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Full text of "Schleiermacher's Bildungsgang"

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von ^H 




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'^^^^^^^feütiii ^jtl^rlni ti 113a null) II. ^M 


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AndoWr-Harvarp 

THEOLOGEAIUBRSRY 






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Sil^ldenmu^er'S SiDuitgJgang. 






ein bioflta^fci^cv SScrfud^ 



Dr. phil. 



aSertog »on SBitl^etm engetntann. 
1867. 






Dormijrt 



<lnfnü))fcnb an bcn ncuctbingö t)on bcn ^tntcr^ 
bficbcncn ©d^Icictmad^cr*^ ijcröffcntfid^tcn t^id^cn ©rief* 
lücd^fct mad^cn btc nad^fotgcnbcn anf^>rud^6lofcn Stattet 
ben SSerfud^, bcn gctftigcn (Snttotdctungögang bc^ großen 
^r^cologcn H« ju bcffcn aKcifteria^tcn (1768—1804) in 
bcr 2lrt batäuftcücn , ba§ babci ijotjugötocifc baö 3ntctc[fc 
gcbilbctcr Saicn Scrüdfid^ttgung finbc. ®nc tjottftänbtgc 
Sebenöbefd^teibung ©d^Icicrmad^cr*« nad^ einem umfaffen* 
beten ÜKaßftabe unb untet gtünbttd^et ÜDattegung feinet 
eminenten tDtffenfd^afttid^en Sebeutung xmh ol^ne 3^rifd 
ba« 3a^t 1868, ate ba« ©äcutatja^t feinet (Sebutt, i)on 
bet §anb eine^ Setufeneten bringen unb bamit eine t)on 
33ielen fd^metjßd^ em))funbene 8üdEe unfetet fonft fo teid^en 
biogt(H)]^ifd^en gitetatut enblid^ au^füüen. 

Sicönife, bcn22. a«är5 1867. 

%x^x. t»on ftittU^, 



^uMH. 



®eite 

Einleitung 1 

Qt^tt ^Cbf^nitt. 

gugcnblckn 1768-1796. 

1 . Äinberjal^rc 4 

2. 4>aac unb 3)rof[cn 23 

3. ©abbitten 35 

4. SanbSbetö 53 

Btoeiter ^Cbf^nitt. 

@turm« unb 3)ran8t)criobc 1796—1804. 

1. 2)a8 5lmt an bcr (S^aritc in «crlin 1796—1802 . . 60 

2. @toH)C (1802-1804) 119 

3. »fcbcn über bic ^leliöion 143 

4. aRonoroöcn 163 

^la% 185 



gittfeiftttig. 



vSd fd^eint ein @efc^ bcr ©efd^td^tc ju fein, ba§ 6cbcu^ 
tcnbc SDicnfd^cn etft nad^ i^rem ©d^ciben t)on bcr ßrbe, 
Sol^r jcl^utc , mand^mat Oal^rl^unbcrtc f<)ätcr, nad^ il^rcm 
lool^rcn SBcrtl^c getpürbtgt tperbcn. SBie übcr]^au^>t in bcr 
gerne Sitten reiner nnb burd^fid^tiger crfd^eint, ttya^ in bcr 
5iäl^c un« fo teid^t mtoirrt, fo finb bic unmittelbaren 
^eitgenoffen eine^ großen 3Kanne^ in ber JRegel am m^ 
nigften cine^ unbefangenen unb rid^tigen Urtl^eite fällig ; e^ 
folgt aber bann ein anbcre^ (Sefd^Ied^t , bem c^ tjorbel^alten 
ift, ben eigenften ®tnn unb ba^ ©trebcn beffetben unab^ 
l^ängig J)on ben etn^aigen äußeren Srfolgen ju erfaffen unb 
ben fommenben ^txttn ben feften Z\)pvi^ einer gefd^id^ttid^en 
^erfönlid^feit ju überßefcrn. !Died ift ba^ jnjcite geben 
aii^gcjcid^neter (Scifter, il^r gefd^id^tüd^ed geben unb SBirfen 
in ber SDienfd^l^cit, „ttjcnn fie bem irbifd^en Streite entrüdtt 
ungei^emmt unb immer gteid^ auf bie fernen (Sefd^tcd^ter ber 
3Kenfd^en ipirten nad^ bem ^aa^t ber Sm^fäng* 
lid^fcit cinci^ Seben/ 



3n btefc« ©tabium fd^etnt btc 333tr!fam!ctt gricbr/c^ 
©d^tctcrmad^cr^ icfetjcingctrctcn. 

Stad^bcm er bei Scbjcttcn J)icl geliebt unb t)iel angefein* 
bet, bann eine ^tit lang üon ma^Iofer Setpunbernng feiner 
SSetel^ter überfd^mänglid^ erl^oben tpotben toax, trat ein 
SRüdfd^Iag ein. ©ein 9lame n^urbe in bie SBirren unb be^ 
fd^ränften ®efid^tö^un!te ber t^eologifd^en ©treitigfeiten 
l^erabgejogen, unb mit großem ®fer bie ÜKeiuung tjerbreitet, 
bag ba« gegentpärtige ©efd^led^t, in Srfenntniß unb ^xM^ 
migfeit n^eit über t^n l^inaudgefd^ritten, i)on il^m nid^t^ mel^r 
ju lernen ^abt. ©o fci^tt)an!te, Don ber Parteien ^ag unb 
®unft t)erti)irrt, fein ßl^araf terbilb , bi^ ber gefd^ärftere 
l^iftorifd^e SSfid unferer 2^age in il^m eine ber geiftigen ©äu* 
len unferer ßuttur erfannte, an toeld^er btinber ganatidmu^ 
t)ergeb(id^ rütteln toirb. ©eitbem fd^eint ba^ faft crfaltete 
3ntereffe für ben größten ^El^eotogen be^ Sal^rl^unbert« neu 
belebt unb ba« (Sefül^t l^ol^er 5ld^tung unb Siebe jurüdfge«^ 
le^rt, ,,n)ie e« ber eblereSKenfd^ ftet« gegen feine 
geiftigen 3Säter unb Se^rer em^>finbet, mag er 
aud^ in f^>äteren Sauren in ber ©d^ule be^ Se«» 
ben^ unb be^ ®eifte6 fid^ nod^ fo tueit Don il^rem 
3lu^gang«^)unfte entfernen/ 

3u biefem erfreufi^en grgebniß l^aben ol^ne ^mx^ti bie 
bor turjem ber Deffentüd^feit übergebenen ©riefe ©d^teier* 
mad^cr^ ttjefentUd^ beigetragen, toetd^e bie fittlid^e ®rßge 
bedSKanne« gegenüber ben mannid^fad^ften unb fd^toie* 
rigften aufgaben in ©taat, tirdf^e, SBiffenfd^aft unb ga* 
mitie im glänjenbften Sid^te erfd^einen laffen. — 

©0 bürfte e^ benn fein ganj überflüfftge^ Untcrnel^men 



111 



n, fein Scbcn^bilb in ftcinem JRa^mcn für ba^ 
xienbcbürfnife jn jeid^ncn, bamtt bcr nod^ immer t)tel 
toenig gefannte d^riftßd^e ÜDente md) in n^eiteren Steifen 
e^r unb mel^r in feiner tiefften Sebeutung für (Segentpart 
ib 3uhtnft begriffen »erbe. SDajn aber fd^eint ed im& 
ä% gerabe bie ^Regungen unb Sleußerungen be^ jugenb^ 
c^en ©eifteö gegenüber ben Srtebniffen unb ^zxU 
:cmungen ju »erfolgen , um too möglid^ au« ber SBed^fel«' 
irfung gmifd^en feiner urft^rüngßd^en 2ln(age unb ben 
iniütrfungen ber 2lu|enti)eft bic ©enefi« feine« 6l^ara!ter« 
etfiärcn. Merbing« tpirb biefe an n^ed^feteoüen äußeren 
ccigniffen nid^t eben reid^e geben^^^eriobe ber Sntoidclung 
d^feiermad^er« feine^toeg« toie bei mand^em anbern §ero« 
1 6unte« unb farbenreid^e« ©i(b bieten ; mx aber an ber 
nercn S3itbung«gefd^id^te eine« bebeutenben 2Ben* 
en ein ^>f^d^otogifd^e« Sntereffe nimmt — unb auf fotd^e 
[er ift gered^net — tpirb aud^ biefen an fid^ fel^r einfad^en 
b öjenig glänjenben 2eben«DerpItni[fen be« tnaben unb 
3um 3D?anne reifenben Sflngttng« freunbtid^e S^l^eitnal^me 
)t perfagen. 



3tt0en6fe6ett 1768—1796. 



gricbrid^ kantet gmft ©d^teiermad^et »utbe an« 
21. 9?oi)cmkr 1768 in SSrc^tau geboren. !J)aö®eburt««*^ 
^aud auf ber attcn Xafd^enfttage cntbel^rt leibcr nod^ bi^ 
l^eute jebe^ ©rinnerung^jcid^enö, obfd^on bereit« i)or Salären 
bie ®tabt ©redtau an btefe ©l^renfci^utb , »etd^e fie einem 
tl^rer größten ©öl^ne abjutragen l^at, i)on fel^r bead^tcnd* 
»ertl^er ©eite gemal^nt morben ift. *) aSteüeid^t mirb bei 
ber bemnäd^ftigen ©äcutarf eier feiner (Seburt baö SSerfäumte 
enbtid^ nad^gel^ott unb bie getoeü^te ©tätte mit einer 3Äar* 
mortafet unb bejügtid^er 3nfd^rift gefd^müdt. 

®ie ateil^e ber i)äterfid^en SC^nen tä^t fid^ bid auf 
§einrid^ ©d^teiermad^er Verfolgen , beffen ©ol^n ©aniel 



*) 3B. ©aß, <Sd^(eicrmad^cr3 S3ncfn)ed^fct mit 3. S^r. ©aß. 
3$oiT. @. XVII. 2. 



(geb. 1695) burd^ feine SSertoidctung in bte d^itiafttfd^en 

Serimmgen ber fogenannten (gKet'f(^cn ober 9ton«botfer 

Stottc belannt ge»erbcn tft. *) Si^nt tourbe am 5, 3Kat 

1726 ein ®effn, ©ottfieb, geBoren, ber 95atet unfete« 

©(i^Ictemtad^et. ber efienfaü« ben ^rcbigerteruf extooXße 

imb im Solare 1760 auf SSorfd^Iag be« SKagbeburger Son* 

fiftortolrati^ Süfter eine 3lnftcöung bei ben fd^Iefifd^en 9iegi* 

mentem ^ebrici^ be« ©rofen fanb. ^Hd^t lange nad^ bem 

$itbert^burgcr ^rieben t^erbanb er fid^ mit ber jüngeren 

Itiift^t be« ref«>rmtrten §ofl(>rebiger« in Serlin, Simoti^n^ 

StitBcnrand^, unb t>erlcgtc feinen SJol^nfife nad^ ©rc^Iau, 

m ä>o m^ er in toieberl^olten 9lmWrcifen feine jerftreuten 

äßifitärgemeinben jn befud^en ^^flcgte. ©ei ber babnrd^ be* 

brngten l^äuflgen bienftßd^cn SDbtoefenl^eit fiel bic (Srjiel^ung 

Sricbrid^« in feinen fiinberial^rcn öorjug^toeife ber aWuttcr 

ju. ^u6f fie l^atte, »ie ber SSater, eine eigentpmlid^e 

religiöf c gamilientrabition, inbem fie bon ©alj» 

Burger Emigranten abftammte, bie il^ren franjö* 

ftfd^en 5Kamen: „6a<)ignon" in ben beutfd^en: „©tuben* 

rottd^'' t)ertt)anbett litten. SBa« il^ren ^^erfSnßd^en ßl^a* 

roftcr anbetrifft, fo erfd^eint fie in ben je^t Deröffentßd^ten 

«riefen an il^ren ©ruber, ber bamate ^rofeffor ber S^eo^ 

logtc in f)atfc »ar, unb an bie Äinber ol^ eine liebeboöe. 



*) 3n bem ©u^c 3un0«@titting'« : „X^tcMh ober bic @^»5r» 
mtt', in todäftm bie (^efd^td^te btefer Bi^nsgenteinbe unter ftngirtem 
9lamtn, aber l^tßorifd^ treu er^It i% erft^int er ds ^aflor S)ariu^ 
iu ni^t uuel^ren](>aftem Si^te unb bur^aud unBet](>eUtgt an ben ^U6« 
f<^»etfungen ber @ecte. SJgl. : au« ^ä}i. ?c6cn. 3n SBriefen. I. 
e. 68. ^agenbad^, Äird^engcft^. bc« 18. unb 19. 3a?;r]&. I. ©. 162. 



6 

))crftäni)ige grau i)cn tcbenfcigcr gtömmtgfcit. ^ixoo^l 
fettft l^efttgcn S^cnn^erament«, t)crftanb fic c« hoäf naäf bcm 
Urt^eit bc^ ©ol^ne^ in beffen 9lutobiogr(H)l^te (mctd^c er aU 
fcd^^unbjtoanjtgiäl^rtgcr Süngüng im 9l^)rit 1794 auf amt^ 
üd^ SSerantaffung gefd^rieben , unb bic über bie frül^eftc 
^eriobe fcineö gebend enDünfd^te 5luffd^Iüffe giebt) feiner 
eignen ^efttgleit eine )>tanmätige ©teid^mütl^igfeit unb ein* 
(eud^tenbe ©ered^tigleit etitgegenjufefeen. SBenn fie bei ben 
Äinbern geinter tt)a]^mal^m, »etd^e auf bie fünftige geben^jeit 
fd^Ummen Sinflu^ befürd^ten tiefen, fo ftrafte fie ftreng unb 
unnad^fid^tßd^, ipugte aber aud^ mit ©anftnmtl^ unb l^erj* 
ßd^em ©ebete aufleimenber §errfd^fud^t unb Unöerträgüd^» 
feit ber ®efd^tt)ifter entgegenjuarbeiten. ©er Unterrid^t 
lag jeitioeife ganj in il^rer ^anb unb »urbe mit rid^tigem 
♦>äbagogifd^em S^acte geleitet. ®o tel^rte fie j. So. ben 
@o:^n fd^on fel^r frül^ , burd^au^ nid^t« ol^ne SSerftanb ju 
lefen , fonbern fid^ ftet^ Don bem ©elefenen Kare 9?ed^en* 
fd^aft ju geben. 

2ln ber @eite biefer t^erftänbigen unb frommen SÄutter 
unb in ©efeüfd^aft i)on brei ®efd^tt)iftern , jmei ©d^ioeftem 
unb einem ©ruber , tonöf^ ber junge ©d^Ieiermad^er auf. 
!Die lungere ©d^tocfter ift frül^ geftorben, ber älteren Sl^ar* 
(otte, loeld^e ben größten S^eit il^reö ßeben^ aU tebige 
©d^mefter in ber örübergemeinbe ju (Snabenfrei gugebrad^t 
unb mit bem SSruber in tebenbigem briefßd^en 3SerIel^r ge* 
ftanben l^at , toerben »ir ju begegnen nod^ ©elegenl^eit :^a* 
ben. üDer ©ruber Äarl , einige Saläre jünger ate griebrid^ 
unb il^m fel^r unäl^nfid^ — ,,grife ift ganj ®eift, unb Sari 
gang S'ixptx" fd^reibt bie 2Rutter 1780 an i^ren ©ruber in 



$alfe — ffat btd auf eine lurje ^tit, »o fie in SSerßn i)er* 
miigt morcn , meift getrennt t>on i^m gelebt unb ift in ben 
fröl^n SKanne^iol^ten ate "äpotSftUx in ©cä^miebeberg in 
©d^Iefien geftorben. — 3nt Sllter t)on fünf 3al^ren »urbe 
^ij ©d^Ieiermaci^er ber unter ber S5irection be^ $of^)re* 
bigcr^ ^einj ftel^enben gticbrid^^fd^ute in ©re^Iau übergeben 
unb burd^üef bei feinem guten (Sebäd^tni^ unb rafd^er 3(uf* 
faffung mit giemüd^er ©d^neüigfeit bie unteren klaffen. 
Unb ba er n>egen biefer gortfd^ritte fel^r frül^ in ben Stuf 
eine« guten Äo^)fe« lom unb eine 3Renge größerer unb ättc^ 
rer Änaben überpgeüe, fing er an, eitel unb ftotj auf feine 
fccfonberen ®aben gu werben, Slbcr bie emften unb berftän* 
Wgen SSorfteüungen ber SDiutter, bie auf ®ott aU ben aüei* 
Tiigcn ®eber alte« ®uten l^intoiefen, f o n)ie bie balb gemad^te 
eigene Srfal^rung t)on feiner gro^wi Untoiffenbeit in fingen 
bc« aütägßd^en Seben« , »obon er 3ebem um fid^ l^er ein 
SBiffen jutraute unb bon feinem Unbermögen, in ben ®e* 
banfengel^aö eine« lateinifd^en Stofftier« einjubringen, beug* 
ten balb feinen @totj unb liefen ii^m feine gäl^igleiten afe 
au^erorbentßd^ gering erfd^einen. 211« griebrid^ im jel^nten 
8eben«ial^re ftanb, fiebelte feine gamitie nad^ "ißle§ in Dber* 
fd^Iefien über , mo ber menfd^enfreunbtid^e gürft griebrid^ 
öon anmalt *Söt;^en 64 ebangetifd^en gamitien, »etd^e bor 
ben SSebrüdungen fat^oßfd^er ®ut«^en unb (Seiftlid^en 
ou« ben ))otnifd^en unb mäl^rifd^en ©renjorten geflol^en »a* 
ten, SBalb unb ®um^3f jur 2[u«reutung übergeben unb in 
fcer nal^e gelegenen ßotonie Slnl^att befd^eibene SBol^nfifee an* 
geioicfen l^atte. 

Dort nöl^m nad^ SSeenbigung be« fogenannten bairifd^en 



etbfolgcfrtcged <S>6)kkxmaöftx^ SJater feinen SBo^nfife unb 
t)em)6ßete neben feinen anbern @ef<i^&ften atö 3^(b)>rebiger 
bd^ geiftßd^e 9mt an ben (Smigtanten. !Oen <So]^n Bel^ieCt 
er M^ in beffen }n>8Iftem Saläre bei fid^ auf bem Sanbe mtb 
»ibmete il^m bic fteifid^ fna^|> jugemeffene 3eit, mtäft ba« 
bo^^elte 9mt i^m äbtig (ie§. Dann n^urbe t^ebrid^, mei( 
bod^ bet Untetrid^t ju fel^r ber not^toenbigen 9tegelniä|igfeit 
erttbel^rte, in eine ftäbtifd^e ^nfion möf ^lt% gegeben 
[lISl — 1783), tt)o et ben antegenben Untettid^t eine« 
<)]^itoIogtfd^ gebifbeten gelltet« geno|, bet, ein ©deutet 
Stnefti*« , i^m bie @<)ta(i^!enntniffe wiebet Beb mad^te unb 
bßtd^ gtjäi^tung bon ben gto^en SKännetn be« äftettl^um« 
feinen fd^n ctlatteten ®fet ffit ©efd^id^te neu belebte. §ter 
nxkt e« , tDo bet ^abe auf ben abenteuetlid^en ®ebanlen 
betfiet, bag aüe alten ©d^tiftftettet unb mit il^nen bie ganje 
otte ©efd^id^te untetgef droben »fiten, ^äinbete ®tünbe, 
fagt et felbft, ^tte id^ ntd^t bafüt, ate bie, baf id^ feine 
3eügniffe füt i^te ed^t^it ton^tt unb ba§ mit Hße« , »a« 
id^ babon mufte , tomanl^ft unb unjufamttien^ngenb bot' 
lam, Det 9?uf eine« guten So^fe«, in bem id^ nod^ immet 
ftanb unb ben id^ butd^ bie Sntbedfung meinet, »ie id^ 
glaubte , ganj au«fd^tie|ßd^ gto^en Untoiffenl^it unb Un* 
ffil^igfeit nid^t jetftöten tooßte, l^tte eine aSetfd^Coffen^it in 
mit l^botgebtad^t, toeld^e ©d^utb toat, ba| id^ aud^ biefen 
fonbetbaten ©ebanfen, bet mid^ fe^t quälte, ffit mid^ be«« 
l^ielt unb bloß bon bem, »a« id^ mit bet 3eit bon fetbft ent» 
bedten »utbe, bie ©eftätigung obet JBibetCegung beffetben 
abiuioatten befd^fog." Unb menn e« »oi^t ift, tt>a« bet 
Did^^tet fagt, baß l^o^et ®inn fld^ oft in tinbifd^em ®|>ietc 



Ktgt, b&ffte man. i&etfücl^t fein, in tief cm attetbing^ Ün* 
^6fm etefaOe be« btelj^njä^gen ftnatcn bcn ttlnftigen 
Stttifer ^^täbcfttnitt gu frnbcn, bet nid^t« auf Mcge 9lutori* 
tat, fcnbetn Sitte« crft nad^ »o^tcwogcnct Prüfung an» 
nehmen toitt. 

Snjiotfd^cn litten btc Sftem auf einer Steife bie (Sx^ 
jie^ng^anftaöen bct 35tflbetgemeinbe ju 9iic«!^ fennen 
g^tent, unb ba ber SSater au« einent ftül^en ätufenti^alte 
i«®ttabettftei, »o^in il^n bie Jru^^enjüge mäi^renb be« 
leiten Ärtegc« gefül^rt, nad^ einer ^tit be« reügiöfen 3n* 
%renti«mu«, bie »ieber ate natßrßd^e SReacti^n ber 
|i|»4nnetifd^en Aufregung in 9ton«borf gefolgt ju fein 
fc^eint, eine lebl^aftc SJortieBe ffir ba« ^errn* 
^tttifd^^ SBefcn gemonnen unb auf feine i^tau übertra» 
Jen l^tte, nnb ba ©eibe in ber abgefd^icbenen ©tiße ber 
®cmeinbc bo« pd^erfte ®d^u^mittet gegen bie iugcnblid^n 
f)etjen in ben gett)ö]^nfid^n großen ©deuten brol^enben fitt* 
(ic^cn ©cfal^ren ju flnben meinten, litten fie befd^Ioffen, 
äße« JU tl^un, um tob mSgfid^ beibe @5^ne in biefe fidlen 
Steiftätten gu bringen. 3n (Snabenfrei, »o bie ältere 
©d^wefter (Sl^arfotte bereit« 9lufna^me gefunben l^atte, »ar» 
tsit bie i^amüic einige SBod^en auf bie t)om Soofe abl^Sngig 
gemad(^te gntfd^eibung ber 3>irection ju 9?ie«f^. 3n biefe 
3cit faßt nad^ ©d^Ieiermad^er« eigenem (Seftänbnig bie 

! erfte Biegung feine« inneren Seben«. §ier fei il^m juerft 
ba« Äeipu^tfein t)on bem SSer^ättni^ be« SKenfd^en ju einer 
^l^en SBeft aufgegangen unb l^ier l^abe ftd^ juerft bie m^^ 
ftifd^ äntage entujidteü, bie il^m fo »efentlid^ fei unb bie 
i^n unter aüen ©türmen be« @!e^)tici«mu« gerettet unb 



10 

erl^attcn l^abc. *) ^Dcmnad^ trat er mit bem günfttgfter 
SSorurtl^ctte in ba« ^äbagogium ju 5Ric^ft> am 23. üKSr; 
1783 ein unb l^offte l^ier t)on ben retigiBfen 3»^!^« in bei 
eignen ®eete , bic fd^on bem tnaben fd^Iaflofe 5ßäd^te be* 
reitet l^atten, j. 33. über bie 5Watur bed ftettoertretenben Sei* 
ben« S^rifti u. a. ööüige Befreiung nnb red^t innigen an* 
tl^eit an bem tiefen trieben , »eCd^en er bef onber« an ber 
fd^önen Ofterfeften überaü in ber ©emeinbe »al^rjunel^met 
glaubte, ©n großer ©d^merj traf il^n »enige SIÄonate nad 
feiner Slufnal^me: er i)erIor bie geliebte fromme ÜKutter 
todäft mäf bem fd^önen B^^flnife ^^^ SSater«**) bie ©eelei 
i^rer Äinber liebte , um il^r etoige« §eil beforgt tpar unb ir 
(Sottet §anb für biefetben ein gefegnete« ©erljeug »urbe, 
ba§ fie ben SSerfül^rungen ber argen Seit entriffen unb ii 
ben fidleren §afen ber ©emeinbe gebrad^t »urben. Untei 
ben bamaßgen Seigrem be« "^äbagogium l^ebt ©d^teiermad^ei 
in feinem geben^tauf einen, Flamen« §itm er, l^eröor, bei 
toal^rl^aft )>]^itofo^)]^ifd^en (Seift unb t>orjügßd^e« <>äbagO' 
gifd^e« !EaIent befeffen unb befonber« ben SSortrag ber ©e« 
fd^id^te unb ba« ©tubium ber lateinifd^en ®^3rad^e auf eini 
meifterl^afte 9lrt ju bel^anbetn Derftanben l^abe. Sieben il^ii 
ertpäl^nt er in ben ©riefen ^ier unb ba ben alten ^tmi\^ 
einen im ©ienfte ber ©rübergemeinbe ergrauten ©d^utmani 
i)on großer "^fltd^ttreue unb unnad^fid^tßd^er Strenge un 
nid^t ol^ne ben fetten unb freien SÖM, ber fo oft ben §errn 
l^ußfd^en ^äbagogen fe^tt."^*) 



*) ©rief». I. <S. 308. **) «riefro. II. @. 33. 
*♦*) »rief». II. @. 225. 



%: 



M 

ä 



SBcfonber^ antegenb aber ts>ax für bcn iuugen ®. ber 

i t^ewibfd^aftßd^c Umgang mit bem wenige SIÄonatc iüngeren 

1 Sol^ann Sa^tifta t)on SCIbcrttm (geb. 17. gebr. 

4 1769), bem nad^maligen ©tfd^of ber Srübergemetnbe. 

•^* „%M einer Queüe, fagt ®. in ber mel^rfad^ angejoge^ 

nen Seben^befd^reibung, floffen unfere greuben unb geiben; 

totr badeten, »ir enn>fanben, tt)ir ftubirten jufammen, unb 

»«1 t^ töci§, ba| n)tr nod^ iefet unter bem 5Wamen i)on Orefte^ 

wib ^^labcd bort jufammen genannt »erben. Unfere litc* 

rorifd^en Untemel^mungen »aren loloffaßfd^ unb aben* 

teuerftd^, aber, obgleid^ fie nid^t nad^ SSerl^ältni^ il^rer 

SKü^famleit unb unfere^. ä^i^^i^f^^^^^ß^ «wfe^« !onnten , fo 

öHiren fle bod^ nid^t frud^tto^. SJüt tttoa^ Senigem i)on 

@}>rad^Ienntni^ unb übrigen« nur mit ^eberid^'d Sepcon 

unb ber SKerf'fd^en ©rammatil audgerüftet, warfen mir 

m auf bte gried^ifd^en !J)id^ter unb Derfd^Iangen mit einer 

J)cr^ttni^ä^ig fel^r gro|en JRa^ibität ben §omer , §efio* 

bu«, I^olrit, ®o<)l^oIIe«, euri))ibe« unb ^inbar. ®a§ 

loir SSiele« nid^t i)erftanben, mad^te un« nid^t irre; mir 

rottgten mol^t, ba§ e« mand^ertei §itf«fenntniffe geben 

mjt§te, bie un« fehlten, aber mir l^atten genug an bem, 

m^ mir t)erftanben unb l^offten aud^ un« felbft immer mei^r 

gid^t ju i)erfd^affen. gine gection über bte gried^ifd^en 

äüertl^ümer l^atten mir nie gel^Brt, aber mir mad^ten fetbft 

nad^ unb nad^ allerlei (Sntbedtungen unb fd^rieben mit 

großem STrium^))^ 9lb]^anbtungen, ftro^enb t)on ßitaten, bie 

nid^t« enthielten, ate ma« bie ganje SBett mu^te. 9?od^ 

läd^erüd^cr mar eine mit !J)anj*« ©rammatil unb ©todf« 

?ejtcon ol^ne atte l^ier fo unumgänglid^ notl^menbigen S5or* 



12 

Intntntffe imternommene gcctüte bc^ SKten leftomoitei 
U)c t&xx to6f niäft effct, aU in ben gii^emiffen be^ ^e^ 
ftedcn blieben ; aber auöf l^ierbutd^ etl^teßcn tt)ir, frciftd^ ni 
einem üBcmtSligen 3luftoanb, aber anöf mit befto mtSfV®{ 
nufe attertei ^Kotijen , bie »ir fonft in unfeter Sage nid 
mürben erlangt i^Ben." 

aßit biefem ^erjen^freunbe nwmbertc ©d^Ieiermad^er ii 
äuguft 1785 auf ba« ©eminarinm ju ©arb^, ber bc 
maßgen Uniterfitat ber f>erm]^uter.*) Unb i^ier »ar ti 
voo ein innerer Sam^jf in bem ftrebfamen 3ünglingc en: 
brennen fottte , ber jum Sßenbe|>unlte feinet gebend »urbt 
ein ßam^)f , ber bei bem (Smft unb ber Siefe be« ringcnbc 
®emüt^e^ ba^ tebenbigfte 3ntcreffe äßer in »nf^rud^ nel 
men mu§, bie überl^au^Jt an bem l^iJl^eren geben berSWenfd 
l^eit irgenbtoie Slntl^eil nehmen. §atte ®, bi« bal^in eine 
ftarlen, fd^märmerifd^en 2lnflug gel^abt unb fein reßgißfi 
geben ftd^ ganj in bem (Bt^ffU* unb SSorfteöung^freife b 
©rübergemeinbe beioegt, fo fottte je^t ^bie eingebome ©I 
pfi« bie immer unerträgüd^er »erbenben gcffetn ber f)em 
l^utifd^en änftaft mit ber bem ©aljburger ©efd^ted^te inn 
ipol^nenben eigentl^ümlici^en Snergie für afle Briten jerfprei 
gen." 5Kur eine lurjcSÖeite freute er fxä) mit gleid^gefinnte 
55reunben — au^er ällbertini befonber« ein Snglänb 
Ofel^, ber \p&ttx in jungen Soüftm bci'm fflaben ertran 
unb jwei ©d^meijcr: ©e^er unb 3ä^(in — ber größer« 
äußeren greil^eit, bie fie l^ier genoffen ; auf bie Sänge lonn 



*) 2)a« ©cminar tourbc f^äter naä} yikiti} öericgt unb 1830 nc 
©uabenfrci bei Äofet. 



13 

e^ \xöf xS)m nxäft öetbcrgcn, bafe ein tiefer innerer ^xndf 

itötf^n feinem !J)enIen nnb bem ©lanben ber SSrüber ein* 

getreten fei, ber fid^ früi^r ober fj)ater offenbaren nnb jnr 

@(i^bnng füi^ren mfiffe. SBol^C mod^te xfftn ba^ ^ycrj bei 

etuem SÖM auf feine S^^^^ erbeben, ©ag er bei biefem 

äerfott mit ber ^erml^utifd^en Dcntoeife jemafe SSorftel^er 

cmer ©emeinbe toerben fönne, u>ar gar nid^t abjnfei^n ; bie 

ättöbifcung aber gnm bto^en Selber ber SBiffenfd^aften für 

bie @r jiel^ung^anftalten ber Srfiber fd^ien ii^m barum lein 

»finfd^cn^toertl^c« 3^^!^ ö)cif er l^ierbei leine redete auf ba6 

8e6eu öorbereitcnbc, ber SRül^c lol^neribe än»enbung be« 

] erworbenen SBiffen« fa]^. Slber fo trübfeßg nnb bunlet aud^ 

I feine 3^nft erfd^ien, »cnn er an bie 9?ot]^n)enbigIeit be^ 

äto«tritti^ and bem ©eminar unb^cr ®emeinbe badete, fo 

toar ©d^feiermad^er bod^ eine öiel ju »al^rl^citdflebenbe nnb 

getoiffenl^afte Siatur, ate ba| er einen fold^en ä^f^^J^fc *>^ 

Uögenügc nnb be^ inneren Siberf^)md^d an« trgenb »eld^cr 

toenn nod^ f o gioingenben äußeren JRfidEfid^t ^üt lange er«' 

tragen Knnen. „©er Änoten bed j)f^d^oIogifd^en ©rama'ö, 

fagt er jclbft, n>ar fo feft gefd^ürjt afe mögßd^, er mn^tt 

anfangen , fid^ ju Ißfen unb !onnte fid^ nid^t anber« töfen, 

afö tt)ie e« unfern innern SScrl^ättniff en gemä§ »ar." 

SÄod^bem er einmal in rebtid^er ®elbft^)rüfung erfannt, ba| 

feine ©ebcnfen nid^t etma ßinpfterungen »eüüd^en unb 

pgSttfid^en ©inned feien ober irgenbtoie einer unlauteren 

Qnettc be« ^od^mutl^« unb ber ©teßeit entftammten, ent* 

fd^Io^ er fid^, junäd^ft feinen Seigrem über feinen inneren 

gnftanb gröffnungen ju mad^en. SBir begreifen bie Siefc 

nnb ©d^njcre bea Sam<)fed, ben l^ier ein ad^tje^njäl^riger 



14 

Oüngting Umpftt , fccr M ^i^ ^^^^ ^^^ S^^J^ ®^^f^ ^^^ 
in ber ©emeinbc l^enfd^cnbcn änfd^auungen imb 8eben#* 
f omtcn ergeben l^attc unb afe er an tl^rer Sol^rl^eit irre gc* 
worben, bie geiDaftigften felbftquSterifd^en ainftrcngungen 
mad^te, jene übematürltd^en (Sefül^Ic i)on@ünbc unb ®nabe 
l^ert)orjurufcn , bic ate unertäpd^c SSorbebtngung geitßd^en 
unb eioigen §ei(e^ galten unb ton bereu äötrlßd^leit au^er 
t^m xf)n jeber SSorfrag unb feber ©efang übergeugte, btc 
aber t)or tl^m grabe »te ein unerreici^barer ©d^atten jii 
fliel^en fd^ienen. 3a, gemi^ finb mx biefer ftarlen Seele 
großen S5anl fd^ufbig, ba§ er e^ nid^t madftt, »ic [o SSiele, 
,,bie enttoeber »eid^fid^ ben gunfen ber ©al^rl^eit in fid^ et* 
ftidten unb fid^ »iber il^re befferen ^Regungen in bie ©da^ 
tjerei ber Slutorität unb (Seipol^nl^eit t>erla;tfen ober aud^ 
ftörrig jegtid^e SSefd^äftigung mit göttßd^en Dingen aB* 
fd^n)bren/ Unb tt)a^ t^un feine Seigrer? @^ »aren nid^t 
ÜRänner berSlrt, mebiefe großen Iritif d^enJagelurjbot 
bem Slu^brud^e ber franjöfifd^en 9tet>otution, wie fie bicfct 
©entinarift t)on fd^ärfftem SSerftanbe erforberte. 5Rid^t 
©ner lä^t fid^ auf Söiberlegung ber 3»>^if^t ^^^ 3üngting^ 
ein, fie verbieten xffxa fogar, mit feinen greunben barübcr 
ju bi^^)Utiren unb f ud^en biefelben feinem gefäl^rtid^en Sinfluffe 
ju entgiel^en. UnbateaßemögIid^en3JUttet, i^n umjuftimmeu 
unb JU belel^ren, aSerf^red^ungen unb ©rol^ungen Dergebti^ 
öerfud^t »aren (feCbftSlIbertini, ber f<}äter feinen trieben mit 
ber (Semeinbe fd^to§, geftel^t, ba^ ©d^teiermad^er im ©emi^ 
nar unebel be^anbett morben, i)gf. Sriefw. III, ©. 23.) 
nöt^igen fie il^n jum austritt. Unb fo ftel^t i^m ba^ 
©d^wcrfte bet)or , feinem järtlid^ geliebten SSater mit bem 



r\ ^^^ti S9ett)U§tfetn , ba^ et t^m uncnfcßd^ mift t^uc, i)on 
^dnem f)erjcn^juftanbe unb bcn äußeren gotgcn feinet 3i^r«^ 
si \atte« mit ber 3[nftalt tunbe ju geben, (g« fommt p einem 
^tm« Wft intcreffanten , l^erjbewegenben nnb etfd^üttembcn 
: v*iö\ örteftoed^fel jioifd^en 3Satet unb ®o^n , J)on bem ber erfte 
.clüKbc ^au^gebet beffeffien mit SRed^t fagt*) : ',,g« ift, ate ob 
tt m J^fi 3^i^<^tter l^iet mit einanber im ©treite tagen unb 
gtc, r. tmmnerften ^eiügt^um ber gamitie, §erj gegen §erj, fid^ 
atten ? «ne ®äfla6)t lieferten. Der ®efü]^t«gtau6e unb bie S5er* 
n 2!t jhnbc^^SlufKftrung be« ad^tjei^nten Sai^r^unbertd treffen in 
i^ift lÜ^Bar unöerföl^nßd^en ©egenfäfeen aufeinanber; bort bie 

ficbc innere (Srfal^rung eine^ reßgiöfen (Semütl^e^, l^ier bie 
c 2tfc BnerBittß(i(^en 3[nf^3rüd^e eine^ nad^ @rlenntni§ bür* 
er aö ftenben ®eiftc« — ein 3»tef^)a(t a(fo in ben üntertifg* 
cn c^ teen (Hementcn ber menfd^ßd^en 5Katur , ber »ieber über^ 
n ni* »miben unb öerfßl^nt »erben mu^ , tDenn nid^t ein unl^eil* 
^iv^t'M kttt Slife im ^^erfönßd^en, toie im ®emeinfd^aft^ ^ gebeit 
^tefcrf mtjie^ fofl.'" Sei ber großen Sebeutung biefe^ für ba^ 

9^id?l &6en unfere« gelben e^)od^ema(^enben 3Komented 
imi ktofte e^ gcred^tferßgt erfd^einen, tt)enn mir bie beiben 
■übe: Briefe öon ffiater unb ®ol^n im SBefentßd^en unterffirst 
^'^ff-: mitten. Wm 21, 3anuar 1787 fd^reibt tjon S5arb^ am 
^en griebtid^ an feinen SSater:**) „Bärtßd^ft gefiebter 3Sater ! 
ficfc 3»at f<>ät, aber barum bod^ nid^t minber aufrid^ßg, nid^t 
ii: mrnber feurig lommt bie«mal mein (StüdtiounfdC; jum neuen 
i- 3al^. 3e älter man »irb, befter SSater, je mel^r man bem 



♦) ©eljcr in ben ?rot. mon. m. 1855. II. @. 35. 
**) »rief». I. e. 44 folgb. 



16 

Sauf bcr Dinge auf ber SBelt jufic^t, bcfto mcl^t xottb m 
fifccrjeugt, ba§ man au^ gurd^t, nni« ©5fc« ju xonn^ti 
fickt ntd^te i)on atte bera »ünfd^u fott, »a« man im5g( 
mein fid^ rnib änbem ju »ünfd^n <)Pe8t; Söie^ Ift mti 
ben Umftänben (Stüd , unter anbem Ungtücf , aber 9?tt^ 
xmb (Setaffenl^it be^ ^erjen^ unter allen Umftänben, bai 
ift e^, toa^ idf Sinnen »ünfd^e, uub — n>a« lann einen 
SJatcr njol^I fiebcr fein , ate bad — greube ju erleben ai 
a^ren Sinbern. 3e me^r id^*3^nen biefed aH Sl^r ©o^i 
au« »oüem finbßcä^en ^erjcn njünfd^, beftp mel^rUcbertDin 
bung toftet e« mid^, befto mei^r greift eö ba«3nnerfte meine 
@eefe an, ba^ i<^ Sinnen jefet gleid^ ettpa« melben foö, m 
3^re ^Öffnung auf bie Srfüüung biefe« SBunfd^e« fo fe^ 
tDanfenb mad^en mu|. Säf gcftanb 3l^nen in meinem Ic^tei 
iSriefe meine Unjufriebenl^eit über meine eingefd^räntteSafle 
ic^ fagte 3-^nen, toie leidet fie 9tetigion«jn)eifeC bie bei jun 
gen geuten ju unfern 3^it^n f ^W entfte^n , bcf ßrben 
tonne unb fud^te ®ie baburd^ auf bie Siad^rid^t öorjubetei 
ten, ba^ biefer galt bei mir eingetreten fei, aber id^ errcid^t 
meinen ^md nidft ®ie glaubten mid^ burd^ SffXt Slnt 
mort beruhigt, unb id^ fd^mieg umoerantm^rttid^er äßeij 
fed^« ganje 2Ronate, meilid^ e«*nid^t über'« §er 
bringen fonnte, ®ie au« biefem 3rrtl^um } 
reiben. !J)er®Iaube ift ein SRegalc bcr ©ottl^eit, fd^riebe 
@ie mir. 9ld^, befter SSater, ipenn @ie glauben , ba^ oifx 
biefen ©tauben feine ©etigleit in jenem, feine JRul^e in bi 
fem geben ift, unb ba« gtauben ®ie ja, 0, fo bitten @ 
©Ott, ba§ er mir il^n fd^enfe, benn für mid^ ift er jel 
t)ertoren. 3d^ fann nid^t gtauben, ba§ ber etoigc toa^ 



17 

Sott VDox, bet \iäf \tW\t nur ben aJicnf^enfo)^« mmtt , ^ 
mxi nic^t glcittfcen, bat fein %oi eine ftetoertretcn^e SJ^r«» 
iä^nung mx, teeit er e^ feltft nie audbrüiJßd^ gisfagt l^at 
unbtoeil id^nid^tgtau6cn!ann, baß fienöt^ig g^n^^fen; benn 
®ott lann bte äßcnf d^n, bie er offener nid^t |ur SJpßlommen* 
Iß, fonbem nur jum Streben mä^ berfetten gef(j^affen l^at, 
umnögßil barum e»tg [trafen »etlen , »eil fie nid^t üoü* 
bmmen geworben finb. ^df, 'befter SSater, ber tiefe 
bttr(ä^bringcnbe ©d^merj, benid^ beim ©d^rciben bie* 
fe^^riefe^ em<)finbe, ^inbert mid^, Sinnen bie ®efd^ici^te 
meiner @eefe in 2lbfid^t auf meine 3Äetnungen unb aße meine 
ftarfcn (Srünbc für biefelben umftänblid^ ju eriä^len, aber 
ii^ bitte ®ie inftänbig, :^a(ten @ie fie nid^t für vorüber* 
gcl^ube, nid^t tief gemurjeüe ®eban!en , faft ein ^aS)X lang 
^ftenfiebeimir. unb einlanget angeftrengteöSßad^* 
bcnteni^t mid^ baju beftimmt. 3d^ bitte ®ie , enthalten 
Sic mir 3]^re ftäriften ®rünbc gur äöiberlegung berfetben 
mäft t>ox, aber aufrid^tig ju geftel^en, glaube id^ nid^t, baß 
Sic mid^ j e fe t überzeugen werben ; bemi id^ ftel^e f eft barauf". 
„®p ift fie benn ^au^, biefe 5Wad^rid^t, bie ®ie fo fei^r 
erf^reden mn^. ©enlen ®ie @id^ gonj in meine @ectc 
l^iucin bei meiner — id^ lann mir mit gutem @e»lffcn ba« 
3eupi§ geben unb id^ mx% ®ie finb fetbftbai^pn fiberjeugt 
— beimeinerfel^r großen, gärtüd^en, linbüd^en 
Siebe ju einem fo guten SSater, n>ie @ie; bem id^ 3ötc^ ju 
ionfen l^be unb ber mid^ fo i^erjüd^ ßebt, tykMäft lönnen 
@e @td^ einigermaßen Dorfteöen, ipa^^mid^ biefe 3eifen 
geloftet l^aben. @ie finb nun gcfd^rieben mit 
jitternberC)^»^ unb mit 2;^ränen, aberid^»firbe 



C 



18 

fie au6f jcftt noäf nxäft fortfd^icfen , »cnn mxäf nid^t meiiu 
SSorgcfefetcn baju öetantaßt unb mit gett)iffemia|cn aufgc* 
tragen ^Sttcn, e«3]^nenjufd^reibcn. SröftcnSieSid^, tteB^ 
ftcr aSatet. td^ met§, ®te f inb lange in ber Sage ge* 
»efen, inberid^Bin. ^)s>tx^d ftütntten cl^emate ebenfo 
auf ®te lo«, afe jefet auf mid^, unb bod^ finb ®ic nod^ ber 
geworben, ber ®ie {eft t finb, beulen @te, l^offen @ie, gtaii^ 
ben @ie, ba§ ed mit eben fo gelten !ann, unb feien @ie öct* 
fid^ett, ba§ id^ mid^, fo tauge id^ aud^ nid^t mitS^nen ctne^ 
® t a üb e n ^ bin , bod^ immet befleißigen »etbe , ein te^t^ 
fd^affenet unb nü^üd^et3Kenfd^ ju ujetben, unbbad iftbo(^ 
bie§au^3tfad^e." 

Dann bittet et bem 3Satet, il^m ju geftatten, ba§ et auf 
jtt)ei3a^te nad^ ^alle gel^e, um au^ bem®tunbe2]^eotögie 
ju ftubiten , tt)o]^in bod^ einmal feine ^Weigung getid^tet fei 
unb fd^tießt mit ben Sotten : ,,3Äit SBe^mut^ füff e id^ 3^nen, 
beftet 35atet, bie §änbe unb bitte ®ie, 5ltte^ t)on bet beften 
©eite anjufel^en unb teiftid^ ju übettegen unb mit nod^ fet*^ 
netl^in, fo fel^t eö Sinnen mögtid^ ift, 3l^te i)ätettid^e mit 
unfd^ä^bate Siebe gu fd^enlen ate ^^xtm belümmetten , @i^ 
innig öetel^tenben @o^n." 5Wad^ bietjel^n STagen btid^t be^ 
S5atet^ im Glauben befeftigte« §etj in Siebet jotn übet ben 
3lbfaü be^ ©ol^ne« l^etau«, toie ^autu« gegen bie ©afatet: 
„O, bu unbetftänbiget ©ol^n, met l^at ©id^ bejaubett , baf 
S)u bet Söa^t^eit nid^t ge^otd^eft? Setd^em S^tiftu^ 3efu« 
t>ox bie Slugen gematet »at , unb nun üon ÜDit geJteujig 
tt)itb. Du ßefeft feij, »et l^at Did^ aufgel^atten, bet SBal^ 
l^eit nid^t gu gel^otd^en? ©otd^ Uebetteben ift nid^t ton bem 
bet Did^ betufen l^at ; abet ein »enig ©auetteig öetfäuet 



kcn ganjen Xctg. ÜDa« nämlid^c SSctbctbcn !Betnc« 
|) et gen«, »eld^e« )ocx t)ter Saluten !Btr bange maci^te, ba| 
'ßu mit bemfeften in ber SBelt »erbeft ganj tjertoten gelten, 
unb ÜDid^ bamol« jur ©emeine l^intrieb , ad^ ! bat)on l^oft 
Du Wbcr noci^ immer etoa« bei üDir gel^eget ,- ba« l^at nun 
Dein ganje« SBefen burd^fäuert unb treibt ©id^ lieber aue^ 
ber ©emeinbc. ^ä), mein ©ol^n, mein ©ol^n! »ie tief 
beitgft üDu mid^! »etd^e ©eufjer ^^reffeft Du au« meiner 
Seele ! Unb »enn Slbgefd^iebene einige 5Kotij t)on un« nel^^ 
men, 0, miä} graufamer ®törer ber SRul^e ©einer feßgen 
SWutter bift ©u bann jefet, ba felbftüDeine^Cir frembe©tief* 
mutter mit mir !Bid^ betoeint. 

®o gcl^e benn :^in in bie SÖeÜ, bereu ßl^re ®u fud^ft. 
Ste^c, ob ÜDeine @eete an il^ren 5lräbern !ann fatt werben, 
bafte bie göttüd^eSrquidfungtjerfd^mäl^et, U)etd^c3efu« aüen 
na^ il^m bürftenben §erjen fd^enlt. §aft üDu benn nie ein 
Jro<)fteinS3atfam au« feinen SBunben geloftet? Unb ift ba« 
äüe« j:rug unb ^eud^elei geipefen, toa« !lDu gefd^rieben unb 
p em^)finben fo oft bet^euert l^aft? 3Öar e« aber SBal^rl^eit, 
0, fo »irb*« mäd^tig an jenem S^age loiber Did^ geugen, too 
Du uid^t umlel^rft gu ©einem etoigen ßrbarmer." 

Unb nad^ biefem ftürmifd^en Srgu^ be« fd^mergtid^ften 
Uumut^« öerfud^t ber 93ater eine eingel^enbe SBiberlegung 
feiner 3ö>rifd wnb finbet bann ben milberen 5lon toieber, in 
toetd^cm er il^n feinen lieben ©ol^n nennt, aber feft erllärt: 
JJäl^fe, toa« ÜDu tl^un toittft, id^ aber unb mein §au« »of^ 
fai bem $erm, ber un« erlauft l^at, bienen." 

„Unb nun , mein ©ol^n , ben id^ mit 2]^ränen an mein 
bdttommene« §erg brüdEe, aäf, mit l^ergfd^neibenber SBe^* 

2* 



20 



mutff entlaffe'ic^ £)id^, unfc enüaffen mu^ iäf T)xäf, fc a © 
bcn ©Ott Seinem SSatctd nid^t.mel^r anbctcfi 
nid^t me^t t)ot einem ättar mit il^m nicbct 
fttiecft, aber nod^ einmal, mein ©ol^n, el^e »ir üo: 
einander f d^eiben — aäf, fage mir fcod^, »a« l^at bcni 
bcr arme, fanflmüt^ige unb t)on ^erjcn bemütl^ige 3efu 
5)ir getl^an, bag 3)u nun feiner ©rquidung, feinem ®otte^ 
fricben entfageft? toar ©ir bcnn nid^t toc^ bei il^m, »eni 
Du ©eine ^otf) , ben 3ammer ÜDeinc^ ^ergen« il^m Mag 
teft? — ^ft S)u leine Sefcenöioorte bei i^ra tjemommen? 
Unb immer auf d 3ieue öerfud^t er i^n bei bem otten ®tau 
ben feftjul^aöen : „Seigre »ieber, aä), mein^©o]^n, le^t 
n)ieber ! aJienfc^Iid^e SEugenb ift nid^t aSottfommenl^eit, fon 
bem i)om SBege be« 3rrt]^um« eittgft jurüdfjulel^ren. SD, b 
aKenfd^en^ütcr, ^err 3efu ! fü^re Du felbft ©ein tjerirrte 
©d^äflem jurüd! 2]^ue ed ju ©eine« 5ßamen« SSerl^n 
ßd^ung." 

„^6) fd^rcibe nod^ nid^t nad^ ^aüe, »eil id^ l^offe, be 
§err »erbe meine äöorte unb mein ®ebet an ©ir fegnen 
©d^reibft ©u aber an ©einen Cnlel, »oju id^ ©ir für bei 
gatt, ba^ ©u ©einen ®inn nid^t änberft, bie (grlaubmj 
gebe, fo bift ©u t)on mir unb ber ©emeinbe entlaffen ; abe 
länger ateanbert^albSabr tJonDftem an fannid^©id^ nid^ 
ftubiren taffen ; in ber S^t magft ©u ©id^ gu einem @d^ul 
amt tüd^tig mad^en. 3d^ lann nid^tj^ mcl^r l^injufügen , at 
bafe id^ mit tief gebeugtem unb bellommenem ^erjen bi: 
©ein mit ber Siebe be« l^rjlid^ften aJKtleib« ©id^ ßebenbe 
SSater." 

©od^ toie tt)enn ber ©ol^n eine SSorem^)finbung i)on bca 



21 

jegen il^n l^eranjiel^cnbcn Ungetoittcr bcr i^ätcrlid^en Öicbc 
^ttc, xft etfcemfcftcn tnitotfd^en fd^on juijotgcfonunen tuxäf 
m jtoeitcö ©(^reiben *) , in »cld^em er itoor feinem ©(i^mcrjc 
über ben bcm SSater bereiteten Äummer in l^erjftd^en SQBorten 
Su^brud giebt, abernod^ entfd^iebener feinen vorigen 3Sunf(i(^ 
»iebetl^olt, naäf §aße gelten ju bürfen. äud^ bittet er in* 
jtönbig , il^n bei bem tl^eologifd^en (Stubium ju taffen ; bcr 
8atcr l^abc nid^t ju befürd^ten, ba^ bie ^aüe'fd^enÜDocenten 
ii^m bie grcil^eit feine« Urtl^cifö rauben »ürben, ba ein fd^ß* 
ner Vortrag il^n nid^t leidet tjerfül^re, üieüeid^t »erbe er grabe 
W feiner eigentl^ümtid^en SSorUebe für ba« 3[n* 
gefod^tene unb Unterbrüdtte mitten unter ben ratio* 
nofiftifd^en 2]^eo(ogen fid^ auf bie entgegengefefete ©eite ftel* 
(ctt. Unb afe er be« aSater« ^n^m cm^)fangen, bietet er 
feinen ganjcn ©d^arffinn auf, um bie Stuft jtoifd^en ber 
eigenen atnfd^auunfl unb ber ÜDentoeife be« SSater« , todäft 
biefer afe unermegtid^ barftettt, fotjiet bie SBal^rl^it iul&%t, 
ftu«jufttßen unb iitttt, ben S^roft mitnel^men ju bürfen, ba§ 
er nod^ ber öäterfid^en Siebe genieße unb bag fein @ebet il^n 
andjf in B^fonft begleiten toerbe. (Sriefto. I. ©. 56 f.) 

Ueber bie culturgefd^id^tßd^e SBebcutung biefe« ganjen 
®ricfü)ed(^fete, in bem bie ergreifenbe®efd^id^teüonbem3^' 
foJI be« Süngßng« mit ber (Semeinbe unb bem SSaterl^aufe 
im« fo (ebenbig t)or bie ©eete tritt, f^^rid^t fid^ ©etjer (a. a. 
0. ®. 18) fcl^r fd^ßn au«: ,,ß« tft leine«n)ege« bIo§ bie 
Sugenbgefd^id^te ©d^Ieiermad^er'« , bie toxx l^ier im ©eifte 
miterleben , e« ift tjielmel^r bie ®eifte«gefd^id^te ber 5Reuxeit 



♦) «rief», I. <S, 53 f. 



22 

unb noö) bcfttmmtet bte innere ©efd^id^te fce^ ^toteftanä^^ 
mu^ fett einem Sa^r^unbcrt. 9ttd^t ein ®njelner l^t jit^ 
fädig biefen SBeg betreten, fonbem bie gefammtc Sit* 
bungber3^it ift burd^ innere 5Kot]^n)enbigfett ber Snt^ 
»idelung auf biefen SBeg geführt »orben, ber al«- e i n 5D ur d^* 
ga n g « ^> u n 1 1 p einer l^ö^eren tjerföl^nenben SBal^rl^it unt) 
grei^eit nid^t p umgeben mar. @eit mel^r ate einem Sol^r* 
^unbert finb tpir in bie unerme^üd^e 3[ufgabe l^ineingefü^rt, 
burd^ bie Srümmer be^ jufammenftfirjenben äußeren Sut o* 
rität«glauben^ ben 2Beg jum ©eifte^gtaubcn 511 
finbcn unb an bie ©teüe eine^ bum^)fen Ucberlieferung^* 
i d^ d bie befrud^tenbe unb befreienbe3Äad^t eine^ un^ befcß* 
gcnben Ucberieugung^d^riftentl^um« aufjurtd^ten. 
ÜDereineXl^eit biefe^SBerfe« ift fd^onnal^ejuüoöbrad^t benn 
mitmäd^tigeren unb fd^ärferen SBaffen, afö fie ie einem frü* 
leeren 3ritaIterju®ebote ftanben, finb bie SJoürnerle be^ blc| 
äugerlid^en Sird^englauben« untergraben ; ber anbere 2:^tl 
icne^äBerle^aber: bietoal^rl^afte grl^ebung jurgrei 
l^eit be«®Iaubcn«, jur 3nnerUd^!eit unb ®ei* 
fte«]^ö^e be« ß^riftentl^umd ftatt be« SSerfinlen« in 
ben ©eetentob ber ®Iauben«(ofigleit ift erft in ^off* 
nungdreid^enSlnfängen üorl^anben, t)on bencn bad 
geiftige§eiI.S5eutfd^Ianb«, jta ßuro^)a'« unb fomit ber ciöifi* 
firten ^tü ab^ngt." 3)od^ leieren n)ir ju ben ^)erfönUd^en 
Srlebniffen ©d^Ietermad^er*« iurüdt. 



n 



2. $atte unb I^rojTen. 

@o toax bcr gro^e ÄauH)f cntfdbtebcn unb üon betben 

Seiten ber SBal^rl^ett btc ß^rc gegeben. 5ßtd^t mit Unrcd^t 

jle^t ein geiftt)otter ©d^üler ©d^Ieiermad^cr'« *) in btefem 

großen (£ntfd^Iu§ bc^ ad^^tjcl^njäl^rtgcn Süngling^ btc ® run b* 

tl^rft feine« inneren geben« unb fügt l^inju : ,,ffienn 

^kk, bie ©d^Ieiermad^er f<)äter in ben tjerfd^iebenften unb 

bemideltften Sagen gefe^enl^aben, ftd^ übet feinen unerfci^üt* 

tcrßd^en Oteid^mut^ »unberten, fo bergagen fie, ba§ bicfer 

Sßann ben fd^toerften Äam^)f feine« geben« fd^on aU 3üng* 

fing in ftd^^ felber mit feltenet Äraft unb geftig!eit au«ge* 

ftritten l^at." Unb er felbft gebeult uod^ i)iete Solare f<)äter 

biefer Befreiung au« geiftiger ®ef angenfd^aft , bie er burd^ 

bie (gnergie feine« äBißen« öoßbrad^t, nid^t o^ne ftotje« 

©elbftgcfül^I, toenn er in benaKonoIogen (1800) fagt: ,,3m 

fd^iJnen ®enu6 ber iugenblid^en grei^eit 1^ ab e i d^ bie Z^a t 

boUbrad^t, ^intpegjuwerfen bie fatfd^e aWa«le, frebetnber 

iSrgiel&ung lange« mül^fame« ©erl." !Ba§ übrigen« mit bie* 

fem fd(^arfen unb fd^neibenbenffiorte be« tief en SSiberwitten« 

gegen bie tjerle^rte l^ennl^utifd^e ßriiel^ung nid^t im ffint* 

femteften ein tjertperfenbe« Urtl^eit über bie Oemeinbe unb 

i^r geben über]^au^>t ^at gefaßt »erben fottcn, bemeift 

fd^on bie betannte mit unk>erlennbarer ^ejie^ung auf bie 

^rübergcmeinbe au«gef<)rod^ene©teße in ben Weben über bie 



*) SW. ©aumgartcn, @t^(. at« 2:^ec(og f. b. ©emcinbe b. (Segen* 
»ort. @. 63. 



itnb attt j 



{Rdiflton: ^gtömmigfcit toar fcer mütterlid^e 8ctl 
fceffen l^ctßgem Dunlcl mein iungc« 2cben genäl^rt unb 
btc il^ni nod^ ücrfd^toffcnc SBdt tjotBercttct tourbc'' unb »trb 
übctbic§ burd^ fein ganje« frätered SSet^Ätoig ju berfctten 
ÄUfet 3ö>etfel gefegt. 

Ucbtt feinen acabemifd^n Slufentl^att — gnbc 3^)tlt 
1787 Bejofl er bieUnibetfitSt — ^pxxäft er fid^ in bcr furjcn 
Darfteöung biefer 8eben«^>eriobe fo au« : 

,,Un6cIannt mit ber freien aSeÜ, bie id^ feit meinem ^xrc* 
jel^nten 3a]^re nid^t gefeiten l^atte, nod^ baju mit bem Sde^ 
»u^tfetn, ba| e« mir an ©efd^meibigleit unb feinen ©ittctt 
gättjlid^ fel^e, mit nad^t^eißgcn SSorfteöungen t)on ber ^dfy^ 
l^eit meiner Knftigen ©obalen crfflüt, unb i>eratDctfeInb an 
ber aRSgßd^Ieit, mir greunbe unter i^ncn ju erwerben, fanfc 
id^ in mir fettft lein ^itf^nrtttet gegen bie Unannel^mfid^feit 
bie id^ öoraud fal^ ; benn id^ »ar fd^üd^tem unb ermübet üou 
ber langen !Dauer eine« Beltemmenben aSerl^toiiffed. !Die 
einjigc <3tn^t, auf bie Id^ mtd^ t>erliet, »ar ein üäterfld^ 
greunb, beffen 9tat^ unb SBol^tmoüen mir gett>i§ toax , ber 
^rofeffor ©tubentaud^, »ruber meiner bamatt fd^on feit 
mcl^reren 3a]^ren t>crftorbenen 3Äutter. ©eine Serbtenfte 
um mid^ finb ju grogunbmannid^fattig, um einjefa ertoäl^nt 
ju toerben, unb nid^t« fd^merjt mid^ me^r, afe bag ba« ©c«^ 
mu^tfein, feine greunbfd^aft nid^t ^intängßd^ benufet ju ^a^ 
ben, mid^ l^inbert ftatt aöe« »iül^men« ju fagen: ©e^t, »ae 
id^ geworben bin, id^ l^be e« il^m ju banlen. — 3n meinen 
©tubien war nod^ leine redete ©nl^eit ; id^ ftubirte aud^ nid^t 
mit JRüdffid^t auf bie 3wtoft, fonbem nur für ba« gegen«^ 
wärtige Sebürfnig, be^wegen »jerfud^te id^ t)on äöem unb 



fiprte mtd^ ct|* fpät. ^oäf mztfx fd^abcte mir bcr ©gen» 

tMA, tet be« Sbtti>fcibalten eigen ift. ®ie tooKen immer 

W bcr SWanier Welten, bnni^ He fie mit großem äuftwmb 

mA^ extoexim ^obm ; fie t^erad^tenbad Semen unb mei«^ 

nen, e^ t&me gar ind^t barouf an, to ad man u>iffe, fonbem 

Q)ieman e« tpiffe. 3d^ YDoQte in ^aße nid^t auflegen 

fernen unbnici^t^)]^iIofo^)]^ircn fernen: be^toegcn nal^ 

vi) leinen e^regeäfd^en Surfud unb Befud^te nur einen ^fiffiLo* 

fe^d^en, aber nur nm !Data ju ^I6en, n>oran id^ meine etge^ 

m atefiepcnett onrei^n fönnte, SÄur ein« \dSf iäf hoäf, 

JM man notl^tpenbig lernen mfigte, nämfid^ ©efd^id^te, rnib 

por, \oa^ fid^ eigent(i^ a(d mein l^öd^fte^ 0e^ 

bütfnig jeigtc, ©cfd^id^te ber menfd^ßd^en a»einunge«. 

Diefc finbirte id^ atfo in i^ren beiben ä^^^Ö^"' ^^'^ P^8 

an, Qtid^ bei befxHtberd intereffanten SteOen nad^ ben Oad^ 

bi betfetten nmjufel^en. üDic lurje Stauer meine« ocob. 

fttjtttt^te«, »eld^er nur jmci 3a]^rc »äi^rte, ßc§ and^ ein 

öBbere«, ate fragmentarifd^e« ©tubium , »etd^d ^n SKbn 

€toa« oufjttfaffen ftrebt, nid^t ju, ob id^ gfeid^ gern geftc!^, 

bft| id^ bei ipeniger (gigenfinn unb mel^r äußerer Silbnng 

Diefe 3eit in Dieter SRüdtfid^t »cit beffer l^ätte nu^en ISnnen/ 

S« ift jtt ithantxn , ba§ loir auger biefer ©ettftbarftcl* 

Iimg te bem^Sriefu>ed^fe(nnr fel^r loenig ÜData l^aben, um und 

)»n biefer get^i^ bebeutungdbollen @tuf e in bem 

Öitbnng6gangc@d(^teiermad^er'd, »eld^e feine ©tu«» 

Hcnseit in^aOe bejeid^net, einered^t Kare 93orfte((ung ju 

mad^en. (ginfonftnid^tbelannterüÄann, berben jtoanjigiäl^ri* 

gen®tubenten jiemfid^ genau beobad^tet ju l^aben fd^eint, l^at 

il^n feinem 33ater fo gefd^ilbert: „in feinem Sleuftcren fel^rnad^* 



26 

täffig, l^abc er bad SBcfen ctne^ in fid^ gelehrten aÄcnfd^ci 
an ftd^ g^^ö^t c^ntfd^ in feiner ganjen Seben^art , für fidj 
fel^rgenügfam, aber für feine greunbe Sitten auf o^>ferab, 
fleißig , aber nur fel^r fto§tt>eife , ein fd^Ied^^ter ©efud^er ber 
goöegien , übrigen« bie SSerborgenl^eit faft gefliffcntlid^ fu* 
d^^enb, aber »enn er unter bieSSomel^men unbSJcid^en lame, 
f 0, ate toäre er beibe« nod^ rael^r aU fie, fatt unb ftotj geget 
aße f)ö]^eren unb üorjügtid^ gegen feine Selber unb SSorge 
festen." Unb er felbft meint bagu, bi« auf einige fremt 
3üge fei e« ein äl^nlid^e^SJitb*) . S3on einer befonberen %x 
näl^erung be« ©tubirenben m einen ber bamattgen t^eoloc 
Seigrer in ^alle: ©emier, 5RöffeIt, 5»ieme^er, Sna^^ ij 
nid^td toal^rpnel^men ; el^er bürfte ber ^^ilotoge gnebrtd 
äuguft äöotf unb ber ^^of o^)^ gber^arb , beffen Urt^eil e: 
fel^r fd^äfete, einigen (Sinflug auf feine f<)ätere fd^riftftetterifd^« 
2Bir!f amieit gel^abt l^aben. Unter feinen acabemifd^en g r e w- 
ben tritt nur ©ner l^ertjor, ben er fd^on in ® arb^ I^nnen 
gelernt unb ber il^m guerft 't)on ber SBelt unb ii^rer Silbunj 
erjäl^Itl^atte: SarlÖuftaügreil^err tjonSrinlmant 
au«fd^n)ebifd^em@efd^(ed^t, ©ol^n eine« ©ad^matter«, f<)äte 
inbi^)l0matifd^er2]^ätigleit am fd^toebifd^en §ofe befd^äftig 
(1764 — 1847). ©eine gefeöigenJialente, ber glu§ feine 
{Rebe, namentlid^ aber feine grajiöfe 8eid^tig!eit im SSerlel^ 
unb bie tunft, jeben 5lugenbßdt recht audjunufeen , erregte 
bi« in bie legten 3eiten ©d^feiermad^er'«®ett)unberung. 2H 
©d^riftftettertratberfelbe fe^r frü^auf ; fd^onbamal« (178S 
erfd^ienen unter bem 9'iamen©elmar ©ebid^te be« fjünfunt 



*) ©rief». I. @. 334. 



itDanjtgjäl^rigcn, in bcnen fid^ ein gctotff c« STalent offenbarte, 
lp^Uofo^>]^tfd^e 3been unb inbti)tbueße ®timmungen ju bct* 
finnlid^en*) , ja f^)fiter »agte er e^, unter eignem ^Warnen 
(Öerlin 1804) ©ebid^te mit einer SBibmung an ©ötl^e ju 
tjetBffentftd^en, in benen er u. 21. feiner toarmen aSercl^rung 
für ©d^teiermad^er SBorte gab, beffen geiftige Ueberlegenl^it 
er Bereit« in ^aöe erlannt unb ton bem er t)orau«gefagt, 
ba§ fein 5ftame bereinft mit SRul^m unb ßl^re unter atten 
©cttftbenlem fortleben toerbe. ^m tt)ibmete bal^er ®. fein 
9ro§eö grftfing^merf , bie Sieben über bie ^Religion, afe er 
Hefe ©d^rift jum anbem SJiate unter eigenem 5Kamen an^* 
6^m lie^ jur Erinnerung an bie S^^xkn ^too »ir SBeibe to«* 
9ef|)annt burd^ eigenen SÖhtt^ au« bem gteid^en 3od^e, frei* 
mütl^ig unb i)on jebem 3lnfe]^n unb'eftod^en bie 
SBoi^rl^eit fud^enb, jene Harmonie mit ber SBelt in un« 1^« 
öorjurufen anfingen, »eld^e unfer innere« ©efül^t un.« toeif* 
fagenb jum 3iel fefete," unb l^offt, ba§ ber greunb aud^ in 
bem Sud^e bie il^nen beiben eigne ©ignatur nid^t tjermiffen 
toerbe M% »it nämßd^ mit unferer üDenlart immer i>on ben 
Ungläubigen für ©d^toärmer , bon ben 2lbergtaubigen aber 
för Ungläubige gel^aüen »erben/' 

SaSa« ba« aSerl^ältni^ be«§aüifd^en@tubenten ju feinem 
SJater betrifft, »eld^en er burd^ ben aiu^tritt avi^ bem ®e^ 
minarium fo f d^toer befiimmert l^atte , fo »irb baffelbe nad^ 
unb nad^ »ieber ein freunblid^ere«. Da er be«@o]^ne« gteift 
unb emft ftel^l, tegtftd^ aümälig 3om unb SSerftimmung, 
unb eine mitbere unb gered^tere Seurt^eilung beginnt fid^ 



♦) ©ricftt). IV. @. 17. 32. 98. 



Sbaifn ju brcd^cn. St Derjtti^tet botauf , bic freie Umfci^ait^ 
in meldtet ber ®o^n nad^ feiner bt^l^gen Seengun^ 
ben Ärei^Iauf menfd^üd^en Denfen« ju burd^Iaufen fud^t, 
irgenbttjtc ju befd^ränfen , gel^t ti^m aber mit wncrmübüd^, 
rül^nber Irene rat!^enb, bittenb unb »amenb jnr @ette^ 
Itnb bie {Rat^f d^ISge , bic er il^m babei ert^eitt, finb l^öd^f* 
öcrft&nbig, »ic benn überl^an^jt ©d^feiermad^er'« SSater, 
»ietool^I er gonj tjotti ©eifte ber SSrübcrgemeinbe erffiüt ift^ 
bnrd^on^ nid^t, »te man tttoa an« bem oben mitgetl^eitterx 
©riefe »ermutigen möd^te, jugteid^ bieSnge bief e« ©taiib-^ 
<)nnlt« tl^eitt, fonbern anSEBeitc nnb|)8]^e beor 
®efid^t«^)nnltc ben öeften nal^e lommt Uebeir 
bie franj8ftf(!^e SReüoIntion , in ber fo t>izk feiner ©Innee^ 
Dertoanbten nid^t« aU @atanifd^e« jn erbtidfen tjcrmägen, 
i)at ercin l^iftorifd^ gebitbcte« Urtl^eit; ba« be«^ 
rüd^tigte 9teIigion^ebict unb bic SBöttncr'fd^en ®eti)altma§^ 
regeln jur SRej)riftination ber Ortl^obojic finb t^m »erlogt; 
ja, er ift fo fem oon engl^erjtgcmganatiemu«, ba§ er leinen 
ainftanb nimmt, bcmSol^nc Seffing*« Srxiel^ung bc« 
üWcnfd^engcfd^Ied^t« unbSant*« Äritil berrei* 
nen SSernunft ju cm<)fc]^Ien. Jiöie aber erltärt e« fid^, 
ba§ ein ÜÄann t>on fotd^er ©eifte^freil^t über ben bei ber 
(gigent^ümlid^Ieit bedSol^ne« <)fijd^otogifd^ fo burd(^au^ not^* 
»enbigen SÖxnäf mit bem Äinbl^t^glauben in ber 3lrt au^r 
fid^ geraden lonnte, »ie »ir gefeiten l^ben? @en)if muffen 
tovc annähmen, ba§ er bamatö nod^ jn menig be« (Sofftit^ 
©genart getoürbigt unb »eil er, toa^ reinfted SBal^rl^eitö* 
ftreben toar, für unfeUge 5Keugier unb eitet ^od^mutl^ l^ieö, 
ben jeitßd^en unb endigen Untergang feine« geliebten Äinbe^ 






ftfcte ^ ^^ traurigen ^[bgrünbcn eine« gottberlaff cnen Unglauben« 
ttasK färd^tcte.. ßtne gejmffe Sül^Ie unb Sntfrembung gtotfd^en 
fn4( *^^ ^^^ ®^^^ ' ^^' ^^^ feinerfett« eine ^ext lang ba« 
Gic Ptc^erj be«aSater« toerfannte, beffen toenn auäf unbegrün* 
g« We Seforgniffe um fein ©eelenl^eil ioä) immer au« »al^rer 
bM ^^^^öcrgingen, tt)ar, »ieSd^teiermad^erfclbftgeftel^t, bie 
'^ots ^^8^ ^^^^ beiberfeitigen Örrtl^um«. „S)a« reßgiöfe ©efül^t 
1^ ^ — fd^reibt er fpäter feiner greunbin Steonora ® . *) — ba« er 
^^^ jtterft in mir enttoid elt, lief er in ber golge nie au« ben 3(ugen, 
ttttb fo toar e« fein SSunber, ba§ er mid^ miglannte, al« 
ü^ eine (SefeKfci^aft öerüeg, in bie er mid^^mit üieler ^mü^ 
Uelc ^^ ^^^ großen f)offnungen unb nad^ meinem eignen 
nnrt= ®^f<ä^^ gcbrad^t l^atte, um e« mir ju retten gegen bie t>tt* 
löqfli ^^ aÄad^t ber SBelt unb be« f!e|)tifd^en SJerftanbe«, bie 
^ ^ et nid^t in mir Derlonnte. @r l^ielt für ba« SEreibcn eine« 
luA <*ttf)erjen«, für bie mberbßd^e ©ud^t, in ben äbgrunb 
Kjß j keö @fe^)tia«mu« p ftürjen, »a« in mir nur SÖir!ung be« 
im I ®öl^r^eit«gefü]^I« n?ar ol^ne alle 8uft ober Unluft ju bem, 
eä I toa« nun lommen »firbe. ÜDa« eitle Sefen ber äöelt fürd^* 
tele id^, »eit entfernt e« ju lieben , unb l^ätte id^ einen an^ 
teen äi^nßd^en SÖinlel gemu^, toie bie ^ e r r n 1^ u t e r , id^ 
toSre lieber bortl^in gegangen. ®o ^abe id^ anäf auf ber 
Uniüerfttät gelebt unb l^ernad^, tt>ie ein äd^ter 
^errnl^n ter , ol^ne mid^ um mein ©d^icffal ju befiimmeru, 
unb tt>enn mein Dnlel nid^t getpefen tt)äre , xäf glaube , td^ 
tDäre bud^ftäbtid^ nie auf ben ©nfaö gefommen , ivan gpi* 



♦) «rief». I. @. 334. 



30 

men ju reifen, bamit iä) auäf bie 3lntt)artfd^aft befäi 
ein «mt." 

'^aäf 3(Mauf ber 'okx in ^atle tjerbrad^ten @i 
tooßte ftci^ tctbet eine ertpünfd^te ^ßonbitton" für ben 
Xl^eologen ntd^t finben. !Dte3Ser^anbIungen mit jmei 
lauer fetten gerfd^Iugen [xä), Bei bem ©nen, »eil er i 
©cmerhingen über ben SBud^« be§ Meinen ©tubentci 
faüen taffen. 3n $aüe ju bleiben toar für einen $R 
mirten, bem äußere SSorjüge unb ßonnefionen f 
nid^t x&Üßä). ©0 fd^ieb benn ©d^teiermac^er am 2C 
1789 fd^toeren ^erjen« unb reifte mitUnterftü^ung b 
ter« überfflerßn nad^ üDr offen in bie 5ßeumar! j 
injtpifd^en ba^in ate^rebiger tjerfefetenOl^eimStubet 
tt)0 er ein Sal^r tang bie in §atte ge^)flegte ©tubii 
fortfe^te unbjumßjamen fid^ tjorbereitete. (Ernennt e 
ein einf ame^ Sal^r, »eld^e« er in bem fd^ä^ban 
nu§ be^ Umgang^ mit feinem il^m ftet^ fiebetjott ge^ 
D^eim unb in bem öeftreben jugebrad^t l^abe , ben 
eriDorbenen fragmentarifd^en Äenntniffen in ber Xf) 
mel^r inneren 3i^fö^J«^w^W8 P 8^^^^- ^^^^^ ^i' 
feine« ©tubium« unb bie ginti^eilung feiner S>^it fini 
eine intcreffante 5Rortj in einem ©riefe an feinen 9So 
,,5Daö ©tubieren ift bei mir ju leibenfc^aftli^, c 
id^, fo lange e« in meiner ©iüfül^r ftel^t, getoiffe © 
l^otten !önnte, tooid^mid^ l^iermit befd^äftige, un 
mit bem ©todtenfd^Iag ju einem ganj anbern gad^ i 
lenntni^ überjugel^n. aitte« , toa^ xä) »jornel^me , g 



*) «rief». I. @. 83. 



mit einer gctotffcn SSel^emenj , unb iäf xnSft niäft el^ct , ix^ 

id^ — auf einen getotffcn ,^unft »cnigften« — tarnt fertig 

Kn. I)a« ift fd^on, fettbem iäf m6f 9lie«I^ lam unb mit 

meinem ?5teunb ättertini bic Sitten ju fefcn anfing, fo meine 

8rtgett)efen, unbid^l^abe mid^batjonbi^ iefetnid^tlo^mad^en 

Birnen unb e« aud^ »jieüeid^t nid^t etnfttid^ gemottt. @d gcl^t 

olfo Bei mir äUe^ ftoftmcife, ^jeriobenmeife. S3a(b liegt mir 

ein großer "S^txi bcr ^]^iIofo^)]^ie am ^erjen, id^ forfd^e nad(^ 

feiner ®efd(^id^te , gcl^e atte i)erfd^iebenen SKeinungen burd^ 

imbfel^e, »ad barin l^atttar ober unl^attbar, confequent 

ober inconfequent ift. hierbei l^at mid^ 'oxtMäft irgenb 

etoad auf einen 3^^^^^^ ^^^ ©cfd^id^te ober auf eine 

P^ilofo<)]^ifd^c Streitfrage aufmerffam gemad^t, unb fobafb 

jene Unterfud^ung gcenbet ift, toenbe id^ mid^ mit gtei* 

c^em gifer ju biefer u. f. U)." S3ei ber 5Rebifton feiner 

t^otogifd^en Senntniffe mad^te er e«, »ie bei feinen 

<J^itofo<)]^ifd^en ©tub.ien: toenn er bei irgenb einer SÄa*^ 

terie ©elegenl^eit ju einem Keinen Sluffafe fanb, fo t>tt* 

taufd^te er ab unb ju bad ©d^reiben mit bem 8efen, um fid^ 

nidjft bloß rece^>ti»5 bei bem ©tubium ju tjerl^aften. SSor*' 

jugtoeife »aren e« aber ^)^i(ofo^)]^ifd^e S]^emata, in beren 

©el^anbtung er fid^ üerfud^te unb »5on benen er bem greunbe 

örinlmann groben einf anbte, bamit berf clbe, ber in ^atte 

jurüdfgebfieben, ^rofeffor ©erl^arb'dUttl^eil eini^ole unb ge< 

treußd^ iebed SÖort au« bem SKunbe bed t)ortreffIid^en ÜÄanne« 

auffange unb berid^te. Äritifd^e Briefe über bcn bam'aligen 

3uftanb ber ^l^tIofo<)]^ie, jtoei ®e\pxix6ft über bie gtei^eit 

in ^latonifd^er gorm unb ©ebanlen über bie Slriftoteßfd^e 

X^eorte t)on ber ©ered^tigfeit fd^einen feine übrigen« nid^t 



32 

in T>xnd gclommcncn Srftling^öcrjud^e in bcr ©(j^rtftftettcti 
au^ biefem ßanbtbatcnjal^re in ©reffen*) , bei bcncn er fi( 
übrigens felbft in fo ^o^em ®rabe ungefd^idf 
fül^Ite, ettt)aö jnfammen^ngcnb nnb fi^ftcmattfc^ tM>rsi 
tragen, bafe er bem greunbe , ber i^n fortmäl^renb jnr ^e 
attdgabe t>m ßterarifd^en Slrbeiten brängte unb Itagte , b< 
er fid^ bidl^er öergebüd^ in 3^itungen nnb3nteüigenibtättei 
nad^ feinem Spanien nmgcfel^n l^abe, im Unmutig bie met 
tDürbige ßrHärung abgab : ,,!Ca^ ©d^rciben l^abe xäf t>öO 
für bitfc^ Seben anfgcgcben , mii i^ fo gen?i§ al« ^on nt< 
ner eignen leibet fe^r nnnüfeen Sjciftenj überjeugt bin , b< 
in biefem (gtüd niemals etnja« au^ mir »erben toirb". *'^) 
©0 »enig inbe| bie ))ofttiJ?en örgebniffe btefcr jugenblid^i 
©d^riftfteüereinad^gorm unb3n^alt i^m felbft nnb^lnbcrc 
genügen mod^ten (baö ©tüd über äriftotele^ gefiel (Sbtx^ai 
noäf am beften) fo l^at er bod^ l^ier in!Droffen al« cimtnt 
jioanjigiäl^riger 3üngßng bie gäben angef^onnen , n^eld^e c 
ai^ reifer aßann in ben ioertl^tJottftenSlbl^anbtungen berSJei 
Uner Slcatemie ber Söiffenfd^aften***) fortfül^ren foüti 
tt)enn er and^ nid^t felbft älllcd gn ber 93ottenbmig gcftalte 
lonnte, bie il^m al« 3beal oorfd^toeben mod^te. Unb toen 
and^ bie oben angefül^rte 2len^emng über feine Untüd^tigte 
ju fiterarifd^er Xi^ätigfeit natürtid^ au* bem Unmutig üb 
ein getoiffe* f ormatc* Ungefd^idf ^ertjorging, (xoeld^i 
übrigen* and^ feinen f^)äteren reifen 2lrbeitcn l^icr unb ) 



*) «ajmann, ^6^1 ^ufängc im @(i^rift^ettern. @. 21. 
**) S3ricfn). IV. @. 42. ^om 9. 2)qcmbcr 1789. 
***) UebcrC>crafUt2)iogenc« to. Sl^ottonta, Slnajimanbcr, ©ofrat 
3)emo!rit, ^tbi! bc8 ariftotclc« u. f. to. 



33 

anfängt), fol^at er bod^ fd^on bamol^ eine , tptc mir fd^eint, 

mexftDutbige bi^inatotifd^e ^inftd^t in bie Stellung ge« 

l)a6t^ »eld^e er lünftig im »iffenfci^afttid^en 

tam^)fe bcr^arteien einjunel^men berufen toar. 

©enn bie auö biefer ^txt l^errül^renbe , in bem legten SSanbc 

te« ©riefwed^fete mitget^eiüe (5orref^)onbenj mit SSrinf* 

mann, meldte ii^re oft ge^^flogenen münbßd^en Unterl^al^ 

tnngen über ^):^Uofo^):^ifd^c ffi^eotogie fortfefete , tjerrätl^ ben 

ßnftigen a)?eifter berj)iate!til n^b eine für feine Saläre ftau«' 

nenerregenbe Sinftd^t in ba^ SBefen ber 35ogmatif, in 

bereu 9Zeubitbung®d^Ieiermad^er, berSRann, c^)od^emad^enb 

eingreifen fottte. ßbenfo ^pxiäft fid^ in einem ©riefe an ben 

Sater Dom 23. ®e<)tember 1789 (öriefto. I. ©. 83) mit 

^cr8Iar!^eitbie geiftigeUnabl^ängiglcitbe^jugenb* 

fici^en$:^i(ofo^)^en au«, ber auf leinen aWeifter fd^wßrenb fid^ 

t)on fcer®d^oIaftü fern l^ätt „bie bieSBeÜ gurgormelmad^t": 

„^ ^abe mit bem 3ö>cif ßlu angefangen ju beulen, unb 

foDiel id^ feitbem aud^ gelefen unb fetbft nad^gebad^t l^abe, 

fobiel Umgang id^ anäf mit ben fefteften Slnl^ängem biefer 

unb jene^ Softem« get)fIogen l^be, fo bin id^ bo^ getoiffer* 

ma^en in ber JC^eoIogie fonjol^t alö in ber ^l^Uofo^jl^ie auf 

Hefer ©tufe ftel^en geblieben. 3d^ glaube nid^t, bag id^ e« 

jemat« bi^ ju einem Döttig au^gebitbeten Softem bringen 

»erbe, fo bag id^ alle fragen, bie man auftoerfen fann, eht* 

fd^eibenb unb im B^f^mmenl^ange mit aller meiner übrigen 

ßrfenntni^ mürbe beantworten Ißnnen ; aber id^ l^abe tjon 

jel^r geglaubt, ba§ ba« prüfen unb Unterfud^en, ba^ 

gebufbigeSlbl^ören aller 3^« 8^« ""^ alter ^ar* 

teicn ba« einjige aßittel fei, enblid^ ju einem l^intänglid^en 



34 

(Bebtet t)on®e»t§^tt unböoroUen Dingen ju einer feftcn 
®ränje j»ifci^en bem ju gelangen, »orfiber man no% 
»enbtg ^art^ie nel^men unb fid^ unb einem ieben änbetn 
9teb' unb antmort mu^ [teilen lönnen, unb itx>u 
fd^en bem, »a« man ol^ne 3lad)tift\i feiner Stulpe unb ©tü*^ 
feftgleit unentfd^ieben taffen lann. @o fe^e x6f ben Sanq)f= 
f^)ie(en ^)]^Uofo^)l^tfci^er unb tl^eologifd^er Sltl^teten rul^ig ju„ 
o^ne mid^ für irgenb einen ju erMären ober meine gret— 
]^eitjum*^rei« einer SBette fürirgenb einenji— 
f eften, aber e^ fann nid^t festen, ba^ id^ nid^t iebe^ma - 
t)on ©eiben ettoa^ lernen foüte." 

Unter mand^er(ei ©orgen aud^ äu^ertid^er 3trt j. 33 
njegen unjureid^enber ©arberobe ging er im aWai 1790 ju— 
t^eologifd^en Prüfung nad^ ©ertin, bie er, »ie fid^ benle^i^ 
tä§t, mit Slu^jeid^nung beftanb. Der§ofj)rebiger®adE, be ^ 
fid^ fd^on um feinet SSater^ miüen für ben ßanbibaten freunb ^ 
iiöf intereffirte, tte^ il^n rufen unb fagte il^m biet ®ute^ ixitr 
feine ^rebtgt, an ber ein anberer Sjaminator 3)Zanget an 
*^o<)uIarität getobett ^atte. 3n berSRefibenjftabt mar er aud^ 
mit feinem atten greunbe SJrinftnann mieber jufammenge^ 
troffen , moburd^ x^m gro^e ©ei^nfud^t ermedft tourbc , in 
©erßn ju bleiben, ©d^on badete er baran , ettpa burd^ Un^ 
terrid^tin ber aWatl^ematil, für toetd^e SBiffenfd^aft er 
ftet^ gro^eSSortiebe gel^egt, fid^ eine menn aud^ bürftige gfi* 
ftenj JU grünben, ate er auf ben SSorfd^tag be« §oft>rebiger 
@adt bie ©tette eine« (Srjie^er« bei ber gamilie be« ®rafen 
iDo^naju ©d^tobitten (jmifd^en ^r. ^oUanb unb 
SUiü^I^aufen) in Dft^reugen erhielt. 



35 



3. 6d)(obiiien« 

5Rad^ gtüdltd^en Za^tn, bte®d^(eictmad^et auf bet Steife 
^ 5)toffen unb Sanb^Betg an ber SBart^c bei feinem 3Set* 
^anbten/ bem ^rebiger ©d^umann, jugebtad^t l^atte, toat er 
cim 22. DctcBet 1790 auf bem ®ute ©d^tobitten eingetrof* 
ten. 5lnfang^ fd^manlte bie ^a% ob er p bem in ^önig^^ 
Icrg ftubirenben ©ol^ne be^ ©rafen (SBiC^etm) ate 9te^etent 
ge^en ober ben Unterrid^t »on brei jüngeren Sinbern in 
©d^tobitten übernel^men fotte. @r entfd^ieb fid^ für ba^ 8e^* 
tere unb l^atte aüen®runb, biefe6(Sntfd^tuffe^ fid^ ju freuen. 
@^ ift eine ganj neueSBeU, in bie ^ier berSüngting 
eintritt, unb menn aud^ bie ftreng miffenfd^aftßd^en ©tubien 
einftoeiten jurüdEtreten, ba ber Unterrid^t ber il^m ani>ertrauten 
3i5gfinge unb ba^ gamißenteben feine ^dt unb ^aft öofi*' 
ftänbig in 5lnf^rud^ nel^men, fo bereid^ert fid^ bod^ feine 
äßenfd^enfenntni^ unb geminnt fein ©emütl^ au^erorbentlid^ 
turd^ bie JT^eilnal^me an ber gtüdßd^en §äu^ßd^feit einer 
ebten unb gebitbeten gamiße. 3n einem ©riefe an einen 
jungen Xl^eotogen, einen gemiffen ^atet, ber mit il^m 
gleid^jeitig für bie ©teile in ©d^tobitten in SSorfd^Iag ge* 
brad^t »orben mar, befd^reibt er red^t anmutl^ig feine neue 
Umgebung*) : 

„!5)ie ®räfin, toeld^e bie Ärone be6 §aufe6 ift, ift eine 
Dame »on ctvoa öierjig Salären , einem fd^önen SBud^^ , ber 
nid^t« weniger t^ermutl^en tä^t, at« ba^ fie jtoöff ^nber ge* 



*) SSom 17. 2)escmber 1790. ^icf», III. @. 32 f. 



36 

l^abt l^at unb ®^3Utcn t)on ntd^t ganj confett)tttcr ®d^ö 
D6 fic gCctd^ öon Stnbl^eit an bic ®ef^>ie(in unb gre 
tet ßrbftattl^attctin gemefcn ift unb überl^au^jt tjtel ar 
unb in bet großen SBcÜ gelebt l^at, f o ßebt fie bod^ tüett 
bte natürtid^en l^äu^üd^en greuben unb ift ßekr 3)J 
©attin unb §au^frau afö ©täfln unb eine bet etfter 
men beö Sanbe^ ; aber fie fül^t toäf , fotoeit ba^ fein 
bag fie ba« ift unb n^etg bei aßer §etabfaffung unb 
feügfeit bod^ bie SBürbe i^te« ©tanbe^ fe^r gut ju fo 
ten. 3l^r35erftanb ift tjortrefflid^ gebilbet, unb il^rSl^Q 
ftö^t in gleid^em ®rabc. Sl^vfurd^t unb Siebe ein. S)et 
bet ate ein ganj iunger 2Kann bie Sam})agnen beö f 
jäl^rigen Stieget mitgemad^t l^at, aber fe^r balb i)om3) 
abgegangen ift, l^at bei aüem bon sens bod^ einen bei 
tem nid^t fo aufgeräumten Äo^jf at^ bie ©räfin , nodi 
Siebe jum 3Jttßtär unb bi^meiten fel^r fonberbare ßh 
über bie er aber aud^ mit fid^ l^anbeln lä^t unb ift üh 
öon gutem ßl^arafter, Jotjiaüfd^ unb "ooU !omifc^er ß 
Wx fid^ mag er fel^raufbraufenb unb l^ifeig geujefen fein 
aber bie SBei^l^eit feiner ©emal^ßn fel^r gemiCbert :^at ; 
]^au^)t.fann man mit einiger Slufmerlfamfeit fel^r leidet \ 
fd^eiben, maö in feinem ganjen äBefen i^m eigen unb 
öon i^r mobifijirt ift. ^z^n tjon ben jipölf (Spxö^\ 
biefer (Si^t leben nod^, unb ac^t öon t^nen finbl^ier ju| 
— !Die ältefte ßomteffe (Saroßne ift ungefähr 20 3a) 
unb ungead^tet eine« »eniger einnel^menben Sleugern i 
eine« fein fül^lenbcn ^erjcn« , einer treffenben Urtl^eiC 
unb eine« ganj Keinen §ange« jur ©d^mörmerei fel^i 
t e r e f f a n t Sie ji^eitc ßointeff e ^ieberif e jn?if d^en 



37 

jel^Ti unb fiebjel^n Salären öctemigt 2llCc«, mae^id^ mir 

jcxnatö t)on 9ietj unb ®raxtc beö ©eiftcö unb 

^ öxp et^gcbad^tl^abe. gaft fd^önct al^ fic , aber Bei 

toettem nid^t fo gebübet unb Bebeutcnb ift tl^te ein Sai)X jün* 

Sexc btitte ©d^toefter Slugufte; bte {üngfteS^od^ter ßl^riftiane 

^oti jel^n Sollten ijetbinbet mit öiel Satenten unb Slnnel^m* 

lx(^!eiten ötet ßigenfiebe unb ©etbftgefül^t, unb id^ 

gebe mir öietSWül^e, e^ unter ber^anb einmenig ju beugen." 

X)a5u lernten brei Knaben bcn fed^^ bi« t^ierjel^n Salären (ber 

isiertc toar erft anbert^atbSa^r), aße jumSühtitär beftimmt, 

tDotauf bei ber Srjiel^ung fel^rSRüdEfid^t gu nel^men ber junge 

ßanbibat öer^ffid^tet tourbe. 

@r befd^reibt bann weiter bem greunbe, tpie er in biefer' 
®efeKfd^aft feine geit gubringe. S)e^aWorgen^ fte^e er jtt>i^ 
Wen fünf unb fed^^ Ul^r auf unb l^abe biegeit bi^ l^alb neun 
ffirfid^, nur ba^i^m obCiege, barüber ju toad^en, ba^ bie 
Änaben red^tjeitig jum grül^ftüdf unb jur SlÄorgenanbad^t 
kommen. Si« 11 tt^r ertl^eite er bann Unterrid^t, öon 11 
^i^ 1 U^r fei mieber freie 3^it für t^n , bi6 man jur Safet 
W^. äJon 3 — 5 Ul^r lieber Sectionen, bann nimmt man 
2^ec, unb nad^ unb nad^ fommt bie ganje gamitie im Äa^ 
^inet ber ®räfin jufammen. SBäl^renb bie Sinber arbeiten 
ober jeid^nen , f^)iett ber ^auölel^rer eine Partie (Säfaä) mit 
bem ©rafen ober ber aKutter ber ®räfin ober mad^t ben 
Soxlefer, biö man nm 8 U^r jur S:afel gei^t. 

Sei biefer SBeife ju leben fül^ft er fid^ fel^r gtüdEfid^, ju* 
mat ber Ort eine angenel^meSagc, einen ©arten mit fd^önen 
engfifd^en ^arlantagen unb baö ©d^Co^ eine gute Sibtiot^cf 
i^at. 3(ud^ fe^Ct e« nid^t an guter ©efeüfd^aft in ber 9tät;>c 



38 

unb mand^cn ©equemfid^Iciten , btc fonft nur eine @tabt 
bietet — lurj, e^ ift ein ^öd^ft angencl^mcö unb bel^glid^ed 
I)afeip, in miäfz^ ©d^teiermaci^et eingetreten ift. 

,,ÜJiein ^crj mirb ^ier — fd^reibt er bentfelben i^J^eunbe 
\piitcx, am 29. Sluguft 1791 — orbentfid^ gei>Pegt unb 
brandet nid^t unter beut Unfraut lalter ©efel^rfamfeit gu 
»eflen, unb meine retigibfen Sm<)finbungen fterben nid^t 
unter tl^eologifd^en (Grübeleien ; l^ier genieße id^ ba^ l^äu^-- 
lid^e geben, ju bem bod^ ber SÄenfd^ beftimmt ift, unb 
ba« toärmt meine ©efül^Ie." Sie anberö »ürbe e« fein, 
meint er, »enn er in SJerün an irgenb einer ©d^ute 
unter falten jufammengejmungenen SÄenfd^en frcunblo^ 
(eben mügte ! 

§ier in ©d^Iobitten ift il^m fe^r SSieteö, rt>a^ 
bi^ bal^in nod^ tief in il^m gefd^lafen l^attc unb 
x\>a^ f<>äter ein §au^)tfactor feinet geiftigen 
gebend n?erben,fotIte, juerft er»ad^t unb auf* 
gegangen, ©al^in red^ne id^ i)or 2lttem ben il^m fo ganj 
eigentpmlid^en @inn für meiblid^e Slnmutl^, 
jene ffirlenntnig ber 9?atur ber i^rauen , bie f^^äter gu einer 
»al^ren SSirtuofität mürbe unb bie nad^ feinem eigenen ®e* 
ftänbni^ bie ebenfo fd^öne mie tieben«tpürbige ®räfin grie* 
berile guerft in il^m getoedt l^at*) . SBeiC er fo SSieteö in fei* 
nem ®emüt^ trug, ma« üKänner feiten öerftel^n, i^at 
©d^Ieiermad^er fid^ frü^ in vertrauter greunbfd^aft an eble 
unb finnige grauen angefd^toffen unb fid^ gern unb audfül^r* 
fid^ mit il^nen über bad, »ad fein innerfte«®emüt]^bett)egte. 



*) «rief». I. e. 335. 



39 

aueJgcf^toci^cn. ®d^on frül^ graute il^m öor bem „ßcbetecren, 
beruflofen ®ott unb aÄcnfd^cn ^öl^ncnbcn geben eine« ^aje* 
ftotjen" unb fe^r armfefifl lam i^nt bet Setuf be« ©etel^rten 
t)or, bem bte SBürjc bet fiiebe fe^tt. „Sdf ftrede alle 
meine SButjeln unb Stattet nad^ fiiebe; xd) mu§ 
f te unmittetbat betül^ten, unb menn xdi) fte nid^t 
in t>onen Böfl^" i" ^^^ fd^tütfen lann, bin id^ 
gteid^ ttoden unb toctf. !Dad tft meine innetfte 
5Watut, eö giebt lein aWittet bagegen, unb id^ 
möd^te aud^ lein«" geftel^t et bet ©d^meftet ßl^attotte 
unb bejeid^net bamit einen ©tunbjug feinet Siatut*). 
Unb fo mat il^m l^ict in bet iungen ®täfin gnebetile bad 
3bcaC einet fd^önen gtauenfeete jum etften SWalc entgegen* 
getteten; il^t gebül^tt ba« SSetbienft, in bem 'feurig unb tief 
cm^)finbenben Süngfinge ben nod^ fd^Iummetnben ®inn füt 
cble SBcibtid^feit gemecft ju l^aben , tootau« i^m ein gto§et 
SC^cil feine« fd^önften fieben^gtüdfe« in 3wtunft etblfil^en 
foate. 

aWe^t ate jtoei öoüe Salute »äl^tte ba« fd^öne SSetl^ätt* 
nig ju bet gtäflid^engamiße jiemfid^ ungettübt. (gin Heinet 
äBotttped^fel mit bet ©tafin megen bet ©ebeutung eine« la* 
teinifd^en 5lu«btudt« toutbe balb beigelegt, ba bet iunge @e< 
leierte bie jut Unjeit geltenb gemad^te ®u^>eriorität im rid^* 
tigcn ©efül^fe feinet Uebeteilung untetbtfidfte, unb bie üDame 
fid^ butd^aud ebel unb toütbig benal^m, ÜDie Pflege bed ga* 
ntttienfinne«, ba« befte Stbtl^eil be«2lbeUunb 
bie bamit jufammenpngenbe fd^öne geiet betgamiüen*« 



*) öriefn). I. @. 202. 



40 

fefle tt>atettt>a^, toad feinem ©cmütl^c fel^r mo^fti^at. SÖJan 
fie^ft fein^Steube batan aud einer ©efd^retbnng, biecr feinem 
^tev t>on einem fotd^en gefte giebt*). „6^ toar ber ®e^ 
buvt^tag bed ®tafen, ber auf eine fel^t fd^önc äBeife gefeiert 
warb. De^ SDiorgen« lamen atte ^nber in ^rojeffion, il^m 
j^re ®efd&enfe barjubringen, jebed l^atte eine Sf^xä)nmQ unb 
üon ben Slbtoefenbcn mürben ©riefe t)orgetragen ; ber Meine 
^etoetlud, ein Äinb i)cn 2% Salären, toeCd^e^ nod^ nid^t 
red^t f^red^en fann, ging ijoran, ftreute bem ®rafen 9?ofen 
entgegen unb rief immer babci : ^<Ofa, ba l^aft ! Dief er gute 
aSater »ar fel^r gerül^rt unb fe^r järttid^, er emj>fa]^t fid^ 
feinen Äinbem unb bat fte, ®ebutb mit einem fünfjigfäl^rigen 
äWanne ju l^aBen. 3d^ glaube, ed mar 9ttemanb, bem nid^t 
bie Spänen babei in ben 9lugen ftanben. f)ernad^ mürbe 
in einer 8aube mit ber 3nfd^rift : „O, SSater, tritt l^erein — 
unb ta^ un6 biefen Jag bir mei^'n" ein grül^ftüdf gegeben, 
meldte« bie Jungen ©räflnnen aücin bereitet l^atten unb tt>o* 
bei fie aud^ allein ferbirten — e^ mürbe babei ein fel^r fd^ö* 
ne^ Sieb gefungen, ed mar fo erbaußd^, fo l^äu^tid^, fo fd^ön 
— unb fo berging ber 2:ag auf eine fel^r glüdEftd^e Söeife." 
©onft t)erßef ba6 äußere geben jiemlid^ rul^ig unb gteid^* 
förmig. 5Rur eine Meine Steife nad^ Sönig^berg mar in* 
fofern bebeutung^boß, ate ©d^Ceiermad^er babei ©etegenl^eit 
l^atte, Immanuel Sant t)on ^erfon ju fel^n unb auf ein 
l^tte« ©tünbd^en ju f))red^en. Siber bie ^erfönßd^Ieit be^ 
©cifen öon Sönig^berg fd^eint leinen großen ^nUx auf 
t^tt geübt ju l^aben. „^a^ lann man mel^r feigen, meint er. 



») »rief». I. @. 97. 



41 

ite oi btc großen SKänncr tl^tcn tm)fctfttci^en unb ®\)p^^ 

büftcn äl^nltci^ finb ober ntd^t?" SJieflctci^t mo^tc btc ab* 

fttactc SScrftänbiglctt unb bct SWangct jebc^ ^}oettfd;en Stc* 

mentc^ in ber Äantifd^cn^l^üofo^^tcBcmtrlen, ba§@d^tetct* 

mad^ct, bet fd^on ate®tubcnt tn^aüe ben ^(ato bcmunbett 

unb gcßcbt, obglcid^ tl^m bamate oft nur ein bunfferSd^tm»' 

wer bon äJcrftänbni^ »otfd^njebte , fid^ niemate für biefc 

SBeßonfd^auung ermätmen !onnte, toctd^e fo mäd^tig in bie 

Seiftige ©ctpcgung ber g^t eingriff unb felbft ©dritter'« ®e^ 

niu« eine S^zit fang in il^ren SBtrbcIn mit fortriß. Süüt ber 

$^tlofo))]^ie ber älCten be(d^äftigte er fid^ aud^ in®d^to6itten. 

Sr tooßte ein Heiner ©üd^Iein {pf)iio\. ©i^cuffionen über bie 

Srei^cit) l^erau^gebenunb l^atte bereit« feinen greunb Äatet 

gebeten , fid^ in Seipiig nad^ einem SSerCeger für baö SBerl 

umjufel^n, aber e6 lam nid^t gur SSoQenbung, ba ba6 „el^* 

: fifci^e geben /'»a« er l^ier führte, ber ©d^tiftfteßerei nid^t 

" gönftig »ar, 

to in einer SRid^tung mar biefe Seben^^eriobe aud^ 

für bie »iffenfd^aftUd^e ^u^bitbung ©d^teiermad^er*« nid^t 

o^ne ausbeute: er l^atte toieberl^oft SSerantaffung , ju pxt^ 

tigen. Sünfjel^n ^rebigten liegen unö auQ biefer ^dt 

^ot, über beren Slrt unb SBerti^ ein fad^t^erftänbiger SSeut' 

t^er, ber ^rof. Äofa! in Sönig^berg, fic^ fo audlä^t: 

M toar ein fetten reifer ßanbibat , ber ben fünftigen beben* 

tenben ^rebigcr »orau^al^nen lägt. !Die ^rebigten finb 

burd^au« nid^t üntabüd^ öor bem gorum berSritil, fie gelten 

mit ber l^ißgen ©d^rift nid^t feCten »iüfüi^rfid^ um, fie be* 

röl^rcn ben Äern ber d^rifttid^en ^eit^toa^rl^eit toe* 

ntg, ol^ne irgenb angriffe gegen benfelben ju mad^en, fie be* 



42 

tücgcn fid^ ijorjug^tocife auf bcm rein ftttlid^ett ®ebü 
aber innerl^att beffetten mit großer (Sebanfeufetnl^eit m 
bialeltifd^er ©etoanbtl^eit itnb jeigen eine bebeutenbe griil 
reife. 3Son ben getDöl^nCid^en geistern. ber Slnfänger)>ri 
bigten, einem SJü^berl^ältni^ jtoifc^en SBortfüße unb ®i 
banlenf^)arfamleit, »on ©tumen unb ©d^nörfefa tft fcii 
®^)ur, fie entbehren meift ber fd^toungl^aften Siebe ; mituuü 
bel^anbeln fie ©egenftänbe, bei benen man fid^ tt>unbet 
mu§, U)ie ein fo junger SWann fo tiefe ßrfal^rungen bati 
l^aben lönne, freilid^ aud^ , toie er. bergleid^en einer Sani 
gemeinbe , mie ber bon ©d^Iobitten , menn fte nid^t ettr 
au« ber gröffid^cn gamiüe aßein beftanb, l^abe gumut^e 
lönnen/ 

^n biefen ^omitetifd^en SSerfud^en be« Sanbibaten nd 
men ber SSater unb ber Di^eim ba« tebi^aftcfte 3ntcreffe rni 
baten ftd^ üon 3eit ju ^tit einige aufgefd^riebcne ^rebigte 
au«. !©a fefete e« i^n benn in nid^t geringe SSertegenl^ 
at« ber SSater eine ber neueften verlangte unb er gefte^ 
mu^te, ba^ beren leine einjige aufgefd^rieben fei. SWd 
at« ob i^m biefe ^rebigten meniger SDWi^e gemad^t l^ättei 
er l^abe eine ganj genaue 35i«^ofttion angelegt unb bic W 
anöf inbenICeinften Xi^eiCen burd^bad^t, unb fo fei bcr®oni 
obenb ^erangelommen , el^c ba«ganje Corpus ber ©ebanli 
t>ottftänbig getoefen, unb bann fei er tl^eit« ju tröge getoefe 
nod^ bie ganje ^rebigt fd^riftCid^ ju conci^iren , tl^eite 1^ 
er c« feinen 2lugen nid^t ju 8cibc tl^un tootten , bie i^n 1 
angeftrengtem®d^reiben nid^t feiten fd^merjten. S)iefe«3Se 
fal^ren l^at bann ©d^leiermad^er in ber golgejeit beibel^aü 
unb nie eine ^rebigt, cl^e er fie gel^alten, toit 



43 

ti^ aufgcfd^ rieben, ätoi^m icSSfatb fpätcr öon bead^^ 
ten^tocrt^ ©ette efai aSortoutf gemad^t tourbe, f ))tad^ er fld^ 
bctüber in einge^enber SBeife fo au«*) : ^3d^ nicineötl^eUd 
TttJ(i^te au« meinem aSerfal^ren ebcnfotoenig ein allgemeine« 
®efe^ mad^en, al«id^ auf ber anberen Seite ba« Unred^t 
cinfcl^, »eld^e« barin liegen feil. 35enn bie 3Sorau«fe^ung, 
<me nid^t qufgefd^riebenc unb memorirte 9tebe muffe t>er* 
nad^föfftgt fein, ift bod^ too^l einfeitig. Unterfd^eiben toirb 
jle freißd^ ber Senner , ober ba« f oll er auäf , tpeit nämtid^ 
bie Coöfommenl^eit einer fotd^en SRebe unb einer anbem gar 
ÄUi^t biefetbe ift. Sben barum überzeuge fid^ nur ein Seber, 
auf toeld^em SBegc er fetbft am meiften ju leiften t^ermag. 
3m XBgemeinen njöd^te id^ nur toünfd^en , ba^ jeber rul^ige 
Jmbbefonnenere9iebner, ol^ne benöud^ftaben beftimmtau«* 
gearbeitet unb in« ©ebäd^tnig gefaxt ju l^aBen , bie Sanjel 
befScge ; nur f o toirb er toal^rfd^einlid^ mit ebenf otiel SBärme 
ftl^Sid^erl^eit reben. 35er betoegtid^ere unb l^eftigere bagegen 
Knbe fld^ ßeber, toenn -er e« t>ermag, an ba« t>or]^er aufge* 
fd^riebene 2Bort; fo gelangt er tool^l am el^eften ju ber 9Ää^ 
jigimg, »eld^e bem S^^^rer ba« rui^ige unb Ilare ^uffaffen 
etleid^tert. ©er tjoöenbete ÜWeifter natürlid^ foll unter biefer 
Wegcl nid^t ftel^n, unb benienigen, ben eine j>erfönlid^e 
Äefd^rSnlung auf eine t)on beiben ©eiten nStl^igt, foüfie 
nid^tbinben; für ben aber, ber ettoa au§cr bem religiöfen 
ä^oed nod^ einen :)>erfdnlid^en l^egt unb nebenbei aud^ 
glinjctt \s>iü, toenn er erbaut; t>erfte^e id^ gar feine ju 
gden.-* 



♦) ^rcbigtcn. 1. @amml. SJorrcbe. 



44 

Um aBct bem 335unfc^c feine« »atcr« nad^giifoinmen, 
fd^tieb et fcemfetben eüitgc ©o^cn f^)äter eine in btefcr SBetfe 
niemorirte ^tebigt tiad^trägfi^ auf, toetd^ er auf befmibem 
©unfci^ ber oben erwähnten ©räfin griebertfe bei (gelegen* 
^ ber «ud^ebung i^re« »ruber« äum Äricg^btenft ge^to 
^attc. ©ei biefer SBeranlaffung ttagt er bem SSotcr eine gc^ 
»iffe ©d^merfattigfett feiner ÜDarftcttung, öiel* 
leicht lomme fie au« ber ©ud^t, ba« 33)ma ju erfd^apfcn 
unb ieben mogtid^en einmurf im SSorau« ju beont* 
»orten, oieüetd^t au« ber Steigung, ben ©egenftanb ftct^ 
t>on einer neuen ©eitc anjufel^n, t>iclleid^t oud^ bal^er, ba^ etjtt 
fel^ oon feinen eignen iebe«maßgen Sebürfniffen unb Sbecn 
au«ge]^e*). ©erSJoter giebt i^m ben fe^r berftänbigcn ®inf, 
ba§ bie ^bigt nad^ il^rem toefentfid^enSioetfe ber gr b a nun g 
nid^t toie eine üDi«?>utation i^ren®egenftanb nad^ aücnSei^ 
tcn ^in JU »enben unb ju erfd^o^)fen ^be unb enq)fiel^tt il^m 
gute SJorbifccr j. 33. ben gnglonber ©tair, beffen^rebigtcu 
bamal« grobe burd^ ben §oft>rebigcr ®ad bem bcutfd^en 
X^togen jug&ngßd^ gemad^t mürben. 

Ueber^au)>t ift in bem ganjen^riefmed^fel }ioifd^enäSater 
unb ®o^n au« biefer 8ebcn«j>criobe ©^leiermad^cr'« einered^t 
erfreußd^eSSertraufid^feit unb gegenfeitigeSBert^fd^S^ung fi^t* 
bar. f)atte nad^ bem oben bargeftedten SonfKcte unb gegen« 
feitigcr SScrfcnnung ber 3Jater Hagen mflffen, bag ber ©ol^n 
fo »cnig 3ttttauen ju il^m gefaßt unb i^m ba« SSergnflgcn 
entjogen ^c, »cld^e« natürßdbere unb offenere 50Httl^eiInn* 



*} «rief». I. ©. 113 f. 



45 

u (tt>te et fic j. 35. ber ©d^meftct Si^artottc gemacht) i^m 
ittcngcjDäl^tcn lönnen, ctfd^etnc il^n unter bteßci^t ber fin* 
rem SSätet geted^net ju l^aben, „tt>e(d^e bie gteube be^ 2K* 
r« fid^ baburd^ öerbetben, ba§ fic nid^t mit tinbetn Sin* 
ir ttnbntit3üngtingen Jung fein fönnen" — fo bßdfter nun 
it ftöljet greube unb i)ätetCid^em333ol^tgefaUen 
iif il^n aU ben toütbigen ©ol^n feinet fetigen 
Jutter*). 

SBie ber SÄann mit bemSßonne tl^eitt et mit bemSol^ne 
ne Keinen ^äu^fid^en ©otgen unb gteuben , {a, et fd^eut 
ff nid^t, eigne 3ugenbi)etittungen unb SSetfe^ttl^citen ju be* 
men, bamit bet@ol^n biebatau^ gemonnenenßtfal^tungen 
f) ju ?lu%en mad^e. Unb biefet miebet ban!t bem 3Satet 
tül^tenbcnSBotten füt ben neuen ©emeiö ijätetßd^et Siebe, 
ti et t^m bamit gegeben, bag et il^m eine ^atl^enfteüe bei 
m eben gebotnen ©d^toeftetd^en (e^ ift 5ßantt^ , bie nod^ 
jenbe SBittme öon (Stuft SWoti^ 2ltnbt) ijetße^en : „Sieben 
iß id^ mein ©d^toeftetd^en mit bet beften Stubetßebe, unb 
■ fotgen? D, beftet SSatet , ®ott gebe, ba^ id^ e^ lönne, 
nebag id^e«ju tl^un btaud^e! S^auf enb ®ßidE benn ju bie* 
: neuen 3Setme]^tung unfete^ 6it!et« unb ©otteig beften 
egenübet boö ßebe Heine ®efd^ö}}f! O, füffen ®ie e^ 
ä) in meinem 5ßamen unb em})fe:^Ien @ie mid^ bet ßeben 
itttet , bet id^ i)ieC ®tüdf n?ünfd^e unb attc« §eil füt bie 
tfunft , unb bie id^ bitte , mit bod^ neben biefem Ätcinen 
if ein ^föfed^en in il^tem ^etjen ju laffen**) . 



*) Srieftt). I. @. 87. \)gl. @. 107. 
*) ebenb. @. 99. 



[46 

3ßit ter älteren ®^mefter S^Iotte fte^t ©d^tetennac^ 
anöf üon ©^lobttten aud fottbauemb in teb^ftcm Srief«^ 
»ed^fcl. ÜDcT ©ttte bc« SSaterd , er möge boii^ ia i^re 9lit^ 
raigl^orl^fc ju®nafcenfrei nid^t bnr^ tr9enb»etci^e3»>öfcl 
an i^rem ©lüde ftören ober i^re ®nfaft minäm , fteöt er 
feine Sebenlen auf ba^ ©c^onenbfte entgegen : ^Da« gute 
aWabd^en \:f^i aud^ mir in il^rent legten Sriefe fel^ ftorie 
35erfid^erungen i^rer 3"frieben^it gegeben, aber bod^ i» 
einem fold^en Ion, al^ ob fie toenig Hoffnung l^ätte, mic^ 
ju übergeugen, unb in ber 2:^at, c^ ge^t mir aud^ fd^n>er 
ein. @« ift »0^1 fel^r »a^r, ba§ man 3ebem feine eigne @^ 
mut^^m^ laffen mu^unb ba^iJliemanb fagen fann : meine 
ärt ip bie »al^re, unb {ebe anbre ift (Sinbitbung; beira 
e^ lommt Ja babei blog auf ba^ ®efü^I unb iSemuttf^in 
eine6 Seben ^w, aber ba« gehört bod^ m^ne^ grad^ten^ 
fd^on »efenttid^ baju, ba§ bie Shtl^e, bie ieber genießt, feine 
eigne ift, ba§ bie Smpfinbungen , »oburd^ fie l^orge^ 
brad^t tt)irb,.i^m natürtid^ finb unb mit feinen onberen 
©efmnungen übercinftimmen. »iDa^ ift aber bei unferer ße* 
ben ß^artottc nid^t ber gaü, fie mu^ fid^ mit @e»«It 
in eirfe fo(d^e Stimmung ]^ineinoerfe|en, unb 
eine foCd^e ®^)annung ^ätt bie ©ee(e ni d^t lange 
au^. Die Siäufd^ung jerflie^t, unb fo fürd^te id^, ba^ fte 
batb wieber mit mand^erleiSDüBmut^ »irb gu Iänq)fen]^bcn. 
!Dabei ift toirflid^ aud^ bie befte ©eete im S^or^ufe fold^ V 
Unannel^mKd^feiten au^gefefet, ba^ toirlfid^ eine fel^r lebhafte L 
Ueberjeugung, ^bag man auf gar feine anbere SSSeife glüd» 
iid^ fein fönne/' bagu gehört, um mit einiger Bwfneben^eit 
ba ju fein. Um be^toiöen gCaub' id^ nod^ immer, ba^ c« 



47 

iX ftc auf bte!Dauct Beffet fein toütbc, tocnnfte 
teber in eine ^äu^Ud^e Sage »erfefet metben 
innte, iebod^ ol^ne tl^re SSerbinbung mit bct ©emeine 
ifd^toäd^en, bennbie ift mo^Ijuil^tetaiul^c notl^toenbig*).'" 
SKon bütfte fid^ l^ißig tounbem über biefe !(ate (Sinfid^t 
e« bTeiunbjö)anjig{ä]^tigen3üngIing6 in bad, ma^ bem®e* 
Jüt^e bcr älteren ©d^toefter "tSloÜ) tl^ue,. menn man fid^ nid^t 
rinnerte, ba^ fd^on bct ftül^teife Änabe baffelbc merl* 
jurbige aSerftänbniß gel^abt. ®enn um öiele Saläre in fei* 
ler 8eben«gefd^id^te jurüdgteifenb finben toit foIgenbeSleu^e^ 
öttgen beöfünfiel^njäl^tigen gegenüber berf etten ©d^toe» 
iet, bie t)on ©nabenfrei au^ für einige ^dt ju ben Sttern 
egangentoar: „®ei bod^ frol^, ba^ bu einmal »ieber 
i.SSirtl^fd^aft^gefd^äfte ^ineinlommft; e^ ift 
ir ein junget grauenjimmer unumgänglid^ 
otl^toenbig, tttoa^ batjon ju öerftel^en; ÜDu 
mnftiabod^ nid^t toiffen, mo ÜDid^ ber ^eilanb 
od^ einmal l^infül^rt unb ob e^ ©eine Seftim* 
ung ift, immer im ßl^orl^aufe öor bem SSla^xa^^ 
en ju fi^en. ©obann fei nid^t ju ängftfid^, ob Du'^ 
\6) xt^t mad^ft benn ba« taugt gar nid^t^. aKein®runb=* 
6 ^ei^t: grifd^ getoagt ift l^atb gewonnen. SSerftel^t fid^, 
I bad grifd^ »agen bie nötl^ige ©el^utfamfeit unb Ueber* 
jung nid^t au^fd^ßegt. SJebenfe fleißig, ba^ man auf !Did^ 
}m unb t>on ÜDir auf bie ©emeinbe fö^ftegen tpirb ; barum 
nid^t juniebergefd^tagenunbmeCand^olifd^, bamit bieSeute 
i^t in beraWeinung beftärlt »erben, bat ^i^ ^errn* 



♦) «ricfn), I. @. 104. 



4S 

^ttterfammtücb äc)}f^an8erfitit. 9lebe erbentluj^ 
unb bcbicnc JM(t> !ctnc« aSortc«, ba« 3)u im 
@(i^ti>eftet^aufe crft gelernt ^aft; beim bie taugen 
nid^td unt ed n>irb fie ^HoniUib rytiftättü' u. f. ö). *) . 

Dixi^ »enben tx>xx jefet ben Sßd »on bcm engften flretfc 
ber gamüie auf btc grc^ 33ü^ne ber SEBdt, um ju fe^, 
tt)te ben ^auöte^rcr be« ®rafri**X)o^na'®^Iobtttcn'f(i^ii 
§attfe^ bie cffentßci^cn SSer^dttniffe berührten. — 6« mxm 
fe^t bemcgte »eltgefd^td^tfid^ bebeutenbe Solare, tofil^renb be^ 
ten er in beut fernen C)ft|)reu^ lebte: ber ©turnt ber fran* 
jjfifcj^en Sietoluticn u>ar über 6uroj>a bobtn gebrauft unfc 
^otte benS^^rcn ber ©ourbonen erfd^fittert: am 21. 3aniiar 
1793 »ar ba« ^anpt Subtoig« XVI. unter ber ©uiBotinc 
gefaüen. Da^ biefeS:^ aud^ bie®eefe be« jiunaenSd^Ieier* 
moti^er, ber i)cn ^erjen jebe Barbarei i>erabf diente unb 
beuÄoniä für unfd^ulbig l^ielt, mit tiefer Xraurigfeit erfüllte, 
ijerfte^t fid^ Don fetbft, ba« aber ^inbertc t^u nid^t, bie 
3?et)oIution im ©anjen genommen (abgefe^n bon 
bem , »a« menfd^ßd^e fieibenfd^aften unb überf^jannte S9e^ 
griffe babei ge^an) gu lieben unb für bcrcd^tigt j» 
]^ alten. Unb mx fiäf erinnert, ba§ ber fromme ©äugcr 
ber SWeffiabe einft für bie fran5öfifd&e9iet)oIution gefd^toärurt 
unb ber ebelfte ber beutfd^en ©id^ter, ©dritter, t^r lange 
3eit bie üoUfte ®^nq>at]^ic entgegengebrad^t ^at, toirb blefc 
(grfd^einung nid^t unbegreiffid^ finben. Ol^ne mitjuloböi, 
toad, menn ed ftd^ aud^ in ber Steü^ ber ^inge aU vamt* 
meibüd^ barfteßen tagt, bod^ nid^t ate gut gebilligt »erben 



*) «rief». I. @. 32 f. 



49 

unb nod^ ijietmcl^r ol^ne ben unfeßgen ©d^toinbct einer yia^^ 

ol^mung baöon ju »ünfd^en unb Slüed über ben Seiften 

j(]^Iagen p »olten , ^tte er in ber bamaßgen Semegung 

e^rßd^ unb un^arteiifd^ bad erftrebte 3beal einer befferen unb 

Scfünberen ©eftattung ber j^oßtifd^en unb fociaten SSerl^äÜ* 

ttiffc geßebt; ba er fid^ aber feiner Jißartei bßnbßngd ergeben, 

fonbcm feine ©elbftftänbigfeit nad^ red^W unb ßnid' l^in 

energifd^ toal^ren »oßte, erging e« il^m, »ie aßen aSermitt^ 

Icm, ba§ er überaß 2lnfto§ erregte.*) !Der 9Sater bebauert 

t^n, ba§ er im j^oßßfd^en gad^e nur mit Seuten i)om aßer* 

gctoo^nßd^ften ©d^tage ju fäm|3fen l^abe, ttjeld^e jeber ßefern 

<)^iIofo^):^ifd^en unb gefd^id^tßd^en Silbung entbel^renb nid^t 

5U begreifen i^ermöd^ten , ba§ bie Slufftärung ber 3Äenfd^:^eit 

öon icl^er nur rei^otußon^ * unb cirf etmägig , nie aber in 

pber gtnie fortfd^reitenb genjefen, Slnbrerfeitö fei ba^ ah 

ftracte franjiJfifd^e grei^eitö* unb ©teid^l^eit^fi^ftem fo »enig 

au^ffil^rbar »ie bie "ißtatonifd^e 9iei>ubfil ober ber i5^iebend* 

träum Sönig §einrid^'« IV. 

3n biefer öejiel^ung ganj mit bem 9Sater eint>erftanben 
unb fomit jmifd^en ben unbebingten ®egnem unb gobrebnern 
ber 9ieöoIurton eine eigentl^ümtid^e ©teßung einnel^* 
öienb, ijerbarb er e^ mit feiner ganjen Umgebung unb galt 
ben ®nen afe Sacobiner , ben Slnbern ate Sln^änger be^ 
Dc«j)ott^mu^ , »ieber 2lnbem afe ein ^oßßcu^ , ber ben 
3»antet nad^ bem SBinbe l^änge u. f. ». Sr »eig fid^ inbeg 
über biefe fd^iefen Urt^eite leidet ju tröften, ba e^ il^m in ber 
S^eotogte ebenfo ergangen, ba§ er in ber nämßd^en SSiertet«» 



*) S3ricftö. I. @. 114. 118 folgb. 



50 

fhrnbe i^on bem (Sinen ffir tuten Steunb S(U>aterd , t)on ! 
anbcm ffir cuien argen ^oturafiften unb f)eiben gel^a 
n>0rben. ^S3elanntfid^ ift e^ i^m , lote er f)>ater ein Berül 
tet Ü^tog tonrbe, hierin nid^t beffer geworben*), unk 
]^t xki Sbikg gelabt. Aber He Si^orl^it ber unt)em)fiftrtc 
ÜRenfd^ngattnng fid^ )u Srgem, He nid^t el^ rul^t^ a(^ 
fie ir^erg mib 2;^ andgegTnJ^" nnb ben grdften ®eti 
eine i^rer ormfeKgen ©d^obtonen unb (Stiqnetten , bte 1 
reid^n 3n]^att ber ÜÄenfd^ennotur nid^t im SDWnbcf 
erfd^öj)fen, angelangt l^at, uneingcbenl be« treffenben Di 
terwortc^: 

3^r fn<!^ bte S>{(itfd^ )n benennen 
Unb benh am Spanten fte }n fennen — 
S5kr tiefer fie^t, gefleht m frei : 
@d tft n>a9 Snoni^nte^ babet. — 

Ucbrigen« waren e^nic^t ^>olitifc^e !Diffcrenäc 

»eld^e beut fd^Bnen 8eben in ©d^tcbitten ein unermartc 

gnbe mad^ten, fonbem j)5bagogifd^e. 2(ud^ bei bti 

©etcgeni^it gab ©d^leiermad^er einen iBc»ei^ feiner S 

rolterfeftigleit, inbent er feiner entfd^iebenen lieber jeugi 

eine l^Sd^ft angenel^me unb bel^agfid^e Sfiftenj oj>ferte. 

bnrftc fic^ felbft ba« 3^W^6 8^*«^^ einjetne gäüe abgeri 

net, »0 il^n ntenfc^üd^e ©d^toad^l^it ereiüe, in <Sad^en fei 

Amte« ongenteffen unb confequent gel^nbelt unb mit q 

(gnergie bem in ariftolraäfc^en Greifen fo l^aufigcn ^ 



*) ©eröottwtrf ber Stoeibeutigleit, »•bei man f!^ f 
feines ^HamxA gn SBt^Ieien gu bebtenen ntd^t f<i^ente, tfl t^ fe^r 
Unrecht gemad^t toorben. Oft f^ten feine ä^teinung bun!e(, toer^ 
fogt Steffen«, feine ©efinnnng nie. @ie mar !Iar, bu 
fi<^ttg, fein ganzes S)afein offen unb fa(tenIo9. 



51 

jur Ungrfinbltd^fcit bei feinen ©d^ülem entgegengetreten ju 
^cui, ffb<ff^tm^ fonnte er fid^ barau« einen SSortourf mad^n, 
ba| er auö Unerfal^renl^t unb aHjugrogem ^wtrauen fid^ 
Ittfongö p nnbebingt l^ingegeben nnb über bie \i)m guftel^en^ 
"m SRcd^te nid^t öon Jjornl^erein mit .ben ßttern fid^ öer»^ 
^nbigt l^atte*). !5)em ®rafen tt>ar e^ eigen, öftere t)cn 
neuen ^)äbagogifd^en ©nfäüen überrafd^t ju »erben unb 
biefc bann' gteid^ jur äu^fül^rung bringen ju tooüen , unb 
'm 8fter^ in ©egenmart ber ^nber,' »enn er bem Unter* 
tKi^tc einen SlugenbtidE beimol^nte. ßr refj^ectirte ytoax bann 
ben feften unb entfd^eibenbcn SBiberf^rud^ be« §au«te]^rer^, 
oBet e« ntad^te i^n ftet^ fel^r J)erbrie§tid^, unb einmat tabette 
et W fotd^er (Selegenl^eit fel^r luftig , ba§ ber Sanbibat auf 
mand^ j)on il^möorgefd^Iagenenßinrid^tungen feine JRüdEfid^t 
genommen unb f^jrad^ ein beutßd^e^ 3Bort öon Trennung* 
!Oer angegriffene fud^te feine Sonfequenj ju Dertl^ibigen 
unb jeigte, »ie feiten il^m ©etegenl^it gegeben »orben, feine 
©egengrünbe anjufü^n (ed ujar bei bem (Srafen unb feiner 
®ema]^ün (Srunbfafe , grörtcrungen ju meiben , »ie e6 ja 
nod^ l^ut für Jjcmel^men Umgang^ton gilt, e^ niemals ju 
pünblid^n !Di«cuffionen über ftreitige ^unlte fommen ju 
Iftjfeu) unb ba| e« bei einer fo toid^tigcn ©ad^e tt>ie bie &^ 
iie^img burd^au« nid^t genüge, nur ba^ Sefol^tene ju tl^un, 
(imbcrn ba^ man nad^ »o^termogenen ©runbfäfeen l^anbeln 
rtffe, ©er ®raf »ar ebel genug, ba er bie JRid^tigfeit 
biefer Sluffteltungen anerfennen mu^te, ju gefielen, ba§ ii^m 
bo^ SBort öom 3lbfd^ieb im (gifer entfal^ren, aber ein abfige« 



*) ©rief». I. @. 120 fotgb. 



52 

TniUtärifci^c« SBort nimmt fid^ bod^ ntd^t leidet jurücf 
fo Uki c« bei bct Ü^tennung. @ie »urfce in bcr 2:^ 
bcn ill^cilen fd^mcr. (5« foftete ©d^leicrmad^cr ijicf 
lieben Ort unb bie bei allen ariftolratifd^en ©d^toäd^e 
©runbe bod^ ebet unb gut benlenben aKenfd^en ju r>txU 
unb bie gräflid^e gamifie fonnte nur ungern einen fc 
burd^ ®eift unb Sl^arafter au^gejeid^neten iungen 3) 
fd^eiben feigen. ÜDedl^att blieben fie fid^ trofe ber au\ 
Trennung bod^ ftetj^ innerßd^ na^ unb betpol^rten füi 
gotgejcit gegenfeitige ^er^ftd^e 3«neigung unb ^oä^adfi 
©d^Iciermad^er ging junäd^ft »ieber ju feinem t> 
lid^en greunbe nad^X)roffen, »o er am 17, 3uni 1 
eintraf. Slber lange lonnte er fid^ über ben SSertuft bet 
f lieb geworbenen SSerl^äÜniffe nid^t berul^igen , bi« il^i 
(^ebanle trßftete: „2Ber toei§, »oju aud^ ba^ gut 
(Sine iebe ^criobe meinet gebend ift mir bid jefet ol^ 
©d^ule erfd^ienen , unb an^ biefem ©efid^td^unf t betra 
»ar e« njol^t 3^^^ meinen Slufentl^aÜ bort ju enbi 
benn »ad id^ ba lernen lonnte, glaub' id^, ^ 
td^ gelernt. 8a§ nun eine neue ©d^ute ange^ 
toenn fie aud^ nid^t fo angenel^m ift; ift fie nur tei^rreic 
»erbe id^ immer glauben, afe ein fiebed ^inb t>on bem et 
aSater geführt ju »erben ; benn feine gü^rungen jielei 
l^in, mid^ beffer unb jjottlommener ju mad^en. Diefer ® 
»irb mäd^tiger fein, ate bie S3eforgni§ über meine 
freUid^ ungemiffe Sage."*) 



*) «rieft». I.@. 127 u. f. 



53 



4. Sanb^Bet^. 

(1794—1796.) 



3ttt C)erbfte bc« Sa^xt^ 1793 eröffnete' fi^ für ©d^teter^ 
a^er eine 2lu«ftd^t auf 2lnfteHung. SBieberum burd^ 35er^ 
littlung be^ §oft)rebtger ©ad, in beffen gamifiendrlet er 
teurere fei^r angenel^me S:age beriefet l^atte, tourbe x^m nad^ 
ftl^aöung einer bo:t)t)etten ^robetection auf bem griebrid^«^ 
Berberfd^en ©i^mnafium ju ©erßn eine ©teile int Sönigt. 
Seminar für geleierte ©deuten , »etd^eö unter Leitung be^ 
DBcrfd^utrat]^ Dr. ®ebile ftanb, unb jugteid^ bie intcrint^ 
ifttfd^e ©eforgung einiger Sel^rftunben an bem bont §of^ 
rat^ Sornmeffer 1779 geftifteten SBaifen^ufe übertragen. 
Sie aWitgfiebfd^aft am ^)]^itotogifd^en ©eminar legte il^m 
bie SSerj^flid^tung auf, »öd^entüd^ 8 — 10 gel^rftunben ju 
geien unb merteljäl^rfid^ einige :t)]^itotogifd^e 2l6]^anbtungen 
einjureid^en , ba^ ©nfommen betrug nur gei^n Jl^aler mo* 
itötlid^. 3Kit ber Sel^rftette am SBaifenl^aufe »ar toenigften^ 
bet SSortl^eil freier ©taäon berbunben, bennod^ \oax ba^ 
8u«fommen jiemßd^ biirftig , unb ber griSßte JC^eit ber in 
^bixtt^n gemad^ten Meinen ßrf^jarniffe mu§te baran ge^ 
jetcn toerben , um feine Sjiftenj ju fidlem. 2lud^ njar bie 
8rt ber SBirffamleit für ©d^teiermad^er nid^t red^t be*^ 
fticb i g e n b. Seit feinem fed^^jel^nten 3al^re l^atte er leine 
P6e ©(i^ulanftalt gelaunt, ate nur eine fold^e, ujetd^e bon 
einem ganj eigentpmßd^en ®eifte regiert »urbe unb er 
tttt^te be^l^alb mand^ertei jum S]^ei( unangenel^me dX'' 
(jungen mad^en, el^e er fein S^enain rid^tig ju beurt^eilen 
lernte unb einigen (Srfotg bon feiner mü^eboßen Slrbeit fid^ 



r 



54' 

t)crfpred^en burftc. Snbcg triJftcte ii^n bte Hoffnung, xed^t 
Batb eine il^ut mti)X jufagenbc Jl^ättgleit ju finben. ©er 
^rebiger ©d^umann ju Sanböberg an bet SBartl^a, 
tt)ic fc^on gefagt, ein S5ettt>anbtcr feinet gamifie, ben er 
»äl^enb feinet Slufentl^atte« in ÜDroffen lennen gelernt unb 
für toeld^en er fd^on mel^rntate ge<)rebigt l^otte, \ai) fid^ feinet 
Äränfßd^Ieit l^alber genötl^igt, um einen ©el^ilfen int State 
gu Httcn unb l^atte ©d^teierntad^er bafür in SJorfd^Iag iu 
ixadft 3m 3ßärj 1794 genel^migte bie lird^tid^e SJe^örbe 
feine änftettung , binnen ad^t Sagen »ar er ej aminirt unk 
orbinirt unb foüte jum SDfterfeft in fein neue« 2lmt ein* 
treten. Unb toenn er aud^ ungern bie titerarifd^en aSort^eite 
aufgab, »etd^e bie §auj>tftabt bot, fo »ar il^m bod^ biefe 
neue S^^ätigleit atö 2lbjunct in Sanbdberg im Uebrigen l^bd^ft 
crfreutid^, einmal »eit i:^m bod^ bie 2]^eotogie öor altem an« 
^erj getoad^fen »ar, bann tt)eil bad ©d^umannfd^e §au« 
ii^m fei^r befreunbet »ar unb bie gefunbe Sage be« pbfd^en^ 
SDrte« öorti^eü^ft auf feine nid^t eben f efte ©efunbi^eit unb feil» 
®emüt^ ju tpirlen berf^rad^. — 3lm S^arfreitag (23. ä^jrilH 
l^iett er feine äntritt^^rebigt über 1 . Sor . 11,28 mit ber "SflaS)^ 
nung, 3efu Job au« ®anlbar!eit aller SBelt ju ber!ünben— 
©d^nett fanb ber junge ^rebigcr bet ber neuen ©cmcinbe 
Slnltang unb »irfte bie brittel^alb Safyct, »etd^e i^m an 
berfelben ju arbeiten vergönnt »ar, mit großer 2lmt«freubig* 
leit unb getoiß nid^t ol^ne ©egen. „Säf mad^e leinen 9ln* 
fj)rud^ barauf, fd^reibt er bem aSater (®riefto. L ©. 135) 
biefen3MlÄUf ju bel^alten, ber bieKeid^t nod^ einige 
SBod^en lang SJiobe fein unb bann toie jebe SJRobe aufl^ören 
loirb ; aber id^ toünfd^e J)on ^erjen , baß ®ott meine 9Sor* 



55 

teägc bol^m fcgtictt möge, baß [ic »irlfid^c (Srtauung ftiften 
wbfo juf)crjen gelten mögen , »ie ftc l^offcntltd^ immer 
^w ^erjen lommen »erben. S35ie totd^ttg nnb rti^rcnb c6 
tnirift, nnn nnter bie ^oiii berjenigen ju gel^örcn, benen 
ein fo toid^tiged Slmt anbertrout tft unb bafe id^ e« niij^t 
J^anbtDerl^mSßtg at« mein Srob onfcl^e, nodf 
ieuiaU fD jn bel^anbeln gebenfe, baöon fd^metge 
^ gegen @ie/ 

änd^ nol^m er \\äf mit grogcm gif er bed 3ugcnb* 

Untcrrid^te^on, fo l^ergtid^ faucr i^ berfelbe bei bcn 

^tmL§ fd^tt>erfäüigcn unb J>ern>a]^rioften Ä5^fen ttjcrben 

Äod^te. ©eine ändere Sage n>ar oud^ l^ier fel^r befd^eiben: 

<tjt^ jttci 2ifd^en unb brei Stülpten beftanb eine 3rft lang 

fein gonjcd SÄobifiar, bod^ mad^te biefe ärmutl^, »te efi 

^^iftiot, mzfjft bcm SSater, afö ii^m fettft ©orge. Sftvx ia& 

tooril^mbetrfiknb, iü biefer :|>ecnniären Sage ganj offttz 

^ndfld^t ju fein, ben lang geöjfinfd^ten Sefnd^ bei bcn 

<S«n«n in ©d^Iefien ju mad^en , »eld^e er jel^n Saffxt nxäft 

gefc^en ffotk. SKcberum fonnte aud^ ber SSater bei feinen 

bcfd^räuften aRittdn unb ben a3erj>pid^tungen gegen bie 

Sittber jtoeiter (£^c unmögßd^ bie fo »eite unb foftf^ncligc 

SReife nad^ Sonb^berg ioagen unb mu|te fid^ fiber bie Snt* 

bel^mng be^SÖieberfe^en^ mit ben Briefen nnb bem ©ebonlen 

trSften, ba§ feine abiocfenben Äinber bie greube unb ber 

Sroft feine« Sitter« feien. 

3n einem red^t l^erjüd^en ©riefe b. 3. 3uli 1794 (bem 
feisten) l^atte er bem ©ol^e ®Iüd unb ©egen ju feiner 
neuen 2Bir!famIeit gemünfd^t unb il^n nod^ fo fragenb ange^ 
fd^aut, ob nid^t balb „Unterfud^ungen über bie :|>oßtifd^e 



56 

^]^ttofo:t)]^ic bcr Sötcn" ober eine ^concentrirte Darf] 
be« ^tatonifd^en ©Aftern«" üon ti^m erfd^einen »ütben 
ftatb er im ®e<)tember jum großen ©dritter je aHer 
^uber, nad^bem er nur um »enige SWonate bad neui 
fed^^jigfte Seben^jal^r fiberfd^ritten ffattt. 

©eld^en ©nbrudE bicfer unertuartete S^obe^faQ a 
fed^«* unb xtoanjigjäl^rtgen ©ol^n maä)tz , baijon gie 
S3rief, ben er am 6. Dctober an feine ©d^foefter gefd^x 
ein berebte« B^WS^^S*) • M^ fettene^ @Iüd£ l^abe 
berloren. S33ir [teilen nid^t ate gemöl^nfid^e SBaife 
benen etoa i&r Smäl^rer , \tix SSerf orger entriffen ij 
benen bie erfte 6efte SKilbtl^ätigf eit grf atj geben f ann : e 
greunb, ber bonSlnfang unfrei 8eben^ Izxo^xi gef 
ift unb ben toir nun ol^ne aße Seimtfd^ung t>on U) 
ebten antrieben eieren unb fieben unb für i^n beten Vi 
©n feltene^ (StüdE l^aben »ir befeffen unb i^ertoren. 
eben ber Sil^eitnal^me, »omit id^ an ben @enu§ gebadet 
ben bu öerlierft, l^aft bu aud^ an bie fd^Snen §offn 
gebadet, bie id^ l^atte. (5^ »äre ttjol^t biöig gemefen, 
fo bieten 3^a]^ren Slbmefenl^eit, nad^ fo bielen mit 
J^orgejangcnen SSeränberungen, »oijon 
gute aSater xoo^l gern ba^ 9tefultat i)on 
gefid^t ju Slngefid^t gefeiten l^ätte — e^ 
Vi>t>^ biüig gett)efen, ba§ eine gütige ©d^idung un« nod; e 
jttfammengefül^rt l^ätte; bod^ — e« follte nid^t fein, 
teibeft aüerbing« mel^r bon Seflagern unb Jröftern, baö ( 
vSf gern ; bafür l^atteft bu oft bie greube , il^n ju fe^e 



*) «rief». I. @» 139. 



( 



57 

^t ununterbrochen im ®enu§ gegcnfeittger Siebe 
mit il^m geftanben. 3tt meinem geben l^ingegen giebt e« eine 
¥mobe, beren Srinnerung fid^ mir je^t oft unioilßüi^rUd^ 
aufbrängt , too \i) baö 5)erj be« Dortrepd^en SSater« »er* 
tote, »0 id^ glaubte, er tl^ate mir juöiel unb beurtl^eilte 
Biid^ falfd^ , toeit id^ feinen SReinungen nid^t jugetl^an toar. 
I (Sne getoiffe Äätte gegen il^n, xs>t\6:iz baraud entftanb, 
erfd^eint mir ate bie bunfelfte ©teile meine« geben«. 
S)o(]^ id^ l^abe mein Unred^t im ® tillen er!annt, unb er 
^at i)erjie]^en, ol^ne bag id^ barum gebeten l^atte. 
3c^ ^obe fein §erj feitbem beffer fd^äfeen gelernt unb i^m 
^ einige Saläre mit »armer, ganjer Siebe unb 
offener 9Sertraulid^!eit gel.ol^nt. 3Ba« mid^ nod^ 
fcänft, ift, ba§ id^ il^m auf feinen legten ©rief bie 2lnttt)ort 
f^wfcig geblieben, eine ©d^utb, bie nun leiber unbejai^lbar 
geworben ift ; aöein id^ triJfte mid^ , ba§ , loenn id^ 2ltle« 
Wften tooHte, toa« er verlangte, er il^n bod^ nid^t mel^r l^ätte 
wi^alten Knnen, ÜDie armen Steinen bauern mid^ fel^r; »ie 
tottb e« il^nen ergei^en? »irb unfere 2Kutter im ©tanbe fein 
fie allein mit bem ©eifl unb bem Srfolg ju erjiel^en , »ie e« 
«iifcre« ©eligen »ürbig loäre? ÜDa« ift eine gtage, bie mir 
W am §erjen liegt. — 3Kit un« , meine Siebe , bleibt e« 
üttigen« babei, ba§ toir ba« öanb unferer i^reunbfd^aft nod^ 
ttiger pfammenjiel^en , ba§ loir un« nod^ fefter aneinanber 
polten , ba »ir eine fold^e ©tü^e »verloren' l^aben unb ba§ 
totr un« oft auf ben :^inioeifen, ber un« öerlaffen l^at. griebe, 
^cbe mit feiner 2lfd^e unb SBol^lgefalten feiner ©eele an 
feinen Sinbern/' 

Unb öiele 3a]^re fpäter fd^reibt er feiner greunbin 



58 

Oconote (7. Slug. 1802) totiäft bomate tl^re ftcr 
aJhtttct pfltitt: „®\t tptffcn, »tc lange id^ w 
abev ed gielbt mol^t ntd^t leidet einen ! 
xdf nxäft mit Siebe, befonber« meine« 
gebadete. — ©Ste e« ntir fo gut getDotben, fi 
augenbßde ju berfd^önern, niitlinblid^er^o 
SCugcn juxubtüden — gern l^ätte id^ ba^ 
baDon on meinet ©efunbl^eit tragen »oüen !" 

©iefe feltene finblid^c ^ietät barf mit 5Red^l 
ber am fd^Srfften l^eröcrtretenben 3üge in ®d^Ic 
geiftiger ^l^^fiognomie bejeid^net »werben , ber f 
unmanbelbarer Sirene in aöer feiner Siebe unb 3« 

Sr »urbe nid^t fd^nettöertraut bei neuen Sefar 
mxi er jid^ nid^ leidet »eggab , »edl^afb i:^n f o 33 
er bei ber crften Begegnung nid^t mit ber ertt>artei 
unb ^jtid^Ieit entgegengetreten n^ar, für falt 
fd^toffen l^ielten. SEBen er aber einmal aU bieber e 
In fein f)erj gefd^Ioffen , ber l^atte barin eine fid^ 



*) Äofaf a.a. O. @. 13. ^if^on in bcr^rabrebeo 
1834: @el^cn »ir ^^intoeg toon bcm, toas er gcwirft ifat 
®a« ifl ^Uimaa^tt gctocfcn im Snncrflcn fei 
toa9 tü9X ber ctgmtlici^e ©runbton feine« SBefen9? 3c^ bc 
anS^pxtäfm al9 eine unumfiügüci^e Sßa^rl^ett, tpte 
2BeIte«toerfannt "fyat: ba« ifl bie ?iebe getrcfer 
Siebe ^>at er ba« ©rögte unb Älcinjlc ergriffen unb tt?( 
unb fid^ Med angeeignet, toa$ ®ott i^m ;na^e geflellt fy 
©abn. 3n biefer Siebe ^>at er Sllle freubig gciDäl^ 
in i^>rer Äraft unb ^>at bie, toelci^e feiner ©rößc ftci^ n 
sagten, in greunbUc^feit }u fid^ gt}ogen unb ido er eir 
trauentbe9 ($emüt( fannte, e9 getriiflet unb gefrSftigt. 



59 

Um ferner greunbe totüen öon ber 333clt atg »crtannt uub 
\il\otx getabctt ju ttjetbcn — bad tft oft fein (gci^ttffal ge* 
toe|cn, unb er l^at mit ber größten S5ereittt>ittigfeit unb Un* 
eigeunüfeigleit fettft für fotd^e feiner jemeifigen ©enoffen, 
kic nad^ bem Urt^eit ber unbefangeneren yia(S)mlt feiner 
mi)t ganj »ürbig »aren , ©d^mad^ unb Unel^re aller Slrt 
getragen. SlBer er ift bafür reid^ belol^nt »orben. !Denn biefe 
ga^igfeit ju l^ingebenber Siebe unb inniger i^reunbfd^aft, bie 
i^m fo befonber« eigen rt>ax , ^at i^nt bie reid^fte ©egenßebe 
eingetragen — gemiß »enige SKenfd^en finb fo l^eiß 
getieBt unb fo banibar t>m^xt »orben , ate grabe griebrid^ 
S^Ieiemtad^er. 



i 



^tunti- uttb Jhrmipenobe 1796—1804 



1. t>a9 9lmt an bec d^axiti in Seclin. 

(1796—1802.) 

Um bte iDHttc bc« Solare« 1795 toax bcr ^rcbtgc 
Sd^umanntn ganb^berg gcftorbcn; in bcffcn ©tcHc b( 
mtxt> etnjutüdcn \s>ax ©d^lclcrmad^cr noäf ju jung. S 
oari^m bc^l^aft crtDünfd^t, burd^ ba« Äirci^cnbttcctottui 
)a« neu cingertd^tctc Slmt eine« ©eelforgcr« an ber Sl^ari 
n Sertin angeboten ju erl^altcn. Slni 18. ®ej)tenibct 179 
rat er in feineif neuen SBtr!ung«freid , in »eld^em er i)o1 
tä)^ SaffXt öerbteiben foHte. 

2Kit biefer Ueberfiebetung ©d^Ieiemtad^erö nad^ SSerl' 
rcten »ir in biejenige ^eriobe feine« Seben« , todäft bef o 
>cr« nad^ Seiten feine« Umgang« öon fel^r tebl^aftcn 2lnft 
(egeben unb bie toir mit bem au« ber ttaffifd^en ©id^terji 
fcrflbfid^en2lu«brudEaI« ©türm* unb !Drang<>erip 
►cjeid^nen bürfen. 



61 

3cnc groge ßrregung bcr ®ciftcr an bcr ©rcnjfd^eibe 
ier 3a]^r]^unbettc ergriff aud^ bcn jungen JC^ooIogen mit 
rniifd^cr ®c»aU unb aud^ er l^at ber 3^^ f^nen 2:ri6ut 
[cu muffen, öi« bal^tn in ben einfad^ften SSerl^ttniffen 
gefeierte« ©titffeben fül^renb, in bem e^ nid^t aUin fd^toer 
r, fid^ rein unb öormurf^frei ju erl^aöen, n>urbe er auf 
mal in einen großen Ärei« geiftig bebeutenber jugenb* 
i^er unb leibenfd^aftfid^ erregter 2Kenfd^en l^ineingejogen, 
Id^e im ©efül^t il^rer Ueberlegenl^eit unb in genialer Un^ 
mnbenl^eit bcr Uebertieferung unb gettenben ©itte ben 
tnbfd^ul^ l^injutoerfen W)n genug »aren. Sd »ar in«6e* 
ibcre bie fogenannte romantif d^e ©d^ule, ju »etd^er 
i^teiermad^er in bie näd^ften SSejiel^ungett trat. 3n ge* 
[fem ©inne l^atte biefe 9iid^tung aüerbingd bie S>^lm^ 
b ate fie auf i:^rem 5)iJ]^ej)unIte ftanb , bie ®\)m^atffmn 
; beften Ä8<)fe ber 9iation für fid^. Denn abgefel^en Don 
en unjtoeifel^aften SSerbienften im engeren ©eHete ber 
Jtifd^en Literatur, beren intenfiJ)c unb ejtenfiöe (Sxts>tu 
ung fie burd^ l^öi^ere unb njürbigere Slnfd^auungen Don 
Sunft, toie burd^ bie meifteri^aften Uebertragungen eng^ 
^er, italienifd^er, f^anifd^er unb orientafifd^er ©id^tung 
großarttgem aWafftabe förberte , »ar i^rc feine unb ge* 
madtDoüe Äritil unb bie entfd^iebene SD<)<)ofttion gegen 
c« SKittelmäßige unb platte, gegen bie l^anbtoerf^mäfeige 
i^anblung ber ©id^tung, gegen bie nüd^terne SSerftänbig* 
t unb !5)ürre über]^au^)t, toeld^e afe :t)o^)ulärer 9iieberfd^tag 
: ^antifd^en ^l^itofojjl^ie bie ©urd^fd^nitt^bübung ber 3^it 
«afterifirte , ein toefcntftd^e« germent für ^ttM^^xm^ 
ler befferen ä^fwi^f^- ,,2Benn unter ben geiftungen ber 



f 



62 

neuen ®dfviz, fagt @ert>tnnd*), oxtäf mäft^ übrig bleibe 
fottte, loa« unferem geläuterten Sft^d^ Sinne in >c 
Seife gufagte, loie bie ®dfx^tm unfeter SKetfier, fo mad^i 
fte fidf todf fd^on boburci^ au^orbentTui^ i>erbient, bofi ft 
innnet ein ^ dci^fted in Su^ftd^t ^otte nnb bie 3been, tMf 
@dt^ unb @d^iQer au^gef)>ro(]^en, bie aber nod^ teine^toegf 
(Gemeingut ber Station loaren , in SSertrieb brad^te uub ii 
Umlauf fefete/ 3n ber unermfibßc^ ^ofanil ber lietf wü 
QdfUid gegen bie l^rab^ie^ben Xenbenjen ber So^ue, 
Lafontaine unb i^re^ gangen äbii^gd ßegt offenbar txA 
f)if)ext yieäft unb bie größere Sinfid^t auf ©eiten ber %C' 
mantiler. 2tter fo fel^r biefe $o^ ber 3We nnb beö geifttgen 
Öeburfniffed , biefer frifd^ere3ug be« Seben«, bei 
bie bantoTtge jüngere unb ftrebfamere ©eneratbn ergriff, be« 
rc(^tigt unb erfrcuüd^ »ar, fo l^atte ba« treiben ber atouwoi* 
tiler bod^ aud^ feine bebenlfid^ ftel^r feite. !Die grSfm 
SEBett, toetd^e fte eröffneten, mad^t aud^ größere Stafprfl^e, 
»eld^e bie fd^neü aufgeregte Sugenb leidet ftatt mit befonnewi 
arbeit mit nberfliegcnbem ©ünfel gu befriebigen [ud^t. JSM 
@unft ber ©etcgenl^eit fd^ i^ fd^neOe Ueberblide, btt 
Icbl^fte ^l^ntaftc ber Sugenb giebt größere Äu^fid^ten ^s^% 
ein öorfd^neße^ UrtciC bitbet ftc^, unb ein ijerfd^er 2Wa|ftal 
önrb an bie Srfd^inungcn gelegt**) . !J)ann bfinit il^r ba< 



♦) Öc(<^. b. ^»•et. «at. «it. V. @. 350 folgb. « if d^cr fCc^^t. H 
2. @. 519. JS>k romantifd^e <B^vdt l^atte groge Xalmtt, bie eti 
SRttffe noäf uugegrabeRer @d^e aufgefci^Ioffen ^abut ; ba9 meufci^Uc 
<^ ip in neuen Xiefeu crnungcn." 

♦♦) f^^äfcc 0. a. £). ®. 518. ^ie «omoutiler Brad^ten e« i 
magtfd^er %axhtnpxa6)t, oBcr e9 towc nur bie (8(ttt^ etd 



63 

nllatc tief, ba« Ungcorbnctc genial, ber cm* 
[äugltd^c ©um für ba^ ©d^Bne totrb mit bet gäl^Icit, ju 
tobuciren, öcttocd^fdt, mib fo entfielet leidet augctorbenttid^c 
ädbpBetfd^ö^ung. ©a^ »at aud^ mit bcr jmigen tomati* 
ijd^ Siteratur bcr galt.*) 

Dem ©ciftreid^cn gehört bie Seit, »a« außerl^alb bcr 
Hcmen Jcijorjugtcn (Semeinbe ftcl^t , l^at feine Sercd^tigung, 
»irb bal^r ignorirt ober ironifd^ beläd^ctt, Die aßad^t ber 
fidcn ^rfördid^Icit »irb in atfen Zimarten gc^)riefen , ba« 
(Senie mit feinen inbiöibueüen Seibcnfd^aften , feiner Sänne 
mib ©iaiül^r emanci^)irt fid^ nid^t Mof j)on ber oft ^)]^ißfter* 
^ften @ittc, fonbem and^ batb genng öon ber SKorat nnb 



HBettbrotl^e«. — WX bcr ©at^rc ottf bic SlufKäntng fing fic an nnb 
jitÄigte nun, bc« SÄittcktter nnb feine „nwnbScglänjte ^Vihmdi)f 
mä||e bas @kuBendbe!enntntg bed ^t(i^terd toerben ; ni^t bie i n n e r e n 
^imbec bed gläubigen ©emütl^eg, fonbern feine ganje ^elt t)on 
®«8«i. ?fttffcn, Slittem muffe 2)ogma in bcr SBett bcr ^^lantafle, ja 
feftfl in ber »irltid^cn »erben. Sa^ baö SWittcIatter toal^r^aft 
®röge8 l^at^ feine ^Ibcn, feine 55ürger, feine toeltgefti^i^tlid^en 
^m^fe, htr) ber(£]^ara!tcr, gerabc bied n)urbe ni(i^t benutzt. 3)ie 
^u(c^rebigteS3cgeiflcrung ol^ne SBefonnen^>eit, ben S&al^n« 
N, ben £)^)inm8ranf(^, ben X r a u m , feine .ft|):|)igcn Ö^anfeJcien nnb 
ielnc bangen @ti^anert)or ben bcbrol^tici^en^bgrünben 
ke«?eben«.'' 
*) ^6i\\Ux: 

Saläre lang bilbet beriWcijler nnb fonn ft^ nimmer 
genug tl^n, 
2)em genialen (Scf^Ied^tkoirb ee im S^raume 
befti^eert. 
2öa8 fle geflern gelernt, ba6 tooKen f!c ^eute f^on 
lel^rm. 
^^, toad ^en biej^rm bo^ für ein !ttt2c9<^b{inn! 



/ 



64 

bcm ®cfefe , unb t^ f ommt ju fittßd^cn 3crtt)ürfntffcn b 
fd^ßmmftcn 3lrt, ^joütifd^en unb tcligtöfen Sontjcrjtoni 
u, f. n). @^ marcn fteilid^ fel^r i)crfd^ieben geartete ©etfte 
bie in biefet Siid^tung eine 3^it I^ng jufammengingen 
liecf, beibe ©d^Iegete, ^arbenberg, 3ean ^aut, griebrt 
@en^ , 2llejanber ®raf Do^na , ^rinj 8om« gerbinant 
f^)öter SSarnl^agen , bie ^umbolbt^ , ©d^atnl^orft , SWefcul^i 
9licoIoi)iu«, SHejanber t>on ber 9Äattoi^, S^amiffo u, ä. 6 
n)at bie jugenblid^e gtifci^e unb bie^öl^e be« @trc 
Ben«, tDeId;e getabe tüd^tige unb cnergifd^e Statuten anjog 
toäl^renb bie manntd^fad^en Ausartungen unb SSerfe^rt^eitei 
ber Siomantif: bie literarifd^e SSomel^mt^uerei , bie fittßii^' 
3erfa:^ren]^eit, bie ca^ridBfe §)inneigung jum Äatl^oßjiswu^ 
unb bergt, fie lieber abftie^en. liefern romantifd^en Steifi 
alfo gel^Brte aud^ ©d^Ieiermad^er eine 3^it lang mit t^oöftei 
Eingebung unb ®egeifterung an unb lieg fid^ int ftd^erei 
®efü^I be« eigenen fittßd^en aÄaage« eine ^zxt lang au 
ben l^o^en i^Iutl^en biefer Semegung treiben. 2Bie irgeni 
(giner toar aud^ er ßef ergriffen ^»on jenem au6 "»ßoefie 
tebenbigem S'iaturgefüi^f unb tieferer ©efd^id^t^erfenntnij 
u>ol^ft]^äßg gemifd^ten S3ifbung«brange", bod^ fonnte er frei 
ßd^ für bie Dauer t>on biefen romantifd^en ßlementen nu 
ba« feftl^alten/ tpa« feinem feftgefügten aSerftanbe, feine 
fittßd^en Sernnatur unb feiner ^^roteftantifd^en ßrsie^un: 
conform mar. 2lber begreifßd^ ift e« , baß biefe glänjetib 
SilbungSf^l^äre einen ®eifi tpie ben feinigen mäd^tig anjo 
unb feffeße. — 

SBa« es in bem bamaßgen Serßn an aufftrebenbe: 
Satenten gab, gru^)^)irte fid^ grofent^eite um einige fe^ 



65 

id^e unb gcBUbete iübifc^c g^tnißen, 35cnn btefc »atcn 
e einzigen, tt?cld^e ein großem §au^ maiffitn unb bei betten 
:an toegen \ifttx Söol^t^abenl^t unb il^rer au«gcBretteten 
Serbinbungen ^Jrentbe aßer ©tänbe antreffen unb ftd^ auf 
ne angenel^me unb jmanglofe 2lrt unterl^alten fonnte. 
leBer ben (5oni)erfation«ton ber bamatigen Serttner ©efeö* 
^aft finben fid^ in ben burd^ 3. i^firft ijerSffentßd^ten @r^ 
nnerungen ber Henriette §erj*) red^t intereffante SÄit* 
Rettungen, an^ benen tpir ba^ ^ierl^er ©eiterige entnel^men. 
SSon beut §ofe tönig griebrid^ Söit^elm 11. ging eine 
mrcgenbe ©efetfigleit in leiner SBeife au«. (S6enfoU)enig fanb 
Jtan bei ben i^Bl^eren ®taat«beamten unb ©elel^rten etoaö 
DcrSlrt. Die »ol^I^abenbert d^riftlid^en Äaufteute — 
Deren ^a^ übrigen« fel^r gering tpar — gaben tpol^I <)räd^* 
tigc ©aftmäl^Ier unb gefte, erftrebten aber üon ber Sitbung 
m einen fel^r äußeren girniß. ®en Meinen Beamten brüdfte 
ärBeitgtaft unb Slrntut:^ i^iet ju fei^r , ate ba^ »on einer gei* 
fttgen Srl^ebung burd^ ertpeiterten Umgang bei il^m l^ätte bie 
SRebe fein fönnen. ®o tparen e« faft au«fd^üe^Iid^ bie 
inxi) großartige §anbef«gefd^äfte ju bebeutenbem Seft^ 
gelangten jübifd^en gantiften, tpeld^e ein offene« §au« mad^^^ 
ten, in benen i^rembe unb ©ngefül^rte, ber ©etel^rte mie ber 
©tu^er, toer nur irgenb ein 2:alent, unb toäre e« avai) ein 
Mo| gefeßige« aufjumeifen l^atte.Jeberjeit guten @m))fange« 
p(ä^er toaren, SJüt großem (Sifer toanbten fid^ bamal« bie 
iübifd^en, überbieß jum STl^eif burd^ ©d^önl^eit unb ®eift 
<iu«gcjeid^neten grauen, befonber« feit ber burd^ 3Äofe« 



*) Henriette ^cra. 5Bon 3. gürjl, «ertin 1850. 2. Sluft. 1858. 



66 

SRcnbetefol^n gegebenen Anregung, ber fd^öncn be 
giteratur ju, beren boöfte Slütl^jett ja gerobe in bei 
gang be^ vorigen Sol^r^unbertd f&Qt. ^a mürben i 
friele aufgeführt ober mit bert^itten 5Roöen gelefen, ba 
ßngßfd^ unb gronjöftfd^ eifrig getrieben, aber aud^ \ 
^>flnbfamen 9tomane ber 3cit mit großer Regier berfd^I 
!Durci^ biefe ©efd^äftignng ber grauen mit ber Siterat 
ben 3beenau«taufci^ barüber lam ein ganj eigcnt 
lid^er ®eift in bie Serfiner ©cfeßfd^aft. ^Sr tpar 
bing« arx^ ber Siteratur ber neueren SSötter ^erborgeg 
aber bie ®aat toar auf einen gang urfjjrüngü 
jungfrfiulid^en ©oben gefallen, ^ier fe^l 
35ermittelung burd^ eine ^rabition, burd^ eir 
©efd^ted^t ju ©efd^ted^t fiäf fortpflangcnbe , mit ben 
unb SBiffen ber ^t\t ©d^ritt l^aöenbe Silbung , aU 
iebe« aud fold^em Silbung^gange ertoad^fene 9Sori 
®ner fotd^en 5Ratur biefe« ®eifte6 unb bem SSem 
beffclben in feinen S^rögerinnen ift bie Ue<)^)igfcit 
Uebermut:^, ba« fid^ ^inau«fe^en über 1^ 
brad^te gormen jugufd^reiben; aber er tpar v 
bar f^r origineö, fe^r fräftig, fe^r ^ilant, fel^r au 
unb oft bei ftaunen^toertl^er Semeglid^Ieit i)on großer Z\ 
SBar e« ju bertounbem, ba| bie gegen bie 3uben l^er 
ben SSorurt^eite nid^t ftarl genug u>aren , um bie \ 
©eneration ju l^inbem, bie l^ier allein ftd^ bietenbe ®i 
^ JU geiftiger görberung burd^ anregenben 35erfe]^r 
JU fud^en? S« »äl^rte nid^t lange, fo toar toie burd^ 



*) Prft a. a. O. @. 121. 



67 

Jaubetbanu Slüc^ in bicfen Ärctö l^uictngcjogcn, tpa« ttgenb 
(ctfttg ©cbeutcnbc^ i>on jungen Scannern bic §au^5tftabt U^ 
öol^nte ober anä) nur bcfud^te. „ÜDenn ©cttftbctoußtfcm 
mb gcbcn^frtfd^c bulbctc ntd^t, ba^ ba^ einmal aufgeftedte 
^id^t unter ben ©d^effef gefteüt toürbe, unb balb teud^tete e^ 
n »eiter ^xm." MmSüiiiä) folgten aud^ bie greifinnigeren 
mter ben reifen Scannern, unb fettft SÄitgfieber be« SBnig* 
i^cn §aüfe^ , toie ber Belannte geniale ^rinj 8oui^ gerbi* 
taub, ber f^jäter Bei ©aalfelb fiel, i>erfd^mä:^te biefe Sirlel 
ii)t — 

©0 toar ber ®eift ber Serßner (Sefeüfd^aft, ate unfer 
E^eologe in bie §au^)tftabt lam. ©ud^te er aud^ nad^ ber 
^m eigenen B^^töd^^Itung nid^t^ weniger ate eine grofe 
mb geraufd^üolle ©efeßigleit, fo laut bod^ feinem leBenbigen 
StteBen nad^ aüfeitiger äu^HIbung unb feinem^tiefen 
öebfirfniffe nad^ anregenbem Umgange biefer 
B«f(|nitt ber focialen SSerl^ältniffe fel^r entgegen. 

3Rit jtoei Jübifd^en Käufern, bem be« ©anquier SSeit 
inb be« Slrjte^ SRarcu^ $erj, fam er fd^neß in lebl^aften 
ttb innigen SSerfel^r. Un« intereffiren junäd^ft bie grauen, 
Jeld^e l^ier ben Ion angaben unb jtpeifeföol^ne baö eigent*» 
d^c Clement ber Slnjiel^ung bitbeten, 

Dorofi^ea SRenbetefol^n > bie SEod^ter 'om 3Äofe3 3Äen^ 
efefo^n, toar in früi^er 3ugenb öon il^rem SSater bem Äauf«^ 
lann SScit berlobt tporben, einem SRanne, ber obgleid^ 
•on tüd^tigem, ebten ßl^arafter, bod^ bamate nod^ t>m fel^r 
efd^tänfter ©ilbung bem überaus lebenbigen, mit glül^'en«» 
•et (Sinbilbung^Iraft begabten SDiäbd^en um fo 
»weniger bel^agen mod^te, ate il^m burd^au« leine äußern SSor*^ 

5* 



68 

jüge irgenb toeld^er 3lrt ju ©cbotc ftanbcn* 5I)a« SSetl^äfc 
ni| betber ©Regatten bficb übrigen^ ein ganj Icibß^ö, tö 
in ÜDoto^a bic feurtgfte Sletgung für bic glänjenbe (&* 
fd^ctnung grtebrtd^ ©d^Icgcte enoad^tc, unb baö fo immer 
gtögcr »ctbenbe innere SÄigöeri^ältnig enbßd^ andff xnrcütfern 
2:rennung be^ ^aare« führte. — 

Slber ungfeid^ nöl^er ftanb ©d^feiermad^cr bie anbete 
iJrau. Henriette be Sento^, geb. am 5. @e^)tenito 
1764, tpar bic S^od^ter be^ <)ortugiefifd^en öuben bc gemoi 
bcr lange 3^^* föt ben erften Jübifd^en Slrjt in ©erün goß 
nnb in järtüd^er Siebe, menn gfeid^ nid^t mit ted^ter ?(an* 
mäßigfeit, i^re Srjiei^ung geleitet l^atte. ©d^on a(« fünf^ 
jel^njä^rige^ 3Käbd^en mar fte bem in reiferen SÖianne^ja^ren 
ftcl^enben ^jl^ilofo^il^ifd^ gebilbeten Slrjte 3Äarcu« §^^5 8^ 
®^e gegeben tporben. ÜDerfelbe mar äu« tiJnig^berg , »o 
er Sant mit großem ®fer ftubiert, nad^ Serfin gefomweii 
unb l^atte fid^ bort rafd^ burd^ feine ungemöl^nßd^en Äennt^ 
niffe loie burd^ feinen ftet^ fd^Iagfertigen 2Bi^ eine ©tettitng 
errungen. (Sr i^ielt in feiner 2Bo:^nung »or einem fe^r gc^ 
toä^Iten publicum 3SorIefungen über @^^)erimentaf})]^^fif/ 
bei benen er burd^ jjortrepd^e jum X^eil bamate nod^ ganj 
neue 5l^^)aräte unb 3nftrumente unterftüfet tourbe. 3nbeni 
nun §erj bic il^m liebften feinqr ^ufiixex (u. 21. bie ®e6tü* 
ber §umbofbt mit i^rem grjie^er, ©taat^rat^ tunt^) ju 
fid^ einlub, tourbe fein gefettiger 23er!e^r balb fel^r erweitert, 
gfir bie neu auftaud^enbe romantifd^e ©d^ulefüpeet 
»cnig<S^mj)at]^ie, ba er mit feiner S3ilbung in einer äöereti 
3eit »urjelnb unb gemäß feiner äbem)iegenben SSerftanbeöri^' 
tung aud^ in ber ft^Bnen Siteratur bie 8effing'fd^e tlarl^eit uni 



69 

(^ärfe üficraü jum 3Ka§ftab bc« ©ered^ttgten maci^eit 
oötc. ©el^t Bcgtetfßd^ tft, ba§ ein fold^er 3Rann feine 
beraub jugenfefid^e grau feffift erft etjog unb bilbetc, bamit 
le i^m ebenbürtig pr Seite ftel^e unb fällig »ütbc, in feinet 
mäf umfangteid^e S9etuf«gefd^äfte oft notl^toenbigen Stt* 
Defeni^it ba^ ^au^ mit (S^ren gu t>ertreten. Unb f)enrlettf 
»ar eine em^fänglid^e unb gelel^rige ©d^ületin. @ie ent* 
totdcite fid^ au^erotbentlid^ tafd^ unb toa« mel^t fagen ts>xür 
[ic fam fetbft il^tent 3Ranne gegenüber p einer getoiffen 
Selbftftänbigleit be^ Urtl^eifö, fo ba§ fie nad^ eigener 
üBa^I unb 5Reigung ben ^rei^ i^re^ SBiffen^ ertpeiterte unb 
i- S. bie ©d^riften ber JRomantifer, beren Unflarl^eit §erj 
ttttt fd^arfem ©potte geißelte, toegen i^re^ ^)oetifd^en®e* 
^alte^ befonber^ lieb gewann. ®abei l^atte fie aud^ ®inn 
[fir $^^fi! unb großem ffiJol^Igefaßen an ben ®pxaäftn , öon 
^encnfie bie neueren mit großer ®e(äufigfeit f^rad^, aber 
^^hk alten (l^ebräifd^, gried^ifd^ unb lateinifd^) fel^r tool^t 
iu toütbigen mußte, 3n golge beffen lam fie fel^r batb in ben 
Kuf einer gelehrten grau, ben fie burd^auö toeber fud^te 
^ ju üerbienen Qiaviik, ®enn fie toar üon großer ©e»^ 
^etben^eit, eine Jugenb, bie grau t>, SSarnl^agen i^r 
M gel^Ier anred^net; toeil fie baburd^ gel^inbert »orben 
«, mit eigenen literarifd^en ®d^B^)fungen i>or bie Deffent* 
i^feit gu treten. 3n ber S:^at l^at bie §erj außer ber jum 
9eften einer armen 3Serioanbten unternommenen Ueberfefeung 
toeierengüfd^er$Reifebefd^reibungen*) (bei loeld^er.Sd^Ieier*' 

*) 2Jluttgo ^axU ^ielfc in baß 3nttcrc öon Slfrüa 1795—1797 unb 
Jelb bc« Süngcrctt Slcife in blc SJcreintgten Staaten. 2)ic cr^crc 
ibct fid^ in ber ©cfd^id^te ber Satib « uub @eereifcii. ©ertin 1799. 



70 

tttad^cr xffx Dtcffad^ i^ilfretd^ gctocfcn unb »ofur er »on i 
mit Jenem feinen greunben tool^Ibefannten ©d^reiBtifd^e l 
fd^enlt tourbe, an bem et ben größten S^eil feiner SBei 
gefd^rieben ^at) niäft^ i>er5ffcntßd^t, 3lBer gerabe in btcfi 
gurüd^altenben Sefd^eibenl^eit bürfte ein ^n^ fd^önc 
SBeibüd^feit (iegen, tt>enn anber« Moli^re ditdft f)at m 
bemSBort: 

Je veux, qu'une femme ait de clart^ de tout, 
Mais je ne lui veux point la passion choquante, 
De se rendre savante, afin dßtre savante . . . . . 
De son 6tude enfin je veux, qu'elle se cache, 
Et ju'elle ait du savoir, sans vouloir, qu'oi 
le Sache. 

@« »ar nid^t il^r geipig ad^tnngöipert^e« SBiffen nod 
bie geiftige Segabung allein , aud^ ntd^t einmal i^re in be 
2]^at au ger orbentIid^e®d^ön]^ ei t — (Henriette §et 
toar i)on]^o^er, föniglid^er (SeftaÜ unb äußerft gefättigergüt 
ber gormen. 3^r to^)f i>on Kaffifd^em %\)p\i^ , bie 5Retr 
^eit be^ Düafö i^re^ ©efid^teö , bie l^ol^e ©tirn, berßctt 
3Äunb mit ben ^^erfenäl^nlid^en ^a^nxtxfftn, ber @Ianj b« 
bunfefn Sluge«, ba^ t>oik fd^marje §aar toar ber ®egei 
ftanb ungetl^eifter SetDunberung ber Sünftfer — ) bie fie ö)C 
über ben ßenj il^re^ Seben« l^inau« jü einer ber gefeiertft( 
grauen il^rer S^txt mad^te. SSiefme^r erlfärt fid^ ber ^ank 
ben fie auf fo biete an ®eift unb ^erj au^gejeid^nete SÄanti 
jeben Stange^ unb ©tanbe« geübt l^at, gewiß nur an^ ber 
feltenen 35erbinbung bon ©d^Bnl^eit, 5lnmut^ unb ®eift ir 



XII. ©b., bie anbere in gorjlcr'8 9Jiagajin Jobn merfmürbigen neu 
gecifebeWrcibungen. SBerlin 1800 (SBoß). 



;7i 

tblcr SBclbßd^Icü unb ftct^ tacfooüzx gcinl^cit be« Scncl^* 

UeBcr tl^tc ßl^e mit 3Rarcu^ §crj, toeld^c ©d^Icicrmad^ct 
rin tpunbcrBar ijarfd^Iungenc« SSerl^ältnig nennt*), fd^tctbt 
ficfettft am 1. ÜDejembcr 1817, tl^rcm ^od^jeit^tagc, in 
t^r Za^tinäf : „3Reine ß^c barf id^ ein glücfiid^e^ SSer^öftni^ 
nennen, »enn i)iel(eid^t ntd^t eine glütffld^e S^e, ÜDie @^e 
Mtbete für meinen 3Rann nid^t einen 3ÄitteI^)UnIt feine« 
©ein« , nnb näd^ftbem tPÄt bie unfere nid^t bntd^ Sinbet 
gefegnet. SBäre mit bie« ®Iü(f vergönnt getoefen, id^ tpci^, 
id^ »äre eine gnte SÖiutter gc»orben, töie id^ eine gute 
®attin mar. S)enn ba« S^^Vi^nx^ barf id^ mir 
geben: 3Rein 2ßann tourbe burd^ mid^ fo glüdf* 
lid^, al« er e« überl^au^^t huxii) eine gtau mer*' 
ben fonnte/'**) T 

ÜDenn ^atte fie mit il^rer §anb nid^t and^ jngteid^ il^r 
§erj üergeBen , fo fd^ü^le bod^ ^flid^tgefül^I unb getptffen* 
l^afte 5Ereue in ben oft fd^toeren 3Serfud^ungen, benen l^unbert 
anbere erlegen toären, bie junge, fd^Bne unb lieben^toürbige 
grau t>or jebem i5^^Itritt. Unb batb mad^te bie glül^enbe 
Seibenfd^aftber 2Äänner, benen e« ijergönntmar, i^r ju naiven 
— unb il^r ®atte, beffen SBunfd^ e« mar, ba| neue Slnfd^au* 
ungen i^r immer neue Queßen inneren JReid^tl^um« eröffneten, 
iefd^ranfte fie in il^rem Umgange burd^au« nid^t — bem 
reineren (Sefül^fe ad^tung«i50Öer §utbigung ^lafe , au« ber 
bei aSielen eine für*« geben bauembe greunbfd^aft l^erborging. 



*) «rief». I. @. 375. 
**) gürjl a. a. D. @. 28. 



f 



©anj anbetet 2ltt xqox ba^ 33etl^ä(tnt§ ©ci^feiermad^cr^ 
ju btefet T^tau. 6^ ^at ju feinet ^di, aud^ im 2lnfangc 
nid^t, ben ß^ataltct bet Siebe obet aud^ nut leibenfd^aftüd^cr 
(Sttegtl^eit gettagen, J&^ ift eine tcd^t i)etttaute unb l^etj^ 
ßd^e gteunbfd^aft, fd^teibt et feinet ®d^tt)eftet in ©naben«' 
ftei, bie fid^ in bie« SSet^äÖni| nid^t finben lonnte,*) »obci 
j)on SKann unb gtau gat nid^t We SRebe ift, SB a tum gar 
nid^t^ anbete fid^ :^inei»nrgemifd^t l^at unb aud^ 
nie ^ineinmifd^en »itb, ift nid^t fd^toet ju etlläten. 
Sie l^at nie eine SBitlung auf mid^ gemad^t, 
bie mid^ in biefet-Slu^e; be^ ®emütl^e6 l^ätte 
ftöten Ißnnen. SBet fid^ ^»a^ auf ben Slu^btudf be« 
Snnetn i^etftel^t, bet etfentit gteid^ in t^t ein leibenfd^aft«^ 
lofe^ SBefen, unb »enn^id^ aud^ bto§ bem ©nflug be^ 
Sleußetn $Raum geben tpotl^, fo l^at fie füt mid^ gat nid^t» 
aieijenbe«, obgfeid^ i^r®efid^t unftteitig fe^t f#n 
ift, unb i^te coloffafe, fSnigüd^e gigut ift fo fe^t ba« ©egeri^ 
tl^eil bet meinigen, bag, »enn id^ mit i)otftettte, wx toäten 
iöeibe ftei unb (iebten einanbet unb l^eitatl^eten einanbet, i^ 
immet bon biefet ©eite ettpa^ Säd^ettid^e^ unb Slbgefd^mad^ 
teß batin finben toütbe, tootübet id^ mid^ nut fel^t übet* 
»iegenbet ®tünbe »egen ^intoegfe^en tpütbe." 

3n gleid^et SBeife äu^ett fid^ §entiette §etj t^tetf eitg in ben 
Slufjeid^nungen übet (^d^Ieietmad^et : **) „6^ fel^fte nid^t 
anSeuten, »efd^e bie3nnigfeit unfete^ aSetl^ätt* 
niffe^fennenb, ein anbetet ©efül^f ate ba« bet gteunb* 



*) SBricfttJ. I. @. 273. «Born 12. gebr. 1801. «gl. @. 201. 199. 
**) gürfl a.a.O. @. 161. 



' 73 

^aft in un« i)otau^fe|ten. ©Ic« toax ein Strti^m, aßan 
mute fid^ mit 9?icmanbcm rniumtounbeuer über ba6 gegen* 
tttge aSerl^äftnig au«f)?rcd^en , ate mit ©d^Ieiermad^er , ia, 
^toar red^t ctgenttid^ fein ©eftreben, fid^ unb 
ie änbetn batfiber in« ÄUte ju fefecn, bomit 
id^tirgenb eine 2;äufd^ung in biefer ©cjiel^ung ein SSerl^öIt*^ 
ife trübe, »eld^e«, fotoie c« eben in ffiJitlßd^Ieit beftanb, 
n fc^öne« unb baö allein angemeffene tpat. ©o l^aben 
•irun« benn aud^ öfter batüber au«gef<)rod^en , baß »ir 
ün anbete« ®efü]^( für einanber l^ätten unb 
aben !ö>nnten, al« greunbfd^aft, »enngleid^ bie 
mtgfte. Ja, fo fonberbar e« fd^einen mag, mir festen 
n^ fd^riftfid^ bie ®rünbe auöeinanber, tpeld^e 
et^inbetten, baß unfer SSeri^ättnig ein an *^ 
ete« fein !i}nne," 

Ser auffaüenbe Sontraft jtoifd^en bet fd^önen maieftö* 
feigen grau unb bem Keinen , magern , nid^t eben ö)o:^( ge*^ 
auten^aWanne (an bem laum ettoa« fd^ön u>ar oI« bie ffo^ 
Stirn ' unb bie bon ®eifte«bli^en burd^Ieud^teten Slugen) 
'ijte fogar ben berliner SBife ju einer ßarricatur (einer ia^ 
täte in ÜDeutf d^Ianb nod^ feltenen 2lu«brudf«U)eife ber © at^re) 
ttoetd^er grau §erj bargefteüt tpar, toie fie bei*m <S>pa*^ 
erenge^en i^ren greunb ate Snidfer (Meinen ©onnenfd^irm) 
i ber §anb trug. 

©ie erfte ©efanntfd^aft ber ©eiben rührte au« bem 2ln* 
nge be« Saläre« 1794, too, toie toir oben fallen, ©d^teier* 
ad^cr an bem ©eminar bon ®ebife in SSerßn eine fttrje 
!tt unterrid^tete, @r U)urbe bei il^r eingefül^rt burd^ ben 
rafen Sttej anber bon ®o]^na*'©d^fobitten , benfetben , ber 



i 



74 

t)on 1808—1810 ^rcu^fd^cr aÄintfter be« 3nncm, bann 
1813 ^räfibent bc« ftänbifd^cn äudfd^uffc« Bei bcm Oft* 
^rcu^ifd^en Sanbtage toar unb einer bcr ^aupt^dfip^ex ber 
ganbtoel^t toutbe, ein äriftofrat im beften ©itine be« SBor* 
M. Snget toutbe bieöejicl^ung aber erft 1796, ate ©d^teier» 
mad^er bon ßanböberg a. b, SB. mä) ber §au))tftabt fom. 
Unb l^ier ift Henrietten« ©d^arfblid ju betounbem , bag fte 
bie iöebeutung unb ben SBerti^ il^re« großen greunbe« fd^on 
gu einer ^dt erlannte, afe er in ber ©cfeßfd^aft nod^ eine 
burd^au« untergeorbnete ©tettung einnal^m unb fid^ ond^ 
Citerarifd^ nod^ fo gut »ic gar nid^t Belannt gemad^t 1^. 
3ti)ifd^en ben fo burd^au« äl^nßd^ organifirten ®emüt^ 
(©d^Ieiermad^er nennt bie §erj fd^erjenb bie i^m näd^ft* 
DertöanbteSubftanj, Srief», I. 201) bWbete ftd^ fe^r j 
fd^nefi bad üertraußd^fte SSerl^ältnig. ß^ berging [xoo^ fcin | 
äbenb, erjä^ft 55rau§erj*), an beut er nid^t ben »etten ' 
SBeg J)on beut S^arite^^Oebäube , »o er feine Slmt^tool^nnng 
l^atte, bi^ jur 9?euen griebrid^^ftrafee, too tt>xx bamafe m^t^ 
ten , gemad^t l^ätte. Sin SBinterabenben tt)ar fein S33eg ju 
un« nid^t ol^ne Scfd^^er, ja er tourbe fogar bebenftid^, oI« 
<Sd^I. Ȋ^renb eine^ Umbauet in ber Sl^arit^ eine SBol^nung 
auf ber jefeigen Oranienburger Sl^auffee bejogen l^atte, ba^ 
mal« eine 2lbenb« unbeteud^tete 8anbftra|e, an mläftC 
nur wenige Käufer in »eiten Entfernungen Don einanbeir 
ftanben, Sr l^atte fid^ Jebod^ bereit« in bem SRaaße an meine» 
SÄann unb mid^ attad^irt, unb mu^te feinerfeit« un« i^m 
fo aufrid^tig befreunbet, baß er baburd^ nid^t j)on feinen att* 



*) gürfl @. 156. 



75 

iBcnbfid^en ©efud^cn jurütfgci^attcn njutbc, 3n unfern S3e^ 
orgntß um ti^n Dcte^rtcn mir tl^m eine Meine Saterne, f old^cr 
iltt eingerid^tet, ba§ er fie in ein ^o^)fIod^ feine« SRode« 
jinl^alen lonnte, unb fo anget^an ging bann bcr Keine 3ßann 
m jebem SBinter^Slbenbe »on un«, toenn er nid^t fd^on 
fo anlam. 

(Sx fettft befd^reifet biefen SSerfel^r mit feiner greunbin 
red^t anmutl^ig in einem ©riefe an feine ©d^töefter Sl^ar* 
lotte : *) „2lm meiften lebe id^ jefet mit ber §erj ; fie too^nt 
ben ©ommer üBer in einem niebfid^en Keinen §aufe im 
tl^iergarten , »o fie toenig 3Renfd^en fielet unb id^ fie a(fo 
ted^t genießen fann. 3d^ :t>flege jebe SBod^e toenigften« ein* 
mal einen ganjcn 5Eag Bei xifx jujubringen, 3d^ Ißnnte ba« 
bei wenig SÄenfd^en ; aber in einer Slbipcd^felung bon S9e* 
|c!^aftigungcn unb SSergnügungen ge:^t mir ber 5Eag fel^r an* 
genehm l^in, ®ie l^at mid^ italienifd^ getel^rt, ober tl^ut ed 
i)ielme^r noc^/toir lefen ben ®^aff^)eare jufammen, ipir 
bcfd^öftigen un« mit ^l^^fif/ id^ t^eife il^r etwa« bon meiner 
Jlaturlenntniß mit, »ir lefen balb bie.«, ba(b jene« au« einem 
guten bcutfd^en S9ud^/ bajmifd^en gelten tpir in ben fd^önften 
©tunben f^^ajieren unb reben red^t au« bem 3nnerften be« 
©emütl^e« mit einanber über bie »id^tigften. ©inge. ®o 
l^ben tpir e« feit bem Slnfang be« grül^ßng« getrieben , unb 
Säemanb i^at un« gcftSrt. ^ er j f d^ä^t mid^ unb liebt mid^, 
fo fel^r toir aud^ J)on einanber unterfd^ieben finb. üDer ^erj 
%e ©d^tt)eftem, ein ^aar tiebe SÄäbd^en, freuen fid^, fo oft 



*)^53rieftt)..I. @. 182 Dom 30. 3Äai 1798. 



76 

i^ lomntc unb fogar i^re aWuttcr, eine uxtxxe%lidfe 
ftrengc grau, f)at miäf in affection genommen/ 

!Dod^ fanben fid^ , af« griebrtd^ ©d^feget nad^ Sei 
gelommen unb Bafb in tjetttaute SSejiel^ung ju ÜDorot 
35eit unb ©d^feiermad^er getreten toar, mand^etlci SK 
^ettigleiten innetl^alb be^ engem Steife«, ©d^legef ü 
eifctfüd^tig auf bic ®unft, in bcr ©d^Ieiermad^er bei §( 
rietten ftanb, unb ©orot^ea Seit beMagte fid^ über SSemai 
Idffigung Seiten« ©d^Ieiermad^er« ; il^rc greunbin §enriet 
meinte fie, befi^e fein ganje« reid^e« ©emütl^, für bie änbe 
fei er Hfie« nur par charit6. 3nbeg »u^te ©d^Ieiermad 
mit feiner SRu^e unb ber Ueberfegeni^eit, »eld^e i^m bie ^ 
l^eit J)on Seibenfd^aft gab , 2lHe« »ieber in« ©feid^e ju bri 
gen unb bie il^m fo »ert^e 3i^"^i8wng ©d^Iegef« unb beü 
i5rauen fid^ ju eri^aften, 

3n S5e5ug auf ben ßrfteren mar ba« freittd^ nid^t f 
bie ®auer mögßd^, tote tpir fpäter feigen »erben. Slber b 
3Ser]^ä(tnig p fetner greunbin $eri bfieb in feiner fd^i 
nen8auterIeitunbfeibenfd^aft«fofen9lein]^e 
burd^ atten SBed^fef ber Saläre unb aSerpftniffe faft ga 
ungetrübt ermatten. 3^r ruhiger, l^armonifd^cr ®inn , t 
tiefe« ®emütl^, il^re »erft^ätige Siebe übten bie gleic 
2lnjie]^ung«fraft ungefd^toäd^t auf ben fo fel^r ber eci^ti 
greunbfd^aft fälligen unb bebürftigen 9Äann.*) Unb gera 
burd^ i^re zä)t toeiblid^c 2lrt, fid^ mel^r l^ingebcn 



*) SSgl. «rief». I. 201. %ä), acBe3ettc, t^un @ie ©utcö ( 
mir uttb fd^rciBcn @ie mir fleißig, baß muß mein Seben crl^a 
ten, toeld^eg fd^Ied^terbing« in ber (Sinfamfeit nid 
gcbei^en fann. 



77 

nb cm))fangcnb aU bcfttmmcnb ju Jjcrl^atten, bot 
IC \i)m, tote gütft fcl^t rid^tig bcmetft*), Slnbcrc« unb 
SöTbcrfici^ere« , al« bielc il^rcr btelfeld^t nod^ mti)X geift* 
i^Jtül^cnbcn aber ntinber toeiblic^cn ©d^meftettt e^ bet^ 
moci^t l^ätten. !Denn mäl^renb bte Sefeteren , getrieben burd^ 
tic mel^r männfid^en (Stgenfd^aften tl^re^ ®eifte6 fid^ Wtifd^, 
ja oft negtrenb gegen bte getftlgen ßrjeugniffe ber äßänner 
»erhielten , mobet jene fitittl bei ber nie ganj ju bcfeitigen* 
bcn gigent^ümßd^feit be« loeibßd^en ®eifte« bod^ mebr 
ba^ ging eine oI« ba« ©anje umfaßte ober traf unb 
bol^ ben, toetd^eni fie galt, nid^t auf eine entf^^red^enbere 
Sol^n leiten nod^ toeniger aber il^m eine neue eröffnen lonnte, 
»ariber ®eift biefer grau ein tjotttommen toeibüd^er unb 
%c ginfid^t in bie 5ßatur ber toeibßd^en Sitbung bie bott^ 
foimnenrid^tige. 5ßid^tüon fid^ abjutoeifen, nid^t ber geiftigen 
Sd^B^fung, bie il^r geboten loarb, eine anbere eigene getpiffer"* 
mögen feinbfid^ gegenüber juftetten , toar :^ier il^r Seftre* 
icu, öietmel^r in fid^aufjunel^men, in fid^ toeiter 
ju bilben, unb fo bem fd^affenben greunbe 
beu lol^nenbften 35anl für feine Jl^ätigleit 
entgegen ju bringen burd^ üebebolle^ SSer»» 
ftanbnig.**) Unb »enn fie, toie eble Staturen e^ ju fein 



*) a. a. O. @. 7. 

**) aJJan t)3t. bie ^öncn Sorte ber ^rmjcffm Senore in ®8t^e'« 
^fiol, 1: 

3^ freue tnid^, toenn finge SD^&nner ^pxtdfm, 
3)a6 id^öerfiel^en faitn, tt)ie fie e« meinen, 
S8 fei ein Urt^eü über einen SWann 
2)cr alten B^it unb feiner Saaten SBert^ ; 
(Sd fei t}on einer SBiffenfd^aft bie 9iebe. 



78 

^jflegcn, oft mit ftd^ feftft.md^t xufriebcn toar, irnb ba^ 
3nnerc ber fonft in fid^ fo fcften unb glcid^mütl^taett grau 
eine i^tcftcid^t au6 il^ter Äinberlofigictt mit ju crlfärcnbc rni* 
befricbigtc ©el^nfud^t nad^ cntfpred^cnber äußerer Z^ati^ 
Icit burd^jog, fo tou^tc ber ijrcunb fic ju einer rid^tigeren 
©d^ä^ung beffen, toa« fie tciftetc , l^injufü^ren : „®gentßd^ 
giebt e« bod^ leinen großem ©egenftanb beö SBirlcn^ ote 
ba« ®emüt:^, fd^reibt er il^r bon Sanböberg au« am 6. @cj3< 
tember 1798*), toirlen ®ie ettoa ba nid^t? O, ®ic frud^t* 
bare , ®ie i)ietoirlenbe , eine toal^re ßere« finb ©ie für bie 
innere 9latur anbiegen einen fo großen Slccenttnbie 
Sil^ätigleit ber 2lu§enn)elt, bie fo burd^au« nur 
3Äitte( ift, tt)o ber 2Äenfd^ in bem allgemeinen 3Äcd^ani^mu« 
fid^ berßert, bon ber fo toenig bi« jum eigentüd^en 3^^^ 
unb ^ki atteö ST^un« l^ingebeii^t unb immer taufenbmol f^ 
üiel untertt)egd berforen ge^t ! Unb jene« S^^un unb S^reiben, 
toobei fid^ ber 3Äenfd^ mül^t unb fd^toifet, ift e« nid^t ßr* 
menb unb tobenb gegen unfere ftitte SB^ätigleit? 3Bcr ber* 
nimmt ettoa« bon um^? SBa« »eiß bieSBelt bon unfcrer 
inneren S'iatur unb il^ren Setoegungen? 3ft i^r nid^t^SMe« 
©el^eimnip ©e^en ®ie nur, ma« ©ie getl^an l^aben rnib 
nod^ t^un unb t^un toerben unb geftel^n ©ie, baß biefe« 
Xi^un unb Silben unenbßd^ mel^r ift, afö Slöe«, toa« ber 



2)tc burd^ ©rfal^rung tociter ausgebreitet 
2)cm 9Rcnfd^cn nü^t, inbem fic 'üfx erlebt: 
SBo^itt f\äf ba« ®i\pxdä} ber (Sblcn lenft, 
3^ folge gern, bcnn mir toirb leidet ju folgen." 
*) «rief». L @. 195. »gl. gürji a. a. O. @. 44. 



79 

SBcnfci^ über ba« grogc Sl^ao«, mlä)t^ et fid^ jured^t mad^en 

fett, getoinnen lann." S« ift betfette ©ebanle, tote t^n ©d^ißet 

m bem belannten S^>tgtamm au«f:|)ttd^t : ,,5lbet t[t anäf in bet 

ftttlid^en SBeft. ©em^ine 5Ratuten jal^ten mit bem , toa« fie 

ti^ itn, ebte mit bem, toa^ fie finb." @^5ätet fteitid^, atö 

3Watat«$etx geftotben »at (Sanuat 1803) tätl^ et i^t fettft, 

i^rcm 8eben einen ted^t ^taltifd^en Sl^otaltet ju geben^ 

{nxä)t itc^ ©^>tad^en unb SBiffenfd^aft ju tteiben) fid^ be* 

ftimmte 3ißfe ju fefeen unb einen beftimmten äBitlung^Itei«.*) 

Unb c« »at nal^e batan, baß fid^ i^t ein fold^e« unb jtoat fel^t 

atängenbe« getb bet SC^ätigleit etöffnete, ate i^t butd^ il^ten 

Sreunb ÜDelbtüdE in l^Bl^etem Slufttage ba« el^tenDoÜe Slnet* 

Steten gemad^t »utbe, bie ßtjiel^ung bet ^tinjeffin Sl^at** 

totte, \pakxtn ^aifetin i)on 9tu|tanb, ju übetnel^men. ©od^ 

i^eitette bie ©ad^e an bem Don il^t gefotbetten Uebetttitt 

5UT d^tifttid^en SRetigion, gegen ben fie fid^ bamate an^ 

©tünben Knbtid^et ^ietät fttäubte. (5Rad^ bem Xobe il^tet 

ajJuttet im 3a^te 1817 lieg fie fid^ in 3off en Don bem 

. % feeftcunbeten ©u^petintenbenten SBotf in ben öunb bet 

S^riftenl^eit aufnel^men. ÜDie Slblel^nung eine« öff enttid^en 

UebetttitteöinSettin, »ie i^n ©d^teietmad^et, butd^ 

bie f)of)t öebeutung bet Uebetttetenben beftimmt, getoünfd^t 

l^atte, toax bie etfte unb ein j ige SBotle, »etd^e il^t fd^öne« 

5Sct]^ättni§ ju bemfetben füt httje ^tit umflotte) . gbenfo 

jctfd^tug fid^ einige Salute f^jfitet eine äl^nßd^e SSetl^anbtung^ 

ate il^t bet Untettid^t einet 5Rid^te SDiutat«, be« nad^matigen 

ftönig« Don yteonftl, übetttagen toetben fottte, an bet Si^^ 



*) »rief». I. @. 196. 



80 

tmitl^ung, ii^rcn bcr franjöftfci^eti ^mg^^ unbequemen ^m 
gu Snbem. @o bßeb fie mit Slu^nal^me eine« furjen äufcr 
l^otW in 9?ügcn, roo fte Die Sinber il^rer ^eunbin ®^rfol 
t>on Äot^en etjiel^en l^atf (1808) unb meisteret befonberö m 
Äunftfiebe unternommenen ,$Reifen nadf J)re«ben, ©ül 
beutfd^tanb unb Staßen in bem xtfX fo lieBgetoorbenen SerE 
unb lebte bei einem mäßigen SSetmögen freiKd^ nid^t ol^i 
mand^erlei ©ebrängniffe unb ©orgen bi« in il^re l^ol^e 
Salute in eifriger "^tiimf^mt an ben beften grgeugmffc 
ber giteratur unb einer für fie jum »ol^ren 8eben6bebürfni 
geworbenen anregenben ®efeüigfeit. !t)abei toußte fie übt 
gen« bod^ nod^ ^ext ju gewinnen für mand^erlei nü^tiä; 
pxalix\äft S^tigleit , inbem fie an unbemittelte junge 3RSt 
äftn unentgetttid^ @:|)raci^unterrid^t ertl^eilte unb ben Srtro 
i^rer ^anbarbeiten tool^ttl^ätigen Stiftungen jutoanbte. 3^ 
2:0b erfolgte erft am 22, Dctober 1847 im brei unb atfl 
iigften Seben^ial^re, nad^bem fie nod^ furj toori^er burd^ etw 
fflefud^ Sönig griebrid^ SBil^etm IV. (ber fid^ erinnerte 0! 
Heiner ^abe bon feinem ßrjie^er ÜDeCbrüd bigweilen ji 
^nfd^auung ber ^)^^fifalifd^en ©j^^erimente be« Dr. ^ 
mitgenommen worben ju fein) geeiert unb erfreut worbe 
war. — 

©owarbiegrau, bereu ^eunbfd^aft ©d^Ieiermad^ 
in biefer 8eben«<)eriobe erwarb unb toon ba ab aU eine b< 
fd^Bnften ^kxhzn feine« in fo bieter ^infid^t fo reid^ b 
glüdtten Seben« bewal^rte. Sa, man lannfagen, ba|( 
i^ielteid^t leine bertrautere ©eele l^atte un 
bon 5ßiemanbem beffer gelaunt unb bei 
ftanben würbe, at« bon biefer grau, bere 



81 

fÄame cbm bc^l^tt mit bcm fce^ gtö|teri beutfd^cn 3^^co* 
logen be« 3a]^ti^unbctt« in unaufö^üd^er SSerbtnbung 6tct* 
Ben tt>trb. — 

!Dic anbete in jener 3^^* mäd^tig auf il^n etntoirfenbe 
^otenj mar griebrid^ ©d^teget. S« gab nid^t leidet 
wen 3Äenf6en, bejeugt ©tcffen«*), ber bnrd^feine 
^erfönlid^feit fo anregenb »irfte, »ie biefcr 
aRann. ©ne ftarf unb gefunb gebaute gigur, ein fel^r d^araf* 
tcriftifd^r ^o^l ein btaffe^ ©efid^t, fe^r bunfte« unb um ben 
8öj>f furj abgefd^nittene^ ^aax, ein feiner, gentlemanma|iger 
?lttjug — fo mirb feine äußere ßrfd^einung gcfd^itbert. 
(öriefu). I, ©. 178) . @r f^rad^ langfam unb bebäd^tig unb 
faSte jeben ©egenftanb, ber il^m mitgetl^eiü n>urbe, mit 8eid^* 
tigleit unb ®eift auf. ÜDabei l^atte er ein für fein 5lÜer giem*» 
^ umfangreid^e« SBiffen, ßebendtoürbige 3ugenbfrifd^e, 
onji^nbe 9iatürßd^!eit beö betragen«. Unerfd^ö^)ffid^ unb 
trcffcnb in feinem SÖife fonnte er, obgteid^ fein Sleugere« 
etoa^atul^ige«, faft ^l^Iegmatifd^e^ l^atte, jebe Unterl^aÜung 
ted^ bic origineßften ©ebanfen unb ßinfäße beleben unb 
Jlnbere ju lebenbigfter aJiittl^eilung erreoen. 9Ü« ü^n ©d^Ieier* 
mifix 1797 in ber fogenannten üßimpod^^gefeßfd^aft, in 
toeü^er literarifd^e SKeuigfeiten mitgetl^eilt mürben unb \pixttx 
W örinimann unb im §aufe be^ Dr. ^erj fennen 
teite, f^>rfi^tc ber erft fünfunbgmanxigjäl^rige Süngßng 
Swfcenbe ©eifte^bß^e. Unb fo ift e« m^ fein Sunber, 
H ein SDiann »on fobiet ®eift, 2Bett unb gtänjenben 
®Acn fiber ben jtoar an Salären borauggefd^rittenen. 



*) «©&« [^ erlebte" V. pag. 304. 



/ 



82 

aber bi«^cr mcl^r an fttüc Bw^ödgcjcgcnl^cit unb ctnfac 
Öcbcn«Dcr]^äItntffc gcioö^ntcn ©d^teiermad^r*) fcl^r taj 
einen bebeutenben gtnfluß , ja eine ^txt (ang eine Slrt bi 
.'^ettfci^aft getDann. ßr fam il^m al« ein fo burd^au« üb« 
legener ®eift tjor, baß er nur mit .e^rfurd^t^ijoHem ©taun 
tjon beffen fd^neßem unb tiefem ©nbringen in ben ®e 
}eber SBiffenfd^aft unb jebe^ ©d^riftftetter«, bon feiner ^of) 
un^5arteiifd^en Sritif, bcn feinen großen üterarifd^en ®i 
mürfen meinte reben ju fBnnen. „3d^ bin jtDar nie ol^i 
geleierten Umgang getoefen , fd^reibt er feiner ©d^toefter oi 
22. October 1797,**) unb für iebe einjelne SBiffcn 
f d^af t, bie mid^ intereffirt, l^atte id^ einen 3Rann, mit bei 
id^ barüber reben fonnte. Slber bod^ fehlte e« mir ganjfic 
an einem , bem id^ meine ^)]eiIof o^)]eifdeen Sbeen f o red^t wii 
t^eiten fonnte unb ber in bie tiefften 9lbftractionen mit nti 
hineinging. Diefe große ^Mt füüt er nun auf« ^errßd^p 
au«, id^ fann i^m nid^t nur, tt>a« fd^on in mir tft, au^ 
fc^ütten, fonbern burd^ ben untjerfiegbaren@troi 
neuer Slnfid^ten unb 3been, ber il^m unauf 
^örtid^ juftießt^ loirb aud^ in mir äWand^e« in ®( 
roegung gefegt, »a« gefd^Iummert l^atte. Surj für mer 
I)afein in ber üterarifd^en SBeK gel^t feit meiner nä^ 
SSelanntfd^aft mit tl^m gleid^fam eine neue ^ertobe w 
Säf fage: feit meiner naiveren ©efanntfd^aft, ben: 
obgleid^ id^ feine ^l^ilofo^^l^ie unb feine latente »eit c^e 



*) 9SgI. »rieft». I. @. 226. ^Sn bcm, »a8 man SBcU nöW 
in ber ^enntnig, in ber 9loutine unb ilt^ren Keinen %iU, ba Bin i 
ein graufamer @tüm^er. 
**) a. a. O. @. 169. 



83 

unbern lernte, fo ift e« bod^ eine Stgen^eit 
i mir, ba§ id^ aud^ in ba« 3nnere meinet 
rftanbe^ 5Wiemanben l^ineinfül^ren fann, 
nn id^ nid^t juglcid^ bon ber Untjerbor^ 
:^ett unb ^ied^tfd^affenl^ett feinet ®cnifi* 
^ übergeugt bin. Sä) !ann mit SWemanb ^}l^iIo^ 
►tren, bcffen ©efinnungcn mir nid^t gefaüen. ^^iur erft, 
)bcm id^ ^ieDon foi>iet ©etoig^eit l^atte , ate man mit ge^ 
5cn ©innen au« bem Umgang unb ben Meinen Sleu^erun«' 
eine« äßenfd^en fd^ö^)fen fann , gab id^ mid^ il^m näl^er, 

bin ie<^t fe^r Diel mit tl^m. gr l^at feine fogenantite 
)tti>iffenfd^aft ftubirt, miß aud^ fein 5lmt befleiben, fon* 
i, fo lange e« gel^t, \pMxäf aber unabl^ängig Don bem 
tag feiner ©d^riftfteöerei leben. 2ln mir ru^)fet er be^ 
ibig, id^ mügte aud^ fd^reiben, e« gäbe taufenb ÜDinge, 
gefagt toerben müßten unb bie gerabe id^ fagen fßnnte" 
'. tt). SBirflid^ erreid^te e« aud^ ©d^Iegel batb barauf 
: 21. g^oDember 1797) , inbem er an ©d^teiermad^er« ®e* 
fötag feine ©itte mit benen ber ijtau §)eri unb 3Seit 

ber beiben ®rafen Solana »ereiitigte, i^m ba« SSer* 
:^en ab junel^men, ba^ er nod^ in biefem Saläre et loa« 
jene« fd^reiben lootte. !iDie ©ebrüber ©d^Ieget litten 
tat« an ©teüe ber eingegangenen ©d^itter'fd^en ^oren 
: neue Beitfd^rift begrfinbct, ba« atl^enäum 
irfin 1798 — 1800) : baju fofite ©d^teiermad^er einen 
itrag geben. — ©efonber« innig »urbe ba« aSerl^ättnig 
ibcr, at« am Snbe be« Saläre« (21. ©ejember 1797) 
cbrid^ ©d^teget in be« greunbe« SBol^nung jog. .SSon 
im bamatigen 3ufammenteben giebt er toieberum ber 



S4 

Sc^tPffter eine mbt artige ^(6rei6ung *] : J&at J^errTu^ 
33fräiiterung in meiner iS^ften^ macbt Sd^k^d^ So^a 
bei mir. ffiie nen ift mir ca^, uafe id^ nur He 2:^ür ji 
offnen brauche, um mit einer t>emünftigen ®eete ju rcben 
ca| tc^ einen guten a){orgen audt^eilen unb em)>fQtige 
fann, f obafe üb erwache, bag mir 3emanb gcgenflberft^t h 
lifcbe mt tap ic^ tie gute Saune, bie iä^ Sbcnb« uiHj» 
bringen }>flege, noc^ frü^ 3emanb mitten tarnt. @(^fegi 
fte^t ^mb^nlxd) etat ©tunbe e^ auf, ate idf, u>et( u 
meiner äugen »egen be^ 3Äorgen« lein &äft brennen bai 
unb mic^ atfo fo einrichte , ta§ id^ tjor V,9 U^r nid^t aui 
gefc^lafen l^obe. Qx liegt aber aud^ im 3ette unb ßeft, t( 
ermad^e gcmöl^nfid^ burd^ ba«' Sßnen feiner Äaffectafft 
Dann fann er üon feinem Sett au« bie 5£pre , bte meiii 
©c^laflammer i)on feiner ©tubc trennt, öffnen, unb fo fcn 
gen »ir unfer 3D?Drgengef}>räd^ an. SBenn id^ gefrül^ftüd 
^abe, arbeiten »ir einige ©tunben, ol^ne ba§(giner wi 
Slnbem mci§ ; gemB^ntid^ »irb aber i)or Itfd^ nod^ coi 
Heine ^aufc gemad^t , um einen Wf^tl ju effen , ts>ot>on w 
einen gemeinfd^afttid^en fd^önen SSorratl^ ber auöertefenfte 
arten i^aben ; babei f^)red^en »ir getüöl^nttd^ über bie ®eger 
ftänbe unfercr ©tubien. Dann gel^t bie j»eite 3lrbeit«j)criot 
an bt« JU lifd^ b. 1^. bi« l^alb jtoei. 3d^ befomme mei 
effen , tt>ie bu mei§t , au« ber Sl^ariti , ©d^tegel läfet fi< 
feine« au« einem ©aftl^aufe Idolen. SBetd^e« nun juer 
fommt, ba« tt)trb gcmeinfd^af tftd^ öerjel^rt, bann ba« anbcri 
bann ein ^aar ®täfer SBein getrunlen, fo baß »ir beiuc 



*) «rief» I. <gJ. 176. 



85 

t ©tünbd^cn bei unfcrm ©incr jitbrtngcn. Uebcr fccn 
ad^mittag läßt [id^ nid^t fo bcftimmt \^xtä)m , tetbcr aber 
Vi% id^ gcP^^^W' töß i^ gcmöl^titici^ ber @rfte bin, ber au^* 
iegt unb ber Se^te, ber nad^ §aufe !ommt. Unfere greunbe 
abcn ftd^ ba^ SSergnügen gemad^t, ujifer 3^1^"^^^"* 
eben eine (gl^e ju nennen unb ftintmen aügemcin 
jaxin überein, ba§ id^ bie grau fein utü§te, uuc 
Sd^erj unb Smft »irb barüber genug gemad^t." 

©er aber au« ben großen gobfprüd^en , bie ©d^teier* 
uiad^cr feinem neuen greunbe l^inftd^tßd^ feine« ®eifte« unc 
fetner »efä^igung ert^eift, fd^tießen tooßte, er ^abe beffcn 
©d^toäc^en ganj überfeinen, »ürbe fidb irren, ©d^on in bem* 
fetten ©riefe oxi bie ©d^wefter, au« beut id^ bie ©d^itberung 
i^cr 8eben«orbnung mitgetl^eilt, fd^reibt er: ;,©ein ©entütl^ 
iftjäußerft finbßd^, offen unb fro^, naib in aßen feinen 
äcuferungen , aber etma« leid^tfertig , ^eftig unb argwöl^* 
^i^, fein El^arafter noc^ nid^t feft, feine SDieinungeu nod^ 
fc^r beftimmbar. SBa« id^ in«befonbere bermiffe, ift ba« 
jartc ©efül^t unb ber feine ©inn für bie ßebüd^en Steinig* 
fetten be« Öeben« unb für bie feinen Sleußerungen fd^öner 
©efmnungen, bie oft in Keinen ÜDingen ba« ganjc ©emütl^ 
«itl^tten. ©0 »ie er Sudler am fiebften mit großer ©d^rift 
JWag, fo aud^ an ben SDieufd^en große unb ftarle 3üge. 35a« 
bloß ©anfte unb ©d^öne feffeft i^n nid^t fe^, n>eil er ju 
V\x nad^ ber Analogie feine« eigenen ®emü* 
^e« aue« für fc^toad^ ^ält, »a« nidf^t feurig 
*»nb ftarf erfd^eint. ©o »enig biefer il^m eigentpm* 
fid^c ÜBangel meine Siebe ju il^m l^inbert, fo mad^t er e« 
^m bod^ unmögtid^, il^m mand^e ©eite meine« 



S6 
Wcmüt^c* gaus ju cntl^üllen unb »crftänblt 

3nt u^cttcren aSertaufc il;rcr Scfanntfd^aft offenbarte fi 
bann incl^r unb mtifx btc bei grcBcr Uebereinftimmung 
ben ^)]^itofop^ifd^cn unb ^iftcrif(^cn (Jinmbanfi(]^ten bc 
tief im Innern fiegenbc üPerfc^ietenl^eit bcr beibei 
f e i t i f^ e n D e n 1 u n g « a r t. 3tlterbing«f l^tte feie SSerfc^i 
Deu^ett ber (^^ctftcr , feimt fic nur ta^ OntcIIectuel: 
betraf , ein fcrtbauenibe« 3^f*^^"'^"8^^c" "^^^ au^gefd^Ic 
fcn. Denn e« ift eine bcfauntc CJrfcbeinung in ben ßn 
uncfelungi^pro^cffen be« (^kifte^, tap gerate bie entgegei 
gefegten foic ]iä) fud)en. Unb fotd^e fteßten bie beib 
greunbe bantate bar. ^M\t feuriger 3nbrunft ergab ft 
?Sriebrid^ ed^tegef ben geiftigen (Sinflüffen, bie ju jener ^^iU 
lungere Generation bcl^errfd^ten nnb »verlor ftd^ in ben ® 
menten, bencn er ficb l^ingab."; ©dbfeiemtad^er ftanb inrai 
mit f Ulster 93crftänbigfeit über tem Stoff, ben er ergr 
unb ße^ fid^ nie oon i(;m bcl^en'fcben. 3nfofern crgänjten fi 
:J8eibe, imb ba in ©d^teiermad^er, n^ie nur gefeiert, ein tief 
öcbürfnig (ag, ftd^ anjufd^miegen, f)ättt i^r SSerl^ältniS a 
äu^fid^t auf Dauer gel^abt. Slber bie Differcnj tag tic| 
— im ßl^arafter. ©cbfcgetö übergroße ^eftigleit 
©nnfd^en nnb Steigungen, feine ftnrmifd^e Sinnlid^feit, \ 
3)tanget encrgifd^er 2::^ätigfcit unb ber oft an Unrebßd^I 
gränjenbe \?eic^tfinn contraftirte bod^ fo cntfd^ieben n 
©c^Ieiermad^er« S^araftcr, bafe bie DoHe Sal^rl^cit i 



'^) @uftat> ^übne im 2)cutf(bcn Xafdteubuc^ für ba9 3abr is; 
5. 25. 



87 

Steunbfci^aft, naä) fcererm feinte, für bic Dauer nicbt 
ju errctci^cn u>ar, fonbcm eine immer gröfeerc gntfrembung 
eintreten mu^te. 5Rid^t^ befto tt)em8er l^iett ©d^lctermac^cr 
feinerfeit^ mit ber i^m eigenen Xrcue unb Eingebung an Dem 
Srcunbe feft , fettft ate beffen pudlic^c unt ßffentlid^c "äiu 
aricgenl^eiten unb bie üble \<agc, in iDetc^e er fic^ burc^ feinen 
Uebermut^ in ben ßterarifc^en t^e^cen unt mel^r nod^ bnrcb 
bad anftö^ige 35er^ältni^ 5U ber gefc^ictjenen grau aScit gegen 
bie SBelt gefegt l^atte , i^m nagenben Summer bereitete, unt 
öigleic^ Henriette ^erj, beren gediegenerem SÖefen bie ftartc 
®inn(id^!eit unt Öeic^tfertigfeit gricorid^ ©c^leget^ im i)Mu 
ften @rabe äumiber mar, nnebcr^olt ertlärt l^atte, ba^ cö 
. il^ni an ©cmütl^ unb mal^rem SJerftänbni^ t)on ©d^leicr* 
öiac^erd l^eterogencr ^Jiatur fc^led;terbing^ fe^Ie. 5Koc^ im 
3a]^rc 1802 nad^ cen mancherlei Söenbungen , »eld^c biefe 
%bintung mit ©erleget genommen, bie er aH eine 
^ermerfmürbigften ß^oc^cn feinet geben« bcjcici;* 
»et unfc uad^bcm bie innere ÜDifferenj jmifd^en Seiben tängft 
^eutlid^er hervorgetreten mar , fonnte er nid^t uml^in , aii^'- 
äufj3rcc^en, bag er ba« in griebrid^ üegenbe 
3beal (iebc, menn e« il^m gleich jmcifefl^aft 
fei, ob e« nid^t e^er jertrümmert mcrbe, el^e 
et e«f JU einer i^armonifd^en ÜDarftellung bef * 
felben im \^eben ober in feinen ©d^riften 
^erbe gebrad^t l^aben.^j ^2Öie fßimte id^ anberd, 
"^eint er , ate gerate bie greunbfd^aft für i^n l^aben , bie xä> 
We? 3]^m iebeu ©tein, menn ic^Iann, arx^ bem SBcgc 



^} ^ (SUonore 10. (Btpt 1802. @. 349 fo(gb. 



88 

lieben , alle fdne Snttofitfc mit Siebe unb X^eilno^me ui 
faffcn, il^m jur au^fül^rung berfctben aöe meine Ära; 
teilten , foiDeit er fle braud^en lann unb il^n mit aflet J5o 
fid^t bi«tt)cilen fid^ [^)iegeln taffen in bem Silbe, ba 
tjon i^m in mir entworfen ift. SDKr ift er buti 
fein D afein l^citfam genug, fo ba§ e^ mir gar nici^t eii 
faöen lann , i^n noc^ für mid^ ju ctn>a^ Xnbercm unb (äi 
jelnem gebrauchen ju »ollen , unb intt)ictt)eit id^ mid^ i^i 
eröffnen fann unb fott , ba« mi^t fid^ bon felb'ft ab nad^ bi 
SBirfung , bie fid^ batjon tjorau^fel^n tä§t. Sr l^at jcit 
SSiete« an mir geal^nt, mein eigenttid^e« SBefen abc 
mol^l f:|)Ster erfannt, id^ meift, ba§ er e« im ©onj« 
fiebt unb el^rt unb ba§ e« unnötl^ig ift, il^n mit aüen eti 
seinen änfid^ten beffetben aufjul^atten. g« ift mir fel^r Ha* 
ba^ er ba« loeife unb fd^öne SSort, e« fei in be 
Sreunbfd^aft eine ^au:|)tfad^e, i^re®ränjc5 
I e n n e n ,*) au« unferem 9Ser]^{tni§ unb meinem öetragc 
gegen il^n gefd^5:|)ft l^at ; benngerabe l^iertn l^atfti 
gar oft bieStärfe meiner greunbfd^aftjeige 
muffen." 9Kinber ebet benal^m fid^ ©d^teget bei ber wad 
fenben ÜDifferenj. @r fonnte e« nid^t ijergeffen , ba^ er 
lange einen gemaltigen Sinfluß auf ben greunb , ia ein |)e 
fönlid^e« Uebergetoid^t über benfelben be^au<>tet**) m 

*) at^cnäum I.«b. 2. @tü(f. @. 106. grcunbfd^aft i^ ^artia 
<S^e, 2iebcuttii)crfcncgrcuttbf(i^aft. %<}& ©ctougtfcin bcr noi 
toenbigen (drängen ifl ba9 Unentbe^rtici^fle unb ©ettenße in \ 
Sremtbfd^aft. 

**) 3[ud^ sr. 2B. (Spiegel »unbertc fid^, »ic fein SSraber c« a 
gefangen, eine toeit geijireit^ere geber, ate bie feinige, auf eigent^fii 
üc^e^rtfic^ bienßbar )u ma^en. III. €$. 71. 



89 

tooüte m burci^au« md^t batein fbibcn, ba§ ©d^fetcrtnad^ct 
im »eiteren Fortgänge feine« et^ifd^^'tl^olcgifd^cn ©Übung«* 
(>tojeffe« me^r unb mel^ bie ftül^ gcnteinfame romantifd^ 
fficttonfci^auuna berfteß unb fid^ unabl^ängig unb feftftftän* 
feig nad^ aßen Seiten ^in p fteüen fud^te. 3iad^ feinet 
SÄeinung ptte et »al^tfd^einKd^ aU tteuet ©d^itbfna^^ 
ftUe Säanbetungen tt)iebetf))iegeln foßen , benen ©d^feget auf 
fern gto^n S33eltfd^au<)tafee untettootfen »at. ®ne feit- 
fome 3umut]^ung ! bet aSetänbetlic^c unb äBec^fetboßc nennt 
ben, bet fid^ nid^t mit xtjm »eränbett, ben Slbttünnigcn unb 
Ungctteuen ! *) Unb »ä^tenb ©d^feiermad^et au« attet 
Pietät eine »enigften« neuttale unb fd^weigfame ©teüung 
fettftba nod^ bel^iett, al« jenet mit feinet gtau unb g»at 
feinc^mege« au« t ein teßgiBfen obet fittßd^en aWoßben**) 
jUt t5mifd^ * latl^oßfd^en titd^c übetgetteten n>at , »utbe 
@ci^(cge{ immet mel^t etbittett unb »atf bem ftü^ten gteunbe 
— natütfic^ ganj gtunblo« — catbinifttfd^e Unbutbfamfeit 
gegen änbet«benfenbe bot. — 

äbet ba« bamalige aSetptnig (1797—1802) »at, 
^ic gcfagt, ein l^Bd^ft betttaute« unb innige«. 3]^te ©tubien 
unb ©etgnügungen »aten gemeinfam, il^te ftül^cn ©^)ajiet* 
Sänge im 2:]^ietgatten , il^tef<)äten äbenbftunben bei Sala 
Tarone tt>aten butd^ beftänbigcn 5lu«taufc^ i^tet tennt* 
%/3been unb ©nfäße belebt. SÄand^e« bon bem, »a« 
^ei fotd^et ©etegenl^eit auf Keine SJtättet tafd^ aufgefd^tieben 
toötbe, fielet im at^enSum untet bet IRubtif : gtaü* 

*) »anlegen, üDcnftoürbigfeiteu IV. @. 269. 
**) «gl. 9l\3fpoU> , a)er (£onfct|lott«tt)cd^f et in unfenn SWjfJ^^unbert. 
*t0t. JStonatöMfitter 1866, Suni, ®. 352-358. 



atente. ScMfioaiAta« JSntxa^ rair im jireüen Stü 
^e# exAro ^antc« rimr öbct Slai^ ontcxtr i^>^crtöiit 
S. 3 — 146 ^ioitrait sat rc« icaea ^rrid» SAIegc 
im fe jdhrocr ;h icbdra . Ml iSdiinomacber tomold 
idafr rftatsaojdtassim vir in fonaii Stpl nocb imferl 
snt im Sotfii ipor.'' ^oin; mt^imfelMt rühren ti 
ttni ia He ätonnciiai rbtlctcrbikbcr ^«briften im .jtpett 
nt tridni jjantf £«« JUtmämiU , äont« 9iit^ropi>(oc 
mit ^ncbire ^ff iimmun jt re^ ^Semcbm betreffent, tt 
gldcbai de ^eti^ ufer iPaTi>e nnt en^ mit geigen De 
fAaifen Btadbel feinet Sattne, ter feini 
$e(emit frete eigen geblieben ifr nnt t^m j 
i»ie( ^eintftbaft nnt fc mandie ^eifennuti 
^ngejcgen bat^"" . äUlemnge lag ter @ebraud^ i 
dronie mit ^^ctie ganj im i^ftr ter romantifcbi 
^nle , n)e(cbe eine ftbneitente Öritü an ter gonjen bi 
^gen ^^eben^onfcbaunng übte nnt in tieier neuen ^t\ 
fcbrift eine 9ieibc origineller ^teen in furzen iuge)>i^t 
Salgm, mk :9rantrakten unter tie '^biüftcr n>arf. So 
ed n>ar tiefe 3^irtnofitat ter ftritü, tiefe eminente :8efa^i 
nng, tie Derborgenften iScbu>&(ben ter @egner aufjuf^jüt 
nnt fd^lagent ^n n>iter(egen ebenfo eine :8efenterbett t 



• »rief». I. 235 tocm 10. 3uni lT9b. ^1. Sigirart, ^l 
fttnot Sqte^ungm )n bem tltbaiSmn. »kubeuren 1H61. 

**; 3c öfter er tourbe, i>cftü mc^r lojtc pA bicfc ©c^^orfc u 
©trcnge in üRUbc auf. Seine Jüiefce nnt Irene »aren ^ßen 
fannt, bie tbm naiver flonben, fetner gamiüe, feinen greunben; 
blieben nnerf(^ütteTH(^, felbft tt>o er eine ablDeii^eitbe Sli^tn 
be« &ti^ betlagen, ia fireng tabeln )u mSffen glaubte. («Steffen« 



91 

Sd^feicmtaci^cr'fc^en (Seiftet, bcr, »tc SBaml^agen tteffcnb 
fagt, *) einem Slrtcbiperf mit SDfeffern, 9i&beni unfc ®^)ifeen 
i\\ä), bag 3lHe^, »aö in feine ©earbeitnng lam, gerquetfd^t, 
jcrfd^nitten unb jerftod^en l^eran^faüen mußte. Site eine 
$tok be^ übermütl^igen 5Coneö ber Äritil, tt)ie er 
^ier unb ba in biefen Fragmenten angef dalagen »irb, ftel^e bie 
fic^erßd^ auf ©d^teiermad^er^ änt^it gu fd^reibenbe äleu* 
tag über Seibnife l^ier: ^Seibnife ließ fid^ befanntlid^ 
äugcngläfer öon ©^inoja mad^en , unb ba^ ift ber einjige 
Serfel^r, bcn er mit il^m ober feiner ^^itofo:|)^ic gehabt f)at 
^iittc er fid^ bod^ and^ äugen Don il^m mad^en (äffen, um 
in bie tl^m unbefannte äBeltgegenb ber ^]^itofo<)l^ie, »o <S>^u 
noja feine §)eimat]^ fyit, »enigften« au« ber gerne l^inüber* 
fc^auen ju fönnen!''**) 

ßine anbere ®m^)))c ber^^ragmente mci^r ^)ofttiber 
alt jeigt ben erften 35erfud^ , bie fittlid^e SBett ju geftalten 
«nb entl^ätt mand^e Äeime be« fj)äteren et^ifd^en Softem«, 
Monber« SCnfid^ten über bie ©^l^äre be« inbibibueüen 8e* 
'^W, über Siebe, greunbfd^aft, Seftimmung ber grauen 
^J. 8. |)ierl^er gel^ören jmei au^ffi^rüd^e Fragmente, öon 
benen ba« eine: „Sbeen ju einem Äated^i«mu« ber 3Scr* 
nrnift für cbte grauen" in ber Ml^nl^eit freien unb fd^crjen* 
^ @^)icfe« mit gemeii^ten gormen faft an bie ©ränje be« 

*) ©enlwürbigfeitcn IV. @. 271. ,,SBa8 ate 53ittcrleit ober grau* 
i«ttc@^otrtu(l angeflagt tourbe, lag in bcm SJSbcrtDerf feiner S5cr- 
höbe^Mftc, bie er oft nur jn einem fatt?rif(i^en ^Bäfdäf^pid »crtoanbte, 
iciÄQ^emütl^ ^ielt fd^on bamal« über bie ganje ^Uleufd^emoelt feine 
fingen gebreitet." @. M^nt a. a. O. @. 27. 

**) «t^enSum I. 2. 9^r. III. @. 74. «gt. Äober ftein, ©runb*' 
^bcröef^. b. beutft^en ««ationaniteratur pag. 2478. Slnmer!. 22. 



92 

3uläffigcn ftrctft, bad anbete, »eld^e^ ouc^ ^^^^^^^''^S ^ 
gefiel, eine gebanlenretd^e gjc^ofitiou üfeer ba« SSefen i 
Offen 1^ et t gi^bt*). ^ux El^aralteriftüE ber anfange bi 
©(i^tetemad^erd ®(i^riftftcßerct »ttt i6f ba« meine« ©iffei 
fel^r »enig belanntc gtagment feinem ^an^tinl^aüe na 
mittlen : 

„ß« giebt äWenfci^en , bie in bem ®tt^t eine« ®artci 
^aufe« gebant finb, »o iebe« genfter eine 5D^üre ift m 
i^ebermann ^lafe ju nel^men genötl^igt »irb, in ber SSotoui 
feftung , ba^ er nid^t mel^r ju finben ertoatte , ate »a« ei 
©ieb in einer Slad^t aufräumen lönnte, ol^ne fid^ fonberß 
JU bereid^em. (Sin eigentfid^er äßenfd^ , ber tttoa^ m^x i 
fid^ ffat, »irb fic^ freitid^ nid^t fo <)rei«geben. — 3Son eine 
e^aralter giebt c« leine anbere grfenntni^ oI« SCnfd^auun 
— ©er bürfte fic^ felbft jertegen mie ba« Object einer an 
tomifc^en SSorlefung? — ÜDer SJienfd^ gebe fic^ fetbft tt 
einÄunftn)erf, n>etd^« im greien au^geftettt, 3ebem b 
3utritt Derftattet unb bod^ nur bon benen genoffen unb be 
ftanben »irb, bie ®inn unb ©tubium mitbringen, gr ft« 
frei unb bemege fid^ feiner Sttatur gemä§ , ol^ne gu frage 
iDcr il^n anfielet unb »ie. !Dieferul^igeUnb e f a ngei 
l^eit »erb ient eigen tlid^ ben Flamen ber Dffei 
l^eit allein. — Sitte« Uebrigc ift nur in ben Srgiefeung 
einer bertrauten greunbfd^aft nid^t an ber unrecht 
©tette. — SBie äWand^e für fid^ nid^t tcfen lönncn, ol^ 
jugtcic^ bie ©orte l^ören gn taffen , f o Knnen äßand^e f 
nic^t anfd^auen, o^ne immer jn fagen, »a« fie fe^e 



*) a. a. O. ®. 95--99. 



93 

5>icfcnur fd^ciubare Offenl^eit Klmtnert fid^ nid^t, ob 3c* 

Buiub ba ift unb »er, fonbem ftrötnt %cn Stoff au« im 

. ©eitc unb nac^ aücn 9t^tungen tote eine efectrifd^e ©pt^e. 

— (Sine anbete tangtoeitige Dffenl^eit ift bie bet (Snt^ufiaften, 

bic au« reinem ©fer für ba« SRcic^ ®otte« fid^ feCbft t)ortra* 

gen, erläutern unb ükrfefeen, »eit fie glauben, 5Wor* 

. mol*@eeIen ju fein, anbenenälUc« tel^rreid^ unb 

^ , erbau;tid^ ift. (^einrid^ ©tißing) . — ÜDie f)eißgfeit be« 

Y @emüt^ fann bemal^rt »erben , ol^ne irgenb einem ju ber* 

I jagen, ma« il^m aud^ nur entfernt gebül^rt. SSer e« bal^in 

jf geirad^t l^ätte, lönnte für 3eben offen fein nad^bemaKafe, 

^ »eld^e« i^m jufommt. 3ebcr »ürbe glauben, 

i t^n jn l^aben unb ju !ennen unb ^ur ber, ber 

I i^m gteid^ »äre ober bem er e« gäbe, »ürbc 

t^n toirflid^ befifeen." 

an bicfc fc^riftfteßerifc^en örftlingc ©d^teiermad^er«*) 

Wße§en fid^, »eil fie au« ber Intimität mit griebrid^ ©d^te* 

gel ^rt)orgegangen unb eine ftarle Slbi^ängigleit öon bem* 

fetbcu bocumentiren, ambeftenbie vertrauten ©riefe 

öier bie gucinbe, obgleid^ fie ber 3^^* ^^^ fräter 

fftßcn.**) 

*) SBgl. öriefn). 1. @. 227. 2)ic Fragmente t>om 3a^ie 1798 
Ä^ttäum 1,1), eine $ r c b i 9 1 , hjclc^c in ber ioom $of:|)rebigcr ©am* 
^er i)eranjlaltetcn Sammlung ftaub unb i)onbcr@erecä^tlg!cit 
ttÖOmnblage bc« attgcmeinen SBol^Iergcl^cn« Ij^anbcltc (©erlin 1799), 
^tatcnbet, toc^en er für (Steuer mit @efd(|i(^tctt au« Sluflröüen 
*«(orgtc unb bic SRcben über bic SÄeligion fmb bic crpcn felbft== 
Wiibigcn SCrbcitenunfcreö 2^(^cologen, mit bcncn er naä) feinem eigenen 
''»l^d eine »unberlici^c @tttrec in bie Uterarifd^e Seit gel^alten l^at. 
**) Ueber bie ?tBfaffungexeit ber Sucinbenbriefe gelten bie Slnfid^ten 
I«^ au^cinanber. SuUan @(^mibt fe^t fie Anfang 1799, 393. ©ag 



94 

Anfang be^ Sa^rc^ 1799 ts>ax ©d^fegefe Sioman : i 
cinbcerfd^tcncn. (©nefn>. I. 208, 222. III. 111). miä) 
augcrorbentüd^c Sluffc^cn btefe« SBctf ' maäfte , cntnc^m 
\m au^ bcn Slufscid^nungcn ber grau ^crj (gürft a. a. J 
@. 111). ©orot^ca SSeit ^atte fid^ üon intern ©attcn, bi 
fic nie gcßcbt, ajtd^ äu^etßd^ getrennt, äßit btefer STrcnnm 
xoox ^Vii> ©d^tetermad^er ctnöerftanben geroefen , roett m 
feiner bamaügen 3lnfid^t eine ®^e gteid^ biefer, lücld^i 
alle innere Uebereinftimmung ber (hatten fel^Ie , feine too^i 
®^e l^ei^en bürfe. „S)ie ®d^tie§ung ber neuen ß^e m 
griebric^ ©d^teget fonntc a6er nid^t unmittelbar auf b 
Trennung ber frül^ern folgen. Dorotl^ea bejog eine SBoI 
nung in ber 3i^8^ff^ö§^ ' i" ^^^^^ bamate fel^r abgelegene 
2:]^eite ber ©tabt , benn bie Umgegenb mar nod^ faft g( 
nic^t angebaut unb machte bort eigene äßenage. ©d^leg 
xoox faft immer um fic unb arbeitete gern unter il^ren äugei 
la mit il^rcm öeirati^. ÜDa^ gegen bie ®ittc SScrftogen 
biefe« SSerl^ältniffe« mar nic^t ju leugnen. Unb n)irb fd^( 
überl^aupt bei einem SBeibe ein SSerftoß gegen bie Sit 
einem gegen bie ©ittlid^ feit faft gleid^ gcad^tc 
fo fefet bie arge SBelt nur ju gern bie Unfittlid^feit ol^: 
SBeitere« öorau^ , too fid^ nur irgenb ein Slnlag ju ein 
fold^en aSorau^fefeung bietet, ©aß nun eben in ber 3' 
einc^ folc^en B^f^^twitti^nleben^ ©cblegcte mit !Dorotl^ea S 
tie „ßucinbe" erfd^ien, mad^te ba^ Sluffei^en nod^ größer u 



in bad ^alj^r 1801. iOltr fc^eint nad^ ben Stellen bed Srtefkoe 
fcI^III. @. 145, 155 unb 163 bie Oflerjcit bc« 3a^rc« 1800 an. 
nommen ttjcrben ju muffen. 



95 

ba^ 3Sct^äItnt§3attcr gteunbc ju bcm ^aarc fcl^t fd^toterig. 
"Denn öon bcm fofort aU l^öd^ft un|ittttci^ üerfd^rtccncn SSud^c, 
mit iDcId^cm boci^ nur eine 3Serf(ätung ber finn* 
U^en Siebe gemeint xoclx, njurbe nun üon atten 
ferner ©tel^enben iz^anptzt, baß ©d^teget, tok üerl^üöt auäf, 
töefentfid^ barin feinSSerl^attniß juüDorotl^ea bargeftettt l^abe. 
IMc^ xoax gerabel^in täd^erüd^. an ÜDorotl^ca mar nid^t^ 
jur ©innßc^feit reijenb. 5Kid^t6 »ar fd^ön aU ba^ Slugc, 
au« mefd^em freilid^ i^r tieben«n>ürbige^ ®emüt^ unb i^r 
Mi^enber ®cift ftral^tten , aber fonft aud^ gar nid^t^ , nid^t 
®efi^t unb ©eftatt, ja nid^t einmal |)anb unb guß, »etd^e 
bo(j^ an fonft unfd^önen grauen mitunter »ol^lgeformt finb. 
— ßht i)er gurinbe n)erbcn »ir »ol^t Seibe unfere 9iot]^ 
Men" — fd^rieb mir ©d^feiermad^er gteid^ nad^ bem &^ 
fc^einen bei^ ^nö)^. ^SJer vertraute greunb eine^ ^rebigcr« 
foü fo ein Sand) fd^reibcn, unb biefer foü nid^t mit i^m bre^ 
c^en! — 3d^ »erbe e^ mad^en mt ®ie, unb l^abe e^ fd^ou 
untetfd^iebftd^ fo gemad^t." gr meinte bamit, bag er fid^ 
um baö ®erebc nic^t fümmern iDerbe. — I)orot^ea mar 
anfangt mit bem ©ud^e gar nid^t jufrieben. @ie flagte 
f% über ,,ba^ ^erau^menben aiit^ 3nnern in ber Sucinbc." 
äu(i^®d^feiermad^er ^atte fid^ nid^t fofort in baffelbe hinein* 
S^uttben. (gr fd^rieb mir gteid^ nad^ bem Srfd^einen, ba§ er 
n^oäf eigentfid^ leine redete Sbee öon ber Sucinbe ^abe." aber 
biilb gemann er biefc, unb bad oft faft üorfäfelid^ erfd^cincnbe 
3JS6terfte]^ente^S3ud^e^®citen« be« großen ßefe:t)ubticumd 
«Hb ein geu)iffer O:()^ofition«gcift, loefd^er i^m 
übct]^au^)t unb namentlid^ gegen ätlcd einn)o^nte, 
^ö« il^n ^>^ilifter]^aft bünfte, öeranfagte il^n 



\ 



96 

naäf einiget ^txt mit feiner 2lnfid^t üb 
fetbc in ben ©riefen über bicSucinbe i) 
jutreten." 

SBer ben je^t jieratici^ t»erfci^ottenen SRoman in t 
nimmt, in tt>e(ci^em ber f)elb 3ußu^, ber alle @tatii 
Siebe butc^gemad^t unb in Lüfter aSertt)onen]^cit fid^ 
geworfen, jebe bürgcrflci^e Orbnung mit fouüerän 
ad^tung be^anbeft, bem jungfräufid^e 3üci^rtgfcit 
f(^iebene6 B^id^en ber ^tatt^eit gi(t ober aU jufi 
SÄanget an ©etegenl^eit, t>erfü]^rt ju tv 
unb bann l^ört , ba§ ber ref^rmirte ^rebiger ©d^tetc 
bie 3l^otogie eine^ fo friooten SIRad^ioerle« übeni 
fJnntc leidet an feinem ßl^arcrfter irre merben. 6^ 
eine offenbare Ungered^ttgleit, beibe SBerfe ate $rot 
mantifd^er Unfittßd^Ieit auf eine ©tufe ju ftctti 
©d^teiermad^er« ©egner ftd^ l^ier unb ba ertaubt ff 
oietmel^ fielet in ben äugen jebe^ Unbefangenen b( 
mentar in fittßd^er unb fünftlerifd^er ©ejtel^ung u 
l^öl^r, oI« ba^ SBerl, toel^e^ er erläutern unb oert 
n>iß. S)ie 9tefIejionen finb überaß fein unb fd^arf, ( 
l^eiten üortrefffid^.**) 5ßid^t« befto weniger bürfte b 
©d^rift, i)on ber aud^ ©d^teiermad^er in fpäteren 
fetbft nid^t gern reben mod^te, afe eine 3Jerirrung ai 
fein, JU ber i^n ber an fic^ gang Kbtid^e gifer, ben 
JU t)ert^bigen unb fein eigent^ümtid^er Dp^)ofiti 
gefüi^rt i^aben mögen. 



*) (Söangcl. ^rx^-^titnxtQ t>. ©cngjtcnbcrg 1850. (3. 
**) «iWcr'« «cp^cti! I. @. 160. 



97 

SDSo^I f)at er ancSf fpätct fid^erüd^ ntd^t bereut, i^ter ate 
©egner eine^ obcrpäd^Iid^cn unb eitlen S^ugenbfd^etne^ 
aufgetreten ju fein (benn ber 5lnfto6 , »eld^en ber JRoman 
gab, ging iebenfaü^ ebenfo fel^r t)on ben S5ere]^rern einer 
jicmlid^ öugerlid^en aJioralität atö üon »al^rl^aft fittlid^er 
Snbignation au«) , aber tounberlid^ mag e« bem gereiften 
unb befonnenen üKanne tcä) too^ üorgefommen fein, tt)ie 
er einft in faft bitl^^rambifd^er ©egeifterung biefen SRoman 
a(^ ein in feiner Slrt unoergteid^üd^e«, ernfte«, tt)ürbige6 
unb tugenbl^afte« SBerf l^abe greifen fcnnen* 3ebenfatt« 
jeigcn biefe Sucinbenbriefe , fo toenig fid^ aud^ gegen il^re 
eigentlid^c Sienbenj, bie auf l^armonifd^e üDurd^bringung 
bed geiftigen unb finntid^en Slement« in ber »al^ren Siebe 
^"^9^^t, fagen lägt, burd^ bie fordrte Slnpreifung be« 
öu^äftl^etifd^ mißlungenen "ißrobuct6 ber ©d^Iegef fc^en 
3)Jufc*), »ie tief ©d^Ieiermad^er bamatö in bie Sbeen ber 
3iomantiI »erftricft gemefen unb toie fel^r fein f onft f o Itarer 
®ü(! in biefer geiftigen 2ltmof<>l^äre getrübt »orben. (Sd 
ift bod^ fonft einem SHanne oon f o ausgeprägter ßigentl^üm* 
ßc^feit nid^t eben geläufig, fid^ in eine frembe 5lnfd^auupg 
^ ^ineinjubenfen, baß er fie ju feiner eigenen mad^te unb 
^od^ weniger tag in feiner, mie.toir gefeiten ^aben, über* 
^icgenb potemifd^en unb fritifc^en ©eifteSart bie Steigung 

*) %l. Äokrficitt a. a. O. ©.2432. 3ui. ©d^mibt, ®cfd^; b. 

Iftn 2it.ll. @. 108. Senn ba8 ^uä^ bei 3Äoraüftcn Slnjloö 
^^fgte, »cU man eö für ©cfcnntniffc ^kit, muß ber SCefil^eti* 
^^^ e8 öcrtöcrfctt, todl c« leine flnb. S« t|l ein Möge« @eban* 
^mbing o^ne gUifd^ unb 35(ut, eine frofligc (Safuifti! ber» 2eibenf(]^aft, 
«tt ($^^ ber O^^mnad^t, ba« flt]^ bit^J?rambif(^ ju er^lfecn fud^t unb 
H bann an ber ^erfifflage crl^olt. 



98 

}u mag(cfet \2o6retneret. äßan mxt bed^a(6, tun biefe 
auffadente ßrfd^etnung )u etUären , auger ben f^on ange« 
führten ^ctmn nod^ ein rein fubiectioed l^in}mie^men 
muffen ^ba^ 3ntereffe nämlid^, roetd^e« il^m bie 
tragifd^e S3ern)i(f(ung beö eigenen bebend für 
bic«®d^tcge('fd^e©erf einftöfete.* 6« »ar feine 
aSejtel^ung ju gteonore ®runo». Der Anfang bicfrt 
für ©d^teiermad^er fo fd^merjen^reid^en ®er§attniffe« fallt 
in biefe ^eriobe feine« SBerüner Seben«, gCeonore lebte mit 
bem ^Berliner ^rebiger ©mnot» in fe^r unglüdftid^er iS^. 
!Dag ©d^leiermad^er bamaU*) bie Änflöfung eine« 
fold^en innertid^ unmal^ren 93er^a(tniffe« , fo meit e« bie 
bürgertid^en ®efe^ über (g^fd^eibung (bie ju jener 3^* 
nid^t« weniger atö ftreng ge^anbl^abt tDurben] geftotteten, I 
für fittlid^ ertaubt unb geboten l^ieö, ^aben »ir fc^ion 6ei 
©etegenl^it ber aSeit'fc^en 6^e gefeiten, ©eine Änfid^t traf 
aber in biefentt^ade mit ber innigften Zuneigung )u(S(eonore 
jttfammen, unb »iemo^l er bie ©d^eibung aud^ an unb fft'C- 
fid^ ate not^toenbig erad^tete, »ar e« bod^ au«gef^)rod^n^ ^ 



*) Sic ganj anbcr« er fpStcr badete unb lc<^rtc, ma^ 
eine Stelle aud f. $reb. über ben c^rtfH. ^audftanb (II, @. 36) h^ 
toeifen: Semt auf biefe ober iene ^ife eine (Sl^ ifi gefci^bffen tooc:^ 
ben, bie eigcnttid^ ni(]^t fotltc gcfd^toffen »erben, fo i*^ 
nod^ nid^t 5WIe« berloren, tocmt nid^t eine neue »erWrtung be^ $ec^ 
)end ^in^utommt. 2>enn el^ ber frevelhafte 93unf^, fic au^ 
g u I ö f e n , laut toirb, tdt viel 9Utgenbü<h muffen ntd^t tommen, to- ^ 
bie toerirrten, aber nod^ nid^t allen befferen Biegungen abgeftorbeat^ 
^erjen »e^^müt^ig aufgeregt flnb,unb ieber 2:^tl me^r geneigt, feinr^ 
%nt\}tii an bem fünbU^en unb DertoorrenenBuflanbe bußfertig in b^' 
fennen, atö aUe @d^ulb bem anbem suytfd^ieben. 



99 

a% tx trätet, »cnn fie frei fein toütbe, fid^ mit il^r »et» 
inbcn »otte. ©eine Sage toax alfo bet ©d^Icgete ntd^t 
nä^nli(i(^ , unb fo fül^rtc er in bcr aScrtl^cibigung feine« 
h:cunbe« gctütffetmaßen feine eigene ©ad^e. @d^on bie 
cfte Swäl^nung ©teonoren« in einem ©riefe üom 21 . 5Ro* 
embcr 1799 (©riefto. I. @. 246, tgl. mit @. 223) feftt 
ine genaue Sefanntfd^aft öorau«, bie fid^ fel^r fd^nett jur 
ßd^ften S3ertraulid^feit gefteigert l^aben mug, ba fie i)on 
en Sucinbenbriefen nid^t btü§ genaue Äenntniß, fonbem an 
cnfcften fogar einigen äntl^eit l^at, inbem einer berfelben 
tn aSJefentlid^en öon i^r l^errül^rt*). ®o t>ief junäd^ft i)on 
iefem SSer^^ältniffe, beff en weitere S5erö)idteCungen ein toenig 
:ber bicfe 8eben«<>eriobe ^inou^liegen. 

Ungead^tet aüer biefer 8nxie^ung«punfte unb ber großen 
efcüigen 5Reije ber C)öuptftabt »or ©d^teiermad^er Slnfang 
:ebruar 1799 nad^ ^tjt^bam gegangen, um ben altem* 
en$of<>rebigera3amberger ju i>ertreten. (Sr füi^rt biefe SSer* 
nberung fetbft gegen feine ©d^njefter att einen ©etoei« an, 
ag er im ©tanbe fei, toenn e« barauf anfomme, aud^ tl^m 
cbgetDorbene SSerl^ältniff e aufzuopfern , ba an bem Drte 
tm aWenfd^ fei, ju bem er pd^ im ßntfernteften l^ingejogen 
Li^lc (SSrieftD. I. ©• 216). Um fo mel^r blieb il^m SWu^e 
u ttiffenfd^aftüd^er ^robuction, bie er aud^ auf bad ®tüdt* 
td^fte benutzte. Denn »ir »erbanfen biefem ^otÄamer 



*) ©rief». I. <g. 287. 3(1^ ^aU bei attcn angcfül^rtett ^erfonett 
^irttie^e im @inn ge^fabt, unb bcfonber« iji bie auffattcnbfle, bie 2eo* 
«ote, ganj genau eine »irlUd^c grau. Sa« unter biefem 
tarnen gefagt totrb, ift gan) i^r ©ebad^te«, unb grogent^eifö aud^ 
i^rc SBorte. 

7* 



100 

(&Tc\l, n>cnn man c« fo nennen batf (gebtuar bt^ SDJai 1799) 
ntd^t^ weniger atö tie berühmten Sieben über bie 3le* 
ügton an feie ©ebilbeten unter tl^rcn SSeräd^* 
tctn. !Dte Sorrefponbenj, ttjetd^e er barüber au^ feiner 
Sinfamleit i^erau« mit Henriette ^erj führte, ift in bcm 
©riefmed^fet (I. ®. 218—224) au^füirüd^ mitget^etlt, fo 
baß, toir bie ganje Sntftel^ung biefc6 feinet erften unbin 
getpiffem ©inne größten 3BerIe« feincd geben« ge* 
nan »erfolgen JEiJnnen. ^gaft in jebem S3riefc, erjäl^tt bie 
greunbin, gab er Sied^enfd^aft über ba^ gortfci^reiten feiner 
5lrbeit, fo tote er mir aud^ ftet^ iebe fertige JRebe jufd^irfte, 
bie id) bann getobl^ntid^ griebrid^ ©c^tegeln unb unfeter 
gemeinfd^afttid^en Stennbin ÜDorotl^ea SSeit mittl^eifte, bcöor 
fie jur Senfur unb in bie ÜDruderei ging. S33ir fagten 
il^m auf feinen SBunfd^ anä) ftet^ rebfid^ unfere änfid^t 
über bie fertigen S^l^eile bei^ SBerfö, o^ne baß jebod^ unfete 
l^ier unb ba bon ber feinen abtoeid^enbe 5lnfid^t irgenb eine 
5lenberung ju SBege brad^te, benn er xoax ju einig 
mit fid^, beüor er anö SSSerf ging, at« ba^ 
bie« l^ätte ber galt fein fBnnen.'' ^mmerl^in- 
bleibt e« benfbar, baß griebrid^ ©d^leget aud^ bie ®runb^^ 
gebauten biefe« SBerfe« mit ii)m gemeinfdj^afttid^ 
erzeugte — toer Knute leugnen, baß bie JRcben im ®eift^ 
ber JRomanttl gebadet unb entworfen finb?*) — bennod^ 
erfd^eint l^ier ©d^teiermad^er« ureigen fte Slatur unc: 
©egabung in unberlennbarer ©d^ön^cit unb ©tärfe - 
„3Ba« im tiefften ^erjen bei i^m SBurjet gefd^fagen, ait^ 
lange B^it für xffn felbft fd^einbar ju teben aufgel^ört l^att^ - 

^TsJgl. Äobcrftcitt a. a. O. @. 2394. 



101 

:a^ trieb unb brängtc nun mit äßad^t toicfccr l^erau^ ; er 
Imp^k an feine ^errn^utifd^c 3ngcnb unb i^re 8eben«rid^* 
tung an, oon ber er burd^ bie 5lufHärung in jenen tragi^ 
[ci^en S3ru(^ mit feinem Äinbl^eit^glauben tt)eggefd^tagen 
roorben tt)ar*)". Sin nic^t unintereffantc« ©eitenftfid ju 
Den Sieben tie§ ©ci^teiermad^er im 3uti beffelben 3a]^re^ 
(1799) folgen: SBriefc 6ei ©elegenl^eit ber ^oütifd^^^tl^eolo»' 
gifd^cnSlufgqbe unb bedSenbfd^reiben« iübifd^er^au^öäter. 
3Son einem ^rebiger au^erl^atb ©erlin. J)enn au« biefen 
Briefen gei^t unn)iberf<)red^lici^ l^ert)or, ba^ e^ aud^ bem 
unter bemßinflu^berSRomantif fte^enbenJReb* 
ner übet bie9ieligion fcine«tt>eg^ an flarfter ßinfid^t 
n btefpecififd^e^iaturunbben abfolutenSBert^ be^ßl^riften^^ 
l^um« gefel^lt l^abe. ©ei ber bamate l^errfd^cnben afnbifferenj 
mb faftau«fd^lie5lid^en®eltungber fogenannten natürlid^en 
»ber SSernunftreligion, in ber ein jiemlid^ farblofe«, mora* 
lfd^*^]^itofo<)]^ifd^e« ©d^ema alte ^ofitiöen ©igentl^ümlid^Iei* 
tn ber ^Religion »erwifd^t, unb bei ber großen fociaten ©e« 
•eutung ber jübifd^en Sreife in ©erlin, tt)ie toir fie oben ge* 
cJ^ilbert, tag ber Oebanfe an eine möglid^e ßonföberation 
totjd^en Subentl^um unb Sl^riftentl^um gar nid^t fo fem. 
üiit ©ejug barauf tt)urbe tm 9iamen einiger iübifd^er ^au««= 
><itcr an ben ^robft STeüer in ©erlin ein öffentlid^e« ®enb* 
I c3^reiben gerid^tet, toeld^ed bie Söfung be^ Problem« ganj 
einfad^ in ber 5lbftellung einiger ^nüfakn be^ iübifd^en 
Zeremonielle fud^t, »orauf fid^ bann bie »efentlid^e ®leid^* 
$eit ber beiberfeitigen religiöfen ©runbfä^e öon felbft er* 



^) Ucbcr Sn^alt unb ©ebcutung ber Sieben tgl. unten (Sa^. 3. 



102 

geben »erbe*). ^Dagegen etflärte fid^ ©d^leicnnad^ (benn 
er mar SBerfaffer unb f)erau6geber ber anonljm crfd^ienencn 
©riefe) ganj entfd^ieben, eine fotd^c „Cluafibclel^rung'' im 
®rogen fei ganj totttf^lo^ , bßförbere nur bie ol^nel^tn fd^on 
i)or]^onbene (Sleid^gültigleit unb (eifte einem l^crannal^em 
ben ^S^riftentl^um ol^ne ß^rifto^" SSorfd^ub, t>ietme^r 
mfiffe ftatt ber fird^fid^en bie bürgerfid^e ©d^etbetoanb pv 
fd^en 3ubcn unb ßi^rtften faüen u. f. ». 

®nc anbere ^otemil gegen ba« oberf5(ad^ttd^e®efd^äft«* 
treiben ber 3BeIt, ba« über lauter äufeerUd^en unb cnbfid^ 
3ö)edten üermeintlid^er ©lüdEf eligf cit bien)a]^rc3bceunt 
© e ft im m u ng b e ^ ÜÄ c n f d^ c n i)er(iert unb bcm gegenüber 
ftitte ginlcl^r unb Umfd^au in fid^ ate bo« »al^rl^ft Sloti^tocn* 
bigc oudgef^rod^en »irb, tritt in ben ÜJion otogen l^cr* 
t)or, toctd^e ©d^Ieiermad^er um SReujal^r 1800 i)er8ffent' 
lid^te unb burd^ bie er fo öiete eble ^erjen ftc^ bauernb ber* 
banb. Sin ungetoö^nlid^ fd^toungöoüe^, t^rifd^e^ ®ej)rage 
ein öerdartiger »i^^t^mu«, ein ©t^l üon Ilaffifd^er ®(^8b* 
l^eit, n>enn aud^ nid^t ganj frei i)on aWanier unb Sunftfii^' 
leit, eignet biefen in ber Literatur xotüfl einjig baftd^cnben 



*) 53r(mi§, 3)ie toiffcnfd^. Slufgobc b. ®cgctttt>art @. 259. 3ß 
ben fog. freien ©emeinben ejrtfitirt ber iRationaUdmud M lauterer ^"^ 
attcm cigentl^ümttd^ d^riftlid^en ©ognia ipurlfljirter 3«bäl«mu«, »i^ 
benn nit^t in 3lbrcbe ju pctten ift, baß, »enn aud^ ein in Äatc^i^ 
mu«toorjlettungett befangene« ©emilt?^ fein religißfcd ©ewugtfei» «^ 
jenen freien ^emeinben nid^t »ieberjufinben t)ermag, jebenfaU« 
bod^ ber gebilbete unb aufgettärte 3ube ben Äcr» 
feiner UeBerjeugung, ja eben feine 9leIigion fel^P' 
%VL toeld^cr er fid^ bereit« feit bc« felicjcn ^iatl^an be« ©elf«» 
3eiten belennt, anf^red^n ntuß. 



103 

®dbftgcf^)Tä(i^cn. !Dem 3n Italic m^ ftnb fic ^Bd^ft bc* 
bcutcnb unb fftr baö S5crftänbmS t>on ©^teictmad^et« in* 
nctftcm SBefcu ganj unctitbc^rlid^. »3)cnn er fcttft ift ba« 
©ubiect ber SWonotogcn, »cld^cd butd^ ©nlcl^r in fid^ felbft 
fi(^ öon bct irbtfd^en ©eü befreit ^at unb fein eigene« jeit* 
liäft^ Seben mit nnjeitßd^n aJiomenten bet Srl^ebnng ober 
95erfenlung in ba^ (Stt>ige burd^floiä^ten fül^It nnb mit ftofjer 
gtenbe be« ^age« gebenft, an tt)etd^em e^ ba^ ©eton^tfein 
bet 3Jienfci^]^eit gefnnben unb fein etgent^ümlid^e« ©etbft 
atö eine inbiöibueü begränjte 'Darfteüung bctfetben etlannt 
^abc*). 

@o etbüden »ir ©d^Ieiennad^er gerabe in ben Saluten 
bicfc« feine« Serßnet gebend mitten im angetegteften ge* 
fettigen aSerlei^r gngleid^ in metumfoffenber toiffenfd^aft* 
tid^T SC^otigfeit, nnb e« batf mit geredetem Staunen crfüt* 
Cen, tt>ic biefer SKann nad^ fo getinger Utetatifd^et SSot* 
Übung — (üon fetbftftänbigen 5ltbeitcn »aten ja nut bie 
gtogmente im äfi^enoum tjotaudgegangen) — mit einem 
Sd^tage in fotd^ct SSottenbung ate ©d^iftfteüet bet Slation 
tirit fd^ö^fetifd^et Sinmitlung auf bo« S^itbetou^tfein auf* 
tteten fonnte , toit e« in ben {Reben unb ÜKonoIogen bod^ 
unstoeifeli^aft gefd^cl^en ift. g« erllärt fld^ biefe ffirfd^ei* 
imng, »ie 83. @a| ganj j>ortrepd^ audgeffil^rt l^at**), 
nid^t blog and angeborner ®eifte«Iraft , fonbem eben fo 
tel^r an^ ber i^m ganj eigenen l^audl^ätteti* 
\äftn SSern>aItung feine« geiftigen ©efifee«. 

"^1 fö. ^oga. a. £), ^onebe pag. XXY. ^nbem O^ebantesi^ 
gang bcrSRoitologen fo%t unten €a:t>*^ eine a»dfü]^r(ul^eS>arftettung. 

**) a. a. O, @. XIV. 



104 

Sä^rcnb onfcetc ©c^itiftftcBer tnxöf Jcbc etnjcli 
leidet g^wflföflifl^ Öhitbcdung jur ^tobuctiou flci^ i 
(äffen unfc bonn nici^t fetten ba^ eben erft Sm^)fan 
genialer 'Kad^Iäffigleit bon fici^ geben, »ot e« @ 
mad^et« 9iatur, feine ganje geiftige Sroft mit ftteng 
^oltfamleit bi« jnm ^eitpunlte ber JReife jn \paxtn 
fammeln, treu bem fd^dnen iDid^termott : 
l^ergebend »erben ungebunbne ©elfter 
iRa^ ber SSoUenbung reiner $ö^e ftreben. 
Ser ©roged toittr mug fld^ ^ufammenraf fen, 
3n ber SBeft^r&ntung ^eigt fid^ crfl ber SW 
Unb bad ©efe^ nur tann und greil^eit geben. 
ÜDiefe taappz 3"f^wmnen]^attung unb gegenfeiäge Slbt 
üon Stoff unb traft fteigert ben ffiert^ aller feiner "^ 
tionen unb giebt feinen fd^arf einbringenbcn Slufftcfl 
felbfttoo er irrt, eine unjcrftörbarcSSraud^bi 
unb bad t(affifd^e®e))räge, ml(Sft^ \t)n ben 
©d^riftftettern ber 9lotion ebenbürtig an bie Seite ft( 
bem, xoa^ er gefd^affen, aud^ bann nod^ !Dauer bcrbürgl 
bie gtut^ ber ^tit bie oft mit fo -großen ^rätenfion 
tretenben ßterarifd^en (Srjeugntffe unferer 5£age täng 
^intoeggefd^toemmt l^aben*). — 

SBie aber 5Riemanb ungeftraft unter ^atmen tt 
foütc aud^ il^m mand^er Iro^fen ffiermut^ in ben 



♦) @e]^r gut bemerft ©eljer (^rot. iöionatsb 
II, 5. 13) : „^a^ laute felbfijufriebene ©erebe ber tl^eo(ogif(i^ 
len ber ©egentoart, bie fld^ unb Slnbere überreben niiJd^ten, f 
^d^ldermad^er toeit hinter fic^ gelaffen, ma^t jutoeilen 1 
brutf, toit mxm t>orIaute Unteroffiziere an beut @arge eine 
Selb^erm über iliire ^elbentl^aten ^ra^len. '' 



105 

« ©cnuffc^ gemifd^t toerbcn, »cfd^cn ba^ bamattgc ©er* 
tiet öebcn tl^m in fo retd^cm SWaßc bot. ©ein ganje« üon 
5tttc unb^erfommen fo öietfaci^abtoeid^cnbc^S^mben, unb 
i^t minbcr bicf e erften ticfetnfd^nctbenben fci^ttft* 
teücrifci^enSlr betten erregten bei ötelcn unb jtoatfclbft 
ei tool^tmcinenben ^erfonen groge ©ebenlen unb leidet be«« 
[teiflid^en Slnftofe. 3Kit ber ® d^mefter in ©nabenfrei ntod^te 
ineSSerftönbigung nod^ am e^eften gelingen. !Denn obgleid^ 
er §errn^uterin bicfe glänjenbe ©erliner Oefeüigleit mit 
Nr großen Steilheit im SSerlel^r ber ®efd^(ed^ter l^öd^ft 
cembartig Dorfommen mu§te, liegte fie bod^ bei ber Äennt* 
itl feinet Sl^arafter« unb il^rer »armen unb tiefen ^meu 
iung für bcn SSruber fid^erttd^ ba^ fefte SSertrauen, bag 
etfclbe aud^ im^Sturmc ber größten SSerfud^ungen niematt 
tnter fid^ felbft unb bie 3bee, bie il^n trug, l^erabfinlen 
cexbe. Diefe« el^renxjoüe B^^^^en ju beftärlen unb alle 
•toaigen 3»>^if^f X« t)erfd^eud^en, giebt i^r ©d^teiermad^er 
•ine fel^r au^fü^rlid^e unb aufrid^tige Debuction feinet ba* 
nötigen geben« unb feiner Orunbfä^e, aud ber »ir bie 
Jöuptfteücn l^erau^l^eben*) : 

„Du fürd^tcft juerft bie jorten unb innigen S5erpitniffe 
tttt ^erfonen be« anbern (Scfd^led^t« unb ^aft barin öott* 
ommen JRed^t ; e6 ift etn)a« ®ef ä^rtid^e« barin unb fielet 
in« ber gerne nod^ gefäl^rlid^er au«, al« in ber 
Rä^c. Ueber mid^ ju road^en barin, ift mein 
>eftanbigc« ®efd^äft; id^ gebe mir SRed^en*' 



*) 2)cr «rief ifl Dom 23. SWärs 1799. «rief». I. @. 212 f(gb. 
* mit 1.199. 



i 



106 

fd^aft über bad SIctnftc, uub fo lange xö) ti 
Üfm, benle td^ ntd^t nbtl^tg ju l^a6en, irgenb ein 93er^ä(t> 
ntg abjubted^en , xodüfe» mit f onft mefentUci^ unb toxä)tii 
ift, »eld^e^ ju meiner S3ttbun8 gereid^t unb 
toorin id^ mand^ertei ®uted ftifte. — ®u meinft, cB« 
btefe SSetl^ältntffe loären \»o^i aud^ meinen 
SeTuf^^)ftid^ten im©ege nnb festen mtd^ »e* 
nigftend bem bSfen ©d^ein and. SBad badSrfte 
betrifft, fo mugt bu btd^ nnn tebiglid^ anf mein SBert 
»eiclaffen, ba§ ed nid^t fo ift. 3d^ t)erri# 
Sitte«, »a« mir obliegt, fe^r <)ünltfid^ nnb genau, 
aber baranf toürbe id^ , »ie bu benlen fannfi , gar fe 
nen äSSertl^ (egen, n)enn id^ nid^t and^ mttütd^ mit 
ganjem ^crjen babei njöre, eine -©ad^e, bie m* 
nige üon meinen grennben red^t öerfte^en nnb 
bic nnr bie $erj fid^ eigentlid^ reimen lau». 
— SBa« aber ben ©d^ein betrifft, fo l^abe id^ barüta 
meine eigenen ©rnnbfä^e; id^ glaube/ ba^ e6 met« 
nem ©tanbe gerabeju obliegt, il^n gu öero^* 
ten — id^ meine nid^t ettoa, an^ teibigem Uebemmtle 
!Dinge ju t^un, bie man fonft nid^t tl^un ȟrbe, nur um ju 
jeigen , bag man fid^ an^ ber gemeinen ÜJieinung nii)^ 
mad^t, fonbern bad, ba§, fo oft e« l^inteid^enfce 
(ärünbe giebt, tttoa^ ju tl^un, man nad^ bem 
©d^ein babei nid^t« fragen muffe. S)ad ift, »te 
mir fd^eint, fel^r nöt^ig nnb ganj eigentlid^ "iJflid^t. D^l 
ein SÄann mit einer red^tlid^en grau attein ift, ©tuntet^ 
unb l^albe Sage lang, ift too^l gar nid^td äuffattenbed i' 
ber SBelt, unb ^liemanb fud^t- einen böfen ©d^ein bal^tntei 



107 

tinc grau ctgcntUd^ jut greunbin ^aben, 
ft \öfon übtet, unb bafe bic ^erj gerabc eine Sübin ift, 
leretd^t gem^ 35tcten jum 2lnfto§, aber ba^ tft eben 
line« t>on ben iämmerttd^ften SSorurt^etten. 
Der f)att^t^unlt aber unb ber etgentüd^e Unterfd^ieb unferer 
Denlungdart über biefe Dinge liegt barin, ba§ bu überl^auj)t 
Dagegen bift, ftd^ in 3SieIe^ einjumifd^en, an 35ie{em S^l^eit 
tu nel^men unb in t)ie(erlei S3erbinbungen mit Sßenfd^en ju 
[eben, unb \ä) bin gerabe b af ür. !Du ge^ft babei ju fel^r 
oott bem ©Aftern be^ gefettigen 8eben6 an^, toetd^e« in ber 
örubergemeinbe bad i^errfd^enbe ift. 3n ber Oemeinbe 
»irb ber aJienfd^ gebitbet burci^ ßinfamleit unb ftitte« 
ißa^benlen, in ber ffielt fann er e« nur tnerben burd^ bie 
mannid^fad^fte unb jufammengefe^tefte Jll^ätigleit*). 6d 
[inb jioei »erfd^icbenc SBege, aber beibe finb gut, unb jebcr 
äJlcnfd^ l^ot nur barauf ju feigen, ba§ er ben einfd^tage, ber 
leiner Statur am angemeffcnften ift." 

9?id^t f leidet »ar bic Slu^gleid^ung ber ©ifferenj , in 
We ©d^Ieicrmad^er burd^ feinen ©erliner Umgangöfrei^ 
mit feinem alten »äterlid^en ®önnet, bem f)of}>rcbiger <Sad, 
getietl^. $ier fam e« ju einer längeren fd^merjüd^en Snt* 
ftembung jiDifd^en Reiben. ®ad ^tte i^m unt)erl^o(en ge^ 
(ftgt, er fei jtpar nid^t an fid^ gegen ben Umgang mit 3ut? 



*) (Sm ebkr äJ^enfd^ lann einem engen ^eife 

yii^t feine ^ilbnng bauten, ^aterlanb unb Seit 
aßuß auf H>n »irfen. Slu^ni unb S^abcl 
Wtn^ er ertragen lernen. @id^ unb Slnbre 
Sirb er geitoungen red^t in tennen. 

mti^e^ Slaffo I, 2. 



108 

ben, aber gegen btcfe bureaux d'esprit fei er entfd^ieben, 
unb tDenn e« befannt toürbe, ba§ ©d^tetennaci^cr fo gar^ 
unter btefen aWenfd^en (ebte , f o muffe ba^ auf öiete i&tk 
einen nad^tl^eittgen ßinbrud mad^en unb feiner SSirfforaleit 
atö ^rebiger fd^aben*). 6r ptte tl^n be^l^alb gern BetoO' 
gen, im ©ommer 1798 nad^ ©d^toebt ju gelten, »o fldj 
t^m eine nid^t unbortl^eiC^afte ©teüung bot, umtl^noitf 
biefen nod^ feiner Slnfid^t gefäi^rlid^en ^Berliner Strfefa j« 
entfernen, tiefer aber fd^lug ba6 anerbieten au«, nid^ 
btog tt)ei( er feine freunbfd^aftüd^en SSerbinbungen nic^t 
aufgeben tDoüte, fonbern auc^ tt>eil ba« geben in ber ^aujJt* 
ftabtburd^biereid^en ©itbungdmittef jebcr Slrt fein 
titerarifc^e« Streben in au^erorbentüd^er SBcife begünftigte, 
SBeiter^in fanb fid^ ©d^teiermad^er burd(> bte »cgwerfenbßi 
Sleugerungen ©adt« über feinen greunb ©d^teget i)crle|t, 
tt)ä]^renb©adt »ieberuman benßucinbenbricfen, ben trofttgea 
5üionoIogen unb ben Sieben mit il^rer offen bteibenben grage 
nad^ ber ^erfönttd^feit ®otte« einen öon feinem el^rlid^ ta» 
tionaüftifd^en ©tanb<)unlte an^ \tf)X begreiftid^en ftartai 
Slnftog nal^m. ©o »urbe bie ©<)annung immer gci^t, 
bi« enblic^ bie Ueberfenbung ber erften ©ammlung öon 
©d^teiermad^er« ^rebigten**) (1 801 ) Serantaffung gab, ben 
lange jurüdfgel^altenen Unioitten taut toerben ju taffeu unb 



*) SBricfto. L 192. to. 4. 2(ug. 1798. 

**) 2)icfc im ^oütmhtt unb ©cjcmbcr 1800 iwranjlaUctc fcmcw 
Ontcl @tubcnrau(]^ gctolbmcte ©ammlung cntlfiält ^rcbigtcu, bie 
@^l. in Sanb«berg, $ot«bam unb ©crlin in öcrfci^icbcuett Äir^cn, 
(aber nid^t öor ber (S^^arit6*®cmcinbc) mciji über ©cgeuflänbe Ibct 
©ittUd^feit gehalten. @ie l^aben übertDiegenb ben (Sl^arafter t>on 9b * 
IS^anblungcn, at« fold^c aber flnb pe jum 2:i^ei( meijlerl^aft, toie bit 



109 

iif über ttc ganjc Süd^tung te^ jüngeren 3Kanne^ in fd(^ärf* 
tcm Zabzi ju ergel^en. 3n einem fei^r anöfül^rü^en ©riefe 
wädt et feinen tiefen @d(^merj barüber an^, bag er il^n, ben 
«um feiner S^alente, Senntniffe unb feiner 9ied(^tf^affen]^eit 
toiKen fo ffcä) it\äfCL^t unb atö einen )>ertrauten greunb 
[eiue«^aufe^ bel^anbett f^ättt, mit ^erfonen i)on »erbäd^tigen 
6runbfäfeen unb ©itten in f o enger SSerbinbnng fel^e , ba^ 
^ i^n ate äl^ologeten bed ))erberb(id(^en pant^eiftifd(^en ®^' 
itm^ bed ©^inoga ertenne, mit bem ^xäf feine ©tellung 
ite SSerlünbiger ber ci^rifttid(^en SRetigion fci^Ied(^terbing« 
ii(|^t ijereinigen laffe. SWit großer Dffenl^eit fagt er i^m, 
)a6 bad e^rgeijige ©treben, ganj neue ©al&nen einjufd^Ia* 
len unb ein gen^iffer S3itbung^]^od(^mut]^ il^n auf fotd^e W>^ 
Dege gcfül^rt unb »erwirft mit Sntrüftung ba^ @^iet mit 
Bäoxten, ba« in ben geiftreid(^en ßir!eln ber JRomantiler ge* 
rieben »erbe unb bie neue reijolutionäre ©praci^e mit ilbrer 
:ät^|el^aften 'iDunleC^eit unb i^rer gefd^mad lofen , \ä)MU 
'tigen> gefipreijten üKanier. 3Kit ffttilxäfzx SBel^mut:^ nimmt 
IX bann öon x^m 5lbfd(^ieb. „3]^r 3Beg ift nxöft ber meinige. 
Ol l^offe, mir »erben einmal un^ »ieterfinben; ob ©ie p 
inir@td(^ »enben »erben, ob xdf juOi^nen i^erumfomme, 
wirb bie ^txt lehren"*), ©d^teiermad^er i^ert^eibigt fid^ 
mt großer JRul^e unb männtid(^cm greimutl^ gegen biefe un* 
IJöeifet^aft au« »o^Imeinenbem ^erjen unb el^ren^after 
äeftnnung l^erborgegongenen, aber bod^ auf ftarler SSerfen^ 



1 t>iele tUit^ologien aU ^xoUn ber ^rotcjl. Äangclbcrebfomfeit über* 
cöangcncttbcibcn: «2)a«2cbcn unb Snbe bc8 S^rSgen" unb „ha^ 
Jorjüge be« (Seiflc« oi^ne ^ttü^t ©eftmning feinen SBertlj^ Ijiaben". 
•) «rief». I. ^. 283. III. <B, 275—286. 



110 

nung bcru^cnfccn \6)mxtn aSoroürf c. SSBa« juuäd^ft bte Sin» 
flage gegen feinen Umgang betreffe, fo muffe et naöf ftü^ 
gegebenen ©infen btefelbe butcJ^au« auf gricbrtd^ ©d^fegri 
unb feine ,,8ucinbe'' bejiel^en. Sr fönne btefelbe für fein 
unfittüd^e^ ©ud^ Italien troft ber bartn t>orIommenbeu Sto 
bttäten, menn er anäf fo 3)2an(j^em , ma6 bortn fte^e, feine 
©ittigung oerfagen muffe. ^5Rte werbe xäf, fd^retbt er, bet 
vertraute greunb eine« SDienfcJ^en öon tjertoerfüd^en ©efw 
nungen fein, aber nie »erbe xäf au« üKenfd(^enfurc^t eine« 
fci^u(bIo« ®eä*teten ben Iroft ber greunbfd^aft eutjte^ 
nie merbe id^ meine« ©taube« U)egen, enftattnad^ 
ber »a^ren ©ef(3^affen]^eit ber ©ad^e ju ^aii« 
beln, mtd^ bou einem ©d^etn, ber äubern bot* 
fd^toebt, leiten taffen. ®ner f otd^en SWajrtme jufolge 
mürben ja »ir ^rebiger bte SSogelfreien fein im {Retd^e^et 
©efeüigteit; iebe äJerleumbung gegen einen greunb »ruift 
un« bon i^m berbannen, SSielmel^r ift bo« ^xtU Vdäif* 
xäf mir borgefefet i^abe, biefe«: burd^ ein untabet^af* 
te« geben e« bal^in ju bringen, ba^nid^t tn 
einem unberfd^utbeten äb(en 9lufe meinet 
greunbe ein nad^tl^eifige« 8id^t auf mtd^ ju* 
rüdtf alten lann, fonbern bietmel^r bon meinet 
greunbfd^aft ein bortl^eilbafte« auf i^ren Auf/ 
3m töeitern SSerlaufe be« ©riefe« bertl^eibigt er feine «Aen 
unb proteftirt ernftlid(^ gegen bie grunbfalfd^e Änfid^, fca| 
fie eine 5lj)ologie be« $ant^ei«mu« bejtt>edtten, bietmel^ fei 
er gerabe barauf au«gegangen, inbemgegentt)Stttgeii 
©türme <>^ilDfo^^ifd^^er SKeinungeu bieUnab» 
l^ängigfeit ber Sieligion bon tebet 9tteta)>^))fit 



111 

^t barjuftellcn unb ju begrünten. Der Snfi* 
Ltiou enbttci^, baß et an^ (Sigcnnufe ober au^ 3Dlenfd(^en* 
ittigteit ober aM SIKenfci^enfurd(^t fein geiftl^e« ämt 
^ bc« innern 9Biberfprud(^^, in beu er notl^menbig mit 
) geratl^en muffe, bel^alte, fefet er mit gered(^tem ©tolj bie 
rftd(^erung entgegen: ^S« giebt fein tcbenbige« 
efen, bonbemid(^abl^inge unbici^ rül^me mxäf 
frei JU fein, al« irgenb 3emanb auf grben/ 
>enfo»enig fei bie ©rfiärung ftiti(^^attig, »eld^e feine Den* 
ng^art au^ ber @ud^t mäf bem HuffalCenben unb 
n gern et neu ableite, ©eine änfd^auung^weife l^abe 
iled^terbing« feinen anbem ®runb, aU feinen eigent^fim* 
^en e^arafter, feine angeborne äK^fti!, feine bon 
nnen ausgegangene ©itbung*).t 

3n berfelben ^txt aber, too ©d^leiermaci^er einen alten 
6nner unb Steunb — freilid^ nici^t für immer — berlor, 
ib bie 3ntimität mit ©Riegel , um berentwiöen er ganj 
jonberS fo biele Eingriffe ju erbulben l^atte, ^iöf \äfon mei^r 
ib mel^r loderte, erful^r fein Umgang«freis eine rcc^t 



*) Äciner bcr bcbcutcnbcrcn ©elfter «nfcrcr ^tit, fagt ©teffcn« 
ir trcffcnb, barf »cnigcr al« er naci^ einem frcmben SÄaßflabc 
meflen »erben, er »ar eine burd^au« :|)rimäre, urf^rüngüc^e 
atur unb »iU al9 folci^e Beurteilt fem. 9P6er bie (Sigent^ttmltc^ 
t einer fo ^ix^ begabten 9latur ju erforfd^en, ifi nm fo fd^toieriger, 
loenigerfiei^ren innern iD2itte{:|>unft ent^Hte. (Srgalt 
für ein 9t&tMe^ feiner 3^it unb tDirb e9 nod^ lange bleiben, 
itt fo Ikr, fo fci^rf, fo entf^feibenb er einen ©egenflaiib beljjanbeltc, 
(^genfkmb hn ^6 duften (Sinne fd^ien me^r angebeutet, al9 
bfl b«r»orjutreten, e« feilten bem tiefen ®eifl ba9 
^%tt in groß, umed in beflimmte Sorte jn faffen, einer t)or«^ 
rge^ienbcn Seit ^^in^uftetten u. f. tt>. 



112 

wol^ttl^ucnbc ettocitcrung tnxcif bte ©clanntfd(^aft mii 
(g^rcnfrteb i)onaBi(Ud(^, »etci^cct tm9Äail801 gele* 
genütd^ einer Meinen JReife nad^ ^tcnjtau itmaöft f)(ätt, 
atö er Henriette ^erj unb beren iüngftc ©d^meftcr ju t^rea 
bort öer^eirat^eten SSermanbten begleitete, — ©iöid^ mir 
ein junger SC^eoIoge unb bamat^ $au«Ie^rer in ber ganriße 
be« ®rafen »on ®d(^toerin*^uftar in Sommern, gr bejaj 
nid^t bie (Senialität unb U)iffenfd(^attltd(^e ^Begabung griefc* 
xidf ©d^Iegetö , aber einen jarten , ttebet>oüen ©irni , ein 
treuem, gut^erläffige« ©emfitl^. ©einer fonftigen ®en)o^u^eit 
jumiber, bei neuen ©elanntfd^aften Slnfang« torfid^tig unb 
jurüdi^attenb ju fein, »eil er wufete, bag Dffen^tt nur unter 
®orau«fefeung berftänbnigboUer Snn>fängttd^fett auf ttt 
anbern ©eite am ^la^t fei, mar ©d^leiermad^er bem iünge« 
ren aJianne, ber il^n au^ Sleußerungen ber grau ^rj urö 
t)on ben 3Rono(ogen ^er bereite tieb gewonnen l^atte, vkt* 
rafd^enb fd^neU entgcgengetonunen, unb ©eibe »aren fic^in 
bem lurjen ^wfammenteben in ^renjtau fel^r »ert^ ge»ot* 
ben*) . ©d(>Ieiermad(^er fetbft gefte^t, ba^ e^ i^m gerabe ba* 
mate an einem greunbe im ganjen ©inne be« ffiot' 
te« gefehlt (©rief». I. ©. 288) unb fo mar e« i^m m 



*) «rief». I. @. 285 (öom 1. 3uU 1801) äugcrt Henriette ^: 
!S)ie :Seid^ttgfeit unb bie Offenl^^eit, mit ber <Sie ^lUid) entgegenfamair 
ber fd^öne SBtUe, fxäf ti^m )u geigen, toit @ie ftnb, bad ]^t ®U tak 
t>ie{, ))tel lieber gemacht. ^Ued bad gel^ört jrnar )u Sinnen, ed bidbt 
aber oft t>erborgen. @te beuten, ed l^at ja 3^itf man bleibt ia tonge 
pfamnten ; i)iix \fattt ed feine 3eit, unb @te benu^ten bie \äfiiOt^ 
©tunben fo \)m\idi). Slber an6f nid^t i)erfci^tt)enbct l^ben @ie H« 
fc^öue ®abe; Sittid(> ifl i)ott i)on Sbncn, unb rei<i^U<]^ Ijiat er ttHcbtr' 
gegeben, »a« er empfing. S3ergl. I. 286. 290. 301. 304. 



113 

fOi^cn SBert^c, bcn SÄann gu finben, bcr bei einet getoiffcn 

Sitmedöcwanbtfd^oft fein innetp:e« fittttd^e^ SBoüen unb 

Streben fo Kar cmfjnfaffen unb ju öetftel^en im ®tanbe 

Xßcac, (Sine SSergleid^nng beiber f$reunbe (menn ntan ^xki^ 

lAäf ®ä)Uaid bod^ n>o]^( tntmer nodf fo nennen batf) legte 

bcr Utttftanb nol^e, ba§ öeibe balb mäf einanbet feine 

^än«C(ä^Iett in ©erlin t^eitten. 3m ÜDejember 1801 toot 

@d^legel Don Stm on^ gelommen unb l^atte bt« inm 17, 3a* 

nuat 1802 bei ®d(^Ieiermad^et getool^nt, bann befugte il^n 

Dom 3. bi« 19. gebtuar SBiüi^ mit feinem iungen 38g* 

ßnge. ^S!)a« ift recä^t bic ß r g ä n j u n g ju ®d^tegete ©e* 

fud^, fti^tetbt er ber ®d^tt)efter, benn SBi tlid^ l^at gerabe 

ba«, »a^ id^ an@d^tegt(Dermiffe; toorüber id^ bie* 

fem fd^ioetge, barüber lann td^ mid^ Jenem am beften mit* 

tl^eüeu, unb »ieberum in Slßem, toorin id^ Don ©d^ leget 

lerne, lann id^ SBittid^*^ Seigrer fein*. S8ei ber großen S8e* 

fd^ibenl&eit biefe« itljtttn lonnte e« ntd^t feilten, ba^ ti^m 

3toeifeI entftanbcn, ob er bem il&m toiffenfd^aftlid(^ fo über* 

* Icgenen Sreunbe auf bie Dauer genügen toerbe, ä^^if^^ bie 

il^m ©d^Ieiermad^er in ber liebendtoürbigften 3Beife au^rebet, 

»S)tc öeforgnlffe, toetd^e 35u anwerft über un^ ©eibe, finb 

^offentüd^ nur eine Dorübergel^enbe ©d^toingung gewefen. 

?)ieS5Jiffcnfd^aft l^at midf ja nid^t ju Dir gejo* 

gen, unb fo ift e^ alfo anö) nid^t tl^r ©efd^äft, mid^ bei 

% feftjul^aften. Did^ foQ metnetmegen nur bieärt, tote 

i^ fie treibe, infofem ba^ mit meinem ßl^aralter gufammen* 

i^ngt, ettoa« angelten. SÄtd^ barin ju Derfte^en unb 

wiäf barum ju fteben, bae mutige id^ Dir ju, benn ee ift 

^ gro^ed ©cburfni^ meine« ^txytn^, unb biefe« lannft 



114 

unb totrft bu bcfticbigcn , toeiin toxx crft ju meisteren SKit^ 
tl^ctlungcn übet btefc ©cgenftanbcfommcu". IDenngetobe 
bamatö l^atte eben etft bte iDtffenf(J^aft(i)d^e ^ebeutimg 
©d^letctmad^et« in weiteren Steifen ft^ ©eüung unb 9xi* 
etlennung ju i&ctfd^affen begonnen, »otübet toit eine tnier' 
effantc ?Wotij in einem ©tiefe an Si^atlotte (t). 10.9?oö. 
1801) befifeen : ^üKein Seben befommt jieftt Mäf J)on einer 
anbetn ©eite einen aSett:^, ben e« fonft ntd^t ffatU, 
unb einen getoiffen ©lanj, toenn td(^ fo fagen batf . Wi 
bem SBenigen, »a« id^ bi« iefet öffentßd^ fein unb iffu 
lomtt, fange i(if ioöf an auf bie SJenfung^tt bet gebittc^ 
ten unb beffeten 3)?enf(3^en ju toitfen; x6) bin J)ou beucn, 
bie man ^l^itofojjl^en nennt , -gead^tet , unb au« bet Sfß^e 
unb getne fd^^tie^en fid^ teügiöfe ©ecten mit bietet ^tciiti)' 
feit an mid^ an. 3d^ fann fagen, ba^ id^ SStelenju» 
® e g e n bin, unb menn id^ Ocfunbl^eit unb Staft behalte, 
um einige bebeutenbe SBetfe au^jufül^ten , bie td^ unter 
^änben l^abe, fo (ägt \iöf ))otau«fe]^en, ba^ id^ in koenigen 
Saluten ju ben befannteten Sßenfd^en gelösten »etbe, beren 
SBott einige« ©etoid^t i)at/* 

5Da^ abet ©d^Ieietmad^et übet aüe bem feinen eigent» 
fidlen ©etuf, ba« geiftlid^e amt, in leinet SBeifc tetfäumte, 
bfitfen toit feinen oben angcfül^tten SSetfid^etungen jufolge 
unbebingt ^(auben, toie et benn übet]^au)>t in feinem ganzen 
Seben in feinet iebe^matigen amtßd^en ©teüung eine feüene 
Eingebung unb Oeioiffen^aftigfeit beriefen l^at. ©on ben 
öetfd^iebenen Sl^ätigleiten beffelben gog ti^n Stnfang« bie 
lated^etifd^e am meiften an, tocit il^m bie ©efd^Sfti* 
gung mit ftinbetn eine befonbete gteube mad^te unb ba* 



115 

^ci^tcn unb Untcrttd^ten x^m ein bringcnbc« ®cifte«befcürf* 
it| unb natutsemäge (Srl^oluns ))om eignen Semen unb 
Stubiten etfcä^ien. SStel ©elegenl^eit jn \oläftx Sl^ättgfett 
l^eint ba« «mt an bet 6]^atit6 fteißd^ nid^t geboten ju 
^ofeen. 3m Salute 1799 l^atte er ein einjige« 3Käbd^en ate 
Sonfitnianbin gel^abt, »eC^e« noäf bajn xiemti^ öettoal^t* 
loft unb nnem!|)fängti(3^ fetbft ber clementarften SReligion«* 
lenntniffe ermangelte. SÜiit i)ieler®ebn(bfü]^rteerbiefd^tt)ie«» 
rige Slufgabe bnrd^ nnb bracä^te e« bann bo(3^ bai^in, baß 
nid^t bloß ba« SWäb^en in ber ^eil«er!enntniß toefentticJ^ 
geförbert, fonbern and^ il^re bi« ba^in ganj inbifferenten 
(Htem mit äd^tung nnb Sl^rfnrd^t öor ber ©ad^e erfüüt 
tonrben *) . Ueber SBerti^ nnb ©ebentnng be« ^rebigen« 
\)fxi6ft er \xä) gegen feine grennbin ^erj fo an^, baß e« ba« 
cmjigc üRittet fei öon :(>erfi5nltd^er SBirhtng anf ben gemein* 
fd^aftlid^en @inn ber 3Renfd^en, nnb menn bei ber iefeigen 
®eneration imOanjen aud^ toenig getDirlt toerbe, fo muffe 
bo^ ba« Cebenbigc SBort, entftammenb ber freien ©etoegnng 
bc^ (Seifte«, »enn nnr Siner rebet; ber bieSad^e bel^anbelt, 
toie fie fein foH unb and^ eine geringe ^a^ gebadet 
toerbe, bie toirltid^ :^8re nnb xtä)t anfnel^me, immerl^in eine 
fd^Sne SQSirlnng l^aben**) • 

35amm mar e« ii^m fel^r ertoänfd^t, mit bem befrennbe*^ 
ten ©ernf«genoffen (aSJiüid^) über feine eigenen bamatö ju^. 
erft Deröffenttid^ten ^rebigten fid^ jn nnterl^atten, ©ein 
Sengniß, baß er ben S^totä ber Srbannng erreid^e — 



*) «rieft». I. e. 254. tocrgl. 332. 
**) a. a. D. @. 355. 

8* 



116 

unb ))on btefeY @ette moQte et fie burd^au^ ongefel^en kDtffen, 
koat ti^m ^id mxüf. Unb aü SBUßd^ )mn ^tebtget in 
<Stralfunb berufen koorben tpar. begrugt il^ ©(^leiermod^er 
bei feinem 9lmtöantritt mit ieneti I&ftlid^en SSotten, an 
benen, toie id^ glaube, aßet ^totx^tl, ob et ottci^ tDttBi^ 
mit ganzem $>etsen bei feinem getftüd^en 9mte geMfen, j» 
©d^anben ti>etben mug : ^6« finb nun neun Saläre, oö \^ 
anäf an einem Sl^atfteitag meine etfte ämtdfül^nmg (mM\ 
mit ift feitbem biefet ©etuf immet liebet gemotben, aii^ 
in feinet unfd^einbaten ®tftait unb feinest 
nad^tl^eiligen äSetl^ättnt^ }um ©etfte biefet 
^txt, unb id^ glaube, tt>enn id^ x^n aufgeben 
müi^tt, tDÜtbe id^ nod^ tiefet ttauetn aU un 
Stile«, »a«id^ ieftt tjetlotenl^abe. ß« gcl^Stt baji 
fteilid^, ba^ man fid^ übet aUed Sleu^etlid^e , (Sinjelne, 
kleine i^imoegfe^t, u>eld^e« fonft immet totbtige StStunges 
i^etanlagt, bag man ganj unb tetn auf bte $au)>t< 
fad^e ^tnatbeitet unb ftd^ biefet beftänbtg Be* 
U)u§t ift, bag man ba9 3beal bed äktptniffe« im Kttge 
l^at unb im (Seifte beffelben lebt unb l^anbelt. @o ift 2)tt 
getoif aud^ ju 3Äut^, unb fo »itb fid^ !Dit bte ®t8§e unb 
@d^8ne be« ©etuf« immet gtB^et unb Matet batfteBen. 
Sag un« aud^ batübet fleißig ©emedungen unb Stfa^tun» 
gen taufd^cn, U)ie e« gteunben gebül^tt. SWcine l^etjßc^ 
SBünfd^e begleiten Did^''*). 

• ®o etnft unb mütbig badete fd^on bet SRomantifet 
©d^leietmad^et öon bem geiftlid(^en ©etufe.. %xö) bet alte 



*) »rief». I. @. 379. 



117 

ad moöftt füllen, ba§ et ti^m mit feinen SSottDürfen in 
efet Sejiei^ung Unted^t getl^on- @^ tarn ju einer Slrt J)on 
udfiJl^nmig (etoa ein dal^r nad^ bem oien mitgetl^eiden 
Warfen Öticftoed^fel) *) , bie beibe Kneife el^tt unb jn bet 
et ifingetc SWann, oi^ne [vif etwa« ju i^etgeten, ben etflen 
Stritt tl^un burftc. 

Uebrtgen« fotttc ba« 8 eb e n t n © et t i n bon nid^t mel&t 
anget !Dauet fein, ^wc gtogen Uebettafd^ung äüet, ttetd^e 
ic nä^eten Umftänbe nid^t fannten, nai^m et einert SRuf 
ite $oft>tcbigct nad^ ®tot^)e an (Anfang SWätj 
802). — 3Sot bet Uebetfiebelnng ba^in mad^te et nw ben 
10. ä^)tit einen tietjel^ntägigen ©efnd^ bei feinet ©d^tDeftet 
a^ortottc in ©nabenftei. Die ©tiüe be« teijenb gelegenen 
3Tte& unb ba« S^fornmenfeben mit bet geliebten , feit ben 
tifi Saf)xm, ba et fic nid^t gefeiten, innetlid^ fel^t geteif* 
m ©d^toeftet, mit feinem iüngetn Stubet ÄatI unb man*» 
km aften toettl^en ©elannten »at il^m äugetft genu^teid^. 
Dap etg'tiffen fein Oemfitl^ bie Äinb^eit^^Stinnetungen^ 
ie fid^ an biefen Ott fnüipften, mit tounbetbatet ®eu)aft* 
6« giebt leinen Ott, fd^teibt et an ®eotg {Reimet, 
Rit bem tV' bamate petft in eine butd^ ba« Seben bctDö^tte 
tcunbfd(^aftttd^e SSetbinbung getteten toax, bet fo »ie biefet 
k lebenbige Stinnetung an ben ganjen ®ang meine« ®eii» 
te« begünftigte , i)on bem etften Stwad^en be« ©effetn an 
We auf ben $unft, too id^ jicftt ftei^e. ©amatö leimte juetft 
W« m^ftifd^e anläge, bie mit fo toefentüd^ ift, je^t ift fie 
ft%6i(bet, unbid^fann fagen, bafe id^ nad^ »llem 

a. a. O. @. 307 öom 17. WlUxi 1802. 



118 

tt)tebct cin^cttni^utct gciootbcn bin, nutDon 
einer l^Sl^eren Drbnung*). 

SKad^ ^Berlin jurüdgele^rt, »idette er bort rafd^ feine 
©efd^äfte ai, ^iett am 27. SÜiai öor einem fel^r anfel^nTu 
äfen änbitorinm (auäf ber aJiinifter toax jugcgen) feine 
«6fd^ieb«j)rebigt i)on ber ß^arite*®emeinbe unb trat bann 
feine SReife an« ber geränfd^Doüen ^auiptftabt naäf bcm ent- 
legenen ^ommerfcä^en ©täbt^en an. 

Unb btiden toir i^ier für einen SDioment auf biefe fec!^« 
3a]^re feine« ©erliner 8e6en« jurüd, fo ift tool^I jtpeifeßoö, 
ba$ fie ju ben für feinen Silbung^gang entfd^et« 
bcnbften gei^ören. ^kx übte er ISntpf enb unb ftreitenb 
feine Sräfte, ^ier bilbete fi^ im ©trome ber SBeÜ fein 6^a^ 
rafter, bie i^ier gef(ä(^affenen SBerle f<>reci^en bie gefa mmte 
©runbtage feine« ©enfen« am freieften unb frifd^* 
ftenau«. 3)er innerfte Sern feiner ^erfönlid^Ieit, 
ba« ®e]^eimni§ feiner geiftigen Sraft, l^atte fid^ freitid^ fd^on 
früher unter ben erjiei^tid^en SinPffen be« ^aufe« unb ber 
53rübergemeinbe]^erau«gebitbet, aber bieäu^ftral^tung biefe« 
geiftigen gid^te« nad^ ber ^erifp^erie be« Seben^ge* 
f)M erft biefer bietbemegten ©ertiner ^eriobe an; $ier erft 
erfd^fo^ fid^ i:^m ba« öoüe SÜienfd^enleben nad^ feiner ®teite 
unb Siefe unb reifte ben reid^begabten aber nod^ unfertigen 
Süngting gum d^arafteri)oüen SDianne. 5Da§ er in biefen 
ftürmifd^en Seben'«I&m<>fen Don allen ©d^tadten ber ^t\t unb 
ber ©efeüfd^aft unberü:^rt geblieben, toirb fein SSerftänbifl« 
be^au<>ten, Unb aüe ©d^^utb räd^t fid^ auf grben- ^@ö- 



*) «rief». 1. 306. 308. 310. 312. 



119 

tDcit et ^t\i genommen ^at an bem romantifdbcn 9iauf(3^ 
fiberf^3tnbelnber ©entalttät, ffat er bie« mäf Bügen muffen, 
iinb bie l^atten @d^(5ge be^ unaBtDenbBoren Un:^et(e^ , bad 
flc^ ati feine gerfen l^eftete, fd^mer emjjfunben". Da« »et* 
beti iptr foglet^ im golgenben erlennen. 



2* Stolpe. 

(1802—1804). 



®er ®runb , toarum ©^teierma^et ©erßn f o ^jK^öcI^ 
tjcrUeg unb m6f @toI^)e ging, ift in ein getoiffc« Dunlet 
gd^üttt. äu« einigen änbeutnngen be« in bicfcr SBejiel^ung 
teibcr oßju jurüd^aüenben ©riefiped^fete tagt fi^ inbe§ 
ertat^en, ba§ fein aSerl^öttni^ ju (Steonore ©tunoto ba« 
^an^)tmotiü toar. 

©er $oft>rcbiger ©ad f^reibt am 1. 3uB 1802 : „^ö) 
lann mir e« benfen,. ba§ in älnfei^ung be« Umgange«, tt)ie 
©ie ii^n brausen unb mfinfd^en, ®totpt lein Srfa^ für ©er* 
ßn fein lann. SJod^ ba« l^aben ©ie oi^ne ä^^^f^ öorau« 
in 9ied(>nung gebraut, unb fo toünf^e id^ nun, ba§ üon 
bem Outen, »el^e« ©ie bei ber (Sntbel^rung 
®iäf öorgeftellt l^aben, ni^t ju tiel abjubingen 
fein möge'*. (Srieftp. III. ©. 320). g« ift alfo, ba 
bod^ öon einer äußeren S'lSt^igung nid^t füglid^ bie SRebe 
frin lann, an eine Sntbel^rung ju benfen, toeld^e ©d^Ieier* 
»lad^er fid^ felbft auferlegte. @o erttärt aud^ grtebrid(^ 



120 

@d^(ege(, ba^ er mit Steube unb X^tito/^mt best (Sntfd^Iut 
bed Steunbe« t>emommen l^afie , S3er(m ju t)et(affm nnk 
fügt bie bemerlendtDertl^m SSotte ^n)tt : @te {dleonm] 
loetben bem ^if^tele feiner (Sntf d^Coff enl^ett folgen nnb n(4 
einem lurjen Sam))fe ben fd^önen iSol^n eine« l^eitem Sebem» 
gewinnen (a. a. D. ®. 311). 5Rimmt man baju no6f eine 
gelegentüd^e ©emerinng ©d^feiermacä^er« in einem fipätcreji 
©riefe an Steonore üon ©toI|)e an« : gerben ®ie anäf 
i)erf<>re^en, ni^t ju lefen, toa^ xäf gef(i^riebeii 
l^abe? ÜDenn immer »eiter \ä)mtn bie SöefcJ^ränlungctt 
3^re« 5l^nn« nnb Saffen« jn gelten" (ebenbaf , I. 378) \o 
toirb man too^ nid^t ine gelten mit ber 3Sermnt:^ung, ba§ 
©d^teiermad^er felbft »nnfd(^tc, bnrd^ feine gntfernunj 
bie ©elieWe an« bem fd^iefen SSer^Ünig i^ron^jnfcringen, 
in toetd^e« fie inxdf feinen ^jerföntid^en SSerlei^r mit i^r ju 
l^rem ®atten geratl^en toar. Songe fd^on toax dUonctt 
ber Oegenftanb feiner ©d^mcrjen, nnb nid^t ol^ne bie tieffte 
SBel^mnt^ ijermod^te er ba« immer emente traurige ®ilb 
ti^rer nnioftrbigen 8age anjufd^auen. 3n biefem ©inne 
ankert er fid^ and^ gegen feinen neuen i$reunb SBitti(i^ 
(I. 292) : „(g« ßegen ©orgen auf mir öon ber brüdtenbftm 
Slrt, ba« ©d^idt[at einer geliebten ©eetc, in bereu Sefift 
td^ meinSeben erft öoUenben »firbe unb fiebo* 
ti^rige in bem meinigen'', 

333a« ©d(^Ieiermad(^er an biefe grau, über bereu ga* 
miüe xäf fo »enig »ie über il^r äeußere« -irgenb etwa« 
SKäl^ere« anjugeben öermag, fo befonbcr« feffelte, fd^eint iff^ 
gro^e« Talent getoefen ju fein, bie eigenen ©emü^^uftänt?^ 
unb inneren erfal^rnngen fid^ ju oergegentoärtigcn, fle 5^ 



121 

jcricgcn unb barjufteUcu*) . iBteßcid^t fanb fie cbcu bc^i^C^ 
bei Üfxzm eigenen ©efd^fed^te toeniget Seifaü, »cnigftcn^ 
geftel^t fie feörft, niemate eine redete grcnnbin gel^abt ju l^aben. 
aJHt biefet ben)n§ten Älatl^eit unb 5Reigung jutJReflejcion 
fd^eint [xäf aber eine fel^t feurige unb leibenf d^aftlid(^e 
gm^finbung gef)aatt }u ^aitn, beten ^^btud in bem 
bott ©d^feiermad^cr in feine 3[j>ologie ber Sucinbe aufge«^ 
nonmtenen ©tiefe (bet, toie toit oben fallen, imSSJefent» 
lid^en ücn il^t l^ettül^tt unb und bei bem 3KangeI anbter 
3eugniffe fyinpi^lxä)ii^ jut Dtientitung übet il^ten ßl^otaf * 
tet bienen mu® fid^ bi^tpeiten ju »al^tl^aft ^joetifd^et ©d^Bn^ 
l^eit et^bt* @o in bet ©teße : „S33enn toit unfet ©innen 
unb Denfen unb §anbeln bi« in feinen gel^eimften ©ife i)et* 
folgen , unb übctatt auf '^ 5Reue bie unenbßd^e Uebeteinftint^ 
mung unfetet (Seiftet antteffen, baß Du entjüdtt au^tufeft: 
©inb toit benn mel^t afe (Sin SEBefen, Seonotc? bann 
butd^glül^t und aud^ gett)iß am ftätiften unb götttid^ften bad 
l^citige g^uet bet Siebe, unb bann feietten toit am tiebften 
ii^te ^öd^ften äß^ftetien. Unb toennDu, an meine ©tuft 
getel^nt, atte Deine gteube an mit unb alle Deine 
Oel^nfud^t nad^ bem fd^Bnen Seben, ba« toit 
im äuge l^aben, in bet unmittetbaten 3lSS)t meinet 
^etjen« aud^aud^ft, bann füllten toit bod^ öeibe am tief«^ 
ften , toie einig mit finb butd^ unb butd^ , unb mid^ butd^* 
jiidEt toie ein göttüd^et Sblx^, bet mid^ faft üetjel^tt, eine 
unenbfid^e jufammenpngenbe JReil^e i)on gteid^^en ©ebanicn 



*) «rieft». I. 366. SSknigc Wtm\ä)m l^altn eine fo lieben«tt)ür^ 
bigc ®abe unb %xt fxtif auf juf ci^Iicgett. 



122 

unb (^efü^Ien , bte tont l^dd^ften ^tmmet bid in bei 
tetpnnK bcr Crbe tctd^t nnb mir ©ergangenl^it un 
tunft nnb ^\6t nnb mid^ nnb 9(Ued ertend^tet nnb t>< 
Unb bir ift ed and^ fo , xäf füllte nnb n)et$ e^ , n> en 
and^ nid^t^ fciaft. ©iel^ nnt, »cnn in ©ir bic i 
gan) onberd tt)&re dd in ntir, n)ie fönnte id(^ bann c 
grogc in mir eine äntoort pnben in üDir? ©ie Knn 
3;on, ben id^ nod^ fo leife angebe, in 35ir anf<)red^en< 
dnbenbriefc ©. 489). 3Äit jRed^t bnrfte bedl^att @ 
mad^er fagen: „Unter allen ©eelen, bte mtd^ anger» 
in meiner (Sntoidelnng beigetragen l^aben, ift bod^^ 9? 
mit 3^nen, mit dl^rem Sinfiu^ anf mein ®emüt^ 
bie reinere ÜDarftettnng meine« 3nnern i 
gteid^en, nnb biefe banibore Ueberjengnng ift ba« 
Ocfül^t getoefen, bem id^ mid^ l^abe l^ingcben ü 
(«rieftt). I. 369, »gl. 318). 

©ie rebUd^ nnb gcmtffenl^aft fid^ nnfer 2:^eoIoge 
fem ganjen an fid(^ freifid^ nnerlanbten , übrigen« nie 
«enntnil ber bamaligcn fittfid^en ainfd^annngen*) 
jn benttl^eitenben S5erp(tntffe benal^m, bejengt üoi 
bie Slrt, »ie er bem i)on ber ©eliebten einmal an«ge' 
nen ©unfd^e, bag er ii^r femer leine ©riefe me^r j 
in'^^an« fd(^id£en mSge, begegnete: ^©iefennen 
©rnnbfäfee, liebe grennbin, nnb @ie l^aben nie \ 
bag id^ ettoa« gegen biefelben tl^nn foü. Siegt nnr 
SSerlangen irgenb ein 3Scrfj>red^en jn ®mnbe, »etd^e^ 



♦) »gl.-3ulian @<^mibt, (^cfd^. b. bcntfd^. Siteraturfcit 
%t>t>t. 11. ©b. @. 348 Pgb. 



123 

Jeid^öict ob abgebeten ober abgcbrungcn »orbcn , f o »ürbe 
d gegen meine ©runbfä^e fein , menn id^ Sinnen bann anf 
«genb einem anbem SBege fd^reiben toottte. ®ie toiffen, 
m gern xäf @ie, oI« toir öffentüd^ mit einanbet umgingen, 
aud^ a(tein fol^ unb n)ie not^menbig mir bie^ ju unferm 
Umgang ju gel^ören fd^icn. aber gewig erinnern ®ie ®idf 
ui), ton fcft e^ unter un^ abgemaci^t mar, ba§, 
tocnn iemat« unfer öffentlid^er Umgang abge* 
hod^en »erben fofite, »ir nie i^eimlid^^ irgenb* 
»0 abfid^tlid^ gufammentreffen tooftten. SDKt 
bem ©d^reiben fd^eint ed mir ganj berfetbe gatt ju fein» 
©ettjt »enn ®runott> e^ fo tooüte unb »üfete , möd^te id^ 
btcfc 3nconfcquenj nid^t bon il^m auf rniöf unb irgenb einen 
Sreimb übertragen, SSer^ält fid^ alfo bie ©ad^e fo, fo 
fürd^teid^, biefc« »erben bie testen 3^il^i^ f^^w 
pfiffen, »eld^e ©ie öor ber $anb öon mir 
fe^en/ (aÄärj 1803). 

(gtconore »ar in ber ipeinlid^ften Sage, ©o fel^r fie 
©d^leicrmac^er liebte unb fd^ä^te (ber ^totx^tl ben ®. Äüi^ne 
in tiefer ©ejiel^ung'l^egt, fc^eint mir ganj unmotioirt), fonnte 
pe fid^ bod^ nid^t mit toUer ^uftimmung i^re^ ^erjen« 
bcffcn Slnfid^t oon ber SRed^tmä^igfeit ber (S^efc^eibung an* 
rignen unb fd^manfte bemjufotge forttoäl^renb xtoifc^en cnt* 
8^9oigßfefeten gntfc^Ue^ungen l^in unb l^er. 

X> U)ie lann eine fd^5ne©eele fid^ quälen, fd^reibt 
©(i^lciermad^er an ©• JReimer (9. SUiärj 1803), toenn 
e« eine bebenftid^e bunlle ©teile giebt, an 
toeld^er \x(if bie 3^^^^!^ ^^^ ^^^ SSergqngen* 
¥\t enttoidtetn f oII. ©ie fürd^tet, bag fie lein boöe« 



124 

9iz6)t l^at bte t$o(gen il^Te^ drrt^mnd aufjul^ben unb fie 
füxöfttt, bag ed mel^r ate t^re ^fiid^t fei, ma« fie au6 ker 
ätthmft anf<)ri(i^t." 6« ift fcl^t »oi^rfd^eiiiKd^, bo^P^«^ 
in biefer ^dt, ba ©d^teiermad^er in ®tot)}e vdqx unb b er 
m&(i^ti0e3<tuber feiner ®egenu>art nici^t me^t 
auf fie mirlte, mel^r unb mel^r ju rul^iger ®e(B{it(efiii' 
unng ^txt fanb , unb mit beut el^renl^aften ©ebanlen ^ 
))ertraut mad^te, fetbft ein traurige« unb ge))(agted ÜDofeia 
}U ertragen, um bie el^eßd^e STreue nid^t [}u Ibred^en. Die 
äWitt^eilung biefer «Bpd^t— bie pe fd^on im@onunerl80J 
bcm ®eüebten fd^eint hmb gegeben ju ^aben (a. a. £). I. 
380) — »ar ffir biefen bon erfd^üttember SBirlung. ©eine 
Siebe »ar eine ftarfe, getoattige gtamme, bie am JDiarl fei» 
ne« geben« je^rte, unb fo mußte bie 9lu«fid^t auf ben 8et» 
luft ber ©ettebten ba« §erx im 3nnerften ergreifen. 6* 
lommt bal^tn, baß er an nid^t« me^r greube finbet b4 
il^m ba« ganje Seben unnüfe erfd^eint, unb ba er fid^ nic^t 
fd^eut, »ertrauten ©eelen feine gel^eimften ®eban!en mitju» 
t^eilen, f^jrid^t er »ieberl^olt ben SBunfd^ unb bie f)offnttng 
eine« batbigen 2iobe« au«*), 6« lann nad^ meiner UeBer^ 
jeugung fein ©id^ter fd^öner unb ergreifenber ben tiefen 
Summer eine« faft Derbtutenben ^erjen« fd^itbem, al« ter 
©d^toergetroffene in einem ©riefe an Henriette §erj fein 
eigne« 8eib barftettt : ^©eftern Silbenb ftanb id^ ganj au«^ 
gelteibet im ©egriff fd^tafen ju gelten, mit ben armen (i^^\ 
ben S^ifd^ geftüfet jtoei ©tunben fang, ba überfiel e« nti^ 
in feiner ganjen ©itterfeit unb §erbe. — ®enn fie Di^ 



*) «rief». I. (S. 383. 384. 387. 



125 

t fd^cut, toenn fic Di^ fud^t, liebe 3ette, fei il^ liebe* 
utib mtlb, Sffnc t^r ©eine ©ruft, la% fie t^re tiefen 
metjen an^^anäftn boran »nb laß fie t» nxäft entgelten, 
I fie ©einen gtcnnb unbcf(ä^rctb(t(ä^ elenb 
tta(ä^t ^at. 3a, liebe Sette, »enn toxx auf beut gelfen 
en »erben am ÜWeere, »irft 35u einen Ungtfidftd^en 
m ©ir l^aben , beut bid auf !J)i(ä^ unb ein ^aar anbere 
nfd^en^erjen äfle« fo einerlei tft l^ier oben unb fo öbe, 
bort unten/'*) 

"Unäf ein Sonett, toefd^c« er einem öon S^artotte öon 
^ (Srau be^ atittcrgut^befifeer^ öon Satiren auf ®öte* 
! in Slfigen) burd^ SBiUid^*« SSermittetung erbetenen 
'MfAoxt feiner STOonotogen beigefügt l^atte, f Riegelt feine 
tioßge ®emütl^«ftimmung**) : 

ein ^leirgc« «itb f d^tocbt jebcm ^cffcrn öor, 
3tt bcjfctt 3üg' er jlrebt ^äf ju gcflaltcn. 
Söem fld^ bie ^Sf tc fo bcfümmt cntfattcn, 
9htr ber iftU fid^ )ur ©ittUd^tett em^or. 

2)a* SWctne tegt* id^ l^icr bcn gremibcn V)or, 
!3)a(| ri^tenb ntö^f il^r ^ge brüber toalttn, 
Sic foldS^e «a^n bcr Oeijl fid^ toürb' crl^alteit 
Unb \otäft Söne ber ©cfül^Ic (Sl^cr. 

@o l^offt' id^ nad^ bem fd^öncn^Si^^ P fommen, 
^Srgriff mit lül^nem SWutl^ ber Siebe $anb, 
3n reine ©Hl^en mid^ mit il^r ju fd^toingen. 

Seftt ijl burd^ l^erbe ^cin ba8 ^erj Bekommen; 
3tt (icbelecrc SBüile preng öerbamtt, 
SBirb unter 2:i^ränen »enig mir gelingen. 



) SSom Suni 1803. I. @. 381. **) a. a. O. @. 393. 



126 

!Ca« SclS)X 1803 nennt et an feinem ®cburt«tage ba« 
nngtüdßd^fte feine« 8e6en« nnb f^aut faft ]^cffnnng«(o« in 
bte 3nlnnft : „ffia« lönnen aöe Ifinfägen Saläre fein, oft 
gcrtfeftnngcn öon biefem, ctttäglid^er bto§ bnrd^ bte rotfjl* 
t^ätige Sfinnnerttd^Ieit be« STOenfci^en, ba^ il^nt bic ^ na(| 
unb naäf SMe« abreibt nnb abftnm^ft?'' (a. a. D. ©. 397). 

Unb ©eonore? Seibenb an Äör^er unb ®cift, Staft 
unb gteube je länger je ntcl^r öerlterenb in beut fd^reÄtd^ 
Seben, ntutl^Ic« eingefd^redt , näherte fle fid^ »ieber kein 
©eliebten unb ergriff öon 9leuem ben ©ebanfcn ber Sten* 
nung i^rer S^e (III. 400. 406), ben i^r ©d^teiermad^et 
auf aBe ffieifc ju erteid^tem fud^te — enblid^ pegte ber ent* 
fd^iebene gntfd^tu^ ber Sntfagung*), unb öon ba ab brad^en 
S3eibe ben freunbfd^afttid^en SSerfel^r bööig unb für immer ai. 

Sa« unter biefen Sinbrüdten ©d^teiermad^er in ®tol))e 
bei feiner einfamen, öon afler freunblid^en §ütfe entbßgten 
Sage gelitten, »irb ein Seber füllten unb begreifen, ber in 
bie eiegie Sertl^er'fd^er Seiben ftd^ l^ineiniubenlen öermaj. 
SJaju quälten i^n nod^ lör^ertid^e Seiben a][Ier ärt, ©eine 
ßonftitution toar ol^nel^in nid^t bie frSftigfte (©rief». I. 
186. 272. 357), jefet mod^te ba« raul^e Älima ^ommetn* 
unb bie Ueberge»att ^fi^d^ifd^er Erregungen feine ©cfüub* 
l^eit öoBenb« jeirrfitten. „3d^ lann Dir öerfld^em, äugert 
er gegen bie greunbin ^erj in ©erttn, id^ ^abc eine l^unbe^ 
fd^Ied^te ©efunbl^eit : Sruftfd^merjen, Äolif, Äoi>ffd^merjen, 
Äreujfd^merjen finb meine beftanbigen ®äfte unb mad^en 



*) 2)ie8 Qt\äfdf) crjl im ©erlbpe 1805, al8 ^6fl f^on in ^attt 
»ar. II. @. 38. 40. 41. 



127 

lit ba^ ©isd^cn Scben nodf gonj ju niti^tc." aber bcm 
St^cxttci^ctt ©d^metjc fid^ jü Beugen, »ar ni^t ©ci^feict' 
(lad^ct« attt. SSietmc^r tft gctabe bie in fcttcner SSirtucfttat 
jefibtc ©oltatifd^c ^wfd^aft über fid^ feftft ein l^erbor* 
[ied^enber (Sl^aralterjug bed SOtanned. „®d^mer^ 
jen fann x6f biet öertrogen, fd^rcibt er im Sioöember 1803, 
tttib l^abe fd^cn oft getoünfd^t, fie meinen greunben abnel^* 
menjulöraien: aud^ fefete id^ e« glüdtftd^er Seife burd^, 
mä) niäft ouf^ Soger ju toerfenunb mid^ in meiner 
Smt^ffi^rung nid^t ftören ju laffen. 3Benn nur 
ba« Uebcl f cld^cr 9lrt ift, bo^ e« ätnftrengungen be« Wlntfit^ 
erlaubt, fo »erben biefe felbft eine §ülfe, fräftiger ate 
man6)e ärienei*). (£« fd^eint mir aud^ ganj biBig, ba§ 
3ß?nfd^en »ic id^ eine mel^r at« öer^äüni^mö^igc Portion 
Bt^jcrtid^er Seiben ju tragen ^aben. Denn nid^t^ leibet um 
pe ^cr, unb ba« S3ilb be^ STobc« im §intergrunb barf i^ncn 
öngenel^m fein unb fte mit ©e^nfud^t erfüBen/ 

aber eben bie ©rö^e biefer Äraft ber ©elbftbei^errfd^ung 
Bei leibüd^en ©d^merjen »irft ein l^eBeößid^t auf bie lief e 
be^Oramc^, toeld^er fein^erj bamat« erfüflte. SJcI«' 
^tx 5lrt muffen bie ©cefenleiben getoefen 
fein, toetd^c einen fold^en SKann ju fc ber* 
Jtoeiftungöbotler SRefignation auf alle geben«* 
frcube ^crabbringcn lonnten! ®eU)i|, nur ba« 

*) S5crg(. bie @tcfic tu bcn ©riefen I. 275. ©et ben Ux^xü(Sftn 
©^merjeu t(fut wir immer nur ba« tetb, baß fle ba« 2)afem unter«' 
Brechen, baß ber SWenf^ unterbeß niäft^ t^nt unb ni^t« »trb, unb i<ft 
^abe mit (ginem, ber bie unartige ©ewol^nl^eit l^at, J)iel ju fd^tafen, 
uit mei^r iD>ltttetb aU mit (Sinem, ber an Mit, 3<>^uf^mer}en unb 
Dad fonft no^ (eibet. 



128 

tiefe ®efü^I, ba§ er bei feiner 3nbiöifcuotttat „feie atte SBur^ 
je(n naäf Siebe au^ftrecfte" bei ber gortbouer etnee fofd^en 
3uftanbe« öertpellen unb »erfommen muffe, fonnte il^m für 
eine ^zxt long ba« 35afein verleiben, nnb nur ^>i^arifätfd^e 
<Se(bftgere^tigIeit »irb il^n bedl^atb berbcmtmen, gfird^tete 
er hcä) nxäft mit Unred^t baö trourigfte 800«, »cld^« bem 
3Äenf(l^cn begegnen lann unb feine »ol^re SSemid^tung ift, 
ba« 800^, fid^ felbft ju überleben, bei Scibe^Ieben ftumjjf j« 
»erben, in einem unti^ätigen unb nufetofcn Dofcin ju Der» 
fteinem (©rief». I. 340. 402). Daju fam e« benn it>6f 
mäft , in mutl^bcUem ^am))f gegen bie Seiben, bie ii^m bie 
grei^eit be^ ®eifte« ju rauben brol^ten, getoann ber jum 
lEobe SSertDunbete mä) unb nad^ bie berlorene gtifd^ be« 
Oeifte^ jurüd. ÜDer Anfang biefet ©elbftbefinnung faßt 
mitten in bie büfterfte Seibendjeit hinein. S« toor ein SbM 
in bie SWonotogen, biefe« SBerl be« lül^nften 3beali^mu^, 
ber ii^n bemütl^igte unb befd^ämte. ^©ic l^oben mld^ m* 
anla^, fd^reibt er an ß^arfotte t). Satten (I. 392) , feit 
langer 3^Wti)iebermid^ felbft ju betrad^ten in bie* 
fem®i>iegel, unb id^ bin erfd^rodten, mtd^ fo 
gefd^toäd^t unb cntfteltt ju finben burd^ ben 
©d^merj unb burd^ bie furje 3«t, in ber id^, toa« frei* 
lid^ meiner 92atur jum^ebeil^n ganj notl^men« 
big tft, bie ©egentoart aller Sreunbe eutbel^rt l^abe. 3d^ 
l^abe SÄut^ gefaxt, mid^ felbft nid^t ganj ju J>er' 
liereu; aud^ 3^re ©timme l^at ftärfenb auf mid^ getoirft, 
unb bie frol^e (Srinnerung, mand^eö ©d^öne öeranta^ ju 
^aben, l^at mid^ neu t)er<)flid^tet, aud^ ba^ nid^t ju öerfäU' 
tuen, »a« id^ in ber »al^rfd^eintid^ lurjen ^txt be« geben« 



129 

nod^ ttJerben unb erregen famt." — ©a« ii^m bm» 
tiac!^ am meiften öi&er atte 2:ru6f(|{ l^ntn^egl^alf , ^ar mige«^ 
ftrengte g^^^Pifl^ ärbcit. SB8tr banfcu biefeu feibcn för 
^d^(eienwa^r felbft fo freubtofen 3a^cn in ®totp^ «ine 
toer f^tofkn unib ^n))ergängßd^ften @a]&en fetner SOSufe: 
4ie Uel&erfefenng ber ^Utonifd^en ^Dialoge. 

©te erfte änregnng l^ottc anäf ^tx gtiebrtci^ ^d^tegel 
gegeben^ mie er .benn überl^u^t^t für <Sd^(eierma^r ber 
-©ctft ipar ^ber reijt nnb »irlt''. ©d^on im ^pxxl 1799 
in einem au^ ^oWbam an Henriette §erj gerici^teten ©riefe 
ift iw>n biefer Untemei^mnng bie 9iebe. ,,®#tegel f<i^rieb 
mir ))on einem großen ^owf, ben er no^ ))or]^&tte mit mir, 
itnb bad ift ni^td @eringere^, a(^ ben $(aton aber« 
feigen, 'ääfl e» ift eine göttltd^e 3bee! unb x6) glaube 
lool^I, ba§ e« SBcnige fo gut Knnen »erben, »ie mir, aber 
el^er atö in einigen Salären n^age id^ bod^ nid^t e^ ju un« 
temel^n, unb bann mu| ei8 fo frei t>on jeber äußeren 
^bi^ängigfeit unternommen toerben, atö ie ein 335erl 
u>arb, unb 3a]^re, bie baräber l^ingel^en, muffen 
nid^t^ gead^tet loerben. ^Dod^ ba^ ift ein ©ei^etmnig, 
unb liegt UDd^ fe^r »cit" (©rief». I. 227. i)gt. 111.399). 
^m 5. 3uti 1800 »ar fie nod^ nid^t begonnen. 
JBknn väf mit $einborf rebe, meint ©d^teiermaii^, unb 
an aU bie lt>l^i(o(ogifd^en ©d^mierigleiten beule, tt>irb mir 
t>or ber ^atoßberfcftung ganj bange, griebrid^ fd^eint nod^ 
^ar nid^t cmftl^aft boran ju beulen" (III. 195). 3tter ein 
l^a(b 3al^rf)>ater dberfebte @d^(eiermad^er ben $ i^ ä b r u ^ unb 
iattt i^H m 14.ü»är}l$01 t>0iknUt (III. 264). Sg^mge 
^od^en \pSLttx l^e er ben gri^gten ^eil bed^rotagorad 



130 

fertig, »a^ aber ^atte fein ÜWitarbettcr injtoifd^en getl^an? 
SSerf^rod^en l^atte er eine äbl^anbümg über ba^ ©tu* 
bium be« ?tato, in ber Il^at aber bt« auf einige mel^r 
geniale att faltbare Sonjecturen über bie l^iftorlfd^e Drb* 
nung ber ^latonifd^en SBerle nid^t^ öon fid^ gegeben (in. 
405). SSoübered^tigt finb bal^er ©d^Ieiemtad^er« ßtagen 
über bie Ireutcfigfeit unb 9la(i^(äfflgleit be^ greunbe«. 
^SBenn iä) anfrid^tig fein fcB , fd^reibt er il^nt am 27. ^ü 
1801, mn^ iäf ®ir geftei^en, baß 5Du bnrd^ bie Slrt, m 
!l)u ben ^laton unb meinen Slntl^eit baran be^anbelft, M 
JTOögtid^e tl^uft, um mir bie 8uft gur ganjen ©ad^e ju m* 
leiben* Sä) bot biefem SBerle fo gerne bie $anb, nid^t »eit 
id^ glaubte, ba| e^ burd^ meinen ©eitritt beffcr »erben 
toürbe , fcnbern »eit id^ mid^ innertid^ freute, ettoa« ®e* 
meinfd^aftlid^e0 mit S)ir ju tjottbringen, unb nebenbei, mi 
xd) l^offte, bie 9tüdtfid^t auf bie ©emeinfd^aft »ürbe 
!Did^ JU ettoa^ mel^r Orbnung unb S^l^atigfeit in ber ©ac^e 
bewegen. 5&eibe« ift, »ie id^ fel^e, gar nid^t ber ^aü; 5)tt 
treibft ben getoo^nten SBed^fet jtoifd^en eilfertigen änftalten 
unb langen S^i^xiinitn , juöerfld^tlid^en SSerl^eilungcn an 
ben SSerleger unb leeren SSertröftungen eben fo unge* 
ftört, al8 ob !Du allein tntereffirt märeft. 
Unb mit ber ©emeinfd^aft mill e9 aud^ nid^t biel fagen. 
3luf meine S^l^ätigfeit nimmft ÜDu leine Stüdtfld^t: leine 
3eile ertoieberung auf äBe«, »a^ id^ fd^on gegen !Did^ 
geäußert l^abe, fein ©d^atten eineöUrt^eite über Sllteig, »a« 
!Du nun fd^on feit länger atö einem ÜWonat öon mir in 
Rauben l^aft, baß id^ nid^t einmal lociß, ob Du e« fd^ou 
gelefen ^aft ober nid^t, S5a« liegt über alle €u% 



131 

f(j^ulbt0utig ffxnan^'y benntDte fann id^ )Detter atbei« 
tcn, el^c i^ nid^t toct^, ob td^ nid^t »leBctd^t iDeinct SWci* 
nung naä) auf einem gonj fatfd^en SBcge bin? " 

3nbe§ fd^eint oud^ btefc fd^arfe SRüge bei bcm Unöer* 
beffettid^en tpenig geftud^tet ju l^aben. @d lam ju ben 
argerlid^ften ^^»fitfniff en mit bem 35erleget grommann 
(m. 316. 318. 373), bcr t)on ber ganjen Unternehmung 
jutüdCtrat, unb ate ©d^Ieietmad^er t)on Settin nad^ ®toipi, 
grtcbtid^ ©d^tegel ober nad^ ^ari« gegangen toar unb 
überbiel bie Stnfid^t getoonnen l^atte, ba^ ba« Ueberfeften 
moifi mä)t feine ©tSrIe fei, l^ob fld^ enbfid^ aBe ©emein«» 
fd^aft biefer litcrarifd^en Untemel^mung öon fefbft auf (IIL 
342). ©d^Ieiermad^er fibernai^m nun bie Ueberfefeung al* 
tein, ©eorgSReimer inSerfin benSSerlag (a.a.O. ©.373. 
375. 380). 3n ^pxH 1804 toar ber erfte ©anb bee 
großen ffierfe« öoüenbet unb jur Dftermeffe erfd^ienen. 3n 
bemfelben »ar bie allgemeine Sinteitung in bie ^tatcnifd^e 
^^Uofo|>^ie unb bie Ueberfefeung ber nad^ ©d^Ieiermad^er^ 
Slnfid^t d^ronologifd^ an bie ©^ifec ju fteüenben S5iaIoge : 
^l^Sbru«, 8^fi«, ^rotagora« unb 8ad^e«*) entl^alten. 

Ueber bie SSerbienfttid^Ieit unb ben 3Bert^ biefer arbeit 
ift ba« Urti^eit ber Äenner ^fato*« einftimmig. SKögen er^ 
bttterte ®egner bon ©d^Ieiermad^er« ti^eofogifd^en unb fri«^ 



*) 2>er II. «anb crf^icn mi6)atM 1804, bcr ni. 2Äi^. 180S 
n. f.». a)ic Ucbcrfcftung ber Patonifd^en Slc^ubUI erfl 1828, bit 
«oflcnbttug l)c8 ganjcn Scrte ffat ©^Icicraiad^cr nid^t crtcbt. @ctti 
©otgängcr »ar So^. gricbr. Ä I c u I e r , beffcn Uebcrfcftung in fiemgo- 
1778—1797 ^rauööelömmcn ijl. (giuc »crgkiAung bciber wirbelten 
ßeUt €^^teiemta^er9 S^erbienji in bad glängenbfie St^t. 

9* 



132 

ttfd^n arbeiten no^ fo t>tet tnaleln unb ®<ifti>aö)zn auf^ 
jup»bcn fid^ mit ©tfid bcmül^cn , bcn JRu^mcöfranj 
toitb ti^nt Slicmanb rauben, ba| et bet beut' 
fci^ett Station ben ^tato gegeben ^abe. — @e* 
n)t| ift feit ben fe^« ©ejennitn, »etd^e feit Scgtnn biefet 
aiiefcnarbeit — »ctn35enlmal toal^tl^aft J^eta^gifd^er 
©anlunft, bo^ jeben ©anbetet ju öettDCÜen, jn ftau' 
neu, nad^jnjtnnen nötl^igt" — »etfloffen finb, butd^ ben 
nnetmübltd^en gtei§ beutfd^et ©deinen SSiele« im ©i^eteö 
etlätttett, feftct beftimmt unb betid^tigt tootben*) — i^ 
giebt ed in bet ganzen gto^en Uebetfe^ng^titetatnt tpenige 
fo öpttteffßd^e, fo üvi» ffiinem ®ut unb ®eift ftarameube 
aSetbeutfd^ungen bet SUten- S)aju gelitte eben bie ßon* 
genialitfit be« Uebetfefcet« mit feinem äutot, toie benn 
aud^ bet neuefte Sntet^tet be« ^ato, ©tein^att, mit tjofl* 
ftet äneticnnung ©d^Ieietmad^et^ SBetl bef^>tid^t nnb t^n 
einen bet gtö^ttn untet allen ^fatonilen 
altet ^zxHn unb beut ©eifte be« unftetblid^en 
gtied^ifd^en 3Äeiftet« Vettt>anbteften S)enfet 
nennt**), hätten fotd^en 3^^^»/ f^Ö^ ^/ ^^ »el^en 
nene 3been in bem geben be« a5oße« fid^ Söaifn bted^en, 



*) SCttd^btc2:otatattffaffuttgbcr^Iatott.2)iatoge, »tcflcbergeijl' 
tollen Einleitung jum ©runbe liegt, M einzelner ^udfili^rungUi 
eined im (&tiftt fertigen @9fiem9, iß tool^l sientlid^ aUgemetn aufge« 
geben unb bie Slnfld^t Statt griebri^ ^ermann« abo^irt, baß fie t>et. 
f(!^iebene @ntto)idlung«Pnfen tn'^ato'd pf^iloiopifi^dfix 9il 
bmtg bejet(|nen. 
*^) ^laton« fStmittl. Sßevte überf. )>. eteinl^art«ä)f^ller. ^ortooi 

e. 1. 



133 

toic bcr 3«it bct JRcfotinatbn unb bcr geifHgen (gtregung 
am ©d^Iut bc^ t)cti9cn Sol^t^unbett«, toax Sßtoto'« l^o^ct 
@etftna]^e, enttoeber unmittelbar bur^ bod ©tubium 
fetner tBerle, ober mittelbar burd^ SDlänner, iU ton 
feinem (Seifte befeelt bic tiefften (Sei^eimniffe 
be^ menfd^(id^en$eriend unb ben bemgettSl^n« 
(td^en 3luge DerBorgenen ^\i\ammtnfi ans be^ 
ÜÄcnfd^enleben^mit einer l^öl^ereiT, gJJttli^en 
85Jeftorbnnng ju ergrfinben fud^ten'', »eibc^ 
wreinigtefid^'tngriebr. ©d^teiermad^er. ffieitüber 
ben engeren ftrei« ber mit ber Äaffifd^en ^^itologie »er* 
trauten l^inaud finb burd^ i!^n ^(atonifd^e @ebanten 
ai^ Fermente einer tieferen ^eltanfd^auung in Umfouf ge* 
f e^t unb feitbem ein föfttid^e^ ©emeingut bed toat^xm ^e(^ 
beutfd^er Station getoorben. 

(Eine jtoeite gro^ U)tf[enfd^fttid^e ätrbeit, u>e(d^e au^ 
biefcr ®toipn 8eben«^)eriobe l^erborgegongen , flnb bie 
®runb(inien einer Äritil ber bi^l^erigen @it* 
t c n I e^ r e (®q)tember 1802 bi« «uguft 1803) . 3n bic* 
fem SSerle U)erben bie )>]^i(ofo))!^ifd^en SDtoroIf^fteme bom 
3((tert]^um bid in bie ®egenU)art nad^ il^rem fittU^en @e* 
ffaüz geu>ürbigt, unb il^nen \t naäf bem (Srobe Ü^rer in* 
nern (Sonfequen) i^re @teQe angemiefen. „^€ ift eine 
arbeit bon eben fo bieter ©d^arfe bed tt)iffenfd^aft(id^en 
Denlen«, ate ©d^önl^eit unb 5RetttgIeit be« »iffenfd^afttid^en 
Sluftrudf« ; »ie ein feine« SRäberioerl Don bfanlem ©ta^t 
jerreibt e« oüe bi^l^erigcn ®egriffe unb S^fteme, f o ba§ toir 
jute^t nur nod(f Don $(ato unb ©{»iucja etlid^e nid^t gau( 
jermalmte ©tüdte flbrig bel^alten unb mit SSermunberung 



134] 

geftel^en muffen, unfere 9]tetnung, ate ge6e ed manäft^ (eib^ 
üöf SBtffcnfiä^aftßd^c übet ©ittentei^re , fei öon ®runb an^ 
trttg getDcfen" *) . ©ctabett »urbe öou fiennem au§et fcer 
ÜDunfctl^eit unb ©^»etfäütafett bet ÜDarftcBung (III. 367) 
bte ju iDenig g(tm)>fl[td^e ®e^anb(ung ber )>]^ttofo^]^tf(j^en 
STOetftct: fiant unb gi^te**), mit größtem SRed^te aber 
»ol^t bie unl^iftorifd^e STOetl^obc ©ci^Ieictmaci^et^, 
»etd^e il^n a\x6) in bcn Sieben (befonber« ber feierten 
unb fünften) ju mond^ertei 3rrtl^ümem gefül^rt ^at ^2Ba^ 
lonnte anbere« ate ein negative« SRefuItat leerem«* 
lonraien bei einer ©arfteüung, »etd^c juerft bic flttüd^en 
©runbfäfee, l^ierauf bie fittlid^en ©cgriffc, enb* 
ixä) bie ©^fteme ber ©ittentel^re , jebe« ©tüd abgefon* 
bert , ber Prüfung nntertoirft, unb ancff im 3nnem biefer 
brei Xi^eite bie einjetnen ©^ftcme feine^toege« in il^rer ge* 
fd^id^tlid^en Slufeinanberfotge (»o jiebcfolgenbe 
(SnttDidelung^ftufe bie frül^ere atö ein SOtoment inftd^ 
aufgenommen) fonbem mä) einer öorl^er fertigen Staf* 
fification in ber 9lrt t?crnimmt, ba§ .^(ato bid^t neben 
giiä^te, (gj)icur neben ^efeetiu« ju ftei^en fommt?'' ®6fkm^ 
maäftt fetbft fanb ba« erftc Sdnäf feiner Äritil, »etdj^e« 
größtentl^eite in bem 3#^ttbe ber ängft öcr ber (Sntf(ä^ei» 
bung feinet ©d^idfatö gefd^rieben ift, bei ber SRefeipon ju 
unitar, f)at ober ju einer Umarbeitung nid^t ^txt gefunben. 



*) 2). ©traug, (Sl^araftcripilm. ^. 30. 
**) % SB. J). ^äfttQii nennt bic ^olcmif gegen Äant unb gid^te 
friJ)ol I, 388. «nbcr« urtl^eitte @^effcr in ÄönigSberg I, 404. 
griebric^ ^ä^Uqtt rttl^mt fogar ben @t^t bed 9nd^e9 Ul, 384. 



135 

%viäf in ben übrigen ©üd^ctn, giebt er ju, pnben fi^ Stet» 
len, bic jn fci^toer ju J>erftel^en jtnb unb »o ber Scfer 
me^r fu))))üren mu|, aU man il^m eigentüd^ 
jumut!^en lann. SKit ber SKet^obc aber, mit ber 
€onq>ofition unb an^ mit bem ©tt^t im ©anjen »ar er 
aufrieben *)• 

@o feigen toir, tpetd^e ftaunen^tDertl^en älrbeiten 
unfer J]^eoIogeti)äl^rcnb biefer f^toercnSciben«* 
jeit in ®tcif^ gef^affen l^at, »o l^unbert änbere bei gtei* 
ä)£X 2:rübfal burti^ ben ®ram \äftDaäf, matt unb arbeit«* 
unfähig geiDorben U)ären* ©otd^e ungemöl^nUd^e 
©etbftbei^errfd^ung muß unfere öoße ©etounberung 
ertoeden unb begrünbet t>ox SlQem benl^ol^enfittüd^en 
unb ^jcrfönlid^en SBert^ be« SWanned. ÜDenn 

^enn einen SRenf^en bie 92a tut erl^oben, 
@o i\V9 lein SBunbcr, toenn il^m ^id gelingt, 
iD'lan tann an il^ni bie Tlaöft bed ^ö^ferd loben, 
2)er Wtoad^en Xl^on jn folgen ©l^ren Bringt. 
2)o(l& toenn ein SKcnfi^ ^on aUen Seben«^roBen 
2)ie fauerfle befielet, fi^^^ feJBfl bejtoingt, 
@o tann man il^n mit greuben ^nbem geigen 
Uttbfagen: 2)a« ifl dv, ba8 ijl fein eigen! 

äud^ biefem §od^begabten fielen bie grficä^te ber SBif* 
fenfd^aft nid^t mül^eto« in ben ®äfcc^, anäf er ifot, 
toie anbere STOenfd^enfinber , bie 3loÜf M Seben« unb 
ben ©d^toeiß ber arbeit muffen lennen lernen. ®o fd^reibt 
er an ©iüid^: Jca^ leibige 8efen unb ©tubieren frem* 
ber 3Berfe mad^t mir unfägtid^e STOü^e, tl^eite au« Ungc* 



*) I, @. 389. »gl. 343. 345. 398. IH, 331. 359. 384. 



136 

fd^irftl^cit lÄ ber ©c^nbfung, ti^tte weil mir Wc Siahtr 
bdbet, Befottbct« mit bcm ©cbft^hiij. «wt fel^ fdj^faj^t ja 
^fe fommt. fflMtctt nw bic Sütcit, fo tofirc id^ nod^ gc*. 
borgett, bic »erben mit fel^r leidet aufjufaffeit. — Sübcr bte 
neuen, mib befonber^ bie ^]^iIofo|>]^en finb \ocifH nur ju 
meiner Oual t)on ©ott gefd^affen. !Du glaubft nid^t, toeld^ 
unfägfid^c SDWl^e e« mid^ foftet, ein fold^ö ©ud^ fotocit 
inne ju ^aben, ba§ id^ mir einige SRed^nfd^aft barüBer ju 
geben mi^, »ad ber Sßann eigentti^ gewoQt l^t unb w 
er fte^t. Unb bod^ ift e« mir unmögUd^ , »ie gtd^te tl^t 
e« fo t)or bem Daumen abjubred^n unb öoraud ju fefeen, 
baf »ol^ ni(^M barin ftel^ »irb" (I* 291). «el^nßd^ oti 
S(eonore : ^®ie glauben nid^t, »ie mir ba« 8efen, fobolb e* 
irgenb in Iritifd^er §infid^t gefd^el^ muf , tongforn ton 
Statten gel^t. gin !£^ei( biefe« STOangcte lommt freitid^ nur 
öon einem Unglauben an mid^ fcttfi, ben id^ nad^gerafce 
übermunben l^aben foüte, ein anberer au« alter Oetool^nl^ctt. 
®ie glauben nid^t, »ie arg bie« ift, beulen ®ie e« fid^ aber 
an bem i8eif|)icl, ba^ einen Dialogen be« ^laton fo ju 
berftel^en, »ie id^ »ünfd^e — »obeiid^ 5lße«, »a« 
bie @j)rad^e betrifft, fd^on t)orau«fefee — mir gut unb gern 
nod^ einmal fo t)iel 3eit loftet, ate i^n bi« jur aSoHenbung 
ju übetfefeen. Unb babei ift 'ißlaton unftreitig ber ©d^rift«' 
fteüer , ben id^ am beften lenne unb mit bem id^ fdft gufam* 
mengetoad^fen bin.''*) De«^alb fefete aud^ ©d^Ieiermad^er 
nid^t auf feine Seiftungen , öon benen er befd^eiben badete 
(II. 150), »ol^I aber auf ba« reine unb fräftige SBoÖen, 



*) «rief». I. 343. »gl. II. 214, 404, 



137 

täxäft (Snergte, butd^ tk er fem ^xtäfixdft^ tiiq>et^ 
rgan jum IDienfte bed @eifte6 uin}ubUbeii ttnb ju be*^ 

)}erftanb , einen geti>t§ nid^t unkred^tigten @tc(j. 
mar c« nid^t eittc ^ro^ferei, »enn er in ben SWono* 
ggef^jroci^cnl^ttc, bogßciben unb ®difxd\alt 
a)2ateriaI6t(ben, tpeld^eba^XBirlen be« 
$ l^Cd^ftend änbern, aber nid^t aufl^eben 
n — erl^ot gel^alten, »a« er fid^ bomol^ gelobt, 
i^tperen Seibend!ant))fe heäf enblid^ benSteg batcn^ 
, i^at ben ©d^merj getäufd^ter Sebedl^offnung^ 

er il^n bi^ in bie S^iefen gefoftet, nad^ ttnb nad^ 
c ^iimyxü) gefmbert unb ffcd nnter bem ©elftanbe 
ften in feinem ©erufe, in feiner SBiffenfd^oft, fipätcr 
jer innigen Siebe einer trcffßd^en g^on reid^en (5r^ 
;a^ Verlorene unb erquidfenben Iroft gefunbcn. 
le bamafigen amtOd^en SBerl^ältniffe in @toI^e 
nid^t erfreidid^er Slrt getoefen jn fein. Unter feinen 
moffen ift taum ein titerarifd^ gebilbeter äßonn, 

nnb bie ganje ©^nobatt^erfammlnng, jn 
)er "^robft and 9(rtigleit il^n eingeloben l^tte, mad^t 
it überaus Kägßd^en ©nbrnd • — ,ßSläf, Bebe ^nn^ 
reibt er am 8. 3nli 1802 an @(eonore, n>enn man 
35 ©eiftßd^en ift ! — 3d^ l^e mid^ nid^t gefd^&mt, 
[ein, aber bon ganjem ^jen l^be id^ mid^ l^inein«» 
nb ^ineingebad^t in bie l^offentüd^ nid^t me^r ferne 
ba« nid^t mei^r fo »irb fein lönnen» örteben 
* fte nid^t; aber I5nnte id^ irgenb etn>ad beitragen, 
^ufü^ren! — aSon ben offenbar infamen »IB id^ 
; reben , aud^ looQte id^ mir gern gefallen (affen^ 



138 

tag einige bergfeid^en unter einer folgen W^ia^ loärcn, bc* 
fonber« Jo lange bie Pfarren nod^ lOQO JRtl^tr. eintragen 
— aber bie allgemeine f)erabtt)ürbigttng, bie 
gänjUd^e »erfd^Ioffen^eit für atlc^ ^ö^ere, 
bie ganj nieberefinnli^eDenlung^art — fe^ 
®ie, idf voax gett)i| ber ©njige, ber in feinem ^erjen gefeufjt 
l^at, gcti)i^, benn id^ l^abe fo biel angeMo^>ft unb berfud^t 
ba§ id^ fidler ben jtociten gefunben ^ätte!" 

Sein SBunber , bat P^ ©d^Ieiermad^er au« einer fo 
tanaufifd^en ©^jJl^äre l^intoegfel^nte. 3m Siobcmber 1802 
Bot fid^ in Sönig^berg eine Slu^fid^t (I. 369, 372) imb 
fd^on »ünfd^te ber »ieber red^t freunbßd(^ gefinnte atte ©ad 
il^m ®{üdf , bat ^ ^ölb einen feinen S^alenten unb Äennt* 
uiffen entf^red^enberenSBirfungdfrei^l^ben »erbe (DI. 324), 
bod^ erhielt bie^mal fein SUHtbemerber , ein getoiffcr äbegg, 
ben SJorjug. Srft nad^ mei^r aU Sal^re^frift foöte er m 
biefen §i?:t)erboräern erlöft »erben. „®teipt ift nid^t ber 
Ort, meinte ®adt, ber Sinnen genfigen unb auf bie iCouet 
Beilagen lann, unb Sie finb e« @id^ aßerbing« fcttft fd^ul^ 
big, einen angenei^meren unb »eiteren Sreid ber 3:i^ätigleit 
iu »ünfd^en, unb ed ®id^ fieb fein ju taffen, »enn bie äJot' 
fel^ung Sinnen bergteid^en autoeifet.'' 3m Sanuar be« 3a^' 
re« 1804 tourbe i^m burd^ SSermitttung be« ^rofeff or. ^u* 
tu« ein SRuf ate ge^rer ber pX(tlA\äftn Ideologie an ket 
©firgburger Unimfität ju i^eil (I. 403. HI. 387) mit 
äludfe^ung eine« ©el^atte« bon 650 9i]^inifd^en ®u(beii. 
<5« »urbe i^m fd^ujer, in biefer ©ad^e ju einem feften Cnt* 
f d(^tuffe ju fommen , ba auf ber eitlen Seite ber Stntrag |o 
biet Socfenbe« l^atte, auf ber anberen ®d(^teiermad^er bot 



139 

n nod^ ganj frembattigen acabemtfd^en Xl^ätiglett eine 
i (Säftu i^attt. %Vi6f galt ed \S)m toixtliäf ütoa^, in 
engern 3Saterianbe, "ißreußen, ju bleiben „in einet 
inb fidleren Drbnung ber ÜDinge, unter einerlei ©d^id» 
D ©efefe mit ben gteunben, unb jtoar unter ©efefeen, 
im ®anjen liebe unb el^re unb i)on benen er mffe, 
j jum ®uten ^infü^ren Knnen unb f oßen (I. 409) . 
bem 6. %pxxl fd^reibt ber 3)?inifter Xl^ufeme^er nad^ 
i: „(Stt). ^od^el^rtDürben ®efud^ ate "ißrebiger ju 
t enttaffen ju »erben, um bic 3Socation nad^ äBürj» 
annel^men ju lönnen, ^abe id^ ®r. SWaieftät bem 
e aüeruntert^änigft t)orgetragen. 6^ ift barauf mittelft 
et^orbre öom 5. b. 20?. eine für ÜDiefetben fe^r fd^mei* 
rte $RefoIution erfolgt. ®r. 3Äaieftät laffen S^nen 
einem öorjügtid^en Äanjetrebner, at^ 
ttid^en unb ©ele^rten atte ©ered^tigleit 
rf ai^ren unb l^aben ben Söunfd^ geäußert, baß 6u). 
)urben ben 9iuf nad^ SBürjburg ablehnen möd^ten, 
dir ben Auftrag ert^eilt, 3:^nen eine angemeffene 3«* 
mb bie Slu^fid^t einer guten "»ßrebigerfteüe in ©erßn 
rfid^ern" (HI. 388). iDer ©el^eime gabinet^rat^ 
tte, metd^em fid^ ©d^Ieiermad^er i>orxug«tt)eife burd^ 
Dctober 1803 gefd^riebenen : „S^ti unöorgreif* 
n ®utad^ten in ©ad^en be^ j)roteftan* 
m Sird^enwefen^ junäd^ft in Sejie^ung 
Jen |>reu$ifd^en Staat", in »eld^en erfid^für 
on ©taat^toegen au^jufül^renbe Bereinigung ber beiben 
nten |>roteft. Sonfeffionen au^gef ))rod^en , em|>fo:^Ien 
ben fd^eint, (in. 397. 1. 409) fd^Iug bem SÄinifter 



t>ot , tl^ ate au^erorbenttid^ett ^rofeffot bn: Z:^eofogie ui^ 
XlntoctfttS«^>rcbl8cr möf 5)atlc ju fd^n. ZffBime^ 
fanb bic 3bee fd^ gut unb befürwortete pe Bei bon ÄJmge^ 
»orauf am 10. 5!Äai 1804 bte Sabtnet^orire erfolgte, wii^t 
biefe SlnftcHutig audf|>rad^ unb jugfeid^ bie crfreußd^c 8«^^ 
fid^t auf bereinftige SSertoenbung in ©erßn toiebet^lte 
(in. 390). 3m Dctober foHte er fein neue« Omt «i» 
treten (III. 392).— 

Der ©ommer 1804 brad^te bie lange erfel^nte unb W' 
bereitete SReife nad^ SRügen unb bamit eine redete fe' 
quidhtng für fein liebebebürftige« ©emütl^, bo!t)^)ett »# 
f^enb nad^ ben fd^merjlid^en (Srfol^rttngcn in feinen §€t* 
jen^angetegenl^eiten.*) ©ort lernte er eine trefffid^, fronrate 
^au^frau in ber fd^on ermäl^nten ß^artotte t)on Satiren 
^>erfönßd^ fennen, bort aud^beren®d^»efter, einred^tfrifd^r 
rteben«tt)ürbige^ aWäbd^en, bie erft fed^^jel^jäl^rige ^nriette 
öon SWü-^Ienfete (eine 2^od^ter be^ Obrifttientenant ü. 
aWül^tenfete auf ©iffou)) mit ber ftd^ greunb ©ittid^fo 
eben oertobt ^atte (I. 417). Unb l^ier offenbarte fid^ tt>ic* 
ber einfd^öner 3^8 ber3beaUtät tn®d^Ieier* 
mad^erd ©efen. SSöflig neibCoö oermod^tc er ba^Sie* 
be«gtüd 335iüid^« mit anjufd^auen , nad^bem il^m bie äu«^ 



*) Srtefn). I. 407. 3)u ötaubjl ni(i^t, tt)tc iäf mi(i^ auf bcn Sufcnt» 
^It in 3lügcn freue ! 8et attcm »«nberUd^en Sei^fct in mir uub 
um mi(*^ l^cr ip bo« ber elnjige fcflc fnxift, auf bcn iäf feit kuger 3eit 
unb immer mit gki^er greube l^infel^e. ^9 iß ha» einzige @tüd 
2cbcu, toa« 16) öor mir fcl^e, tt)ie eine f leine Snfet iu bem oben 
SDleere , unb i(^ fel^e barauf mit fo rul^tger unb fttUer Se^mutl^ tote 
auf ba« Sefete. 



fxäft oatf ein ä^ußd^c^ fo d6cn in fd^mcrjßd^fter ©eife jct*' 
ttfimmert »orben »at. „®laviUmix, ^i^rcufrieb, \(i)X^U 
tx bem greimbc (I. 410), id^ lann mid^ ganj rein unb un* 
fletrfibt übet baö frenen, n>a^ id^ nid^t^aben »erbe. 
3d^ fage ba«, »eil mir oft einfiel, ob ^f)X nid^t glauben 
miäfttt, meine Siül^rung über Qua) , bie 3l^r fo oft gefel^öj 
l^abt, ti)äre i>ießeid^t nid^t reine greube, fonbem (Suer 
®iM moi^nte mid^ auf eine ftörenbe SBeife an mein ©efd^idt. 
tlber Suer ®tüdt »ar mir nie eine ftörenbe 3Äal^nuttg, fon* 
kern ein ftärlenber 5Croft. !J)ie Ueberjcugung , ^^x »ürbet 
ein f old^e^ geben barfteüen , afe id^ »oüte , unb id^ toürbe 
mit barum toiffen unb mein S^l^eit baran l^aben , baju l^t 
(Enäf jrtcr meiner S3tidfe , jefcer ^änbebrudt unb jieber fiuB 
gefegnet/ 

S« pnb banibar frol^e (gm<)finbungen, »eld^er bie ^M^ 
erinnerung an bie l^errtid^en STage auf ber toatbumtränsten 
3nfct in il^m ertoedtt unb bie l^n ju bem 5lu«ruf begeiftem : 
^^r geliebten ©eelen aüe, U)ie ^ait i^x mir ba^^erj geffittt 
unb erweitert ! SBa^ für ein l^errßd^e« ®anje bitbet ber 
SJerein, bem id^ aud^ angel^öre! Söenig fel^tt, fo ift aüe« 
<Sd^9ne barin gu finben , toa« U)ir in ber äÄenfd^l^eit ßeben. 
"ättd^ id^ t)ait mein eigen. 2^eil, toa^ fonft Seiner 
l^at, unb e^ ftärlt mid^, ba§ id^ nid^t« mei^r aüein tl^ue, 
fonbem Wk^ in gurem 9?amen. Unb toie fd^ön fd^ße^en 
toir un« aud^ 5lüe in gtdd^em frommen ©inn an ben ßeben* 
ben unb bitbenben (S^riftu« an. Seit id^ bie ©rüber* 
^emeinbe )>erUe§, ^abe id^ mid^ nod^ nid^t 
»ieber fo meinet S^riftenfinne^ unb Si^ri* 



142 

ftentl^um^ gefreut unb feine Ätaft fo leben* 
big um niid^ ^et t)erBteiten gefeiten" (I. 418). 

3nt ®e^3tember be^ 3a]^re^ »urbc (S^renfrieb t)on 
SBiHid^ mit fetner ßcbcn^toürbigen ©taut öemtoi^tt. SBa^ 
au6f ber ^tebiget, bet t^ren ®unb fegnete, gef|>ro(i^en ^aBen 
mag, fid^erlid^ ^at er nicä^t S3effered ju fagen t)ermod^t, afe 
iDa^ ®d^(eterma(^er au^ feinet tiebe))cQen ®eele l^eraud bem 
jungen ^aare an« ^er j legt : *) ^^fiiebe S^od^ter, xäf t)cirtrete 
l^eute 3Satetftette, unb gebe ©id^ bem Sßanne, ber mein 
greunb unb ©ruber ift. ÜDu lennft ba« 5luge öott fußet 
^xSimn, ba« oft auf !J)einem lieben ©efid^t gemixt ^at 
©0 fd^toimmt e« aud^ jefet in t)äterfid^er SBonne unb in 
l^eißger SBel^mutl^ unb fegnet !J)id^ ju aüen greuben unb 
©orgen , bie aber !J)ir immer ©eibe« fein »erben , unb ju 
2(üem, toa« bie 3Äenfd^en ^ftid^ten nennen, »a« ober 
au« Üöeinem fd^önen ^erjen immer at« freie Siebe l^eröor* 
gelten toirb, unb ju bem großen ©erufe, bem ÜDu entgegen* 
gel^ft, bem l^eißgften, ben ber äÄenfd^ erreid^en lann. — 
Unb bu mein geßebter ©ruber, toenn ÜDu ba« fuße aWäbdJen 
au« ben ^änben unfrer t^euren gi^arlotte em|>fängft , nimm 
fie aud^ a\x^ ber meinigen. ®ie l^at fid^ mir al« JCod^tcr ge* 
geben, unb fo l^offe id^ , meine Siebe iu tl^r ift ein ©r au t* 
fd^afe, ben ÜDu nid^t öerfd^mäi^en mirft. ©u toirft il^r 
Sitte« fein, aSater, ©ruber, ®o^n, greunb, ©ettebter ; unb 
bod^ tt)erben toir 2ltte aud^ Qnäf fein lönnen , »a« un« ge* 
bül^rt. Sf)X tourjett bie junge "ißflanje (Surer Sl^e in ein 
fd^i5ne« 8anb, i)on l^errßd^en greunben umgeben, ©nem 



2)er »rief ijl toom 5. ©e^tcmbcr 1804. I. 420. 



143 

immer fd^önercn Sefccn cntgcgcnfc^cnb , toirb fie ^xxlxöf gc*^ 
bellten t)on bcm öiclfad^en ©cgcn , bcrbarauf tu^t. ^nä) 
xäf toxU noäf unter ti^rcm ©d^attcn ru^cn , bon ti^rem ©lü^ 
D^buftc genießen unb i)on tl^ren grüd^ten bred^en , menn 
t(^ bie eigne Iränieinbe "ißPanje nid^t groß jiel^en lann. 
©cbeil^e id^ aber aud^ nod^, fc »oüen toir gemein*^ 
fd^aftlid^ ein »irtl^bare« freunbKd^e« Dbbad^ biCben , mite 
bcm aBe nnfere greunbe bie einfame 9iu^e unb Xl^ätigleit 
flnben, unb ju bem Slße, bie ba« ®ute unb ©d^öne tieben^ 
gern »aüfal^rten foüen." 



3. IReben über bie 9)eIigion. 

ÜDie jtDeite ^älfte be« ad^tje^nten Sa^rl^unbert^, »eld^e 
man gemeinigßd^ ate bie "ißeriobe ber Slufllärung ju be*^ 
jcid^nen J)Pegt, l^atte an ber 5luftöfung be^ Sefte^enben in 
©taat, Äird^e unb ©efettfd^aft gearbeitet. SBie ^o6f man 
aud^ il^r aSerbienft anfd^tagen möge um Entfernung alter 
brfidCcnber SSorurtl^eite unb grteid^terung ber beengenben 
©d^ranfen , »eld^e bie klaffen ber menfd^fid^en ©efettfd^aft 
Don einanber trennten, fo »ar bod^ i^x Sl^aralter unleugbar 
borgug^toeife ein negatii)er, unb mandj^ed ®utc ber aittn 
3eit jugleid^ mit bcm ©d^fed^ten unb Slbgeftorbencn l^intoeg«^ 
geräumt »orben. ®o toax am ber {Religion aße« 5Crübe 
unb Unitare, jugleid^ aber aud^ aöe^ Oel^eimnig unb alle 
liefe berbannt unb burd^ einejiemlid^ bürftigeSßoral ober bie 
fogenanntc natürlid^e {Religion erfcfet »orben^ 



144 

t9e(d^eauf einen nüd^tetnen ©d^emattdmu^ ^on &ett, Zugeiä 
nnb Unfteäbßd^t l^inaudlief mtb oQe^ (Stgent^uinKd^ M 
iSl^iftent^umd d^ leete ^Qe^nbef eiligen oberbenUmnftnM' 
gen gu überlaff en geneigt mar. Unb auf ber anbem ©ette eine 
getplofe Drtl^obojne unb in engeren Äretfen ein »ei^Iici^ 
unb befd^änlter ^ietidniu«, ber gegen bie frifd^ S^tifxift ber 
beutfd^en ^^itofo^l^ie fid^ ängftTtc^ aB}ufd^(ie^n trod^tete 
unb männßd^re Staturen, bie öon beut beraufd^cnben ©ed^ 
ber neuen S93ettu>eid]^eit getrunlen, unntögtici^ feffetn lonnte. 
35a galt e«, ben burd^ t)erftanbedbürre äufHärung uttb tobte« 
Äird^enmefen faft t)erfd^ütteten Queü ber SReßgion »iebet 
au^iugraben unb feine betebenben SBäffer burd^ bie äbem 
ier beutfd^en 5Ration ju leiten*). Unb biefe ÜÄiffion 
^at griebrid^ ©d^Ieiermad^er erfüllt, »ieipo^I 
lein Slnberer feiner ^tit^tnoWtn fie ii&tU er* 
füllen tSnnen. @r}ogen, mie mir gefeiten ffahm, in 
einer mai^rl^ft frommen f^amifie unb meiteri^ ongoegt 
burd^ bie ftiliten ©nflüffe ber S^rübergemeinbe »ar er m 
Men kfäl^igt, ba^ SBefen ber grömmigtett, biein 
il^mal^ urf))rünglid^ed ed^ted unb jarted®efü^( 
m 1^ n t e (nid^t , mie bei fo ©ielen, eine Siod^ter ber SC^togie 
mar) in feiner Urgeftatt ju erfaffen unb bod^ »tcber 
traft feiner eminenten |>^i(ofo^]^ifd^en ©egobung unb bnrdj 



*) e^iHer fd^reiBt an 3eUer 1804: SerUn ^t in ben bunlclit 
Reiten W Aberglauben« perfi bie godel einer toemünfttgen 9te&gtond* 
freil^ett angejünbet, bie9 n>ar bamat« eindtul^m unb ein ^ebürfmfi. 
3e^t in ^tittn be9 Unglauben« tfi ein anberer 9htbm p etlan* 
gen — ed gebe nvai miSf bie SSrme gu bem Std^te unb «»eccble bot 
'$roteflanti«mtt9, beffen TUtxopoU t» etnmat )u fein be^nunt ifL 



145 

feine ©tubien mit aßen ^ö^cn unb liefen tocüßd^cr SBci^l^eit 
»ol^l tyertraitt, lonntc er ©ei^ör f erbern gerabe bon bcn 
<8 e 6 i I b et e n , benn er befa^, toa^ üfx ©totj unb 9iu^m toox, 
' bic nmfaffenbfte unb freiere menfd^tid^e ©Übung, „(g^ mag 
ein nnertDartete« Unternel^men fein , über »ctd^e^ Sl^r ßud^ 
KBigiPunbert beginnt bie erfteSRcbe, »etd^e Sied^tfer* 
ttgnng überfd^rieben ift unb bie Söal^I be^ 2:^ema*6 moti^ 
^tn foü, ba§ nod^ ©ncr »agen lann gerabe öon benen, »etd^e 
fid^ über bad ©emeine erl^oben l^aben , unb t)on ber SBei«* 
i^cit bc^ 3al^r]^unbert^ burd^brungen finb, ©el^ör ju 
t>erlangen für einen fo gänjßci^ t)on ii^nen i)erna(ä^täffigten 
Oegenftanb. %Vi(Sf belenne icä^, ba§ id^ nid^t^ anjugeben mi% 
xoa^ mir nur einmal jenen teid^teren 5lu«U)eg »eiffagte, mei* 
ncn Semül^ungen (Suren ©eifaß ju gewinnen, t)iet weniger 
ien ertt)ünf^teren , Sud^ meinen ®inn einiuflc^en unb bie 
SScgeifterung für meine (Saäf^, ®cnn fd^on J)cn Sllter^ l^er 
ift ber ®Iaube nid^t iebermann^ ®ing getoefen, unb immer 
l^aben nur SBenigc bie 9ießgicn erfannt, inbe§ SWißionen 
auf mand^erlei 2lrt mit ben Umpüungen gauletten, »etd^e 
fie fid^ läd^ctnb gefaßen tä^t. Slber gumat jetjt ift 
ba^ geben ber g*ebitbeten aWenfd^en fern t)on 
altem, U)a« il^r anö) nur äi^nlid^ »are. 3a, id^ 
toeig , ba§ 3ffX eben fo toenig in l^eißger ©tiße bie ©ottl^eit . 
öerel^rt, afö 3^r bie t)erlaffenen 2^em|>el befud^t; ba^ in 
<guren aufgefd^müdtten SBol^nungen feine anbem §eitigt^ü* 
mer angetroffen toerben, atö bie fingen ®|>rüd^e unferer 
SBeifen unb bie l^errüd^en SDid^tungen unferer Äünftter, unb 
tag aÄenfd^tid^feit unb ©efeßigfeit, Sunft unb aSWffenfd^aft, 
n>iet)icl 3^r eben bafür ju tl^un meint unb ®ud^ bai>on an* 



146 

}ueignen tt)ätbtget, fb t^iUx^ t^cn (Sutem ^ntüt^ Sbt^% 
genommen l^akn, ba^ für bad eu)ige unb l^ettige SSefen, 
mSft^ (gttd^ Jenfette bet ffieft liegt, ni^M fiftrtg Metbt mib 
3l^t: leine ©efül^e l^bt füt bie« unb Jjon btefem. dd^ n>ct§, 
»ie fd^ön e^ (£ud^ gelungen ift, ba« irbifd^e fiefecn fo teld^ 
unb j)telfeitig au^jubilben, baf 3^t bet (öoigleit ntd^t me^ 
bebütfet unb »ie 3^r, nad^bem 3^t ©üd^ fettft ein SSJeftatt 
gefd^affen l^aBt, nun üittffoitn felb, an ba^enige ju benfcn, 
»eld^e« Sud^ feftft fd^uf . ^x feib barübet einig , id^ mVi 
e«, bag nid^W Sfltm^ unb nid^W Iriftige^ mel^r gefagt Joet* 
ben lann über biefe ©od^e , bie Don S33eifen unb (gelfeen!, 
unb bürfte id^ nur nid^t l^tnjufe^n, J)ön ®^)5ttem unb ^e* 
ftem nad^ aKen ©eitcn jur ®enüge bef^rod^en ift* Jim 
»enigftcn — ba^ !ann 9?iemanbem entgelten — feib ^ ge^ 
neigt, bie gelteren barüber ju beme^men, biefktängft bcn 
ffiud^ au«gefto§enen unb Sure« SSertrauen« umofirbig crHär* 
ten, »eil fie nämtid^ nur in ben i)er»itterten {Ruinen i^re^ 
$eiligt]^um^ am liebften moi^nen , unb aud^ bort nid^t leben 
rönnen, oi^ne e« nod^ mei^r ju berunftalten unb ju t>0:* 
berben. j)ie§ SKle^ H>ei§ id^ ; unbbennod^, offenbar 
Don einerinnern unb unioiberlpte^^tid^en SJiotl^'» 
»enbigfeit göttlid^ bel^errfd^t, ffll^le id^ mid^ 
gebrungen ju reben unb fann meine (ginla* 
bung, baß gerabe 3^r mid^ i^ören mögt, n\ift 
jurüdfnel^men/' 

SSon ber Öefangeni^eit ber meiften feiner ®tanbe^e* 
noffen »iffe er pd^ frei unb ^be in^befonbere nid^t« ju 
fc^affen mit il^ren altgläubigen unb batbarifd^en ©e^ltageu, 
»oburd^ fie bie eingeftürjten SWauern ii^re« Jübifd^en ^xcn^ 



147 

unb ferne goti^d^en Pfeiler »ieber ent|)orfd^reten möd^tcn. 
JÜ9 Sßcnfd^ alfo rebe id^ ju Sud^ Don fccn l^eiligen ©el^cim* 
ntffeu ber SRenfd^l^eit mö) meiner Slnfid^t i)on bem, loa« in 
mir mar, ate id^ nod^ in jugenblid^er ®d^tt)ämierei ba^ Un* 
belannte fud^te, i>on bcm, ma« feitbent id^ benfe unb lebe, 
bie tnnigftc Sriebfeber meine« ÜDafein« iftnnb toa^ mir 
anf etoig bad $öd^fte bleiben toirb, auf »eld^e 
SBeife anäf nod^ bie ©d^toingungen ber ä^it unb ber 3Kenfd^:^ 
l^ett mid^ bewegen mögen. Unb ba^ id^ rebe, rül^rt ntd^t ^r 
aud einem bemünftigen entfd^Iuffe , aud^ nid^t au^ §off * 
nung ober gurd^t , nod^ gefd^iel^t e« au« fonft irgenb einem 
»itllül^rlid^en ober zufälligen ®runbe; öielmel^r 
ift e« bie reine Siot^toenbigfeit meiner 5Ratur; e« ift ein 
gSttlid^er ©eruf; e« ift ba«, loa« meine ©teile 
in ber S^elt beftimmt, unb mid^ ju bemmad^t, 
ber td^ bin/ 

Snbem fo ber SRebner fid^ ganj oon ben f|>ejififd^en 3n* 
tereffen feiner 3i^^f^9^"^ff^" trennte unb in möglid^ft öor*« 
au«fefeung«tpfer SBeife feiner Stufgabe nal^ trat, burfte er fid^ 
öon ben gebilbeten aSeräd^tem ber SRefigion junäd^ft toenig* 
ften« rul^ige« ©el^ßr, berf^)red^cn, SBeit entfernt, bon bem 
§ßrer ju bertangen , ba§ er fold^e religibfe SBal^rl^eiten unb 
gormen fofort toieber anerlenne , bie il^m fremb geworben 
finb unb in benen er infolge feiner »ie immer befd^affenen 
©eltbilbung fein ©etbftbewugtfein nid^t au«gebrüd£t finben 
lann , gel^t er bieünei^r barauf au^ , ben grünbßd^en 5Wad^* 
»et« ju filieren , bafebte »al^r^afte unb boltenbete 
33 Übung, bie bad^ ber ©egenftanb il^re« beften ©treben« 
fei, ben SSerbanb mit ber afießgton fd^Ied^terbing« nid^t auf* 



148 

geben bürfe. 2lu« ber 9iatur be« menfd^Uci^cn Söt-- 
tDU^tfein^, bem gunbament aüed ©tauben^ unb aßen 
3»eifefa^, »iH er bie 9ießgton ate notl^toenbtg l^crtctten unb 
baburd^ i^t innere Slnerlennnng erjmngcn. 5Dcnn »enn 
tütrlfid^ bie tebenbigen äßnrjetn ber SReßgion ober ber gröm* 
migleit (benn beibe finb mäf ©d^t. imSöefentßd^cn.gleid^jU' 
fefeen) im ßefften 3nnem be^ 3Äenfd^en nad^toei^bar finb, 
fo »ürbe bad (Srtöbten be^ reßgiöfen ©inne« im SDienfc^ 
nm nid^tö beffer fein , ate ba« ausreißen eine^ Singet ober 
irgenb ein anberer 2Ht ber ©etbfberftümmetung. ^n biefem 
3tpedCe fül^rt ber 9iebner bie ^Religion auf ii^rcn 
cmbr^onifd^en nod^ formtofen ä^^P^«^ im®e* 
m ü t :^ j u r ü dE unb f ud^t bort il^r eigentl^ümßd^e^ 2Bef en auf. 
©eine Z^^efi^ tautet : 9lid^t in ® ^mboten, 8el^rf äfeen unb ®e* 
bräud^en rul^t bie 9ießgion — »enn fie aud^ mithatten biefen 
©ingen einen 3wföw^ßtil^ö«8 ^^t/ ^^t t)on ben SSeräd^tern 
fälfd^fid^ für bie ©ad^e fetbft genommen »irb — eben fo 
toenig ift fie ba ate ©tüfee ber ©ittßd^Ieit unb burgerßd^cn 
Drbnung, fie ift t)ietmel^r ate ein unentbel^rtid^e^ unb 
toefenttid^e« 3Koment in ber loa^ren SWenfd^en» 
natur t)on eignem fetbftftänbigemSöertl^e auf* 
jujeigen. greißd^ giebt e^garSSiete aud^ unter bencn, 
bie einer äußeren Sird^engemeinfd^aft angel^ören , toeld^e bie 
freie ^immetetod^ter nie gefeiten, ^öd^ften« ein bürftige« 
W>UÜ berfetben, „toeit il^re ©eefe nie cm|>fangen l^ot auf 
biefem (Gebiete unb ii^re ©egriffe nuruntergcfd^obene 
Sin ber finb, (Srjeugniffe anberer ©eelen, bie fie im 1^* 
ßd^en ©efül^fe ber eignen ©d^toäd^e aboj)ßrt l^abcn/ 
5ßad^bem fo ber SRebner feine Slufgabe näl^er bcftiiwnt 



149 

unb bcn ©taub bcr 35omrt^cUc abgcfd^üttcü, bcr an bicfcnt 
§eiügt:^umc bcr äÄenfd^^cit l^aftct, mad^t er in bcr xtocitcn 
unb bcbcutcnbftcn SRcbc: „35om Söcfcn bcr {Rcfigton" bcn 
3Scrfuci^, bic ©cburt^ftäftc bcr SRcItgicn nad^ju* 
»ctfcn, !J)a^ lann frctßcä^ nur annäl^crnb burcä^ 3(n!nü|>fun3 
an bic bt^i^crigc S3ctra(i^tungdU)ctfc bcr ^Brcr gcfcä^cl^cn, 
Dtctnicl^r muffen bic 35cräd^tcr bcr JRcßgion , ba fic bcn bcr* 
fclbcn natürficä^ eigne (Srfal^rung nid^t :^aben , au^ il^rcm 
®tanb^3unft l^raudgcrücft unb für eine ganj neue änfd^au^ 
ung getoonncn »erben. 3n jcbcnt mcnfcä^ücä^cn S3ett)U§tfcin, 
füi^rt bcr SRcbncr au^, finb aWontcnte nacä^tDci^bar, in bencn 
bcr ©injetnc fein bcfonbcre« ÜDafein bon beut ®anjcn unb 
Slügetneincn ergriffen finbet/ cl^e er fid^ au^ bicfer gci^cim^ 
nifeboßen S3crü^rung n)iebcr ju einem cinfeitig beftimmten 
aScrl^äÜnig bed Srfennen^ ober ^anbetn^ jurüdjici^t, 3cber 
aWcnfd^ gc]^i5rt ate bctougte« ®ficb bcm Unibcrfum, er »irb 
j)on bcmfclben inncrlid^ bctocgt unb bann erft bcrmag er in 
einer getpiffen Siid^tung bic Söettin fein ©ctoufetfein aufju* 
nei^men, b. 1^. crlenncn ober feine "ißerfBntid^Ieit in bcr 
aScft auger il^m geftenb jumad^cn, b. l^, l^anbcln. iDiefe^ 
tiefftc unb unmittclbarfte Srregtoerben be^ S3ett)uttfein^ 
burd^ ba^ Unibcrfum ift bcr ®runbjug bcr SReßgicn , biefet 
urf<)rüngtid^e unb ge]^eimni|bottc Seben^mo»^ 
mcnt, bcr jenfeit« alter {Reftejion liegt, ift 
bic ®tätte bcr @m<)fängni§ bc^ ßtoigen. 9te* 
ligion iftSinn unb®cfd^madt für ba6 Unenb* 
Itc^c, in biefem Unenbtid^cn l^aben U)ir unfere eigene S3e* 
ftintmung bcr Unfterblid^Icit; in i^m finben unb füllten xm 
®oii fctbft bann, »enn toir Slnftanb ncl^mcn, bcn ©egriff 



150 

bc^ l^Scä^ftcn SBcfcn« in bic ©d^ranlc einer menfd^tid^ öor* 
ftetttaren ^erfönlid^feit p bannen*) . 

Sie aber offenbaren fid^ im Gebiete bcrSlatur imb 
® e f d^ i d^ t e bie ^Regungen be« refigii5f en Öetoußtfein« , bet 
wal^ren grömmigleit? Slnbäd^tig nnb er^ebenb toitlt bie 
9iatur nur burd^ ben immer gteid^en Sinbmdt ewiger ^or* 
monie unb Orbnung, nid^t burd^ il^re SDiaffenl^aftigleit unb 
räumtid^e-Orö^e**). üDa^ finbifd^e änftaunen ber ma^ 
terieöen unb arit^metifd^en ®röf e ber 5Ratur ift leine reß< 
giöfe grl^ebung. ^Sben fo »enig ift e« {Religion , »enn bie 
aJienfd^en l^inau^eiten in bie gro^e l^errtid^e Seit, ^xs^ fu^ 
ba fleine Siül^rungen ju Idolen , mie fie in bie jorten 3^(1^' 
nungen unb Stinten ber Stumen l^ineinfd^auen ober in ba« 
magifd^c t5örbenf|>iel eine« glül^enben äbenbl^immete unb 
xm fie ben ®efang ber Söget betounbern unb eine fd^öne 
©egenb."***) aber unfere eigentßd^e ^tvcao&i ift bic 
3Äenfd^]^eit. §ier gilt e« in aßem ©ed^fel bad ©lei* 
benbe, in aüen !iDiffonanjen bod^ ben tiefen ©nltang 
gu erfennen , ber fid^ burd^ aöe il^re ©eftaltungen l^inburd^* 
jiel^t. ®iebt e« aud^ unter ber jal^ßofen Sßaffe ber 3nbibi* 
buen nur toenige mal^r^aft ret)räfentatiDe Staturen, fo 
ift bod^ jeber ©njetne ein ti>efenttid^e« ®tieb in ber 3bef 
ber ^Äenfd^l^eit, ber ®ne fteüt biefe, berStnbre jene 



*) Sieben ükr b. SJeügion. 3. 3Cu«g. @. 117-121. SB. ^ 
in ©erjog*« SJealenc^d. b. ^rot. 2:^. @. 750. 
**) SlJgt. ©dritter : %Xi bic Stjhonomcn. 

(Sucr ©egcnflanb ijl ber erl^abenpc frcilid^ im 9laume, 
5(6er, greunbe, im 91 a u m »o^nt ba8(5r]^aBene nid^t. 
***) a. a. O. (S. 77. 



\ 



151 

<Scttc in ütcwicgcnber Steife bar. Sincn 3Äomcnt 
tocnigftcnd ^at iebcr SÄenf d^ , »o er auf ben @i})fct bed* 
jentgcn gefteüt tpirb , tpad er ü6e?]&aui)t fein !ann, für 
biefen ^lugenfeßd mar er gefd^affen , in biefem erreid^te er 
feine iöeftinunung ; unb nad^ il^m finit bic erfd^öjjfte geten?* 
Iraft j^ieber prüdf.*) 

2Ber fo ba^ !Dafein iebe^ ßinjetnen ate ein^ eigentl^üm* 
Jid^e IDarfteüung, gewiff ermaßen al9 ein 5out|)^bium ^r 
SÄenfd^l^eit anfielet, bertuirb ungead^tet ber Unreinl&cU, in 
ber bie ©emente ber SWenfd^l&eit oft gemif(^t erfd^einen, wenn 
er ben iölidE auf bad @anje rid^tet, mit Siebe bie SW^nfd^en 
umfaffen. llnb biefe ift eine »efentß^e geben^öu^erung ber 
9ie(igion. 

@o l^ebt bie 9ie(igion ben 3Kenfd^en burd^ bie (Jinfid&t 
in bie ^axmomt be* SSJettaßd unb ntitfül^tenbe ^^eilnal^tn^ 
an beut geben ber SRenfd^l^eit über bie inbii)ibue8e ©efd^r&u* 
lung ]&inau^ jur (grfaffung bed SBettgeifte«, ba§ er in Wim, 
tt>a« lebt unb n^ebt, in aöem ©erben unb SBed^fel, in altem 
2:i^nn unb Seiben bd« ^»ige finb?. Mittm in ber ©nb* 
ßd^Ieit ein^ »erben mit bem Unenbüd^en unb ejpig fein in 
jebem SlugcnbtidC, ba^ ijt bie Unfterbßd^Wt ber 9ie(igion." 
Dl&ne SReßgion tt)iirben tpir in ber dinfeitigfeit untergel^en, 
ipctd^e ba^ menfd&ßd^e geben unöermeibßd^ ntit fid^ bringt. 
3n aßem ^anbetn unb 55JirIen nämßd^, ed fei fittßd^ pber 
fünftterifd^, foö ber 3»enfd^ nad^ Söieifterfd^aft ftreben, 
aüe aWeifterfd^aft aber, n?enn ber SWenfd^ gonj inner^atb 



*) a. a. O. @. 90. 



152 

üfttt ©cgenftanbc^ feftgcbannt tft, befc^ränft utib crtoßet, 
maä)t ctttfeitig unb ^axt g^ ift unmSgßd^, ba§ bcr efatjcfoe 
fid^ in ben t>erfd^tcbcnftcn {Rtd^tmtgen junt SRciftcr au^btlbe 
Mtib SJoflcnbctc« f^affc, benn »er in ä II cm tüd^tig fein ttill, 
bringt eonirgenb« jur35oIIenbung (seit de omnibus aliquid, 
tb toUi nihil) , et lomntt überbieg nie ju fid^ felbft unb ja 
m\tm innerer S^efriebigung. SBenn »tr un« alfo im &-- 
fcnnen wxi^ ^nbeln burti^au« befd^ränlen muffen, tt)te foöen 
x^\x H anfangen , unfer Men todf }U einem nntk)erfeaen p 
Weitem* t^a^ !ann aüein burd^ bte JReligion gcfc^el^. 
«T^er beftimmte :öeruf eine« 3Wenfd^n ift nur gleid^fam 
ble ^e U b i e feinet ^bcn«, unb e^ bleibt bei einer einfädle«/ 
bürftigen dtei^ t>cn Zintn, n>enn nid^t bie JReligion ienc in 
unenbli(^ reid^r Sbtped^feiung begleitet mit aßen 2:5nen, 
bie i^r nur nid^t ganj tt>iberflreben, unb fo ben einfad^eo 
(^fang ^u einer t>oaftimmigen unb f^tSd^tigen Harmonie 
er^bt/*) @o allein f ann bcr 9Renf d^ ba« ®Iei^* 
gen>id^t feine« 3Befen« toiebct^etftellcn, »eld^ 
untpieberbringlid^ berloren ge^t, »enn er fid^ o^nc grömmig* 
feit im ^erjen irgenb einer einjelnen 9ttd^g, unb \xAxt 
e« bie fd^Snfte unb ^lid^fte, fiberläfet. — 

ÜDa« retigiSfe ©effil^I aber ftrebt nad^ ÜWitt^ilung. ©er 
Sinn ifi gemeinfam, bod^ ungletd^ bie gä^gfeit ber 35«* 
legung. ©ebor^ugte gü^er fommeln bie i^ncn geiftig »er* 
toanbten. ®o entfte^en «reife religiöfer ©emeinfd^aft. @^ 
»äreber ibeate3uftanb ber Sird^e, »enn bon ben ju 
religiiJfer ©elbftt^ätigteit minberSSefä^igten (Saien) ftd^ jeber 



*) ffiiUn @. 103. 



153 

nad^ feinem inbiijibueßen Sebürfnt^ an bicjenigen SSerlünber 
anb Sräger ber religiöfen 3bee (^tieftet) anfd^ßffe, bte 
getabe am beften im ©tanbe toäten, tl^te reftgtöfe 5lnlage 
jttt (gntotdtung ju Bringen. !J)a§ aber ber f a c t i f d^ e 3«* 
ftanb ber Äird^e biefem Sbeatc fo »enig entf^)rici^t, ^at 
ffavipt[a6fix6f in jtoei Umftanben feinen ®rnnb, einmal 
in ber Sinmifd^ung bc« ©taate^, ber bie ©emeinbe ber 
©tättbigen mit befonberen bürgerlichen {Redeten befd^enlte, 
an benen in untcrfd^ieb^tofer SBeife aße äufeerlid^ ber Sir* 
d^cngemetnfd^aft 5lnge]^i5rigen i£]^eit nel^men, fobann in 
ber Saffnng bet SReligion ate einer ®umme J)on Seigren unb 
SWeinungen , »etd^c au^fd^tie^Iid^e ©eltnng beanfit^rud^en. 
SBcnn aber aud^ fo bie Sird^c in i^rer bermaligen Srfd^ei* 
nung il^rer 3bec burd^au^ nid^t zni^pxiäft, barf man bod^ 
nid^t i^re gänjtid^e 3^^fWmng toünfd^en, ba bie beflei^enben 
Sird^cngemeinfd^aften bod^ infofem ge^iffermaßen SSorfd^u«* 
ten ber toal^ren Äird^e finb, ate fic benen, »eld^ebie 
grömmigleit erft fud^en, änl^alt^^jnnfte bieten, too fie ba« 
©ebürfni^ unb bie ©el^nfud^t nad^ retigiöfer Anregung be* 
friebigen lönnen* 

S)ie lefete 9iebe, toeld^e J)on ber SSerfd^iebenl^eit ber SRe* 
Ugionen l^anbett, jcugt §tt)ar mel^r t>on f})ecutatibem, oW i)on 
l^iftorifd^em ®inn*), jeid^net pd^ aber bnrd^ großartige 
greii^eit unb SBeite ber ®efid^t^<)unlte au^. — 
SKannid^fattigleit ber ^Religionen ift notl^toenbig* SBenn bae 
JBefcn ber ^Religion im frommen ©efül^I befielet, f o l^at folge* 
red^t bie Sigcntpmlid^f eit ber 3nbii>ibuen ein JRed^t, fid^ gettenb 



^öfxoaxi, ffiefen ber SlcUgion II, @. 124. 



)u ma^en. de na^bem nun bad ®&ttti^e in ber S3 teilte it 
feinet Elemente ober in ber Wit^ umfd^Iiegenben din^tit 
angefd^ant ober gar nur bie eine ober anbete ftraft aü bol 
Sibfolute gefaxt »trb, Hlben bie SReKgionen cincStufen* 
rei^e t}on ^ttx\äfx^mvi9, ^ot^tl^ei^nm^ unb fSHonoff^üMvA, 
unb inner]^a(B bed (enteren treten toieber grabueti ber« 
fd^iebene Slrten l^eraud, ie nad^ bem ®efid^ti9)>untte, au« toet« 
äfm ba« S3er]^&(tnt| be« äRenfd^en }u ®ott bettaci^tet toiil 
& ift aber bie ^aSel^auptung unrici^tig, ba^ aufer bem @^ri« 
ftentl^ume aQe anbem 9le(igion«auffaffungen untt)al^r feien. 
aSielmel^r ift jebe SRetigion »al^ranil^remOrte, fofew 
fie bie ärt unb SBeife ift, »ie an einer gegebenen ©tctte M 
Staunte« unb ber ^dt unb unter ben ^ebingungen ber 9ta< 
tionatität unb 3nbit>ibuaütät ba« Uniberfum em^funben 
toirb. aßan lontmt auf ben S^egriff be« Saluten unk 
Unn)al^ren in ber Sleßgion überi^au))t nur, koenn man 
fie, toie getoBl^nüd^ gefd^ie^t, ate ein SBiff'en fagt* ^Un» 
mittelbar in ber {Religion ift %üt» toaffx, beun m 
lönnte e« fonft geworben fein? Unmittelbar aber ift nut, 
toa« nod^ nid^t burd^ ben SB e griff l^inburd^gegangen ifl, 
fonbern rein im ®efu^(e ermad^fen. ^ud^ SfOe«, koa« ftd^ 
irgenbtoo religio« geftaltet, ift gut, benn e« geftaltet W 
ia nur, to>eil e« ein gemeinfame« l^öi^ere« Seben au^ 
\ptxaft''*). 3a, ber JRebner f(ä^eut \\ä) ni<Sft, bie grage «if' 
jttwcrfen, ob fid^ ber gromme fd^tei^terbing« an eine ker 
gegebenen l^iftorifd^en SReligion«formen anfd^liegen muffe, 
rxm biefelbe in tbesi }u bemeinen, ©otlte Jid^ il^ bol 



*) «eben e. 63. 



155 

Uniüctfum öon einer neuen Seite offenbaren, fo fpred^e er 
bie neue Offenbarung aud unb öerfud^e einen Ärei^ Don 
tetigiöi Sm^jfängfid^en um ^df ju fammetn, bie \iä) gerabe 
burd^ feine äßeife ber älnfci^auung angef^rod^en unb gef&r^ 
bert füllten, gür bief e »äre er bann ber ÜJiittter, »ei( er 
tl^r eigentl^ümtid^e^ religiöfed Seben begrünbet l^ätte. !Denn 
U)enng(eid^ (El^ftu^ fein göttlid^ed Seben mit einziger 
Urf <)rüngtic^Icit offenbart l^at, fo l^at er bod^ nie be» 
iiavDfttt, ber aüeinige ÜKittler ju fein, f onbern Me, bie il^m 
anl^ingen, fottten e« burd^ il^n »erben. Wifin tl^atffid^* 
ixäf n)irb bod^ nid^t leidet 3emanb in ben gaQIommen, 
feiner einzigen bon ben l^iftorifd^ gegebenen JReligionen bei* 
treten ju lönnen, benn bie Sntftei^ung einerneuen Df* 
fenbarung ift nid^t ol^ne au^erorbenttid^c ßinmirlung 
auf eine größere ©emeinfd^aft benibar , überbie| umfaffcn 
bie factifd^ beftel^enbcn reügiBfen ©emeinfd^aften principa- 
liier aüc »efentlid^en Unterfd^iebe ber retigißfen (Sigcntl^üm* 
lid^feit unb bieten überbieg bei il^rer im (Knjelnen unenb* 
lid^en SSeftimmbarleit ber freieften Gnttoidfelung ber 3nbi* 
»ibuen ein l^inreid^enbe^ Setb*). Ünb fo ift 3eber, ber bon 
bemfetben §au<>t<>unlt mit ber d^riftlid^en Religion au«* 
ge^t (ba§ bermittetnbe Äräfte ba fein muffen, burd^ toeld^ 
bie ©ottl^eit bie bon il^r abfaüenbe , bem SSerberben ehtge* 
geneitenbe SWenfd^l^eit in 3Serbinbung mit fid^ erl^ätt) , ein 
e^rift, unb fein ^rinci^) bleibt bei aßen Sel^tem in ber 
gorm äd^t. d^rifttid^, fo lange e« frei ift. 5Da« ßl^riftentl^um 
berfd^mäl^t burd^au« befd^rfinfenbe flüetnl^errfd^aft ; e« 



*) a. a. O. @. 266 flgb.. 



156 

el^rt jefced feiner Slentente genug, um ed aud^ 
at^ fcen SDlittcI<>unIt eine« eigenen ©anjen 
anxufd^auen; e« »iü nid^t nur in fiäf SWannid^fal* 
tigleit bi« in'« Unenblid^e etjeugen , fouDetn möchte anä) 
außer fid^ atte anfd^auen, bie e« an^ fid^ fetbft nid^t 
l^erau«bifcen fann. 9iie tjergeffenb, ba§ e« ben beftcn Se* 
»ei« feiner @tt)igfeit in feiner eignen oft traurigen ©cfd^id^te 
l^at unb immer »artenb einer SrtSfung au« ber llni)oüIoin* 
menl^eit, öon bere« eben gebrüdt toirb, fäl^c e« gern 
außeri^atb bicfe« 3Serberben« anbre unb ifin* 
gere, »omögtid^ kräftigere unb fd^önere ®e* 
ftattcn ber Sieligion l^erüorgci^en, bid^t neben ftd^ 
ou« otten fünften , anäf öon jenen ©egcnben l^er, bie il^m 
a{« bie äußerften unb xmeifetl^aften ©rängen ber JRetigion 
überl^au^Jt erfd^einen. I)ie ^Religion ber Steßgionen fann 
nid^t Stoff genug fammetn für il^re reine 9leigung 
ju attem SIßenf d^Iid^en; unb fo »ie nid^t« irrctigiSfer 
ift a(« SinfSrmigfeit ju forbem in ber STOenfd^'^eit überi^au^t, 
fo ift nid^t« und^riftlid^er at« Sinförmigleit ju fud^en 
inber 9ie(igion*). 



@o etwa ftettt fid^ in ben $ a u <> t j ü g e n ber ©ebanlen* 
gel^att biefer berühmten Sieben ©d^teiermad^er« l^erau«. 
!Daß feine 3luf ftettungen , benen Sliemanb Driginatität, 
liefe unb eine güüe oon (Seift abf<>red^en »irb, üiele be* 
grünbete ßinmürfe julaffen, ift rDo^ untäugbar unb ba§ fie 
iu mannid^fad^en 3Wißüerftänbniffen Slntaß gegeben, nid^t ju 



*) a. a. D. @. 299. 



157 

i&erounbcm. §lcr fei nur e t n ^ u nl t angebeutet, an bem 
. kie Sritil immer junaci^ft einfejjen loirb. 1)a| bie SRetigion 
in tl^rer ^)rimitit)en gorm ©efu^I fei, ©efü^I ate 
ein SBirlen ®otte« in un«, bermittett burd^ ba« SBirlen ber 
ffieft auf.un^ — ift ein toal^rer unb frud^tbarer 
©ebanle, »ctd^en gum »iffenfd^afttid^en Sdt* 
tDtt|tfein erhoben ju l^aben ®d^teiermad^er^ 
itnbeftreitbare« SSerbienft bleiben »irb. Slber 
ia^ 3Scr]^älttti§ be« gül^Ien« jum üDenlen unb SBoöen 
Dber bad äSerl^ältni^ ber Sleßgion }u ^^itofopl^ie unb ®itt^ 
(id^Ieit ift bamit nod^ leine^megd begrängt unb fann atö ein 
fel^r t>erf(^iebenartige^ gebadet »erben, ©ie ©efreiung. unb 
SBcrgetftigung ber Religion ift in biefen Sieben baburd^ er* 
reid^t, ba| biefetbe ganj in bie ©ubjectiöitat jurüdtge* 
jogen ift* SBa« i d^ f ü 1^ l e > ift bie §au<>tf ad^e, U)ie id^ e« in 
jebem äugenbtidte au^f<>red^e, bleibt me^r ober minber gufät* 
(ig, unb nod^ ))ie( meniger lommt e^ auf bie tDiffenfd^afttid^en 
gormein an, in »eld^en id^ l^interl^er iene 3lu§f<>rüd^e reflec* 
ttrenb jufammenfaffe*]* SBcnn aber bod^ ba^ fromme ®e* 
müÜ) feine reUgiiJfe (Srregtl^it nid^t in ftd^ öerfd^tie^en toirb, 
f onbern offenbar ba« Söebiirfni^ l^at, fid^ Slnbern mitjutl^eilen, 
tpie foQ fotd^e SOtittl^eilung gebadet toerben ol^ne eine 3lrt 
t)on reflectircnber 3wfammenfaffung? Sltterbing« ift e« fel^r 
toai^r, ba| ber f<)ejififd^e ©ei^att beffen, toa« ber 3Wenfd^ im 
innerften ©emütl^e trägt, burd^ bie Umfetjung in ben ©e* 
griff in ber Sieget fd^on öeränbert loirb**), aber toic toenig 



*) @trau6, (S^arafterijlifett @. 22. 
**) ^pxiöft bie @ccU, fo f^Jric^t, o^^, fc^on bie @cctc nic^t 



158 

anäf bae S 1 1 ber abaquate Slu^britd bet 3 b e e fein mSge, 
iDtT i&nnen e^ bod^ nid^t tn&^xta , »emi tiid^t bo^ @efü^( 
ein gar }u unbefttmmte« unb fd^iDanlenbed lUetBen fol 
®oba(b ober ba^ teßgtSfe ®efü^l ou^ bem 3nnent in bie 
(Srfd^einnng i^eran^trttt nnb burci^ bie 3(ndf))rac^e 3nl^ 
nnb JBeftinini^^t geminnt, fo I9ft fid^ nrnDÜKül^id^ iene 
m^ftifd^e (Sinl^eit be^ SOtenfd^en unb feinet 
@otte^ anf , nnb ed H(ben fid^ bie 3(nfa^e jnm SSiffen 
nnb %%ViXi, ÜDal^er ift bie Stetigion ido^I nrf^täng(t(^, 
obernid^t au^fd^IiegUd^ ®ad^e be« ®ef&]^(«. (Sdlorni 
aber bei bem inftinctit)en Seben beffetben nid^t bleiben, fobalb 
ee }n irgenb einer objiectit>enS)arfte(i(nng ber ^ßgion in einer 
©emeinfd^aft retigiöfer 3nbibibuen lommen foö. 3nfafm 
Knnte man ©d^Ieiermad^er^ JReligion, toie jte in ben JRcben 
erf d^eint, red^t treff enb eine m n f i I a I i f d^ e nennen, »eil fie 
im Snnem nnbeftimmt, jum ©ebanlen nnr in einem lofe» 
93eri^aftniffe ftel^t, il^r Dafein nad^ Slnfen aber an 'bie ^et» 
fon be« religiöfen Sünftter^ gebnnben ift nnb in ber an* 
jiei^ung^Iraft befielet, toetd^e bie Stange be« frommen ®e' 
füllte, bie er anfd^Iägt, anf gr5|ere ober Heinere fireifc 
ausüben*). 

@^>äter l^at ©d^teiermad^er feine nrf<>röngü(i^ ©efd^rci* 
bnng ber Sießgion monnid^fad^ ertäntert nnb t)erbentßd^t, 
ba« fromme ©efüi^t in ben berfd^tebenften SSJerönngen nä^ 
beftimmt nnb in^befonbere atö ba« unmittelbare 83eiDn|t* 
fein ber abfotnten Slbl^ängigfeit bon ®ott bejeid^net unb 
gegen bie möglid^en Stntoürfe oerfd^iebener ©egner ju fidlem 



*) (Strauß a. a. O. @. 23. 



159 

jefttd^t. (5t i)at bc^^alb aud^ bcr brüten Sluftage feinet «e* 
im (1821) fe^t au^fü^tKd^e änmcrlunflett 6eigeffi^, in 
bmen et mit gto^ bialelttfd^t ^nft bie 9ixx\t jtDifd^en 
feinet Dotmatigen %tf^auung unb feinem \päkttn @tanb' 
pvaät übetbtfidt, ol^ne bod^ butd^ biefe oft fe^t getonnbenen 
(Etttätnngen ben Unl&efangenen übeijengen jn ISnnen, ba§ 
bie IHffeteng üiGcffaWft n\6ft öotl^anfcen fei. & fd^cint 
mit abet nid^t im SD^nbeften geted^tfettigt, batan^ gegen 
iifn ben aSottDutf itgenb »eld^et Untcblid^Ieit ^etjnleiten. 
3)ic aSetänbetnttgcn, toeld^e fid^ in feinem 3nnetn öoögo» 
gen, — nnb et fetbfi mad^t fein ^tfii batan^, ba§ bie Soiftt 
aStete« an ll^m geteift l^aben — finb f o aömäi^lid^et nnb nn» • 
mctfftd^ «tt getoefcn, fo fem öon fd^toffen nnb pliißäfvx 
©onbelnngen, ba§ bei bet Bett)ttftt>otten ©tetigleit nnb 
fttoti^cit feinet »iffenfd^aftlid^en (gntiDidtetung i^m fettft 
»ol^I irtd^ aU eine Stnft etfd^eincn mod^te, »a^änbetn 
(eid^t fo uotlommt nnb bie tfii^nen an ^ontl^i^ne fttei^* 
f cnben äenletnngen be« jngenbtid^en ©eifie« bem gcteiften 
aWanne bei t^ätetem 9iücfblidt minbet öetfänglid^ bünlen 
fonnten. 

!Denn ba« SBefentlid^c bc^ eüangeßum«, bet täfk ®e» 
^att be^ e^tiftent^um« ift i^m gemig nie öetloten, 
»enn and^ eine 3eit (an gmel^t latent gemefen, 
nnb bet ffiet«^ beö ^iftotifd^en nnb ^ofitiöen in bet Sieti» 
glon i^m etft me^t attma^Iid^ in feinet ^Jtaltifd^n «mt«* 
tl^ätigleit Hat gettotben. Snfofetn etfd^eint mit ate bie 
tid^tigfte anffaffung biefet JReben übet bie »iriigion, »a« 
©. ®a§ in bet öotttepd^en SBottebe jnm ©tieftoed^fel 



160 

©d^Ieicrmaci^er« mit feinem 35atet bcmcrit*) : ^S33ic anfcere 
STOännct bic SReügion bi« gu il^xen äugctften ©ränjen m-- 
folgt uub beten freie aber anäf ba ipiebergefunben l^oben, 
tDo baö l^erumgetDad^fene @eftein be^ Aberglauben^ ^e 
gänjtici^ unfi^tbar mad^t, fo »are« feine Aufgabe, auf 
bic Sinfängc jurücljugel^en unb ba« SÖSefen ber SRetigton t>ot 
alter ©eftattung aufjufuci^en. Dal^ertoirb übcrafl cm 
bie unbenannten, b. 1^. nid^t ftereotij^) geworbenen ©r&^cn 
ber JReligion angelnfi<>ft, toeld^e ju öerläugnen ber ©mibe 
miber ben ®eift gteid^en »ürbe; ba« ®öttlic!^e tritt auf 
t)or ®ott, ba« (gmige öor ber Unfterblid^Icit, bie 
Anregung öor ber Seigre, bie ©emeinf^aft öorbcr 
Ä ir d^ e. @o aufgefaßt gel^ören bie Sieben in bie ^ r o <> ij * 
täen aller 9ieligion«le]^re, unb ©d^leiermad^ 
i^ätte fie aud^ in f^)ätcren 3a]^ren fd^rciben IJnnen , fo gut 
ti)ie fie eifrig getcfen mürben jur ^txt, al« bie Ätaffe ber 
SScräd^ter fei^r jufammengefd^motjen mar. Unb ba bie \pa^ 
Uxn ßefer bie Sieben nid^t blog al« l^iftorifd^e« SDenl* 
mal motlten gelten taffen, fo mirb erllärlid^, ba§ ftc 
©d^leicrmad^er aviä) nxäft fo bctrad^tete, fonbem geneigt 
mar, ba« SWanifeft feiner 3üngling«ia^re fid^ mdglid^ft 
nal^e ju rfidten unb bic3Serbinbung«linien mei* 
terju jie^en, al« e« ber urf^^rünglid^en än^ 
fd^auung, au« meldte r bie Sieben l^er^orgegan* 
gen maren, angemeffen ift^\ Dag aber ©d^teier* 
mad^er junäd^ft f ei n e r 3 ^ i t mit ben Sieben einen mai^rl&aft 
befreienben, unenblid^ fegen«reid^en IDienft geleiftet, barfiber 

*) @. XXV. 



161 

ffahtn mt bic öottgülttgftcn ä^wa^iiff^- 3Äänner bet öet« 

i fd^icbenftcn Stid^tungcn fügten gcrabc auf ftc bcn cntfd^ct* 

■^ bcnbcn Umfd^tDung in il^tcnt Snntm jutüd. (Sin Ätau^ 

i^i ^arm« gefielet, ba| er Don biefcm ©ud^c einen ®to§ iu 

L einer etoigen ©etoegung enn>fangen unb baran^ gemoflnen 

^abt, toa« er bie ©eburtöftunbe feine« i^ijl^eren ?eben« 

nenne. Unb SReanber fcejetfgt: ,,®iej[enigen, »etd^e bamatt 

in bem l^eranmad^fenben jüngeren ©efd^tei^te gehörten, »er* 

ben fic!^ erinnern, mit »etd^er SIRad^t biefe« in ber Äraft 

iugenblid^er ©egeifternng Don bem öerlann* 

tcn, nnöerleugbaren religiSfen (SIementein 

ber menfd^tid^en 9latur jengenbc SBud^ auf bie 

©emütl^er ber 3ugenb einnjirfte. ©d^teiermad^er fd^tug l^ier 

«inen SCon an, ber jumal in ben ©emütl^ern ber 3ugenb 

üfceratt nad^ttingen mu^te. S« »urben bie aWenfd^en in bie 

j£iefc il^red ©emüti^ed jurüdgefül^rt, einen gBttüd^en 3w8 

i^ier iu temel^men, ber, einmal l^erDorgerufen, fte über ba«, 

■ tpa« ber Url^eber biefer Slnregung mit Harem SBetou^tfein 

an«gef|>rod^en i^atte, l^inaui^fül^ren lonnte". SBir Sitte , bie 

iDir3c«8Ciii'^^^t@intt>irIungin bie3ßittt)arenunbbiefet6e ate 

3üngfinge an un« f ettft erful^ren — fagte lurj nad^ ©d^teier* 

tnad^er« J^obe ber bamatige SRector ber berliner Uniöerfität 

%t. ®tran^ — benfen nie oi^ne SRül^rnng an ba« attgemeine 

^nätn, ba« bei ben S3tt<jen feiner SBorte butd^ bie ©emüt^er 

■■ jtt^r, an ba« freubige Staunen, ba« fid^ unfrer bemäd^* 

^ tigte unb an ba« l^offnungöboüe §ineinfd^auen in eine n eue 

j4 Seit/ bie fid^ anlünbigte. ©d^leiermad^er l^atte, einer ber 

^ feften, bie Slufgabe feiner 3eit erfannt, itnb barum 

I fielen i^m fo öiele^erjen ju, 3)a« l^atte i^m ®ott 

I ^^eiermac^ei'« ©ilbungdgang. 1 1 



162 

gegeben. Sßod^te andf bic 3ltt, »te et fic ju liJfea unter* 
nol^m, auf bem Selbe bet SÖStffenf^oft ©cgner fmfcen , M*' 
net mo(J^te bo(J^ (engnen, ba| er eine 3^tt (cmg in feinem 
8i^te fc^lxäf gctocfen mar. 

tlnb i^eut? Unb bei nn«? ®iebt e« nid^t bet geWftc* 
ten unb ungebtlbeten SSetäd^tet ber 9teIigton genug 1 ^o^ 
gilt bie SSetad^tung bet 9{eligion int otogen unb ©anp 
nid^t me^ ate 3«ai^ ^Bl^cter SSifbung — unb gerabe M 
ift eine gcfge Don ©d^Ieiermaci^et^ tief ctngteifenbct, tefot* 
matorifiä^cr SQSttffamfeit — aber toie SSiete gelten cmdf ^ziiHi. 
in ben betgängfid^cn Sntcreffen be^ äugcreu Scben« auf imi^ 
cntbel^tcn ba^ redete Sentrum unb Bi^i <*Öß* ©trdbeod? 
Ober, tt)cnn fte bie SReügion moi^t gettcn toffen, aber ni^t^ 
»citer in il^r feigen , ate eine ©tüfec ber ftaattid^cn Otfc^ 
nung, öietteid^t gar il^rcr ^ribitegten^ xoa^ l^aben fie üoii 
ii^rem SBef en begriffen? $ter nrögcn fie crlenncn, mm 
anbcrd fie fold^er ßrlenntni^ xu>d) fä:^g flufc, ba§ c^ in kea 
gel^eimni^bcüften S^ief^n ber SÄenfd^nbtuft einen Ut^ 
grunb bed Seben^ giebt, au9 bem aCe. einseinen @eifte«' 
Iräfte ausfließen unb in ben fte jugleici^ toieber einmünben. 
unb bag ol^nc bicfe etoige SSewegung be« (Seifte« noci^ bent 
©öttlid^en a(d feiner toal^ren ^maüf toÄ ganje Skfeia 
jmeä* unb }ieIIod ))er(aufen toürbe. SK&gen aber onii^ auf 
ber anbcrn Seite bieienigen , xotlöft »eit über btcfc fege* 
nannte ,,»eltf&rmige" JRetigiofität ©d^eiermad^« l^inou«' 
gefd^ritten ju fein glauben, in bem Stieget biefer ÄÄen 
^Mfüfen, ob i^e gr&mmigfeit eine u r f <> r fi ngüd^e ober ab * 
geleitete, .ob il^r ©taube auf äußerer fird^tid^r Ueber» 
Itefetung ober inneter (Srfa^tung berui^e. 35enn. ba« ift bie 



- 163 

ekoige nnb mttoibetlegltd^e ^CLfytf)tit btefer Siebe«, bte xSfnzn 
itxxät leine äu^ftettung im Sinielnen mt&mmtxt njctbeu 
batf, ba§ bie SReßgion in legtet Snftanj »ebet ein (Sr* 
fennen noäf ein $cmbetn, fcnbem ba« öerbotgene Seien in 
•©Ott ift, nnb tai ber SBert^ unb ba« SDiaaß ber gtönunig- 
leit nid^t in bem ßegt, ma« bet SWenfd^ annimmt unb 
fcefcnnt, fonbem'aa« er im innetften ®runbe ift uni^ 
ctlefct. 



4. ÜRonologen. 

(grlüfd^en jinb bic ijfcitem Tonnen, 
2)ie meiner Sngcnb $fab erl^ettt, 
S)ie Sbeale fmb jerronnen, 
2)ic etttp mein trunfne« ^erj gefc^^toeKt. 

®o Wagte einft ber ebetfte beutf^e ÜDid&ter am 3lu6gange 
be« fturmbemegten ad^tjel^nten Sa^rl^nnbert« nnb be* 
grüßte ba« neue mit ber fd^toermnti^ööoüen grage: 

Sbicr grcunb, tuo öffnet fi6) bem grieben, 
So ber grei^eit fi6f ein SufCu^tSort? 

9ied^t im ®egenfa<j ju biefer metand^olifd^ trüben ©tim* 
mung, bie an^ ben angefüi^rten iDid^tertPorten frrid^t, ftel^t 
bie Heine ©d^rift, miäfz ©d^Ieiermad^er bei bem Slnbmc^c 
itnfere^ Sai^rl^unbert« ate ^ieujal^rögabe ber SQSett bot* ß^ 
ift ftolje ®iegc«gett)i§^eit unb Inline« ©clbftöertranen, 
»a« biefe etl^ifd^en ©elbftbetrad^tungen atl^men , bie burd^ 
tl^re männtid^e Sraft unb Kfttid^e grifd^e immer unb immer 

11* 



164 

toicbct bcn bcnicnben 8cf er entjüdcn unb »eit mcl^r, ate jtc ti 
»irfttd^ gctpotbcn finb, ctn^emcingut bct nadf Sbcatitätftre' 
Benbctt bcutfd^cn Sugenb ju werben öerbtenten. 35erfud^en m 
auäf l^ier bie §au<>t8ebanfen an ber §anb be^ ©d^riftfteüct« 
unb itoax meift mit beffen eignen ©orten barjufteüen. 

©ei bem Seginn eine^ neuen SeBen^jal^re^ Jjflegen 
tDol^t aud^ f otd^e SDlenfci^en , bie f onff be« 8eben§ ÜKü^en 
unb ©enüffe ol^ne 5Rad^benfen l^innel^men, fici^ ju Befinncn, 
unb einen SRüdbtid in bie SSergangenl^eit toic eine 3Sorfc!^ou 
in bie 3wlunft ju l^atten. 2lber ber äu|erüd^e unb iufättige 
3eitabj'd^nitt erregt nid^t notl^wenbig ba« unmitteftare Sc» 
touftfein unferer SSexiel^ung ju bem ©»igen, ol^nc bie ioi^ 
aüe ©ettftbetrad^tung nid^tig unb »erti^to« ift. ,,3SergIci* 
d^enb »ägt ber Sine ab ©enufe unb ©orge ber SSergangen* 
l^eit, unb toitt ba« ßid^t, ba« il^m au« ber jurfidgelegten 
gerne nod^ nad^fd^immert, in ein einzige« Meine« Söilb m^ 
einigen unter bem SBrenn<)unIte ber Erinnerung- 6in 
anbrer fd^auet an, »a«* er gewirft, ben i^arten Sam^)f mit 
SQSelt.unb @d^i(Jfa( ruft er gern iurüdf, e« forfd^t ein ®rit' 
ter, wa« er woi^t gelernt unb fd^reitet ftoli in üiet^ erweitere 
ten unb öoügefüttten ©peid^em ber Senntniffe einiger, er* 
freut, wie bod^ fo SSiele« fid^ in il^m iufommenbrängt. D 
linbifd^e« beginnen ber eitlen ©nbitbung! ®em fel^tt bet 
Äummer, ben bie ^^antafie gebttbet unb ben aufjuBewa^* 
ren ba« ®ebäd^tni§ fid^ gefd^ämt; e« fel^It jenem ber ^tu 
ftanb, ben SBelt unb ©d^idtfat fetbft geteiftet, wiewo^ter 
S3eibe jefet nur feinbüd^ begrüben mBd^te ; unb biefer Bringt 
nid^t mit in 3lnfd^tag ba« 3l(te, wa« öon bem 5Weuen m* 
brängt würbe — unb niemate ift bie JRec^nung rid^tig. 



165 

T)o6) märe fic e§, ö>ic tief öcwunbef « mid^, fcag Slßenfd^cn 
benicn mögen, bte« fei ©elbftfcetrad^tung, fcieö l^ei^c : fid^ 
etlennen. !£)affit aud^ tote cnbet ba« l^od^ge^^riefenc ®e^ 
fd^äft! ÜDie ?ß]^antafte ergreift ba« treue Silbnig ber bergan* 
genen 3ßit , mit fd^öneren Umgebungen nid^t f^jarfam malt 
fie e^ in ben leeren SRaum ber nad^ften ä^^^^nft unb fielet 
oft feufjenb auf ba« Urbitb nod^ jurüdf. ®o ift bie lefete 
grud^t nur iene eitle C>^ff^w"8' ^^6 ®effere^ fommen 
»erbe, ober Jene gemeine Äfage, ba^bal^infci^toa^fo 
f d^&n geti)ef en, unb bag ber Stoff be^ Seben« mel&r unb 
me^r üon Sag ju Sage fd^metjenb ber, fd^önen Stamme 
batb ba§ ßnbe jeige''. 3Ber um ben öeruf ju einem l^öl^eren 
Seben nid^t tt)ei§ mitten im Strome ber pd^tigen ©effil^Ie 
unb ®eban!en, finbet il^n getoig aud^ bann nid^t, toenn er 
bie ä^itJwi^t unbba« irbifd^e ßebenabtl^eitt. 
3lu« ber B^itlid^Ieit unb gnbüd^feit lommt ber 5Dienfd^ ntd^t 
anberö i^erau^, al« »enn er burd^ einen lül^nen @ntfd^Iu§ 
j>on bem auf enblid^e unb äu^ertid^e ^mdt gerid^teten 
©treben fid^ I8ft unb mit ftorem SBlidf fid^ bie gel^eimni^* 
j>otte 3nner(id^!eit auffd^tiggt, toeld^e fid^ bem getoSl^ntid^en 
Sluge gänsüd^ tjerbirgt. ^©onft bleibt er ber 3^^*«^^*^ 
ber 5Rot:^tt)enbigfeit ein ©ttaöe; ö)a« er ftnnt unb 
benft, trägt il^ren @tem<>el, unb nie ift i^m mgönnt , ba^ 
l^eifige ©ebiet ber Sreil^eit ju betreten. Denn in bem 
S3ilbe, toa^ er t)on fid^ enttoirft, ift er fid^ fetbft jum 
äugern ©egenftanb geworben, »ie aüe^ änbere 
i:^m ift, unb Slüe« barin ift nur burd^ äußere SBeri^ältniffc 
beftimmt. Sie il^m fein !Dafein erfd^eiut, l^ängt ab t)om 
®e^altber3^it. SBer mit tl^ierifd^em ©emfit^ nur ben 



166 

(8cnu| \näft, bem fd^cint fein Sebcn arm ober tcid^, je nad^^ 
bcm bet angcnd^mcn äugcnbltdc t)ict ober toentg öerftrid^cn 
finb in gtcid^cr 3^tt, unb bicfc« ©ilb betrad^tet et mit 
SBol^tgcfatten ober nid^t , {e xoxz baö ©ünftigfte barin bai 
ßrfte ober ßeljte toat. SBet ein anmut^tge« unb gc^Mrtefene« 
Seben bitten tooüte, l^öngt ab t>on Slnbret Urtl^eit über 
f id^, öom ©oben , auf bem er ftanb unb öon bem Stoff, 
ben feiner äfcbeit ba§ ©d^idffal t^orgetegt ; fo aud^, »er tool^t* 
tl^ätig ju totrfen ftrebte. ®ie beugen 9ttte fld^ bem ©ce^Jtet 
ber 5»ot^tt)enbigfeit unb feufjen unter bcm glud^ ber ^zxl 
bie 5Rid^t« beftel^en lä6t\ 

greitid^ ift baö geben eine flüd^tige Harmonie , au^ bet 
SBerül^rung be« aSergängtid^en unb ßmigen entf^jrmi* 
gen, aber ber äKcnfd^ ein unöergänglid^er ©egenftanb 
ber 3lnfd^auung. ,,grei ftel^t »or mir fein innerfte« ^an* 
befn, in bem fein toal^re« SBefen beftel^t, unb »ennid^ 
biefe^ betrad^te, füWe id^ mid^ auf bem l^eiUgen ©oben ber 
f5rei^eit unb fern üon aüen untoürbigen ©d^ranlen. Da* 
mm mu§ auf mic^ fetbft mein Singe gerid^tet fein, um jebcn 
2)loment nid^t nur t)erftreid^en jn lafffn ate einen 33^ei( ber 
Beit, lonber at« ßCement ber Sttigleit il^n feft* 
jul^atten unb aU inneres freie« Seben il^n anjufd^auen. 

9iur für ben giebf« Sreil^eit unb Unenbüd^Ieit , ber 
tool^t ju fonbemtt)ei§, »a^in feinem Dafein er felbfl 
ift unb toa« grembe«, toa« in ber SBelt i^in 
grembeö unb »a« er fetbft ift; ja nur für ben, ber 
Mar bat^ gro^e JRatl^fel fid^ gelöft l^at, toie ©eibe« gu fd^et* 
ben ift unb toie e« in einanber »irlt, ein SRätl^fel, in beffen 
alten ginfterniffen nod^ ^^aufenbe fid^ quälen unb l^ingege* 



167 

6cn, »eil ba« ctguc 8td^t ertcfd^en, bem trügcrifd^ftcn 
®äftxm folgen muffen. !iDie älugetitoelt tft 3ebem bad 
(gtfte, bet @ eift ein «einer @aft nur auf ber Seit. SRir 
fteüt ber ®eift, bie 3nnentt)ett, fic!^ fiil^n ber 9tu§en» 
»ctt, bem Äeid^ be« Stoffe, ber IDinge gegenüber. 
iDeutet nid^t bed ©eifteö SSermäl^Iung mit bem Sei 6 e auf 
feine gro^e äSermäi^btng mit Wicrn, toa^ (eibä^nüd^ tft? 
ßrfag' xd) nid^t mit meiner ©inne Äraft bie Stugentrelt? 
Srag' i^ nxäft bie ewigen gormen ber ÜDinge etoig in mir? 
Unb erfenn' x6) fte nid^t fo nur oI« ben gelten ©pteget mei* 
ne« Snnem? 3ene füllten fid^ in Surd^t baniebcrgebrfidt 
t>on ben unenbtid^ gro^ unb fd^meren ÜKaffen be« ßrbeu* 
ftcffed, mir iftbad Sllied nur ber groge gemein* 
fd^aftlid^e 8etb ber SBeufd^l^eit, tt)ie ber eigene 8eib 
bem einjelnen gel^ört, i^r angel^örig, nur burd^ fie mögtid^ 
unb il^r mitgegeben, ba§ fie t^n bel^errfd^, fid^ burd^ il^n 
t)erlünbe. 3l^r freie« SCl^un ift auf il^n (ben ©cbenftoff) l^in* 
gerid^tet, nm Sitte« fid^ in Drgane umjUÄanbeln unb atte 
feine Z^exk mit ber <S(egenU)art be« fönigßd^en Reifte« ju 
jeid^nen, ju beleben- ®o ift bie ßrbe mir ber ®d^u^>la6 
meiner freien i£^ätigleit. 9iid^t« ift nur S38irlung J>on 
il^r auf mid^, nein, immer gel^t aud^ SÖSirfung ton mir auf 
fie, unb nid^t in anberm ©inne fü^f id^ mid^ burd^ fie 
Befd^ränft, ateburd^ ben eignen 2eib. !Dod^ »a« mir 
junäd^ft aaSelt ift, ättgegcmoart unb ättmad^t in fid^ 
fd^lie^enb, ba« ift bie ewige ©emeinf d^aft ber @et* 
fter, i^r ßinflut auf cinanber, i^r gegenfeitige« SBilben, 
bie l^o^e Harmonie ber greil^eit, Unb il^r gebührt e«, ju 
toanbeln unb ju bitten bie Oberflad^e meine« äBefen« unb 



168 

auf niid^ einjutotrlen. f)iet, unb nur i^tcr ift ber 
»cnbtgictt ®cbiet. SlÄcm Sil^un ift frei, jit^t fo mein 
335ir!cn in ber fficü ber ©ciftet, ba« folget etoigen (Sefefeen, 
5« ftiJgt bie Steilheit an ber Steilheit ftd^, unb »a^ flefci^iel^t, 
trögt ber SSefd^ränlung unb ©emeinfd^aft ^tx^tn. 3a, btt 
bift üfceratt baö ßrfte, l^eiüge greil^ett! SBa« notl^toeu^ 
big ift, ift nid^t mein Sil^un, e§ ift fein äBieberf^ein, e^ 
finb bie ßtementc ber ® et t, bie id^ in ber fröl^Iid^en ®e* 
meinfd^aft mit Sitten erfd^affen i^elfe, Sl^r gel^ören bie 
aßerle, bie id^ auf gemelnfd^aftlid^em ©oben mit änbetn 
erbaut atö meinen Slntl^eit an ber ®d^iJ<>fung, bie im« 
fere inneren ©ebanlen barftettt; ii^r ber ba(b fteigenben, 
balb fattenben ©efüi^te ©el^aft; il^r bie ®i.(ber, bie lommen 
unb tjergel^en, unb toa« fonft »ed^felnb in'^ ©emüti^ bie 
3eit bringt unb i^innjegnimmt ate ^txäftn, bag ©eift rnib 
(Seift fid^ liebeDott begegnet, ate ber Äu§ ber f5reunbfd^cft 
Xti>i|d^en Reiben, ber fid^ anber« immer »ieberl^ott. 2)ie« 
gei^t, ber Zani ber §oren , metobifd^ unb l^armonifd^ nad^ 
bem ^txtmaa^, bod^ Steilheit fejjt bie Harmonie unb giebt 
bie Tonart, unb ötte jarten Uebergänge finb ii^r SBerl, fie 
gelten au« bem innern §anbeln unb an^ bem eignen @inn . 
be« aWenfd^en felbft ^ertjor". 

3n biefer 35orbetrad^tung, »etd^e toir aud^ »egenbet 
©d^önl^eit il^rer gorm f o auöfü^rlid^ mitgetl^eiü , liegt ber 
©d^lüffel ium SBerftänbni^ ber SÄonologen. SWur ber lauu 
©d^teiermad^er« Sinn red^t faffen, ber jtoifd^en bem üRen* 
fd^en feiner 3b ee nad^ unb bem SÄenfd^en nad^ feiner 
öorübergel^enben ßrfd^einung , fd^arf ju fd^eiben 
tt)ei|. ®o lange ber 5Dienfd^ fein »al^re« Sefen nod^ 



169 

tiid^t erfaßt i)at, bep^t et nur ben öetgängßd^cn ?cbcn«ftoff, 
er Iä|t ba« äußere Sebcn unbefangen auf fid^ totrten unb 
fül^tt fid^ in gteub' unb 8etb burd^ bie 3ufätttg!eit bet SSct* 
l^ältniffe bebtngt. gtft »enn er bie 2:iefc feine« ©ettft ge.« 
funben, »o e« mit feiner 333urjel m^ bem ©oben ber ^tit 
in bie Stoigfeit l^inabteid^t , toenn er fein »al^re« abfolute« 
3d^ üon bem em^^irifd^en burd^ bie Slugentoeü befd^ränlten 
unterfd^eibet, mad^t er ben Uebergang t)on bem untcal^ren 
©d^ein ju bem »al^ren ©ein unb »irb in biefem ^roje^ 
ber innern ©etbfterl^ebung toai^rl^aft frei unb öom ©d^id* 
fatunabl^ängig. !J)enn ba« ©d^idtfat !ann bie äufere 
S^i^at jtoar l^inbem, l^at aber leine SKad^t über ben inneren 
äBertl^ unb ®e^att ber Sl^al. !I)arum f)at, »er burd^ fein 
^anbetn an Sraft unb SReife innerßd^ gewonnen, nid^t ju 
trauern nStl^ig, toenn ber äußere Srfotg ber 2^-^at, ber nid^t 
in feiner ^anb ftel^t, i^m berfagt »irb. „©o fliegt imx 
mein trbifd^e« 2]^un leidet bal^in im ©tronje ber ^dt, t^ 
»anbeln fid^ SSorfteüungen unb ©efül^te unb id^ »ermag 
nid^t eine« feftju^alten ; fd^neü fliegt vorbei ber ©d^auj)taft, 
ben id^ f<>ietenb mir gebitbet, unb auf ber fidlem 333eüe fül^rt 
ber ©trom mid^ 5Reuem ftet« entgegen: fo oftid^ aber 
in'« innere ©etbftben ©tidt jurüdioenbe, bin 
id^ jugteid^ im SReid^ ber ßtoigleit; id^ fd^aue bc« 
®eifte« Seben an, ba« leine 333elt öertt>anbeln unb leine ßeit 
jerftören fann, ba« fetbft etft Seit unb Beit erfd^afft. Slud^ 
bebarf e« nid^t etwa ber ©ti^nbe, bie ein 3o]^r »on bem an» 
bem trennt, mid^ aufjuforbe^n inm ©enug be« Swigen unb 
mir ba« Sluge be« ©eiftU ju »eden, »eld^e« SSielen \a 
gefd^^toffen ift, toenn .aud^ ba« §erj fd^tägt unb bie (Süeber 



170 

fid^ regen- Smmet m&d^te ba« götttid^eScbea füllen, J»« 
ed einmat geloftet l^at; ^^glici^ed S^un fod begleitet bei 
$(id in bed ©etfte« ©ei^eimniffe. ®c lann ieben Xngen« 
Mtd bet SD^enfd^ anci^ aber bet ^tit khm iugftxxfy in bei 
l^ö^etenSBett''- 

greitid^ fagen bte ^Seifen, ba$ ^aaida unb (Sttbp 
bctrad^tcn fid^ gegenfeittg [töte, unb bie Äunfttcr bc]^au<)ten, 
bag bie bid^tenbe unb bilbenbe @ee(e fid^ betou^Io^ in il^ie 
©d^öpfung terfenlen muffe*)- aber »atum foü nid^t bei 
bem äußern ^anbetn in bet SBelt, toie bei bem Silben unb 
3)id^ten ber ®eift aud^ in fid^ felbft jutüdtfd^en? ^Srenue 
bod^ nid^t, »ad im S93efen bed Sßenfd^ t) er eint i% 
9tid^tein berSettaud, toa^ bu bermagft ^r&ge beine 
(Sigeutl^ümUd^feit atlfeitig au^, aber immer fd^ 
in S)td^ fetbft, »iffe , toa« 5Dtt t^uft unb erlenne 5Deine« 
§anbelnd JKaag unb ®eftatt. 3n fold^er ©elbftbe* 
trad^tung beginne fd^on jie^t ICein etoige« Seben; 
f orge nid^t um bad, mad fcmmen mirb, U)eine nid^t um ba^, 
»ad »ergebt, aber forge, Did^ felbft nid^t gu berlieren mik 
»eine, »enn ©u bai^in treibft im ©trome ber 3^it, diffu 
ben ^immet in 2)ir ju trogen''. 

SBad tft nun aber bad 9iefu(tat biefer »id^tigen @dbft< 
betrad^tung? ?Dad enttDidtelt ©d^teiermad^er im jtwiten 
IKonofog , ber ^^rüfungen" überfd^rieben ift. gaffen »ii 



m' unfer rcbüd^pc« »cmü^n 

©tüdtnur imunbetougten üJlomente. 

Sic möti^tc bcnn bic 9iofe blü^n, 

Senn pc ber <Sonnc ^errUiä^fcit crfcnntc? 



171 

Da^ (Stgcbntfe in »cnig SBortc : 5Dct SKcnfci^ »trb ate feine 

S&d^fte 5lttfgabc erlenncn, feine (Sgcnt^ümüd^Ieit in il^rct 

gonjcn ©d^ärfe unb ©eftimmt^ett an^jnbitben nnb änbem 

Ui bet iBitbnng i-^rer Stgentpmüd^Ieit beijuftel^n. ICie 

Erfenntnife beröebentnng ber 3nbiöibuatität 

tftfür ©ci^Ieiermad^er« SBeltanfd^annng d^a^ 

cafterifttfd^. ©d^on in ben Sieben über bie 9teIigion 

^atte et, »ie toxx o6en fallen, an^gef^rod^en, bag ieber ©n* 

ie(ne bie SJienfd^l^eit rej>täfentire, infofem ber Sine biefe/ 

tertlnbete jene ©eite ü6erö)iegenb barfteüe, bag atfo bie 

SKcnfd^^eit nnt ba^ üetöietfättigte, benttid^er an«* 

gejetd^nete 3d^ fei. 3lber baran« folgt nid^t, ba§ man 

kie aWenfd^en anf ein ©emeinfameß ol^ne aßen Unterfd^icb 

unb ©Kebemng jnrüdtfül^ren bütfe, toie bie ibeaüftifd^e 

^^itofoj>]^ie e« getl^an l^at. hierin nnterfd^eibet fid^ ©d^Ieiet* 

tnod^er bnrd^an« ton bet ftatten (Snetgie be« ^]^ilofo<>]^en 

^iftz, an beffen Äül^nl^eit nnb ®rö§e toit lool^t fonftin 

Jen SWonoIogen »ielfad^ etinnett »etben , bag et bie ^et* 

iSntid^feit ate eine eigenattige etlannte nnb fotbette nnb 

1)ie ptttid^e SSittnofität nid^t »ie Senet batein fefete, ba§ 

kcr (Sinjetne feine ©efonbetl^eit bem Stttgemeinen, bet obiec« 

. tiben »etnnnft, bet füt Mt ibentifd^en ^flid^t fettftio« 

' üffete, fonbctn getabe batin, ba§ et ba« allgemein SKenfd^* 

fid^e in inbii)ibnettet SBeife batftette. ,,?ange genügte e« 

anäf mit , nnt bie SSetnnnft gefnnben jn l^aben , nnb bie 

®kiä)^zxt be« einen ©afein« ai^ ba« (Sinjige nnb ^öd^fte 

wel^tenb gtanbte id^, e« gebe nnt ein SRed^te« ffit jeben 

goß, eö mfiffe ba« ^anbeto in aüen baffefte fein, unb nnt 

ipiefetn bod^ .3ebem feine eigene Sage, fein eignet Ott 



172 

gegeben fei, unterfc^eifce fid^ ®net »om 2lnbent. SRuti« 
ber SWannid^fotttgleit bet äußern SCl^aten offenbare fi^ m 
fd^ieben bie SWenfc^l^eit ; bet innere SWenfci^, ber einjeliie, 
fei mäft ein eigent^ümßd^ gebUbete« ffiefen, f onbem übetol 
ein Seber an fid^ bem änbetn gteid^." *) 

„®o befinnt fic^ nnr aümä-^ßd^ ber ÜKenfd^ unb # 
öoülommen Sitte! 3Benn Siner bie untoürbt g'c (Sinjet 
l^eit be« finnlid^en tl^ierifd^en Seben« wt» 
fd^mäl^enb ba« ©etongtfein ber altgemeinen 5Kenf(|' 
l^eit gewinnt nnb t>ox ber ^flld^t fid^ niebertoirft, berwoi 
er nid^t fogteid^ and^ ju ber i)^txn Sigeni^ett bet ®iftiing 
unb ber ©itttid^feit enn>oriubtidten, um bie Statur, bie fcw^ 
biei^reii^eit audgebitbet mittler ganj ein« getoorben, j« 
fd^auen unb ju berftel^en. 3n unbeftimmtet 3Wttte \äfm 
benb erl^atten fid^ bie ÜKeiften, unb jeigen jtDat toitüid^ ölfe 
©eftanbt^eile ber ÜKenfd^l^eit ; aber »ie ba« ©eftein, b« 
SRul^e nid^t »arb nod^ SRauni, jur eigentl^ümtid^en ©eflal» 
tung fid^ ju fr^ftattifiren, nur ate rol^e SWaffe etfd^eint, fr 
atte bie, toeld^e ben ®eban!en ber ©gentl^ümUd^feit M 
ginjetoefen« nid^t gefaßt. ÜKid^ l^at er ergriffen. ^W 
lange berul^igte mtd^ ba« ®efü^t ber greii^eit attein; vi) 
fragte: »arum bod^ bie $erf önlid^feit unb bi^ ßin* 
i^eit be« füeßenben »ergänglid^en SSewu^t* 



*) SBg(. ©Stl^c: ,,2)cr ^tn\öf mag feine P^erc 53c|liinimm3 cö( 
(Erben ober im Fimmel, in ber ©egcntoart ober in bcrSufunft fud^, 
fo bleibt er \>tif)aih bo(i^ inncrü(3^ einem etoigen ©d^toanfen, W» 
Singen einer immer pörenben @inn)irfung au«gcfefet, U9 ix ein* ffr. 
aßemal ben (Sntfd^lnß faßt, jn erflären: ba« 9lc(i^te fei bo«, twrf 
i^m gemäß ifl. " 



173 

»in^ in mir? Unto e^ brängtc mid^ ein l^öl^erc« ©itt* 
6ft^ ju fud^en, beffcn © c b c u t u n g fie »äre. 9Äir tootttc 
i^t genügen, ba§ bie SRenfd^l^eit nnr ba fein foüte ate 
mt flletd^fömiige ÜKaffe, bie jioat än^txiiöf jerftüdeft er* 
l^tcne, bod^ fo bag 3[üe« innertid^ baffettc fei. @« nal^m 
itd^ SÖSnnber , ba§ bie befonbere geiftige ©eftatt 
er SKenfd^en ganj ol^ne innem ®mnb anf ändere 
Belfe nnr bnrc^ 9teibnng nnb Jöerfil^rung fid^ fottte jnr 
ttfanimengel^altenen ©nl^eit ber tjorübergel^enben Srfd^et* 
«ng bilben." 

„®o ift mir aufgegangen, t»a« feitbem am meiften mid^ 
xfft^t, fo ift mir Har geworben, ba§ Jeber SWenfd^ auf 
tgne 21 rt bie aWenfd^l^eit barftetten foü in eigner Wu 
ö^ung il^rer Stemente, bamit auf iebe SBeife fie fid^ offen* 
mt nnb Slüeö toiröid^ toerbe in ber güüe be« SRaume^ nnb 
)er ^txt, toa^ irgenb äJerfd^iebened an« il^rem ©d^ooge l^er* 
»orgelten lann. SWid^ fiat tjorjügüd^ biefer ®eban!e emj>or* 
ijel^ofcen nnb gefonbert t)on bem ©eringeren nnb Ungefcitbe* 
tei, ba« mid^ nmgiebt; id^ füllte mid^ bnrd^ il^n ein ein»* 
jeln getooUte«, alfo anderlefene« SBer! ber 
Öottl^eit, ba« kfonberer ©eftatt nnb ©ilbnng fid^ er* 
freuen fott, nnb bie freie Zffat, jn ber biefer ©ebanle ge* 
^rt, f)at tjerfammett nnb innig berbnnben iu einem eigen* 
t^umtid^en 5Dafein bie Elemente ber menfd^ttd^en 5Ratur." 

aWit biefem Bwg^ftönbniß be« l^ol^en SBert-^e« ber 3nbi* 
^»ibualität ift aber nid^t im Sntf ernteften, toie man irrtpmlid^ 
«mieintl^at, bemfd^ted^ten@n6iectit)i«mn«ba«3Bort 
getebet, bemjufolge au« bem ^rinci^)e ber Sigentl^ümtid^Ieit 
^ bie baare SBiüfül^r, iebe inbitjibuette Saune unb 8eiben* 



174 

fd^aft ted^tfcttigcn ttegc. 3n ©d^tctctmad^et« ©tnne ^ 
bte ^eted^tigung bet Stgentl^ümltci^Iett ju tl^ter lüefenttid^ 
unb unabtt)ct«{id^en SSotau^fcftung (tt>tc au« fccr crften Ä» 
trad^üing l^ctöotging) bic Slbftrctfung bcr fd^Ie^ten SJefon* 
beti^it b. ]^, Jbcr unmittcttor gjegcbcncn mit bcr SiußeimÄj 
taufenbfad^ öewidcttcn 5Ratüriid^!cU, ba« SBiffenH« 
aWcnfd^en um fciu »a^te« 33Bcfcm f)tcr firtel 
jtd^ ferne S35ettanfd^auung butd^auö confotm bcr Wttf^ei 
^^tofo<>]^tc, XDcmt biefe, bie \ä)Uäftt SBcf oubctl^t bet ©• 
jetnen negitenb »on Mtn tjertangt, baf fie fid^ jjtt ?8I|I 
meinl^cit be« ©elbftBetougtfetn^ etl^ebcn, il^t tti9i^u 
Säf etfaffen; aber gctabc boun, »enn ber SKenWU 
fettftto« ben attgem einen Sntcteffen l^ingiebt, 1^1 
naö) ®(^(eietmad^erd3Reinung jugletd^ bamit bte tiefll 
inbibibueüe ©efriebigung. auf ber 'anbetn @i 
toäte bte fitttid^e Oemeinfci^aft bcr SRenfd^en eine ftotte« 
tobte, tDenn bie geiftige aufgäbe be« geben« für WLt fd^fa 
l^in ibentif d^ »äre , ötetmel^r ift ein 3ebet ju etm« Sl 
ftimmten ^täbeftinitt*) . Unb e« ift nid^t nUtl^ig, uwfei 
geiftige ©gentpmtid^leit jur Oettung iu bringen, Sflai 
@taat«mann ober gelb^err ju fein, fonbem in aüen 9legl 
nen fitttid^er Stl^ätigfeit ift e« mögtid^ ol^nc egoiftifd^e3j 
lirung bom allgemeinen bie (Snergie feiner 3nbibtbttafil 
ju bet^ätigen- ®o finb ba« 3nbibibueüe unb ba« atteu < 
meinfame jtoei ÜWomente, bie fid^ überaß gegenfeitig fo 
bem unb bebingen (bie »eitere 3(u«fül^rung ^at ©d^l. 
bem f^)ätem Snttourf ber Sittenlehre gegeben) unb o^i 



*) ©d^atter: SSortefungcu über @^feierma^er. @. 98. 



175 

tl^c Dutd^btingung ctgiebt [xä) enthebet bie \ä)kä)t& Sc* 
fonberung ol^ne fittiid^e iBeteci^ttgung ober eme abfttacte im«» 
Id&enbtgc ©netlei^cit- 

3um Srfaffcn unb Slu^bÜbcti ber 3iri)tüibttaütdt gel^&rt 
ober ein '^oppelM, »a« ©d^Iciemod^et atö @tnn unb 
18 i el6 e bejett^net. ÜDer ©inn für meine eigne unb für frembe 
Si^entpmtid^Iett fäQt not^toenbig jufammen. S)enn nur 
burd^ Sntgegenfefeung toirb ba^ Sinjetne erf annt 
Unb xoie 5Riemanb feine 2Rutterf<)ta(ä^ red^t berftc^t, bem bie 
Äenntni^ frember ©^>rad^en fel^Ü, fo !ann 5ßiemanb fein 
eignet @e(bft red^ erfaffen, ber für bie f^jecififd^en SSef^m«* 
beri^iten ber Slnbern lein äuge ^at 3n ber änerlennung 
unb äd^tung ber frentben eigentpmtid^feit liegt aber ber 
änfang ber Siebe, „^a, Siebe, bu Slnjiel^ungdlraft ber gei* 
feigen SeÜ, fein eignet Seben unb leine ©ilbung ift mög* 
lid^ ol^ne bid^, ol^ne bid^ mü^te Süte« in gteid^fiJrmiae rol^e 
aWaffe jerfße^en. 5Die freitid^ toeiter nid^W oI« fotd^ ju 
fein begel^ren, bebürfen beiner nid^t; i^nen genügt ®efefe 
unb ^flid^t, gteid^mö^ig ^anbeln unb ®ered^tig!eit. 6in 
uubraud^bare^ Äteinob t»äre il^nen ba^ i^eitige ©efül^t. 
Un« aber bift bu boe ©rfte, »ie ba« Seftte, leine ©il* 
b un g ]^ n e 8 ie b e *) , unb ol^ne eigne ©Übung leine SSott* 
cubung in ber Siebe ; ein«, ba^ anbere ergönjenb, »äd^ft 
bcibe« unjertrennlid^ fort. 3Sereint finb* id^ in mir bie bei* 



*) Sa« anö) at« Sa^ir^cit ober %aM 

3n taufcnb 33üd^cm 2)ir erfcä^cint, 
2)a« Me« ifl ein Sl^urai ju ^aM, 
Sßenn e« bie Siebe nid^t bercint. 



mt^t. 



176 

ben großen Scbtngungen bcr ©ittUci^fcit. 3d^ ^abe Sinn 
unb ßicfce ju eigen mir gemad^t, unb immer toeiter nod^ 
entoidetn beibe [xäf jum fidlem 3^W8wi§^ *>ä6 f^fd^ unb 
gefunb bo« ßeben fei unb ba§ nod^ fefter bie eigene ©iCbung 
toerbe." 

,,S33o xdf Slnfage merle jur ßigentl^ümlid^Ieit, toeit Sinn 
unb !?ie6e, bie l^ol^en Bürgen, ba finb, ha ift anä) für mid^ 
ein ©egenftanb ber Siebe. 3ebe« eigne SBefen miäf( x6f 
mit Siebe umfaffen t)on ber unbefangenen 3ugenb an, in 
ber bie grei^eit erft leimt, bi« jur reifften SSottenbung ber 
aWenfd^l^eit; iebe«, ba« xäf fo erblide, begrüß' id^ in mir 
mit ber Siebe ©rüg, »enn aud^ bie Jii^at nur angebeutet 
bleibt, öiet me^r nid^t atö ein ffüd^tige« begegnen un« t)er^ 
gönnt »irb. SB i e » e i t ber äWenfd^ in ber eignen ©Übung 
fortgerfidtt, toie biet er 3Berfe boüenbet ober »a« er fonft 
getl^an, ift mir fein SWagftab ber greunbfd^aft. ©ein 
eigentl^ümüd^ ©ein unb ba« 3Ser]^ättni§ beffetben jut 
gefammten menfd^tid^en Statur — ba« ift e«, toa« id^ fnd^e: 
fobiet id^ iene« finbe unb biefe« berftel^e, fotjiel Siebe ^ait 
id^ für i^n, allein bereifen fann id^ freiüd^ i:^m nur 
fobiet, at« er aud^ mid^ berfte^t. 5De«^atb, ad^, 1ft 
fie oft mir unbegriffen jurüdtgefei^rt : be« f)erien« ®pxa6)t 
tourbe nid^t tjernommen, gteid^ at« »är* id^ ftumm gebße* 
ben, unb jene meinten aud^, id^ Ȋre ftumm/' 

Unb toetd^c äBettanfid^t gewinnen ti)ir üon biefew 
^rinci^)e ber ©igentl^ümlid^feit au«? SWag immerhin ben 
3uftanb ber gegenwärtigen SBelt a(« einen borjüglid^eu 
ifxtx\tn, »er ba« toa^re ^kl be« ®eifte« nid^t lennt- $Rm 
ben lann er befriebigen, ber etwa In ber Uebertoinbung bet 



177 

tlWateric burti^ bcn @ctft, in tem immer eroeitcrtcn SSct* 
it^x bcr aWcnfd^cn, in ber größeren ©id^crung unb 2lu«* 
f^müdung bc« tciblici^en 8ekn« aöc^ §ei( fielet. 5Da§ aber 
t>ie SRenfd^en, bic einanbcr bebürfen, fid^ nal^e gebrad^t 
toerben, bie ©emütl^er ju fd^öner ©cmeinfamleit unb gegen^ 
feitiger götberung be« innem Seben^ fid^ tjermai^tten, batjon 
ift in bicfer traurigen ©egenmart nid^t bie 9tebc. ,,3«^ 
trbifd^en 5Dienfte ift tool^t (giner bem SCnbcrn gewärtig; 
<Sinfid^t unb äBelterfal^rung mitjutl^eiten, gefül^tooüSd^mer* 
^en mitjuteiben unb ju linbern ift baö ^öd^fte/ g« toitt 
<iber Seiner ben änbem fid^ feiner urf<>rüngtid^en Slatur 
gcmäg enttt)id(etn laffen, fonbem au^gel^enb t)on ber irrigen 
■SSoraudfe^ung ber »efentüd^en Sbentität unb ber abfolut 
gleid^en ©eftimmung aller ÜKenfd^en, fud^t er am greunbe 
ju mobein, »ermeintüd^e 3[u«n)üd^fe ju befd^neiben unb 
aöerlei grembartigeö tl^m aufzubringen, biö laum nod^ ber 
©runbrife be« eigenen SBefen« fenntlid^ ift, ®o l^ilft bie 
©emeinfd^aft ber äÄenfd^en, U)ie fte jefet ift, ben »al^ren 
^md nxäft färbern, ba fie nid^t, toie fte fottte, bie innere 
(gigent^ümtid^feit be« ©njetaen l^ebt, fonbem unterbrüdtt 
trnb läl^mt, „®o bin id^ ber ©enlart unb bem Seben 
bc« ledigen ©efd^ted^t« ein grembting, ein :()ro^)]^etifd^er 
SSürger einer f<>atem SBelt, ju il^r burd^ tebenbigc ^l^antafie 
itnb ftarlen ©lauben l^tngejogen, il^r angel^Srig iebe Sl^at 
unb iegtid^er ©ebanfe, ©(eid^gültig tagt mid^ toa^ bie 
saSett, bie iefeige, t^ut ober (eibet; tief unter mir fd^eint fte 
ntir Hein, unb leidsten ©lidte« überfielet ba« Singe bie »enn 
flteid^ großen i)ertt>orrenen Greife il^rer ©al^n. Slu« aüen 
erfd^ütterungen im ©ebiete be6 8eben6 unb ber SBiffen* 

^(^(cicrmae^ct'« {Bildungsgang. 12 



178 . 

fd^aft ftetö kotebet auf benfetben $unlt iuruiflei^renb unb 
bie nmiiäf^ (^eftalt et^altenb geigt fie beuttt^ %e SI9e^ 
fd^ärdung unb xf)xt& Sdt^UtUn» getutgen Umfang« SBo^ 
aM if)X feObft ^eT))orge^t, bad ^rmog fie ni^t ipeitet {tt 
fSvbevn, ba^ 6eU)egt fie immer nur im atten Greife, unb td^ 
lonn beffeu mi^ xndft erfreuen, e^ taufet mid^ ni^t mit 
leerer Srmartung ieber gäuftige @(i^etn. S)o<i^ u>o i^ einen 
Sunlen be6 k)erl&ergenen t^euerd fel^, bad früi^ ober \^ 
tM äUte wci^xm unb bie Seit erneuen n)irb , ba fül^C xif 
mxä) in SieB' unb Hoffnung l^ingQogen, n>ie gu ben «dxä* 
ten 3^i^^ t^^ t^^^^^ ^eimotl^. ^nöf u>o id^ ftel^, fofi 
man in frembem Si^t bie ^eiligen Stammen Brennen fe^, 
ben a6erg(äuMgen ^ne^ten ber ^egenn^att 
eine fi^auertid^e ^al^nung, ben Sßerftanbtgen ein 
3eugni§ bon bem ®eifte, ber ba »attet. 6^ nol^e fiä) m 
8ie6e unb C>offnung 3cber, ber »ie id^ ber 3wfwft anjc* 
^ixt, unb burd^ iegtid^e J^l^at unb 9tebe eine« 3ek«i 
fd^üe^e fid^ enger unb ertt>eitere fid^ ba6 fd^ne freie ©önfc^ 
ni6 ber ajerfd^toorencn für bie beffere ^tif — 

3l(fo an ^l^at unb Siebe foQen ftd^ bie imierlid^ ber« 
manbten ^emüt^er erlennen? ^ber bie Zifat lann ou^ 
ben berfd^iebenften SO^oti^en entf))ringen unb taufenbfad^ 
!SDeutung 9iaum geben, ba^ ^d^ted^te tonn ft^ mit bem 
@d^ein bed S3efferen fd^müden unb 93te(e t&ufd^« Die 
9i e b e bagegen unb ncd^ ein ^bere«, bie @ i 1 1 e, lann 
fo au^ebiCoet merben, ba^ fie }um Karen ®)>iege( unb fid^e« 
ren (Srlennung^geid^en finnbermanbter ^latnren merbe. S)o^ 
\px\^t ©d^teiermad^er in jener ©tette ber SWonotogcn bon 
»ai^rl^aft öoffifd^er ©d^öni^eit au« : M foö bie ©itte bet 



179 

innern (Sigeutl^ümUd^feit ©etcanb unb 5)üüe fein, jott unb 
fcebeutung^üoü \i6) ieber cbtcn ®c[talt anfd^micgcub unb 
i^ret ©(lebet SWa^ mlunbenb jebe ©e»egnng fd^ön Be* 
gleiten. 5Rttt bie« eble Äunfttoetf mit §cifigIcU fcel&anbett, 
nur ed immer butd^fid^tiger unb feiner gemefet, unb immer 
bid^ter an fid^ e« gejogen, fo toirb ber Ifinftßd^e ©etrug fein 
gnbe finben mfiffen , fo »irb e6 Batb fid^ offenbaren, ujenn 
nnl^eilige gemeine Statur in ebfcr l^ol^er ®eftatt erfd^einen 
toxti. Der Senner unterfd^eibet bei ieber 9?egttng aud^ ber 
tjeri^üöten ©lieber SBud^« unb Sraft, »ergebttd^ bittet trü* 
gerifd^en leeren Öiaum ba« magifd^e ®e»anb, benn leidet 
cntflattert e^ bei jcbem rafd^en ®d&rittc unb jeigt ba« innere 
SWi^tjerl^ättnife an. ®o foü unb »irb ber ©itte ©cftänbig* 
feit unb ^henma^ m untrüglidl^ 3Ker!ma{ i>on bee ©etfte^ 
innerem ©efen unb ber gel^eime ©rüg ber ©efferen »er* 
ben. Slbbilben fott bic ©<)rad^e be« ®etfte« 
inner fte ©cbanfen; feine l^ßd^fte änfd^auung, feine 
gei^eimfte Setrad^tung be6 eignen ^anbetnö foß flc »ieber* 
geben, unb i^re »unbcrbare 3KufiI foü beuten ben 35Jert^, 
ben er auf 3ebe« legt, bie eigne ©tufenfetter feiner Siebe. 
SBoi^l fönnen Slnbre bie S^xäftn, bie »tr bem 
§öd^ften »ibmeten, migbraud^en unb bem$)eifi* 
gen, ba« fie anbeuten fetten, ii^re Meintid^en ©ebanlen un*^ 
terfd^ieben unb i^re befd^ränlte®inne«art, bod^ anber« ift 
be« SBeltting« Jonart, ate be« ©etoei^ten ; anber6 ate bem 
SaSeifen reii^en fid^ bem Sned^te ber 3^^' bie ^txä)zn 
ber ©ebanlen ju einer anbern üKetobie; ettoa« 5lnbere« er*' 
;^ebt biefer jum Urf^)rüngüd^en unb leitet baoon ab, »a« 
ii^m unbelannter unb femer liegt, ©ilbe nur Seber ftine 

12* 



180 

®pxaöft fid^ jum (Sisentl^um unb jum hmftretd^en ©anjett, 
ba| äbtcitung unb UeBctgang, Bwföinmcn^ang unb gotgc 
bet ©auart feinet ©eiftc^ genau cntf<>red^en, unb bte ^* 
montc bct 9tebe bcn Slcccnt bc« ^erjcnö, ber !DeuIatt ®nmb' 
ton »iebcrgcBc, 5Dann gtebfö in bcr gcm einen nod^ eine 
l^etüge unb gemeinte ®pxaä)t, bie ber Ungetoetl^te nic^t 
tjermag ju beuten nod^ naci^iuai^men, toetl nur im Snnetn 
ber ©efinnung ber ©d^tüffel liegt ju il^ren ßl^aralteren; 
ein lurjer ®ang nur au« bem @<>iete ber ©ebanlen, ein 
^aar Stccorbe nur aM feiner 9iebe toerben i^n Derratl^n/ 
S3on biefem ®efid^t«j)unlt ergiebt fld^ eine burcä^au« Bc» 
friebigenbe unb tröfttid^e 5lu6fid^t in bie ^nhxn\t für olle 
bieienigen , toeld^e ba« geiftige 5lugc ftet« auf ii^tc tool^te 
9?atur unb Jöeftimmung gerid^tet l^atten unb fo fd^on jey 
ba« l^ö^ere, »al^re, emige ßeben be« ®eifte« fül^ren. Säet 
bal^in gelommen, bag iebe äußere ®eftatt be« Sebcn«, jiebe^ 
äußere 3Serl^ältni§ nur fotoeit für il^n Serti^ ffat, ate c« jn 
feinem innem SBad^^tl^um neuen ©toff jufül^rt, unb toeffen 
ganje« ©treBen barauf gerid^tet ift, baö immer mel^r jn 
»erben, »oju er bon ber Oottl^eit angelegt ift, ber !ann ftdj 
in bem föftlid^en ©etougtf ein feiner unjerft&t' 
6aren geiftigen greil^eit lüi^n aßen Sintoirlungcn 
i)on Sinken entgegenfteüen. 1)enn bie »Sßelt ber ©toffe, 
n)ie bie (Semeinfd^aft anbrer (Seifter muß il^m bicnen, unb 
toa« t)on äußeren (Srf otgen , ©erül^rungen unb SJerl^äft* 
niffen bem ßinjelnen in ber gegebenen SSSirlUd^feit »er* 
fagt ift, bitbet innertid^ bie ^l^antafie il^m bor, biefe 
®5tterfraft, bie attein ben @eift über iebe ©efd^ranteng 
l^inauöträgt, unb ol^ne »eld^e be6 üJienfd^en Srei« nur änglt« 



181 

lid^ enge fid^ fci^üegt. ,,©te 9Stete« Berührt benn 3eben im 
httjen Sauf be^ 8e6en«? SSon »ietjiet ©eiten mü|te ber 
SDienfcJ^ ntd^t unBefttmmt unb ungebtlbet bleiben, ujenn nur 
auf ba« aSSenige, »a« i^n t)on 3lu§en toxxUiäf anftögt, 
fein innere« ^anbeln ginge? Die ^l^antafie erfeftt, »a« 
ber SSBirflid^feit gebrid^t ; jiebe« SSer^ältniß, tDorin iäf einen 
Slnbem erblide, . mad^e id^ mir burd^ fie jum eigenen, 
e« betoegt fid^ innerlid^ ber ®eift unb geftaltet'« feiner Slatur 
gemäg unb bitbet, »ie er l^anbetn »ürbe, mit fidlerem ®e* 
^füi^te t)or/' 

Unb biefe frol^e 3litVi(3^t, atle ^Regionen ber ©irl* 
üd^Ieit burd^ftreifen ju lönnen unb immer berei* 
d^erterin bieS33ett be« 3nnern jurüdEjuf eieren, 
lann fetbft burd^ Söter, Sranl^eit unb Job nid^t »efentftd^ 
getrübt »erben, 

,,®n fetbftgefd^affene« Uebet ift ba« SSerfd^toinben be^ 

aWutl^e« unb ber Sraft, ein teere« SSorurtl^eü ift ba« Sllter^ 

bie fd^niJbe grud^t bon bem trüben SQSa^n, baß ber ®eift 

abpnge bon bem Si5r:()er. ®tnmp\tn fid^ bie ©inne 

ab, »erben fd^toäd^er bie SBilber t)on ben SBilbern ber 2BeIt, 

fo muß »ol^l aud^ ftum^>fer »erben bie Srinnerung unb 

fd^tt)äd^er mand^e« SQSol^Igefaüen unb mand^e ßuft. aiber 

ift bie« ba« geben be« ®eifte«? SSSetd^e« Unglüd »irb ' 

e« fein, »enn id^ bergeffe, »a« geftern gefd^al^? ©inb 

ticine Segebenl^ eiten meine 33Belt? Ober bermag ber 

loieberl^otte ©d^merj, bermSgen bie mand^erlei geiben nieber* 

gubrüdten ben ®eift, ba§ er unfäl^ig »irb ju feinem innerften 

eigenften §anbefo?" 5Wid^t« bon aße bem, fonbern bem 

4Bett)ußtfein ber inneren Steilheit entf^rid^t bie ett>ige 



182 

Sujcnb, toctt^c fid^ ©c^tcicrmad^cr fcttft mit Dofler ©id^et* 
l^cit in\^xAit in bcn bclannten i^ctrlid^n <S(l^tu^ti>otten bcr 
STOonotogcn : ,,®ie^ l^abe id^ ergriffen nnb taffe c^ nimmet, 
unb f fey id^ läd^etnb fd^winben ber Slugen 8id^t unb leimen 
ba« »ei^e ^aax jtoifd^en ben btonben Sodtcn. ^äfU, tt)a§ 
gefd^el^en lann, mag mir ba^ f)erx feeltcmmen; frifd^ Meibt 
ber ^ute bed inneren 8e6en« bi« in ben 2^ob/ 



©d^teiermad^er fettft bejeid^net e« afe einen glüdKid^n 
©enitt«, ber i^n getrieben, ba^ innerfte ®efe^ feine« 
geben« fo barjnftetten. ©ne fjreube bürfe ed bö(^ 
fein, n)enn and^ fein SSerbienft, ÜDenn ber SDlenfd^ fitibe 
fid^ fettft burd^ fid^ fetbft, atted Slnbre fei nur «nftoi , mib 
bem glüdHid^en 9Äomente ffätk auä) ein änberer bienen 
I5nnen* aiber ber 9Äenfd^ freue fid^ mit SRed^t beffen , m^ 
er fo U)ir!e burd^ fein btofee« ©afein, eingreifenb in bie freie 
enttoidtetung Slnberer, gemifferma^en jum 6rfa^ bafür, bat 
ba« SJÄeifte »ertoren gel^e t)on bem, tt>a« er abfid^tüd^ tpirfen 
mid^k burd^ Änftrengung feiner Äräfte.*) ©etbft bie 
©d^wefter ß^artotte in ©nabenfrei »ar im ©tanbe, fid^ ben 
toefenttid^en ©el^att ber SWonotogen ju eigen ju 
tnad^en unb ju begreifen, ba§ toenn aud^ ber ©ruber für fein 
35enlen unb ©ein eine ganj eigne gorm unb bef imbere ätt 
ifaU, bod^ bei aßer Serfd^iebenl^it jtt>ifd^en il^nen In bem mif 
bae innere unb §6]^ere gerid^teten ©treben eine ^rinci^iefle 
Uebereinftimmung ftattfinbe. **) ©agegen fel^tte c« freiftc^ 



*) «rief». I. @. 392. **) (gBmbaf. @. 310. 



183 

mdf niäfi an mand^erlet aÄt6t)erftanbntffctt, bie nad^ ©duldet* 
mad^cr^ Urteil mdft bctrand ^tjotgittgen , ba§ man ba« 
SdüäflÄn ju »entg mit bcr ^l^cmtafic unb bem ^crjen fefc 
imb tttd^t gcnugfam fä^ig fei , öcn bem , »a« fid^ auf bie 
3bee eine« 9Wenf^ett bejtel^t, ba«, tt>a^ i>on feiner 
i)orfibergc]^enben Stf^einnng gilt, ju untetfd^« 
ben, ^ier unb ba taud^te bie fjjJttifd^e ©emerlung auf, b^ 
ber »erfaffer nur fid^ feftft in^ ®^8ne fel^e unb t&äfrtfxiftt 
aU m geiftiger 5Ratji§ bie t>txüeUm Si>tte, mit benen er 
fein eignet S3ilbni§ angerebet, nod^ »ett unb fereit ber ®eß 
»crKinbe. 5Die Unl^attborleit biefee 95or»urf« ßegt auf ber 
§anb. ,,S3ie idf mäf in ben 3Äimcfogen bargeftefft fd^reiM 
©d^feierma^er fj>5ter feiner ©raut,*) fo Bin id^ »irltid^ 
b»^. edift meine innerfte®efinnung, mein malere« SBefen, 
ober ba^ SBefen fommt {a nie rein l^erau« in ber Srf d^ei* 
nung, ed ift immer getrfifct in biefem armen Sefcen, unb 
bie^ ®etrü*te fte^t nid^t mit in ben SWeno* 
logen." Unb tt>enn ncd^ irgenb ein 3tt>eife( Bftebe über bie 
Sfoibenj bicfer ©d^rift, bann tt)irb er gemif gci^cben burd^ eine 
anbere , »ie mir fd^eint , gan j l^ctte unb beutßd^e ©teOe im 
Sriefttjed^fel : **) ^S5a fagen ©ie , »enn td^fc n>5rc, toie 
id^ mid^ in ben SRenrfogen barfteBe, fo mix^U xäf ein au|er» 
(nrbentfid^ tjottlommener SWenfd^ fein. 9?un glaube id^, »enn 
®te mid^ lennen, werben @ie mir SBal^r^eit jn* 
trauen, unb bod^ !ann id^ nid^t leiben, bag ®ie glauben, 
id^ tt)äre ein augerorbentfld^ öoöfommener Sßenfd^, »ei( 
id^ e« eben nid^t bin, unb id^ muB alfo gegen ben 3«* 



*) «rtcftp. II. @. 138. **) «ricfro. I. @. 415. 



184 

fammcn^ang Ol^tct gotgcrungcn fömßd^ pxotefüxm. Sd^ 
^aht in ben 2RonoIogcn meine 3keen bargeftcßt, frcifid^ nid^t 
tobte ©ebanfen, bie man fid^ im fio^fc au^red^net, 
bat c« ungcfäl^r fo fein muffe, fonbem3becn, bictoirl* 
lid^ in mit teben unb in benen id^ aud^ Uit. 
%Ux biefe 3been finb mir frcUid^ nid^t afe geengefd^nf 
eingebunben, fonbern fie finb mir, ö>ie bem SWenfd^en aM 
SSefferc lommt, erft f^äter anfgegangen nad^ mand^er 
aSerirrung unb aSerfel^rtl^eit, unb ü^rc üDorfteöung 
in meinem 8eben ift alfo immer nur fortfd^reitenb im ©treite 
mit ben Sinpffen unb Ueberreften be« gtüi^eren. SBenn 
bemol^nerad^tet in ben SKonoIogen feine ®^ur ton 
einem ©treit mit mir felbft ju finben ift, fo lommt 
ba« nur bal^er, »eit id^ eben barin refignirt bin, ba| ber 
3Jienfd^ nur fortfd^reitenb »erben fann. üDe«* 
l^atb nun l^atte id^ aud^ fein 3ntereffe babei, ben ^unft, auf 
bem id^ eben ftel^e, audeinanber ju fe^en. ÜDa ift nun üon 
35otIfommenl^eit nod^ gar nid^t bie 9tebe, unb bod^ 
l^aben ©ie fie getoi^ nur in biefer SSejiel^ung mir juge^ 
fd^rieben/' 

!J)amit ift übrigen« nid^t geläugnet, ba§ ein ftolje« 
©etbftgefül^I in ben SWonotogen atl^met, bod^ mträgt ftc| 
ja öjol^I ber redete ©tolj aud^ mit molarer Demütig — ba« fül^t 
ten, bie il^n näl^er fannten, auä) ol^ne ba| e« in bem ©d^rift* 
d^en au^brüdßd^ gefagt toar. SBer ba »ei^ , ba§ 3eber ein 
eigentpmtid^e« ©ebilbe ber ©ottl^eit ift, »eld^e« f o nid^t 
jum ä^eiten SKate ejciftirt , »irb mit Unred^t eitler ©elbft* 
bef^iegelung befd^ulbigt, toenn er feine fujejififd^e Slrt 
mögtid^ftrein barjufteüe.n fud^t, benn im festen ®runbe 



185 

tül^mt er hoäf nur bte göttßd^cUtfad^e feiner Snbttibuaßtät.*) 
Unb fo ftnb bie SDionoIcgcn, oBfd^on fic iftrcr etl^ifd^en 
S^enbenj gemä§ bie freie ©cfBftbeftimmung^ be« 
SWenfd^en l^erborl^eBen, bod^ mit ben JReben über bie SReßgion 
nal^e tertoanbt, toeld^e ate ba« /ißrinci^) aße« reßgiöfen 8e*. 
ben^ bie Eingabe an ba« SlBfofute im (Sefül^I erMären. 
!Benn ba« 3lu«bUben ber Onbibibuaßtät ift ja lein fettft* 
fü^ßge« 8o«rei§en bom göttßd^en Urgrunbe, fonbern bicnt 
in ^af)xf)dt ber SSerl^errßd^ung ber ©ottl^eit, beren Offen* 
barung ber 3Renfci^ in feinem eignen SBef en anfd^aut unb 
liebt,**) 



6 ^ 1 u §. 

SDüt ber Sel^rtl^äßgleit in § alle beginnen ©d^Ieiermad^er^ 
aWeifterfal^re. @« ift ein langer iöitbung^^eg, ben 
er gegangen. Um fo bebeutenber »ar aber aud^ ba« SRefuItat 
aüer biefer ©tubien unb Ääm^jfe, ba« »ir nid^t eüoa bieg 
in bem größten »iffenfd^aftßd^en 333erlc feinet geben« , ber 

*) Mit ber SieBe »ar in ©(j^leiermid^er öerbunben bie 2)emut 1^. 
2:aufenb ^rtoeifungcn toon SSerel^ning unb attcö SoBen unb greifen 
ber aWcnfci^en, bejeugt il^m einer feiner Hnitögenoffen, ^at ij^n nici^t flolj 
Qtmaäft, fonbern nur in tieferer 2)emut]^ gebeugt öor feinem ®ott. 
2ln l^eiliger Statte ^ai er e« felbjl tief betoegt auögef^roci^en : ^cr 
fott erl^öl^et »erben? Äein einzelner SWenf^ , fein einjelne^ öergSng» 
iidft^ irbif^eö Sefen al« fold^eö, fonbern jeber @injelne fott ^ä^ 
felbfl emiebrigen unb ber Orögte ijl ber, todöftt am meiflen bient." 
♦*) ^c^aUer a. a. D. 122. 



186 

^riftTtc^cn ®{auben«te^e (1821), fonbem in bct gaujcn 
gftftften ^önTid^ be« SÄarnic« ju ctbßdfen fiaim, 
35fiui ba« ip ja o^c 3^!^^ ^^d ®r8§te an tl^m, ba« 
toa^^fl ©Acne, ba§ et rt gu einer tet^ entttn&Öen, 
eigenartigen ißatur, gn einem gebtegenen Sl^araftet 
geBraci^ ^at ©(Sngenbe ©ei^edanlagen, &äfox^xrm, Wi 
nnb gein^it jeid^nen öiefe bentfd^e ©eierte and , aber He 
ßi^araf tere pnb Bef^nber« in nnferer 3^ fcften. Itab 
@(i^Ieiemta(]^er toox ein folc^er im tjoQften @inne be^ SßtfM 
fd^on bamal^ , ate er feine acabemifd^ SonfBal^n in ^e 
Begann. SBol^I l^t bic neue Si^tigfeit ate Unii>erfitättlel^, 
bann bie ^oütifd^en ©türme , bie balb barauf über ÜDeutft^* 
lanb l^ereinbrad^en unb für eine 3^t lang feine ganje fd^Sne 
SBirIfamleit läl^mten , in bcnen er fid^ ate energifd^en unb 
freifinnigen ^trioten fotool^I in ben 3^ten ber ©rl^ebung 
ate in ber 'ißeriobe ber l^errfd^enben JReaction bettied, *) too^I 
l^at ba« ^u^fid^e ®tüdf , »eld^ er feit feiner ©ermäl^ung 
mit ber frül^ t^ertottt^eten $>enriette ». ®itßd^ (SWai 1809) 
in ganj nngemSl^nßd^em ^aa^ geno§ nnb tjon bem ber 
©rtef»ed^e( mit fetner S3rant nnb nad^aßgen grau bie 
fd^nften mtb rfil^renbfien Öeweife giebt, enbßd^ feine äef«' 
greifcnbe SBirIfamleit ate 'ißrofeffor unb 'ißrebiger in ©erßn, 
burd^ bie er lanfenbe axi^ atfen ©tfinben für eine emfiere 
nnb bebeutenbere 9{id^tung bed Sebend unb !t)enlend geUHum 
nnb feine t}ie(feitige S^eifoal^e an ben :))ratttfd^«Iird^tui^ 
fragen ber 3^^ (Union, ägenbe, gitnrgie) — tDol^ l^ben 
aüe biefe Sßomente fein innere« Seben auterorbentßd^ 9^ 



*) »9!. Söe^fci^kg, <B(ifl al« ^oUtifd^ (£^ara!tcr. »erfitt 1866. 



187 

förbcrt unb Uxtxäftxt, aber im ©anjen unb ©toten barf 
ioäf feine ©ilbung^gefd^id^te ate abgefd^Icffcn U^ 
trad^tet »erben mit bem 3^iti>unfte, too toxx t>on unferm 
^tben fd^eiben* ÜDie Äeime ju 2lflem, »>a« er geworben, 
liegen in ber öon nn^ gefd^ilberten 3^^ feinet SeBen^: in 
ben (Sinwirf ungen be^ elterlid^en §wufe«, in ben Sin* 
brütfen ber ©rübergemcinbe , in ben Anregungen ber 
JRomantil. §ierin bfirften bi? »efentlid^en gactoren ju 
. fuci^en fein, miifft feine burd^au« urf<>rüngßd^e unb tüd^ge 
S^aturantage jju ber geiftigen 'ißl^^fiognomie geftaltet l^afcen, 
aU beren eigentpmlid^e (Signatur bie energifiä^e 
3ufÄmmenfaffung fd^einbar bi^^aröter unb t>icöeid^t aud^ 
nie n>ieber fo in einer ^erfönüd^feit vereinigter ©egenfSfee : 
einer eminenten jermalmenben aSerftanbe^fd^ärfe unb tieffter 
innigfter Eingebung kjeid^net »erben mvi% ,,gromme l^at 
e^ ®iele gegeben, fagt 3[uberlen fel^r rid^tig, aud^ »ol^I 
grSmmere, aU er; SKänner ber SBiffenfd^aft gab e^ auf er 
i^m ebenfaß«, üießcid^t nod^ gr5|ere/ate er, abere^gab 
Seinen, in toetd^em beibe gactoren in fo ge* 
njaltiger SBeife vertreten gen>efen toären, unb 
auf biefem »unberbaren 3wfammentreffen ber 
»iffenfd^afttid^en unb ber refigiöfen Driginaütät, be« Dia* 
lef tifd^en unb be« SW^ftifd^en , beruht feine eigentpmlid^e 
JÖebeutung." 

SSon feiner SBir!fam!ei,t auf Äatl^eber unb ftanjel, ba er 
auf bem ^Bl^e^unlte feine« ginfluffe« ftanb, unb bem mäd^* 
tigen ©nbrudfe, ben eine fo eigenartige ^erfönlid^Ieit auf aüe 
em<)fänglid^en ©emüt^er mad^te, fei e« mir ertaubt jum 
(Sd^Iuffe nod^> einige 3^tt8^iff^ beizubringen. 



188 

SBol^ct lam e« Vi>o% bat ©d^fetctmad^ct bic öctfd^tcben' 
atttgftcn (Seiftet betebenb anregte unb in ü^nen ba^ 25e»u§t* 
fein i^ret ©gent^ümlid^Ieit l^etüortief ? äu« leinet anberen 
Utf ad^e, afe toeil in il^m eine teid^e, allfeitig gebil^ 
bete, öö((ig geteifte geiftige ßigentl^ümüd^^ 
leit bem ftteBenben Süngüng entgegentrat, 
!©a« ©e^täge betfetben ttat Mtm oufgebtü*, ö>a« et m^- 
ttug, in^infid^t be« ©el^alte^ fotool^t afe bet gotm. 
©et mäd^tige ^anhtx bet eigenen SCnf^auung unb ber 
eigenen SSel^nblung in ben ebetften 3tt>ri8^» wenfd^üd^cn 
SaSiffen« f^otnte ben (Seift unb trieb ü^n ju 35etfud^en an, 
auf eben fo fteie aSeife in bie öetfd^iebenen (SeBietc 
be^ sasiffen« einjubtingen. 

3n ©d^Ieietmad^et fd^ien bie SBiffenfd^aft 
il^ten fd^ulmä^igen Sl^ataltet abgelegt gu ^a^ 
ben; man glaubte einen 5Rad^Hang jenet fd^önen ^eit ju 
öetnel^men , »o bet ©ol^n be« ©o^l^toni^Io^ unb bet g5tt^ 
ßd^e ^lato unter bem mitben l^eßenifd^en ^immet tuft^ 
»anbelnb lel^tten. Die l^eUenifitenbe gotm be^ ÜDen* 
len« unb bie 3)iitt:^eilung ber ©ebanfen fd^ien in bie gei^ 
ftige Snbiöibualität be^ ©ermanen burd^ eine 
innere 5Jiot]^»enbigfeit feiner 5Ratur aufgenommen unb mit 
berfelben ijßüig üerfd^molgen ju fein;fo bafe biefe fid^ barin afö 
in il^rem eigenen geiftigen gtemente bewegte. ÜDal^er fül^tte 
man fid^ burd^ ©d^feiermad^er« 3Sorträge leine^weg^ »et^ 
leitet , feine ©ebanfen unb Slu^brudf^weife fctaijifd^ gu »ie^ 
berl^oten (toiefo mand^e ©d^üler $egel« ber SSerfud^ung 
nid^t entgangen finb , bie gormein il^re^ SReifter^ geiftlo^ 
nad^juf^jred^en), bielmel^r mu|te3ebem, ber öon bem teben* 



189 

btgcn (Stnbtucfc be« ©d^Ietcrmad^cr'fd^en ®cifte6 Bc* 
^crrfd^t ipar , Jcbc^ bcrartigc SScgtnncn ald ein »al^tl^aft 
itnfittßd^c« crfd^ctnen. 3a, gcftel^cn totr c« nur offen, inbem 
<5(]^Ictemta(^er fo lül^n ftd^ fetner eigentl^ümßi^en Sluffaffung 
ber ÜDtnge rül^nite, befeftigte er ben n>enn anäfjioä) auf eine 
bunlefe unb »ertoorrene SBetfe nad^ ©ettftftänbigleit ftre* 
benben ®eift in fetner Sftd^tung unb toel^rte il^m, [xd) einer 
frentben ©gentpmßci^Ieit l^tnjugeBen.*) 

3n gleid^em ©inne f^jrid^t fid^ in ber öor ben ©tubieren«' 
ben SBerlin^ gtetd^ nai^ beut ^infd^eiben be^ greunbe« gel^at* 
tenen l^errlid^en 9tebe §etnrid^ Steffen« au« : ÜDer feltene, 
ber au^gejeid^nete Seigrer ift nie gu erfe^en. deiner barf 
fid^ über il^n ftelten, nur wenige ju alfen ^txtzn 
f ettene neben il^n. SBie er ben ©egenftanb fd^arf auf* 
f a^te , in allen iBejiel^ungen betrad^tete , »ie er ben Itaren 
(Sang ber ©ntoidHung ijerfofgte, nie ben gaben terlor, n>a« 
in einer iöejiel^ung gewonnen toar , ntit ©id^erl^eit l^integte, 
bann eine anbere JRid^tung mit gleid^er ©eftimmtl^eit , \a bie 
i)ielfältigften ijerfotgte — toie bie Sfarl^eit be« 3Sortrag« nie 
turd^ biefe fd^einbar berfd^Iungenen ®änge ber iöetrad^tungen 
getrübt u?urbe ; u?ie er ba« in aßen JRid^tungen ®en>onnene 
aufgunel^men , ju »erlnü^fen , ia , »ie er bie 5l]^nung , ba§ 
ba« fd^einbar in fid^ ©efd^Ioffene unb 5lbgemad^te auf eine 
l^öl^ere 95ereinigun g beute, immer lebenbig ju erl^attcn 
n>u§te , ba^ ber aufmerifame 3w§örer immer [tarier ange* 



*) ^crjog in bc» 2:^eoI. ^tubicn unb Ärltifen 1846. 3. ^eft 

<S. 778. 



190 

jogcn, gcfcffeü, angeregt »utbe, ift allen feinen bieten 3»^ 
l^örem befannt. üDet Denl^^rojeg fd^ien fein innerfte« ®e^ 
]^imni§ ju »enatl^n unb trat, aui^ oi^e fettft (Skgenftanb 
ber Datfteöung ju fein, oI« ein Sebenbige^, StjeU' 
genbe^ l^etöcr, nid^t ate ein Uefeertiefette«, ©o 
bitbete er ©enler, »eit er fetbft tebenbig 
bad^^e, unb in ben breigig Salären, bie ie^t »erfloffen fmb, 
feit er juerft ben gel^rftnl^t beftieg, »arcn feine 5>ötfäte fort* 
bauernb gcfüttt mit aufl^crd^cnben , fetbftftänbig angeregten 
^vSfixmt. 8lu« atten ©egenben SDeutfd^Ianb« , aM fernen 
Sänbern ftr ßmte ii^m bie befte Sngenb ju, nnb feine 
©dritter jieren bie ßei^rftül^te faft atter beut* 
f d^en Uniberfitäten unb berbretten feinen SRuf 
über ©eutfd^tanb^ ®ränjen l^inau«. 35cnn i^m 
toar e^ »ergönnt, in biefer langen ^txt m^ bem tebenbigften 
3Bittelj)unft beutfd^er öilbung , erft toäl^renb gtoeier furjeu 
aber fd^önen Soi&re in §atte, bann in ©ertin tl^tig ju 
fein. Äein Seigrer l^at in einer fo tangen ^txt 
eineinnigere Slni^ängtid^Ieitfeiner ©d^üter ge* 
noffen unb berbient, unbüDieienigen, bie jie^t feine 
4)8rfäle füllten, al« ber Zoh ben gaben :^iner SScrtrage 
Jfiä^üä) jerrig, füllten ben tiefen unerfefelid^en 
SSerluft, unb ba« unbollenbete gragment — e« erl^iett 
burd^ ben tebenbtgen SSortrag feinen l^d^ften SBertl^, nie 
burd^ ©d^rift ju erfefeen — toirb al« ein unerffißtcr 
innerer SBunfd^ , af^ ein ©tadlet in ber ©eele ber beften 
3u]^örer bie fd^merjüd^e SBunbe fortbauernb offen eri^atten/ 
ßnbtid^ möge ein $örer feiner berül^mten ^rebigten in 



191 

►et Sdtxiintx 35teifaÜigIett«ftrci^e äi&er bicfc ©cüe feinet 
jto§at%n SBitIfamleit berid^ten : *) 

^Set m bie ^etf önlid^e MS)e be^ SWannc^ geriet)^, 
itnb bie @ema(t feinet Setebfontleit äbet fid^ ergel^en (ieg^ 
)ct »utbe burd^ il^ auf »unbetbatc 8ltt gum ß^tiftent^unt 
belel^tt ober in il^m befeftigt, unb tDäi^enb bie ©iffenfd^aft* 
li(i^en (bie §egefianet?) bie tjtüd^te feinet 35aume^ ot« un* 
iuUinglici^, fa(fd^ obettaub etüatten. ftanb bie pti^Mxäf 
lun il^n betfommelte Oemeinbc getoiffctmof en im Sbt&Üftn* 
Duft feinet ©taubenf^fetiS, toax etquidt unb gelabt unb 
lil^e bieSitfungen täft d^tiftlid^et <Stl^bung unb ^egeifte^ 
mng. @o ^tit [i(i) ttc$ bet iöefel^bung, bie il^m )oon bet 
Jtoteftontifd^en Zil^ofogie »iberful^r, um feine ^etfon eine 
Semeinbe gebilbet, bie il^m unbebingt etgeben unb 
>on ben Segnungen bed d^tiftlid^en (Seifted^ 
^H feinet 9iebe entfttömten, tief etgtiffen 
blieb. Unb in bet ^üfot toax bet 3^bet feinet Stoquenj 
tcnbet feöenften Sltt. 5Dem Denfenben, bet fid^ i^m 
na^te, entjünbete et ba« (gefüllt fiit ba« Oöttfid^e im 
Si^riftentl^um , bet ©täubige, bet an feinen ^pen l^ing, 
ol^nte in ii^m ben fid^etften Si^\amrmt(i)anQ feinet pxn^tntm 
©cbanfen, bet ^etfon be^ äÄanne^ unb bet geiftigen ©c«^ 
iDoft feinet ^ öetttauenb, felbft »o in bet Äebe be^ 
3Beiftet« bet fe^te f)inn)ei« auf bie ©ici^etl^eit be^ übetKe*^ 
teen ©tauben^ fel^Öe, ©d^tcietmaci^etd 9?ebnet!taft toat 
)on bet ©eelc be^ Ei^tiftent^um« belebt, eine toixtliä) biblifd^ 
Junge, Icine^meg^ blog eine SBei^l^eit ©olratifd^ct !Docttin^ 



*) ®upat) Äü^nc a. a. O. @. 12. 



192 

<g^ tx>ax ein ^anä) unfterBttd^en geben«, bcr 
tl^n mitten im ©ttomc feiner Ilügelnben »er» 
ftanbe^f^tad^e überrafd^te, eine SJet^l^eit 
®otte«, bie il^nmit bem 5Wimbu« einer naiven» 
ben SSerflärung üBerglänjte. S33are« bannSSJel^ 
mutl^, in bie er au^brai^, fo ö>ar biefe SBel^mutl^ leine 
®(]^tt)ä(^e, leine ^inffitligfeit be« ©efül^fe, benn fie »ot 
berebt, tpie mit ©ngetejungen beflügelt, ©n SÄaufd^ M 
gntjüden« erfaßte il^n , toenn er J>om ^auin bc« Äreuje« 
f^rad^ unb bie Keine n>ei|e §anb über ben greifen fto<>f 
fd^wang , mit brol^enbem ginger , ber jittemb gen ^itmä 
tt)ie^, aber jugleid^ »ic ein Iriegerifd^e« ©ignal aller 
®a^ung, allem ^erfommen, ba^ beröud^ftabe 
bringt, eine ettige gelobe anlünbigte. 3n feinet 
©timme, bie fd^on immer l)tU unb burd^bringenb tx>ax, lag 
ein fd^mettember S^on , tt?enn er fein SSeto aufrief über oße 
®efe^e ber SBelt, toenn fie Don 5luBen lamen ober bie Ueber» 
ßeferung fie brad^te. !Der finnenbe , ftiö bered^nenbe SSM 
feinet Itugen 2luge« leud^tete bann »ie ein jünbenber ®fift; 
in feine mäßige 5lction , bie fonft nid^t aufiuf ommcn t>er» 
mod^te im SBeüenfd^Ia^ ber JRebe, ging bie iBen>egung feine« 
3nnern über, unb bie fleine, tounberfame ©eftalt be« aKanne« 
fd^ien au« fid^ f eiber l^erau^jutoad^fen, u?enn er fid^ über 
ben 9tanb ber Äanjef bog, um einem 3eben an*« §erj ju 
Ko^)fen unb aud^ im fetfenfeften Unglauben bie QueSe be« 
Seben« iu entriegeln." 



S>nt(f \)on S3reit!o^f unb ^drte( in Ztip^i^, 




V«I1 



^. i^. ^>er»iini&. 

Siritr fäaM^fil imiflffitbfltflc lu#f|iibt, 

CSJcfcfiirfitf 
Bfllt frinrr iullur 

B. ®ugttit)eint. 

iltetütt - lli»a i. initrdl 1. bts iitiu Unirqttuf Irr StAurrr, 

^fH. i\m mi^. 2iMx tiy^%\L 



bttf tff« läV{%tÄtt\ vmt % WM V^ "^VJ^V 



StiPi 



•^ aJI^Ö^ 




3 2044 038 378 72 



4 



KITTLITZ, Richard 610.2 

Schleiermacher • s 33^1 • 9 

Blldungsgazig. K628 



«et ^U^efm fttflefmatttt in ecivji.i crf^jicn ferner: 



ter 



iitutrd)cn mtdjtung 



von 



^ünf f Ijrilc. 
'lUcrtc (^än)lt(h um()carl»citctc ^^(uc^c^abc. 

c\r. 8. trcfd). 9 J(;lr. 

®efcJ)icJ)te 
nnli ftmt ^nltur 

von bcn crften Sdifangcn ()iftori[cl)cr Äunt^c bi^ jur ök\^cmvai 

(inlcr 53anb. ßls jiim dnk kr ßaroüngcmlt. gr. 8. lSü6. brofd\ 

2 Xblr. 7 Va iiJijr. 
•{tveitci '- i)on II. fionraD I. bis ptm KnUrgang bct dtanfrr 

ör. b. IbüO. brofd;. 2 IMr. 27% 9e§t. 

3^cr dritte Jüanb tee auf r» öantc bcrcd;nctcn ©crfc^ ctfdunnt um Cüvi 

J8i>7, bic übriöcn trci 23äntc xnxHn inncrbvUb bcr näd>ftcn 2 3"<\al' 

folgen. 



Xwd von ^^x«\vlov\ wxcb %*\vt\\\\'it^\\^ 




3 2044 038 378 725 



V 



KITTLITZ, Richard 
Schleiexmacher ' s 
Bildiingsgang. 



610.2 

S3IH.9 
K62s 




3 2044 038 378 72 



4 



KITTLITZ, Richard 610.2 

Schleiermacher • s S3lfl.9 

Bildungsgang. K628