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StuMen
}ur (Befc^i^te 6e$^eueren ptoteftanti$mu$
herausgegeben oon
£tc.Dr.f)etnrt<^Qoffmonn mb £ic. Ccopolb 3f(^ama&
piinattojent an icr UniDCTJitat Ceipjig pTiDatio3cnt an ber Unioertitit Berlin
— — = ^ 2. (Huellcnfjeft =
S(i)Ieiermad)er$ Senöf(f)reiben
über [eine (Bloubcnsle^re
an £üäie
neu herausgegeben
unö mit einer (Einleitung unö flnmer&ungen perfe^en
oon
£ic. ^ermann Jltulcrt
Priootöojenten on 6er Unioerfität Klei
©iefecn 1908
t)erlag pon HIfreb tCöpcImann (oormals 3. Rt&cr)
StuMen
5ur <Sef(^!(^te 5e$ neueren proteftantt$mu$
herausgegeben von
£tc. Dr. Qeinrti^ Qoffmann unö £tc. £eopoIÖ 3f(^arna&
Prioatöosent an 6er Unioerfitdt £e{p3t9 prioatöosent an 5er Unioerfität Berlin
(Duenen^efte
Die Beöeutung 6er QuenenleMüre ffit btn ftftc^en^fflotlfc^eit $tu6ienbetrieb tft
allgemein anerkannt. Deridjieöene Sammlungen judjen öiejem Beöürfnis 3u öicncn.
Die unfrige jtellt |id) öie bejonöere Hufgabe, toid^tigc (Quellen aus öer (5cjd)id|te
öes neueren protejtantismus 3U bieten. Sie roill öamit öas gegenüber 6er d)rt|t=
liefen Hntihe unö öer Heformations3eit bis!|er t)ernad)Iäj|tgte Stuöium öer ITcuseit
föröern !|elfen, öos 3um rechten Derjtönönis öer religiöjen unö fitrd)Itd)en £age öer
6egentt)art öringenö oonnöten ijt. Hud) pon Quellen aus neueren Seiten jinö
oiele bis je^t noc^ ]o jdjroer 3uganglid|, öafe es einer (Er|d)lie6ung öetfelben bcöarf.
HIs erjte tjefte jinö gleid)3eitig erjdiienen:
1. Quellen^eft:
$paI6in9$ Beftimmung 6e$ IRenfc^en (i 748) u. tDert 6er Hnftac^t (i 755).
mit (Einleitung mu !|erausgegeben Pon £ic. {jorjt Step!| an, Prioatöo3ent an
öer Uniperjitöt TTlarburg. 44 S. ITT. 1.—
2. QueUen^eft:
$(^Ieiemta(^er$ $en6f(^reiben über feine (Slaubensle^re an £fiAe.
Heu !)erausgegeben unö mit einer (Einleitung unö Hnmerhungen Derfef)en oon
£ic. {) ermann HXulert, pripatÖ03ent an öer Unioerjitöt Kiel. 68 S. IK. 1.40
3. d^uellenlieft :
3o^n Solan^'s (L^Hstianitt) not mQ$terion$ ((Cljriitentum oi)ne (5e»
I)cimnis) 1696. Überfe^t pon TD. Cunöe. (Eingeleitet unö unter Beifügung oon
£eibni3ens Annotatiunculae (1701) Ijerausgegeben oon £ic. £eop. 3id)arna(fi,
PripatÖ03ent an öer Unioerlitöt Berlin. VII u. 147 S. ITT. 3.—
2n Vorbereitung i{t öie überfe^ung pon Jo^it £odfte'$ Heasonableness of (I^rts«
tiOltttt) (1695).
Die
Studien zur Geschichte des
neueren Protestantismus
wollen in zwangloser Folge Untersuchungen zur Entwicklung der prote-
stantischen Theologie und Kirche innerhalb der modernen Welt darbieten.
Sie wollen dadurch das Interesse für eine von der Forschung bisher vernach-
lässigte Epoche der Kirchengeschichte wachrufen helfen. Ganz besonders
bedarf die so vielfach unterschätzte Aufklärung, die den neueren Protestan-
tismus vom älteren scheidet, einer gründlichen Bearbeitung.
Die Studien sollen sich aber nicht auf die Aufklärung beschränken. Sie
wollen alle Erscheinungen ins Auge fassen, durch welche die mo-
derne Lage im Protestantismus bedingt ist, also neben der Auf-
klärung im weitesten Sinne vor allem den Pietismus, die Romantik, den
deutschen Idealismus, die Erweckung und die Reaktion des lO.Jahr-
hunderts. Auch Außerkirchliches soll berücksichtigt werden, da ja die neuere
theologische Entwicklung durch die Wandlungen der Gesamtkultur und
besonders der Philosophie stark beeinflußt ist. Nur die jüngste Zeit
bleibt ausgeschlossen j weil deren streng gesc\v\c\vtUche Behandlung noch
nicht möglich ist.
StuMen
sur ^tW^U 6e$'neueren proteftanti$mu$
^etdttsgcgclien oon
Cic.Dr.Qeinri^Qoffmann mb £ic. Ceopolb Sj^amadt
prigatt^ent an 6ec UnbMiiitai Ccipjig PTfaKttt^cntantaUnionfttUBnltn
2. (QueUen^eft
S(J)Ieierma(i)er$ Senöfdjreiben
über feine (Blaubensle^re
an £üöie
neu herausgegeben
unb mit einer (Einleitung unö Anmerftungen oerfe^en
oon
£ic. Ijermann Illulert
prioatöojenten an 6et Unioetfitat Kiel
(Biegen 1908
Derlag oon Atfreb ^opetmann (oormots 3Hidter)
Dnidt 0011 d. <B. R9der (B. m. 6. fj., Ccipsig.
Hb
C Cf Äinleitung.
teft a
Die 3tDe{ Senöf^teiben an £fi&c finb Sc^ktermad^ers t^eolo«
gifc^es Cettament Ilii^t {eine le^te t^eologif^ DerSffentli^ung. (Er
{(^tieb fie 1829; fie foUten 5er 3tDeiten Auflage {einer 1821/22 ju«
erft erfci^lenenen (Bloubensle^re ben IDeg bereiten. Unö es i{t i^
ja oergSnnt getoefen, öie Umarbeitung ibiefe^ IDerbes jum Abfd^Iug
3U bringen unö 1830/31 herauszugeben. 3n 6er 3ieit bis 5U feinem
Cobe (1834) ^at er bann no^ auger neuen Auflagen früherer
IDerfte bas Senbfd^reiben an Dan. o. döOn unb Dao. Sd^uls (über
Red^t unb Bedeutung ber Be&enntnisfd^riften) unb yooti e^regdifc^e
Ab^anbfungen publijiert. Aber es treten in btn Senbfc^reiben cot
£fldke einige (brunbgebanben feiner C^eologie fd^arfer ^eroor als in
allen feinen fonftigen Sd^riften, unb fie finb ausgefprod^en im BliA
auf bie fcommenbe t^eologifc^e, bird^Iid^e unb allgemeine geiftige
<Entn)idkIung, toie fie S^Ieiermac^er oorausfa^. (Er red^nete nur nod^
fflr fiurje 5^?^ bamit, ben (Bong ber. Dinge perfönlid^ beeinfluffen
ju liönnen, unb bie aktuellen Anliegen unb Sufiunftsforgen, bie er
in ber 2. Auflage ber (blaubensle^re felbft ntd^t poII ^um AusbruA
bringen mo^te, um ben ftreng rpiffenfc^aftlid^en d^a&ter biefes
tDerkes nid^t 5U oerie^en, ^at er in btn Senbf ^reiben frei heraus«
gefugt. Dag er babei 3um Propheten mnxbt unb mit malix er
prophezeit ^t, lefe man felbft nad^: S. 36 ff. unb 41 ff.
(Es liann nun ni^t bie Aufgabe biefer einleitenben Bemerkungen
fein/ ben 3n^alt ber Schrift ooraus anjugeben. (Kurje Sufammen»
faffungen zur (Erleid^terung bes £efens finben fid^ gefperrt unter bem
tteft.) Hur auf eins fei ^ingetoiefen: nirgcnbs fonft in Sd^Ieierma^ers
S^riften fie^t man fo beutlid} bie £inie, bie pon i^m zu A. Ritfd^l
^infü^ri Unb n>er fiberzeugt ift, bai in unb mit ber t^eologif^en
Arbeit bes 19. 3a^r^unberts bas Derpitnis ber Religion zum t^eo«
retif^n Denfcen, zur Spekulation, z^^ IDiffenfc^aft eins ber Qaupt«
Probleme, nienn nid^t bas ^uptproblem gemorben ift, an bem aud^
in näd^fter Seit feraftig gearbeitet votxbtn mug, mxxb für biefe S^rift
Sd^Ieiermac^rs ein befonberes 3ntereffe ^aben. ®b Sd^Ieiermad^er
in feinen ^ier^er gehörigen Ausffi^rungen unb überall fonft, mo er
feine (Blaubensle^re itommentiert, unb in biefer felbft fozufagen fic^
jtets ric^g oerftanben ^at, ober beffer, ob er bie Qienbenzen, bie
er zu Ifabm be^uptet, unb alfo gehabt ^aben toirb, in ber (Blaubens«
le^re unb in feinen frfi^eren Sd^riften ri^tig zum Ausbrudk gebracht
Einleitung.
^at, ijt eine anbete 5tage. Ulan oerglei^e 3. B. öie Betjauptung ((BIau==
bensL* § 17, 2), feein öogmatifc^er Sa^ ^abe in einem anöeren jeinen
(Bruno, mit öer jijjtematifc^en Kunjt, öie bei öer (Entroi&Iung einiger
£e^rjtü*e ((Erbjünöe, gottli^e (Bere^tigfeeit] uju).) angeroenöet iJt!
5erner: aud^ wenn man öie Begrünöung, öie er S. 64 ff. bafür gibt,
öafe er in öer (Blaubensle^re öos Der^ältnis öer 5tommigfeeit 3ur Spe*
feulation ni^t erörtert ^abe, anerfeennt — mir J^eint Jie ge3U)ungen — ,
mufe man Jagen: man^es Uliöoerjtanbnis, mit öem er ji^ in btn
Senöf^reiben auseinanöerfefet, ^ätte er oer^ütet, menn er irgenb ein*
mal öiefen (Begenftanö einge^enö be^anöelt ^ätte. Dtrin öafe öas,
mos er in öen Reöen über öie Religion ^ier3U bemerfet, uns feeinen
oollen (Erja^ gibt, liegt auf öer Qanö.
(ErJ^ienen finö öie SenöJ^reiben im 2. unb 3. Ijeft ber (E^eo*
logif^en Stuöien unöKritifeen 1829 (im folgenöen mit St. be3ei^net),
bar aus abgeörudtt in öer (Befamtausgabe feiner IDerfee (1. Abt.,
2. Banö, S. 575 ff.) (B)); öie oeränöerten Paragrap^en3a^Ien ber
2. Auflage öer (Blaubensle^re (öie bem Abbrudt in ber (Befamtaus«
gäbe 3ugrunbe liegt), jinb babei in btn 3itaten na^getragen. Don
öen toenigen Drudtfe^Iem ^abe i^ bie uner^ebli^en ftint^roeigenb
oerbejfert, bie finnftörenben ausbrü&Ii^.
Sc^Iiep^ fei ^ier no^ bas IDi^tigfte über bie in btn Senb*
{^reiben ermähnten 3eitgenoffen S^Ieierma^ers mitgeteilt, fomeit fie
ni^t allgemein befeannt finb, toie 5^rb. (E^r. Baur, bas Qaupt ber
(Eübinger Sd^ule, Karl 3mm. Ilifef^, ber 5^^^^^ ^^^ Dermittlungs»
t^eologie, unb ber p^ilofop^ 3ttfe. Sx. Sxits, ber gerabe in unferen
(Eagen roieber lebhafter ftubiert roirb. Baurs erfte ftuseinanber*
fefeungen mit S^Ieierma^er finben fi^ in ber Schrift: primae ra-
tionalismi et supranaturalismi historiae capita potiora. Tübingen
1827. (1. (Eeil: de gnosticorum christianismo ideali; 2. (Eeil:
comparatur gnosticismus cum Schleiermacherianae theologiae
indole [im folgenben „Baur, comparatur" 3itiert]. Don biefem ^at
Baur eine Selbftan3eige im 1. Stü* oon Steubels (Eübinger 3eit*
fc^rift für Ideologie 1828 gegeben, S. 220—264 [sitiert „Baur,
3tf(^r."].)
Cü*e, an ben bie Senbf^reiben gerietet finb, bamals Ißxo'
feffor in (Bottingen — bas ift er bis 3U feinem (Eobe 1855 ge*
blieben — ^atte als Prioatbo3ent in Berlin S^Ieiermad^ers 5^^^^^*
f^aft gewonnen. 1818 — 27 profeffor in Bonn, gab er fein Qaupt*
werfe, bzn Kommentar über bie S^riften bes (Eoangeliften 3o^annes
heraus; neben bem Heuen (Eeftament oertrat er in Bonn bie ^ifto*
rif^e, in (Bottingen bie fijftematif^e Ideologie, ftets au^ lebhaft
prafetif^ feir^Ii^ intercffiert (er ift ber Dater bes Hamens 3nncre
ntiffion). Die (E^eoIogifd|en Stubicn unb Kritifeen ^at er 1828 mit
begrünbet.
(Einleitung.
5etbinan5 DelbruA, anfangs £e^rer am (Brauen Klofter in
Berlin — ^ier mit Sd^Ieiermac^er befiannt, als öiefer nod^ d^arite«
)>re6tger toar —, ^alf bann in ber Sd^uIpertDaltung 3u Königsberg
bic preufeifd^e (Erhebung vorbereiten, Jeit 1818 Profeffor für p^ilo»
fop^ie unb {c^öne Oteratur in Bonn, trat juerjt 1822 (mit einem
Buc^e „(E^riftentum") als t^eologifd^er S<^rift{teüer auf, in roman*
tifc^er Begeifterung für (Blaubensein^eit unb unter Oertpertung £et«
{ingfc^er (bebanlien in ber „(Blaubensreger ber erjten 3a^r^unberte
bie Srunblage ber Kir^e fud^enb. (Einer sroeiten Sd^rift („Philipp
nteland^t^on, ber (Blaubensle^rer" — er erkennt i^n nic^t ab {ol^en
an) traten Ili^td^, SaA unb £ü(6e entgegen („Aber bas flnfe^en ber
^I. Schrift"), sugleid^ S^Ieierma^em gegen btn i^m oon DelbrüA ge»
mad^ten OortDurf bes Spinosismus oerteibigenb, roorauf Delbrüä {eine
„(Erörterungen einiger ^auptftüdke in S^Ieiermad^ers d^riftli^er (Blau«
bensle^re" ausgeben tiefe (Bonn 1827, im folgenben 3itiert als Del*
brfidk III). Sein Briefme^jel mit Sc^Ieierma^er über biete Dinge ift
abgebru&t im 4. Banb ber bekannten Brieffammlung „Aus Soleier«
mac^ers £eben", fotoie in einer S^rift Delbrüifts {elbft Don 1837
„Der oeretDigte Sd^leierma^er", bie bejei^nenb ijt für bie 3U)eifel«
los e^rli^e, aber eigenfinnige, teils fprung^afte, teils pebantij^e Art
i^res Derfa{|ers.
Der eben genannte Karl Qeinr. Sa* ©ar ein So^n bes Ber*
liner BiJ^ofs, Profeffor in Bonn, fpäter Konfiftorialrat in Ulagbe*
bürg, t 1876. lieben ber oon S^leiermad^er ertDä^nten flpologetife
Ifat er eine „(E^riftlid^e Polemik" oerfafet, hierin glei^falls fln*
regungen folgenb, bie Sd^leiermad^er in feiner (En5t)klopabie gegeben
^atte. Don ben übrigen Ideologen, mit benen fid^ bie Senbf^reiben
auseinanberfe^en, finb bie bekannteften Bretfd^neiber unb Rö^r.
ärfterer (t 1848 als (Beneralfuperintenbent in (Bot^a), ein 5^^^^^
ber gemäßigten Rationaliften, btn (Theologen bekannt als erfter ernft*
lieber Beftreiter ber apoftolifd^en Abfaffung bes 3o^annes«(EDangeliums
unb Begrünber b^ corpus reformatorum, erörterte bas Prinsip ber
(Blaubensle^re S^leierma^ers im 66. Banb bes 3ournals für Pre*
biger unb führte biefe (Bebanken fort in ber S^rift „Über bie
(Brunbanfi^ten ber t^eologif^en Sijfteme ... ber Ferren profefforen
S^leierma^er unb Utar^eine&e, foroie bts tjerm Dr. ^afe" (£eip3ig
1828, 3itiert als „Bretf^neiber, 3ournar' unb „(Brunbanfic^ten").
Rö^r, feit 1820 ©ber^ofprebiger in IDeimar, Derfaffer ber „Briefe
über bm Rationalismus", ju beffen entfc^iebenften Dertretern im
praktif^en Kir^enamt er gehörte, ^at in feiner 3eitf^rift „Kritifd^e
Prebiger«Bibliot^ek" Sc^leierma^ers (Blaubenslc^re bereits 1823 be*
fprod^en. Damals toaren beibe Iltanner mit S^uberoff jur heraus»
gäbe b^ „Reuen Rtagasins oon St\Ut (Belegen^eits* unb anberen
Prebigten" ocrbunben; mit S^leierma^er über biefe (Benoffenf^aft
(Einleitung.
urteilte, i|t Briefe IV, 318 3U lefen. 5a|t i>ergef{en i|t ^eute Ru|t,
ein pfäl5i{<^er (Ci^eologe, reformierter Pfarrer unö Profeffor in (Er«
langen, na^ rationaUftifc^en Anfangen ein (c^rpffer Derfe^ter ber
Rflcl&e^r 3um Bekenntnis öer Däter, was i^n, als er 1833—46
im Speqerer Konfiftorium toir^te, in heftige fcir^Ii^e Kampfe per«^
m*clte, t 1862 als ©berfeott{i|toriaIrat in Ulünc^en. (Brofeenteils
gegen Sd^Ieiermad^er xxä^iti fic^ feine Differtation de nonnullis,
quae in theologia nostrae aetatis dogmatica desiderantur ((Er«
langien 1828, jltiert: Rujt, de nonnulüs). Steuöel, profeffor in
(Cübingen, pertrat in feiner 3eitf^rift für (Ideologie unermüölid^
einien milöen Supronaturalismus. (Esf^irner, als profeffor unb
Superintenöent in £eip5ig frii^ geftorben, 1828, oermo^t^ u?o^I öen
(Beig^nfa^ i>on Rationalismus unb Supranoturalisnius nic^t innerlich
3U ilbenDinben, toie feine oon feinem Sd^üler unb Dere^rer ^afe ^cr«
ausgegebenen bogntatifd^^n Oorlefungen beroeifen, voax aber S(i^Ieier«
mac^er oenDanbt an Kraft ber perfonli^feeit unb mutoollem (Ein«
treten für bie äußere unb innere 5^^^^^^ bes Daterlanbes.
nur nebenbei ermähnt finb in btn Senbfc^reiben ber p^ilofop^
Branig (f^rieb 1823 „Ober S^Ieiermq^ers Glaubenslehre", 1826
bis 1873 Profeffor in Bre$Iau, ^at in bem eigenen fpeliulatioen S^
ftem, bas er Dertrat, neben f)egelf^en unb S^Ieierma(^erfc^en (5e«
banfcen namentlich folc^e t)on Stefifens Dermertet), unb bie t^eolo»
giften profefforen S^ott (in 3cna, förberte namentli^ bie ^omi«
Ieti6 burc^ feine „(E^eorie ber Berebfamfteit mit befonberer Bejie^ung
auf bie (i^riftli^c Berebfomfecit"), Doo. S^ulj (in Breslau, neu«
teftamentU^er Kritiker unb freifinniger Kird^enpoliti^er), S^roar^
(in ^^eibelberg, Derf affer einer bekannten (Er3ie^ungsle^re, unb b^r
erfien Dogmatil pom Stanbpunkte ber Union aus — Dgl. Soleier«
ma^ers Dorrebe 3ur 2. Auflage ber Glaubenslehre) unb (Eroeften
(in Kiel, bann als S^Ieierma^ers Ilac^folger na^ Berlin berufen,
t 1876).
Die Aufnahme, bie S^teiermac^ers (blaubensle^re überl^aupt in
ber bamaligen wiffenfd^aftlii^en H)elt fanb unb bie fi^ in btn Senb«
f^reiben nati^rlid^ einigermaßen fubjefttit) fpiegelt, Ijoibt Oi in einem
Artikel im 2, I^^ft ber Seitfc^jrift für (E^eologle unb Kir(^e 1908
barsuftellen gefud^t.
Kiel, im 3anuar 19ÖÖ.
mulert
Sd^Ieiermac^, €rf(es $en6f(^reiben.
<Etfte$ SettM^teibem
* (Enblid^, mein teurer Swunb, ^abe Id^ mir fotoeit Raum ge-tD.STT
mad^t, ba% id^ fagen ftonn, fo|t toaren 6ie S^öem fd^oti gejci^nitten ^*- ^^
unb bas Pq^ier sured^tgelegt, um an bie jtoeite Ausgabe metner
(Glaubenslehre ju ge^n. Aber ie nä^er baran, um befto me^r ffi^Ite
ic^ mid^ oon btn Sd^toieriglieiten ber Sad^e beengt Sie toiffen, toie
idi mid^ fc^on öfter geäußert tlber bie jmeifel^afte Stellung eines
Sd^riftftellers in fold^em SäUe, unb toie {d^cDer es {ei, ju entfd^eiben,
toieoiel er felbft nod^ bfirfe bei einem IDerfte, U)eld^es einmal, jo mit
es i{t, (Eingang gefunben ^at unb ein öffentlicher Befi^ getoorben
ifi 3nbes biefes gilt too^I me^r oon IDerlien, bie bem (Bebiete ber
Kunft angehören ober baran (treifen; unb es ift ein anberes mit
eigentlid^ le^r^aften Sd^riften. Qätte ic^ meine Anficht ganj unb
gar ge&nbert, unb in einem neuen Bu^e bas alte ftillfc^toeigenb
toiberlegt ober tDenigftens im etnselnen roefentltc^e Äbänberungen
für nötig erad^tet: nun, fo {tanb es einem anbetn frei, bas alte
gegen mid^ felbft ju perteibigen, ja es au^ aufs neue in feiner ur«
fprfinglid^en (Beftalt in bie IDelt 3U bringen; bies betraf mi^ gar
nid^t, fobalb ic^ nur erklärt ^atte, meine £e^re unb flnfi^t fei es
nid^t me^r. / Unb eben bes^alb ffll^Ite i^ mid^ oon biefer Seite frei. St 256
jebe Deranberung oorjune^men, bie mir gut bfinlien rofirbe. Aber
ber Sd^u^ brfidbte mid^ anberroarts, unb i^ fa^ mid^ in einer gan}
anbern £age als in ä^nlic^en 5älfe«/6i5^^r. 3e melf altiger unb DD. 578
oielfeitiger eine Schrift, bie eine £e^rc aufftellt, befprod^en toorben
ift, ie oerfd^iebenartigere (Eintoenbungen bagegen vorgebracht roorben
finb, um befto fd^toerer ift es, bas füllte ic^ fel^r balb, bei einer
neuen Durc^fic^t unb Bearbeitung bie gansli^e Unbefangenheit 5u
hdialtm, o^ne toelc^ bod^ ftein (Bebei^en möglid^ ift flnftatt nur
auf bie einseinen (Eeile felbft unb i^r Oer^oltnis jueinanber 3u fetten,
feurs mit ganser Seele an bem IDerfce 3U fein, wirb ber Bli* immer
nad^ äugen abgelenkt Der unb jener fd^roebt einem Dor, balb bei
ber einen Stelle, balb bei ber anbtxn; ob nic^t ^ier eine Derteibi«
gung ansubringen to&re, unb bort eine sure^ttoeifenbe Berid^tigung,
tDobei bod^ immer bie (Einheit unb (Einfa^^eit bes IDerfces leiben
*S(^Ieierma(^eT mill eine felbftänbige, bas Bu<^ entlaftenbe
Dorrebe ((^reiben.
8 Si^Ieiermac^r,
mügte. Qätte id^ mir biefes oor^er {o arg gebadet, als id^ es nun
fanb, ic^ toflröe oorlängft, ftatt öas Öerfpred^en einer flberarbeitung
oon mir ju geben, ben berleger ermächtigt ^aben, {ooiel (E^remplare,
als er nfi^Ii^ unb nötig ^telt, unperänbert in bie XDelt 3U fd^i&en.
3a, nod^ ie^t tofirbe i^ i^n bitten, es fo 5U galten unb mi^ jenes
Derfpred^iens ju entbinben, tDenigftens auf einige 3a^re hinaus, bis
bie fic^ tDunberbar fcreusenben Stimmen oer^allt toaren, unb bas
Bud^ hinter fpäteren (Erjeugnilfen jurü&getreten; aber mir mar bange,
id^ Vbnnit mittlertpeile abgerufen toerben, unb ^tte bann nid^ts
me^r für mein Bud^ get^an. Ilun alfo id^ boc^ an bie Arbeit ge^en
mu^, toeig ic^ mir bie nötige Unbefangenheit unb Ru^e ba3u ni^t
anbers 3tt erringen als baburd^, bag id^ über gar man^erlei mein
Qers Dörfer ausfd^fltte, unb baju ^abe i^ mir Sie auserlesen. Sie
fe^en, es i|t ein reiner S^^c^ubfc^aftsbienft, btn id^ oon 3Snen oer«
lange; unb inbem id^ 3Snen 3umute, mi^ ansul^ören, mill id^ gar
Si257ni^t etma/oorausfe^en, bag Sie felbft mit meiner (Blaubensle^re
pollftommen einoerftanben toSren, ober Derlangen, bag Sie für (ie
oor ben Rig treten follen. 3d^ roill 3Snen nur Re^enfd^aft ablegen,
roas id^ bei biefer jtoeiten Ausgabe 3U tun benfce, unb roas nid^t,
ID. 579 unb toarum, bamit, toas id^ nid^t kann, für mid^ abgemalt / fei,
unb i^ es mir bei ber Arbeit felbft ganj aus bem Sinn f^lagen
ftönne.
*3unä^ft alfo mug id^ 3Snen gefte^en, ba^ mir f^on lange
unb immer ftörenber bie $xa%t eines 5^eunbes in ben ©^ren ge«
lilungen I^at, toie id^ es benn bei ber 3Q)eiten Ausgabe mit meinen
(Begnern 3U I^alten gebac^te. 36) rougte fie ni^t ab3UQ)eifen, unb
fie ift bod^ gar ni^t in meinem Sinn. (5egner iitnnt 16) im allge«
meinen nur, roo es Äbfi^ten gilt unb (Eaten; ber Denker ^at nur
ntitarbeiter, ber S^riftfteller ^at nur £efer, unb ein anberes Der»
^ältnis kenne id^ bei beiben ni^i Qatte id^ nun bie Abfi^t gehabt,
burd^ mein Bud^ eine Sekte 3U ftiften ober eine S^ule: fo könnte
i^ (Begner ^aben. Daoon weife i^ mi^ aber oöllig frei; unb wenn
mir ^icr ober bort einer biefe Abfi^t untergelegt ^at, fo ift er für
mic^ boc^ immer nur ein Cefcr, auf btn iä) aber freilid^ einen (Ein«
brudk gemacht ^abe, ber mir ni^t erroünfd^t fein kann, toeil er ni^t
loa^r ifi Dem £efer aber ift ber Sd^riftfteller 3tDar fd^ulbig, fein
Buc^ fo gut 3u mad^en, als er irgenb kann, aber ^ema^ ni^ts roeiter.
S^reibt aber ein £efer etroas über mein Bu^: nun roo^l, fo ke^rt
fid^ bas Oer^altnis um. (Er ^at kein größeres Re^t 5U verlangen,
ba% ic^ i^n lefe, toie jeber anbere Sd^riftfteller; unb roerbe i^ fein
£efer: fo bin i^ i^m roieber nid^ts f^ulbig, als nur bas feinige fo
* (Er ift ni(^t perpfli(^tet, auf alle Cinmenbungen un6 An«
griffe einsuge^en, aus oerfi^iebenen 6rfinben.
(Erftes Sen6f(^retben.
gut yu nu^en, als ic^ kann. Don irgenbeiner Art oon Pflid^t aI{o,
(EimDfirfe su beanhoorten, unö für öie fc^reibenöen £e{er toieber ein
S^reibenber 3u toerben, (e^e td^ gar nid^ts ein. Qatte mid^ alfo
oon meinen fogenannten (Begnem einer grfinblid^ fiberjeugt, etoa,
ba^ mein XDerit fid^ felbft auf /^öbe/) ober bog ber (Blaube an (Bott St 258
mit ber oon mir bargelegten flnfid^t nid^t feonfequentenoeife befte^en
Mnm,^ ober bog id^ ben ^riftlic^en (Blauben oon ber p^antafie ab«
gängig mac^e,*) ober — loas oiellei^t im toefentlid^en basfelbe fagen
loll — ba% id^ bas Qeibentum toieber in bas (E^riftentum einführen
u)in,*) ober auc^ nur, bafe meine (Blaubensle^re fid^ oolffiommen
u)o^I mit bem papalftjjtem ber/romif^en Kir^e oertrage*)— : nur DD. 580
eines oon biefen, unb es toürbe nie oon einer stoeiten Ausgabe meiner
Glaubenslehre bie Rebe getoefen {ein, unb id^ n>firbe eine bequeme
(Belegenl^eit gefugt ^aben, mid^ oon i^r Ios5ufagen. (Ebenfo, toenn
id^ über einselne punfete burd^ meine Kritiker eines Befferen belehrt
toorben, {oll man bie 5tü^te baoon in ber neuen Ausarbeitung ge*
toig nid^t oermiffen, aber je me^r beffen toäre, um befto unange«
meffener toürbe id^ es finben, mi^ auf biefenigen, bie mic^ belel^rt,
befonbers 3U besiegen, tlo^ toeniger aber kann id^ eine Derpflid^*
tung anerliennen, (Einwenbungen ju loiberlegen, bie nac^ meiner
Oberjeugung bie Sa^e gar nic^t treffen ober auf Illigoerftänbniffen
berufen. Der Sc^riftfteller kann bem Kritifter bies nic^t {(^ulbig
{ein, ber ja o^nebies fi^ mit ber Sa^e felbft fortioa^renb befc^äftiget
unb fid^ alfo felbft Reifen kann; er ftann es ebenfotoenig bem Pu'
blibum f^ulbig fein, benn bies ^at bie Akten oor fic^, unb jeber ^at
5rei^eit, für fid^ felbft ju entfd^eiben. ftu^ loüfete i^ ni^t, loie
bie (Befamt^eit ber £eferfd^aft 3U mehreren Rechten kommen follte,
als jeber einselne ^at. (Ein anberes freili^ n)äre es, loenn loir
beiberfeits, meine Kritiker unb i^, in einer großen panegijris 3U»
fammen roären mit bem Publikum. Dann kann id^ mir freilid^
benken, bog, na^bem bie erfteren ger ebet, aus bem festeren fid^
oiele Stimmen ergeben tofirben, bafe id^ bo^ au^ reben folle. Denen
»Sre bann fd^ioer nid^t Solqt 3U leiften, aber fie loürben mic^ in
groge Derlegen^eit fe^en, toeil i^ nid^t glei^ toügte, auf loas für
einen gefelligen 5^6 ^ ^^^ eigentli^ mit /meinen Kritikern fe^enSt. 259
foIIte. Sagen fie mir ni^t in ber (Eat großenteils untet bm größten
A^tungsbe3eugungen Dinge, n>ie bie obigen unb anbere, mit benen
eigentli^ gar keine Achtung befte^en kann? ®ber kann id^ auc^
nur bie geringfte Ad^tung oerbienen, loenn i^ fo prebige, loie fie
bo^ alle toiffen, ober überhaupt aud^ nur, toenn i^ ein prebigt«
amt oertoalte, unb babei fo benke, mit fie mi^ in meiner (Blau«
:i
Branig 196. ^) Delbrück. ^) tE3f(^imer, Briefe eines Deutf(^en 28, 33.
Ruft, de nonnuUis 65 ff. *) Bretfc^neiber, (Brunöanfic^ten 69.
10 Si^Ieiermai^er,
bensle^te benben laffen? Unfer Bonnifc^er 5t«ttwJ>^) ift hierin be*
ID. 581 fonbets \taxk; aber er ift boc^/bei tDeitem ntc^t ber eitrige, fonbem
oiele ni^t minber ac^tungstverte DtSnnet ^aben (i^ eben fo g^eigi
3(^ tDügte tDttMtc^ jc^tDetlic^, auc^ in fol^r Öerfommlung i^nen
etiDOs anberes ju jagen, als ba% id^ fte b&te, um i^tet felbft wxtltn
fic^ boc^ treu su (ein, unb toenn fie mic^ ffir einen folc^en galten,
mi^ auc^ gor ni^t 5U fronen, fonbem mit folgen flamen 5U be«
grillen, toie fie mir bann gebil^rten, aller £obpreifungen fi(^ aber
5U enthalten, unb bos S. V.^ nur gans ba^I unb o^ne alle Rns*
fc^mfiAung allein auf bos D. Th. 5U b^ie^en. Dos Befte für mi^
fei nur, ba^ iä^ ni^t ber bin, für btn fie mi^ galten. tDeiteres
tDürbe i^ tDo^I nic^t fagen; auger etiDa no(^ btntn, mtlä^t (Ent«
gegengef elftes oorgetragen ^aben, wie toenn ber eine mi^ einen
(Bnoftiber nennt,^ ber anbere aber einen Aleianbriner,^) bie er btn
(Bnoftibem gerabe entgegenftellt, toenn ber eine mi^ auf Sc^elling
5urüAfü^rt,^) ber anbere auf 3öcobi,*) ber eine mir bie Prinsipien
ber ntön^smoral 5uf^reibt,^ ber anbere meint, ic^ fei, nur fo eben
nic^t oönig ausgefpro^en, ein Ui^renaiber^) — biefen könnte ic^
no^ fagen, fie motten nur suerft biefes unter fic^ ausmachen; eine
in folc^en SoD^w bequeme 5otmeI, bie feürslic^ ein S^eunb jtDifc^en
S^nli^en (Begnem mit gutem (Erfolge gebraucht ^ai Unb me^r
bürfen au^ moiH alle bie m&nner ni^t enoarten, beren Anficht
oon meinem tDerb eigentli^ Dorausfe^t, entioeber, ba% i^ fo ftumpf«
finnig bin, bie tDiberfprü^e, in btntn mein ganses £eben DertDi&elt
St. 260 wactf ni^t 5U mer/6en, ober fo friool, mir barin too^I 5U gefallen,
weil mir eben gar ni^ts (Emft wäre, ober fo armfelig, ba% i^ keine
(E|riften3 ^atte finben können, auger in einem Beruf, ber mir eigentli^
im ^öc^ften (Brabe juwiber fein mügte.
*I>o(^ mtnn i^ au^ pon bergleic^en Oorausfe^ungen gans
abfegen wollte, gibt es immer noc^ anbere (Brünbe oerfc^iebener
Art, warum id^ mi(^ ni^t entf fliegen iiannt mi^ auf Antworten
mit biefen unb anberen niannem einsulaffen. (5ar Dif^Ie (Einwen«
bungen namli^ berufen lebigli^ barouf, ba% S&^e als bie meinigen
ID. 582 oufgeftellt werben, bie i(^ nirgenb ausgefproc^en ^abe/unb 3U benen
*Befon6ers, toeil manche auf odiltgen tlligoerft&nöniffen
berul^en.
^) Delbrück, 3. B. in6em er bel^auptete, öer pantl^etsmus , öem Sd^L
^ulötge, oemii^te öas ftttli(^e Derantioortlii^keitsgefül^I.
^ summe venerandus. *) Baur, comporator 21.
^) Sd^mxb in öer (Dppofitionsfi^rift für tC^eoIogie unb pi^ilofop^te.
1828. S. 58.
') Bretf(^neiöer, 6run6anft(4ten 13; Baur, comporatur 27 Anm.;
^3f(^imer, Briefe eines Deutf(^en 29.
^) Hüft, de nonnullis 46. ') Bretf^neiöer, (brunöanfi^ten 30.
^) Hüft, de nonnuUis 61 Anm.
€cflts SeiiftMBAM. 11
xäi mi^ nitmak bäemcn Umte, fa awl^ oo^ foU^, von baiac
i^ 6äs gerabe ittgadOl scfagt IDie ftommt ^ B. mifet DdbriHfc
tCK^I ^HXiXL, ooraifQiitclai, mnm £c^ virbe ja mo^I and^ HHeöet«
geborene oitger bet ^rifdU^ Kiid^ amt^men?^) 3ft es mo^
mSgtt^, bog er bie einMlogigen C^rftiifte cn^ i<>^ f&äitiq onge«
fe^n ^iAen tom? IDie ^omntt ^. Ihift b<Qn, ans dner Stdie,
DDorin i4 foge, ber (Sott ber Uinbecii^ie fei nrir oetf^uiibeit, ^
folgern, i^ ffcbt bkt Unbif^ Smn ber 5rdmmi^eit feftge^otten?^
Unb am Cnbe mBI et gar ^iennts nein gaiQes Si^ftem erUoren!^
€in onberer tofirbiger VKaoßm (An ans ber C&Mnger S^ule min ein
oermeinttid^ 3urfi(Ureien bts ^iftorifd^ C^riftus in meiner Ce^re
Otts etiiHts folgern, oas t^ mm C^ri^ ab Xötoc (Bottes, no^
abgelesen xMm feiner €rf<l^einnng in einer befonberen Perfon, foll
gde^rt ^oben.*) Aber biefe gaige Oorftdinng fcommt bei mir nirgenb
not, unb unfer 5^^unb IQ^f^l^ i^at gaiQ re^ bo^ fie ^n benen kir(^
li^en Begriffen ge^rt, bie fi^ meinem Stanbpnnkt e^ en^e^en.^)
iKdlei^ ober ift biefer Ideologe besfefben IDeges gegangen mit
^tttn Prof. Bonr, ber bes^oJDb, loeil iil^ oon rinem Urbilbli^ nnb
einem Öefil^i^i^en fai C^rifto rebe, mir einen 5nriefa(i^ d^riftus
untertriebt, einen nrbilbfic^en unb einen ^iftorif4en,/unb gar ben St 261
legten, oon i^em allein i^ bo<^ immer rebe, bem erften tief unter»
orbnet^ 3(1^ glaube bies um fo me^r, als jener felbige mir aud^
ben Sa| unterlegt, ber innere C^ftus fy^ ("^^ ~~ ^ ntug bies
fd^on gavQ gegen meine (Bemo^n^ nnterftreid^en, berat ber gaiQe
A^nt Hegt auf bi^em „anii'' — in einer ^iftortf^en Perfon er«
f(^einen muffen;^ als ob aui^ nur eine Spur Don einem innere
d^riftus Dor bem ^tftorifd^ bei mir oorkame! Doc^ biefe Schule,
0)0 fie auf meine (Bfatubensle^re 5U fpre<^en kommt, ift augerorbent*
Itd^ retc^ an foU^ iEinlegungen unb Unterf^iebungen. tDas tc^
ausbrfi&Iid^ gegen bergleic^en ibealiftifc^es 3eug gefugt ^abe — oer«
gleichen Sie nur (Tübing. 3eitf(^r. L S. 251 — , bas toirb bafur ge»
wenbtt;^ unb memt es nic^t anbers ge^t, fo mug es fo / ge^en, ID. 583
^) Delbrfldi m, 120. *) Ruft, de nonnuUis 50. *) ebenbo.
^) Klatber, über Begriff unb IDefeti bes Supronaturalismus (Stubieii
ber eo. (betp(^kett tDtrtembergs 1827) S. 112.
») nitf^, C%. St Kr. 1828, S. 656. •) Baut, comparatur 7.
^ laoiber (f. Rnm. 4) S. 113.
«) S<^L ^ ^lottbensL ^ § 114, 2 (umgearbeitet in § 93, 3 ber 2. HufL)
beftritten, ba% bie bvad^ bie Sfinbe oerberbte menfd^Hd^e llatur ein ooll«
kommenes UrbUb (b. ^. eine reine 3bee oon (Erlöfer unb (Erlöfung) ^&tte
hervorbringen kbnntn. IDetI bie menfc^en bas ni(^t konnten, ^Stte (t^nftus
als gefc^i^tn^e perfon erf^etnen muffen. Baur ^ait i^m tLÜb. 3tf<^r. 1, 251
entgegen, ba er bod^ in (Cqriftus ein, wenn aud^ nid^t abfolutes, TDunber
annehme, ^ätte bas IDunber ebenfogut barin liegen kbnntn, bab bie tllen«
fd^en jene 3bee 3u erjeugen bef&l^igt würben, unb wirb baburd^. in feiner
] 2 Sci^Ieiennad^er,
ba%, VDtil bur^ bas, vdqs i^ fage, eine Oorausfe^ung, bie f)r. Baut
mad^t, ni^t bejettiget i{t, eben biefe Oorausfe^ung bie meinige fein
"lufe. 3o» i^ ^obe in yooti oerfc^iebenen ftuffo^en biefer S^ule
lefen mfiffen, naäi mir erfolge bie Itlitteilung ber Unfünblic^fteit unb
DoIIfeommen^eit (E^rifti burc^ £e^re unb Beifpiel/) ba iä^ bod^ B. IL
S. 253^) bas gerabe (begenteil {age. tDenn mir nun gar fol^e
Sö^e als bie meinigen aufgeftellt werben, als ,,e$ ftönne nichts in
bem ^iftorifc^en Seile, ber Glaubenslehre nSmli^, fein, mas ni^t
3UDor in bem ibealen ober p^ilofop^if^en gewefen/'^) ober „ba^
idi brei ntomente in ber 3bee (Bottes ftatuiere,"*) oon benen no(^
ba5u yooti fo f^Ie^t gefagt finb, ba% fie fi(^ ni^t einmal ausf^Iiegen,
ober ba^ lä^, „von bem fiber alle Oer&nberung erhabenen (bott btn
ber 3eit untertoorfenen (bott unterf^eibe:'''^) fo ftann i(^ gar keinen
Beruf füllen, mi^ in btn Streit 3U mengen, btn biefe Ferren mit
einem S^Ieierma^er ffi^ren, in bem i(^ mid^ gar nid^t mieber er»
erkennen kann. Unb toer fo folgern kann: mem alles auf bas
£eben (E^rifti in uns ankomme, bem muffe ber (Eob d^rifti unb mit
St 262 bemfelben bie ganse ^iftorif^e Perfon/<E^rifti überfififfig erf^einen,^)
ber ^at eine £ogik, auf bie i^ mi^ ni^t Derfte^e. (Es tut mir bei
ber ^o^en Artung, bie i^ ffir Qrn. Dr. Steubel ^ege, leib, bosfelbe
fagen 5u muffen Don ber Art, toie er meint, mi(^, liattt i^ bamals
gelebt, mittels meiner eigenen £e^re in btn Hlo^ammebanismus ^in«
einlösen 3U können,^) inbem er bem, vdqs ic^ bas (Einstoerben bes
finnli^en unb ^ö^eren Selbftbewugtfeins ntnnt, btn mo^ommebani«
f^en Sfi^nebunb stoif^en beiben fubftituiert. Diefe 3nftan5^) Der»
fi^toinbet ia g&nsli^, toenn man bas Heft, was in meiner (Einleitung
felbft aber ben nio^ammebanismus gefagt ift.^)
Oorausfe^ung beft&rkt, bei Sd^I. ^anble es ftd^ tDefentIt(^ um einen ibealen
(Cl^rifttts.
^) Stubten ber eo. ^eiftli^ltett TDirtembergs 1827 S. 175 (in einem
anonx)men Auffa^: Bemerkungen über bie £e^re oon ber 6nabentDa]^I),
eb. 1828 S. 126 (Hlb. Knapp, tft bie Derfd^teben^eit ber bogm. Si)fteme kein
Qinbemts bes Stoe^s ber Ktr^e?)
') St. unb TD. ^aben f&Ifd^Ii^ 213. Die oon S^I. gemeinte Stelle aus
^§121,1 ift 3. (E. erl^alten in ber TDiberlegung ber „empirif^en Hnfid^t"
am SAIug oon ' § 100, 3.
^) Baur, comporatur 13.
*) thb. 26 anm., 3tf^r. 257/58, es ftnb folgenbe: 1. ber obfolute ©ott
im ftrengften Sinn. 2. 6ott, fofem in i^m no^ keine Bestellung auf (Cl^riftus
unb ben (Erlöfer ift. 3. 6ott in (C^riftus, ober bie burd^ bas Betougtfetn
ber (Erlöfung in (Ci^riftus oollenbete 2btt 6otte$.
Baur, comporatur 26. ®) ebb. 21.
Steubel, 3tf^r. 192-94, ogl. ouc^ 107.
3nfton3 == (Eintoanb (in ber £ogik ein Beifpiel, bas bie allgemein«
gültigkeit eines Sa^es toiberlegt).
*) ©loubensl. * § 16, 3 Hbf., inl^oltlic^ loemg oeränbert in * § 9, 2,
le^ter Hbf.
(Elftes Senöfi^reiben. ]3
*3n anbeten Sollen meig i^ 5ie Sad^t nt^t ju ^anb^aben,
ti>eU mir ber (Brunb be$ Stoiefpoltes, toenn er ni^t ein bloger tDort«
ftreit ift, t>iel 5U tief ju liegen fc^eint, als ba^ i^ i^n foUte f^Iic^ten
Itonnen. So ge^t es mir mit §m. Dr. Bretf^neiber. Der Stoie«
fpalt, ben er suerft aufftellt, fc^eint mir/nomli^ fe^r leicht gehoben. DD. 584
Diefer tE^eoIoge leugnet bie 3bentitat 3Q)if(^en 6efü^I unb Selbftbe«
tou^tfein, inbem er mic^ auf betougtlofe (Befühle Dertoeifet/) Qierin
liegt nun ni^ts anberes, als ba^ er btn AusbruA (5efil^I anbers
braucht als i(^; aber über ben Sebrau^ von Selbftbewugtfein finb
Q)ir einig. tDenn i^ i^m alfo ben HusbruA (5efü^I in bem Sinn,
toie er i^n gebraucht, gleich preisgebe; unb Q)enn i^ nun foge, ba%
feine €r6Iarung oon Beoiu^tfein, es fei ein IDiffen oon ber jebes«
maligen Art Don Beftimmung unferes Seins, gerabe bas ausfage,
mos i^ unter Selbftbewugtfein oerfte^e, nur ba% i^ ni^t fo gern
btn AusbruA IDiffen ^ier gebrauten Q)ürbe, — i^ benbe aber, i(^
ftann bas als bekannt annehmen, ba% mir an beftimmten (Eermino«
logien oienig gelegen, toenn ic^ nur 5u ber Über5eugung gelangen
ftann, ba^ ic^ basfelbe meine wie ber anbere— : fo ginge bie Un>
einigkeit soiif^en uns erft fp&ter an, namlic^ babei, bag Qr. Dr. Bret«
f^neiber meint, auf bemienigen (5ebiet, too^in bie S^ommigfteit ge«
^drt, Zwange eben biefe Beftimmt^eit bes Seins felbft, unb alfo au^St. 263
bas IDiffen um biefelbe erft ab Don ber Auffaffung ber 3been, wtil
bas (Befühl fi^ nur auf bas ^tbaiftt besiegen fiönne. 3^ fiann
biefes nur fo Derfte^en, man mfiffe erft bie 3bee (Bott gefaxt ^aben,
e^e man 3U bem IDiffen oon jener Beftimmt^eit bes Seins gelangen
feonne. 5teili^ muft i^ bies gonsli^ oerneinen; i(^ brauchte aber
3unö<^{t nur 3U fagen, i^ rechnete ein früheres Aufifaffen ber 3bee
(Bottes nii^t mit 5ur 5tömmigfteit, toeil es oieber ein IDiffen um bie
Art ber Beftimmt^eit meines Seins ift, no^ fi^ aus biefem erft
enttoiAelt. So f^iene es freiließ lieber nur Streit um bas (Bebiet
eines IDortes 3U fein; aber genauer betrautet, liegt eine fo tiefge«
tDur3eIte Derfc^ieben^eit 3U)if^en §rn. Dr. Bretfc^neiber unb mir 3um
(Brunbe, ba^ i^ um fo Q)eniger hoffen ftann, fie aus3uglei4en, als
Ol eigentli^ alles, was ic^ ba3u tun Jiannf fc^on getan ^abe, unb
alfo nur f<^on mit anberen IDorten (Befagtes fagen müfetc. Denn,
toenn i<^ nun 3uerft jenen bekannten ogijptif^en Iltönc^ oor/f^öbe, ID. 585
welcher Der3n)eifeln wollte, als man i^m 3umutete, fi^ ®ott ni^t
*3n anbern SöHen ift bie Differena, foxoeit es fic^ ntc^t
um einen blogen XDortftreit l^anbeln follte, qan^ unausgleic^«
bar. So bie, bie il^n ©on Bretfc^neiber unb (tafc^irner in ber
Srage nad^ bem Der^ftltnis oon Srömmigltett unb religidfer
(Erkenntnis trennt, ßier Polemtlr gegen ben 3nteIIefttuonsmus
in ber Heligion überhaupt.
^) Bretf^neiber, 3oumaI 7, (Brunbanfi(^ten 15.
14 $<4IeUrma(^er,
langer mit Itörperlic^et (Beftalt ^u benben,^) unb mtlä^tt aI{o getotg
bie 3bee <Bottes, mdä^ ^r. Dr. Bretfi^neiber im Sinne fyd, nii^t
felbfttatig aufgefaßt ^atte, oielme^t auc^ bie überlieferte Oorftellung
bts ^ö(^ften IDefens bur^ feine Unfähigkeit oerbunbelte« toill man
bem Armen bie mSgli^beit abfpre^n, bog feine 5i^ommig6eit reiner
unb beffer geroefen fein 6önne als (eine 3bee, votnn boc^ bas ^ (Be«
fit^Ite fid^ nur auf bas (Bebaute besiegen dann? Unb toennes fo
iriele Saufenbe gibt, beren Oorftellungen Don (Bett, loenn ou^ ni^
ebenfo grob, boc^ immer no^ ^öc^ft umH)Ilitommen finb, beren $xovi^
migbeit ober f^Iic^t unb rein ift: foll i(^ ni(^t glauben bfirfen, bie
5römmig6eit c^Is Beftimmt^eit bes SelbftberDugtfeins 6onne oor^n»
btn fein, au^ e^ es no^ su einer Auffaffung ber 3bee (Bottes ge^
kommen? Unb noenn iäi mic^ nun auf bas Benmgtfein ber 5i^^i^^it,
St. 264 nämli(^ canän als Selbftbewugt/fein, berufe, loirb man fagen, ßud)
biefes V&nnt mä^t anbers oor^anben fein, als nac^bem bie 3bee ber
Srei^eit aufgefaßt iporben, unb toer biefe 3bee ni^t aufgefaßt ^e,
ber 65nne aud^ nic^t als ein fi^ feiner fo Befugter ^anbeln? Unb
wenn i^ als (BegenftfiA 5u meinem in$n<^ eine nienge Don r$fo«
nierenben menf^en auffteOe, toel^e bie 3bee (Bpttes aufgefaßt ^aben,
unb mit berfelben, toie mit allen anbern leitenben (Bebanben, rechnen
unb folgern, aber bas (Befühlte, xboya fie bas (Bebaute ^aben, ftom^mt
gar ni^t naäi unb lägt fi^ nirgenb in j^rem Xeben fpfiren: foH i^
benno(^ ni^t fagen bfirfen, ba% bie Huffaffung ber 3bee (Bottes,. an
unb für fi<4 betrachtet, ni^t jur ^tömmigfteit gel^re unb ni<!^ not«
loenbig bas etfte bariit fei? Aber ni^t u>a]^r, lieber 5^eunb, bas
alles ^abe i(^ f^on mannic^foltig gefagt; vooyn olfo bie IDieber«
^obtng? 3ioi|c^en biefer Anfi^t unb bet meinig^n finb bie Akten
meines dxaäj^ens foweit gef^Ioffen, ba6 i^ber für fic^ prüfen unb
entf Reiben mufe; bie Beuterologien würben nur PaliHogien fein, —
3(^ wt\% ni^t, ob 3^nen in bie Qänbe gefallen ift, was A^nli^es
ID. 586 in bes feL / iE5f(^irners Briefen eines Deutf^cn fte^t; es ^at bamü
jiemlic^ biefelbe Beuoanbtnis, wie mit bem Obigen. tDenn er fagt,
bas Urfprüngli(^fte in ber S^ö^nmigkeit fei ebenforoeniQ (Befugt, ^
IDiffen ober S^un, fonbem bie (Befinnung:^ fo f<^eint er jene brei
einanber ju fcoorbinieren, bie le^te aber als ein 3nnerli^eres unb
^^eres besei^nen 3u tpoQen. 3^ aber f^Ue, wßs ii^ (Befi^i^I nenmt
ni<^t gans fo toie er, fonbern e^er fo^ wie: er bie (Befinnung fteQt,
unb bebiene mi(^ nur bes legieren Ausbrudts ni^t, weil er bem
Spra^gebrauc^ nac^ eine S^rbung überwiegenb nac^ bem Pralttif^en
l^in an fi(^ trägt. IDenn iä^ mir aber b^tA^ bie Ueigung eines
frommen IUenfc^en, alle feine Affelitionen mit bem (Bottesbewufetfeih
?
3o^. (Caffianus, coUationes X, 3, MSI«49, Sp. 824w
^3|(^tmer, Briefe eines Deutfd^en 32, 37*
(Erftes Senöf(^teiben. 15
5U üetbinöen unb barin gletc^fam au^ulöfen: fo ftonftitutert btefe
eigentfimli^e (5effi^IsiDetfe, aus ber fic^ überein{tiTnmenbe/Den6n)dfen st 265
unb Qanblung$n>etfen entoiAeln, offenbar feine (Befinnung. Unb fo
f^iene b^nn bet Stoiefpalt 3Q){f<^en uns au^ fe^r let^t befettigt
merben su 6dnnen. tDenn iä^ aber bann toteber fe^e, tote au^
biefer trefflt^e mann 5U glauben f^eint, bas (5efü^I ge^e immer
erft tK)n ber OorfteÜung aus, unb mit er beutli^ ausfpri^t, ber
le^te (Brunb b^ (Blaubens bleibe immer bie £infi<^t in ben not«
menbtgen Sufammen^ang ber ergriffenen 3been:^) fo mug i^ mic^
mieber barauf jurficl^ie^en, ba%, was ic^ unter bem frommen (Be*
ffi^I oerfte^e, gar ni^t t>on ber Oorftellung ausgebt, fonbem bie
ursprüngliche Ausfage ift über ein unmittelbares €;iftentiaIoer^aIt«
nts, unb t(^ finbe mi<^ toieber in berfelben ®ppofition, toie gegen
ffcn. Dr. Bretfc^neiber. 3^ fe^e üoraus, lieber 5^eunb, ba% Sie
bm frü^seitigen Oerluft bes freifinnigen unb kräftigen (Esf^imer
ebenfo innig bebauem, als i<^, unb fo trauen Sie mir auc^ n)o^I
jtt, ba% i(^ au^ Qrn. Dr. Bretf^neibers mannigfaltige Oerbienfte
anerkenne. tDenn i(^ 3^nen alfo mitsuteilen Derfuc^e, was iä^ oon
bem (Brunb ber jtoifi^en i^nen unb mir obmaltenben Diff erens glaube:
fo iDerben Sie bies ni^t fo beuten, als ob i^ etiDos 5um Hac^teil
biefer Htünner fagen toollte. (Es gibt getoig in unferer / großen XX). 587
Kirc^engemeinf^aft fe^r Diele (E^eologen, toelc^e fi^ biefem Beruf
geQ)ibmet ^aben, e^e fie an fic^ felbft Diel oon (^riftli^er 5tömmig«
fteit erfahren ^tten. Dag id^ biefes für ettoas niangel^aftes ^alte,
kann jeber toiffen, ber nur einmal in meine (EnspMopäbie hinein«
gefe^en ^at;^ aber i<^ fe^e au^ ein, ba^ es unDermeiblic^ ift in
ber gegentD&rtigen £age ber Dinge. Unb fo ift es {a fc^ön, toenn
fi(^ nur in Dielen fol^er nianner auf Oeranlaffung i^rer geiftigen
Befc^&ftigung mit biefen (Begenft&nben allma^Iic^ eine lebenbige ^rift«
lii^e 5^5mmig6eit entroiAelt. Hur follten fie ni^t, roas — mit bem
feiigen Semler 3U reben — i^re befonbere (Bef^ic^te ift, als etwas
Hllgemeines feftftellen, roie ein anberer berühmter (Ideologe gerab^u
in ber 5ormeI ge/tan^at, bie Religion fei eine Softer ber (E^eo«st. 266
logie.*) Bem muffen Ja nottoenbig biejenigen loiberfpre^en, bie
eine fromme 3ugenb gehabt ^aben, e^e i^nen ein (Bebanfte geftom:*
men tDar an i^ren künftigen Beruf, unb bie alfo aus i^rer befon«
bem (Bef^i^te tDiffen, ba^ bie S^^^^^iO^^tt unabhängig ift Don
jeber €infi<^t in irgenbeinen Sufammen^ang ergriffener 3been. Diefen
tDiberfpruc^ lege nun au(^ id^ ein, unb tue bamit — wenngleich
meine Spraye ni^t immer bie irrige ift — nichts anberes, als roas
eine sa^Irei^e Schule feit me^r als einem 3o^^^iinbert immer getan
ebb. 36.
«) Kurje Darftellung bes tl^eol. Stubiums i§ 7, 12, «§ 7, 12, 13.
") Rmmon, summa theologiae christianae ^1816, S. 6.
] 5 Sc^Ieiermad^er,
^at. Aber follten mir jener Behauptung ni^t alle tDiberfprec^en?
IDenn man au^ je^t ni^t me^r im allgemeinen fagen Kann, ba%
es öen IDeifen Derborgen bleibe, ^aben mir ni^t alle Urfac^e, 6ott
5u banften, ba% er es Dorsilgli^ 5en Unmfinbigen offenbart ^at, bos
^eigt benen, beren S^^&i^ntigfteit gar ni^t toeit ^er {ein mügte, toenn
fie auf einem complexus von 3been berufen follte? IDar ni^t
au^ unfer £ut^er ein fol^er unb fing er|t an, über feine 5tömmig=
feeit na<^3ubenfcen, oIs es galt, i^ren Be|i^ fef^u^altcn, |o bai feine
Ideologie offenbar eine lo^ter feiner Religion toar? Unb roie
möchte es um unfere euangelif^e Kirche fte^en, roenn ni^t bas
lebenbige eoangelif^e (E^riftentum fo tiefe IDursel gef^Iagen liSiiit
ID. 588 in bem unfpeftulatioen, unp^ilofop^i/f^en Dolft, beffen 5römmigtieit
fo entfernt ift, ouf bem (Bebac^tcn 3u berufen unb in einem eingc*
fe^enen 3ufammen^ang Don 3been gegrünbet 5u fein, ba% es großen«
teils erft eben an i^r allmö^Ii^ bcnfeen lernt. 3^ nun bin mit,
(bott fei Danft, Dielen anberen überseugt, ba^ benno^ unfere S^om^
migfteit unb bie jenes Oolfts gar ni^t Derf^ieben finb ooneinanber;
tDogegen jene Oorausfe^ung benen, wel^e nid^t f&^ig finb, erft burc^
bas ^tbaä^tt innerlich aufgeregt 5u werben, unb jumal — mie es
bo^ ^ier fein mügte — oor allem eigenen 3ntereffe ^er einen Kreis
Don 3been 3U faffen, bie 5tömmigfteit entmeber gans abfpri^t, ober
St. 267 i^nen nur eine, oon/ber Stömmigftcit ber Benfienben abgeleitete, in
i^nen felbft ni^t begrünbete, geftattet, woraus uns bann eine Qierar^
^ie ber inteUefttuenen Bilbung, ein Prieftertum ber Spekulation
entfte^en toürbe, toelc^es i<^ meinesteils ni^t allsu proteftantif^
finben ftann, unb roel^es mir au(^, too immer i(^ bas 6ef(^i& ge«
^abt ^abe, bemfelben su begegnen, niemals o^ne einen gewiffen
papiftifi^en Hnftri^ erfc^ienen ift. Damit ^öngt natürli^ au^ eine
gan3 oerf^iebene Anfi^t Don bem ftir^Iid^en Dienfte bes IDortes
Sufammen. 3ene ma^en alle <^riftli^e flnfpra^e 3ur Belehrung,
unb 3U)ar nic^t nur infofem, als bem DoHie bie Schrift, in frember
Spraye gegeben unb fremben Sitten entfproffen, erft mug aufge»
fi^Ioffen werben, fonbern um 3u Derfu^en, wie weit es fi(^ bur^
allm&^Ii^e Übergänge in jenen 3ufammen^ang oon 3been einführen
I>. Uns anbexn hingegen ftommt es immer nur an auf eine Mare
■ unb belebenbe Darftellung ber gemeinfamen inneren (Erfahrung; unb
was als £e^re erf^eint, ift ^ier3U nur Oorbereitung unb lYlittel.
IDir bünfcen uns ni^t, unferen (bemeinen etwas gan3 Ueues 3U3U*
bringen, inbem wir etwa in einem erften Kurfus i^nen bie 3been
mitteilen, unb im 3weiten barauf bie 5^5^*"wigfceit begrünben; fon*
bem ber Befi^ ift gemeinfam, unb wir bienen unferen Brübem nur
babur<^, ba^ wir benfelben i^nen genauer barlegen unb Sxtnbt
baran, fowie Sorge baffir bei i^nen erwec&en. €benfo nun ent«
ID. 589 fernen / fi<^ beibe (Eeile ooneinanber fe^r natürlich gleich in bem
(Erftes Scnöjc^rcibcn. 17
Begriff bcr Dogmatife. Denn 5en er|ten muß fic Ja u)o^I bic 3u«
fammenftellung 5er 3been {ein, aus toel^en |i^ erft bie S^Smmig«
kett erseugen {oII, ober Dtellei^t gar foll {ie biefe 3been betoetfen,
toie benn ber |eL ttsf^irner ausbrüdili^ barüber Magt, ba^ bie oon
mir getDQ^Ite ITlet^obe ftaum einen Bemeis sulagt/) 3^ hingegen
toeife gar ni^ts oon |oI^en 3been unb no^ weniger oon Betoeifen
berfelben, unb überhaupt ni^t, mo eine Dogmatil herkommen follte,
toenn ni^t bie Si^ömmigfceit l^on ba roare. Dabei, lieber S^^^u^b,
/fallt mir eine Dor fturjem neu aufgegangene 3eit{^rift ein, wel^e St. 268
iiber biefes (E^ema pralubiert unb mi<^ beftlagt, ba% i^ bie praft«
tif^e Hnroenbung ber Dogmatil für bie t^eologif^e Kunft mit ber
Dogmatil |elb|t oerroe^lele.^ Dos ift nun freili^ au^ roicber nur
ein Streit um ein IDort, benn i(^ ^abe es ja beutlic^ genug gefagt,
ba% meine Dogmatil gar fteine anberen Hnjprfi^e ma^t. tDer alfo
Don ber Dogmatil verlangt, {ie {olle mit Bei(eit{e^ung alles Po(i«
tiDen, als welkes nur eine ^i(tori{4e (Einreibung fei, nur nac^ ber
reinen IDa^r^eit eines allgemeinen Dernunftglaubens fragen, ber
gebraust bos IDort in einem anbern Sinne, als i(^, unb yooax für
etwas, roogegen i^ lange meinen Dcrba^t 3U erkennen gegeben
^abe, ob es au<^ 5u{tanbe kommen ftönne. IDes^alb mir aber ber
ftuffa^, in bem übrigens roo^I au^ Sie, wenn Sie |i^ {einer erin*
nern, roenig Klares unb Softes toerben gefunben ^aben, jefet einfiel,
bos i{t biefes. Der Derfa{{er {u^t eine Dar{tenung, loel^e für bie
fogenannte — benn anbers feann i(^ mi(^ einmal ni^t ousbru*en —
natürli^e Religion bosfelbe fei, roas bie Dogmatil für bie ^rift«
li^e,®) benn er will jene reine IDa^r^cit bes felbftänbigen Dernunft«
gloubens aus bem urfprüngli^en reinen IUenfd^cngefü^I f^öpfcn.
nun tröfte ic^ mi^ gern über biefe nur beiläufig angebeutete Sub«
limierung meiner IRet^obe in jene luftige Region hierin, ba% kein
gefä^rli^es ober 5erftörenbes Sublimat babur<^ 5uftanbe kommen
toirb, fonbern eben gar ni^ts. Aber gan3 an/bers ift es mit jener TD. 590
Begrünbung ber 5^<>^^i9ft^it bur^ (Einfi^t in btn Sufammen^ang
ergriffener 3been. Denn toenn nun, toie jener Derf. fid^ ausbrücfet,
bas PofitiDe bur^ P^ilofop^ie ftonftruiert wirb,^) unb bie Kon«
ftruiercnben lange genug auf jene Armen, bie gar ni^t ba^inter
Kommen fconnen, toie es mit i^rer 5^ömmigfeeit 3ufammen^ängt,
^erabgefe^en: fo muffen fie fi(^ am (Enbe bo^ untercinanber gefte^en,
bofe i^re Spekulation bas pofitioe ni^t würbe feonftruiert ^aben,
wenn fic / es ni^t f^on gefunben ti&tt^f unb bafe alfo bie 5^Smmig* St. 269
feeit, fo wie fic fi^ wirlilic^ finbct, bos Unbegrünbctc, IDilMrlii^c,
(E3f(^tmer, Briefe eines Deutf^en 38 ff.
«^ Sc^mib (ogl. S. 10 Rnm. 4) S. 56. ») tbb. 65 ff.
eb6. 59. S^I. ^at ^ter S^mtbs Darlegung migperftanben.
dtueden^eft 2: ntulert. 2
18 Si^Ieiermad^er,
SufoIIige, alfo Ili^tige tft, toomit 5te P^ilofop^ie ehrenhalber gar
ni^ts 5U tun ^aben kann. Unb Itommt bann biefes unglüAIi^er»
ipeife aus, ba^ bie P^ilofop^ie in jenen fealtcften Polarferetfen, too*
^in nur wenige Dor bringen, allein thront, unb ba^ fi(^ bie S^bm^
migfteit ous ben 3been gar ni^t entoic&elt: |o i|t leiber 3U beforgen,
ba^ gar oiele eble, suntal junge (5emüter aus €^rfur^t gegen bie
P^ilofop^ie fi^ ber 5^<>^^i9^^i^ ebenfalls entf plagen, unb fie bm
Iti^toiffenben flberlaffen werben. 5öt biefe nun bleiben immer roir
anbem, unb fu^en i^nen o^ne Beweis unb 3been, mittelft bes alten
XÖTOC dvaTTÖÖeiKTOc,^) i^re S^ömmigfeeit 6Iar3uma^en unb 3U bc*
f eltigen; aber für jene, bie uns treffliche §ilfe f^dtt^n leijten fcönnen,
tD&ren fie ni^t auf biefen Abweg geführt werben, i{t es boä) {am«
merfi^abe. Do^ i^ lenfte ein, woDon i^ abge{<^weift, unb frage
Sie nun, ob Sie es me^r als i^ für tunlic^ galten, einen |o tief«
eingewurzelten unb weitgreif enben Swift, ber nur burc^ bie ttat,
bnxii btn Ausf^Iag ber gegeneinanberftrebenben IDirftfamfteit beiber
Parteien erf^öpft, ober burc^ ruhige allmo^Ii^e DerftSnbigung ge«
löft werben ftann, bur^ Disputationen Don einem einseinen Punkt
aus 3u f^Ii^ten? 3(^ bin gewig, Sie Derneinen bie S^og^i ^^^
billigen alfo mein S^weigen.
*Unb gewig werben Sie au^ bas natürli^ finben, bag t(^
ID. 591 mi^ ni^t Derpfli^tet finben 6ann, mi(^ auf bie fonberbarften / ITlig«
DerftSnbniffe einsulaffen, Don benen i(^ mit bem beften (bewiffen be«
Raupten ftann, bag i^ fie ni^t uerf^ulbet ^abe. ®ber meinen Sie,
es lo^ne no(^, einen befonberen Apparat beisubringen 5U meinen
erften (Erklärungen, bamit niemanb weiter glauben könne, bur^ bie
abfolute Abhängigkeit Don (bott werbe bie menf^Ii^e S^^i^^it auf«
St. 270 gehoben ?^ 3(^ könnte oersweifeln über bie Sotberung, benn/i^
weig mi^ ni^t beutli^er barüber aus5ubrüAen, als i(^ f^on getan
^abe. 3^ glaube aber au(^, es ift je^t weniger nötig; btnn wer
ba meint, bie menf^Ii^e 5^^i^^it auf foI<^e tDeife btnli^n in muffen,
bag fie mit jener Abhängigkeit ni^t befte^t^), ber fpiegle fi^ nun
an einem württembergif^en (Ideologen, beffen i^ au<^ f(^on oben
gebaut, unb ber fi^ in biefem Streit auf b^n Punkt gefteOt ^at
*ITXigi)er|tanben toorben ift S(^Ieierma(^er au^ in besug
auf bas Ab^ängigkettsgeffi^I, ^ottesbeiDugtfein, Sein 6ottes
in uns, unb (E^riftus als (Erlöfer (gegen Bretf^neiber, Steubet
unb Branig).
^) Bei piato eine Darlegung, bie ni^t betoiefen toirb, otelletd^t nid^t
beiDtefen toerben lionn, aber aud^ ni(^t braud^t.
*) ©loubensl. ^ § 9, 4 implicite, 16, 79, 80 unb fonft, « § 9, 63 unb fonft.
^) Ruft, de nonnullis 70/71, Röfte, (Erläuterungen einiger Qaupt«
punkte in Sd^Ietermad^ers (C^riftl. 6IaubensI. (£eip3ig 1823), S. 107, oielleic^t
aud^ Qafe, de fide (tEübingen 1823), S. 27.
(Erftes Senöfd^reiben. 19
5U fagen, bag aOerbings in beut tDiUen ber AUma^t, ba^ auger
(Bott freie W^\tn fein foUten, ein in fi(^ ni^t erWörbarer Hfet gött-
licher Selbftbef(^ränfcttng liege ^). IDenn i^ gcfagt I|atte, ba^ bies
folge aus ber DertDerfung meiner flnfl^t: |o roürbe fid^ bas bekannte
Sef^rei erhoben ^aben über {op^iftif^e Dialefttift ober Uonfequen}*
mageret llun aber ein f^Ii^ter lltann, bem fein logif^es (Be»
tDiffen 3U f^affen mac^t, fid^ ein Ijer3 fafet, es felbft gerabe heraus
3U fagen, roirb es mir bo<^ erlaubt fein, es utiliter 3U afc3eptieren.
Unb fo, benfte i^, finb fiber biefen Punftt bie IDürfel geworfen,
unb {eber fcann wählen. IDer fi^ einen ®ott benfecn l^ann, ber
Aftte ber Selbftbef^ranftung ausübt, ber iiann fic^ bann au(^ mit
einer 5^^*^^^ f^mei^eln, roelc^e fi^ über bie abfolute Hb^Sngigfceit
ergebt; toer fi^ hingegen mit folgen Skttn (5ottes ni^t 3U be*
freunben Dermag, roie i<^ benn meine Unfähigkeit ^ie3U gern be«
fitnnt, ber bringe bie borfteüung Don einer „abfoluten 5^^i4^it
gegenüber ber abfoluten Ab^öngigfteit'', bergleid^en i^ auf fteine
IDeife 3ugeben ftann, 3um ®pfer. Hber es gibt no^ anbere VXx%*
üerftanbniffe über biefen Punftt, in 6e3ie^ung auf toel^e i^ mic^
in glei^em S^He befinbe. 3c^ gebe es ja roo^I ^errn Dr. Steubel
oon gan3em Qer3en 3U, ba% mix in flnerfeennung unferer Abhängig«
keit au(^ un/fere IDeltanfi^t beftimmen^), unb ic^ ^offe, ein großer ID. 592
Seil meiner 61aubensle^re ift ni^ts anberes, als bie Darfteüung
biefer IDeltanfi^t; {a, roenn es mir no(^ toürbe, eine ^riftli^e
Sittenlehre aus3uarbeiten, fo follte biefe too^I Don Anfang bis 3U
(Enbe ni^ts anberes fein, als bie DarftcIIung ber /unter biefer An* St. 271
erftennung gefaxten töillensbeftimmung. Aber toie nun baraus folgen
foH, ba^ bie 5^ömmig6eit nid^t unmittelbarer im (Befühl i^rcn Si^
^abe, als im IDiUen unb im Srftennen, ba bo^ bie S^ommigfteit
iene Anerkennung felbft ift, fromme IDcItanfi^t aber unb IDillens*
beftimmung erft - na^ ^errn Steubels eignen Ausbrücfeen - aus
berfelben folgen, bas fcann i^ ni^t cinfe^en. Itur bämmert mir
ettoas aus ber Stelle felbft, bie ic^ im Auge ^abe*), nämli^, i^
liönne fo mi^ocrftanben fein, als ob ni^t bie Anerkennung felbft
bie 5^5mmigfeeit fei, fonbem bas „in biefer Anerkennung £uft unb
Unluft Qinne^men unb fi(^ bem S^i*fal 509^^"- Dicfes aber ift
mir fc^on eine fromme tDillensbeftimmung unb ^anblungsroeife; unb
i^ bin mir gar nic^t beroufet, irgcnb rooburc^ ein folc^cs ihiöoer»
ftSnbnis Deranlagt 3U ^aben. ®ber roenn gar bas f^Ie^t^in ab«
l^ängig Sein bes^alb bebenftli^ gefunben toirb, n)eil bamit nic^t
(a) tLüb. deitfc^T. I. S. 100.
^
Klaiber (f. S. 11 anm. 4) S. 123.
Steubel in ber Obinger dtfc^r. für tC^eoIogte I, 1828, S. 100.
2*
20 Sc^Ieiermai^er,
bcftc^cn feonntc, bafe mix als freie IDe|en 6ie göttli^e IDeltorbnung
3U oertDirfeli^en ^Qben^), ferner, 6a6 biefes DerxoirWi^en ein Der*
^ältnis ber IDe^letoirfeung mit (Bott {ein |oH, unb eben|o, ba% wer
fi^ {einer als blofe {^lec^t^ln abhängig betoufet xoare - xoel^es
,,bIo6" ober gar nic^t von meiner Scibrife i|t - , au^ feein Scibft
mc^r fein feSnne^, was |oH i^ ba3u fagen? Unb Qerr Dr. Bret«
f^neiber, als er mir entgegnete, bos ab|oIute flb^ängigfeeitsgefü^I
o^ne 3bee bes ©uten feönne nur Smiit unb ©rauen |ein, unb bos
(E^riltentum feönne ni^t |o begrünbet werben^) - xoel^es lefetcre
immer nur Reißen barf erfelärt xoerben, benn von einem Begrünben
i|t gar ni^t bie Rebe bei mir -, muß too^I oergeffen ^aben, bofe
ID. 593 es bort eben auf /eine €rfelarung onfeam, loel^e alle Arten oon
Srommigfeeit unter |i<^ begriff, alfo au^ jene allerniebriglten, toelc^c
|i^ nur als S^^^^ unb ©rauen äufeem feönnen. 3c^ mag nun frei«
St. 272 li^ ni^t gern oon ©efü^I ben/ flusbru* bunfeel gebrauchen, wtxl
er einmal für Dorfteüung übli^ ift; aber wtnn nun auf jener Stufe
bas ©efü^I ber abfoluten flb^ängigfeeit, |o lange bas (Ettvas noc^
unbeftimmt ift, ein bunfeles fein foD, fo roerben bo^ no^ lange ni^t
alle bunfeeln (befühle S^^^^^d^^i^r ^^il fi^ l^ n^t alle eine abfo«
lute flb^ängigfeeit ousfagen. Aber freili^, Qerr Bretf^neiber meint,
bie abfolute flb^ängigfeeit muffe eben fo gut auf IDelt besogen roer*
ben feonnen, als auf ©Ott, ©eil namli^ au^ oieles in ber ITatur
feeine ©egenxoirfeung geftatte*), unb fo feönnten benn freili^ oiele
bunfelc ©efü^Ie basu feommen, S^ömmigfeeit 3U fein, nur ni(^t in
meinem Sinne! ©ber feonnte xoo^I {emanb aus meinen IDorten
^crauslefen, bafe 5^^!^^" ober S^xoi^en eine abfolute flb^ängigfeeit
bexocifen? Aber es liegt too^I barin, bafe Qr. Bretf^neiber meint,
ba bas ©efü^I immer nur eine gegenroärtige Qemmung ausfoge: fo
feönne es au^ immer nur eine relative Ab^ängigfeeit ausfagen.^)
Das gilt ido^I oon bem finnli^en ©efü^I, rooran fic^ bos geiftige
entu)i(feelt; aber ni^t oon biefem felbft. Ilo^ fonberbarer ift bas
nriöoerftanbnis, ba%, was ic^ als Qemmung bes ^ö^ern £ebens be»
3ei^ne, erfelärt xoirb als bas „ein perfönli^es ober inbioibuelles
Sinnenleben feonftituicren molUn",^) beinahe, als ob ic^ bas jeit*
Iid|c Dafcin an unb für fi^ für btn Abfall crfelarte, ba ic^ bo^
biefen immer nur barin finbe, xoenn bas ©ottesbeiDufetfein ausge«
fc^Ioffcn xoirb. Do^ xoas foll i^ no^ ein3elncs anführen, u)o mir
3ule^t ein fo allgemeines IHifeoerftänbnis entgegentritt, als ob bie
in meiner ©laubcnsle^re aufgeftellte Analt)fe bes Selbftbexoufetfeins
cbö. 101 ff. 2) ebö. 102.
Bretfdinciöcr, 3ournal 21, ©runbanfic^ten 18.
Brctfc^neiöer, 3oumaI 19, 20, ©runbanfic^tcn 18.
Brctfc^neiöcr, 3ournal 17, ©runbanfic^ten 17.
Bretjd|nctber, ©runbanfic^ten 21.
(Erftes Senö{(^reiben. 21
etoas anberes {ein toollte als gans einfa^ unb e^rlic^ nur empirifc^!
Denn bes^alb toirft mir fjx, BretJ^neibcr meine I^eorie ber €rb»
{ünbe als eine 3nfeon|equen3 oor, weil biefe xoirWi^ cmpiri|(^ fei/)
Sagen Sie bo^, i{t es wirftli^ ni(^t beutli^ genug, ba% too ic^ Don
BetDufetfein ber/Sünbe, oon €rI5|ungsbebürftigfeeit, von ber Befrie* ID. 594
bigung, wel^e mix bei (E^rifto finben, rebe, i^ toirftli^e erfa^rungs«
möfeige (Eatfa^en meine, unb nic^t / etroa oor ber (Erfahrung ^er* St. 273
ge^enbe Satfad^en bes Bewugtfeins? Ste^t es ni^t {^on Dor bem
(Eeyt im IlTotto?^) Ste^t es ni^t fc^on vor ber gan3en Dogmatife
in ber (En3ijfelopobie?*) IDa^rli^, es u)äre mir bei taufenb IUeilen
ni^t eingefallen, bafe irgenb jemanb mi^ anbers oerfte^en Könnte ;
Dielme^r toar bas ber punftt, über ben i(^ in ber allerDoIIftommen«
ftcn Sorglofigfeeit war. Unb ni^ts ^otte i^ mir xocniger oerfe^en,
als ba% Ol mit b^n fpeftulatioen Dogmatiftern {o mannigfaltig 5u«
fammengeftellt toerben |ollte, unter bencn i^ ni^t einmal als Dilet»
tant auf3utreten oermö^te, inbem i(^ au^ gar ni^t barauf eingeri^tet
bin, in ber Dogmatil 5u p^ilofop^ieren. Das {oll i(^ aber bur^aus,
toie toenig i^ au^ will. Unb wie {onberbar wirb es mir aufge«
brungen. Ulan {olle ja ni^t mein „(Bottesbewu6t{ein" mit „Bewußt»
(ein oon (bott" oerwe(^{eln!*) unb es finbet {ic^ ^erna^, bas (Bottes*
bewu6t{ein in bem nien{4en {olle (Bott {elb{t {ein!*^) 3^ Hrmer!
IDenn i^ glaube, mi^ ber größten grammati{^en S^ärfe 5u be«
fleißigen, {^lagt es mir gan5 entgegenge{e^t aus. IDenn aber bo(^
Selb{tbewußt{ein, tDeltbewußt{ein, (bottesbewußt{ein im 3u{ammen^ang
mitcinanber oorfeommen: feann wo^l mit Re^t bie eine 3u{ammen*
{e^ung anbers oerftanben werben als bie anbere? 3{t bas IDelt*
bewu6t{ein in bem Illen{^en au^ bie IDelt {elb{t? Unb wenn i(^
au(^ {age, bas 6ottesbewußt{ein {ei bas Sein 6ottes in bem ITlen«
{^cn:*) muß ni^t ein jeber, ber mit bem flusbruA flllgegenwart
^) Bretfc^netber, 6runbanfi^ten 31.
^1 qui expertus non fiierit, non intelliget.
') Sofern Me „Kurje Dar{tenun9 bes t^eol. Stubiums" als d^riftUd^en
tll^eologen nur ben gelten läßt, ber pon ber TDa^r^eit ber (^riftl. Heligton
überseugt t{t, Heligion aber nac^ Sc^l. iDe(entItc^ im (befühl t^ren Si^ l^at,
in (Erlebni({en be{te]^t.
*) Bretfc^neiber, ©runbanfic^ten 20. •*) thb. 26.
®) ©laubensl. ^§117,2: „Denn wenn ber Unter{^ieb 3XDi{c^cn bem
(Erlöfer unb allen anberen tllenfc^en fo feftgeftellt wirb, ba^ anftatt unferes
perunreinigten unb perbunbelten 6otte$bewußt{eins in il^m ein reines Sein
6otte$ unter ber 5orm bes Bewußt{etns unb ber bewußten tCötigkeit ge*
we(en", wofür ^§96,3 gefagt i{t: Denn wenn ber Unterfc^ieb 3wifd^en bem
(Erlöfer unb uns anbem {o fe{tge{tellt wirb, ba^ (tatt unferes perbunbelten
unb unkräftigen bas 6ottesbewußt{ein in t^m ein {(bled^tl^in ftlares unb
ieben ITtoment ausf^Ueßenb beftimmenbes war, welqes bal^er als eine
ftetige lebenbige Gegenwart, mithin als ein wal^res Sein 6ottes in il^m
betrachtet werben muß . . .
22 Sc^Iciermac^cr,
einen Begriff Derbinben will, ein Sein (5ottes in anberem sugeben?
3ft aber biefes bes^alb 6ott {elbft? Sbenfotoenig, als i^ mir auf:»
bürben laffe, bai bos Sein (E^rifti in uns, tDooon (Er f elbft rebet,
(Ex {elbft fei. Sie tadeln? als ob i^ bas au^ gefagt ^aben foUte?
5teili^ fon ic^ es au^ gefagt ^aben! Das ift ja eben ber ibealc
(E^riftus, auf ben es mir allein ankommen foll, ber sugleic^ bas
W 595 ®ött^sbeu)u6tfein f elbft ift, unb ber ttijpus bes IUenf^en, roie er
St 274 1^**^' toll ;^) tDogegen, xoenn i^ btn ^iftorif^en (E^riftus / einf ^u)or3e,
i^ aus biefem - au^ burc^ fonberbare Itliöoerftanbrnffc unb Über*
fe^ungen, bie aber fc^on ein jüngerer S^^^unb faft ^inreic^enb aus*
einanbergefe^t ^at^) - ni^t mc^r 3U ma^en xoeife, als roas etu)on
Hriftoteles au^ mar.®) Boc^ i^ bin xoeit entfernt, 3u glauben, ba^
Qr. Prof. Branis fi^ biefen befonbers ausgefu^t ^at, roeil er etn)a
toeig, bai Ol auf i^n, toenn rton ber eigentli^en Spekulation bie
Rebe ift, eben ni^t am meiften ^alte. Dielme^r erlauben Sie mir
^ier nod^ ein Paar IDörtc^en für biefen IHann, bem i^ nic^t nur
Danfc f^ulbig bin, rocil er einer ber erften xoar, fi^ ausführlich mit
meiner (Blaubensle^re 5U befc^aftigen, fonbern ben ic^ toa^r^aft ^o(^«
f^a^e, unb bem i^ DoIIftommen re^t gegen mic^ geben toürbe, wenn
i^ bas behauptete, toas er mi^ behaupten lögt. Ilömlic^ er ftann
mit Re^t oon mir verlangen, ba^ bie gef^i^tli^e Sonn ber (Er*
löfung f^on mit (E^rifto f elbft anfangen, alfo au^, bafe fie in i^m
3uerft als minimum gefegt fein foll; aber er ^ann es bod^ nur oon
mir perlangen, fo wie es mit ber Dorausfe^ung ftimmt, bie ic^ ein*
mal als bie ^riftli^e 6runbt)orausfe^ung angenommen, nämli^ ber
Kraft na^ ift fie gan3 unb ausf^Iicfeenb in i^m gefegt, unb in feiner
Perfon keine Spur x>on (Erlöfungsbebürftigfteit.^) Diefe Dorausfe^ung
^alte i^ aber au^ fo feft, ba^ i^ mi(^ bur^ fteine einselne biblif^e
Stelle, bie etwas OEntgegengefe^tes 3u enthalten f^eint, irrema^en
laffe. '^) Der Unterf^ieb 3wifd^en (Entwicfeelung unb Kampf läfet fic^
fe^r feft^alten. Aber Kampf mit fi^ f elbft, um eine (Ergebung in
ben XDillcn ©ottes 3u crfeömpfcn, biefen für Sünbe 3U o^ten, ift
eine Strenge, x>on ber i^ mi^ ni^t bispenfieren 6ann, unb einen
folgen feann i^ ba^er i^rifto ni^t 3uf einreiben, o^ne bie (Brunb*
oorausfefeung 3U 3erftören. Demo^nera^tet war bie (Erlöfung als
(Eatfa^e in ber (Eat noc^ HuII au^ naii ber €rfc^einung (E^rifti Dor
feiner barauf geri^teten Tätigkeit, unb fo blieb fie auc^ als gef^i^t*
St. 275 lic^e €rfc^einung etwas fe^r (Geringes, folange (E^riftus/ auf (Erben
XX). 596 war. Dies werbe i^ mi^/nie weigern 3U3ugeben, aber es folgt
Baut, comparatur 15, 23.
m^fc^, ta^tol Stub. u. Kr. 1828, S. 848 ff.
Brani^, Über Sc^I. (Blaubenslel^re 106.
©laubensl. *§118, 3, *§98, 1.
Bretfc^neiber, ©runbanftc^ten 38, fül^rt folc^e Stellen an.
(Erftes Senö{(^retben. 23
au<^ gar nichts baraus, was mi^ irgenb bef^toeren könnte. Denn,
bag au(^ bte Kraft ber Srlöfung in (E^rifto ein minimum getoefen
fein müfete, bas ^ongt mit meiner Darftellung ni^t 3u|ammen; benn
nur mit ber i^m einroo^nenben göttli^en Kraft wirb er biefe be*
fonbere gef^i^tlic^e Perjon. IDer bie|es ni^t annehmen Kann, ber
Itann aber nii^t nur bas Softem meiner Glaubenslehre ni^t in feine
(5efinnung aufnehmen, toel^es in biefer Bejie^ung gar ni^ts Sigen«
tümlic^es auffteüt, fonbem au^ bas feirc^Iic^e Sijftem ni^t, 3U wü*
<^em fi^ boii Qerr Branis, fooicl i^ weife, mit ooller 5^^i^^tt be»
ftennt, fonbem er mufe fi^ bann 5U berfenigen Anfi^t toenben, toelc^e
allerbings auf eine gemeinfame (Erlöfung aller bur^ alle hinaus«
lauft, in ber (E^riftus nur einen ausgesei^neten Punftt bilbet. tDie
ober etwas ä^nlic^es au^ jemanb für meine £e^re ^at ausgeben
können,^) begreife i^ noc^ weniger. - Do^ i^ fee^re 3urü(6, wo*
Don i(^ abgefc^weift bin. Denn was meine (E^riftologie im allge*
meinen betrifft, fo genügt es mir f^on, {eben on bas 3U oerwcifen,
was unfer 5^^Änb Ili^f^ mir be3eugt.^) Aber jenes ffiottcsbewufet«
fein, welkes (Bott felbft fein foll, wooon i^ ni^ts gefagt ^abe, jener
boppelte C&ott, ein unoeränberlic^er unb ein ber Seit unterworfener,
woüon Ol nid^ts gefagt ^abe, unb jene brei momente, bie i^ in
ber 3bee (Bottes untertreiben foII, woDon i^ ni^ts gefagt ^abe, bies
alles, wiewohl gar wenig unter fic^ 3ufammenftimmenb, unb me^reres
ber ftrt ^ängt 3ufammen mit meinem oorausgefe^ten Pantheismus.
*Unb über biefen mi<^ 3U crfelären, bin ic^ freili^ f^on fo oft
aufgeforbert worben, ba% i^ bie Stimmen nid^t überhören ^ann.
flu(^ will i^ mic^ ni^t bloß hinter unferes 5reunbes Iti^fc^ tDort
f^ütien, bafe nun einmal bas d^riftentum 3U etwas in gewiffem
Sinne Pant^eiftif^em ^in/neige.*) Denn es mag wo^I etwas fein St. 276
an ber IDamung eines anbern S^eologen, man folle fi^ mit bem
IDorte oorfe^en, weil in biefen lagen bie Unwiffen^eit mit nichts fo
fe^r i^r Spiel treibe. 3^ will/ni^t gerabe behaupten, ba% es bie ID. 597
Unwiffen^eit tut, benn i^ weife, ba^ es ni^t angenehm ift, fo ge«
f^olten 3U werben; aber Spiel genug wirb bamit getrieben. Allein,
was foII i^ machen, wenn i^ nirgcnb erfahren feann, wo^er bie
Dorausfe^ung eigentlich Kommt? Der fei. (E3frirner nimmt es als
eine bekannte Sa^e an; bznn wo er Don bem aft^etif^en Prin3ip
rebet*) - eine 3ufammenfügung, bie i^ mir freilid^ au^ gar ni^t
aneignen feann - bin i^ boc^ oor3üglir gemeint, unb er fagt.
♦über feinen Pantheismus (gegen (E3fd|trner, Brctjc^neiber
unb Delbrü^).
^) Branife S. 195.
^) m^fc^, (Ctieol. Stubien u. Krttiben 1828, S. 652.
') ebb. 657. *) (E3fc^tmer, Briefe eines Deutfc^en 26.
24 S(^Ieierma(^er,
biefes fei oorsfigli^ 5U erMaren aus 5er S^ellingfc^en P^ilofop^ie,
loei^e ben Pantheismus Spino5as erneuert ^abe. Cbenfo ift au^
anbeno&rts gefagt werben, meine wa^re Abfielt (ei, bos d^rtftentum
nac^ bem Pantheismus, einer mit bemfelben gans unoerträglic^en
P^ilofop^ie, umsubeuten unb 3U mobein. ^) IDenn bos nun einem
oorgetDorfen toirb, ber fo laut unb roieber^olt gefagt ^at, bie c^rift*
li^e £e^re mäffe DÖIIig unab^öngig von jebem p^ilofop^ifd^en Softem
bargeftellt werben:^ fo mfigte bo^ bie Behauptung mit btn ftrin«
genteften Bereifen oerfe^en fein; unb niemanb follte es au<^ nur
na<^fagen, o^ne fi^ auf biefe Beroeife 3U berufen. tDenn aber, roo*
5U ic^ mi^ nie begannt ^abe, als bekannt angenommen roirb, o^ne
ba^ es irgenb {emanb betoiefen ^ätte, xoas foll i<^ tun? (Ebenfo
f^reibt mir Qerr Dr. Bretf^neiber eine flb^ängigfteit oon ber Sc^el»
iingf^en P^ilofop^ie gemeinf^aftli^ mit §errn Dr. ITlar^eineAe unb
§errn §afe 3U, unb meint, mir seigten fie barin, ba^ wir bie IDelt*
entu)i*elung als eine xoerbenbe Perfönü^feeit (Bottes betra^teten,
item bie (Begenfä^e bes 3nbioibuencn unb flbfoluten als Sünbe.^)
3^ für mi^ fcann nun bo^ ni^ts anbcres tun, als proteftieren,
bis man mir seigen xoirb, xoo eines oon beiben in meinen Sd^riften
St. 277 oorftommt. Die flusbrüdfte finb f^on gexcife nic^t bie / meinigen,
fonbern t)erm Dr. Bretf^neiber muffen gan3 anbere oorgefc^tDebt
^aben, bie er in biefe mir oöltig frembe Terminologie übertragen
^at. Aber bann xoürbe es bo^ crft barauf ankommen, bie Richtig»
fteit ber Übertragung barjutun. Itlir ift ni^ts bekannt, toeber in
ID. 598 meinen äufeerungen über bie/Sünbe, no^ in benen über bie IDelt,
toas ^ierju au<^ nur Oeranlaffung ^atte geben können. (Ein tDürt«
tembergifc^er (Ideologe f^reibt mir bie Sä^e 3U, ba^ bos Unenbli<^e,
(Böttli^e felbft bas eigentli^e IDefen ber Dinge fei, unb btn imma«
nenten ©runb i^res Seins unb £ebens ausmale. ^) Item, ba^ bas
göttli^e unenbli^e £eben aus bem Sufammentoirften Derf^iebener
attrafetiocr unb eypanfiüer Kräfte befte^e.*^) Beibe Sä^e fc^einen
mir gar ni^t miteinanber 3U ftimmen, toenn ni^t etroa bas unenb«
li^e (Böttli^e felbft, unb bas göttli^e unenbli^e £eben 3tDei gan3
oerf^iebene Dinge finb. Aber ic^ bin au(^ gar ni^t in bem Sali,
etioa 3xoif^en einem oon beiben 3U wählen, benn es gehört mir
keiner Don beiben an. Als i^ mi^ aber umfe^en toollte, roas etroa
in ben Reben über bie Religion 3U einem oon beiben fcönnte Der«
anlaffung gegeben ^aben, ftiefe ic^ ftatt beffen glei^ auf eine Stelle,
tDorin gan3 beutli<^ fte^t, bog in (5ott ni^ts entgegengefe^t, geteilt,
*) 3n ber Re3. ber QaUifc^en AUg. £it.»3tg. 1823, Hr. 115-17.
«) 3. B. ©laubensl. ^§ 2, 2, «§ 16, Sufaft.
^) Bretfc^netber, 6run6anfic^ten113.
*) Klaibcr (f. S. 11 Anm. 4) S. 102. ^) ebb. 103.
(Erftes Sen6fc^retben. 25
Deteitqelt {ein kann, unb auf eine anbete, toeld^e bagegen {agt, bag
bie (Bott^eit i^r IDerlt bis ins Unenblid^e 5erteile/) IDenn nun
mir, ber id^ bie(es Mar unb beutlid^ gefagt ^abe, jenes, id^ roeig
nid^t tx)o^er, beigelegt toirb, o^ne nad^ bie(em audl^ nur 5U fragen:
tDüs kann id^ tun, als febem an^eimftellen, roieoiel er einem {old^en
Berid^terftatter (Blauben beimeffen toill? (Ein anberer, als er in ber
Einleitung 5ur (Glaubenslehre bie beiläufige Bemerkung lieft, es könne
aud^ eine pant^ei|tijd^e 5^ommig!ieit geben^) - eine Bemerkung,
bie id^ bem {d^ulbig 5U {ein glaubte, roas id^ in btn Reben ilber
Spinoja gejagt ^atte,^) von ber i(^ aber jelbjt bemerke, |ie gebore
gar nid^t ba^in, roeil keine Religionsform pant^ei(ti{(^ (ei - , klatfc^t
fein eupriKtt in bie Ijdnbe unb ruft, / toas bürfen toir toeiter Seugnis!*) St. 278
tDas kann i(^ anberes tun, als ben IHann, ber auf biejelbe Be*
bingung, xif toeig ni(^t, toos alles {ein mügte, neben bem, roas er
ijt, {einem ettoas tounberlic^en S(^i&(al überla((en? Denn 3um Be«
toeije aufforbem, baran ^abe i(^ mit bem einen IRal genug, roenn
id^ mid^ ni(^t no(^ mehrerer Büdner {(^ulbig machen toill, bie eben»
{otoenig 5um / Siele führen möchten, aber getoig ni(^t alle eben{o {(^ön H). 599
unb kun{trei(^ ge{c^rieben {ein roürben, als bas Delbrüdt((^e. I)ätten
Sie roo^l gebac^t, ba^ er, naä^ ber Art, toie id^ i^n aufgeforbert
I)atte, mir btn Spinosismus, bzn er im gansen (0 gut barge{tellt
^atte, na(^5un)ei{en,^) nun bo(^, bag oon bie{em ni(^t bie Rebe {ein
könne, sroar e^rlic^ ge(te^n,®) bafür aber mit bem{elben unbe(timmten
Qin unb {)er oon Pantheismus unb flll*(Einsȣe^re jum borjc^ein
kommen roürbe, toorüber id^ mid^, toie es in jenem Anfange 5U
le{en ijt, geäußert ^tte? Unb toie mugte id^ mid^ rounbem, meine
(Erklärung über (5ott, toobei ic^ roeber rechts, no(^ links nad^ irgenb»
einem P^ilo{op^en ge(e^en ^atte, {onbern gan3 einfaltig bas allen
frommen (£^ri{ten gemein(ame (Befühl gefragt, unb bie{es nur (0 3U
be{d^reiben ge{uc^t, bog i(^ es nid^t auf einer anbtxn Seite oerte^te,
roenn i(^ i^m auf ber einen 3U genügen (u(^te, bie{e auf einem gans
änbern diemi{d^en IDege reprobu3iert 3U {e^en aus einer rounber(amen
3er{e^ung oon Spino3a unb 5^te, toobei ber eine Be{tanbteil oon
jebem oerfliegt, ber fibrigbleibenbe bes einen aber mit bem übrig»
bleibenben bes anbern (ic^ oermöge einer freiließ gar nic^t erklärten
^) Heben über öie Hei. (Be(..ausg. S. 200 ff., ©tto, S. 32 ff.
*) (Blaubensl. *§ 15, 5: es „muß 3ugegeben toerben, ba^ bie Srömmig«
keit eines pantl^etjten oöllig biefelbe (ein kann, tote bie eines HTonot]^ei(ten''
(aI(o (d^ärfer formuliert als «§8, 3u(aft 2).
») Heben, (Be(amtausg. S. 190. *) Delbrück m, 77.
^) 3n Sc^I.s 3ugabe 3U ber Schrift i>onni4(c^, Sack unb £ücke „über
bas Hn(e]^en ber 1^1. Schrift", S. 214. aus Sc^I.s ZtUn, 3n Briefen IV,
358/59.
^) Sc^l. entnimmt bas aus Delbrüdt m, 110, Bnm. 4.
26 Sc^leiermac^er,
IDa^foera)anbt{(^aft oerbinbet!^) Illid^ tröftet nur, ba^ iät nun
toenigftens ebenfooiel Anfpruc^ ^abe, ein 3(^^eitler genannt ju loerben,
als ein flll'CEin^eitler. Aber ift es aud^ tnirltlid^ biefelbe (Erklärung?
Kommt au(^ bie IDeis^eit unb bie £iebe auf bie|e IDei|e heraus ?*)i
Ober ift unfer Delbrildt ni(^t (o roeit gekommen in meiner (Btaubens«
le^re? ©ber meint er ettoa, bas (Enbe eigne mir ni(^t fo, |ei mir
St. 279nid^t fo ernft als ber Anfang, trofe/bem, itoas iii ilber bas Der-
^Itnis beiber ([eile gegeneinanber gefagt ^abe? Unb bie Strophe,
bie er in meinem Itamen gebi(!^tet ^at, ift ein befonberer £iebes-
bienft.^) $d}ili es ^twa an Oer^errlic^ung ber göttlichen (5nabe in
meiner (Glaubenslehre? ober I^abe i(^ mi(^ ni(^t ebenfo gegen alles
IHufe in (Bott erklärt, roie gegen jebe ft^nlid^feeit mit einer auf
XDa^l, bas ^eigt auf Sc^roanlten unb Unfic^er^eit gegrünbeten $xtU
^eit?*) Aber antroorten löfet fi(^ bo(^ hierauf ni(^t. Denn xdi bin
tD. 600 eben / kein Dichter, ba^ i(^ au(^ eine Strophe biegten könnte in feinem
Itamen. Sefee i(^ i^m aber in einem too^lgemeinten ^erjlic^en Briefe,^)
meines XDiffens o^ne alle 3utat oon XDi^, auseinanber, roas mir um
angemeffen erfc^eint unb inlionfiftent in feiner Dorftellung oon (Bott:
fo antroortet er mir gebrudtt unb nennt mi(^ bo(^ roieber einen
fpinojifc^en IDifeling,®) roas i(^ toenigftens nid^t in ber Art eines
guten einfaltigen Hlenfc^en finben iLann. Unb toenn Delbrü(it oon
(Etoigfteit gefd^affen ^aben unb gar nic^t gefd^affen ^aben, filr einer«
lei erklärt :'') fo ©errat bas fo roenig Belianntfc^aft mit ber Sac^e,
ba^ anii um besmillen bie Öer^anblungen roeiter fortsufefeen nid^t
tunli(^ ift. Doii roo^in bin iäi geraten? 3(^ roollte eigentlich gar
ni(^t oon biefem 3^rem ehemaligen Kollegen reben, weil es in jebem
feiner fieben Abfd^nitte oieles gibt oon gleichem Schlage, roie bas
^ier (Erroa^nte, unb es toeber lohnen iann, no(^ erfreuen, biefelbe
(Operation fo oft ju mieber^olen. Itur eine IDamungstafel möchte
Ol ^ier no(^ aufftellen. XDenn Delbrü(it filr bas (E^riftentum ober
eigentlich fc^on fittr btn IHonot^eismus forbert, ba^ bie IDelt nic^t
nur ein IDerli (Bottes, fonbem au(^ ein juf alliges IDerli (Bottes fei*)
- feine geliebte (Blaubensregel fc^eint bies freiließ oöllig frei3U«*
laffen -, fo f ollen alfo alle biejenigen Pant^eiften Reiften, roelc^e
fi(^ nichts Sufälliges in (Bott beulten iibnntn, 3n biefem Sinne roirb
M DelbrüÄ m, 96/97. «) 6IaubensI. ^§ 181 ff., «§ 165 ff.
^) D. l^atte (JE, 100) bel^auptet, im Sinne Sc^Ls müßte ber bekannte
Ders folgenbermagen umgebic^tet toeröen:
fluc^, toas 6ott nic^t gefc^affen l^at, Darüber muß er frü^ unb fpat
Das mug er boc^ erl^alten, tttit feiner 0bmad^t toalten.
*) (Blaubensl. ^ § 68, 3—5, * § 54, 3, 4.
^) aus S<^I.s ZtUn, 3n Briefen. IV, 371 ff.
«) Delbrück m, 155. ') Delbrück m, 87 ff.
«) Delbrück m, 87ff.
(Erftes Senöfc^reiben. 27
bann halb 5er größte ([eil 5er benftenben (E^riften mit mir panüft*
ijtif(^ {ein. Aber u)ie nun, roenn bieje ju Ijerm DelbrüA fagen:
n>ir/ können nic^t anbers, als ben, ber in (bott ettoas Zufälliges St. 280
poftuliert, für einen flt^eijten galten? Itic^t freiließ bejüglic^ auf
{ene (Erftl&rung, roelc^e anif bzn $tti\ii unter bem itamen (5ott be«
fallen, {onbern auf bie, roelc^e nur bas alleroollliommenlte tDe|en
be5ei(^nen |oll? Unb {o toare es btnn am (Enbe auif für {)errn
DelbrüA am be|ten, toenn roir uns mit {olc^en IDortem lieber gar
nic^t befaßten, bie xif Q)enig|tens |o ungern ^anb^abe, roeil {ie über^
an einen 5Ic(feen 3urü*la||en, ni(^t nur ba, u)o^in |ie geroorfen
toerben, |onbern au(^ ba, molftx |ie kommen. 3(^ / aber bin in bie|e TP. 601
Oerbammnis bzs Pantheismus geraten burc!^ meine Reben lebiglic^
bes^lb, Q)eil xif b^n Deräc^tem ber 5^ommiglteit bie|elbe gern über«
all unb auii ba seigen roollte, mo |ie |ie am roeniglten |u(^ten, unb
am liebtten an bem mann, be||en Spekulation bamals anfing, oon
einigen auf eine ^5(^|t oerke^rte tDei|e vergöttert 5U roerben, roal)«
renb anbere i^n auf bas ^ärte|te oerbammten, be||en ec^t menjc^lici^e,
Don innen heraus milbe, ^ö(^{t an{pre(^enbe Per|önli(^keit, be||eh
tiefe (5emütsric^tung auf bas ^ö(^|te tDe|en hingegen fa|t niemanb
beachtete. XDare xif nun ein oor|i(^tiger mann geQ)e{en, ber {einen
£e|em alles 6(^Iimme 5utraut: |o ^ötte ii^ motjH ein pia^d^en ge»
funben, um i^nen 3U lagen, roie wenig bennoc^ in meinen IDorten
Deranla||ung läge, mi(^ für einen Spino3i|ten ju galten. Aber roie
iä^ nun bin, fiel mir eben bas nic^t ein; roofür nun {eitbem {(^on
fo manc^ liebes mal nic^t |ou)o^l ic^ ge|traft roorben bin, benn mir
^at es nid^t |onberli(^ roas getan, als oielme^r bas Publikum, mtU
(!^es immer ber leibenbe (Teil i|t bei unnü^em (Be|(^rei. Das freilic!^
Q)are eine Ijarte Strafe, Q)enn mein 6u(^ roirktic^ „niil^ Q)enig bei«
getragen ^atte, bem reifeenben Ijange jur fln*(Ein^eitsle^re |eine noc^
fortbauernbe Sc^roungkraft mitsuteilen",^) roeil bas namlic^ ganj
gegen meinen XDillen ge{(^e^en Q)are. Aber xif glaube bas aud^
nid^t; |ooiel aber coeig xif, bag es roenigltens etroas beigetragen ^at,
um/ben Strom ber Spotterei 5U ^emmen, unb roenn aud^ nur ein« st. 281
3elne Seelen aus bem tötenben 3nbifferentismus ^erausjureifeen, unb
i^nen bie Augen für bie, |o (5ott roill, bennoc^ roa^re unb ec^te
5rommigkeit ju offnen, mit bie|em Rejultat bin xif jufrieben unb
ac^te es für einen göttlichen Segen, |o ba^ mir no(^ keinen Augen«
bliäi leib getan ^at, bas 6u(^ ge|(^rieben ju ^aben. 3<t» i<^ 1^^^
roo^l, es mufete ju bietem (Enbe größtenteils |o |ein, roie es itt, |elb|t
ben oome^men ([on ni(^t ausge|(^lo||en roeld^er barin t)or^err{(^t
unb |id^ mit gutem (Erfolg ber fal|(^en Dome^migkeit einer frioolen
negatit)it&t entgegen|tellte. Durc^ meine (Glaubenslehre aber bin id^
^) ebb. S. Vn.
28 S<^Ieiermac^er,
tD. 602 in bm Oet/Öad^t bts pant^ismus geraten lebiglid^ loegen bes
Kanons, 5e|fen xdi oor^er enoä^nte/) Darum erlauben Sie mir
über öiejen noä^ ein par IDorte. Sie rDiffen, lieber 5^^ww6, ic^
I)abe mir oon Anfang an öie Hufgabe {o geftellt, bas in ber d^rift*
liefen Kirche entoidtelte (Bottesbetougtfein, toie mir es alle in uns
tragen, in allen feinen Augerungen fo barsuftetlen, ba^ es in iebem
einseinen IHomente moglic^ft rein erf(!^eine, unb jo, ba^ bie einseinen
Beftimmungen, bie auf biefe XDeife entjte^en, {i(^ au(^ 5u(ammen((^auen
lafjen unb ebenfo 3u einem ftreben, u)ie bas (Befühl felbft boc^ immer
basfelbe t{t, mag es fid^ nun oerbinben mit bem BetDugtfein unferer
IDillensfrei^eit, ober mit un|erem BerDufetjein bes naturjufammen»
I)anges ober mit bem ber gef(^i(^tli(^en <EnttDi(itelung. Rein aus
biefer 5ö|f*i"9 ^^^ Aufgabe ift meine bogmatijc^e (Bottesle^re ju er*
Mären. XDer babei an irgenbeine p^itofop^ie benitt, ber mug fic^
notroenbig oertDirren, unb biefe Denoirrung merlte xif benn auc^
faft in allen etroas ausführlichen Kritiken. 3ci» f<^on bagegen mu^
ic^ proteftieren, bafe i(^, u)ie unfer 5^^wnb Itifefd^ - ber mann, oon
bem i(^ ilbrigens am liebften fotoo^l gelobt merbe, als getabelt unter
allen, bie fi(^ mit meiner (Blaubensle^re bef(!^aftiget - |ic^ ausbril(fet,
St. 282 bas befonbere (^riftlic^e in ein allgemeines religiöfes XDiffen / aufsu«
nehmen fuc^e.^) (Ein folc^es konnte naii meiner Anficht nichts
anberes fein als eine flbftrafition oon bem (^rtftltc^en. 3ft aber
etwa unter jenem Ausbrudt boii ein fpeftutatit)es IDiffen um (Bott
gemeint: fo bleiben biefe beiben bei mir immer aufeereinanber, weil
fie - fo ift meine Überjeugung -, mznn fie gleich jufammenftim*
men miiffen, bo(^ ni(^t 5ufammenge^oren, unb ni(^t burc^einanber
beftimmt toerben. 3(^ bin mir auf bas beftimmtefte bemugt, oon
iener Reget nirgenb au(^ nur um eine £inie abgewichen 5U fein;
fonbem aus i^r finb nid^t nur meine Sä^e, fonbern auc^ meine
Kritiken ber bisherigen 5otmeln allein ^eroorgegangen. Denn biefe
freiließ ^aben mir nie genügt unb toenn man bie feit btn legten
XD. 603 ^unbert 3ö^ten übliche Be^anblung ber £e^re oon ben g5ttli(!^en/
(Eigenf(^aften Kirc^enle^re nennen toill - toie i(^ benn hiergegen
nac^ meinem eignen Sprac^gebrauc!^ nichts einmenben kann -: fo
weife Ol auii in ber (Bef(^i(^te meiner Bilbung oon keiner Annale»
rung an biefelbe, fonbem nur oon immer beftimmterer (Entfernung.
Diefe Säfee finb ein (Bemifc!^ oon £eibni3if(^*IDolfif(^er rationaler
(E^eotogie unb oon fublimierten altteftamentifd^en flusfprüc^en, unter
U)el(!^en beiben fic^ bas toa^r^aft (E^riftlic^e faft nur oerliert. Die
Un^altbarlteit berfelben, mtnn man bie moralifc^en unb metap^i}fif(^en
^) n&mlt(^, bag er ft(^ fotoo^l gegen alles tYTüffen, tote alles Sc^toanken
in 6ott erklärt l|at, f. o. S. 26.
«) nit|f<^, St. Kr. 1828, S. 656.
(Erjtcs Scnbj^rciben. 29
(Eigcn|c^aftcn jufammcnitcnt, ^at es am mci|tcn oerfc^ulöet, öafe öcr
franjöfifc^c Atheismus unter uns (Eingang fanö: öcnn, wo man unter
uns oon (Bott nid^ts u)l|fen toollte, mar immer me^r öie ^errfc^enöe
Darltellung gemeint als bie 36ee felb|t. Das i|t öie (Erfahrung,
5ie \\d) mir feit meinem Knabenalter immer tiefer eingeprägt ^at.
36) nun ^abe niemals ju meiner ^i^ömmiglieit, meöer um fie ju
nö^ren, no(^ um {ie 3U Derfte^en, irgenö einer rationalen (Ideologie
beöurft, aber ebenforoenig au(^ ber |innli(^ t^eoferatifd^en bes alten
^eftamentes. Darum bilbete fid^ mir mein eignes Derjtänbnis immer
in ber Polemik gegen jene Bflet^obe, mmn fie irgenb bie/fen namenSt.283
Derbient, toeiter aus. Ääre ic^ nun nid^t in bas aliabemifd^e £e^r»
amt gekommen, toas xif gar nic^t erwarten konnte, u)ie i(^ es au(^
nie oor^er geroünfd^t ^tte, nun fo ^atte id^ auc^ biefen (Teil meiner
Dogmatik für mi(^ behalten unb oerbrauc^t als Ric^tfc^nur für meine
£e^nx)eife auf ber Uanself roie benn au(^ bie Spuren baoon f(^on
in meinen frü^eften Prebigten beutlic^ genug ju finben finb. Itun
aber mußte fie bod^ einmal enblic^ ^eroortreten. 5^09^^ Sie mid^
aber, ob nid^t nad^ biefem eignen Bekenntnis ber erfte flbfc^nitt
meiner (Bottesle^re boc^ eigentlich ju bemjenigen 3nbioibuenen ge*
^öre, toelc^es jtoar in ber Kirche fein möge, bem aber nac^ meiner
eigenen tt^eorie bod) kein pia^ in ber Dogmatik gebühre: fo oer«
neine id^ bie ^i^^ge. 3ft fene Be^anblung toirWid^ Kirchenlehrer nun
tDo^I, fo fei bie meinige immerhin ^eteroboy; aber ic^ bin feft über*
jeugt, es ift jene bioinatorifc^e Ijeterobofie, bie fc^on noc^ / jeitig XD. 604
genug, roenn au<^ gar nid^t gerabe burd^ mein Bu(^, unb wtnn aud^
erft lange naii meinem (Tobe, ort^oboy roerben toirb. IDie fe^r es
aud^ je^t fd^eint, als motte auf ber einen Seite bie p^ilofop^ie fid^
bes (E^riftentums bemächtigen unb es mit (Beroalt an fid^ reißen;
bos gefunbe £eben unferer Kirche roirb boc^ immer me^r alte menfd^»
lid^e Spekulation in i^r eigentümliches (5ebiet jurüÄmeifen. IDie
Diele unferer tootjlgefinnteften (Beiftlid^en au<^ jur Sprache bes alten
(Eeftamentes unb 5um Prebigen aus bem alten Seftament 5urüdt«
ketiren: es roirb fid^ boä) anif auf biefem (Bebiet immer me^r be»
toä^ren, baß in (E^rifto bas Alte vergangen ift unb alles neu toorben.
Unb u)ie oiete Ideologen, bie id^ brüberlid^ begrüße, unb oor benen
id) bie größte Artung t^ege, es anif nod) oerfuc^en mögen, an ber
alten IUettjobe ju pu^en unb ju feilen: es roirb fid^ bod^ immer
me^r jeigen, baß 5ormetn, bie jufammenge^ören follen, unb bie boc^
nid^t 3ufammen leben tootten, aud^ nur tote 5otmeln fein können,
unb baß / eine (Botteste^re, toetd^e i^re 5^^^^^ größtenteils aus ber St. 284
Dord^rifttic^en Seit nimmt, unb toas bie 3eid^nung betrifft, bei irgenb
einer P^itofop^ie in bie Schule gegangen ift, fi(^ nic^t für eine
rid^tige Darftellung bes d^riftlid^en Betoußtfeins gettenb mad^en kann.
Darum bleibe id^ bei meiner IUettjobe, unb gebe fie getroft, aud^
30 S<^Ieterma<^er, Stoettes Senöfc^reiben.
tDOs biefen (teil betrifft, für eine d^riftlic^e (5laubensle^re, unb glaube
nic^t, ba^ eine Prote|tation hiergegen einen bebeutenben Erfolg ^aben
toirb. Aber freiließ XDfinfc^e ^aben mir bie auf biefem (Bebiet ent«
ftanbenen 3rrungen für bie jroeite Ausgabe meiner (5Iaubens(e^re
erregt, bie mid^ oiel unb lange befd^Sftigt I)aben, bie xä^ aber boif,
alles roo^l ilberlegt, mir felbft nic^t gewähren liann. Do(!^ für ^eute
l)aben Sie genug anhören muffen; oerfparen mir bas auf nac^ftens.
3ioeite$ $en6f(^reiben.
^481 ^^^^ ^^" meinen IDünfc^en für bie jroeite Ausgabe roollte iä^
Sie unterhalten. Ijoffentlic^ ^aben Sie \xdi meinen etroas flüchtigen
Ausbrudt gleich rid^tig gebeutet, unb entarten nichts anberes als
eine freunbf(^aftli(!^e Red^enfc^aft oon ttberlegungen, bie i(^ oor^er
angeftellt, oon (Entroürfen, bie i(^ gemacht, oon benen ic^ aber boc^
^ema(^ fanb, bag fie fid^ ni(^t o^ne groj^en Hac^teil ausführen
liegen. 3(^ nannte bas IDünfc^e, inbem id^ mi(^ in bie Stelle meiner
£efer fe^te; unb bies liegt {a too^l oorjfiglid^ bem ob, ber ein Rec^t
^aben roill, i^nen fo toenig Redete einsuraumen, als i(^ mir neulid^
merken lieg.
♦Das erfte nun ift etroas fe^r Altes. Sd^on als id^ juerft bas
IDerli ausarbeiten roollte, ^abe i(^ lange gefd^roanlit, ob i(^ ben
ein3elnen ([eilen bie Stellung geben follte, bie fie nun ^aben unb
aud^, mit Sie ^offentlid^ balb fe^en ©erben, für fefet nod^ behalten,
ober ob id^ fie umkehren follte, mit bem ledigen jroeiten (Teil an«
fangen unb mit bem erften fd^liegen. XDare es ni(^t anif gans natür«
lid^ unb anftänbig getoefen für einen (Theologen, ber burd^aus oon
ber reformierten Schule herkommt unb bies au(^ felbft in bem gegen«
roärtigen 3uftanbe ber Union gar nid^t glaubt in Abrebe ftellen ju
bürfen, toenn xif mi(^ hierin bem I)eibelbergifd^en Kated^ismus nä^er
angefd^loffen ^ätte?^) 5i^^iK^ \^^^ ^i" Kated^ismus unb eine Dog«
$t.482mati!i/3U)ei gar oerf(^ie/bene Dinge; um fo e^er aber glaubte id^,
XD. 606 es könne an unb für fid^ nic^t fc^aben, für bie Dogmatill oon ettoas
* Sc^leiermac^er ^at fel^r ertoogen, ob er nic^t 6en2. ()aupt'
teil ber 61aubensle]^re (Sünben« unb ^eilsle^re) oor ben erften
{teilen folle. XDelc^e Dortetle bies gehabt ^Stte.
^) ber mit öer teilte oon Sünbt unb (Erlöfung beginnt.
3tDettes Senbfc^reiben. 31
(Bebrdud^ 5U mad^en, mos xif grabe am Katechismus als {old^em
table. Denn bie 3ugenb, für meiere ber Katechismus junad^ft be»
ftimmt i{t, kann bie (Erlöfungsbebilrftiglteit nic^t {0 empfinben, toeber
aus eigner (Erfahrung, no(^ aus allgemeiner Iltenf(!^enlienntnis. Aber
bas (5runbgefil^l eines {eben mfinbigen unb 5ur Klarheit geftomme«
nen (E^riften mufe bo(^ bie|es alte |ein, bafe in keinem anbern Ijeil
unb kein anberer Hame ben inen{(^en gegeben i(t, mobei eine groge
Der|(^ieben^eit ber Dorltellungsart allerbings immer no(^ jtattfinben
kann. Unb toSre nid^t, ^ieroon aus5uge^en unb oon ^ier aus alles
anbere 5U betrachten, bas natilrlic^fte unb orbnungsmSgigfte für mic^
gemefen, ba id^ fo beftimmt ausgefprod^en ^abe, ba^ (E^riften i^r
gefamtes (5ottesben)ugt(ein nur als ein burd^ (E^riftum in i^nen 5U'
{tanbe gebrad^tes in {i(^ tragen?^) Dabei toürbe nun bie eigent«
li(^e £e^re von (Bott fteinestoegs 3U feurj kommen; aber ber Dater
toSre 5uer{t in (E^rifto gefd^aut Q)orben. Die erften beftimmten Aus«
{agen fiber (Bott mürben gemefen {ein, ba^ er burd^ bie Senbung
(E^ri|ti bas IUenfc^engefc^led^t erneuert unb fein geiziges Rei(^ in
bemjelben ftiftet, al|o aud^ bie er|ten göttlid^en (Eigen|d^aften mären
IDeis^eit unb £iebe gemefen; unb {0 mare bie gan5e £e^re ebenfo
u)ie jefet ©erteilt oorgefiommen, nur in umgekehrter ©rbnung. Denn
mie 3U bem frommen Selbltberoufetfein bes (E^ri|ten bas Beroufetfein
ber Sünbe immer no(^ als (Element mitgehört, {0 ptten {i(^ aus
bemfelben ebenmäßig bie Dorftellungen ber göttlichen I)eiligfteit unb
(Berec^tiglieit als ba3U gehöriges (Bottesbemufetfein entroiAelt: roas
aber je^t bas er|te ift, ber flb|(^nitt, ber größtenteils bie logenannten
metap^i}{i{d^en unb natürlichen (Eigenfc^aften (Bottes ab^anbelt, toäre
bas le^te geroefen.
/ Das ift bie Anlage, lieber 5^«unb, jroilc^en ber unb ber gegen» St. 483
roartigen i(^ lange unentfd^ieben geblieben bin; unb i(^ ^atte too^l
Utfac^e genug, jefet auf biejelbe $xaqt surü&jufiom/men. Denn mit U). 607
öie je^ige migoerftanben morben ift, fe^e i(^ beutlic^ genug; meine
Kritifier finb größtenteils oon ber Dorausfe^ung ausgegangen, ein
fold^es IDerli müßte in einem flntifilimaf^ fortfd^reiten. ©ber ift
etroa ni(^t bie (Einleitung, mit ber i(^ bo(^ nichts anberes beabfic^»
tigte als eine oorlaufige Orientierung, bie, genau genommen, gan5
außerhalb unferer Disjiplin felbft liegt, als bie eigentlid^e Ijaupt»
fad^e, als ber rechte Kern bes (Banjen angefe^en roerben? Unb
nad^ftbem offenbar ber erfte (Teil! Aus bem (E^araliter ber Safte in
ber (Einleitung ift gefc^loffen morben, bag meine Dogmatil eigent«
li(^ P^ilofop^ie fei,^) unb baß fie bas (E^riftentum, roenn meins
j. B. 6laubensl. ^ § 39, ^ § 32, 1, SAlußfati.
AntiMima;: (^erabfteigen oom XDic^ttgeren 3um Untoic^tigeren.
3. B. Brantß, über S<^l.s 6laubensle4re S. 138.
32 Sc^Ieterma^er,
namlic!^ eines fei, öemonftrieren ober öeöusieren tootle;^) unö aus
bem erften ([eile ^aben {ie {i(^ üorjüglid^ bzn Pantheismus fton«
ftruiert. Denn in öiefem ^at bas {einen Si^, toas au(^ unfer Ili^fc^
als eine gemiffe I)inneigung bes (E^ri|tentums ju biefer Dor|teUungs«
art bejeici^net.*) Itäd^ftbem ift bann i^nen sufolge no(!^ in bent
Abfd^nitt oon ber Sünbe ettoas oon meiner Denftungsart roirMid^
enthalten; alles übrige ift nur ein flufeentDerli, ein Anfang,*) um
bie Kirc^enle^re, bie man einmal nid^t umgeben liann, fener P^ito*
fop^ie, fo gut es fid^ tun lieg, 5U affimilieren. So ift bie Sac^e ja
angefe^en morben faft überalt; unb ba bo(^ niemanb gern {0 gäns»
lid^ mifeoerftanben roirb, fo roerben Sie es mir ni(^t oerbenfeen, bai
es mir faft leib tat, biefe Stellung burc^gefü^rt ju ^aben. (Tabeln
konnte id^ mic^ freiließ nid^t eigentlid^; btnn mit ^atte id^ mir trau«
men laffen können, bafe man oon einer fold^en borausfe^ung aus*
ge^en roürbe, ba bo(^ ein roiffenfd^aftlic^es XDerft kein (5aftma^t ift,
Q)obei man auf einen geroiffen Raufc^ burd^ bas t)orangef(^i(itte treff«
li(^fte (Betrank rechnet, um bann geringeres (Beroäc^s noc^ leiblid^
St. 484 anjubringen. 3c^ roar mir / fogar berufet, bas meinige treulich ge«
tan 5U ^aben, bamit eine fold^e Anficht nid^t aufkäme, inbem ic^ ia
beutti(^ genug gefagt ^atte, ber erfte (teil gebore yooax 5um (5ebäube
felbft, aber bod^ nur als (Eintritt unb Dorfaal, unb bie Säfee bes«
tD.608felben feien, fo toie fie bort gegeben / werben konnten, eigentli^
nur unausgefültte Rahmen, unb bekamen i^ren magren (Behalt
nur burd^ bie Besie^ung auf bas, roas erft Ijernac^ vorgetragen
werbe/) IDarum follte id^ nid^t biefem Der^altnis jufolge beredt«
tigt fein, biefes ganje (Befleckt oon Säfeen bis bort^in ju oer*
fparen, wo fie gleich in i^rer oollen Bebeutung hervortreten können!
(Bewig ift bo(^, bag eine flltmad^t, oon ber id^ nic^t weig, roetc^es
i^r 3iel ift unb woburd^ fie in Bewegung gefegt wirb, eine All*
wiffen^eit, oon ber i(^ nidi^t weig, wie fie bie (Begenftanbe i^res
IDiffens fteltt unb fd^ä^t, eine flllgegenwart, oon ber i(^ nid^t weife,
was fie ausftra^lt unb was fie an fid) 5ie^t, nur unbeftimmte unb
wenig tebenbige Dorftellungen finb, ganj anbers aber, wenn in bem
Bewufetfein ber neuen geiftigen Sd^öpfung bie Allmacht, in ber IDirk*
famkeit bes göttlid^en (Beiftes bie Allgegenwart, im Bewufetfein gött*
lid^er (Bnabe unb IDo^lgefallens bie Allwiffen^eit fi(^ kunbgibt. Itun
wollte i(^ freiließ, auc^ wie bas Bud^ fefet ift, bie £efer anif nic^t
einmal oorläufig mit \tmn bürftigen Dorftellungen abfpeifen, fon*
bem id^ fe^te ooraus, unb ^abe aud^ nid^t ermangelt^ es ju fagen,*)
M So Baur, Bretft^neiöer u. 0.
«) mtlfdl, St. Kr. 1828, S. 657. ^) U). unb St. Anfang.
*) 6laubensl. ^§ 33, umgeorbcitct in ^§ 29, namentlich 2.
*) ebenöa.
3tDette$ Sen6f(^retben. 33
ba% bas 5e^Ienöc jcöer in |ctncm unmittelbaren Selbltbeioufetfein auf
irgenbeine ibeife mitbrachte, unb alfo keiner {ic^ toürbe oerltfirst
finbcn, u)enn er basfelbc in ber (Be|talt bes Dogma ^ier er|t fpater
erhielt. Aber mznn bo(^ alte {ol(^e XDinfte Derloren maren, meil,
u)ie ge(agt, fo oiele an bem Bud^e teilnahmen unb aud^ teilnehmen
{ollten, bie nid^ts mit5ubringen Ratten, mas fie nid^t erft oon ber
Dogmatil empfangen Ratten: warum follte i(^ nid^t bas IDerli lieber
gleich mit ber Darftellung bes oollen d^riftlic^en 6eu)ugt{eins an«
fangen? XDenn ie^t (0 mand^e ad^ /tungsroerte unb au(^ (e^r bea(^*St.485
tete Stimme roarnt, man (olle ia nid^t meinen, mein (5ott fei ber (5ott
bes d^ri|tlid^en (Blaubens :^) fo mufe i(^ eben benlien bei einigen,
baJS fie, oon ber (Einleitung unb bem erften ([eile als einem i^nen
fremdartigen unb ungen>o^nten (Betränke gleic^fam betäubt, in bem
StDeiten bas i^nen fonft too^lbeftannte unb gelaufige ni(^t me^r rec^t
heraus fc^medten / konnten, bei anbem, ba^ i^nen ber stoeite ([eil fid^ XD. 609
5U kirc^glaubig 3U gebärben f(^ien, als bag fie fi(^ Ratten entf(^liegen
können, es genau mit i^m ju nehmen, jumal es fie oerbrofe, bafe
einer, t)on bem fie nun einmal anbertoarts ^er glaubten, er fei nod^
weiter oon bem Kirc^lid^en entfernt, als oielleic^t fie felbft, boc^
öiefen ütantel mit einem geroiffen natürlichen (Befd^i* ju tragen
tDiffe. Denn bag fie es beibe bei ben prop^etifc^en £e^rftädten ^er*
nad^ boc^ toieber genau nahmen, toie fd^nell fie auc^ bas 5^u^^re
überfd^lagen Ratten, bas Derbanke id^ ber natürlid^en Iteugierbe bes
ben (Eob ffirc^tenben Kinbes in uns. Diefe Art ber Be^anblung bes
Bud^es wäre nun bei ber umgekehrten Stellung ni(^t möglid^ ge«
toefen. Keiner ^ätte bann »erkennen können, bajj bie Darftellung ■
bes eigentümlich (^riftlic^en Beroufetfeins roa^r^aft unb roirklid^ ber
eigentliche 3rDe(it bes Bud^es fei 3^^ i<^ glaube felbft, wenn bie
(Einleitung ganj ebenfo geblieben wäre, unb fid^ burc^ biefe für fi(^
allein bei manchen ein Derbad^t ^ätte einf(^tei(^en können, als fei
es ^ier auf eine p^ilofop^ifd^e Konftruktion abgefe^en: fo würbe
biefer bei bem eigentlid^en Anfange bes XDerkes felbft wieber oer«
fd^wunben fein, weil bie (Einleitung fi(^ oon einem folc^en Anfang
als etwas Ungleichartiges weit ftärker abgefonbert ^ätte. Dafe als«
bann au(^ bie Sä^e bes {ewigen erften ([eiles, bie in i^rer ber«
maligen (Beftalt wo^l oerbienten, als ein blofees Aufeenwerk julefet
aufgeführt ju werben, wenn fie wirklich erft hinter ber ([^riftologie
unb ber £e^re oon ber Kird^e unb nad^ ber Cntwi&lung ber gött*
liefen tiebe unb IDeis^eit aufträten, / einen wärmeren 5<itbenton St. 486
^aben, unb ebenfalls im eigentümlid^ c^riftlic^en £i(^t erf (feinen
würben, wäre ein unoerkennbarer unb fixerer Dorteil gewefen.
I)ätte nun oollenbs bie gefä^rlid^e (Einleitung no(^ ftärker unb aus«
^) Delbrück m,90ff.
(QueHen^eft 2: IHuIert.
54 S<^Utennac^er,
örüdtli^er oon öem XDerke {elbft gefonbert tnerben können: fo toürbe
bann gciDtfe bcm fd^Ilmmftcn unb grellftcn IHifeoerftanbnis, bafe näm*
Ixd) meine (Glaubenslehre eine fpekulatioe ([enbens ^abe, unb auf
einem fpeliulatioen (5runbe ru^e, möglid^ft oorgebeugt roorben {ein.
tD. 610 / 3(j^ gefte^e 3^nen, ba^ 16) ni(^t nur lange mit £iebe an biefer
flnorbnung gegangen ^abe, fonbern bafe mir biefe £iebe niemals oer»
gangen ift, unb id^ burc^ bie gegenroartige (Beftalt bes Bu(!^es meiner
Xleigung ein großes Opfer gebracht ^abe. (Einesteils toäre es als*
bann oiel nottoenbiger geroorben, bei febem ein3elnen £e^r|tü(fe auf
bas d)ri{tli(^e Zentrum bes SelbftbeQ)ugt{eins 5urfi^uge^en, unb mit'
Ijin tDfirbe au(^ ber eigentümli^e (E^arafiter bes Bu(^s oiel {(^arfer
an jeber Stelle herausgetreten fein, flnbemteils Ratten meine 3u»
^orer etroas erhalten, bas i^nen meine Oortrage nid^t nur toieber«
^olt, fonbern fie i^nen erganjt ^ätte. IDenn roir überlegen, mein
lieber 5^^^^^» ^^^ menige oon benen, meldte oor uns auf ben
Bäniien fi^en, ^ernac^ in einem eigentlich u)iffenf(^aftli(^en 3uge
bleiben, unb toie Italt unb trodten einem leiber nur 5U grogen (Eeil
bie Antoenbung beffen, toas fie als Dogma aufgefaßt ^aben, auf ber
Hansel gerat: fo mfiffen mir n)o^l merken, bag unfere (Einrichtung
bts Stubiums unb i^r ftfinftiger £ebensgang fid^ ni(^t füreinanber
fd^idten. XDie Q)enig id^ bestiegen benen beiftimme, u)el(^e meinen,
mix trügen überhaupt suoiel Dogmatift Dor, wiffen Sie, foroie au(^,
bag id^ nid^t oiel ^alte üon einer fogenannten pralttifd^en Dogmatil,
an Q)eld)es Softem fie fi(^ au(^ anfd^liegen möge. (Ebenforoenig möchte
id^ raten, unferen bogmatifc^en Dorlefungen felbft eine ganj anbere
Si 487 Ri(^tung 5U / geben unb mit ber Auseinanberfe^ung ber (Blaubens*
lehren ben asfietifc^en (Bebrauc^ berfelben 3u oerbinben, ober gar
fie 3U einem coUegium pietatis ju machen. Dielme^r barf biefem
Zeitraum bes aftabemifc^en Stubiums unferer (Ideologen ber rein
roiffenfc^aftlid^e (behalt ni(^t oerftümmert roerben, meil mix oorsüg«
lid^ baju berufen finb, biefen Keim überall ^erporjulo&en unb ju
pflegen, unb barum roügte i(^ au(^ meine bogmatifd^en Dorlefungen
nid^t eben oiel anbers ein5uri(^ten, als xif x>on je^er getan. Aber
oon meinem Bud^e ^atte i(^ geioünfc^t, es möchte biefes in einem
^ötjem (Brabe, als es ber 5<JH iftf unb ni(^t nur burc^ feine ganse
tD. 611 Anlage, fonbern aud^ bei bem ein/jelnen leiften, nämlic^ gegen bie
ausfd^lieftlid^e Dertiefung in ben fpftematifd^en 3ufammen^ang be*
roa^ren, unb immer roieber bas Beroufetfein ^eroorrufen, bag bie
Sä^e nur bas Abgeleitete finb unb ber innere (Bemütsjuftanb bas
Urfprüngli(^e. 3d^ ^atte geu)ünf(^t, es fo ein5uri(^ten, bag btn
£efern möglid^ft auf iebem Punkt ^atte beutlic^ roerben muffen, bag
ber Spruch 3ot). l, 14 ber (Brunbteft ber ganjen Dogmatil ift, fo*
u)ie er bosfelbe für bie ganse Amtsführung bes (Beiftlid^en fein
foll. IDie es je^t ift, gehören ^ieju Kombinationen, bie i(^, fo ein*
3tDeites Sen6|(^retben. 35
fad^ {k auif \xnb, bo^, tote i(^ leibet fe^e, nic^t oon allen ertoarten
feann. IDenn überall u)if|en|c^aftlt(i^er (Beijt unb reltgi5|e (Erregung
gleichen Sd^ritt galten müflen in t^eologi|(^en Probufitionen, fo glaube
i^ yooax mir bas Seugnis geben ju feönnen, baft an meinem Bu(!^e, .
{ofem id^ es als Zat, als I)anblung anfe^en ftann, bas eine foüiel
Anteil ^at als bas anbere; aber wenn ic^ basfelbe oon i^m follte
rül)men können als XDerk, {0 milgte aud^ bie IDirltung naö) beiben
Seiten ^in eine gleichmäßige fein, unb bies kann id^, tnie es je^t
i{t, nic^t glauben, bin aber überjeugt, ba^ bei jener Anorbnung id^
mi^ biefem 3iel um ein bebeutenbes me^r toürbe genäljert ^aben.
* Dennod^ mußte id^ baoon abfte^en, eine f old^e Derbejferung auf
bie|em IDege 3U |u^en. 3u)ei (Brünbe hielten /mi(^ baoon 3urü*St.488
mit einer für mid^ unübenoinblic^en (Bemalt; inbes ba ber eine nur
eine (Brille ijt unb ber anbere geioiß nur eine Unfähigkeit: fo tröfte
id^ mid^ um fo leichter bamit, baß früher ober fpäter ein anberer
kommen mixb, ber biefe bei roeitem Dorjüglid^ere Stellung mit £uft
unb (Blfidt burd^fülirt.
Die (Brille, mein £ieber, ift eine fe^r ftarlie Abneigung eben
^egen fene 5^^^ ^^^ Antiltlima;! XDenn bie göttlid^e XDeis^eit unb
£iebe mir fo wenig bebeuteten, mit es in einer pant^eiftifc^en Dog*
matili - U)enn i(^ namlid^ bas ©ort in bem Sinne ne^me, roie es
gegen mid^ unb anbere als Donourf gebraucht roirb - nid^t anbers
fein kann: fo tofirbe es mir nid^t moglid) getoefen fein, i^nen bie
ledige Stellung ju geben, fo wie id^ / mid^ too^l gehütet ^atte, mein tD. 612
Beftes glei^ 00m weg 5U nehmen. I)ätte i(^ aber, ba fie ni(^t pan«
tl|eiftif(^ ift, bie anbere Stellung gewallt, fo I|ätte ic^ ben Sd^luß
machen milffen mit ben natürlid^en (Eigenfd^aften (Bottes. Unb wtnn
gleid^ wa^r ift, ba^ anif biefe fid^ bann Ratten anbers oortragen
laffen, fo würbe mir anif bies nur bann 3U einiger ITlilberung ge»
reicht ^aben, wenn id^ bie Darftellung ^ätte fe^r 3ufammenbrangen
bürfen! Uaif einer oollftönbigen Darftellung ber £e^re oon ber
(Erlöfung unb bem Reiche (Bottes würbe es mir ftaum anbers mög«
li(^ gewefen fein, als alle £el)rftüdte bes fe^igen erften Seils fe^r
ftur5 3U be^anbeln. Unb eben bies wäre unftreitig ein gar nic^t
unbebeutenber Uad^teil gewefen, nid^t gerabe für bas Bu(^ an unb
für fi(^ betrachtet, aud^ nic^t in feinem Der^ältnis ju meiner Per*
Jon als Abbilb meiner Anfid^t, wo^l aber in be5ug auf bie gegen«
*Dai)on abgehalten ^at i^n 1. eine 6rille, feine Abneigung
gegen ben Hntiklimair. ^ätte er übrigens bie il^m an fic^ we«
niger wichtigen „natürlichen" (Eigenf^aften (Bottes an btn
Schlug geftellt, alfo ftfir3er bel^anöelt, fo wäre il^tn bas be«
benftli^ gewefen, weil er feine Huffaffung biefer Ce^rftüc&e
für wid^tig l^< angefic^ts ber 3u erwartenben geiftigen (Ent*
wic&lung.
36 $<^Ietenna<^er,
tDörtigen Bebfirfniffe unferer Kird^e; unb i^ tnfirbe nic^t glauben,
meinem Beruf genfigt ju ^aben, wenn i(^ bie|em (Eeil ettDos Be»
beutenbes abgesogen ^&tte. Sie Ijaben ^ier eine fd^mierige unb eben
bes^alb oielleid^t aud^ lange Qerjenserleic^terung ju enoarten; aber
id^ kann fie 3^nen nid^t erfparen.
$1489 /*IDenn Sie ben gegenroärtigen 3u|tanb ber natunDi||enf(^aft
betrachten, toie {ie fid^ immer me^r 5U einer umfaffenben IDeltftunbe
ge|taltet, oon ber man oor no(^ nid^t gar langer Seit feeine fl^n*
bung ^atte: mos al)nbet 3^nen oon ber 3uftunft, id^ toill nic^t ein«
mal {agen für unfere (Ideologie, {onbem für unfer eoangelifc^es
(£I)ri{tentum? 3d^ jage für unfer eoangelifd^es, benn ein romanijti«
jd^es Kann man freilid^ immer ^aben. IDenn man mit bem Sd^roert
brein|d^lagen kann gegen bie IDi||enf(^aft; loenn man im Befife aller
äugem Hilfsmittel fid^ einsäunen kann gegen allen Angriff gefunber
5or{d^ung, unb nun brinnen eine gebietenbe Kirc^enle^re aufftellen,
bie allen braugen toie ein toefenlofes (befpenft erfd^eint, bem fie aber
bod^ ^ulbigen muffen, mznri fie einmal orbentlic^ begraben fein
tD.613n)ollen: fo brandet man fid^ freiließ nichts anfed^ten ju laffen, xdosI
irgenb auf biefem (Bebiet gefc^e^en mag. Aber bas können roir bod^
ni(^t unb mollen es anif nic^t, unb barum muffen mir uns mit ber
(Befd^i(^te beljelfen, wie fie fid^ eben entroidieln roirb. Unb bes^alb
will mir nun nid^ts anberes a^nben, als bafe wir werben lernen
mfiffen uns o^ne oieles bereifen, was oiele no(^ gewohnt finb als
mit bem IDefen bes (E^riftentums unjertrennlic^ oerbunben ju benfeen.
3(^ will gar ni(^t oom Sed^stagewerlt reben, aber ber Sd^opfungs«
begriff, wie er gewö^nlid^ Itonftruiert wirb, aud^ abgefe^en oon
bem 3urfl(fege^en auf bie mofaifc^e (E^ronologie unb tro^ aller frei«
li(^ 3iemli(^ unfic^em (Erleid^terungen, welche bie Auslegung fc^on
^erbeigefd^afft ^at: wie lange wirb er fi(^ no(^ galten Können gegen
bie (Bewalt einer aus wiffenfd^aftlic^en Kombinationen, benen fi(^
niemanb ent3ie^en kann, gebilbeten XDeltanfc^auung? unb bas ju
einer Seit, wo bie (Be^eimniffe ber (Bewei^eten nur in ber Hlet^obe
unb in bem Detail ber IDiffenfd^aften liegen, bie großen Refultate aber
fe^r balb allen gelleren unb umfic^tigen Köpfen au(^ im eigentlid^en
Oolfte 5ugänglid^ werben! Unb unfere Ueuftamentifc^en IDunber,
St 490 benn oon ben / Altteftamentifc^en will i(^ gar ni(^t erft reben, wie
lange wirb es nod^ wal)ren, fo fallen fie aufs neue, aber oon wur«
bigem unb weit beffer begrünbeten Dorausfe^ungen aus, als früher«
*DienaturtDiffcnf(^aft toitb btn überlieferten Sdböpfungs-
unb XDunberbegrtff 3erftören. Sinb bann nic^t bie (blaubens«
lehren fo formuliert, ba^ fie mit il^r ni^t in Konflikt kommen
können, fo bliebe nur ber Austoeg einer fpekulatioen tC^eo*
logie, bie 3u einer uneoangelifc^en Hierarchie ber Spekulation
ffil^rt, ober eines platten Hationalismus.
Stoeites Senöfc^reiben. 37
I)in 5U öen Seiten ber toinöigen (En5i)lt(opäbie, unter öos Dilemma,
ba% enttoeöer bie ganje (Befc^i^te, ber fie angehören, fic^ mug ge«
fallen laffen, als eine $abü angefe^en 5U toerben, oon ber fic^ gar
ni(^t me^r ausmitteln lägt, tote oiet (Befd^id^tlic^es i^r eigentlich 5um
Srunbe liegen mag, unb bann erfc^eint bas C^riftentum oor altem
anbem als nic^t aus bem XDefen Sottes, fonbem aus nichts ge«
tDorben, ober toenn {ie toirltlid^ als ([atfad^en gelten (oQen, werben
xDXt 3ugeben müf|en, ba^, {ofeme jie roenigf tens in ber Itatur ge-
iDorben finb, aud^ Analogien basu in ber natur gefuc^t roerben.
Unb |o ift es au(^ ^ier toieber ber Begriff bes IDunbers, ber in
feiner bisherigen Art unb XDeife nic^t mixb fortbefte^en Können,
©as |oll bann roerben, mein lieber 5i^^*i"t>? ' 3(^ werbe biefe Seit tD. 614
nid^t me^r erleben, (onbem kann mi(^ ru^ig fc^lafen legen. Aber
Sie, mein S^^^nb, unb 3^re Altersgeno|fen, fo oiele beren mit uns
gleichen Sinnes {inb, roas gebeulten Sie 5U tun? XDollt 3^r (Eu(^
bennoc^ hinter bie(en Augenioerften oerfc^ansen, unb (Eud^ oon ber
IDifien|c^aft blo(itieren la|fen? Das Bombarbement bes Spottes, roel*
c^es bann aud^ oon 3eit 5U Seit erneuert roerben roirb, roill i(^ für
nid^ts rechnen, benn bas wirb au(^ (Eu(^, toenn 3^r nur (Entfagung
genug ^abt, roenig {(^aben. Aber bie Blodtabe! bie g&n5li(^e Aus*
^ungerung oon aller IDi{{en(d^aft, bie bann, notgebrungen oon (Eu(^,
eben toeil 3^r (Eu(^ {0 oerfc^anjt, bie Salim bes Unglaubens auf'
fte(iten mug! Soll ber Knoten ber (5e{d^ic^te |o auseinanberge^en:
bas ([^riftentum mit ber Barbarei, unb bie tDi({en(d^aft mit bem
Unglauben? Diele freiließ werben es {0 machen, bie Anjtalten baju
werben |(^on ftarli genug getroffen, unb ber Boben Ijebt |id^ fd^on
unter unfern Sü^tn, wo biefe büftem Caroen ausltried^en wollen,
oon enggef^loffenen religiofen Kreifen, welche / alle 5otfd^ung auger* St. 491
^alb jener Umfc^ansungen eines alten Buc^ftaben für fatanifd^ er*
M&ren. Aber biefe liönnen wo^l nid^t auserfe^en fein ju Ijütem
bes ^eiligen (5rabes, unb i(^ kann mir Sie unb unfere gemeinfc^aft*
liefen 5i^^tt"'>^ ttwb beren Schiller unb Itad^folger ni(^t unter i^rer
3a^l benften. Soll id^, wenn einmal jener Streit 5wif(^en ber freien,
unabhängigen IDiffenfd^aft unb unferer Glaubenslehre ungefd^lid^tet
bleiben mügte, nocj^ ein paar Auswege ni(^t fowo^l oorfc^lagen, als
Dielme^r nur oorlegen? Denn betreten finb fie fd^on genug. Der*
fud^t es, ob 3^r (Eu(^ beffen, was uns bisher bas eigentliche (E^riften*
tum gewefen ift, bes (Blaubens an eine göttliche Offenbarung in ber
Perfon 3^fUr aus welcher alle immer aufs neue ein Kräftiges ^imm*
lifd^es £eben fc^öpfen Können unb follen, entfd^lagen Könnt, unb (Eud^
ben 3^fum gefallen laffen, ber fd^on feit geraumer Seit mit allen
(E^ren balb als IDeifer oon Uasaret^, balb als fimpler Canbrabbiner
umgebt, unb 3war bie neue Si}nagoge, bie fi(^ fo wunberbarerroeife
3ur / c^riftlic^en Kird^e erweitert ^at, faft o^ne es 3U wollen, ge«tD.616
38 $<^kterma<^er,
ftiftct unö öas 3entrum i^rcr £c^re, öcn (Blauben an i^n |elbft,
I)tnter bem bo^ nichts ift als bie 5^ntasmagorien, bie fi^ mittelft
geiftiger {)0^1{ptegel bewirken laffen, leibet getDilfemtagen gebulbet,
aber bo(^ für (eine 3eit gar fd^öne Sachen gefagt f^ai, bie man
immer no(^ als IHotto gebrauchen Kann, um unfere ^eiljamen unb
oorne^men (5ebanften baran 3U knüpfen. XDollt 3^r (Euem (Blauben
an i^n barauf befc^ranken, bag 3^r (Eud^ mit einfpannt, um i^n
nod^ langer bei (E^ren 5U galten unb, ba es um eine neue Sentral«
figur unb ein neues Spru(^bu(^ immer eine mifelic^e Saci^e ift, bos
(Befd^aft ber Oolftsbilbung unb (Et^ifierung no(^ langer an biefem
5aben f ort3uleiten : fo werbet 3^r immer, wenn jene (Tage herein«
bred^en, me^r (Entfd^ulbigung ^aben als ie^t. Unb {olc^es (Einlenken
fängt ((^on an aud^ auf ge((^id^tli(^em XDege leidet genug gemalt
St. 492 3u werben, ©ber werben nic^t bie (Ebioniten / fd^on laut genug ge*
rü^mt als bie ed^ten (E^rijten, bie jid^ von ber fentimentalen ntpftife
bes 3o^annes unb ber bialektifd^en bes Paulus glfi(itli(^enx)ei{e ent«
femt gehalten ^aben? 3nbeffen gibt es no(^ einen anbem Aus*
weg, ber freiließ, was bas (Befc^ic^tlid^e betrifft, eben ni(^t roeit Don
fenem abgebt, aber er ift oiel ^ö^er angelegt, unb fo ftattli^, bag
man oon ba aus auf jenen ebenfofe^r, als auf bie bisherige Ijeer»
ftrage mit einem ^ö^em Bewugtfein ^erabfc^auen kann. Das ift
eben ber, lieber 5teunb, auf bem id^ aud^ gefe^en werben fein foll,
es ift aber nur mein (Befpenft gewefen, mein Doppelgänger; xif
meine bie fpeftulatioe (Ideologie. Die grogartigen S&^e, auf bie es
uns ^ier oorjüglid^ anfiommt, bafe göttlid^e unb menfd^lid^e Hatur
an \\ii gar nic^t getrennt finb, bag bie göttlid^e Hatur bie XDa^r«
^eit ber menfc^lid^en Itatur ift, unb bie menfdjlid^e Hatur bie IDirli*
li(^fieit ber göttlichen Itatur, oertjalten fid^ 3U ben 5unbamenten jener
Be^anblungsweife o^ngefa^r wie ber p^ilofop^ifd^e ([ieffinn 3U ber
Sprieß worterfilugtjeit bes gemeinften £ebens; unb wenn ic^ lefe, bafe
in ber Perfon 2^\vi (Etjrifti biefe (Eintjeit (Bottes mit bem Iltenfd^en
H). 616 of /fenbar unb wirWid^ ift als ein (Befd^e^enfein: fo benfie i<^, bas
kann ein fc^oner unb wahrer flusbruA fein für unfern (Blauben.
IDenn id^ bann aber lefe, baß biefe IDa^r^eit i^re (Bewife^eit ^at
in bem Begriff ber 3bee (Bottes unb bes IUenfd^en ober im IDiffen:
fo laffe i<^ ber (Tieffinniglieit ber Spekulation oolle (Bered^tigfeeit
wtberfa^ren, aber id^ bleibe immer wieber babei, bajj i<^ fie nic^t
anerkennen ftann als btn (Brunb ber (Bewig^eit meines (Blaubens
an jene IDa^r^eit. So bafe, wenn bie beiben erften in ber ttat
meine p^ilofop^ie barftellten, was i<^ aber gar nid^t etwa gefagt
^aben will, fo wäre ber britte Safe ^öd^ftens eine S^tmel, welche
ausfagt, wie fi<^ biefe P^ilofop^ie mit jenem (Blauben verträgt Ilie«
mals aber werbe id^ mi(^ ba3U beftennen ftönnen, ba^ mein (Blaube
St 493 an (E^riftum oon bem IDiffen ober ber P^ilofop^ie / ^er fei, fei es
3tDeites Sen6f<^retben. 39
nun öicfe oöcr irgcnö eine anbete. Unö roenn i(^ mir nun bie
immer me^r ^eranna^enbe Uri(is beulte unb f teile mir oor, wenn
ic^ nid^t u)onte alle XDiffenfc^aft aus meinem £ebensgebiet aus«
f fliegen, mügte i(^ bann notoenbig 5n)if(^en einem oon beiben
tDä^Ien, entoeber bie (Entfte^ung bes (E^riftentums mit in bie un*
enbli^e Sammlung ber gemeinen (Erfahrung ^ineinjumerfen, U)el(!^e
|i^ lelbft ber tDilfenfci^aft als ro^en Stoff Eingibt, auf bafe fie baran
ergeben laffe, roas rec^t ift, fo fie es anbers ber IHü^e wert ^alt,
biefen (5egen(tanb aus ber gansen Itlaffe befonbers ^erausju^eben,
ober meinen (Blauben oon ber Spekulation 3U £e^en 3U nehmen,
Q)elc^e i^n bann anif oerfec^ten mag gegen bie naturQ)i{{en{(^aft,
ber jie \a ebenfalls bie Regel gibt unb |ie i^rer allgemeinen Kon«
jtrulition untenoirft: |o roüfete xif roa^rlici^ ni(^t, 3U welchem oon
beiben 16) greifen roollte. $vix mi(^ allein roürbe i(^ gleid^ bas lefete
roa^len, roieujo^l id^ freiließ aud^ ffird^te, bie befte 5teubigfieit roürbe
mir bod^ oerloren ge^en, mtnn id^ mir nun nähere Re(^en|(^aft bar»
über geben |ollte, roie benn nun jene IDa^r^eit oon ber abjoluten
Kinb|(^aft (Bottes in ber Per|on 3^1^ i^^^ (Berüift^eit im IDi|fen ^abe,
unb es a^net mir, bafe babei für bie gefd^id^tlid^e Perfon/bes (Er«tD.617
lofers bo(^ mifi oiel me^r übrigbliebe, als bei jener ebioniti|(^en
Anficht auif j^erausliommt. Aber wenn i^ mid^ in ber (Bemeinbe
betrachte unb oorsüglic^ als teurer: {0 toerbe id^ auf bie entfc^ie«
benfte IDei|e oon biefer Seite fort unb auf bie entgegengejefete ^in»
übergejogen. Der Begriff ber 3bee (Bottes unb bes IUenfd^en, bas
l|t freilid^ ein !iö|tli(^es Kleinob, aber nur wenige können es be«
fi^en, unb ein folc^er Prioilegierter roill i(^ nic^t fein in ber (Be«
meine, bag id^ unter ([aufenben ben (Brunb bes Glaubens allein
^abe. Ijier iiann mir nur roo^l {ein in ber oolligen (Bleic^^eit, in
bem BeiDufetlein, bafe loir alle auf biejelbe IDei|e oon bem einen
nehmen, unb basfelbe an i^m ^aben. Unb als IDort/fü^rer unb St. 494
£e^rer in ber (Bemeine Konnte id^ bo(^ unmöglich mir bie Aufgabe
ftellen, alt unb jung o^ne Unterfd^ieb btn Begrifif ber 3bee (Bottes
unb bes nienfd^en beijubringen; unb |o loäre in Anlegung au(^ ber
gemein|amen Angelegenheit |elb|t eine Kluft befe|tigt 3rDi|(^en mir
unb ben übrigen, bie ni(^t 3U über|teigen roäre. 3(^ müfete i^ren
(Blauben als einen grunblofen in Anfprud^ nehmen, unb Könnte i^n
aud^ nur als einen jold^en jtärfien unb befeftigen wollen. Kurj, bie
Ipeliulatioe (Theologie bebro^t uns mit einem ben ftufeerungen (Etjrifti,
toel(^er toill, fie follen alle oon (Bott gelehrt |ein, gar nid^t gemäßen
(Begen|a^ efoterifd^er unb efoterifd^er £e^re; bie IDif|enben ^aben
allein ben (Brunb b^s (Blaubens, bie ni(^ttDi({enben ^aben nur b^n
(Blauben unb erhalten i^n ba^er roo^l nur auf bem IDege ber Über*
lieferung. £ägt hingegen jene ebionitifc^e Anficht nur wenig oon
(E^rifto übrig: {0 ift bod^ biefes roenige allen gleid^ jugangli^ unb
40 S^Idcmta^cr,
erreichbar, unb mix bleiben babei betoa^rt oor jeber immer boc^ ins
Römifc^e ^infiberfpielenben Qierarc^ie ber Spekulation. Dos eine ift
ebenfotoenig als bos anbere unfer IDeg. IDenn bie Reformation,
aus beren erften Anfängen unfere Kirche ^erüorgegangen ift, nic^t
bas 3iel ^at, einen etoigen Dertrag 5U {tiften 3Q)ifc^en bem leben«
bigen c^riftli^en (Blauben unb ber nac^ allen Seiten freigelaffenen,
ID. 618 unabhängig für fic^ arbeitenben wiffen/fc^aftlic^en 5or|<^ung, fo boi
teuer nic^t biefe ^inbert, unb biefe nic^t izntn ausf erliegt: (o (eiftet
fie btn Bebürfnifjen unferer 3eit nic^t (Benüge, unb mix bebürfen
noc^ einer anbem, mit unb aus toas für Kämpfen fie fic^ auc^ ge«
ftalten möge. lIXeine fefte Über3eugung aber ift, ber (Brunb 3U biefem
Verträge fei fc^on bamals gelegt, unb es tue nur not, ba^ mix 5um
beftimmteren Beoiugtfein ber Hufgabe kommen, um fie auc^ 5U löfen.
Am erften fe^It es nic^t: gemannt ift ieber genug, unb 3Q)iefac^ auf«
geforbert, 3ur £öfung ettoas bei3utragen, ift {eber, ber an beiben
St. 495 3ugleic^, am Bau ber Kirche unb am /Bau ber IDiffenfc^aft, irgenb«
einen tätigen Anteil nimmt.
♦Dies, mein lieber 5^^*^"^» i|t gcin3 t)or3üglic^ ber Stanbpunfet
meiner (Glaubenslehre. IDie ic^ feft baoon über3eugt bin, fo glaubte
ic^ es auc^ barftellen 3U muffen nac^ beftem Dermögen, bag {ebes
Dogma, toelc^es oiirftlic^ ein (Element unferes c^riftlic^en Betougtfeins
repräfentiert, auc^ fo gefagt toerben Kann, bag es uns unDenoickelt
läfet mit ber IDiffenfc^aft. Dies roar nun auc^ befonbers meine Auf«
gäbe bei Bearbeitung ber £e^ren oon ber Schöpfung unb (Erhaltung,
auf roelc^e le^tere fic^ ^ernad^ gerabe in biefer Qinfic^t meine Dar«
ftellung ber IDunber be3ie^t unb fo auc^ bes IDunbers aller IDun«
ber, nämlic^ ber (Erfc^einung bes (Erlöfers. Selbft biefe ^offe ic^
unb 3tDar o^ne Hac^teil bes (Blaubens, fo geftellt 3U ^aben, ba^ bie
IDiffenfc^aft uns nic^t btn Krieg 3U erklären braucht. DTug fie bie
mSglid^fteit 3ugeben, bag noc^ {e^t nXaterie fic^ balle unb im un«
enblic^en Räume 3U rotieren beginne: fo mag fie auc^ 3ugeben, es
gebe eine (Erfc^einung im (Bebtet bes geiftigen £ebens, bie mix ebenfo
nur als eine neue Schöpfung, als reinen Anfang einer ^ö^eren gei«
ftigen £ebensentiDi(6eIung erklären können, ^aben wir nic^t nötig,
innerhalb bes (Eatfäc^Iic^en beftimmte (Bren3en 3U 3ie^en 3rDifc^en
natürlichem unb abfolut Übernatürlichem, unb ic^ kann nic^t ein«
fe^en, bag uns ettoas ba3U nötigte: nun fo können mix ber IDiffen«
fc^aft auc^ freilaffen, alle uns intereffierenben (Eatfac^en in i^ren (Siegel
ID.6I93U nehmen, unb/3U fe^en, roas für Analogien fie ba3u finbet. Sie
fe^en, lieber 5^^unb, bies lieft fic^ nic^t bequemer enttoickeln, als
* S^Icicrma^cr ^offt, feine (Blaubensle^re unb befonbers
bie C^riftologie fo geftaltet 3U ^aben, bai fie mit keiner
IDiffenfc^aft in Konflikt kommen kann.
Smeitcs Senöf (^reiben. 41
in öer (Drönung, öer ic^ t»tr6Hc^ gefolgt bin, unb öie ic^ aus bem>
fetten (Brunöe auc^ jefet beibehalte; unö Sie roeröen mir auc^ gern
Sugeben, bag es mir nic^t ^ätte gemütlich fein ftönnen, nac^bem
idi fc^on in ber Darfteüung bes eigentlich i^rijtlic^en begriffen ge*
toefen roare, ^emac^ noc^/biefe (begenftanbe auf eine folc^e IDeifeSt.496
3U be^anbeln. 3c^ will mein tDerft ni^t rühmen, au^ nic^t be-
haupten, bai {eber es gerabe fo machen müjfe, Sie toiffen, ba% 16)
barauf niemals erpi^t geu)ejen bin; aber bas glaube i^ fagen 5U
können, roer ^eutjutage unfere (blaubensle^re bearbeitet, unb es ni^t
in biefem Sinne tut, ber la^t entroeber alles beim alten, |o bafe er
eigentlich nichts tut, unb ber ^err i^n nic^t mac^enb finbet, mtnn
er kommt, ober er fü^rt uns auf einen oon itntn beiben bebenft«
li^en Abu)egen.
♦ Aber mir roerben es nic^t mit ber llaturrDilJenf c^aft unb tDelt*
ftunbe allein 3U tun ^aben; jonbern es bro^t uns üon ber (Bej^i^t*
forfc^ung unb oon ber Kritik, bie roir bo^ beibe auc^ in unjerem (be*
j^äft fettft ni^t entbehren können, bie gleite (befa^r. tDijjen Sie
l^on, was ber lefete ftusfpruc^ {ein wirb über bzn Pentateuc^ unb
btn Altteftamentifc^en Kanon ilber^aupt? Qoffen Sie, bag bie bis«
^erige Be^anblung ber meffianij^en IDeisfagungen unb nun gar ber
Dorbilber no^ lange Seit (blauben finben wirb unter btntxif in
toelc^en fic^ eine gefunbe unb lebenbige Hnfc^auung gef^ic^tli^er
Dinge gebilbet ^at? tDenn i^ bie Seiten ber 3eit rec^t oerjte^e,
.lann ic^ es ni^t glauben. (Einige unferer (Ideologen, ber mürbige
Steubel an ber Spi^e, tun ya>ax reblic^ öas irrige ;^) aber ic^ ffir^te,
llag mit feinen Dijtinfitionen nic^t oiel aussuric^ten fein wirb in ber
Sac^e; auc^ unfer 5^^unb Sack, ber biefem (begenftanbe einen fo
froren Raum gegönnt ^at in feiner Apologetift,^) unb i^n mit fo
•ieler £iebe unb (Ereue bearbeitet, wirb boc^, fürchte i^, nic^t für
f ar lange Seit gearbeitet ^aben. Der / (blaube an eine bis 5U einem XD. 620
feujiffen Seitpunfite fortgefefete befonbere (Eingebung ober ©ffen«
baruitg (bottes in bem iübif^en Dolk ift f^on bei bem gegenu)är*
tigen Staube ber Unterfu^ungen über bie iübifc^e (befc^i^te fo toenig
{ebem 5U5umuten, unb es ift /mir fo menig u)a^rfc^einlic^, bag er St. 497
am S^Iufe biefer Unterfuc^ungen me^r Stufen werbe bekommen
^aben, baß es mir fe^r roefentlic^ f^ien, auf bas beftimmtefte aus«
5ufprec^en, toie ic^ es ebenfo beutlid^ einfe^e als lebenbig fü^Ie, ba%
ber (blaube an bie (Offenbarung (bottes in (E^rifto Don jenem (blauben
auf keine IDeife irgenb abhängig ift tDenn unfere (blaubensle^re
*über6ics mirb nthtn bie naturioiffenf^aftlic^e Kritik bie
^iftorif^e treten.
M Dgl. bie tLüb. 3tf^r. f. tC^eoI. 1, 150, 153 angegebene £iteratur.
*) Sa<ft, (Oiriftl. Apologetik 205—359 3. tL.
42 S^Ieiemta^er,
eine Sammlung oöer ein Si^ftem oon €ntfc^eibungen fein follte fiber
alle aa^rlfatte oöer angebliche (Dffenbarungstat|ac^en, bann müfete
fie freiließ auc^ ^ierilber ettoas entfc^eiben; öa fie aber boc^ nur
Rec^enfc^aft geben foH oon öem c^riftlic^en (Blauben an unb für fic^,
fo muffen toir uns auc^ öiefe £aft nic^t auflegen. Das Bebfirfnis
mug bo^ immer oon innen entfielen, unb toir brausen bc^u ftein
prop^etif^es tDe^e; unb ic^ glaube, ber foH no^ ftommen, ber fic^
5ur richtigen Beantoortung ber Sxaqt: Wo aber foll i^ ^inge^en?
urfprüngli^ burc^ bas Stubium ber Altteftamentifd^en IDeisfagungen
l)ätte leiten laffen. 3^, ^ »IH "oc^ me^r fagen als, fooiel i^ mic^
erinnere, irgenbroo in einer meiner (Blaubensle^re fte^t, ni^t ein«
mal einen 3uben ber bamaligen Seit, ber auf bem IDege getoefen
roäre 5U glauben, rofirbe ein beftimmter Derba^t, bai {ene IDeis«
fagungen auf 3efum ni^t paffen, oom (Blauben 5urfi(&ge^alten ^aben.
Diefe flber3eugung, ba% bas lebenbige (E^riftentum in feinem 5^^^'
gange gar Keines Stü^punfetes aus bem 3ubentum bebürfe, ift in mir
fo alt, als mein religiöfes Berougtfein überhaupt. $üx ein freubiges
tDerfe fiann ic^ biefes Beftreben, (E^riftum aus btn IDeisfagungen 3U
beroeifen, niemals erklären, unb es tut mir leib, ba^ fi^ immer noc^
fo oiel roilrbige nXanner bamit abquälen. (Eben bes^alb ftamt ic^
aber auc^ ni^t um^in 5U oermuten, bag immer etroas 5^Q^^ ^i^
ID. 621 babei 3um (5runbe liegt, unb bag es roenigftens / einem IRangel an
frifc^er Suoerfi^t 3U ber innern Kraft bes (E^riftentums susuf^reiben
ift, roenn man auf biefe äußeren Beroeife einen großen tDert legt
St. 498 (Dft jeboc^ ift biefe (E^eo/rie au^ nur ein Sroeig einer allgemeinen
fln^ängli^feeit an bas unoollftommene tDefen unb bie bürftigen (Ele»
mente bes alten Bunbes, ber roir uns billig entfc^Iagen follten, toir,
bie toir im Befi^ bes DoIIfeommneren finb. Unb ic^ glaube, fie roirb
uns au^ ni^t fe^r 3um Dorteil gerei^en in jener beoorfte^enben
Krifis. Sik mic^ toenigftens ^at es feeine oolle IDa^r^eit, mas unfer
5reunb in feiner Apologetik fagt, ba^ bas prop^etif^e tDort auc^
je^t noc^, unb für btn (E^riften, ber mitten im (Blauben fte^t, eine
unerf^öpflic^e (Quelle oon Belehrung unb (Erkenntnis fei.^) 3c^
fürchte, je mel)r mix uns, ftatt bie reiben (Bruben bes neuen Bunbes
re^t 3U bearbeiten, an bas Alte galten, um befto arger roirb bie
Spaltung roerben sroif^en ber 5^ömmigkeit unb ber IDiffenf^aft.
Darum glaubte ic^ au^, es fei meine Pflicht, gans gerabe heraus*
juge^en mit meiner flnfi^t, ni^t nur oon bem tDert ber IDeis*
fagungen für btn (Blauben, fonbern auc^ oon bem Der^ältnis ber
Altteftamentif^en (Offenbarung 3U ber in (E^rifto, unb, was fo ge«
nau bamit 3ufammen^dngt, oon ber (Einheit ber ftltteftamentif^en
unb lleuteftamentifc^en Kirche.
^) ebb. 447.
3ii)eitcs Senbl^rciben. 43
Unb, um auc^ biefes glei^ baju 5U net)men, t»as mixb uns bie
Kritift noc^ bringen in beaug auf unfern lleuteftamentif^en Kanon?
IDe^ren toollen Sie i^r geroig ebenforoenig als ic^. tDer roollte fic^
üuc^ ni^t freuen, bafe bie fonft 3er|treuten ftnbeutungen über bm
€^araftter unferes 3o^anneifc^en (Eoangeliums einmal in ber tfi^*
tigen (Bejtalt einer firitif^en ^t)pot^e|e ^eroorgetreten |inb. Diefes
nun ftonnte roo^I fteinen anbem Ausroeg nehmen/) Aber, toas meinen
Sie, toie lange es bauern roirb, bis allgemein anerkannt roirb, roas
fjerr D. S^uls*) über btn nXatt^aus freiließ nur gar 3U fiur3 oor*
getragen ^at,^) roas fic^ aber geroig^in größerer Ausführlichkeit
no^ oiel über3eugenber barlegen läfet? Unb follten roir ni^t au^/lD. 622
mit mehreren Briefen auf bie 3u)eifel, roelc^e früher barüber in ber
Kirche / obgetDaltet, 5urü<6ftommen? BJefentlic^es iionmn mix nichts St. 499
babei oerlieren; (E^riftus bleibt berfelbe, unb ber (Blaube an i^n
bleibt basfelbe; aber mit unferer £e^re Dom Kanon unb oon ber
3nfpiration, als einer befonberen tDirftung bes (Beiftes in besug auf
ben Kanon, toerben roir uns boc^ roo^I befinnen muffen, bag toir
ni^ts hineinbringen, roas mit allgemein anerkannten Refultaten einer
^iftorif^en ^otf^ung ftreitet. (Es roirb immer fe^r fd^roierig fein,
ben (Brunbfa^ auf5uftellen, alles, toas in ben ^eiligen Schriften tnU
galten ift, fei göttli^e £e^re, unb babei ni^t beftimmen 3U können,
toelc^es biefe ^eiligen S^riften finb, unb toelc^es bie (Brense stoif^en
i^nen unb anberen. - Dod^ bies könnte mi^ noc^ toeiter abführen
oon meiner eigentlichen Re^enf^aft; ic^ roollte nur bemerklic^ machen,
toie au^ bie Stellung foQ)o^I, als bie Be^anblung ber £e^re oon ber
Schrift - oon roelc^er es mid^ übrigens rounbert, ba^ ic^ ihretwegen
ni^t ftdrker bin angefochten unb ber Annäherung an btn Kat^o»
lisismus befc^ulbigt roorben, unb ba^ auc^ fie unfers Delbrücks Qers
ni^t um ein roeniges erweicht ^at gegen mic^ - gans auf bemfelben
(Brunbfa^ berut)t, bie (51aubensle^re ni^t 5U geftalten, als ob* es nur
barauf ankäme, in einer fortlaufenben Überlieferung alles Bisherige
möglid^ft 3U erl)alten unb roeiteraugeben, fonbern in lIXomenten, roie
biefer, mit oor^errf^enber Berü<kfi^tigung ber, roie mir fc^eint, un«
oermeiblic^en nä^ften Sukunft. S^eilic^ nic^t, um irgenb etroas jum
IDefen bes eüangelifc^en d^riftentumes (Be^öriges preissugeben, ober
au^ nur 5U oerftecken; aber um beißeiten uns alles beffen 5U ent«
lebigen, was offenbar nur Tlebenroerk ift unb auf Dorausfefeungen
beruht, bie ni^t me^r gelten können, bamit roir uns ni^t in einen
^) Bretjcbneibers probabilia de evongelii et epistolarum Joannis
apostoli indoie et origine erfc^ienen 1820, lourben meift abgelej^nt unb
Br. felbft ^ielt fc^Iiegli^ feine Smeifel für miberlegt.
*) ID. unb St. Sc^ul3e.
') Dau. S^uls, Die ^riftl. £e^re 00m i)l. Abenbma^l. £eip3. 1824,
S. 302 ff.
44 S^Ieiemtad^er,
unnfi^en Streit DzxwiAtln, in toelc^em ^emac^ oiele lei^t öie Qoff«
nung aufgeben motten, qu^ bas IDefen er^Iten 5U ftSnnen. Sie
fe^en, öiefer PunM ^Sngt ni^t me^r fo unmittelbar mit meiner
Si500 6rine sufammen, toie ber erfte; fonbem fo/oiel nur iDiQ id^ in biefer
TD. 623 Bejie^ung fagen, bag i^ / ni^t ettoa, au^ rotnn ic^ mit bem jiDeiten
Qauptteil ^atte anfangen toollen, bie £e^re von ber Schrift, als oon
bem eigentlichen (Brunbe b^ (Blaubens, ^Stte ooranfc^icben können.
♦Heimen Sie nun alles 3ufammen: fo ^offe i^, Sie toerben
meine (Brille ni^t fo gans oerroerflic^ finben, fonbem mi(^ loben,
ba6 i^ fie glil(itli(^ burc^gef^t Aber mit meiner Unf&^igfteit, ffir^te
ic^, roerbe i^ einen fc^toeren Stanb bei 3^nen ^aben. 3^ ^abe
nSmli^ ettoas fe^r gern erreichen toollen in meiner Glaubenslehre,
^be es aber nur fe^r unvollkommen vermocht unb ffirc^te, ic^
tDürbe es noc^ toeit toeniger oermo^t ^aben, toenn id^ bie anbere
Stellung geoia^It ^atte. nun für^te i^ ni^t etroa 3^re Strenge
barfiber, ba^ ic^ ni^t geftonnt ^be, toas i^ roollte; fonbem oiel«
me^r, ob Sie nic^t fe^r mißbilligen roerben, ba^ i^ es überhaupt
getDoIIt, unb mi(^ mit bem fc^Ie^ten tCroft entlaffen, bos mißlingen
fei nur eine geregte unb unoermeibli^e Strafe für bas f(^Ie(^te Dor»
^aben. tDenigftens bin i^ meiner Sac^e nic^t fi^er mit 3^nen,
btnn mix ^aben btn (Begenftanb lange nic^t befpro^en.
Darilber beforge ic^ keinen 3Q)iefpaIt unter uns, ba| es toeber
c^riftlic^ ift, noc^ ^eilfam, bie fogenannten Rationaliften, mmn au(^
freunbli^ unb mit guter Art, aus unferer Kirc^engemeinfc^aft ^er»
aus3unötigen; unb es ift fc^mer3li^, roenn ntänner Don milbem (Lt^a*
raftter unb mo^Ibegrünbetem Anfe^en bas roa^re 3ntereffe ber Kirche
fotoeit oerfeennen, baß fie fi^ in einen folc^en flngriffsfirieg hinein«
sieben laffen. (Eritt nun eine einfeitige imbzni fo ftarfe ^eroor, als
hierbei gefc^e^en ift: fo ift es meine, i^ roeiß ni^t, foll ic^ fagen
Art ober Unart, baß ic^ aus natürlicher S^tc^t, bas Schiff lein, in
St.50l bem roir alle fahren, / mö^te umfc^Iagen, fo ftark, als es bei meinem
geringen (Beroi^te mögli^ ift, auf bie entgegengefe^te Seite trete.
Unb ba genügt mir nun nic^t nur, irgenbroie 3U erfilaren, wie be»
reittDtllig i^ meinerfeits bin, bie toürbigen ntänner, bie man fo
ntnnt, in unferer Kirc^engemeinf^aft 3U behalten: fonbem ic^ möchte
XD.624auc^ gern 3eigen, baß fie mit i^rem guten Re^te/ barin fein unb
bleiben können. lIXein Derfuc^, bas Qaretif^e 3U fionftruieren unb
3U befc^ränfien, fotoie bie beftimmte Unterf Reibung bes Qeterobo^en
oom ^äretif^en ~ ein (Begenftanb, ber faft gan3 oernac^Iäffigt 3U
* Don jener Umftellung 6er tCeile f^at S^Ieicrmac^er 3U)ei-
tens 6tes abgehalten, bai es i^m bann nur noc^ mangelhafter
als o^ne^in gelungen fein würbe, 5as (Bebiet bes C^riftlid^en
fo ab3ugren3en, baß bie Sugei^örigfteit ber Hationaliften fi^er*
geftellt wixb.
3tDette$ Senöfc^reibcn. 45
toerben pflegt, faft als ob er öurc^ bie oollig oeraltete Unterfuc^ung
über öie ^u^^^^^^^^I^ttiftel fc^on abgemacht roäre - unb auger«
bem no^ man^es anbere anberroarts (Befagte, alles biefes ^at bie«
{elbe Abstoecbung. Aber i^ tDolIte nic^t nur im angemeineTt re^t
oiel Raum machen innerhalb bes Kird^Ii^en im (Begenja^ gegen
beibe Parteien, bie iebe oon i^rem Brennpunftt aus i^n immer me^r
5u verengern jucken, fo bag tx)ir6Iic^ (Befa^r entjte^t, bag er ji^ boc^
teile; fonbern meine Abfielt toar au^, im einseinen, fooiel mSgli^,
an allen Hauptpunkten na^suroeifen, nic^t nur, toieoiel Raum noc^
fei stoif^en bm ftir^Ii^en lE^efen unb btn i^en gegenilberfte^enben
^äretifd^en, fonbern auc^, roieoiel freunblic^e Sufammenftimmung bas
innerhalb biefes Raumes btn (Drt^obo|cen unb Qeterobojen (Bemeinfame
no^ Sulaffe. 3e me^r roir uns in biefer Stellung galten, um befto
letzter toirb fi^ bann ber tDa^r^eit naii ermitteln laffen, roieoiel
eigentlich Streit fei um bie (5efinnung, bie te^t Don beiben Seiten
oft 3iemli^ ooreilig, roie mir fc^eint, angefod^ten 5U toerben pflegt.
Dies ift mir aber ni^t na^ tDunf^ gelungen, unb i^ fe^e fc^on
beutlic^ genug, ber ßtliltx liegt fc^on in ber (Einleitung. 3c^ ^abe
f^on bort, roo es nur barauf anftam, bas (E^araftteriftif^e bts
(E^riftentums in bem 3entralbe5ie^ungspunftte besfelben aufsu^eigen,
btn Begriff ber (Erlöfung oiel enger ^ufammengejogen, als nötig ge«
toefen toäre, fo bag faft nur bie / ftrengere Anficht baDon übrig« st. 502
bleibt.^) Der Qeibelberger Katechismus, ber fo unmittelbar oon
bem ^riftli^en Örunbgefü^l ausgebt, ^at mi^ 3U feft geilten in
ben Banben feiner funfse^nten $xaqt unb toas folgt.^) Do^ i^
follte mi^ faft freuen, bies 5U fagen; btnn ba i^ oor^üglic^ jener
Darftellung toegen befd^ulbigt roorben bin, ba^ es mir nur um einen
ibealen (E^riftus 3U tun fei: fo ftönnte es am (Enbe gefc^e^en, bag
au^ ber /gute Kate^ismus roegen feiner fionftrufitioen Sxaqt: „IDaslD.625
für einen mittler unb (Erlöfer muffen wir bann fuc^en?" no^ na^«
tragli(^ mit mir suglei^ für einen (Bnoftifeer erfilart toürbe. Run
bin i^ aber überseugt, roenn i^ au^ in ber (Einleitung bie Klippe
glü(&lic^ oermieben ^ütte, unb bafür toirb btnn bie 5tDeite Ausgabe
5u forgen ^aben, fo toürbe ic^ boc^ in benfelben 5^^^^ oerf allen
fein, toenn bie Darftellung felbft gleich mit biefem RXittelpunfete be«
gönnen ^atte; unb fo ^offe ic^ btnn nur, inbem ic^ au^ für bie
^) Dgl. öie beiben legten Abfä^e Don § 11, 4 ber yootxitn Aufl.; fofem
berartiges in öem cntfprec^enben § 18 ber 1. Aufl. fe^lt, tritt in 6er 1. Aufl.
allerbings bie „ftrengere Anfi^t" ^eroor.
') 3m fjeiöelb. Katechismus folgen auf bie 15. Srage: loas muffen mir
öenn für einen mittler unb (Erlöfer fu^en? (Antmort: einen folc^en, ber
ein magrer unb gerechter Illenf^ unb boq ft&rfter benn alle Kreaturen ift)
bie 5ragen: marum muß er ein magrer Hitenf^ fein? IDarum muß er 3U«
glei^ magrer <5ott fein?
46 S^Ieiemta^er,
5Q)ette Ausgabe öie bisherige (Drbnung beibe^Ite, mic^ meinem Siel
in bie|er ^injic^t etioas me^r 3U nähern.
♦ Doc^ oiellei^t lä^eln Sie über meine ganse Qer5enserleic^«
tetung, mit guttoillig ic^ öamit meinen Kritiftem unö fogenamtten
(begnem ins (barn laufe. Allein, mtmi au^ einige oon i^nen nun
jagen, es muffe voolfi, um öen einsigen Dor5ug, ben fie meinem Bu^e
noc^ 3ugef tauben, namlic^ eine Art oon ft)ftematif^em Sufommen«
^ange, auc^ nic^t fonberlic^ flehen, wtnn es mir an unb ffir fic^
fo gleichgültig roare, au^ bas Qinterfte sum Dorberften 3U machen:
fo mag es brum fein! (bebic^te liebe ic^ freili^ nic^t, bie man be«
liebig bei jeber 3eile anfangen kann unb bann ooruoärts ober rü(6*
roarts ge^en, mögen fie nun grie^ifc^ fein ober beutfc^;^) unb bei
p^ilofop^ifc^en St)ftemen roürbe ic^ fol^e DerSnberungen in btn (Blie«
btm unb Rotten ber Sä^e auc^ nic^t für tunlic^ galten, foroeit ic^
als Dilettant barüber urteilen kann. Aber ein« Dogmatil toirb nie«
St. 503 mals ein (bebtest, wtnn fie auc^ in i^rem Urheber / noc^ fo roenig
tDa^r^eit liai, unb ein p^ilofop^ifc^es St)ftem foll fie au^ ni^t fein,
unb toenn au^ i^r Derfaffer übrigens noc^ fo p^ofop^if^ ift. Darum
liann es ni^t nur mit i^r eine anbere Betoanbtnis ^aben; fonbem
i^ Könnte fo fee* roerben, 3U behaupten, bafe es ein Dor5ug einer
Dogmatil fei, wtrm fie eine fol^e Umftellung oerträgt. Denn es ift
ein Seiten, bag fie fi^ in i^ren S^ranften ^alt, unb nichts fein
toill, als eine bequeme unb geflickte, unb fomit auc^ btn Beroeis
ID. 626 ber DoIIftänbigfteit in fi^ tragenbe / Anorbnung beffen, toas an unb
für fi^ bo^ gleichseitig gegeben ift unb roe^felfeitig burc^einanber
bebingt. Qat man bann nur btn regten Punkt getroffen: fo mug
es gleichgültig fein, ob man fic^ suerft nad^ biefer ober suerft nad^
jener Seite ^in beroegt. Unb toa^rlid^, ic^ Q)in lieber tenen ganzen
Ru^m oerlieren, als fo bamit mi^oerftanben roerben, als ob ic^ bos
Kunftftü<6 ^ätte machen roollen, bas (E^riftentum irgenbroo^er 5U
bebusieren! Das erftemal roäre es bo^ geroife, ba^ fo etroas je»
manbem gelänge gans gegen btn eigenen tDillen! (bibt es auc^
tDO^I eine P^rafe, bie weniger bas tDef entü^e meiner Bemühung
ausbrü(&te, als bie, i^ bebusiere bas (E^riftentum aus bem Ab^üngig«
* An fic^ tDäre bie Umftellung bei Sc^Ieicrmac^ers Auf*
faffung ber (blaubensle^re mdgli^ gemefen.
^) (bebaut ift too^I (ogl. Delbrü<6, Der ueretoigte Sc^Ieiermac^er, S. 96)
an bie in piatos p^äbrus 264D ertoälinte (brabfc^rift bes IHibas, oon Sc^I.
fo überfe^t:
gier an bes Hlibas 6rab erbli<6ft bu mi^ eherne 3ungfrau,-
Bis ni^t XDaffer me^r fließt, no^ erblü^n ^o^ftämmige Bäume,
niuß i^ oenoeilen allster an bem oiel beträneten Denlimol,
Dag auc^ ber tDanberer n)iffe, mo ITtibas liege begraben.
Stoeites Senöj^reiben. 47
ficitsgcfü^I?^) IDörter finb freiließ tDillliürlic^cn (Bcbrauc^s; aber
t»cnig|tcns müfetc man bann Jagen, ic^ bebusiere alle Religionen bar»
aus. tDill man bzn Spra^gebrauc^ auf biefelbe tDeife fortlegen: {0
müjjte man lagen, ic^ bebu3iere bas (E^riltentum aus bem (Befühl
ber (Erlöjungsbebürftigfeeit, roelc^es allerbings eine bejonbere Sotm
bes flb^angigfeeitsgefü^Is i|t. Tlennt man aber bas u)ol)I jonjt in
anberen 5^11^^ bebusieren, w^nn ic^ fage, oermöge ber £ebenbigfteit
biefes (Befü^Is entjtanb bas (E^riftentum, als (E^riftus erfc^ienen war,
unb in Jeiner ^errlic^fieit unb Kraft erliannt würbe? (Eben|o burc^»
aus unpaff enb ift ber (Esfc^irnerif^e flusbru<6: bas aft^etif^e Prin»
3ip, unter meinem ic^, gemife mir ^ö^ft unerwartet, mit ^errn oon
(E^ateaubrianb, aber bann au^ u)ie/ber, geroig Qerrn Stelling fe^r St. 504
unerwartet, mit ber S^ellingfc^en P^ilofop^ie sufammengeroorfen
roerbe.^ lIXeine ft)ftematif^e Kunft, mtnn id^ mic^ einer rühmen
ftann in ber Dogmatil, ^ängt aber mit prinsipien unb Debufttionen
in biefem Sinne gar nic^t sufammen, fonbem ift nur gans einfa^ bas
(5ef^i(&, folc^e (Eeilungsformeln aufsufinben, ba^ man babur^ eine
Über3eugung oon ber DoIIftänbigfeeit ber Darftellung gewinnt, unb
bag man, mtnn nic^t unmittelbar, boc^ mittelbar oon jebem bogma^
tifc^en Sa^ auf bas burc^ i^n repräfentierte unmittelbare Selbft=
bewugtfein 5urä<6geffl^rt wirb. tDer me^r ba^inter fuc^t, barf feinen
Regreg ni^t / an mi^ nehmen, wenn er es nic^t finbet, fonbem an U). 627
irgenb einen meiner allsu gütigen (Begner.
♦ IDunbern Sie fi^ ni^t, lieber S^^^nb, ba% ic^ noc^ eine folc^e
nac^rebe mac^e über biefen (5egenftanb, benn er ift sugleic^ eine
Dorrebe. 3^ ^abe nämlic^ emftlic^ beratfc^Iagt, ob es nic^t fc^on
te^t bei ber 3weiten Ausgabe meines Bu^es Seit fei 5U einer an^^
bem Umarbeitung besfelben in besug auf feine (Beftaltung. 3^ meine
nämlic^ bie in bem Buc^e felbft fc^on baburc^ angebeutete unb gleich»
fam oer^eißene, ba% bie beiben 5ormen bogmatifc^er Sä^e, bie, welche
€igenf^aften (Bottes, unb bie, welche Befc^affen^eiten ber tDelt aus«
fagen, nur Tlebenformen genannt werben. Denn, wenn es wa^r ift,
bag fie ni^ts ausfagen, was nic^t feinem wefentlic^en (Behalte nac^
f^on in Sä^en, welche bie (Bmnbform an fi^ tragen, enthalten
fei: fo können jene beiben anberen ja gemißt werben. Unb bas ift
auc^ in ber (£at meine flberseugung, womit benn au^ bie 5ufammen«
^ängt, ba^ unfere (Blaubensle^re einmal lemen wirb, fic^ o^ne fie
3U bereifen. tDenn einer nun in feiner £aufba^n fo weit oorgerü&t
* (Er ^Qt au^ ertDogen, ob er nic^t bie bogmatifc^en Sö^e
ber beiben Ilebenformen überhaupt toeglaffen follte, oeranIa|t
bur^ bie Kritilt Baurs unb Hd^rs.
M tLsf^imer, Briefe eines DeutfAen 29.
«) ebb. 26 ff.
48 Sc^Ieiemto^er,
ift als i^: toos ift natürlicher, als, toenn er beutli^ fie^t, tote fein
IDerft in öer legten Doüenöung fi^ geftalten mügte, öag er fu^t,
i^m öiefe balömöglic^ft {elbft 5U geben? Allein bei näherer fiber«
Si 505 legung f anb ic^, bag öies je^t oerfu^en nur eine in / ber (Eigenliebe
gegrilnbete, bem IDerfte felbft aber in feiner tDirftung fc^ablic^e fiber»
eilung fein toürbe; unb ba^ ic^ aus berfelben fiber3eugung, bie mic^
bas erftemal baoon abhielt, auc^ {e^t biefen (bebanften gar ni^t
erft roilrbe toieber aufgenommen ^aben, wtnn i^ nic^t burc^ bie
gegen mi^ geri^tete Polemift in Derfuc^ung gebraut roorben roöre.
nämli^ Qerr Profeffor Baur ^at bo^ in bem Der^&Itnis, roel^es
ic^ 5tDifc^en biefen brei 5otmen aufgeftellt, einen Qauptbetoeis ge»
funben für bas, roas er meinen (bnoftisismus nmntf^) bag es nam»
li^ filr mi^ nur einen ibealen (E^riftus gebe, auf btn gef^i^tlic^en
mir felbft aber roenig ober gar nid^ts ankomme.^ 3^ möd^te roo^I
ID. 628 toiffen, toie oiel ober roietDenig ic^ / 3^rer ITleinung naii f c^ulb ^abe an
biefem DXigoerftänbnis! (Es beruht namlic^, oftenfibel roenigftens,
lebigli^ barauf, bag ic^ bei (Einführung biefer 5ormen^) gefagt ^abe,
bafe, o^nerac^tet bie beiben legten Sonnen, ftreng genommen, eigent*
lic^ überflüffig roären, boc^ einem £e^rgeb&ube, toel^es fie übergeben
tDonte, bie rechte gefd^ic^tli^e Haltung unb alfo fein ftirc^Iic^er (E^a«
raftter fehlen oiürbe. ITun finb sroar biefe beiben Ausbrüche, auger
bem Sufammen^ang angehört, unbeftimmt unb bunftel; aber ift nic^t
ber le^te beutlid^ genug burd^ bas balb anfangs (befagte über ben
Unterfc^ieb 5rDifc^en einer Dogmatil, oielc^e öffentliche £e^re oorju«
tragen l^at, unb einem St)fteme oon, roenn auc^ bem (beifte nadi,
c^riftli^en Pri^atüberseugungen?*) ©ber, war es einem aufmerfi»
famen £efer suoiel zugemutet, gerabe ^ier, u)o ber Schematismus ber
Dogmatift aufgeftellt oierben foll, an jene näheren Beftimmungen
beffen, roas 5ur Dogmatil gehöre, surü^subenften? Unb roirb ber
St. 506 Ausbruch: gefc^i^tli^e Qal/tung, ni^t teils bur^ btn Sufammen«
^ng beutlic^, in btn er mit bem anbem gefegt ift, teils bur^ bie un«
mittelbar^) oor^erge^enbe Anführung, alle c^riftlid^en (Blaubensle^ren
enthielten Sä^e üon biefen brei 5otmen? Unb mtnn ^ier fte^t, ein
£e^rgeböube, fe^t nic^t ber Sufammen^ang auger allen Sroeifel,
?
(BlaubensL § 34, 3 (§ 30, 3 in ber 2. Husg.) ') .
§ 34, 2').
?
i
Bour, comparatur 8 ff. ^) ebb. 7.
Der Ausbrucit „Ce^rgebäube'' == Dogmatift ift ^ier ni<^t me^r ge«
braucht, ober § 20, 2.
*) ©loubensl. ^§ 1, 1 am S^Iufe, ou^ 29, 3; *§ 19,3, ogl. au^ 25, 1
Anfang.
*) XD. fügen ^in3u: „§ 30, 3 (in öer 2. Ausg.)", aber in ber 2. Ausg.
Cnb bie IDorte: „6q| {ebe ^riftl. Glaubenslehre immer Sä^e Don ollen
iefen brei 5ormen enthalten ^ot, beborf keines Ben)eifes'' meggefallen.
3tDcites Senöfc^reibcn. 49
bag ^ier fteinestoegs oon ber c^riftli^en (Glaubenslehre im allgemeinen
6ie Rebe i{t, fonbern oon einer mögli^en Anorbnung berfelben? Bin
i^ alfo irgenb j^ulb an ber Dertoec^slung 5Q)ijc^en ber gejc^i^tlic^en
Qaltung eines Bu^es unb bem gefc^ic^tli^en (E^araftter ber ^rift«
li^en (Glaubenslehre jelbft? Unb ift es mir 5U3ure^nen, ba^ bas
Programm^) gefc^ic^tli^e Qaltung bur^ fundamentum historicum
fiberfe^t, unb nun f erliegt, ^ toenn alfo bie (Glaubenslehre ooll«
ftanbig fein konnte o^ne Säfee oon jenen beiben 501^"^^«» fo roürbe
fie auc^ oollftänbig fein o^ne bas gef c^i(^tli^e 5unbament, unb bas / ID. 629
^eigt toieber o^ne btn gefc^ic^tlic^en (E^riftus? o^ne irgenb baxan
5U benften, ba^ i^ gerabe ^erausfage, es ftönne in Sä^en oon biefen
beiben 5oi^^w niiiis enthalten fein, roas ni^t f^on in ber Doli«
ftänbigfteit ber erften Soim enthalten roäre! IDo ^aben alfo anbere
(Glaubenslehren btn ^iftorif^en (E^riftus, bag meine i^n ni^t auc^
notroenbig ^aben mfigte?
Do^ Sie ^aben mic^ getoig längft losgefproc^en toegen biefes
faft unbegreifli^en lIXiloerftänbniffes; aber bod^ roerben Sie es mir
oer3ei^en, bafe, ba es fic^, wie es fd^eint, in ber gansen (Eübinger
Schule ^) feftgefe^t ^at, i^ ni^t roenig £uft beftam, i^m auf jenem
IDege entgegensutreten unb 5U seigen, ba% mtnn auc^ alle (Glaubens*
fä^e in ber erften Sotm blieben, ber ^iftorifc^e (E^riftus barin boc^
fo feft unb ooüftänbig fein roürbe als irgenbtoo. /3a, es ro&re un» St. 507
ftreitig Keine Weine Befriebigung für mi^, bie Dogmatifi gans ab«
gefc^Ioffen in ber (Eigentilmli^fteit, roie fie fi^ in mir gebilbet ^at,
barsuftellen. Auf ä^nlic^e tDeife, roie ^err Profeffor Baur, reist
mi^ 3U biefer Umarbeitung auc^ Qerr Dr. Rö^r, inbem er mir 5U
oerfte^en gibt, bie beiben untergeorbneten 501^^« matten fi^ in
meiner Bearbeitung oiel breiter als bem tDerte, btn ic^ i^nen bei«
lege, gemäfe fei;*) unb hinter biefem Dorrourf f^eint freiließ ber
Derba^t 3U lauem, als ob ic^ o^ne biefe 5onnen, o^nerac^tet ic^
fie für entbehrlich erftlare, boc^ manches £e^rftü(& entroeber gar nic^t,
ober bo^ nid^i auf bie gehörige IDeife ^ötte sur Darfteüung bringen
liönnen. Aber aud^ biefe Stimme, roie fe^r fie auc^ yx bea^ten ift,
oermo^te es nic^t über mi^, biefe Der&nberung 5U übereilen, fon*
bttn iii ftam bo^ roieber auf basfelbe surücb, mos i^ fc^on bort
^) Baurs Schrift comparatur etc. ift iEübinger aftoöemifc^es (Dfter«
Programm.
') Baur, comparatur 9.
^) 6emeint ift nii^t bie beftannte, bie fic^ an Baur anf^Iog, fonbern
6te ältere, beren ßaupt bamols Steubel mar. Dag Baur unb anöere, teil«
meife unter bem (Einfluß 6er Qegelfc^en p^ilofop^ie, fic^ Dom Supranatura«
lismus biefer S^ule entfernten unb fomit i^r eigentlich ni^t me^r 3uge«
rechnet meröen (tonnten, trat bamals no^ nidbt fo ^eroor.
*) Hö^r, Kritif^e Preöiger-Bibliot^eft IV (1823), S. 383.
<Qucncn^2: mulcrt. 4
50 S^Ceietma^er,
gejagt ^abc; es i|t bamit noc^ bei roeitem 3U frül), unö i^ konnte
es nur auf öle (Befaßt tun, öafe mein Buc^ in öiefer Sotm ein
bloges Prioatbuc^ toütöe, ein Kabinetts{tü<6 gleic^fam in öet t^eo»
logifc^en Oteratur, an bem fic^ manche erbauen unö man^e belehren
u)firben, 5as aber auf öen öffentlichen Oortrag 5er c^riftlic^en £e^ren
gar keinen (Einflug ausüben könnte, öa für biefe bie rechten Rn*
ID. 630 /knüpfungspunkte fehlen u)flrben, unb bamit toürbe benn ein groger
(Eeil oon bem, roas ic^ gern errei^en möchte, unerreichbar gemacht.
♦ näc^ltbem finben |ic^ aber au^ eine groge Illenge oon ben bogma*
tifc^en Ausbrücken, gegen bie i^ am lebhafteren protejtiere, in t^n
Sä^en ber jroeiten unb britten 5orm, unb id^ glaube, es ift eben
bes^alb unerlaglic^, bie Polemik fürs erfte immer noc^ in berfelben
5orm 3U führen. Denn nur eine bialektij^e, b. ^. oon bem Be«
fte^enben ausge^enbe unb es an Sugeftanbenem prüfenbe Polemik,
roel^e fic^ suglei^ burc^ bie JLai barilber ausroeift, ba^ fie ben
^riftlic^en (Blaubensge^alt ber Sä^e unerfc^üttert lägt, unb 3uglei^
St. 508 uns lic^erftellt, ba^ |ie uns unter kein anberes p^iIo|op^i/f^es St)ftem
gefangen nimmt, toel^e Sic^erftellung unb Ausu)ei{ung in ber ooll»
Itänbigen Durchführung ber erften 5orm notroenbig oon felb|t liegen
muß, nur eine jolc^e kann grünblic^ Reifen gegen allen unjerer Dis»
jiplin noc^ anWh^nbtn Jc^ola|tiJc^en n)u|t, oon bem mix uns nic^t
balb genug befreien können. Die bloße Simplifikationsmet^obe, bie
man {^on oor geraumer Seit eingef^Iagen ^at, konnte fi^ too^I
auf bie £änge nic^t bewähren. Denn oon Ic^arf gejc^nittenen unb
gefpaltenen Dorftellungen jic^ 3U unbe|timmten unb oenoaj^enen ^in»
toenben, bamit konnten beibe (Eeile, bie ^ier 5U {prec^en ^aben, ni^t
jufrleben fein. Der u)if|enjc^aftlic^e (Beijt iionntt keinen 5ortf^ritt
barin finben, Jonbern nur ein Seiten oon ratlojer (Ermübung an
bem (Begenftanbe, ber fromme Sinn, wie gern er |ic^ auc^ immer
eines abgejtorbenen Buc^|taben entlebigt, mußte boc^ balb inne roer»
btxif baß fo roeitjc^ic^tige 5ormeIn nic^t aus Jeinem Bebürfnis, fi<^
aus3ujprec^en, könnten ^eroorgegangen Jein. 3it aber biefer geftillt
burc^ flusbrücke bes (Blaubens, roie bie (Brunbform |ie barbietet,
u)elc^e namlic^ überall auf bas unmittelbare Selbftbetoußtfein bes
d^riften 3urü(kge^n, bann kann jener über bie einer Iäng|t oer=
gangenen 3eit ange^örigen 5<>^^^I^ ergeben Ia||en, roas rec^t ift.
Diefer Krieg nun wirb noc^ nic^t fobalb ausgefoc^ten fein, unb fo
TD. 631 muß ic^ bmn au^, um hierbei bas lIXei/nige aufs befte 3U tun, ber
früher geroä^Iten kompIi3ierten lUet^obe au^ biesmal no^ treu
bleiben unb, was ic^ gern no^ felbft getan ^ätte, einer fpäteren
Sukunft überlaffen. tDenn ic^ aber })aiit alle £e^rftü<ke nur nac^
* Aber gerobe feine polemilt gegen bas Überlieferte mußte
er am ^äufigften bei Sö^en ber tlebenformen füt^ren.
Smettes Senbl^rcibcn. 51
6et (Brunbform be^anbeln, unb öoc^ öie aTttif^oIajtif^e Polemift auf
Mefelbe IDeife ffit|ren wolUn: fo t|atte bie ausfü^rlid^fteit bo^ bie
gleite bleiben müjjen, toie ie^t; bie Unterabteilungen fuSitttn {ic^ in
bcmfelben lHafe peroielfaltigen mü|fen, als bie Koorbination roegge*
fallen wäre, fomit wären bie lIXaffen unbeholfener unb bas fluffa|fen
jc^tDieriger getoorben, unb bas roäre aud^/ftein (Beu)inn geu)ejen. St. 509
^ö^ftens aI|o werbe i^ im einseinen ^ier unb i>a nac^^elfen Mnnen
unb auf bie einfa^eren Ausbrfi(&e jtarfter unb bejtimmter ^intoeifen,
bei btmn mix werben {te^enbleiben bfirfen, m^mi bas S^olaftijc^e
ganj wirb abgetan |ein. llun gut, wenn es ni^t anbers fein foll!
3c^ freue mi^ wenigftens in ber fiberseugung, bag i^ bie (Bejtalt
einer freieren unb lebenbigeren Be^anblungsweife unferer (Blaubens«
le^re roenigltens Don ferne gefe^en ^abe. Unb (Bott fei Danft, ic^
fe^e au^ btn tDeg 5U biefem 3iele, wie i^ i^n eben angebeutet
^abe, unb ^offe bas Befte fowo^I oon bem wiffenfc^aftli^en (Beifte
ber aufftrebenben (Beneration, ber uns, wie fe^r fi^ üielleic^t auc^
bie p^ilofop^ifc^en Sinnen wieber ber Sc^olaftik nähern, boc^ auf
unferm (Bebtet baDon losmachen mug, als au^ oon bem 5rei^eits«
finne i^rer 5t5w^wii9fc«it, wel^e uns, wie fe^r auc^ oon einer anbem
Seite bie Ueigung, uns unter bas 3o^ eines menfc^Iic^en Bu^ftaben
3U beugen, wieber ^eroorbrec^en möge, boc^ gewig oor allen (Ein«
griffen ber Spekulation auf unfer (Bebtet fid^erfteüen wirb.
* Konnte ic^ mic^ alfo an fo groge Umarbeitungen meines Buches
ni^t wagen, liebfter S^^^i^^l ^^ ^I^i^t ^^^ übrig, in ber neuen
Ausgabe 3U leiften? 3weierlei ^be ic^ mir oor3ügli^ oorgenommen;
leiber aber weife ic^ nur oon bem einen mit einiger (Bewife^eit, ba^
es mir gelingen wirb, bas anbere hingegen will i^ 3war oerfu^en,
i^ voti^ aber ni^t, mit welchem / (Erfolg. £affen fie mi^ bei bem XD. 632
legten anfangen, bas ift bie moglic^fte flbfeürsung bes Buches, über
0[>elc^es id^ erf^recbe, fo oft ic^ es barauf anfe^e, wie unoermerftt
unb wiber IDillen es mir unter btn fi&nbtn 3U folc^er lHaffe ari'
gef ^wollen ift, faft als ob ic^ mic^ auf einmal umgewenbet ^ätte,
unb ftatt ber 3U großen Kür3e, bie man mir bisweilen oorgeworfen,
in IDeitf^weifigfteit geraten wäre. tDenn ic^ mein Buc^ mit anbem
ä^nlic^en oon weit geringerem Umfange oergleic^e, / welchen üppigen St. 510
Rei^tum oon befonbers neuerer £iteratur enthalten biefe, unb ojelc^e
Sülle oon BerüÄfi^tigungen ein3elner lUeinungen ausge3eic^neter
ntanner! tDie mufe i^ mi^ alfo ni^t eigentli^ f^ämen, ba% ic^
3U toeit Wenigerem - benn oon biefen 3utaten ^abe id^ überall
keinen (Bebrauc^ gemacht - bo^ weit me^r Raum oerbrauc^t ^abe?
Darum möchte i^ gern fo oiel als möglich 3ufammen3ie^en. Uur
* (Er mirb fi^ alfo bei ber neuen Ausgabe auf mdgli^fte
Kürsung befd^ränften.
4*
52 S^leiermac^er,
freili^ 3tDci (Brcnsen fin6 mir ge|te&t, 6ie i^ nic^t glaube ofyxt
tXac^teil fibetfc^teiten 5U ftSnnen. Dos Bu^ mu^ tDenigftens fo but^
fic^ Jelb|t Derjtänblic^ |cin, t»ie jefet. £ä^eln Sie mir nur nic^t ju,
bos fei ^er5lic^ toenig gejagt; i(^ meine au^ nur fo, bag ni^t, ba«
mit bas (5e{agte beutlic^ wtxbt, auf etu^os auger bem Buc^e mäffe
oertDiefen roerben, roeber 5^^^^^^^ ^^^ (Eigenes, natürlich ne^me
ic^ hierbei meine <En3t)ftIopabie aus, aber au^ nur, toas btn Dor^of
bes Buches betrifft; auf biefe toilrbe i^ mi^ ebenfo 3U berufen ^aben
in febem t^eologifc^en £et)rbu^e, bos ic^ no^ f^reiben könnte.
Sonft aber, unb mtnn man eine fo genaue Sufammenge^örigkeit ab*
rennet, mug bos bo^ feine (Brensen ^aben, ba% alle Sd^riften eines
Derfaffers als ein (Banses ausuferen finb unb bafe jebes tDerfe nur
ein einseines Auge ift in bem Sroeige ber £iteratur, bem es ange«
^5rt. Dies ift eine oortrefflic^e Regel für bie £efer, 5umal, roenn
fie es ballin bringen roollen, ben Sc^riftfteller beffer 5U oerfte^en, als
er fic^ felbft; aber ber Sc^riftfteller mug, roas er als ein (Banses
gibt, au^ möglic^ft in fic^ felbft befc^Ioffen barf teilen, llä^ftbem
XD. 633 aber mügte es boc^ au^ babei bleiben, roenn nid^t au^ ber / ganse
Dortrag follte umgegoffen roerben, bafe fic^ bie Ausführungen Don
btn Paragraphen felbft auc^ in ber Sprache beftimmt unterfc^ieben.
Diefe S^reibart l^atf auc^ abgefe^en üon i^rem 3ufammen^ang mit
unferen akabemif^en Dorlefungen, i^re großen Dorteile, wenn man
fic^ ftreng an fie ^ält. Dann aber auc^ bie Paragraphen fo ap^o«
St. 511 riftif^ als möglich, unb jeber mac^e ir/genb etroas rein ab. nichts
kommt mir rounberli^er oor, als wtnn in einem folc^en Buc^e ber
Paragraph felbft fc^on siemlic^ in bie Breite ge^t, bann folgt eine
Ausführung, bie fic^ nur noc^ burc^ btn Druck oom Paragraphen
unterfc^eiben kann, unb ber folgenbe Paragraph ift bann überf ^rieben:
5ortfe^ung. Sollen mir nun, im (Begenfa^ mit biefer lHanier, bie
Ausführungen nic^t ebenfo ap^oriftifc^ geraten als bie Paragrap^n,
fo roeiß ic^ nic^t, roie bebeutenb meine (Erfpamiffe fein roerben. (Be»
lingt mir nun bies ni^t fonberlic^: fo finb Sie es oorsüglic^, btn
x6) beiseiten bitten muß, btn guten IDillen für bie (£at 5U nehmen,
ba gerabe Sie es fo oortreffli^ oerftanben ^aben, in bemfelben
Bu^e aus einer gemäc^li^eren in eine gebrängtere Schreibart über«
Suge^en.^)
♦(Befefet aber auc^, bies gelange mir nac^ tDunfc^; fo follte bann
au^ ber Raum rein erfpart fein, benn ic^ roürbe boc^ in [tntn beiben
Punkten oon meinem bisherigen Derfa^ren nic^t abgeben. IDas 3U*
* Die Citeroturongaben unb 3itate toirö er nic^t oer*
mehren.
^) £ü<fte in feinem Kommentar über 6ie Schriften 6es (EDongeliften
3o^annes.
3tDeites Senöf^reiben. 53
erjt bie eigentlich {ogenannte £tteratur betrifft: jo möchte i^ t»o^I
meine fln|i^t 3U näherer Prüfung empfehlen, öafe |ie nämlic^ in
Büchern, öie mit unfern llnioer|itats|tuöien genauer 3u|ammen^ngen,
auf öie tDeife, Q)ie man fie geroö^nlic^ beigebracht finbet, gar nic^t
hineingebore, liiert nur, baß roir im allgemeinen nac^gerabe Be*
bac^t barauf nehmen muffen, bag boc^ auc^ pia^ bleibe für bas
bebru(&te Papier, fonbem t)or3ügIic^ auc^ fc^eint mir roic^tig, baß
bie ^anbbibliot^efeen unferer Stubierenben mögli^ft tragbar muffen
einjuric^ten fein. tDenn roir nun unfere t^eologifd^en £e^rbüc^er ju*
fammenne^men: mit unsa^Ilg oft finben mir biefelben Bücher gegen*
feitig sitiert! tDerben bie Stellen ausgef einrieben, welcher Raum!
IDer/ ben fie bloß angeführt: mit oiele üon benen, bie berglei^en XD. 634
Bücher gebrauchen, mögen mof^l auf folc^e Anführungen ^in bie
Stellen nac^f erlagen? sumal in neueren Büchern, oon benen i(^ 3U*
näc^ft rebe! / Darum, benfee i^, ift es fo 3U Ijalten. Kann ber £e^rer St. 512
einer ein3elnen Dis3iplin fic^ nic^t barauf oerlaffen, bafe entroeber
bie t^eologifc^e Büc^erfeenntnis in befonberen oorbereitenben Dor»
lefungen 3rDe(6mä6ig be^anbelt roirb, ober menigftens, ba% feine 3u*
^örer, fei es nun burc^ literarif^e ^anbbüc^er unb feritif^e Blatter,
ober aus münbli^er Überlieferung, oon btn bebeutenben neueren
IDerften Kunbe ^aben: nun u)ol(I, fo ftatte er fein £el(rbu^ aus mit
einem Der3ei^nis oon benen, bie er am liebften empfehlen mS^te,
entroeber im allgemeinen ober oor btn ein3elnen ^auptabf^nitten,
je na^bem i^m ber eine Sc^riftfteller ^ier, ber anbere bort Dor3üg»
lieber f^eint gearbeitet 3U ^aben; ber ^inmeifungen auf ein3elne
Stellen aber enthalte er fi^. 3c^ nun glaubte um fo mel(r oon jener
Derausfe^ung ausgeben 3U bürfen, als ja bis je^t faft jebes £e^r*
bu^ folc^er Hac^toeifungen in lIXenge entl(dlt, unb bie beliebteften
am meiften, übetbies aber bei bem großen Derfie^r ber Unioerfitäten
untereinanber bie münbli^e flberlieferung, fotoo^l roas £e^rer, als
was £e^rbüc^er betrifft, unter unfern Anfängern Don großer IDirli»
famkeit 3U fein fc^eint. Unb fo mögen es mir benn unfere gelehrten
Seitgenoffen unb lUitarbeiter in biefem Saä^ t)er3ei^en, baß i^ mein
Bu^ nid^t mit öfterer tDieberfie^r iljrer Hamen gef^müdit l(abe.
5ür 3itate aus älteren, befonbers patriftif(^en Schriften ^abe i^ mir
bas (Befe^ gemacht, bei 5<>i^^t"» ^i^ "*<%* \tctnq fijmbolifc^ finb,
benn für biefe genügt bie ftnfül(rung ber Befeenntnisf^riften, auf bie
meines tDiffens ältefte Quelle 3urü(63uge^en, too fie in ber (Beftalt
oorftommen, roelc^e ic^ empfehle. Unb ic^ ^abe mic^ fo genau ba^
ran gehalten, nur auf folc^e Schriften unb Abf^nitte 3urü(&3uge^en,
iDorin ber betreffenbe (Begenftanb ex professo be^anbelt wirb, unb
in biefen bie prägnanteften unb un3U)eibeutigften Stellen 3U roä^len,
baß i^ loa^rli^ am loenigften bm Dortourf eruoartet ^abe, btn mir
/ Delbrüdi ma(^t, aus bem 3ufammenl(ange geriffene Stellen beroiefen ID. 635
54 S^Ieiermad^er,
Si5l3ni^t/oieL0 Qatte er 6o(^ nur 5ur Probe eine ober bie anbere
nac^gef^Iagen unb fo aus biefer 3n{tnuation einen beftimmten Cor*
nmrf genutzt 3nbes i^ lebe ber guten Hoffnung, bag ein Dtonn
oom $aii ni^t für i^n in bie Schranken treten oifirbe, unb er felbft
fyit mir f^on S. 140 {einer S^rift bie freunbf^oftli^fte (Benug«
tuung für bieje Unbiü gegeben.^ - Huf eine ntannigfaltig&eit
oerf^iebener, 3umal neuerer DarfteÜungen einsuge^en, oiürbe freiließ
burc^ eine nac^ Itlaggobe ber beoiirkten (Erfpamiffe eintretenbe glei^«
mägige (Enoeiterung ber einseinen Artiliel möglich getoorben {ein.
Hllein i^ glaube, ein bas (Banse bes ^riftlic^en (Blaubens untfaf(enbe$
£e^rbu^ ^at genug su tun, n>enn es bie tDe{entIi^e Pflicht erfüllt,
bie (Brensen su beftimmen, innerhalb beren (i^ bie Oor{tenung be*
roegen kann, o^ne ben 3u{ammen^ang mit ben (Brunbfä^en ber Kir^e
aufsugeben. Unb toenn bie Ober{i^t ni^t su {e^r er(^tDert nierben
{oH, bürfen bie einzelnen Artiltel ni^t bis ju einer (old^en Ausfuhr*
li^lieit enoeitert toerben, bag fie fi^ ni^t me^r oon Itlonograp^ien
unterf^eiben. 3^ miü al\o auf die (Erroeiterungen bie{er Art au^
für bie sroeite Ausgabe Dersic^t leiften unb sufrieben (ein, xx>enn {i^
nur {enes überall in bas gehörige Ziö^i (teilt.
*Das 3u)eite, mos i^ mir sum 3iel ge{te(&t ^abe, ift eine
Reoi(ion unb oiellei^t bebeutenbe baraus ^eroorge^enbe Anberungen
in ber (Einleitung. 3c^ bann nämli^ ni^t um^in, mir einen Cor*
u)urf baraus su ma^en, bag, u)ie bie meiften meiner Kritiker {i<^
oorsügli^ mit ber (Einleitung be(^äftigt ^aben, eine menge ber be«
beutenb{ten nii^er(tänbni{fe baraus entftanben finb, ba^ (ie (ic^ bie
(Einleitung 5U fe^r mit ber Dogmatill {elb{t als eines gebaut ^abem
£affen Sie mic^ 3^nen nur einige wenige Beijpiele herausgeben«
Das bekannte (Eübinger (Djterprogramm {agt, i^ toolle bie ^rijtli^e
5römmiglieit aus bem allgemeinen menf^Ii^en frommen 6eu)ugt(ein
$t5l4erfildren.*) tDenn barun/ter ni^ts anberes oer{tanben werben {oH,
TD. 636 als baß i^ bem / ([^ri(tentum unter btn oer(^iebenen möglid^en
nXobtfiliationen jenes gemeinfamen Bewugtfeins (eine eigentümliche
Stelle ju be(timmen (uc^e, mit Qerr Baur (i^ (elb(t in ber Relation,
wel^e er in ber (Eübinger 3eit(d^rift oon jenem Programm geliefert
^at, ausbrüÄt:*) (o toaltete kein llli6i)er(tänbnis ob. Allein es
* Dagegen loill er fi^ bemühen, 6as Der^ältnis 5ii)i(c^en
(Einleitung unb eigentliqer (Glaubenslehre öeutlic^er suma^en,
M DelbrüÄ HI, 94.
^ 3nbem er bort öarlegt, öag bie Kir^enle^rer fomo^I bie tLenbens
^oben ntugten, bie allgemeine Sünb^aftigkeit 3u behaupten unb fomit btn
men(4It4en tDillen als (4n)a4 ^insujtellen, als au^ bie, un(ere Derant«
mortli^keit unb Srei^eit ansuerkennen. Alfo barf auc^ S^I. (ie 3u 3eugen
für (eine An(t4t aufrufen.
') Bour, comporatur 1 ff. *) Bour, 3ett(^r. 242.
Stoeites Sen6f(^te!ben. 55
enttDt(&eIt {t(^ 6o(^ bort immer me^r 6te Anf^t, als roolle tc^ bos
€^rijtcntum, rote man ju fagcn pflegt, a priori bemonftrieren, un5
i(^ fe^e ni(^t ein, roie 6qs mögli(^ geroefen roöre, toenn f)err Baut
ni(^t in 6en Sa^en 6er (Einleitung, mit 6er er es allein ju tun ^at,
me^r ge{u(^t ^ötte, als nur 6ie (Drtsbeftimmung. Dies tDir6 mfar
no(^ 6eutli(^er 6urd^ 6as 5oIgen6e. (Er ^Slt fi(^ namli(^ berechtigt,
aus 6er 6e^an6Iung 6es (Erlöfungsbegriffs in 6er (Einleitung 5U foI<
gern, 6a6 bei mir 6er Begriff (Erlöjer gar nic^t ein gejc^ic^tlic^ Qt»
gebener jei, jon6ern mit 6em Begriff 6er (Erlojung äufarnmenfalle,
un6 ba% alfo au(^ mein d^riftentum ni(^t auf jener (Eatfa(^e roefent«
H(^ beruhe, fon6em ganj im Begriff gegrün6et fei Denn, fagt er,
es vovtb yx>ax 6er Sa^ aufgeftellt, 6ag {i(^ alles 6arin auf 6as Be«
tDußtjein 6er (Erlofung in 6er Per Jon 3^fu oon ITajaret^ bejie^e;
allein in 6er Ausführung 6es Paragraphen fei ^ema(^ Don 6ie{er
Perfon gar ni(^t roeiter 6ie Re6e, {on6em 6er Begriff 6es (Erlofers
tx)er6e nur genauer beftimmt.^) tDäre nun tjerr Dr. Baur bei
6em geblieben, 6a6 es ^ier nur 6arauf anfeomme, 6em d^riftentum
feinen (Drt 5U beftimmen: fo vo&xbt er fi(^ 6ies, jumal er au(^ mit
meinen Re6en Aber 6ie Religion nic^t unbefeannt ift, ganj an6er$
erftiart ^aben. Alle Q)eitere Ausführung 6effen, mos 6ie Perfon an«
betrifft, gehört natürli^ eben6es^alb in 6ie Dogmatil, toeil fic^
alles im (E^riftentum auf 6iefe Perfon bejie^t; in 6er (Einleitung mar
nur 3U jeigen, roie 6er Begriff 6er (Erlofung muffe gefaßt fein, wenn
er folle, mochte nun 6ie Perfon, 6ur^ welche fie oollbrac^t / fein St 515
follte, 6iefe fein 06er eine an6ere, 6en 3entralpunfet einer befon6eren
<BIaubensQ)eife biI6en; roenn alfo f)err Baur 6enno^ au^ itn^ Don
6er (Einleitung for6ert: fo ^at er i^re ganje (Een6en5 ju roenig oon
6cr 6er / Dogmatil felbft gef(^ie6en. flm allerftörfeften aber un6 gatq TD. 637
unDerftennbar jeigt fi(^ 6ies 6a6ur(^, 6ag er fi(^ tDun6ert, Q)arum ic^
ni(^t au(^ 6ie Sä^e 6er (Einleitung in jenen 6rei 5ormen vorgetragen
^abc*). 3öf «t for6ert geroiff ermaßen, 6ies ^ottc gefc^e^en follcn,
tDeil 6ann erft re^t hervorgetreten fein rDür6e, mos i(^ eigentlich
mit meiner Dogmatil im S^iI6e fü^re. tDiefo 6o(^? Da xi^ von
jenen 6rei 5otmen nur in Bejie^ung auf 6ogmatif^c Sd^c re6c
un6 in 6er ganjen (Einleitung feein ein3iger eigentlich 6ogmatif(^cr
Sa^ ju fin6en ift! tDie ^ätte roo^I mein Sinn 6a6ur(^ erft rec^t
ins £i(^t treten feönnen, loenn i^ eine fol^e Dertoirrung angerichtet
^tte, 6ie nottDen6ig eine ITlenge an6erer bertoirrungen ^atte nac^
fid^ jie^en muffen. tDie 6enn au(^ alles, mos tjerr Baur von ^ier
aus fagt, un6 6ie Bejie^ung, 6ie er 6aran fenüpft, freiließ nic^t jiDi-
») Itübing. 3eitf(^r. I. S. 247 ff.
cb6. 242.
56 Sd^Uiermad^er,
fc^en 6en 6rei bogmattfc^en 5^^^^^» ^^^ benen eigentlich 6ie Rebe
tDQt, fonbem stDif^en btn beiben I)auptformen ber Religion auf ber
einen, unb f)eibentum, 3ubentum unb (E^riftentum auf ber anbem
Seite für mi(^ ni(^ts ift, als Oertoirrung unb i(^ ni(^t bas minbefte
barin finbe, was meinen Sinn irgenb beutli(^ machen könnte. tDie
roSre alfo mein {(^arffi(^tiger £lnalt)tifter basu gekommen, Don ber
Einleitung 5U forbem, mos bur(^aus nur in ber Dogmatil felbft
feinen (Drt ^aben kann, roenn er ni^t bo(^ bie Kluft jiDifc^en beiben
irgenbu)ie überfe^en ^ätte? -
3^ feann 3^nen nic^t Reifen, Sie muffen mir (5ebulb f^enfeen,
bag i^ no^ ein paar Beifpiele Don mir befreunbeten tttannem am
St5l6fü^re. IUein lieber Sc^roarj, bem/ic^ fe^r oerpflic^tet bin für bie
große Arbeit, bie er an bie Rejenfion meiner Glaubenslehre ^) ge*
toenbet ^at, unb bem i^ für oieles einjelne barin noc^ befonbers
Danft 5U fagen ^abe, ernennt im gansen fe^r beftimmt an, baß bie
Unterfu(^ungen in ber (Einleitung nur propabeutifc^ unb e^oterifc^
ID. 638 feien; benno^ aber glaubt /er fi(^ gemüßigt 5u erftl&ren, baß ber
oon § 6*) an gemachte Derfu^, bem (E^riftentum bur^ Dergleic^ung
mit anbem (Blaubensroeifen unb aufn)eifung feines Eigentümlichen
au(^ feinen (Drt in bem (Befamtgebiet ber Religionsgemeinfc^aften
3U beftimmen, nic^t ^inreic^e, bie ^riftlic^e (Blaubensle^re 3U be*
grünben.*) IDie Mnnte mir aber roo^I eingefallen fein, in ber
(Einleitung eine foI(^e Begrünbung geben 5U roollen! Ausgenommen,
roas aber bie Begrünbung arxif für {ebe (Glaubenslehre einer anberen
ReIigionsgemeinf(^aft geQ)efen roSre, bas 3urü(&ge^en auf bie in bent
SelbftbeiDußtfein liegenbe ITottDenbigfeeit, fi^ ju äußern, unb auf
einen (Sefamtroillen, ber eine (Bemeinfd^aft biefer Äußerung ^er*
oorbringt. 5ür bie ^riftlic^e (Blaubensle^re ift bie Darftellung ju»
glei(^ bie Begrünbung; btnn alles in berfelben laßt fi(^ nur babur^
begrünben, baß es als richtige Ausfage bes (^riftli(^en Selbftberoußt«
feins bargeftellt mixb. IDer aber basfelbe in feinem Selbftberoußtfein
ni^t finbet, für ben ift au(^ fteine Begrünbung mögli(^, fonbem nur
bie flufforberung, ben Punfet auf3ufu(^en, roo fein perfönlic^es from»
mes BeiDußtfein oon bem in bem £e^rgebaube bargeftellten (5efamt«
beiDußtfein abioei^t. Die (Einleitung nun mußte nottoenbig ben
') Qeibelberger 3at)rbü(^er ber Citeratur, 1822, tlr. 54, 60, 61, 1823,
Hr. 14, 15, 21, 22.
*) Huf §6 ber 1. Hufl. („Um'aussumitteln, worin bas IDefen ber
(^riftl. Srömmigfteit befte^e, muffen mir über bas (E^riftentum hinausgehen
unb unfern Stanbpunftt über öemfelben nehmen, um es mit anberen ÄIou«
bensarten 3U Dergleichen") unb ben ©efentlid^ formalen § 7 folgt mit § 8
(= § 3 ber 2. Hufl.) bie Darlegung, bie in ber 2. Hufl. beseic^net ift als
£e^nf&4e aus €t^ift, Heligionsp^ilofop^ie unb Hpologetift.
^) ^eibelberger3a^rbü(^er 6er Oteratur, 1822, S. 966, überhaupt 959 ff.
3tDeites Senöf^retben. 57
Oerfu^ ma^en, für bos in allen tttobtfiftationen 6es ^ri{tU(^en
SelbftbetDUJStjeins (Gültige, auger bemfelben aber nt^t Oor^anbene,
eine 5otmeI auf3uftenen; aber au^ bieje ^ann für niemanb eine
Begrünbung {ein. Unb bie (Einleitung legt es nid^t einmal barauf
an, biefe 5ormeI auf bas ^rijtli^e (BefamtbetDußtjein 3urü*3ufü^ren,
fonbem mit fie ^ier in bem (Bebiet {i^ beroegt, roel^es i(^ bur^
btn ftusbruA Religionsp^ilojop^ie, ein tDort, roel/^es anbere anbers St. 517
brausen, 5U besei^nen pflege: {0 Q)in biefe 5ormeI au^ Don iebem
Un^riften bafür gehalten fein, baß er burc^ biefelbe jebe ^riftli^e
fromme (Erregung unb einen fie ausfagenben (Blaubensfa^ Don jeber
nic^t^riftli(^en unterf(^eiben ft5nne. 3ft alfo ni^t au^ ^ier eine
Dertoe^felung jroif^en ber Aufgabe ber (Einleitung unb ber ber
Dogmatife felbft ooraus3ufe^en? Unb nun no^ eines nur von unferm
5reunbe Sa&, / i(^ meine, was er über meine Be^anblung bes (Offen* ID. 639
barungsbegriffs fagt,*") bag i^ nSmli^ btn Begriff als bogmatif^
ni^t ftreng ju ^altenb barftelle, unb baß, roennglei^ nur für feinen
Stanbpunftt, meine anbere Behauptung, baß bie abfolute (Offenbarung
allein in (E^rifto fei, nur ^iftorif^en (Behalt ^abe, bie Beftimmung
bes Begriffs aber ni^t affijiere. 3^ badete, gerabe für einen flpo*
logeten roäre meine Be^anblung treffli^, roie benn au^ roirWic^
meine (Einleitung fi^ ^ier in bem (Bebiete ber Hpologetift beQ)egt.
3(^ btnhtf mtnn ber ^riftli^e Apologet btn anbem (Blaubensge«
noffen fagen bann: „IDas i^r geoffenbart nennt, bas läßt fi^ gar
nid^t beftimmt genug unterf^eiben oon bem ni^tgeoffenbarten, mtnn
i^r ni^t ebenfogut Dieles anbere, roas i^r fonft gar ni(^t ober nur
in fe^r unbeftimmtem Sinne fo ju nennen pflegt, bo(^ au(^ für ebenfo*
fe^r geoffenbart erfelären roollt. Da i^r aber bo^ bm Begriff für
ettoas galtet: fo müßt i^r mir um fo me^r geftatten, bas meinige für
geoffenbart 3U galten, welches fi^ fo beftimmt oon allem anberen
unterf (Reibet, baß es fi^ nur mit ber urfprüngli^en (Offenbarung
(Bottes, namli^ ber S(^öpfung, als eine ^mtiit Derglei^en laßt": fo
^at er fi^ gar ni(^t übel geftellt unb sugleic^ bafür geforgt, btn
Begriff bogmatifc^ faltbar ju ma^en! Unb bies ift es boii gerabe,
roas i^ getan ^abe. Die (Einleitung ^at es mit bem (Offenbarungs«
^^griff 3una(^ft als mit einem mehreren ober allen / Religionen (Be* St. 518
meinfd^aftlic^en ju tun, unb fo finbet fie i^n unbeftimmt. Dies ift
alfo gerabe bas Ijiftorif^e, aber unfer Sa* nennt es bogmatifc^.
Daß berfelbe Begriff aber, auf (E^riftum bejogen, faltbar ift als
Bejeic^nung für bie Art unb tDeife bes Seins (Bottes in i^m, bas
ift gerabe, roas bogmatif^ gebraust roerben feSnnte; aber unfer Sa*
nennt bies ^iftorifc^. Daß i(^ es für geratener erfeläre, au^ in ber
Dogmatil Don bem Ausbrudk fteinen (Bebrauc^ in einer ITlannig*
a) apologetilr S. 75.
58 Sd^Ieiermae^et,
faltigfteit von 5onneIn ju machen, bas änöert in biefcm Sa(^t)er«
H). 640 ^altnis nt^ts. I)abe/t^ alfo nt(^t (5run6 genug, 5U glauben, bag
au(^ ^ier ber Unterf^ieb jioifc^en ber (Einleitung unb bem tberfee
felbjt ni^t {^arf genug gefaxt toorben ift? Hun bann aber foI(^en
IHännem unb anbem - benn mit meiner Beifpielfammlung loare
i^ noii lange ni^t 5U (Enbe - biefes ni(^t begegnet fein, o^ne bag
es irgenbQ)ie meine S(^ulb fei, unb biefe S(^ulb ^abe i(^ alfo alles
(Emftes aufgefu(^t. Diel ^abe i(^ ni^t gefunben, aber bo(^ genug,
um mi^ 3U einer bebeutenben Umftellung ju oeranlaffen.
*I)ienei(^t ift f(^on bas nachteilig geQ)efen, bog bie (Einleitung
glei^ mit einer oollftänbigen (Erfelärung ber Dogmatil anhebt ^)
Denn nun ftonnte man lei^t b^nittn, na(^bem biefe gegeben toorben,
^ebe au^ bie Dogmatil an unb bebaute ni^t, bag bas 5oIgenbe
eigentli^ ber (Erklärung ^atte porange^en f ollen, als roelc^e o^ne
biefe (Erörterungen nur ein toter Bu^ftabe wäre unb oon ganj un»
beftimmtem (Behalt. Hun ^ätte fol^em ITligoerftanb au^ ^ema^
no^ ftönnen oorgebeugt roerben, roenn i^ bie (Einleitung au(^, roie
bas Bu^ felbft, in mehrere flbf^nitte geteilt ^ätte, bamit fo bie
Überfc^riften bem £efer bei bem Beftreben juftatten gekommen rooren,
fi^ fleißig ju orientieren unb immer genau 5U tDiffen, roo er fi^
befinbe. Itun aber laufen bie fünfunbbreißig Paragraphen in einem
fort, o^ne irgenbeine fi^tbare innere (Drganifation, unb bas konnte
St. 519 freiließ lei^t mannen au^ fonft roa&eren £efer / oertoirren. Das ift
alfo mein Dor^aben: i(^ voiVi ber (Erklärung felbft alles bas voxan^
f^i&en, roas 3ur näheren Beftimmung ber barin oorfeommenben Aus-
brüAe gehört, unb babei voxVi i(^ bann bur^ bie fiberf(^riften ber
Weineren ftbf^nitte jeigen, roo biejenigen Sä^e, bie ber Konftituierung
bes Begriffs ber Dogmatil oorange^en muffen, eigentli^ i^re f)eimat
^aben. Dann tritt oon felbft alles, mos ben Schematismus bes
IDerkes vorbereiten unb beftimmen foll, na^er an bie (Erklärung
^eran, unb bie (Einleitung wirb fi^ bann me^r in fi^ felbft als ein
^anjes abrunben. (Db fie bes^alb mir felbft gerabe beffer gefallen
DD. 641 u)irb, toeig / i^ no(^ ni^t. tDenn ja, bann oorsüglic^ bes^alb, toeil
fo, toie bies au^ eigentli^ für bie Einleitung gehört, ber 3ufammen«
^ang biefer befonberen t^eologif^en Dis3iplin mit benjenigen aUge»
meinen IDiffenf^aften, an roel^e fie fi^ i^rer tDiffenf(^aftIi^en 5onn
roegen oorjüglic^ ju galten ^at, unmittelbar ^eroortreten roirb; roie
fie ie^t ift, mu^ bies ber £efer felbft finben. 3^ backte freiließ,
meine kurse DarfteÜung uftD. roürbe ^offentIi(^ Anbeutungen genug
^ier5u geben, aber ber £efer felbft blieb allerbings me^r, als nötig
* ben § über bie Hufgabe ber (Glaubenslehre t)erf(^ieben
unb bie ganse Einleitung in £lbf(^nttte serlegen.
^) ^ § 1 = * § 19.
Stoeites $en6f(^tetben. 59
roar, auf ettoos auftcr 6em Buc^e jclbft Dertotefen. Darauf aljo be*
f^ronfeen jt^ im iDcfcntli^cn meine (Enttoürfe.
* ftugeröem ^abe i(^ nun junä^ft Überlegungen angefteüt über
6te Spraye meines Bu^es; aber mtnn i(^ mi(^ befleigige, foDiel
in meinen Kräften jte^t, was aber ^ier nic^t oiel jagen voiü, 6er
S(^tDerfdIIigfteit 6er Schreibart absu^elfen, \omexi es ge{(^e^en ftann,
o^ne mi(^ 6er tDeitJ^roeifigfeeit 3U nähern; mtnn i(^ fuc^e, im Dor»
trage meiner eigenen 5ormeIn no^ {trenger un6eut((^e äu$6rfl(&e un6
befon6ers jolc^e, 6ie ju bejtimmt an p^ilofop^ijc^e Spulen erinnern,
gegen 6euti^e un6 freie 3U oertauf^en: 6as mixb 5iemli(^ alles fein,
roas i^ ^ier tDer6e leiften ft5nnen; 6ie eigentümli^e £age meines
Bu(^es gegen 6ie bisherige Ausbilbung 6er ftir(^Ii(i^en £e^re roiK
ni^ts noä) (BefaÜi/geres geftatten. Un6 in 6er (Eat 6arf man au(^ St 520
felbft an eine 6eut{^e Dogmatil fteine 3U großen 5ot6erungen in
6ie{er f)in{ic^t ma^en. Die 6ogmatif(^e Spraye ift 6oc^ niemals be«
ftimmt, in 6ie oollismdßige ITlitteilung 6er Pre6igt 06er 6er Kate*
(^efe ilbersuge^en; {a, es roäre eine Ila^teil, roenn man 6iefes ju
|e^r erleichterte. Die nottDen6igfeeit, 6ie ftus6rü&e, unter 6enen man
6ie Dorjtellungen empfangen ^at, in an6ere 3U oertDan6eIn, perbfirgt
ein aneignen6es Dur(^6enften, toelc^es mix unfern ange^en6en (Beift«
liefen 6ur^aus 3umuten muffen. 3(^ ftann mi(^ in6es nic^t ent*
galten, 3^nen ein par IDorte 3U fagen über ein tDamen6es IDort,
6as ein be6euten6er ITlann in 6iefer f)infi(^t ausgefpro(^en ^at.
/ Ijerr Prof. 5^i^s nämlic^ in einer flb^an6Iung in 6er neuen ID. 642
3eitf(^rift für (E^eologie un6 P^ilofop^ie lägt mir 6te S(^ei6erDan6
3rDar gelten, 6ie i^ 3ie^e 3H)if(^en Religion un6 P^ilofop^ie; er be»
Rauptet aber 6enno(^, in 6er Religionsle^re fei ie6e Betrachtung
i^rem IDefen na(^ p^iIofop^if(^;^) un6 roer fi(^ 6abei 6er P^ilo«
fop^ie enthalten toolle, 6er n)er6e nur 6em paffioen fi(^ in 6er Sprache
mitteilen6en P^ilofop^em anheimfallen, Q)el(^es eine 3ufammenfe^ung
fei aus 6en p^ilofop^ifc^en Terminologien 3tDif^en tDoIf un6 5^te.
Sie libnntn too^I 6enfeen, 6a6 i^ über 6en tjauptfa^ nichts 3U fagen
^abe, fon6em i^n f^Iec^t^in oertoerfe, fobaI6 unter Religionsle^re
6ie £e^re irgen6einer beftimmten Religionsgefeüf^aft t)erftan6en
tx)er6en foU, foroie i(^ i^n unbe6ingt 3ugebe, Q)enn t)on einer fpe*
6ulatit)en C^eologie 6ie Re6e ift; 6ann aber nur gegen 6en Aus*
6ru(& Religionsle^re proteftiere. IDos aber ^ier 6emienigen geroeif*
fagt tDir6, 6er in einer Religionsle^re, toel^e (Blaubensle^re fein
nrtn, ni^t p^ilofop^iert, 6as betrifft mid^ nun gan3 t)or3ügIi(^. Die
^auptfa^e in6es fc^eint mir 6iefe 3U fein, 6a)} Ijerr Sxits unferer
Di^iplin feein eigentümli^es Sprachgebiet 3ugefte^en toill, fon6em
^Husetnanöerfe^ung mit$ries über 6ie6ogmatif(^eSpra<l^e.
') 0ppofiaonsf(^nft für ICI)eo(. unb p^ilof. 1828, S. 148.
50 S^Ieierma«^«,
5as DUemma auffteOt, öer Dogntottker muffe entioeber bt ber Sprache
St. 52 leinet p^Uofop^ifc^n / Schule rebeti, ober ht ber gemeinen Spro^.
So f<!^efait mir aber bie Sai^t nic^t ^ Hegen. Das (E^tiftentum
^t fic^ Dom Anfang an in beiben Sprach als ein fpra^bilbenbes
prinsip bemiefen, unb nrir können in biefem eigentümlichen Sprach*
gebiet ber c^riftlic^en 5tömmig6eit nur t)erf(^iebene Obftufungen unter*
f (Reiben, unter benen bie bogmatif(^e als bie f^orffte unb ftrengfte
obenan fte^i IDenn nun jenes Sprachgebiet fic^ bo(^ am meiften
bilbete burc^ Umbeutung f<i^on Dor^anbener ftusbrildte: fo konnten
aUerbings für ben (bebrau^ bes engeren Kreifes auc^ p^ilofop^ifc^e
Sprac^elemente genommen toerben. Aber biefe nmrben benn auc^
alsbalb Don i^rem alten Stamme geloft unb nmrsetten in bem neuen
Boben ein, fo bag bie ftrenge S^ulbebeutung nic^t mit hinüberging;
ID. 643 fonbem inbem bie ^ieratif(^e unb juriftifc^e Sprad^e / ni(^t minber in
biefen Hu^en Derroenbet rourben, als bie p^ilofop^ifc^e, |uriftif(^e
Ausbrü(&e aber auf bas Oer^ältnis ber ntenfc^en 3U (bott immer
nur uneigentlic^ angeroenbet roerben ftonnen, unb ebenfo alles Ptiefter»
lic^e in bem alten Sinne ni^t genommen roerben konnte: fo entftanb
eine Spraye, bie, roie eine ntün5e, ein boppeltes (beprage ^atte, ein
bilbli(^es auf ber einen, ein bialektif^es auf ber anbem, man mujjte
aber boc^ jebes StüA, um feinen IDert su beftimmen, Don beiben
Seiten befe^en. Unb biefem allgemeinen (Charakter mußten fic^ bann
auc^ bie p^Uofop^if^en Ausbrü(&e affimilieren. 3ebes neuere p^ilo«
fop^ifc^e Softem ober ift natürlich immer auf biefelbe IDeife fpra(^«
bilbenb, unb wtnn es ein 3ntereffe ermedtt, bas über bie (brensen
ber S^ule ^inausge^t, fo bilben fic^ auf biefelbe IDeife uerfc^iebene
Abftufungen pon p^ilofop^ifc^er Spraye, ftreng tDiffenfc^aftlic^er bie
einen, uoftsmagiger bie anberen. Unb inbem bas p^iIofop^if(^e
3ntereffe aujjer^alb ber Schule uon perfc^iebenen Spftemen affisiert
roirb, o^ne auf biefelbe IDeife, roie bie Spulen felbft, an bem Streite
teilzunehmen, fo entfte^t allmä^Ii^ ein fol^es Spra^gebiet, roie
5ties es f^Ubert
St 522 / 3(^ glaube au^, infolge bes bisher (befagten, bog es an unb
für fi^ betrautet unt)erfangli(^ ift, aus biefem ebenfalls für ben
bogmatif^en (bebrau^ ju f^opfen, o^ne ba^ baraus roeber Der*
nrirrung in btn Dorftellungen entfte^e, no^ auc^ ein unbetDugtes
P^ilof optieren, nur glaube ic^ ni^t, bog bas bogmatifc^e 3ntereffe
3U allen (Elementen besfelben bie gleite Dert)oanbtf(^aft ^at. Die
Kantif^e unb 5^tef^e P^ilofop^ie feonnten ber Itatur ber Sac^e
nac^ keine groge Ausbeute geben; felbft bas rabikale Böfe ^at bie
(Erbfünbe ni(^t Derbrangt, unb au^ in ber (Eerminologie ber ^tift«
li^en Sittenlehre ift ni^t oiel oon i^nen geblieben, fonbem bie
£eibni5if(^»tDoIfif(^e, foroie bie auf fie gefolgte fogenannte eklefttifc^e
ober PopuIar*P^iIofop^ie ^aben fi^ auf i^rer Stelle behauptet Dies
Stoeites Sen6|(^Teiben. 51
l)at aber fteinen anbeten (bxnnb, als loeil jene P^tlofop^ien felbft
fe^r ftarft öogmatifterten, un6 yooax in bemfelben Sinne, in 6em id^
öas tDort neunte, öen/man aber, inbem man von bogmatif^er XD. 644
P^ilofop^ie im (begenfa^ gegen bie ftriti{(^e {pra(^, nic^t im Äuge
^atte. ITämlic^ 6ie tDoIfifc^e Sprache auf 6er einen Seite jte^t 60^
no^ in einem unuerftennbaren 3u{ammen^ang mit 6er {(^oIa{tif(^en,
6ie ni^ts an6eres roar, als eine 3n6itferen3 oon IUetap^pfife un6
Dogmatil, \o 6ag roir nur unfer eigenes (5ut mn6i5ieren, mtnn wxx
Don i^r entlegnen. Un6 6ie I)äupter 6er engli{(^en P^ilofop^ie auf
6er an6em, toel^e {0 großen Hinflug auf 6ie unmittelbar t)orftantif(^e
6eutf(^e P^ilofop^ie ausübten, gingen t)or3itgIi(^ Don 6em (Beffi^I als
einem gegebenen aus, roesroegen man aner6ings jtoeifeln bann, ob
i^re p^ilofop^ie 6iefen Hamen au^ nac^ unferem ftrengeren Spra^«
gebraud^ t)er6iene, aber 6efto 6eutlid^er fpringt 6ie A^nli^fteit 5rDif(^en
i^rem ©erfahren un6 6em unfrigen in 6ie flugen, un6 fomit au^
6iefe$, 6a6 toir uns 6as Sprachgebiet, Q)elc^es fi^ 6ur^ i^ren €in«
f[u^ gebiI6et ^at, am Iei(^teften tDer6en affimilieren ftonnen. ntag
nun alfo 6iefe nti{(^ung Don (Elementen aus gan5 t)er{(^ie6enen, teils
gleichseitigen, / teils aufeinan6er gefolgten S^ul{pra(^en an un6 für St. 523
fi^ als pertoorren er{(^einen un6 für 6ie P^ilofop^ie unbrauchbar
fein, roes^alb au(^ mit Re(^t ie6e neue S^ule fi(^ au(^ i^re eigene
neue Spraye biI6et: fo rDir6 fie uns 6o(^, eben toeil roir ni(^t p^ilo«
{optieren, ni^t ebenfo unbrau^bar, ja roas roir 6araus in unjere
6ogmati{(^e Sprache übertragen, 6as rDir6 bei richtigem Oerfa^ren
auf unferm (Bebiet au^ DÖIIig Mar fein ftönnen. Datum, meine i(^,
ftönnen toir einmal in 6er für 6ie Sd^ule bearbeiteten (blaubensle^re
ni^t auf 6ie biblif^e Sprad^e allein 5urüAge^n, un6 6as tDir6 too^I
ftein Kenner 6er Sa(^e tunlic^ fin6en: {0 6ürfen mix q)o^I auf 6em
eingef(^Iagenen tDege getroft fortf^reiten, un6 Q)er6en es um 6efto
fixerer, je beftimmter voxx uns in ie6em ftugenbli* 6es Unter|(^ie6es
Sroif^en unferm Oerfa^ren un6 Sem p^ilofop^if^en beQ)ugt fin6.
festeres nun ift mein beftan6iges Beftreben, o6er oielme^r 6iefes
BetDufetfein lebt un6 roirfet immer in mir; i(^ glaube alfo au^ nid^t,
6ag mi^ ^ier ettoas (befS^rli^es unbetDujjt bef(^Iei(^en Vinnit,
I*TDqs aber nun 6as (Einselne 6es 3n^alts betrifft: fo kann XD. 645
ic^ es ni^t genug be6auem, 6a6 6er 3tDif(^enraum feit 6er erften
(Erf(^einung 6es 6u(^es in 6iefer Bejie^ung fo toenig fruchtbar für
mic^ geroefen ift. (Es ift q)o^I m5gli^, 6a6 mir manches entgangen
ift, toas in 3eitf(^riften 06er Differtationen fte^t; 6o(^ glaube ic^,
auf irgen6 Be6euten6es rDür6e roo^I ein 06er 6er an6ere 5^^^^^
min aufmerftfam gemacht ^aben. Un6 fo mug i^ es 3^nen 6enn
*Den Ertrag 6er bisherigen Der^anölungen über einselne
Ce^rftü&e f(^&4t er n\ä\t 4o(^ ein.
52 S(^Ieierma(^eT,
Magen, 6ag mir mtl toeniger Belehrungen ober au(^ nur Ausftel«
lungen über mein Derfa^ren in einseinen eigentümlich c^riftlid^en
£e^ren suteil getoorben finb, als fic^ in ber gansen, ni(^t unbe«
beutenben ntaffe von Kritife, bie über mi(^ ergangen ift, ertoarten
Heg. Au^ f)err Dr. Steubel, ber fo gütig ift, {i(^ Diel mit mir 5u
bejc^äftigen, bleibt bis {efet - i^ ^abe aber bas jtDeite Ijeft ber
3eitj(^rift no(^ nic^t geiejen - nur bei btn Dorbegriffen fte^en, roeil
St 524 er glaubt, bas tDic^tigfte fei bo(^ immer, bie {upematurali/ftifc^e fln»
fi^t, bie {einige ndmli^, ju oerteibigen: fo bafe au(^ ber roürbige
S^ott ni^t tDÜrbig genug abgef^ä^t roirb, roeil er fic^ ettoas t)on
einiger Übereinftimmung mit meiner Darfteilung ^at uerlauten laf»
fen^). (Erinnern Sie fi^ ber entf^eibenben 5^ö9^"» ^it tDeI(^en
tjerr Steubel biefe Der^anblung eröffnet?^) unb fo au(^ ber leichten
5ragen, auf tDeI(^e er bie Unterfu^ung über bie tDunber 5urü(&«
fü^rt?*) Beibes ^at mi^ re^t aufs neue baoon burc^brungen,
roie ni^tig biefer Streit ift. tDenn bie Dogmatil 5otmeIn aufftellen
foU, um ITatürli^es unb Übernatürli^es mit Sic^er^eit ooneinanber
5U f Reiben: fo mug fie ja metap^pfifd^ roerben unb fpeftulatio, unb
bas ift für mi^ grabe basfelbe, roie ber (Eingriff ber geiftli(^en
ttta^t in bas tDeItIi(^e (bebiet. Unb roas ift am (Enbe baran ge«
legen, mit natürli^ ober übematürli^ es mit btn (brunbtatfac^en
bes ([^riftentums hergegangen ift, roenn boc^ ber (blaube, 5U bem
fie führen follen, nur ein 5fii^<i^^^<^tten ift, unb bie (Offenbarung,
weld^e fie enthalten f ollen, immer lieber nur eine Belehrung! Sollte
aber too^I tjerr Steubel roirfeli^ baran sroeifeln, bafe xi^ (E^riftum
H). 646 als einen / Übematürli^en barftelle? 3^ glaube es feaum, roenn er
fi(^ nur erft überseugt ^atte, baß i(^ einen toirWic^en (E^riftus meine!
(blaubt er aber bas le^te ni^t, roie I)err Prof. Baur: nun, fo ^atte
i^ boii ^offen bürfen, bafe er meine (E^riftologie anfaßte; btnn es
iDare bo(^ fonberbar, w^nn bas fi(^ gar ni^t in meiner (E^riftologie
auf irgenb eine tDeife abfpiegeln follte, baß es meinem (E^riftus an
ber tDirftli^fteit fehlte! 3rgenb ettoas Doftetif(^es ^atte bann bo(^
l)ineinfeommen muffen. Aber ftatt auf biefes 3ögb ju ma^en, f^eint
^err Dr. Steubel felbft in bas Dofeetifc^e ^ineinjuf allen, loenn er
meint, bie Perfönlic^feeit 3^fu fei gar ni^t oolftstümli^ beftimmt
geroefen;*) bznn bann müßte bo(^ loirWic^ IHaria, bie fübifc^es
Blut ^atte unb iübif(^e Konftitution, ein bloßer Durc^gangsftanol
getoefen fein. Die 3ronie über meine Art, ben Begriff ber Aftfeom*
St. 525 mobation absu/tDeifen*^), iift too^I roeit entfernt, eine emfte Aus*
ftellung gegen meine C^riftologie 5u fein. Dielme^r rechne i(^ es
ju btn Derbienften meines Bu^es, in £e^rftü&en, toie biefes, folc^e
?
lEüb. t^eol. 3tf(^r. I, 93ff. ^) (Cüb. t^eol. 3tf(^r. I, 78.
ebb. 134. *) ebb. 109 ff. ^) thb. 111.
Stoeites Senöfd^Teiben. 53
5ragcn 3U ftcUen, bcrcn (Entf^eiöung jur Bcftimmt^cit öcr Dorftel»
lung beitragt 3ucrft kommt es freili^ fcarauf an, mit je^t in
(Englanb bei 6er (Emansipation^), ob öie S^^%^ «i«« politij^e ift
06er eine religiöfe, jo ^ier: ob bie Dorftellungen oon (Engeln unb
(Eeufeln toirUi^ religioje finb ober nur 6osmoIogi{(^e; unb bann
fragt fi(^, ob Dorftellungen 3«|u ni^t religiöfen (Be^alts ebenfo oon
bem Sein (Bottes in i^m affijiert finb, als bie religiöfen (Bemaltes,
©ft feann man fi^ bei Streitfragen nic^t beffer Reifen, als bur^ bas,
mos ber piatonif^e Soferates ein cpopriKÖv nennt Unb fo möchte
i(^ fragen, toenn toir uns über bie (Qualität jener Dorftellungen nic^t
einigen ^onntrif ob toir uns benften f ollen, 3efus ^abe t)on bem
Der^ältnis ber (Erbe 3ur Sonne, genrig olfo ettoos bloß Kosmolo*
gifc^es, bie feopemiftanif^e Dorftellung gehabt, ober bie gemeine?
3d^ glaube, n)ie man aud^ anttoorte, toirb man auf bie bort von
mir gemalte Unterfc^eibung jroif^en fiberjeugung im ftrengeren unb
im tDeiteren Sinne 5urit(&ftommen muffen; unb fo ift bann i^re Re«
alitat fic^ergeftellt
/ Do^ tDO^in oerirre i^ mic^! 3^ tDoIIte fagen, toie bie beiben ID. 647
genannten (Eübinger ([^eologen ade Urfac^e gehabt Ratten, in meiner
(E^riftologie bie 3rrtitmer aufjufu^en, toel^e aus ber falf^en Dor*
ausfe^ung entfpringen müßten: ebenfo ^otte es für jeben ber ge*
lehrten Kritiker, bie fi^ nur an meine Prinzipien gehalten ^aben,
getoig unter ben eigentlichen £e^rftü<&en fol^e gegeben, an benen
fi^ bie Sollen bts falf^en ober un<^riftli(i|en in ben Prinzipien be*
fonbers zeigen mujjten. IDenn i(^ bie Religion i^rer IDürbe be«
raube ^), n)enn ic^ faft ein Kprenaiker bin, toie nottoenbig mügte
fi^ bas in ben £e^ren oom ^eiligen (5eift unb oon ber Heiligung
zeigen! Aber leiber bie Ferren ^aben es ni^t ber Rtü^e toert ge*
galten, mic^ fo mexi zu be/gleiten. Run freiließ konnte i^ bas nic^t St 526
oerlangen, mtnn es toa^r matt, mas ein junger ([^eologe, ber feine
£aufba^n auf eine glönzenbe, oielleic^t faft blenbenbe U)eife beginnt,
frif^o)eg behauptet, i(^ lege ben ftir^Iic^en Rusbrü(&en oft neue
3been unter. 3^ benfee aber, ba^, mo iä) oon ber feir^Ilc^en An*
fi^t toirftli^ abmtxä)tf ic^ ba auc^ bie geltenben RusbrMe table;
unb roenn i^ bann fage, in toel^em Sinn i^ btn RnsbmA aQen*
falls no(^ iionnt gelten laffen; fo kann too^I toeber ein aufmerft*
famer £efer irregeführt toerben, no^ bie Abfielt fein, einen Schein
oon (Drt^obojie zu erfc^Ieic^en, roorauf bo(^ jene 3nfinuation immer
hinausläuft. (Einige VOmkt über einzelne £e^rftücke finben fic^ in
ber ausfü^rli^en Rezenfion bes Ijermes*). (Ein 5^^unb oerfprac^
^) Der Kat^oliften, bie im Apm 1829 be|(^Ioffen wuxbt,
*) Hüft, de nonnullis 56, 65.
*) Hermes 1824 (B6. 22, S. 275—344, Bö. 23, S. 214—74).
54 Sc^Uierma^er,
mir f^on oor ein pax 3Q^ren, meine (Glaubenslehre von feiten
5er (Esd^QtoIogie anzugreifen, un6 bos roäre geroig geiftooE un6 le^r«
rei^ getDorben; er ^at aber ni(^t tDort gehalten. €inige Bebenft«
li^fteiten lagt mi^ unfer tli^f^ a^nben; me^r ^abe ic^ geroig 5U
enoarten, roenn (Eroeften Jein IDerfe fortfefet;^) aber roäre es nur
jefet f^on fertig! So aber bin i^ faft ganj mir felbft überlaffen,
unb freili^ ber Oerglei^ung meines 6u(^es mit anbem. Doc^ ber
Derfuc^ung roill i^ ni^t unterliegen, je^t no^ mit 3^nen einen
Spaziergang bur^ bie neuefte bogmatif^e £iteratur 5U machen unb
H). 648 mi(^ barüber aus/sulaffen, mit piel ober toie roenig aus btn neueften
bogmatif(^en tDerften Öeroinn für mi^ 5U machen geroefen.
* £ieber laffen Sie mi^ no^ ein paar tDorte f agen fiber allerlei,
roas no^ biefer unb jener gute 5teunb für bie jtDeite Ausgabe Don
mir geQ)ünf^t. HIfo einige ^aben mir fe^r angelegen, ii^ möchte
mi^ bo^, ba ber 3n)ie{palt über biefe Sxaqt \o grog fei, ni(^t nur
mit entfernten tDinften, fonbem offen unb War barüber äußern, roie
i^ eigentli^ bas Der^altnis - unb nun fagte ber eine 3U)ifc^en
Religion unb P^ilofop^ie, ber anbere 3Q)if(^en Dogmatil unb p^ilo»
St. 527 fop^ie, ber britte gar jioifc^en bem ^o^eren / SelbftberDufetfein, Don
Q)eld^em ic^ ausgebe, unb bem urfprüngli(^en (bottesgebanften, ben
i^ 5U5ugeben f^eine, roie i^ alfo biefes Oer^ältnis auffaßte. Aber
u)ie foH eine fol^e (Erörterung in bie Dogmatil Kommen, ic^ meine
in bie meinige? Sie ift {a fon)o^I na^ 5orm, als nac^ 3n^alt gans
unb gar bebingt burc^ bie Dorausfe^ung, baß ber in i^r 3U ent«
n)iAeInbe (bottesgebanfte ni^t urfprüngli(^ fei, fonbem nur geroorben
in ber Ref[e;ion über jenes ^5^ere SeIbftbeQ)ußtfein. Unb baß i^
btn urfprüngli^en (bottesgebanften, pon bem bort immer nur proble«
matif^ bie Rebe fein Konnte, wtnn i^ mein (Bebiet ni^t überfd^reiten
tDoUte, auf itbtn SaVi in bas (bebiet ber Spekulation Dertoeifen roürbe,
bas glaube i^ bo^ au^ beutli^ genug gefagt 5U ^aben; unb too
ni^t, fo Kann es ido^I {eber ^inrei(^enb aus ben erften (Erörterungen
in ben Reben über bie Religion abnehmen. 3ufammen^ang ift für
mi^ 3H)if^en jenem urfprünglic^en (bebanfeen unb biefem urfprüng»
li^en SeIbftbeQ)ußtfein ftein anberer, aber au(^ ebenfoDiel, als 3rDi«
f^en irgenb anberen (Er3eugniffen oerf^iebener geiftiger 5unfttionen,
aber auf berfelben Stufe, unb tDeI(^e biefelbe 6e3ie^ung ^aben. So
benfte i^, bann au(^ niemanb 3n)eifeln, n)ie i^ Religion unb p^ilo»
fop^ie 3ueinanber fteUe. 3^ glaube u)irMi(^, unb ^offe au^ immer
3U glauben, unb baß es au^ no(^ lange na^ mir unb bann vitU
^IDarum er in ber (blaubeTuIel^re ni(^t befonbers bas 0er*
^ältnts ber Heligion 3um fpekulatioen Denken be^anbelt ^ot
unb toie er es überhaupt beurteilt.
^) (Cmeften, Dorlefungen über bie Dogmatil ber ep.^ut^. Kir^e *I, 1826.
Stoeites SenbfdjTeiben. 55
leicht no(^ me^r geglaubt tDeröen toirb als je^t, bag beibes fe^r
gut in bemfelben Subjeftt befte^en bann, bag bie P^t/Iofop^ie m(^tIX).649
nottoenbig ba^in fü^rt, fi^ über (E^riftum, unb Sie oerfte^en, xd^
meine ^ier »ieber bzn roirfeli^en, gej^i^tli^en (E^riftus, 3U ergeben,
als ob alle 5tömmigfeeit nur unreife P^ilofop^ie unb alle p^ilofop^ie
erft 3um BetDugtfein gekommene 5tömmigfteit tDöre; (onbern bag ein
roa^rer P^ilojop^ au^ ein toa^rer ©laubiger fein unb bleiben ftann,
unb ebenfo, bag man oon I)er5en fromm {ein bann unb bo^ btn
VXni ^aben unb beljalten, fi(^ in bie tiefften liefen ber Spefeulation
^inän5ugraben. aber/i(^ roeig freili^ au(^, bag eines {ein ftannSt.528
oljne bas anbere, aI{o au^ baß in manchem bie 5^ömmigfteit auf
i^re tDei{e jum t)on{tänbig{ten 6eQ)u6t(ein kommen kann, au(^ in ber
ftrengften Sovm, unb bas i{t eben bie bogmati{^e, o^ne baß je ein
Körnten p^ilojop^ie in i^n hineinkommt, unb bag mancher ben
Be^er ber Spekulation ganj kann geleert ^aben, ol^ne bag er bie
5tömmigkeit auf bem Hoben gefunben. Aber »eil gan3 bas{elbige
au(^ 3rDi{^en ber S^ö^^is^^it unb einer IUenge anberer (5eiftes«
tätigkeiten ftattfinbet: roie {ollte i(^ ba3U gekommen (ein, grabe bie(es
Der^ältnis 3U be^anbeln, bie anbern aber ni^t? IDas aber nun
bas Der^ältnis 3rDi{(^en Dogmatik unb P^iIo{op^ie anbelangt: {0 ge»
ftel^e i(^ 3^nen, es ge{^ie^t mit einer geroiffen Oorliebe, bag ic^ (0
roenig als mögli^ bapon rebe. Qaben ni(^t bie p^iIo(op^en lange
genug baräber geklagt, bog in ber {^oIafti{(^en Periobe bie P^ilo«
fop^ie {ei teils im Dienft, teils unter bem DruA bes Kir^englaubens
gen)e(en? IHag bem getDe{en (ein, roie i^m rooDe: (o i(t »enigftens
(eitbem bie P^iIo(op^ie frei genug geroorben, roeil ber 3U (einer ur«
fprfingli^en (QueQe 3urä(kgeke^rte (Blaube i^res Dien{tes au^ für
bie bogmati(^e 5orm ber Kir^enle^re nic^t roeiter beburfte, unb bie
über i^r magres 3ntere((e bejfer oer(tanbigte Kirche keinen Dru*
ausüben roollte. Ijat bie P^iIo(opl)ie bie{e 5^^i^^W (eitbem oft ge*
brauet, um feinb(elig gegen bie Kir^enleljre auf3Utreten: roo^I, (0
(te^t bie(er 3U, na^ bem irrigen 3U (e^en; unb (ie (oD bas V5nntn,
o^ne i^rer(eits roeber Angriffe auf bie P^iIo{op^ie 311 ma^en, no^
um i^re (5un(t 3U bullten. 3^ toeig too^I bog / mancher (agen toirb, ID. 650
oon roelc^er P^iIo{op^ie i^ roo^I rebete? (Offenbar oon (ol^er, bie
es gar ni^t (ei! 3d^ entgegne aber, bog toir als (E^eologen (ol^en
Ijaber nic^t 3U (^li^ten ^aben, »eil roir keine PoIi3ei aus3Uüben
qtbenktn auf frembem (Bebiet. 3^«^ C^ute gaben (i(^ für P^ilo«
foppen, bie IDelt na^m (ie bafür; mir tun es au^. Ste^t (eitbem
feft, baß/ioa^re P^iIo{op^ie mit ber £e^re ber Kir^e, vomn bie{est.529
o^ne ITti^gtiffe bem 3n^alt bts (Blaubens gemäg barge(tellt toirb,
nic^t im Streit (ein kann: be(to be((er! aber roir (Theologen V5xinm
bas auf keine lDei(e verbürgen roollen. Da^er nun, 3eigt bie P^ilo*
(op^ie (i^ balb für, balb roiber uns: (0 ^aben roir gar kein feftes
(QueÜen^eft 2: ntulert. 5
56 Sd^Ieiermad^er,
Oer^altnis mit i^r, feit wxx beibe frei gecDorben finb Doneinonber;
unb bies ift bas einsige, xxxis mir tätlich {(^eint 5u {agen unb burc^
bie (Eat su befeftigen. Oerlangt man me^r: fie^t bos nic^t immer
Qus, als foUten roir uns entfc^ulbigen bei ber P^ilofop^ie, bag es
nic^t anbers ift unb ge^t als fo? als Ratten toir Oerbinblic^fteiten
gegen fie 3u erfüllen? 3^ felbft, roenn fie uns auf bas tDo^I*
meinenbfte einlabet, uns bur(^ i^re Qilfe 5u ber Doüftommnen Selbft«
Derftänbigung bringen ju laffen, bie fie boc^ allein geben ftönne: fo
gefte^e i^ i^r biefes sroar 5u auf jebem toiffenf^aftli^en (5ebiet;
aber roenn toir auf bem unfrigen uns ni^t oerfte^en, fo mujj bie
Sc^ulb an ettoas liegen, ukis fie ni^t geben kann, fofem fie boc^
me^r fein roill als £ogi6, in bem getDÖ^nIi(^en Sinne bes tDortes,
unb (Brammatift. £affen Sie mi^ alfo bei meinem timeo Danaos
et dona ferentes immer bleiben unb mi^ freuen, bafe ic^ bem
Oorfa^ treu geblieben bin, meinem eignen p^ilofop^ifd^en Dilettantis«
mus, unb toenn i(^ me^r auf biefem (5ebiet aufsutoeifen ^atte, roürbe
meine tlta|:ime bod^ biefelbe geblieben fein, fteinen Sinfiug auf ben
3n^alt ber (Glaubenslehre geftattet ju ^aben. IDie es mir mit biefem
Oorfa^ gelungen ift, bas freili^ ift eine anbere 5^^9^; inbeffen bie
3ei(^en finb leiblich gut. IDenn bo^ ber eine ebenfo feft behauptet,
i^ fei auf 3aftobi bafiert, roie ber anbere fagt, auf Sc^eUing, unb
ID. 651 wtnn fi^ beibes nur bur^ fon/berbare (Einlegungen unb unftatt«
^afte Oorausfe^ungen na^roeifen lägt; vomn ein ftunbiger mann,
roie ber Bonnif^e S^^u^^^» 3^ feeiner anbern fl^nbung oon meiner
Art 3U p^ilofop^ieren gekommen ift, als baß i(^ eben nic^t ein (Be«
St. 530 ffi^I, fonbem einen (Be/banften sum (5runbe legen tofirbe, im fibrigen
aber roilrbe es äiemli^ basfelbe fein toie bie (Blaubensle^re:^) fo
fc^eint bo(^ hieraus 3uf ammengenommen ^eroorsuge^en, bafe oon
P^ilofop^ie unb P^ilofop^emen ni^t oiel muß anjutreffen fein in ber
(Glaubenslehre. Unb baran bin i^ roeit entfernt, ettoas änbem su
tDoIIen; Dielme^r, m^nn ic^ no^ einen Safe fänbe, ber irgenb feinem
3n^alt nac^ fpeftulatit) tDöre, ober nur mit einigem Rec^t bafür
könnte angefe^en roerben, fo würbe i^ i^m biefes un^od^jeitli^e
(Geroanb ausjie^en, ober i^n ausftrei^en. Das foU kein 5^^be^anb«
fc^u^ fein, btn ic^ ber fpefeulatioen Ideologie Einwerfe ; oielme^r
laffe iii fie gern i^ren (Gang ge^en, unb fteUe an^eim, roieoiel (5e«
brau^ bie Kir^e oon i^r machen toirb, unb ob es ber ^errfc^enben
Schule länger gelingen toirb als btn früheren, Jene f^olaftifc^e 3eit
3U oergelten, ober fie auf anbere tDeife äurü&jufü^ren; nur ic^ für
meinen (Eeil toill mi^ oon biefer Oerfa^rungstoeife fo rein als mög*
lic^ abfonbem.
') Delbrüdt m, 41.
3iDettes Senöfdjreiben. 57
* flnöere Ratten einen anfcern auc^ j(^u)ierigen Punftt ins fluge
gefaxt unö meinten, aus bem, mos i^ von 6em fibernatürli(^en in
öer ^riftli^en (Offenbarung un6 von öem naturtoeröen 6er göttlichen
Qeilsorbnung gefagt, fei aQerbings f^on Diel 5U nehmen. Allein es
reiche 60^ gewiß für oiele ni^t ^in, um über meinen Stanbort in
öem Streit 3U)ij(^en Supematuraliiten unö Rationaliften 3U entf^eiöen.
Um alle ferneren ntißoerftanöniHe ju oermeiöen, möchte i^ aI|o öo^
l)ierüber ettoos (Benügenöes beibringen. Diefe 5teunöe nun roeröen
au^ {(^roerli^ öur^ öas befrieöigt fein, tDos i(^ 3^nen hierüber
eben gef^rieben. Aber i^ Q)eig au(^ i^ren tDün{(^en ni^t 5U ent*
Ipre^en; b^nn \d^ bin überjeugt, Iltiöoerftänöniffe finö nic^t 3U oer*
meiöen, toeil öie ganse Sa^e eine miguerftanöene ift. 3^ öa^te,
man öürfte nur öen Steuöelf^en ftuffafe, oon öem i^ freiließ nur
öen Hn/fang iiznntf über öie Hnnä^erungsDerfu^e stDifd^en beiöenlD.652
Parteien Ie/|en, um fi^ ^ieroon 3U überjeugen. Sc^on öie namenst.531
finö eine ^o^ft unglü(&li^e Besei^nung, inöem öer eine auf öie
Bef^affen^eit öer Begebenheiten, öer anöere auf öie (Erfeenntnisquelle
öer £e^ren gel^i tDarum foU ni(^t einer ftonnen Doükommen über«
3eugt fein oon öer Übernatürlic^feeit geroiffer Begebenheiten, unö öo<^
behaupten, es könne il^m niemanö 3umuten, £e^ren an3une^men, öie
er ni^t einfe^e, unö mit feiner Dernunft ni^t nac^feonftruieren
Vinnt? Unö foUte ni^t ein anöerer fagen können, er fei fe^r qt^
neigt, 3U feinem (Eroft £el)ren, oorausgefe^t, öafe er nur etwas Be*
ftimmtes öabei b^nii^n ^ünne, an3une^men, mmn er fie au^ in einen
allgemeinen 3ufammen^ang mit öen £e^ren feiner Dernunft ni^t
aufnehmen könne; aber (Eatfac^en fic^ graöe fo Dor3uftelIen, roie fie
fic^ in einen allgemeinen 3ufammen^ang mit öer (Erfahrung nid^t
aufnehmen laffen, öa öo^ eine anöere DorfteUung immer möglid^
bleibe, öas fei er ni^t imftanöe. (Es ^ilft au(^ ^ier gar ni^t 3U
fagen, auf öie Hamen ftomme ja nichts an, fonöern auf öie Sac^e.
Denn roenn man öie Sa^e, öas eigentliche tDefen öiefes gragen
SiDiefpaltes in unferer Kir^e - öenn ba% ein fol^er oorljanöen ift,
iDill i^ feeinesweges leugnen - votnn man öiefes aber erft richtig
gefaßt ^ätte: fo Mröe fi(^ au^ öie angemeffene Benennung gefunöen
^aben. ITun aber roirö immer mit imtn Hamen fortgerec^net, unö
roas öem einen entgegengefe^t rooröen ift, roirö öann roieöer Don
öemfelbigen prööi3iert. Das ift au(^ an fi^ bei fo beroanöter Sa(^e
re^t gut mögli^, roeil nömlid^ öie (Entgegenfe^ung keine roar; aber
Derroirrung ift öabei geroiß ni^t 3U oermeiöen, unö roarum foD
man fi^ o^ne Hot in öiefe ^ineinbegeben? tDas fagen Sie? 3ft
öo^ erft gan3 feür3li^ eine eigne Art oon Rationalismus, i^ mö^te
* Sdjlug: S^Ieiermadjers Stellung im Kampfe 3n)if^en
Rationaliften unö Supranaturaltften.
5*
58 Sd^Ieiermad^er, Stoeites Senbfd^reiben.
foft glauben, nur tft es mir suotel (E^re, für mic^ befonbers erfun«
ben tDorben; mic^ bünkt, er ^ieg ber tbeelle Rationalismus, unb foll
barin befielen, baj} man sugibt, ein natürliches kbnnt suglei^ ein
St. 532 / übematürli^es fein^). So banftbar i(^ aber auc^/bafür bin, fo
ID.bSSrDeig i^ bo(^ noc^ einen beffem Rat. tDo namli(^ fibematfirlic^es
bei mir Dorftommt, ba ift es immer ein erftes, es roirb aber ^er«
naii ein Ilatürli^es als 5rDeites. So ift bie Schöpfung fibernatürli^,
aber jie roirb ^emac^ naturjufammen^ang; fo ift (E^riftus übematür*
Ii(^ feinem Anfang na(^, aber er toirb natürlid^ als rein menfc^Iic^e
Perfon, unb ebenfo ift es mit bem ^eiligen (Beift unb ber (^riftli^n
Kird^e. Alfo milgte man für mi(^ lieber ein fibematürlid^es, bas
5uglei(^ ein Hatürli^es fein ftann, auff teilen, alfo, roie itnts ein
Rationalismus toar, milgte bies ein Supematuralismus fein, unb toar«
um foQte man i^n nic^t reell nennen? Unb fo roiK i(^ benn fagen,
idi fe^e mi(^ als reellen Supernaturaliften, unb bmfit, biefe 5orm
ift fo gut als irgenbeine anbere. tDas ober bamit geroonnen ift,
fe^e i(^ ni^t ein, unb auc^ ni(^t, mos roo^I ^inbem ftönnte, toenn
man es ni(^t genauer nimmt als auc^ Qerr Prof. Baur, ba^ man
nic^t {eben, ber nur ni(^t grabe an ben äugerften (Enben fte^t, ftönnte,
roie man roollte, jum Rationaliften machen, ober 5um Supematura«
liften, unb wtnn er fi^ au(^ ni(^t um ein 3e^ntel Sefeunbe ^o^er
ober tiefer geftimmt I>otte.
Do^ es ift tDO^I 3eit, liebfter 5^^un^r i>(^^ i^ aufhöre, benn
i(^ tDin nic^t fagen abbre^e, bamit Sie fi^ nic^t ettoa noc^ auf
eine foI(^e befuItorif(^e (Epiftel gefa^ machen, roietDo^I xii freili^
no<^ mancherlei anjubringen ^ätte. Allein je länger ^ier, je fpäter
bort, unb es roirb bie ^ö(^fte 3eit, bag i(^ mit (Emft an Sie Dog»
matift felbft ge^e. Alfo leben Sie wdffi unb lehren Sie tDO^I: bos
neue Semefter ift Dor ber (Eure, mein fünf3igftes^). Dielleic^t bringt
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^) Baur, de gnosticorum christianismo ideali 9 ff., 3tf(i)r. 225.
^) S(^(. ^at in Qalle 5u (efen angefangen H). S. 1804/5.
Studien zur Geschichte des neueren Protestautismus
(Fortsetzung von der 2. UmscMagseite)
Es sollen problemgeschichtliche Untersuchungen, Biographien führen-
der Theologen, Darstellungen der Entwicklung der wissenschaftlichen
Theologie, der Frömmigkeit und der kirchlichen Institutionen gebracht
werden. Daneben erscheinen Quellenhefte.
Heft 1. Lic. Horst Stephan: Luther in den Wandlungen seiner
Kirche. IV, 136 S. 1907. Ji ä.60; geb. Ji 3.50
Heft 2. Lic. K. Bornhausen: Die Ethik Pascals. Vni, 171 S 1907.^4.—
Heft 3. Lic. Hermann Mul er t: Schleiermacher-Studien. I.Teil: Schleier-
machers geschieh tsphilosophische Ansichten in ihrer Bedeutung füi
seine Theologie. Vm, 92 S. 1907. Ji 2.50
Heft 4. Prof. D. Joh. Bauer: Schleiermacher als patriotischer Prediger.
Ein Beitrag zur Geschichte der nationalen Erhebung vor 100 Jahren.
XII, 364 S. 190R. Ji 10.— ; geb. Ji 11.-
Als weitere Hefte der Studien sollen erscheinen:
Humanismus und Aufklärung i. ihrer Bedeutg. f. d. Entwickig. der krit-
hist. Theologie i. deutsch. Protestantismus. Von Lic. Zscharnack.
Spalding, Herder, Schleiermacher, ein theologischer Querschnitt für die
Wende d. 18. Jahrb. Von Lic. H. Stephan, Priv.-Doz. in Marburg.
Der Einfluß des Pietismus auf die Kirchlichkeit. Von Lic. Johannes
Witte, Pastor in Zanow.
Kirchenlied und Gesangbuch in der Zeit der deutschen Aufklärung. —
!Rationalistische Liedertexte. Von Lic. Leopold Zscharnack.
Die deutsche evangelische Predigt im Zeitalter des Rationalismus. Von
Lic. Dr. Martin Schian, ord. Professor in Gießen.
Kants Einfluß auf die Theologie. Von Lic. Dr. Paul Kai weit, Direktor
des Predigerseminars in Naumburg a. Qu.
Studien zor praktischen Theologie
hngg. von G. CLEHEN (Bodo), K. EGER (Friedberg I. H.) n. H. SGHIAN (GieBen)
Seit Frühjahr 1907 gelangten folgende Hefte zur Ausgabe:
Prof. Lic. Dr. Giemen, Bonn: Zur Reform der praktischen
Theologie. (I. Bd. 1. H.) IV, .sO S. M. 1.80; i. Abonn. M. 1.50
Prof. D. Eger, Friedberg i. II. : Die Vorbildung zum Pfarramt der
Volkskirche. (L Bd. 2. H.) TV, 72 S. M. 1.70; i. Abonn. M. 1.40
P. Haupt, North -Tonawanda, N.Y.: Die Eigenart der amerikani-
schen Predigt. (L Bd. 3. H.) II, 46 S. M. 1.20; i. Abonn. M. 1.—
Prof. Lic. Dr. Schian, Gießen: Die evangelische Kirchgemeinde.
(L Bd. 4. H) IV, 114 S. M. 2.70; i. Abonn. M. 2.25
P. Liebster, Leipzig: Kirche und Sozialdemokratie. (II. Bd. l. H.)
rV, 128 S. M. 3.20; i. Abonn. M. 2.50
Weiterhin sind die nachgenannten Arbeiten angemeldet und zunächst
zur Veröffentlichung in Aussicht genommen:
P. Dr. von Rohden, Düsseldorf: Gefangenenseelsorge und Ent-
lassenenpflege. (In Vorbereitung als IL Bd. 2. H.).
Pf. Bahr, Amsterdam: Das kirchliche Leben Hollands.
Pf. Burggaller, Tillendorf: Der Katechumenat nach der Kon-
firmation.
Lic. Dr. Dibelius, Guben: Das kirchliche Leben Schottlands.
Pf. Fritze, Nordhausen: Die Evangelisationsarbeit der bel-
gischen Missionskirche.
Pf. Dr. Grilli, Pisa: Das evang.-kirchliche Leben in Italien.
Pf. Lachenmann, Schrozberg: Das evang.-kirchl. Leben Frank-
reichs.
P. Weichelt, Zwickau: Der Konfirmaiid.eTv\xTv\.^TT\Oc\\3.
Prof. D. Dr. Zimmer, Zehlendori: Die weWiWcYv^ 'ö\^Vo\\\<i.
Verlag von Alfred Töpelmann (vormals J. Ricker) in Gießen
Schleiermacher-Studien
I
Schleiemachers geschichtsphilosophische Ansichten
in ihrer Bedeutung^ für seine Theologie
von
Lic. Hermann Mnlert
Priyatdozent an der ünivergität Kiel
1907 Vin, 92 S. M. 2.50
Schleiermachers Glaubenslehre
in ihrer Bedeutung für Vergangenheit und Zukunft
von
Professor Lia Dr. Carl Giemen
Priyatdozent an der Universität Bonn
1905 XI, 182 S. M. 3.-
Schleiermachers Religionsbegriff
und religiöse Stellung
zur Zeit der ersten Ausgabe der Reden (1799 — 1806)
von
Lic. Emil Fuchs
Pfarrer in Büsselsheim
1901 IV, 104 S. M. 2.-
Von Schleiermacher zu Ritschi
Zur Orientierung über die Dogmatik des 19. Jahrhunderts
von
D. Ferdinand Kattenbusch
Geh. Eirchenrat nnd Professor der Theologie in Haue
Dritte, vielfach veränderte Auflage
1903 Vm, 80 S. IL 1.75
0. G. Köder G. m.\).H.., li^i^zig.
illiilllii
3 2044 038 390 o<
DATE DUE
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FEB 7 20Q5
DEMCO. INC. 38-2931
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