TEXTE AUS DEM SYRISCH-PALASTINENSISCHEN RAUM
VIII. Text aus Damaskus
(H. Grotzfeld)
Die in Damaskus geborene Erzahlerin griechisch-katholischer Konfession
war bei der Aufnahme etwa 10 Jahre alt. Sie sprach sehr unbefangen
und fliissig, brachte aber in die Erzahlung einige Motive aus anderen
Marchen hinein.
1 . kdn fi tht handt gazzdldt, kail zam^ hiruhu w hibi^ gazldton w
^ysin nwn halgazle, halbandt halmn aktir. ^awwal wahde hkbire rdhet
w bd^et gazldtha w ""dzet. ""diet : »wen baddi ruh wen baddi ''azi?« fdtet
^-ihammdm. 2. hiye w b-dlhammdm, ^dmet la^'et mara xatydra, w tna^ar
xadddme hawaleha; hayy bdtmassBta, hay batnaddafa, hay bathammama,
""dlatla : »yi ya ndnti, ya ndnti, ""ana baddi hammamek, ruhi ya ^mmti man
hon, ''ana baddi hammama«. sdret thammama. 3. ^dmet ''dlada: »yi, ^abni
lu bihabb ydxod, lu baddo yatzawwaz, ydretni ''afjiki ''alo«. ''dmet hayy
''dltla: »weno '*abnek?« ^dltla: »hdlef yamin ma bisuf zans annaswdn«.
''dltla: »wen sdken?« ^dltla: »b-rds zabal asSin. '^dltla: »dabbrili nobten
mazzika, w ""arba^-w-^srin xayydl«. ^dmet ^dltla: »'*e«. dabbaratla,
4, rdhet rakbet ^la halxel, w nobet mazzika man ''adddmha w nobet
mazzika man wardha, tna^ar xayydl ^adddmha, tna^ar xayydl wardhon,
w rdhu. waslu la-hnik, sdfet alxadddm '*dltlo : »tld(J« ''alia: »hdlef yamin
ma bisuf zans annaswdn«. ''dltlo : »''ante tld^ ''allo!« 5. tale ^ ''dl. ''alio:
»^e ^ana ma ^altallak ''anno ma bsQf zans annaswdn«. ^dm nazel ''alia :
»''dl ma baddo ysQf fans annaswdn«. 6, ''dltlo : »tld^ ''alio : bant malek
alHand zdye twdzhak, batzib rdsa ^adddmak. rbdt (yiinak w-nzel! zdye
ta-tkabbasha« . 7. rdh nazel hdda; rabat ^no w-nazel. sdr ykabbasha,
ba^en t''allo : »''dh taht aswayy, ^dh fo'' aswayy. taht aswayy fd'' aswayy«.
ba^en fakk (^Ono. bihatt ''ido, btalza^. bathatt "ida btalza''. 8. balden
"dltlo : »mh nzel (<ind ''ammak. "ante sQ "d(fd ta^el hon? yalla "awdmk
"a^d hQwe wiydha w nobet mazzika man "adddmon w nobet mazzika
man wardhon. tna^ar xayydl '^adddmon, tna^ar xayydl wardhon, rdhu
waslu ^Ibet.
9, byarza(;_ marzu^na la-'^axwdtha. aFaxt arazgar ''diet: »yi, rdhet w
tarkatni, sQ baddi sdwi hon hna la-hdli?« 10. rdhet bd^t gazldtha w "azet,
''diet: »wen baddi riih wen baddi "azi?« fdtet ^-Ihammdm. ba(^en la^'et
192 Das syrisch-palastinensische Arabisch
nds bdddon ywdzhuha barra. ''awd^iha mnattafin, slon badda tatla^. 11,
harden ''alula: »ya xdnom, nut tatla(j!« ''dbtlon: »yaxreb beto hdda
Ifpbad ma kdn yzabli ''awd^iyi, ndtrata, ma kdn yazi«. ^dmu ''dlula: >y'aza
batridi, btdxdi ^awd^ man (;anna«. ^dltlon : »la'', ya ^b assum!« ''dlQla:
»la'', ma bisir«. 12. labset hatta'^m vv rdhet. tadxol b-hdra, tatla^ h-hdra,
tadxol b-hdra, tatla^b-hdra, hatta la'^et ^bad (pm bikaunes ^-Ibdb, Idtasto
kaff, '*dltlo: »wenak ya razzdl? ^ana ndtartak ma kant atzabli rawd(j!«
fdtet la-zuwa. 13. »wen sdhb albet, wen sdhb albet?« ''alia: »b-almatbax«,
fdtet la-^pndo (p-lmatbax, ""dltlo: »''alla yxallik! ''amli bwdzeb haddyuf.
wen ma raht wen ma ''zit, ''ana ''adddmak«, ''dm ''alia: »tdkrami«. ''dltlo:
»''aza fi ^ndak ""awdfj, ''a(jini!« 14. 'aw ^tdha hazmet almafatih. ''alia:
»na'*''i! atta'*m alii baddek yd, xadi!« ''axdet hayye Imajdtih, la''et atta''m
alii badda yd, sarraton w ^taton l-al^abad ywaddilon ydhon.
\5 . byarza^ marzu^a la-''axt attdlte, ''diet: »yo''. rdhu w tarakuni la-
hdli ''ana«. rdhet bd(ft gazldtha, w hiye w zdye la Vr wdhed wd ''ef (<i-ddakkdn
^m bi''ul : »''dx bant xamasta^ar sane kattarla Ihanne! ''dx bant xamas-
ta^ar sane kattarla ssabg!« 16. balden dalle t tfattes t^im wathatt hatta
la''et marto mayyte. ''dmet rdhet hayy labset w thandazet, w laha^to. fdt
^a-lbet. stantaret swayy, fdtet. \l.sdret tsarrex man tamm albdb. »''dx
ya (^ammtiy wen rahti w taraktini?« w tabki »''dx ya ^mmti wen rahti w
taraktmi?« "dm "alia: »skati, skati! ^mmtek rdhet w "anti baddla«. w
tabki w tsarrex: »"dx ya ^mmti wen rahti w taraktini?« \%. ba^en —
b^d man hon — "abbaruha w "axadiiha. w ba^en hayy ''dmet la-truh.
''alia: »wen bek truhi? ma bisir«. "dltlo: »la", haddi ruh«. "alia: »la",
^mmtek rdhet. "anti baddla«. ba^en "a^et, w haket hkdyti.
I.Es waren einmal drei Madchen, Spinnerinnen. Jede Woche gehen
sie und verkaufen ihr Gespinst und leben von dieser Gespinst-Menge.
Diese Madchen waren sehr schon. Die erste, die alteste, ging und ver-
kaufte ihr Gespinst und kam. »Wohin soil ich gehen, wohin soil ich
kommen [— Was soil ich anfangen]?« sprach sie. Sie ging in ein Bad.
2. Wie sie im Bad war, fand sie da eine alte Frau und zwolf Dienerinnen
um sie herum; diese hier kammte sie, diese da sauberte sie, diese dort
badete sie. »Ach, Mutterchen«, sagte sie zu ihr, »Mutterchen, ich will
dich baden. Geh weg von hier, Tantchen, ich will sie baden«. Sie badete
sie nun. 3. Da sagte [die Alte] zu ihr »Ach, wenn mein Sohn [eine Frau]
nehmen, wenn mein Sohn heiraten wollte, wie gern wiirde ich dich ihm
geben«. Da sagte jene zu ihr: »Wo ist denn dein Sohn?« — »Er hat
einen Bid geschworen, daB er das Weibergeschlecht nicht ansehen wird«.
— »Wo wohnt er?« — »Auf der Spitze des Chinabergs«. — »Beschaff mir
Text aus Damaskus 193
zwei Musikkapellen und 24 Reiter«. Da sagte sie »Ja« und beschaffte
ihr [das Gewiinschte]. 4. Da stieg sie aufs Pferd, eine Musikkapelle vor
ihr, eine Musikkapelle hinter ihr, zwolf Reiter vor ihr und zwolf Reiter
hinter ihnen. Und sie zogen fort, sie kamen dort an, sie sah den Diener
und sagte zu ihm : »Geh hinauf !«. Er antwortete ihr : »Er hat einen Eid
geschworen, daB er das Weibergeschlecht nicht ansehen wird«. Sie sagte
zu ihm : »Geh hinauf zu ihm und sag's ihm«. 5. Er ging hinauf und
sagte [es]. Er sagte zu ihm : »Habe ich dir nicht gesagt, daB ich das
Weibergeschlecht nicht ansehen werde!«. Da ging er hinab und sagte
zu ihr : »Er hat gesagt, daB er das Weibergeschlecht nicht ansehen
werde«. 6. Da sagte sie zu ihm: »Geh hinauf, sag ihm: die Tochter des
Konigs von Indien ist hier, um dich personlich zu treflfen, sie bringt
ihren Kopf vor dich, verbinde deine Augen und komme herunter, sie
ist hierhergekommen, damit du sie 'berufst'«. 7. Da kam dieser herunter,
verband seine Augen und kam herunter und begann, sie zu berufen.
Darauf sagte sie zu ihm: »Ah, ein biBchen tiefer, ah, ein biBchen
hoher. Ein biBchen tiefer, ein biBchen hoher«. Darauf machte er seine
Augen frei, er legt seine Hand an, und sie klebt an, sie legt ihre Hand
hin und sie klebt an. 8. Darauf sagte sie zu ihm: »Los, komm runter
zu deiner Mutter. Was machst du denn hier? Los, auf der Stelle!«. Er
blieb mit ihr zusammen, eine Musikkapelle vor ihnen, eine Musikkappelle
hinter ihnen, zwolf Reiter vor ihnen, zwolf Reiter hinter ihnen. [So]
zogen sie fort und gelangten nach Haus.
9. Die Geschichte kehrt zu ihren Schwestern zuriick. Die jiingste
Schwester sagte : »Ach, sie ist fortgegangen und hat mich allein gelassen.
Was soil ich hier alleine tun?«. 10. Sie ging fort, verkaufte ihr Gespinst
und kam. »Wohin soil ich gehen, wohin soil ich kommen?« sprach sie.
Sie ging ins Bad. Dann traf sie Leute, die drauBen mit ihr sprechen
wollten. Ihre Kleider waren zerlumpt, wie sollte sie da hinausgehen.
1 1 . Da sagten sie zu ihr : »Komm doch heraus, meine Dame«. Sie
antwortete : »Dieser verdammte Neger hat mir immer noch nicht meine
Kleider gebracht. Ich warte und warte, aber er ist immer noch nicht
gekommen«. Da sagten sie zu ihr: »Bitteschon, nimm doch bitte Kleider
von uns«. Sie antwortete: »Nein, das ist ungehorig«. Da sagten sie:
»Nein, es geht nicht anders«. 12. Da zog sie das Kostiim an und ging,
Gass ein, Gass aus. SchHeBhch traf sie einen Neger, der am Tor kehrte.
Sie knallte ihm eine Ohrfeige hin und sagte zu ihm : »Wo steckst du
denn, Mensch? Ich warte immer noch auf dich, aber du hast mir die
Kleider nicht gebracht !«. Sie ging hinein. 13. »Wo ist denn der Haus-
herr?« — »In der Kuche«. Sie ging zu ihm in die Ktiche und sagte zu
194 Das syrisch-palastinensische Arabisch
ihm : »Moge Gott dich erhalten, erfiill mir die Verpflichtung gegenuber
den Gasten. Wohin du auch gehst, wohin du auch kommst [= immer
und iiberall] bin ich vor dir«. Da sagte er zu ihr : »Bitteschon«, Sie
sagte : »Wenn du Kleider hast, gib mir!«. 14. Da gab er ihr den Schliissel-
bund. »Wahle aus!« sagte er zu ihr, »nimni das Kostiim, das du
brauchst!«. Jene nahm die Schliissel, fand das Kostiim, das sie brauchte,
wickelte sie [die Kleider] zu einem Bundel zusammen und gab sie dem
Neger, damit er sie ihnen [= den Leuten] iiberbringe.
15, Die Geschichte kommt zur dritten Schwester zuriick. »Oh«, sprach
sie, »sie sind fortgegangen und haben mich allein zuruckgelassen«. Sie
ging fort und verkaufte ihr Gespinst. Wie sie kam, fand sie einen am
Laden stehen, der ausrief: »Ach, ein 15-jahriges Madchen, damit ich
ihr viel Henna geben kann! Ach, ein 15-jahriges Madchen, damit ich
ihr viel Farbmittel geben kann«. 16. Dann forschte sie unablassig, tat
dies und jenes, schlieBlich kriegte sie heraus, daB seine Frau tot war. Da
ging sie fort, zog sich an, putzte sich und folgte ihm. Er ging ins Haus
hinein, sie wartete ein wenig, ging hinein. 17. Vom Eingang her begann
sie zu schreien : »Ach, Xante, wohin bist du gegangen und hast mich
zuruckgelassen?« und fing an zu weinen. »Ach, Xante, wohin bist du
gegangen und hast mich zuruckgelassen?«. Da sagte er zu ihr: »Sei
doch still ! Deine Xante ist fortgegangen und du bist an ihrer Stelle da«.
Aber sie weinte und schrie : »Ach, Xante, wohin bist du gegangen und
hast mich zuruckgelassen?«. 18. Dann — das sei fern von uns hier! —
begruben sie sie und nahmen sie. Dann machte sie sich auf, um weg-
zugehen. Da fragte er sie: »Wohin willst du gehen? Das geht doch
nicht [= das darf nicht sein]«. Sie sagte: »Nein, ich muB gehen«. —
»Nein«, sagte er da, »deine Xante ist fortgegangen, und du bist an ihrer
Stelle«. Da blieb sie, und ich habe meine Geschichte erzahlt.
6. kabhas bezeichnet eine magische Prozedur, bei der der Heilkraftige den Kopf des
Kranken fest mit beiden Handen umschlieBt und driickt.
7. Das Motiv der »anklebenden Hand« stammt aus einem andern Marchen und ist
hier etwas ungereimt.
11. xanom < tiirk. hamm.
12. Vgl. 10.2.4.2.
14. Die sich hier anschlieBende Heirat des Madchens mit dem Hausbesitzer ist von der
Erzahlerin ausgelassen worden; vgl. W. Eberhard und P.N. Boratov : Typen tiirki-
scher Volksmarchen (Wiesbaden 1953) Typ 234.
15. Das qualifizierende Adjektiv folgt im Syrisch-Arabischen gewohnlich mit Artikel dem
Substantiv im Status constructus; vgl. Grotzfeld (1965) §89c. — Hande und Fufie
der Braut werden am Tag vor der Hochzeit mit Henna gefarbt.
18. b^d man Hon : Apotropaische Formel. — ^axaduha : Fullwort,
IX. Text aus Furzul, Biqa'/Libanon
(H. Grotzfeld)
Der Sprecher ist griechisch-katholisch und ohne groBere Schulbildung.
Die Mundart von Furzul weist einige charakteristische Lauteigentumlich-
keiten auf: gw und ey sind Pausalallophone von w bzw. i; a [a:] ist
Pausalallophon von a, e [e:] Pausalallophon von / (vgl. 10.1.4.1, und
10.1.4.2.). [o:] ist auf Fremdworter beschrankt.
1. ^ismi Toni, Qimri xamsd^isrin sini. ^am ''istigil — ^indi mutar — bistigil
^lay b'ilkrgwm, b-issdhdl. (jndi ma^mil hgdr kaman^ bhutt saggili byistiglu.
l.fl ^ndi saggili, fi (jndi tnayn mn idday^ . . . ^aw byigi min Suriya,
kill middi byigina min Sikriya, 3. kib bitsawu labnat? ya sidna, byigi
ssaggeyl, bikayyil b-ilfprabiyi. baddu ^rabiyi, ya^ni byigi bihutta. byidfu^
tumma baton, by irga^ bihutta l-issandqw\ byikbisha (p-lkahrabd, w bi'^ima
bizitta huneyk. byinsewu ''arba^ xams tiyam, la-tibes. 4. /w7 hayy . . .
ya(pi llabni (dsreyn, tminta(;sar kilu. hagma (jsreyn 0b-(jsreyn, w ^arb^yn
fgwL 5. kib bitkayylu? birrdfas. ya^^ii kam rafs rami? minhutt ''arba^
(prabiyai bdhds, ^arabitayn rdmsl, w minhutt kis simantu, baddi kill yawm
tnayn ton, ^arh^in keys, lam bikun fi ssaggili — ma bikaffgws haw kaman —
lam fi saggili kteyr, kfayi, 6. walla ^axadna warsi (p-rRya\ ma^ad zrd(<i
bi'^QlQla, l-ilhkumi. ''axaditla si sab(jn tmanin ''alf hagar. 7. w (Jnna
hanahniyi b'ilFurzul matalan, baddu y^mmru hada, byaxidlu ''alfayn tlatalaf
hagar, hasah ma hitkiin ilbinayi kbiri ''aw zgiri.
1. Ich heiBe Toni; ich bin fiinfundzwanzig Jahre alt. Ich arbeite — ich
habe einen Traktor, mit dem ich in den Weinfeldern arbeite, in der
Ebene. Ich habe auch eine Steinfabrik. Ich stelle Arbeiter ein, die arbeiten.
2. Ich habe Arbeiter, zwei habe ich aus dem Dorf. ... Sie kommen
aus Syrien. Jederzeit kommen zu uns Arbeiter aus Syrien, 3. Wie macht
ihr Steine? Mein Herr, der Arbeiter kommt, miBt mit dem Schubkarren
ab. Er braucht einen Schubkarren; er kommt also, stellt ihn hin. Wenn
sein Rand von Beton uberlauft, kehrt er zuriick, tut es in den Kasten
[d. h. die Form]. Er stampft sie mit Elektrizitat [d. h. mit einem elek-
trisch betriebenen Ruttler], nimmt sie weg und »wirft« sie dorthin. Sie
werden vier bis fiinf Tage »gebacken«, bis sie trocken sind. 4, Das
Gewicht von diesem ... der Formstein [wiegt] zwanzig, achtzehn Kilo.
196 Das syrisch-palastinensiche Arabisch
Er miBt zwanzig mal zwanzig [cm] und vierzig in der Lange. 5. Wie
meBt ihr ab? Mit der Schaufel. Wieviel Schaufeln Sand? Wir tun vier
Schubkarren Kies hin, zwei Schubkarren Sand. Und wir tun einen Sack
Zement daran. Ich brauche jeden Tag zwei Tonnen, vierzig Sack, wenn
es Arbeiter gibt— die hier reichen nicht— wenn es viele Arbeiter gibt,
geniigend Arbeiter. 6. Wir haben eine Baustelle in Rayak gekriegt, Land-
wirtschaftsausstellung sa^en sie dazu, von der Regierung. Die hat unge-
fahr siebzig-, achtzigtausend Steine gebraucht. 7. Aber bei uns hier in
Furzul zum Beispiel, will da jemand bauen, braucht er zweitausend,
dreitausend Steine, je nachdem wie groB oder klein das Gebaude ist.
3. kih < kif mit Assimilation an b. — tumma < *tumm-hd »ihre Mundung«, hier auf den
oberen Rand des Schubkarrens bezogen.
7. hanahniyi : Demonstrativadverb »hier«.
X. Text aus Ma'daba, Jordanien
(H. Grotzfeld)
Der Sprecher, ein griechisch-orthodoxer Arzt von etwa vierzig Jahren,
ist im lexikalisch-stilistischen Bereich von der Hochsprache beeinfluBt.
1. rdyih ''ahki hkdye min ""ayydm tfulti, ''awwal marra ruht ^-Imadrase,
kdn (timri hawdli sitt isnin. 2. w ^-zamdnna lamma kunn^ nruf^^-lmadrase,
kunna nihmil kis, kis mn ilxdm; w kunna nsammi ''ihna kis ilmadrase.
3. fi Ikis kdnat ta(jma ^ummna lamma nru^ ^-Imadrase, kuU ydm issubih,
qit^t xubiz, nokulha ''atnd ' ilfursa, 4. w ''ana h-nafsi ma kunt ''aruh l-il-
madrase b-rugha. w kunt ''afakkir kif baddi ""agurr ^ahli^ hatta ""innum
yitsawwaru ^inni ''aru^ ^-Imadrase. fi Ihaqiqa kunt ''ana ma-aru(;^ (^a-lma-
drase. S.fa-fakkart fi xid^^ baslta, kull ydm issubih, kunt ^dxud kis
ilmadrase, ma^ git^ mn ilxubiz, kutbi, wa ''adhab ^ila tariq ilmadrase,
6. wldkin fi tariq ilmadrase kdn mdgQd tdbQn ilxubiz, w tdbiin ilxubiz kdn
^nna ^ibdra (pn tannQr mn ilfuxxdr. w kull ydm tixbuz fi ilmara xubz
la-l^d ^ile. 7. kull ydm kunt ''ana ''atxabba fi ttdbiin l-gdyt idduhir. w ^nd
idcjuhr lamma garas ilkanise yicjrub, kdnat ilmadrase ^anna tintahi w
ittalamid raww^hu ^-Ibet. 8. w ""ana lamma kunt ^asma^ ilgaras (pnd
idduhir, ''atla^ mn ittdbQn w arawwih ma^ ittalamid, ma^ ittulldb ^-Ibet.
w ka'^inni kunt kull ydm ^aru(_ (p-lmadrase. 9. w kdnu ""ahli ma yfakkru
fi hddi Ixid^, hatta ydm mn iFayydm ilm^llme ktasafat xid^^ti w
sa'*alat ''ummi ^n gyHhi (pn ilmadrase. 10. w ydm mn Wayyam, lamma
tli(j mn ilbet ka-(atti kull ydm issubh ma^ kis ilmadrase, tili^ ^abuyi
wardyi b-ilxifye w ktasafni. \\,darabni darb iktir, w min haddk ilydm
ma xada^J ^ahli, w min haddk ilydm kunt kull ydm ^ariih l-ilmadrase.
I . Ich werde eine Geschichte aus den Tagen meiner Kindheit erzahlen.
Als ich zum ersten Mai in die Schule ging, war ich ungefahr sechs Jahre
alt. 2. Zu unserer Zeit, wenn wir in die Schule gingen, nahmen wir
einen Beutel, einen Beutel aus xdm [rohes BaumwoU- oder Leinenzeug],
mit. Wir nannten ihn den Schulbeutel. 3. Im Beutel gab uns unsere
Mutter, wenn wir zur Schule gingen, jeden Tag morgens ein Stiick Brot
mit, das wir wahrend der Pause aBen. 4. Ich personlich ging nicht gem
zur Schule. Ich tiberlegte, wie ich meine Familie hinters Licht fiihren
konnte, so daC sie sich vorstellen muBten, daB ich zur Schule ging.
198 Das syrisch-palastinensische Arabisch
In Wirklichkeit ging ich nicht zur Schule. 5. So dachte ich an einen
leichten Betrug. Jeden Tag, morgens, nahm ich den Schulbeutel, mit
einem Stiick Brot, meinen Biichern, und machte mich auf den Weg
zur Schule. 6. Aber auf dem Weg zur Schule gab es das Backhaus. Das
Backhaus bestand bei uns aus einem Backofen aus Ton. Jeden Tag
buk darin die [Hausjfrau Brot fur die Familie. 7. Jeden Tag versteckte
ich mich im Backhaus bis zum Mittag. Und mittags, wenn die Kirchen-
glocke schlug, pflegte die Schule bei uns zu enden, und die Schiiler
gingen nach Haus zuriick. 8. Wenn ich die Glocke mittags horte, kam
ich aus dem Backhaus heraus und ging mit den Schiilern, den Studenten
nach Haus. Es war so, als ginge ich jeden Tag zur Schule. 9. Meine
Leute hatten keine Ahnung von diesem Betrug, bis eines Tages die
Lehrerin meinen Betrug entdeckte und meine Mutter nach meinem Fern-
bleiben von der Schule fragte. 10. Eines Tages, als ich von zu Hause
wegging, wie es meine Gewohnheit war, jeden Tag morgens mit dem
Schulbeutel, ging mein Vater heinjlich hinter mir her und entdeckte
mich. 11. Er verprugelte mich reichlich, und von jenem Tag an habe
ich meine Leute nicht mehr betrogen, von jenem Tag an ging ich jeden
Tag zur Schule.
2. nrii^ = nruh mit Assimilation des h an das folgende ^ (so mehrmals im Text).
10. ka-^tti — har. ka-^datl
XI. Text aus Aleppo
(H. Grotzfeld/Abdulghafur Sabuni)
Der Text wurde freundlicherweise von Abdulghafur Sabuni zur Ver-
fiigung gestellt, von dem auch die Transkription angefertigt wurde, die
nur geringfiigig an die hier verwendete angepaBt wurde. Eine Besonder-
heit der aleppinischen Mundart ist die ausgepragte stellungsbedingte
Variation von /a/, jdj, einerseits als a, a und andrerseits als a, a (letzteres
bleibt im vorliegenden Text unbezeichnet a, a),
\. wallah ya-gdmd^, sma^t hkeye ma btadxol h-alfp^^l. yom alwdhed
herkin ^nd ^Ahu Sdm^ Ihalld", daxal ^Ahu Ydsin — "^alla yazkro b-alxer —
hddd kdn h-zdmdno mxassel mwdt w heres b-gdhbdnet Sex Ta^ldb. 2. xayyo,
daxal W9CC0 '*asfar nwtl alkdrba, hassahna msafren. xer dnsalla? ""dl: ''dm
b-kdfdno. l^md fi tino, kanni hadd genen. 'ai ^b-tahki, '*ab-Yasm? ^dl:
hdt hdssdrbe hdyy! newdlnd ydhd, '^dld'^ildk hafta ^-tammo ndzzdla fddye,
3, ''ahki td-nsuf! ''dl: si mail algad^b. wd'^ef alyom ^b-bahfor ^ab^r
ma^ gdhgdht addaww, ma ''ahass w "ddri ^alla si ^b-batharrak gdmbi.
^as ''alt b'^albi? wdx yS "^ab-Yasin, xatydrt w nadarak da^f, wanndbi.
4. talla^t hek, ''dWi ssehde tdb^t aPab^r (pb-batmil la-tarafi. '^, bdit
siiret Yasin, xayyo ''dnd wassalt ^ nuhyi l-''amwdtd ^dsafldk wdhed
tdle^b-alkdfdn. 5. raggal ^le gasse mdsdlld matl aggdmdl, tUl w ^rd h'
gdhame, w la kd^anno tdle^ man beto. ''dnd tbdsmdrt b-'*ardi, la man
''idi w la man ''agri, baddi ^drgod md ba'^a ^agder. 6. ""alii : daxildk yd
(pmmo fdkfakni ! wa'^t al hakd, ^aft, hadd ma^ sdkte. b-hdFdsnd geye
Ibdkci, huwe saf hdssofe, said rdgde ma^ wacco. ''and md ba'^a fini hel,
tabbet (p-rard. ar raggal natt man ^-ssehde w stagal rgid. 7. ^ddd ^a-^abu
gganareg, hddak tarak ^rabito w ''al ya sater. xayyo ka'^anno mdnam,
^alla wakildk. baddi ''dlha^o, ^agrdyy md sdluni. ''as-sdr Ji ba^d, md
ba^ref, 8. waffa yd sdbab, ba^d kdm yom maty yamken m-arra^be.
1. Bei Gott, ihr Leute, ich habe eine Geschichte gehort, die in keinen
Kopf [Verstand] hineingeht. Eines Tages saUen wir bei Abu Sam'o, dem
Barbier, da kam Abu Yasin herein — Gott gedenke seiner im Guten! —
der war seinerzeit Leichenwascher und Wachter im Friedhof §eh TaHab.
2. Mein Lieber, er kam herein, sein Gesicht so gelb-blaB wie Bernstein
[d. h. kreidebleich], so daB wir dachten, es sei ihm libel. »Was ist denn
200 Das syrisch-palastinensische Arabisch
los?« — »Er ist mit seinem Leichentuch aufgestanden !« sagte er. Ver-
dammt noch mal, man meint, der ware verriickt geworden! »Was redest
du da, Abu Yasln?« — »Reich mal den Wasserkrug da her!« sagte er,
Ich reichte ihn ihm hin, und was seh ich? Er setzt ihn an den Mund
und setzt ihn [erst, als er] leer [ist,] ab. 3. »Erzahl doch endlich mal!« —
»Es ist nicht zu glauben [es ist wie gelogen]!« sagte er. »Ich bin heute
in der Morgendammerung dabei, ein Grab zu schaufeln, da bewegt sich
plotzlich etwas neben mir. Was sagte ich bei mir? O je, Abu Yasin,
du bist alt geworden und deine Augen [Sehvermogen] sind schwach
geworden. Beim Propheten! 4. Ich schaute so hin, da sehe ich, daB der
Grabstein sich allmahlich zu mir hin neigt. Ich begann, die Sure Yasin
aufzusagen. Mein Lieber, ich kam bis [zu dem Vers] 'Wir werden
dereinst die Toten auferwecken\ da sehe ich da einen mit dem Leichen-
tuch heraussteigen. 5. Ein Kerl; mit einer Gestalt, mein Gott!, wie ein
Kamel, so lang, so breit, so machtig war er. Wie wenn er aus seinem
Haus kame! Ich war an meiner Stelle festgenagelt, weder an der Hand,
noch am FuB [konnte ich mich regen]. Ich wollte weglaufen, aber ich
konnte nicht. 6. Er sagte zu mir : 'Ich flehe dich an, Freund, binde
mich los!'. Als er sprach, erkannte ich, daB er einen Schlaganfall erlitten
hatte. In diesem Augenblick kam der Nachtwachter. Als er das sah,
nahm er die Beine hoch und rannte blindlings davon. Ich konnte nicht
mehr, ich fiel zu Boden. Der Mann sprang vom Grabstein herab und
machte sich schleunigst davon. 7. Er kam bei dem ganerik-Verkaufer
vorbei; der lieB seinen Karren im Stich und schrie 'Himmel hilf!' [o
Beschiitzer]. Es war wie ein Traum, mein Lieber, das kannst du mir
glauben. Ich wollte ihn einholen, aber meine FiiBe haben mich nicht
getragen. Was danach mit ihm geschehen ist, weiB ich nicht«. 8. Bei
Gott, ihr Jungs, nach ein paar Tagen ist er [Abu Yasin] gestorben,
vielleicht an dem Schreck.
1. '"alia yazkro h-alxer: Segensformel fiir einen Verstorbenen (vgl. Satz 8), — yom dlwahed:
Vgl. Anm. zu Text VII 13.
2. ^ah-ohki: Der Verbmodifikator fiir aktuelle Gegenwart ^a-, £am- wird hier gewohn-
lich dem A-Imperfekt prafigiert; in den meisten Fallen lautet der dann ^ah-; vgl.
(^ah-bahfor, ^ab-hatharrak Satz 3. — ''dld^ildk »ich finde fiir dich« zu Id^a »finden«;
das suffigierte ~ldk dient dazu, den Horer in die Erzahlung einzubeziehen; vgl.
^dsajldk tdle^ b-3lkdfdn »da sehe ich (dir) einen mit dem Leichentuch heraussteigen«
(Satz 4).
3. g.idb »Luge« < kidb\ der Lautwandel k> g findet sich auch bei ^drgod < ''arkud
(Satz 5) u. a. m.
Text aus Aleppo 201
4. siiref Yasin: Sure 36. Der angefiihrte Vers ist der Anfang von Vers 12; doch lautet
der korrekte Text : nuhyi l-mawta. — ^dSafldk : s. Anm. zu Satz 2.
5. gBsse entlehnt aus har. gutta. — ^agder »ich k:ann« < ''aqdir.
6. h-hdrdsnci: ''dsnd entlehnt aus har. 'a/wa'. — bdkii < Xi\rV.. bekgi »Wachter«.— r^/V
< rakid.
1. ganareg »eine Art griiner Pflaumen«. — ^as-^ar < 'ai sdr.
XII. Text aus Der iz-Zor
(O. Jastrow)
Die Mundart der Stadt Der iz-Z5r ist die einzige Mundart auf syrischem
Boden, die den mesopotamischen ^^//w-Dialekten zugerechnet wird :
qiltu ^ qultu »ich sagte«. Sie hat jedoch ausgesprochenen Mischcharakter,
denn neben Ziigen der ^^/fw-Dialekte weist sie auch solche der landlichen
^///NDialekte sowie der syrischen Stadtdialekte auf. Die derische Mundart
ist auf das Stadtgebiet beschrankt, wahrend das umgebende flache Land
das sog. Sdwi, einen nordmesopotamischen ^///7-Dialekt spricht (vgl.
Text v.).
Der Mischcharakter der Mundart kommt in vielen Besonderheiten
zum Ausdruck. So lautet das Pronominalsuffix der 2. sg. f. -c/, also
unveranderlich wie in den ^^/rw-Dialekten (-A:/), jedoch gleichzeitig mit
der fur die g///7-Dialekte charakteristischen Entwicklung k > c. Der
Kurzvokalismus ist durch a, /, u in alien Stellungen gekennzeichnet.
Die Vokaldehnung im Imperativ sg. m. UJroh, qtel) entspricht den syri-
schen Stadtdialekten, wahrend die teilweise vorhandene Imala {tleqi,
wiyyeha) ein Erbteil der ^^//w-Dialekte ist. Die Femininendung lautet
wie in syrischen Stadtdialekten -a bzw. -e, doch spielt der Konsonantismus
fiir die Verteilung keine Rolle. Sie lautet -e, wenn die vorhergehende
Silbe /, i, e enthalt oder enthielt, oder auch wenn y unmittelbar vor-
ausgeht, sonst -a : hawiqe, seqqe, aber tanaka, xadama usw. Eine Aus-
nahme bilden die Zahlworter von 3 bis 10, bei denen die Endungen
wie im Damaszenischen durch den vorhergehenden Konsonanten be-
stimmt sind : taldte, arha^.
Der Text wurde 1969 in Der iz-Z5r ausgenommen; der Sprecher war
ein etwa fiinfundvierzigjahriger Einwohner der Stadt.
1. awwdli, nhaddir niggarrad, tleqi Imayy h-issef m^abba ^dlam. min cahir
'Z'Zagir. 2. hi (iddna kdnat hon isimha rramla, tleqi biha catir weldd,
yi^rfun yishahm w md yi^rfuu yishahiin. 3. min iggumla, il-md yi(rif
yisbah, ygib tanaka, w yhuttha b-dahro, yhutt xadama min hon w xadama
min hon, w ygib isser, yrubto ^l batno. 4. yd had y^ilmo, min abu axQ
ibin ^mmo gardybo sadiqo, nhaddir ihna, nit^llam. ndall mudda (jsrin
yom, sahir, ba^Jhum xamsta^ yom, tleqihum yit^ilamOn. 5. ba^d md
nxailis, ^rmh ndawwir, (<ila xeratdn, halxeratdn hdda, can niqijab ^nsid bi
Text aus Der iz-Z6r 203
samak. ngib nittdla, nittdldt hi zgdr w kbdr, wen md nilgah, tleqi nsid
sabdbit, 6. sabdbit ^d ^nhuttha, yhaddrun ^nbi^ hassabdbit, ihna weldd
'zgdr. 7. niqdab 'nruh 'nbi^ha. awwdli grus, qrus suri, kdn ilwdhid ^
waraqa ssdfj ilqirs issuri, awwdli b-haddk izzaman. 8. lamma wdhid ysir
(jndo qiris qirsen, uba! hdda zangiL ^l haddiddn ihna b-hassef 9. iyydm
issef 'tleqi l(;dlam, li-yixsil busut, li-yixsil 'hdum, li-yixsil , . . kull si ihna
nixsil ^n-nahr ilfurdt. m(;abba ^dlam tleqi b-issef nahr ilfurdt isqadd md
tissawwar. 10. w ytumsun (jddna, wdhid iyydm tnen iyydm taldte, hasab
ilwdhid ... guhdo. inio galib, yisbah zen. U.ana b-haddk iFiyydm md
a(rif asbah. gitu ana haddartu, laqetu uxti, tixsil 'b-sawdli binitha, qi-
Imayye. 12. cdn aqdab alhaqha, armi hdumi b-ilbet, ^ind ahli, w alhaqha.
w inno tqulli immi wen rdyih quttQlha rdyih ... 13, qdlat rdhat uxtak
'ddawwir ^lek w tixsil sawdli libnayye. quttulha ateri rdyih alhaqha.
qdlat la\ mn issubuh inta cjdall tdfix kjilall tdfix b-ilrnayy. 14. ihna hona
(pdatna, weldd idderiyin ba^Jna aktarna ninhdzim mn ilmiktdb, awwdli
tqarrina Ixoga, w ni^rnal hdlna inno rdyhin niqra, yd rrUh ^-Ibasdtin, yd
nhaddir ^-Irnayy, nil^b. \5.ana cdn aqdab, arudd amh ^l-uxti. cdn
aqdab asil ragif xubiz h-idi w aqiim dkul w ana amsi. 16. cdn dgi ^l-uxti
quttulha, qdlat wen quttiilha walla asbah hona, qidddmci. qdlat yalla
ssd^ xallastu ssawdli, msey inta mn issubuh tdfix bilmayy. md t^ibit yd
hazin? wiccak gada aswad, w gildak qasar. ydzid b-halrnayy. 17. walla
cdn tiqcjab tudrubni, w tala^tu nhazamtu. w cdn aqdab innob ahaddir
^•Irnayy. md thiss w tidri ilia ana b-ilmayy. ana md a^if asbah hadic
issd^ 18. walla lissa md haddartu cdn tizzalwat rigli, ^l ^zzalwat rigli,
aga Irnayy ^a/ itmi. 19. w uxti md ti^rif tisbah. quttiilha yd uxti tilfjni.
(^l qdlat yd uxti til^jni, md maddat idha, w (prratni, la'' gabbdrat foqi.
20. w mjall ana wiyyeha nitmus w nitla^, w nsih sydh, b-idder tinqilb
il(;dlam, tinqilb issdfp. min iggisir il^tiq w ilhawiqe, min hon w min hon,
^lam iddinye. 21. tigi hal^lam titrdqab. w ygabbrun ^lena, w ana w uxti
mitressin ^l ba^Jna b-halrnayy, w ilrnayy tnazzinna UP arid, w trudd
titlifna Id-fdq tigdifna. 22. balden bWaxir, agu gamd^, alia yassar, w
itla^na, ba^a ana addakkar 'dda^banna ana w uxti sebkatni w ana sebikha.
23. w immi maskine, rdhilha Ixabar inno ... md ilha ilia ana w uxti ... tara
ibinci w binitci tamasu. tigi ssayyih, seqqe tobha w md a^if sH. 24.
il^lam, walla md ahiss w adri ilia ddakka. w inno yqiil yd wallu xo xudu
l-ilwalad, walla wdhid cdn yiqcjab tnen yinhalUni w ytil^ni. 25. yilgahdna
(<i-ssdti, ilmuhimm yilgahdna ^-ssdti, can yigi wdhid yisfuqni. (^as-safaqni
caff w cdn aqdab anhdzim, lummin 'nhazamtu, walla w cdn aqdab w ariih.
26. uxti tla^ha, ta^bdna hel hel kdnat. walla dallat titla(_ ^ir tiyydm,
walla w ilhamdilldh tibna, cdn tiqdab (pd immi tistdri ba(Jr, w tidbdho
204 Das syrisch-palastinensische Arabisch
hdda nidir, fi sabil illdh. 27. w min hadic itfamsa, md tibtu, teni nhdr
rihtu haddartu (p-lmayy.
1 . Fruher pflegten wir [zum Euphrat] hinabzusteigen und uns auszu-
ziehen. Im Sommer konntest du das Wasser voll von Leuten sehen, von
alt und jung. 2. Es gab hier bei uns [eine Stelle] namens irramla, dort
konntest du viele Kinder sehen, [solche die] schwimmen konnten und
[solche die] nicht schwimmen konnten. 3. Wer nicht schwimmen konnte,
nahm einen Blechkanister und befestigte ihn auf seinem Riicken. Er
machte an beiden Seiten eine Ose, und dann nahm er den Gurt und
band ihn sich um den Bauch. 4, Entweder brachte ihm jemand [das
Schwimmen] bei, sein Vater, Bruder, Vetter, Verwandter oder Freund,
[oder aber] wir stiegen hinab und lernten es [alleinj. Wir verblieben
zwanzig Tage, einen Monat, manche [bloB] fiinfzehn Tage, und schon
siehst du, daB sie es lernen. 5. Wenn wir fertig waren, gingen wir Regen-
wiirmer suchen. Mit diesen pflegten wir Fische zu fangen. Wir nahmen
einen Angelhaken — es gibt kleine und groBe Angelhaken — und wo
immer wir ihn auswarfen, konntest du uns Fische fangen sehen. 6. Wir
pflegten die Fische [am Ufer] hinzulegen, die Leute kamen herunter und
wir verkauften die Fische, als kleine Jungen. 7. Wir verkauften sie.
Damals gab es syrische qrus (pi.), ein damaliger qiris entsprach einer
heutigen Lira. 8. Wenn einer ein oder zwei qiris hatte, [hieB es] : Donner-
wetter! Der ist reich! Auf diese Weise verbrachten wir den Sommer.
9. Zur Sommerszeit siehst du, wie die Leute ... der eine wascht Web-
teppiche, der andere Kleider, der andere wascht ... Wir waschen alles
Mogliche im Euphrat. Im Sommer findest du den Euphrat so voll von
Leuten, wie du es dir kaum vorstellen kannst. 10. Und es ertrinken bei
uns [Leute] — einer, an manchen Tagen zwei, an manchen drei, je nach-
dem, wie einer sich anstellt. Wer Mut hat, schwimmt gut. 11. Ich konnte
zu jener Zeit noch nicht schwimmen. Ich stieg hinab und traf meine
Schwester, die die Windeln ihrer Tochter am Wasser auswusch. 12. Ich
gesellte mich zu ihr. Ich warf zuhause meine Kleider ab, bei meiner
Familie, und gesellte mich zu ihr. Meine Mutter sagte zu mir : »Wohin
gehst du?«. Ich sagte zu ihr: »Ich gehe ...«. 13. Sie sagte: »Deine
Schwester hat nach dir gesucht. Sie wascht die Windeln des Madchens«.
Ich sagte: »Dann werde ich mich ihr anschlie6en«. Sie sagte: »Nein!
Du treibst dich schon seit dem Morgen im Wasser herum!«. 14. Wir
Kinder von Der iz-Zor hatten die Angewohnheit, einige von uns, die
meisten von uns, liefen aus dem Kindergarten weg. Damals unterrichtete
uns die xdga. Wir taten, als ob wir zum Unterricht gingen, und dann
Text aus Der iz-Z6r 205
gingen wir entweder in die Obstgarten oder stiegen ans Wasser hinab
und spielten. 15. Ich kehrte um und ging zu meiner Schwester. Ich nahm
einen Brotfladen in die Hand und begann im Gehen zu essen, 16. Ich
kam zu meiner Schwester. Sie sagte : »Wohin?«. Ich sagte zu ihr : »Ach,
ich will hier schwimmen, in deiner Nahe«. Sie sagte : »Los, ich bin jetzt
mit den Windeln fertig, vorwarts! Seit dem Morgen treibst du dich im
Wasser herum! Bist du noch nicht miide, du armer Kerl? Dein Gesicht
ist schwarz [verbrannt], und deine Haut schalt sich ab. Genug vom
Wasser !«. 17. Sie schlug nach mir, und ich lief weg. Ich stieg nun zum
Wasser hinab. Ehe du dich's versiehst, war ich im Wasser. Damals
konnte ich noch nicht schwimmen. 18. Ich war kaum hinabgestiegen,
da rutschte mein FuB aus. Als mein FuB ausrutschte, kam mir das
Wasser an den Mund. 19. Meine Schwester konnte auch nicht schwimmen.
Ich rief ihr zu : »Schwester, hoi mich heraus!«. Als ich das rief, streckte
sie nicht etwa die Hand aus und zog mich heran, nein, sie sprang zu mir
[ins Wasser]. 20. Ich und sie, wir gingen standig unter und tauchten
wieder auf, und wir schrien, daB die Leute in Der iz-Zor durcheinander-
liefen und alles durcheinandergeriet. Von der alten Briicke und der
hamqe, von hier und dort, [stromten] die Menschen in Mengen herbei.
21. Die Leute kamen und beobachteten uns, sprangen zu uns [ins Wasser],
Meine Schwester und ich hielten uns im Wasser umschlungen, und das
Wasser zog uns auf den Grund, und dann stieB es uns wieder an die
Oberflache, es wirbelte uns herum. 22. SchlieBlich kamen Leute — Gott
erleichterte es — und zogen uns heraus. Ich kann mich erinnern, wie
meine Schwester und ich iibereinanderpurzelten, sie hielt mich und ich
sie umschlungen. 23. Meine arme Mutter — sie hatte nur mich und meine
Schwester — erhielt die Nachricht: »Dein Sohn und deine Tochter sind
ertrunken«, Sie begann zu schreien, zerriB ihr Kleid und was weiB ich
noch. 24. Die Leute ... plotzlich spiirte ich den Griff. Und [einer] sagte:
»Da, los, nehmt den Jungen!«. Einer, zwei packten mich und zogen
mich heraus. 25. Sie warfen uns ans Ufer; die Hauptsache, sie warfen
mich ans Ufer; und einer kam und ohrfeigte mich. Als er mir eine
Ohrfeige gab, lief ich davon. Ich lief davon und ging meiner Wege.
26. Sie zogen meine Schwester heraus, die sehr erschopft war. Es dauerte
etwa zehn Tage, dann wurden wir gottseidank wieder gesund. Meine
Mutter kaufte nun ein Kamel und schlachtete es als Dankopfer, um
Gottes willen. 27. Ich war von diesem Badeunfall noch nicht [richtig]
genesen, da ging ich am folgenden Tag [schon wieder] hinab zum Wasser.
1. min cahir ^z-zagir (< I-zagir) »von alt bis jung«.
206 Das syrisch-pal&stinensiche Arabisch
2. wiidd »Kinder« : Wohl Kontamination von awldd und einem dazu gebildelen zweiten
Plural *awdlid > awelid (belegt in Siirt).
3. xadama »Ring, Ose«.
5. can niqcjab : Der Sprecher venvendet qUjib, yiqdah »ergreifen, packen« gern als
Einleitungs- oder V\x\\\trh.^sabbut, p\. sahdbir. Eigentlich Name einer bestimmten
Fischart in Euphrat und Tigris; der Plural Sabdbit wird jedoch in Der iz-Z6r genereil
fiir »Fische« gebraucht, wahrend samak Lehnwort ist.
8. zangil < tiirk. zengin »reich«.
10. tamas, yitmus »einsinken, untergehen, ertnnken«.
12. w inno: Die Partikel inno, die sonst im Neuarabischen nur mehr in der Bedeutung
»da6« venvendet wird, dient hier zur Einleitung einer Hauptsatzes, der einen neuen
Gedanken bringt : »nun aber«; vgl. auch Satz 24.
13. ateri < atari »dann, darauf, also«; vgl. Fischer (1959) 197f.
14. miktdb ist eine Art Vorschule, die mehr der Beaufsichtigung der Kinder als dem
Unterricht dient. Sie wurde von einer Frau geleitet, die man xdga{\) nannte.
16. msey: Ein nach dem Muster des starken Verbums (qtel) gebildeter Imperativ (vgl.
10.1.2.3.1.).— ^a^a »weT(\en«.^ydzid: Ein Informant setzte das Wort mit ydzi »genug«
gleich; vgl. hierzu Blanc (1964) 159.
17. innob »diesmal, dann«.
18. ^al 'zzaiwat »als ausrutschte« ; Die Praposition ^1 wird auch als Konjunktion im
Sinne von »als« gebraucht, vgl. noch (ps-sajaqni ca/f»-dh er mich ohrfeigie« (Satz 25).
19. til^ini : Zu itla^, ^v/'/Z/'t »herausholen« (IV. Stamm).
20. tinqilb < tinqilib. — ilhaqiwe : Eine zum Stadtgebiet von Der iz-Zor gehorende Euphrat-
insel).
22. ba''a »dann, nun« (damaszenisch). — 'dda^banna < 'tda^balna »wir kugelten uns«.
23. su »was?« (damaszenisch); die echte Lokalform lautet skun.
24. dakka: Verbalsubstantiv zu dakk^ ydukk »packen«.^>'d wallu: Interjektion »los!,
he!«; geht wohl auf den Imperativ Plural von walla, ywalli zuriick.— xo »da!,
nimm!« : Kurzform von xod »nimm!«.
25. ^s-safaqni : s. Anm. zu Satz 18.
26. titla^ ^asir tiyydm »ungefahr zehn Tage«.
PORTA LINGUARUM ORIENTALIUM
HERAUSGEGEBEN VON BERTOLD SPULER UND HANS WEHR
NEUE SERIE
XVI
HANDBUCH DER ARABISCHEN DIALEKTE
Mit Beitragen von P. Behnstedt, H. Grotzfeld, B. Ingham,
A. Sabuni, p. Schabert, H.-R. Singer, L. Tsotskhadze
und M. WoiDiCH
Bearbeitet und herausgegeben
von
WOLFDIETRICH FISCHER und OTTO JASTROW
1980
OTTO HARRASSOWITZ • WIESBADEN