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Full text of "Grammatik der Tigrinasprache in Abessinien"

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4. Das Zahlwort. 

Das Geschleeht wird bei den Cardinaljahlen nur noch unterschiedeii§142 
bei dem Zahlwort fur 

Eins ihR, ihR, fern. «^h"?'t, dx'i't:; 

es ist aus ath. AttlR. bez. Arfl't eutstanden zunachst durcb Eindriiigen 
der anlauteuden Silbe in die zweite (§ 70), dann durch Abfall des Auslauts 
u wahrend sich das spitzere i des Fcmininums gehalten hat. Es findet also 
in Bezug auf den Auslaut dasselbe Verhaltniss statt wie beim Demonstrativ 
7^1", 'h'tl fur ath. ffrX't, ^X't- In der Femininalform ist ausserdem 
noch ein eingeschobener Nasal zu bemerken. * Ueber den erst spSter ange- 

1) Dieser findet sicli im Amh. auch in der Maskulinform A'5JP', aber im 
Diak'kt von Argubba noch oline Nasal S. hat, Lef. ad. — Aehnliche Formen 



— 216 — 

tretenen Auslaut e beim Mask. s. unten. Im Tigre findet sich ausser dfen 
auf die Wrzl. A/hJ? zuruckgehenden Ausdriicken fur eins noch ein anderer 
/s(^, oro, worst welcher beilaufig bemerkt ein nubisches Lehnwort ist. 

Von den Zahlw5rtern von 2 — 10 sind nur noch die Femininalformen 
in Gebrauch : ^ 

Zwei ^lA't Cbei Is. lex. 2 irrthumlich fiA/Vt: wie im Aetb.). 

T)rd lUAflt. 

Vier AC-fl'^l^-ACaOt. 

Filnf -itf^TVP, sehr selten -^^iVt: (Luc. 9, 1.3 K). 

Sechs TlJ^Tl't: , sehr selten Tl^llt: (Luc. 13, 14 E ; Mt. 20, 5 R). 

Siehen pi'fiPl'P , filO"!: (sehr haufig auch rnit Alf). 

AcM flcp^t (Is. fi<3^"5t). 

Neun ^TiPl't:, t'^^'t^ (ebenfalls sehr oft mit Alf). 2 

ZehnAWC'P,^V^Ct:- 
Das alien diesen Formen aageh, e ist aus der Adjektivendung uj stark ver- 
kurzt und nach dem Abfall des ausl. u den Formen angehangt in der Ab- 
sicht den adjektivischen Charakter dieser ursprunglichen Substantiva, welchen 
das Geez eben durch dieses u entwickelt hatte, zu erhalten oder wieder her- 
zustellen. Das Tigre hat das Bedurfniss nicht gefuhlt dem Zahlwort nach 
Verlust der Endung u eine adjektivische Endung zu geben, ebensowenig das 
Amharische. Auf gleicbe Weise hat YY'A' nach dem Abfall des u im Tia 
die Form flf'A entwickelt die aber dann wieder nur mit Suffixen vorkoramt 



mit Verlust der anlautenden Silbe findet man auch soust dialektisch im Arabischen, 
so auf Sokotora hat, und mit Verhartung des Guttural auch kat (ganz merkwOr- 
dig auch tat). 

1) Ebenso im Amh. bei den Zahlen von 2 — 8, wenigstens in der amh. 
Schriftsprache und auch in alien mir bekannten von Reisenden gesammelten amh. 
Vokabnlarien. Nur bei Scholz, Reise zwischen Alexandrien und Parfttonium S. 116 
WOrter ans der Semiensprache : ames 5 , sedis 6 , taba 7. Dagegen 10 amh. stets 
AVC' Vgl- I^MZ XXIII 468 f. Ueber die amh. Form fflr 9 vgl. die folgende 
Anmerk. Bekanntlich sind auch sonst oft die Femininalformen des Zahlworts im 
Semitischen vorherrschend. S. Gesenius-ROdiger, hebr. Gramm. (20 Aufl.) p. 204 
Anmerk. 2. 

2) Bk. hat mit eingeschobenem Nasal tishaantie. Es ist dies vielleicht schon 
dasselbe » welches wir in dem amh. Hfll*? 9, Hrtli* 90 finden; denn H/I\'5 
ist mOglicherweiso aus ^ilO zunftchst durch Umstellung und Modificimng des 
Zisch- und Zahnlauts entstanden. Aber auch schon im Sttdarabischen sait 9. 



— 217 — 

(§ 146). Uebrigens ist diese Endung e vollig erstarrt und nicht etwa mehr 
fahig ein Pemininum zu bilden. 

Bei den Zahlen von 11—19 geht wie im gauzeu athiop. Sprachstamm ' 
die grossere Zahl, also die Zehn, der kleineren voran. In den Texten findet 
in Abweichung voni athiop. Spvachgebrauch * keine Verkntipfung der beiden 
Zahlen durch ein Copula statt, sondern sie stehen unverbundeu neben einan- 
der, aber indem sie in der Aussprache schnell hintereinander und fast wie 
ein Wort zusammen gesprochen werden verkurzt sich das auslautende (• von 
AlUC't' meist zu ii und wird in der Schrift dann meist durch das erste 
Vokalzeichen ausgedruckt, so AlUC't':''^At" 12, AlUC't': f^^^t; 
18 u. s. w. seltener AlDCt I ^J? 11 u. a. m. Fur AUJCt- : ACQO 
"t 14 findet sich audi die incorrekte Schreibung AUJC't" ■ ClC)"t"- Ebenso 
wenn das geziihlte Ding unmittelbar folgt kann sich das ausl. t der Zahl- 
w5rter verkurzen und dementsprechend durch das erste ' selten durch das 
sechste Zeichen wiedergegeben werden; doch ist das hier viel seltener als 
bei deni ersten Glied der zusanimengesetzten Zahlen von 11 — 19, vgl. § 35. 
Auf diese Weise erklait sich wohl auch das immerhin ganz u»g6w6hnliche 
rh.?P (S. (18 Anm. 1) zunichst nicht fur rflJ^: AP hade abo sondern fiir 
AxR \ Oder rfl,?' \ AO had^ abo. Sonst ist es ausserst selten dass der 
Auslaut dieser Zahlworter als erstes Vokalzeichen statt als funftes auftritt, 
ich kenne so iiberhaupt nur Mt. 19, 17 R A\R'. J^P.'TC fui" ^^ •" A, 
P; K"fl"^ BC dner ist gut.* L. fiihrt nur die Zahl asserte had^ 11 an also 

1) Sonst hauptsaclilicli nur uoch im Phihiizisclien. Auch dein Siidarabisclieu 
gehort die Vorstelluiig der Zehn ursprunglich an, z. B. cj-ci »-va*£ 17 (Fresncl), 
vgl. fenier Hofer, Zcitschr. I 314, Journal of the Bombay branch Roy. As. soc. 
July 1847. Docli ist mit dem Eindringon der nordarabischen Zahlen auch die 
nordarabische Wortstellung nioglich gewordeu, so u. a. im Dialekt von Sokotora. 
Vgl. Wellstcdt, voyage to the city of the chaliphs IIAnb., audi Journal London 
gcogr. soc. V 220 ff. — Ucber derartige Falle im Aramaischcn s. Noldeke DMZ 
XXIV 101. 

2) Sonst hauptsacblieh auch nur iioch im Phonizischcn bei den Zahlen 11 — 19 
Verkniipfung durch w. Ueber dorartiges im Arab, vereinzelt Vorkommendes vgl. 
Rfidiger, DMZ IX 651. 

3) Ganz abnorm ist Joh. 1, 6 F fh.? I jft-fl «»» Memch , wahrscheinlich 
nur Schreibfehler fur (Th.^? I rt.*!!. 

4) Uebcihauiit kenne icli nur noch folgendo drci Parallelen dass ein urspr. 
ausl. e sich verkurzt und durch das erste Zeichen ausgedruckt wird ohnc dass ein 

Praotorii.s, Tigiiua- (irammatik. 



— 218 — 

auch ohne Copula , ebenso Bk. asartie hhddie (zu bemeiken ic = lang e , der 
Schreibung AUJC'1t"''ii^ fiiitsprechend). Dagegen bei Merx Aiikniipfung 
durch u JassertM u had^ 11, Sassert' u killete 12, ebeiiso S. stets Anknu- 
pfuBg durch 0, z. B. assirto haddy 1 1 , assirto szellesty 13 u. s. w. In die- 
sem u erkennen wir leicht einen Ueberrest der sonst im Tfia ausser alien 
Gebrauch gekommeneu alten ath. Copula G) , die sich hier also nocli deut- 
licher zeigt als in dam a des Amh. in A\"/^ '.A'i.^ U , AW/ii'.ihAf' 
12 u. s. w. wodurch in dieser Sprache die Addition der beiden Glieder geschieht. 
:3 Pur die Zehner von 20 — 9t) sind noch voUkonimen dieselben Formen 

in Gebrauch wie im Aeth., also OV"Zi gew. aber 7\P^Zi 20,' IUA«*1 
30, AC-OSh 40, -^P^t^ 50,fli^ (S. szifeza, L. sefea; g 95) 60, fl-fi 
^ 70, flcfi'iJP 80, •f'ilOj 9.0. Fiir letztere Zahl hat L. den amh. Aus- 
druck zet^na. Bei der Verknupfung mit Einern folgt letzterer in den Texten 
wieder ohne Copula, so ^iiq,:^nOjl7 99, n^'JP : AClOt 84, 
ebenso bei Bk. ^era hhddie 21 , dagegen S. wieder mit Copula ossrdit haddlh 
(bei Merx und L. keine Beispiele). 

Das alte Wort f^'ht' lOO ist im T^a zu (ffh'tl geworden, sehr 
selten daneben noch f^^^'t- Der Umstand dass das alte ursemitische Wort 
fur 1000 7^A4^ schon sehr fruh im Aeth. seine urspr. Bedeutung verlor und 
far 10,000 gebraucht wurde Inachte fur 1000 die unbequeme multiplikative 
Ausdrucksweise 10x100 nOthig. Die ueuathiopischen Sprachen mieden diese 
ScTiwer^lligkeit dadurch dass sie das hamitische Wort fur 1000 aUfnahmen. 
Es ist nicht recht ersichtlich ob dieses Wort welches im Amh. und Taa 
gleichmassig Tl^h , TlU lautet ^ aus dem Agau aufgenommen ist in wel- 



dem Sinn nach ganz eng zugehoriges Wort folgt: Joh. 15, 6 R JB7J^4'J]) ." X 
1 1 Ylf^l^t^^ '. 'i'^^ «'« werden ihn heramwerfen wie einen diirren Zweig wo 
man keinen Grund hat ^7 fiir ^"J zu erwarten , zweitens ebenfalls J?7 fur ^"2 
Mr. 15, 43 C; endlich Joh. 1, 22 F C^'iTi. \ A^l wer denn hid dut> fUr <f* 

1) Das Amhar. und Harari bildon die Zahl 20, wohl im Semitjschen einzeln 
dastebend, aber viel folgerichtigor als die verwandten Sprachen nicht ans 10 son- 
demaus 2; namlich "^JP, UJ* fUr 51 A A J*. 

2) Amharisch auch ft^. In ath. Schriften erst sehr selten vorkommend in der 
Form fi^fh , fl,fh. — Maltzan (DMZ XXV 214) ftlhrt far das Tfia die Formen 
Ui"^) fi>"Yl an (gewiss nur Dmckfehler far "^ wie aus der nebengesetzten 
Aussprache »$ch hervorgeht); diese Formen kommen in den Texten nirgends vor. 



eigentlichen Ovdinalzahlen; z. B.Joh. 1, 39 BCR AU)C't:'.hP)'^diezehnte 
Stunde, Joh. 19, 14 R •fih.^Tl't: \ tl^^ um die sechste Stunde. 

Zum Ausdvuck von Ordinalzahlen von den Zahlen 3 - 10 sind zv^ei 
Bildungsweisen in Gebrauch. Die eine haufigere entsteht durch Anhangung 
der aus dj verkurzten Adjektivendung aj an den innerlich unveranderten 
Stamm der Cardinalzahlen , so lUAfl't*^, ACnOT.E, TlJ^Tl't.lR, 
^llA-t'.E u. s. w. z. B. Mt. 20, 5 BC (DA I -flli^fl'r^ : -fl^fl 
A'l'.E ', rt^^ er ging hinaus um die sechste und um die neunte Stunde. 
Diese Form der Ordnungszahlen ist mithin in ihrera Ursprung und Wesen 
identisch mit den Cardinalzahlen; aber wahrend bei diesen das Bewusstsein 
von der Adjectivendung schwand und dieselbe daher zu e zusammenschrumptte 
und zur Geschlechtsunterscheidung unfd,hig wurde, blieb das Bewusstsein 
dieser Adjektivendung und damit auch ihre Form in der AnwBndung als 
Ordinalzahlen doch etwas lebendiger da diese ihrer Natur nach Adjectiva 
sein mussen. Die unverkurzte urspr. Endung d^ habe ich aber bei dieser 
Bildung der Ordinalzahlen nirgends mehr getroifen; man bildet zu dieser 
Form auch nicht sehr haufig ein Femininum, es kommt so vor Mr. 15, 33 B 
^TiPj't'.Bi: : hqj'l' die neunte Stunde ebenso 15, 34 B -fBOjfJB 
"t ■ fl^^ , dagegen hat C hier die beliebtere auf die gleich zu erwahnende 
altere Ordinalform zuruckgehende Femininalform J"TiO/_E't; (R die Cardi- 
nalzahl in ordinirender Bedeutung: ^ft^'tlrtDi^) ; Joh. 4, 52 B fi-fl^ 
'I'^E't die siebente wofur C wieder fi'flOjJB't;. Dagegen findet sich 
die voile Adjektivendung d^ noch regelraassig bei der anderen auch im 
Aethiop. schon vorkommenden Bildung der Ordinalzahlen wie WAi'l.B der 
dritte, i^Si-flOj^ der vierte, Pi.?'Pi.E der sechste (Joh. 4, 6 B •^^■f^JB), 
Al^'^.E der zehnte; dagegen fi-fl'^^ der Siebente nicht Pi-flOj^ wie 
man erwarten k6nnte. Die Endung a*5 ist hier wie es scheint voUig ver- 
drftngt. Das Fem. zu diesen Formen bildet sich durch unmittelbaren Antritt 
des t vor dem sich das a vorherrschend zu a verkiirzt bei gleichzeitigem 
Hinzutritt des nachl. i, so U/AAJB't ^ die dritte, Joh. 19, 14 BC ^J^tl 
JB't die sechste, ^f'^Pj^'t; die neunte. Von der einfachen Form P-flC 
ohne die Endung aJB habe ich als Ordinalzahlen nur noch die beiden Fe- 



1) ffierfttr auch haufig UZArt.E't z. B. Mr. 15, 25 C; B dafOr UJA 
tljf^, und Luc. 9, 22 B selbst lUAfl^'t (voUig gleichend Formen wie 
W*^ § 126). 



— 221 — 

minina U/Afl't (Luc. 2, 46 R) und i^P^l't (aucli in der Bed. Woche 
wie aiiA. Luc. 9, 28 li, auch ohne nachl. i Mt. 28, 1 C) gefunden, Maskulin- 
formen bei den Ordnungszahlen von 3 — 10 gar nicht. Dagegen kommt noch 
selten vor 'OA^ der andere, der zwcite, die verlangerte Form 'OA^^, 
fern. 'OAA.H't is* ^^^^ 'luch hier durchaus vorherrschend ; ein anderer 
Ausdruck fur der zweile ist "OOi^^.fi (ffir 'OOQ.E), das einf. 'OOf^ 
kommt nur noch adverbialisch vor auch wieder, auch in ^^ verkurzt. Eine 
Form .]?'7f'^ entsinne ich mich gar nicht getroffen zu haben, auch ^1(fi 
JB ist selten (Joh. 3, 7 KB; C J?") dafur haufiger J?'°2d9JB auf ein Sub- 
stantiv der Form I'fiC zuriickgehend. Ebenso sagt man auch <P^<f^JB 
der crste auch ^^(RJB und 4*.J?C?9JJ, doch ist hier die alte Form 4>^ 
(fiJB, fem. ^.1?<73^'1^ noch sehr gew6hnlich; hier findet sich auch noch 
die Endung awi <t>J?<79'E z. B. Mr. 16, 2 BC; 16, 9 BC. Ferner sagt mail 
neben ,]?'5^JB, J?"J^JBj J^'^Zi.B der letzte mit ganz gleicher Bildung 
J?"J/5..E; die gewOhnlichste Form ist R-i/^JS, fem. Jf'iiC.E't (J?"* A 
^1: Joh. 6, 39 BR). 

Luc. 6, 1 BC beginnt "Oi : -flVlAA^^ (C V1AA.B) J 4A<^JB 
^ I tliCi^ '. (D^/o u. s. w. Es geschah am andern (Tage nach dem) 
erst en Sabbat dass er wandelte u. s. w. Das fragliche Wort 4A^^ 
^ kann ich aonst weiter nicht belegen, ebensowenig das zugehOrige Mas- 
kulinum welches A,A<fiJi lauten mlisste, wohl aber ist ein Adverb ^ 
y\ (?? in der gesicherten Bed^utung zmrst vorher sehr gewOhnlich (§ 203). 
Das Verbum 4>A<^ heisst im Tigre partager en deux, rompre le pain; 
die Wurzel A.A^ welche ich sonst nirgends belegen kann hangt jeden- 
falls zusammen mit A,AP , A,J\.Ch. trennen. Dass sich aus Wurzeln die- 
ser und ahnlicher Bedeutung der Begriff doppelt, zweifach entwickeln 
konnte ist im Semitischen auch sonst bekannt , ' dass hingegen hier der Be- 
griff erster, merst sich aus solcher Urbedeutung eutwickelt batte wflsste ich 
sonst nicht. Die Bedeutungsentwicklung ist vielleicht ganz fthnlich wie bei 
lat. absolvere loslosen, die Sache namlich welche von einem Haufen anderer 
getrennt oder losgelSst wird ist beseitigt, beendigt, fertig, absolvirt. Nun 
hat unser ^ A^ nur noch einen ganz kurzen Schritt weiter gethan , indem 
es den immer in fertig absolvirt liegenden zeitlichen Begriff UTgirt und in 

1) So L.^a V^ mit der Grundbedeutung urbrechm woraus eincrseits die Bedeu- 
tung doppelt, andrerseits die Bed. xerhrochen, elend, schteaeh hervorging. Vgl. ferner 
oi.j_ TT^i.o^ H„„ TTrsnr, der mehrl. Thatw. im Geez S. 12 Anm. 



den Vordergrimd gedrSngt hat, denn was absolvirt ist, let beidts geschehen, 
es ist vorher, zuerst geschehen, anderes ist noch zu absolviren. Ich gestehe 
indess dass ich diese Erklarung nicht mit dem Geffihl vOlliger Sioherheit gebe. 
Bei L. werden die Ordnungszahlen vermittelst der aus dem Amh, ein- 
gedrungenen Endung ? gebildet: hhad^gna, k61it6gna, selest^gna, arbat6gua 
u. 8. w. In den Texten kommt dies nie vor. 
§14:5 Die Ordnungszahlen der Form "JdrC z"r Zahluug von Tagen Monaten 

Stunden sind in dieser Anwendung ganz ausser Gebrauch gekommen und 
existiren nur noch als Namen der Wochentage, so "Kitt-J^ allein oder in 
Verbindung mit jft^fl^ ("hrff .?- '. fl") Sonniag Mt. 28, 1 R; Mr. 16, 9 R; 
Luc. 24, 1 R. S. szoiny Montag ist das amh. fl^ , nicht ath. Ai>.B ', dag. 
S. sz<51us Bienstag = UJA^fl. fl<5^^ die Woche Luc. 1, 8. 23 R, Bk. 
sdmun. Ausserdem DUhC Luc. 14, 17 R ursprflnglich jedenfalls d. geknte 
Stunde dann aber wie ath. Zeit zu der die Mahlzeit staMfindet; BC haben hior 

Ein Zahla(^ktiv der Form °?f>C kommt vor in CCtO .' dlA^ 
Vierfiirst. 
§146 Unbestimmte Zahlausdrlicke beruhren sich zum Theil sehr nah mU d«D 

unbestimmten FurwSrtern. Wir Ziehen jedoch vor sie bei den ZahlwOrtern 
zu behandeln , besonders da mehrere derselben im TSa manche formale Bigea- 
thumlichkeit rait diesen theilen. 

Das alte W^A" alle jeder, amh. IhA", hat zunachst das ausl. «■ ver- 
loren grade wie die gew. Cardinalzahlen und hat dann, wieder in Ueberein- 
stimmung mit diesen, die Endung e, aus d£, angenommen, also Ylf'A. 
Dieses 'flf'A kommt aber allein ausserst selten vor , so Mt. 9, 35 R JB/tiOT 
h: YY-A: .^'(D-JB er heilte Jeden Kranken, ferner Mr. 4, 19 R Y:^A:4; 
^(Dlf alle Liiste; hierher gehSrt auch Ylf'A'ZH. Joh. 6, 34 BCR alleeii 
fur Xf'AlVL' Fast immer treten an W-A Pronominalsuffiie an welche 
der jedesmaligen Beziehung von YY*A entsprechen, so Tflf'AQD' jeder, 
\i'A,Kjedc, Xf-A^f^ sie alle, sehr selten Yf-AJP-f-f^ Joh. 3, 26 0. 
Das aus dJB entstandene e geht also in den drei zuletzt erwahnten For- 
men in t fiber , welcher Umstand Isenberg veraiilasst but lei. I 2 b eine 
Form 51A anzunehmen welche aber in Wirklichkeit nicht vorhanden ist 
Mr. 6, 55 C YY-AA fur ^A.K B ist ganz vereinzelt. Es kommen aber 
auch Formen vor welche auf das alte ITf-A , nicht auf das modeme YY'A 
zuruckgehen, so sagt man immer 'ff'AV »>ir alle (athiopisch YWVf) nie 



— 223 — 

W-Af , ferner stets YY-A^ sie alio femin. (athiopisch YY-A"^), eben- 
falls YY-A^^f^ uiid fY-ATff^ '■/"• alle, imd neben Tf'A.Sf^, 
W'A.P'f-f^ kommtaucli nicht selten Tt'A'f^, YY'A'ft^ vor. Sehr 
selten kommt fur das anl. YY* audi 51 vor. — Die Form YY'A'JJ' Ge- 
sammtheit welche mit Pionominalsuffiieu iin Aeth. zum Ausdruck des adjek- 
tivischen ganz dieiit kommt im Tfia in genau derselben Gestalt nicht vor, 
an Stelle der Endung a findet sich hier vielmelir die Abstraktemdung 
^'rVY'A^^S*; diese Form wird aber ganz so gebraucht wie ath. YY'A^ 
:X-, v.. B. Luc. 5, 12 R A-fl : Af^-H.f^ : YY'A'J^S'A- cinganzaussatzi- 
ger Mensch, Luc. U, 36 R '\^Yi(XP'i.TtJ\.'i'\^'i'^ .' -04.11 du wirst 
ganz und gar gldnzoid sein. 

Der gewohiilicbe athiopische Ausdruck fiir allcin, das Substantiv 
Qfh'l.'"!'' mit Suffixen ist im TRii gar nicht mehr gebrauchlich , dafiir 
gebraucht man das Partic. ath. •fl/tl^Q^ welches consequent der Aus- 
sprache gemass ■fl^'t geschrieben wird. Das auslauteude ti dieses Wor- 
tes welches eigentlich radikal ist hielt man aber vermoge falscher Analogie 
fiir das Suffix d. 3. P. m. s. und -rifh^ bielt man fur den Stamm. Dieser 
Stamm allein mit dem nachl. i vorsehen kommt vor Luc. 9, 18 B ^'J't/^ 
A, '. ^•fl^'t indcm er fiir sich allein hdctv wenn dies nicht vielmehr was 
mir fast wahrscheinlicher ist ein leicht mogiicher Schreibfehler fiir 'J'flfti'l: 
ist wie C auch hat. Und auch sonst kommt dieser Ausdruck nur mit Suf- 
fixen vor die sich nach der jedesmaligen Beziehung desselben richten , so beisst 
•ilftl't zunaclist cr allein, •^rh:^ sic allein, ■fl/fti:t-f-f^ sic allein,-(\ 
ih^^ wir allein, -flfh-rjE ich allein, -flth^lnri^ ihr allein, -fiitl 
^T~i du allcin; besonders haufig kommen diese Ausdriicke vor mit der Pro- 
position 'i, z. B. Luc. 10, 40 BC YilAlA : ^■flltl't'JB dass ich fiir mich 
allein dienc d. i. so viel wie dass ich allnn diene wo R nur hat ■flSl't'JE; 
Art-jTi^, ferner die schon erwahnte Stelle Luc. 9, 18 wo auch R ^•flltl^ 
hat. Auch die Praposition A-fl ist hier haufig, z. B. Mt. 18, 15 R 7V" 
^ '. A'Q.lh'^'Tvf^ riige ihn wo ihr allein scid. 

Einige dlichc wird ausgedruckt durch AJPA, ebenso amh. Die Ety- 
mologic ist nicht klar, doch liegt mir die Vermuthung nah, dass es = 
AjBlAA" ist, eigentlich fragend was ist? Auch ein anderer Aiisdruck 
fur einige eUiche hat einen ahnlicheu fiagenden Ursprung, namlich 5l^.J?JB 
das wirklich auch noch fragend wicviel gebraucht wird, dag. Mr. 2, 1 BC 
^'iC'il'iMJB : ^OA-t «'"^'' ^■'n'yen Tagm; vgl. § 163. AJ'A wird 



— 224 — 

am dies gleich hier zu bemerkeu substantiyisch und adjektivisch gebraucht, 
so substantivisch z. B. Luc. i:s, 31 BC AJPA ." 'K'i^'fl '. Z./i^(D^yi 
Einige von den Pharisaer.n, Luc. 21, 5 BC T^^'t.'flA"! A.PA.'f^A*?^!! 
<^^.J?fl indem Einige iiher den Tempd redden; adjektiviscb z. B. Luc. 
18, 4 BC A.PA : <?90At cimge Tage, Luc. 8, 2 W. A.PA .' A'Jfl't 
einige Wether. R vermeidet diesen modernen Ausdruck und umschreibt ihn 
auf eine dem Aeth. entsprechende Weise, so Luc. 21, 5 R A ACD^ .' H.'llA 

jB : 'fYKi't- : at- : c^^^ti. 

Piir wenig wird ausser cl)^/^,^! ' gebraucht ^>vTl't'JB(Mt. 26,73 CR 
'VKtl'T-, vgl. § 126 ult.) was wir besonders deshalb der Erwahnung fiir 
wertb halten weil in ihm wie in den Cardinalzahlen die Femininendung fast 
geworden ist und weil es die Adjektivendung angenommen hat und zwar in 
derselben Weise wie die haufigeie Bihlung der Oidinalzahlen. Ein Femininum 
(ll\fl't'^'t) kann ich nicht belegen. Im Uebrigen wird es vollkommen 
wie ein gew6linliches Adjektiv behandelt mit der Bedeutung wenig, gering, 
Jdein und ist als solches besonders an Stelle von ath. 'i.^'P, ^A-flgetre- 
ten z^B. Mr. 8, 7 BC ■?>\ih'f^ .' 9?IJ/ wenig Fische; Luc. 12, 32 BC 
^Xri'r.fi : <^'i^ Uelne Heerde, ebenso R 'i'Kh-fJB I Yl'fl't. Es 
kann dann naturlich auch substantivisch und adverbialisch gebraucht werden 
(in letzterer Anwendung dem "ath. fh*t* entsprechend) so Luc. 5, 3 BCR HX 
PCih^'.'i'hh't'JS'.'K'i'n-n-.f^J^/i^a^s er ein wenig vom Lande 
abstiesse, Luc. 22, 58 BCR "hX^'^C ■" "J'^flt'.E-rCAP- nach Kurzem 
sah er ihn u. s. w. 

Endlich sei hier erwabnt das nur selten vorkommende formal wie ety- 
mologisch rathselhafte 'i.JB.JJB wenig Luc. 7, 47 RB. in C 'iJ^i^ geschrie- 
ben; nur die Adjektivendung oji ist unverkennbar. Hiermit steht jedenfalls 
im Zusammenhange h^dinse Bk. (vielleicht Druckfehler fur h^dinie?) few little. 
Im Aeth. steht a. a. 0. OT""?-.^ mit dem es vielleicht verwandt ist, doch ist 
immerhin die Silbe in unerklarlich. Sonst habe ich '^JR.J.E nur noch ge- 
funden Mt. 15, 34 BCR wo im Aeth. 'J.V'P steht. 



1) Haufig in der Verbindung ft>^4,-n I <??OA't «'^'S« Tage , kurte Zeit 
. B. Luc. 15, 13 BCR entsprechend dem ath. 'i.l?'?^ ! O^TOA- 



GRAMMATIK 

UER 

riGMNASPRACHE IN ABESSMEN 

HAUPTSACHLICH IN 1)EK GEGENl) VON AKSUM UND ADOA. 

VON 

FRANZ PKAETOKIUS. 

Mit ciuor Toxtboilago. 
HALLE, 

VEULAO DWJ UUCUHANDLUNU DK« WAlSJSNHAUSJiS. 

1871. 

Unvertlnderter fotomechanlscber Nadidnidc der Orlginalausgabe lOTl 
Nach dem Exemplar der UniversttStsblbUothek Leipzig 

aaSNTRALANTIQUARIAT 

DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK 

LEIPZIG 1972 

Drudc: (52) Nationales Drudihaus VOB Natlon»l, lOSS Berlin, DDR 

AQ Nr. Se»IU9/n 1M4