der  allgemeinen  Stimmung  und  Rich- 
tung zum  Ausdruck  kommt,  in  der  er  diesem  oder  jenem  dramatischen 
Schriftsteller  gefolgt  ist.  Selbst  wo  bestimmte  Lustspiele  anderer 
Autoren  als  Quellen  einzelner  Komödien  Notas  bezeichnet  werden,  be- 
gnügt man  sieh  mit  der  einfachen  Feststellung  oder  mit  skizzen-  und 
lückenhaften  Ausführungen  von  zweifelhafter  Objektiirität.  Schon  bei 
Lebzeiten  des  Dichters  suchte  man  nach  den  Vorlagen  der  yerschiedenen 
Stücke.  Besonders  werden  in  den  Zeitschriften  anlässlich  der  Be- 
sprechung einzelner  Lustspiele  die  mutmasslichen  Quellen  und  Vorbilder 
angegeben.  Gegen  solche  Mutmassungen  richtet  sich  offenbar  Salfis 
kategorische  Abwehr  in  seinem  Saggio  storieo-critico'),  die  zuerst 
schon  1827  in  der  Revue  encyclopidlque  in  milderer,  aber  ebensowenig 
überzeugender  Form  erschienen  war*).  Dort  gibt  er  zwar  eine  ganz 
unwesentliche  Beeinflussung  Notus  in  einigen  Stücken  zu,  so  des  Nuovo 
Ricco  durch  den  Bourgeois  gentilhomme^  des  Filosofo  Celibe  durch 
G  o  1  d  o  n  i  s  Vero  Amico^  sowie  der  Bisoluzioni  in  Amore  durch  M  o  1  i  6  r  e  s 
DSpii  amoureux  und  Goldonis  GV  Innamorati^  betont  aber  nachdrück- 
lich die  Selbständigkeit  aller  übrigen  Stücke.  Was  den  Nuovo  Ricco 
und  die  Risoluzioni  betrifft,  so  hatten  freilich  schon  Besprechungen  in 
der  Bibl.  italiana  auf  die  erwähnten  Anklänge  an  Meliere  hingewiesen^). 


F.  Martini,  in  AI  Teatro,  Firenze  1895  hingewiesen.    Leider  war  dieses  Werk 
dem  Verfasser  nicht  zagänglicb. 

1)  0.  Landau,  Bassegnadrammaiica  in  Nuova  Äntologia^  LXXIX,  (1883),  730 ff. 

2)  d.  h.  soweit  die  einschlägige  Literatur  dem  Verfasser  vorlag. 

3)  p.  cni. 

4)  XXXVI  (1827),  163  ff. 

5)  IV  (1816),  23  ff.  -  XXI  (1821),  99  f. 


458  Fritz  Baamann 

Der  Filoaofo  Celibe,  in  dem  Bayard  auch  eine  kleine  Anleihe  an  den 
französischen  Meister  finden  will  ^),  wurde  später,  dann  namentlich  Ton 
Roux')  und  Maddalena')  als  ein  grobes  Plagiat  nach  Goldoni  gebrand- 
markt. —  Doch  ist  auch  die  Originalität  anderer,  von  Salfi  in  Schatz 
genommener  Lustspiele  nicht  so  über  jeden  Zweifel  erhaben,  wie  er 
sie  hinstellt.  So  wird  insbesondere  der  Ammalato  per  Imtnaginaziom 
der  nach  Salfi  auf  Notas  freier  Erfindung  beruht,  Ton  einer  Reihe 
späterer  Kritiker,  wie  Gorniani*),  Costetti*)  eine  imUazione  classicca 
genannt.  —  Die  Litiganti  sind  nach  Salfi  ganz  yerschieden  von  Ba eines 
Plaideurs,  und  ebenso  selbständig  seien  La  Fiera^  La  Vedava  in  Sole- 
tudine,  La  Face  domestica  und  andere.  Von  der  Fiera  behauptet  aber 
schon  Bayard,  es  sei  ein  oft  in  Lustspielform  behandelter  Gegenstand*); 
und  Landau  fuhrt  sie  auf  Goldoni  zurück'').  Derselbe  Kritiker  er- 
klärt die  Vedova  in  Soletudine  als  durch  ein  Scribe'sches  Lustspiel 
veranlasst'),  während  Gostetti  meint,  ihr  schade  die  Ähnlichkeit  mit 
Goldonis  Donna  Sola^),  La  Face  domestica  wurde  schon  in  der 
Ausgabe  Orlandelli  1824  mit  der  Buona  Famiglia  Ton  Goldoni  in 
Verbindung  gebracht^®).  Noch  bei  manchen  von  Salfi  nicht  erwähnten 
Lustspielen  hat  man  mehr  oder  weniger  starke  Anlehnungen  an  fran- 
zösische oder  italienische  Komödien  des  18.  Jahrhs.  erblicken  wollen. 
Es  seien  nur  noch  angeführt  /  Primi  Fassi  al  mal  Cosiume,  die  nach 
Bayard  an  Collin  d'Harlevilles:  Les  Moeurs  du  Jour  ou  VEcolt 
des  jeunes  Femmes  erinnern  ^^);  //  Frogettista  weise  Ähnlichkeiten  auf 
mit  UOfficieux  von  Deryieux  und  Les  Empiriques  von  Pigeault 
Lebrun'^);  La  Lusinghiera,  in  der  ein  Referent  des  Giornale  Ligustico 
Spuren  zweier  Dramen   Scipioue  Maffeis  wiedererkennen  wilP'), 

1)  BettiDger,  1.  c  I,  604f. 

2)  1.  c.  p.  28  ff. 

3)  Sul  Vera  Amico  di  C.  Goldoni,  Ateneo  Veneto  XIX,  1,  (1896),  806. 

4)  I  secoli  della  letteratura  italiana.    Torino  1856,  VIII,  166. 

5)  1.  0.  p.  16;  er  rechnet,  aueser  den  Bieoluziont  auch  den  Airabüiare  sa 
diesen  ^eleganti  imitaeioni  classiche*^, 

6)  Bettinger,  1.  c.  II,  378ff. 

7)  S.  Rassegna  drammatica  in  Nuova  Antologia  LXXIX  (1885)  780. 

8)  Ibidem :    Nota  non  fu  che  un  imitatore  pedestre  del  Ooldoni  in  aleune 
8ue  commedte  e  deüo  Scribe  in  altre'', 

9)  1.  c.  p.  26. 

10)  Commedie,  Orlatidelli,  Venezia  1824,  I,  18  ff. 

11)  Bettinger,  op.  cit.  Bd.  I,  p.  176.  Die  Zweifel,  welche  Bayard  in  die 
Originalität  der  einzelnen  Lustspiele  Motas  setzt,  werden  fast  ausnahmslos  sa- 
rttckgewiesen  durch  eine  Entgegnung  in  der  Bihh  ital.  XGV  (1889),  abgedruckt 
in  Teatro  comico  Torino  1842/48  VIU,  255  ff. 

12)  Biblioteca  italiana  IV,  (1810)  23ff. 

13)  I,  163.  (1827) 


Alberto  Nota  459 

Mestica  dagegen  eiue  NachahmaDg  der  Vedova  Scaltra  von  Goldoni^) 
—  Schliesslich  werden  11  Chirurgo  et  il  Viceri  nnd  La  Oreola  della 
Luigiana  als  Zorechtstatznngen  französischer  Dramen  bezeichnet'). 

Die  Allgemeinheit  nnd  Unsicherheit  solch'  nnbewiesener  Behanp- 
tnngen,  überhaupt  die  widersprechende  Kritik;  die  Notas  Werke  er- 
fahren, lassen  kein  klares  Urteil  über  das  Abhängigkeitsverhältnis  des 
Dichters  zu  seinen  Vorgängern  und  damit  auch  über  den  Wert  seiner 
Lustspiele  gewinnen.  Es  lag  daher  nahe,  diese  letzteren  auf  ihre 
Originalität  hin  einer  eingehenden  Prüfung  zu  unterziehen.  Aus  den 
schon  angeführten  Gründen  wurden  drei  Lustspiele  gewählt,  die  in  der 
Hauptsache  auf  Möllere  zurückgehen.  Dieselben  gehören  zugleich  zu 
den  meist  umstrittenen  und  verdächtigten  Schöpfungen  des  Autors.  Es 
sind  dies  in  historischer  Reihenfolgei  II  Nuovo  Ricco,  geschrieben 
1807,  der  angeblich  auf  Atm  Bourgeois  gentilhomme  zurückgeht,  TAm- 
malato  per  Immaginazione,  der  1811  entstanden  ist  und  vom 
Malade  imaginaire  abhängen  soll,  und  Le  Eisoluzioni  in  Amore, 
geschrieben  1818,  denen  grosse  Ähnlichkeit  mit  M  o  1  i  6 r  e  s  Dipü  amoureux 
nnd  Ooldonis  Ol'  Innamorati  nachgesagt  wird. 


II  Nnovo  Bieeo  von  Alberto  Nota 

im  Vergleich  zu 

Moli^res  Bourgeois  Gentilhomme. 

Anlässlich  einer  Besprechung  der  ersten  Ausgabe  von  Notas  Lust- 
spielen  in  der  Biblioteca  ituliana  heisst  es  mit  Bezug  auf  den  Nuovo 
Ricco:  jfNon  si  pud  leggere  questa  comtnedia^  sema  che  subito  noncorra 
cd  pensiero  il  y^Bourgeois  gentilhomme^  di  Moliire*).  In  den  weiteren 
Ausführungen  dieser  Besprechung  werden  dann  einige  Ähnlichkeiten 
in  der  Fabel  und  Charakterschilderung  beider  Stücke  angedeutet, 
ohne  dass  direkt  der  Vorwurf  der  Unselbständigkeit  erhoben  wird. 
Dies  muss  aber  wohl  von  anderer  Seite  geschehen  sein;  wenigstens 
lässt  Salfis  oft  zitierte  Abwehr  darauf  schliessen,  in  welche  der 
Nuovo  Bicco  mit  folgenden  Worten  eingeschlossen  ist:  „Alcuni  Anno 
talvolta  rimproverato  al  Nota  cK  egli  avesse  imitato  accidenti  e  caratteri, 
che  altri  scrittori  aveano  prima  inventato.  Cosi  nel  Nuovo  Bicco  del 
nostro  autore  ei  trova  qualche  idea  del  Bourgeois  gentilhomme  del 
Moliire.  . .  Ma  chi  de^  migliori  scrittori  in  questa  linea  um  si  i giovato 
delle  altrui  invenzioni  e  non  a  tentato  di  cosl/atte  imitazioni,  le  quali 


1)  Manuale  della  lett.  it.  Firenzc  1885  p.447  u.  Nuova  Antol  LXXIX  1.  c. 

2)  Ferrari,  Rivisia  d'  Italia  III,  (1898)  530. 

3)  Biblioteca  ttäliana.  IV  (1816),  23  ff. 


460  Fritz  Baamann 

anno  spesse  volle  dato  luogo  a  nuove  fortne  e  ad  ingegtiose  modißcaziom 
d'uno  8tes80  soggetto?^) 

Handelt  es  sich  beim  Nnovo  Ricco  am  wirklich  ingegnose  modißcasioni 
des  französischen  Lustspiels?  Sollte  er  ihm  nicht  mehr  als  qualche 
idea  yerdankeu? 

Die  Handlung. 
Gepido  Vandalfnf\  der  italienische  Joardain,  ist  ein  ehemaliger  Ar- 
beiter,  der  durch  Erbschaft  in  den  Besitz  eines  gewaltigen  Vermögens 
gekommen  ist,  und  durch  den  plötzlichen  Eeichtum  verblendet,  den 
grossen  Herrn  spielt;  das  Geld  in  unsinniger  und  geschmackloser  Weise 
verschwendet,  ein  vornehmes  Haus  macht,  seinen  Sohn  Lodovico  in 
allen  edlen  Künsten  unterrichten  lässt,  sich  einen  Hausverwalter 
(Costanzo)  hält,  der  ihn  ausnützt  und  betrügt  usw.  —  Zu  den  Aus- 
flüssen dieses  dummen  Ehrgeizes  gehört  es  auch,  dass  er  seinen  Sohn 
mit  einem  armen,  aber  vornehmen  Mädchen  Isabella  verheiraten  will, 
um  so  mit  einer  der  ersten  Familien  der  Stadt  in  verwandtschaftliche 
Beziehungen  zu  treten.  Dabei  stört  es  ihn  nicht,  dass  Lodovico  früher 
mit  einem  einfachen  braven  Landmädchen  Agnese  verlobt  war,  das 
seine  Ansprüche  persönlich  wie  durch  seinen  Onkel  Bernardo  geltend 
macht,  aber  von  Gepido  brutal  abgewiesen  wird,  während  Lodovico, 
der  sie  noch  liebt,  nicht  den  Mut  hat,  für  seine  Neigung  einzutreten. 
Auf  der  anderen  Seite  betreibt  Isabellas  Tante  Cloiilde  die  Verbindung 
ihrer  Nichte  mit  Lodovico  uns  finanziellen  Gründen  mit  aller  Macht, 
obwohl  Isabella  schon  einen  ehrlichen,  glühenden,  aber  leider  unbe- 
güterten Verehrer  Fanstino  hat,  den  sie  auch  wiederliebt.  Doch  müssen 
seine  Bewerbungen  abgewiesen  werden.  —  Trotz  gegenseitiger  Ab- 
neigung und  mancher  anderer  Hindernisse  scheint  die  Heirat  Lodovicos 
mit  Isabella  zustande  zu  kommen,  dank  hauptsächlich  der  klugen 
Vermittlung  D.  Costanzos.  Dieser  ^Freund^'  Gepidos,  ein  abgefeimter 
Gauner,  hat  sich  durch  gewandtes  Auftreten,  Schmeichelei  und  Bieder- 
tun ganz  in  das  Vertrauen  des  Emporkömmlings  geschlichen  und  be- 
herrscht ihn  völlig.  Diese  Stellung  nützt  er  in  jeder  Weise  zu  seinem 
Vorteil  aus.  Das  Zustandekommen  der  erwähnten  Heirat  liegt  in  seinem 
Interesse,  da  er  einmal  klingenden  Lohn  für  seine  Dienste  erhofft,  und 
dann  noch  aus  einem  andern  Grunde.  Während  er  nämlich  selbst 
Glotilde  (Isabellas  Tante)  zu  heiraten  beabsichtigt  und  von  dieser 
auch  bereits  das  Versprechen  hat,  sucht  er  in  dem  eitlen  Gepido  eine 
Neigung  für  Ciotilde  zu  erwecken  und  ihm  weis  zu  machen,  auch  diese 
interessiere  sich  für  ihn.  Gepido  geht  in  die  Falle  und  es  gelingt  Co- 
stanzo,  Geschenke  aus  ihm  herauszulocken,  unter  anderem  einen  kost- 

1)  Saggio  p.  CHI  f. 


Alberto  NoU  461 

baren  Ring,  angeblich  um  ihn  Clotilde  za  ttbermitteln,  in  Wirklichkeit 
am  ihn  bei  dieser  als  sein  eigenes  Präsent  auszugeben.  Durch  kluge 
Vorkehrnngen,  die  aber  durch  Gepidos  Eitelkeit  beinahe  zu  schänden 
werden,  sorgt  er  dafttr,  dass  seine  Spitzbüberei  anentdeckt  bleibt,  und 
das  würde  auch  geschehen,  —  wenn  nicht  der  IV.  Akt  wäre,  wo 
durch  den  Zufall  und  den  unbestechlichen,  menschenfreundlichen,  scharf- 
sichtigen  Bichter  Ouglielmo  alles  an  den  Tag  kommt,  die  Guten  be- 
lohnt und  die  Bösen  bestraft  werden.  Es  hat  sich  nämlich  ein  Testa- 
ment des  Onkels  vorgefunden,  den  Gepido  beerbt  hatte,  demzufolge 
nnr  Bernardo,  Lodovico  und  Agnese  je  ein  kleines  Legat  erhalten, 
zum  Universalerben  aber  das  Spital  der  Stadt  eingesetzt  wird  mit  der 
Verpflichtung,  den  Gepido  auf  Wunsch  zu  beherbergen  und  zu  ver- 
pflegen. Nun  werden  die  schonen  Heiratspläne  zu  Wasser,  die  vor- 
nehmen Damen  ziehen  sich  voll  Ärger  und  Verachtung  zurück,  Faustino 
kann  nun  Isabella,  Agnese  ihren  Titta  bekommen,  Costanzos  Be- 
trügereien kommen  auf,  und  er  sieht  seiner  Bestrafung  entgegen,  während 
der  reumütige  Gepido  von  seinen  edlen  Verwandten  in  Gnaden  aufge- 
nommen wird. 

Für  die  Vergleichung  kamen  offenbar  nur  die  drei  ersten  Akte  und 
dann  noch  wenige  Scenen  des  vierten  in  Betracht.  Hier  aber  springt 
das  Gemeinsame  sofort  in  die  Augen.  Zunächst  ist  die  Grundidee  die 
gleiche:  Ein  Mann  ans  einfachen  Kreisen  sieht  sich  plötzlich  im  Besitz 
eines  grossen  Vermögens^  das  ihm  den  Kopf  verdreht  und  sein  ganzes 
Wesen  ändert,  oder  vielmehr  dessen  Schattenseiten  und  Schwächen  zur 
Entfaltung  bringt.  Die  erste  Folge  ist  ein  Verschwenden  mit  vollen 
Händen,  ein  Prahlen  und  Prunken  mit  dem  Reichtum,  wozu  denn  der 
Ehrgeiz  kommt,  es  den  vornehmen  Leuten  gleichzutun  im  Auftreten,  in 
Wohnung,  Kleidung,  Bildung  in  vornehmen  Beziehungen  und  Passionen. 
Trotz  dieses  krampfhaften  Bestrebens  kommt  die  alte  Unwissenheit  und 
Grobheit  durch  die  oberflächliche  Tünchung  hindurch  immer  wieder 
znm  Vorschein  und  macht  sich  besonders  im  Mangel  an  Geschmack 
und  Bildung,  in  unbeholfenem  Benehmen  bemerkbar.  Ans  diesem  Kon- 
trast zwischen  dem  alten  und  dem  neuen,  dem  inneren  und  äusseren 
Menschen  und  seiner  neuen  Umgebung  ergibt  sich  die  Komik  des 
Charakters  und  der  Situationen. 

Auf  dieser  Gmndlage  baut  Nota  die  Handlung  mit  ähnlichen  Mo- 
tiven auf  wieMolifere.  Wie  bei  letzterem,  zerfällt  auch  bei  ihm  das  Lust- 
spiel in  zwei  mehr  oder  minder  eng  verbundene  Teile,  die  sich  in 
beiden  Stücken  bis  zu  einem  gewissen  Grade  entsprechen,  wenn  sie 
auch  dramatisch  sehr  verschieden  ausgebeutet  werden. 

Einmal  entspringt  aus  der  Grossmannssucht  der  beiden  Parvenüs 
der  Wunsch  oder  besser  die  fixe  Idee,  mit  der  vornehmen  Welt  in  ver- 


462  Fritz  Baumann 

wandtschaftliche  BeziehuDgen  zu  treten  durch  entsprechende  Ver- 
heiratang  ihrer  Kinder.  Wie  Jonrdain  seine  Tochter  nur  einem  „gentil- 
homme'',  etwa  einem  Marquis  oder  gar  einem  Herzog  geben  will,  so 
möchte  Gepido  seinen  Sohn  mit  einem  Mädchen  aus  einem  der  ersten 
Häuser  der  Stadt  verheiraten.  So  wenig  es  Jourdain  kUmmert,  dass 
Lttcile  von  einem  bürgerlichen,  aber  tttchtigen  und  ehrenwerten  jongen 
Mann  geliebt  wird  and  ihn  wiederliebt,  so  wenig  achtet  Gepido  des 
Umstandes,  dass  Lodovico,  als  er  noch  der  simple  Titta  war,  mit  einem 
braven,  gebildeten,  wenn  anch  einfachen  Landmädchen  verlobt  war. 
Wie  Jourdain  Glöonte  mit  seiner  Bewerbnng  kurzer  Hand  abweist 
unter  dem  Hinweis  auf  seine  bürgerliche  Herkunft,  so  weist  auch  Gepido 
Agneses  wiederholt  geltend  gemachte  Ansprüche  grob  zurück. 

Bisher  ist  trotz  einiger  belangloser  Abweichungen  eine  direkte 
Anlehnung  an  MoIi6re  unverkennbar.  Von  nun  ab  freilich  ist  die 
Weiterentwicklung  dieses  Motives  ganz  verschieden  von  Molifere  d.  h. 
sie  mnss  es  wohl  sein,  denn  im  französischen  Stück  kommt  das  spät 
einsetzende  Motiv  durch  die  Tttrkenzeremonie  rasch  zum  Abschluss. 
Molifere  verzichtet  aaf  alle  aus  dem  Verhältnisse  Lucile-Clionte  sich 
ergebenden  Möglichkeiten  des  dramatischen  Aushaus.  Nota  dagegen 
kommt  dem  Geschmack  der  Zeit  für  rührselige  Effekte  und  moralische 
Wirkung  entgegen,  wenn  er  das  von  seinem  Vorgänger  unbenutzt  ge- 
lassene Moment  von  der  Liebe  zwischen  der  Tochter  des  Parvenüs 
und  dem  einfachen  Bürger  aufgreift  und  zweckentsprechend  umgestaltet 
Aus  der  Tochter  wird  ein  Sohn^),  aus  dem  einfachen  aber  vermög- 
liehen  Bewerber  ein  einfaches,  armes  Mädchen.  Femer  lässt  der  Dichter 
die  jungen  Lente  nicht  nar  verwandt,  sondern  sogar  durch  ein  förm- 
liches früheres  Heiratsversprechen  einander  verbanden  sein,  das  nun 
anter  den  veränderten  Verhältnissen  vom  Vater  weggelengnet  wird. 
Während  nun  bei  Moli6re  Lucile  fest  auf  ihrem  Sinn  beharrt,  ohne  weiner- 
lich zu  werden,  während  Clöonte  durch  die  übrigens  auch  belustigend 
wirkende  Abweisnng  keineswegs  niedergeschmettert  ist,  sondern  za 
einer  List  greift,  macht  Nota  den  Lodovico  zu  einem  haltlosen, 
schwankenden  Charakter,  der  seiner  ehemaligen  Braut  zwar  noch  zu- 
getan ist,  seinem  Vater  aber  auch  nicht  zu  widersprechen  wagt.  Dieser 
Zwiespalt  ist  nun  aber  nicht  etwa  wie  es  naheliegend  wäre,  von  der 
komischen,  sondern  von  der  larmoyanten  Seite  behandelt.  —  Agnese 


1)  Soll  diese  Umwandlung  znr  Verschleierung  der  Abhängigkeit  dienen? 
Man  könnte  zu  dieser  Ansicht  kommen  angesichts  der  zahlreichen  Fälle  in 
Notas  Lastspielen,  wo  er  Geschlecht  oder  verwandtschaftliche  Beziehungen  von 
Charakteren  aus  seinen  Vorlagen  ändert,  oder  die,  Funktionen  einer  Rolle  auf 
zwei  verteilt.  Die  üntersnchung  des  Ammalato  per  Immaginazione  und  der 
Bisolnzioni  in  Amore  werden  weitere  Beispiele  solcher  Maskierungen  bringen. 


Alberto  Nota  463 

ist  kein  friBches,  resolotes  Mädchen,  das  dem  hochmtttigen  Emporkömm- 
ling mit  List  und  Trots  entgegenarbeitet,  sondern  ein  hilfloses,  Hitleid 
heischendes  Geschöpf,  das  immer  nnd  immer  wieder  persönlich  oder 
darch  andere  nm  Anerkennung  ihrer  alten  Rechte  anf  Lodovico  bittet 
nnd  nicht  mttde  wird;  den  haltlosen  Burschen  ihrer  Liebe  zu  Tersichern. 

Nicht  zufrieden  mit  dieser  Ausnutzung  eines  schon  vorgefundenen 
und  teilweise  entwickelten  Gedankens  bringt  Nota  als  Seitenstttck  zu 
diesem  Verhältnis  und  in  dieses  übergreifend  eine  weitere  Liebes- 
geschichte,  und  damit  neue  Personen,  Szenen  nnd  Verwicklungen  herein. 
Vielleicht  geht  er  auch  hier  von  einer  Andeutung  bei  Moliöre  aus. 
Jourdain  erklärt,  seine  Tochter  gegebenenfalls  nur  standesgemäss  ver- 
heiraten zu  wollen,  zum  mindesten  an  einen  Marquis^).  Bei  Gepido 
hat  der  gleiche  Wunsch  durch  entsprechende  Verheiratung  seines  Sohnes 
die  Würde  seines  Hauses  zu  heben,  schon  greifbare  Gestalt  angenom- 
men in  der  Person  einer  Tomehmen  jungen  Dame,  Jsabella,  die  im 
Interesse  ihrer  zerrütteten  Vermögensverhältnisse  die  Verbindung  mit 
dem  Bauernburschen  eingehen  will  trotz  ihrer  Neigung  zum  schwär- 
merischen Fanstino.  Man  begreift,  welch'  wirksame  sentimentale  Effekte 
der  Autor  aus  dieser  neuen  Kombination  und  aus  der  Verquicknng 
beider  Verhältnisse  durch  Elntdeckungs-  und  Überraschungsscenen  und 
ähnliche  technische  Kunstgriffe  herausholen  konnte. 

In  beiden  Lustspielen  kommt  die  Vereinigung  des  Haupt-Liebes- 
paares doch  noch  zu  stände,  aber  aus  sehr  verschiedenen  Gründen: 
Bei  Molitee  führt  die  Liebenden  die  List  zusammen,  die  eine  neue 
Quelle  fast  burlesker  Komik  bildet;  im  Lustspiel  des  Italieners  erfolgt 
die  Vereinigung  in  dramatisch  effektvoller  Weise  auf  Grund  des 
läuternden  Prozesses  der  Lustspieljustiz. 

Weit  deutlicher  tritt  die  Anlehnung  Notas  an  das  französische 
Vorbild  im  zweiten  Hanptteil  der  Handlung  hervor,  welcher  das  merk- 
würdige Verhältnis  Gepido-CJostanzo-Clotilde  zum  Gegenstand  hat. 
Die  Analyse  hat  schon  gezeigt,  wie  die  Rolle  C!ostanzos  im  Hause 
Gepidos  ganz  der  des  Dorante  bei  Jourdain  entspricht:  Beide  sind  die 
Hausfreunde,  die  Berater  der  beiden  Reichen  insbesondere  in  Bezug  auf 
die  Angewöhnung  feiner  Seiten  und  die  Einführung  in  die  gute  Gesell- 
schaft, Costanzo  ist  ausserdem  noch  der  Leiter  des  ganzen  Haus-  und 
Finanzwesens  und  wohnt  bei  Gepido.  Beide  flössen  durch  wirkliche 
oder  scheinbare  vornehme  Herkunft,  angebliche  feine  Beziehungen  usw. 
ihren  „Schützlingen^  grossen  Respekt  ein  und  geniessen  deren  volles 
Vertrauen,  das  sie  in  gleich  betrügerischer  Weise,  ja  mit  denselben 
Schlichen  und  Kniffen  ausnützen.    Davon  nur  ein  Beispiel: 


1)  Akt  III,  Szene  3  und  12. 


464  Fritz  Baumann 

Dorante  bringt  das  G6S])räch  auf  seine  Schulden  und  gibt  sich  den 
Anschein^  als  wolle  er  sie  endlich  einmal  begleichen.  Bourg,  genf.  III,  4. 
Dor.:  Je  suis  votre  dibiteur  comme  vous  le  savez  .  .  . 
M.  Jourd.:  Monsieur^  vous  vous  moquez. 

Dor.:   Je  veux  sortir  d'aßaire  avec   vous,  et  je  viens  ici  pour  faire 
nos  compfes  ensemble. 
Voyons  un  peu  ce  que  je  vous  dois. 

Jourdain  stellt  eine  genaue  Liste  der  einzelnen  Schuldsummen  auf. 
Als  er  geendet;  fUgt  Dorante  mit  einer  ebenso  unerwarteten  als  er- 
götzlichen Wendung  hinzu: 

Somme  totale  est  juste  .  .  .  Mettez  encore  deux  cents  pistoles  que 
vous  nCcdlez  donner^  cela  fera  justement  dix-huit  mille  francSj  que  je 
vous  payerai  au  preinier  jour. 

Und  da  Jourdain  erst  betroffen  schweigt: 

Cela  vous  incommodera-t-il,  de  me  donner  ce  que  je  vous  dis? 
M.  Jourd.:  Eh  nonl 
Dor.:  8i  cela  vous  incommode,  j'en  irai  chercher  ailleurs^). 

So  stachelt  er  die  Eitelkeit  und  den  Ehrgeiz  Jonrdains  solange 
aU;  bis  dieser  erklärt;  er  schätze  es  als  eine  Ehre,  ihm  diesen  Dienst 
erweisen  zu  können,  und  das  Geld  holt  (III.  6): 

Voilä  deux  cents  louis  bien  comptis. 
Dor.:  Je  vous  assure^  Monsieur  Jourdain,  que  je  suis  tont  ä   vous  et 
que  je  brüle  de  vous  rendre  un  Service  ä  la  cour. 

Darauf  bietet  er  denn  auch  sogleich  seine  Dienste  an,  die  Ange- 
legenheit mit  Dorimfene  zu  vermitteln,  die  gleich  nachher  näher  zu  be- 
sprechen sein  wird. 

Eine  ganz  ähnliche  Scene  findet  sich  bei  Nota. 

Wie  Jourdain  die  Hilfe  Dorantes,  so  braucht  Gepido  den  Rat  und 
Beistand  Costanzos  dringend,  besonders  in  der  Heiratsgeschichte.  Diese 
Notlage  nützt  auch  Costanzo  anS;  um   auf  die  Geldangelegenheit  zn 
sprechen  zu  kommen.    {Nuovo  Bicco  I,  6): 
Gost.:  A  proposito,  io  vi  son  debitore  .  .  . 
Gep.:  Non  ne  parliamo. 

Co  St.:  Noy  no,  bramo  far  le   cose  in  regola:   anzi  vi  pregherb  Sun 
nuovo  favore. 

Er  bittet  sich  nun  den  Schuldschein  über  dreihundert  Zechinen  ans, 
die  ihm  Gepido  geliehen  hat;  scheinbar  um  diesen  zu  befriedigen. 
Oepido  protestiert: 


1)  Benützt  wurden  für  die  Vergleichung  die  Ausgaben:  Despois  et 
Mesnard,  (Euvres  de  Molitre  (in  Lee  Grands Ecrivains  de  laFranee)  Bd.  Vm, 
Paris,  1883.  —  Commedie  di  A.  Nota,  Parigi,  Bandry,  1829  Bd.  IL 


Alberto  Nota  465 

Voi  volete  soddisfarmi^  ed  io  .  ,  , 
Co  St.:  D,  Gepido^  voi  m^  off  endete. 
Gep.:  Fer  non  offendervi,  eccola. 

Weit  entfernt,  die  Summe  zn  bezahlen^  benutzt  nun  Costanzo  mit 
gleicher  Etthnheit  wie  Dorante  die  Gelegenheit  zn  einer  neuen  Anleihe : 
Gost.:  Domani  aspetio  da   Napoli   una   somma  di  600  zecchini^  .  .  . 

anticipatemi  oggi,  se  perö  non  v*  incomoda  .  .  . 
Gep.:  Niente  affatto. 
Gost.:  Ma  datwero  non  vorrei  .  .  . 
Gep.:  Dite  quanto  v^occorre. 
Co  8 1 . :  (guardando  la  scrittura)  Ve  ne  debbo  trecento ;  ho  fatio  qualche 

spesetta  per  Varrivo  di  quelle  signore  .  .  .  cenio  cUtri  zecchini 

mi  bastano. 
Gep.:  Ne  ho  qui  appunto  cento  belli  e  riscontrati  per  altr^uso. 

Er  gibt  ihm  das  Geld;  aber  anstatt  die  neue  Schuldsumme  dem 
Scheine  beizufUgen,  zerreisst  er  diesen  in  einer  Anwandlung  von  Gross- 
mut. Diese  Handlungsweise  gibt  dann  nämlich  im  vierten  Akt  Ge- 
legenheit zu  einer  wirkungsvollen  Ruchlosigkeit  Costanzos,  der  natür- 
lich diese  Schuld  leugnet. 

Es  lässt  sich  nicht  erkennen,  dass  dieser  Auftritt  mit  dem  bei 
Holiöre  geschilderten  Vorgang  nahezu  wörtlich  Obereinstimmt.  An  den 
SchlusB  dieses  letzteren  erinnert  übrigens  noch  eine  andere  kurze  Scene 
des  Nuovo  Ricco.  Gepido  schuldet  seinem  Vetter  Bernardo  aus  früherer 
Zeit  noch  300  Dokaten.  Costanzo  bestimmt  den  Widerstrebenden;  sie 
zurückzuzahlen,  und  zwar  durch  seine  Vermittlung.  (Nuovo  Bicco  lU,  2). 

Cost.:  .  .  .  datemi  i  trecento  ducati  e  finiamola  presto. 
Gep.:  Vado  a  prenderli. 

Mach  einiger  Zeit  erscheint  er  wieder: 

III;  5  .  .  .  ecco  i  trecento  ducati. 

Und  nun  macht  ihm  Costanzo  Hoffnung  auf  Clotildes  Gunst;  wie 
oben  Dorante  in  gleicher  Lage  das  Gespräch  auf  Dorim^ne  und 
Jourdains  gute  Aussichten  auf  ihre  Neigung  bringt. 

Übrigens  deckt  sich  das  galante  Abenteuer  der  beiden  Helden, 
oder  vielmehr  der  komische  Versuch  zu  einem  solchen,  wiederum  in 
allen  seinen  Phasen,  in  der  auffallendsten  Weise.  Nicht  nur  die  Haupt- 
linien sind  die  gleichen:  Wunsch  nach  vornehmer  Liaison,  Unterstützung 
der  Absichten  durch  den  Freund,  der  mit  der  betreffenden  Dame  in 
Beziehung  steht  und  die  Sachlage  mit  grösster  Vorsicht  für  sich  aus- 
beutet; selbst  bis  in  Einzelheiten  des  Dialoges  lässt  sich  die  Ähnlich- 
keit verfolgen. 

Jourdain  wie  Gepido  äussern  in  ähnlicher  Weise  ihre  Freude  über 

RomaniMb«  Fonehnngeii  XX Y.  30 


466  Fritz  Bsumann 

den  neuen  FrenndflchafiBbeweiB;  den  ihnen  ihre  Berater  durch  das  An- 
gebot ihrer  Vermittlang  liefern. 

Bourg,  gent  III,  6.  M  Jourd.:  Ce  sont,  Mormeur,   des  bontSs  gm 
m'aecablent;  et  je    suis    dans  une  confusion  la  plus  grande  du  monde, 
de  voir  une  personne  de  vofre  qualiU  s^abaisser  pour  moi  ä  ce  que  vous 
faites. 
Dor.:  Vous  moguez-vous?  est-ce  qu'enire  antis  on  s^arrite  ä  ces  sortes 

de  scrupules? 
Nuovo  Ricco  III,  2.  Co  et.:     VHntendo^  lasciatemi  operare\   abbiate  un 

poco  di  pazienza,  vi  servirö  anche  in  quesio, 
Gep  :  OA  fiore  della  vera  amicizia,  tni  servi  anche  in  quesio'i 

Unter  den  Gesehenken,  welche  die  zwei  verliebten  Alten  der  Dame 
ihres  Herzens  Obersenden  wollen,  spielt  ein  kostbarer  Bing  eine  be- 
sondere Bolle  ^). 

jBour^.  ^^N^.  III,  6.  Dor.:  11  y  a  huit  jours  gue  je  ne  voua  ai  vu, 
et  je  ne  vous  ai  point  mandi  des  nouvelles  du  diamant  gue  vous  me 
mites  entre  les  mains  pour  lui  en  faire  prisent  de  votre  pari;  mais  c^est 
gue  fai  eu  toutes  les  peines  du  monde  ä  vaincre  son  scrupule^  et  ce 
n'est  gu*aujourd'bui  gu^elle  s^est  rSsolue  ä  l'accepter. 
N.  Sicco  III,  2.  Gep.:  Ehi'i  se  potessi  immaginarmi  cVella   non  fosse 

per  offendersi  d^un  piccolo  dono  .  .  . 
Co  st.  macht  die  Bedenken  schon  im  voraus  geltend,  von  deren  müh- 
samer   Beseitigung    Dorantes    erlogener    Bericht    nachträglich 
spricht.      Veramente  i  una  signora  molto    riguardosa  .  .  •  sarä 
dißicile  .  .  .  per  esempio,  che  cosa  vorreste  offerirle? 
Gep.:  Ho  quest'anello  che  voi  conoscete  .  .  .  (mostrandolo). 
Co  St.:  Eh  via^  se  non  si  tratta  che  de  questa  bagatella,  procurerö  con 

bella  maniera  che  lo  accetti, 
Gep.:  Oh  caro  .  .  . 

Cost.:  Ma  vi  avverto:  ove  mai  non  lo  aggradisse,  non  istate  a  far  il 
puntiglioso. 
Nun  folgt  bei  Nota  die  Scene   zwischen  Costanzo  und  Glotilde,  in 
welcher  zwischen   beiden  ein  volles  Einverständnis  in  ihren  Heirats- 


1)  Es  beweist  nichts  gegen  die  Tatsache,  dass  der  italienische  Autor 
hier  genau  den  Spuren  seines  französischen  Vorbildes  gefolgt  ist,  wenn  die 
Reihenfolge  der  einzelnen  Momente  dieser  Episode  geändert  und  wenn  manches 
dramatisch  ausgeführt  ist,  was  Möllere  nur  erzählend  anführt,  so  z.  B.  diese 
ganze  zweite  Szene  des  dritten  Aktes  mit  der  Vorgeschichte  und  Einleitung 
der  Ringepisode;  denn  Neues  kommt  ja  nicht  hinzu,  nur  die  Form  der  Dar- 
stellung ist  geändert.  Dieser  so  oft  geübte  Kunstgriff  Notas,  Berichte,  Er- 
zählungen, Vorgeschichten,  die  man  zwischen  den  Zeilen  liest,  zu  zerlegen  und 
dramatisch  auszuführen,  gehört  auch  zum  Kapitel  der  Imitattonstechnik  dieses 
Autors. 


Alb«rto  Nota  467 

planen  erzielt  wird.  Gepido  hält  anterdessen  die  erwähnten  dreihnndert 
Dukaten,  and  nach  seiner  Kttckkehr  wird  die  Besprechung  wegen  des 
Geschenkes  wieder  anfgenommen  nnd  damit  die  Nachahmnng  Moliferes. 

Bourg.  genL  III,  6.  M.  Jourd.:  Comfiient  Pat-elle  trouvi? 
Dor.:  Merveilleux;  et  Je  me  trampe  fort^  ou  la  beauti  de  ce  diamant 

fera  pour  vous  sur  son  esprit  un  effet  admirable. 

Je  lui  a  fait  valoir  comme  il  faut   la  richesse  de  ce  prisent  et 

la  grandeur  de  votre  atnour. 

Vous  avez  pris  le  bon  biais  pour  toucher  son  ceur  ,  ,  . 
N.  Sicco  III,  5.  Cost.:  Amieo,  stete  pur  Fuomo  avventurato\ 
Gep.:  Avete  gid  parlato  per  me? 
Cost.:  E  comel 

Gep.:  E  posso  sperare  che  D,  Clotilde  .  .  .? 
Cost.:  Ella  mi  ha  lasciato  travedere  una  gran  propensione  per  voi. 
Gep.:  Non  mi  burlate? 
Cost.:  Non  cessava  di  lodarvi  ed  ammirarvi, 
Gep.:  E  r  anello? 
Cost.:  Lo  ha  gradito. 
Gep.:  Oh  mefelicel 

Welche  Bewandtnis  es  mit  diesem  vorgeblichen  Erfolg  hat,  wie 
Gepido  nnd  Dorante  die  Verhältnisse  zu  ihrem  eigenen  Vorteil  aus- 
nützen, ist  ans  der  Analyse  ersichtlich.  Die  Unterredung  zwischen 
dem  Betrüger  und  der  Dame  bewegt  sich  in  beiden  Lustspielen  wiederum 
in  den  gleichen  Bahnen,  trotzdem  Nota  auch  hier  wieder  eine  andere 
Anordnung  der  schon   bei  Holi^re  ausgedrückten  Gedanken  vornimmt. 

Bourg.  genL  III,  15  Dorante  macht  seine  Ansprüche  auf  Dorimfenes 
Hand  geltend.    Dorim^ne  befürchtet,  ihren  Widerstand  solcher  Leiden- 
schaft  und  —  so  reichen  Geschenken  gegenüber,   die   sie   ihrerseits 
zu  sehr  verpflichten,  nun  doch  bald  aufgeben  zu  müssen. 
Dor.:  Ah\  Madame,  ce  sont  des  bagatelles    et  cen'est  pas  par  lä  . . . 
Dor  im.:  Je  sais  ce  que  je  dis\   et^   entre  autres,   le  diamant  que  vous 

m^avez  forde  de  prendre  est  d'un  prix  .  .  . 
Dor.:  Eh\    Madame,   de  gräce^   ne  faites  point  tant  valoir  une   chose 
que  mon  amour  trouve  indigne  de  vous\  et  souffrez  .  .  • 

Später,  V  2,  erfolgt  dann  das  in  Aussicht  gestellte  Jawort  Dori- 
mtoes.  Nota,  Ell,  3,  lässt  die  bei  Moli^re  nur  erwähnte  Überreichung  des 
Ringes  wieder  auf  der  Bühne  vor  sich  gehen,  schliest  sich  im  Dialog 
aber  doch  ganz  an  seine  Quelle  an.  Costanzo  hat  ein  letztes  Bedenken 
Clotildes  zerstreut:  .  .  .fidatevi  di  me,  e  favoritemi  intanto  la  mano. 
Clot.:  Jo  non  comprendo, 

Cost.:  Quest^  anello  vi  sta  benissimo  (le  pone  in  dito  l'anello  di  Oepido) 
Clot.:  D.  Costanzo,  io  non  pennettero  mai  .  .  . 

30* 


468  Fritz  Baomann 

Co  St.:  Non  mi  negate  d'aggradirlo^  come  una  teuue  testitnanianza  del 

mio  affetto^  e  come  un  pegno  del  vincolo  che  sta  per  unirmi  a  voi. 
Clot.:  S'io  potessi  compensare  in  qualche  modo  .  .  . 
Co  St.:  Non  mi  mortificate,  ve  ne  prego,  e  parliamo  d'altro  .  .  . 

Um   den   Betrng   geheim    zu  halten;   werden   hier  wie   dort  die 
gleichen  Vorsichtsmassregeln  angewendet. 
Bourg.  gent,  III,  16.  Dor.:  Prenez  bien  gar  de  au  moins  ä  ne  lui  poini 

parier  du  diamant  que  vous  lui  avez  donni, 
H.  Jonrd.:    Ne  pourrois-je  pas  seulement  lui  demander  comment-elle 

le  trouve? 
Dor.:  Commenf?  gardezvous-en  bienicela  scroti  fort  vilain  ä  vous;   et 

pour  agir  en  galant  komme,   il  faut  que  vous  fassiez  comme  si 

ce  n'itoit  pas  vous  qui  lui  eussiez  fait  ce  prfsent  .  .  . 
N.  Sicco  ni,  5.   Gep.:   Posso  frattanto  spiegare  a  D.  Ülotilde  quelT 

amore?  .  .  . 
Co  St.:   //  ciel  ve  ne  guardil     Vedrete   che  essa  ha   in   dito  F  anelloi 

cid  vi  basii  per  ora;  e  lasciate  a  me  la  cura  del  resto 

Badate  perb  bene  a  non  commetiere  imprudenze;  e  fate  le  viste 
di  non  accorgervi  del  brillante  che  le  avete  donato  —  das  würde  die 
Dame  sehr  übel  nehmen. 

Oepido  gelobt  ihm  nnverbrttchliches  Schweigen,  nm  ihn  dann 
aber  bei  dem  Mahl;  das  er  seinen  Gästen  gibt,  in  die  nämliche  Ver- 
legenheit za  bringen  wie  Jourdain  seinen  Oönner  bei  dem  Fest;  das 
Dorante  zu  Ehren  veranstaltet  wird. 

Bourg.  gent  IV,  1.  M.  Jourd.:  Ah\  que  voilä  de  belles  mainsl 
Dorim.:  Les  mains   sont  midiocres,    Monsieur  Jourdain;   mais    vous 

voulez  parier  du  diamant,  qui  est  fort  beau. 
M.  Jonrd.:  Moi,  Madame!  Dieu  me  gar  de  d'en  vouloir  parier;  ce  ne 

seroit  pas  agir  en    galant   homme^   et  le  diamant  est  fort  peu  de 

chose. 
Dorim.:  Vous  Hes  bien  degoütL 
M.  Jonrd.:   Vous  avez  trop  de  bontil  .  .  . 

Hier  nnterbricht  Dorante  das  Gespräch;  das  eine  gefährliche  Wen- 
dnng  zu  nehmen  droht,  und  lenkt  die  Anfmerksamkeit  auf  andere  Dinge. 
N.  Sicco  IV;  4.  Gep.:  Spricht  leise  mit  Costanzo  ttber  den  Bing,  den 

er  an  Clotildes  Hand  glänzen  sieht  und  unablässig  betrachtet. 
Clot.:  Signor  Gepido,  voi  osservate  questo  brillante. 
Gep.:  £%  no  ..  .  signora  .  .  .  anzi,  se  un  piü  bello  .  .  .  io  .  .  . 
Clot.:  Egli  m^i  caro,  sapete.    Ma  apprezzo  molto  piü  la  mano  gentile 

che  me  lo  ha  donato. 
Gep.:  {da  se)  {Oh  caral)   Sio  credessi  mai  signora  .  .  . 

Hier  unterbricht  Costanzo  gleichfalls  das  Gespräch,  das  bei  aller 


Alberto  Nota  469 

äoBseren  Ähnlichkeit  mit  seiner  reizlosen  Hache  so  anendlich  weit  von 
der  feinen  Komik  der  köstlich  naiven  Antworten  des  gelehrigen  Monsieur 
Jonrdain  entfernt  ist 

Ebenso  ist  die  groteske  Tttrkenzeremouie  des  vierten  and  fUnften 
Aktes  trotz  ihrer  Unwahrscheinlichkeit  immer  noch  weit  erträglicher 
and  vor  allem  belästigender  als  die  moralische  Exekation  des  vierten 
Aufzuges  im  Nuovo  Bicco,  der  mit  der  Moliire'schen  Lösung  nichts 
gemein  hat  als  die  Ähnlichkeit  der  Peripetie,  wenn  man  so  sagen  kann, 
d.  h.  die  Unterbrechung  der  Mahlzeit,  hier  durch  den  Richter;  dort 
durch  Madame  Jourdain,  hier  geheimnisvoll  und  beängstigend;  dort 
lärmend  und  belustigend.  Wie  unpsychologisch  und  langweilig  die  von 
Moli&re  stets  vermiedene  Besserung  des  Charakters  wirkt;  der  in  seiner 
Lächerlichkeit  geschildert  werden  sollte,  braucht  hier  nicht  erst  nach- 
gewiesen zu  werden. 

Der  Kern  der  Handlang  und  die  zwei  wesentlichen  Elemente  der- 
selben sind  direkt  von  dem  Lustspiel  Moliferes  genommen.  Diese 
Losung  aber  und  der  ganze  zeitgemässe  sentimentale  Aufputz  jener 
Grundlage;  ihre  dramatisch  wirkungsvollere  Ausgestaltung  ist  wohl 
Notas  Eigentum.  Doch  ist  auch  dieses  Zugeständnis  nur  bedingungs- 
weise zu  machen;  d.  h.  sofern  sich  nicht  nachweisen  lässt,  dass  Nota 
hier  den  Spuren  eines  bestimmten  Autors  gefolgt  ist,  sondern  nur  all- 
gemein beliebte  und  bekannte  Motive  verwendet  hat.  Oder  gehören 
Ideen  wie  folgende  nicht  zu  den  ständigen  Requisiten  des  Rtthrstiickes 
oder  der  moralischen  Erzählung:  Der  arme  beschränkte  und  faule 
Mann  kommt  durch  Beerbung  eines  testamentlos  verstorbenen  reichen 
Onkels  zu  Geld;  tat  nun  sehr  vornehm,  ist  hochmtltig  und  hartherzig 
gegen  die  Verwandten;  bis  ihn  das  unvermutet  vorgefundene  Testament 
des  Onkels  seines  Vermögens  beraubt;  er  wäre  verlassen,  nähmen  sich 
nicht  die  erst  verschmähten;  edelmtltigen  Verwandten  des  Reuigen 
wiederan.  —  Oder  der  plötzlich  Reichgewordene  vergisst  und  ver- 
stösst  seine  einfache  Brant  (bezw.  die  seines  Sohnes);  um  eine  gute, 
vornehme  Partie  zu  finden.  —  Das  armC;  aber  vornehme  Mädchen 
muss  auf  den  gleichfalls  unbemittelten  Geliebten  verzichten;  um  einem 
sehr  vermöglichen,  aber  unsympathischen  Mann  die  Hand  zu  reichen. 
—  Damit  sind  die  von  Nota  neu  hinzugefttgten  Elemente  der  Hand- 
lung erschöpft.  Und  doch  scheint  Notas  Lustspiel  dem  unbefangenen 
Leser  bei  der  ersten  Lektttre  wenig  mit  dem  Bourgeois  gentilhomme 
gemein  zu  haben.  Nota  bat  es  eben  fertig  gebracht;  durch  wohl  über- 
dachte Ausnützung  und  Verschlingung  der  alten  und  neuen  drama- 
tischen Fäden,  durch  Unterstreichung  namentlich  der  neuen  Momente;  die 
er  zu  Oberraschnngs-;  Rühr-  und  Skundalszenen  benutzt  seinem  Lustspiel 
ein  so  verschiedenes  Aussehen  zu  geben,  dass  man  schon  hier  zum  Schlüsse 


470  Fritz  Baumann 

kommt,  er  hat  sich  stofflich  in  der  HaaptBache  wohl  eng  an  Moliferc 
angeschloBsen,  ihn  zum  Teil  sogar  kopiert,  vom  Geiste  des  französischen 
Vorbildes  aber  durch  die  Verarbeitung  des  alten  und  neuen  Materials, 
durch  seine  Technik,  weit  entfernt. 

Dieser  letzteren  eine  eingehendere  Betrachtung  zu  widmen,  em- 
pfiehlt sich  daher  nicht;  eine  diesbezügliche  Vergleichung  der  beiden 
Lustspiele  kann  za  keinem  positiven  Ergebnis  fUhren,  nicht  nur  wegen 
der  besprochenen  Lagerung  der  stofflichen  Verhältnisse,  sondern  über- 
haupt infolge  der  prinzipiellen  Verschiedenheit,  die  sich  nicht  nur  hier 
sondern  auch  in  anderen  Lustspielen  Notas  zwischen  seiner  und 
Moli6res  Auffassung  vom  Charakterlustspiel  zeigt.  Bei  Molifere  ist  der 
lächerliche  Charakter  das  Primäre,  alle  Momente  der  Handlung  —  es  sei 
hier  zunächst  auf  den  Bourgeois  gentilhonmie  hingewiesen  --  sind  aus 
diesem  abgeleitet,  wären  ohne  ihn  nicht  möglich.  Die  schamlose  Ans- 
beutung  durch  die  verschiedenen  Schmarotzer,  der  Betrug  Dorantes, 
die  Abweisung  CI6ontes  gehen  auf  Jourdains  Eitelkeit,  verblendete 
Leichtgläubigkeit,  seinen  Hochmut  zurttck;  selbst  die  Tttrkenfarce  lässt 
sich  noch  damit  in  Zusammenhang  bringen.  —  Nota  stellt  von  Anfang 
an  neben  die  Charakterfigur  und  unabhängig  davon  Keime  der  Hand- 
lung, alle  jene  Elemente,  die  oben  als  abweichend  von  MoU6re's  Lust- 
spiel bezeichnet  wurden.  Die  Entwicklung  der  Handlung  lässt  diesen 
Unterschied  immer  stärker  hervortreten.  Während  im  Bourgeois  gen- 
tilhomme  die  Handlung  erst  sehr  spät  einsetzt  (im  HI.  Akt),  ziemlich 
flau,  d.  h.  ohne  besondere  Akzentuierung  und  Verbindung  der  einzelnen 
Teile  kurze  Zeit  durchgeführt  wird,  um  in  der  Tttrkenszene  zu  enden, 
wird  von  Nota  gleich  von  vornherein  eine  echte  Intrige  einge- 
leitet und  nach  allen  Regeln  der  dramatischen  Kunst  durchgeführt, 
mit  jener  Klarheit  und  Segelmässigkeit,  die  ihm  seine  Zeitgenossen  so 
oft  nachrtlhmen,  nicht  ohne  daran  den  berechtigten  Tadel  zu  knüpfen, 
dass  seine  Technik  zu  dui'chsichtig  ist,  dass  er  sich  seine  Wirkungen 
durch  unzeitgemässe  Monologe  und  r.a  parte's^  seiner  Intriganten-Rollen 
verdirbt,  und  so  fehlt  die  Spannung.  Man  hätte  hinzufügen  können, 
auch  die  Einheit  des  Interesses.  Die  ist  bei  Moli6re  auf  den  Charakter 
konzentriert,  der  uns  so  fesselt,  dass  wir  darüber  Unzulänglichkeiten 
der  Handlung  und  Technik  nicht  achten.  Nota  möchte  auch  gerne 
durch  den  Charakter  interessieren,  wie  Moli^re;  er  möchte  aber  auch 
durch  dramatische  Wirkungen  Spannung  erzeugen,  wie  das  Drama  seiner 
Zeit.  Dieses  letztere  Bestreben  gewinnt  über  das  erstere  allmählich 
die  Oberhand  und  fälscht  den  Charakter.  Davon  ist  der  Nuovo  Ricco 
ein  lebendiges  Beispiel,  denn  der  musste  das  Publikum  doch  haupt- 
sächlich interessieren,  durch  das  was  geschieht,  was  die  Bösewichte 
anstiften ;  ob  ihre  Pläne  gelingen  oder  ob  die  Partei   der  Guten  siegt, 


Alberto  Nota  471 

war  die  Frage,  and  die  ganze  Spannung  war  auf  die  KataBtrophe, 
das  Gericht  eines  Dens  ex  machina  gerichtet;  hier  des  Bichters  und 
seines  anfgefondenen  Testamentes. 

Von  einer  GegenOberstellnng  der  dramatischen  Momente  kann  also 
nicht  die  fiede  sein,  und  wenn  sich  in  der  Behandlung  des  Verhält- 
nisses Oepido-Clotilde  Bertthmngspankte  mit  dem  gleichen  Motiv  bei 
Molifere  auch  in  dramatischer  Hinsicht  ergeben;  so  ist  das  ja  ans  der 
oben  gegebenen  Darlegung  dieses  Teiles  der  Handlung  zu  ersehen. 

Die  Charaktere. 

Es  mag  Tielleicht  seheinen,  als  ob  ein  weiteres  Eingehen  auf  die 
Charaktere  nach  den  vorausgehenden  Ausführungen  ttberflttssig  wäre, 
da  sie  doch  in  den  Hauptlinien  schon  zur  Sprache  kamen  und  sich  da 
als  wesentlich  ttbereinstimmend  erwiesen.  Aber  es  könnte  eingewendet 
werden,  wer  den  Typus  des  Parvenns  anf  die  Btthne  bringen  will, 
müsse  sich  an  die  immer  gleichbleibenden  wesentlichen  Eigenschaften 
dieser  ganzen  Gattung  halten;  jeder  Emporkömmling,  oder  genauer, 
jeder  beschränkte  Mensch  in  der  Lage  eines  Jourdain  oder  Gepido 
sei  eitel,  protzig,  hochmtitig,  leichtgläubig,  Schmeicheleien  zugänglich 
nnd  darum  lächerlich.  Es  komme  auf  die  Detaillierung  an,  darauf,  wie 
diese  Eigenschaften  sich  im  einzelnen  Fall  äussern,  kurz  auf  die  Anwendung 
des  Typus  auf  das  Individuum.  Und  dann  haben  wir  es  ja  mit  Charakter- 
Instspielen  zu  tun,  beim  Bourgeois  gentilhomme  ganz  unzweifelhaft,  beim 
Nnovo  Bicco  jedenfalls  nach  der  Intention  des  Autors.  Das  zeigte  er 
schon  durch  den  Titel,  der  doch  wohl  ankündigen  soll,  dass  in  dem 
nnn  folgenden  Stttck  die  Verkehrtheiten  und  Lächerlichkeiten  des 
Protzentums  unter  die  Lupe  genommen  und  dem  Spotte  preisgegeben 
werden  sollen.  Dann  aber  „muss  man  nicht  die  Situationen  sondern 
die  Charaktere  in  Betracht  ziehen,  wenn  man  bestimmen  will,  ob  ein 
Stttck  Original  oder  Kopie  genannt  zu  werden  verdient^  \).  Insoweit 
II  Nnovo  Ricco  wirklich  ein  Charakterlustspiel  ist,  mag  das  auch  hier 
Geltung  haben. 

Zunächst  muss  freilich  von  einer  Verschiedenheit  die  Bede  sein, 
die  wiederum  bezeichnend  ist  fttr  den  Geist  beider  Lustspiele  und  schon 
im  Titel  zum  Ausdruck  kommt.  Molifere  schildert  den  Bourgeois  gentil- 
homme, den  reichen  Bttrger,  der  um  jeden  Preis  fttr  einen  Edelmann 
gelten  will,  Nota  den  plötzlich  reich  Gewordenen.  Molifere  stellt  dem- 
nach eine  spezielle,  fttr  seine  Zeit  besonders  charakteristische  Eigen- 
tümlichkeit des  reichen  Bürgertums  dar,  Nota  fasst  das  Thema  weiter : 
er  will  die  Wirkung  unerwarteten  Reichtum»  auf  einen  aus  ärmlichen 

1)  Lessing,  Hamborgische  Dramaturgie,  51.  Stttck. 


472  Fritz  Baamann 

Verhältuissen  kommenden  beschränkten,  ungebildeten  Arbeiter  schildern; 
also  namentlich  das  Oeldprotzentom  zur  dominierenden  Note  machen. 
Dadurch  wird  das  Kolorit,  seines  Lustspiels  dem  im  Bourgeois  gentil- 
homme  gegenüber  bedeutend  verändert.  Dieser  löst  mit  seiner  harm- 
losen, aber  urkomisch  wirkenden  Manie  von  Anfang  bis  zu  Ende  die 
fröhlichste  Stimmung  aus^).  Nota  bringt  mit  seiner  Auffassung  einen 
groben,  ja  widerlichen  Zag  in  sein  Lustspiel  hinein.  Diesen  Eindruck 
gewinnt  schon  einer  der  ersten  Kritiker  des  Nuovo  Ricco:  II  comico 
francese  ha  presentato  ü  suo  personaggio  dal  lato  piü  ridicolo,  il  comico 
iialiano  dal  lato  piü  odioso  e  quindi  piü  difficile  a  sostenersi.  Di  fatto 
un  ignorante,  un  zotico,  un  uomo  che  st  ha  posto  sotto  i  piedi  i  legami 
della  parentela^  che  vuol  sagrificar  Vunico  suo  figlio  ad  una  stolida 
ambizione  non  pure  i  un  peraonnaggio  che  desta  odio,  ma  che  riuscirebbe 
anche  tnonotono  —  wenn  man  nicht  durch  die  verdiente  Bestrafung  be- 
friedigt wUrdO;  die  der  Bösewicht  erhält*). 

Trotz  dieses  fundamental  scheinenden  Unterschiedes  schliesst  sich  Nota 
aber  doch  auch  in  einer  Reihe  von  Einzelheiten  der  Charakterisierung 
an  Moli^re  an. 

Oepidos  Eitelkeit  z.  B.  äussert  sich  ähnlich  wie  bei  Jourdain.  Auch 
bei  ihm  spielt  der  Schneider  eine  giosse  Rolle:  Che  dite  eh  del  mio 
Lodovico?  con  quäl  grazia  si  veste, {Nuovo  Ricco  7,  3).  Wie  Jour- 
dain lässt  auch  er  sich  in  Erwartung  von  Besuchen  eigens  von  seinem 
Schneider  kleiden :  Va,  corri  dal  sarto,  e  digli  che  venga  subito  a  vestir 
me  e  il  mio  figlio ...  (1,  9).  —  Nicht  nur  noblesse,  auch  richesse  oblige 
Man  schuldet  sich  und  seinem  Ansehen  doch  ein  gewisses  Mass  von 
Bildung  und  Interesse  an  Kunst  und  Wissenschaft.  In  unübertrefilich 
komischer  Weise  sind  Jourdains  Bemtlhungen  in  dieser  Richtung,  sein 
Triumpf  ttber  vermeintliche  Erfolge  von  Molifere  in  einer  Reihe  von 
Szenen  geschildert.  Nota  hat  in  seinem  dramatischen  Gewebe  keinen 
Platz  für  Auftritte,  in  denen  nichts  geschieht;  aber  er  will  sich  diesen 
Zug  doch  auch  nicht  entgehen  lassen  und  so  müssen  wir  uns  schon 
mit  einigen  gelegentlichen  Bemerkungen  begnügen.  Immerhin  sehen 
wir  die  Ähnlichkeit  der  Porträte  auch  hier. 

Nuovo  Ricco  I;  3  G  ep.  Che  dite  eh  del  mio  Lodovico? che  spi- 

rito  mi  caccia  fuori!  Ma  tutto  k  frutto  della  mia  educazione  ...  ah/  ah! 
losentite!  {imitando  il  grido  dt  scherma.)  Piglia  lezione  di  scherma:  di 
qui  a  un^  ora  lezione  di  ballo.  Tutto  cid  d  necessario^  e  lascio  fare  a 
D.  Costanzo  . . . 

Dass  hier  nicht  Gepido  selbst  sondern  sein  Sohn  nach  Jourdains 
Vorbild  Focht-  und  Tanzstunden  nimmt;  tut  der  Beweiskraft  der  Gegen- 

1)  Despois  et  Mesnard,  CEuvres  de  Molibre,  Notice  p.  13f. 

2)  Bibl  ital  IV,  (1816)  28  ff. 


Alberto  Nota  473 

überstellong  keinen  Eintrag.  Gepido  stellt  sich  ja  übrigens  seinem 
Sohne  selbst  immer  als  leuchtendes  Beispiel  hin:  Itnpara  da  tue  padre 
(11,)  oder  E  questo  il  profitto  che  ricavate  (Halle  mie  istruzioni?  signora 
Isabella,  campatitelo  (lY,  6).  Er  drückt  also  seinem  die  väterlichen  Ab- 
sichten verkennenden  Sohne  gerade  so  die  Verachtung  des  gebildeten 
Mannes  ans  wie  Jourdain  gegenüber  seinem  Freund  Nicole^).  Doch  will  er 
es  auch  seinerseits  nicht  am  nötigen  Bildungsschein  fehlen  lassen  und 
sich  auf  Costanzos  Vorschlag  Bücher  und  Gemälde  anschaffen,  ein 
Museum  einrichten,  einen  Hausdichter  anstellen  u.  s.  w.  (I;  6). 

Wo  aber  diese  Eitelkeit  aufdringlich  wird  und  sich  in  plumper 
Prahlsucht  äussert^  tritt  der  Unterschied  in  der  Zeichnung  der  beiden 
Charaktere  besonders  stark  hervor.  Jourdain  pocht  eigentlich  nie  auf 
seinen  Reichtum.  Er  gibt  sein  Geld  aus,  ohne  darauf  zu  achten;  er 
spricht  nicht  selbst  davon,  er  lässt  die  Tatsachen  fttr  sich  sprechen. 
Er  ist  bei  aller  Geschmacklosigkeit  noch  feiner  veranlagt  als  der 
Bauer  Gepido,  der  keine  Gelegenheit  versäumt,  in  prahlerischer  Weise 
auf  seinen  Geldsack  hinzuweisen.  Er  zählt  seine  bewegliche  und  un- 
bewegliche Habe  auf  und  rühmt  jedermann  ihren  Wert,  er  macht  auf- 
merksam, was  der  Ring,  was  das  Mahl,  was  ihm  Richter  und  Notar 
kosten  etc.  Wenn  Jourdain  wirklich  manchmal  da  and  dort  auf  den 
Luxus  hinweist  den  er  sich  ge8tatten  kann,  so  geschieht  das  in  so 
drolliger  Art,  dass  es  keineswegs  abstossend  wirkt.  Übrigens  findet 
sich  sein  Kniff,  die  „zwei  luquuis"  hereinzurnfen,  und  diese  selbst  und 
ihre  Livree  zu  zeigen*)  auch  bei  Nota  wiederholt  vor:  Chi  i  di  Id? 
Imieiservi,  imieilacchi  H,  11  oder  DI,  12;  wo  er  mit  dem  Erscheinen, 
eines  Dieners  nicht  zufrieden  ist  und  altri  servi  e  lacchi  verlangt,  ohne 
dass  ein  Grund  vorliegt.  —  Die  Beispiele  für  Gepidos  prahlerische  Art 
Hessen  sich  noch  verdreifachen,  du  Nota  gerade  dieses  grob -sinnfällige 
Charakteristikum  des  Emporkömmlings  in  wenig  komischer  und  auf 
die  Dauer  ermüdender  Weise  betont  hat. 

Weniger  tritt  dagegen  bei  Gepido,  wie  schon  erwähnt,  das  Streben 
hervor,  den  Edelmann  zu  spielen  und  als  solcher  respektiert  zu  werden, 
wie  das  für  Joardain  die  Triebfeder  all  seiner  Torheiten  ist.  Jourdains 
Schlagwort  lautet  les  gens  de  qualiii,  bei  Gepido  heisst's  immer  nur 
in  castt  mia.  Der  hier  zu  Tage  tretende  Unterschied  ist  natürlich  vor- 
nehmlich in  der  Verschiedenheit  der  zeitlichen  und  örtlichen  Verhält- 
bältnisse  begründet,  in  welchen  sich  jene  Charaktere  bewegen.  Mons. 
Jourdain  lebt  im  17.  Jhd.,  unter  der  Regierung  des  prunkliebenden  roi 

1)  Besonders  im  III.  Akt  3  Sz.  des  Bourgeois  gentilhomme» 

2)  Bourgeois  gentilkomme  1,2.  Laquais!  holä,  mes  deux  laquain!  Premier 
Laquais.   Que  voulez-vous,' Monsieur? 

M.  Jourdain.  Bien.  Cest  pour  voir  si  vous  ni'entendez  hien,  (Äux  deuxMat- 
ires)  Que  dites-vous  de  mes  livrees? 


474  Friti  Baumann 

soleil^  der  mit  seinen  glänzenden  Hofstaat  von  Herzögen,  Grafen,  Mar- 
qaiS;  kurz  Höflingen  aller  Art  tonangebend  fttr  die  Welt,  das  gesell- 
schaftliche Leben  der  Hauptstadt  beherrschte;  ein  MilieU;  das  eine  be- 
greifliche Anziehungskraft  auf  den  Ehrgeiz  eines  ebenso  reichen  als 
naiven  Bürgers  austiben  musste.  Der  oberitalienische  Bauer  in  seinem 
weltfremden  Dorf  hat  viel  weniger  Anlass  und  Gelegenheit,  sein 
Sinnen  auf  die  Gleichstellung  mit  einem  Adel  zu  richten,  der^  ohne  jede 
innere  Fühlung,  so  kurz  nach  der  französischen  Revulution  und  inmitten 
der  Wirren  der  Koalitionskriege  nicht  entfernt  die  Bolle  spielte  als 
der  französische  Adel  unter  Ludwig  XIY.  —  Doch  konnte  Nota  den 
wohl  jedem  ParyentI  eigenen  Zug,  das  Trachten  nach  Erhöhung  des 
gesellschaftlichen  Banges,  nicht  umgehen.  —  Dass  sich  Gepidos  Be- 
strebungen in  dieser  Richtung  zum  Teil  decken  mit  denen  Jourdains 
hat  der  Vergleich  der  Handlung  gezeigt.  Wie  Jourdain  sucht  er  fa- 
miliäre Beziehungen  mit  einem  vornehmen  Haus  zu  knüpfen  durch  ent- 
sprechende Verheiratung  seines  Sohnes,  durch  die  Absicht,  sich  selbst 
noch  einmal  standesgemäss  zu  verehelichen.  Allerdings  handelt  es  sich 
hierbei  nicht  wie  bei  Jourdain  um  ein  illegales  Verhältnis,  das  dem 
Nachäffer  höfischer  Manieren  als  Ideal  vorschwebte,  sondern,  dem  ehr- 
baren Sinn  der  Zeit  und  der  strengen  Zensor  entsprechend  um  eine 
dauernde  gesetzliche  Verbindung.  Wie  Jourdain  vor  Dorante  und  der 
Gesellschaftsklasse,  der  sein  hoher  Freond  angehört,  so  hat  auch  Ge- 
pido  einen  heiligen  Respekt  vor  dieser  Menschengattung  und  schätzt 
sich  glücklich,  ihr  näher  treten  zu  dürfen.  Che  onore^  che  parentado^ 
quäle  felicitd.  (lU,  2)  Er  kann  seines  Sohnes  Gleichgültigkeit  seinen 
hochfahrenden  Plänen  gegenüber  ebensowenig  fassen  wie  Jourdain  die 
Abneigung  seiner  Frau  gegen  Dorante.  —•  Aber  auch  die  Titelsucht 
bemächtigt  sich  Gepidos.  Wie  Jourdain  es  gern  hört,  wenn  man  ihn 
gentilhomme  oder  gar  monseigneur  nennt,  wie  er  sich  ftthlt  in  seiner 
Eigenschaft  als  türkischer  Würdenträger,  so  möchte  auch  Gepido  sich 
seiner  Bereicherung  als  Mensch  höherer  Gattung  betrachtet  wissen:  Jo 
non  8ono  meeser  Antonio:  sono  D.  Qepido  Vandalini  (I,  12)  donnert  er 
die  arme  Agnese  an,  und  der  D.  Glotilde  schwört  er  y^da  getUiluomo'^t 
dass  er  keine  Verwandten  habe  (IL  10).  Seinem  Sohn  kann  er  nicht 
genug  einschärfen,  sich  doch  seiner  Würde  bewusst  zu  werden  und 
droht  ihm;  ihn  zu  enterben,  wenn  er  nicht  alle  einem  Edelmann  zu- 
kommenden Sitten  und  Gebräuche  mitmache:  Dov'  S  Varia  d'impor- 
tanza  incalcata  da  D,  Costamo?  La  prima  cosa  i  vincere  gli  aßetti 
plebei  (1,  12).  Das  ist  ganz  im  Geiste  Jourdains  gesprochen,  der  sich 
ähnlich  zu  seiner  Frau  äussert :  Voilä  bien  les  sentimcnts  d'  un  petit  es- 
prit,  de  vouloir  demeurer  tonjours  dans  la  bassesse^).    Gepidos  Ehrgeiz 

1)  lu  beiden  Luatspieleu  sind  diese  Äusseruugeu  durch  ähnliche  Umstände 


Alberto  Nota  475 

geht  aber  noch  weiter;  er  fragt  CostanzO;  ob  es  nicht  möglich  wäre, 
fttr  sich  and  seinen  Sohn  das  Adelsprädikat  zu  erwerben.  Die  günstige 
Auskunft,  die  ihm  sein  Berater  erteilt,  macht  ihn  ganz  glticklich:  Res- 
piro;  benedetto  D.  Costanzo.  (I,  6.) 

Der  Ehrfurcht  vor  Rang  und  Titel,  dem  Streben  nach  oben,  ent- 
spricht bei  Jourdain  wie  bei  Oepido  Verachtung  nach  unten,  ein  mit- 
leidiges Herabschauen  auf  alle  in  einfacheren  Verhältnissen  Lebenden. 
Auch  dieser  Zug  äussert  sich  in  beiden  Charakteren  auf  dieselbe  Weise. 
So  wurde  schon  ausgeführt,  wie  sich  die  Abweisung  Clontes  den  ver- 
geblichen  Bemühungen  Agneses  um  Lodovico  gegenüberstellen  lassen. 
Die  beiden  Väter  geben  für  ihre  ablehnende  Haltung  dieselben 
Gründe  an. 

Bourg,  gent.  III,  12.  Jourd.  Vous  n*  ites  point  gentilhomme^ 
vous  n^aurez  pas  ma  fille.  —  oder  f  ai  du  bien  assez  pour  ma  fille^  je 
n^ai  besoin  que  d'  hanneur  etc.  etc. 

Nuovo  Ricco.  I,  5.  Oep.  (zu  Guglielmo,  der  fttr  Agnese  spricht). 
Ma  non  sapete  che  mio  figlio  dee  sposare  una  fanciulla  di  casato  nobile,  di 
una  delle  pritne  famiglie  di  cittä?  E  pazzo  quelV  Agiiese^  i  pazza  dav- 
vero . . .  und  zu  Agnese  selbst  (I,  12) . . .  voi  non  siete  un  partito  con- 
veniente  per  D,  Lodov.  Auch  ihm  ist's  nur  um  die  Ehre  zu  tun,  nicht 
um  Geld  noch  Bildung. 

Die  komische  Wirkung,  welche  diese  so  ergötzliche  Szene  in  Mo- 
li^res  Lustspiel  unfehlbar  ausübt,  geht  natürlich  bei  Kota  ganz  ver- 
loren durch  die  reichliche  Verwendung  von  Mitteln  des  Rührstückes 
(s.  p.  25  f.).  In  dieser  Hinsicht  fällt  auch  ein  Vergleich  jener  Szenen 
zu  Ungunsten  Notas  aus,  welche  die  Beziehungen  der  beiden  Empor- 
kömmlinge zu  ihren  Verwandten  beleuchtet 

Wie  erheiternd  wirkt  die  verblüffende  Unverfrorenheit,  mit  der 
Jourdain  auf  Vorhalt  seiner  Fruu  seine  Abstammung  von  einfachen 
Kaufleuten  ableugnet,  von  seinen  Eltern  nichts  wissen  will.  (III,  12). 
Auch  Gepido  spielt  den  Tauben,  sobald  von  seiner  Herkunft,  seinen 
früheren  Verhältnissen,  und  seinen  Verwandten  die  Rede  ist.  Da  gibt's 
keinen  messer  Antonio,  keinen  Titta  mehr ;  an  Agnese  will  er  sich 
erst  gar  nicht  erinnern.  Mia  parente  , .  .  ,f  un  Agnese ... I  non  saprei. 
(I,  15)  jader  D.CIotilde  versichert  er  wiederholt:  Parente  non  ne  ho... 
vi  giura  da  gentiluomo.  Hier  aber  lässt  sich  Kota  den  dramatischen 
Effekt  nicht  entgehen,  im  selben  Augenblick  Bernardo  eintreten  zu 
lassen,  der  natürlich  mehr    als  frostig  empfangen  und  sehr  grob  ab- 


hervorgernfen :  M»«  Jourdain  plaidiert  in  beredten  Worten  für  Clöonte,  dessen 
Werbung  um  Lncile  ihr  Gatte  eben  abschlägig  beschieden  hatte.  —  Lodovico 
drückt  den  Wnnsch  ans,  Agnese  zu  besitzen,  der  sein  Vater  eben  die  TUre  ge- 
wiesen hatte. 


476  Fritz  Banmann 

gefertigt  wird:  wieder  die  unvermeidlichen  Anklänge  ans  dramma 
lagrimoso. 

Gepido  ist  eben  wie  Jonrdain  äusserst  erbittert;  wenn  seine  An- 
wandlangen von  Grössenwabn  gedämpft  werden.  So  leichtgläubig 
beide  dem  Schmeichler  ihr  Ohr  öffnen  —  in  dieser  Beziehung  dürfte  der 
Vergleich  der  Handlung  jedes  weitere  Wort  Überflüssig  machen  —  so 
ärgerlich  und  grob  sind  sie  gegen  jene,  die  auf  ihre  Absichten  nicht 
eingehen,  ja  sich  ihnen  sogar  widersetzen.  Jourdain  bemttht  sich  um- 
sonst;  seiner  Frau  und  Nicole  Achtung  vor  seinen  Studien,  seiner 
Person^  seinen  Beziehungen  einzuflössen^  da  er  sieht;  dass  es  ihm  nicht 
gelingt,  wird  er  sehr  grob;  schimpft  sie  dumm,  unwissend;  bemitleidens- 
wert etc.  etc.  —  Fast  mit  denselben  Ausdrucken  wtttet  Gepido  gegen 
Lodovico,  der  sich  in  die  neue  Lage  nicht  finden  kanU;  Gegenvor- 
stellungen erhebt;  u.  s.  f  Er  muss  sich  bestia,  asino,  zoticone  schelten 
lassen;  gleich  den  schlecht  behandelten  Dienern  die  ganze  Flut  von 
Schmähungen  aushalten,  in  denen  der  grobe  Gepido  viel  gewandter 
ist  als  Jourdain. 

So  in  manchen  anderen  Punkte  noch  kommt  der  alte  Mensch  zum 
Vorschein,  und  Moliire  schöpft  aus  diesem  Kontrast  zwischen  Schein 
und  Wirklichkeit  seine  köstlichsten  Einßllle.  Nota  ahmt  ihn  auch 
hierin  teils  direkt,  teils  variierend  nach.  Bei  Jourdain  wie  bei 
Gepido  macht  sich  ein  absoluter  Mangel  an  Bildung,  Geschmack;  Ver- 
ständnis; an  Takt  und  Umgangsformen  bei  jeder  Gelegenheit  geltend. 
„C  est  vn  komme  urteilt  der  maitre  de  musique  Über  M.  JonrdaiU;  dont 
les  lumiires  sont  petites,  qui  parle  ä  tort  et  ä  fravers  de  toutes  choses, 
et  n*  applaudit  qu*  ä  contresens]  mais  son  argent  redresse  les  jugements 
de  son  esprit ; . . .  er  wie  der  maitre  de  danse  beklagen  sich  über  seine 
Unkenntnis  in  den  von  ihnen  vertretenen  Künsten,  seinen  Mangel  an 
Geschmack;  und  Jourdains  Bemerkungen  zu  ihren  Darbietungen  recht- 
fertigen ihr  Urteil.  Der  Unterricht  im  TanzeU;  Fechten,  namentlich  die 
famose  Lektion  vom  maitre  de  philosophie,  die  er  dann  möglichst  ver- 
kehrt aber  mit  heiligem  Eifer  seiner  Frau  und  Nicole  vordemonstriert 
all  das  ist  ja  bekannt  und  verfehlt  auf  der  Bühne  wie  bei  der  Lektion 
nie  seine  unwiderstehlich  drollige  Wirkung. 

Diesen  typischen  Zag  verwertet  Nota  auch  in  der  Gestaltung  seines 
Parvenüs,  wenngleich  wiederum  in  vergröberter  Form.  Gepido  ver- 
wechselt gelegentlich  Fremdwörter,  wendet  Zitate  falsch  an;  ohne 
Ahnung  von  Wert  und  Wesen  der  Kunst  spricht  er  davon,  sich  eine 
Galerie,  ein  Museum  anlegen  zu  lassen,  einen  Hausdichter  in  seine 
Dienste  zu  nehmen,  ein  paar  hundert  Zentner  Bücher  kommen  zu 
lassen;  als  handle  es  sich  um  Stallungen,  Dienstboten,  landwirtschaft- 
liche Produkte.  Von  allem  was  er  besitzt  oder  verschenkt;  kündigt  er 


Alberto  NoU  477 

laut  den  Wert  an.    D.  Clotilde  fragt  er  nach  ihrem  Alter  und  spricht 
mit  den  Damen  von  seinen  Ochsen  nnd  Ktthen. 

Das  alles  sind  recht  billige  Mätzchen;  die  nnr  ein  geschmackloses  oder 
naives  Publikum  zum  Lachen  bringen,  die  nngtlnstig  abstechen  gegen 
die  komisch-täppischen  Versuche  Jonrdains,  den  galanten  Ton  der  vor- 
nehmen Welt  nachzuahmen^). 

Am  meisten  ähneln  sich  die  Manieren  der  beiden  Helden  in  der 
BegrüBsungsszene  mit  den  Damen.  Nach  dreimaliger  tiefer  Verbeugung 
mit  Hindernissen  beginnt  Jourdain  seine  wohl  vorbereitete,  feierliche 
Ansprache  an  Dorimöne,  verstrickt  sich  aber  in  einen  unentwirrbaren 
Wortschwall;  so  dass  Dorante  zu  seiner  Begleiterin  bemerkt:  C  est  un 
bon  bourgeois  assez  ridicule,  cotnme  vous  voyez^  dans  totäes  ses  mantires, 

Dorim,  II  fCest  pas  malaisi  de  8*en  apercevoir.  (III,  16). 

Nuovo  Ricco  (H,  5).  Gepido  und  Lodovico  lassen  sich  in  ihrem 
eigenen  Haus  ihre  Besuche  anmelden.  Ähnlich  wie  Dorante  dem  M. 
Jourdain  bei  seiner  rednerischen  Entgleisung  Mut  macht  {Madame  n'aitne 
pas  les  grands  compliments\  so  ermuntert  Costanzo  seine  Freunde:... 
queste  signore  non  vogliono  ceremonie.  —  Unter  fortwährenden  Ver- 
beugungen und  lächerlichen  Komplimenten  nähert  sich  Gepido  den 
Damen,  um  einer  jeden  beide  Hände  zu  kUsseU;  nachdem  er  sich  vorher 
über  ihre  Identität  vergewissert  hat. 

Isab.  {Oh  DiOy  chi  pud  resisterel)  {da  se) 
und  weiter  unten  {In  veritä  che  sono  due  figure  da  ventaglio)  {piano  a 
D.  Clotilde). 

Bei  einer  anderen  Gelegenheit  verliert  sich  Gepido  in  eine  ähnlich 
verwickelte  Satzkonstruktion  wie  oben  Jourdain.  —  Wenn  dieser  Auf- 
tritt einer  der  wenigen  des  Knovo  Ricco  ist;  die  von  erträglicher, 
komischer  Wirkung  sind,  so  verdankt  er  diesen  Vorzug  wieder  grossen- 
teils  dem  Lustspiel  Moli^res.  Im  übrigen  erinnert  die  geschilderte 
Begrtissung  der  Damen  durch  Vater  und  Sohn  auch  etwas  an  die  Vor- 
stellung des  M.  Diafoirus  jun,  durch  seinen  Vater  bei  Ärgan  und  dessen 
Tochter*),  eine  Reminiscenz,  die  Nota  an  anderer  Stelle  noch  deutlicher 
zum  Ausdruck  gebracht  hat'). 

Mons.  Jourdain  ist  bei  allen  seinen  Lächerlichkeiten  und  Fehlern 
nicht  unsympatisch  Nicht  nur;  dass  sein  ursprünglich  gesunder  Sinn 
in    manchem    grotesken   Urteil  zum  Durchbrnch   konmit;    das     eine 


1)  Vgl.  besonders   die  Unterhaltung  mit  Dorimöne   beim   Mahl:    Ah^  gtie 
voilä  de  beUes  mains  etc.  (IV,  1). 

2)  Meliere,  Le  Malade  imaginaire  Akt  II,  8z.  5  u.  6. 

8)  In   Le  Bisoluzioni  in  amore   Akt  I,  Sc.  11;   vgl.  p.  557  ff.  dieser  Ab- 
handlung. 


478  Fritz  Banmann 

Wahrheit  enthält,  er  ist  auch  im  Grande  eine  gutmtttige  Natur :  c'  est 
un  bon  Bourgeois . . .  assez  ridicule.  Mit  Betrttbnis  sieht  er  dem  Streit 
seiner  Lehrmeister  zu,  sucht  zu  beschwichtigen;  er  lässt  es  dem  Schneider 
hingehen,  dass  er  ihn  betrügt,  er  lässt  sich  von  seiner  Frau  und  Nicole 
sehr  viel  gefallen,  bemUht  sich^  sie  zu  überzeugen^  geht  auf  Gespräche 
und  Diskussionen  mit  dem  Dienstmädchen  eiU;  u.  s.  f.  —  Gepido  im 
Gegenteil  ist  gemtttsroh,  bratal  gegen  Diener  wie  Verwandte,  unver- 
schämt gegen  den  höflichen  Richter,  kurz  Nota  verleiht  seinem  prota- 
gonista  nicht  einen  Zug,  der  ihn  uns  menschlich  näher  brächte.  — 
Um  so  stärker  ist  dann  aber  die  Zumutung,  an  die  plötzliche  Besserung, 
an  die  Reue  eines  solchen  Unmenschen  zu  glauben,  der  bei  eben  jenen 
Verwandten  um  Mitleid  fleht  und,  ebenso  unglaublich,  gutmütig  auf- 
genommen wird,  die  er  vier  Akte  lang  mit  Füssen  getreten  und  in 
jeder  Weise  brutalisiert  hat,  denen  er  zehn  Minuten  vorher  noch  mit 
dem  Hinauswerfen  gedroht  hat;  ja  wir  müssen  sogar  annehmen,  dass 
er  sich  bessern  will.  In  Notas  Lustspielen  gibt  es  eben  drei  Klassen 
von  Menschen:  Charakter  ohne  Fehl  und  Tadel,  jeder  E^fung  ge- 
wachsen, über  den  Situationen  stehend,  allmächtig  oder  allgtttig:  der 
Stellvertreter  der  Lustspieljustiz  oder  die  glänzend  Gerechtfertigten.  — 
Den  Gegensatz  bilden  die  verwerflichen  Bösewichter,  zu  jeder  Un- 
tat fähig,  die  Verführer  der  dritten  Gattung,  der  Schwachen,  die  vier 
Akte  lang  mit  den  Bösen  gemeinsame  Sache  machen,  bis  sie  zur  grossen 
Freude  des  Publikums  von  der  längst  vorhergesehenen  Katastrophe 
ereilt  werden.  Ihre  Verführer  und  üblen  Berater  werden  abge- 
führt, sie  selbst  aber  kommen  plötzlich  zur  Einsicht  und  tun  reumütig 
Busse.  —  Das  ist  die  Psychologie  des  Rührstückes,  dem  Nota  jenes 
Gerüst  der  Charakterisierung  entnommen  hat.  Das  rein  Stoffliche 
hat  er  sich  in  vielen  Fällen  anderswo  geholt.  Im  Nuovo  Ricco 
verdankt  er  der  Gestalt  des  M.  Jourdain  eine  grosse  Anzahl  von 
Einzelzügen  seines  Gepido,  trotzdem  der  Gesamteindruck  dieses 
Charakters  von  jenem  der  Moli^eschen  Schöpfung  ein  möglichst 
verschiedener  ist. 

Neben  den  Trägern  der  Titelrolle  kommen  die  anderen  Personen 
weniger  in  Betracht,  vor  allem  bei  Moliöre.  Hier  erfUUen  die  Neben- 
rollen hauptsächlich  den  Zweck,  den  Charakter  des  Bourgeois  gentil- 
homme  ins  rechte  Licht  zu  rücken,  ihm  Gelegenheit  zu  geben,  sich 
von  den  verschiedensten  Seiten  zu  zeigen;  sie  werden  auch  gelegent- 
lich mit  der  Führung  der  unbedeutenden  Handlung  betraut;  immer  sind 
sie  Mittel  zum  Zweck. 

Dorante  z.  B.,  der  neben  Jourdain  am  meisten  hervortritt,  gibt 
diesem  Gelegenheit,  seine  lächerliche  Vorliebe  für  den  Adel  von  neuen 
Seiten  zu  zeigen,  seine  Nachäffung  höfischer  Sitten,  seine  blinde  Ver- 


Alberto  Nota  479 

traaensBeligkeit,  seine  Zugänglichkeit  fttr  Schmeicheleien.  AufDorantes 
Rechnung  kommt  ein  Teil  der  Handlung.  Er  tritt  erst  anf  nachdem 
sich  Jonrdain  schon  in  den  verschiedensten  Situationen  gezeigt  hat; 
in  der  3.  Szene  des  ni.  Aktes  hören  wir  überhaupt  zum  erstenmal 
von  ihm. 

Notas  Kebenfiguren  sind  sich  vielfach  Selbstzweck^  als  Charaktere 
wie  in  dramatischer  Hinsicht.  Sie  dienen  nicht  so  sehr  der  Beleuchtung 
des  HanptcharakterS;  als  der  Herausarbeitung  einer  moralischen  Ab- 
sicht; daher  finden  wir  unter  ihnen  manche  zu  einseitigen  Kontrast- 
wirkungen verwendet,  doch  nicht  im  psychologischen  Sinn,  d.  h.  als 
Kormalmenschen  gegenüber  den  Manien  des  Protagonista,  sondern 
wiederum  im  ethischen,  im  Sinne  der  obigen  Ausführungen^).  Co  st  an - 
zos  Persönlichkeit  ist  dieser  Gattung  von  Charakteren  sehr  nahe  ver- 
wandt. Neben  Gepido  ist  er  die  Hauptperson  des  Stückes.  Er  ist  so  zu 
sagen  der  innere  Regisseur  des  Lustspieles,  der  alles  leitet  und  über- 
wacht, sich  in  alles  mischt  und  nach  Belieben  die  Fäden  der  Handlung 
verwirrt  oder  löst ...  E  qui  il regulatore  di  tutti  gli  interessi:  i  il  con- 
fidente  del  padre,  il  consigliere  del  figlio:  in  somma  fa  ttäto  quel  che 
vuole  (Pedruccio  im  Nuovo  Ricco  \,  12).  Er  ist  das  Haupt  des  Gegen- 
spiels, der  bösen  Partei,  der  Intrigant  oder  „tiranno''  des  Stückes. 

Über  die  Ähnlichkeit  dieser  Rolle  mit  jener  Dorantes  bemerkt 
der  Dramaturg  der  Biblioteca  italiana*)  folgendes:  Uno  dei  caratteri 
che  si  trovano  nel  Bourgeois  gentilhomme  e  che  furono  con  felice  imi- 
tazione  trasportati  nel  Nuovo  Sicco  si  6  qnello  del  conte  Dorante,  col 
quäle  esattamente  riscontra  il  nostro  D.  Gostanzo.  —  Ob  die  Nach- 
ahmung wirklich  ,,glücklich"  ist,  mag  zunächst  dahin  gestellt  bleiben; 
wertvoll  ist  die  Feststellung  der  Abhängigkeit,  die  durch  Gegenüber- 
stellung einiger  hier  schon  erwähnter  Tatsachen  aus  dem  Gang  der 
Handlung  bewiesen  wird.  Aber  gerade  aus  dieser  Übereinstimmung 
der  Handlungs weise  ergibt  sich  natürlich  auch  wieder  eine  Übereinstimmung 
in  den  Grundlinien  des  Charakters,  über  den  wir  in  beiden  Stücken 
zunächst  durch  dritte  Personen  aufgeklärt  werden:  wie  M>>«  Jourdains 


1)  Es  mag  hier  übrigens  noch  daran  erinnert  werden,  dass  die  damaligen 
dramatischen  Dichter  oft  unter  dem  Zwang  der  Verhältnisse  in  den  Scbauspieler- 
gesellschaften  standen.  Rivalitäten  der  einzelnen  Gesellschaften  nnd,  innerhalb 
der  verschiedenen  Truppen,  der  einzelnen  Schauspieler  waren  nicht  nur  mass- 
gebend fflr  die  Auswahl  des  Repertoires,  sie  waren  auch  oft  Anlass  für  Ab- 
änderungen und  ZurecLtstutzungen.  Der  Charakterdarsteller  wie  der  j^tiranno", 
die  Primadonna  wie  die  Soubrette,  alle  wollten  eine  wichtige  Rolle  zu  spielen 
haben.  Auch  Nota  kannte  dieses  ^Bollen  auf  den  Leib  schreiben".  —  Vgl.  dar- 
über eine  hübsche  Anekdote  in  Brofferios:  I  miei  tempi.  Torino  1859, 
Xir,  161  ff. 

2)  IV,  (1816)  23ff. 


I^k  Frits  Baamann 

Vu>«|»uioh  mit  ihrem  Gatten  über  Dorantes  wahre  Absichten  keinen 
/iWoitVt  iKBBt  (III,  3, 4),  so  sorgt  auch  Notas  Pedruccio  znm  voraus  fOr 
\)iu0  richtige  Wertschätzung  Gostanzos.  Beide  müssen  sich  im  Verlauf 
Upr  Uaudlnng  ähnliche  unangenehme  Wahrheiten  ins  Gesicht  sagen 
la««eu,  Dorante  von  M"*^  Jourdain,  Gostanzo  von  Bemardo  und  Gngli- 
elmo.  D,  Costamo  i  un  eignere  pieno  di  brio^  il  quäle  vive  d'  indu- 
»ina  e  di  raggiri.  Egli  si  k  inirodoito  in  casa  nostra  non  i  gran  iempo\ 
$d  i  gui  il  regolatore  di  tutti  gli  interessi.  {N,  Sicco  1,  2). 

Das  Urteil  trifft  auf  Dorante  eben  so  gut  zu.  Und  klingt  nicht 
Bernardos  Warnung  11;  12:  Fatti  pur  mangiare  il  tuo  da  qucßche  mi- 
serabile  scroccone  che  ti  riderä  alle  spalte . . .  ganz  an  M"^  Jourdains 
wiederholte  Mahnungen  an  wie . . .  toutes  les  caresses  qu'il  vous  fait  ne 
8ont  qne  pour  vons  enjdler,  III,  3  oder  //  vous  sucera  Jusqu^au  demier 
80U.  (III,  4)  und  ähnliche  Vorwürfe. 

Soweit  sich  dieselben  an  Dorante  bezw.  Gepido  direkt  richten, 
werden  sie  mit  höflicher  Rahe  und  kalter  Besonnenheit  ertragen,  denn 
keiner  der  beiden  raggiratori  will  es  —  in  schlauer  Berechnung  —  mit 
irgend  jemand  verderben,  seine  Stellung  gefährden;  in  übertriebenster 
Weise  äussert  sich  diese  Höflichkeit  natürlich  dem  Haasherrn  gegen- 
über (vgl.  die  Begrüssungsszenen  £oi/r^.  gent  lU,  4;  Nuovo  Sicco  1,5). 

Sonst  haben  diese  beiden  Charaktere  ausser  den  erwähnten  Grund- 
zügen :  Unehrlichkeit,  Gewissenlosigkeit  in  der  Wahl  der  Mittel,  als  da 
sind:  Heucheln  und  Schmeicheln,  Lügen  und  verschlagene  Spekulation,  - 
Einzelheiten  nicht  gemein.  Im  Gegenteil  macht  sich  hier  wieder  der- 
selbe fundamentale  Unterschied  geltend,  der  schon  hinsichtlich  der 
beiden  Titelrollen  zu  verzeichnen  war  und  in  der  Annäherung  des  Last- 
spiels an  den  Typus  des  dramma  borghese  begründet  ist.  Im  heitern 
Stück  Moli6res  ist  auch  der  Charakter  Dorantes  bei  allen  seinen 
Fehlern  und  zweifelhaften  Machenschaften  von  der  übermütigen  ^eite 
angefasst  —  Man  nimmt  es  ihm  nicht  Übel,  dass  er  die  Dummheit  des 
reichen  Bürgers  ausbeutet,  dessen  ganzes  Gebahren  auf  den  witzigen, 
skrupellosen  Marquis  geradezu  herausfordernd  wirken  mnsste.  Aach 
hat  er  nicht  die  Absicht,  Jourdain  um  sein  Vermögen  zu  bringen,  wie 
Costanzo  den  Gepido ;  er  will  nur  mit  seiner  Hilfe  Dorim6nes  Gunst 
gewinnen.  Kurz,  er  ist  von  jenem  liebenswürdigen  Leichtsinn,  jener 
einschmeichelnden  Aufdringlichkeit,  wie  sie  sich  bei  Leuten  seines 
Standes  damals  wohl  oft  fand,  and  der  man  eine  gewisse  Sympathie 
um  so  weniger  versagen  kann,  als  sie  ohne  jede  Spur  von  Bosheit  ist. 
Im  Gegenteil,  Dorante  nimmt  wohlwollenden  Anteil  an  Cl^ontes  und 
Luciles  Geschick,  trägt  auch  der  M°^  Jourdain  ihr  abweisendes  Be- 
nehmen nicht  nach. 

An  Costanzo  findet  sich  kein  gutes  Haar;  sein  Betrug  scheint  ver- 


Alberto  Nota  481 

breeherisch,  weil  unter  ganz  anderen  Umständen  und  mit  kalter  Be- 
recluinng  verttbt;  er  ist  herzlos  nnd  bösartig,  unsympathisch  in  seiner 
listigen  Glätte,  ein  vollendeter  Vertreter  der  oben  geschilderten  Gattung 
der  Theaterbösewichte. 

Weitere  Charaktere  aus  den  beiden  Lustspielen  einander  gegen- 
QberzQstellen  wäre  zwecklos,  da  sich  Berührungspunkte  höchstens  hin- 
sichtlich der  dramatischen  Aufgaben  der  einzelnen  Personen;  nicht 
aber  ihres  inneren  Wesens  ergeben.  —  So  spielen  Dorimöne  und 
Clotilde  ja  wohl  dieselbe  Rolle,  haben  aber  sonst  gar  nichts  gemein: 
Dorimfene  eine  sehr  ehrenwerte  wohlwollende  Dame,  die  gegen  ihr 
Wissen  and  Wollen  von  Dorante  in  die  ganze  Angelegenheit  verwickelt 
wird  und  nur  eine  passive  Rolle  in  ihr  spielt;  Clotilde  unehrenhaft 
and  gewissenlos  im  £inklang  mit  Gostanzo  intrigierend,  dessen  wür- 
diges Seitenstück  sie  bildet. 

Rein  äusserlich  ist  auch  die  Ähnlichkeit  zwischen  den  Rollen  der 
M™®  Jourdain  und  Bernardos.  Beide  verkörpern  einmal  den  ge- 
sunden Menschenverstand  und  bringen  ihn  der  Extravaganz  and  An- 
massung  des  Parvenü  gegenüber  zur  Geltung,  beide  vertreten  das  Rechts- 
gefUhl;  denn  sie  stehen  fttr  die  Herzensrechte  der  jungen  Leute  ein, 
die  in  ihrem  Liebesglück  durch  väterliche  Unvernunft  bedroht  sind. 
Aber  W^  Jourdain  ist  in  ihrer  schlichten  Art  und  geraden  Derbheit 
ergötzlich,  Bernardo  ein  pathetischer  Theaterpolterer,  der  nie  ohne 
dramatischen  Effekt  kommt  oder  geht  und  aller  erfrischenden  Wirkung 
entbehrt. 

In  der  Anordnung  der  Liebesszene  hat  Nota  eine  seiner  be- 
liebten Umstellungen  vorgenommen.  Dem  Gl^onte  entspricht  Agnese, 
Luciles  Rolle  wird  im  Kuovo  Ricco  von  Lodovico  gespielt,  freilich,  wie 
kläglich!  Denn  in  der  Ausgestaltung  dieser  Charaktere  ist  der  italie- 
nische Autor  vollkommen  selbständig  und  hat,  wie  aus  der  Besprechung 
der  Handlung  zu  ersehen,  dieselben  ganz  der  larmoyanten  Färbung 
seines  Lustspiels  angepast^. 

Alles  in  allem  ergibt  sich,  dass  die  Hauptcharaktere  der  beiden 
Lustspiele  sowohl  hinsichtlich  ihrer  Verwendung  in  der  Intrige  als  in 
den  Grundzügen  ihres  Wesens,  ja  vielfach,  wie  bei  den  Titelhelden, 
auch  in  der  Detailausftthrung  jener  Hauptlinien  einander  entsprechen. 
Für  andere  Charaktere  lässt  sich  eine  Ähnlichkeit  nur  mit  Bezug  auf 
ihre  Stellung  in  der  Intrige  erweisen.,  während  sie  im  übrigen  nicht 
das  Geringste   gemein  haben.    Eine  dritte  Gruppe  endlich  (Isabella, 


1)  Über  Lodovico  urteilt  der  oben  erwähnte  Kritiker  in  Bibl.  ital.  II,  4, 
23  ff.  9^  un  balordo  che  non  ha  pure  quel  rozzo   di   brio  e  quelV  ingenua  fran- 
chegza  che  si  frequentamente  st  osaervano  ne'  contckdini  e  che  aoli  potrebbero  sulla 
ecena  renderlo  interessante. 
Bonualaelie  Fonehongen  XXV.  3J 


482  ^^ti  Baomann 

FaustinO;  Pedrnccio)  scheint  von  Nota  frei  erfundeo  und  ansgefUhrt  zo 
Bein.  —  Dass  sieh  sämtliche  Charaktere  in  ihrer  inneren  Anlage  too 
ihren  französischen  Entsprechnngen  stark  unterscheiden,  wnrde  ver- 
schiedenen Ortes  schon  erwähnt  und  der  Nachweis  erbracht,  dasa  die 
Charaktere  des  italienischen  Lustspieles  gegenüber  den  Schöpfungen 
Moliferes  vergröbert  sind^  ja  abstossend  wirken,  dass  durch  ihre  An- 
näherung an  die  Tendenz  des  Rtthrstttckes  echte  Komik,  feine  psycho- 
logische Charakterisierung  verloren  geht 

Schluss. 

„TWto  veduto^  cid  che  soprahbonde  nella  presente  commedia,  i 
V  odioso,  il  quäle  appartiene  al  serio\  rallegro  non  vi  brilla  mai  nella 
8ua  purezza,  e  qmndi  dubitiamo  che  senza  Vajulo  di  abilimmi  cUiori . . . 
possa  il  Nuovo  ßicco  prodwre  sulle  scene  un  effeio  veramente  cotnieo^). 
Nota  wollte  aber  offenbar  hauptsächlich  eine  moralische  Wirkung  aus- 
üben, die  möglichst  eindringlich  zu  gestalten  war  in  Handlung  wie 
Charakteristik.  Daher  die  wesentlichsten  Veränderungen  gegenüber 
dem  Lustspiel  Holi^re's:  Der  Ausbau  der  Handlung,  die  Lösung  des 
Konfliktes,  die  in  wesentlich  anderem  Geist  gehaltene  Gestaltung  der 
Charaktere,  die  nicht  zeigen  und  beweisen:  so  ist  der  Nuovo  Kicco  m 
seiner  Lächerlichkeit,  der  Parasit  etc.  sondern:  so  geht^s  einem,  wenn 
man's  so  macht.  Daher  ist  ein  grosser  Teil  des  Interesses  auf  die 
Handlung  konzentriert,  die  dramatische  Technik  hat  eine  sorgftitige 
Behandlung  erfahren.  Die  Technik  des  Komischen  ist  ganz  vernach- 
lässigt, an  ihre  Stelle  tritt  der  dramatische,  sentimentale  Effekt. 

Dies  war  das  eine  Ergebnis  der  Vergleichung.  Andererseits  wurde 
der  Beweis  zu  liefern  gesucht,  dass  die  ganze  Handlung  des  franzö- 
sischen Stttckes  auch  den  Kern  der  Intrige  im  Nuovo  Ricoo  bildet, 
dass  die  Szenen  sich  oft  bis  in  Einzelheiten  des  Dialogs  entsprechen, 
dass  bei  den  wichtigsten  Charakteren  das  rein  Stoffliche  grösstenteils 
ans  Holi^rea  Lustspiel  entnommen  ist  In  diesem  Sinn  ist  die  Frage 
nach  der  Abhängigkeit  des  Nuovo  Ricco  vom  Bourgeois  gentilbomme 
zu  bejahen. 

Dass  Nota  durch  die  Veränderungen,  die  er  mit  dem  Moli^re'schen 
Stoff  vorgenonunen  hat,  einen  Fortsehritt  gegenfibor  seinem  franzö- 
sischen Vorbild  ersielt  hat,  dürfte  niemand  behaupten  wollen.  Ein 
Charakterlustspiel,  in  dem  die  Charaktere  gegenüber  der  Handlung 
zurttcktreten  und  nicht  ausschliesslich  Seibetzweck  sind,  in  dem  die 
Lustigkeit  durch  Sentimentalität  und  Streben  nach  moralischer  Wirkung 
ersetzt  ist,  ist  ein  Unding  und  nicht  nur  eine  Verletzung  des  guten 
Geschmacks  sondern  auch  der  Natürlichkeit 


1)  BibK  itaL  l  c. 


Alberto  Nota  483 

V  Ammalato  per  Immaginazione  Ton  Alberto  Nota  im  Yergleieh 
tu  MoU^re's  Le  Malade  Imaginaire. 

Unter  allen  Lustspielen  Notas,  deren  Originalität  je  Gegenstand 
lebhafter  Erörterungen  war,  ist  der  Ammalato  per  Immaginazione  ent- 
schieden das  umstrittenste.  Nicht  etwa  nur,  weil  es  von  Notas  Wider- 
sachern ärztefeindlicher  Tendenzen  beschuldigt  und  seine  Aufflihrnng 
deshalb  um  ein  Jabr  verzögert  worden  war');  dieses  Schicksal  teilt 
es  mit  manchen  anderen  Werken  desselben  Autors*),  und  auch  damals 
scheinen  verbotene  und  dann  freigegebene  Theaterstücke  eine  besondere 
Zugkraft  ausgeübt  zn  haben').  Auch  der  Ammalato  per  Immaginazione 
wurde  mit  gutem  Erfolg  gegeben^).  Dagegen  erhoben  sich  vermutlich 
schon  bald  Vorwürfe  schwererer  Art  gegen  die  Originalität  des  Lust- 
Spiels,  dessen  Titel  sogleich  an  das  gleichnamige  Stück  Moli^re's 
denken  liess.  Zwar  spricht  Nota  in  der  dem  Lustspiel  vorausgeschickten 
Widmung  an  den  Grafen  Girolamo  Bardi  vom  20.  Oktober  1827  nicht 
von  derartigen  Anklagen.  Aber  sein  eifrigster  Anwalt,  F.  Salfi  versichert 
im  gleichen  Monat  desselben  Jahres:  //  ne  faut  pas  confondre  son 
jjMeUade  itnaginaire^,  l*  Ammalato  per  immaginazione,  avec  la  comidie 
frangaise  qui  parte  le  mime  titre^).  Zum  Beweis  fügt  er  eine  gedrängte 
Inhaltsangabe  bei,  in  der  er  freilich  vermeidet,  Ähnlichkeiten  mit  dem 
Lnstspiel  Holi^res  hervorzuheben.  Dieser  Feststellung  gibt  er  zwei 
Jahre  später  in  dem  schon  zitierten  Passus  seines  Saggio  storico-critico 
eine  so  entschiedene  Fassung^  dass  man  bestimmt  annehmen  muss,  es 
seien  schon   diesbezügliche  Angriflfe  vorausgegangen.    Dort  heisst  es 

nämlich:    „//  Nota  i  poi,  dal  titoli  in  fuori,  interamente  originale 

fieirjmmalato  per  immaginazione  che  nulla  d  di  comune  col  Malade 

imaginaire  del  Moliire^  A  nel  carattere  che  nella  favola ').    Die 

Erklärung  ist  kurz  und  bündig;  der  Vorwurf;  der  Veranlassung  dazu 
gab,  war  es  vielleicht  auch.  Vielleicht  aber  auch  hielt  es  Salfi  fUr  ge- 
ratener, auf  Einzelheiten  nicht  einzugehen.  Man  ist  fast  geneigt  Letzteres 
anzunehmen,  wenn  man  sieht,  wie  zehn  Jahre  später  die  bestimmt 
formulierten  Einwendungen  Bayards  gegen  Notas  Selbständigkeit  in 
diesem   LustspieF)    in  gleich  allgemeiner  Art  bestritten   bezw.  ganz 

1)  S.  Einleitung  p.  452  und  Nota  in  der  unten  erwähnten  Widmung  Com- 
medie,  Parigi  1829,  II,  3. 
3)  S.  Einleitung  p.  8  ff. 

3)  Costetti,  La  Compagnia  Reale  Sarda,  Milane  1893,  p.  25. 

4)  Nota,  in  der  Widmung  des  Lustspiels,  1.  c. 

5)  Betme  Encgdopedique,   Paris,   oct    1837    (Bd.  XXXVI)   p.  664 ff.   (Be- 
sprechung der  lehnten  Ausgabe  der  Lustspiele  Notas). 

6)  Salfi,  Saggio  storico  critico,  Commedie,  Parigi  1829,  I,  p.  CIV. 

7)  Bettinger,  Le  Theätre  d'  Alberto  Nota  et  du  Comte  Oiraud  etc.  Paris 
1839  I,  282f. 

31' 


484  Fritz  Baumann 

umgangen  werden  in  der  Kritik  der  Bcttinger'schen  Ausgabe,  die  in 
der  Nota  allzeit  freondlicben  Biblioteca  italiana  1839  erschien*)-  ^^^ 
den  späteren  Literarhistorikern,  die  des  Ammalato  Erwähnung  too, 
sprechen  sich  die  einen  im  Anscbluss  an  Salfi  für  Notas  Originalitfit 
aus  in  dem  Sinne,  dass  der  Autor  zuvor  durch  den  Malade  imaginaire 
angeregt  worden  sei,  den  Gedanken  aber  nach  jeder  Richtung  selb- 
ständig entwickelt  habe*).  Andere  rechnen  das  Lustspiel  schlechtweg 
zu  den  Nachahmungen  Holiferes,  ohne  ihr  Urteil  irgendwie  zu  begründen'). 
In  den  folgenden  Ausführungen  soll  der  Versuch  gemacht  werden, 
auch  in  diesem  Fall  den  wahren  Sachverhalt  durch  einen  eingehenden 
Vergleich  der  in  Frage  kommenden  Stücke  festzustellen. 

Die  Handlung. 

Al/onsOf  der  eingebildete  Kranke,  ist  ein  noch  junger,  rüstiger  Manu, 
der  sich  seit  geraumer  Zeit  für  sehr  leidend  hält  und  in  tiefe  Schwer- 
mut verfallen  ist.  Er  umgibt  sich  mit  einer  Menge  von  Medizinen  und 
sonstigen  Heilmitteln,  lässt  sich  von  unwissenden  oder  arroganten  und 
betrügerischen  Ärzten  behandeln,  die  ihre  sich  widersprechenden,  un- 
erporbten  Theorien  an  ihm  versuchen  wollen,  kurz  befindet  sich  gleich 
Argan  widerstandslos,  wenn  auch  nicht  mit  so  voller  Überzeugung,  in 
den  Händen  stümperhafter  Heilkünstler. 

Trotz  seines  bedeutenden  Vermögens  ist  er  nicht  ganz  unabhängig. 
Sein  vor  Jahresfrist  verstorbener  Onkel  hatte  seines  Nefien  hypochon- 
drische Neigungen  und  deren  Folgen  vorausgesehen  und  ihm  sein  Ver- 
mögen nur  unter  der  Bedingung  vermacht^  daas  er  sich  binnen  Jahres- 
frist beweibe,  widrigenfalls  seine  Stiefschwester  Aspasia  Universalerbin 
sein  solle.  Diese  Verwandte,  eine  herzlose,  habsüchtige  Intrigantin, 
sucht  unter  dem  Schein  treuer  Pflege  und  liebevollster  Aufmerksamkeit 
Alfonso.  dessen  volles  Vertrauen  sie  geniesst,  in  seinem  Krankheitawahn 
wie  auch  in  seinem  Entschluss  zu  bestärken,  sich  aller  Heiratsgedanken 
zu  eutschlagen.  Kaum  kann  sie  den  letzten  Tag  der  ausbedongenen 
Frist  abwarten,  um  ihrem  überlisteten  Bruder  das  grosse  Vermögen 
abzunehmen  und  damit  ihren  würdigen  Anbeter,  den  geldgierigen 
Schmeichler  Bawwiuio  zu  beglücken.    Ihre  Pläne  werden  unangenehm 


1>  BihUot^oM  itahana  Bd.  XCV  (1SS9);  ab^edmckt  im  Ttmiro  comieo, 
Torino  1542143  Vin,  255  ff, 

d)  Zirardiui,  L'Itaha  ktieraria  fd  artUHcA,  Pari^  1850,  P.S90L  --Cor- 
niani,  I  stc^i  dtUa  htteratmra  iiahama^  Torino  1856,  VID,  164.  —  Biojirafkie 
itMfrirr^.7^  lS:v4,  XXXL  64 ff.  —  Kleia,  GtschidUe  dt9  Drmmms.  1868,  VIL 
62e,  Anm. 

Si  La  Somr^lU  BiiMrmyJkie  G^m^ntU.  ISA  XXXYIII,  941  —  Costetti, 
oj».  cit-  p.  16, 


Alberto  Nota  485 

durchkreuzt  durch  das  Erdcheioen  einer  Consine  und  qaasi  Verlobten 
Alfonsos,  Eugenia,  welche  kommt,  ihren  Vetter  aus  seiner  doppelten 
Verblendung  zn  reissen  und  ihn  vor  Ablauf  der  Frist  zu  heiraten.  Der 
letzte  Tag  ist  angebrochen;  Alfonso,  von  Aspasia  kränker  gemacht 
denn  je^  weist  Eugenias  Warnung  and  Werbung  zurück;  Aspasia 
triumphiert.  Da  erscheint  im  letzten  Augenblick  als  Helfer  in  der  Not 
der  von  Eugenia  requirierte  Arzt  und  Menschenkenner  Fulvidio.  Weniger 
jedoch  seinem  Zureden  als  einem  Zufall  gelingt  es,  Alfonso  Über  Aspasias 
Umtriebe  die  Augen  zu  öfiuen,  seinen  Glauben  an  seine  Krankheit  zu 
erschttttern  und  Eugenia  zu  rechtfertigen.  Die  Heirat  zwischen  Alfonso 
und  Eugenia  wird  noch  am  selben  Abend  geschlossen,  am  anderen 
Tage  werden  die  zärtlichen  Verwandten^  die  sich  schon  Sieger  glaubten, 
mit  dem  fait  accompli  Überrascht  und  Alfonso  wird  als  geheilt  aus 
jeglicher  ärztlicher  Behandlung  entlassen. 

Die  Berührungspunkte  in  der  Fabel  der  beiden  Lustspiele  sind 
demnach  folgende:  In  beiden  Fällen  wird  ein  eingebildeter  Kranker 
nicht  nur  von  unwissenden,  dünkelhaften  Ärzten,  sondern  auch  von 
einer  Verwandten  in  seinem  Wahn  bestärkt,  die  sich  durch  geheuchelte 
liebevolle  Pflege  bei  ihm  einschmeicheln  und  in  den  Besitz  seines  Ver- 
mögens kommen  will.  In  beiden  Fällen  werden  diese  Pläne  durch 
eine  Liebes-  oder  vielmehr  Heiratsgeschichte  durchkreuzt,  die  im  einen 
Stück  des  Kranken  Tochter  und  einen  jungen  Mann,  im  anderen  den 
jugendlichen  Kranken  selbst  und  dessen  Base  betrifft.  —  In  beiden 
Fällen  stehen  der  befriedigenden  Lösung  dieser  Angelegenheit  der 
Egoismus  des  Kranken  selbst  (kluge  Vorsorge  oder  Furcht)  und  die 
Ränke  der  erbschleichenden  Verwandten  im  Wege.  In  beiden  Fällen 
bemttht  sich  ein  gesinnungstüchtiger,  einsichtsvoller  Mann  (hier  Fulvidio, 
dort  Böralde)  zunächst  vergeblich,  alles  aufzuklären,  bis  es  schliesslich 
hier  einem  Zufall  (dem  Kranken  fällt  ein  seine  Schwester  kompromit- 
tierendes Schriftstück  in  die  Hände)  bei  Moli^re  einer  List  gelingt, 
das  unerschütterliche  Vertrauen  des  Kranken  in  seine  Pflegerin  gänzlich 
umzustossen  und  die  Betrügerin  zu  beschämen,  und  zweitens  die  Liebes- 
geschichte zu  einem  erfreulichen  Abschlnss  zu  bringen. 

Diesen  unleugbaren  Übereinstimmungen  in  der  grossen  Linien- 
führung der  Handlung  stehen  nun  andererseits  auch  hier  wieder  be- 
deutende Abweichungen  in  der  Detailausftthrung,  namentlich  der 
technischen  Ausgestaltung  und  Variierung  der  Hauptgedanken  gegenüber. 

So  sind  schon  die  zwei  wichtigsten  Momente  der  Handlung,  die 
Liebesgeschichte  und  die  betrügerischen  Absichten  der  Verwandten,  im 
Wesen  von  Nota  zwar  adoptiert,  aber  doch  nicht  unbeträchtlich  ver- 
ändert worden.  Die  Liebesgeschichte  hat  den  Kranken  selbst  zum 
Gegenstand;    dieser  muss   also  ein  ganz  junger  Mann  sein,  und  somit 


486  Fntz  Baumann 

am  besten  Melancholiker;  Nenrastheniker  würde  man  heute  sagen.  Die 
hinterlistige  Stiefschwester  hat  amsomehr  Ursaehe;  bald  in  den  Besitz 
des  reichen  Erbes  zu  kommen,  als  sie  selbst  gerne  ihren  Verehrer 
Raimondo  heiraten  möchte,  dem  es  seinerseits  nur  um  die  reiche  Partie 
za  tnn  ist.  Diese  zwei  Hauptmotive  werden  nun  durch  einen  gemein- 
samen Untergrund,  eine  Vorgeschichte  verbunden:  die  testamentarische 
Verfttgung  des  Erbonkels.  Sie  ist  das  eigentliche  treibende  Element 
der  Handlung;  sie  verleiht  einerseits  Eugenias  Versuchen;  Alfonso  noch 
rechtzeitig  zu  retten,  andererseits  Aspasias  Bemühungen,  diese  Absicht 
zu  hintertreiben,  die  erforderliche  dramatische  Spannung,  welche  ihren 
Höhepunkt  erreicht  mit  der  letzten  Szene  des  dritten  Aktes,  wo  Eugenia 
ihr  Spiel  endgültig  verloren  zu  haben  scheint.  Selbst  von  der  Perpetie 
ab,  wo  beide  Lustspiele  sich  wieder  etwas  mehr  nähern,  tritt  bei  Nota 
das  rein  Dramatische,  die  Entlarvung,  Beschämung  und  Bestrafung  der 
bösen  Verwandten  stark  in  den  Vordergrund. 

Man  sieht  also,  dass  die  Basis  des  Lustspieles,  das  Interesse  an 
demselben  hier  dem  französischen  Stück  gegenüber  stark  verschoben 
ist.  Die  Frage,  welche  den  Zuschauer  beim  Ammalato  per  immaginazione 
beschäftigt,  lautet:  Wird  der  Kranke  noch  vor  Abend  heiraten,  oder 
wird  es  seiner  Schwester  gelingen,  ihn  über  den  kritischen  Zeitpunkt 
hinwegzutäuschen?  Wer  wird  Sieger  bleiben  in  dem  Kampf,  Eugenia 
oder  Aspasia?  —  Die  Krankheit  gibt  gewissermassen  den  Hintergrund, 
den  Vorwand  für  diese  Handlung  ab.  Wie  beim  Kuovo  Rieco  ist  der 
Schwerpunkt  des  Interesses  abermals  zu  Ungunsten  der  Charakteristik, 
zum  Vorteil  der  Handlung  verlegt. 

So  ist  auch  die  Stellung  des  Kranken  im  Lustspiel  gegenüber  der 
Bedeutung  Argans  im  Malade  imaginaire  eine  wesentlich  andere  geworden. 
Bei  Moliöre  steht  Argan  im  Mittelpunkt  des  Interesses;  ohne  selbst 
aktiv  an  der  Handlung  teilzunehmen,  beeinflusst  er  sie  unmittelbar 
durch  seinen  Krankheitswahn. 

Die  beiden  oben  erwähnten  Momente  der  Handlung,  nämlich  die 
betrügerischen  Absichten  B^lines  und  der  ganze  Verlauf  der  Liebes- 
angelegenheit Angdiques  stehen  in  engstem  ZusanmieDhang  mit  Argans 
Gharaktereigentümlichkeiten,  vor  allem  mit  seinem  krassen  Egoismus; 
sie  stellen  besonders  stark  hervortretende  Äusserungen  desselben  dar. 
Alles  was  sich  nicht  direkt  auf  die  Manie  des  eingebildeten  Kranken  oder 
auf  die  satirische  Tendenz  gegen  die  Ärzte  zurückführen  lässt,  ist  streng 
vermieden.  Es  ist  so  die  Einheit  des  Interesses  gewahrt,  das  auch 
durch  die  Lösung  nicht  abgelenkt  wird:  Argan  bleibt  sich  immer  und 
unter  allen  Umständen  gleich;  er  ist  unheilbar. 

Bei  Nota  ist  der  Kanke  noch  viel  enger  mit  der  Handlung  verknüpft 
durch  viele  vom  Autor  neu  hinzugewobene  Fäden,  die  sich  keineswegs 


Alberto  Nota  487 

lediglich  aus  Beinern  hypochondrischen  Wesen  herleiten,  sondern  yielfach 
auf  rein  äosserliche  Umstände  zorttckgehen  nnd  weiterführen.  Alfonso 
ist  nicht  der  souveräne  Beherrscher  der  Situation  wie  Argan,  der  allein 
alles  Interesse  beansprucht;  er  spielt  in  der  dramatisohen  Verwicklung 
seine  Rolle  wie  Eugenia  und  Apasia;  er  ist  der  Zankapfel,  der  Spiel- 
ball der  Parteien ;  seine  Gemütsverfassung,  seine  Individualität  ist  nicht 
Hauptsache,  sondern  Beigabe.  Und  so  erklärt  sich  auch,  dass  er  in 
anbetracht  seiner  Jugend  und  seines  keineswegs  hoffnungslosen  Zu- 
Btandes  wie  alle  komischen  Helden  Notas  schliesslich  von  seinem  Wahn 
geheilt  wird. 

Um  so  mehr  treten  jene  Figuren,  die  im  Malade  Imaginaire 
nur  eine  untergeordnete  Stellung  einnehmen,  wie  Ang^lique  und  Böline, 
im  italienischen  Stttck  in  den  Vordergrund.  Vor  allem  nimmt  die  Rolle 
Aspasias  einen  übermässig  breiten  Raum  ein.  Ähnlich  wie  Costanzo 
im  Nuovo  Ricco  hat  sie  die  Fäden  der  Intrige  in  der  Hand.  Alle 
Machinationen  gehen  von  ihr  ans;  sie  macht  mit  dem  Bruder  was  sie 
will;  auf  ihren  Einfluss  ist  zum  grossen  Teil  sein  Wahn  zurückzuführen; 
sie  ist  die  heimliche  Anstifterin  seines  Widerstandes  gegen  Eugenia. 
(Bei  Holifere  liegt  der  Hauptwiderstand  gegen  Ang^liqnes  Verbindung 
mit  Cliante  beim  Kranken  mit  seinen  egoistischen  Plänen  selbst.)  Eugenias 
Niederlage  am  Schluss  des  HI.  Aktes  ist  ihr  höchster  Triumph;  ihret- 
wegen ist  der  ganze  V.  Akt  da,  der  nur  den  Zweck  hat,  sie  der  ver- 
dienten Beschämung  und  Bestrafung  entgegenzuführen:  kurz,  statt  „Der 
Kranke  in  der  Einbildung^  könnte  das  Lustspiel  ebensogut,  wenn  nicht 
richtiger,  heissen  „Aspasia^  oder  „die  bestrafte  Erbschleicherin". 

Die  genannten  Neuerungen  in  der  Anlage  des  italienischen  Stückes 
führen  auch  hier  wieder  vom  Charakterlustspiel  zum  Rührstück  hinüber : 
Die  testamentarische  Verfügung  und  ihre  Wirkung;  Aspasia  als  weib- 
licher „tiranno^  —  als  ihr  ideales  Gegenspiel  die  edle  und  offene  Eagenia; 
Fulvidio,  der  herkömmliche  Exekutor  der  Lustspieljustiz ;  endlich  diese 
selbst  mit  der  Heilung  des  Kr»nken  und  der  Besserung  der  bösen 
Schwester,  mit  der  Enttäuschung  und  Entfernung  ihres  noch  schlimmeren 
und  verstockten  Verführers  Raimondo,  das  alles  ist  ganz  und  gar  im 
Stile  des  modischen  dramma  lagrimoso  gehalten. 

Auch  hier  wäre  es  wiederum  eine  undankbare  Aufgabe,  einen 
Vergleich  der  dramatischen  Technik  im  einzelnen  durchzuführen,  wo 
die  Verschiedenheiten  des  Aufbaus  im  Grossen  schon  so  stark  zutage 
treten.  Nota  macht  ferner  aus  den  drei  Akten  Moli^res  fünf,  wenn- 
gleich der  letzte  Akt  für  die  Vergleichung  nicht  in  Betracht  kommt, 
and  der  zweite  und  dritte  Aufzug  inhaltlich  dem  zweiten  Aufzug  bei 
Holiere  entsprechen.  Die  Koincidenzien,  die  sich  trotzdem  ergeben, 
liegen  in  der  Natur  des  Stoffes^  d.  h.  Nota  konnte,  nachdem  er  einmal 


488  FritE  Baumann 

die  wichtigsten  Teile  der  Handlung  im  Halade  imaginaire  herübernahm, 
dieselben  bei  allen  Zataten  nicht  gut  anders  disponieren.  So  versteht 
es  sich  von  selbst,  dass  die  Exposition  wie  bei  Moliöre  der  Eröterong 
der  Verhältnisse  dient;  dass  der  Zuschauer  sowohl  von  Aspasias  Ab- 
sichten wie  von  Engenias  beabsichtigter  Werbung  erfährt;  ähnlich  wie 
uns  bei  Molifere  das  Gespräch  Bölines  mit  dem  Notar  ttber  ihre  Pläne 
unterrichtet  (I,  6,  7)  und  gelegentliche  verräterische  Bemerkungen 
Argan  gegenttber,  der  nichts  hört  und  sieht.  Diese  Enthüllungen  sind 
überaus  komisch.  Bei  Nota  dagegen  tritt  das  Melodramatische  schon 
hier  an  die  Stelle  des  Komischen ;  Aspasia  zeigt  sich  in  ihren  Monologen 
und  a  parte*»  nicht  als  lächerliche,  sondern  listige  und  bösartige  Intri- 
gantin. Der  Hauptunterschied  aber  ist  der,  dass  im  Ammalato  per 
immaginazione  während  des  ganzen  ersten  Aktes  die  Hauptperson  gar 
nicht  erscheint;  sondern  wir  nur  von  ihr  hören.  Das  ist  oflfenbar  als 
wirksames  Mittel  zur  Erregung  des  Interesses  gedacht,  ähnlich  etwa 
wie  im  TartuflTe,  der  ja  bekanntlich  erst  im  dritten  Akt  auftritt.  Aber 
das  Interesse  ist  schon  hier  geteilt  und  richtet  sich  mindestens  ebenso 
sehr  auf  die  Einfädelung  der  Intrige  als  auf  die  Person  des  Kranken. 
Dieser  zeigt  sich  dann  zu  Beginn  des  zweiten  Aufzuges  auch  inmitten 
seiner  Medizinen  und  Apparate,  wie  der  Argan  des  Moliöre;  aber  die 
Situation  ist  ganz  bedeutend  gemildert  und  abgeschwächt,  ein  komischer 
Effekt  wird  kaum  damit  erreicht.  Dieser  zweite  Akt  bringt  femer  in 
beiden  Stücken  die  Steigerung  d.  h.  das  Scheitern  des  Heiratsprojektes 
am  Widerstand  des  Kranken:  Aug^lique  setzt  sich  in  offenen  Wider- 
spruch mit  ihren  Eltern;  sie  will  von  Thomas  Diafoirus  nichts  wissen 
sondern  hat  Cleante  im  Kopf  (H.  6).  Alfonso  weist  Engenias  An- 
näherungsversuche ungnädig  ab.  Den  Höhepunkt  der  Verwicklung 
bildet  im  Malade  imaginaire  die  Entdeckung  Argans  vom  Verhältnis 
seiner  Tochter  und  sein  fester  Entschluss,  dem  allem  ein  Ende  zu  machen 
(ü,  8,  9).  Dem  entspricht  bei  Nota  Alfonsos  Zorn  über  Engenias  rück- 
sichtsloses Benehmen  und  sein  unabänderlicher  Wille,  mit  ihr  zu  brechen 
(HI,  8).  Das  Erscheinen  B^raldes  im  Malade  imaginaire  (II,  9),  Fulvidios 
im  Ammalato  per  immaginazione  IV,  1  ff.  leitet  den  Umschwung  ein 
durch  ihr  zunächst  freilich  vergebliches  Zureden,  den  doppelten  Glauben 
an  Krankheit  und  Frau  bezw.  Schwester  aufzugeben.  —  Der  Umschwung 
erfolgt  im  französischen  Lustspiel  durch  Toinettes  glückliche  List  mit 
der  Entlarvung  B^lines  und  der  Rechtfertigung  Ang^liqnes  (HI,  12  ff.); 
im  italienischen  durch  Oiuliettas  zufällige  Entdeckung  mit  der  Ent- 
larvung Aspasias  und  der  Rechtfertigung  Engenias  (IV^  4,  7  ff.).  Man 
bemerke  aber  auch  hier  wieder  den  Unterschied  in  der  Verwendung 
der  technischen  Mittel.  So  drastisch  auch  der  Einfall  ist,  sich  tot  zu- 
stelleu;  um  die  Gesinnung  seiner  Umgebung  kennen  zu  lernen,  er  steht 
hier  doch  wieder  im  Zusammenhang  mit  Argans  Natur,  ist  auf  seiner 


Alberto  Nota  489 

Verblendung  und  Dunimheii  aufgebaut.  Denn  nicht  um  ihn  von  der 
Falschheit  B^lines,  Bondern  unter  dem  Vorwand,  Böralde  von  der  Grund- 
losigkeit seiner  Verdächtigungen  zu  überzeugen;  rät  man  Argan  zu 
jenem  Mittel;  und  ausserdem  ist  die  ganze  Szene  in  hocbkomischer 
Weise  durchgeführt.  Bei  Nota  führt  ein  merkwürdig  komplizierter  Zu- 
fall zur  entscheidenden  Entdeckung.  Giulietta  sucht  Näschereien,  man 
kommt,  sie  versteckt  sich,  belauscht  Aspasia  und  Raimondos  Pläne^ 
und  wickelt  dann  schliesslich  noch  ihre  Süssigkeiten  in  ein  daneben 
liegendes  Papier^  das  zufällig  nichts  anderes  ist  als  der  Heiratskon- 
trakt jenes  würdigen  Paares  und  die  schlimmen  Absichten  betreffs  des 
Bruders  enthält.  Mit  diesem  Papier  und  ihrem  Bericht  läuft  ^  das 
Kind  schnurstracks  zu  Alfonso^  an  dem  eben  ein  letzter  Über- 
redungsversuch Fulvidios  gescheitert  ist.  Dosenweise  wird  ihm  die 
kaum  glaubliche  Nachricht  eingegeben,  und  höchst  wirkungsvoll,  aber 
alles  eher  als  im  komischen  Sinn,  gestaltet  sich  nun  das  allmähliche 
Erwachen  aus  seiner  eigensinnigen  Verblendung.  Dort  eine  drastisch- 
komische; durch  den  Gegensatz  von  Erwartung  und  Aasgang  besonders 
erheiternd  wirkende  List;  hier  eine  niederschmetternde,  auf  sonderbaren 
Umwegen  erfolgte  Enthüllung,  die  den  Melancholiker  eigentlich  noch 
viel  melancholischer  machen  sollte 

Unschwer  ist  in  diesen  Szenen  auch  die  Ähnlichkeit  in  der  Ver- 
wendung des  „enfant  terrible"  zu  erkennen.  Luisen  wie  Giulietta 
werden  ungesehene  Zeugen  eines  tete-atete  ihrer  Schwester  mit  deren 
Liebhaber  und  berichten  mehr  oder  weniger  freiwillig  dem  Kranken 
die  gemachten  Wahrnehmungen.  Aber  Luisen  dient  dazu,  den  Höhe- 
punkt der  Verwicklung  herbeizuführen,  die  Entdeckung  des  Liebes- 
paares zu  veranlassen  und  so  den  Widerstand  der  Eltern  gegen  diese 
Verbindung  aufs  äusserste  zu  treiben.  Auch  lässt  sie  sich  ihr  Ge- 
ständnis abzwingen,  und  dadurch  gewinnt  Meliere  die  hübsche  Szene 
Argan-Luison  II,  8.  Giulietta  dient  zur  Herbeiführung  der  Lösung;  sie  ist 
im  Dienst  der  guten  Partei,  hilft  das  Verräterpaar  entlarven,  und  hat 
so  auch  unbewusst  Gelegenheit,  sich  an  Aspasia  für  die  üble  Behandlung  zu 
rächen.  Ihr  ganzes  Auftreten  ist  offenbar  darauf  berechnet;  die  Sym- 
pathie der  Zuschauer  zu  gewinnen,  welche  das  gute^  naive,  schlimm 
behandelte  Kind  lieber  als  Werkzeug  zum  Siege  des  Guten  denn  des 
Bösen  sehen  wollen. 

Die  Lösung  erfolgt  bei  Moli6re  unmittelbar  auf  jene  überraschende 
Entdeckung  mit  der  Einwilligung  zur  Heirat  Angdiques  mit  Gleante. 
Von  einer  Bestrafung  Beiines  oder  gar  einer  Heilung  der  verschiedenen 
Besserungsbedttrftigen  sieht  Meliere  natürlich  ab.  Nota  kann  sich 
nicht  versagen,  den  dankbaren  Fall  nach  allen  Regeln  der  Lustspiel- 
justiz  auszabeuten   und  nach  raffinierten  Vorbereitungen    den  vernich- 


490  Fritz  Banmann 

tenden  Schlag  auf  die  ganz  verdutzten  Mieaetäter  uiedersansen  zu 
lassen.  Wie  gewöhnlich  gibt  es  einen  durch  Yerftthmng  auf  Abwege 
geratenen,  aber  reuigen  Charakter^  Aspasia,  fttr  welche  Engenia  edel- 
mtttig  um  Gnade  bittet,  und  einen  rettungslos  Verlorenen,  Raimondo, 
der  sich  entfenit,  um  das  lebende  Bild  nicht  zu  stören,  welches  der 
salbungsvoll  ermahnende  Fulvidio,  und  um  ihn  herum  in  dankbarer 
Verehrung  Alfonso,  Eugenia,  Giulietta  und  Maurilio  (Eugenias  Vater) 
stellen. 

Die  Sorgfalt,  die  Nota  auf  den  dramatischen  Aufbau  seines  Lust- 
spiels verwendet,  wird  noch  erhöht  durch  strikteste  Beobachtung  einer 
Menge  von  technischen  Einzelheiten.  Jeder  Akt,  jede  Szene  werden 
am  Schlüsse  des  vorausgehenden  Auftrittes  durch  ein  par  hinweisende, 
den  weitem  Fortgang  der  Handlung  verratende  Worte  vorbereitet. 
Jede  neu  auftretende  Person  wird  angekündigt.  Alles  ist  verkettet 
und  greift  ineinander  wie  die  Räder  eines  Uhrwerkes.  Freilich  wird 
dadurch  oft  das  Gegenteil  der  beabsichtigten  Wirkung  erzielt,  das  In- 
teresse eher  beeinträchtigt  als  gefördert:  dem  Unvorhergesehenen  ist 
keine  Rechnung  getragen.  Überraschungen  sind  möglichst  vermieden. 
Am  Ende  des  dritten  Aufzuges  soll  der  Zuschauer  nicht  glauben,  dass 
Eugenia  ihr  Spiel  verloren  habe;  darum  erfolgt  eine  Seitenbemerkung 
des  jungen  Mädchens,  sie  werde  noch  ein  letztes  Mittel  versuchen,  und 
man  weiss  nun  sofort,  das  wird  gelingen.  Ähnlich  kttndigt  Fulvidio 
nach  seinen  erfolglosen  Überredungsversuchen  IV,  6  an,  er  werde  nur 
noch  eine  entscheidende  Probe  machen,  um  Alfonso  aus  der  Täuschung 
zu  reissen.  Der  Zuschauer  soll  ja  nicht  glauben,  die  Lösung  hänge 
nur  von  dem  Zufall  ab,  der  Giulietta  den  Heiratskontrakt  Aspasias 
finden  lässt.  Die  Beispiele  Hessen  sich  vermehren,  auch  aus  anderen 
Lustspielen  Notas.  —  Geradezu  verhängnisvoll  aber  werden  dem  In- 
teresse an  der  dramatischen  Entwicklung  seiner  Lustspiele,  der  Span- 
nung, welche  dieselbe  erzeugen  soll,  die  zahlreich  eingestreuten  Mono- 
loge und  Seitenbemerkungen,  welche  dem  Publikum  die  Anlage  der 
Handlung  und  der  Charaktere  im  voraus  unterbreiten,  oder  ihm  von 
Zeit  zu  Zeit  den  Stand  der  Dinge,  der  Verwicklung  ins  Gedächtnis 
zurückrufen').  Ohne  die  Frage  nach  der  Berechtigung  dieser  Mittel 
vom  Standpunkt  der  Wahrscheinlichkeit  aufzuwerfen,  muss  die  Art 
ihrer  Verwendung  schon  deshalb  als  eine  fast  naive  bezeichnet  werden, 
weil  sie  beim  Publikum  ein  äusserst  geringes  Verständnis  fttr  die  Vor- 
gänge auf  der  Bühne  voraussetzt,  weil  sie  beinahe  an  die  alten  Mo- 
ralitäten  erinnert,  in  denen  die  Personen  sich  selbst  den  Zuschauern 
vorstellen  und  verkündeten,  was  sie  tun,  wie  sie  sich  verhalten  werden. 


1)  Aspnsias  Monolog  I,  8;  Fulvi(lio8  SelbsteinfUbrung  IV,  2;  Raimondo  1, 13. 


Alberto  Nota  491 

oder  wo  ein  Sprecher  die  Handlung  erläuterte.  (Diese  letztere  Auf- 
gabe besorgt  in  unserem  Stücke  Delfina  gewissenhaft'). 

Was  aber  die  Technik  des  Komischen  anlangt,  in  der  Molifere  der 
unerreichte  Meister  ist,  so  finden  sich  bei  Nota  kaum  Anläufe  hieza. 
Vielleicht  lassen  sich  in  zwei  Szenen  des  Ammalato  per  immaginazione 
Versuche  finden,  die  bekannte  Klimax  im  Szenenbau  zu  yerwenden: 
Eine  Person  oder  Gruppe  von  Personen  hat  bis  zu  einem  gewissen 
Punkt  die  Führung,  die  Oberhand  über  eine  oder  mehrere  andere  Per- 
sonen, bis  durch  irgend  einen  Zufall,  eine  Entdeckung  oder  dergl.  ein 
Umschwung  eintritt,  und  die  andere  Partei  obenauf  kommt  und  den 
Gegner  in  die  Enge  treibt.  Ein  klassisches  Beispiel  hiefUr  ist  die  be- 
kannte Szene  zwischen  Valpro  und  Mattre  Jacques  in  Moliires  Avare 
III,  6,  die  sich  gegenseitig  wechselweise  einschüchtern ;  fast  in  jedem 
Lustspiel  Moli^res  finden  sich  Belege  hiefttr*).  Die  Unterhandlung 
zwischen  Aspasia  und  Raimondo  in  Notas  Lustspiel  ist  auch  so  ange- 
legt. Solange  Alfonsos  Gesundheitszustand  bedenklich  erscheint  und 
Aspasia  sich  als  die  reiche  Erbin  fühlt,  diktiert  sie  Raimondo  ihre  Be- 
dingungen. Wie  aber  verlautet,  Alfouso  fühle  sich  wohl,  ändert  sich 
die  Lage  zu  gonsten  des  Bewerbers,  dem  sich  nunmehr  Aspasia  in 
allem  fügt.  (I,  11,  12.)  Ähnlich  verläuft  die  erste  Begegnung  zwischen 
Alfonso  und  Eugenia.  Alfonso  hört  seine  Cousine  willig  an,  nimmt  ihre 
Heiratsvorschläge  günstig  auf,  ftlblt  eine  warme  Neigung  zu  ihr  in 
sich  aufsteigen.  Aber  eben  dieses  beklemmende  Gefühl  hält  er  für 
Krankheitssymptome,  hervorgerufen  durch  den  Duft  eines  Rosen- 
sträusschens  an  Eugenias  Gürtel,  und  plötzlich  schlägt  seine  Stimmung 
um;  seine  Sympathie  erkaltet,  er  wird  immer  ärgerlicher,  ja  unhöflich, 
und  Eugenia  muss  schliesslich  nnverrichteter  Dinge  abziehen.  (II,  7). 
An  einen  beliebten  technischen  Kunstgriff  Molieres  erinnert  auch  die 
Szene,  in  der  Giulietta  atemlos  zu  Alfonso  und  Fulvidio  hereinstürzt, 
auf  deren  neugierigen  Fragen  mit  nichtssagenden  Ausrufen  antwortet, 
ihre  Erzählung  weit  ausholend  beginnt  und  so  die  Geduld  der  beiden 
Männer  auf  eine  harte  Probe  stellt  (IV,  7). 

Es  ist  sehr  wohl  möglieh,  ja  wahrscheinlich,  dass  Nota  bei  seiner 
langjährigen  Vertrautheit  mit  den  Werken  Moli^re's  und  Goldonis,  der 
ja  auch  reich  an   ähnlichen  wirksamen   Ausdrackemitteln   der   Komik 

1)  S.  bes.  I,  2;  I,  10;  I,  11,  12;  II,  4;  IV,  5. 

2)  Z.  B.  in  Malade  xmaginaire  selbst  1, 5.  Argan  erklärt  seiner  Tochter,  sie 
verheiraten  zu  woUen ;  Ang61ique  meint,  es  handle  sich  um  Clöante,  und  stimmt 
freudig  bei.  Da  stellt  sich  das  Missverständnis  heraus,  die  Stimmung  schläfst  auf 
beiden  Seiten  um.  Oder  Bourgeois  gentilhomme  III,  4.  Dorante  tut,  als  wolle  er 
seine  Schulden  zahlen;  Jourdain  triumphiert  seiner  Frau  gegenüber.  Da  rückt 
Dorante  mit  seinem  neuen  Anliegen  heraus,  und  jetzt  ist*s  an  M»«  Jourdain,  tax 
frohlocken,  an  ihrem  Gatten,  kleinlaut  zu  sein. 


492  Fritz  Baumann 

war;  bewasBt,  wenn  auch  nicht  oft,  Versuche  mit  der  Technik  jener 
beiden  MeiBter  angestellt  hat.  Nor  dass  ihm  die  Erreichung  komischer 
Wirkungen^  die  seinen  Vorlagen  in  so  hohem  Grade  eigen  sind,  selten 
gelingen.  Aber  ihm  fehlte  eben  der  Geist,  der  seinem  sorgfältig  aus- 
gearbeiteten technischen  Apparat  Leben  eingehaucht  hätte,  es  fehlt 
ihm  an  Temperament,  am  genialen  Blick  fürs  Komische.  —  Dieser 
Mangel,  andererseits  das  Hervortreten  des  mehr  Handwerksmässigen 
in  der  Disponierung  des  Stoffes,  die  Besorgnis  um  minutiöse  Ausführung, 
bildet  eines  jener  Merkmale  der  Produktion  Notas,  und  besonders  auch 
im  vorliegenden  Stücke,  wodurch  er  sich  so  durchaus  von  Molifere 
unterscheidet,  selbst  wenn  die  zu  gründe  liegenden  stofflichen  Elemente 
oft  die  gleichen  sind.  —  Letzteres  ist  im  Ammalato  per  immaginazione 
weniger  der  Fall  als  z.  B.  im  Naovo  Riceo.  Nota  hat  hier  nur  die 
HauptlinieU;  und  auch  sie  nur  mit  beträchtlichen  Modifikationen  beibe- 
halten. Was  an  Einzelheiten  an  das  Moli^re'sche  Lustspiel  erinnert, 
soll  in  den  folgenden  Kapiteln  bei  der  Vergleichung  der  Charaktere 
und  der  Tendenz  beider  Stttcke  zur  Sprache  konunen. 


Charaktere. 

Bei  der  Besprechung  der  Handlung  wurde  schon  auf  eine  Anzahl 
unzweifelhafter  Entsprechungen  im  Personenstande  beider  Lustspiele 
hingevdesen.  Zugleich  trat  dabei  aber  auch  hervor,  dass  es  sich  nicht 
um  genaue  Entsprechungen  handeln  kann.  Denn  einmal  wird  durch 
Vorwiegen  des  dramatischen  Elementes  in  den  einzelnen  Stellen  das 
charakterisierende  zurückgedrängt.  Femer  bedingte  oft  die  Erweite- 
rung oder  Beschränkung  der  einzelnen  Rollengebiete,  die  teilweise  Zu- 
weisung anderer  Aufgaben,  die  Schaffung  anderer  Vorbedingungen  eine 
bedeutende  Abweichnng  von  der  äusserlich  entsprechenden  Gestalt  ans 
Moli6res  Lustspiel. 

So  sind  gerade  für  die  Anlage  des  Hauptcharakters  die  Voraus- 
setzungen bei  beiden  Dichtern  ganz  verschieden.  Alfonso  ist  ein 
junger  Mensch,  Arg  an  schon  ziemlich  vorgeschrittenen  Alters.  Alfonso 
ist  erst  seit  zwei  Jahren  allmählich  in  seine  Wahnvorstellungen  hinein- 
geraten, er  soll  davon  im  Laufe  des  Stückes  geheilt  werden;  Argan 
mag  wohl  schon  seit  Jahr  und  Tag  in  seiner  Einbildung  dahin  leben, 
die  übrigens  etwas  anderer  Natur  ist  als  bei  Alfonso,  weniger  Ge- 
mütskrankheit als  eine  Art  geistiger  Defekt  und  unheilbar.  —  Al- 
fonsos  Person  wird  mehr  in  die  Intrige  hineingezogen,  er  wird  geliebt 
und  dahin  gebracht^  diese  Neigung  allmählich  zu  erwidern,  er  muss 
doch  etwas  liebenswert  erscheinen,  seine  Eigenheiten  dürfen  nicht  ganz 
abstosscnd  sein.    Und  schliesslich   durfte   und   wollte  Nota    Heilkunst 


Alberto  NoU  493 

und  Ärzte  nicht  in  Bansch  und  Bogen  verurteilen  wie  Moliire,  wollte 
kein  drastisches,  abschreckendes  Beispiel  hinstellen. 

Alle  diese  Umstände  erklären  es,  warnm  das  Übel  beim  Nota'schen 
Titelhelden  viel  geringer  sein  muss,  die  Farben  weit  weniger  stark  auf- 
getragen werden  dürfen;  als  bei  Argan,  der  viel  mehr  Karikatur  ist. 

Freitich  weisen  die  beiden  „Kranken*'  auch  innerhalb  dieser 
Grenzen  noch  genug  Ähnlichkeiten  auf;  natürlich,  denn  alle  einge- 
bildeten Kranken  werden  im  grossen  und  ganzen  die  nämlichen  Launen 
und  Schrullen  haben.  So  teilt  auch  Alfonso  mit  Argan  den  uner- 
schütterlichen Glauben  an  die  Medizin.  Auch  er  umgibt  sich  mit  einer 
Menge  von  Ärzten,  mit  Pulvern,  Tränken  und  Drogen.  Wie  Argan 
ist  er  ganz  und  gar  vom  Gedanken  an  seine  Krankheit  erfüllt,  urteilt 
und  handelt  von  diesem  Standpunkt  aus,  der  ihn  gleichfalls  zu  einem 
unerträglichen  Egoisten  macht.  Wie  Argan  seinem  Wahn  das  Glück 
seines  Kindes  opfern  würde,  so  setzt  Alfonso  in  verblendeter  Selbst- 
sucht seine  Zukunft  aufs  Spiel.  So  verkennen  auch  beide  ihre  wahren 
Freunde,  welche  ihnen  die  Augen  öffnen  wollen,  und  werden  anderer- 
seits das  Opfer  gewissenloser  Heuchler  und  Schmeichler.  — 

Auch  in  den  vielen  Einzelzügen,  in  welchen  diese  Hauptmerk- 
male der  beiden  Charaktere  zum  Ausdruck  kommen,  stimmen  Moliöre 
und  Nota  meistens  überein;  in  nicht  wenig  Fällen  lassen  sich  sogar  im 
Ammalato  per  immaginazione  wörtliche  Reminiscenzen  an  das  fran- 
zösische Lustspiel  nachweisen. 

Im  beständigen  Gedanken  an  ihren  leidenden.  Zustand  verlangen 
die  beiden  Kranken  auch  von  ihrer  Umgebung  die  weitgehendsten 
Rücksichten.  Finden  sie  dieselben  nicht  im  wünschenswerten  Masse 
geübt,  so  geraten  sie  gleich  in  starke  Erregung,  und  heftige  Zornes- 
ausbrüche sind  nichts  seltenes.  Ist  der  Anfall  vorbei,  so  stellt  sich 
—  wenigstens  in  der  Einbildung  —  grosse  Erschöpfung  ein  und  es 
beansprucht  ihr  Zustand  liebevollste  Mege  und  Aufmerksamkeit.  Bei 
Moli^re  ist  die  mutwillige  Toinette  die  Ursache  solcher  aufregender 
Szenen  (I,  2),  bei  Nota  sind  es  Giulietta  (H,  3)  und  Eugenia  (H,  8; 
in,  8).  —  Auffallend  ist  übrigens  in  dieser  Hinsicht  eine  Szenenfolge 
bei  Nota,  die  er  wohl  in  Anlehnung  an  etwas  ganz  Ähnliches  im  fran- 
zösischen Stück  geschrieben  haben  könnte.  Im  Malade  imaginaire  I,  5 
widersetzt  sich  Toinette  offen  und  in  der  kecksten  Weise  Argans 
Plan,  Ang^lique  mit  Diafoirus  jun.  zu  verheiraten.  Argan  läuft  ihr 
voll  Wut  mit  seinem  Stock  nach,  bis  er  vor  Erschöpfung  auf  seinen 
Stuhl  sinkt.  Seiner  hinzukommenden  Frau  gegenüber  klagt  er  über 
Toinette  und  die  gefährliche  Aufregung,  in  die  er  geraten  ist.  Bäline 
schilt  Toinette  (nur  pro  forma)  aus  und  droht,  sie  fortzuschicken.  Dann 
begütigt  sie  Argan  durch  zärtlichste  Aufmerksamkeit.  (1,5  ff.)  —  Alfonsos 


494  Fritz  Baumann 

Schwestercheu  Gialietta  hat  ihren  Brader  durch  ihr  anttberlegtes 
Plaudern  von  seiner  Krankheit,  seinem  baldigen  Tod,  von  Aspasias 
Bosheit  sehr  zornig  gemacht.  Aspasia  kommt  hinzu.  Alfonso  klagt 
tlber  Giulietta,  die  sogleich  von  Aspasia  weggeschickt  wird,  wälurend 
die  Stiefschwester  ihrem  Bruder  die  liebvollste  Pflege  angedeihen  lässt. 
(n,  2  f.)  ~  Etwas  ähnliches  wiederholt  sich  II,  8  u.  III;  8,  wo 
Eugenia  die  Ursache  der  Erregung  des  Kranken  ist,  der  abermals 
von  Aspasia  beschwichtigt  wird,  während  sich  Eugenia  Vorwurfe  ge- 
gefallen lassen  muss. 

Besonders  empfindlich  sind  Argan  wie  Alfonso  gegen  alle  Zweifel, 
die  etwa  tlber  ihre  Krankheit,  den  Ernst  ihres  Zustandes  erhoben 
werden  Wie  entrüstet  ist  Argan,  als  ihn  Toinette  aufs  Gewissen  fragt, 
ob  er  denn  wirklich  krank  sei  (I,  5).  Auch  sein  Bruder  Bäralde  be- 
leidigt ihn  sehr,  als  er  ihn  versichert,  niemand  sei  gesünder  als  er 
und  ihn  schliesslich  fragt,  was  ihm  eigentlich  fehle. 
MiU,  im,  III,  4.    Arg.:  Mon  Dieul  mon  frire,  vous  parlez  comme  im 

homme  qui  se  porte  bien\  mais,   si  vous   itiez  ä  ma  place,  vom 

changeriez  bien  de  langage.    II  est  aisi  de  parier  contre  la  mide- 

cine  quand  on  est  en  pleine  santL 
Böralde:  Mais  quel  mal  avez-vous? 
Arg.:  Vot4s  me  feriez  enrager.    Je  voudrois   que    vous  Veussiez  mon 

mal,  pour  voir  si  vous  jaseriez  tant  .  .  . 
Eugenia   findet   gleichfalls,   dass  ihr   Vetter  nichts   weniger  als 
leidend  sei,    muss   aber   eine   ähnliche  Zurückweisung   erfahren   wie 
Bäralde . . 

Amm.  p.  imm.  11,7  Alf.  E  voi  State  bene  di  salute? 
Eng.  Benissimo,  grazie  al  cielo. 
Alf.  Non  siete  mai  soggetta  ad  alcun  incomodo? 
^Eug.  Jo  no:  e  che?  vi  piacerebbe  vedermi  ammalata? 
Alf.  Ammalata  no:   ma  se  soßeriste,   almeno  di  quando  in  quando,  un 

qualche  maluzzo,  potrei  sperare  d*essere  compatito  da  voi. 
Diese  Empfindlichkeit  geht  so  weit,  dass  die  beiden  Kranken  es 
gar  nicht  mehr  hören  wollen,  wenn  man  ihr  gutes  Aussehen  lobt,  sich 
über  die  Besserung  freut  u.  s.  w.,  Argan  ist,  man  möchte  sagen,  so 
verliebt  in  seine  Krankheit,  dass  er  derartige  Behauptungen  fast  als 
eine  persönliche  Beleidigung  betrachtet. 
Mal.  tm.  n,  3  Glöante.  Monsieur,  je  suis  ravi  de  vous  trouver  debout 

et  de  voir  que  vous  vous  portez  mieux. 
Toinette.  Comment  nquHl  se  porte  mieux^?    Cela  est  faux:  Monsieur 

se  porte  toiyours  med, 
C Haute.  J^ai  out  dire  que  Monsieur  itoit  mieux,  et  je  lux  trouve  bon 

visage. 


Alberto  Nota  495 

Foinette.  Que  voulezvous  dire   avee  voire  hon  visage?  Monsieur  Va 
fort  mattvais,  et  ce  sont  des  impertinents  qui  vous  ont  dit  quHl  iioit 
mieux.    Je  ne  s'est  jatnais  si  mal  porti. 
Argan.  BUle  a  raison. 

Eine  abgeschwächte   Erinnerang  au   diese   Szene  findet  sich   in 
Amm.  p.  imm.  II;  6,  gleichfalls  eine  Begrttssnngsszene. 
Eog.    Eh  viay  non  parlate  dincomodi^  con  quelVaria,  con  quelPaspetto  .  . . 

Ma  che?  non  mi  volete  prestar  fede? 
D  elf  ine.  Mi  creda,  signora^  egli  soffre  . . . 

Kurz  darauf  protestiert  Alfonso  selbst  gegen  Eagenias  Versicherang, 
er  sei  doch  ganz  gesund.    (U.  7) 

Natttrlich  unterliegt  Alfonso,  wie  Argan,  nicht  nur  der  Autosuggestion, 
er  ist  auch  der  Beeinflussung  durch  andere  ebenso  zugänglich.  Hat  er 
auch  zu  der  Heilkunst  nicht  jenes  unbegrenzte  Vertrauen  wie  Argan 
macht  er  sich  auch  mitunter  Gedanken  über  die  Menge  der  sich  oft 
widersprechenden  Rezepte  (III;  4,  8;  IV,  6),  so  ist  er  andererseits  doch 
ganz  im  Bann  der  medizinischen  Schriften,  die  ihm  Aspasia  besorgt 
hat  und  glaubt  alle  möglichen;  dort  aufgefllhrten  Erankheitssymptome 
an  sich  zu  beobachten  (II;  !.)•  Und  vollends  die  Diagnosen  der  Ärzte, 
ihre  Befürchtungen,  das  Schlimmste  sei  zu  erwarten,  wenn  nicht  sofort 
eingegriffen  werde  (III,  9;  6),  jagen  Alfonso  nicht  weniger  Angst  ein 
als  Pnrgons  furchtbare  Drohungen  Argan  erschrecken  (Mal.  im.  HI;  6). 
—  LeutO;  die  ftlr  die  medizinische  Wissenschaft  kein  Verständnis,  vor 
den  Ärzten  keinen  Respekt  haben,  halten  sie  beide  fttr  Ignoranten  oder 
freche  Frevler.  (Mal.  im.  I,  2;  III;  3.  Amm.  p.  imm.  11,  2.)  —  Jenen 
dagegen,  welche  ihnen  Teilnahme  entgegenbringen,  Interesse  ftlr  ihre 
Krankheit  bekunden;  auf  ihre  Launen  eingehen  oder  gar  sich  in  treuer 
Fflrsorge  ihrer  anzunehmen  scheinen;  schenken  sie  ihr  unbedingtes 
Vertrauen;  das  durch  keine  noch  so  berechtigten  Warnungen  seitens 
gntmeinender  Freunde  und  Verwandten  zu  erschüttern  ist.  Alle  An- 
schuldigungen gegen  ihre  Pflegerin  weisen  sie  entrüstet  zurück,  und 
setzen  ihnen  begeistertes  Lob  entgegen.  —  Um  die  treuen  Dienste  ihrer 
vermeintlich  so  aufopferungsvollen  Pflegerinnen  zu  belohnen,  suchen  sie 
den  Wünschen  derselben  zuvorzukommen,  fördern  aber  eben  dadurch  un- 
bewnsst  deren  eigennützige  Absichten:  Argan  verspricht  Böline,  sein 
Testament  zu  machen,  Alfonso  fordert  Aspasia  auf,  doch  die  Heirat 
mit  Raimondo  zu  beschleunigen. 

Mal.  im.  1,6,  Argan  (als  ihmB^iine  die  Kissen  zurecht  richtet  und 
ihn  zum  Schutz  vor  Erkältung  sorgsam  zudeckt.)  Ah!  mamie,  que  je 
vous  suis  obligi  de  totis  les  soins  que  vous  prenez  de  moi\ 

.  . .  Mamie,  vous  Hes  toute  ma  consolation  .  . . 


496  Frits  Baumann 

. .  .  Paur  tächer  de  reconnotire  Vamour  que  vous  nie  portez,  je  veux 
man  co&uvy  comme  je  votis  ai  dit,  faire  mon  testament. 

I,  7  (zum  Notar)  . . .  une  femme  dont  il  (=  Argan)  est  aimi  tend- 
rement,  et  qui  prend  de  lui  tant  de  soin. 

II;  6  (zu  den  beiden  Diafoirus)  . . .  V(nlä  une  femme  qui  m*cume  . . . 
cela  n^est  p<is  croyable. 

Bäraldes  Anschaldigangen  gegenüber  verteidigt  Argan  seine  Fraa 
sehr  warm  III,  11:  Demandez-lui  un  peu  les  caresses  qu^elle  me  fait... 
Uinquiitude  que  lui  donne  ma  maladie ...  Et  les  soins  et  les  peines 
qtCelle  prend  autour  de  mai. 

ÄmmaL  p.  imm.  (ü,  3)  Alfonso  (zuAspasia,  die  ihn  besucht,  ihm 
die  Kissen  aufschttttelt,  die  Türen  schliesst  und  warme  Kleidung  holen 
lässt,  angeblich  um  ihn  vor  Erkältung  zu  schützen.)  0hl  mia  sorella^ 
voi  stessa  vi  pigliate  l'incamado?  . .  .  Quanto  amore,  quante  attenzioni . . .! 
II, 4  Diletta  sorella ..,so  che  fcUe  iuito  per  mio  vantaggio. 

Da  Aspasia  Uneigennützigkeit  und  Verzicht  auf  die  Erbschaft 
heuchelt  (wie  bei  Molifere  Böline  sich  den  Schein  gibt,  als  sei  ihr  die 
notarielle  Schenkung  Argans  peinlich,  und  sie  widerstrebend  annimmt) 
bemerkt  er,  von  ihrem  Edelmut  überwältigt  wie  Argan  von  Bölines  Liebe: 

Oh  impareggiabile  donna !  Ma  , . .  e  il  vostro  matrimanto  col  signar 
Baimondo? . . . 

. . .  se  mi  amate^  sollecitate  la  cosa  . . . 

Auch  er  verteidigt  seine  Schwester  gegen  Verdächtigungen. 

II,  7  (zu  Eugenia)  Aspasia  conosce  meglio  il  mio  temperamento  .  .  . 
Mia  sorella  mi  ama. 

Ogni  sua  cura,  ogni  suo  pensiero  sofio  rivolti  a  migliorar  la  mia 
Salute. 

Non  v^ha  pericolo  ch'essa  m'inquieti  per  la  brama  o  per  Vavidüä 
delle  mie  ricchezze. 

rV,  6  wendet  er  sich  in  ähnlicher  Weise  gegen  Fulvidios  Warnungen 
vor  Aspasia. 

Auf  eine  nicht  unwesentliche  Verschiedenheit  zwischen  Argan  und 
Alfonso  muss  schliesslich  noch  hingewiesen  werden;  sie  betrifft  das 
Verhältnis  der  Beiden  zu  ihrer  Krankheit,  ihr  Gebahren  als  „Kranke'' 
im  eigentlichen  Sinne.  Argan  ist  der  Kranke  mit  Überlegung  und  Er- 
fahrung, der  Kranke  mit  System.  Er  weiss  was  er  zu  tun  hat,  er 
befolgt  die  ärztlichen  Vorschriften  mit  peinlichster  Gewissenhaftigkeit, 
ist  von  ihrer  Wirkung  voll  überzeugt;  er  fühlt  sich  unglücklich,  wenn 
er  einmal  weniger  Mittel  angewandt  hat  als  sonst;  ja  er  würde  sich 
wohl  unglücklich  fühlen,  wenn  er  nicht  mehr  krank  sein  könnte.  Er 
und  seine  Krankheit  sind  zwei  untrennbare  Begriffe.  So  gibt  es  bei  ihm 


Alberto  Nota  497 

auch  keine  Nervosität;  keine  eingebildeten  Ohnmächten^  kein  Hin-  und 
Herschwanken  zwischen  Zweifel  nnd  Vertranen  zu  den  Ärzten  und  ihren 
Verordnungen,  wie  das  bei  Alfonso  der  Fall  ist.  Bei  letzterem  ist  des- 
halb auch  der  Gemtttszastand  ein  anderer;  da  er  noch  nicht  vollständig 
im  Banne  der  eingebildeten  Krankheit  steht,  ist  er  empfänglich  für 
äussere  Eindrücke,  ist  er  noch  anderen  Regungen  zugänglich;  sein 
Egoismus  tritt  weniger  scharf  hervor  als  bei  Argan. 

Fttr  ein  gut  Teil  seiner  Handlungen  wird  ihm  freilich  die  Verant- 
wortlichkeit abgenommen  von  As  pasia ,  die  ja  eigentlich  die  Anstifterin 
allen  Unheils  ist.  Sie  veranlasst  ihn  ja,  Eugenias  Werbung  abzuweisen, 
welcher  Alfonso  vielleicht  sonst  nicht  ablehnend  gegenüberstände.  Da 
diese  Agitation  und  Eugenias  Gegenmassregeln  den  Angelpunkt  der 
Handlung  bilden;  so  gewinnt  Aspasias  Rolle  eine  ganz  andere  Bedeutung 
als  jene  der  B6line  beiMoliöre.  Letztere  tritt  weit  genug  zurück  um 
das  Interesse  am  Kranken  nicht  zu  stören,  dessen  Leichtgläubigkeit 
und  Hilflosigkeit  sich  im  Gegenteil  erst  so  in  einem  grell-komischen 
Lichte  zeigt.  Auch  steht  sie  zur  Intrige  des  Lustspiels  in  keiner 
direkten  Beziehung,  da  der  Widerstand  gegen  Glöantes  und  Angöliqnes 
Vereinigung  hauptsächlich  vom  Kranken  selbst  ausgeht  und  auf  die 
Sorge  um  sein  Wohl  zurückzuführen  ist.  Soweit  freilich  auch  Aspasia 
mit  zur  Ausgestaltung  des  Hauptcharakters  beiträgt,  weist  sie  viel 
Gemeinsames  mit  Bdine  auf.  Sie  wendet  dieselben  Mittel  an,  das  volle 
Vertrauen  des  Kranken  zu  gewinnen  und  es  auszubeuten.  Durch  ge- 
heuchelte Teilnahme,  durch  Schmeichelei,  zärtliche  Behandlung,  sorg- 
same Pflege  gelingt  ihr  das  ebensowohl  wie  B^liue.  Es  wurde  schon 
auf  eine  Szenenfolge  hingewiesen,  in  welcher  Nota  ganz  entschieden 
von  Holi^re  inspiriert  war^)  und  wo  auch  das  Verhalten  Aspasias  ge- 
nau dem  Bdines  entspricht :  Der  aufgeregte  Bruder  (bezw.)  Gatte  wird 
beschwichtigt,  Giulietta  (bezw.  Toinette)  fortgeschickt;  sie  schüttelt  ihm 
die  Kissen  auf;  schliesst  eine  Türe  und  lässt  den  Überzieher  holen, 
denn  Alfonso  könnte  sich  erkälten  —  so  pflegt  auch  Böline  ihren 
Gatten  (Jfir?/. /m.  I,  6).  Bäline:  Cäy  donnez  lui  son  manteau  fourri^et  des 
oreillersy  que  je  Vaecommode  dans  sa  chaise,  Vous  voilä  je  ne  sais 
comment.  Enfoncez  bien  votre  bonnet  jusque  sur  vos  oreilles:  il  rCy  a  rien 
qtn  enrhume  tant  que  de  prendre  V  air  par  les  oreilles.  —  Dann  richtet 
sie  ihm  die  Kissen  zurecht.  —  Diese  Aufmerksamkeiten  sind,  wie  wir 
sahen  ^),  in  beiden  Stücken  vom  gleichen  Erfolg  gekrönt. 

Die  Verschiedenheit  der  Rolle  bedingt  hier  allerdings  eine  Ab- 
weichung in  der  Zeichnung  der  beiden  Charaktere.  Aspasia  hat  alle 
Ursache,    zu  wünschen^   dass    ihr  Bruder,    an  dessen   Krankheit  sie 


1)  Akt  It  Sz.  3  und  4,  8.  p.  495  ff. 

2)  S.  p.  496. 

Romanisch«  Forschungen  XXV.  32 


498  FritB  Banmann 

Übrigens  gar  nicht  glaubt^  sich  recht  krank  fUblen  und  nicht  am  letzten 
Tag  der  durch  das  Testament  festgesetzten  Frist  aaf  Heiratsge- 
danken kommen  möchte.  Sie  bemüht  sich  daher,  ihm  zu  suggerieren, 
er  sei  nicht  wohl,  und  entfaltet  dabei  bemerkenswerten  Scharfsinn.  >- 
B61ine,  die  ihren  Gatten  offenbar  wirklich  fttr  leidend  hält,  wartet  auf 
sein  baldiges  Ableben;  ihre  Pflege  hat  nur  den  Zweck,  ihm  vorher 
noch  sein  Geld  abzuschmeicheln.  —  Auch  anderen  Personen  gegen- 
lüber  suchen  Aspasia  und  B^line  ihre  Verstellung  durchzuführen,  mit 
wechselndem  Glttek.  Beide  wollen  namentlich  die  Dienerinnen  auf  ihre 
Seite  ziehen.  Delfina  geht  wirklich,  Toinette  scheinbar  auf  ihrer 
Herrin  Absichten  ein.  Alle  aber,  von  denen  sie  durchschaut  und  be- 
kämpft werden,  verfolgen  sie  mit  ihrem  Hasse.  Doch  geht  Aspasia 
auch  hier  wieder  umsichtig,  mit  Selbstbeherrschung  vor,  ohne  sich  zu 
verraten.  —  Böline  kann  ihre  Gesinnung  nur  schwer  verbergen.  — 
Natürlich  versteckt  sich  bei  beiden  unter  der  Maske  treuer  Aufopferung 
der  niederträchtigste  Charakter:  sie  sind  herz-  und  gewissenslos;  von 
Mitleid  mit  dem  Kranken  ist  keine  Spur  vorhanden;  im  Gegenteil 
können  sie  den  Tag  kaum  erwarten,  der  sie  in  den  Besitz  der  Erb- 
schaft setzt  und  der  lästigen  Krankenpflege  enthebt.  Böline  äussert  in 
drastischer  Weise  beim  vermeintlichen  Tod  Aspasias  ihre  rohe  Ge- 
sinnung: 

Mal,  im.  TU,  12  ,  ,  ,  Le  Ciel  en  8oit  louel  Me  voilä  dilivrie  öCim 
grand  fardeau  Que  tu  es  softe,  Toinette,  de  fafßiger  de  cette  mortl 
.  .  .  cela  rCen  vaut  pas  la  peine.  Quelle  perte  est-ce  que  la  sienne?  et 
de  quoi  servoit-il  sur  la  terre?  Un  komme  incommode  ä  tout  le  monde^ 
mal  propre^  dSgoütant  .  .  .  u.  s.  w. 

hierauf  beeilt  sie  sich,  dem  „Toten^  die  Schlüssel  abzunehmen,  um  die 
versteckten  Summen  zu  suchen. 

Aspasia  lässt  schon  vom  Beginn  des  Stückes  an  den  Zuschauer 
nicht  im  Zweifel  über  ihre  wahren  Gefühle: 

Amm.  p,  imm,  I,  3  .  .  .  tanto  peggio  per  lui  (Alfonso),  s'et  vuol 
credersi  ammalato:  quando  gli  mancheranno  tuttoadun  tratto  gli  agi  di 
una  buona  ereditä^  si  avvedrä  delle  sue  pazzie^  e  risanerä  peffetta- 
mefite. 

I,  11  (zu  Raimondo)  ...  le  sm  malinconie  cominciano  a  in/asti- 
dirmi. 

IV,  7  (im  Bericht  Giuliettas  über  die  Unterredung  zwischen  Aspasia 
und  Raimondo) . . .  abbiate  pazienza  per  qualche  giomo^  lo  disgusteremo 
.  .  .  mio  fratello  mi  ha  seccata  abbastanza. 

V,  5  (zu  Alfonso  selbst)  .  .  .  üscite,  passeggiate;  in  tal  modo  gio- 
verete  alla  vo^tra  salute,  e  lascerete  gli  altri  in  riposo:  ehe  dawero, 
quanto  a  me,  sono  stanca^  rtfinita,  e  non  potrci  piü  durarla  cosi. 


Alberto  Nota  499 

V,  6  .  .  •  vergognatevi  una  volta  dt  volervi  sewpre  credere  am- 
malato. 

Ebensowenig  Umstände  wie  mit  dem  Kranken  machen  Böline  und 
ÄBpasia  mit  den  anderen  Mitgliedern  der  Familie,  die  der  Verwirk- 
lichnng  ihrer  Pläne  im  Wege  stehen.  Die  Erstere  möchte  am  liebsten 
ihre  beiden  Stiefkinder  ins  Kloster  schicken;  Aspasia  hat  die  gleiche 
Absicht  mit  Ginlietta,  ihrer  Stiefschwester^  während  sie  Engenias  Hoflf- 
nungen  auf  Alfonsos  Herz  and  Hand  ebenso  skrappellos  zu  zerstören 
sacht,  als  Angälique  in  B^Iine  eine  hartherzige  Gegnerin  ihrer  Herzens- 
angelegenheit hat. 

Wiederum  muss  auch  hier  auf  den  alten  Unterschied  in  der 
Charakterisierungskunst  der  beiden  Lustspieldichter  hingewiesen  werden : 
Molifere  verleiht  auch  den  meisten  seiner  Nebenfiguren  charakteristisches, 
individuelles  Gepräge;  auch  sie  tragen  den  Stempel  echter  Komik,  so 
flttchtig  gezeichnet  und  belanglos  fttr  die  Handlung  sie  auch  oft  sind. 
Zu  B^lines  Geldgier  und  Verstellung  gesellt  sich  in  komischem  Kon- 
trast eine  starke  Dosis  Borniertheit  und  Mangel  an  Selbstbeherrschung; 
der  sie  alle  Augenblicke  zum  Verräter  ihrer  Sache  werden  lässt;  trotz 
ihres  schlechten  Charakters  wirkt  sie  drollig,  namentlich  in  der  Ent- 
decknngsszene  (IH;  12).  Nota  macht  daraus  eine  recht  schablonenhafte 
Theaterfigur  ohne  Komik.  In  ihrer  raffinierten  Schlauheit,  ihrem  ziel- 
bewnssteu;  sich  nie  verratenden  Streben  ruft  sie  bei  einem  naiven 
Publikum  Abscheu  und  Erbitterung  hervor,  ihre  Bestrafung  erregt  leb- 
hafte Genugtuung;  ihre  so  unvermittelte  Bekehrung  begegnet  wohl  auch 
da  Unglauben;  nie  aber  löst  sie,  so  wenig  wie  Alfonso,  in  Wort  oder 
Tat  Heiterkeit  aus. 

Zwischen  den  Charakteren  Angel iques  und  Engenias  sind  die 
Unterschiede  bedeutender  als  die  Berührungspunkte.  Es  kann  hier 
überhaupt  eher  von  einer  ungefähren  Entsprechung  der  KoUen  als  von 
einer  Ähnlichkeit  der  Charaktere  die  Rede  sein.  Die  beiden  Mädchen 
bilden  das  Gegenspiel  zum  Kranken  und  dessen  Pflegerin.  Mit  ihren 
Heiratsansprüchen  treten  sie  den  egoistischen  Plänen  des  ersteren,  den 
verbrecherischen  Absichten  der  letzteren  in  den  Weg,  zunächst  erfolg- 
los, bis  sie  wirksame  Unterstützung  finden  durch  einen  überlegenen; 
einsichtsvollen  Mann,  und  schliesslich  siegen.  Auch  in  der  Charakter- 
zeichnung kommt  diese  Stellung  innerhalb  der  Intrige  zum  Ausdruck, 
insofern  beide  das  gute  Prinzip  vertreten.  Das  tritt  besonders  scharf 
bei  Engenia  hervor,  die  in  allem  und  jedem  das  glänzende  Gegenstück 
zu  Aspasia  bildet  und  sie  nicht  nur  an  Yortrefflichkeit  des  Charakters 
sondern  auch  an  Schärfe  des  Geistes  übertrifft.  Übrigens  ist  Engenias 
Stellung  im  Stücke  eine  viel  exponiertere.  Unabhängig  von  ihrer  und 
des  Kranken  Familie,  tritt  sie  selbstständig  werbend  auf,  und  zwar  um 

32* 


500  Fritz  BaumaoD 

die  Hand  des  Kranken  selbst;  sie  ficht  den  Kampf  gegen  Aspasia  fast 
allein  dnrch.  —  Ang^lique  liebt  einen  fremden  jangen  Mann,  sie  hängt 
von  einem  eigensinnigen,  egoistischen  Vater,  einer  böswilligen  Stief- 
mutter ab;  ihr  Widerstand  ist  ein  passiver.  —  Diesen  verschiedenen 
Verhältnissen  entsprechen  die  Temperamente.  —  Angälique,  zn  Gehor- 
sam und  Ehi  furcht  vor  den  Eltern  streng  erzogen ,  ist  zurtlek- 
haltend;  ruhig,  immer  ihre  und  ihrer  Eltern  Würde  wahrend;  doch  ver- 
mag sie  bei  ihrer  Ruhe  energisch  zn  sein,  ob  es  sich  nun  handelt,  mit 
List  und  Gewandtheit  die  Bewerbung  des  jungen  Diaforius  und  seine 
zudringlich-läppischen  Bemerkungen  zurückzuweisen,  oder  den  rohen 
Angriffen  B^lines  in  scharfer,  unzweideutiger,  aber  formell  korrekter 
W^eise  zu  begegnen.  Unter  dem  Zwang  der  Umstände  scheut  sie  zu- 
weilen auch  nicht  vor  einer  kleinen  Komödie  (II,  6)  oder  Heimlich- 
keiten zurück.  Eugenia  ist  eine  sehr  selbstbewusste,  energische  junge 
Dame,  die  mutig  und  temperamentvoll  die  Hindernisse  angreift. 
Schonungslos  sucht  sie  den  EJrankheitswahn  ihres  verwöhnten  Vetters 
und  sein  blindes  Vertrauen  zu  Aspasia  zu  zerstören;  scharfen  Blickes 
durchschaut  sie  die  Känke  der  letzteren;  aber  angesichts  des  Schwin- 
dels, den  die  Ärzte  und  Alfonsos  Schwester  mit  diesem  treiben,  verliert 
sie  die  Selbstbeherrschung  und  lässt  sich  zu  Ausfällen  hinreissen.  AU 
gerade,  aufrichtige  Natur  hasst  sie  Schein  und  Lüge  auch  in  ihrer 
mildesten  Form.  Aber  in  ihrer  stürmischen,  zugreifenden  Art  lässt  sie 
feineres,  mädchenbaftes  Empfinden,  echtes  Zartgefühl  oft  vermissen 
und  ist  vielleicht  darum  weniger  sympathisch  als  die  sanftere,  kind- 
liche Ang^lique.  Auch  erseheint  die  treue  Liebe  der  letzteren  natür- 
licher, weil  mehr  im  Einklang  mit  ihrem  Charakter,  als  die  heissen 
Bemühungen  Eugenias  um  ihren  wenig  anziehenden  und  unliebens- 
würdigen Vetter,  den  sie,  die  Stolze,  Stürmische,  treu  und  zärtlich 
liebt. 

Bei  der  grossen  Ausdehnung,  die  Eugenias  Rolle  in  Notas  Stück 
einnimmt,  wurden  ihr  einige  Funktionen  übertragen,  die  im  französischen 
Stück  anderen  Nebenrollen  zum  Teile  zugewiesen  sind.  Sie  hat  bis 
zum  IV.  Akt  allein  den  Kampf  gegen  die  feindliche  Partei  zu  führen, 
in  welchen  sich  bei  Moliere  Toinette  und  Bäralde  teilen.  Oft  erinnern 
Eugenias  Auslassungen  über  die  Ärzte,  über  die  eingebildete  Krankheit 
Alfonsos  an  Toinettes  Bemerkungen  über  Argan^).  Mit  B^ralde  teilt 
sie  das  Bestreben,  gegen  den  Krankheitswahn  und  seine  Parasiten  an- 
zukämpfen. Wie  er  kommt  sie  nach  einigen  einleitenden  Bemerkungen, 
die  den  Kranken  beruhigen  sollen,  sofort  auf  die  Heiratsangelegenheit 
zu  sprechen,  wie  Böralde  stösst  sie  dabei  auf  die  beiden  Haupthinder- 
nisse, die  eingebildete  Krankheit  und  das  blinde  Vertrauen  zur  Schwester 

1}  Mal,  imag.  I,  5;  Amm,  p,  mm.  II,  7. 


Alberto  Nota  501 

(dort  zur  Frau);  auch  sie  glaubt  weder  an  die  eine  noch  die  andere, 
verleiht  ihrem  Zweifel  in  vielfach  ähnlichen  Wendungen  Ausdruck, 
mit  dem  gleichen  negativen  Erfolg 0*  Auch  sie  hält  sich  über  die 
Einfalt  und  Gewissenlosigkeit  der  Cbarlatane  auf,  die  den  im  Grunde 
kerngesunden  Alfonso  kurieren  wollen^  wenn  gleich  ihre  Skepsis  nicht 
soweit  geht  wie  jene  des  B^ralde  und  nnr  eine  gewisse  Klasse  von 
Ärzten  trifft'). 

Der  Gestalt  Böraldes  lässt  sich  übrigens  noch  besser  jene  des 
Fnlvidio  gegenüberstellen,  welcher  namentlich  in  dramatischer  Hinsicht 
der  Bruder  Argans  zum  Vorbild  gedient  haben  dürfte.  Jeder  ist  als 
unparteiischer,  die  Verhältnisse  richtig  beurteilender  Vertreter  des  ge- 
sunden Menschenverstandes  gedacht.  Sie  sind  sozusagen  die  raisonneurs 
des  Lustspiels,  durch  welche  der  Autor  seine  persönlichen  Ansichten 
namentlich  über  Medizin  kund  gibt.  Doch  ist  das  bei  Haralde  weit 
mehr  der  Fall  als  bei  Fulvidio;  dafür  fällt  diesem  in  der  Lösung  des 
Konfliktes  eine  wichtigere  Aufgabe  zu.  Beide  sind  ja  die  Helfer  in 
der  Not:  Böralde  wird  von  Toinette  für  Angdiques  Sache  interessiert, 
Fnlvidio  kommt  auf  Veranlassung  Eugenias  und  versucht  Alfonso  für 
sie  zu  gewinnen,  wobei  er,  wie  B^ralde  und  wie  Eugenia  selbst  schon, 
einen  vergeblichen  Kampf  gegen  die  Einbildung  des  Kranken')  und 
den   Einfluss   Aspasias   fuhrt  ^).     Fulvidio  dient  aber  auch   noch   als 


1)  Ämm.  p.  imm,  II,  7;  III,  8;  8.  p.  494f. 

2)  Amm.  p,  imm.  III,  7,  8. 

3)  Mal.  tffi.  III,  3,  B oral  de,  Est-il  possible  que  vaus  serez  taujours  em- 
beguini  de  vos  apothicaires  et  de  vos  mSdeeinSt  et  que  vaus  voulez  etre  malade 
en  depit  des  gens  et  de  la  nature? 

.  ,  .  je  ne  vois  paint  (T  Jiomme  qui  sott  moins  malade  que  vous  etc, ;  wäre 
er  krank,  so  wäre  er  schon  längst  an  den  vielen  Medizinen  gestorben,  die  man 
ihm  verschrieben  hat. 

Amm.  p.  imm.  lY,  6.  Fulvidio  hält  sich  ttber  die  vielen  Heilmittel  auf, 
womit  man  Alfonso  umicibt :  vi  spedisce  una  intiera  spezieria  in  corpo . . .  questi 
rimedi  .  .  .  uniti  vi  possono  mandare  alV  altro  mondo. 

•  .  .  Vai  non  siete  ammalato ;  e  non  avete  bisogno  nh  di  mediei  nh  di  medi- 
eine.  —  Die  ärztlichen  Vorschriften  yergrössern  nur  seine  Einbildung;  wenn  es 
80  weiter  gehe,  werde  er  wirklich  krank.  —  Fulvidio  äussert  sich  auch  ab- 
sprechend über  die  anderen  Ärzte  und  ihre  neuen  Theorien. 

4)  Mal.  im.  IIL  3.  B  oral  de.  Votre  femme  ne  manque  pas  de  vous  conseiller 
de  vous  difaire  ainsi  de  vös  deux  filles...  ibid.  III,  11...  Vous  voulez  faire 
plaisir  ä  quelqu^  un  .  .  . 

.  .  .  &  est  votre  femme  que  je  veux  dire;  et  non  plus  que  V  entetement  de 
la  mideeinef  je  ne  puis  vous  souffrir  V  entetement  oü  vous  Hes  pour  eile,  et  voir 
que  vous  donnies  tete  baissee  dans  tous  lespihges  qu'  eile  vous  tend. 

Amm.  p.  imm,  IV,  6,  F  u  I  v.  Altri  si  prenderä  spasso  di  voi,  e  guardatevene . . . 
domani  D.  Aspasia  vostra  sorella  sposerä  il  signor   Baimondo;    c  V  ereditä  del 


5U2  Fritz  Baumann 

vorteilhaftes  Gegenetttck  zu  den  schlechten  Ärzten;  ferner  ist  er  der 
ideale  Richter  ttber  Gute  und  Böse,  der  mit  überlegener  Schlauheit  den 
Schlag  gegen  die  schon  triumphierenden  Feinde  vorbereitet  und  aos- 
ftihrti  und  schliesslich  in  edler  Bescheidenheit  den  Dank  der  Beglückten 
abwehrend  entgegennimmt.  —  Das  Auftreten  des  Idealmenschen  Fulvidio 
ist  demnach  auch  ein  seiner  Hission  entsprechendes.  Vorsichtig  und 
schlau  gegenüber  Aspasia,  offen  und  energisch  gegen  den  Kranken, 
massvoll  in  seinem  Urteil  über  die  Heilkuust,  scheinbar  heftig  nur,  wo 
es  dem  Kranken  fl5rderlich  ist.  —  Bäralde  ist  einfacher  und  natürlicher; 
ohne  viel  Umschweife  geht  er  auf  sein  Ziel  los,  wird  ungestüm  und 
heftig,  wenn  er  gegen  die  Ärzte  spricht.  Doch  tritt  ja  B^ralde  ah 
Charakter  weniger  hervor,  da  er  hauptsächlich  nur  das  Sprachrohr  ftir 
die  Ansichten  Moliferes  über  die  medizinische  Wissenschaft  ist. 

Bayard  bezeichnet  in  seiner  Kritik  des  Ammalato  per  immaginazione 
neben  der  Figur  Aspasia  auch  Delfina  und  Giulietta  als  Anleh- 
nungen an  die  entsprechenden  Charaktere  in  Moli^res  Lustspiel,  d.  h. 
also  an  Toinette  und  Louisen.  Über  die  Ähnlichkeit  der  beiden 
Kinderrollen  wurde  oben  schon  gesprochen;  sonst  sind  die  zwei  Mädchen 
recht  verschieden  angelegt:  Louisen  natürlich,  verschmitzt,  drollig;  Giu- 
lietta nicht  eben  unsympathisch;  aber  gekünstelt  in  der  Zeichnung, 
etwas  aufdringlich  vorgeschoben ;  denn  sie  soll  Wirkung  machen ;  be- 
sonders in  der  Entdeckungsszene  i^t  sie  weniger  geglückt,  unglaubhafter 
als  Louisen.  —  Delfina  ist  nur  ein  schwacher  Abglanz  der  prächtigen 
Toinette,  von  der  sie  sich  schon  durch  ihre  Stellung  im  Hause  des 
Kranken  unterscheidet.  Toinette  geht  scheinbar  auf  B^lines  Absichten 
ein,  hält  in  Wahrheit  aber  treu  zu  Angdique,  will  das  Wohl  Argans.  — 
Delfina  steht  zu  Aspasia.  So  ehrlich,  gutmütig  und  uneigennützig 
Toinette  ist,  so  gewissenlos,  boshaft  und  auf  ihren  Vorteil  bedacht 
zeigt  sieh  Delfina,  sie  hilft  ihrer  Herrin,  den  Kranken  in  seinem  Wahn 
zu  erhalten  und  die  Verwandten  zu  täuschen.  Doch  nimmt  sie  keinen 
tätigen  Anteil  an  der  Handlung  wie  Toinette.  Delfina  muss,  wie  schon 
früher  bemerkt,  durch  häufige  Seitenbemerkungen  die  Vorfälle  auf  der 
Bühne  glossieren,  die  mutmassliche  Stimmung  des  Zuschauers  zum 
Ausdruck  bringen,  vielleicht  soll  sie  auch  einen  heiteren  Ton  in  das 
sonst  sehr  ernste  Lustspiel  hineintragen  helfen.  Natürlich  legt  sie 
grossen  Scharfsinn  im  Erfassen  der  Situationen,  in  der  Beurteilung  der 


£io,  che  ora  h  vostra,  pKsserä  alle  loro  mani,  Allara  cesserä  ü  falso  zelo  per  la 
vostra  salute;  allara  non  sarä  piu  mestieri  di  mantenervi  nella  voatra  fatale 
illusiane  col  provvedervi  polvere,  tavolette  e  libri  medid;  ... 

.  .  .  Quando  vostra sorella  eil  signor  Eaxmondo v*  avranno  cacciato  di  casa... 

Alf....  Mia  sorella  mi  ama. 

Fulv Non  e  vero. 


Alberto  Nota  503 

VerhäUniBse  und  Charaktere  an  den  Tag,  nicht  selten  aach  eine  gewisse 
witzige  Ironie,  besonders  in  ihren  Bemerkungen  ttber  Älfonsos  Ärzte^ 
ihre  Unwissenheit,  ihr  Wichtigtun  etc.  Hier  erinnert  sie  vielleicht 
eher  als  sonst  anToinette^).  Aber  wie  weit  sind  wir  auch  da  von  der 
Letzteren  übersprudelnder  Laune,  ihrer  Schalkhaftigkeit  entfernt,  die 
das  Lustspiel  so  ausserordentlich  belebt.  Es  mag  dem  italienischen 
Autor  ja  wohl  die  Dienerinnenrolle  des  Moli^re'schen  Lustspiels  vorge- 
schwebt haben;  hier  und  dort  weist  ein  Zug,  eine  Bemerkung  unver- 
kennbar darauf  hin;  da  aber  Nota  nach  seiner  alten  Praxis  die  Bolle 
umgestaltet  und  sich  bemüht  hat,  möglichst  selbständig  zu  erscheinen, 
ist  der  schlagende  Beweis  ftlr  die  Abhängigkeit  schwer  zu  erbringen') 
Die  übrigen  Charaktere  des  italienischen  Stückes,  Z>.  Maurilio,  Bai- 
mcndo,  der  Diener  £or^o/0;  die  beiden  Ärzte  Cr/^a/it^f  und  CkifUoreo,  sowie 
der  Notar  kommen  für  die  Vergleichung  mit  dem  Malade  imaginaire 
nicht  in  Betracht.  Inwieweit  einige  derselben  vielleicht  in  anderen 
Werken  der  Lustspielliteratur  Vorbilder  haben,  soll  unten  zur  Sprache 
konmien. 

Tendenz. 

Nota  konnte  ein  Thema  wie  den  „Kranken  in  der  Einbildung'^  nicht 
wohl  behandeln;  ohne  zu  der  Frage  über  den  Wert  der  ärztlichen  Kunst 
und  der  Tüchtigkeit  ihrer  Vertreter  Stellung  zu  nehmen,  um  so  weniger, 
als  er  unter  dem  Einfluss  desjenigen  Lustspiels  von  Moli^re  stand,  in 
welchem  der  gewaltige  Satiriker  noch  einmal  seinen  ganzen  Grimm 
ttber  die  medizinischen  Verhältnisse  seiner  Zeit  ausgegossen  hat,  durch 
derben  Spott  wie  in  ernster  ßede.  Dass  auch  Notas  Lustspiel  nicht 
frei  ist  von  scharfer  Kritik  in  dieser  Hinsicht,  beweist  allein  schon  das 
Verbot  gegen  die  Aufführung  des  Stückes,  welches  „die  Vertreter  neuer 
medizinischer  Lehren  lächerlich  mache'"). 

1)  Man  denke  besondeiB  an  den  Besuch  der  beiden  Diafoirus  bei  Argan, 
den  Toinette  mit  spöttischen  Zwischenreden  ttber  die  Weisheit  des  jungen  Dia- 
foirns  und  ttber  die  ärztliche  Kunst  begleitet.  —  (II,  6)  Dem  entspräche  bei 
Nota  die  Konsultation  der  Doktoren  Crisalidi  und  Castoreo,  wobei  sich  Delfina 
mit  ähnlicher  Ironie  und  Skepsis  Über  das  Gebahren  und  Verfahren  dieser  Ärzte 
äussert  (III,  2-6). 

2)  MUsste  man  nicht  annehmen,  dass  Nota  die  besten  Ausgaben  der  Werke 
Moli^res  zur  Verfügung  standen,  so  wäre  man  beinahe  versucht  zu  glauben,  er 
habe  hier  die  ganz  entstellte  zweite  Ausgabe  des  Malade  imaginaire  bentttzt, 
welche  1674  zu  Amsterdam  bei  Daniel  Elzevlr  erschien.  Dort  ist  die  Dienerin 
auf  bestem  Fnss  mit  Böline;  die  Angriffe  gegen  die  Medizin  sind  gemildert; 
der  Kranke  beklagt  sich,  er  stecke  bis  an  den  Hals  in  den  Medizinen;  der 
Charakter  der  Tochter  ist  gleichfalls  stark  verändert,  resoluter  gehalten-,  auch 
erklärt  sie  ihre  Abneigung  gegen  Ärzte  und  üeilkunst 

3)  Nota  in  der  Widmung  des  Lustspieles  an  den  Grafen  Girolamo  Bardi. 
Commedit^  Farigi^  1829  II,  3.  Ällorchd  si  seppe  in  Milano  {nel  1812)  ch*  io  aveva 


504  Frits  Baumann 

Es  fragt  sich  Dnr,  ob  nnd  inwieweit  Nota  auch  hier  you  Moli^re 
abhängig  ist.  Hat  ihm  lediglich  die  gelüBgene  und  wirksame  Satire 
Moliferes  auf  die  Heilkunde  seiner  Tage  den  Gedanken  eingegeben, 
einmal  in  ähnlicher  Weise  dieses  dankbare  Gebiet  ftlr  die  Verhältnisse 
seiner  Zeit  zu  bearbeiten?  Vielleicht  doch  nicht  ansschliesslich.  Wenn 
Moliöre  schon  auf  Grund  persönlicher  Erfahrungen  Anlass  hatte  zu 
seinen  Ausfällen  gegen  die  Medizin^  so  fehlt  es  auch  in  Notas  Leben 
nicht  an  Momenten,  die  seine  Befassung  mit  diesem  Thema  erklären 
könnten.  Notas  Laufbahn  war,  wenn  auch  weniger  Wechsel-  und 
dornenvoll  als  jene  MolifereS;  doch  auch  von  widrigen  Verhältnissen  aller 
Art  durchsetzt,  die  mitunter  eine  merkwürdige  Ähnlichkeit  mit  den 
Schicksalen  des  grossen  Franzosen  aufweisen.  Auch  Nota  hatte  viel 
von  seiner  flatterhaften  jungen  Frau  zu  leiden;  seine  häuslichen  Ver- 
hältnisse scheinen  sehr  unerquicklich  gewesen  zu  sein;  auch  an  er- 
bitterten Gegnern  hat  es  ihm  nie  gefehlt,  die  der  Aufführung  und  dem 
Erfolg  seiner  Werke  oft  die  grössten  Schwierigkeiten  zu  bereiten 
suchten  ^).  Gerade  gegen  Ende  des  Jahres  1810  —  also  das  Jahr  vor  der 
Abfassung  des  Ammalato  per  immaginazione  —  wirkten  diese  verschie- 
denen Umstände  zusammen,  seinen  seit  längerer  Zeit  ohnehin  gedrückten 
Gemütszustand  in  tiefe  Schwermut  zu  verwandeln^  von  der  er  auf  den 
Bat  eines  befreundeten  berühmten  Arztes  durch  eine  längere  Beise 
Heilung  suchte.  —  Was  ist  wahrscheinlicher,  als  dass  manche  von 
seinen  Beobachtungen  an  sich  selbst  und  seinen  Ärzten  in  sein  Lustspiel 
übergingen?  Er  selbst  sagt  in  der  oben  zitierten  Widmung  mit  Bezug 
auf  Fulvidio :  Ho  voluto  raffigurare  uno  de'  piü  rinomati  professori 
d^IkUia,  il  quäle  a  me  stesso  con  parole  dt  sicurezza,  e  con  ottimi  can- 
sigli  arrecö  grande^  inaspettato  sollievo  in  una  osfinatissima  tpocondria . . . 
Warum  soll  er  nicht  auch  versucht  haben,  die  Schattenseiten  der 
ärztlichen  Kunst  zu  schildern,  die  er  vermutlich  auch  am  eigenen  Leibe 
verspürt  hat?  — 

Freilich  macht  sich  die  Tendenz  bei  Nota  in  bedeutend  abgeschwächtem 
Masse  und  in  weit  milderer  Form  geltend  gegenüber  der  Heftigkeit, 
mit  der  Moli^re  gegen  die  herrschenden  Misstände  in  der  Zunft  der 
Ärzte  zu  Felde  zieht.  Die  Gründe  dafür  sind  naheliegend.  Durch  das 
Vorherrschen  des  Dramatischen,  der  Intrige  gegenüber  dem  Charakteri- 
sierenden, ist  von  vornherein  weniger  Gelegenheit  zu  einer  breiten  Be- 
handlung der  satirischen  Seite  gegeben;  es  werden  ihr  nicht  soviel 
eigene  Szenen   gewidmet   wie  im  Malade   imaginaire.    Nur   der  dritte 


scritta  questa  conmedia,  cadde  in  animo  ad  alcuni^  ch*  io  avesai  voluto  porre  in 
ridicolo  i  promotori  di  nuove  dottrine  mediche:  e  cid  fu  cagione  che  non  ei  rap- 
preeentaeee  in  queW  anno  il  mio  componimento .  .  . 
1)  S.  p.  452  ff. 


Alberto  NotÄ  505 

Akt  mit  dem  Besuch  der  Doktoren  Crisalidi  and  Castoreo  dient  in  der 
Hauptsache  dem  Zweck,  gewisse  Aaswüchse  der  ärztlichen  Wissenschaft 
und  Praxis  zu  brandmarken.  —  Es  sind  femer  aber  auch  die  Zeit- 
verhältnisse ganz  andere  geworden.  Während  Moiifere  die  Medizin;  die 
Ärzte  in  Bausch  und  Bogen  verurteilte  und  nichts  von  ihr  wissen  wollte 
—  die  Verhältnisse  seiner  Zeit  berechtigten  ihn  einigermassen  zu  diesem 
Urteil  —  musste  sich  Nota  auf  spezielle  Verkehrtheiten  der  Heilkunde 
seiner  Tage  beschränken;  die  Erfolge  und  Fortschritte  dieser  Wissen- 
schaft standen  schon  zu  fest,  um  irgendwelche  Zweifel  an  ihrer  Daseins- 
berechtigung Oberhaupt  aufkommen  zu  lassen.  —  Im  ganzen  Moli^re 
findet  sich  nicht  ein  Beispiel  fttr  einen  tttchtigen  Arzt.  Nota  macht 
nicht  nur  das  Ideal  eines  solchen  zum  Träger  einer  wichtigen  Rolle, 
er  unterlässt  keine  Gelegenheit,  auf  die  grosse  Anzahl  erfahrener  und 
rechtschaffener  Ärzte  hinzuweisen,  welche  den  schlechten  gegenüber- 
stehen. Bevor  Alfonso  in  die  Hände  der  Pfuscher  Crisalidi  und  Castoreo 
fällt,  hatte  seine  Schwester  schon  mehrere  einsichtige  Ärzte  verab- 
schiedet, die  das  Leiden  des  Kranken,  seine  Hypochondrie  sofort  erkannt 
hatten  und  demgemäss  behandeln  wollten^).  Ausserdem  versichert  er 
in  der  öfter  angefahrten  Widmung:  .  .ho  sempre  avuto  inpregio  i  buoni 
medici;  e  rispetto  grandetnente  le  dotte  ricerche  di  qualtmque  natura; 
tutia  volta  che  si  adoperino  in  esse  valenti  ingegni  e  gli  espenmenti  non 
Steno  fatti  e  ripetuti  a  dispetto  delVevidenza  e  con  danno  delPumanitd.  — 
Zu  seiner  Zeit  waren  eben  die  Ärzte  nicht  mehr  zu  einer  Art  Zunft 
organisiert,  welche  mit  ihren  ungeheuerlichen  Satzungen  Fortschritt 
und  Entwicklung  unmöglich  machte  und  als  ganzes  angegriflTen  werden 
musste,  sondern  wir  haben  es  hier  schon  mit  der  freien  Konkurrenz 
zu  tun.  — 

Nun  ist  aber  Nota  nicht  der  erste,  welcher  diese  von  der  Moliöre'schen 
Darstellung  so  bedeutend  abweichenden  Verhältnisse  fttr  ein  Lustspiel 
ausgenutzt  bat.  Schon  Goldoni  nimmt  in  seiner  Finta  ammalata  Ge- 
legenheit, in  der  Schilderung  der  Ärzte  und  ihres  Treibens  den  veränderten 
Verhältnissen  Rechnung  zu  tragen,  während  er  sich  im  übrigen  in  diesem 
Lustspiel  recht  eng  an  Moli^res  Amour  midicin  angeschlossen  hat*). 
Auch  Goldoni  führt  den  idealen  Vertreter  der  ärztlichen  Kunst  ein,  den 
Dr.  Onesti,  der,  wie  Fulvidio,  den  Fall  sofort  klar  erkennt  und  dem- 
entsprechend ehrlich  handelt,  der  gegen  das  verkehrte  oder  betrügerische 


1)  S.  Akt  II,  Sz.  7.   Eug.  Voi  avete , .  .  uua  buona  salute.. .  dico  quel  che 
asseriacono  doiii  ed  esperti  medici. 

lY,  6;  Fulv.  (gleichfalls  zu  Alfooso)  I  voatri  pnmi  medici,  onesti  e  valenti, 
m'  Hanno  informato  di  tutto, 

2)  £.  Maddalena,    Fonti  Goldoniane,    La  Finta  ammalata^  im  Ateneo 
Veneto,  XVII  (1898),  277  ff. 


506  Fritz  Baumann 

Vorgehen  der  mitbehandelnden  Ärzte  protestiert;  sie  wie  Fulvidio  in 
impostori  und  ignoranti  einteilt;  nnd  wie  Nota  lässtessich  anchGoldoni 
angelegen  sein,  diesen  schlimmen  Ausnahmen  die  grosse  Anzahl  der 
tüchtigen  Ärzte  gegentiberzustelleD^  fttr  die  er  immer  die  grösste  Hoch- 
achtung gehabt  habe.  Das  versichert  er  ausführlich  in  seiner  Vorrede, 
und  weist  ähnlich  wie  Nota,  auf  seinen  Dottore  Onesti  hin,  den  Typus 
der  „medici  dotti^  onesti^  sinceri^  nemici,  nemicissitni  delPimposhira^^y 
Diesen  Onesti  lässt  er  am  Schlüsse  seines  Stückes  dem  Publikum  gegen- 
über noch  ausdrücklich  erklären:  che  vi  sono  degVimpostori^  edegPigno- 
ranti;  ma  che  setiza  paragone  imaggiare  il  numero  de'Medici  doUi,  sin- 
cerij  ed  onesti^). 

Wenn  man  auch  schon  annehmen  will;  dass  Nota  zu  dem  Gedankeui 
seiner  Satire  eine  weniger  scharfe  Form  zu  geben  durch  Erwähnung 
und  Einführung  guter  Ärzte,  nicht  erst  von  Goldoni  angeregt  wurde, 
sondern  seine  eigenen  Gründe  dafür  gehabt  haben  mag,  so  ist  diese 
bedeutsame  Neuerung  gegenüber  Moli&re  jedenfalls  nichts  Originelles 
mehr;  denn  auch  die  Mittel  seiner  Satire  sind  weder  nach  Form  nocb 
nach  Inhalt  neu,  sondern  bewegen  sich,  die  erwähnte  Abschwächung 
abgerechnet,  in  den  Bahnen  seiner  Vorgänger. 

Um  den  Kranken  und  die  ungeschickten  Ärzte,  welche  in  Ver- 
kennung der  Sachlage  an  dem  nur  eingebildeten  oder  YorgetänschteD 
Leiden  herumkurieren,  gruppiert  sich  das  Publikum,  die  einen  in  naiver 
Bewunderung  der  HeilkOnstler,  die  anderen  in  klarer  Erkenntnis  ihrer 
Mängel,  teils  sie  bekämpfend,  teils  Nutzen  daraus  ziehend.  In  diesen 
Rahmen  kleidet  auch  Nota  seine  Satire.  Auch  sie  richtet  sich  inhaltlieh 
zunächst  gegen  gewisse  Auswüchse  der  Medizin  im  allgemeinen.  Der 
scharfe  Spott  gegen  die  übermässige  Anwendung  von  Medikamenten 
ist  schon  aus  Moli^res  Lustspielen  und  Goldonis  Stück  bekannt.  Fnlvidio 
nicht  weniger  als  Eugenia  macht  seinen  Unmut  über  die  zahllosen  Pulver^ 
Salben  und  Tränkchen,  deren  sich  AI  fonso  bedient,  in  kräftigen  Worten  Luft. 

UAmm.  p,  imm.  (IV,  6)  Fulv.  ...  Equeste  polvet^i^  paste^  tavolette^ 
boccette^  spiriti . . .  ? 

Alf.  Tutte  cose  per  rinforzar  lo  stomaco^  per  confortare  il  capo. 
Entsetzt  über  die  Verordnungen  Crisalidis:  china^  Valeriana^  rabarbarc^ 
gomma  ammoniaco^  aasafetida,  ruft  Fulvidio  aus:  Vispedisce  una  intiera 
spezier ia  in  corpo.  Der  Ausruf  klingt  sehr  an  Rosauras  SkeptizismuB 
gegen  die  ärztlichen  Verordnungen  au:,^o  presa^  posso  dirCy  una  Spezi- 
eria  iniera  . . .  {La  finta  ammalata  I,/l2).  Schon  in  Moliferes  Midecin 
malgrS  lui  (II,  7)  findet  sich  ein  ähnyficher  Gedanke  von  Jacqueline 


1)  (lOldoni,  Commedie,  Venezia,  Pasquale,  1761.  Bd.  VI,  V  Autort  a  cht 
legge  p.  lOOf. 

2)  Ibid.  La  Finta  Ammalata,  Akt  III,  Sz.  19 


Alberto  Nota  507 

uasgesprocheD;  als  Spanarelle  ihr  seine  ärztliche  Hilfe  iu  drastischer 
Weise  anbietet:  ...  Mafiyjeme  moquede  ga,  et  je  ne  veux  point  faire 
de  mon  corps  une  boutique  d'apothicaire.  — 

Im  Übermass  angewendet  sind  aber  Heilmittel  nicht  bloss  nutzlos; 
sie  sind  direkt  schädlich.  Wer  sich  von  ihnen  fern  hält,  wird  alt. 
£rträg:t  sie  jemand  trotzdem  ohne  Nachteil,  so  beweist  er  damit  nur, 
dass  er  sich  einer  besonders  kräftigen  Konstitution  erfreut.  Bei  Nota 
wird  dieser  Gedanke  wiederholt  geäussert  von  Eugenia  {U,  7  UI,  8; 
Y,  9),  Fulyidio  (IV^  6)  und  dem  treuherzig  einf&ltigen  Diener  Bortolo 
(11^  1).  Auch  in  Goldonis  Lustspiel  kann  Dr.  Onesti  nicht  genug 
warnen  vor  dem  Missbranch  mit  Heilmitteln.  Non  gettate  danari  in 
Medicij  e  in  mediciney  rät  er  dem  Vater  Rosauras  (H,  9).  Er  ver- 
ordnet „acqua  pura^  per  non  imbarazzarle  lo  stomaco  con  inutili-medica- 
menii  (I,  4).  Quei  Medici  hanno  loro  (d.  i.  der  Kranken  und  ihrem 
Vater)  imbarazzata  la  testa:  Vapprensione  pud  far  ammalar  davvero  la 
figlia,  —  Freilich  verbindet  Goldoni  mit  dem  beständigen  Hinweis  auf 
jenen  Missstand  noch  eine  andere  Absicht.  Er  will  auf  das  betrügerische 
Einvernehmen  aufmerksam  machen,  das  zwischen  Ärzten  und  Apothekern 
besteht:  die  Ärzte  beziehen  ihre  Medikamente  von  diesem  oder  jenem 
Apotheker;  auch  verpflichten  sie  sich,  möglichst  viele  Medizinen  etc.  zu 
verordnen.  DafUr  werden  sie  von  den  erkenntlichen  Apothekern  dem 
Ärzte  suchenden  Publikum  angelegentlichst  empfohlen.  Daher  Agapitoe 
Abneigung  gegen  den  ehrlichen,  rücksichtslosen  Dr.  Onesti,  seine  Vorliebe 
ftbr  den  Schwindler  Buonatesta.  —  Solche  Zuständewaren  zu  Moliires 
Zeiten  bei  den  geordneten  Verhältnissen  der  medizinischen  Fakultät 
im  allgemeinen  noch  nicht  eingerissen  M.  Darum  suchte  man  aber  die 
Patienten  nicht  minder,  und  zwar  optima  fide,  mit  unheimlichen  Mengen 
und  Dosen  von  Heilmitteln  aller  Art  zu  kurieren.  Immer  und  immer 
wieder  eifert  Moli^re  mit  grimmigem  Spott  gegen  dieses  gemeingefähr- 
liche Gebahreu,  am  nachdrücklichsten  im  Malade  imaginaire.  Nur  ge- 
sunde Leute  können  eine  solche  Behandlung  ertragen,  wirklich  Kranke 
gehen  daran  zu  gründe.  —  Notas  Ansichten  in  diesem  Punkte  erinnern 
jedenfalls  weit  mehr  an  Moli^res  Satire  als  an  jene  GoldoniS;  der 
sich  hier,  wie  tlberhaupt  im  tendenziösen  Teil  seines  Lustspiels,  ziemlich 
grosse  Selbständigkeit  gewahrt  hat.  Wenn  Meliere  bei  keiner  Krankheit 
von  künstlichen  Eingriffen  wissen  will  und  einem  ruhigen  Gewähren- 
lassen der  Natur  entschieden  das  Wort  redet,  möchten  Goldoni  und 
Nota  die  Kunst  des  Arztes  nur  in  jenen  Fällen  missen,  wo  das  Leiden 
lediglich  in  der  Einbildung  existiert.  Molti  mali  provvengono  dairopinione, 
{La  finta  ammalafa  HI,  19)  meint  Onesti;  sie  seien  nicht  durch  Ärzte 
und  Heilmittel   zu  beseitigen,   sondern   durch  Gegensuggestion,   durch 

1)  M.  Raynand,  Les  medecuis  au  temps  de  Moliere,  Paris,  1863,  p.  325 ft'. 


508  FritE  Bjtamann 

ErMluDg  billiger  Wttnsche,  kurz  dnrch  eine  natttrliehe,  yernauftgemässe 
Methode  (I,  4;  II,  8,  14).  —  Nota  huldigt  den  gleichen  Anschanangen: 
Eogenia  nnd  Fulvidio  raten  dem  hypochondrischen  Aifonso,  die  Medizinen 
wegznwerfen,  die  Ärzte  fortzuschicken,  sich  aus  der  ganzen  sinn- 
betäubenden  Erankheitsatmosphäre  zu  reissen  und  einer  vernünftigen 
Lebensweise  zu  huldigen.  Auch  sie  suchen  durch  Erweekung  yon 
Oegenvorstellungen  gttnstig  auf  den  Kranken  einzuwirken  (11;  6,  7, 
II;  8;  rv,  6).  Doch  haben,  wie  gesagt,  gerade  bei  Nota  diese  Ansichten 
eine  weniger  generelle  Bedeutung;  als  bei  Moli^re;  yon  Goldoni  aber 
trennt  ihn  hier  der  Umstand;  dass  es  sich  bei  Bosaura  nicht  so  ganz 
um  ein  eingebildetes,  als  yorgetänschtes  Leiden  handelt,  wenn  auch 
schliesslich  der  brennende  Wunsch  Bosauras,  Onesti  zu  besitzen,  sowie 
die  sich  entgegenstellenden  Schwierigkeiten  sie  physisch  und  psychisch 
anormal  beeinflussen.  Alfonso  dagegen  ist  der  typische  Hypochonder, 
der  sich  wirklich  fttr  krank  hält,  ohne  aber  Genaues  über  Ursache  und 
Äusserungen  seines  Übels  augeben  zu  können. 

Ein  neues  Element  scheint  Nota  mit  dem  Widerstreit  der  modernen, 
noch  nicht  erprobten  medizinischen  Theorien  und  der  Yeranschaulichnng 
ihrer  schädlichen  Wirkungen  hereingebracht  zu  haben.  Die  beiden 
Ärzte  Crisalidi  und  Gastoreo  sind  Vertreter  zweier  entgegengesetzter 
Heilssysteme;  der  eine  findet  Alfonso  zu  schwach  und  verorduet 
„stimolanti^;  der  andere  behauptet,  der  Kranke  habe  zu  viel  Kraft  und 
Üppigkeit  und  yerschreibt  controstimolanti  (HI,  Iff.—Uf,  6  ff.).  —  Nota 
yerurteilt  in  seiner  Vorrede  wie  dnrch  den  Mund  Fulyidios  die  kritik- 
lose Anwendung  dieser  neuen  nnerprobten  Heilsyerfahren  und  weist 
auf  den  Schaden  hin,  den  sie  stiften  können.  —  Aber  durch  diese 
GegenVlberstellung  der  Systeme  am  Krankenlager  erzielt  Nota  eine 
Wirkung,  die  sich  schon  Mol i^re  und  Goldoni  zu  nutze  gemacht  haben: 
Unter  dem  Streit  der  Methoden,  unter  der  Uneinigkeit  der  behandeln- 
den Ärzte  hat  am  meisten  der  Patient  zu  leiden;  entweder  wird  er 
bald  hierhin,  bald  dorthin  gezerrt,  oder  in  der  Hitze  des  Streites 
kttmmert  sich  niemand  um  ihn;  die  Hauptsache  ist  den  Ärzten  dann 
nur  mehr  der  theoretische  Sieg.  Wer  erinnert  sich  nicht  mit  Ergötzen 
an  die  lebhaften  Auseinandersetzungen  der  Ärzte  in  Molitoes  Amour 
midecin  U,  3,  welche  den  Streit  zweier  ihrer  Kollegen  yon  der  Fakul- 
tät besprechen?  Monsieur  Tomte  berichtet  Ober  den  Fall,  es  habe  sich 
dabei  um  eine  schwerkranke  Person  gebandelt,  über  deren  Behandlung 
sich  diese  Ärzte  nicht  einigen  konnten.  Keiner  sei  yon  seiner  Ansicht  ab- 
gegangen und  inzwischen  sei  die  Kranke  gestorben.  —  Gleich  in  der  nächsten 
Szene  führen  uns  Tom  to  nnd  Desfonandr^s  einen  ähnlichen  Auftritt  lebendig 
yor  Augen.  Merkwürdigerweise  dreht  es  sich  im  Grunde  um  dieselben 
Methoden  wie  in  Alfonsos  Fitll.    Tom^s    meint,   ähnlich  wie  Castoreo 


Alberto  Nota  509 

bei  Alfonflo,  Lacinde  leide  an  za  grosser  Blutfttlle  und  wärme;  also 
müsse  man  sie  zu  Ader  lassen  —  Castoreos  „remedium  controstimulans.'' 
Desfonandrös  dagegen  glanbt,  ein  Reiz-  und  Brechmittel  sei  viel 
eher  am  Platze,  und  so  verordnet  er  „de  r^niätiqne".  Darüber  ent- 
brennt nun  ein  erbittertem^  Streit,  der  mit  der  Drohung  eines  jeden  an 
den  armen  Sganarelie  endigt,  seine  Tochter  müsse  sterben,  wenn  nicht 
sogleich  sein  Mittel  angewandt  werde.  Der  geängstigte  Vater  weiss 
nicht,  woran  er  ist  und  wendet  sich  in  seiner  Not  an  Quacksalber,  an 
neue  Ärzte  — ^^  Auch  im  Malade  imaginaire  verspottet  Moliöre  die  Un- 
einigkeit der  Ärzte  in  der  Krankenbehandlung:  Diafoirus  senior  stellt 
eine  ganz  andere  Diagnose  als  Purgon.  Toinette  als  Arzt  desavouiert 
alle  Vorgänger.  —  Immerhin  wird  zu  Moli6res  Zeiten  unter  den  Ärzten 
der  Fakultitl  offene  Zwietracht  im  Interesse  des  Ansehens  der  Korpo- 
ration möglichst  vermieden  —  die  freie  Konkurrenz,  mit  ein  Haupt- 
grund solcher  Streitigkeiten,  bestand  ja  noch  nicht. 

Goldoni  hält  sich  ziemlich  eng  an  Moliöres  Amour  tnidecin. 

Auch  hier  findet  sich  die  Massenkonsultation;  die  abweichenden 
Ansichten  Buonatestas  und  des  blutdürstigen  Chirurgen  Tarquinio 
führen  auch  hier  zu  keinem  Resultat;  (III,  14,  Streit  zwischen  Buona- 
testa  und  Tarquinio.  Lelio:  E  intanio  VammiUfUa  non  si  tnedica.) 
Pantalone  weiss  nicht,  woran  er  sich  halten  soll  und  Onestis  An- 
sicht findet  sich  bestätigt:  i  consulti  sono  spesse  volte  la  ravina  degli 
ammcUati.  La  tnoUudine  dei  Medici  produce  della  confusione.  0  sano 
tutti  cTaccordo,  ed  i  superfluo  il  moltipUcarli^  o  sono  discordi  e  Farn- 
malato  si  fa  morire  piü  presto  (II,  9). 

Wenn  Nota  in  der  Ausftihrung  dieses  Gedankens  zunächst  auf  die 
zu  seiner  Zeit  herrschenden  Zwistigkeiten  in  medizinischen  Kreisen 
Bezug  nahm,  so  konnte  er  sich  doch  auch  nicht  dem  Einfluss  und  Vor- 
gang Moliferes  entziehen,  an  den  sich  seinerseits  Goldoni  angeschlossen 
hat.  Jedenfalls  hat  er  im  Prinzip  auch  hier  nichts  wesentlich  Neues 
gebracht. 

Neben  Notas  Stellang  zur  Heilkunde  im  allgemeinen  kommen  vor 
allem  seine  Ansichten  über  die  Ärzte  in  Betracht  Schon  zu  Eingang 
dieses  Teiles  der  Untersuchung^)  wurde  auf  diebedeutende  Abschwächung 
hingewiesen,  die  sich  stufenweise  von  Moliöre  bis  Nota  geltend  macht. 
Die  Ärzte,  sagt  Mol i^re,  wissen  alle  miteinander  nichts.  Doch  müsse 
man  unterscheiden :  lly  ena  parmi  eux  gut  sont  eux-tnemes  dans  Perreur 
populaire,  dont  ils  prqfitent,  et  d^atdres  qui  en  profitent  sansyitre  {Mal. 
imag.  HI,  3).  Purgon  gehört  zu  den  ersteren,  die  Ärzte  im  Amour 
midecin  zu  letzterer  Gattung.  Goldoni  teilt  die  Ärzte  in  gute  und 
schlechte  ein,  die  letzteren  wiederum  in  impostori  und  ignoranti  (HI,  19). 

1)  p.  504f. 


510  Frit«  Banmann 

//  Dottor  Buonatesta  e  il  Dottor  Merline  Malfatti  —  un  Impostore  e  un 
Ignorante  (H,  9).  —  Ihnen  steht  Onesti  als  Vertreter  der  gewissen- 
haften Ärzte  gegenüber.  Wir  haben  gesehen,  dass  Nota  noch  vor- 
sichtiger  ist  als  Goldoni  nnd  jede  Gelegenheit  wahrnimmt,  von  tttchtigen 
und  ehrlichen  Ärzten  zu  sprechen,  als  deren  Master  und  Vorbild  er  den 
Dr.  FnlvidiO;  einen  zweiten  Onesti,  einführt;  die  schlechten  Ärzte,  die 
er  als  Ausnahme  bezeichnet,  teilt  er  wie  Goldoni  ein  in  medici  im- 
poBtori  od  iynoranti  (IV,  2).  Darunter  sind  vor  allem  Crisalidi  und 
Gastoreo  zu  verstehen. 

Ob  es  sich  aber  um  Betrüger  oder  um  Hohlköpfe  handelt,  bei 
beiden  ist  der  Berufszweck  in  erster  Linie  Gelderwerb,  nicht  Menschen- 
liebe und  Mitleid.  Am  unverhohlensten  und  brutalsten  äussert  sich  in 
diesem  Sinne  M.  Fi  1er in  im  Amour  midecin  III,  1,  da  er  auf  die 
Notwendigkeit  des  Zusammenhalts  unter  den  Ärzten  hinweist.  Er 
spricht  von  la  forfanterie  de  notre  ort  ,  .  ,  fai  dejä  itabli  mes  petites 
affaires  .  .  .  ceux  qui  sont  tnorts  sant  morts  ,  .  ,  ne  desabusona  point 
les  hommes  avec  nos  cabales  extravagantes^  et  pro/itons  de  leurs  sottises 
le  plus  doucement  que  noas  pourrons  .  .  .  le  plus  grand  foible  des  hom- 
mes, c'est  ramour  qu'ils  ont  pour  la  vie;  et  nous  en  jyrofitons  nous  au- 
tres  .  .  .  und  als  praktische  Anwendung  dieser  Grundsätze  lassen  sich 
die  Ärzte  im  voraus  von  Sganarelle  fttr  ihre  Konsultation  schwer  be- 
zahlen. Argan  ist  für  Purgon  und  den  Apotheker  Fleurant  y^une  b(mne 
vache  ä  lait^  (Toinette  im  Malade  imaginaire  I,  2).  B^ralde  ver- 
sichert, „imposteurs^  und  „ignorants"  suchen  in  gleicher  Weise  Nutzen 
aus  dem  Irrtum  zu  ziehen,  indem  sich  das  Publikum  hinsichtlich  des 
Wertes  der  Heilkunst  belSndet.  Die  Ärzte,  welche  die  Finta  ammakda 
behandeln,  sind  nicht  weniger  geldgierig.  Buonatesta  besucht  nur 
vornehme,  reiche  Patienten,  von  denen  er  für  die  Viertelstunde  eine 
Zechine  erhält.  Agli  uomini  di  questa  iorte  si  pagano  le  parole 
un  tanto  Vuna,  raunt  Agapito  dem  erstaunten  Pantalone  zu  (I,  8). 
Buonatesta  erkundigt  sich  beim  Apotheker,  ob  Pantalone  auch  zahlungs- 
fähig sei  (I,  9).  —  Er  wie  seine  Kollegen  lassen  sich  ihre  nutzlosen, 
einfältigen  Ratschläge  von  Pantalone  teuer  honorieren  (II,  12,  13). 

Auch  im  Ammalato  per  immaginazione  bekunden  die  schlechten 
Ärzte  eine  niedrige,  feile  Gesinnung.  Sie  lassen  sich  von  Aspasia^ 
welche  sie  für  ihre  Pläne  gewinnen  will,  Handgeld  geben  und  ver- 
fahren nach  Wunsch  (IV,  7,  6),  wiewohl  sie  feierlich  versichern,  die 
reine  Menschenliebe,  die  Gebote  der  Freundschaft  führten  sie  zu  einem 
Kranken,  der  schon  soviele  andere  Ärzte,  darunter  persönliche  Gegner, 
zu  Rat  gezogen  habe,  bevor  er  sie  habe  rufen  lassen.  —  Nicht  Edel- 
mut —  Hoffnung  auf  Gewinn  ist  es,  der  sie  ihren  aus  Konkurrenzneid 
entspringenden  Hass  tiberwinden  lässt     Dieser  Brotneid  fmdet  sich  bei 


Alberto  NoU  511 

Goldoni  and  Nota  viel  stärker  heryorgehoben  als  in  Moliferes  hierher- 
gehörtgen  Lnstspielen.  Das  ist  auch  leicht  erklärlich.  Zu  Moliires  Zeiten 
umschlang  die  Ärzte  noch  ein  gemeinsames  Band,  die  Zugehörigkeit  zur 
Fakultät;  sie  besassen  Korpsgeist.  Die  Medizin  war  eine  Art  Geheimkunst; 
die  Ton  allen  gleich  ängstlich  gehtttet  wurde,  von  der  auch  alle  ingleicher 
Weise  prolStierten  und  die  ihren  Mann  nährte.  Sollte  der  Gewinn  fUr 
alle  wie  flir  den  einzelnen  nicht  geschmälert  und  gefährdet  werden, 
durfte  man  niemand  hinter  die  Eoulissen  gucken  lassen  und  von  den 
Satzungen  nicht  abweichen.  Konkurrenzneid  aber  und  gegenseitige  Be- 
fehdung würde  das  ganze  Gebäude  mit  seinen  Segnungen  fttr  die 
Jttnger  Äskulaps  ins  Wanken  bringen.  Die  Rivalität  der  Pariser 
Fakultät  mit  jener  von  Montpellier  sowie  die  Anfeindung  der  freien, 
nicht  dem  Fakultätsrerband  angehörigen  Ärzte  entsprang  wohl  nicht 
so  sehr  dem  Brotneid  als  vielmehr  dem  Ehrgeiz  und  der  eifersüchtigen 
Wahrung  der  „allein  richtigen^  Tradition.  Mit  Goldoni  befinden  wir 
uns  in  einem  anderen  Land,  in  einer  anderen  Zeit.  Ein  Grund  zur 
Zurückhaltung  für  den  einzeben  Arzt  besteht  nicht  mehr.  Der  Kampf 
um  die  Existenz  hat  auch  hier  mit  aller  Schärfe  eingesetzt.  Der 
Glaube  an  die  ärztliche  Kunst  ist  schon  bedeutend  erschüttert.  Nur 
die  menschliche  Schwachheit  treibt  die  Kranken  immer  wieder  in  ihre 
Arme  {Lafinta  atnmalaia  ü,  2).  So  gilt  es  denn,  sich  gegenseitig  in 
der  Gunst  des  Publikums  den  Rang  abzulaufen.  Aus  diesem  erbitterten 
Kampf  entspringt  der  Haes  der  weniger  Glücklichen  gegen  die  Ge- 
schickten und  Bevorzugten,  der  sich  in  Verleumdung  und  Ehrabschneidung, 
in  der  üerabminderung  ihrer  Verdienste,  der  Missbilligung  ihrer  Vor- 
schriften zeigt.  —  Wie  ein  Nachhall  aus  den  Zeiten  Moli^res  mutet  die 
Feindschaft  zwischen  Apothekern  und  Chirurgen  an,  und  die  Missgunst, 
mit  der  letztere  auf  die  internen  Mediziner  blicken.  Nur  war  im 
17.  Jahrhundert  in  Frankreich  der  Wirkungskreis  dieser  verschiedenen 
medizinischen  Zweige  fest  umgrenzt  und  abgestuft,  ihr  Ineinandergreifen 
durch  strenge  Vorschriften  geregelt.  —  Mit  den  Agapitos,  Tarquinios, 
Malfattis  etc.  sind  wir  in  den  Zeiten  schrankenloser  Konkurrenz,  und 
ihre  Zwistigkeiten  gewinnen  hierdurch  eine  andere  Bedeutung  (I,  2; 
n,  2,  4;  ni,  14).  —  Am  grimmigsten  ist  die  Feindschaft  zwischen  den 
weniger  angesehenen  Ärzten  und  ihren  glücklicheren  Konkurrenten; 
hier  zwischen  Merlino  Malfatti  und  Buonatesta.  Die  letzteren  sehen 
auf  ihre  Kollegen  mit  verächtlichem  Lächeln  herab.  Buonatesta  1,8 
(zu  Pantalone)  1  Medici  non  conoscono  il  male  della  figlia  di  questo 
Signare:  povera  Medicina!  Lo  canoscerd  io.  —  Von  Dr.  Onesti  spricht 
er  mit  einem  Gemisch  von  Mitleid  und  Verachtung.  —  Die  unbedeuten- 
den Ärzte  dagegen  suchen  die  in  der  Gunst  des  Publikums  stehenden 
durch  direkte  Angriffe,   üble  Nachreden    in   der   allgemeinen  Achtung 


512  Fritz  Baumann 

herubzDsetzen.  Non  sono  io  di  quelli^  so  äussert  sich  Merlino  dem 
Pantalone  gegenttber,  che  facciano  maneggi  per  ottenere  delle  Cure,  e 
che  entrino,  come  si  suol  dire^  per  forza  nelle  case.  Jo  nan  fo  negozj 
con  gli  Speziali  per  essere  introdotto,  Fo  onestamente  la  pro/essime 
mia^  vado  ove  son  chiamato  u.  s.  w.^  nnd  es  folgt  ein  Lobeshymiius  auf 
die  eigene  Tüchtigkeit. 

Nnr  dann  gehen  sie  zusammen;  wenn  ftir  alle  gleicher  Nutzen  zn 
erwarten  ist,  oder  wenn  es  sich  handelt,  die  Medizin  vor  den  Eingriffen 
Unberufener  zn  schützen:  Tutte  ciarlatanerie,  TuUo  quelle,  che  nm 
viene  ordincUo  dal  Medice^  i  vdeno  (Bnonatesta;  über  Lelios  eng- 
lische Tropfen  III,  12),  ein  Ausspruch,  der  im  Munde  der  Ärzte  Moliöres 
immer  und  immer  wiederkehrt.  — 

Noch  schärfer  tritt  das  feindliche  Verhältnis  mancher  Ärzte  im 
Ammalato  per  immaginazione  hervor.  Crisalidi  beklagt  Rieh  bitter, 
dass  man  ihn  bei  so  lang  andauernder  Krankheit  von  allen  Ärzten  za* 
letzt  gerufen  habe,  jetzt  müsse  er  die  Ungeschicklichkeiten  anderer 
wieder  gut  machen,  denn  seine  Vorgänger  in  der  Behandlung  AIfonso8 
seien  grösstenteils  Ignoranten  (III,  1,  3).  Beim  Verlassen  des  Hauses 
begegnet  er  den  Dr.  Castoreo,  seinen  Konkurrenten  und  wissenschaft- 
lichen Gegner.  Si  sono  incontrati  con  occhio  bieco,  e  salutati  bruscamente 
(III,  5).  Castoreo  macht  gleichfalls  Schwierigkeiten,  den  Patienten 
in  Behandlung  zu  nehmen,  da  er  Crisalidi  aus  dem  Hause  kommen 
sieht.  Jo  rispetto  iutti;  ma  detesto  le  sue  pemiciose  teoriche.  Quai  a 
luiy  se  potessero  esclamare  tutti  quelli  che  ha  spediti  alPaltro  mondo 
colla  8ua  mala  appUcazione  della  dottrina  Brownianal  (HI,  6)  .  .  . 
Also  dieselben  Vorwürfe,  die  sich  Tom^s  und  Desfonandr^s  im  Amour 
medecin  U,  4  machen,  dieselbe  scheele  Missgunst,  welche  Malfatti 
gegenüber  Buonatesta  an  den  Tag  legt.  Mi  basta  la  sola  ispezioM 
Io  .  .  .  non  ho  praticanti^  non  ha  allievi,  non  fo  Pimpostore^  tem- 
pirico  ...  Bei  Einsicht  der  Rezepte  Crisalidis  ruft  er  entrüstet  aus: 
Oh  iniquitäy  oh  carneßcinaj  oh  strage  degli  uominil  .  .  .  Una  sola  di 
simili  ordinazioni  basta  a  mandarlo  alValtro  mondo  (III,  6).  Es  ist 
dasselbe  Verhältnis  wie  bei  den  Ärzten  der  finta  ammalata.  Keiner 
billigt  die  Vorschriften  des  anderen,  jeder  hat  das  Monopol  der  allein 
richtigen  Heilmethode.  Nur  ist  dort  das  Gebiet  des  Einzelnen  noch 
abgegrenzter,  die  Abstufung  der  yerschiedenen  Gebiete  schärfer  durch- 
geführt. Vieles  erinnert  noch  an  die  Zeiten  Moliferes;  so  wenn  Merlino 
Malfatti  und  Tarquinio  sich  etwas  in  die  Hände  arbeiten,  der  eine  die 
Verordnungen  des  anderen  ausführt  (H,  2).  Freilich  ist  der  Erfolg  oft 
ein  negativer,  und  die  Einigkeit  von  kurzer  Dauer  (HI,  4  Schluss);  immer- 
hin aber  nähert  man  jener  Szene  unwillkürlich  den  Versöhnnngspakt, 
den  Tom&s  und  Desfonandr6s  im  Amour  midecin  schliessen:  Lässt  dn 


Alberto  Nota  513 

mich  meio  Mittel  im  vorliegendeD  Fall  unwendeii;  so  lasse  ich  dich 
beim  nächsten  Patienten  nach  Belieben  schalten  (III;  1).  Und  um- 
gekehrt iSndet  sich,  abgesehen  von  diesem  Streit  im  Amonr  mädicin, 
ein  Fall,  in  dem  jene  Geringschätzung  der  Mitärzte  mit  der  Verherr- 
lichung der  eigenen  Verdienste  gepaart  ist:  Toinette  als  berühmter, 
reisender  Arzt  mit  seiner  radikalen  Verurteilung  der  Diagnose  und 
Therapeutik  Purgons,  dem  ignorantus^  ignoranta,  ignorantum  {Malade 
imaginaire  Uly  10).  Wiewohl  es  sich  dabei  nur  um  einen  frechen 
Muomienscbanz  handelt,  so  entbehrt  die  Szene  jedenfalls  nicht  eines 
reellen  historischen  Hintergrundes  und  Moli^re  verfolgt  hier  so  gut  einen 
satirischen  Zweck  vne  mit  einem  Mödicin  volaut  oder  Mädicin  malgrä  lui. 
Die  letzterwähnte  Eigentümlichkeit  so  mancher  Ärzte,  ihr  Verdienst 
ins  gehörige  Licht  zu  rücken  und  sich  durch  allerlei  Mätzchen  beim 
Publikum  in  Achtung  zu  setzen,  hat  Nota  besonders  betont.  Fasst  man 
seine  Einzelbeobachtnngen  in  dieser  Hinsicht  zusammen,  so  ergibt  sich 
bei  ihm  für  diese  Sorte  von  Ärzten  (z.  B.  Gastoreo  und  Grisalidi) 
folgendes  Charakterbild.  Zunächst  darf  der  „berühmte^  Arzt  sich  nicht 
wegwerfen;  er  darf  nicht  gleich  jedermann  bereitwillig  seine  Dienste 
anbieten,  sondern  muss  sich  kostbar  machen,  seine  Hilfe  an  Bedingungen 
knüpfen  oder  nur  unter  bestimmten  Voiwänden,  etwa  der  besonderen 
Freundschaft  oder  allgemeinen  Menschenliebe,  zusichern.  Das  Auf- 
treten beim  Krankenbesuch  ist  sicher  und  entschieden.  Mit  wichtiger 
Kennermiene  und  rascher  Sicherheit  wird  eine  „unfehlbare"  Diag- 
nose gestellt.  Die  Krankheit  wird  als  recht  bedenklich  bezeichnet 
denn  dann  erstrahlt  die  Geschicklichkeit  dessen,  der  sie  so  rasch 
erkennt  und  heilt,  in  um  so  hellerem  Lichte.  Besondere  Wirkung 
erzielt  der  Arzt,  wenn  er  möglichst  viel  lateinisch  spricht,  die 
Rezepte  in  dieser  Sprache  verfasst  und  die  Krankheit  immer  bei  dem 
gelehrten,  beängstigend  klingenden  lateinischen  oder  griechischen  Namen 
nennt.  Erhöht  wird  der  Eindruck  der  Gelehrsamkeit  noch,  wenn  man 
medizinische  Theorien  erläutert,  sich  auf  Autoritäten  beruft  oder  gar 
Schüler  in  die  Krankenstube  mitbringt,  um  ihnen  ein  medizinisches 
Praktikum  zu  lesen.  Durch  Einwände  des  Kranken,  durch  unerwarteten 
Verlauf  der  Krankheit  lässt  sich  der  Arzt  nicht  irre  machen  —  er  hat 
immer  eine  Erklärung  bereit;  er  hat  immer  Recht,  der  Kranke  und 
sein  Leiden  immer  Unrecht.  —  Natürlich  wird  der  Patient  durch  ein 
solches  Verfahren  erst  recht  geängstigt  und  eingeschüchtert  —  und  das 
soll  er  auch;  denn  dann  ist  er  nur  um  so  mehr  in  die  Hände  des 
Arztes  gegeben.  Wehe  aber  dem  Zweifler  oder  gar  dem  Widersetz- 
lichen! Schon  im  Keime  müssen  alle  derartigen  Anwandlungen  erstickt 
werden:  der  Kranke  wird  eingeschüchtert  durch  furchtbare  Drohungen, 
der  Gesunde  durch  Grobheit  zum  Schweigen  gebracht. 

Romaniscbfl  Foncbangen  XXV.  33 


514  Frits  Baamatm 

So  geschickt  auch  die  Zttge  dieses  Bildes  vom  Dichter  znsammen- 
gestellt  und  in  seiDem  Lnstspiel  yerwertet  sind,  Anspruch  auf  Neuheit 
kann  er  damit  nicht  erheben.  Schon  Moli6re  und  Goldoni  haben  den 
eitlen,  unwissenden  Arzt,  der  mehr  auf  die  Erhaltung  seines  Ansehens 
und  seinen  Vorteil  bedacht  ist  als  auf  das  Wohl  des  Kranken,  im  Ver- 
kehr mit  seinen  Patienten  ein  ähnliches,  zum  Teil  sogar  dasselbe  Ver- 
fahren einschlagen  lassen  wie  Nota.  Niemand  bringt  die  allgemeinen 
Verhaltungsmassregeln  gegenttber  dem  Publikum  besser  zum  Ausdruck 
als  Filerin  im  Amour  midecin  U,  1  in  seiner  Mahnung  zur  Einigkeit: 
Puisque  le  ciel  nous  faxt  la  gräce  que,  deptüs  tant  de  siicles  on  demeure 
infatui  de  nous,  ne  desabttsons  point  les  hommes  avec  nos  cabales  extra- 
vagantes, et  proßtons  de  leur  sottiaes  le  plus  doucement  que  nous  pour- 
rons  und  ,  .  .  le  plus  grand  foible  des  hommes,  c'est  Famour  qu'üs  ont 
pour  la  vie;  et  nous  en  profitons,  nous  autres,  par  notre  pompeux  galU 
matias,  et  savons  prendre  nos  avantages  de  cette  vineration  que  la  peur 
de  mourir  leur  donne  pour  notre  mitier.  Conservons  nous  donc  dans  U 
degrS  d^estime  oü  leur  faiblesse  nous  a  miSj  et  soyons  de  concert  auprh 
des  malades,  pour  nous  attribuer  les  heureux  succis  de  la  maladie  et 
rejeter  sur  la  nature  toutes  les  bioues  de  notre  art.  —  Das  selbst- 
bewnsste  Auftreten  der  Ärzte  Moli^res,  das  eher  etwas  Würdiges  und 
Bedächtiges;  denn  Gebieterisches  oder  Aufdringliches  an  sich  hat,  leitet 
sich  demnach  freilich  aus  einem  entgegengesetzten  Prinzip  ab  als  dem, 
welchem  Notas  Ärzte  unterworfen  sind:  dort  ruhige  Sicherheit  im  er- 
hebenden Bewusstsein  der  Zugehörigkeit  zur  einigen,  unfehlbaren 
Fakultät;  hier  erbitterter  Konkurrenzkampf.  So  ganz  lückenlos  ist  ja 
allerdings  die  Geschlossenheit  der  Ärzte  zu  Moliferes  Zeiten  auch  nicht, 
wie  wir  oben  sahen;  doch  dürften  hier  bei  der  Yergleichung  eher  die 
Zustände  in  Betracht  kommen,  wie  sie  Goldoni  in  seiner  Finta  amma- 
lata  schilderte,  denn  damals  waren  die  Ärzte  schon  ganz  auf  sich 
selbst  angewiesen  und  gezwungen,  soviel  aus  sich  zu  machen,  als  sie 
konnten. 

Bnonatesta  und  Merlino  Malfatti  bemühen  sich,  dem  Hilfe  suchen- 
den Pantalone  in  jeder  Weise  zu  imponieren;  (1,8  bezw.  11,4)  ersterer 
jedoch,  ohne  sich  ihm  gegenüber  das  Geringste  zu  vergeben;  im  Gegen- 
teil: auf  Pantalones  Bitte,  doch  nach  seiner  Tochter  zu  sehen,  meint 
Buonatesta  wichtigtuend:  Ora  non  posso.  Ho  troppe  visite.  —  Und 
zum  Beweis  zieht  er  auf  Pantalones  weiteres  Drängen  sein  Taschen- 
buch und  zählt  alle  die  vornehmen  Patienten  auf,  die  er  an  jenem 
Tag  noch  besuchen  muss;  er  lässt  dabei  auch  einfliessen,  wie  lange 
er  überall  bleibt  und  was  er  dafür  bekommt.  Natürlich  erscheinen 
nun  dem  Pantalone  die  Dienste  eines  so  berühmten  Arztes  besonders 
wertvoll,  und  er  wird  nicht   hinter  jenen  vornehmen  Kunden   zurück- 


Alberto  Nota  515 

bleiben  wollen.  —  Diesen  Zug  scheint  Nota  nachgeahmt  zu  haben. 
Doktor  Crisalidi  wird  eingeladen,  Alfonso  zu  besuchen.  Non  vorrei 
che  mi  facesse  aspetiare  .  .  .  Ho  ancara  quattro  comultij  e  trenta  visite. 
—  Auch  er  sorgt  dafür,  dass  man  um  seine  angeblich  yornehme  und 
bedeutende  Praxis  weiss.  Er  verschreibt  dem  Kranken  verschiedene 
Mittel;  vom  einen  le  sollte  dost  che  ho  preacritte  alla  marchesa  Corucci; 
das  andere  cofne  ho  prescritti  al  presidente  Delvuoto;  vom  dritten  end- 
lich le  solite  dost  ordinale  a  madama  Oziosi.  {IJamm.  p.  im.  III,  1,  3). 
Aach  die  erwähnte  Promptheit  im  Feststellen  einer  Krankheit  ist 
schon  den  Ärzten  Moli6res  und  Goldonis  eigen.  Mit  einer  Bestimmt- 
heit, die  keinen  Widersprach  zalässt,  sagt  Pargon  seinem  Patienten 
alle  Phasen  seiner  Krankheit  voraas,  die  er  darchzomachen  hat,  wenn 
er  sich  seiner  Behandlang  entzieht.  Baonatesta  zählt  dem  erstaunten 
Pantalone  alle  Krankheitssymptome  Kosaaras  auf.  Aber  er  beruhigt 
ihn  keineswegs  mit  der  Versicherung,  es  handle  sich  hier  nur  um 
Hypochondrie,  sondern  mit  Hilfe  einiger  sehr  gelehrt  klingender 
lateinischer  Brocken  weiss  er  in  Pantalone  den  Glauben  zu  erwecken, 
dass  die  Krankheit  seiner  Tochter  sehr  seltsam  und  die  Kunst  des 
Arztes  sehr  gross  sein  muss^  der  sie  gleich  erkennt.  Se  mia  fia  non 
tariase  sta  volta^  non  la  varisse  mai  piü.  {Finl,  amm.  1,  8.)  —  Das 
viele  lateinisch  Sprechen  der  Ärzte  war  von  jeher  eine  Hauptziel- 
scheibe ftlr  den  Spott  der  Laien.  Moli^re  selbst  benutzt  jede  Gelegen- 
heit, über  das  Küchenlatein,  den  medizinischen  Jargon  der  Ärzte 
seinen  Hohn  auszugiessen:  Us  savent  la  plupart  de  fort  helles  huma- 
nitSs,  savent  parier  en  beau  latin,  savent  nommer  en  grec  totäes  les 
maladies,  les  difinir  et  les  diviser  .  .  .  toute  Vexcellence  de  leur  art 
consiete  en  un  pompeux  galimaiiaSy  en  un  spMeux  babil  qui  vous  donne 
des  mots  pour  des  raisons,  et  des  promesses  pour  des  effets  (Bora! de 
im  Malade  imag.  HI,  3).  Diese  Behauptung  findet  sich  in  seinen 
Werken  durch  zahlreiche  praktische  Beispiele  illustriert.  Was  über 
damals  noch  allgemeiner  Zunftgebrauch  und  mit  dem  Wesen  des  Arztes 
unzertrennlich  verbunden  war  %  wurde  später  immer  mehr  ein  bewusst 
angewandtes,  wirksames  Mittel  des  Einzelnen,  dem  Laien  heilige  Scheu 
einzaflössen  oder  seine  Unwissenheit,  mitunter  auch  den  wahren  Sach- 
verhalt eines  Falles  dem  Publikum  gegenüber  za  verschleiern.  So 
erscheint  es  schon  in  Buonatestas  Munde  bei  Goldoni  {Pinta  ammalata 
I,  8;  n,  11;  III,  13  ff.)  und  in  diesem  Sinne  glaubt  auch  Nota  des  be- 
kannten Charakterisierungsmittels  nicht  entbehren  zu  können  {AmmaL 
per  immag,  IH,  3,  6).  — 

1)  Vgl.  Baynands  Ausftthrangen  in  Les  Midecins  au  temps  de  MoUere, 
die  teilweise  belDespois  etMesnard,  (Euvrea  de  MoUhre  IX,  397  Anm.  2 
wiedergegeben  sind. 

33* 


516  Fritz  Baumann 

Auch  andere  Symptome  dünkelhafter  Scheingelehrsamkeit;  welche 
Nota  den  Ärzten  seines  Ammalato  verleiht,  waren  schon  Moliöre  und 
Goldoni  bekannt  und  wurden  von  ihnen  benutzt.  Wie  die  Ärzte  der 
Moli^reschen  Lustspiele  ihren  Äusserungen  besonderes  Gewicht  zu  ver- 
leihen glaubten  durch  beständige  Berufung  auf  Fachautoritäten  wie 
Galienus,  Hippokrates  u.  s.  w.  und  kein  Jota  von  den  Yorachriften 
dieser  Zunftheiligen  abgehen  wollten,  so  scheinen  auch  für  Buonatesta 
die  Griechen^  speziell  Hippokrates  noch  massgebend  zu  sein  oder  seinen 
Zwecken  zu  dienen  {Finta  ammal.  U,  11,  12;  111,  16);  Crisalidi  und 
Gastoreo  ihrerseits  zitieren  neben  den  antiken  Koryphäen  ihrer  Kunst 
auch  neuere  Grössen  {Ammal,  per  immag,  III,  3,  6). 

Für  langatmige  Erläuterungen  von  Heilmethoden,  verworrene  oder 
verständnislose  Erklärungen  fachwissenschaftlicher  Theorien,  wie  sie 
bei  Nota  beide  Ärzte  zu  geben  suchen  (III,  3  bezw.  III,  7),  lassen  sieb 
wiederum  bei  den  obengenannten  Autoren  Beispiele  finden;  so  bei  Goldoni 
die  ausführliche  Besprechung  von  Kosauras  Leiden  in  A^r  Finta  ammalaJta 
(II,  11),  wo  die  betreffende  Stelle  zwar  in  den  Mund  des  sonst  so  ver- 
ständigen und  bescheidenen  Dr.  Onesti  gelegt,  in  ihrem  weitschweifigen; 
geschraubten  und  mit  Fachausdrücken  gespickten  Stil  aber  zweifellofl 
satirisch  gemeint  ist.  Aus  Moli^res  Lustspielen  sei  an  die  AnseiD- 
andersetzungen  der  Ärzte  Macroton  undBahis  \m  Amour  medecin  (n,5) 
erinnert  oder  an  die  drastischen  Erklärungen  Sganarelles  im  MMecin 
malgrS  lui  (II,  6);  namentlich  aber  an  die  hochergötzliche,  burleske 
Szene  zwischen  den  Ärzten  des  Herrn  v.  Pourceaugnac  und  ihrem  ver- 
meintlich verrückten  Patienten  {Mens,  de  Pourceaugnac  I,  11). 

Der  Einführung  von  Schülern  ins  Krankenzimmer,  wie  sie  im  Am- 
mal. per  immag.  durch  Crisalidi  stattfindet  (III,  3),  geht  nichts  Ähn- 
liches in  Moli^res  und  Goldonis  Lustspielen  voraus;  denn  die  Prüfung, 
welcher  der  junge  Diafoirus  von  seinem  Vater  im  Malade  imaginaire 
im  Beisein  Arguns  unterworfen  wird,  ist  durch  die  besonderen  Um- 
stände der  dortigen  Situation  veranlasst.  Allerdings  berichtet  Raynaud, 
dass  auch  zu  Moli^res  Zeiten  die  neugeprüften  Medizinstudierenden 
(bacheliers)  die  „docteurs^  auf  ihren  Krankenbesuchen  begleiteten  und 
bei  Konsultationen  die  Verordnungen  nach  dem  Diktat  der  Ärzte  nieder- 
schrieben M,  ganz  wie  dies  im  Ammal.  per  immag.  III,  3  der  Fall  ist. 
Vermutlich  herrschte  aber  diese  Gepflogenheit  auch  zu  Notas  Zeit,  und 
er  mag  wohl  bestimmte  Fälle  seiner  eigenen  Umgebung  im  Auge  ge- 
habt haben. 

Schliesslich  ist  auch  jene  Hartnäckigkeit  der  Ärzte  Alfonsos,  auf 
einer  einmal  gefassten  Meinung  stehen  zu  bleiben  und  sich  weder  durch 
Einspruch  des  Kranken  noch  durch  tatsächliche  Beweise  vom  Gegen- 

1)  Raynaud,  1.  c.  p.  103. 


Alberto  Note  517 

teil  davon  abbringen  zu  lassen^);  ^ie  ein  Nachhall  einiger  etwas  derber 
aufgetragener  Fälle  bei  Moli^re  oder  Goldoni,  wo  die  Ärzte  eine 
gleiche  Sinnesart  bekunden;  z.  B.  eben  jener  Auftritt  zwischen  Argan 
und  den  beiden  Diafoirus,  wobei  der  ältere  Diafoirus  seine  Diagnose 
als  nahezu  identisch  mit  Pargons  völlig  entgegengesetzten  Ansichten 
und  Vorschriften  hinzustellen  versteht  {Mal-  Imag,  II,  6).  —  Monsieur 
Tomös  im  Atnour  midecin  (II,  2)  findet  es  unglaublich;  weil  wider 
alle  Regeln  der  Kunst,  dass  der  Kutscher,  dessen  Schicksal  sich  nach 
Hippokrates  erst  zwei  bis  drei  Wochen  nach  Beginn  der  Krankheit 
entscheiden  sollte,  schon  nach  sechstägiger  Behandlung  gestorben  ist. 
Buonatesta  lässt  sich  nicht  verblUfien,  als  Rosaura^  welche  einige  Zeit 
lang  Stunmiheit  simuliert  hatte,  dem  eilig  herbeigeholten  Dr.  Onesti 
gegenüber  ihre  Sprache  wiederfiudet.  Cessato  il  parommo  si  i  fatta 
deUa  natura  una  benigna  e/'tst;  quae  in  casu  nostro  vocatur  subita 
morbi  in  melius  mutatio  .  . .  Cambiata  Vindole  del  morbo,  converrä  pas- 
sare  aun  altra  provincia  di  remedj  {Pinta  ammaL  III,  15).  Weit  entfernt, 
durch  Rosauras  schliessliche  Enthüllungen  beschämt  zu  sein,  besteht 
er  auf  der  Richtigkeit  seiner  Beobachtungen  und  Schltlsse:  Se  vostra 
figlia  i  pazza^  pazzi  non  siatno  noi,  II  polso  non  falla^  il  polso  era 
intermittente,  bcUzante^  e  sintamatico  etc.  und  er  verlässt  das  Haus  mit 
der  Entrüstung  des  hochmütigen  Ignoranten,  der  keinen  Widerspruch 
duldet  und  keinen  Zweifel  an  seiner  Unfehlbarkeit  aufkommen  lässt  — 
gerade  wie  Pnrgon,  der  dem  ungehorsamen  Argan  die  furchtbarsten 
Dinge  prophezeit;  und  ebenso  ungehalten  ist  Gastoreo  über  Eugenias 
beständigen  Widerspruch:  Signora,  m'  offendete.  —  Obbedienza  cieca  al 
medico,  o  non  vi  ha  piti  scampo  u.  a.  m. 

Wollte  man  nach  direkten  Vorbildern  für  die  einzelnen  Ärzte  in  Notas 
Lustspiel  suchen,  so  müsste  man  sich  wiederum  mehr  an  Goldoni  als 
an  Moli^e  halten;  denn  die  beiden  köstlichen  Figuren  der  Diafoirus 
hat  sich  Nota  zwar  nicht  entgehen  lassen,  hat  sie  aber  nicht  hier  ver- 
wendet, sondern  in  den  Risoluzioni  in  amorcy  wie  später  zu  zeigen  sein 
wird.  —  Dagegen  steht  Grisalidi  offenbar  in  verwandtschaftliehen  Be- 
ziehungen zu  Buonatesta,  während  Gastoreo  den  einen  oder  anderen  Zug 
mit  Merline  Malfatti  gemein  hat.  —  Alle  jene  Eigenschaften,  die  besonders 
den  impostore  kennzeichnen  sind  bei  Nota  auf  Crisalidi^  bei  Goldoni 
auf  ^uoita^^^^a  übertragen:  die  anfängliche  Zurückhaltung,  das  effekt- 
volle Auftreten,  die  selbstbewusste  Sicherheit  in  der  Krankenbehand- 
lung,  das  Hervorkehren  grosser  Gelehrsamkeit,    das  Prahlen  mit  vor- 

1)  Amm.  perimmag.  III,  TCrisalidi  weist  entschieden  alle  Einwände  Al- 
fonsoB  zurück.  Die  Mittel,  die  er  dem  Kranken  verschreibt,  hat  dieser  alle  schon 
ohne  Erfolg  genommen.  Tat  nichts  —  Quelle  che  per  se  solo  non  giova,  unito 
con  älire  medicine  suol  produrre  maravigliosi  effetti. 


f>j8  I'^ritz  Baamann 

oebmer  Eundechaft;  die  Unverfrorenheit^  wenn  sie  des  IrrtumB  ttberftthrt 
«ind.  —  CastoreOy  das  gleichwertige  Seitenstttck  zu  Crisalidif  ist  der 
typische  Vertreter  der  ignoranti  und  entspräche  hierin  dem  Merlino 
Malfatti  der  Pinta  ammalata,  der  freilich  dort  als  Arzt  eine  viel  weniger 
bedeatende  Rolle  spielt  als  Gastoreo.  Wenigstens  hat  dieser  mit  ihm 
den  verbissenen  Neid  der  unbeachteten  Ärzte  auf  die  Grössen  ihres 
Standes  gemein.  Mit  scheinbarer  Bescheidenheit  hebt  er  seine  Ver- 
dienste hervor^  während  er  zugleich  die  Bedeutung  des  bevorzugten 
Kollegen  herabzusetzen  versucht^). 

Schliesslich  wäre  hier  auch  noch  der  PlatZ;  von  den  Vertreten 
der  tüchtigen  Ärzte  zu  sprechen,  wie  sie  Goldoni  und  Nota  in  je  einem 
Beispiel  den  impostori  und  ignoranti  gegenObergestellt  haben;  Goldoni 
im  Dr.Onesti  der  fUnta  ammalata,  Nota  im  Dr.Fulvidio  seines  Am- 
malato  per  immaginazione.  Dem  Zweck  ihrer  Einführung  entsprechend 
stellen  beide  in  allem  und  jedem  das  Gegenstück  ihrer  unwürdigen 
Kollegen  dar  und  weisen  darum  naturgemäss  eine  Reihe  von  gemein- 
samen Eigenschaften  auf;  beide  erkennen  sogleich  das  wahre  Wesen  der 
Krankheit ;  beide  erweisen  sich  als  geschickte  und  taktvolle  Seelenärzte, 
beide  beklagen  die  Unwissenheit  ihrer  Kollegen,  erklären  sich  gegen  den 
Missbrauch  mit  Arzneien  und  warnen  vor  der  unheilvollen  suggestiven 
Kraft  dieser  Behandlungsweise;  das  Geld  für  solche  Kuren  sei  hinaus- 
geworfen. Im  Gegensatz  dazu  vertreten  sie  den  Grundsatz  der  Ehr- 
lichkeit und  Aufrichtigkeit  dem  Kranken  gegenüber,  auch  auf  die  Ge- 
fahr hin  verkannt  zu  werden;  ja  sie  sind  grossmütig  genug»  mit  der 
Dankbarkeit  des  von  seiner  Einbildung  geheilten  Kranken  als  Honorar 
vorlieb  zu  nehmen.  Da  die  Ähnlichkeit  in  den  Rollen  der  beiden 
Ärzte  sich  auf  diese  allgemeinen  Punkte  beschränkt,  braucht  an  eine 
bewuBste  Nachahmung  durch  Nota  nicht  gedacht  zu  werden,  um  so 
weniger,  als  die  beiden  Figuren  in  dramatisch-technischer  Hinsicht  gar 
nichts  miteinander  zu  tun  haben  und  eher  trennende  Momente  auf- 
weisen: Onesti  hält  sich  in  übertriebener  Ängstlichkeit  von  einer  Ein- 
mischung in  Familienangelegenheiten  fem  und  weist  ein  derartiges 
Ansinnen  mit  Entrüstung  zurück;  Fulvidio  führt  sich  in  nicht  ganz 
einwandfreier  Weise  beim  Kranken  ein  und  hält  in  den  beiden  letzten 
Akten  des  Lustspiels  die  Fäden  in  seiner  Hand. 

Gleich  Meliere  und  Goldoni  hat  auch  Nota  das  Thema  seiner  Satire 
noch  von  einem  dritten  Standpunkt  aus  beleuchtet,  dem  des  „leidenden'' 
Publikums.  Mit  ihnen  teilt  er  die  Laien  ein  in  solche,  welche  rück- 
haltlos an  die  Kunst  der  Ärzte  glauben,  sich  von  ihr  imponieren  und 
täuschen  lassen,  und  so  ihre  Opfer  werden,  und  in  solche,  welche  das 


1)  Die  hier  in  Betracht  kommenden  Textstellen  wurden  schon  bei  einer 
tVUhercn  Gelegenheit  nebeneinander  gestellt.  S.  p.  512 ff. 


Alberto  NoU  519 

hohle  PhraseDtum,  die  Ohnmacht,  das  betrügerische  Treiben  der  Heil- 
ktlnstler  durchsehanen.  —  Die  erstere  Kategorie  ist  vor  allem  durch 
die  yerschiedenen  Patienten  vertreten:  Argan  ist  der  klassische  Typus 
der  Gattung;  Alfonso  tritt  würdig  in  seine  Fnsstapfen^).  —  Ihnen 
reihen  sich  jene  Personen  an,  welche  zwar  augenblicklich  des  ärzt- 
lichen Beistandes  nicht  bedürfen;  aber  infolge  geistiger  Beschränkheit 
die  Nichtigkeit  jener  Wissenschaft  nicht  erkennen  und  voll  staunender 
Verehrung  zu  ihr  und  ihren  Jttngern  aufblicken.  Maurilio  verkörpert 
diesen  Schlag  in  Notas  Lustspiel;  er  ist  unverkennbar  ein  Geistes- 
verwandter Pantalones  aus  der  Pinta  ammalcUaj  welcher  seinerseits  die 
Sganarelle,  GörontO;  Gorgibus  etc.,  zu  Ahnen  hat,  un  homme  simple, 
grassier,  gut  se  laisse  itourdir  de  tan  discaurs^  paurvu  que  tu  partes 
d^Hippacrate  et  de  Galten,  et  que  tu  sois  un  peu  efiranti^). 

Zwar  spielt  Maurilio,  Eugenias  unfthiger  Vater,  eine  ganz  unter- 
geordnete Rolle  in  der  Maschinerie  des  Stttckes;  aber  gleich  Pantalone 
verkörpert  er  als  Vertreter  des  dummgläubigen  Publikums  einen  Teil 
der  satirischen  Tendenz,  bildet  dadurch  eine  in  ihrer  Naivität  erheiternde 
Kontrastfigur  zu  seiner  gewitzigten  Umgebung  und  bringt  so  durch 
eine  seiner  Aufgabe  entsprechende  Handlungs-  und  Ausdrucksweise 
einen  lustigen  Ton  in  das  Stttck,  der  bei  Nota  besonders  angenehm 
berttbrt. 

Maurilio  lässt  sich  in  seiner  Kurzsichtigkeit  von  Aspasia  über  den 
wahren  Charakter  von  Alfonsos  Zustand  und  Aspasias  Absichten  hin- 
wegtäuschen, so  dass  er  den  jungen  Mann  für  ernstlich  krank  hält;  so 
sucht  er  auch  seinerseits  alles  hintanzuhalten,  was  dessen  Leiden  ver- 
schlimmem könnte  und  arbeitet  so  in  Verkennung  der  Sachlage  Aspasia 
und  ihren  Helfern  in  die  Hände,  dem  Interesse  Alfonsos  und  seiner 
Tochter  aber  gerade  entgegen.  —  So  lässt  sich  ja  auch  Pantalone  von 
seiner  Tochter  und  deren  Dienerin  Golombina  hinter  das  Licht  fuhren; 
er  hält  sie  fttr  schwer  krank  und  setzt  alle  Hebel  in  Bewegung,  ihr 
Genesung  zu  verschaffen;  nur  schlägt  er  den  verkehrten  Weg  ein  und 
steht  dem  einzigen  Heilmittel,  der  von  Rosaura  gewünschten  Heirat, 
lange  Zeit  im  Wege.  —  Ihre  vollständige  Urteilslosigkeit  in  medizi- 
nischen Dingen  bekunden  Maurilio  wie  Pantalone  mitunter  auf  die 
gleiche  Weise.  ~  Je  mehr  ein  Arzt  nach  dem  oben  angegebenen 
Rezept  aus  sich  macht,  um  so  mehr  Vertrauen  und  Bewunderung  ge- 


1)  Das  Verhältnis  der  beiden  ^Kranken*  zueinander  wie  zur  Medizin 
wurde  oben  im  einzelnen  besprochen.  —  DieJP»n(a  ammalata  gehört  nicht  hier- 
her, wie  dies  schon  der  Titel  und  die  Tatsache  ihrer  engen  Beziehungen  zur 
Lucinde  des  Amour  m^decin  vermuten  lassen. 

2)  Nach  einer  Stelle  aus  Le  Midecin  vcHant,  2.  Szene  (DespoisetMesnard, 
op.  cit.  I,  66). 


520  Fritz  Bjtnmann 

üiesst  er  bei  ihnen.  Pantalone  erBchöpfl  sich  in  Ausdrucken  des  Staunens 
über  Buonatestas  Weisheit:  Oh,  che  omol  Oh  che  gran  virtuosol  —  Oh 
bravol  Cara  ela,  la  toma  a  dir  —  nämlich  die  schönen  lateinischen 
Ausdrücke,  mit  denen  der  Arzt  um  sich  wirft  —  Se  miafia  no  varisse 
sta  voltOj  non  la  varisse  mai  piü  (l,  8)  u.  s.  w.  Castoreo  im  Ammalato 
per  immaginazione  flösst  Maurilio  keinen  geringeren  Respekt  ein. 
Mit  ähnlichen  Ausrufen  bewundernder  Anerkennung  wie  Pantalone  be- 
gleitet auch  Eugenias  Vater  die  Terworrenen  Ausftlhrungen  des  Pfuschers: 
üna  cura  astenica  ?  Bei  nome !  mi  piace . . .  Veramente  ...  I  Per  baccol . . . 
Oh  uomo  sommol  .. .  Bravo  medicol  mi  ha  convinto.  —  Kritiklos  wie 
er  ist,  hindert  ihn  diese  Bewunderung  ftkr  Castoreo  (II;  7,  8)  nicht, 
dessen  Gegner  Crisalidi  ebenso  hoch  einzuschätzen,  obwohl  des  letzteren 
Methode  jener  Castoreos  entgegengesetzt  ist.  Im  Begriffe,  den  ihm 
noch  unbekannten  Rivalen  Castoreos  eine  „bestia"  zu  heissen,  hält  er 
bei  Nennung  des  Namens  Crisalidi  inne  und  bemerkt  kleinlaut:  Non 
parlo  piü:  i  un  uomo  di  gran  vaglia  {Amm.  per  immag.  III,  8).  So 
lässt  sich  auch  Pantalone  durch  seine  Hochachtung  fttr  Bnonatesta 
nicht  abhalten,  dessen  kaum  weniger  arrogant  auftretenden  Kollegen 
Merline  Malfatti  sein  Lob  zu  spenden  und  ihn  zur  Besprechung  einza- 
laden,  obwohl  dieser  dem  ersteren  feindlich  gesinnt  zu  sein  scheint: 
Cancarol  El  x^  un  omo  grandol  (II,  4).  Auch  f&r  die  Verständnis- 
losigkeit;  mit  welcher  Maurilio  und  Pantalone  den  Anordnungen  der 
Ärzte  gegenttberstehen,  Hessen  sich  aus  beiden  Stttcken  Beispiele  an- 
fUiren,  welche  dazu  beitragen  würden,  die  geistige  Verwandtschaft 
jener  beiden  komischen  Gestalten  nachzuweisen;  aber  dieser  Zweck  ist 
wohl  durch  die  obigen  Ausführungen  schon  erreicht. 

Vom  Standpunkt  des  nicht  unmittelbar  beteiligten  Publikums  aas 
liesse  sich  der  Vergleich  des  Ammalato  per  immaginazione  namentlich 
mit  Moliere'sehen  Stücken  noch  weiter  ausftthren:  Nota  stellt  wie  Moli^re 
dem  gläubigen  Publikum  ein  skeptisches  gegenüber,  welches  seinerseits 
wieder  zerfällt  in  Personen^  die  aus  der  Gewissenlosigkeit  und  Ignoranz 
der  Ärzte  persönlichen  Vorteil  zu  ziehen  suchen  und  in  solche,  welche 
den  Misständen  energisch  entgegentreten,  um  Unheil  zu  verhüten.  In- 
wieweit hier  im  einzelnen  eine  freilich  nur  allgemeine  Gbereinstinnmang 
zutage  tritt,  geht  aus  früheren  Ausführungen  hervor.  — 

Somit  erweist  sich  Nota  auch  im  satirischen  Teil  seines  Lustspiels, 
der  seine  Entstehung  vielleicht  nicht  ausschliesslich  ^emder  Anregung 
verdankt,  als  ziemlich  unselbständig.  Dass  es  ihm  nicht  gelungen  ist, 
in  der  Beleuchtung  der  geschilderten  Zustände  einen  andern  Stand- 
punkt, andere  allgemeine  Formen  zu  finden,  wird  man  ihm  nicht  ver- 
übeln. Erscheint  ja  doch  bei  ihm  die  ärztefeindliche  Tendenz  als 
Nebensache,  in  welcher  er  überdies  durch  die  Übernahme  anderer  stoff- 


Alberto  Nota  521 

lieber  Motive  an  bestimmte  Formen  gebunden  war.  Aber  deshalb 
moBBte  er  sich  noch  nicht  in  den  Einzelheiten  der  AnsfUhrongen,  den 
Charakterisierungsmitteln  namentlich  der  Ärzte  im  allgemeinen  wie  im 
einzelnen  Fall  so  eng  an  seine  Vorgänger  in  der  Behandlang  desselben 
Themas,  MoIi6re  und  Goldoni,  anschliessen,  als  dies  tatsächlich  ge- 
schehen ist.  Speziell  an  Goldonis  y^FitUa  ammalata^  erinnert  Notas 
detaillierte  Psychologie  des  eingebildeten^  unwissenden  Arztes;  selbst 
die  Persönlichkeiten  seiner  Ärzte  Crisalidi  und  Castoreo  mitsamt  dem 
einfältigen  Maarilio  gehen  anleugbar  auf  bestimmte  Figuren  in  Goldonis 
Lustspiel  (Buonatesta;  Malfatti,  Pantalone)  zurück.  Bei  Goldoni  wird 
auch  zuerst  das  Moli^re  noch  unbekannte  Motiv  des  Brotneides  und 
Konkurrenzkampfes  angeschlagen,  das  dann  Nota  mit  Obernommen  hat ; 
bei  Goldoni  auch  wird  zuerst  den  schlechten  Ärzten  ein  tüchtiger 
gegenübergestellt,  wie  dies  auch  bei  Nota  geschieht.  —  In  der  Tonart 
jedoch,  welche  Nota  seiner  Satire  zugrunde  legt,  weicht  er  insofern  von 
seinen  Vorgängern  ab^  als  bei  ihm  sichtlich  das  Bemühen  hervortritt^ 
vorsichtig  zu  sein  und  es  mit  niemanden  zu  verderben.  Moliferes  Stück 
ist  eine  Anklage  gegen  alle  Ärzte  insgesamt  und  eine  Verurteilung  ihrer 
Kunst.  Goldoni  lässt  den  Unterschied  zwischen  guten  und  schlechten 
Ärzten  gelten ;  aber  einem  Vertreter  der  ersteren  Gattung  stellt  er  drei 
der  letzteren  gegenüber;  seine  Satire  ist  nicht  minder  kräftig  und  er- 
barmungslos als  jene  Moli^res,  wenn  auch  nicht  so  ehrlich  gefühlt. 
Man  weisS;  dass  dem  Dichter  nicht  allzuviel  daran  lag,  «wie  sein  Stück 
in  den  beteiligten  Kreisen  aufgenommen  wurde.  Nota  lässt  die  meisten 
Arzte  als  tüchtig  gelten,  betont  das  wiederholt  mit  einer  gewissen 
Ängstlichkeit  und  führt  die  beiden  schlechten  Ärzte  nur  als  seltene 
Ausnahmen  an,  denen  er  in  Fnlvidio  ein  glänzendes  Gegenstück  gegen- 
überstellt. 

Lediglich  vom  Standpunkt  der  Tendenz  aus  betrachtet  und  mit 
Molitoes  Malade  imaginaire  verglichen,  wäre  der  Ämmalato  per  im- 
maginozione  nur  eine  verwässerte  Wiedergabe  desselben  Stoffes  nach 
Rezepten  des  französischen  und  namentlich  auch  des  italienischen 
Meisters.  Aber  auch  in  der  Gesamtkomposition,  in  der  Verwendung 
der  gleichen  Hauptmotive,  in  manchen  Einzelheiten  des  dramatischen 
AufbauB,  in  der  Einführung  und  Ausgestaltung  der  wichtigeren 
Charaktere  lässt  sich  manchmal  gelbst  bis  ins  kleine  die  Anleh- 
nung an  Moli6res  letztes  Lustspiel  deutlich  erkennen.  Zum  Teil 
allerdings  hat  Nota  mit  dem  Stoffe  und  seiner  Anordnung  nicht  unbe- 
dentende  Veränderungen  vorgenommen.  Die  Natur  dieser  Abweichungen, 
der  ernste  Ton,  der  über  dem  ganzen  Stück  liegt  und  selbst  im 
satirischen  Teil  kaum  weicht,  gereichen  der  Wirkung  des  Lustspiels 
nicht  zum  Vorteil  und  weisen  es  mit  seinem  unerträglichen  Schlussakt 


522  Frits  BAamann 

in  das  Gebiet  der  moraliuerenden  Familienstttcke.  In  dieser  Hinsicht 
allerdings  bat  der  Ammalato  per  immaginazüme  mit  dem  Malade  ima- 
ginaire  gar  nicbts  zn  ton. 

Le  Bisoluioni  in  Amore  Ton  A.  Nota  im  Vergleieh  au  Le  D<pit 
amonrenx  ?on  Moliire  und  GPInnaniorati  Ton  Goldoni. 

Sobon  den  Zeitgenossen  Notas  batte  sich  beim  Lesen  ondAnböreo 
der  liüoluzioni  in  amore  die  Erinnerung  an  zwei  bekannte  Lustspiele 
der  beiden  Meister  der  Komödie  aufgedrängt.  So  schreibt  nach  der 
ersten  Aufführung  der  Risoluzioni  in  Genua  ^)  ein  Zuschauer  an  den 
Direktor  der  BiUioteca  italiana:  Benchi  in  simili  argamenH  dopo  ü 
Dipit  amoureux  delMoliere  eOt  innamorati  del  Ooldani  sia  qua» 
impoeeibile  il  dir  coee  nuove  per  la  gran  ragiane  che  „haee  amnia  in 
amore  ineunt^,  nondimeno  ...  il  Nota  ha  in  moUe  scene  superata  questa 
dißicoltä^).  Kota  selbst  macht  in  der  Vorrede  zu  seinem  Lustspiel'), 
auf  diese  früheren  Bearbeitungen  desselben  Stoffes  aufmerksam  und 
fügt  ihnen  noch  dieZelinde  vonGoIdoni  hinzu*).  Dann  fllbrt  er  fort: 
j^n  perchi  a  me  pure  cadde  in  pensiero  di  tentar  le  mie  forze  netto 
steseo  argomentOj  collocando  i  miei  due  amanii  in  eondizioni  diverse  da 
quelle  immaginale  da' eitati  due  maeetri;  aedd  ne  venissero  caei  diui- 
milij  benchi  prodotH  dalle  steeee  cagioni;  e  scrissi  le  Risoluzioni  is 
amore^. 

Er  will  also  nur  die  Idee  seines  Lustspiels  jenen  älteren  Be- 
arbeitungen zn  verdanken  haben,  nimmt  aber  für  die  Ausführung  des 
Grundgedankens  —  le  gelosiej  i  sospetti,  le  guerre  e  le  päd  di  due 
persone  prese  sinceramente  di  scambievole  affetto  —  Selbständigkeit  in 
Anspruch. 

Doch  schon  zwei  Jahre  später  sah  sich  Salfi  genötigt,  hinsichtlich 
der  Originalität  dieses  Lustspiels  ein  Zugeständnis  zu  machen.  Er 
schreibt:  Ma  pitH  ehe  in  altra commedia^  nelle  Risoluzioni  in  amore 
par  che  V autore  abbia  tolto  ad  imprestito  dal  Dipit  amoureux  dd 
Moliere,  e  dagP  Innamorati  del  Ooldoni  non  pure  il  soggetto  che  vari 
incidenti  *).  Hieran  knüpft  er  die  schon  früher  erwähnte  Entschuldigung, 
dass  ein  Schriftsteller  das  Recht  zu  solchen  Nachahmungen  habe,  wenn 
diese  Anlass  zu  geistreicher  Neugestaltung  desselben  Stoffes  gebe. 

1)  Am  31.  Januar  1820  tod  der  Gesellschaft  Granari. 

2)  Der  Brief  datiert  Tom  4.  Febr.  1820  und  ist  abgedruckt  in  Bd.  XZI 
der  Bibl  iial.  p.  100  als  Fussnote. 

3)  Eigentlich  eine  Widmung;  s.  Commedie  v.  Sdlfi  I,  189 ff. 

4)  Eine  Art  Trilogie,  in  welcher  die  Schicksale  von  Zelinda  und  Lindoro 
geschildert  werden:  Gli  amori  di  Zelinda  e  Lindoro,  —  Le  getoeie  di  Lindoro. 
Le  inquietudini  di  Zelinda, 

5)  Saggio  ston-erit.  p.  CHI. 


Alberto  KoU  523 

Inwieweit  Sali!  diese  EntBchuldigUDg  für  seinen  Antor  in  Ansprach 
nehmen  darf,  soll  in  den  folgenden  Ansfübrongen  untersacht  werden. 
Der  Besprechung  von  Kotas  Lustspiel  selbst  m()ge  jedoch  eine  Erörte- 
rung über  das  Verhältnis  seiner  beiden  mehrfach  erwähnten  Vorlagen 
vorausgehen  ^). 

A.  llolMre8  Oipit  amoureux  und  Goldonis  Gr  innamorati. 

Moli6re  hat  den  reizenden  Gedanken  des  Horazisohen  Donec  gratus 
eram  tibi  in  mehreren  seiner  Lustspiele  verwertet*).  Nirgends  aber  bat 
er  dem  dankbaren  Stoflf  liebevollere  Aufmerksamkeit  zugewandt  als  in 
jenem  Teil  seines  DSpit  amoureux,  der  diesem  Werk  den  Titel  gegeben 
hat  und  sich  „dem  Besten^  was  Moli^re  geschrieben,  würdig  an  die 
Seite  reiht.'' 

Wiewohl  diese  Szenen  nur  als  Episode  ins  Ganze  eingefttgt  sind,  so 
sind  sie  doch  vom  Rest  des  Lustspiels  so  unabhängig  und  in  sich  ab- 
geschlossen, dass  man  sie  als  ein  Stück  für  sich  betrachten  und  alle 
Momente  einer  dramatischen  Handlung  daran  wahrnehmen  kann.  Eine 
Analyse  möge  das  Gesagte  veranschaulichen. 

Die  ersten  Szenen  des  ersten  Auftritts  bilden  die  Vorbereitung. 
Eraste  schüttet  seinem  Diener  Gros-Reni  gegenüber  sein  Herz  aus:  In 
Lucile  verliebt,  glaubt  er  sich  trotz  wiederholter  Liebesbeweise  seitens 
seiner  Angebeteten  von  ihr  hintergangen;  die  Ruhe  und  Heiterkeit 
seines  Nebenbuhlers  Valire  beunruhigen  ihn.  Weniger  dem  Zureden 
seines  Dieners,  der  selbst  Luciles  Zofe  Marinette  gern  sieht,  als  einer 
Liebesbotschaft  Luciles  gelingt  es,  alle  seine  Eifersuchtsgedanken  zu 
zerstreuen  (Sz.  2).  —  Er  triamphiert  über  Valpro ;  aber  dessen  uner- 
schütterliche Ruhe  und  Ironie  flössen  ihm  von  neuem  Verdacht  ein 
(Sz.  3),  der  ihm  zur  Gewissheit  wird,  als  Valferes  Diener  Mascarille 
sich  das  erlogene  Geständnis  entlocken  lässt,  Lucile  sei  heimlich  mit 
Valpro  verlobt  und  begünstige  Eraste  nur  zum  Schein  (Sz.  4).  Dieses 
neue,  die  Handlung  belebende  Moment  erfährt  eine  weitere  Steigerung, 
als  der  Eifersüchtige  zornentbrannt  einen  zweiten  Brief,  den  Lucile  durch 
Marinette  sendet,  zerreisst  und  der  Treulosen  wissen  lässt,  dass  er 
ein  für  allemal  auf  ihre  Gunst  verzichte.  Auch  Gros-Ren6,  ein  treuer 
Diener  seines  Herrn,  kündet  Marinette  seine  Liebe  (Sz.  5).  Über  Erastes 
unerklärliches  Benehmen  empört,  beschliesst  Lucile  in  der  ersten  Auf- 


1)  Folgende  Ausgaben  wnrden  bei  der  Vergleichuog  beotttzt:  Despois 
et  Mesnard,  (Euvres  de  Molihre,  I  (Paris,  1873),  II  (1886).  —  Cpmmedie  dt  C, 
Goldoniy  Venesia,  BasquaU,  1761,  II.  —  Commedie  di  A.  Nota,  Paria,  Baudry, 
1829,  I. 

2)  So  im  Mideein  malgri  lui  I,  3;  im  Tartuffe  IF,  4*,  im  Bourgeois  gentil- 
komme  III,  8—10. 


524  Fritz  Baumann 

regang,  sich  zu  räcbeD,  indem  8ie  nun  wirklich  ihre  Liebe  auf  Valere 
überträgt  (11,  3).  Doch  verzichtet  sie  im  Geftthl  ihrer  Schwachheit 
wieder  auf  diesen  Gedanken,  schwört  aber,  Eraste  kalt  abzuweisen, 
sollte  er  je  wieder  reuig  kommen,  und  fordert  die  gleichfalls  entrüstete 
Marinette  auf,  sie  in  der  energischen  Durchführung  dieses  Vorsatzes 
zu  unterstützen  (II,  4).  Tatsächlich  weist  sie  auch  einen  Annähernngs- 
yersuch  des  Eraste,  der  seine  übereilte  Heftigkeit  bereut  hat,  schnöde 
zurück. 

Diese  Haltung  Luciles  spitzt  die  Verhältnisse  aufs  äusserste  zu, 
und  der  endgültige  Bruch  scheint  unausbleiblich;  denn  tief  gekränkt 
will  jetzt  auch  Eraste  von  der  lieblosen  Lucile  nichts  mehr  wissen. 
Er  bescliliesst,  seine  Liebe  einer  anderen  zuzuwenden,  während  Gros- 
Ren^  seinen  Herrn  durch  drastische  Schimpfreden  auf  die  Weiber 
überhaupt  sekundiert  (IV,  2).  Aber  tn  einem  Lustspiel  kann  es  zu 
keiner  Katastrophe  kommen;  im  entscheidenden  Augenblick  zeigt  sich 
ein  Ausblick  auf  befriedigende  Lösung.  —  Hier  ist  es  eine  zu- 
fällige Begegnung  der  Liebenden,  welche  eine  Verständigung  durch 
persönliche  Aussprache  hoffen  lässt.  Zwar  kommt  es  zunächst  zu  einer 
heftigen  Auseinandersetzung,  die  reich  ist  an  gegenseitigen  Vorwürfen 
und  Beteuerungen,  lieber  sterben,  als  sich  versöhnen  zu  wollen.  Man 
schreitet  zur  Rückgabe  der  Geschenke,  die  man  sich  einst  verehrt; 
Liebesbriefe  werden  hohnlachend  verlesen  und  zerrissen.  Da  es 
nun  aber  wirklich  zum  Scheiden  kommen  soll,  zögern  sie,  die  ihre 
Heftigkeit  schon  längst  bereut  haben.  Ein  einlenkendes  Wort  Erastes, 
eine  ermutigende  Antwort  Luciles:  der  Anfang  zur  Versöhnung  ist 
gemacht,  die  sich  denn  auch  bald  in  befriedigendster  Weise  vollzieht 
(IV,  3).  —  Empört  über  ihrer  Herrschaft  Schwachheit  wollen  Marinette 
und  Gros-Ren^  erst  nichts  vom  Friedensscbluss  wissen.  Auch  sie  tauschen 
ihre  Erinnerungen  aus.  Aber  sie  können  den  Ernst  nicht  bewahren, 
sie  lachen,  und  im  Nu  sind  auch  sie  versöhnt  (IV,  4). 

Im  Gegensatz  zu  Moli^re  hält  Goldoni  die  Idee  des  Liebeszwistes 
für  ergiebig  genug,  um  sie  zu  einem  dreiaktigen  Lustspiel,  betitelt 
Gl'  innatnorati^  zu  verarbeiten.  Zunächst  scheint  nichts  für  eine  Beeiu- 
flussung  Goldonis  durch  Moli6re  zu  sprechen.  —  Die  beiden  Stellen,  an 
denen  sich  Goldoni  selbst  über  die  Entstehung  seines  Stückes  ausspricht, 
geben  keinen  Anhaltspunkt  für  eine  solche  Vermutung^).  Er  will  die 
übertriebene,  unvernünftige  Liebesleidenschaft  lächerlich  machen,  die 
um  geringfügiger  Dinge  willen  von  einem  Extrem  ins  andere  falle,  und 
der  man  namentlich  in  Italien  so  häufig  begegne.  Die  Anregung  zu 
seiner  Komödie  will  er  durch  solch  stürmische  Streit*  und  Liebesszenen 


1)  Einmal  in  der  Vorrede  mm  Stuck  \  dann  in  seinen  Memoires^  Paris  1787, 
Bd.  II,  Kap.  41,  p.  324t\ 


Alberto  Nota  525 

erhalten  haben,  wie  er  sie  schildert,  und  von  denen  er  selbst  Augen* 
zeuge  gewesen  sei^  wenn  nicht  noch  mehr,  wie  er  durchblicken  lässt  ^), 
[Er  will  getreu  nach  der  Wirklichkeit  geschildert  haben.]  Von  einer 
Anregung  durch  literarische  Vorbilder  lesen  wir  nichts. 

Im  Personenverzeichnis  finden  sich  nun  wohl  dieselben  Haupt- 
figuren :  die  beiden  Liebenden^  deren  Diener  und  die  Nebenbuhler.  Aber 
ein  kurzer  Blick  ins  Stttck  selbst  zeigt,  dass  die  verschiedenen  BoUen- 
gebiete  zum  Teil  ganz  verschoben  und  auch  sonst  beträchtliche  Ver- 
änderungen mit  dem  Stoffe  vorgenommen  worden  sind.  Zwar  legt 
auch  Ooldoni  das  Hauptgewicht  auf  das  psychologische  Moment,  auf 
die  Schilderung  der  sich  folgenden  und  auslösenden  Gefbhle,  ihren  Ur- 
sachen und  Wechselwirkungen ;  doch  musste  er  immerhin  mit  Rücksicht 
auf  die  Verwertung  des  Stoffes  zu  einem  dreiaktigen  Lustspiel  der 
Handlung  neue  Nahrung  geben  durch  Erweiterung  und  Hinzufttgung 
einiger  Motive. 

Der  erste  Akt  wird;  wie  bei  Moli^re  durch  einen  Dialog  eröffnet, 
der  den  Zuschauer  in  die  Verhältnisse  einweiht  und  namentlich  einen 
Einblick  in  die  Beziehungen  der  Liebenden  gewährt.  —  Statt  aber  der 
Verliebten  (Eugeniä)  nur  gelinde  Zweifel  in  die  Treue  ihres  Anbeters 
(Fulgenzio)  in  den  Mund  zu  legen^  wie  dies  Moli^re  bei  Eraste  tut,  und 
die  Verwicklung  allmählich  vor  unseren  Augen  entstehen  zu  lassen, 
führt  uns  Goldoni  mitten  in  die  Verwicklung  hinein:  schon  in  der 
ersten  Szene  setzt  er  einen  tüchtigen  Streit  zwischen  den  Verliebten 
YorauS;  welcher  der  Schlichtung  harrt.  Motiv  der  Entzweiung  ist 
natOrlich  auch  hier  die  Eifersucht,  und  zwar  derEugenia  aufFuIgenzios 
Schwägerin  Clorinda,  die  eben  Strohwitwe  ist  und  von  ihrem  Gatten 
der  Obhut  seines  Bruders  Fulgenzio  anvertraut  worden  war.  Ähnlich 
wie  bei  Molifere  wird  auch  hier  die  Verliebte  (dort  der  Verliebte)  teils 
durch  Zureden  ihrer  Schwester  Flamminia  (den  Eraste  tröstet  Gros- 
Renö),  teils  durch  einen  versöhnlichen,  herzlichen  Brief  des  Geliebten 
besänftigt  und  in  freudige  Stimmung  versetzt  (Sz.  2).  Dann  folgen 
neuerdings  Zweifel,  die  sich  zu  bestätigen  scheinen,  und  statt  des 
geplanten  Liebesbriefes  erfolgt  eine  runde  Absage  an  Fulgenzio  (Sz.  3 
und  4). 

An  dieser  Stelle  erweitert  nun  Goldoni  gegenüber  Meliere :  er  flicht 
eine  Intrige  ein,  wenn  man  sie  so  nennen  kann,  die  einzige  des  Stückes, 
die  sich  aber  bis  zum  Schlnss  hindurchzieht.  Er  lässt  einen  Fremden 
auftreten,  den  Grafen  Boberto,  welcher  sich  fUr  Eugenia  interessiert. 
Aus  Trotz  über  Fulgenzios  vermeintlich  treuloses  Benehmen  kokettiert 
Eugenia  mit  ihm  (Sz.  6^  6).  Unterdessen  kommt  Fulgenzio^  der  im  ersten 

1)  ,  , ,  Ne  ho  veduto  degli  eaempj  cogli  oechi  mt'et,  e  ae  non  mi  vergogncusi, 
direi  da  cht  U  fM  veduH.    (VorredeO 


526  Prits  Bavmann 

ZoTD  mit  Engeniu  brechen  will  (Sz.  8)  in  verBÖhnlicber  Stimmung  za 
ihr  (Sz.  9).  Durch  Eugenias  schnippisches  Wesen  wird  er  abermals 
gereizt;  ein  heftiger  Streit  ist  die  Folge,  der  schliesslich  wieder  in 
Versöhnung  übergeht;  zum  Schlnss  der  Szene  aber  neuerdings  aus- 
bricht (Sz.  11).  Von  seiner  Beilegung  erf&hrt  man  gleich  zu  Anfang 
des  zweiten  Aktes. 

In  rein  dramatischer  Hinsicht  kann  man  also  hier  eine  unverkennbare 
Ähnlichkeit  der  Innamorati  mit  dem  Dipit  amoureux  feststellen,  von 
welchem  sie  sich  nur  unterscheiden  durch  die  weniger  vage  Exposition,  die 
Andeutung  einer  im  ferneren  Verlauf  sich  entwickelnden  Intrige,  die  das 
Interesse  fhr  den  nächsten  Akt  erwecken  soll,  das  Motiv  zum  Streit 
und  die  Vereitlung  der  Versöhnung,  welche  gleichfalls  auf  den 
kommenden  Aufzug  kinweisst.  Alle  diese  Erweiterungen  erklären  sich 
teils  durch  die  breitere  Anlage  des  Lustspiels  bei  Cloldoni,  teils  durch 
die  verschiedene  Auffassung  der  Charaktere.  Für  die  Einleitung  der 
Intrige  übrigens,  d.  h.  den  Einfall  Eugenias,  aus  Trotz  gegen  Fol- 
genzio  mit  einem  anderen  zu  kokettieren,  lisst  sich  auch  bei  Moli^re 
ein  SdtenstQck  finden.  Eraste  macht  (IV,  2)  seinem  Unmut  über  Luciie 
unter  anderem  in  der  Drohung  Luft,  auch  ihre  Eifersucht  zu  erregeu 
(Dip.  am,  v.  1239ff.): 

P<mr  moij  sur  ioute  ekose^  mm  mepris  me  surprend; 
Ei  pour  punir  U  sien  par  un  auire  aussi  grand, 
Je  v€ux  mettre  en  mon  aewr  tuie  funtvelU  flamme. 
Inwieweit  gerade  hier  vielleicht  auch  Lnciles  geplante  Rache  vorbild- 
lich gewirkt  haben  mag,  soll  qiiter  erörtert  werden. 

Mit  RQ^sicht  auf  das  ganze  Stfick  betrachtet  erscheint  der  erste 
Akt  als  eine  Art  Vorspiel,  eine  Expoeition  im  grossen,  welche  eines 
deutlichen  Begriff  von  Charakter  und  gegenseitigem  Verhältnis  der 
Verliebten  gibt,  aber  doch  dramatisch  ziemlich  in  sich  abgeschlossen 
ist  oder  sein  konnte.  Übrigens  ist  der  zweite  Aufzug  im  Grunde  nur 
eine  Wiederholung  des  ersten  mit  schärferer  Betonung  der  dramatischeD 
Momente:  die  Motive  zum  Streit  erscheinen  begrOndeter,  die  Streit- 
szenen sind  heftiger,  die  Versöhnung  geht  zäher  vor  sich  als  im  ersten 
Akt  Die  erste  Szene,  ein  Dialog  zwischen  Eugenias  Sdiwester  und 
Fulgensios  Freund^  soll  wiederum  aufklären  Ober  den  Stand  der  Liebes- 
händel, die  momentan  abennals  dem  Stadium  der  Versöhnung  sich  zu- 
neigen. Kun  fingt  auch  schon  die  erwähnte  i^Intrige^  zn  wirken  an, 
zunächst  freilich  noch  ohne  Engenias  Zutun.  Der  firemde  Graf  hat  ihr 
einen  Heiratsantrag  gemacht;  zwar  wird  er  entsehieden  abgewiesen 
(Sz.  6\,  aber  Fulgenzio  findet  Roberto  bei  einem  Besuche  in  Eugeniaa  Ge- 
sellschaft (^Sz.  8),  und  das  genügt,  um  auch  aeinarseits  die  flammen  der 
Eifersucht  zu  wtfarhen  und  einen  heftigen  Streit  herbeinAhroi.  Auch 


Alberto  Nota  627 

iesmal  scheint  derselbe  in  Versöhnung  aasznklingen  (Sz.  13)  —  scheint; 
3nn  die  letzten  iSzenen  des  zweiten  Aufzuges  bringen  neuerdings  eine 
ntzweiong  der  Verliebten,  die  wiederum  Engenias  Eifersucht  auf  Ful- 
enzios  Schwägerin  zur  Ursache  hat  (Sz.  14)  —  genau  derselbe  Akt- 
»hluss  wie  im  ersten  Aufzug.  —  Im  dritten  Akt  wieder  dasselbe 
piel:  Dialog,  der  über  den  augenblicklichen  Stand  der  Dinge  orientiert 
Gespräch  der  Diener;  Sz.  1) ;  gespannte  Stimmung,  Versöhnungsversuoh, 
treit  —  diesmal  nun  folgt  auf  letzteren  die  Aussöhnung  nicht  un- 
littelbar,  die  Liebenden  scheinen  im  Gegenteil  endgültig  brechen  zu 
ollen.  Eugenia  geht  sogar  soweit,  in  ihrem  Trotz  Graf  Robertos 
[eiratsantrag  anzunehmen:  wir  stehen  an  jenem  Punkt  des  Lustspiels, 
o  die  Verwicklung  am  grössten  erscheint,  und  von  welchem  aus  das 
tttck  leicht  ins  Tragische  hinübergeftthrt  werden  kann.  Denn  da 
'ulgenzio  hinzukommt,  so  führt  der  Eindruck,  den  die  Erzählung 
om  Vorgefallenen  auf  ihn  macht,  beinahe  zu  einer  Katastrophe, 
^oeh  zu  einer  solchen  soll  und  darf  es  ja  nie  kommen.  Hier  sorgt 
ine  Ohnmacht  Eugenias  ftür  die  Abkühlung  des  tobenden  Fulgenzio, 
er  grossmütige  Verzicht  des  Grafen  auf  Eugenias  Hand  für  die  glück- 
che  Vereinigung  der  Verliebten.  Die  Dienerrollen  und  ihre  das  Ver- 
ältnis  ihrer  Herren  so  hübsch  parodierende  Liebe  hat  Goldoni  fast 
anz  aufgegeben;  denn  lAsetta  und  Tognino  können  unmöglich  Gros- 
lenö  und  Marinette  verglichen  werden,  wie  denn  überhaupt  eine  blosse 
legenttberstellnng  des  Personenstandes  beider  Stücke  zwecklos  wäre 
US  den  oben  angeführten  Gründen'). 

Goldoni,  der  gleich  Molitee  seine  Sorgfalt  mehr  seinen  übrigens 
silweise  Tcrschieden  aufgefassten  Charakteren  und  der  Schilderung 
om  Stimmungen  zuwendet,  ist  somit  in  technischer  Beziehung  natur- 
emäss  ziemlich  selbständig  vorgegangen.  Immerhin  hat  er  das  Fun- 
iament  des  Dramas  dem  französischen  Dichter  entlehnt  und  in  seinem 
rsten  Akt  ausgiebig  verwertet.  — 

Inwieweit  dieses  Urteil  auch  für  Einzelheiten  der  Ausarbeitung  zu- 
reffend ist,  mag  in  folgendem  ausgeführt  werden. 

Rechnet  man  Stimmung  und  Tatsachen,  welche  bei  Beginn  der 
nnamorati  vorausgesetzt  sind,  ab  (z.  B.  Streit  am  Abend  vorher,  Ver- 
nlaasung  zu  Fulgenzios  Brief  etc.)»  so  entspricht  der  erste  Akt  zum 
Tosaen  Teil  dem  Verlauf  der  Handlung  bei  Moliöre.  Beide  Autoren 
ihren  uns  mit  der  ersten  Szene  in  medias  res,  indem  sie  uns  durch  ein 

1)  NatQrlioh  worden  bei  der  VergleiohuDg  die  Szenen  zwischen  Fahrisio 
od  SucdantspoU  ganz  unberttcksiohtigt  gelassen,  da  sie  ja  in  keiner  Weise 
lit  der  Handlnng  zusammenhängen,  sondern  nur  gleich  den  Figuren  der  eom- 
\edia  delT  arte,  als  eine  Art  Konzession  zur  Belustigung  des  Publikums  dienen 
»Uen. 


528  1^'ntK  Baumann 

Gespräch  zwischen  dem  Verliebten  und  seinem  Vertrauten  vom  Stand 
der  Dinge  unterrichten:  Eraste  liebt  Lucile,  Engenia  den  Fulgenzio; 
wie  Eraste  wird  auch  Eugenia  yon  grundloser  Eifersucht  gequält;  wie 
Oros-Kenö  bemüht  sich  auch  Flamminia  vergebens,  dieser  Eifersucht 
durch  yernUnftiges  Zureden  den  Boden  zu  entziehen.  Dipit  amoureux 
I,  1  V.  19. 
Gros-Renö:  Lucile^  ä  mon  avis^  vous  montre  assez  d^amaur: 

Elle  vous  voüf  vous  parle  d  toute  heure  du  jour ; . . . 

GV  innatn.  1,  Flamminia:  Egli  (seil. Fulgenzio) ^  innamorato di voi 
perdutamente ;  si  vede,  si  conosce  che  spasima^  che  vi  adora.. . 

In  beiden  Fällen  wird  dieses  Gespräch  unterbrochen  durch  den 
von  der  Dienerin  (bezw.  vom  Diener)  überbrachten  zärtlichen  Brief  der 
(oder  des)  Geliebten,  der  alle  Zweifel  zerstreut  und  Freude  hervorruft 
So  wenig  Eraste  seinen  Argwohn  ganz  unterdrücken  kann  und  sich 
durch  listiges  Ausfragen  Mascarilles,  des  Bedienten  seines  KebenbnhlerB, 
Gewissheit  in  seinen  Zweifeln  zu  verschaffen  sucht,  so  wenig  kann  sieb 
Eugenia  beim  Brief  ihres  Fulgenzio  beruhigen;  sie  muss  die  schöne 
Gelegenheit  benützen  um  Tognino,  den  Bedienten  aus  Clorindas  Hans, 
ein  wenig  über  deren  mutmassliche  Beziehunden  zu  Fulgenzio  ausholen, 
und  zwar  so,  dass  der  Gefragte  die  Absicht  nicht  merkt  —  also  auch 
List.  Wie  es  aber  dem  Mascarille  allmählich  nicht  mehr  ganz  geheuer 
ist  bei  der  peinlichen  Inquisition  und  er  schliesslich  ausruft:  Je  ne  dis 
rien,  de  peur  de  mal  parier  {l,  4  v.  281 ),  so  schöpft  auch  der  anfänglich 
harmlose  Tognino  Verdacht  (Se  parlOy  non  vorrei  far  male  I,  3).  Wenn 
nun  auch  das  Ergebnis  der  Unterredung  in  beiden  Fällen  nicht  das 
gleiche  ist  und  Eraste  vielmehr  Grund  zur  Eifersucht  hat  als  Eugeoia; 
80  ist  doch  die  Wirkung  dieselbe;  heftigste  Eifersucht  und  massloser 
Zorn,  der  sich  bei  Eraste  wie  bei  Eugenia  in  gleicher  Weise  äussert 
Eraste  zerreisst  den  zweiten  Brief  Luciles  und  schickt  Marinette  zurück 
mit  den  Worten  (I,  5  v.  326  ff.): 

Vay  sors  de  ma  prisence,  et  dis  ä  ta  maitresse 
Qu  'avecque  ses  icrits  eile  me  laisse  en  paix^ 
Et  que  voild  VStat^  infame,  quefenfais, 

Eugenia  xerreisst  den  freundlichen  Brief,  den  Flamminia  in  ihrer 
Schwester  Namen  als  Antwort  auf  Fulgenzioa  Zeilen  geschrieben  hat 
nnd  entlässt  Tognino  mit  dem  Auftrag  (1,4):  Dite  al  vosiro  Padrone 
che  mia  Sorelia  Flamminia  in  nome  mio  gli  ha  seriUo  una  beUa  lettera^ 
e  che  io  mrdesiffia^  cotle  mie  mani  Pho  laceraia.  In  beiden  Stücken  hat 
diese  kränkende  Handlungsweise  anf  die  Beleidigten  natürlich  dieselbe 
Wirkung:  Wie  Lucile  wird  auch  Fulgenzio  bei  der  Kunde  von  Eugeniaa 
unerklärlichem  Benehmen  von  Schmerz  nnd  Zorn  erfasst  und  nimmt 
sich  fest  vor,  gänzlich   mit  Eugenia  zu  brechen.    (^Wir  erfahren  dies 


Alberto  Nota  Ö29 

alles  nur  aus  Ridolfos  Mond;  da  Folgenzio  nicht  den  Mut  hat^  seinen 
Ekitschlnss  der  Engenia  selbst  mitzuteilen,  hat  er  seinen  Freund  mit 
der  ErOffiiung  seiner  Absicht  beauftragt.  I^  8.)  Von  hier  an  weichen 
die  beiden  Stücke  gänzlich  voneinander  ab.  Während  Lucile  und 
Eraste  auf  ihrem  Trotz  beharren,  und  aus  diesem  Verhältnis  heraus 
sich  die  bekannte  Streit-  und  Versöhnungsszene  entwickelt,  bereut 
Fulgenzio  seinen  Eutschluss  wieder  und  begegnet  Eugenia  mit  Liebe- 
und  Nachsicht.  Aus  dieser  Verschiedenheit  der  Anlage  und  der  Charaktere 
erklärt  sich  auch  der  von  Moliere  durchaus  yerschiedene  Ton  der 
Streit-  und  Versöhnungsszenen.  Wenn  hier  oder  dort  ein  Gedanke 
an  eine  Wendung  aus  dem  Döpit  amoureux  erinnert,  so  ist  das  wohl 
mehr  in  der  Natur  des  Stoffes  gelegen,  quia  haec  omnia  in  amore  insunt, 
als  bewusste  Nachahmung.  So  z.  B.  erinnert  zu  Anfang  der  Szene  13 
(Akt  II)  die  Stimmung  der  zürnenden  Verliebten,  ihr  Trotz,  an  den 
Ton,  den  Eraste  und  Lucile  im  Döpit  amoureux  IV,  3  anschlagen.  Lieber 
will  Eraste  sich  den  Tod  geben^  als  sich  mit  Lucile  aussöhnen  (v.  1321  f ; 
1328);  lieber  will  Eugenia  sich  mit  einem  Stein  am  Hals  ins  Wasser 
stürzen^  als  dem  Fulgenzio  entgegenkommen.  Zwar  meint  Eraste 
V.  1307  ff: 

PetU  Ure  qu'apris  iout  faurai,  quoiqu^outragS, 

Assez  de  peine  encore  ä  m'en  voir  digagi: 

Possible  que,  malgri,  la  eure  qu'elle  essaie^ 

Mon  äme  saignera  longtemps  de  cette  plaie .  .  . 

Mais  enfin  il  rCimporte  .  .  . 
Denselben  Gedanken  spricht  Fulgenzio  aus  (11, 13):  Phierd  un 
poco,  tna  lo  supererö  questo  indegnissimo  Amore  —  Auch  in  der  folgenden 
Versicherung  erinnert  ein  Ausspruch  der  von  Zärtlichkeit  Oberströmenden 
Eugenia  an  ein  WortErastes. —  Troverete  un'amante di me piä  amabile^ 
piü  riccQj  piii  meritovole,  ma  non  piü  teneraj  ni  piü  fedele .  . . 
Eraste  (v.  1371  ff.):    ...  cherchez  partout^  vous  n'en  aurez  jamais 
De  si  passionni  pour  vous^  je  vous  promets. 
. .  .peraonne,  apris  fnoifquoiqu'an  vous  fasse  entendre^ 
N'aura  jamais  pour  vous  de  passion  si  tetidre. 
Die  Szenen,  in  welchen  Eugenia  dem  Fulgenzio  die  Türe  weist 
und  dem  Zögernden^  der  sie  nur  ungerne  verlässt,   aber  immer  pathe- 
tisch andiamo,    andiamo  ausruft,  zum  Gehen  auffordert  mit  der  Bitte, 
sie  doch  nicht  mehr  weiter  zu  belästigen ,  rufen  Luciles  schnippische 
Worte   ins  Gedächtnis,  mit  denen  sie  Erastes  im  Grunde  nicht  ernst 
gemeinten  Entschluss  bereitwilligst  annimmt  und  billigt.    Wie  Eraste 
auf  ein  begütigendes  Wort  Luciles   förmlich  wartet  und  nur   darum 
seinen  Entschluss  so  oft  wiederholt,  so  meint  auch  Fulgenzio,  Eugenia 
müsse  einlenken  und  ihn  zurückhalten  (III,  5,  6,  7). 

Romaaliebe  Forfchnngen  XXV.  ß^ 


530  Fritz  Baamaiin 

Ähnlichkeit,  w6nn  auch  entfernte,  haben  Folgenzios  Grefbhle,  nach- 
dem er  von  Engenias  Racheakt  erfahren  hat,  mit  dem  Zomesansbrnch 
des  Eraste,  dessen  Annäbernngsversnche  an  Lncile  zorttckgewiesen 
wurden  (IV,  2).  Die  Vorwürfe  der  beiden  gekränkten  Liebhaber  sind 
recht  ähnlich;  namentlich  sind  sie  aufgebracht,  dass  man  sie  um  eioer 
Kleinigkeit  willen  aufgebe:  Abbandonartni  per  cosi  pocol  äussert  Ful- 
genzio  schmollend  zu  Eugenia  (Ol,  13).  Eraste  {D^p.  am.  IV,  2, 
V.  1217): 

Hai  Sans  doutty  un  amour  a  peu  de  violence, 
Qu^est  capable  d'Heindre  une  sifaible  offense;  • . . 
Im  Gespräch  mit  Lucile  (IV,  3)    kehrt  dieser  Gedanke  noch  öfter 
wieder.    Inwieweit  Goldoni   den  von  Molifere  schon  angedeuteten  Ge- 
danken:  Rache  der  Gekränkten  durch  Begünstigung  eines  anderen  — 
yerwertet  hat,  wurde  schon  oben  besprochen.  Aber  nicht  allein  Erastes 
Stimmung  konmit  hier  in  Betracht;  mehr  noch  werden  wir  an  Luciles 
Ausruf  und  Vorhaben  erinnert  {Dip.  am.  II,  9  v.  541  ff.): 
Cen  est  fait:  c^est  ainsi  que  je  puis  me  venger; 
Et  si  cette  action  a  de  quoi  Vaffliger^ 
Cest  toute  la  douceur  que  man  cceur  s^jf  propose  .  .  . 
Dann  kündet  sie  ihre  Absicht  an,   Erastes  Nebenbuhler  Valpro  m 
begünstigen.    Eugenia  (GUnnam.  III,  9):   {Ah^   una  Vendetta  sarebbe 
pure  opportuna)  .  .  .   (Quand'i  fatta,  i  fatta.    Pub  essere  che  quetVin- 
grato  frema^  e  si  disperi^  e  si  petita^  quando  mi  avrä  perduta). 

Dies  dürften  so  ziemlich  die  hervortretendsten  Berttbrungspunkte 
zwischen  den  beiden  Lustspielen  sein.  Wenn  auch  auf  Grund  dieser 
Feststellungen  die  Behauptung  nicht  zu  gewagt  ist,  Goldoni  habe  bei 
Abfassung  seiner  Komödie  das  Moli^resche  Lustspiel  vor  Augen  gehabt 
und  diese  oder  jene  Idee  mehr  oder  weniger  bewusst  in  sein  Stück 
berttbergenommen,  so  hiesse  es  doch  viel  zu  weit  gehen,  wollte  man 
Ton  einer  Nachahmung  sprechen.  — 

Die  ganze  Atmosphäre  des  Goldonischen  Lustspiels  ist  grund- 
verschieden von  dem  Geiste  ianmutiger  Komik,  welcher  Moli6res  Dipit 
amoureux  durchweht.  Das  Komische  des  letzteren  Stückes  hat  einen 
ganz  anderen  und  näherliegenden  Grund,  als  es  bei  Goldoni  der  Fall 
ist.  Bei  diesem  beruht  die  komische  Wirkung  auf  dem  Gegensatz 
zwischen  der  Nichtigkeit  und  Grandlosigkeit  der  Eifersucht  und  der 
masslosen  Leidenschaftlichkeit  der  Verliebten,  sowie  auf  dem  fort- 
währenden Übergang  von  Liebe  zu  Zorn,  von  einem  Extrem  ins  andre'); 

1)  S.  Goldonis  Vorrede  lum  Stück:  Bar  wuiggiarmente  spiegare  il  carattert 
df*  rtri  amauti  aßascinati  dtUa  passione^  conrien  che  sieno  Uggieri^  fantastici  e 
quasi  irrapioficvoli  i  iwo/i'ri  de^  gelosi  sospftÜ  e  cid  per  rendere  vieppiu  ridieola 
HMfi  d^Mezza  che  inquicta  il  Mondo . . .  (PiasquaU,  Yen.  1761,  II,  245). 


Alberto  Nota  531 

bei  Moli^re  dagegen  ist  die  Basis  des  Komischen  innerlicher,  psycho- 
logisch tiefer.  Hier  handelt  es  sich  um  den  Kontrast  zwischen  dem 
Kusserlich  zur  Schan  getragenen  Trotz  und  der  fortdauernden  inneren 
Sympathie  und  Liebe,  und  um  den  Kampf  zwischen  diesen  beiden  Ge- 
fühlen, welche  den  Beteiligten  selbst  nicht  klar  zum  Bewusstsein 
kommen;  daher  Moli^res  Schilderung  des  Trotzes  und  des  allmählichen 
Übergangs  zur  Yersöhnang  viel  feiner,  von  ruhiger  Heiterkeit  durch- 
drungen ist.  DazQ  kommt,  dass  Goldoni  sich  nicht  wie  Moli^re  damit  be- 
g^ttgt,  nur  die  Stimmungen  der  Verliebten  in  allgemein  menschlicher 
Weise;  ohne  Rücksicht  auf  individuelles  Temperament  und  Charakter 
KU  schildern,  sondern  in  seinem  Bestreben,  allgemeine  Typen  der 
Uolifere'schen  Komik  zu  nuancieren  und  auf  bestimmte  Fälle  anzuwenden, 
auch  hier  der  allgemeinen  psychologischen  Schilderung  bestimmte,  aus- 
g^esprochene  Charaktere  zugrunde  iegt^);  echt  italienische  Tempera- 
Diente^).  Gerade  deshalb  aber  muten  uns  seine  Personen  und  ihrcGe- 
fühlsäusserungen  viel  fremder  und  unsympathischer  an  als  jene  des  D6pit 
ftmoureux;  das  hat  ja  Goldoni  selbst  schon  gefühlt').  Auch  die  Breite 
ier  Schilderungen,  die  vielen  Wiederholungen  und  Variationen  des 
Themas  stechen  nicht  eben  vorteilhaft  von  der  knappen  und  doch  er- 
schöpfenden Ausführung  des  Grundgedankens  bei  Holifere  ab,  dessen 
Lustspiel  die  moralisierende  Tendenz  der  Innamorati,  die  namentlich 
iurch  die  schliessliche  unwahrscheinliche  Besserung  Eugenias  zum 
A^usdruck  kommt;  ebenso  fremd  ist,  wie  der  leichte  Schimmer 
iron  Bührseligkeit^  welcher  sich  über  manche  Szenen  im  Stücke  Gol- 
ionis  legt. 

Trotz  dieser  Mängel,  oder  vielleicht  gerade  infolge  derselben,  muss 
3em  Lustspiel  des  italienischen  Molifere  unbedingt  Eigenart  zugesprochen 
werden.  Galantis  Urteil  mag  auch  hier  gelten:  Egli  ha  tolto,  se  cosl 
piace  a  qualche  critico  incontentabile,  da  tutti  e  nello  stesso  tempo  da 
nessuno . . .  Imitatore  non  poteva  essere  e  per  la  natura  pur  particolare 
iel  8U0  ingegnOj  e  per  la  natura  pur  particolare  del  suo  carattere^). 


1)  Mimairee  JParia  1787,  II  cap.  41  p.  324fif. ...  ^11  est  peu  de  pücea  sans 
%maur;  mais  je  rCen  cannaie  aueune  dont  les  amoureux  eoient  de  la  trempe  de 
zeux  que  fai  employis  dans  celle-ci'^, 

2)  Vorrede,  a.  a.  0.  „La  paeza  geloeia,  che  nella  nostra  lialia  principal' 
menUf  h  H  flageUo  de^  cuori  amanti  etc* 

3)  Mifnairesj  a.  a.  0.  En  France,  un  pareil  sujet  n'aurait  pas  iti  suppor- 
lable;  en  Italie  on  le  trouve  un  peu  Charge . . . 

4)  Galant!:  Carlo  Goldoni  e  Venezia  nel  aec,  XVIII.  Padova  1882, 
p.  490f. 


34* 


532  Fntz  Banmann 

B.  Le  Risoluzioni  in  amore  von  Alberto  Nota. 
Die  Handlimg. 

Wie  schon  erwähnt^  gibt  Nota  selbst  zu,  Idee  und  Anregung  za 
seinem  Lustspiel  den  beiden  eben  erörterten  Stücken  von  Moli^re  und 
Goldoni  zu  verdanken.  In  der  Tat  handelt  es  sich  in  den  EisoIuzioDi 
in  amore  um  denselben  Grundgedanken  wie  in  jenen  anderen  Werken: 
Zwei  junge  Leute  sind  ineinander  verliebt;  aber  grundlose  leidenschaft- 
liche Eifersucht,  die  auf  beiden  Seiten  schwere  Missverständnisse  zur 
Folge  hat,  führt  wiederholt  zu  Streit  und  endlich  Trennung,  bis  durch 
glückliche  Umstände  sich  alles  aufklärt  und  die  Vereinigung  der 
Liebenden  doch  noch  zustande  kommt.  Ausser  den  Verliebten,  welche 
in  ihrem  gegenseitigen  Verhältnis  so  ziemlich  dem  Goldonischen  Liebes- 
paar entsprechen  — -  die  grundlose  Eifersucht  ist  hauptsächlich  auf 
Seiten  der  Verliebten;  der  männliche  Teil  ist  meist  der  ungerechtfertigt 
Beschuldigte  —  ausser  ihnen  finden  wir  wieder  die  MoIi6re'schen 
Diener  und  Vertrauten  der  Liebenden,  wenn  auch  in  recht  verblasster 
Ausführung;  finden  wir  den  Rivalen  des  Verliebten^  während  die  Neben- 
personen vom  Autor  neu  eingeführt  sind. 

Eine  kurze  Inhaltsskizze  möge  veranschaulichen,  wie  Nota  die 
Fabel  des  Stückes  dramatisch  verwertete. 

Metilde,  eine  junge  Witwe,  und  Federico  sind  sich  in  aufrich- 
tiger Liebe  zugetan.  Aber  die  Eifersucht  der  ersteren  gibt  oft  Anlass 
zu  Zwistigkeiten,  die  schliesslich  immer  in  Versöhnungen  enden.  So 
hat  es  wieder  einmal  einen  heftigen  Streit  gegeben.  Metiide  wirft 
Federico  vor^  er  halte  es  mit  einer  früheren  Liebe,  glaubt  seinen  Un- 
schuldsbeteuerungen nicht,  und  er  stürzt  davon  mit  der  Versicherung, 
nicht  mehr  zu  kommen.  Daraufhin  schreibt  Metiide  sofort  ihrem  Onkel, 
einem  alten,  scheinheiligen  Geizhals,  sie  wolle  jetzt  auf  seinen  Vor- 
schlag eingehen  und  seinen  Adoptivsohn  Alderino  heiraten.  Von 
diesem  Onkel  nämlich  hängt  sie  laut  testamentarischer  Bestimmung 
ihres  verstorbenen  Gatten  in  der  Wahl  ihres  zweiten  Mannes  ab. 
Widersetzt  sie  sich  diesem  Einspruchsrecht^  so  geht  das  ererbte  Ver- 
mögen in  die  Hände  ihres  Onkels  über.  Mittlerweile  aber  ist  der  Vater 
ihres  Federico  angekommen.  In  einem  Brief ,  den  Federicos  Diener 
Prospero  durch  List  ins  feindliche  Lager  schmuggelt ,  teilt  der 
Wiederversöhnte  der  noch  Zürnenden  jenes  Ereignis  mit  und  spricht 
von  den  frohen  Aussichten^  welche  sich  daran  knüpfen.  Aller  Zorn 
und  Trotz  schmilzt  dahin  und  macht  aufrichtigen  Reugeftthlen  Platt. 
Metiide  befindet  sich  aber  jetzt  in  einer  misslichen  Lage.  Auf  ihren  Brief 
hin  erscheinen  nämlich  Onkel  Orazio  und  sein  Alderino  mit  zwei  Tanten, 
um  das  Heiratsprojekt  zu  besprechen  Kurz  darauf  kommt  auch 
FedericO;  überrascht  sie  in  dieser  Gesellschaft   und   ist   sehr   erbittert 


Alberto  Nota  533 

über  das  Vorgefallene.  Nur  mit  Mtthe  gelingt  es  der  geängstigten 
Metilde,  ihn  wieder  verBöhnlich  zn  stinunen.  —  II.  Akt.  Federicos  Vater 
Teodoro  besncht  Metilde,  am  sie  kennen  zu  lernen.  Während  der 
Unterhaltung  kommt  er  znfäUig  auf  die  Anwesenheit  jener  ehemaligen 
Flamme  Federicos  zu  sprechen ,  welche  schon  so  oft  Ursache  von 
Streitigkeiten  zwischen  den  Verliebten  war.  Metildes  Eifersucht  er- 
wacht. Ein  Blick  durchs  Fenster  scheint  ihren  Verdacht  zu  bestätigen: 
am  Arme  des  Treulosen  sieht  sie  die  vermeintliche  Rivalin.  In  ihrer 
leidenschaftlichen  Erregung  sichert  sie  aus  Hache  an  Federico  ihre 
Hand  in  Gegenwart  Teodoros  endgültig  dem  Alderino  zu.  Während 
sie  sich  noch  ihrem  Schmerz  über  den  Verrat  ihres  Geliebten  hingibt, 
Btttrmt  ihr  Vetter,  Leutnant  Delmiro  herein,  der  wegen  eines  Duells 
flttchtig  gegangen  und  die  Entscheidung  im  Hansarrest  bei  seiner 
KoQsine  abzuwarten  gezwungen  ist.  Ungern  weist  man  ihm  ein  Zimmer 
an.  Unterdes  kommt  Federico  ahnungslos  und  gut  gelaunt,  um  mit 
Staunen  und  Beunruhigung  durch  die  Zofe  Bettina  von  Metildes  Ent- 
schluss  zu  hören.  Infolge  eines  Missverständnisses  glaubt  er,  es  handle 
sich  um  einen  weiteren  Nebenbuhler,  und  dieser  Verdacht  scheint 
sich  durch  ein  paar  Zufälligkeiten  zu  bestätigen.  Er  tobt  und  lärmt. 
Metilde  tritt  ihm  entgegen,  und  es  kommt  zu  einer  heftigen  Szene, 
welche  damit  endet,  dass  Federico  verzweifelt  davonstUrzt  und  Metilde, 
die  plötzlich  zur  Besinnung  kommt,  in  Angst  um  den  Geliebten  zurück- 
lägst. —  lU.  Akt.  Der  Konflikt  spitzt  sich  immer  mehr  zu.  Federico 
sucht  seinen  Schmerz  in  einer  Reise  zu  vergessen.  Onkel  Orazio  lässt 
alle  Vorbereitungen  zur  Eheschliessung  zwischen  Metilde  und  Alderino 
treffen.  Da  erscheint  als  Retter  in  der  Not  ein  Notar  (CrisoIogo> 
ein  edler  Menschenkenner,  welcher  durch  List  Orazio  dazu  bringt,  dass 
er  in  den  Ehekontrakt  eine  Elaasel  aufnehmen  lässt:  er  verzichte  auf 
sein  Einspruchsrecht  und  gegebenenfalls  auf  das  in  Frage  kommende 
Vermögen.  —  Diese  Klausel,  durch  welche  der  Alte,  um  seinen  Ruf 
zn  wahren,  die  Lauterkeit  seiner  Absichten  dartun  will,  soll  erst  im 
letzten  Augenblick  zur  Verlesung  kommen.  Kaum  ist  dies  geschehen, 
so  stürzt  Prospero  herein  mit  der  Meldnng,  sein  Herr,  von  heftigster 
Sehnsucht  nach  Metilde  ergriffen,  Eci  zurückgekehrt,  und  ehe  es  die  be- 
stürzte Familie  Deteuebrosis  verhindern  kann,  stttrmt  Federico  ins 
Zimmer,  findet  Metilde  noch  frei,  und  beide  sinken  sich  erfreut  und 
gerührt  in  die  Arme.  Mit  der  dauernden  Vereinigung  der  Liebenden 
schlieast  das  Stück. 

Aus  dieser  Analyse  gewinnt  man  zunächst  den  Eindruck,  als  ob 
Nota  die  Idee  des  Liebeszwistes  in  eine  ganz  neue,  originelle  Form 
umgegossen  hätte;  zum  Teil  mag  es  auch  so  sein.  Bei  näherem  Zu- 
sehen wird  man  die  Fäden  der  Handlung  unschwer  entwirren  und  be- 
stimmen, wie  weit  Nota  aus  Eigenem  schöpfte. 


534  Fritz  Baamaon 

Zanäobst  behielt  er  Goldonis  Idee  bei,  den  Grundgedanken  in 
Variationen  zn  bringen  und  dadarch  dramatische  Wirkung  and  Steige- 
rang za  erzielen;  aber  wohl,  am  Goldonis  Weitschweifigkeit  za  yer- 
meiden,  der  mit  der  beständigen  Wiederholang  des  Themas  des  Gaten 
vielleicht  za  viel  getan  hat,  brachte  er  es  nur  in  doppelter  Faasang: 
Das  erstemal  mit  gutem  (Akt  I),  das  zweitemal  mit  schlimmen  Aas- 
gang (Akt  n).  Die  beiden  ersten  Aufzüge  der  Innamorati  bis  II,  13 
fasst  er  in  seinem  ersten  Akt  zusammen;  denn  er  enthält  alle  jeoe 
dramatischen  Momente,  welche  Goldoni  auf  zwei  Akte  verteilt. 

Die  geschickt  angelegte  Exposition  —  das  muntere  Streitgespräch 
der  Diener  bereitet  auf  die  Hauptpersonen,  namentlich  Metilde  vor  — 
lehnt  sich  ganz  an  Goldoni  an,  wie  später  noch  gezeigt  wird.  Auch 
bei  Nota  ist  die  Verliebte  auf  eine  eingebildete  Nebenbuhlerin  eifer- 
süchtig; auch  hier  werden  ihre  Zweifel  und  die  üble  Laune  durch  einen 
Brief  des  Geliebten  gehoben.  Nun  aber  geht  Nota  gleich  zu  einem 
Mittel  über,  welches  die  Erregung  bezw.  Steigerung  des  Interesses  be- 
zweckty  und  das  auch  Goldoni,  aber  erst  11,7;  verwendet:  der  Verliebte 
lernt  einen  Rivalen  kennen  und  wird  eifersüchtig.  Noch  dazu  ist  aber 
bei  Nota  dieser  Nebenbuhler  gar  nicht  so  ungefährlich  —  also  FedericoB 
Misstrauen  nicht  ganz  ungerechtfertigt,  und  so  wird  dieses  Moment  in 
den  Risolttzioni  viel  schärfer  betont  als  in  den  Innamorati.  Damit 
diese  Wirkung  hier  schon  angebracht  werden  kann,  musste  Nota  die 
Elemente  dieser  aufkeimenden  Intrige  bereits  in  die  Exposition  auf- 
nehmen; so  hören  wir  dort  schon  von  der  Abhängigkeit  Metildes  von 
ihrem  habsüchtigen  Onkel  Orazio  und  ihre  voreilige  Zusage,  Alderioo 
zu  heiraten.  Die  „Intrige^  ist  also  von  Anfang  an  im  Gange  und  m 
sehen  Metilde  zwischen  Federico  und  Alderino  schwanken.  Goldoni 
dagegen  zeigt,  wie  in  Eugenia  allmählich  die  Idee  aufkeimt,  ihrem 
Trotz  durch  Koketterie  mit  einem  anderen  Luft  zu  machen,  und  wie 
dieser  Bachegedanke  immer  mehr  Raum  gewinnt. 

Die  Überraschungsszene  I,  14  führt  ähnlich  wie  bei  Goldoni  zu 
heftigen  Vorwürfen,  welche  aber  schliesslich  in  Versöhnung  and  Freude 
ausklingen. 

Der  zweite  Aufzug  enthält  eine  Wiederholung  der  angedeuteten 
Motive  in  verschärfter  Ausführung  und  pbantasie voller  Ausschmückung: 
Erneute  Eifersucht  ihrerseits  und  Rache  —  Eifersucht  seinerseits 
—  Streit  und  Trennung.  Die  ersten  Szenen  dieses  Aktes  bringen 
den  erneuten  Verdacht  Metildes;  Federico  wird  abgewiesen,  Alderino 
angenommen.  Dramatisch-technisch  entspricht  dieser  Stelle  bei 
Meliere  die  Briefszene  I,  5,  bei  Goldoni  der  Zwist  wegen  Clorinda 
n,  14— ni,  7;  stofflich  die  Briefszene  I,  3  und  das  übereilte 
Heiratsversprechen  III,  11.   —    Doch   Federico  ist  ja  noch  in  bester 


Alberto  Nota  535 

Stimmmigy  er  weiss  von  nichts;  es  muss  ein  Mittel  gefanden  werden, 
auch  in  ihm  den  für  eine  Katastrophe  erforderlichen  Stimmnngs- 
nmschwnng  hervorzarofcn.  Man  sollte  meinen ,  dafttr  könnte  bei 
Federicos  Reizbarkeit  die  Eifersucht  anfAIderino  genttgen,  die  ja  schon 
einmal  beinahe  zum  Brach  geführt  hätte.  Aber  yielleicht  schien  er 
dem  Dichter  ein  zu  inferiorer  Gegner  fttr  Federico,  als  dass  er  im- 
stande wäre,  Federico  in  die  fttr  eine  effektvolle  Streitszene  mit  Bruch 
nötige  Erregung  zu  versetzen;  oder  die  Eifersucht,  welche  im  Falle 
Alderino  berechtigt  gewesen  wäre,  sollte  sich  auf  grundlosem  Verdacht 
aafbauen  und  dem  bisher  untadeligen,  ernsten  Verliebten  und  seinem 
Oebahren  eine  Dosis  Komik  zugeteilt  werden,  welche  ihn  seiner  un- 
besonnenen Freundin  wttrdig  macht;  schliesslich  gibt  die  Episode  Ge- 
legenheit zu  einer  weiteren  Charakteristik  Federicos  —  kurz,  Nota 
glaubte  einer  weiteren  Person  zu  bedürfen  and  ftthrte  Metildes  Vetter, 
den  Leutnant  Delmiro  ein.  Zu  diesem  Zweck  aber  lässt  er  den  jungen 
Offizier  erst  einen  Vorgesetzten  im  Duell  töten ;  Delmiro  muss  fliehen 
und  glaubt  sich  nirgends  sicherer  als  eben  im  Hanse  seiner  Koosine ;  dazu 
macht  ihn  noch  Nota  zum  Verlobten  jener  Elisa,  welche  den  beständigen 
Anlass  zu  den  Streitigkeiten  der  Verliebten  bildet.  —  Ja,  man  trägt 
Delmiro  sogar  die  Heiratserlaubnis  in  sein  Versteck  nach  —  denn  so 
Allt  sie  ja  dem  zufällig  anwesenden  Federico  in  die  Hände,  der  durch 
Carlottas  Plaudern  schon  stutzig  geworden  ist,  und  veranlasst  ihn,  za 
bleiben,  um  Metilde  jenen  Schein  zu  ihrer  Verwirrung  selbst  zu  über- 
reichen, anstatt,  wie  gewöhnlich,  verzweifelt  davon  zu  stürzen.  —  Da- 
mit jedoch  diese  Episode  nicht  so  ganz  ausserhalb  der  Haupthandlung 
steht,  hat  sie  der  gewissenhafte  Autor  nicht  nur  vorbereitet  —  denn 
schon  I,  16  ist  die  Rede  von  einem  Offizier,  einem  früheren  Verehrer 
Metildes,  welchen  Federico  jetzt  hinter  dem  neuen  Rivalen  vermutet  — 
sondern  er  lässt  sie  auch  in  die  Lösang  eingreifen:  Delmiro  heiratet 
die  bewusste  Elisa,  und  damit  ist  fttr  Metilde  der  Grund  za  weiterer 
Eifersucht  aus  der  Welt  geschafft.  —  Gegen  die  Wahrscheinlichkeit 
und  Notwendigkeit  dieser  Episode  könnte  man  sehr  viel  einwenden; 
doch  würde  das  zu  weit  führen.  Der  Bruch  der  Verliebten  am  Schlüsse 
des  Aktes  bildet  sozusagen  den  Kulminationspunkt  des  Lustspiels: 
das  Missverständais  scheint  nicht  mehr  za  beheben  zu  sein,  der 
„Knoten''  onentwirrbar.  —  Goldoni  hat  diese  dramatischen  Momente 
der  Steigerung  und  der  Verwicklung  in  den  letzten  Szenen  seines 
dritten  Aktes  zusammengedrängt  und  lässt  auch  die  Lösung  unmittel- 
bar darauf  in  natürlicher  Weise  erfolgen  —  ihm  war  es  nur  um 
StimmangS'  und  Charakterschilderung  zu  tun. 

Nota  hatte  zur  Ausfallung   des   ganzen  dritten  Aufzugs  nur  mehr 
die  Lösung  übrig.    Diese  musste  er  also  möglichst  breit  ausführen  und 


536  Fritz  Baumann 

kompliziert  gestalten  —  nnd  nm  eine  umständlich  vorbereitete^  aber 
eben  darum  langweilige  Lösung  ist  Nota  nie  verlegen;  hierin  ist  er 
seinen  Vorbildern  gegenüber  zweifelsohne  originell.  —  Die  Lösung 
muss  natürlich  auch  bei  ihm  in  der  Vereinigung  der  Liebenden  bestehen; 
bei  Moliöre  und  Goldoni  erscheint  sie  —  mit  KOcksicht  auf  das  leicht 
veränderliche  Wesen  der  Verliebten  —  sehr  einfach.  Nota  verlegt  ihr 
den  Weg  mit  Hindernissen  schwerwiegendster  Natur.  Er  verwendet 
hierzu  das  Gegenspiel;  dem  von  Anfang  an  ein  bedeutender  Einfioss  auf 
Hetildes  Verhältnisse  und  dadurch  ein  breiter  Raum  in  der  Handlung 
zugewiesen  war.  Durch  das  Drängen  der  Familie  Detenebrosis,  die 
von  Metilde^  in  aller  Form  versprochene  Heirat  bald  vollzogen  zu  sehen, 
durch  die  Abhängigkeit  der  jungen  Witwe  von  ihrem  Oheim  sollte  eine 
Versöhnung  der  Liebenden  auf  immer  vereitelt  werden.  Um  diesen 
Einflüssen  zu  begegnen;  hat  Nota  der  Hetilde  Hilfe  geschickt  in  der 
Person  des  Notars  Crisologo,  welcher,  aufbauend  auf  Orazios  niedrigem 
Charakter^  durch  seine  List  alles  zu  gutem  Ende  führt.  So  scheinen 
auch  diese  Intrigen  sich  aus  Charakteren  zu  entwickeln,  während  sie 
doch  in  Wirklichkeit  künstlich  hineingetragen  und  an  die  vorhandenen 
oder  eigens  dafür  geformten  Charaktere  angeknüpft  sind.  Die  Kene 
der  Verliebten,  die  sich  natürlich  inzwischen  eingestellt  hat,  erscheint 
als  ein  sekundärer  Faktor  der  Lösung.  Federico  wird  sogar^  damit  er 
den  Oang  der  Handlung  nicht  durch  unvorzeitiges  Erscheinen  zu  stören 
oder  zu  erschweren  braucht,  vom  Dichter  auf  Keisen  geschickt  und 
kehrt,  zwar  freilich  von  Reue  und  Sehnsucht  getrieben,  gerade  im 
günstigen  Augenblick  zurück. 

Mit  all  diesen  Zutaten  stehen  wir  längst  nicht  mehr  auf  dem  Boden 
der  reinen  Charakterkomödie;  wir  sind  auf  den  Weg  nach  dem  In- 
trigenlustspiel geraten.  Nicht  mehr  auf  die  Liebenden  ist  am  Schluss 
des  Stückes  das  Interesse  der  Zuschauer  gerichtet,  ja  nicht  einmal  mehr 
auf  Metilde,  welche  doch  die  Hauptrolle  spielt,  sondern  auf  den  Kampf 
der  „guten''  und  der  „bösen''  Sache.  Man  fragt  sich:  Wer  triumphiert 
schliesslich?  Soll  der  Metilde  wirklich  Alderino  aufgedrungen  werden, 
oder  wird  sie  doch  noch  ihren  Federico  bekommen?  Dieser  Eindruck, 
der  am  Schlüsse  der  vorherrschende  ist,  wird  schon  von  Anfang  an 
vorbereitet.  Mit  der  Elarlegung  des  Verhältnisses  zwischen  Hetilde 
und  der  Sippschaft  Detenebrosis  in  der  Exposition  werden  wir  vor  eine 
vollendete  Verwicklung  gestellt  --  nach  Art  der  meisten  Intrigenlust- 
spiele und  schon  da  drängt  sich  die  Frage  nach  der  weiteren  Schür- 
zung oder  Lösung  dieses  Knotens  auf.  —  Dem  ist  ganz  anders  bei 
Moliere  und  Goldoni.  Bei  ihnen  handelt  es  sich  weniger  um  das  „was^ 
als  um  das  „wie";  nicht  die  Tatsachen  an  sich  interessieren,  sondern 
die  Frage^  wie  man  zu  ihnen  kommt.    Nota  aber  arbeitet  mit  ausser- 


Alberto  Nota  537 

liehen  Mitteln.  ÄnsBerlieh  —  mit  Rüeksicht  auf  die  dem  Stüeke  zn- 
gründe  liegende  Idee  — -  ist  jenes  Abhängigkeitsverhältnis  a  priori;  ist 
die  Art  nnd  Weise,  Metildes  Eifersucht  zn  erregen  (II,  2);  änsserlich 
ist  das  Auftreten  Delmiros  und  die  Lösung.  Solche  Einflechtungen  von 
Episoden  und  Motiven  des  Intrigen-  und  Situationslustspieles  sind  natttr- 
lich  an  sich  kein  Fehler^  und  ein  gutes  Intrigenlustspiel  hat  seine  volle 
Berechtigung  —  wenn  es  eben  ein  gutes  ist  und  nichts  anderes  sein 
will.  Aber  dazu  mangelt  es  dem  Autor  an  sprühendem  Witz  und  geist- 
reichen Einfällen.  Einerseits  fehlt  die  Spannung:  die  HauptefifektO;  wie 
Federicos  unerwünschter  Besuch  (I,  13)^  die  Wirkung  der  Anwesen- 
heit Delmiros  in  Metildes  Wohnung,  die  Lösung,  sind  allzugut  vor- 
bereitet, um  den  Zuschauer  zu  überraschen;  andererseits  kann  und  will 
sich  Nota  nicht  von  dem  Cbarakterlustspiel  losreissen  und  sucht  jene 
Einstreuungen  auf  die  Charaktere  zu  gründen.  Dadurch  bekommt  die 
Intrige  etwas  Schleppendes,  zu  Reflektierendes;  es  fehlt  ihr  an  Frische 
und  Unmittelbarkeit.  —  Kurz,  Nota  bleibt  auf  halbem  Wege  stehn. 
Seine  Kraft  bloss  auf  Charaktere  und  Psychologie  zu  konzentrieren, 
dazu  fehlte  ihm  die  Originalität.  Zu  einer  frischen,  an  unerwarteten 
Wendungen  reichen  Intrige  fehlten  ihm  Witz  und  Temperament. 

Die  Motive,  welche  zum  Wesen  der  Komödie  der  Liebe  gehören: 
Streit,  Versöhnung,  Eifersucht,  Trotz,  Kachegedanken  —  die  hat  Nota 
entlehnt,  d.  h.  ihnen  grösstenteils  dieselbe  dramatische  Verwertung  ge- 
geben, wie  seine  Vorgänger.  Was  er  aber  aus  Eigenem  hinzufügte,  war 
wohl  geeignet,  den  ursprünglichen  Rahmen  des  Lustspiels  stark  zu  ver- 
schieben, ohne  jedoch  das  Werk  zu  einem  originellen  zu  gestaltea  — 
denn  eigenartig  sind  jene  Zutaten  auch  an  sich  so  wenig  wie  etwa  die 
Mittel,  mit  denen  der  Autor  in  seinem  Nuovo  Biceo  die  Idee  des  Bour- 
geois gentilhomme  neu  aufputzen  will;  sie  liegen  an  der  Strasse  und 
können  von  jedem  Komödienschreiber  zu  Stücken  verschiedensten  In- 
halts verwendet  werden,  wie  Theaterrequisiten. 

Wenn  wir  das  Lustspiel,  als  Ganzes  betrachtet,  als  ein  technisch 
zwar  gewissenhaft  gebautes,  aber  wenig  interessantes  und  selb- 
ständiges Werk  bezeichnen  müssen,  so  könnte  doch  der  Verfasser  in 
die  Detailausführung  eine  persönliche  Note  hineinbringen,  Geschicklich- 
keit in  der  SzenenfUhrung  oder  geistreiche  Züge  in  der  Komik  und 
Cbarakterzeichnung  an  den  Tag  legen ,  welche  seinem  Werk  den 
Stempel  einer  gewissen  Eigenart  aufdrücken.  —  Unter  diesem  Gesichts- 
punkt soll  das  Lustspiel  in  den  folgenden  Ausführungen  untersucht 
werden. 

L  Akt. 

Szene  1.  Federicos  Diener  Prospero  will  einen  Brief  seines  Herrn 
an  Metilde  abgeben.    Der  letzteren  Zofe  Bettina   jedoch   weigert   sich 


538  Fritz  Baumann 

entschiedeD,  den  Brief  abzuliefern,  da  ihre  Herrin  ihr  strengstens  anter- 
sagt  habe,  Botschaften  von  Federico  anzunehmen.  Zur  Erklärung  er- 
zählt sie  dem  Prospero  von  dem  vorausgegangenen  Auftritt ,  von 
Hetildes  Eifersucht  und  Entschluss,  sowie  ihrer  Abhängigkeit  von  Onkel 
Orazio.  Nach  einem  Wortwechsel  zwischen  Bettina  und  Prospero  ge- 
lingt es  diesem  während  einer  kurzen  Abwesenheit  der  Zofe,  seinen 
Brief  rasch  in  ein  Buch  zu  stecken,  das  auf  dem  Tisch  liegt. 

Die  Ähnlichkeit  dieser  Szene  mit  der  ersten  Szene  des  ersten  Aktes 
der  Innamorati  erklärt  sich  aus  der  gleichen  Bestimmung;  davon  war 
bei  der  Besprechung  des  technischen  Aufbaus  die  Rede.  —  Das  Ab- 
hängigkeitsverhältnis Metildes  von  ihrem  Onkel  hat  in  den  Innamorati 
kein  Seitenstttck,  dagegen  in  Goldonis  Inquietudini  di  Zelinda  I,  9. 
Donna  Eleonora  ist  wie  Metilde  in  ihren  Heiratsgelttsten  durch  das 
Testament  ihres  kürzlich  verstorbenen  Gatten  beschränkt.  Widersetzt 
sie  sich  der  testamentarischen  Verfügung,  so  geht  sie  ihres  Erbteils 
verlustig.  Dieser  Umstand  veranlasst  sie  zu  dem  Ausruf:  Non  basta 
ai  mariti  di  tiranneggiar  finchh  vivono  le  loro  moglij^  vogliono  coman- 
dare  loro  anche  dopo  morte?  —  In  J,  4  der  Risoluzioni  in  amore  ruft 
Bettina  aus:  Uomini  tiranni^  non  si  contentano  di  tenerci  schiave  mentre 
vivono:  e  il  peggio  $i  i  che  vivi  possiam  corbellarli  alcuna  volta^  e  morii 
corbellan  noi.  In  Notas  wie  in  Goldonis  Sttlck  wird  im  Verlauf  der 
ersten  Szene  wiederholt  angedeutet,  dass  es  zwischen  den  Liebenden 
oft  zu  Streitigkeiten  komme,  an  denen  namentlich  die  Quälereien  des 
eifersüchtigen  weiblichen  Teiles  schuld  seien.  Die  Vorwürfe  Flamminias 
und  Prosperos  entsprechen  sich  hier.  Bei  Nota  wird,  wie  bei  Goldoni 
von  einem  besonders  heftigen  Streit  berichtet,  der  am  Abend  zuvor 
stattgefunden  und  eine  neuerliche  Entzweiung  der  Verliebten  zur  Folge 
gehabt  habe.  Als  Ursache  dieses  Zwistes  wie  aller  übrigen  erscheint 
bei  beiden  Dichtern  die  masslose,  aber  unbegründete  Eifersucht  der 
Verliebten  und  die  Kränkung  ihres  Verehrers  durch  diesen  beständigen 
Argwohn.  Dass  sich  die  beiden  in  Wirklichkeit  dennoch  von  Herzen 
gut  sind  und  eine  Aussöhnung  wie  immer,  so  auch  diesmal  zu  erwarten 
ist,  das  spricht  bei  Goldoni  Eugenia  selbst,  bei  Nota  Prospero  deutlich 
aus.  In  beiden  Szenen  wird  uns  ferner  in  dem  Dialog  der  Beteiligten 
eine  Charakteristik  der  Verliebten  gegeben:  bei  Nota  ergreifen  die 
Diener  die  Partei  ibrer  Herren,  loben  und  schelten;  bei  Goldoni  ver- 
teidigt Flamminitt  den  Fnigenzio ;  Eugenia  nimmt  ihre  eigenen  Interessen 
wahr.  —  Auch  Grinnamorati  I,  8  mag  den  ersten  Auftritt  der  Riso- 
luzioni mit  beeinflusst  haben.  Nicht  nur  befindet  sich  Bidolfo,  der 
Freund  und  Abgesandte  Fulgenzios,  in  einer  ähnlichen  Lage  wie  Pro- 
spero, indem  er  eine  Botschaft  seines  Freundes  an  Eugenia  um  jeden 
Preis   anbringen   soll    und  will,    sondern   auch   der  Dialog,    der   sich 


Alberto  Nota  ÖH9 

zwiscben  Bidolfo  und  Engenias  Dienerin  Lisetta  entspinnt,  erinnert  viel- 
fach an  die  Unterredung  ProBperos  und  Bettinaa;  nnr  sind  die  Rollen 
zam  Teil  vertauscht.  —  Wie  Bettina  von  ihrer  Herrin,  so  erzählt 
Ridolfo  von  seinem  Freund,  er  wolle  Eugenia  nicht  mehr  sehen  und 
beharre  nnerschOtterlich  auf  seinem  Entschluss.  So  wenig  Bettina 
Prosperos  Hoffnung  bestärkt,  es  werde  die  Eintracht  sich  wieder  her- 
stellen, so  wenig  lässt  Ridolfo  Lisettas  Vermutung  gelten,  die  Lieben- 
den würden  sich,  wie  immer,  vers($hnen.  Prospero  und  Ridolfo  suchen 
sich  ihres  unangenehmen  Auftrages  in  ähnlicher  Weise  zu  entledigen: 

GPinn.  1,8,  Ridolfo:  Orsü  in  ogni  modo  io  ml  vd  disimpegnare 
dalla  mia  commissione  , .  .  e  nasca  quel  che  sa  nascere^  io  non  vo^strolicar 
d'avantaggio  .  .  .  Tant*i,  i  costantissimo,  vuoly  chHo  Io  faccia. 

BisoL  1, 1,  Prospero:  SHo porto indietro questa letiera, il padrone mi 
ammazza  . . .;  später  . .  .farö  cosi:  qui  vi  ha  un  libro;  lafortuna  m*ajuta; 
nasea  quel  che  sa  nascere^  il  viglietto  i  recapitato. 

Die  bedeutende  Änderung,  welche  Nota  in  dieser  Szene  anbringt, 
ist  die  schon  besprochene  Verwertung  des  Rachegedankens  Metildes 
bereits  an  dieser  Stelle.  Dadurch  sind  eine  Reihe  der  folgenden  Szenen 
bedingt,  in  welchen  Orazio,  Alderino  und  dessen  Tanten  auftreten. 
Sz.  2—4  enthüllt  Orazio  seine  Pläne  und  besticht  Metilde  zu  seinen 
Gunsten.  Erst  die  fünfte  Szene  zeigt  uns  die  Verliebte  selbst.  Sie 
lässt  sich  von  Bettina  in  ihrem  nicht  mehr  allzu  fest  stehenden  Ent- 
schluss bestärken,  mit  Federico  zu  brechen.  Wie  bei  Goldoni  (I,  5) 
erfahren  wir  hier  noch  einmal  den  näheren  Grund  des  letzten  Streites: 
Eine  Ausrede  des  Verliebten,  die  ihm  nicht  geglaubt  und  von  der  Eifer- 
süchtigen in  schlimmem.  Sinn  ausgelegt  wurde.  Sz.  7  findet  Metilde 
das  Billet  Federicos.  Der  nächste  Auftritt  bringt  die  Entkräftigung 
des  Verdachtes:  Bettina  muss  bekennen,  dass  Federico  nicht  abgereist 
ist.  Der  Brief,  in  zärtlichstem  Toue  abgefasst,  bestätigt  es.  Nicht 
minder  gross  aber  als  die  Freude  über  die  glückliche  Wendung  ist 
Metildes  Reue  über  ihren  voreiligen  Schritt  Orazio  gegenüber.  Sie  sendet 
eiligst  nach  Federico. 

Im  Kern  folgt  Nota  genau  demselben  Gedankengang  wie  Molifere 
und  Goldoni.  Grundlose  Eifersucht  —  Beschwichtigung  durch  den  Brief 
—  Freude  über  denselben.  Wie  bei  Goldoni  reicht  auch  hier  der  un- 
gerecht Verdächtigte  die  Hand  zur  Versöhnung;  das  Motiv  des  Briefes 
ist  eine  durch  nichts  zu  zerstörende  Liebe.  Beide  Briefe  enthalten 
Versicherungen  der  Liebe  und  die  Bitte  um  Versöhnung  und  gleiche 
Zuneigung. 

Von  dieser  Szene  ab  machen  sich  zunächst  die  Wirkungen  des 
Briefes  geltend,  in  welchem  Metilde  ihrem  Onkel  die  Zusage  zur  Heirat 
mit  Alderino   gibt.     Die  Tanten  des   letzlereu  stellen  sich  mit  ihren 


540  Fritz  BaamAnn 

Glttckwttnschen  ein  (Sz.  10);  im  nächsten  Auftritt  kommt  Alderino 
selbst  daza,  um  seine  Werbung  mit  unbehilflichen  Komplimenten  und 
unter  Geschmacklosigkeiten  aller  Art  vorzubringen.  Hetilde  befindet 
sich  in  einer  peinlichen  Lage.  Zu  ihrer  grossen  Freude  naht  sieh 
Bettina,  um  ihr  heimlich  zu  melden,  der  sehnlichst  erwartete  Federico 
sei  im  Begrifif,  sie  aufzusuchen.  (Sz.  12.)  Dieser  Szene  entspricht  eine 
ganz  ähnliche  Situation  in  GPinnamorati  n,  7.  Auch  dort  hört  Engenia, 
deren  Lage  durch  Kobertos  Antrag  unerquicklich  geworden  ist,  zu  ihrer 
Freude  von  Lisetta,  dass  Fulgenzio  nahe,  fiidolfo  hatte  den  Grollenden 
beruhigt  und  bewogen,  Eugenia  aufzusuchen.  Bei  Nota  hat  Bettinas 
Botschaft  den  Besuch  Federicos,  den  Prosperos  Abweisung  erzürnt 
haben  musste,  veranlasst  —  Sz.  12,  13.  Während  Onkel  und  Tanten 
Metilde  endlich  verlassen,  besteht  Alderino  darauf,  seiner  „Braut^  Ge- 
sellschaft zu  leisten.  Metilde  ist  in  tödlichster  Verlegenheit.  Sie  er- 
wartet Federico  mit  jedem  Augenblick.  Ihre  Versuche,  Alderino  abzn- 
schtttteln,  haben  nur  den  Erfolg,  dass  ihr  der  Lästige  eine  Liebes- 
erklärung machen  will.  Im  selben  Moment  erscheint  Federico  unter  der 
Türe.  Überrascht  und  betroffen  bleibt  er  stehen,  da  er  Metilde  in  dieser 
Gesellschaft  findet.  Alderino  kann  ihn  nicht  sehen,  Metilde  aber  ist 
bei  seinem  Anblick  furchtbar  erschrocken  und  sucht  ihn  durch  Liebes- 
beteuerungeui  welche  scheinbar  an  Alderino  gerichtet  sind,  zu  begtttigen. 
Doch  Federico  entfernt  sich  ernst  und  mit  abweisender  Gebärde.  —  Eine 
ähnliche  Szene  findet  sich  bei  Goldoni.  Die  Verliebte  wird  während 
eines  harmlosen,  ihr  selbst  ganz  unerwünschten  Beisammenseins  mit 
einem  Fremden  (Roberto)  von  ihrem  Verehrer  Überrascht.  Beim  Anblick 
des  verdächtigen  Eindringlings  macht  die  anfänglich  freudige  Stimmung 
des  Verliebten  peinlicher  Überraschung  und  eifersfichtigem  Verdacht 
Platz.  Während  aber  Fulgenzio  trotzdem  eintritt  und  seinem  Unmot 
unverhohlenen  Ausdruck  verleiht,  entfernt  sich  Federico  wieder,  um 
erst  später  der  angsterf&llten  Metilde  seinen  Zorn  f&hlen  zu  lasseo. 
Metilde  will  Alderino  verabschieden  und  Federico  nacheilen  (Sz.  14). 
Da  tritt  dieser  wieder  ein,  stelh  sich  seinem  Bivalen  als  Vetter  Metildes 
vor,  wttnscht  Glück  zur  Verlobung  und  entlässt  den  hoehbegifickten 
Alderino  mit  dem  Versprechen,  seine  Sache  bei  Metilde  zu  unterstützen, 
während  Metilde  sich  vergeblich  bemüht,  der  bitteren  Ironie  Federicos 
durch  ein  aufklärendes  Wort  entgegen  zu  treten.  Bettina  »eht  es  in 
Anbetracht  der  gewitterschwülen  Stimmung  vor,  sich  zu  entfernen  und 
die  Verliebten  allein  zu  lassen,  ^^z.  l.\)  Bettina  {guardando  i  due 
€rmanti)  AndtaMO  anche  uoL  {da  se,  e  ptirtif.)  Dem  eniqtricht  eine  Stelle 
der  iHHomorati  II,  12.  Flamminia  be^tinmit  den  Grafen  Roberto,  das 
Zimmer  lu  verlassen,  um  nach  ver^blichen  Versöhnungsversachen  die 
Verliebten  allein  zu  laj^sen  in  boroehticter  Ahnuns:  des  Streites.    Vado  di 


Alberto  Note  541 

lä  . , .  Ahpoveri  innamorati!  (a  tutti  due,  e  parte.)  —  Sz.  16.  Hetilde  und 
Federico  sind  allein.  Federico  quält  Metilde,  welche  ihre  Unschald 
beteuert,  mit  höhnischen  Vorwürfen.  Unerbittlich  weist  er  anfangs  ihre 
Rechtfertigungsversuche  zurttck.  Durch  Schmeicheln  und  die  Versicherung 
ihrer  unwandelbaren  Liebe  und  Treue  gelingt  es  ihr,  ihn  zu  besänftigen. 
Sie  überzeugen  sich  gegenseitig  von  der  Grundlosigkeit  ihres  Verdachtes. 
Die  Szene  endet  mit  einer  vollständigen  Versöhnung.  Diesem  Aufritt 
entspricht  vom  technischen  Standpunkt  aus  OVinnaworati  Hy  13. 

Auch  in  manchen  Einzelheiten  erinnert  er  daran.  So  wird  z.  B. 
auch  in  den  Innamorati  die  Unterhaltung  Ü,  8—12  aufFulgenzios  Seite 
zum  Teil  mit  ironischen  Bemerkungen  geführt;  auch  die  Streitszene 
n,  13  setzt  beiderseits  mit  solchen  ein^).  Wie  Metilde  sucht  auch 
Eugenia  den  Fulgenzio  durch  Zärtlichkeit  umzustimmen;  wie  Eugenia 
dem  Fulgenzio  das  Messer  abzuschmeicheln  weiss  und  durch  diese 
liebenswürdige  „Entwaffnung''  die  Versöhnung  einleitet^  so  ergreift  auch 
Metilde  die  Gelegenheit  zur  Annäherung  an  FedericO;  als  dieser  sein 
Buch  fortnehmen  will,  um  sich  endgültig  von  ihr  zu  trennen.  Sie  lasse 
ihm  das  Buch  nicht,  weil  es  das  Briefchen  enthalten  habe,  das  ihr 
süsse  Botschaft  brachte.  y,Wenn  ich  wüsste,  dass  ich  nicht  neuen 
Qualen  ausgesetzt  sein  werde"  entgegnet  Federico.  Ähnlicher  Ge- 
dankengang bei  Goldoni:  Eugenia  bittet  um  das  Messer  mit  den 
Worten:  ve  lo  domando,  se  non  per  l'amore  che  mi  portate,  per  quello 
almenoche  tni  avete  portato!  Fulgenzio  entgegnet  seufzend:  Loposso 
credere? 

Gegen  Ende  der  Szene  zeigen  sich  Anklänge  an  GT innamorati 
I,  11,  insofern  als  Eugenia  wie  Metilde  mit  Erstaunen  und  Bedauern 
vom  Aufschub  der  Hochzeit  erfahren.  An  diesen  Umstand  knüpft 
Eugenia  ihren  wiederaufkeimenden  Verdacht;  Metilde  wird  durch  Fede- 


1)  Man  könnte  hier  auch  an  eine  Szene  ans  Le  Inquietudint  dt  Zelinda 
(III,  10)  denken.  Zelinda,  welche  ihren  Gatten  mit  dem  unbegründeten  Verdacht 
verfolgt,  er  halte  es  mit  dem  Kammermädchen  Tognina,  überrascht  ihn  mit 
letzterer  in  harmlosem  Gespräch.  Es  folgt  dasselbe  stumme  Spiel,  die  Gebärden 
der  Verzweiflang,  die  schroffe  Zurückweisung  des  sich  ihr  zärtlich  nahenden 
Gatten,  und  die  bittere  Ironie  in  ihren  Worten.  Auch  bei  Moliöre  finden  sich  in 
manchen  Lustspielen  Szenen  mit  ähnlichen  Stimmungen:  So  Tartuffe  II,  4,  wo 
Valöre  die  Marianne  mit  ironischen  Worten  zu  der  Partie  beglückwünscht,  die 
sie  mit  Tartuffe  macht;  oder  Bourgeois  gentühomtne  III,  10.  Dort  lässt  zuerst 
der  erzürnte  C16onte  Lucile,  welche  sich  rechtfertigen  will,  gar  nicht  zu  Wort 
kommen  und  verhindert  so  die  Aufklärung*,  dann  aber  wendet  sich  plötzlich  dass 
Blatt.  —  Wenn  man  aber  auch  hier  gerade  nicht  an  direkte  Vorbilder  zu  Notas 
Szene  zu  denken  braucht  —  denn  Federicos  Benehmen  ergibt  sich  als  natürliche 
Folge  des  Vorausgegangenen  —  so  ist  doch  zweifellos,  dass  er  längst  getretene 
Pfade  wandelt. 


542  Frits  Baamann 

ricos  frühzeitigen  Anfbrach  zu  argwühnisehen  Fragen  yeranlasst.    Der 
Anagang  der  beiden  Szenen  ist  jedoch  ganz  verachieden. 

Im  Intereaae  grösserer  Deutlichkeit  sei  nochmals  hervorgehoben, 
wie  eng  sich  Nota  im  letzten  Teil  des  ersten  Aktes  an  den  Gedanken- 
gang des  zweiten  Aufzuges  der  Innamorati  anschliesst:  Metilde  wie 
Eogenia  befinden  sich  in  gehobener  Stimmung.  Beiden  wird  zu  ihrem 
Yerdruss  Besuch  gemeldet  {ßisoL  ly  8;  Glmn,  II,  3-~5).  Ungern 
beteiligen  sie  sich  an  einer  Unterhaltung,  die  ihnen  allmählich  peinlich 
zu  werden  anfängt  {RisoL  I,  10—13;  GFinn,  I,  6).  Zu  ihrer  grossen 
Freude  wird  ihnen  das  Nahen  des  längst  Ersehnten  gemeldet  {Bisol. 
U,  12;  GCinn,  \\j  7).  Der  Geliebte  kommt:  unangenehm  berührt  von 
der  Anwesenheit  dea  Fremden  und  eifersüchtig  bleibt  er  unter  der 
Türe  stehen  (Risol.  l,  13;  GVinn,  II,  8).  Erbitterung,  Zorn  bemächtigt 
sich  seiner.  Die  Situation  wird  unerquicklich;  alles  deutet  auf  Sturm 
{RiBoL  I,  15,  16;  GPinn.  II,  8-12).  Die  Unbeteiligten  halten  es  »r 
geraten,  die  Liebenden  sich  selbst  zu  überlassen.  Es  kommt  znm 
Streit,  der  in  Versöhnung  übergeht  {RisoL  I,  16;  GPinn.  I,  13).  — 
Der  Unterschied  zwischen  beiden  Autoren  macht  sich  hier  einerseits  in 
der  technischen  Behandlung  dieser  Szenenfolge  bemerkbar^),  anderer- 
seits in  einer  wesentlichen  Verschiedenheit  der  Charaktere  und  Em- 
pfindungen der  Liebenden. 

IL  Akt. 

In  seinem  Gespräch  mit  Metilde  erwähnt  Federicos  Vater  Teodoro 
die  Elisa  dairArbieri  und  ihre  Anwesenheit  in  der  Stadt  (1.  Szene). 
Ein  schrecklicher  Argwohn  steigt  in  Metilde  auf,  der  ihr  zur  Gewiss- 
heit wird,  als  Bettina  sie  darauf  aufmerksam  macht,  wie  eben  Federico 
in  vertraulichem  Gespräch  Arm  in  Arm  mit  Elisa  spazieren  gehe 
(2.  Szene).  Diese  beiden  Szenen  haben  demnach  dieselbe  Bestimmung 
wie  jene  Auftritte  in  Moliöres  und  Goldonis  Stücken,  wo  der  Verdacht 
des  Eifersüchtigen,  eben  noch  durch  die  Liebesbotschaft  zerstreut,  von 
neuem  rege  wird  und  sich  zu  bestätigen  scheint.  Wie  bei  Moliire  1,3,4 
ist  eine  Steigerung  dadurch  erzielt,  dasa  die  neu  erwachende  Eifersucht 
auf  zwei  Szenen  verteilt  wird:  erst  Argwohn,  dann  Gewissheit.  — 
4  Szene.  Während  Metilde  auf  einige  Augenblicke  daa  Zimmer  ver- 
lassen hat,  um  sich  selbst  von  Bettinas  Behauptung  zu  überzeugen,  tritt 
Orazio  ein  und  erkennt  in  Teodoro  einen  alten  Prozessgegner.  Sie 
konunen  auf  Metilde  zu  sprechen.  Orazio  spricht  von  ihrer  Heirat  mit 
Alderino.  Teodoro  sagt,  davon  sei  jetzt  keine  Rede  mehr  und  beweist 
seine  Behauptung  mit  philosophischen  Gründen.  —  Er  vnrd  gründlich 
widerlegt  in  Szene  5  von  Metilde  selbst,   welche  entrüstet  über  das 

1)  S.  p.  534. 


Alberto  Nota  543 

Gescbchene  znrOckkehrt  und  in  flammendem  Zorn  sich  von  Federico  los- 
sagt, dem  Orazio  aber  ihr  feierliches  Wort  gibt,  Alderino  zu  heiraten.  — 
Wie  schon  erwähnt,  entspricht  diese  Szene  technisch  wie  inhaltlich  dem 
5.  Anftriti  des  Dipit  amoureux.  Aach  dort  lodert  nach  der  schein- 
baren Bestätigung  der  nenen  Verdachtsmomente  die  Eifersacht  in  hellen 
Flammen  empor  nnd  äussert  sich  in  der  Vernichtung  der  Briefe  und 
der  Absage  an  die  Geliebte.  Dieser  Handlungsweise  entspräche  bei 
Nota  die  vollständige  Lossagnng  von  Federico  und  die  Einwilligung  in 
die  Heirat  mit  Alderino.  Auch  Metilde  wünscht,  dass  Federico  Kennt- 
nis von  dem  Vorgang  erhalte.  Riferite  a  vostro  figlio  quanto  vi  ho 
detio  .  .  .  Dite  a  vostro  figlio  che  piü  non  si  atfenti  di  comparirmi 
davanti  gli  occhi;  che  ho  deciso;  che  ho  cessato  d'esser  debole  per  pre- 
stargli  fede,  e  perdonargli. 

Den  Wortlaut  der  entsprechenden  Stellen  bei  Molifere   (und  auch 
Goldoni  l,  4)   s.  oben  S.  84.    Was  jedoch  das  in  Metildes  Handlungs- 
weise zum  Ausdruck  kommende  Motiv  betrifft,    so   entspricht   es   dem 
Bachegedanken,    welchen  Eugenia   als  Folge  ihrer  Eifersucht  in   den 
letzten  Szenen  der  lunamorati  zur  Ausführung  bringt. 
Met.  Jo  dar  la  mono  al  signor  Federico?  .  .  .  No,  cid  non  sarä  mai. 
Oraz.  {Buonissitna:  la  godo)  {da  se)  ,  ,  . 
Met.  Signor  Orazio^  avete  la  mia  parola  .  ,  . 
GTinnamöratini,  9;  Eugenia  (den  polternden  Fabrizio  beruhigend), 

Acchetatevi;  che  giä  i  finita,    Fulgenzio  i  da  me  licenziato. 
Fabr.  Oh  brava!  sente,  Signor  Conte? 
Eng.  Signore,  disponete  di  me. 

Szene  9  nnd  10.  MetildC;  noch  in  voller  Aufregung,  spricht  mit 
Bettina  über  Federicos  Treulosigkeit.  Bettina  nährt  den  Unmut  ihrer 
Herrin  durch  Klatschereien  und  bestimmt  sie^  die  Geschenke,  die  sie 
einst  von  Federico  erhalten  hat,  diesem  wieder  zuzustellen.  Sein  Por- 
trät aber  zerreisst  sie,  damit  es  nicht  in  die  Hände  der  verhassten 
Nebenbuhlerin  falle.  —  Dann  aber  setzt  sie  in  einer  Anwandlung  von 
Rene  die  einzelnen  Stücke  des  Bildes  wieder  zusammen.  Nota  ver- 
wendet also  bereits  hier  den  später  noch  einmal  gebrachten  Gedanken, 
dem  Geliebten  zum  Zeichen  der  Trennung  die  Geschenke  znrttckzugeben. 
Er  hat  diesen  Zug  wohl  Moli^res  D^it  amoureux  entnommen.  Davon 
Näheres  weiter  unten.  Die  folgenden  Auftritte  (11/12.)  enthalten  die 
schon  erwähnte  Episode  mit  Delmiro,  dem  Vetter  Metildes.  Während 
sich  diese  noch  mit  ihm  beschäftigt,  soll  Bettina  dem  Federico  die  Ge- 
schenke mit  Metildes  Absage  Oberbringen.  In  ihrem  Wunsch,  die  Bot- 
schaft lieber  durch  Prospero  als  persönlich  auszurichten,  nm  nicht  von 
Seiten  Federicos  Unannehmlichkeiten  ausgesetzt  zu  sein,  erinnert  sie  an 
Ridolfo  in  Gfinnamorati  I,  8.    Denn  auch   er  möchte  Fulgenzios  Anf- 


544  Fritz  Banmann 

trag,  Eagenia  dessen  Entschlass  mitKateilen,  lieber  Lisette  aofbttrdeD, 
um  selbst  einer  peinliehen  Szene  mit  Eagenia  zq  entgehen  (Szene  13). 
Federico  tritt  in  bester  Lanne  plötzlich  ein.  Bettinas  zurttckhaltendes 
Benehmen  macht  ihn  stutzig,  die  Rttckerstattnng  der  Geschenke  and 
vollends  die  förmliche  Absage  Metildes  sind  ihm  anbegreiflieh.  Zornig 
verlangt  er  von  der  Zofe  Aafklärang,  die  aber  ebenso  karz  angebanden 
verweigert  wird  wie  von  Bidolfo  Lisettas  neagierige  Fragen  ttber  die 
Ursachen  der  Absage  Falgenzios  an  Eugenia  (Grinnam.  I;  8).  Schliess- 
lich tritt  das  schon  geschilderte  Missverständnis  mit  dem  „fremden 
Offizier^,  dem  „dritten  Verehrer^  Metildes  hinzu;  ein  Offiziersbarsche 
kommt  mit  einer  mysteriösen  Heiratserlaubnis  fttr  seinen  Vorgesetzten. 
Federico  wähnt  sich  schmählich  hintergangen  und  gebärdet  sich  wie 
rasend  (Szene  14—18).  Er  will  sich  rächen  und  eigenhändig  der 
Falschen  jenes  Schreiben  überreichen,  um  sie  zu  beschämen.  Vergeb- 
lich sucht  Prospero  seinen  Herrn  zum  Gehen  zu  bewegen  (Szene  19). 
Schliesslich  erscheint  Metilde  selbst,  um  sich  den  Lärm  zu  verbitten 
und  Federico  fortzuweisen.  Doch  treten  sie  in  eine  heftige  Auseinander- 
setzung ein.  Mit  schlecht  verhehlter  Bitterkeit  machen  sie  sich  gegen- 
seitig den  Vorwurf  des  Verrats.  Federico  tiberreicht  die  vermeintliche 
Heiratsbewillignng.  Dann  erfolgt  der  Austausch  der  Geschenke  unter 
neuen  Anklagen.  „Lieber  den  Tod,  als  bereuen  und  sich  versöhnen!" 
Vergeblich  bemühen  sich  schliesslich  Bettina  und  Prospero,  die  Er- 
zürnten zu  beruhigen.  Federico  stürzt  davon  mit  der  Drohung,  eine 
Tat  der  Verzweiflung  zu  begehen.  Diese  schreckliche  Andeutung  bringt 
Metilde  zur  Besinnung.  Entsetzt  will  sie  den  Tobenden  aufhalten,  ihm 
nacheilen.  Vor  Aufregung  schwinden  ihr  fast  die  Sinne  (Szene  21). 
Delmiro  eilt  auf  den  Lärm  hin  herbei,  liest  freudestrahlend  das  ftlr 
ihn  bestimmte  Schreiben  und  verspricht  seiner  Kousine,  ihren  Federico 
zu  suchen  und  aufzuklären  (Szene  22).  Alderino,  welcher  eben  kommt, 
um  Metilde  zu  einem  Mahl  bei  seinen  Verwandten  abzuholeui  wird  von 
ihr  nicht  beachtet,  von  Bettina  mit  List  zur  Türe  hinausgedrängt. 

Diese  Streitszene  (11,  20)  ist  der  einzige  Auftritt  in  Notas  Lust- 
spiel, welcher  direkt  und  im  grössten  Teil  seines  Verlaufes  auf  den 
Depü  amoureux  zurückgeht,  und  zwar  auf  die  bekannte  Streitszene 
IV,  3.  In  beiden  Fällen  treten  die  Verliebten,  begleitet  von  ihren 
Dienern  und  durch  das  Gefühl  ungerechter  Behandlung  in  die  nötige 
Rampfesstimmung  versetzt,  plötzlich  einander  gegenüber.  Hier  wie 
dort  wird  der  Streit  mit  heftigen  Vorwürfen  eröfinet.  Es  folgt  die  Auf- 
forderung, bezw.  wird  die  Absicht  ausgesprochen,  mit  einander  zu  brechen. 
Vorher  aber  werden  die  Geschenke  ausgetauscht,  wobei  der  Wortlaut 
der  Molifere'schen  Szene  teils  hier,  teils  schon  früher  (II,  9)  vorbild- 
lich war. 


Alberto  Nota  545 

RisoL  II,  20  Metilde.  Si,  i  vero;   credete  quel  che  vi  piace^    ne  godo: 

ma  partittf  ma  toglietevi  dal  mio  sguardo. 
Fed.  Sl,  partirö:  ecco  %  vostri  doni,  fallaei  pegni  di  una  tenerezza 
tnentita  {getta  sul  tavolino  un  partafogli  guernito  in  ovo;  $i  toglie 
parimente  uno  spillo  che  gli  univa  lo  sparato  della  camicia^  e  lo 
getta  pure). 
Met.  Riprendete  i  vostri^   contrassegno   d'un   amor  menzognero  {accen- 

nando  la  scatola) 
und  II,  9  Met.  Bkco  qui  le  sue  ricordanze;  non  voglio  aver  piü  ntUla 
che  m$  lo  rammenti  . . .   Vedi  le  smaniglie,  la  collana  su  cui  erano 
incisi  il  mio  nome  ed  il  suo.    Menzognere,  fallaei  significazioni 
d'affetto^  partite  pe^'  sempre  da  me;  che  io  non  vi  rivegga  mai 
piül    [ripone  i  vezzi,   e  i  giojelli  nella  scatola j  e  la  consegna  a 
Bettina)  .  .  .  Ah  si,  eccolo  questo  indegno  ritratto. 
Dip.  amour.  IV,  3  V.  1331  ff.  Luciles  Aufforderung,    diese   Unter- 
redung doch  die  letzte  sein  zu  lassen  und  endlich  einmal  die  Trennung 
für  eine  beschlossene  Sache  zu  halten,  beantwortet  Er  aste  wie  folgt: 
Ouij  ouif  n'en  parlons  plus; 
Et  pour  trancher  ici  tout  propos  superflus^ 
Et  V0U8  donner,  ingrate,  une  preuve  certaine 
Que  je  veuxj  sans  retour,  sortir  de  votre  chaine, 
Je  ne  veux  rien  garder  qui  puisse  retracer 
Ce  que  de  mon  esprit  il  me  faut  effacer. 
Voici  votre  portrait: 
LucV.  1341ff.  i?^  moi  pour  vous  suivre  au  dessein  de  tout  rendre^ 
Voilä  le  diamant  que  vous  w'  aviez  fait  prendre. 
Es  folgt  der  Austausch  weiterer  Geschenke  und  die  Verlesung  der 
Briefe,  welche  als  falsche,  lügnerische  Liebesbeweise  (so  nennen  auch 
Federico  und  Metilde  ihre  Geschenke)  zerrissen  werden. 

Wie  Metilde  II,  9  in  den  Ztlgen  „seines''  Bildes  die  Kennzeichen 
der  Falschheit  und  der  Verräterei  zu  erblicken  glaubt,  sich  aber  doch 
schwer  von  dem  Porträt  trennt,  da  ihr  das  Original  einst  so  teuer  war 
(und  im  Grunde  noch  ist),  so  ergeht  es  auch  Er  aste  mit  dem  Bilde 
Luciles: 
V.  1337.  Voici  votre  portrait:  il  presente  ä  la  vue 

Cent  Charmes  merveilleux  dont  vous  Hes  pour  vue; 
Mais  il  Cache  sous  eux  cent  defauts  aussi  grands, 
Et  c'est  un  imposteur  enfin  que  je  vous  rends^). 


1)  Eine  dem  Nota'schen  Auftritte  nicht  unähnliche  Szene  findet  sich  im 
Bourgeois  gentilhomme  111,  9,  wo  Clöonte  mit  Covielle  das  Porträt  seiner  Luciie, 
der  er  zürnt,  bespricht. 

Komanischc*  rorschnngen  XXV.  QF^ 


546  Frits  Bamnann 

P'erner  Biod  noch  folgende  zun  Teil  wörtliche  ÜbereinstimmiingeD 
in  beiden  Szenen  zu  verzeichnen. 
Bisol.  Fed.  Nan  vi  avessi  veduta  mai\ 

Met.  Non  vi  avesgi  mai  canaseiutol 
Dep.  am.  Lnc.  V.  1390f.  Peut-Hre  m  seroit-il  beauamp  mieux  pour  ma  we, 

Si  je  .  .  . 
d.  h.  wenn  ich  dich  nie  hätte  kennen  und  lieben  lernen. 


Bisol.  Fed.  Ch^io  possa  morire^  quando  mi  rimpraveri  d'avervi lamainl 
Met.  Che  il  cielo  mi  ricusi  ogni  bene^  s'io  iomo  a  pensare  a  voi\ 
Dep,  am,  V.  1321  f.  Eraste  .  .  .  Que  je  perde  la  vie 
Lorsque  de  vous  parier  je  reprendrai  l^enviel 
V.1361f.  ^«  sois-je  extermini,  si  je  ne  tiens  parolel 
Lnc.  Me  cofi fände  le  Cielj  si  la  mienne  est  frivole\ 


Met.  Non  ho  rimorsi  .  .  . 

Fed.  Si  che  n'avete. 

Dip.  am.  V.  1367 f.  Eraste  Ha\  Lucile,  Lucile,  un  ctBur  comme  le  mien 

Se/era  regreiter,  et  je  le  sais  fort  bien 
—  ein  Gedanke,   den  Metilde  schon  beim  ersten  Streit  geäussert  hat 
(I,  16):    Ma  sema  di  me  non  potreste  aver  pace.  —  Schliesslich  weist 
Metilde  dem  Federico  noch  einmal  die  Tttre. 
Met.  Andate. 

Fed.  E  questa  V ultima  volta, 
Met.  Sia  pure. 
Dip.  am.  V.  1315£f.  Eraste.  Cest  la  demiere  ici  des  importunitSs 

Que  vous  aurez  jamais  de  mes  voßux  rebutis. 
Luc.  Vous  pouvez  faire  aux  miens  la  gräce  toute  entiire; 

Monsieur^  et  m'Spargner  encor  cette  demiire. 
and  ähnliche  schnippische  Antworten  auf  Erastes  Versichemngen,  end- 
gültig brechen  zu  wollen. 

Neben  diesen  unverkennbaren  Anklängen  finden  sich  auch  wesent- 
liche Unterschiede,  so  das  Verhältnis  der  Diener  zu  ihren  Herren  und 
untereinander.  Ganz  im  Gegensatz  zu  Marinette  und  Gros-Ren6  sind 
Prospero  und  Bettina  ängstlich  bestrebt,  die  Streitenden  zu  beruhigen. 
Von  einem  Zwist  ihrerseits  ist  überhaupt  keine  Rede.  —  Ferner  ist  der 
Ausgang  des  Streites  ganz  anders  als  im  Dipit  amoureux  IV,  3.  Die 
Szene  endigt  nicht  mit  Versöhnung,  sondern  mit  vollständigem  Bruch. 
Fed.  Conoscerete  il  vero,  ma  troppo  tardi  (furente)  .  .  . 
.  .  .  La  disperazione  mi  guida  .  .  . 
.  .  .  Crudele^  'oi  fuggo^  ne  mi  vedrete  mai  pit)  {corre  via). 


Alberto  NoU  547 

xVttch  Ful^^euzio  wird  durch  Eugenias  unverBöhnliches,  abweisendes 
BenehDien  daza  gebracht,  aasznrufen:  Furo  una  risoluzione  da  dispe- 
raio  {Uly  6);  oder  III;  12  nach  Eugenias  Geständnis  von  ihrem  vor- 
eiligen Eheversprechen:  .  .  .  Oodiy  o  barbara,  della  mia  disperazione, 
.  .  .  deridi  un  miserOy  che  per  Te  more  ,  .  .  assicurati  di  non  vedermi 
mai  piü  {in  atto  di  partire). 

Der  Haoptnnterschied  gegenüber  dem  Zwist  der  Moli^re'schen  Verliebten 
ist  innerer  Natur.  Notas  Szene  entbehrt  durchaus  jener  unnachahmlichen 
Komik  und  Grazie,  jener  Ruhe  und  Feinheit,  welche  die  Streitszene  des 
Dipit  amoureux  auszeichnet.  Durch  die  Leidenschaftlichkeit  und  den 
Ernst  der  Charaktere,  sowie  den  tragischen  Ausgang  wird  sie  schwer- 
fällig und  etwas  rührselig.  —  Auch  die  folgende  Szene  (21)  klingt  noch 
an  OVinnamorati  III,  12  an.  Eugenia,  von  Reue  über  ihre  Tat  er- 
griffen und  erschreckt  durch  Fulgenzios  verzweiflungsvolles  Gebahren, 
gerät  immer  mehr  in  Angst,  um  schliesslich  in  Ohnmacht  zu  fallen. 
Oimi  tni  sento  morire  .  .  .  {Svenuta  cade  sopra  una  sedia  vicina).  Auch 
Metilde  ist  höchst  bestürzt  über  Federicos  Verzweiflung.  In  ihrer  Auf- 
regang  weiss  sie  nicht,  was  beginnen  und  ist  einer  Ohnmacht  nahe 
.  .  .  io  cado  .  .  .  io  vengo  meno:  mi  sento  morire  [si  gefta  sopra  una 
seggiola  senza  perö  abbandonarsi  troppo), 

ni.  Akt. 

Szene  1.  Prospero  nimmt  von  Bettina  Abschied.  Er  soll  seinen 
Herrn  auf  einer  grossen  Reise  begleiten,  die  dieser  unternimmt,  um 
Metilde  zu  vergessen  und  von  seiner  Leidenschaft  geheilt  zu  werden. 
Andeutungsweise  findet  sich  ein  solcher  Gedanke  auch  in  GVinnamorati 
n,  13:  Färb  un  viaggio;  me  ne  scorderd,  sagt  Fnlgenzio  zu  sich  selbst; 
das  „ne^  bezieht  sich  auf  Eugenia  und  die  ganze  Liebesgeschichte.  — 
Mit  Freuden  höi-t  Orazio,  welcher  eben  mit  seinem  Notar  Crisologo 
hinzutritt,  von  jenem  Entschluss  Federicos,  der  seinen  Alderino  von 
einem  lästigen  Nebenbuhler  befreit.  Crisologo,  dessen  Seitenbemerkungen 
sogleich  den  Anwalt  der  guten  Sache,  den  Parteigänger  Federicos  und 
Teodoros  erkennen  lassen,  ist  weniger  angenehm  berührt  von  der 
Neuigkeit;  (Szene 2)  doch  tut  er  sein  möglichstes,  um  Metilde  der  Ge- 
walt des  charakterlosen  Orazio  zu  entreissen.  Seiner  List  und  Über- 
redungskunst gelingt  eS;  den  alten  Fuchs  zu  bewegen,  dem  Ehevertrag 
eine  Klausel  anzuhängen  (s.  Inhaltsangabe).  So  bleibt  für  Metilde 
noch  eine  Rettungsmöglichkeit.  Sie  ist  mittlerweile  von  Bettina  über 
ihren  verhängnisvollen  Irrtum  betreffs  Elisa  und  Federico  aufgeklärt 
worden  und  ganz  trostlos.  In  ähnlicher  Weise  erfolgt  auch  in  GPinna- 
morati  HI,  12  die  Aufklärung  des  Missverständnisses,  die  Entkräftung 
ihres  Verdachtes   unmittelbar    auf   den    unheilvollen  Sehritt  Eugenias, 

35* 


548  Frits  Baumann 

and  ruft  in  ihrem  ohnebin  Bchon  geängstigten  Gemüt  Geftlhle  tiefster 
Reae  nnd  Zerknirschung  hervor,  wie  bei  Metilde.  Diese  letztere  brancht 
nicht  zum  äossersten  za  schreiten  und  ihre  Einwilligung  znr  Heirat 
mit  Alderino  zurückzuziehen.  Denn  kaum  ist  jene  Klausel  yerleseo, 
die  ihr  Freiheit  und  Vermögen  zurückgibt,  so  erscheint  Federico,  und 
die  Angelegenheit  erledigt  sich  in  selbstverständlicher  Weise  (s.  p.  89). 
Die  Stimmung  der  Schlusszenen  ist  naturgemäss  bei  Qoldoni  wie  bei 
Nota  dieselbe:  Freude  über  die  endliche  Vereinigung,  Rückblick  auf 
die  Wechselfälle  der  Liebesgeschichte,  Bedauern  über  die  begangeneD 
Torheiten  und  Ho£fnung  auf  dauerndes  Glück. 

Der  III.  Akt,  dessen  Wert  und  Bestimmung  schon  eine  Beurteilnog 
fand  (p.  132);  bietet  somit  am  wenigsten  Anhaltspunkte  flUr  den  Ver- 
such, Notas  Abhängigkeit  von  den  beiden  mehrerwähnten  Lustspielen 
nachzuweisen.  Denn  wenn  auch  in  Stimmung  und  Situation  der  Ver- 
liebten (Hetilde)  manches  an  Gllnnamorati  erinnert  (bes.  Szene  9  u.  10), 
so  ist  der  Hauptinhalt  des  Aufzuges  die  Lösung  des  Konfliktes  von 
jenen  Stücken  unabhängig.  Ungezwungen  ist  sie  nicht,  und  originell 
im  eigentlichen  Sinn  auch  nicht:  es  ist  echte  Notaschablone:  die  Lust- 
spie^justiz  mit  dem  als  deus  ex  machina  auftretenden  Menschenfreund, 
sei  es  nun  Richter,  Arzt  oder  Notar.  Die  Bösen  werden  überlistet  und 
bestraft,  die  Guten  aus  den  Klauen  ihrer  Widersacher  befreit  u.  s.  w. 
Ahnliche  Lösungen  finden  sich  auch  bei  anderen  Dichtern  jener  Zeit, 
auch  bei  Goldoni  selbst  M- 

Als  Ergebnis  der  vorstehenden  AusRihrungen  lässt  sich  feststellen, 
dass  Nota  in  der  szenischen  Anordnung  seines  Lustspiels  nur  zum  Teil 
eigene  Wege  ging.  Den  Eindruck  einer  gewissen  Selbständigkeit  er- 
zielt er  durch  seine  Kunst,  die  Herkunft  verschiedener  Szenen  zu  ver- 
bergen, indem  er  die  ihm  zur  Vorlage  dienenden  Auftritte  oder  Szenai- 
folgen  entweder  auseinanderriss^  bald  da,  bald  dort  ein  Stück 
verwertete,  oder  sie  zusammenzogt  wiederholte,  erweiterte,  in  anderen 
Zusammenhang  stellte  oder  ihnen  eine  etwas  veränderte  äussere  Form 
verlieh.  —  Nota  lehnt  sieh  hauptsächlich  an  Goldoni s  ßPhrnamoroH 
an.  Von  diesem  Lustspiel  scheinen  beeinfiusst:  1, 1;  1,9 — 16;  11,1,2,5; 
U,20Schluss;  teilweise  1, 8;  II,  14—18;  H,  21;  UI,  9, 10.  Die  Anleihen 
bei  Meliere  erfolgen  meist  durch  Vermittlung  Goldonia.  Inabesondere 
erinnern  an  D^pit  afnoureux  auch  die  Briefsiene  I,  8,  in  gewräser  Hin- 
sicht II,  1,  2,  5  und  der  Streit&zene  U.  20  erster  Teil  Notas  Behaup- 
tung, er  habe  seine  Liebenden  coUocato  in  cofidhioni  dtvtrse  da  juella 
immo^inatf  dt'  dtaii  due  maestn  (Gold.  u.  Hol.'i:    aedd   ne   vtmssero 


D  So  erinnert  beeonder«  die  Ldsnng  der  Imqmitimdim  di  Zeiimday  welche 
Xota  in  seiner  Vorrede  enrSknt«  in  ihrem  insserea  Verlauf  oad  der  mllgeaMÖien 
Si Kaution  sehr  an  die  Si^m^OHi, 


Alberto  Nota  549 

easi  dissimili .  .  .  ^)  tri£ft  also  nicht  ganz  za.  —  Zu  einem  abBcbliesBen- 
den  Urteil  berechtigt  freilich  erst  ein  vergleichendes  Studiom  der 


Charaktere. 

Um  Charaktere  im  eigentlichen  Sinn,  nm  ausgepräpte  Individuali- 
täten handelt  es  sich  hier  allerdings  weniger  als  nm  allgemein  mensch- 
liche Empfindungen,  nm  Geftlhle,  wie  sie  schliesslich  ein  jeder  irgend 
einmal  in  seinem  Leben  durchkosten  kann.  Da  die  Äusserungen  dieser 
Oefbhle  und  Stimmungen  die  Handlang  aasmachen  oder  doch  aus- 
machen sollten,  wurde  schon  im  vorausgehenden  Abschnitt  zum  Teil 
die  Übereinstimmung  jener  Gefühle  als  die  Ursachen  ähnlicher  Szenen, 
Episoden  und  Äusserungen  konstatiert.  Eine  zusammenhängende  Dar- 
stellung der  einzelnen  Charaktere  gestaltet  diesen  Eindruck  zur  Ge- 
wiasheit. 

Die  Hauptrolle  im  Lustspiel  Notas  spielt  unstreitig  die  Verliebte. 
Durch  die  aufifallende  Bevorzugung  dieses  Charakters,  der  im  Vorder- 
grund des  Interesses  steht  und  gegen  welchen  alle  anderen  Figuren; 
selbst  Federico,  zurücktreten^  unterscheidet  sich  nicht  nar  die  Bolle 
Metildes  von  den  entsprechenden  Bollen  der  beiden  Lustspiele  Moliferes 
und  GoldoniS;  sondern  Notas  Stück  überhaupt  von  seinen  Vorbildern. 

Nota  schildert  Le  Risoluzioni  deirinnatnorata^).  Alles  was  er 
tlber  das  Thema  seines  Stückes  —  die  Launen^  den  Trotz  der  Ver- 
liebten —  zu  sagen  hatte,  vereinigt  er  in  Metilde.  So  kommt  es,  dass 
sie  nicht  etwa  genau  abgegrenzt  einem  bestimmten  Charakter  der  vor- 
bildlichen Stücke  entspricht,  sondern  bald  Ähnlichkeit  mit  Eugenia, 
bald  mit  Eraste  oder  Lucile  aufweist ;  das  liegt  ja  zum  Teil  auch  in 
der  freien  Bearbeitung  der  Handlung.  Eine  Besprechung  ihres  Charak- 
ters hat  es  vor  allem  mit  der  Geschichte  ihrer  wechselnden  Liebes- 
empfindungen zu  tun. 

So  ziemlich  alle  Töne,  welche  die  Skala  ihres  Gefühlslebens  enthält^ 
sind  schon  von  Moli^re  und  Goldoni  in  entsprechenden  Charakteren 
ihrer  Stücke  angeschlagen.  In  der  Art,  wie  sie  ihre  Eifersucht  äussert, 
sind  ihr  Eraste  und  Eugenia  vorbildlich  gewesen.   Wie  diese  nährt  sie 


1)  In  der  dem  Stück  vorangeschickten  Widmung.  Er  fährt  übrigens  fort . . . 
benche  prodotte  dalle  stesse  cagiatii  und  gibt  damit  selbst  im  Wesen  die  Ähn- 
lichkeit der  Hauptcharaktere  zu. 

2)  Metildes  Rolle  gehört  zu  jenen,  welche  Nota  für  die  berühmte  Schau- 
Bpielerin  Marchionni  schrieb.  Dieser  Umstand  mag  die  Bevorzugung  gerade 
dieser  Figar  erklären;  s.  p.  479 f.  Anm.  I  und  Commedie^  See.  Racc,  Mil.  1836, 
p.  XX  f. 


550  Pi'i^ss  Banmann 

ihren  unbeBtimmten  Argwohn  durch  das  begierige  Aufgreifen  jedes 
noch  80  unbedeutenden  Verdachtmomentes,  bis  durch  beständiges  Kom- 
binieren ihr  Verdacht  bestimmte  Form  annimmt^  und  ihre  Eifersucht 
in  hellen  Flammen  auflodert.  Dass  sie  ihren  Federico  beständig  be- 
unruhigt und  quält;  spricht  Prospero  I^  1  aus.  Denselben  Vorwurf 
bekommt  Eugenia  betreffs  des  Fulgenzio  von  Flamminia  zu  hören. 
(Grinn.  I,  1.) 

Wenn  Federico  nach  T^odi  reisen  will;  glaubt  Metilde,  er  suche 
Elisa  auf.  (I,  1;  5.)  Spricht  er  vom  Aufschub  der  Heirat,  blickt  er 
auf  die  Uhr,  um  Metilde  frtther  als  gewöhnlich  zu  verlassen^  argwöhnt 
diese,  es  stecke  Elisa  dahinter.  (I,  16.)  Gerade  so  wittert  Eugenia 
hinter  einem  frühzeitigen  Aufbruch  Fulgenzios,  hinter  dem  Aufschab 
der  Heirat  den  Einfluss  Clorindas  (I^  5,  16).  Hierhier  gehört  auch 
Metildes  Vermutung,  Federico  möchte  ihr  deshalb  untreu  sein»  weil 
Elisa  reich  ist  sie  dagegen  ihres  Erbes  verlustig  gehen  soll  (ß,  9). 
So  meint  auch  Lisetta,  Eugenia  sei  deshalb  auf  Clorinda  eifersttchtig, 
weil  diese  begütert  sei^  sie  dagegen  nichts  mit  bekommen  werde  (IH,  1). 
Auch  Eraste  und  Fulgenzio  suchen  ja  mit  Aufgebot  allen  Scharfsinns 
in  den  harmlosesten  Tatsachen  Anzeichen  der  Untreue  ihrer  Geliebten. 
Glaubt  Metilde  ihren  Verdacht  bestätigt,  dann  kennt  ihre  Leidenschaft 
keine  Grenzen^  und  sie  lässt  sich  im  ersten  Augenblick  der  Erregung 
zu  raschen,  unüberlegten  Entschlüssen  und  Handlungen  hinreissen  (1, 1,5). 
Hierin  gleicht  sie  Lucile,  die  ja  auch  im  ersten  Zorn  über  Erastes 
beleidigendes  Benehmen  ihr  Herz  dem  Valpro  schenken  will. 

Dep.  am.  II,  3,  4  v.  587ff.  Marinette: 

La  risolutiofiy  Madame,  est  assez  prompte, 
Lucile:      Vn  coeur  ne  pise  rien  alors  gue  Von  Vaffronte; 
II  court  ä  sa  vengeance^  et  saisit  promptement 
Tout  ce  qu'il  croit  servir  ä  son  ressentiment. 

Wie  aber  hier  bei  Nota  breit  ausgeführt  ist,  was  Moli6re  nur  an- 
deutet, so  auch  beim  folgenden  Zug  Metildes,  Luciles  und  in  geringerem 
Masse  auch  Eugenias^  dass  nach  dem  übereilten  Racheakt  die  Über- 
legung ihr  Recht  fordert  und  trotz  der  Bemühungen,  Zorn  und  Entschlnss 
aufrecht  zu  erhalten,  die  erregte  Stimmung  weicheren  Regungen  Platz 
macht.  Die  guten  Vorsätze,  um  nicht  ins  Wanken  zu  geraten,  brauchen 
künstliche  Stütze  und  Erneuerung.  In  den  Szenen,  in  welchen  diese 
Stimmungen  besonders  hervortreten^  (1, 5  ff;  II,  9)  finden  sich  in  Wortlant 
und  Gedanken  manche  übereinstimmuugeu  mit  Döpit  amourenx  und 
Gl'innamorati.  Müde  des  ewigen  Streites  ruft  Metilde  aus:  Questa 
vita  non potreipiu  farla,  o  morrei  consunta  (1, 5).  Grinn.  I,  21.  Eugenia: 
Che  vita  i  questal  Che  amor  maledeitaf  Non  posso  resistere^  nonposso 
piü.  HI,  3.  No,  non  voglio  piü  far  questa  vita.  Se  tirerd  innanzi  cosl, 
diverrd  tisica,  morirö  disperata. 


Alberto  Nota  551 

Aber  nim^  ho£ft  Metilde,  boII  es  ganz  anders  werden:  Egli  non 
avrä  piü  cFora  in  poi  un  solOy  un  solo  de^miei  pensieri . .  .  E  guai,  se 
egli  ardisse  ancora  dt  preaentarsi! . .  .  Vttda,  vada  con  la  sua  signora 
Elisa. . . .  vada^  tomi,  faccia  qnel  che  vuole,  non  me  ne  cale  piü  ni 
punto  ni  poco . ..  (I,  5).  Dieselben  Gefühle  beherrschen  Lneile  {D6p. 
am.  n,4  V,  617  ff;  635  ff.): 

Hi  bien^  bienf  quHl  s'en  vante  et  rie  ä  nos  dipens: 
II  n^aura  pas  sujet  d^en  triompher  longtemps; 
Et  je  lui  ferai  voir  qu'en  une  ante  bien  faxte 
Le  mipris  suit  de  pf'is  la  faveur  qu'on  rejette. 
635  ff.  Quandf  dis-je,  par  un  sort  ä  mes  disirs  propice 
n  reviendroit  nCoffrir  sa  vie  en  sacrifice, 
Ditester  ä  mes  pieds  Vaction  d^aujourd^ui 
Je  te  difends  surtout  de  me  parier  pour  lui .  . . 
Sie  wird  sich  also  ihrer  Schwachheit  bewasst  und  sucht  in  Marinette 
eine  Stütze  ihrer  Vorsätze. 

Auch  Metilde 8  Benehmen  und  Reden  lassen  erwarten,  dass  ihre 
Festigkeit  ins  Wanken  gerät.  „Vielleicht  wäre  es  besser,  Witwe  zu 
bleiben  und  fem  von  der  Welt  auf  dem  Lande  zu  leben."  Non  vedrei 
piü  nessuno^  anderei  a  stare  in  villa,  lontana  dal  mondo.  (I,  5).  In 
ähnlichen  Gedanken  findet  Eugenia  Trost  (UI,  3):  Andrö  in  un  ritiro ; 
Ändrö  lontana  dal  Mondo.  Von  Alderino  will  Metilde  nichts  hören. 
Lieber  ttberlässt  sie  sich  schmerzlich  süssen  Erinnerungen  an  Federico. 
Bettina  appelliert  mit  Erfolg  an  ihr  „Ehrgeftthl'':  Hai  ragione^  mi  sento 
avvilüa:  e  Vamor  proprio  oltraggiato  dee  finalwente  risanarmi  (I,  5); 
ähnl.  I,  6:  gli  affettidebbono  essere  govemati  dalla  ragione,.  .  Equando 
rinfelletto  i  accecato,  ttUte  le  nostre  operazioni  si  risentono  di  disgusti 
ddVanimoi  e  allora  non  si  fa  piü  nulla  di  buono.  In  dieser  Richtung 
bewegen  sich  später  auch  Teodoros  gute  Lehren.  Fulgenzio  erhält  gute 
Ermahnungen  ähnlicher  Art  von  Ridolfo,  GPinnam.  ly  10:  pensate... 
prima  di  risolvere^  ma  quando  avete  pensato,  ma  quando  avete  risoluto, 
non  fate  che  la  ragion  vi  abbandoni,  e  che  Vaffetto  vi  acciechi^  trasporti, 
e  vi  awilisca  a  tal  segno. 

Ganz  die  gleiche  Entwicklung  macht  Metildes  Stimmung  im  zweiten 
Akt  durch:  erst  der  aufsteigende  Verdacht  und  die  argwöhnischen 
Kombinationen  (II,  1,  2),  dann  leidenschaftliche  Erregung  und  vor- 
Bchnelles  Handeln,  das  sie  fUr  Entschlossenheit  hält.  Met.  (Questa 
volta  mi  vedrai  risoluta,  irremovibile^  {piano  a  Bettina  e  con  fuoco.) . . . 
(Non  sard  piü  debole:  vanne)  (II,  5). 

Man  vergleiche  damit  die  Situation  im  Dip.  amour.  IV,  2  v.  1289f.; 
IV,  3,  1291  f.  Gros-Ren 6.   Tenez-vom  ferme  au  moins. 
Er  aste.  Ne  te  mets  pas  en  peine. 


552  Fritz  Banmann 

6r.-K.  Jai  bien  p$ur  que  ses  yeux  resserrent  votre  chatne. 

IV,  3  Marinette.  Je  raper^ais  encar;  mais  ne  vaus  rendez  point. 

Lncile.  Ne  nte  soupgonne  pas  d'Hre  foible  ä  ce  point. 

Auch  Metilde  glanbt  sich  ihrer  skeptiBchen  Dienerin  gegenüber 
quasi  rechtfertigen  und  Festigkeit  geloben  zu  müssen;  sie  schämt  sich 
ihrer  früheren  Nachgiebigkeit  nnd  fllrchtet  Bettinas  Sgott.  —  Aber  auf 
die  Erregung  folgt  auch  hier  bald  wieder  ruhigere  Überlegung,  ü,  9 
Metildes.  E  pure,  piü  ci  penso^  meno  ravviso  ü  motivo  di  cotesti 
inganni. 

An  diese  Worte  erinnert  Dip.  amour.  W,  4  y.  592 ff.  Marinette: 
V(ms  m'en  voyez  encor  toute  hors  de  moi-mime; 
Et  quoique  lä-deseus  je  rumine  sans  fin^ 
Vaventure  me  passe^  et  fy  perds  man  laün. 

So  geht  es  fort  im  Wechsel  der  zarten  und  energischen  Regungeii, 
bis  die  ersteren  die  Oberhand  bekommen.  Si^  bella  Vendetta,  sposare 
unoscimunüo,  efar  ridere  quel  perfido/  (H,  9).  Eugenia  kommt  das- 
selbe Bedenken:  Ärgern  soll  sich  Fulgenzio,  wenn  er  mich  verheiratet 
sieht.  Aber  warum  ärgern?  Stolta  cWio  sano,  riderd  piuttösto,  se  ere- 
derä  cKio  mi  sia  legata  altrui  per  isdegno  (IV,  11) .  .  . 

Wie  Metilde  nach  ihrem  törichten  Streich  sich  höchst  unglücklich 
fühlt  und  schwermütige  Betrachtungen  anstellt;  so  auch  Metilde.  Ihr 
Monolog  n,  10  atmet  dieselbe  Stimmung  wie  Eugenias  Monolog  in 
GPinnamorati  111,  11.  Sie  fühlen  sich  beklommen;  es  ist  ihnen  nn- 
möglich,  einem  Gleichgültigen  die  Hand  zu  reichen.  Aus  ihren  Klagen 
über  die  Treulosigkeit  des  Geliebten  klingt  das  Bedauern  heraus,  ihn 
yerlieren  zu  müssen. 

Eugenias  pathetische  Worte  aber  haben  immer  noch  eher  die  auch 
beabsichtigte  komische  Wirkung,  während  sich  in  Metildes  Monolog  ein 
rührseliges  Element  einschleicht.  —  Auch  der  tragische  Ausgang  der 
Streitszene  II,  20  wirkt  wieder  ernüchternd  auf  die  Erregte:  S'egli  i  reo, 
cKegli  sappia  almeno  cVio  sano  innocente,  ch'io  l'amo  setnpre  .  .  .  emi 
basta  (II,  21).  Einen  ähnlichen  Anlauf  zu  entsagender  Liebe  macht 
Eugenia  im  Laufe  ihrer  langen  Verteidigungsrede  (11,  13):  Voi  mi  ab- 
bandoneretCj  ed  io  vi  amerö  in  etemo  . . .  Ancor  che  mio  non  siate  . . . 
io  mrö  sempre  oostra^  e  lo  sarö  finche  viva,  e  lo  sarö  colla  maggior 
tenerezza  del  cuore. 

Noch  ein  Zug  ist  Metilde  und  Eugenia  gemeinsam :  ihre  Reue  und 
Selbstanklagen,  wenn  sie  ihre  Verblendung  und  ihr  Unrecht  einsehen 
(was  allerdings  bei  Eugenia  seltener  der  Fall  ist  und  nicht  so  rück- 
haltlos geschieht  wie  bei  Metilde).  /o,  io  Vho  offeso,  e  ingiustamenfe, 
bekennt  Metilde  I,  8,  da  sie  Federicos  aufklärenden  Brief  gefunden 
hat.    Ho  il  torto,  lo  con/esso,  klagt  sie  sich  II,  16  Federico  gegenüber 


Alberto  Nota  553 

an,  der  sie  bei  Alderino  überrascht  hat.  —  Aach  Engenia  Iftsst  sich 
herbei,  einzagestehen:  via^  avete  ragione,  Non  vi  tormenterd  piü.  Com- 
patitemi;  canosco  che  ho  faUo  male  ...  (I,  11).  —  Beide  versacheD, 
den  erzürnten  Liebhaber  darch  Zärtlichkeit  amzastimmen.  Met.  I,  16 
Dunque  il  mio  increscimento^  i  miei  affanni  non  possono  piü  ntdla 
sulFanimo  vostro? 

Eng.  (II,  13):  V'ho  date  io  scarse  prove  delVamor  mio?  Vi  pare 
che  sia  di  voi  poco  accesa?  Non  vi  bastano  le  mie  lacrime^  i  miei 
sospiri?  .  .  . 

Wie  es  ihnen  im  weiteren  Verlauf  der  Szene  gelingt,  den  Ver- 
liebten amzastimmen,  wurde  eben  geschildert  (p.  97  f.). 

Gleich  gross  ist  ihre  Verzweiflung  nach  der  Einwilligung  zur  Hei- 
rat mit  einem  andern. 
Met.  (III,  9)  Vedi,  vedi  unUnsensata  donna  che  sta  per  sottoscrivere  la 

sua  etema  sciagura. 
Eug.  (III,  11)  Povera  mel  cosa  ho  faUo?  —  III,  12  (Ah  incautat  ah 
ingrata!  perchi  impegnarmi  col  Conte?). 

In  ihrem  Schaldbewasstsein  lässt  Eugenia  ruhig  die  Vorwürfe 
Fulgenzios  über  sich  ergehen  und  nennt  ihren  Schritt  eine  colpevole 
debolezza  (III,  11,  12).  —  Auch  Metilde  erkennt  die  Berechtigung  der 
Vorwürfe  Teodoros  an:  Ah  tacete;  io  sono  colpevole  .  .  .  la  gelosia,  la 
passione  .  .  .  (III,  10). 

Kurz  vorher  hatte  sie  noch  einen  Teil  der  Schuld  auf  Federico  zu 
schieben  gesucht:  S>egli  mi  avesse  amata^  non  mi  avrebbe  faJUa  vivere 
fra  continui  sospetti.  —  Ganz  denselben  Vorwurf  erhebt  Eraste  gegen 
Lucile  im  Dip.  amour.  IV,  2  V.  1213flF. 

Loin  d*a88urer  une  ätne,  et  lui  foumir  des  armes 
Contre  ce  qu*un  rival  lui  vetit  donner  ^alarmes, 
L'ingrate  m^abandonne  ä  mon  jaloux  transport, 
Et  rejette  de  tnoi  message,  icrit^  d'abord! 

Auch  Metildes  überschwengliche  Freude,  sowohl  nach  der  ersten 
Aussöhnung  I,  11,  wie  am  Schluss  des  Stückes  bei  der  dauernden  Ver- 
einigung mit  Federico  ruft  die  Erinnerung  an  ähnliche  Stimmungen 
Eugeniasin  QVinnamoratil^  Hilll,  15  wach.  Charakteristisch  ist  die  Über- 
einstimmung eines  Zuges  bei  der  Lektüre  des  Briefes  1, 8  mit  der  Brief- 
szene Dip.  amour.  If  2:  Metilde  wie  Eraste  sind  so  beglückt  über  den 
Empfang  der  frohen  Botschaft,  dass  sie  in  ihrer  Freude  die  besonders 
inhaltsschweren  Schlussworte  des  Briefes  wiederholen. 

Trotz  dieser  unverkennbaren  eklektischen  Zusammenstellung  des 
Charakters  der  Metilde  gelang  es  Nota,  ein  zwar  einheitliches,  aber  auch 
eintöniges,  unselbständiges  Bild  der  Verliebten  zu  geben,  weniger 
originell  als  Goldonis  launische,  starrköpfige  Eugenia;  weniger  graziös 


554  Fritz  Baumann 

und  aDziehend  als  Moli^res  Lnciie,  weil  mit  wenig  Frische  nnd  Hamor 
gezeichnet. 

Das  gleiche  mass  von  Federico  gesagt  werden,  der  bedeutend 
hinter  Metilde  zurücktritt.  Seinem  Natnrell  nach  entspricht  er  dem 
Eraste,  mehr  noch  dem  Fulgenzio  Goldonis,  ohne  jedoch  die  Nattlriich- 
keit  und  Komik  dieser  Charaktere  entfernt  za  erreichen.  Federicos  und 
Fnlgenzios  Temperament  liegen  in  ähnlicher  Richtung.  Von  ersterem 
urteilt  Bettina  1,1,  er  sei  un  uomo  burbero,  cappriccioso^  che  si  adom- 
bra  (Tun  nulla,  e  fa  tosto  due  palmi  di  muso  .  .  .  Fnigenzio  wird  von 
Eagenia  geschildert  als  caldo,  intolerante^  subitaneo  (I^  1).  Aber  wie 
es  von  ihm  heisst  (egli)  i  di  biionissimo  cuore,  so  auch  von  Federico. 
Egli  ha  un  ottimo  cuore,  —  Reizbar  and  leidenschaftlich,  sind  sie  beide 
nicht  minder  argwöhnisch  als  der  Gegenstand  ihrer  Liebe.  Beim  An- 
blick des  Fremden  fasst  jeder  sogleich  Verdacht,  nnd  die  Lanne  ist 
verdorben.  Während  aber  Fulgenzio  sich  widerwillig  in  die  Verhält- 
nisse schickt  nnd  seinem  Unmut  durch  versteckte  Ironie  und  schlechte 
Laune  Luft  macht,  nimmt  Federico  den  Fall  viel  tragischer:  sein  Un- 
wille äussert  sich  in  pathetisch-schmerzlichen  Ausdrücken  und  beissen- 
der  Ironie.  Allerdings  hat  er  auch  mehr  Grund  zur  Eifersucht  als 
Fulgenzio.  Auch  in  der  Streitszene  zeigt  sich  dieser  Unterschied  der 
Charaktere.  Fulgenzio  tobt  zuerst,  gibt  allmählich  nach  und  überläset 
sich  schliesslich  rUckhaltsloser  Freude.  Federico  bewahrt  Vornehmheit 
und  Ruhe;  er  vergibt  sich  nichts:  herablassend  willigt  er  in  die  Ver- 
söhnung. Erst  im  zweiten  Akt  geht  er  aus  sich  heraus  (Szene  14—20). 
—  Wie  Fulgenzio  (Gl'innam.  IH,  12),  so  kommt  Federico  (11,  14)  freu- 
dig ins  Haus  der  Geliebten,  teils  um  sich  zu  rechtfertigen,  teils  um 
frohe  Botschaft  zu  bringen  Gleich  Fulgenzio,  der  über  Eugenias  selt- 
sames, ablehnendes  Benehmen  erschrickt,  ist  Federico  betroffen  von 
Bettinas  Zurückhaltung  und  Erklärung.  Schmerzlich  berührt  zuerst 
über  diese  unverdiente  Behandlung  (seine  Worte  erinnern  vielfach  an 
Erastes  Unmut  über  Luciles  Stolz  und  Lieblosigkeit  D6p.  am.  IV,  2, 
V.  1199 ff)  bricht  er  in  leidenschaftliche  Wut  aus,  als  er  sich  neuer- 
dings hintergangen  wähnt,  und  äussert  seinen  Zorn  durch  Zerreissen 
und  Zerbeissen  von  Taschentüchern,  rasendem  Auf-  und  Absttlrmen 
(II,  16)  und  dgl.  Auch  der  Wortlaut  ähnelt  stark  dem  Zornesausbrucb 
Fnlgenzios,  GFinnam.  III,  12.  Fulg.  Ah  perfidal  ah  dislealel  quest'i 
ratnore?  questa  i  la  fedeltä?  .  .  .  Furono  sempre  finti  i  vostri  sospiri 
Mendaci  sono  ora  le  vostre  smanie.  Me  ne  sofw  avveduto  della  vosira 
inclinazione  pel  mio  rivale,  Erano  prefesti  per  istancarmi,  le  gelosie 
mal  fondate^  i  sospetti  ingiuriosi^  le  invettive^  e  gVinsulti.  Godij  bar- 
bftra,  della  mia  disperazione^  trionfa  della  mia  buona  Fede,  deridi  un 
mii^ero  che  per  Te  more^  ma  trema  della  Giusfizia  del  Cielo.     Ti  lascio 


Alberto  Nota  555 

in  preda  del  tuo  rossore;   parlino  per  me  %  tuoi  rimorsi^    e  per  ulti- 
mo dono  di  chi  tu  sprezzij  amcurati  di  non  vedermi  mai  piü. 
RisoL  II,  16.  Fed.  Qual  benda  mi  si  toglie  dagli  occki  .  .  .  Si  vada,  si 
puniscano  gVindegni  .  .  .  rossore^  vergogna  alla  perfida^  ecoprirö 
a  tutti  il  suo  tradimento.  —  11, 18.  Diol  chi  poteva  crederla  coei 
dissimidata?  tacere  tutto,  fingere  lacrime,  tortnentij  costanza  .  .  . 
come,  come  potri  frenar  Fira  che  mi  agital  cJi  si,  bramo  di  per- 
dermi^  di  marire:  si  vnda. 
Ebenso  tragisch  und  pathetisch  gibt  sich  Federico  in   der  Streit- 
szene n,  20.  Da  ist  nichts  zu  spüren  von  dem  komischen  Beigeschmack, 
der  Fnlgenzios  Benehmen  in  ähnlicher  Lage  anhaftet,  ganz  zu  schweigen 
von  einem  Vergleich  mit  Eraste. 

Ein  etwas  frischerer  Zug  geht  dnroh  die  Zeichnung  der  nnter- 
geordneten  Rollen.  Die  bei  Goldoni  so  ziemlich  ganz  in  Wegfall  ge- 
ratenen Figuren  der  Diener  sind  wieder  etwas  mehr  zn  ihrem  Recht 
gekommen,  znm  Teil  in  Anlehnung  an  Moli^re.  Der  parodierende 
Paralielismus  allerdings,  der  bei  letzterem  in  dem  Liebesverhältnis 
zwischen  Marinette  und  Gros-Renä  liegt  und  so  belustigend  wirkt,  ist 
bei  Nota  nur  gestreift.  Auch  Prospero  und  Bettina  lieben  sich,  und 
ihr  Verhältnis  ist  von  den  jeweiligen  Beziehungen  ihrer  Herren  beein- 
flasst.  Nur  drei  Stellen  lassen  Schlüsse  in  dieser  Richtung  zu.  — 
1, 1  sucht  Prospero  schliesslich  die  Annahme  des  Briefes  durchzusetzen, 
indem  er  Bettina  gegenüber  zarte  Saiten  anschlägt,  wird  aber  ebenso 
spöttisch  abgewiesen  wie  Marinette  von  Gros-Ren^  I,  5  oder  dieser 
selbst  von  Marinette  M.  Einen  direkten  Vergleich  zwischen  dem  Ver- 
hältnis der  Herren  und  jenem  der  Diener  regt  Metilde  selbst  an  I,  6 
. . .  fif a  non  ami  anche  tu  Prospero  ?  fragt  sie  B  e  1 1  i  n  a ,  welche  entgegnet : 
Si,  ma  Vamore  non  mi  ha  mai  tolto  Pappetito.  —  Met.  Non  so  com- 
prendere. 

Ähnlich  stellt  Gros-Ren6  der  argwöhnischen  Liebe  seines  Herrn 
seine  eigene,  gesunde,  von  keiner  Eifersucht  angekränkelte  Liebe  zu 
Marinette  gegenüber.  {Dep,  am.  I,  1  V.  57  ff.),  aber  Eraste  versteht 
ihn  nicht  oder  gibt  nichts  auf  seine  Worte:  Voilä  de  tes  discours.  — 
III,  2  kommt  das  Verhältnis  Prosperos  und  Bettinas  noch  einmal  zum 
Ausdruck:  Prospero  verabschiedet  sich  in  rührender  Weise  vonMetildes 
Dienerin. 

Wenden  wir  uns  nun  zur  näheren  Betrachtung  der  Dienerrollen. 
Entsprechend  der  bevorzugten  Stellung,  deren  sich  Metilde  in  Notas 
Stück  erfreut,  tritt  auch  die  Rolle  Bettinas  sehr  in  den  Vordergrund. 

1)  Besonders  deutlich  in  dem  zweiaktigen  Arrangement,  das  zuerst  der 
Schauspieler  Valville  unter  Ludwig  XIV.  vom  Dipit  amcmreux  veranstaltetete, 
Akt  II,  Sc.  2.  —  S.  Despois  et  Mesnard,  (Euvres  de  Molihre,  I,  392f. 


556  Frits  Banmann 

Aach  ihr  Charakter  ist  eine  Mischang  von  versohiedenen  Zttgen 
ähnlicher  Figuren  in  Ooldonis  nnd  ganz  besonders  Moli^res  Lnstapiel. 
Zwar  ist  ihr  Verhältnis  zu  Metilde  nicht  so  ehrlich  nnd  aufrichtig 
wie  jenes  von  Oros-Renö  und  Marinette  zu  ihrer  Herrschaft.  Doch 
erscheint  auch  sie  als  Stütze,  Tr(teterin  und  Beraterin  ihrer  Herrin. 
Auch  sie  nimmt  energisch  Metildes  Interesse  wahr.  Wie  Marinette  em- 
pfängt sie  den  Auftrag,  um  keinen  Preis  den  treulosen  Federioo  zu  be- 
günstigen oder  auch  nur  ihm  das  Wort  zu  reden,  und  sie  ftlhrt  ihren 
Auftrag  gewissenhaft  durch  (I,  1):  Dem  Prospero  sagt  sie  gehörig  die 
Meinung;  des  Federico  entledigt  sie  sich  mit  List  und  Energie  (H,  14); 
selbst  mit  Teodoro  wird  sie  fertig:  Ni  si  faccia  a  credere  il  signor 
Federico  di  abbindolarci  a  sua  posta.  Siam  buane  le  due,  le  quattro 
voUe;  ma  aUa  fin  fine  ci  punge  addetUro,  e  diam  fuoco  al  eammino: 
capisce  ella?  (11,  8).  Diese  Worte  erinnern  sehr  an  Gros-Renis 
ehrliche  Entrüstung,  da  er  Marinette  heimachidLt.  Dep.  am.  l,  5, 
V.  333ff.: 

Va,  va  rtfidre  rSponse  ä  ta  banne  maitresse, 
Et  lui  dis  bien  ei  beau  que  nuUgri  sa  sauplesse, 
NoHS  ne  sammes  plus  sots  ni  mon  maUre^  ni  moi, 
Et  d4sormais  guWle  aiile  au  diabU  avecque  toi. 
Wie  die  Diener  bei  Meliere,  so  weiss  auch  Bettina  ihre  schwach 
werdende  Herrin  durch  ein  geeignetes  Wort  zu  Entschlossenheit  und 
Trotz  zu  mahnen.    Zu  diesem  Zweck   hat   sie   eine  Reihe   gegen  die 
böse  Männerwelt  gericiiteter  SprUche  bereit;    z.  B.:    Hon  ragione  gli 
uomini  di  traitarci  male,  poicJii  siamo  semprt  deboli  (1, 8).  —  Godono  gli 
uomini  di  que^te  nostre  debolezze^  u.  dgl.  m.  — 

Marinette  äussert  sich  ähnlich.    Dip.  am.  U,  4,  V.  611ff.: 
Nous  .  .  .  prHans  ForeiUe 

Aitx  bons  ckiens  de  pendards  qui  nous  cAanient  merveillej 
Qui  pour  Hous  accrocMer  feignent  tont  de  langueurl 
Laissons  ä  lears  beaux  mots  /andre  notre  rigueur^ 
BeHdohS-Mous  a  leitrs  roriix,  trap  foibles  que  nous  sommesl 
Foin  de  nafre  sofiise^  et  peste  sott  des  hommesl 
Denselben  Vorwurf  erhebt  Gros-Keni  umgekehrt  gegen  die  Männer: 
Schwachheit  und  Gefälligkeit  gegen  die  hochmütigen  Frauen  V.  1229ff. 
Gleich  Gro$-Ren4  ist  Bettina  aus  härterem  Holz  geaehnitzt  als  ihre 
Herrin  und  nicht  Ton  Liebe$i)ualen  gepeinigt;   sie   lebt  nach  robusten 
Grundsätzen« 

Bettina  wäi«  immerhin  eine  der  erfreulichsten  Erscheinungen  des 
Stllckeis  hätte  Kut^i  nicht  gerade  dadurch  einige  Selbständigkeit 
bekundet,  d&sa  er  ihrer  Hai:dlungsweise  unlautere  Beweggründe  unter- 
schob.   8ie  verkauft  ihren  Einfluss  bei  Metilde  an  Oraxio  um  die  Aus- 


Alberto  Nota  5Ö7 

sieht  aaf  ein  reiches  Trinkgeld.  In  diesem  Licht  betrachtet  verliert 
Bettina  bedeutend  in  der  Sympathie  des  Zuschauers,  ohne  dass  die 
Spuren  fremden  Einflusses  in  ihrem  Charakter  verwischt  würden. 

Übrigens  findet  sich  eine  ähnliche  Besteehnngsszene  in  OVin- 
namorati  1,  4.  Eugenia  beschenkt  den  Tognino,  damit  er  ja  an 
Falgenzio  ihre  Botschaft  ausrichte.  Auf  Flamminias  Einspruch  ent- 
gegnet er:  La  sua  Signora  Sorella  ha  delle  maniere  ohbliganti,  Un 
7est(me  vale  a  Milano  quarantacinque  soldi  di  buona  moneta.  —  Bei 
Nota  lautet  die  Stelle  (I,  4):  Ah  quelle  doppiette  sono  la  gran  ten- 
tazianel 

Prosper  0  tritt  gegen  Bettina  sehr  zurück.  Er  ist  gutmütig,  redlich 
und  meint  es  ehrlich  mit  seinem  Herrn  wie  mit  Bettina.  Seinem  Herrn 
sucht  er  ein  treuer  Berater  zu  sein,  der  ihn  vor  törichten  Schritten  ab- 
halten will  (H,  19),  ähnlich  wie  Ridolfo  seinen  Freund  aus  Eugenias 
Nähe  bringen  möchte.  Wie  seine  Rolle  überhaupt  manche  Ähnlichkeit 
mit  Rudolfe,  Tognino  und  anderen  hat,  wurde  bei  anderer  Gelegenheit 
erwähnt^).  Mit  Gros-Renö  teilt  er  den  Zug  der  Treue  und  Anhänglich- 
keit an  seinen  Herrn,  dessen  Schicksal  er  zu  seinem  macht  (HI,  1). 
Doch  ist  im  übrigen  sein  Wesen  durchaus  verschieden  von  dem  des 
verschmitzten,  lustigen  Galliers. 

Teodoro  teilt  sich  mit  Grisologo  in  das  Amt,  welches  bei 
Goldoni  Ridolfo  und  Flamminia  zugewiesen  ist,  d.  h.  über  den  Parteien 
zu  stehen  und  durch  ernsten  Tadel  wie  gütiges  Zureden  zwischen  den 
V^liebten  das  gute  Einvernehmen  herzustellen.  Dieser  Aufgabe  unter- 
zieht sich  Teodoro  namentlich  in  H,  1  und  HI,  11.  Seine  Ermahnungen 
erinnern  etwas  an  Ridolfos  gute  Lehren  (GFinn.  I,  10),  an  Robertos 
Aasspruch  über  die  Vergänglichkeit  selbst  grosser  Liebe.  Aber  noch 
mehr  sprechen  in  diesen  guten  Lehren  vielleicht  Notas  eigene  trübe 
Elrfahrungen  mit,  wie  man  sich  überhaupt  hier  und  da  nicht  des  Ein- 
druckes erwehren  kann,  als  hätte  er  manches  Wort  in  Erinnerung 
seiner  unglücklichen  Leidenschaft  geschrieben. 

Ein  überraschendes  Resultat  hat  die  Untersuchung  der  bisher 
etwas  stiefmütterlich  behandelten  Hauptpersonen  des  Gegenspiels,  Cr  a  zi  o 
und  Alderino  ergeben.  Diese  beiden  Charaktere  sind  nämlich  nichts 
als  ziemlich  treue  Kopien  der  Herrn  Diafoirus  jun.  und  sen.  aus 
Moliöres  Malade  imaginaire.  Bei  Orazio,  welcher  dem  Monsieur  Dia- 
foirus entspricht,  kommt  noch  eine  Dosis  Avare  und  Tartuffe  hinzu. 
Seine  verbrecherische  Habsucht,  seine  altmodische  Kleidung,  das  vor- 
enthaltene Trinkgeld,  die  wertlosen  Hochzeitsgeschenke  und  die  Hast, 
mit  der  sie  zurückgenommen  werden,  sind  Züge,  die  einem  Avare  Ehre 

1)  p.  588  f. 


5&8  Fritx  Bamnann 

machen  würden.  Sein  Grundsatz,  nur  den  Schein,  den  Ruf  zu  wahren, 
die  bedenklichen  Einblicke,  welche  seine  Unterredung  mit  Bettina  (1, 9) 
und  Grisologo  (III,  4, 6)  in  seine  sittlichen  Anschauungen  gewähren,  die 
Rolle,  weiche  er  bei  Abfassung  und  Verlesung  des  Ehevertrages  spielt, 
all  das  wäre  eines  Tartuffe  würdig.  Mehr  noch  hat  er  von  Mons.  Diafoirus. 
Wie  dieser  ein  Feind  aller  Neuerungen  ist,  namentlich  auf  medizinischem 
Gebiet;  so  verabscheut  auch  Orazio  jeden  Fortschritt.  Alle  neue  Er- 
findungen :  La  vaccinaaiime,  il  ffalvanismo,  te  macchine  a  vapore,  la  steno- 
ffrafia,  la  litografia,  le  bigotterie  di  Dandolo^  sind  ihm  ein  Greuel.  Da- 
her glaubt  er  als  besonderen  Vorzug  Alderinos  anführen  zu  müssen: 
Egli  detesta  al  pari,  e  piü  ancora  di  me^  tutti  gli  mi  modemi.  —  Das- 
selbe tut  bekanntlich  auch  Mons.  Diafoirus.  Malade  imag.  n,  5, 
p.  356:  Mais  sur  Umte  chose  ce  qui  tne  plait  en  lui,  et  en  quoi  il  suii 
man  exemple,  (fest  quHl  s'attache  aveugliment  aux  opinions  de  nos 
anciens^  et  que  jamais  il  n'a  votUu  comprendre  ni  icouter  les  raisons  et 
les  expiriences  des  pritendues  dScouvertes  de  notre  siicle^  touchant  la 
circtUation  du  sang  et  autres  opinions  de  meme  farine  — 

Orazio  kann   seinen  Adoptivsohn  überhaupt   nicht  genug   loben: 

.  .  .  tu  non  canosci  ancora  il  signor  Alderino^  mio  figliastro?    . ..  L'ho 

allevato  io  stesso  .  .  .   lo  Vho   adottato  (I,  3).    Questi,  questi  i  un  gio- 

vane  di  garbo  (1,  3)  .  .  ,  E  un  oratore,  vi  dico  (a  Metilde)  (I,  11).  — 

Perpetua:  Quando  egliparla^  v'assicuro  che  rapisce  {a  Metilde)  (I,  4). 

Mal.  imag.  11,  5,  Mons.  Diafoirus:  Monsieur^  ce  n^est  pas  parce  que 

Je  suis  son  pire,  mais  je  puis  dire  que  fai  sujet  d'itre  content 

de  lui,  et  que  tous  ceux  qui  le  voient  en  parlent  comme  d'un  gar- 

(on  qui  n^a  point  de  michanceti  ...   il  riy  a  point  de  candidat 

qui  ait   fait  plus  de   bruit   que  lui  dans  toutes  les  disputes  de 

notre  Ecole:  II  s'g  est  rendu  redoutable  .  .  .  il  est  ferme  dans  la 

dispute  .  .  . 

Noch  viel   deutlicher  als  bei  Orazio  tritt  die  Ähnlichkeit  mit  den 

erwähnten  Charakteren  Moli^res  bei  Alderino  hervor.    Überhaupt  sind 

die  Szene  11  des  ersten  Aktes  und  Teile  der  Szenen  12  und  13   nach 

Mal,  imag.  U,  5  gebildet.    In  beiden  Fällen  soll  einer  jungen  Dame, 

die  ihr  Herz  bereits  verschenkt  hat,  ein  ihr  gänzlich  unbekannter  Mann 

als  Bräutigam  aufgedrängt  werden.  Da  letzterer  einen  ganz  läppischen 

Eindruck    macht,   sucht  die  Bedrängte   sich   um   jeden  Preis   diesem 

Zwang  zu  entziehen. 

Die  Personalbeschreibung  des  Th.  Diafoirus  passt  vortrefflich  auf 
Alderino:  Cest  un  grand  benit^  nouvellement  sorti  des  Ecoles^  qui  fait 
toutes  choses  de  mauvaise  gräce  et  ä  contretemps. 

Gleich  Thomas  Diafoirus  leiert  er  einstudierte,  mit  geschraubten, 
höflichen  Phrasen  gespickte  Reden   her,    in   gesellschaftlicher  Dressur 


Alberto  Nota  559 

Qud  mechanischer  Höflichkeit  ein  getreues  Abbild  des  jnngeu  Pariser 
Doktors.  Aber  wie  es  beim  Memorieren  leicht  zu  gehen  pflegt,  beide 
bleiben  stecken.  So  bringt  den  jungen  Diafoirus,  als  er  eben  der 
Böline  ein  schön  gesetztes  Kompliment  machen  will,  eine  unvorher- 
gesehene Unterbrechung  durch  die  Angeredete  so  aus  der  Fassung, 
dass  er  nicht  mehr  fortfahren  kann:  p.  367 f.  Füisque  Von  voit  sur 
votre  visage  .  .  .  puisque  Von  voit  sur  votre  visage  .  .  .  Madame,  vous 
nCavez  interrompu  au  milieu  de  ma  phrase,  et  cela  m'a  troubli  la  tni- 
moire.  Ähnlich  ergeht  es  Alderino  I,  11:  Ed  i  un  vero  contento  il 
trovarmi  con  un  padre  tale  adoitivo,  ch'io  riguardo  come  padre  mio 
naturcUe,  e  ancor  dt  piü;  e  con  duezie . . .  tali,  ch'io  considero  .  ,  .  ah^ 
signora  Metilde^  la  vostra  presema  mi  da  Vinterdetto\  —  oder  I,  13 
Qual  fortuna  i  la  mia  di  potervi  esprimere  .  .  .  anzi  quäl  confussione 
di  non  potervi  esprimere  .  .  . 

Beide  ernten  aber  auch  Ijobsprttche  fttr  ihre  Redefertigkeit.  Aide- 
rinos  Vater  und  Tanten  sind  ebenso  entzückt  von  der  Gewandtheit 
ihres  Schützlings,  wie  Argan  und  Diafoirus  sen.  von  den  rednerischen 
Gaben  Thomas'. 

Die  Krone  setzen  beide  ihrer  Geschmacklosigkeit  auf  durch  die 
Idee,  ihren  Bräuten  eine  Doktordissertation  bezw.  eine  Prozesschrift 
zu  ttberreichen.    Mal.  im.  II,  5  (p.  356  f.). 

Th.  Dia  f.:  {il  tire  une  grande  thise  rouUe  de  sa  poche,  quHl  prisente 
ä  Ängtiique).  J^ai  contre  les  circulateurs  soutenu  une  thise^  qü'avec 
la  permission  de  Monsieur,  fose  prisenter  ä  Mademoiselle^  comme 
un  hommage  que  je  lui  dois  des  primices  de  mon  esprit. 
Angölique:  Monsieur,  c*est  pour  moi  un  meuble  inutile,  et  je  ne  me 
connais  point  ä  ces  choses-ld. 

Dann  folgt  die  Einladung  zur  Sektion  einer  Frau. 

Alderino  berichtet,   er   habe  letzter  Tage   in   langer,   glänzender 
Rede  fünf  Angeklagte  verurteilt  (Alderino  ist  nämlich  eine  Art  Amts- 
oder Bezirksrichter):  Anzi  ho  qul  appunto  un  exemplare  della  sentenza^ 
che  vi  prego  di  aggradire  come  un  primo  segno  del  mio  .  .  . 
Met.   Vi  ringrazio,  signore,  non  me  ne  intendo. 
A\A.  E  se,  essendo  promosso^  avrd  Vonore  di  ulteriormente  vedervi  .  .  . 

La  prima  copia  sarä  sempre  rimessa  a  voi . . . 

So  wenig  es  sich  nach  Mens.  Diafoirus  für  den  Arzt  darum  handelt, 
die  Kranken  gesund  zu  machen,  sondern  nur  sie  in  aller  Regel  und 
Form  zu  behandeln,  so  wenig  ist  es  Alderino  darum  zu  tun,  die  An- 
geklagten nach  Verdienst  abzuurteilen  oder  gar  Milde  walten  zu  lassen, 
sondern  sie  um  jeden  Preis  in  wohlgefttgter,  mit  juristischen  Ausdrücken 
durchsetzter  Rede  zu  verurteilen. 


am 


560  Frits  Baumann 

Bisol.  i,  11;  Alderino.  Erano  dngue  i  rei,  signora  Metilde. 

Met.  J?  gli  avete  iutti  salvati? 

Aid.  Orazie  al  cielo  neppure  uno:  iutti  furano  candannati. 

Wie  Thomas  Diafoiras  in  seiner  Unterhaltnng  mit  Angöliqne  den 
Doctor  medicinae;  den  geschickten  Disputanten  heraoskehrt  nnd  mit 
Ausdrücken  um  sich  wirft  wie  nego  consequentiam^  distinguo^  cancedoetc, 
so  verrät  bei  Alderino  jedes  Wort  den  Juristen.  Um  aus  den  zahlreichen 
Beispielen  nur  einige  wenige  anzuführen. 
I,  11  Eh  signoruj  signora,   se  la   vostra  modestia  non   mi  facesse  un 

inibitoria,  direi  . . . 
Ii  12  Sono  condannato  senza  appello  ad  amarla. 
ibid.  Vi  mpplico  con  umile  rogatoria. 
I,  13  Äh^  86  potessi  ottenere  dal  labbro  vostro  una  favoreool  sentenza . . .! 

u.  s.  w. 
Unter  solchen  Umständen  ist  es  den  beiden  präsumptiven  Bräuten 
durchaus  nicht  zu  verdenken,    wenn  sie  nicht    gleich    fest    zugreifen, 
sondern  sich  zurückhalten  (abgesehen  von  ihren  anderweitigen  Ver- 
bindlichkeiten). 
Mal,  imag.  ü,  6.  p.  368.  Ang6l.  De  gräce,  ne  prMpitez  pasles  choses. 

Donnez-nous  au  moins  le  temps  de  nous  connaHre,  et  de  voir  naiirt 

en  nottö,  Fun  pour  l'autre,  cette  inclinaUon  si  niceaeaire  ä  composer 

une  unian  parfaite, 
T  h.  D  i  a  f.  Qiiant  ä  moi^  Mademoieelle,  eile  est  dijä  taute  nie  en  moi,  et  je 

n'ai  pas  besoin  d*attendre  davantage. 
Bisol.  I;  13  Aid  er.  Ah,  se  potessi  ottenere  dal  labbro  vostro  una  farorevol 

sentenza/ 
Met.  In  cosi  breve  tempo,  signore . . .? 
klii.  E  se  piacerä  al  cielo  ch'io  diventi  conjuge  vostro . . . 
Met.  Voi  non  mi  conoscete  ancor  bene, 
Aid.  Quando  ho  vedtäo  un  reo  in/accia^  subito   decido;  cosi   appefio 

veduta  voi. 

Die  angeführten  Belegstellen  mögen  genügen.  Es  dürfte  der  Beweis 
erbracht  sein,  dass  wir  es  in  den  Personen  des  Orazio  und  Alderino 
mit  direkten  Nachahmungen  der  beiden  Diafoirus  aus  Moliferes  Malade 
Imaginaire  zu  tun  haben.  Abgesehen  davon  hat  die  Vergleichung  der 
Charaktere  ein  ähnliches  Ergebnis  gezeitigt  wie  die  Untersuchung  über 
die  Originalität  der  Handlung.  Wiewohl  Notas  Hauptpersonen  keine 
vollständigen  Entsprechungen  in  Goldonis  GPinnamorati  und  Moliöres 
D6pit  amoureux  haben,  lässt  sich  doch  der  Einfluss  dieser  Lustspiele 
auf  Notas  Charakter-  und  Stimmungsschildernng  deutlich  nachweisen. 
Seine  Charaktere  sind  geschickt  zusammengestellt  aus  Momenten,  die 


Alberto  Nota  fttil 

alle  bereitain  den  Stücken  seiner  VorgftDger  gegeben  waren.  Wesentlich 
Ilenes  hat  Nota  nicht  hinzagefttgt. 


8chlu88. 

Hinsichtlich  des  Wertes  der  behandelten  Stücke  ist  das  meiste 
schon  in  den  vorstehenden  AasfUhrungen  gesagt  worden.  Eine  zusammen- 
hängende Yergleichang  kann  sieh  daher  anf  wenige  zusammenfassende 
Bemerkungen  beschränken. 

Der  Stoff  hat  in  Notas  Händen  nicht  gewonnen.  Er  hat  das  Thema, 
das  sich  seiner  Natur  nach  nur  für  leichte  graziöse  Bearbeitung  eignet, 
zu  schwerfällig  angefasst,  zunächst,  indem  eres  zu  sehr  mit  Handlung 
belastete,  das  wesentliche  Moment  aber,  die  Schilderung  des  Liebes- 
zwistes, die  Beziehungen  der  beiden  Verliebten  zueinander,  mehr  in  den 
Hintergrund  treten  Hess.  Was  Goldoni  des  Guten  zu  viel  getan  hat,  tut 
Nota  zu  wenig.  Es  kommt  diese  Erscheinung  mehr  in  der  ungleich- 
massigen  Behandlung  der  Hauptcharaktere  zum  Ausdruck,  aber  auch 
in  der  oberflächlichen  Psychologie  und  wenig  feinen  Technik  der  Yer- 
söhnungsszenen.  Moli6re  gelingt  es,  die  Versöhnung  aus  dem  Trotz 
der  Verliebten  heraus  zustande  kommen  zu  lassen ;  darin  liegt  die  Feinheit 
seiner  Beobachtung  und  Komik.  Goldoni  versucht  es  ihm  hierin  nach- 
zutun,  wenn  auch  mit  weniger  Glück;  ihm  fehlt  die  Anmut  und  Natürlich- 
keit Bei  Nota  aber  wirken  äussere  Umstände  zusammen,  die  Ver- 
söhnung der  Verliebten  herbeizuführen,  namentlich  die  gezwungene 
Intrige  des  HI.  Aktes.  Vor  allem  aber  gelang  es  Nota  nicht,  die  dem  Stoff 
so  notwendige,  natürliche  Frische  und  Grazie  zu  verleihen,  die  wir  im 
Döpit  amoureux,  mit  Einschränkung  auch  in  den  Innamorati  bewundern. 
Ein  ernster  Ton  liegt  über  dem  ganzen  Stück.  Notas  Verliebte  reizen 
selten  zum  Lächeln.  Die  Charaktere  der  Liebenden  sind  zu  schwer, 
namentlich  jener  Federicos.  Die  Streitszenen  ermangeln  durchaus  der 
Komik ;  sie  spielen  eher  ins  Tragische  oder  Weinerliche.  Ursache  hiervon 
mag  vielleicht  des  Dichters  ernstes  Gemüt  sein,  der  wohl  mehr  als 
einmal  in  Situationen,  wie  er  sie  in  seinem  Lustspiel  schildert,  eine 
bedeutende  und  keineswegs  beneidenswerte  Rolle  gespielt  haben  mag. 
Selbst  die  Sprache  ist  durchaus  ernst  und  fast  ganz  frei  von  subjektiver 
Komik.  Dazu  kommt,  dass  sich  auch  in  diesem  Stück  ein  moralisierender 
Ton  fühlbar  macht,  zwar  weniger  als  in  den  früher  besprochenen 
Stücken,  weniger  vielleicht  als  selbst  in  Goldonis  Lustspiel.  Natürlich 
konnte  der  Autor  auch  hier  wieder  nicht  der  regelrechten  Ausübung 
der  Lustspieljustiz  entraten  und  ihrer  notwendigen  Folgen :  Beschämung 
der  Bösen,  Belohnung  bezw.  Heilung  der  Guten  oder  Besserungsbedürf- 
tigen.    Ein  ebenso   schlauer   als  ehrenwerter  Justizbeamter  versieht 

Somanische  Fomchangen  XXV.  €^Q 


562  Fritz  Banmann 

jenes  Amt  im  letzten  Akt  zu  allseitiger  Zufriedenheit  und  teilt  sich  mit 
dem  philosophisch  angehaachten  Teodoro  in  die  guten  ErmahDungen, 
welche  die  Liebenden  mit  auf  den  Weg  bekommen.  —  Trotz  alledem 
meint  ein  Zeitgenosse,  Nota  habe  gerade  in  diesem  Werk  dem  komischen 
Element  mehr  Zugeständnisse  gemacht  als  in  irgend  einem  anderen 
seiner  Lustspiele^).  Vielleicht  dachte  dieser  Kritiker  an  das  heitere 
Wesen  Bettinas,  an  den  belustigenden  Eindruck,  welchen  Alderino  and 
seine  Verwandtschaft  erwecken;  oder  es  vermochten  einige  technische 
Mittel  der  Komik,  welche  ziemliche  Ähnlichkeit  mit  manchen  schon  von 
Moliere  verwendeten  Einfällen  haben,  auf  die  Lachmuskeln  der  Zaschaaer 
zu  wirken^).  Freilich  ist's  eben  mit  der  Originalität  dieser  Komik  nicht 
zum  besten  bestellt. 

Da  der  Stoff,  den  Nota  behandelte,  im  Kern  recht  allgemeiner 
Natur  ist  und  Liebeszwist  und  Versöhnung  sich  immer  in  bestimmter, 
nicht  sehr  variationsfähiger  Weise  äussern,  so  bedarf  es  eines  ganz 
originellen  Talentes,  einem  solchen  Thema  neue  Seiten  abzugewinnen. 
Ein  solches  Talent  war  Nota  nicht. 

Die  Untersuchung  über  die  Originalität  der  Risoluzioni  in  amore 
hat  zu  folgendem  Ergebnis  geftthrt.  Le  Risoluzioni  in  amore  sind  von 
Moliferes  Däpit  amoureux  und  Ooldonis  GFinnamorati  stark  beeinflusst. 
Die  Nachahmung  ist  zwar  keine  sklavische,  aber  eine  bewusste  und 
deutlich  erkennbare.  Die  Art  der  Nachahmung  besteht  nicht  in  direkter 
Entlehnung  von  Szeuenfolgen  oder  Charakteren,  sondern  das  Lustspiel 
ist,  bei  Verwertung  ganz  der  nämlichen  Motive,  eine  geschickte  Kombi- 
nation von  zahlreichen  Einzelheiten  in  Charakteren  und  Handlung  aus 
jenen  beiden  vorbildlichen  Stücken;  auch  im  Wortlaut  lassen  sich  eine 
Reihe  deutlicher  Anlehnungen  an  Goldonis  und  Moli6res  Lustspiele 
feststellen.  Die  Charaktere  des  Orazio  und  namentlich  Alderino  sind 
dem  Malade  imaginaire  von  Moliere  entnommen.  —  Aus  diesen  Gründen 
lässt  sich  nicht  immer  genau  bestimmen,  wieviel  Nota  dem  D6pit  amoureux, 
wieviel  den  Innamorati  verdankt.  Im  allgemeinen  kann  man  sagen, 
dass  er  in  der  Handlung  und  im  Aufbau  der  Szenen  sich  mehr  an 
Goldoni   gehalten  hat,   während  Charaktere  und   manche  Stinunnngs- 

1)  ßibl.  ital.  XXI  (1821)  p.  100  Anm.  in  dem  p.  522  erwähnten  Brief. 

2)  So  z.  B.  I,  3,  wo  Orazio  in  Anwesenheit  des  ihm  unbekannten  Prospero 
ttber  diesen  und  Federico  loszieht  und  in  Verlegenheit  gerät,  als  sieh  jener 
vorstellt  —  In  Sz.  10  lassen  sich  die  beiden  Tanten  Alderinos  in  unheimlioben 
Bededrang  nicht  zu  Worte  kommen.  —  Im  13.  Auftritt  des  nämlichen  Aktes 
richtet  Metilde  in  Alderinos  Gegenwart  die  feurigsten  Liebesbeteuenmgen  an 
den  von  jenem  unbemerkten  Federico.  —  Dieser  stellt  sieh  bald  darauf  (Ss.  15) 
dem  Alderino  als  Vetter  Metildes  vor,  beglückwünscht  ihn  und  verspricht  ihm 
seine  Unterstützung.  Alderino  ist  ausser  sich  vor  Freude.  —  Die  Beispiele  Hessen 
sich  vermehren. 


Alberto  Nota  563 

schilderungeu  vornehmlioh  dem  Depit  amoureux  nachgebildet  sind. 
Selbständig  ist  Nota  natürlich  in  der  Art  der  Kombination  nnd  Benützung 
der  gegebenen  Details;  vermutlich  in  der  Lösung  des  Konfliktes  (III.  Akt); 
ferner  in  der  Einführung  der  untergeordneten  Rollen  des  Teodoro, 
Delmiro,  Grisologo,  der  Carlotta  und  der  Familie  Detenebrosis  (mit  der 
erwähnten  Einschränkung).  —  An  künstlerischem  Wert  steht  Notas  Lust- 
spiel seinen  Vorbildern  entschieden  nach. 


Inhalt. 

Seit« 

Vorwort 443 

Einleitung 445 

1.  n  NnoYO  Ricco  und  Moliöres  Bourgeois  Gentilhomme 459 

2.  L'Ammalato  per  Immmaginazione  und  Moliöres  Malade  Imaginaire     .  483 

3.  Le  Bisoluzioni  in   Amore,  MoH^res  D6pit  Amoureux   und  Goldonis 
Orinnamorati 522 

a)  D6pit  Amoureux  imd  Orinnamorati 523 

b)  Nota,  Moliöre  und  Goldoni      532 


Verbesserangen. 

SeiU 

1  446 

Zeile  10 

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4A6 

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Nur 

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451 

3 

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comici 

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comini 

456 

8 

lief 

rare 

itatt 

sare 

455 

9 

Hei 

itatt 

bestimmter 

455 

16  v.u. 

H9t 

Arcadico 

itatt 

Avadioo 

455 

5v.ti. 

Hei 

itatt 

Settembrlmi 

456 

16  v.u. 

He$ 

1830 

itatt 

1800 

456 

8 

Hei 

clastlea 

itatt 

classlcoa 

461 

19 

Hei 

kommen 

itatt 

kamen 

465 

20 

Hei 

verkennen 

itatt 

erkennen 

467 

1 

Hei 

holt 

itatt 

hält 

467 

4 

Hei 

ra-t-elle 

itatt 

rat-eUe 

467 

9 

Hei 

coBur 

itatt 

oear 

475 

9 

Hei 

Cltfontes 

itatt 

Clontes 

476 

10  v.u. 

Hei 

Lektüre 

itatt 

Lektion 

478 

17 

Hei 

Charaktere 

itatt 

Charakter 

483 

19  v.u. 

Hei 

titolo 

itatt 

tltoU 

486 

8  v.u. 

Hei 

Kranke 

itatt 

Kanke 

489 

88  ff. 

Hei 

liOttUon 

itatt 

Luisen 

497 

14 

Hei 

Buriick,  um 

itatt 

snrttek  um 

497 

9  v.u. 

Hei 

donnes-lui 

itatt 

donnes  lui 

498 

20 

Hei 

Argana 

itatt 

Aspasias 

mMieln 

505 

10  v.u. 

Hei 

m4deein 

itatt 

606 

14  v.u. 

Hei 

seinem 

itatt 

seinen 

506 

5  v.u. 

itatt 

spesi-eria 

507 

1 

Hei 

Sganarelle 

itatt 

Spanarelle 

518 

8ff. 

Ue« 

mMedn 

itatt 

mMiein 

514 

9 

Hei 

ni,  1 

itatt 

11.  1 

514 

16 

Hei 

conservoni  i 

5S6 

1 

Hei 

(Sa.  8), 

itatt 

(Sa.  8) 

588 

17  v.u. 

Hei 

viel  mehr 

iiaU 

vielmehr 

Bibliografia  delle  piü  antiche 
lime  volgari  italiane 


per 
GioT.  Batt  Festa. 


1.  £  di  febraio  vi  dono  belia  la  caccia 

Q  48  (Folgore). 

2.  Foir^  Chi  follemente  si  procaccia 

Ä  743  (Chiaro  Dayansati). 

3.  Poi  che  volgiete  e  rivolgiete  faccia 

A  895  (Lambertuccio  Frescobaldi). 

4.  Di  febraio  vi  metto  in  valle  glaccia 

Q  61  (Cene  della  Chitarra). 

5.  Ancora  di  mia  Bcnsa  amor  non  taccio 

A  876  (Monte). 

6.  Hb  volontier  le  dico  n6  lo  tacoio 

A  487  (Maestro  Torrigiano). 

7.  Vostra  proferta  che  tant'6  landace 

C  179  (Ser  Face). 

8.  Tvivo  di  speranza  e  cosi  face 

A  939. 

9.  Senno  e  valore  in  voi  tatto  giace 

A  616  (Monte). 

10.  Et  donali  conforto  se  te  chiace 

A  316. 

11.  Poi  c'ad  amore  piace 

A  315. 

12.  Ser  Bello  vostro  dir  molto  mi  piace 

C  173  (Ser  Face). 

13.  Amante  amante  lo  tno  dir  mi  piace 

A  881  (Monte). 

14.  Ed  eo  mi  fido  ancor  che  mi  dispiace 

A  806  (M.  Ubertino  Giovanni  del  Bianco  d'Arezso). 

15.  Com'anro  ch'  6  affinato  a  la  fomace 

C  172  (Ser  Bello). 

16.  Cosi  faceste  voi  o  gnerra  o  pace 

Q  175  (Folgore). 


Bibliogr.  d.  piü  antiche  rime  volg.  ital.  565 

17.  Salute  e  gioia  mandove  ser  Face 

C  178. 

18.  In  lontana  coDtrada 

C  117  —  G  12. 

19.  lo  non  fni  fatto  per  mia  utilitade 

D  226  (Maestro  Rinuccino)  —  K  231  (id.)  —  R  112  (id.). 

20.  Temperanza  di  corpo  b  aanitade 

B  243  (Goittone). 

21.  Qaant'aggio  ingegno  e  forza  in  veritade 

B  326. 

22.  Qaando  s'adoriia  ognnn  yostra  biltade 

N  44. 

23.  Si  lascea  per  fare  mia  volontade 

A  900  (Ser  Jacopo  da  Leona). 

24.  Vaoche  n6  tora  pib  neente  bado 

B  306  (Meo). 

25.  Tre  cose  Bolamente  mi  aon  in  grado 

D  423. 

26.  Lo  nom'  al  yero  fatt'&  parentado 

B  305  (Goittone). 

27.  S'eo  doloroso  ciascnn  giomo  vado 

A  533  (Monte). 

28.  Babbo  e  Becchina  V  amore  e  mie  madre 

D  426  —  Q  129  (Cecco  Angiolieri) 

29.  Non  giJi  per  gioia  c'  aggia 

A  242  (Cbiaro) 

30.  Pol  ehe  lo  ferro  la  calamita  saggia 

A  903  (Monte). 

31.  Chi  di  cercare  segnore  si  saggia 

A  885  (Federigo  Gualterotti). 

32.  Ai  quant'ö  ehe  vergogni  e  che  dogli'  aggio 

A  162(Guittone).  —  B3(id.)  —  G5  (id.)  — I  22 (id.). 

33.  Chi  non  b  conto  di  fare  altro  viaggio 

A  422  (Goittone). 

34.  Gioi  amorosa,  amor,  vostro  lignaggio 

B  195  (Guittone). 

35.  Ai  me  dolente  lasse  che  faraggio 

A  732  (Chiarö  D.). 


19.  viltade  D,  ?ilitade  JR. 


56ti  Giov.  BhU.  Feeta 

36.  Dne  cavalier  valenti  d'  an  paraggio 

A  623  (RwdcoF.)  —  D  370  —  Q  61  (Notaro  Jacomo)  - 
c  70  (Palamides  di  Bellendore). 

37.  Andito  t'abo  e  ti  riBponderaggio 

A  704  (Guittone)  -  B  163  (id.). 

38.  Poi  non  vi  piace  ch'eo  v^ami  o  ameraggio 

A  448  (Gaittone). 

39.  Se  Qomo  a  la  fortona  bon  coraggio 

B  380  (Bonagiunta). 

40.  Asaai  sottigli  tu'  feilen  coraggio 

A  804  (Ubertino  Giovanni  del  Bianco  di  Arezso)  —  D  348. 

41.  Lo  dolor  nh  la  doglia  del  mio  coraggio 

A  707  (Guittone  d'A.)  —  B  166  (id.). 

42.  D'acoorgimento  prode  siete  e  saggio 

A  884  (Ser  Beroardo  notoio). 

43.  Ed  en  ciascnno  volei  conto  e  saggio 

A  415  (Gaittone)  -  B  372. 

44.  Perö  che  acte  paragon  di  saggio 

A  782  (BonaginnU). 

45.  De  lo  vln  oreco  levat'aggio  saggio 

A  642  (Monte). 

46.  Soyente  yeggio  saggio 

A  132  (Guittone)  —  B  19  (id.)  —  C  7  (id.). 

47.  £o  so  ben  c'om  non  poria  troyar  saggio 

A  781. 

48.  0  motte  yile  e  di  vii  cor  messaggio 

B  268  (Gaittone). 

49.  Oi  lasse  che  11  boni  e  li  malyagi 

A 135  (Guittone)  —  B  44  (id.)  —  C  92  (id.)  —  [H 19]  - 
I  25  (id.). 

50.  S'io  mi  parte  da  yoi  donna  malyagia 

A  260  (Cliiaro  D.). 

51.  El  mazo  voglio  che  faciate  en  Cagli 

Q  64  (Gene  della  Chitarra). 

52.  Di  mazo  si  yi  dö  molti  cavagli 

Q  51  (Folgore). 

53.  A  guisa  d'  om  che  ginnge  a  la  bataglia 

A  631  (Maestro  Rinuccino). 

54.  Si  come  il  buon  arciere  a  la  bataglia 

A  345  (Migliore  degli  Abati). 


Bibliogr.  d.  piü  antiche  riiue  volg.  ital.  &(.>7 

55.  Lasso  che  voglio  che  si  irayaglia 

A  604  (Giano). 

56.  Oi  ayenente  donna  di  gran  yaglia 

A  390. 

57.  Tutto  ch'eo  poco  yaglia 

B  48  (Guittone)  -  [H  22]. 

58.  Di  apriie  yi  dö  yita  senza  lagna 

Q  63  (Gene  della  Chitarra). 

59.  D' apriie  yi  dö  la  gentil  campagna 

Q  50  (Folgere). 

60.  £  di  noyembre  Petrinolo  il  bagno 

Q  57  (Folgere). 

61.  Di  noyembre  yi  metto  in  nn  gran  stagno 

Q  70  (Gene  della  Ghitarra). 

62.  Di  coralmente  amar  mai  non  dimagra 

A  452  (Guittone)  —  B  203  (id.). 

63.  Fcredo  amor  ch^nfin  ch'i*  non  dimagro 

A  976. 

64.  Se  del  tno  amore  gianta  a  me  non  dai 

A403. 

65.  A  la  ^mprimera  donna  chMo  gnardai 

A  619  (Monte). 

66.  A  la  'mprimera  mente  ch'  io  gnardai 

A  869  (Monte). 

67.  Lnsenria  in  di  saggi'om  matte  fai 

B  229  (Gnittone). 

68.  A  nessnm  omo  adiyenne  gik  mai 

A  820  (Rttstico  F.). 

69.  Amore  perch^  m'  ki 

A  114  (Bette  Mettifuoce  da  Pisa)  -  B71  (id.)  —  [H32J. 

70.  Madonna  io  non  ndiyi  dicer  mai 

A  683,  756  (Chiaro  D.). 

71.  Gentil  mia  donna  po'  ch*  io  namorai 

A  549  (Chiaro  D.). 

72.  Oi  lasse  non  pensai 

A  49  (Ruggero  daPalermo)  -  B  118(Re Federigo)  —  [H 75]. 

73.  Di  penne  di  paone  e  d'altre  assai 

A682(ChiaröD.)— F117(MaeBtröFranceBCo[aBoDagianta]). 

74.  £  piacemi  e  diletto  certo  assai 

A  587  (Chiaro  D.). 


5ü8  öiüv.  Batt.  Fcsta 

75.  Lontana  mente  portal 

A  205    (Chiaro  D.). 

76.  Tntte  le  pene  ch  'io  giamai  portal 

A  568  (Chiaro  D.). 

77.  Pelle  cliiabelle  di  di'Don  ei  anrai 

D  490  —  e  c.  21  (Cecco  Aogelieri)  —  i  c.  145  [Lapo  Gian 

p  m. 

78.  A  gaiBa  di  temente  incominzai 

A  742  (Chiaro  D.). 

79.  Io  yi  doto  del  mese  di  gennaio 

Q  60  (Gene  d.  Chitarra). 

80.  Io  doto  voi  nel  mese  di  gennaio 

Q  47  (Folgöre). 

81.  Amore  paura  m*  incalca 

A  XY  (Notaro  Giacomo). 

82.  Madonna  or  veggio  che  poco  vi  cale 

A  728  (Chiaro  D.). 

83.  Qaand'  om  k  un  bon  amico  leiaie 

B  432  (Notar  Giacomo). 

84  Messer  Bottaccio  amico  ogni  animale 
B  269  (Guittöne). 

85.  L'amor  da  cni  procede  bene  e  male 

B  360  (Federigo  deU' Ambra)  —  D  363. 

86.  A  cui  6  in  grado  de  Tamor  dir  male 

D  476. 

87.  Nescienzia  e  piü  scienzia  carnale 

B  226  (Guittdne). 

88.  Este  amor  non  k  tutti  oomunale 

A  407  (Guittöne)  —  B  364  (id.). 

89.  Franchezza  di  fin  core  naturale 

A  381. 

90.  Ser  Chiaro  Io  ta'  dir  d'  ira  non  sale 

F  182  —  0  67  (Ma8tro  FranceBcö). 

91.  La  mia  malinconia  6  tanta  e  tale 

D  392. 

92.  Omo  disvariato  tegno  il  quäle 

A  614  (Monte). 

93.  Di  ottobre  yi  conseglio  senza  falle 

Q  69  (Cenc  d.  Chitarra). 


Bibliogr.  d.  piü  antiohe  rime  vol^.  ital.  569 

94.  Merz^  per  Deo  se  non  t'  ö  fatto  fallo 

A  491  (Maestro  Torrigiano). 

95.  De  ottobre  nel  eonta'  c'  k  bono  stalle 

Q  56  (Falgore). 

96.  Non  gi&  me  greve  fa  d'  amor  la  salma 

A  450  (Gaittone). 

97.  Intenda  intenda  chi  piü  montare  alto 

A  905  (Monte). 

98.  In  gran  parole  la  proferta  fama 

A  199  (Frate  Übertino). 

99.  lo  consiglio  ciascuno  che  ben  ama 

A  405. 

100.  Qaando  fiore  e  foglia  la  rama 

A  274. 

101.  Amor  non  eaccio  a  oni  di  yoi  mi  riohiami 

A  72. 

102.  Amor  non  yol  ch*io  olami 

A  4  (Giacomo  da  Lentino)  —  B  109  (id.)  —  [H  66J. 

103.  Cortesia  cortesia  cortesia  olamo 

Q  13  (Folgere). 

104.  Amor  m'anzide.    Perchä?    Peroh'io  umo 

A  482  (Jacopo  da  Leona). 

105.  Lo  dragone  regnando  pnr  awampa 

A  577  Chiaro  D.). 

106.  Se  ci  avesee  alcun  segnor  piü  campo 

A  882  (Monte). 

107.  Como  le  stelle  sopra  la  diana 

B  392  (Tommaso  da  Faenza). 

108.  Qaando  la  Inna  e  la  Stella  diana 

Q  130  (Folgere). 

109.  Oente  noiosa  e  villana 

A  149  (Guittone)  —  B  39  (id.)  —  [H  15]  —  1 13  (id.). 

110.  Com'  piü  m'allungo  piü  m'6  prossimana 

B  197  (Gaittone). 

111.  Poi  natura  nmana 

D  59  (Caccia  da  Castello)— E  32  (id.)  -  K  245  (id.)  — 
R  81  (id.). 

112.  Lo  gran  valor  di  voi  donna  soyrana 

A  393. 


109.  Genia  H. 

111.  Poi  a  natura  K,  Poi  ba  n.  B. 


570  ^ioY.  Batt.  FcBta. 

113.  Se  in  Bia  lieto  di  madonoa  Tana 

A  8&8  (Rnstico  F.). 

114.  Per  amore  amaro  pede  tene  in  tana 

A  519  (Ser  Cione). 

115.  Qnando  Ner  picciolin  tornö  di  Francia 

D  429. 

116.  I  miei  Bospir  dolenti  m'&nno  iBtanco 

A  998  —  D  83  (Nuccio  Sanese)  —  E*  227  (id.)  — 
K  113  (id.)  —  R  83  (id.) 

117.  Le  mie  fancinlle  gridan  pur  yivanda 

A  857  (RoBtico  F.). 

118.  Come  fontana  qnando  l'acqna  apande 

A  861. 

119.  Omni  mercoredl  corredo  grande 

Q  141  (Folgore). 

120.  Poso'l  corpo  in  nn  loco  meo  pigliando 

B  342. 

121.  lo  non  lo  dico  a  yoi  sentenziando 

A  332. 

122.  Unqna  per  pene  ch'io  patisca  amando 

A  816  (RuBtico  F.). 

123.  Madonna  nnqna  per  forza  non  dimando 

A  752  (Chiaro  D.). 

124.  Madonna  mia  a  voi  mando 

A  xiü  [Notaro  Giacomo]  —  B  57  (id.)  —  C  40  (Roggen 
d'Amici). 

125.  Amor  che  m'  k  in  comando 

A  31  (Rinaldo  d'Aqnino). 

126.  Ai  qnanto  fiedi  me  forte  aanando 

A  476  (Gaittöne)  —  B  223  (id.). 

127.  Molii  nomini  vanno  ragionando 

A  557  Chiaro  D.). 

128.  Come  Naroisai  in  sna  spera  mirando 

A  560  (Chiaro  D.). 

129.  lo  porto  ciö  che  porta  me  penaando 

A  575  Chiaro  D.). 

130.  Madonna  si  m'  aven  di  voi  penaando 

A  569  (Chiaro  D.). 


126.  fia  di  me  A, 


Bibliogr.  d.  pin  antichc  rime  volg.  ital.  571 

131.  GioFDO  uk  notte  non  fioo  pensando 

D  195  (Noflfo  Bönagulda)  —  K  230  (id.)  —  R  109  (id.). 

132.  Oi  me  lasso  com'eo  moro  pensando 

B  157  (Guittöne). 

133.  II  vostro  onor  non  ohero  dibassando 

A  750  (Chiaro  D.). 

134.  Vita  noiosa  pena  so&ir  Tane 

B  315  (Med  Abbracclavacca). 

135.  Langaisce  '1  meo  spirito  ser*  e  mane 

B  314  (MoDte  Andrea). 

136.  Assai  mi  pesa  ch'io  cosi  m'infango 

A  669  (Monte). 

137.  Sans'  indivini  a  tal  tempo  che  'n  danno 

C  153  (Ranieri  de*  Samaretani). 

138.  Ayarizia  tn  meriti  affanno 

B  228  (Gnittone). 

139.  Oi  amadori  intendete  P  affanno 

A  121  (Bonaginnta). 

140.  Oi  me  dolente  piü  di  nuUo  affanno 

A  529  (Monte). 

141.  Lo  lontano  e  periglioBO  affanno 

A  318  (C). 

142.  In  nn  gravoso  affanno 

A  28  (Rinaldo  d'  Aquino)  -  C  31  (Kuggeri  d*  Amici)  - 
D  237  (Giacomo  da  Lentino)  —  M  33  (notaro  Giacomo). 

143.  La  mia  gran  pena  e  io  gravoso  affanno 

A  22  (Guido  delle  Colonne). 

144.  A  malgrado  di  qae'  che  '1  ver  dir  si  fanno 

F  84  (Federigo  d' Ambra). 

145.  Molti  longo  tempo  änno 

A  230  (Chiarö  D.). 

146.  Ne  Tamoroso  foco  molti  stanno 

A  494  (Bonaginnta). 

147.  0  quanto  male  ayen  d'  amor  mondäne 

C  165  (Federigo  dell*  Ambra). 

148.  Amor  comenza  dolze  nmile  e  piano 

C  163  (Federigo  dal?  Ambra). 

149.  r  fu'  yestito  a  gnisa  d'  un  catalano 

D  526. 


572  6it)V.  Batt.  FtfstH. 

150.  E  di  decembre  UDa  cittä  en  piano 

Q  58  (Folg^ore). 

151.  Di  decembre  vi  pongo  en  an  pantano 

Q  71  (Gene  d.  Chitarra). 

152.  Gioi  amorosa  amor  sempre  lontano 

B  198  (Guittone). 

153.  Sol  per  nn  bei  sembiante 

A  102. 

154.  Madonna  m'6  avenuio  simigliante 

A  183  (Bondie  Dietaiuti). 

155.  Naturale  menie  animali  e  plante 

A  386. 

156.  Sono  ben  certo  che  leale  amante 

A  877  (Monte). 

157.  Oi  amoroso  e  mio  fedele  amante 

A  829  RuBtioo  F.). 

158.  Chi  non  teme  non  pnö  essere  amante 

A  574  (Chiaro  D.). 

159.  Se'l  cor  di  Becchina  fosse  diamante 

D  406  —  Q  130  (Cecco  Angelieri). 

160.  Tanto  di  cor  verace  e  fino  amante 

A  817  (Rustico  F.). 

161.  A  forza  8ono  amante 

C  115  —  G  14. 

162.  lo  doglio  c'  amo  e  non  sono  amante 

A  391. 

163.  Eo  non  mi  credo  sia  alcnno  amante 

A  544  (Monte). 

164.  Meo  non  mi  credo  giä  c' alcnno  amante 

A  411  (Guittone)  —  B  368  (id.). 

165.  In  tale  guisa  son  rimaso  amante 

A  465  (Guittone)  —  B  146.  (id.). 
166  Oentil  mia  donna  saggia  e  avenante 
A  553  (Chiaro  D.). 

167.  AI  qnanto  ti  farö  pare  pesante 

A  808  (Ubertino  Giovanni  del  Bianco  d*  Arezzo). 

168.  Ancor  mi  piacie  veder  mercatante 

A  586  (Chiaro  D.). 

169.  Qnaie  ehe  per  amor  s'  allegri  o  canti 

A  187  (Pacino  di  acr  Filippo). 


BibHogr.  d.  piü  antiche  rime  volg.  itol.  573 

170.  Da  che  di  nibio  fa  eli  Bembianti 

Ä  663  (Sohiatta  di  M.  Albizo). 
1711  So  per  fermo  ch'io  facoio  Bembianti 

A  913  (Lapo  del  Romo). 

172.  Sentomi  al  core  doloroai  Bcbianti 

A  664  (Monte). 

173.  Udiie  ndite  voi  che  Biete  amanti 

D  466. 

174.  Dogento  scodelliDe  de  diamanti 

D  398  -~  Q  98  (Musa  da  Siena). 

175.  Soyente  amore  aggio  risto  manti 

C  57. 

176.  Sovente  amore  n'  k  riccato  manti 

A  17  (Ruggeri  d'Amici). 

177.  So  bene  amico  molto  trati  nanti 

A  912  (Monte). 

178.  Di  settembre  vi  do  diletti  tanti 

Q  55  (Folgore). 

179.  Di  aettembre  vi  do  zoelli  alquanti 

Q  68  (Gene  d.  Chitarra). 

180.  Donna  ciascnn  fa  canto 

A  203  (Ghiaro  D.). 

181.  Com'om  salvagio  spesso  rido  e  canto 

A  523  (Ser  Cione). 

182.  Allegramente  canto 

A  42  (Jacopo  MosUcci)  -  B  124  (?)  —  C 13      [H  80]. 

183.  GioioBamente  canto 

A  23  (Guido  delle  Colonne)   —   B  117  (Id.)   —  C  26 
(MazzeodiRicco)  -  D 242 (id.)—  F12(id.)  -  [H74]. 

184.  Oentil  donna  a'io  canto 

A  213  (Chiaro  D.). 

185.  Tutto  mi  stringe  in  pensiero  ed  in  pianto 

A  151  (Guittone)  —  B  30  (id.)  —  [H  5]  —  I  3  (id.) 

186.  Qnando  la  foUia  segnoreggia  tanto 

D  530  —  Q  87  (Folgore). 

187.  Non  mi  biBogna  nb  talenta  tanto 

A  747  (Chiaro  D.). 

188.  I'Bono  innamorato  ma  no  tanto 

Q  77  (Ceoco  Angiolieri) 

185.  ml  struggie  B. 

186.  la  voglia  Q. 


574  Giov.  Butt.  Feste. 

189.  Ol  lasso  or  fe  stagion  di  doler  tanto 

A  150  (Gulttone)    -   B  43  (icL)  —  [H  18]. 

190.  Lasso  penaando  qaanio 

A  157  (Guittone)  -  B  33  (Id)  —  [H  8]  —  I  4  (Id. 

191.  Chi  non  sente  d*  amore  o  tanto  o  qnanto 

Q  197  (Cecco  Angilieri)  —  C  55. 

192.  Gioi  amorosa  amor  penaando  qnanto 

B  201  (Gaittone). 

193.  Ora  yegna  a  la  danza 

C  98  [framm.]  (Guittone). 

194.  Per  gioiosa  baldansa 

A  290. 

195.  AUegramente  e  con  grande  baldanza 

A  166  (Don  Arrigo). 

196.  In  alta  donna  ö  misa  mia  intendanza 

A  64  —  B  59  (Galietto  da  Pisa). 

197.  La  gran  aovrabondansa 

B  106  -  [H  65] 

198.  Bon  aeiTO  a  ao  aignore  porta  leanza 

C  166  (Ser  Face). 

199.  Poro  aenno  e  leanaa 

A  198  (Frate  Cbertino). 

200.  In  cor  yi  porto  pinta  per  aembianza 

D  318  (Noffo  Bou^oide). 

201.  Diapregio  pregio  a'oon  pregia  pregianza 

B  307  (Guittone). 

202.  Veraciemente  amore  ä  aimiglianza 

A  507  (Maestro  Rinnccino). 

203.  Ben  h  ragion  ehe  la  troppa  a^ogfianza 

C  87  (Airigo  Baldonaaeo). 

201  De  la  mia  diaianza 

A  51  (Federigo  iapeiadoffe). 

205.  Qaando  de  eoea  Y  omo  4  diaiapza 

B  385  (Giovaaai  Maiotolo). 

206.  L'  om  pote  arer  in  a^  tal  diaiama 

A  582,  755  (Chiaro  D.). 

207.  Goal  m'aTene  com'  Pellaaa  aaa  laim 

A  59S  (Chiaio). 
2i>$.  Chi  eoDoacesae  ai  la  ana  Adlaiua 

B  3l>J  (Maiaeo  da  Measina)  —  F  62  (1 


Bibliogr.  d.  piu  antiohe  rime  yolg.  ital.  575 

209.  Grave  di  gioia  pö  V  ooi  malenanza 

B  108  (Nooco  di  Genni  di  Frediano  da  Pisa)  —  [H  65]. 

210.  Dogliosamenle  e  con  gran  malenanza 

A  98. 

211.  A  quel  aegnor  cai  dai  tal  nominanza 

A  883  (Ser  Gione  notaio). 

212.  Amore  a  voi  domando  perdonanza 

A  828  (Rnstico  F.). 

213.  Tntiora  agio  di  voi  rimembranza 

C  83  (Pucciandone  da  Pisa). 

214.  Per  la  fera  membranza 

C  61. 

215.  Fina  consideranza 

B  69  (Bonagiunta)  -  E  211  (id.)  -  E*  34  (id.)  -  [H  30]. 
—  K  238  (id.)  —  R  72  (id.). 

216.  Or  6  perdato  tntta  mia  speranza 

A  819  (Bustico  F.). 

217.  Lo  disioso  core  e  la  speranza 

A  547  (Ghiaro  D.). 

218.  Ai  dolze  coaa  perfetta  speranza 

B  199  (Guittone). 

219.  Donna  e  langaisco  e  non  so  qnal  speranza 

A  8  (Giaoomo  da  Lentino). 

220.  Tntiora  la  dolce  speranza 

A  56  (Giacomino  Puglieee)  —  B  125  (id.)  —  [H  81]. 

221.  Amando  con  fin  core  e  con  speranza 

A  167  —  C  14  (Pier  della  Vigne). 

222.  Amor  in  cni  disio  ed  6  speranza*) 

A  38  (Pier  d.  Vigne)  —  B  121  (id.)  -  E  202  (id.)  - 
E*  6  (id.)  -  [H  77]  -  K  104  (id.). 

223.  AI  cor  tanta  allegranza 

A  70. 

224.  Gioia  ed  allegranza 

A  166  (Guittone)  —  B  29  (id.)  —  I  7  (id.). 

225.  Non  avene  d'  allegranza 

A  65. 


16.  ferma  ^. 
22.  ö  fidanza  K. 


576  Giov.  Batt.  Feeta. 

226.  S'eo  caDto  d'allegraDza 

A  185  (BoDdie  Dietainti). 

227.  Doglioeamente  con  grande  allegranza 

C  86  (Fredi  da  Lncca). 

228.  Poi  che  voi  piace  ch'  io  moatri  allegranza 

A  833  (Bustico  F.). 

229.  La  gioia  e  V  allegranza 

A  237  (Chiaro  D.). 

230.  Donna  la  namoranza 

A  236  (Chiaro  D.). 

231.  La  bene  awenturoga  innamoranza 

A  80  (Mazzeo  di  Ricco  da  Mesaina)   —   C  32  (id.)  — 
D  243  (id.)  -  F  14  (id.)  —  M  41  (id.). 

232.  Novella  gioia  e  nova  innamoranza 

C  130  (Ser  Face  notaio). 

233.  Oi  forte  innamoranza 

A  90  (Neri  Yisdomini). 

234.  Troppo  agio  fatto  langia  dimoranza 

A  208  (Chiaro  D.). 

235.  Qravoaa  dimoranza 

A  178  (Guglielmo  Beroardi)  —  B  74  —  [H  35?] 

236.  Oravosa  dimoranza 

A  209  (Chiaro  D.). 

237.  De  con  fera  peaanza 

F  58  (BonagioQta  monaco  de  la  Badia  di  Fircnze). 

238.  De  sna  grave  pesanza 

A  319  (C). 

239.  Doglio  langnendo  de  greve  pesanza 

B  357. 

240.  Fra  me  spess'ora  doglio  ed  ö  pesanza 

D  505  -  R  123. 

241.  Donna  senza  pietanza 

A  296  (Lapucoio  Beifradelli). 

242.  S'eo  trovasse  pietanza 

A  107  (Naacimbene  da  Bologna)  —  B  65  (Be  Enzo)  — 
C  58  (Re  Enco.  Semprebene  daBologna)  —  D  238(Sempre- 
bene  da  Bologna)  —  F  7  (Be  Enio  e  Guido  Gninicelli) 
—  M  48  (Semprebene  da  Bologna)  — 
24v).  Se  non  si  mnove  da  voi  pietanza 
A  609  (Monte). 


Bihliogr.  d.  pin  antiche  lime  vol^.  ital.  577 

244.  Assai  mi  piace,  sire,  mia  acootanza 

A  761  (Chiaro  D.). 
245  Come  per  diiettanza 

A  291. 

246.  Madonna  eo  dotto.    Di  che  äi  dottanza? 

B  338. 

247.  Ck>ralmenie  me  stesso'n  ira  cappo 

A  898  (MoDte). 

248.  Piggiore  stimo  ehe  morso  di  capra 

B  321  Pannuccio  del  Bagno). 

249.  Se  conyien  Carlo  sno  tesoro  egli  apra 

A  780  (Monte)  —  P  197  (id.) 

250.  Poi  che  mia  vogh*a  varca 

B  100  (Pannuccio  del  Bagno)  —  [H  58]. 

251.  Non  sia  dottoso  alcnn  om  perch6  gaardi 

A  442  (Guittone)  —  B  191  (id.) 

252.  Se  Federigo  il  terzo  o  re  Riccardo 

A  701. 

253.  Dante  Alaghier  s'  io  son  bnon  begolardo 

P  170  (Cecco  Angiolieri)  —  Q  133  (id.)  —  S  49  (id.) 

254.  Cecco  Angelier  tu  mi  pari  an  mnsardo 

P  171  (Guelfo  Taviani  [respons.  al  preced.]). 

255.  Uno  piagente  sguardo 

A  73  —  C  21  (Pier  d.  Vigne). 

256.  S'a  torto  voglio  gli  occhi  gindicare 

A  395. 

257.  Anche  Bi  pnö  ia  donna  inamicare 

A  424  (Guittone  d'A.). 

258.  All*  aria  chiara  ö  yisto  plogia  dare 

A  389  —  B  381  (Notar  Giacomo)  —  C  169. 

259.  Se  Yole,  amico,  amor  gioi  a  te  dare 

B  270  (Guittone). 

260.  Di  ciö  che  prendi  amico  a  dimandare 

A  647  (Monte). 

261.  D'nn  convenente  ti  yo'  dimandare 

A  646  (Schiatta  di  M.  Albiszo). 

262.  Vegna  vegna  chi  yole  giocnndare 

B  15  (Fra  Guittone). 


255.  D'uno  piaaente  isguardo  C. 

Roiuaniiiehe  Forschungen  XXV.  37 


578  Giov.  Batt.  Festa. 

263.  Quando  V  arciere  avisa  suo  guardare 

A  674  (Chiaro  D.). 

264.  Beato  Francesco  in  te  iandare 

B  14  (Fra  Guittone). 

265.  lo  temo  di  Iandare 

A  191  (Terino  da  Gastel  Fiorentino). 

266.  Tntte  le  donne  ch'  io  ando  Iandare 

A  814  (RuBtico  F.). 

267.  Or  tomo  a  dir  che  Tamante  aye  a  fare 

A  413  (Gnittone  d*  A.). 

268.  A  me  non  piace  di  tal  triega  fare 

A  657  (Monte). 

269.  Lo  servigio  chi  U  sape  bene  fare 

A  662  (Monte). 

270.  In  che  modo  po'Tom  si  dir  e  fare 

A  421  (Gnittone). 

271.  Da  che  mi  conven  fare 

A  227  Ghiaro  D.). 

272.  Io  non  credetti  certo  fallo  fare 

A  375. 
173.  L'nom  non  pnö  sna  ventara  prolnngare 

D  465. 
274.  In  decima  e  terza  Io  cominciare 

C  171  (Ser  Face). 
275  Omo  ch^  saggio  ne  lo  cominciare 

B  404  (Bonagianta  da  Lncca). 

276.  In  nessnn  modo  mi  posso  acconciare 

D  412. 

277.  Becchina  amore  io  ti  soleva  odiare 

D  431. 

278.  Un  marcennaio  intende  a  grandeggiare 

D  468. 

279.  Sed  i'  fossi  costretto  de  pigliare 

D  428. 

280.  Tntta  giente  fate  maravigliare 

A  867  (Monte). 

281.  Per  gran  gnisa  mi  fa  meravigliare 

B  419  (Masarello  da  Todi). 

282.  Amore  certo  assai  merayigliare 

B  152  (Guittone). 


BibJiogr.  d.  pin  autiche  rime  volg.  ital.  r)79 

283.  Amore  i'  m'  ö  piü  d'  onde  ringraziare 

D  529. 

284.  Assai  cretti  celare 

A  39  (Stefano  dl  Pronto  di  Messina)  —  B  122  (Pier  d. 
Vigne)  -  E  203  (id.)  -  E*  6  (id.)  -  [H  78]  ~  K  103 
(id.)  -  R  67  (id.). 

285.  Perö  ch^  i'  6  temenza  di  fallare 

A  995. 

286.  Or  8on  maestra  di  villan  parlare 

A  721  (Guittone)  —  B  211  (id.). 

287.  L'amor  fa  nna  doona  amare 

A  88  (Compaguetto  da  Prato). 

288.  Consiglio  ben  chi  si  da  ad  amare 

A  777  (Ser  Cione). 

289.  Donn*  amorosa  vogli'  k  d'  amare 

G  121  (Ricuocio  de  Firenze,  Albertuccio  de  la  Viola). 

290.  lo  y'  aggio  amato  sire  e  yoglio  amare 

A  729  (Chiaro  D.). 

291.  Se  tutta  rotriaca  d'oltremare 

D  455. 

292.  II  cnore  in  corpo  mi  senio  tremare 

D  472. 

293.  Ai  qnant'  ö  per  ragion  da  biasimare 

D  346. 

294.  E'noD  ä  tante  gocciole  nel  mare 

D  424. 

295.  Per  ogni  gocciola  d'  acqua  c'  k  in  mare 

D  462. 

296.  A  701;  meBsere  Jacopo,  comare 

A  854    Rustico  F.). 

297.  Molto  m'h  yiso  che  sia  da  blasmare 

A  941. 

298.  Molto  si  fa  blasmare 

C  77  (Bonagianta  Orbiciani). 

299.  Amor  yoglio  blasmare 

A  68. 

300.  Un  Bol  si  yede  c'ogni  laminare 

A  378  (Chiaro  D.). 


284.  credetti  ABB. 

37' 


r)80  Giov.  Batt.  Fest». 

301.  Da  che  savete  amico  indiyiuare 

A  678  (Chiaro  D.). 

302.  Vostro  adimando  secondo  c'apare 

A  887    M.  Lambertaccio  Freseobaldi). 

303.  Guido  conle  novello  ae  om  da  pare 

B  17  (Goittone). 

304.  Kessnn  tesauro  in  terra  non  4  pare 

A  »46. 

305.  S'  60  Bon  gioioBO  amante  senza  pare 

C  111  (Ser  Face). 

306.  Ai  come  ben  del  mio  stato  mi  pare 

A  453  (Goittone)  —  B  190  fid.). 

307.  S'io  non  r'  6  serroto  si  come  vi  pare 

A  601  (Sehiatu  di  M.  Albixzo). 

308.  Yero  mio  de  vendemia  compare 

B  302  (Guittone). 

309.  In  Yista  occnlto  ciö  ehe  dentro  pare 

C  167  (Ser  Face  notaio). 

310.  La  splendiente  Ince  qnando  i^>pare 

A  566  (Chiaro  D.). 

311.  Carissimi  piü  fiate  cor  appare 

B  250  (Goittone). 

312.  Amor  biasmato  molto  mi  dispaie 

C  162  (Ser  Face). 

313.  Lo  gran  deaio  face  alleggerare 

B  217  (Guittone). 

314.  Ben  mi  de^o  allegrare 

A  50  (Rnggerone  da  Paleiso) 

315.  D'  altro  amadore  piü  degio  ail^;rare 

A  ÄU 

316.  Aregna  cV¥  paghil  tno  mirare 

D47a 

317.  lo  potrei  cosi  disamorare 

D417. 
31S.  Egli  ^  81  agra  eosa'l  disaaiorare 

D  418. 
319.  Or  come  pote  ai  fran  donna  entrare 

A  335  (Notaxo  GiacoMoV 
32«X  L'  areier  c*  arisa  per  piü  dritto  trare 

A  675  (Pacino  di  Sifr  Filippo  AngMieri). 


Bibliogr.  d.  piii  antiche  riine  volg.  ital.  581 

321.  CoDTiemmi  dir  madonna  e  dimostrare 

D  224  (Maestro  Rinaccmo). 

322.  Volendo  dimostrare 

D  160  (Noffo  d'  Oltrarno)  —  K  67  (id.)  —  R  102  (id.). 

323.  Disiosa  vita  ml  convien  darare 

A  605. 

324.  Ancor  mi  piace  a  vedova  pensare 

A  589  (Chiaro  D.). 

325.  In  amoroso  pensare 

A  302  —  C  30  (Rinaldo  d'Aquino)  —  D  231  (id.)  — 
E 13  (Rinaldo  da  Monte  Nero)  —  E 106  (Rinaldo  d'  Aquino) 
—  M  40  (id.)  —  R  115  (id.). 

326.  Compagno  e  amico  non  i'oso  vetare 

A  455  (Goittone). 

327.  A  pena  pare  eh'  io  saccia  cantare 

A  44  (Jacopo  MoBtacci).  —  C  101. 

328.  Di  dolor  mi  conven  cantare 

A  52. 

329.  Ora  parrä  s'  io  saverö  cantare 

A 142  (Guittone)  —  B  1  (id.)  —  C  93  (id.)  —  120  (id.). 

330.  Disioso  cantare 

A  172  (Camino  Ghiberti  di  Firenze). 

331.  r  Bl  mi  posso  lassa  lamentare 

A  956. 

332.  Da  che  ti  piace  ch'  i'  degia  contare 

A  624  (Bondie  Dietaiuti)  —  D  371  —  Q  52  (Notar 
Giacomo)  —  c  71. 

333.  Ai  me  tapino  che  t'odo  contare 

A  874  (Monte). 

334.  S*eo  tale  fosse  ch'eo  potesse  stare 

A  430  (Guittone). 

335.  Poi  che  vi  piace  ch'io  degia  tregaare 

A  655  (Schiatta  di  M.  Albizzo). 

336.  A  Chi  nol  sa^  nol  lasci  Dio  provare 

A  341. 

337.  Ben  saccio  de  yerik  che'l  meo  trovare 

B  150  (Guittone). 

338.  Io  so  ben  certo  che  si  paö  trovare 

A  677  (Pacino  di  Ser  Filippo  Angiolieri). 


582  Gi<>v.  Batt.  Festa. 

339.  A  la  danza  la  vidi  danzare 

C  114 

340.  Qui  son  fermo  che  il  gentil  core  e  largo 

A  812  (Monte). 

341.  Cosl  ^  r  nom  che  non  ä  denari 

D  415. 

342.  Lo  gran  pregio  di  voi  si  Tola  pari 

A  784  (Ser  BonaginnU  da  Lncca). 

343.  Pol  di  tatte  bontä  ben  se'  dispari 

A  783  [in  tens.  con  Bonagianta]. 

344.  AUegrosi  cantari 

A  222  (Chiaro  D.). 

345.  Qaant'  k  nel  mondo  figare  di  came 

A  653  (Honte). 

346.  D'amor  son  preso  sl  che  me  ritrame 

A  687  (Monte). 

347.  Necessaro  mangiare  e  bere  i  chiaro 

B  278  (Guittone). 

348.  Con  Tana  eranza  fate  toi  riparo 

A  891  (M.  LambertQCcio  Freacobaldi). 

349.  Donna  Tostri  sembianii  mi  mostraro 

A  365  (Notaio  Giacomo). 

350.  Se  il  filosofo  dice  ^  necessaro 

B  277  (Gnittoae). 

351.  Qaanto  che  da  mia  parte 

A  233  (Chiaro  D.). 

352.  Non  Vk  donato  amor  picciola  parte 

A  683  (Terino  di  Castel  Fiorentino). 

353.  Sempre  poria  V  om  dire  'n  esta  parte 

A  429  (Guittone). 

354.  £o  saccio  ben  che  Tolontä  di  parte 

A  888  (Monte). 

355.  Bene  m*k  messo  amore  in  gran  parte 

A  684  (Monte). 

356.  Donna  meo  core  in  parte 

A  196  (Alberto  da  MasMi  di  Maremma). 

357.  Cosi  afino  ad  amarri 

A  103. 

358.  Bemardo  qnel  deirarco  del  diamaaco 

D  294  (One«to). 


Bibliogr.  d.  pin  antiohe  rime  volg.  ital.  5^3 

359.  Magni  baroni  certi  e  regi  qaasi 

B  23  (Guittone)  —  I  18  (id.) 

360.  Chinnqae  altrni  blasma 

A  226  (Chiaro  D.) 

361.  Qoando  mi  membra  lassa 

A  207  (Chiaro  D.). 

362.  Sicoome  il  sol  che  tal  altara  paasa 

D  224. 

363.  Ancor  che  Paigna  per  lo  foco  lasse 

B  66  (Guido  deUe  Colonne)  -  C  104  (id.)  -  [H  27]. 

364.  Com'  forte  vita  e  dolorosa  lasso 

A  602  (Chiaro  D.). 

365.  Ai  lasso  tanpino  altro  che  lasso 

D  156  (OneBto  da  B.)  —  P  23  —  K  267  (id.)  —  M  26  — 
R  99  (id.). 

366.  Ai  come  spenio  sono  ai  me  lasso 

A  535  (Monte). 

367.  La  gioia  e  T  alegrezza  ver  me  lasso 

C  129  (Ser  Face  notaio). 

368.  Credea  essere  lasso 

A  112  (Galletto  da  Pisa)  —  B  53  (id.)  —  C  70  (id.). 

369.  Si  come  il  pesce  a  nasso 

A    113   (Leonardo  del   Guallacco)    —    B   54    (id.)    — 
C  69  (id.). 

370.  Lo  giglio  quand'  6  colto  tost'  6  passo 

A  333  (notar  Giacomo). 

371.  lo  son  certa  messer  che  voi  m^  amaste 

A  733  (Chiaro  D.). 

372.  Angelica  fignra  e  comprobata 

B  430  (notar  Giaoomo). 

373.  Qaalnnqa'  om  vaol  pnrgar  le  sae  peccata 

D  459  —  Q  201  (Cecco  Angelieri). 

374.  Pelao  con  sna  lancia  attossicata 

B  379  (Giovanni  d'  Arezzo). 

375.  Kocca  forzosa  ben  aggio  gnardata 

A  789. 


365.  Ai  lasao  altro  che  las&o  JP. 

366.  allasso  B. 


584  Giüv.  Batt  Fcsta. 

376   Nova  m'  k  volontä  nel  cor  creatu 

B  101  (Bacciarone  da  Pisa).  -^  [H  59]. 

377.  Di  laglio  vo'che  sia  cotal  brigata 

Q  66  (Cene  d.  Chitarra). 

378.  Da  che  gnerra  m'  avete  incominciata 

A  921  (Rustico  F.) 

379.  Tanto  govente  dett'agio  altra  fiata 

A  163  (Gulttone)  —  B  10  (id.)  -  C  89  (id.)  —  1 24  (id.). 

380.  Messere  omo  vol  cosa  tale  fiata 

A  725  (Chiaro  D.) 

381.  Gentil  donzella  somma  ed  ioBegnata 

A  909  [tenzone  con  la  Compiuta  Donzella). 

382.  Sa  donna  Qemma  co'  la  farinata 

A  841  (Rustico  F.). 

383.  Del  valoroso  valor  coronata 

B  205  (Guittone). 

384.  Salve  santa  ostia  sagrata^) 

N  53  —  Q  41  (Gnilielmotus  de  Oltranto). 

385.  Graze  e  merzö  voi  gentil  donna  orata 

A  706  (Guittone)  —  B  164  (id.) 

386.  Ol  lassa  'namorata 

A  26. 

387.  Volete  ndir  Vendetta  smisurata 

A  843  (Rnstico  F.) 

388.  Di  laglio  en  Sena  sn  la  ^alisata 

Q  53  (Folgore). 

389.  Morte  fera  e  dispietata 

A  74. 

390.  Tatta  la  pena  eh'  io  agio  portata 

A  551  (Chiaro  D.) 

391.  L'anima  e  criatara  virtaata 

N  48  (Onesto). 

392.  Ai  Deo  chi  vide  mai  donna  vezata 

A  720  (Guittone)-     B  210  (id.) 

393.  De,  Dio  m'aiati,  amor,  peccato  fate 

A  462  (Guittone)  -  B  134  (id.). 

394.  0  voi  giovani  donne,  o  misagiate 

B  267  (Guittone) 

')  Brroneamente  il  Monaoi  Crtstomazia  tialiana  dei  primi  secoliy   m.  7i 
iudioa  questo  sonetto  come  unico  di  Q. 


Bibliogr.  d.  piü  antichti  rime  volg.  ital.  585 

395.  lo  non  dico  messer  che  voi  pecchiate 

A  736  (Chiaro  D.) 

396.  Voi  che  tanto  inTer  me  nmiliate 

B  401  (Polo  di  Caatello). 

397.  MeBser  Tumilitii  doDde  parlate 

A  9M. 

398.  Vostra  menk  messere  se  m'  amate 

A  723  rChiaro  D.). 

399.  0  grandi  secular  Toi  che  pagnate 

B  220  (Gnittone)  —  I  1  (id.). 

400.  Herzö  madonna  non  mi  abandonate 

A  836  (Rustico  F.). 

401.  0  frati  miei  voi  che  desiderate 

B  261  (Goittone). 

402.  Madonna  lo  parlar  c'  ora  moBtrate 

A  955. 

403.  S'amor  fosse  formato  in  dietate 

A  625  Maestro  Rinuccino). 

404.  Molti  Tamore  appellano  dietate 

A  502  (Maestro"  Francesco). 

405.  La  gran  nobilitate 

A  297   (Poolo  Zoppo  di  Bologna)   —    D  163  (Polo  di 
Lombardia)  —  K  269  (id.)  —  K  105  (id.) 

406.  Onne  vogliosa  d'omo  infermitate 

B  24  (Guittone)  —  I  19  (id.) 

407.  Tanto  de  vertu  frati  e  dignitate 

B  251  (Gnittone). 

408.  0  tu  devino  amor  bon  caritate 

B  246  (Gnittone). 

409.  Membrando  vostra  dibonaritate 

N  65. 

410.  Chi  non  sapesse  ben  la  veritate 

A  486  (Mo  Torrigiano  da  Firense). 

411.  Certo  ch'io  vi  dirö  in  pnra  veritate 

A  772  (Chiaro  D.). 

412.  Madonna  per  c'  avegna  novitate 

A  722  (Chiaro  D.) 

413.  Da  poi  ch'  6  cierto  che  la  taa  bieltate 

A  961. 


586  ^iov.  Batt.  Fcsta. 

414.  Qualnnqae  donna  ä  pregio  di  bieltate 

A  363. 

415.  Meo  sire  troppo  vinoevi  Tolontote 

A  622  (Monte). 

416.  Amor  c'  k  segnoria  e  libertate 

A  626  (Pacino  di  Ser  Filippo  Aogiolieri). 

417.  Eo  Bo  si  ricco  de  la  povertate 

Q  100  (Bartolomeo  da  S.  Angelo). 

418.  Koaa  fresca  anlentiasima  c'apari  inver  la  State 

A  54. 

419.  A  gnisa  d'  nom  che  d'  alta  tempestate 

A  508  (Mo  BiDuccino). 

420.  Holto  s'  avene  a  chi  ä  potestate 

A  516  (Ser  Ciooe). 

421.  0  felloneschi  o  traiti  o  forsennati 

B  258  (Gnittone) 

422.  0  signori  onorati 

C  99  [acefala?] 

423.  Amor  s'  eo  t'  6  gabbato 

C  118  (Monaldo  da  Sofeua). 

424.  L'animo  ^  tnrbato 

A  91  (Neri  Visdomini). 

425.  Amor  grande  peccato 

A  188  (Pallamidesse  di  Firenze). 

426.  Saperbia  tu  se'capo  di  peccato 

B  227  (Guittone). 

427.  Poi  mal  e  tntto  e  nnlla  inver  peccato 

B  7  (Guittone)  —  I  26  (id.). 

428.  lo  sono  alcnna  volta  domandato 

A  948. 

429.  Vorria  c'  al  dio  d'  amore  a  cai  Bon  dato 

A  349. 

430.  Deo  com'  dimandi  tu  cio  ch'  eo  t'  ö  dato 

A  708  (Guittone)  —  B  167  (id.) 

431.  Maraviglioso  beato 

B  13  (Guittone). 

432.  Messer  Pietro  da  Massa  legato 

B  18  (Guittone). 
4;i8.  Chi  t  sciolto  io  noi  tCDgo  legato 
A  666  (Monte). 


Bibliogr.  d.  piü  Hiiticlie  rimo  volg.  ital.  587 

434.  AsBai  certo  mi  parete  imbrigato 

A  665  (Scbiatta  di  M.  Aibiszo). 

435.  Come  il  castoro  quand'egli  ^  cacciato 

A  565  (Chiaro  D.). 

436.  Bench'  i'  ne  sia  alquanto  intralasciato 

A  946. 

437.  Se  il  capo  a  Hin  Zeppa  fosse  tagliato 

D  444. 

438.  Sei  anni  6  travagliato 

A  82  (Mazxeo  di  Ricco  da  Messina). 

439.  Un  arbore  fogliato 

F  57  (Bonaginnta  monaco  della  Badia  di  Fironze), 

440.  Amore  fae  invisibile  criato 

A  340  (Ugo  di  Masta  da  Siena). 

441.  8i  fortemente  l'altrier  fa'malato 

D  94. 

442.  TanVabbo  di  Becchina  novellato 

D  432. 

443.  Quando  la  donna  anoste  on  altro  lato 

A  423  (Gnittone). 

444.  Altra  fiata  agio  giä  donne  parlato 

A  165  (Guittone)  —  B  45  (id.).  —  C  90  (id.). 

445.  Eo  non  son  quel  che  chera  esser  amato 

A  431  (Gnittone)  —  B  148  (id.). 

446.  Ai  lasso  di  che  sono  io  blasimato 

A  377. 

447.  E  poi  lo  mio  pensier  fne  8i  formato 

A  470  (Guittone)  —  B  145  (id.). 

448.  Oi  doloroso  in  dolore  consumato 

A  530  (Monte). 

449.  Amor  che  iungiamente  m'  ä\  menato 

A  305  (Guido  delle  Colonne)  —  C  102  (id.). 

450.  Uno  disio  m'  ^  nato 

A  229  (Chiaro  D.). 

451.  In  ogni  membro  an  spirito  m'6  nato 

A  339  (Ugo  di  Massa  da  Siena)    —    B  424  (Lo  Conte 
de  Santa  Fiora). 

452.  Ai  me  lasse  tapino  perchö  fni  nato 

D  524  -  R  153. 


5öö  Giüv.  Batt.  Festa. 

453.  I'  6  UD  padre  sl  compreBsionato 

D  377. 

454.  Re  alto  Gristo  di  verbo  incarnato 

N  52. 

455.  In  forte  pnnto  si  pnö  tener  nato 

D  533. 

456.  Ne  Pamoroso  affanno  son  toniato 

A  947. 

457.  Morte  merz6  se  mi'prego  ifb  in  grato 

D  384  —  f  c.  147  (Cecco  Angiolieri). 

458.  Lo  core  innamorato 

A  79  (Mazzeo  di  Rico  e  la  moglie)  —  C  33  (Hazsco  di 
Rioo  da  Messina)  —  D  244  (id.). 

459.  Or  se  ne  vada  chi  i  innamorato 

k  c.  72  (Cecco  Angiolieri). 

460.  Qaal  6  senza  denari  innamorato 

D  393  —  Q  132  (Cecco  AngioUeri). 

461.  La  povertä  m'  k  ei  disamorato 

D  380  —  f  c.  146  (Cecco  Angiolieri). 

462.  Troppo  8ono  dimorato 

A  9  (Giacomo  da  Lentino)   —  B  112  (id.).  —  [H  69] 

463.  Stando  lo  Baldovin  entro  an  prato 

Q  80  (Cecco  Angiolieri). 

464.  Qloria  vera  e  onor  tntto  orrato 

B  247  (Gmttone). 

465.  Per  qaeeto  amico  eh'  io  t'  agio  mostrato 

A  963. 

466.  Da  Giada  infnor  nesson  si  soiagnrato 

D  453  —  Q  196  (Cecco  Angiolieri). 

467.  Assai  m'  era  posato 

A  202  (Chiaro  D.). 

468.  Del  meo  disio  spietato 

A  265. 

469.  Madonna  Inngiamente  agio  portato 

A  239  (Chiaro  D.). 

470.  Ancora  eh'  io  sia  stato 

A  128. 


457.  8*  i'  ti  prego  e  m*  ö  in  grato,  /. 


Bibliogr.  d.  pin  antiche  rime  volg.  ital.  589 

471.  He  pesa  assai  se  sl  greve  k  il  tno  Btato 

A  714  (Guittone)  —  B  173  (id.). 

472.  Certo  mala  donna  mal  accatto 

A  718  (Guittone)  —  B  208  (id.). 

473.  O  tu  di  nome  amor,  guerra  di  fatto 

A138  (Guittone)  —  B4(id.).  —  C  103  (id.  [aeefala?]). 

474.  Giadice  Ubertin  in  catnn  fatto 

B  284  (Guittone)  —  F  163  (id.)  —  K  111  (id.). 

475.  £o  sono  Bordo  e  mute  ed  orbo  fatto 

A  458  (Guittone). 

476.  Se  il  nome  deve  seguitar  lo  fatto 

B  283  (Giudice  Übertino)  —  F  152  (id.)  —  KllO(id). 

477.  Quant' eo  piü  miro  e  miro  nel  tao  fatto 

A  810  (Ubertino  Giovanni  del  Bianeo  d'Arezzo). 

478.  Amor  tegnomi  matto 

B  79  -  [H  39]. 

479.  Figlio  mio  dilettoso  in  faccia  laude 

B  280  (Guittone). 

480.  Part'  io  ml  cavalcava 

A  266. 

481.  Lo  mio  core  che  si  stava 

A  19  (Buggeri  d' Amici)  —  C  45  (Bonagiunta  Urbicciani). 

482.  I'Teggio  star  sul  canto  della  nave 

D  321  (NoiTo  Bonaguide)  —  6  42. 

483.  Ai  Dio  che  foBse  oiö  che  Tomo  ave 

A  668  (Monte). 

484.  AI  mio  parer,  Teruccio^  non  k  grave 

A  847  (RuBtico  F.). 

485.  NesBima  oosa  tengo  aia  ai  grave 

A  973. 

486.  Fastello  messer  faBÜdio  de  la  cazza 

A  859  (Rustico  F.). 

487.  Di  oredere  e  sperare  b  grande  andazzo 

A  654  (Schiatta  di  M.  Albizzo). 

488.  Ai  come  lasso  aasai  brigo  e  tramazzo 

A  656  (Monte). 


590  Giov.  Batt.  Festa. 

489.  Come  en  Samaria  nato  for  di  fe 

C  152  (Ranieride'Samaritani). 

490.  Mandarti  posa'  io  H  sangne  'n  una  seccbia 

D  528. 

491.  Tatto  mi  strugge  V  animo  una  vecchia 

D  527. 

492.  Qnando  Dio  messer  Hesserin  fece 

A  856  (Rostico  F.). 

493.  NoD  potrebb' esser  per  quanto  Dio  fece 

D  438. 

494.  Sl  m'  6  fatta  nimica  la  mercede 

D  316  (Onesto)   —   E  161  (id.)   —    E*  201  (id.) 
M  31  (id.), 

495.  Gioi  amorosa  amor  grazi'e  mercede 

B  158  (Guittone). 

496.  Mastro  Bandin,  vostro  e  d'amor  mercede 

B  155  (Guittone). 

497.  Io  Bon  congiunto  sl  a  voi  di  fede 

A  958. 

498.  FoUia  e  orgoglio  quanto  in  voi  prosiede 

A  667  (Monte). 

499.  Amor  merzö^  per  Dio,  merz6,  merzede 

A  437  (Guittone)  —  B  135  (id.). 

500.  Ai  eom'bello  poder  6  quel  di  merzede 

A  435  (Guittone)  —  B  136  (id.). 

501.  Gentil  amor  a  la  tna  gran  merzede 

A  194  (Monaldo  da  Sofena). 

502.  Lasso  c'  assai  porei  chieder  merzede 

A  95. 

503.  In  quella  guisa  amor  che  tu  richiedi 

A  981. 

504.  Invidia  tu  nemica  a  catun  see 

B  330  (Guittone). 

505.  Amor  che  tutte  cose  signoreggia 

B  323  (Federigo  dair  Ambra)  —  D  362. 

506.  Celestial  pader  consiglio  vi  cheggio 

A  109  (Tommaso  da  Faenza). 

507.  Se  Yolontä  mi  porta  s'  io  folleggio 

A  771. 

508.  Manta  stagione  veggio 

A  155  (Guittone)  —  B  34  (id.)  —  I  17  (id.). 


Bibliogr.  d.  piu  nnticbe  ilme  volg.  ital.  591 

509.  Tanto  saggio  e  bon  poi  me  semegli 

B  347  (Si.  Gui.  da  Pistoia  [?]). 

510.  Magna  ferendo  me  tuban  oregli 

B  S46  (Geri  Giannini  pisano). 

511.  Prega  ohi  donne  c'oramai  si  svegli 

B  320  (Pannuceio  del  Bagno). 

512.  Bnono  inoominoio  ancora  fosse  veglio 

A  925  (Rottloo  F.). 

513.  Dolce  vertu  mansnetudo  h  degna 

B  245  (Guittone). 

514.  S'una  donzella  di  trovar  s'ingegna 

A  490  (Ho  Torrigiano). 

515.  Nnir  om  giä  per  contraro  c^  avegna 

D  223. 

516.  Omo  che  parli  per  si  gran  contegni 

F  34  (Tommaso  di  Faenza)  —  0  60  (id.). 

517.  Amor  i'  prego  c*  alqnanto  sostegoi 

F  33  (Giovanni  dalFOrto  da  Rezzo)  [!]  —  0  59  (id.). 

518.  A  due  sigDor  non  pö  durare  an  regno 

B  361  (Federigo  dall'  Ambra). 

519.  Eo  Bono  assiso  e  man  so'gote  tegno 

A  385. 

520.  Perfetto  amico  vostro  consiglio  tegno 

A  694  (Monte). 

521.  Ocli  del  conte  ond'  eo  mender  nego 

F  200  (Ugolino  Bazuola  di  Romagna). 

522.  Ciascan  c'  ama  s'  allegri 

C  124. 

523.  r  ö  si  poco  di  quel  ch'  i'  vorrei 

D  386  -  Q  120  (Cccco  Angiolieri)   -    C  51. 

524.  Eo  tegno  non  giä  qael  per  baon  fedele 

A  706  (Guittone)  —  B  165  (id.). 

525.  Lasso  taapino  in  che  panto  cradele 

B  105. 

526.  Se  Die  m'  aiati  a  le  sante  gaagnele 

D  433. 

527.  Vostro  consiglio  c'  aado  assai  m'  abella 

A  672  (Cbiaro  D.). 


524.  Eo  non  tegno  quel  che  per  bon  fedde  B, 


592  Giov.  Batt  Fcsta. 

528.  D'augosto  vi  reposo  in  aire  bella 

Q  67  (CeDO  d.  Chitarra). 

529.  Volesse  Dio  crndel  mia  donna  e  fella 

A  803  (Ubertino  Gioyanni  de!  Bianoo  d*  Arezzo)  —  D  346. 

530.  Lasso  en  che  mal  punto  ed  en  che  fella 

B  181  (Guittone). 

531.  Colni  che  puose  nome  al  Macinella 

A  853  (Rostico  F.). 

532.  BcD  trae  a  segno  la  vostra  marelia 

A  673  (Pacino  di  Ser  Filippo  Angiolieri). 

533.  D'agosto  si  vi  do  trenta  castella 

Q  54  (Folgere). 

534.  Si  come  i  marinai  gaida  la  Stella 

A  620  (Monte). 

535.  A  Yoi  chierma  so  dire  una  novella 

A  922  (Rustico  F.). 

536.  E  si  mi  piace  vedere  pulzella 

A  588  (Chiaro  D.). 

537.  Poi  che  gaerito  son  de  le  mascelle 

A  924  (Rustico  F.). 

538.  Lo  mi'  cor  non  s*  allegra  di  covelle 

D  404. 

539.  Qaando  gli  ansignnoli  e  gli  altri  asgielli 

A  347. 

540.  Holte  m'  agrada  certo  e  sammi  belle 

A  650  (Monte). 

541.  Deo  che  ben  aggio^l  core  mio  ch'ö  si  hello 

A  463  (Guittone)  —  B  139  (id.). 

542.  r  ö  pensato  di  fare  nn  gioiello 

Q  138  (Folgere). 

543.  Piagente  donna  voi  cni  gioi  appello 

A  454  (Guittone)  —  B  159  (id.). 

544.  A  me  adovene  come  a  lo  zitello 

B  421  (Bonagiunta). 

545.  A  buona  se'condotto  ser  Chiavello 

A  485  (Mino  da  Colle). 

546.  Di  dir  giä  piü  non  celo 

B  99  (Pannuccio  del  Bagno)  —  |H  57]. 

547.  Lasso  qaando  mi  membra 

D  162  (Ser  Baldo  Fiorentini)  -  K  77  (id.)  ->  R  104  (id.). 


Bibliogr.  d.  piti  antiche  rime  volg.  Hai.  593 

548.  Amor  quando  mi  membra 

A  182  (Bondie  Dietainti  di  Firenze). 

549.  Amico  mio  che  mi  mitaati  a  oena 

A  325  (Naoofaio  di  Pacchio). 

550.  Se  loDg'  nso  mi  mena 

A  192  (FiDfo  del  Bnono  Guido  Neri  di  Firense). 

551.  In  gioia  mi  tegno  tutta  la  mia  pena 

A  33  (Rinaldo  d'Aquino). 

552.  Cotanta  dura  pena 

A  263. 

553.  Dolendo  amico  di  gravosa  pena 

B  318  (Pannnccio  del  Bagno). 

554.  Se  per  amor  nalForno  porta  pena 

A  532  (Monte). 

555.  Gravoso  afifanno  e  pena 

B  87  (Lemmo  Orlandi)  —  [H  47]. 

556.  A  lo  Btetare  non  6  simil  pena 

A  496  (Maestro  Francesco). 

557.  Quando  Faira  rischiara  e  rinserena 

A  401  (Bondie  Dietainti). 

558.  Degno  6  che  dice  homo  el  defenda 

B  6  (Fra  Gnittone). 

559.  Spietata  donna  e  fera  ora  ti  prenda 

A  460  (Guittone)  —  B  129  (id.). 

560.  Quant' io  piü  penso  il  pensier  piü  m'incende 

A  214  (Chiaro  D.). 

561.  Tempo  veno  chi  aale  e  chi  discende 

D250(Be  Enzo)  —  F  81  (id.)  —  K  102  (id.)  —  M  43 
(id.)  —  Q  102  (Guittone  d'  A.). 

562.  Non  dico  Bia  falle  chi  il  auo  difende 

A  601  (Gbiaro  D.). 

563.  Chi  messer  Ugolin  biasma  o  riprende 

A  852  (Rustico  F.). 

564.  Gome  lo  lunicomo  che  si  prende 

A  561  (Chiaro  D.). 

565.  Se  lo  meo  core  in  voi,  madonna^  intende 

A  370. 


561.  a  chi  sale  a  chi  d.  K,  che  sale  e  che  scendere  Q. 

RoioMiiflelM  Forscbangen  XXV.  38 


594  Giov.  Batt.  Fetta 

566.  Greve  cosa  6  Fatendere 

A  219  (Chlaro  D.). 

567.  A  simile  ti  parlo  se  m'  intendi 

A  384. 

568.  Tn  che  di  gaerra  eolpo  Don  attendi 

A  645  (Mo  Rinncoino). 

569.  Tutto  lo  giorno  intorno  vo  fuggendo 

A  837  (Bnstico  F.). 

570.  Larghezza  tu  Tertü  dando  e  tenendo 

B  240  (Guittoiie). 

571.  UmilemeDte  vo  menh  cherendo 

A  277. 

572.  Di  quello  fnitto  onde  sai  attendo 

A  634  (Monte). 

573.  Di  picciol  albero  grande  fratto  attendo 

A  633  (Cbiaro  D.) 

574.  Si  altamente  e  bene 

A  100. 

575.  Ogni  diletto  e  bene 

K  62  (Conte  Qnido  NoveUo). 

576.  E  ynole  essere  V  omo  aofferente  bene 

A  428  (Gaittone). 

577.  Per  contrado  di  bene 

A  180  (Incontrino  Fabrncoi  di  Firense). 

578.  Lontan  son  de  gioi  e  gioi  de  mene 

B  200  (Gaittone). 

579.  Diea  o  dir  faoci  a  lei  ehe  sormagio  ene 

A  416  (Gaittone). 

580.  S*eo  sono  innamorato  e  dnro  pene 

C   109   —    D   153  (BonagianU  da  Lacca)   —   E 
(Noffo  notaio  di  Firenze)  —  K  234   (BonagianU   Uib 
dani)  —  M  24  (id.)  —  R  96  (id.). 

581.  Lo  YOBtro  partimento  dolze  spene 

A  499  (M9  Francesco). 

582.  Dolze  meo  dmdo  e  Tatene 

A  48  (Re  Federigo). 

583.  Or  Toglio  cantare  poi  eantare  mi  tene 

A  206  (Chlaro  D.). 

584.  Tanta  bona  allegrezsa  al  cor  mi  tene 

C  133. 

585.  Ne  lo  disio  doTO  amor  mi  tene 

A  994. 


Bibliogr.  d.  piA  antiche  rime  volg.  ital.  595 

586.  Vita  mi  place  d'om  che  si  maDtene 

A  989. 

587.  S'en  qaesto  dir  presente  si  contene 

A  935. 

588.  Audite  forte  oosa  che  m'aTene 

C  17  (Inghilfredi)    —  E  11  (id.) 

589.  Amor  da  cui  move  tuttora  e  vene 

A  40  (Pier  d.  Vigne)  —  B  123  (Stefano  di  Pronto  da 
Messina)  —  C  11  (Pier  d.  Vigne)  —  D  235  (Qiacomo  da 
Lentino)  —  [H  79]  —  H  32  (notaro  Jacomo  daTolen- 
tino  [!]). 

590.  Dal  eore  mi  Tene 

A  6  (Giacomo  da  Lentino)  —  B  110  (id.)  —  [H  67]. 

591.  Poi  contra  voglia  dir  pena  coDvene 

B  92  (Pannueeio  del  Bagno)  —  [H  52]. 

592.  D'un'amorosa  voglia  ml  couvene 

A  240  (Chiaro  D.). 

593.  Senza  lo  coro  viver  ml  convene 

A  369. 

594.  Certo  non  sl  convene 

C  151  (Hesser  Qonnella). 

595.  Perch^  dlversi  casi  son  convene 

A  410  (Guittone)  —  B  367  (id.). 

596.  Onelfi  per  fare  scndo  delle  renl 

Q  176  (Folgere). 

597.  Se  giovinezza  non  venisse  meno 

A  996. 

598.  Non  so  se  per  merz6  che  mi  vien  meno 

D  312  (Onesto)  —  Q  92  (id.). 

599.  In  ona  che  donar  mi  danno  meno 

D  406. 

600.  Non  me  posso  fidare  in  mia  defensa 

B  218  (Onittone). 

601.  Lo  gran  valore  e  la  gentil  plagensa 

B  341. 
(302.  V  alto  valor  di  voi  donna  piacente 
A  324  (Bartolo  Loffi  di  Firenze). 

603.  Ai  che  bnon  m'6  vedere  ben  piacente 

A  477  (Guittone)  —  B  285  (id.). 

604.  Donna  11  cantar  piacente 

C 123  (Riccncoio  da  Firenze)  —  D 149  (Monaldo  daSofena) 
—  £  16  (Nuccio  Fiorentino)  —  E  66  (Monaldo  da  So- 
fena)  —  R  94  (id.). 

38* 


596  ^lOY.  Batt.  Festa. 

605.  Tntio  ö  piacer  piacente 

F  21  —  E  9  [«del  libro  del  Breyio  e  del  Bembo»]. 

606.  Lo  fin  amor  piacente 

C  85  (Arrigo  Baldonasco). 

607.  Donzella  gaia  aaggia  e  canoscente 

A  360. 

608.  Gentil  mia  donna  saggia  e  canoBcente 

A  763  (Monte). 

609.  Amor  ch'ö  yisto  e  saggio  e  canoscente 

A  630  (Pacino  di  Filippo  ADgialieri). 

610.  Ben  maraviglio  com'  om  canoscente 

A  443  (Guittone)  —  B  194  (id.). 

611.  Amor  mi  place  yeglio  canoscente 

A  585  (Chiaro  D.). 

612.  Madonna  al  primo  fni  ben  conoscente 

A  746  (Chiaro  D.). 

613.  Lo  badalischio  a  lo  spechio  Incente 

A  907  —  B  352  (notar  Jaeomo)  —  Q  73  (Monaldo)  — 
b  C.  47  (notar  Jaeomo). 

614.  Tanto  di  fino  amor  son  gandente 

C  105  (Saladino)  —  D  245  (id.).  —  M  42  (id,). 

615.  La  dolce  ciera  piagente 

A  60  (Giacomo  Puglieae)  —  C  35  (Pier  d.  Vigne)  - 
D  241  (id.). 

616.  Gioia  gioiosa  e  piagente 

A  160  (Guittone)  —  B  47  (id.)  -  [H  21J. 

617.  Qual  omo  vede  molte  gioie  piagente 

A  402. 

618.  Se  di  Yoi  donna  gente 

A  140  (Guittone)  —  6  25  (id.)  —  C  91  [dopo  rimedi 
Guittone]  —  E  47  (Guittone)  —  E»»  —  [H  1]  —  I  2 
(id.)  —  P  144  (id.), 

619.  Or  tornate  in  osanza  bona  gente 

A  228  (Cbiaro). 

620.  0  tracoitata  e  forsennata  gente 

B  225  (Giüttone). 

621.  Di  me  si  maraviglia  molta  gente 

A  541  (Monte). 


613.  baaalisco  .  •  .  speco  Q. 


Bibliogr.  d.  piA  antiche  rime  yolg.  ital.  597 

622.  Greve  pnot'  om  piacere  a  tatta  gente 

C  29  (iDghilfredi). 

623.  Altra  gioia  non  m'  h  gente 

A  144  (Guittone  d'A.)  —    B  41  (id.)   —    [H  17]    — 
I  5  (id.). 

624.  S'  ogn*  om  savesse  com'  b  amor  puDgente 

A  520  (Ser  Cione). 

625.  Ai  como  ö  ben  disorrato  nesciente 

B  257  (Guittone). 

626.  Rosa  anlente  spendiente 

A  271. 

627.  S'eo  portal  mai  dolor  sn  neiente 

A  534  (Monte). 

628.  Da  poi  ch'  io  v'  amo  donna  mia  valente 

B  386  (Giovanni  Marotolo). 

629.  Gentil  donna  valente 

A  186  (Pacino  dl  Filippo  da  Firenze). 

630.  Ancor  mi  dol  vedere  omo  valente 

A  434  (Guittone)  —  B  130  (id.). 

631.  Ai  lasse  in  qnante  gnise  son  dolente 

A  552  (Chiaro  D.). 

632.  Ira  pessimo  vizio  acceca  mente 

B  233  (Guittone). 

633.  Null'  omo  prese  ancor  Bi  saggiamente 

A  999  —  B  406  (Fabruccio  de'  Lambertacci)  —  Q  82 
(Fabrnzso  de  Perosa). 

634.  Madonna  io  V  ameraggio  saggiamente 

A  730  (Chiaro  D.). 

635.  Gaidaloste  assai  se  lungiumente 

B  288  (Guittone). 

636.  State  son  Inngiamente 

A  313  (Neri  del  Pavesaio  d'  Arezzo)  —  B  86  (Mino  del 
Pavesaio  di  Arezzo)  —  [H  46], 

637.  Amando  lungiamente 

A  xii  [Notaro  Giacomo]  —    C  10  (id.)  —    D  234  (id.) 
—  E  10  (id.)  —  K  272  (id.). 

638.  Con  gran  disio  pensando  Inngiamente 

C  75. 

639.  Io  sono  stato  lungiamente 

A  272. 


598  GioT.  Bau.  Festa. 

640.  Oi  cari  fraii  miei  che  malamente 

A  161  (Guittone)  —  B  8  (id,)  —  C  4  fid.)  —  I  23  (id.). 

641.  .  .  ritorno  a  dire  che  la  mente 

B  370  (Gaittone). 

642.  Amor  novellamente 

C88. 

643.  D'  amore  abiendo  gioia  inieramente 

A  503  (Ho  Francesco). 

644.  Madonna  s'io  credessi  yeramente 

A  726  ((Jhiaro  D.). 

645.  Ben  posso  dir  che  V  amor  yeramente 

D  320  (Noffo  Bnonafiruida)  —  M  45  (id.). 

646.  Lo  yiso  mi  fa  andare  allegramente 

B  375  (Notar  Giacomo). 

647.  Marayigliosamenie 

A  2  (Giacomo  da  L.)  —  B  58  (id.)  —  C  39  (id.)  — 
E214  (id.)  —  E*  l(id.)  —  K270  (id.)  —  R  75  (id.). 

648.  La  mia  amorosa  mente 

A  270  -  C  79. 

649.  Qnal  omo  altrni  riprende  spessamente 

A  328  a'Abate  di  Tivoli)  —  D  344. 

650.  lladonna  i'  aggio  ndito  spessamente 

A  748  (Chiaro  D.). 

651.  Femto  8ono  isyariatamente 

A  327  (Notor  Giacomo)  —  D  519  —   R  128  [«aoiori 
incerti»]. 

652.  S'eo  8on  distretto  innamoratamente 

A  181  (Barnetto  Latini  di  Firenae). 

653.  Per  fino  amore  yo  si  altamente 

A  30  (Rinaldo  d'  Aquino)  —  G  48  (id.)  —  D  233  (id.). 

654.  Non  obo  nominare  apertamente 

A  959. 

655.  Gloria  yana  tu  fartiyamente 

B  234  (Guittone). 

656.  Noyo  canto  amoroso  noyamente 

D  60  (Lupo  degli  Uberti)  -  E  48  (id.)  —   K  64  (id.) 
—  0  57  (id.)  —  R  82  (id.). 


640.  con  mala  mente  BL 

663.  si  allegramente  C. 

656.  Lapo  o  Lnpo  degli  Uberti  K,  Lapo  d.  U.  22. 


Bibliogr.  d.  pift  antiehe  rima  Tolg.  iUl.  599 

657.  Gli  oochi  col  coro  staimo  intenzamente 

A  396  (Bondie  DiaUinti). 

658.  Eo  poBBO  bene  dire  c'amore  yeraoemente 

A  366  -  D  525. 

659.  NesBono  pote  amare  ooralemente 

A  686  (CHone  notaio). 

660.  Gosl  divene  a  me  similemente 

A  352  (Cbiaro  D.). 

661.  Amico  ragionando  nmilemente 

A  596  (Cione  notaio). 

662.  Dolce  mio  drndo  molto  umilemente 

A  762. 

663.  Di  voi  amar  madonna  son  temente 

A  576  (Gblaro  D.). 

664.  CSerto  ben  son  temente 

E*  7  (Piero  d.  Vigne). 

665.  Certo  tu  se'ben  om  che  grave  mente 

A  712  (Güittono)  —  B  171  (id.). 

666.  Omo  non  fu  o'amasse  lealmente 

A  943. 

667.  Qualonque  ben  si  fa  naturalmente 

Q  199  (Cecco  Angelieri). 

668.  Chi  ne  le  pietre  semina  somente 

B  422  (GioTanni  Marotolo). 

669.  Graze  ed  allegrezza  insieme  or  mente 

A  775  (Ser  Cione). 

670.  Qentile  ed  amorosa  ed  avenente 

A  832  (RuBtico  Filippi). 

671.  Fernto  sono  e  chi  di  me  ferente 

B  402  (BoDagiunta  da  Lucca)  —  C  168  —  E  212  (id.). 
—  E«  35  (id.).  —  K  239  (id.)  —  R  73  (id.) 

672.  Chi  inver  l'amore  sno  pensiero  asente 

A  695  (Francesco  da  Cameriiio). 

673.  0  tu  om  de  Bologna,  sguarda  e  sente 

B  289  (Gaittone). 

674.  Certi  elementi  diraggio  presente 

D  358  —  F  181  (Dello  da  Signa). 


665.  Per  fermo  se'  B, 


600  Giov.  Batt.  Festa. 

675.  Di  ciö  che'l  meo  cor  seilte 

B  75  (Dotto  Beali  da  Lucca). 

676.  Co*  lingna  dico  che  lo  core  sente 

A  697  (Ser  Cione). 

677.  II  fnggir  di  Min  Zeppa  qnando  sente 

D  443. 

678.  Finfo  amico  dire  voi  presente 

B  293  (Gnittone). 

679.  N6  fn,  ned  b,  nfe  fia  omo  vivente 

A  685  (Monte). 

680.  Amor  mi  fa  aovente 

A  84  (Re  Enso)  —  B  64  (id.)  —  C  16  (id.)  —  D  2 
(id.)  —  E  9  (id.)  —  [H  26]  —  K  101  (id.)  —  M 
(id.)  —  b  c.  96  (id.). 

681.  Uno  disio  d'  amore  sovente 

A  xi  —  C  61. 

682.  Non  b  larghezza  dare  al  mio  paryeute 

A  505  —  D  359. 

683.  Infra  le  gioi  piacenti 

A  293  (Bonagiunta  da  L.)  —  C  67  (id.). 

684.  Eo  ö  81  tristo  il  cor  di  cose  cento 

Q  203  (Ceoco  Angiolieri). 

685.  Non  posso  rafifrenar  lo  mi'talento 

A  987. 

686.  Meo  sir  cangiato  yeggioti  il  talento 

A  621  (Honte). 

687.  Meglio  val  dire  ciö  c'omo  k  in  talento  (^) 

A  348. 

688.  Yenuto  m'b  in  talento 

A  27   (Kinaldo  d'  Aqaino)     —     C  63  (id.). 

689.  Di  cantare  6  talento 

A  217  (Chiaro  D.). 

690.  '0  da  la  donna  mia  in  comandamento 

A  446  (Guittone)  —  B  138  (id.). 

691.  Tn  costante  e  signr  fondamento 

B  239  (Gnittone). 

692.  Dolce  cominciamento 

A  18  (Giacomo  da  Lentino). 


(^)  Questo  saneUo  st  ritrova  per  irUero  nella  3*^  tt,  deUa  canjr.  di  Binäldo 
dPAquino  «Pol  le  piace  c'ayanzi  tno  yalore». 


Bibliogr.  d.  piü  antiohe  rime  volg.  ital.  601 

693.  Et  onni  giovedi  iorniamenio 

Q  142  (Folgore). 

694.  Tu  fai  di  me  lamento 

A  322. 

695.  Madonna  di  voi  piango  e  lamento 

A  917  (Jacopo  da  Leona). 

696.  Donna  di  voi  mi  lamento 

A  59  (Giaoomino  Pagiiese). 

697.  L'  altrieri  fai  in  parlamento 

A  76. 

698.  Si  m'  abellisce  yostro  parlamento 

A  759  (Chiaro). 

699.  Madonna  de  lo  meo 'namoramento 

A  81  (Hazzeo  di  Bicco  da  Hessina). 

700.  Si  mi  distringe  il  dolce  pensamento 

A  379. 

701.  La  Bpene  e  lo  disio  e  il  pensamento 

A  545  (Chiaro  D.). 

702.  Lo  dolce  ed  amoroso  placimento 

A  127. 

703.  D'  amor  volendo  traerne  intendimento 

D  335. 

704.  Lo  fermo  intendimento 

C  82  (Pacoiandone  da  Pisa). 

705.  Si  alto  intendimento 

C  59  (Inghiifredi). 

706.  Novo  savere  e  novo  intendimento 

A  201  (Chiaro  D.). 

707.  Amor  tant' altamente  aggio  ardimento 

A  146  (Gaittone). 

708.  Per  soddisfar  lo  tao  foUe  ardimento 

A  584,  757  (Chiaro  D.). 

709.  Madonna  yostro  altero  plagimento 

B  89  (Pannnccio  del  Bagno)  —  [H  49J. 

710.  Pol  deir  alte  opre  tntte  compimento 

B  348. 

711.  Dolze  mia  donna  il  vostro  partimento 

A  500  (Bio  Francesco)  —  D  523  —  R  132  [fra  le  rime 
di  «autori  incerti»]. 


602  Giov.  Bau.  Feste. 

712.  Gioia  d'onne  gioia  movirnento 

B  185  (Gaittone). 

713.  Di  8l  buon  movirnento 

A  190  (Terino  da  Gastel  Fiorentino). 

714.  Amor  che  fia  di  me  poi  argomento 

A  539  (Monte). 

715.  Di  tue  oose  k  cagione  e  momento 

B  193  (Gaittone). 

716.  Ai  mala  donna  sl  male  tormento 

A  809  (Ubertino  Giovanni  del  Bianco  d'  Areszo). 

717.  LasBO  Don  sieie  \k  dov'io  tormento 

A  711  (Guittone)  —  B  170  (id). 

718.  Non  desse  donna  altrui  altro  tormento 

K  100  (Gaittone). 

719.  Amore  e  gioia  e  della  gioia  sento 

A  439  (Gaittone)  —  B  189  (id.). 

720.  D' amore  nnlla  possanza  sento 

C  110  (8er  Face). 

721.  Qaesta  leggiadra  donna  eh*  io  sento 

D  223  (Maestro  Rinaccino). 

722.  Per  la  grande  abbondanza  cbMo  sento 

A  252  (Cbiaro  D.). 

723.  Ai  ser  Monaldo  per  contraro  avento 

A  788  (Mino  da  Golle). 

724.  Per  pena  oV  eo  patisca  non  spavento 

C  137. 

725.  Poi  che  fallita  m'  b  vostra  piacenza 

C  180  (Ser  Face). 

726.  Dolce  meo  sire  assai  m'  k  gran  piacenza 

A  738  (Chiaro  D.). 

727.  Sperando  langiamente  in  acrescenza 

C  56  (Bonagianta  Urbicciani). 

728.  Madonna  yostra  altera  canoscenza 

B  77  (Meo  Abbracciavacca)  —  fH  37]. 

729.  Beir  ä,  in  podere  e  Ik  tien  canoscenza 

A  468  (Guittone)  —  B  143  (id.). 

730.  Merzede  aggiate  donna  provedenza 

A  504  (Maestro  Rinuccino). 


718.  La  didascälia  awerte:  Non  ei  essendo  nome  di  altro  autore  ciedo 
che  sia  del  medm«  aatore  .  .  .  [della  rima  precedente,  che  b  di  Gumone]. 
721.  Qaesta  rima  poi  in  0  ö  attribaita  a  Dante,  in  Q  a  Cino  da  P. 


Bibliogr.  d.  piü  antiche  rime  volg.  ital.  603 

731.  Ricorro  a  la  fontana  di  soienza 

C  156  (8er  Paoe). 

732.  Poi  taDta  caonascienza 

A  37   (Pier  d.  Vigne)   —   C  49  (Jacopo  Mostacd)  — 
D  236  (Giacomo  da  Lentino). 

733.  Non  b  fallo  ma  grande  oaonoBcienza 

A  344. 

734.  Ben  m'i  venata  prima  al  core  doglienza 

A  7  (Giaoomo  da  L.)  —  B  56  (id.)  —  C  19  (id.). 

735.  La  dolorosa  e  mia  grave  doglienza 

B  93  (Pannnocio  del  Btgno)  —  [H  53]. 

736.  La  mia  fedel  voglienza 

A  241  (Chiaro  D.). 

737.  Non  si  cangi  la  fina  benvoglienza 

B  395  (Ser  Polo  da  Bologna). 

738.  Per  ciö  non  dico  ciö  c*  ö  in  voglienza 

A  372. 

739.  V  alta  diBcrezione  e  la  valenza 

A  670  (Chiaro  D.). 

740.  Conaiderando  P  altera  yalenza 

B  78  (Meo  Abbracciavacoa)  -  C  100  -  [H  38]  — 

741.  Eo  veggio  donna  in  voi  tanta  valenza 

A  610  (Monte). 

742.  Omato  di  gran  pregio  e  di  valenza 

A  910  (CompiaU  DonselU). 

743.  Fino  amor  di  fin  eore  ven  di  valenza 

A  338. 

744.  Or  non  k  gran  pistolenza 

D  452. 

745.  SpesBO  di  gioia  nasee  ed  incomenza 

C  65  (Simbaono  giadice)  —  K  268  (TomasodaFaenza) 
—  R  103  (id.). 

746.  Chi  nel  dolore  k  bona  sofferenza 

B  335  (Bacciarone  di  M.  Bacoae  pisano). 

747.  Gortesemente  fate  proferenza 

A  671  (Pacino  di  Ser  Fiiippo  Angiaiieri). 

748.  Non  voglio  piü  sofrenza 

A  262. 


604  Giov.  Batt.  Festa. 

749.  De  prusor  parte  prior  de  Fiorenza 

B  292  (Gnittone). 

750.  Ai  me  lasse  a  ehe  mortal  gentenza 

A  906  (Monte). 

751.  Gentil  mia  gioia  in  eni  mess'ö  mia  intenza 

A  737  (Chiaro  D.). 

752.  lo  BO  eh'  i'  non  6  tanta  di  potenza 

A  570  (Chiaro  D.). 

753.  Eo  noD  mi  piaee  sire  la  partenza 

A  727  (Chiaro  D.). 

754.  Considerando  la  vera  partenza 

B  94  (Pannnccio  dei  Bagno)  —  [H  54]. 

755.  Avegna  ehe  partenza 

A  294  (Bonagiunta  da  L.)  -  B  68  (id.)  —  E  210  (id.)  - 
E*33  (id.)  ~  [H291  -  K  237  Od.)  —  R  71  (id.). 

756.  Non  come  parvo  per  vostra  ioqnenza 

C  157  (Dello  da  Signa). 

757.  Nel  vostro  dirO;  amieo,  a  mia  parvenza 

A  629  (Pacino  di  Filippo  Angiulieri). 

758.  Mostrar  vorria  in  parvenza 

A  47  (Jacopo  Mostacci). 

759.  Ai  mala  donna  mal  vi  doni  Deo 

A  447  (Gnittone)  —  B  178  (id.). 

760.  0  me  che  dite  amor?  merzö  per  Deo 

A  709  (Gnittone)  —  B  168  (id.). 

761.  Tmi  confesso  a  tO;  o  signor  Deo 

Q  84  (P  Abate  di  Napoii). 

762.  A  fare  meo  porto  cante  porte  ch^eo 

A  449  (Gnittone)  —  B  161  (id.). 

763.  Assai  mi  son  coyerto  amore  meo 

A  831  (Eustico  F.). 

764.  Ai  dolce  cosa  amaro  ad  opo  meo 

A  441  (Gnittone)  —  B  161  (id.). 

765.  Se  pur  saveste  donna  lo  cor  meo 

C  135. 

766.  Ben  aggia  ormai  la  fede  e  V  amor  meo 

B  187  (Gnittone). 

767.  Nessana  gioia  creo 

A  259  (Chiaro  D.). 


Bibliogr.  d.  piü  antiche  rime  volg.  ital.  605 

768.  Ai  me  d'amor  che  me  dize  8l  reo 

Q  200  (Cccco  Angelieri). 

769.  La  mia  vita  b  bI  forte  e  dara  e  fera 

A  77  —  C  36  (Guido  delle  Colonne). 

770.  Dispietata  morte  e  fera 

A  75. 

771.  Selvagio  piü  che  fera 

C  113. 

772.  Amore  par  c'orgoglioso  mi  fera 

A  914  (Jacopo  da  Leona). 

773.  In  me  prosede  sigDoria  si  fera 

A  540  (MoDte). 

774.  Una  bestiaola  6  yista  molto  fera 

A  848  (RuBtico  F.). 

775.  Oi  Deo  d'  amore  a  te  faccio  preghera 

A  326  (P  Abate  di  Tivoli)  —  D  343. 

776.  VoBtra  orgogliosa  ciera 

A  35  (Arrigo  Testa  da  Lentino)  —  6  61  (Giacomo  da 
Lentino)  —  C  62  (Arrigua  Divitis). 

777.  Di  marzo  si  vi  do  nna  piBchiera 

Q  49  (Folgore). 

778.  Di  loDtana  riviera 

A  257  (Ghiaro  D.). 

779.  InvidioBa  gente  mal  parlera 

B  391  (Tomaao  da  Faenza). 

780.  E'fa  giä  tempo  che  Becchina  m'era 

D  387. 

781.  II  parpaglion  che  fere  a  la  Inmera 

A  559  (Chiaro  D.). 

782.  Lo  parpaglion  gaardando  a  la  Inmera 

A  397. 

783.  Sicomo  qnel  che  porta  la  Inmera 

B  390  (Polo  Zoppo). 

784.  A  cni  pmdenza  porge  alta  Inmera 

B  324  (Nataccio  Ginquino  piaano). 

785.  Voi  c'  avete  mntata  la  manera 

A  785  (Bonagiunta  da  L.)  --  B  324,  414  (id.)  —  E  44 
(id.)  —  E»^  -  E^  124  (id.)  —  F  124  (id.)  —  K  241 
(id.)  —  R  59  (id.). 


606  GioT.  Batt  Festa. 

786.  Di  marzo  vi  reposo  in  tal  manera 

Q  62  (Cene  d.  Chitorra  d'Arezzo). 

787.  Tener  volete  de]  dragon  manera 

A  801  (Pacoio  Belondi). 

788.  Se  qnei  che  regna  en  segnoria  e  'mpera 

B  317  (Pannaccio  del  Bagno). 

789.  L'arma  di  ciagcan  omo  tanio  impera 

A  802  (Monte). 

790.  lo  non  anao  rizare  ohiarita  spera 

A  835  (Rostioo  F.). 

791.  Siccome  il  gol  che  manda  la  aua  spera 

A  334  (uotoro  Glacomo). 

792.  A  rinfermare  amore  e  fede  e  apera 

A  134(Guitton6)  —  B  32  (id.)  —  C2  (id.)  —  [H7J  - 
I  16  (id.). 

793.  Sa  lo  letto  mi  gtava  Y  altra  aera 

D  396. 

794.  Leggiadra  noia  e  aprnficha  altera 

B  177  (Gaittone). 

795.  Alta  de  V  altezze  piü  altera 

A  933  (Maglio). 

796.  Chi  Yole  aver  gioiosa  vita  intera 

A  940. 

797.  Chi  saa  vogliensa  bene  avesse  intera 

B  345. 

798.  De  la  primavera 

A  53. 

799.  Qaando  la  primavera 

A  101. 

800.  Qaando  veggio  la  rivera 

A  120  (Bonagiunta)  —  C  63  (Id.)   —  D  160  (id.)  — 
K  235  (id.)  —  R  95  (id.). 

801.  Amico  caro  no  florisse  onne  erba 

Q  46  (Folgere). 

802.  Non  riconoscereste  voi  V  acierbo 

A  844  (Rustico). 

803.  Ancora  di  dire  non  fino  per  che 

A  288  (Monte). 

804.  Ai  miaero  tapino  ora  scoperchio 

A  283  (Monte  d' Andrea)  —  B  81  (id.). 


Bibliogr.  d.  piA  uiiche  rime  volg.  itol.  607 

805.  Tanto  m'  abonda  matera  di  soverchio 

A  287  (Monte  d' Andrea)  —  B  84  (id.)  —  [H  44]. 

806.  Amor  discende  e  nasce  da  piacere 

C  131. 

807.  Ore  contrado  non  k  da  piacere 

A  484  (Monaldo  de  Sofena). 
806.  Vostra  piacenza  tien  piA  di  piacere 
ü  140  (BonagiuDU). 

809.  Amor  merzfe  credendo  altrni  piacere 

A  198  (Filippo  Giraldi). 

810.  Similemeote  onore  con  piacere 

A  124  (Bonaginnto  da  L.)  —  B  70  (id.)  —  C  54  (id.). 

811.  IVamore  vene  ad  om  tntto  piacere 

812.  Deo  com'  pote  adimorar  piacere 

B  131  (Guittone). 

813.  Sovente  agio  pensato  di  tacere 

B  76  (Mao  Abbracciayaoca). 

814.  Molto  diletto  e  piacemi  vedere 

A  578  (Gbiaro  D.). 

815.  Dal  coro  si  move  nn  spirito  in  vedere 

A  337. 

816.  Igpesse  volte  voi  vegno  vedere 

A  839  (Rnstico  F.). 

817.  Perö  c'  amore  no  se  pö  vedere 

Q  96  (Petro  de  la  Yigna). 

818.  L*  amoroso  vedere 

A  20  (Tomaso  di  Sasse  da  Messina)  —  B  115  (id.).  — 
[H  72]. 

819.  De  vertb  de  gciensia  il  oai  podere 

B  238  (Guittone). 

820.  GoDsiglioti  che  parte  e  se  'I  podere 

A  710  (Guittone)  —  B  169  (id.). 

821.  Grasde  ti  rendo  amico  a  mio  podere 

A  965. 

822.  Or  dirä  Tomo  giä  che  lo  podere 

A  412  (Guittone)  —  B  369  (id.). 

823.  Donna  eo  forziraggio  lo  podere 

A  320  (Ciucio). 


608  GioY.  Batt.  Feste. 

824.  Amor  non  6  podere 

A  154  (Guittone)  —  B  26  (id.)  —  E46(id.)  —  E*»  —  [H2] 
—  I  8  (id.)  —  K  242  (id.)  -LH  (id.)  —  R  148  (id.). 

825.  Voglia  e  ragion  mi  convita  e  rechere 

B  304  (Gaittone). 

826.  Gik  non  me'  era  mestiere 

A  264. 

827.  Gran  disianza  Inngamente  o  di  volere 

D342. 

828.  Poi  pnr  di  servo  Btare  ferm'd  il  volere 

A  464  (Guittone)  —  B  140  (id.). 

829.  Contro  a  lo  mio  volere 

vedi  .  .  .  volire. 

830.  Poi  so  ch'io  fallo  per  troppo  volere 

A  599  (Chiaro  D.). 

831.  Amor  ben  veio  che  mi  fa  tenere 

A  43  (Jacopo  Mostecci). 

832.  Gentil  madonna  ciö  che  voi  tenere 

A  953. 

833.  lo  non  posso  madonna  ritenere 

A  567  (Chiaro  D.). 

834.  lo  non  posso  madonna  ritenere 

A  741  (Chiaro  D.). 

835.  Ver  la  magio  si  vaol  quasi  tenere 

A  415. 

836.  La  mia  vita  k  dura  a  mantenere 

D  322. 

837.  Ogn*omo  deve  assai  caro  tenere 

B  394  (Masarello  da  Todi). 

838.  NesBun  pianeto  doveria  parere 

C  174  (Ser  Face). 

839.  Primo  e  magio  bono  al  meo  parere 

B  294  (Guittone). 

840.  Perfetto  onore  qnanto  al  mio  parere 

A  937. 

841.  Anda  chi  vole  adessa  al  niio  parere 

B  264  (Guittone). 


833.  834.  Due  rime  diverse  cAe  Jianno  H  medeaimo  prineipio. 


Bibliogr.  d.  piü  antiche  rime  Tolg.  ital.  609 

842.  Madonna  di  cherere 

A  245  (Chiaro  D.). 

843.  lo  non  Bon  degno  donna  di  cherere 

A  554  (Chiaro  D.). 

844.  AI  dire  e  al  dir  e  fare  e  al  cherere 

A  427  (Guittone). 

845.  Partitevi  messer  da  piA  cherere 

A  952. 

846.  Padre  dei  padri  miei  e  mio  mesaere 

B  16  (Guittone). 

847.  A  eoBa  fatta  giä  no  val  pentere 

D  458  —  Q  122(C6cco  Angiolieri)  —  fc.  188  —  1  53. 

848.  S'easer  potesse  ch'io'l  potease  avere 

A  221  (Gliiaro  D.). 

849.  Tntte  le  cose  c'  om  non  pote  avere 

A  341. 

850.  Gniderdone  aspetio  avere 

A  3  (Giaoomo  da  LentiDo)  —  C  27  (Rinaldo  d'  Aqaino) 
—  D  230  (id.)  —  K  107  (id.)  —  R  114  (id.). 

851.  Venato  m'ö  in  talento  di  savere 

A  929. 

852.  Se  in  me  avesse  pnnto  di  aavere 

A  966. 

853.  SoUidtando  nn  poeo  meo  savere 

Q  95  (Jacopo  Mostaccio). 

854.  Omo  c'  avene  a  bene  e  p6  savere 

A  640  (Chiaro  D.). 

855.  Eo  non  mi  credo  'n  om  tanto  savere 

A  930  (Monte). 

856.  Donna  merzfe.    Di  che  merzfe  mi  oheri? 

A  901  (Monaldo  da  Sofena). 

857.  GUk  non  Biete  di  Benno  8i  leggieri 

C  150  (Bonodieo  notaio). 

858.  I'potrei  anzi  ritomare  in  ieri 

D  422. 

859.  Omo  fallito  pien  di  van  pensieri 

Q  91  (Gnittone). 

860.  Alcon  conto  di  te,  conte  Gaaltieri 

B  287  (Guittone). 

BomaalMlM  Fonchnngen  XXV.  39 


610  GioT.  Batt.  Feste. 

861.  Biasmare  voglio  che  m'  k  meBtieri 

A  131. 

862.  Vostro  saver  provato  m'  ö  mistieri 

C  149  (Bartolomeo  noteio  di  Laoca). 

863.  Leal  GaittODO  nome  dod  verteri 

B  154  (Mastro  Bandino). 

864.  Giadicare  e  veder  del  tutto  fermo 

B  282  (Quittone). 

865.  Alqnanto  gcasa  V  omo  dicer  fermo 

B  281  (Quittone). 

866.  Del  dolore  tant'fe  il  sovercliio  fero 

B  362  (Si.Gui.[?]  daPistoia). 

867.  Madonna  mia  non  chero 

A  169. 

868.  Una  raaon  qnal  eo  non  saccio  chero 

A  383  —  C  144  (GonneUa  degl'  Interminelli  da  Lneea). 

869.  Eo  non  son  qae'  che  porga  mi*  preghero 

A  632  (M«  Rinnccino). 

870.  Umilemente  faccio  a  voi  preghero 

A  931. 

871.  Mastro  Bandino  amico  el  meo  preghero 

B  153  (Quittone). 

872.  0  tn  che  sc'  errante  cavaliero 

A  698  (Orlaadino  orafo). 

873.  Molto  mi  piace  veder  cavaliero 

A  579  (Chiaro  D.). 

874.  Eo  maladico  Tora  ch'en  primiero 

C  136  (Ugo  da  Massa  di  Siena). 

875.  S*  eo  dormo  o  veglio  a  me  sc  'mpenaiero 

A  764. 

876.  Disamorosa  angelica  e  dero 

A  798  (Pacino  di  FUippo  Angiolieri). 

877.  A  Bcaro  loco  conven  Inme  clero 

B  312  (Meo  Abbracciavacca). 

878.  Piagente  donna  co'lo  viao  clero 

A  765  (Monte). 

879.  Pensatevi  non  fare  indivinero 

C  147  (GonneUa  degli  Intenninelli). 

880.  I  baron  d^Alemagna  in  fatto  impero 

A  864  (Monte). 


Bibliogr.  d.  pi&  antiohe  rime  volg.  ital.  611 

881.  Nataralmente  falla  lo  penaero 

C  148  (Bonaginnta). 

882.  D'nno  fermo  pensero 

Ä  317  (Ciacio). 

883.  Non  so  rasion  ma  dico  per  peosero 

G  146  (BoDodieo  notaio  dt  Lnooa). 

884.  A  qnei  cb'  6  Bommo  dicitore  altera 

B  332. 

885.  Poi  il  nome  c'&i  ti  fa  il  coraggio  altera 

Ä  699  (Pallamidesge). 

886.  Omo  sapiente  e  vera 

B  21  (Gulttone)  —  I  6  (id.). 

887.  Ä  piü  Yoler  mostrar  che  porti  vera 

B  313  (Dotto  Reali). 
De  la  rasoQ  che  non  sayete  vera 

G  146  (BonagiuDta  Orbicciani). 
Tapina  in  me  c'  amava  nno  sparvera 

A  797. 

890.  Gierte  mala  donna  i'  ö  penzero. 

A  807  (Ubertino  Giovanni  del  Bianco  d'  Arezzo). 

891.  Vostro  pregio  amico  in  mio  penzero 

A  932  (Monte). 

892.  Dae  donzelli  novi  ä  oggi  in  qnesta  terra 

A  845  (Bustico  F.). 

893.  Tntto  lo  mondo  yive  senza  gaerra 

A  116  (Folcaccbieri  di  Siena). 

894.  Horte  perchfe  m'  ai  fatta  sl  gran  gaerra 

A  55  (Giacominö  Pagliese). 

895.  I'aggio  cominciato  e  vo'far  gaerra 

A  355  (Chiaro  D.). 

896.  Ghi  si  move  a  ragione  follia  non  versa 

A  894  (Monte). 

897.  Or  mira  s'  äi  natara  ben  perversa 

D  486. 

898.  Lasso  di  far  piü  verso 

B  322  (Pannnooio  del  Bagno). 

899.  Gmdele  affanno  e  perta 

A  295  (Neri). 

900.  Assai  aggio  celato  e  ricoverto 

A  739  (Chiaro  D.). 

39* 


612  Giov.  Batt.  Festa. 

901.  Forte  mi  merayiglio  per  che  serva 

A  893  (Lambertuccio  Frescobaldi). 

902.  Lasso  me  cVio  non  veggio  mai  difesa 

Ä  538  (Monte). 

903.  CertO;  GnittoD;  de  lo  mal  tuo  mi  pesa 

B  184  (Gulttone). 

904.  Ai  qnanto  mi  rincresee  po'  c*  ö  presa 

D487. 

905.  AUegromi  di  trovar  ia  man  distesa 

A  392. 

906.  Hesser  Neri  Plccin  se  mai  m*  adeschi 

D  293. 

907.  Qoel  che  per  lo  caval  perde  Ia  mescola 

Q  174  (Onesto). 

908.  VeDuta  e  bocie  di  lontan  paese 

A  863  (Cione  notaio). 

909.  Adimorando  in  istrano  paese 

A  597. 

910.  ly  amoroso  paese 

A  21  (Tomaso  di  Sasso  da  Messina)  —  B  116  (id.) 
[H  73]. 

911.  Ladro  mi  sembra  amore  poi  che  fese 

B  389  (Ser  Polo  Zoppo). 

912.  AI  primo  ch'  io  vi  vidi  amor  mi  prese 

A  376. 

913.  A  Ia  bregata  nobile  e  cortese 

Q  46  (Folgore). 

914.  De  lo  piaoere  c'or  presente  presi 

A  991. 

915.  Poi  Ia  noiosa  erranza  m'  k  sorpreso 

G  52  (Inghilfredi). 

916.  Amore  i'aggio  vostro  dire  inteso 

A  978. 

917.  S'  a  Ia  mia  donna  piacesse 

A  176  (Petri  Morovelli). 

918.  Se  per  onore  a  yoi  grazie  rendesse 

A  636  (Ghiaro  D.) 

919.  A  fare  onor  quäl  omo  s' apprendesse 

A  638  (Monte). 


Bibliogr.  d.  piü  antiohe  rimo  volg.  ital.  613 

920.  Amante,  se  tua  scnsa  ti  valesse 

Ä  875  (Monte). 

921.  Innamorato  sono  e  b'Io  volesse 

A  515  (Ser  Cione). 

922.  Tal  uom  fa  altrai  promesse  e  gran  caresse 

D  492. 

923.  S'  io  fosse  in  mia  virtü  si  ch'  io  potease 

D  504  —  R  122  [d'aatore  inoerto]. 

924.  Pensando  om  ehe  val  bon  disio  far  d'esso 

B  244  (GnittoDe). 

925.  Becchina  mia.  Cecco  nol  ti  confesso 

D  375. 

926.  Dovanque  vai  con  teco  porti  il  ciesso 

A  923  (Ruflüco  F.). 

927.  Grlsto  vi  fece  sn'  segreto  messe 

D  331. 

928.  Sonette  miO;  poi  ch'  io  non  trovo  messo 

D  460  —  Q  70  (Ceceo  de  Francesco  Anzilieri  da  Siena). 

929.  Sott'  ogn'  altra  6  amor  la  tna  podesta 

A  811  (Monte). 

930.  Si  come  il  mare  face  per  tempesta 

B  339. 

931.  Qnando  1'  amor  tempesta 

A  225  (Chiaro  D.). 

932.  Del  mar  si  rompe  l'onda  e  fa  tempesta 

B  340. 

933.  Siete  color  di  tntto  bene  e  resta 

D  354. 

934.  Ser  Hanno  yostro  detto  in  si  resta 

D  355. 

935.  A  rae  dispiace  amico  tale  vesta 

A  693  (Polo  Zoppo  di  Bologna). 

936.  Di  svariato  colore  porto  vesta 

A  692  (Monte). 

937.  Vostro  saggio  parlar  ch'  6  manifeste 

P  179  (Onesto)  —  K  262  (id.). 

938.  Credo  savete  ben  messer  Onesto 

P  178  (Guittone)  —  K  99  (id.). 

939.  Sed  io  comincio  dir  che  pai'  alpestro 

A  980. 


614  Giov.  Butt.  Feste. 

940.  In  questo  mondo  ohi  non  ä  moneta 

D  441  —  1  166. 

941.  Se  ricielato  Inngo  tempo  siote 

A  740  (Gbiaro  D.). 

942.  Poi  del  mastro  Gaitton  V  arte  teoete 

B  336  (Terramagnino  pisano). 

943.  Geronimo  com'credo  voi  sapete 

B  337  [tens.  oon  Geronimo  Terramagnino]. 

944.  Madonna  poi  m'avete 

A  268  (Ghiaro  D.). 

945.  Chi  intende  intende  ciö  che'n  carta  impetro 

A  694  (Chiaro  D.). 

946.  Di  gingno  Biati  in  tal  campagnetta 

Q  66  (Gene  d.  Ghitarra). 

947.  Di  gingno  dövi  nna  montagneita 

Q  62  (Folgore). 

948.  E  lei  ched  k  si  pari  com'aggio  detto 

A  418  (Gnittone). 

949.  Madonna  a  V  amor  piace  ed  ii  diletto 

A  681,  754  (Chiaro  D.). 

950.  II  vostro  disinore  io  nol  diletto 

A  760  (Ghiaro  D.). 

951.  Qnando  mie  donna  esce  la  man  del  letto 

D  402. 

952.  Spirito  d'  amor  con  intelletto 

D  192  (Noffo  Bonaguida)  —  K  227  (id.)  —  R  106  (id.). 

953.  Meglio  so  cattiveggiar  en  sn  nn  letto 

D  419  —  Q  166  (Gecoo  AngiolieH). 

954.  Non  pensai  che  distretto 

A  117  (Bartolomeo  Mocari  da  Siena)  —  C  44  (Monaco 
da  Siena). 

955.  Si  forte  m'  k  costretto 

B  102  (Bacciarone  da  Pisa). 

956.  Un  poeo  esser  mi  pare  isviatetto 

A  982. 

957.  Le  gioie  eh'  i*  t*  ö  recate  da  Veneza 

D  399. 

958.  Madonna  amor  non  chiede  gentilezza 

A  744  (Chiaro  D.). 


Bibliogr.  d.  p!ü  antiche  rime  volg.  ital.  615 

959.  II  Babato  diletto  ed  allegrezza 

Q  144  (Folgere). 

960.  D'  animo  tu  bona  vertft  fortezza 

B  248  (Guittone). 

961.  Giamai  nairomo  non  k  si  gran  ricchezze 

A  71. 

962.  Vertu  di  pietre  aver  e  d'anro  ricchezze 

C  132. 

963.  Donna  voBtre  bellezze 

C  107   —   D  154  (Bonagiunta)  —  K  233  (id.).  —  R 
97  (id.). 

964.  Chi  ben  rignarda,  donna,  vostre  altezze 

A  866  (Monte). 

I. 

965.  Lo  modo  de  la  mente  essere  dia 

A  409  (Guittone)  —  B  366  (id.). 

966.  D' animo  fievilezza  e  oodardia 

B  235  (Guittone). 

967.  L' animo  ripoBato  aver  Bolia 

D  390. 

968.  Or  non  h  gran  pistolenza  ia  mia 

D  462. 

969.  Lo  giomo  ch'  io  non  veggio  la  donna  mia 

D  337. 

970.  ConoBco  in  vista  gentil  donna  mia 

D366. 

971.  Se  no  V  atate  fate  villania 

A  842  (Rusticö  F.). 

972.  Madonna  e  amore  in  fatto  compagnia 

E4. 

973.  Garo  mi  coBta  la  malinconia 

D  489. 

974.  GrazioBa  e  pia 

B  12  (Guittone). 

975.  ABBai  me  piaceria 

A  292  —  B  67  (Stefano  di  Messina)   —    [H  28]    — 
Q  14  (Stefano  Protonotaro  di  M.). 

976.  Se  '1  nero  non  fosBe  il  bianco  non  Beria 

A  644  (Maegtro  Binnccino). 


616  Giov.  Batt  Feste. 

977.  Se  del  tuo  oore  non  a'segnoria 

A  751  (Ghiaro  D.). 

978.  Amor  b1  oome  credo  k  segooris 

A  628  (Maestro  RinocciDo)  —  D  220  (Maeatro  (Binnceio) 
—  [F  78  (M.  ano)]  -M  49  (id.). 

979.  Poi  ch'io  son  sotto  voBtra  segnoria 

A  608  (Monte). 

980.  Di  6i  alta  valensa  signoria 

B  90  (Pannaccio  del  Bagno). 

981.  Amor  se  cosa  se'  che  in  signoria 

B  147  (Guittone). 

982.  Ai  lasso  come  mai  trovar  poria 

A  182  (Gmttone). 

983.  Tatt'el  magiore  bono  amisti  sia 

B  297  (Goittone). 

984.  Graze  e  mertib,  madonna,  sempre  na 

A  736  (Chiaro  D.). 

985.  De'  bastiti  oggimai  per  cortesia 

D  382. 

986.  Non  so  se  in  gioia  mi  sia 

A  X. 

987.  Altro  ehe  morte  omai  non  veggio  sia 

B  183  (Goittone). 

988.  Gentil  mia  donns  or  se  toito  ch'io  sia 

A  445  (Gnittone)  —  B  132  (id.). 

989.  Hblii  amadori  la  lor  malstia 

A  336  (Notaro  Giaeomo). 

990.  Siceome  no  ä  ooipo  e  malalia 

B  149  (Goittone). 

991.  Solo  per  aeqnistar  vostra  oontia 

G  6  (Biadoccio  da  Fireaie). 

992.  Amor  meuk  e'  or  m'  6  miatier  ehe  stia 

B  151  (Golttoae). 

993.  Andando  totto  sol  per  nna  Tia 

D36L 

994.  He  pare  ayer  ben  dimoetrata  m 

A  425  (Goittoae). 

995.  Aaaai  ^ö  detto  e  dioo  tnttam 

A  676  (Chiaio  D.). 

988.  Ai  bona  donaa  B, 


Bibliogr.  d.  p\t  Antiehe  rimo  volg.  ital.  617 

996.  Vinta  battaglia  piangendo  m'inyia 

O  22  (Cacciamonte  da  Bologna). 

997.  Pigro  d'amore  in  qaal  piü  povia 

G  18  (Piceiolo  da  Bologna). 

998.  Per  molta  gente  par  ben  che  si  dica 

Ä  700  (Konto). 

999.  Piü  Boferir  non  po880  ch'io  non  dica 

Ä  284  (Monte). 
1(XX).  Gentil  donna  non  80  ch'io  faccia  o  dica 
A  240  (Gnittone)  —  B  180  (id.). 

1001.  Poi  r  amore  mol  ch'  io  dica 

A  97  (Nori  Poponi). 

1002.  Ai  bnona  fede  a  me  forte  nemica 

A  942. 

1003.  Mirai  lo  Bpecchio  c^averar  notrica 

D  315  (Ugolino)  —  P  173. 

1004.  Poi  non  mi  punge  piü  d'  amor  1'  ortica 

D  314  (OneBto)  —  F  99  (id.)  —  K  264  (id.)  -  P  172  (id.). 

1005.  L-altrier  mi  si  ferio  ona  tal  ticca 

D  483. 
1(X)6.  Gnelfi  el  gran  prence  nobil  de  Stericco 

P  178  —  S  50  (Cane  della  ScaU). 
1(X)7.  Qnella  c*  k  in  cor  V  amorosa  radice 

D  288  (Oneitö)  —  E  147  (id.)   -    ¥fl  187  (id.).   — 

H  27  (id.)  —  P  183  (id.)  —  S  39  (id.). 
1008.  Segnori  ndite  strano  malificio 

A  481  (Jacöpo  da  Loona). 
1(X)9.  Amante  no,  ma  disamante  dico 

A  873  (Monte). 

1010.  Dante  Alaghier,  Cecco  tno  servo  e  amico 

D  456  —  P  169  (Cecoo  Angiolieri)  —  S  48  (id.). 

1011.  8'  io  potesse  d'  amico  in  terzo  amico 

D  481. 

1012.  L'amor  che  m'fe  gaerrero  ed  k  nemico 

D  478. 

1013.  Sed  i'  avessi  nn  mio  mortal  nemico 

D  389. 

1014.  r  ragionai  1'  altrier  con  an  antico 

A  975. 


1000.  Certo  noia  non  so  JB. 

1007.  Qaella'n  cor  a  D,  Poscia  c'i  in  c.  P,  che  in  c.  5. 


618  Giov.  Batt  Festa. 

1015.  Ogni  mio  intendimento  mi  ricide 

D  416. 

1016.  Morte  a  te  conyen  chi'  i'  mi  raffidi 

D  333. 

1017.  Aasai  son  certo  che  somenta  in  lidi 

D  290  (Onesto)  —  E  149  (id.)  —  E«  189  (id.)  —  P  136 
(id.)  —  S  41  (id.). 

1018.  S'io  doglio  non  k  meraviglia 

A  xiv  [Notar  Giacomo]  —  B  113  (id.)  —  [H  70]. 

1019.  Par  voi  dono  che  parme  che  piglio 

G  154  (M.  Taland  da  Firenze). 

1020.  Qnesto  saria  amico  11  mio  consiglio 

A  635  (Monte). 

1021.  Amor  qaanto  in  saver  piü  m'asotiglio 

A  878  (Monte). 

1022.  Bono  sparver  non  prende  sanza  artiglio 

A  637  (ChlÄro  D.). 

1023.  8'  10  non  temessi  la  ragion  de  prima 

D  311  (Onesto)  —  H  30  [dopo  rime  di  Onegto] 

1024.  Per  cotanto  fermzzo  Zeppa  dimmi 

D  436. 

1025.  Hia  madre  sl  m'insegna  medicina 

D  395. 

1026.  Amistade  d'inyidia  k  medicina 

B  242  (Guittone). 

1027.  Lassar  vo'Io  trovar  di  Becchina 

Q  128  (Cecco  Angilieri). 

1028.  r  ö  si  poco  di  grazia  in  Becchina 

D  430. 

1029.  Amorosa  donna  fina 

A  34  (Binaldo  d'  Aquino)  -  B  120  (id.).  —  [H  76]. 

1030.  Non  me  ne  maraviglio  donna  fina 

A  359. 

1031.  La  vostra  lauda  ch'6  inver  me  tanto  fina 

A  691  (Monte). 

1032.  Boccon  in  terrai  \nk  V  nscio  di  pina 

D  437. 

1033.  Ai  dolze  e  gaia  terra  aretina 

A  159  (Guittone)  —  B  9  (id.). 

1034.  Ai  dolze  e  gaia  terra  fiorentina 

A  224  (Ghiaro  D.). 


Bibliogr.  d.  piü  antiche  rime  volg.  ital.  619 

1036.  Ben  ki  memoria  e  scienza  divina 
A  690  (Chiarö  D.). 

1036.  Qual  6  in  poder  d*  amore  e  lo  diatringe 

A  543  (Monte). 

1037.  Similemente  vole  c'  omo  s'  infingia 

A  420  (Gnittono). 

1038.  Sovente  il  mio  cor  pingo 

A  223  (Ghiaro). 

1039.  Sed  i'avessi  nn  sacco  di  fiorinl 

D  408  —  0  63  (Cecco)  —  Q  131  (id.). 

1040.  Salate  manda  lo  tn'  buon  Martini 

D  447. 

1041.  Vanne  aonetto  in  ca'  de'  Lambertini 

C  142. 

1042.  Lo  nome  a  voi  si  face  ser  Pacino 

A  793  [tenz.  con  Pacino  Angialieri]. 

1043.  Oi  dolce  mio  marito  Aldobrandino 

A  846  (Bastico  F.). 

1044.  Diamante  ni  smeraldo  n6  zafino 

B  409  (NöUr  Giacomo). 

1045.  Di  grazie  far  madonna  mai  non  fino 

A  571  (Cliiaro  D.). 

1046.  Si  m'k  legato  amor  quanto  piü  fino 

A  535  (Monte). 

1047.  Gentil  natura  porta  V  ermellino 

D  360. 

1048.  Si  se'  condotto  al  verde,  Ciampolino 

C410. 

1049.  Da  te  parte  il  mie  core,  Ciampolino 

D  397. 

1050.  Se  tu  se'  pro  e  forte,  Ciampolino 

D  411. 

1051.  Hia  madre  m' i 'ngannat' e  Ciampolino 

D435. 

1052.  lo  fece  di  me  stesao  an  Ciampolino 

D  397. 

1053.  Lo  mio  riposo  invio  a  lo  Camino 

A  795  (Pacino  di  Ser  Filippo  AngiulieH). 


1089.  nn  moggio  Q. 


620  Giov.  Batt  Fegta. 

1054.  Omo  va  per  Camino 

A  232  (Chiaro  D.). 
1056.  C!ome  lo  giorno  qnand'  h  dal  maitiiio 

A  85  (Prezivalle  Dore)  —  D  289  (Semprebone  da  BolofDa). 

1056.  Saver  che  Bente  an  picciolo  Tantino 

G  139  (BonagiuDta  Orbicoiaai). 

1057.  Qnand'  i'  soleva  ndir  che  an  fiorentino 

D  388. 

1058.  Ai  meve  lasaa  lo  penBier  m'  k  vinto 

A  304. 

1059.  Spesso  di  gioia  nasce  ed  inconinza 

A  106  (Tomaso  da  Faenia)  —  C  65  (Simbaono  indiea) 

—  D  161  (Tomaso  da  Faenza). 

1060.  Haledetto  e  distraito  sia  da  Dio 

D  336,  464.  — 

1061.  Se  non  credesse  dispiacere  a  Dio 

B  300  (Gaittone). 

1062.  II  come  nk  il  perchfe  ben  lo  sa  Dio 

D  414. 

1063.  Messer  Berto  Frescabaldi,  Iddio 

B  274  (Guittone). 

1064.  Qaant'  io  verso  V  amor  piü  m'  amilio 

A  840  (BoBtico  F.). 

1065.  Per  lo  marito  c'ö  rio 

A  87  (Gompagnetto  da  Prato). 

1066.  Lo  mio  aporto  lo  qnal  6  in  diaio 

A  603  (Giano). 

1067.  Un  longo  tempo  so  stato  in  diaio 

A  613  (Monte). 

1068.  L'  arma  e  lo  core  e  lo  meo  disio 

A  527  (Monte). 

1069.  AI  cor  m'  h  nato  e  prende  nno  disio 

A  41  (Jaoopo  d'Aqoino)  —  C  116  (Monaldo  da  Sofeoa) 

—  D  148  (id.)  —  E  15  (id.)  —  K65  (id.)  —  R93Cid.). 

1070.  Vergogno  lasse  ed  ö  me  stesso  ad  ira 

A  143  (Guittone)  -  B2  (Id.)  —  C6  (id.)  —  121  (id.). 

1071.  Come  '1  faniin  che  ne  lo  speglio  mira 

A  769  (Chiaro  D.)  —  B  354  (id.)  —  b  c.  47  (id.). 


1069.  A  lo  cor  m'ö  nato  ono  d.  C,  Dentro  dal  oor  m*^  nato  K 


Bibliogr.  d.  piü  antiofae  rinne  volg.  ital.  621 

1072.  Donzella  il  cor  sospira 

A  269  (Baldo  da  Pasgignano). 

1073.  Qaanto  ti  place  amor  m'affanna  e  tira 

B  351  (Mino  del  Pavesaio  d'  Arezto). 

1074.  Or  che  dirä  over  che  fari  dire 

A  414  (Guittone)  —  B  371  (id.). 

1075.  Oii  DOD  poria  coMa  lingaa  dire 

A  868  (Monte). 

1076.  Sed  10  potessi  con  la  lingua  dire 

0  94  (Gecco). 

1077.  Or  parrä  mala  donna  s'eo  maledire 

A  805  (Ubertino  Giovanni  del  Bianco  d'Arezzo). 

1078.  Quando  il  Zeppa  entra  in  Banto  OBa  di  dire 

D  442. 

1079.  Ed  eo  mi  parte  lasse  almen  di  dire 

A  716  (Guittone)  —  B  174  (id.). 

1080.  Talente  aggio  di  dire 

A  235  (Chiaro  D.). 

1081.  Tutto  ch'  i'  mi  lamenti  nel  mi'  dire 

A  957. 

1082.  Non  vi  dispiaccia  donna  mia  d'  aldire 

B  429  (Dozzo  Nori). 

1083.  El  MuBcia  si  fa  dicere  e  bandire 

A  928  (RuBtico  F.). 

1084.  Non  saccio  a  che  cominzi  lo  meo  dire 

A  358. 

1085.  Gioia  gioiosa  piü  che  non  pö  dire 

B  186  (Guittone). 

1086.  Dogliomi  lasso  piü  ch'  io  non  so  dire 

D  227  (Maestro  Rinuccino)  —  E232  (id.)  —  R  113  (id.). 

1087.  Vostro  amoroso  dire 

A  193  (Bonagiunto). 

1088.  Signor  senza  pietanza  ndit'  6  dire 

B  349  (Pucciandone  Martello). 

1089.  Quant' io  piü  dico  piü  ö  talento  dire 

A  438  (Guittone)  —  B  192  (id.). 


1074.  Or  ohi  •  .  .  cbi  B. 
1079.  Dnnque  eo  B. 
1069.  Com'  eo  B. 


622  Giov.  Bau.  Festa. 

1090.  Se  doloroso  a  voler  movo  dire 

B  103  (Bacciarone  da  Pisa). 

1091.  Fami  semblanza  di  sl  grande  ardire 

A  220  (Ghiaro  D.). 

1092.  Ämante  so  c'jii  bene  folle  ardire 

A  871  (Monte). 

1093.  Quando  veggio  rinverdire 

A  61  (Giovanni  PugHesa). 

1094.  Villana  donna  non  mi  ti  disdire 

A  716  (Guittone)  —  B  206  (id.). 

1095.  De'vizi  tutti  frati  e  vertu  dire 

B  252  (Guittone). 

1096.  Noi  Bemo  in  an  cammino  e  dovfen  gire 

A  964. 

1097.  Anda  che  dioo  chi  vole  arrichire 

B  262  (Gnittone)  —  I  9  (id.). 

1098.  Movo  di  basso  e  voglio  alto  salire 

F  63  (Bonagiunta). 

1099.  Picciol  e  vile  om  grande  e  car  tenire 

B  301  (Guittone). 

1100.  Segnore  Dio  come  pote  venire 

A  607  (Monte). 

1101.  Madonna  io  tenio  tanto  a  voi  venire 

A  573  (Ghiaio  D.). 

1102.  Lontano  amore  mi  manda  sospire 

A  58  (Giovanni  Pnglieae). 

1103.  Come  pote  la  gente  soferire 

A  815  (RoBtieo  F.). 

1104.  Di  fermo  soferire 

F  49  (Maatro  Simone  Rinieri  di  Firenae). 

1105.  Amore  per  Deo  piü  non  poeso  aofrire 

A  312. 

1106.  Si  come  '1  cierro  ehe  toma  a  morire 

A  356  (Ghiaro  D.). 

1107.  L'nccel  fenice  qnando  vene  al  morire 

B  374  (M.  Giovanni  d'Araio). 


1102.  aoapiri  «w. 


Bibliogr.  d.  piü  anttche  rime  volg.  ital.  623 

1108.  lo  non  posso  celare  nk  covrire 

A  216  (Chiaro  D.). 

1109.  La  gran  dogliensa  non  posso  coyrire 

R  117  [cd'aotore  inoerto»]. 

1110.  Salva  sna  reverensia  come  sire 

C  177  (8er  Face). 

1111.  La  dilettanza  o'  ö  del  meo  disire 

D  159  (Noffo  d'  Oltrarno)  —  K  69  (id.)  —  E  101  (id.) 

1112.  0  rota  di  valor  dolze  mio  sire 

A  216  (Chiaro  D.). 

1113.  Oi  iasso  '1  mio  patire 

A  212  (Chiaro  D.). 

1114.  Dne  malvagie  maniere  di  mentire 

A  986. 

1115.  Membrando  ciö  che  fatto  m'k  sentire 

G  176  (Ricoo  da  Firense). 

1116.  SMo  pato  pena  ed  aggio  gran  martire 

A  367. 

1117.  Chi  pote  dipartire 

A  145  (Goittone)  —  B  20  (id.). 

1118.  Lasso  lo  mio  partire 

A  238  (Chiaro  Davanzati). 

1119.  S'eo  per  cantar  potesse  convertire 

C  66. 

1120.  Amor  m'k  dato  in  tal  loco  a  senrire 

A  249  (Chiaro  D.). 

1121.  Se  nnqna  fn  neun  che  di  servire 

A  936. 

1122.  Poi  non  mi  val  merz6  uh  ben  servire 

A  XV]  [aetfala]    —   B  114  (Giaeomo  da  LeDüno)  — 
C  71  (Guido  dalle  Colonne)  —  E  19  —  [H  71]. 
.1123.  Con  prego  e  con  merzi  e  eon  servire 
A  426  (Gnittone). 

1124.  lo  m'  aggio  posto  in  coro  a  Dio  servire 

A  400  (notaro  Giaoomo). 

1125.  Lasciar  vorria  lo  mondo  e  Dio  servire 

A  511  (La  Oompinta  Donzella  di  Firenze). 

1126.  Poi  sono  innamorato  vo' servire 

C  134. 

1127.  Dovnnqae  eo  vo  o  vegno  o  volgo  o  giro 

A  822  (Baitico  F.). 


624  (>iov.  Batt.  FesU. 

1128.  Gentü  mia  donna  com'piü  gnardo  e  rimiro 

Ä  617  (Monte). 

1129.  Non  seppi  mal  che  fosse  alcnn  Bospiro 

Ä  542  (Monte). 

1130.  Si  m'  k  legato  amor  qaanto  piü  tiro 

Ä  537  (Monte). 

1131.  Per  8i  gran  samma  ö  pegnato  le  risa 

Q  75  (Cecoo  de  Frate  Anzilieri  da  SIena). 

1132.  Sonette  mio  anco  lo  divisi 

Q  59  (Folgere). 

1133.  Qli  vosir'  occhi  che  m*  knno  divisi 

F  65  (Bonaginnta). 

1134.  Si  come  *1  balenato  foeo  acciso 

B  388  (Ser  Polo  Zoppo). 

1135.  Gaardando  la  fontana  ii  bnon  Narciso 

A  908. 

1136.  Amor  m*  k  veramente  in  gioia  miso 

D  507  —  R  125  [«antore  incerto»]. 

1137.  Amor  lo  foeo  o'  a  lo  cor  m'  k  miso 

D  319  (Noffo  Bonagoide). 

1138.  Amor  m'  k  priao 

A  86  (Prezivalle  Dore). 

1139.  Lo  folle  ardimento  m'&  conqniao 

A  361. 

1140.  Madonna  poi  m'  avete  si  conqaiao 

A  342. 

1141.  Madonna  qnando  eo  yoi  non  veggio  in  viao 

A  823  (Bnstico  F.). 

1142.  Da  tatti  i  miei  pensier  mi  son  diviso 

A  353  (Chiaro  D.). 

1143.  Lo  viso  e  aon  dlTiso  dallo  yiso 

B  376  (notar  Giaoomo). 
1144  Gnardando  bella  il  vostro  allegro  viso 
A  548  (Chiaro  D.) 

1145.  Gingiale  di  qnaresima  a  V  nscita 

D445. 

1146.  Un  danaio  non  che  far  coUardita 

D  470  —  Q  167  (Ceoco  Angelieri). 

1147.  I^nna  diveraa  coaa  cVh  apparita 

A  927  (RuBtico  F.). 


Bibliogr.  d.  pii\  antiche  rime  volg.  ital.  625 

1148.  La  desiderosa  e  dolze  vita 

A  256  (Chiaro  D.). 

1149.  Dolente  me  son  morto  ed  aggio  Tita 

A  536  (Monte). 

1150.  Becehina;  amore.    Che  vaoi  falso  tradito? 

D413. 

1151.  Di  tatte  oose  mi  seoto  fornito 

D  471  —  Q  119  (Cecco  Anzilieri). 

1152.  Avegna  che  d'  amore  aggia  Bentito 

A  945. 

1153.  io  80  per  fermo  qui  non  ä  partito 

A  879  (Monte). 

1154.  Qnando  Y  amore  il  sno  senro  partito 

A  988. 

1155.  C!oii  voBtro  onore  facciovi  an  invito 

A  330  (r  Abate  di  Tivoli). 

1156.  Un  corzo  di  corzano  m'  k  si  trafitto 

D454. 

1157.  Qioiosa  gioi  Bovr^ogni  gioi  gioiva 

B  160  (Guittone). 

1158.  Oncia  di  oarne  libra  di  malisia 

D  409. 

O. 

1159.  Con  gran  malinconia  nempre  i'  sto 

D  461. 

1160.  Sed  i'  avessi  mille  iingae  in  bocca 

D  439. 

1161.  Sieto  Yoi  meeser  Cino  se  ben  y'  adoocbio 

D  296  (Onesto)   —   E  151  (id.)    -    E*  191  (id.)  — 
K  265  (id.)  —  M  29  (id.)  —  R  62  (id.). 
1162  Non  6  da  dir  Giovanni  a  tal  che  nnoce 
A  164  (Gnittone). 

1163.  Qnelfo  conte  e  Pnociandone  la  voce 

B  291  (Gnittone). 

1164.  Qioncella  a  fönte  parpaglione  a  foco 

B  216  (Gnittone). 

1165.  Tal  k  la  fiamma  e  1  foco 

C    120    (Bonagiunto  Urbicciaai)    —    D    152   (id.)   — 
K  296  (id.)  —  E  137  (id.) 

Fonehoncm  XZV.  40 


626  Giov.  Bau.  Festa. 

1166.  Come  V  argento  viyo  fagge  il  foco 

A  850  (Petri  Horovelli). 

1167.  L'amore  k  la  natura  de  lo  foco 

A  351,  595  (Chiaio  D.). 

1168.  Dentro  da  la  nieye  eacie  lo  foco 

A  431  (BonagionU). 

1169.  La  Balamandra  yito  ne  lo  foco 

A  562  (Chiaro  D.). 

1170.  Nel  core  aggio  nno  foco 

A  279  (Monte  d'  Andrea). 

1171.  D'nn  amoroeo  foco 

C  23. 

1172.  Chi  non  ayesse  mai  yedoto  foco 

B  397  (NoUro  Giacomo)  —  E  216  (id.)  ~   E'  3  (id.) 
—  K  273  (id.)  —  R  77  (id.). 

1173.  E  yo  e  yegno  nh  mi  parte  di  loco 

C  175  (Saladino). 

1174.  La  yoglia  c'ii  non  yien  di  aaggio  loco 

A  745  (Chiaro  D.). 

1175.  Ben  fa  moetranza  omo  che  yaglia  poco 

A  934  (Maglio). 

1176.  S'  io  Bon  mootato  in  doglia 

A  267. 

1177.  Amore  k  nascimento  e  fiore  e  foglia 

A  643  (M«  Rinaceino). 

1178.  Un  noyello  pensier  ö  al  core  e  yoglia 

A  67. 

1179.  Amor  ayendo  interamente  yoglia 

A  78    (Maneo  di  Rioo  da  Mesatna)    —   B  62  (id.)  - 
C  12  (Sauieri  da  Palermo)  —  [H  24]. 

1180.  Lasso  me  triste  ciascan*ora  mi  doglio 

A  531  (Monte.) 

1181.  Amore  io  non  mi  doglio 

'  A  244  (Chiaro  D.). 

1182.  Compiango  mio  lamento  e  di  cor  doglio 

A  170. 

1183.  r  m'  &  ende  dar  paee  e  debho  e  yoglio 

D450. 

1184.  Madonna  dire  yi  yoglio 

A  1  (Giaeomo  da  Lentino)  —  B  55  (id.)  -  C  37  (id.). 


BibliogT.  d.  piü  antiche  rime  volg.  ital.  627 

1185.  Mai  miri  eiascnn  a  cai  bisogna 

A  474  (Guittone)  —  B  221  (Id.). 

1186.  Si  dilettosa  gioia 

B  91  (Pannuccio  del  Bagno)  --  [H  51]. 

1187.  ViBO  m'ö  non  ch'eo  mai  potesae  gioia 

B  176  (Gaittone). 

1188.  TattMl  dolor  oh'io  mai  portai  fa  gioia 

A  133  (Guittone)  —  B  38  (id.)  —  C  96  (id.)  —  [H 14] 
--  I  12  (id.). 

1189.  La  dolorosa  noia 

B  95  (Pannaccio  del  Bagoo)  —  [H  55]. 

1190.  Da  po'  t'  b  in  gradO;  Becchina,  ch'  i'  maoia 

D  379. 

1191.  Ben  saccio  amor  chi  sanza  V  ale  yola 

A  880  (Monte). 

1192.  Perciö  ehe  '1  cor  si  dole 

A  301  (Neri  de'  Visdomini). 

1193.  Amor  poi  che  del  mio  mal  non  vi  dole 

A  824  (Ra8tico  F.). 

1194.  Se  il  presgio  c'omo  ave  per  parole 

A  524  (Ser  Cione). 

1195.  Amor  a'  io  parte  il  cor  si  parte  e  doole 

A  488  (Maestro  Torrigiano)  —  C  138  (Mastro  Migliore 
da  Firenze). 

1196.  Una  formana  iscoppai  da  cascioli 

A  89  (Osmano). 

1197.  Gompar  che  tatto  tempo  eaeer  mi  soll 

F  147  (Lippo  Pasci  de'Bardi). 

1198.  Se  CO  lo  voBtro  val  mio  dire  e  solo 

D  156  (OncBto)  —  K  266  (id.)  —  R  98  (id.). 

1199.  Sed  i'credesse  vivar  an  di  solo 

D  376. 

1200.  La  Btremitä  mi  richer  per  figlinolo 

D  374  —  f  c.  152. 

1201.  Becchina  poi  che  in  mi  fosti  tolta 

D  434. 

1202.  Diragio  per  ca  diragio  qaesta  volta 

A  896  (Monte). 

1203.  Gomo  c'  amor  mi  meni  tatta  volta 

A  983. 


1195.  Qaesta  rima  6  attribnita  a  Guido  Orlandi  in  DKB. 

40* 


Cl^  GioY.  Bali.  Festa. 

1204.  Lasso  la  yita  mia  dolente  molto 

D  401. 

1205.  Tristo  e  dolente  e  faticato  molto 

A  970. 

1206.  La  pena  che  sentl  Gato  di  Roma 

A  984. 

1207.  Qaando  egli  apre  la  bocca  della  tomba 

A  920  (Rustico  F.). 

1208.  Del  meo  voler  dir  Tombra 

A  99  —  C  24  (Inghüfredi). 

1209.  A  te  chera  domia  di  yalore  al  sommo 

A  461  (Gaittone). 

1210.  Donna  andite  como 

A  24  (lo  re  GioTanni). 

1211.  Ai  me  lasse  perchi  a  figara  d'omo 

A  289  (Monte). 

1212.  Tristo  la  yita  mia  piü  di  nnlPomo 

A  528  (Monte). 

1213.  A  te  Montnccio  ed  agii  altri  il  cni  nemo 

A  766  (GuittoDe). 

1214.  Poi  non  son  sa^o  si  che  il  presgio  e  il  nemo 

A  767  (Monte). 

1215.  Lo  bon  presio  e  lo  nemo 

C  108. 

1216.  Fior  di  beltä  e  d'  ogni  cosa  bona 

B  107  (Lotto  di  Ser  Dato  piiano)  —  [H  64]. 

1217.  A  lo  fedel  lo  bon  segnor  perdona 

A  612  (Monte). 

1218.  Messer  Bertaccio  a  dritt*  nom  vi  cagiona 

A  849  (Raitico). 

1219.  Ya  mio  sonetto  e  sai  con  cni  ragiona 

A  566  (Ghiaro  D.). 

1220.  L'  om  poria  prima  cerear  tutt'  il  mondo 

A  639  (Monte). 

1221.  S'  io  fosse  foco  ardera  lo  mondo 

Q  76  (Cecco  di  Fr.  AniUleri  da  Siena)  —  f  c.  146  (id.) 

1222.  Sed  i'  fossi  milP  anni  a  qnesto  mondo 

D  334. 

1223.  Per  nome  Paolo  molto  per  fa^one 

D  356. 


Bibliogr.  d.  piü  antiohe  rime  Yolg.  itftl.  629 

1224.  Ne  la  stia  mi  par  esser  col  leone 

A  860  (Bnstico  F.). 

1225.  Si  coine  ogn'  altro  fera  lo  leone 

B  420  (lo  Bianco  d!  Bacarello). 

1226.  Certo  amore  io  non  so  la  cagione 

A  872  (Monte). 

1227.  Cariflaimi  miei  qaal  6  cagione 

B  2&3  (Guittone). 

1228.  Chi  di  me  conosciente  k  a  ragione 

A  387  (Baldaocio  di  Arezio),  649  (Monte). 

1229.  Qnand'  io  mi  vo'  ridnrre  a  la  ragione 

A  962. 

1230.  Di  fina  ragione 

A  46  (Jaoopo  Mostacd)  —  G  22  (Bnggeri  d'  Amioi). 

1231.  Poi  non  vi  piaee  atar  meco  a  ragione 

A  659  (Sohiatta  di  M.  Albiszo). 

1232.  ly  nn'  allegra  ragione 

A  276. 

1233.  Amor  merz6;  intendi  bM'ö  ragione 

A  469  (Guittone  d'A.)  —B  127  (id.). 

1234.  S*  10  rido  o  canto  o  soUazzo  a  la  stagione 

A  521  (Ser  Gione) 

1235.  Qnand*6  contrado  il  tempo  e  la  stagione 

A  211  (Chiaro  D.). 

1236.  Ver  b  che  stato  son  manta  stagione 

A  308  (Pannncoio  del  Bagno). 

1237.  Com'om  che  langamente  sta  'n  pregione 

D  194  (Noflfo  Bonaguide)  -  K  229  (id.)  -  R  108  id.). 

1238.  Certo  vi  dico  non  vo'  far  partigione 

A  660  (Monte). 

1239.  Io  sono  'nfermo  in  sa  qnesta  openione 

D  467. 

1240.  Or  k  nel  campo  entrato  tal  campione 

A  286  (Monte). 

1241.  Ai  come  matto  h  ben  sanza  qaistione 

A  471  (Guittone)  —  B  213  (id.). 

1242.  Modo  ci  h  anche  d'altra  condizione 

A  419  (Guittone). 

1243.  Poi  ch'  io  son  tntto  alla  gindizione 

A  796  (Pacino  di  Ser  Filippo  Angiolieri). 


630  GioY.  Batt.  FeiU. 

1244.  Compiatamente  mess'  ö  intenzione 

A  115  (Ciolo  de  U  Barba  da  Pisa). 

1245.  Maestro  Pietro  lo  yostro  aermone 

D  357. 
1246-  6ii  lo  meo  dire  amico  Yoi  non  pone 
A  652  (Monte). 

1247.  GonoBoiente  ne  son  ben  le  pereone 

A  648  (Schiana  di  M.  Albiszo). 

1248.  AadiCö  dire  che  mante  peraone 

A  794  [tenz.  oon  Paeino  ADgiolieri]. 

1249.  £o  non  sono  Ariatotele  nk  Piatone 

A  651  (SehiatU  di  M.  Albizzo). 

1250.  A  San  GioTanni  a  Monte  mia  eanzone 

A  285  (Chiaro  D.)  -  B  85  (id.)  —  [H  46]. 

1251.  Grazie  e  merei  a  yoi  mi  rendo  donna 

A  830  (RoaUco  F.). 

1252.  Eo  non  son  qaelli  ehe  chera  perdono 

A  618  (Monte). 

1253.  Lo  dire  el  fatto  tnito  certo  el  sono 

B  303  (Gnittone). 

1254.  Tre  cose  son  per  che  moye  catono 

B  263  (Goittone). 

1255.  Cäö  c^altr'onio  a  s6  noia  e  pena  conta 

A  96. 

1256.  Contessa  i  tanto  bella  e  saggia  e  conta 

A  915  (Jacopo  da  Leona). 
1257  Prego  il  nome  de  la  vostra  fonta 
G  3  (CaxamoDte  da  Bologna). 

1258.  Yorrei  che  mi  facesse  ciö  che  conte 

A  492  (Maestro  TorigiaBo). 

1259.  A  te  piaeente  camarlingo  conte 

A  518  (Ser  Cione). 

1260.  Fönte  c'assenni  il  mar  di  senno  fönte 

A  509  (Maestro  RinncciDo). 

1261.  Se  li  tormenti  e  dolor  c'omo  k  conti 

D  310  (Ooeato). 

1262.  LfO  ben  fare  e*l  serrire  ^e  inoontra 

A  493. 

1263.  Giudice  Gherardo  an  me  che  stroppo 

B  298  (Goittone). 


Bibliogr.  d.  piü  antiohe  rime  Yolg,  ital.  631 

1264.  A  la  Btagion  che  '1  mondo  foglia  e  fiora 

A  510  (La  Compiata  DonzelU  di  Firenze). 

1265.  Ck>m'  forte  forte  era  forte  V  ora 

A  897  (Lambertaccio  Frescobaldi). 

1266.  Ancor  mi  piace  chi  bdo  padre  inora 

A  591  (Chiaro  D.). 

1267.  iBpendiente  Stella  d'  albore 

A  62  (Giacömino  Pngliese). 

1268.  Ben  me  pensaya  core 

A  321  (.C.) 

1269.  Ben  aggia  Tamoroso  e  dolce  core 

A  311. 

1270.  Si  alta  amanza  k  presa  lo  me'  core 

B  382  (Notar  Giacomo). 

1271.  0  bon  Giesü  ove  core 

B  11  (Guittone). 

1272.  Franchezza  segnoria  senno  e  ricore 

A  475  (Guittone)  —  B  222  (id.). 

1273.  Un' allegrezza  mi  venne  dal  core 

A  382. 

1274.  Amor  6  an  diBio  che  ven  dal  core 

Q  97  (Notar  Jacopo  da  Lentino). 

1275.  Le  dolorose  pene  che'l  meo  core 

K  228  (Noffo  Buonagiiidi)  -  R  107  (id.). 

1276.  Oramai  lo  meo  core 

C  45  (ßonagianta  da  Lucca). 

1277.  AmoroBO  meo  core 

A  254  (Chiaro  D.). 

1278.  In  Yoi  madonna  misi  lo  mio  core 

A  210  (Chiaro  D.). 

1279.  In  tal  pensiero  6  miso  lo  mio  core 

A  357  (Chiaro  D.). 

1280.  I'  aggio  intCBO  che  Banza  lo  core 

A  825  (RuBtico  F.)  —  F  135  (id.). 

1281.  Li  occhi  Bon  messaggi  de  lo  core 

B  398  (Graziolo  da  Firenze). 

1282.  Cosi  gioioBO  e  gaio  6  lo  mio  core 

A  555  (Chiaro  D.). 


1272.  Franoh'  era  A, 


632  Giov.  Batt  Festa. 

1283.  Amore  onde  vien  Tacqua  che  lo  core 

A  818  (Bustioo  F.). 

1284.  Lontan  vi  aon  ma  preaso  y'  6  lo  core 

A  171  (Camino  Ohiberti  di  Firenze)  -  C  80  (Amoroso 
da  Fireme). 

1285.  Voi  che  penate  di  saver  lo  core 

A  444  (Guittone)  -  B  188,  428  (id.)  —  D  329. 

1286.  Se  '1  meo  namoramento  e  fino  core 

A  918  (Jacopo  da  Leoaa) 

1287.  Lo  mio  doglioso  core 

A  247  (Chiaro  D.). 

1288.  Lo  mio  gioioso  core 

A  92  (Neri  ViBdomini). 

1289.  Lo  namorato  core 

A  253  (Chiaro  D.). 

1290.  Non  vo  che  temi  tanto  nel  tuo  core 

A  572  (Chiaro  D.). 

1291.  rmi  diadico  ch'i'  non  ö  tno  core 

A  680,  753  (Chiaro  D.). 

1292.  Non  mi  diadico  yiilan  parladore 

A  717  (Guittone  -  B  207  (id.). 

1293.  Qaalanqae  bona  donna  &e  amadore 

A  467  (Guittone)  —  B  142  (id.). 

1294.  Ora  che  la  fredore 

A  136  (Guittone)  -  B  42  (id.)  —  C  97  (id.)  -  K  12 
(id.)  —  b  c.  48. 

1295.  Si  com  *h  ciascan  omo  enfingidore 

A  469  (Guittone)  --  B  144  (id.). 

1296.  Valer  yorria  a'  io  mai  fai  yalidore 

A  246  (Chiaro  D.). 

1297.  Lontanamenie,  donna,  aenridore 

A  606  (Monte). 

1298.  lliri  ch'eo  dico  chi  h  aerridore 

A  466  (Guittone)  —  B  141  (id.). 

1299.  0  in  ginstisia  d'  oneati  aplendore 

B  249  (Guittone). 

1300.  Gome  '1  sol  aegnoreggia  ogni  aplendore 

A  866  (Monte). 


1)28&.  dl  biaamar  lo  core  B  4S8. 
199[^.  ciaeonn  qnaai  eaf.  B. 


Bibliügr.  d.  plü  antiche  rime  Yolg.  iUl.  6ä8 

1301.  Sed  10  potesse  adimostrarlo  fore 

A  870  (Monte). 

1302.  Amore  k  nascimento  e  foglia  e  fiore 

A  506  (Maestro  Rinnccino). 

1303.  Qaando  appar  V  aalente  fiore 

A  119  (Bonagianto). 

1304.  Per  fino  amore  lo  fiore  del  fiore 

A  495  (Bonaginnta). 

1305.  Chi  giadica  lo  pome  ne  lo  fiore 

A  404,  679  [tenz.  con  Chiaro  D.]. 

1306.  DiBidero  lo  pome  ne  lo  fiore 

A  680  (Chiaro  D.). 

1307.  Si  come  la  pantera  per  alore 

A  563  (Chiaro  D.). 

1308.  Donna  del  vostro  fin  pregio  e  valore 

F  20  —  K  8  [«del  libro  del  Brevio  e  del  Bembo»]. 

1309.  Chi  arä  in  86  valore 

B  104  -  [H  61]. 

1310.  La  donna  ä'n  sfe  yirtate  con  yalore 

B  412  (NoUr  Giacomo). 

1311.  Diletto  e  caro  amico  non  valore 

B  273  (Gaittone). 

1312.  Aldendo  dir  1'  altero  valore 

B  328  (Natiiccio  Cinqnino  pisano). 

1313.  Amor  m'agenza  di  tatto  valore 

G  164  (Ser  Face). 

1314.  Pol  le  piace  o'  avanzi  sao  valore 

A  29  (Rinaldo  d' Aquino)  -  B  119  (id.)  -  C  47  (id.). 

1315.  Diletto  caro,  oi  mio  novo  valore 

A  479  (Guittone)  —  B  273  (id.). 

1316.  Oramai  qnando  fiore 

C  46  (Binaldo  d'  Aquino). 

1317.  Castitate  in  Ince  e  ta  bellore 

B  241  (Gaittone). 

1318.  Gravosamente  facie  gran  foUore 

A  501  (Mastro  Francesco). 

1319.  Ai  che  villano  e  che  fellon  foUore 

A  472  (Guittone)  —  B  212  (id.). 

1320.  Gioia  gioiosa  a  me  noia  e  dolore 

B  175  (Gaittone). 


634  .  GioY.  Bfttt.  Feite. 

1321.  0  Yoi  c'allegri  gite  e  me  dolore 

A  526  (Bartolino  Palmieri). 

1322.  Tant'  6  lo  core  meo  pien  di  dolore 

A  821  (Rnstico  F.). 

1323.  Se  81  potease  morir  di  dolore 

D  448 

1324.  Tatto  V  affanno  la  pena  e  '1  dolore 

A  251  (Ghiaro  D.). 

1325.  Gome  la  tigrn  nel  suo  gran  dolore 

A  564  (Ghiaro  D.). 

1326.  Comane  perta  fa  coman  dolore 

B  22  (Gaittone). 

1327.  Sed  io  vivo  pensoBO  ed  ö  dolore 

A  968. 

1328.  Se  ciaBcan  altro  passa  il  mio  dolore 

A  373. 

1329.  Com'io  mi  lamentai  per  Io  dolore 

A  951. 

1330.  Membrando  eiö  c'ainore 

A  179  (Gaglieimo  Beroardi)  —  B  63  (Giacomo  da  Lentino) 
—  C  38  (Pier  d.  Vigne)  -  [H  25)  —  R  76  (Giacono 
da  Lentino). 

1331.  Pietit  di  me  per  Dio  vi  prenda  amore 

A  461  (Guittone)  —  B  133  (id.). 

1332.  Gaarda  cradel  giadicio  che  fa  amore 

D  221  (Maestro  Rinnccino). 

1333.  Non  cura  nave  la  rocca  d'  amore 

A  790. 

1334.  Per  an  camin  pensando  gia  d' amore 

A  899  (Piero  Aeino). 

1335.  Un  oseletto  che  canta  d'  amore 

Q  72  (Monaldo  d'  Aqnino). 

1336.  Vertäte  e  morte  vino  ira  ed  amore 

C  159  (Federigo  dali' Ambra). 

1337.  Egli  t  8i  poco  di  fede  e  d' amore 

D  475  —  0  62   (Cieco   [!])  —  f  c.  147. 

1338.  Citato  sono  alla  corte  d'  amore 

D  366  (Monaldo  da  Sofena)  —  F  97  (id.  [a  frate  Uber- 
tino])  —  f  c.  151. 

1331.  Pieta  per  Deo  donna  JB. 

1332.  Di  Cino  da  Pistoia  in  NF, 


Bibliogr.  d.  piü  antiohe  rime  Yolg.  iUl.  635 

1339.  Pol  che'  n  eranza  sento  assai  d'  amore 

F  201  [eG.  D.  do.  cosi  era  nell'  asempro»]. 

1340.  QaaDti  piü  sono  li  doni  d'  amore 

B  425  (Giovanni  Marotolo). 

1341.  Imparo  sempre  condizioni  d' amore 

A  792  (Pacino  dl  Ber  Filippo  Aagiolieri)  —  A  378 
(Gaittone). 

1342.  lo  sento  o  sentirö  mia  qnel  d' amore 

D  386. 

1343.  £1  prego  ch'  io  faciea  al  Dio  d'  amore 

A  627  (Maestro  Binuccino). 

1344.  S'f  Don  torni  neirodio  d' amore 

D  378. 

1345.  Amore  do  ma  contraro  d*  amore 

N  66. 

1346.  Me  place  dir  com*  eo  sento  d'  amore 

A  406  (Guittone)  -  B  363  (id.). 

1347.  Mastro  Bandin  se  mal  dett'  ö  d'  amore 

B  296  (Guittone). 

1348.  £  saa  natura  e  sno  poder  d'  amore 

A  408  (Guittone)  -  B  365  (id.). 

1349.  r  Bi  vorrei  coai  aver  d'  amore 

A  993. 

1350.  S'  i'  mi  ricordo  ben  i'  fni  d'  amore 

D  463. 

1351.  Gentil  madonna  la  vertu  d' amore 

A  997  —  D  61  (Lupo  degli  überti)  —  E  145  (id. 
[ce  Mino  d'Arezzo  diede  la  uota»])  —  E  63  (Lapo  o 
Lupo  degli  überti)  —  0  58  (id.). 

1352.  Quand'  io  penso  alla  vertb  d'  amore 

D  520  —  R  129  [«d'  autore  incerto»]. 

1353.  Pol  c'  a  voi  piace  amore 

A  177  (Rinaldo  d*  Aquino)  —  C  50  (Re  Federico)  — 
D  228  (Imperadore  Federigo)  -  E  8  (id.)  —  M  35  (id.). 

1354.  Membrando  ciö  che  amore 

E  215  (Notar  Giacomo  da  Lentino)  -  E*  2  (id.)  —  K 
271  (id.). 

1355.  A  voi  gentiie  amore 

A  314. 

1356.  Ai  Deo  merz6,  che  fia  di  me  amore 

A  278  (Monte).  —  B  80  (id.)  —  [H  40]. 


636  Giov.  Batt.  Fettm. 

1357.  L'altrier  dormendo  a  mi  86  yenne  amore 

Q  135  (Paolo  Lanfranchi  da  Pistoia). 

1358.  Lo  penBamento  fa  salire  amore 

A  641,  776  (Chiaro  D.). 

1359.  Chi  prima  diese  amore 

A  218  (Chiaro  D.). 

1360.  lo  non  sapea  che  cosa  fosse  amore 

A  371. 

1361.  Otto  comandamenti  fate  amore 

A  949. 

1362.  Se  vi  stringesse  qnanto  dite  amore 

D  327  (Terino  da  Castelfiorentino). 

1363.  Giä  langiamente  amore 

A   111  (Tiberto  Oalliziani   da  Pisa)  -^  B  60  (Baggeri 
d'Amici)  —  G  28  (Giacomo  da  Lentino). 

1364.  Novellamente  amore 

A  125  (Bonagiunta)  —  C  43  (id.). 

1365.  Se  non  si  mnove  d'  ogni  parle  amore 

A  497  (Mastro  Francesco). 

1366.  Ol  dolze  amore 

A  280  (Monte). 

1367.  Qnalnnqne  giorno  non  yedo  il  mi'  amore 

D  449. 

1368.  Madonna  voi  isgnardando  senti*  amore 

C  84  (Pucciandone  da  Pisa). 

1369.  Imparo  me  per  venire  a  V  amore 

A  791  (Chiaro  D.)  —  B  377  (Guittone). 

1370.  Blasmomi  de  1' amore 

A  110   (Tiberto  GalliKiani  da  Pisa)   —  B  72   (Rinaldo 
d'  Aquino)  -  C  64  (id.)  -  D  232  (id.)  -  [H  33]. 

1371.  Gonosco  il  fratto  e  il  fiore  de  V  amore 

A  681  [tenz.  con  Chiaro  D.]. 

1372.  Considerando  ben  ciö  ch'  h  V  amore 

C  161  (Federigo  dalP  Ambra). 

1373.  Di  Inngia  parte  adacemi  T  amore 

A  256  (Chiaro  D.). 

1374.  lo  Yoglio  Star  sovra  landar  T  amore 

A  380  (Chiaro  D.). 

1375.  r  prendo  1'  arme  a  difender  V  amore 

A  904  (Monte). 


Id65.  Di  Cino  da  Piatoia  in  Q. 


Bibliogr.  d.  piü  autiche  rimc  volg.  ital.  337 

1376.  r  80  ben  certo  doloe  mio  amore 

A  990. 

1377.  Deo  che  male  aggia  e  mia  fede  e  mio  amore 

A  432  (Gaittone)  —  B  179  (id.). 

1378.  La  gioven  donna  cni  appello  amore 

A  313. 

1379.  A  te  medesmo  mi  richiamo  amore 

D  350. 

1380.  Donna  lo  fino  amore 

A  94. 

1381.  0  donne  mie  leale  e  bnono  amore 

B  266  (Gaittone). 

1382.  Anima  mia  enor  del  mi'corpo  amore 

D  381. 

1383.  0  Vera  vertu  vero  amore 

B  5  (Guittone)  —  C  1  (id.). 

1384.  Messere  lo  noBtro  amore 

C  106  (Saladino). 

1385.  Messer  Giovanni  amico  'n  vostro  amore 

B  271  (Gaittone). 

1386.  Donne  per  vostro  amore 

A  57  (GiAOomino  Pagliese). 

1387.  Si  m'  ä  conqniso  amore 

A  66. 

1388.  A  tal  ferezza  m'  k  menato  amore 

C  122. 

1389.  Intera  fede  e  perfetto  amore 

N  39  (Pariatino). 

1390.  Qnalnnqne  m'adimanda  per  amore 

A  350  (Chiaro  D.). 

1391.  Oi  tn  lasse  omo  ched  ami  per  amore 

A  478  (Gaittone)  —  B  214,  433  (id.). 

1392.  lo  potrei  cosi  star  senz' amore 

D  400. 

1393.  Cosi  potrei  viver  senz'  amore 

D  474. 

1394.  In  nno  regno  convenesi  an  segnore 

A  731  (Chiaro). 

1395.  Terrino  eo  moro'e'I  meo  ver  segnore 

D  326  (Onesto). 


1391.  che  ti  dai  per  amore  B  214. 


638  Giov.  Batt.  Festn. 

1396.  Certo  me  par  che  far  dea  boD  signore 

B  384  (Notar  Giacomo). 

1397.  Taa  Bcritta  intesi  bene  lo  tinore 

B  329  (Bacciarone  di  Bacone  pisano). 

1398.  Qaalanqne  k  qnelli  c'  ama  pregio  ed  ä  onore 

A  862  (Minotto  di  Naldo  da  Gelle). 

1399.  Chi  disse  del  sao  padre  altro  che  onore 

Q  198  (Cecco  Angelieri). 

1400.  Sc  il  blasnio  fosse  onore 

D  168  (Noffo  d'Oltrarnö)  —  K  68  (id.)  -  B  100  (id.). 

1401.  Giadice  de  Gallara  en  vostro  onore 

B  290  (Gaittone). 

1402.  Ogn'  omo  c'  ama  de*  amar  lo  sao  onore 

A  388  —  B  411  (notar  Giacomo). 

1403.  Disaventara  6  di  me  gaidatore 

A  522  (Ser  Cione). 

1404.  Che  bono  Dio  sommo  sia  creatore 

B  276  (Gaittone). 

1405.  Amor  fa  come  il  fino  accellatore 

C  16. 

1406.  0  Bommo  bene  e  di  bon  sommo  atore 

A  480  (Guittone)  —  B  254  (id.). 

1407.  Solamente  vertu  che  debitore 

B  255  (Gnittone). 

1408.  Madonna  i'aggio  udito  sovent'ore 

A  724  (Chiaro  D.). 

1409.  De  la  romana  chiesa  il  suo  pastore 

A  702  (Monte). 

1410.  Ragione  messe  ed  amor  lo  fattore 

B  275  (Gaittone). 

1411.  Pare  che  voglia  dicer  Taatore 

B  215  (Gaittone). 

1412.  Per  sofrenza  si  vince  gran  vittoria 

B  383  (notar  Giacomo). 

1413.  Taler  eredete  voi  amor  ch'  i*  derma 

A  979. 

1414.  Tattor  sMo  veglio  e  dormo 

A  141  (Gaittone)  -  B  35  (id.)  —  C  3  (id.)  —  [H  10] 
-  Q  37  (id.). 


Bibliogr.  d.  piü  antiche  rime  volg.  ital.  639 

1415.  Madonna  ch'en  voi  lo  meo  core  soggiorna 

A  916  (Jaeopo  da  Leona). 

1416.  Volete  ndire  in  qnante  ore  del  giorno 

A  546  (Chiaro  D.). 

1417.  A  la  domane  al  parer  del  giorno 

Q  145  (Fdlgore). 

1418.  Similmente  la  nette  come  il  giorno 

A  826  (Ruetico  F.). 

1419.  Maladetta  sia  V  ora  e  il  pnnto  e  il  giorno 

D  457. 

1420.  SpesBamente  movomi  lo  giomo 

A  902  (Monte). 

1421.  Amor  fa  nel  mio  cor  fermo  soggiorno 

A  838  (RuBtico  F.). 

1422.  £o  non  ti  lodo  e  non  ti  adoro 

Q  177  (Folgore). 

1423.  II  giorno  aveaae  io  mille  marchi  d*oro 

A  926  (RuBtico  F.). 

1424.  Alcana  giente  part'io  mi  dimoro 

A  967. 

1425.  Non  sperate,  Ghibellini,  soccorso 

A  778  (Monte). 

1426.  Kon  val  savere  a  cni  fortnna  ä  Bcorso 

A  779  (Schiatta  di  M.  Albizzo  Pallaylllani). 

1427.  Fino  amor  mi  eonforta 

A  126  (Bonagiunta)  —  G  65  (id.). 

1428.  Ai  dolorosa  lasse  per  cni  s'  amorta 

A  615  (Monte). 

1429.  D'  amere  gli  ecchi  son  la  prima  perta 

A  517  (Ser  Gione). 

1430.  Voglia  di  dir  giusta  ragion  m'aperta 

A  148  (Guittone)  —  B  36  (id.)  —  [H  12]. 

1431.  Gen  adimanda  magna  scienza  perta 

A  886  (Chiaro  D.). 

1432.  Novella  gioia  che  perta 

A  243  (Chiaro). 

1433.  Io  vo  Banza  portare  a  chi  mi  perta 

A  773  (Chiaro). 

1434.  Deperto  e  gioia  nel  mio  core  apporta 

B  202  (Gaittone). 


640  GioY.  Batt.  Feste. 

1435.  Pol  BODO  Btato  oonvitato  a  corte 

B  331  (Natiiccio  Cinqaino  pisano). 

1436.  Et  onni  yenerdi  gran  caccia  e  forte 

Q  143  (Paolo  Lanfranchi  di  Piitoia). 

1437.  Sl  mi  stringe  forte 

A  152  (Gnittone). 

1438.  Maravigliomi  forte 

A  231  (Ghiaro  D.). 

1439.  Meo  fero  stato  nato  b  si  forte 

B  330  (Geri  Giannini  pisano). 

1440.  Ancor  potees'  eo  diBamar  ai  forte 

A  433  (Guittone)  —  B  129  (id.). 

1441.  L'amore  peceao  forte 

A  173  (Camino  Ghiberti  di  Firenze). 

1442.  Monte  ed  amile  piü  di  miUe  Sporte 

D  286  (Onesto)  -  P  136  (id.)  —  S  12  (id.). 

1443.  Amico  ta  fai  mal  che  ti  seonforti 

A  977. 

1444.  Gioia  nb  ben  nun  h  sanza  conforto 

A  123  (Bonaginnta)  —  C  55  (id.). 

1445.  La  mia  yita  poi  sanza  conforto 

A  204  (Chiaro  D.). 

1446.  Lo  Yostro  dolze  ed  nmile  conforto 

A  827  (Rastico  F.). 

1447.  Amico  mio  per  Dio  prendi  conforto 

A  938. 

1448.  Non  g\k  per  gioia  c'aia  mi  conforto 

A  250  (Chiaro  D.). 

1449.  Giamai  non  mi  conforto 

A  32  (Rinaldo  d'A.). 

1450.  AI  tempestoso  mar  lo  buon  conforto 

A  774  (Ser  Gione). 

1451.  Nel  tempo  ayverso  om  de'  prender  conforto 

B405. 

1452.  lo  combattei  con  amor  ed  öl  morto 

D  403. 

1453.  Qaale  nocchier  vnole  essere  a  porto 

A  890  (Monte). 


1440.  Deo  che  non  poBso  die.  B, 


Bibliogr.  d.  piii  anticha  rime  Yolg.  ital.  640» 

1454.  L'  affanno  e  il  gran  dolor  ch'  io  meco  porto 

A  813  (Rastico  F.). 
1466.  II  pessimo  e  crndel  odio  ch'io  porto 

D  440  —  Q  202  (Cecco  ÄD^olieri). 
1466.  Le  dolorose  pene  che  nel  meo  cor  porto 

D  193  (Noffo  Bonaguide). 
1457.  Non  giostizia  cioö  falsezsa  e  torto 

B  236  (Guittone). 
1458   Qaand'  omo  acqoista  d'  amor  nnlla  cosa 

A  696  (Ghiaro  D.). 
1469.  Per  forza  di  piacer  lontana  cosa 

A  118  (Gaccia  da  Siena). 

1460.  £  8on  servigi  che  ben  degna  cosa 

A  749  (Chiaro  D.). 

1461.  Si  como  giä  dissl  anche  alcana  cosa 

B  269  (Gttittone). 

1462.  Alberigol  de  Lando  alcana  cosa 

B  272  (Guittone). 

1463.  Madonna  or  provedete  ad  nna  cosa 

A  734  (Ghiaro  D.). 

1464.  Tattor  ch'eo  dir6  gioi  gioiva  cosa 

B  166  (Guittone). 
1466.  La  mia  ylta  b  piA  dora  ed  angosciosa 
A  398. 

1466.  Caanoscenza  penosa  ed  angosciosa 

C  20  (Inghilfredi). 

1467.  De  la  fera  inferta  ed  angosciosa 

B  97  (Lotto  di  Ser  Dato)  —  [H  97]. 

1468.  Magna  medela  a  grave  e  perigliosa 

B  98  (Pannncoio  del  Bagno)  —  [H  98]. 

1469.  Sovra  piagente  mia  gioia  gioiosa 

A  309  (Pannucoio  del  Bagno). 

1470.  Promis!  dir,  dir6  gioia  gioiosa 

A  703  (Guittone)  —  B  162  (id.). 

1471.  Gentile  mia  donna  gioi  sempre  gioiosa 

A  139  (Guittone)  -  B  40  (id.)  -  C  94  (id.)  —  [H  16] 
—  I  10  (id.), 

1472.  Ai  como  m'  6  crndel  forte  e  noiosa 

A  713  (Guittone)  -  B  172  (id.). 


1470.  Dett'ö  de  dir,  B. 

BomanlMh«  Fonohnagoi  ZXY.  40  a 


640b  Gioy.  Batt  Festa. 

1473.  Virgo  benigna  madre  gloriosa 
C  170  (Ser  Paoe). 
'  1474.  La  gran  gioia  disiosa 
A  300. 

1475.  La  namoranza  disiosa 

A  6  (Giacomo  da  Leotino)  —  B  111  (id.)  •-  [H  68] 

1476.  Giemma  laziosa 

A  261  (Giacco  delP  Angaillaia). 

1477.  Perch6  ogni  gioia  ch'6  rara  6  graziosa 

A  911  [tenz.  cou  la  Gompinta  Donzalla]. 

1478.  0  benigna  o  dolcie  o  preziosa 

B  256  (Guittone). 

1479.  Ai  Deo  che  dolorosa 

A  137  (Guittone)  —  B  31  (id.)  -  C  96  (id.)  —  E  48 
(id.)  -  [H  6]  —  I  11  (id.)  -  P  145  (id.). 

1480.  La  partenza  che  fo  dolorosa 

C  125  (Onesto),  127  —  D  151  (id.). 

1481.  Gentile  e  saggia  donzella  amorosa 

A  862. 

1482.  Radice  e  pomC;  fontana  amorosa 

A  611  (MoBte). 

1483.  Donna  amorosa 

A  175  (Petri  Morovelli  di  Firenze)  —  C  78. 

1484.  Fresca  ciera  ed  amorosa 

A  273. 

1485.  Nobile  pnizelletta  ed  amorosa 

A  960. 

1486.  Nobil  palzella  dolce  ed  amorosa 

A  950. 

1487.  Poi  ch'io  partio  amorosa 

A  299. 

1488.  Ringrazo  amore  de  1'  aventarosa 

A  352  (Chiaro  D.). 

1489.  Tu  vizio,  accidia;  a  cni  ben  fastidioso 

B  232  (Guittone). 

1490.  E  piacemi  vedere  religiöse 

A  592  (Chiaro  D.). 

1491.  0  grave  o  fellonesco  o  periglioso 

B  224  (Guittone). 


Bibliogr.  d.  piü  antiche  rime  yolg.  ital.  640e 

1492.  Gaardando  il  basilisco  velenoso 

B  410  (Notar  Giacomo)  -  E  217  (id.)  — E*  4  (fd.)  — 
E  274  (id.)  —  Q  74  (Monaldo)  -  R  78  (Jacomo  da 
LeBtino). 

1493.  Tanto  sono  temente  e  vergognoso 

A  364. 

1494.  Poi  che  si  vergognoso 

A  174  (Camino  Ghibertl  da  Firenze)  —  C  81. 

1495.  Amico  caro  meo  vetare  dod  obo 

A  456  (Gaittona). 

1496.  Poi  che  si  doloroso 

A  130. 

1497.  Partir  conviemmi  lasso  doloroso 

A  550  (Chiaro  D.). 

1498.  Oi  laaso  doloroso 

A  93  (Neri  de'  Visdomini). 

1499.  D'amor  distretto  vivo  doloroso 

A  168  (Folco  di  Calavra). 

1500.  Distretto  oore  ed  amoroso 

A  25  (Oddo  delle  Golonne  di  Messina)  —  bc.  107    (id.) 

1501.  Vostro  piagente  viso  ed  amoroso 

A  758  (Chiaro  D.). 

1502.  Umile  core  e  fino  e  amoroso 

A  45  (Jacopo  Mostacci)  —  C  9. 

1503.  Lo  gran  valore  e  lo  pregio  amoroso 

A  83  (Mazzeo  di  Bicco  da  Messina)  -  G  34  (Rosso  da 
Hessina). 

1504.  Un  disio  amoroso 

A  189  (Terino  da  Castel  Fiorentino). 

1505.  Com'  io  forte  amo  voi  viso  amoroso 

A  872. 

1506.  Deo  com'fn  dolce  e  ben  avventnroso 

B  286  (Guittone). 

1507.  Un  giorno  ben  avventnroso 

A  122  (BonagiuDta)  —  C  60. 

1508.  Vedete  s*  b  pietoso 

P  189  (Noffo  d'Oltrarno)  —  K  70  (id.). 

1509.  E  si  mi  place  padre  argomentoso 

A  590  (Chiaro  D.). 

1510.  Vizio  di  gola  tu  brutto  e  ontoso 

B  231. 

40a* 


640d  GioY.  Batt  Feste. 

1511.  Certo  noo  fate  mal  se  siete  mosaa 

D  485. 

1512.  Di  che  6  detto  di  tornare  in  possa 

A  972. 

1513.  lo  fo  ben  boto  a  Dio  se  Gbigo  fosse 

A  855  (Rustico  F.). 

1514.  Amoroso  voler  m'  k  commosso 

A  282  (Tomaso  da  Faenza)  -  B  83  (id.)  -  [H  43]. 

1515.  Ai  doloroBO  lasse  piü  non  posso 

A   281    (Monte)   —   B  82   (id.)  -   D   240    (Montucei 
Fiorentini). 

1516.  Cou  sicnrtä  po'  cbio  son  vosso 

F  66  (Bonagiunta). 

1517.  Ser  Mino  meo  treppe  mi  d&i  in  costa 

A  787  (Monaldo  da  Sofena). 

1518.  La  cni  sentenza  da  ragien  si  soosta 

A  892  (Monte). 

1519.  Tsl  mi  tenge,  lasse,  a  mala  pesta 

A  974. 

1520.  Vogliendo  contentarlo  di  composte 

k  c.  68  (Rustico  Barbnto). 

1521.  Lo  nemo  c'  k  per  contradio  si  mostra 

A  770  (Monte). " 

1522.  Bapresentando  a  conoscenza  vostra 

B  319  (Pannuccio  del  Bagno). 

1523.  Tante  folieggiare  aicuno  c'om  pote 

A  658  (MoDte). 

1524.  Esser  donzella  di  trovare  detta 

A  489  (Maestro  Torrigiano). 

1525.  Qnando  ser  Pepo  vede  alenna  petta 

A  919  (Büstico  F.). 

1526.  L'  amorose  eonforto  e  lo  disdetto 

A  275. 

1527.  La  pena  e'  aggio  cresce  e  no  menova 

A  688  (Pallamidesse  BelliDdote). 

1528.  AI  paragon  delP  ore  si  fa  prova 

A  525  (OrlaDduccio  Orafo). 

1529.  La  dolorosa  Tita  che  si  prova 

A  689  (Monte). 


Bibliogr.  d.  pift  antiohe  rime  volg.  itol.  64üe 

1530.  0  voi  detti  segoori  ditemi  dove 

A  473  (Guittone)  -  B  219  (id.)  -  C  8  (id.). 

1531«  Similemente  canoscenza  moye 
B  (Dotto  Reali.) 

1532.  Uno  piacere  dal  core  si  moye 

A  343. 

1533.  Se  la  ritonda  tavola  rinove 

N  7t 

1534.  La  spietata  che  m'  k  ginnto  al  giaoYi 

D  313  (Onesto)  —  F  98  (id.)  -  K  263  (id.)  -  Q  107 
(id.). 
1535  Per  gran  soverchio  di  dolor  mi  movo 

D  58  (Francesco  Ismera)  —  K  105  (id.)  -  R  80  (id.). 

1536.  In  nn  gioioso  stato  mi  ritrovo 

D  141  (Noffo  d'Oltranio)  —  K  71  (id.)  -  R  86  (id.). 

1537.  S'on  si  trov6  giamai  in  yita  povra 

A  971. 

1538.  La  mia  donna  che  di  tntte  altre  6  sovra 

A  158  (Guittone)  -  B  37  (id.)  -  [fl  13]. 

1539.  Amor  s'  ä  il  meo  voler  miso  di  sovra 

A  307  (Pannuccio  del  Bagno). 

1540.  Pallamidesse  amico  ogni  vertu 

A  593  (Chiaro  D.). 

1541.  Dolorosa  doglienza  in  dir  m'  addace 

B  96  (Pannuccio  del  Bagno)  -  [H  56]. 

1542.  Pson  si  magro  che  quasi  tralnco 

D  420  —  0  61  (Cecco). 

1543.  Per  Dio^  Min  Zeppa,  or  son  ginnte  le  tue 

D  479. 

1544.  Ben  e'veggio  che  cbi  te  rabuffa 

B  299  (Guittone). 

1545.  Mie  madre  mi  disse  V  altrier  parol'  nna 

D  480. 

1546.  Li  contrariosi  tempi  de  fortnna 

A  234  (Chiaro  D.). 


1&37.  La  gioia  mia  B, 


640f  Giov.  Bau.  Feste. 

1547.  El  martidl  li  d6  nn  novo  mundo 

Q  140  (Folgere). 

1548.  In  prima  or  m'6  novelta  Bonaginnta 

C  141. 

1549.  Fera  scienza  al  vostro  coro  6  gionta 

A  889  (Lambertacoio  Freacobaldi). 

1550.  Tu  mi  prendeati  donna  in  tale  panto 

C  128. 

1551.  Ai  sir  Iddeo  com'  forte  fu  lo  pnnto 

B  413  (Filippo  de  MesslDa). 

1552.  Qik  langiamente  sono  stato  pnnto 

B  204  (Guittone). 

1553.  Mattender  ched  i'faccio  con  panra 

A  992. 

1554.  0  voi  che  ve  n'  andaste  per  panra 

A  851  (Rustico  F.). 

1555.  Donna  di  voi  si  rancnra 

A  303  (Monte). 

1556.  Fero  dolore  et  cmdel  pena  dnra 

B  137  (Guittone). 

1557.  Fera  cagione  e  dnra 

B  88  (Lemmo  Orlandi)  —  [H  48]. 

1558.  Angelica  fignra 

C  119. 

1559.  Si  come  ciascnn  om  pö  saa  fignra 

A  768  (Monte)  —  B  353  (id.). 

1560.  Verace  k  il  ditto  che  chi  k  misnra 

B  333. 

1561.  In  ogni  cosa  vnol  senno  e  misnra 

A  600  (Chiaro  D.)  —  B  417  (Guittone). 

1562.  Greve  cosa  m'  avene  oltre  misnra 

A  184  (Bjondie  Dietaiuti). 

1563.  Similemente  gente  criatnra 

B  350  (Pucciandone  Martello). 

1564.  Vertu  mostrare  per  dritta  natura 

G  160  (Ser  Face). 

1565.  Lasso  sovente  sente  che  natnra 

B  316  (Pannuccio  de!  Bagno). 


Bibliogr.  d.  piü  uitioha  rime  voig.  itaL  640g 

1566.  Si  oome  '1  parpaglion  o'i  tal  natura 

B  396  (nötar  Glaoomo). 

1567.  De  la  fenice  impreBO  aggio  natura 

A  558  (Chiaro  D.). 

1568.  Cosi  ti  doni  Dio  mala  yentnra 

A  719  (Gaittone)  —  B  209  (id.). 

1569.  Qaal  omo  k  sn  la  rota  per  yentnra 

B  403  (Bonagianta)  —  £  213  (id.)   —  E^  36  (id.)  — 
P  64  (id.)  —  K  240  (id.)  —  E  74  (id.). 

1570.  Chero  con  dirittnra 

A  153  (Guittone)  —  B  27  (id.)  —  [H  3]  —  1 14  (id.) 

157>.  Dicendo  i'  vero  altmi  fallar  non  oaro 
A 


1572.  Ogn'altra  carne  m'6  in  odio  venuta 

D  425. 

1573.  Madonna  il  yoatro  amor  d'  nna  femta 

A  498  (Mastro  Franoesoo). 

1574.  0  d'onni  bono  bon  bona  yertnte 

B  237  (GnittoDe). 

1575.  Aniore  m'  k  si  yinto  e  ricrednto 

A  799  (Pacino  di  Filippo). 

1576.  Cotale  gioco  mai  non  fn  yednto 

A  329  (Notaro  Giacomo)  —  D  345. 

1577  In  fede  niia  che  in  amore  h  grande  ainto 
A  436  (Gaittone)  —  B  196  (id.). 

1578.  lo  y'  aggio  inteso  poi  che  y*  6  piaciuto 

A  800  (Pacino  di  Ser  Filippo  Angiulieri). 

1579.  E'  m'  h  st  malamente  rincrescinto 

D  391. 

1580.  En  yoi  aniore  lo  nome  k  fallato 

B  393  (Tommaso  da  Faenza). 

1581.  Deo  bona  donna  ch'ö  diyennto 

A  147  (Guittone)  —  B  28  (id.)  —  I  15  (id.). 

1582.  Dayante  a  yoi,  madonna,  son  yenato 

fi  400  (Onesto). 
1583  Madonna  io  son  yenato 
A  268. 


J 


6401i  GioY.  Bfttt.  Faita. 

1584.  Amore  amaro  a  morte  m'  ki  feruto 

B  356  (Meo  Abbraooiavacca  dl  Piatoia)  ~  b  c.  47  (id.). 

1585.  Si  tosto  con  da  yoi  bella  partuto 

A  834  (Rastioo  F.). 

1586.  Figliaol  di  Dio  qnanto  bene  avre'  avnto 

D  427. 

1587.  Amor  m'  k  proBO  ed  incarnato  tutto 

A  457  (Guittone)  —  B  126  (id.). 

1588.  De,  gnata  Ciampol  ben  questa  vecchiazza 

D  339. 

1589.  r  8on  veunto  di  schiatta  di  strazzo 

D  469. 


1685.  Am.  a  morte  oredo  m'4i  f.  b. 


Appendice. 

98  bis.    Se  Talta  diBolezione  di  voi  mi  chiama 

A  200  (Chiaro  D.). 
255  bis.  Quella  cmdel  stagion  che  a  gindicare 

Q  88  (Onesto  da  Bologna). 
383  bis.  Gentil  doDzella  de  bou  pregio  omata 

fr.  B.  c.  100  (Mo.  Rinueoino). 
1162.       Si  trova  anche  nella  prima  parte 

di  B  fra  le  lettere  di  Guittone. 
1362.       St  trova  anche  in  fr.  B.  c.  111. 
1530  bis.  Pariare  scnro  dimandando  dove 

B  (Meo  Abbracciayaoca). 


Indice  dei  Manoscritti/*^ 

A  =  Vatic.  3793*), 

[Grion  6.  Bomanische  Studien  I,  61  B8.  —  Gaix  N.  Le  origini 
deUa  lingua  paetica  italiana  (Firenza  1880)  —  D'AnconaA.  e 
Gomparetti  D.  Le  aniiehe  rime  volgari  eecondo  la  leeione  del 
Cod.  Vau  3793.  —  Casi Di  T.  Birne  dei  poeti  bohgneai  —  Edizione 
diplomatioa  a  cura  della  Sodetä  Filologica  Bomana  1902—07]. 

B  =  Laarenz.-Red.  IX^  63. 

[Gaix  N.  o,c,  —  Gasini  T.  o.e.—  Id.  Testi  inediti  di  antiche 
rime  volgari  (Bologna  1883)  —  Id.  22  CanzotUere  Laurengiano 
Bediano  9  (Bologna  1900)]. 

G  =  PaIatino  418. 

[PalermoF.  I codd. PalaHni  ddlaB.  Nat.di Fireme ^Gentile 
I  eodd.  Palatini  (Roma  1885)  —  GaixN.  o.  c.  —  Gasini  T.  o.c, 
—  Edizione  integrale  di  Bartoli  A.  e  Gasini  T.  [estr.  dal 
Propugnatore  XIV,  XVH,  XVIII  e  N.  S.  I]. 

D  =  Chigiano  L.  YHI.  306. 

[Bartsch  K.  Jahrbuch  /.  rom.  u.  engl.  Spr,,.  XI  172  8s.  — 
Edizione  integrale  di  E.  Monaci  ed  E.  Molteni  in  Propugna- 
tore X— XI]. 

£  =  Laurenz,  pl.  XC  inf.  37. 

[Bandini  Catal.  Codd.  mss.Bibl  ilfed.-£aiir.,  V  435  — Massöra 
A.  Oenesi  deUa  raccoUa  Bartoliniana  in  Zeitschrift  f.  Born,  Ihü. 
XXVI  1  SB.]. 

&  =  Palat.  204. 
[Gentile  o.e.]. 

£•  =  Parig.  it.  554. 

E*  =  Vaticano  3213. 


(*)  Naturalmente  qnesto  indice  contiene  soltanto  le  sigle  dei  codd.  che 
rientrano  nella  parte  del  layoro  qui  pnbblicata.  Non  saranno  del  tutto  inntili, 
crediamo,  alcune  indicazioni  bibliografiche. 

*)  Indichiamo  con  cifre  romane  le  poesie,  che  mancano  in  questo  cod. 
mutilo  nelle  prima  carte,  ma  di  cd  ci  yiene  attestata  l'esistenza  dalP  indice  del 
cod.  stesso  (y.  Pediz.  della  Soc.  Filol.  Bom.  fasc.  I). 


640k  Giov.  Batt.  Festa. 

F  =  Vatioano  3214 

[ManzoDi  L.  in  Bivüta  dt  Filol  Born.  I  las.  —  Palaei  M. 
Birne  antiche  italiane  secondo  la  Uzitme  dd  Cod.  VaL  3214  e  da 
Cod.  Caaan.  d.  v.  5  (Bologna  1895).] 

G==  Codice  Bologna 

[Ca ein i  T.  in  Giom.  St.  d.  LeU.  it.  U  335  aa.] 

[H]  =  Libro  Reale 

[Monaoi  £.  in  Zeüschriß  f.  Born.  Fhil.  I  378  sa.] 

1  =  Eiccard.  2533. 

[Casini  T.  in  Oiom.  8t.  d.  Lm.  U.  lU  164 aa.] 
K  =  Riccard.  2846. 

[Casini  T.  in  Qiom.  St.  d.  Lett,  ü.  lU  172 as.] 

L  =  Riccard.  1118. 

[Gaaini  T.  in  Qiom.  St.  d.  LeU.  it.  HI  187 aa.] 

E  =  Magliab.  VH,  7,  1208. 

[Caaini  T.  in  Giorn,  St.  d.  LeU.  it.  IV  116  88.] 

N  =  Magliab.  VH,  10,  1060  (gii  Sixozz.  63). 

[Casini  T.  in  Giom.  St.  d.  LeU.  it.  IV  11988.] 

0  =  Capitolare  di  Verona  445. 

[Casini  T.  in  Giom.  St.  d.  LeU.  B.  IV  122  -^  Morpnrgo& 
Birne  inedite  di  G.  Quirini  ed  Ä.  da  Tempo  in  AreMv,  st.  per 
Trieete  V  Istria  e  il  Trentino  I  fasc.  2  —  Maaaera  A.  J^taie  ä 
Cecco  Angiolieri  (Zanichelli  1906)  p.  XXXII  n.  1.] 

P  =  Caaanat.  d.  v.  5  (ora  n»  433). 

[Pelaez  M.  Birne  antiche  italiane  socondo  la  lexione  del  cod. 
Vat.  3214  e  del  cod.  Casanat.  d.  v.  5  (Bologna  1895).] 

Q  =  Barber.  XLV  47  (ora  Vatic.-Barber.-lat.  3953). 

[Edizione  diplomatica  a  cnra  di  6.  Lega,  Bologna  1905.] 

B  =  Bologn.  UniverBit.  2448. 

[Barbi  H.  Siudi  di  Mes.  e  teeti  inediti  —  Ma88era  A.  Geneti 
della  raccolta  Bartoliniana  in  Zeitschrift  /.  Born.  Phil.  XXVI 1 »] 

8  =  Bulogn.  Universit.  1289. 

[Lamma  £.  in  Giom.  St.  d.  Lett.  it.  XX  151  —  Frati  L.  tM. 
XXIV  300  —  Bertoni  G.  in  Zeitschrift  /.  Born.  Phü.  1906,  IV.] 

T=  Vatioano  4823  (*) 

[Comparetti-D' Ancona  Antiche  rime  ecc.  (pre/oirtofi«,  oye n 
riporta  anche  una  nota  di  £.  Monaci).] 

a  =  Bologn.  Universit.  2618. 

b  =  Parmen8e  1081  (cod.  Vitali). 
[Giom.  St.  d.  Lett  ü.  XII  77  88.] 


(*)  Nel  no8tro  layoro,   perö,  non   citiamo  mai  la  aigla  di  queato  cod.  il 
quäle,  nella  parte  che  ei  intere88a,  ö  una  copia  fedele  dell'  altro  cod.  Vat.  3793  (A). 


Indiee  dei  ManoBorittL 


6401 


c^Magliab.  Vn  1040. 

[Giern.  St.  d.  Leu.  it.  II  889.] 

e»Panciat.  24. 

[Morpurgo  I  eodd,  PanciaticMani.] 

f=Biooard.  1103. 
[Morpnrgo  o,  c] 

i  =  Riccard.  1094. 
[Id.  ibid.] 

k  =  Vatic.-Urbin.  697. 

1  SB  cod.  43  Comnnale  di  Peragia. 

[Mazsatinti  Ihv4ntario  ecc.  Y.  88 bs.] 
m  =  cod.  10  Bibl.  di  Udine. 

p=Laareiiz.  XL  49. 
[Bandini  o.e.] 

fr.  Bard  =  Frammento  Bardera. 

[Lamma  £•  in  Bivista  critica  d.  Lett.  it.  II  124.] 


Indice  dei  poeti.(*) 


Abate  (l*)  di  NapoH  761. 

Abate  (!')  di  Tivoli  649,  775,  1156. 

Alberto  da Ma88adiHaremma856. 

Albertttcoio  della  Viola  289. 

Amorozzo  da  Firenze  1284. 

Arrigo  Baldonasco  203,  606. 

Arrigo  Divitis  776. 

Arrigo  (Don)  195. 

Arrigo  Testa  da  Lentino  776. 

Bac Ciarone  da  Pisa  376,  746,  955, 

1090,  1897. 
Baldo  da  PaBsignano  1072. 
Baldo  Fiorentini  547. 
Baldnccio  di  Arezzo  1228. 
Bandino  (Maestro)  863. 
Bartolino  Palmieri  1821. 
Bartolo  Leffi  di  Firenze  602. 
Bartolomeo  notaio  di  Lncca  862. 
Bartolomeo  da  S.  Angelo  417. 
Bartolomeo  Mocari  da  Siena  954. 
Bello  (Ser)  15. 


Beroardo  (Ser)  notaio  42. 

Betto  Mettifuooo  da  Pisa  69. 

Bianco  (lo)  di  Baoarello  1225. 

Bindueoio  da  Firenze  991. 

Bonagiunta  Monaco  della  Badia 
di  Firenze  237,  439. 

Bonagiunta  Urbicciani  89,  44, 
189,  146, 208,  215, 275, 298, 342,  [343] 
481,544,  580.  671,  683,  727,755,785, 
800,  808,  810,  881,  888,  968,  1056, 
1087,  1098,  1133,  1165,  1168,  1276, 
1808,  1804,  1364,  1427,  1444,  1507, 
1516,  1569. 

BondieDietaiuti  154,226,832,548, 
557,  657,  1562. 

BonodicQ  notaio  857,  883. 

Brunetto  Latini  652. 

C.  141,  288,  1268. 

Gaccia  da  Castello  111. 

Caccia  da  Siena  1459. 

Cacciamonte  da  Bologna  996, 1257. 


(*)  I  numeri  seguiti  da  bis  si  riferisoono  alla  breye  Appendice 


640m 


Giov.  Batt  Feata. 


Cane  della  Soala  1006. 
Camino  Ghiberti  830,  1284,  1441, 
1494. 

Gecco  Angiolieri  28,  77,  159,  .188, 
191,  258,  378,  457,  459,  460,  461, 
463,  466,  528,  667,  684,  768,  847, 
928, 963,  1010, 1027,  1089, 1076, 1131, 
1146,  1151,  1221,  1387,  1399,  1455. 

Gene  della  Ghitarra  4,  51,  58,  61, 
79,  93,  151,  179,  877,  528,  786,  946. 

GhiaroDavanzati  2,  29,  35,  50,70, 
71,  78, 74, 75,  76, 78, 82, 98  bis  105, 123, 
127, 128,  129,  130,  183, 145, 158, 166, 
168,  180,  184,  187,  206,  207,  217, 
229,  230,  284,  236,  244,  263,  271, 
290,  300,  301,  310,  320,  324.  344,  351, 
360.  361,  364,  371.  880,  390,  395, 
398,  411,  412.  435,  450,  467.  469, 
527,  536,  560.  562,  564,  566.  573, 
583,  592,  611,  612,  619,  631,  634, 
644,  650,  660,  663,  689,  698,  701, 
706,  708,  722,  726,  736,  739,  751, 
752,  753,  767,  778,  781,  814,  830, 
833,  834,  842,  843,  848,  854,  873, 
895,  900,  918,  931,  941,  944,  945, 
949,  950,  958,  977,  984,  995,  1022, 
1084,  1035,  1038,  1045,  1054,  1071, 
1080,  1091,  1101,  1106,  1108,  1112, 
1113,  1118,  1120,  1142,  1144.  1148, 
1167,  1169,  1174,  1181,  1219,  1235, 
1250.  1266,  1277,  1278,  1279,  1282, 
1287, 1289,1290, 1291,1296,  [1305]  1806. 
1307,  1824,  1325,  1358,  1359,  1369, 
[1371],  1373,  1374,  1890,  1894,  1408, 
1416,  1481,  1482,  1433,  1438,  1445, 
1448,  1458,  1460,  1463,  1488,  1490, 
1497, 1501,1509,1540.1546, 1561,1567. 

Ciacco  delPAnguillaia  1476. 

Ciolo  de  la  Barba  di  Pisa  1244. 

Gione  (Ser)  114,  181,  211,  288,  420, 
624,  659,  661,  669,  676,  908,  921, 
1194,    1234,   1259.  1408,  1429,    1450. 

Giucio  823,  882. 

Gompagnetto  da  Prato  287,  1065. 

GompiutaDonzella(La)  [381]  742, 
1125,  1264,  [1477]. 

Gonte  di  Santa  Flora  451. 

Dello  da  Signa  674,  756. 


DottoBealidaLncca  675, 887,1531 

Dozzo  Nori  1082. 

Enzo  (Re)  242,  561,  680. 

Fabrnccio  Lambertacoi  688. 

Fabruzzo  de  Perosa  638. 

Federigo  dall' Ambra  85,144,147, 
148.  505,  518,  1386,  1872. 

Federigo  Gualterotti  81. 

Federigo  Imperadore  204,  1358. 

Federigo  (Be)  72,  582,  1353. 

Filippo  da  Messina  1551. 

Filippo  Giraldi  809. 

Finfo  del  Buono  Guido  Neri  di 
Firenze  550. 

Folcacchieri  da  Siena  893. 

Folco  di  Galabria  1499. 

Folgere  da  S.  Gemignano  1,  16, 
52,  59,  60,  80,  95.  103,  108,  119, 150, 
178,  186,  388,583,542,  596,  693,777, 
801,  918,  947,  959,  1182,  1417,  1422, 
1547. 

Francesco  (Maestro)  78,  90,  404. 
556,  581,  648,  711,  1318,  1865, 1573. 

Francesco  da  Gamerino  672. 

Francesco  Ismera  1535. 

Fredi  da  Lucca  227. 

Galletto  da  Pisa  196,  368. 

Geri  Giannini  di  Pisa  510,  1439. 

Giacomino  Pugliese  220,  615,  696, 
894,  1267,  1386. 

Giacomo  notaio  da  Lentino  36, 
81,  83,  102,  124,  142,  219,  258,  319. 
382,  349.  370.  872,  462,  589,  590, 
613,  637,  646,  647,  651,  692,  782. 
784,  776,  791,  850,  989.  1018,  1044, 
1122,  1124,  1148,  1172,  1184,  1270, 
1274,  1310,  1330,  1354  (v.  ErnUal 
1863,  1396,  1402,  1412,  1475,  1492, 
1566,  1576. 

Giano  55,  1066. 

Gioyanni  d'Arezzo  874,  1107. 

Giovanni  Marotolo  205,  628,  668, 
1840. 

GioyannidairOrtod'Arezzo517, 
[v.  anche  Giovanni  d'Areszo]. 

Giovanni  Pagliese  1098,  1102. 

Giovanni  (lo  re)  1210. 

Gonnella  (Messer)  594,  868,  879. 


Indice  dei  poeti. 


640n 


Graxiolo  da  Firenze  1281. 

Guelfo  Taviani  254. 

Gaglielmo  Beroardi  285,  1380. 

Guglielmotto  di  Otranto  884. 

[Guido  Guinicelli]  242. 

Guido  delleColonne  143,183,863, 
449,  769,  1122. 

Guido  Noyallo  (Conte)  575. 

Guittooe  d'Arezzo  20,  26,  82,  88, 
84,  87,  88,  41,  48,  46,  48,  49,  57.  62, 
67,  84,  87,  88,  96, 109, 110.  126.  182. 
138,  152, 164,  165, 185,  189,  190, 192, 
193.  201, 218,  224, 251,  257.  259, 262, 
264,  267.  270,  282,  286,  803,  306, 308, 
311,  818,  326,  829,  384,  387,347,350. 
363,  859,  879,  383,385,  892,  393,  394, 
399,401,  406,  407,  408,  421,426,427, 
480,  431,432.  443,444,  445,  447,464, 
471,  472,478,  474.475,479,  495,496, 
499,  500,504.508,  513,  524,  580,541, 
548,  558, 559,  561,  570,  576,  578, 579, 
595, 600,  608, 610,  616,  618,  620,  623, 
625,630,632.  635.  640,  641,  655,665, 
678.  678,  690.  691.  707,  712,  715,  717, 
718,  719, 729,  749,  759,  760,  762,  764, 
766,  792,  794,  812,  819,820.822,  824, 
825,828,839,  841.  844.  846,  859,  860, 
864,  865,  871,  886,  908, 924,  938, 948, 
960,  965, 966,  974,  981.  982,  983.  987, 
988,  990,  992,  994,  1000,  1026,  1033, 
1087,  1061.  1063,  1070,  1074,  1079. 
1085,  1089,  1094,  1095,  1097,  1099, 
1117,  1123.  1157, 1162,  {v.App.)  1168, 
1164,1185. 1187,1188,1209. 1213,1227, 
1238,  1241,  1242,  1258,  1254.  1268, 
1271,  1272,  1285,  1292,  1293.  1294, 
1295,  1298.  1299,  1311,  1315,  1817, 
1319,  1320,  1826,  1331,  1841,  1346, 
1347,  1848,  1369,  1877,  1381.  1383, 
1885,  1891,  1401,  1404,  1406,  1407. 
1410,  1411,  1414,  1430.  1434,  1437, 
1440,  1457,  1461,  1462,  1464.  1470, 
1471,  1472,  1478,  1479,  1489,  1491, 
1495, 1506, 1530, 1538. 1544, 1552, 1556, 
1561, 1568, 1570. 1574, 1577, 1581, 1587. 

Jaoopo  d'  Aqnino  1069. 

Jacopo  da  Leona  23,  104,  695,  772, 
1008.  1256,  1286.  1415. 


Jacopo  Mostacci  182,327,732.758. 
881,  853,  1280,  1502. 

Incontrino  Fabrucci  di  Firenze 
577. 

Inghilfredi  588,  622,  705,  915.  1208, 
1466. 

Lambertnccio  Frescobaldi  3,  802, 
348.  901.  1265,  1549. 

Lapo  del  Rosso  171. 

[Lapo  Gianni]  77. 

Lapo  (o  Lupo)  degli  Uberti  656. 
1851. 

Lapuccio  Belfradelli  241. 

Lemmo  Orlandi  555,  1557. 

Leonardo  del  Guallaoco  869. 

Lippo  Pasci  de'Bardi  1197. 

Lotto  di  Ser  Dato  pisano  1216, 
1467. 

Maglio  795,  1175, 

Masarello  da  Todi  281,  837. 

Mazzeo  di  Ricco  da  Messina  183, 
208,  231,  488,  458,  699,   1179,  1508. 

Meo  Abbracoiayacca  24,  184,  728, 
740,  813,  877,  IbdObis,  1584. 

Migliore  degli  Abati  54,  1195. 

Mino  da  Golle  545,  723,  1398. 

Mino  del  Payesaio  636,  1073. 

Minotto  di  Naldo  da  Golle  y. 
Mino  da  Golle. 

Monaco  da  Siena  954. 

Monaldo  d'Aqnino  1335. 

Monaldo  da  Sofena  423,  501,  604, 
613,  807,  856,  1069,  1338,  1492?, 
1517. 

Monte  d' Andrea  5,  9,  13,  27,  80,45, 
65,  66,  92, 97,  106.  185, 136. 140, 156, 
163, 172.  177, 243,  247,  249,  260,  268. 
269,  280,  333,  840,845,846,354,  855. 
366. 415,  488,  448.  483,  488,  498, 520, 
534,  540,  554,  572, 608,  621,  627,  679, 
686,  714,  741.  750.  773.  789,  808,  804, 
805,  855,  878,  880, 891, 896,  902,  919, 
920,  929, 986,  964, 979, 998,  999, 1009, 
1020,  1021,  1031,  1036,  1046,  1067, 
1068,  1075,  1092,  1100,  1128,  1129, 
1130,  1149,  1158,  1170,  1180,  1191, 
1202,  1211,  1212,  1214,  1217,  1220, 
1226,   1228,  1238,  1240,  1246,   1252, 


640o 


QioY.  Bau.  Fest«. 


1297,  1300,  1801,  1356,   1866,   1375, 

1409,  1420,   1425,  1428,   1453,   1482, 

1515, 1518, 1521, 1523, 1529, 1555, 1569. 
Musa  da  Siena  174. 
Naochio  di  Pacohio  549. 
Nascimbene  da  Bologna  242. 
Natuccio  Cinqaino  784,  1312,1435. 
Neri  del  PaveBaio  636. 
Neri  Poponi  1001. 
Neri  Visdomini  283,  424,  899,  1192, 

1288,  1498. 
Nocco  di  Genni  di  Frediano  da 

Pisa  209. 
Nof  fo  Bonaguida  181, 200, 322?,  482, 

580,  645,  952,  1137, 1237,  1275,  1456. 
Noffo  d'Oltrarno  1111,  1400.  1508, 

1586. 
Nuccio  Fiorentino  604. 
Nucoio  Sanese  116. 
OddodelleGolonne  386(y.^rato), 

1500. 
Oneato  da   Bologna  2555m.  358, 

365,  891,  494,  598,   907,   937,   1004. 

1007,  1017,   1028,  1161,  1198,    1261, 

1395,  1442,  1480,  1584,  1582. 
Orlandino  o  Orlanducoio    orafo 

872,  1528. 
Osmano  1196. 
Pace  (Ser)  7,  12,  198,  232,   274,   305, 

809,  312,    367,  720,   725,    731,   888, 

1110,  1313,  1473,  1564. 
Pacino  di  Ser  Filippo  169,320,  838, 

416,   582,   609,   629,   747,   757,  876, 

[1042],  1053,  1243,  [1248],  1341,  1575, 

1578. 
PallamidesBe  36,  425,  885,  1527. 
Pannuooio    del    Bagno   248,  250, 

511,  546,   553,   591,   709,  785,   754, 

788,898,980,  1186,  1189,  1286,  1468, 

1469,  1522,  1539,  1541,  1565. 
Paolo  Lanfranchi  da  Pistoia  1357, 

1436  (?). 
Paolo  Zoppo   diBologna(*)  396, 

405,  787.  788,  911,  985,  1134. 


Pariatino  1889. 

Picciolo  da  Bologna  997. 

Pier  delle  Vigne  221,  222,  255,  28i, 
589,  615,  664,  732,  817,  1330. 

Piero  Asino  1334. 

Pietro  Morovelli    917,   1166,  1483. 

Prezivalle  Dore  1055,  1138. 

Pucciandone  da  Pisa  213,  704, 
1088,  1368,  1563. 

Puccio  Belondi  787. 

Banieri  de'Samaritani  187,  489, 
1179?. 

Ranieri  da  Palermo  1179. 

Biccnccio  di  Firenza  289,  60i 
1115?. 

Rinaldo  d'Aquino  125,  142,  825, 
551,  653,  (687  n.),  688,  850, 1029, 1314, 
1358,  1370,  1449. 

Rinuccino  (Maestro)  19,  53,  902, 
821,  388  bis,  403,  419,  568,  721,  730, 
869,  976,  978,  1086,  1177,  12G0, 1302, 
1332,  1343. 

RosBO  da  MeBsina  1503. 

Rnggeri  d*Amici  124,142,  176,481, 
1280,  1363. 

Rnggero  da  Palermo  72,  814?. 

BuBtico  Filippi  86,  68,  113,  117, 
122,  157,  160,  212,  216,  228,  266, 
296,  378,  382,  387,400,  484,486,492, 
512,  581,  585,  587, 568,  569,  670,  763. 
774,  790,  802,  816,  892,  926,  971, 
1043,  1064,  1083,  1103,  1127,  1141, 
1147, 1193, 1207, 1218, 1224,1251, 1280, 
1283,  1822,  1418,  1421,  1423,  1446, 
1454.  1513,  1520,  1525,  1554,  1585. 

Saladino  614,  1173,  1384, 

Schiatta  di  M.  Albizso  170,  261, 
307,  885,  434,  487,  1231,  1247, 1249, 
1426. 

Semprebene  da  Bologna  242,1065. 

Si.  Gui.  da  PiBtoia  509,  866. 

Simone  Binieri  (Maatro)  di 
Firense  1104. 

Siribuono  giudiea  745,  1059. 


(*)  Le  yarie  denominazioni  di  Polo  da  Gaetello,  Paolo  Zoppo  da 
Bologna,  Polo  di  Lombardia  designano  —  ö  Bnpeifltto  ripeterlo — noa 
medesima  persona ;  cfr.Monaci  Crest,  n.  69. 


Indioa  de!  poetL 


64()P 


Stefano   di  Pronto   da  Messina 

284,  589,  976. 
Taiano  (Messer)  da  Firenze  1019. 
Terino  da  GastelFioreiitiDo265, 

86S,  718,  1862,  («.  App.)  1504. 
Terramagnino  pisano  942,  [948]. 
Tiberto  Galliziani  da  Pisa  1368, 

1870. 
Tommaso   di    Sasso   da  Hessina 

818,  910. 


Tommaso  da  Faensa  107,  506,  516, 

745,  779,  1059,  1514,  1580. 
Torrigiano  (Maestro)  6,   94,  410, 

514,  1195,  1258,  1524. 
Ubertino  Frate  98,  199,  [1888]. 
Ubertino  di  Goyanni  del  Bianco 

d'Arezzo   14,  40,   167,476?,  477, 

529,  716,  890,  1077. 
UgodiMassada  Sie  na  440, 451, 874. 
Ugollno    Bazuola    di    Komagna 

521,  1003. 


Nota. 

Approfittando  della  cortese  ospitalitit  del  prof.  VollmöUer,  abbismo  volato 
offrire  ai  lettori  delle  Romanische  Forsohnngen  qnesto  saggio  di  biblio- 
grafia  delle  nostre  rime  Yolgari,  stralciandolo  da  un  ben  piä  vasto  lavoro  che 
speriamo  poter  pubblicare  fra  non  molto  nella  sua  integritA.  Qni  ci  siamo 
limitati  alle  spoglio  di  quasi  tntti  i  mss.  conoscinti,  senza  tenere  alcun  conto 
delle  edizioni  a  stampa,  ed  alle  sole  rime  dei  poeti  della  yeochia  Bcuola,  esclnso 
pnre  il  Gninicelli,  ma  fatta  eocezione  per  i  rappresentanti  piä  notevoli  di  qnella 
poesia  realistioa  e  borghese,  la  qnale  fiori  yiyace  e  yeramente  sentita  accanto 
ad  nna  Urica  d'amore  piü  o  meno  ynota  di  sentimento  ed  artificiosa. 

II  nostro  modesto  saggio  presenta  nn  repertorio  quasi  completo  delle  poesie 
di  ciroa  duecento  autori  (oltre  le  molte  che  si  presentano  adespote  nei  piiü 
aotoreyoli  canzonieri)  con  la  indicazione  dei  mss.  che  le  contengono.  Esso  pnö 
—  se  troppo  non  ci  illudiamo  —  rinscire  di  una  qualche  utilit2l  a  quanti  si 
occupano  della  nostra  letteratura  dei  primi  secoli,  e  specialmente  ai  futnri  editori 
delle  antiche  rime  italiane.  I  quali  finora  non  poteyano  certo  ritrarre  grande 
yantaggio  dalla  postuma  pubblicazione  delle  carte  delBilancioni^)  — oye  il  molto 
86  non  troppo  materiale,  ö  reao  di  difficile  uso  dalla  mancanza  di  ordine  —  nö, 
tanto  meno,  dall'esiguo  Indice  del  Biadene'),  circoscritto  alle  sole  canzoni  ed 
a  soll  cinque  oodici.  Ci  ö  parsa  pol  ottima  cosa,  non  tentata  ancora  nel  campo 
delle  nostre  rime '),  il  disporre  i  capoyersi  delle  singole  poesie  secondo  1'  ordine 


^)  Le  carte  di  P.  Büaneiani  raccolte  da  C.  eL.  Frati,  Bologna. 
*)  L.  Biadene  Indice  deüe  Caneoni  del  a,  Xllh 

^  La  Francia  yanta  la  bella  Bibliographie  d,  Chanaanniera  Fran^aia  del 
Baynand,  condotta  appunto  con  questo  metodo. 


640  q  (3tioy.  Batt  Feste. 

mlfabetico  non  gii  della  loro  lettera  iniziale  —  troppo  spesso  soggetta  a  mntt- 
menti  —  bensi  della  rima,  elemento  piü  tenace  o  almeno  piü  facilmente  rioosti- 
tuibile.  Uno  dei  vanUggi  di  tele  ordinamento  6  reso  evidente  dal  fatto  che  il 
Biadene  fn  costretto  ad  aggiungere,  come  in  appendice,  an  nuovo  breve  eleneo 
di  cansoni  nelle  quali  ''il  primo  veno  —  egli  dice  —  in  qoaleano  dei  eodd. 
predetti  non  h  dei  tatto  ugnale  alla  lezione  recate  di  sopra". 

Per  la  indicasione  dei  mss.  ei  serviamo  delle  sigle  gii  adoperate  dal 
Casini,  (Oi&m.  8t.  d.  Lett  It  II— IV)  salvo  leggiere  modifieaaioni  ed  aggionte 
neceasarie,  come  pu6  vedersi  dair  eleneo  che  di  essi  offriamo^). 

Prima  di  chiudero  qneste  breve  note,  ci  sia  lecito  atteetere  pnbblicamente 
la  nostra  gratitndine  al  prof.  V.  De  Bartholommaeis,  che  ci  porse  la  primt 
idea  dei  presento  lavoro,  ed  al  prof.  E.Monaci,  il  quäle  volle  con  rara  cortetii 
concederci  molte  sue  Schede  contenenti  lo  spoglio  di  alconi  codioi. 

Ferentino,  maggio  1908. 

GiOY.  Batt.  Feste. 


Errata-Corrige. 


D.  247.  invece  di  ira  cappo       si  legga  ira  c^  appo  — 

„  386.  „        n  A  26              „      „      A  26  (Oddo  delle  Colonne) 

„  473.  „        „  aeefala            „      „      ace/ala 

„  523.  „        „  C51               „      „      151 

„  657.  „        „  intenzamente  ^      „      in  tenzamento 

„  745.  „       „  Simbnono       „      „      Siribnono 


V 


1059. 


J  nn.  1330  e  1354  si  rieforiscono  ad  nna  stessa  poesia  (erroneamente 
registrata  dne  volte)  e  si  completono  a  vicenda  in  qnanto  alla  indi- 
cazione  dei  codd.  che  la  contengono. 


')  Per  qnanto  ö  possibile  acoanto  alla  sigla  dei  ms.  poniamo  il  nnmero 
d'ordine  che  la  poesia  ha  nel  cod.;  altrimenti  indichiamo  con  c.  la  carte  in  cid 
ö  contonnte;  solo  in  pochissimi  casi  non  abbiamo  potutö  indicare  altro  che  il 
ood.  Qnando  non  segne  fra  parentesi  alcun  nome  di  antore,  la  poesia  h  adespota 


As  Cantigas  de  D.  Joan  Garcia  de  Guilhade, 
Trovador  do  seculo  XIII. 

Por 
Oskar  Nobiling. 


Prefaeio. 

Estando  hoje  accessivel  aos  estudiosos  todo  o  cabedal  da  poesia  dos 
antigos  trovadores  portuguezes,  quer  —  gra9a8  aos  sabios  italianos  Monaci 
e  Molteni  —  em  primorosas  edi9Öe8  diplomaticas,  quer  —  6  ao  Caneio- 
neiro  da  Äjuda  de  D.  Carob'na  Micbaelis  de  Vasconcellos  que  me  refiro  — 
nama  edi9ao  critica  e  commentada  do  mais  alto  valor  scientifico,  ja  serä 
tempo  de  reunirmos  em  ed]9oe8  completas  as  obras  dos  mais  importantes 
d'entre  os  trovadores,  afim  de  se  poderem  estudar  as  fei9de8  communs  dösse 
primeiro  periodo  da  litteratura  portugueza  bem  como  as  individuaes  que 
caracterizam  os  seus  vultos  mais  eminentes.  P6de-se  affirmar  desde  ja  que, 
apesar  do  convencionalismo  e  uniformidade  essencial  que  reinam  na  lingua, 
no  estylo  e  na  poetica  dos  trovadores,  entre  elles  se  destacam  individualida- 
des  bem  caracterizadas,  e  cujos  tra90s  distinetivos  transpareoem  tanto  mais 
quanto  as  poesias  tdm  mais  o  cunbo  nacional,  afastando-se  dos  typos  e 
modelos  proven9aes.  Hoje  nenhum  conbecedor  poderia  attribuir,  assim  como 
o  fizeram  Diez  e  F.  A.  de  Vambagen,  a  imi  unico  poeta  as  obras  de  mais 
de  trinta  trovadores  distintos,  quaes  sao  os  autores  das  cantigas  contidas  no 
Cancioneiro  da  Ajuda. 

DevemoB  ä  elevada  competencia  de  H.  Lang  a  edi9ao  completa  do 
mais  fecundo  dos  trovadores,  el-rei  D.  Denis.  De  todos  os  mais  —  postas 
ä  margem  as  cantigas  sacras  de  D.  Afibnso  o  Babio  —  näo  ba  quem,  pelo 
numero  das  suas  composi9oes  at^  hoje  conservadas,  e  que  abrangem  todos 
OS  generös  mais  notaveis,  pela  originalidade,  por  nenhum  outro  excedida,  de 
sua  indole  poetica,  pelo  inter^sse  e  variedade  dos  seus  assumptos,  mere9a 
mais  ser  estudado  que  D.  Joan  Garcia  de  Guilhade,  de  cujas  obras  publice 
aqui  a  primeira  edi9ao  completa.  Quanto  ä  sua  biographia,  veja-se  o  pouco 
que  foi  possivel  averiguar  della,    no  Cancioneiro   da  Äjuda   de  D.  Carolina 

KomanUcbe  Fondinngnn  XXV.  41 


642  Oskar  Nobiling 

Michaelis,  vol.  II,  pag.  407  a  415,  onde  se  encontra  tambem  uma  apre- 
cia9ao  e  ligeiro  commentario  da  sua  obra  litteraria.  Baste  relembrar  aqui 
que  Joan  de  Guilhade  foi,  segundo  parece,  um  pequeno  fidalgo  originario 
da  Galliza  (onde  ha  varias  localidades  Guilhade),  o  quäl,  em  meiados  do 
seculo  XIII,  andou  por  terras  de  Portugal  e  Hespanha,  ostentando  sua 
habilidade  no  exercicio  das  armas  e  na  arte  de  trovar. 

A  presente  edi9ao  ainda  näo  p6de  ser  definitiva.  Para  isso  seria  in- 
dispensavel  possuirmos,  alem  da  colla9ao  dos  Codices  existentes  ein  Roma, 
a  edi9äo  completa  e  litteralmente  exacta  dos  documentos  pubL'cos  escritos 
em  lingua  portugueza  durante  os  seculos  XIII  e  XIV.  86  entäo  €  que  se 
poderia  escrever  a  historia  da  orthographia  do  antigo  portuguez,  da  quäl 
colheriamos  preciosas  informa9oes  ^erca  de  sua  pronuncia.  ^  apenas  a 
titulo  de  ensaio  que  tentei  resolver  algumas  das  questoes  relativas  a  ambes 
e,  baseado  nestas  solu9des,  uniformizar  certas  graphias  por  deniais  vadUantes 
dos  Codices  manuscritos. 

O  texto  das  cantigas  vai  acompanhado  de  um  commentario  duplo:  o 
critico  (assignalado  com  o  numero  I)  e  o  explicativo  (designado  com  II). 
Estes  bem  como  o  texto  que  offere90  baseiam-se  no  estudo  que  fiz  do  con- 
teudo  inteiro  dos  tres  grandes  Cancioneiros  lyricos  da  Bibliotheca  Yaticana, 
de  Colocci-Brancuti  e  da  Ajuda  e,  em  segunda  linha,  no  das  Cantigas  de 
S.  Maria  de  D.  Affonso  o  Sabio,  que  se  distinguem  dos  outros  Cancioneiros 
por  particularidades  notaveis  no  vocabulario,  na  grammatica  e  na  ver8ifica9ao. 
Näo  occultei  as  minhas  proprias  duvidas  e  hesita9des.  JA  que  nao  existe 
nem  um  diccionario  nem  uma  grammatica  da  lingua  dos  trovadores,  esse 
mais  antigo  idioma  litterario  da  Peninsula^  äs  vezes  nie  vi  obrigado  a  dar 
explica9des  lexicologicas  ou  grammaticaes  que  se  podem  encontrar  dispersas, 
quer  no  D,  Denis  de  Lang,  quer  na  pequena,  mas  substanciosa  moiiographia 
que,  para  o  Grundriss  de  Gröber,  Cornu  escreveu  sobre  a  Lingua  Portu- 
gueza, ou  mesmo  no  livro  de  Diez  sobre  a  Primeira  Poesia  palaciana  de 
Portugal.  Dispensei-me,  alias,  de  citar  autoridades  ou  passos  comprobativos, 
sempre  que  as  provas  das  minhas  asser9des  occorrem  facilmente  a  todos  os 
conhecedores  dos  antigos  Cancioneiros. 

O  Indice  alphabetico  com  que  remata  este  volume  nao  deixadL  de 
prestar  servi90s,  se  bem  que  eile  näo  possa  substituir  um  glossario  completa 
Este,  ao  meu  ver,  serä  publicado  com  mais  proveito  no  fim  das  edi9oe8  de 
todo  esse  grupo  de  trovadores  cujas  poesias  cont^m  testemunhoa  de  rela9oe$ 
directas  ou  indirectas  com  Guilhade:  grupo  interessantissimo,  ao  quäl  se  liga 
tambem  o  monarcha  castelhano,  predecessor  e  modelo,  na  prot6C9ao  outo^ 
gada  da  Musas,  de  seu  neto,  el-rei  D.  Denis. 

Näo  pude,  na  terra  em  que  emprehendi  o  presente  trabalho,  utilizar>me 
de  todos  os  subsidios  scientificos   que   me    offereceriam    as    bibliothecas   da 


Cantigas  de  D.  Joan  Garcia  de  Onilhade  643 

Allemanha  ou  da  Fran9a.  Entre  as  obras  que  einto  nao  ter  consultadoi 
oocupam  um  lugar  insigne  os  estudos  que  o  Dr.  F.  Hanseen,  lente  do  Ins- 
tituto  Pedagogico  de  Santiago  de  Chile,  publicou  relativamente  ä  historia 
da  metrica  hispano-portugueza. 

S.  Paulo  (Brasil),  Mar90  de  1907. 


Lista  das  prineipaes  obras  eonsnltadas  com  as  abbreyiatnras 

nsadas. 

A  =  Cancioneiro  da  Ajuda.  Edi^So  critica  e  commentada  per  Carolina  Michaelis 

de  Vasconcellos.    Halle  a.  S.  1904.    Volome  f  (citam-se  as  cantigas). 
A  II  =  A  mesma  obra.    Volume  II  (citam-se  as  pagioas). 
B  =  II  Canzoaiere  portoghese  Golocci-Brancuti  pubblicato  nelle  parti  che  com- 

pletano  il  codice  Yaticano  4803  da  Enrico  Molteni.    Halle  a.  S.  1880  (a 

nnmera^äo  das  cantigas  6  a  do  editor). 
Blntean  =  Vocabulario  portugnez  e  latino  .  .  .  pelo  padre  D.  Raphael  Blateau. 

Goimbra  e  Lisboa  1712—1728. 
Ganc.  Call.  =  Ganoioneiro  gallego-castelhano . . .  collected  and  edited  by  Henry 

R.  Lang.   I.   New  York  1902. 
Cancioneiro  portagncK  da  Vaticana.    Edigfto   ciltica  restituida  por  Theophilo 

Braga.    Lisboa  1878. 
CD  =  Das  Liederbuch   des  Königs  Denis  von  Portugal,  herausgegeben   von 

Henry  R.  Lang.    Halle  a.  S.  1894. 
CM  =  Cantigas  de  Santa  Maria  de  Don  Alfonso  el  Sabio.  Las  publica  la  Real 

Academia  Espanola.    Madrid  1889  (citam-se  as  cantigas  e,   da  pag.  665 

em  diante,  as  paginas). 
Coelho,  Diccionario  etymologico  da  lingna  portugueza.  Lisboa,  P.  Plantier-editor. 
CortesSo  =  Subsidios  para  um  Diccion4rio  completo  da  lingua  portngudsa,  por 

A.  A.  Gortesdo.    Goimbra  1900—1901. 
Diez,  Etymologisches  Wörterbuch  der  romanischen  Sprachen.  4.  Ausg.  Bonn  1878. 
Dies,  Grammatik  der  romanischen  Sprachen.    5.  Aufl.    Bonn  1882. 
Elncid.  ou  Elucidario  =  Elucidario  das  palavras,  termos,  e  frases,  que  em  Portugal 

antignamente  se  nsiräo  .  .  .  por  Fr.  Joaquim  de  Santa  Rosa  de  Viterbo. 

Lisboa  1798—1799. 
GongAlvez  Yiana,  Apostilas    aos    dicion&rios  portugueses.     Tömo  I   (Ä—H), 

Lisboa  1906. 
Orundriss  =  Grondriss  der    romanischen   Philologie  .  .  •   herausgegeben  von 

Gustav  Gröber.    Strassburg,  1888—1901. 
Körting,  Lateinisch-romanisches  Wörterbuch.    Paderborn  1891. 
KuHp  =  Über  die  erste  portugiesische  Kunst-  und  Hofpoesie   von  Friedrich 

Diez.    Bonn  1868. 
Lanchetas,    Gramätica  y   Vocabulario   de   las    obras   de   Gonzalo  de   Berceo. 

Madrid  1900. 
Meyer-Lttbke,  Grammatik  der  romanischen  Sprachen.    Leipzig  1890—1894. 
Nobiling,    Die  Nasalvokale    im  Portugiesischen,     em   Die   Neueren    Sprachen 

vol.  XI,  fasc.  3  (Junho  1908). 

41* 


644  Oskar  Nobiling 

Nobiling,  Zn  Text  und  Interpretation  des  Cancioneiro  da  Ajnda,  em  Bomanisdu 

Forschungen  vol.  XXIII  (Erlangen  1906). 
Eandglossen  =  Randglossen  zum  altportugiesischen  Liederbuch.    Von  Carolina 

Micha'ölis   de   Vasconcellos,    em   ZfRPh    passim,    do    vol.  XX,   fasc.  2 

(=  Randglosse  I;    neste  artigo   citam-se  as    paginas   da    separata)  ao 

vol.  XXX  (1896—1906). 
V  =  II  Canzoniere  portoghese  della  Biblioteca  Vaticana  mesao   a  stampa  di 

Emesto  Monaci.  Halle  a.  S.  1875  (a  numera^  das  cantigas  ö  a  do  editor). 
Z/BPh  =  Zeitschrift  für  romanische  Philologie,  herausgegeben  von  Dr.  Gusta? 

Gröber.    Vol.  XX  a  XXX  (1896—1906). 


Introdacf&o. 
A.  08  textos. 

A  inaior  parte  das  cantigas  de  D.  Joan  Garcia  de  Guilhade  nos  sao 
couservadas  tanto  pelo  codice  da  Vaticana  como  pelo  Cancioneiro  Coiocci- 
Brancuti:  säo  as  que  nesta  edi9ao  t^m  os  n^'  1  a  8,  14  a  42,  46,  47, 
49  a  53,  e  os  priineiros  versos  de  48.  Uma  dellas,  o  n^'  2,  eziste  at6  em 
duas  versoes,  bastante  divergentes,  no  Cancioneiro  da  Vaticana.  A  sua 
ultima  parte,  assim  como  os  n^'  3  a  8  se  encontram,  alem  disso,  no  Can- 
cioneiro da  Ajuda;  e  6  este  o  unico  que  conserva  os  nossos  n*"  9  a  13. 
O  resto,  isto  6,  as  cantigas  que  aqui  väo  sob  os  n®"  43  a  45  e  a  maior 
parte  de  48,  so  se  conservaram  no  Cancioneiro  Colocci-Brancuti.  Uma,  final- 
mente,  que  o  Cancioneiro  da  Vaticana  attribue  a  Estevan  Fayan,  ^  se- 
gundo  C.  Michaelis^),  attribuida  a  Guilhade  pelo  Cancioneiro  Colooci-Bran- 
cuti;  e,  visto  se  tratar  duma  cantiga  que  näo  traz  nenhum  cunho  individual, 
confesso  que  näo  sei  decidir  a  questao,  pelo  que  a  colloquei  no  Appendice, 
sob  0  n*^  54. 

Jd  existem  em  edi9Öes  criticas  —  sem  contar  as  hoje  antiquadaa^)  — 

1)  All.  pag.  408,  DOta  1.  0  Canc.  da  Aj.  näo  contöm  esta  cantiga.  0  /»• 
dice  de  Colocci  aponta,  no  lugar  correspondente»  11  cantigas  de  Guilhade  (417—27), 
äs  quaes  corresponderiam  V  28  a  38,  ficando  assim  excluido  o  n«  89,  qoe  e  o 
da  cantiga  controversa ;  porem  esto  argumento  näo  6  decisivo,  pois  a  nnmera^ 
do  V  ahi  ö  errada,  e,  se  descontarmos  os  no«  38,  que  6  repeti^ao  do  29,  e  32, 
qne  continüa  o  31,  näo  obtemos  mais  de  10  cantigas  com  o  numero  89,  e  9 
sem  eile. 

2)  Entre  ellas  o  Cancioneiro  portuguez  da  Vaticana,  Edigäo  crüiea  resU- 
tuida  por  Theophilo  Braga,  da  quäl  todos  os  estudiosos  da  antiga  lingoa  e 
litteratura  ainda  hoje  t6m  de  recorrer  ä  edi^  de  Monaci  £  que  faltavam  t 
Th.  Braga,  quando  emprehendeu  essa  obra,  os  conhecimentos  indispenaaveis  do 
idioma  e  da  arte  metrica  dos  trovadores.  Quem  se  qniser  convencer  da  ver- 
dade  desta  assergäo  —  alias  reconhecida  pelos  competentes  —  compare,  por 
exemplo,  o  texto  que  eile  da  dos  n^»  25  ou  34  da  presente  edigäo. 


Cantigas  do  D.  Joan  Garcia  de  Guilbade  645 

aa  seguintes  d'entre  as  cantigas  de  Joan  de  Guilhade:  os  nossos  n^  2  a  13 
HO  A  228  a  239,  os  n^  1,  14  e  54  no  Appendice  dessa  edi9ao  (A  454 
a  456),  os  n^'  37  e  38  no  IP  volume  da  mesma  obra  (,ylnvestiga9des 
bibliograplucas,  biographicas  e  historico-litterarias^';  pag.  645 — 47)^  finalmente 
OS  n~  43,  45  e  46  nas  ^,Eandglo88m'%  ZfRPh,  vol.  XX,  2,  pag.  12,  e 
voL  XXV,  pag.  166  e  147  (ä  pag.  145  de  mesmo  vol.  ja  se  acha  impresso, 
pda  primeira  vez,  o  uosso  n®  14).  A  editora  de  todas  estas  cantigas,  D. 
Carolina  Michaelis,  que  alem  disso  imprimiu  bastantes  passos  soltos  de 
outras  —  sobre  tudo  no  A  U,  pag.  411  a  414  — ,  ^  justamente  consi- 
derada  como  priroeira  autoridade  nessa  materia:  claro  6  que  tirei  grande 
proveito  das  suas  publica9oe8,  e  espero  que  näo  me  censurem  de  temerario, 
se  cd  e  lä  discordei  de  sua  opiniao. 

Nao  se  me  tendo  offerecido  a  opportunidade  9e  ver  os  Codices,  nao 
pude  tomar  per  base  de  meu  texto  senäo  o  que  vai  impresso  nas  edi9des 
de  Monaci  (Y),  Molteni  (B)  e  C.  Michaelis  (A);  assignalei  cuidadosamente 
as  variantes  dos  manuscritos  que  se  deprehendem  deUas  —  exceptuando 
meras  divergencias  graphicas,  de  que  darei  conta  a  pag"  648  a  653  —  e 
aquellas  emendas  dos  editores  que  me  mereceram  reparo.  Monaci,  nas  notas 
de  sua  edi9ao  diplomatica,  ja  emendou  varios  dos  erros  numerosos  que  com- 
metteram  os  copistas  italianos,  ignorantes  do  idioma  portuguez:  designei  estas 
emendas  pela  abbreviatura  „Mon*^  e  por  „Mich"  as  li9des  que  C.  Michaelis 
introduziu  no  texto,  distinguindo  por  algarismos  („Mich^'S  „Mich^'O  ^  diver- 
gencias das  duas  edi9oes  que  ella  deu  da  cantiga  14. 

A  primeira  sec9ao  dos  nossos  textos  abränge  as  cantigas  (ou  carUares) 
iVamor,  Assim  chamavam  os  trovadores  dquellas  poesias  em  que  o  poeta 
falava  em  seu  proprio  nome,  exprimindo  os  sentimentos  que  Ihe  inspirava 
a  mulher  amada,  a  senhor^  comprehendiam,  porem,  sob  a  mesma  denomina9ao 
tambem  os  dialogos  amorosos  quando  (como  no  n®  4)  era  o  poeta  quem 
falava  em  primeiro  lugar  ^).  Säo  quasi  sempre  sentimentos  de  magna,  queixas 
e  modestas  supplicas  que  se  manifestam  nas  cantigas  d'amor;  o  nosso  poeta, 
todavia,  sae  äs  vezes  do  estylo  tradicional  pelo  tom  de  alegria  ou  confian9a 
em  que  fala  (n^*  1  e  8).  O  codigo  de  cortezia^  importado  do  sul  da  Fran9a, 
vedava  revelar  quem  era  o  objecto  d^sses  lamentos  e  suspiros;  mas  Guilhade 
infringe  as  leis  convencionaes,  commettendo  indiscri9des  que  nao  t^m  des- 
culpa  a  nao  ser  a  loucura  da  paixäo  (n^*  3  e  12).  E  ha  uma  entre  as 
suas  cantigas  d'amor  que  ^  litteralmente  sem  igual:  6  a  14%  que  principia 
como  uma  verdadeira  cantiga  de  maldizer,  assumindo  um  tom  mais  temo  a 
partir  do  verso  11.  Quanto  aos  personagens  ahi  mencionados   veja-se  o  que 


1)  Veja-se  o  tratado  fragmentario  de  poetica  conservado  no   000)690   do 
Canc.  Col.-Brane.  (B,  pag.  3,  1.  2—12):  0  trecho  estä  transcrito  no  CD,  pag.  XIII. 


646  Oskar  Nobiling 

foi  averiguado  por  C.  Michaelis,  na  ZfRPh,  vol.  XX^  2,  pag.  52.  Taiubem 
€  nos  seus  doutos  commentarios  (A,  pag.  447  e  923)  que  o  leitor  veri  que 
o  nosso  n?  3  foi  traduzido  em  versos  alleinaes  por  Diez,  Ku^j  pag.  90,  e 
por  Storck;  que  o  estribilho  do  n®  2  ^  repetido  (ainda  que  alterado)  na 
cantiga  B  361,  cujo  autor  6  el-rei  D.  Affonso  de  Castella  e  de  Leao;  e 
que  ha  affinidade  eutre  o  n^  7  e  a  cantiga  B  403,  de  Oil  Perez  Conde. 
Transparecem  ahi  rela9oes  de  amizade  e  dependencia  cujo  estudo  mais  detido 
fica  reservado  para  o  futuro. 

Aggreguei  a  esta  sec9ao  o  n^  15,  que  no  Canc.  da  Vaticana  estii,  por 
engano,  entre  as  cantigas  d'amigo:  dösse  modo,  o  numero  de  cantares  d'amor 
que  possuimos  de  Guilhade  se  eleva  a  15,  ou,  se  contarmos  o  n**  54,  de 
autor  incerto,  a  16. 

Quando  se  tratavff  de  cantar  um  amor  correspondido,  os  trovadores 
costumavam  recorrer  a  outro  genero  de  poesias:  sao  as  carUigas  d'amigo, 
assim  chamadas,  naturalmente,  porque  na  primeira  estrophe  se  encontn 
sempre  a  palavra  amigo  (i.  e.  namorado).  Nestas  cantigas,  quem  fala  6  a 
dama;  ou  antes,  6  o  trovador  que  assume  o  papel  della^),  falando  em  aea 
nome.  Somos  informados  sobre  a  origem  de  taes  cantigas  por  dois  exem- 
plos  do  genero,  que,  por  causa  de  sua  importancia^  vom  publicados  no 
Appendice,  sob  os  n^'  55  e  56.  Nos  cantares  d'amigo,  tampouco  como  nos 
de  amor,  nao  apparece  o  nome  da  dama;  alguns  poetas,  porem,  e  entre 
elles  Guilhade,  gostam  de  inserir  nelles  seu  proprio  nome  (n^  16,  19,  21, 
26,  30,  34,  36). 

Possuimos  21  cantigas  d'amigo  de  Joan  de  Guilhade.  A  este  genero 
pertencem  tambem  os  dialogos  entre  amantes,  sempre  que  ^  a  dama  quem 
primeiro  toma  a  palavra^),  e  os  dialogos  entre  esta  e  a  mäi  ou  amigas,  de 
que  temos  um  exemplo  no  n^  34.  '^  nas  cantigas  d'amigo  que  Guilhade 
revela  toda  a  sua  originalidade:  ostenta  uma  vmdade  ingenua  (n^'  20,  21, 
27)  e  logo  depois  trata  sua  propria  pessoa  e  seu  amor  com  fina  ironia  oa 
franco  desprezo  (n<»  25,  26,  29,  30,  32,  34,  36);  da  vida  e  individualidade 
ia  donzellas  que  falam  nas  suas  cantigas,  emprestando-lhes  ora  uma  melan- 
cholia  humilde,  ou  altiva  e  desdenhosa  (n^  22,  23,  17),  ora  um  optimismo 
encantador  (n®  18),  ora  uma  temura  meiga  {n^  16,  23),  ora  um  espirito 
folgazao  (n®"  25,  29),  uma  virtude  esquiva  ou  ingenua  (n«*  19,  21,  31). 
Na  cantiga  35^  assim  como  eu  a  entendo,  a  bella  que  diz  de  si  mesma  que 


1)  Parece  ser  eete  o  primeiro  sentido  da  locugäo  enfingir-se  d^ela,  que  se  IC, 
y.  g.,  V  616,  3  e  9;  778,  2;  882,  2:  geralmente  ella  p6de  tradozir-se  por  „gabar- 
se  de  provas  de  amor*'  e  näo  implica  de  modo  algnm  a  idöia  de  presump^ 
mentirosa,  como  se  verifica  no  nosso  no  55  e  no  V  1125. 

2)  Cf.  mais  acima,  pag.  645,  nota  1. 


Cantigas  de  D.  Joan  Garoia  de  Gnilliade  647 

pareee  ben  e  ania  prex  e  parecer,  zomba  das  outras,  qua  perderam  seus 
aervidores  desde  que  os  trovadores  van  pera  nuU,  emquanto  que  ella  con- 
fiadamente  espera  seu  tempo,  oerta  de  que  virä  aquelle  que  farä  valer  o 
amor. 

Nas  2  ienpöes  que  possuimos  de  Ouilhade,  6  eile  proprio  o  aggressor, 
e  o  aggredido  o  jogral  Louren909  que^  oonforme  se  oondue  da  segunda  dellas 
(n^  38),  estava  ao  seu  servifo,  cantando  e  aoompanhando  as  suas  cantigas 
e  reoebendo,  a  tröco  disso,  o  sustento.  Impossivel  4  dizer  hoje  se  eram 
justificadas  as  queizas  que  ahi  trocam  o  amo  e  o  criado.  A  censura  que 
Guilhade  dirige  ao  jogral  (v.  750)  por  fazer  mal  sua  parte  da  ten^,  refere- 
BQy  como  observa  C.  MichaeDs^),  ä  infrao9ao  da  r^;ra  que  prescrevia  a  oorres- 
pondencia  das  rimas  (vid.  mais  adiante,  pag.  13 — 14). 

CatUigas  d'escamho  sao,  segundo  se  exprime  o  antigo  tratado  de  poetica'), 
ciqtteias  que  os  irobadares  faxen  querendo  dixer  mal  a  alguen  en  eUts,  e 
dix^n-üio  per  paiavras  cubertae,  que  ajan  dous  entendimento8j  pera  Jhe4o 
non  entenderen  ligeyramente;  as  cantigas  de  maldixer,  pelo  contrario,  sao 
CLqueilas  que  faxen  os  trobadores  [dixendo  mal]  descuberiamente  en  elas  en 
craras  palavras  a  quen  queren  dixer  mal,  e  non  avef{än]  outro  entendimenio 
se  non  aquel  que  queren  dixer  chäamenie.  Gonvem  observar,  entretanto, 
que  a  di8tinc9ao  entre  estee  dois  generös  de  compo8i9des  satiricas  muitas 
vezes  6  bem  difficil  de  fazer,  pelo  que  preferi  nao  me  afastar  da  ordern  em 
que  as  cantigas  aqui  impressas  se  suocedem  nos  Codices,  a  nao  ser  para 
reunir  em  grupos  as  cantigas  que  dizem  respeito  aos  mesmos  personagens 
ou  6  mesma  dasse  de  personagens.  Assim  comeoei  pelas  satiras  dirigidas 
contra  jograes,  entre  os  quaes  o  Louren90  das  ten9oe8  occupa  o  primeiro 
lugar;  seguem-se  as  cantigas  que  escamecem  duns  fidalgos;  e  remata  o  can- 
cioneiro  de  Joan  de  Guilhade  com  as  invectivas  contra  o  belle  sezo  que 
formam  o  mais  vivo  contraste  com  as  galanterias  dos  cantares  d'amor.  Da 
groBseira  indecencia  e  immoralidade  de  que  fazem  alardo  as  cantigas  de  es- 
cameo  e  maldizer  da  epoca  nao  faltam  exemplos  nas  de  Guilhade.  Taes 
säo  OS  n^*  41  e  42,  que  se  dirigem  ao  jogral  Martinho  e  sua  mulher,  os 
n^  47  e  48'),  que  presumo  referirem-se  igualmente  a  identicos  personagens, 
os  n~  51^  52  e  53.  O  oavcdo  de  que  fala  a  cantiga  49^  tambem  tem, 
sem  duvida,  sentido  obsceno;  de  outra  parte,  o  vocabulo  obsceno  da  cantiga 
52*  nao  significa  ahi,  ao  meu  ver,  senäo  ,,roubar<'. 

O  n^  43  pertence  a  um  grupo  de  cantigas  de  diverses  autores,  do  quäl 


1)  A  II,  pag.  646,  nota  2. 

2)  B,  pag.  3,  1.  14—19  e  33-36. 

3)  G.  Michaelis  engana-ee  (A  II,  pag.  410),  quando  julga  descobrir  ncsta 
cantiga  „confissöes  de  Guilhade  sobre  o  mau-pre^o  da  propria  mulher." 


648  Oskar  Nobiling 

D.  Carolina  Michaelis  tratou  num  artigo  importante,  „Der  Ainmenstm^^^y 
Ella  descobriu  os  la90S  que  unem  todos  esses  documentos  interessantes,  e 
indioou  as  lacunas  que  existem  nesta  serie  de  poesias  connexas.  Poucas 
palavras  bastaräo  aqui  para  elucidar  a  nossa  cantiga.  Embora  o  autor  dirija 
a  palavra  ao  jogral  Louren90,  ja  acima  mencionado,  seu  verdadeiro  adversazio 
6  D.  Joan  Soarez  Coelho,  o  protagonista  de  todo  esse  grupo  de  escaramu^as 
poeticas.  Este  fidalgo^)  tinha  censurado  as  ten9des  de  Ouilhade  e  exal- 
tado  a  arte  do  jogral  acima  da  delle  (v.  854 — 56)^).  Guilhade,  en  hon 
tacticienj  defende-se  tomando  a  offensiva,  e  zomba  do  rico-homem  por  ter 
prestado  homenagem  a  uma  j^ama''  e  entretido  rela9oes  com  teoedeiras. 
Possuimos  duas  candgas  d'amor  de  Joan  Soarez  (A  166  e  171;  art.  cit, 
pag.  4  e  8),  nas  quaes  este  professa  ser  vassallo  de  uma  mulher  a  quem 
„ouve  chamar  ama  por  ahi"*),  e  uma  ten9ao  (Y  786;  art  cit.,  pag.  9)  em 
que  0  mesmo  fidalgo  declara  que  viu  damas  nobres  tecer  cintas  e  criar  (o 
que  p6de  significar  „amamentar'O  formosas  meninas.  E  ha  outras  cantigas 
(B  384  e  y  1092;  art.  cit,  pag.  6  e  11)  em  que  varios  autores  ridicu- 
larizam  o  trovador  por  ter  cantado  amas  e  teoedeiras.  £,  pois,  a  este  c6n> 
que  o  nosso  poeta  une  sua  voz  na  cantiga  43^ 

As  cantigas  que  escarnecem  de  fidalgos  escassos  (n^  44  a  46)  ezpli- 
cam-se  por  si  s6s.  A  ultima  dellas  se  refere  a  um  decreto  real  que  rega- 
lava  a  despesa  feita  pelos  ricos-homens  na  mesa  e  vestuario:  decreto  hoje 
perdido,  mas  que  C.  Michaelis^)  julga  ter  sido  promulgado  em  1258,  pelo 
rei  de  Portugal  Naturalmente^  esta  lei  sumptuaria  determinava  o  maziino 
das  despesas  licitas;  mas  o  poeta  interpreta-a  como  se  ella  preacrevesse  um 
minimo®). 

B.  Graphia  e  pronuncia. 

A  orthographia  dos  Cancioneiros,  que  pela  relativa  uniformidade  se 
distingue  bastante  da  anarchia  graphica  dos  documentos  pubücoe  daquella 
epoca,  segue  principios  phoneticos,  se  bem  que  em  certas  palavras  se  fa^a 
notar  a  influencia  da   forma   latina.     Taes  graphias  nao-phoneticas  sao,  ao 


1)  Bandglosse  I,  na  Z/BPh  XX,  2. 

2)  Encontra-se  sua  biographia  no  A  11,  pag.  364—82. 

3)  S6  se  Gnilhade  de  proposito  inverteu  a  verdade,  as  auas  palavras  m 
podem  referir  k  ten^ao  (V  1022)  em  qae  Joan  Soarez  acommette  a  Lonrengo, 
affirmando  que  saas  tengöes  sSo  tfto  imperfeitas  que  o  verdadeiro  autor  nio 
pöde  ser  ontro  qne  Joan  de  Gnilhade.  Gf.  o  art.  cit,  pag.  14—15.  —  Ignoro 
se  a  censnra  de  Joan  Soarez  allade  a  um  dos  nossos  n<M  37  e  88  on  a  ootra 
ten^äo  trocada  entre  Gnilhade  e  seu  jogral  e  hoje  perdida. 

4)  Aial  vef  tu  aqui  ,^ama"  chatnada, 

5)  A  II,  pag.  414--15,  e  Bandglosse  III. 

6)  C.  Michaelis  ö  de  opinifto  am  tanto  differente:  of.  A  II,  pag.  665, 


Cantigas  de  D.  Joan  Qareia  de  Guilhade  649 

meu  ver,  banOf  que  se  encontra  frequentee  vezeB  ao  lado  de  böa,  boO,  e  boa, 
bem  Gomo  et  .e  a  sigla  7,  oomo  escrevem  de  preferencia  certas  cantigas  e 
grapoa  de  cantigas  (v.  g.  V  455—58,  467  e  468,  470—72,  556,  593, 
707  e  708  etc.),  emquanto  que  as  mais  so  empregam  a  forma  e^).  Raio 
^  o  emprego  de  consoantes  duplas  que  nao  sirvam,  como  servem  rr  e  asy 
para  denotar  a  pronuncia.  A  que  mais  frequentemente  se  encontra  geminada 
4  ffy  quer  por  sua  semelhan9a  com  o  ff,  quer  por  motivos  da  pronuncia 
latina  vigente  nos  primeiros  seculos  da  idade  media').  Assim  se  1^  v.  g., 
soffr^  e  aoffri  (A  239,  8  =  v,  262),  mffmgia  (Y  354,  5  =  v.  494). 

Nestes  casos  e  em  outros,  tratei  apenas  de  r^gularizar  as  graphias  dos 
Codices,  tornar  facil  a  leitura  e  evitar  ambiguidades.  Nao  empreguei  gemi- 
iia9oes  f6ra  de  rr  e  ««;  eliminei  as  raras  letras  mudas,  como  0  A  de  Aa  e 
he  (que  escrevo  ä^)  q  i)y  o\x  um  e  d,^  seerä  (v.  329)  quando  a  medida  do 
verso  ezige  a  pronuncia  serd;  adoptei  o  Ih  e  nh  dos  Codices  italianos,  em 
vez  do  ^*)  e  nn  do  Ganc.  da  Ajuda  e  das  Cantigas  de  8.  Maria,  e  igual- 
mente  as  graphias  mh^  hh,  vh  (antigamente  t^),  pelas  quaes  aquelles  Codices 
substituem  com  vantagem  as  graphias  mi,  M,  ui  dos  outros,  sempre  que  o 
i  nao  forma  syllaba.  Assim  distingo  0  monossyllabo  mha  (pronuucie-se 
miä)  do  dissyllabo  mia  (ambos  <^  lat.  mea)  e  escrevo  Segobha  (v.  246; 
pronuncie-se  Segdhia).  Resolvi  as  abbreviaturas  e  siglas,  e  separei  as  pala- 
vras,  guiando-me  geralmente  pelo  uso  modemo  e  empregando  largamente  0 
apostropho  e  o  tra^o  de  uniao.  Escrevi,  v.  g.,  pe4o  (=  per  lo\  po-lo 
(=  por  lo),  de-lo  (=  des  to),  mh-amor  (dissyllabo,  =  mi  amor).  Pelo 
contrario,  fui  parco  no  emprego  de  accentos,  excepto  quando  se  trataya  de 
distinguir  vocabulos  de  pronuncia  differente,  como  de  e  dS  {y.  325)^),  ou 
notar  a  accentua9ao  dos  vocabulos  agudos  acabados  por  vogal  ou  s^),    Afim 

1)  Se  a  coDsoante  final  do  lat  et  estivesse,  ainda  que  esporadicamente, 
eonservada  na  pronuncia  do  portnguez  antigo,  a  graphia  et  (7)  se  encontraria 
Bobre  tado  antes  de  palavras  que  comegam  por  vogal;  mas  de  semelhante  praxe 
näo  ha  vestigio. 

2)  A  orthographia  anglo-saxonica  conserva  um  estado  evolntivo  do  latim, 
em  que  0  /  simples  entre  vogaes  tinha  0  eom  de  v  (cf.  0  port.  praveito  <  pro- 
fectum). 

8)  Nfto  ha  ambignidade  nisso,  pois  a  contrac^fto  d  de  a  a  ainda  nfto  era 
osada. 

4)  A  respeito  da  graphia  nuüOt  que  p6de  ser  latina  ou  castelhana,  veja-se 
a  nota  ao  v.  106. 

5)  Onde  nSo  ha  certeza  de  ser  differente  a  pronuncia,  nao  qaiz  differen- 
ciar  a  forma  escrita.  Por  isso  nfto  distingui  (como  o  faz  C.  MichatSlis)  en 
«  inde)  e  en  «  in), 

6)  Palavras  que,  em  virtude  de  seu  emprego  syntactico,  t6m  poaco  ou 
nenhnm  accento  tonico,  sfto  pero  (cf.  v.  51)  e  pera  (=  para).  Qaanto  a  atd, 
veja-se  a  nota  ao  v.  536. 


650  Oakar  Nobiling 

de  ser  coherente,  e  porque  nao  sao  laras  na  lingua  antiga  ae  palavras  ter- 
minadas  por  i  ätono  (como  dixi,  ouvi  <[  habtit),  aocentuei  o  %  oomo  as  mab 
vogaes,  em  vocabulos  agudos  (v.  g.  aqui,  oi  <^  <mdivi),  Nos  vocabulos 
terminados  por  n  (vid.  mais  abaixo)  julguei  dispensavel  o  emprego  do  ao- 
cento,  a  näo  ser  para  indicar  pronunda  diversa  de  palavras  pareddas,  oomo 
o  futuro  (y.  g.  preguntarän)  e  o  plusquamperfeito  (preguntäran). 

Como  näo  emprego  os  accentos  para  marcar  a  pronunda  aberta  oa 
fechada  do  e  e  o  (excepto  para  distinguir  homographos),  cumpre-me  dizer 
aqui  algumas  palavras  sobre  duas  differen9a8  importantes  que,  oomo  o  de- 
monstram  as  rimas  dos  Cancioneiros,  disiinguem  a  pronuncia  antiga  da 
moderna. 

1®.  Os  comparativos  mayor,  menor  (ou  meor\  meihar,  peyor  (ou  pwr\ 
bem  como  arredor  e  derredor  rimam  sempre  com  a  termina9ao  -dr,  e  nuncs 
com  o  vocabulo  c&r  (=  oora9äo):  segue-se  d'ahi  que  o  o  daqueUas  palavras 
era  fechado,  o  que  condiz  perfeitamente  com  o  ö  latino  e  o  o  castelliano 
das  palavras  correspondentes. 

2^.  Comquanto  ao  diphthongo  4u  do  portuguez  modemo  oorrespondesse 
na  lingua  antiga  o  dissyllabo  S-o  (v. 'g.  du  <[  ci-o),  o  diphthongo  Su 
ezistia  em  eu,  meu{8),  ieu{8),  8eu{8\  na  3*  sing.  perf.  deu^  em  Deus,  judeu(8) 
e  outros  substandvos  e  adjectivos  cujo  e  corresponde  a  um  ^  ou  ae  latino, 
bem  como  em  alguns  vocabulos  tirados  do  proven9al,  v.  g.  greu  (=  pesa- 
do,  penoso)  e  ben-lheu  ou  ben-leu  (=  talvez).  Estas  palavras  nao  rimam 
nunca  com  a  desinencia  -eu  da  3^  sing.  perf.  dos  verbos  em  -er  (desinenda 
que  corresponde  ä  latina  -^vit),  Pronundava-se,  portanto,  com  i  esta  ultima 
desinencia,  assim  como  o  vocabulo  sandeu^),  que  s6  rima  com  ella.  Quanto 
ao  diphthongo  ey,  as  rimas  nao  estabelecero  distinc9oes,  quer  seu  e  provenha 
de  um  ^,  ^  ou  a  latino:  pois  rima  rey  (<^  rBgem)  com  sey  (<^  ^pto),  e 
dereyto  (franc.  droit)  com  leyto  (franc.  lü)  e  feyto  (franc.  faU).  O  di- 
phthongo oUf  finalmente,  parece  que  tinha  o  o  ainda  aberto:  vejanse  a  nota  ao 
V.  1085. 

Um  Signal  que  introduzi  no  texto,  seguindo  o  ezemplo  das  ediyoes  de 
obras  poeticas  em  antigo  allemao,  ^  o  ponto  collocado  debaizo  daqueUas 
vogaes  finaed  ou  iniciaes  que,  ao  encontrarem-se  com  outras,  nao  contam  na 
medida  do  verso.  Na  maioria  dos  casos,  os  Codices  supprimem  taes  vogaes, 
0  que  indiquei  pelo  apostropho;  como,  todavia,  o  nao  contar  uma  vogal  no 
verso  näo  implique  necessariamente  sua  elisäo  na  pronuncia  (podendo  tambem 
dar-se  a  crase  ou  fusäo  numo  s6  syllaba  das  duas  vogaes  que  se  encöntram), 


1)  Nenhum  dos  qne  se  occnparam  atö  hoje  da  etymologia  problematic« 
ddste  vocabulo  attendeu  A  qualidade  de  seu  e,  qne  o  afasta  tanto  de  Deui  como 
dos  adjectivos  meu  e  judeu,  apesar  do  fem.  sandia^  analogo  a  mia  e  judia. 


Cantigas  de  D.  Joan  Garcia  de  Gnilhade  651 

reconri  ao  ezpediente  mencionado  para  distinguir  essee  casos  de  elisao  ou 
synalepha  dos  nao  menos  frequentes  de  hiato. 

Quanto  ao  valor  e  emprego  das  letras,  tenho  de  observar  mais  o  se- 
guinte.  Distingui  o  t;  do  u,  e  o  ^'  do  i.  O  g,  antes  de  e  e  i,  tinha  segu- 
ramente  o  mesmo  valor  que  o  j,  e  achamos  escrito,  nos  Codices,  trager  ou 
traier,  oie  ou  oge:  graphias  que  eu  tratei  de  r^gularizar,  bem  como  o  em- 
prego do  c,  (;  e  ^.  Ja  estä  esbo9ado  nos  Codices,  porem  nao  se  tinha  ainda 
bem  fizado  o  uso  modemo  de  escrever  sempre  ^  no  fim  da  palavra^  ao 
passo  qiie  no  principio  e  meio  della  x  designa  o  som  sonoro,  c  on  g  o  som 
surdo:  lemos,  se  bem  que  excepcionalmente,  lanxar  (v.  515),  erexe  (v.  534)^ 
xafau  (▼.  589),  dan^eia  (v.  606)  etc.  Nestas  e  outras  palavras  semelhautes 
generalizei  as  graphias  mais  communs  dos  Codices,  e  nos  casos  duvidosos 
guiei-me  pela  pronuncia  modema,  dando  conta,  na  lista  das  variantes,  de 
todas  estas  altera^oes  da  graphia  manuscrita  (excepto  em  casos  como  ven- 
cedes  por  ven^edes,  v.  514)  ^).  Nao  occorre  ainda  a  confusäo  de  «  ou  c  com 
s  {sa),  —  O  ^  se  usava  com  o  valor  de  um  i,  e  de  preferenda  depois  de 
uma  das  letras  o,  6,  o,  u,  como  em  mayor^  ey^  oya,  guysa.  Restringindo 
ainda  mais  seu  uso,  aproveitei-me  da  letra  para  estabelecer  uma  distinc9ao 
phonetica:  empreguei  sempre  y  para  designar  o  i  que,  depois  de  vogal,  nao 
faz  syllaba.  Escrevi,  pois,  mayor^  ey^  porem  oia  e  guisa.  D^te  modo, 
toma-se  dispensavel  o  uso  do  trema  em  palavras  como  oia,  oir  e  airey;  o 
86,  ao  mesmo  tempo,  a  orthographia  do  portuguez  antigo  se  aproxima  da 
castelhana,  nao  ha  nisso,  por  certo,  desvantagem.  —  Em  lugar  da  desinen- 
cia  ätona  os  escrevia-se  äs  vezes  usj  e  muito  a  miudo  a  sigla  9^):  eu  gene- 
ralizei a  graphia  os  em  todos  as  palavras  assim  terminadas,  incluindo  os 
pronomes  dtonos  vos  e  nos^), 

A  nasaUdade  das  vogaes  indica-se  nos  Cancioneiros  pelo  til  sobreposto, 
ou  um  m  ou  n  coUocados  depois  da  vogal.  Nao  ha  distinc9ao  entre  estas 
notayoes,  excepto  quando  a  vogal  nasal  6  seguida  por  outra  vogal,  sendo 
entao  de  regra  o  uso  do  til,  o  quäl,  porem,  muitas  vezes  nao  estä  no  lugar 
proprio,  ou  se  omitte  inteiramente  (cf.  as  graphias  ja  citadas  böOt  ^oä  e  hod), 
Nesse  caso,  nao  se  emprega  nunca  ttz,  e  6  raro  n;  porem  depois   de  %  se 


1)  Snbsistem  algamas  duvidas  relativamente  a  arri^ar  (v.  1019)  e  ao  fazo^ 
fazades  dos  Codices  (v.  499  e  1140),  qoe  talvez  tradnzam  a  pronuncia,  influen- 
ciada  por  faeta  e  fatedes, 

3)  Casos  excepcionaes  säo  os  segulntes:  V  1100,5  (=  v.  1073)  p9  =  pos 
{<po9uii)*,  1063, 14  p9  =  pos  «  post)\  941, 12 ap9;  963, 9  e  1083,  2  dep^  (1083,  4 
de  pU8\  1083, 18  en  pne). 

3)  Sobre  a  distino^ao  graphica  entre  estes  e  vd«  e  nd«,  entre  mt,  (»',  st  e 
mi,  ii,  ei  veja-se  meu  artige  „Zu  Text  und  Interpretation  des  Canc.  da  Ajuda*' 
em  Somanieehe  Forschungen,  voL  XXIII,  pag.  342^44. 


652  Oskar  Nobiling 

encontra  frequentemente  escrito  nh^  v.  g.  no  suffizo  -inho,  ao  lado  de  -io,  em 
minha,  ou  mla  (cf.  v.  221).  Igual  emprego  do  nh  oooorre  em  unha,  que 
se  16  ao  lado  de  ua  e  tUl,  Nao  6  possivel  que  todas  estas  vacilla9de8 
traduzam  pronuncias  diversas  correntes  no  tempo  dos  trovadores;  uniformizei, 
por  isso,  a  nota^ao  das  vogaes  nasaes,  esoolhendo,  entre  as  graphias  dos 
Codices,  aquellas  que,  sem  destoarem  dos  habitos  orthographioos  moderaos, 
parecem  melhor  responder  ä  pronuncia  antiga^),  e  notando,  na  llsta  das 
variantes,  a  li9ao  do  codice,  sempre  que  nie  afastei  della.  No  meio  da 
palavra,  antes  de  vogal,  usei  sempre  do  til,  quando  a  etymolo^a  prova  que 
existiu  outr'ora  vogal  nasal.  Esta  praxe  apoia-se  nas  rimas  dos  Cancionei- 
ros.'),  pois  nunca  rimam  as  tennin  a9Öes  'äa{8\  -äes,  'äo(8)j  -eo,  -ees,  -eo, 
-tcw,  -io(Ä),  'öa{8)j  'des,  -oo  com  -00(8),  -aes,  -ao^s),  -ea,  -e«,  -eo,  -i«, 
'io(8\  '0a{8),  '068,  -00;  e  as  rarissimas  rimas  de  -eas  com  -^as  (CM  357,  4; 
385,  8),  de  -een  com  -em  (CM  340,  10),  de  -la  com  -ta  (Y  751;  CM  221), 
de  -üa  com  -tui  (v.  1111),  de  -üu  com  -tiu  (V  1000;  1150;  1151)  nao 
destoam  das  outras  rimas  imperfeitas  que  cä  e  lä  occorrem  nas  Gantigas  de 
8.  Maria  e  em  cantares  de  escarneo  e  maldizer^).  Posso  amparar-me  igual- 
mente  com  as  rimas  dos  Cancioneiros,  se,  divergindo  das  graphias  manus- 
critas,  porem  de  accordo  com  a  etymologia,  imprimo  mide  (=  vinde,  v.  620) 
e  mäefesiar  (▼.  952):  pois  teede8  (=  tendes)  rima  com  a  desinencia  -edes 
(V  1068,  6;  1175,  17;  B  131,  16;  401,  27;  423,  1),  e  böa^  (—  bo- 
nan9a)  com  palavras  em  -a^  (Y  1004,  5),  embora  os  copistas  escrevain 
teende8  e  boan^,  —  No  interior  da  palavra,  antes  de  consoante,  empreguei 
tn  ou  n,  de  conformidade  com  0  uso  modemo;  mas  no  fim  da  palavn 
usei  sempre  do  n,  para  evitar  a  graphia  amy  que^  quando  6  final,  hoje  se 
pronuncia  como  äo.  Antes  de  um  trage  de  uniao,  fago  uso  do  tQ,  v.  g. 
em  no^no  (=  nao  0),  8e'na  (=  sem  a,  v.  290),  e-no  (=  no^  v.  149). 
As  graphias  mais  communs  dos  Codices  sao  nono,  8ena  etc.;  mas  encontram- 
se  a  miudo  outras,  v.  g.  quen  no,  nonnoj  cö  noj  raxoänoj  seno  {Y  316,  4; 
1038,  4;  1133,  2;  1038,  20;  856,  2).  Quanto  ä  nasalidade  da  vogal 
que  prebede  o  n  em  todos  estes  ezemplos  e  outros  semelhantes,  ella  esti 
f6ra  de  duvida:  sirva  de  prova  Y  253,  6 — 7,  onde  ben  rima  com  que-,  ao 
quäl  se  segue  no  no  verso  seguinte;  e  se  Y  922  te-no  rima  com  pequeno^ 
€  que  tambem  no  interior  da  palavra  era  nasal  a  vogal  que  precedia  uma 


1)  Minha  opiniao  sobre  a  evolugao  historica  das  vogaes  nasaes  aeha-se 
exposta  e  largamente  fundamentada  no  artigo  „Die  Naaolvokalt  im  PortugtesiseHen^*^ 
em  Die  Neueren  Sprachen  XT,8,  pag.  129—153. 

2)  Gf.  tambem  ,,Zu  Text  und  Interpret,   des  Canc.  da  Aj.'%   pag.  341—42. 

3)  As  assonancias  das  cantigas  parallelisticas  nao  distinguem  eotre  as 
vogaes  nasaes  e  as  oatras.  Ao  meu  ver,  este  genero  tradiciooal  de  cantigas 
6  originario  de  uma  epoca  ou  regiao  que  desconbecia  as  vogaes  nasaes. 


Gantigas  de  P.  Joan  Garcia  de  Gailhade  653 

oonsoante  nasal,  provam-no  graphias  taes  oomo   Johäne^   däno,   ienho,  döna 
(Y  917,  3;  919,  10;  925,  19;  1071,  4). 

C.  M6trHlca9äo. 

Näo  8ao  poucos  os  problemas  que  a  historia  da  arte  metrica  hispano- 
portugueza  nos  da  para  resolver,  sobre  tudo  no  que  ooncerne  as  origens 
da  poesia  peninsular.  O  seu  primeiro  periodo,  que  ^  a  epoca  dos  t2X)vadore8, 
estä  visivelmente  sob  a  ac9ao  de  inftuencias  que  se  combattem :  a  da  metrica 
pioven9al,  que  tanto  se  faz  sentir  no  fragnientario  taratado  de  poetica  oon- 
aervado  no  Canc  Golood-Brancuti,  e  a  duma  arte  lyrica  populär  da  Penmsula, 
cujos  documentos  mais  preciosos  sao  os  cantos  parallelistioos^)  com  suas 
rimas  de  preferencia  graves.  Hoje  ainda  ^  impossivel  discriminar  ezactamente 
os  effeitos  dessas  influencias  diversas  :  o  trabalho  a  fazer  pareoe-me  ser  por 
emquanto  puramente  estatistico. 

O  azioma  de  que  parto  6  a  perfeita  regularidade  da  versificagao  nas 
obras  dos  trovadores.  O  rigor  na  contagem  das  sjllabas;  os  mil  artificios 
metrioos;  a  perfei9ao  das  rimas,  maior  entao  do  que  hoje;  a  propria  monotonia 
destas  rimas  incessantemente  repetidas,  monotonia  sem  duvida  intendonal  e 
particularmente  notavel  nas  cantigas  d'amor  :  tudo  demonstra  o  poder  de 
uma  tradi9ao  bem  estabelecida  e  que  oonfirmam  as  frequentes  allusoes  ä  ob- 
serva^äo  ou  tiansgressao  das  regras  da  arte  (cf.  v.  750  e  854). 

1.  Ob  versoB. 

Nao  ezistindo  at6  agora  uma  teiminologia  isenta  de  ambiguidade,  designo 
aqui  uniformemente  todos  os  versos  pelo  numero  de  sjllabas  rigorosamente 
oontadas,  incluindo,  nos  versos  graves,  a  que  se  segue  ä  ultima  tonica. 
Chamo,  por  ezemplo,  Jiendecassyüabo  grave  ao  v.  105  :  a  boa  dona  por  que 
eu  trobava;  decassyüabo  agudo  ao  v.  106  :  e  que  non  dava  nulha  ren  por 
mi;  e  decassyüabo  grave  ao  v.  496  :  El  disse  ja  que  por  mi  irobava.  Esta 
denomina9ao  estä  de  accordo  com  a  praxe  geral  dos  trovadores,  que 
bocasionalmente  substituem  um  verso  da  segunda  especie  por  um  verso  da 
teroeira*).  Assim  vemos  o  nosso  poeta  empregar,  nos  versos  1®  e  4?  do 
n^  36,  um  octossyllabo  agudo  em  lugar  do  octossjUabo  grave  das  outras 
estrophes,  e,  no  verso  5®  da  mesma  cantiga,  um  decassyllabo  agudo  em  vez 
dum  decassyllabo  grave.     '^  muito    instructiva,    a   esse    respeito,    a  cantiga 

1)  Vejam-se  os  ezemploi  no  A  II,  pag.  928—29,  e  no  CD  os  n««  89  a  94, 
113  e  116.  Cf.  tambem  sobre  estes  e  outros  pontos  da  antiga  arte  metrica 
C.  Michaelis  no  Grundriss  II,  2,  pag.  195—199. 

2)  A  respeito  desta  particnlaridade  da  antiga  metrica  portngneza  leia-se 
o  artigo  de  Mnsaafia  nos  Siisungsberichte  der  Wiener  Akademie  der  Wissen- 
^chafitn,  Philoscphisek-historisehe  Klasse,  vol.  123,  secf&o  X. 


654  Oskar  Nobiling 

y  1007,  na  quäl  altemam  hendecassjllabos  gravee  com  decassyllaboe,  sendo 
estes  Ultimos  agudos  nos  versos  2^  e  8^  da  primeiia  estrophe  e  5^  e  6**  das 
outras  duas,  porem  graves  nos  versos  5^  e  6^  da  primeira  e  2^  e  3'®  das 
mais.  Muito  mais  rara  ^  nos  Cancioneiros  a  troca  de  um  octossjllabo  agudo 
por  um  enneassyllabo  grave,  ou  de  um  decassjllabo  agudo  por  um  hendecassyllabo 
grave.  Joan  de  Guilhade,  sim,  offereoe  dois  exemplos  desta  ultima  irregularidade : 
sao  OS  V.  410  e  411,  onde  os  decassyllabos  oocupam  o  lugar  de  hendecassyl- 
labos,  e  os  v.  603  e  604,  onde  se  verifica  a  troca  inversa.  Gomtudo^  näo  6 
impossivel  que  os  culpados  sejam  ahi  os  copistas,  pois  era  facU  evitar  a 
irregularidade  substituindo,  no  primeiro  caso,  faiou  e  queyscou  por  fakara  e 
queyocara,  e  no  segundo,  fezesse  e  desse  por  fexer  e  der. 

Eis  a  lista  dos  versos  diffeientes  empregados  nas  cantigas  aqui  impres- 
sas,  na  ordem  de  sua  frequenda: 

1^.  o  deoassyüabo  agudOj  verso  de  10  syllabas,  com  acoento  fizo  na 
10^  e,  na  grande  maioria  dos  casos,  com  outro  acoento  na  4^  e  cesura^),  em- 
bora  £raca,  depois  da  4^  ou  5^; 

2^.  o  odossyüabo  agudo^  verso  de  8  syllabas,  com  acoento  fixo  na  8*, 
recahindo,  na  quasi  metade  dos  casos,  outro  acoento  na  4*; 

3^.  o  octossyüabo  grave,  verso  de  8  syllabas,  com  acoento  fixo  na  7*  e 
outro,  na  metade  dos  casos,  na  4^; 

4^.  o  hendecassyllabo  grave,  verso  de  11  syllabas,  com  acoento  fixo  na 
10^  e,  na  grande  maioria  dos  casos,  com  outro  acoento  na  4*  e  cesura  depois 
da  4*  ou  5»; 

Nota.  Pareoem  ser  de  estmctura  especial  ob  hendecassyllabos  graves  da  eantiga  28, 
aooentoadoB  na  10*  e  na  3*  ou  4»  syllaba  e  com  cesnra  fixa  depois  da  4«,  ficando 
asaim  divididoe  em  duas  partes,  a  ultima  das  quaes  6  de  7  syllabas  oomo  os  versos 
com  que  estes  hendecassyllabos  altemam  e  rimam. 

5^.  0  decassyUabo  grave,  verso  de  10  syllabas,  com  acoento  fixo  na 
9^  e,  na  grande  maioria  dos  casos,  com  outro  acoento  na  4^  e  cesura  depois 
da  4»  ou  5*; 

6^.  0  hendecassyüaho  agudo,  verso  de  11  syllabas,  com  acoentos  fixes 
na  5*  e  na  11^  e  com  cesura  bem  distinta  depois  da  6*  ou,  mais  raia- 
mente,  a  5^; 

Nota.  Säo  de  estructura  differente  os  hendecassyllabos  do  estribilho  da  am- 
tiga  26,  pois  t^m  acoentos  na  syllabas  3«,  6*,  9*  e  11«.  Os  do  estribilho  da  eantiga  16, 
se  ^  que  sao  hendecassyllabos,  t6m  acoentos  na  4*,  8*  e  11«  e  cesura  depois  de  4»; 
parece,  porem,  mais  provavel  qne  sejam  decassyllabos  agndos  :  vejarse  minha  nota  no 
oommentario  critico. 

7^  o  hepiassyüabo  agvdo,  verso  de  7  syllabas,  com  acoento  fixo  na 
7^  e  outro,  as  mais  das  vezes,  na  2«  ou  3^; 

1)  Sirvo-me  ddste  termo  da  metrica  latina  para  designar  aqni  oma  pansa 
no  interior  do  verso. 


GantigM  de  D.  Joan  Qareift  de  Gailhade  65& 

8^.  o  heptctssyttabo  grave,  verso  de  7  syllabaa,  com  aooento  iixo  na 
6»  e  outro  na  3*  ou  4\ 

86  existem  em  doia  exemplos  oe  s^guintes  versos: 

9^^.  o  pmktssyüabo  grave^  verso  de  5  Byllabas,  com  accento  na  4*; 

10^.  o  tetraaayüabo  agado,  verso  de  4  syllabas,  com  accento  na  4*; 

11°.  o  triasyUabo  agudOy  verso  de  3  syllabas,  com  aooento  na  3*. 

Nao  ae  encontram  senao  em  um  exemplo  s6: 

12^  o  dodecaasyüabo  grave,  verso  de  12  syllabas,  com  aocentos  nas 
syllabas  2%  5%  8»  e  11»; 

13°.  o  hexassyüabo  agudo,  verso  de  6  syllabas,  com  accento  na  6^ 

D^tea  versos,  servem  por  si  s6s  para  formar  estrophes:  o  decassyllabo 
agudo  (n^-  9,  13,  15,  18,  29,  32,  33,  35,  37  a  39,  46  [,  54]  i)),  os  octos- 
syllabos  agudo  (n««  1  a  5,  7,  8,  17,  25,  40,  47,  48)  e  grave  (n°»  19,  20, 
22,  24,  45:  nesta  ultima  cantiga  foi  precisa  uma  emenda  no  verso  3°  para 
obter  a  r^ularidade  metrica),  o  hendecassyllabo  agudo  (n°  14)  e  o  grave 
{n?  21,  se  sanarmos  a  irregularidade  dos  v.  410  e  411,  segundo  ficou  in- 
dicado  na  pag.  11).  Na  cantiga  16  temos  hendecassyllabos  giaves  e 
um  estribilho  de  hendecassyllabos  agudos,  salvo  no  caso  de  emenda,  sende 
entao  estes  Ultimos  reduzidos  a  decassyllabos. 

O  estribilho  tem  versos  difierentes  do  resto  da  estrophe  nas  cantigas 
seguintes:  n®  27,  octossyllabos  agudos -f- döcassyUabos  graves;  n®»  30,  41 
e  34,  octossyllabos  graves -|- um  trissyUabo  ou  um  tetrassyllabo  agudos,  ou 
tetrassyllabos  entremeados  de  um  trissyllabo;  n^  23,  50  e  11,  decassyllabos 
agudos -|- decassyllabos  graves,  ou  hendecassyllabos  graves;  n^  26  e  42, 
decassyllabos  graves  -{-  hendecassyllabos  agudos  (da  estructura  especial 
mencionada  em  nota),  ou  um  hexassyllabo  agudo;  n^'  44,  hendecassyllabos 
graves-}- um  dodecassyllabo  grave;  n^'  49,  heptasyllabos  agudos -j-pentassyl- 
labos  graves  (eliminei  por  emenda  as  irregularidades  que  havia  no  estribilho). 

De  versos  difierentes  usados  no  corpo  da  estrophe  ha  os  seguintes 
exemplos:  n°  36,  quatro  octossyllabos  e  um  decassyllabo  do  corpo  da  es- 
trophe combinam-se  com  um  decassyllabo  e  um  octossyllabo  do  estribilho, 
sende  agudos  os  versos  do  estribilho,  e  graves  os  da  estrophe,  excepto  os 
versos  1^  4°  e  5^  da  primeira  estrophe;  [n^  56,  octossyllabos  graves  sao 
entremeados  de  heptassyllabos  agudos,  e  a  estrophe  remata  com  um  estri- 
bilho formado  de  heptassyllabos  agudos;]  n°  6,  [n®  55]  e  n°"  10,  12,  31 
(onde  convem  emendar  os  v.  603  e  604,  stunde  ficou  indicado  na  pag. 
11),  43  e  51  a  58,  decassyllabos  agudos  difierentemente  entremeados  de 
hendecassyllabos  graves;  n°  28,  hendecassyllabos  graves  de  estructura  espe- 
cial altemam  com  heptassyllabos  graves. 

1)  Os  exemplos  incluidos  em  []  sSo  de  cantigas  que  nao  pertenoem  a  Gnilhade, 
ou  cujo  autor  ^  incerto. 


656  Oskar  Nobiling 

2.  Ab  estropheB. 

Chamavam-se  oantigas  de  mestria  (meestria,  maestria)  as  que  nio  ti- 
nham  estribilho,  e,  segundo  pareoe,  erom  tidas  em  mais  alto  apre^o  pdoB 
juizes  da  arte  do  que  as  caniigas  de  refran.  Nos  cantares  de  cunho  popu- 
lär nao  falta  nunca  o  refran  ou  estribilho.  Dava-se  o  nome  de  finda  {fimda^ 
ßida)  a  uma  especie  de  epilogo  que  ae  segue  d  ultima  estrophe,  tendo  um 
numero  de  versos  sempre  menor  que  ella  e  repetindo,  as  mais  das  veses, 
rimas  da  ultima,  ou  de  varias  estrophes,  ou  de  todas. 

Eis  aqui  a  lista  das  estrophes  differentes. 
7.  Estrophes  sem  esiribüho. 

a)  de  5  versos: 

K  IIa  11h  IIb  IIa  11  a^).  N®  21:  3  estrophes«);  rimas  ia  ou 
(?  ou  ara?),  isse  isa,  ade  das. 

b)  de  6  versos: 

2*  IIa  10b  IIa  10b  10b  IIa  com  finda  10b  IIa.  N«  6:  3  es- 
trophes;  rimas  ava  L 

3\  IIa  IIb  Ha  IIb  11c  Uc,  N^  14:  3  estrophes;  rimas  ar  ey 
ar,  on  ir  ir,  ä  er  en.  Como  se  v6,  e  =  a  na  primeira  estrophe,  c  =  6  na 
segunda;  na  terceira,  c  apresenta  rima  identica  (alffuen :  alffusn^  comtanto 
que  nao  haja  ^rro  de  copista. 

c)  de  7  versos: 

4:\  Sa  8b  8b  8a  8c  8c  8a.  N<>"  5,  40  e  47:  3  estrophes;  rimas 
(5)  i  ^us  er,  iu  en  ey,  ey  on  ar,  (40)  ir  ar  en,  ir  ar  en,  dr  ^  on,  (47) 
i  on  Sr,  d  en  i,  6u  6r  ax.  N^  17:  3  estrophes  com  finda  8  c^  8  c^  ^^% 
rimas  d  en  er,  i  ey  on,  Sr  4us  en.  N°  48:  3  estrophes  com  finda  8d  8d 
8a^;  rimas  cd  en  i,  ar  en  ör,  ar  er  6r,  on.  O  primeiro  e  o  ultimo  verso 
de  cada  estrophe  t^m  rima  identica. 

5*.  10a  10b  10b  10a  10  c  10c  10a.  N®  46:  3  estrophes;  rimas  er 
ey  an,  (ir  er  ar,  es  ar  6s.  N°  35:  3  estrophes  com  finda  10  b^  lOb^  lOa^ 
(=aj);  rimas  er  on  6r,  Gr  ai  6r,  er  ar  en.  N®  39:  3  estrophes  com 
finda  lOb^  lOb^  10 c^  (=^i);  """»8  ar  (:al^))  on  ir,  ir  i  ar,  on  &r  ey. 
A  ten9äo  n®  37 :  4  estrophes  e  2  findas,  pertencendo  altemadamente  uma  estrophe 
ou  uma  finda  a  cada  um  dos  dois  poetas.  Segundo  as  regras,  deveria  haver  rigo- 
rosa  correspondencia  entre   as    rimas   de  cada  duas  estrophes;   mas   o  inter- 

1)  Os  algarismos  deeignam  o  numero  de  syllabas  de  cada  verso,  as  letras  iguaes 
as  rimas  —  menos  o  x,  que  nota  falta  de  rima  ~,  os  asteriscos  denotam  venös 
graves,  as  letras  mainsculas  o  estribilho. 

2)  Nal«  estrophe  IIa  10b  10b  IIa  Ha,  se  nfioemendarmosoe v. 410e411. 
8)  c,  =  rima  c  da  2*  estrophe,  a,  =  rima  a  da  8*  estrophe. 

4)  Entre  as  raras  rimas  imperfeitas  dos  Canoioneiros,  a  rima  ar:  al  6  amaii 
commum.  Veja-se  mais  abaixo,  pag.  659,  nota  1. 


Cantigas  de  D.  Joan  Garcia  de  Gailhade  657 

locutor  de  Guilhade  dispensa-se  de  obeervar  esta  regra  quanto  d  rima  c. 
Assim  tambem,  a  fiuda  de  Quilbade  segue  o  eschema  10  c^  10 c^  10  a^  (=  ^4)» 
a  de  seu  interlocutor,  porem,  0  seguinte:  lOd  lOd  lOa^.  As  rimas  da  ten- 
9ao  ^io  6r  ar  eycoör  ar  er,  ar  er  eycoar  er  i,  ey  arco  on  ar. 

ß\  10a  lOb  lOb  lOa  lOe  lOc  lOb,  A  ten9ao  u9  38:  4  eatrophes  00m 
a  oorrespondencia  regulär  das  rimas  e  2  findas  lOc^  (=^z)  ^^^i  ^^^i 
(=6j);  rimas  ar  er  i,  d  ir  ey. 

7^   Ha    10b    10b     IIa     lOc  lOc   IIa.     Sempre  3    estrophes.     Com 

finda  lOc^  lOc^  lla^:  n^  10  e  43;  rimas  (10)  isse  er  i  —  y.  1  e  7  tßm 
rima  identica  — ,   ia  en   ör,  ia  6r   er,  (43)  adcis    er  i,    adas  ey  er,  adas  i 

ey.  Com  finda  lOb^  lOb^  11  a^:  u9^  31^)  e  51;  rimas  (31)  dndan  m  ey, 
igo  al  isse  (?  ou  6r?),  ida  er  ör  —  a  sempre  rima  identica  — ,    (51)  edes 

on  er,  edes  ar  on,  edes  i  4r.     Com  finda  lOe^  (=  b^)  lOe^  Wo^:  u^  53; 

* 
rimas    edes  ifr  ar^  eyra  ar  er,  ua  (:««)*)  in  an.     Com  finda  lud  lOd  lla^ 

(=  a^  =:  «i):  n°®  12  e  52;    rimas  (12)    ia  er  en,  ia    er  en,    ia  er  er,  ar, 

(52)  ia  on  eu,  ia  ar  H,  ia  ar  ör,  en. 

//.  Estrophes  com  estribüho. 

a)  O  estrihilbo  Consta  de  um  s6  verso^  que  näo  rima. 

a)  2  versos -{-estribüho: 

8^    8a  8a  4  B.     N^  41:   3   estrophes:  rimas  ousa,  endo,  edes\  estri- 

bilho  6r. 

•      * 
9*.  10 a  10a  6  B.     N<*  42:  3  estrophes;    rimas  ia,  ejoy  ente',  al. 

ß)  3  versos-|-estribilho: 
•        •       *        • 
10*.  IIa   IIa  llal2B.     N®  44:  3  estrophes;  rimas  ta,  igo,  äo;  ouio. 

Y)  4  versos-f- estribüho: 
«      •     «      •       « 
11».  8a  86  8b  8a  8B.     N<>45:  3  estrophes;  rimas  ia  ome>  assoando, 

eyto,  öso',  ävan. 

d)  5  versos  -j-  estribüho.     O  facto  de  ser  repetido  o  verso  do  estri- 
büho com  ligeira  varia9äo    {n9  34)  ou  sem  ella  (n^  7)   näo  al- 
tera essencialmente  a  estnictura  da  estrophe. 
12».  Sa  8b  8b  8a  8a  8 C.    N«  7:  3  estrophes   com  finda  8a^  8a^] 
rimas  er  en,  ey  6,  ar  i;  iu. 

13».  8a  8b  8b  8a  8a  4C.  N^  34:  3  estrophes;  rimas  tido  igo,  ado 
iOf  ade  endo]  d. 


#  #      #     #     # 

1)  Na  2»  estrophe  IIa  lOb  10b  IIa  11c  11  c  IIa,  se  näo  emendarmos  os  v. 

603  e  604. 

2)  Rima  imperfeita:  veja-se  mats  abaizo,  pag.  659,  nota  1». 

RomaoiiolM  Fonehnngen  XXV.  42 


658  Oskar  Nobiling 

14*.  8a  8b  8b  8a  8a  30.  N«  30:  3  estrophes  com  fiuda  8d  30  8d 
30\  rimas  igo  istes,  öres  imos,  ia  ura,  öda;  ou. 

b)  O  estribilho  Consta  de  2  versos  finaes,  que  rimam  entre  si. 
a)  4  versos -{-estribilho: 

[15\  8a  7b  8a  7b  70  10.  N«  56:  3  estrophes:  rimas  igo  er,  eyto 
en,  üo  ey;  H.    As  rimas  a  e  (7  sao  identicas]. 

16»  8a  8b  8a  8b  80  80.  N^  22:  3  estrophes;  rimas  oifta  ada, 
oyta  ejo,  oyia  ilha]  igo.    A  rima  a  6  identica  em  todas  as  estrophes. 

17*.  8z  8b  8x  8b  80  80.  N«  24:  2  estrophes;  rimas  igo,  ado] 
emos.     A  rima  0  6  identica. 

18\  8a  8b  8b  8a  80  80.  N»  2:  4  estrophes;  rimas  an  er,  ey  i, 
er  en,  ali]  i;  a rima  (7  6 identica«  N^<>3e25:  3  estrophes;  rimas  (3)  ar  ey, 
d  on,  er  ä]  i,  (25)  Ör  en,  er  i,  Sr  i;  on.  N<>  1:  3  estrophes  com  finda 
80  80]  rimas  ins  on,  ey  en^  6r  ar'^  i'^  r  rima  0  6  identica. 

19».  8a  8b  8b  8a  80  80.  N»  23:  3  estrophes;  rimas  en  ou,  on 
ey^  6u8  er;  ia. 

20*.  8a  8b  8b  8a  80  80.  N^»  19  e  20:  3  estrophes:  rimas  (19)  t^ 
ano,  ouca  a^,  ade  iga;  eyto,  (20)  igo  inta,  edee  oaSy  ousa  ades;  inga. 

21*.  8a  8b  8b  8a  WO  10  0.  N«  27:  4  estrophes;  rimas  er  cn,  I 
ar,  ey  4,  ou  ar;  öda. 

22V  10a  10b  10b  10a  10  O  10  0,  N«»  15,  82,  33  [,  54]:  3  es- 
trophes; rimas  (15)  eren,  ar  i,  eu  on;  ou,  (32)  iar,  6r  er,  an  6r;  ey,  (33) 
ar  on,  %  on,  4u  en;  ex  [(54)  ey  en,  aar  al,  4  i;  er],  N^«  9,  13,  18  e  29: 
3  estrophes  com  finda  10  0  10  0;  rimas  (9)  ä  en,  i  6r,  on  ar\  er.  (13)  ey 
6u8,  er  i,  ör  al;  on,  (18)  ar  ex,  an  on,  er  ir ;  en,  (29)  i  en,  ar  is,  d  ör; 
er.  O  n^  9  tem  a  rima  a  identica  em  cada  estrophe,  9  e  18  repetem  a 
palavra  final  do  ultimo  verso,  13  a  do  primeiro  verso  do  estribilho  no  pri- 
meiro  verso  da  finda. 

23»    10a  10b  10b  10a  HC  HO.     N»  11:  3  estrophes;  rimas  an  ör, 
« 
er  on,  en  ius]  een.     A  rima  C  6  identica. 

24».  Ila7  b  IIb  7  a  11  07  a  N<>  28  :  3  estrophes;  rimas  igo  ira, 
ia  ado,  ido  ando;  isse. 

25».  11  *a  11  b  IIb  IIa  11  O  11  O  ou  antes,  talvez^),  10  0  10  C, 
N^  16:  3  estrophes;  rimas  igo  ado,  ia  eyro,  ade  ado;  en.  A  rima  C  ^ 
identica. 


1)  Veja-se  meu  commentario  critico. 


Gantigss  de  D.  Joan  Garoia  de  Gailhade  659 

ß)  5  versos  -|-  estribilho: 
26*.  8a8h8h8a8a8C8a    N<»4e8:3  estrophes;  rimas  (4) 
er  eny  ex  i,  an  ey;  ör,  (8)  6r  ey^  ir  ius,  en  on;  er, 

27».  8  a  (a)  8'h  8b  8a  (a)  10a(a)  10  C  8  C.  N«  36:  3  estrophes; 
rimas  ar  igo,  udo  ade,  isse  ia;  an. 

[c)  O  estribilho  Consta  de  2  versos,  que  rimam  com  versos  anteriores, 
sofirendo  variagoes  quando  varia  a  riraa :  4  versos  -|~  estribilho. 

28*  lOalOhlObllelOA  11  C.  N«  56 : 3  estrophes;  rimas  on  i 
igo,  ör  ez  igo^  en  er  igo^ 

d)  O  estribilho  Consta  de  2  versos,  um  dos  quaes  se  acha  inter- 
calado  entre  os  outros  versos  da  estrophe  :  3  versos  -|-  1®  estribilho 
-j-  1  verso  4-  2^  estribilho. 

29».  7a7a7a5B7a5B.  No49:3  estrophes;  rimas  et«,  ow,  ar 
{:  al)^)\  iva  (:4rva)^). 

30*.  10  a  10  a  10  a  10  BIO  a  10  R  N«  50  :  3  estrophes;  rimas  ar, 
on,  ey;  ia. 

31»  10  a  10  a  10  all  B  10  a  11  B.  N^  26  :  3  estrophes;  rimas  ia, 
ovo,    ando;  I. 

3.  Liga^äo  das  eatropheB  entre  si. 

Os  trovadores  dispunham  de  muitos  expedientes  para  ligar  entre  si  as 
estrophes  de  uma  cantiga,  auxiliando  assim  a  memoria  de  quem  a  recitasse 
ou  cantasse.  D'entre  estes  expedientes,  as  rimas  occupam  um  lugar  proe- 
minente e  serao  eös  estudadas  aqui  :  quanto  äs  cantigas  aiaßidas  (cujas 
estrophes  sao  todas  syntacticamente  unidas  aid  a  ßida  =  at^  o  fim),  ao 
dobre  (ou  repetiyao  da  mesma  palavra  em  lugares  determinados  de  uma 
estrophe  ou  de  todas) ^)  e  sua  variedade,  o  inordobre%  de  que  fala  o  antigo 
tradado    de   poetica    no    titulo    4^    cap».    3,   5  e  6,    serä    preciso    juntar 

1)  Temos  aqni  dois  exemplos  dessas  rimas  imperfeitas  que  oä  e  Ia  oecorrem 
nas  caotigas  de  escameo  e  maldizer.  Cf.  pag.  656,  nota  4,  e  pag.  657,  n.  2, 
e  pag.  660,  n.  1. 

2)  Dobre  parece  ser  Substantive  verbal  derivado  de  ddbrar  (=  redobrar). 
0  leitor  encontra  um  exemplo  no  d»  5,  oos  primeiros  dois  versos  de  cada  estrophe. 

3)  Nao  sei  se  ö  esta  a  li^&o  verdadeira.  0  termo  se  encontra  em  dois 
lugares:  B,  pag.  5,  1.  155,  estk  Moz  do6*;  1.  158,  mor  döbi.  A  segunda  parte 
da  palavra  composta  deve  ser  dobre  \  mas  a  primeira?  Ao  mör  moderne  corres- 
ponde  moor  na  lingua  dos  trovadores,  e  o  nome  näo  quadra  bem  com  a  signi- 
fica^  do  termo,  que  6  „repeti^äo  da  mesma  palavra,  variando  a  forma.''  £n- 
contra-se  um  exemplo  ddste  artifioio  no  n9  5,  no  ultimo  verso  (ou  nos  Ultimos 
dois)  de  eada  estrophe,  e  outro  no  np  6,  no  ultimo  verso  de  cada  estrophe  e  nos 
dois  da  finda.  No  l»  exemplo  joga-se  com  o  verbo  veer,  no  2«>  com  os  verbos 
dar,  andar,  aver  e  buacar. 

42* 


660  Oskar  Nobiling 

materiaes  mais  amplos  antes  que  se  possa  entrar  em  seu  estudo.    No  emprggo 
das  rimas  para  ligar  as  estrophes  distinguimos  os  casos  seguintes. 

I.  Bimas  iguaes  nos  lugares  correspondentes  de  todas  as 

estrophes. 

a)  Todas  as  rimas  da  l'^  estrophe  se  repetem  nas  outias  (''estrophes 
equiconsoantes^').   N^  ß  :  a,  b,  c  iguaes  nas  3  estrophes  e  a  finda. 

b)  Duas  rimas  sao  repetidas.  N^  12  :  a,  b  iguaes  nas  3  estrophes 
e  a  finda;  c,  igual  nas  2  primeiras,  varia  na  3*  e  na  finda  (veja-se 
mais  adiante,  sob  II,  b). 

c)  Uma  rima  6  repetida. 

a)  N^  22,   com  estribilho  :  a  igual  nas  3  estrophes,  b  varia. 
ß)  N^  43  :  a  igual  nas  3  estrophes  e  a  finda,  b^  =  c^,  c^  =  63, 

^2  =  ^3- 
;')  N^  48  :  a  igual  nas  3  estrophes  e  a  finda  (porem  com  rima 

imperfeita,  ar  :  o/^)),  b^  =  b^,  c^  =  Cj,  0  resto  varia. 
d)  N^  51  :  a  igual  nas  3  estrophes  e  a  finda,  6^  =  c^,  0  resto  varia. 
£)  N^  52  :  a  igual  nas  3  estrophes  e  a  finda,  b^  =  63,  o  resto 

varia. 

IL  Rimas   iguaes   nos   lugares   correspondentes    de  cada   par  de 

estrophes. 

a)  £  o  que  se  nota,  em  primeiro  lugar,  nas  ten9oes,  cujas  estrophes 
eram  compostas  alternadamente  por  um  dos  dois  contendentes. 
a)  Em  regra  geral,  a  correspondencia  6  oompleta  entre  as  rimas 

de  cada  duas  estrophes,  e  findas  se  as  houver.  N^  38  :  a,  6, 
c  säo  iguaes  respectivamente  na  1*^  e  2*  estrophes,  assim  oomo 
na  3*,  4*^  e  as  2  findas. 
ß)  Excepcionalmente,  s6  duas  rimas  se  correspondem^  variando  a 
terceira.  N^  37  :  a,  6  iguaes  na  1*^  e  2^  estrophes,  assim  oomo 
na    3»,  a  4*  e    as  2  findas;    alem  disso,    c^  =  c,,   b^  =  o,, 

b)  Em  muitas  cantigas  dos  Cancioneiros,  sende  impar  o  numero  das 
estrophes,  a  ultima  estä  isolada,  formando  as  outras  um,  ou  mais 
pares  de  estrophes  ligadas  pelas  rimas.  Nao  me  pareoe  improvavel 
que  haja  nisto  imita9äo  de  cantos  populäres  alternatives  e  rematados 
pelo  canto  do  coro  inteiro.  Ha  os  casos  seguintes  (um  caso  seme- 
Ihante  ]i  0  encontr^os  mais  acima,  sob  I,  b): 

a)  Todas  as  rimas  sao  iguaes,  respectivamente,  num  par  de  estrophes, 
variando  na  3*.     N**  40  :  o,  6,  c  iguaes. 


1)  Veja-se  pag.  659,  nota  1. 


CantigM  de  D.  Joan  Garcia  de  Guilhade  661 

ß)  86  uma  rima  6  repetida.  "S^  33,  com  estribüho:  b^  =  b.^; 
aj  c  e  todas  as  rimas  da  3*  estrophe  variam.  A  palavra  raxon 
86   repete  na  rima. 

m.  Rimas  repetidas  sem  regra  fixa. 

Muitas  vezes,  6  impossivel  diatinguir  aqui  o  que  6  intencional  do  que  6 
devido  ao  acaso.  Varios  exemplos  ja  foram  citados  sob  I^  c,  /};  /;  <);  c; 
n,  a,  /}.     Outros  sao: 

N«  10:6i  =  C3,  a^  =  a^,  c^  =  b^; 

N<*  2,  com  estxibilho  :b^=a^,  C=b^; 

N»  35:0^  =  03,  e^  =  a^; 

N«  46:01  =  63,  03  =  63; 

NO  5:c,  =  a3; 

NO  17:61  =  03; 

NO  32,  com  estribilho :  o^  =  63 ; 

NO  4:l:a^=c^] 

NO  53  :  Ci  =  6j. 

IV.  Rimas  semelhantes,  sem  serem  iguaes. 

Estd  f6ra  de  duvida  que  a  semelhan9a  das  rimas  era  imi  artificio  cons- 
eientemente  empregado  pelos  trovadores  para  ligar  as  estrophes :  sirva  de 
prova  a  cantiga  Y  1194,  ende,  nos  lugares  correspondentes  de  cada  par  de 
estrophes,  encontramos  as  rimas  er  en  ar  e  6r  on  ir,  Todavia,  6  difficil 
estabelecer  ahi  normas  fixas  e,  mais  ainda  que  no  ultimo  caso  mencionado, 
eliminar  o  que  6  devido  ao  simples  acaso,  o  quäl  devia  fazer  um  papel  im- 
portante,  pois  4  limitado  nas  cantigas  d'amor  0  numero  das  rimas,  predomi- 
nando  grandemente  entre  ellas  as  rimas  agudas. 

Gtarei  apenas  alguns  exemplos  em  que  se  toma  manifesta  a  iDten9ao 
conaciente  do  poeta. 

No  40 :  äs  rimas  ir  ar  en  das  2  primeiras  estrophes  oorrespondem  ör 
er  on  nSL  S\ 

No  25,  com  estribilho  :  a  rima  a  ^  em  ör  na  1*  estrophe,  em  er  na 
2*,  em  Sr  na  3* 

No  11,  com  estribilho  :  as  rimas  säo  em  an,  on,  en,  ör,  er  (e  Sus). 

No  35  :  as  rimas  sao  em  er,  oTj  er,  oTj  cU,  en,  on, 

No  53  :  as  rimas  6  e  e  sao  em  ^  e  ar  na  1*,  em  ar  e  er  na  2* 
estrophe,  a  3»  differe  (cf.  mais  acima,  sob  II,  b). 

No  48  :  as  rimas  sao  em  en,  on,  ar  (a/),  er,  ör  (e  i). 

No  32,  com  estribilho  :  ha  rimas  em  ar,  er  e  ör. 


662  Oskar  Nobiling 


Cantlga»  de  D«  Joan  Oarcla  de  OolUiade. 


Cantigas  d'  amor. 
i. 

Quexey-m'  eu  d'  estea  olhos  meus; 
mays  ora  (se  Deus  mi  perdoni) 
quero-lhis  ben  de  ooragoiit 
e  des  oy  mays  quer*  amar  Deus; 
5  ca  mi  mostrou  quen  oj'  eu  vi:  5 

ay!  que  pareoer  oj'  eu  vi! 

Sempre  m'  eu  d'  amor  queyxarey, 
ca  sempre  mi  d'  ele  mal  ven; 
mays  os  meus  olhos  quer*  eu  beu, 
10  e  ja  sempre  Deus  amarey;  10 

ca  mi  mostrou  quen  oj'  eu  vi: 
ayl  que  parecer  oj'  eu  vi! 

E  muy  gran  queyxum'  ey  d'  amor, 
ca  sempre  mi  coyta  sol  dar; 
15  mays  os  meus  olhos  quer'  amar,  15 

e  quer*  amar  Nostax)  Senhor; 
ca  mi  mostrou  quen  oj'  eu  vi: 
ay!  que  parecer  of  eu  vi! 

£,  se  cedo  non  vir  quen  vi, 
20  cedo  morrerey  por  quen  vi.  20 

I.  V  28.  —  1  QuexeumouuB  destes  olli^  meus;  Mich.  Queixum^  outn  dos  öOim 
meM,  Parece-me  certo  qne  Quexeumouuz  ö  devido  ao  engano  do  copista  italiaoo 
que  tinhadiante  de  si  Quexeymeuua;  mas,  visto  Quexeif-me-vaa  d^eetes  olhos  mteui 
dar  uma  syllaba  demais  e  vos  ser  palavra  desnecessaria  para  o  sentido,  preenno 
que  a  li^ao  primaria  foi  Quexeymeu^  um  tra^o  qnalquer  que  por  acaso  ae  achava 
atraz  do  u,  podendo  ser  interpretado  como  a  sigla  9  por  algum  copista  —  8  eora^on 
Mich]  cora  con  —  7  qrearey.  0  copista  lea  r  em  vez  de  »,  e  e  em  vei  de  x, 
ezactamente  como  V  25, 16 ;  282, 1 ;  603,^  —  9  e  15  0«  Mich]  09  —  10  ds  — 
11—12  Cami  estä  no  fim  da  linha  anterior;  0  resto  do  estribilho  falta  —  17—18 
cami  mo  no  fim  da  linha  anterior;  0  resto  do  estribilho  falta  —  20  tnorrerey 
Mon]  mouerey* 


Gantigas  de  D.  Joan  Garcia  de  Gailhado  ü()3 

n.  2.  mi  «  mihi^,  forma  itona  oom  func^  de  dativo,  veio  depois  a  ser 
eubstitnida  pela  ontra  forma  Atona  me  « mi),  quo  noB  Gaooioneiros  j&  come^a 
a  cnmolar  as  fnoc^es  de  accasativo  e  dativo;  cf.  v.  21;  100;  173;  198;  231; 
259;  301;  396;  1125. 

0  BabJ.  pres.  perdon^  bem  como  p^,  etnpar  e  ontros,  estio  de  accördo 
com  as  leis  phonetieas;  ob  modemoB  perdde,  pese,  ampare  b&o  devidoB  i 
analogia  de  verboB  onjo  radical  nSo  terminoa  em  fi,  «  oa  r.  FörmaB  analogicaB 
ja  ae  encontram  noB  CancioneiroB :  pese  V  585, 1 ;  ause  V  479,  7;  melhore  B  37, 28; 
e  asBim  tambem/ojere «/oc^)  V 1186, 6  epraze  «jpZaeeQ  A 161, 12;  B  322, 2 e  5. 

L  des  oy  mays  oa  oy  may«  =  d'aqai  em  diante.  Des  <^  de  ex\  o  modemo 
desde  oontöm,  poiB,  diu»  TCzeB  a  prepoBi^&o  de.  Oy  <  hodie  em  poBi^ao  ante- 
tönica;  ö  raro  ojt  maysi  ▼.  344. 

8.  ele  ö  menoB  nsado  qne  el  (forma  CBta  qne  bc  deBcnvolyen  proyavelmente 
em  poBi^ao  aotetonica);  cf.  v.  202. 

9.  Öfterer  hen  pöde  reger  objecto  indireoto  (6  o  primitivo)  oa  direoto 
(aegnindo  entao  a  analogia  de  amar).  Cf.  ▼.  127;  331;  933;  946.  Qtterer  med, 
igualmente:  cf.  v.  945. 

10.  ja  Berve  para  refor^ar  eempre  e,  tambem,  nunea.  Cf.  v.  100;  202;  225. 

13.  aver  tem  todaB  aB  accep^ocB  do  modemo  ter. 

14.  8ol  <  eoleti  a  forma  analogioa  &öe  nfto  bc  encontra  ainda  dob  GanciooeiroB. 
co^  «  cotfta)  =  pcBar,  afflio^äo,  dör,  öomadaB  palavras  malB  UBadas  noB 

CancioneiroB.    D'ahi  caytar,  d'cnde  caytado.  Cf.  v.  163. 

16.  nostro  ee  uBa  sempre  em  Noeiro  Senhor ;  em  qaacBqner  cutras  exprcBsoeB 
usa-Be  noseo  oomo  hoje. 

Que  muytos  me  pregantar&n, 
quando  m'  ora  viren  moner, 
por  que  mcyr*!  e  quer*  eu  dizer 
quanto  x'  ende  poys  saber&n: 
5  moTT*  eu,  porque  nou  vej'  aqui  25 

a  dona  que  non  vej'  aqui. 

E  preguntar-m'an,  eu  ö  sey, 
da  dona  que  diga  quäl  6, 
e  juro-YOS  per  boa  fe 
10  que  nunca  Ibis  eu  mays  direy:  30 

moyr*  eu,  porque  non  vej'  aqui 
a  dona  que  non  vej'  aquf. 

E  dhrdn-mi  que  parecer 
vbx)n  aqui  donas  muy  ben, 
15  e  direy-vo-lhis  eu  por  en  35 

quanto  m'^ora  oistes  dizer: 
moyr'  eu,  porque  non  vej'  aqui 
a  dona  que  non  vej'  aqui. 


664  OBkar  Nobiling 

E  non  digu'  eu  das  outräs  mal 
20  nen  ben,  nen  sol  non  falo  i;  40 

mays,  poys  vejo  que  moyr'  assi, 
digu^  est',  e  nunca  direy  al: 
moyr'  eu,  porque  non  vej'  aqul 
a  dona  que  non  vej'  aqul. 

I.  V  29  (=  a),  V  38  (=  b)  e  V.  loa  24  A  228.  —  1  falta  em  a  - 2-6 
b  dispöe  estes  versos  em  qnatro  linhas,  terminando  a  1*  em  por  ^,  a  2*  em 
qntoxende,  a  3*  em  poi^  q  nö  ueia  —  2  a  mairer,  b  morer  —  3  b  moyro  e  qrcra 

—  4a  quanto  rende  —  b  saleran  —  9  a  5oä,  b  boa  —  10  b  tiü  eaihis  er^  — 
11  a  moiren  —  b  ueia  /  g<  —  12  falta  em  a  —  18—18  estao  distribnidos  em 
b  por  quatro  linhas:  termina  a  1»  em  aq  (em  vez  de  a^),  a  2<^  em  direfuolhii^ 
a  3*  em  moyreu  —  14  nqui]  a  ad  —  ben]  b  bam  —  15  a  edireyuolhes,  A  e 
d%rei-vo*'lhe8  —  16  a  f  camora,   A  qtMnto  muor{ä)  —  b  di^  —  18  falta  em  a 

—  19—24  estao  distribuidos  em  b  por  quatro  linhas:  a  1»  termiDa  em  bem,  a 
2»  em  ueiOy  a  3^^  em  esionum  —  20  A  falo  t,  a  fali,  b  faly  —  21  poys]  b  poit 
q  —  22  b  digo  estanum  /  ea  —  23—24  a  ntoyreu  p**  q  no  fim  da  linha  preeedente; 
o  resto  do  estribilho  falta  —  24  falta  em  b. 

n.  21 — 23  =  Quantos  me  pergnntarSo  .  .  .  porque  6  que  morro! 

23.  nioyT*.  0  presente  ddste  verbo  se  coDJuga  assim :  moyro,  tnorres,  morrty 
morremoa,  morredes,  morren\  moyra,  moyras,  moyra,  moyramoa^  moyradu^ 
moyran. 

24.  x\  xi,  xe,  8\  si,  «e  sao  as  förmas  do  «dativus  commodi",  mais  on  meDoa 
pleoDastico,  do  reflexivo  da  3*  pessoa.  As  da  1*  säo  mt,  me,  m\  mh-  \  not,  6  aa 
da  2^^  ti,  te,  t\  cht,  che,  cV;  vos.  Cf.  v.  51;  132;  188-,  231;  269;  839;  395;  770; 
1049;  1102. 

ende  «  ^nde)  e  en  (forma  primitiyamente  antetonica)  se  empregam  in- 
differentemente  antes  de  consoante;  antes  de  vogal,  a  unioa  forma  parece  ser 
end^'^  significam  „de  lA,  d'isso,  d'elle,  d*ella,  d'elles,  d'ellas",  e  referem-se  tanto 
a  pessoas  como  a  coisas.    Gf.  v.  35  e  66;  421. 

33.  parecer  ben  =  ter  um  exterior  bonito ;  o  parecer  (v.  6)  =  o  exterior, 
semblante. 

35.  vo{8)  6  dativo  ethico. 

por  en  (por  end?,  por  ende)  =  por  isso. 

36.  oistes.  Parece  que  antigamente  o  radical  d^ste  verbo  Däo  era  ow- 
senao  quando  tinha  accento  tonico :  ouves,  ouve,  porem  oir.  Assim  tambem  loar 
{<laudare),  ißorem  louvo,  louvas.  Cf.v.l20;  824;  353;  730;  731;  759;  808;  867; 
858;  1080;  1037;  1039. 

40.  «oI  6  o  adverbio  de  aoo  (=  s6).  Ambos  <  sölum,  sende  sol  provayel- 
mente  a  forma  antetonica.  Sol  non  =  nem  seqner,  absolutamente  nao. 

f  «  ibi)  tem  todas  as  accep^oes  do  y  francez. 

42.  esf  =  esto.  Ao  lado  deesto,  aquesto,  esso,  aquelo,  todo  sao  muito  raras  as 
förmas  isto  (V  1041,  12,  rima  com  Antecristo),  aquisto  (A  210, 4),  tudo  (v.  711 ;  813). 

al  «  alid,  =  outra  coisa),  muito  usado  nos  Gancioneiros. 


Cantigafl  de  D.  Joan  Garcia  de  Guilhade  665 

8. 

Amigos,  non  poss'  eu  negar  45 

a  gran  coyta  que  d'  amor  ey, 
ca  me  vejo  sandeu  andar, 
e  con  sandeoe  o  direy: 
5  08  olhos  verdes  que  eu  vi 

me  fazen  ora  andar  asaf.  50 

Pero  quen  quer  x*  entenderä 
aquestes  olhos  quaes  son, 
e  d'  esf  alguen  se  quejrxarä; 
10  mays  eu  ja  quer  moyra  quer  non: 

OS  olhos  verdes  que  eu  vi  55 

me  fazen  ora  andar  assi. 

Pero  non  devia  a  perder 
ome  que  ja  o  sen  non  ä 
15  de  con  sandeoe  ren  dizer, 

e  con  sandece  digu'  eu  ja:  60 

OS  olhos  verdes  que  eu  vi 
me  fazen  ora  andar  assi. 

I.  V  30  e  A  229.  —  1  V  Amigo  —  3  V  Sauden  —  4  e  16  V  aandice  — 
8  V  aqsioa  —  12  e  18  faltam  em  V  —  14  V  hom  pödeser  homt  oa  hmnen  — 
non]  V  0  —  15  V  sandieo. 

TL,  46.  gran,  forma  antetonica  de  grande,  osada  sempre  antes  de  substantivo 
que  come^a  por  consoante:  antes  de  vogal,  6  grand^.  SSo  igualmente  förmaa 
antetonioas  usadas  sempre  antes  de  sübstantivo,  de  maoi  mal;  de  böoibon.  Ab 
excep^es  sao  poucas:  grande  antes  do  substantivo  V  208»4;  668,1  e  20^); 
B  52,10;  A  161,26;  mao  Vd66,4-,  B  213,2e5;  383,2-,  A  38,  7;  5So  V  708,4. 
O  caso  6  differente  na  phrase  interjeccional  mao  pecado!  (o  mais  osado  6  mal 
pecado!)  B  386, 4,  porque  aqoi  mao  pöde  ter  func^ao  predicativa,  bem  oomo  em 
mao  seu  grado,  v.  664. 

48.  sandece  e  sandice  se  encontram  nos  Canc;  porem  bö  a  primeira  destas 
förmas  ö  attestada  pelas  rimas  (:  rafece  e  dece,  mereee  e  ontros  verboB  seme- 
Ihantes);  cf.  V  724,1;  1025,22;  B  389,  17,  onde  ob  Codices  escrevem  sandice. 
O  mesmo  suffixo  6  attestado  pelas  rimas  em  velhece  V  1025,20,  mancehece 
GM  389, 1  e  granadece  CM  288,  4. 

51.  pero  «  per  hoc)  ö  conjancgao  adversativa  (=  entretanto,  apesar  de 
que),  ao  paaso  qne  por  en  (cf.  v.  35)  ainda  nSo  tem  este  valor. 

54.  ja  quer  moyra  quer  non  6  ora^äo   independente   (=  nSo  importa  que 


1)  Estas  dnas  cantigas  apresentam,  na  metrifioa^ao  e  lingnagem,  certa 
aemelhan^a  que  as  afasta  das  mais  cantigas  d'amor.  A  primeira  esti  entre  ob 
cantares  de  D.  Denis  (=  CD  LXXVI):  erradamente,  ao  meu  ver;  of.  o  qne 
eflcrevi  na  Z/BPh.  XXVn,  pag.  190. 


666  Oskar  Nobiling 

morra  ou  nio).  Cf.  V  18,  5  quer  me  queyradu  te  non  ben  quer  mal\  444,  6  quer 
Ihi  pes  quer  UU  prasa\  717, 11  quer  ee  queyxe  quer  non.  Hoje  semelhantea  phraaei 
8Ö  podem  fanceionar  como  olaasiilas  incidentes. 

67.  perder  =  ser  prejadieado. 

68.  een  =  bom  seoso,  jniso.  £  provayel  qae  os  trovadores  tiraaiem 
68ta  palavra  gennanica  do  proven^al  ou  antigo  frances. 

59.  =  por  dizer  algama  coisa  oa  lonoora. 

4. 

"Senhor,  veedes-me  morrer 
desejando  o  vosso  ben, 
e  v68  non  dades  por  en  ren,  65 

nen  vos  queredes  en  doer!" 
5  ****Meu  amigu',  en  quant*  eu  viver, 
nunca  vos  eu  farey  amor 
per  que  faga  o  meu  peyor."" 

^'Mha  senhor,  por  Dens  que  vos  fez,      70 
que  me  non  lejrxedes  assf 
10  morrer,  e  vös  faredes  i 

gran  mesura  con  muy  bon  prez." 

"  "Dttey-vo-lo,  amig*,  outra  vez: 

nunca  vos  eu  fsiej  amor  75 

per  que  iaga,  o  meu  peyor."" 

15  "Mha  senhor,  (que  Deus  vos  perdon!) 

nembre-vos  quant'  afan  levey 

por  v68,  ca  por  vös  morrerey, 

e  for9ad'  esse  cora9onI"  80 

««Meu  amig*,  ar  direy  que  non: 
20  nunca  vos  eu  farey  amor 

per  que  fa9a  o  meu  poyor."" 

I.  V  31—32  e  A  230.  —  1  V  mouer  —  B  V  ren  por  en,  li$So  ignalmente 
aceitavel  —  4  V  n«  11U9  —  5  V  amigneu  quodeu  —  7  A  peor  —  8  Aqoi  oome^ 
em  V  0  00  82,    encimado  pelo  nome  Joham  Ouilhade*  —  V  de  ^  d  A  Uxed/u 

—  10  A  vue  —  i]V  aefy  —  12  A  Direi-vo^'V  —  V  amiga  ouc"  —  Depots  ddste  veiBO, 
V  repete,  em  Ingar  dos  v.  6  e  7,  a  lioha  meu  amigt^en  quälen  (i.  e  quäteu)  uta' 
e,  no  fim  do  v.  19,  /  meu  an^\  A  commette  o  mesmo  6rro,  repetindo  o  venoö, 
porem  so  na  2»  estrophe  —  15  V  rf*  —  16  V  nebree^  —  17  V  ea  —  V  mrrerey 

—  V  efforcades/e  coracot  0  que  pöde  tambem  estar  por  e  ^orgad^  e.  e.  oa  € 
eeforgad^  e.  e. 

n.  63.  veedes  ö  trissyllabo,  qnando  lern  for^a  de  indicativo.  ^  porem, 
muito  usado  vides  com  valor  de  imperative;  cf.  v.  199.  Do  mesmo  modo  ae 
distingne  vea  (v.  749)  de  veee.    Das  oatras  förmas  ddste   verbo  (oom  exceptio 


GanÜgas  de  D.  Joui  Garcia  de  Guilbade  667 

do  perfeito  e  tempos  derivados  delle)  nSo  soflOrem  syn^rese,  noB  Ganc.  lyricos, 
senfto  o  fatnro  e  o  oondioional,  sendo  igoalmente  naados  veerey  e  verey,  veeria 
e  veria.   Cf.  ▼.  96;  104;  186;  193;  290. 

64.  ben  =  benevolencia,  favor,  mercd;  e  =  belleia,  perfei^  (▼.  104). 

69.  =r  que  seja  em  man  damno.  0  meu  6  sabstantivado  (=  mens  negocios, 
minha  sitna^^).  Cf.  V8d0, 8  falar  no  vosso;  426, 19  perderedea  no  vosso\  836, 2 
catar  (=  oUiar)  ao  vasao;  B  54, 27  po-lo  vosßo  (=  por  vossa  causa) ;  A  158, 21 
po-lo  meu. 

70.  por  Deus  =  ooDJnro-Yos  por  Dens;  per  (oa  par)  I>eiM= juro  por  Dens; 
cf.  ▼.  29;  86;  375.  Os  sentidos  de  per  (=  franoez  par)  e  par  (=  franees  pour) 
näo  se  conftmdiram  ainda  na  lingna  dos  trovadores. 

eenhor  fem.  A  forma  aoalogioa  eenhora  ainda  ö  mnito  rara  nos  Gaoc;  6 
attestada  pelas  rimas  V  137,24  (:agora)\  668, 9  >)  {iföra);  26,23  {iCafM^rf^)- 

73.  faser  mesura  =  faier  prova  de  modera^,   cortazia;  pres  =:  fama, 
repnta^fto,  honra:  parece  palayra  de  origem  proven^al. 

muy  (forma  antetonica)  b6  se  encontra  antes  de  a^jectivos,  adverbios  e 
participios,  on  palavras  que  fazem  a  fnne^  de  acUectivos  ou  adverbios 
(of.  ▼.  809). 

78.  memarare  >  nembrar  >  lembrar;  a  constmc^So  impessoal  döste  verbo 
ö  a  mais  usada  nos  Ganc. 

80.  for^r  =  vencer,  snbjngar ;  ei  B  332, 18  niha  coyta  fw^fm  o  sen,  Se 
esse  pndesse  ser  =  met«,  melbor  sentido  daria  esforear  (=  dar  for^a,  confian^a 
a;  cf.  CM  1,  7  eefor^ada  por  Deue;  V  820, 13  en  vose*  amor  vos  eefor^adea). 

81.  ar  =  ontra  vez,  ainda,  mais,  tambem,  por  ontra  parte;  cf.  ▼.  89;  90; 
171;  173;  277;  356;  511;  517;  555;  855;  933;  1062;  1094. 


5. 

U  m'  eu  partf  d'  u  m'  eu  parti, 
logu'  eu  parti  aquestes  mens  85 

olhoB  de  veer,  e,  par  Deus, 
quanto  ben  avia  perdf; 
5  ca  meu  ben  tod'  era  en  veer, 
e  mays  vob  ar  quero  dizer: 
pero  vejo,  nunca  ar  vi.  90 

Ca  non  vej'  eu,  pero  vej*  eu: 
quanto  vej'  eu  non  ml  val  ren; 
10  ca  perdl  o  lume  por  en, 

porque  non  vej'  a  quen  mi  deu 

esta  coyta  que  oj'  eu  ey,  95 

que  ja  mays  nunca  veerey, 

se  non  vir  o  parecer  seu. 


1)  Yeja-se  pag.  24,  nota  1. 


668  Oskar  NobiÜDg 

15  Ca  ja  oeguey,  quando  oegaey; 

de  pran  oeguey  eu  logu'  enton, 

e  ja  Deus  nunca  me  perdon,  100 

se  ben  vejo,  nen  se  ben  ey; 

pero,  86  me  Deus  ajudar 
20  e  me  cedo  quiser  tornar 

u  eu  ben  vi,  ben  veerey. 

I.  V  33  e  A  231.  —  lü  m'eu  A]  V  Quandeu  —  5  era  en  V]  A  era  (por 
Ventura  erä,  i.  e.  era*  n?)— 8Vej?o  —  96llAin«--10Vcti  —  IIV  por  q 
negaq  mi  d«  —  14  o  A]  V  «  —  17  V  tf«  -—  19  V  Ä«  quidar, 

TL,  84.  u  «  uhi)  =  onde,  e  =  quando. 

partir-ae  =  apartar-se,  separar-se;  partir  (y.  85)  =  apartar,  privar.  As  ac- 
cepQoes  primitivas  do  vocabulo  sSo  „repartir"  e  «apartar/  A  constmc^äo  m- 
transitiva  de  pariir  resultou  da  reflexiva;  nos  Canc.  ha  dois  exemplos  daquella 
nas  cantigas  de  D.  Aifonso  X:  B  361,31—32  per  ren  (=  de  nenhum  modo) 
partir  de  vas  muf/f  amar  non  poseo;  CM  206,  6  poy-lo  tfiron  partir  de  preegar. 

88.  ca  «  quia  em  posigfto  Atona)  =  porque. 

92.  val,  a  forma  normal,  pelas  leis  phonetieas,  6  a  unica  qne  se  eneontn 
nos  Ganc. 

99.  de  pran  =  claramente,  seguramente,  porcerto;  ö  raro  a  pran  (V941, 
14  \  1140,  6),  que  tem  o  mesmo  sentido.  0  facto  de  se  osar  tambem  de  ehao 
neste  sentido  e  existir  o  substantiyo  pran  synonymo  de  chäo  (CM  236, 6;  cf.  344, 3) 
faz  suppor  qne  pran  fosse  tirado  do  plan  proven^l. 

101  e  104.  Joga-se  aqui  com  a  dupla  significa^o  de  den,  adverbio  e  Subs- 
tantive. 

103.  tornar  =  faser  voltar. 


6. 


A  boa  dona  por  que  eu  trobava,  105 

e  que  non  dava  nulha  ren  por  mf, 

pero  s'  ela  de  mi  ren  non  pagava, 
sofrendo  coyta  sempre  a  servl; 
5       e  ora  ja  por  ela  'nsandeci^ 

e  da  por  mi  ben  quanto  x'  ante  dava.  110 

E,  pero  x'  ela  con  bon  prez  estava 
e  con  [tan]  bon  parecer  quäl  Ih'  eu  vi 

e  Ihi  sempre  con  meu  trobar  pesava, 
10       trobey  eu  tant'  e  tanto  a  servi 

que  ja  por  ela  lum'  e  sen  perdi,      115 

e  anda-x'  ela  por  quäl  x'  ant'  andava: 


Gantigas  de  D.  Joan  Garcia  de  Guilhade  669 

Por  de  bon  pr^z,  e  muyto  se  prezava, 

e  dereyt'  6  de  sempr'  andar  assf; 
15  ca,  se  Ih'  alguen  na  mha  ooyta  falava, 

8ol  non  oia  nen  tomava  i;  120 

pero  por  coyta  grande  que  sofrl 
oy  mays  ey  d'  ela  quant^  aver  cuydava: 

Sandec'  e  raorte,  que  busquey  sempr*  i^ 
20  e  seu  amor  mi  deu  quant'  eu  buscaval 

I.  V  34  e  A  232.  —  1  V  Ahoa  --  B  A  min  -~  b  V  el  enfandeci  —  6  V 
quantanU  —  7  htm  falta  em  V  —  8  Em  ambos  os  Codices  falta  nma  syllaba. 
Mich.  iDtrodnziu  mu\\  eu  prefiro  ton,  lendo  qwiX  IK  tu  por  qlhtu  (V)  domesmo 
verao;  cf.  v.  598  e  ^ua  Ihm  V  987,  18-,  maXhi  =  mal  Xki  V  687,5-,  11;  16. 
alhy  =  al  Ihi  V  1015,  5  —  9AIÄ«  —  12Vf/  antädaua  —  13  Vpgaua  (i.  ej 
talYCz,  pregavä)  —  \^Y  edeyte  de  semp  adar —  17  por  A]  V  5  —  18  A  coidava 
—  19  V  Sanäice  morte  —  20  A  me. 

n.  105.  0  pronome  relativo  que  se  refere  a  uma  palavra  antecedente,  quer 
aeja  nome  de  coisa  ou  de  pessoa,  ö  sempre  ^6,  ainda  mesmo  depoia  de  pre- 
poai^fto',  quen  so  se  usa  sem  antecedente:  cf.  v.  5. 

106.  nidha  ren  =  nenhuma  coisa.  Nidho  «  nüllum)  ä  forma  castelhana; 
a  normal  seria  nulo,  que  talves  se  occulte  debaixo  da  graphia  nüllo,  bastante 
usada  nos  Codices  italianos. 

mi  (e  mifij  igualmente  attestado  pelas  rimas;  cf.  v.  1068)  6  a  forma  tonica 
do  caso  oblique  döste  pronome,  usada  näo  so  depois  de  preposi^es,  mas  tambem 
como  objecto  directo  e  depois  de  conjunc^oes  de  oompara^,  e  mais  em  casos 
excepcionaes,  como  ▼.  577  ou  B  116,  8  que  0  fa^amos  mi  e  vös  jograr,  Para  a 
2«  pessoa  ii,  cf.  V  1035,12  di-me  ii  que  trobcu. 

107.  pagar-se  de  =  ter  prazer,  gostar  de. 

113.  pesa  mi  con  =  desagrada-me,  sinto  pesar  por.   Pesa-mi  de,  v.  315. 
Desde  0  tempo  da  Renascen^a,  que   substituiu  0  iröbadar  pelo  poeki,  o 
verbo  iröbar  näo  tem  mais  equlvalente  na  lingua. 
116.  andar  por  =  valer,  ser  considerado  como. 
120.  tomar  =  virar-se,  voltar-se. 
128—4.  busear  =  merecer,  ser  causa  de  (em  allemfto  f,aich  etw.  euziehen*^). 


7. 

Amigos,  quero-vos  dizer  125 

a  muy  gran  coyta  'n  que  me  ten 

üa  dona  que  quero  ben, 

e  que  me  iaz  ensandecer; 

e,  catando  po-la  veer, 

assf  and'  eu,  assf  and'  eu^  130 

assf  and'  eu,  assf  and'  eu. 


670  Oskiir  Nobiliug 

E  ja  m'  eu  oonselhQ  non  sey, 
ca  ja  o  meu  adubad'  6, 
10  e  sey  muy  ben,  per  boa  fe, 

que  ja  aempr'  aBsf  andarey:  135 

catando  se  a  veerey, 

assf  and'  eu,  assf  and'  eu, 

aasi  and'  eu,  assf  and'  eu. 

15  E  ja  eu  non  posso  choiar, 

ca  ja  chorand'  ensandecf,  140 

e  faz-nih-amor  andar  assf 

oomo  me  veedes  andar: 

catando  per  cada  logar, 
20  assf  and'  eu,  assf  and'  eu, 

assf  and'  eu,  assf  and'  eu.  145 

E  ja  0  non  posso  negar: 
alguen  me  &z  assf  andar. 

I.  V85  e  A  283.  —  2afalta  em  V  —  3  V  hunha  —  7  Vrepete  este  veno 
mais  dnas  vezes,  mas  a  nltima  destas  linhas  esU  cancellada  —  8  V  ia  eu  ^ 
10  V  (oä  —  11  V  senp  ffy  (i.  e.,  talves,  aempre  W)  —  14  e  21  faltam  em  V. 

n.  129.  =  e  olbaodo  para  vd-la.  Os  casos  de  se  unirem  lo^  la^  los,  Uu 
(qner  sejam  artifi^os  on  pronomes)  k  palavra  precedente  sfto  maito  mais  freqnentet 
qne  boje:  cf.  v.  149;  290;  302;  235;  361;  394;  426;  510;  526;  555;  670;  736; 
756;  766;  781;  799;  825;  927;  1101.  Rare  6  o  conseryarem-se  lo,  la  etc.  depou 
de  palavras  terminadas  por  r  on  s  sem  a  assimila^  d^stes  Ultimos  sona;  porem 
cf.  V.  222.  Finalmente,  ji  ba  mnitos  ezemplos  da  generaliza^fto  aoalogica  (boje 
triunphante)  de  o,  a,  os,  aa  depois  de  palavras  termmadas  por  consoantes: 
ef.  V.  15;  97;  171;  239;  257;  432;  562;  741. 

133.  0  meu  substantivado,  como  v.  69.  C.Micba'^lis  tradas:  .a  minba  forte 
estk  decidida.* 

141.  fiiA  e  fit'  b£o  as  förmas  que  toma  me  on  mi  (of.  v.  2)  antes  de  vogaL 

147.  alguen  usado  com  referencia  ä  aenhar  amada,  como  no  v.  53  e  a  miodo. 

8. 

Quantos  an  gran  ooyta  d'  amor 
§-no  mundo,  qual  oj'  eu  ey, 
querrian  morrer,  eu  o  sey,  150 

e  averian  en  sabor; 
5  mays,  mentr'  eu  y(m  vur,  mha  senhor, 
sempre  m'  eu  querria  viver 
e  atender  e  atender. 


CantigM  de  D.  Joao  Oareia  de  Gailhade  671 

Pero  ja  non  pofiso  guarir,  155 

ca  ja  oegan  oe  olhoe  meus 
10  por  vöe,  e  non  mi  val  i  Deua 

nen  v6b;  mays,  por  vos  non  mentir, 
en  quant*  eu  vöe,  mha  senhor,  vir, 
sempre  m'  eu  querria  viver  160 

e  atender  e  atender. 

15  E  tenho  que  filzen  mal  sen, 

quantoB  d'  amor  coytadoB  son, 

de  querer  sa  morte,  se  non 

ouveron  nunca  d'  amor  ben,  165 

com*  eu  fs/^']  e,  senhor,  por  en 
20  sempre  m'  eu  queiria  viver 

e  atender  e  atender. 

I.  V  36  e  A  284.  — 2Vefio  — 3V  moirer  —  6  V  gueiria  —  10  A  m«  — 
^  —  IBY gmp^meu  qtria  —  Ue21  faltam  em  V  —  16  V  jfto  —euycad^  — 
N)  q%ria, 

n.  148.  an  <  ha(be)fU,  oomo  van  (v.  686)  <  va(du)ni. 

149.  i-no  <  en  lo  <  tu  (il)lum,  A  forma  com  aphörese  ~  no  »  j&  se 
ontra  Umbem;  cf.  v.  119;  182;  337. 

160.  querria  6,  no8  Ganc.,  a  fftrma  normal  do  condicional,  como  querrey 
594)  do  faturo,  de  querer:  cf.  terrey,  v.  422. 

162.  VÖ8  e  nds  b£o,  como  mi  e  ti,  mnito  nsados  oa  fnne^  de  objeeto 
cto  sem  preposiQfto.    Cf.  v.  106. 

164.  atender  =  esperar. 

155.  guarir  =  estar  sfto,  viver  em  estado  de  sande. 

162.  =  E  jalgo  qae  dfto  prova  de  poueo  juizo;  cf.  v.  58  e  73. 

9. 

Gran  sazon  &  que  eu  morrera  ja 
por  mha  senhor,  desejando  aeu  ben;    170 
mays  ar  diiey-vos  o  que  me  deten 
que  non  per  moyr',  e  direy-vo-lo  ja: 
5  &lan-me  d'  ela,  e  ar  vou-a  veer, 
[e]  ja  quanf  esto  me  faz  ja  viver. 

E  esta  ooyta  'n  que  eu  viv*  assi,        175 
nunca  en  parte  souhe  mha  senhor; 
e  vou  vivend^  a  gran  pesar  d'  amor, 
10  e  direy  ja  por  quanto  viv*  assf: 
&lan-me  d'  ela,  e  ar  vou-a  veer, 
[e]  ja  quant'  esto  me  faz  ja  viver.       180 


672  Oskar  Nobiling 

Non  viv*  eu  ja  se  per  aquesto  non: 
0U9'  eu  as  gentes  no  seu  ben  falar; 
15  e  ven  amor  logo  por  me  matar, 
e  non  guaresoo  se  per  esto  non: 
&lan-me  d'  ela,  e  ar  vou-a  veer,  185 

[e]  ja  quant*  esto  me  faz  ja  viver. 

E  viverey,  mentre  pod6r  viver; 
20  ca  poys  por  ela  me  ej  [eu]  a  morrer. 

I.  A  235.  —  5  Oa  cT  ela,  e  arF  —  6,  12  e  18  Mich  faeia^  o  qne  me  pareee 
inaceitavel.  Evidentemente,  as  letras  do  oodice  podem  ser  interpretadas  de  nm 
e  ontro  modo;  e  a  conjuncQSo  e,  qae  introdnzi,  parece-me  qae  melhora  a  phraae 
^  20  me  ei  a, 

TL.  169.  8az(m  =  espa^  de  tempo. 

172.  per  adverbio  de  refor^o  (=  inteiramODte,  mnito),  sempre  collocado 
aates  do  verbo.  Geralmeote  vem  precedido  de  um  adjectivo  ou  adverbio,  qne 
6  a  palavra  propriamente  reforgada  por  per:  v.  258;  1104. 

174.  ja  quanto  =  um  ponco,  algnm  tanto.  Assim  tambem  ja  gue  =  algama 
coisa,  ja  quando  =  algnma  vez  (V  598, 18;  829,12;  CM  206,7;  281,15),  jau  — 
em  algum  lugar  (V  1095,  1). 

176.  eäber  parte  de  =  ser  informado  de ;  cf.  a  locn^  modema  dar  parte, 

184.  0  preseDte  dos  verbosinchoativosse  conjuga  assim:  guaresco^  guareees, 
guareee  .  • . ;  guarescti,  guarescas,  guaresca  .  .  .  Enoontram-se  graphias  analogicai 
(ou  arcbaicas?)  como  guareeeee, 

188.  poye  =  depois. 

Os  pronomes  atonos  m«,  mt,  te,  ti^  se,  «t,  Ihe,  Ihi  luLo  formam  syllaba  ante« 
de  vogal  (as  excepgdes  säo  rarissimas).  Qaando  sua  vogal  final  näo  se  elide, 
ella  perde  o  caracter  syllabico  ou  se  funde  completamente  com  a  consoante: 
d'ahi  aa  f6rmas  mh  (cf.  v.  141)  para  a  1*  pessoa,  ch'  para  a  2*  x*  (cf.  v.  24) 
para  0  reflexive  da  3*.  As  ultimas  duas  pareee  que  geraram  as  förmas  syllabfcas 
che,  Chi  e  xe,  xi\  cf.  v.  785;  339;  1009. 

10. 

Se  m'  ora  Deus  gran  ben  fazer  quisesse, 
non  m'  avia  mays  de  tant'  a  &zer:    190 
leyxar-m*  aquf,  u  m'  ora  'stou,  viver; 

e  do  seu  ben  nunca  m'  el  outro  dessel 
5        Ca  ja  sempr*  eu  veeria  d'  aqui 
aquelas  casas  u  mha  senhor  vi, 

e  catä-la[s],  ben  quanto  m'  eu  quisesse.  195 

t 

D'  aqui  vej'  eu  Baroelos  e  Faria, 
e  vej'  as  casas  u  ja  vi  alguen^ 
10       per  boa  fe,  que  me  nunca  fez  ben! 
Vedes  por  que:  porque  x'  0  non  queria. 


Cantigas  de  D.  Joan  Garoia  de  Gnilbade  673 

E,  pero  sey  que  me  matarft  amor,  200 
en  quant'  eu  fosse  d'  aqui  morador 
nunca  eu  ja  d'  el  morte  temeria. 

15  Par  Deus  Senhor,  vi^oso  viveria 

e  en  gran  ben,  e  en  muy  gran  eabor 
yed-las  casas  u  vi  mha  senhor^         205 
e  catar  al£  quant'  eu  catarial 

Mentar*  eu  d'  aquesto  ouvess'  o  poder, 
20        d'  aquelas  caBas  que  vejo  veer, 
nunca  en  ja  os  olhos  partiria! 

E  esso  pouoo  que  ey  de  viver,         210 
viv6-lo-ia  a  muy  gran  prazer; 
ca  mha  senhor  nunca  mh-o  saberia. 

I.  A  236.  —  Icatd'la  me  pareee  li^&o  tSo  pouco admissivel  como  eatarala 
(que  alias  seria  am  hespanholismo)  no  y.  18.  Aqui  (v.  7)  caberia  tambem  a 
emenda  eaiar  Id  ^  S  Obedecendo  a  uma  suggestAo  de  Diez  (KuHp^  pag.  71—72), 
inverti  a  ordem  das  estrophes  2*  e  8»  —  22  esse. 

H.  190.  maya  de  =  mala  que. 

195.  catd-las:  o  infinitivo  catar  esti  ligado  por  e  ao  condioional  veeria 
(C.  Miohaälis,  por  iftso,  imprime  veer  ia).  0  auxiliar  hiibebam,  agglntinado  ao 
infinitivo,  ainda  o2o  Be  tornara  completameote  flexfto,  de  modo  qne  podia  ficar 
snbentendido  depois  de  catd-las.  Cf.  v.  208—6,  e  para  a  mesma  constrnc^  do 
foturo  V  668,  9—10  direy  e  non  estar, 

210.  esso  (e  ii2o  esse)  poueo  6  a  forma  usada  nos  Ganc.  Gf.  v.  255. 


U. 

Estes  mens  olhos  nunca  perderän^ 
senhor,  gran  ooyta,  mentr'  eu  vivo  fdr; 
e  direy-vos,  fremosa  mha  senhor,  215 

d*  estes  mens  olhos  a  ooyta  que  an: 
5  choran  e  cegan,  quand'  alguen  non  veen, 
e  ora  cegan  por  alguen  que  veen. 

Guisado  teen  de  nunca  perder 
mens  olhos  ooyta  e  meu  coragon,  220 

e  estas  ooytas,  senhor,  mlas  son: 
10       mays  los  mens  olhos,  por  alguen  veer, 
choran  e  cegan,  quand'  alguen  non  veen, 
e  ora  cegan  por  alguen  que  veen. 

BomaiiiMlie  Fonehnngai  XZV.  43 


674  Oskar  Nobiling 

E  nunca  ja  poderey  aver  ben,  225 

poys  que  amor  ja  non  quer  nen  quer  Deus; 
15        mays  os  cativos  d'  estes  olhos  meus 
morrerän  aempre  por  veer  alguen: 
choran  e  cegan,  quand'  alguen  non  veen, 
e  ora  cegan  por  alguen  que  veen.  230 

I.  A  237.  —  9  NSo  estari  viciado  este  verso?  —  minhas  —  10  per  (bayeii 
p^  no  codice?) 

n.  217.  vten  6  dissyllabo  {vi-en)  \  cf.  v.  63.  Assim  tambem  tSen  (v.  219), 
*«M  (V.  724). 

219—20.  0  snjeito  6  meus  olhos  e  meu  coragom]  =  6  o  destioo  de  .  . ., 
estä  dito  qne  .  .  . 

221.  mtcts,  0  lat  mea  den  tnia  (qae  rima  com  dia,  folia,  queria  etc.  V  402, 8) 
e,  com  assimilagäo  do  «  i,  consoante  nasal,  mTa  (rima  com  o  sufflxo  latino  -Ina, 
V  1137,8;  1150,5).  Estas  bSjo  as  förmas  tonicas;  a  antetonica,  e  qnasi  a  nnici 
usada  antes  do  substantivo,  6  mha;  of.  v.  70. 

227.  cativo  =  infelis. 

Ift. 

Cuydou-s'  amor  que  logo  me  faria 

per  sa  coyta  o  sen  que  ey  perder; 

e  pero  nunca  o  podo  fazer, 
mays  aprendeu  outra  sabedoria: 
5        quer-me  matar  muy  cedo  por  alguen,  235 

e  aquesto  p6d'  el  fazer  muy  ben, 
ca  mha  senhor  esto  quer  toda  via. 

E  ten-s'  amor  que  demandey  folia 
en  demandar  o  que  non  poss'  aver; 
10        e  aquesto  non  poss'  eu  escolher,      240 

ca  logo  m'  eu  en[d*]  al  escolheria: 
escolheria,  mentr'  ouvesse  sen, 
de  nunca  ja  morrer  por  nulha  ren; 

ca  esta  morte  non  6  jograria. 

15  Ay!  que  de  coyta  levey  en  Faria!       245 
E  vin  aqui  a  Segobha  morrer, 
ca  non  vej'  i  quen  sola  veer 
meu  pouqu'  e  pouqu'  e  por  esso  guaria. 
Mays,  poys  que  ja  non  posso  guareoer, 
20        a  por  que  moyro  vos  quero  dizer:   250 
diz  alguen:  <<Est'  6  filha  de  Maria." 


Cantigas  de  D.  Joan  Garcia  de  Gailhade  675 

E  o  que  sempre  neguey  en  tax)bar, 
ora  o  dixM  E  pes  a  quen  pesar, 
poys  que  alguen  acabou  sa  perfia. 

I.  A  238.  —  11  ^  a{  —  18  vCeu  (porem  meu  do  vol.  II,  pag.  412)  — 
21  Eti^q  On  Este? 

TL  232.  8a  forma  antetonica  de  9ua,    Cf.  v.  164. 

288.  podo  6  raro  por  pode,    Cf.  quiao^  y.  687 ;  disao^  y.  880. 

238.  folia  =  loneura. 

841.  efkf  al;  cf.  y.  24. 

246.  que  de  eoyta  leeey  =  quanta  dor  Boffri. 

248.  meup(mgu^ t  pouqu*-,  compare-Be  V833,  12— liPwqueian  muyto tarda 
iT  esta  veZf  seu  pouqu'  e  pouco  se  vay  perdendo  eon  migo. 

248—49.  guarir  e  guareeer  =  salyar  a  yida. 

251.  Ao  lado  de  i,  qne  jk  bc  vai  generalisando,  eneontram-Be  nos  Ganc  eety 
antes  de  palavraa  qae  come^am  por  vogal,  e  iste^  antOB  de  conBoante.  EBta 
nldma  forma  6  frequente  naB  CM.    Cf.  v.  367. 

253.  dix\  dixi  e  dixe  Be  encontram  ao  lado  de  diese  (1*  pessoa).  Cf. 
y.  258;  456. 

254  perfia  =  empenho;  aeabar  ea  perfia  =  alcan^ar  Ben  fim. 

13. 

Esso  muy  pouco  que  oj'  eu  ialey  255 

oon  mha  senhor,  graded-o  a  Deus, 
e  gran  prazer  viron  os  olhos  meus! 
Mays  do  que  dixe  gran  pavor  per  ey; 
5  ca  me  tremi'  assf  o  cora90ii 

que  non  sey  se  Ih'  o  dixe  [ou]  se  non.  260 

Tan  gran  sabor  ouv*  eu  de  Ihe  dizer 
a  muy  gran  ooyta  que  sofr*  e  &ohi 
por  ela!  Mays  tan  mal  dia  nac(, 
10  se  Ih'  o  oj'  eu  ben  non  fiz  entenderl 

Ca  me  tremi'  assf  o  cora^on  265 

que  non  sey  se  Ih'  o  dixe  ou  se  non. 

Ca  nunca  eu  faley  eon  mha  senhor 
se  non  muy  pouc'  oj';  e  direy-yos  al: 
15  non  sey  se  me  Ih'  o  dixe  ben,  se  mal. 

Mays  do  que  dixe  estou  a  gran  payor;  270 

ca  me  tremi'  assf  o  cora9on 

que  non  sey  se  Ih'  o  dixe  ou  se  non. 


E  a  quen  muyto  trem'  o  cora9on, 
20  nunca  ben  p6d'  aeabar  sa  razon. 


43^ 


676  Oskar  NobiliDg 

I.  A  239.  —  6  Ott  Mich;  o  metro  exige  a  emenda;   maa  nao  serfi  melhor 
introdnzir  ben  em  vea  de  ou? 

n.  258.  gran  pavor  per  ey  =  tenho  pavor  mnito  grande. 

261.  8€U)or  =  vontade,  desejo. 

263.  tan  mal  dia  naci  =  sou  bem  infeliz. 

274.  razon  =  assumpto  de  qae  se  fala,  discnrso. 


14. 

Deus!  como  se  föron  perder  e  matar  275 

muy  boas  donzela»,  quaes  vos  direy: 
foy  Dordia  Gil  e  [ar]  foy  Guiomar, 
que  prenderon  ordin;  mays,  se  foss'  eu  rey, 
5  eu  as  mandaria  por  en[de]  queymar, 

porque  föron  mund'  e  prez  desemparar.  280 

Non  metedes  mentes  en  quäl  perdi9on 
fezeron  no  mund'  e  se  fdron  perder? 
Com'  outras  arlotas  viven  na  ra9on  (?) 
10  por  muyto  de  ben  que  poderon  fazer! 

Mays  eu  por  alguen  ja  morf  ey  de  prender     285 
que  non  vej',  e  moyro  por  alguen  veer. 

Outra  [böa]  dona  que  pe-lo  reyno  ä, 
de  bon  prez  e  rica  [e]  de  bon  parecer, 
15  se  mh-a  Deus  amostra,  gran  ben  mi  farä; 

ca  nunca  prazer  verey  se-na  veer.  290 

Que  farey,  coytado?  Moyro  por  alguen 
que  non  vej',  e  moyro  por  veer  alguen  (?). 

I.  V  87.  —  2  fitttt  boas  Mich]  uiui  boas  —  3  Oordia  gil,  Mich^  Dordia 
Oiles ;  ea  prefiro  supprir  a  syllaba  que  falta,  iDtrodnzindo  ar  —  5  poren,  Mich 
por  ^n  a  —  8  fezeron  no  Mich]  fezon  no  —  9  comout*8  arllotas  uiue  na  racö\ 
a  lifäo  acima  e  o  ponto  de  interroga^  säo  de  Mich.  —  10  poderon  fazer  Mich] 
podom  faz  (por  pod'om  faz*)  —  13  Ouc"  doä  q  pelo  Beyno  a;  a  emenda  6  de 
Mich.  —  14  e  accreBcentado  por  Mich^  —  18  alguen]  Por  Ventura  al  ren? 

TL.  278.  prender  =  tomar. 

280.  desemparar  =  desamparar,  abandonar. 

281.  meter  mentes  en  =  reparar  em,  attender  a. 

283.  arlota  aqui  =  vagabnnda,  vadia.    Nas  CM  (vid.  o  Glossario)  arlol<m 
=  impostor,  arlotia  =  impostora. 
290.  se'na<sen  la<:;^sine  (il)la. 


Cantigas  de  D.  Joan  Garcia  de  Guilhade  677 

15. 

Vi  oj'  eu  donas  muy  ben  pareoer 
e  de  muy  bon  prez  e  de  muy  bon  sen, 
e  maj^  amigas  son  de  todo  ben;  295 

majs  d'  fia  mo9a  vos  quero  dizer: 
5       de  parecer  venceu  quantas  achou 
i  a  ino9a  que  x'  agora  chegou. 

Cuydava-m'  eu  que  non  avian  par 
de   pareoer  as  donas  que  eu  vi,  300 

atan  ben  me  parecian  aU; 
10       mays,  po[j]-la  mo^a  filhou  seu  logar, 
de  parecer  venceu  quantas  achou 
i  a  mo9a  que  x'  agora  chegou. 

Que  feramente  as  todas  venceu  305 

a  mocelTa  en  pouca  sazon! 
15       De  parecer  todas  ven9udas  (?)  son; 
mays,  poy-la  mo9a  alf  pareceu, 
de  parecer  venceu  quanta[s]  achou 
]  a  mo9a  que  x'  agora  chegou.  310 

I.  V  351.  —  4  dunha  —  6  t  aj  htr  ha^  talvez  por  hüha^  isto  6,  ua  — 
9  e  10  estäo  escritos  nama  so  linha  —  10  loguar  —  12  falta  —  14  tamoi^linha 
—  15  ueQudas  näo  forma  sentido  com  o  qne  se  segue:  proponho  substitai-lo  por 
muy  hbae  —  16  alt]  hi^  faltando  assim  uma  syllaba  ao  verso  —  18  falta. 

H.  295.  muyV  sempre  se  usa  em  lugar  de  muy  (cf.  v.  73)  antes  de  vogal. 

296.  mays\  a  forma  mae  para  a  oonjunc9&o  adversativa  ainda  6  rara  nos 
Canc. 

301.  atan  =  tan.  Assim  temos  atanto  =  tanto,  atal  =  tal,  asH  =  «i, 
alä  =  W.    Cf.  V.  206;  1006. 

302.  poy(8)  =  depols  que,  qnaado. 
filhar  =  tomar. 

305.  feramente  =  graademente,  muito. 

Gantigas  d'  amigo. 
16. 

Treydes  todaS;  ay  amigas!  con  migo 
veer  un  ome  muyt'  enamorado, 
que  aqui  jaz  cabo  n6s  mal  chagado 
e,  pero  ä  muytas  coytas  con  sigo, 
5  non  quer  morrer,  por  non  pesar  d'  el  [a]  alguen     315 
que  Ih^  amor  ä;  mays  el  muyt'  ama  alguen. 


678  Oskar  Nobiliog 

Ja  x'  ora  el  das  chagas  morreria, 
se  non  foss'  o  grand'  amor  verdadeyro. 
Pre9ade  sempr'  amor  de  cavaleyro; 
10  ca  el  de  pran  sobr'  aquesto  perfia:  320 

non  quer  morrer,  por  non  pesär  d'  el  a  alguen 
que  Ih'  amor  &;  majs  el  muyt'  ama  alguen. 

Lealmente    ama  Joan  de  Guilhade, 
e  de  nös  todas  Ihi  seja  loado, 
15  e  Deus  Ihi  d6  da  por  que  o  faz  grado!  325 

Ca  el  de  pran  oon  muy  gran  lealdade 
non  quer  morrer,  por  non  pesar  d'  el  a    alguen 
que  Ih^  amor  &;  mays  el  mujt'  ama  alguen. 

I.  V  843.  —  Ob  primeiros  dois  yersos  estSo  distribnidoB  por  tres  linbas, 
acabando  a  1«  com  amigas,  a  2»  com  home  —  1  eomigo  —  2  muytona  morado. 
A  falta  de  separa^fto  das  palayras»  as  regras  syntacticas  e  phonologicas,  a  fre- 
qneocia  da  troca  de  o  por  et  tado  fala  em  favor  da  emenda  —  3  jag  Monjtasi 

—  ehegado:  compare-se  v.  7  —  4  d]  oya.  Para  ficar  certa  a  medida  do  verso, 
poder-se-ia  tambem  ler  e,  pero  cf  d  muytas  co^as  sigo;  mas  6  raro  no  V  e8cre?er- 
se  y  por  i  —  5  quer]  auer,  porem  v.  11  e  17  ^,  palavra  com  qae  terminam  a 
2*  e  a  3*  estrophe,  faltando  o  resto  do  estribilho.  Neste  estribilho  dSo  qais 
afastar-me  do  codice,  de  cuja  praxe  nSo  destoa  a  snppressao  de  um  a  qne  nio 
oonta  como  syllaba,  em  a  alguen.  Näo  me  parece,  todavia,  impeccavel  o  rythmo 
do  ultimo  verso:  el  ama  muyf  alguen  seria  preferivel.  £  digno  de  nota  qua 
obteriamos,  no  estribilho,  dois  decassyllabos  irreprehensiveis,  supprimindo  oni- 
camente  o  d'  el  do  primeiro  verso  e  lendo  amq  alguen  no  segundo  —  9  prf  ade 

—  eauairo  —  15  eäa. 

n.  Sil.  Treydea  oa  treyde  (CD  1929)  =  ide,  vinde;  sing,  trey  (OM825,9) 
=  vai,  vem.  Vid.  CD,  no  Glossario,  s.  v.  träger ,  e  os  additamentos  de  G.  MichaSlii 
na  ZfBFh  XIX,  pag.  600;  para  o  sentido,  vid.  maisV751,  7;  CM  216,  4;  278,4. 
0  6tymo  latino  seri  Hratiie  (cf.  trazer  <  Hraeere),  *tragite  (cf.  o  antigo  tragtf 
<  Hragire)  on  troKUe^  e  para  o  Singular  ^trac  (cf.  o  antigo  dt  <  die)  ou  truAe} 
Treydes  tarn  valor  de  imperative  como  vedee  (cf.  v.  68). 

312.  muyt'i  veja-se  v.  295. 

313.  eaho  =  junto  a,  perto  de.  Com  igaal  sentido  nsa-se  edbo  de:  v.  1023. 
chagar  =  ferir;  porem  ferir  =  bater,  dar  pancada  a:  cf.  v.  819. 

319.  pregar  6  derivado  de  prego ;  porem  prezar  <  pretiare. 

320.  perfiar  =  empenhar-se,  teimar. 

324.  loado  parece  ser  snbstantivo,  =  louvor. 

325.  di  <  dit\  a  2*  pessoa  des  den  regularmente  des.  0  moderne  de  deve 
ser  devido  ä  analogia  de  des  (a  1*  pessoa  de  ö  certamente  analogica).  Di  (3*  pess.) 
rima  com  i  e  fe  V  479, 10;  541, 14;  1036, 16;  CM  177, 1.  D.  Denis,  porem,  ji 
rima  de  com  que  «  quid) :  CD  1642  e  2250  (o  verso  V  452, 12,  que  deve  rimar 
com  di  on  de,  estä  deteriorado). 

grado  =  grayas,  reoompensa. 


Cantigas  de  D.  Joan  Garda  de  Guilhade  679 

17. 

Por  Deus!  amigas,  que  serA, 
poys  [que]  o  mundo  non  6  ren  330 

nen  quer  amig'  a  senhor  ben? 
E  este  mundo  que  6  ja, 
5  poys  i  amor  non  ä  poder? 
Que  presta  seu  bon  parecer 
nen  seu  bon  talh'  a  que-no  ä?  385 

Vedes  por  que  o  dig'  assl: 
porque  non  ä  no  mundo  rey 
10  que  yiss'  o  talho  que  eu  ey, 
que  xe  non  morresse  por  mf 
(si  quer  mens  olhos  verdes  son),  340 

e  meu  amig*  agota  non 
me  viu^  e  passou  per  aqml 

15  Mays  dona  que  amig*  ouver 
des  oje  mays  (crea  per  Deus!) 
non  s'  esforc'  e-[n]os  olhos  seus;  345 

ca  des  oy  mays  non  Ih'  6  mester: 
ca  ja  meus  olhos  yiu  alguen 

20  e  meu  bon  talh',  e  ora  ven 
e  vay-se  tanto  que  s'  ir  quer! 

E,  poys  que  non  &  de  valer  350 

bon  talho  nen  bon  parecer, 
parescamos  ja  como  quer. 

I.  V  344.  —  1  serra,  Ärro  per  seera  —  2  poys  estä  no  fim  da  1*  linha  — 
5  Monaci  hesita  se  se  deve  1er  atnor  oa  amar  —  7  tälhaqueno  —  11  ml  —  16  ä8 
—  17  se/tor^i  ob.  A  emenda  acima  parece-me  preferivel  a  «'  esforcen  os  ou 
s*  estor^an  o«  —  18  oy]  ote;  o  e,  que  viciaria  o  verso,  6  devido  provayelmeDte 
ao  Ol«  do  y.  16  —  24  parefeamus, 

n.  329.  0  infinitiyo  seer,  qae  6  quasi  sempre  dissyllabo  dob  Cano.  lyricos 
(cf.  y.  829),  se  toma  monossyllabo  no  futaro  e  condicional.    Cf.  y.  447. 

385.  talho  =  talhe,  fei^fto  do  corpo. 

840.  8%  quer  oa  se  quer  =  apesar  de  que,  aiada  que.  A  nfto  ser  nesta 
locuyfto,  ^  muito  rara  a  forma  H  para  a  conjuncyäo  se. 

345.  esfor^ar-se  =  ter  coDfiaxi9a:  cf.  y.  80. 

346.  i  mesUr  =  6  de  proyeito. 

349.  (anto  que  =  quando,  sempre  que. 


680  Oskar  Nobiling 

18. 

Quer'  eu,  amigas^  o  mundo  loar, 
por  quanto  ben  mi  Nostro  Senhor  fez: 
fez-me  fremosa  e  de  muj  bon  prez,  355 

ar  faz-mi  meu  amigo  mujt'  amar. 
5    Aqueste  mundo  x'  est  a  melhor  ren, 
das  que  Deus  fez^  a  quen  el  i  faz  ben. 

O  paraiso  boo  x'  6  de  pran, 
ca  o  fez  Deus,  e  non  digu'  eu  de  non;  860 

may-los  amigos  que  no  mundo  son 
10     [e]  amiga[s|,  muyt'  ambos  lezer  an: 
aqueste  mundo  x'  est  a  melhor  ren, 
das  que  Deus  fez,  a  quen  el  i  faz  ben. 

Querria-m'  eu  o  parais*  aver,  365 

des  que  morresse,  ben  oome  quen  quer; 
15     majs^  poy-la  dona  seu  amig'  oer 
e  con  el  p6de  no  mundo  viver, 
aqueste  mundo  x'  est  a  melhor  ren, 
das  que  Deus  fez,  a  quen  el  i  faz  ben.        370 

[E]  quen  aquesto  non  tever  por  ben, 
20     [ja]  nunca  Ihi  Deus  d6  en  ele  ren! 

L  V  345.  —  2  mt]  oum' %9  —  7  boö  —  S  e  20  äs  —  11—12  aquuUmüdo 
(0  resto  do  estribilho  falta)  —  13  Quetrta  —  14  motrefse  —  17  aquefte  müio. 
(falta  0  resto  do  estribilho)  —  19  tener  —  20  Ou  nunca  [ja]? 

n.  356.  mt  6  objecto  indirecto  de  faz  amar\  meu  amigo,  objecto  directo 
de  amar.   Cf.  v.  416;  554;  693;  778-74;  906. 

359.  hoo,  dissyllabo,  6  a  forma  tonica,  da  quäl  resultou  a  modema  hm- 
A  antetonica  —  h(m\   cf.  v.  73  —  seria  hoje  hao^  como  non  >  nao. 

360.  digo  de  non  =  digo  que  nSo. 

362.  Uzer  =  descanso,  tranqoillidade,  contentamento.  Cf.  o  Glossario 
das  CM. 

366.  come  =  como. 

867.  oer  (isto  6,  o-ir\  em  lugar  de  ouver,  6  forma  bastante  rara.  Cf.  meu 
artigo  ^Zu  Text  und  Interpret,  des  Canc.  da  4;.",  pag.  373,  n.  1. 

371.  tever:  =  as  graphias  tiver,  estiver,  fizer^  puder  (por  poder\  puzer  e 
ontras  semelhantes  säe  posteriores  aos  Canc.  Cf.  v.  533;  572;  778. 

19. 

Sanhud'  and[ad]es,  amigo, 

porque  non  fa90  meu  dano 

Yosqu',  e  per  f e  sen  engano  375 

ora  vos  jur'  e  vos  digo 


Cantigas  do  D.  Joan  Garoia  de  Gnilhada  681 

5       ca  nunca  ja  esse  [preytoj 
mig',  amigo,  ser^  feyto. 

De  pran  non  soo  tan  louca 
que  ja  esse  preyto  fa^a;  375 

mays  dou-vos  esta  bara^a, 
10       guardad'  a  eint'  e  a  touea; 
ca  nunca  ja  esse  preyto 
mig',  amigo,  ser&  feyto. 

Ay  don  Joan  de  Guilhadel  380 

sempre  vos  eu  fuy  amiga, 
15        e  queredes  que  vos  diga? 
En  outro  preyto  &lade; 
ca  nunca  ja  esse  preyto 
mig',  amigo,  ser&  feyto.  390 

I.  V  346.  —  4  jur']  par  —  6  estA  na  mesma  linha  com  o  verso  precedente 

—  7  san.  Esta  forma,  mnito  mais  rara  que  soo,  estaria  em  desaccördo  com  a 
medida  do  verso  —  8,  16  e  17  p'yto  —  11  preyto  e  o  resto  do  estribilho  faltam 

—  14  amigo  —  18  falta. 

IL  375.  voeeo  «  *vö9cum^  em  vez  de  vohiseum)  se  encoutra  ao  lado  de 
eon  vosco.  Assim  tambem  noseo  e  con  nosco,  migo  (mtgo  B  10, 18)  e  con  migo 
(con  mego  B  13, 4 ;  365, 3),  Hgo  e  can  tigo,  sigo  e  con  itigo,  Cf.  v.  311 ;  378 ; 
429;  583;  738. 

377.  preyto  =  tratado,  ajuste,  compromisso,  assumpto,  conversa.  Vid.  no 
Glossario  das  CM. 

379.  0  lat.  8um  >  8on  (>  rood.  dial.  säo).  D'ahi,  com  o  aocrescimo  ana- 
ogico  do  -o  da  1»  sing.  iod.  pres.,  o  dissyllabo  sbo. 

381.  haraga  era  um  la90  (prova-o  o  exemplo  citado  por  Cortes&o,  oo  Addita- 
mento,  pag.  16)  oa  uma  corda;  cf.  C.  MichaSlis,  Bandglosae  I,  pag.  67. 

ftO. 

Amigas,  o  meu  amigo 
dizedes  que  faz  enfinta 
en  cas  del  rey  da  mha  cinta; 
e  vede-lo  que  vos  digo: 
5        mando-me-lh'  eu  que  s*  enfinga       395 
da  mha  cinta  e  x'  a  cinga. 

De  pran  todas  vös  sabedes 
que  Ihi  dey  eu  de  mhas  doas 
e  que  mh-as  da  el  muy  boas: 
10        mays,  d'  esso  que  mi  dizedes^         400 
mando-me-lh'  eu  que  s'  enfinga 
da  mha  cinta  e  x'  a  cbga. 


j 


682  Oskar  Nobiling 

Se  s'  el  enfinge  (ca  x'  ousa), 
eu  direj-vos  quo  fa9ade8: 
15  ja  mays  nunca  mh-o  digades;  405 

e  direy-vos  üa  oousa: 
mando-me-lh'  eu  que  s^  enfinga 
da  mha  cinta  e  x'  a  cinga. 

I.  V  347.  —  Os  versos  2  a  4  acham-se  esoritos  em  dnas  linhas,  a  primein 
das  qnaes  acaba  com  rey  ^  ß  e  18  ex<KifUa  —  8  doäs  —  9  hoä^  —  11  mandome 
(falta  o  resto  do  estribilho)  —  14  edireyu%  qne  se  repete  exactamente  assim 
dnas  liahas  adiante,  parece  ser  devido  aqni  a  nm  engano.  A  li(fto  dos  v.  13 
e  14  nao  me  satisfaz  ainda  —  16  huä. 

IL  392.  faz  enfinta  =:  gaba-se  (cf.  V  1025, 26).  Tem  o  mesmo  sentido 
enfinge-se:  v.  395;  403;  494.  0  iDfinitivo  6  en/^n^'r,  enfengir,  enfinger  on  enfenffer. 
Cf.  ainda  C.  Michaelis,  Bandglasse  I,  pag.  71,  e  mais  acima,  pag.  3,  n.  1. 

395  e  396.  enfinga  e  cinga:  as  förmas  moderoas  finja  cinja  s&o  analogicat. 
Inversamente,  no  verbo  erguer  (ant.  erger  <  *erigire)  generaÜBoa-se  o  som  g 
(gu)  pela  infineDcia  das  förmas  ergo,  erga,  er  gas  etc. 

398.  doa  (=  dadiva ;  o  Singular  se  encontra,  por  exemplo,  OM  267, 4) 
<  dotta,  plural  de  donum,  Nos  Cano.  lyricos,  o  vocabnlo  designa  sempre  st 
prendas  de  amor;  cf.  C.  Michaelis,  Bandglosse  I,  pag.  71. 

404.  =  en  vos  direi  o  qne  deveis  fazer. 

ft\. 

Vistes,  mhas  donas:  quando  noutro  dia 
o  meu  amigo  oon  migo  falou,  410 

foy  muy  queyxos',  e,  pero  se  queyxou, 

dey-lh*  eu  enton  a  cinta  que  tragia; 
5  mays  el  demanda-m'  [or^  outra  folia. 

E  vistes  (que  nunca  amiga  tal  visse!): 
por  s'  ir  quey  xar,  mhas  donas,  tan  sen  guisa,  415 
fez-mi  tirar  a  oorda  da  camisa, 
e  dey-lh'  eu  d'  ela  ben  quanta  m'  el  disse; 
10  mays  el  demanda-mh-al,  que  non  pedissel 

Sempr*  averä  don  Joan  de  Guilhade, 
mentr*  el  quiser,  amigas,  das  mhas  doas  420 
(ca  ja  m'  end'  el  muytas  deu  e  muy  boas); 
des  i  terrey-lhi  sempre  lealdade; 
15  mays  el  demanda-m*  outra  torpidade. 

I.  V  348.  —  2  comigo  —  3  Talvez  seja  melhoremendar:  queyxoso,  e,  poifi 
ou  queyxos\  e,  porque  —  5  moutra  tolya  —  6  Euistes  q  nüca  q  nüea  tal  uiftet^ 
A  repeti^fto  de  q  nüca  e  de  uistes  so  pöde  ser  devida  a  engano:  a  rima  exige 
visse,  e  de  ^  nüca  para  amiga,  a  emenda  6  leve  —  8  0  fes  mi  do  codioe  quereri 


Cantigas  de  D.  Joan  Gareia  da  Gailbade  683 

dizer  fez  mif  —  10  qno  ferifse.  Sern  mudar  Dada,  teriamoB  qva-no  ferisae! 
o  qae  nSo  me  parece  admisaivel.  Se  l^ssemoB  que  W  oferisH^  eumpriria  trooar 
tambem  demanda  por  demandou  —  11  Sempuera^  se  nfio  estivesse  esorito  nama  so 
palavra,  tambem  poderia  ler-se  Sempre  verd  —  guilhadi  —  12  amigas  das  mhas 
danas  forma  nma  linha  ä  parte  —  IS  me  del  —  boäs. 

IL  409.  nautro,  bem  eomo  num,  neste^  nesse,  na^[ueUe,  parece  qae  bSo  förmas 
devidas  ä  analogia  de  no  (cf.  v.  149). 

412.  trager  =  trazer;  cf.  v.  811. 

413.  demandar  =  pedir. 

415.  ir  qjiuyxar  =  ir  qaeixando,  queizar,  ö  construc^  mnito  freqnente. 

sen  guisa  =  föra  de  proposito,  injuBtamente.  Tem  o  mesmo  sentido  desa- 
guisado  ou  desguisado.   Cf.  v.  852. 

417.  quanta  concorda  com  ela:  cf.  pouca  de  sazon  V  605,9;  B  426,10;  a 
mays  da  vinha  V  905, 5 ;  B  416,  7  \  muyia  de  maa  Ventura  V  1050, 4. 

422.  des  i  =  alem  diBso. 

terrey  e  terria  Bäo  o  futnro  e  o  oondieional  de  tier  (tenere  habeo  >  tenrey 
>^  terrey),  V  540,  15  tierey  6  am  exemplo  da  recompoBi^  dAstes  tempos,  a 
quäl,  na  lingua  modema,  so  escaparam  ob  verboB  diser,  fazer  e  trazer. 

423.  autra  torpidade  =:  oatra  coisa,  qae  6  ama  torpidade;  cf.  Canc.  Galt., 
pag.  182  (oota  ao  v.  401). 

ftft. 

Amigas,  tamanha  coyta 
nunca  sofri,  poys  foy  nada;  425 

e  direy-vo-la  gran  coyta 
con  que  eu  sejo  coytada: 
5  amigas,  ten  meu  amigo 
amiga  na  terra  sigo. 

Nunca  v6s  vejades  ooyta,  430 

araiga[8],  quäl  m*  oj'  eu  vejo; 
e  direy-vos  a  mha  coyta 
10  con  que  eu  coytada  sejo: 
amigas,  ten  meu  amigo 
amiga  na  terra  sigo.  435 

Sej*  eu  morrendo  con  coyta, 
tamanha  coyta  me  filha; 
15  e  direy  mha  coyta  e  coyta 
que  tragu'  e  que  marayilha: 
amigas,  ten  meu  amigo  440 

amiga  na  terra  sigo. 

I.  V  349.  —  1  e  2  estäo  escritos  nama  %(i  h'nha  —  3  e  4  estäo  eBcritOB 
numa  b6  linha  —  6  sigo{^)]  amigo.  Ob  olhoB  do  oopista  desviaram-se  provavel- 
mente  para  a  linha  anterior  —  11  ten}  efte.  Comparem-Be  ob  v.  5  e  17.  Ouseria 
eata  a  forma  primitiva  do  estribilho :  amigq,  este  meu  amigo  j  amiga  na  terrq  ä 


684  Oskur  Nobiling 

migo  (migo  =  alem  de  mim)?  Nesse  caso,  conservAr-se-ia  a  li^  do  codiee  no 
y.  8,  e  ler-se-ia  amiga  tambem  no  v.  lo~12  e  18  faltam  —  18  nunreftdo  ^ 
15  t  demha, 

TL.  425,  fay  nada,  1«  sing.  perf.  de  naeer;  ö  o  lat  fui  nata.  A  1*  peaaoft 
foy  80  eDoontra  nama  minoria  de  casos  ao  lade  de  fuy:  as  rimas  comprobativaa 
faltam  (86  a  3*  pe88oa  foy  rima  com  oy  GM  28,13).   Cf.  y.  641;  894. 

427.  sejo  (<  sedeo)  =  ado  (y.  379)  e  esiou. 

Par  Daus,  amigas,  ja  me  non  quer  ben 
o  meu  amigo,  poys  ora  ficou 
ende  m'  eu  yin,  e  outra  o  mandou; 
e  direj-yos,  amigaS;  üa  ren:  445 

5  se  m'  el  quisesse  oomo  soia, 
ja  'gora,  amigas,  migo  seria. 

E  ja  oobrad[o]  6  seu  coragon 
[de  me  querer  muy  gran  beu,  eu  o  sey,] 
poys  el  ficou  u  Ih'  a  mha  dnta  dey,  450 
10  e,  mas  amigas,  (se  Deus  mi  perdon!) 
se  m'  el  quisesse  como  soia, 
ja  'gor:^,  amigas,  migo  seria. 

Fez-m'  el  chorar  muyto  dos  olhos  meus 
con  gran  pesar  que  m'  oje  fez  prender,  455 
15  quand'  eu  dixj:  „Outro  m'  p  [o]uyira  dizer!'< 
Ay  mhas  amigas,  se  mi  yalha  Deus! 
se  m'  el  quisesse  como  soia, 
ja  'gora,  amigas,  migo  seria. 

I.  V  350.  ~  4  hunha  —  8  Minha  restitni^Ao  do  yerso  que  falta  no  codiee  6 
conjectnral  —  10  e  16  er«  —  11  com^  —  12  falta  —  13  ch^ar  —  14  p'nder  — 
15  quädeu  dixi  autro  mo  uuyra  diter.  Com  leyeemenda,  poderemos  1er  tambem: 
Quant^  eu  dixi  ouiro  m'  ouvira  dizerl  —  17  sota  e  o  resto  do  estribilbo  faltam.» 

IL  444.   onde  «  ünde;   cf.  ende,   y.  24)  =  de  onde,  de  qne,  de  quem^ 
refere-BO  a  pessoas  e  coisas. 

448.  e  cöbrado  de  =  esta  corado,  restabelecido,  liyre  de  (cf.  CD,  y.  2322)  — 

451.  mos,  por  mhas,  assim  como  ma  por  tn^,  Bäo  förmas  raras. 

456.  NSo  6  impossiyel  qne  a  f6rma  moderna  oumVa  (em  yez  deotra;  cf.y.8&-'D 
fosse  introduzida  no  tezto  por  um  copista.  Vid.  y.  891  e  995.  0  emprego  dfist^^ 
tempo  para  exprimir  um  desejo  6  täo  commum  como  o  do  snbj.  imperf.:  c"^- 
y.  414;  418. 

Amigas,  que  Deus  yos  yalha!  460 

quando  yeer  meu  amigo, 
falade  sempr*  üas  outras, 
en  quanf  el  falar  con  migo; 


Cantigas  de  D.  Joan  Garcia  de  Gailhade  685 

5  ca  muTtas  oousas  diiemos 

que  ante  v68  non  diremos.  465 

Sey  eu  que  por  Mar  migo 
chegar&  el  muy  oojrtado, 
e  vös  ide-vos  chegando 
10  1&  todas  per  ess'  estarado; 

ca  muytas  oousas  diremos  470 

que  ante  v6s  non  diremos. 

L  V  362.  —  1  119  fiy;  —  2  ueher  —  3  semprunhaa  —  4  eamigo  —  12  falta. 

H.  461.  ve^i  a  1*  sing.  perf.  vin  (v.  444),  a  3*  veo  (rima  com  «So  K^sinum^ 
cheo  e  aXheo  V  923, 18;  1143,1)  e  o  latim  provamque,  na  lingua  antiga,  tambem 
o  t  iltono  de  förmas  como  a  presente  era  nasal,  ainda  que  ob  Codices  nSo  marquem 
essa  nasalidade.  Provavelmeute,  ella  se  perdeu  mais  cedo  nas  syllabas  iltonas; 
porem  quando?  ülteriormente,  vtir  den  vih',   Gf,  v.  540;  700. 

462.  uoB  outras,  pronome  reeiproco. 

467.  cofftado  por  =  afflicto  por,  com  saudade  de,  desejoso  de. 

M. 

Morr'  o  meu  amigo  d'  amor, 
e  eu  non  vo-lh'  o  creo  ben, 
e  el  mi  diz  logo  por  en 
ca  verr&  morrer  u  eu  för; 
5  e  a  mi  praz  de  cora9on  475 

por  veer  se  morre,  se  non. 

Enviou-m'  el  assi  dizer: 
ten  el  por  mesura  de  mi 
que  o  leyxe  morrer  aqui  480 

10  e  o  veja,  quando  morrer; 
e  a  mi  praz  de  cora9on 
por  veer  se  morre,  se  non. 

Mays  nunca  ja  crea  molher 
que  por  ela  morren  assi  485 

15  (ca  nunca  eu  ess'  e  tal  vi), 
e  el  moyra,  se  Ihi  prouguer; 
e  a  mi  praz  de  cora9on 
por  veer  se  morre,  se  non. 

L  V  3S8.  ^  b  e  a  mi]  cami  (ca  tambem  nos  v.  11  e  17).  Lendo-se  ea 
mt,  faltaria  uma  syllaba  ao  verso;  ca  a  mi  nfto  formaria  sentido  nas  estrophes 
1»  e  2*  —  6  motre  —  S  q  el  premesura  demi.  A  altera^  do  tezto  uSo  6  tSo 
grande  oomo  parece:  q  acba-se  baataates  vezes  escrito  por  <r,  d'abi  U  podia-se 


686  Oskar  Nobiling 

bem  confondir  com  q;  pre  serildevido  a  ter  o  copiata  mal  interpretado  a  abbre- 
yiatora  de  par;  mi  6  aqui  ezigido  pela  rima,  pelo  qae  tambem  introdazi  esu 
mesma  fönna  hob  v.  11  e  17,  onde  o  codice  igualmente  tem  mi  —  9  leixu^se-j 
ef.  v€ija  no  v.  10  —  11—12  cami  pr€Uf.  (o  resto  do  estribilho  falta)  —  17—18 
camt  pg,  (0  resto  do  estribilho  falta). 

IL  478.  vo(s)  6  dativo  ^thioo.   A  qneda  do  «  oa  r  finaes  antes  de  Uu  oo 
Ihes  6  mais  rara  do  qne  antes  de  lo,  la  etc.  (cf.  v.  129). 

475.  0  futnro  e  o  condicional  de  vTir  (=  vir)  sfto  verrey  e  verria  (et  terrefft 
V.  422).   Vid.  y.  546.   Assim  tambem  de  avtir:  avtrrey  (v.  784). 

476.  präg  mi  par  veer  =  agrada-me  vor,  g6sto  de  ver. 

487.  prouguir   «[  ^plaaAirii)^   snbj.   fat.    de  prager;    o  perf.  6  pr&ugite 
(V.  1011). 

Diese,  amigas^  don  J[o]an  Gaicia     490 
qua,  por  mi  non  pesar,  non  morria. 
Mal  baratou,  porque  o  dizia, 

ca  por  eato  [o]  fa90  morrer  por  mi; 
5       e  vistes  v6s  o  que  s'  enfengia: 

domo  lev*  o  conselho  que  &  de  si!       495 

El  diese  ja  que  por  mf  trobava, 
ar  enmentou-me,  quando  lidava. 
Seu  dano  fez  que  se  non  calava, 
10  ca  por  esto  o  fa90  morrer  por  mi; 

sabedee  v6e  o  que  ee  gabava:  500 

demo  lev*  o  conselho  que  &  de  eil 

£1  andou  por  mi  muyto  trobando 

e,  quant'  avia,  por  mi  o  dando 
15       e  nae  lidee  me  ja  enmentando, 

e  por  eeto  o  fafo  morrer  por  mi,         505 

pero  se  muyto  andava  gabando: 
demo  lev'  o  ooueelho  que  &  de  eil 

I.  V  854.  —  1  IHfgey.  Deveremos,  por  ventors,  1er  Di8s\  ay  amigasy  dtm 
Jan  Oarcta?    Veja-se  v.  586  —  4  eßö  fago^Ben  mi  taume  —  10  fago  — 

12  jPtie  d  de  H  falta  —  12  e  18  conselho]  ofselho.    Confundiu-se  a  dgla  9  como 

13  El  andou  Mon]  C  landou  —  15  en  m€iando, 

n.  492.  baratar  mal  =  fazer  maus  negocios,  tratar  mal  de  aena  interesses. 
495.  demo  leve  .  .  .,  periphrase  muito  usada  para  designar  uma  qaantidad« 
minima:  =  nSo  sabe  nada  aconselhar-se  a  si,  nfto  tem  nenhom  joiio. 

497.  enmentar  =  mencionar;  lidar  =  pelejar,  lide  (v.  504)  =  peleja. 


Cantigas  de  D.  Joan  Oareia  de  Gnilhade  687 

27. 

Fostes,  amig'y  oje  vencer 
na  voda  en  bafordar  ben 
todo-lo8  outros,  e  praz-m'  en;  510 

ar  direy-vos  outro  prazer: 
5  alevad'  o  parecer  da  voda; 
per  boa  fe,  eu  mh-alevo  toda. 

E,  poy-lo8  vencedes  assf^ 
nunca  devian  a  Ian9ar  515 

vosc',  amigo,  nen  bafordar; 
10        ar  falemos  logo  de  mi: 
alevad'  o  parecer  da  voda; 
per  boa  fe,  eu  mh-alevo  toda. 

E  muyto  mi  praz  do  que  sey,         520 

que  V0880  bon  prez  verdad'  ^ 
15        meu  amigo,  e,  per  boa  fe, 

outro  gran  prazer  vos  direy: 
alevad'  o  parecer  da  voda; 
per  boa  fe,  eu  mb-alevo  toda.  525 

A  toda-las  donas  pesou, 
20       quando  me  viron  sigo  estar, 

e  punharon  de  s'  afeytar; 

mays  praza-vos  de  comp  eu  vou: 
alevad'  o  parecer  da  voda;  530 

per  boa  fe,  eu  mh-alevo  toda. 

I.  V  355.  —  2  e  3  eBtäo  eseritOB  numa  liaha  bö  —  2  en  Mon]  eu  —  6  boa 
—  mha  leuo  —  7  poylus  —  8  lanear  —  10  loguo  —  11  e  12  aleua  do  pare  (o 
reBto  do  eBtribilbo  falta)  —  14  p'z  —  16  boä  —  17  e  18  aleua  do  pa,  (o  reBto 
do  estribilbo  falta)  —  20  viron]  ui  cö  —  22  eu  (?)]  en  —  28  e  24  aleua  (oresto 
falta). 

n.  506.  Fostes  vencer  =  venceBtes:  of.  v.  415. 

509.  9oda  (a  graphia  modema  boda  6  baseada  na  prommcia  do  Norte  de 
Portugal  e  em  etymologias  erroneaB:  cf.  Bluteau,  Elnoidario,  e  ainda  GorteBfto, 
Add.)  pareoe  ter  aqui  o  Bentido  mala  geral  de  „feBta,  jogoB  feBtivaeB." 

bafordar  =  jogar  da  lan^a  (cf.  Elacid.,  b.  v.  Bafordar  e  Bufurdio). 

510.  praz  mi  de  =  agrada  me;  cf.  v.  476  e  peea  mi  de,  v.  815. 

512.  alevar  ou  levar  (v.  1014)  =  levantar;  parecer  =  semblante,  roBto. 
528.  punhar  «  pugnare)  de  =  tratar  de,  CBfor^ar-Be  por. 
afeytar  =  enfeitar. 


688  Oskar  Nobiling 


»8. 


Chus  mi  tarda,  mhas  donas,  meu  amigo 

que  el  migo  posera, 
e  crece-m'  end'  la  coyta  tan  fera 

que  non  ey  o  cor  migo,  535 

5  e  jurey  ja  que,  atä  que  o  visse, 

que  nunca  ren  dormisse. 

Quand'  el  ouv*  a  fazer  a  romaria, 

p6s-in'  un  dia  talhado 
que  veesse,  e  non  ven,  mal  pecado!  540 

10  Oje  se  compre   o  dia, 

e  jurey  ja  que,  atä  que  o  visse, 

que  nunca  ren  dormisse. 

Aquel  dia  que  foy  de  mi  partido,  545 

el  mi  jurou  chorando 
15  que  verria,  e  p6s-mi  praz'  e  quando: 

ja  o  praz'  £  saido, 
e  jurey  ja  que,  atfi  que  o  visse, 

que  nunca  ren  dormisse. 

L  V  356.  —  1  e  2  estSo  nnma  so  linha,  bem  como  3  e  4  —  3  ecrest  men- 
dunha  —  5  e  jurey]  cuirey  —  6  ren  Mon]  ten  —  7  romaria  Mon]  tomaria  —  9  j« 
veeese  e  (?)]  quyfse  estÄ  no  fim  da  linba  precedente.  0  drro  de  copista  ae  expli- 
caria  por  terminar  um  dos  yersos  do  estribilbo  em  vUse.  Mas  seria  ignahnente 
admissivel  a  emenda  que  o  viese^  e  —  10  aiefse  cö  p^o  dia  esti  no  fim  da  linha 
preoedeDte  —  11  cuirey  ia  q  aia  (o  resto  do  estribillio  falta)  ^  15  querria  eM 
DO  fim  da  linba  precedente  —  epoysmi  pze  —  17  cuirey  ia  ata.  (o  resto  falu). 

n.  582.  ehuSf  por  mais,  6  raro  nos  Canc. 

533.  posira  =  tinba  combinado,  fixado. 

534.  crece  =  nasoe;   crecer  se  conjuga  como  guareeer  (v.  184). 

535.  c&r  =  conbecimento  de  sl.  D*abi  acordar-se  =  toraar  a  si  V  432, 4; 
acordado  =  com  conbecimento  de  si  CM  83, 11 ;  desacordado  =  sem  sentidoB 
V  489, 10. 

536—37.  jurar  que  com  o  subj.:  ö  construc^  maito  commum. 
atä  (=  atö):  6  assim  que  se  deve  aceentuar,  pois  se  encontra  tambem  ta, 
por  ex.  V  901, 14  e  21,  e  atä  rima  com  ja  e  äld  CM  203, 5. 

538.  aver  a  =  ter  de. 

539.  =  combinou  comigo,  indicou*me  um  dia  certo. 

540.  mal  pecado  =  por  desgra^a.   Gf.  v.  46. 

541.  eomprir  =  encher,  oumprir,  vencer-se. 

544.  fay  partido  =  se  partiu.   Cf.  foy  nada,  v.  425. 


CantigaB  de  D.  Josd  Garcia  de  Goilhade  ($89 

»9. 

Gada  que  ven  o  meu  amig*  aquf,  550 

diz-m^  ay  amigas!  que  perd'  o  [seu]  sen 
por  in(,  e  diz  que  morre  por  meu  ben; 
mays  eu  ben  cuydo  que  non  est  assf; 
5  ca  nunca  Ih'  eu  vejo  morte  prender, 
n(^-no  ar  vejo  nunca    onsandeoer.  555 

El  chora  muyt9   e  filha-s'  a  jurar 
que  6  sandeu  e  quer-me  &zer  f\» 
que  por  mf  morr',  e,  poys  morrer  non  quis, 
10  muy  ben  sey  eu  que  &  ele  vagar: 

ca  nunca  Ih'  eu  vejo  morte  prender,  560 

ne-no  ar  vejo  nunca   ensandecer. 

Ora  vejamos  o  que  nos  dir&, 
poys  vter  viv*  e  poys  sandeu  non  fori 
15  Ar  direy-lh'  eu:  „Non  morrestes  d'  amor!^ 

Mays  ben  se  quite  de  meu  preyto  ja:  565 

ca  nunca  Ih'  eu  vejo  morte  prender, 
nr-no  ar  vejo  nunca   ensandecer. 

E  ja  mays  nunca  mi  farä  creer 
20  que  por  mi  morre,  ergo  se  morrer. 

L  V  S57.  —  8  parmi  estä  no  fim  da  linha  precedente  —  6  ««  no  —  12 
falta  —  18  ueia  mus  —  14  tieA<r  —  17  ea  nunealhi  ueio  morte  pder;  cf.  ob  v.  5 
e  11  —  18  falta. 

n.  550.  eada  jftie  =  eada  vez  que. 

556.  fitkar-se  a  =  p6r-Be  a. 

bbl.  fazer  fis  =  convencer;  fis  =  eoDvencido,  certo:  palavra  tirada  de 
antigo  francez  on  proven^al. 

559.  d  vagar  =  nfto  tem  pressa. 

565.  ffUfttor-^e  =  tirar-se,  livrar-se.  0  sentido  da  phrase  seriL  „evite  minha 
conversa"?  ou  „defenda-se  de  minha  censura*? 

569.  ergo  =  ezeepto. 

80. 

Per  boa  fe,  meu  amigo,  570 

muy  ben  sey  eu  que  m'  ouvestes 
grand'  amor  e  estevestes 
muy  gran  sazon  ben  con  migo; 
5  mays  vede-lo  que  vos  digo: 

ja  9afouI  575 

Bonaaiaeh«  Fonehnngeii  XZV.  44 


(i90  Oskar  Nobiling 

Ob  grandes  nossos  amores, 
que  mf  e  vös  sempr'  ouvemös, 
nunca  Ihi  cima  fezemos 
10  oomo  Brancafrol  e  Flores; 

mays  tempo  de  jogadores  580 

ja  9afou! 

Ja  eu  faley  en  folia 
cx)n  vosqu'  [e]  en  gran  cordura, 
15    e  en  sen  e  en  loucura^ 

quanto  durava  o  dia;  585 

mays  esto,  Joan  Garcia, 
ja  9afou! 

E  d'  essa  folia  toda 
20  ja  9afouI 

Ja  9afo[u]  de  pan  de  voda,  590 

ja  9afou! 

I.  V  358.  —  Os  yersos  1  s  5  estäo  diBtribuidos  por  4  linlias,  acabando  a 
1«  com  mui  be,  a  2*  com  grandamar,  e  a  3*  com  bem  —  1  boa  —  3  esteuedes  — 
4  comigo  —  7  uofs^  —  10  coma  —  17  esto,  Joan  Garcia]  esta  hi  dan  Jam  p'fia. 
Oq  poderemoB  1er  e8t\  ay  don  Jan  Garcia?  Vejs-se  v.  490  —  19  Ou  Ed  estaf 
—  20  zafau  —  21  gafode.   Talvez  gafau  o? 

n.  575.  Qßfar  (graphia  moderna  aafar^  hesp.  zafar)  aqui  =  acabar. 

577.  mi  e  vd«  na  fanc$fto  de  Bujeito:  vid.  y.  106. 

578.  Ihi  plnral,  como  V  685,24;  B  14,28.    Porem  Ihia  y.  598. 

fazer  cima  a  =  dar  fim  a:  cf.  V  1142, 10  dar  cima  a  =  leyar  a  cabo; 
CM  264, 8  dar  maa  dma  =  dar  mau  fim. 

579.  Brancafrol  e  Flores,  amantes  celebres  mencionadoB  tambem  porD.  Denis: 
cf.  CD,  DOta  relatiya  ao  y.  699,  e  A  II,  pag.  413. 

588.  A  respeito  da  forma  problematica  ed  (=  e),  yeja-se  men  artigo  «^ 
Text  und  Interpret,  des  Canc.  da  Aj.*y  pag.  874. 


8L 

Estas  donzela»  que  aqui  demandan 

08  seus  amigos  que  Ihis  fa9an  ben, 

querrey,  amigas,  saber  Ta  ren: 
que  [6]  aquelo  que  Ih'  e[le]8  demandan?       595 

Ca  un  amigo  que  eu  sempr'  amey 

pediu-mi  cinta,  e  ja  Ih'  a  er  dey; 
mays  eles  cuydo  que  al  Ibis  demandan. 


Cantigas  de  D.  Joan  Garcia  de  Guilhade  691 

O  meu  seria  perdudo  con  migo 
por  sempr',  amigas,  se  mi  pediss'  al;  GOO 

10     mays  pedir  cinta  non  4  nulho  mal, 
e  por  aquesto  non  se  perdeu  migo; 
mays,  se  m'  el  outra  demanda  fezesse^ 
Deus  me  cofonda,  se  Ih'  eu  cinta  desse! 
e  perder-s'ia  ja  sempre  [con]  migo.  605 

15  May-la  donzela  que  muyt*  &  servida 
o  seu  amigo,  (esto  Ih'  ^  mester) 
d4-lhi  sa  cinta,  se  Ihi  dar  quiser, 
se  entender  que  a  muyto    i  servida; 
mays^  se  x'  el  quer  outro  preyto  mayor,    CIO 
20    maldita  seja  quen  Ih'  amiga  for 

e  quen  se  d'  el  tever  por  [ben]  servida! 

E  de  tal  preyto^  non  sey  end'  eu  ren; 
mays,  se  o  ela  por  amigo  ten, 
non  Ihi  trag'  el  lealdade  comprida.  615 

I.  V  359.  —  1  A  estrophe  ganharia  em  dareza,  se  Idssemos  As  (ou  Das) 
donsttas  a  qfu.  Porem  esta  consideragfto  nfto  me  parece  saffioieate  para  mudarmos 
o  texte  —  3  hunha  —  4  Tambem  se  pöde  emendar  assim:  que  [serd]  (iquelo 
gue  Ihes  demofuiaft  —  6  eräey-^-  7  (ühis;  cf.  v.  112  —  8  comigo  —  10  nulho(?)] 
nulha  *-  13  tftf  —  14  Tambem  se  pöde  supprir  a  syllaba  que  falta  ao  verso, 
lande  e  perder-s^ia  [el]  —  15  danfela  —  fuido  —  20  maldica  —  21  Ou  «  quen 
se  d^  eU  iever  por  servida?  —  22  p'yto  —  24  ^*ida. 

IL  594.  querrey  saher  se  diz  em  Ingar  de  quero  saber,  para  indicar  que  a 
ae^So  expressa  pelo  infinitivo  sciber  pertence  ao  fnturo.  Esta  attrac^  de  tempo 
6  bastante  commum  nos  Canc. 

595.  W  plural,  como  nas  förmas  Wo  (V  538, 10;  627,4;  B  835,  18)  e  Wa 
(B  200,28;  252,18),  ainda  boje  usuaes.   Cf.  v.  578. 

597.  ir  z=  an  cf.  v.  81. 

606.  d  servida:  ö  de  regra  a  concordancia  do  participio  passado  com  o 
objecto  directo;  cf.  v.  609. 

615.  trager  =  ter,  guardar. 

eamprido  =  perfeito. 

Bft. 

Fez  meu  amigo  gran  pesar  a  mi, 
e,  pero  m'  el  fez  tamanho  pesar, 
fezestes-me-lh',  amigas,  perdoar, 
e  chegou  oj',  e  dixi-lh'  eu  assf: 
5  «Viide  ja,  ca  ja  vos  perdoey;  620 

mays  pero  nunca  vos  ja  ben  querrey.  9 

44« 


692  Oskar  Nobiling 

Perdoey-lh'  eu,  mays  non  ja  oon  sabor 
que  [eu]  ouvesse  de  Ihi  ben  fazer; 
e  el  quis  oj'  os  seus  olhos  merger, 
10  e  dixi-lh'  eu:  «Olhos  de  traedor,  G25 

viide  ja,  ca  ja  vos  perdoey; 
mays  pero  nunca  vos  ja  ben  querrey.» 

Este  perdon  foy  de  guisa,  de  pran, 
que  ja  mays  nunca  mig*  ouvess'  amor, 
15  e  non  ousava  viir  oon  pavor;  630 

e  dixi-lh'  eu:   «Ay  cabega  de  can! 
vlide  ja,  ca  ja  vos  perdoey; 
mays  pero  nunca  vos  ja  ben  querrey.» 

I.  V  360.  —  3  perdoar  —  5  minde  —  perdoey  —  7  Perdoey  —  8  «u  antes  de 
Ott  podis  ser  omittido  faoilmente  —  11  mtnde  —  pdoey  —  12  fslta  —  14  nüea- 
migouue  fsamor  —  15  «yr.  Podia-se  1er  tambem  ousav'  a  vXir  —  17  uijde  — 
pdoei.  —  18  falta. 

n.  620.  vTide  <  veide  <  rentte,  como  vXir  (v.  630)  <  vUr  <  venire; 
vUde  deu  depois  vTtde  >  vinde,  ao  passo  que  viir^  com  perda  da  nasaU$io, 
>  vir. 

621.  pero  =  nem  por  isso.  Em  locugöes  como  a  presente  6  que  pero  (bem 
como  o  moderne  porem)  adquiria  sua  forga  adversativa. 

624.  merger  =z  levantar:  cf.  C.  Michaelis  na  Z/RPh  XXV,  pag.  673,  e 
V 1047, 5;  CM  38, 11;  merjudo  =  levantado,  CM  31, 5;  47, 4;  V 1089, 20  (o  codice 
tem  merpago).  Porem  merger  =  snbmergir  CM  142,8;  366,9;  371,8. 


88. 

Fez  meu  amigo,  amigas,  seu  cantar, 
per  boa  fe,  en  muy  boa  razon  635 

e  sen  enfinta,  e  fez-lhi  bon  son; 
e  üa  dona  Ih'  o  quiso  filhar; 
5  mays  sey  eu  ben  por  quen  s'  o  cantar  fez, 
e  o  cantar  ja  valria   üa  vez. 

Tanto  que  Ih'  eu  este  cantar  oi,  640 

logo  Ih'  eu  foy  na  cima  da  razon 
por  que  foy  feyt',  e  ben  sey  por  que  non; 
10  e  üa  dona  o  quer  pera  si; 

mays  sey  eu  ben  por  quen  s'  o  cantar  fez, 
e  o  cantar  ja  valria   üa  vez.  645 


Csntigas  de  D.  Joan  Garcia  de  Guilhade  693 

E-no  cantar  muy  ben  entendi  eu 
como  foy  feyt',  e  entendi  por  quen  (?), 
15  e  o  cantar  6  guardado  muy  ben: 
e  üa  [dona]  o  teve  por  seu; 
mays  sey  eu  ben  por  quen  s'  o  cantar  fez,  650 
e  o  cantar  ja  valria   Üa  vez. 

I.  V  361.  —  2  baa  —  boa  ragon  —  4  hunha  —  6  ual  rria  hunha  —  8  Quna 
da  rago—  9  p^  qui  —  pc^qno  ^  10  huä  —  12  falta  —  13  JE?  wo  —  14  como  foy 
feyU  be  comopo*  bi  —  15  egrdado  —  16  huä  o  reue  —  17  may  soy  eu,  (o  resto 
do  eBtribilho  falta). 

n.  635  e  636.  razon  6  o  texto  ou  asBumpto,  son  a  melodia  da  cantiga. 

636.  enfinta  parece  ser  aqui  =  fingimento.    Cf.  CD,  no  Glossario. 

687.  quiso  3*  sing,  perf.,  forma  menos  nsada  que  quis. 

639.  valrey  e  valria^  futiuro  e  condicional  de  valer.  FörmaB  recompostas 
(cf.  Y.  422)  Be  encontram  V  655,3:  valeredes;  B  26,15:  valerä. 

641.  foy  na  cima  dfe,  aqoi  evidentemente  =  deBCobri,  comprebendi.  Cf.  v.  578. 

34. 

„Foy-s*  ora  d'  aqui  8anhud[o], 
amiga,  o  voss'  amigo.^' 
„„Amiga^  perdud'  6  migo, 
e,  pero  migu'  6  perdudo,  655 

5  o  traedor  conho9udo 

acä  verrä, 
cä  verrä, 
acä  verrÄ."" 

^,Amiga,  desemparado  660 

10  era  de  vös  e  morria.** 
„„Sodes,  amiga,  sandia: 
non  foy  en[d'  el]  muy  coytado; 
mays  ele,  mao  seu  grado, 

acä  verrä,  665 

15  cä  veirä, 

acä  verrÄ."" 

„Amiga,  oon  lealdade, 
dizen  que  anda  morrendo.'* 
„  „V6-lo  andades  dizendo^  670 

10   amiga,  est'  6  verdade; 

may-lo  que  chufan  Guilhade 
acä  verrä, 
cä  verrä, 
aci  verrä.««  675 


694  Oskar  Nobiling 

I.  V  369.  —  0  copiBta,  por  ODgano,  dividiu  a  2*  estrophe,  bem  como  % 
3^  em  diias,  repetindo  depois  da  3*  linba  o  principio  do  estribllbo:  aca  uerra. 
na  2*  estrophe,  e  aca,  na  3*  —  1  e  2  fanhuda  /  miga  ^  4  migoie  (em  vez  de 
migue  ou  migo  e,  isto  6  migg  ^  —  6  aea  —  7  ea  —  8  aea  —  9  defenpado  — 
10  emorrera  —  11  amiga]  mtuga  —  12  foy  end*  elj  fogeu,  Ou  foy  ele?  — 14—16 
e  22—24  aea  uerra.  ea  uerra.  nama  8ö  linba;  o  resto  falta  —  21  gayJhade. 

TL,  662.  aodes  O  ^oia)  deve  a  origem  ik  analogia  de  eomoe.  £,  provaTel- 
mente,  transforma^fto  de  «ede«,  que  se  encontra  (V306,8;  433,9;  472,15;  669,21 
e  24;  B  436,  1)  ao  lado  de  seedes  «  stditis)  V  1190,  2.  A  1*  plor.  semoe  wb 
V  1149,5. 

672.  ehufar  =  cbamar  (injnriosameate). 

35. 

Ay  amigas!  perdud'  an  oonhooer 
quantos  trobadores  no  reyno  son 
de  Portugal:  ja  non  an  coragon 
de  dizer  ben  que  soian  dizer 
5  [de  v6s]  e  sol  non  falan  en  amor,      680 
e  al  fazen,  de  que  m'  ar  £  peor: 
non  queren  ja  loar  bon  parecer. 

Elea,  amigas,  perderon  sabor 
de  voB  veeren;  ar  direy-vos  al: 
10  08  trobadores  ja  van  pera  mal;  685 

non  &  i  tal  que  ja  servba  senhor 
nen  [que]  sol  trobe  por  ua  molher: 
maldita  sej'  a  que  nunca  dieser 
a  quen  non  troba  que  £  trobador! 

15  Mays,  amigas,  conselho  ä  d'  aver        690 

dona  que  prez  e  parecer  amar: 

atender  temp[o]  e  non  se  queyxar 

e  leyxar  ja  a   v6-lo  tempo  perder; 

ca  ben  cuyd'  eu  que  cedo  verrä   alguen 
20  que  se  paga  da  que  parece  ben,  695 

e  veeredes  ced'  amor  valer. 

E  OS  que  ja  desemparados  son 
de  V08  servir,  sabud'  6  quaes  son: 
leyxe-08  Dens  maa  mor[te]  prender! 

I.  V  370.  —  2  quantue  irohadaree  —  bde  vös  nfto  üLo  palavras  rigorosamente 
indispensaveis;  mas  explicar-se-ia  que  ellas  cabissem  no  principio  da  linhi, 
comegando  a  segninte  por  e,  e  as  duas  precedentes  por  de  —  8  pede^  —  11  9' 
—  12  huä  —  13  maldita  seja  Hon]  maldica  sela  —  23  deuo  —  ^aes  son  Moo] 
q  es  «Ott  —  24  ^. 


Gantigas  de  D.  Joan  Garcia  de  Goilhade  695 

n.  676.  amhaeer  =  oonhedmento,  enteadimento. 

678.  eoragon  =  voatade. 

679.  hen:  6  mnito  eommnm  a  falte  do  artige  ante«  dum  Bobatentivo  deter- 
minado  per  clauBula  relativa. 

681.  de  que  m'  i  pect  =  qne  eu  lastimo  mais. 

686.  d  1  =  ha. 

aervha  «  strviat)  6  a  fönna  normal,  nos  Canc.,  do  Bubj.  pres.  de  servir. 

690.  con8€lho  =  remedio. 

697.  9on  deaemparadoa  de  •=  estSo  livres  de,  renanciaram  a. 

S6. 

Veestes,  amigas,  rogar  700 

que  fale  con  meu  amigo 
e  que  o  avenha  migo, 
mays  quero-m'  eu  d'  ele  quitar; 
5  ca,  se  con  el  algüa  ren  &lar, 

quant'  eu  falar  con  cabe9a  de  can,     705 
logo  o  todos  saber&n. 

Cabe9a  de  can  perdudo 

£,  poys  non  &  lealdad'  e 
10       con  outra  fala   en  Ouilhade, 

e  traedor  conhu9udo;  710 

e  por  esf ,  amigas,  [sey  que]  tudo 
quant*  eu  falar  con  cabe9a  de  can, 

logo  o  todos  saberän. 

15       E,  se  Ib'  eu  mbas  doas  desse, 

amigasy  como  sola,  715 

a  todo-lo  el  diria 

e  al,  quanto  m'  el  dissesse, 
e  fala,  se  a  con  el  fezesse: 
20  quant'  eu  falar  con  cabe9a  de  can, 

logo  o  todos  saberän.  720 

h 
I.  V  371.  —  1  Veeftes  —  5  algunha  —  7  todas;  veja-8e  v.  17  —  9  epays 

—  10  out"  —   11  cöhuQudi  —   12  efiamiga  estudo.    Se  foBse   licito  inverter  a 

ordern  de  algnmas  linhas,  obteriamos  uma  li^  melhor  dos  v.  8  a  12:  E,  poys 

tum  d  Ualdade  /  cabega  de  can  perdudo  /  e  traedor  eonhugudo,  /  con  outra  falq 

en  Ouilhade ;  |  e  por  e8t\  am%ga[s,  fis]  estade :  —  13  cd  ca.  (o  resto  do  estribilho 

falta)  — 15  doas  —  18  eal  quantou  eh    Qu  leremos  e  quant*  eu  ou  e{?  —  20—21 

quanteu  falar,  (o  rcsto  do  estribilho  falte). 

n.  705.  cabega  de  can:  cf.  v.  631. 

710.  conhugudo  por  conhogudo}  a  mesma  asBimilaQfto  vocalioa  8e  encontra 


696  Oskar  Nobiling 

em  outraspalavras:  fremusura  V668, 18;  B232M«,  10;  curdura  V  690, 1;  acuitu 
mado  V  1094, 1. 

711.  tudoi  yid.  y.  42. 


Ten^öes. 
87. 

„Louren90  jograr,  äs  muy  gran  sabor 
de  citolares,  ar  queres  cantar, 
des  i  ar  filhas-te  log*  a  trobar 
e  tees-t^  ora  ja  por  trobador; 
5  e  por  tod'  esto    üa  ren  ti  direy:         725 
Deus  me  cofonda.  se  oj'  eu  i  sey 
d'  estes  mesteres  quäl  fazes  melhorl'* 

^,„Joan  Grarcia^  soo  sabedor 
de  meus  mesteres  sempre  deantar, 
10  e  vös  andades  por  mh-os  desloar;        730 
pero  non  sodes  tan  desloador 
que  con  verdade  possades  dizer 
que  meus  mesteres  non  sey  ben  fazer, 
mays  v6s  non  sodes  i  conhocedor.'*'' 

15  „Louren90,  vejo-t'  agora  queyxar:        735 
po-la  verdade  que  quero  dizer 
metes-me  ja  por  de  mal  conhocer; 
mays  eu  non  quero  tigo  pelejar, 
e  teus  mesteres  oonhocer-t'os-ey, 

20  e  dos  mesteres  verdade  direy:  740 

ess'  e[s]  que  foy  con  os  lobos  arar!" 

„„Joan  Ghuxsia,  no  vosso  trobar 
acbaredes  muyto  que  correger, 
e  leyxade  mi  que  sey  ben  fazer 
25  estes  mesteres  que  fuy  come9ar.  745 

Ca  no  vosso  trobar  sey-m'  eu  com*  6: 
i  &  de  correger,  per  boa  fe, 
mays  que  nos  meus,  en  que  m'  ides  travar."  *' 

„Ves,  Louren9[o],  ora  m'  assanharey, 
30  poys  mal  i  enten9as,  e  ti  farey  750 

0  citolon  na  cabe9a  quebrarl'* 


Cantigas  de  D.  Joan  Gareia  de  Goilhade  697 

„  „Joan  Ghircia,  (se  Deus  mi  perdon!) 
muy  gran  verdade  digu'  eu  na  ten9on; 
e  vös  fazed'  o  que  vos  semelhar.'' << 

L  V  1104.  —  1  e  15  LaurenMO  —  4  eteeftora  —  5  hunha  —  7  meaUres 
Mich.]  maeftrea  •—  8,  22  e  32  p'^ta  —  S  soo  — IS  eBt4  eBcrito  em  duaa  linhas,  aca- 
bando  a  1*  com  meJVes  —  21  efse  q  foy,  devido  provavelmente  4  inadvertencia 
de  um  copiBta  a  quem  parecia  errado  efses  que  foy.  Mich,  len  es8*i  que  foi  — 
25  comexar  —  27  boä  ^  28  fuar  —  29  Vea  laurisora.  Hesito  entre  a  li^So 
acima,  adoptada  por  Mich.,  e  Ves  Louren^,  ora  [t%]  —  30  ttj  todo\  Mich.:  te. 
PoderiamoB  consenrar  todo^  cancellando  a  letra  t  depois  de  mal  e  lendo  t'o  no 
principio  da  linha  segninte  —  31  eäbe  ca  —  32  des. 

n.  721.  jograr  «  jocularem,  provavelmente  por  intermedio  do  proven^al) 
era  »o  villfto  qne  cantava  e  poetava**;  segrir  «  prov.  segrier,  cf.  v.  788),  ,o 
escudeiroquecavalgava  decörteem  cörte,  aceitandopaga  da  Bua  arte*  (CMiehaSliB; 
cf.  A  II,  pag.  454,  nota  2*). 

722.  eitclar  =  tocar  a  citola  (espede  de  guitarra:  cf.  A  II,  pag.  640). 

725.  ii  «  tibi),  forma  4tona  com  func^&o  de  dativo;  cf.  mi  v.  2. 

729.  deantar  (os  mesieres):  com  o  meamo  sentido  nsam-se  Uvar  a  deante 
B  441,27,  e  avantar  V  576, 10;  882,  3. 

735.  vejo-te  queyxar,  em  vez  de  v^o-te  queyxar-te:  sendo  o  mesmo  pronome 
pessoal  objecto  de  am  verbo  e  nm  infinltivo  regido  por  este,  nSo  se  poe  nnnca 
dnas  vezcB.  —  Veer  ö  aqui  Bjmonymo  de  oir,  o  qne  nAo  ö  raro:  cf.  CD,  v.1809 
e  1418  (onde  Lang,  apcBar  de  a  medida  o  vedar,  trocou  vi  por  oi). 

736.  po'la  =  por  la^  ao  passo  que  pe-la  =  per  la  (cf.  v.  70).  Encontra-se 
Umbem  pa-la  =  par  la  B  380,15,  pa-lo  CM  108,2;  pag.  569,7. 

737.  meter  por  =  conBiderar  como. 

741.  ir  arar  can  os  lobos,  locngfto  proverbial  que,  Begnndo  parece,  qner  dizer 
.agir  tolamente,  fazer  o  qne  nunca  pöde  dar  bom  rcBultado".  Tem  Bcntido 
aemelhante  semZar  o  aal  V  502,  7;  620,  22. 

748.  travar  en  =  criticar,  atacar. 

750.  enten^ar  =  fazer  tengan. 

751.  eitolan,  augmentativo  de  eiiöla:  vid.  v.  722. 
754.  eemelhar  =  parecer. 


88. 

„Muyto  te  vejo,  Louren^o,  queyxar,     755 

po-la  cevada  e  po-lo  bever, 

que  t'  o  non  mando  dar  a  teu  prazer; 

majs  eu  t'  o  quero  fazer  melhorar: 

poys  que  t'  agora  citolar  oi 

e  cantar,  mando  que  t'  o  den  assi       760 

ben  como  o  tu  sabes  merecer." 


698  Oskar  Nobiling 

„„Joan  Garcia,  se  vos  en  pesar 
de  que  me  queyx[e]  en  vosso  poder, 
10  o  melhor  que  podedes  i  fazer: 

non  mi  mandedes  a  cevada  dar  765 

mal  ne-no  vlo,  que  mi  non  dan  i 
tan  ben  coni[o  m']  eu  sempre  mereci; 
ca  vos  seria  grave  de  fazer."" 

15  „Louren90,  a  min  grave  non  serä 

de  te  pagar  tanto  que  mi  quiser:         770 

poys  ante  mi  fezisti  teu  mester, 

muy  ben  entendo  e  ben  vejo  ja 

como  te  pagu';  e  logo  o  mandarey 
20  pagar  a  [un]  gran  vilao  que  ey, 

se  un  bon  pao  na  mäo  tever."  775 

„„Joan  Grarcia,  tal  paga  achar& 
en  v68  o  jograr,  quand'  a  vös  veer; 
mays  outra  que[rr&  quen]  mester  fezer 
25  qu^  m'  eu  entendo,  e  muy  ben  &rä 
que  panos  ou  algo  merecerey;  780 

e  vossa  paga  be-na  leyxarey, 
e  pagad'  [end*]  outro  jograr  quäl  quer!"" 

„Poys,  Louren9o,  cala-t'  e  calar-m'ey, 
30  e  toda  via  tigo  mh-averrey, 

e  do  meu  filha  quanto  chi  m'  eu  der!"  785 

„„Joan  Garcia,  non  vos  filharey 

algo,  e  muy  ben  vos  citolarey, 

[e  cantarey  ben  com'  outro  segrer]."" 

I.  V  1105.  —  1  e  29  laurenzo  —  6  ecaniar  esti  no  fim  da  linha  anftaiior 
—  8,  22  6  32  g'^a  —  en  Mich]  eu  —  9—10  A  li^So  acima  6  de  Mich.;  V  tem 
'qixen  e  melh^,  Poderiamos  1er  tambem  de  que  me  queyx\  e  en  vasso  poder  /  o 
melhar  etc.  —  12  neno  uinho  —  13  comeu  setnpr]  Mich  com*eu  o  sempre  —  15 
Lourenzo  —  17  Mich,  colloca  a  virgola  depois  de  muy  ben,  o  qne  nSo  asti  de 
accördo  com  o  fim  da  estrophe  —  20  un  Mich  —  uilaö  —  21  maö  —  23  ueher  — 
24—25  mays  out"  \  meft^  fezer  \  q  meu  entenda  mui  he  fara  \  Mich  maU  cmlr^n 
a  quen  meu  mester  fezer,  /  que  me  entenda,  mui  ben  me  fard  (o  que  so  me  parece 
aceitavel  se  Bubstituirmos  quen,  me  entenda  e  mui  por  que,  m'  entenda  e  muito), 
Propoaho  ainda  est'oatra  emenda :  mays  outr*  a  que  eu  meu  mester  fezer  /  entenderd 
(e  muy  ben  i  fard)  —  27  bena  —  28  epagadoutro;  Mich  e  pagad^a  outro, 
ExplicA-se  facilmente  a  omissäo  de  ed  depois  de  ae{  —  30  mho  au^ey,  o  qne 
näo  satisfaz  nem  o  sentido  nem  a  niedida  do  verso  —  33  algue  —  34  e  eonho/eo 
mui  be  tröbar  /  am  far  don  lourenzo  chufar;  Mich  e  conhosco-me  mui  ben  a  irobar.  / 


Gantigas  de  D.  Joan  Garcia  de  Guilhade  699 

^Ä  mofar,  Dan  Louren^,  e  a  chufar,*  Parece-me  mala  provavel  que  teahamos 
ahi  doisoctoBsyllabos^),  pertencentea  a  ontra  cantiga  hoje  perdida,  e  quevieram 
a  Babstituir  o  verso  final  da  noBsa.  Ab  regras  metricaa  pedem  um  decaBByllabo 
que  rime  em  ir\  se  nSo  fosae  vedada  a  repeti^&o  da  meBma  palavra  na  rima, 
poderiamoB  1er:  e  eonhoaeo  muy  ben  o  meu  meHer. 

n.  756.  eev€tda  e  bever,  i.  e.  päo  e  vinho  (v.  766);  cf.  A  ü,  pag.  641. 

765—68.  Parece  qne  o  verdadeiro  Bentido  deve  ser:  „Näo  me  mandeia  dar 
nem  pSo  nem  vinho,  poia  vob  aeria  difficil  dar-me  quanto  mere^.**  Grave  = 
difficil  ae  enoontra  tambem  v.  1104. 

778.  pagu'  =  pague.  0  emprdgo  do  Bubjunctivo  como  no  v.  404. 

779^80.  fard  (o  Bujeito  6  quäl)  que  =  eate  meu  mester  far&  eom  que. 

panos  ou  dlgo  =  roupa  ou  dinheiro. 

784.  toda  via  =  Bempre. 

785.  filhm  6  imperativo. 

788.  aiOro  6  empregado  como  do  y.  423. 


CantJgas  d'  esearnho  e  de  maldizer. 

89. 

LoureD^o,  pojs  te  quitas  de  rascar 
6  desemparas  o  teu  citolon,  790 

rogo-te  que  nunca  digas  meu  son, 
e  ja  mays  nunca  mi  faräs  pesar; 
5  ca  per  trobar  queres  ja  guareoer, 
e  faräs-m'ora  desejos  perder 
do  trobador  que  trobou  doVincal(?).  795 

Ora  cuyd'  eu  [a]  cobrar  o  donnir^ 
que  perdi  sempr*,  e  cada  que  te  vi 
10  rascar  no  cep'e  tanger,  non  dormi; 
mays,  poy-Io  queres  ja  de  ti  partir, 
poys  guarecer  fja  queres]  per  tarobar,    800 
Louren^o,  nunca  iräs  a  logar 
u  tu  non  £a9as  as  gentes  riir. 

15  E  ves,  Louren9o,  (se  Deus  mi  perdon!) 
poys  que  mi  tolhes  do  cepo  pavor 
e  do  rascar,  farey-t'eu  sempr'amor,     805 
e  tenho  que  farey  muy  gran  razon: 


1)  Saa  forma  primitiva  sera  e  conhosco  muy  ben  trobar  /  e  mofar^  Louren^\ 
e  chufar?  on,  por  Ventura,  e  con  vosco  meu  bon  trobar  /  me  faz  don  Lourengo 
ehufar?  Na  primeira  hypotbeae,  estea  versos  poderiam  aer  de  Guilbade;  na 
ae^nda,  pertenceriam  ao  proprio  Louren^o. 


700  Oskar  Nobiling 

e  direy-ti  quäl  amor  t*  eu  &rey : 
20  ja  mays  nunca  teu  cantar  oirey 
que  eu  non  rija  muy  de  00189011. 

Ca  ves,  Lourenyo»  rnnjU)  mal  prendi  810 

de  teu  nuscar  e  do  cep'e  de  tf; 

mays,  poys  t'  en  quitas,  tudo  ti  perdon. 

I.  V  1106.  —  1  Lourenzo  —  5  laguarecer  —  7  do  uincal  —  8  trobar  e 
dormir  —  10  enö  dormir  esti  no  principio  da  linha  Begmnte  —  11  pUr  —  12 
guarezer;  minha  restitui^  do  texto  6  conjectural  —  13  e  22  lourenso  —  15  £ 
eues  —  rf*  —  16  Qtpe  —  17  ede  cantar  \  cf.  20  —  22  a^ndy  —  23  tafcar. 

H.  789  6  798.   TMcar  no  cepo,    expressSo  desdenhoBa  por  langer  a  cäda, 
798.  guareeer  per  =  manter-se  com,  viver  de. 

795.  AUode-se  aqni,  evidentemente,  a  um  personagem  notorio  como  mau 
trovador.  Snpponho  ser  0  Vineal  nome  geographico,  que  se  derivaria  natiinl- 
mente  do  lat.  vinca  (d^onde  avenca'^  cf.  vengar  e  menguar  ao  lado  de  vingar  e 
tninguar). 

796.  cuydar  (=  crer)  rege  infinitivo  com  a  preposi^So  a  on  sem  ella. 
coibrar  =  recnpeiiir. 

809.  rija  «  rideam)  esti  de  accördo  com  uja  e  aeja ;  mas  dSo  se  encontn, 
qne  eu  saiba,  em  oenhum  ontro  lugar. 

812.  perdon :  a  forma  normal,  na  lingua  dos  Canc,  para  a  1*  sing.  ind.  pr. 
de  perddar  devia  ser  perdoo  {<Cperdono;  a  moderna  perdoo  6  analogica),  d'onde 
proviria  perdon,  quer  por  contrac^So  (cf.  0  moderne  hom  <  böo)  ou  por  analoigt 
de  eon,  existente  ao  lado  de  ado  (v.  379). 


40. 

Ora  quer  Louren9o  guarir, 
poys  que  se  quita  de  rascar, 
e  ja  guarria,  a  meu  cuydar,  815 

se  ora  ouvesse  que  vestir; 
5  [may-las  gentes  non  Ihi  dan  ren,] 
e  ja  nulh'  ome  non  se  ten 
por  devedor  de  o  ferir. 

E^  se  se  quisesse  partir,  820 

como  se  partiu  do  rascar, 
10  d'  un  pouco  que  ä  de  trobar, 
poderia  muy  ben  sair 
de  todo  por  se  quitar  en 
oj',  e  no-no  ferrin  por  en  825 

OS  que  o  non  queren  oir. 


CantigM  de  D.  Joan  Garcia  de  Guilhade  701 

15  £  seria  oonbooedor 

de  seu  trobar,  por  non  fazer 

08  outros  errados  seer, 

e  el  guarria  muj  melhor  830 

sen  trobar  e  sen  citolon, 
20  pojs  perdeu  a  voz  e  o  son^ 

por  que  o  ferian  peyor. 

I.  V  1107.  —  1  laurenßo  —  ^  fe  ia  guariria  —  5  falta;  minba  restitniQio 
h  pnramente  coojectural  —  6  nulUme  —  7  per  e8tÄ  no  fim  da  lioba  anterior  — 
13  OM  fio  no  —-  18  milhor. 

TL  813.  gtuurir  aqni,  segnndo  parece,  =  yiver  soeegadamente. 

815  e  825.  Fnturo  de  guarir  eferir:  guarrey  eferrey\  oondiciooal:  guarria 
e  ferria,  Förmas  reoompoBtas  (cf.  ▼.  422):  guarird  V  829,18;  ferird  B  399, 19. 

818—19.  0  sentido  deve  ser:  «todos  se  jalgam  eom  o  direito  de  dar  pancada 
nelle." 

883.  por  qtte  =  por  cnja  cauBa. 

41. 

Martin  jograr,  que  gran  cousa! 
Ja  sempre  con  vosoo  pousa  835 

Yossa  molherl 

Ve[e]de8-m'  andar  morrendo, 
5  e  vös  jazedes  fodendo 

yossa  molherl 

Do  meu  mal  non  vos  doedes,  840 

e  mojrr'eu,  e  vös  fodedes 
yossa  molher! 
I.  V  1101. 
n.  837.  Vted€9i  cf.  v.  63. 

4». 

Martin  jograr,  ay  dona  Maria! 
jeyta-se  vosco  ja  cada  dia, 

e  lazero-m^eu  maL  845 

And'eu  morrend'e  morrendo  sejo 
5  e  el  ten  sempr'o  cono  sobejo, 
e  lazero-m'  eu  mal. 

Da  mha  lazeyra  pouco  se  sente: 
fod'el  bon  con[o]  e  jaz  caente,  850 

e  lazero-m'eu  maL 


702  Oskar  Nobiliog 

I.  V  1102. 

n.  844.  jefftar  (tambem  ▼.  1038)  =  deytar,  quo  dos  Canc.  ji  6  a  pala?n 
mais  nsada. 

846.  laeerar  =  padecer,  soffrer  pena;  laeeyra  (v.  849)  =  aoffrimeoto, 
miseria. 

860.  eaenie  «  calerUem)  >  queenie  >  guenU,  B  878, 1  caenhira  =  febre 
(=  hesp.  calentura). 

48. 

Par  Deus,  Loiiren90,  muj  deaaguisadas 

novas  oi  agor'aquf  dizer: 

mhas  ten9aes  quiseran  desfazer 
e  que  ar  fossen  per  tf  amparadas.       855 
5        Joan  Soarez  foy;  e  di-lh'  asai: 

que  louv'  eu  donas,  mays  nunca  per  mf , 
mentr'eu  viver,  ser&n  amas  loadas. 

E,  se  eu  fosse  u  fdron  efican9ada8 

aquestas  novas  de  que  ti  faley,       860 
10        Louren90  (gran  verdade  ti  direy), 

toda-las  novas  fdran  acaladas. 

Mays  min  e  tf  poss'eu  ben  defender: 
ca  nunca  eu  donas  mandey  tecer, 

nen  Ihis  trobey  nunca  po-las  maladas.    865 

15  Gerdas  e  cintas  muytas  ey  eu  dadas^ 
Louren9',  a  donas,  e  elas  a  mi; 
mays  pero  nunca  con  donas  tecf, 
nen  trobey  nunca  por  amas  onradas. 
Aas  que  me  criaron,  dar-lhis-ey       870 
20        sempr'en  que  vivan  e  vesti-las-ey, 
e  ser&n  donas  de  mf  sempr'amadas. 

Louren90,  di-lhe  que  sempre  trobey 
por  boas  donas  e  sempr*  estranhey 
OS  que  trobavan  por  amas  mamadas.   875 

L  B  374.  —  le  10  Loureneo  —  3  desfazer  Mich]  deffcuer  —  4  eS  j?  (Mieh. 
len  erradamente  por)  —  8  /04  (Mich  len  fwan)  —  12  Mays  a  ml  eaii;  Mich  a 
mi  e  a  ti,  sobrando  ainda  assim  uma  syllaba  ao  verso  —  14  polos  —  16  e  Mich] 
0  —  16  Lourenea  —  mi  —  18  antradas  —  19  Mays  q  me  criarö\  Mieh  As  fse 
me  eriarem, 

n.  866.  äi  «  die),  imperat.  de  diser. 

867.  dana  corresponde  ao  medio  alto  allemfto  frouwe  (=  dama  nobre). 


Cantigas  de  D.  Joan  Garoia  de  Guilhade  703 

869  e  862.  f6r(m  «  fu^runt)  ö  perfeito ;  fdran  «  fuirant)  6  pliuqaam- 
perfeito,  tendo  aqni  valor  de  condicional.  Essas  förmas  b2o  ainda  distintae  na 
liDgna  dos  troyadoree,  se  bem  qne  ob  copistae  as  confundam  as  yezes. 

859.  eacanoar  aqni,  evidentemente,  =  dar  sahida  a,  divnlgar.  0  ▼ocabnlo 
liga-se  a  eaeangon,  escanQfto  (cf.  Elncid.  eBlnteau).  £  aopinifto  de  C.  Michaelis. 

862.  iicalar^  evidentemente,  =  faser  calar,  rednzir  ao  silencio  (asBim 
C.  Michaelis).  D'ahi  foi  derivado,  segando  toda  a  piobabilidade,  o  yerbo  aea- 
Uwtar  (=  pvMum  in  ainu  consopire  Blnteau). 

865.  malada  =  eriada:  yeja-se  G.  HicbaSlis,  Bandgl.  I,  pag.  70. 

869.  Sobre  amas  anradat  e  os  privileglos  (hanras)  qne  se  concediam  is 
amas  dos  filbos  de  rioos-homens,  Tejam-se  Elacid.,  s.  ▼.  Amadigo^  e  G.  Michaelis, 
Bandgl,  I,  pag.  22—24. 

871.  aempf^  en  que  =  emqnanto. 

872.  A  posi^So  do  sujeito  donas  di  emphase  a  esta  palavra  e  f6rga  ad- 
Teraativa  i  conjunc^  e:  =  mas  a  quem  amarei  sempre,  sfto  damas  nobres. 

44. 

Don  Foan  disae  que  partir  queria 
quanto  Ihi  deren  e  o  que  avia; 
e  dizi-lh'  eu,  que  o  ben  conhocia: 
„Castanhas  ejxidas  e  velhas  per  soutol'' 

5     E  disso-m'  el,  quaudo  falava'migo:     880 
„  „Ajudar  quero  senhor  e  amigo."  " 
E  dixi-lh'  eu:  „Ess'  §  o  verv*  antigo: 
castanhas  eyxidas  e  velhas  per  aoutol'^ 

E  disso-m*  el:  „„Estepder  quer'  eu  mäo, 
10  e  quer*  andar  ja  custos'  e  lou9fto.''.'*  885 
E  dixi-lh'  eu:  „Esso,  ay  don  Fofto  — 
castanhas  eyxidas  e  velhas  per  soutol'' 

I.  B  375.  —  8  Castankaa  saydaa  (0  resto  do  estribitbo  falta)  .— -  9  maö 
—  10  loucca  —  11  foaö  —  12  Ciuianhas  faydaa  (0  resto  falta). 

IL  877.  foan  e  foao  (v.  886)  =  fnlano.  Sobre  o  6rro  commettido  por 
algnns  editores,  que  veem  nessa  palavra  0  nome  Joan,  vid.  A  11,  pag.  895,  n.  2; 
pag.  562,  n.  2. 

parHri  cf.  V  784,  1  Partir  quer  migo  mha  madr*  of  aqui  /  quanf  d  no 
mundo. 

879.  eyxidas  «  eacUae),  sjmonymo  de  aaidas,  qne,  provavelmente  por 
engano,  o  veio  a  substitnir  na  repeti^So  do  estribilho:  soppooho  que  ambos 
eates  termos  querem  dizer  ^extraviadas''.  0  sentido  da  locu^o  proverbial  6 
evidentemente :  baveres  de  nenhom  valor. 

880.  disao  3«  sing.;  ö  menos  usado  que  diese. 
882.  oeroo  =  proverbio. 

885.  eustoso  =  gastador,  generoso. 


704  Oskar  Nobiling 

Vi  eu  estar  noutro  dia 
infan9de8  con  un  ricome, 
po8fa9ando    a  quen  mal  come;        890 
e  dlx'  eu,  que  ob  ouvia: 
5  „Gada  casa  &va8  lavan/' 

Po8£a9avaii  d'  im  escasso, 
[e]  foy-os  eu  aacuytando; 
eles  fdron  posfa^ando,  895 

e  dizi-m'  eu  pass'  e  paa8o(?) 
10  „Gada  casa  favas  lavan." 

Po8fa9avan  d'  encolhejto 
e  de  vil  e  de  spantoso 
e  en  sa  terra  lizoso:  900 

e  dix'  eu  enton  dereyto: 
15  „Gada  casa  favas  lavan/' 

I.  B  376.  —  2  Infangöes  no  fim  da  Hnba  anterior  —  3  poffaeado  (no  fim 
da  linba  anterior)  De  guen.  Lendo-se  assim,  sobra  nma  syllaba  —  8  po/faeädo 
—  9  pass'  e  passo  Micb]  pasfen  pasfo  —  10  Coda  casa  (o  resto  do  estribilho 
falta)  —  11  Posfaeauä  —  13  tirä  —  14  dtseu  —  15  Coda  (o  resto  falU). 

n.  889.  ricome  =  rico-bomem. 

890.  posfagar  =  fazer  maus  conceitos,  falar  mal;  nSo  6  raro  o  termo  noB 
Canc.  (cf.  ainda  Canc.  Gall.,  no  glossario).  0  snbstantivo  po^oQO  (=  mi  fama, 
man  couceito)  se  encontra  CM  64,  8  (o  glossario  tem  posfaz,  em  vez  de  posfaf). 

892.  Blnteau,  s.  v.  Fava^  cita  o  adagio:  nEmcadaoasa  comem  faTaa,  e  ni 
nossa  As  caldeiradas,"  cujo  sentido  nao  se  afasta  muito  do  nosso. 

896.  passo  =  de  vagar,  6  termo  oommum ;  mas  nfto  conhe^o  exemplo  de 
pass'  e  passo.' 

898.  encoiheyto  =  encolbido:  colheyto  <  coüeetum,  inflnenciado  por  edher 
<  ^colUgere. 


46. 

Par  Deus,  iDfan9on,  queredes  perder 

a  terra,  poys  non  temedes  el  rey! 

Ga  ja  britades  seu  degred',  e  sey  905 

que  Ih'  o  äiremos  muy  cedo  saber: 

ca  vos  mandaron  a  capa,  de  pran, 

trager  dous  anos,  e  provar-vos-an 

que  vo-la  viron  tres  anos  txager. 


Cantigas  de  D.  Joan  Oaroia  de  Gnilliade  705 

E  provar-vos-&  das  cameB  quen  quer    910 
que  duas  carnes  vos  mandan  oomer, 
10  e  non  queredes  mays  d'  üa  cozer: 
e  no  degiedo  non  &  ja  mester 
nen  ja  da  capa  non  ej  a  falar: 
ca  ben  tres  anos  a  vimos  andar  915 

no  V0S80  ool'  e  de  vossa  molher. 

15  E  &r&  el  rey  cörte  este  mes, 

e  mandarän  vös,  in£an90ny  chamar, 

e  vöe  querredes  a  capa  levar, 

e  provar&n-vofl,  pero  que  vos  p^  920 

da  vossa  capa   e  vosso  gardacös  — 
20  en  cas  del  rey  vos  provaremos  n6s 

que  an  quatr*  anos  e  passa  per  tres. 

L  V  1103.  —  1  Deus  Mich.]  den  —  infamem  —  3  hriiades  Mich.]  hirtadea 

—  6,  7  e  13  anos  Mich.]  au^  —  10  uoa  dunhai  parece-me  que  o  sentido  exige 
a  emenda  maya  por  vös  —  11  eno  deg^do,  A  ligSo  acima  BÖ  forma  sentido,  se 
subentendermos  falar  depois  de  mester,  Mas  talvez  seja  melbor  emendar:  e  o 
degredo  —  14  de  vossa  Mich.]  deuefsa  —  16  e  mandardn  Mich.]  emädam  --  infanzö 

—  19  e  vosso  Mich.]  edo  uofso  ^  20  en  cas  Mich.]  etnas  •—  21  j?  (Mich,  len  por). 

TL  903 — L  perder  a  terra  =  ser  desterrado. 

905.  brikir  seu  degredo  =  violar  seu  decreto.  A  palavra  degredo  « decre- 
tum)  restringia  siogularmente  a  sua  significagSo,  qnando,  mais  tarde,  assumiu  o 
sentido  de  destdrro. 

920.  pero  jftis  =  ainda  que. 
pisi  yid.  perdon^  ▼•  2. 

921.  gardacös  on  guardacds  =  .vestia,  roupiohas,  on  cas&ca,  que  apertava 
o  corpo,  e  o  guardava*  (Eluoid.,  onde  se  veja  o  artige  iuteiro).  A  forma  dnpla 
indica  origem  estrangeira:  presumo  que  de  uma  palavra  proveo^al  guarda-eors. 

47. 

Nunca  [a]tan  gran  torto  vi 
com'  eu  prendo  d'  un  infan^on,*    925 
e,  quantos  e-na  terra  son, 
todo-lo  teen  por  assi: 
5  o  infan9on,  cada  que  quer, 
vay-se  deytar  con  sa  molher 
e  nulha  ren  non  d&  por  mi.  930 

£  ja  me  nunca  temerä, 
ca  sempre  me  tev'  en  desden; 
10  des  i  ar  quer  sa  molher  ben, 

Bomantiche  Fonehanfen  XXV.  45 


706  Oskar  Nobiliog 

e  ja  sempr'  i  filhoe  far&; 

se  quer  tres  filhos  que  fiz  i  935 

filha-08  todos  pera  si: 

o  demo  lev'  o  que  m'  en  d&I 

15  £n  tan  gran  coyta  vivo   oj'  eu 

que  non  poderia  major: 

vay-se  de3rtar  con  mha  senhor         940 

e  diz  do  leyto  que  6  seu, 

e  deyta-s'a  dormir  en  paz^ 
20  des  i;  se  filh'  ou  filha  faz, 

no-no  quer  outorgar  por  meu. 

I.  V  1108.  —  2  e  5  infanzan  —  3  ena  —  4  teen  —  7  mi  —  10  «a}  afia, 
i.  e.  a  sa,  com  o  que  sobraria  ama  syllaba  —  21  nono. 
TL  924.  torto  =  inja8ti9a. 

935.  8e  quer  =  atö  mesmo.  Com  igual  sentido  ei  quer  v.  1014.  Gf.  ▼.  340. 
939.  que  non  poderia  mayor^  locu^fto  corrente,  =  a  maior  possivel. 

48. 

A  don  Foan  quer'  eu  gran  mal,         945 
e  quer'  a  sa  molher  gran  ben; 
gran  sazon  ä  que  m'  est'  aven, 
e  nunca  i  ja  farey  al; 
5  ca,  des  quand'  eu  sa  molher  vi, 

se  pudi,  sempre  a  servi  950 

e  sempr  a  ele  busquey  maL 

Quero-me  ja  mäefestar, 
e  pesar&  muyt'  [a]  alguen; 
10  mays,  se  quer  que  moyra  por  en, 

dizer  quer'  eu  do  mao  mal  955 

e  ben  da  que  muy  b5a  for, 
quäl  non  d  [no]  mundo  melhor: 
quero-[me]  ja  mftefestar. 

15  De  parecer  e  de  falar 

e  de  boas  manhas  aver  960 

ela,  n5-na  p6de  vencer 

dona  no  mund',  a  meu  cuydar; 

ca  ela  f ez  Nostro  Senhor, 
20  e  el  f ez  o  demo  mayor, 

e  o  demo  o  bz  &lar.  965 


CantigM  de  D.  Joan  Gareia  de  Guilhade  707 

E,  poys  ambos  ataes  80n 
oomo   eu  tenho  no  cora9on, 
08  julgu'  aquel  que  p6d*  e  vaL 

I.  V  1110  (y.  1  a  5)  e  B  373.  —  1  V  faam,  B  foam  —  8  e  U  maenftsiar 
—  9  mufftalgui  —  12  hoä  —  18  no  a  —  15/a2arJ  «oder;  cf.  asrimas  nasoatras 
estrophea  —  16  hoäs  —  17  nona  —  19  ;la  —  88  nd. 

IL  947.  ooen  =  aooDtece:  inl  avUr]  cond.  averria  (y.  1039). 

950.  pudi  «  pa§ut)i  maito  nsado  ao  lado  de  pude. 

951.  buscar  =  canaar,  tratar  de  fazer. 

95S.  maefestar  (=  confessar),  tetrassyllabo,  <  fnanifestare. 

954.  se  quer  que  =  aioda  que. 

960.  manha  =  arte,  faculdade,  prenda. 

963  e  964.  El  (on  ele),  da,  eles,  elas  bSo  frequentemente  naados  na  fnoc^So 
de  objecto  sem  preposi^So;  sfto,  porem,  eempre  emphaticos  neste  caso.  £  nisso 
differe  o  portoguez  anügo  da  actoal  lingaagem  familiär  e  populär  do  Brasil, 
onde  se  diz  «conhe^  eile*  com  o  mesmo  sentido  que  tem  em  Portugal  ffCon- 
he^o-o.* 

968.  aqud  que  pötP  e  «oZ,  periphrase  bastante  nsada  do  oome  de  Dens: 
cf.  CD,  no  glossario,  s.  y.  poder.  Aquel,  miiito  mais  osado  nos  Canc.  qne  aquele^ 
parece  ser  originariamente  forma  antetonica;  cf.  ej  (y.  8). 


49. 

Un  cayalo  non  comeu 

k  sex  meses  nen  s'ergeu;  970 

mays  proug'a  Deus  que  choyeu, 

creceu  a  erya, 
5  e  per  cabo  sM  paoeu 

e  ]a  se  leya. 

Seu  dono  non  Ihi  buacou  975 

ceyada  ne-no  ferrou; 
may-Io  bon  tempo  tomou, 
10  creoeu  a  erya, 

e  paoeu  e  am90u 

e  ja  se  leya.  980 

Seu  dono  non  Ihi  quis  dar 
oeyada  ne-no  ferrar; 
15  mays  cabo  d'un  lama^al 
creoeu  a  erya: 
foy  paoer  e  airigar  985 

e  ja  se  leya. 

45^ 


708  Oskar  NobUing 

I.  V  1098.  —  S  Sera  sex  grapbia  latioa  por  aeU^  —  4  e  ereseu  (aobn 
uma  syllaba)  —  8  e  14  neno  — r  10  e  cregeu  —  15  Deveremos  mudar  lamofol 
para  lametgar?  Veja-se  pag.  16,  n.  1  —  17  epageu  e  arrisou  passon,  por 
engano  dum  copifita,  da  2*  estropbe  para  esta.   Minba  restaura^  6  conjeetnraL 

H.  973.  ptr  eäbo  =  por  fim. 

979.  arrigar  (ou  arriear?)  =  adquirir  for^a,  vigor.  Gf.  ampar  =  dar  vigor 
a,  instigar  V  994,  8;  arritado  =  vigoroBO,  robuste  V  980,3*,  B  383,  U;  439,3 
e  16;  CM  81,  6;  88,5;  205,4;  312,3;  enrigado  =  instigado,  a^ulado?  oa  = 
vigoroso?  V  1002,25;  rigado  =  robosto,  Ganc.  Gall,  v.  422.  No  seonlo  XYU 
arrigar  (vid.  Blutean)  6  synooymo  de  erigar;  hoje,  segundo  Gortesio,  arrigar-H^ 
na  linguagem  populär,  =  namorar,  galantear. 

983.  lamagar  seria  forma  admissivel,  pois  a  troca  do  suffixo  -al  por  -or 
seria  motivada  pelo  2  inicial;  porem  nSo  conbego  outro  exemplo  deaaa  forma, 
e  a  rima  an  al  se  encontra  tambem  v.  789—92—95  e  v.  952—55—58. 


50. 

Ay  dona  feal  fostes-vos  queyxar 
[porjque  vos  nunca  louv'en  meu  trobar 
mays  ora  quero  fazer  un  cantar 
en  qua  vos  loarey  toda  via;  990 

5  e  vedes  como  vos  quero  loar: 
dona  fea,  velha  e  sandia! 

[Ay]  dona  fea!  se  Dens  mi  perdoni 
[e]  poys  avedes  tan  gran  cora^on 
que  vos  eu  loe  en  esta  razon,  995 

10  vos  quero  ja  loar  toda  via; 
e  vedes  quäl  serä  a  loayon: 
dona  fea,  velha  e  sandia  I 

Dona  fea,  nunca  vos  eu  loey 
en  meu  trobar,  pero  muyto  trobey;    1000 
15  mays  ora  ja  un  bon  cantar  farey 
en  que  vos  loarey  toda  via; 
e  direy-vos  como  vos  loarey: 
dona  fea,  velha  e  sandia! 

I.  Vi097.  —  Ob  versos  2,  7  e  8  andam  falhos  de  uma  syllaba,  que  facil- 
mente  p6de  ser  snpprida  no  principio  de  todos  alles.  Quam  nao  qnizer  segnir 
esta  norma,  poder&  1er  louwe  am  vez  de  lowo^  aasi  em  vez  de  se,  e  alan  am  vei 
de  ton  —  2  trobar]  cantar  i  veja-se  v.  14  —  7  rf*  —  8  coraeö  —  9  Ou  antsf 
lo[uv]e7  —  10  fea]  sea. 

n.  994.  Quanto  ao  emprego  de  e  depois  de  exclamagoas,  cf.  CD,  nota  ao 
V.  653. 


CantigM  de  D.  Joan  Garcia  de  Goilhade  709 

995.  Talyei  loe  (em  vez  de  Umve\  cf.  t.  36)  foBse  forma  estranha  £  lingaa 
dos  troyadores,  sende  introduEida  nos  textos  pelos  copistas.  Ao  menos,  nSo  6 
crivel  que  o  mesmo  poeta  tenha  dito,  ora  loe  ora  louoe  (v.  988).  Veja-se  y.  466. 


51. 

Elyiia  Lopez,  que  mal  yos  sabedes       1005 

yÖB  guardar  sempre  d'  aqueste  peon 

que  pousa  vpsqu'  e  &  [gran]  cora9on 
de  jazer  yosqu',  e  yös  non  Ih'  entendedesi 
5      £y  muy  gran  medö  de  xi  yoe  oolher 

algur  senlheyra,  e,  se  yos  foder,         1010 
o  engano  nunca  Ih'o  proyaredes. 

O  peon  sabe  sempr*  u  yös  jazedes, 

e  non  yos  sabedes  d'ele  guardar, 
10       si  quer  poedes  [en]  cada  logar 

yossa  maeta  e  quanto  tragedes;  1015 

e  dized'ora  (se  Dens  yos  perdon!): 

se  de  noyte  yos  foder  o  peon, 
contra  quäl  parte  o  demandaredes? 

15  Direj-yos  ora  como  ficaredes 

d'  este  peon  que  tragedes  assf  1020 

yosco,  pousand[o]  aquf  e  alf: 
ey-yos  (?)  ja  quanto  que  ar  dormiredes, 
e  0  peon,  se  cora9on  ouyer 
20      de  foder,  foder-yos-&,  se  quiser, 

e  nunca  d'  el  o  yoss'  [ar]  ayeredes.        1025 

Ca  y6s  diredes:  „Fodeu-m'  o  peon'' ; 
e  el  dirä:  „„Boa  dona,  eunoni""  — 
e  u  las  proyas  que  Ih'ende  daredes? 

I.  V  10Ö9.  —  3  0u  voseo  e  d  coragon^  —  4t  jazer]  pousar  ^On  W  o'ntetu 
dedes7  —  10  poedes  cada,  On  leremos  pöedea  cabo  do7  —  11  maera  —  12  äs 
—  18  eiio  (per  etu9?)  —  21  uo/saueredes'  —  23  hoä  —  24  e  hülas  puas  q  Ihi 
daredes. 

TL.  1010  senlheyro  (=  b6)  <  singularium.  Parece  que  o  grupo  latino  -nei- 
den no  portugnez  antigo  -Ih-,  ficando  nasal  a  yogal  precedente,  e  que  s6  depois, 
assimilando-se  a  esta,  o  2^  se  transformou  em  nh,  Assim  temos  Iioje  senhos 
«  singulos),  unha  «  ungula) ;  porem  CM  294, 4  e  5  lemoB  senlhos  (graphado 
seMos),  e  B  338, 5  unha  rima  com  espülha  ^). 


1)  ABsim  estä  escrito  dnas  yezes   (y.  6  e  12).    Parece  ser  Bynooymo  do 
modemo  espinha  (=  pustula).    Virä  do  lat.  ßpinüla,  inflaendado  por  pungerel 


710  Oskar  Nobiling 

1014.  pber  e  maer  «;  manere)  tSo,  d'entre  ob  yerbos  das  conjngHoet  ^ 
e  8<^i  OS  unicos  de  origem  popnlsr,  alem  de  tier  e  vUr,  cojo  ndieal  terminsTi 
primitivamente  per  YOgal+n.  Maer  (V  1176,5;  B  115,18;  manho  V  771,1; 
887, 5;  man  <manet  V  771, 13;  B  442,  3;  maaisUa  V 1049, 4;  mastaae  V  771,5; 
marrä  B  442, 6;  marredea  V  982, 18)  cahin  depois  em  desnso:  pber  segnin  midlo 
natnralmente  a  analogia  de  ler  e  vir.  Assim,  por  analogia  de  tenko  temet^ 
transformou-se  ponho  pdemoe  em  ponho  pamoe\  e  por  analogia  de  iemoe  tendet 
tende  ier  tendo  e  de  vimoa  vindes  vinde  vir  vindo,  as  förmas  poedee  pdede  potr 
pbendo  foram  substitnidas  por  pandee  ponde  p^  pondo. 

1015.  maeta  oorrespoode  ao  hesp.  maUta. 

1022.  ey-voe  (=  eis-vos)  nie  se  encontra,  qne  en  saiba,  nos  Cano.  lyrioos, 
porem  sim  nas  CM  238, 5;  e  ey-mC  aed  CM  147, 4  e  na  mbrica  desta  eaatiga 
(onde  ha  a  Variante  aquey-m*  acd). 

102a  tt  lo«  «  ubi  (il)la8)  pareoe  indicar  qne,  na  epooa  da  queda  do  l 
entre  yogaes,  se  pronnndava  ainda  uv  Uu.  Cf.  v.  129. 


5». 

Elvi»  Lopez  aqui  noutro  dia 

(se  DeiiB  mi  valhal)  prendeu  un  cajon:  1030 

deytou  na  casa  sigo  un  peon, 
e  üa  maeta  e  quanto  tragia 
5       pÖ8  cabo  de  sf  e  adormeceu, 

e  o  peon  levantou-s'  e  fodeu, 
e  nunca  ar  soube  eontra  u  süa.  1085 

Ante  Ih'  eu  dizi  que  mal  sen  &zia 

que  se  non  queria  d'ele  goardar: 
10        sigo  na  casa  o  ia  }e3rtar, 

e  dizi-lh'eu  quanto  Ih'end'averria; 

ca  vos  direy  do  peon  como  fez:  1040 

abriu  a  porta  e  fodeu  üa  vez, 
[e]  nunca  soube  d'el  sabedoiia. 

15  Mal  se  guardou  e  perdeu  quant*  avia, 
ca  se  non  soub'a  cativa  guardar: 
leyx6-o  sigo  na  casa  albergar,  1045 

e  o  peon  fez  [como]  que  dormia, 
e  levantou-s' o  peon  traedor 
20       e^  como  x'era  de  mal  sabedor^ 
fodeu-a  tost'e  foy  logo  sa  via. 

E  o  peon  viron  en  Santaren,  1050 

e  non  se  guarda  nen  d&  por  en  ren; 
mays  lev'o  demo  quant[o]  en  tragia  I 


CantigM  de  D.  Joan  Gareia  de  Gnilhade  711 

I.  V  1100.  —  4«ia  —  5p9  —  7  8Ua]  9ua  —  S  sen]  «et»  —  9  dela  — 
13  Atta  —  14  On  [e]  nunc' a[r]?  —  17  Uixoo  —  18  eomo  ^[ue(?)]  q  —  2Senöfse 
auäda. 

n.  1030.  eajon  (zzaccidente)  se  encontra  ao  lado  de  oc(njon:  cf.  CD,  nota 
ao  y.  347.  0  genero  mascnlino  se  explicarä  por  ter  aide  desligado  desta  ultima 
palavra  «  oeeananem)  o  o  inioial,  erradamente  interpretado  eomo  artigo. 

1035.  anUra  tt  =  em  qae  direc^,  onde;  contra  tem  freqnentemente  signi- 
fica$8o  local  (=jaiito  a,  para,  paracom;  cf.  CD,  ob  pasBOS  ci^idoa  no  Glosaario). 

aiia  «  seia  <  ledebat)  =:  estava. 

1036.  faeer  mal  sen  ==  agir  eom  pouco  jaizo. 
1038.  ia  jeytor  (e.  ▼.  844)  =  deiUva. 

1045.  A  pronnnoia  le^xd-o,  em  lugar  de  leyxoU'Oy  6  atteBtada  pelas  rimas 
(neffö-o:  doo  B  276, 21;  langö-os:  filhö-oai  avoos  CM  214, 8).  Näo  6  provayel  qae 
doo  (heBp.  duelo)  e  avooa  (hesp.  abuelaa)  j&maiB  Be  tenham  proniinciado  com  o 
pnmeiro  o  fechado;  e  qnanto  a  «oo  «  aölum)^  qae  rima  com  doo  (V  290,8; 
515, 8,  etc.),  da  pronancia  moderna  so  parece  resaltar  qae  a  antiga  j4  foi  söo, 
Alikfl,  o  diphthongo  Ott  «  lat  au)  deve  ter  tido  a  principio  o  aberto. 

1049.  toste  6  synonymo  de  cedo  e,  certamente,  6  de  origem  francesa  oa 
proyea^al. 

SS. 

Dona  Ouioana,  poys  ja  besta  avedes, 

outro  oonselh'ar  avedes  mester: 

v6s  Südes  muy  fraquelia  molher  1055 

e  ja  mays  cavalgar  non  poderedes; 
5       mays^  cada  que  quiserdes  cavalgar, 

mandade  sempr[e]  a  besta  chegar 
a  an  caralho  de  que  cavalguedes. 

E,  cada  que  v6s  andardes  senlheyra,  1060 

se  vo-la  besta  mal  selada  andar, 
10       guardade-a  de  zi  vos  derramar, 
ca  pe-la  besta  sodes  soldadeyra; 

e,  par  Deus,  grave  vos  [per]  foy  d'  aver; 

e  punhade-[a]  sempr'en  guarecer,  1065 

ca  en  talho  sodes  de  peydeyra. 

15  E  non  moredes  [v6s]  muyto  na  rua: 
este  conselho  filhade  de  min; 
ca  perderedes  logu'i  o  rocin, 
e  non  faredea  i  v6s  prol  nen  üa;  1070 

e,  mentr*  ouverdes  a  besta,  de  pran, 
20       cada  u  fordes  todos  vos  far&n 
onra  d'outra  puta  fududancua. 


712 


em  wma  eamaäbo  aonpre  a  Stern  1075 

siis'e&  lüirfifv  novo  cm  €b  bihl 


<#  — irii  --  mhH 

n.  1065.  /rvfwb:  et  Mttfi^  T.  3061 

10631  mliwdtfrm  -=.  iiililiiti 

lOeo,  rmmkm  m  =  Intsr  de,  mdm^ga-m  p«r:  d  t.  588L 

10^  teOa  =  tottmmm?  o«  =  €nn? 

icr  qwjrtro ■yPat—  (peidefrm <wi jiwJgyf  ?):  e£ o triwyüabo Iragigr « ti ■rfTüiiM). 
1070.  /uer  ^rol  =  tirar  proreHo;  pr«I,    nlMt.  fe»,  6  pab^n 


1076.  oirfe  = 

wma  e  wiip>p  (=  ameko)  lio  ToealMlos  gmmmamßmto  portagaooi;  o 
Bodeno Toeabolo  wmU  räo  daHc^uuilia.  DMsnpkiu  do eodicc ■iigr,  mumdm 
e  «Md,  poder-ce-ia  eonehdr  qne  o  «  dcatu  paUYns,  por  iwiailB^io  ao  «»  an 
■Mal  (eoao  o  •  de  mm);  juada  aani,  porea,  aabaistiria  a  niperfeifio  da  riai 
900  ▼.  1067  e  107a 


CuMgä  V  ftaior  sttrfbnida  ft  Joaa  de  Oiilhade  e  a  EsteTaa  Faju. 

ML 

A  mha  aenhor  ja  Ih'ea  mnyto  n^nej 
o  miij  gnin  mal  que  me  p«*  da  Ten 
e  o  pesar,  e  non  baratej  ben; 

e  des  oy  majs  ja  Ih'  o  non  negaiey:  1080 

5  ante  llii  quer'a  mha  senhor  dizer 
o  por  que  posso  goarir  ou  morrer. 

Neguej-lh'o  mayto,  e  nunca  Ihi  &lar 
ousey  na  ooyta  que  sofr'e  no  mal 
per  ela;  e,  se  me  oedo  non  val,  1085 

10  eu  ja  oy  mays  Ih'o  [non]  posao  negar: 
ante  Ihi  quer'a  mha  senhor  dizer 
0  por  que  posao  guarir  ou  morrer. 


Cantigas  de  P.  Joan  GareU  de  Gnilhade  713 

Ea  Ihe  neguey  sempre,  per  boa  fe, 
a  gran  coyta  que  por  ela  sofrf,  1090 

15  e  eu  morrerey  por  an  des  aqui, 

se  Ih'o  negar;  mays,  poys  que  assl  6, 
ante  Ihi  quer'a  mha  senhor  dizer 
o  por  que  posso  guarir  ou  morrar. 

1.  V  39.  —  1  Araha  —  muyroi  erros  j&  emendadoB  por  Monaci  —  6,  12 
e  18  por]  On  antes  per?  —  8  aufem  na;  Mich  oim'  ena.  0  tempo  presente  nSo 
tem  cabimento  aqni:  cf.  o  estribilbo  —  coyta  Mon]  corta  —  9  eUa  —  10  Mich 
[non]  W  0;  porem  explioa-se  mais  facilmente  a  omiBsSo  de  nö  depois  de  Iho  — 
11—12  duUlhe  qro  (o  resto  do  estribilho  falta)  —  13  hoa  —  14  sofri  Mon,  eolhi 
Mich]  coffi.  Um  c  escrito  por  a  encontra-se  tambem  V41y  14  [eandm  por  8andeu\ 
nnma  cantiga  de  EBtevan  Fayan,  e  V  611^24  {coyry  por  sofri),  em  nma  de  D. 
EBteyan  Peres  Froyan,  que  C*  MiehaSlis  Buppöe  ser  o  moBmo  personagem. 
Poderia  bem  provir  esse  drro  das  peculiaridadeB  graphicas  do  cancioneiro  paroial, 
ci\jo  conteado  entrou  na  grande  compila$äo  do  codice  da  Vaticana,  e,  nesae  caso, 
noB  antorizaria  a  coneluir  que  aB  cantigas  39,  41  e  511  do  V  pertencem  ao 
mesmo  autor  —  17— -18  ante  Ihe  qro,  (o  resto  falta). 

H.  1082.  0  por  qtu  =  por  que  razäo,  o  per  que  =  por  que  meio.  Cf.  v.  70. 

Cantiga  d'amigo  de  Joan  BaTeea. 
5S. 

Amigo,  sey  que  &  muy  gran  sazon  1095 

que  trobastes  sempre  d'amor  por  mi, 

e  ora  vejo  que  vos  travan  i; 
mays  nunca  Dens  aja  parte  con  migo, 
5        se  vos  eu  des  aquf  non  dou  razon 

per  que  fa9ades  canügas  d'amigo I  1100 

E,  poys  TOS  eles  teen  por  melhor 
de  vos  enfengir  de  quen  vos  non  fez 
ben,  poys  naceu,  nunca  nen  üa  vez, 
10  e  por  en  des  aquf  vos  [jur'e]  digo 

que  eu  vos  quero  dar  razon  d'  amor  1105 

per  que  fa9ades  cantigas  d'amigo. 

E  sabe  Deus  que  d'  esto  nulha  ren 

vos  non  cuydava  eu  ora  fazer; 
15        mays,  poys  vos  cuydan  o  trobar  tolher, 

ora  vedes  o  poder  que  an  sigo:  1110 

ca  de  tal  guisa  vos  farey  eu  ben 
per  que  fajades  cantigas  d'amigo. 


714  OiUr  Nobiling 

I.  V  890.  --  4t  ala  -—  eomigo  —  6  fatades  —  7  teen  —  8  en/mgir  Hon] 
enfoAgit  —  9  n^  kuä  —  12  |ier  9  ftuadu.  (o  resto  do  eatribilho  falU)  —  18  & 
^  16  0€c2m  (?)]  uerey  näo  me  parece  fazer  sentido  —  18  per  q  foEoäiu  eäü 
(o  resto  falta.) 

IL  1101—3.  =  £  poys  qne  elles  vos  prezam  nutis  por  tos  gmbardei 
dos  faTores  daqnella  qae  nniica  tos  fes  bem  desde  qae  naaceu. 

1104.  e  introduz  a  ora^  principal  depois  de  varias  subordioadas,  eomo 
V  895, 14. 

Ctntiga  d'  amigo  de  Pedr'  Aaiigo  de  SeTilha. 

S6. 

Un  cantar  novo  d' amigo 

querrey  agora  aprender, 
que  fez  ora  meu  amigo;  1115 

e  cujdo  logu' entender, 
5       no  cantar  que  diz  que  fez 

por  mi,  se  0  por  min  fez. 

Un  cantar  d'amig'A  feyto; 

e,  se  mh-o  dieser  algaen  1120 

dereyto  oomo  el  k  feyto, 
10        cuydo  eu  entender  muy  ben, 

no  cantar  que  diz  que  fez 

por  mi,  se  o  por  min  fez. 

O  cantar  ^ste  muy  dito,  1125 

pero  que  o  eu  non  sey; 
15  mays,  poys  mh-o  ouveren  dito, 
cuyd'  eu  que  entenderey, 
no  cantar  que  diz  que  fez 
por  mi,  se  o  por  min  fez.  1130 

L  V  819.  —  9  de^fio  —  10  ewydo  0  eu  —  11—12  no  ea$aar  q  diM  {o  resto 
do  estribilho  falta)  —  15  auuerö  —  16  entendey  —  17—18  no  cantar  q  düi 
fez  p  nti  (o  resto  falta). 

n.  1118.  ae  0  por  min  /es  6  clausula  objeotfva,  dependeote  de  entender. 
1115.  iete  muy  dito  =  6  moito  recitado. 


Gaatigu  de  D.  Joan  Garoia  de  Gnilhade 

Indlee  alphtbetleo  das  Notas 
e  de  outros  Tocabnlos  e  förmas  qae  mereeem  men^fto. 

0«  «IgailnnM  rafenin-te  mm  Teno«  on  U  NotM  reUtiTM  a  wtes  y 


715 


A  i  686. 

acalar  862. 

acordar  636. 

adjecHvo  poiaesnvo  substantivado  69. 

183. 
acyeetivoa  de  quantidade  e&neordam  eam 

seu  eomplemeHto  restricHvo  regidopor 

de  417. 
adabar  =  arraDJar,  dispor  133. 
afeytar  528. 
al  42. 

aU  =  li  206.  301. 
alevar  512. 
algnen  147. 
algnr  =  algnres  1010. 
amoetrar  289. 
an  148.  1110. 
andar  por  116. 
ante  adv.  1076. 
aqael  968. 

aqnel  que  pöd*  e  val  968. 
aqnelo  42. 
aqueste  52. 
aqaeeto  42.  181.  371. 
ar  81. 
arlota  288. 

arri^ar  (arrizar?)  979. 
ascuytando  =  eectttando  894. 
asei  41.  301. 
ati  536. 

atal,  atan,  atanto  301. 
atender  154. 
avantar  729. 
aven  947. 

aver  13.  aver  a  com  inf.  538.  914. 
averrey  475.  947. 
aTiir  475.  947. 

bafordar  509. 
baraga  381. 
baratar  492. 
beusubst.  64. 
bever  756. 
bon,  bdo  46.  359. 


Brancafrol  579. 
britar  905. 
bnscar  123.  951. 


975. 


oa  88.  ea  =  que  877.  475. 

cabo  (per  c.)  973. 

cabo,  eabo  de  313. 

cada  que  550. 

caente,  caentnra  850. 

gafar  575. 

cajon  1030. 

carne  =  prato  de  carne  910. 

cas  (en  c.  de)  393.  922. 

catar  =  olhar  129. 

cativo  227. 

eedo  =s  logo,  breve  906. 

cevada  756. 

cbagar  318. 

obe,  obi,  oh'  24.  188. 

cbnfar  672. 

chiu  532. 

cima  57a  641. 

cinga  3%. 

citola,  citolar  722. 

oitolon  751. 

oobrado  de  448. 

cobrar  796. 

cofonder  604. 

oolo  =  peseo^o,  eervia  916. 

come  366. 

como  quer  =  de  qnalqner  modo,  como 

quer  que  seja  352. 
eomprido  615. 
comprir  541. 
conhocedor  734.  827. 
conhocer  676. 

conho^ndo  656.  conbu^ndo  710. 
conselhar  =  aconselhar  1075. 
conselbo  690. 
contra  1035. 
cor  535. 
oora^n  678. 
correger  743. 
coyta,  coytar,  ooytado  14. 


716 


Otkar  Nobiling 


eoytado  por  467. 

creear  534. 

crc6r  568.  I«  gg.  ind.  pr.  crco  478.  subj. 

pr.  crea  844.  484. 
costoto  885. 
cuydar  796.  a  meu  cuydar  =  ao  men 

Ter  815. 

dar  (non  d.  niüha  reo  por  =  nao  faser 

caso  de)  930. 
dativo  ähieo  35.  478. 
dativus  cammodi  24. 
de  ant€8  do  inf.  exprimt  a  causa  1102. 
d6,  dd  335. 
deantar  729. 
degredo  905. 
demanda  =  pedido  603. 
demandar  =  pedir  238.  413. 
demo  leve  495. 
dereyto  118.  901. 
derramar  =  desmontar  1062. 
des  4.  des  i  422. 
desacordado  535. 
desaguisado  415. 
desejo  expresso  pelo  plusqpf.  au  subj. 

impf.  456. 
desemparado  de  697. 
desemparar  280. 
desgnisado  415. 

devedor  (non  se  ten  por  d.  de)  819. 
di  856. 

dia  (mal  dia  naci)  263. 
disso  880. 

dixe,  dixi,  dix'  253. 
dizer  de  non  360. 
dda  398. 
doer-se  de  66. 
dona  857. 
doo  1045. 

e  depaia  de  exclamagoes  994. 

e  introduz  a  oragäo  principal  depois  de 

vdrias  subordinadae  1104. 
ed  588. 
el  8. 
empar  2. 

en,  ende,  end'  24. 
en  qoe  871. 


encolbeyto  898. 

eiifeoger,eikfongir,  enfioger,  eiifiiigir398. 

ODfinga  395. 

enfinta  892.  636. 

enmentar  497. 

e-no  149. 

eiiri9ado  979. 

entengar  750. 

er  597. 

era  =  estaTa  88. 

ergo  569. 

errado  (seer  e.  =  errar)  829. 

escangar  859. 

esforgar  80.  esfor^ar-se  345. 

esso  42.  210. 

est,  6ste  251.  1125. 

estevestes  871. 

esto  42. 

ey-YOB  1022. 

eyxido  879. 

fazer  qne  com  indic.  779. 
fea  =  feia  987. 
feramente  305. 
ferir  813.  815. 
ferir&  815. 

fero  =  forte,  grande  584. 
ferrey,  ferria  815. 
fezer  371. 
fezisti  771. 

filhar  302.  filhar-se  a  556. 
fis  557. 
Flores  579. 
foan,  foSo  877. 
folia  238. 

f5r  =  estiver  214.  475. 
föran  859. 
forgar  80. 
f6ron  859. 

fosse  =  estivesse  859. 
foy  1«  sg.  425. 
fraquelia  1055. 
fremoso  215. 

fudadanoua  <  fnduda  'n  can,  com  fit- 
xäo  do  fem,  1073. 

gardacös  921. 
gentes  802. 


Cantigu  de  D.  Joan  Garoia  de  Guilhade 


717 


gradecer  256. 

grado  336. 

gran,  grande,  grand'  46. 

grave  768. 

gaardar  alg.  de  fazer  alg.  c.  1062. 

gnarecer  184.  248.  798.  1065. 

gaaiir  155.  248.  813.  815. 

guarirä  815. 

gnarrey,  gnarria  815. 

goisa  415.  de  gniea  =  de  maneira  628. 

gniBar  219. 

i  40.  422. 

infinittvo  coordenado  a  um  ftUuro  ou 

candieianal  195. 
ir  arar  con  ob  loboe  741. 
ir  com  inf.  415.  506.  1038. 

ja  10.  ja  mays  nnnca  405. 

ja  qnando,  ja  qnaDto,  ja  qoe,  ja  n  174. 

ja  qner  .  .  .  quer  54. 

jeytar  844.  1038. 

jograr  721. 

jograria  244. 

la,  lai  129.  1028. 

lama^al  983. 

Ungar  =  golpear  com  a  lan^  515. 

laaerar,  lazeyra  845. 

levar  512. 

leyxar  71. 

leyx6-o  1045. 

lezer  362. 

Ihe,  Ibi,  Ih'  113.  188. 

Ihi,  Ih'  plur.  57a  595. 

Ihifl  =  Ibes  3. 

lidar,  lide  497. 

lo,  los,  129. 

loa^n  997. 

loado  324. 

loar  36. 

loa  995. 


I  451. 
maefestar  952. 
m&et  {8ua  conjugoQäo)  1014. 
maeta  1015. 

mal,  mao  46.  m.  pecado  46.  540. 
malada  865. 
manha  960. 


mays  eonjunc^  296. 

mays  de  19a 

me,  m'  2.  24.  141.  188. 

mego  375. 

mentes  (meter  m.  en)  281. 

mentre  =  emquanto  152. 

merger,  meijodo  624. 

mester  (6  m.)  .346.  (aver  m.)  913.  1054. 

mester  =  officio,  profissao  727. 

meanra  73. 

meter  por  737. 

men  pouqa'  e  poaco  248. 

mh-  24.  141.  188. 

mha  70.  221. 

mi,  m'  2.  24.  141.  188. 

mf,  min  106.  mf  9UJeUo  bll. 

mia,  mia  221. 

migo  375. 

mocelia  1055. 

moyra,  moyro  23. 

mna,  mnacho,  moar  1076. 

mny,  mnyf  73.  295.  1125. 

'n  =  en  126. 
nado  425. 
nembrar  78. 
no  149.  409. 
no8  pron.  ptBS.  24. 
nö8  152. 
nosco  375. 
noBtro  16. 
nontro  409. 
nolho  106. 

oljectos  dirtcto  t  indireeto  reffidos  por 
faaer,  mandar,  leyxar  ou  veer  com 
infin.  856. 

ocajon  1030. 

oer  367. 

oir  36. 

ome  58. 

onde  444. 

onrada  (ama  o.)  869. 

ora  =  agora  50. 

ordin  278. 

outorgar  944. 

ontro  423.  788. 

onvir  456. 

oy  mayB  4. 


718 


Oskar  Nobiling 


pacer  979.  pacer-se  978. 

pagar-se  de  107. 

pan  de  voda  590. 

par  prepos,  70.  pa-la,  pa-lo  736. 

parecer  33.  513.  parecer  =  apparecer 

308. 
parte  (saber  p.  de)  176. 
participio  passado  eanearda  com  o  ab- 

jecto  direeto  606. 
partir  34.  544.  877. 
passo  adv.  896. 
peor  (6-mi  p.  de)  681. 
per  adv.  173. 

per  prepoi.  70.  1082.  pe-la  786. 
pera  =  para  648. 
perder  57.  perder  a  terra  908.  perder- 

se  eon  602.  perdado  con  599« 
perdon  i«  sg.  ind,  pr.  812. 
perdon  sübj,  pr.  2. 
perfia  254. 
perfiar  320. 

pero  51.  621.  pero  qae  920. 
p68  2.  920. 

pesa-mi  con  tm  de  113. 
peydeyra  1066. 
podör  371. 
podo  238. 

pöer  (sua  conjugagäo)  1014. 
por  70.  1082.  exprime  o  desHno  688. 

po-la  786. 
por  en,  por  ende,  por  end'  35. 
por  qae  838. 
pds  539. 
poeera  371.  533. 
posfa^ar,  posüii^o  890. 
poye  24.  188.  802. 
pran  99. 

pras-mi  de  510.  pras-mi  por  476. 
praaa  529. 

praE(o)  e  qaando  546. 
prekär  819. 
pregontar  21. 

prender  278.  prender  peear  455. 
preyto  377. 
pres  73. 
prol  1070. 
praname  pt98oal   oliecto   dum  verho  e 

dum  infin.  regido  por  este  735. 


primames  pessoaes:  f&rmaa  tameas  na 
funefäo  de  otiiectoaem  prepos.  lOS,lb^ 
963. 

prou^e,  prougner  487. 

pudi  950. 

pnnhar  de  528.  pnnliar  en  1065. 

qne  de  245. 

qae  non  poderia  mayor  989. 
qae«  qaen  prtm.  rd,  105. 
qaerer  ben,  mal  9. 
qaerrey,  qaerria  150. 
qaerrey  =  qaero  594.  1114. 
qaiso  687. 
qoitar-se  565. 

rasoar  no  oepo  789. 

rason  274.  635.  1099.  faaer  razon  =  ter 

raz20|  faser  bem  806. 
ren  =  ooiBa  367.  =  nada  59.  65. 
rioome  889. 
riir  802. 
rija809. 

8a232. 

Babedoria  =  novas  1042. 

sabor  151.  261. 

sabado  698. 

saldo  879.  6   saldo  =  esti  passado, 

passou  547. 
sandece,  sandlce  48. 
sason  169« 
se,  s'  24.  188. 

se  qaer  340.  985.  se  qner  qae  954^ 
sedes»  seedes  662. 
seer  829. 
segrer  721. 
sejo  427. 

semear  o  sal  741. 
semelhar  754. 
semos  662. 

sen  auM.  58.  162.  1036. 
se-na  290. 
senhor  fem.  70. 
senlheyro  1010. 

serey,  serla  829.  seria  =r  eataria  447. 
servha  686. 
si,  •'  24.  188. 
sl  qaer  340. 


Gantigu  de  D.  Joan  Garda  de  Gailhade 


719 


Bi  ath.  801. 

eigo  375. 

aiia  1086. 

sodee  662. 

eoia  =  coBtamava  446. 

•ol  adv.  40. 

sol  da  sg.  ind.  pr.  14. 

eoldadeyra  1063. 

son  =  estao  677.  9S6. 

aon  tvibst.  936. 

BOD,  85o  879. 

800  40.  1045. 

apantoso  =  espantoso,  hediondo  889. 

suJbiuncUvo  depois  de  Jurar  qae  586. 

9ubiunetivo    na    arofäo    interrogaUva 

dependenie  404.  773. 
9uppres9äo  do  artigo  antes  de  aubitan- 

tivo  deUrminado  por  clauauUi  relativa 

679. 

ti  586. 

talhado  589. 

talho  885.  1066. 

tanto  qua  849.=de8de  qne,  quando  640. 

te.  f  24.  188.  725. 

teeiiy  tees  217. 

teer  =  jalgar  162.  288.  teer  por  ben  = 

approvar  371. 
teerey  422. 
teD^on  753. 
terrey,  terria  422. 
tever  371. 
ti,  t'  24  188.  725. 
ti  106. 
tigo  375. 
todo  42. 

tolher  =  tirar  804. 
tomar  103.  120. 
torto  924. 


toste  1049. 

traedor  625.  1047. 

trager  412.  615.  =  trajar,  luar  908. 

trayar   =  ataear,  repreheoder    1097. 

travar  en  748. 
trey,  treyde,  treydea  811. 
tado  711. 

u  81  1028.  1035. 
üas  oatras  462. 

▼agar  559. 

val  da  9g,  ind.  pr.  92. 

Taleri,  valeredes  639. 

Talrey,  valria  639. 

van  148. 

vedes,  veedea  63. 

Teen  217. 

yeer  68.  86.  735. 

veer  461. 

veeren  684. 

Teerey,  veeria  68. 

veo  461. 

verey,  veria  68. 

verrey,  verria  475. 

Teryo  882. 

veB  63. 

via  (ir  sa  v.)  1049.  toda  yia  =  sempre, 

de  todos  oe  modos  237.  784. 
Yiide  620. 
▼Tir  475.  690. 
vin  461. 
Vinoal  795. 
Yoda  509.  590. 
vo-lhe  473. 
▼08  24.  35. 
▼68  152. 
▼08C0  375. 

xe,  xi,  X»  24,  188. 


Studien  über  einige  Beziehungen  zwischen  der 

deutschen  und  der  französischen  Literatur  im  i8.  Jahib. 

I.  Der  Obersetzer  und  Vermittler  Michael  Huber  (1727 — 1804). 

Von 
Hanns  Heias. 


Wir  haben  über  die  Besiehungen  zwischen  der  deutschen  und  der  fruh 
EÖsischen  Literatur  swei  breit  angelegte  Werke,  jedes  trefflich  in  seiner  Art, 
wenn  auch  vielleicht  das  eine  über  den  grossen  Linien  su  selur  die  Details  ver- 
nachläsaigt,  das  andere  sich  zu  sehr  in  der  genauen  Wiedergabe  von  Einzelheiten 
gefXllt  und  darttber  den  Blick  fttr  die  grossen  Zusammenhinge  vermissen  lisst 
—  ich  meine  das  von  Th.  Sttpfle,  Geschichte  des  deutschen  Kultureinflusses  auf 
Frankreich  mit  besonderer  Berficksichtigung  der  literarischen  Einwirkung  (Gotiia, 
Tluenemann,  2  Bde.  1886—1890)  und  das  von  Yirgile  Rössel,  Histoire  des  relations 
littöraires  entre  la  France  et  l'Allemagne  (Paris,  Fischbacher  1897).  Wir  haben 
ausserdem«  speziell  Aber  das  Vordringen  der  deutschen  Literatur  im  XVIII.  und 
im  Anfang  des  XIX.  Jahrhunderts  eine  Reihe,  zum  Teil  sehr  interessanter  Mono- 
graphien,  von  denen  ich  hier  nur  hervorhebe:  Johannes  Gärtner,  Das  Journal 
6tranger  und  seine  Bedeutung  für  die  Verbreitung  deutscher  Literatur  in  Frank- 
reich (Heidelberger  Dissert  1905),  Klaus  Weidenkaff,  Die  Anschauungen  der 
Franzosen  über  die  geistige  Kultur  der  Deutschen  im  Verlaufe  des  XVIQ.  und 
zu  Beginn  des  XIX.  Jahrhunderts  (in  den  Geschichtl.  Untersuchungen  heraus- 
gegeben von  K.  Lamprecht,  Gotha,  Perthes  1906)  und  —  ohne  vergleichen  in 
wollen  —  Fernand  Baldenspergers  Goethe  en  France  (Paris,  Hachette  1904). 

Trotzdem  bleibt  auf  diesem  Gebiet  noch  genug  zu  erforschen.  Der  kleine 
Versuch  über  den  Übersetzer  und  Vermittler  deutscher  Literatur,  Michael  Huber, 
den  ich  hier  veröffentliche,  soll  eine  Art  Einleitung  bilden  zu  einigen  Einsei- 
Studien  ttber  deutsch-französische  literarische  Beziehungen  im  XVni.  Jahrhundert 
Ich  möchte  ihm  eine  Untersuchung  ttber  die  französische  Ästhetik  in  Deutschland 
folgen  lassen,  eine  andere  ttber  orientalische  Einflüsse  in  der  deutschen  Literatur, 
soweit  sie  auf  dem  Umweg  über  Frankreich  kommen«  und  eine  dritte  ttber  die 
hellenistische  Neu-Renaissance,  die  in  Frankreich  in  einem  Öden,  akademischen 
Klassizismus  versandet  und  nur  in  der  Dichtung  Andrö  Ghöniers  eine  verspitete  ver- 
einzelte Blttte  reift,  während  sie  uns  die  Kunst  Goethes,  Schillers,  Hölderlins  schenkt 

Ich  beginne  mit  Michael  Huber,  einmal,  weil  er  der  wichtigste,  vielseitigste 
Vermittler  seiner  Zeit  ist  und  sein  Wirken  schon  längst  eine  zusammenfisssende 
Wttrdigung  verdient  hätte,  dann  aber  auch,  weil  sich  an  keinem  besser  als  aa 
ihm  der  Massenexport  deutscher  Literatur  nach  Frankreich  studieren  läset,  wie 
er  von  1750  ungefähr  bis  in  die  siebziger  Jahre  hinein  stattfindet.  Um  1750 
~-  frtthere  Fälle  sind  zu  seltene  Ausnahmen,  um  zu  zählen  —  dringen  zum 
erstenmal  deutsche  Schriftsteller  über  die  Grenze,  werden  zum  erstenmal  ernst 

genommen,  beklatscht,  bewundert.  Eine  Verkettung  glücklicher  Zufälle,  der 
nobismus  der  Pariser  bringen  sie  rasch  in  die  Mode.  Fast  zwei  Jahrzehnte 
lang  scheint  es,  als  könnte  Deutschland  endlich  seine  Schulden  heimiiiilea, 
seinerseits  den  Franzosen  geben,  nachdem  es  so  viel  von  ihnen  empfangen. 
Dann  erlischt  die  Begeisterung  plötzlich  und  unvermittelt,  wie  sie  aufgeflammt 
war.  Die  einmal  geknüpften  Fäden  reissen  freilich  nicht  mehr  ganz  Sb.  Man 
bleibt  in  Fühlung.  Aber  von  einer  tieferen  Beeinflussung  der  französischen 
Literatur  kann  bis  auf  die  Zeiten  des  älteren  Goethe,  der  Frau  von  Staßl  und 
der  Bomantik  kaum  mehr  die  Rede  sein. 


Michael  Huber  (1727-1804)  721 

Diese  erste  iDvasion  dentschen  Geistes  soll  in  den  folgenden  Kapiteln  ein- 
gebender, als  es  bisher  geschehen  ist,  dargestellt  werden.  Haber,  der  Über- 
setzer Gessners,  der  Freund  Wilies  und  Weisses,  repräsentiert  sie.  Er  ver- 
mittelt durch  seine  persönlichen  und  literarischen  Beziehungen  zwischen  Paris 
und  Leipzig  und  Zürich,  den  beiden  Centren  der  literarischen  Ausfuhr.  Sein 
Choix  de  po^sies  allemandes  markiert  den  Höhepunkt  der  deutschen  Mode  und 
bietet  zugleich  die  breiteste  Grundlage  zu  einer  Kritik  der  Art,  wie  man  damals 
vermittelte  und  übersetzte.  Eine  solche  Kritik,  besonders  der  Art,  wie  Über- 
setzt wurde,  fehlt  noch.  Ich  habe  versucht,  sie  zu  geben,  weil  sie  manches 
dazu  beitragen  kann,  die  Begeisterung  der  Franzosen  für  unsere  Dichter  und 
auch  ihr  schnelles  Abflauen  zu  erklären.  Ich  habe  auch  versucht,  die  deutsche 
Mode  in  ihre  Perspektive  zu  stellen.  Wer  sie  isoliert  für  sich  betrachtet,  läuft 
Gefahr,  sie  zu  überschätzen.  Erst  im  Rahmen  des  literarischen  Kosmopolitismus, 
wie  er  um  1760  in  Paris  herrscht,  kann  ihr  Umfang  und  ihre  Tragweite  richtig 
beurteilt  werden.  Vielleicht  ist  es  mir  dadurch  gelungen,  die  Arbeiten  Süpfles 
und  Bosseis  in  einem  nicht  uninteressanten  Punkt  zu  ergänzen. 

I.  Hubers  Leben  nnd  Wirken. 

Michael  Huber ^)  ist  als  uneheliches  Kind  eines  Vitus  Huber  und 
einer  Barbara  Lützelkürchnerin  in  Loitersdorf  in  der  Nähe  des  nieder- 
bayerischen Marktfleckens  Fronten  hausen  geboren^  Getauft  wurde  er  in 
Frontenhausen  am  27.  September  1727.  1742  war  er  noch  in  seiner 
Heimat  und,  wie  er  selbst  später  erzählte,  Zeuge  des  Einfalls  der  öster- 
reichischen Kroaten  und  Panduren.  Es  war  damals,  als  sich  der  ehrgeizige 
Karl  Albrecht  in  Prag  als  König  von  Böhmen  huldigen  und  sich  in  Frank- 
furt die  deutsche  Kaiserkrone  aufsetzen  liess.  Nach  1750  trifft  man  Huber 
in  Paris  als  Sprachlehrer,  der  in  den  vornehmsten  Kreisen  eingeführt  ist 
Wie  der  niederbayerische  Bauembursche  von  seinem  Dorf  nach  der  Weltstadt 

1)  Die  Nachrichten  über  Hubers  Herkunft  schulde  ich  einer  freundlichen 
Mitteilung  des  Herrn  Pfarrer  Seehan  n  in  Frontenhausen,  dem  ich  dafür  herzlich 
danke.  Der  Auszug  aus  der  Taufmatrikel  berichtigt  verschiedene  Irrtümer,  so 
den  häufig,  auch  von  Hubers  eigener  Schwiegertochter  wiederholten,  er  sei  in 
Frankenhaueen  in  Niederbayern  geboren.  Ein  Ort  dieses  Namens  existiert  in 
Bayern  gar  nicht.  —  Aus  der  spärlichen  Literatur  über  Huber  ist  hervorzu- 
heben: D.  Kl.  AI.  Baader,  Das  gelehrte  Baiem  oder  Lexikon  aller  Schriftsteller, 
welche  Baiern  im  XYIII.  Jhr.  erzeugte  oder  ernährte.  1804,  Bd.  I,  529  —  Jördens, 
Lexikon  deutscher  Dichter  u.  Prosaisten.  Leipzig  1807.  Bd.  II,  p.  475  ff.  u.  Suppl. 
Bd.  VI«,  dann  besonders  die  Erinnerungen  Therese  Hubers  in  der  Biographie 
ihres  Gatten:  L.  F.  Hubers  sämtliche  Werke  seit  dem  Jahre  1802  nebst  einer 
Biographie,  Tübingen,  in  der  I.  G.  Cottaschen  Buchhandlung,  Bd.  I,  p.  1.  ff.  — 
Dörings  zum  Teil  wortwörtlioh  von  Therese  Huber  entlehnter  Artikel  in  Ersch' 
und  Grubers  Allgemeiner  Enzyklopädie  etc.  s.  v.  Huber  —  R.  Elwers  in  der 
allg.  deutschen  Biographie  1881,  Bd.  XIII,  p.  246  ff.  —  Th.  Süpfle,  Geschichte  des 
dentschen  Kultureinflusses  auf  Frankreich  etc.,  Bd.  I,  p.  118, 163  u.  184  ff.  —  Virgile 
Boesel,  histoire  des  relations  littöraires  p.  57  ff.  —  und  schliesslich  mein  kurzer 
Beitrag  in  der  Festschrift  zum  XU.  Allgemeinen  Deutschen  Neuphilologentag. 
Erlangen«  Junge  1906,  p.  499 ff.:  Ein  Bayer  als  Vermittler  deutschen  Geistes  in 
Frankreich,  der  nur  die  Skizze  des  hier  vorliegenden  Versuches  ist  und  von 
dem  ich  manches  ungeändert  mit  herüber  genommen  habe. 

RomitnlMhe  Fonch.  XXV.  4Q 


722  H.  Heise 

an  der  Seine  kam,  welche  Gönner  ihn  unterstützt  und  ausgebildet  haben, 
ob  er  schon  in  Bayern  höhere  Erziehung  genossen  hat,  wann  er  ausgew^andert 
ist,  ob  allein  oder  im  Gefolge  eines  Adeligen,  darüber  lagert  ein  Dunkel, 
das  vielleicht  nie  erhellt  wird,  wenn  nicht  ein  Zufall  die  verlorene  Spur 
aufdeckt  Er  selbst  hat  immer,  wohl  aus  einer  falschen  Scham  heraus,  über 
seine  Jugend  geschwiegen.  Nicht  einmal  seinem  Sohn  war  näheres  darüber 
bekannt.  Und  die  Nachrichten,  die  uns  von  seinen  Pariser  Freunden  über 
ihn  überliefert  sind,  stammen  alle  aus  den  Jahren,  wo  er  bereits  ein  an- 
gesehener Lehrer  und  Übersetzer  war.  Keine  berichtet  von  den  Anfängen. 
Nur,  dass  sie  mühselig  waren,  lässt  sich  vermuten. 

Ende  der  fünfziger  Jahre  scheint  er  durch  Grimm  oder  Turgot  in  das 
Journal  6tranger  eingeführt  worden  zu  sein.  1759  erschien  die  Übersetzimg 
von  Gessners  „Der  Tod  Abels**:  la  Mort  d'Abel,  poeme  en  cinq  chants 
traduit  de  Tallemand  de  M.  Gessner  par  M.  Huber.  A  Paris  chez  Hardy, 
libraire,  rue  S.  Jacques,  a  la  colonne  d'or.  12®.  Der  unerwartete  Erfolg 
dieses  Buches,  das  oft  und  rasch  hintereinander  neu  aufgelegt  werden  musste, 
machte  Hubers  Glück.  Von  da  ab  trat  er  in  die  erste  Reihe  der  vielen 
Deutschen  oder  Franzosen,  die  damals  Paris  mit  Übersetzungen  versorgten. 
Er  wurde  ständiger  Mitarbeiter  des  Journal  ^tranger  und  später  der 
Gazette  litt^raire  de  l'Europe.  1762  gab  er  in  12®  heraus  die  Idylles 
et  poemes  champdtres  de  M.  Gessner,  traduits  de  l'allemand  par  M. 
Huber,  traducteur  de  la  Mort  d'Abel.  A  Paris  et  se  vend  a  Berlin  chez 
Fr^d^ric  Nicolai^).  Dann  1764,  ebenfalls  in  12®,  Daphnis  et  le  premier 
navigateur,  poemes  de  M.  Gessner,  traduits  de  Tallemand  par  M.  Huber. 
A  Paris,  chez  Vincent,  imprimeur-libraire,  rue  Saint-S6v6rin.  Im  selben 
Jahre  folgte  die  Übertragung  von  Winckelmanns  Sendschreiben  von 
den  Herculanischen  Entdeckungen  und  zwei  Jahre  später,  vor  seiner  Über- 
siedelung nach  Leipzig  der  vierbändige    Choix  de   po6sies   allemandes. 

Die  Nachrichten,  die  wir  über  Hubers  Privatleben  in  Paris  haben,  sind 
äusserst  dürftig.  Wir  wissen  aber  —  und  das  ist  das  wesentliche,  dass  er 
in  auserlesener  Gesellschaft  verkehrte,  mit  Menschen,  deren  hohe  intellektuelle 
und  künstlerische  Kultur  seinen  offenen,  empfänglichen  Geist  bedeutsam  an- 
regen musste.  Huber  hat  einige  Beziehungen  zum  Milieu  der  werdenden 
Enzyklopädie.  Er  kennt  Rousseau,  Diderot,  der  ihm  wohlwollende  Rat- 
schläge für  seine  Übersetzungen  gibt,  seine  Landsleute,  den  Baron  d'Holbach 
und  besonders  Friedrich  Melchior  Grimm. 

Grimm  ^),  um  einige  Jahre  älter  als  Huber,  war  damals  nicht  mehr  der 

1)  Dieselbe  Ausgabe  erschien  gleichzeitig  unverändert  ä  Lyon,  chez  Jean- 
Marie  Bruyset,  imprimeur-libraire. 

2)  Cfr.  über  Grimm  bes.  E.  Scherer,  Grimm.  Paris  1887,  R.  Mahrenholtz. 
Fr.  M.  Grimm  im  Archiv  für  das  Studium   d.  neueren  Sprachen  und  Litt  Bd. 


Michael  Huber  (1727—1804)  723 

yjeune  homme"  in  armseliger  Kleidung,  den  uns  Rousseau  auf  der  Suche 
nach  einem  eintraglichen  Amt  schildert^),  der  seine  Reden  mit  komischen 
Germanismen  spickte,  bei  den  Dirnen  im  quartier  Saint-Roch  hauste  und 
den  wackeren  KlüpfeP)  unter  dessen  Augen  mit  der  papesse  Jeanne  betrog. 
In  den  fünfziger  Jahren,  wo  ihn  Huber  kennen  gelernt  haben  mag,  zahlte 
er  schon  als  voll  unter  den  Literaten,  war  aus  einem  Prot6g6  selbst  Protektor 
junger  Talente  geworden,  selbst  Philosoph,  der  Intimus  der  Enzyklopädisten, 
Diderots,  D'Alemberts,  angesehen  und  ob  seines  beissenden  Witzes  ein  wenig 
gefürchtet,  als  Korrespondent  europaischer  Hofe  von  grossem  Einfluss,  wohl- 
habend, sehr  elegant  und  weltmännisch,  jeder  Zoll  der  zukünftige  Reichs- 
freiherr und  bevollmächtigte  Minister. 

1754  übernahm  Grimm  die  Redaktion  des  Journal  ^tranger,  das  eben 
gegründet  worden  war,  gab  sie  aber,  mit  anderen  Geschäften  überbürdet, 
schon  nach  Erscheinen  des  ersten  Heftes  wieder  auf.  Unter  den  Redak- 
teuren, die  sich  nach  ihm  in  raschem  Wechsel  ablösten,  konnte  Huber 
manchen  interessanten  Mann  kennen  lernen,  so  Froren,  den  erbitterten 
Gegner  Voltaires  und  der  Enzyklopädisten,  den  Abb^  Pr6vost,  unter  dessen 
Leitung  der  englische  Einfluss  im  Journal  ^tranger  das  Übergewicht  bekam, 
Toussaint,  der  durch  sein  konfisziertes  und  von  Henkershand  verbranntes 
Buch  Les  Moeurs  (1748)  berühmt  geworden  war  und  der  damals  vom 
Ertrag  seiner  Feder  und  einer  kleinen  Fremdenpension  lebte,  die  er  in  der 
Nähe  des  Luxemburger  Gartens  hielt'),  dann   Suard  und  Arnaud.     Der 


LXXXII 1889,  p.  291  ff.,  Hettner,  Gesch.  der  franz.  Literatur  im  XVIII.«  Jhrh.  5.  Aufl., 
Brannschweig  1894  p.  422  ff.  and  Meister  und  Toameux  in  der  Correspondance 
littöraire,  philosophiqae  et  critique  par  Grimm,  Diderots  Baynal,  Meister  etc. 
revne  sor  les  textes  originaux,  comprenant  outre  ce  qai  a  6t6  publik  ä  diverses 
öpoqnes  les  fragments  sapprimös  en  1818  par  la  censure,  les  'parties  inödites 
conservöes  ä  la  bibl.  ducale  de  Gotha  et  ä  TArs^nal  de  Paris,  notices,  notes, 
table  gönörale  par  Maurice  Tourneux.    Paris,  Garnier  1877—1882.    16  Bde. 

1)  Les  confessions.  Partie  11«,  livre  VIII«,  1749. 

2)  Emm.  Christoph  Klüpfel,  der  1747  den  Erbprinzen  Friedrich  zu  Sachsen- 
Gotha  als  Prediger  nach  Paris  begleitet,  1750  mit  ihm  nach  Gotha  zurückkehrt,  wo 
er  1776  als  hoher  kirchlicher  Würdenträger,  Vizepräsident  des  Oberkonsistoriums 
stirbt  Er  ist  der  Begründer  des  gothaischen  genealogischen  Hofkalenders. 
Cfr.  den  Artikel  von  Schumann  in  der  allg.  deutschen  Biographie,  p.  255 ff. 

8)  Bei  ihm  stieg  unter  vielen  anderen  hervorragenden  Ausländern  auch 
Christ  Felix  Weisse  ab,  als  er  mit  seinem  Zögling,  dem  Grafen  Geyersberg, 
von  November  1759  bis  Mai  1760  in  Paris  weilte.  Cfr.  Chr.  F.  Weissens  Selbstbio- 
graphie, herausgegeben  von  dessen  Sohne  Chr.  Ernst  Weisse  und  dessen  Schwieger* 
söhne  S.  G.  Frisch  eto.  Leipzig  1806,  p.  64.  —  Toussaint  arbeitete  auch  an  der 
Enoyclopödie  mit,  ging  später  nach  Brüssel  und  dann  nach  Berlin,  wohin  ihn 
Friedrich  der  Grosse  als  Lehrer  an  die  Kriegsschule  berief.  Dort  starb  er  1772, 
nachdem  er  sieh  vorher  feierlich  mit  der  Kirche  ausgesöhnt  hatte. 

46* 


724  H.  HeisB 

Abb4  Fran9ois  Äraaud,  der  1762,  als  das  Journal  ^tranger  einging,  die 
Gazette  litt6raire  de  l'Europe  mit  ähnlichem  Programm  begründete  und  1771 
Mitglied  der  Acad6mie  fran9aise  wurde,  besass  viel  Talent  und  WisseD, 
aber  angeborene  Trägheit  und  die  spielenden  Erfolge,  zu  denen  ihm  seine 
Gabe,  geistreich  zu  plaudern,  in  den  Salons  verhalf,  hinderten  ihn  in  seiner 
Produktion.  Er  war  ein  grosser  Verehrer  der  Antike,  sprach  etwas  Deutsch 
und  interessierte  sich  sehr  für  deutsche  Literatur,  wie  einige  Übersetzungen 
und  seine  vielen  kleinen  Notizen  über  deutsche  Schriftsteller,  wie  Kleist, 
Weisse  oder  Winckelmann  bezeugen^). 

Ferner  hat  Huber  den  Grafen  Caylus  gekannt,  vielleicht  auch  Mar- 
montel,  Barthä6my,  den  Abb6  Raynal,  d'Alembert  und  andere  von  den 
Philosophen.  Wirklich  vertrauten  Umgang  hat  er  aber  nur  mit  Tuigot, 
Watelet  und  Wille  gepflogen.  Ihnen  dankt  er  seine  Bildung,  jenem  seine 
sprachlichen  und  literarischen  Kenntnisse,  alles,  was  er  als  Übersetzer  ge- 
leistet hat^  den  beiden  letzteren  sein  Verständnis  für  die  Kunst  und  wohl 
auch  ein  gut  Teil  seiner  behaglich  gelassenen  Weltanschauung. 

Anne-Robert-Jacques  Turgot*)  (1727 — 1781),  ein  selten  universal 
veranlagter  Kopf,  Nationalökonöm,  Staatsmann  und  Schöngeist,  verfügte  über 
eine  ungeheure  Arbeitskraft,  die  ihm  erlaubte,  auf  den  verschiedensten  Ge- 
bieten zugleich  heimisch  zu  sein.  Er  hatte  kaum  die  zwanzig  überschritteD, 
als  er  schon  eine  Menge  Abhandlungen  verfasst  und  den  Plan  zu  noch 
mehr  entworfen  hatte,  Abhandlungen  über  alles  mögliche,  über  Fragen  der 
Theologie  und  Moral,  der  Philosophie,  Geographie,  Geschichte,  der  Physik, 
Mathematik  und  Astronomie,  der  Linguistik,  Chemie,  Naturwissenschaften, 
zu  Gedichten,  Tragödien,  philosophischen  Romanen  etc.  Er  schrieb  für  die 
Encyclop6die,  verteidigte  die  Theorien  der  Ökonomisten,  suchte  sie  ins  prak- 
tische zu  übersetzen,  indem  er  die  Verwaltung  und  die  Finanzwirtschaft 
reformierte,  die  Lasten  des  ancien  regime  zu  mildem,  das  Volkswohl  za 
heben  bemüht  war,  zuerst  in  einem  kleineren  Kreis  als  intendant  g6n^ 
von  Limoges,    dann  als  contröleur  g^n6ral  des  finances,    bis  ihn    1775  das 


1)  Suards  und  Arnauds  Artikel  aus  dem  Jonni.  6tr.  sind  mit  einigen  fremden 
vereinigt  in  4  Bänden  erschienen  als  Variötös  litt^raires  ou  recueil  de  pi^cea 
tant  originales  que  tradaites  concernant  la  Philosophie,  la  littörature  et  les  aits. 
Paris  1768/69. 

2)  Gfr.  über  Turgot  besonders  L.  Say,  Turgot.  Paris,  Hachette  1887  nad 
seine  (Euvres  de  Mr.  Turgot,  ministre  d'^tat,  pr^c^döes  et  accompagnöes  de 
mömoires  et  de  notes  sur  sa  vie,  son  administration  et  ses  onvrages.  [Hgg.  von 
Dupont  de  Nemours]  9  Bände.  Paris  1808—1810.  Eine  andere,  viel  ttberaicht- 
liebere  Ausgabe,  in  der  aber  die  literarischen  Arbeiten  fehlen,  ist  in  der  Col- 
lection  des  prineipaux  äconomiBtes  erschienen,  herausgegeben  in  2  Bänden  von 
Dairö  und  Dussard,  Paris  1844. 


Michael  Haber  (1727-1804)  725 

Misstrauen  semer  Feinde,  die  ihn  als  liberalen,  toleranten  Anhänger  der 
Philosophenpartei  hassten,  und  die  Wirren  der  r^volte  des  bl^s  zu  Fall 
brachten. 

Turgot  war  Polyglott,  trieb  hebräisch,  lateinisch,  griechisch,  deutsch, 
englisch;  italienisch  und  spanisch,  er  übersetzte  aus  fast  allen  diesen  Sprachen, 
so  das  Hohelied,  den  Anfang  der  Ilias,  Bruchstücke  von  Cicero,  Cäsar, 
Ovid,  Horaz,  Virgil,  Tibull,  Seneca,  Tacitus,  aus  Shakespeare,  Johnson, 
Pope,  Addison,  Hume,  Macphersons  Ossian,  von  Deutschen  Gessner  und 
Klopstock^).  Er  hatte  seine  besondem  Absichten  vom  Übersetzen,  wollte 
(wenigstens  in  der  Theorie)  sklavisch  treu,  Wort  für  Wort  übertragen  und 
verfolgte  eigenartige  Ideen  selbst  in  der  Poesie.  Meister  sagt  ihm  etwas 
spöttisch  in  der  correspondance  litt^raire  nach,  auf  zwei  Beformen  sei  sein 
Greist  gerichtet  gewesen:  »substituer  la  poste  aux  messageries  et  les  vers 
blancs  ä  la  rime*).»  Es  schwebte  ihm  —  merkwürdiger  Einfall  eines  ge- 
scheiten Mannes  200  Jahre  nach  Antoine  de  Baif  —  eine  Art  metrischer 
reimloser  Prosa  mit  Silbenmessung  und  Silbenbetonung  nach  antikem  und  deut- 
schem Muster  vor.  Er  legte  diesen  Gedanken  nicht  bloss  in  einem  sehr 
ausführlichen  Aufsatz  nieder*),  sondern  verwirklichte  ihn  auch  in  einer  hexa- 
metrischen Nachdichtung  des  IV.  Gesangs  der  Aeneis*),  die  er  1778  ano- 
nym drucken  liess. 

Das  Tauschverhältnis,  das  ihn  mit  dem  gleichaltrigen  Huber  verband, 
war  gewiss  ziemlich  einseitig.  Huber  gab  ihm  Unterricht  in  der  deutschen 
Sprache  und  brachte  ihm  eines  Tages  ein  Exemplar  von  Gessners  „Der  Tod 
Abels'',  das  er  bei  Wille  gefunden^).  Sie  machten  sich  daran,  das  Gedicht 
gemeinsam  zu  übersetzen.  Aber  es  lässt  sich  leicht  ermessen,  wie  wenig 
davon  Huber  gebührt,  der  damals  weit  entfernt  war,  das  Französische  zu 
beherrschen  und  höchstens  in  der  sinngetreuen  Interpretation  des  deutschen 
Textes  helfen  konnte.  Der  I.  Gesang  und  ein  grosser  Teil  des  IV.,  die 
ersten   Idyllen  von    1762,    die   Vorreden,    die    beide   Bücher   einleiten    und 


1)  Proben  von  Klopstocks  MesBias  im  Jomnal  ötranger  Augast  u.  September 
1760,  Oktober  u.  November  1761. 

2)  Correspondance  littöraire  etc.  hsgg.  von  M.Toumeut.  Bd.  XIII  p.  290  ff. 
8)  Dieser  Aufsatz  war  als  Vorwort  für  den  II.  Bd.  von  Gessners  Idyllen 

gedacht.  Er  ist  bei  Dupont  de  Nemours  abgedruckt  im  IX.  Bd.  p.  185—259: 
^clairoissements  sar  la  versification  allemande  et  sur  la  nature  de  la  prose 
mesuröe  dacs  laquelle  sont  Berits  les  ouvrages  poötiqnes  de  Mr.  Gessner.  — 

4)  Didon,  poöme  etc.  trad.  du  4«  livre  de  l'£n6Yde  de  Virgile,  avec  la 
commencement  de  TEn^Yde  et  les  2«,  8e  et  10«  äglogues  da  meme. 

5)  cfr.  die  Vorbemerkung  Duponts  Bd.  IX  p.  152  u.  Hottingers  Biographie 
Gessners.  Ich  zitiere  nach  der  von  Meister  besorgten  französischen  Übersetzung : 
Sal.  Gessner,  traduit  de  Fall,  de  Mr.  Hottinger,  Zürich  chez  H.  Gessner  1797  p.  158. 


726  H.  HeiBB 

später  1764,  der  Anfang  des  Premier  Navigateur  stammen  ganz  aus  Tuigots 
Feder;  dass  er  auch  den  Best  beeinflusst  hat^  ist  mehr  als  wahrscheinlich. 
Auf  seinen  ausdrücklichen  Wunsch  erschienen  die  Übertragungen  unter 
Hubers  Namen,  vielleicht,  weil  Turgot  aus  Rücksicht  auf  seine  Stellung  im 
öffentlichen  Leben  wirklich  anonym  bleiben,  vielleicht  auch  nur,  weil  er 
Huber  die  Vorteile  des  Erfolges  einheimsen  lassen  wollte^). 

Claude  Henri  Watelet*)  (1718 — 1786)  war  einer  der  sympa- 
thischesten Künstler  und  Kunstkenner  des  XVUI.  Jahrhunderts,  kein  grosses 
Genie,  zag  und  vorsichtig  auf  allen  Gebieten,  in  denen  er  sich  versuchte, 
ein  Dilettant,  aber  klug  und  sehr  gebildet,  der  Typus  des  geschmackvollen 
Amateurs  und  Mäcens.  Der  Besitz  eines  bedeutenden  väterlichen  Vermögens 
und  die  Einkünfte  seines  Amtes  als  Generalfinanzeinnehmer  machten  ihn 
unabhängig  und  erlaubten  ihm,  sich  frei  von  Nebengedanken,  ganz  seinen 
Launen  und  Neigungen  hinzugeben.  Er  war  Zeichner  und  Kupferätzer* 
kannte  mehrere  Sprachen^  übersetzte  z.  B.  aus  dem  Italienischen  das  Tasse, 
schrieb  Romane,  lyrische  Dramen  und  Komödien,  zahlreiche  Artikel  \xhex 
Kunstgegenstande  für  die  EncyclopMie.  Sein  Hauptwerk  ist  das  von  ver- 
alteter ästhetischer  Anschauung  getragene  Lehrgedicht  L'art  de  peindie  (1760), 
das  ihm  1761  die  Pforten  der  Acad4mie  fran9aise  öffnete  und  das  auch  in 
Deutschland,  besonders  von  Christ.  Ludwig  von  Hagedorn  beifällig  auf- 
genommen wurde.  Desto  grausamer  zerpflückte  es  Diderot  in  der  coire- 
spondance  litt^raire^),  desto  gröber  hob  Winckelmann  in  der  Geschichte  der 
Kunst  des  Altertums  eine  Stelle  über  die  Art,  wie  die  Alten  charakterisierten, 
heraus,  um  die  Ignoranz  solcher  Skribenten  anzuprangern. 

Watelet  war  sehr  liiert  mit  der  Philosophenpartei,  aber  seine  pasave, 
allem  Kampf  abholde  Natur  hielt  ihn  von  den  grossen  Greistesschlachten 
fem.  Kränklichkeit,  Abscheu  vor  allem  lauten  und  aufdringlichen,  Sehn- 
sucht nach  Ruhe  bestimmten  sein  Leben:    »une   vie  voluptueusement  inno- 


1)  off.  (Euvres  Bd.  IX  p.  153.  Huber  hat  übrigens  in  seinen  Briefen  an 
Gessner  diese  wertvolle  Mitarbeiterschaft  dankbarst  anerkannt.  Hottinger  fiber- 
liefert uns  1.  0.  p.  161  f.:  «dans  une  de  ces  lettres  il  loae  le  tact  fin  et  l'oreille 
dölioate  de  ce  connaissenr  rempli  de  goüt;  ponr  lui  en  dunner  une  preuve,  11 
lui  envoie  Thymne  que  chantent  les  anges  ä  la  mort  d'Abel  dans  un  mötre  libie 
auqiiel  Turgot  avait  rödnit  la  prose  de  Gessner  en  marqnant  lui*m6me  la  mesore 
de  chaque  syllabe". 

2)  cfr.  die  Artikel  in  der  Biographie  Univ.  und  der  Nouv.  Biogr.  g6n6rale,  femer 
die  Correspondance  litt.  etc.  (s.  Register)  und  besonders  Huber  selbst  in  seinem 
von  Rost  herausgegebenen  Handbuch  etc.  Bd.  VIII  p.  168  ff. 

B)  Grimm  hatte  aus  Rücksicht  auf  den  Freund,  den  er  im  Schriftsteller 
nicht  verletzen  wollte,  Diderot  mit  der  Kritik  betraut.  Ausgabe  von  Toumeox 
Bd.  IV  p.  198  ff. 


Micbael  Huber  (1727—1804)  727 

cente«.  Er  lebte,  wenn  er  nicht  auf  Reisen  war^),  mit  seiner  Freundin 
Margu^rite  Le  Comte,  der  Frau  eines  Grerichtsprokurator,  einer  sehr  geist- 
reichen Dame,  die  selbst  auch  Kupferatzerin  war,  in  der  Nähe  von  Paris, 
auf  deren  Landsitz  Moulin-Joli.  Dort  hatte  er  einen  Garten  nach  engUscher 
Mode  angelegt,  der  mit  der  steifen,  feierlichen  Tradition  von  Versailles  brach, 
der  vom  König  und  vom  ganzen  Hof  besichtigt  wurde  und  den  er  in  seinem 
hübschen  Essai  sur  les  jardins  (1774)  mit  feinen  Bemerkungen  über  Ästhetik 
der  Gartenkunst  überhaupt  beschrieb. 

Eine  ausgesuchte  Gesellschaft  von  Dichtern,  Künstlern,  Gelehrten, 
Fremden,  bevölkerte  das  gastfreundliche  Haus  von  Moulin-Joli,  wo  auch 
Huber,  wie  er  später  dankbar  erwähnt,  stets  herzliche  Aufnahme  gefunden. 
Watelet  wurde  neben  Turgot  sein  zweiter  Lehrer,  half  ihm,  verbesserte  seine 
Übersetzungen  und  er  und  Frau  Le  Comte  schmückten  seine  Ausgaben 
von  Gessners  Idyllen  und  des  Ersten  Schiffers  mit  zierlichen  Vignetten  von 
ihrer  Hand*). 

Hubers  intimster  Freund,  an  den  er  am  liebsten  zurückdenkt')  und  mit 
dem  er  auch  von  Leipzig  aus  in  regem  Briefverkehr  blieb,  war  der  Kupfer- 
stecher Johann  Georg  Wille  (1715 — 1808),  ein  geborener  Hesse,  der 
mit  20  Jahren  auf  eigene  Faust,  halb  Handwerksbursche,  halb  fahrender 
Schüler  zu  Fuss  und  im  Stellwagen  nach  Paris  wanderte  und  sich  dort 
nach  schlimmen  Lehr-  und  Hungerjahren  zum  tüchtigen  Künstler,  graveur 
du  roi  und  Mitglied  der  Acad6mie  du  roi,  ziu:  europäischen  Berühmtheit 
durchrang.      Wille    hat    ein    Tagebuch    hinterlassen*),    das    mit   seiner  pe- 

1)  Er  war  viel  in  Holland,  Deutschland  und  Italien  gereist.  1764  kam  er  mit 
Empfehlungen  von  Barth616iny  und  Caylus  nach  Rom  zu  Winckelmann  und  so 
gross  war  der  Zauber  seiner  Persönlichkeit^  dass  Winckelmann  seine  Heftigkeit 
bereute  und  sie  trotz  seines  Hasses  gegen  alle  Franzosen  darch  artige  Höflich- 
keiten für  Watelet  wettzumachen  suchte.  Frau  Le  Comte,  die  Watelet  begleitete 
und  die  Winck.  als  grosse  Kennerin  rühmt,  stach  damals  ein  Portrait  seines 
Gönners,  des  Kardinals  Albani  nach  einem  Bild  Poussins.  cfr.  Winckelmanns  Briefe 
in  der  Ausgabe  von  Eiselein  Bd.  Xp.  37,  74  etc. 

2)  Handbuch  von  Rost  und  Huber  Bd.  VIII  p.  175. 

3)  Cfr.  die  Biographie  Willes  im  Handbuch  von  Hnber  und  Rost,  Bd.  II,  p. 
132  ff.:  ,W.,  von  dem  vortrefflichsten  Moralcharakter,  besitzt  auch  ein  Herz,  das 
ganz  für  das  Gefühl  der  Freundschaft  geschaffen  ist.  Der  Verfasser  des  gegen- 
wärtigen Werkes,  Herr  M.  Hnber,  hat  mit  ihm  einige  Jahre  im  Genüsse  der 
innigsten  Freundschaft  verlebt  und  das  Andenken  an  diese  Zeit  ist  Herrn  Huber 
in  seinem  gegenwärtigen  Alter  immer  noch  das  angenehmste  Bild,  das  er  sich 
oft  darstellt." 

4)  Mömoires  et  Journal  de  J.  G.  Wille,  graveur  du  roi,  publica  d'aprös  les 
msB.  autographes  de  la  bibliotheque  imp.  par  George  Duplessis  avec  une  pröface 
par  Edmond  et  Jules  de  Goncourt.  Paris  1857,  2  Bde.  Cfr.  auch  W.  Schmidt 
tn^der  Allg.  Deutschen  Biographie,  Bd.  XLII,  p.  257  ff. 


728  H.  Heise 

dantisch  genauen  Aufzeichnung  der  geringsten  Ereignisse  ein  wertvolles 
Dokument  über  ihn  selbst  und  sein  Milieu  bildet»  das  uns  auch  zugleidi 
die  einzigen  näheren  Nachrichten  über  Huber  in  Paris  überliefert 

Willes  Haus  am  quai  des  Augustins,  das  neben  seiner  Familie  immer 
eine  Anzahl  meist  deutscher  Schüler  beherbergte,  war  der  Mittelpunkt  der 
Deutschen  in  Paris,  überhaupt  der  Fremden,  die  es  nie  unterliessen,  ihn 
aufzusuchen.  Da  kommen  Christian  Felix  Weisse  mit  dem  Grafen  GeyerB- 
berg,  der  Kammerherr  des  Königs  von  Danemark,  der  Baron  BemstorfT,  der 
ihm  Grüsse  von  Klopstock  überbringt,  der  Graf  Brühl,  der  Fürst  von  Anhalt- 
Dessau,  der  Komponist  Gluck,  Struensee  und  Helferich  Peter  Sturz,  der 
Freiherr  von  Thümmel,  der  bayerische  Maler  Ferdinand  von  Kobell,  der 
bekannte  Wiener  Verleger  Edler  von  Trattner,  daneben  junge  Zunftgenossen, 
die  sein  Urteil  einholen  und  Maler  wie  Philipp  Hackert  u.  a. 

Wille  ist  ein  Freund  Greuzes  und  Diderots,  mit  dem  er  einst  als 
Zigeuner  unter  demselben  Dach  gehaust  hat.  Aber  er  reicht  nicht  entfernt 
an  ihre  Bedeutung  heran.  Als  Künstler  hat  er  es  auf  seinem  eng  um- 
grenzten Gebiet  zu  einer  gewissen  Meisterschaft  gebracht  Als  Mensch  be- 
wahrt er  zeitlebens  viel  von  den  Schwächen  des  Deutschen  und  des  Spiess- 
bürgers.  Er  gründet,  da  er  noch  nicht  verheiratet  ist,  mit  Tischgenossen 
sofort  einen  Verein.  Er  hegt  grössten  Respekt  vor  den  Titeln:  Weisse  ist 
ihm  auch  in  semen  Memoiren  immer  der  receveur  de  la  ,Steur^  du  cerde 
de  Leipzig,  Wieland  der  pr^sident  de  la  chancellerie  de  la  ville  imperiale 
de  Biberach  etc.  Er  ist  von  massiger  Intelligenz,  gutmütig,  naiv  und  vei^ 
trauenselig,  kindlich,  manchmal  kindisch  eitel  und  über  alles  für  das  Wohl- 
ergehen seines  Leibes  besorgt.  Er  bewundert  sich  selbst  im  Schmuck  sdnes 
ersten  goldbetressten  Fracks.  Wenn  er  in  die  com6die  italienne  geht  oder 
nach  Versailles  und  die  königliche  Familie  erblickt,  dünkt  es  ihm  dn 
Ereignis.  Er  berichtet  uns  von  seinen  Aderlässen,  seinen  Magenstörungen 
von  allen  seinen  Schmerzen.  Er  zählt  besonders  gewissenhaft  und  mit  un- 
verhohlenem Vergnügen  jedes  Fässchen  Sauerkraut  aus  Strassburg  auf,  jede 
geräucherte  Ochsenzunge  aus  Zürich  oder  Hambiurg,  jeden  fetten  Kapaun, 
jeden  Käse,  jeden  Korb  Wein,  den   ihm   Verehrer  und  Freunde    schenken. 

Aber  was  diesen  behäbigen  Bürger  liebenswert  macht  und  ihm  Achtung 
verschafft,  ist  seine  Begeisterung  für  die  Kunst.  Er  ist  Kenner  und  Sammler, 
dessen  höchsten  Stolz  seine  Mappen  und  seine  Gallerie  bilden,  der  alle 
Versteigerungen  verfolgt  und,  sonst  ein  sparsamer  Hausvater,  mit  dnem 
Male  zum  Verschwender  wird,  wenn  es  sich  um  einen  echten  Nieder 
länder  handelt.  Er  interessiert  sich  für  Literatur  und  bleibt  in  steter 
Fühlung  mit  der  deutschen  wie  mit  der  französischen.  Er  korrespondiert 
mit  Usteri  und  Fuessli^  mit  Gessner,  mit  Winckelmann  und  dem  Maler  Mengs, 


Michael  Haber  (1727—1804)  729 

mit  Nicolai,  mit  Wieland,  mit  Weisse  und  Christian  Ludwig  von  Hagedom 
dem  Direktor  der  Dresdner  Kunstakademie.  Die  besten  Namen  Deutschlands 
findet  man  auf  seinen  Blattern  verzeichnet. 

Er  ist  als  Vermittler  ungleich  wichtiger  denn  Grimm.  In  seiner  und 
Hubers  Hand  trefien  die  Fäden  zusammen,  die  von  Zürich  und  Leipzig 
nach  Paris  laufen.  Er  veranlasst  die  Übertragungen  Gessners,  bringt  Aus- 
züge und  Rezensionen  deutscher  Werke  in  die  Zeitungen,  öfihet  Winckel- 
mann  das  Journal  ^tranger,  für  das  er  Korrespondenten  sucht,  bemüht  sich, 
ihm  einen  Verleger  in  Paris  für  die  Geschichte  der  Kunst  des  Altertums 
zu  verschaffen.  Er  sendet  seinen  Freunden  französische  Bücher,  seine 
Freunde,  Weisse,  Nicolai,  der  Leipziger  Buchhändler  Reich,  später  auch 
Huber  versorgen  ihn  mit  deutschen.  Jeder  will  ihn  ehren.  Sturz  widmet 
ihm  eine  Ode,  Weisse  schickt  ihm  seine  Tragödien  und  die  Amazonenlieder, 
Gessner  eine  neue  Ausgabe  seiner  Werke,  Hagedom  seine  Betrachtungen 
über  die  Malerei,  Winckelmann  seine  Geschichte  der  Kunst,  Wieland  seinen 
Agathon  und  die  Grazien.  Und  dieser  seit  langem  in  die  Fremde  ver- 
schlagene Kupferstecher,  der  sein  Tagebuch  französisch  schreibt  und  nur 
selten  einen  deutschen  Satz  einflicht,  erhält  und  liest  die  Bibliothek  der 
schönen  Wissenschaften  und  der  freien  Künste,  die  Briefe  die  neueste 
Literatur  betreffend  und  findet  sogar  bewundernde  und  sehr  treffende  Worte 
für  die  Leiden  des  jungen  Werthers,  die  ihn  doch  in  seiner  behaglich  tem- 
perierten Atmosphäre  seltsam  anmuten  mussten  und  in  der  Tat  ein  wenig 
erschreckten  ^). 

Das  ist  das  Pariser  Milieu,  in  dem  Huber  zuhause  war,  von  dem  er 
seine  stärksten  Eindrücke  empfangen:  auf  der  einen  Seite  ein  genialer  Mann, 
der  an  Begabung  und  Vielseitigkeit  des  Wissens,  an  Arbeitskraft  mit  Diderot, 
D'Alembert  und  fast  mit  einem  Leibniz  wetteifern  konnte^  auf  der  anderen 
Seite  zwei  Künstler  und  Geniesser,  der  eine  voll  feiner,  horazischer  Lebens- 
weisheit, elegant  und  aristokratisch,  der  andere  mit  derberen  Instinkten  und 
einem  unzerstörbaren  Fonds  deutscher  Gremütlichkeit.  Sie  haben  ihn  geformt, 
erzogen,  wenn  man  so  sagen  will.  Ihnen  schuldet  er,  was  er  geworden  ist. 
Am  meisten   dankt  er  wohl  Wille.     Bei  ihm  fand  er  Heimatluft   und   trotz 


1)  Am  21.  März  1775  notiert  Wille:  »Röpondu  älfr.  Huber,  professeur  ... 
Je  le  remercie  .  .  .  d'an  livre  allemand  qni  a  pour  titrc  „Die  Leiden  des  jnngen 
Wartbers**  par  Mr.  Goethe  k  Francfort,  aoteur  original  qui  fait  beaueoap  de 
bruit  et  dont  ce  livre-ci  est  une  preuve.  C'est  un  oavrage  presque  uniqne 
dans  8on  genre.  Cet  aateur  a  Tart  de  manier  la  langue  allemande  avee  un 
avantage  ötonnant  et  sublime.  Sa  maniöre  attaque  Päme  et  le  coeur,  dans  ses 
desoriptions  douoes  et  önergiqnes  des  diverses  situations  oü  son  höros  se  trouve. 
Je  Tai  la  avee  cette  Sensation  et  je  crains  de  le  lire  ane  seconde  fois 
qnoiqae  je  le  dösire,  et  je  le  ferai/  M6m.  de  W.,  Bd.  II,  p.  7f. 


730  H.  HeisB 

des  Altersunterschiedes  eine  ähnlich  gestimmte  Natur.  Wo  Wille  ein  Fest 
feierte  (und  das  geschah  häufig)^  beim  frohen  Schmaus,  im  Theater,  in  Ver- 
sailles, auf  den  sonntäglichen  Landausflügen,  von  denen  man  spät  abends 
müde  und  doch  ausgelassen  nach  einem  ergiebigen  Mahl  heimkehrte,  nirgends 
durfte  Huber  fehlen,  der  witzige  lustige  Tafelgenosse,  ce  bon  ami.  Durch 
Wille  (und  durch  Watelet  natürlich  auch)  gewann  er  ein  Verhältnis  zur 
graphischen  Kunst,  lernte  einen  Kupferstich  beurteilen,  eine  Sammlung  an- 
legen. Wille  brachte  ihn  in  Beziehungen  zu  Gessner,  Weisse,  Hagedom  und 
gewiss  hat  er  ihm  mehr  als  einmal  auch  materiell  geholfen. 

Denn  Hubers  Situation  in  Paris  war  trotz  seiner  eifrigen  .schriftstelle- 
rischen Tätigkeit  und  seiner  schönen  Bucherfolge  immer  bescheiden,  beinahe 
gedrückt.  Auch  seine  Lektionen  scheinen  ihm  nur  massig  eingetragen  zu 
haben,  obwohl  er  Männer  von  höchster  Auszeichnung  und  Damen  vom  Hofe 
unterrichtete^).  Er  muss  früh  geheiratet  haben,  jedenfalls  vor  1759.  Sonst 
hätte  Wille  seine  Hochzeit  nicht  unerwähnt  gelassen.  Seine  Frau,  die  wohl 
ohne  Vermögen  und  von  geringer  Herkunft,  aber  klug,  tapfer,  arbeitsam 
und  bildungsfähig  gewesen  ist,  soll  ihm  7  Kinder  geboren  haben,  die  aber 
alle  in  ganz  zartem  Alter  starben.  Nur  das  jüngste  1764  geborene  kam 
mit  nach  Deutschland:  es  ist  Ludwig  Ferdinand  Huber,  der  öfter  mit  seinem 
Vater  Michael  verwechselt  wird*),  der  bekannte  Freund  Körners  und 
Schillers').  Die  Sorge  um  seine  Familie  erklärt  es,  dass  sich  Huber  aus 
dem  unruhigen  Literaturleben  heraussehnte  nach  einer  sicheren  auf  ein  festes 

1)  Cfr.  Hottinger  1.  c.  p.  157. 

2)  So  sogar  von  L.  Morel  in  seiner  ötude  sur  quelques  points  reUtifs  anx 
rapports  litt,  de  la  France  et  de  l'Alleinagne  jasqu'^  P^poque  de  Schüler  et  de 
Goethe,  in  der  Revue  de  philologie  fran^aise.  Paris  1897,  Bd.  XI,  p.  161—190.  — 
Übrigens  wird  Michael  Huber  auch  gelegentlich  (so  z.  B.  in  der  Rousaeau-Aiu- 
gäbe  bei  Fume,  Paris  1852)  mit  dem  Genfer  Künstler  Huber  verwechseit,  von 
dem  in  der  Gorrespond.  litt,  mehrmals  die  Rede  ist,  der  so  geschickt  im  Silhouetten- 
Bcbneidcn  war  und  von  Voltaire  ganze  Portraitgalerien,  darunter  viele  Karikaturen 
verfei-tigt  hatte,  die  ihren  Weg  bis  zu  Friedrich  dem  Grossen  und  Katharina  IL 
fanden.    Cfr.  das  Register  der  Ausgabe  von  Tourneux. 

3)  L.  F.  Huber  heiratete  1794  die  Witwe  des  unglücklichen  Georg  Forster, 
die  Tochter  des  Göttinger  Altertumsforschers  Heyne,  die  bekannte  Schriftstellerin 
Therese  Huber.  Er  war  zuerst  sächsischer  Gesandtschaftssekretar  gewesen, 
widmete  sich  dann  der  Scbriftstellerei,  übersetzte,  schrieb  selber  Dramen  und 
Belletristik,  kritische,  historische  und  politische  Essais,  redigierte  die  1798  ge- 
gründete Cottasche  Allgemeine  Zeitung  zuerst  in  Stuttgart,  dann  in  Ulm,  wo 
er  am  24.  Dez.  1804,  wenig  mehr  als  ein  Laibes  Jahr  nach  seines  Vaters  Tode 
starb.  Cfr.  seine  von  Therese  Hnber  verfasste  Biographie  1.  c.  Allgemeine 
Deutsche  Biographie,  Bd.  XIII,  p.  136  ff.  uud  L.  Geiger,  Therese  Haber  (1764 
bis  1829).  Leben  und  Briefe  einer  deutschen  Frau.  Stuttgart,  Cotta  1901,  besonders 
p.  73flf. 


Michael  Huber  (1727—1804)  731 

Einkommen  gegründeten  bürgerlichen  Existenz,  wie  sie  ihm  in  Frankreich 
versagt  war.  Endlich  gelang  es  seinen  Freunden,  ihm  die  Rückkehr  nach 
Deutschland  zu  ermöglichen. 

1766  wurde  der  Posten  eines  französischen  Sprachlehrers  an  der 
Leipziger  Universität  frei.  Hagedom  und  Weisse,  dem  er  oft  in  Briefen  über 
seine  prekäre  Lage  geklagt  hatte  ^),  verwandten  sich  für  Huber  bei  der 
Witwe  des  sächsischen  Kurfürsten,  einer  bayerischen  Prinzessin.  Huber 
erhielt  den  Ruf,  den  er  gerne  annahm.  WiUe')  verschafile  ihm  das  nötige 
Geld  zur  Übersiedelung  und  am  15.  September  1766,  nachdem  sie  am 
Tage  vorher  Abschied  gefeiert,  in  aller  Frühe  machte  sich  Huber  mit  seiner 
Familie,  mit  Geschenken  beladen  auf  die  Reise  nach  Leipzig,  das  nach  Paris 
seine  zweite  Heimat  wurde.  Grimm  fand  das  Ereignis  wichtig  genug,  um 
es  seinen  hohen  Lesern  in  der  Correspondance  ausführlich  mitzuteilen^). 

Die  ersten  drei  Jahrzehnte  von  Hubers  Aufenthalt  in  Leipzig  sind  mit 
zahlreichen  schriftstellerischen  Arbeiten  ausgefüllt  Zunächst  bereitete  er 
eine  französische  Gesamtausgabe  von  Gessners  Werken  vor,  die  in  Zürich 
in  4  Bänden  1768 — 1774  erschien.  1769  gab  er  Moritz  August  von 
Thümmels  erfolgreiches  komisches  Prosa-Epos  heraus,  Wilhelmine,  po^me 
h^rol-comique,  traduit  de  l'allemand  de  Mr.  de  Thümmel,  Leipzig.  Gleich- 
falls in  Leipzig  bei  Weidmann  und  Reich  kamen  1770  in  12®  heraus  die 
Lettres  choisies  de  M.  Geliert,  traduites  de  Fallemand  par  M.  Huber, 
pr^cM^s  de  Täoge  de  l'auteur,  suivies  de  quelques  lettres  de  M.  Rabener 
et  des  avis  d'un  p&re  a  son  fils  en  Tenvoyant  ä  Tuniversit^  par  M.  Geliert, 
die  1777  in  Zürich  und  Leipzig  als  Lettres  familiäres  de  M.  Geliert  eine 
Neuauflage  erlebten.  1771  folgte  die  Übertragung  der  Mannstein  sehen 
Memoiren  über  Rußland  mit  einer  Biographie  Mannsteins  von  Huber,  1774 
die  des  berühmten  Basedowschen  Elementarwerkes,  1775  in  zwei  8®-Bänden 
Christian  Ludwig  von  Hagedorns  R^flexions  sur  la  peinture.  1781 
liess  er  in  3  Bänden  die  Übersetzung  von  Winkelmanns  Geschichte 
der  Kunst  des  Altertums^  1781  in  Leipzig  in  2  Bänden  die  Methode 
naturelle  d'instruction  propre  a  acc^l6rer  sans  traduction  Fintelligence 
des  mots  de  chaque  langue  ^trang^re .  . .  praticable  par  des  entretiens  sur 
toutes  les  choses  präsentes  aux  6coliers  et  sur  les  objets  qui  dessin^s  par  M. 
Cbodowiecki  pour  Touvrage  61.  de  M.  Basedow  se  trouvent  sur  100  es- 
tampes  dont  ce  livre  contient  la  description  par  M.  Wolcke  etc.  trad.  par 
M.  M,  O.  et  K.  revue  par  M.  Huber,  1786  in  2  Bänden  in  Strassbiu*g 
die   Lettres  philosophiques    sur    la  Suisse  von   dem    vielschreibenden 

1)  Cfr.  Weissens  schon  zitierte  Selbstbiographie,  p.  132. 

2)  Willea  Jouroal,  Bd.  I,  p.  325  und  831. 

8)  Ausgabe  von  Tonmeux,  Bd.  VU,  p.  54  f.  Bericht  vom  1.  Juni  1766. 


732  H.  HeiBs 

Kant^gner  und  Gottinger  Philosophiepi'ofessor  Christoph  MeinerSy  1793 
in  Braunschweig  Joachim  Heinrich  Campes  Robinson  den  Jüngeren,  Le 
nouveau  Robinson  erscheinen. 

Daneben  gingen  in  den  letzten  Jahren  selbständige  Produktionen  ein- 
her, Beiträge  zur  Geschichte  der  Kupferstichkunst,  die  von  seinem  Geschmack 
und  seinem  gründlichen  Wissen  auch  auf  diesem  Gebiete  zeugen  ^).  Aus  dem 
Vorwort,  das  er  der  Beschreibung  seiner  eigenen  Sammlung  yorausschickt» 
erfahren  wir,  dass  er  zu  Hause  private  Vorträge  und  Übungen  veranstaltete, 
in  denen  er  Studenten  in  das  Kunststudium  einführte.  In  dieser  Eigen- 
schaft lernte  ihn  Goethe  kennen,  der  ihm  gleich  neben  Oeser  unter  den 
Männern  nennt,  die  ihm  den  Aufenthalt  in  Leipzig  anregend  gemacht  haben. 
„Huber,"  so  schreibt  er  im  VIH.  Buch  des  zweiten  Teils  von  Wahrheit 
und  Dichtung,  „Huber,  Kupferstichsammler  und  wohlgeübter  Kunstkenner, 
hatte  noch  ausserdem  das  dankbar  anerkannte  Verdienst,  dass  er  den  Wert  der 
deutschen  Literatur  auch  den  Franzosen  bekannt  zu  machen  gedachte.*' 
Goethe  hat  auch  später  seiner  freundlich  gedacht,  Oeser  Grüsse  an  ihn 
aufgetragen  und  ihn  mit  der  Übersetzung  von  Lavaters  „Physiognomischen 
Fragmenten",  wegen  deren  Druck  er  mit  Reich  verhandelte,  betrauen  wollen*). 
Aber   die    Bemerkung,    dass   Huber    den   Franzosen    den   Wert    deutscher 


1)  1787  beschrieb  er  in  einem  in  Dresden  und  Leipzig  erschienenen  Werke 
seine  eigene  Sammlung:  Notices  gänörales  des  graveurs  divisös  par  nations  et 
des  peintres  rangös  par  Cooles,  pröc^döes  de  Phlstoire  de  la  gravnre  et  de  li 
peinture  depuis  Forigine  de  ces  avts  jusqn'ä  nos  jotirs  et  suivies  d'nn  catalogue 
raisonnö  d'une  collection  choisie  d'estaropes.  1793  gab  er  herans  den  catalogue 
raisonnö  du  cabinet  d'estampes  de  feu  M.  Brandes,  contenant  une  collection  de 
piöces  ancienncs  et  modernes  de  toutes  les  öcoles  dans  une  snite  d'artistes  depuis 
l'origine  de  Tart  jusqu'ä  nos  jours.  Leipzig  1793/94.  2  Bde.,  ebenda  1802ff.  den 
catalogue  raisonnö  du  cabinet  d'estampes  de  feu  Mr.  Winckler  in  8  Eden.  Sein 
Hauptwerk  als  Knnstgelehrter  iet  das  Ms.  zum  Handbuch  für  Kunstliebhaber 
und  Sammler  über  die  vornehmsten  Kupferstecher  und  ihre  Werke.  Vom  Anfang 
dieser  Kunst  bis  auf  gegenwärtige  Zeit.  Chronologisch  und  in  Schulen  geordnet, 
nach  der  frz.  Handschrift  des  Herrn  M.  Huber  bearbeitet  von  G.  C.  H.  Bost 
Zürich,  9  Bde.  8^  1796—1808.  C.  C.  H.  Rost  ist  der  bekannte  Leipziger  Kunst- 
händler, mit  dem  auch  Goethe  in  Verbindung  stand  (cfr.  Biedermann,  Goethe  und 
Leipzig  Bd.  II,  p.  165).  Seine  Bearbeitung  besteht  nach  seiner  eigenen  Angabe 
nur  in  der  Übersetzung  und  einigen  von  Huber  gebilligten  Zusätzen.  NachRosts 
Tode,  vom  VI.  Band  an,  setzt  sein  Geschäftsnacbf olger  Martini  das  Handbuch 
fort.  Band  I  enthält  3  Essays  über  das  Verhältnis  zwischen  Malerei  und  Kupfer- 
stechkunst, über  die  verschiedenen  Arten  des  Kupferstichs  und  vom  Geschmack 
an  Kupferstichen  in  Rücksicht  ihres  Nutzens  und  Vergnügens. 

2)  W.  Frhr.  von  Biedermann,  Goethe  und  Leipzig.  2  Bde.  Leipsig  1865 
Bd.  II,  p.  34  und  90. 


Michael  Huber  (1727-1804)  733 

Literatur  bekannt  zu  machen  „gedachte'S  verrat,  wie  wenig  man  eigentlich 
in  Deutschland  von  den  Erfolgen  seiner  Übertragungen  wusste. 

Huber  war  in  Leipzig  gesuchter  als  Kunstverständiger  denn  als  Sprach- 
lehrer. Sein  Kennerruf  lockte  viele  und  sehr  vornehme  Besucher  an. 
Seine  Sammlung  war,  obwohl  er  sich  grosse  Sparsamkeit  auferlegen  musste, 
neben  denen  von  Winckler  u.  Kreuchauff  eine  Sehenswürdigkeit  der  Stadt. 
Sein  erfahrener  Rat  wurde  oft  eingeholt:  „Er  bekam/'  wie  seine  Schwieger- 
tochter erzahlt,  „Auftrage,  Kupferstiche  zu  kaufen,  Kopien  von  Gremälden 
verfertigen  zu  lassen,  Erkundigungen  über  diesen  oder  jenen  literarischen 
oder  artistischen  Gegenstand  einzuziehen;  dadurch  diente  er  Künstlern  und 
Kunsthändlern  und  diese  dienten  ihm  wieder.  So  bildete  er  sich  mit  den 
beschränktesten  Mitteln  eine  in  ihrer  Art  glänzende  Existenz,  die  ihn  dennoch 
nie  aus  seiner  Einfachheit  herausbrachte^)." 

Seine  gesellschaftliche  Stellung  in  Leipzig  war  allerdings  glänzend.  Er 
fand  dort  den  Dichter  und  Kreissteuereinnehmer  Weisse,  seinen  Freund  aus 
der  Pariser  Zeit  wieder,  er  verkehrte  mit  Oeser,  dem  Lehrer  Winckelmanns 
und  Goethes,  mit  Geliert,  mit  Hagedorn  und  mit  Thümmel.  Fürsten 
und  Grafen  gingen  bei  ihm  aus  und  ein,  ähnlich  wie  bei  Wille,  wie  er 
selbst  in  kleiner  Eitelkeit  seinem  Sohn  berichtete').  Der  Fürst  Leopold 
Friedrich  Franz  von  Anhalt-Dessau  schenkte  ihm  sein  besonderes  Wohl- 
wollen und  mehr  als  einmal  war  er  Gast  bei  ihm  und  der  Fürstin  auf 
ihrem  Landsitz  Wörlitz').  Die  Pension,  die  er  —  wie  damals  so  viele 
Professoren  taten  —  20  Jahre  lang  hielt,  erlaubte  ihm,  sich  wenigstens  die 
Illusion  der  Gastfreundlichkeit  zu  geben,  täglich  an  seinem  Tisch  eine 
grössere  Gesellschaft  von  Ausländem  und  jungen  Herren  (darunter  Leute 
wie  den  späteren  preussischen  Staatskanzler,  den  Freiherm  von  Hardenberg^) 
bei  sich  zu  sehen,  mit  denen  er  elegant  und  anregend,  wie  er  es  in  seinem 
Pariser  Milieu  gelernt  hatte,  über  literarische,  künstlerische  und  politische 
Fragen  plauderte. 

Weit  weniger  glänzend  war  dagegen  seine  materielle  Stellung.  Seine 
Hoffnungen  erfüllten  sich  schlecht.  Sie  blieb  in  Leipzig  genau  so  bescheiden 
und  unsicher  als  in  Paris.  Als  Katholik  konnte  er  an  der  protestantischen 
Universität  keinen  Lehrstuhl  erlangen '^).    Alles,  was  er  erreichte,  verdankte 


1)  L.  F.  Habers  Werke  Bd.  I,  p.  12. 

2)  ib.  p.  13. 

3)  Gfr.  seine  Widmung  von  Winckelmanns  Histoire  de  l'art  de  l'antiqaitö. 

4)  Cfr.  Wahrheit  nnd  Dichtung  hgg.  von  G.  von  Loeper.  Berlin,  Hempel 
8.  d.   Bd.  II,  p.  314  und  321. 

6)  Man  scheint  ihn  In  einem  inoffiziellen  Verhältnis  zur  Universität  ge- 
duldet zu  haben.  Offizieller  Universitätslehrer  war  er  nicht.  Schon  Grimm 
sagt  in   der  oben  erwähnten  Notiz  der  Gorrespondance  littöraire:  „La  religion 


734  H.  HeiBs 

er  nur  der  Gunst  des  katholischen  Hofes,  der  sich  persönlich  für  ihn  in- 
teressierte, der  Kurfürstin-Witwe,  dem  minderjährigen  Kurfürsten  und  dem 
Regenten,  die  ihm  bald  nach  seiner  Ankunft  sehr  gnadig  empfingen,  ihm 
den  Professortitel  verliehen  und  ihm  sein  Gehalt  von  300  Beichstalem  aus 
der  kurfürstlichen  Privatschatulle  ausbezahlen  liessen  ^).  Über  den  Kosttisch  hat 
seine  Frau  oft  brieflich  geklagt^  welch  geringen  Vorteil  und  welch  grosse 
Last  er  bedeute.  Und  was  Huber  durch  seine  Lektionen  und  Übersetzungen 
verdiente,  scheint  zu  knapp  gewesen  zu  sein,  um  ein  immerhin  behaglicfaes 
Leben,  eine  kostspielige  Liebhaberei  und  hochherzige  Opfer,  wie  er  sie  z.  B. 
für  Winckelmann  brachte^),  zu  bestreiten. 

Aber  Hubers  Charakter,  der  sich  an  dem  eines  Wille  und  eines  Watelet 
geschult  hatte,  fügte  sich  philosophisch  in  die  kleinen  Miseren  des  Da8ein& 
Huber  war,  im  praktischen  Sinn  des  Wortes,  viel  zu  weise,  um  unter  solchem 
Mangel  schwer  zu  leiden.  Er  war  zufrieden.  Die  „in  ihrer  Art  glanzende 
Existenz'^  die  ihm  einen  gewissen  Luxus  gewährte  lud  vor  aUem  seinon 
Bedürfnis  nach  geistigen  und  künstlerischen  Anregungen  entgegenkam,  ge- 
nügte seinen  Ansprüchen.  Ein  milder,  sympathischer  Egoismus  erhielt  ihm 
das  Gleichgewicht  der  Seele,  das  kein  Kummer  tiefer  erschüttern  konnte, 
auch  nicht  die  Sorgen  um  seinen  Sohn,  als  dieser  die  diplomatische  Oairi^re 
verliess,  um  mit  der  Frau  Forsters  zu  leben  und  nicht  einmal  der  Tod 
seiner  Frau,  die  sich  in  Deutschland  nie  recht  heimisch  gefühlt  hatte. 

Seine  Schwiegertochter  hat  uns  sein  Charakterbild  entworfen,  das  darum 
nicht  weniger  treu  ist,  weil  aus  jeder  Zeile  Liebe  und  Bewunderung  spricht 
Sie  hat  Michael  Huber  erst  spät  persönlich  kennen  gelernt,  vorher  nur  durch 
die  Erzählungen  ihres  Gatten  und  durch  seine  Briefe.  Was  ihr  und  anderen, 
die  ihn  kannten,  besonders  an  ihm  auffiel,  war  seine  „naive  Güte",  die 
manchmal  bis  zur  Schwäche  ging  und  jede  gehässige  Empfindiug  gegen  ihn 
entwaffnete,  seine  Güte  und  sein  echt  vornehmes,  weltmännisches  Wesen, 
das  die  Schulung  im  Paris  des  ancien  regime  nie  verleugnete.  „Wenige 
Charaktere",  sagt  Therese,  „wären  so  leicht  zu  idealisieren  wie  dieser;  ja  in 


catholique  qo'il  professe,  oe  loi  permet  pas  d'avoir  ce  titre  [sc.  de  professeur] 
dans  les  formes  et  le  röduit  k  ne  donner  qne  des  le^ons  particuliöres.*  Aach 
findet  sich  sein  Name  nicht  in  den  vielen  Publikationen  über  die  Geschichte 
der  Universität  and  ihres  Personals.  Nor  J.  D.  Schulze  (Abriss  einer  Geschiehte 
der  Leipziger  Universität  im  Laufe  des  XVIII.  Jahrh.  etc.  Leipzig  1802,  p.  248) 
führt  ihn  auf,  aber  auch  nicht  unter  den  Lektoren,  sondern  nur  als  eines  der 
berühmtesten  Mitglieder  der  Deotschen  Gesellschaft  Er  kennt  nur  Lektoren 
der  polnischen,  englischen  und  italienisohen  Sprache,  von  denen  die  letzteren 
znm  lutherischen  Glauben  übergetreten  waren.   Gfr.  p.  103. 

1)  Gfr.  Willes  Jonmal  Bd.  I,  p.  337  und  Th.  Haber  1.  c.  p.  11. 

2)  Gfr.  weiter  unten,  Kap.  IL 


Michael  Haber  (1727—1804)  735 

früheren  Jahren  und  in  einiger  Entfernung  hat  er  etwas  so  anziehendes,  dass 
die  kleinen  Züge  der  allzerstörenden  Häuslichkeit  dazu  gehören,  um  sich 
nicht  ein  Ideal  aus  ihm  zu  bilden  ^).^  Mit  allen  seinen  Besuchern  verkehrte 
er  mit  dergleichen  „Aisance",  mit  unbefangener  Höflichkeit»  ohne  —  wie  das 
bei  Grimm  so  hässlich  ist  —  in  höfischer  Demut  zu  ersterben.  Seinem  Sohn 
war  er  mehr  Freund  als  Vater,  die  Tadelbriefe  der  strengeren  Mutter  wusste 
er  ihm  durch  seinen  gutmütigen  Humor  zu  versüssen.  Und  das  Herz  seiner 
Schwiegertochter  gewann  er  im  Sturm.  Sie  schwärmt  in  ihren  Erinnerungen 
von  dem  grossen,  schönen,  ritterlichen  Greis,  von  der  „galanten  Zärtlichkeit 
des  lieben  alten  Franzosen^,  der  gerade  ihre  feinfühlige  Natur  bezaubern  musste. 

Diesem  Bild  entspricht  auch  Hubers  Portrait,  wie  man  es  nach  einem 
Gemälde  von  Graff  von  Geyser  gestochen  im  XX.  Band  der  neuen  Biblio- 
thek der  schönen  Wissenschaften  (1776)  findet.  Aus  einem  ovalen  Medaillon 
blickt  ein  gescheiter,  freundlicher  Kopf  mit  einer  sehr  hohen  und  breiten 
Stime,  mit  grossen  lebhaften  Augen  unter  schön  geschwungenen,  starken 
Brauen,  einer  kräftigen  Nase,  einem  etwas  sinnlichen  Mund  über  einem  weichen 
energielosen  Doppelkinn :  ganz  ein  Kopf  des  XVIH.  Jahrhunderts,  den  man 
ähnlich  schon  dutzendmal  auf  Kupfern  der  Zeit  gesehen  zu  haben  meint  und 
den  man  sich  gar  nicht  denken  kann  ohne  die  gepuderten  Locken  über  den 
Ohren,  ohne  das  Spitzenjabot,  das  vom  Hals  auf  die  Brust  fliesst  und  ohne 
die  schwarze  Seidenmasche,  die  im  Nacken  das  Zöpfchen  umwindet. 

1800  verlor  Huber  seine  Frau').  Und  da  er  sich  inzwischen  längst 
mit  der  Verheiratung  Ludwig  Ferdinands,  dem  er  den  Titel  eines  Legations- 
rates verschafil,  ausgesöhnt  hatte,  sehnte  er  sich  danach,  den  Sohn  wieder 
zu  sehen,  Schwiegertochter  und  Enkelkinder  kennen  zu  lernen.  Im  Mai 
1801  traf  er  in  Stuttgart  ein.  Aber  die  Reise  und  die  veränderte  Lebens- 
weise machten  den  73jährigen  Greis  krank.  Drei  Monate  musste  er  dort 
verweilen,  die  ihm  trotz  aller  Pflege  und  Liebe  unendlich  lang  vorkamen. 
Er  hatte  Heimweh  nach  seinem  Zuhause,  seinem  Armstuhl,  seinen  Gewohn- 
heiten, seiner  „  Suppe  ^,  nach  der  vertrauten  Umgebung  seiner  Bücher  und 
Stiche.  Als  ihm  der  Arzt  endlich  die  Heimreise  erlaubte,  begleitete  ihn 
Thereae  Huber  nach  Leipzig  zurück,  wo  er  sich  überraschend  schnell  wieder 
erholte  und  sogar  von  neuem  an  die  Arbeit  ging.  Doch  scheint  er  in  den 
letzten  Jahren  seines  Lebens  körperlich  wie  geistlich  gebrechlich  gewesen 
zu  sein. 

Er  starb  am  15.  April  1804  3). 


1)  1.  c.  p.  16. 

2)  So  Geiger,  Tb.  Huber,  p.  122.    Tb.  Haber  selbst  gibt  1798  an. 

3)  Das  Intelligenzblatt  der  allgem.  Literatarseitung  widmete  ihm  in  Nr.  72 
folgenden  Nachruf:   „Am  15.  April  verstarb  in  Leipzig  der  durch  seine  Über- 


736  H.  Heisa 

n.  nnber  als  Übersetzer  nnd  Kritiker. 

Es  soll  hier  nicht  die  Rede  sein  von  allen  Übersetzungen^  Einleitungen 
und  Essays,  die  Michael  Huber  während  seines  langen,  arbeitsreichen 
Lebens  verfertigt  hat.  Ich  will  nur  bei  dem  Wichtigsten  verweilen,  bei  dem, 
was  er  für  Winckelmanns  Verbreitung  in  Frankreich  getan  hat  und  bei  sdnem 
Choix  de  po^ies  allemandes.  Daneben  wäre  natürlich  an  erster  Stelle  auch 
seines  Wirkens  für  Oessner  zu  gedenken,  wenn  wir  wüssten,  wieviel  von 
seinen  Übertragungen  aus  Gressner  ihm  selbst,  wieviel  seinen  Freunden  und 
Beratern  zuzuschreiben  ist.  Das  Verdienst  um  die  frühesten  gehört  wohl 
ganz  Turgot  Und  um  die  Durchsicht  und  Verbesserung  der  spateren  huibea 
sich  ausser  Turgot  noch  Toussaint,  Watelet  und  Diderot  bemüht,  denen 
Oessner  mindestens  ebensoviel  Dank  schuldet  als  Huber  ^). 

Hubers  erster  selbständiger  Versuch  scheint  die  Übersetzung  von 
Winckelmanns  Sendschreiben  an  den  Grafen  Brühl'),  den  Sohn 
des  sächsischen  Ministers,  gewesen  zu  sein,  die  er  1764,  zwei  Jahre  nach 
dem  Druck  des  Originals  veröffentlichte'). 

Winckelmanns  Name  war  damals  in  Frankreich  nicht  mehr  unbekannt 
Er  besass  Leser  und  Bewunderer,  die  sich  lebhaft  für  alle   seine   Arbeiten 


Setzungen  ans  dem  Dentsohen  n.  a.  Schriften  bekannte  Michael  Haber«  Lektor 
der  französischen  Sprache  und  Mitglied  der  Deutschen  Gesellschaft  daaelbBt, 
im  75.  Lebensjahre.**  Huber  hatte  aber  schon  das  76.  vollendet.  —  Früher  hatten 
einmal  die  Annalen  der  Baierischen  Litteratur  vom  Jahr  1781  (II.  Band,  Nürn- 
berg 1782,  p.  151)  seine  Arbeiten  aufgezählt  und  diese  Notiz  pathetisch  ge- 
schlossen :  „Wahrlich  ein  Mann,  der  dir  Ehre  macht,  liebes  Vaterland«  und  da 
hattest  keinen  Platz  für  ihn!«* 

1)  Über  Toussaint  nnd  Watelets  Anteil  cfr.  Hottinger  1.  c.  p.  1&8  nnd 
SUpfle  I,  p.  192.  —  Ober  Diderots  Mitarbeit  an  den  Idyllen  unterrichtet  ein 
interessanter  Brief  Meisters  an  Gessner:  „C'est  lui  qui  nonsealement  a  encoong^ 
M.  Huber  k  les  traduire,  mais  qui  a  encore  beauconp  contribnö  au  mörite  de 
ses  tradnotions.  Quand  M.  Hnber  venait  lui  montrer  ce  qn'il  avait  lait,  il  Ini 
disait  souvent:  Mon  ami,  le  poöte  n'a  point  dit  comme  9a.  Et  le  traducteor 
regardant  son  original,  ötait  tont  ötonnö  de  ce  qne  Diderot  devinait  mieuz  votn 
gönie  qne  lni-m6me  n'entendait  sa  langue.**  Zit.  bei  Hottinger  p.256fL;  cfr.  aneh 
ebenda  p.  162. 

2)  Johann  Winckelmanns  Sendschreiben  von  den  Hcrkulanisohen  EntdeckongeD. 
An  den  Hocbgebohmen  Herrn,  Herrn  Heinrich  Keichsgrafen  von  Brühl... ete. 
DreBden  1762,  veriegts  George  Conrad  Walther,  kgl.  Hofbncbhändler.  4*. 

3)  Lettre  de  M.  l'Abbö  Winekelmann,  antiqnaire  de  saSaintetö,  &  MonBieiir 
le  comte  de  Brühl,  chambellan  du  Bol  de  Pologne,  ^lectenr  de  Saxe,  aar  les 
döcouvertes  d'Hercnlanum.  Traduit  de  Fallemand.  A  Dresde  et  se  trouve  i 
Paris  chez  N.  M.  Tilliard,  quai  des  Augostins  k  S.  Benott  MDCCLXIV.  4*. 


Michael  Huber  (1727—1804)  737 

interessierten,  Wille,  Amaud,  Barthä^my,  Mariette^  den  Orafen  Caylus. 
Schon  im  Januar  1756  hatte  das  Journal  ^tranger  aus  der  Feder  Wächtlers^) 
einen  Auszug  aus  den  Gedanken  über  die  Nachahmung  der  griechischen 
Werke  in  der  Malerei  und.  Bildhauerkunst  (1755)  gebracht,  ebenso  in  den 
folgenden  Jahren  teilweise  von  Mariette  oder  von  Arnaud  selbst,  Auszüge 
und  Kritiken  der  Description  des  pierres  gravis  du  cabinet  de  feu  Mr.  le 
baron  de  Stosch  und  der  kleineren  Aufsatze  wie  von  der  Orazie  in  den 
Werken  der  Kunst,  die  der  Bibliothek  der  schönen  Wissenschaften  und  der 
freien  Künste  entnommen  waren'). 

Die  Übertragung  des  Sendschreibens  veranlasste  der  Oraf  Caylus 
persönlich.  Er  erwartete  wie  alle  Welt  in  Frankreich  gespannt  Nachricht 
von  den  Herkulanischen  Ausgrabungen  —  um  so  gespannter,  als  der  Nea- 
peler Hof  seine  Schätze  mit  ängstlicher  Eifersucht  vor  fremden  Grelehrten 
hütete  und  ihre  Überwachung  und  wissenschaftliche  Ausbeutung  unzuläng- 
lich gebildeten  Männern  anvertraute.  Winckelmanns  Aufsatz  bot  die  erste 
ernsthafte  kritische  Beschreibung  wenigstens  der  merkwürdigsten  Ergebnisse 
der  Ausgrabungen.  Zweimal,  1758  und  1762,  hatte  Winckelmann  in 
Neapel  geweilt,  war  nach  seinem  eigenen  Ausdruck  herumgegangen  „wie  ein 
schleichender  Dieb^  ^),  hatte  manches  erspäht  und  erschaut  und  schilderte 
nun  den  Neugierigen  seine  Beobachtungen,  die  er  mit  spöttischen,  sehr  derben 
Ausfällen  auf  die  Leiter  der  Ausgrabungen  und  des  Museums  würzte. 

Der  Graf  Caylus,  dem  diese  Ausfälle  aus  dem  Herzen  geschrieben 
waren,  liess  sich  ein  Exemplar  kommen  und  übergab  es  Huber  zum  Über- 
setzen. Huber  machte  sich  an  die  Arbeit,  aber  anscheinend  mit  wenig  Glück. 
Mariette,  der  berühmte  Kunstgelehrte  und  Kupferätzer  ^)  musste  helfen, 
wie  es  in  seinem  Ab4c6dario  erzahlt  ist:  „II  [d.  h.  der  Graf  Caylus]  le  remit 
eutre  les  mains  d'un  interpr^te  qui  peu  vers^  dans  notre  langue  et  encore 
moins   dans  celle  de  Tart,  fit  une   traduction   barbare   et   presque  inintelli- 


1)  Nicht  von  Christ.  L.  Hagedom,  wie  Gärtner,  Das  Journal  ötranger  etc. 
Heidelb.  Diss.  p.  74  meint.  Cfr.  Huber  in  seiner  Vie  de  Winckelmann,  Histoire 
de  Tart  de  Tantiquit^  Bd.  I,  p.  LIV  und  den  Brief  Winckelmanns  vom  25.  Juli 
1755  in  Joh.  Winokelmanns  sämtliche  Werke.  Einzige  vollst.  Ausgabe  etc.  von 
J.  Eiselein.    Donaueschingen  1825^29.  12  Bde.  Bd.  X,  p.  120. 

2)  Cfr.  die  Liste  bei  Gärtner  p.  74 f.  Cfr.  femer,  auch  zu  dem  folgenden 
Sfipfle  II,  1.  Abt.  p.  28—30  und  Rössel  p.  76f.,  die  beide  Winckelmann  in  Frank- 
reich nur  ganz  flüchtig  streifen. 

3)  Brief  vom  Hai  1758.  Bei  Eiselein  Bd.  X,  p.  267. 

4)  Pierre  Jean  Mariette  (1694—1776)  Besitzer  einer  berühmten  Kupferstich- 
sammlnng,  einer  der  grössten  Kenner  und  Sammler.  Er  war  in  Holland,  Deutsch- 
land und  Italien  gereist  und  konnte  etwas  deutsch.  An  ihn  wandte  sich  auch 
der  Schweizer  Fnessli,  als  er  sein  Kttnstlerlexikon  ins  französische  übertragen 
wollte.    Cfr.  Journal  de  Wille  Bd.  I,  p.  398. 

BoBUUüieht  Fonehmigen  ZXV.  47 


738  H.  Hei88 

gible  .  .  .  il  fallait  entrer  en  explications  avec  le  mauvaia  traducteur,  je  lui 
fis  mes  objections,  je  me  fis  rendre  le  moins  mal  que  je  pus,  le  vrai  sens 
de  Tauteiir  et  toujours  ä  tÄtons,  toujours  avec  r^pugnance,  sans  rien  changer 
au  fond  des  choses  et  cherehant  le  style,  je  suis  parvenu  ä  oonduire  Tou- 
vrage,  encore  fort  6loign6  de  sa  perfection  au  point  qu'il  pouvait  ä  toute 
rigueur  soutenir  rimpression^).«  Dass  dieser  anonyme  traducteur  barbare, 
von  dem  Mariette  so  verärgert  und  verächtlich  spricht^  Huber  ist,  wissen 
wir  durch  ihn  selbst,  aus  seiner  Biographie  Winckelmanns,  wo  er  von  dein 
Sendschreiben  sagt^):  „feu  Mr.  le  comte  de  Caylus  me  proposa  d'en  faire 
une  traduction  fran9aise.  Ayant  accept^  sa  proposition,  je  me  mis  ä  Tou- 
vrage  et  au  bout  de  15  jours  la  lettre  fut  en  6tat  d'^tre  imprim^.  Elle 
6tait  sur  le  point  de  paraitre  par  les  soins  de  Mr.  Mariette  qui  s'^tait 
charg6  de  Pimpression,  lorsque  Winckelmann  ^ivit  ä  un  de  ses  amis,  Mr. 
Wille  et  le  conjura  par  tout  ce  qu'il  y  a  de  plus  sacr6,  d'empdcher  la  publi- 
cation  de  sa  lettre  ^).^  Das  klingt  etwas  anders  und  klingt  wahrscheinlicher, 
wenn  man  bedenkt^  dass  Huber  1764  gemeinsam  mit  seinen  Freunden  schon 
Gessners  Der  Tod  Abels  und  die  Idyllen  übersetzt  hatte,  dass  in  demselben 
Jahr  noch  der  Premier  navigateur  erschien  und  kaum  zwei  Jahre  danach 
der  Choix  de  po^sies  allemandes.  Die  Schwierigkeiten,  mit  denen  Mariette 
genau  so  zu  kämpfen  hatte  wie  Huber^  lagen  an  dem  archäologischen  Stoff, 
für  den  es  noch  keine  ausgebildete  technische  Sprache  gab.  Beklagte  sich 
doch  Winckelmann  selbst  am  Schluss  seines  Sendschreibens^),  dass  es  ihm 
an  vielen  „Kunst-  und  Handwerks  Wörtern^  gefehlt  habe. 

Beinahe  20  Jahre  später  kehrte  Huber  zu  Winckelmann  zurück^  dies- 
mal um  Winckelmanns  Lebenswerk,  die  Geschichte  der  Kunst  des 
Altertums  nicht  bloss  zu  übertragen,  sondern  auch  auszubauen  und  za 
vollenden.  Man  kennt  die  Geschichte  dieses  Werkes,  das  Winckelmann 
wie  kein  anderes  Kummer  und  Mühen  gekostet  hat  und  das  doch  ein  Torso 
geblieben  ist,  grossartig  in  der  Idee  und  in  der  Anlage,  aber  in  den  Einzel- 
heiten schon  verbesserungsbedürftig,  als  die  erste  Ausgabe   gedruckt   wurde. 

In  den  fünfziger  Jahren  hatte  Winckelmann    den  Plan    gefasst,    seine 


1)  Aböc^dario  de  P.  J.  Mariette  et  au t res  notes  inödites  de  cet  amateor 
sur  les  arts  et  Icb  artistes.  Ouvrage  publiö  d'aprös  les  mss.  autographes  etc. 
p.  Ph.  de  Chenneviöres  et  A.  de  Montaiglon.  Paris  1851—1860.  6  Bde.  Bd.  I, 
p.  343. 

2)  HiBtoire  de  l'art  etc.  Bd.  I,  p.  LXXXVII. 

8)  Winckelmaon  wollte  VerbesBernngen  und  Zusätze  und  zugleich  die  Über- 
setzung des  zweiten,  an  Heinrich  FuesBli  gerichteten  SendschreibenB  von  deo 
neuesten  Herkulanischen  Entdeckungeu  (1764)  geben.  Cfr.  Brief  an  Wille  von 
10.  Okt.  1764  bei  Eiselein  Bd.  XI,  p.  102  f. 

4)  p.  95. 


Michael  Huber  (1727-1804)  739 

Forschungen  in  ein  grosses  Buch  zusammenzupressen,  alles  zu  sagen,  was 
er  von  der  Antike  wusste  und  was  er  an  ihr  liebte.  Es  sollte  weit  mehr 
werden,  als  eine  blosse  Historie  der  Kunst  —  der  Versuch  eines  Lehr- 
gebäudes, in  dem  er  das  „Wesen  der  Kunst''  überhaupt,  „den  Ursprung,  das 
Wachstum,  die  Veränderung  und  den  Fall  derselben  nebst  dem  verschie- 
denen Stile  der  Völker,  Zeiten  und  Künstler*'^)  lehren  wollte.  1756  schrieb 
er  den  ersten  Entwurf  nieder,  1761  konnte  er  das  Manuskript  abschliessen. 
Neben  der  Arbeit  ging  die  Suche  nach  einem  Verleger  her:  Verhandlungen 
mit  Wille,  der  sich  erbot,  das  Werk  in  Paris  unterzubringen^  mit  Gessner 
und  dessen  Kompagnon  Kaspar  Fuessli,  die  es  gerne  in  Zürich  gedruckt 
hatten  und  Verdriesslichkeiten  über  Verdriesslichkeiten  mit  seinem  Dresdener 
Verlier  Walther,  an  den  ihn  ein  Vertrag  und  die  Bücksicht  auf  den  kur- 
fürstlichen Hof  banden.  Dazu  kam  der  Wunsch  nach  einer  würdigen  Aus- 
stattung, die  Herstellung  der  Kupfer  und  schliesslich  die  Besorgnis  um  die 
Kriegsnöte  in  Sachsen,  die  noch  im  letzten  Augenblick  die  Drucklegung  zu 
gefährden  drohten').  Als  das  Werk  endlich  1764  in  einem  starken  Quart- 
band erschienen  war^),  bereitete  Winckelmann  sofort  eine  erweiterte  und 
verbesserte  Neuausgabe  vor  und  gab  vorläufig  die  Anmerkungen  über  die 
Geschichte  der  Kunst  (1767)  heraus.  Aber  während  er  das  Material 
anhäufte,  ereilte  ihn  mitten  in  der  Arbeit  1768  in  Triest  der  tragische 
Tod  durch  Mörderhand. 

Inzwischen  war  1766  ohne  sein  Vorwissen  eine  französische  Über- 
setzung veröffentlicht  worden  von    Sellius^)  und  Robinet   in    Paris   und 

1)  Vorrede  zur  Dresdner  Aasgabe  p.  IX  f. 

2)  Cfr.  die  Korrespondenz  W.'s  aus  jenen  Jahren,  in  der  diese  Kämpfe 
nachhallen,  bei  Eiselein  Bd.  X  und  XI  und  die  Darstellnng  bei  Karl  Justi, 
Winckelmann,  sein  Leben,  seine  Werke  und  seine  Zeitgenossen.  Bd.  II:  W.  in 
Italien  1872.  2.  Abt.  p.  97  ff. 

8)  Johann  Winckelmanns,  Präsidentcns  der  Altertbümer  zu  Rom  und  Scrittore 
der  Vatikaniachen  Bibliothek,  Mitglied  der  königl.  englischen  Societät  der  Alter- 
thttmer  zu  London,  der  Maleracademie  von  St  Luca  zu  Rom  und  der  Hetrurischen 
zu  Cortona,  Geschichte  der  Kunst  des  Alter tbums.  Mit  königl.  Pohlnisch-  und 
churfttrstl.  Sachs,  allergnädigsten  Privilegio.  Dresden  1764.  In  der  Waltherischen 
Hofbacbhandlnng.  2  Teile.  4^ 

4)  Derselbe  Sellins,  der  1750  den  dictionnaire  des  monogrammes,  chiffres, 
lettres  initiales,  logogryphes,  röbnsetc,  sous  lesquels  Ics  plus  cölöbres  peintres, 
graveurs  et  dessinateurs  ont  dessinö  leurs  noms  aus  dem  deutschen  des  Leipziger 
Professors  Christ,  der  so  mächtigen  Einfluss  auf  die  Altertumsforschung  des 
XVm.  Jahrh.  ausübte,  übertragen  hatte  (Paris  bei  S.  Jorry.  1  Bd.  S^),  Cfr.  Huber 
und  Rost,  Handbuch  für  Kunstliebhaber  etc.  Bd.  I,  p.  XVII  f.  Auch  an  der 
freien  Obersetznng  von  Rabeners  Satiren  durch  Boispröaux  (Paris  1754)  hatte 
Sellios  mitgearbeitet  S.  war  früher  ao.  Professor  der  Rechte  in  Göttingen, 
dann  o.  Professor  in  Halle  gewesen,  hatte  seine  Stellung  aufgegeben  und  war 

47* 


740  H.  Hei88 

Amsterdam  (in  2  Bänden  in  8*).  Sie  war  aber  so  schlecht,  so  voll  von  Irr- 
tümern und  Widersinnigkeiten,  dass  Winckelmann  in  einem  Brief  an  die 
Gazette  litt^raire  de  TEurope  entrüsteten  Einsprach  erhob,  sobald  er  sie  ge- 
lesen hatte.  Ihn  selbst  hatte  der  Gedanke  an  eine  französische  Übertragung 
sehr  früh  und  immer  wieder  beschäftigt.  Es  lag  ihm  daran,  die  Geschichte 
der  Kunst  über  Deutschland  hinaus  wirken  zu  sehen.  Schon  1763  wollte 
er  mit  Walther  während  des  Druckes  Bogen  um  Bogen  übersetzen  lassen^). 
1764  erfreute  ihn  Wille  mit  der  Nachricht,  sie  planten  in  Paris  eine  Über- 
setzung^). 1767,  als  er  nach  Berlin  zu  reisen  hofite,  wandte  er  sich  an 
Muzel-Stosch  mit  der  Bitte,  ihm  dort  einen  fähigen  Mann  „utriusque  linguae 
doctum"  ausfindig  zu  machen,  dessen  Arbeit  er  an  Ort  und  Stelle  überwachen 
könnte.  Der  Freund  empfahl  Toussaint»  der  damals  Lehrer  an  der  Kri^tr 
schule  war.  Winckelmann  trat  mit  ihm  in  briefliche  Unterhandlungen,  als 
sein  Tod  allen  diesen  Plänen  ein  Ende  machte'). 

Als  Huber  an  seine  Übertragung  ging,  hatte  er  die  Wahl,  ob  er  die 
Dresdner  bei  Lebzeiten  Winckelmanns  erschienene  Ausgabe  benutzen  wollte 
oder  die  Wiener*),  die  nach  Winckelmanns  Tod  von  Justus  Riedel  mit  mehr 
gutem  Willen  als  Pietät  und  Verständnis  veranstaltet  worden  war.  Mit 
jener  war  Winckelmann  selbst  unzufrieden  gewesen,  in  dieser  waren  zwar 
seine  Anmerkungen  und  die  Notizen  seines  Nachlasses  verwertet,  sie  be- 
deutete aber  trotzdem  nach  dem  Urteil  aller  Sachverständigen  nur  eine  Ver- 
schlechterung. 

Huber  schlug  den  dritten^  den  schwierigsten  Weg  ein.  Er  entschloss 
sich,  auf  Grund  einer  Vergleichung  der  beiden  Ausgaben,  unter  Berück- 
sichtigung der  Nachträge  und  der  Kritik  Heynes  einen  umgearbeiteten  Text 
herzustellen,  wie  er  Winckelmanns  Absichten  entsprechen  würde.  So  entstand 
seine  Histoire  de  Tart  de  l'antiquit6*),  die  er  1781  herausgab.  Aus 
dem  einen  Band  der  Dresdner,  aus  den  zwei  Bänden   der  Wiener    Ausgabe 


nach  manchen  Wanderungen  gegen  1760  nach  Paris  verschlagen  worden.  Cfr. 
Nicolais  Briefe  über  den  jetzigen  Zustand  der  schönen  WisBenschaften  in  Deutsch- 
land.  Hgg.  V.  G.  Ellinger.   Beriin  1894,  p.  XVIIl. 

1)  Brief  an  Usteri  vom  22.  Mai  1768.    Bei  Eiselein  Bd.  X,  p.  638. 

2)  Brief  an  Walther  vom  22.  Dez.  1764.    Bei  Eiselein  Bd.  XI,  p.  117 f. 

3)  Briefe  an  Musel-Stosch  bei  Eiselein  Bd.  XI,  p.  444 f.,  473  f.  und  479. 
Cfr.  auch  Hnber  in  der  Bist,  de  Part  p.  XVIff. 

4)  Johann  Winkelmanns  Geschichte  der  Kunst  des  Alterthnma.  Nach  dem 
Tode  des  Verfassers  hgg.  und  dem  Fürsten  W.  zu  Kaanitz-Rietberg  gewidmet 
von  der  k.  k.  Akademie  der  Wissenschaften.  Wien,  im  akad.  Verlag  1776. 
2  Bde.  4«. 

5)  Histoire  de  Tart  de  Tantiquitd  par  M.  Winkelmann,  tradoite  de  Tallemand 
par  M.  Hnber.  A  Leipzig,  chez  l'auteur  et  chez  Jean  Gottl.  Imman.  Breitkopf. 
MDCCLXXXI.  3  Bde.  4«. 


Michael  Haber  (1727—1804)  741 

sind  bei  Huber  drei  prachtige  Quartbände  geworden,  mit  vielen  Kupfern  ge- 
schmückt» gedruckt  mit  grossen  schönen  Lettern  auf  gutes  Papier  mit  breitem 
Rand,  ganz  nach  dem  Herzen  Winckelmanns,  der  auf  das  typographische 
Grewand  seiner  Werke  so  hohen  Wert  legte.  Gewidmet  ist  die  Übersetzung 
dem  Fürsten  Leopold  Friedrich  Franz  von  Anhalt-Dessau,  demselben,  der 
1765  und  1766  Winckelmann  in  Rom  besuchte  und  sein  vertrauter  Freund 
geworden  war^). 

Der  I.  Band  wird  eingeleitet  durch  eine  pr^face  du  traducteur  und 
durch  die  m^moires  pour  servir  ä  Thistoire  de  la  vie  et  des  ouvrages  de 
Winckelmann  (p.  XXXVII — CL),  in  denen  Huber  der  biographischen  Vor- 
rede der  Wiener  Ausgabe  folgt.  £r  übersetzt  sie  an  manchen  Stellen  sogar 
wortwörtlich,  aber  in  ihren  wichtigsten  Teilen  erweitert  und  vertieft  er  sie, 
80  dass  seme  Arbeit  ein  selbständiger  Versuch  geworden  ist,  einer  der  ersten, 
die  sich  erschöpfend  mit  Winckelmanns  Leben  und  Wirken  beschäftigen. 
Huber  analysiert  nicht  bloss  eingehend  seine  Schriften  und  rechnet  mit  seinen 
Kritikern  ab,  er  zeichnet  auch  den  Menschen  Winckelmann,  sein  Portrait 
und  seinen  Charakter,  seine  Konversion,  seine  Reisen,  das  Milieu  in  Rom 
und  seinen  Einfluss.  Die  reichen  Zitate  aus  Briefen,  die  er  einstreut,  be- 
leben die  Darstellimg,  machen  sie  anschaulicher  und  unmittelbarer.  Und 
überall  fühlt  man  die  bewundernde  Liebe  durch,  mit  der  er  an  Winckelmann 
hängt  Ihr  warmer  und  doch  schlichter  Ton  sticht  sympathisch  ab  von  dem 
trockenen  oder  weinerlich  pathetischen  des  Wiener  Biographen. 

Die  Veränderungen,  die  Huber  mit  der  Geschichte  der  Kunst  selbst 
vorgenommen  hat,  bestehen  besonders  in  einer  übersichtlicheren  Einteilung 
und  in  der  Ergänzung  von  Lücken  der  Wiener  Ausgabe.  Die  Stiche  sind 
vermehrt  und  passender  eingeordnet.  Die  groben  Ausfälle  auf  Watelet  sind 
natürlich  zu  einem  leisen  Tadel  gemildert.  An  die  table  de  mati^res  hat 
Huber  noch  ein  neues  Register  angefügt,  das  die  von  Winckelmann  er- 
wähnten antiken  Kunstwerke  nach  ihrem  Aufbewahrungsort,  nach  Städten, 
Palästen,  Kirchen,  Museen  anführt  —  einen  Wegweiser  für  Reisende^  der 
die  Benützung  der  Geschichte  der  Kunst  auch  zu  praktischen  Zwecken  em- 
pfehlen sollte.  Aus  der  gleichen  Rücksicht  sind  auch  die  griechischen 
Lettern  in  lateinische  transkribiert,  die  lateinischen  Zitate  ins  französische 
übersetzt  worden.  Das  Buch  sollte  handlicher  werden,  geniessbar  und  un- 
entbehrlich auch  für  das  grosse  gebildete  Publikum. 

Leider  ist  dieser  Restaurierungsversuch  missglückt^  genau  so  wie  die 
anderen,  von  Riedel  angefangen  über  Amoretti  und  Fea  bis  hinauf  zu 
Eiselein.  Wo  die  Gelehrten  versagten,  musste  der  Laie  scheitern.  Gerade 
das,  was  einer   Korrektur   bedurft    hätte,   die   Begründung  der  Einzelheiten, 

1)  Cfr.  Juflti,  1.  c.  p.  320  flf. 


742  H.  HeiBs 

der  wissenschaftliche  Apparat»  alles,  was  Winckelmann  nach  Lessings  Wort 
„mit  der  edeln  Zuversicht  der  alten  Artisten'*,  „die  allen  ihren  Fleiss  auf 
die  Hauptsache  verwandten'*,  ^)  vernachlässigt  hatte  —  das  konnte  Haber 
nicht  verbessern.  Er  hat  im  Oegenteil  zu  den  alten  Irrtümern  noch  eigene 
Schnitzer  gefügt.  Aber  es  bleibt  —  und  es  ist  kein  geringes  Verdienst  — , 
dass  Winckelmanns  Ideen  diuch  Huber  nach  Frankreich  getragen  worden 
sind,  dass  seine  Übersetzimg  später  1789  neu  aufgelegt  worden  ist^),  dass 
Jansen  sie  als  Orundlage  seiner  grossen  Ausgabe  benutzt  hat').  Und  es 
bleibt  vor  allem  auch  der  gute  Wille,  die  selbstlose  Liebe  zu  Winckelmann, 
die  kein  Opfer  an  Zeit  und  Geld  scheute.  Da  kein  Buchhändler  das  Risiko 
übernehmen  wollte,  gab  Huber  die  Histoire  de  l'art  im  eigenen  Veriag 
heraus.  Er  warb  Subskribenten,  seine  Freunde  halfen  ihm,  es  fanden  sidi 
auch  glücklich  200,  aber  unter  diesen  200  kaum  50,  die  den  Preis  voraus- 
bezahlten. Nicht  ohne  Rührung  liest  man  die  stolz-bescheidenen  Worte,  mit 
denen  er  seine  pr6face  du  traducteur  schliesst:  C'est  avec  ces  faibles  seooors 
que  je  me  suis  charg6  des  frais  de  l'impression.  Les  personnes  qui  sont 
au  fait  de  ces  sortes  d'entreprises,  savent  oombien  elles  sont  dispen^euses, 
et  Celles  qui  connaissent  ma  position,  peuvent  se  faire  une  id^  de  la  charge 
que  je  me  suis  impos6e.  J'ai  entrepris  ce  travail  par  un  goüt  particulier 
pour  ce  genre  d'6tude  et  par  un  d^sir  ardent  de  faire  connidtre  aux  6trangeis 
un  ouvrage  qui  fait  honneiu'  ä  ma  nation.  J'ai  consacr^  a  la  memoire  de 
Winkelmann  mon  temps  et  ma  fortune.  C'est  au  public  ä  prononcer  si 
j'ai  bien  ou  mal  employ6  Tun  et  Tautre*)". 

Winckelmann  hat  Huber  nicht  gekannt,  nicht  einmal  seinen  Nanien 
gewusst.  Aber  er  hat  ihn  einmal  in  seiner  Korrespondenz  erwähnt,  in  einem 
Brief  an  Muzel-Stosch  wo  er  unwillig  schreibt:  „Alleswird  französisch. 
Der  Hof  zu  Dresden  hat  für  die  Universität  I^ipzig  einen  Sprach- 
meister  aus  Paris  mit  einer  sehr  ansehnlichen  Pension  kommen  lassen')". 
Liegt  nicht  eine  leise  Ironie  darin,  dass  dieser  Sprachmeister,  dem  Winckel- 
mann in  seiner  Abneigung  gegen  alles  Welsche  die  „sehr  ansehnUche*' 
Pension    missgönnt,    dass    gerade  Huber  Zeit,    Arbeitskraft    und  Yermögeo 


1)  Laokoon,  XXIX.  Kapitel. 

2)  Von  Ki-uthoffer  und  Leblond  besorgt  bei  Barois  in  Paris  in  drei  8*-BdeB. 

3)  (Euvres  complötes  de  Winkelmann.  Paris  chez  H.  J.  Jansen  et  de. 
An  II«  de  la  röpnblique  etc.  Bd.  I  und  II  enthalten  die  Geschichte  der  Kmist 
des  Altertums.  Jansen  druckt  zwar  das  unfreundliche  Urteil  ab,  daa  Carlo  Fei 
in  seiner  italienischen  Übersetzung  (Rom  1783)  über  Huber  gefällt  hat,  aber  er 
gesteht,  dass  er  trotzdem  Huber  gefolgt  ist.  Avertissement  Bd.  I,  p.  VII  AT.  ond 
XXVII  ff.  Er  hat  auch  gekürzt  seine  mömoires  sur  la  vie  etc.  anfgenommeo. 

4)  p.  XXXV  f. 

5)  Bei  Eiselein  Bd.  XI,  p.  180. 


Michael  Haber  (1727-1804)  743 

darauf  verwandt  hat,  Winckelnianns  teuerstes  Werk  zu  vollenden  und  sßu 
verbreiten  ? 

Weitaus  die  wichtigste  von  Hubers  Arbeiten  ist  sein  Choix  de  po^sies 
alle  man  des,  der  um  die  Mitte  der  GOer  Jahre,  gerade  als  die  deutsche 
Mode  von  Erfolg  zu  Erfolg  ihre  grösste  Ausdehnung  erreichte,  den  franzö- 
sischen Lesern  eine  geschickt  zusammengestellte  Übersicht  über  Umfang 
und  Eigenschaften  der  deutschen  Poesie  bot.  Der  Choix  bedeutete  als 
Buch  und  in  engeren  Grenzen  dasselbe,  was  das  Journal  6tranger  als  Zeit- 
schrift bedeutete:  einen  Versuch,  das  erwachte  Interesse  für  auslandische, 
hier  speziell  deutsche  Literatur  zu  konzentrieren  und  so  bequemer  zu  be- 
friedigen. Was  bisher  aus  dem  Deutschen  übertragen  worden  war,  stand 
verstreut  in  einer  Menge  von  Büchern  und  Büchelchen  oder  in  2^itschriften, 
zwischen  allerhand  Artikeln  verloren.  Der  Choix  littßraire  von  1755,  der 
Huber  angeregt  haben  mag,  brachte  nur  Stücke  von  Haller,  Cramer,  Rabencr 
und  Wieland  und  hatte  zudem  den  Fehler,  dass  er  ausserhalb  Frankreichs, 
in  Genf  und  in  Kopenhagen,  erschien^).  Huber  begriff,  dass  es  an  der 
Zeit  war,  diese  Proben  zu  sammeln  und  durch  ein  gedrängtes  Bild  der  ganzen 
deutschen  Dichtkunst  die  Bodmer  entlehnten  Worte  zu  rechtfertigen,  die  er 
als  Leitspruch  über  sein  Werk  setzte:  „Auch  Deutsche  können  sich  auf  den 
Parnassus  schwingen !'' 

Der  Choix  kam  zu  Beginn  des  Jahres  176G  heraus^).  Er  ist  dem 
Kurfürsten  von  Bayern  gewidmet  und  besteht  aus  4  schön  gedruckten 
Bänden,  deren  ersten  ein  hübsches  Kupfer  nach  Charles  Eisen  schmückt: 
Apollo,  hinter  dem  sich  das  Flügelross  aufschwingt,  krönt  auf  dem  Parnass 
die  deutsche  Muse,  die  den  Lorbeerkranz  aus  seiner  Hand  entgegennimmt, 
während  ihre  Gefährtin  auf  ein  aufgeschlagenes  Buch  zeigt,  in  dem  die 
Namen  deutscher  Dichter  von  Opitz  bis  Schlegel  verzeichnet  sind. 

Huber  hat  den  Stoff  nach  Gattungen  geschieden.  Der  I.  Band  bringt 
die  Pastoraldichtung,  religiöse  und  profane  Idyllen,  Fabeln  und  Cbntes  po6- 
tiques.  Die  Lyrik  ist  im  II.  Band  vertreten  durch  geistliche  und  heroische 
Oden,  Hymnen,  Dithyramben,  anakreontische  und  patriotische  Gedichte, 
Lieder  und  Elegien.  Den  III.  und  den  letzten  Band  füllen  Epik  und 
Didaktik,  erzählende  und  beschreibende  Gedichte,  moralische  Episteln  und 
Satiren.  Der  Nachteil  dieser  Disposition  liegt  auf  der  Hand:  sie  mag  viel- 
leicht den  Reichtum  innerhalb  der  einzelnen  Gattungen  aufzeigen,  kann  aber 

1)  Cfr.  Süpfle,  Bd.  I,  p.  325. 

2)  Choix  de  poösies  allemandes.  Par  M.  Huber.  A  Paris,  chez  Humblot. 
Libraire,  rue  Saint- Jacques,  prös  Saint-Ives.  HDGCLXVI.  Avec  Approbation  et 
Privilöge  du  Roi.  4  Bde.  in  8^  In  der  Besprechung  des  Choix  im  Mercure  de 
France  (2.  Okt.  Heft  1766)  wird  auch  einer  gleichzeitig  erschienenen  Ausgabe 
in  12«  gedacht 


744  H.  Heisa 

kein  abgerundetes,  geschlossenes  Bild  der  dichterischen  Persönlichkeiten  geben. 
Ihre  Proben  sind  zu  sehr  auseinander  gerissen.  Wieland  z.  B.  b^egnet 
an  5,  Kleist  gar  an  7  Stellen.  Ausserdem  steht  die  strenge  Scheidung 
der  Gattungen  häufig  nur  auf  dem  Papier.  Huber  scheidet  oder  legt  zu- 
sammen mit  ziemlicher  Willkür.  Er  hält  sich  durchaus  nicht  immer  an  die 
Bezeichnung,  die  der  deutsche  Dichter  gewählt  hat.  So  vereinigt  er  z.  B. 
unter  den  Elegien  alles,  was  ihm  durch  elegisch-melancholischen  Grundton 
zu  einander  zu  passen  scheint.  Gar  nicht  berücksichtigt  ist  die  dramatische 
Dichtung.  Das  war  gewiss  ein  geschickter  Zug.  Denn  was  Deutschland 
darin  zu  bieten  hatte,  war  zu  wenig.  Die  Tragödien  derer  um  Grottsched  hatten 
die  Franzosen  besser  im  eigenen  Haus  und  die  Versuche  der  Modernen, 
Cronegks,  Schlegels,  Weissens,  selbst  Lessings  waren  im  besten  Fall  Hoffnungen, 
Versprechungen,  die  erst  eingelöst  werden  mussten. 

Übertragen  sind  —  abgesehen  von  zwei  älteren,  Opitz  mit  dem  Vesuvius, 
dem  Freiherrn  von  Canitz  mit  etlichen  Satiren  und  einigen  anonymen 
Stücken  —  fast  alle  bekannten  Schriftsteller  des  damaligen  Deutschland, 
vor  allem  die  Hallenser  und  Berliner^  der  Züricher  Kreis  und  der  Leipziger 
Kreis  imi  Geliert»  die  Mitarbeiter  am  Nordischen  Aufseher,  an  der  Bibliothek 
der  schönen  Wissenschaften  und  der  freien  Künste,  an  der  moralischen 
Wochenschrift  der  Jüngling. 

Geliert  selbst  erscheint  mit  genug  Proben  seiner  philiströs-lehrhaften 
Art.  Er  war  wie  die  meisten  im  Choiz  vertretenen  Deutschen  den  Franzosen 
schon  lange  vorgestellt.  1754  hatte  Boullenger  de  Riv6ry  die  Fahles  et 
Contes  in  freier  Versübertragung  gegeben  ^)  und  von  da  ab  brachte  WächÜer 
im  Joiu'nal  ^tranger,  das  Geliert  zu  seinen  Korrespondenten  zählte,  Fabeln, 
Erzählungen,  ja  sogar  Lustspiele  und  einen  gedrängten  Auszug  aus  dem 
Leben  der  schwedischen  Gräfin.  Bei  Huber  wird  man  vielleicht  geistliche 
Lieder  vermissen,  ebenso  unter  den  Fabeln  zwei  seiner  prägnantesten,  das 
Land  der  Hinkenden  und  die  vom  Blinden  und  dem  Lahmen.  Dafür  findet 
mau  die  wässerigen  Moralpredigten  von  Menschenfreund  und  von  Reichtum  und 
Ehre  und  unter  den  Contes  po^tiques  selbstverständlich  Inkle  und  Yarriko,  diese 
rührselige  Geschichte  von  der  Verworfenheit  der  Zivilisierten  und  der 
Unschuld  der  Wilden  —  ,,o  Inkle,  du  Barbar!"  —  die  im  XVIII.  Jahr- 
hundert Beifall  fand  wie  kaum  ein  anderes  Thema,  weil  sie  Rousseau  resümiert 
und  Bemardin  de  St.  Pierre  vorahnt. 


1)  Anonym  erschienen:  A  Paris,  cbez  Duchesne,  libraire,  rue  St,-Jacqnei 
an  Temple  du  Goüt.  MDGCLIV.  Das  Buch  ist  von  Leasing  in  der  Berl.  Pri?. 
Zeitung  wohlwollend  rezensiert  worden.  Lessings  sämtl.  Schriften  hgg,  tod 
K.  Lachmann,  3.  Aufl.  bes.  durch  Monker.  Stuttgart.  Bd.  VII.  1901.  p.  14  ff.  - 
Weitere  Übersetzungen  zitiert  bei  SUpfle  I,  p.  158  ff. 


Michael  Huber  (1727-1804)  745 

Dann  Willes  und  Hubers  Freund,  der  Herausgeber  der  Bibliothek  der 
schönen  Wissenschaften,  Christian  Felix  Weisse,  der  deutsche  ChauL'cu, 
wie  man  ihn  nannte,  der  durch  Huber  und  Riviöre,  auch  als  Lustspieldichter, 
im  Journal  6tranger  und  in  der  Gazette  litt^rairc  zum  Wort  gekommen  war 
im  Choix  nur  als  Lyriker  und  auffallend  bescheiden,  mit  einem  Dutzend 
seiner  Amazonenlieder  ^)  und  einem  halben  Dutzend  seiner  scherzhaften 
Lieder,  die  beide,  jene  mit  ihrem  künstlich  erhitzten  rhetorischen  Patriotis- 
mus, diese  mit  ihrem  frostigen,  hie  und  da  in  lüsterne  schielenden  Tändeln, 
selbst  im  fremden  Gewand  die  Abhängigkeit  von  allerhand  Vorbildern  nicht 
verleugnen  können.  Femer  Zachariae  und  der  in  Frankreich  so  masslos 
überschätzte  Raben  er:  von  Zachariae  kannten  die  Leser  des  Journal  ^tranger 
schon  den  Phaetou,  die  Verwandlungen,  die  vier  Tageszeiten  und  einige 
Lieder.  Huber  gibt  Lieder  und  zmn  erstenmal  das  Schnupftuch  und  das 
„malerische"  Gedicht  von  den  vier  Stufen  'des  weiblichen  Alters^).  Den 
Renommisten  hat  er  bei  Seite  gelassen  aus  Rücksicht  auf  die  empfindlichen 
Ohren  der  Franzosen,  die  seine  „grossi^ret^**  verletzen  könnte.  Rabener 
war  überhaupt  der  erste  deutsche  Dichter,  mit  dem  sich  das  Journal  ^tranger 
beschäftigt  hatte.  Die  frühesten  Jahrgänge  bringen  zahlreiche  Satiren  und 
1754  veröffentlichte  mit  Hilfe  des  Deutschen  Sellius  Boispr^ux  eine 
zweibändige  Sammlung:  Satyres  de  Mr.  Rabener^).  Im  Choix  findet  man 
unter  einigen  anderen  Prol>en  besonders  Antons  Pansa  von  Mancha  Ab- 
handlung von  Sprüchwörtern^  Proben^  die  meinem  Gefühle  nach,  im  franzö- 
sischen noch  witzloser  und  langweiliger  als  im  Deutschen  klingen.  Auch 
Johann  Adolf  Schlegel,  von  dem  Huber  einige  trockene  Fabeln  und 
Erzählungen  übersetzt,  war  schon  im  Journal  6tranger  gewesen,  ebenso  sein 
ungleich  bedeutenderer  Bruder,  der  früh  verstorbene  Dramatiker  Johann 
Elias,  der  dort  mit  Corneille  verglichen  wird  und  der  im  Choix  nur  durch 
das  ganz  uncharakteristische  Lehrgedicht  von  der  Verschiedenheit  der  mensch- 
lichen Begriffe  vertreten  ist.  Liebevoller  ist  sein  Rival  auf  der  Bühne,  der 
Freiherr  von  Cronegk  behandelt,  von  dem  das  Journal  6tranger  1761 
eine  Biographie,  1762  den  I.  Gesang    der  Einsamkeiten   und  das  Lustspiel 


1)  Über  spätere  Übersetzungen  und  Nachahmongen  der  Amazonenlieder  cfr. 
Sttpflo  I,  p.  178. 

2)  Von  Zachariaes  Metamorphosen  erschien  kurz  vor  dem  Choix  (im  Choix 
erwähnt  Bd.  III,  p.  106)  eine  Übertragung  durch  einen  Deutschen  namens  Müller, 
die  wenig  Beifall  gefunden  haben  soll.  Cfr.  die  Correspondance  litt^raire  etc. 
hgg,  von  Tournenx  Bd.  VI,  p.  12. 

3)  Im  Gegensatz  zu  dem  Journal  ötranger,  wo  man  Rabener  kühn  mit 
Lncian,  Rabelais  und  Swift  vergleicht,  urteilen  die'  Nouvelles  litt,  und  die 
Corresp.  litt,  sehr  abfälllig  Über  diese  Sammlung.  Cfr.  Ausgabe  von  Tournenx 
Bd.  II,  p.  169  ff.  und  394. 


746  H.  Heise 

der  Misstrauische,  beides  stark  gekürzt  und  im  Auszug,  gebracht  hatte.  Im 
Choix  stehen  die  Einsamkeiten  in  zwei  Oesangen,  die  beiden  Elegien  an 
Chloris  und  mehrere  Lieder,  die  die  empfindsame,  halb  zärtliche,  halb  weli- 
flüchtige,  mit  sich  selbst  kokettierende  Schwermut  des  Young-Schülers  aus- 
drücken. 

Hier  ist  noch  flüchtig  zu  erwähnen  Lichtwer,  der  in  Frankreich  im 
Journal  encyclop^dique,  im  Journal  6tranger,  und  auch  schon  in  Buchform^) 
debütiert  hatte,  und  von  dem  Huber  nun  30  der  besten  Fabeln  neu  über- 
setzt  Und  dann  als  erste  von  den  Berlinern  und  Hallensem  die  Karschia, 
die  deutsche  Sapho,  die  an  der  Seine  beinahe  ebenso  modern  geworden  wäre  als 
an  der  Spree.  Wenigstens  lobte  sie  Amaud  auf  das  begeistertste,  als  er  1762 
einige  ihrer  Oden  veröffentlichte.  Auch  Huber  hegt  keine  geringe  Be- 
wunderung für  ihr  Improvisationstalent  und  in  der  Einleitung  zu  den  Oden 
und  den  elegischen  Klagen  einer  Witwe,  die  er  übertragen  hat,  redet  er 
lange  von  dem  furor  poeticus,  der  die  Karschin  beseelt  und  ihr  die  schönsten 
Verse  gleichsam  ohne  ihr  Zutun  aus  der  Feder  fliessen  lässt  Er  macbt 
dabei  —  ich  glaube  bestimmt,  ohne  jede  Bosheit  —  den  treffenden  Ver- 
gleich :  „Semblable  a  une  pendule  qui,  d^s  que  ses  ressorts  sont  mont^  suit 
sa  marche  sans  autre  secours,  Louise  Karsch  .  .  .  chante  sans  savoir  comment 
les  pensto  lui  viennent".  Gleim  erscheint  mit  Fabeln  und  vielen  seiner 
scherzhaften  Lieder,  die  gut  ausgesucht  sind,  z.  B.  mit  der  Ode  an  den 
Kriegsgott  oder  an  die  Stadt  Frag  oder  die  Flucht  aus  dem  Lager  vor  Frag, 
in  denen  die  patriotische  Stimmung  durch  einen  humoristisch-auakreontischen 
Einschlag  persönlicher  gefärbt  ist.  Von  den  preussischen  Kriegsliedem,  die 
teilweise  schon  1761  im  Journal  ^tranger  wiedergegeben  waren,  druckt  Huber 
neun  ab,  die  trotz  mancher  Milderung  und  Kürzung  —  so  im  Siegeslied 
nach  der  Schlacht  bei  Rossbach,  wo  der  übermütige  Spott  auf  die  Franzosen 
ausgemerzt  ist  —  immer  noch  den  unvergleichlichen,  kräftigen,  volkstümlichen 
Ton  bewahren,  der  ihren  Erfolg  bewirkt  hat.  Und  mit  Gleim  sein  Freund 
Ewald  von  Kleist,  neben  Gessner  wohl  der  in  Frankreich  beliebteste 
deutsche  Dichter,  von  dem  der  ühoix  ebenso  wie  vor  ihm  das  Jounud 
^tranger  die  reichsten  Proben  enthält:  da  sind  Proben  seiner  antik  ver- 
mummten vaterländischen  Dichtung  und  seiner  beschreibenden  Epik,  Gssides 
und  Faches  und  der  Frühling,  die  Huber  beide  leider  nach  der  Ausgabe 
von  1760  bezw.  1761  übersetzt  hat,  also  nach  dem  „verbesserten"  Text, 
den  Ramler,  der  unselige  Umarbeiter   und  Oberrevisor  fremder  Verse,  her- 


1)  Fahles  nouvellcs  etc.  Traduct.  libro  del'  all.  Strassbnrg  and  Paris  1763. 
'Die  Übersetzung  ist  von  Pfeffel.  Huber  scheint  sie  wenig  zu  goutieren.  Cfr. 
Choix  Bd.  I,  p.  211  and  auch  SUpfle  I,  p.  168. 


Michael  Hiiber  (1727—1804)  747 

gestellt  hatte  ^)^  dann  hübsche  Proben  seiner  graziösen  Anakreontik,  wie  Philis  an 
Dämon,  das  Trinklied  und  die  Dithyrambe,  einige  Elegien  und  Oden,  nach 
horaziachem  Muster  und  von  horazischer  Lebensweisheit  eingegeben  wie  die 
Ode  an  Herrn  Rittmeister  Adler  oder  die  Einladung  aufs  Land  und 
schliesslich  poetische  Erzählungen  und  Idyllen  wie  Emire  und  Agathokles 
oder  Milon  und  Iris  oder  das  Grärtneridyll  Cephis  und  das  Fischeridyll  Irin 
(im  Choix  Phil^te  getauft),  die  hart  —  härter  als  ähnliche  Idyllen  Oessncrs 
—  an  die  Grenze  streifen,  wo  empfindsame  Einfalt  in  rührselige  Einfältig- 
keit umschlagt  Von  Kleistens  Umarbeiter  Ramler  ist  eine  einzige  geistliche 
Kantate  und  ein  kriegerisches  Nymphenlied  aufgeführt 

Ganz  wenig  hat  G essner  beigesteuert,  einige  poetische  Erzählungen 
und  einige  von  den  neuen  Idyllen:  das  ist  alles.  Huber  hielt  ihn  offenbar 
für  zu  bekannt,  um  die  Anthologie  mit  mehr  Gedichten  von  ihm  zu  belasten. 
1764,  als  der  Choix  herauskam,  war  Gessner  in  Frankreich  schon  in  allen 
Händen'). 

Von  den  Anakreontikem  (ich  meine  alle,  die  gerne  von  Wein  und 
Küssen  sangen  und  die  nur  lehrhaft  wurden,  wenn  sie  heiteren  Lebensgenuss 
predigen  wollten)  trifft  man  Rost,  Gerstenberg,  Uz  und  den  Altmeister 
Friedrich  von  Hagedorn.  Von  Rost,  der  ziemlich  plump  und  täppisch, 
aber  desto  ungenierter  auf  den  Spuren  des  Lafontaine  der  Contes  wandelt 
und  dem  seine  kecke  Verhöhnung  Gottscheds  im  Vorspiel  zu  einer  aktuellen 
Berühmtheit  verhelfen  hat,  überträgt  Huber  drei  Schäfergedichte,  die  be- 
zauberte Philis,  das  sentimentale  Dilemma  des  Hirten  Tyrsis  und  die  Ode 
an  Doris,  die  im  konventionellen  Stil  die  schlichten  Freuden  des  Schäfer- 
lebens preist  Von  Gerstenberg,  dem  späteren  Skaldendichter  und  Tragiker, 
hatte  Huber  schon  im  Journal  ^tranger  Proben  aus  den  Tändeleien  und 
den  prosaischen  Gedichten  gegeben,  im  Choix  gibt  er  u.  a.  das  Lied  eines 
Mohren  (im  Anschluss  an  Kleistens  Lied  eines  Lappländers,  dem  es  nach- 
geahmt ist),  dann  Cypem,  die  Hochzeit  der  Venus  und  des  Bacchus,  den 
Geschmack  eines  Kusses  und  die  Grazien^  von  denen  Lessing  so  entzückt 
war').  Uz,  von  dem  das  Journal  ^tranger  1754  das  komische  Epos,  den 
Sieg  des  Liebesgottes,  und  später  zwei  Oden  mitgeteilt  hatte  ^),  erscheint  im 
Choix  weniger  glücklich  mit  dem  unbedeutenden  Versuch  über  die  Kunst, 
stets  fröhlich  zu  sein  und  mit  den  geistreichelnden,    schon  in  der  aus  Vers 


1)  Cfr;  £.  V.  Kleists  sämtliche  Werke.    Hgg.  von  A.  Sauer,  8  Bde.    Berlin, 
Bd.  I,  p.  XCff. 

2)  Cfr.  Sttpfle  I  p.  182  ff. 

3)  Briefe  die  neueste  Literatur  betreffend.    XXXII  und  XXXIII,  Ausgabe 
von  Lachmann-Muncker,  Bd.  VIII,  p.  71  ff. 

4)  Cfr.  Sflpfle,  Bd.  I»  p.  315. 


748  H.  Heiss 

und  Prosa  gemischten  Form  ihr  Vorbild,  Bachaumout  und  la  Chapelle  ver- 
ratenden Briefen  an  Herrn  Hof  rat  B***  und  Herrn  Hofrat  C***,  ferner 
mit  einigen  Oden,  wie  die  an  die  Deutschen,  an  die  lyrische  Muse,  auf  den 
Tod  des  Majors  von  Kleist.  Mit  besserem  Geschmack  sind  seine  Lieder 
ausgewählt,  so  das  erste  reizende  der  vier  Lieder  an  Chloe,  das  Morgenlied 
der  Schäfer,  die  Frühlingslust  und  das  schöne  Gedicht,  die  Nacht»  das  in 
seinem  subjektiven  Empfindungsgehalt  beinahe  wie  ein  Gedicht  des  jungen 
Goethe  anmutet.  Auch  Hagedom  war  bereits  mit  Fabeln,  Episteln  und 
wenigen  Liedern  durch  das  Journal  ^tranger  nach  Frankreich  gedrungen^). 
Huber  stellt  ihn  mit  einer  Anzahl  Fabeln,  mit  Oden  und  Liedern  vor,  so 
der  Ode  an  die  Freude,  die  uns  heute  noch  behagen  würde,  müssten  wir 
nicht  immer  an  Schiller  und  Beethoven  denken,  dann  mit  der  bekannten 
Phryne,  mit  dem  anmutig  pointierten  Wunsch,  dem  Lied  der  Morgen  und 
schliesslich  mit  zwei  moralisierenden  Gedichten,  der  Weise  und  Horaz,  deren 
epikuräische  Philosophie  so  recht  ein  Bild  gibt  von  dem  Hamburger  Welt- 
mann und  Geniesser,  der  eine  der  liebenswürdigsten  und  auch  formal  ele 
gantesten  Erscheinungen  unserer  deutschen  Anakreontik  bleibt 

Klopstocks  Freund,  Johann  Andreas  Gramer,  ist  mit  pathetischen 
religiösen  Oden,  einer  Elegie  an  Klopstock  und  einem  lehrhaften  Brief  ver- 
treten; Klopstock  selbst,  von  dem  im  Journal  ^tranger  durch  Turgot  der 
Messias  und  1762  der  Tod  Adams  bekannt  wurde*),  sehr  gering  und  be- 
scheiden, bloss  mit  zwei  Hymnen  aus  dem  Messias,  der  Widmungsode  an 
den  König  von  Dänemark  und  der  Frühlingsfeier,  die  freilich  einem  ver- 
ständigen Leser  allein  mehr  sagen  konnte,  als  der  ganze  Messias. 

Viel  Platz  ist  Wie  1  and  eingeräumt,  aber  natürlich  —  der  Choix  er- 
scheint ja  im  selben  Jahre  wie  die  Abenteuer  des  Don  Sylvio  von  Rosalva  — 
nur  dem  seraphisch  schwärmenden  Wieland,  der  nach  Lessings  Wort  noch 
ganz  in  den  „ätherischen  Sphären'^  wandelt,  jenseits  aller  Sinnenlust,  in 
den  Nebeln  mystischer  Sentimentalität.  Das  Journal  6tranger  hatte  vor 
dem  Choix  einen  Auszug  aus  dem  Plan  einer  Akademie  zur  Bildung  des 
Verstandes  und  Herzens  gebracht,  sowie  einige  seiner  poetischen  Erzählungen 
die  dann  auch  von  Tscharner  im  Anhang  der  Neuauflage  seiner  Haller- 
Übersetzung  (Bern  1760)  abgedruckt  wurden^).  Huber  überträgt  zwei  neue 
dieser  von  Wieland  selbst  „empfindsam''  getauften  Erzählungen,  Melinde  und 
Selim  und  Selima,  die  drei  Gesänge  der  Prüfung  Abrahams,  zwei  Stücke 
aus  den   Sympathien,    zwei    von    den    moralischen  Briefen    in    Versen,    das 


1)  Cfr.  Stipfle  I,  p.  168. 

2)  Cfr.  Siipfle,  Bd.  I,  p.  203  ff.  und  die  Correspondance  littöraire  hgg.  von 
Toumeux,  Bd.  V,  p.  175  f. 

3)  Cfr.  Sttpfle,  Bd.  I,  p.  146. 


Michael  Hnber  (1727—1804)  749 

lyrisch-idyllische  Gesprach  der  drei  Sklavinnen  aus  dem  dialogisierten  Roman 
Amspes  und  Panthea  und  einige  religiöse  Hymnen,  darunter  die  grosse  von 
1754  auf  Gott  und  die  Prosahymne  auf  die  Allgegenwart  Gottes. 

Und  als  letzter  von  denen,  die  schon  in  unsere  klassische  Zeit  hin- 
überragen, ist  Lessing  zu  nennen^  Lessing,  den  das  Journal  etranger 
wiederholt  gepriesen  hatte,  nicht  bloss  als  Lyriker  und  Fabeldichter,  sondern 
auch  als  Dramatiker  mit  den  Lustspielen  seiner  Jugend  und  mit  Miss  Sara 
Sampson,  die  1761  im  Dezemberheft  übertragen  war.  Huber  beschrankt 
sich  auf  seine  Prosafabeln  und  seine  Kleinigkeiten.  Von  jenen  teilt  er  33 
mit,  im  grossen  und  ganzen  die  gelungensten,  wenn  auch  ein  paar  sehr 
witzige  wie  der  Rt\be  oder  der  Fuchs  und  der  Storch  fehlen,  von  den 
Kleinigkeiten  ein  Dutzend,  Gedichte  wie  die  Stärke  des  Weines,  der  Donner, 
das  Erdbeben,  die  Biene,  das  knappe  Lied  au  die  Leyer  usw.,  übermütige 
spielerische  Verse,  die  sich  ganz  in  den  Gleisen  modischer  Anakreontik 
bewegen  und  doch  in  der  Reinheit  und  Zierlichkeit  der  Form  schon  den 
grösseren  Meister  verkünden. 

Unter  diesen  vielen  Dichtern  findet  sich  mehr  als  einer,  den  wir  heute 
als  höchst  mittelmässig  vergessen  haben,  wie  Rabener  oder  Rost.,  die  Karschin 
oder  Gramer  oder  Johann  Adolf  Schlegel,  der  sich  als  Vater  mehr  Verdienst 
um  unsere  Literatur  erwarb  denn  als  Schriftsteller.  Unser  Staunen  wächst 
aber,  wenn  wir  Leute  wie  Jakob  Friedrich  Schmidt,  Georg  August 
von  Breitenbauch,  Vincenz  Bernhard  von  Tscharner,  Johann 
Jakob  Dusch  oder  Joh.  Philipp  Lorenz  Withof  nach  Frankreich  im- 
portiert sehen.  Bei  dem  Schweizer,  Herrn  von  Tscharner,  dem  verdienten 
Übersetzer  Hallers  und  Klopstocks,  waren  jedenfalls  persönliche  Rücksichten 
massgebend.  Sonst  hätte  Huber  kaum  das  von  Tscharner  selbst  übersetzte 
Lehrgedicht  Die  Wässerung  der  Äcker,  Tirrigation  ou  Part  d'arroser  les 
terres,  ein  Lehrgedicht  im  dürrsten  Verstände  des  Wortes,  aus  dem  Journal 
6tranger  mit  herüber  genommen^).  Der  vielseitige  Popeübersetzer  Dusch, 
einer  der  seichtesten  Vielschreiber  jener  Zeit,  mit  dem  Lessing  in  den  Lite- 
raturbriefen, sonderlich  im  XLI.  so  scharfe  Abrechnung  gehalten  hat,  war 
1762  im  Journal  Etranger  mit  dem  beschreibenden  Gedicht,  das  Dorf,  ein- 
geführt worden.  Der  Choix  bringt  von  ihm  drei  Stücke  aus  den  moralischen 
Briefen  zur  Bildung  des  Herzens,  die  Epistel  von  der  Glückseligkeit  der 
Tugendhaften  und  den  Versuch  von  der  menschlichen  Vernunft  und  ihrem 
Gebrauche.  Von  Withof,  dem  gelehrten  Duisburger  Arzt  und  Geschichts- 
forscher,   der  sich  an  Haller  gebildet  hat  und    vielleicht   an  Seite   Hallers 


1)  Cfr.  Gärtner  1.  c.  p.  42.  August  1762  wurde  im  Journal  ötr.  die  Wässe- 
rung als  in  der  deutschen  Literatur  Epoche  machend  bezeichnet.  Cfr.  Choix, 
Bd.  III,  p.  2iO. 


750  H.  HeisB 

ehrenvoll  bestünde,  wenn  seine  Sprache  weniger  vernachlässigt  und  vor  allem 
klarer  wäre,  übersetzt  Huber  das  grosse  Lehrgedicht  Sokrates  aus  den  Auf- 
munterungen in  moralischen  Gedichten,  das  später  Herder  einer  Überarbeitung 
gewürdigt  hat^),  von  Breitenbauch,  dem  Freund  Lessings  und  Mendelsohns, 
einige  Proben  aus  den  jüdischen  Schäfergedichten.  Mit  Schmidt^  den  Tuigot 
schon  1760  und  1761  im  Journal  ^tranger  und  im  Avertissement  zu 
Gessners  Idyllen  gerühmt,  und  teilweise  auch  übersetzt  hatte,  leitet  Huber 
seinen  Choix  ein.  So  wichtig  dünken  ihm  die  Poetischen  Gremälde  und 
Empfindungen  aus  der  heiligen  Geschichte,  denen  er  acht  Idyllen  ent- 
nimmt. 

Nichts  wäre  natürlich  leichter,  als  mit  Huber  über  diese  Auswahl  zu 
rechten,  eine  strengere  Sichtung  zu  verlangen,  ihm  Mangel  an  Geschmack 
und  kritischem  Scharfblick  vorzuwerfen.  Aber  dieser  Vorwurf  gilt  für  alle, 
die  sich  damals  um  die  Verbreitung  deutscher  Literatur  in  Frankreich  be- 
müht haben.  Er  gilt  für  die  einzelnen  Übersetzungen  ebenso,  als  für  die 
spärlichen  Proben  des  Baron  von  Bielfeld*)  oder  für  den  Genfer  Choix 
litt^raire  oder  für  den  aus  englischen  und  deutschen  Stücken  zusammen- 
gesetzten Choix  vari^  de  po^sies  philosophiques  et  agr^bles,  den  Junker 
1772  in  Avignon  in  2  Bänden  veröffentlichte.  Er  gilt  vor  allem  für  das 
Journal  6tranger,  das  im  ersten  kosmopolitischen  Feuereifer  des  Outen  viel 
zu  viel  tat.  Dort  waren  fast  alle  der  im  Choix  vertretenen  Dichter  sdion 
vorgestellt  und  dazu  noch  andere,  die  Huber  unterdrückt  hat:  Von  Gott- 
sched wurde  dort  1757  eine  Szene  aus  dem  sterbenden  Cato  übersetzt, 
von  dem  Göttinger  Orientalisten  und  Theologen  J.  D.  Michaelis  das  Epos 
Moses  im  selben  Jahr  und  zwei  Gedichte  des  Freiherrn  von  Creutz,  über 
dessen  Gräber  1761  berichtet  wurde,  ja  sogar  von  den  Übungen  in  der 
Dichtkunst  der  kaiserlichen  gekrönten  Poetin,  der  Jungfer  Polyxene  Christiane 
Auguste  Dilthey  und  von  den  Scherzgedichten  der  Johanne  Charlotte 
Unzerin  werden  1757  und  1754  Proben  mitgeteilt  Eher  könnte  man 
Huber  tadeln,  dass  er  einige  Dichter  vergessen  hat:  ich  will  nicht  von 
Bodmer  sprechen,  auch  nicht  von  Liscow  oder  Kästner,  obwohl  sie  sich 
im  Choix  neben  genug  anderen  behauptet  hätten,  aber  von  Haller,  von 
Brockes,  von  Pyra  und  von  Günther,  über  dessen  Abwesenheit  man 
sich  lun  so  mehr  wundert,  als  er  noch  keinen  Übersetzer  gefunden  hatte 
und  in  der  Einleitung  zum  Choix  ausdrücklich  seine  geniale  Begabung  an- 
erkannt wurde. 

Die  Übertragungen  stammen  nicht  alle  von  Huber  selbst,  er  hat  auch 


1)  Cfr.  H.  Sickel  in  der  Allgem.  deutschen  Biographie,  Bd.  48,  p.  559  ff. 

2)  Im  Progrös  des  Allemands  dans  les  Sciences,  les  belles-lettres  et  les 
arts.    Amsterdam  1752. 


Michael  Huber  (1727-1804)  751 

fremde  in  den  Choix  mit  aufgenommen,  von  Wächtler  z.  B.,  von  Turgot, 
Rivi^re  oder  dem  Baron  Bielfeld.  Aber  das  sind  seltene  Ausnahmen,  die 
sich  in  seiner  Arbeit  verlieren.  Der  Choix  gehört  ganz  ihm  und  was  er 
bietet,  ist  reich  und  vielseitig  genug,  um  ein  Urteil  über  Hubers  Über- 
setzungskunst zu  erlauben.  Sie  lässt  sich  hier,  wo  eine  Fülle  ver- 
schiedener Individualitäten,  verschiedener  Stile  gesammelt  ist,  besser  studieren 
als  an  seinen  anderen  Büchern,  von  denen  keines,  einzeln  für  sich,  an  die 
Bedeutung  dieser  Anthologie  heranreicht. 

Huber  übersetzt  sehr  ungleich,  das  ist  vorauszuschicken.  Manches  ge- 
lingt ihm.  Vieles  misslingt  ihm.  Manches  ist  treffend  und  treu  wieder- 
gegeben, vieles  ganz  schief  und  untreu.  Im  allgemeinen  verfährt  er  sehr 
selbstherrlich,  mit  grosser  Freiheit  Es  fehlt  ihm  die  Ehrfurcht  vor  dem 
Wortlaut  seines  Originals.  Er  fühlt  vielleicht  die  Schönheit  eines  Dichters, 
aber  sie  gilt  ihm  nicht  als  etwas  heiliges,  unverletzliches.  Er  retouchiert 
sie  ruhig,  mit  der  besten  Absicht  und  ist  wohl  noch  stolz  darauf.  Er  hat  stets 
ein  bestimmtes  Schönheitsideal  vor  Augen,  das  ungefähr  dem  französischen 
Ideal  des  XVIII.  Jahrhunderts  entspricht:  poetische  Schönheit  ist  ihm 
Rhethorik,  ein  Gefüge  tönender,  schwulstiger  Phrasen,  die  mit  banalem 
Theaterflitter  behangen,  auf  dem  höchsten  Kothurn  einherstelzen.  Diesem 
Ideal  sucht  er  alles  zu  nähern,  was  er  überträgt.  Er  verzichtet  darauf,  die 
Eigenart  eines  Werkes  nachzubilden.  Was  im  deutschen  schön  ist,  kann  im 
französischen  recht  hässlich  wirken.  Es  handelt  sich  also  darum,  solche 
Hässlichkeiten  zu  tilgen,  umzumodeln,  schön  zu  machen.  „La  langue 
allemande^  schrieb  Turgot  in  der  pr^face  du  traducteur  zu  Gessners  der  Tod 
Abels  „la  langue  allemande  a  des  hardiesses  que  non  seulemeut  je  ne 
pouvais  pas,  mais  que  je  ne  devais  pas  m^me  rendre  en  fran9ais.  II  m'a 
donc  fallu  en  quelques  endroits  affaiblir  les  images,  en  choisissant  des  ex- 
pressions  moins  6nei^ques.  J'ai  täch6  seulement  de  racheter  ces  legeres 
alt^rations  par  des  compensations  de  mani^re  que  la  somme  des  beaut^  füt 
ä  peu  pr^s  la  m^me  dans  les  deux  langues."  Das  ist  —  abgesehen  davon, 
dass  sie  der  Willkür  des  Übersetzers  Tür  und  Tor  öffnet  —  eine  sehr  naive 
Auffassung,  die  sich  die  poetische  Schönheit  eines  Werkes  nicht  als  etwas 
organisches  vorstellt,  sondern  gewissermassen  als  arithmetische  Summe,  deren 
Komponenten  man  nach  Belieben  verändern,  verringern  oder  vergrössern  kann, 
wenn  nur  die  Summe  gleich  bleibt  12  =  12,  ob  ich  es  aus  5  -f-  7  oder 
aus  1  -j-  3  -f-  6  4"  2  addiere.  So  denkt  auch  Huber,  diese  Theorie  hilft 
ihm  über  alle  Skrupeln  hinweg,  erlaubt  ihm,  leichten  Herzens  zu  übertragen, 
d.  h.  zu  überarbeiten^  ungenau  aus  Sorglosigkeit  und  Gleichgültigkeit  für 
alles,  was  er  nebensächlich  hält,  untreu  überall,  wo  er  meint,  dass  es  besser 
klinge,  so  wie  er  es  sagt. 


752  H.  HeisB 

Der  deutsche  Dichter  sagt  z.  B.  von  einem  geschlagenen  und  gedemütigten 
Feind:  seine  Rücken  bluten,  Huber  wählt  lieber:  leurs  fronts  baiaeront  la 
poussiere.     Oder  der  Deutsche  schreibt: 

Sein  wachendes  Gewissen 
Stört  seinen  Schlaf  mit  gelben  Nattembissen, 

Huber:  le  remords  veille  et  rend  son  sommeil  plus  affreux  que  Li 
mort.  Ohne  Zögern  stellt  Huber  (und  durchaus  nicht  immer  glücklich) 
Zeilen  um,  vertauscht  Tempora^  verändert  Namen.  Aus  einer  Galathee  oder 
Lalage  wird  eine  Th6mire  oder  eine  Licoris,  aus  einem  Irin  ein  Phil^te. 
Aus  einer  Birke  oder  Espe  kann  auch  einmal  eine  Pappel  werden.  Oder 
er  macht  Belativsätze  selbständig,  nivelliert  eine  Antithese,  zieht  zwei  Sätze 
in  einen  zusammen,  trennt  einen  in  zwei,  gibt  einen  Fragesatz  durch  sdne 
Antwort,  einen  negativ  ausgedrückten  Gedanken  positiv  wieder :  in  dem  kein 
Stern  die  lange  Nacht  erheitert  =  une  nuit  profonde  voile  roeil  brillant  du 
firmament  Es  kommt  ihm  nur  darauf  an,  ungefähr  das  zu  sagen,  was 
der  Dichter  sagen  wollte.  Ob  auch  die  Form  dieselbe  ist,  das  verursacht 
ihm  kein  Kopfzerbrechen.  Er  übersetzt  nach  dem  Gefühl,  manchmal,  z.  B. 
die  Fabeln  Hagedoms,  so  liederlich^  dass  man  meint,  er  hat  den  Text  nicht 
vor  den  Augen,  sondern  erinnert  sich  nur  noch  an  seinen  Gredankengang. 
Er  vermeidet  bestimmte  Zahlen  anzugeben,  bringt  dafür  ein  unbestimmteres 
mille  oder  innombrable.  Grewisse  Details  scheinen  ihm  unwichtig  genug,  um 
sie  zu  unterdrücken:  die  Domenpeitsche  der  Furie  wird  einfach  le  fouet 
vengeur,  der  Dummheit  j^^^geburt  la  fiUe  de  la  sottise.  Er  hat  wenig  Sinn  für 
die  Differenzierung  des  Ausdrucks.  Feinere  Nuancen  entgehen  ihm.  Das 
Veücfiental  =  la  vall^  fleurie,  die  Taube  lacht  und  girrt  =  la  colombe 
gimit, 

und  ihre  weisse  Brust  .  .  .  son  sein  naissant  ae  mantre  soiu 

verrät  sich  unterm  Flor  la  gase  lögöre 

Er  hat  manche  Lieblings worte,  die  ihn  verfolgen,  abgegriffene  Gemein- 
plätze; die  er  als  Entoutcas  verwendet.  So  ein  Wort  ist  z.  B.  ranimer, 
das  heisst  beleben,  erfrischen,  wieder  erwecken,  die  Flur  beblümen  etc 
Oder  der  süsse  Atem,  der  vom  Westwind  unzertrennlich  ist.  Oder  dis 
Verbum  folätrer,  das  pünktlich  erscheint,  sobald  irgendwie  von  Spiel, 
Trinken  oder  Küssen  die  Rede  ist.  Die  Herde  spielt  =  le  troupeau  folätre^ 
wo  Bacchus  lacht  =  oh  folätre  le  vieux  Bacchus, 

wenn  ich  an  geliebter  Brust  lorsque  sur  le  sein  de  ma  belle  Je 

nnter  Tau  und  Blumen  lausche  folätre  sur  le  gason  fleurt. 

Noch  farbloser  wird  die  Übersetzung,  wenn,  wie  es  häufig  geschieht, 
ein  abstrakter  Ausdruck  oder  gar  eine  abstrakte  Periphrase  den  konkreteo, 
sinnlichen  verdrängt:  durch  gerechte  Fiurcht  entstelU  =: rempli   d'une  joste 


Michael  Haber  (1727-1804)  7ö3 

crainte,  oder:  Weh  sanft,  o  Laub,  dass  sich  die  Blätter  nieki  bewegen  =i 
reteuez  votre  haieine,  z6phirs  de  ces  bocages,  qne  ces  feuilles  rCSprouvent 
point  d'offüaiion;  der  Himmel  kann  im  Bach  sich  unederspiegeln  =  le  ciel 
repite  son  Image  dans  le  cristal  des  rnisseanx. 

Am  deutlichsten  verät  sich  diese  Ohnmacht  vor  der  Nuance  in  seiner 
Behandlung  des  Attributs  und  besonders  des  Adjektivs,  das  doch  der  Prüf- 
stein für  das  sprachliche  Feingefühl  und  den  Geschmack  eines  Schrift- 
stellers ist.  Huber  hat  nur  sehr  undeutliche  Vorstellungen  von  der  Rolle 
und  dem  Wert  des  Eigenschaftswortes.  Er  gibt  es  schief  wieder,  z.  B. 
schmacktende  Tränen  =  plenrs  amers,  Oder  er  vergisst  es  ganz:  der 
güldene  Tag  =  le  jour,  falbe  Schatten  =  t^n^bres,  erblasste  Schatten  = 
Tombre.  Meist  aber  erfindet  er  eines.  Ein  Substantiv  ohne  Adjektiv  ist 
ihm  zu  nackt,  zu  arm.  Es  muss  irgend  ein  konventionelles,  schmückendes 
oder  sentimentales  Beiwort  erhalten.  Die  Düfte  sind  immer  süss,  der 
Zephir  weht  immer  sanft,  der  Arm  eines  Mädchens  ist  immer  le  bras 
diliocU.  Boreas  =  Fäpre  Bor6e,  die  Morgenröte  =  la  diligenie  aurore,  der 
Tempel  =  le  temple  majestueux,  die  Hütte  =  Vhumble  chaumi^re,  die 
Wüste  =  les  vasies  d^serts,  der  Wald  =  Varide  for§t,  dieses  Tal  =  ces 
vallons  solitaires,  Lesbia  =  l'aimahle  Lesbie,  das  Herz  =  ce  triste  coBur, 
der  Qram  =  le  nair  chagrin,  Efeu  =  du  lierre  sacrij  der  Sang  ^z  ses  chants 
sublimes. 

Es  ist,  als  hätte  er  immer  Angst,  man  verstünde  ihn  nicht  Er  will 
ausmalen,  unterstreichen,  tadeln:  mein  Dichter  ist  mou  po^te  favori,  die 
Gans  darf  nicht  einfach  sprechen,  sondern  d^un  ton  rauque.  Peru  =  les  cötes 
brülantes  du  Mexique,  er  bewundert  nicht  =z  ü  ne  se  laisse  jamais  empörter 
par  un  enihousiasme  insense,  dort  wirst  du  nicht  die  Stadt  vermissen  = 
tu  ne  regretteras  point  les  plaisirs  tumidiueux  de  la  ville,  sie  fürchten  keinen 
Neid  =  ils  m^onnaissent  les  sentiments  abjects  de  la  Jalousie,  kein  schim- 
mernd Kind  des  Sumpfes  =  aucun  insecte  ^latant,  vile  production  de  la 
fange,  mit  Ordensketten  beschwert  =  charg6  de  ces  rubans  bigair6s,  chatnes 
honorables  et  pesantes  que  la  vaniti  a  su  fimposer. 

Überall  wird  der  Ton  gesteigert  und  geschwellt,  ins  Superlativische 
übertrieben.  Hohe  Bäume  =  les  arbres  les  plus  61ev6s,  weinend  =  ver- 
saut un  torrent  de  larmes,  die  Höhlen  =  les  cavernes  les  plus  profondes, 
gute  Bast  =  le  repos  le  plus  d^licieux.  Von  einer  liebeskranken  Hirtin 
heisst  es: 

Kein  Ort  war  ihr  mehr  angenehm,  ögar^e,  öperdue  les  campagnes  les 

Kein  Fleck  zur  Weide  mehr  bequem        plus  riantes  n'avaient  plus  ponr  eile 

de  Charmes,  lespdturages  les  plus  gras 
lui  semblalent  trap  stSriles  paur  ses 
troupeaux. 

Komauiseh«  Foraelmngen  XXV.  48 


754  H.  HeisB 

Oder  was  wird  ans  den  Bchlichten  hübschen  Versen  eines  anderen  Ge- 
dichtes von  Rost? 

Der  Abend  bringt  dir  keinen  Enmmer.  ...  Tn  sais  que  mes  maina  ant  #otnde 
Du  weiset,  dass  dir  zu  deinem  iS'c/Uummer  pröparer  les  feoilies  ks  plus  tendres 
Mein  Arm  das  Laub  zusammenträgt.        ponr   te  faire  goüter  Us  daueeurs  du 

aammeü. 

Mit  allen  Mitteln  soll  der  Stil  gehoben  werden,  edler,  poeüseher,  d.  h. 
nach  Hnbers  Rezept,  rührender,  pompöser,  phrasenhafter  nnd  schwülstiger 
gemacht  werden.  Dazu  dient  die  häufige  Verwendung  des  Plnrals  statt  des 
Singulars,  die  Substantivierung  des  Adjektivs:  die  düstere  Nacht  z.  B.  = 
les  tinebres  de  la  nuit,  der  niedere  Stolz  =  la  hassesse  de  Torgaeil,  die 
weitläufige  Ausmalung  und  Umschreibung.  Der  Bauerknecht  hebet  die 
Liese,  das  klingt  zu  vulgär,  Philomele  sang,  zu  prosaisch.  Es  ist  viel 
eleganter  und  schmelzender  zu  sagen:  61evez  et  balancez  la  bergire  timide 
oder  PhilomUe  fit  entendre  ses  tendres  accents  (wo  noch  dazu  der  Binnen- 
reim stört).  Eine  rieselnde  Quelle  =  une  fontaine  doni  le  hruü  se  faisait 
d  peine  entendrej  von  aussen  schön  =  dicorS  de  rext6rieur  le  plus  bean, 
kein  Tal,  kein  Hügel  =  ni  la  hatUeur  des  montagnes,  ni  la  jpro/oiufeur  des 
vallons,  wenn  ein  Skorpion  sie  sticht  =  si  nn  scorpion  lui  faisaU  seräxr 
sa  mortelle  piquüre,  ihr  sterblicher  Teil  =  l'enveloppe  mortelle  qui  caehedt 
sa  belle  dme.  Wer  wird  seine  Geliebte  mit:  mein  Wunsch!  anreden.  Wie 
viel  gemessener  und  zugleich  feuriger  klingt:  objet  de  mes  plus  tendres  dMrs! 
Ihr  Auen,  die  ihr  uns  oft  verbargt  =  et  vous  bruy^es  ambragies  qni  nons 
avez  souvent  regtis  dans  votre  sein,  die  Ros'  •  .  voll  von  Sin^ertau  =  la 
rose  converte  des  pleurs  de  ravant-courriere  du  nuUin,  vom  rosenfarbigten 
Himmel  glänzte  der  Morgen  herauf  =  l'aurore  itendit  son  vetement  de 
pourpre  sur  les  champs  immenses  des  cieua^  wo  der  Feind  das  Schwert  in 
Feinde  taucht  =  od  d'une  main  barbare  rhomme  plonge  sans  retnords  le 
fer  dans  le  sein  de  son  semblable. 

Alles  ist  mit  demselben  pathetischen  Öl  ans  der  Apotheke  französischer 
Dichter  zweiten  und  dritten  Grades  gesalbt,  das  knappe  wird  weitschweifig, 
das  weitschweifige  geschwätzig,  das  natürliche  gespreizt,  das  kraftvolle  auf- 
gebläht, das  schmucklose  wie  das  ausgeschmückte  mit  billigem  Talmi- 
schmuck überladen.  Und  dabei  erreicht  Hnber  oft  gar  nicht  die  Wirkung, 
die  er  anstrebt,  erzielt  statt  einer  (wenn  auch  nur  in  seinem  Sinne)  poe- 
tischen eine  dürre,  nüchterne,  prosaische,  rationalistische  Sprache,  die  schwer- 
fällig am  Boden  kriecht  nnd  sich  nicht  einmal  mit  dem  künstlichen 
Schwung  der  Rhetorik  erhebt:  Mosler  Wein  .  .  schafft  gesundes  Blnt  =  il 
cr6e  un  sang  salubre,  fÜhÜ  ihr  keine  Frühlingstriebe?  =  n*iprauvez-yoJis 
point  ses  douces  influences?  Man  vergleiche:  ich  wandle  gern  in  melan- 
cholischen Wäldern  =  le  silence  et  l'obscurit6  qui  rignent  dans  ces  bois  . . 


Michael  Haber  (1727—1804)  755 

canviennent  parfaitement  d  la  aituaiion  de  mon   äme.     Oder  gar,   um  ein 
Beispiel  besonderer  Plumpheit  zu  bringen: 

Die  Lose  wasste  sich  am  Ufer  hinter  la  bergöre  rusöe  se  glissant   derri^re 

Sträuchen,  les  arbrisseaux  qui    bordent  la  rive, 

Ohn'  dasB  ich  sie  vernahm,  behutsam  s'approcha  de  moi  sans  queje  Vapergusse 

anzuschleichen,  et  quoique    l'importun  Dämon  i'^pi&t 

Und  stund  ihr  Dämon  gleich,  der  um  sans  cesse,  eile  sut  9%  bien  prendre  son 

sie  buhlte,  nah,  temps  que,  sans  qu*il  s^en  apergui,  eile 

So  küsste  sie  mich  doch,  als  er  nur  me  donna  un  baiser. 

seitwärts  sah. 

Und  wer  wird  in  dem  Satz:  le  printemps  commence  a  rechauffer  l'air 
purgi  de  frimats  die  schöne  volle  Anfangszeile  von  Kleistens  Ode  an 
Wilhelmine  wieder  erkennen: 

Jetzt  wärmt  der  Lenz  die  flockenfreie  Luft? 

Ich  möchte  das,  was  ich  mit  diesen  verstreuten,  den  verschiedensten 
Dichtem  entlehnten  Beispielen  aussprechen  will,  noch  eindringlicher  machen, 
indem  ich  einige  zusammenhängende  Beispiele  gebe.  Ich  wähle  Kleist, 
Klopstock  und  Lessing.  Kleist  wird  zeigen,  welcher  Ton  dem  Übersetzer 
am  besten  liegt,  was  er  kann,  Klopstock,  wie  er  versagt,  weil  er  verbessern 
will  und  versagen  muss,  weil  sein  Werkzeug,  die  fremde  Sprache,  ver- 
sagt, Lessing,  wie  diese  Art  zu  retouchieren  schliesslich  so  weit  führt, 
dass  sie  die  Absichten  des  Dichters  beinahe  in  ihr  Gegenteil  verkehrt. 

Kleist  ist  neben  Gessner  einer  unserer  weichsten,  zartesten  Dichter 
des  XVni,  Jahrhunderts.  So  sehr  er  an  seinem  Soldatenberuf  hängt, 
beseelt  ihn  doch  die  Sehnsucht  nach  einem  stillen,  friedlichen  OlHck. 
Bei  idyllischen  Stimmungen  verweilt  er  am  liebsten.  Seine  Kunst  ist 
nicht  sehr  kräftig.  Das  liebliche,  innige  entspricht  ihm  mehr  als  das 
grosse  und  feurige.  Und  selbst  da,  wo  er  ungestümere,  kriegerische  Töne 
anschlägt,  schwingt  ein  sanft  elegischer  Unterton  mit,  der  sie  dämpft. 
Hubers  Auswahl  wird  diesem  Charakter  gerecht,  und  im  allgemeinen, 
wenn  man  nicht  zu  streng  urteilen  will,  auch  die  Übersetzung.  Das 
Gärtneridyll  Cephis  z.  B.,  das  Fischeridyll  Lrin,  die  Ode  an  die  preussische 
Armee,  die  an  den  Rittmeister  Adler,  die  dem  heroischen  Ehrgeiz  die  un- 
schnldigen  Freuden  des  Landlebens  und  der  Schäferliebe  gegenüberstellt, 
einzelne  von  den  anakreontischen  Liedern  sind  Huber  gut  gelungen,  eben- 
so das  kleine  Heldengedicht  Cissides  und  Faches  (der  I.  Gesang  in  Ramlers 
Bearbeitung),  das  nur  etwas  an  Energie  verloren  hat.  Huber  spürt  hier 
selten  das  Bedürfnis  zu  verbessern,  zu  erweitern  oder  zu  unterstreichen 
nnd  wenn  er  es  dennoch  da  und  dort  tut,  so  stört  es  kaum,  weil  es  nicht 
auffällig  absticht.  Bei  Strophen  wie  der  folgenden  gleitet  man  über  die 
leisen  Retoachen  weg: 

48^ 


756  H.  Heiss 

Schön  ist  der  Bach,  wenn  Zephirs  Fittig  Qnel  plaisir  de  voir  ce  missean  loraqne 

drauf  les    Zephirs,  secouant  leurs  alles,   le 

Der  Bäume  Blüten  weht.  convrent  de  la  fleur  des  arbrea.  L'onde 

Die  Silberflnt,  auf  ihre  Decke  stolz,  argentöe,  fi^re  de  sa  pamre,  fuit 

Rauscht  froh  dahin  and  hauchet  Duft  avec  un  gazauillement  agriabU  en  em- 

(Milon  u.  Iris.  Idylle.)  baamant  les  airs  des  parfums  les  plus 

dilicieux. 

Ihre  Vollendung  erreicht  die  sentimental-malerische  Kunst  Kleistens 
im  Frühling.  Liebevoller  kann  man  nicht  beschreiben,  gerührter  die  Natur 
nicht  betrachten.  Sie  wir^l  dem  Dichter  fühlend,  mitfühlend,  ihr  Hers 
schlägt  mit  dem  seinen,  schwermütig,  zärtlich,  sehnsüchtig,  heiter.  Die 
Sprache  schwelgt  in  tränenreicher,  schwärmerischer  Empfindsamkeit:  „Es 
lispelt  ruhige  Hoffiiung  mir  Trost  und  Labsal  zum  Herzen  —  Himmlische 
Doris  —  ich  seufze  —  lass  mich  mit  der  Nachtigall  singen  nnd  mich 
beim  seufzenden  Giessbach  an  Zephyrs  Tönen  ergötzen  —  Ihr  dunklen 
einsamen  Gänge . . .  Irrgärten  voller  Entzückung  —  was  für  ein  angenehm 
Leiden  —  die  Flügel  der  Westwinde  duften  —  fliess  still,  unruhiges  Flüsschen! 
Still,  ächzende  Zephyrs  im  Laube  —  buhl'risches  Flüstern  —  die  nahen 
strauchichten  Hügel  erheben  ein  zärtlich  Gewinsel  —  voll  süssen  Kummers 

—  ein  Fluss  von  lieblichem  Duft  —  hier  rieselt  Entzückung  mit  hellen 
Bächen  heran  —  aus  Wollust  küssen  einander  die  jungen  Blüten  und 
hauchen  mit  süssem  Atem  sich  an  —  es  lachen  die  Ghründe   voll  Blumen 

—  ihr  holden  Gefilde  —  mir  wehe  Zephir  .  •  .  Ruh'  und  Erquickung  ins 
Herz!'<^)  u.  s.  w.  u.  s.  w.  Solchen  Stil  trifft  Hnber  am  besten,  hier  kopiert 
er  treu,  ohne  von  dem  seinen  hinzu  zu  tun  und  Kleist  bleibt  Kleist,  wenn 
er  auch  vielleicht  etwas  banaler  und  rhetorischer  geworden  ist. 

Bei  Klopstock^)  kann  man  ähnliche  Töne  finden,  im  Messias  wie 
in  den  Oden  ein  schwärmerisches  Pathos,  das  alle  Schattierungen  der  Em- 
pfindsamkeit zu  malen  versucht.  Nur,  dass  Klopstocks  Empfindsam- 
keit über  irdisch  begrenzte  süsse  Schwermut  hinauswächst  in  eine  un- 
begrenzte Allverzückung.  Und  dass  er,  sie  nachzubilden,  sich  eine  Sprache 
nnd  eine  Rhythmik  schafft  von  unerhörter  Wucht  und  der  weichsten  Bieg- 
samkeit zugleich,  in  denen  man  Jubel  und  Schauer  zittern  fohlt  wie  ein 
Herz  an  die  Rippen  pocht.  Huber  ahnt  wohl,  dass  diese  Kunst  zu  herb 
und  gross  ist,  um  sich  französisch -rhethorisch  aufschminken  zu  lassen.  Er 
hat  deshalb  seine  Auswahl   auffallend  beschränkt    und  Retouchen   ziemlich 


1)  Ich  zitiere  nach  der  Umarbeitung  von  1756  (Sauer  1.  c.  I,  p.  206  ff.)  und 
nur  aus  dem  zweiten  Teil,  da  Huber  die  ersten  165  Verse  in  der  Bearbeitung 
Bamlers  las  und  übertrug. 

2)  Klopstocks  Oden.    Egg.  von  Munckerund  Pawel.    Stuttgart  1889,  2  Bde. 


Michael  Huber  (1727—1804)  757 

vermiedeD.  Gelegentlich  geht  er  ja  daran,  zu  untemtreichen,  auszumalen, 
den  Enthusiasmus  zu  steigern,  setzt  für  Wolken:  de  sombres  nuages,  für 
winkt:  il  invite  avec  affabilitS,  für  die  du  sündigst:  te  courbes  dans  le 
pSchS,  Das  eiserne  Feld  =  les  champ«  hirisses  d'airain,  Ruhm,  welcher 
erhabener  ist  =  une  glorie  et  plus  «ublime  et  plus  aolidey  Unsterblichkeit  = 
rimmortalit6  la  plus  ghrieuse.  In  der  Widmuugsode  an  Friedrich  V.  von 
Dänemark  z.  B.  sind  ganze  Strophen  überschwenglich  aufgebläht. 

Niemals  weint^  er  am  Bild'  eines  Er-      Jamals  ä  la  vue  de  la  statue  d'an  con- 
oberers,  quörant  sanguinaire,  impatieni   de  lui 

Seines  gleichen  zu  sein !  Schon  da  sein      ressembler  il   n'a  versö  d'ambitieuses 
menschlich  Herz  larmes!  Son  coenr  sensible  coumengait 

Kaum  zu/öAlen begann,  warder  Eroberer  ä  peine  k  s^ouvrir  aux  douces  impressions 
Für  de9  Edleren  viel  zu  klein!  de  VhumaniU,  le  conquörant  6tait  döjä 

trop  petit  pour   son  dme   ilevie  ä  la 
viritable  grandeur. 

Aber  solche  Veränderungen  wiegen  nicht  schwer  im  Vergleich  zur 
Willkür,  mit  der  Huber  anderswo  verf^rt.  Wenn  er  scheitert,  so  ist 
es  nicht  seine  Schuld,  sondern,  weil  die  Sprache  versagt.  Wie  war  es 
möglich,  ein  Gedicht,  wie  die  Frühlingsfeier  (die  er  in  Dieu  dans  l'orage 
umtauft)  zu  übertragen,  dieses  trunkene  Schäumen  und  Taumeln  von 
Worten  und  Perioden,  diese  Kunst  der  Lautmalerei,  diese  Musik  kühner 
Rhythmen  in  zahmer  konventioneller  Prosa  nachzuahmen  ?  Das  ist  schlechthin 
unübersetzbar,  Dichtung,  die  ihr  eigenes  Leben  lebt,  nackt,  die  kein  Gewand 
vertauschen  kann.  Huber  verbreitert  und  verwässert.  Aus  dem  eindring- 
lichen: er  ruft,  er  ruft  wird:  il  dit  d'une  voix  terrible.     Die  Zeile: 

Seht  ihr  den  Zeugen  des  Nahen,  den  zückenden  Str.shl? 
die  hastig  hineilt  und  schon  mit  den  beiden  x  den  Blitz  veranschaulicht, 
löst  er  auf  in:  Vojez-vons  le  t^moignage  de  la  divinit6  qui  parait? 
Vojez-vous  r^clair  qui  serpente  dans  les  airs?  Die  Epitheta  werden 
trivialer:  der  stärkende  Halm  =  T^pi  dore,  die  herxerfreuende  Traube 
=  la  grappe  riante,  erschütternder  Donner  =  le  touuerre  terrible.  Aus 
Segens/t^  wird  le  superflu  des  b^n^ictions,  aus  dem  markigen:  wie 
ich  dürste  ein  mattes,  konventionelles:  seien  mes  desirs.  Besonders  vor 
Klopstocks  sinnlichen  malenden  Verben  äussert  sich  die  Ohnmacht  des 
Übersetzers.  Man  kann  die  Abschwächung  des  Verbums,  speziell  des 
Transitivs  auch  sonst  im  Choix  beobachten:  sich  vergaffen  =  se  prendrede 
belles  passions,  sich  zu  Tode  weinen  =  eapirer  de  douleur,  das  hübsche: 
den  langen  Abend  ver flüstern  =  abreger  la  longueur  des  soir^es.  Aber 
nirgends  stört  dies  Verflachen  so  sehr  als  bei  Klopstock,  da  das  Geheimnis 
seines  Stils  gerade  im  Verbum  ruht.  In  Entzückung  vergehen  wird:  se 
r^Mndent    en  transports,  rauschten  =  s*agiterent,    quollen  =  6nianes    de  sa 


758  H.  HeiBs 

main,  nun  schweben  sie,  rauschen  sie,  toirbeln  die  Winde  =  les  v^its  d6- 
chainis  formeni  des  taurbiüons  et  sifflent  dans  les  airs.  Wenn  man  Strophen 
deutsch  nnd  französisch  nebeneinander  liest  wie: 

Ach,  schon  rauscM,  schon  rausdU  Ah  d^jk  le  ciel  et  la  terre  fremissnU 

Himmel  und  Erde  vom  gnädigen  Regen      de  la  pluie  bien-faisante 

oder  gar  die  unvergleichliche: 

Und  die  Gewitterwinde?  Sie  tragen  den  Et  les    vents  orageuz,   iis   aecourent, 

Donner!  ils   apportent  le   tonnere!  Comme  ib 

Wie  sie  rauscJien !  Wie  sie  mit  lauter  siffienty  comme  ils  mugissent  encore  . . . 

Woge  den  Wald  durchströmen!  Les    nuages   s'avancent   avec  plus  de 

Undnun  schweigen  sie.  Langsam  wandelt  majesti. 

Die  schwarte  Wolke. 

so  hat  man  alle  Mühe,  das  Original  wieder  zu  erkennen,  so  ungenau,  ver- 
blasst  und  glatt  fliesst  die  Rede  dabiu^  wo  die  deutschen  Worte  und  der 
deutsche  Rhythmus  mit  dem  Regen  rauschen,  mit  den  Winden  strömen 
und  donnern  und  mit  der  scbwarzen  Wolke  stumm  und  drohend  vorüberwandeln. 

Das  ist  Ohnmacht,  aber  es  wäre  Unrecht,  Huber  aus  seiner  Ohnmacht 
ein  Verbrecben  zu  machen.  Auch  er  kann  nicht  mehr  geben,  als  er  hat. 
Etwas  anderes  ist  es,  wenn  er  sich  gegen  den  Geist  eines  Dichters  vei- 
sündigt,  wie  er  es  mit  Les  sing  tut. 

Lessing  hat  1759  drei  Bücher  Fabeln  erscheinen  lassen  und  ihnen 
fünf  Abhandlungen  über  die  Fabel  vorausgeschickt,  die  eine  scharfe  Absage 
an  die  bisherigen  Theorien  bedeuten.  Es  war  das  einer  der  ersten  Ana- 
Mle  in  dem  Kampf,  den  er  wider  französischen  Geschmack  und  französische 
Geschmacksregeln  unternahm.  Er  wendet  sich  gegen  die  Erklärungen,  die 
de  la  Motte,  Richer,  Breitinger  und  Battenx  vom  Wesen  der  Fabel  geben, 
besonders  energisch  aber  gegen  die  Lehre  des  Batteux  vom  notwendigen 
poetischen  Zierrat  der  Fabeln.  Kürze  ist  nach  ihm  die  Seele  der  Fabel 
und  ihr  vornehmster  Schmuck  der,  ganz  und  gar  keinen  Schmuck  lo 
haben.  „Ich  hatte  mich  oft  gewundert,"  sagt  er  in  der  Vorrede,  ^dass 
die  gerade  auf  die  Wahrheit  führende  Bahn  des  Aesopus  von  den  Neueren 
für  die  blumenreichen  Abwege  der  schwatzhaften  Gabe  zu  erzählen,  ver- 
lassen werde"  und  gleich  in  der  1.  Fabel  des  I.  Buches,  wo  die  Muse  von 
ihm  den  Vortrag  des  ungekünstelten  Geschichtsschreibers  fordert,  verkündet 
er  sein  Ideal  des  Fabelstils  und  illustriert  es  später  noch  einmal  unter 
dem  Bilde  des  reichgeschnitzten  Bogens,  den  Künstlerhand  schön  versiert 
hat,  der  aber  bricht,  sobald  man  ihn  spannt. 

Die  Fabeln,  die  Huber  auserwählt,  sind  mit  Ausnahme  von  zwei 
älteren  (vom  Tanzbär  und  von  der  Sonne)  in  Prosa  geschrieben  nnd  würden 
sich,  schlicht  und  sachlich  wie  sie  sind,  wortwörtlich  übersetzen  lassen. 
Hnber  versucht  das  auch  manchmal,  meist  aber  erlaubt  er  sich  mit  Lessing 


Michael  Haber  (1727—1804)  759 

dieselben  Freiheiten,  die  er  sieh  mit  Gleim  oder  Hagedom  oder  Grellert 
erUnbty  er  retonchiert,  steigert  den  Ton,  verschönert.  Er  yerflKhrt  zwar 
vorsichtiger  als  sonst,  aber  die  Änderungen  fallen  hier  auch  schwerer  ins 
Gewicht.  Bei  Lessing  ist  jedes  Wort  abgewogen.  Huber  unterdrückt  das 
eine  oder  andere:  eine  grausame  Seuche  =  la  contagion.  Das  „Meister 
iBegrimm^'y  das  der  Anrede  des  Schäfers  einen  vertraulichen  Zug  gibt, 
fehlt.  In  den  Sätsen,  die  Zeus  an  das  Pferd  richtet,  fehlen  gerade  die 
Wendungen,  die  ftir  seine  leissarkastische  Bonhomie  bezeichnend  sind: 
„Bede,  ich  nehme  Lehre  an  .  .  gut  .  .  .  gedulde  dich  einen  Augenblick." 
Lessings:  sein  Feld  mit  eigner  Hand  xu  pflügen  und  mit  eigner  Hand  den 
remen  Samen  in  den  lockeren  Schosa  der  wiUigen  Erde  xu  streuen  = 
pour  euUwer  son  champ  de  ses  propres  mains  etc.  Ein  einsichtavoüer 
Monarch  =  un  monarque  pinetranty  die  Riesen  =  les  enfants  de  Ja  terre. 
Aus  der  naseweisen  Krähe  wird  banaler  une  pie  babiUarde.  Das  Erschrecken 
des  Pferdes,  als  es  das  Kameel  erblickt:  das  Pferd  sah,  schauderte  und 
zitterte  vor  entsetzendem  Abscheu,  schildert  Huber  viel  weniger  anschaulich 
mit  einer  nichtssagenden  abstrakten  Phrase:  le  cheval  fut  saisi  d'une  secr^te 
horreur.  Er  muss  weitschweifig  ausmalen,  was  bei  Lessing  in  epigranmia- 
tischer    Kürze    durch    den   Kontrast    angedeutet  ist: 

So  würde  sieh  ein  Leiehenredner  aus-      C'est  ainsi,  reprit  le  renard  qne  s'ex- 
drttckeo,  sagte  der  Fachs.  primerait  ehes  les  homfMs  un  orateur 

ampoule  dans  son  oraison  funebre. 

Drei  tüchtige  Weibspersonen  =  trois  personnes  propres  d  remplir 
femploi  que  je  leur  desiine^  Merkur  ging  =  Mercure  obiü  et  partit,  das 
Beich  des  Verderbens  =  le  sombre  empire  de  U  mort,  Undank  =  du 
mipris  et  de  Tingratitude,  die  Tiere  =  les  animauz  sauvages,  ihre 
demütigere  Freundin  =  son  ami  plus  humble  dans  ses  desirSy  die  kleinen 
hämischen  Neider  =  ces  petits  rivaux  tout  püris  de  fiel,  ces  petits  envieux, 
an  einem  lieblichen  Frühlingsabende  =  pendant  une  des  plus  agr6ables 
soiries  du  printemps  oder: 

Ein  Habicht  schoss  auf  eine  singende  ün  milan  fondit  sur  uo  rossignol  ^t 
Naehtigall.  Da  du  so  lieblich  singst,  charmaü  la  eontrie  par  la  douceur  de 
sprach  er,  wie  vortrefflich  wirst  du  ses  aceents,  Puisque  tu  ohantes  si  bien 
schmecken.  dit  Voiseau   vorace,   tu  dois  dtre   un 

morceau  des  plus  friands. 

Dabei  kennt  Huber  natürlich  Lessings  Fabeltheorie.  Im  Novemberheft 
1761  des  Journal  ^tranger  hatte  er  sie  in  der  Einleitung  zu  einigen 
Proben  der  Fabeln  kritisiert.  Nach  ihm  haben  Lafontaine,  de  la  Motte, 
Batteux  und  Marmontel  schon  alles  erschöpft,  was  sich  über  diesen  Gegen- 
stand sagen  lässt«  Was  Lessing  vorbringt,  scheint  ihm  mehr  geistreich  als 
wahr,  an  seinen  Fabeln  tadelt  er,  dass  sie  die  Sentenz  nicht  in  sich  bergen, 


760  H.  HeisB 

sondern  o£fen  auf  der  Stime  geschrieben  tragen,  und  dann  auch^  dass  sie 
den  Reiz  des  Verses  entbehren.  Im  Ohoix  gleitet  er  noch  flüchtiger  über 
die  theoretische  Frage  weg.  Er  selbst  hält  Lessings  Anschauung  offenbar 
für  so  falsch;  dass  es  sich  kaum  der  Mühe  lohnt,  sie  zu  diskutieren  und 
zu  widerlegen.  Das  durfte  er  wohl.  Aber  wenn  er  fürchtete,  solche  nackte 
Fabeln  könnten  den  Franzosen  missfalleu,  wäre  es  besser  gewesen,  sie 
ganz  zu  unterdrücken,  als  sie  mit  dem  poetischen  Zierrat  aufzuputzen, 
gegen  den  sich  Lessing  so  nachdrücklich  gesträubt  hatte. 

Eines  darf  mau  freilich  bei  solchen  Ausstellungen  nicht  vergessen: 
dass  Huber  gewichtige  Entschuldigungen  hat,  die  die  Ejritik  eutwaffhen, 
einmal  die  Ungeheuern  Schwierigkeiten,  die  bewältigt  werden  mussten,  und 
dann  den  Erfolg,  den  sein  Werk  davon  trug.  Ein  anderer  als  er  wäre 
von  vornherein  gescheitert.  Nur  lange  Übung  im  Übersetzen,  umfang- 
reiche Kenntnis  der  deutschen  Literatur,  feines  Verständnis  für  die  Psy- 
chologie des  französischen  Volkes,  Beherrschung  der  französischen  Sprache  und 
(wo  seine  Sprachkunst  versagte)  die  Katschläge  von  Freunden  und  Gönnern 
wie  Turgot,  Watelet  und  Diderot  konnten  eine  Anthologie  wie  den  Choix 
entstehen  lassen.  Huber  hat  sich  nie  verhehlt,  wie  sehr  die  Verwendung  der 
Prosa  seine  Übertragung  abschwächen  musste.  Wiederholt  betont  er  die  Un- 
möglichkeit, Poesie,  besonders  Lyrik,  wiederzugeben.  „H  est  imposaible  de 
rendre  dans  une  traduction  en  prose  les  beaut^s  m6caniques  de  la  po^ie^).'' 
Für  den  Reiz  des  Reims,  wechselnder  Takte,  Cäsuren  und  verschlungener 
Strophengebilde  hätte  nur  eine  rhythmisch  ganz  raffiniert  gearbeitete  Prosa 
entschädigen  können,  etwa  wie  sie  Gessner  in  seinen  Idyllen  schreibt. 

Huber  ist  ein  Deutscher  und  kein  Dichter,  geschweige  denn  ein 
Dichter  von  so  beweglicher,  schmiegsamer  Stilkunst,  der  die  verschiedensten 
Töne  gleich  träfe,  der  die  altvaterisch-steifen  und  doch  zierlichen  Allüren 
Gellertscher  Verse,  die  pointierte  Anmut  eines  Uz,  den  knappen,  hastigen 
Laufschritt  der  Gleimschen  Grenadierlieder  und  die  komplizierte  Musik 
Klopstockscher  Rhythmen  nachschaffen  könnte.  Hubers  Prosa  ist  korrekt 
und  kühl,  ohne  Farbenschmelz,  ein  wenig  akademisch  und  hausbacken, 
aufgeblasen  und  schwülstig,  wo  er  sie  poetisch  beflügeln  will,  und  bleibt 
vor  allem  immer  dieselbe  Durchschnittsprosa.  Er  versichert  zwar  einmal 
von  seinen  Vorlagen:  ,,je  me  suis  efforc6  de  leur  conserver  ce  goüt  de 
terroir,  qui  ne  d^plait  pas  toujours  aux  hommes  de  goüt')."  Aber  ich 
wüsste  keinen  Dichter  zu  nennen,  der  seinen  Eigengeschmack  bewahrt 
hätte.  Selbst  da,  wo  Haber  gut  übersetzt,  legt  sich  sein  rednerisches, 
falsches  Pathos  über  die  Gedichte  wie  ein  Schleier,  der  die  feineren  Nuancen 


1)  Ohoix,  Bd.  II,  p.  123. 

2)  Cboix,  Bd.  I,  p.  XLIV. 


Michael  Hüber  (1727—1804)  761 

verwischt  und  alles  in  demselben  einförmigen  Ton  hüllt.  Withof,  Dusch, 
Wielandy  Klopstock  —  Uz,  Gleim,  Weisse,  Lessing,  ich  glaube  nicht,  dass 
sie  im  Choix  von  einander  zu  kennen  wttren,  würde  nicht  der  vorgedmckte 
Namen  ihre  Persönlichkeit  verbürgen. 

Und  noch  an  ein  anderes  mnss  man  sich  erinnern:  dass  es  Huber 
weniger  darauf  ankam^  ein  objektiv  treues  Spiegelbild  der  deutschen  Lite- 
ratur zu  geben^  als  vielmehr  ein  den  Franzosen  möglichst  gefälliges.  Ihnen 
eine  recht  vorteilhafte  Vorstellung  von  den  Talenten  seiner  Landsleute 
einzuflössen,  ihnen  Bewunderung  und  anhaltendes  Interesse  abzugewinnen, 
das  war  seine  Absicht.  Daher  die  Art,  wie  er  überträgt.  Er  übersetzt 
einen  Dichter  nicht  um  seiner  selbst  willen,  er  verfolgt  einen  praktischen 
Zweck.  Daher  die  grosse  Freiheit,  mit  der  er  verfahrt,  seine  Ungenauig- 
keit,  sein  geringer  Respekt  vor  dem  Wortlaut,  vor  Details.  Mehrmals  be- 
kennt er  offen,  dass  er  Kühnheiten  gemildert,  dem  französischen  Geschmack 
anstössiges  unterdrückt,  überhaupt  manches  verändert,  an  Gleims  Kriegs- 
liedem  z.  B.  gestrichen,  Breitenbanchs  Idyllen  ,,de  la  mani^re  la  plus 
avantageuse^  wiedergegeben  habe.  Er  will  in  Frankreich  mit  seinen 
Deutschen  Staat  machen  und  für  das  sicherste  Mittel  dazu  hält  er,  sie  zu 
verwelschen,  wo  sie  noch  nicht  verwelscht  genug  sind,  sie  eleganter,  ge- 
leckter, weicher,  sensibler  hinzustellen. 

Daher  auch  seine  Art  der  Auswahl  im  grossen  wie  im  einzelnen.  Drei 
Gesichtspunkte  leiten  ihn  dabei  vornehmlich:  er  will  zeigen,  welch  ein 
gesunder,  sittlicher  und  religiöser  Gehalt  der  deutschen  Dichtung  innewohnt, 
welch  eine  treffliche  Moral  sie  predigt  und  wie  vorzügliches  sie  in  empfind- 
samer, beschreibender  Poesie  leistet.  „Les  Muses  allemaudes  sont  en  g^n^al 
des  vierges  tr^s  chastes"^)  sagt  er  in  der  Vorbemerkung  zu  Kost,  dessen 
Schlüpfrigkeit  er  streng  tadelt.  Und  schon  im  discours  pr61imiuaire  hebt 
er  von  den  Deutschen  hervor:  „ce  qui  rend  leurs  ouvrages  infiniment 
estimables,  c'est  que  la  religion  et  les  mceurs  7  sont  g^n^ralement  respect^s ; 
et  leurs  Muses  ne  se  prostitu^reut  jamais  au  Service  du  vice  et  de  l'adu- 
lation^).^  Dem  Geschmack  seiner  Zeit  folgend  räumt  er  der  didaktischen 
Richtung,  der  Fabel  und  dem  Lehrgedicht,  einen  un verhältnismässig  breiten 
Platz  ein,  in  diesem  Sinn  empfiehlt  er  die  Mittelmässigkeiten,  denen  er 
seinen  Ghoix  geöffnet  hat,  und  das  höchste  Lob,  das  er  einem  Dichter 
spendet,  ist  immer,  dass  er  die  Reinheit  seiner  Gesinnung,  die  wohltätige 
moralisierende  Tendenz  anerkennt.  So  meint  er  von  Wieland,  wertvoller 
als  seine  farbenfrische  und  glänzende  Einbildungskraft  sei  die  erhabene 
Moral  seiner  Werke  und  selbst  an  Anakreontikern  wie  an  Gleim,  üz  oder 

1)  Choix,  Bd.  I,  p.  76. 

2)  Choix,  Bd.  I,  p.  XLII  f. 


762  H.  HeiBS 

Hagedorn  weiss  er  zu  rühmen,  dass  ihr  Gesang  nur  ideale  Liebe,  verklirte 
Wollust  verherrliche  und  unter  Scherz  und  Tändeln  manche  sittliche  Wahr- 
heit lehre.  Daneben  gehört  seine  Sjmpathie  der  Empfindsamkeit  und  der 
Malerei.  Frankreich  soll  sehen,  dass  die  Deutschen  keine  rauhen,  unem- 
pfindlichen Barbaren  sind,  dass  auch  ihr  Herz  zärtlich  und  gerührt,  in 
süsser  Freude  oder  sanfter  Schwermut  schlägt,  und  dass  sie  diese  GefÜhls- 
wallungen  zu  schildern  verstehen,  ebenso  wie  die  Natur,  die  sie  in  ihnen 
auslöst.  Das  horazische  „ut  pictura  poesis^  dünkt  auch  ihm  das  oberste 
Kriterium  der  Kunst  und  er  glaubt  seine  Darstellung  deutscher  Literatur 
nicht  besser  einleiten  zu  können  als  mit  dem  Satz:  „aujourd'hni  lee  meil- 
leurs  esprits  semblent  faire  une  attention  singnli&re  ä  nos  po&tes  et  ils 
lenr  donnent  le  plus  bei  61oge  que  les  po&tes  puissent  recevoir,  celni  de 
peintres  de  la  nature.  Dans  le  choix  des  morceaux  que  je  präsente 
au  public,  j'ai  apport6  tous  mes  soins  ä  soutenir  cette  id6e   avantageuse.' 

Der  Erfolg,  den  der  Choix  fand,  schien  Hubers  Methode  Becht  zu 
geben,  die  Aufnahme  im  Publikum  und  in  der  Presse^)  war  sehr  günstig. 
Bei  dem  lebhaften  Interesse,  das  man  damals  in  Paris  allgemein  für  unsere 
Dichter  zeigte,  war  eine  solche  Anthologie  bereits  Bedürfnis  geworden.  Und 
was  man  auch  an  Hubers  Arbeit  tadeln  mag,  sie  bleibt  ein  schon  dem 
Umfang  nach  imposanter  Versuch,  dieses  Interesse  zu  nähren,  ein  Versuch, 
den  wir  heute  missglückt  nennen  müssen,  der  aber  trotz  seiner  Mängel 
geschickt  genug  gemacht  war,  um  sich  neben  und  über  der  Flut  zeitge- 
nössischer Übersetzungen  ehrenvoll  zu  behaupten.  Ganz  richtig  wird  in 
einem  ausführlichen  Artikel  in  der  neuen  Bibliothek  der  schönen  Wissen- 
schaften Huber  als  der  Vermittler  bezeichnet,  dem  gerade  wegen  seines 
Choix  das  meiste  Verdienst  um  die  Verbreitung  deutscher  Dichtung  in 
Frankreich  gebührt^).  Und  selbst  Grimm,  der  im  allgemeinen  allem,  was 
von  Deutschland  kommt,  kühl  gegenübersteht  und  mit  seinem  Lob  sehr 
kargt,  schreibt  in  der  Correspondauce  litt^aire,  anknüpfend  an  Hubert 
Choix  und  an  seine  Berufung  nach  Leipzig:  „Nous  perdons  a  cet  arrangs- 
ment  le  seul  traducteur  de  la  langue  allemande  dont  les  traductions  «eot 
eu  du  succ^  ä  Paris  ^).^ 

Als  Kritiker  weist  Huber  ähnliche  Eigenschaften  und  Schwächen  auf 
wie  als  Übersetzer.  Von  seinen  Versuchen  sind  besonders  zu  nennen:  die 
Biographie  Winckelmanns,  die  Lobrede  auf  Geliert  (in  den  Lettres  choisiei 

1)  Das  Jonmal  enoyclopödique,  Frörons  Annöe  littöraire,  das  Journal  des 
savants,  der  Mercnre  de  France  brachten  Besprechungen,  der  Mercure  sogar  nebst 
vielem  Lob  1766  und  1767  reichliche  Proben  aus  den  ersten  beiden  Biaden.  Gfr. 
auch  Sttpfle,  Bd.  I,  p.  324. 

2)  Dritten  Bandes  zweites  Stück.    Leipzig  1767,  p.  285—296. 

3)  Ausgabe  von  Tourneuz,  Bd.  VII,  p.  54 1. 


Michael  Haber  (1727-1804)  763 

von  1770),  der  Discours  pr^liminaire^  den  er  dem  Clioix  vorauBSchickt  und 
die  vielen  kürzeren  oder  längeren  Einleitungen  im  Jonmal  ^tranger^  in  der 
Gaeette  littiraire  und  im  Choix,  knapp  umrissene  Portraitskizzen,  die  den 
übersetzten  Dichter  dem  Publikum  vorstellen  sollen. 

Der  discours  pr^liminaire  knttpft  an  ähnliche  Artthere  Arbeiten  an,  die 
einen  Abriss  der  deutschen  Literaturgeschichte  geben  wollten,  an  Grimm^ 
Bielfeld,  Boullenger  de  Riv^rj  und  Junker^).  Die  zwei  Briefe  sur  la 
litt^rature  allemande,  die  Grimm  im  Mercure  de  France  (Okt.  1750  und 
Febr.  1751)  drucken  Hess,  sind  äusserst  geschickt  abgefasst,  aber  oberfläch- 
lich und  in  ihrem  Inhalt  recht  dUrftig,  weniger  ein  Plaidoyer  zugunsten 
der  Deutschen  als  vielmehr  die  demütige  Bitte,  ihnen  doch  auch  ein  bis- 
chen von  dem  Geist  und  der  Knnstbegabung  zuzuerkennen,  die  die  Fran- 
zosen in  so  reichem  Mass  besitzen.  Grimm^  der  noch  ganz  im  Bann  seiner 
Verehrung  für  Gottsched  steht,  will  jede  etwa  aufkeimende  Eifersucht  auf 
die  Deutschen  von  vorneherein  ersticken.  Er  betrachtet  die  absolute  Über- 
legenheit der  Franzosen  als  Dogma,  stellt  ihnen  die  Deutschen  nicht  als 
Rivalen  gegenüber,  sondern  als  lernbegierige  Schüler,  deren  Fortschritte  vor 
allem  dem  Lehrmeister  Ehre  machen.  Grimms  Standpunkt  war  schwieriger 
als  der  seiner  Nachfolger,  die  alle  schon  mit  dem  Wohlwollen  der  Pariser 
rechnen  durften.  Das  ist  zuzugeben  und  so  lässt  sich  begreifen,  dass  er 
bei  aller  diplomatischen  Schlauheit  doch  hüben  wie  drüben  Anstoss  erregte, 
dass  ihn  Franzosen  tadelten,  weil  er  die  Deutschen  überhaupt  lobte  und 
Deutsche,  weil  er  ihre  Abhängigkeit  von  den  Franzosen  betonte  und  übertrieb^). 

Die  Versuche  von  Bielfeld  (Progr^s  des  allemands  dans  les  sciences, 
les  helles- lettres  et  les  arts.  Amsterdam  1752)  und  von  Boullenger  de 
Riv^rj  (discours  pr^liminaire  in  seiner  Gellert-Übertragung  1754)  sind 
warme,  aber  wenig  bedeutende  Empfehlungsschriften.  Der  von  Boullenger 
mag  vielleicht  deshalb  interessieren,  weil  er  aus  der  Feder  eines  Franzosen 
stammt,  inhaltlich  bedeutet  er  keinen  Fortschritt  über  Grimm  hinaus.  Junkers 
Essai  sur  la  po^ie  allemande  (im  Journal  ^tranger  Sept.  1761)  fällt  durch 
die  Leidenschaftlichkeit  der  Darstellung  auf,  ist  halb  Apologie,  halb  Pamphlet. 
Junker  liebt  und  hasst,  bewundert  und  verachtet  und  leiht  seinen  Gefühlen 
energischen  Ausdruck.  Er  verwirft  den  Schwulst  der  Schlesier:  „Uofmanns- 
waldau  n'est  qu'un  sot."  Er  ergreift  ganz  die  Partei  der  Modernen. 
Gottsched  ist  ihm  nur  ein  Leichnam.  Dabei  beunruhigen  ihn  aber  auch 
Zweifel    über    die    Richtigkeit    der    malerischen    Theorie     der    Schweizer. 


1)  Eine  vollständige  Liste  dieser  Arbeiten  findet  man  bei  Süpfle,  Französische 
Studien  über  d.  deutsche  Literatur.  Zeitschr.  f.  vergleich.  Lit.  Gleschichte,  Bd.  I, 
p.  221  ff.  und  Bd.  II.  p.  Iff. 

2)  Cfr.  die  Einleitung  zu  seinem  zweiten  Brief. 


764  H.  Heiss 

Alles,  was  er  schreibt,  klingt  persönlich  und  empfunden.  Das  be- 
merkenswerteste an  seinen  Ausführungen  ist  aber,  dass  ihm  die  Fran- 
zosen nicht  mehr  als  Muster  gelten.  Ein  neues  Ideal  schwebt  ihm  vor. 
Schlegel,  Schmidt,  Rabener,  Zachariae,  Cramer,  ganz  zu  schweigen  von 
Kleist  oder  E^opstock,  gegen  den  Milton  und  Tasso  verblassen,  der  nur 
dem  Homer  vergleichbar  ist,  sie  alle  haben  die  Vollkommenheit  der 
Franzosen  schon  erreicht,  manchmal  sogar  übertro£fen.  Nur  mit  den  Alten 
und  den  Engländern  können  sie  sich  noch  nicht  immer  messen.  Junker 
ist  vom  Geist  Leasings  berührt,  für  dessen  Grösse  er  enthusiastische  Worte 
findet.  Die  sehr  scharfe  Kritik  des  französischen  Theaters,  in  der  sein 
Aufsatz  gipfelt,  erinnert  ganz  an  den  XVII.  Literaturbrief.  Er  bekennt 
offen,  dass  er  nicht  versteht,  wie  mau  der  französischen  Tragödie  Geschmack 
abgewinnen  kann.  Alles  scheint  ihm  unwahr,  hohl,  erklügelt,  er  vermisst 
die  Natur,  die  Verwirrungen  und  das  Pathos  grosser  Leidenschaften,  für 
die  er  gerne  auf  alle  Feinheiten  dramatischer  Architektur  verzichten  würde. 
Wenn  die  Franzosen  mit  einer  solchen  dramatischen  Kunst  zufrieden  sind, 
so  sollen  sie  sie  behalten,  die  Deutschen  aber  können  bessere  Muster  jen- 
seits des  Kanals  finden.  Junker  vermeidet  zwar  in  seinem  Essai  den 
Namen  Shakespeare  auszusprechen,  doch  wird  Shakespeares  Genie  in  jeder 
Zeile  heraufbeschworen,  um  die  Franzosen  mit  seiner  Überlegenheit  su  er- 
drücken. Das  ganze  mutet  an,  wie  ein  interessantes  Vorspiel  zur  Ham- 
burgischen Dramaturgie,  doppelt  interessant,  weil  es  in  einer  französischen 
Zeitschrift  erklingt.  Junker  ist  der  Vollblutdeutsche,  dem  es  unmöglich 
ist,  romanisches  Wesen  und  romanische  Kunst  zu  würdigen,  der  Norddeut- 
sche vom  Schlage  Lessings,  nur  dass  ihm  Lessings  Gelehrsamkeit^  Lessings 
Scharfsinn  und  vor  allem  Lessings  Sprache  fehlt.  Sein  Aufsatz  ist  sehr 
heftig,  aber  ziemlich  unklar  und  in  einem  unerträglich  schwülstigen,  mit 
Bildern  überladenen  Stil  geschrieben.  Schönaich  mit  Klopstock  zusammen- 
stellen, heisst  ^attacher  sur  un  rocher  affreux  le  g6n^renx  Prom6th6e  qui 
ravit  le  feu  de  TOlympe'*^  —  oder  (es  ist  von  Bodmer  und  Breitinger  und 
ihren  Schülern  die  Rede) :  „Pendant  que  les  r^formateurs  .  .  .  se  trainaient 
au  pied  de  l'Helicon,  ces  derniers  plus  courageux  et  plus  hardis  voulaient 
s'^lancer  aux  sommets  de  1a  montagne  et  n'aspiraient  ä  rien  moins  qu'a 
Egaler  le  vol  des  Pindare,  de  Horace  et  des  Bousseau.  Mais  leur  audace 
ne  fut  point  heureuse,  ils  restdrent  envelopp6s  dans  un  nuage  4pais  de 
poussiere/^  Derartige  Proben  werden  den  Parisern  kaum  Lust  gemacht 
haben^  sich  in  den  Aufsatz  zu  vertiefen^). 

1)  Junkers  Aufsatz  wird  durch  einen  alphabetischen  Katalog  der  deutschen 
Schriftsteller  mit  kurzen  Chnraktcristiken  ergänzt.  Der  Abbö  Arnaud  hat  ihm 
übrigens  ein  sehr  vernünftiges  Nachwort  folgen  lassen,  worin  er  den  Franzosen 
gibt,  was  der  Franzosen  und  den  Engländern,  was  der  Engländer  ist 


Michael  Hoher  (1727—1804)  765 

Hnher  schreibt  würdiger,  mit  mehr  Ernst  und  Stolz  als  Grimm,  aber 
anch  kUhler,  massvoller  uud  sachlicher  als  Junker.  Sein  Patriotismus  ist 
nicht  so  laut  und  provozierend.  Er  Areut  sich  der  poetischen  Leistungen 
seiner  Landsleute,  aber  er  sucht  sie  besser  einzuführen  als  durch  Diatriben 
gegen  die  Franzosen.  Vom  Theater  spricht  er  kaum.  Im  discours  pr6- 
liminaire  gar  nicht  und  in  den  Einleitungen  erwähnt  er  nur  flüchtig  Cronegks 
Dramen,  die  Hoffnungen,  die  das  deutsche  Theater  auf  Lessing  setzen  könne 
und  die  Versuche  Weissens,  der  durch  Verschmelzung  der  „r6gularit6  des 
fran^ais  avec  le  haut  tragique  des  auglais^  der  deutschen  Tragödie  einen 
nationalen  Charakter  geben  wolle.  Man  darf  aus  Hubers  Schweigen  wohl 
schliessen,  dafs  er  für  die  Schönheit  Racines  empfänglicher  war  und  das 
zeitgenössische  deutsche  Theater  mit  weniger  Optimismus  beurteilte  als 
Junker. 

Huber  beruft  sich  zwar  auf  Junker,  aber  in  Wirklichkeit  ist  sein  Ab- 
riss  der  deutschen  Literaturgeschichte  ganz  selbständig.  Er  zerlegt  sie  in 
4  Epochen:  die  älteste  sagenhafte  Kunst  der  Barden,  von  der  uns  Tacituü 
berichtet.  Karls  des  Grossen  Sammlung  wird  erwähnt  und  als  das  früheste 
erhaltene  deutsche  Gedicht  Otfried  aufgeführt.  Die  zweite  Periode  ist  die 
der  Minnesänger  und  der  Meistersinger.  Huber  charakterisiert  kurz,  ohne 
Namen  zu  nennen,  die  Blüte  unter  den  Staufen^i.  dann  den  Verfall  der 
Poesie  in  den  Händen  der  Meistersinger.  Frejdank  wird  gelobt  und  Hugo 
von  Trimbergs  Benner,  ebenso  Sebastian  Braut  mit  seinem  Narrenschiff, 
Fischart  mit  seinem  Glückhaft  Schiff  und  seinem  Gargantna,  beide  Satiriker 
voll  Kraft,  an  denen  aber  die  Bauheit  ihrer  Verse  und  die  „ordure''  ab- 
stösst.  Länger  verweilt  er  beim  Theuerdank,  während  der  niederdeutsche 
Beinecke  Fuchs,  Bollenhagen,  Hans  Sachs  und  Budolf  Weckherlin  nur  ge- 
streift werden.  Luthers  Verdienste  um  Sprache  und  Literatur  werden 
hoch  gerühmt,  doch  beklagt  Huber  die  Beformation,  da  sie  so  viel  Leid 
über  Deutschland  gebracht  hat.  Mit:  „Enfin  Opitz  vint*'  eröffnet  er  das 
dritte  Zeitalter.  Neben  Opitz  zählt  er  Flemming  und  Logau,  Simon  Dach, 
Gryphius  u.  a.  auf.  Hofinannswaldaus  uud  Lohensteins  schwülstiger  Ge- 
schmack wird  nicht  wie  von  Junker  mit  einem  Schimpfwort  abgetan, 
sondern  nach  seinen  Merkmalen  gekennzeichnet,  Lohenstein  als  Purist  so- 
gar mit  Balzac  verglichen  und  sein  Arminius  über  Zieglers  Banise  und 
ähnliche  Bomane  gestellt.  Neben  Wernike  und  Besser  wird  Canitz  als 
Mann  von  Witz  und  Bildung  und  sehr  korrekter  Künstler  bewundert.  Die 
Pietsch  und  Neukirch  sind  als  schmeichlerische  Fürstendiener  getadelt,  nur 
Günthern  hebt  Huber  als  den  letzten  und  einzigen  Dichter  jener  Zeit  her- 
vor und  schildert,  wie  sein  Leben  und  seine  Kunst  an  seiner  Leidenschaft 
zu  Grunde  gegangen  ist.     Brockes  leitet  über  zur  modernen  Literatur,  die 


766  H.  Heiss 

mit  Haller  beginnt.  Gottsched  als  Dichter  zählt  nicht  mehr,  dagegen  werden 
seine  Bemühungen  als  Reformator  und  Lehrmeister  anerkannt,  nicht  weniger 
als  die  der  „deux  vrais  savants^  Bodmer  und  Breitinger.  Auf  den  Kampf 
zwischen  Zürich  und  Leipzig,  seine  Ursache  und  seine  Phasen  geht  Huber 
nicht  ein,  sondern  schliesst  mit  einer  kurzen  Übersicht  über  die  Zeit- 
schriften und  ihre  Mitarbeiter. 

Der  Essai  bedeutet  trotz  mancher  Lücken  und  Irrtümer  einen  ent- 
schiedenen Fortschritt  über  Grimm,  BouUenger  und  Junker  hinaus.  Er 
erschöpft  sich  nicht  mehr  in  allgemeinen,  mehr  oder  minder  phrasenhaften 
Erörterungen,  bringt  eine  Fülle  von  Namen  und  Tatsachen,  beschreibt  die 
wichtigsten  Erscheinungen  und  zeichnet  sogar,  wenn  auch  nur  flüchtig,  den 
politischen  und  kulturellen  Hintergrund,  von  dem  sie  sich  abheben.  In 
Frankreich  konnte  man  aus  ihm  zum  erstenmal  ein  Bild  von  der  Ver- 
gangenheit der  deutscheu  Dichtung  gewinnen  und  dass  er  auch  in  Deutsch- 
land gefiel,  beweist  am  besten  die  Übersetzung  ins  deutsche,  die  schon  im 
nächsten  Jahr  und  1768  vermehrt  und  bereichert  im  Hannoverschen  Magazin 
erschien  ^). 

Die  Charakteristik  der  neueren  im  Ohoix  aufgenommenen  Dichter  ge- 
schieht in  den  Einleitungen,  die  Huber  jeweils  den  Proben  vorausschickt. 
Sie  sind  dem  Umfang  nach  sehr  verschieden,  Gerstenberg  wird  auf  knapp 
einer  Seite  abgetan,  Kabener  erhält  neun,  Gronegk  zehn.  Ausser  der  Auf- 
zählung und  Analyse  der  Werke  enthalten  sie  gewöhnlich  eine  Biographie, 
in  der  Huber  den  Leser  menschlich  zu  interessieren  versucht  durch  Mit- 
teilung rührender  Umstände,  eines  frühen  oder  heroischen  Todes,  wie  bei 
der  Karschin,  bei  Cronegk  und  Kleist.  Edelmütige  Züge,  Reinheit  des 
Lebenswandels  vergisst  er  nie  hervorzuheben.  Die  literarische  Kritik  selbst 
bleibt  etwas  vag:  rempli  de  grandes  beaut^s,  de  beaut^  simples,  de  beaut^ 
sublimes,  solche  und  ähnliche  Ausdrücke  kehren  immer  wieder.  Huber 
weiss  ganz  gut  die  Fehler  eines  Dichters,  er  sagt  uns  z.  B.  richtig,  was 
man  an  Withof  und  Breitenbauch  oder  an  Gleims  Fabeln  beanstanden  kann. 
Aber  das  Lob  geht  ihm  leichter  über  die  Lippen  als  der  Tadel.  Er  findet 
überall  zu  bewundem  und  lässt  sich  gern  zu  seltsamen  Überschätzungen 
und  Überschwenglichkeiten  hinreissen.  Am  besten  gelingen  ilim  die  Skizzen, 
in  denen  er  seinen  persönlichen  Sympathien  unverhüllt  Ausdruck  gebra 
darf,  z.  B.  die  über  Kleist,  über  Hagedom  und  besonders  die  über  Geliert, 
die  er  später,  nachdem  er  ihn  kennen  gelernt  hatte,  zu  einer  ausftlhrlichen 
Lobrede  verarbeitete.  Gellerts  Wesen,  das  ihm  wohl  wie  das  Gressners 
nah  verwandt  war,  ist  sehr  geschickt,  ohne  überflüssige  Phrasen  umrissen 
und  getro£fen,  der  Mensch  sowohl^  der  kränkelnde,  ängstliche,  liebenswürdige 


1)  Cfr.  Jördens,  Lexikon  etc.,  Bd.  II,  p.  478. 


k 


Miebael  Haber  (1727—1804)  767 

Sonderling  aaf  dem  Katheder,  den  ganz  Deutschland  verehrte,  wie  der 
moralisierende  Dichter  der  Fabeln  und  der  geistlichen  Lieder,  dem  seine 
Kunst  nur  ein  Mittel  war,  Tugend  und  Gottesfurcht  zu  predigen. 

Die  Gesichtspunkte,  die  Huber  in  seiner  Kritik  leiten,  sind  die  seiner 
Auswahl.  Entscheidend  für  die  Beurteilung  eines  Werkes  ist  sein  ethischer 
Gehalt,  die  Eindringlichkeit  der  Lehren,  die  es  verkündet  Er  glaubt  an 
die  unmittelbare  Wirkung  didaktischer  Poesie,  erhofft  sich  von  ihr,  dass 
sie  die  Menschen  besser  mache,  die  Sitten  veredele.  Naiv,  aber  ganz  im 
Sinn  seiner  Zeit,  erklärt  er  z.  B.  von  Babeners  Satiren:  ^S'il  n'a  point 
corrig^  les  vices,  c'est  que  la  plupart  des  vices  sont  incorrigibles.  II  peut 
se  vanter  du  moins  d'avoir  beaucoup  contribu^  k  d^truire  les  ridicules :  car 
il  est  certain  que  depuis  que  ses  satyres  ont  paru,  le  nombre  de  ces 
savants,  fiers  d'un  £atras  d'^udition,  est  consid6rablement  diminu6;  et  Ton 
ne  voit  plus  tant  de  ces  nobles  ridiculement  jaloux  de  leurs  titres  dans 
le  conmierce  de  la  vie,  ni  de  ces  poites  prodigues  ä  donner  le  nom 
d' Auguste  et  de  M6c^e  k  des  grands  sans  mMte^).^  Seinem  Ideal  rethorisch- 
poetischer  Schönheit  entsprechend,  unterschätzt  er  auch  als  Kritiker  alles, 
was  schlicht,  knapp  und  einfach  ist.  Er  rühmt  Dichter  wie  Schmidt  oder 
Gramer,  weil  sie  den  orientalisch-blumenreichen  Stil  der  Bibel  nachahmen. 
Selbst  Kleistens  poetische  Erzählungen  scheinen  ihm  etwas  dürftig  im 
Vergleich  mit  den  geschmfickteren  Wielands,  mit  Melinde  oder  Selim  und 
Seltma,  und  wenn  er  zwischen  Gleims  Grenadierliedern  und  Weissens 
Amazonenliedem  wählen  soll,  entscheidet  er  sich  ohne  Schwanken  für  den 
„romantischeren"  Weisse,  der  in  sentimentalen  Gefühlen  und  schauerlichen 
Blutbädern  schwelgt:  „La  po£sie  du  style  est  plus  riebe  et  plus  brillante 
dans  M.  Weisse  que  dans  M.  Gleim').^ 

Huber  hält  sich  ganz  in  den  Grenzen  der  überlieferten  Ästhetik,  die 
er  nirgends  mit  neuen  originellen  Anschauungen  durchbricht.  Er  nimmt 
die  urteile  seiner  Vorgänger,  die  Formeln  seiner  Zeit  als  Tatsachen  hin. 
Vor  den  Bogein  hat  er  grossen  Bespekt.  Was  ihm  die  Karschin  doppelt 
bewundernswert  macht,  ist,  dass  man  in  ihrem  Lebenslauf  nichts  nach- 
weisen kann:  ^qui  conduise  k  penser  que  dans  ses  compositions  Tötude  des 
r^les  ait  pu  supplter  le  g^ie')."  Er  fühlt  die  Schönheit  eines  Dichters 
nur,  so  lange  sie  akademisch-korrekt  bleibt.  Sein  Geschmack  ist  nicht  sehr 
persönlich,  noch  ausgeprägt.  Er  findet  sich  leicht  mit  Erscheinungen  und 
Temperamenten  der  verschiedensten  Art  ab  und  scheint  den  Gegensatz 
kaum  zu  gewahren.     Er  ist  unparteiisch,    aber    nicht  Ekklektiker,    so    be- 


1)  Choix,  Bd.  IV,  p.  259  f. 

2)  Choix,  Bd.  11,  p.  115. 

3)  Choix,  Bd.  II,  p.  44. 


768  H.  Heiss 

weglichen  schmiegsamen  OeisteS;  dass  er  Schönheit  in  allen  Formen  suchte 
and  verstünde.  Es  liegt  nicht  in  seiner  passiven  Natnr,  Partei  zu  ergreifen. 
Er  tat  es  nur,  wo  etwas  Ungewöhnliches^  Monströses  seine  an  den  fran- 
zösischen Klassikern  geschulten  Begriffe  über  den  Haufen  warf.  Sobald  die 
deutsche  Literatur  die  ebenen  Bahnen  französischer  Gesetzmässigkeit  verliesa, 
um  sich  in  die  ungewissen  Abenteuer  der  Sturm-  und  Drangperiode  zu  stürzen, 
hörte  Huber  zu  übertragen  auf.  Nach  1770,  als  Goethe  sich  offenbarte 
und  Schiller  heranwuchs,  wandte  er  sich  von  den  Dichtem  ab  und  über- 
setzte nur  mehr  pädagogische,  ästhetische  oder  wissenschaftliche  Werke. 
Shakespeare,  den  ihm  seine  englischen  Tischgäste  ins  Haus  brachten,  den 
sein  Sohn  mit  Begeisterung  im  Original  las  und  mit  Eifer  verteidigte,  „die 
Bastarde,  welche  Shakespeares  Schatten  mit  der  charakterlosen  deutschen 
Muse  zeugte^,  entsetzten  ihn^).  Er  war  Franzose  geworden,  nicht  bloss 
äusserlich,  sodass  er  sich  in  Wort  und  Schrift  der  fremden  Sprache  be- 
diente, sondern  auch  in  seinem  Denken  und  Fühlen,  der  Normalfranzose 
der  Poetik  Boileaus,  der  in  der  Kunst  nur  das  ruhige,  vernünftige,  abge- 
klärte geniesen  kann.  Sein  Herz  hing  wohl  an  Deutschland  und  deutschem 
Wesen,  aber  am  Deutschland  der  Geliert  und  Gessner,  an  denen  alles 
zahm  und  gesittet,  nichts  grosses,  überwältigendes,  massloses  ist.  Der 
„Feuerkopf^S  der  den  Götz  von  Berlichingen  schrieb  und  den  Faust  ent- 
warf, musste  ihn  abstosseu,  wie  er  den  ihm  kongenialen  Gessner  abstiess'). 
Und  Therese  Huber  hat  gewiss  Recht,  wenn  sie  meint:  „Kräftigere  genit- 
lische  Produkte  der  deutschen  Literatur  konnte  Michael  Huber  nie  ganz 
umfusen^). 

Huber  ist  in  allem  der  Mann  des  bon  sens,  der  goldenen  Mitte,  der 
Durchschnittsmensch,  der  nie  über  die  enggezogenen  Grenzen  seines  Könnens 
hinausstrebt.  Er  hat  eine  ausgedehnte  literarische  und  auch  etwas  klassische 
Bildung,  die  um  so  achtbarer  ist,  als  er  sie  jedenfalls  spät  und  mühsam 
erworben  hat.  Griechisch  kann  er  nicht,  wie  er  selbst  eingesteht^).  Da^ 
gegen  bezeugen  seine  Übersetzungen  von  Winckelmanns  Geschichte  der 
Kunst  des  Altertums  und  seine  Verweise  auf  römische  Quellen  im  Cboix, 
dass  er  die  lateinische  Sprache  und  Literatur  kannte.  Er  weiss  viel.  Aber 
sein  Gesichtskreis  bleibt  immer  begrenzt.  Er  beschäftigt  sich  mit  schöner 
und  kunstgeschichtlicher  Literatur,  mit  bildender  Kunst  und  innerhalb  der 
Kunst  mit  dem  speziellen    Gebiet   des   Kupferstichs,    auf   dem    er   hervor- 


1)  L.  F.  Hubers  sämtl.  Werke,  Bd.  I,  p.  36. 

2)  Cfr.  Heinrich   Wöl£6in,  Salomon    Gessner.    Mit  ungedruekten  Briefen. 
Frauenfeld  1889,  p.  54. 

3)  L.  F.  Hubers  sämtl.  Werke,  Bd.  I,  p.  7 1 

4)  Pröface  du  traducteur  in  der  Histoire  de  l'art  de  Tantiquitö,  Bd.  I,  p.  XZXV. 


Michael  Haber  (1727-1804)  769 

ragender  Kenner  wird.  Damit  sind  seine  Interessen  erschöpft.  An  anderen 
vielseitigeren  Vermittlern,  die  mitten  im  intellektuellen  Leben  ihrer  Zeit 
stehen,  an  Grimm  oder  sogar  an  Meister 'gemessen,  scheint  er  klein.  Meister 
nnd  Grimm  sind  selbst  das,  was  man  damals  Philosophen  nannte.  Sie  sind 
Mitkämpfer,  in  den  Salons  und  in  ihrem  Bedaktionsbureau.  Auch  Hnber 
hat  Beziehimgen  zum  Milieu  der  Encjclop^die,  aber  sie  sind  einseitig.  Er 
bleibt  ihr  ferne,  als  Zuschauer  und  nichts  an  ihm  —  es  wäre  denn  seine 
Gleichgültigkeit  in  religiösen  Dingen  ^)  —  deutet  auf  eine  tiefere  Beein- 
flussung hin.  Ab  1766,  während  die  Kämpfe  um  die  EncjclopMie  und 
die  Philosophie  toben,  vertauscht  Huber  Paris  mit  dem  friedlicheren  Leipzig, 
wo  er  mit  keinem  Tnrgot  oder  Diderot  verkehren  kann,  sondern  mit  Oeser, 
Weisse,  Geliert,  bei  denen  er  die  behaglich-bürgerliche  Athmosphäre  des 
Wille'schen  Hauses  wiederfindet.  Grimm  und  Meister  sind  universaler  ver- 
anlagt. Sie  haben  über  alles  mögliche  geschrieben,  Philosophie,  Beligion, 
Musik,  Kunst  und  Kunsttheorie.  Ihre  literarische  Kritik  ist  heute  noch 
bemerkenswert.  Grimm  ist  zwar  als  Kritiker  nicht  „bahnbrechend^  wie 
Lessing'),  aber  immer  sehr  verständig  und  eigenpersönlich.  Meister  hat 
Montaigne  auf  ein  paar  Seiten  analysiert,  die  Sainte-Beuve  zu  dem  besten 
rechnet,  was  je  über  den  grossen  Skeptiker  des  XVI.  Jahrhunderts  gesagt 
worden  ist.  Die  Oorrespondanco  litt^raire,  «die  Grimm  und  nach  ihm  (von 
1773  an)  Meister  redigieren  und  '—  von  einzelnen  fremden  Beiträgen  abge- 
sehen —  selbst  verfassen,  ist  eine  notwendige  Ergänzung  der  Encyclop^ie. 
Sie  reproduziert  die  gährenden  Ideen  der  neuen  Zeit,  die  Paris  bewegen, 
schickt  sie  auf  dem  Umweg  über  die  Fürsteuhöfe  nach  Europa  hinaus  und 
vermittelt  so  den  wichtigsten  Austausch,  der  damals  stattfinden  konnte. 

Daneben  verblasst  Hubers  Wirken  und  seine  Persönlichkeit.  Die  Auf- 
gabe, die  er  durchführte,  die  Fähigkeiten,  die  sie  verlangte,  sind  bescheidener. 
Wenn  man  nach  einem  Wort  sucht,  ihn  zu  charakterisieren^  findet  man 
immer  nur  das  eine:  sympathisch.  Sympathisch  ist  sein  Wesen,  sympathisch 
sein  Geist  und  seine  Kultur.  Aber  sympathisch  sein  allein  genügt  noch 
nicht,  um  einen  Namen  auf  die  Nachwelt  zu  retten.  Die  Vergessenheit, 
in  die  er  heute  versunken  ist,  wäre  darum  begreiflich  und  verdient,  wenn 
ihm  nicht  der  Zufall  des  Augenblicks,  die  Verkettung  günstiger  Umstände 
eine  Rolle  zugewiesen  hätte,  die  weit  über  den  Rahmen  seiner  persönlichen 
Bedeutung  hinausgeht.  Übersetzer  wie  Huber  hat  es  jederzeit  gegeben. 
Nur  hatte  er  das  Glück,  gerade  damals  nach  Paris  verschlagen  zu  werden, 

1)  Huber  war  sehr  lauer  Katholik.  Sein  Sohn  erhielt  kaum  Religionsunter- 
richt.   Cfr.  L.  F.  Hubers  sämtliche  Werke,  Bd.  I,  p.  26. 

2)  Cfr.  H.  Hettner,  Gesch.  der  franz.  Literatur  im  XVIII.  Jabrh.  5.  Aufl. 
Braunschweig  1894,  p.  430. 

BonumiMhe  Fonehiing«n  XXV.  49 


770  H.  HeisB 

als  dort  das  Interesse  für  deutsche  Literatur  erwachte«  Hatte  das  OlQck, 
.in  einen  Kreis  seltener  Männer  zu  geraten,  die  ihn  ku  seinen  Arbeiten 
anspornten  und  sie  durch  ihren  Rat  förderten.  Hatte  das  Glück,  gemein- 
sam mit  l^urgot  Oessner  zu  entdecken  und  zu  offenbaren,  den  einzigen 
deutschen  Dichter,  der  sich  in  Frankreich  dauernd  einbürgern  Hess.  Und 
hatte  endlich  das  Glück,  selbst  durch  seine  Irrtümer  dem  Geschmack  des 
französischen  Publikums  zu  schmeicheln  und  so  aus  einer  jäh  aufgetauchten 
Mode  alles  zu  ziehen,  was  für  Deutschland  zu  gewinnen  war.  Huber  hat 
manches  missverstauden,  aber  seine  Missverständnisse  sind  es  nicht  zum  ge- 
ringsten Teil,  die  der  deutschen  Literatur  in  Frankreich  zu  ihrem  Ein- 
tagserfolg verhalfen. 

Huber  ist,  wie  Winckelmann  grimmig  gesagt  hätte,  ein  verwelschter 
Deutscher,  der  das  Deutsche  durch  französische  Brillen  sieht,  aber  doch 
deutsch  genug,  dass  er  alles  daran  setzt,  Zeit,  Energie,  Witz  und  Vermögen, 
um  seinen  Landsleuten  die  Achtung  und  Bewunderung  zu  verschaffen,  die 
ihnen  seinem  Urteil  nach  auch  ausserhalb  ihrer  Heimat  gebührt.  Das  ist 
sein  Ruhm.  Das  verleiht  ihm  seine  besondere,  persönliche  Note  Grimm 
und  Meister  gegenüber  und  gibt  ihm  das  Anrecht  auf  einen  selbständigen 
Platz  neben  ihnen,  über  den  kleineren  Vermittlern,  den  Junker,  Wächtler, 
Boullenger  u.  a.,  von  denen  keiner  an  den  Umfang  und  Einfiuss  seines 
Werkes  heranreicht. 


m. 

Die  deutsche  Mode  in  Frankreieh  (ca.  1760  —  ca.  1778). 

I. 

^AUemand,  Ce  mot  est  injurieux  tant  &  celui  contre  qui  on  le  dit 
que  coiitro  la  brave  nation  allemande  qui  depuis  quelques  aun^es  a  assez 
fait  connaitre  le  contraire  de  la  siguification  de  ce  mot.  Je  prie  aussi 
cenx  qui  lirout  ceci  de  ue  s'en  point  choquer  puisqae  je  n'ai  en  vue  quo 
de  mettre  au  jour  le  ridicule  des  fran^ais  qui  m^rit^raient  mieux  qu'aucane 
nation  du  monde  qu'on  leur  f!t  connaitre  leur  manque  de  jugement 
de  taxer  ainsi  mal  ä  propos  une  nation  chez  laquelle  ils  devraient  venir 
k  r^cole.  Cemot  donc  signifiegrossier,  brutal,  farouche  et  quelquefois  ivrogne." 
Diese  ehrlich  entrüstete  Tirade  findet  sich  in  Leroux'  Dictionnaire  comiqne, 
satirique,  critique,  burlesque  etc.^).  Süpfle  druckt  andere  interessante  Beispiele 
ab  für  die  Verachtung,  mit  der  Frankreich  vor  1750  deutschen  Geist  igno- 
rierte.    In  den  Urteilen  des  P.  Bouhours,  des  Abb6  Dubos,  in  MauvilloDS 


1)  Nouv.  edition.    Lyon  1735. 


Michael  Ruber  (1727-1804)  771 

Lettres  fran^aises  et  germaniquefl  kommt  sie  am  schärfsten  zum  Ausdruck^) 
und  1762  erinnert  sich  Grimm  der  vergangenen  Zeit  und  sagt,  wer  vor 
12  Jahren  in  Paris  von  einem  deutschen  Dichter  gesprochen  hätte,  wäre 
ausgelacht  worden'). 

Bald  nach  1750  voUsieht  sich  scheinbar  unvermittelt  ein  Umschwung 
in  der  5£fentlichen  Meinung.  Haller  und  Geliert  werden  bekannt,  erregen 
Sympathie,  da  und  dort  sogar  Enthusiasmus,  vor  allem  aber  Neugierde:  man 
möchte  auch  ihre  Landsleute  kennen  lernen.  1750  veröffentlicht  Herr  von 
Tscbarner  in  Göttingen  die  Po^sies  de  Mr.  de  Haller,  die  im  selben  Jahr 
in  Zürich  eine  zweite,  in  den  folgenden  Jahren  weitere  Neuauflagen  erleben. 
Die  Aufnahme  ist  anfangs  geteilt.  Gegen  das  überschwengliche  Lob  Fr^rons^) 
stebt  das  skeptische  Urteil  Raynals:  „Les  po^sies  de  M.  de  Haller  n'ont 
pas  ^t6  trop  bien  accueillies;  on  a  trouv^  ce  po^te  sec  et  obscur*)." 
Immerhin  war  der  erste  Schritt  getan.  1750  und  1751  erscheinen  die 
beiden  Briefe  Grimms  im  Mercure  de  France,  1752  Bielfelds  Progrte 
des  Allemands,  1752/53  ebenfalls  im  Mercure  die  sieben  von  Beau- 
sobre  verfassten  Lettres  d'un  Prussien  k  M.  1'  abb6  Rajnal  sur  la 
litt^rature  allemande.  1754  wird  das  Journal  ^tranger  gegründet,  nach- 
dem vorher  schon  das  Journal  des  savants  und  der  Mercure  ihre  Spalten  den 
Deutschen  weit  geöffnet.  In  dem  nämlichen  Jahr  erscheinen  auch  Bois- 
pr^ux'  Rabener-Übersetzung  und  BouUenger  de  Riv^rys  Gellert-Dbersetzung, 
die  wieder  ein  Versuch  Über  die  Geschichte  der  deutschen  Dichtkunst,  nun 
schon  der  vierte  oder,  wenn  man  Grimms  Notizen  über  das  deutsche  Theater') 
mitrechnet,  der  fünfte  einleitet.  Winckelmann  wird  durch  kleine  Aufsätze 
bekannt.  Gottscheds  Name  und  der  der  Gottschedin  werden  wiederholt  ge- 
nannt, beide  gewürdigt  und  übersetzt,  sie  als  Dramatikerin,  er  als  Gramma- 
tiker, Dichter  und  Philosoph^.  Im  Dezember  1755  schreibt  der  Graf 
Brühl  aus  Paris  an  Geliert:  „Sie  sind  hier  so  sehr  bekannt  und  verehrt 
als  an  keinem  Orte,  wo  man  deutsch  redet."'')  Im  Januar  1756  schreibt 
Rabener  offenbar  unter  dem  Eindruck  von  günstigen  Pariser  Nachrichten, 
aber  auch  mit  leisem  Misstrauen  an  Geliert:  „Haben  Sie  Briefe  von  Herrn 
Fr^on?  Auch  von  Herrn  Wächtlern  nicht?     Auf  den  Beifall  der  Franzosen 


1)  Sttpfle  1.  c.  Bd.  I  p.  120  ff. 

2)  Corresp.  litt.  öd.  Tourneax  Bd.  V  p.  11. 

3)  In  den  Lettres  sur  quelques  Berits  de  ce  temps.    Cfr.  SUpf  le  I  p.  147. 

4)  Corresp.  litt.  öd.  Tourneux  Bd.  II  p.  126. 

5)  1752  im  Almanach  bistorique  et  chronolique  de  tons  les  spectacles.  Cfr. 
Sflpf  le  1.  e.  I.  p.  128. 

6)  Cfr.  Sttpfle  1.  c.  I  p.  128 ff. 

7)  Citiert  von  J.  Minor,  Briefe  aus  Weisses  Nachlass.    In  Scbnorrs  Archiv 
Ar  Lit.  Gesch.   Bd.  IX  p.  466  Anm. 

49* 


772  H.  Heiss 

wollen  wir  ja  nicht  stolz  werden,  mein  lieber  Geliert;  vielleicht  hat  er  das 
Schicksal  ihrer  Moden  und  wer  weiss,  wie  altvaterisch  wir  ihnen  binnen 
wenigen  Monaten  sind.^^)  Und  1760  und  61  kann  Hall ers  Bohu  an  seinen 
Vater  berichten,  dass  er  in  Paris  überall,  bei  Männern  wie  Baffon,  Cayhu, 
D'Alembert  u.  a.  Worte  der  höchsten  Bewunderung  für  ihn  höre^j. 

Aber  noch  fehlt  der  letzte  kräftige  Impuls,  der  das  Interesse  an  deutscher 
Literatur  belebt  und  befestigt,  der  den  deutschen  Einfluss  zum  Umfang  und 
zur  Bedeutung  einer  wirklichen  Mode  steigert.  Gessner  wird  diesen  Impuls 
geben.  Noch  1759  hat  Huber  trotz  der  Empfehlungen  von  Turgot  und 
Toussaint  alle  Schwierigkeiten,  einen  Verleger  für  die  Übertragung  von 
dem  Tod  Abels  zu  gewinnen.  Endlich  übernimmtHardy  den  Druck,  sehr  wider- 
willig, denn  —  „il  ne  so  promettait  rien  de  bon  d'un  po&me  venu  de  la 
Suisse.^  Da  der  Band  von  Druckfehlem  wimmelt,  will  Huber  ein  Errataver- 
zeichnis  beifügen.  Aber  nicht  einmal  dazu  versteht  sich  Hardj,  die  ge- 
ringsten Mehrkosten  scheinen  ihm  weggeworfen.  14  Tage  nach  der  Ver- 
öffentlichung ist  eine  zweite  Auflage  notwendig  und  nun  folgen  Auflage  um 
Auflage  lange  Jahre  hindurch.  „Mon  4diteur  est  ä  präsent  rempli  de 
respect  pour  moi"  kann  Huber  am  5.  Juli  1760  Gessnem  melden  „il  t 
gagn6  quelques  centaines  de  louis  a  la  Mort  d'Abel.^') 

Man  kennt  den  beispiellosen  Beifall,  der  Gessner  in  Frankreich  empfängt. 
Süpfle^  Rössel  und  zuletzt  Baldensperger  haben  die  Phasen  der  Gessnero- 
manie,  wenn  ich  es  so  nennen  darf,  geschildert.  ^)  Der  Schäferdichter  feiert 
noch  grössere  Triumphe  als  der  Epiker.  Mit  den  Idyllen,  die  1762  er- 
scheinen, ist  sein  Sieg  und  damit  vorläufig  der  Sieg  Deutschlands  entschieden. 
Wir  haben  heute  einige  Mühe,  den  zeitgenössischen  Zeugnissen  zu  glauben 
und  uns  den  schwärmerischen  Kultus  vorzustellen,  den  man  mit  Gessner's 
Werken  und  seiner  Person  trieb.  Jedermann  liest  ihn,  jedermann  ist  von 
ihm  entzückt.  Er  ist  überall,  im  Salon,  im  Kaffeehaus,  in  der  Unterhal- 
tung der  Damen,  der  Stutzer  und  der  Philosophen.  Man  möchte  ihn  an 
Paris  fesseln,  lädt  ihn  ein,  selbst  aus  Zürich  zu  kommen.  Daphnie,  der 
erste  Schiffer,  die  poetischen  Erzählungen,  die  Schäferspiele  werden  über- 
tragen. Man  bedauert  nur,  dass  Gessner  nicht  mehr  geschrieben  hat,  man 
möchte  am  liebsten  jeden  Tag  von  ihm  hören  und  entschädigt  sieb,  indem 
man  die  alten  Übersetzungen  neu  auflegt,  neue  anfertigt,  indem  man  ihn  in 
Verse  und  Reime  bringt,  dramatisiert,  plündert,  nachahmt.    Rousseau  schreibt 


1)  Ebenda  p.  466. 

2)  Sttpfle  Bd.  I  p.  150  f. 

3)  Hottioger  1.  c.  p.  159  f. 

4)  Gessner  en  France.    In  Revue  d'hist.   litt,  de  la  France  Bd  X  1903 
p.  437  ff. 


Michael  Huber  (1727-1804)  773 

aus  seiner  Einsiedelei  in  Montmorency  den  bertthinten  Brief  an  Huber: 
„Je  sens  que  votre  ami  Gessner  est  un  homme  selon  mon  coeur^.^)  Qrimm 
widmet  in  der  Correspondence  den  Idyllen  enthusiastisches  Lob:  „Ces  idylles 
sont  autant  de  chef-d'cBuvres . .  •  H  n'y  en  a  aucune  qni  ne  seit  fiiite  pour 
tourner  la  t6te  ä  nn  homme  de  goüt ...  Je  ne  connais,  en  gin^al,  rien 
de  si  parfait  dans  son  genre  que  ces  idylles.^')  Diderot  bemüht  sich 
selbst,  die  Übertragungen  zu  verbessern  und  erbittet  sich  von  Gessner  wie 
eine  Gunst  die  Erlaubnis,  zu  den  neuen  Idyllen  zwei  moralische  Erzfthlungen 
beisteuern  zu  dürfen').  Gessner  ist  der  gekrönte  Dichter  Europas  und  nicht 
blos  der  Dichter  seiner  Zeit.  Mit  Homer  und  Theokrit,  mit  Yirgil  und 
Milton  und  Thomson  wird  er  verglichen  und  nie  zu  leicht  befunden.  Alle 
Zangen  künden  seinen  Ruhm.  Kaum  dass  hie  und  da  ein  Widerspruch 
laut  wird,  wie  die  verhüllte  Kritik  Fr^rons,  auf  die  niemand  achtet^) 

Und  in  Gessners  Gefolge  erobern  nun  die  Deutschen  Paris  und  Frank- 
reich, wohin  sie  sich  vor  1760  nur  schüchtern,  ohne  rechtes  Vertrauen  auf 
ihr  Glück  gewagt  hatten.  Gessners  Glanz  schadet  ihnen  nicht,  er  strahlt 
im  Gegenteil  auf  sie  zurück  und  macht  sie  in  den  Augen  der  Franzosen 
blendender,  als  sie  sind.  Die  Zahl  der  Übersetzungen  schwillt  an«  Erst 
jetzt,  unter  der  Protektion  Amauds  und  Buards  erhält  die  deutsche  Literatur 
einen  grösseren  Baum  im  Journal  6tranger,  als  ihr  bisher  gegönnt  war. 
Und  Suard  durfte  sich  rühmen:  ^J'ose  dire  que  nous  parvtnmes  ä  attirer 
une  grande  attention  sur  la  litt^ature  allemande.  Nous  ftmes  entendre 
pour  la  premiire  fois  au  public  fran^is  les  noms  de  plusieurs  des  6crivains 
les  plus  distingu6s  de  TAllemagne.^ ')  1762  geht  das  Journal  6tranger  zwar 
schon  ein,  aber  1764  tritt  die  Gazette  litt^raire  deTEurope  seine  Erbschaft  an 
(bis  1765).  Klopstock  u.  Licbtwer,  Lessing  undZachariae  halten  ihren  Einzug. 
Buchausgabe  um  Buchausgabe  erscheint,  ganz  zu  schweigen  von  den  Beiträgen  in 
Zeitschriften,  von  den  vielen  Übersetzungen,  die  ausserhalb  der  Grenzen 
Frankreichs,  in  Holland,  im  Haag  und  in  Amsterdam,  in  der  Schweiz,  in 
Deutschland,  in  Berlin,  Frankfurt,  Breslau,  Leipzig  etc.  gedruckt  werden. 
1763  oder  64  wird  auf  dem  Privattheater  des  Herzogs  von  Ayeu  Lessings 
Miss  Sara  Sampson  in  der  Bearbeitung  des  Finanzintendanten  Trudaine  de 
Montigny  gespielt.®)  Der  Buchhändler  Humblot,  der  Verleger  des  Choix 
hat  deutsche  Werke,  die  Schriften  Wielands,  Hallers,  Hagedorns,  Gellerts, 
Cronegks,  Weissens,   Kleistens,  Gleims,    Rabeners,    der  Karschin    u.    e.   w. 

1)  J.  J.  Rousseau.    (Euvres  compl6tes.   Paris,  Furne  1862.  Bd.  IV  p.  355  f. 

2)  Ausgabe  von  Tourneux  Bd.  V  p.  11. 

3)  Sflpf  le  Bd.  I  p.  194. 

4)  Ebenda  p.  191. 

ö)  Citiert  bei  Gärtner  1.  c.  p.  24. 

6)  Corr.  litt.  6d.  Tourneux  Bd.  VI  p.  140  f. 


774  H.  Heira 

für  Kauflustige  auf  seinem  Lagen  ^)  Die  Pariser  Oameu  lernen  mühsam 
die  barbarischen  Namen  Rost,  Schlegel,  Karsch,  Cronegk^  Klopstock  bnch- 
stabieren.^)  „La  po6sie  et  la  litt^rature  allemande  vout  devenir  k  la  roode 
de  Paris  comme  T^tait  la  litt6ratare  anglaise  depuis  quelques  annies*^ 
konstatiert  Orimm  im  Januar  1762  in  dem  schon  citierten  Bericht  „06)4 
on  Studie  la  langue  allemande  comme  une  langue  savaute  et  plusienrs  amatenrs 
de  la  littirature  7  ont  fait  beaucoup  de  progr^s.  Oomme  on  se  livre  a 
Paris  avec  une  chaleur  extreme  a  ses  goüts,  je  pr^vois  que  dans  3  oa  4 
ans  d'ici  personne  ne  pourra  se  montrer  en  bonne  compagnie  sans  savoir 
l'allemand  et  sans  avoir  lu  les  po^tes  de  cette  langue.  Je  me  bäte  donc 
par  int^^t  ponr  ma  r^putation  de  rapprondre  ce  que  j'en  pourrais  avoir 
oubli6  afin  de  ne  point  paraitre  barbare  en  ignorant  la  langue  ä  la  mode.^ 
Und  zwei  Jahre  danach,  im  Februar  1764,  drückt  er  sich  noch  bestimmter 
aus:  „C'est  aujourd'hui  la  mode  i  Paris  d'  Studier  cette  langue  et  cette 
litt^rature."«) 

Jetzt  ist  der  Boden  für  die  Übersetzer  günstig.  Wer  ein  wenig  deutseh 
kann,  sucht  Vorteil  daraus  za  schlagen.  Neben  die  älteren,  Sellius,  der 
nachher  Winckelmann  verhunzt,  den  Herr  von  Tscharner^),  den  Herrn  von  Bois- 
pr^ux,  den  Advokaten  Boullenger  de  Riv^ry,  der  noch  vor  1760  stirbt^ 
neben  Toussaint  und  den  Abb6  Arnaud,  treten  Dilettanten  wieMarmontel,Turgot, 
Watelet,  der  Gesandschaftsekretär  am  Dresdner  HofBivi^re,  der  am  Journal 
6tranger  mitarbeitet  oder  der  Abb6  Roman,  der  1762  den  Tod  Adams  von 
Klopstock  übersetzt  oder  M.  de  Senoliires,  ein  junger  0£Fizier,  der  sich 
1764  an  Oessners  ersten  Schiffer  wagt.  Ende  der  50er  Jahre  begegnet 
uns  im  Journal  6tranger  Wächtler,  ein  Leipziger,  der  Mitglied  der  kaiser- 
lichen Akademie  in  Augsburg  wurde  und  später  in  den  Dienst  des  Fürsten 
Kaunitz  trat.')  Ihm  folgt  Huber,  dem  Oessners  Erfolg  sogleich  zu  einer 
gewissen  Berühmtheit  verhilft.  Nach  1760  kommt  Georg  Adam  Junker  ans 
Hanau*)  nach  Paris,  wo  er  wie    sein  Freund  d'Anthelmj,    auch  ein  Über- 


1)  Die  Gazette  litt  macht  1765  darauf  aufmerksam.  Cfr.  Süpfle 
Bd.  II,  I  p.  86. 

S)  Dorat,  idöe  de  la  poösie  allemande.  In  Recueil  de  contes  et  de  podmes 
par  M.DXX-    La  Baye.   1770  p.  119. 

8)  Corresp.  litt.  Bd.V  p.  454. 

4)  Über  Berm  von  Tscbarner  cfr.  G.  Tobler,  Nenjahrsblatt  der  Lit.  Gesell- 
schaft SU  Bern  auf  das  Jahr  1896. 

5)  0fr.  Huber,  Vie  de  Winckelmann  in  der  Bistoire  de  l'art.    Bd.  I  p.LIV. 

6)  Über  Junker  (1716—1805),  der  neben  Huber  und  Meister  der  rührigste 
und  erfolgreichste  Vermittler  ist,  fehlen  nähere  Nachrichten.  DieAllg.  deutsche 
Biographie  schweigt  über  ihn,  ebenso  Jördens.  Cfr.  aber  Quörard,  la  Fraoee 
littdraire  et  Michauds  Biographie  etc 


Michael  Haber  (1727—1804)  775 

setaer,  Professor  an  der  £cole  royale  xnilitaire  wird.  Ausser  ihnen  kann 
man  noch  nennen  den  Abb^  Brat6  de  Loirelle,  der  auch  aus  dem  englischen 
Übertrag  and  als  typisches  Beispiel  für  die  fieberhafte  and  oft  gedanken- 
lose Übersetzertätigkeit  jener  Zeit^  Eidons;  den  ^tradacteor  k  la  toise^ 
wie  ihn  Orimm  nennt,  „le  plus  maovais  de  tous  les  mauvais  traductears^, 
einen  Marseiller^  dem  die  südliche  Zongenfertigkeit  in  die  Feder  gefahren 
ist  and  der  unermüdlich  übersetzt,  deutsche  und  englische,  medicinische, 
jnristische,  philosophische,  belletristische  Werke,  was  ihm  gerade  unter  die 
Hand  föllt  und  was  der  Buchhändler  bezahlen  will.^) 

Ihren  Höhepunkt  erreicht  diese  Übersetzertätigkeit  in  Hnbers  Choiz 
de  poesies  allemaudes,  der  zugleich  den  Höhepunkt  der  deutschen  Mode 
überhaupt  bezeichnet.  Die  Arbeit  von  mehr  als  10  Jahren  ist  hier  resü- 
miert. Mit  wenigen  nnbedeutenden  Ausnahmen  kommen  alle  Dichter  zum 
Wort,  die  Deutschland  damals^  d.  h.  vor  dem  jungen  Goethe  und  der 
Sturm-  und  Drangperiode  aufzuweisen  hat.  Nene  Namen  können  nach  dem 
Choix  vorläufig  nicht  mehr  importiert  werden.  Die  nächsten  Jahre  bringen 
denn  auch  wieder  Übersetzungen  von  Zachariae  (1769  n.  1771),  von  Wie- 
land und  Klopstock,  den  Messias  (1769),  die  Hermannschlacht  (1773),  eine 
Nachbildung  von  dem  Tod  Adams  (1770)  von  Selim  und  Selima,  die  Sympathien, 
den  Agathen  (1768),  die  Grazien  (1771  zweimal  übersetzt)  und  die  komi- 
schen Erzählungen  (1772),  dazu  1769  Schönaichs  Epos  Hermann.  Auch 
dem  Theater,  das  Huber  ganz  vernachlässigt  hat,  wird  besondere  Aufmerk- 
samkeit geschenkt.  Gleich  das  Jahr  1769  bringt  Schlegels  Tragödie  Her- 
mann, die  1773  sogar  über  die  Bretter  geht  und  eine  anonyme  dramatische 
Anthologie,  die  mit  Stücken  von  Geliert  auch  Gottscheds  Sterbenden  Gate 
enthält.  Wichtiger  ist  die  von  Junker  und  Liebault  1772  in  4  Bänden 
herausgegebene  Sammlung,  in  der  neben  Geliert  hauptsächlich  Lessing  sehr 
gut  vertreten  ist.^)  1772  —  das  ist  das  Jahr,  in  dem  Gessner  seine 
letzten  Idyllen  veröfientlicht.  1773  erscheinen  sie  auf  Subskription  in  einem 
prächtigen  Band,  mit  seinen  eigenen  Kupfern  geschmückt  und  um  die  zwei 
Erzählungen  Diderots  bereichert  in  Meisters  Übertragung.  Gessners  Ein- 
flnss  ist  noch  im  Wachsen,  aber  seine  Landsleute,  die  vor  und  mit  ihm 
eingewandert  sind,  sind  schon  auf  dem  besten  Weg,   vergessen  zu  werden. 


1)  Cfr.  Corresp.  litt  Bd.  VI  p.  285  u.  VIII  p.  313  f.  etc. 

2)  Thöätre  allemand  on  recueil  des  meilleures  piöces  dramatiques  tant 
anciennes  que  modernes  qni  ont  paru  en  langue  allemande  etc.  1785  erschien 
eine  zweite  Auf  läge.  Cfr.  über  die  angeführten  Übersetzungen  Süpfle  Bd.  In.  II, 
1.  Abt  Die  in  Deutschland  erschienenen  habe  ich  gar  nicht  genannt,  da  sie 
nur  in  den  seltensten  Fällen  über  die  französische  Grenze  gedrangen  sind.  Wenn 
man  sie  mitrechnet,  kann  man  die  Zahl  der  Übersetzungen  verdoppeln. 


776  H.  HeisB 

Es  ist  eiu  merkwürdiges  ZusammentrefifeD :  Oessner  hört  zu  produzieren 
auf  und  um  dieselbe  Zeit  wird  die  deutsche  Mode  in  Paris  schwächer  und 
schwächer.  Kein  Deutscher  ausser  ihm  hat  in  Frankreich  festen  Fnss  fusen 
können,  auch  die  Grösseren  nicht,  weder  Klopstock  noch  Lessing  noch 
Wielaud.  Dass  es  Klopstock  nicht  gelang,  ist  ja  kaum  verwunderlich: 
eine  Vermittlung  von  Klopstocks  tiefstem  Gehalt  und  Beiz  war  durch  die 
Schwierigkeit,  fast  möchte  man  sagen,  Unmöglichkeit  einer  adäquaten 
Übertragung  von  vorneherein  aasgeschlossen.  Lessing  wird  zwar  im  allge- 
meinen wohlwollend  aufgenommen,  der  Laokoon  1766  warm  vom  Joarnal 
eucyclop6dique  empfohlen,  seine  Minna  von  Bamhelm  in  einer  allerdings 
sehr  freien  Nachbildung  sogar  gespielt.  Doch  hat  das  Interesse,  das  er 
erregt,  nichts  ungewöhnliches,  jedenfalls  nichts  von  Enthusiasmus.  Auch 
Wieland  gegenüber  bleibt  man  kühl,  obwohl  er  eigentlich,  von  einem 
versgewandten  Übersetzer  bearbeitet,  im  Land  der  Traditionen  Voisenons 
und  des  jüngeren  Cr^billon  hätte  gefallen  müssen.  Noch  immer  wird 
fleissig  übertragen,  Moses  Mendelsohn,  Winkelmann,  Gellerts  schwedische 
Gräfin  verdolmetscht;  von  1782 — 1785  zieht  sich  die  Herausgabe  des  von 
Friede!  und  Bonneville  zusammengestellten  zwölfbändigen  Nouveau  th^atre 
allemand  hin^).  Noch  immer  beschäftigt  sich  die  Kritik,  ablehnend  oder 
lobend  mit  deutscher  Literatur.  Aber  was  nützen  Übersetzungen,  wenn  sie 
kein  grosses  lesehungriges  Publikum  mehr  finden?  Die  Begeisterung  der 
60  er  Jahre,  wo  mau  alles,  was  von  jenseits  des  Rheines  kam,  wie  eine 
Ofienbarung  begrüsste,  Mittelmässigkeiten  wie  Schmidt  oder  Schlegel  in  deu 
Himmel  hob,  wo  jeder  Deutsche  willkommen  war^  schon  deshalb,  weil  er 
Deutscher  war  —  die  Modebegeisterung  hat  sich  rasch  wieder  verflüchtigt 
Im  Februar  1777  konstatiert  Meister  vom  literarischen  Geschmack  der 
Pariser:  „Celui  qu'on  avait  il  7  a  quelques  ann6es  pour  la  po^sie  allemaode, 
parait  bien  oubli6.  H  n'y  a  gu^re  que  les  ouvrages  de  Gessner  qui  aient 
conserv^  leur  r^putation.  Klopstock,  le  sublime  Klopstock,  est  ä  peine 
connu  de  nom  et  M.  Turgot  est  peut-^tre  le  seul  homme  en  France  qui  le 
lise  encore".  Und  neun  Jahre  später,  1786  urteilt  er  noch  schärfer:  „La  senle 
laugue  ^trangere  qu'on  cultive  avec  quelqne  applicatiou,  la  seule  qui  entre 
essen tiellement  dans  le  plan  des  ^ducations  a  la  modo  est  la  langue  anglaise"'). 

Die  deutsche  Mode  ist  vorübergegangen,  ohne  tiefere  Spuren  zu  hinter- 
lassen. Aber  die  literarischen  Beziehungen  zwischen  Deutschland  und 
Frankreich  sind  durch  sie  angeknüpft  worden  und  das  ist  ihre  wertvollste 
Ausbeute.  Sie  werden  nie  mehr  abgebrochen,  Deutschland  wird  nie  mehr 
wie  vor  1750  das  unentdeckte,  sagenhaft  barbarische  und  lächerliche  Land 


1)  Gfr.  Sttpf  le  Bd.  II,  1  p.  11. 

2)  Corresp.  litt.  Bd.  XI  p.  424f.  u.  Süpfle  Bd.  I  p.  272  Anm.  265. 


Michael  Huber  (1727—1804)  777 

der  Boulioors  uad  Mauvillon,  aus  dem  niemand  literarische  SchStze  zu 
holen  denkt.  Man  bleibt  in  Paris  über  unsere  Dichtung  unterrichtet. 
Goethe  und  Schiller  werden  empfangen.  Einmal,  gerade  gegen  1780,  als 
Meister  seine  pessimistiche  Beobachtung  notiert^  steigert  sich  dies  Interesse  sogar 
wieder  bis  zu  einem  wahren  Modetaumel,  nur  diesmal  in  einer  sehr  bestimmt 
nuancierten  Form.  Der  wachsenden  Sentimentalität,  die  von  Rousseau  aus 
der  Romantik  zu  treibt,  leiht  der  Jugendroman  Goethes  seinen  Namen, 
seine  Kämpfe,  seine  melancholischen  Träumereien,  seine  Verzweiflung  bis 
herab  zu  den  geringsten  Details  seiner  Masken  und  seiner  Dekoration,  bis 
zum  Hut  Charlottens  und  zu  Werthors  blauem  Frack  ^).  Der  Erfolg  des 
Wertherismus  in  Frankreich  hängt  natürlich  mit  der  deutschen  Mode  der 
60er  Jahre  zusammen.  Sie  hat  geholfen,  ihn  vorzubereiten.  Aber  er 
unterscheidet  sich  zugleich  auch  deutlich  von  ibr:  Der  Roman  wird  ver- 
schlungen, verdolmetscht,  nachgeahmt,  ins  Leben  übersetzt,  nicht  weil  er 
ein  deutsches  Buch  ist,  sondern  weil  er  den  internationalen  Seeleuzustaud 
seiner  Zeit  spiegelt.  Nicht  mehr  die  deutsche  Literatur  kommt  in  die  Mode, 
sondern  die  Geftihlsschwärmerei  des  Jahrhundei*t8,  die  zufallig  in  einem 
deutschen  Buch  ihren  vollendetsten  Ausdruck  erhalten.  — 

11. 
Zwölf  Jahre  ungefähr  dauert  die  deutsche  Mode  und  vou  den  vielen 
Schriftstellern,  die  vermittelt  werden,  überlebt  sie  ein  einziger:  Salomon 
Gessner,  dem  Turgots  Zeitgenossen  Beifall  klatschen  und  an  dem  sich  nach 
einem  halben  Jahrhundert  noch  ihre  Urenkel  ergötzen.  Die  Gründe,  warum 
gerade  er  den  Franzosen  gefallen  musste,  sind  schon  oft  erörtet  worden. 
Sie  liegen  tiefer  als  in  einer  blossen  unbegreiflichen  Modelaune,  die  nie 
dem  Geschmackswandel  von  einer  Generation  zur  andern  widerstehen 
könnte.  Gessner  ist  kein  Deutscher,  kein  Dichter  mit  ausgeprägten 
nationalen,  kaum  mit  ausgeprägten  individuellen  Merkmalen.  Er  ist  zeitlos 
und  rasselos  und  der  Hintergrund,  vor  dem  er  seine  weichen,  süsslichen 
Pastoralszenen  aufbaut,  ist  ein  allgemein  menschlicher  im  weitesten  und 
verschwommensten  Verstände  des  Wortes.  Allgemein  menschlich  in  diesem 
Sinn  sind  auch  die  Hirten  und  Hirtinnen,  die  in  Frankreich  durch  den 
theokritischen  Zug  grösserer  Einfachheit  wirkten.  Eine  neue  Konvention, 
die,  weil  sie  neu  ist,  auch  lebenswahrer  scheint,  verdrängt  hier  die  alte  der 
Fontenelle  und  La  Motte:  das  Schäfervolk  ist  nicht  mehr  galant  und 
geistreich,  sondern  tugendhaft  und  empfindsam,  ohne  deshalb  an  Elegants  zu 
verlieren.  Es  sind  Idealge  stalten,  die  in  einem  Arkadien  leben  und  mit 
einander  an  Edelmut  wetteifern.      Nichts  ist  gefälliger  (für  eine  Zeit,  die 


1)  Baldensperger,  Goethe  en  France  1904  p.  15  ff. 


778  H.  HeisB 

nach  Sittenreiubeit  dürstot  und  iu  der  ethischen  Predigt  die  höchste  Aufgabe 
der  Poesie  sieht)  als  diese  so  wenig  bäuerischen  Bauern,  die  fern  von  der 
Verderbnis   der  Städte    ihre  Tage  in  Unschuld    und   Nichtstun    verbringen, 
diese  Nachbarn,   die  ft\r  die  Genesung  eines   kranken  Nachbarn  dem  Pan 
Ziegen  opfern,  diese  Knaben,  die  ermattete  Wanderer  heimlich  mit  Früchten 
und  Milch  laben  und  dann  an  der  Brust  des  Grossvaters,  von  ihrer  eigenen 
Güte  gerührt,  weinen,  diese  Söhne,  die  beim  Anblick  ihres  schlummernden 
Vaters  in  Tränen  zerschmelzen,  diese  Greise,  die  auf  dem  Grab  ihrer  Gattin 
voll   heiligen  Entzückens   in   eine  Cjpresse   verwandelt  werden    oder  diese 
keuschen   Liebenden,    die  Dämon  und  Philis  und  Daphnis  und  Chloe,    die 
von  zwei  Tauben    das  Schnäbeln  lernen    und   am    rotbeglänzten  Abend  im 
stillen  Weidengebüsch  zur  Flöte  von  der  Süssigkeit  ihrer  Zuneigung  singen. 
All  ihr  Fühlen  und  Beden  und  Handeln  ist  in  die  zarteste  Empfindsamkeit 
getaucht.     Empfindsam  ist  auch  die  Landschaft  geschaut  und  gemalt,  mag 
es    Winter    oder    Sommer  sein,    tauender    Morgen    oder    Sonnenuntergang, 
Mondschein  nacht  oder  der  Regenbogenhimmel  nach  einem  Gewitter.    Diese 
weltfremde  Tugendhaftigkeit  und  Empfindsamkeit  haben  Gessners  Glück  in 
Frankreich  gemacht,    mehr  noch    als    seine  Kunst  die  Natur  zu  betrachten 
und  zu  schildern.     Nach  Tugendhaftigkeit  und  Empfindsamkeit  sucht  mau 
und    findet    sie    auch    in     den    Werken    der    anderen     deutschen    Schrift- 
steller.    Sie  scheinen  den  Franzosen  alle  mehr  oder  weniger   Schüler  oder 
doch  Geistesverwandte  des  Zürichers.   Sein  Name  deckt  sie  und  verhilft  ihnen 
zu  ihrer  Beliebtheit.    Der  Weg  von  Deutschland  nach  Paris  führt  über  die 
Schweiz. 

Aber  Gessners  Erfolg,  so  sehr  er  auch  die  Stimmung  beeinflusste, 
genügt  allein  nicht,  um  den  Erfolg  der  Deutschen  zu  erklären.  Andere, 
mannigfaltige,  sehr  verzweigte  Gründe  spielen  da  mit,  denen  man  auf  beiden 
Seiten  des  Rheins  iu  der  Literatur,  im  intellektuellen  und  sogar  im  po- 
litischen und  religiösen  Leben  der  zwei  Nationen  nachspüren  kann. 

In  den  Nouvelles  litt^raires  vom  6.  August  1754  liest  man:  „La 
po^sie  ...  est  bien  pres  de  sa  chute  chez  nous;  on  ne  lit  presque  plm 
de  vers  qu'en  province  et  il  fandrait  un  talent  bien  sup^rieur  ä  un  homme 
pour  se  faire  aujourd*hui  uue  r^putation  par  ce  seul  m^rite.  Mais  si  le 
goüt  des  ouvrages  purement  agr^ables  s'est  ralenti,  il  est  remplac6  par  nne 
formentation  de  l'esprit  philosophique  qui  r^pand  aujourd'hui  sa  lumi^e 
partout.^  ^)  Besser,  als  es  hier  in  den  knappen  Zeilen  Raynals  geschieht, 
kann  die  Entwicklaug  der  Literatur  im  XVIII.  Jahrhundert  kaum  gezeichnet 
werden.  1764  wurde  Herr  von  Chabanon  von  der  Acad^mie  des  inscriptions 
et    des   belles-lettres    flu*    eine    Vcrsepistel:    Sur  le    sort    de   la    po^sie  en 

1)  Corresp.  litt.  6d.  Tourneux  Bd.  II  p.  170. 


Michael  Huber  (1727-1804)  779 

ce  si^lo  philoBupIie  preisgekrönt.  Grimm  kritisiert  das  Gedicht  und  ver* 
wirft  seiuen  Grundgedanken,  der  das  Verkümmern  der  Poesie  aus  dem 
Erstarken  der  Philosophie  herleiten  will.  Weil  man  den  mittelmässigen 
Dichtern  keine  Aufmerksamkeit  schenkt,  meint  er,  schreien  sie,  die  Poesie 
überhaupt  werde  missachtet.  Nicht  an  Interesse  ft\r  die  Poesie  fehle  es, 
sondern  an  dichterischen  Persönlichkeiten,  die  dieses  Interesse  nähren  könnten  ^). 
Ob  man  die  Frage  nun  in  dem  Sinn  Grimms  oder  in  dem  Chabanons  ent- 
scheidet, gleichviel,  woran  die  Schuld  liegt  —  jedenfalls  war  die  französ- 
ische Literatur  seit  der  Plejade  nie  mehr  so  arm  an  dichterischen  Quali- 
täten wie  zur  Zeit  der  deutschen  Mode. 

Die  grossen  Namen  von  damals  sind  Montesqnieu,  Buffon,  Voltaire, 
Diderot,  Rousseau,  Denker  und  Moralisten,  denen  die  Kunst  manchmal 
eine  Erholung,  immer  ein  Werkzeug  oder  eine  Waffe  war,  um  ihre  Ideen 
zu  propagieren  oder  zu  verteidigen.  Die  grossen  Werke  von  damals  sind 
L'esprit  des  lois,  der  Essai  sur  les  moeurs,  die  Uistoire  naturelle,  die  Nou- 
vello  H^loYse,  £mile  und  vor  allem  die  Encyclop^ie  selbst,  die  die  Auf- 
klärungsarbeit organisiert,  sammelt  und  krönt.  1751  erscheint  ihr  erster 
Band,  1752  wird  sie  unterdrückt,  erscheint  trotzdem,  stillschweigend  geduldet, 
bis  zum  VII.  Band  bis  1757,  1759  wird  ihr  das  Privil^ge  entzogen, 
D'Alembert  und  Rousseau  lassen  Diderot  im  Stich,  der  unbeirrt  von  allen 
Schwierigkeiten  und  Einschüchterungen  1764  den  letzten  Band  beendet^). 
Die  Kämpfe  für  und  wider  die  „Philosophie",  die  lange  vor  der  Ency- 
klop^ie  begonnen  haben,  werden  schärfer  und  schärfer:  Rivalitäten  im 
eigenen  Lager,  Skandale  wie  der  von  Holvetius'  De  l'esprit  verursachte.  Kämpfe 
gegen  die  Anti-Encyklopädisteu  am  Hof,  in  der  Kirche  und  im  Parlament, 
gegen  Laien,  Jansenisten  und  Jesuiten.  Es  regnet  Pamphlete  hüben  und 
drüben,  eines  gröber  und  giftiger  als  das  andere.  In  den  Salons,  auf  der 
Kanzel,  auf  der  Bühne,  in  Gazetten  und  Fingschriften  wird  die  grosse 
Entscheidungsschlacht  zwischen  der  alten  und  einer  neuen  Zeit  geschlagen. 
Hier  gilt  es  die  jungen  Ideale  von  Fortschritt,  Denkfreiheit  und  bürger- 
licher Freiheit,  eine  neue  Wissenschaft  und  eine  neue  Moral  zu  verfechten, 
dort  ddm  Ansturm  auf  Religion,  Theokratie  und  Monarchie  zu  wehren. 
Diese  Kämpfe  erfüllen  die  Geister,  verzehren  die  Kräfte,  für  die  schöne 
Literatur  bleibt  nicht  viel  Raum  und  nicht  viel  Zeit.  Inter  arma  silent 
Mnsae. 

Je  intensiver  sich  die  philosophische  Bewegung  entwickelt,  desto  un- 
fruchtbarer wird  die  Dichtung.     Epos,  Roman,  Lyrik,  Theater,  überall  bei 


1)  Corresp.  litt.  Bd.  VI  p.  73  f. 

2)  Cfr.  besonders  L.  Dncros,  Les  encyclopödistes.    Paris,  Champion  1900. 
p.  47  ff.  u.  Kap.  IV  la  bataille  autoiir  de  TEncyclopödie  p.  209  ff. 


78U  H.  HeisB 

reicher  Prodaktion  dieselbe  Dürre.  Die  klassische  Tradition  des  XVII.  Jahr- 
hunderts ist  verloren  gegangen.  Andere  BedtirfiiiRse  verlangen  nach  Be- 
friedigung. Eine  seelische  Unruhe  ist  erwacht;  die  Herzen  fühlen  zärtlicher 
und  sehnen  sich  nach  nie  gekosteten  Emotionen,  wollen  aufgeregt,  erschüttert, 
in  Wollust  gewiegt  werden.  Die  Literatur  spiegelt  diese  wachsende  Sentimen- 
talität, die  selbst  in  den  blutigen  Schrecken  der  Revolution  ihre  süssen 
Tränen  vergiesst.  Man  träumt  Utopien  von  iiuschuldigem  Glück.  Ein 
paradiesisches  Zeitalter  wird  bald  anbrechen,  rein  von  Verderbnis  und  Leiden. 
Der  Mensch  ist  von  Natur  gut.  Er  braucht  nur  belehrt  zu  werden.  Das 
Beispiel  der  Tugend,  Rühruug  und  Predigt  wird  ihn  bessern  und  veredelu. 
Und  dies  Beispiel  und  diese  Predigt  zu  geben  ist  die  Aufgabe  der  Dich- 
tung. Sie  soll  praktisch  auf  das  Leben  wirken,  aospornen,  begeistern,  auf- 
klären, die  Ergebnisse  der  wissenschaftlichen  Forschung  mitteilen,  das  Licht 
der  Philosophie  verbreiten,  mitkämpfen  und  mitarbeiten  an  dem  grossen 
Werk  der  Erneuerung.  Die  didaktische  Tendenz  erstickt  die  Kunst,  sie 
ist  bloss  mehr  die  demütige  ancilla  philosophiae. 

Im  Boman  ein  paar  vereinzelte  grosse  Taten,  Lesages  Oil  Blas^  die 
Manou  Lescaut  des  Abb^  Pr^vost,  später  Rousseau^  ein  hinreisseuder  lyrischer 
Redner,  aber  ganz  mit  erzieherischen  Absichten  erfüllt.  Daneben  der 
satirisch-philosophische  Roman,  wie  Candide  oder  Jacques  le  Fataliste, 
sehr  witzig,  sehr  literarisch  in  der  Form,  aber  Programmschrift  oder 
Pamphlet.  Will  man  vom  Epos  oder  der  Tragödie  sprechen,  muss  man  die 
Henriade,  Brutus,  Mahomet  oder  TOrphelin  de  la  Chine  aufzählen.  Die 
Komödie  gleitet  von  Marivaux  über  die  Zwittergattung  der  com6die  larrooyaute 
in  das  moraltriefende,  rührselige  Drama  Diderots.  Und  die  Poesie  bleibt 
von  Anfang  des  Jahrhimderts  bis  auf  Ch^nier  herauf  die  po^ie  sans  po^ie^). 
Was  sich  Lyrik  ueunt,  ist  blutarme  Rhethorik,  Stilübung.  Stil  Übungen 
sind  die  pindarischen  Oden,  die  Deklamationen  gegen  die  Kirche  und 
pfäffische  Unduldsamkeit,  die  historischen,  politischen,  philosophischen  oder 
ethischen  Dissertationen,  Iraktate  über  die  Malerei,  den  Ackerbau,  über 
Physik  und  Naturwissenschaften,  die  man  Poesie  schimpft,  weil  sie  zuflillig 
in  gereimte  Zeilen  von  bestimmter  Silbenzahl  abgeteilt  sind.  Männer  wie 
La  Motte,  Montesquieu  und  BiifFon  verachten  die  Verse  und  sie  haben  nicht 
einmal  Unrecht.  Denn  die  sie  nicht  verachten,  lieben  sie  so  sehr,  dass 
sie  sie  überall  und  zu  allem  verwenden.  Erdbeben  und  der  Lauf  der 
Gestirne,  l'allaitement  maternel,  Wohltaten  und  Nachteile  der  Impfung, 
Seidenwürmerzucht  und  Sklavenhandel  —  das  sind  einige  aus  der  grossen 


1)  Cfr.  Lansou,  bist,  de  la  litt,  fran^aise:  La  po^sie  sans  poesic  p.  633 ff. 
und  besonders  L.  ßertrand,  la  fin  du  classicisme  et  le  retour  k  TaDtique  ete. 
Parise  These  1897  p.  165  ff. 


Micliael  Huber  (1727—1804)  781 

Auswahl  ähnlicher  anmutiger  Themen,  die  dichterisch  besungen  werden. 
Die  deskriptive  Poesie  der  Saint-Lambert,  Roucher  und  des  Abb6  Delille, 
der  sie  ins  Kaiserreich  hinttberrettet;  katalogisiert  mit  pedantischem  Fleiss, 
aber  nie  ohne  Rührung  die  Schönheiten  der  Natur,  die  Besonderheiten  der 
12  Monate,  der  4  Jahreszeiten,  mengt  dazwischen  geschichtliche,  geographische, 
ethnographische  Erinnerungen,  Lesefrüchte  aus  den  verschiedensten  Gebieten, 
und  umrahmt  solche  Gedichte,  damit  sie  ja  ein  Kompendium  alles  wissens- 
werten seien,  mit  einem  sehr  gelehrten  Kommentar,  der  ungefähr  einen 
kleinen  Auszug  aus  der  gesamten  Encyclop^ie  bedeutet.  Die  Sprache  ist, 
dem  Inhalt  angemessen,  abgeschliffen  und  wasserklar,  ohne  Glanz  und 
Farbe,  abstrakt,  rationalistisch,  wie  die  Sprache  eines  mathematischen  Lehr- 
buchs so  korrekt  und  prosaisch,  sie  vermeidet  das  anschauliche  Wort,  zieht 
ihm  die  Umschreibung,  die  Periphrase  vor  und  glaubt  sich  poetisch,  weil 
sie  sich  mit  dem  längst  konventionell  gewordenen  Bilderapparat  einer  ab- 
genützten Rhetorik  schmückt.  Es  fehlen  starke  künstlerische  Tempera- 
mente, die  einseitige  Auffassung  von  der  erzieherischen  Mission  der  Literatur 
untersagt  jeden  kühnen  Flug  und  lässt  sie  in  der  Nüchternheit  des  plattesten 
Utilitarismus  versanden. 

Diese  Erschöpfung  der  nationalen  Literatur  ist  eine  der  Ursachen,  die 
das  Eindringen  und  die  rasche  Verbreitung  der  fremden  Literaturen  in 
Frankreich  erklären.  Eine  andere  ist  das  allmähliche  Schwinden  des 
Nationalgeftthls^).  Nationalgefühl,  Patriotismus  gehören  zu  den  törichten 
Vorurteilen,  die  die  Philosophen  wegfegen  wollen.  Das  XVII.  Jahrhundert, 
das  unter  Ludwig  XIV.  im  inneren  die  ZentralisieruDg  und  Kräftigung 
der  monarchischen  Gewalt,  im  äusseren  die  glänzenden  diplomatischen  und 
militärischen  Erfolge  einer  rücksichtslosen  Politik  erlebte^  war  exklusiv 
und  bis  zum  Dünkel  national  gewesen,  ein  wenig  von  der  stolzen  Art  der 
Griechen,  die  jeden  Ausländer  als  Barbaren  bezeichneten.  Nur  die  Alten 
und  daneben  die  Italiener  und  Spanier,  also  auch  Lateiner,  Hess  man  gelten. 
Das  übrige  Europa  verschwamm  in  der  Vorstellung  eines  unwirtlichen, 
nebelhaften  Nordens.  Das  XVIII.  Jahrhundert  steht  den  Schicksalen  des 
Vaterlandes  kühl  und  gleichgültig  gegenüber.  Die  unglücklichen  Kriege, 
die  Frankreich  führt,  interessieren  sehr  wenig.  Während  wertvolle  Kolonien 
verloren  gehen,  Marine  und  Heer  in  Amerika  und  Ostindien  von  den  Eng- 
ländern, in  Deutschland  von  den  Preussen  geschlagen  werden,  schwärmt 
man  in  Paris  für  den  siegreichen  Feind,  bewundert  den  Helden  von  Ross- 
bach,   vergöttert  und  kopiert  bis  in  die  Kleidermoden  den  Engländer,  der 


1)  Cfr.  J.Texte,  J.-J.  Rousseau  et  les  origines  du  cosmopolitisme  littöraire. 
£tnde  8ur  les  relations  de  la  France  et  de  TAngleterre  au  XVIII«  siöcle.  Pariser 
These  1895  p.  91ff. 


782  H.  Hei88 

als  Ideal  meuschlicber  Vollkommenheit  erscheint.  Man  ist  viel  tu  ver- 
sunken in  Träume  von  einer  Verbrüderung  der  Völker,  vom  Fortschritt 
und  der  Erlösung  der  ganzen  Menschheit,  um  militärischen  Niederlagen 
einer  unsympathischen  Regierung  grosses  Gewicht  beizulegen. 

Das  eigene  Haus,  der  Horizont  des  Vaterlandes  ist  zu  eng  geworden 
für  die  Sehnsucht  der  Zeit.  Ein  ungeheuerer  Wissensdurst,  ein  Lernfieber 
ohne  gleichen,  wie  es  sich  in  der  Vielseitigkeit  der  D'Alembert,  Diderot, 
Turgot,  Voltaire  kundgibt,  erfüllt  sie.  Das  Ziel  der  Bildung  wird  encj- 
klopaedisch,  alle  Wissenschaften  werden  zugleich  und  mit  demselben  Eifer 
beschrieben.  Übersetzungen  aus  allen  Sprachen  bereichern  die  Kenntnis 
von  der  Entwicklung  der  Menschheit  oder  erschliosseu  neue  Gebiete,  die 
das  XVII.  Jahrhundert  kaum  geahnt  hat.  Während  Philologen  und  Archae- 
ologeu  wie  der  Graf  Caylus  und  Villoison,  Übersetzer  wie  Bitaub^  und 
Chabanon  die  Antike  gründlicher,  als  es  bisher  geschah,  vermitteln,  offen- 
baren andere  die  Literatur  und  Philosophie  der  Engländer  oder  gar  die 
fabelhaften  Länder  des  Orients  und  Ostasiens.  Paris  ist  damals  wirklich 
der  Mittelpunkt  der  Welt,  in  dem  die  Arbeit  aller  Zeiten  und  aller  Völker 
zusammenströmt  und  verwertet  wird.  Niemand  fragt  nach  dem  woher.  Jeder, 
der  etwas  zu  sagen  hat,  ist  willkommen  ohne  Unterschied  der  Rasse,  jeder 
wird  gewürdigt  und  anerkannt. 

Die  Toleranz,  die  die  Philosophen  flir  das  bürgerliche  und  religiöse 
Leben  fordern  und  predigen  (wenn  sie  sie  auch  selten  üben),  bringt  die 
Toleranz  im  internationalen  geistigen  Verkehr.  Der  Gedanke  von  der 
Überlegenheit  der  Franzosen  wird  zwar  nicht  ganz  verdrängt,  weicht  aber 
doch  einer  unbefangeneren  Beurteilung  der  Nichtfranzosen.  „Nous  devons 
ä  tout  ce  qui  est  ^tranger  la  mime  justice.  II  faut  nous  mettre  au  point 
de  vue  oü  ils  sont  pour  juger  de  la  mani^re  dont  ils  vivent^  schreibt 
Arnaud  im  Journal  ^tranger^).  Die  neuen  Vergleichsmöglichkeiten,  wie 
sie  durch  die  Erforschung  fremder  Geschichte,  fremder  Religionen  gewonnen 
werden,  erweitem  den  Blick.  Frankreich  beginnt  fremdes  Wesen  erst  zu 
verstehen  und  zu  dulden,  dann  aber,  in  einer  leichtbegreiflichen  Reaktion, 
kritiklos  und  masslos  zu  überschätzen.  Früher  hatte  man  wohl  mitleidig- 
spöttisch gelächelt:  „Comment  peut-ou  ^trePersan?^  (J.  6tr.  Sept.  1755.)  Wis 
damals  ein  Makel  war,  wird  jetzt  fast  eine  Ehre.  Die  Vorliebe  für  alles,  was 
vom  Ausland  kommt,  artet  in  eine  Manie  aus.  Nach  und  neben  einander 
beherrschen  die  exotische,  die  englische  und  die  deutsche  Mode  Paris. 

Am  deutlichsten  wird  dieses  liberale  Alles- verstehen- wollen  in  der 
Aufnahme,     die    die    Vermittlung    des    Orients    in    Frankreich    erfährt'). 


1)  Januar  1760. 

2)  Cfr.  zu  dem  folgenden  die  sehr  interessante  Pariser  These  von  P.  Martine, 


Michael  Huber  (1727—1804)  783 

[ein  EinflnsB  babnt,  früher  und  in  mancher  Beziehung  wirksamer  als  der 
nglische^  den  Weg  zum  literarischen  Eosmopolitismus^  von  dem  dann  auch 
Deutschland  profitiert.  Schon  das  XVII.  Jahrhundert  hatte  Afrika  und 
Lsien,  besonders  die  Türkei  and  Persien  ein  wenig  gekannt  und  auch 
iterarisch  ausgemünzt.  Die  Beliebtheit  der  Morgenländer,  die  sich  bis  zur 
Devolution  hin  steigert,  datiert  aber  erst  aus  den  ersten  Jahrzehnten  des 
^VIII.  Oallands  Mille  et  une  nuits  (1704  £f.)^  Petis  de  la  Croix'  Mille  et 
m  joors  (17 10  ff.)  und  ähnliche  Übersetzungen,  intensive  diplomatische 
Beziehungen,  Berichte  von  Oesandschaften,  von  BeisendeUi  wie  sie  in  der 
iwanzigbändigen  Histoire  g^n6rale  des  vojages  (1746 — 1789)  gesammelt 
lind,  die  Berichte  der  Missionäre,  besonders  der  Jesuiten,  die  gleichfalls 
n  einem  riesigen  Sammelwerk  erscheinen  (Lettres  6difiantes  et  curieuses 
icrites  des  missions  4trang^res  in  84  Bänden  von  1702 — 1776)  und  schliess- 
ich  die  Erfolge  und  Misserfolge  der  französsischen  Eolonialpolitik  rücken 
len  Orient  näher,  auf  die  Begeisterung  ftir  Persien  und  die  Türkei  folgt 
lie  Begeisterung  für  China  und  etwas  später,  nach  1760,  die  für  Indien. 
Tragödie  und  Lustspiel,  Oper  nnd  Operette,  vor  allem  aber  die  Erzählung 
md  der  Koman  werden  exotisch  aufgeschminkt  oder  in  exotische  Rahmen 
gebracht.  Die  Satire,  der  politisch-satirische  Schlüsselroman  maskiert  sich 
3xotisch,  die  erotische  Literatur  phantasiert  über  die  geheimnisvoll  ver- 
schleierte Eburemswelt,  über  Eunuchen,  Odalisken,  grausame  und  sehr 
verliebte  Sultane.  Der  Orient  liefert  den  Philosophen  eine  neue  gefähr- 
liche Waffe  in  ihrem  Kampf:  die  Schilderung  seines  blutdürstigen  Despo- 
tismus, der  Verlogenheit  seiner  falschen  Propheten,  der  Lächerlichkeit  seiner 
Btbergläubischen  Gebräuche  geben  Anlass  zu  durchsichtigen  Anspielungen 
Eiuf  französische  Verhältnisse,  zu  versteckten  Angriffen  anf  die  katholische 
Kirche  nnd  Monarchie.  Oder  umgekehrt:  der  Orient  wird  kühn  ide* 
ftlisiert,  Herrscher  wie  Untertanen  werden  als  vorurteilsfreie,  tolerante,  von 
wahrer  Tugend  und  Weisheit  beseelte  Menschen  gepriesen,  China  z.  B. 
wird  als  ein  glücklicher  Staat  von  Philosophen  verherrlicht,  Confucius 
gegen  Christus,  die  natürliche  Moral  seiner  Lehre  gegen  die  Mythen  der 
Offenbarung  und  die  Tyrannei  der  verhassten  „inf&me"  ausgespielt.  So 
entstellt  —  naiv  falsch  oder  absichtlich  geffllscht  —  auch  das  Bild  war, 
das  man  sich  vom  Orient  entwarf,  allein  die  Tatsache,  dass  man  sich  um 
ihn  kümmerte,  ihn  begreifen  wollte,  bedeutete  einen  Ungeheuern  Fortschritt 
über   die    frühere  hochmütige  Ignorierung    alles  Nichtfranzösischen  hinaus. 


rOrient  dans  la  littörature  fran^aise  an  XVlIe  et  au  XYIII«  siöcle  (1906),  die 
zwar  weder  lückenlos,  noch  einwandfrei  ist,  aber  das  Verdienst  hat,  den  ersten 
umfassenden  und  geschickt  gruppierten  Überblick  über  ein  bisher  ganz  ver- 
oachläfsigtes  Problem  zu  geben. 


784  H.  HeiBB 

Denn  hier  galt  es,  sieb  eine  Kultur  zu  assimilieren;  die  mit  der  Europas 
durch  nichts  als  die  allgemeinsten  menschlichen  Voraussetzungen  ver- 
bunden war. 

Beinahe  gleichzeitig  mit  dieser  Invasion  von  Südosten  erfolgt  die  von 
Nordwesten^).  Auch  der  englische  Ein fluss,  der  in  den  ersten  Jahrzehnten 
nach  1700  einsetzt^  hat  wie  der  orientalische  tiefeingewurzelte  nationale 
Vorurteile  zu  überwinden.  Die  Arbeit  der  Emigran ten,  die  nach  der  Auf- 
hebung des  Ediktes  von  Nantes  von  England  und  Holland  aus  ihr  altes 
Vaterland  mit  ihrem  neuen  bekannt  machen  wollen,  bleibt  wenig  beachte'9 
Voltaires  Lettres  philosophiques  (1784)  wirken  schon  tiefer  und  weiter.  Bacon 
und  Newton,  Locke,  Hume  und  Shaftesburj  werden  als  Denker  und  Cresetz- 
geber  bewundert,  die  englische  Ethik  und  Philosophie,  Skepticismus  uud 
Deismus,  die  praktische  Moral,  wie  sie  in  den  Wochenschriften  nieder- 
gelegt war,  die  Forschungen  auf  dem  Gebiet  der  exakten  Wissenschaften 
vulgarisiert.  Aus  England  holt  die  Encjclop^die  ihren  Grundgedanken 
und  manche  ihrer  wichtigsten  Anregungen.  Der  stolze  Unabhängigkeits- 
drang, die  politische  Freiheit  des  englischen  Bürgers  werden  das  Ziel  der 
liberalen  Franzosen,  orientieren  und  stärken  sie  in  ihrem  Kampf  gegen 
die  herrschende  Staatsform.  Wiederum  formt  sich  sehr  schnell  ein  kon- 
ventionelles Idealbild,  das  die  Engländer  in  den  sympathischesten  Farben 
malt,  als  glückliches  philosophisches  Volk  ohne  Laster,  klug  und  gebildet, 
voll  Ernst,  Würde  und  Tugend.  Die  englische  Literatur,  wie  sie  mit  dem 
Robinson,  mit  Pope  und  dann  besonders  mit  Richardson  über  den  Kanal, 
dringt,  erhöht  diese  Sympathien,  sie  hat  alle  Eigenschaften,  um  zu  gefallen, 
sie  ist  nicht  frivol,  auf  müssiges  Spiel  bedacht,  sondern  sehr  solid  und 
praktisch,  voll  nützlicher  moralischer  Grundsätze  und  Lehren,  sie  kennt 
das  edle  Pathos  und  den  Schauer,  die  Sentimentalität  in  verschiedenen 
Schattierungen,  von  der  ironischen  Empfindsamkeit  Sternes  bis  zu  der 
grabesdüsteren  Melancholie  Youngs.  1742  überträgt  Pr^vost  die  Pamela, 
1751  Ciarisse  Harlowe,  1755  uud  58  Grandison,  und  der  Beifall,  den 
diese  Romane  in  Deutschland  und  in  ganz  Europa  finden,  bleibt  ihnen 
auch  in  Paris  treu.  Dasselbe  Schauspiel  massloser  Begeisterung,  wio  einige 
Jahre  später,  als  Gessner  vermittelt  wurde«  Lillos  bürgerliches  Rührdrams 
entzückt  Rousseau  und  Diderot,  der  bald  auf  denselben  Pfaden  wandeln 
wird.  1759  werden  Thomsons  Seasons  übersetzt,  die  die  Natur  nicht  bloss 
mit  ihren  Schönheiten,  sondern  auch  mit  den  Gefühlen,  die  ihre  Betrach- 
tung im  menschlichen  Herzen  auslöst,  offenbaren  und  die  für  lange  Zeit 
neben  den  Idyllen  des  Zürichers  das  viel  nachgeahmte  Muster  beschreibender 


1)  Cfr.  J.  Texte,  1.  c.  besonders  p.67ff.  p.97ff.  p.  117 ff.  p.l59ff.  p.l93ff. 
d.  316ff.  u.  p.  837  ff. 


Michael  Huber  (1727—1804)  785 

Poesie  bleiben.  Zwischen  1760  nnd  1770  folgen  die  Nächte  Youngs, 
folgt  Ossi&n  und  bald  nachher  Sterne,  die  alle  mit  dem  gleichen  Enthusias- 
mus begrUsst  werden. 

Kurz  nach  dem  Tode  Richardsons,  als  die  Noavelle  H61oY8e  erschien, 
nach  1761,  erreicht  die  Anglomaoie  ihren  Höhepnnkt,  der  mit  dem  Höhe- 
punkt der  kosmopolitischen  Bewegung  überhaupt  zusammenfallt.  Paris  ist 
international  geworden.  Zu  den  Ausländern^  die  dort  fUr  immer  leben,  zu 
Grimm,  Holbach,  Meister,  Wille,  gesellen  sich  Besucher  wie  Hume  und 
Sterne,  die  man  in  den  Salons  feiert.  Oessner  wird  eingeladen,  zu  kommen. 
Langsam  bürgern  sich  englische  Sitten  ein.  Die  Tischzeit  wird  gegen  den 
Abend  verlegt.  Mit  dem  orientalischen  Kaffee  rivalisiert  die  englische 
Vorliebe  für  Tee.  Neben  das  chinesische  Porzellan,  die  asiatischen  Bibe- 
lots^  die  auf  den  Kaminen  prangen,  treten  bald  die  süss-zierlichen  Schäfer- 
figürchen^  die  aus  Oessners  Idyllen  stammen.  Auf  den  türkischen  und  persischen 
Teppichen,  zwischen  exotischen  Möbeln  und  Wandschirmen  von  chinesischer 
Seide,  bewegen  sich  Stutzer,  nach  der  letzten  Londoner  Mode  gekleidet. 
Der  englische  Garten  mit  seiner  freien  Nachbildung  der  Natur,  wie  ihn 
Watelet  sich  in  Moulin-Joli  geschaffen,  droht  die  majestätische  Architektur 
des  Bokoko-Parkes  zu  verdrängen  und  nichts  erinnert  deutlicher  an  die 
verschiedenen  Einflüsse  aus  dem  Orient,  aus  England  und  Zürich,  die  sich 
hier  in  Paris  kreuzen,  als  die  antiken  Tempel,  Kioske  und  Pagoden,  die 
sich  in  seinen  Teichen  spiegeln. 

Solche  Ausserlichkeiten  zeigen  am  besten,  wie  sehr  der  Kosmopolitis- 
mns  erstarkt  war.  Unruhig  und  neugierig  schweifen  die  Augen  und  Sinne 
von  Land  zu  Land,  von  Zeitalter  zu  Zeitalter,  immer  begierig,  zu  lernen, 
sich  fremdes  Wesen  anzueignen  und  —  manchmal  auch  —  sich  in  fremdes 
einzufühlen.  Paris  wird  mit  Übersetzungen  aus  den  orientalischen  Sprachen, 
ans  dem  griechischen,  lateinischen,  englischen  überschwemmt,  die  Übersetzer, 
Dilettanten  und  Schriftsteller  von  Beruf,  Männer  und  Frauen,  sind  nach 
Dutzenden  zn  zählen.  „Point  de  libraire  qui  n'ait  de  traducteur  a  gages'^ 
konstatiert  1761  das  Journal  encyclopMique^).  Es  ist,  als  müsste  mau  in 
einem  Jahrzehnt  nachholen,  was  man  in  vielen  versäumt  hatte.  Die 
Zeitschriften,  das  Journal  encjclop^ique,  das  Journal  des  savants, 
die  Ann6e  litt^aire,  der  Mercure  de  France  beschäftigen  sich  mit  allen 
Literaturen  und  Kulturen,  halten  über  die  Fortschritte  der  Wissenschaften 
in  ganz  Europa  auf  dem  Laufenden. 

1754  wird  eine  besondere  Zeitschrift  gegründet,  die  nur  dem  Ausland 
dienen  und  seine  geistige  und  künstlerische  Produktion  in  Paris  wie  in 
einem   Brennpunkt    sammeln    soll:    das    Journal    ^tranger,    dessen    Motto 

1)  Citiert  bei  Texte  1.  c.  p.  324. 

RomaalMfae  Fonchungen  XXV.  50 


786  H.  HeiBs 

y^externo  robore  crescit^  das  Motto  des  ganzen  Frankreichs  von  damals  su 
sein  scheint  und  dessen  Monatshefte  die  kosmopolitische  Bewegung  aas 
Paris  wieder  in  die  Welt  hinans  tragen  zn  den  zahlreichen  Subskribenten, 
Bibliotheken  und  Fttrsten,  Schriftstellern,  Kaufleuten,  Geistlichen,  OCnaiereD, 
Beamten,  Advokaten,  Ärzten,  die  in  der  französischen  Provinz,  in  Polen^  Deutsch- 
land, Dänemark,  England^  Italien^  Spanien  und  Portugal  verstreut  sind. 
Im  April  1754  wird  die  erste  Nummer  herausgegeben.  Ein  Vorwort,  da« 
Grimm  verfasst  hat,  leitet  sie  ein  und  ich  kenne  nichts,  was  die  Stimmong 
jener  Zeit  besser  malte,  als  dies  Programm.  Alles,  was  sich  im  Kosmo- 
politismus an  mehr  oder  weniger  bewusster  Sehnsucht,  mehr  oder  weniger 
klaren  Absichten  verquickt,  findet  sich  hier  ausgesprochen  oder  zwischen 
den  Zeilen  zu  lesen:  der  aufs  praktische  gerichtete  rationalistische  Sinn  des 
XVni.  Jahrhunderts  und  seine  philanthropisch-pazifistischen  Utopien,  die 
Überzeugung  von  der  didaktischen  Angabe  und  der  heilsamen  Wirkung 
der  Dichtung,  die  ihr  einen  Platz  neben,  fast  mitten  unter  den  Wissenschaften 
anweist  als  Förderin  des  Fortschritts  und  der  AufklKrung,  und  die  Hoffiiung, 
die  Völker  durch  gegenseitigen  Austausch  einander  näher  zn  bringen,  den 
Uass  und  die  trennenden  Vorurteile  zu  beseitigen  und  so  das  herrliche 
Zeitalter  der  verbrüderten  Menschheit  herbeizuführen.  „A  cousid^rer  l'ßtat 
actuel  de  l'Europe  enti^re,  k  voir  Tardeur  avec  laquelle  lei9  honmies  de 
toutes  les  nations  cultivent  leurs  esprits  et  s'6l5vent  ä  l'art  de  penser,  on 
peut  dire  que  jamais  ouvrage  n'a  paru  plus  k  propos  que  celni  que  nous 
commen9ons"  sagt  Grimm  und  kennzeichnet  dann  die  Entwicklung  nacb 
dem  Nützlichen  hin,  die  die  Literatur  seiner  Ansicht  nach  nehmen  mnss 
und  wird:  „Nous  voudrions  surtout  pouvoir  nous  flatter  que  les  terits 
de  tant  de  citoyeus  ^lair^s  et  respectables  dont  nous  aureus  k  rendre 
compte  häteraient  dans  la  litt^rature  cette  utile  r£voIution  ä  laquelle 
nous  touchons  peut-ötre  . . .  Jusqu'A  pr^nt  on  s'^tait  enti^rement  livr^  aux 
arts  agr^bles  et  aux  sciences  abstraites.  Le  moment  approche  oii  les 
Sciences  utiles  auront  leur  tour.^  Und  ein  letztes  Propheten  wort  sehlieest 
den  Aufsatz  mit  einem  optimistischen  Ausblick  in  die  Zukunft:  «Cest 
ainsi  que  renaitra  un  si^le  le  plus  brillant  de  tous  qui  ne  aera  plus 
appel6  le  si^le  d' Auguste  ou  de  Louis  XIV,  la  grande  £poque  de  la  France 
ou  de  ritalie  ni  d'aucune  nation  en  partioulier  —  ce  sera  le  si^cle 
glorieux  de  TEurope  enti^re." 

Erftlllt  ist  dieses  stolze  Programm  natürlich  nie  worden.  Die  inneren 
Schwierigkeiten,  die  sich  bald  nach  der  Gründung  in  ungenügender  finanzieller 
Sicherheit;  in  dem  häufigen  Redaktionswechsel  und  dem  damit  verbundenen 
Systemwechsel  äusserten,  Hessen  den  guten,  aber  etwas  vagen  Willen  nicht 
zur  Tat  werden.   Trotzdem  hat  das  Journal  6tranger  ft^r  die  AufklSrimg  und 


Miohael  Haber  (1727-1804)  787 

den  KoamospolitiamuB  grosses  geleistet,  für  den  Kosmospolitismus  vielleicht 
sn  viel,  mit  su  viel  Liebe  und  zu  wenig  Vorsicht.  Die  einzelnen  JahrgXnge 
(bis  1762)  enthalten  ein  seltsames,  nn verdauliches  Durcheinander  von 
Poesien  und  den  trockensten  wissenschaftlichen  oder  praktisch  beratenden 
Abhandlungen  internationaler  Herkunft.  Zwischen  einem  Trait6  du  scorbut, 
zoologischen  oder  physikalischen  Artikeln  verliert  sich  ein  Sonnet  oder  ein 
Essai  von  Winckelmann  oder  ein  anderer  über  italienische  Kunst  oder  ein 
dritter  über  den  Ursprung  der  kastilianischen  Dichtung.  Eine  Dissertation 
Qber  die  concordauce  des  quatre  6vangiles  steht  neben  einem  Bericht  über 
die  exp6riences  snr  le  blanchissage  de  la  teile.  Korrespondenten  aus 
aller  Herren  Länder  erzählen  von  ihrer  Literatur.  Ausser  Proben  aus 
der  englischen,  deutschen,  italienischen,  spanischen  Literatur  erscheinen, 
übersetzt  oder  im  Auszug,  eine  indische  Geschichte  ^),  orientalische  Fabeln,  eine 
Tragödie  aus  dem  russischen  des  Herrn  Snmarokoff,  eine  chinesische  IVa- 
gOdie,  l'orphelin  de  la  maison  de  Tschao,  die  nebenbei  Voltaire  ärgern 
sollte,  und  sogar  —  im  Urtext  und  in  der  Übertragung,  von  Musiknoten 
begleitet,  irokesische  Lieder. 

III. 

Ich  meine,  diese  intellektuelle  Allerweltsneugierde,  in  deren  Bann 
damals  Paris  und  ganz  Frankreich  stand,  muss  man  sich  vergegenwärtigen. 
Man  Überschätzt  sonst  die  Intensität  und  besonders  die  IVagwette  der  deut- 
schen Mode,  die  von  ihr  begünstigt  sich  eine  Zeitlang  neben,  aber  auch  nur 
neben  dem  Exotismus  und  der  Anglomanie  behauptete.  Wer  die  deutsche 
Mode  allein  für  sich  betrachtet,  die  hohe  Ziffer  der  Übersetzungen  hört  und 
die  überschwenglichen  Lobesh jmnen  liest,  die  man  jedem  Deutschen  anstimmt, 
muss  denken,  Paris  habe  damals  für  gar  nichts  anderes  als  für  deutsche 
Literatur  geschwärmt.  Das  ist  falsch.  Paris  hat  für  alles  geschwärmt, 
was  vom  Ausland  eingeführt  wurde,  für  Gessner  und  Kleist  gewiss,  aber 
auch  zur  selben  Zeit  für  Richardson  und  Thomson.  Der  Kosmopolitismus 
war  so  rege,  dass  es  wirklich  nicht  zu  verwundern  ist,  wenn  sich  das  all- 
gemeine Interesse  auch  ein  wenig  dem  Nachbarn  im  Osten  zuwandte.  Das 
Gegenteil  wäre  unwahrscheinlich.  Weit  mehr  noch  als  dem  Einfluss  Gess- 
ners  und  ihren  eigenen  Qualitäten  verdankt  die  deutsclie  Mode  dem  Wohl- 
wollen, das  man  jedem  Fremden  freigebig  entgegenbrachte,  noch  ehe  mau 
ihn  recht  kannte,  blos  deshalb,  weil  er  ein  Fremder  war. 


1)  Baynal  spöttelt,  vieHeicht  nicht  mit  Unrecht,  in  seiner  unfreundlichen 
Kritik  der  ersten  Nummer  über  diese»  Exotismus,  der  sehr  billig  sei,  da  solche 
Gesehichten  doch  in  Paris  fabriziert  wHrden.  Correspoadance  Kit.  Ausgabe  von 
Tonrnenx.   Bd.  II  p.  U4f. 

50* 


788  H.  HeisB 

Dazu  kam  als  anderer  Umstand^  der  die  AnfmerkBamkeit  aaf  die 
Deutschen  lenkte,  die  Anwesenheit  von  Männern  wie  Grimm,  Holbacb, 
Wille  in  Paris,  die,  so  echte  Pariser  sie  auch  geworden  waren,  doch 
daran  erinnern  konnten,  dass  ihre  Heimat  jenseits  des  Rheines  lag.  Noch 
eindringlicher  als  sie  erinnerte  Friedrich  der  Grosse  daran.  Man  darf 
ohne  Übertreibung  sagen,  der  siebenjährige  Krieg  hat  die  dentsche  Mode 
mit  vorbereitet.  Gewiss  war  Deutschland  damals  zerrissen  wie  je,  vou 
Bruderkriegen  zerfleischt,  als  völkisches  Ganzes  ohnmächtig  und  politisch 
bedeutungslos.  Aber  aus  dem  Gewimmel  von  Staaten  und  Ländchen  stieg 
schon  drohend  und  achtunggebietend  das  junge  Preussen  empor  und  an 
seiner  Spitze  ein  Herrscher,  in  dem  sich  die  schlummernde  ungenützte 
Kraft  Deutschlands  auf  sich  selbst  zu  besinnen  schien.  Dass  dieser  König 
sich  kaum  als  Deutscher  fühlte,  französisch  dachte,  sprach  und  schrieb, 
empfand  man  wie  ein  schmeichelhaftes  Kompliment,  das  ihn  noch  sympathischer 
und  populärer  machte.  Man  vergass,  dass  auch  französiche  IVuppen  und 
unglücklich  gegen  ihn  gekämpft  hatten,  feierte  seine  militärischen  Erfolge^) 
und  die  Bewunderung,  mit  der  man  die  Kriegslieder  Gleim's  und  Kleisteos 
Dichtungen  aufnahm,  galt  nicht  zuletzt  dem  vermeintlichen  Grenadier  und 
dem  auf  dem  Schlachtfelde  gefallenen  Offizier  Friedrichs.') 

Aber  Friedrich  der  Grosse  war  auch  aufgeklärt,  der  Freund,  Schüler 
und  Gönner  Voltaires  und  der  Philosophen,  selbst  ein  Philosoph  auf  dem 
Thron.  Preussen  war  ganz  und  Deutschland  vorwiegend  protestantisch, 
das  Land  Luthers.  Wie  in  England,  so  hatten  auch  in  Deutschland  zahl- 
reiche um  ihres  Glaubens  willen  vertriebene  R4fugi6s  Zuflucht  gefunden. 
Die  Ehren,  die  man  Deutschland  erwies,  waren  indirekt  der  Beformatioo 
und  damit  dem  Begriff  religiöser  Duldsamkeit,  den  mau  mit  ihr  verband, 
erwiesen.  Noch  bestanden  in  Frankreich  die  Staatsgesetze,  die  jede  Haeresie 
auf  das  strengste  bestraften,  und  wenn  sie  auch  vielleicht  in  Paris  milder 
gehandhabt  wurden,  draussen  in  der  Provinz  dauerte  die  rücksichtslose  Ver- 
folgung der  Reformierten  bis  über  die  Mitte  des  Jahrhunderts  hinaus.  Von 
1745  bis  1770  hat  man  nur  acht  Pastoren  gehenkt,  konstatiert  ein  Gegner 
der  Sektierer,  der  die  Zahl  offenbar  erstaunlich  niedrig  findet.')  Gegen 
diese  Unterdrückung  spielten   die  Aufklärer  gerne  die  geistige  Überlegen- 


1)  Cfr.  Süpfle  Bd.  I  p.  179. 

2)  Schon  Im  April  1760  wurde  im  Jonmal  6trauger  in  der  Einleitung  zam 
Frühling  seines  Heldentodes  gedacht  Das  Juliheft  1760  bringt  seine  Biographie, 
eine  Übersetzung  von  Nicolais  Ehrengedäohtnis  des  Herrn  von  Kleist  und  sogtf 
sein  Portrait,  das  einzige  aus  Deutschland.  Cfr.  Gärtner  1.  o.  p.  38.  Man  denke 
auch  daran,  wie  ausführlich  Huber  im  Ghoix  (I  p.  89  ff.)  seine  militärische  Lauf- 
bahn und  besonders  seinen  Tod  schildert. 

3)  Cfr.  Ducros,  Les  Encyclopödistes  p.  806  ff. 


Michael  Huber  (1727-1804)  789 

lieit  proteBtantificber  Völker  aus.  Deutscblaud  wurde  da  ein  Argument 
mehr.  So  stellte  Diderot  den  deutschen  Jugend  Unterricht  ttber  den  franzö- 
sischen, um  ans  seiner  Vortrefflichkeit  Schlüsse  auf  die  Bildungskraft  des 
Protestantismus  ttberbaupt  zu  ziehen  ^)  und  es  ist  wohl  mehr  als  ein  blosser 
ZufaU,  dass  Hnber  in  der  Einleitung  zu  seinem  Cboix  ausdrücklich  betonte: 
y,Du  reste  la  culture  des  belles-lettres  est  encore  concentr^e  dans  les  contr6es 
protestantes ;  eile  n'a  presque  pas  fait  de  progr&s  dans  les  pays  catboliques 
oü  Ton  a  pas  un  seul  po^te.^^) 

In  dem  konventionellen  Idealbild,  das  man  sich,  wie  vom  Orient 
oder  vom  englischen  Volke,  bald  auch  vom  deutschen  formt,  darf  dieser 
Zug  nicht  fehlen.  Baldensperger  hat  hübsch  gezeigt,  wie  sich  unter  dem 
Einfluss  Gressners  die  französiseben  Vorstellungen  von  Deutschland  „helveti- 
sieren^.  Es  entsteht  die  „6vocation  tonte  patriarcale  d'un  peuple  bucolique 
et  placide,  sans  aucune  disposition  pour  la  vie  sociale,  uniquement  absorb^ 
a  ses  heures  de  loisir  par  la  r^verie  et  la  contemplation  de  la  nature.^  ') 
Das  ist  die  eine  Seite.  Die  Schweiz  leiht  die  herbe  Dekoration  ihrer 
Alpen,  die  Ursprünglichkeit  und  Busticit&t  der  Sitten  eines  Ackerbau  und 
Viehzucht  treibenden  Volkes,  eine  natürliche  Gottesfurcht,  die  wenig  specifisch 
christliches  an  sich  hat,  die  sich  gern  in  antike  Formen  kleidet  und  mehr 
dem  grossen  Pan  als  dem  monotheistischen  Gott  opfert.  Die  Leipziger  mit 
Geliert  voran  verschieben  das  Bild.  Sie  bringen  den  protestantischen 
Puritanismus  der  Sitten,  die  Achtung  vor  der  Heiligkeit  der  christlichen 
Ehe  und  christlichen  Familienlebens,  eine  rationalistische  Frömmigkeit,  den 
nüchternen,  eindringlicheren  Ton  des  Predigers.  Mit  Wieland  und  Kiop-" 
stock  erhebt  sich  diese  Frömmigkeit  wieder  in  die  mystischen  Höhen  der 
Verzückung  und  wird  zugleich  empfindsam.  Und  die  Empfindsamkeit,  die 
selbst  die  Soldaten  des  Preusseukönigs,  einen  Kleist  sentimental  verklärt, 
ergänzt  das  Bild,  von  dem  Frankreich  träumt. 

^O  Germanie,  nons  beaux  jours  sont  6vanouis,  les  tiens  commencent^ 
ruft  Dorat  aus,  wenn  er  die  französische  Frivolität  mit  der  deutschen 
Reinheit,  das  Cliquen gehader  des  französischen  Parnasses  mit  dem  friedlichen 
Wetteifer  des  deutscheu  vergleicht,  als  hätte  es  nie  einen  Rost,  nie  einen 
Kampf  um  Gottsched  gegeben.  Er  möchte  sich  die  französische  Dichtung 
wie  die  deutsche  in  der  Natur  rein    baden    und   stählen  sehen,  ehe  sie  in 


1)  (Euvres  hgg.  von  Assözat  und  Tourneuz  Bd.  III  p.  416  ff. 

2)  Bd.  I  p.  XLUI.  Deutlich  werden  diese  religiösen  Hintergedanken  lange 
vor  der  deutschen  Mode  in  der  Vermittlerarbeit  der  Röfugiös,  die  aber  in  Frank- 
reich fast  gar  keine  Beachtung  fand,  z.  B.  in  der  Bibliothöque  germanique.  Cfr. 
Boasei  1.  o.  p.  45  f. 

8)  Revue  d'hist.  litt.  Bd.  X  p.  455. 


790  H.  HeisB 

das  Chaos  der  Städte  zurückkehrt,  um  die  Tugend  su  lehren.  Deutschlaad 
wird  betrachtet  als  ein  Land,  das  sich  auf  einer  dem  Naturznstand  noch 
näheren  Stufe  der  Civilisation  hält,  als  Heimstätte  der  Uuverdorbenheit, 
YoU  junger  Kraft  und  jugendlicher  Unschuld,  ganz  in  Edelmut  und  harm- 
losen Freuden  schwelgend. 

Es  sind,  wie  man  sieht,  dieselben  Vorstellungen,  nach  denen  Huber 
seinen  Choix  zugeschnitten.  Was  die  deutsche  Literatur  in  Frankreich 
empfiehlt,  ist  ihre  Empfindsamkeit  und  malerische  Kunst,  wie  sie  in  der 
beschreibenden  Poesie  eines  G^sner  oder  Kleist  yerschmelzen.  Ist  ferner 
ihre  Lehrhaftigkeit,  der  philosophische  Gehalt  Hallers,  die  kleine  Mfinie 
praktischer  Moralregeln  bei  Geliert,  die  heilsame  Satire  Babeners,  die 
schöne  Lebensweisheit  der  Anakreontiker.  Und  ist  schliesslich  and  vor 
allem  die  Keuschheit,  die  aus  ihren  Schriften  atmet.  „Simplicit^  puret^ 
chastet^,^  —  solche  Worte  kehren  in  den  Kritiken  immer  wieder,  bei 
Fr6ron,  bei  Amaud,  Dorat  etc.  Man  Yersteht  dieses  Betonen  und  Bewundem 
der  Keuschheit,  sobald  man  sich  vergegenwärtigt,  wie  stark  erotisch  gewfint 
die  französische  Literatur  war.  Die  lockersten  Überlieferungen  der  B^gence 
wirkten  damals  noch  nach.  Die  Erotik  herrschte  im  Roman,  in  der  Er- 
zählung, besonders  der  Verserzählung,  derb  und  zotig  mit  dem  Abb6  Gr6' 
court,  schlüpfrig  mit  Yoiseuon  und  Cr6billon,  cjnisch  und  kfihi  obscön  mit 
Voltaire  und  Diderot.  Es  ist  die  Zeit  der  geheimen  Privattheater,  wo 
Aristokraten,  Schriftsteller,  Schauspieler  und  Schauspielerinnen  priapiscbe 
Orgien  darstellten  und  der  zahllosen  offen  pornographischen  Romane,  Me- 
moiren etc.,  der  fingierten  Drucke  aus  Konstantinopel  oder  Peking,  mit 
denen  Paris  überschwemmt  war.^)  Die  Übersättigung  mit  Erotik  brachte 
eine  wenn  auch  platonische  Sehnsucht  nach  Keuschheit,  die  der  deutscheo 
Mode  zugut  kam. 

Aus  diesen  Gründen  erklärt  sich,  warum  die  deutsche  Literatur  das 
Glück  hatte,  zugleich  den  Aufklärern  und  ihren  Gegnern,  den  Encyklopi- 
disten  und  den  Anti-encjklopädisten  zu  gefallen.  Die  einen  lobten  ihren 
rationalistischen  Charakter,  der  nichts  von  religiösem  Fanatismus  verriet, 
ihre  natürliche  Moral,  ihren  Glauben  an  den  Fortschritt  und  die  Vervoll- 
kommnung der  Menschheit,  ihr  „philosophisches^  Bestreben,  die  Welt  so 
erlösen.  Den  anderen,  Fr6ron  z.  B.,  erschien  sie  im  Gegensatz  zur  leicht- 
fertigen, gottlosen  französischen  Literatur  ungefähr  so,  wie  es  eine  gut- 
gemeinte Antithese  schildert,  die  ein  Herr  Freytag  zum  Preise  Gelierte 
verfasst  hat: 


1)  Man  braucht  nur  die  Correspondance  litt,  durchzublättern,  um  ein  BUd 
von  der  reichen  Produktion  erotischer  und  pornographischer  Literatur  zu  er- 
halten.   Cfr.  auch  Capon  et  Yve-Plessis,    Los  th^ätres  claadestins.    Paris  1905. 


Michael  Huber  (1727—1804)  791 

Wer,  Geliert,  deine  Würde  kennt,  vergleicht  dich  nicht  Voltairen; 

Du  sangst  su  des  Erlösers  Rahm;  er  singt  in  Satans  Ehren. 

Da  lehrtest  ans,  das  Herz  Gott  und  der  Tagend  weih'n; 

Er  lehrt  ans,  Gottes  Feind,  des  Lasters  Freund  lu  sein. 

Dein  Witz,  von  Unschuld  durchgedacht,  entzückte  reine  Seelen; 

Sein  Witz  mit  geilem  Scherz  durchwebt,  sucht  Unschuld  nur  zu  quälen. 

Du  lebtest,  ganz  Moral  und  ganz  Religion; 

Er  lebt  wie  Epikur,  Gott  und  Moral  zum  Hohn. 

Da  starbst  in  heitrer  Seelenrah,  die  nur  dem  Christen  eigen; 

Er  stirbt  —  doch,  wie  er  stirbt,  dies  wird  die  Zukunft  zeigen. 

Dich  klagt  die  Nachwelt  noch  am  gOldnen  Monument, 

Wenn  ihn  der  Freigeist  nur,  kein  Weiser  nicht  mehr  nennt.*) 

Es  sind  nnyerkennbar  ethische  und  erst  in  zweiter  Linie  ästhetische 
Eigenschaften,  die  den  Erfolg  der  deutschen  Literatur  in  Frankreich 
sicherten.  Aber  das  passte  sehr  gut  für  eine  Zeit,  die  weit  mehr  nach 
dem  Inhalt  und  der  Nutzanwendung  einer  Dichtung  als  nach  ihrer  Schön- 
heit fragte.  Die  Eintönigkeit  der  Obersetzungen  hätte  sonst  von  vorne- 
herein abstossen  müssen.  So  war  man  geneigt,  dem  Dichter  Kredit  zu 
geben,  die  Schuld  für  alles,  was  missfiel,  auf  die  Übertragung  zu  schieben 
und  sich  vertrauensvoll  zu  sagen:  ,,Peut-8tre  cela  est-il  däicieux  en  vers, 
mais  en  prose  ce  n'est  pas  tout  k  fait  la  m§me  chose*)". 

Was  besonders  schmeichelte  und  bald  zu  den  unwahrscheinlichsten 
Bewertungen  verführte,  war  die  Überraschung,  die  Deutschen  so  ähnlich 
zu  finden.  Auf  die  frühere  Verachtung  folgte  der  Umschlag  in  kritiklose 
Bewunderung.  Man  hatte  sich  so  lange  daran  gewöhnt^  jenseits  des 
Bheines  eine  plumpe  schwerfällige  Nation  zu  glauben,  die  vielleicht  in 
wissenschaftlicher  Einzelforschung  oder  in  mühsamer  gelehrter  Kompilation 
tüchtiges  leisten  mpchte,  der  aber  der  bel-esprit,  ja  zündender  Geist  über- 
haupt und  künstlerische  Begabung  ganz  versagt  war.  Und  nun  lernte  man 
eine  Literatur  kennen  mit  einer  schon  alten  Vergangenheit,  auf  allen 
poetischen  Gattungen  reich  bebaut,  die  von  denselben  Gefühlen  eingegeben 
war,  und  nach  denselben  Idealen  strebte,  die  überall  Vergleichsmöglich- 
keiten  mit  der  französichen  und  englichen  bot,  deren  Dichter  man  den 
deutschen  Corneille  oder  den  deutschen  Lafontaine,  den  deutschen  Swift 
oder  den  deutschen  Thomson  nennen  konnte. 

Die  deutsche  Literatur  hatte  noch  wenig  nationales  Gepräge  und  er- 
schöpfte sich  in  der  Nachahmung  fremder  Muster.  Noch  beherrschten  sie 
der  englische  und  der  französische  Einfluss.  Von  Brockes  bis  zuKlopstock 

1)  In:  Vollständige  Sammlung  der  Gedichte,  welche  der  Tod  des  Herrn 
Professor  Geliert  veranlasst  hat.    Erstes  Stück.    Leipzig,  Holle  1770. 

2)  Diderot,  (Envres.  Bd.  VI  p.  426  f.  bei  Besprechung  von  Junkers  Ober- 
setzung der  Grazien  Wielands. 


792  H.  Heisfi 

uud  Wieland  sind  die  deutscben  Dichter  nicht  zu  denken  ohne  die  englischen 
Vorbilder,  die  auch  in  Frankreich  wirkten,  aber  noch  weniger  ohne  die 
französischen,  deren  Geschmack  selbst  nach  Gottscheds  Niederlage  massgebend 
war,  ohne  den  Klassicismus,  ohne  Destonches,  Nivelle  de  la  Chaussee, 
Marlvaux,  J.-B.  Rousseau,  Ghaulieu  u.  a.,  die  stofflich  wie  formell  die  be- 
deutendsten Anregungen  gaben.  Ihre  Spuren  mussten  die  deutsche  Literator 
den  Franzosen  vertrauter  machen,  sie  ihnen  engverwandt  erscheinen  lassen. 
Und  was  dazu  fehlte,  ergänzten  die  Übersetzer,  deren  Arbeit  jede  nationale 
Eigenart  verwischte. 

Ich  habe  oben  versucht,  die  Ül)ersetzungen  Hubers  eingehend  zu  beurteilen, 
nicht  um  Huber  zu  censicren  oder  weil  es  von  hohem  Interesse  wäre  zu  wissen, 
ob  er  etwas  besser  oder  etwas  schlechter  übersetzt  hat,  sondern  weil  seine  Art 
typisch  ist  für  die  Art,  wie  damals  überhaupt  übersetzt  wurde.  Von  den  Ven- 
übertragungen eines  Bonllenger  de  Biv^rj  oderMarmontel^)  darf  man  gar  nicht 
reden.  Die  Rücksicht  auf  Silben  zahl  und  Reim  entschuldigt  hier  grosse  Ab- 
weichungen. Ihre  Nachdichtungen  sind  selbständige  Adaptionen.  Aber 
auch  die  anderen,  wie  sie  immer  beissen  mögen,  Turgot  oder  WächUer, 
Junker  oder  Riviöre  verfahren  nach  demselben  Rezept  wie  Huber,  nnr 
bedacht^  ungefähr  wiederzugeben,  was  der  Dichter  gesagt  hat,  ohne  Respekt 
vor  dem  Wortlaut  des  Originals,  ohne  Sinn  für  die  abgestufte  Nuancierung 
der  Empfindung  und  des  Ausdrucks.  Traduttori,  traditori:  sie  übertreiben 
und  unterstreichen^  machen  schöner,  poetischer  und  rethorischer  und  ver- 
wässern die  Anmut  oder  die  Kraft  der  Deutschen  in  der  blutarmen  ab- 
strakten Sprache,  über  die  selbst  der  Abb6  D61ille  im  Vorwort  zu  seiner 
Georgica-Übersetzung  (1769)  so  beweglich  geklagt  hat:  „üne  d^licatesse 
süperbe  a  .  .  .  rejet^  une  foule  d'expressions  ...  La  langue  en  devenant  plus 
diente  est  devenue  plus  pauvre;  et  comme  les  grands  ont  abandonn^  an 
peuple  l'exercice  des  arts,  ils  Ini  ont  aussi  abandonn6  les  termes  qui 
peignent  leurs  Operations.  De  la  la  n^ssit6  d'employer  des  circonlocutions 
timides,  d'avoir  recours  ä  la  lenteur  des  p^riphrases,  enfin  d'Stre  long  de 
peur  d'dtre  bas*)". 

Rousseau  schreibt  zwar  in  seinem  schon  zitierten  Brief  an  Huber: 
,)Je  vous  sais  eu  particulier  uu  gr6  infini  d'avoir  os^  d^poniller  notre 
langue  de  ce  sot  et  pr^ieux  Jargon  qui  6te  toute  v6rit6  aux  Images  et 
toute  vie  aux  sentiments*^.  Aber  er  schreibt  das  mitten  unter  heftigen 
Schmerzen,  unter  dem  ersten  bezaubernden  Eindruck,  den  ihm  Gessners 
sympathische  Fantasiewelt  macht.      Wer  nur  ein   paar  Seiten  von  Turgots 


1)  Cfr.  eine  Probe  nach  Kleist  im  Ghoix  I  p.  106  f. 

2)  Citiert  von  Petit  de  Jnlleville  in  seiner  Histoire  de  la  langue  et  de  It 
litt  frgse.    Bd.  VI  p.  639  Anm. 


Michael  Haber  (1727-1804)  793 

Übertragnug  odor  die  Idyllen  durchblättert,  wird  in  sein  Kompliment  nicht 
mehr  ohne  Vorbehalt  einstimmen  können.  Man  stösst  auf  dieselben  Züge, 
wie  in  Hubers  späteren  Arbeiten.  Die  Beispiele,  die  ich  genug  auf- 
führen könnte,  gleichen  ganz  denen,  die  ich  aus  dem  Choix  zu- 
sammengestellt habe:  schmückende  oder  rührende  Adjektiva  werden 
eingefügt,  banale  konventionelle  Epitheta  oder  abgegriffene,  verblasste 
Bilder,  der  anschauliche  Ausdruck  wird  weitläufig  umschrieben,  super- 
lativische Steigerungen  sollen  den  Ton  lyrisch  beschwingen.  Stilistische 
Schattierungen  scheinen  etwas  ganz  unwesentliches,  ein  Gedanke  wird 
antithetisch  zugespitzt  oder  eine  yorhandeue  Antithese  aufgehoben, 
koordiniertes  wird  subordiniert,  interrogatives  affirmativ,  negatives  positiv 
oder  umgekehrt  gesagt.  Im  Journal  6tranger  shid  einzelne  Stücke,  wie 
z.  B.  Uzens  Sieg  des  Liebesgottes  (vielleicht  von  Tscharner  oder  von 
Wächtler  übersetzt)  so  liederlich  entstellt,  dass  mau  manchmal  Mühe  hat, 
den  Urtext  zu  erkennen^).  Den  einzigen  Meister  möchte  ich  ausnehmen, 
der  die  letzten  Idyllen  Gessners  sehr  elegant  und  doch  feinfühlig  und  — 
von  geringen  Änderungen  abgesehen  —  auch  treu  wiedergegeben  hat^).  Alle 
anderen,  Deutsche  oder  Franzosen,  folgen  der  Übersetzertradition,  wie 
sie  seit  den  Tagen  Amyots  in  Frankreich  Begel  ist.  Sie  übertragen  nicht 
schlecht,  hie  und  da  sogar  gut.  Aber  sie  verzichten  von  vornherein  darauf, 
die  Franzosen  zur  Einfühlung  in  die  fremde  Literatur  zu  bewegen,  sondern 
suchen  sie  ihnen  soviel  als  möglich  zu  assimilieren,  sie  so  sensibel,  galant 
und  gesittet  zu  machen,  wie  man  in  Frankreich  nur  wünschen  kann.  Sie 
verwelschen.  Sie  retoucbieren  auch  da,  wo  s*ie  nicht  die  Verschiedenheit 
der  Sprache  dazu  zwingt,  weil  ihnen  das  Original  kein  unantastbares 
organisches  Ganzes  ist,  sondern  nur  ein  Motiv,  das  sie  mehr  oder  weniger 
frei  paraphrasieren  wollen. 

Sie  bekräftigen  dadurch,  absichtlich  oder  unabsichtlich,  den  Gedanken, 
mit  dem  schon  Grimm  in  seinen  Brieten  im  Mercure  de  France  für  die 
Deutschen  Stimmung  machte:  Die  Deutschen  sind  eifrige  Schüler  der 
Franzosen,  denen  sie  alles  verdanken;  auf  diese  als  auf  die  Lehrer  fällt 
Ehre  und  Ruhm  ihrer  Leistungen  zurück.  Die  Übersetzer  betonen  diese 
Abhängigkeit,  die  ohnehin  schon  ausgesprochen  genug  war,  und  so  darf 
man  sich  nicht  wundern,  wenn  die  Anerkennung,  die  man  in  Frankreich 
der  deutschen  Literatur  zollt,  einen  unangenehm  gönnerhaften  Beigeschmack 
erhält.  Man  fühlt  ihn  überhaupt  aus  dem  französischen  Kosmopolitismus 
heraus,    so  lebhaft   und  ehrlich  auch  um  1760  das  Interesse  für  das  Aus- 


1)  Juli- August  1754. 

2)  Gontes    moraux   et  uouvelles  idylles    de  D  .  .  .  et  Salomon  Gessner. 
A  Zuric  chez  l*autenr.    MDGGLXXIII.    4«. 


794  H.  Heias 

laud  war.  Hinter  diesem  Interesse  steht  immer  (yerhüllt,  aber  uner- 
schfitterlich)  die  Übersengnog  yon  der  Überlegenheit  frans^sischeu  Wesens, 
französicher  Sprache  und  Literatur«  So  liest  man  z.  B.  in  der  prfifsee 
zum  Journal  Strangtr  yom  November  1756:  „Nous  avons  &it  par  Isb 
lettres  ce  que  les  romains  n'avaieut  pu  faire  que  par  les  armes.  La  langne 
fran^ise  est  enfin  devenue  celle  de  I'Europe  et  quoique  chaque  penple  ait  k 
sienne  et  chaque  laugue  ses  avantages^  sans  entrer  dans  des  eomparaisoiu 
toujours  odieuses  ä  la  yanit^  respective  des  nations,  il  est  certain  que  les 
n^ociations,  la  science  et  la  politesse  aient  rendu  la  nötre  g^Dtailemest 
n^cessaire  aux  gens  de  lettres,  anx  conrtisans  et  an  sexe  qoi  dicte  a 
ces  deux  classes  la  loi  de  plaire  et  l'art  de  r^ussir.  Ainsi  point  de  nation 
qui  ait  plus  de  facilitß  que  nous  k  &yoriser  la  communication  de  toates 
les  autres  entre  elles.  Ce  serait  donc  un  commerce  dont  la  France  tien- 
drait  la  banque  et  sa  langue  en  serait  la  monnaie.  Cest  un  motif  et  nn 
mojen  de  plus  pour  les  toangers  de  l'apprendre;  c'est  nn  obstade  demoiDs 
pour  nos  yojageurs  fran^^is'. 

In  den  Lobesworten,  die  man  der  deutschen  Literatur  spendet,  klingt 
ein  ähnlicher  Unterton  an,  etwas  wie  ein  viterliches  Wohlwollen,  das  sich 
herablassend  des  Gedeihens  und  der  Fortschritte  eines  Kindes  freut,  reich- 
lich mit  guten  Ratschligen  und  Ermahnungen  vermischt  Da  liest  man 
einmal:  „ü  se  peut  que  Tart  ait  encore  des  progrte  a  £aire  ches  les  alle- 
mands.  Mais  le  g6nie  7  a  d6jä  pris  la  grande  route  de  la  nature  et  on 
ne  saurait  trop  les  exhorter  ä  la  suivre^^).  Uz  erwihnt  in  seinem  Sieg 
des  Liebesgottes  den  Namen  des  jüngeren  Cr^biUon.  Eine  Anmerkung  der 
Redaktion  quittiert  ihm  dafür:  ,.0n  yoit  que  les  fran^is  ne  sont  pas  les 
seuls  qui  rendent  justice  anx  talents  de  M.  de  Cr§billon  fils  et  que  lec 
^trangera  sont  aussi  sensibles  que  nous  aux  grfices,  a  la  l^^tß,  aux  dfli- 
catesses,  a  T^l^nce  de  cet  ing^nieux  autenr.  On  peut  en  condure  qnlb 
attraperont  un  jour  dans  les  ouyrages  de  pur  agrteent  cette  finesse,  cet 
enjouement  qu'ils  savent  d6ja  connattre  et  godter  et  dont  nous  nous  sommes 
crus  jusqu'ici  les  modUes  exduvifs''  *).  Nur  solange  sie  sich  gelehrig  und 
für  jede  Unterweisung  dankbar  zeigen,  sind  die  Deutschen  willkommen.  So- 
bald sie  widerspenstig  werden,  klopft  man  ihnen  streng  tadelnd  auf  die 
Finger.  Die  Angriffe,  die  sich  Lessing  auf  die  französische  Fabel- 
theorie erlaubt,  l5sen  in  dem  sehr  deutschfreundlichen  und  kosmopolitischen 
Journal  encyclop^ique  folgende  gekränkte  Sitze  aus:  „Cest  encore  nn 
reste  de  la  barbarie  tudesque  de  s'^lever  comme  il  a  früt,  contre  les  restan- 
rateurs  de  la  litt6ratnre.     N'imitons  pas  la  partialit^  de  M.  I^icssing.     Les 

1)  Jonmal  ötranger.    Dezember  1761. 

2)  Journal  Strängen    August  1754. 


Michael  Haber  (1727-1804)  795 

lettre«  doiyent  faire  cause  commune  pour  la  gloire  du  siMe.  La  raison 
n'a  qu'une  patrie.  Elle  doit  donc  6teindre  tontes  ces  rivalit^  nationales 
qoi  ralentissent  ses  succ^.  Les  allemands  ont  quelques  richesses,  nous 
FaTOUonS;  mais  qu'ils  n'iusultent  pas  ä  leurs  bien&iteurs''  ^). 

Nicht  immer  verrät  sich  dieser  Hochmut,  der  von  oben  herab  ein 
Wort  der  Anerkennung  hinwirft,  so  offen  wie  hier.  Aber  wer  ein  bischen 
feinhSrig  ist,  findet  ihn  auch  da,  wo  er  sich  unter  dem  liebenswürdigsten 
LXcheln  verbirgt  Je  mehr  französische  Kritiken  aus  jener  Zeit  man  liest, 
desto  stärker  wird  der  peinliche  Eindruck,  den  schon  Nicolai  energisch 
und  polternd  aussprach^  als  er  vom  Journal  6tranger  und  spesiell  von 
der  Wissenschaft  sagte:  y,Das  Journal  6tranger  ist  .  .  •  ein  grosser  Saal 
in  einer  Schule,  worinnen  die  Gelehrten  aller  Nationen  auftreten,  die 
Franzosen  hingegen  sitzen  und  dieselben  examinieren,  in  wie  weit  sie 
ihnen  ähnlich  geworden  sind*'.  Und  man  möchte  mit  Nicolai  fortfahren: 
„Wir  müssen  also  die  Herren  Franzosen  sehr  bitten,  wann  sie  unsere 
Schriften  übersetzen  wollen,  sie  nicht  blos  darum  ftlr  schön  zu  halten,  weil 
sie  sie  k  la  fran9aise  gekleidet  haben;  sie  würden  alsdann  nur  sich  selbst 
in  uns  bewundern^'). 

und  selbst,  wenn  diese  glänzenden  Censuren  gar  keinen  verletzenden 
Stachel  in  sich  hätten  —  ihr  Wert  wird  dadurch  beträchtlich  geschmälert, 
dass  man  sie  zu  bereitwillig  und  zu  kritiklos  austeilt.  Wer  das  schlechte 
wie  das  gute  preist,  muss  sich  gefallen  lassen,  dass  man  seinem  Urteil 
misstraut  Wir  begreifen  sehr  wohl,  dass  Gcssner  die  Franzosen  entzückte. 
Wir  freuen  uns  heute  noch  der  warmen  Anerkennuog,  mit  der  sie  Haller, 
Geliert,  EJeist  empfingen.  Bei  Dichtern  wie  Uz  oder  Hagedorn  beginnt  mau 
schon  zu  zweifeln.  Was  an  ihren  kleinen  Liedern  und  Oden  behagt,  ist  — 
PO  denkt  man  —  untrennbar  mit  dem  Reiz  ihrer  zierlichen  eleganten  Form 
verwachsen,  der  sich  in  der  Prosa-Übertragung  verflüchtigt  hat  Es  wird 
zu  viel  und  zu  wahllos  vermittelt.  Dusch  mit  Klopstock,  die  Karschin  mit 
Kleist  und  alles  mit  demselben  Jubel  begrüsst.  Die  Bewunderung  schwelgt 
zu  allgemein  in  Hyperbeln :  Die  Wässerung  der  Äcker  bedeutet  eine  Epoche 
in  der  deutschen  Literatur,  die  Karschin  ist  die  deutsche  Sapho,  Weisse  als 
Dramatiker  kann  mit  Corneille  und  Shakespeare  verglichen  werden^), 
die  brave  Unzerin,  die  für  sittsame  junge  Mädchen  anakreoutisch  reimte, 
wird  als  die  geborene  Dichterin  gefeiert,  als  Nebenbuhlerin  der  Deshoulitees 


1)  Februar  1760.  Gittert  von  Weidenkaff,  die  Anschauungen  der  Franzosen  etc. 
1906.  p.  20. 

2)  Friedrich  Nicolais  Briefe  über  den  jetzigen  Zustand  der  schönen  Wissen- 
schaften in  Deutschland.  (1756.)   Hgg.  von  6.  Ellinger,  Berlin  1894  p.  128  f. 

8)  Journal  «tr.  Mai  1760. 


7915  H.  Hei88 

und  Au&kreouB  selbst')  und  vou  Rabener  Leisst  es:  „Disciple  de  Lucien, 
de  Rabelais  et  de  Swift  il  %ale  an  moins  ses  modeles^). 

Der  einzige  fast,  der  das  Angenmass  nicht  verliert,  ist  der  Deutsche 
Grimm.  Man  hat  ihm  daraus  einen  Vorwurf  machen  wollen  und  beklagt, 
dass  er  für  seine  Landsleute  so  wenig  Verständnis  und  Wärme  zeigte.') 
Es  ist  richtig,  dass  er  eigentlich  nur  für  Haller  und  Gessuer  eingetreten  ist 
nnd,  ganz  zn  schweigen  von  den  kleineren,  auch  Lessing,  Wieland  und  Klop- 
stock,  wie  später  Schiller  und  Goethe  gegenüber  kühl  und  abweisend  geblieben 
ist.  Ich  fiberschätze  Grimms  Vermittlertätigkeit  gewiss  nicht.  Ich  meine 
im  Gegenteil,  man  kann  sie  nicht  niedrig  genng  anschlagen.  Sie  beschränkt 
sich  so  ziemlich  auf  seine  Plaudereien  über  deutsche  Literatur  im  Mercnre 
de  France  von  1750  und  andere,  der  Kupferstecher  Wille  z.  B.  haben 
sich  viel  grössere  Verdienste  erworben.  Dass  er  aber  den  Massenimport 
deutscher  Literatur  scharf  kritisierte,  vor  dieser  oder  jener  Übersetzung 
geradezu  warnte,  die  panegyrischen  Urteile  korrigierte,  war  nur  klug  und 
besonnen  von  ihm.  Er  hatte  schon  in  seinem  zweiten  Brief  von  dem  Volk 
der  Übersetzer  gesprochen  ,.qui  n^attend  que  le  signal  pour  traduire  tons 
nos  mauvais  ouvrages.^  Diese  Vorahnung  hatte  sich  pünktlich  erfüllt.  Der 
blinde  Eifer,  mit  dem  ohne  Unterschied  Mittelmässiges  wie  Schlechtes  fiber 
die  Grenze  gebracht  und  als  Offenbamng  verkündet  wurde,  mnsste  nach 
kurzer  Zeit  Enttäuschung  imd  Überdruss  erzeugen.  Sobald  die  erste  Neu- 
gierde gesättigt  war,  trat  der  Rückschlag  ein  und  mit  den  Dusch,  Schmidti 
Gramer,  Johann  Adolf  Schlegel,  die  der  verdienten  Vergessenheit  anheim- 
fielen, wurden  auch,  Gessuer  ausgenommen,  die  Grosseren  nicht  mehr 
beachtet. 

Grimms  Skepsis  bewahrte  ihn  vor  optimistischen  Hoffnungen.  Er 
überschaute  wohl,  dass  diese  Mode  zu  ausschliesslich  Mode  war,  um  sich 
dauernd  zu  halten.  Übersetzungen  allein  können  das  Interesse  nicht  nähren, 
wenn  niclit  die  Möglichkeit  gegeben  ist,  die  Werke  auch  im  Urtext  zu  lesen. 
Die  firanzösische  Literatur  verdankt  ihre  europäische  Verbreitung  und  Vor- 
herrschaft nicht  zum  geringsten  1'eil  der  Universalität  ihrer  Sprache. 
Nun  wissen  wir  allerdings  von  Grimm  selbst,  dass  um  1760  in  Paris 
fleissig  deutsch  gelernt  wurde.  Schon  die  Anwesenheit  vieler  Sprachlehrer 
wie  Hubers.  W^ächtlers,  Junkera.  d^Anthelmjs  beweist  das.  Es  tauchen 
um  diese  Zeit  auch   zahlreiche  Grammatiken  auf  und  nicht  blos  im  Elsass 

1)  Ib.  Sept.  1754. 

2)  Ib.  Nov.  1754, 

8)  L.  Geiger,  Gnmms  correspondance  litt  o.  die  deutsche  Literatur.  Bei- 
lage zur  Allg.  Zeitung  2G.  April  1882.  Cfr.  auch  Mahremholtz,  1.  c.  Archiv  für 
d.  Stttd.  d.  neueren  Sprachen  etc.  Bd.  82  p.  291  ff. 


Michael  Huber  (1727-1804)  797 

oder  in  Dentschland,  sondern  in  Frankreich  selbst.  Die  bekanntesten  sind 
die  Ton  Qnand  übertragene  Grammaire  allemande  de  M.  Gottsched  von 
1753  und  Junkers  Nouveaux  priucipes  de  la  langue  allemande  von  1762'). 
Deutsche  Bucher  waren  in  Pariser  Buchhandlungen  zu  kaufen  und  die  £cole 
royiüe  militaire  z.  B.  besass  eine  hübsche  deutsche  Bibliothek.^)  Aber  dieses 
Sprachstudium  scheint  rasch  wieder  vernachlftssigt  worden  zu  sein.  Die 
Schwierigkeiten  waren  wohl  zu  gross,  um  die  angeborene  Sprachenträgheit 
der  Franzosen  zu  überwinden.  Stiess  doch  selbst  das  viel  leichter  erlernbare 
Englisch  in  Paris  anfangs  auf  Widerstand.')  Tatsache  ist,  dass  die  Kenntnis 
des  deutschen  immer  auf  einen  sehr  engen  Kreis  beschränkt  blieb.  Das 
Journal  6tranger  brachte  italienische^  spanische,  englische  Texte,  aber  nie 
einen  deutscheu.  Nie  ist  der  Versuch  gemacht  worden,  eine  zweisprachige 
Zeitschrift  (wie  später  die  Papiers  anglais)  für  das  deutsche  zu  gründen. 
1786  konstatiert,  wie  bereits  erwähnt,  Meister,  dass  die  einzige  Sprache, 
die  ernstlich  betrieben  wird  und  in  der  Erziehung  eine  Rolle  spielt,  die 
englische  ist.  Und  Brunot  schreibt  in  seiner  Darstellung  der  französischen 
Sprache  im  XVIU.  Jahrhundert:  „La  seule  influence  ^trangire  s^rieuse 
qui  ait  agi  au  XVIII*  sitele  sur  notre  langue,  est  l'influence  anglaise.^ 
Die  deutsche  Sprache  hat  ein  halbes  Dutzend  Fremdwörter  geliefert^  wie 
chenapan,  feldspath,  cravache,  kirsch,  gar  keine  Abstrakta,  während  die 
Spuren  englischen  Einflusses  in  vielen  konkreten  und  abstrakten  Ausdrücken 
aus  der  Umgangssprache,  der  Philosophie  und  besonders  der  Politik  noch 
heute  erkennbar  sind*). 

Und  damit  berührt  man  den  letzten  Grund,  warum  die  deutsche  Mode 
von  1760  nicht  von  Bestand  sein  konnte.  England  hatte  mehr  zu  bieten, 
als  die  Kunst  seiner  Richardson,  Thomson,  Young,  Ossian  etc.,  Ergebnisse 
der  Wissenschaften^  philosophische  Erkenntnisse  und  ein  politisches  Ideal, 
das  der  Sehnsucht  des  liberalen  Frankreichs  entsprach.  Deutschlands 
Literatur  ging  selbst  bei  der  englischen  in  die  Schule.  Es  fehlte  ihr  der 
Hintergrund  einer  alten  und  hochentwickelten  Kultur,  die  grossen  frucht- 
baren Ideen,  die  englische  Denker  nach  dem  Kontinent  verpflanzten.  Leib- 
niz  und  Wolff  waren  freilich  schon  vor  1750  nach  Frankreich  gedrungen, 
waren  bekannt  und  verehrt.  Ihnen  folgte  Mendelsohn,  dessen  Phaedon 
1767  übertragen  wurde.  Aber  die  philosophischen  Interessen  der  Fran- 
zosen waren  riel  zu  sehr  mit  aktuellen  politischen  Bedürfnissen  verquickt. 
Mit  der  Lehre  und  dem  Beispiel,  die  man  sich  aus  England  holte,  konnten  die 

1)  Cfr.  Sflpfle  Bd.1  p.  115f. 

2)  Heute  der  Blbliothöque  Nationale  einverleibt. 
8)  Cfr.  Texte  1.  c.  p.  321  ff. 

4)  Petit  de  Jallevllle  l.  o.  Bd.  VI  p.  855. 


798  H.  Heise 

deatscken  Philosophen  nicht  konkurrieren.  Auf  der  einen  Seite  Locke,  Hume, 
Shaftesburj,  die  Deisten  von  der  Mitte  des  XVII.  Jahrhunderts  an,  aaf 
der  andern  Wolff,  Mendelsohn,  Gottsched,  den  man  in  Frankreich  auch  als 
Philosophen  würdigte  —  die  Partie  ist  zu  ungleich,  selbst  wenn  man  eine 
Persönlichkeit  wie  Leibniz  in  die  Wagschale  wirft.')  Lessing  und  Winkel- 
mann erschienen  mit  ihren  grundlegenden  Werken  erst,  als  die  Modebe- 
geisterung schon  erloschen  war.  Und  was  sonst  von  deutscher  Wissenschaft 
vermittelt  wurde,  war  höchstens  geeignet,  das  Vorurteil,  die  Deutschen 
seien  tüchtige  und  gewissenhafte  Einzelforscher,  bestärken,  aber  nicht  imstande, 
der  deutschen  Literatur  ein  imposantes  Belief  zu  geben.  Das  vermochten 
weder  Pufendorf,  noch  Haller  als  Naturforscher,  noch  Carl  von  Moser.*) 
Vermochten  noch  weniger  die  BeitrXge  aus  deutscher  Wissenschaft,  die  das 
Journal  oranger  bringt,  Roesels  Histoire  naturelle  des  grenouilles  de  ce 
pajs  oder  sein  Amüsement  phjsique  sur  les  insectes  (Juni-Juli  1754), 
Wächters  Sur  la  langue  du  code  d'aigent  (April  1755),  Büschings  Nouvelle 
g^graphie  (Januar  1755)  oder  gar  Versuche  wie  der:  Lettre  de  M. 
Stadel,  apothicaire  ä  Giengen  en  Souabe,  dans  laquelle  il  d6crit  un  chev- 
rueil  qui  au  lieu  de  bois  porte  sur  sa  tdte  une  excrescence  en  forme  de 
perruque  (Okt  1754).  Vermochte  schliesslich  auch  die  deutsche  Musik 
nicht,  die  mit  der  Mannheimer  Schule,  mit  Haydn  und  dem  Wunderkind 
Mozart,  etwas  später  mit  Gluck  in  den  Pariser  EonsertslÜen  und  dann 
auch  in  der  Oper  rasch  beliebt  wurde.') 

Die  deutsche  Mode  um  1760  blieb  nur  eine  flüchtige  Episode,  die 
abgesehen  von  dem  Einfluss  Gessners  nicht  tiefer  auf  die  französische 
Literatur  eingewirkt  hat.  Was  von  der  deutscheu  Dichtung  assimilierbar 
war,  NaturgefÜhl,  Empfindsamkeit  und  Ljrismus,  wurde  angesogen  und 
verstärkte  so  die  Strömung,  die  die  französische  Literatur  vom  Klaasicimns 
entfernte  und  der  Bomantik  entgegentrieb.  Ihr  wesentlicher  E^rtrag  aber  ist 
der,  dass  überhaupt  zum  erstenmal  eine  Vermittlung  nicht  bloss  von  Frank- 
reich nach  Deutschland,  sondern  auch  von  Deutschland  nach  Frankreich  hinein 
versucht  wurde.  Damit  war  ein  Loch  in  die  Mauer  geschlagen,  die  Frank- 
reich gegen  Osten  absperrte,  und  die  Bahn  geebnet  Pta  künftige  Besiehungen 
von  mehr  Bedeutung  als  der  einen  blossen  von  allerlei  günstigen  ZufUlen 
getragenen  Mode,  ftir  die  verständnisvollere,  sachlichere  Aufnahme,  die 
CU>ethe  und  Schiller  und  die  deutsche  Bomantik  jenseits  des  Bheines  fanden. 


1)  Sttpfle  Bd.  I  p.  101  f.  und  185f.    Bossel  p.  40f  und  49. 
S)  SQpHe  Bd.  I  p.  101. 
3)  Weidenkaff  I.  c.  p.  8  ff. 


Michael  Hober  (1727—1804)  799 

InhftltSYeneieliiiis. 

Seit« 

orwort , 780—721 

ap.  I.    Hnben  Leben:  Seine  erste  Jugend  ganz  in  Dunkel  gehttllt 

—  Huber  in  Paris  als  Sprachlehrer  und  Übersetzer  —  seine  Ar- 
beiten —  sein  Umgang  —  Grimm,  die  Bedakteure  des  Journal 
ötranger  —  Freundschaft  mit  Tnrgot,  Watelet,  Wille  —  seine 
prekäre  Lage  —  seine  Ehe  —  Obersiedelung  nach  Leipzig  —  neue 
Arbeiten,  Übersetinngen  u.  knnstgeschiohtliche  Werke  —  Goethe 
n.  Hober  —  seine  Kupferstiehsammlungen  —  glänzende  gesell- 
schaftliche Stellung  —  Beziehungen  zo  Geliert,  Oeser,  Weisse, 
Thflmmel,  Hagedom,  zum  Fürsten  von  Anhalt-Dessau  —  seine 
materielle  Lage  bleibt  prekär  —  Hubers  philosophischer  Cha- 
rakter —  seine  Liebenswürdigkeit  u.  Seelengttte  —  Schilderung 
seiner  Schwiegertochter  —  sein  Portrait  von  GrafT  —  Tod  seiner 

Frau  —  Reise  nach  Stuttgart  zo  seinem  Sohn  —  sein  Tod  .  .  721—785 
;ap.  IL  Hnber  als  Übersetzer:  Hnber  u.  Winckelmann  —  die  Lettre 
sor  les  döcoovertes  d'Hercolanum  —  die  Geschichte  der  Kunst 
des  Altertums  u.  Hubers  Übersetzung  —  der  Ghoix  de  poösies 
aUemandes  die  wichtigste  Arbeit  Hubers  u.  zugleich  das  wichtigste 
Denkmal  der  deutschen  Mode  in  Frankreich  —  Auswahl  der 
Dichter  —  dass  zu  viel  mittel  massiges  geboten  wird  —  dass 
Huber  aber  immerhin  strenger  sichtet  als  z.B.  das  Journal  ötranger 

—  Wie  überträgt  Huber r  —  Analyse  seiner  Obersetzungen  — 
Beispiele  aus  Kleist,  Klopstock  o.  Lessing  —  Schwierigkeiten, 
die  Huber  zo  Überwinden  hatte  —  als  Deotscher  und  well  er 
kein  Dichter  war  —  Hubers  Absicht,  den  Franzosen  zu  gefallen 

0.  zo  sehmeieheln  —  die  Gesichtspunkte  seiner  Aaswahl:  mo- 
ralischer Gehalt,  Empfindsamkeit  und  malerische  Kunst  der 
Deutschen  —  der  Erfolg  des  Choix  in  Frankreich  und  auch  in 
Deutschland  —  Haber  als  Kritiker:  der  discours  pröliminaire 
som  Choix  —  frfihere  ähnliche  Versuche:  Grimm,  Bielfeld, 
Boullenger,  Junker  —  Habers  Versuch  bedeutet  einen  Fortschritt 

—  seine  Charakteristiken  der  neueren  deutschen  Dichter  —  die 
Gesichtspunkte  seiner  Kritik  dieselben  wie  die  seiner  Auswahl  — 
Hnbers  Gteschmack  wenig  ausgesprochen  —  aber  französisch- 
akademisch  —  sein  Widerwillen  gegen  Shakespeare  n.  dessen 
deutsche  Nachahmer  —  Haber  ein  Mann  des  hon  sens  u.  des 
Durchschnitts  —  Begrenztheit  seiner  Interessen  —  u.  dass  er  an 
Grimm  u.  selbst  an  Heister  gemessen  klein  erscheint  —  dass 
aber  seine  literarische  Vermittlerrolle  über  den  Rahmen  seiner 
persönlichen  Bedeutung  hinausgeht  —  und  ihm  einen  selbständigen 

Platz  onter  den  Vermittlem  seiner  Zelt  anweist 786—770 

Cap.  in.    Die  deatsehe  Mode  in  Frankreiek  (ca.  1760  bis  ca.  1773) 

1.  Die  deutsche  Literatur  vor  1750  von  den  Franzosen  verächtlich 
ignoriert  —  die  ersten  Übersetzungen  nach  1750:  Haller,  Geliert, 
Rabener  —  das  Interesse  wächst  bis  1760,  wo  Gessner  bekannt 
wird  —  Gessneromanie  —  Hochflut  der  Obersetzangen  in  Büchern 


800  H.  Heise 

8«it6 

u.  ZeitBchriften  —  deutsche  Bücher,  deutsche  Sprache  in  Paris  — 
grosse  Anzahl  von  Obersetzem,  Dilettanten  o.  Berufschriftitellem 

—  Hubers  Choix  bezeichnet  den  Höhepunkt  dieser  fieberhaften 
Übersetzertätigkeit  —  Übersetzungen  nach  dem  Choix  bis  ca.  1773 

—  die  deutsche  Mode  im  Abflauen  —  ausser  Gessner  kann  kein 
Deutscher  Fnss  fassen  —  gegen  1780  ist  das  Interesse  schon 
erloschen  —  bald  nachher  der  Erfolg  Werthers  —  worin  er  sich 
von  der  deutschen  Mode  von  1760  unterscheidet  II.  Die  Gründe  für 
Gessners  Erfolg  —  u.  dais  sein  Erfolg  den  der  Deutschen  mit- 
erklärt —  andere  Gründe  für  den  deutschen  Erfolg  —  Erschöpfung 
der  nationalen  Literatur  —  die  „Philosophie**  nimmt  alle  Kräfte 
in  Anspruch  —  Utilitarismus  in  der  Poesie  —  Schwinden  des 
Nationalgefühls  —  das  Ziel  der  Bildung  encyklopädisch  und 
international  —  Idee  der  Toleranz  —  die  exotische  Mode  in 
Paris  —  die  englische  Mode  —  die  Mode  des  Kosmopolitismus 

—  das  Journal  ätranger  ihr  grösstes  Denkmal  —  sein  Programm 

—  sein  Inhalt  —  III.  Die  deutsche  Mode  begünstigt  vom  Kos- 
mopolitismus  —  Anwesenheit  bedeutender  Deutscher  in  Paris  — 
Ruhm  Friedrich  des  Grossen  —  konfessionelle  Hintergedanken: 
Deutschland  ein  protestantisches  Land  —  kon?cntionelles  Ideal- 
bild von  Deutschland  —  Naturempfinden,  Geftihlsschwärmerei, 
Lehrhaftigkeit,  Keuschheit  —  diese  Keuschheit  im  Gegensatz  zum 
erotischen  Charakter  der  franz.  Literatur  von  damals  —  die 
deutsche  Literatur  gefällt  zugleich  den  Aufklärern  und  ihren 
Gegnern  —  die  Franzosen  geschmeichelt,  die  deutsche  Literatur 
so  ähnlich  zu  finden  —  die  Übersetzer  tragen  dazu  bei,  indem 
sie  nach  Hubers  Rezept  verwelschen  —  gönnerhafter  Beigeschmack 
in  den  lobenden  Urteilen  der  Franzosen  —  Ausspruch  Nicolais  — 

—  es  wird  wahllos  vermittelt  und  wahllos  gelobt  —  kritische 
Zurückhaltung  Grimms  —  der  blinde  Eifer  bringt  bald  Überdruss 

—  die  deutsche  Mode  zu  ausschliesslich  Mode,  um  sich  dauernd 
zu  halten  —  die  Sprache  zu  wenig  bekannt  und  gepflegt  —  die 
Deutschen  haben  ausser  ihrer  Literatur  zu  wenig  zu  geben,  um 
mit  dem  englischen  Einfluss  zu  konkurrieren  —  die  deutsche 
Mode  nur  eine  flüchtige  Episode  —  und  ihr  Hauptertrag  der, 
überhaupt  Beziehungen  angebahnt  zu  haben 770—798 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Plorio  aus  Udine. 

Von 
P.  Michael  Hnber,  O.  S.  B. 

Am  26.  April  1789  Bchloss  in  Udine  in  der  Provinz  Friaul  ein  Mann 
für  immer  das  Auge,  der  damals  wohl  vielen  ein  geschätzter  Freund 
gewesen,  doch  dessen  Name',  damals  von  gutem  Klange,  heute  so  ziem- 
lich vergessen  ist.  Graf  Daniele  Florio  war,  wie  sein  einfacher,  jedoch 
musterhafter  Charakter  es  mit  sich  brachte^  in  seinem  Leben  eben  viel 
zu  bescheiden,  als  dass  er  das  Aufsehen  der  grossen  Welt  hätte  auf 
sich  ziehen  wollen;  er  begnügte  sich  damit,  die  Perlen  seiner  Muse  nur 
seinen  vertrautesten  Freunden  zu  widmen,  die  sich  daran  köstlich  er- 
götzten, ohne  für  den  gottbegnadeten  Dichter  Beklame  zu  machen.  Ja, 
es  scheint  fast,  als  ob  Daniele  Florio  den  grössten  Teil  seines  Ruhmes 
seinem  gelehrten  Bruder,  dem  Grafen  Franziskus  Aloysius  Florio  (geb. 
5.  Jan.  1705,  gest.  16.  März  1791)  abgetreten  hätte,  der  als  Kanoniker 
in  Aquileja  und,  nachdem  dieses  Patriarchat  in  die  zwei  Erzbistümer 
Görz  und  Udine  verwandelt  worden  war  (1752),  als  Präpositus  von  Udine 
ein  hervorragender  Vertreter  der  christl.  Archäologie  war.  Öfter  wurde 
der  letztere  auch  auf  diplomatische  Reisen  geschickt,  so  nach  Wien  (1734, 
von  Daniele  begleitet),  wo  er  mit  dem  Kaiser  über  die  Berechtigung 
seiner  Abgesandten  zu  Sitz  und  Stimme  im  Kanonikatskapitel  in  Aquileja 
verhandeln  sollte;  dann  wieder  dreimal  nach  Rom,  nach  Venedig  etc. 
Unter  den  Erzbischöfen  Hieronymus  Gradenigo  (1766—1786)  und  Niko- 
laus Sagredo  (1788—1792)  von  Udine  bekleidete  er  die  Würde  eines 
Generalvikars  und  wurde  sogar  zum  Bischof  der  Diözese  Adria  (Sitz 
Rovigo)  erwählt;  (wohl  nach  dem  Tode  des  Bischofs  Bonifacius  Agliardi, 
1766;  cfr.  Lettera  XII.),  ohne  dass  er  jedoch  diese  Würde  annahm. 
Als  Entschädigung  dafür  scheint  ihn  dann  Papst  Klemens  XIV.  (1769 
bis  1774)  zum  Praepositus  der  Metropolitankirche  in  Udine  ernannt  zu 
haben. 

Daniele  Florio  wurde  am  10.  März  1710  als  Sohn  des  Grafen 
Sebastian  Florio  (f  1759)  und  dessen  Gattin  Lavinia  Antonini  geboren. 

RomAolrclte  Fonchnngen  XSV.  51 


802  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

Mit  seinem  Bruder  Francesco  besuchte  er  später^)  die  Universität  m 
Padua,  um  dort  die  Rechte  und  Anatomie  zu  studieren.  Freilieh  dieses 
trockene  Studium  würzte  er  sich  mit  seinem  Bruder  ausgiebig  durch 
das  für  ihn  anregungsreichere  Studium  der  klassischen  und  vaterlän- 
dischen Literatur  und  durch  die  sorgfältigste  Pflege  der  Poesie.  Hat 
auch  Francesco,  die  mehr  spekulative  Natur,  sein  späteres  Leben  der 
Erforschung  seiner  heimatlichen  Eirchengeschichte  und  der  patristischen 
Literatur  gewidmet,  so  ist  doch  auch  manches  herrliche  geistliche  Lied 
seiner  Feder  entflossen,  so  dass  sogar  ein  Apostolo  Zeno  (1668—1750) 
ihn  nicht  bloss  „uno  de*  piü  doiti  gentüuomini  d^Italia^  nennt,  sondern 
auch  seinen  Gedichten  „fino  stilo  mantentUo  e  massiccio  e  bene  imitato 
dai  divini  esemplari^  gerne  zuerkennt. 

Das  BrUderpaar  setzte  eben  auch  seinen  ganzen  Stolz  darein,  die 
hell  leuchtenden  Sterne  am  italienischen  Dichterhimmel,  Dante  und 
Petrarca,  als  Wegweiser  zu  erwählen  und  sich  von  deren  lieblich  strahlen- 
dem Lichte  ganz  durchdringen  zu  lassen.  Francesco^s  Lieblingsbeschäf- 
tigung in  den  sogenannten  mUssigen  Stunden  war,  Dante's  grossartige 
Dichtung  zu  studieren,  bis  er  schliesslich  dieselbe  wortwörtlich  aus- 
wendig konnte.  Daniele  staunte  zwar  auch  vor  Dante's  Monumental- 
werk, doch  seine  weichere  und  gefühlvollere  Natur  zog  ihn  unwider- 
stehlich zu  Petrarca  hin,  dessen  sämtliche  Gedichte  er  seinem  Gedächtnis 
eingeprägt  hatte  und  deren  Anmut  und  einschmeichelnde  Form  ftir  ihn 
Zeit  seines  Lebens  Muster  und  Vorbild  waren. 

Schon  sehr  frühzeitig  trat  an  ihm  seine  Gabe  hervor,  mit  aller- 
liebsten Gelegenheitsgedichten  im  besten  Sinne  des  Wortes  dieaen  oder 
jenen  Freund  zu  überraschen.  Irgend  ein  freudiges  oder  trauriges  Ereignis, 
weltlicher  oder  geistlicher  Natur,  war  für  ihn  Anlass  zu  manchem  an- 
mutigen, formvoUendeten  Sonett,  in  dem  er  innigsten  Anteil  an  der  Freude 
nahm  oder  in  dem  er  durch  aufrichtigstes  Mitgefühl  im  Leide  mehr 
denn  einem  traurigen  Herzen  Trost  und  Linderung  brachte.  Vor  allem 
war  es  der  kaiserliche  Hof  in  Wien,  an  welchem  er  ein  gern  gehörter 
Sänger  war.  Patriotische  Begeisterung  für  Maria  Theresia  drückte  ihm 
des  öfteren  die  Feder  in  die  Hand,  um  den  freudig  wogenden  Gefühlen 
seines  Herzens  beredten  Ausdruck  zu  verleihen,  wenn  durch  eine  Hoch- 
zeit mit  irgend  einem  der  bedeutendsten  westeuropäischen  Hänser  die 
damals  so  zerrütteten  politischen  Verhältnisse  einigermassen  wieder  eine 
Besserung  zu  erfahren  schienen  und  wieder  Aussicht  auf  Ruhe  und 
Ordnung  gaben.    Nicht  zum  geringsten  Teile  fand  er  Anlass  so  herr- 


1)  Wohl  ca.  1732,  als  sich  Beiu  Bruder,  der  seit  1780  Kanoniker  in  Aqnilejt 
war,  zum  zweitenmal  nach  Padna  zur  Fortsetzang  des  Studiums  der  Theologie 
begab,  nachdem  er  bei  seinem  ersten  Aufenthalt  an  dieser  Unirersität  die  Doktor- 
würde beider  Rechte  sich  erworben  hatte. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Fioriü  ans  Udinc  803 

liehen  kttrzeren  oder  längeren  Dichtungen  im  eigenen  Hauae^  sei  es 
dasB  er  in  rührender  Weise  seiner  Dankbarkeit  und  Yerehning  gegen 
seine  Eltern  Ansdrack  gab  oder  in  tiefem  Schmerz  deren  Verlust  be- 
weint, sei  es,  dass  er  seine  innigst  geliebte  Braut  und  Gattin,  die  Gräfin 
Yittoria  Yalvasona  di  Maniaco,  als  sein  ganzes  und  wahres  Lebensglttck 
feiert  oder  dieselbe  zu  ttberstandener  Krankheit  beglückwünscht.  Wie 
diese  edle  Frau  sein  Ein  und  Alles  war,  beweist  vor  allem  deren  Apo- 
theose nach  ihrem  Tode  (1763),  das  rührendste  und  wohl  auch  das 
schönste  Werk  des  tieffühlenden  Dichters. 

Neben  einem  Sonett  aof  den  Tod  seines  Bruders  Filippo,  Cavaliere 
Gerosolimitano,  verdienen  noch  besondere  Erwähnung  mehrere  Wid- 
mungen in  Sonetten,  Eanzonen  oder  Terzinen  an  seinen  ersten  Sohn 
Sebastiane,  der  von  seinen  6  Kindern  den  grössten  Platz  in  seinem 
Herzen  zu  haben  schien,  sowie  an  seine  Töchter  Argentina,  die  einen 
Edlen  Tommaso  Gabriele  heiratete,  Lavinia,  verheiratet  an  den  Grafen 
Antonio  Dragon,  Anna  Ginglia,  welche  die  Gattin  eines  Grafen  Bernardo 
di  Belgrado  wurde.  Von  dem  ersten  Töchterchen  musste  er  leider  den 
frühen  Tod  betrauern.  Ausserdem  war  natürlich  jede  Hochzeit  in  seiner 
Verwandtschaft  für  ihn  eine  willkommene  Gelegenheit,  seine  Glück-  und 
Segenswünsche  in  der  Form  eines  poetischen  Blumenstrausses  zu  über- 
reichen. Sehr  häufig  gab  ihm  schliesslich  der  Eintritt  einer  ihm  nahe- 
stehenden Person  in  einen  religiösen  Orden  Anlass  zu  manch  reizendem 
Sonett. 

Die  Gegenstände,  die  er  dichterisch  bearbeitete,  waren  die  ver- 
schiedenartigsten, von  den  Fastenpredigten  des  Kapuzinerpaters  Agostino 
da  Lugano  im  Dome  zu  Udine  (1731)  bis  zur  Tanne,  die  vom  Blitze 
zerschmettert  wurde.  Die  Reize  des  Landlebens,  das  er  wohl  am  besten 
in  der  väterlichen  Villa  zu  Persereano  genügend  kenneu  lernte  und 
gründlichst  genoss,  die  Segnungen  des  Friedens  in  der  politischen  Welt 
fanden  in  Florio  den  beredtesten  Sänger,  welcher  mit  echt  dichterischer 
Auffassung  und  Empfindung  die  umfassendsten  Kenntnisse  in  der  heiligen 
und  profanen,  in  der  klassischen  und  nationalen  Literatur  zu  einem 
einheitlichen,  wohltuend  wirkenden  Bilde  zu  vereinen  verstanden  hatte. 

Auch  im  Drama  hat  Florio  sich  versucht  und  in  seinem  „11  Pastore 
bnono''  (1750)  eine  nicht  unbedeutende  Probe  seiner  Begabung  auch  ftlr 
diese  Dichtungsart  gegeben  (cfr.  Lettera  XXII).  Noch  weitere  Ver- 
snobe dieser  Art  sind  vorhanden,  wenn  auch  noch  nicht  herausgegeben: 
„Tl  Dramma  dei  Fratelli  Goncordi^,  „Giunio  Bruto^,  und  noch  mehrere  Bruch- 
stücke. Von  seiner  Fähigkeit,  einen  grösseren  geschichtlichen  Stoff  zu 
einem  anziehenden  Heldenepos  zu  verarbeiten,  zeigt  sein  unvollständig 
gebliebenes  Werk:  „Tito,  ossiaGerusalemmeDistrutta'',  von  dem  bis  jetzt 
die  ersten  drei  Gesänge  vorliegen^).     Wohl  beeinflusst   von  dem  Ge- 

1)  «Tito,  oBsia  Gemsalemme  distrutta",  poema  epioo  inedito,  primo  e  secondo 

51* 


804  P*  Michael  Huber,  0.  S.  6. 

schmack  der  damaligen  Zeit,  das  Heldenepos  wieder  zu  Ehren  zu  bringen, 
hatte  Florio  sich  an  diesen  Stoff  gemacht  nnd  ist  darin  vorbildlich  fllr 
manch  anderen  Dichter  geworden,  so  besonders  fttr  Cesare  Arici  dl  Bre- 
seid;  der  denselben  Stoff,  wenn  auch  nicht  gerade  in  mastergiltiger 
Weise  behandelt  hat  (1816).  Dazu  wurde  Florio  auch  in  ganz  besonders 
ermunternder  Weise  von  keinem  geriugeren  als  seinem  literarischen 
Freund  und  Gönner,  dem  beiiihmten  Dichter  Metastasio  (1698—1782) 
aufgefordert,  wie  ein  noch  erhaltener  Brief  desselben  bezeugt  .  . . 
.  .  .  „flo  voluto  mille  volle  animarla  ad  intraprendere  il  lavoro  d^un 
poetna  eroico^  non  conoscendo  io  fra  presenti  nostri  poeti  alcun  altro 
che  ahbia  fiato  sufßciente  per  animar  la  tromba  epica  e  sfidar  le  piu 
celebri  e  strepitose.  Scuota  V.  S,  Illuatriss.  una  volta  cotesta  sua 
eccessiva  modestia  e  tenti  man  piü  vasti:  io  le  sono  mallevadore  di 
nuove  gloriose  scoperte,  delle  rieche  e  pellegrine  merci  delle  quali 
ritornerd  carico  dal  suo  viaggio"^.  Freilich  diese  erste  Aufforderung 
scheint  nicht  gereicht  zu  haben,  denn  bald  schickt  ihm  Metastasio  eine 
neue  Mahnung  zu,  das  begonnene  Werk  ja  nicht  unvollendet  zu 
lassen:  „Mi  congratulo  dunque  ora  seco  lei  della  nuova  sua  viva  doUa 
e  leggiadra  produzione  tutta  degnissima  di  lei:  ma  a  patto  che  coteste 
sue  cose  accidentali  non  la  distolgano  dal  grande  intrapreso  viaggio, 
al  quäle  io  non  desisterd  mai  di  stimolarla^  per  aver  qualche  parte  di 
merito  nel  nuovo  ornamenio  cK  ella  prometie  al  Pamaso  Italiano.^ 
Leider  blieben  seine  Ermunterungen  zum  Teil  erfolglos,  da  bis  zum 
Jahre  1770  zwar  5  Gesänge,  von  dem  übrigen  aber  nur  einige  Bruch- 
stücke vollendet  waren.  Immerhin  lassen  schon  die  vorhandenen  Proben 
zur  Genüge  erkennen,  dass  der  nie  versiegende  Gelegenheitsdichter  es 
ebensowohl  verstanden  hat,  in  der  Behandlung  eines  epischen  Stoffes 
die  Kraft  eines  Milien  mit  der  Anmut  eines  Tasso  zu  vereinen. 

Titus,  yjdi  Borna  .  .  .  delizia,  amor  del  mondo^^  war  mit  seinen 
Scharen  von  Ägypten  vor  Jerusalem  gezogen,  um  diese  Stadt  der  römi- 
schen Herrschaft  zu  unterwerfen.  Doch  die  Vorzeichen  waren  ihm 
wenig  günstig.  Da  verwendet  sich  Uriel,  der  Schutzgeist  Rom's  am 
Throne  Gottes  fttr  das  ihm  anvertraute  Volk,  gegen  welches  Michael, 
der  Schntzgeist  der  israelitischen  Nation,  mit  seinen  Scharen  auftreten 
will;  denn  ein  heidnisches  Volk  sollte,  wie  Michael  meint,  nie  über 
das  auserwählte  Volk  Gottes  triumphieren,  noch  Jehova  durch  Jupiter 


Canto,  ed.  Quirico  Viviani,  Venezia  1819 ;  gewidmet  dem  £nkelsohD  des  Dichten, 
dem  Grafen  Francesco  Florio.  „La  Celebrazione  della  Pasqua*',  episodio  inedito 
del  Tito  (=CaDto  Terzo)  pubblicato  airoccasione  del  solenne  ingresso  di  Mgr. 
Jacopo  Monico  all'  Episcopato  di  Ceneda  da  Q.  Viviani,  Udine  1823  (15.  Not.); 
das  erstgenannte  Werkchen  findet  sich  in  der  E.  Bibliothek  bu  Berlin  (Sign. 
Xp.  8538),  das  zweite  in  der  k.  k.  Hofbibliothek  zu  Wien  (Sign.  20  Co.  229). 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  ans  Udine  805 

verdrängen  dürfen.  Doch  Gott  hatte^  sogar  gegen  die  Bitte  seines  Sohnes,  in 
seiner  beleidigten  Gerechtigkeit  fttr  Israel  und  dessen  Gottesmord  Strafe 
beschlossen  nnd  diese  Strafe  soll  durch  die  Römer  vollzogen  werden; 
freilich  Iftsst  Gott  gerade  hierin  wieder  seine  Barmherzigkeit  erkennen^ 
da  der  Vollstrecker  dieser  Strafe  nicht  einer  der  grausamen  Macht- 
haber der  Welt,  sondern  der  milde,  weise  und  gerechte  Titus  sein  sollte. 
Uriel  wird  nun  auf  die  Erde  gesandt,  Titus  in  dem  grossen  Unternehmen 
zu  unterstützen.  Auf  dem  Berge  Carmel  angelangt  findet  dort  Uriel 
den  Gott  des  Schreckens;  den  der  Engel  Gottes  sofort  zu  den  Gottlosen 
weiterschickt;  um  in  ihren  Herzen  verhängnisvolle  Gedanken  zu  erregen ; 
Uriel  selbst  aber  geht  in  das  römische  Lager,  wo  er  vor  allem  die 
Opferaltäre  umstösst;  um  dadurch  die  Auguren  und  ihre  Auslegung  der 
Vorzeichen  zu  Schanden  zu  machen.  Titus  fasst  bereits  neuen  Mut 
nnd  wird  in  seiner  frohen  Hofinung  neuerdings  dadurch  bekräftigt,  dass 
der  weise  Alessandro  Tiberio  mit  dem  Pfeile  einen  Raben  erlegte^  der 
sich  auf  dem  Zeltdache  niedergelassen  hatte  (Canto  I;  109  Stanzen). 

Die  Göttin  Zwietracht  hatte  fttr  Jerusalem  die  Lage  sehr  kritisch 
gemacht,  da  die  3  Brüder  Johannes,  Simon  und  Eleazar  sich  dortselbst 
nm  die  Herrschaft  stritten  und  da  infolgedessen  die  grösste  Uneinigkeit 
in  der  Stadt  herrschte,  als  man  des  herannahenden  Feindes  gewahr 
wurde.  Nur  schwer  gelingt  es  dem  greisen  Priester  Mathias,  in  tief- 
ernster Rede  das  Volk  und  die  sich  bekämpfenden  Brüder  auf  diese 
innere  und  äussere  Gefahr  aufmerksam  zu  machen,  noch  ehe  es  zu  spät 
sein  möchte.  Dann  beginnt  ein  frohes  Rüsten  zum  Kriege;  während  die  ^ 
Gebete  der  Greise  und  der  Frauen  im  Tempel  den  Segen  des  Himmels 
auf  die  Wafien  herabflehen.  Unter  diesen  Frauen  tritt  besonders  Zaffira^ 
die  Gattin  des  tatenlustigen  Isathes  und  Mutter  des  kleinen  Ozias, 
hervor,  die  in  rührender  Weise  ihren  auf  Heldentaten  ausgezogenen 
Gatten  beweint  und  von  ihm  allein  wirksame  Hilfe  in  der  gegenwärtigen 
Bedrängnis  erhoffen  zu  können  glaubt.  Als  starkes  Weib  verlässt  sie 
schliesslich  die  Stadt,  um  den  Helden  aufzusuchen  und  zieht  dabei 
nur  ihren  treuergebenen  und  altbewährten  Diener  Alzir  ins  Vertrauen 
(Canto  U,  57  Stanzen). 

Unterdessen  wird  in  der  heiligen  Stadt  das  Osterfest  in  der  ge- 
wohnten Pracht  gefeiert;  der  Erzengel  Michael  hat  sich  in  unsichtbarer 
Gestalt  unter  die  Opfernden  gemischt  und  angesichts  der  alten  Treue 
des  auserwählten  Volkes  bittet  er  noch  einmal  Gott,  mit  demselben 
Erbarmen  zu  haben.  Doch  der  neue  Bund  soll  den  alten  verdrängen. 
Der  Himmel  öffnet  sich  und  der  Dichter  sieht  in  den  Höhen  in  echt 
apokalyptischer  Weise  die  Herrlichkeit  des  Thrones  Gottes  erstrahlen. 
Moses,  der  Vermittler  des  alten  Gesetzes,  tritt  seine  Rolle  an  Christas, 
den  neuen,  viel  grösseren  Propheten  ab,  dessen  neues  Gesetz  Gott 
mehr  ehrt   und  den  Menschen   verbessert.     Jacob,   der   erste  Bischof 


8013  P-  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

von  Jerusalem  bittet  nun  am  Erbarmaag  and  Erleuchtang  für  die  ehe- 
dem ihm  anvertraate  Herde.  Das  göttliche  Rächerschwert,  das  Gott 
in  seinem  gerechten  Zorne  ttber  seine  Stadt  bereits  gezückt  hält,  kann 
nur  darch  Bekehrung  zur  Lehre  und  zum  Opfer  Christi  noch  aufgehalten 
werden.  Da  wird  Michael  auf  die  Erde  gesandt,  einen  Mann  aufza- 
suchen,  der  als  zweiter  Jonas  diese  letzte  Mahnung  Gottes  zur  Beae 
und  Bekehrang  dem  Volke  Gottes  übermitteln  soll.  Endlich  nach  langem 
Suchen  aaf  dem  einsamen  Berge  Betel,  wo  die  wilde  Zwietracht  and 
die  pharisäische  Heachelei  noch  keine  Dnterknnft  gefandeu;  findet  Michael 
in  dem  Hirten  Josoe  den  gesuchten  Mann.  Dieser  eilt  auch  sofort  in 
die  Stadt  und,  ein  zweiter  Johannes  Baptista,  verkündet  er  Gottes  letzte 
Mahnung.  Der  Hohepriester  Pharnaxes  unterbricht  erschüttert  das 
Opfer;  doch  Josue  würde  der  Wut  des  Simon  zum  Opfer  gefallen  sein, 
wäre  nicht  Mathias  dazwischen  getreten.  Bewandert  in  den  heiligen 
Schriften  erkennt  dieser  nach  nochmaliger  Prüfung,  dass  der  versprochene 
Messias  gekommen  and  dass  dieser  zwar  ungewöhnliche  Bote  doch  der 
Abgesandte  des  Himmels  sei.  In  diesem  Sinne  erhebt  Mathias  nochmals 
seine  Stimme  ond  ermahnt  das  Volk,  in  aufrichtiger  Reue  ttber  die  bis- 
herige Blindheit  sich  zu  Christus  zu  bekehren  and  von  ihm  Abwehr 
des  drohenden  Unheils  zu  erflehen.  Und  wirklich  ertönt  ein  allgemeines 
Wehklagen ;  doch  Gott,  der  das  Herz  sieht,  erkennt  darin  nur  Farcbt 
vor  der  Strafe,  nicht  aber  Rene  über  die  Schuld.  Da  ertönt  plötzlich 
aus  ansichtbarem  Mande  im  Tempel  der  Raf:  Fort  von  hier!  Mathias 
,  erkennt  sofort  die  Bedeatung  dieses  Rafes  and  will  mit  den  wirklich 
reaigen  Israeliten  Jerasalem  verlassen  and  an  abgelegenen  Orten  Gott 
nach  dem  neaen  Gesetze  verehren  and  ihm  das  Opfer  des  neuen  Bundes 
darbringen.  Doch  Pharnaxes  weiss  dies  in  seinem  pharisäischen 
Neide  za  verhindern  und  Mathias  wird  in  den  Kerker  geworfen  (Canto  IIl, 
103  Stanzen). 

Das  Ganze  entbehrt  wirklich  nicht  der  grossartigen  Anlage  and 
der  kühnen  schwungvollen  DarchfUhrung;  ^yle  grandi  e  varie  inimagini, 
i  mirabili  conceüi,  la  freschezza  e  il  vigor  dello  Stile  e  V  armcnko 
verseggiare^  erkennt  deswegen  auch  der  Herausgeber  (Einleitung  tu 
Canto  HI)  rühmend  an.  Tasso,  Dante  und  die  apokalyptischen  Seher 
der  Bibel  sind  wunderbar  nachgeahmt  und  nachgedichtet,  so  dass  es 
nur  zu  bedauern  ist,  dass  dieses  Gedicht  nur  ein  Bruchstück  ge- 
blieben ist. 

Es  kann  nur  von  grösstem  Interesse  sein,  einen  tieferen  Einblick 
in  das  Leben  des  Dichters  za  bekommen  und  daza  ist  neben  den  Er- 
zeagnissen  des  Dichters  wohl  nichts  geeigneter  als  Personen  za  hören, 
welche  den  Dichter  gekannt  und  verstanden  haben.  Glücklicherwdse 
ist  uns  ein  Brief  erhalten^  der  aas  des  Dichters  nächster  Umgebung 
selber  herrührt.     Es  stammt  derselbe  von  seiner  eigenen  Tochter,  der 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  807 

Orttfin  Lavinia  Florio-Dragoni,  den  Viviani;  der  Heransgeber  des  Tito- 
BruchBtttckes  von  ihr  am  29.  Jali  1808  erhalten  hat^): 

jfNon  rivedo  giamtnai  il  soggiomo  campestre  del  mio  amaio  padre 
sema  essere  eompresa  da  un  dolore  che  mi  toglie  la  parola.  Da  prin- 
cipio  mi  separo  dagli  altri  e  mi  porio  a  tribtUargli,  direi  guasi^  un 
culto  nette  stanze  op'  egli  abitava.  Soipesa,  ammutolita  riguardo  tutti 
gli  oggetti  che  mi  eircondano:  esei  sono  altreitanti  teetimonii  deUe  sue 
virtü,  detta  eublimiiä  della  aua  intelligenza,  deUa  rapiditd  della  sua 
immaginazione  e  deüa  vasiitd  deUe  sue  dottrine.  Mi  par  di  vedere 
quella  fisonomia  da  eui  traluceva  il  candore  della  sua  anima.  l!  aspetfo 
8U0  rassofnigliava  a  quello  dei  Profeti.  Cogli  occhi  raccolti,  eome 
astratto  dai  sensit  mi  reciiava  quei  suoi  versi  ripieni  di  aüi  e  mera- 
vigliosi  concetti.  Si^  in  quelle  medesime  stanze  era  il  mio  Liceo:  Id  ho 
eominciato  a  conoscere  le  piü  colte  nazioni,  a  distinguere  le  loro  leggi, 
a  guastare  la  eloquenza  dei  capi  degli  eserciti  e  quella  piü  omata  e 
sedueente  dei  rostri:  lä  ho  conosciuto  Parte  dilettevole  inventata  per 
istruire  i  popoli  sulle  disgrazie  dei  regnanti  e  sui  costumi  degli  uomini. 
Egli  sapta  farmi  gustare  i  tragici  e  i  comici  greci;  piü  tardi  vennero 
sul  nostro  tavolino  anche  gli  eccellenti  tragici  francesi;  e  durante  questo 
esercizio  fermavasi  senipre  sui  piü  bei  pensieri  e  sulle  piü  belle  sentenze 
per  /armele  copiare.  Quai  con/rönti  e  quali  considerazioni  non  sapeva 
egli  ritrame!  Per  molti  anni  ho  passato  con  mio  padre  i  ridenti  au- 
tunni^  ni  mai  nessun  argomento  che  non  fosse  utile  non  sopravveniva 
a  distrarmi:  nondimeno  ad  onta  della  vivacitd  della  mia  giovinezza 
io  trovava  in  cid  un  piacere  superiore  ad  ogni  divertimento.  Atta  nostra 
tavola  ed  ai  nostri  romiti  passeggi  ripetevamo  continuamente  i  piü  bei 
passi  de'  nostri  poeti  italiani.  Finchi  visse  mio  padre^  io  vissi  con  lui; 
non  passd  mai  giomo  che  non  Io  vedessi;  non  mai  giorno  che  non  mi 
sia  prestata  a  leggergli  cid  che  gli  era  piü  grato.  Talvolta  egli  com- 
piaeevasi  di  spiegarmi  qualche  autore  latino,  il  che  faceva  con  mara- 
tngliosa  facilitä.  Oltre  di  cid  mi  metteva  a  parte  delle  sue  corre- 
spandenze  letterarie  e  delV  acquisto  dei  suoi  libri,  i  quali  erano  veduti 
da  me  prima  che  passassero  nella  sua  libreria.  La  sua  morale  era 
sublime.  Non  ho  udito  mai  una  censura^  non  mai  una  disapprovazione 
delP  altrui  condotta.  Era  generoso  per  animo,  ma  vivea  con  una  som- 
messione  ai  fratelli^  come  il  figlio  verso  il  padre;  sempre  contento  di 
quello  che  operavano,  senza  mai  meschiarsi  di  nulla,  Tanti  pregi  e 
iante  virtü  mi  erano  di  un  vivo  esempio  per  imitarlo  e  per  ammirarlo\ 
ma  il  mio  amore  per  lui  era  superiore  a  futto.  Egli  mi  i  sempre  pre- 
sente:  Io  veggo  nel  mio  gabinetto  ove  si  tratteneva  motte  ore  del  giomo, 


1)  Abgedruckt  in  Tito,  Canto  I  und  II,  Einleitung  pg.  XI— XV. 


808  P-  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

particolarmente  in  quel  tempo  che  la  sua  fantasia,  forse  troppo  esausta^ 
stava  in  riposo,  e  questo  riposo  era  mescolato  da  una  cupa  malinconia. 
La  religione  perd,  di  cui  era  profondamente  penetrato^  formava  sempre 
il  suo  conforto  e  le  sue  delizie^  per  la  quäl  cosa  in  quei  momenti  le 
letture  erano  sempre  adaitaie  alPuopo.  La  Bibbia,  Bossuet,  Pascalj 
Finelon  venivano  in  suo  soccorso,  ed  egli  parea  come  assorio  neüa 
elevQtezza  dei  loro  pensieri.  lo  mi  glorio  di  aver  il  piü  delle  volle  con- 
tribuito  con  tali  letture  a  rianimare  la  sua  bella  mente,  e  non  ho  cessato 
fino  air  ultimo  giomo  di  vederlo^  di  udirlo  e  d*  incoraggiarloJ^ 

Einen  interessanten  Einblick  in  seine  Anffassnng  der  Dichtkunst 
geben  nns  die  Briefe,  die  Florio  an  einen  hochbedentenden  literarischen 
Freund,  an  den  Literaturprofessor  an  der  Universität  zu  Pavia,  Abate 
demente  Sibilliato  (nome  celebre  nella  Poesia  e  nella  Eloquenza  ita- 
liana)  geschrieben  hat^).  y^Come  io  sono  molto  alieno  da. una  servitü 
pedantesca  e  da  una  superstiziosa  venerazione  degli  antichi^  la  quäle 
faccia  in  loro  ammirarne  fino  i  difettij  cosi  non  approverd  mai  un  im- 
prudente  disprezzo^  anzi  sono  persuaso  che  si  debba  avere  un  certo 
moderato  riguardo  ed  una  spezie  di  riconoscenza  verso  coloro,  che  i 
primi  ne  hanno  aperto  il  sentier o  delle  arti  ingenue  e  dirozzata  e  ripu- 
Uta  la  nostra  lingual  e  perciö  non  posso  se  non  condannare  P inav- 
veduta  franchezza  del  moderno  Critico,  il  quäle  la  ricca  fantasia  di 
Dante  e  V  inimitabile  delicetezza  del  Petrarca  pretende  ristringere  a  poche 
Terzine  ed  a  pochissimi  Sonetti.  Contro  una  simile  ingegnosa  licenza 
prevedo  un  gran  sollevamento  nelle  repubblica  letteraria,  e  specialmente 
dalla  parte  de^  suoi  Padovani^  giusti  non  meno  che  acerrimi  di/ensori 
di  que*  venerabili  Poeti  ed  imitatori  fedeli  de'  Cinquecentisti  {Lettera  F, 
pg.  13). 

Leider  sind  die  verschiedenen  Gedichte  dieses  gottbegnadeten 
Sängers  nur  sehr  schwer  zugänglich.  Dieselben  worden  meistens  nur 
in  sehr  geringer  Auflage  herausgegeben,  so  dass  man  jetzt  von  Glttck 
reden  muss,  wenn  man  in  irgend  einer  der  grösseren  Bibliotheken  dies- 
seits der  Alpen  ein  Exemplar  findet.  So  würde  es  sich  wohl  der  Mühe 
lohnen,  wenn  diese  Perleu  der  Rokokokunst  einmal  in  einer  Gesamt- 
ausgabe vereinigt  werden  könnten,  und  zwar  um  so  mehr  als  manche 
nur  handschriftlich  existieren.  Ein  hübsches  Bändchen  dieser  Ge- 
dichte hat  sich;  Gott  weiss  auf  welchem  Wege,  in  die  Stiftsbibliothek 
des  Benediktinerklosters  Metten  in  Kiederbayern  verirrt  und  konnte 
dort  Jahrzehnte  hindurch  von  seinen  Wanderungen  ausruhen,  ohne  je 


1)  Lettere  inedite  del  Conte  Daniele  Florio,  Udinese,  ed.  (Padova  1888)i 
Tommaso  Michieli,  agli  egregi  Sposi  Paolo  Gianio  Dr.  Zaccheri  ed  Adelina  de 
Roeco  (Hofbibl.  Wien,  Sign.  17  L.  178). 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  ans  Udine  809 

in  seiner  stillen  Besehanlichkeit  gestört  zn  werden.  Und  doch  verdient  das- 
selbe dem  Dunkel  entrissen  zn  werden,  schon  deswegen,  weil  diese  Sanun- 
Inng  einer  bayerischen  Fürstin,  Anna  Maria,  der  Gemahlin  Max  Jo- 
seph ni.  gewidmet  ist.  Ein  Verwandter  des  Florio,  ein  Graf  Antonino 
Prampero,  der  sich  öfters  als  Jagdgast  am  bayerischen  Hofe  befand, 
war  beauftragt,  diese  Gedichte  der  Fürstin  zn  überreichen.  Die  Mettener 
Handschrift  scheint  das  Original  davon  zn  sein.  Dieselbe  kam  in  den 
Besitz  des  gelehrten  Benediktiner-Professors  P.  Amand  Hoecker  ans 
dem  nahen  ehemaligen  Kloster  Oberaltaich  (geb.  9.  Sept.  1764  in 
München,  legte  die  Ordensprofess  in  Oberaltaich  am  20.  Nov.  1785  ab, 
war  Professor  zn  Freising  1798— 1801,  hernach  Bibliothekar  im  Kloster; 
nach  der  Saeknlarisation  zog  er  (1803)  nach  München  nnd  starb  da- 
selbst am  12.  Dez.  1836).  Seine  Gelehrsamkeit  nnd  seine  Bücherknnde 
hatte  ihm  in  München  Zutritt  zn  den  höchsten  Kreisen  verschafft  nnd 
so  kam  es  wohl,  dass  er  jenes  Dedikationsexemplar  von  befreundeter 
Seite  als  Geschenk  bekam.  Nach  Wiedererichtung  einzelner  Klöster  in 
Bayern  erwarb  er  sich  durch  Neuordnung  verschiedener  Klosterbiblio- 
theken  unschätzbare  Verdienste  um  seinen  Orden,  besonders  als  er 
dnrch  freiwillige  letzte  Verfügung  seine  ungemein  reichhaltige,  inte- 
ressante Privatbibliothek  dem  neu  errichteten  (1830)  Nachbarstiffce  Metten 
vermachte.  Die  Handschrift  selbst  enthält  138  Blätter  aus  sehr  feinem, 
pergamentartigen  Seidenpapier  (0,223X0,173);  die  Schrift  ist  ziemlich 
gross  und  sehr  sauber  und  ungemein  sorgfaltig.  Die  Titel  der  einzelnen 
Gedichte,  die  stets  je  eine  Seite  einnehmen,  sind  zum  Teil  im  Rokoko- 
stil reich  verziert.  Von  den  unten  abgedruckten  Gedichten  sind  die 
Nummern  1—17  in  dieser  eleganten  in  Pergament  gebundenen  Handschrift 
enthalten.  Die  letzte  Dichtung,  die  Sonette  an  die  verstorbene  Gattin 
des  Dichters,  scheint  diesem  Dedikationsexemplar  hinzugefügt  zu  sein;  sie 
trägt  das  Datum  1763,  und  hier  sind  die  Blätter  bloss  einseitig  beschrieben. 
Diese  Dichtung  ist  zwar  in  dem  leider  sehr  seltenen  Bande  Poesie 
Varie  (Udine  1777,  pg.  93—120;  vorhanden  in  der  k.  Bibliothek  zu 
Berlin  Sig.  Xp  3536,  4^)  enthalten,  doch  wird  sie  unten  neben  andern 
ebenfalls  nur  äusserst  selten  zu  findenden  Drucken  wiedergegeben, 
um  so  ein  möglichst  vollständiges  Bild  von  dem  Dichter  und  dessen 
Werk  zn  haben. 

Ausserdem  wird  der  Übersicht  wegen  der  Inhalt  der  bedeutendsten 
von  Florio  selbst  noch  besorgten  Sammlung  vieler  seiner  grösseren  und 
kleineren  Gedichte  gegeben,  nämlich  Poesie  Varie,  Parti  due,  Udine 
1777  ^vorhanden  in  Berlin,  Sign.  Xp  3536)  gegeben. 


810  P.  Michael  Hnber,  0.  S.  B. 


Parte  prima. 


1.  Birne  in  memoria  aei  mio  proYvido  ed  amoroao  Padre,  il  Conte  Sebaitiaiio 
Florio,  2  Sonetti  pg.  3  e  4. 

2.  La  Religione,  Canzone  pg.  5—14. 

3.  Nel  giorno  di  s.  Sebastiane,  di  coi  portava  il  nome  il  Padre  deir  Anton, 
2  Sonetti  pg.  15,  16. 

4.  L'  Edncazione,  Ganzone  pg.  17 — 24. 

5.  La  Yigilanza  negli  affaii  domestici,  2  Sonetti  pg.  25,  26. 

6.  SoUecita  Attenzione  alle  lite,  Sonetto  pg.  27. 

7.  La  Discretezza  nell'  accordare  alla  Gioventüi  i  moderaii  e  nobili  diverti- 
menti,  Sonetto  pg.  28. 

8.  La  mite  Autoritä  Paterna,  Sonetto  pg.  29. 

9.  Nella  Villeggiatnra  di  Peraereano,  podere   non  lontano  dalia  fortesza  di 
Palma  ed  acquistato  dal  Conte  Sebaatiano  Florio,  2  Sonetti   pg.  30,  31. 

10.  La  Vendemmia,  Canzone  pg.  32—42. 

11.  La  Mediocritä,  Sonetto  pg.  43. 

12.  L'  Uniformitä  nelle  azioni,  Sonetto  pg.  44. 

13.  L'Indnlgenza  e  Discretezsa  verso  i  aervi,  Sonetto  pg.  45. 

14.  La  Vera  Amicizia,  Sonetto  pg.  46. 

15.  La  Moderazione  nelle  coae  proapere  e  la  Coatansa  nelle  ayverse,  Gaozooe 
pg.  47-51. 

16.  La  Tranqnillitit,  Sonetto  pg.  52. 

17.  Non  aver  Invidia  dell'  altrni  Felicitä,  ma  Compaaaione  delle  Diagraae, 
Sonetto  pg.  53. 

18.  L*Amor  della  Patria,  Canzone  pg.  54 — 63. 

19.  La  Placidezza  nel  parlare,  Sonetto  p.  64. 

20.  La  Dolcezza  della  Morte,  Canzone  pg.  65—70. 

21.  Sopra  il  Sepolcro  del  Padre,  Sonetto  pg.  71  (f  1759). 

22.  In  Morte  del  medeaimo,  (2  Sonetti  pg.  72—73. 

28.  Alla  Gontesaa  Vittoria  Valvaaona  di  Maniaco,  in  tempo  ch'era  Spoaa  deir 
Antore,  9  Sonetti  pg.  74—82  (=  Nice.) 

24.  A  Nioe  riaanata  dal  vajnolo,  Elegia. 

25.  Per  la  Morte  della  prima  Figlinolina,  Sonetto  pg.  91. 

26.  Nella  Infermitä  pericolosa  della  Consorte,  Sonetto  pg.  92. 

27.  In  Morte  della  Signora  Conteaaa  Vittoria  Florio,  nata  Conteasa  ValYasoia 
di  Maniaco  (f  1763),  Conaorte  dell'  Antore,  28  Sonetti  p.  93—120. 

28.  Per  la  morte  Lavinia  Antonini  Florio,  mio  pietosisaima  Madre,  Sonetto 
pg.  121. 

29.  Per  la  Morte  del  Conte  Filippo  Florio,  Cavaliere  Geroaolimitano,  mio  cor- 
dialissimo  Fratello.  Sonetto  pg.  122. 

30.  Per  Telezione  al  veacoviido  d'Adria  di  Monsignor  Conte  Francesco  Florio 
e  per  la  rinnnzia  a  lui  graziosamenta  accordata,  6  Sonetti  dedicati  alU 
Santitä  di  N.  S.  Papa  demente  XIII  pg.  123—128;  (4  Sonetti,  ed.  in 
Lottere  pg.  26-28). 

31.  Per  essere  il  Medesimo  stato  eletto  dalla  Santitä  di  N.  S.  Papa  Clemeste 
XIV.  alla  dignitä  di  Preposito  della  Metropolitana  di  Udine,  Sonetto  pg.  129, 
Canzone  pg.  130—140. 


\ 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Floriu  aus  Udine  811 

32.  Sopra  Sebaatiano  primo  Figlio  dell*  Autore,  mentre  anoora  era  in  tenera 
etä,  Endecasillabo  pg.  140—148. 

33.  Per  il  Bitorno  da  Malta  del  signor  Gonte  Sebaatiano  Florio,  figlio  dell' 
Antore,  Cavaliere  deir  Ordine  Gerosollmitano,  Sonetto  pg.  144. 

34.  AI  signor  Marcbese  Pietro  Sagramosa,  Cavaliere  dello  stesso  Ordine,  il 
quäle  fece  Ponore  al  figlio  deir  Autore  d!  accompagnarlo  da  Malta  sino  a 
Udine,  Sonetto  pg.  146. 

35.  Per  l'ultinio  Giomo  deir  anno  cadente  e  per  il  primo  del  nuovo,  ai  Figli, 

2  Sonette  pg.  146—147. 

36.  La  Caccia,  Canzone  pg.  148—156. 

37.  La  Concordia  fraterna,  ai  Figli,  Canzone  pg.  157—163. 

38.  Alla  aignora  Conteasa  Argentina  Florio,  nelle  di  lei  noize  col  nobile 
aignor  Tommaao  Gabrieli,  2  Sonetti  pg.  164,  165. 

39.  Alla  aignora  Contesaa  Lavinia  Florio,  per  di  lei  nozze  col  nobile  aignor 
Conte  Antonio  Dragon,  2  Sonetti  pg.  166—167. 

40.  Per  le  feliciaaime  nozze  della  aignora  Conteaaa  Anna-Giuglia  Florio  col 
nobile  aignor  Gonte  Bemardo  di  Belgrado,  Canti  quattro  in  Terzine 
pg.  168—201. 

41.  Alla  medeaima  Figlia,  2  Sonetti  pg.  202—203. 

42.  Nel  Giomo  naUlizio  deir  Autore,  10.  Mario,  Sonetto  pg.  204. 

48.  Per  una  grave  e  moleata  fluaaione  d'occhi,  aofferta  dall'  Autore  nel  meae 
di  Dicembre  1770,  2  Sonetti  pg.  205—206. 

44.  Per  una  aimile  fluaaione  d'occhi  dall' Autore  nel  meae  di  Novembre  1775, 

3  Sonetti  pg.  207—210. 

45.  La  Luce  della  Giviltji,  Sonetto  pg.  210. 

46.  Inno  alla  Luce,  Canzone  pg.  211—219. 

47.  La  Ricerca  della  Fellciti^  36  Stanze  pg.  220—232. 

Parte  seconda. 

1.  Le  Grazie,  per  le  feliciaaime  nozze  di  aue  £ccellenze  11  N.  S.  Conte  Gio- 
vanni Manini  e  la  N.  D.  Samaritana  Delfino,  Poemetto  in  106  Stanze 
pg.  5-5a 

2.  Per  le  feliciaaime  nozze  delle  loro  Eccellenze  il  N.  S.  Conte  Giacomo  Sa- 
vorgnan  e  la  N.  D.  Fauatlna  Zeno,  Canzoni.  L'Occhio  65—71,  l'Orecchio 
72-77. 

3.  Per  le  feliciaaime  nozze  del  nobile  aignor  Conte  Jacopo  Pappafava  Anto- 
nini e  della  nobile  Signore  Conteaaa  Arpalice  di  Brazzacco,  Canzone 
pg.  78-88. 

4.  Per  le  nozze  della  nob.  Donna  la  aignora  Marianna  Bedetti  e  del  aignor 
Conte  Aacanio  Piccoli,  Sonetto  pg.  89. 

5.  Per  le  nozze  della  aignora  Conteasa  Rosa  di  Sbruglio  col  Signor  Conte 
Fabbrizio  d'Attema,  Sonetto  pg.  90. 

6.  Nelle  nozze  del  aignor  Gonte  Pietro  Valvasone  di  Maniaco,  Cavaliere  di 
S.  Stefano,  colla  aignora  Conteasa  Claudia  di  Spilimbergo,  Canzone 
pg.  91—98. 

7.  Per  la  morte  della  signora  Conteaaa  Claudia  di  Spilimbergo  Valvaaona  di 
Maniaco,  8  Sonetti  pg.  99—101. 

8.  Nelle  nozze  del  aignor  Conte  Franceaco  Biccati  e  della  aignora  Conteaaa 
Margherita  Valvaaona  di  Maniaco,  Canzone  pg.  102—106. 


812  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

9.  Per  le  nosze  della  Bignora  Contessa  Felicitä   di  Colloredo  e    del  aignor 
Conte  Antonio  Arcolaniani,  Sonette  pg.  107. 

10.  Per  le  nozze  della  signora  Contessa  Elisabetta  di  Porzia  col  signor  Gonte 
Antonio  Antonini,  Sonette  pg.  108. 

11.  Alla  signora  Contessa  Alba  di  Sbrnglio,  che  veste  Tabito  religiöse  di  s. 
Francesco  nelP  insigne  Honastero  die  s.  Niocolö  di  Udine,  prendendo  il 
nome  di  Suor  Teresa  Hargherita,  Canzone  pg.  109—114. 

12.  Alla  signora  Contessa  Maria  Gorgo,  che  veste  Pabito  religiöse  di  s. 
Francesco  nell'  insigne  Monastero  di  s.  Niccolö,  Canzone  p.  115—120. 

13.  Alla  nobile  signora  Contessa  Giulia  Bartolini,  che  veste  l'abito  religiöse 
neir  illustre  CoUegio  delle  Dimesse  e  prende  il  nome  di  Maria  Gertrade, 
Canzone  pg.  120—127. 

14.  Alla  nobile  signora  Contessa  Antonia  Bartolini,  che  veste  l'abito  religiöse 
nello  stesso  Collegio  e  prende  il  nome  di  Maria  Rosalia,  Canzone  p.  128 
bis  133. 

15.  Alla  signora  Contessa  Ginglia  Arcolaniani,  nipote  dell'Aatore  inoccasione 
ch'  clla  prende  Pabito  religiöse  neir  illustre  Collegio  delle  Dimesse, 
3  Sonetti  pg.  134—136. 

16.  Alle  11.  ee.  11.  signor  Conte  Carlo  di  Colloredo  e  Donna  Eleonora  Gen- 
zaga  di  lui  consorte,  mentre  veste  Pabito  religiöse  in  Mantova  la  nobile 
signora  Contessa  Margherita  loro  dilettissima  figlia,  Sonette  pg.  137. 

17.  Alla  signora  Marchesa  Violante  Contessa  di  Colloredo,  che  prende  Tabito 
di  s.  Benedetto  neir  antico  Monastero  di  s.  Maria  in  Valle  di  Cividale  del 
Friuli,  Sonette  pg.  138. 

18.  Alla  signora  Marchesa  Rosalia  Contessa  di  Colloredo-  e  sorella  della  prece- 
dente  per  il  giomo  della  di  Lei  sacra  vestizione,  Sonette  pg.  139. 

19.  Alla  nobile  signora  Contessa  Anna  Maria  Beltrame,  che  veste  Pabito  reli- 
gioso  delle  Dolorose,  Sonette  pg.  140. 

20.  Alla  nobile  signora  Contessa  Anna  Maria  di  Prampero,  che  veste  l'abito 
religiöse  delle  Cappuccine  in  Udine,  Sonette  pg.  141. 

21.  Alla  nobile  signora  Contessa  Tadea  di  Prampero,  che  veste  Pabito  reli- 
giöse nelP  insigne  Monastero  di  s.  Chiara  in  Udine,  Sonette  pg.  142. 

22.  Alla  nobile  signora  Contessa  Bernardina  Mantica,  che  veste  Pabito  reli- 
giöse delle  Cappuccine  in  Udine,  Sonette  pg.  143. 

23.  Alla  nobile  signora  Contessa  Teresa  della  Torre,  che  veste  Pabito  reli- 
giöse di  s.  Benedetto  nelP  insigne  Monastero  maggiore  di  Cividale  del 
Friuli,  Sonette  pg.  144. 

24.  Alla  nobile  signora  Contessa  Teodora  Freschi  de'  Signori  di  Cacagna, 
che  veste  Pabito  religiöse  nelP  insigne  Collegio  delle  Dimesse  in  Udine, 
Sonetto  pg.  145. 

25.  Alla  nobile  signora  Contessa  Ardanra  Freschi,  che  vestendo  Pabito  reli- 
giöse neir  illustre  Collegio  delle  lUustrissime  Dimesse  d'üdine,  s'induce 
a  parlar  alla  Sorella  professa  nello  stesso  sacro  Institute,  Sonetto  p.  146. 

26.  Alla  nobile  Signora  N.  N.  che  veste  Pabito  di  s.  Teresa,  Canzone 
p.  147-152. 

Darin  sehliesst  Bich  endlich  noch  die  so  ziemlich  vollständige  Liste 
seiner  edierten  nnd  nicht  edierten  Werke  auf  Grand  der  Znsunimen- 
stellung   in  Angelo  FabroniO;    Yitae    Italoram  Doctrina   Excellentium 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  813 

(saec.  XVII  und  XVUI)  vol.  XVI  (Pisa  1795  pg.  111),  wo  auch  das 
Wichtigste  über  das  Leben  der  beiden  Brttder,  Francesco  und  Daniele 
Florio  zu  finden  ist  (1.  c.  pg.  77—106).  Wer  sich  speziell  über  italie- 
nische Dichter  am  bayerischen  Hof  in  München  und  am  kaiserlichen 
Hof  in  Wien  nach  der  Reformation  interessiert,  wird  in  den  sehr  in- 
teressanten Werken  viel  Belehrung  und  reichen  Aufschlnss  finden: 
Karl  Reinhardstöttner,  Ueber  die  Beziehungen  der  italienischen  Literatur 
am  bajer.  Hofe;  Karl  Trautmann,  Italienische  Schauspieler  am  bayer. 
Hofe  (beide  in:  Jahrbuch  der  Mttnchener  Geschichte  I,  1887,  pg.  93 
bis  172,  und  193—312)  und  M.  Landau,  Die  italienische  Literatur  am 
österreichischen  Hofe,  Wien  1879  (ins  Italienische  übersetzt  von  6. 
Stein-Rebecckini,  Aquila  1880;  über  Florio  cfr.  pg.  85  s.) 

Cfr.  Ersch-Gruber,  I.  Sect.  XVL,  385;  —  Wurzbach,  IV,  268.  — 
Lombardi  lib.  III,  cp.  IE  Bd.  V,  55.  —  Metastasios  Briefe  an  Mattei, 
in  opere  postume,  III  16  u.  196.  —  Biographie  g^n^rale  XVII,  958. 

Opera  edita  Daniells  Florli. 

1.  Le  Prediche  Qiiaresimali  del  Molto  Revereudo  Padre  Agostino  da  Lugano 
Cappuccino  Difinitore  della  Provincia  di  Milano  insigue  Predicatore  nel 
Duomo  d'Udine  Tanno  1731,  ristrette  in  Sonctti  dal  Co.  Daniele  Florio. 
In  Udine. 

2.  Orazione  fnnebre  in  morte  di^S.  E.  ii  Sig.  Co.  Antonio  Manini  Patrizio 
Veneto  celebrandosi  le  di  lui  solenn!  eseqnie  dalla  ilhistrissima  citt& 
d'üdine  delto  dal  Sig.  Co.  D.  F,    In  V.  1732. 

3«  Udine  afflitta  e  consolata,  all'  Illustriss.  c  Beverendissimo  Monsig.  Daniello 
Delfino  Patriarca  d'Aqnileja.  Stampe  del  Co.  D.  F.  in  U.  1734. 

4.  Alla  Real  Haest^  di  Maria  Amalia  sposa  di  Carlo  Re  delle  due  Sicilie 
nel  di  lei  passaggio  per  lo  State  Veneto.  U.  1738. 

5.  Lo  Bpettacolo  de*  Nnmi  nella  Bontuosa  Regata  segaita  in  Venezia  per  sua 
Altezza  Reale  di  Pollonia  Principe  Elettorale  di  Sassonia  il  Serenississimo 
Federico  Cristiano.    Idllio.     ü,  1740. 

6.  Per  le  Nozze  della  Serenissima  Arcidnchessa  Marianna  d'Austria,  Infante 
di  Spagna,  Principessa  Reale  d'Ungaria  etc.  e  di  Sua  Altezza  SerenisBima 
11  Principe  Carlo  di  Lorena  e  di  Bari;  Canti  due.  In  Vienna  1744. 
Ristampati  neir  istesso  anno  in  Venezia  col  titolo  della  „ConcordiaSicnra**. 

7.  La  Libertä  Difesa,  o  sia  rArniinio,  alla  Sacra  Maestd  di  Francesco  I. 
Imperatore  de'  Romani  etc.  per  la  di  lui  gloriosa  esaltazione  al  Trono 
Imperiale.  Canto.  Vienna  1745. 

8.  Alla  Sacra  MaestA  di  Maria  Teresa  Imperadrice  e  Kegina  d^Ungaria  e 
Boemia  per  essere  stato  eletto  e  coronato  Imperadore  de'  Romani  il  di 
lei  Sposo  Francesco  I.  eto.    Canzone.    Vienna  1755. 

9.  A  sua  Maesti  la  Regina  d'Ungaria  e  Boemia  nella  morte  dell' Arcidn- 
chessa Marianna  di  lei  Sorella.    Sonetti  due.  Vienna. 

10.  AI  Serenissimo  Carlo  Principe  di  Lorena  etc.  Ode,  in  cui  s'induce  Pestinta 
Arcidnchessa  a  confortare  lo  sposo  e  ad  incoraggirlo  all'  espedizione 
della  Slesia  sulP  esempio  di  Gionata  e  Giuda  Macoabeo.  Vienna. 


814  1*.  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

11.  L'Amor  di  Dio.  Ragionamento  del  Reverendissimo  Big.  Abb.  Domenieo 
Aurelio  Franceschi  Reggiano,  ristretto  In  versi.  ü.  1745. 

12.  Per  lo  stabilimento  delle  acienze  e  la  riforma  de*  stadj  fatta  neu*  Uni- 
versiti  di  Vienna  dalla  S.  J.  B.  M.  die  Maria  Teresa  Regina  d'Ungaria 
e  di  Boemia  etc.  Canzone.  Vienna  1758. 

13.  Akra  Ganzone  suir  istesso  argomento.  Hae  odae  extant  in  libro,  cni  titu- 
lus:  Mnsae  Francisco  et  Mariae  Theresiae  Aognstis  congratalantur  ob 
scientlas  bonasqae  artes  eorum  jussu  et  beneficentia  Vindobonae  resti- 
tutas.    Vindobonae  1756. 

14.  La  Providenza,  alla  S.  J.  R.  M.  di  Maria  Teresa  Regina  d'Ungaria  e  di 
Boemia  etc.  per  li  felici  progressi  delle  di  lei  Armi.  Poemetto  con  due 
Sonett!  1757. 

15.  Componlmonti  Poetioi  per  la  compita  Vittoria  riportata  in  Boemia  dalP 
Armi  Austriache  il  giomo  18.  Giugno  1757.  Vienna. 

16.  Sonett!  in  oecasione  della  precipitosa  ritirata  del  Re  di  Pmssia  dall'  asse- 
dio  d'Olmitz  li  2.  Giugno  1758.  Vienna. 

17.  II  Pastor  Buono,  per  la  solennitä  del  Santo  Natale.  Azione  Sacra  1750.  ü, 

18.  Per  le  nozze  delle  LL.  AA.  RR.  T Aroiduoa  Giuseppe  d'Austria  e  la  Prinei- 
pessa  Isabella  di  Borbone.  Gant!  due.  Vienna  1760. 

19.  Per  le  nozie  delle  LL.  MM.  die  Ginseppe  IL  d'Anstria  e  di  li.  GiosefEs 
di  Baviera,  Re  e  Regina  de*  Romani.    Sonetti  due.    Vienna  1^65. 

20.  Per  le  nozze  delle  LL.  A A.  RR.  l'Arciduca  Leopoldo  d'Austria  e  Flnfante 
D.  Maria  Luisa  di  Borbone  celebrate  in  Isprnoh.  Canzone.    Vienna  1765. 

21.  Le  Grazie.  Poemetto  per  le  nozze  di  SS.  £E.  il  N.  H.  Conte  Giovanni 
Manini    e  la  Nob.  Donna  Samaritan»  Delflno.    Venezia  1766. 

22.  Lo  studio  deir  AntiohitJi»  a  S.  E.  Reverendiss.  M.  Gian.  Gerolomo  Gra- 
denigo  Aroiv.  d'Udine.  Egloga  reoitata  neir  Accademia  Udinese.  ü.  1766. 

23.  I  Voti  esauditi,  alla  Sacra  I.  R.  A.  Maestä  di  Maria  Teresa  nel  dl  lei  fe- 
lice  risanamento  dal  Vajolo.  Poemetto.  Vienna  1767. 

24. 1  Felicissimi  Imenei  di  Ferdinande  IV.  di  Borbone,  Be  delle  dae  Sicilie, 
e  di  M.  Gioseffa  d*Anstria.  Vienna  1767.  Poemetto  in  due  Canti.  —  Per  le 
felicissime  Nozze  delle  SS.  RR.  MM.  d!  Ferdinande  IV.  dl  Borbone,  Be 
delle  due  Sicilie,  e  dl  Maria  Carolina  d'Austria.  Poema.   Venezia  1768. 

25.  Per  le  nozze  di  Maria  Antonia  Aroiduchessa  d'Austria  con  Luigi  di  Bor- 
bone Delfino  di  Franeia.  Vienna  1770. 

26.  La  pnbblica  Felicitft,  per  le  Faustissime  Nozze  delle  LL.  AA.  RB.  TArel- 
duco  Ferdinande  d'Austria  e  la  Prinoipessa  M.  Beatrice  d'Este.  Canzone. 
Vienna  177L 

27.  Per  la  felicissima  Nasoita  di  S.  A.  R.  il  Principe  Ereditario  delle  due 
Sicilie.  Canzone.  Napoli  1775. 

28.  Per  la  Magnifica  Festa  data  a  Napoli  dagl!  Uffioiali  del  Real  Battagllone 
de'  Volontari!  di  Marina  alle  loro  MM.  II  Re  e  la  Regina  delle  due  Si- 
cilie per  la  Nasoita  del  Principe  Ereditario.    Canzone.    Napoli  1775. 

29.  La  Gaccia.  Canzone  con  Sonette  Proemiale  a  S.  B.  M.  di  Ferdinande  IV. 
Be  delle  due  Sicilie.    Napoli  1776. 

30.  L'Onore,  stanze  nell'  ingresso  del  N.  H.  Gerolamo  Venier  Procurator  di 
S.  Marco,  ü. 

81.  AI  Gelebre  Sig.  Abb.  Metastasio,  Ode  relativa  alla  di  lui  graziosissima 
sulle  delisie  di  Schonbmn.    Gorilla  e  Venezia  1777. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  ans  Udine  81Ö 

32.  In  Morte  del  saddetto.  Componimenti  in  Padova  e  ristampati  in  Gorizia 

ed  Udine  1782. 
38.  Alcnne  Poesie  in  morte  di  S.  M.  l'Imperadrice  Maria  Teresa.  Gorizia  1782. 

34.  Sopra  l'orribile  terremoto  di  Messina  e  delle  Calabrie.  Ganzone  Bassano 
1783. 

35.  Kirne  Saore  e  Moral!,  alia  Santitä  di  N.  S.  Pio  VI.  in  Udine  1777.  T. 
nno  in  8. 

86.  Poesi  Varie,  dedioate  alla  Santitä  di  N.  S.  Pio  VI.  in  Udine  1777.  Parti 

dne  in  8. 
37.  Tre  Cansoni  nella  Partenza  da  Padova  del  Big.  Alvise  Mocenigo  dopo  il 

sno  glorioso  Reggimento.  Padova  1783. 

Opera  inedita. 

1.  Yarii  Gantl  del  Poema  di  Tito  o  sia  Gerusalemme  distrutta.  T.  I. 

2.  Yarii  Sqnarci  relativ!  al  snddetto  Poema  con  li  materiali  preparati  per 
esso  cavati  da  Sacri  e  Profan!  Autori,  e  massime  dalla  S.  Scrittura 
Vol.  IV. 

3.  Varii  Canti  del  Poema  della  Fantasia.    T.  Uno  in  4. 

4.  Traduzioni  di  60  e  piü  salmi,  massime  qnelli  dell'  Uffizio  de'  morti,  ed 
altre  Poesie  sacre.    T.  nno  in  8. 

5.  Sonett!  e  Canzoni,  in  cni  vengono  epilogate  le  Prediohe  Qnaresimali  di 
30  e  piü  Predicatori.  Tom!  due  in  8. 

6.  Raccolta  di  Brindesi.    T.  nno  in  4. 

7.  Poesie  di  Genio  si  in  Sonetti  che  in  Anacreontiche.   T.  nno  in  8. 

8.  Poesie  Moral!  e  Filosofiohe.  T.  nno  in  8. 

9.  Canzoniere  Anstriaco,  in  cni  oltre  le  cose  stampste  si  trovano  molte 
d'inedite,  cioö  nn  poemetto  per  la  Nascita  dell'  Areidnca  Ginseppe  poi 
Imperatore,  molti  Gapitoli  snlla  morte   di  Csrlo  VI.  etc.  Tom!  dne  in  4. 

10.  11  Dramma  de!  Fratelli  Concordi  ed  altro  d!  Ginnio  Bruto,  oltre  altr! 
pezzi  di  Drammi  oominciati. 

11.  Varie  dissertazion!  recitate  neir  Aceademia  Ecclesiastioa  e  Udinese,  ed 
nna  orazione  funebre  per  la  morte  del  Patriarca  Dionisio  Delfino.  T.1.in4. 

12.  Pezzi  original!  d!  varii  Antori  ed  estratti,  dispost!  secondo  l'ordine  Alfa- 
betico  sotto  varii  titoli:  cioö  Ambizione,  Bellezza,  Bonti^  Lnsso,  Politica, 
Ragione,  Religione  etc.  Vol.  V.  Altri  estratti  e  sqnarci  di  poesia  di 
poeti  antichi  e  modern!,  dispost!  come  sopra.  Vol.  VI. 

18.  Lettere.  Vol.  I. 


816  P-  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

Rime  del  Conte 

Daniele  Florlo,  IJdliiese. 

AI  Sig':  Conte  Antonio  di  PramperO;  che  fa  Tonore  a  Daniele  Florio 
dl  presentare  alcuni  suol  Poetici  Componimentl  a  Sua  Altezza  Serenlssiffla 
ed  Elettorale 

ANNA  MARIA 

Duchessa  ed  Elettrice  Regnante  di  Baviera. 

I. 
Sonetto. 
Ta,  che  deir  aarea  Corte  a  lieta  caccia 

Segoi  fedel  il  generöse  Duce 

E  la  Donna  fieal,  bo  la  eonduce 

Nobil  piacer  de'  snelli  cervi  in  traccia: 
Gnida  i  miei  versi  alla  serena  faccia; 

In  cai  r  eccelso  ingegno  e  4  cor  tralace: 

A  Lei  gli  guida,  che  d'amica  luce 

Orna  le  Mose  e  qnai  gemelle  abbraccia! 
Sai,  che  alle  caste  Dee  spira  coragio, 

Qoando  ad  ndir  stan  da  stapor  sorprese 

11  Bnon  della  sna  Ceira  e  il  parlar  saggio. 
S'EUa  nn  sol  gaardo  volgerä  cortese 

A'  YerBi  miei^  sperar  mi  lice  an  raggio 

Deir  Imortalitä;  che  in  Lei  gi&  scese. 

IL 

La  Feiicitä')- 
stanze. 
L 
Instabile  non  b  V  amano  ingegno, 
Qaando  a  ragion  i  snoi  desir  rinaova; 
Se  in  fragil  Bene  e  di  sae  brame  indegno, 
Ove  cercö,  Feliciti  non  trova, 
Bei  disinganno  h  il  variar  disegnO; 
E  di  saper,  non  d'  inconstanza^  6  prova: 
N6  da'  snoi  varj  errori  all'  nom  disdice 
Apprendere  la  via  d'esser  felice. 
2. 
Negli  anni  incaati,  in  oai  segnir  sol  piace 
Ciö,  che  piü  Insingando  i  scnsi  invita, 


1)  Cfr.  in  Poesie  Varie  I,  220—2 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Fiorio  aus  Udine  817 

Qael  di  Feliciti  desio  fallace 
Levö  snir  ali  la  mia  mente  arditai 
Siecht  trovar  sperai  la  vera  pace 
Fra  le  delizie  di  piacevol  vita; 
E  de'  pensier  col  temerario  staolo 
M'  erse  il  Desio  fnor  di  me  stesso  a  volo.  — 
3. 
Pria  mi  gnidö  sn  Collinetta  amena 
In  bosco  d'  odoriferi  arboscelli, 
Che  unendo  i  rami  amici  ombrosa  geena 
Tenean  d'  intorno  a'  limpidi  rascelli. 
SnI  verde  suolo  il  pi^  riposi  appena, 
Che  si  dipinee  il  suol  di  fior  novelli; 
SoBBurö  r  anra  tra  le  frondi,  e  in  gremuo 
Furo  mi  seese  di  ragiada  an  nembo. 

4 
Sento  dal  centro  oscir  della  foresta 
Un  snon,  ehe  dolcemente  si  diffonde. 
H'  innoltro,  ovo  coneorde  il  snon  si  desta 
Dell'  anra  al  soflFio  e  al  mormorar  dell'  onde^ 
£  nn  Coro  di  Donzelle  in  bianca  vesta 
TroYO  con  ocehi  neri  e  ireccie  bionde, 
Che  alternan  liete  danze  e  bei  concenti 
Air  armonia  de'  mnsiei  stromenti. 

6. 
Qai  r  nna  i  nervi  di  loqnace  lira 
Con  pieghevole  man  schietta  pereote; 
Mentre  a  forate  canne  il  fiato  ispira, 
Vidi  r  alira  gonfiar  le  moUi  gote. 
Chi  in  regolati  errori  il  piö  raggira; 
Chi  modnla  la  voce  in  dolce  note, 
E  la  voce  ed  il  pife  sempre  obbediente 
In  varj  modi  al  vario  snon  consente. 

6. 
La  piü  gentilC;  in  me  rivolti  i  rai, 
Tosto  mi  venne  ad  incontrar  cortese: 
„Felice^,    disse,  y,ed  a  noi  caro  assai 
Tn  ginngi  del  Piacer  nel  bei  Paese. 
Qoi  trar  sereni  i  giorni  e  qai  potrai 
Spegner  le  brame  giovanili  accese. 
Cogli  in  taa  fresca  etk,  cogli  odorose, 
Pria  che  langaenti  cadanO;  le  Rose!^ 

KomanlMhe  Fonchnsgen  XXV.  52 


818  P-  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

7. 
In  cosi  dir  d'  ud  serto  porporino 
Di  propria  man  mi  coroDÖ  la  fronte, 
E  d'  nmor  tremolante  e  cristallino 
Una  tazza  gemmata  empie  nel  fönte 
E  a  me  1a  porge:  lo  sitibondo  inchino 
A  qneir  umor  le  labbra  aride  e  pronte; 
Ma  appena  lo  saccbiai,  che  a  poco  a  poco 
Sentj  serpermi  al  core  nn  lento  foco. 

8. 
Come  r  infermo,  a  cni  nel  gonfio  seno 
Stagna  V  Idrope  e  appar  nel  volto  esangae, 
Qnanto  piü  di  fresc'  onde  ha  il  sen  ripieno, 
Piü  con  aride  fauci  anela  e  langne; 
Ogni  licor,  fatto  per  Ini  veleno, 
Le  forze  gl!  rallenta  e  Bcioglie  il  sangne : 
Tal  di  naovi  piacer  Y  anima  vaga, 
Onanta  ne  gode  piü,  meno  s'  appaga. 

9. 
Di  nnoYO  alP  acqne  di  dolcezza  agperse 
Corre  il  Desio,  neppur  la  sete  ammorza. 
Dne  volte  e  tre  dentro  quel  rio  s'immersey 
E  poi  n'asci  tratto  d'occulta  forza. 
Qnindi  vicino  nn  arboscel  gli  offeree 
Frntta  pendenti  con  dorata  scorza: 
Stende  ai  frntti  la  mano  e  alcnn  ne  coglie, 
Ma  colto  appena  in  cenere  si  scioglie. 

10. 
Qual  dnbbio  pellegrin  di  riva  in  riva 
Mi  conduceva  il  mio  Desir  veloce; 
Allorchfe  intesi,  e  non  so,  d'onde  nsciva, 
Snonarmi  in  mezzo  al  cor  rigida  voce: 
,,Fnggi",  gridö,  ,,qae8te  lusinghe  e  schiva 
L' infame  snol,  che  dilettando  nnoce. 
Se  qni  giammai  si  coglie  alcuna  gioia, 
0  che  tosto  sen  fngge,  o  tosto  annoia. 

11. 
Troyar  Felicitadein  van  tu  speri 
Tra  dolcissimi  canti  e  danze  liete; 
Ognan  di  questi  torbidi  piaceri 
Accende  piri,  non  spegne,  no,  la  sete. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  ans  Udine  819 

Quei  mira!^  —  Ed  io  mirai  cento  PeDsieri 
Muovere  intorno  al  rio  l'ali  inqniete: 
Chi  langne,  chi  s'obblia,  chi  aH'acqae  inflde 
Beve  la  morte  e  anoor  morendo  ride.  — 

12. 
Lasoiando  a  tergo  allor  l'infansto  CoUe, 
In  cni  scopria  tra  Fiori  il  Serpe  ascoso, 
Mi  rivoUi  a  cercar  dall'  Ozio  moUe 
In  piü  sicnra  piaggia  il  mio  riposo. 
Ginngo  in  parte  non  lungi^  ove  s' estolle 
Un  Albergo  Bnbblime  e  Inminoso, 
Che  per  le  valli  e  pe'  yicini  campi 
Spargea  di  gemme  e  d'or  faville  e  lampi. 

13. 
Vago  di  novitä  soave  Istinto 
Coli  drizzö  del  mio  Desir  le  pinme. 
Vidi  il  Terde  Smeraldo  e  il  bei  Giacinto 
Fregiar  le  mnra  con  cernleo  Inme. 
S'apron  d^Oro  le  porte  e  al  gran  recinto 
Seorre  ed  ondeggia  intorno  un  ricco  Finme^ 
FinmO;  che  nato  da  perenne  vena 
L'acque  argentee  rivolge,  aurea  Tarena. 

14. 

Qnante  mai  colori  conca  di  Tiro 
Ed  omö  Frigia  mano  elette  spoglie; 
Qnanti  colse  Tesori  il  forte  Ciro, 
Del  Lidio  R6,  neirespugnate  soglie, 
E  grindici  Adamanti  ed  il  ZafiTiro 
E  le  Perle  Eritree  qni  '1  Fasto  accoglie; 
Fra  me  dicea,  mirando  il  Tetto  adomo: 
„Della  FelicitJk  questo  6  '1  soggiomo. 

15. 
Qni  felice  io  sarö.    Chi  d*oro  abbonda^ 
Espagna  le  Cittä,  vince  i  nemici, 
Trova  la  sorte  ai  snoi  desir  seconda, 
E  la  via  s'  apre  agl'  onorati  nffici. 
Lni  l'anra  popolar  nntre  e  circonda 
La  tnrba  folta  de'giocondi  amici, 
N6  paventa  il  rigor  d'  anstera  Legge, 
Ma  solo  Ei  stesso  a  sno  piacer  si  regge.'' 

52* 


820  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

16. 
Goal  dicea,  qnando  sall'aorea  porta 
Girar  vidi  il  Timor  vigil  cnstode. 
Torbidi  raota  i  lami  in  faccia  smorta 
E  ad  ogni  suon  sospetta  assalto  o  frode: 
Qni  r  Ayarizia  fra  ricchezze  asBorta 
Le  smnnte  labbra  e  Tnoca  man  si  rode. 
Ynotar  vorria  quel  ricco  FinmO;  e  trista 
Crede  perdite  sne,  qnant'altri  acqüista. 

17. 
II  Ben  piü  cnpo  della  Terra  oscnra 
Costei  ricerca  eon  servil  lavoro; 
N6  yal,  ehe  a  nosiro  bene  ivi  natura 
Cell  gelosa  1'  esseerabil  Oro. 
Yeglia,  e  se  dormo,  il  sonno  a  lei  figora, 
Che  stnol  rapaee  involi  il  sno  Tesoro: 
Air  or  si  scnote  e  grida  air  ombre  in  yano 
E  r  Arehe  esplora  con  tremante  mano. 

18. 
nNeppnr  Felicitade  ha  stabil  sede 
In  tetto  d'Or  o  d'effigiato  Argento; 
Perchfe  stimola  piü^  chi  piü  possiede^ 
Di  perder  tcma,  o  d'acqnistar  talento.'' 
CoBl  meco  ragiono,  e  sotto  il  piede 
Mngir  la  terra  e  vacillar  mi  sento^ 
Gome  qiialor  chinsa  negli  antri  cnpi 
L'  aria  freme  e  scotendo  nrta  le  mpi. 

19. 
Fnggo,  e  il  timor  m'  agginnge  ali  alle  piante; 
Pur  incerti  rivolgo  i  gnardi  addietro, 
E  le  basi  di  solide  Adamante 
Stritolarsi  mirai  qnal  fragil  vetro 
Ed  ondeggiar  soyra  le  mnra  infrante 
Con  yorticosi  globi  un  yapor  tetro. 
Cosl  un'  ora  fatal  ricchezze  e  pompe, 
Accolte  in  longa  eXä,  gaasta  e  corrompe.  — 

20. 
Stanco  alfin,  per  godere  i  dl  quieti, 
II  Desio  mi  raccolse  in  yil  Capanna^ 
Che  inteste  avea  le  ruvide  pareti 
D'  alga;  di  ginnchi  e  di  palustre  canna. 


Gedichte  des  Gräfes  Daniele  Florio  ans  Udine  821 

lyi  con  Tamo  e  con  nodose  reti 
L'  arte  imparai,  che  i  mati  pesci  inganna, 
E  or  gir  radendo  i  lidi;  ed  or  mi  piacqne 
Gettanni  agfle  a  nuoto  in  mezzo  all'  acque. 

21. 
Veggio  dal  lito  an  di  leggiera  Nave 
Venir  solcando  i  liqnidi  zatiHri: 
Nelle  dipinte  yele  anra  soave 
Fea  tremolar  i  bei  color  deir  Iri. 
Donna  siede  al  governo  e  mai  non  pave, 
Che  contrario  a  sne  meto  il  vento  spiri. 
AI  verde  manto  e  agii  occhi  dolci  erei 
Conobbi,  che  la  Speme  era  costei. 

22. 
La  cnrva  prora  awicinando  al  lito 
Con  tai  detti  m*  accende  e  rassicnra: 
pChe  fai?  che  temi?    In  te  Tardor  sopito 
Risvegli  omai  d*  Onor  piü  nobil  cnra! 
Sorg!  e  vien  nieco^  ove  a  cercar  finvito, 
Anzi  a  goder  Felicitä  sicnra!'' 
Cosi  parlando  m'  additö  nel  mare 
Un'lsoletta,  che  da  Inngi  appare. 

23. 
Ma  perchfe  piü  fra  le  campagne  ondose 
La  distanza  confonde  i  dnbbj  aspetti, 
Mirabile  Cristallo  in  man  mi  posC; 
Che  del  non  sno  color  tinge  gli  oggetti^ 
Che  al  guardo  appressa  le  distanti  cose, 
Gli  accresce  la  beltä^  cela  i  diffetti. 
Ver  r  Isoletta  di  mirare  in  atto 
L' artificiosa  vetro  agIi  occhi  addatto. 

24. 

Oh  qnante  oflri  V  ingannator  Cristallo 
Immagini  di  gloria  agli  occhi  miei! 
Veder  mi  parve  sovra  eccelso  vallo 
Di  varie  spoglie  adomi  archi  e  trofei, 
Ed  in  marmi  animati  ed  in  metallo 
Persi,  Greci,  Romani,  Indi  e  Caldei, 
E  V  onorate  imprese  e  i  nomi  loro 
Sa  la  base  scolpiti  in  Lettre  d'Oro. 


822  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

25. 
Pendean  d'  intorno  e  del  saDgnigQO  Marte 
E  della  bianca  Face  i  chiari  fregi: 
Qnei,  che  a'  piü  chiari  coDsiglier  comparte 
GiuBto  favor  di  generosi  Begi, 
E  qnei,  che  premj  in  ogni  nobil  arte 
Natron  V  ingegno  de'  caltori  egregi. 
Tanto  la  Speme  al  mio  delaso  ciglio 
Onor  moströ,  ma  ascose  ogni  periglio. 

26. 
Ond^  io  con  Lei  salendo  il  lieve  Pino, 
Tatte  al  vento  spiegai  l'aadaci  veie. 
Plaoido  il  mar  sMncrespa,  e  ii  mio  cammino 
Dolcemente  seconda  aora  fedele. 
Ma  mentre  ai  porto  io  mi  credea  yicino, 
Par^  che  il  porto  sen  fngga  e  piü  si  cele. 
E  sorge  airimproviBO  atra  Tempesta, 
Che  mi  sqnarcia  le  vele  e'I  legno  arresta. 

27. 
Invidia  fa^  che  dal  profondo  chiostro 
Soiolse  a  mio  danno  i  procellosi  yenti. 
Pien  di  livide  sqaamme  b  qaella  an  Mostro, 
Che  Yomita  veleno  e  agazza  i  denti; 
Gracchian  cento  Avoltoj  d^adonco  rostro 
E  le  fischiano  in  sen  cento  Serpenti. 
Gaizza  fra  1'  acqae  occalta  e  ool  rio  morso 
Fa  sommerger  le  navi  a  mezzo  il  corso. 

28. 
Costei  I'onde  commosse  e  an  denso  velo 
Di  tenebroai  nembi  accolse  insieme. 
Mi  corse  aller  per  l'ossa  an  freddo  gelo^ 
E  il  governo  di  man  cadde  alla  Speme: 
Ma  in  mar  tarbato  e  sotto  oscaro  cielo, 
Mentre  iredda  paara  il  cor  mi  preme, 
Ecco!  apparir  con  improvisa  lace 
Sovra  il  mio  Legno  altra  piü  fida  Dace! 

29. 
AI  scintillar  del  sao  Celeste  raggio 
Si  rasserena  il  Ciel,  s'  appianan  V  onde. 
Cede  il  timor;  e  prowido  coraggio 
Ella  con  qneste  voci  al  cor  m'  infonde : 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  823 

„Or  da  perigli  tnoi  fatto  pift  aaggio 
Volgi  la  prora  alle  sicnre  sponde! 
La  Ragione  son  io^  che  d'  ogni  interno 
Tao  moto  a  regolar  yenni  '1  governo. 

30. 
lo  qnella  fni,  che  d'  alte  voci  al  snono 
DalP  imbelle  piacer  prima  ti  trassi, 
E  qnaoto  6  di  Fortnna  istabil  dono^ 
Pol  t^  ioduBsi  a  foggir  con  pronti  passi. 
Or  lasciato  sareBti  in  abbandono 
Deir  Invidia  al  fnror  tra  l'onde  e  i  saasi, 
S'io  co^miei  rai  dod  ti  togliea  da  qnella 
Ombra  lleve,  che  il  Mondo  Onore  appella. 

31. 
Ecco!  incanto  Desir  e  Speme  iofida 
A  qnanti  rischi  espone,  a  quanti  iDganni!'' 
lo  sdegnoso  ripiglio:  „Ah  si  recida 
L'infelice  cagion  de'  nostri  affaDni!^ 
„No",  mi  BOggiuDse  la  fedel  mia  Gnida, 
„Troppo  cradel  le  voglie  tue  oondanni! 
Per  divenir  felioe«  a  me  aoggetti 
Sveller  non  dei^  ma  raffirenar  gli  affetti. 

32. 
La  Natura  li  dik  quai  faciP  ale 
Per  volare  a  qnel  Ben,  che  n'  fe  dovato. 
Stolto  k  colni,  che  toglie  aH'Uom  mortale 
De'  varj  affetti  il  necessario  ajnto, 
Che  mentre  lo  fignra  a*Nami  ngnale, 
Freddo  sasso  lo  rende  e  tronco  mnto. 
Tu  brama  e  spera,  ma  co'  pregi  noti 
D'ogni  oggetto  misara  i  ginati  yoti! 

33. 
E  pria,  che  ardente  a  qnalche  meta  aspiri, 
Cauto  esplorar  da  Inngi  a  te  conviene, 
Se  appagar  pnö  yicino  i  tnoi  Desiri 
Qnel,  che  li  sprona,  immaginato  Bene, 
Perchfe  non  frtitti  poi  tardi  Boapiri, 
Ove  poco  risponda  all'  alta  spene, 
E  qnando  vile  e  fral  lo  acopra  1'  ubo, 
Ta  non  provi  il  rossor  d'esaer  delnao. 


824  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

34. 
Cerca  sol  ne'  piaceri  an  innocente 
Conforto  alle  fatiche  ed  al  oordoglio! 
Di  chiari  onori  la  yjrtü  nascente 
In  te  8i  naira,  e  non  nn  vano  orgoglio! 
Sol  per  gioyare  alla  minnta  gente 
Ponno  allettar  V  ampie  ricehezze  e  il  soglio. 
Ma  se  la  via  miglior  d'  esser  beato 
Trovar  ta  yuoi,  la  ceroa  in  Dmil  Stato!''  — 

35. 
Qnivi  Ragion  b!  tacqne,  e  alle  robelle 
Mie  YOglie  contamaci  impose  nn  freno. 
Esse,  fatte  di  Lei  fedeli  Ancelle, 
Serban  tranqnilla  a  me  la  Pace  in  seno. 
Non  giä  temo  il  rigor  d'  inyide  stelle: 
Rider  sempre  mi  veggio  il  ciel  sereno. 
£  pnrchi  l'Orticel  e  '1  bianco  Annento 
Non  mi  nieghi  i  snoi  doni^  io  son  contento. 

36. 
N6  cambiarei  con  laminoso  Tetto 
Qnesti  altmi  yili  e  a  me  cari  Tngnri: 
Qni  mal  d'  insidie  o  di  yelen  sospetto 
Tarba  i  placidi  sonni  e  i  di  sicorL 
Poco  ottengO;  men  spero,  e  non  afiretto 
Con  sollecita  tema  i  gaai  fatari. 
Godo  del  Ben,  fincb6  goder  mi  lice, 
E  so  che,  cbi  men  brama,  &  piü  felice! 

in. 

U  Moda. 
Poemetta 
1. 
Nel  vasto  sen  delPOoeano  giace 
Un  Isoletta,  e  di  Felice  ha  grido, 
Non  gik  perchö  d'Ineensi  il  Snol  ferace, 
Oppnr  d'  Indiche  merd  abbondi  il  Lido; 
Ma,  perchi  ]k  sno  regno  ayea  la  Pace 
E  incorroUa  Giastizia  ed  Amor  fido; 
N^  gionta  anoor  del  nostro  Mondo  gnasto 
V*  era  a  qnei  tempi  la  lioenia  e  U  Faste. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udinc  825 

2. 
Da  larga  Dote  non  prendea  baldanza 
D'  impor  leggi  la  Donoa  al  vil  marito, 
N6  adorna  d'  anree  apoglie  in  gioco,  in  danza 
Pieghevor  era  ad  amoroso  invito; 
Ma  provida  i  anoi  giorni  in  chiusa  stanza 
Partia  tra  i  Figli  ed  il  lavor  gradito, 
E  Bol  ne'  sacri  dl  colta  e  non  vana 
Useia  spiegando  il  vel  di  bianca  lana. 

3. 
GoBi  vivea  qnel  popolo  contento 
L'nmil  serbando  sno  natio  costnme; 
Qnando  approdö  colä,  piü  che  dal  yento, 
Nave  sospinta  da  nemico  Name. 
Yele  di  Seta  e  remi  avea  d^Argento, 
Di  cni  neU'aoqne  il  tremolante  lame 
Era  bello  il  mirar  e  salle  antenne 
Di  yarij  angelli  colorate  penne. 

4. 
Tntti  i  Nocchier  di  rosee  giubbe  adorni 
E  ineoronati  di  featiya  fronda, 
Fean  di  liuti  e  di  squillanti  comi 
Dolce  nn  concento  risnonar  per  Tonda.  — 
Vaga  di  norOk,  da  qnei  contomi 
Folta  la  genta  accorre  in  an  la  sponda^ 
E  nel  bei  legno  e  negli  amesi  ignoti 
Tenea  per  meraviglia  i  gnardi  immoti. 

5. 
Poicbft  vi  fa  gittato  il  mobil  ponte, 
Pellegrina  gentil  scese  nel  porto; 
Mille  artefici  seco  e  mille  pronte 
Ancelle  nacir  col  crine  in  nodi  attorto. 
Ella  con  grazia  componea  la  fronte^ 
61i  occhi  tempraya  al  ragionar  accorto. 
La  rimira  ciascan,  ciaacnn  la  loda, 
Ma  ancor  non  sa,  ch'ö  la  Tiranna  Moda. 

6. 
Allor  qael  Regno  ai  lusinghieri  incanti 
Gangiö  le  schiette  usanze  a  poco  a  poco. 
Eccol  di  gale  e  di  pnrpnrei  manti 
Aprirsi  le  OfGcine  in  ogni  loco: 


826  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

Chi  tempra  su  la  Cetra  i  molli  canti; 
Chi  i  paterni  Tesor  dissipa  al  gioco; 
Qnesti  agil  nelle  membra  apprende  i  balli, 
L'  altro  il  soave  favellar  de'  Galli. 

7. 
Quelle,  che  prima  nel  ritiro  amili 
Sedeansi  tra  la  Prole  e  il  Padre  veechio, 
Qnando  al  coUo  di  perle  i  bei  monili 
E  gli  Adasianti  appesero  airorecchio 
E  ndirsi  intomo  addator  gentili 
Di  lor  bellezze  e  consigliar  lo  speechio, 
Presero  a  noia  le  secrete  mnra, 
£  altrai  de*FigU  si  lasciö  la  enra. 

8. 
De'  folli  Amori  e  delle  pompe  infeato 
Crebbe  in  poch'  anni  la  anperba  gara. 
Tatte,  ogni  di,  caDgiar  yorrian  di  yeate, 
£,  Chi  DOD  pnö,  s*  ange  d'  inyidia  amara. 
L'ana  i  Cimieri  e  le  merlate  Create 
Dell'altre  oaaerva  e  a  gareggiarle  impara; 
Ma  mentre  e  intesa  alla  gentil  fatica, 
La  fogg^a,  che  imitö,  diyiene  antica. 

9. 
Qnindi  riaae  geloae,  accorte  frodi 
E  della  vita  Tordine  tnrbato; 
Deir  Annonia  Civil  qnindi  i  Cnatodi 
Poraer  querele  al  vigile  Senato. 
Toato  ei  cercö  di  proyyedere  i  modi 
AI  ben  delle  Famiglie  e  dello  State; 
Ma  nel  por  mente  ai  danni  ed  ai  vantaggi 
Diyiai  aller  fnro  i  parer  de'  SaggL 

10. 
Geronte  difenaor  della  aevera 
Antoriti  aorae  con  gravi  detti: 
Un  Yeccbio  qneati  venerabil  era» 
Kemico  delle  pompe  e  de'diletti; 
E  come  qnei,  che  aempre  nmil  manierm 
Amd  di  Tita  ed  abiti  negletti, 
Con  piü  ragion  lodando  i  priachi  eaempl, 
Cenaurar  ei  potea  gli  nltimi  fempi. 


Gedichte  des  Grafen  Danielo  Florio  aus  Udine  827 

11. 
Costai  coBl  parlö:  „PiaoeBse  al  Cielo, 
Che  füssero  men  grari  i  nostri  danni! 
DisBimnlar  potrei;  ma  nn  ginsto  zeio 
Vaoi^  che  ginnti  all'  estremo  io  gli  condanni. 
E  come  sgombra  da  fallacevelo 
Or  la  mia  mente  6  per  virtü  degl'  anni, 
Goal  gli  error  della  delusa  gente 
Meglio  conosce^  e  il  cor  pietä  ne  sente. 

12. 
AUa  ragion  troppo  i  oostami  imbelli; 

Troppo  fan  torto  a  noi,  perch'io  piA  taccia; 
Che  Don  sol  de*  Btranieri  nsi  novelli 
II  pid  debole  bobbo  or  corre  in  traccia, 
Ma;  oh  DOBtro  grave  scomo!  anti  i  capelli 
CreBpar  con  legge  e  colorir  la  faccia, 
E  fole  di  Romanzi  e  Bcaltri  Lndi 
Son  d'ogni  GioYinetto  i  Beij  Btndi. 

13. 
Or  itOy  Padri!  II  Dumerato  Argento 
CoBtodite  oeirArca  al  vano  Erede, 
Perch*  egli  poi  lo  Bparga  a  buo  talentO; 
D'  an  altera  Beltä  vil  Ganimede, 
0  lo  consacri  al  prodigo  omamento 
D'nn  Imeneo,  che  la  Bua  sorte  eccede, 
Che  alcun  piü  non  miBora  i  oensi  sni, 
Mentre  yaol  gareggiar  il  fasto  altmi. 

14. 
Vaghe  non  eran  giä  le  nostre  Spose 
Di  ricchi  fregi  e  d^UBi  peregrini; 
Nfe  drappi  a  lor  di  Francia  o  Y  ingegnose 
Tele  venian  da'  Belgici  confiui; 
Ma  la  Berbata  dalle  Madri  annose 
VoBte  nnzial  e  gli  odoroBi  Lini 
Ad  adomar  eran  bastanti  allora 
Le  caste  Figlie  e  la  concorde  Nuora. 

15. 
Bench^  ricca^  la  dote  ora  non  baata 
Di  nnoya  Spoaa  ad  appagar  l'orgoglio; 
E  Be  paga  non  h,  tanto  contraata, 
Che  il  Marito  acoppiar  fa  di  cordoglio.  — 


828  P-  Michael  Haber.  0.  S.  B. 

Naye  fatale  perchö  non  sei  rimasta 

Tra  l'onde  acNBorta,  o  infranta  in  diiro  aooglio? 

Che  gnasti  bei  costimii  or  non  vedrei, 

E  a  tanto  dnol  Toi  mi  aerbaate,  o  Dei? 

16. 
Ma  non  serbaste  in  yan  qnesto  di  vita 
Langnido  ayyanzo,  che  mia  membra  regge, 
Ma  perch6  al  Faalo  e  alla  Licenza  ardita 

10  ponga  il  freno  d*  antorerol  Legge. 

Ginsti  Dei,  v'  nbbidiaeo.  —  A  nn  nnovo  invita 
Piü  graye  error,  ebi  '1  primo  non  eoregge 
E  Chi,  yietar  petendo  il  mal  naseente, 
Crescer  lo  lascia  innlto,  al  mal  conaente. 

17. 
Deh!    Se  il  pnbblico  Ben,  Padri,  yi  cale 
E  piü  del  yero  onor  che  de'  piaeeri, 
Non  consentiam,  che  «  dilati  nn  male. 
Che  tanti  opprease  e  8i  temnti  Imperi. 
Qnanto  amabil  piü  sembra  e  piü  fatale, 
E  maggior  nopo  ha  di  rimedj  ansteri. 
L'  alta  piaga  conoaco  e  ao  per  proya. 
Che  in  qnesta  il  ferro  e  il  foco  nsar  aol  gioya. 

18. 
S'  nd  la  franca  Äntoriti,  che,  qnando 

11  periglio  h  comon,  tacer  non  liee; 

Ma  pio  rigor  conyien,  ehe  i  rei  fiaecando 

Serbi  fra  i  ginsti  1'  armonia  felice. 

Qie  piü  aoffrir?    Pera  o  ai  eaed  in  bando 

Moda  infedel  dell'  Alme  adnlatrice, 

O  che  yedrem,  —  sia  yano  il  mio  aospetto!  — 

Da  lei  tntto  cader  il  Begno  infetto." 

19. 
Qoi  si  tacqne  Geronte;  e  il  gran  diyieto 
Pronto  a  segnar  e  ad  eaegnir  a'oflferae; 
Ma  Placidio  a*  oppoae  e  mansneto 
Ägli  altri  Padri  il  aoo  eonsiglio  aperae. 
Ei  aaggio  era  non  men,  na  piü  diaereto 
Conoscitor  dell'indoU  diyerae, 
£  aostenea  contro  V  aaatero  Y^tio, 
Che  i  falli  wat  cnrar,  talyolta  ^  m^o. 


Gediohte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  829 

20. 
„Vedo  ancor  lo^,  dicea,  „vedo  gl'  indegni 
Fratti  dei  Lasso^  e  gli  condanno  e  ploro. 
Ei  guasta  ia  Virtü:  da'noBtri  Regni 
Porta  ai  stranieri  ed  a  oemici  l'Oro. 
Deh!  Bi  potesse  fra  i  prescritti  segni 
Rattener  deirOnesto  e  del  Decoro! 
Ma,  che  sia  yana  ogDi  fatica^  or  temo^ 
Che  an  sl  piacevol  mal  ginnto  b  alP  estremo. 

21. 
Perciö  mi  sembra  assai  miglior  consiglio 
II  rallentar  la  briglia  ai  vizj  adnlti 
E,  eoechindendo  ad  arte  il  vigil  cigliO; 
Lasciar^  che  peran  nel  dlenzio  occnlti; 
Anzi  che  ool  rigor  porre  a  periglio 
L'Autoritä,  che  an  cieco  ardir  la  insalti 
E  che  si  mostri,  se  gli  error  non  gyelle, 
0  Mente  troppo  incanta  o  Braccio  imbelle. 

22. 
E  qnale  mai  potria  forza  e  coraggio 
Oppor  al  Lusso  le  severe  pene, 
AI  Lüsso  seddntor,  che  nn  falso  raggio 
Di  gentilezza  ostenta  e  lodi  ottiene? 
L'  approvan  molti;  e  se  yenm  piü  saggio 
Ama  semplici  arredi  e  parche  oene, 
Qnal  tenace  h  deriso,  e  sol  ohi  brama 
Pompe  maggior^  di  liberale  ha  fama. 

23. 
L'  Odio  sfnggir  piü  giova,  ed  il  Desio 
Non  irritar  degli  animi  inquieti. 
Se  il  dispregio  cancella  o  il  Inngo  obblio 
GPantichi,  a  che  vergär  naovi  Decreti? 
AI  male  non  vietato  almen  restio 
E  ciasoon  per  timor,  che  pol  si  vieti; 
Ma,  posto  U  fren,  nol  teme  piü  la  stolta 
Gente,  ehe  lo  spezzö  sol  ana  volta. 

24. 
Danque  a  che  pro  porre  ai  comnni  inganni, 
Pereh6  si  rompa,  an  impotente  freno  ? 
Meglio  k  lasdar,  che  de'  desir  tiranni 
L'  impeto  cessi  o  si  rallenti  almeno. 


gSO  P-  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

A  depor  le  ghirlande  e  i  ricchi  panni 

I  piA  Chiari  di  sangae  i  primi  sienO; 
E  presto  fia^  che  qoaei  ignobil  fregi 

De'  Gnuidi  il  yolgo  Imitator  li  spregi."  — 

25. 
Cosi  Placidio,  e  fra  le  dne  divise 
Parti  dnbbio  11  Consesso  allor  pendea. 
Ma  imprena  in  molti  con  piA  fort!  guise 
StaTa  dell'  altro  la  severa  idea. 

II  nnmero  de'Voii  alfin  decise: 
La  Moda  giudieö  di  morte  rea: 

Chi  appenderla  ai  aaoi  nastri,  e  le  pupille 
Chi  acciecarle  yolea  con  aoree  spüle.  — 

26. 
Ma  piA  confonne  ai  falli  e  piA  molesta 
Pena  per  Lei  fa  ritrovata  intanto. 
La  condannaro  a  trar  solinga  e  mesta 
Entro  oscnra  prigion  la  yita  in  pianto, 
Oye  negletta  ricompor  la  testa 
Mai  non  potesse  e  mal  cangiar  di  manto. 
CoIä  si  chindO;  langue,  e  giä  per  noia 
D'  nniformo  tenor  par,  che  sen  mnoia.  — 

27. 
Syegiiö  1'  annnnzio  di  si  trista  sorte 
Nei  cor  Donneschi  la  pietä  natia, 
Cai  Torgoglio  s'uni.    Qnindi  Taccorte 
Nel  carcere  s'apriro  occnlta  via; 
Ma  entrate  appena  neiroscnre  porte, 
Vider  Lei;  che  non  par  qaella  di  pria; 
Qnella  non  par^  cara  alle  Grazie  e  al  Riso: 
Tanto  sqnallido  avea  V  abito  e  '1  viso. 

28. 
Prese  a  nn  tempo  d'orrore  e  meraviglia, 
Le  Donne  in  Lei  tenean  le  Inci  fisse, 
Qaando  le  scaltra  le  langnenti  ciglia 
A  lor  volgendo  e  sospirando  disse: 
^Del  Piacer  innocente^  ecco!  la  Figlia 
Pronta  a  morir,  che  a  vostro  onor  sol  visse: 
II  mio  crndel  destino  io  sofi&o  in  pace; 
Sol  Voi,  mie  Fide,  abbandonar  mi  spiaoe. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  831 

29. 
Che  a  Voi;  se  io  moro,  di  Beltä  gran  parte 
Manca,  e  ad  Amor  il  dolce  regno  h  tolto. 
Chi  fia,  che  aasetti  gli  abiti  con  arte 
E  che  dia  legge  al  vostro  crine  incolto? 
Errar  vi  miro  con  le  treccie  sparte 
E  di  tristo  pallor  dipinte  in  volto. 
Nel  mio  Bcorgete  orrido  aepetto  infonne^ 
Qnai  diverran  vostre  leggiadre  forme. 

30, 
Quai  Boffrir  poi  dovrete  onte  e  disprezzi 
Da  ingrato  Amante  o  da  Marito  anatero, 
Se  perdete  con  me  le  grazie  e  i  yezzi, 
Che  yi  dayan  suir  alme  nn  dolce  impero? 
Quelli,  che  furo  ad  onoraryi  ayyezzi. 
Vi  croUeranno  in  faccia  ii  capo  altero."  — 
Piü  dir  yolea,  ma  dagli  amari  accenti 
Pnnte  le  Donne  oacir  d'  ira  frementi. 

31. 
£  quai  negli  Qrgij  feryide  Baccanti 
Scorrono  piazze  e  yie:  tatto  raggira, 
Tatto  mesce  ii  fnror;  qneata  agil  Amanti 
Desio  di  ane  yendette  in  core  ispira; 
Chi  ai  Sarti  indnatri  e  ai  Mercator  innanti 
Pone  i  lor  danni  e  il  dnol  accende  e  V  ira : 
Non  mancan  arti  al  feminile  ingegno, 
Per  far  V  altrai  seryire  al  proprio  adegno. 

32. 
S'uni  la  tnrba  impetnosa  e  folta, 
Alla  prigion  yolö,  rnppe  le  aoglie; 
E  dai  rigidi  ceppi,  ond*  era  ayyolta, 
L'  inconstante  Tiranna  omai  si  acioglie. 
Eace  frattanto  e  lieti  plauai  ascolta 
Intomo  a  se;  giä  di  noyelle  apoglie 
Le  ane  liberatrici  in  premio  adorna 
E  cappricciose  leggi  a  dar  ritorna. 

33. 
Ma  acotendo  irritate  in  man  le  faci 
Volayan  tatte  al  tetto  di  Oeronte, 
Qnando  a  tempo  frenö  gli  animi  andaoi 
Placidio  e  diaae:  „A  che  pift  adegni  ed  onte? 


832  P.  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

Volgete  Pire  acerba  in  dolce  paoe 
E  il  bei  seren  della  tranqailla  fronte 
Ornate  omai  di  naove  pompe  e  liete, 
Che  ciö  B'aecorda  alla  civil  qniete!^  — 

34. 
Tacqne.  —  E  il  sesso  inqaieto  a  Ini  s'  arrese, 
Che  si  frequente  al  noBtro  mal  congiora. 
Tranqailla  ogn'  or  la  Moda  in  qnel  paese 
E  d'arti  vane  poi  regnö  la  cora.  — 
Or  veda  ognun^  che  per  faggir  conteae 
La  via,  ch'  ö  piü  snave,  b  piü  sicara^ 
E  che  le  tue  foUie  per  nostro  bene, 
SesBO  gentil,  disBimnlar  convienel 

IV. 
Le  Lodi  sono  Nocive. 
Stanse. 
1. 
La  mercenaria  torba  al  vano  Orgoglio 
0£fra  pure  in  tribnto  ingegno  ed  artel 
lo,  che  libero  nacqni,  nnqna  non  soglio 
Vergär  con  Btile  menzogner  le  carte. 
Solo  a  Virtü,  che  asBiBa  in  ermo  scoglio 
Inneffabil  dolcezza  ai  snoi  comparte, 
Del  Buo  Name  ripien  consacro  i  yerai 
Veraci  almen,  se  non  di  grazia  aspersi.  — 

2. 
Proyyido  an  di  dalla  celesta  Volta 

Chinö  gli  Bgaardi  a  terra  il  Rö  de'  Nomi 
E  Tide  Bovra  an  monte  in  se  raccolta 
Starsi  Virtade  con  modesti  lami. 
Altro  intomo  non  vede  e  non  ascolta, 
Che  placid'aare  ed  aspri  sassi  e  dami, 
Ove  Gioia  fedel  alla  fatica 
Va  tergendo  i  Bador  con  mano  amica. 

3. 
Rivolto  allora  a  cento  vaghe  Ancelle 
Schierate  innanzi  alP  immortal  sno  trono^ 
Che  del  ciel  gli  ampj  giri  e  Paaree  Btelle 
Fean  rimbombar  di  non  failace  saono: 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  833 

„Ite'',  lor  disse^  „a  oelebrar  le  belle 
Opre  dl  Lei;  che  h  il  mio  piü  caro  dono, 
Scendete^  o  Lodi,  in  terra  e  fate  al  seggio 
Deiramabil  YirtA  fido  corteggiol 

4. 
Ch'io  ben  prevedo,  che  del  suo  divino 
Volto  non  puö  V  incognita  Bellezza 
Tanto  r  alme  infiammar,  che  del  cammino 
Non  le  atterriBca  piü  V  orrida  asprezza: 
Tanto  lo  spirito  amano  a  terra  chinO; 
Sol  qnanto  place  ai  sensi,  ama  ed  apprezza. 
Perciö  sprone  d'onor,  fren  di  yergogna 
Nel  periglioBO  calle  a  Lui  bisogna.''  — 

5. 
Disse,  e  quelle  dal  Ciel  sn  Pali  presto 
Scesero,  Insinghiere  ne'  Bombianti. 
Splendeano  einte  di  cerolea  voBte, 
SparBa  d*  argentei  fregi  tremolanti, 
£  BU  le  Getre  d^ebano  conteBte 
Ivan  temprando  armonioBi  canti: 
GoBl  dispoBte  in  ordinato  giro 
Gl'Inni  dovnti  alla  Virtnde  offriro. 

6. 
VirtA  le  accolse  con  immota  fronte^ 
Che  alti'a  miglior  merc6  Beco  giä  porta. 
Ai  Bnoi  segnaci  per  V  alpcBtro  monte 
Sperö,  che  fasser  generosa  Bcorta, 
Che  di  Oloria  il  desio  V  alme  men  pronte 
Stimola,  accende  e  a  ben  oprar  conforta. 
Ma  le  Ministre  degli  eterni  Dei, 
Che  a  Lei  giovar  dovean,  nocquero  a  Lei. 

7. 
Appena  beve  con  orecchio  intento 
II  Buon  di  quelle  armoniche  Sirene^ 
Che  ignoto  Bi  senti  molle  contento 
Serper  per  ToBsa  e  per  le  gonfie  vene. 
In  Ijci  giä  langue  il  rigido  talento^ 
Q\k  per  troppa  dolcezza  ebbra  diviene^ 
E  da  graye  sopor  oppressa  e  lenta 
Code  airOzio  nemico  e  s'  addormenta. 

«BUOklMlie  FonohuBfen  XXY.  53 


834  P.  Michmel  Hvbar,  0.  &  B. 

8. 
Mentr^EUa  inmeiia  giaee  in  tA  ripow. 
Che  ogni  nobil  desio  dal  cor  le  toglie, 
Googiiirmroii  le  Lodi,  e  di  iiasceeo 
A  Lei  rapiro  le  eelesti  spoglie.  — 
Indi  scese  dal  Monte  fatieoso 
Andar  eercando  piü  gioeonde  soglie; 
Enbelle,  erranti,  d*an  asilo  in  traeda 
A  tniti  offiiann  con  sonunesea  faecia. 

9. 
Chieeeio  albergo  tra  i  sineeri  Amici; 
Ma  da  qnei  le  seaeeid  Candida  Fede, 
Che  altrni  mm  yende  a  prezzo  i  benefid 
£  ai  falU  emenda,  e  non  iqiplanso  diiede. 
K6  pnr  fermaro  il  piö  tra  gl'  Infelici, 
Da  cni  sperar  qnal  mai  potean  meroede? 
Fortuna  allor  le  vide  e,  aprendo  loro 
Le  altere  Corti,  onor  promiae  ed  oro. 

10. 
Dna  fra  Paltre,  ehe  benigne  il  yiso 
Meglio  compone  e  cangia  ad  arte  i  fregi, 
Che  ha  snlle  labbra  il  mel,  negli  ocehi  il  rieOi 
La  man  bacciando  entrd  gradita  ai  Begi: 
II  gonfio  Qrgoglio  in  aorea  aede  aasiao, 
Che  par  che  tntto  fnor  di  se  dispregi, 
Pur  Tabbraccia,  le  afiFida  ogni  consi^o: 
Ella  gli  applande  col  ehinar  del  eiglio. 

IL 
E  Btender  sa  la  canta  Adnlatrioe 
Sairopre  piü  defonni  onesto  yelo: 
Inganno  e  Cmdelti,  qnando  6  felice, 
Col  nome  di  Prodenza  oma  e  di  Zelo; 
Soatien,  „che  a  chi  pnö  tntto,  il  tntto  lice; 
Che  il  Monarca  h  qnaggiü  qnal  Giove  in  Cielo; 
Che  nate  son  le  tribntarie  genti 
Quasi  achemo  e  piacer  de'  R6  posaenti." 

12. 
Chi  aostener  pnö  della  Gnerra  gli  empi 
Artigli  e  il  ceffo  aangninoao  e  bmtto, 
Le  deaolate  caae  e  gli  arai  tempi, 
D'afflite  Spose  e  d'  erbe  Madri  il  lutto? 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  auB  Udine  835 

Tanti  d'Asia  e  d^Earopa  orridi  scempi 
Or  chi  potria  mirar  con  ciglio  asciatto? 
E  pur  gli  mira  Adulazion  tranqaiila, 
N6  sparge  Bovra  lor  di  pianto  stilla. 

13. 
Anzi  dipinge  con  color  fallaci 
Gli  alti  incendjy  le  stragi  e  le  rovine, 
E  a  quei,  che  armati  di  guerriere  faci 
Scorrono  i  campi  e  le  cittä  vicine, 
Dona  il  nome  d'Eroi,  forti  gli  andaci 
E  vittorie  chiamar  snol  le  rapine. 
Oppresaa  piange  la  Pietade  intanto; 
E  il  lodato  Furor  ride  al  sao  pianto.  — 

14. 
Tal  mentre  TUna  delle  scaltre  Lodi 
Incanta  i  R6  con  la  melata  voce 
E  del  manta  non  sao  copre  le  frodi 
E  accende  ne'  gaerrier  V  ira  feroce, 
L*altra  Torba  minore  in  vaij  modi 
Nella  Vita  Civil  sMnsinua  e  nnoce. 
Ognun  sMDganna  e  del  gradito  inganno 
Si  paace  di  noi  stesai  Amor  Tiranno. 

16. 
Questa  la  nobil  Giovcntude  alletta 
Ed  esca  agginnge  all'amoroso  foco; 
Quasi  desio  d'  onor  vil  Vendetta 
Approva  1'  Altra,  e  ancor  ne'  vecchi  ha  loco. 
Quella  i  ridotti  a  frequentar  s'afiretta; 
Dolce  inganno  del  tempo  appella  il  gioco, 
Ove  ad  incauto  Erede  un^  ora  sola 
Sudor  di  lunga  etä  richezze  invola. 

16. 
Y'6  chi  sparge  i  tesor  con  larga  mano 
In  abiti;  in  palagi,  in  laute  cene: 
Lo  diresti  a  ragion  prodigo  e  vano^ 
E  pur  di  liberale  il  nome  ottiene. 
Tal  altro  notte  e  di  d'amore  insano 
Smania  per  Lei;  che  in  servitü  lo  tiene, 
E  pur  si  chiama  un  Oavalier  gentile: 
0  secol  guastO;  o  lusinghiero  stile! 

53* 


IT. 


I  jOBgüci  fmmmri  \umaa  ^bmaätxL 

5<^  r*  e  ibixHff,  je.  »{iiaBlD  ü 
La  pie^iierote  eä  lo&uida  öniiL 


Qimä  dinL  eke  Aanre  in  ^catiL 
Casdide  perle  mL  voB%iie  nMe, 
Cke  gigü  wfta^ne  e  oete  macor  aoa 
Sal  v^ito  e  in  aozco  eriae  i  Ia£i!i 
Diri,  ebe  faor  <ia^  ocefai  i  dardi 
Aazi,  ^!ie  gli  ocehi  sob  iteQe 
E  per  eompir  deHa  beita  T  idcm. 
L'  ■■«■fgiia  alle  Qnax  o  a  qmakke  Dea. 


19. 
Si  eompiaee  la  Bella  e  pronta  fede^ 
Perehe  s  dona  a  qael  che  m  deua: 
Di  taati  pregi  ornata  ella  a  cicde, 
E  r  aberem  ntre  a  se  aaüa. 
Ne  il  nal  accoito  Lodator  a'  arrede. 
Che  nemiea  ei  la  reade  a  coitesia; 
Che  quanio  adola  piä  la  saperbelta, 
Tanto  ella  piü  lo  iprezza  e  lo  rigelta.  — 


20. 
Voi  DOD  eod  sorger  non  rede  altere, 
O  saggie  Donce,  della  lande  Toetra^ 
Se  di  gentili  placide  maniere 
Tainn  qnal  Tiro  speglio  altmi  yi  moatra; 
Non  yi  rieerca  il  eor  rano  piaoere, 
Ma  nn  onesto  rosaor  le  gnaneie  innoatra, 
Segnoy  ehe  loeo  ayer  non  pn6  nel  caato 
Animo  Yostro  il  folle  Amore  o  il  Faato. 

21. 
E  piü  degna  h  d'  onor  modestia  in  Yoi, 
Qnanto  t  piü  rara  nel  snperbo  seaso. 
Ma  che  dico  del  yoetro?  Ancora  in  noi 
E  il  yan  desio  tenacemente  impresso. 


Gediehte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  837 

Giascun,  sien  reri  e  finti  i  pregi  snoi; 
Gerca  di  far  palesi;  e  qnegli  istesso, 
Che  yanta  aastero  Stoica  fierezza, 
Gerca  gli  applausi  allor,  qaando  gli  sprezza. 

22. 
Giö  ben  aa  Gompiacenza,  e  il  vario  ingegno 
Di  genti  yarie  accortamente  eaplora^ 
E  purchfe  ginnga  a  fin  del  suo  disegno, 
Sparge  incenao  ai  men  degni  e  il  capo  infiora. 
Siede  intanto  Yirtnde  in  ynoto  regno: 
La  tarba  al  Yizio  applaude,  il  Yizio  onora; 
Mente  il  garrnlo  Apollo,  e  gik  aon  use 
Per  yil  mercede  a  lusingar  le  Maae.  — 

23. 
A  tal  rumore  insano  al  fine  deata 
Virtü  dal  aonno,  in  cui  languia  quel  giorno, 
Attonita  mirö  di  apoglia  oneata 
Gir  in  trionfo  il  suo  nemico  adorno. 
Qaindi  aempre  sfuggi  la  turba  infeata 
Delle  Lodi,  che  fanno  a  Lei  ritomo; 
E  quallor  ella  aceae  in  nobil  petto, 
Tal  dono  rifmtö  come  aoapetto.  — 

24. 

0  pietoao  Paator,  o  Duce  aaggio, 
Tale  in  Yoi  regna  umile  e  piü  aicnra^ 
Adorna  del  natio  celeate  raggio 
E  paga  di  aua  gioia  interna  e  pura! 
Delle  aoggette  genti  il  lieto  omaggio 
D'applanao  popolar  l'aura  non  cura: 
Goal;  chi  preme  degli  Eroi  la  yia, 
Piü  d'  eaaer  tal,  che  di  parer  deaia 

Y. 
L'Accortezza  delle  Donna. 

Stanse. 
1. 
Donne  leggiadre,  ehe  di  gemme  e  d'  oatro, 
Ma  adorne  piü  d'ogni  gentil  coatame, 
Del  natio  ciel,  anzi  del  aeaao  yoatro 
Siete  primo  ornamento  e  yiyo  lume, 


838  P*  Michael  Hober,  0.  S.  B. 

Mentre  Yostre  arti  aceorte  in  parte  io  mostro, 
—  E  Chi  tutte  svelarle  iinqiia  preaume?  — 
Porgete  orecchio  di  mie  rhne  al  snono, 
E  al  forse  troppo  ardir  date  perdono!  — 

2. 

Ardea  d'  Amore  Ermindo  im  Gioyanetto 
Di  cor  Bincero  e  d*  indole  geDtile: 
Per  lole  ardea,  sotto  il  cui  Tago  aapetto 
Credea  candido  core  al  sno  simile. 
Oh  qaanti  pegni  di  fedele  affetto 
Sospirando  !e  offerse  in  atto  nmile! 
Ella  mostra  gradirlo;  egli  sei  crede, 
Che  misnra  V  altrui  dalla  sna  Fede. 

3. 
Qnesta  innocenie  fiamma,  onde  B'aeceae, 
PiA  per  vanto  e  piaeer  ehe  per  conforto, 
AI  800  compagno  Alceste  ei  fea  paleae. 
Oaato  era  Alceate  e  nobilmente  accorto. 
Che  ne'verdi  anni  dal  natio  paeae 
Faggendo  vaij  regni  avea  scorto, 
N6  i  nomi  sol  delle  Cittii,  dei  finnii, 
Ma  appresi  delle  genti  anco  i  costnmi 

4. 
Riprende  qaesti  il  sno  mal  canto  amico; 
Qaalor  V  intemo  foco  altrni  non  taee, 
Amor  condanna^  che  di  cor  padico 
Se  non  macchia  il  candor,  torba  la  paoe. 
Ed  or  con  nnovo  or  con  esempio  antico 
Mostra,  che  il  moUe  sesso  6  piü  fallacC; 
E  al  caro  Ermindo  deir  nmana  vita 
Le  dnbbie  strade  e  i  varj  errori  addita. 

5. 

Qoindi  sotto  ampia  Loggia  a  lai  sowente 
lya  accennando  sn  le  scnlte  mnra 
Del  canto  Ulisse  e  in  yarie  arti  pradente, 
Spirante  in  bianchi  marmi,  ogni  yentora. 
Cosl  per  gli  occhi  in  gioyinetta  mente 
Sotto  il  yelame  di  gentil  fignra 
Piü  facile  il  saper  troya  la  yia, 
Che  chiaaa  ai  detti  ansteri  ognor'  saria. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  ane  Udine  839 

6. 
„Ecco!^  dicea  ^che  addatta  or  moUe  or  g^aye 
PiegheTole  i  costami  al  tempo,  al  loco, 
Per  aver  da  Calipao  albergo  e  nare, 
Di  Lei  Insinga  V  amoroso  foco! 
D^  Alcinoo  nella  Reggia  ode  il  aoare 
CantO;  lieto  si  mesce  al  ballo;  al  gioco, 
Intorno  a  Troja  Oonsiglier,  Guerriero, 
Astuto  col  CSdope  e  in  Patria  fiero! 

7. 
Mirale  altroTe  errar,  scherze  de*  Tenti; 
Mira  le  navi  in  duri  scegli  infranteP 
Ma  Ermiüdo  trascerrea  qnei  strani  eventi 
Cen  gaardo  faggitiTo  e  nen  cnrante. 
Sei  tenea  eon  dilette  i  lomi  intenti 
In  vaga  Donna  di  gentil  sembiante, 
Che  in  mezzo  a  valli  amene  ed  an  boschetto 
Parea,  che  offrisse  ai  possaggier  ricetto. 

8. 
„Questa^,  Alceste  gridö,  „che  qnivi  alberga, 
—  Non  creder  a  sae  Inci  Insinghiere  — 
Girce  k  costei,  che  con  possente  yerga 
E  BQCchi  aspersi  di  letal  piacere^ 
D'  irto  pelo  Testende  nmane  terga, 
Solea  cangiar  gli  ospiti  incanti  in  fiere, 
Ulisse  no,  nel  di  cni  sealtro  seno 
Non  scese  il  dolee  micidial  releno. 

9. 
Oh*  ei  pria  gnstata  avea  V  erba  felice, 
Erba  di  bianchi  fior,  di  blanche  foglie^ 
Per  cni  da  qnella  infida  albergatrice 
Intatti  poi  serbö  sembianti  e  voglie. 
Ma  perch6  troppo  amara  ha  la  radice^ 
Qnest*  erba  del  Saper  rado  si  coglie, 
E  aseosa  giace  della  Terra  in  fondo: 
Son  molte  Circi  e  pochi  Uiissi  al  Mondo.'^ 

10. 
Rispose  allora  Ermindo:  „lo  so,  che  lole 
Me  non  inganna:  altro  saper  non  cnro. 
Con  gnardi  accesi  e  tenere  parole 
Di  seambieTole  amor  mi  fa  sicnro. 


840  P-  Michael  Haber,  0.  8.  B. 

Negra  vedrem  la  Neve  e  fosco  il  Sole 
Pria,  che  il  di  Lei  candor  mai  farsi  oscnro. 
Certo,  che  in  Lei  sotto  corporeo  velo 
L'alma  Sinceritä  soesa  6  dal  Gielo.'^ 

11. 
Sorridendo  rispose  Alceste  il  saggio: 
„Qnanto  felice  ripatar  ti  dei, 
Se  ciö;  che  in  yano  in  molte  io  cercat'  haggio, 
Trovi  con  anree  tempre  nnito  in  Lei. 
Delnso  anchMo  da  lusinghevol  raggio 
Spiegavo  a  volo  audace  i  pensier  miei: 
Conobbi  poi,  che,  qnanto  agli  occhi  place, 
Spesso  par  Stella  ed  k  vapor  fallace. 

12. 

Non  Insinghiamci  piü:  Fnggi  la  bella 
Deir  Oro  Etk  coi  candidi  costumi; 
Semplice  aller  ndia  la  Pastorella 
Sospirar  tra  le  selve  amanti  i  Nnmi. 
Affabil  non  sapea  mentir  favella 
N6  mnover  dolci,  a  chi  piü  dona,  i  Inmi; 
Ma  col  sno  fido  assisa  in  riva  al  fönte 
Mostrava  ogni  pensier  dipinto  in  fronte. 

13. 
Or  non  cosl:  I  feminili  ingegni 
Yeaton  gli  affetti  di  contrario  manto. 
Gonfondon  Bulla  faccia  incerti  i  segni 
Di  speranza  e  timor:    L'arte  puö  tanto. 
Si  copre  amor  sotto  mentiti  sdegni; 
L'  aliegrezza  si  strugge  in  falso  pianto 
£  tal  lusinga  altrai  con  arti  infide, 
Mentre  lo  sprezza  e  nel  sno  cor  si  ride.'' 

14. 
„Parli  cosl,  perchö  tu  amar  non  sai/ 
Ermindo  replicö  con  un  sospiro. 
„Deh!  feste  a  lui  presenti,  amati  Rai, 
Gome  io  vivaci  nel  pensier  vi  miro, 
Vostre  ragion  di  me  voi  meglio  assai 
Difendereste  con  an  dolce  giro; 
E  scritta  in  voi  ben  troveria  la  scusa 
Di  mia  sinceritä  quei^  che  mi  accusa." 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  auB  Udine  841 

16. 
II  QioTiDe  piü  scaltro  in  destri  modi 
Tosto  ammoll  la  rigida  parola: 
„Di  sincera  virtA  non  giä  le  lodi 
Contendo  a  Lei,  che  in  questo  pregio  h  sola; 
Sol  per  BYelarti  V  amorose  frodi, 
Condar  di  Toglio  nelP  Accorta  Scola, 
Onde  tn  poi  meglio  a  pregiare  impari, 
Questi  semplici  cor  qnanto  piA  rari. 

16. 
Ma  se  rado  a  ogni  nom  s'apre  tal  soglia, 
Come  colÄ  ripoiri  i  pi6  sicuri? 
Qni  Pallade  non  k,  che  in  nnbe  accoglia 
L'  aria  d'  intorno  e  agli  occhi  altrni  ne  furi. 
Senti:  Tostir  convien  yirginea  spoglis; 
N6  paventar,  che  alcan  ne  raffignri. 
Stendiamci  questo  velo  agli  occhi  innanti, 
Velo,  che  varj  finge  atti  e  sembianti!^ 

17. 
Cosi  dicendo  spiega  il  cauto  AIceste 
Cn  yelo,  opra  e  sudor  di  tempo  molto. 
Lascian  cader  ambo  ondeggiante  Teste 
Sino  al  pi6,  sotto  il  vel  coprono  il  Tolto. 
Tinge  il  non  sno  rossor  le  guancie  oneste, 
S'increspa  il  crine  in  vaghi  modo  accolto. 
Qik  piA  sottil  la  voce,  i  pi6  piü  tardi 
E  giä  liberi  men  mnovonsi  i  gaardi. 

18, 
Cosi  nascosi  in  portamento  adomo 
Drizzano  i  passi,  oy'6  la  Scola  Accorta. 
Per  mille  ciechi  awoglimenti  intorno 
Giraro  della  strada  obbliqna  e  torta, 
Finche  mirar,  ginnti  al  fatal  Soggiomo, 
Starsi  vigil  Cnstode  in  sa  la  porta. 
lyi  s'affoUa  popolo  infinite: 
Qaella  fa  cenno  di  tacer  col  dito. 

19. 
Vengon  d^  ogni  lontan  regno  straniero 
Qni  le  Donzelle  snl  fiorir  degli  anni; 
Qni  cento  superbette  invia  V  IberO; 
Cento  pensose  i  forti  in  mar  Britanni. 


842  P.  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

E  le  tae  Figlie,  Italia^  all'  occhio  nero 
Mostran  mente  piü  pronta  ai  dolci  inganni. 
Alle  blonde  Tedesche  oppon  la  Francia 
L'  emule  sue  della  dipinta  gnancia. 

20. 
L'  Arbitra  esplora  V  indoli  diverse, 
N6  di  tntte  indistinti  accoglie  i  voti. 
Apre  sol  ruscio  a  quelle,  in  cni  scoperse 
Artificioso  ingegno  ai  segni  noti.  — 
Quando  ramica  coppia  a  lei  s'offerse; 
Si  ben  menti  sgnardi,  fayella  e  moti, 
Ch'essa  credendo  alPinfedel  sembianza 
La  fece  entrar  nella  gnardata  stanza. 

21. 
Tenea  eolä  di  Verginelle  an  Coro 
Tela  piü  bianca  delle  nevi  istesse; 
Tra  pettini  dentati  al  bei  lavoro 
Disposte  stan  le  Innghe  fila  e  spesse, 
Tra  cni  scorrendo  va  la  spnola  d*oro; 
Lo  stame  obliqno  al  retto  stame  intesse, 
Mentre  i  snpposti  ordigni  alzar  si  vede 
E  premere  a  vicenda  il  mobil  piede. 

22. 

Ermindo  si  stnpia,  che  varie  e  sparte 
Fila  ginngano  a  unir  tela  si  bianca. 
Ma  il  destro  amico  la  mirabil  arte 
Altmi  nascosa  di  scoprir  non  manca. 
S'  accosta  al  drappo,  e  dall'  opposta  parte 
Lo  rivolge  con  man  libera  e  franca. 
Ed  ecco!  sfolgorar  tosto  für  visti 
Cento  varj  color  cangianti  e  misti. 

23. 
„Qai  di  finto  rossor  vedi  il  vermiglio 
E  il  langnido  pallore  assieme  nniti, 
Di  rosee  labbra  il  losinghier  consigliO; 
Le  finte  paci  e  Tamichevol  Iiti, 
Cenni  non  mnti  d'nn  sagaee  ciglio, 
Piacevoli  ripnlse  e  moUi  inviti; 
E  riso  adnlator,  che  in  due  papille 
Qnal  raggio  in  acqaa  tremula  scintille! 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  843 

24. 
Tal  oontien  rai  di  oolor  diTcrsO; 
E  pnr  semplice  appar  la  bianca  lace. 
Se  Yariamente  per  Oristallo  terso 
Infranta  yien,  varj  color  prodnce: 
II  roseo,  il  ranciO;  ü  giallo,  il  Tcrde,  il  pergo, 
V  azzurO;  il  violetto  allor  riduce. 
Poi  raccolto  de'  rai  V  ordine  yago 
Torna  a  formar  del  soI  Candida  immago.^ 

26. 
Avea  per  lo  stnpor  1'  alma  divisa 
II  GioTinetto  in  contemplar  qnell'opre: 
^Aht  la  mia  cara  lole  in  simil  gaiaa 
D' ingannevole  manto  11  cor  non  oopre*', 
Tra  se  dicea,  qnando  in  disparte  assisa 
lole,  la  stessa  lole  —  ahi  vista!  —  ei  scopre. 
Che  sopra  nn  libro  tacita  e  pensosa 
La  mano  e  snlla  man  la  gnancia  posa. 

26. 
Dnolo,  Tergogna,  pentimento  e  rabbia 
Sentl,  del  proprio  error  fatto  gi&  certo. 
ArroBSl,  sospirö,  morse  le  labbia, 
Volea  Bcoprirsi;  e  si  saria  scopertO; 
Se  quasi  augel  pronto  ad  nscir  di  gabbia 
Non  lo  frenava  il  sno  eompagno  esperto. 
La  man  11  prese  e  ricompor  s'  infinse 
II  velo  e  a  lui  sngli  occhi  il  Tel  piü  strinse. 

27. 
Poi  fatto  innanzi  a  Lei,  che  le  donzelle 
Finte  non  conoscea,  cosi  ragiona: 
,,Deh!  Ta  su  qaesto  libro  anreo  le  belle 
Leggi  impresso  d'amor  scorger  ne  dona, 
Ed  or,  che  in  questa  Scola  entriam  novelle, 
II  rossore  improwiso  a  noi  perdona! 
Ben  presto  apprenderem  le  varie  forme, 
Qnde  la  faccia  al  cor  non  sia  conforme.^ 

28. 
Qnella  lo  intese,  e  gli  additö  snl  foglio 
Dipinti  varj  affetti  in  cifre  ignote: 
Con  fnneste  il  Timor  scritto  ^y  il  Cordoglio, 
L'Amor,  lo  Sdegno  con  pnrparee  note. 


B44  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

Mentr'  Ella  le  ricerca,  ora  d'  orgoglio, 
Or  d'ira  tinge  or  di  pieik  le  gote, 
Dal  sen  tragge,  e  nel  sen  preme  i  sospiri 
E  gli  occhi  Tolge  in  laDgaidetti  giri. 

29. 
„Co8l  convien^,  dicea,  ^gli  atti  cortesi 
Compor  benigna  e  incoraggir  chi  teme, 
CoD  dubbj  accenti  dubbiamente  intesi 
Oo8i  frenar  la  troppo  ardita  speine 
E  tener  lentameDte  i  cor  sospesi; 
Aceoglienze  e  rigor  temprando  inBieme. 
Ma  tal  scrivi  nel  cor  legge  primiera, 
Che  qnelia  k  accorta  piü,  che  par  sincera. 

30. 
Un  certo  Ermindo,  che  per  me  sospira 
CobI  adescai  con  parolette  e  vezzi.^ 
Sente  11  deluso  amante^  awampa  d'  ira, 
Nfe  piü  frenar  si  paö,  che  il  vel  non  spezzi: 
„Ingrata^,  ei  grida,  „in  me  conosci  e  mira, 
Mira  lo  scherze  vil  dei  tnoi  disprezzi!" 
Lo  mirö,  lo  conobbe  e  diedegnose 
Volse  altrove  laci  e  '1  libro  ascose. 

31. 
E  per  rossor  entro  il  secreto  e  fosco 
Centro  fuggl  delle  riposte  soglie: 
Tal  Villanella,  che  portö  dal  boBCO 
L'  angne  sopito  tra  virgulti  e  foglie^ 
Se  qael  desto  dal  foco  erge  di  tosco, 
Gonfio  il  ceruleo  capo  e  V  ire  accoglie, 
Paliida  fugge,  e  in  nn  si  volge  a  tergo, 
Di  grida  empiendo  il  pastorale  albergo. 

32. 
Sdegnato  Alceste  dello  strano  evento 
Uamico  rampognö  con  detti  ansteri: 
„Deh!  percbfe  mai  qnel  ino  lieve  talento 
Non  rattener  e  i  fervidi  pensieri, 
Che  ben  scoperti  cento  ayresti  e  cento 
Di  Donnesca  Accortezza  alti  misteri, 
Che  in  qnel  libro  son  chiasi,  e  che  giammai 
Semplice  alcnn,  ni  tn  scoprir  potrai?^ 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  845 

33. 
Egli  qni  tacque;  ed  ambi  ascir  dal  ehiuso 
Teito  e  spogliarsi  la  virginea  gonna. 
Ma  Bospirando  il  Cayalier  deluso, 
Qaal  nom,  in  cai  tardo  saper  s'indonDa: 
„0  Voi",  dicea,  „oui  per  piacevol  nso 
Si  facili  sednee  amor  di  Donna, 
Prestate  fede  a  chi  lo  sa  per  prova: 
Tanta  sinceritade  ora  non  gioTal^  — 

34. 
Tal  ei  si  dolse  del  sagace  sesso. 
Ma  TOI,  Donne  gentili,  egli  non  yide.  — 
lo  non  cosi,  che  il  core  in  fronte  impresso 
Vi  leggOy  nfe  m'  inganna  occhio,  che  ride. 
Le  voci  intendo  e  so,  che  albergan  spesso 
Alme  in  leggiadro  corpo  accorte  e  fide. 
Da  lole,  che  ingannö  cortese  in  vista, 
Ogni  accorta  e  fedel  piü  pregio  acquista. 

VI. 

La  Speranza  piü  che  il  Timore 

ha  Forza  nel  Cuore  Umano. 

Staase. 

i. 

Dolce  conforto  degli  umani  gaai, 
Degli  affetti  il  piü  caro  e  il  piü  possente, 
Yieni;  o  Speranza,  e  co'  tnoi  yivi  rai 
Sgombra  il  timor  della  mia  fredda  mente! 
Che  se  con  Tarti  accorte  io  mi  syegliai 
Del  sesso  piü  gentil  lo  sdegno  ardente, 
Fa,  che  grato  or  mi  renda^  or  che  dimostro 
Quanto,  o  Speme,  tn  pnoi  nel  sesso  nostro!  — 

2. 
Poich6  scoperse  Ermindo  i  varj  inganni 
Di  quella  sna  cradel  Donna  sagace, 
Reso  piü  canto  da'  sofTerti  affanni, 
Goder  sperö  l'etä  fiorita  in  pace: 
Q\k  le  dolci,  che  al  cor  portö  molt'anni, 
Oatene  infrante  d'ostentar  li  piace; 
Qik  stanca  di  servir  V  anima  yaga, 
D'  an'  ombra  ancor  di  libertJt  s'  appaga. 


846  P-  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

3. 
Quindi  lole  gi&  sfagge,  a  lole  accanto 
Regolator  del  giooo  ei  piA  non  siede; 
La  man  non  stände  e  non  soBtienle  il  manto, 
N6  segne  il  cocchio  con  Tolante  piede; 
E  se  parla  di  Lei,  dice  con  vanto, 
Ch'  ebbe  a  Inngo  servir  scarsa  mercede, 
Che  all'  armi  ogni  pensier  riTolto 
La  Gloria  amar,  non  la  Belti  d'  nn  volto. 

4. 
Ridente  Essa  lo  ascolta,  e  pnr  non  gode, 
Che  tanto  ei  sia  de'  snoi  trionfi  altero; 
Anzi  ricerca  qaalche  aecorta  frode 
Per  racqnistarsi  il  gi&  perdnto  impero: 
Che,  sebben  Ini  non  ami,  ama  la  lode 
jy  aver  tra  i  snoi  segaaei  nn  cor  sineero, 
Che  mostri  almeno,  qnanto  pnö  Bellezza, 
Se  amar  anoo  si  fa,  qnando  disprezza. 

5. 
Dnnqne  in  man  prende  il  noto  libro  e  sehietta 
Volge  e  rivolge  le  yergate  carte: 
Or  questO;  or  qnel  pensier  sceglie  e  rigetta, 
Poi  qnelf  che  rigettö^  approTa  in  parte: 
E  trova  alfin  qnella,  che  i  cori  aUetta 
Con  soavi  Insinghe,  amabil'arte, 
TroTa,  che  i  torti  ad  obbliar  consiglia, 
Piacevole  Speranza,  e  a  Lei  8*appiglia. 

6. 
Ma  perch6  la  Speranza  6  dolce  Maga, 
Ch'elice  d'ogni  sen  caldi  sospiri, 
Che  saldar,  riaprir  Pantica  piaga 
Sa  con  possenti  note  e  varj  giri, 
S*  invia  verso  il  sno  albergo,  ove  presaga 
Colei  d'incerto  ben  tempra  i  desiri; 
Sola  s'inyia,  che  di  compagno  o  scorta 
Uopo  non  ha  giammai  Donzella  aecorta.  — 

7. 
Sorge  diviso  in  varj  aspetti  nn  Monte; 
Di  boschi  ha  ver  TOccaso  orrida  scena. 
Ma  doye  al  Sol  nascente  erge  la  fronte, 
Tiepida  molce  i  germi  anra  serena. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aua  Udioe  847 

Yerdeggia  Terba  e  freeco  argenteo  fönte 
Diaoende  al  pi^  della  collina  amena 
In  nn  Giardin,  che  di  bei  fior  dipinto 
Di  candidi  alabaetri  intorno  6  cinto. 

8. 
Qni,  8^  6  pur  Ter  d*  antica  Dama  il  grido^ 
Qaando  scese  la  Speme  a  noi  mortali; 
Qai,  per  poear,  come  in  sionro  nido, 
Rattenne  11  volo  e  si  librö  su  V  ali. 
N6  albergo  ritrovar  potea  piü  fido 
Contro  la  torba  orribile  de'  mall, 
Poich^  ha  yicin  sn  qnelle  cime  oetello 
Della  Speme  il  Piacer  dolce  Fratello. 

9. 
Di  questo  Monte  an  V  amena  balza 
lole  sali  con  pii  spedito  e  saldo^ 
Qual  Terto  ascende  Villanella  scalza 
I  fratti  a  cor,  pria  che  gli  gnasti  il  caldo. 
Nel  gran  palagio  entrö,  ch'  iyi  b'  innalza 
Sovra  basi  di  vetro  o  di  smeraldo, 
E  correr  Tide  di  Speranza  ai  raggi 
Misti  col  Tolgo  i  R^,  co'stolti  i  saggi. 

10. 
A  Lei  Tcngono  mesti  gl'  infelici ; 
£d  essa  gli  conforta  in  graTi  ambasce. 
Seguono  il  fortnnato  i  falsi  amiei, 
E  con  licT'  aora  di  rnere^  gli  pasce. 
Essa  i  ciTili  e  i  militari  affici 
Comparte  a  ognnn,  che  alla  sna  Patria  nasce. 
Tien  fra  lente  catene  i  poco  accorti 
D'Amor  segaaci  o  di  snperbe  Corti. 

11. 
Sognansi  qai  Boggetto  il  mondo  intero, 
Qonfi  di  lor  yittorie,  i  yani  ingegni, 
Qik  dan  la  legge  a'  yinti  entro  il  pensierO; 
Qiä  diyidon  fra  lor  le  spoglie  e  i  regni. 
Ciechi  non  san,  che  mal  consente  il  Tcro 
A  qnei;  che  ardir  formö  Tasti  disegni, 
E  che  il  feroce  Pirro  i  Regni  Bui 
Aller  perd6,  qnando  sperö  gli  altrui. 


848  P*  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

12. 
lole,  n6  con  pieik,  nk  con  contento 
Scorgea  Taltrai  ventare  or  triste  or  liete; 
Gh'  Ella,  alle  proprie  intesa,  il  suo  tormento 
Cangiar  bramava  in  placida  qniete. 
Fattasi  danque  all'  Axa,  in  tal  lamento 
Prorappe :  „0  Tn,  che  i  dolor  grave  achete, 
Speranza  allettatrice,  ora  che  assorta 
In  tanto  dnol  mi  Tedi,  or  mi  conforta! 

13. 
Ermindo  mi  lasciö:  grande  sventora 
E  il  perdere  an  Amante  ai  nostri  giomi. 
I  lacci  miei  rappe  con  vanto  e  giara^ 
Che  mai  non  fia,  che  in  servitü  ritomi. 
E  pnr  tornar  potria,  se  F^  sicura 
Ta  li  prometti  e  parolette  adorni. 
Arti  naove  d'  amor,  nnovi  pensieri 
Tu,  che  lo  pnoi;  m'  insegna  e  fa,  ch'  ei  speri  I 

14. 
Fa,  che  lo  spezzator  di  mie  catene 
Di  catena  piü  forte  io  Btringa  e  legbi!"  — 
Alior  con  laci  placide  e  serene 
La  Dea  sorrise  ed  approvö  saoi  prieghi. 
E  acciö  da  vaghe  immagini  di  Bene 
L'Alma  allettata  al  primo  amor  ei  pieghi, 
Ohiama  gl'  inganni  saoi  Ministri  e  loro 
Di  magico  Cristal  chiede  il  lavoro 

16. 
Oorrono  tatti  alia  natia  fucina 
E  dividon  fra  lor  l'opre  diverse: 
Chi  d'erbe  incenerite  il  fiore  affina; 
Chi  tritnrando  sta  le  selci  terse; 
Qaesti  per  dar  tempra  al  Orif  tal  piü  fina 
Le  pnre  stille  ha  qnal  ragiada  asperse. 
Quel  agita  gli  ordigni,  e  a  poeo  a  poco 
Tatto  il  misto  si  strngge  e  stride  il  foco. 

16. 
Ecco!  poi  trarsi  dalle  flamme  ardenti 
La  rossegiante  massa  allor^  che  bolle: 
Con  ferree  canne  e  forbici  taglienti 
Si  figara  a  piacer  qnal  cera  molle; 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Cdine  849 

Si  torce  in  braocia,  in  fior  st  parte^  in  lenti 
Tallor  s'  aggira ;  ma  la  Diva  or  volle 
Stender^  polir,  qaanto  puö  V  arte  meglio 
Incantator;  meraviglioso  speglio. 

17. 

Limpido  appar  e  riflettendo  i  rai 
Piü  bei  finge  gli  oggeiti  alle  pupille. 
L*  ombra  dilegua  de'  fatari  gnai 
E  raccoglie  del  Ben  Tanree  faville. 
Se  miri  in  esso  irato  il  mar,  dirai, 
Che  ßia  sereno  il  Ciel,  Tonde  tranquille, 
E  Chi  Donna  crndele  in  esso  mira, 
Mite  chiama  il  rigor,  placida  V  ira.  — 

18. 
Ora  la  Speme  tra  diversi  incanti 
Scelse  per  lole  il  lasinghier  Cristallo, 
Perch6  di  Lei  vagheggi  i  bei  sembianti 
Ermindo  air  or^  che  mnanzi  gli  occhi  avrallo, 
E  fra  la  torba  de'  delasi  Amanti 
Torni  a  seguirla  al  corso^  al  gioco,  al  ballo, 
Onde  in  riso  cangiando  aspre  qnerele 
Lei,  che  ingratu  provö,  speri  fedele. 

19. 
Cento  a  gara  chiedean  Lnsinghe  e  eento 
Recar  Tincanto  a  Lni;  che  piü  non  ama, 
Lieri  qaal  foglia,  instabil!  quäl  vento. 
Cinta  Una  d'anni  a  se  la  Dea  ne  chiama: 
„Ya",  dissC;  „e  V  armi  reca  in  un  momento 
A  ErmindO;  or  volto  a  gloriosa  fama: 
Sotto  nome  d'  onor  gnida  il  superbo 
Qai,  dove  a  Lui  altrO;  che  gnerre  io  serbo!^  — 

20. 
La  gnerriera  Lusinga  appena  il  yoIo 
Spiegö,  che  gianse  al  Giovinetto  iunanzi; 
Lo  troYö,  che  sedea  pensoso  e  solo 
Leggendo,  non  qnal  pria,  Fole  e  Romanzi, 
Ma  de'Querrier  le  storie:  In  tanto  stuolo 
Ei  cerca,  chi  d'ardir  piA  gli  altri  awanzi; 
Che  in  ogni  Eik,  pronti  a  tarbar  le  paoi, 
Nascono  i  Sersi  e  gli  Alessandri  audaci. 

ftomaoficbe  Fonehnngen  XXY.  g^ 


850  P-  Michael  Hubor,  0.  S.  B. 

21. 
Gridö  la  Hessaggiera:  „II  tempo  or  cogli; 
Or  che  l'Ibero  h  in  armi,  il  Sardo  e  il  FrancO; 
Or  che  TAaBtria  compensa  i  suoi  cordogli, 
CiDgi  per  Lei,  cingi  la  spada  al  fianco! 
Forse  avverrä,  che  scritto  nn  di  sa  Fogli 
Venga  il  tno  nome  e  il  tuo  valor  si  franco. 
L'  amabile  difendi  e  pia  Reina, 
Che  or  anche  il  Cielo  a  sno  favor  sMnchina!" 

22. 
Ciö  detto  la  Lnsinga  armi  li  appresta, 
E  col  promesBO  onor  gli  Bpiriti  estolle. 
GiDge  ei  la  spada  e  si  pon  Telmo  in  testa; 
Ma  gravoBO  6  1'  nspergo  al  petto  moUe. 
Ei  pur  Bcotendo  dal  cimier  la  cresta 
Lieto  Balia  della  Speranza  11  Celle; 
Qnando  Bcender  dall'alto  armate  Bchiere 
Vide  ed  ndi  Bqnillar  trombe  gnerriere. 

23. 
ForBe  delPAastria  eran  le  Bchiere,  e  in  campo 
Scendean  coi  Franchi  ad  ingaggiar  battaglia: 
Le  avea  la  Speme  accese  e  lieve  inciampo 
HoBtrava  a  lor  Virtü  foBBa  o  maraglia. 
Ha  delle  trombe  il  Buon,  deir  armi  1  lampo 
Cosi  rimbelle  Ermindo  asBorda;  abbaglia, 
Che  an  gelido  sndor  per  la  comoBBa 
Fronte  li  Bcorre  e  an  daro  gel  per  l'oBBa. 

24. 
Nella  yicina  occidental  foresta 
Entrö  correndo  per  alpcBtri  sassi. 
La  gaerriera  Baa  Dace:  „Ah  vile!  arrcBta, 
Arresta,^  grida^  „i  faggitivi  pasBÜ 
Di  che  temi?  ove  faggi?    Ahl  non  6  qaesta 
La  retta  via^  onde  alla  Gloria  vaBBÜ^ 
Ella  dicea.    Ha  della  selva  folta 
Qaei  b'  innoltra  nel  centro  e  nalla  ascolta.  — 

26. 
Stanco  pervennO;  ove  sott'antro  OBcaro 
Staol  di  Veccbi  sedea  tra  mcBte  piante, 
Mentre  a  tergo  i  travagli  e  del  fataro 
Han  la  notte  profonda  agli  occhi  innante; 


Gedichte  des  Gr«*ifen  Daniele  Florio  aas  Udine  851 

FiDgonsi  mille  rischi  e  a  fin  matnro 
Non  gaida  i  bei  disegni  il  cor  tremante; 
E  pur  si  tarde  irresolnte  menti 
Voglion  parer  in  lor  viltä  prndenti. 

26. 
Un  di  lor  comminciö  con  fioca  voce: 
i,Speme  infedel  non  ti  Insinghi,  o  FigliO; 
Che,  nata  dair  error,  V  ardir  feroce 
iDÜamma  e  la  ragion  tnrba  e  il  consiglio! 
Diletta  8i,  ma  dilettando  nnoce 
£,  86  mostra  V  ODor,  cela  il  periglio. 
Segni  il  Timor,  che  bencbö  torvo  in  faccia 
Ci  difende  da' gnai,  mentre  minaccia! 

27. 
Se  raro  h  il  Ben  e  il  Mal  piü  spesso  asBale, 
Piü  ne  sproni  a  fnggir  canta  Panral 
Qaindi  veloci  alla  colomba  Tale 
E  al  cervo  sneiri  piö  diede  Natnra. 
Che  86  pur  pende  inevitabil  Male, 
A  8offrir  col  iemerlo  il  cor  8'  indnra : 
Go8i;  colpo  previstO;  o  che  8i  8cbiva; 

0  nell  armato  cor  piü  lento  arriva. 

28. 
Primo  il  Timor  nella  Cittä  mnnita 

1  Popoli  adunö  8par8i  qnal  gregge; 
Ei  co'8applizj  assicnrö  la  viiai 
So8tenne  i  Prenci  e  cu8todi  la  Legge; 
Ei  pone  freno  all  licenza  ardita. 

Or  innocenti  conserva,  i  rei  coregge; 
Che,  senza  tema  degli  ansteri  esempi; 
Ogni  ginsto  8aria  preda  degli  empi. 


Änzi  qnesta;  che  Vil  Cara  si  noma, 
Raccogliendo  il  valor  qnal  arco  il  tende. 
I  lenti  Fabij  e  i  8noi  gran  Scipij  Roma 
Fra  Tanguste  produsse  aspre  vicende, 
Qaando  dal  fiero  Annibale  gi&  doma 
Di  senritü  temea  le  macchie  orrende.  — 
Ora,  80  forte  in  armi  esser  tu  ynoi, 
Prima  impara  a  temer  canto  da  Noi!" 

54' 


852  P-  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

30. 
Disge;  e  poi  lo  gaidö  \ä  dovQ  un  tetro 
Freddo  vapor  Borgea  d'acqae  maligne: 
Giär  trema  Eimindo  e  si  ritira  addietro 
Pel  gel,  che  il  sangae  aghiaccia  e  il  cor  li  striDge. 
Faggir  vorria,  ma  formidabil  Spettro 
Vede  ceDto  rnotar  Inci  saDguigne 
£  fuor  da  cento  bocche  i  ranchi  tnoni 
Ode  UBCir;  Lnpi  nrlar,  ruggir  Leoni.  — 

31. 
Misere,  che  farä?    La  stessa  immago 
Di  lole  irata  ora  li  torna  in  mente. 
SDuda  r  acciar  e  di  morir  gik  vagO; 
Ma  la  tremante  man  non  lo  consente. 
Confaso  alfin  risolve  in  nero  lago 
D'  alta  precipitar  riva  pendente. 
Gik  8'  accosta  al  dirapo  e  s'  abbandona, 
Qaando  secreta  voce  al  cnor  li  saona. 

32. 
„Che  fai,  stolto?    Che  pensi?    A  qnai  ti  gnida 
Disperata  viltade  empj  farori? 
Ben  fia,  che  or  la  crndel  di  te  si  rida, 
Nö  d'  nn  sol  pio  sospir  tna  morte  onori. 
Deh !  vivi  e  spera  e  segni  me,  che  fida 
Scorta  ti  sono  ai  bellicosi  onori!" 
Egii  ndi  tal  conforto,  e  aller  ehe  tacque, 
Yide  nn  gran  lome  a  balenar  nell'acqae. 

33. 
La  Lnsinga  k  costei.    Ne'  boschi  cnpi 
Gerco  1' avea  per  tortuoso  calle; 
Ed  or  pendente  da  scoscese  rnpi 
A  tempo  lo  rattien  giunta  alle  spalle. 
Moströ,  che  quel  che  sembra  urlo  de'  Lnpi, 
E  nn  torrente,  che  snona  in  bassa  valle, 
E  che  lo  spetro,  che  d'  error  1*  ingombra, 
Altro  non  h  ehe  delle  piante  V  ombra. 

34. 
Sogginnse  poi  gridando:  „0  menti  nmane, 
Perche  il  timor  tanta  in  voi  forza  acquista? 
Tremate  quai  fanciulli  all'ombre  vane, 
E  incerto  mal  da  lungi  anco  v'  attrista. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  ans  Udiiio  853 

E  poi  dann!  maggior;  le  voglie  insane 
Del  vizio  e  deir  error  1'  orrida  vista, 
La  Vendetta^  il  Piacer  poi  non  temete? 
Oh  aroani  cor,  ob  qnanto  lievi  siete!^ 

35. 
Qui  tacqne  la  LnsiDga,  e  1'  a^r  fosoo 
Si  dilegnö  con  dne  bei  rai  di  Ince. 
Poi  lo  tragge  restio  faori  dal  bosco 
£  air  aperto  seDtier  lo  ricondace. 
Ei  sgombro  all'ora  da  qnel  freddo  tosco 
Negö  d'  aver  temuto  alla  sna  Dnce. 
E  mentre  ambo  salian  buI  colle  ameno, 
Sentiro  api  a  ronzar  d'  an  tronco  in  seno. 

36. 
Nel  vicino  giardin  sncchi  soavi 
Vanno  cogliendo  in  an  le  fresche  foglie, 
Poi  r  odorosa  preda  ai  troncbi  cavi 
Recano  induatri,  e  il  biondo  mel  s^  accoglie. 
Prowida  alP  Uom  donö  qnei  moUi  favi 
Natura,  per  temprarli  acerbe  doglie. 
Ma  colpa  sol  di  cbi  mal  fara  il  dolce, 
Spesao  il  daol  piü  8^  inaspra  e  non  ai  molce. 

37. 
Alcune  stille  di  quel  mel  gradito 
Preae  la  Gnida  e  al  aao  Gaerrier  le  offerse; 
Ed  Egli  appena  con  1'  estremo  dito 
V  aride  labbra  lievemente  asperae, 
Che  invigorir  la  spirito  smarrito 
Si  sente  e  obblia  le  aae  vicende  avverse. 
E  pur  talvolta  ai  dubbj  torna  e  dice: 
pForae  m'inganna  Speme  adalatrice.'' 

38. 
La  Lnainga  rispose:  „Attento  ascolta 
Ciö;  che  in  diacolpa  mia  narrar  ti  voglio: 
J)i  qaemli  mortali  an  giorno  accolta, 
Turba  importana  andö  di  Giove  al  soglio 
E  chiese  a  Lui,  perch6  la  Speme  atolta 
Donata  avease  air  Uom,  madre  d'  orgoglio, 
Figlia  d'  Error,  piacevole  Tiranna, 
Che  aaaai  promette  e  con  promesse  inganna. 


854  i"-  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

39. 
Aocnsaro  costei,  che  accenda  V  ira, 
V  ardir  sproDi  a  sHdar  le  gaerre  e  i  venti, 
Che,  mentre  a  Beni  incerti  avida  aspira, 
Perde  o  scema  il  piacer  de'beD  presenti; 
Che  per  Lei  non  ha  pace  e  che  s'  aggira 
U  alma  agitata  da  fntnri  eventi. 
Pera,  dicean,  pera  la  Speme  infida! 
Vada  de'cori  in  bando,  oppar  s'accidal 

40. 
Giove  approvö;  talor  per  giusta  pena 
Approva  i  voti  rei  de'sQO]  nemici: 
La  Speranza  sbandi.    Partita  appena 
Lei  dal  Mondo,  cessar  gli  nmaDi  uffici. 
S'alleDta  e  scioglie  la  civil  catena: 
Piü  non  cambianai  V  opre  e  i  benefici : 
11  FigliO;  il  Servo,  il  CittadlD;  TAmico 
Piü  Don  ramiuenta  il  sqo  dovere  antico. 

41. 
Entra  la  Gelosia;  di  fida  moglie 
Qfik  Bospetta  il  maritO;  e  mal  s'  accorda. 
Vien  lo  SpavcDto  e  di  guerrier  dincioglie 
II  coraggio  e  con  gridi  il  Cielo  assorda. 
Chi  afflittO;  abbandonato  ad  egre  voglie 
Cerca  dar  fin  con  disperata  corda; 
Chi  fugge  al  buio  e  per  V  istease  strade, 
Per  cni  fuggir  vorria,  ne'  rischi  cade. 

42. 

Gli  stolti  aller  del  proprio  iDgauDO  accorti 
Formar  contrarj  voti  a  qaei  di  pria. 
E  il  Ciel;  perch^  gli  regga  e  gli  conforti, 
Di  nuovo  a  lor  V  eaule  Speme  invia. , 
CoD  Lei  tornö  tosto  il  coraggio  ai  forti, 
Dagli  amanti  faggi  la  Gelosia. 
Ella  rattenne  ai  disperati  il  bracciO; 
E  lor  toUe  la  spada  e  rappe  il  laccio/  — 

43. 
DuDque  la  Speme  adora:  Essa  k  nntrice 
Di  onor,  di  fede  e  alle  bell'  Arti  k  scorta. 
Se  Duovi  Ben  non  spera  an  cor  feliee, 
De'  Ben,  ch'  egii  ha,  troppo  la  gioia  k  corta. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  855 

E  vero,  che  talvolta  k  iDgaimatrice; 
Ma  almen  cod  doloe  inganno  i  gaai  conforta.^ 
Gosl  dioea  la  Dnce;  e  al  sno  Gaerriero 
Piü  facile  rendea  V  erto  sentiere.  — 

44. 
Ma  lole  intante  il  bei  Crietal  disposto 
Avea  negli  atrj  e  la  siia  immago  eletta. 
Dietro  verde  eolcDna  al  lato  opposto, 
Ermindo  Ella  impaziente  al  varco  aspetta: 
Gosl  fra  rami  Uccellator  nascoeto 
Tende  1'  insidie  a  incauta  Lodoletta, 
Che  ferma  in  alte  sn  V  egnali  piume 
Del  tremnlo  Cristal  si  specchi  al  Inme. 

45. 
Stende  la  Donna  gli  'nquieti  sgnardi 
Per  ificoprir,  s'  ei  gionge;  indi  s'  accora, 
Che  deir  inoanto  il  bei  piacer  le  tardi, 
N6  intende  la  caglon  di  Rua  dimora. 
Eceo!  al  fine  il  Gaerriero  a  passi  tardi 
Venir  da  lungi:  Ella  b'  ascose  allora. 
E  nel  yeder  di  militar  divise 
Cinto  coBtai,  fra  se  cheta  sorriee. 

46. 
Tosto,  eh' ei  salse  an  le  frale  porte^ 
Vide  la  Speme  coronata  d'  Iri. 
D'  un  lato  6  Amor  con  le  Lnsinghe  accortO; 
Col  Biso,  il  Gioco  e  i  facili  Deliri; 
Hoatra  il  coraggio  aprezzator  di  morte 
Dair  altro  i  Carzi,  i  Leonidi,  i  Ciri. 
Infra  in  Gnerrier  schieroasi  Ermindo  e  chieae, 
Qaal  Sorte  avrä  nelle  onorate  imprese. 

47. 
Qual  la  Delfica  Vate  an  di  naacosta 
Proferia  dalle  grotte  ambigai  carmi; 
Coai  dietro  la  Dea  lole  s'  accosta 
E  a  lai  risponde:  „Non  sei  nato  air  armi!^ 
Freme  il  Giovine  irato  a  tal  riapoata 
E  dice:  „0  cieco  Amor,  non  lasingarmi; 
Che  voglio^  a  Harte  ogni  pensier  rivoltO; 
La  Gloria  amar,  non  la  Beltä  d'  an  volto. 


856  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

48. 
Avrä  le  arene  il  Cielo  e  il  Mar  le  stelle^ 
E  torneraDDO  alla  sna  fönte  i  Fiami, 
Qnand'  io  torni  giammai;  scaltre  Donzelle, 
A  sospirar  pei  voetri  infidi  lami!"  — 
„Cangia,  cangia  pensiero!    Ama  le  Belle, 
Non  ostentar  si  rigidi  costumi! 
Torna  a  mirar  due  Inci  oneste  e  spera! 
ForeO;  chi  accorta  fn,  sarä  sincera.^ 

49. 
A  qneste  voci  ei  risvegliarsi  in  petto 
Sente  i  primi  d'amor  spirti  sopiti. 
Par  temendo  gli  preme  e  il  caldo  aflfetto 
Voglie  di  Marte  ai  generosi  inviti 
£  desia,  che  la  Speme  in  qualche  ogetto 
Luminose  di  Gloria  idee  li  additi. 
Essa  Io  gnida,  ove  il  Cristallo  splende, 
Ove  al  varco  la  Donna  e  Amor  V  attende. 

50. 
Appena  al  Vetro  ingannator  B^afifaccia, 
In  cui  Bcorger  di  Gloria  1  rai  si  crede. 
Che  in  esso  —  oh  vista!  —  scintillar  la  faccia 
Della  8aa  lole  abbandonata  ei  vede, 
Non  tinta  piü  di  rigida  minaccia, 
Ma  di  roseor,  di  cortesia,  di  fede; 
Sembra  ingenno  il  roBSor,  sembra  sicara 
La  cortesia,  perchö  la  Speme  il  ginra. 

51. 
Or  Yolge  intorno,  or  tiene  gli  oochi  immoti: 
Vnole  a  un  tempo  e  disynol  e  spera  e  teme, 
Scioglier  vorria  tntti  d'  amore  i  voti 
E  8oI  parla  d'amor,  d'amor  soI  gerne. 
Del  cor  le  vie  con  si  soavi  moti 
Ricercando  gli  va  tacita  Speme, 
Che  grida:  „0  lole,  il  cor  ti  rendo  in  dono 
£  i  torti  antichi  a  tna  Beltä  perdono.*'  — 

52. 
Finmi,  tornate  al  natio  fönte  ormai, 
Abbia  le  stelle  il  Mar,  il  Ciel  V  arene, 
Poichö  il  ritroso  Ermindo  alfin  mirai 
Tornar  fra  le  giä  sciolte  auree  catene! 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  857 

Tanto  leggiadra  non  appare  mal 
Giprigna  in  Pafo  o  Pallade  in  Ateno, 
Come  in  qael  pnnto  la  gentil  Donzella: 
Quasi  la  Speme  appar  di  Lei  men  bella. 

53. 
Dolce  Borrise  e  affabili  promesse 
Pinse  al  facile  Amante  in  mezzo  all'  Alma 
Non  SO;  se  für  veraci,  o  pnr  le  stesBe, 
Che  al  naufrago  Nocchier  placida  calma, 
Che  al  delnso  Cnltor  feconda  messe 
Ed  al  Gnerrier  sconfitto  offron  la  palma; 
So,  che  mantiene  credala  Speranza 
Coli'  immago  del  Ben  V  altrni  Costanza. 

VII. 
La  VKa  Selvaggla. 

A  Licori. 
Capitolo  Primo. 

0  delle  selve  onor,  vaga  Licori, 
Che  accender  puoi  col  dolci  Inmi  e  casti 
Gli  Dei  non  men,  che  gli  nmili  Pastori: 

Tu,  che  le  molli  nsanze  e  i  vani  fast! 
Poni  in  non  cale  e  sempre  il  bei  Deooro 
E  a  Te  simil  la  bianca  Pace  amasti: 

Per  cni  ridente  delle  Grazie  il  coro 
A  noi  gnida  per  man  Modestia  nmile 
E  risveglia  Tidea  del  Secol  d'Oro: 

A  qnesta^  che  adombrai  forse  non  yile, 
Sebben  semplice  immago,  amici  i  Inmi 
Volgi  per  poco  e  Panimo  gentile! 

Vedrai  dipinti  i  candidi  costaroi 
Della  felice  EXä,  qnando  alle  Belle 
Scendean  nel  Bosco  innamorati  i  Nnmi. 

Eran  men  colte  aller  le  Pastorelle; 
Ma  il  core  avean  snl  labbro  e  in  fronte  impresso, 
N6  peregrine  ambian  vesti  e  favelle. 

Sai,  che  prowido  istinto  in  core  impresso 
Fa  per  man  di  Natura  a  tatti  ugnale: 
Qaesti  6  il  desio  di  conservar  se  stesso. 

Qnesti  ne  sprona  ad  isfnggire  il  male 
E  a  ricercare  il  ben,  che  tiene  unita 


858  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

L'AIma  cod  dolci  nodi  al  oorpo  frale. 

Qnindi  ciascnn,  per  sostener  la  vita, 
Opportune  non  teme  aspre  fatiche 
E  chiede  e  porge  altrni  ne'riBehi  aita. 

Spontanee  frutta  a  rozze  genti  antiche 
Dava  la  Terra  dal  sno  sen  fecoDdO; 
E  igDote  coll'aratro  eran  le  spiche. 

E  se  a  qnei,  che  al  novello  Mondo 
Giraro  intomo  osservator  piü  saggi 
E  penetrar  delle  Foreste  il  fondo.  .  .  .  {non  liquet.) 

Guidan  \k  dentro  i  popoli  selvaggi 
Errante  vita  e  pasconsi  di  ghiande 
N6  temon  fredde  notti  o  caldi  raggi. 

Qnercia  anDOsa,  che  larghi  i  rami  spande, 
Dona  ad  an  tempo  airOspite  conteuto 
Tetto  fedel  e  semplici  vivande. 

Poco  richiede  il  natural  talento, 
Che  nasce  dal  bisogno,  e  la  qaiete 
Golma  i  desir,  qnando  il  bisogno  h  spento. 

II  Selvaggio,  che  brame  ha  piü  discrete, 
Cerca  cibi  men  varj  e  in  quel,  che  irova 
Pia  vicino  ruscel,  spegne  la  acte. 

Egli  di  piü  non  cerca  e  a  lui  non  giova 
Prolungar  ebbre  notti  in  laute  cene 
E  il  gusto  lusingar  con  arte  nnova. 

Nö  a  guastar  puro  sangue  entro  le  veno 
Insinua  micidial  fermento  o  gelO; 
E  salvo  il  corpo  e  V  animo  mantiene. 

E  dairingiurie  d' inclemente  Gielo 
A  se  fa  scbermo  e  alla  pudica  moglie 
Ruvido  gl;  ma  pur  conforme  velo: 

Pieghevoli  corteccie  e  larghe  foglie, 
Oppur  di  belva  ucoisa  irsuta  pelle 
Son  delle  fort!  membra  usate  spoglie. 

La  molle  Lana  deir  Ispane  agnelle, 
La  Seta  e  TOstro  della  nuova  Tiro 
Lascia  al  Fasto  Europeo  e  al  Lubso  imbelle. 

Tal  ei  vagando  delle  selve  in  giro 
Trova  dai  soIi  estivi  o  fredde  pioggie 
Sotto  Tospiti  piante  ampio  ritiro. 

Son  questi  i  snoi  ricchi  palagi  e  loggie, 
Che  canibia  a  suo  piacer^  e  infidi  servi 
Ei  non  conosce  o  capricciose  foggie. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Fiorio  aas  Udiiic  859 

Oode  bend,  de'  oapri  snelli  e  cervi 
Segnir  la  traecia;  e  in  an  del  p\k  robnsto 
Neir  agil  corso  esercitare  i  nenri, 

Or  con  man  forte  di  troncon  vetasto 
Prangere  i  rami,  or  per  antica  nsanza 
Grave  laneiar  da  longi  o  pietra  o  faeto. 

Poi  ritoma  Bolingo  in  folta  stanza 
GH  ozi  mnti  a  gnidar,  finchö  8^  annoia, 
£  a  lieto  staol  s'  unisce  in  eanto  e  in  danza.  — 

0  Danza,  o  Canto,  o  d'innocente  Gioia 
Figli  e  d'  Amor;  alle  fatiche  oneste 
Dolce  conforto  ed  all'  inerte  noia, 

Voi  fra  il  gradito  orror  delle  foreste, 
In  Ben  di  Face  e  d'  Amieizia  fida, 
Le  rozze  genti  a  rallegrar  nasceste !  — 

AIzö  prima  il  Selvaggio  acate  grida 
E  in  nn  lanciö  salti  incomposti  e  snelli; 
Che  Natura,  e  non  Arte,  avea  per  gnida. 

E  il  mormorar  de'  limpldi  rascelli 
Udendo  poi  fra  verde  e  fresca  riva 
E  armonico  garrir  di  lieti  Angelli, 

Prese  a  cantar^  non  g\k  di  Ninfa  o  Diva 
Gli  occbi  ridenti  e  le  vermiglie  gote, 
Ma  qaalche  Beltä  rozza  e  fnggitiva; 

E;  Lei  ragginnta,  in  piü  aoavi  note 
La  tarda  lingua  e  il  vigoroso  piede 
Sciolse  pien  d'  allegrezza  in  vaghe  ruote, 

E  la  rnvida  man,  pegno  die  fede, 
Franco  le  strinse  e  delPinterno  foeo 
Altri  non  dabbj  testimon  le  diede, 

Finchfe  la  ritrosetta  a  poeo  a  poco 
Cesse  alla  forza  e  agli  inviti  amici 
E  il  Giovane  segui  di  loco  in  loco. 

Senza  flammeo  e  corteggio  e  senz'anspici 
Egli  per  man  guido  l'incerta  Spoaa 
A  celebrar  seco  Imenei  felici. 

Un  antro  fu  lor  Tempio  o  un*  elce  ombrosa, 
Lette  un  cespugliO;  e  fu  Silenzio  e  Face 
Testimon  della  lor  fiamma  amorosa. 

Fronuba  Libertä  scosse  la  Face: 
Si  rallegrö  Natura,  e  segni  espressi 
Di6  di  gioia  il  notturno  Astro  vivace. 

Aller  le  Belve  raddoppiar  gli  amplessi; 


860  P.  Michael  Uuber,  0.  S.  B. 

RisnoDÖ  di  Bospiri  il  bosco  iniorno 
E  abbraciarsi  a  vicenda  i  rami  istessi. 

Ma  qaaDdo  sorse  ad  apportare  il  giorno 
L'  Alba,  nemica  degli  accesi  Amanti, 
E  rischiarö  V  ombroso  ermo  soggiorno^ 

Langaido  il  ciglio  a'  raggi  tremolanti, 
Apri  la  Sposa  e  lasingar  V  affetto 
Sentissi  ali'anra  dolce  e  ai  dolci  canti; 

Per  rinnovar  gli  amplessi  al  sno  Diietto 
Stese  piü  volte  le  aifannose  braccia; 
Ma  ritornö  con  le  man  vnote  al  petto. 

Gh'Ei  sorto  ai  primi  albor  di  prede  in  traocia, 
Oiä  le  vicine  selve  e  le  lontane 
Yigil  scorreva  e  frettoloso  in  caccia 

Le  Fiere  a  risvegliar  dalle  lor  tane. 

Capitolo  Seoondo. 

La  Donna  abbandonata  intanto  al  crine 
Faceasi,  al  petto  ed  alle  gnancie  oltraggio; 
N^  il  ventilar  dell'aare  matatine, 

N6  r  aureo  in  Cielo  rinascente  raggio 
II  Bospetto  e  il  dolor  le  diBacerba; 
Ma  piü  l'accresce  il  muto  error  selvaggio. 

Ecco!  Ella  giace  langaida  snll'erba; 
StrnggeBi  in  pianto  e  narra  ai  BaBBi  algenti 
E  ai  Bordi  tronchi  la  Bua  doglia  acerba. 

Ma  i  Booi  Bospir  portan  Boir  ale  i  venti 
E  Eco  Bola  dalle  cave  grotte 
Risponde  ingannatrice  ai  snoi  lamenti. 

»QneBta^;  dicea,  „^  la  gioconda  notte, 
Che  a'voti  miei  pronuBe  Amore?  0  caBti 
Voti  delnsi,  o  mie  gioie  interrottel 

QneBta  6  danque  la  Fb,  che  mi  ginrasti, 
0  Predator  aadace  e  non  Marito, 
Allor,  che  io  ceBBi  ai  teneri  contraBti? 

GoBi  la  Bcrbi?    Ove,  o  crndel,  sei  ito? 
CoBi  mi  laBci  abbandonnata  e  mesta, 
Depo  d'avermi  il  piü  bei  fior  rapito? 

Troppo  felice  nn  di  per  la  forcBta 
Delle  caBte  compagne  agile  Btnolo 
Sfidavo  al  corBO,  al  ballol    Or  che  mi  roBta? 

Perdnto  il  nome  di  FancioUa  e  il  Bolo, 
A  cui  fidai  mia  libertade  e  vita^ 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  861 

Ab!  non  mi  resta;  che  vergogna  e  daolo! 

E  Chi  sara,  che  delP  eik  fiorita 
Colga  gli  ayyanzi  e  alle  miserie  estreme; 
Che  g\ä  prevedo,  dar  mi  voglia  aita? 

Con  me  qnel  earo  Traditore  insieme 
Fosae  rimaato  almen,  finchö  di  Figli 
Mi  daase  11  grave  seno  iodizio  e  apeme, 

Che  tra  gli  affanni  allora  e  tra  i  perigli 
Sperato  avrei,  che  mi  serbasBe  illeaa, 
E  11  placer  di  mirar,  chi  a  me  somigli. 

Or  che  mi  deggio  far,  aenza  difesa, 
Senza  confortO;  aenza  Spoao  e  Prole, 
Eapoata  tra  le  Flere  ad  ogni  offeaa? 

Trarrö  le  notti  periglioae  e  sole? 
Oppnr  In  traccia  andrö  d'im  altro  infido^ 
Che  m'abbracoi  e  poi  fagga  al  primo  Sole? 

D'ano  tradita,  ahil  di  ciascun  diffido; 
Dnnqne  vivrö  qai  miaera  e  aoletta 
Cogli  egri  miei  penaieri  in  freddo  nido? 

E  qnal  Cerva  ferlta  da  aaetta 
Pei  boachi  andrö?    Ma  andrö  per  brieve  apaziO; 
Che  glä  la  morte  11  cor  preaago  afiretta. 

Qik  del  mio  Amor  or  di  mie  pene  aazio 
Fla  riofedel:  omal  dagli  antri  cnpi 
UacitO;  0  Fiere,  e  di  me  fate  atrazio!*^  — 

Coal  piangea  la  miaera^  e  le  rnpi 
Biapondeano  al  auo  pianto,  e  alla  ana  voce 
Vennero  in  fretta  Orai,  Leoni  e  Lopi. 

Ma,  —  oh  portento  d'  amorl  —  IMra  feroce 
Poata  in  obblio,  aembrano  miti  agnelli, 
Ed  alla  Bella  alcan  di  lor  non  nnoce. 

Ond'ella  zanne  adnnche  e  folti  velli 
Trattar  per  gloco  paö  con  man  aicnra 
E  liaciar  irte  macnloae  pelli. 

Ben  la  prende  atnpor^  come  Natura 
Cangino  a  auo  favor  Belve  omicide 
E  ai  prendau  dl  Lei  geloaa  cura. 

E  in  an,  come  a  auo  danno  in  arti  Infide 
Volge  rUom  aolo  la  piet&  natia!" 
Amor;  che  il  tntto  aa,  1'  aacolta  e  ride.  — 

Da  pacC;  o  Bella;  al  tnol  aoapir!    Non  fia 
L'  Uom  ai  crndel,  ae  fin  la  Tigre  e  V  Orao 
Innanzi  a  Te  Tnaata  rabbia  obblial  — 


862  ^-  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

Ecco!  torna  la  notte  a  tno  soccorso; 
Ecco!  anelante  il  Gacciator  diietto 
Torna  e  le  preda  a  te  porta  buI  dorso !  — 

Di  belva  nccisa  al  sangninoso  aspetto 
N'ebbero  orror  le  Fiere  e  in  qaeiristante 
Mate  fnggiro  al  lor  natio  ricetto. 

Ella  pria  lo  gnatö  torva  in  sembiante 
E  dne  volte  accasar  le  sne  dimore 
Tentö  con  lingua  qnernla  o  tremante. 

E  dae  volte  di  gelido  stnpore 
Restö  la  lingua  ayyinta,  e  dalla  gola 
Tornö  la  voce  a  ripiombar  sal  core. 

Quei,  che  non  Tode  articolar  parola, 
Ma  dal  silenzio  e  dal  Bcmbiante  assai 
Ne  intende  il  duol,  si  Bcnsa  e  la  consola; 

Onde  incominoia:  „0  mia  Diletta,  omai 
Sgombra  dal  petto  Pimportnna  doglia 
E  a  me  rivolgi  men  tnrbati  i  rail 

Fido  partij  da  qnesta  ombrosa  soglia, 
Fido  ritorno,  ed  eccol  t'  oflfro  in  dono 
D'  an  Cervo,  ch'  oggi  ucciai;  irsata  spoglia. 

E  pria,  che  il  mio  tacciar  breve  abbandono, 
Saper  ta  dei;  che  ad  assalir  le  fiere 
Dalla  tenera  etade  avyezzo  io  sono! 

N6  danze  allegre  o  voci  Insinghiere, 
N6  mai  potranno  i  tuoi  soavi  sgaardi 
Vincer  qnel  primo  mio  nobil  piacere. 

Fagaci  Cervi  e  Caprivoi  gagliardi 
Belle  6  il  Bcgair^  e  poi  vedersi  al  piede 
Fiera  cader  traffitta  da'saoi  dardi. 

N^  quäl  Trofeo  queste  silvestri  prede, 
Nö  del  valor  mio  giovanil  qnal  vanto, 
Ma  t' oflfro  in  pegno  di  mia  pura  fede. 

Sol  per  moBtrar,  qaanto  io  sia  grato  e  quanto 
Pregi  la  naova  mia  dolce  Compagna, 
Degno  t'  arreco  naziale  ammanto. 

Spoglia  questa  non  6  di  ignobil  Agna, 
Ma  d'un  gran  Cervo  di  mie  mani  ncciso: 
Cingela,  e  poi  del  mio  tardar  ti  lagnal 

Ma  tolga  il  Ciel;  che  qaando  il  roseo  viso 
MoBtra  la  vigil  Alba^  ancor  mi  veggia 
Nel  Bonno  immerao  ed  ai  tnoi  fianchi  aasiso. 

Degli  inerti  paator  d'  imbelle  greggia 


i 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Flurio  aus  Udinc  863 

Altro  6  il  costome  ed  altro  qnel  di  an  forte 
Abitator  di  boBcareccia  reggia: 

Par,  che  consenta  a  qnei  placida  sorte, 
Gli  ozj  tranqailli  e  le  qniete  oare 
Divider  fra  V  armento  e  la  Gonsorte. 

Ma  a  noi;  cui  membra  al  par  di  qneroia  dore, 
Diede  al  olima  natio  Tuso  conforme, 
Nati  fra  Bosch!  e  fra  Caveme  oscore: 

Neil*  ora  ancor,  qnando  la  Sposa  dorme; 
Dobbiam,  armati  di  saette  e  d'  arco, 
Segnir  di  belva  fnggitiva  V  orme; 

Onde  almen  rosza  vesta  e  viver  parco 
Non  muDchi  a  Lei;  cosl  compir  ne  giova 
Di  provvidi  Mariti  il  grave  incarco. 

Cosi  di  fede  e  di  valor  diam  prova, 
E  dopo  brievi  ed  ntili  fauche 
Piü  Boave  il  riposo  ancor  si  trova.  — 

Or  che  veggio  da  qneste  qoercie  antiche 
Cader  Tombra  maggior,  disponi,  o  Cara, 
La  mia  cena  frugal  con  mani  amichel'' 

Tacque;  e  la  Donna  aller  la  dogli'amara 
Sgombrö  dal  petto,  e  neir  onibroso  loco 
I  grati  cibi  al  sno  fedel  prepara. 

Mentre  an  legni  acati  a  poco  a  poco 
LMnfisse  carni  della  belva  nccisa 
A  domar  B'aflfatica  a  lento  foco; 

Ed  Ei  la  spoglia  ancor  di  sangne  intrisa 
Appende  a  disseccar  soyra  le  piante; 
Essa  gli  va  parlando  in  simil  gnisa: 

„Gradisco  i  pegni  del  tue  cor  constante; 
Ma  insieme  abborro  qaei  funesti  doni, 
Che  pnon  costar  la  vita  a  nn  fido  Amante. 

Non  sempre  avrai  fra  gli  orridi  bnrroni 
Un  timido  a  sfidur  Cervo  innocente, 
Ma  gli  armati  di  zanne  Orsi  e  Leoni. 

Che  se  il  Cinghiale  col  ritorto  dente 
T'  assaglia,  ah !  che  in  pensar  al  tno  periglio 
Tatto  m'  ingombra  an  freddo  error  la  mente. 

Onde  a  lasciar  in  pace  io  ti  consiglio 
Di  bebe  il  forte  stnol,  che  pei  boschi  ena, 
E  8ol  per  saa  difesa  arma  Vartiglio! 

A  che  cercar  con  perigliosa  gnerra 
Men  semplici  alimenti?  a  nostre  voglie 


864  P-  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

Assai  di  fratti  6  liberal  la  Terra. 

E  se  dal  gel  riparo  opache  foglie 
Ne  dan  le  piante  e  morbida  corteccia, 
A  che  rapir  con  morte  altmi  le  spoglie? 

L'arco  depooi  e  ogni  cmdel  tna  freccia, 
E  se  ynoi  far  air  Ozio  accorti  inganni^ 
Sciogli  la  voce  al  canto  e  balli  intreccial^  — 

„Deb!  non  tnrbarmi  con  molesti  affanni,^ 
Ei  la  intemppe;  „omai  cibo  e  riposo 
Di  tue  compensi  e  di  mie  forze  i  danni!^ 

Pronia  ai  snoi  detti  Bovra  desco  erboso 
La  Donna  allor  la  preparata  cena 
In  compagnia  gnstö  del  dolce  Sposo. 

Poicb6  serpendo  andö  di  vena  in  vena 
Condito  il  sncco  in  semplioi  maniere, 
Rifnlse  Aniore  in  lor  fronte  serena. 

Cosi  fogge  dei  Rk  le  mense  altere, 
E  sekatiche  prede  e  fratta  agresti 
Di  nettareo  sapor  sparge  il  Piacere.  — 

II  baon  Selvaggio  deir  irsnte  vesti 
Alla  Donna  fö  letto,  e  Pace  allora 
Piü  graditi  annodö  gli  amplessi  onesti.  — 

Trovolli  insieme  la  seconda  Aurora; 
E  il  Cacciator,  che  tardi  si  divise 
Della  sua  dolce  insolita  dimora, 

Non  si  penti,  ma  —  si  compiacque  e  rise. 

VIII. 

II  Linguaggio  deiie  Bestie. 

A  Niee. 

Di  giocoBC  foUie,  Nico  mia  belU; 
Non  pasco  i  taoi  pensier,  quando  ti  dico, 
Che  hauno  le  belve  lor  natia  favella. 

Di  noBtra  mente  &  pregiadizio  antico 
Qnel,  che  airUomo  boI  dona  e  invidia  ad  esse 
II  bei  dcBio  di  societade  amico. 

La  Natura  benigna  in  loro  impresBe 
Un  forte  Amor,  che  a  vivere  le  invita 
Co'  suoi  Bimili  e  a  conBcrvar  se  Btesse. 

Vago  di  dolce  e  socievol  vita, 
Ogni  animal  domoBtico  e  feroce 
Chiede  agli  aitri  a  vicenda  e  porge  aita. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  ans  Üdine  805 

A  cercar  qnel  che  giova^  e  qnel  che  naoce 

Pronto  h  a  fnggir;  e  a  rarj  affetti  il  snono 

Sa  contemprar  della  pieghevol  voce. 
Ma  perchfe  qnelle  voci  oscure  sono 

AI  nofltro  orecohio  e  boI  da'  brati  inteee; 

Noi  lor  neghiam  della  parola  il  dono. 
Dunqne,  chi  il  sol  Tosco  Lingaaggio  appreae^ 

Dir  pnö:  ,,Non  hanno  articolati  aocenti 

L'Afro  selraggio  ed  il  gentil  Chinese?" 
Stolto  b  non  men,  chi  deir  nmane  genti 

Sol  sa  V  Idioma  e  all'  augellin  dipinto 

Nega  il  parlar  e  a  non  intesi  armenti. 
In  ran  Natura  in  lor  provvido  instinio 

Impresso  avria,  se  a  social  virtude 

Non  donava  conforme  an  snon  distinto. 
Come  le  forti  belve  e  le  minnte 

Potriano  senza  il  lor  comnn  linguaggio 

Prowedere  ai  bisogni  e  alla  salnte? 
Con  placido  sussuro  al  oaldo  raggio 

II  popol  va  di  proTvide  Formiehe, 

A  far  pei  giomi  algenti  atil  foraggio: 
Chi  porta  il  grano  delle  bionde  spiche; 

Chi  lo  ripone  entro  gli  alberghi  cavi; 

Qnella  V  opra  conforta  e  le  fatiehe. 
E  r  Api  geometre  ai  fior  soavi 

Ronzano  intomo,  per  formar  di  cera 

L'egnali  celle  ed  i  oelesti  favi: 
E  qnal  fra  lor  va  d'  aaree  spoglie  altera, 

11  Regno  ottiene  e  1'  ire  atroci  e  il  dnolo 

Disarma  alfin  della  diseorde  schiera. 
Talor  disposte  in  bipartito  staolo 

Le  peregrine  Grü  con  ranchi  gridi 

Venir  non  senti  e  fender  V  aria  a  volo? 
E  qnando  a  Noi  dai  rerdi  Egizj  lidi 

Tomano  le  loquaoi  Rondinelle, 

Salatan  da  lontano  i  noti  nidi. 
Tra  pari  fonti  e  fresch'erbe  novelle 

Lascivetto  il  Monton  soherza  e  ragiona 

Del  naovo  amor  con  le  belanti  Agnelle. 
Che  faror  geloso  i  Tori  sprona, 

Son  segni  di  battaglia  qaei  magiti, 

Onde  la  valle  concava  risaona. 
Generoso  Destrier  co'  saoi  nitriti 

FonebnngeB  ZZV.  55 


866  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

Fin'dalle  Beggie  stalle,  ove  si  serra; 
Della  tromba  risponde  ai  fieri  inviti. 

Imbianca  il  freu,  batte  coi  pii  la  terra, 
E  di  portar  il  Cavalier  sal  dorso 
Par  che  ricbieda  e  foco  apiri  e  gnerra. 

Libia  non  nntre  Lioqessa  ed  Orao 
Tanto  crüdel,  che  il  sao  parlar  non  abbia 
Vario,  qaalor  con  innoeente  morso 

Lambisce  i  Figii  e  qnando  in  snon  di  rabbia 
MoBtra  al  Nnmida  Cacciator  gli  artigli 
E  in  lai  rorrebbe  ineangninar  le  labbia. 

Con  tal  linguaggio  il  doloe  amor  de^Figli 
Spiegan  le  belyC;  il  dnol,  V  ira,  il  piaoere, 
Benchfe  al  nostro  parlar  non  s'  asaomigli.  — 

Ma  a  che  ceroar  fra  le  ulvestri  Fiere, 
Sc  in  mezzo  ai  noBtri  Totti  aver  ne  liee 
Proye  non  men  yeraci  e  luBinghiere. 

La  tna  vezzosa  Cagnoletta,  o  Nico, 
Che  ben  apprese  il  tno  gentU  coBtnme, 
Quante  cobo  in  nn  dl  ti  parla  e  dioe? 

Beata  lei,  che  BuUe  molli  piame 
Ti  posa  al  fianco  e  coglie  i  primi  baci 
Dal  roBCo  labbro  all'apparir  del  Inme. 

E  mentre  V  accarezzi  e  a  lei  non  taci 
Gli  affetti  tnoi,  con  la  riccinta  coda 
T'  applande  in  modi  garmli  e  loqaaci. 

Che,  BC  Ninfa  o  Paator  Bonte,  che  loda 
Le  ane  membra  leggiadre  e  il  bianco  pelo, 
Par,  ch'  erga  il  capo  e  si  compiaccia  e  goda. 

Ma  ardita  man  di  ricomporti  il  relo 
0  nn  aureo  crin  di  Bvelierti  non  osi, 
Ch'  eBBa  alior  di  latrati  asBorda  il  Cielo 

E  fa  provar  i  denti  Bangainoai 
Air  Amante  non  men,  che  al  ladro  aatuto, 
11  qnal  tarbar  ardiBBC  i  taoi  ripoBi. 

Bei  ndirla  talvolta  in  Buono  argnto 
QaerelarBi  e  picchiar  la  chinBa  soglia, 
Sc  di  Tczzi  le  fai  brieve  rifinto. 

Bei  yederla  a'tuol  pi6  langair  di  doglia, 
E  come  a  te  chieda  perdono  e  tocchi 
Supplice  il  lembo  della  raga  apoglia. 

Che  BC  poi  giri  a  lei  placidi  gli  occhi, 
Lieta  BchiatüBce  e  intreccia  mille  mote, 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Ddine  867 

Id  grembo  ti  saltella  o  sa  i  ginocchi. 
Quelle  voci  di  gioia  a  te  Bon  note^ 

E  noti  Bon  de'  pinti  angelli  i  giri 

E  le  diverse  lor  garrnle  note. 
Colomba  e  Tortorella,  che  s'  aggiri 

Per  la  frondosa  selva  e  la  campagna, 

Qaai  d*amore  e  di  dnol  manda  sospiri! 
Chiama  fra  Tombre  la  fedel  compagna 

Mesto  Usignuol,  o  de!  Yillan  rapace, 

Che  i  figli  glMnvoIö,  forse  si  lagna. 
Paria  e  non  canta  il  Passero  loquace, 

E  alletta  la  consorte  a  scaldar  Tova: 

Senot'  ella  intanto  1*  ali  e  si  compiace. 
L'  an  porta  al  nido  il  cibo,  e  V  altra  cova, 

E  DQtre  pol  la  non  pennuta  prole, 

Nelle  pie  cnre  gareggiando  a  prova. 
0  lor  felici  almen,  che  le  parole 

Gon  frodi  aetate  colorir  non  sanno, 

E  ognnn  col  sao  simil  s'  allegra  e  daole. 
Fra  lor  non  guasta  insidioso  inganno 

Semplici  affetti,  ed  il  nativo  Stile 

Non  cangia  con  Vetk  Taso  ürannO; 
üb  mai  divien  piü  rozzo  o  piü  gentile; 

E  sotto  1  freddi  e  sotto  i  climi  accesi 

Ogni  schiatta  di  brnti  6  a  se  simile. 
Dolce  Patria  a  lor  son  tutti  i  paesi; 

E  mignolar  intendonsi  fra  loro 

Senza  interpreti  i  Franchi  e  i  Patti  Inglesi. 
Metro  non  cambia  V  augellin  canoro, 

Che  viene  a  noi  dair  Isole  lontane, 

N6  mata  11  verde  manto  e  i  fregi  d'oro. 
Tutti  sdegnan  le  pompe  e  Tarti  vane: 

Formansi  la  magion  rindustri  Insetti, 

E  pago  k  il  Gregge  di  sue  blanche  lane. 
Hanno  immagini  certe,  e  a  certi  oggetti; 

Tra  cui  'I  bisogno  limitö  Natura; 

Drizzan  costanti  i  moderati  affetti; 
Quindi  non  gli  ange  ambiziosa  cura, 

N6  i  lor  desiri  inganna  avida  speme, 

N6  affretta  i  gnai  soUecita  paura. 
Son  puri  i  lor  piacer,  lievi  le  pene: 

Interprete  k  il  parlar  de'  fidi  Amori«  — 

Dehl  perchi  tal  lingnaggio  a  comun  bene 
Fra  Ic  Ninfe  non  s'usa  e  fra  Pastori?  55* 


868  ^'  Michael  Haber,  0.  8.  B. 

IX. 

A  Nlce 

Bisanata  dal  Vaiuolo. 

Elegia^). 

Sorger  libera  al  fin  pur  ti  vegg'  io 
Luce  degli  oochi  miei,  diletta  Nice! 
Oppur  m'  inganna  il  orednlo  desio? 

No;  non  m' ingannO;  piü  temer  non  lioe; 
Ma  par  perdona,  o  Cara,  al  mio  eospettol 
Tardi  crede  al  sao  ben  an  infelice. 

Cosi  da  Innga  tema  ho  U  cor  ristretto, 
Che  Bicnra  la  Speme  entrar  non  osa 
E  Btraniero  mi  sembra  ogni  diletto. 

Ah,  Chi  langnir  non  rede  amabil  Sposa, 
Non  sa,  che  cosa  6  dnol:  tn  ben  lo  sai; 
Se  tal  pena  per  me  fn  tormentosa. 

Tntte  e  di  tempra  piü  crudele  assai 
Qnelle,  che  a  te  la  delicata  cute 
Pnnte  feriro,  io  fitte  al  cor  provai. 

A  an  fido  cor  sono  saette  acnte 
Deir  Amata  i  sospiri,  e  la  Costanza 
E  in  si  grave  dolor  rara  virtate. 

Solo  e  penBoso  in  aolitaria  stanza 
Scioglieva  al  pianto  ed  ai  sospiri  il  freno; 
E  non  avea  piü  loco  in  me  Speranza; 

Che  ia  gentil  taa  tempra  e  il  grave  seno 
Stringeanmi  il  cor  di  gelida  panra 
E  il  morbo  infido,  in  cai  Parte  vien  meno. 

E  benchfe  Igin,  che  oon  indostre  cora 
Invola  a  morte  i  corpi  frali  e  molto 
Con  r  arte  secondar  sa  la  natnni; 

Me  sospirante  e  in  pensier  tristi  ayvolto 
Cercasse  lasingar  con  moUi  detti, 
La  mente  incerta  io  lai  leggea  nel  volto. 

Ovnnqae»  ahi  lasse  I  pe'noiosi  tetti 
Lo  sgaardo  aller  yolgessi  e  il  passo  errante, 
Tinti  del  mio  dolor  scorgea  gli  obbietti. 

Qaante  reite  temprai  la  Cetra,  e  qnante 
Negö  la  Cetra  o  roco  rese  il  suono, 
Non  ben  percossa  dalla  man  tremante. 


1)  Ed.  in  «Poesie  Yarie'',  pg.  83—90. 


Gedichte  des  Gmfeti  Dmiele  Florio  ana  üdine  869 

Del  Tracio  Orfeo  fallaei  i  ranti  sono; 

Son  d'  QUO  Spoao  ai  torbidi  pensieri 

Soarao  oonforto  i  oanni  e  inatil  dono. 
IIa  qaar  era  il  mio  oor,  se  i  Insrnghieri 

Vesri  Bcorgea  del  pargoletto  Figlio, 

Che  al  crine  ti  aomiglia  e  agl'  ocehi  neri? 
Ei  mi  chiedea  talrolta,  amido  il  ciglio, 

„La  lladre  mia  doy'i?^   lo,  non  so  come, 

PietoBO  li  oelara  il  tno  peiiglio. 
Se  la  Fanciaila  poi,  ch'  Oro  ha  le  ehiome 

£  freeche  Rose  e  bianeo  Latte  il  viao 

E  di  taa  Madre  porta  il  ehiaro  nome, 
Sorgea  me  lieta  a  salntar  col  riao, 

Tra  mille  affetti  teneri  e  soayi 

Di  SpoBO  e  Padre  io  mi  eentia  diviso. 
„Sempliee  etkl^  dioea;  „non  sai  le  gravi 

Vioende  nmane;  e  or  ridi,  orehi  minaocia 

Horte  pur  Lei,  oon  eai  sohenando  andavi. 
Chi  sa,  se  piA  tra  le  materne  braccia, 

Delizia  mia,  pargoleggiar  vediotti?^ 

Ahl  ehe  solo  a  pensarvi  il  cor  s^aghiaocial 
Nice^  ho  ooei  piA  meeti  di  eondotti, 

N6  oogliere  potea  eibo  o  qaiete. 

Qaali  poi  furo  le  regliate  notti? 
0  Voi,  triflti  silenq,  ombre  secrete, 

0  caste  piame,  ai  lieti  amor  giä  nido, 

Dei  mid  martiij  testimon  roi  Biete. 
DitO;  se  mai  con  lamenterol  grido 

Stniggersi  ndiste  in  lacrimoei  finmi 

Per  piA  bella  eagion  Sposo  piA  fidol 
„Perohfe,''  dicea,  „pereh6  donarmi,  o  Nnmi; 

Per  poi  rapirmi  sn  V  eUt  fiorita, 

Compagna  si  eonforme  di  eostomi? 
Che  farö  senza  Lei,  ehe  la  mia  yita 

Condia  con  atti  saggiamente  adomi 

E  fedele  ne'  gaai  mi  porse  aita? 
La  mia  dolee  meUt  salya  ritomi, 

0  qnesta  ancor  ti  prendi,  o  Morte  avara, 

E  a'  miei  tronca  lo  etame  ingrati  giomi. 
Grave  6  il  perdere  ognor  cosa  bI  cara, 

E  tanto  or  piA,  che  ne  conosco  i  pregi, 

E  piA  mi  fia  la  rimembranza  amara. 
La  Fe  di  Lei  conosco  e  degli  egregi 


870  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

Studj  Tamore.  Oh  come  avvien,  che  qd  bene, 
A  perdersi  viein,  piü  s^ami  e  pregi! 

Che  8e  vi  place,  oh  Dei,  con  ginste  pene 
Premere  i  folli  miei  pensier  superbi; 
II  reo  Bon  io:  A  me  soffrir  eonviene. 

Dehl  fatOy  che  il  sno  mal  si  disacerbi 
E  Bi  trasfonda  in  me,  che  non  6  dritto, 
Che  pera  rinnocente  e  'i  reo  ei  aerbi. 

GinBto  non  b,  ehe  il  mio  cieeo  delitto 
Involi  ai  Figli  la  lor  saggia  Gnida 
E  gli  anni  aggravi  al  mio  bnon  Padre  afflitto. 

Serbate,  o  Dei,  la  mia  Compagna  fida, 
0  rintüzzate  del  dolor  gli  strali, 
Oppar  fia,  che  il  dolor  presto  m*  accida  !^  — 

CoBi  piangea,  qaando  le  placid'ali 
Venne  a  posar  anl  mio  ciglio  langaente 
Fartivo  il  Sonno,  il  Sonno  obblio  de'  mali. 

Poichfe  legö  gli  Bpiriti  e  (k  piü  lento 
Le  fibbre  il  pigro  umor,  lieta  e  fnnesta 
Immago  apparve  alla  eopita  mente: 

Maoolosa  nna  Beka  in  gran  foresta 
A  me  parea;  che  t'  attondesse  al  varco 
E  che  straziasse  la  tna  bianca  vcBta. 

Io  m'  opponea  con  yani  sforzi  e  V  arco 
D'inntili  saette  a  tua  difesa 
Avea  piü  rolto  giä  vaotato  e  carco, 

Qaando  nna  Dira  giü  dal  Ciel  discesa 
Col  bei  manto,  che  sparBO  avea  di  Btelle, 
Ti  fö  riparo;  aller  ti  vidi  illesa. 

La  Belva  sol  della  macchiata  pelle 
Un  poco  ti  Bcemö  quel  fragil  manto, 
Per  cni  va  si  anperbo  il  sobso  imbelle. 

Grato  io  baciar  a  qaella  Diva  il  manto 
Volea,  qaando  mi  scosBi  e  le  papille 
lli  trovai  molli  di  giocondo  pianto. 

Fin  da  qaelPora,  qaal  d'ambroBie  Btille 
SccBa  ti  foBse  ana  ragiada  in  Beno, 
A  goder  comminciaBti  ore  tranqaille, 

Che  il  Bottile  del  aangae  acre  veleno 
Perd6  Bcoppiando  la  letal  Baa  forza; 
E  mi  sentij  di  speme  aller  ripieno. 

Or  non  temer,  che  la  cangiata  Bcorza 
Fanto  rallenti  in  me  Taffetto  antioo: 


Gedichte  des  Grafen  Dudele  Florio  ans  üdine  871 

Non  per  sl  poco  nn  fido  ardor  s'ammorza. 
Sai,  che  ringegno  alle  beirarti  amico, 

Mice,  amo  in  te  piA  che  la  frale  spoglia; 

Arno  gli  aarei  costiuni  e  il  cor  pudico.  — 
Cetra,  non  di  timor^  non  piA  di  doglia! 

Tnono  cangiam;  d'armonioBa  lode 

AUa  Pieti  de'Nomi  Inno  si  eciogUa! 
Eeea  6  la  Dea,  che  qnal  fedel  onttode 

Nel  bosco  ti  gottraeae  a  Fiera  immonda, 

Fiera,  che  i  piA  robnsti  assale  e  rode. 
Or  spiega  il  rieo,  o  Fancinlletta  bionda, 

E  tn,  lerando  al  Gielo  ambe  le  mani, 

Devoto  i  carmi  miei,  Figlio^  secondal 
A  te  Lodii  o  Pietii;  gli  eventi  nmani 

Ta  reggi  in  gnise  al  penaier  noetro  aacoee: 

Leghi;  flcioglii  ferisci  e  poi  riaani; 
Quai  dopo  il  Vemo  e  Tladi  piovoee 

Apri  U  sereno  e  il  Zeffiretto  spiri 

Con  moUe  fiato  a  risvegliar  le  Rose; 
Qnal  dopo  il  Nembo  ei  dipinge  Y  In 

Di  piA  vaghi  color,  tal  gioia  e  epeme 

Dolce  al  timor  snccede  ed  ai  sospiri. 
Ma  I'Alma  frale,  mentre  il  daol  la  preme, 

L'  eteme  Leggi  intollerante  accasa 

N6  sa,  che  d*  allegrezza  il  pianto  6  eeme. 
Dallo  splendor  de'falei  ben  delnea 

Non  sa,  che  come  l'oro  in  flamme  ardenti 

I  fidi  Amici  ad  affinar  sei  naa.  — 
Ora  gringinsti  miei  grari  lamenti, 

Alma  Pietade,  al  deco  dnol  perdona, 

AI  dnol,  che  ingombra  le  piA  eaggie  menti* 
Vedo,  che  lenti  alla  YirtA  ne  sprona 

Utile  il  pianto  e  che  i  sofferti  affanni 

PiA  florido  il  contento  alfin  Corona. 
Dehl  fa,  che  eciolto  dai  comuni  inganni, 

Qual  piA  ti  piaoe,  in  gioia  od  in  cordoglio 

Con  la  mia  Nico  a  canto  io  tragga  gV  anni: 
Che  se  Mice  mi  serbi;  altro  non  yoglio. 


872 


P.  Michael  Huber,  0.  S.  B. 


X. 
La  Servitü. 

A  Nioe. 
Canzonetta. 
Grazie  agli  affauDi  miei, 
Alfin  ritorno;  o  Nice, 
In  servitA  felice, 
Non  vanto  libertä. 
Che,  qnanto  bella  sei, 
Chi  vide  an  eol  momento» 
No,  viver  piü  eontento 
Lnngi  da  te  non  sa. 

Troppo  ne'  miei  lamenti 
AI  dool  permisi  il  freno! 
Ahl  mi  dolea  ben  meno, 
Se  men  t*  amavo  ancor. 
Furo  qnei  sdegni  ardenti 
D'  amor,  lo  sai,  fnr  segni: 
Non  moderati  sdegni 
Sveglia  an  negletio  Amor. 

Qael  dl  giorarO;  ahi  stoltol 
Di  non  amar  piü  mai. 
Perdona!  I  taoi  ben  rai 
lo  non  yedea  qael  di. 
Vantai,  da  lacei  sciolto, 
Vantai  saperba  pace; 
Ma  del  mio  vanto  andace 
Amore  mi  pani: 

Ei  tosto  al  mio  pensiero 
Piü  deli'asato  belle 
MoBtrö  tae  laci  e  in  quelle, 
Quanto  io  perdea,  moströ. 
Non  del  sembiante  altero 
I  rigidi  disprezzi, 
Sol  le  lusinghe  e  i  vezzi 
L*  infido  rammentö. 

Cercai  fra  varj  oggetti 
Tenere  il  cor  diriso; 
Ma  sempre  al  tuo  bei  viso 
Facea  ritomo  il  cor. 


Qaanti  diversi  affetii 
AUor  sostenni  insieme 
Di  pentimento  e  apeme, 
Di  doglia  e  di  timorl 

Te,  che  sprezzai  con  ranto, 
Offesa  allor  temei, 
E  de'  trionfi  miei 
Appresi  ad  arrossir. 
Piansi  il  bei  laccio  infranto; 
Temei,  che  tn  negletta 
Gradissi  per  rendetta 
Troppo  gli  altrai  sospir. 

Pur  caato  i  miei  martiri 
Dissimalai  per  poco; 
Crebbe  il  rinchiaso  foeo 
E  cento  yie  s'  apri. 
Non  erano  i  sospiri 
D'  intiepidito  Amante; 
E  spesBO  il  mio  sembiante 
I  detti  miei  menti. 

Spesso  cangiai  di  via; 
Ma  al  solito  soggiorno 
Sempre  facea  ritomo 
U  involontario  piü. 
Spesso  la  iingua  mia 
Troncö  Tamato  Nome. 
Parlava,  io  non  so  come, 
Anco  il  tacer  di  te. 

Le  mal  celate  pene 
Dissimalar,  che  giova? 
Mi  Costa  assai  la  prora 
D'  incomoda  virtü. 
Bacio  le  mie  catene, 
Tra  cui  V  ingrata  e  cara 
Or  forse  a  me  prepara 
L'  antica  servitü. 

Ma  qnal  mi  riconduce 
Strano  fatal  consiglio 
LA,  dove  il  mio  periglio 
Antiveder  gi&  so.  — 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine 


873 


Abi,  qaella  mi  sedace, 
Qnella  speranza  ria, 
Per  cui  ciascun  b'  obblia 
De' lisch],  che  passö: 

Goal  dispiega  al  vento 
Le  giÄ  sqaarciate  vele 
E  torna  al  Mar  cradele 
Qael  naufrago  Nocchier; 

CoBi  Leon  contento, 
Saide  le  piaghe  appena, 
Tema  airinfaasta  arena 
Gll  aasalti  a  soetener. 

lo  per  seguir  mia  sorte 
Tomo  ai  tuoi  doloi  imperi. 
No:  piA  de'  snoi  voleri 
Arbitro  il  cor  non  6. 
Sento^  che  son  men  forte, 
Che  in  chiederti  perdono, 
Armi  al  tno  fasto  io  dono 
Per  trionfar  di  me. 

N6  giä  Yiltade  6  qnesta 
Gran  tolleranza  mia, 
E  incognita  Magia 
ly  amabile  Beltä. 
Senza  di  Lei  molesta 
La  libertä  mi  pare; 
Essa  la  pene  amare 
Dolci  parer  mi  fal 

XL 

Desidorio  Vano  di  LibertA. 

Canzonetta. 
Sciogli,  mio  core,  omai 
Sciogli  le  tue  eatenel 
Omai  goder  conviene 
La  dolce  Liberia. 
Piü  voIte  lo  giurai, 
Ma  an  tno  bei  gaardo;  o  Nice, 
Di  qnel  pensier  felice 
ToBto  pentir  mi  fa. 


Da  te  fuggir  lontano, 
Faggir  da  te  vorrei: 
Lungi  dagli  occhi  miei^ 
Lnngi  Sarai  dal  cor. 
Ciö  mi  Insingo  in  vano: 
Perchfe  nel  core  istesso 
Porto  il  bei  volto  impresso 
E  mel  dipinse  Amor. 

Ovanqne  gli  occhi  mnova, 
Parmi  veder  quel  volto. 
Se  grata  voce  ascolto, 
La  voce  tna  mi  par. 
Qneir  egro  il  sa  per  prova, 
Che  ha  nelle  vene  il  foco, 
Se  per  cangiar  di  loco 
Si  pnö  Desio  cangiar. 

Se  cerco  in  te  diffetto, 
Sempre  in  te  scopro,  o  Bella, 
Qnaiche  Beltä  novella, 
Che  accende  i  miei  desir. 
So;  che  soverchio  affetto 
Fa  traveder  talora, 
Che  anche  i  diffetti  adora, 
Chi  non  li  sa  scoprir. 

Ma  Insinghier  Desio 
In  ciö  non  mi  seduce: 
Degli  occhi  taoi  la  Ince 
Cara  a  me  sol  non  6; 
AI  tno  candor  nativo 
Sento,  che  ognan  Ak  lode, 
E  vedo  ognan,  che  gode 
Starsi  vicino  a  te. 

Sotto  modesta  faccia 
Qael  spiritel  vivace 
E  qaella  taa  mi  piace 
Schietta  sinceritä. 
L'Invidia  altrai  si  taccia, 
Che  rabida  ti  sprezza, 
Perch^  di  taa  Bellezza 
Un  raggio  sol  non  ha. 


874 


P.  Michael  Haber,  Ö.  8.  B. 


Ahi!  che  di  mia  ferita 
Or  la  cagion  rammentol 
Abi!  che  al  mio  mal  consento, 
Mentre  il  dovrei  sanar! 
Cbiedo  sowente  aita 
A  risolato  sdegno; 
Ma  appena  an  lieve  segno 
Sovra  il  mio  volto  appar. 

Santo,  che  il  eore  offeso 
Alle  vendette  aspira; 
Ma  tOBto  in  mezzo  all*  ira 
Mi  sento  intenerir. 
Santo,  che  il  labbro  acceso 
Tanta  formar  lamanti; 
Ma  pbi  gli  irati  accenti 
Si  cangiano  in  sospir. 

A  taa  Baltä  perdono 
I  miei  sofferti  affanni. 
Son  sogni,  son  inganni 
Di  Libartä  i  pensier. 
Si  bei  taoi  lacci  sono, 
0  dolce  mia  Nemica, 
Che  piü  la  pace  antica 
Non  mi  potria  piacer. 

Tal  per  gentil  costame 
AUa  prigione  adorna 
Vago  aagellin  ritoma, 
Obblia  la  Libertä. 
Scaote  le  fide  piame 
E  la  natrice  mano, 
Che  lo  rigetta  in  vanO; 
Abbandonar  non  sa. 

0  volgi  il  gaardo  altero, 
0  parla  a  me  cortese! 
Gare  mi  Bon  l'offese, 
M*6  caro  il  tao  favor. 
De'  miei  voler  V  impero, 
Mia  Nice,  a  te  donai: 
Sola  trovar  ta  sai 
La  via  di  qaesto  cor. 


Se  il  liberarsi  oppresso, 
Se  il  romper  la  catena 
Costa  gl  grare  pena, 
Si  resti  in  SenritA ! 
So,  che  il  domar  se  stesso 
Ogni  trionfo  awanza, 
Ma  par  k  la  Costanza 
Lodevole  Virtü. 

xn. 

La  Bollozza. 

Canzonetta. 

A  ragion,  Donne,  chiedete, 
Cosa  6  mai  qnesta  Bellezzai 
Che  da  voi  tanto  s'  apprezza 
E  che  tan^o  amar  yi  fa* 
II  saper,  che  belle  siete, 
Non  vi  basta  ai  tempi  nostri, 
Qaando  anccr  non  vi  si  mostri 
L'alta  Idea  della  Beltä. 

Per  segair  vostro  gentile 
Filosofico  diletto^ 
Or  deir  agile  intelletto 
Sovra  Tali  m'ergo  al  CSel: 
Ogni  nebbia  oscnra  e  vile 
Si  dilegaa  da' miei  sensi; 
Varco  r  Etra  e  i  spazj  immensi, 
Finchfe  ginngo  al  primo  Bei. 

La  Bellezza  6  an  pieciol  ra^o, 
Una  langnida  scintilla 
Di  qael  Sol,  ehe  in  se  sfavilla 
Immatabile  e  seren. 
E  se  ben  la  mira  il  Saggio, 
E  leggiadra  e  sottil  veata, 
Con  divina  arte  contesta, 
Di  cai  cinto  alletta  il  Ben. 

L'aaree  Stelle  ed  i  Pianeti 
Essa  avviva  col  sno  lome: 
Degli  Aagelli  orna  le  piame 
E  neir  onde  anco  traspar. 


Gedioht«  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine 


875 


Finge  in  mezso  a'  campi  lieti 
Spiche  e  Fratta;  Gigli  e  Böse; 
E  le  stille  ragiadose 
Fa  deir  Iri  scintillar. 

Ma  qaalor  nel  fido  speglio 
Vostre  gnancie  delicate, 
Donne,  voi  sparse  mirate 
Di  vermiglio  e  di  candor, 
Qnel  di  me  vi  spiega  meglio 
La  Belik^  ch'  6  ana  natia 
Soaviasima  armonia 
E  di  parti  e  di  color. 

Qnal  da  ben  temprate  corde 
Sorge  mnflico  concento: 
L'  aria  molce,  acheta  il  vento, 
Sgombra  i  torbidi  penBier; 
Tal  d'nn  ordine  eoncorde 
Dl  piü  membra  amabil  nasce 
Dnitä;  che  gli  occhi  pasce 
D' ineffabile  piacer. 

Qaindi  avvieD,  che  il  cor  ne  tocchi 
Qnasi  fervida  saetta. 
Che  ferisce,  che  diletta, 
'Sk  s\  aa  talor  perchfe. 
L'  Alma  aller  beve  per  gli  occhi 
Un  Bottil  dolce  veleno 
E  giä  nntre  amore  in  seno 
Ch*  ella  accorta  ancor  non  6. 

Voi  bensl  re  ne  accorgete 
Degli  Amanti  al  langaidetto 
Sgaardo  errante  e  al  vario  a^petto 
Or  di  foco,  or  di  pallor. 
E  in  voi  tacite  godete 
Del  trionfo  e  deirimpero 
Che  nn  gentil  sembiunte  altero 
Vi  donö  Bui  noBtri  cor. 

Ah!  non  rendavi  Bnperbe 
Di  Natnra  un  dono  lieve, 
Che  qnal'Ombra  e  fresca  Neve, 
Si  dilegua  in  faccia  al  Sol! 


Qnella  Bobo,  che  dall'erbe 
Snl  mattin  sorgea  Beina, 
Poi  langnente  il  eapo  inchina» 
E  negletta  oade  al  Bttol. 

Ben  Bollecite  vi  voglio 
D'  altroBel,  che  il  fiore  e  il  verde 
Per  cangiar  d'etä  non  perde, 
Cni  piA  longo  ride  April. 
Non  vi  gonf]  vano  orgoglio 
Se  deiranreo  eiemo  fönte 
Vi  sfavilla  nn  raggio  in  fronte, 
Segno  d'  animo  gentil  1 

Anzi  fate  altrui  palesC; 
Che  di  candidi  coBtumi 
Lo  Bplendor  di  due  bei  lumi 
Segno  ineerto  ognor  non  fu! 
Se  in  Bei  Corpo  Alma  Cortese 
Placidissima  soggioma, 
A  vicenda  aller  b'  adoma 
La  Bellezza  e  la  Virtü. 

xnL 

La  Feiiciti. 

Canzonetta. 
In  qaal  terren  dimori; 
Sotto  qnai  climi  ignoti; 
Name  de'noBtri  Voti, 
Bella  Felioiti? 
Stai  tra  superbi  Onori 
0  tra  Delizie  liete? 
Sei  placida  Qaiete, 
0  dolce  Libertä? 

0,  te  chiamar  oonviene 
Viva  celcBte  Fiamma, 
Che  i  cor  Boave  infiamma 
D'  an  immortal  Desir. 
Perchi  d' ineerto  Bene 
Con  Larve  ognor  fallaci, 
0  Bella,  ti  compiaci 
II  volto  rieoprir? 


876 


P.  Miohael  Huber,  0.  S.  B. 


A'taoi  lontani  inviti 
Lascia  il  paterno  Lido, 
E  Bolca  il  flatto  infido 
L'intrepido  Nocchier. 
E  tu  i  Gnerrieri  arditi 
Dal  sen  della  Consorte 
Gnidi  a  sfidar  la  Morte 
Con  barbaro  piacer. 

Ma  la  taa  vera  traccia 
Spesao  si  perde,  e  spesso, 
Mentre  ne  roli  appresBO, 
Lnngi  ti  cerca  il  cor. 
Nel  rawiflar  toa  faccia 
Üogli  nomini  selvaggi 
Travedono  i  piü  saggi 
Delnsi  dall*  error. 

Se  tn,  Divino  Seme^ 
Cadi  alla  Terra  in  seno, 
Qual  fertile  terreno 
Sara  piü  caro  a  te? 
So,  che  la  vana  Speme 
Goglier  tnoi  rami  eletti 
Cerca  fra  granrei  tetti 
De'  lasingati  R6. 

Ma  Talme  tue  radici 
Ivi  V  Invidia  amara 
E  r  empia  Frode  a  gara 
Gol  tosco  innaridi. 
Dtmqne  fra  boscbi  amici, 
Dine,  se  in  verde  riva 
Airombra  deirOliva 
La  Face  ti  natri? 

Oppor  se  te  nascente 
Tra  il  sangue  e  tra  sudori 
Miete  coi  grati  allori 
II  bellisco  acciar? 
Ben  sparse  in  ogni  gente 
I  semi  taoi  Natura; 
Sol  manca  industre  cura 
Per  farli  germogliar. 


In  Regio  e  in  nmil  State 

Del  par  fiorir  tn  pnoi; 

Prescritto  a'  dritti  taoi 

Confine  alenn  non  6. 

Ma  qnegli  6  piü  beato, 

Che  di  Yirtü  b'  acceae, 

Che  aspira  a  giaste  impreae, 

Senza  cercar  merc6I 

XIV. 
La  Face. 

Canzonetta. 

Tema  I'amabil  Face 
Cinta  di  verde  nliva 
E  al  Pö  tranqnillo  in  riva 
Scherza  coi  lieti  Amor. 
L^aorette  Insinghevoli 
A  lei  d'intomo  volano; 
E  Botto  il  biance  pii 
Spnntano  a  gara  i  fior. 

Va  la  Bicara  greggia 
A  her  nel  chiaro  Finme, 
Che  di  Bangaigne  spume 
GM.  torbido  sdegnö. 
Non  piü  tremante  Bvegliasi 
Di  tromba  al  anono  orribile, 
Ma  placidi  il  Pastor 
Cogliere  i  sonni  or  pnö. 

Se  far  da  fiamma  oBtile 
Arse  le  bionde  messi, 
Sorgen  da  solchi  istessi 
Piü  folte  ad  ondeggiar. 
Volte  le  spade  in  vomeri 
Piaghe  feconde  imprimono 
Sol  della  Terra  in  sen 
Coir  innocente  acciar. 

Qael  fervido  destriero, 
Che  alti  mandö  nitriti 
E  SU  guerrier  feriti 
Mosflc  il  sangnigno  pi^. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine 


877 


Pose  sq  V  erbe  languido 
E  i  yezzi  e  i  grati  pascoli 
Coglie  da  quella  naan. 
Che  gik  Bodar  lo  ft. 

Uarmi  al  paterno  tetto 
II  bnon  gaerriero  appende : 
Narra  di  proye  orrende 
La  rara  veritA. 
Non  piA  la  madre  pavida 
De*figli  meate  immagini, 
Dipinte  dal  timor, 
Fra  il  gonno  mirerft. 

N6  le  ooDBorti  sole 
Gemon  nel  freddo  letto^ 
IIa  airanelante  petto 
Stringono  il  soo  fedel 
E  Bovra  il  volto  intrepido 
Qnelie  ferite  baciano, 
Che  noD  lo  macehian,  no, 
Ma  il  rendono  piü  bei 

Ecco!  il  Germano  e  il  Franco 
Siede  ad  amiea  mensa, 
E  eol  lieor  eompenea 
II  saDgae,  ehe  yersö. 
Lo  adegno  omai  sommergeei 
Entro  spumanti  patere: 
Or  qnegli  k  Tiflcitor, 
Che  piü  ne  traceannö. 

Ahl  mentre  ogn'  im  respira 
Di  Paoe  aare  tranqaille, 
Tna  colpa,  o  erada  FiUe^ 
Paoe  il  mio  cor  non  ha; 
N6  peroh6  gli  ooohi  in  lagrime 
Stmgga  e  lo  spirto  in  gemiti^ 
La  tna  mai  si  placö 
Difficile  Beltit. 

Un  eol  pietoao  sguardo 
Delle  tne  Ind  raghe 
A  me  r  acerbe  piaghe 
Potrebbe  raddoleirl 


E  a  Chi  per  te  gi&  stmg^si, 
Nieghi  mercfe  si  mieera. 
Quasi  che  giovi  a  te 
II  longo  nuo  martir. 

Ma  accresoi  pnr  le  pene; 
Qnanto  aarai  men  pia, 
Piü  splenderft  la  mia 
Inimitabil  Fe! 
Dolci  per  te  mi  sembrano 
Le  pene  ancor  piü  barbare, 
Pria  che  d'altra  gioir, 
Voglio  penar  per  te! 

XV. 
II  Ballo. 

A  Fluide. 
Canzonetta. 
I  lieti  dl  giä  tomano, 
Amici  delle  danze; 
Giä  di  ooncenti  armonici 
Suonan  le  fide  stanze. 
Cogliam  i  doni,  o  Fillide, 
Della  vivace  etJu 

Nella  stagion  nevosa 
Chi  langnido  riposa^ 
Senso  non  ba  di  giubilo^ 
Fiamma  d^amor  non  ha. 

Siedano  i  vecchi  garrali 
Intorno  al  pigro  foco; 
Altri  anelanti  pendano 
Dal  lusinghiero  gioco, 
Mostrando  in  faccia  i  palpiti 
Di  speme  e  di  timor. 

Di  borea  a^freddi  vanni 
Facdam  noi  scaltri  inganni, 
Senza  i  tesori  perdere, 
Senza  tnrbarci  il  cor. 

0  Ballo,  il  volo  accelera 
Dalle  sonanti  sferel 


878 


P.  Michael  Haber,  0.  B.  B. 


Scendi  a  dispor  con  ordine 
D*  amor  V  elette  sohiere, 
Figlio  gentil  deir  ilare 
RobuBta  Gioventü! 

Sa  Cetra  ebarnea  intanto 
Celebrerö  col  oanto 
La  taa  Celeste  origine, 
La  taa  natia  virtü.  — 

Nella  stellata  Reggia 
StavaDsi  a  mensa  i  Dei; 
E  in  yasi  d'  oro  il  Nettare 
A  Lor  mescea  Colei^), 
Che  delle  gaancie  floride 
Serba  Teterno  onor. 

Prima  che  offrirlo  a  Giove, 
Volle  far  dolci  prove 
E  il  sen  divenne  tamida 
Del  fertile  licor. 

Snello  di  membra  ed  indole 
QaiDdi  an  Fancial  le  naseef 
Che  sprigionö  le  braocia 
Dalle  tenaoi  fasce 
E  co'snodati  articoli 
Faor  della  onna  asci. 

Pieghevole,  gaizzante 
Scotea  Tali  alle  plante^ 
Ed  orme  certe  imprimere 
Si  vide  il  primo  di. 

Di  sonnacchiosa  Nenia 
Ei  non  adi  le  note; 
Qaeir  armonia,  ehe  tempera 
In  Ciel  Tardenti  raote, 
Qaella  con  legge  e  namero 
I  passi  le  inaegnö. 

Fra  gli  altri  Dei  benigna 
Lo  yezzegiö  Ciprigna, 
Che  piü  fedele  interprete 
Trorar  di  lai  non  pnö. 

1)  Ebe,  Dea  della  Gioventit 


Ella  de*  Nnmi  all'  arbitro 
Volse  i  siderei  rai 
E  disae:  „0  Rk  degli  Uomini, 
A  lor  fatiche  e  gnai; 
Deh!  qaeato  non  inridia 
Benefico  piacer!^ 

Sorrise  a  tal  richiesta 
Giove  e  chinö  la  teata; 
E  aller  apedi  dair  Etere 
II  Ballo  lasinghier.  — 

Prima  volö  fra  gli  Ozj 
Delle  Capanne  amiche. 
Qai  BMntrecciö  di  Cerere 
AI  crin  le  bionde  spiche: 
LA  tinse  il  pife  di  Bromio 
Nel  roeaeggiante  nmor. 

AI  anon  d'agresti  avene 
Dolci  annodö  catene 
La  Yillanella  Candida 
E  il  brnno  Agricoltor. 

Cinto  coatai  di  pampini, 
Ebbro  di  caldo  moato, 
Di  qaa,  di  lä  u  lancia 
Nelle  membra  incompoato, 
E  dei  ander  ai  rendica 
Battendo  il  aool  col  pi& 

Mentre  di  lai  ai  lagna 
La  aemplioe  Compagna, 
Se  la  man  aente  atringersi 
Pegno  d*  ardita  Fe.  — 

Fra  Selye  e  fira  Tagorj 
Poi  non  rattenne  Tale: 
Ma  aneor  a'aperse  i*adito 
Nelle  anperbe  Säle. 
L'  Arte  aposö,  la  rnvida 
Sna  libertä  perd6. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine 


879 


AUor  delle  Carole 
Nacque  1a  colta  Prole. 
Ha  tutte  11  pregio  oedooo 
AI  nobil  Miniife. 

Di  Ini  Chi  meglio  regola 
I  paasi  or  tardi  or  presti? 
Piega,  riaorge  e  faciii 
Ai  paasi  accorda  i  gesti. 
Figlio  h  dell'  Arte  cd  emnlo 
Della  Natura  appar. 

CoBi  le  measi  bionde 
Scherzan  nel  campo  e  1'  onde 
Spinte  da  molle  zeffiro 
Scherzan  cosi  nel  mar. 

Fratello  sno  TAmabile 
Con  placide  ricende 
I  pasai  al  snono  tenero 
Pria  mnove  e  poi  sospendC; 
Segnando  i  anoi  vestigi 
Con  Regia  Maesti. 

Vien  preaso  lai  1' altera 
De'Balli  Inglese  aohiera. 
Ma  troppo  qneati  legano 
La  nostra  libertä. 

Ben  grato  a  Noi  spettacolo 
DA  qael  leggiadro  atnolo. 
Che  ne'  teatri  splendid! 
Spiega  yeloce  il  volo, 
Sicch6  men  schietto  V  aria 
Fende  pennnto  angel. 

Bei  rimirar  con  moti 
Spiegar  gli  affetti  ignoti: 
Mentir  geloso  Satire 
0  fido  Pastorel. 

Ma  qneati  scherzi  s'abbiano 
Le  ingannatrici  scene! 
Fillide,  al  nostro  genio 
Danza  gentil  convienC; 


Che  leggiadria,  che  grazia 
Aeeoppj  a  Nobilti. 

II  Minn6  mi  piace, 
Ma  ynöf  che  aia  vivace: 
Noioso  tnon  patetico 
Adormentar  mi  fa. 

Intrecciarem  por  T  agile 
Sehiavetta  capricciosa. 
Qnesta  ha  i  saoi  voll  ed  impeti 
Ha  la  ana  grave  posa: 
Con  innocenti  vincoli 
S'annoda^  si  sostien. 

Si  vibra  il  pi6,  si  acnotC; 
S'aggira  in  schiette  mote: 
E  1  pi6  gagliardo  e  tremnlo 
Fa  gemere  il  terren. 

Dalle  iemprate  Cetre 
Senti,  che  il  suon  n'  aletta. 
Stendi  la  mano^  o  FillidC; 
Non  far  la  ritrosetta! 
Ah!  della  Madre  rigida 
Gr  Imperj  non  temer. 

Or  iuvida,  indiscreta 
Ella  goder  ti  vieta, 
Perch6  gi&  mezzo  secolo 
Ella  solea  goder. 

Dehl  se  desio  ti  stimola 
Di  vegeta  salnte, 
Sciogli  le  membra  e  Tanimo 
AI  Buon  di  corde  argate: 
Cogli  1  vital  remedio 
Concesso  a  Noi  dal  Ciel. 

Piü  libero  il  respiro 
MnovC;  e  del  sangae  il  giro 
Fa  pronti  piü  gli  spiriti, 
II  volto  fa  piü  bei. 

Che  mentre  dolce  s'agita 
II  aangne  nelle  veno, 


880  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

Dl  frescbi  fior  la  gUAncia  Tae  forme  piü  leggiadre 

A  colorir  ti  yieDC  QaaDdo  vedrä  la  Madre, 

E  con  soave  porpora  Filii,  an  error  tA  provYido 
AecreBce  la  Beltä.  A  te  perdonerä. 


XVI. 
La  Maschera. 

Ganzonetta. 

GioYe,  il  R6  del  Mondo  intero, 
Che  le  cose  oma  e  rinnova, 
Stanco  an  dl  del  grave  impero, 
—  Come  BpeBSO  ai  Grandi  giova — 
Per  sao  libero  piaoere 
Volea  seender  dalle  Sfere. 

Onde  a  Pallade  ingegnosa 
DiBse:  „A  Yoi,  Nami  minori, 
Si  consente  brieve  posa 
Depo  i  fervidi  sadori. 
E  goderla  a  me  non  lice. 
Che  ne  sembro  il  piü  felioe? 

Gara  k  mia  degli  elementi 
Trar  del  seno  opre  novelle, 
Goronar  di  rai  lacenti 
0  Pianetti  e  Taaree  stelle 
Ed  intomo  airampia  mole 
Regolar  il  corso  al  sole. 

Ben  6  ver,  che  a  Giuno  in  seno 
Affidai  le  pioggie  amiche; 
Eolo  stringe  ai  venti  il  freno; 
Natre  Gerere  le  spiche, 
E  dell'onde  il  regno  infido 
Gol  Fratello,  6  ver,  divido. 

Ma  non  onda  in  mar  gorgoglia, 
Non  risplende  Stella  in  cielo; 
Non  si  maove  in  ramo  foglia; 
Lieve  fior  non  spanta  in  stelo, 
Ghe  da  mia  provvida  aita 
Non  riceva  e  moto  e  vita. 

lo,  che  primo  ho  degli  Dei 
E  degli  Uomini  il  govemo; 
Danqae  scendere  vorrei 
Sopra  il  snol  dal  Soglio  eterno, 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Üdine  881 

Alternando  in  modi  accorti 

Le  fatiohe  ed  i  conforti. 
Chi  talor  siede  subblime, 

Ginto  d'ostro  in  aurei  scanni, 

Piü  soapira  e  piü  a'opprime 

Sotto  il  peao  degli  affanni. 

E  regnar  mentre  si  crede, 

Serve  agli  altri  e  non  s'  awede. 
Ora  tu,  che  hai  larga  dote 

Di  saper,  m'  aita,  o  Figlia! 

Gome  asconda  in  forme  ignote 

I  miei  rai,  tu  mi  conaiglia, 
Siecht  piü  non  sien  fatal! 
Allo  sguardo  de'  mortali!" 

Gon  nn  rigido  soghigno 

Qai  la  Dea  rispose  al  Name: 

„Senza  me  di  Toro  e  Gigno 

Blanche  spoglie  e  blanche  piume 

Sai  vestir,  se  vnoi  far  preda 

D'  altra  Earopa  e  d'  altra  Leda. 
Penetrar  in  pioggia  d'Oro 

Sai  fra  torri  e  fra  cnstodi. 

Ma  il  tno  vieta  e  il  mio  decoro, 

Ghe  amorose  astute  frodi, 

Genitor,  piü  ti  rammenti; 

Altre  appresi  arti  innocenti. 
N6  a  si  YÜe  uffisio  insano 

Mi  yedrai  piegar  la  mente: 

Non,  se  ancor  t'armi  la  mano 

Del  tno  f almine  stridente! 

Di  Mercurio,  che  n'6  degno, 

Usa  in  ciö  lo  scaltro  ingegno!'' 
y,Sgombra,  o  Figlia,  ilreosospetto,^ 

II  Tonante  allor  rispose, 
„Non  ti  chiesi  ignoto  aspetto, 
Per  coprir  arti  amorose« 
Ghe  se  pur  sospiro  ancora, 
Gasta  Ninfa  m'  innamora. 

Liberia,  delizia  e  cara 
Del  patemo  regno  antico, 
Ghi  ti  cerca,  in  vita  oscura 
Puö  mirar  tuo  volto  amico; 
Ma  chi  vive  in  ietti  alieri, 

Fon€hiiiigeii  XXV.  gg 


882  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

Libertä  goder  non  speri! 

Or  di  Lei  mi  gaida  in  traccia 
Dagli  eterei  ai  bassi  campil 
Figlia,  addattami  nna  faccia, 
Che  m'ascoDda  i  chiari  lampi, 
Che  ai  soggetti  ugaal  mi  renda, 
Ha  il  decoro  non  offenda!" 

Tacqne  e  gi&  l'industre  Dea, 
Che  or  la  spada,  or  tratta  V  ago, 
Questa  volge  e  quella  idea^ 
Perch6  il  Padre  ne  sia  pago. 
Unna  approva,  e  poi  delnaa 
L' error  scopre  e  Parte  aeousa. 

Mentre  pensa,  a  Giove  innante 
Säle  Amor  dal  Ciprio  regno; 
Ma  cangiato  ha  il  bei  sembiante 
Ei  cosi^  che  par  lo  sdegno 
E  di  Furia  empia  maligna 
Figlio  par,  non  di  Cüprigna. 

Mal  conoBce  il  giallo  viso 
Pria  la  Dea,  ma  i'ali  vede. 
La  cagion  deir  improwiso 
Gangiamento  a  Lni  richiede. 
E  con  flebile  qnerela 
Sospirando  Amor  la  svela: 

„Yenian  Sacre  alla  mia  Madre 
Molte  giä  snl  Ciprio  lido. 
lo,  che  applaudo  alle  leggiadre^ 
Le  deform!  addiio  e  rido; 
Feci  si,  che  assai  piü  rare 
Fnr  TAncelle  intorno  all' Are. 

AUor  VenerC;  che  mira 

Venir  meno  e  voti  e  inoensi, 
Mi  rampogna^  freme  d'ira, 
Vnol,  che  il  cnlto  io  le  compensi 
Col  piacer  della  yendetta, 
E  a  sferzarmi  giä  s*  affretta. 

Io  la  faggo  e  mi  nascondo 
Entro  il  sen  delPelci  cavO; 
Ove  stilla  occnlto  il  biondo 
Delle  pecchie  nmor  soave, 
E  restai  di  cera  involto, 
Qnal  mi  vedi,  e  gonfio  il  volio. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  ans  Udine  883 

Ni  acquistar  a  mio  talento 

So  rimmagine;  e  al  freddo  yento 

SMndnrö  la  molle  cera, 

Che  piü  BYellerBi  noD  pnote 

Senza  oflfesa  delle  gote. 
Sol  b'  aperse  il  yarco  alquanto 

Sulle  labbra  e  agli  ocohi  in  giro, 

Oye  m'eace  il  caldo  piantO; 

La  fayella  ed  il  respiro. 

Cosi  almen  le  acerbe  doglie 

Di  sfogar  non  mi  Bi  toglie. 
Deh!  tu,  Pallade,  nntrice 

Di  beir  arti,  anzi  maestra, 

S'  hai  pietä  d*  an  infelice, 

Stendi  a  me  l'amica  destral 

Che  in  quest'  ora  ai  tnoi  seguaci 

E  a  te  giuro  eterne  paci.^ 
Si  piegö  la  Dea  cortese 

E  con  lenta  e  dolce  forza 

Dalle  roBce  gnancie  illese 

Gli  staccö  la  dura  scorza; 

E  in  ane  man!  —  oh  eyento  yago!  — 

Eccol  appar  cerata  immago. 
Palla  OBserya  a  parte  a  parte 

Ochi  aperti,  bocca  e  naso. 

Quel  che  in  yan  cercaya  Parte, 

Coßi  le  oflfre  il  lieye  caso,  — 

Se  lo  siegne  mente  accorta, 

Spesso  il  caso  air  Arti  6  scorta.  — 
Lieta  aller:  „Eccoti  pronte 

Qaelle  forme,  che  ohiedesti! 

Della  fnlgida  tua  fronte 

Gopri;  0  PadrO;  i  rai  celeBti! 

E  se  ynoi,  che  nna  ne  addatti, 

AI  tuo  yolto  OBserya  i  patti!" 
Giurö  Tuno,  e  Taltra  impresBe 

Sal  modello  e  cera  e  tele. 

Se  poi  Oioye  alle  promesse 

Fu  spergiaro  oppnr  fedele, 

Lo  ricercbi  GeloBia, 
Che  ha  cent^occhi  e  il  tntto  spia.  — 
SO;  ehe  grata  a  Dei  minuti 
Fa  r  immago  laBinghiera, 

66* 


884  P.  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

Sotto  cni  spesso  crednti 

Sono  Dei  di  prima  Sfera; 

Che  la  Haschera  ha  tai  pregi; 

Che  vil  Ber?o  ugaaglia  ai  Regi.  — 
Grato  Amor  offerse  il  dono 

Air  irata  Genitrioe; 

E  in  merc6  n'  ebbe  perdono, 

Che  neirisola  felice 

Poi  deformi  e  belle  insieme 

Di  piacer  nni  la  speme. 
Sul  confin  di  fresche  gaaneie 

Giova  piü  brieve  Moretta^). 

Alle  pallide,  alle  raneie 

Volto  intero  piü  diletta. 

Deiralirni  credulo  errore 

Senza  rischio  or  riede  Amore. 

xvn. 

In  Horte  della  Signora  Contessa 
Tittoria  Florio, 

Nata  Contessa  Valvasona  Di  ICaniaco, 
Dilettisflima  Consorte  dell' Autors. 

Proemiale. 
Voi^  ehe  ascoltaste  qne^giocondi  versi, 
Che  r  aura  m'  ispirö  d'  amica  sorte, 
E  d'Amor  feste  planso  aU'arti  aecorte, 
Che  per  mio  lame  e  altrni  diletto  apero: 

Gli  oeebi  a  questi  volgete  assai  diversil 
E  error  non  gi&  di  cosi  bella  morte, 
Ma  vi  prenda  pietä  d'egro  Consorte^ 
Leggendo  affetti  d'amarezza  aspersi! 

Vedrete  ben,  che  ingannatrice  seena 

E  qnesta  vita^  che  or  m!b  fosca^  qnanto 
La  passata  mi  fu  lieta  e  serena. 

Qaeir  io,  che  pria  yi  rallegrai  col  canto, 
Chiedo  aita  e  non  lode  alla  mia  pena 
Or,  che  la  Cetra  mia  rivolta  k  in  pianto!  — 


1)  MaBchera  fatta  di  Veluto  negro,  usata  in  Venezia  e  nelle  Cittä  B<^tt« 
a  qnesta  Repnbblica. 

2)  Cfr.  ^Poesie  Varie«  pg.  93—120:  Alla  Conteasa  Vittoria  Valvasona  di 
Maniaco,  Consorte  dell'Autore. 


Gedichte  des  Grafen  Danielo  Florio  ans  Udine  885 

2. 

Alma  diletta;  che  aireterno  Impero 
Yolasti  sciolta  da'  tnoi  doloi  nodi, 
Queate  dolenti  rime  ascolta  e  godi, 
Ben  certi  pegni  di  candor  sincerol 

S09  che  a  te,  che  yincevi  il  seaso  altero, 
Mai  noD  piacquer  lusinghe  e  scaltri  modi; 
E  meno  il  Buon  di  menzogBere  lodi 
Sofirir  potresti;  or  che  sei  presse  al  Yero. 

Ma  i  pregi  tuoi,  che  io  canto,  ormai  sicora 
lotender  pnoi  da  qnel  beato  locO; 
Ove  non  giunge  ombra  di  vana  cnra. 

N6  fra  quelle  armonie  ti  spiaccia  il  roco 
Pianto  fedel,  che  sa  la  tomba  oscara 
Consacro  alla  tua  gloria  e  al  mio  bei  foco. 

3. 
Fin  da  quel  di,  che  dal  tuo  carcer  frale 
Facesti,  ohim6!  Tamara  dipartita, 
£  sei^  Metä  mia  dolce,  al  Ciel  salita 
Di  bianca  Fede  e  di  Pietä  sn  1'  ale, 

Traffito  il  cor  da  doloroso  strale, 

Me  stesso  ho  in  odio  e  la  tenace  vita^ 
Che  a  saldar  la  profonda  aspra  ferita 
Tempo  0  conforto  di  ragion  non  vale. 

Quindi  tal  tuo  sul  mio  terreatre  manto 
Chiamo  e  co'  voti  afiretto  amica  morte^ 
Per  desio  di  segairti  al  Regno  santo. 

Ma  colei,  che  del  Cielo  t'apri  le  portC; 

Stassi  negli  occhi  tuoi  sorda  al  mio  pianto; 
£  in  preda  io  resto  al  mio  dolor  piü  forte. 

4. 
Mio  cor,  tu  pnr  mirasti  e  mesi  ed  anni 
Di  tua  Kice  languir  IMnferma  scorza; 
E  il  Inngo  antiveder  potea  la  forza 
Scemar  in  parte  a*  tuoi  fnturi  affanni. 

Ma  il  timor,  che  presago  k  de'suoi  danni^ 
Kon  tntti  di  speranza  i  raggi  ammorza. 
Che  d'  amor  nasce  e  i  miseri  rinforza 
Con  Tesca  ognor  di  Insinghieri  inganni. 


886  P.  Miohael  Haber,  0.  S.  B. 

II  BeO;  che  si  desia,  facil  si  crede; 
Ma  V  istinto  natiO;  che  piü  contrasta, 
AI  mal  vicin  dona  piü  tarda  fede. 

Quindi  sorpreso  il  cor  trova  piü  vasta 
De'  gnai  1a  mole,  e  se  Pidee  preyede, 
l  dnri  colpi  a  Bostener  non  basta. 

5. 
Prode  gnerrier,  che  con  immoto  ciglio 
Schierarsi  in  campo  oste  nemica  yide, 
S'arma  piü  di  coraggio:  onde  poi  ride 
E  scherza  in  faccia  del  mortal  periglio. 

Ed  accorto  nocchier,  che  sul  naviglio 
Mira  pendenti  le  procelle  infide, 
Contro  Tire  del  mar,  che  g\k  previde, 
Sollecito  prepara  arte  e  consiglio. 

Render  anch'io  contro  l'asata  asprezza 

Ualma  piü  salda  o'l  colpo  almen  piü  lento 
Tentai  con  qnel  pensier,  ch'ai  mali  avvezza. 

Ma  il  dnol  piü  grave  e  infermo  il  cor  mi  sento: 
Cofii  il  timor;  anzi  che  dar  fortezza, 
Me  la  tolse  e  prevenne  il  mio  tormento. 

6. 
Tu^  che  raccolta  nel  tranquillo  porto 
Sei  dopo  longhe  e  torbide  tempestC; 
E  me  tra  venti  irati,  onde  foneste 
Agitato  lasciasti  e  quasi  assorto: 

Se  alla  mia  fede  onor  fanno,  e  non  torto 
AI  tno  gioir  le  mie  qnerele  oneste, 
Un  dolce  di  pietä  raggio  Celeste 
M'  invia;  possente  a  tanto  daol  conforto! 

E  se  il  conaiglio  tuo  fido  e  sagace 

Scoperse  a  me  d'  inganni  occnlto  scoglio 
E  del  vero  additö  Candida  face: 

Or  fa,  che  nmii  di  Prowidenza  al  soglio 
Offra  il  tenero  pianto,  e  alla  toa  pace 
Invido  non  contrasti  il  mio  cordoglio. 

7. 

Se  per  dar  tregua  al  pianto  apro  i  volami. 

In  cni  r  antica  e  la  moderna  istoria 


Gedichte  dea  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  887 

Lnmmose  ne  pinge  idee  di  gloria, 
II  vero  cnlto  e  quel  de'  falsi  Numi, 

Yiemmi  Nice  in  penaier,  che  i  monti,  i  fiami 
E  i  piü  noti  per  atrage  o  per  vittoria 
Duoi  Yolgea  nella  fedel  memoria 
E  ginate  leggi  e  barbari  coBtomi. 

In  quäl  piü  saggia  e  piü  fedel  ai  noma, 
Parmi  veder  Lei,  che  V  ingegno  adorno 
Piü  ourö  che  anree  veati  e  colta  chioma. 

Oh!  quanto  a  noi  cod  Lei  mancö,  ehe  acomo 
Non  avria  fatio  an  tempo  a  Grecia  e  a  Borna: 
Dico,  e  chiuai  i  volumi^  a  pianger  tomo. 

8. 
Qnando  m'appresao  alla  mia  fida  atanza, 
Tal  improvYiso  e  freddo  error  mi  coglie^ 
Che  il  pi6  a'arresta  in  an  le  mute  aoglie; 
Ma  pur  colä  apinto  6  da  lunga  uaanza. 

V'entro  e  '1  deaerto  letto  —  ahi  rimembranza!  — 
TroYO  e  le  yarie  tue  pendenti  apoglie; 
Ma  te^  Nice,  non  trovo,  o  di  mie  doglie. 
De'  miei  piacer  compagna,  or  che  m'awanza? 

Baoio  gli  amesi,  e  i  libri  al  aen  mi  atringo, 
Tua  delizia  miglior,  e  i  taoi  bei  rai 
Lontani;  e  non  giä  apenti;  ancor  mi  finge. 

Ove  aei  ita?  e  qnando  tornerai? 

Ah,  in  van,  teneri  afiTetti,  io  vi  luaingo ! 
Non  aperiam  dl  vederla  in  terra  mai. 

9. 
Vedo  bensl  ne'  cari  figli  impreaso 
II  tuo  gentile  angelico  aembiante, 
E  a  compenaar  quei  della  madre  amante 
Kaddoppio  in  loro  ogni  patemo  ampleaao. 

Ma  mentre  alla  lor  aorte  ed  a  me  ateaeo 
Soaye  inganno  fo  per  qualche  iatante, 
Mi  sento  illangnidlr  la  man  tremante, 
E  il  cor  mancar,  da  grave  doglia  oppreaao. 

Talor  per  non  turbargli,  il  pianto  aacondo 
£  di  pace  mentita  in  volto  i  aegni 
Moatro  e  premo  i  aoapir  nel  cor  profondo. 


888  P.  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

Talor  piangono  anch'  essi  i  dolci  pegni, 
E  piü  m'immergon  di  tristezza  al  fondo 
Qaei;  ch'  esser  mi  dovrian  fidi  sostegni. 

10. 
Esco  talor  dai  solitarj  tetti^ 
Tardo  il  p]6,  moUe  il  ciglio^  in  veste  negra, 
E  fra  vie  popoloBO  e  gente  allegra 
Cerco  nn  breve  reapiro  ai  mesti  affetti. 

Ma  stnol  ridente  degli  alirni  diletti 

Quasi  in  noioso  albergo  entrar  neli'egra 
Alma  ricnsa,  e  il  duoi;  che  si  rintegra^ 
Tatti  del  sno  color  tinge  gli  oggetti. 

E  86  idea  pur  fugace  al  pianto  il  corso 
Frena  e  del  enor  le  vie  furtive  impara, 
Colpa  mi  sembra  anche  un  fedel  aoecorso. 

II  duol  Bospeso  con  l'inmiagin  cara 
Nel  cor  mi  toma,  e  un  tacito  rimorso 
Fa  dMnnocente  obblio  Vendetta  amara. 

11. 
Non  fantasia,  che  svegli  ogni  piü  vaga 
Immagine  d' oggetti  lusinghieri, 
Mi  puö  sgombrar  i  torbidi  pensieri, 
0  '1  colpo  alleggerir;  che  11  cor  m'impiaga: 

Nfe  da  ragion;  che  del  mio  mal  presaga 
Piü  col  timor  Taccrebbe,  avvien  ch'io  speri 
Fido  conforto;  i  suoi  consigli  ansteri 
Non  mi  fan,  che  innasprir  Tacerba  piaga. 

E  sc  del  tempo  amico  aapetto  i  tardi 
Aiuti;  10  temo  —  ohimö!  —  che  pria  m'  nccida 
II  duoly  che  ognor  piü  vibra  acnti  i  dardi. 

Vien  pur  morte  pietosa,  e  tu  mi  guida 
Fnor  del  penoso  esiglio:  a  che  piü  tardi? 
Ma  Natura  s'  oppone,  e  '1  Ciel  mi  sgrida. 

12. 
Sebben  non  vivo  io  piü,  da  che  furasti 
La  dolce  del  mio  cor  parte  migliore: 
Seco  ogni  gioia  e  seco  6  spento  amore^ 
E  giaccion  rotti  a  terra  i  nodi  caati. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  889 

Questi  laDgnidi  awanzi  a  me  rimasti 
Porto  dipinti  di  letal  pallore; 
E  solo  regna  in  me  vivo  11  dolore, 
E  fa,  che  Talma  col  sno  fral  conti'asti. 

Sciorai  vorria  dal  miseri  legami. 
Che  giä  le  sembra  udir  la  voee  amica; 
Che  la  inviti  a  aeguirla  e  al  Ciel  la  chiami. 

Ha  nscir  non  puö  della  prigione  aoiioa: 
0  fratto  acerbo  de'  vietati  ramil 

10  piü  Doo  vivo,  0  pur  muoio  a  fatica. 

13. 
Daccbi  Nice  io  perdei,  torbida  noia 
M'ingombra  Talma  e  '1  bei  seren  m'ha  tolto: 
Ombre  aol  veggio  e  sospir  rochi  aacolto, 
E  qnanto  gi&  mi  piaeqae,  ora  m'  annoia. 

E  se  an  raggio  talor  di  finta  gioia, 
Per  non  tarbar  altrai,  chiamo  sal  Yolto, 
Piü  s'ange  il  cor,  che  a  forza  il  daol  raccolto 
fiitiene  e  par  che  di  langaor  sen  maoia. 

Deh!  ta,  che  ai  fonti  eterni  an  lento  obblio 
Del  fido  amor  non  bevi,  amata  Nico, 
Ma  11  dolce  appaghi  nataral  desio: 

Di  qael  paro  piacer,  che  1&  s'elice, 
Qualche  stilla  m'  infondi  e  al  dolor  mio 
Fa  sentir,  che  sei  pia,  qaanto  felice! 

14. 
Bench6  piü  care  a  te  le  dotte  carte, 
Ch'  Indiche  gemme  e  peregrine  vesti, 
E  qael  lievi  pensier  fosser  molesti, 
Fra  qaai  Tore  il  tao  sesso  in  van  comparte: 

Par,  Nice,  rlcoprir  con  amiT  arte 

11  pronto  iugegno  e  '1  tao  piegar  sapesti 
Delle  amiche  al  piacer:  de*  glaochi  onesti 
E  di  pompe  decenti  entravl  a  parte. 

Non  rigida  tacclare  11  secol  gnasto 
Giammai  t*  adij :  Ma  1  tuol  modesti  raggl 
Facean  agli  asi  rei  nobil  contrasto. 


890  P.  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

Se  r  urte  aveyi  ancor  mal  nota  a'  saggi, 
L'  arte  di  snperar  V  invidia  e  il  fasto, 
A  ragion  da  milP  occhi  il  pianto  or  traggi. 

15. 
Non  prowido  cosl  vigil  custode 
Kinchiaso  tien  Inngo  Büdor  degli  avi, 
Ampio  tesorO;  e  sbarre  aggiunge  e  chiavi, 
Per  timor  di  nottnrno  assalto  o  frode^ 

Come  con  saora  inviolabil  lode 
Le  mie  tacite  eure  e  i  pensier  gravi 
Riposti  nel  tao  cor,  Nice,  serbavi, 
Ch'  altra  men  cauta  di  gvelar  piü  gode. 

Compor  sapevi  le  parole  accorte, 
Sl  che  non  fosse  il  labbro  al  cor  rabello, 
N6  del  secreto  aprisse  altrai  le  porie. 

Oh  saggia  bocca!  oh  mio  fedel  sagello! 
Qual  eilenzio  or  ti  preme  alto  di  morte? 
Quai  baci  imprimo  in  snl  tao  freddo  avello? 

16. 
Spesso  di  placid'  ira  accesa  in  volto, 
Tali  Kice  mi  fea  dolci  lamenti: 
„L'  invide  Mnse^  oh !  qaanti  bei  momenti 
Soglion  rapirmi!  anzi  'I  tao  cor  in'han  tolto." 

Ed  io  le  rispondea:  „Sai  par,  che  molto 
Ne  giova  il  suon  d' armoniosi  accenti: 
L'egre  sgombra  dal  cor  noie  langaenti, 
E  i  pensier  saggi  affina  e  il  viver  colto. 

Nice  mia,  non  temer:  care  mi  sono 
Le  Mase  assai;  ma  tu  de'  Numi  amici 
II  piü  caro  mi  sei  pregiato  dono.^ 

Lasso!  non  prevedea  que'  mesti  uffici, 
Che  rendere  al  tno  nome  in  flebil  suono 
Le  mie  rime  dovean,  rime  infelici! 

17. 
Perchfe,  quando  per  man  di  morte  avara 
Del  cor  sl  nobil  parte  a  noi  si  svelle, 
Non  avvien,  che  si  perda  e  si  cancelle 
Dal  nostro  cor  la  rimembranza  amara? 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  891 

Ma  no  '1  consente  amor^  anzi  rischiara 
La  fida  immago  e  sne  virtü  piü  belle 
£  yaol,  che,  come  V  alma  oltre  le  stelle, 
Abbia  il  nome  quaggiü  vita  piü  chiara. 

Noo  piü  dl  morte  accaso  il  crudo  scempio, 
Ma  Nice  rendo  a  Lui,  che  me  la  diede, 
E  Bcalto  serbo  in  cor  V  illustre  esempio. 

E  se  tanto  a'  miei  carmi  il  Ciel  concede, 
Fia  che  splenda  iinmortal  d'  onor  nel  Tempio 
La  sna  pietit  non  finta  e  pura  fede. 

18. 
0  mia  fedel  compagna,  amata  Nice, 
Tu  Bovra  il  sesso  moUe  animo  invitto 
Neil'  ultimo  serbasti  aspro  conflitto, 
Ood'  ora  cogli  in  Ciel  palma  vittrice: 

Poichfe  il  duol  ben  sofferto  a  te  radice 
Fu  di  gaudio  immortal,  sembra  delitto 
Pianger  la  sorte  tua;  ma  un  core  afflitto 
AI  tuo  non  pensa  ognor  stato  felice. 

Levarsi  a  volo  oltre  le  yie  de'  sensi 
Alma  oppressa  non  pnö,  che  tutto  senta 
Del  frale  il  peso  e  de'  suoi  immensi. 

Non  Btoico  fasto  il  mio  bei  core  ostenta: 
Ora  se  vuoi,  che  al  tao  gran  Ben  sol  pensi, 
Rendimi  il  cor  piü  forte,  o  il  duol  m'allenta! 

19. 
Quando  ricopre  in  Ciel  la  gelid'  ombra, 
In  van  le  fredde  mie  vedove  pinme 
Kigando  vo  d'  un  lacrimoso  fiume, 
Che  tristezza  ed  error  V  alma  m'  ingombra. 

Fugge  dagli  occhi  il  sonno  e  non  mi  sgombra 
Le  tetre  idee  d'egra  ragione  il  lume; 
Ma  i  casti  affetti  e  '1  nobil  suo  costume 
Per  maggior  pena  il  mio  pensier  m'  adombra. 

L' accortezza,  la  fe,  gli  studj  egregi 
Aller  tomanmi  a  mente:  ogni  minuto 
Detto  e  lieve  color  de'  suoi  bei  pregi. 


892  P.  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

La  minor  rimembranza  an  dardo  acato 
M'  aggiange :  „Oh  come  awien,  che  piü  gl  pregi, 
E  meglio  si  conosca  an  Ben  perdato. 

20, 
Poichfe  rigida  morte  il  vigil  cigUo 
Ha  chinso  e  spente  le  dae  laci  nerC; 
Qual  lampo  di  speranza  o  di  piacere 
A  me  piü  resta  in  qaesto  basso  esiglio? 

Danqne  non  piacqne  all'  immortal  consiglio 
Le  tante  ndir  mie  flebili  preghiere^ 
Che  Balate  chiedean  dall'  aoree  sfere 
A  disarmar  di  morte  il  erndo  artiglio? 

Ma  se  a'  prieghi  arrestö  mia  colpa  il  volo, 
Perchfe  non  ebber  forza  i  sacri  accenti, 
Che  mandö  d'alme  pure  eletto  stnolo? 

Oh  qaanti  pij  sospir,  quai  voti  ardenti 
Per  tal  madre  y'espresse  amore  e  duolO; 
Poveri  figli  miei,  figli  innocenti!" 

21. 
Con  tai  qaerele  alleggerir  de'  gnai 
Gereava  il  peso  air  alma  afflitta  e  mesta, 
Qnando  Nice  m'  apparve  in  bianca  vesta, 
Bella  cosi,  qaal  non  la  vidi  mal. 

Verde  palma  avea  in  mano  e  ardenti  rai 
Sfolgoravanle  intorno  all'  aurea  iesta. 
Pia  riguardommi  e  disse:  „II  daolo  arresta, 
Che  i  prescritti  confin  varca  d'assai. 

Fissa  in  me  gli  occhi  della  Viva  fede 
E  poi  ti  lagna:  i  tnoi  sospir  perdono 
AI  dnol,  che  cieco  il  suo  miglior  non  yede. 

Se  accolto  avesse  il  Ciel  de'  prieghi  il  snono, 
Quei  ritardar  potean  la  mia  mercede, 
Ed  or  felice  io  non  sarei,  qnal  sono. 

22. 

Sparsi  perö  non  faro  i  prieghi  al  vento; 
Ma  di  miglior  salate  a  me  la  traccia 
Facile  apriro :  e  ogni  cradel  minaccia 
Mi  disarmaro  nel  mortal  cimento. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  893 

In  qneir  estremo  orribile  momento. 
Che  di  paura  i  cor  piü  fermi  aghiaccia; 
Face  scese  dal  Giel  ridente  in  faccia 
E  con  le  sue  coprimmi  ale  d'argento. 

Bensl  di  te,  mio  caro,  e  della  vaga 
Prole  m'  assalse  allor  moio  pietoso, 
Che  impressa  vi  lasciavo  in  cor  tal  piaga. 

Ma  placido  mi  colse  alto  riposo; 
Poi  desta  in  Dio,  ch'  ogni  desire  appaga^ 
In  Lui  trovar  mi  parva  e  figli  e  sposo. 

23. 
Suir  anreo  iiminar  del  santo  Empire 
Prima  trovai  la  semplicetta  e  bella 
Gi&  mia  fancialla^  ora  lucente  Stella, 
Che  i  nostri  amori  a  Dio  primizia  offriro. 

E  col  baon  genitore  in  lieto  giro 
La  madre  pia  mi  venne  incontro,  e  qnella 
Simil  d'  ingegno  e  nei  dolor  sorella, 
U  CQ]  passaggio  fn  lieve  sospiro. 

LasBü  t'  aspetio  e  la  diletta  prole, 
I  tnoi  concordi  e  '1  mio  saggio  fratellO; 
Che  del  doppio  abbandono  ora  si  dnole. 

Yoi  tntti  impresso  in  fronte  il  bei  sagello 
Fidi  serbate!  E  voi  di  blanche  stole 
Pur  cingeri  V  immacolato  AgBcUo.''  — 

24. 
„Deh!  chi^,  pronto  io  gridai,  ,,chi  dall'  oscura 
Prigion  mi  tragge  a  qnel  felice  Regno?^ 
Qnand'  Ella  accesa  di  soave  sdegno 
Rispose:  ,,Ancor  Tora  non  6  matnra. 

Qaaggiü  rimanti;  e  mia  gelosa  cnra 
Sn  i  figli  adempi:  il  lor  tenero  ingegno 
Forma  al  saper;  e  quäl  Celeste  pegno 
Fa,  che  accolgano  ancV  essi  ogni  sventura! 

Tienli  in  nodo  concorde  nniti  insieme! 
Ne'  cor  docili  infonde  onore  e  zelo, 
Di  non  false  virtü  principio  e  seme! 


894  P.  Miohael  Huber,  0.  S.  B. 

Del  provvido  ayvenir  l'oBcuro  velo 
Rispetfa  intanto;  e  cod  gioconda  speme 
Siegni  tna  via;  poi  rivedremci  in  Cielo." 

25. 
Tacque;  e  salendo  al  trionfal  soggiorao 
Lasciö  segDati  per  Toscara  stanza 
Aurei  solcbi  di  luce  e  di  fragranza, 
D'eterea  ambroBia  Tanra  sparse  intorno.  — 

Onde  all'  acerbo  ed  onorato  giorno 
Qaando  volgo  il  pensier,  la  mia  coBtanza 
Armar  mi  giova  di  fedel  speranza; 
E  BpeBBO  a  Lei  con  la  memoria  io  torno.  — 

Tacete  omai,  tacete  imbelli  affetti^ 

Che  innanzi  agli  occhi  miei  giä  si  dilegna 
La  folta  nebbia  de'  terreni  oggetti. 

A  Bue  yirtü  penBando  avrö  sol  tregua, 
Finch6  dal  eampo  il  Dnce  degli  eletti 
Mi  chiami  al  Begno  e  la  mia  Nice  io  Begnal 

26. 
0  Religion;  tn  sola  i  mali  nostri 
Paoi  raddoloir  e  con  beata  spene 
Dal  basBO  albergo,  ove  mal  premj  e  pene 
DiviBi  BOD,  n'alzi  agli  empirei  chiostri. 

Della  mia  Nice  colaBBü  mi  mostri 
Le  Inci,  or  piü  del  boI  liete  e  Bereue! 
La  veggio  immersa  neir  eterno  Bene 
E  d'  altro  ornata  che  di  gemma  e  d'  OBtri. 

Di  \k  Bpirar  mi  sento  aore  iranquille, 
E  fra  il  gran  velo  de'  profondi  arcani 
Veggio  aurei  traBparir  lampi  e  faville.  — 

Ta  BU  r  amaro  degli  eventi  nmani 
Versi  con  mano  pia  nettaree  Btille: 
Se  morte  mi  fori,  Tu  mi  risani!^) 


1)  Hiermit  sohlieBt  die  Mettener  Handschrift  ab.   Die  folgenden  Dichtnnf^ 
sind  aus  Drucken,  soweit  dieselben  zugänglich  waren,  genommen. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  ana  Udine  895 

27*). 
Sono  dne  Instri  e  piü  che,  Morte,  hai  apento 
11  fido  Inme  di  mia  dolce  Tita, 
Nfe  i1  tempo  ancor,  che  recar  snole  aita 
AI  colpi  tuoi,  mi  rende  il  daol  men  lento. 

E  teco  Amor  congiura  a  mio  tormento, 
Che  in  cor  la  cara  immagine  seolpita 
Piü  mi  ravylva,  e  la  crudel  ferita 
Dalle  sne  flamme  ad  iaasprir  mi  sento. 

Altra  apeme  non  ho,  che  mi  conforte, 
Se  non  che  dalla  fral  prigione  e  trista 
Venga  a  trarmi  tu  stessa,  amica  Horte 

Giä  r  Alma  pia  tntta  Incente  in  vista 
M'  aspetta,  e  scritto  in  su  V  eterne  porte 
H'addita:  „II  Ciel  col  ben  soffrir  s^acquista/' 

28. 
Tu,  Nice  mia,  sovra  gli  eterni  Colli 
Or  cogli  Angeli  eletti  in  festa  e  in  riso 
Siedi  e  ti  specchi  nel  beato  Vi80, 
Che  sol  far  puö  nostri  desir  satolli. 

Ed  io  qnaggiü^  gli  occhi  di  pianto  molli, 
Di  torbido  torrente  in  riva  assiso^ 
E  dal  Vero  e  da  te  troppo  diyiso 
Paaco  la  mente  d'error  vani  e  foUi. 

Perchö  segnendo  i  tnoi  vestigi,  a  tergo 
Non  lascio  le  fallaci  ombre  di  Bene 
E  le  YOglie  e  i  pensieri  al  Ciel  non  ergo? 

Che  se  il  laccio  mortal  atretto  mi  tiene, 
Eh,  chi  mi  vieta,  a  quel  felice  Albergo 
Sa  le  pronte  volar  ali  di  Spene? 

Lavinia  Antonini  Fiorio,  Mia  Pietoaisalma  Madre. 

Sonette. 
Horte  a  colei,  che  nel  fecondo  seno 
Per  noye  Inno  di  mia  frale  spoglia 
Soatenne  il  peso  e  con  acerba  doglia 
AI  dolce  mi  produsse  aSr  sereno. 


])  Die  folgenden  2  Sonette  sind  aus  den  «»Poesie  Varie"  binzagefUgt;  ebenso 
das  Sonett  an  seine  Matter. 


896  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

Colei  che  in  molle  eiä  di  vigor  pieno 
Poi  mi  nutri  fra  ben  guardata  soglia, 
E  che  all'  ardente  giovanil  mia  yoglia 
Or  allenta  discreta,  or  strinse  il  freno: 

Colei  che  aperti  i  suoi  pietosi  lami 
Su  mi  tenea,  perch'io  T  esempio  Santo 
Di  Lei  Begoissi  e  i  nobili  costami: 

Morta  6  colei,  che  tanto  pianse  e  tanto 
A  mio  fayor  vi  chiese,  amici  Nomi; 
Or  ditC;  se  per  Lei  giasto  6  il  mio  pianto! 

XVHL 

Per  le  Felicissime  Nozze  delle  LL.  AA.  BB. 

L'Areidaca  Giuseppe  d'Austria  e  La  Prineipessa  Isabella  di  Borbone. 

Canti  due^). 
Alle  S.  C.  R.  M*.  deli'  Imperators  e  della  Imperatrice  Regina. 

Sonette. 
Che  giorno  h  qnesto?  Fra  le  Grazie  e  il  riso 
Cinta  degli  anrei  Gigli  Amor  condace 
Sposa  eletta  al  Real  Aastriaco  Dnce, 
Che  par,  che  viva  in  Lei  da  se  diviso. 

Ne'  snoi  begli  occhi  e  nel  sereno  viso 
Si  dolce  Genio  e  Maestä  riluce, 
Che  r  Istro  si  rallegra  a  tanta  Ince 
E  Harte  scherza  in  su  le  palme  assiso. 

1)  Gedruckt  in  Wien  1760  bei  Joh.  Thom.  Trattuer  (vorrätig  in  der  k.  Bi- 
bliothek Berlin  Xp.  3584). 

Eine  der  reizendsten  Dichtungen,  zu  denen  eine  Hochzeitsfeier  Veran- 
lassung gegeben  hat,  sind  die  beiden  Gesänge,  welche  Florio  der  bo  vielver- 
sprechenden Vermählung  des  Kronprinzen  Joseph  II.  von  Österreich,  des  Sohnes 
von  Franz  I.  und  Maria  Theresia,  mit  Isabella,  der  Tochter  des  Herzogs  Philipp 
von  Parma  (f  1765)  gewidmet  hat.  Diese  Verbindung  des  Hauses  Hababnrg- 
Lothringen  mit  Bourbon-Farnese  schien  wohl  dem  Dichter  frohe  Hoffnung  ein- 
zuflössen,  dass  das  viel  heimgesuchte  Parma  dadurch  sich  wieder  heben  und 
von  den  schweren  Schlägen  sich  wieder  erholen  könnte.  Mit  Frankreich  war  ja 
Parma  ohnehin  schon  in  engster  Verbindung,  da  die  Mutter  dieser  Isabella, 
Luise  Elisabeth,  die  Tochter  Ludwig  XV.  war,  während  eine  andere  Tochter 
des  Herzogs  Philipp,  Louise  Maria  Therese,  an  Karl  von  Sardinien  verheiratet 
war.  Leider  dauerte  diese  eheliche  Verbindung  nur  ganz  kurze  Zeit.  Einge- 
gangen am  6.  Oktober  1760  wurde  sie  durch  den  Tod  schon  am  17.  November 
1763  gelöst  und  die  beiden  dieser  Ehe  entsprossenen  Töchterchen  erlebten 
leider  kein  hohes  Alter,  da  das  erstere  schon  mit  7  Jahren,  das  andere  sehon 
am  Tage  nach  der  Geburt  starb. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  ans  Udine  89t 

0  qual  naoYO  inefifabile  dilotto 
Fra  liete  pompe  e  nuzinli  feste; 
AügQBti  Genitor,  y'inonda  il  petto! 

Voi,  cui  di  fiamma  egaal  Yirtü  eeleste 
Accese  il  cor,  voi  soli  1  dolce  affetto 
Del  chiaro  Figlio  a  noi  spiegar  potreste. 

Canto  primo. 
1. 
Politica  Bagion,  che  vegli  intesa 
De'  Monarchi  alla  gloria  e  al  ben  de'  Regni, 
TQ;  che  ognor  di  Francesco  e  di  Teresa 
Spargi  di  pnra  luce  i  bei  disegni, 
In  me  vibra  un  tno  raggio  e  fa  che  accesa 
S'  erga  la  niente  mia  fra  sacri  ingegni; 
Orchfe  del  Figlio  lor  caro  agii  Dei 
Canto  gli  orditi  in  Giel  fausti  Iineuei.  — 

2. 
Oiä  snl  Viadro  e  in  riva  all'  Elba  e  al  Reno 
Scorrea  di  sangue  ingordo  il  fiero  Marte; 
Arse  cadean  le  Rocche  e  debil  freno 
£ra  al  cieco  faror  coraggio  ed  arte. 
Stnpia  Germania^  lacerato  il  seno, 
Come  a  guastar  di  lei  si  bella  parte 
Yarcato  fosse  il  turbine  di  gaerra 
Dair  Indica  dal  mar  diyisa  Terra.  — 

3. 
Mira  il  dnol  delle  genti  ed  il  periglio 
La  pia  Reina  e  in  cor  gli  affanni  preme; 
E  il  yalor  de'  suoi  Dnci  arma,  e  il  consiglio 
Deir  Aagusto  Harito  anisce  insieme. 
Ma  qnando  gira  al  bei  Giuseppe  il  ciglio, 
Suo  dolce  e  delF  Impero  amore  e  speme, 
L'  indole  generosa  in  nn  cogli  anni 
Veggendo  in  lui  fiorir,  s'  obblia  gli  afifanni. 

4. 
Or  d'  an  Hentore  saggio  ai  detti  gravi 
Ei  porge  attento  orecchio  e  in  cor  gl'imprime; 
Or  le  famose  immagini  degli  Avi 
Mira  nel  bei  d'  Onor  specchio  süblime. 
Qaindi  placide  eure,  ozj  soavi 
Sdegna  per  innalzarsi  all'  erte  cime, 

RonumlMhe  FonchuDgen  XXV.  r^'j 


898  P*  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

Ove  de'  Carli  invitti  e  de'  FernaDdi 
Serisse  i  nomi  la  Gloria  e  appese  i  brandi. 

5. 
Se  di  tromba  guerriera  ode  lo  squillo 
0  ignndo  acciaro  agii  occhi  suoi  balena; 
Se  in  aria  yede  ad  ispiegar  yessillo 
£  le  Bcbiere  ordinarsi  in  finta  arena: 
Par,  che  si  ecordi  ogni  piacer  tranqoillo 
Di  lieta  mensa  e  luniinoBa  Bcena: 
Di  Star  Inngi  dal  campo  omai  s'  adira, 
£  par  piü  belle  nei  color  deir  ira. 

6. 
Tal  die  Leone  generosa  Prole, 
Che  oda  vicin  de'  cacciatori  il  grido^ 
Neir  ombroso  covil  languir  si  daole, 
£  anela  d'  incontrar  lo  stnolo  infido; 
£  tal  d'  Aquila  altera,  avyezza  al  Sole, 
Impaziente  Figlio  uscir  dal  nido 
£  a  Yolo  alzar  desia  le  molli  piume, 
Per  farsi  Bpecchio  dell'  amico  Inme. 

7. 
0  quante  volte  con  soBpiri  ardenti 
II  real  Giovinetto  armi  richieBe 
£  diBBO:  „Or  mentre  in  campo  eBCon  le  genti 
£  di  bellico  incendio  arde  il  paese, 
lo  qni  trarrö  gli  OBcnri  giorni  e  lenti, 
Senz'  aver  parte  nelle  forti  imprese? 
Gli  Avi  guerrier  non  per  tal  via  Baliro 
Ad  emnlar  Scipio,  AlesBandro  e  Giro. 

8. 
Ho  core  anch'  io,  che  i  riBchi  Bprezza  e  crede, 
Che  Bia  de'  Prenci  utile  Bcola  il  campo. 
Quando  all'  armate  Genti  an  Rh  precede, 
A  lor  non  6  muro,  n6  foBBa  inciampo. 
Tra  il  ferro  e  il  foco,  ov'egli  mnova  il  piede, 
Ove  sfavilli  di  Bua  spada  il  lampo, 
Tatti  Bcnza  timor  volano  a  gara 
£  fin  la  morte  a  farsi  dolce  impara.^ 

9. 
La  gran  Teresa  del  yalor  nascente 
Lieta  mira  nel  Figlio  i  chiari  segni; 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  899 

Ma  trema  poi,  qnando  rivolge  in  mente 
Le  Yicende  di  Marte  e  i  ciechi  sdegui. 
E  il  sno  tenero  amor  non  Ic  cousente 
D'  espor  la  speme  di  cotanti  Regni ; 
Che  Bcmbran  mal  sicuro  o  fral  riparo 
Mille  schiere  a  guardar  capo  si  caro. 

10. 
Or  per  calmar  sua  tema  il  bnon  Custode, 
Che  del  detto  Germe  ha  yigil  cura, 
Placido  tempra  di  guerriera  lode 
Nel  gioYanetto  cor  brama  immatura. 
Perö  qnal  falso  Adalator,  non  gode 
Spegner  d'  onore  i  aenii  in  vita  oscara; 
Ma  gli  nutre  e  fomenta  e  con  felice 
Arte  il  piacer  dalla  fatica  elice.  — 

11. 
Alla  Reggia  vicin  sorge  nn  boschetto 
E  larghi  campi  in  se  girando  abbraccia. 
Qai  s'  ayyezzö  1'  illnstre  Giovanetto 
De'  snelli  Gervi  ad  insegnir  la  traccia; 
E  fa  sovente  sno  gentil  diletto 
Snodar  le  membra  in  faticosa  caccia, 
Ombra  innocente  de'  gnerrier  conflitti 
E  nobile  delizia  ai  Prenci  invitti. 

12. 
Chi  nella  forza  pnö  Y  ardite  Fiere 
E  le  fngaci  superar  nel  corsO; 
Impara  i  colpi  di  nemiche  schiere 
A  non  temer  piü  che  di  belve  il  morso. 
L'  Ebreo  Pastor  ruppe  le  fronti  altere, 
Avyezzo  a  lacerar  Leone  et  Orso; 
E  il  cacciator  Filopemene  i  rei 
Tiranni  nccise  e  liberö  gli  Achei. 

13. 
Simile  air  Astro,  che  precede  il  giorno, 
II  yigil  Dace  ad  nscir  giä  s*  appresta. 
Eletto  staol  di  Cavalieri  ha  intorno 
In  verde  d'  oro  fin  trapnnta  yesta. 
Histo  al  latrar  de*  Veltri  il  ranco  corno 
Fa  risuonare  il  coUe  e  la  foresta. 
Ovunqae  ei  mnove,  a  sospirar  fartive 
S'  odon  tra  i  foschi  orrori  e  Ninfe  e  Dive.  — 


57 


♦ 


900  P.  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

14. 
Amor^  che  ascoBO  neir  ameno  Parco 
Gira  e  loco  ai  Buoi  colpi  e  tempo  aspetta, 
Coü  la  faretra  al  fianco  e  id  mano  V  arco, 
Misto  fra  gli  allri  cacciator  s'  affretta. 
L'  Ippolito  novello  attende  al  varco, 
Per  far  sopra  di  lui  dolce  yendetta, 
£  tenta  a  gara  nelle  ombrose  selve 
U  ano  i  cori  ferir,  1'  altro  le  belve.  — 

15. 
EscoDo  in  tanto  dalle  cnpe  tane 
Timidi  i  Cervi  e  i  Caprivoi  gagliardi. 
Giran  per  yie  or  inagnali  or  piane: 
Sterpo  e  baiza  doü  v'  k,  che  gli  ritardi. 
Questi  seguito  da  anelante  cane 
Incontra  nel  fuggir  gli  alati  dardi; 
E  a  qnei  par  giä  sentir  V  avida  bocca. 
Che  per  mordergli  il  fianco  i  denti  inciocca. 

16. 
Sovr'  agile  destrier  il  Prence  assiso 
Scorrendo  ya  per  1'  iDtricate  strade. 
ScherzaDgli  i  crini  all'  aura  e  al  molle  yiso 
S'  accresee  dal  sudor  Duoya  beltade. 
Or  Daiüo  palpitante^  or  Geryo  ncciso 
CoD  le  ramose  corna  al  pi6  gli  cade. 
Sembrano  ofirirsi  a  Ini  le  Fiere,  yaghe 
Di  coglier  da  sna  man  felici  piaghe. 

17. 
Tal  cinto  il  sen  di  macnlose  pelli, 
Boschi  Amiclei,  yedeste  il  bei  PoUuee 
Ud  tempo  errar  fra  sparsi  aurei  capelli 
MoBtrando  in  fronte  la  stellata  luce. 
Ma  sazio  di  seguir  le  Fiere  imbelli, 
Tacito  brama  il  geueroso  Duce 
Preda  piü  degna  di  sna  forte  mano^ 
Che  mille  colpi  e  nessim  yibra  inyano. 

18. 
Qaand*  eccb !  uscir  fnor  da  stagnante  fosao 
Rompendo  i  ginnchi  e  le  palustri  canne 
Un  ispido  Cignale:  arrnifa  il  dosso 
Setoso  e  arruota  le  ritorte  zanne. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Flürio  aus  Udine  901 

Grida  la  Gioventü:  sciolto  il  molosso 
Da  tenaci  gninzagli  incontro  vanne. 
Quei  si  raggira  e  col  falmioeo  dente 
Sbaraglia  i  cani  e  la  miuata  gente. 

19. 
Movon  gli  agresti  i  frettolosi  passi 
Ad  appiatarsi  tra  le  fide  piante. 
SpiegaD  reti  nodose  e  bronchi  e  sassi 
Tempestano  ver  lui  con  man  tremante. 
Ma  i  Gavalier  co'  ferri  acuti  e  bassi 
Ad  investir  van  V  animal  spumante, 
Che  in  qnal  parte  incappö,  le  reti  gaaste 
Lascia  del  grifo  adanco  e  frange  V  aste. 

20. 
Qui  prode  cacciator  fra  costa  e  costa 
Avria  colpito  il  rabido  Cignale, 
Se  ei  non  torceva  il  corso;  ad  EIce  opposta 
S'  infisse  tremolando  il  vano  atrale. 
II  Prence  coraggioso  allor  b'  accosta; 
Fange  il  destriero  e  la  gran  belva  assale. 
Ciascnn  s'  arretra  e  di  rispetto  in  segno 
Cede  la  pugna  a  Feritor  piü  degno. 

21. 
Egli  correndo  impaziente  e  franco 
Inargentata  lancia  in  mano  scote. 

I  oolpi  libra  e  al  destro  lato  e  al  manco 
Preme  il  nemico  con  girevoi  ruote. 
Colpillo  alfine  nel  calloso  fianco, 

Ove  r  ottuso  acciar  lieve  percote, 
E  parco  bee  con  non  mortal  ferita 

II  nero  sangne,  e  piü  la  rabbia  irrita. 

22. 

Chi  pnö  dir,  come  spezzi  il  telo  e  morda 
La  belva  irata  oltre  il  natio  costnme. 
Si  contorce  e  fremendo  il  bosco  assorda, 
Accesa  gli  occbi  di  sangaigno  lume. 
Giä  digrignare  i  denti  e  dall'  ingorda 
Boccu  vedi  grondar  livide  spame; 
Per  far  Vendetta  al  Feritor  s'  avventa 
Rapida  si;  che  ogni  bombarda  h  lenta. 


902  P.  Miühaol  Haber,  0.  S.  B. 

23. 
Quegli  piegando  il  docile  destriero 
Gon  giri  obliqni  al  rio  fnror  B'inyola. 
Ma  pronto  a  sna  difesa  il  Nnme  Arciero 
Vibra  udo  stral;  che  stridalo  sen  voia; 
E  sotto  il  cor  giange  al  Gignal,  che  fiero 
Veniagli  incontro  con  aperta  gola; 
£  r  animal  ferito,  oh  merayiglia!  — 
Dalla  Bua  piaga,  eccol  vigor  ripiglia. 

24. 
Ma  in  vece  d'  inasprir  V  inaata  rabbia, 
Di  yinto  in  aito  or  ammansar  01  vede, 
E  quasi  mite  agnello  in  bu  la  sabbiu 
Del  reale  deBtrier  si  stende  al  piede. 
Le  ciglia  inarca  ognnn,  stringe  le  labbia 
E  r  an  air  altro  attonito  richiede, 
Chi  sia  TArcier,  che  avviva  e  non  uccide?  - 
Fra  r  ombre  ascoso  Amor  gli  gnata  e  ride. 

25. 
Poi  s'  avvicina  al  Prence  forte  e  saggio 
Per  far  piü  dolci  in  Ini  prove  immortali; 
Ma  &i  Tabbaglia  nn  improyyiso  raggio, 
Che  cadongli  di  man  V  arco  e  gli  Btrali. 
Era  la  Gloria,  che  al  real  coraggio 
Fea  plauBO  e  scado  con  le  falgid'  ali : 
Quei  V  impresa  perö  non  abbandona, 
Ma  con  placide  yoci  al  cor  ragiona: 

26. 
„PrencC;  cui  ride  in  yolto  etä  fiorita, 
D'Amor  t'inchina  alla  soaye  legge! 
Fedel  ministro  io  Bon  deir  infinita 
Mente  immortal,  che  V  Uniyerso  regge. 
Non  sol  le  piante  e  i  fior  mantengo  in  vita, 

I  pinti  augelli  e  il  manBueto  gregge, 
Ma  aucor  docil  si  piega  alla  mia  yoce 
V  irto  Cignale  ed  il  Leon  feroce. 

27. 
Squallido  fora  ampio  deserto  il  Mondo 
Senza  il  fayor  delle  mie  leggi  umicbe 

II  Ciel  per  me  di  Btelle  e  il  snol  fecondo 
Folto  k  d'  abitator,  come  di  Bpiche. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aue  Udine  903 

lo  le  Cittadi  oppresse  alzo  dal  fendo 
Ed  accopio  dei  K6  le  stirpi  antiche. 
Dnnque  il  desio  di  bellicoea  fama, 
Prence  gentil^  lascia  per  poco,  ed  ama! 

28. 
Non  Bol  divien  per  chiare  imprese  eterno, 
Chi  BpiDge  in  faga  i  barbari  Nemici, 
Ma  chi  d'  arti  e  di  leggi  orna  il  govemo 
A'  Buoi  popoli  caro  e  ai  Regi  amici. 
Ancor  dell'  Avo  tao  V  amor  paterno 
Lorena  ei  rammenta  e  i  di  felici; 
Cosi  tn  vago  di  piü  mite  fama 
Fertil  d'Eroi  rendi  il  tno  Sangne  ed  ama!" 

29. 
Sente  Ginseppe  di  tai  voci  al  Büono 
DestarBi  in  petto  piü  soavi  moti. 
Ha,  86  d'Amor  felice  aspira  al  dono, 
Pnr  non  b'  obblia  di  Gloria  i  caldi  voti. 
Perch6  non  manch!  nn  sacceBBore  al  TronO; 
Arde  d'  affetti  al  baBBO  volgo  ignoti, 
Che  solo  estima  nn  Prencipe  beato, 
Qnando  innesta  al  sno  Ben  quel  dello  Stato. 

30. 
Qnindi  risponde:  ^Aroor,  tne  voci  aecolto, 
E  le  tne  non  ricnso  anree  catene; 
Ha  come  sempre  ogni  pensier  rivolto 
Ebb!  ad  Onor  non  finto  e  al  comun  Bene, 
L'  immagine  di  Gloria  in  nn  bei  volto 
Pria  mi  ritrova  e  in  dne  Inci  serenO; 
E  aller  pel  Ben  de'  popoli  soggetti 
Alla  tna  legge  io  piegberö  gli  affetti."  — 

31. 
Amor,  che  i  Bnoi  comprese  Intimi  sensi, 
L'arco  ad  nn  mirto  appende  e  la  faretra. 
Poi  b'  erge  a  volo  e  scorre  i  campi  immensi 
Con  franche  penne  e  i  vortici  deir  etra. 
PaBBa  fra  gli  Orbi  d'  altrni  lume  accensi 
E  nel  cerchio  di  Giove  alfin  penetra, 
Intoruo  a  cui  giran  le  qnattro  belle 
Pria  note  a  Galileo  minori  Stelle.  — 


904  P.  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

32. 

Golä  nel  mezzo  alla  benigna  sfera 
Sorge  an  eccelso  inaccessibil  monte, 
In  eima  a  cui  yetuBta  Reggia  altera 
Di  simboliche  cifre  orna  la  fronte. 
Di  porre  il  pi6  lä  dentro  aicun  non  spera, 
Se  pria  non  varca  80vr'  angusto  ponte; 
E  sol  varcar  lo  pa6  senza  periglio, 
Chi  awezzo  a  vie  precipitose  ba  il  eigiio. 
33. 

Stassi  cannto  il  crin^  pensoso  in  fuccia 
Vigil  Cnstode  su  le  prime  soglie. 
Qaesti  Secreto  ha  nome;  e  lungi  scaccia 
Pensieri  audaci  ed  indiBcrete  voglie. 
Ei  sollecito  invia  d'  eventi  in  traccia 
Ben  cento  Messi  ed  altrettanti  accoglie; 
E  di  regio  Suggei  V  impresse  carte 
S'  asconde  in  seno,  oppar  legge  in  disparte. 

34. 
Levato  a  volo  nel  seren  Pianeta 
Amor  raccoglie  V  ali  e  avvanza  11  piede. 
Ma  il  geloso  Cnstode  entrar  gli  vieta 
Nella  fatal  da  lui  gnardata  sede: 
„0  tn,  che  mai  non  serbi  idea  secreta^ 
Povero  di  consiglio  e  piü  di  fede, 
Lungi ^,  gridö,  »l^Qgi  da  qnesto  loco, 
Ove  molto  si  pensa  e  parla  poco! 

35. 
Qnivi  alberga  ana  Dea,  che  di  Fortana 
L'  instabil  raota  arresta  e  volge  altrove. 
Qaei,  che  regnan  laggiü  sotto  la  Lnna, 
Gaida  col  raggio  e  col  favor  di  Giove. 
Stringe  a  tempo  le  paci  e  V  armi  adana ; 
Tempra  leggi  e  al  commercio  apre  vie  naove. 
Politico  Ragion  Costei  s'  appella, 
Del  Saper  Figlia  e  dell'  Onor  Oemella. 

36. 
Or  tu  presami  inyan  le  vie  profonde 
Di  ricercar  e  i  Penetrali  regl 
Di  Lei,  che  sotto  an  sottil  velo  asconde 
I  rai  del  yolto  e  della  mente  i  pregi." 
Cosi  '1  fedel  Secreto.    E  Amor  risponde: 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aas  Udine  905 

„Son  Name  anchMo,  che  unisco  il  cor  de' Begi. 
Ma  la  sagace  Dea  m'  addita  il  modo, 
Ond'  10  piü  forte  ordisca  Angusto  Nodo. 

37. 
Orchö  d'  Anatria  e  Lorena  il  bei  Germoglio 
Fiorisce  dell'  et&  nel  verde  aprile, 
Dali'  Oracol  de'  Saggi  intender  voglio, 
Qual  gli  destini  il  Ciel  Planta  aimile; 
Che  Bpero  ad  onta  del  nemico  orgoglio, 
Di  formar  tale  InneBto  alto  e  gentile, 
Che  Germania,  non  piü  d'  orrore  ingombra, 
Kiposerä  de'  rami  eccelsi  all'  ombra.^ 

38. 
In  cosi  dir  la  porta  di  zaffiro 
Facil  8'  aperse  all'  amoroso  Name. 
Ei  di  gioia  mandö  dolce  an  sospiro 
E  scosse  a  tergo  le  dorate  piame. 
Varcö  sal  ponte  e  nell'  interne  giro 
Di  qnella  Reggia  entrö  ricca  di  Inme, 
Ove  l'aceolBe  eutro  a  gemmata  stanza 
La  fatidiea  Dea,  grave  in  sembianza.  ~ 

39. 
Espresse  qai  vedresti  aspre  battaglie 
E  magnanime  paei  e  grandi  acqaisti. 
E  tinte  giä  non  son  tele  e  maraglie 
Di  liquidi  color  con  l'ombre  misti; 
Ma  qai  dispose  e  anl  minate  scaglie 
Di  rabin,  di  smeraldi  e  d'  amatisti 
L'  Arte,  che,  del  pennello  emnla  vaga, 
Kaviva  1'  opre  illnstri  e  gli  occhi  appaga. 

40. 
L'Arbitra  in  mezzo  di  ministri  accorti 
Tien  la  bilancia  del  poter  sospesa, 
Sa  cai  la  forza  delle  varie  Corti, 
L'atile  e  il  danno  sao  tacita  pesa. 
Qaindi  ella  abbassa  i  piü  saperbi  e  forti 
E  de'  deboli  ognor  s'  arma  a  difesa. 
L'  accorte  adopra  e  schiva  1'  arti  infide 
E  i  Monarch!  fra  lor  lega  o  divide.  — 


906  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

41. 
ToBto  che  Yide  Amor,  dagli  occhi  'i  velo 
Si  tolse  e  la  bilancia  agnal  depose 
E  disBC:  „Non  indarno  in  qaesto  Gielo 
Tu  vieni  ad  esplorar  V  occulte  oose. 
Da  me  saprai,  poiche  a  te  boI  rivelo 
L'  alto  destin  delle  reali  Spose, 
Saprai,  qnal  Planta  piü  conforme  elessi 
DeIl'Änga8to  Germoglio  ai  dolci  ampIeBsi.'' 

42. 
Qni  8i  tacqne  e  girö  le  Inci  accese 
Sülle  pareti;  e  in  lango  ordin  distinto 
Raffigurö  le  fervide  contese 
Tra  il  primiero  Francesco  e  Carlo  il  Qainto. 
Dolce  il  mirar  il  Vincitor  cortese 
£  libero  in  suo  cor  fra  ceppi  il  vinto, 
E  cangiate  mirar  le  liti  amare 
In  soavi  di  gloria  illastri  gare. 

43. 
Poi  risorto  ecorgea  lo  sdegno  antioo 
Tinger  di  nobil  sangue  Ibero  e  Senna; 
Filippo  accorto  ai  Galli  e  al  Rh  nemico 
Fea  guerra  con  la  mente  e  con  la  penna. 
PresBo  b  la  Figlia  del  secondo  Enrico 
A  lui  d'  Amore  anita ;  e  Amor  V  accenna^ 
Come  disarma  i  gran  Rivali  e  come 
Pace  negli  occhi  porta  e  nel  bei  Nome. 

44. 
La  Kechelieu  d'ire  civil!  il  Regno 
Purga»  del  giusto  Prence  assiso  ai  fianchi; 
Ma  dello  Sveco  accende  il  fiero  sdegno. 
De'  Germani  a  royina  e  a  pro  de'  Franchi. 
Non  lang!  Mazurin  scaltro  d'ingegno 
1  Prenci  accheta,  di  pngnar  g\k  stanchi; 
£  salya  ancor  da  cittadine  aqnadre 
Cd  pargoletto  R6  la  saggia  Hadre. 

45. 
Tanto  al  sno  Re  co'  prowidi  consigli 
Puö  Ministro  giovar  fido  e  sagace. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  ans  Udine  907 

Qaei  non  soI  trionfö  d'  inTidi  esigli 

E  spense  alla  Discordia  in  man  la  face, 

Ha  agil  aarei  fh  spirar  Borboni  Gigli 

Dai  Pirenei  confini  anra  di  Face; 

E  nel  fausto  a  Lnigi  Änstriaco  Imene 

Par,  che  nulla  pretenda  e  tatto  ottiene.  — 

46. 
Altre  pinte  segaian  gnerre  yicine 
Tra  i  forti  Eredi  del  Monarca  Ispano. 
La  Pace  a  Y  qd  di  regal  serto  i1  crine 
Ginge  e  all'  altro  V  Impero  aflTida  in  mano. 
Ma  qni  an  le  pareti  anree  cortine 
Stese  la  Dea  non  Benza  grave  arcano; 
E  mentre  Amor  tenea  le  laci  fisse, 
Si  Yolse  a  In!  serena  in  volto  e  disae: 

47. 
„Di  generöse  obblio  si  copra  omai 
D'  Aüstria  e  di  Francia  ogni  fatal  memoria ! 
Per  dne  secoli  e  piü  diyise  assai 
Le  vide  il  mondo  e  ne  parlö  V  Istoria. 
Orchfe  fra  lor  concordi  alfin  legai 
Mirabile  di  Fe  nodo  e  di  Gloria, 
V  eiä  venture  ammireranno  intatti 
Fra  Teresa  e  Lnigi  i  sacri  patti. 

48. 
E  per  far  si,  ehe  la  lor  Fe  costante 
Gon  vincolo  piü  forte  ancor  a'annodi, 
I  Germi  delle  dne  subümi  Piante 
Unisci  Amore  di  virtü  co'  nodi! 
Ttt;  ebe  virtü  piü  bella  in  bei  sembiante 
Miri,  0  Parma  felice,  esnlta  e  godi! 
Giä  donasti  nn'  Elisa  al  Trono  Ibero, 
E  nn'  Altra  nntri  in  sen  degna  d' Impero. 

49. 
Quando  Tamabil  Figlia  di  Lnigi 
Qnesto  produsse  al  liberal  Consorte, 
Che  messe  poi  gl'  intrepidi  vestigi 
D'Italia  a  snperar  Talpestri  porte, 
A  Lei  le  Grazie  dal  gentil  Parigi 


\m  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

Volar  presaghe  di  si  lieta  gurte; 
E  il  Genio  avito  alla  real  Fancialla 
Kise  e  V  ali  spiegö  suir  aarea  calla. 

60. 
Apprender  con  1'  usanze  anco  i  linguaggi 
D'  ogni  piü  colta  gente  e  peregriDa; 
Temprar  di  Franeia  eo'  vivaci  raggi 
Decoro  Ispano  e  Maestä  Latina; 
£  dal  freqnente  ragionar  co'  saggi 
Cogliere  il  fior,  che  i  bei  pensieri  affina: 
Son  pregi  saoi  gran  Gore,  logegno  yasto 
E  splendida  Virtü^  ma  senza  fasto.  — 

51. 
Or  qaesta,  che  di  Pallade  iogegnosa 
E  Dobil  meraviglia  e  amor  de'  Nami| 
Scelgo  a  Ginseppe  ben  conforme  Sposa 
Di  saDgne,  dMoielletto  e  di  coBtnmi. 
Egii,  che  prima  il  cor  di  generosa 
Fiamma  s'accese  sol  di  Gloria  ai  laroi; 
Miri  la  Gloria  a  sfavillar  piü  bella 
Nella  gentil  magnaniroa  Isabelia. 

52. 
Ben  note,  Amor,  ti  son  le  vive  stelle, 
Che  fan  del  tao  poter  mirabil  prova, 
Anzi  del  Ciel;  che  piü  cortesi  e  belle 
Luci  quassü  fra  gli  Astri  saoi  non  trova. 
Queste  a  tuoi  dardi  e  alP  aaree  tue  facelle 
Daran  nnovo  alimento  e  forza  nnova. 
Beltä  giunta  a  Virtü  giammai  non  langne, 
Ma  piü  tae  fiamme  avyiva  in  Regio  Sangue!'' 

53. 
La  Dea  qui  chinse  i  detti;  e  Amor  giä  pago 
Dclla  gran  scelta,  balenarsi  innante, 
Della  Sposa  Real  vide  V  immago 
Scolpita  al  vivo  in  nitido  adamante. 
Neir  atrio  uscia  col  ricco  dono  e  vago, 
Per  poi  recarlo  al  Cor  di  Gloria  amante, 
Quando  la  Pace  ineontro  a  lui    sen  venne 
E  in  qaeir  atrio  posö  le  blanche  penne. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  909 

Canto  seoondo. 
1. 
Qnel  yero  Amor,  che  ul  par  del  Mondo  6  notico 
E  nacqae  io  sen  di  semplice  Natura, 
NoD  k  di  Puce  torbido  nemico, 
N6  pnoge  i  cori  di  moleeta  cura. 
Anzi,  qaalor  b'  accende  al  Inme  amico, 
Di  Ragione  e  di  Fe  caodida  e  pnra, 
Col  8U0  fooo  non  toglie  a  oobil  Alma, 
Ma  ognor  mantiene  la  soave  calma. 

2. 
Qüindi  ei  riyolto  alle  serene  ciglia 
AUor  BciolBe  la  liogua  in  tali  accenti: 
„0  Pace^  di  virtü  compagna  e  figlia, 
Ma  poeo  —  ohim6!  —  nota  air  umane  genti! 
Se  d' Isabella  il  volto  al  tao  somiglia 
Tranquillo  aspetto  e  a  begli  occhi  ridenti, 
Deh!  vieni  a  coronar  deiristro  in  riva 
Gli  splendid!  Imenei  di  mite  Oliva!" 

3. 
Ella  pietOBi  all'  infelice  Terra 
Chinö  gli  sgnardi  e  sospirö  di  duolo. 
Poi  disse:  „Oh!  qnal  laggiü  ferve  di  gaerra 
Orrido  incendio  e  mi  contende  il  volo! 
Strugge  le  genti  e  Talte  Rocche  atterra, 
Empie  di  stragi  e  di  rovine  il  bqoIo. 
Trema  ogni  lido  al  falminar  de*  cavi 
Bronzi,  e  coperto  h  il  mar  d'armate  Nävi. 

4. 
Le  Cittjk  popolose  erme  foreste 
Sembran  d'  estinti  piene  e  di  feriti. 
UoBtile  ardir  cresce  fra  l'armi  e  meste 
Taccion  le  leggi  intanto  e  i  sacri  riti. 
Di  quante  Donne  avyolte  in  negra  veste 
Yeggio  il  pianto  sn  i  figli  e  su  i  mariti; 
Di  quante  genti  oppresse  odo  i  sospiri; 
Che  me  richiaman  dai  celesti  giri. 

6. 
La  gran  Teresa  ancor  de'  Regni  afflitti 
Sente  e  compiange  i  gnai^  qnal  Madre  pia; 


910  P.  Michael  Haber,  0.  B.  B. 

E  se  arma  a  lor  difesa  i  Daci  invitti; 
Nou  mai  perö  ie  giuste  leggi  obblia. 
Per  man  d'Onore  mantener  suoi  dritti 
E  insieme  i  frntti  miei  coglier  desia: 
Ond'  10  qai  venni  alla  Ragioii;  che  tregna 
Irapoue  air  armi  e  le  bilancie  adegua. 

6. 
Ma  perch6  facil  cosa  e  lieve  gioco 
Non  6,  trovar  compenso  a  tal  rovina, 
E  sol  tempo  e  destrezza  a  poco  a  poco 
L'  alme  discordi  alla  mia  voce  inchina, 
lo  qni  m'arresto;  e  tu  col  tao  bei  foco 
Sceudi  deir  Austria  alla  Cittä  Reina. 
So,  che  i  lenti  maneggi  e  le  dimore 
Della  tua  via  mal  sofiriresti  Amore. 

7. 
In  vece  mia  teco  AUegrezza  or  guida, 
A  celebrar  le  nozze  in  bianco  ammanto: 
Qnella  non  gik,  che  allettatrice  infida 
Presto  sen  fugge  e  in  noia  torna  e  in  pianto, 
Ma  la  fedel;  che  o  dolce  parli  o  rida^ 
0  il  pi6  sciolga  alle  danze  o  il  labbro  al  canto! 
Serba  il  decoro,  modera  le  voglie, 
L'arti  ravyiva  e  il  piü  bei  fior  ne  coglie!" 

8. 
Tacqne;  ed  incerta  ancor  del  sao  destino 
La  Pace  entrö  negli  aditi  secreti. 
Da  lei  diyiso  Amor  prese  il  cammino 
A  cercar  V  AUegrezza  in  fra  i  Pianeti. 
E  vide  nel  passar  V  Astro  vicino 
Kosseggiante  di  sangue;  onde  a  piü  lieti 
E  men  torbidi  cerchi  ii  yolo  abbassa 
E  ancor  quel  di  Ciprigna  addietro  lassa. 

9. 
Che  ben  coli  l'aara  soave  olezza, 
Mele  stillano  i  boschi  e  ambrosia  i  colli; 
Ed  ebbri  d' inganneyole  dolcezza 
Scherzan  deir  ozio  in  seno  i  Piacer  moUi. 
Ma  qnella  non  troyö  pnra  AUegrezza; 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  91 1 

Che  i  generosi  cor  rende  satoHi. 
Qnindi  neir  Orbe  di  Meronrio  ei  scese, 
Delle  beir  Arti  albergator  cortese. 

10. 
Qni  mille  Genj  dMndole  divers! 
L'indastre  Name  in  chiari  ginochi  addestra: 
Tali  di  polve  e  di  sodore  asperBi 
^'ide  gli  Atleti  suoi  TEIea  Palestra. 
Qaegli  tratt«i  ie  spade  e  ai  colpi  awersi 
S'  invola,  o  gli  previen  con  agil  destra. 
Questi  ai  cavalli  allenta  o  stringe  il  morso 
E  Ie  fer?ide  rnote  affretta  al  corso. 

11. 
Chi  da  fiato  alle  trombe  e  di  linto 
Tocca  0  di  cetra  Ie  loqoaci  corde. 
Altri  piega  la  yoce  in  graye  e  acnto 
Tnono  d'intenerir  aspidi  sorde. 
Tra  il  canto  V  Allegrezzu  e  il  saono  argnto 
S' aggira  e  tempra  l'armonia  Concorde; 
E  in  regolate  danze  or  tardi  or  presti 
Con  grazia  ugnale  i  passi  mnove  e  i  gesti. 

12. 
N6  qni  manca  il  Disegno,  e  tele  e  carte 
Adombra  e  sfuma  con  gentil  pennello. 
Un  Genio  y'6,  che  con  mirabil  arte 
Contesto  addita  un  cembalo  noyello; 
Su  cni  ricerca  e  poi  mesce  e  comparte 
De'  cangianti  color  Tordine  hello; 
Grata  armonia  per  adorname  i  manti 
Alle  spose  leggiadre  e  ai  yaghi  amanti. 

13. 
Cosi,  qnando  ritorna  il  Ciel  sereno 
E  infrange  i  rai  nelle  pioyose  stille, 
Di  yarie  liste  Iri  si  pingö  il  seno, 
E  par,  che  in  faccia  al  sol  rida  e  sfayille. 
E  la  stagion;  che  yeste  il  snolo  ameno 
D'erbe  nnoye  e  di  fior  di  color  mille, 
Allo  spirar  cosi  di  placid*  aara 
II  yerde  manto  imbianca,  inostra;  inanra. 


912  P.  Micliael  Huher,  0.  S.  B. 

14. 
Poich6  qai  yide  Amor  Teletta  Schiera, 
Che  ogni  animo  gentil  onora  e  cole: 
„Meco  volate",  ei  disse,  „ove  la  vera 
Virtü  splende  piü  bella  assai  del  sole! 
Vieniy  Allegrezza  Candida  e  sincera, 
E  voi,  d'  Industria  ayventnroBa  Prole, 
Ai  dne  Reali  Sposi  arti  gradite^ 
Meco  alla  pompa  nazial  yenite!^ 

16. 
AIP  inyito  di  lai  pronte  yedresti 
L^Arti  laseiar  la  sfera  a  lor  natia. 
Spargono  intorno  pe*  sentier  celesti 
Di  sooni  e  di  color  nnoya  armonia. 
Tntte  a  gara  con  yoli  agili  e  presti 
Del  lieto  Condottier  segnen  la  yia. 
E  scese  in  riya  al  gnerrier  Istro  e  iido, 
Non  s^aecorsero  ayer  cambiato  nido. 

16. 
Tosto  ehe  Amor  fece  eolü  ritorno 
E  V  Arti  pose  in  ordinata  mostra, 
Cercando  andö,  ma  inyano,  il  Prence  adorno 
Nella  ombrosa  de'  boschi  amena  chiostra. 
Quindi  al  snblime  imperial  soggiorno 
II  pi6  riyolse:  iyi  il  yalor  si  mostra 
Sicnro  in  yolto  e  i  feryidi  sudori 
Si  terge  alFombra  d'immortali  allori. 

17. 
Quel  giorno  innanti  al  maestoso  albergo 
Ei  riyedea  la  gioyentü  schierata; 
Parte  sn  bei  destrier  einta  d'nsbergo, 
E  parte  a  piedi  leggiermente  armata; 
Con  prontissimi  giri  a  fronte,  a  tergo 
Si  yolge,  si  ristringe  e  si  dilata. 
Cambia,  senza  turbarsi;  ordine  e  loco; 
Snoda  il  ferro  ad  an  cenno  e  desta  il  foco. 

18. 
Assiso  il  fido  Zelo  in  sn  la  porta 
Mostra  la  faccia  a  suoi  pensier  eonforme; 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florto  ans  Udine  dl3 

Ed  alla  tarba  adnlatrice  e  scorta 
Strappa  dal  volto  le  mentite  foime. 
Ognor  negli  atrj  Vigilanza  accorta 
Sta  con  roiirocchi  aperti  e  mai  non  doime. 
Gli  andati  non  obblia,  cnra  i  preaenti 
E  ai  fnturi  prowede  incerti  eventi. 

19. 
Sotto  nna  bianca  nabe  Amor  nascoso 
E  cheto  entrö  ne'  penetrali  angaati. 
N6  qni  atette  a  mirar  tesoro  annoso 
lyaaree  medaglie  o  di  marmorei  buati; 
Che  nnova  immago  ei  porta  al  dolce  aposo, 
Da  far  invidia  ai  secoli  yetnati: 
Con  tal  pegno  di  gioia  e  di  speranza 
II  bei  Giaseppe  a  ricercar  a'avyanza. 

20. 
TroYollo  alfin,  che  nelP  interna  Reggia 
Con  le  natie  virtA  atava  a  conaiglio. 
L'ana  ha  gli  agnardi  aemplici,  e  pareggia 
L*  abito  e  il  volto  ano  la  neve  e  il  giglio. 
L'altra  di  pnro  foco  il  aen  fiammeggia, 
E  pietoao  rigor  chiama  snl  oiglio. 
Giaatizia  e  Veritä  für  le  dne  fide 
Di  Lni  natrici,  or  oonsigliere  e  gnide. 

21. 
Di  porpora  coperto  e  in  lettre  d'oro 
Scritto  gli  ofiriano  entrambe  an  gran  volame, 
Che  rinchindea  di  Leggi  ampio  teaoro, 
Della  vita  civil  aoategno  e  Inme. 
Che  r  alme  Leggi  non  aon  giä  lavoro 
D'amano  ingegno  o  di  bngiardo  Nnme, 
Ma  an  vivo  raggio  della  Monte  etema, 
Che  qaal  prima  Ragion  tatto  govema. 

22. 
Scorrendo  Veritä  di  foglio  in  foglio 
Schietta  al  Prence  dicea,  oom'i  aao  atile. 
„Con  piet&y  con  giaatizia  e  aenza  orgoglio 
Reggete,  o  R6  Paatori,  il  fido  Oyile! 
Sa  voi  Dio  regna,  a  cni  TEmpiro  6  soglio, 
E  aeabello  a  aaoi  piö  la  terra  amile; 

RomanifclM  Fonehnnsen  XXY.  5g 


914  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

E  i  piü  forti  guerrier  di  sue  vendette 
Son  verghe  frali  e  rapide  saette. 

23. 
La  spada  in  man  vi  pose  e  vaol;  che  apporti 
A'rei  spavento,  agli  innocenti  aita; 
£  deiralta  Ragion  yi  fö  consorti, 
Ch'ei  solo  tien  sniraltrai  morte  e  vita, 
Per  vendicar  le  violenze  e  i  torti, 
Per  porre  il  freno  alla  licenza  ardita; 
Che  la  Legge  diyien  Bcherno  degli  empj 
Senza  il  timor  degli  opportoni  esempj. 

24, 
Ma,  se  GiuBtizia  aostera  i  sommi  dritti 
Non  tempra  con  pietä,  crndel  diviene. 
Certi  confin  sono  al  rigor  prescritti: 
Col  perdono  altemar  convien  le  pene! 
Qnei  debbonsi  panir  gravi  delitti, 
Da  cni  piü  sia  ferito  il  commun  Bene: 
Ma  gli  altri  piü  leggier  mano  piü  lenta 
Cnri,  0  dolce  perdono  a  lor  consenta! 

26. 

II  Rk  Celeste  voi  di  sna  bontade 
Quasi  immagini  vive  alzö  sul  Trono; 
Ei  tardo  all'ira  e  pronto  alla  pietade 
Piü  spesso  della  pena  nsa  il  perdono. 
Di  pochi  alla  rovina  il  fnimin  cade; 
Scoppia  a  terror  di  molti  il  lampo  e  il  taono. 
Sola  dunque  Glemenza;  o  R6  mortali, 
Yi  rende  a  Dio,  qnanto  esser  lice,  nguali. 

26. 
Dio  fa  spirar  l'anre  di  vita  e  Dio 
Concede  il  dono  deU'amabil  Ince; 
Voi  lo  serbate!  E  ognon  di  voi,  che  pio 
Tolga  da  morte  an  nom,  quasi  il  prodnce. 
Nel  por  le  colpe  in  generoso  obblio, 
Piü  che  in  punirle,  an  gran  poter  rilace. 
Non  gik,  chi  accide,  ma  chi  an  reo  conserva, 
Rendere  paö  miglior  alma  proterva. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  ans  Udine  915 

27. 
CoBi  agii  errori  altrni  perdona  molto, 
Ma  nnlla  a  ae,  chi  moderato  regge; 
E  benchfe  dalla  legge  ei  aia  disciolio, 
Pnr  6'  asBOggetta  libero  alla  legge! 
Alle  saperbe  voglie  il  fren  raecolto 
Sovra  se  dl  Ragion  V  imperio  elegge; 
übe  troppo  scema  il  dritto,  ove  s'  ayyanza 
Discorde  da  Ragion  folle  posaanza. 

28. 
E  ben  gloria  b  maggior  frenar  gli  affetti, 
Che  han  piA  di  libertji,  men  di  iimore, 
Ove  piü  Tanra  di  Fortuna  alletti 
Mantener  dair  orgoglio  illeeo  il  core, 
Fronte  vendelte  e  facili  diletti 
Negar  all'  ira  e  al  lusingato  amore, 
E  ad  onta  della  tiurba  adulatriee 
Far  Dorma  del  poter  aol  qael,  che  lice. 

29. 
Oh!  come  ben  le  mate  leggi  avriya, 
Se  primiero  le  adempie  il  Prence  istesso! 
II  popolo  restio  non  piA  le  schiva, 
Ma  qaasi  a  giogo  lieve  6  lor  sommesso; 
Che  non  tanta  dal  cor  forza  deriva 
D'antico  editto  in  bronzi  o  in  mann!  impresso, 
Quanta  dal  Regio  esempio  e  dalla  yita: 
Qaesta  ognnno  rimira,  ognnn  rimita. 

30. 
Soyyenga  a  yoi,  che  in  alto  il  Ciel  yi  pose 
Quai  chiare  stelle  e  qnai  Incenti  specchi, 
Che  Topre  yostre  esser  non  ponno  ascose 
Alla  gente,  che  in  yoi  si  mir!  e  specchi; 
Che  yeglia  e  spia  le  piü  secrete  cose 
La  Fama  con  cento  occhi  e  cento  orecchi 
£  con  sonore  poi  yoci  le  spande: 
Che  in  yoi^  sia  macchia  o  pregio,  il  tutto  h  grande. 

31. 
N6  la  presente  eiä  riyolti  i  gnardi 
Sol  tiene  in  yoi,  mentre  la  yita  dnra, 

58* 


916  P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 

Ma  piA  si  denno  rispettare  i  tardi 
Gindizj  inten  dell'etä  yentnra, 
Che  lode  o  biasmo  da  senza  rigaardi 
0  d'amor  finto  o  di  semi  panra. 
Son  frali  i  Regni,  e  le  ricehezze  vane: 
La  Gloria  depo  voi  sola  rimane." 

32. 
Cosi  la  Venia  mostraya  a  dito 
Sniranreo  libro  di  regnar  Tidea; 
£  il  docil  Prence  da  piacer  rapito 
Intenti  in  Lei  gli  oechi  e  i  pensier  tenea. 
E  fia^  che  nn  giorno  ngnagli  Anrelio  e  Tito, 
E  Chi  V  Austria  o  I'  Impero  allegra  e  bea, 
Che  apprendere  ben  pnö  le  leggi  ieiesse 
De' Genitori  Angnsti  in  coro  impresse. 

33. 
Di  Gloria  al  nome  solo,  oh  qaai  sospiri 
Iterati  mandö  dal  caldo  petto: 
„Tu  meta  sei;"  dicea,  „de'miei  desiri, 
Ta  di  Regi  e  d'Eroi  cnra  e  dilettol 
Ad  altri  beni  ignobiralma  aspiri, 
Che  a  te  consacro  ogni  mio  dolce  affetto. 
Nö  accendermi  poträ  d'nn  volto  vago, 
In  cui  non  mostri  Amor  tna  yiva  immagol" 

34. 
Amor  Buoi  voti  intese;  e  qnal  baleno 
Della  Candida  nube  il  yelo  aperse 
E  a  Ini  di  gioia  e  merayiglia  pieno 
La  Bcnlta  immago  in  adamante  offerse. 
ToBto  ei  sentissi  an  non  so  che  nel  seno, 
Che  d'ignota  dolcezza  i  sensi  asperse: 
Tanto  simil  di  Gloria  al  bei  sembiante 
Qaesto  gli  par,  ch'ei  ne  diyiene  amante. 

35. 
Sorrise  il  Nmne  e  si  compiacqne  assai 
Delle  sae  flamme  placide  e  tranqnille 
E  disse  a  Ini:  „Se  deMontani  rai 
Un'ombra  in  te  desto  yiye  fayille, 
Che  fia  poi;  quando  balenar  yedrai 
Vicine  a  te  le  amabili  pnpille? 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  ans  Udino  917 

Udrö  quel  giorno  a  rionovare  i  lieti 
Sospir  di  Peleo  per  la  bioDda  Teti. 

36 
Qaella,  di  cni  l'immago  il  cor  f  aocese, 
Vanta  fra  gli  Avi  incliti  Dnci  e  Regi; 
E  del  Borbonio  sangne  e  del  Famese 
II  genio  antico  in  ee  radana  e  i  pregi. 
Filippo  il  Oenitor  aaggio  e  corteae 
Di  stadj  omolia  e  di  oostami  egregi.^ 
Amor  poi  rammentö  V  arti  leggiadre, 
Ma  tacqae  il  nome  dell'  amabil  Madre. 

37. 
D^Isabella  lasciö  l'alma  sembianza 
In  oore  impreaaa  al  giovanetto  Dnce; 
E  di  nettarei  fior  dolce  fragranza 
Per  la  Reggia  diffuse  ed  anrea  lace. 
Poi  ver  la  bella  Italia,  antica  stanza 
D'onore  e  libertä,  aeco  condnee 
Nobil  Measaggio  e  liberal  d'  ingegno, 
Che  ofira  alla  Sposa  eletta  il  fido  pegno. 

38. 
0  qnal  d'aarati  cocchi  e  bei  destrieri 
Stnol  nameroso  intorno  a  lai  a'  accoglie, 
E  pe'  langhi  lo  aiegne  ampi  aentieri 
Fino  dl  Parma  alle  beate  aoglie! 
E  incontro  vien  cogli  Ungari  gnerrieri 
Magnanimo  Signore  in  rieche  apoglie. 
0  fida  Genie,  che  al  Real  decoro 
Ognor  Heia  consacri  il  aangne  e  Torol 

39. 
Or  mentre  agginnge  Amor  ane  rapid' ale 
Ai  fervidi  coraier  per  monti  e  valli, 
D'Arti  lo  ataol  nella  magion  reale 
Le  rieche  pompe  appreata  e  i  lieti  balli. 
Chi  appende  intorno  alle  auperbe  aale 
Seriche  tele  e  fulgidi  criatalli; 
Opra  del  Belga  induatre  e  del  Boemme; 
Chi  diapon  Tuuree  veati,  e  chi  le  gemme. 


918  P-  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

40. 
Qnella  sal  naovo  ordigno  i  diii  appoggia, 
Per  ricercar  de' bei  color  le  note. 
Qaesta  in  ampio  Teatro  e  amena  Loggia 
Medita  di  piacer  Insinghe  ignote. 
Vaga  di  fnochi  ed  ingegnosa  pioggia 
Prepara  un'  Altra  e  BciDtillanti  rote, 
Per  eai  di  ehiari  Nomi  il  manto  adomo 
Mostri  la  Notte  e  splenda  emula  al  giorno. 

41. 
Per  mille  intanto  artefiei  non  lenti 
Snona  ogDi  inende  e  ferve  ogni  fncina, 
E  di  splendida  mensa  agii  omamenti 
Si  liseia  il  terso  argento  e  V  or  s'  affina. 
Uopo  rAnstria  non  ha,  ehe  trasparenti 
Pinti  vasi  le  invij  Tindastre  Cina; 
Ch'ella  ne  forma  bianchi  plü  che  neve, 
In  cui  1'  umbrosia  Messicana  beve. 

42. 
Bens!  eogli  aracnei  lini  d' Gianda 
Cerca  i  licor  delizia  de^conyiti, 
Che  dal  sno  capo  estremo  Africa  manda 
E  il  lontano  Ocean  sni  iegni  orditi. 
Ma  nella  dolce  e  piü  vital  bevanda, 
Che  il  Tibisco  stillö  dair  auree  viti, 
Lieto  ad  ofirir  giä  V  Ungaro  si  mnove, 
Nettar  non  finto  al  suo  terreno  Giove. 

43. 
Liba  i  nappi  Allegrezza  e  V  aria  e  i  lidi 
Fa  d'alte  risnonar  voci  gaerriere; 
nVeggio  i  gran  Fabj,^  eselama,  „e  veggio  i  fidi 
Scipj  giä  fnlminar  nemiche  schiere 
Del  campo  vincitore  ascolto  i  gridi, 
Che  rostili  mMnvia  spoglie  e  bandiere, 
Degno  Ornamente  agrimenei  felici; 
E  ristro  il  capo  innalza  ai  fansti  anspicj.'^ 

44. 
E  mentre  a  coronar  Valore  e  Zelo 
Yien  la  Vittoria  con  la  Gioia  insieme, 
Delle  future  etä  Toscnro  velo 
Giä  s'apre  agli  occhi  di  presaga  speme. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine 


919 


Oh!  qnanti  e  qaali  Eroi  promette  11  Cielo 
A  qnesto,  Onor  de  Trono,  Angnsto  Seme! 
Ma  ad  altri  penetrar  V  ordin  de'  Fati 
Füori  che  ai  R6  non  lice  e  ai  saori  Vati. 


XIX. 

In  Oooaaione 

delle  FelioisBime  Noue  delle  LL.  AA.  BB. 

L'Arclduca  Leopoldo  d'Auatria  e  l'lnfanta  D.  Maria  Luiaa  di  Bortion 

Celebrate  in  Inapruok  alla  Preaensa  degli  Auguatiaaimi  JEtegnantL 

Cansone 

dal  Conto  Daniele  Florio  TTdineee 

Ciamberlano  delle  IiL.  MM.  JJ.  BB.^). 


Ecco!  ridente  airAastria 
Imene  fa  ritorno, 
Non  giä  di  rose  e  dalie, 
Ma  d'anrei  Gigli  adorno 
£  i  nodi  omai  raddoppia 

Di  Sacra  Pace  e  Fe! 
Ecco!  il  parpnreo  velo 
E  riaccese  in  Cielo 
Porta  le  faci  all'  inclita 

Prole  d'Angnsti  e  Rkl 

Ei,  che  la  saggia  Pallade 
Dal  Bavari  confini 
AI  giovanetto  Cesare 
Scorse  con  rai  divlni; 
E  fö  dl  Ince  Candida 

La  notte  scintillar, 
Fin  dair  Ibero  Udo 
Ora  al  Peleo  auo  fido 
Guida  la  bella  Tetide 

Per  r  ampie  vie  del  mar. 

L'  onde  cedeuti  e  placide 
Soica  la  Nave  altera 
E  di  penonti  Zeffiri 
Lieve  anelante  schiera 
Bacia  le  vele  e  V  aria 


Sparge  dl  mille  oder. 
Stillante  11  verde  crine 
Escon  le  Dee  marine 
Dal  fondo  algoso  ai  raggl 

D'inaolito  splendor. 

Deiralta  prora  in  cerchio 
Intreccian  vaghl  balli: 
Con  le  natie  conchiglie 
Ramiferi  coralU 
Ofiron  Don  vile  omagglo 

Di  fida  servitü. 
Chi  in  vasi  trasparenti 
L'  oro  e  le  gemme  ardenti 
Dal  tribntario  Messico 

Raccolse  e  dal  PerA. 

Chi  dalla  fertil  Betica 
Porta  le  moUi  lane, 
Layoro  g\k  deir  Angliche 
Or  delle  ancelle  Ispane; 
Onde  il  Monarca  proYvido 

Coglie  non  finto  onor; 
Che  a  danni  di  sua  gente 
Or  la  Rival  possente 
Tanto  arrichir  non  lascia 
Di  coBl  bei  teaor. 


l(ed.  Vienna   1765  Gian.  Thom.  di  Trattnor. 


920 


P.  Michael  Haber,  0.  S.  B. 


II  libero  CommerziO; 
Ch'  entro  Livorno  ha  sede, 
Lieti  alla  ricca  Genova 
Yolge  gli  Bguardi  e  yede 
Accolta  la  grand'Ospite 

Del  Porto  amico  in  sen. 
La  fronte  or  piü  sicnra 
Innalza  al  Cielo  e  giora, 
Che  a  86  non  vide  splendere 

Oiorno  mal  piü  seren. 

N6  mai  pe'campi  eterei 
PiA  rilncenti  e  belle 
Intorno  a  Oiove  risero 
U  anree  Medicee  stelle  ^\ 
Coi  l'ocehio  annato  e  yigile 

Di  Galileo  Bcopri. 
Lassü  Famiche  luci 
Ei  mostra  ai  prischi  Doei 
E  air  affannosa  Patria 

Prediee  i  fausti  di. 

Poiebfe  al  suo  seno  V  Aqoila 
Stringe  i  Borbonii  Gigli, 
E  snl  destin  de'  popoli 
Veglia  e  de'  chiari  Figli, 
Del  Gran  Francesco  il  Genio 

Di  se  maggior  divien. 
Anre  d'  onor  feconde 
AI  sno  Leopolde  infonde 
E  deir  amata  Etnuria 

A  lai  destina  il  fren. 

A  gara  il  lieto  annnnzio 
Risveglia  V  Arti  indnstri, 
Cbe  al  rinascente  spirito 
De'ToBchi  Daci  illnstri 
Sentono  il  petto  accendersi 
Da  liberal  merci. 


Pigro  in  noi  torpe  il  sangne, 
Fredda  la  terra  langne, 
Qnalor  TAstro  benefico 
Vicino  a  noi  non  k, 

Ma  se  dai  cerohi  gelidi 
Ritorna  il  bei  Pianeta, 
D'erbe  e  di  fiori  varii 
Bide  la  terra  lieta, 
II  lento  sangne  sdogllesi 

E  il  fönte  prigionier. 
Tale  il  favore  e  il  volto 
Di  saggio  Prenee  e  colto 
Muove,  raccende  ed  anima 

I  fertili  pensier. 

Qaanto  Y  Indastria  italica 
S'allegra  ai  raggi  amici! 
Air  opre  omai  soUecita 
Le  accorte  imitatrice, 
Che  di  Natura  esprimono 

II  Vero,  il  Grande,  il  Bei, 
Giungon  le  destre  amiche 
Le  tre  Sorelle  antiche*), 

E  dul  Disegno  pendono 
Regolator  fedel. 

La  Prima,  intenta  agli  ordini 
Di  ginsta  Simmetria, 
AI  sno  robnsto  Dorico 
lonica  leggiadria 
Accoppia,  senza  offendere 

La  semplice  nnitä. 
E  de'  Corintii  fregi 
Con  roagisteri  egregi 
Gode  emendar  la  rnvida 

Etmsca  ansteritä. 


1)  I  quattro  Satelliti  di  Giove,   che  farono  scoperti  dal  famoso  Galileo 
e  denominati  dai  Medici,  allora  Gran  Duchi  di  Toscana. 

2)  L' Architettura,  la  Pittura  e  la  Scultnra,   chiamate   dal   oelebre  Pope 
le  Arti  SoreUe. 


Gedichte  des  Grafeu  Daniele  Florio  aus  Udine 


921 


Un  naoYO  Michel- Angelo 
Ai  Figli  de'  Monarch! 
Onnai  sa  basi  solide 
Erge  colonne  ed  archi, 
Che  non  di  scosBe  e  tarbini 

L'ira  potran  temer. 
Id  macBtoee  foggie 
Ponti  BQirArno  e  loggie 
Sorgen  con  maraviglia 

Del  Finme  passaggier.  — - 

Vien  la  Seconda  e  TOttica 
A  fianco  sno  condnce: 
Dispon  ga  brievi  tavole 
Qnanti  Tinfranta  Ince 
Dal  Priama,  oppur  dali'  Iride 

Tramanda  bei  color. 
Mesce  con  Tombre  i  lami: 
Qai  da  cernleo  ai  fiami, 
La  verde  manto  agli  alberi 

E  yarie  tinte  ai  fior. 

N6  Bol  gli  OBCuri  irraggia, 
Rileva  i  piani  oggetti, 
Ma  tntii  ancor  deiranima 
EBprime  i  vari  affetti: 
L'ira,  il  dolor,  la  gioia 

Per  lei  snl  volto  appar. 
CoBi  di  Rafaello 
L'animator  pennello 
Ella  ripiglia  e  agli  oechi 

Le  tele  fa  parlar  — 

Ija  Terza,  che  gareggia 
Nel  liberal  lavoro, 
In  cedro  eletto,  in  ebano 
E  in  fuBO  bronzo  e  in  oro 
Molle  Bpiranti  faccie 

Imprimere  ben  sa. 
Or  asBoggetta  il  Balda 
Onice  e  lo  smeraldo 
Ai  portentosi  intagli 

Delle  vetoste  etä. 


Ora  dal  manne  docile 
Con  franchi  colpi  e  dotti 
Tragge  tue  yive  immagini, 
Mirabil  Bonarotti: 
Dona  alle  carni,  ai  rnnscoli 

II  morbide,  il  yigor. 
MnoYon  giä  dolce  inyidia 
A  PrasBÜele  e  a  Fidia 
Altre  leggiadre  Veneri 

E  forti  Lottator.  — 

Ma  no:  gringenni  Artefici 
A  piü  sublime  segne 
Volga  il  Decoro  e  regoli 
II  lor  vivace  ingegno, 
Tentin  Tidea  raccogliere 

Delle  Real  Beltä. 
Della  tre  Grazie  i  gesti, 
Di  Urania  i  rai  celesti 
E  di  Minerva  imitino 

La  grave  Maestä. 

Chi  poi  ritrar  Teffigie 
Vnol  di  Leopolde  amante, 
Pinga  del  biondo  Apolline 
II  giovanil  sembiante; 
Non  quäle  un  di  la  greggia 

D'Admeto  pascolö; 
N6  quäl  del  Peneo  in  riva 
Segul  la  fuggitiva 
Ninfa^  che  in  lauro  sterile 

Conversa  Tingannö. 

Ma  Ei  tenda  V  arco  argenteo 
Contro  süperbe  schiere, 
Che  monti  a  monti  aggiungono 
Per  sormontar  le  sfere; 
E  dalFostili  ingiurie 

Difenda  il  Padre  e  il  Ciel. 
E  ueciso  orribil  Angue, 
Che  versa  V  atro  sangue, 
Purghi  la  selva  Delfica 
Del  velenoso  fiel 


922 


P.  Michael  Huber,  0.  S.  B. 


Oppiur  aal  carro  falgido 
Si  moBtri  in  mezzo  airetra, 

0  sal  Parnasso^)  ombrifero, 
Quando  cod  Y  anrea  cetra 
Tra  le  Sorelle  amabili 

Dolce  rapisce  i  cor. 
Di  Masica  Armonia 
Gemella  6  Poesia; 
Anzi  natrice  ed  arbitra 

Spesso  h  dl  pnro  Amor. 

D'AiDO  perciö  snl  margine 
Or  dairameuo  Eliso 
Dante  e  Petrarca  sorgonO; 
Ma  piü  giocondi  in  yieo: 
L*Uno  di  Bice  scordasi, 

Che  a  Dea  cantö  simil. 
L'Aitro  Bua  Laura  bella 
Non  piü  Fenice  appella, 
Che  mira  al  voito,  airindole 

Laisa  piü  gentil. 

jfChi  vuol  veder,  comincia, 
Quantunque  pud  Natura^ 
Venga  a  mirar  sollecito 
Costei  delizia  e  cura 
Di  generoso  Prencipe 
E  degli  Dei  piacer; 
L'antico  Vate  il  canto 
Segnir  vorria;  ma  intanto 
Trapassa  il  regal  coccbio 
DeU'anre  piü  leggier. 

L'Arti  li  fan  corteggio 
Pe'  gl'Itali  sentieri; 
Pronti  la  via  divorano 

1  fervidi  corsieri; 
Mentre  con  anrei  stimoli 

Pungendo  Amor  gii  va. 
Snir  appianato  dorso 
De'monti  avanza  il  corBO; 


E  del  Tirolo  penetra 
Nella  maggior  Citti. 

Qnivi  lo  sposo  Aostriaco 
Stafisi  fra  dolci  pene; 
E  con  modesti  gemiti 
Di  tardo  acouBa  Imene, 
Che  pur  s'  afiretta  a  compiere 

Gli  ardenti  snoi  desir. 
Ed  ecco!  k  ginnto  il  Name: 
Del  viso  amato  al  lome 
II  Giovanetto  attonito 

Giä  sentesi  rapir. 

Tatta  sa  gli  occhi  V  anima 
Corre  al  sno  dolce  Oggetto: 
Liete  Tidee  sfavillano 
Ai  rai  del  mntno  affetto: 
Le  feste  e  ginocchi  ridono 

Di  piü  gentil  color. 
Imene  all'  ara  innanti 
Gnidi  i  Real!  Amanti: 
A  coronar  il  ginbilo 

Perch6  ritarda  aneor? 

Vede  dall'alta  Keggia 
Qai  1  maggior  Kami  accolti; 
E  mentre  i  gaardi  sazia 
Figo  in  que'  chiari  volti, 
Ei  non  s'accorge,  ch'Espero 

Sorge  e  che  fagge  il  di. 
Ma  con  possenti  note 
Alfin  Virtü  lo  scaote 
E  fa,  che  Btringa  il  vincolo. 

Che  in  Ciel  la  Pace  ordL 

Di  lei  seren  riverbero 
Equella  gioia  accesa, 
Che  al  Gran  Francesco  ananime 
E  air  immortal  Teresa 


1)  S*  accenna  „II  Parnasso  CoDfuso**  del  celebre  Signor  Abato  Heiaatasio, 
Poeta  Cesareo  e  baon  Amico  deir  Autore. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  ans  Udine  923 

nette  Eredi  ed  Emoli  Ite  aliu  Tosca  Atene! 

gloria  e  di  pietä.  Dite^  che  11  yoIo  accelera 

con  lieta  spene  La  sna  Felicitä! 

XX. 
La  Grotta  Friulese. 

Eologa, 
pabblicata  per  le  Nozze  Prane-Foramiti^). 
Neir  ora,  che  dalP  alto  i  raggi  ardenti 

II  Sol  vibra  piü  fort!  e  Taffannoso 

Caldo  airombra  i  Pastor  spinge  e  gli  armenti: 
Cola  presse  nn  algente  antro  mnscoso, 

Donde  le  limpid' acqoe  a  larga  yena 

ScorgaD  pereDDi,  io  mi  prendea  riposo. 
E  come  avea  di  naove  idee  ripiena 

La  fantasia,  cosi  piü  che  selvaggi 

M'nsciano  i  carmi  dairnmile  avena. 
'Sk  Y'k  Stupor:  da  che  celesti  raggi 

TirsI"),  il  pio  Tirsi,  sovra  noi  diffondC; 

Anche  i  rozzi  Pastor  faDsi  piü  saggi. 
„Gioite,  0  greggie  e  awenturose  spende! 

Tirsi  pur  yenue  a  noi,"  fra  me  dicea 

Con  tronchi  accenti,  che  il  piacer  confonde, 
Qnando  mi  vidi  innanzi  Una^  che  Dea 

Certo  mi  panre  airabito  e  ai  sembianti, 

Anzi  simile  alla  gran  Madre  Idea; 
Sparse  le  chiome  all'  anra  e  non  stilianti 

D'  arabo  unguento,  d6  merlata  cresta 

In  fronte  avea,  n^  tremuli  adamanti; 
Ma  alta  Corona  le  sorgeva  in  testa^ 

Qual  piü  conviensi  a  roaest^  senile, 

D'  attorte  bende  e  d'  infule  contesta. 
Sal  petto  le  scendea  ricco  monile 

Di  vario  scnite  gemme  e  di  medaglie, 

Che  il  sesso  altero,  omai  piü  che  gentile, 
Ora  dispregeria  qaai  rozze  scaglie 

D'ignobil  pietra;  e  ogni  matrona  e  sposa 

Deride  e  chiama  inutili  antieaglie; 
Ma  a  qoesta  Donna  nobilmente  annosa 


ed.  Udine  dal  Tipografo  Liberale  Vendrame  1821. 

Tirsi  =  Gian.  Girolamo  Gradenigo,  Arcivescovo  di  Udine  (1766—1786). 


924  P.  Michael  Uubor,  0.  S.  B. 

Sono  ornamento  e  fregio  assai  gradito: 
Tanto  il  genio  e  V  etä  varia  ogni  cosa; 

Cosl  portava  an  bei  Onice  in  dito, 
Ove  il  Nipote  nanfrago  di  Cloro 
D'Aquileja  nel  finme  era  scolpito. 

Di  pergamena,  e  dod  di  eeta  e  d'oro, 
Tessuta  ayea  la  vesta  e  longa,  qnanto 
Senza  fasto  ostentar  chiede  il  decoro. 

In  tale  aspeUo  e  maestoso  ammanto 
M'apparve  e  disse  la  vetusta  Diva: 
„Mio  caro  Elpino,  or  tu  risveglia  il  cantol 

Qael  grave  canto  e  semplice  ra?yiva, 

Che  il  mio  Cornelio  Gallo')  anad  miiranni 
Ft  risnonar  alla  Natissa  in  riva! 

Spargi  d'obblio  gli  intompestivi  affanni^ 
E  le  danze  di  Clori  e  qnei  di  Fille 
Tanto  soavi  a  te  vezzi  ed  inganni. 

Omai  ti  specchia  delle  mie  pnpille 
Nella  luce  fedei,  che  serba  in  vita 
I  nomi  illnstri  oltre  miir  anni  e  mille. 

Altri  pensier  convengono  a  fiorita, 
Altri  ad  eik  matnra;  e  il  tompo  e  il  loco 

I  Vati  istessi  a  varj  carmi  invita. 
Orti  sgombra  le  nebbie,  e  a  poeo  a  poco 

II  saggio  Tirsi  a  me  sl  caro  e  ai  Nnmi 
Di  puro  il  cor  t'aeceuda  etereo  foco! 

Gh'Egli  non  sol  di  candidi  costnmi 
AI  suo  gregge  sarä  gnida  sicura, 
Ma  fia,  che  ancor  tosoro  apra  di  lami. 

In  qnella  vita^  che  per  altri  oscnra, 
Per  Ini  fn  chiara  in  solitario  chiostro, 
lo  Boave  le  fui  delizia  e  cura. 

Per  me  descrisse  con  porgato  inchiostro 
Qaelli,  che  la  Kegina  alta  de*  mari 
Ebbe  di  mitra  adorni  e  fulgid'  ostrO; 

E  di  Filastrio  i  successor  piü  chiari^ 
Che  ressero  il  bnon  gregge  in  riva  al  Mela, 
Ricco  di  biude  e  bellicosi  acciari. 

Ed  altra  industre  e  piü  mirabil  tela 
Ad  onta  del  livor  invido  e  cieco 


3)  Römischer  Dichter  70—27  v.  Chr.;   bekannt  sind  seine  Elegien   an  die 
Schauspielerin  Licoris. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  925 

Dal  tenebroBO  obblio  n'  apre  e  rivela: 
Qaei  doUi  numer&,  che  trasaer  aeco 

Ed  inneataro  i  perigrini  germi 

Neir  Italia  gentiP  del  aermon  Greco. 
£  ver,  che  le  pie  voglie  e  i  penaier  fermi 

Pria  tien  rivolti  a  qnella  prowid'  arte, 

Ch'erranti  regge  e  i  cor  riaana  infermi. 
Ma  tra  gli  atndj  e  tra  i  dover  comparte 

L'ore  al  ben,  che  i  brevi  ozj  aoavi 

Lieto  consacra  alle  mie  priache  carte. 
La  compagnia  di  Bodi  ingegni  e  gravi 

Molto  li  giova,  ove  il  parlar  facondo 

Scorrer  fa  dolce  piü  che  d'Ibla  i  favi. 
Or  ae  mirarlo  vaoi,  vien  nel  profondo 

Antro  vicinol^  —  E  qni  l'amica  deatra 

Colei  mi  porae  per  guidarmi  al  fondo. 
Tacito  aller  aegaij  la  mia  Maeatra, 

Gome  Fancinl,  che  i  primi  incerti  paasi 

Stretto  alla  Madre  a  ben  formar  s'addeatra. 
Seco  girai  per  laoghi  oacari  e  baasi 

£  gionai,  dove  rintima  cavema 

Di  varj  aplende  iatoriati  aaaai. 
Non  la  rischiara  vigile  lucema, 

Che  fn  sognata  nelle  tombe  antiche 

D'ombre  illnatri  fedel  compagna  etema. 
Ma  Ycriti  delle  sne  Inci  amiche 

Vinsinua  i  rai  per  quel  sentiero  occnlto, 

Che  le  coatanti  apriro  altrni  fatiche. 
Sül  primo  liminar  in  pietra  aculto 

La  Dea  moatrommi  rimmortal  del  Torre^: 

Lui  che  di  Mitra  e  di  Beleno  il  calto 
£  d'Anzio  i  monnmenti  in  lace  porre 

Seppe;  e  se  onora  Cividal  vetnato, 

D'  Udine  bella  i  pregi  non  abborre. 
Ugual  del  Fontanini')  il  sacro  buato 

Sorge  non  Inngi  e  del  yicin  la  gloria 

Torvo  non  gaata,  anzi  in  lodarlo  i  ginato. 
Feiice  Lui,  ae  come  ordi  la  Storia 

Degr  Itali  Scrittor  in  proaa  e  in  carmi 

Facea  di  tntti  piü  fedel  memoria, 


Pilippo  del  Torre,  Vescovo  d'Adria.  (?) 
Ginato  Fontanini,  Vescovo  d'Ancira.  (?) 


926  P.  Michael  Hnber,  0.  S.  B. 

Di  critico  velen  lo  stil  non  s'armil 
Quivi  la  Dea  BOggiuiiäe:  „Illastre  esempio 
II  Bertolii^  ne  na;  di  Bcnlti  manni 

S'  egli  m'  eresse  in  saa  magione  nn  tempiO; 
Per  cni  la  gran  cittade  arsa  e  distrntta 
Parve  risorta  dal  nemico  soempio. 

Sfuggi  modesto  ogni  rabbioBa  lutta, 
E  da  lodati  amici  e  da  stranieri 
A  ragion  colse  P  onorate  fmtta.  — 

I  tre  che  t'accennai  sono  i  premieri; 
Che  illesi  yan  dalla  seconda  morte, 
Lieti  bensl  non  del  lor  nome  alteri.  — 

Vengon  poi  qnelli  entro  V  arcane  porte, 
Che  respiran  di  rita  aure  felici, 
E  sono  ad  altri  non  fallaci  Bcorte. 

Vedi  qne'  duo,  che  sembrano  Fenici 
Nella  riyaoe  lor  vecchiezza  e  stretta 
Si  tengono  la  man  qnai  fidi  Amici! 

U  saggio  b  V  nn  non  men  che  pio  Beretta*), 
Che  se  curve  le  spallC;  infermi  i  piedi, 
Par  sano  ha  Tocchio  di  Ragion  perfetta. 

Per  Ini  del  Sacro  Ermagora  gli  Eredi 
E  del  Patriarcal  dritto  e  confine 
I  Rivali  gnerrier  descritti  vedi. 

L'altro  h  il  de  BubeiB')  del  oanuto  crine. 
Ei  della  Ghiesa  Aqnilejense  i  fast! 
Sepolti  snBcitö  dalle  rovine. 

Entrambi  nmili  e  dal  saper  non  gnasti; 
Ricchi  cuBtodi  del  mio  bei  tesoro 
E  al  par  nemici  d'  emnli  contraBÜ. 

Qnel  terzO;  che  pur  moBtra  a  canto  a  loro 
Nella  Benile  etil  fresche  le  gnancie, 
E  ii  Bini*),  che  con  man  pnre  dell'oro 

Tenne  nguali  in  Milano  le  bilancie, 
E  neir  alpcBtre  Bua  Gemona  or  gode 
Trattar  le  carte  polyerose  e  rancie. 

Segne  il  Lirati')  e  fa  con  pari  lode, 
Rayyivando  bc  Btesso  e  i  Nomi  IllaBtri, 


1)  Conte  Giandomenico  Bertoli,  Canonico  d'  Aqnileja. 

2)  Conte  FranceBCO  Beretta,  Nobile  Udinese. 

3)  P.  Gian  FraDcesco  Bemardo  Maria  de  Knbeis,  Ord.  Praedic. 

4)  Giuseppe  Bini,  Arciprete  di  Gemona. 

5)  Ginseppe  Liruti  de'  Sigg.  di  Villafredda. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  ans  Udine  927 

A]la  Podagra  e  al  Tempo  accorta  frode. 
Vivan  costor  di  Fontenelle^)  i  lustri, 

Nö  morbo  alla  salnte  abbian  contrario, 

Nö  reo  livor  all  faticbe  indastril 
Dietro  a  questi  conosci  il  Fistulario^), 

Che  de'  Latin,  Tedeschi  e  Longobardi 

Nel  sno  natio  scrisse  il  governo  yario; 
Ed  or  sembra,  che  agnzzi  attenti  i  goardi 

Del  bei  Friuli  a  disegnar  le  mete. 

Deh!  Tatil  opra  ad  apparir  non  tardil 
AI  di  lai  fianco  in  tacita  quiete 

Amico  sao  fedel  atassi  il  Fabrizio'), 

II  prezzo  a  calcolar  delle  monete. 
Tacer  pensoso  non  s'  ascriva  a  vizio, 

N&  il  ricercar  coal  minate  cose: 

Che  il  parlar  poco  b  di  sapere  indizio. 
Or  mostrarti  vorrei,  chi*)  le  famose 

Opre  de]  gran  Beltrando  e  Tinquieta 

Dubbia  via  di  Uaterio  in  ordin  pofie; 
Ma  qnel  modegto  sao  rossor  mel  vieta, 

N6  far  offesa  a  lai,  nk  lusinghiera 

Voglio  in  te  risvegliar  gioia  secreta. 
Kon  coBi  giä  fra  V  onorata  schiera 

Taccio  il  placide  Altani'),  ed  il  soave 

Polcenigo*),  di  cai  va  Fana  altera. 
Kon  lascio,  chi  spiegö  con  poro  e  grave 

Stil  r  Armannia  '^y  nh  chi  deir  aureo  Fasi 

Snl  Timavo  guido  d'Argo  la  Kaye^); 
Qaegli*)  Bcopri  snl  coUe  occalte  basi 

D'are  profane,  e  Qaei^®)  le  Torri  mostra, 

Questi^^)  i  primi  recinti  ancor  rimasi. 


1)  Frz.  Dichter  1657-1767. 

2)  Paolo  Fistnlario,  Nobile  Udinese. 

3)  Carlo  Fabrizzj,  Nobile  Udinese. 

4)  Francesco  Conte  Florio,  Vicario  Generale  della  Diocesi  d' Udine. 

5)  Abbate  Federico  Conte  Altan  de'Signori  d!  Salvarolo. 

6)  Conte  Giorgio  de'Signori  di  Polcenigo  e  Fana. 

7)  Niccolö  Niccoletti,  Canonico  di  Udine. 

8)  Conte  Alessandro  Danelnzzi,  Nobile  Udinese. 

9)  Padre  Maestro  Paolo  Canciani  de'Servi  di  Maria,  Udinese. 

10)  Padre  Maesti-o   Francesco,  Antonio  Benoffi  de*  Minori  Conventuali,  In- 
isitore  nelle  Diocesi  di  Udine  e  di  Concordia. 

11)  P.  Antonio  Commoretti  della  Congr.  dell' Oratorio,  Udine. 


928  P.  Michael  Hnber,  0.  S.  B. 

Altri')  poi  derivö  Teqaestre  Giostra 
Da  giochi  Elei,  ne^Cayalieri  arditi, 
Che  di  forze  e  d'amor  fean  raga  mostra. 

Altri^)  da  Gananei  per  mar  faggiti 
Di  Giosue  air  ira  e  piü  del  Gielo  nemico 
Trasse  1'  nsanze  Americane  e  i  riti. 

Qnesti  pel  dabbio  mio  sentiero  antioo 
Segnan  beirorme:  E  in  te,  se  di  Fratello 
Tace  Tamor,  parli'l  doYer  d'AmicoI"  — 

Qüivi  alla  Dea  richiesi:  „E  doy'6  Qaello') 
Tanto  indastre  cultor  deir  anrea  vite 
Del  Picolit,  eb*  h  del  Tokai  gemello? 

Dov'  b  Qnel*)  che  illuströ  la  cara  mite 
De'  colti  campi?  e  QueP),  che  il  biondo  stame 
Affina,  onde  poi  sian  le  vesti  ordite?^ 

E  Antichitä  rispose:  „Alle  tue  brame 
lo  soddisfar  yorrei;  ma  il  tempo  6  corto, 
Ki  a  me  conTenien  1'  arte  di  vini  e  trame. 

E  se  rammentO;  alcun  temo  far  torto 
Agli  altri  della  Fisica  Famiglia, 
Che  degni  son  di  lode  e  di  conforto. 

Che  se  d'  arti  sei  vago,  or  ti  consiglia 
Goir  ingenno  Zanon,  col  fido  Asquini, 
Che  a  castodir  qni  diemmi  ana  bottiglia. 

Ei  sa;  che  forza  anche  i  liqnor  piü  fini 
Acqnistan  con  V  etä,  come  il  Falerno 
E  fdtri  da  Orazio  celebrati  vini. 

Or  sol  Tirsi  s'  onori,  a  oai  V  Eterno 
Fidö  pocanzi  il  derelitto  Ovile, 
Per  farne  dolce  e  prowido  goyemo. 

Egli  ad  Abrama  ed  a  Giacob  simile, 
Di  cui  rinsegna  nella  Soala  porta, 
Sari  vigil  Pastor  saggio  ed  nmile. 

Egli  al  mio  regno  con  la  voce  aocorta 
Kon  solo  invita  i  fatticosi  ingegni, 
Ha  ooir  esempio  suo  lor  si  fa  seorta. 

Eccol  nnovi  Tolomi  e  bei  disegni 


1)  Domenico  Ongaro,  Parroeo  del  Gastello  di  CoUoredo. 

2)  Conte  Francesco  Tartagna,  Nobile  Udinese. 

8)  Conte  Fabio  Asqnini  de'  Signori  di  Fagagna,  Nobile  Udineie  e  Segre- 
tario  deirAccademia  d'Agricoltura. 

4)  Conte  Prospero  Antonini  de'  Signori  di  Saciletto  e  Nobile  Udinese. 

5)  Antonio  Zanoni,  Cittadino  Udinese. 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  929 

In  qnesta  mia  non  tenebrosa  grotta 

£  medaglie  radana  e  ecalti  segni. 
Eccol  gli  Adulti  e  i  Giovanetti  in  frotta 

Volano  qui,  come  bqi  fior  le  pecchie: 

Quanto  cresce  la  schiera  illustre  e  dotta!'' 
La  Dea  sl  disse.     lo  con  ben  tese  orecchie 

Cogliea  sne  voci  e  in  an  oon  occbi  immoti 

Iva  OBservando  le  memorie  vecchie. 
E  allor  pregai;  che  a'  miei  figli  e  nipoti 

Tirsi,  che  ha  tal  de'stadi  ardente  zelo, 

Serbino  i  Knmi  e  a'miei  sinceri  voti. 
Sorrise  Antichitä  dal  sacro  velo; 

Pol  ripigliö:  „Quei  dl,  che  il  Ciel  apprezza, 

A  Fisico  discreto  affida  il  Gielo. 
lo  dico  a  Lni^);  che  con  natio  dolcezza 

£  con  bell'arti  d'Asclepiade  apprese, 

Dar  pu6  vigor  a  languida  vecchiezza, 
Kon  che  all'etä  di  Tirsi;  a  cni  cortese 

Katura  fu  di  qael  color  vivace^ 

Che  fa  tempra  robusta  altrni  palese. 
Odi,  0  Bianohini  placido  e  sagace, 

E  ta,  Belgrado^),  d'  Escalapio  figlio 

Per  lunghe  prove  esperto,  odimi  in  pace! 
La  vita  del  Pastor  d'ogni  periglio 

Salva  rimanga!    Usi  egli  poi  quäl  suole 

Sol  nelle  dotte  idee  vostro  consiglio!''  — 
Qaiyi  la  Dea  si  tacque.    A  tai  parole 

Con  mente  lieta  e  non  da  larve  ingombra 

Uscij  dair  antro;  e  al  declinar  del  Sole 
Scender  vidi  maggior  dai  monti  Tombra. 

XXL 

Per  lo  Ristabllimento  delie  Scienze  e  la  Riforma  degli  StudJ, 

fatta  neir  Universitft  dl  VIenna, 

dalla  Sac.  imp.  Reale  Maeeti  dl  Maria  Tereea, 

Cansone  presentata  nel  Giorno  del  Gloriosissimo  Nome 

Della  Maesti  Sua'). 

1. 
E  questi  son  dell'Istro  algente  i  lidi, 
E  i  Norici  son  questi,  austera  Gente 


1)  Fortunato  Bianchini,  Nobile  di  Chieti  e  di  Udine. 

2)  Alfonso  Belgrado,  Nobile  Udinese. 

3)  ed.  Vienna  1753,  Leop.  Giov.  Kaliwoda. 

«]n»iil«ehe  Fortchttngeti  ZXV.  59 


930  ^'  Michael  Haber,  0.  8.  B. 

Di  pace  un  tempo  e  di  Saper  nemica? 

Arme,  destrieri  e  bellicosi  gridi 

Suoiiar  ben  odo  intomo  e  un  lampo  ardente 

Qui  vedo  ancor  della  fierezza  antica. 

Ha  quäl  d'Astri  o  d'etä  vicenda  amioa 

Cangiö  capanne  umili  e  selve  incolte 

In  aurei  tetti  e  floridi  giardini? 

£d  ha  eon  peregrini 

Sindj  le  tarde  menti  accese  e  colte? 

Qnale  pk  sul  Pireo,  Bul  Tebro  e  il  Kilo, 

Hau  qui  le  Scienze  e  le  bell'  Arti  asilo. 

2. 
Grazie  al  vostro  favor,  Genj  Realil 
Le  varie  delle  Genti  ampie  famiglie 
Nobile  aequiftto  fan  di  tutto  dono. 
Da  voi  portale  in  bu  le  fulgid'ali 
Vengono  di  ragion  le  illustri  Figlie, 
De' magnaniroi  inviti  al  dolce  suono. 
£  dove  stanno  unite  intorno  al  Trono 
Generose  Virtü,  stabil  Grandezza, 
Portano  i  rai  dalle  celesti  Sfere, 
E  costumi  e  maniere 
Sanno  vestir  d'  affabile  dolcezza, 
Unendo  eon  reeiprochi  vantaggi 
Piü  docili  i  soggetti  e  i  R6  piü  saggi. 

3. 
L'  arte  di  teuer  piü  le  genti  oppresse 
Della  ignoranza  fra  tenaci  nodi 
Giovi  pur  de'  Tiranui  al  fiero  orgoglio, 
Che  sovra  laiTe  al  volgo  ignaro  impresso 
Da  vil  timor  fouda  sua  forza  e  agli  odj 
Saldo  si  crede  inaccessibil  scoglio. 
Chi  SU  basi  piü  forme  innalza  il  soglio, 
Kon  meudica  il  poter  d'  error  servili, 
N6  de'pensier  la  libertä  ritiene 
Tra  barbare  catene; 
Ma  il  vero  a  ricercar  spirti  gentili 
Co'stimoli  d'onore  acceude  e  sproua: 
Ke  ammira  i  voli  e  i  bei  sudor  Corona. 

4. 
Nato  sott'  aspro  o  temperato  clima 
L'Uom  porta  in  seno  di  Ragion  Celeste 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  aus  Udine  931 

Le  tacite  scintille  e  i  semi  occalti. 
Qoindi  ogni  Gente  neli'eti  sna  prima, 
Qual  tra  selve  natie  Fancinlla  agreste 
Dsa  rozzo  linguaggio  e  modi  incalti; 
Deir  inyido  yicin  contra  gl'  insnlti 
Pria  volge  il  ferro  e  dalla  terra  avara 
Tragge  a  fatica  gli  alimenti,  e  appena 
D'  aria  foBca  o  serena 

I  noti  effetti  ad  osseryare  impara. 

Ma  alle  cagioni  alzar  non  paö  gli  ottnsi 
Penaier,  sol  della  vita  intenta  a  gli  nai. 

5. 
Sol  quando  i  snoi  nemici  al  fin  dispersi 
E  di  Kecesaitade  ha  aciolto  il  freno, 
Tranquilla  il  ciel  contempla  e  l'auree  atelle. 
Atene  il  sa,  che,  poich^  vinse  i  Persi, 
Lieta  mirö  di  ane  vittorie  in  seno 
GoUa  Pace  fiorir  V  Arti  piü  belle. 
£  tn  mirasti  sl  leggiadre  ancelle 
Segaire  il  carro  trionfal  de'Duci, 
Qoando  cogliesti  della  Grecia  doma 
Le  vaghe  spoglie,  o  Borna, 
£d  OBse  a  nuova  gloria  aprir  tne  Inoi, 
E  einte  con  gli  AugUBti  il  crin  d'alloro 
Goidaro  a  i  aette  Colli  il  Secol  d'  oro.  — 

6. 
Genio  Germano,  or  rammentar  ti  giora 
L'  antiohe  ingiurie  e  i  secoli  infelici, 
Ingombri  di  feroce  error  selvaggio. 
Sparao  or  di  Ince  innaitata  e  nnora 
Colei  riugrazia,  che  co'  fanati  anspici 
Sa  te  diffonde  di  aaa  mente  an  raggio! 
Poichi  lampi  deatö  del  bei  coraggio 
La  gran  Teresa  a  snoi  gaerrieri  in  petto 
E  pronte  yide  V  armi  a  pi6  difese, 
Volge  a  qaiete  impreae 

II  fecondo  d'idee  chiaro  intelletto 

E  altema  col  trattar  d'aste  e  di  scadi 
L'atil  piacer  de'manaaeti  atadi. 

7. 
Genio,  ta  atai  penaoso  in  sa  la  sorte 
Di  Grecia  e  Borna,  che  fra  stadj  inermi 


932  P.  Michael  Huber,  0.  8.  B. 

Videro  giä  laoguir  Talme  guerricre; 
Temi;  che  accolto  in  Inmiiiosa  Corte 
II  placido  Saper  possa  men  fermi 
Rendere  i  cor  delle  agguerrite  schiere: 
Non  fu  11  Saper,  ma  il  lubrico  Piacere 
E  il  Lasso  insano,  di  Richezza  Figlio, 
Che  de'Latini  il  ferrido  talento 
F6  neghittoBso  e  lento 
E  Tegra  Libertä  pose  in  esiglio. 
II  LuBSO  fa,  che  alTammolIita  Atene 
Di  Filippo  formö  l'aspre  catene. 

8. 
Tu  Bgombra  dunque  ogni  sospetto  e  pensa, 
Che  vantaggio,  e  non  danno,  apporta  a  Marte 
Delle  provvide  Scienze  industre  cural 
Quella;  che  in  punti  la  sostanza  estensa 
Divido  e  in*  linee  e  i  numeri  compartO; 
E  ne  confronta  il  moto  e  la  figura, 
Con  gli  angoli  Euclidei  munir  le  mura 
Ed  ordinär  saprä  le  schiere  in  campo: 
E  se  rocca  o  cittä  d'  assedio  cigni, 
Con  ingegnosi  ordigni 
Le  machine  raggira  e  a  pronto  scampo 
S'  apre  la  strada,  e  per  ostil  paese 
Insegna  a  ricondur  le  genti  illese. 

9. 
L'Altra,  che  poi  con  cristalline  Lenti 
Da  torre  eccelsa  osserva  gli  astri  fissi 
E  i  regolati  error  d'  ogni  Pianeta, 
Lo  spavento  previen,  che  in  cieche  menti 
Destar  potrebbe  inaspettata  Edissi 
0  fiammeggiante  in  ciel  nuova  Cometa. 
Kota  ella  i  tempi,  in  cni  di  Ince  lieta 
Tra  11  Sol  frapposta  e  la  terrena  Mole 
Ke  priva  il  Lunar  Globo,  e  nota,  come 
Gli  Astri  d'ardenti  chiome 
Giran  per  strade  obblique  intorno  al  Sole; 
K6  piü  gli  mira  quasi  infausti  segni 
A'  R6  di  morte  e  di  royina  a'  Regni. 

10. 
Degno  b  delTUom  spettaculo  giocondo 
La  Concorde  armonia  degli  Element! 


Gedichte  des  Grafen  Daniele  Florio  auB  Udine  933 

E  di  Stagion  diverse  il  certo  giro. 

Bello  6  mirar  nel  cupo  algoso  fondo 

De'  peeci  il  mute  gregge  e  i  chiasi  venti 

E  d'onde  chiare  il  tremulo  Zaffiro; 

Poi  cercar,  qnal  cagion  nel  vasto  Empire 

Maove  gli  orbi  lacenti  e  il  Buole  ammanta 

Di  vaghi  fiori  e  gli  arboBcei  di  foglie 

E  Chi  radana  e  scioglie 

Le  nnbi  in  pioggia;  e  chi  di  lace  infranta 

Co'  rai  d'  Iri  serena  orna  la  veste, 

E  ohinde  in  picciol  seme  ampie  foreste. 

11. 
Tu  sei;  gran  DiO;  che  legge  al  flutte  infido 
Doni,  agil  astri  splendor,  vita  alle  piante 
E  certo  istinto  ad  ogni  augello  e  fiera. 
Come  r  Egizia  Rondinella  il  nido 
Potrebbe  ordir  con  Bimmetria  costante, 
E  TApe  industre  le  magion  di  cera? 
Gerne  al  Sole  erge  i  figli  Aquila  altera  V 
Forte  b  sempre  il  Leon,  la  Volpe  astota, 
II  Gan  sagace  e  timorosi  i  Gervi. 
Kon  mole  d'ossa  e  nervi, 
K6  di  corpi  leggieri  alma  tessuta, 
K6  il  caso  puö  prodar  cosi  bell'  opre: 
Gran  DiO;  tua  mano  impressa  in  lor  si  scopre! 

12. 
Ha  in  noi  Timagin  tua^  le  vie  de^Bensi 
Giova  esplorar  e  il  cor,  fönte  di  vita, 
I  morbi  occnlti  e  la  virtü  d^ogni  erba. 
Giova  TArbitra  udir,  che,  quäl  convieuBi, 
Dritte  di  guerra  e  pace  a'  Prenci  additta 
E  il  civil  fra  le  Genti  ordine  serba; 
Entrar  quindi  in  Be  BtesBO  e  di  Buperba 
0  cupid'Alma  regolar  le  voglie, 
Ghe  Bon  di  Vizio  e  di  Virtude  i  Bomi; 
Giova  con  pene  o  premj 
Temperar  speme  e  timor,  piaceri  e  doglie, 
E  airUomo  e  al  Gitadin  ne'mutui  uffici 
MoBtrar  la  via,  d'esser  quaggiü  felici. 

13. 
Fidi  pegni  ne  Bon  d'Alma  inimortale 
Quei  d'Awenir  beato  accesi  voti. 


934  P.  Michael  Huber,  0.  S.  B. 

Ma  quäl  secreta  armoniosa  legge 

UniBce  in  noi  lo  spirito  al  corpo  frale? 

Qual  commercio  han  fra  lor  pensieri  e  moti? 

Libero  k  l'Uom;  ma  perchfe  il  peggio  elegge? 

E  come  sofire  il  mal,  chi  tuito  regge? 

Se  Ei  scelse  fra  V  idee  di  miile  mondi 

L'ottimo?    Ah!  cbi  tani'alto  or  mi  condnce? 

0  inaccesBibil  Lace, 

0  Veriti,  tu  agii  occhi  miei  t'asoondil 

So  che  risplendi  in  Dio;  ma  se  al  8U0  Seggio 

M'  innalzO;  intorno  a  quel  nebbia  sol  reggio. 

14. 
Ha  la  Kagione  umana  i  suoi  confini, 
E  Taudace  Saper  divien  foUia, 
S'  oltre  qnei  segni  di  volar  presume. 
Tu  sola  a  i  eaggi  amica,  i  rai  divini, 
0  Verität  qui  spargi,  ove  natia 
Schiettezza  regna  e  liberal  costume!  — 
Qui  la  Real  Teresa  ampio  di  lume 
Tesoro  apre  agl'  ingegno.    E  quäl  per  1'  etra 
Splende  simile  a  Lei  Stella  ridente? 
Qual  piü  profonda  mente 
DeWarj  eventi  le  cagion  penetra? 
Vide  piü  mai  con  suo  Stupor  Katura 
Giunta  a  si  gran  Bella  Virtü  Bi  pura? 


Indice. 


paginft 

I.  Sonctto  al  Conte  Antonio  di  Prampcro 816 

II.  La  Felicitä,  Staoze 816 

III.  La  Moda,  Stanze 824 

IV.  Le  Lodi  sono  nocive,  Stanza 832 

V.  L'Accortezza  delle  Donne,  Stanze 837 

VI.  La  Speranza  piü  che  il  Timore  ha  forza  nel  Cuore  umano,  Stanze  845 

VII.  La  Vita  Selvaggia,  a  Licori 857 

VIII.  II  Linguaggio  delle  Bestie,  a  Nico 864 

IX.  A  Nice,  risanata  dal  Vaiaolo,  Elegia 868 

X.  La  Scrvitü,  A  Nice;  Canzonetta 872 

XI.  Desiderio  vano  di  LibertA,  Canzonetta .  873 

Xn.  La  Bellezza,  Canzonetta 874 

XIII.  La  Felicitli,  Canzonetta 875 

XIV.  La  Face,  Canzonetta 876 

XV.  II  Balle,  a  Fillide;  Canzonetta 877 

XVI.  La  Masohera,  Canzonetta 880 

XVII.  In  Morte  della  Signora  Coutessa  Vittoria  Florio,  Sonett!     ....  884 
XVIII.  Per  le  Nozze  dell'Arciduca  Giuseppe  d'Austria  c  della  Principessa 

Isabella  di  Borbone,  Canti  due 896 

XIX.  Per  le  Nozze   dell' Arciduca  Leopolde   d'Austria  e  della  Infanta 

Maria  Luise  di  Borbon,  Canzone .  919 

XX.  La  Grotta  Friulese,  Ecloga 923 

XXI.  Per  lo  Ristabilimento  delle  Sciense,  Canzone 929 


Naehträge  zn  den  Friedensregistem. 

(S.  o.  S.  Iff.) 

Indem  ich  ein  Jahr  nach  Erscheinen   des  Sonderabdruckes  die  beiseite 
gelegte  Arbeit  wieder  zur  Hand  nehme,  finde  ich  ausser  notwendigen  Besse- 
rungen mehrfaches  nachzutragen,   besonders  für  das  dritte  Verzeichnis,    das 
ich  seinerzeit  am  liebsten  um  das  Doppelte  vermehrt  gegeben  hätte.  —  Eine 
Laut-  und  Formenlehre  beizufügen,  hatte  ich   für  nicht  notwendig  erachtet; 
einiges  findet  man  in  den  Anmerkungen,  im  übrigen  sehe  man  die  Studien 
vond'Herbomez  in  den  M^m.  de  la  Soc.  deTournai,  t,  17,  Doutrepont  in 
Zs.  f.    frz.  Spr.  u.    Lit   Bd.  22    sowie    die  Dissertationen    von    Link  über 
Phil.  Mousket  u.  W.  Schmidt  über   Quill,    le  Muisit  —  Bibliographische 
Nachweise    findet   man    ausser  bei  Monod  u.   Pirenne   in   den  Kompendien 
der  Rechtsgeschichte   von  R.  Schröder,   H.  Bruuner,    E.  Glasson,  Hist  da 
droit  etc.  t.  VI,   Ad.  Tardif,    La   proc6dure   civ.    et  crimin.      Verschiedene 
Zitate  habe  ich  passim  gegeben.      Nicht  minder   wichtig  als  die  bekannten 
Studien  von  Brunner  u.  Frauenstadt  scheinen  mir  die  von  Bauchond,  Beunecke, 
Cattier,  van  Coetsem  sowie  Espinas,  Les  guerres  familiales  (in  Nouv.  revue 
du  droit  fr9.   et  6tr.  t  23  =  1899)   u.  Bled,    Le  „Zoene"  ou   composition 
pour  homicideä  St.  Omer  (in  M§m.  Soc.  des  ant.  de  la  Moriuie  t.  19  ^  1884). 
Hingewiesen   sei    schliesslich    auf  P.  VioUet^s   ebenso   umfassenden    wie  an- 
scheinend,   was  Toumai    betrifil   sicher,    fehlerhaften  Artikel  Les  communes 
fr9.  au  m.  L  (in  M^m.  Ac  des  inscr.  t.  36  =  1901).    Die  grosse  Urkunde 
für  Toumai  von  1288  findet  man  beiPoutrain,  Hist  de  T.,  Tailliar,  Rec 
d'actes  Nr.  263,    in  den  Ordonnances  des  rois   de  Fr.  t.  XI  u.  am  besten 
bei  Duvivier,  La  commune   de  T.  de  1187  ä  1211    (in  Bull.  Ac.  de  Belg. 
1901  p.  247—95). 

Text: 

Nr.  26  u.  26*  lies  Pan.  —  Nr.  51,  Zeile  3  lies  Sefs  (=  9%  beiw. 
86  -|-  les),  —  S.  28,  Note  2:  Den  sonstigen  Formeln  entsprechend  ist  oi 
provos  zu  bessern.  —  Nr.  136  Zeile  3  lies  8*i  eut.  —  Nr.  190  lies 
Walerave,  —  Zu  226:  make  entspricht  sonstig,  fftoce,  nuisse;  das  Wort 
massue  besteht  daneben.  —  Nr.  292:  Da  hier  sehr  bestimmt  gesagt  wird, 
dass  diePilger&hrt  vollzogen  ist,  darf  man  den  letzten  Satz  nicht  etwa  dahin 
deuten  wollen,  dass  ein  Loskaufen  davon  stattgefunden  habe  (vgL  die  Anm. 


Naohtrfige  937 

zu  377).  Es  ist  eben  die  Wallfahrt  als  Busse  betrachtet  wie  eine  Geld- 
strafe. —  Nr.  330 — 33  sowie  574 — 76  wäre  vielleicht  richtiger  Jehan  de 
Cblasse  gedruckt  entsprechend  der  meist  so  vorkommenden  Schreibung.  — 
Nr.  873,  Note  lies  30.  Apr.  —  8.  76,  Note  1  sollte  auf  das  Fehlen  jeg- 
licher „pais^^  fOr  das  Jahr  1277  hingewiesen  sein;  sie  müssen  in  einem 
dritten  Register  verzeichnet  worden  sein,  das  als  verloren  zu  gelten 
hat  —  8.  82,  Note  2:  movoir  ist  in  den  Text  zu  setzen.  —  8.  102, 
Note  2.  P.  de  la  Planne  wird  620^  namhaft  gemacht;  es  ist  also  ein 
andrer  einzusetzen.  —  8.  104,  Notel  u.  Nr.  628  8chlusszeile  lies  fourjur. 

Anmerkungen: 

Zu  Nr.  1  afolure.  Häufige  epische  Wendung  ist  oeis  au  afoUs  oder  Shnl.  In 
der  vorlieg.  Bedeutung  erhalten  ist  das  Wort  noch  heute  in  der  Populär- 
sprache (8.  Villatte,  Parisism.,  der  falschlich  «betören*  als  Grundwort  angibt); 
8.  a.  Tobler  bei  Körtg.  Wb. 

3,  Die  Form  taut^aur  findet  sich  auf  einem  ziemlich  grossen  Gebiet,  s.  B. 
noch  Normandie  und  Champagne.  Johnston,  Med.  Lang.  Not.  18,  p.  38—41  verwirft 
gleichfalls  Toblers  Etymologie  und  erklärt  das  Femin.  als  unter  Einfluss  des 
femin.  latein.  diem  entwickelt,  was  man  wohl  kaum  wird  unterschreiben  wollen.  — 
Man  hat  in  der  Formel  nicht  den  «Zusatztag*  zu  sehen,  wie  er  im  deutschen 
n  Jahr  und  Tag*  u.  dgl.  steckt  (s.  Grimm,  Rechtsaltertttmer  und  Fockema-Andreae, 
Zs.  f.  Rechtsgescb.  27  =  1893,  S.  75ff.);  vielmehr  entspricht  es  einem  „inclusive*. 
Abgesehen  von  der  vorliegenden  Nummer  und  Nr.  26^  et  tout  ce  jor  führe  ich  an 
aus  Devillers,  Cartul.  des  rentes  et  cens  II  31 :  e^  dure  jusques  a  le  Saint-P^emi 
et  le  jor  taute  jaur  et  lendemain  commenee  paietnens, 

10.  Statt  anrenuef  begegnet  sonst  mehrfach  hief  de  Van,  z.  B.  passim  in  den 
Begistres  de  la  loi. 

12.  Es  ist  der  Provost,  der  den  respit  abnimmt 

12 1>.  daura  dialektisch  neben  danra  (z.  B.  ibid.);  vgl.  a.  daunees  Einl.  S.  3 
und  daunerent  Nr.  105  sowie  Ounaing  =  mod.  Onnaing  in  Verz.  I  und  cau- 
noietre  Verz.  III. 

28,  mari  de  een  frere,  aber  mart  sen  frere  447 ;  ebenso  fiue  de  een  frere  628, 
aber  barans  le  fille  194  —  Dass  auf  Grund  des  Schlusses  der  Nummer  der  Pipelart 
schon  vor  Jan.  77/8  zurtlckgekehrt  sein  muss,  beweist  nicht  unbedingt  dagegen, 
dass  er  auf  längere  Zeit  verbannt  war-,  denn  Nr.  28  stellt  doch  möglicherweise 
nur  eine  Verlängerung  einer  alten  triue  dar.  Immerhin  ist  die  Annahme  einer 
Pilgerfahrt  wahrscheinlicher. 

37.  Die  betr.  Chronik  ist  auch  von  P.  Meyer  in  der  Bomania  abgedruckt-, 
die  Lesung  pelfirent  kann  bleiben.  Die  Form  Wandele  begegnet  noch  u.  a.  bei 
Froissart,  Chron.  XI  55. 

112.  In  einer  Urkunde  von  1371,  gedruckt  von  Doutrepont  a.  a.  0.  S.  123 
Nr.  21  steht:  lesXXXhomes  appelöspiremansdon  pire  en  le  ri viere  d'Escault 
Es  gab  also  wohl  damals  noch  nur  eine  solche  Eindämmung. 

138.  In  dem  Beispiel  vom  Jahr  1285  handelt  es  sich  um  vorläufige  Ein- 
kerkerung; ein  analoger  Fall  bei  Verriest,  La  Charitö  St.  Christophe. 

153.  S.  a.  Diez,  Et.  Wb.  II<^  sowie  Dict,  gönör.  a.  v.  ^aule. 


938  NaohtrScre 

167.  Ein  altes  Beisp.  für  tire  ist  Hery.  de  Mes  6961 ;  vgl.  ade  de  Tyr  Im 
Narb.  3582,  pailea  de  Tir  ibd.  3973,  paurpre  de  T.  Ch.  Ant  II 29.  Tire^  mit  der 
Endung  'ittum  ist  gerade  im  Osten  nnd  Nordosten  hSufig,  von  wo,  wie  das  dort 
(Dona!,  Tournai)  zuerst  belegte  Vorkommen  vermuten  lässt,  Uretaine  seinen  Aus- 
gang genommen  haben  mag.  Die  Fabrikation  von  Stoffen  war  ja  gerade  in 
Flandern  frtth  entwickelt  (s.  a.  B.  Michel,  Recherch.  snr  les  ötoffes  pr^c  II  461, 
der  Übrigens  ibd.  p.  250  die  nämliche  Ableitung  annimmt).  Sie  geschah  in 
Nachahmung  der  orientalischen;  aber  mit  dieser  war  auch  eine  Namengebong 
der  Stoffe  verknüpft,  denn  sie  gingen  natürlich  unter  fremder  Flagge.  Ein  Um- 
stand, der  gegen  die  Herleitung  von  tire  sprechen  würde,  nämlich,  dass  der 
Stoff  kein  kostbarer  ist,  scheint  hinfKllig,  da  ehedem  wahrscheinlich  doch  ein 
solcher  damit  beaeichnet  wurde,  wozu  ein  Seitanstück  nfrz.  bougran  liefert  (a 
Michel  1 206  und  II  237).  Auch  dass  man  gelegentlich  iartaine  (vgl.  a.  tartairt) 
dafür  findet,  kann  dafElr  sprechen,  da  es  zeigt,  dass  man  etwas  FremdUuidisches 
darin  sah. 

184.  Vgl.  ital.  ferravecchio  in  derselben  Bedeutung. 

257.  S.  a.  Körting.  Wb.'  s.  v.  hulc.  Eemna,  Der  Begriff  „Schifft  im  Frs.,  hat 
nur  haurque  und  dafür  kein  altes  Beispiel. 

203.  Dncange  s.  v.  AUo  et  Bas90  erklärt  es  als  sauverainement ;  es  ist  dem- 
nach formelhaft  geworden. 

308.  Man  beachte  die  Adjektiva  /aus  jugement,  deslaial  et  mauvais\  welche 
typisch  waren  für  die  Urteilschelte;  s.  dazu  Gebaner  in  Zs.  f.  Bechtsgesch.  17, 
8.  33-62. 

323.  Zu  picard.  aiue  s.  Foerster  in  Zs.  f.  rom.  Phil.  28,  495  und  Snchier, 
ibd.  30,  514. 

345.  Zu  si  »bis*'  s.  noch  Gessner,  Zs.  f.  rom.  Ph.  2,  S.  572  f;  statt  dessen 
kann  mundartlich  se  stehen  z.  B.  Möm.  Soc.  Tournai  19,  S.  23  und  24. 

403.  Hier  wird  ausdrücklich  gesagt,  dass  die  Wallfahrt  «zu  Ehren"  des 
Verletzten  stattfindet,  während  man  sie  sonst  als  Sühne  für  die  dem  Magistrat 
zugefügte  Beleidigung  ansehen  dürfte.  Solch  Hinweis  begegnet  auch  sonst  wohl 
gelegentlich,  z.  B.  im  Leidschen  Rechtsbronnen. 

S.  132  Note:  Hs.  Brüssel  16745  ist  um  1390  geschrieben,  16700  einer  Be- 
nachrichtigung des  Mr  y.  d.  Gheyn  zufolge  ins  15.  Jahrh.  zu  setzen,  weil  darin 
die  Zahl  1438  vorkommt;  doch  ist  letztere  ein  Sammelband  von  verschiedenes 
Händen  und  Zeiten. 

483.  Ich  habe  God.  nicht  genau  zitiert;  er  drückt  sich  ganz  richtig  aas. 
Dagegen  hätte  ich  auf  die  Verbreitung  des  Wortes  in  dieser  Bedeutung  aneh 
in  ganz  anderer  Gegend  z.  B.  im  Sizilianischen  hinweisen  sollen. 

530.  mansegneur  Saint  Jaheme,  Vgl.  monsegneur  Saint  Lyonnarty  GilL  Trasign. 
d.  16,  la  feste  del  haron  Saint  Martin^  Garin  I  p.  177  u.  dergL,  madame  Sainte 
Marie  Phil.  Mousk.  2439,  schliesslich  auch  sire  =  Herrgott. 

Verz.  h  Boülogne  293  in  Verbindung  mit  St.  Josse  und  St.  Thumas,  —  JBseomai 
war  eine  Seigneurie,  s.  Froissart,  Ghron.  Table  t.  XXI;  P.  Meyer,  Boman. 
85  =  1906  p.  439  setzt  bloy  de  Stomay  =  Tournai^  während  vielleicht  Seoma^ 
zu  lesen  ist.  —  Fraischar  ohne  [t].  — -  Zu  Graumes  und  Granmes,  Oraumont  und 
Orammont  vgl.  noch  Cammont  und  Caumont  (s.  B.Baud.  Seb.  21,  708;  22,760). 
Diese  Formen  wird  man  bei  Beurteilung  der  bekannten  Umbildung  von  -ottsisat 
zu  -amment  und  umgekehrt  (s.  meine  Dissert   »Zur  Gesch.  des  konson.  Ans- 


NaehtrSgo  939 

lants  der  Nomina*  S.  60)  mitsüberttokBiohtigen  haben;  sie  yeratärken  die  dort 
geSasserte  Ansicht  —  Eamedde,  Zum  Wort  s.  Pict  g6nör.  s.  v.  amade  und 
Behrens  im  GrOber-Festband.  —  Havines,  Waiier^  provost  12,  19  etc.;  ansser- 
dem51d.  —  Mons-en-Ftule.  sie!  beachte  auch  die  von  Qod.  belegte  Weiterbildung 
JPsure.  —  Mortagne.  Auf  das  Vorkommen  der  Jeanne  de  M,  (im  Jahr  1276) 
sei  noch  besonders  aufmerksam  gemacht,  wie  man  auch  sonst  manohen  Kamen 
in  den  Registern  finden  wird,  z.  B.  einen  Mausket^  mehrere  Le  Muisü,  —  de  le 
Piere  609.  ~  Saint  Jakeme  erg.  880  (a  8t,  J.).  —  SainU  Kalherine  str.  Sterne 
und  Klammer.  ~  Saint  Nicolai  bessere  a  Warn,  (de  Warn.  869).  -^  Toumai  erg. 
Hain.  arr.  Hptst.  —  Vilain  str.  2s  fik 

Verz.  II.    {e  houUnghier  s.  a.  Audain  in  Verz.  I  —  {•  tardere  d'ole. 

Yen.  IIL  S.  180  unt  statt  vor  ein.  Wort  lies:  vor  einer  Zahl  —  adont  zu 
der  Zeit  806  —  atVIter  Beihilfe  leisten  682,  helfen  889,  841;  in  der  Sohwurformel 
615  ff.  —  S.  181  Note  lies:  Ostern  —  aesens  erg.  611  —  avoir;  Fut.  8.  ara  40i, 
407^  6.  armt  610,  614,  Condit.  8.  aroit  887,  Perf.  ConJ.  8.  iuist  822  ^  eanter 
vieipres  die  Abendmesse  ISuten  21  ~  chiune  fflnf  51«  etc.;  s.  a.  zu  26  —  eist,  Nom. 
eis  dieser  *12 —  eot^fiesaer  beteuern  800—  eattforter  unterstützen  889  *,  in  der  Schwur- 
formel 615  ff.  —  conte  Zahlung,  eanter  Z.  leisten  614  —  cop,  PL  cos  Schlag  21  — 
eaunaistre  erg.  Impf.  OonJ.  8,  eounissait  BIO  —  denier  erg.  649  —  Lies  deseure 
Bt.  'äure  —  deshiäl  ungesetzmiUsig,  von  Urteil  gesagt  808  —  dette  erg.  614 
(durch  Zinsenzahlung  getilgt)  —  dauner  =  danner,  Fut.  8.  doura  und  danra 
12b  (s.  Nachtr.)  —  eneore  ausserdem  572  —  faue  falsch,  von  Urteil  gesagt  806  — 
ferir  str.  516,  570,  erg.  834,  475,  550  —/srure  str.  468,  475,  erg.  516  — /ot^  erg. 
570  —  fawrjurement  erg.  615,  Abs.  8.  ^  häle  erg.  pais  vollzogen  560,  lies  281 
Bt.  *221  —  honte  lies  408*,  487*  --jurer  erg.  651  —  jW^  bess.  129,  822,  851  — 
leur:  lor  und  leur  s.  zu  452  —  main:  statt  (bei  assur.  und  fouijur)  lies  (bei 
pais  u.  f.);  ibd.  bess.  616,  628,  682,  641,  646—48  —  ma«/at^e«r  Übeltäter  64  — 
sn^ismes  erg.  *21  —  mes  aber  21  —  naverer  1.578*,  erg.  686,  648  —  naverure 
erg.  611,  15,  34»,  41,  42,  44  —  noil  erg.  Je  jor  dou  n. 485,  une  nuit  dann.  618  — 
octrs  erg.  oehisent  85  —  otele  dieselbe  181  — jmim  erg.  Friedensbruch  634;  devens 
p.  eriie  802  —  paekee  erg.  mierkedi  en  p.  306/7  —  peUrinage  erg.  „zu  Ehren*  des 
Verletzten  403  —  piet  Fuss  588  (Fusstritt)  —  prendre  säur  lui  erg.  625,  84—88, 
642  —  prise  1.  155,  157  —  quasser  erg.  802*  —  reeorder  anerkennen  618  — 
rendre  erg.  26«  —  säHr  (saillir)  hervorspringen  21  —  siurtS  1.  386  (gefordert), 
887  (gef.  u.  verweigert)  —  se,  sen.  3.  Ps.  Sg.  Fron.  poss.  *21  etc.*,  fem.  sen 
dyue  621;  siue  idem  bet  Fem.-Form  599;  si  idem  N.  PI.  Masc.  345  etc.  — 
a  tans  rechtzeitig  261  —  (a)tant  gue  solange  bis  622,  648  —  ^tes^e  Kopf; 
Schlag  auf  den  K.  21,  442,  576  —  u  (ou)  oder  802  u.  a.  —  Verbrechen  erg. 
afohr,  -«re,  eff andrer,  emhler,  nuitantre,  piet  (s.  Nachtr.),  guasser,  rescourre,  tuiUier, 
-ure  —  voie  Weg  (einer  Wallfahrt)  877  —  volentet:  de  se  haine  v,  570,  a  se  v. 
422  freiwillig  —  vohir,  6  Pf.  volrent  189  wollen. 

W«  Benary« 


940  Nachträge 


Berichtlgiing  su  Kiessmimii,  „Bostand-Stadlen^^ 

In  dem  Aufsatz  „Rostand-Stndien«  (a.  o.  8.  198ff0  sind  S.  218  die  Wörter 
püancieTy  ^aeanaer^  ä  vau-Veau  ans  der  Gmppe  der  .altertflmlichen  oder 
seltenen  Wörter"  infolge  Versehens  bei  der  Drncklegnng  unter  die  «Nenbil- 
düngen"  geraten. 

B.  Kiessmaim. 


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