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Full text of "Schmidt's Jahrbücher der in- und ausländischen gesammten Medizin"

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SCHMIDTS 

JAHRBÜCHER 


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DER 


m  -  UND  AUSLÄNDISCHEN 


^ESAMMTEN    MEDIGIN. 


REDIGIRT 


VON 


Prof.  Dr.  ADOLF  WINTER 


HITNDERT  EINUNDNEUNZIGSTER  BAND. 


LEIPZIG,   188L 

VERLAQ  VON  OTTO  WIGAND. 


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CATALOG'JZD, 
E.  H.  B. 


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In-  und  aoslän 


ammteD  Medicin. 


Bd.  191. 


1881. 


M  1. 


A.    Auszüge. 

I.     Medicinische  Physik ,  Chemie  und  Botaniic. 


299.  Neuere  Untersuchungen  über  Fäul- 
nin  und  deren  Produkte,  zusammengestellt  von 
Dr.  R.Kobert  zu  Strassbarg. 

Wir  beginnen  unsere  Zusammenstellung;  welche 
ils  Fortaetzang  zweier  früheren  zu  betrachten  ist 
(Tgl.  Jahrbb.  CLXXXVL  p.  123  u.  CLXXXIX. 
p.  219)  mit  einer  kurzen  Besprechung  der  ausftthr- 
fichen  Monographie  der  Pythologie  von  Dr.  A. Hil- 
ler*). 

In  diesem,  namentlich  auch  hinsichtlich  der  Lite- 
ntorflbersicht  sehr  empfehlenswerthen  Buche  wei'den 
5  Omppen  ftulnissfthiger  thierischer  Verbindungen 
onterschieden :  1)  die  Eiweisskörper,  2)  die  leim" 
gebenden  Svhetanzen ,  3)  die  Albuminoide  oder 
eiwemartigen  Substameny  4)  dx'b  Afnideubatamen^ 
5)  ^e  »tiekaioffhalägen  organischen  Säuren.  Im 
Pflanzenreiche  kommen  noch  viele  andere  fäulniss- 
fiüiige  Stoffe  vor,  als  Celluloae,  Stärke,  Zucker, 
Oommi,  Dextrin,  Fette,  Oele,  Harze,  Pflanzen- 
daren etc.  Diese  Stoffe  verfallen  bald  der  F&ulniss, 
kdd  der  Gfthrung. 

Hlasiwetz  und  Habermann  (1871)  haben 
gezeigt,  dass  Gährung  und  Fäulniss  sehr  nahe  ver- 
wandt sind,  indem  sowohl  die  Tendenz  und  Art  der 
ZerlegODg  bei  beiden,  als  auch  die  dabei  auftre- 
tenden Produkte  eme  auffallende  Uebereinstimmung 
leigen.  Da,  wo  beide  von  einander  differiren,  han- 
delt es  soßh  um  Unterschiede,  welche  nicht  wesent- 
lieber  Natur  sind,  sondern  nur  in  der  Verschieden - 
lieit  der  Stoffe  ihren  Grund  haben,  welche  in  beiden 
Reihen  von  Processen  der  Zersetzung  unterliegen. 


0  Die  Lehre  von  der  Fäulniss. 
ffirschwald.   8.   547  8.     14  Mk. 

Med.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  1. 


Berlin  1879.  Ang. 


Will  man  die  bisher  aufgefundenen  Produkte  der 
Fäulniss  hinsichtlich  ihrer  chemischen  Zusammen- 
setzung etwas  genauer  rubriciren,  so  kann  man, 
wenn  man  auf  die  aromatischen  Fäulnissprodukte 
keine  besondere  Rficksicht  nimmt,  folgende  5  Grup- 
pen derselben  unterscheiden. 

In  die  1.  Gruppe,  Peptone  und  andere  eiweiss^ 
artige  Körper,  rechnet  Hiller  1)  die  eigentlichen 
Peptone ;  2)  die  Globuline ,  deren  Entstehung  bei 
der  Fäulniss  von  Hoppe-Seyler  nachgewiesen 
worden  ist;  3)  das  von  Panum  1859  entdeckte 
extraktföi-mige  putride  Gift  (vgl.  Jahrbb.  CLXXXVL 
p.  124),  welches  sich  in  faulem  Fleisch,  Blut  und 
Eiter  findet;  4)  ein  von  Hill  er  1875  entdecktes, 
aber  leider  nicht  chemisch  rein  dargestelltes  Fer- 
ment, welches  ebenfalls  in  faulem  Fleische  enthalten 
ist.  Wir  wissen  von  diesem  Fermente  nur,  dass  es 
eine  wohl  charakterlsirte  Krankheit  mit  tödtlichem 
Verlauf  an  lebenden  Wesen  zu  erzeugen  vermag. 

In  die  2.  Gruppe,  die  der  stickstoffhaltigen  Ba- 
sen, gehören  zunächst  a)  das  Leucin  und  b)  das  Ty- 
rosin.  Diese  beiden  Fäulnissprodukte  scheinen  keine 
giftigen  Eigenschaften  zu  besitzen,  wenigstens  haben 
Panum  und  Billroth,  welche  mit  diesen  Stoffen 
an  Hunden  experimentirten ,  selbst  bei  Anwendung 
verhältniBsmässig  grosser  Dosen  so  gut  wie  gar  keine 
schädliche  Wirkung  von  ihnen  gesehen.  Auch  scheint 
der  Umstand,  dass  Leucin  und  T^i'osin  bisweilen  im 
gesunden  menschlichen  Körper  gefunden  werden, 
sowie  dass  im  Käse  oft  enorme  Mengen  von  Tyrosin 
wiederholentlich  genossen  werden ,  fbr  die  relative 
Ungefilhrlichkeit  der  genannten  2  Substanzen  zu 
sprechen,  c)  Das  von  Schmiedeberg  u.  Berg- 
mann 1868  entdeckte,  später  aber  nie  wieder  dar- 
gestellte Sepsin,  das  Prototyp  aller  Ptonuune.  d)  Ein 

1 


L    Medidnische  Physik,  Chemie  n.  Botanik* 


von  Zülzer  nnd  Sonnenschein  1869  darge- 
stelltes Ptomain  y  welches  in  Fleischaafgttssen  nach 
5 — 8  Wochen  sich  bildet«  Es  bewirkt  ähnlich  wie 
Atropin  Erweitening  der  Papillen,  Lähmung  der 
Dannmuskulatar  und  Steigerang  der  Herzthltigkeit. 
e)  Ein  von  Panum  aus  faalem  Fleisch  dargestell- 
tes narkotisches  Ptomain.  Ein  damit  inficirter  Hund 
schlief  24  Standen  lang  ononterbrochen ,  war  aber 
dann  wieder  ganz  normal. 

Die  3.  Gruppe,  die  der  Amine,  umfasst  1)  das 
Methylamin,  2)  das  Aethylamin,  3)  das  Propyl- 
amin,  4)  das  Caprolamin,  sowie  einige  andere 
weniger  wichtige.  Das  Propylamin  (Ca  H9  N)  oder 
Trimethylamin  ([CHsJaN)  verieiht  der  Herings- 
lake ihren  charakteristischen  Geruch ;  in  der  Medicin 
ist  es  eine  Zeit  lang  als  schweisstreibendes  Mittel, 
namentlich  bei  akutem  Gelenkrheumatismus,  ange- 
wandt worden.  Es  wirkt  erst  in  sehr  grossen  Dosen 

giftig. 

In  die  4.  Gruppe,  die  der  organischen  fetten 

Säuren,  gehören  die  Ameisensäare,  die  Essigsäure, 
die  Propionsäure,  die  Buttersäure,  die  Baldriansäure, 
die  Capronsäure,  die  Caprylsäure,  die  Palmitinsäure, 
die  Stearinsäure  und  mehrere  andere.  Diese  Säuren 
treten  nicht  immer  als  freie  fette  Säuren  auf,  son- 
dern sind  oft  mit  Resten  des  Ammoniak  zu  sogen. 
Amidosäm'cn  (z.  B.  Amidoessigsäure,  Amidobutter- 
säure  etc.)  verbunden;  auch  kommen  salzai*tige Ver- 
bindungen derselben  mit  Ammoniak  vor  (z.  B.  but- 
tersaures, baldrians.  u.  caprons.  Ammoniak),  welche 
sämmtlich  flüchtig  und  sehr  übebiechend  sind.  An 
die  fetten  Säuren  schliessen  sich  noch  einige  andere 
Säuren,  welche  aber  in  andere  nahe  verwandte  Rei- 
hen gehören,  so  die  Oelsäure,  die  Milchsäure,  die 
Fleischmilchsäure,  die  Glykolsäure,  die  Leucmsäure, 
das  Hydrat  der  Kohlensäure,  die  Oxalsäure  und  die 
Bemsteinsäure. 

Zu  der  5.  Gruppe,  d.  h.  zu  der  der  anorgani- 
schen Endprodukte,  gehören  die  durch  Fäulniss 
nicht  weiter  zerlegbaren  Salze  der  Metalle,  Alka- 
lien und  alkalischen  Erden,  femer  das  Wasser, 
sowie  die  4  Gase  Sauerstoff,  fTöWÄ^rsio/',  Ammo- 
fdak  u.  Schwefelwasserstoff,  Von  den  Salzen  sind 
solche  der  Kohlensäure,  Phosphorsäure,  Schwefel- 
säure, schwefligen  Säure,  Salpetersäm'e,  der  salpetri- 
gen Säure  und  des  Chlor  zu  nennen ,  verbunden  mit 
Eodi,  Natron,  Kalk,  Magnesia  etc. 

Beim  Vermodern  der  Pflanzen  bildet  sich  noch 
eine  Reihe  besonderer  Körper,  die  man  in  eine 
6.  Gruppe  zusammen  fassen  kann  und  die  man  als 
primäre  oder  sekundäre  Umwandlungsprodukte 
der  Cellulose  deuten  muss.  Als  besonders  wichtig 
seien  hier  genannt  die  Ulminsäure,  die  Huminsäure, 
Gäinsäure,  die  Quellsänre  und  die  Quellsatzsäure. 
Sie  finden  sich  in  reichlicher  Menge  in  den  soge- 
nannten sauren  Böden,  z.  B.  im  Torfboden.  Sie 
sind  grösstentheils  als  in  Wasser  unlösliche  Verbin- 
dungen vorhanden  und  bedingen  dadurch  die  er- 
fahrangsgemässe  Unfruchtbarkeit  eines  solchen  Bo- 
dens. Ausser  diesen  Säuren  hat  man  noch  2  basische 


Körper  in  humusreicher  Erde  gefunden ,  das  Ulmin 
und  das  Humin ,  die  wahrscheinlich  durch  Wasser- 
ausscheidung aus  der  Ulminsäure  und  Huminsäure 
hervorgehen  sollen.  Von  den  bei  der  Zersetzung 
der  Cellulose  unter  Luftabschluss  entstehenden  Fäul- 
nissprodukten  kennen  wir  nur  das  Sumpfgas  als 
besonderen,  noch  unerwähnten  Körper.  Dasselbe 
ist  nicht  giftig.  Als  wahrscheinliche  Cellulosederivate, 
welche  im  Erdinnem  durch  langsame  nicht  näher 
bekannte  Umwandlung  entstanden  sind,  sind  endlich 
noch  das  Naphtaöl  und  das  Petroleum  zu  nennen. 

Wir  müssen  uns  des  Raumes  halber  auf  vor- 
stehende Mittheilungen  über  den  Inhalt  des  H  i  1 1  e  r '  - 
sehen  Buches  beschränken,  indem  wir  dasselbe  noch- 
mals unsem  Lesern  zur  Lektüre  dringend  empfehlen. 

Zu  den  oben  genannten  stickstoffhaltigen  alka- 
loidartigen  Basen  des  Thierkörpers  ist  in  den  letzten 
Jahren  eine  neue,  eventuell  sogar  im  normalen 
lebenden  Körper  vorkommende  hinzugefügt  worden. 
Der  Entdecker  derselben,  Ph.  Schreiner *),  hat 
seine  hochinteressante  Arbeit,  welche  er  bereits  1878 
zu  veröffentlichen  angefangen  hat ,  leider  bis  jetzt 
anvollendet  gelassen.  Dieselbe  darf  aus  dem  ein- 
fachen Grunde  trotzdem  hier  nicht  übergangen  wer- 
den, weil  es  natürlich  beim  Aufsuchen  von  Aika- 
loiden  in  Leichen  von  höchster  Wichtigkeit  ist,  zu 
wissen ,  dass  bereits  vor  dem  Tode  ein  solches  im 
Organismus  sich  bilden,  ja  sogar  in  KrystaUen 
auftreten  kann. 

Charcot  and  Robin  lieferten  1853  die  erste  Mit- 
theilaog  über  Krystalie ,  welche  sie  bei  Leukämie  in  der 
mix  gesehen  haben  wollten.  Förster»  der  sie  von 
1864 — 1859  einmal  im  Auswarfe  eines  an  vorabergehen- 
der Bronchitis  leidenden  Mannes ,  dann  in  einer  Schldm" 
gewebsgeschtoulsl  des  Opticus  u.  im  eingedickten  Schleime 
eines  erweiterten  Gallenganges  fand,  constatirte  ihre 
Unloslichkeit  in  Aether  und  kam  zu  der  Meinnng ,  dass 
sie  aus  einer  dem  Schleim  zugehörigen  organischen  Sub- 
stanz bestehen.  Harting  (1859)  sah  diese  Krystalie  in 
den  Spatis  bei  chronischer  Bronchitis ,  fand ,  dass  sie  in 
Wasser,  Alkohol  und  Aether  unlöslich,  in  Essigsänre, 
Salzsäure  und  Salpetersäure  löslich  sind,  und  glaubte  sie 
als  Phosphors.  Kaik  abbilden  und  bezeichnen  zu  dürfen. 
Im  J.  1860  wurden  sie  von  Charcot  und  Vulpian  iip 
leukämischen  Blute  von  verschiedenen  Korperstellen  eines 
58jähr.  Weibes  angetroffen ,  und  zwar  waren  sie  in  den 
ersten  24  Std.  nach  dem  Tode  noch  nicht  nachweisbar, 
wurden  aber  in  den  folgenden  Tagen  immer  reichlicher. 
Die  genannten  Autoren  fanden  sie  brüchig,  in  kaltem 
Wasser,  in  Alkohol,  Aether,  Chloroform,  Glycerin ,  wäs- 
serigem nnd  alkoholischem  Jod  unlöslich,  löslich  dagegen 
in  warmem  Wasser,  in  Essigsäure,  Weinsteinsäure,  Milch- 
säure, Schwefelsäure,  Salzsäure ,  sowie  in  Losungen  von 
Kali,  Natron  und  Ammoniak.  Die  Substanz  schien  allem 
Anschein  nach  organischer  Natur  zu  sein.  Dieselben 
Krystalie  hatte  übrigens  Charcot  auch  1856  im  Aus- 
wurfe eines  Emphysematikers  gefunden.  Im  J.  1861 
bezeichnete  sie  White  als  Leucosin  und  behslnptete, 
diese  Substanz  komme  in  jedem  Falle  von  Leukämie  vor. 
Im  J.  1862  sah  Wagner  die  Krystalie  xmPfortaderhMe 
eines  25jähr.  anämischen  Weibes,  das  bald  nach  der 
Entbindung  ohne  vorausgegangene  akute  Krankheit  plötz- 
lich gestorben  war.  Er  bestätigte  ihre  Brüchigkeit,  ihre 
Löslichkeit  in  Essigsäure  u.  Salzsäure,  sowie  ihre  Un- 
loslichkeit in  kaltem  Wasser,   in  Aether  und  Glycerin. 


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0  Annalen  der  Chemie  CXCIV.  1878.  p.  68. 


I.    Hedicinijsche  Physik,  Chemie  u.  Botanik. 


Inj.  1864  lieferte  Friedreich  gnte  Abbildangen  der 
Bsmlichen  Krystalle ,  erklärte  eie  für  identisch  mit  den 
von  Förster  abgebildeten,  bezeichnete  sie  aber  als 
l^roaiiilarjBtalle.  Er  sah  sie  in  expektorirten  fibrinösen 
AniaeUa/yarmrue^n  einer 42Jäbr.  Patientin.  In  demselben 
Use  erklärte  auch  Hupp  er  t  (vgl.  Jahrbb.  GXXIV. 
9. 147),  dasfl  diese  Krystalle  in  leukämischem  Blate  kei- 
selten  seien. 


Böttcher  veröffentlichte  1865  eine  wenig  beachtete, 
'  wichtige  Arbeit  über  farblose  Krystalle ,  welche 
seineii  Beobachtangen  sich  in  besonders  reichlicher 
Menge  im  menschUehen  Sperma,  nnd  zwar  im  Plasma 
desKlben  beim  Eintroeknen  bilden.  In  einem  Nachtrage 
fteltte  er  sodann  noch  mit,  dass  er  dieselben  eiweiss- 
vtigen  Krystalle  anch  an  der  Oberfläche  verschiedener 
itterer  pathologisch  anatomischer  Präparate  anfgeftmden, 
sowie  aocii  ans  Hfihnereiweiss  dargestellt  habe.  Die 
Uebereinstimmnng  der  von  Böttcher  gelieferten  sehr 
Bdtöaen  Abbildungen  mit  denen  von  Förster,  Har- 
tiig  n.  Friedreich  lässt  auf  die  Identität  der  anch  in 
ikran  Reaktionen  fibereinstimmenden  Gebilde  mit  Sicher- 
heit schliessen.  Robin  erklärte  später  diese  Bött- 
eker'schen  Krystalle  fnr  phosphors.  Bfagnesia,  Kfihne 
(ir  Vitellin  u.  Hoppe-Seyler  bringt  sie  in  Znsammen- 
hsqg  mit  den  Dotterplättchen  nnd  den  Aleuronkrystallen 
vieler  Pflanzen.  Weitere  direkte  Beobachtungen  liegen 
TOT  von  Neu  mann,  der  1866  diese  Krystalle  in  dem 
iff Leiche  entnonunenen Blute  eines  UukämischenyüLnnea 
tod.  Die  Krystallbildung  begann  in  diesem  Falle  be- 
vta  mehrere  Stunden  nach  der  Obduktion  und  nahm  im 
jjrtfeder  näebsten  Tage  in  der  Art  zu,  dass  sie  in  jedem 
fihMiopfeii  in  grosser  Menge  zu  finden  waren.  Im  J. 
IM  wurde  dieser  Krystalle  auch  vonEberth  bei  der 
fieeeiureibnng  eines  Falles  von  Leukämie  Erwähnung  ge- 
Itaa  und  1869  eonstatirte  N  e  u  m  a  n  n  denselben  Befund 
B  lenkimisohen  und  im  normalen  Knochenmarke  bei  fast 
alten  Leichen  einige  Tage  nach  dem  Tode.  In  zahl- 
Riehen  Fällen  von  Asthma  bronchiale  wurden  diese  Kry- 
rtdle  187ä  als  Bestandtheile  des  Auswurfs  von  Leyden 
beobachtet  und  als  charakteristisoh  für  diese  Krankheits- 
tem  erklärt.  8  a  1  k  o  w  s  k  i ,  der  Proben  solcher  Sputa 
■Btersuehte ,  sprach  die  Vermuthung  aus,  dass  es  sich 
dabei  nm  eine  krystallisirte  mucinähnliche  Substanz 
handele. 

Zahn  fand  1875  bei  Untersuchungen  über  Throm- 
tee  bei  einem  Frosche,  dem  Quecksilber  in  das  Herz 
in^cirt  war  nnd  der  16  Std.  nachher  getödtet  wurde ,  in 
den  sofort  untersuchten  Thrombusmassen  zahlreiche  farb- 
lose Krystalle ,  die  während  der  Beobachtung  auch  noch 
ans  dem  Plasma  des  übrigen ,  noch  flüssigen  Blntes  sich 
badeten  und  der  Form  und  Reaktion  nach  auffallend  mit 
ta  von  Brondgeest  (1870)  im  Blute  erfrorener 
FrScehe  auijKeftindenen  übereinstimmten .  Brondgeest 
I  ted  seine  Krystalle  unlöslich  in  Wasser  und  Aether, 
I  Mleh  dagegen  in  verdünnten  Säuren  und  Alkalien  sowie 
I  ■  5proc.  Kochsabldsung  (?)  und  äussert  die  Ansicht, 
I  dass  die  Krystalle  aus  einem  aus  dem  Plasma  stammen- 
i  ien  Eiweisskörper  bestehen.  Salkowski,  dem  die 
m  Zahn 'sehen  Kiystalle  gezeigt  wurden,  hielt  sie  für  iden- 
■  teh  mit  den  von  Leyden  beschriebenen.  Im  J.  1876 
W  ted  aoohLanenstein  die  Krystalle  bei  Leukämie  im 
iaoehenmarke  und  in  den  Mesenterialdrüsen  in  reich- 
fidier  Menge.  An  die  Lauenstein 'sehe  Mittheilung 
ichloes  Zenker  eine  zusammenfassende  Abhandlung 
iber  die  C  ha  r  cot 'scheu  Krystalle  an.  Seine  ersten 
eigenen  Beobaehtnngen  in  dieser  Hiosicht  datiren  aus  den 
lihren  1851  und  1852  nnd  betreflTen  exquisite  FäHe  von 
Lenkämie  und  Asthma  bronchiale.  Während  seine  Ab- 
^»Hlnng  bezüglich  der  chemischen  Natur  dieser  „kleinen 
BSeewiehter"  mit  einem  Non  liquet  schloss,  glaubte 
Haber  1877  dieselben  wie  Fried  reich  unzweifelhaft 
zb  Tyrostn  deuten  zu  dürfen. 

Sehreiner  benutzte  zur  Isolirung  der  Krystalle 
tfaie  geringe  Löslichkeit  in   kaltem  Wasser.    Weiden 


nämlich,  wie  schon  Böttcher  gefunden,  auf  Kleidungs- 
stücken eingetrocknete  Spermaflecke  mit  kaltem  Wasser 
angefeuchtet,  so  quillt  die  eiweissartige  Substanz  der 
Samenflüssigkeit  zunächst  stark  auf,  während  die  vor- 
handenen Krystalle  erhalten  bleiben.  Wird  die  betreff 
fende  Stelle  dann  mit  mehr  kaltem  Wasser  ausgewaschen 
und  die  Flüssigkeit  in  ein  Spitzglas  gebracht,  so  sinken 
die  Krystalle  mehr  oder  weniger  zerbrochen  bald  zu 
Boden  und  die  überstehende  trübe  Flüssigkeit  kann  ab- 
gehoben und  mehrmals  durch  frisches  Wasser  ersetzt 
werden.  Die  so  erhaltenen  Krystalle  lösten  sich  inheissem 
Wasser  auf  und  schieden  sich  aus  dieser  Lösung  beim 
Eindampfen  und  Erkalten  in  denselben,  aber  kleineren 
Formen  wieder  aus.  In  ähnlicher  Weise  gelang  Schrei- 
ner die  Isolirung  der  Krjrstalle,  welche  Böttcher  an 
der  Oberfläche  alter  anatomischer  Präparate  aufgefunden 
hatte,  und  zwar  aus  Kalbsleber,  Kalbsherz  u.  Stierhoden. 
Sie  waren  mit  den  vom  Menschen  gewonnenen  ganz  iden- 
tisch und  stellten  gewölbtflächige  Combinationen  pris- 
matischer mit  pyramidalen  Formen  vor,  wie  sie  z.  B.  am 
Oyps  häufig  sind.  Beim  Umkrystallisiren  gruppirten  sich 
die  Krystalle  sehr  häufig  zu  den  schon  von  Böttcher 
beschriebenen  und  abgebildeten  Kreuzen  und  Rosetten. 
Die  sämmtUchen  Krystalle  hatten  folgende  Eigenschaften : 
sie  waren  leicht  brüchig ,  vollkommen  durchsichtig,  farb- 
los, unlöslich  in  Alkohol ,  Aether,  Chloroform,  Kochsalz- 
lösung, wässeriger  und  alkohol.  Jodlösung,  nahezu  unlös- 
lich in  kaltem ,  schwer  löslich  in  heissem  Wasser ,  leicht 
löslich  dagegen  in  verdünnten  Säuren ,  sowie  kaustischen 
nnd  kohlensauren  Alkalien.  Beim  Erhitzen  auf  100^  G. 
verloren  sie  3  Moleküle  Krystallwasser.  Der  Zusammen- 
setzung nach  erwiesen  sie  sich  als  das  phosphorsaure 
Salz  einer  organischen  Basis,  der  die  Formel  C^H^N  zu- 
kommt.  Zur  Darstellung  derselben  aus  beliebigen  Ge- 
webstheilen  oder  Lösungen,  z.B.  aus  leukämischem  Blute 
verföhrt  man  am  besten  in  folgender  Weise : 

Die  frischen  oder  cadaverösen  Substanzen  werden  in 
kleine  Stücke  zerschnitten,  in  Wasser  unter  Zusatz  von 
wenig  Essigsäure  gekocht,  nach  dem  Kochen  filtrirt  und 
das  Filtrat,  welches  das  phosphors.  Salz  gelöst  enthält, 
wird  mit  Bleiessig  unter  Vermeidung  eines  zu  grossen 
Ueberschusses  gefallt,  dann  das  Filtrat  des  Bleiessig- 
niederschlags mit  Schwefelwasserstoff  entbleit  und  zur 
Verjagung  des  Schwefelwasserstoffs  erwärmt  und  endlich 
daraus  mit  Phosphorwolframsäure  die  Basis  niedergeschla- 
gen. Der  Niederschlag  wird  zunächst  durch  Decantation, 
dann  auf  dem  Filter  mit  Wasser,  dem  einige  Tropfen 
Schwefelsäure  zugesetzt  werden,  ausgewaschen  u.  darauf 
mit  Barytwasser  in  der  Wärme  zersetzt.  Aus  dem  Fil- 
trate  desphosphorwolfVams.  Baryt  entfernt  man  den  über- 
schüssigen Aetzbaryt  mit  Kohlensäure,  filtrirt,  dampft 
auf  dem  Wasserbade  ein  und  erhält  so  die  gesuchte  Basis, 
bez.  gemischt  mit  andern  Basen,  gebunden  an  Kohlen- 
säure. Bei  der  stark  ausgesprochenen  Tendenz  des  phos- 
phors. Salzes  zum  Krystallisiren  und  bei  der  geringen 
Löslichkeit  dieses  Salzes  in  kaltem  Wasser  bietet  sodann 
eine  allenfalls  nothwendige  weitere  Isolirung  und  Rein- 
darstellung keine  Schwierigkeit,  wofern  man  nur  beachtet, 
dass  die  Ausscheidung  des  phosphors.  Salzes  schon  durch 
Anwesenheit  ganz  geringer  Mengen  von  freien  Säuren 
oder  Alkalien  unmöglich  gemacht  wird.  Ausser  dem 
phosphors.  Salze  giebt  es  auch  ein  salzs.  Salz,  sowie  ein 
Platin-  nnd  Golddoppelsalz. 

Als  letzteres  zum  Zweck  einer  Analyse  mit 
Magnesiam  behandelt  wurde,  trat  bald  ganz  intensiv 
ein  Geruch  nach  frischem  menschlichen  Sperma  auf, 
eine  Thatsache,  welche  später  noch  oft  constatirt 
wnrde.  Der  charakterütische  Geruch  des  frischen 
menschlichen  Sperma  ist  demnach  bedingt  durch 
ein  Derivat  der  neuen  Base ,  während  diese  selbst 
gerachlos  ist.  Dieser  Spermagerach  entsteht  auch 
manchmal  bei  Sputis,  welche  die  Basis  enthalten. 


I.     Medicinische  Physik^  Chemie  n.  Botanik. 


Prof.  Th.  Husemann^)  hat  seine  Mittheilnn- 
gen  iXheTäiePtomame,  auf  welche  wir  frtther  schon 
aufmerksam  gemacht  haben,  fortgesetzt  Wir  ent- 
nehmen denselben  folgende  interessante  Thatsachen. 

In  Italien  sind  neaerdings  2  Giftmordprocesse 
vorgekommen,  in  denen  Ptomaine  eine  Rolle  spielten. 
Der  am  meisten  besprochene  Fall  ist  der  dnrch  den 
Tod  des  Generals  Gibbone  herbeigeführte  Criminal- 
process ,  in  welchem  der  Bediente  des  Verstorbenen 
einer  mit  Delphinin  oder  einer  delphininhaltigen 
Substanz  bewirkten  Vergiftung  geziehen  wurde,  weil 
die  Sachverständigen  aus  den  Eingeweiden  des  Ver- 
storbenen das  fragliche  Alkaloid  —  oder,  da  das 
Delphinin  ein  Gemisch  von  Substanzen  ist,  das  als 
Delphinin  bezeichnete  Gemenge  von  Pflanzenbasen 
—  isolirt  hatten.  Prof.  Franc.  Selmi,  dem  zum 
Glück  ein  Superarbitrium  übertragen  wurde,  wies 
jedoch  überzeugend  nach,  dass  das  vermeintliche 
Delphinin  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  ein  Pto- 
main  war. 

Indem  Selmi  nach  neuen  Reaktionen  des  Del" 
phinin  forschte,  fand  er,  dass  dasselbe  in  Aether  ge- 
löst und  mit  einer  frischen  ätherischen  Lösung  von 
neutralem  Platinchlorid  versetzt,  eine  flockige  weiss- 
liche  Fällung  giebt ,  die  in  einem  gleichen  Volumen 
absoluten  Alkohols  sich  nicht  löst.  Weiter  ermittelte 
er ,  dass  das  Delphinin  auch  mit  Goldnatriumhypo- 
snlphit,  sowie  mit  schwefeis.  Lösung  von  Kupfer- 
natriumhyposulphit  ebenfalls  einen  Niederschlag 
giebt.  Keine  dieser  3  Reaktionen  kam  dem  aus 
den  Leichentheilen  Gibbone's  isolirten  Delphinin  zu, 
wodurch  bewiesen  war,  dass  es  eben  kein  Delphinin, 
sondern  eine  Base  std  generis  war.  Umgekehrt 
gelang  es  S  e  1  m  i ,  aus  den  Leichentheilen  einer  vor 
Monatsfrist  eines  natürlichen  Todes  gestorbenen 
Person  eine  aUcaloidieche  Substanz  zu  isoUren, 
welche  edle  die  Delphininreaktionen  gab,  auf  welche 
die  Gerichtschemiker  im  vorliegenden  Processe  ihr 
Gutachten  auf  Anwesenheit  von  Delphinin  gegründet 
hatten.  Endlich  sprachen  fUr  die  Abwesenheit  von 
Delphinin  auch  einige  von  den  Proff.  C  i  a  c  c  1  a  und 
Vella  in  Bologna  ausgeführte  physiologische  Ver- 
suche. Es  zeigte  sich  dabei  nämlich ,  dass  sowohl 
die  aus  den  Eingeweiden  Gibbone's ,  als  die  ans  der 
erwähnten  nach  Monatsfrist  exhumirten  normalen 
Leiche  isolirten  Basen  bei  Fröschen  systolischen 
Herzstillstand  erzeugten ,  während  Delphinin  stets 
diastolischen  Herzstillstand  bewirkt. 

Der  2.  Fall  betraf  die  vermeintliche  Vergiftung 
der  Witwe  Sonzogno  inCremona,  in  deren  aml2.T. 
nach  der  Beerdigung  wieder  ausgegrabenen  Leiche 
die  gerichtlichen  Expeiien  Morphin  aufgefunden  zu 
haben  glaubten.  Selmi  wies  jedoch  im  Verein  mit 
Casali  u.  Vella  nach,  dass  in  den  untersuchten 
Leichentfieilen  keine  Spur  von  Morpldn  oder  einer 
andern  giftigen  Pflanzenbase  existirte,  sondern 


^)  Die  Ptomaine  n.  ihre  Bedentang  für  die  gerichtl. 
Chemie  n.  Toxikologie.  II.  Artikel.  Arch.  d.  Pharmade 
COXVU.  Heft  5.  1880.    Separatabdrack. 


dass  die  für  Morphin  angesehene  Base  ein  Pto- 
main  war.  Die  von  Vella  angestellten  physio- 
logischen Versuche  ergaben  bezüglich  der  ätherischen 
Auszüge  der  theils  mit  Säuren ,  theils  mit  Alkalien 
behandelten  Leichentheile  keine  mydriatische  Wir- 
kung bei  direkter  Applikation  auf  die  Conjunctiva, 
dagegen  erwies  sich  der  alkalische  ätherische  Aas- 
zag giftig  für  JbYösche. 

Bei  snbcataner  Injektion  yon  12  Tropfen  entstand 
Erweiterung  der  Pupille ,  die  nach  5  Min.  wieder  zarfick- 
ging.  Ausserdem  trat  schnell  Suspension  der  Athem- 
bewegnngen  ein,  welcher  in  weniger  als  >/s  Std.  yoUstän- 
dige  Athemlähmnng  folgte.  Die  Herzpnlsationen  wurden 
augenblicklich  nnregelmässig  und  verlangsamt  und  binnen 
3/i  Std.  reducirten  sich  dieselben  auf  einfache  flbrilläre 
Bewegungen  des  kleinen  und  blutleeren  Herzens.  Die 
Sensibilität  der  Haut  und  der  Cornea  wurde  in  auffälliger 
Weise  herabgesetzt. 

Diese  beiden  interessanten  Criminalfälle  würden 
in  Deutschland  nach  unserer  Meinung  allerdings 
andere  vei*laufen  sein,  indem  die  deutschen  Chemiker 
ganz  bestimmt  nicht  ihr  Gutachten  auf  Morphiam 
und  Delphinin  abgegeben ,  sondern  die  Sache  in 
suspenso  gelassen  haben  würden ;  trotzdem  ist  diese 
Angelegenheit  wichtig  genug ,  dass  auch  unsere  ge- 
richtliche Medicin  von  derselben  genaue  Kenntniss 
nimmt.  In  Italien  haben  diese  beiden  Criminalfälle 
die  Regierung  veranlasst ,  unter  dem  Vorsitze  von 
Selmi  eine  aus  Pharmakologen  und  Chemikern  be- 
stehende Commission  einzusetzen ,  welche  über  das 
Dunkel  der  Ptomaine  Licht  verbreiten  soll.  —  Selmi 
kommt  nach  Besprechung  der  beiden  Fälle  zu  folgen- 
den Schlüssen. 

Man  ersieht,  1)  dass  nicht  nur  ein  einziges  Faul- 
nissalkaloid  existirt,  sondern  dass  verschiedene  in 
ihrem  Verhalten  gegen  Lösungsmittel  und  Reagen- 
tien,  sowie  bei  physiologischer  Prüfung  differirende, 
theils  ungiftige,  theils  giftige  fixe  Basen  bei  lang^ 
samer  Fäulniss  entstehen  können ,  welche  sich  den 
allgemeinen  Alkaloidreagentien  gegenüber  wie  Pflan- 
zenbasen  verhalten.  Die  sogen,  allgemeinen  Alka- 
loidreagentien erscheinen  in  Bezug  auf  ihren  WertU 
für  den  Nachweis  von  Pflanzenbasen  insofern  stark 
herabgesetzt ,  als  sie  auch  auf  Ptomaine  in  analoger 
Weise  wirken. 

2)  Einige  von  diesen  Ptomainen  lösen  sich  in 
Aether,  andere  nicht  in  diesem,  wohl  aber  in  Amyl- 
alkohol; noch  andere  fixe  Cadaverbasen  existiren, 
welche  in  beiden  Lösungsmitteln  unlöslich  sind. 

3)  Das  Verhalten  der  Ptomaine  gegenüber  den 
sogen,  allgemeinen  Alkaloidreagentien  ist  nicht 
überall  dasselbe ,  so  dass  z.  B.  einzelne  mit  Platin- 
chlorid, Ealiumsilbercyanür  und  Kaliumbichromat 
Präcipitate  bilden,  andere  nicht. 

4)  Die  Ptomaine  sind  im  Stande,  krystallisii'bare 
Verbindungen,  insbesondere  mit  jodhaltiger  Jod- 
wasserstoffsäure, zu  liefern. 

5)  Dieselben  liefern  mit  verschiedenen  Reagentien 
Farbenreaktionen,  welche  denen  einzelner  Pflanzen- 
basen gleichen. 

6)  Die  Ptomaine  besitzen  meistenstheils  einen 
scharfen,  auf  der  Zunge  Vertaubong  hervormfenden 


I.     MedJcinische  Physik ,  Chemie  u.  Botanik. 


Geflchnuick)  ohne  dass  ihnen  ein  bitterer  Geschmack 
nkSme* 

In  einem  weitem  Artikel  von  Seimig  der  mis 

ebenfallB  dnrch  Husemann^)  verdeutscht  vorliegt, 

iA  te  Bede  von  basenartigen  Substanzen ,  die  im 

Bon  nach  Phosphoreinfukr  in  den  Organismus 

io^eten» 

Ein  Sljähr.  Mann  nahm  in  Folge  psychischer  Erre- 
img  Alienda  7  Uhr  ein  Ghis  voll  Wasser  mid  Essig,  in 
weJdiem  der  Inhalt  von  4  Zündholzschaohteln  macerirt 
war,  sn  rieh.  Vier  Stunden  darauf  wurde  er  sehr  auf- 
gcr^,  bekam  gegen  Mittemacht  Schmerzen  im  Epi- 
patrinm  and  Abdomen  und  2  Std.  später  Erbrechen,  wel- 
ches rieh  bis  6  Uhr  Morgens  häufig  wiederholte.  Abends 
m  6  Uhr,  also  fast  24  Std.  nach  der  Vergiftung,  erfolgte 
sane Aofnahme  in  das  Ospedale Maggiore,  woBrugnoli 
ihn  fai  Behandlung  bekam  und  sämmtlichen  von  ihm  ge- 
lassenen Urin  an  Selmi  zur  Untersuchung  übermittelte. 
Der  Kr.  erliielt  am  Tage  nach  seiner  Aufhahme  ein  Pur- 
gans n.  einePotio  magnesica,  später  Oleum  terebinthinae. 
Wahrscheinlich  in  Folge  letzterer  Medikation  verlief  der 
FnU  günstig ,  so  dass  Pat  in  3  Wochen  sich  auf  dem 
Wege  der  Besserung  befand.  Wir  können  hier  auf  die 
füoselheiten  der  genauem  Harnuntersuchung  nicht  ein- 
gehen nnd  erwähnen  nur  Das ,  was  davon  auf  ptomain- 
artlge  Substanzen  Bezug  hat. 

In  dem  ersten  Harne,  den  Pat.  überhaupt  gelassen 
tele,  wurden  folgende  Substanzen  au^eftmden. 

1)  Ein  hdchst  flüchtiges,  phosphorhaltiges  Produkt, 
iBBoniak  und  vaaai&rdemzwei  flüehtigeB€uen,  von  denen 
fie  rine  phoephorhaltig  war.  Letztere  gingen  mit  dem 
Alkohol  über,  als  die  alkohol.  Flüssigkeit,  mit  welcher 
der  Harn  behandelt  worden  war,  destillirt  wurde. 

2)  Ztoei  andere  organ,  Basen  j  eine  fixe  und  eine 
fiditige,  welche  mit  Hülfe  von  Chloroform  aus  dem 
wässerigen  und  sauren  Rückstande  der  2.  Destilhition 
des  Alkohol  extrahirbar  waren. 

3)  Ausserdem  noch  ein  boHschefi  Produkt  in  höchst 
geringer  Menge,  welches  den  Geruch  des  Coniin  besass, 
euSSüäk  eine  Spur  von  Trimetkylamin.  Die  erwähnte 
flnehtige  Base  enthielt  keinen  Phosphor. 

Betreffs  des  am  2.  und  3.  Tage  entleerten  Harns  er- 
gab es  sich : 

1)  dass  derselbe  nach  dem  Zusätze  von  Baryt  und 
Alkobol  bd  der  Destillation  Ammoniak  in  reichlicher 
Menge ,  eiane  flüchtige  phosphorhaltige  Base  u.  ein  anderes 
ebenfalls  flfiehtiges  u.  phosphorhaltiges  Produkt  lieferte ; 

2)  dass  mittels  Chloroform  eine  besondere,  stark phos- 
f^wrhiiäge  Base  abgeschieden  wurde,  welche  mit  der  auf 
gleidie  Weise  aus  dem  Harne  des  1.  Tages  dargestellten 
riAt  identisch  war. 

Man  ersieht  daraus,  dass  einTheil  des  Phosphor 
die  y^onniittelbftreD  thierischen  Grundstoffe'^  angreift 
und  daraus  phosphorhaltige  Verbindungen ,  welche 
zum  TheU  Alkaloidcharakter  haben ,  erzeugt.  So 
trat  gleich  zn  Anfang  eine  dem  Coniin  ähnelnde  Base 
fif,  die  dentUch  an  eins  der  Ptomaine  Selmi 's 
enunerte.  (Im  Urin  einer  an  Ictems  gravis  leiden- 
den Person  wurden  derartige  phosphorhaltige  Kör- 
per nicht  gefanden ,  was  für  die  differentielle  Dia- 
gaose  sehr  wichtig  ist.)  Man  ksxm  sich  das  Auf- 
treten der  Basen  bei  der  vorliegenden  Vergiftung 
mir  80  erklftren,  dass  man  annimmt ,  der  Phosphor 
habe  bis  zu  einem  gewissen  Grade  einen  ahnlichen 


>)  Anfsnchnng  von  Phosphor  im  Harn  bei  Yergif- 
tangsAilen  und  die  dabei  angetroffenen  Produkte.  Aroh. 
d.  Ptaarmacie  COXVII.  Heft  4.  1B80.    Separatabdruck. 


Effekt  wie  die  Fäulnissfermente ,  die  ja  ebenfalls 
die  Albuminate  zersetzen  und  das  Auftreten  fester 
und  fluchtiger  basischer  Produkte  veranlassen. 

Die  deutsche  Literatur  enthält  folgende  neue 
casuistische  Mittheilnngen ,  in  denen  Ptomaine  eine 
Rolle  gespielt  zu  haben  scheinen. 

lieber  eine  Ptomainvergiftung  durch  Wurst  liegt 
ein  Bericht  von  Dr.  K  a  a  t  z  e  r  in  Rehburg  vor  *). 

Am  21.  März  Mittags  assen  der  Maler  W.,  48  J.  alt, 
nebst  seiner  12  J.  Jüngern  Frau ,  seinem  12Jähr.  Sohne 
und  einem  16Jähr.  Gesellen  Buttermilchsuppe  und  darauf 
geräucherte  Blutumrst  mit  Kartoffeln.  Eine  halbe  Stunde 
nach  dem  Essen  fühlte  die  Familie  sich  unwohl,  während 
der  Geselle,  welcher  den  ausgetrockneten ,  stärker  durch- 
geräucherten peripheren  Theil  der  Wurst  bekommen  hatte, 
gesund  blieb.  W.  bekam  hartnäckiges  saures  Erbrechen; 
alle  3  litten  an  Abgeschlagenheit  in  den  Gliedern ,  Müdig- 
keit, Schläfrigkeit  und  so  grosser  Trockenheit  im  HaUe^ 
dass  sie  dadurch  am  Schlafen  gehindert  wurden  u.  immer 
trinken  mussten.  So  verging  der  erste  Tag  und  die  erste 
Nacht.  Am  folgenden  Tage  war  der  Zustand  derselbe, 
nur  war  die  Trockenheit  im  Halse  noch  stärker;  der 
Vater  war  nicht  mehr  im  Stande  Brot  zu  essen  und  der 
Sohn  hatte  Schlingbeschwerden.  Gegen  Abend  war  bei 
beiden  die  Trockenheit  noch  grösser,  so  dass  sie  nicht 
mehr  im  Stande  waren  auszuspucken.  Auch  machte  sich 
jetzt  bei  aUen  3  Pat.  eine  Störung  des  Gesichtssinns  gel- 
tend, welche  der  Vater  als  Flimmern  vor  den  Augen, 
Mutter  und  Sohn  als  Kurzsichtigkeit  und  undeutliches 
Sehen  bezeichneten.  In  der  Nacht  vom  22.  zum  23. 
konnten  die  Pat.  eben  so  wenig  schlafen  als  in  der  vor- 
hergehenden. Am  Mittag  darauf  bekamen  sie  Diplopie 
und  gegen  Abend  fühlten  sie  sich  so  elend ,  dass  K.  ge* 
rufen  wurde.  Er  fand  den  Vater  mit  blassem,  angstvoUem 
Gesichte  vor;  beiderseits  bestand  Ptosis;  die  Pupillen 
waren  erweitert  und  reaktionslos.  Die  Conjunctivae  blass. 
Die  Sprache 'war  etwas  heiser,  die  Mundschleimhaut 
trocken  ohne  irgend  eine  Spur  von  Speichel,  die  Zunge 
rissig  und  belegt.  An  den  Tonsillen  nichts  Abnormes; 
Nasenschleimhaut  ebenfalls  trocken ;  das  Schlucken  von 
Milch  geschah  ohne  Schwierigkeit;  Brot  kam  eben  so 
trocken  aus  dem  Munde,  wie  es  hineingekommen  war.  Die 
subjektiven  Empfindungen  bestanden  in  Benommenheit  des 
Kopfes,  Abnahme  der  Sehkraft ,  Doppeltsehen ,  Trocken- 
heit und  Kratzen  in  Mund  und  Hals,  Durstgefühl,  Schling- 
beschwerden und  allgemeiner  Mattigkeit.  Dabei  bestand 
Obstruktion.  —  Der  Sohn  machte  den  Eindruck  eines 
schwer  Kranken,  hatte  einen  stumpfsinnigen  Gesichtsaus- 
druck ,  linkseitige  Ptosis ,  croupähnllchen  Husten ,  erwei- 
terte reaktionslose  Pupillen ,  blasse  Schleimhäote  und  ein 
funktionsunfähiges  Gaumensegel.  Stuhlgang  fehlte  seit 
2  Tagen.  —  Die  Mutter  ging  mit  unsichem  Schritten  im 
Zimmer  umher,  hatte  ebenfalls  Ptosis  und  klagte  über 
Diplopie  und  Kurzsichtigkeit.  Die  Gesichtsfarbe  war 
fahl ,  die  PupiUe  etwas  erweitert ,  die  Zunge  schwer  be- 
weglich und  wie  der  Hals  im  massigen  Grade  trocken.  — 
Der  Zustand  des  Sohnes  wurde  immer  schlechter,  trotz 
Anwendung  von  Pilocarpin,  Moschus  etc.  und  am  26.  März 
Morgens  10  Uhr  erfolgte  der  Tod  unter  den  Erscheinungen 
des  Lungenödems. 

Der  Vater  wurde  durch  dieses  Ereigniss  sehr  er- 
griffen, vermochte  jedoch  keine  Throne  zu  weinen,  da  seine 
ThränendrUsen  nichts  secemirten.  Nach  2  Tagen  trat 
endlich  bei  beiden  Eltern  geringe  Besserung  ein ,  die  von 
da  ab  langsam  vorwärts  ging.  Die  Temperatur  war  bei 
beiden  während  der  ganzen  Krankheit  unregelmässig  und 
erreichte  beim  Vater  2mal  39. 2^  und  bei  der  Mutter  Imal 
39.0<».  Am  14.  Tage  der  Krankheit  constatirte  Leber 
aus  Göttingen  beim  Vater  noch  ganz  voUständige  und  bei 


1)  Deutsche  med.  Wchnschr.  VU.  7.  1881. 


8 


I.     MediciiUBche  Physdk^  Chemie  n.  Botanik. 


der  Mutter  ziemlich  vollständige  ilccammotfa/ton«2äAmtm^. 
Die  Sektion  des  Knaben  fiel  negativ  ans. 

Ein  ebenfalls  mit  Sektionsbefand  verbandener 
Fall  von  Wurstvergiftung  liegt  vor  in  einem  Berichte 
von  Friedrich  Eichenberg^). 

Am  6.  Jan.  1879  hatte  der  Obergefreite  N.  eine  aus 
Varel  in  Oldenburg  stammende  Biutzungenwnrst  ge- 
schenkt erhalten ,  machte  sie  sich  mit  Essig  zurecht  und 
verzehrte  sie  mit  dem  Obergefreiten  8.  Die  Wurst  war 
nicht  ganz  durchgekocht,  sonst  aber  normal.  Beide  Per- 
sonen erkrankten  jedoch  vom  Genüsse  derselben. 

N.  bekam  am  6.  Januar  Kopfschmerzen ,  Uebelkeit, 
Erbrechen.  Als  am  7.  auch  noch  Diplopie  hinzukam, 
wurde  er  im  Lazareth  aufig^enommen ,  wo  man  ausserdem 
noch  Schmerzen  in  der  Mageugegend ,  Schluckbeschwer- 
den, Stuhlverstopfung  und  heiseren  Husten  constatirte. 
Alle  Erscheinungen  nahmen  in  den  folgenden  Tagen  noch 
zu.  Am  11.  war  die  Reaktion  der  Pupillen  sehr  träge  \ 
am  12.  waren  Aphonie  und  starke  Athembeschwerden 
vorhanden ;  die  Pupillen  waren  Jetzt  bereits  reaktionslos; 
es  bestand  starke  Ptosis ;  später  wurde  ein  auffallender 
Strabismus  convergens  constatirt.  Am  14.  klagte  Pat. 
über  grosse  Muskelschwäche  und  starkes  Durstgefühl ; 
Puls  klein;  es  bestand  schleimiger  Auswurf.  In  der 
Nacht  vom  15.  zum  16.  traten  Delirien  auf;  gegen  Mor- 
gen wurde  Pat.  cyanotisch  und  starb  nach  vorausgehen- 
den leichten  convulsivischen  Zuckungen  im  Gesicht.  Die 
Sektion  ergab  in  den  Lungen  kleine  Herde  von  Schluck- 
pneumonie,  eine  sehr  blutreiche ,  ausserordentlich  weiche 
und  brüchige ,  chokoladenbraune  Milz ,  sowie  Auflocke- 
rung der  Schleimhaut  des  Dick-  und  Dünndarms. 

S.  erkrankte  am  Abend  des  5.  Januar  an  Durchfall. 
Zwei  Tage  später  stellten  sich  Trockenheit  im  Munde^ 
bitterer  Geschmack,  Schwere  in  den  Augen,  Schluck- 
beschwerden und  Leibschmerzen  ein.  Die  Aufnahme  ins 
Lazareth  erfolgte  erst  am  15.  Ausser  den  genannten 
Symptomen  wurden  bei  der  Aufnahme  Pupillenerweiterung ^ 
Oedem  des  Zäpfchens  und  der  hintern  Ganmenbögen, 
Zungenbelag  und  Accommodationslähmung  constatirt. 
Am  17.  wurde  versuchsweise  Eserin  instillirt  und  dadurch 
die  Mydriasis  und  die  Accommodationslähmung  vorüber- 
gehend gebessert.  Am  23.  klang  die  Stimme  noch  rauh, 
schwach  heiser  wie  beim  Beginne  der  Krankheit;  die 
Speichelabsonderung  hatte  aber  bereits  zugenommen. 
Ajn  1.  Februar  trat  eine  Angina  mitTemperatursteigerung 
auf  40^  ein.    Am  8.  wurde  Pat.  entlassen. 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen ,  dass  es 
sich  in  vorliegenden  Fällen  wirklich  um  Ptomain- 
vergiftnngen  gehandelt  hat.  Da  das  Ptomain  grosse 
Aehnlichkeit  mit  Atropin  besass ,  so  war  die  einzu- 
schlagende Therapie  dieselbe  wie  bei  Atropinvergif- 
tung  (Pilocarpin^  Eserin). 

Einen  jedenfalls  auch  auf  Ptomainvergiftung  be- 
ruhenden Fall  berichtet  Dr.  Schüler^)  in  Cüstrlu. 

Am  1.  Juni  assen  gelegentlich  eines  Familienfestes 
1 1  Personen  Morcheln  mit  Spargel ;  9  derselben  erkrankten. 
Seh.  hat  leider  nur  2  davon  selbst  beobachten  können. 
Die  1.  dieser  beiden  Personen ,  34  J.  alt,  bekam  sofort 
nach  dem  Essen  Erbrechen  schwärzlicher  Massen  u.  einen 
8w5chentlichen  Magendarmkatarrh.  Die  2.  Person,  40 
Jahre  alt,  litt  8  Tage  hindurch  an  Sehstörungen.  Eine 
3.  Person  bekam  Sehstörungen  und  ScJdingbeschwerden; 
eine  4.,  26  Jahre  alt,  erkrankte  erst  4  Wochen  später  an 
Schlingbeschwerden  und  einem  7  Wochen  anhaltenden 


1)  lieber  Vergiftung  durch  Wurstgift.  Inaug.-Diss. 
Göttingen  1880.     8.     31  pp. 

3)  Vergiftung  durch  Helvella  escnlenta.  Berl.  klin. 
Wchnschr.  XVU.  46.  1880.  —  Vgl.  a.  die  Mittheilung 
vonBostroem  und  Maurer  über  Morchelvergiftung: 
Jahrbb.  CXC.  p.  22. 


Magendarmkatarrhe.  Ein  5.  Fall  betraf  eine  24jSltv*. 
nervöse  Dame,  welche  sofort  Erbrechen,  einige  Tas*^ 
später  Schlingbeschwerden^  sehr  lästige  SehsWrung^wm. 
(Dunkelkur  2  W.  lang)  und  einen  hartnäckigen  Magexfe- 
darmkatarrh  bekam. 

Die  daraufhin  von  Ascherson  untersuchten  Mor* 
cheln  enthielten  im  Innern  schwarze  Flecke  von  der 
Grösse  eines  halben  5-Pfennigstücks,  die  sich  als  die  Ex- 
kremente eines  Wurms  erwiesen  und  in  deren  Umgebung 
das  Gewebe  abgestorben  war.  Leider  theilt  Schüler 
den  Namen  des  Wurms  nicht  mit. 

Ein  zosammenfassender  Artikel ,  der  aber  aach 
vieles  Neue  bringt,  liegt  vor  von  Prof.  Bollinger*). 
Wir  entnehmen  dieser  höchst  beachtenswertben  Ar- 
beit Folgendes. 

Die  Wirkung  pyämischer,  septischer  und  putri- 
der Stoffe  auf  den  Darmkanal  ist  ein  noch  sehr  dunk- 
les Capitel  der  Pathologie.  In  experimenteller  Rich- 
tung ist  die  Frage  noch  kaum  studirt;  die  vorliegen- 
den Versuche  über  die  Wirkung  der  putriden  Stoffe 
vom  Verdauungskanale  aus  wurden  fast  ausschliess- 
lich mit  künstlich  erzeugten  fauligen  Stoffen  ange- 
stellt, während  über  die  Wirkung  pyftmischer  and 
septischer  Stoffe  vom  Verdauungskanale  aus  so  gat 
wie  gar  keine  Versuche  vorliegen.  Colin  sah  nach 
Fütterung  verschiedener  Thiere  mit  septischen  Stoffen 
nur  leichte  Diarrhöe  entstehen,  während  Sem mer 
in  Dorpat  bei  3  Schweinen,  welche  er  mit  dem 
Fleische  eines  an  Septikämie  gestorbenen  Pferdes 
fütterte ,  tödtlichen  Ausgang  nach  7  Tagen  consta- 
tirte. Bei  einer  grossem  Anzahl  von  Versuchen,  die 
B.  selbst  im  Sommer  1880  anstellte,  gelang  es  nur 
mit  Mühe,  Hunde,  Katzen  und  Kaninchen  durch  sep- 
tische und  pyämische  Stoffe  vom  Verdauungskanale 
aus  so  zu  inficiren ,  daAS  sie  zu  Grunde  gingen ;  be- 
sonders die  Hunde  waren  gegen  die  Vergiftung 
äusserst  resistent.  Als  typische  Beispiele  von  septi^ 
scher  und  pyämischer  Gastroenteritis  ffthrt  Prof.  B. 
folgende  Fälle  an. 

1)  Die  Fleischvergiftung  in  Fluntem  bei  Zürich  (1867). 
Bei  derselben  erkrankten  27  Personen  an  BrechdarchfaU 
nnd  cerebralen  Stömngen,  nachdem  sie  von  dem  Fleische 
eines  5  Tage  alten ,  von  einer  septikämischen  Koh  stam- 
menden Kalbes  genossen  hatten.  Infolge  von  Cknoss  der 
Milch  des  Matterthieres  erkrankten  ebenfalls  mehrere 
Personen  an  Erbrechen  nnd  Durchfall.  Ein  5^ähr.  Mann, 
der  von  der  fast  rohen  Leber  des  Kalbes  gegessen  hatte, 
starb  nach  11  tagigem  Krankenlager.  Bei  der  Sektion 
fanden  sich  ausser  Petechien  der  allgemeinen  Hantdecke 
solche  des  Epikardium,  der  Nieren,  des  Magens,  des  Dar- 
mes, des  Gehirns  und  starkes  Lungenodem. 

2)  Fleischvergiflung  in  X.  bei  Bregenz  (1874).  Das 
Fleisch  stammte  von  einer  Knh,  welche  eine  schwere  Ge- 
burt durchgemacht  hatte  nnd  in  Folge  dessen  an  brandl» 
gen  Entzündungen  litt.  Nach  dem  Genüsse  dieses  Flei- 
sches oder  der  davon  gekochten  Snppe  erkrankten  61 
Personen  innerhalb  dreier  Tage,  und  zwar  am  gefährlich- 

'sten  die,  welche  von  der  Leber  genossen  hatten.  Die 
Symptome  bestanden  in  allgemeiner  Uebelkeit,  Brech- 
neigung, Durchfall,  Magenbeschwerden,  Schwindel,  Ohn- 
machtsanwandlungen ,  proftiser  Diaphorese ,  brennendem 
Durste,  Ohrensausen,  Schwachsiehtigkeit  und  Pnls- 
schwäche. 


*)  lieber  Fleischvergiftung,  intestinale  Sepsis  nnd 
Abdominaltyphus.  Bayr.  ärztl.  Intell.-Bl.  XXVIII. 
Nr.  16—18.  1881. 


I.     Mediciniische  Physik ,  Chetni«  a.  Botanik. 


3)  Die  FleuckvergißwMf  in  Griessbeckerzeü  (1876). 
Fleisch  stammte  von  einer  Kah  mit  jauchiger  Metri- 

Im  Verlaufe  von  2  Tagen  erkrankten  nach  einer  In- 
ionszeit  von  6 — 48  Std.  22  Menschen  an  heftigem 
idurchfaU.  Nebenbei  bestand  Schwindel,  Ohrensau- 
Sodbrennen,  Anfstossen,  Würgen,  Atheronoth.  Das 
len  hatte  die  Giftigkeit  des  Fleisohcs  nicht  im  Minde- 
abgeschwächt. 

4)  IHe  Fleischvergiftung  von  Sotithofen  (1878),  her- 
sbracht  durch  den  Qenoss  des  Fleisches  eines  2jähr. 

welches  an  puerperaler  Sepsis  litt.  Trotz  Kochen 
mkten  von  10  Personen  7  unter  Frost,  Hitze,  Seh  weiss, 
topfschmerz ,  Durst ,  Erbrechen ,  Kolik ,  Diarrhöe.     Ein 
il  des  Fleisches,    welches  eingesalzcn  worden  war, 
4  Tage  nach  der  Schlachtung  hochgradige  Fäulniss 
voller  Mikrokokken  und  Bakterien. 


Bollinger  schlägt  fflr  die  eben  beschriebene 

Knnkbeit  den  Namen  intestinale  Septris  vor.     Die 

Sepffls  ist  mitunter  nnr  an  einzelne  Körpertheile  des 

kniBken  Schlachtthieres  gebunden;   auch  wird  die 

Giftigkeit   manchmal   noch   durch   unzweckmässige 

ZaberatoBg  sehr  gesteigert.     Man  kann  dazu  auch 

noch  folgende  Fälle  rechnen. 

&)  Die  Fleischvergiftung  in  Lahr  (1866),  hervorge- 
braeht  durch  den  Genuss  des  Fleisches  einer  seit  lan<re 
in  Bluthamen  erkrankt  gewesenen  Kah.  Diisselbe  wurde 
inm  Theil  zu  Schwartenmagen  und  Knackwürsten  ver- 
arbeitet. Von  dem  Schwartenmagen  assen  70  Personen 
md  erkrankten  ausnahmslos,  obwohl  derselbe  unverdäch- 
tig aussah  und  sehr  gut  roch  und  schmeckte ;  der  Metzger, 
welektf  ihn  bereitet  und  reichlich  davon  gegessen  hatte, 
starb  sogar ;  ausser  ihm  starben  noch  4  andere  Personen. 
la  jeder  andern  Zubereitung  war  das  Kuhfleisch  ganz  un- 
Khädhch.  Hunde,  Katzen  und  Schweine,  welche  von 
dem  Schwartenmagen  genossen  hatten ,  blieben  gesund. 
Die  Erscheinungen  der  Erkrankung  waren  Uebelkeit,  Er- 
brechen, Würgen,  Leibweh,  Durchfall,  Fieber,  brennen- 
der Durst ,  Kopfweh ,  Schwindel ,  Schlaflosigkeit ,  grosse 
Sdiwäche,  Gliederreissen ,  Trockenheit  des  Mnndes, 
Schlingbeschwerden  und  Kratzen  im  Halse.  In  den 
schwersten  FäUen  kam  es  zu  Betäubung,  furibunden 
Delirien,  Zuckungen,  Kiefer-,  Schlund-  und  Wadenkräm- 
pfen, Erweiterung  und  Reaktionslosigkeit  der  Pupille. 
Die  Sektion  ergab  Hyperämie  und  Katarrh  des  Magens 
Bild  Darms,  im  Darme  viele  Geschwürchen,  Erosionen, 
Sekwellung  der  Follikel  und  Infiltration  der  Mesenterial- 
driiseii. 

6)  Die  Fleischvergi/ttffig  in  Garmvtch  (1878)  in  Ober- 
hayem ,  hervorgerufen  durch  den  Genuss  der  Eingeweide 
eiier  an  jauchiger  Peritonitis  verendeten  Kuh.  Siebzehn 
Penonen ,  welche  die  Eingeweide  in  Gestalt  von  Leber- 
knSdeln  und  Knttelflecken  genossen  hatten ,  erkrankten 
aadi  einer  Incubation  von  19 — 48  Std.  an  Schwindel, 
Kopfschmerz,  Schüttelfrost ,  Erbrechen ,  Diarrhöe ,  Leib- 
sehmersen ,  Appetitlosigkeit ,  Mattigkeit ,  Pulsbeschlenni- 
foog,  Bewnsstlosigkeit ,  Lichtscheu  und  Sehstornngen. 
Yor  die  Leber  und  die  Magenwandnngen  waren  übrigens 
Ktig,  das  eigentliche  Muskelfleisch  nicht. 

7)  Die  Fleischvergiftung  in  St.  Georgen  hei  Friedrichs- 
iafen  in  Würtemberg  (1877) ,  hervorgernfen  durch  das 
Fleisch  einer  Kuh  mit  chronischer  N^hritis.  Es  erkrank- 
ten 18 Pertonen,  und  zwar  diejenigeq  am  schnellsten  und 
heftigsten,  welche  von  der  Leber  genossen  hatten.  Un- 
gefähr 2 — 3  Std.  nach  dem  Genüsse  bemerkten  die  Pat. 
einen  widerlichen  Geruch  aus  dem  Munde ,  dann  traten 
Leibsehmerzen ,  heftiges  Erbrechen ,  Diarrhöen  und  Col- 
lapsQs  auf.  Auch  ein  Hund  und  eit/ige  Hühner  erkrankten 
auf  dieselbe  Weise. 

Es  folgen  jetzt  2  Epidemien  ^  welche  man  nach 

Bollinger  ßilschlich  für  Mil/^iand  erklärt  hat, 

Med.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  1. 


obwohl  sie  gewiss  ebenfalls   der  eben   erwähnten 
intestinalen  Sepsis  zuzurechnen  sind. 

8)  Die  Fleischvergiftung  in  Nordhausen  (1876) ,  her- 
vorgerufen durch  das  Fleisch  einer  kranken  Kuh ,  welche 
moribund  geschlachtet  wurde.  Im  Verlaufe  von  3 — 4 
Tagen  erkrankten  3 — 400  Personen ,  welche  rohes  Brat- 
fleisch oder  angebratene  Klossehen  verzehrt  hatten,  an 
Mattigkeit ,  Kopfweh ,  Schwindel ,  Brennen  in  Magen  und 
Darm,  Durchfall ,  Erbrechen ,  hohem  Fieber  und  entsetz- 
lich quälendem  Durste.  Ein  Mann  starb  nach  3  Tagen  an 
Gastro-Enteritis. 

9)  Die  Fleischvergiftung  von  Würzen  (1877) ,  bei  der 
206  Menschen  nach  dem  Genüsse  des  Fleisches  einer  Kuh 
erkrankten ,  welche  in  Folge  einer  schweren  Geburt  an 
hohem  Fieber,  Euterentzündung  u.  Lähmung  der  hintern 
Extremitäten  litt.  Die  Erkrankungen  erfolgten  4 — 36 
Stunden  nach  dem  Genüsse  und  bestanden  in  Uebelkeit, 
BrcchdurchfaU ,  Schmerz  in  der  Präcordial-  und  Unter- 
bauchgegend ,  maasslosem  Durst ,  heftigem  Kopfschmerz, 
Schwindel,  grosser  Hinfälligkeit,  Schüttelfrost,  gänzlicher 
Schlaflosigkeit,  massigem  Fieber,  Aphonie,  Ilantödem 
und  Furunkulose.  Das  Ganze  erinnerte  sehr  an  Cholera, 
namentlich  bei  6  Menschen ,  welche  starben ,  nachdem 
sie  das  Fleisch  roh  genossen  hatten.  Bei  der  Sektion 
fand  man  massigen  Milztumor,  das  Blut  dunkelkirschroth, 
flüssig ,  im  Magen  und  Darm  Venlnderungen ,  welche  in 
vielen  Punkten  an  Abdominaltyphus  erinnerten. 

10)  Die  Fleischvergiftung  von  Chemnitz  »)  (1879),  be- 
stehend in  einer  Erkrankung  von  243  Personen,  welche 
alle  von  demselben  Fleischer  gekauft  hatten.  Die  Sym- 
ptome bestanden  in  Mattigkeit,  Uebelkeit,  Brechdurchfall, 
Kopfschmerz,  Schwindel,  Leibschmerzen,  Appetitlosig- 
keit, grossem  Durst,  Schüttelfrost,  Heiserkeit,  Herpes- 
eruptionen  und  Furunkulose.  Das  Fleisch  war  theils  als 
Wurst ,  theils  als  Kochfleisch  genossen  worden.  In  einem 
Falle  erinnerte  der  Darmbefund  bei  der  Sektion  an  be- 
ginnenden Typhus. 

11)  Die  Fleischvergif titng  von  Lockwitz  und  Nieder- 
sedlitz  bei  Dresden ,  hervorgerufen  durch  den  Genuss  von 
rohem,  gehacktem  Rindfleisch,  erstreckte  sich  auf  40  Per- 
sonen, die  unter  Erbrechen,  Durchfall,  Schwindel  und 
grosser  Entkräftung  erkrankten.  Die  Kuh  war  uterus- 
krank gewesen  und  aus  Noth  geschlachtet  worden. 

12)  Die  Wurstvergiftung  von  Middelburg  in  Holland 
(1874),  von  Fokker  und  vanBerkelom  beschrieben, 
erstreckte  sich  auf  349  Personen,  welche  Leberwurst  von 
einem  kranken  Schweine  gegessen  hatten.  Nur  6  Per- 
sonen blieben  gesund.  Die  Symptome  waren  Leibschmer- 
zen, Erbrechen.  Diarrhoe,  Durst,  Fieber,  Hautausschläge 
mit  folgender  Desquamation.  Recidive  waren  häuflg. 
Sechs  Personen  starben. 

13)  Die  Knoblauchsumrstvergiftung  von  Neuboden' 
back  (1879)  bei  Nossen  (Sachseti),  hervorgerufen  durch 
Fleisch  einer  kranken,  abgemagerten,  perlsüchtigeu  Kuh. 
Nach  der  Schilderung  von  Siedamgrotzky'^)  erkrank- 
ten 87  Bahnarbeiter  6—48  Std.  nach  dem  Genüsse  an 
Brechdurchfall,  Leib-  u.  Kopfschmerz,  Abgeschlagenheit 
und  Fieber. 

14)  Die  Wurstvergiftung  von  Weiherschneidbach  (1880) 
in  Mittelfranken,  hervorgerufen  durch  Blutwürste  und 
Blutpresssack,  befiel  71  Personen,  von  denen  4  starben. 
In  den  untersuchten  Wursttheilen ,  wie  in  den  Leichen 
wurde  nach  dem  Gutachten  des  k.  Medicinalcomites  in 
Erlangen  ein  giftiger,  alkaloidähnlicher  Stoff  nachgewie- 
sen, über  welchen  weitere  interessante  Mittheilungen  in 
Aussicht  stehen. 

» 

*)  Die  Massenerkrankung  in  Chemnitz  u.  Umgegend 
am  22.  und  23.  Juli  1879,  vom  M.-R.  Dr.  Flinzer: 
Vjhrschr.  f.  ger.  Med.  N.  F.  XXXIV.  2.  p.  264.  1881. 

2)  Vorträge  für  Thierärzte  HI.  Ser.  Heft  2.  p.  12. 
1880  (über  Fleischvergiftungen). 

2 


10 


I.     MediciiUBche  Physik,  Chemie  n,  Botanik. 


Es  folgen  jetzt  3  weitere  Vergiftangen,  über  die  nur 
sehr  wenig  bekannt  ist. 

15)  Die  Fleischvergiftung  von  Zermen  hei  Venedig 
(1875),  hervorgernfen  durch  den  Genuas  des  Fleisches 
eines  kranken  Ochsen ,  befiel  ca.  150  Personen,  welche 
unter  choleraartigen  Erscheinungen  erkrankten  und  von 
denen  mehrere  starben. 

16)  Die  Fleischvergiftung  von  Riesa  in  Sachsen  (1879), 
hervorgerufen  durch  denOennss  des  Fleisches  einer  wegen 
Euterentzündung  und  Abmagerung  geschlachteten  Kuh, 
befiel  mehrere  Personen  auf  einem  Rittergute.  Die  Sym- 
ptome bestanden  in  Brechdurchfall,  Uebelkeit  u.  s.  w. 
Die  mit  dem  Fleische  von  Jone  in  Dresden  angestellten 
Impf-  u.  Fütterungsversuche  an  Kaninchen,  welche  theil- 
weise  todtliche  Erkrankungen  zur  Folge  hatten ,  wurden 
leider  mit  dem  bereits  7  Tage  alten  Fleische  angestellt. 

17)  Die  Fleüic?ivergißwig  von  Andelfingen  >)  (1841), 
hervorgerufen  durch  stinkendes,  grünlich  verfarbtes  Kalb- 
fleisch, betraf  450  Menschen,  von  denen  10  starben.  Die 
Symptome  bestanden  in  Appetitmangel ,  Uebelkeit,  Ma- 
gendrücken, Erbrechen,  Durchfall,  Abgeschlagenheit, 
Kopfschmerz,  Pulsbeschleunigung,  Schlingbeschwerden, 
Heiserkeit,  Pupillenerweiterung  [bei  allen  Pat. !],  Seh- 
schwäche, Athmungsbesch  werden,  Delirien,  Stupor,  Cökal- 
schmerz,  Exanthemen,  Wadenkrampfen  und  Blutimgen. 

Diese  berühmte  Epidemie  ist  von  Griesinger, 
Biermer,  Liebe rmeister,  Lebert,  Köh- 
ler,  0.  Wyss  nnd  Zehnder  besprochen  worden 
und  theils  als  Typhus ,  theils  als  septische  Gastro- 
enteritis gedeutet  worden.  Die  Incuhaüon  betrug 
in  den  meisten  Fällen  6 — 7  Tage,  was  sonst  weiter 
bei  keiner  der  angeführten  Epidemien  vorgekommen 
ist.     Durch  Braten  wurde  das  Gift  nicht  zerstört. 

18)  Die  Fleischvergiftung  von  Kloten  (1878)  im  Canton 
Zürich^)  ist  von  Walder  (Inaug.-Diss.  Leipzig  1879. 
F.  C.  W.  Vogel.  88  S.)  genauer  beschrieben  und  von 
vielen  Autoren  besprochen  worden.  Sie  betraf  ca.  600 
Menschen,  von  denen  6  starben,  und  hatte  ihren  Grund 
in  43  Pfd.  Fleisch  eines  moribund  geschlachteten  Kalbes. 
Die  meisten  Menschen  erkrankten  am  5.  bis  6.  Tage.  Die 
Symptome  waren  Müdigkeit,  Kopfweh,  Appctitverminde- 
mng.  Frostein,  Verstopfung  mit  folgender  Diarrhöe, 
Gliederreissen,  Rückenschmerzen,  Lichtscheu,  Delirien, 
Exantheme,  Meteorismus,  MilzvergrSsscrung  und  Schwel- 
lung der  Leistendrüsen.  Sehmdiire  Erkrankungen,  welche 
von  den  ersten  Erkrankungen  ausgingen ,  kamen  blSmal 
vor  und  unterscheiden  die  Klotcncr  Epidemie  von  allen 
übrigen.  Die  Sektionsbefunde  waren  ähnlich  wie  bei 
Typhus:  Bronchitis,  Milztumor,  punktförmige  Nieren- 
abscesse ,  Darmblutungen ,  markige  [nflltratlon,  Ulcera- 
tion  und  Verschorfung  der  Peyer'schen  Plaques  und  der 
Solitarfollikel. 

Da  es  einen  Abdominaltyphus  der  Thiere  nicht 
giebt  f  so  kann  die  in  Rede  stehende  Epidemie  auch 
nicht  durch  ein  typhuskrankes  Kalb  hervorgerufen 
worden  sein,  wohl  aber  nach  Bollinger  durch 
eine  ganz  besondere  Form  von  mykotischer  Infektion, 
die  in  ihren  Symptomen  viel  Aehnlichkeit  mit  Typhus 
hat. 

19)  Die  Fleischvergiftung  von  Birmenstorf  (1879)  im 
Canton  Zürich,  hervorgerufen  durch  denOenuss  des  Flei- 
sches eines  an  „gelbem  Wasser**  kranken,  4  Tage  alten 
Kalbes.  Der  Bericht  über  die  Epidemie  stammt  von 
Huguenin^).  Acht  Personen  erkrankten  nach  sehr 
kurzer  Incnbation  an  Müdigkeit,  Kopfweh,  Schwindel, 


Genickschmerz,  Nasenbluten,  Appetitmangel,  Barst, 
Zungenbelag,  Fieber  [ganz  lyphusartig!],  Delirien,  Diar- 
rhöen (echte  Typhusstühle),  Meteorismus  und  Milztamor. 
Die  Sektion  eines  nach  14  Tagen  lethal  endenden  Falles 
(19Jähr.  Mädchen)  ergab  Typhus  im  Stadium  der  begin- 
nenden Verschorfung,  Nephritis  typhosa  und  cronpose 
Pneumonie  der  rechten  Lunge. 

20)  Die  Fleischvergiftung  von  Wärenlos »)  (1880)  tm 
Canton  Zürich,  von  0.  VVyssu.  Nieriker  beobachtet. 
Eine  grössere  Anzahl  von  Menschen  erkrankte  nach  Gc- 
nuss  schlechten  Kalbfleisches  scheinbar  an  Typbus;  2  Sek- 
tionen bestätigten  diese  Diagnose. 

Keine  der  angeführten  Epidemien  fiel  in  den 
Winter.  Bollinger  theilt  dieselben  nach  den  Syna- 
ptomen  in  choleraartige,  typhusartige  u.  gemischte  ; 
man  könnte  sie  wohl  auch  in  solche  theilen,  bei 
denen  unzweifelhafte  Ptomainsymptome  vorhanden 
waren  (Mydriasis,  Sekretionshemmnng  u.  s.  w.)  und 
in  solche ,  bei  denen  mehr  die  Symptome  einer  In- 
testinalmykose vorherrschten. 

Da  wir  durch  vorstehende  Zusammenstellung  ein- 
mal auf  das  Gebiet  des  Historischen  gekommen  sind, 
so  sei  es  gestattet,  aus  einer  alten,  wenig  bekannten, 
aber  sehr  fleissigen  Zusammenstellung  über  Wurst* 
Vergiftung  von  Dr.  Müller  in  Minden 2)  einiges 
geschichtlich  Wichtige  nachzutragen. 

Die  erste  Notiz  einer  Wurstvergiftung  datirt  von 
1735,  die  zweite  von  1789;  die  dritte  1793  in 
Wildbad  vorgekommene  ist  dadurch  für  uns  Neuere 
von  hohem  Interesse,  dass  der  behandelnde  Arzt  be- 
reits richtig  die  Atropinsymptome  herausfand  nnd 
zu  dem  Schlüsse  kam ,  es  müsse  Jemand  aus  Unvor- 
sichtigkeit oder  Bosheit  Belladonna  in  die  Wurst 
getlian  haben.  Im  J.  1802  lagen  schon  11  Todea- 
föUe  durch  Wuratvergiftung  vor;  1815  veröffent- 
lichte A  u  t  e  n  r  i  e  t  li  die  von  dem  bekannten  Dichter 
Justinus  Kerner  u.  Steinbach  gesammelten 
Beobachtungen;  1820  und  1822  veröffentlichte 
Kern  er  selbst  zwei  wichtige  Werke  über  diesen 
Gegenstand.  Er  kam  in  seinen  Verrauthungen  der 
Wahrheit  schon  sehr  nahe ,  indem  er  annahm ,  die 
Würste  unterlägen  einer  modißcirten  Fäulniss, 
bei  der  sich  eine  stickstoffhaltige  giftige  Substanz 
bilde;  ja  er  redet  geradezu  von  einem  Alkaloide, 
Leider  kam  er  dann  auf  die  Fettmure»  Er  stellte 
auch  bereits  Thiei-versuche  mit  dem  wässerigen  Aus- 
zuge der  Würste  an  und  fand  Aehnlichkeit  mit  den 
Symptomen  der  Alkaloidvergiftungen.  Er  fand  ferner, 
dass  besonders  die  Leber  der  Schweine  leicht  solche 
giftige  Zersetzungen  eingehe.  Ihm  folgten  Arbeiten 
über  denselben  (Gegenstand  von  Weiss  (1824), 
Kühn  (1824),  Ilorn  (1827),  Blumensath 
(1827),  Dann  (1828),  R.  Chris tison  (1831), 
Thorer  (18.33),  Paulus  (1834),  Schnitger 
(1835),  Krügelstein  (1839),  Röser,  Tritsch- 
1er,  Lussana  (1845)  und  Schlossberger 
(1852).  Letzterer  ist  der  Ansicht,  dass  das  Wurst* 
gift  eine  dem  Nicotin  ähnliche  organische  Bane 
sei.     Um  so  verkehrter  war  die  Ansicht  von  van 


»)  Vgl.  Jahrbb.  XXXI.  p.  34. 

2)  Jahrbb.  CLXXXVI.  p.  125. 

3)  Schweiz.  Corr.-Bl.  IX.  p.  104.  1879. 


•)  Schweiz.  Corr.-Bl.  X.  22.  p.  716.  1880. 

»)  Deutsche  Klinik  1869.  Nr.  35  — ;  1870.  Nr.  39, 


I.     Medicimfiche  Physik ,  Chemie  u.  Botanik. 


11 


den  Gorpat,  welcher  die  Sarcioa  botalina  erfand 
und  ihr  alle  Schuld  beimaass ;  auch  brachte  er  da8 
Gift  mit  der  Phosphorescenz  mancher  verfaulenden 
Stoffe  in  Verbmdung.  Sein  Nachfolger  Heiler 
taufte  das  hypothetische  Giftwesen  Sarcina  noctiiuca. 
YeiigfeblJch  ti*at  Schlossberge r  gegen  solchen 
UitDn  auf.  Erst  v.  Hasselt  kam  der  Wahrheit 
vier  näher,  indem  er  angab,  das  Gift  entstehe 
m  den  stickstoffhaltigen  Bestandtheilen  der  Wurst 
durch  Zersetzung,  welche  letztere  in  der  verkehrten 
Zobereitangs-  und  Aufbewahrungsweise  der  Würste 
ibeo  Grand  habe ,  eine  Ansicht ,  der  wir  noch  heu- 
tigeD  Tages  beipflichten  müssen. 

Ans  den  ältesten  Sektionsberichten  hebt  K  e  r  - 
aer  folgende  2  Punkte  hervor:  1)  das  längere  Aus- 
bieibeo  der  Fäulniss  der  Leichen,  so  dass  selbst  der 
geirohnliche  Leichengeruch  nicht  wahrgenommen 
fvrde,  und  2)  die  aussergewöhnlich  stai'ke  und  lang 
duütende  Todteustarre.  Referent  wüsste  nicht, 
da»  man  bei  den  neueren  Sektionen  auf  diese  Punkte 
besonders  geachtet  hätte. 

Unter  den  Symptomen,  welche  Müller  als 
dunkteristisch  aufzählt,  sind  besonders  hervorzu- 
Uen:  QefÜhl  von  Pelzigsein  in  den  Fingerspitzen, 
bunoBg  der  Speichelsekretion  (lOlmal  beobach- 
te, Aufhebung  der  Sekretion  des  Nasenschleims, 
ki  Sehleims  des  Kehlkopfs  und  der  Trachea ,  so 
te  Crouphusten  auftritt.  Ueberhaupt  können  alle 
Sekreüooen  unterdrückt  sein,  nur  nicht  die  Harn- 
Bod  Milchsekretion.  Diese  Hemmung  kann  sehr 
luge,  bis  zu  85  Tagen  anhalten.  Am  Auge  ist  ab- 
killte  Sekretionslosigkeit  der  Thränendrüsen ,  Am- 
blyopie, die  sich  in  11  Fällen  bis  zur  völligen  Blind- 
beit  steigerte ,  Erweiterung  und  Keaktionslosigkeit 
der  Pupille ,  Doppeltsehen ,  Einwärtsschielen  und 
^^  zu  beobachten.  Unter  den  Ei*scheinungen  des 
Ciiknlationsapparates  ist  als  gauz  besoudei's  die 
Vergiftung  charakterisirend  der  auffallend  verlang- 
iUDte  Pols  und  der  kaum  fühlbare  Herzschlag  zu 
^nseichnen.  Der  Puls  beträgt  zu  Aufang  meist 
•ö— 80,  sinkt  aber  im  Laufe  der  Krankheit  sehr 
Wd  auf  60,  ja  50  Schläge.  [In  den  neueren 
^^sobachtuDgen  ist  dieses  Symptom  fast  gar  nicht 
^ihnt]  Nach  längerer  Dauer  der  Krankheit 
^  »ich  Abschuppung  der  Haut.  Der  Tod  erfolgt, 
»oer  nicht  ganz  schnell  eiugetieten  ist,  durch  Ina- 
"JÖon.  Kerne  r  drückt  diess  poetisch  mit  den 
■orten  aus:  „Die  Kranken  verlöschen  wie  ein 
I«ht,  dem  es  an  Oel  gebricht.'^ 

Aas  der  ausländischen  Literatur  ist  Folgendes 
*tt  Vervollständigung  unserer  Uebersicht  über  die 
^Wine  hinzuzufügen. 

Aus  verschiedenen  Theilen  zweier  menschlicher 
^^^kn,  welche  exhumirt  worden  waren,  gelang  es 
*>n  Gelder*)  nach  der  Methode  von  Staa-OUo 
^  Ptomain  abzuscheiden ,  und  zwar  reichlicher  aus 

'jNleawTijdschr.  voor  de  Pharm,  in  Nederl.  Jourg. 
«7«.  Heft  9.  p.  276. 


Leber  und  Nieren  als  aus  dem  Magen-  und  Dann- 
inhalte, gar  nicht  dagegen  aus  dem  Blute. 

Das  Alkaloid  gab  mit  Kaliamqaecksilberjodid,  Gerb- 
säure, Chlorwasser,  Qaecksilberchlorid  weisse ,  mit  Jod- 
jodkalium, Gold-  und  Platinchlorid  braune,  mit  Phosphor- 
roolybdänsäure  gelbe  Niederschläge.  Durch  Schwefel- 
säure und  durch  Salpetersäure  wurde  es  nur  beim  Er- 
wärmen gelb  gefärbt. 

In  einem  nichts  Neues  enthaltenden  Artikel  trat 
bald  darauf  auch  Robin^)  für  die  Existenz  der 
Ptomaine  und  deren  Bedeutung  für  die  gerichtliche 
Medicin  auf;  ebenso  Brouardel  u.  Boutmy^)^ 
sowie  Giacomo  Trottarelli^) ^  der  sie  auch 
in  in  Alkohol  aufbewahrten  Leichentlieilen  gefunden 
haben  will.  Er  giebt  folgende  neue  Reaktion  an. 
Die  Lösung  des  Ptomainsulphates  versetzt  man  mit 
Nitroprussidnatrium ;  wenn  dazu  Palladiumnitrat  ge- 
fügt wird,  so  erhält  man  einen  flockigen  Nieder- 
schlag von  grüner  Farbe.  Beim  Erwärmen  über 
einer  kleinen  Spiritusflamme  geht  die  grüne  Farbe 
in  bräunlichroth  oder  röthlichgrün  über  und  wird 
schlüsslich  schwarz. 

Eine  weitere  neue  Reaktion ,  bestehend  in  der 
Reduktion  von  rothem  Blutlaugensalze,  geben  Brou- 
ardel und  Boutmy^)  an.     Diese  Reaktion  soll 
nach  ihnen  von  den  vegetabilischen  Giften ,  die  hier 
in  Frage  kommen,  nur  dem  Atropin  u.  Morphium 
zukommen.      Gautier   zeigte  jedoch,    dass   das 
Anilin,  Methylanilin,  Paratoluidin ,  Naphthylamin, 
Pyridin,  CoUidin  u.  s.  w.  sie  ebenfalls  geben.     Bei 
der  Diskussion   über   diesen    Gegenstand   vor   der 
Akademie  that  G  a  u  t  i  e  r  den  Ausspruch,  er  sei  der 
Erste,  welcher  formell  den  Gedanken  ausgesprochen 
habe,    dass   bei   der   Fäulniss   eiweissai*tiger  Sub- 
stanzen sich  flüchtige  oder  feste  alkaloidartigc  Kör- 
per bilden  könnten ,  und  zwar  stehe  diess  in  seiner 
1873  erschienenen   physiologischen  Chemie.     Re- 
ferent glaubt,  der  blosse  Hinweis  auf  die  von  Justi  - 
n  u  8  K  e  r  n  e  r  im  Jahre  1820  geschriebene ,  oben 
cith*te  Stelle  wird  genügen,  um  zu  zeigen ,  dass  der 
Gedanke  der  Entstehung  von  Fäulnissalkaloiden  50  J. 
älter  ist ,  als  G  a  u  t  i  e  r  meint ,  wie  denn  K  e  r  n  e  r 
auch  unsti'citig  die  ersten  physiologischen  Versuclie 
darüber  gemacht  hat.     Die  ersten  chemischen  Ver- 
suche  über    eine   in   menschlichen  und  thierischen 
Körpern  enthaltene  Alkaloidsubstanz  stammen  von 
Dupr6  undBence  Jones,  welche  darüber  be- 
reits 1866  (in  den  Proc.  of  the  Royal  Society)  be- 
richteten.    Sodann  wurden  von  Rörsch  u.  Fas- 
bender, sowie  von  G  u  n  n  i  n  g  und  von  S  c  h  w  a  - 
nert   in   verschiedenen  Leichentlieilen  Substanzen 
nachgewiesen ,  die  sich  in  nichts  von  wirklichen  Al- 
kaloiden  unterschieden ,  und  von  Schmiedeberg 
das  Sepsin  dargestellt. 

In  einer  andern  Abhandlung  ebenfalls  von  Brou- 
ardel  und  Boutmy*)  wird  das  Wort  Ptomain 


M  Gaz.  med.  de  Par.  49.  Jahrg.  1878.  p.  309.  u.  465. 

2)  Repert.  d.  Pharm.  XXVI.  1879.  p.  404. 

3)  Aunali  univers.  Vol.  247.  Aprile  1879.  p.  329. 

4)  Bull,  de  l'Acad.  1881,  Nr.  19  u.  20.  p.  688. 

s)  Ann.  d'Hyg.  3.  Ser.  [Nr.  22]  Oct.  1880.  p,  344. 


12 


I.     Medicinische  Physik,  Chemie  u.  Botanik. 


&ls  inpassend  bezeichnet,  da  es  ,, flüchtiger  Stoff^' 
bedeute;  diese  Uebersetzung  beraht  auf  einer  fal- 
schen Etymologie,  da  Ptomain,  wie  wir  schon  früher 
erwähnt  haben ,  von  7t%iaßa  =  Aas  herkommt  und 
also  Ldcheualkaloid  bedeutet. 

Der  VoUständi^keit  wegen  mögen  noch  folgende  nur 
unvolUcommen  mitgetheilte  Fälle  wenigstens  kurze  £r- 
wähuang  finden. 

Zn  6reenock  *)  fand  eine  alte  Frau  Würste ,  welche 
sie  kochte  und  mit  ihren  Hausgenossen  verzehrte.  Nach 
dem  Genüsse  erkrankten  alle  und  die  alte  Frau  starb 
sogar.  Die  angestellte  Untersuchung  vermochte  leider 
nicht  zu  constatiren ,  ob  es  sich  um  ein  Ptomain  handelte 
oder  ob  die  Würste  vergiftet  worden  waren. 

Dieselbe  Zeitschrift  enthält*)  einen  Bericht  über 
einen  Fall ,  in  welchem  21  Personen  durch  den  Genuss 
von  Büchsenfleisch  vergiftet  wurden.  Das  Fleisch  stammte 
aus  einer  sehr  bekannten  Handlung  in  Chicago.  Die 
Vergifteten  standen  im  Alter  von  2  —  63  Jahren.  Als 
Symptome  werden  aufgeführt  Erbrechen ,  Diarrhöe,  Ver- 
fall der  Kräfte ,  Krämpfe  in  den  Beinen ,  Bluterbrechen, 
heftige  Blagenschmerzen  u.  bei  Einigen  länger  andauernde 
Schlafsucht.  Alle  genasen.  Die  chemische  Untersuchung 
führte  zu  keinem  Ergebniss. 

An  Cholera  erinnernde  Erkrankungen  beobachtete 
Dr.  Trip e 3)  1)  nach  dem  Genüsse  von  Würsten  bei 
64  Personen,  von  denen  eine  starb;  2)  bei  29  Bewohnern 
derselben  Strasse ,  welche  von  demselben  Bratenjett  ge- 
nossen ;  3)  bei  9  Personen,  welche  Brodpudding  gegessen 
hatten.  Chemisch  und  mikroskopisch  war  kein  Alkaloid 
zu  ermitteln. 

Das  früher  von  Dupr^  im  verdorbenen  Mais 
entdeckte  Ptomain  haben  Brngnatelli  undZe- 
n  0  n  i  ^)  znm  Gegenstande  weiterer  Pi-üfung  gemacht. 
Das  Alkaloid  ist  nach  ihnen  ans  verdorbenem  Mais- 
brod  in  um  so  grösserer  Menge  darstellbar,  je  weiter 
die  Schimmelbildung  fortgeschritten  ist ;  es  löst  sich 
in  Wasser  nicht,  wohl  aber  in  verdünnten  Säuren 
und  wird  dm*ch  Alkalien  und  deren  Carbonate  ge- 
fällt. Es  ist  in  Alkohol  und  Aether  löslich  und  die 
Aetherlösung  giebt  mit  äthenscher  Weinsäurelösung 
einen  weissen  Niederschlag.  Das  freie  Alkaloid  ist 
von  höchst  bitterem  Geschmack  u.  enthält  Stickstoff. 
In  concentriiiier  Schwefelsäure  gelöst .  giebt  es  mit 
oxydirenden  Agentien  eine  intensiv  blaue  Färbung, 
ähnlich  der  des  Strychnin ,  unterscheidet  sich  aber 
von  letzterer  durch  die  schöne  violette  Färbung, 
welche  Bromdampf  der  Schwefelsäurelösung  ertheilt. 
Das  Verderben  des  Mais  wird  durch  einen  pul- 
verigen, in  Frankreich  Verdet  genannten  Schma- 
rotzerpilz verursacht,  welcher  ausschliesslich  aus 
braunen,  glatten,  kugeligen,  6 — 7  Tausendstel 
Mmti\  im  Durchmesser  haltenden  Sporen  besteht. 

Eine  grössere  Reihe  von  Versuchen,  welche 
C o r t e z  angestellt  hat,  führte  nach  Husemann') 
zu  folgenden  Resultaten : 

1)  Aus  den  gesunden  Kömeni  von  Zea-Mais 
lassen   sich   durch   künstliche  Fermentation,    resp. 

1)  Brit.  med.  Joum.  1879.  Vol.  U.  p.  99«. 

2)  Ibid.  p.  707. 

3)  Med.  Times  and  Gas.  1879. 

*)  Joum.  de  Pharm,  et  de  Chimie  XXVIII.  4.  Ser. 
p.  41. 

^)Dragendorff,  Jahresbericht  f.  1878.  p.  616. 


Fäulniss  Gifte  von  verschiedenartiger  Wirkmig  ge- 
winnen. 

2)  Es  entsteht  auf  diese  Weise  primär  und  unter 
allen  Umständen  ein  Gift,  dessen  Wirkung  zaerst 
anf  das  Gehirn,  später  auf  das  Rflckenmark  and  die 
Med.  oblong,  gerichtet  ist ,  und  welches  dnrch  Läh- 
mung dieser  Organe  den  Tod  herbeiführt.  Ob  die- 
sem Gifte  eine  rasch  vorübergehende  Erregung  ge- 
wisser Krampfcentren  im  Gehirn  und  eine  solche  der 
Gehimthätigkeit  überhaupt  als  integrirender  Theil 
der  Wu*kung  vor  Eintritt  der  Liähmung  zukommt, 
lässt  sich  mit  Bestimmtheit  nicht  entscheiden,  sicher 
aber  steigert  dasselbe  die  Reflexfunktionen  des 
Rückenmarkes  nicht.  Dieses  narkotische  Gift  des 
künstlich  fermentirten  Mais  setzt  die  Herzthätigkeit 
indirekt  herab,  beeinträchtigt  die  Mnskelcontrakti- 
lität  nicht  und  die  Irritabilität  der  peripheren  Nerven- 
endigungen kaum  oder  gar  nicht. 

3)  Das  narkotische  Maisgift  bildet  den  Hanpt- 
bestandtheil  derjenigen  Präparate  des  künstlich  fer- 
mentirten Mais ,  welche  in  den  Herbstmonaten  und 
überhaupt  in  kälterer  Jahreszeit  bereitet  werdeo. 
In  letzteren  existirt  vielleicht  noch  ein  anderes  gü- 
tiges Princip,  von  welchem  die  der  Lähmung  voraus- 
gehenden eigenthümlichen ,  an  Nicotinvergiftnng  er- 
innernden krampfhaften  Contraktionen  der  Fiexoren 
abhängig  sind. 

4)  Neben  dem  narkotischen  Gifte  entsteht  bei 
künstlicher  Fermentation  auf  Mais  in  sehr  hdsser 
Jahreszeit  auch  eine  giftige  Substanz ,  welche  nach 
Art  des  Strychnin  eine  Steigerung  der  Reflexerreg- 
bai'keit  und  reflektorischen 'Tetanns  bedingt.  Dieser 
Stoff  afßcirt  die  peripheren  Nervenendigungen  stär- 
ker als  der  narkotische  nnd  zeigt  im  Gemenge  mit 
dem  letzteren  einen  direkten  Einfluss  auf  die  Herz- 
aktion nicht.  In  Hinsicht  der  Giftigkeit  scheint  er 
das  narkotische  Princip  sehr  erheblich  zn  über- 
treffen. 

5)  Die  Gegenwart  des  tetanisirenden  Principes 
in  den  aus  kälterer  Jahreszeit  stammenden  Präpa- 
raten des  künstlich  fermentirten  Mais  lässt  sich  auf 
Grund  physiologischer  Versuche  nicht  behaupten. 

6)  Ein  nach  Art  des  Pikrotoxin  wirkendes 
Ki*ampfgift  war  in  keinem  der  untersuchten  Maia- 
präparate  vorhanden. 

7)  Das  sogen.  Maisin  aus  kälterer  Jahreszeil 
wirkt  stärker  giftig  als  das  Oleoresin,  theil weise 
wohl  in  Folge  der  weit  langsameren  Resorption  de« 
letzteren. 

8)  Die  Differenz  der  Wirksamkeit  beider  Präpa- 
rate bei  verschiedener  Wärme  des  umgebenden  Me* 
dium  muss  auf  eine  Veränderung  der  Resorptionad 
Verhältnisse  zurückgeführt  werden. 

Der  Maisvergiftung  in  vielen  Beziehungen  analod 
ist  die  Lvpinenvergiftung,  In  den  Bezirkoi  nämlicU 
welche  der  Bodenverhältnisse  wegen  auf  einen  anan 
gedehnten  Lupinenban  angewiesen  sind ,  treten  sed 
etwa  15  Jahren  bei  den  reichlich  mit  Lupinen  ge^ 
fütterten  Schafen,  ausnahmsweise  auch  bei  Pferdem 
Erkrankungen  auf,  weiche  mit  sehr  starkem  Iktend 


I.     Mediclnische  Physik,  Chemie  u.  Botanik. 


13 


ferlaofen,  und  von  denen  ein  ausserordentlich  hoher 
Phxü^teatK  lethal  endigt ,  so  dass  beispielsweise  ein 
einziger  pommerscher  Kreis  in  einem  Jahre  14138 
Stflek  Schafe  an  der  Lnpinose  verlor  und  ausserdem 
13000  L&nroer  weniger  aufziehen  konnte  als  sonst. 
Deber  das  Wesen  der  Krankheit  ist  erst  durch  die 
Untenncbungen  von  Liebscher ^)  und  Kflhn^) 
doigies  Licht  verbreitet  worden. 

Liebscher  zeigte,  dass  die  in  den  Lupinen 
enthaltenen  Alkaloide,  deren  wichtigstes  später  von 
G.Baumert')  den  Namen  Lupinin  erhalten  hat, 
die  Lnpinose  nicht  bedingen ,  obwohl  sie  auch  giftig 
md ;  die  Lnpinose  hat  vielmehr  ihren  Grund  im  Auf- 
treten eines  von  den  Alkaloiden  ganz  verschiedenen 
chemisehen  Stoffes,  der  sich  der  Klasse  der  nnorga- 
oaiiten  Fermente  einreihen  lässt  und  von  Ktthn 
den  Namen  letrogen  erhalten  hat.  Es  lässt  sich 
dmeh  Behandeln  der  giftigen  Lupinen  mit  Wasser 
in  grossen  Mengen  extrahiren  und  bedingt ,  wenn  es 
rnftttert  wird,  heftigen  Ikterus  und  Tod.  Das  Auf- 
treteo  dieses  letrogen,  welches  man  der  ersten  der 
TOD  Hill  er  aufgestellten  Klassen  der  Fäulnisspro- 
dakte  bequem  einreihen  kann ,  ist  nach  Kühn  die 
Folge  der  BAmmrkung  von  Fäidnisspilzefi  (Sapro^ 
i^ttn)  auf  die  Lvpinenpflame,  Wir  können  hier 
ioder  auf  die  hoch  interessanten  Einzelheiten  dieser 
wichtigen  Untersuchungen  nicht  eingehen,  müssen 
OB  Tielmehr  damit  begnügen ,  angedeutet  zu  haben, 
dtts  das  Ickogen  ein  Fäulnissprodukt  ist ,  und  ver- 
«mn  unsere  Leser  auf  die  citii'ten  Originalarbeiten. 

In  eine  Znsammenstellung  Über  Fäulniss  und 
ihre  Produkte  gehören  endlich  noch  2  Arbeiten  über 
die  Verändernng  des  Harns  beim  Stehen  an  der 
lioft.  In  der  ersten  behandelt  F.  Röh  mann*)  die 
»gen.  ^aure  Hamgälirung. 

Während  die  alkalische  Hamgähmng  durch  die 
Umwandlung  von  Harnstoff  in  kohlensaures  Ammo- 
niak (unter  dem  Einflüsse  von  Torulaceen,  d.  h.  von 
Finlnissbakterien)  wohl  charakterisirt  ist,  sind  bis 
nnn  heutigen  Tage  die  Ansichten  über  die  saure 
Hamgähmng  sehr  unklar.  Zur  Zeit ,  als  die  saure 
Hangährung  aufgebracht  und  bald  allgemein  ange- 
■ommen  wurde,  glaubte  man,  dass  e<$  sich  dabei  um 
^e  Bildung  von  Milchsäure  handele.  So  meinte 
Schere r  (1842),  es  bilde  sich  Milchsäure  unter 
£iowirkung  des  den  Blasenschleim  zersetzenden 
Hvnpigments ;  die  so  entstandene  Milchsäure  sollte 
das  im  Harn  gelöste  harnsanre  Natron  zersetzen  und 
durch  Abscheidung  von  Harnsäure  die  Bildung  eines 

0  G.  liiebscher,  Untersuchungen  über  die 
Lopinoiknuikheit  der  Schafe.  Bericht  aus  d.  physiol. 
l^bontoriom  n.  d.  Versuchsanstalt  d.  landvfirthschaftl. 
Ii^stitotB  zn  HaUe,  heraosgeg.  von^.  Kühn.  II.  Ueftp.  53. 
Dresden  1880. 

')  J.  K  u  h  n ,  Die  Schmarotzerpilze  d.  Lupinenpflanze 
>•  d.  Bekämpfung  d.  Lupinenkrankheit  d.  Schafe.  Ibid. 
P- 115  Q.  Blatter  f.  Belehrung  u.  Unterhaltung,  Jahrgang 
1S81.  Nr.  9.    Halle.     Verlag  von  Handel. 

')  Das  Lopinin.  Habilitationsschrift  d.  Univ.  Halle. 
Berlin  1881.    Gebr.  Unger.     8.     50  pp. 

«)  Ztschr.  f.  physich  Chemie  V.  2—3.  p.  94.  1881. 


Sediments  bewirken.  Derselben  Ansicht  war  such 
Lehmann  (1858).  Jedoch  Keinem  von  Beiden 
war  es  gelangen,  die  Milchsäure  ans  dem  Harne  bei 
der  sanren  Gähmng  darznstellen.  Liebi^  wies 
(1844)  nach,  dass  Milchsäure  weder  im  frischen, 
noch  im  gefanlten  Harne  vorkomme ,  dass  die  saure 
Reaktion  des  Harnes  vielmehr  )durch  Vorhandensein 
von  sauren  phosphors.  Salzen  bedingt  sei.  Später 
fanden  Voit  und  A.  Hof  mann  (1867),  dass  die 
durch  Titrirung  mit  Aliutli  bestimmbare  Säuremenge 
des  Harns  vom  Momente  seiner  Entleerung  aus  der 
Blase  stetig  ab>  aber  niemals  zunehme.  Neubauer 
(1876)  erkannte  diess  fflr  viele  Fälle  als  richtig  an, 
aber  nicht  fflr  alle. 

Rdhmann's  eigne  Versnche  ergaben,  dass  der 
Harn  in  den  weitaus  meisten  Fällen  keine  saure 
Gäkntng  durchmac/U,  Li  den  wenigen  Fällen,  wo 
wirklich  eine  nachweisbare  Vermehrung  der  Acidität 
eintritt,  handelt  es  sich  um  zufällige  Anwesenheit 
von  Substanzen  im  Harne ,  welche  auch  ausserhalb 
desselben  eine  saure  Gähmng  eingehen  können,  d.  h. 
vor  allen  Dingen  um  Traubenzncker  und  um  Alkohol. 
Dass  stark  diabetischer  Harn  oft  eine  recht  beträcht- 
liche Entwicklung  von  Säure ,  und  zwar  von  Essig- 
säure zeigt ,  findet  sich  bereits  bei  N  e  u  b  a  u  e  r  be- 
tont. Die  Zuckermenge  des  Harnes  kann  aber  nach 
Röhmann  bis  auf  0.25% ,  ja  sogar  darunter  sin- 
ken, und  doch  ist  die  sanre  Gährung  noch  nachweis- 
bar. In  Bezug  auf  den  Uebergang  von  Alkohol  in 
den  Harn  hat  Lieb  ig  behauptet,  in  dem  nach 
Genuss  spiiituöser  Getränke  gelassenen  Urine  lasse 
sich  niemals  auch  nur  eine  Spur  von  Alkohol  nach- 
weisen. Lieben  fand  jedoch  (1870),  und  nach 
ihm  Andere ,  dass  eine  geringe  Menge  Alkohol  nach 
dem  Genüsse  geistiger  Getränke  immer  in  den  Harn 
übergeht.  Ja  auch  ohne  Alkoholgenuss  ist  im  Kör- 
per Alkohol  nachweisbar ,  wenigstens  fand  derselbe 
Autor,  sowie  nach  ihm  Dupr6  (1870),  dass  auch 
bei  absoluter  Abstinenz  von  Alkohol  im  Harne  eine 
die  Alkoholreaktionen  gebende  Substanz  vorhanden 
sei.  Weiter  fand  R  a j  e  w  s  k  y  Spuren  von  Alkohol 
im  Pferdefleisch  und  im  Gehirne  und  B6champ 
(1872)  in  der  Leber  und  andern  Organen.  Freilich 
werden  viele  dieser  Angaben  von  Jaquemart  be- 
stritten ,  da  er  mit  einem  neuen ,  sehr  empfindlichen 
Reagens  auf  Alkohol  (Ueberführung  in  Aldehyd  und 
Nachweis  desselben  durch  Natronlauge)  diesen  nie 
da  aufzufinden  vermochte,  wo  die  Lieben 'sehe 
Jodoformreaktion  nach  Rajewsky  ein  positives 
Resultat  ergeben  hatte.  In  einigen  Fällen  wird  es 
aber,  das  kann  wohl  auch  Jaquemart  nicht  leug- 
nen, doch  zum  Uebergange  von  Alkohol  in  den  Harn 
und  hier  zu  einer  sauren  Gährung  kommen  können. 
An  der  sauren  Gährung  scheinen,  wie  Röh- 
mann weiter  zeigt,  Schimmelpilze  keinen  Antheil 
zn  haben;  sie  finden  sich  vielmehr  blos  deshalb 
häufig  in  solchem  Harn,  weil  dieser  ihnen  besonders 
günstige  Lebensbedingungen  gewälirt.  Die  etwa  im 
Harne  enthaltenen  Aetherschwefelsäuren  werden 
während  der  sauren  Gährung  nicht  zersetzt,  —  Man 


14 


I.     MedicinÜHshe  Physik ,  Chemie  u.  Botanik. 


könnte  gegen  das  seltene  Auftreten  der  sauren  Gäh- 
rang  des  Harns  eventuell  den  Einwand  machen,  dass 
zwar  immer  eine  Säurezunahme  anfangs  da  sei,  dass 
diese  aber  durch  eine  zugleich  stattfindende  Ammo- 
niakznnahme  verdeckt  werde.  Um  sich  darüber 
Klarheit  zu  verschaffen,  bestimmte  R.  in  demselben 
Urin  täglich  die  Säure  und  das  Ammoniak  und  konnte 
nachweisen,  dass  eine  Ammoniakzunahme  nicht  an 
dem  Ausbleiben  der  Säurezunahme  Schuld  ist ,  dass 
somit  die  saure  Qährnng  nicht  etwa  nur  verdeckt 
wird,  sondern  Oberhaupt  nicht  existirt.  Was  end- 
lich den  jedem  Arzte  bekannten  Vorgang  der  Aus- 
scheidung von  Harnsäurekrystallen  in  Urinen,  die 
anfangs  nur  ^rate  enthielten,  anlangt,  so  ist  zu 
merken,  dass  auch  ausserhalb  des  Urins  dieser  Vor- 
gang vor  sich  geht,  wenn  man  harnsaures  Alkali 
imd  gewöhnliches  phosphorsaures  Natron  zusammen- 
bringt ;  es  geht  nämlich  in  der  Lösung  langsam  eine 
chemische  Umsetzung  vor  sich,  wobei  das  Natron  der 
Urate  die  Harnsäure  verlässt,  an  das  saure  phosphor- 
saure Natron  herantritt  und  dieses  in  neutrales  phos- 
phorsaures Natron  verwandelt  (ans  NaH{P04  wird 
Na^HPOi),  wobei  die  Flüssigkeit  eine  alkalische 
Reaktion  annimmt ,  ohne  dass  von  der  Säure  etwas 
verloren  gegangen  wäre ;  sie  liegt  vielmehr  nur  jetzt 
am  Boden.  Mit  dieser  Abnahme  der  alkalischen 
Reaktion  ist  daher  auch  nur  dann  eine  Abnahme  der 
durch  Titriren  mit  Natronlange  nachweisbaren  Säure 
verbunden,  wenn  man  die  ausgefallene  Harnsäure 
durch  Filtration  entfernt. 

In  einer  2.  Arbeit^),  welche  sich  eng  an  die 
vorhergehende  anschliesst,  bespricht  R.  das  Auf- 
treten von  Nitraten  und  Nitriten  im  Harn.  Bei 
den  in  der  vorigen  Arbeit  gemachten  Ammouiak- 
bestimmungen  fand  sich  nämlich  in  einigen  Fällen 
eine  allmälige  Abnahm^  des  Ammoniak,  die  den  Ge- 
danken nahe  legte,  es  möchte  sich  etwa  aus  dem 
Ammoniak  salpetrige  Säure  gebildet  haben.  So  kam 
H.  dazu,  das  Auftreten  von  Nitriten  im  Harn  genauer 
zu  stndiren  *). 

Salpetrige  Säure  findet  sich  sowohl  im  sauren 
Harne  wie  in  solchem,  der  von  Anfang  an  eine  alka- 
lische Reaktion  zeigt ,  wofern  diese  alkal.  Reaktion 
durch  Beschaffenheit  der  Nahrung,  nicht  aber  durch 
Harnzei-setzung  bedingt  ist.  Die  ersten  Studien  darüber 
stammen  von  Schönbein.  Die  Menge  dieser  Säure 
ist  in  vei'schiedenen  Harnen  verschieden  und  sehr  mit 
der  Zeit  wechselnd.  Oft  verschwindet  die  Säure, 
während  der  Harn  noch  sauer  reagirt,  zuweilen  hält 
sie  sich  bis  in  die  alkalische  Reaktion  hinein.  Aber 
auch  in  diesen  Fällen  verschwindet  sie  bald  mit  der 
Zunahme  der  Harnf^ulniss.  Bei  gewöhnlicher  Zim- 
mertemperatur tritt  sie  meist  2 — 3  Tage,  nachdem 
der  Harn  gelassen  worden  ist,  auf;  zuweilen  auch 
früher,  aber  kaum  je  später.     Ihr  Auftreten  erfolgt 


1)  Ueber  die  AusBcheidung:  von  Salpetersäure  und 
salpeMger  Saure.  Ztschr.  f.  physiol.  Chemie  V.  4.  p.  233. 
1881. 

2)  Vgl.  Jahrbb.  CLXXXII.  p.  286. 


gleichzeitig  mit  der  eintretenden  Träbung  des  Harns 
(Schönbein),  und  zwar,  wie  man  meist  annimmt, 
in  Folge  der  dabei  durch  die  trübenden  Bakterien 
bewirkten  Reduktion  von  Salpeter.  Leider  gelingt 
es  nicht,  durch  i*educirende  Chemikalien,  z.  B.  durch 
Behandeln  des  Harns  mit  Zink  und  Sohwefelsäure 
oder  Natriumamalgam  diesen  Process  künstlich  zu 
erzeugen.  Es  musste  daher  die  Frage,  ob  wirklieh 
Salpeter  im  Harn  vorkommt  und  als  Muttersubstanz 
für  salpetrige  Säure  dienen  kann ,  auf  eine  andere 
Weise  entschieden  werden.  R.  benutzte  dazn  die 
Sehn  lze*sche  Methode,  nach  welclier  der  Harn  mit 
Eisenchlorflr  und  concentr.  Salzsäure  behandelt  und 
das  sich  dabei  entwickelnde  Stickoxyd  über  Natron- 
lauge aufgefangen  wird.  Diese  Methode  gilt  för 
Nitrate  und  Nitrite ;  soll  also  mit  derselben  auf  Ni- 
trate geschlossen  werden ,  so  muss  vorher  die  Ab- 
wesenheit von  Nitriten  bewiesen  sein.  Wirklich  ge- 
lang es  auf  diese  Weise,  in  vielen  Harnen  Nitrate 
nachzuweisen,  wodurch  also  die  Möglichkeit  der 
Entstehung  der  salpetrigen  Säure  dttrch  Reduktion 
von  Salpetersäure  im  Harn  bewiesen  ist.  Eine 
zweite  Möglichkeit  ist  die,  dass  salpetrige  Säure, 
wenn  auch  nur  in  geringen  Quantitäten ,  im  Körper 
entsteht,  also  im  frischen  Harn  präformiii;  ist  und 
sich  nur  dem  Nachweise  entzieht.  Eine  dritte  Hof;- 
lichkeit  endlich  wäre  die ,  dass  salpetrige  Säure  aus 
dem  Ammoniak  des  Harns  durch  Oxydation  entsteht, 
ganz  in  der  Weise,  wie  Hoppe-Seyler  durch  eia 
mit  Palladiumwasseratoff  geladenes  PalladiumblecU 
ans  Ammoniak  dieselbe  darzustellen  gelehrt  hat.  Die 
Wirkung  des  Palladiumblechs  ist  nämlich  der  der 
Fäulniss  analog,  welche  durch  Entwicklung  von 
Wasserstoff  bei  Luftzutritt  die  kräftigsten  Oxyda- 
tionen ausübt.  Derartig  wirkende  Fäuinissvorgänge 
könnten  wir  aber  auch  im  Harne  haben.  R.'s  Ver- 
suche fühilen  zu  folgenden  Resultaten. 

1)  Die  Menge  der  im  Harn  sich  unter  günstigen 
Umständen  bildenden  salpetr.  Säure  ist  nie  grösser, 
als  es  dem  Stickoxydgehalt  des  frischen  Harns  ent- 
spricht, wodurch  bewiesen  ist,  dass  die  Annahme 
einer  Bildung  von  salpetriger  Säui*e  aus  Ammoniak 
niclit  statthaft  ist. 

2)  Die  Menge  des  aus  dem  Harn  entwickelbaren 
Stickoxyds  nimmt  beim  Eintritt  der  Fäulniss  ab, 
woraus  sich  ergiebt ,  dass  die  salpetrige  Säure  (und 
die  Salpetersäure)  noch  weiter  reducirt  werden,  näm- 
lich zu  Ammoniak. 

3)  Die  Salpetersäure  des  Harns  wird  nicht  im 
Organismus  gebildet,  sondern  stammt  ausschliesslich 
aus  der  Nahrung.  Die  im  Speichel,  Seh  weiss  und 
Harn  enthaltene  salpetrige  Säure  stammt  also  in- 
direkt auch  aus  der  Nahning  und  fehlt  Thieren  und 
Menschen,  welche  eine  niü'atfreie  Nahrung  haben^ 
z.  B.  Säuglingen. 

4)  Verfütterte  Nitrite  werden  nur  theilweise  als 
solche  und  theilweise  als  Nitrate  wieder  ausgeschieden« 
Ein  dritter,  recht  grosser  Theil  endlich  wird  ebenso 
wie  ein  Theil  von  eingeftthi*ten  Niti*aten  überhaupt 


n.    Anatomie  n.  Physiologie. 


15 


Didit  irieder  als  Niti*at  oder  Nitrit  ausgeschieden, 
sondern  verwandelt  sich  im  Organismus  durch  Re- 
duktion in  Ammoniak  oder  salpetrigs.  Ammoniak 
imd  kann  durch  Vermittelung  des  letztern  wohl  gar 
ZD  freiem  Stickstoff  werden  y  was  theoretisch  sehr 
interesstDt  wäre. 

Was  endlich  das  Auftreten  von  Nitriten  im 
TrivhoaMir  anlangt,  so  ist  man  in  neuerer  Zeit  he- 
famntlich  sehr  ängstlich  und  bezeichnet  alles  Wasser, 
telcbes  beträchtlichere  Mengen   salpetriger  Säure 


enthält ,  meist  ohne  Weiteres  als  zum  Trinken  un- 
brauchbar und  giftig.  Diess  scheint  jedoch  etwas  zu 
weit  gegangen  zu  sein.  Nach  einer  Angabe  von 
K.  Kemper  *)  ist  wenigstens  von  dem  Genüsse  des 
Wassers  einer  Anzahl  von  Brunnen  des  Dorfes  Bissen- 
dorf seit  22  Jahren  nie  ein  Nachtheil  beobachtet 
worden,  obgleich  dasselbe  (den  mitgetheilten  Ana- 
lysen zufolge)  durchgehend  ausserordentlich  reich  an 
salpetriger  Säure  und  Chlor  ist. 


II.     Anatomie  u.  Physiologie. 


300.  Beitrage  zurKenntnlBS  der  Zelle  und 
ikrer  Lehenaerscheinungen ;  von  Prof.  W  a  1 1  h  e  r 
Fl em m  i  n  g  in  Kiel.  (Arch.  f.  mikroskop.  Anat.  XX. 
l.p.  1— 86.  1881.) 

Nachdem  Vf.  schon  früher  die  Veimuthung  aus- 
g€8proeben  hatte ,  dass  bei  der  Furchung  des  Eies 
die  gldeben  Formphasen  der  Kemfigureii  erscheinen, 
welche  sich  an  zur  Theilnng  schreitenden  Gewebe- 
lelien  der  Amphibien  gezeigt  hatten,  wendet  er  sich 
OBnoehr  zum  sachlichen  Nachweise  selbst.  Die 
Ditersnchungen  wurden  am  Echinidenei  vorgenom- 
Ki,  Aber  welches  in  gleicher  Beziehung  schon  früher 
biehtet  worden  ist^).  Die  normale  Befruchtung 
fnd  beständig  statt  durch  das  Eindringen  nur  eines 
eivzigeo  Spermatozoiden.  Aus  dem  Kopfe  des  letz- 
tem entwickelte  &9ch  im  Ei  der  Spermakem.  Dieser 
^eine  Verschmelzung  ein  mit  dem  Eikern,  d.  h. 
^  Rest  des  im  Uebrigen  ausgestossenen  Keim- 
blischens.  Dadurch  entstand  der  erste  Fnrchungs- 
kern,  von  welchem  alle  folgenden  Keine  abstammen. 
Während  vor  der  Befruchtung  im  Eikern  die  Netz- 
strloge  und  Netzknoten  nur  spärlich  und  blass  waren, 
Kogten  sich  nach  der  Copulation  mit  dem  Sperma- 
kmi  reichliche  und  stärker  geerbte  Fadengerflste. 
i)ie  Befruchtung  führt  hiernach  jedenfalls  eine  grös- 
sere Menge  von  tingirbarerer  Substanz  (Chromatin) 
in  den  Kern  ein. 

Die  Tbeilung  des  ersten  Furchungskerns  findet 
Vt  in  keinem  wesentlichen  Punkte  verschieden  von 
^  Kemtheilnngsfignren  sonstiger  Zellenkerne.  Aber 
Bicht  blos  am  thierischen  Ei ,  sondern  auch  in  der 
^zenzelle  sucht  Vf.  gegenüber  abweichenden  An- 
Khaunngen  von  Strasburger  sein  Theilungs- 
^ehema  durchzuftihren.  Diesem  Schema  zu  Folge 
entwickelt  sich  aus  der  netzförmigen  Ruhelage  des 
Kerns  allmälig  die  Muttersternform  des  Chromatin ; 
te  liegen  die  Winkel  der  Fadenschleifen  im  Kern 
ttch  dem  Centrum  der  Zelle  gerichtet,  die  Schenkel 
"«eh  der  Peripherie.  Es  folgt  die  Bildung  der 
Aeqoatorialplatte ,  welche  darin  besteht,  dass  die 
Schleifen  sich  in  2  Gruppen  ordnen ,  während  ihre 
^mkel  sich  nach  den  Polen  drehen.  Hieran  schliesst 
^  das  Auseinander  weichen  der  beiden  Schleifen - 
?"ippen  nach  den  Polen  u.  die  Bildung  derTochter- 
^e.    Von  neuen  Ergebnissen  über  den  Kembau 


hebt  Vf.  vor  Allem  hervor  die  reiche  Ausstattung  des 
Kerns  mit  einem  fein  verzweigten ,  tingirbaren  Ge- 
ritste,  welches  mit  dem  bekannten  gröbern  Kern- 
gerüst in  ununterbrochenem  Substanzzusammenhang 
steht.  Die  feine  Körnung ,  welche  man  mit  relativ 
schwächern  Linsen  (bis  Hartnack  10)  wahrnimmt, 
ist  auf  die  optischen  Durchschnitte  jener  feinen 
Bälkchen  zu  beziehen.  Die  Kernwand  selbst,  soweit 
sie  tingirbar  ist,  hält  Vf.  in  theil weiser  üeberein- 
stimmung  mit  Schwalbe  für  aus  kleinen  peripheren 
Ausbreitungen  der  Netzbälkchen  im  Umfange  des 
Kerns  hervorgegangen.  Kemtheilungen  am  3f«n- 
sehen  endlich  wurden  an  der  Cornea  des  Erwach- 
senen untersucht;  die  Theilungen  befinden  sich  in 
der  untersten  und  zweituntem  Epithelschicht ,  spar- 
sam und  verstreut,  ohne  lokale  Anhäufung.  Die 
Formen  der  chromatischen  Figuren  entsprechen  ganz 
den  erwähnten.  (Rauber.) 

301.  Ueber  Epithelregeneration  und  so- 
genannte freie  Kembildung ;  von  Prof.  W.  F 1  e  m- 
m  i  n  g.  (Arch.  f.  mikroskop.  Anat.  XVIII.  3.  p.  347 — 
364.  1880.) 

Die  neuem  Untersuchungen  über  Zell-  u.  Kem- 
theilung  haben  einen  Wahrscheinlichkeitsschluss  er- 
geben, welcher  fllr  die  allgemeine  Gewebelehre  wich- 
tig ist :  Die  Regeneration  der  Epithelien  geschieht 
durch  Zelltheilung  in  den  tiefen  Schichten,  mitKem- 
theilung  unter  den  Erscheinungen  der  Kemmeta' 
marphose  (Karyokinese),  Doch  sind  selbst  in 
jüngster  Zeit  wieder  Beobachtungen  veröffentlicht 
worden ,  welche  einer  freien  Kernbildung  im  Proto- 
plasma von  Epithelien  das  Wort  reden  (Drasch, 
am  Trachealepithel).  Vf.  wendet  sich  zu  einer  ein- 
gehenden Kritik  dieser  neuen,  wie  auch  älterer  ent- 
sprechender Angaben  und  weist  mit  gi'ossem  Ge- 
schick die  UnWahrscheinlichkeit,  ja  Unhaltbarkeit 
der  freien  Kembildung  nicht  allein  im  Epithel ,  son- 
dern auch  anderwärts  nach.  Selbst  die  Unter- 
suchungsmethoden ,  auf  Grund  welcher  freie  Kem- 
theilung  behauptet  worden  war ,  entsprechen  meist 
nicht  den  unumgänglichen  Anforderangen. 

Da  nun  aber  karyokinetische  Zelltheilnngen 
insbesondere  auch  im  Epiüiel  der  verschiedensten 
Körpen*egionen  und  Organe  bei  Wirbelthieren  und 


»)Vg!.  Jidirbb.  CLXXXnr.  p.  221. 


«)  Arch.  d.  Pharm.  [S.]  XXVUI.  p.  203. 


16 


IL     Anatomie  n.  Physiologie. 


WirbelloBen  massenhaft  aufgefunden  worden  sind 
(Vf.  zählt  die  verschiedenen  Fundstätten  speciell  auf), 
80  liegt  gewiss  kein  Grund  vor,  neben  dem  that* 
Bächlich  bewiesenen  Modus  ohne  Noth  einen  unbe- 
wiesenen für  gleichzeitig  vorhanden  anzunehmen. 
Im  geschichteten  Hautepithel  (zunächst  des  Salaman- 
ders) kommen  Theilungen  nicht  allein  in  der  tiefsten 
Schicht,  sondern  so  weit  nach  aufwärts  vor,  als 
die  Zellen  noch  nicht  gänzlich  abgeplattete  Formen 
haben.  Diess  sind  die  Schichten,  welche  dem  Stratum 
MalpighiÄ  entsprechen ,  für  welches  Vf.  darum  den 
kurzem  Namen  Keimschicht  vorschlägt.  Aber  nicht 
allein  für  das  Epithel,  sondeni  aucli  ftir  andere 
Zellenarten,  überhaupt  also,  glaubt  Vf.  für  den  Satz 
eintreten  zu  müssen  „Omnis  nncleus  e  nucleo'^  mit 
der  vorsichtigen  Einschränkung  „so  viel  wir  bis  jetzt 


wissen 


u 


(Raub  er.) 


302.  Zur  Anatomie  und  Entwicklungs- 
gesohichte  der  Leitungsbahnen  im  Grosshirn 
des  Menschen;  von  Prof.  Paul  Flechsig. 
(Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  [Anat.  Abth.]  1.  p.  12 — 
75.  1881.) 

Die  Grundlage  der  neuern  Untersuchungen 
Flechsig's  ist  in  dem  Satz  enthalten,  dass  die 
Umwandlung  der  markloa  angelegten  Nervenfasern 
in  markhaltige  sich  an  einzelnen  centralen  Faser- 
zügen früher,  an  andern  später  entwickelt,  unter 
Einhaltung  einer  gesetzmässigen  Reihenfolge.  In 
fiHheren  Arbeiten ,  so  bes.  in  dem  Werke  „die  Lei- 
tungsbahnen U.S.  w.'^,  1876,  schilderte  Flechsig 
jene  Differenzirungen  auf  Grund  mikroskopischer 
Untersuchungen  ausführlich  nur  insoweit ,  als  sie  in 
Rückenmark  und  Oblongata  auftreten.  Bezüglich 
des  Grosshims,  der  Brücke  und  des  Kleinhirns  wur- 
den meist  nur  makroskopische  Befunde  mitgetheilt. 
Diese  erhalten  in  vorliegender  Arbeit  ihre  Ergän- 
zung durch  Darstellung  der  mikroskopischen  Ver- 
hältnisse, welche  den  Hirnschenkel,  die  innere  Kapsel, 
den  Markkern  der  Hemisphären  und  ihre  Ganglien 
betreffen. 

Bei  44  Ctmtr.  langen  menschlichen  Früchten 
(noch  nicht  bei  42  Ctmtr.  langen)  ist  die  Markschei- 
denbildung schon  so  weit  vorgeschritten ,  dass  ein- 
zelne markweisse  Züge  sich  mit  blossem  Auge  erken- 
nen lassen.  Es  sind  diess  die  hintere  Commissur, 
das  Bündel  vom  Ganglion  habenulae  zum  Ganglion 
interpedunculare  (v.  Gudden),  ein  der  Lamina 
medullaris  externa  des  Thalamus  entsprechendes 
Faserblatt ,  ein  der  Basis  des  Linsenkerns  anliegen- 
des Bündel  der  Innern  Kapsel.  Im  Himschenkelfnss 
fanden  sich  noch  keine  mark  weissen  Züge,  hingegen 
waren  die  Haubenbündel  überwiegend  markhaltig. 
Bei  Fötus  von  45 — 46  Ctmtr.  Länge  lassen  in  der 
Regel  auch  das  Centrum  semiovale  (bes.  im  Gebiet 
der  hintern  Centralwindung)  und  der  Himschenkel- 
fuss  weisse  Züge  erkennen  und  die  innere  Kapsel  er- 
scheint in  grösserer  Ausdehnung  weiss. 

Vf.  wendet  sich  hierauf  zur  mikroskopischen 
Schilderung   der  Differenzirungshöhe   an   Früchten 


von  50—51  Ctmtr.  Länge.     Sie  giebt  hiernach  ein 
Bild  von  dem  Zustande,    welcher  am  Schlnss  des 
intrauterinen   Lebens  erreicht   worden    ist.      Aus 
den   genau   beschriebenen  Einzelbefiinden   ergeben 
sich  nachstehende  wesentliche  Folgerungen  bezüg- 
lich des  Verlaufs  der  Leitungsbahnen  im  Grosshirn. 
Die  Pyramide  (welche  aus  einer  Seitenstrangbahn 
und  einer  Vorderatrangbahn   des  Rückenmarks   in 
genügend  bekannter  Weise  gebildet  wird)  verläuft, 
indem  sich  noch  weitere  Bündel  von  gleichem  Ent- 
wicklungsgang in  der  Oblongata  zu   ihr   gesellen, 
nach  Durchsetzung  der  vordem  Brückenabtheilnng, 
in  welcher  sie  in  einzelne  Bündel  gespalten  ist ,  als 
compakter  Strang  an  der  Aussenfläche   des  Hirn- 
schenkelfusses  in  die  Höhe  und  tritt  entsprechend 
dem  hintern  Rand  des  Lujs'schen  Körpers  in  die 
innere  Kapsel   ein.     Ihre  Bündel   werden  alsbald 
durchflochten  von  spärlichen ,  querlanfenden,  mark- 
losen Faserattgen,  welche  dorsalwärts  aus  dem  Hirn- 
schenkelfuss  zu  kommen  scheinen  u.  bezüglich  ihres 
Ursprungs  auf  den  Linsenkem  und  den  geschwänz- 
ten Kern  liinweisen.    Am  dorsalen  Rand  des  Luys*- 
schen  Körpera  hört  diese  Durchflechtung  bereits  auf, 
so  dass  die  zur  Pyramidenbahn  gehörigen  Bündel 
nun  dicht  aneinander  gedrängt  verlaufen.     Sie  stei- 
gen zwischen  Linsenkern  und  Sehhügel ,  schlflsslich 
zwischen  jenem  und  dem  geschwänzten  Kern  in  der 
hintern  Abtheilnng  der  Capsula  interna  empor  und 
treten,  indem  sie  durch  andere  Faserzflge  wieder  in 
einzelne   Bündel   zerlegt   werden,   ohne  mit   den 
Himganglien  eine  Verbindtmg  einzugehen ,  in  den 
Markkem   der  Hemisphären  ein.     Ein  Theil  ihrer 
Bündel  zieht  radiär  zur  Hirnrinde ,  und  zwar  beson- 
ders in  die  Gegend  des  Lobulus  paracentralis ,  bez. 
der  obersten  Theile  der  Idntem  und  des  hintern  Ab- 
hangs  der  vordem  Centralwindung;   eine  genaue 
Umgrenzung  des  Ausstrahlungsbezirks  in  der  Rinde 
ist  mit  alleiniger  Hülfe  der  entwicklungsgeschicht- 
lichen Methode  nicht  möglich,   doch  ist  es  wahr- 
scheinlich,  dass  die  Pyi'amidenbündel  sich  in  der 
Hemisphäre  nur  wenig  zerstreuen.    Im  Uebrigen  ist 
bald  die  vordere,  bald  (häufiger)  die  hintere  Central- 
windung bevorzugt,  d.h.  der  physiologische  Rinden- 
bezirk kann  in  verschiedener  Weise  durch  die  Cen- 
tralfurche  geschnitten  werden.     Mit  dieser  Darstel- 
lung des  Verlaufs  der  Pyramidenbahn  stimmen  auch 
die  pathologischen  Erfahrungen. 

Der  Pyramidenbahn  gesellen  sich  in  der  Brücke 
wesentlich  medial  liegende  Fasermassen  bei,  welche 
vielleicht  von  den  centralen  Bahnen  des  Facialis  und 
Hypoglossus  oder  auch  aller  motorischen  Hirnnerven 
zusammengesetzt  werden.  Sie  gelangen  in  den  Mark- 
kem der  Hemisphäre  unmittelbar  nach  vom  von  den 
Pyramidenbahn.  Die  äussern  Bündel  des  Him> 
schenkelfusses,  der  Pyramidenbahn  gleichfalls  in  dei 
Brücke  sich  anlagernd,  zweigen  sich  schon  im  baast- 
len  Gebiet  des  Linsenkems  nach  hinten  ab.  M(^^. 
licherweise  begeben  sie  sich  ausschliesslich  in  dei 
Schläfenlappen.  Das  übrige  Feld  des  Fusses  zep 
fällt  wieder  in  mehrere  Abtheilnngen  von  zum  Thet 


n.    Anatomie  n.  Physiologe. 


17 


iveifellttfter  Bahn.  Die  medialen  Bündel  zeigen  im 
AUgememen  di«i  Verlaufsrichtungen ,  in  das  Mark 
der  S&nlappen,  in  den  Nucleos  caudatas,  in  die 
fontesten  Abai^itte  des  Nadens  lentiformis.  Was 
die  Baubensirahlung  (hinterer  Theil  des  innem 
Bitttes  der  Capsula  Interna)  betriflt,  so  entspricht 
die  6^;end ,  ans  welcher  ihre  Bfindel  auftauchen, 
dem  rothen  Kern  und  seiner  Markhülle.  Hier  aber 
mnisehen  sich  besonders  Fasern  der  Bindearme 
h  Kleüihims  und  Längsfasem  der  Formatio  i*eti- 
caitfis.  Auch  Theile  der  Schleifen  kommen  in  die 
Me  dieser  Bündel.  Obwohl  zwischen  dem  Gebiet 
der  Hanbenstrahlung  und  dem  Thalamus  opticus  ein 
lehhafter  Faseraustausoh  stattfindet ,  so  dass  man  in 
Zvdfel  gerathen  kann  y  ob  die  Bündel  der  erstem 
firi[lich  in  den  Stabkranz  und  nicht  vielmehr  in  den 
Thilamus  übergehen ,  so  zeigen  Horizontalschnitte 
doeh  keine  Abnahme  der  Zahl  der  Bündel ,  Frontal- 
Khntte  keine  Umbiegung  derselben  gegen  die  Aussen- 
iUie  des  Sehhflgels.  Es  ist  hiemach  anzunehmen, 
d«  die  Hanbenstrahlung  in  den  Markkem  der 
Hemiq^hSie  übergeht.  Innerhalb  des  letztem  ver- 
bflfeii  üire  Bündel  besonders  zahlreich  gegen  die 
hntere  Oentralwindung,  bez.  gegen  unmittelbar  hin- 
kr  derselben  gelegene  Rindentheile  (Praecnneus). 
ftr  Ausbreitnngsbezirk  liegt  also  wenigstens  theil- 
veiae  io  unmittelbarer  Nähe  der  Rindennrsprünge 
der  Pyramidenbahn,  besonders  hinter  denselben. 
Dieser  Umstand  ist  mit  Rücksicht  auf  die  sensorische 
Fmiktion  der  Haubenstrahlnng  höchst  bemerkens- 
verfh,  da  der  Pyramidenbahn  mit  Wahrscheinlich- 
keit die  Leitung  willkürlich  motorischer  Impulse  zu- 
gesclirieben  werden  muss.  Der  Gesammtumfang  der 
HmbeostrahluDg  lässt  sich  indessen  durch  die  ent- 
^rieklongsgeschichtliche  Methode  allein  nicht  sicher 
bestimmen  und  es  ist  nach  Flechsig  nicht  auszu- 
«diüfflsen,  dass  einzelne  Bündel  auch  gegen  den 
San*  ond  Hinterhauptslappen  verlaufen. 

Die  Beziehungen  des  Nueleus  lentiformis  und 
tmuiatus  zu  den  Gebilden  des  Zwischenhims  und 
Hinscbenkels  klären  sich  allmälig  auf.  Es  war 
Henle 's  Verdienst,  zuerst  daraufhingewiesen  zu 
bboi,  dass  Stabkranzbündel ,  welche  mit  Linsen- 
>nd  Sehwanzkera  in  Verbindung  stehen ,  nicht  mit 
äekerheit  nachweisbar  sind.  Es  würde  hiernach  der 
Strdfenhfigel  in  ähnlicher  Weise  eine  Endigungs- 
Bt&tte  von  Himschenkelfasern  darstellen,  wie  die 
OroBshimrinde,  ein  Verhältniss,  das  mit  seiner  ersten 
«nbryonalen  Anlage  vortrefflich  zusammenstimmt, 
flechsig 's  Untersuchungen  sind  geeignet,  jene 
Aosidit  in  gewisser  Beziehung  zu  stützen. 

Die  Annahme  einer  ausgiebigen  Verbindung  des 
Knclens  caudatus  mit  der  Brücke  und  den  Brücken- 
>dienkehi  durch  Vermittlung  des  Hirnschenkel/u««e« 
^  durch  die  verschiedenen  Untersuchungsmetho- 
^  gnt  begründet.  Die  Fasern  ti'eten  zum  guten 
'Rtäl  direkt  in  die  innere  Kapsel  ein  und  verlaufen 
^  weiter.  Ein  anderer  Theil  zieht  wahrschem- 
Ui  durch  die  innere  Kapsel  zunächst  zum  Linsen- 

Ved.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  1. 


kern  und  von  diesem  zurück  in  die  Kapsel ,  um  ach 
den  ersterwähnten  Bündebi  anzuschliessen.  Die 
Mehrzahl  der  aus  den  innem  Gliedern  des  Linsen- 
kems  und  aus  seinen  Laminae  medulläres  austreten- 
den Fasem  geht  quer  dm*ch  die  Capsula  interna  in 
die  Regio  subthalamica.  Im  weitem  Verlauf  gelan- 
gen dieselben  nicht  in  den  Fuss ,  sondern  in  das  Ge- 
biet der  Havbe  des  Himschenkels  und  ihrer  obem 
Fortsetzung.  Zu  diesen  Fasem  gehört  grösstentheils 
auch  die  Linsenkemschlinge.  Bezüglich  des  Thala" 
mu8  opticus  weist  F 1.  darauf  hin,  wie  sehr  am  Nen- 
gebomen  der  grosse  Antheil ,  welchen  dieses  Gang- 
lion am  Stabkranz ,  insbesondere  der  Scheitelregion 
und  Ihrer  Nachbartheile  nimmt ,  hervortrete.  Wahr- 
scheinlich geht  der  Thalamus  mit  aüen  um&nglichen 
grauen  Massen  des  Grosshims  Verbindungen  ein  und 
erscheint  damit  als  ein  wichtigeres  Glied  in  der  Ge- 
sammtorganisation  der  Hemisphären  als  Linsen-  und 
Schwanzkem  mit  ihren  spärlichen  Beziehungen.  Die 
genauere  Feststellung  des  Verbreitungsbezirks  der 
in  den  Thalamus  einti*etenden  Stabkranzbündel  (der 
„Thalamusstiele''  Meyneris)  bleibt  noch  eine  fer- 
nere Aufgabe  der  Untersuchung.         (R  a  u  b  e  r.) 

303.  Ueber  Degeneration  und  Begenera- 
tion  aerquetsehter  Nerven;  von  Prof.  Neu- 
mann  in  Königsberg.  (Arch.  f.  mikroskop.  Anat. 
XVin.  3.  p.  302—344.  1880.) 

Die  Methode  der  Nervenquetschung  zur  Unter- 
suchung der  De-  und  Regeneration  der  Nerven  hat 
vor  der  Dnrchschneidungsmethode  den  grossen  Vor- 
theil,  dass  die  Continuität  jeder  einzelnen  Faser  er- 
halten bleibt.  Die  Schwann'schen  Scheiden  werden 
nicht  zerstört,  während  Achsencylinder  und  Mark- 
scheiden an  der  Quetschungsstelle  vemichtet  und 
verdrängt  sind.  Die  Quetschung  wurde  mit  einem 
^/i  Mmtr.  dicken  Zwimfaden  über  einer  Federspnle 
u.  A.  vorgenommen,  unmittelbar  darauf  die  Schlinge 
durchschnitten  und  entfernt.  Die  anfänglich  tiefe 
Schnürfurche  gleicht  sich  bald  aus.  Ihr  folgt  eine 
starke  Röthung  und  spindelförmige  Schwellung.  Zu- 
letzt bleibt  nur  eine  flach  eingeschnürte  graue  Stelle 
zurück.  Nach  10 — 14  Tagen  schwindet  beim  Ka- 
ninchen auch  diese  Spur,  bei  Fröschen  später.  Letz- 
tere übrigens  erklärt  N.  als  das  günstigere  Objekt 
(kleine  Sommerfrösche). 

Es  folgte  in  allen  Fällen  die  peripherische  De- 
generation des  gequetschten  Stammes.  Sie  besteht 
darin,  dass  unter  Kemvermehrong  sich  eine  proto- 
plasmatische Inhaltsmasse  in  der  Schwann'schen 
Röhre  ansammelt ;  ein  Zurückgehen  auf  embryona- 
len Znstand,  wie  N.  den  Vorgang  auffasst.  Jener 
protoplasmatische  Inhalt  geht  wahrscheinlich  hervor 
aus  einer  Umbildung  des  frühem  Inhaltes,  nicht  aus 
einer  Neubildung.  Der  Vorgang  schreitet  periphe- 
riewärts  fort.  Mit  dem  gleichen  Inhalt  füllt  sich 
die  gequetschte  Stelle  selbst  und  das  zunächst  an- 
grenzende centrale  Ende,  wobei  übrigens  die  Grenze 
nicht  durch  einen  Scbnürring  R  a  n  v  i  e  r  's  gesteckt 

3 


18 


in.    Hygieine,  Difttetik,  Pharmakologie  n.  Toxikologie. 


wird.  Die  Masse  ist  reich  an  KeraeD,  deren  freie 
Entstehung  N.  nicht  fttr  unwahi'scheinlich  erklärt, 
ohne  Theilnngen  der  Keine  der  Schwann'schen 
Scheide  ganz  auszuschliessen.  Das  Eindringen  von 
Wanderaellen  ist  dagegen  nur  als  ein  ganz  ans- 
nahmsweises  zn  betrachten.  Die  Regeneration  des 
Achsencylinders  und  der  Markscheide  knüpft  an  den 
protoplasmafischen  Inhalt  an  und  ei*8cheint  als  eine 
DifTerenzirnng  desselben.  Die  neuen  Fasern  treten 
als  blasse,  schmale  Bänder  auf,  welche  an  Breite 
gewinnen  und  sich  allmälig  mit  Markscheide  umsäa- 
men.  Den  Abschluss  bildet  die  Entstehung  neuer 
Schwann'scher  Scheiden  um  die  jungen  Fasern ;  die 
alten  Scheiden  scheinen  in  dem  Endoneurinm  aufzu- 
gehen. Der  Anschluss  der  neuen  an  die  alten  Fa- 
sern findet  stets  etwas  oberhalb  der  gequetschten 
Stelle  statt.  Die  Regeneration  tieferer  Theile  des 
Stammes  findet  später  statt,  als  die  höher  gelegener. 
Das  Wachsthum  der  Fasern  nach  der  Peripherie  er- 
folgt aber  discontinuirlich ,  jedes  folgende  Segment 
entwickelt  sich  selbstständig.  Der  Impuls  zur  Dif- 
ferenzirung  pflanzt  sich  vom  Centrum  ans  peripherie- 
wärts  fort.  Der  Nerv  verdankt  seine  wieder  erlangte 


Leitungsfähigkeit  also  der  Verschmelzung  der  ein- 
zelnen Segmente,  im  Ganzen  aber  einer  Neabildnng 
von  Nervenfasern. 

Beim  Kaninchen  ist  der  Vorgang  im  Wesentli- 
chen derselbe,  doch  von  rascherem  Ablaof.  Bei 
Quetschungen  bildet  sich  im  Anschluss  an  die  alte 
Faser  gewöhnlich  nur  eine  neue  Faser,  nach  Durch- 
schneidnng  dagegen  in  der  Regel  ein  Bündel  neuer 
Fasern. 

N.  theilt  schlflsslich  einige  Experimente  mit ,  in 
welchen  ein  Ligatnrfaden  um  einen  Nerven  gelegt, 
fest  geschnürt  und  mit  abgeschnittenen  Enden  in  der 
Wunde  gelassen  wurde.  Bei  einem  Kaninchen,  wel- 
ches 2^/)  Monate  nach  der  am  N.  tibialis  post.  vor- 
genommenen Operation  getödtet  wurde,  zeigte  sich 
an  der  Ligaturstelle  eine  linsengrosse  hohle  An- 
schwellung, in  welcher  die  Ligatur  lag.  Kurz  ober- 
halb der  Schnürstelle  war  der  Nerv  normal ,  darauf 
aber  fanden  sich  die  Bündel  schmaler  neugebildeter 
Nervenfasern,  welche,  fächerförmig  auseinanderstrah- 
lend,  die  Ligatur  allseitig  umgaben.  Jensdts  traten 
die  Bündel  wieder  zu  einem  cylindrischen  Strang  zu- 
sammen. (Raub  er.) 


III.     Hyglelne,  Diätetik,  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


304.  lieber  die  Benutsung  von  Eisenprä- 
paraten EU  subcutanen  Injektionen;  von  Dr. 
H.  Neuss.  (Ztschr.f.klin.Med.IIl.l.  p.l.  1881.) 

Vf.  weist  zunächst  darauf  hin ,  dass  der  oftmals 
wttnschenswerthen  Einfahrung  grösserer  Eisenmengen 
durch  innerliche  Verabreichung  namentlich  die  mehr 
oder  weniger  heftigen  Verdauungsstörungen  entgegen- 
stehen ,  welche  bei  dei*selben  bekanntlich  auftreten. 
Die  zu  dem  gedachten  Zwecke  sehr  passende  subcu- 
tane Applikation  löslicher  Eisenpräparate  scheint  be- 
sonders deshalb  noch  nicht  so  allgemein  in  Gebrauch 
gekommen  zu  sein,  weil  ein  dazu  geeignetes  Präpa- 
rat bisher  noch  nicht  hinreichend  bekannt  war. 

Vf.  hat  daher  in  dem  pharmakol.  Institute  des 
Prof.  Eulenbnrg  zu  Greifswald  über  die  durch 
ihre  Löslichkeit  und  DiffusionsiUhigkeit  für  die  sub- 
cutane Anwendung  in  Betracht  kommenden  Eisen- 
verbindungen Versuche  angestellt ,  deren  Ergebniss 
er  nach  Vorausschickung  einer  kurzen  Uebersicht 
der  bisher  veröffentlichten  einschlägigen  Arbeiten  ^) 
mittheilt. 

Da  zur  Beuiiheilung  der  ReaorptionaÜXA^&i 
der  Eisenlösungen  bei  subcut.  Applikation  die  X^i/- 
/7//rz(79Mfähigkeit  derselben  von  Wichtigkeit  ist,  hat  Vf. 
letztere  mittels  eines  (TraAam'schen  Dialysators  ge- 
])rilft  und  dabei  als  sehr  leicht  diffundirbar  erkannt : 
Ferr.  phosphoric.  cum  Natro  citrico;  Ferr.  phosphoric, 
cum  Amnion,  citrico ;  Ferr.  citric.  oxydat. ;  Chinin. 


1)  Namentlich  berucksicliti^  hat  Vf.  die  eingehen- 
den Untersuchungen,  welche  von  Prof.  M.  Rosenthal 
in  Wien  angestellt  worden  sind  und  über  welche  in  nn- 
scrn  Jahrbüchern  (CLXXXIII.  p.  126)  ausfuhrlich  be- 
richtet worden  ist. 


ferrocitric.  Pharm.  Germ,  und  Chininnm  ferrocitric 
viride  nach  Walter  bereitet. 

Es  wurden  nun  mit  diesen  Präparaten  und  mit 
Ferr.  albuminat.  von  Friedländer  in  Berlin  and 
dem  Ferr.  peptonat.  von  ebendemselben  Injektions« 
versuche  an  Menschen  und  Kaninchen  vorgenommen, 
aus  denen  sich  ergab ,  dass  die  am  Thiere  hierbei 
gemachten  Erfahrungen  nicht  direkt  auf  den  Men- 
schen übertragen  werden  dürfen.  So  wurde  z.  B. 
das  Chinin,  ferrocitr.  vom  Kaninchen  ganz  gut  ver- 
tragen^ während  eine  gleich  starke  Lösung  desselben 
am  Menschen  starke  Reaktionserscheinnngen  machte. 

Als  völlig  geeignet  zur  subcut.  Injektion  erwiea 
sich  das  —  wie  Vf.  selbst  anführt ,  schon  von  Ro- 
senthal als  besonders  empfehlenswerth  bezeich- 
nete —  Ferr.  pyrophosphoric.  cum  Natro  citrico, 
welches  ausserdem  auch  wegen  seines  grossen  Eisen- 
gehaltes (26.6o/o)  zu  empfehlen  und  in  Lösungen 
von  1  auf  6  Aqu.  dest.  ohne  allen  Nachtheil  ver- 
wendbar ist.  An  2ter  Stelle  nennt  Vf.  das  minder 
haltbare  Ferr,  albumin.  (Friedländer)  und  an 
3ter  das  Ferr.pt/rophosphoric,  cum  Amman,  citrico, 
welches  zwar  bei  einem  Kr.  starke  Reaktionserschei- 
nungen machte^  in  2  andern  Fällen  aber  ohne  Nach- 
theil vertragen  wurde. 

Nicht  verwendbar  zur  subcutanen  Injektion  sind 
nach  Vf. :  Ferr.  citric.  oxydat. ,  Chinin,  ferrocitric, 
Ferr.  oxydat.  sacchar.  solubile  und  Ferr.  oxydatl 
dialysat.  (glycerinatnm).  (0.  Naumann.) 

305.  Versuohe  über  die  therapeutiflohe 
Wirksamkeit  des  Chinolin;  von  Dr.  R.  von 
Jaksch  in  Prag.  (Prag.  med.  Wchnschr.  VI.  24, 
25.  1881.) 


III.    Hygieine,  Diätetiki  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


19 


Das  Oanolin  —  ein  durch  Erhitzen  verschiede- 
m  GhioabaseDy  bez.  Chinoidin  mit  Alkalien  darstell- 
bsrer  flflchtiger  Körper  ^)  —  war  schon  von  Donath 
(Berichte  der  deutschen  ehem.  Gesellschaft.  XIV.  2.) 
geprüft  worden.  Er  hatte  gefunden,  dass  dasselbe 
die  Tempemtur  bei  Kanhichen  um  1  bis  1.5®  C.  her- 
Mtd  and  bedeutende  antiseptische  und  antizymo- 
ÜBehe  Wirisungen  besitzt  Eine  Lösung  von  l<)/o 
9li8.C!fainolin  vernichtet  die  Gerinnungsfilhigkeit  des 
MeSy  und  eine  solche  von  0.2%  verhindert  die 
fklmas  des  Harns,  Leims,  die  lülchsäuregährung. 

Vf.  hat  Aber  die  therapeut.  Verwendbarkeit  die- 
«  Kdrpers  mit  der  salzsauren  Verbindung  des- 
idbeD,  einem  äusserst  zerfliesslichen  Körper  von 
Msseiidem  Geschmack,  Versuche  angestellt.  Er 
waidte  das  GhinoUnum  hydrochloratnm  zunächst  bei 
T^bus  und  Intermittens  an  (ChinoUni  hydrochlor. 
2.0— 4.0  Grmm.,  Acidi  tartarici  1 — 2  Grmm., 
Aqa.  desL  50.0,  Syr.  Rubi  id.  30.0 ;  auf  2mal  zu 
aehmeo),  dann  auch  bei  Tuberkulose,  4  Pneumonien 
nil  1  Gesichtserysipel. 

fiel  Typhus  wurde  das  Mittel  in  mehreren  Fällen 
in  den  Nachmittag-  und  Abendstunden  gereicht,  um 
k  spontanen  Morgenremissionen  der  Temperatur 
Uaith  zu  vergrössern  und  zur  Controle  dieser  Wir- 
iiDg  wurde  dasselbe  auch  zeitweise  ausgesetzt.  In 
}iodem  Typhnsfällen  wurde  das  Gh.  während  der 
gmeo  Dauer  des  Fiebers  in  den  Morgenstunden 
verabreicht.  Es  ergab  sich,  dass  das  Mittel  dieTem- 
pentor  bei  Typhus  zwai*  herabzusetzen  vermag,  docli 
vot  sehwächer  und  unzuverlässiger  wirkt  als  Chinin, 
ufden  Krankheitsverlauf  und  die  Reconvalescenz 
iber  ohne  gflnstigen  Einfluss  ist. 

Bei  Intermitiena  (3  Fälle)  schien  das  Gh.  gün- 
stiger zu  wirken,  besonders  in  dem  einen  Falle  die 
Bebermfille  unter  rasch  abnehmender  Milzanschwel- 
Ing  ooopirt  zu  haben.  In  2  Fällen  trat  Heilung 
«b;  beim  3.  war  der  firfolg  zweifelhaft.  Das  Gh. 
fthob  zwar  die  Anfälle  hinaus  und  verküi*zte  das 
Fnutstadium,  musste  aber  wegen  heftigen  Erbrechens 
uageBetzt  werden,  worauf  Ghinin  binnen  kurzer  Zeit 
Heiimg  schaffte.  —  In  den  andern  Fällen  der  An- 
tendimg,  1  Tuberkulose,  4  Pneumonien,  1  Erysipel, 
^ei,  war  das  Ghinolin  ohne  wesentlichen  Erfolg. 

SehlOsslich  wiederholte  Vf.  die  von  Donath 
n  Kaninchen  angestellten  Versuche  u.  kam  zu  ganz 
^«selben  Resultaten.  Um  beim  Menschen  eine  ent- 
fRchende  Temperaturemiedrigung  zu  bewkken, 
^  es  eben  noch  grösserer  Gaben,  als  er  gereicht, 
^^^^j  was  jedoch  die  ohnehin  schon  durch  das  Gh. 
^^cnimditen  gastrisdien  Störungen  verboten.  Sub- 
<>Uq  aber  von  Vf.  in  mehreren  Fällen  bis  zu  0.2 
^nnm.  angewandt,  wirkte  es  auch  nicht  günstiger 
^imierlich,  erzeugte  dagegen  schmerzhafte  InfiU 
ttationen  an  der  betr.  Stelle. 

ONeaerdingB  dargestellt  von  Baeyer  ans  Hydro- 
•'^'«tyryl,  und  von  Skraup  aus  Glycerin,  Nitrobenzol 
«d  Anilin,  daher  viel  billiger  als  Chinin.  Vgl.  Berlin. 
*«■.  Berichte  1879.  p.  1320,  und  Monatshefte  für  Che- 
•«  1881.  p.  189. 


Nach  dem  Gesagten  stellt  Vf.  dem  Ghinolin  keine 
günstige  Prognose.  Es  steht  dasselbe  hinsichtlich 
der  antipyretischen  Wirkung  dem  Ghinin  und  der 
Salicylsäure  bedeutend  nach  und  sein  schlechter  Ge- 
schmack, sowie  das  nach  dem  Einnehmen  sehr  häufig 
folgende  Erbrechen  treten  seiner  Anwendung  hin- 
dernd im  Wege.  Höchstens  würde  man  noch  bei 
Intermittens  sich  veranlasst  fühlen  können ,  weitere 
Versuche  anzustellen.  (0.  N  a  u  m  a  n  n.) 

306.  Pharmakologiflohe  Mittheilungen. 

I.  Milchzucker,  Dr.  phil.  und  med.  Moritz 
Traube  (Deutsche  med.  Wchnschr.  VII.  9.  1881) 
bezeichnet  den  Milchzucker,  abweichend  von  der 
Ansicht  von  Nothnagel  und  Rossbach,  dass 
derselbe  als  innerliches  Medikament  entbehrlich  sei, 
als  ein  sehr  wirksames  Abführmittel.  T  r. ,  an  hart- 
näckiger Obstruktion  leidend,  nahm  des  Morgens 
nüchtern  9 — 15  Grmm.  fein  gestossenen  Milch- 
zucker in  i/i  Liter  abgerahmter,  zuvor  abgekochter, 
aber  noch  warmer  Milch,  —  welche  auch  zur  Hälfte 
mit  Wasser  verdünnt  werden  kann  —  und  nach 
iVsStünd.BewegungseingewohntesFrühstück.  Nach 
2 — 3  Std.  hatte  er  fast  ausnahmslos  eine,  auch  zwei 
ergiebige,  dünnbreiige,  braungefärbte  Entleerungen, 
während  für  den  übrigen  Tag  Ruhe  eintrat.  Die- 
selbe günstige  Wirkung  haben  auch  andere  Per- 
sonen ,  welche  auf  seinen  Rath  das  fragliche  Mittel 
benutzten ,  an  sich  beobachtet.  Als  höchste  Dosis 
hat  Tr.  24  Grmm.  auf  ^4  ^i^i*  Milch  ohne  jeden 
Nachtheil  genommen. 

Der  Milchzucker  ist  als  wesentlicher,  nie  fehlender 
Bestandtheil  jeder  Thiermilch,  ein  eben  so  wichtiger, 
als  selbst  in  grösseren  Mengen  unschädlicher  Nähr- 
stoff, welcher  gleich  anderen  Nähi*stofien,  nament- 
lich den  Saccharinis ,  Rohrzucker ,  Honig  u.  A.  auf 
die  Darmperistaltik  anregend  wirkt.  Die  Wirkung 
ist  ähnlich  der  der  Molke,  die  angegebene  Form  der 
Verwendung  desselben  hat  aber  vor  dieser  den  Vor- 
zug ,  dass  sie  leichter  darstellbar ,  dem  Geschmack 
zusagender  imd  als  Laxans  wirksamer  ist. 

Die  nach  Einnahme  des  Mittels  entleei'ten  Fäces 
fand  Tr.  bei  wiederholter  Untersuchung  von  nur 
schwach  saurer,  fast  neutraler  Reaktion,  so  dass  es 
nicht  wahrscheinlich  ist,  dass  der  Milchzucker  im 
Darm  sich  in  freie  Milchsäure  verwandele.  Ein 
wässriger  Auszug  dereelben  reducirte  die  Fehling'" 
sehe  Lösung  beim  Kochen  nicht,  ebensowenig  war 
in  dem  gleichzeitig  gelassenen  Harn  ein  jene  Lösung 
reducirender  Körper  nachzuweisen. 

II.  Subcutane  Injektionen  mit  Morphium  ge- 
gen Dyspnoe. 

L.  Dreyfus-Brisac  (Gaz.  hebd.  2.  S^r. 
XVIU.  1.  p.  3.  1881)  wies  darauf  hin,  dass  bei 
einem  mit  heftiger  Dyspnoe  behafteten  Pat.  nach 
einer  subcutanen  Morphiuminjektion  in  der  Dosis 
von  5  Mgrmm.  sehr  bald  Abnahme  der  Respirations- 
fi*equenz  um  4 — 10  Athemzüge  eintritt,  die  Dyspnoe 


20 


m.     Hygieine,  Diätetik,  Pharnuikologie  u.  Toxikologe. 


fOr  die  Zeitdauer  mehrerer  Standen  wesentlich  ge- 
mindert ist,  und,  wo  dieselbe  mit  Asthmaparoxysmen 
auftritt  y  diese  fast  ausnahmslos  gehoben  werden. 
Ueber  die  physiologische  Wirkung  des  Morphium  in 
solchen  FäUen  ist  man  noch  nicht  einig ;  nur  darin 
stimmen  alle  Kliniker  flberein,  dass  da,  wo  Dyspnoe 
von  Himanämie  begleitet  ist,  das  Morphium  sich 
vorzugsweise  wirksam  erweist,  während  es  bei 
visceralen  Stasen ,  namentlich  solchen  des  Gehirns, 
eher  contraindicirt  ist.  Femer  steht  fest,  dass 
das  Morphium  auf  die  pnenmogastrischen  Nerven 
und  speciell  auf  die  Bewegungsnerven  des  Herzens 
wirkt. 

Man  kann  daher  nach  D  r.  im  Allgemeinen  das 
Morphium  als  bei  jeder  Dyspnoe  für  indicirt  betrach- 
te, vor  Allem  ist  es  f&r  die  .^n  Affektion  der 
Lungen  abhängige  Dyspnoe  geeignet,  selbst  wenn 
dieselbe  mit  einem  Herzleiden  combinirt  ist  Auch 
in  manchen  Fällen  von  Erkrankung  der  Aorta ,  so- 
wie des  Myokardium,  der  Mitralklappe,  soll  das 
Morphium  bessere  Dienste  leisten,  als  die  Digitalis. 
Die  betr.  Fälle  sind  jedoch  mit  Vorsicht  auszuwäh- 
len, namentlich  ist  es  wichtig,  die  EmpfiUiglichkeit 
der  Kranken  fQr  Opiate  zu  prüfen,  und  deshalb  ge- 
rathen,  mit  der  Dosis  von  5  Mgrmm.  zu  beginnen,  die 
man,  wenn  sie  vertragen  wird,  2 — 3mal  im  Tage 
wiederholt.  In  chron.  Fällen  kann  man  die  Gaben 
steigern,  doch  ist  es  auch  hier  gerathener,  mehrere 
Injektionen  in  kurzen  Zwischenräumen  zu  machen, 
als  eine  grössere  Dosis  auf  einmal  zu  geben.  Selbst 
bei  mit  Herzleiden  behafteten  Kindern  hat  Dr.  von 
Morphiuminjektion  sehr  gute  Wirkung  beobachtet. 

Für  contraindicirt  hält  D  r.  die  Methode  in  Fäl- 
len stark  ausgeprägter  Himstase  mit  Somnolenz  und 
Delirien,  ebenso  bei  kachektischen  Krankheitsfor- 
men. Im  letzten  Stadium  der  Lungenphthisis  z.  B., 
wo  es  sich  überhaupt  nur  um  Erleichterung  der  Be- 
schwerden handelt,  bewirkt  eine  schwache  Morphium- 
injektion f&r  den  Augenblick  allerdings  Abnahme 
der  Dyspnoe ,  dagegen  steigern  sich  die  Symptome 
des  Torpor,  der  Somnolenz,  des  Koma  als  Prodrome 
des  nahenden  Todes ,  und  nach  D  r.'s  Ansicht  kann 
dem  Arzte,  selbst  bei  aussichtslosen  Kranken, 
dieses  Recht  der  Lebensverkürzung  nicht  zuge- 
standen wei*den. 

Einen  weitem  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Wir- 
kung der  Morphiuminjektionen  bei  Dyspnoe  liefert 
Dr.  Catrin  (Bull,  de  Th^r.  C.  p.  173.  F6vr.  28. 
1881)  durch  Mittheilung  von  2  Fällen. 

Der  erste  derselben  spricht  für  die  namentlich 
von  französischen  Klinikern  aufgestellte  Behaup- 
tung, dass  das  fragliche  Verfahren  bei  Aorten- 
erkrankungen erfolgreich  sei ,  dagegen  bei  Erkran- 
kungen der  Mitralklappe  keine  Wirkung  ausübe. 

Der  betr.  Er.,  ein  52  J.  alter  Rentner,  Rheumatiker 
nnd  Alkoholiker ,  seit  Ism^er  Zelt  mit  Lungenemphysem 
H.  einem  Mitralklappenfehler  behaftet,  litt  an  hochgradiger 
Dyspnoe,  sowie  Oedem  der  Extremitäten  and  gastrischen 
Störungen ;  namentlich  während  der  Nacht  traten  ausser- 
ordentlich heftige  Asthmaanfalle  auf.  Die  zu  wieder- 
holten Malen  mit  verschieden  langen  Zwischenzeiten  ver- 


snchte  Ii^ektion  von  Morphium  (5  Mgrmm.  bis  1  Ctgrmm.) 
blieb  ohne  allen  Einflass  auf  die  Paroxysmen ,  während 
Digitalis  und  Chloral  dieselben  sofort  aof  hoben  u.  später 
ein  längerer  Gebrauch  von  Jodkaliam  und  Vichywasser 
nebst  der  Anwendung  der  Schlammbäder  Ton  Sain(> 
Amand  relative  Genesung  bewirkte. 

Der  2.  Fall  wird  von  0.  als  Beweis  für  die 
günstige  Wirkung  der  Morphiuminjektion  bei  rein 
nervösem  Asthma  angeführt. 

Er  betrifft  einen  kräftigen ,  38  J.  alten  Mann,  der 
seiner  Angabe  nach  seit  4  J.  in  Folge  einer  ErkältoDg 
an  wiederholten  asthmatischen  Anfällen  litt  u.  C.  wegen 
dnes  solchen  von  forchtbarer  Heftigkeit  im  Sept.  1878 
consnltirte.  Emphysem  war  damals  nicht  nachzuweiscB. 
Die  Inhalation  von  Chloroform  beseitigte  den  Anfall  nnd 
unter  dem  Gebrauche  von  BeUadonna  (Pillen)  und  der 
Datnra  (zum  Rauchen)  verbrachte  Pat.  fast  14  Mon.  in 
sehr  gutem  Znstande,  ohne  dass  ein  Anfall  auftrat.  Erst 
im  Not.  1879  stellten  sich  sotehe  Anfälle  nach  eineD 
Ezcess  mit  grosser  Heftigkeit,  namentlich  in  der  Nacht, 
wieder  ein.  C.  wandte  Jetzt  Morphium  -  Injektionen 
(5  Mgrmm.  bw  1  Ctgrmm.)  an,  welche  stets,  gewöhnlich  so- 
fort, spätestens  aber  nach  20  Bßn.,  die  Anfälle  beseitigten, 
obschon  sich  Emphysem  entwickelt  hatte.  Anch  in  die- 
sem Falle  verordnete  C.  neben  den  snbout.  iBjektioaen 
innerlich  Jodkalium  und  Belladonna. 

Schiüsslich  rühmt  C.  noch  die  günstige  Wirkaog 
der  subcutanen  Anwendung  des  Morpliinm  gegen  die 
Dyspnoe  der  Phtlüsiker ,  und  ganz  besonders  gegen 
die  bei  denselben  so  häufige  Pleurodynie. 

III.  ^^roptn  wird  von  Kreisphysikus  Dr.  Tacke 
in  Wesel  (Berl.  klin.  Wchnschi-,  XVffl.  6.  1881) 
als  sehr  wbrksam  gegen  Menorrhagie  u.  Hämopb/su 
gerühmt. 

T.  beobachtete  diese  Wirkung  zuerst  bei  einer 
weg^n  wandernden  Ekzema  mit  subcutaner  Injektion 
von  Atropin  (3mal  täglich  3  Dcgmun.  einer  Lösong 
von  1  Ct^mm.  Atropin  auf  10  Grmm.  Wasser)  be- 
handelten f  48  Jahre  alten  Frau.  Die  zu  dei*8elbeD 
Zeit  sehr  profuse  Menstruation  wurde  schon  nach  der 
ersten  Injektion  sehr  massig  und  blieb  es  auch,  wäh- 
rend die  günstige  Wirkung  auf  das  Ekzem  gleich- 
falls sich  geltend  machte.  Die  gleiche  günstige  Wir- 
kung hat  T.  seitdem  in  5  andern  Fällen  von  pro- 
fuser Menstruation  beobachtet;  ebenso  in  einem  Falle 
von  Lungenblutung ,  wo  nach  der  subcutanen  Eia- 
spritzung  bereits  2mal  die  Blutung  sofort  aufhörte. 

IV.  Hyoscyamin  wird  vonDr.H.  D.Yosburgl) 
(New  York  med.  Record  XIX.  5 ;  Jan.  p.  136. 
1881)  gegen  Substdtus  tendinum  empfohlen,  in 
Bezug  auf  einen  Fall  von  Typhus,  in  dem  difl 
gen.  Symptom,  bei  sonst  normalem  Verlauf,  schoi 
im  Anfangsstadium  auffallend  stark  vorhanden  ge* 
wesen  war  und  vom  12.  Tage  ab  sich  heftige  An 
Me  hinzugesellt  hatten.  Die  AnMe  blieben  8  M 
12  Std.  lang  aus  und  es  stellte  sich  ein  ruhig^ 
delirienfreien  Schlaf  ein.  Pat.  starb  allerdings,  trotSj 
dem  aber  glaubt  V.  doch ,  dass  das  Mittel  als  eü 
wirksames  Sedativum  bei  nervösen  Symptomen  ^ 
genannten  Art  Anwendung  verdient.  (Die  Dofm 
welche  V.  anwendet,  ist  nicht  angegeben.) 

V.  Apomorphin  als  Eapectorans.  i 
Dr.  Oarl  Beck  in  Bleialf,  Rheinpreuasen  (Ded^ 

sehe  med.  Wchnschr.  VII.  12. 1881)  hat  im  J.  1^^ 


in.    Hygieiney  Diätetik^  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


21 


in  eOfHOlen  von  Bronchialkaiarrh  und  in  30  Fällen 
von  Bronehopneumofde  mit  sehr  günstigem  Erfolge 
dne  LdsoDg  von  6 — 8  Ctgrmm.  Apomorph.  hydro- 
eblont  in  120  Grmm.  Wasser  unter  Zusatz  von 
1  6rmm.  Ae.  mnr.  dilut.  nnd  30  Grmm.  Syr.  simpl. 
(aller  2—4  Std.  1  Esslöffel ,  bei  Kindera  stündlich 
1  Kaffeelöffel)  angewendet.  Beim  akuten  Bronchial- 
kttarrh  beobaehtete  B.  oft  schon  nach  eintägigem 
GebntQch  auffallende  Verflüssigung  des  Sekrets ;  in 
lUen  Fällen  trat  Genesung  ein,  mit  Ausnahme  eines 
Falles  von  Capillarbronchitis  bei  einem  herabgekom- 
toeiien  Kinde.  Bei  chronischem  Katarrh ,  nament- 
EehLaennec's  trocknem  Katarrh,  war  aiisnahms- 
kfi  lindernder  Einfluss  auf  Hustenbewegungen  und 
Dniekbeschwerden  bemerkbar.  Am  deutlichsten  war 
der  Erfolg  bei  Bronchopneumonien  nach  der  Krisis, 
vor  welcher  gewöhnlich  Digitalis  gegeben  worden 
war;  wenn  auch  von  den  31  Fällen,  in  denen  Apo- 
moiphin  angewendet  wurde,  5  lethal  endeten,  so 
bewahrte  sich  letzteres  doch  in  allen  übrigen  Fällen 
als  sicheres  Expectorans.  Bei  capillarer  Bron- 
Mü  stieg  B.  bisweilen,  wo  nicht  Erscheinungen 
TODCollapsus  zu  bef&rchten  waren,  bis  zur  doppelten 
Dosis,  selbst  auf  die  Gefahr  hin,  Erbrechen  dadurch 
n  erregen,  welches  ja  unter  gewissen  Bedingungen 
kier  gerade  recht  günstig  wirken  kann.  In  2  Fällen 
Ton  akuter  Laryngitis  blieb  die  Wirkung  des  Apo- 
iDoiphin  zweifelhaft,  ebenso  bei  jenen  katarrhalischen 
Processen ,  welche  in  Begleitung  der  Phthisis  pul- 
DMBom  auftreten ;  doch  war  auch  hier  in  einzelnen 
Flllen  erleichterte  Expektoration  zu  constatiren. 

Verdauungsstörungen  hat  B.  bei  Verabreichung 
des  Apomorphin  nie  beobachtet;  auch  wurde  die 
gen.  Mischung  von  Kindern  stets  gern  genommen. 

Dr.  Knsehel  in  Oberglogau  (Med.  Gentr.-Ztg. 
L.  21.  1881)  bestätigt  gleichfalls  die  günstige  Wir- 
bmg des  Apomorphinum  hydrochloraium  als  Ex- 
ftetorans  bei  Kindern.  Er  hat  es  in  der  von 
Kor  mann  angegebenen  Dosis  0  bei  17  Bändern, 
die  an  Bronchitis  litten ,  unter  Zusatz  von  einigen 
Tropfen  Salzsäure  angewendet  Schon  während  des 
G^raoches  der  ersten  Flasche  der  Lösung  stellten 
»ch  feuchte  Rasselgeräusche  und  leicht  lösliche  Sputa 
ein  and  mit  ihnen  erfolgte  zugleich  ein  deutlicher 
Abfall  der  Temperatur.  Erbrechen  hat  K.  danach 
nie  beobachtet,  eben  so  wenig  Verdauungsstörungen. 

VI.  Das  Ergotin,  in  Dosen  von  1 — 3  Gran 
(6— 18  Ctgrmm.)  subcutan  injiciii;,  ist  nach  James 
Allan  (Brit.  med.  Joum.  Jan.  29.  1881)  ein  sehr 
wirksames  Mittel  zur  Lmderung  des  Hustens  und 
Verminderung  des  Auswurfs  bei  den  verschiedensten 
Longenaffektionen ,  ohne  dass  dabei  irgend  welche 
constitationelle  Störung  eintritt.  Die  dadurch  be- 
dingte lokale  Reizung,  welche  bisweilen  zur  Suppu- 
iitioD  des  Unterhautbindegewebes  führen  kann,  lässt 
■ch  vermeiden ,  wenn  man  die  Injektionsnadel  tief 


0  Im  1.  Lebensjahre  alle  1 — 2  Std.  1  Mgrmm.,  von 
^sb  mit  Jedem  Lebensjahre  V*  Mgrmm.,  vom  12.  aber 
ttk  1  Mgnnm.  mehr.    Vgl.  Jahrbb.  CLXXXVUI.  p.  52. 


in  das  Muskelfleisch,  z.  B.  des  Deltoideus,  einstichi 
Die  günstige  Wirkung  hält  gewöhnlich  1 — 2  T.  an 
u.  kann  durch  Darreichung  anderer  geeigneter  Mittel 
unterstützt  werden.  Vor  Allem  ist  diese  Methode 
empfehlenswerth  bei  den  quälenden  Hustenan&llen 
der  Phthisiker,  welche  so  leicht  zu  Hämoptyse  füh- 
ren. Die  innere  Anwendung  des  Extr.  liquid.  Ergot. 
scheint  nicht  die  gleich  günstige  V^irkung  zu  haben. 

VII.  Als  Beleg  für  die  günstige  Wirkung  des 
Veratrum  viride  gegen  Epilepsie  theilt  Dr.  E  d  w. 
F.  Mordough  (New  York  med.  Record  XIV.  11; 
Sept.  1878)  7  Fälle  mit,  in  welchen  er  eine  Mischung 
von  15  Ctgrmm.  Morphium  sulph.  mit  je  15  Grmm. 
Tinot.  Veratri  vir.  und  Aqu.  dest.  subcutan  ange- 
wendet hat.  Er  spritzte  von  derselben  20  Tr.  ein 
und  wiederholte  die  Einspritzung  nach  12  Minuten. 
Bereits  nach  4  Min.  hob  sich  der  Puls,  die  Pupillen 
begannen  sich  zu  erweitern ,  die  Pat.  klagten  nicht 
über  Uebelkeit,  schliefen  nach  einer  Stunde  ein; 
sie  konnten  sogar  nach  Hause  gehen,  ohne  dass  der 
Krampf  wiederkehrte.  In  einem  Falle,  wo  das 
Mittel  innerlich  (40  Ott.)  gegeben  wurde,  brach  der 
Krampfanfall  in  gleicher  Heftigkeit  wie  die  frühern 
nach  wenigen  Minuten  wieder  aus ,  hielt  aber  nicht 
so  lange  an. 

VIII.  Das  Propylaminj  welches  Dr.  Pürk- 
hauer  gegen  Chorea  minor  sehr  warm  empfiehlt, 
hat  Dr.  0.  Soltmann  (Bresl.  ärztl.  Ztschr.  II.  8. 
1880)  genau  nach  P.'s  Vorschrift  in  11  Fällen  der 
gen.  Krankheit  angewendet,  aber  in  keinem  der- 
selben einen  irgend  erheblichen  Erfolg  erzielt.  Ja 
er  musste  in  3  Fällen  das  Mittel  wegen  störender 
Nebenwirkungen  —  Uebelkeit,  Erbrechen,  reissende 
Kolikschmerzen,  Durchfall,  heftige  Erregtheit  — 
schon  am  3.  Tage  aussetzen.  Aehnliche  Misserfolge 
haben  übrigens  auch  Homdy  und  Dujardin- 
Beaumetz  gehabt,  doch  giebt  S.  zu,  dass  ein 
Theil  der  unangenehmen  Nebenwurkungen  vielleicht 
auf  Rechnung  der  Beschaffenheit  des  Präparates  zu 
setzen  sei,  da  die  Schwankungen  im  Gehalte  an  Pro- 
pylamin  sehr  erheblich  sein  können.  Nach  seiner 
Ansicht  dürfte  nur  ein  Präparat  mit  einem  bestimm- 
ten Gehalte  von  Propylamin  in  die  Pharmakopoe 
aufgenommen.werden. 

IX.  Arsenik. 
Dr.  Soltmann  (a.a.O.)  wandte  in  zahlreichen 
Fällen  von  Chorea  minor  die  Solutio  Fowleri  an 
(mit  der  gleichen  Menge  dest.  Wasser  verdünnt, 
3mal  täglich  4 — 6  Tr.)  und  liess  daneben  Abends 
0.5—1.0  Grmm.  Ghloralhydrat  nehmen.  Die  Hei< 
lung  trat  durchschnittlich  binnen  16 — 21  Tagen  ein, 
auch  in  den  Fällen ,  in  denen  vorher  Propylamin  er- 
folglos angewendet  worden  war.  S.  fügt  hinzu, 
dass  er  ausser  bei  frischem  Magenkatarrh ,  welcher 
das  Arsenpräparat  stets  contraindicirt ,  nie  störende 
Nebenwirkungen  beobachtet  habe ,  dass  namentlich 
anämische,  mit  hereditär  neuropathischer  Disposition 
behaftete  Kinder  das  Mittel  gut  vertragen ,  und  dass 
dasselbe  eben  so  sehr  in  veralteten ,  wie  in  frischen 
FäUen  seine  Wirksamkeit  bewährt.     Die  subcutane 


22 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  mediciniBche  Klinik. 


Anwendung  desselben  hält  S.  wegen  grosser  Schmerz- 
haftigkeit  für  nicht  zulässig. 

Sehr  günstigen  Erfolg  von  der  innerlichen  und 
subcutanen  Anwendung  der  Sol.  Fowleri  beobachtete 
Dr.  James  Israel  (Berl.  klin.  Wchnschr.  XVIL 
52.  1880)  in  einem  Falle  von  maägnen  Lympho- 
men j  welche  sich  bei  einer  65  J.  alten,  früher  ge- 
sunden Frau  binnen  13Mon.  zu  einer  enormen  Grösse 
entwickelt  hatten. 

Bei  der  Auäiahme  (16.  Febr.  1880)  zeigte  die  sehr 
elende  Fran  eine  schmntzig-graagelbe  kachektische  Farbe. 
Es  bestand  fast  vöUlge  Taubheit ,  die  Sprache  war  sehr 
schwer  verständlich  und  die  Kr.  musste  jeden  Augenblick 
wegen  Lnftmangel  pausiren. 

Die  Untersuchung  des  Rachens  zeigte  das  Velum 
durch  eine  weichelastische  Geschwulst  vorgetrieben, 
welche,  von  der  hintern  Pharynzwand  entspringend ,  den 
ganzen  Nasenrachenraum  erfüllte ,  die  Choanen  verlegte 
und  nach  unten  bis  zum  untern  Umfange  der  Tonsillen 
reichte.  Die  Lymphdrüsen  an  der  linken  Seite  des  Hal- 
ses bildeten  ein  zusammenhangendes ,  vom  tCieferwinkel 
bis  zur  Clavicula  reichendes  Packet,  ungefähr  von  der 
Consistenz  syphilitischer  Bubonen ,  dessen  supraclavicu- 
lare  Portion  einen  mehr  als  ganseeigrossen ,  knoUigen 
Tumor  darstellte.  Bechterseits  waren  die  submaxillaren 
Drusen  bis  zu  Taubeneigrosse  geschwollen ;  ebenso  waren 
die  Achseldrnsen  vergrössert  und  hart.  An  den  innern 
Organen ,  insbesondere  der  Milz ,  war  keine  Schwellung 
nachzuweisen.  Die  weissen  Blutkörperchen  waren  nicht 
vermehrt.  Fieber  bestand  nicht ,  die  Pulsfreqneuz  be- 
trug 92  in  der  Minute. 

Zum  innerlichen  Gebrauche  wurde  eine  Lösung  von 
5  Grmm.  SoL  Fowleri  in  20  Grmm.  Tincl,  Ferri  pom, 
verwendet ,  von  welcher  Pat.  anfänglich  3mal  täglich  10 
Tropfen  erhielt.  Im  Laufe  von  4  Wochen  wurde  auf  3mal 
täglich  30  Tr.  gestiegen,  diese  Gabe  11  T.  hindurch  fort- 
gegeben, und  dann  die  Gabe  allmälig  vermindert.  Zu  den 
Einspritzungen  wurde  eine  Mischung  von  gleichen  Thei- 
len  Sol.  Fowl.  und  Aqua  dest.  gebraucht,  und  davon 
Vio — Vio  des  Inhalts  einer  /Vavaz'schen  Spritze  zu  Jeder 
Injektion  verwendet.  Täglich  wurde  eine  Einspritzung 
entweder  in  den  Rachentumor,  oder  indieDrGsentumoreD, 
oder  auch  in  beide  gemacht.  Im  Ganzen  sind  vom 
18.  Febr.  bis  4.  April  28  Grmm.  Sol.  Fowleri  innerlich 
verbraucht  und  3.8  Grmm.  parenchymatös  injicirt  wor- 
den. Eine  Böthung  oder  ein  Abscess  an  einer  Injektions- 
stelle trat  eben  so  wenig  als  Fieber  ein ,  wohl  aber  eine 
bedeutende  und  während  der  Dauer  der  Kur  constant 
bleibende  Steigerung  der  Pulsfrequenz ,  bis  140  in  der 
Minute.  Nach  der  zweiten  Injektion  schwoll  die  Kachen- 
geschwulst so  bedeutend  an,  dass  die  Tracheotomie  in 


Frage  kam ;  es  gelang  indessen  durch  innere  und  äossere 
Applikation  von  Eis,  die  Gefahr  zu  beseitigen.  In  der 
1.  Woche  vergrösserten  sich  auch  die  Drüsentumoren 
etwas,  wurden  aber  von  der  2.  W.  ab  schneU  kleiner. 
In  der  3.  W.  stellte  sich  erhebliche  Besserung  des  Gehöre 
ein,  in  der  4.  war  der  Nasenrachenraum  für  die  Athmuog 
wieder  brauchbar ,  und  nach  6  W.  konnte  Pat.  der  poli- 
klinischen Behandlung  überwiesen  werden ,  aus  welcher 
sie  nach  3  W.  ohne  Spur  der  Geschwülste,  frei  von  Taub- 
heit, Athembeschwerden  und  Sprachstörung  in  gutem  Be- 
finden entlassen  werden  konnte.  Bei  Mittheilung  der 
Beobachtung  bestand  die  Heilung  seit  6  Mon.  ohne  Ge- 
brauch von  Medikamenten  unverändert. 

X.  WismuOi. 
Nach  J.  Lawrence  Hamilton  (Brit.  med. 
Journ.  Febr.  5.  1881)  rührt  der  von  Praktikern  bei 
dem  Gebrauch  der  üblichen  Wismathpräparate  wie- 
derholt beobachtete  eigenthümlich  gefärbte  Belag  der 
Zunge  von  einer  Verbindung  des  fein  vertheilten 
Wismuthmetalls  mit  dem  im  Speichel  nach  GenuäS 
stärkehaltiger  Nahrung  sich  bildenden  Zucker  her. 
H.  machte  einen  hierauf  bezüglichen  Versuch  an  sich 
selbst  y  indem  er  nach  2stünd.  Fasten  und  sorgfäl- 
tiger Ausspülung  des  Mundes  mit  Wasser  eine  heisre 
alkalische  Wismnthsalzlösung  mit  seinem  Speichel 
mischte,  worauf  keine  Veränderung  der  Färbung  ein- 
ti'at.  Nahm  er  aber  etwas  Brot  zu  sich  und  setzte 
dann  seinen  Speichel  zu  der  erwähnten  Lösung ,  so 
war  die  specifische  Wismuthfärbung  sofort  bemerkbar. 

XI.  CoÜodium  stypticum  wird  nach  einer  in  der  Med. 
Times  and  Gaz.  (June  25.  1881.  p.  700)  gemachten  Mit- 
theilung zweckmässig  dargestellt  aus  100  Gollodinm ,  10 
Acid.  carbol. ,  Tannin ,  Acid.  benzoic.  ana  6  Grmm., 
welche  Substanzen  in  der  angegebenen  Reihenfolge  zu 
mischen  sind.  Das  Präparat  hat  eine  bräunliche  Färbung 
und  hinterlässt  ein  fest  anklebendes  Häutchen.  Die  Blat- 
stillnng  erfolgt  schnell,  die  Vemarbung  sehr  gut. 

XII.  Unguentum  diachyli.  Dr.  D  u  h  r  i  n  g  in  Phila- 
delphia giebt  zar  Bereitung  dieses  Präparates  folgende 
Vorschrift:  1  Theil  frisch  (aus  Plumb.  acet.)  gefälltes 
weisses  Bleihydroxyd  wird  mit  2  Th.  Wasser  yerrieben  u. 
dann  mit  6  Th.  Ol.  Oliv,  gemengt.  Das  Gemisch  wird  2  Std. 
im  Wasserbade  bis  nahe  zum  Kochen  erhalten  und  beim 
Erkalten  unter  stetem  Umrühren  bis  zu  Salbenconsistenz 
gebracht,  wobei  auf  je  250  Grmm.  der  Salbe  4  Grmm.  Ol. 
Layendulae  hinzugesetzt  werden.  Die  Salbe  enthält  Blei> 
oteat  y  hat  neutrale  Reaktion  und  hält  sich  für  einige  Zeit 
sehr  gut.  (Philad.  med.  Times  May  7.  —  Med.  Times 
and  Gaz.  l.  c.)  (Winter.) 


IV.     Pathologie,  Therapie  und  medicinische  Kliniic. 


307.  Weitere  Beobachtungen  von  sehr 
zahlreichen  und  sehr  grossen  Kalkplättchen 
in  der  Arachnoidea  spinalis;  von  Prof.  Franz 
Ohvostek.  (Wien.  med.  Wchnschr.  XXI.  51.  52. 
1880.) 

Bekanntlich  kommen  in  der  Arachnoidea  spin. 
kleine  knorpel-  oder  knochenaiüge ,  rundliche  oder 
eckige,  flache  Plättchen  von  0.5 — 1.5Ctmtr.Länge, 
zumeist  etwas  geringerer  Breite  und  0.5 — 1  Mmtr. 
Dicke  im  spätem  Lebensalter  ziemlich  häufig  vor, 
ohne  dass  im  Leben  spinale  Symptome  vorhanden 
wären. 

Ch.  hat  bereits  einen  Fall  mitgetheilt,  in  dem 
die  Ealkplättchen  ungewöhnlich  gross  (1 — 4  Ctmtr. 


lang)  waren  und  sich  an  2  Stellen  längs  der  hintern 
Wurzeln  erstreckten.  Dieser  Fall  hatte  das  Bild 
einer  Meningitis  spinalis  chron.  geboten:  heftige, 
reissende  oder  stechende  Schmerzen  in  Rumpf  und 
Extremitäten,  Steifheit  und  Schmerzhaftigkeit  der 
unteren  Hälfte  der  Wirbelsäule.  Neuerdings  hat  Vf. 
noch  folgenden  Fall  zu  beobachten  Gelegenheit  ge- 
habt. 

M.  E. ,  früher  Corporal ,  77  J.  alt ,  litt  seit  1  Jahre 
an  Schmerzen  im  rechten  Oherschenltel.  Der  Pat.  war 
ein  hochgewachsener  Mann  und  zeigte  ausser  den  gewohn- 
lichen Altersverandemngen  Schwerhörigkeit,  betracht- 
liche Hypermetropie ,  Abnahme  der  p83^hischen  Thätig- 
Iceiten ,  verbreitetes  starlces  Atherom  der  Arterien.  £r 
Iclagte  über  ziehende  und  reiflsende  Schmenen  ia  der 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  E[linik. 


28 


Voideneite  des  rechten  Oberschenkels.  Dieser  war  gegen 
Dnek  etwas  empfindlich.  Die  Lendenwirbelsaale  wurde 
steif  gehalten.  Bei  Bewegnngsversnchen  steigerten  sich 
&  SehmeRcn ,  traten  anch  im  linken  Oberschenkel  und 
in  der  Lendenwirbelsanle  auf.  Allmälig  wurden  die 
8elimeRen  heftiger ,  erstreckten  sich  auf  das  Kreuzbein 
nd  die  Lendengegend  und  waren  zeitweise  nur  durch 
Mbrphnunmjektionen  zu  mildem.  Einige  Monate  später 
bekam  Fat.  eine  Pleuritis  und  ging  an  deren  Folgen  zu 
Gnude. 

Bei  der  Sektion  fand  man  die  Dura  spin.  an  der  hin- 
Iffi  Sdte  des  Lendenmarkes  mit  der  Arachnoidea  eng 
asammenhangend.  Letztere  war  an  dieser  Stelle  mit 
ahlreichen,  meist  zusammenhängenden  weissen  Plättchen 
tedeekt,  von  3—4  Otmtr.  Länge,  1—2  Ctmtr.  Breite  und 
1-2  Mmtr.  Dicke,  welche  auf  der  der  Dura  zugewandten 
Seite  glatt,  auf  der  andern  dagegen  feinstachelig  rauh 
waren.  Aehnliche  Plättchen  fand  man  an  der  Arachnoi- 
dea des  Bmstmarkes  bis  zur  Halsanschwellung,  doch  nah- 
neo  sie  nach  aufwärts  an  Zahl  und  Grösse  ab.  Das  Mark 
selbst  war  anämisch  und  bot  sonst  nichts  Abnormes  dar. 
Aoeh  im  Hirn  fand  sich  nichts  Krankhaftes  ausser  Alters- 
Tenoderongen :  allgemeine  Trübung  der  Pia,  geringe  Er- 
vettenmg  der  Ventrikel  mit  Verdickung  des  Ependyms, 
Zikiglieit  und  Blässe  der  Hirnsubstanz. 

In  einem  3.  Falle  war  das  Bild  während  des 
Lebens  ähnlieh,  es  fanden  sieh  jedoch  als  Complika- 
tMB  Wirbelsarkome.  (M  ö  b  i  u  s.) 

308.  Beitrag  zur  Lehre  von  der  progressi- 
va! Gesiehtaatrophie  (Aplasie  lamineuse  pro- 
fwive  de  la  face)]  von  Dr.  Delamare.  (Reo. 
de  m6m.  de  vM.  etc.  milit.  3.  S^r.  XXVI.  p.  484. 
[Kr.  198.]  Sept.— Oct.  1880.) 

Ein  27jähr.  Officier,  welcher  frfiher  nie  krank  ge- 
veses  war  und  von  der  Pike  auf  gedient  hatte,  kam  1876 
nerst  in  die  Behandlung  D  c  1  a  m  a  r  e  's.  Der  Kr.  hatte 
^  15]ähr.  Knabe ,  da  er  mit  Altersgenossen  auf  Steinen 
kenimkletterte,  einen  schweren  Fall  gethan.  Doch  heil- 
ten die  Verletzungen  ohne  eine  Spur  zu  hinterlassen, 
^lige  Zeit  später  bildete  sich  am  rechten  Unterkiefer 
ein  bnimer  Fleck ,  der  sich  allmälig  vergrosserte.  Bald 
|l»ibte  auch  der  Kr.  eine  Schiefheit  seines  Gesichts  zu 
bemeiken.  Obwohl  das  IJebel  langsam  vorwärts  schritt, 
üe«  sich  doch  der  Kr.  durch  dasselbe  bis  1876  nicht  vom 
Dienste  abhalten. 

Beim  ersten  Anblick  glaubte  man ,  der  Kr.  sei  von 
einein  farchtbaren  Säbelhieb  ins  Gesicht  getroffen  worden. 
Die  Narbe  schien  etwas  rechts  von  der  Mittellinie  vom 
Beitel  aber  die  Stirn  bis  zum  Kinn  zu  gehen.  Auf  dem 
Selddel  fehlten  in  Fingerbreite  die  Haare ,  die  Haut  war 
tt  dieser  Stelle  blass ,  glänzend ,  dünn  und  dem  Knochen 
idliirent.  Man  fühlte  durch  sie  hindurch  eine  Furche  im 
Koochen ,  den  Band  des  Ob  parietale  und  sogar  dessen 
Zälmelung.  Eine  gleiche  Furche  mit  gleicher  Haut  be- 
reit nahm  rechts  die  innere  Hälfte  der  Stirn  ein ;  die 
onere  Hälfte  der  Augenbraue  fehlte  ganz.  Die  rechte 
Bilite  der  Nase  war  kleiner  als  die  linke,  die  Spitze  nach 
'Khts  verzogen,  ebenso  der  Mundwinkel  nach  rechts  oben, 
^e  tiefe  Einsenkung  entsprach  dem  Foramen  mentale, 
Meekt  von  faltiger,  dünner,  pigmentirter  Haut.  Der 
l^trtwuchs  am  Unterkiefer  rechts  fehlte  ganz,  war  auf  der 
Oberlippe  sehr  seh  wach.  Die  ganze  rechte  Wange  war 
c^gesonken.  Die  totale  Atrophie  des  Ober-  und  Unter- 
^eiB  wurde  noch  deutlicher  bei  Betrachtung  der  Mund- 
^Ue.  Die  Zähne  waren  gesund ,  an  Zunge ,  Gaumen, 
^^vynz  war  nichts  Abnormes  zu  sehen.  Trotz  der  Atro- 
Mde  aller  Gewebe  thaten  die  Muskeln  der  rechten  Ge- 
"cUsbälfte  ihren  Dienst,  doch  steigerte  sieh  beim  Spre- 
te,  Pfeifen  etc.  die  Asymmetrie  des  Gesichts  durch 
VcRidknDg  nach  rechts.  Die  Sensibilität  war  normal, 
^"'^ffigenz  mdGedachtniss  waren  ungestört,  der  Charak- 


ter aber  hatte  sich  im  Laufe  der  Krankheit  verändert. 
Der  Kr.  war  phantastisch ,  unstet ,  zornmüthig  geworden. 

Die  hydrotherapeutische  und  elektrische  Behandlung 
im  Yal-de-Gräce  fruchtete  nichts.  Nach  2  Mon.  trat  der 
Kr.  wieder  aus.  Im  Juni  1877  bekam  er  zum  1.  Male 
heftige  Kopfschmerzen  und  zeigte  Symptome  von  Verfol- 
gungswahn. Im  Seebade  trat  Beruhigung  ein.  Der  Kr. 
nahm  im  October  seinen  Dienst  von  Neuem  auf  und 
„elektrisirte  sich  täglich  mit  einem  Gat/fö'schen  Apparat**. 
Im  März  1878  wieder  Kopfschmerzen ,  äusserste  Reizbar- 
keit und  Verfolgungsideen.  Mehrfacher  Hospitalaufent- 
halt. Um  diese  Zeit  trat  in  der  linken  Gesichtshälfte, 
entsprechend  dem  N.  infraorbitalis ,  ein  weinhefefarbiger 
Fleck  auf.  Die  Atrophie  der  rechten  Seite  hatte  immer 
noch  zugenommen.  Der  Kr.  trat  im  September  wieder 
ein,  schien  2  Mon.  lang  ruhig,  wurde  im  December  wie- 
der aufgeregt  und  bekam  ordentliche  maniakalische  An- 
fälle. Dem  Verfolgungswahn  mischten  sich  jetzt  religiöse 
Ideen  bei.  Seitdem  wechselten  Zeiten  der  Ruhe  und  der 
Aufregung.     Pat.  wurde  entlassen. 

Vf.  hebt  hervor ,  dass  in  seinem  Falle  die  Atro- 
phie besonders  stark  war  an  den  Aastrittsstellen  der 
Aeste  des  Trigeminiis.  An  der  Stirn  folgte  die 
Knochen-  und  Ebutatrophie  dem  N.  frontalis,  sie  er- 
reichte ihre  höchste  Entwickelung  über  dem  Austritt 
des  N.  mentalis.  Die  psychischen  Störungen  hält 
Vf.  nicht  für  eine  Gomplikation ,  sondern  bezieht  sie 
auf  die  auch  die  Atrophie  bewiiicende  cerebrale  Lä- 
sion. (Möbius.) 

309.  Zur  Diagnose  der  Serratuslähmung ; 
von  Dr.  Lewinski  in  Berlin.  (Virchow's  Arch. 
LXXXIV.  1.  p.  71.  1881.) 

L.  kommt  auf  seine  Ansicht  zurück,  dass  bei 
reiner  Serratuslähmung  die  Stellung  des  Schulter- 
blattes in  der  Ruhe  nicht  wesentlich  alterirt  sei  (vgl. 
Jahrbb.  CLXXXIV.  p.  17)  und  bespricht  die  seine 
Auffassung  mehr  oder  weniger  bestätigenden  Fälle 
Bernhardts  (Das.).  Er  wendet  sich  dann  gegen 
Bäum  1er,  dessen  Fall  wir  a.  a.  0.  ebenfalls  kurz 
erwähnt  haben,  und  sucht  dessen  Einwände  zu  wider- 
legen, wie  uns  scheint  mit  Recht.  Seine  Ansicht 
formulirt  er  jetzt  folgendermaassen :  Bei  isolirter 
Lähmung  des  M.  serratus  ant.  maj.  ist  bei  aufrechter 
Körperhaltung  und  ruhig  herabhängendem  Arm  an 
der  Scapula  ausser  einem  geringen  und  wegen  seines 
häufigen  Vorkommens  auch  bei  gesunden  Menschen 
diagnostisch  nicht  gut  verwerthbaren  Abstehen  des 
unteren  Winkels,  resp.  eines  mehr  oder  weniger 
grossen  Theils  des  spinalen  Randes  vom  Thorax 
nach  hinten  nichts  Abnormes  zu  constatiren:  die 
Lähmung  dieses  Muskels  wird  demnach  nur  sicher 
diagnosticirt  durch  die  bekannten  bei  der  Erhebung 
des  Ai*ms  nach  seitwärts  u.  namentlich  nach  vom  auf- 
tretenden Abnormitäten  der  Schulterblattbewegung. 
Bemerkenswerth  ist  L.'s  Hinweisung  darauf,  dass, 
weil  der  Serratus  den  Cuculhiris ,  welcher  den  Arm 
trotz  der  Schwere  in  seiner  normalen  Stellung  hält, 
durch  seine  Portio  inf.  in  gewissem  Grade  unter- 
stützt, bei  Serratuslähmung  schon  eine  geringe  Ab- 
nahme der  Kraft  des  CucuUaris  eine  beträchtliche 
Deformität  hervorrufen  wird. 

Ref.  bemerkt,  dass  Vf.  wesentlich  nichts  Anderes 
sagt,  alsDuchenne  gesagt  hat,  den  er  in  der  vor- 


24 


IV.     Pathologie,  Therapie  n.  mediciniflche  £[liiiik. 


liegenden  Mittheilang  nicht  erwähnt ,  nnd  dass  der 
ganze  Streit  nnnöthig  gewesen  wäre,  wenn  man 
Duchenne 's  Ausführungen  in  der  Physiologie  des 
monvements  gehörig  beachtet  hätte.     (M  ö  b  i  u  s.) 

310.  Ueber  einen  Todesfall,  dessen  ITr- 
saehe  ein  hysterischer  Anfall  in  hydrophobi- 
soher  Form  zu  sein  schien;  von  Maurice 
Raynaud.     (L*ünion  37.  1881.)      ' 

Die  33jahr.  unverheirathete  Kr.  litt  an  einem  chro- 
nischen Ekzem  der  Fasse,  welches  von  dem  Nagelbett 
der  grossen  Zehen  ausgegangen  war.  An  beiden  Zehen 
war  die  Operation  des  eingewachsenen  Nagels  n5thig  ge- 
wesen. Dieser  war  das  eine  Mal  eine  Lymphangitis  mit 
Leistendrnsenabscess  gefolgt.  Später  hatte  das  Elczem 
die  andern  Zehen  nnd  den  Fnss  ergriffen. 

Ausserdem  war  die  Kr.  hysterisch.  Sie  litt  vorwie- 
gend an  Vapenrs ,  war  aber  auch  verschiedene  Male  von 
schweren  Anfällen  heimgesucht  worden.  Daneben  be- 
standen alle  Arten  der  Hyperästhesie,  alle  möglichen  Bi- 
zarrerien. 

Im  J.  1876  beobachtete  Vf.  eine  Reihe  hysterischer 
Anfälle  von  hydrophobischer  Form.  Die  Kr.  litt  an  bren- 
nendem Dnrste ,  lag  mit  verstörtem  Blicke  und  dem  Aus- 
druck der  Verzweiflung,  Tag  und  Nacht  stöhnend  zu  Bett. 
Der  Schlnndkrampf  war  so  heftig ,  dass  sie  nicht  einen 
einzigen  Tropfen  hinabbringen  konnte.  Schon  die  An- 
näherung eines  Wasserglases  Hess  sie  erzittern.  AUmälig 
verlor  sich  der  Krampf  und  die  Kr.  gelangte  wieder  in 
ihren  gewöhnlichen  Zustand.  Doch  hatte  sie  sich  an  die 
während  dieser  Zeit  angewendeten  Morphiuminjektionen 
gewöhnt  u.  setzte  dieselben  in  der  Folge  fort.  Trotzdem, 
dass  sie  nie  unter  10—12  Ctgrmm.  täglich  einspritzte,  litt 
sie  anhaltend  an  SohUflosigkeit.  Die  Menstruation  war 
unregelmässig. 

Von  Zeit  zu  Zeit ,  wenn  die  Entzündung  am  Nagel- 
rand exacerbirte,  pflegte  R.  mit  einer  feinen  Scheere 
einen  Theil  des  Nagels  abzutragen.  Diese  kleine  Opera- 
tion ,  bei  welcher  eüiige  Tropfen  Blut  flössen ,  brachte 
immer  Erleichterung.  Sie  wurde  zum  letzten  Mal  am 
20.  Jan.  1881  ausgeführt.  Am  22.  liess  die  Kranke  R. 
wegen  Athembeschwerden  rufen.  Er  fand  an  den  Brust- 
organen nichts  Krankhaftes,  constatirte  aber  Fieber  (bei- 
nahe 39^).  Dieses  Fieber  verlor  sich  in  den  näclisten 
Tagen.  Die  Kr.  begann  über  sehr  heftigen  Schmerz  in 
der  Gegend  des  3.  Brustwirbels  zu  klagen,  schon  der 
geringste  Druck  entlockte  ihr  Schmerzensrufe.  Schon 
jetzt  bestand  ein  geringer  Grad  von  Schlundkrampf.  Am 
23.  war  der  Rückenschmerz  verschwunden,  ein  kaum 
erträglicher  Nackenschmerz  war  an  seine  Stelle  getre- 
ten, der  jede  Bewegung  des  Kopfes  unmöglich  machte. 
Die  Gesichtszüge  waren  verfallen.  Bei  sehr  lebhaftem 
Dnrste  verhinderte  Schlundkrampf  jede  Flüssigkeits- 
aufnahme. Doch  litt  die  &.  nicht  beim  Anblick  von 
Wasser.  Eine  hochgradige  Angst  war  ein  weiterer  Zug 
ans  dem  Bilde  der  Lyssa.  An  Stelle  der  gewöhnlichen 
Sanftmuth  war  zornige  Heftigkeit  getreten.  In  den  näch- 
sten Tagen  verschlimmerten  sich  die  Erscheinungen.  Die 
Periode ,  welche  1  Jahr  lang  ausgesetzt  hatte ,  trat  sehr 
reichlich  ein.  Die  Respiration  wurde  von  fortwährendem 
Singnltns  unterbrochen.  Am  24.  war  der  Znstand  sehr 
bedrohlich.  Es  bestand  starker  Trismus.  Das  Sprechen 
wnrde  durch  den  Zwerchfellskrampf  ganz  unmöglich  ge- 
macht. Jedoch  war  die  Kr.  vollkommen  bei  sich  und 
schien  ihre  Heftigkeit  vom  22.  zu  bereuen.  An  Stelle 
des  Nackenschmerzes  klagte  sie  über  Schmerzen  in  der 
Seite  des  Leibes.  Hier  und  da  konnte  sie  ein  wenig 
trinken.  Ein  Anfall  von  Asphjrxie  ging  rasch  vorüber. 
Am  25.  früh  fand  R.  die  Kr.  noch  schlechter :  heftigster 
Trismus,  mühsame  krampfhafte  Athmnng,  Unmöglichkeit 
zu  sprechen,  dabei  volles  Bewusstsein.  AUmälig  wurden 
die  Lippen  blau,  der  kleine  Puls  unfnhlbar,  das  Bewusst- 


sein schwand ,  in  den  Beinen  traten  ebizelne  Zndumgei 
ein,  die  Pupillen  erweiterten  sich ,  die  Respiration  setste 
aus  und  die  Kr.  starb. 

Nach  R.  kann  man,  am  diesen  Fall  za  erldären, 
3  Ansicliten  aufstellen.  1)  Man  kann  an  Lyssa 
denken.  Die  hauptsächlichsten  Erscheinungen  der- 
selben waren  vorhanden:  Schlundkrampf ,  Zwerch- 
fellskrampf, äusserste  Angst  mit  Paroxysmen,  finale 
Asphyxie.  Es  fehlten  der  Abscheu  vor  Flüssigkeiten, 
Delirien  oder  Hallucinationen.  Die  Kr.  war  nie  mit 
kranken  Hunden  in  Berührung  gekommen.  Zwei 
Kaninchen ,  welche  R.  mit  dem  Speichel  der  Ver- 
storbenen impfte,  blieben  ganz  gesund.  2)  Könnte 
Tetanns  Ursache  des  Todes  gewesen  sein.  Es  war 
eine  kleine  Verwundung  vorausgegangen ,  der  Tris- 
mus bildete  einen  hervorstechenden  Zug  des  Krank- 
heitsbildes. Doch  fehlten  die  allgemeinen  Krämpfe 
und  die  ftlr  Tetanus  charakteristische  Temperatur- 
steigerung. 3)  Endlich  bleibt  die  Hysterie.  Die 
Kranke  war  zweifellos  hysterisch,  sie  hatte  schon 
vor  5  J.  einen  ähnlichen  Anfall  durchgemacht.  Das 
V^iedererscheinen  der  Periode  sprach  ftlr  Hysterie. 
Der  Morphinismus  hatte  wahrscheinlich  die  Wider- 
standsfähigkeit des  Nervensystems  vermindert  und 
so  erlag  diessmal  die  Kranke  dem  Anfall ,  während 
1876  mit  ungeschwächten  Kräften  sie  ihn  Aber- 
wunden  hatte. 

R.  stellt  daher  die  Diagnose :  tödtlicher  Anfall 
von*  Hydrophobie ,  unter  dem  Einfluss  der  Hysterie, 
bei  einer  Morphinistin. 

In  der  Diskussion,  welche  sich  an  diesen  Fall  in 
der  Soci^t^  m6d.  des  Hdp.  anschloss,  machte  Du- 
jardin-Beaumetz  darauf  aufmerksam ,  dass  es 
sich  auch  um  eine  Nierenerkranknng  gehandelt 
haben  könne.  Raynaud  er?riderte,  der  Urin  sei 
normal  gewesen.  R  e  n  d  u  und  Raymond  hielten 
eine  dififnse  Myelomeningitis  für  wahrscheinlich  nnd 
erwähnten  ähnliche  Fälle,  in  denen  die  Sektion  eine 
Meningitis  spin.  ergeben  hatte.  R  a  y  n  a  n  d  wider- 
sprach wegen  der  Unbeständigkeit  der  Erscheinungen 
und  wegen  der  Aehnlichkeit  derselben  mit  dem 
früheren  Anfall.  (M  5  b  i  u  s.) 

311.  Beitrag  zur  Kenntniss  des  Oesopba 
gismnB;  von  Dr.  Ch.  Eloy.  (Gaz.  hebd.  2.  S^ 
XVn.  46.  47.  50.  1880.) 

Die  geringe  Berücksichtigung,  welche  der  Oesfi 
phagismus  bisher  in  der  Literatur  erfahren  hat ,  il 
für  E.  die  Veranlassung  zu  der  vorliegenden  Arbd 
gewesen.  Er  rühmt  unter  den  neueren  Veröffefll 
lichungen  die  Darstellungen  Jaccoud's  (Pathj 
logie,  Appendice  1877),  Luton's  (Art.  Oe.  4 
Nouv.  Dict.  pratiq.)  und  Morell  Mackenzie 
(Med.  Times  and  Gaz.  21.  Oct  1876  ;  Lancet  1^ 
1878).  I 

E.  theilt  die  Fälle  von  Oesophagismns  in  solclj 

welche  complicirt  sind  mit  uterinen  Störungen  (!■ 

Dyspepsie  (IL),  Affektionen  der  ersten  Wege  (lä^ 

Status  nervosus  (IV.),  und  in  reine  Fälle  (V.).      4 

L  Beob.  i.  Die  Kranke,  ein  16Jähr.  IntelligenH 

aber  körperlich  wenig  entwickeltes  MädtdMn  aeigte  ai| 

j 


IV.     Pathologe,  Therapie  n.  medicinische  Klinik. 


25 


Chmktere  des  nervösen  Temperaments.  Sie  war  seit 
kmzem  menstrairt ,  vor  2  Mon.  aber  war  die  He^eX  aus- 
geblieben nnd  seitdem  war  der  Krampf  aufgetreten.  Ihre 
Motter  hatte  zur  Zeit  der  Pabertat  an  Singnltns,  Schling- 
krampfen  nnd  Dysmenorrhöe  gelitten.  Bei  der  Pat.  hatte 
das  Leiden  mit  Singnltq»  begonnen,  dann  hatte  sie  nichts 
Festes,  später  nichts  Flüssiges  schlacken  können  und  die 
erst  vorübergehende  Empfindung  eines  fremden  Körpers 
io  Halse  in  der  Höhe  der  Schilddrüse  war  dauernd  ge- 
«nden.  Seit  8  T.  hatte  die  Kranke  nur  einige  Tropfen 
nmet  Ifilch  genossen.  Die  Bemühung  zu  schlneken 
nef  einen  lebhaften  Krampf  mit  Beklemmung  und  £r- 
jüekongagefühl  hervor.  Abmagerung  und  p'bychische 
Depression  waren  sehr  gross.  Letztere  hatte  zweimal  zu 
SeOMtmordversnchen  gefuhrt.  Die  Untersuchung  des 
lindes,  Kehlkopfs,  der  Brust  zeigte  nichts  Abnormes. 
Aiskoltirte  man  hinter  dem  4.  Brustwirbel,  so  hörte  man 
m  Geräusch,  dem  gleich,  welches  Luftblasen  in  Wasser 
eneageu.  Die  Sondirnng  der  Speiseröhre,  die  erst  nach 
wiederholten  Versuchen  gelang,  zeigte,  dass  kein  mecha- 
Bisdies  Uindemiss  vorlag.  Morphiuminjektionen  führten 
Beneroog  herbei.  Als  die  Kranke  einige  Flüssigkeit  zu 
ridi  nehmen  konnte,  gab  man  Bromkalium.  Sobald 
dieses  Medikament  dann  ausgesetzt  wurde ,  verschlim- 
merte sieh  der  Zustand  wieder.  Eine  definitive  Heilung 
tnt  erst  ein ,  als  spontan  die  Menstruation  wieder  er- 
tthien.  Acht  Monate  später  erlitt  die  Kranke  ein  Recidiv 
Qgleich  mit  Snppressio  mensium.  Gleiche  Behandlimg ; 
Hdlnng  nach  Rückkehr  der  Menses.  Seitdem  mehrere 
Toriibergehende  Anfälle.  Später  Tod  an  einer  akuten 
Knnkheit. 

Daas  der  Oesophagismns  zuweilen  erblich  ist, 
bezeugen  auch  Ev.  Home  (Bibl.  m6d.  T.  VIII. 
p.  260),  Mondi^re,  Morell  Mackenzie. 
Letzterer  erzählt  einen  Fall ,  in  dem  Grossmntter, 

Mutter  Q.  Tochter  an  Oesophag^ismns  gelitten  hatten. 

Beob,  2.  Eine  Kranke  von  40  J.  war  nach  einer 
heftigen  Erregung  von  Amenorrhoe  nnd  Oesophagismas 
beCallen  worden.  Sie  hatte  früher  niemals  nervöse  Sto- 
nogen  gehabt.  Besserung  durch  Anwendung  der  Sonde 
md  der  Emmenagoga.  Heilung  nach  Rückkehr  der 
Begel    (Seney.  Th^se  de  Par.  Nr.  211.  1873.) 

Mondiöre  (Arch.  gön.  T.  XXXI.  p.  474)  hat 
Oegophagiamna  bei  Metritis  beobachtet,  R  i  e  d  e  11  n , 
Leonard  (These.  1822.  p.  196)  in  der  Schwanger- 
%h&ft,  Mackenzie  während  der  Laktation.  Der 
OeaophagiBmns  nach  Unterdrflcknng  der  Regeln  ist 
iblich  dem  nach  Unterdrückung  fliessenderHämor- 
riioiden  (Brodle)  oder  habituellen  Nasenblutens 
(Frank)  auftretenden. 

Q.  Der  dyspeptische  Oesophagismus  wurde  be- 

äDüders  von  Trousseau  erforscht. 

Beob.  3.  Ein  44Jähr.  Mann  konnte  Festes  gar  nicht, 
Ftvasiges  nur  zum  Theil  schlucken.  Das  Leiden  hatte 
Bit  Pyrosis  und  Ifagenschmerzen  begonnen.  Der  Ver- 
Meh  zu  sehlneken  rief  helligen  Spasmus ,  Rauhigkeit  der 
S&DBe,  Tkranen  u.  s.  w.  hervor.  Die  Sondirnng  war 
l^t  Eine  intercurrente  akute  Krankheit  Hess  den 
(^phagismus  verschwinden;  in  der  Reconvalescenz 
te  er  wieder.  Besserung  durch  Wismuth  u.  Salzsäure. 
(Poot,  Dnbl.  Joum.  AprU  1874.) 

Beob,  4  nach  Eaton  (Lancet.I.  2;  Jan.  1877) 
>ektint  nicht  hierher  zu  gehören ,  da  von  Dyspepsie  gar 
>iekt  die  Bede  ist. 

Beob.  5  betrifft  eine  45jähr.  Frau ,  bei  welcher  der 
^)c*>phagi8mns  nach  einer  Hämatemese  aufgetreten  war. 
BeUang  durch  Salzsäure  und  Qnassia.     (F  o  o  t ,  1.  c.) 

Beob,  6.  Ein  48jähr. ,  sehr  dyspeptischer  Mann 
Wde  wegen  chronischer  Laryngitis  behandelt.  Spas- 
■Mtehe Dysphagie  mit  Hustenanfällen.  Keine  Besserung 

Hed.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  1. 


nach  Oeffhung  eines  Schilddrnsenabscesses.  Sondirnng 
erst  schwer,  dann  unmöglich.  Tod.  Sektionsergebniss 
ganz  negativ.     (H.  Power,  Lancet  L  10;  March  1866.) 

Beob.  7.  Oesophagismus  bei  einer  5^ähr.  Frau,  seit 
2  Mon.  bestehend.  Dyspepsie  seit  2  Jahren.  Heilung 
durch  Beseitigung  der  Flatulenz,  ohne  lokale  Behand- 
lung.    (Mackenzie,  1.  c.) 

Vgl.  femer  einen  Fall,  welchen  Graves  mitge- 
theilt  hat. 

Der  Oesophagismus  kann  sich  an  langdauerndes 

Erbrechen  anschliessen.    Diess  beobachteten  V  i  g  l  a 

(Gaz.desHop.  1869. 25. Sept.),  Caron  (d'Annecy), 

Hulke  ;(Transact.  of  the  clin.  Soc.  Vol.  VI.  1873. 

p.  52),    Ev.  Home  (Bibl.  m6d.  T.  VIII.  p.  263). 

E.  vergleicht  den  Oesophagismus  bei  MagenafTektio- 

neu  mit   dem  Hamröhrenkrampf  bei  der  Cysütis, 

dem  Vaginismus  bei  uterinen  Leiden. 

m.  Beob.  8.  Ein  45jähr.  Schiffer  litt  häufig  an  An- 
gina und  seit  14  J.  an  Dysphagie.  Letztere  verschlim- 
merte sich  nach  jedem  Katarrh.  Zeitweise  Besserung 
nach  Abtragung  einer  Mandel.     (Seney,  1.  c.) 

Beob.  9.  Dysphagie  seit  12  J.  bei  einem  nervösen, 
an  Anginen  leidenden,  38jähr.  Mann.  Pat.  konnte 
Flüssiges  und  Festes  nur  in  gans  kleinen  Bissen ,  resp. 
Schlucken  hinabzwingen.  Kalte  Speisen  riefen  lebhaften 
Spasmus  hervor.  (Arch.  gen.  6.  Ser.  XXH.  p.  101. 
1873.) 

Beob.  10  und  11  sind  Fälle  von  Dysphagie  nach 
Diphtherie. 

E.  erwähnt  hier  auch  den  Oesophagismus ,  wel- 
cher zuweilen  nach  Reizung  des  Schlundes  durch 
heisse  Speisen,  reizende  Droguen,  z.  B.  Sublimat, 
Pilze,  Datura,  Belladonna,  anftintt. 

IV.  Nervosität  ist  nach  E.  nicht  so  häufig 
Ursache  des  Oesophagismus  als  man  wohl  annimmt. 
Derselbe  kann  sowohl  bei  Neurosen,  als  bei  tieferen 
centralen  Störungen  vorkommen. 

Beob.  12.  Spasmodische  Dysphagie  seit  mehreren 
Jahren  bei  einem  Gerichtsdiener ,  welcher  früher  an  ner- 
vösen Anfallen  und  Grössen wahn  litt,  den  Vorläufern  der 
allgemeinen  Paralyse.  Die  Speisen  blieben  über  der 
jsusammengezogenen  Stelle  stecken,  hinter  dem  oberen 
Theil  des  Sternnm.  (Peter:  Gaz.  des  Hop.  85.  1875. 
p.  674.) 

lieber  einen  Fall  von  Oesophagismus  bei  Gehimkrank- 
heit  berichtet  Brien  (Anc.  Joum.  de  med.  t.  XIV. 
p.  320.) 

Am  häufigsten  sind  die  Beobachtungen  von  Oeso- 
phagismus bei  Nervosismus  und  bei  Hysterie. 

Beob.  13.  20jähr.  Hysterica.  Oesophagnskrampf 
hinter  dem  Larynx.  Die  Sondirnng  rief  den  Krampf  her- 
vor, die  Sonde  wurde  festgehalten.  Ueilung  durch  Dila- 
tation. Krampf  des  Sphincter  ani,  ebenfalls  durch  Dila- 
tation geheilt.     (Broca:  Soc.  de  Chir.  Juin  13.  1869.) 

Beob.  1^.  16jähr.,  sehr  nervöser  Knabe.  Das  Ende 
des  Anfalls  war  durch  Weinen  markirt.  Empfindung 
eines  Hindernisses  hinter  dem  Stcmum.  Heilung  durch 
Bromkalinm.     (Foot:  1.  c.) 

Beob.  15.  eojähr.  Mann.  Oesophagismus  mit  tem- 
porären Remissionen.  Besserung  durch  Bromkalium. 
Recidiv  nach  Aussetzen  des  Mittels.  (Gubler:  Bull, 
de  Ther.  1864.  p.  54.) 

Beob.  16.  30jähr.  Hysterica.  Oesophagismus  seit 
6  Monaten ,  Krämpfe  der  Zungen-  und  Pliarynxmuskeln. 
Heilung  nach  6  Wochen  durch  Strychnin.  (M  a  1 1  h  i  e  u : 
Gaz.  med.  de  Lyon  1852.  p.  102.) 

Beob.  17.  18jähr.  Hysterica.  Dysphagie  und  Dys- 
urie. Heilung  durch  Bongies.  (Gendron:  Arch.  g6n. 
5.  S^r.  XI.  p.  293.  432 ;  1858.) 

4 


26 


IV.     Pathologie^  Therapie  n.  medldniBehe  Klinik« 


E.  betoDt  die  nicht  seltene  Complikation  des 
Oesophagismus  mit  andern  Spasmen.  Zuweilen  wech- 
seit  der  Krampf  mit  Neuralgien.  So  in  dem  Falle 
S  p  r  i  n  g  's  (Symptomatologie.  Bruxelles  1866),  wo 
eine  Frau  nur  dann  essen  konnte,  wenn  sie  Migräne 
und  nervöse  Zahnschmerzen  hatte. 

Beob,  18.  Begimi  des  Oesopbsmfismus  bei  einer  Ner- 
vosa nach  einem  Aufenthalt  am  Seestrand,  zugleich  mit 
allgemeiner  Erregung.  Heilung  durch  Morphium.  (Peter: 
1.  c.) 

Beob.  19.  Lange  dauernde  Anfälle  von  Dysphagie 
bei  einem  19jähr.  Burschen  nach  Cholera.  Pat.  gab  ge- 
nossene Milch  in  geronnener  Form  als  konischen  Pfropf 
wieder  von  sich.  (W.  Smith:  Dnbl.  Journ.  Marcb 
1874.) 

Beob.  20.  Bei  einem  20jälir.  Manne  1  Jahr  nach 
schwerer  Kopfverletzung  Dysphagie.  Ausbrechen  eines 
Kegels  von  gehacktem  Fleisch,  sozusagen  eines  Ausgusses 
des  Oesophagus.  Besserung  durch  Bromkalium.  (K  o  u  x : 
Th^se  de  Par.  Nr.  106.  1873.) 

Beob.  21.  Spasmodische  Dysphagie  bei  einem  Manne 
seit  3  Jahren ,  angebUch  aufgetreten  nach  einem  Würgen 
des  Halses  durch  einen  Betrunkenen.  Besserung  durch 
Faradisation.     (Foot:  1.  c.) 

Beob.  22.  Eine  Frau  hatte  aus  Versehen  einen 
Tropfen  KalUauge  auf  die  Zunge  fallen  lassen.  Seitdem 
lebhafter  Schmerz  rechts  im  Schlünde.  Für  Festes  com- 
plete ,  für  Fl&ssiges  partielle  Dysphagie.  Leichte  Sondi- 
rnng.     (Journ.  de  med.  et  de  chir.  prat.  p.  150.  1864.) 

Beob.  23.  Ein  Mann  war  heftig  erschrocken,  wäh- 
rend er  sich  die  Zähne  putzte.  Seitdem  Schmerz  und 
Behinderung  beim  Schlucken.  Empfindung  eines  fremden 
Körpers  im  Oesophagus,  um  dessen  Extraktion  Pat.  bat; 
leichte  Sondirung.   (Ibid.  p.  252.) 

Es  giebt  also  einen  reellen ,  nicht  eingebildeten 

Speiseröhreukrampf  ohne  anatomische  Läsion   bei 

sensitiven  Personen ,  welcher  durch  psychische  und 

physische  Ursachen  entstehen  kann. 

V.  In  den  folgenden  Fällen  ist  nach  E.  derselbe 
Mechanismus  anzunehmen ;  sie  unterliegen  gleicher 
Behandlung. 

Beob.  24.  Eine  38jähr.  Frau  hatte  vor  5  Jahren  aus 
Versehen  Schwefelsäure  verschluckt,  ohne  dass  üble 
Folgen  eingetreten  wären.  Seit  6  Tagen  plötzlich  wäh- 
rend des  Essens  eingetretene  Unmöglichkeit  zu  schlingen. 
Die  Sonde  wurde  im  untern  Drittel  des  Oesophagus  fest- 
gehalten. Vollständige  Heilung  nach  einmaliger  unvoll- 
ständiger Sondirung.     (Axenfeld:  L'Union  73.  1872.) 

Beob.  26.  Beginn  während  des  Essens,  bei  einem 
alten  Officier,  durch  Steckenbleiben  eines  Bissens.  Frucht- 
lose Bemühungen,  diesen  hinabzudrücken,  dann  spasmo- 
dische Dysphagie,  Suffokation.  Heilung  durch  Sondirung. 
(Dieulafoy:  Journ.  de  med.  et  de  chir.  prat.  p.  413. 
1846.) 

Beob.  26.  Unmöglichkeit  zu  schlingen  bei  einer 
Frau.  Plötzlicher  Beginn  vor  3  Tagen.  Leichte  Resistenz 
beim  Sondiren  in  der  Mitte  des  Weges.  Heilung  durch  ein- 
malige Sondürung.   (Ibid.) 

Beob,  27.  60jähr.  Manu  seit  1  T.  unfähig,  etwas  zu 
verschlucken.  Heilung  durch  Sondirung.  (Chamail- 
lard:  Journ.  de  med.  et  de  chir.  prat.  p.  311.  1846.) 

Beob.  28.    Ganz  ähnUcher  Fall.    (Ibid.) 

In  allen  5  Fällen  handelte  es  sich  um  plötzliches 
Steckenbleiben  eines  Bissens,  sozusagen  durch  einen 
Fehltritt  beim  3.  Akt  der  Deglutition.  Durch  das 
Steckenbleiben  entsteht  nach  £.  Hyperästhesie  der 
betr.  Stelle  und  reflektorischer  Krampf.  Dieser  ist 
nach  Peter  „une  v^ritable  folie  de  Toesophage^. 
Stets  ist  Sondirung  das  Heilmittel. 


Kurz  erwälint  £.  den  „imaginären^  Oesopha- 
gismus,  wie  er  durch  die  Furcht  vor  Lyssa  (S  er  res, 
Velpean),  durah  den  Anblick  gewisser  Speisen, 
durch  die  Erinnerung  an  einen  frQhem  Anfall  ent- 
steht. 

Die  Prftdisposition  fttr  den  Oesophagismus   ist 
nach  £.  immer  in  einem  nervösen,  flbererregbaren 
Temperament  gegeben,  während  sexuelle,  gastrische 
Störungen,  Affektionen  der  ersten  Wege,  psychische 
Erregung  u.  s.  w.   als   Gelegenheitsnrsaehen    den 
Krampf  auf  reflektorischem  Wege  auslösen.     Eine 
gewisse  Aehnlichkeit  hat  der  dysphagiscbe  mit  dem 
hysterischen  Anfalle,  wie  die  nervöse  mit  der  hyste- 
rischen Disposition ,  hier  wie  dort  werden  Thränen, 
Krämpfe  der  Halsmuskeln ,  Agitation ,  am  Schlüsse 
reichlicher,  heller  Urin  und  tiefe  Seufzer  beobachtet. 
Die  Hauptsymptome  der  spasmodischen  Dysphagie 
sind:  subjektive  Erschwerung,  resp.  Unmöglichkeit 
des  Schluckens,  Schmerz,  Gefühl  der  Oonstriktion, 
objektiv  die  Regurgitation  der  Speisen,  das  Fest- 
gehaltenwerden der  Sonde,  das  charakteristische  Ge- 
räusch beim  Auskultireu,  weiterhin  die  Abmagerung, 
die  Nahrungsverweigerung.  Die  Intoleranz  des  Oeso- 
phagus ist  am  stärksten  in  den  Fällen,  wo  der  Oeso- 
phagismus durch  zufälliges  Steckenbleiben  eines  Bis- 
sens entsteht.   In  den  übrigen  wechselt  sie  an  Stäi'ke 
nach  Art,  Consistenz  und  Temperatur  der  Speisen. 
Am  wenigsten  werden  kalte  Speisen  vertragen.    In- 
termlttenz  der  Erscheinungen  und  lange  Daaer  der 
Krankheit  sprechen  im  Allgemeinen  für  die  spastische 
Natur  der  Dysphagie ,  wiewohl  eine  gewisse  Inter- 
mittenz  auch  bei  organischer  Dysphagie  vorkommt 
Der  Schmerz  ist  besonders  ausgesprochen,  wenn  der 
Krampf  in  den  obern  Abschnitten  des  Oesophagus 
seinen  Sitz  hat.  Das  Gleiche  gilt  vom  Constriktions- 
gefühl.     Singulttts  ist  besonders  bei  dyspeptischem 
Oesophagismus  häufig.     Abmagerung  fehlt  oft  ganz 
und  tritt  nur  nach  langer  Krankheitsdauer  ein ,  um- 
gekehrt ist  es  bei  organischer  Dysphagie ,  bei  wel- 
cher auch  statt  der  Abneigung  vor  Speisen  ein  leb- 
hafter Hunger  zu  bestehen  pflegt.     Die  raschere 
oder  langsamere  Regurgitation  der  Speisen  kann  un- 
gefähr die  Höhe  der  Einsclmürung  bezeichnen.    Sie 
unterscheidet  den  Oesophagismus  von  Lähmung  der 
Speiseröhre.     Die  Sondirung  ist  das  Hauptmittel  flEü* 
die  Diagnose,  das  leichte  Eindringen  der  Sonde  oder 
das  rasche  Schwinden  des  anfänglichen  Widerstandes 
beweisen  den  Spasmus.  Ist  anfänglich  die  Sondirung 
wegen  zu  grosser  Reizbarkeit  nicht  möglich ,  so  er- 
leichtert sie  vorhergehende  Anwendung  von  Brom* 
kalium  oder  Morphium.     Endlich  macht  E.  auf  den 
Nutzen  der  Endoskope,  insbesondere  des  von  Desor- 
meaua,  aufmerksam. 

Von  den  in  Gebrauch  zu  ziehenden  Mitteln  ist 
das  wichtigste  die  Sonde^  welche  in  manchen  Fällen, 
besonders  in  denen  der  5.  Klasse,  rasch  die  Heilung 
herbeifbhrt.  Auch  von  der  Dilatation  hat  man  gute 
Erfolge  gesehen,  ebenso  von  inducirten  Strömen« 
E.  erinnert  an  2  Pat  Rosen t ha Ts,  welche  durch 
„Galvanisation  des  Hypoglossus^'   geheilt   wurden. 


IV.     Pathologie^  Therapie  u.  medicmifiche  Klinik. 


27 


Dss  Bromkalinm  m^gs  sehr  lange  Zeit  angewendet 
weräeßy  leicht  kehrt  der  Krampf  nach  dem  Aussetzen 
aarflok.  Von  den  pharmaceutischen  Mitteln  steht  in 
aweiter  Linie  das  Morphiumy  während  Strychnin  und 
Belladonna  von  geringerer  Bedeutung  sind.  Natür- 
lich darf  die  Behandlung  der  etwaigen  Menstruations- 
stdmngen ,  Dyspepsie  n.  s.  w.  nicht  vernachlässigt 
werden. 

Den  Ausführungen  E.'s  fQgt  Ref.  eine   eigene 
Beobaehtnng  bei. 

Eine  aojähr.  Dame,  Gattin  eines  Collegen,  litt  seit 
etwa  8  Mon.  an  Dysphagie.  Sie  war  stets  psychisch  er- 
regl»ar  gewesen,  hatte  zuweilen  an  Weinkrämpfen  ge- 
litten. Die  nervSse,  nicht  hysterische  Pat.  hatte  in  letster 
ZeK  mehrere  ihr  Gemüth  erschütternde  Ereignisse  erlebt 
ond  nach  diesen  war,  eingeleitet  von  Hinterkopfschmer- 
sen,  die  Dysphagie  anfgetreten.  Ein  chronischer  Rachen- 
katarrh hatte  schon  vordem  bestanden,  jetzt  aber  waren 
seine  Exacerbationen  mit  eben  solchen  der  Dysphagie 
Terbonden.  Letztere  bestand  darin,  dass  die  Pat.  zeit- 
weise ausser  Stande  war,  einen  Bissen  oder  Schlack  hinab- 
mbringen,  weil  «es  sich  im  Halse  znsammenziehe".  Ins- 
besondere war  sie  gewohnlich  ausser  Stande,  in  Gegen- 
wart anderer  Personen  zu  essen.  Die  Untersuchung  der 
zart  gebanten,  blassen  Pat.  ergab  eine  alte  Pharyngitis 
ant  Atrophie  der  Schleimhaut  und  reichlicher,  zäher  Se- 
kretion, sonst  nichts  Krankhaftes. 

Qner  durch  den  Hals  geleitete  inducirte  Ströme  bes- 
wrten  den  Zustand  rasch.  Leider  musste  ans  äussern 
Grfinden  die  Behandlung  abgebrochen  werden. 

Dieser  Fall  würde  nach  der  allzu  scheroatischen 
Eintheilnng  B.*s  sowohl  in  die  3.,  als  in  die  4.  Klasse 
gi^idren.  (Möhins.) 

312.  Zar  Lehre  von  der  Aetiologie ,  Pa- 
thogenie  und  Therapie  der  Chlorose ;  von  Dr. 
Z  a  n  d  e  r  in  fischweiler.  (Virchow's  Arch.  LXXXIV. 
1.  p.  177,  1881.) 

Z.  glanhty  dass  das  Eisen  bei  Behandlung  der 
Chlorose  flberschfttzt  werde.  Aus  der  geringen  Menge 
des  im  Kdiper  enthaltenen  Eisens,  aus  dem  Gehalte 
der  Mflch  und  anderer  Nahrungsmittel ,  sowie  des 
Trinkwassers  an  Eisen,  aus  dem  Nachweis  des  Eisens 
in  FSces  nnd  Urin  könne  man  schliessen,  dass  es  an 
der  Zufuhr  des  nöthigen  Eisens  selten  mangeln 
werde,  dass  vielmehr  chlorotische  Blutbeschaffenheit 
ans  einer  Störung  der  Resorption  des  Eisens  zu  er- 
kennen sei,  dass  demnach  die  Behandlung  weniger 
aof  Zufuhr  von  Eisen  als  auf  Besserung  der  Ver- 
danangsfähigkeit  gerichtet  sein  mflsse.  Er  hat  die 
ElaAremente  seiner  Bleichstlchtigen  chemisch  unter- 
neht  und  regelmässig  in  ihnen  Eisen  nachweisen 
kdnnen ,  auch  im  Urin  fand  er  es ,  wenn  auch  oft 
nur  in  Spuren.  Seine  Behandlung  bestand  ausser 
in  Begnlirung  der  Diät  und  Lebensweise  in  der  Ver- 
abreiehung  von  Salzsäure»  Die  Erfolge  waren  fast 
stets  befriedigend.  Die  Patienten  nahmen  das  Mittel 
gern,  ihr  Appetit  hob  sich  und  im  Laufe  einiger 
Woeben  besserte  sich  die  Farbe  der  Haut  und  der 
Sehleimb&nte.  (Mob  ins.) 

313.  Zum  Hitaaohlag  und  Sonnenstich. 

Dr.  Meyer  inAllershansen  (Bayr.  ärztl. Intell.- 
Bl.  XXVm.  27.  28.  1881)  giebt  eine  recht  klare 


Uebersicht  der  verschiedenen  Ansichten  über  die 
Pathogenie  des  Hitzschlags  und  Sonnenstichs.  Er 
selbst  schliesst  sich  der  von  Obernier  (1867)  auf- 
gestellten an ,  nach  welcher  nicht  Gehirnentzündung 
oder  Apoplexie  das  Wesen  der  fragl.  Erkrankung 
ist,  dieselbe  vielmehr  auf  Erzeugung  von  Herapara- 
lyse  durch  gesteigerte  Körperwärme,  sowie  auf  einer 
in  manchen  Fällen  als  urämisch  aufzufassenden  Blut- 
alteration beruht,  die  entzündlichen  Symptome  an 
Gehirn  und  Hirnhäuten  daher  nur  als  sekundäre  zu 
betrachten  sind  —  eine  Ansicht,  welche  im  Wesent- 
lichen schon  Riecke  (1835)  und  Rüssel  (1836) 
ausgesprochen  haben. 

Bezüglich  der  Aeüologie  steht  M.  auf  dem  Stand- 
punkte von  Jacuba  seh,  welcher  Sonnenstich  und 
Hitzschlag  als  streng  geschiedene  Erkrankungsformen 
auffasst,  erstem  als  ausschliesslich  durch  direkte  In- 
solation des  nJienden  Körpers  bedingt ,  letztern  als 
Resultat  der  Wirkung  hoher  Luftwärme  auf  den  sich 
bewegenden  y  resp.  arbeitenden  oder  sich  anstren- 
genden Organismus  ansieht.  Als  Unteraii;  des  letz- 
tem betrachet  er  den  Wärmesehtag,  der  bei  Körper- 
rahe durch  hohe  Lufttemperatur  erzeugt  wird  und 
vorwiegend  in  den  Tropen  heimisch  ist,  während  der 
Sonnenstich  in  den  subtropischen  Ländern  zu  Hause 
ist.  Letzterer  tritt  in  der  Regel  nur  vereinzelt  auf, 
während  Hitzschlag  oft  epidemisch,  und  zwar  relativ 
häufig  in  den  gemässigten  Zonen  vorkommt. 

M.  hat  2mal,  im  Sommer  1873  u.  1880,  unter 
den  Emtearbeitera  massenhafte  Erkrankungen  an 
Hitzschlag  beobachtet.  Im  J.  1873  sind  innerhalb 
44  Tagen  106,  1880  innerhalb  71  Tagen  108  Per- 
sonen beiderlei  Geschlechts  und  jeden  Lebensalters 

—  am  meisten  zwischen  18  u.  28,  resp.  22  u.  24  J. 

—  aus  31  Ortschaften  der  nächsten  Umgebung  zur 
Behandlung  gekommen,  von  denen  jedoch  nur  eins 
an  Meningitis  und  Pneumonia  bilateralis  verstarb. 

M.  giebt  nun  zunächst  sehr  eingehende,  inter- 
essante tabellarische  Zusammenstellungen  der  wäh- 
rend der  beiden  Epidemien  herrschenden  Witterungs- 
verhältnisse,  aus  denen  sich  als  Grundzug  der 
Charakter  der  Schwüle  (Wärme,  Feuchtigkeit,  nie- 
derer Barometerstand,  Schwäche  der  Luftströmung, 
Gewitterhäufigkeit)  herausstellt.  [Wegen  der  Einzel- 
heiten muss  auf  das  Orig.  verwiesen  werden.]  Nächst- 
dem  hebt  M.  als  ätiologisches  Moment  die  QuaUiät 
der  At/iemluft  hervor  und  erwähnt  das  Aufsteigen 
übler  Gerüche,  denen  die  Arbeiter  beim  Abmähen 
des  durch  Regengüsse  fast  niedergewalzten  Getrei- 
des, dessen  Halme  ineinander  gefilzt,  feucht  und 
schimmelig  waren ,  ausgesetzt  waren ,  die  schlechte 
Qualität  der  Nachtluft,  welche  die  meist  in  oder 
neben  dem  Pferdestalle  oder  unter  dem  Dache  schla- 
fenden Knechte,  sowie  die  in  düstern ,  ebenerdigen 
Kammern  zu  zweien  in  einem  Bette  schlafenden 
Mägde  während  des  Schlafes  einathmen  mussten, 
sowie  endlich  die  bei  diesen  Leuten  während  des 
Sonntags  und  Montags  üblichen  Extravaganzen. 

In  Bezug  auf  den  Verlauf  unterscheidet  M.  gleich 
den  übrigen  Autoren  drei  Stadien  der  Krankheit,  ein 


28 


IV.     Pathologfie,  Therapie  u.  medicmiische  Elmik. 


Stadium  prodromale,  excitationls  und  depressionis. 
Bezüglich  des  Prodromalstadium  wiesen  die  beiden 
von  M.  beobachteten  Epidemien  insofeiii  eine  nicht 
unwesentliche  Verschiedenheit  auf ,  als  dasselbe  in 
der  von  1873  ein  kurzes  wai',  indem  viele  Erkran- 
kungen plötzlich  auftraten ,  so  dass  die  Arbeiter  bei 
der  Arbeit  unter  Kopf-,  Nacken-,  Kreuzschmerz, 
unter  Hei*z-  und  Carotisklopfen  plötzlich  halb  ohn- 
mächtig umsanken  oder  doch  sich  so  ermattet  fühl- 
ten ,  dass  sie  sich  nach  Hause  bringen  lassen  mnss- 
ten ,  einige  auch  plötzlich  während  der  Arbeit  von 
Illusionen  oder  Hallucinationen,  selbst  maniakalischen 
Anfällen  ergriffen  wurden.  In  der  Epidemie  von 
1880  hingegen  ging  meist  1 — 2tägiges  Unwohlsein, 
wobei  die  Fat.  jedoch  ihre  Arbeit  fortsetzten,  voraus, 
bis  dann  mehr  oder  weniger  heftige  Pieberbewegun- 
gen  sie  nöthigten ,  das  Bett  zu  hüten.  Ebenso  ver- 
schieden war  aber  auch  der  weitere  Verlauf.  Wenn 
auch  die  Dauer  des  Fieberstadium  in  beiden  Epi- 
demien zwischen  2  u.  5  Tagen  schwankte ,  so  war 
in  der  von  1873  das  Irritationsstadium  —  kleiner, 
härtlicher  Puls,  ü'ockenheisse  Haut,  Lichtscheu, 
nächtliche  Delirien,  stechender  Hinterhauptschmerz, 
Rhachialgie,  fibrillare  Muskelzuckungen,  erhöhte 
KeflexeiTegbarkeit  —  entschiedener  ausgeprägt,  wäh- 
rend 1880  ein  solches  kaum  vorhanden  war,  viel- 
mehr sofort  das  Stadium  depressionis  sich  bemerkbar 
machte.  M.  erläutert  diese  Bemerkungen  durch  eine 
Reihe  von  18  interessanten ,  aus  beiden  Epidemien 
herrülirenden  Fällen,  auf  deren  Wiedergabe  wir  jedoch 
verzichten  müssen. 

Besonders  intereBsant  eracheint  ein  Fall  von  wirk- 
licher Insolation  bei  einem  38  Jahre  alten  kahlhäuptigen 
Geistlichen.  Derselbe  wohnte  am  11,  Juli  [18..?]  auf 
einer  am  Fuss  einer  nackten  sandigen  Anhohe  nach  Sü- 
den gelegenen  und  aasserdem  durch  einen  Häusercoraplex 
gegen  Osten  geschützten  Wiese  einer  kirchlichen  Feier  bei, 
wobei  er  V/.2  Std.  lang  mit  leicht  bedecktem  Haupte  im 
Sonnenbrand  unter  dichter  Menschenmenge  stehen  musste. 
Plötzlich  fiel  er  nach  kurz  vorher  gefühltem  Schwindel 
und  Gähndrang  um  und  bekam  allgemeine  epileptlforme 
Krämpfe,  welche  in  der  nächsten  halben  Stunde  bei 
theil weise  zurückgekehrtem  Bewusstsein  sich  mehrmals 
wiederholten  und  erst  nach  Applikation  von  Eis  auf  den 
Kopf  ausblieben.  Zwei  Stunden  später  fand  M.  lebhaft 
gerothete  Gesichts-  und  Kopfhaut,  starke  episklerale  In- 
jektion, verengerte  Pupillen.  Puls  weich,  ungleich,  Fre- 
quenz 112;  Uerzstoss  schwach,  Herzdämpfung  verbrei- 
tert ,  Athemgeräusch  normal ,  Epigastrium  aufgetrieben, 
Milz  wesentlich  vergrössert,  Temp.  40.9^.  Dabei  be- 
standen dumpfer  Kopfschmerz,  Schlafneigung,  Gefühl  des 
Vornüberfjallens ,  Ohrensausen,  Lichtscheu,  vermehrte 
Speichelabsonderung  mit  Drang  zum  Schlucken,  „Stein- 
gefühl**  in  der  Herzgegend,  Schmerz  in  der  Tiefe  des 
Unterleibs  nebst  Volle,  Pelzig-  und  Steifsein  der  Beine, 
drückender  Schmerz  in  Nacken  und  Lendenwirbelsäule. 
Am  folgenden  Tage  Puls  90,  Temp.  38.7«,  relatives  Wohl- 
befinden, aber  unter  dem  rechten  Scapulawinkel  eine 
„3  Thaler  grosse  *"  Dämpfung  zu  constatiren ;  Urinentlee- 
mng  war  erst  sehr  spät  eingetreten. 

Nächstdem  wurden  aber  auch,  namentlich  bei 
Leuten,  die  ihre  Beschäftigung  hauptsächlich  in  Haus 
und  Hof  hatten,  leichte  fieberlose  Erkrankungen  be- 
obachtet, welche  sich  nur  dm'ch  Abgeschlagenheit, 
Schwere  im  Kopf,  Völle  in  der  Brust  und  im  Leib, 


Druckehipfindlichkelt  der  Leber,  Anorexie,  Träg- 
heit des  Darms  kundgaben. 

Der  Charakter  des  Fiebers  war  astheniEtch  mit 
Invasionsakme  (40.1 — 41^  im  Mastdarme),  mit  zu- 
weilen continuirllchem ,  meist  leicht  remittirendem 
Typus  durch  4 — 5  Tage  und  mit  kritischem  Abfall 
am  6.  Tage  auf  subnormale  Höhe  (37—36.4<^); 
mehrfach  stand  die  Temperatur  am  5.,  auch  4.,  in 
abortiven  Fällen  schon  am  2.  Tage  der  hochnormalen 
nahe  (38. 7^).  Charakteristisch  war  vom  Beginn  der 
Erkrankung  an  die  akute  Herz-  und  Lungen-Insuffi- 
cienz,  für  die  schweren  Fälle  drohende  Hersparalyse 
u.  Lungenödem ;  hier  war  von  Anfang  an  nachweis- 
bare Verbreiterung  der  Herzdämpfung,  schwacher 
Herzstoss,  elender,  schneller,  ungleicher,  leerer, 
weicher,  niederwelliger  Radialpuls,  Störung  des  Ver- 
hältnisses zwischen  Puls  u.  Respiration  (statt  1 : 4.5 
nur  1 :  3.4,  selbst  1 : 1.8),  sowie  blassgraue,  selbst 
livide  Färbung  des  Gesichts  zu  beobachten.  In  90^/i 
der  fieberhaften  Fälle  (namentlich  aus  der  Epidemie 
von  1880)  war  eine  umschriebene  Dämpfung  links 
hinten  unten,  selten  rechts,  nur  einmal  bilateral 
vom  2.,  längstens  vom  3.  Tage  ab  zu  constatiren ; 
dieselbe  verschwand  aber  binnen  2,  längstens  3  Tagen^ 
in  einem  Falle  schon  nach  24  Std.  wieder.  Ob  diese 
circumscripten  Dämpfungen,  denen  nur  spärliche, 
mittelgross  blasige  Rhonchi  u.  meist  nur  hauchendes 
Bronchial-  oder  unbestimmtes  Athmen  entsprachen, 
auf  eine  neben  passiver  Hyperämie  bestehende  Pneu- 
monie oder  auf  Hyperämie  mit  Oedem,  oder  auf 
einen  Infarkt  (in  2  Fällen  wurde  blutiges  Sputum 
bemerkt)  zurückzuführen  sind,  ist  bei  den  spärlichen 
über  dergl.  Fälle  vorliegenden  Sektionsbefunden 
nicht  mit  Sicherheit  zu  entscheiden.  M.  erinneii 
nur  an  das  analoge  Vorkommen  von  circumscripten 
ein-  oder  doppelseitigen  Dämpfungen  in  den  Lungen 
bei  traumat.  Affektionen  des  Gehirns. 

Ausser  dieser  umschriebenen,  ohne  subjektive 
Symptome ,  ohne  Husten  und  Expektoration  verlaa- 
fenden  Lungenverdichtung  wurde  mehrmals  massig 
ausgedehnte  grobe  Bronchitis,  einmal  auch  ein  damit 
verbundener  krampfhafter  Laryngealhusten  (bei  einer 
Schwängern,  bei  welcher  in  Folge  dessen  Frühgebart 
und  Phlebothrombose  erfolgte)  beobachtet.  Als 
Affektionen  des  Verdauungssystems  waren  während 
der  ersten  beiden  Tage  bei  feuchter  Zunge  Anorexie, 
jedoch  ohne  Uebelkeiten,  ein  lästiges,  gussweises  Zu- 
sammenlaufen von  Speichel  mit  vermehrter  Schluck- 
und  Eaubewegung ,  meist  Stuhlverstopfung  mit  ein- 
gezogenem Epigastrium  und  leicht  aufgetriebenem 
Bauch  (1880  Magenektasie  mit  weichem,  nicht  auf- 
getriebenem Mesogastrium)  wahi'zunehmen.  Die 
Milz  war  1878  kaum  merkbar,  1880  dagegen  oon- 
stant,  in  manchen  Fällen  sogar  sehr  bedeutend  ge- 
schwollen ,  die  Abschwellung  meist  am  5.  Tage  bis 
zur  Hälfte  erfolgt.  Die  Leber,  nie  vergrössert,  war 
in  einzelnen  Fällen  gegen  Druck  etwas  empfindlich, 
Ikterus  nur  einmal  angedeutet.  Auf  dem  Gebiete 
des  Nervensystems  traten ,  wie  schon  erwähnt ,  in 
der  Epidemie  von  1873  mehr  die  Erscheinungen  d« 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


29 


Initation,  in  der  von  1880  die  der  Depression  in 
deo  Vordergrund ;  die  Schmerzen  in  der  Tiefe  des 
Leibes  waren  nicht  neuralgischer  Natur,  wohl  mehr 
durch  den  llllztumor  bedingt ;  sonstige  Sensibilitäts- 
stornngen  wurden  nicht  beobachtet,  epileptische 
KiSmpfe  nur  in  dem  einen  Falle  i'eiuer  Insolation 
(s.  oben) ;  Hallncinationen,  Gesichtstäuschungen  mit 
Verfolgungswahn  —  dem  Potatorium  ähnlich  —  bei 
äoem  70jähr.  Gärtner  wahrgenommen.  Die  Pu- 
pilen  waren  träge,  1873  eng,  1880  mittelweit; 
lugesprochen  fluxionare  Himhyperämie  kam  1873 
4oiil,  1880  nur  Imal,  Ptosis  1873  je  Imal  mit 
Strabismus  and  Convexitäts-Meningitis  zur  Beobach- 
tang.  Von  den  Sekretionen  war  die  des  Speichels 
aemlich  constant  vermehrt.  Der  Urin  war  vermin- 
dert, strohgelb  bis  gelbroth ,  nie  blutig ,  gegen  die 
Krise  hin  sedimentirend,  schwach  eiweisshaltig.  Die 
illgemeinen  Decken,  anfänglich  trocken,  zeigten  vom 
3.  bis  5.  Tage  vom  und  seitlich  am  Thorax  ein 
DuealopapuIdBes,  spärliches,  zerstreutes,  knpfer- 
rothes  Exanthem,  1880  an  den  Beinen  und  in  der 
Lendengegend  einigemal  grössere  Ekchymosen,  ein- 
ml  Erythem  beider  Untei'schenkel ;  gegen  die  Krise 
Im  wurde  die  Haut,  feucht ,  paiiiieller  Schweiss  war 
«  nachweisbar. 

Die  Prognose  war  in  beiden  Epidemien  eine 
gute;  es  kam,  wie  erwähnt,  nur  ein  Todesfall  (1873) 
Tor.  Naehhrankheiten  wurden  im  Allgemeinen  nicht 
beobachtet;  nur  in  einem  Falle  erfolgte  ein  Recidiv, 
io  einem  andern  wurde  2  Mon.  lang  Heraklopfen  bei 
relativer  Insufficienz  des  Herzens  bemerkt.  Die 
Klagen  Aber  länger  andauernde  Ermüdung  währten 
1873  wesentlich  länger  als  1880 ;  die  Milz  kehrte 
io  allen  Fällen  zur  Norm  zurück. 

Bei  der  Behandlung  waren  neben  den  allgemein 
bygiemischen  Ifaassnahmen  vorzüglich  zwei  Indika- 
tionen in's  Auge  zu  fassen :  Herabsetzung  der  Körper- 
wfeme  und  Bekämpfung  der  Herzschwäche,  resp. 
^  drohenden  Herzlähmung.  Der  ersten  dieser 
Indikationen  wurde  hauptsächlich  durch  die  bekann- 
ten bydrotherap.  Proceduren  entsprochen;  wieder- 
holt wurden  auch  Eingiessungen  nach  He  gar  (je 
1  Liter  von  18— 2  2«  C.)  zu  dem  doppelten  Zwecke 
fe  Abkühlung  und  Ausleerung  applicirt.  Subcutane 
Chinin  •  Injektionen  (Chinin,  muriat.  amoiph.  1:5, 
tief  in's  Unterhantzellgewebe  gespritzt)  kamen  nur 
UBoahmsweise  zur  Verwendung.  Der  2.  Indikation 
wwde  durch  Darreichung  von  Rothwein  und  Cognac, 
ööPch  subcutane  Kampher-Injektionen  (Ol.  Camph. 
1-7),  sowie  durch  innerliche  Verabreichung  von 
Chiniii.  sulphur.  (2mal  täglich  6  Ctgrmm.)  ent- 
sprochen. Nebenbei  wurden  zur  Kräftigung  der 
öAaswand  kleinere  Dosen  Ergotin,  zur  Erhöhung 
^Ä  Blutdrucks  Natron  benzoicum  wiederholt  ange- 
wendet. Abführmittel  wurden  selten  —  öfter 
1873  —  nöthig;  Diarrhöe  wurde  mit  Wismuth, 
te  stinkender  Beschaffenheit  mit  Natr.  benzoic.  c. 
Tiwt.  OpS,  Liqn.  Ferri  sesquichlor.,  Zinc.  sulphur. 
^*taipft.  Narkotika  waren  nie  nöthig;  gegen 
^^*i^gie  wurde  Wismuth  verordnet.  Blutentziehun- 


gen kamen  1873  4mal  lokal,  1880  nie  zur  An- 
wendung; M.  theilt  liierbei  die  Ansicht  von  Jür- 
gensen,  dass  hier  zur  dringenden  Entlastung  des 
rechten  Herzens  bei  dessen  passiver  Ueberladung 
selbst  eine  vorsichtige  Venäsektion  am  Platze  sein 
könne. 

Zur  Prophylaxe  empfiehlt  M.  Behebung  der  zu 
solchen  Zeiten  habituellen  Obstipation ,  Flussbäder, 
früh  und  Abends  kalte  Waschungen,  vor  Allem  auch 
Abkühlung  und  Lüftung  der  Schlafräume  bei  Tag 
und  Nacht,  sowie  Vermeidung  von  Nachtschwärmerei 
und  Excessen.  Bei  der  Arbeit  soll  auf  passende 
Kleidung  (Hosen  von  Zwillich),  auf  Arbeitspausen, 
auf  Herstellung  künstlicher  Schattenräume  unter 
einem  Linnen-  oder  Strohmattendache,  auf  zeitweilige 
Benetzung  des  Kopfes  gesehen  werden.  Als  bestes 
Gennssmittel  während  der  Arbeit  empfiehlt  M.  Milch 
(sowohl  saure  als  süsse ,  auch  Buttermilch) ,  sowie 
Kaffeewasser ;  Bier  soll  lieber  zu  Hause  getrunken 
werden. 

Dr.  D.  H.  Cullimore  (Philad.  med.  and  surg. 
Reporter  XLIV.  25 ;  June  18.  1881)  tritt  der  in 
Indien  allgemein  geltenden  Ansicht ,  dass  Fälle  von 
Hitzschlag  oder  Sonnenstich  stets  mittels  Kälte, 
namentlich  kalten  Bädern  zu  behandeln  seien ,  inso- 
fern entgegen,  als  er  eine  Gattung  dieser  Erkrauknngs- 
form  schildert,  welche  Kältebehandlung  durchaus 
nicht  verträgt.  Meistens  werden  von  dieser  Form 
noch  wenig  akklimatisirte  Personen  betroffen,  deren 
Dienst  dieselben  gi'osser,  langdauernder  Hitze  bei 
körperlicher  Uebermüdung  und  meist  sehr  unzurei- 
chenden Wohnungsverhältnissen  aussetzt ;  sie  leiden 
nebenbei  meist  an  MalariaanföUen ,  Lebercongestion 
und  Dysenterie.  Nach  einem  Prodromalstadium 
grosser  Reizbarkeit,  Verdriesslichkeit  und  Ueber- 
müdung tritt  nach  1 — 2  Tagen  Trockenheit  und 
Hitze  der  Haut,  Kopfschmerz,  Lichtscheu,  Schlaf- 
losigkeit ein,  das  Gesicht  ist  hochgeröthet.  Dazu 
kommen  Delirien ,  Muskelkrämpfe ,  die  Temperatur 
steigt  auf  106  — 107»  F.  [41.1 —  41.60  C],  die 
Pupillen  sind  contrahirt,  oft  zeigen  sich  auch  Schmer- 
zen in  der  Lebergegend  und  gelbe  Fäi'bung  der  Con- 
junctiva.  C.  verordnet  in  solchen  Fällen  ein  war- 
mes Bad ,  was  unter  Umständen  zu  wiederholen  ist, 
kalte  Duschen  auf  den  Kopf  und  die  Unterbnngung 
in  einen  kühlen,  dunkeln  Raum ;  daneben  28tündlich 
Aconit  und  Belladonna ,  in  einzelnen  Fällen  Brom- 
kalium oder  auch  Chlorammonium,  Chinin  haupt- 
sächlich bei  Malai'iacomplikation.  Unter  solcher  Be- 
handlung erfolgt  bald  reichliche  Transspiration,  wenn 
auch  nicht  immer  gleich  Temperaturabnahme ,  und 
in  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  Fälle  baldige 
Genesung.  Da  jedoch  bei  der  genannten  Klasse  von 
Pat.  Rückfälle  nicht  ausgeschlossen  sind ,  so  ist  den- 
selben Rückkehr  nach  Europa  oder  doch  zeitweiliger 
Aufenthalt  daselbst  zu  empfehlen. 

Aus  einem  —  nach  den  bei  uns  geltenden  An- 
sichten in  einem  vollständig  unzulässigen  Stile  ver- 
fassten  —  Aufsatze  von  Halsey  Wood  (Michigan 


30 


IV.     Pathologie,  Therapie  11.  medicinische  Klinik. 


med.  News  May  25.  1881)  heben  wir  nur  hervor, 
daas  W.  den  Sonnenstich  als  eine  Ganglienasthenie, 
analog  dem  Typhus,  betrachtet  und  demnach  alle 
hydrotherapeutischen  Maassnahmen  verwirft.  Als 
das  einzige  wirksame  Mittel  bezeichnet  er  das  Brom- 
ammonium ,  welches  —  in  nicht  angegebener  Dosis 
—  auf  der  Höhe  der  Anfälle  aller  5  Min. ,  später  in 
längern  Zwischenzeiten  zu  verabreichen  ist. 

M'Clausland  (Brit.  med.  Jonrn.  Jnly  23. 
p.  123.  1881)  theilt  ans  dem  Middlesex  Hospital  4 
Fälle  von  schwerer  Gehirnstörung  durch  die  im  Juli 
1881  herrschende  ungewöhnlich  grosse  Illtze  mit. 

Die  beiden  ersten  Fälle  betreffen  Sonnenstich  durch 
Aufenthalt  in  der  strahlenden  Sonnenhitze  erzeufi^.  Tem- 
perator und  Palsfreqnenz  überstiegen  in  beiden  Fällen 
die  Norm  nicht ,  im  2.  Falle  delirirte  der  Kr.  heftig ;  im 
ersten  war  der  Kr.  bei  der  Aufnahme  somnolent,  ant- 
wortete aber  auf  Fragen ,  erst  später  trat  Bewusstlosig- 
keit  ein.  Als  Anfangssymptom  bezeichnete  dieser  Kr. 
das  plötzlich  auftretende  Gefühl  von  schwerem  Druck  auf 
den  Kopf,  er  konnte  nicht  stehen  und  die  Druckkraft  der 
linken  Hand  war  etwas  herabgesetzt.  Beide  Kr.  waren 
nach  2  Tagen  in  der  Reconvalescenz  begriffen. 

Im  3.  Falle  handelte  es  sich  um  äusserst  heftige  und 
häufige  Anfalle  (10  in  5  Stunden)  bei  einem  Epileptischen, 
ebenfalls  nach  Aufenthalt  in  strahlender  Sonnenhitze  auf- 
getreten. 

Im  4.  Falle  war  bei  einem  70  J.  alten  Manne  nach 
Arbeiten  in  der  Sonnenhitze  am  15.  Juli  [seit  110  Jahren 
der  heisseste  Tag  in  London,  mit  einer  Temperatur 
von  97.50F.  =»  36.40c.  im  Schatten]  Kopfschmerz  und 
Schwindel  mit  leichter  Hemiplegie  aufgetreten. 

Ausserdem  sind  hei  den  Uehungen  im  Lager  von 
Alter shoot  mehrere  Fälle  von  Hitzschlag  vorgekom- 
men ,  welche  grosses  Aufsehen  eiTegt  haben ,  über 
welche  jedoch  eine  genauere  Mittbeilung  noch  nicht 
vorliegt.  (Krug.) 

314.  Erkrankungen  der  Haare  und  des 
Haarbodens. 

Alopecia  areata, 

Graham  (Cannda  Joum.  of  med.  Science  1881. 
V.  p.  138.  —  Arch.  of  Dermatol.  1881.  VH.  p.  215) 
theilt  einen  Fall  von  Alopecia  areata  bei  einer  Frau 
mit ,  in  welchem  nicht  allein  das  Haar  des  Kopfes, 
sondern  auch  des  ganzen  übrigen  Kolliers  ausfiel. 
Die  Erkrankung  begann  3  Jahre  zuvor,  während  die 
Pat.  ein  Kind  nähi'te ,  und  es  stellte  sich  während 
einer  darauf  folgenden  Schwangerschaft  wieder  ein 
normaler  Haarwuchs  ein.  Die  Haare  waren  dunk- 
ler als  zuvor,  erreichten  eine  Länge  von  1.5 — 2  Zoll 
und  begannen  bis  zur  Zeit  der  Beobachtung  von 
Neuem  auszufallen.  Die  Nägel  wuchsen  langsam 
und  waren  gefurcht. 

Dr.  H.  Schultzo  (Die  T/ieorien  über  die 
Area  Celsi:  Virchow's  Arch.  LXXX.p.  193. 1880) 
giebt  in  einer  sehr  ausführlichen  Arbeit  unter  Be- 
nutzung des  gesammten  bisher  vorliegenden  litei*a- 
rischen  Materials  und  auf  Grund  eigner  Untersuchun- 
gen eine  kritische  Daratellung  des  Haarwechsels  beim 
Menschen,  und  betrachtet  von  diesem  Gesichtspunkte 
aus  die  bei  der  Alopecia  areata  vorkommenden 
krankhaften  Veränderungen   der  Haare   und  ihres 


Bodens.  Im  zweiten  Theile  seiner  Arbeit  beschäf- 
tigt sich  Seh.,  welcher  selber  seit  17  Jahren  an 
dieser  Erkrankung  leidet ,  mit  den  klinischen  Sym- 
ptomen derselben,  wie  er  sie  an  sich  beobachtet  hat. 
Während  des  ersten  Auftretens  der  AfTektion  war 
heftiger  Kopfschmerz  vorhanden,  der  aach  in  spätem 
Jahren  bei  nur  halbseitiger  Erkrankung  sich  auf  die 
betreffende  Kopfhälfte  beschränkte.  Später  traten 
Parästhesien  auf,  sowie  Jucken,  Empfindang  eines 
erhöhten  Wärmegeftthls  und  Prickeln  als  Vorboten 
des  Haarausfalls  an  den  Stellen  desselben. 

Weiterhin  unterzieht  Seh.  die  trophonenrottscbe 
Theorie  der  Alop.  areata,  sowie  die  „Pilztheorie^'  [!] 
einer  kritischen  Betrachtnng  und  kommt,  da  er  Pilse 
auch  nach  der  von  Eichhorst  (Jahrbb.  CLXXXV. 
p.  33)  angegebenen  Methode  nicht  gefunden  hat, 
zu  dem  Schlüsse,  dass  die  letztere  weder  in  dem 
anatomischen  Befunde,  noch  in  dem  klinischen  Ver- 
laufe der  Erkrankung  eine  Stütze  findet ,  während 
er  andererseits  zwei  neue  Beobachtungen  mittheilt, 
welche  fllr  den  nervösen  Ursprung  derselben  spre- 
chen. 

Eine  62Jähr.  Frau  wurde  10  Jahre  zuvor  von  eiDem 
schweren  Gegenstande  auf  den  Kopf  getroffen  und  bekJim 
nach  2monatl.  Krankenlager  zugleich  mit  einer  profusen 
Eitorausleerung  aus  Nase  und  Augo  eine  Lähmung  der 
rechten  Gesichtshälfte,  sowie  der  linken  Ober-  nnd  Unter- 
extremität,  die  nach  Ijähr.  Bestände  zurückging.  Zn- 
gleich  mit  dem  Beginn  der  Lähmung  begann  ein  rasch 
znnehmender  Ilaarausfall  in  der  rechten  Temporo-Frontal« 
Gegend.  Zur  Zeit  der  Untersuchung  war  diese  Stelle, 
deren  grosster  Durohmesser  8  Ctmtr.  betrag,  von  Lanugo 
bedeckt ,  welche  mehrmals  den  Cyklus  des  Haarwechsels 
durchgemacht  hatte.  Daneben  bestand  noch  fort  Läh- 
mung des  rechten  Facialis ,  Atrophie  des  rechten  Bulbns, 
der  nach  innen  und  oben  gerichtet  war ,  vascularisirtes 
Lenkom,  Paralyse  des  untern  Augenlids,  Anästhesie  der- 
selben Seite,  sowie  halbseitige  Atrophie  sämmtUoher 
Weichtheile  des  Gesichts.  Trotz  der  Anästhesie  waren 
während  des  Haaransfalles  mehrfache  Schmerzanfalle  an 
der  betreffenden  Stelle  der  Kopfhaut  vorhanden. 

Der  2.  Fall  betraf  einen  7Jähr.  Knaben  mit  Naevtis 
nerveus ,  der  im  Verlaufe  einer  grossen  Anzahl  spinaler 
und  cerebraler  Nerven  Hauthypertrophien  in  Gestalt 
papillomatös-verruköser  Exkrescenzen  zeigte.  Es  fanden 
sich  gleichzeitig  „Area -Celsi -ähnliche  Flecke  in  ausge- 
dehnter Verbreitung  auf  dem  rechten  wie  linken  Seiten- 
wandbeine,  auf  den  obern  Partien  der  Hinterhanptscbuppe, 
an  beiden  obern  Partien  der  Schläfenbeine  und  streifen- 
förmige auf  einzelnen  Partien  des  Stirnbeins.  **'  Alle  Stel- 
len waren  mit  Lanugo  bedeckt  nnd  „nicht  so  scharf  kreis- 
förmig umschrieben  wie  bei  Area  Celsi**,  sie  hielten  sich 
dagegen  genau  an  den  Verlauf  der  NN.  snpraorbitales 
(vom  I.Ast  desQuintus),  occipitalis  magnus  und  aurieulo- 
temporalls. 

Die  von  Buch ner  (Jahrbh.  CLXXXV.  p.  32) 
gegen  die  trophoneurotüche  Auffassung  der  Er* 
krankung  erhobenen  Bedenken  weist  Soh.  ans 
physiologischen  Gründen  zurück.  Wiewohl  die  auch 
von  ihm  gefundenen  senilen  Vei*änderungen  des  Haar- 
balges eine  Erklärung  für  den  Haarausfall  abgeben, 
so  kann  er  eine  primäre  Veränderung  der  Cutis,  wie 
sieMichelson  annimmt,  wegen  des  raschen  Wie* 
dereraatzes  der  Haare  doch  nicht  anerkennen. 

M  i  c  h  e  l  s  o  n ,  der  in  seiner  klassischen  Arbeit . 
(Ueber  Herpes  tonsurans  und  Area  Celsi:  Samml. 


IV.     Pathologie,  Therapie  n,  mediciniflche  Klinik. 


31 


küD.  Vortr.  von  Volkrnann,  Nr.  120)  die  neurotische 
Katar  der  Erkrankung  widerlegt  hat  und  den  Haar- 
ausfall aof  eine   primäre   Erkrankung   des  Haut- 
gewebes zorflekführt,  sucht  in  einer  neuern  Arbeit 
{Zur  Diskußgion  über  die  Aeliologie  der  Area  Celd: 
Viitbow's  Arch.  LXXX.  p.  296.  1880)  die  Ansich- 
teoßachner's  nndEichhorst's  von  dem  para- 
sitilreD  Ursprung  der  Erkrankung   zu   widerlegen, 
yem  er  in  Bezug  auf  die  altem  Mittheilungen  über 
h&  Vorkommen  von  Pilzen  bei  der  Area  Celsi  auf 
die  kritische  Widerlegung  von  P  i  n  c  u  s  (Deutsche 
Künik  Bd.  21)  verweist,  wendet  er  sich  ansschliess- 
üeh  gegen  Malassez  (Arch.  de  Physiol.  norm,  et 
pithoi.  1874) ,    Büchner  und  Eichhorst  und 
vdst  darauf  hin  j  dass  die  von  diesen  Autoren  be- 
sdiriebeoen  Pilze  sowohl  unter  sich  verschieden  sind, 
alü  aach  von   dem   ursprünglichen  Gruby 'sehen 
Mierosporon  Auduini  abweichen.    Während  der  Pilz 
des  letztem  Autors  in  der  Substanz  des  Haares  wur- 
zelt DDd  dasselbe  von  der  Mündung  bis  zu  3 — 4 
Mmlr.  aufwärts  wie  eine  Scheide  umgiebt,  im  Uebri- 
geo  ausMycelien  und  Sporen  besteht,  haben  Ma- 
Iissez  und  Eichhorst  nur  Sporen  nachweisen 
kifoBen,  und  zwar  giebt  Jener  die  oberflächlichen 
Schichten  der  Haut,  Dieser  die  obern  Drittel  der 
Follikel  als  den  Sitz  derselben  an;  Buchner 's  Pilz 
eidlich  ist  ein  Schizomyceton ,  der  sich  nach  N  a  e  - 
geli  „auf  der  äussem  Haut  schon  wegen  Mangel 
tD  hinreichender  Feuchtigkeit  nicht  ansiedeln  und 
vermehren    kann.''      Gegen    Eichhorst    macht 
Miehelson  geltend,  dass  der  von  ihm  gefundene 
Pilz  sehen  wegen  seiner  Lokalisation  nicht  als  die 
üiBißhe  der  Erkrankung  gelten  könne ,  und  dass  es 
ulUIend  sei  ^  dass  der  Pilz  bei  seiner  räumlichen 
Ausdehnung  eine  Compression  des  Haares  an   der 
betreffenden  Stelle  herbeiführe,  ohne  in  die  benach- 
btrten  Gewebe  hinelnzuwuchern.    Miehelson  be- 
tnu^tet  ihn  daher  nur  als  einen  zufälligen  Befund, 
^i^sxi  wie  die  lokale  Verschmälemng  des  Haares, 
welche  man  auch  anderweitig  antreffe  und  von  ihm 
b^its  früher  beschrieben  sei.     Als  klinische  Mo- 
nate ,  welche  gegen  die  parasitäre  Auffassung  des 
I^dens  sprechen,  werden  angeführt  die  Kopfschmer- 
zen im  Initialstadium  desselben,  die  Blässe  und  Ver- 
lang der  erkrankten  Haut,  sowie  der  Umstand, 
bss  weder  Jucken  noch  irgend  welche  Lokalerup- 
(MmeD  angetroffen  werden ,  dass  die  jüngst  erkrank- 
ten Stellen  sich  von  den  altern  in  ihrem  Aussehen 
licht  unterscheiden,  sowie  endlich,  dass  eine  experi- 
BKntelle  Uebertragung   der  Affektion  nirgends  be- 
achtet wird, 

Allan  Jamieson  (Edinb.  med.  Journ.  XXIV. 
P.  835.  [Nr.  258.]  March  1879)  schnitt  bei  einem 
^st,  der,  abgesehen  von  Areaflecken  im  Schnurr- 
OBd  Backenbart,  umschriebene  Stellen  hellgefärbter 
^e  hatte,  ein  Hautstück  zur  mikroskopischen 
Dntersoehung  aus ,  konnte  jedoch  eben  so  wenig  an 
^  DrOsen  und  Haarbälgen ,  wie  am  Corium  und 
^  Unterhautgewebe  irgend  eine  krankhafte  Ver- 
bdenmg  finden.     Namentlich  Hess  sich  bei   einer 


*  

sorgfältigen  Untei*suchung  der  Haare  keine  Spur 
eiues  Pilzes  nachweisen.  Die  Haare  Hessen  sich 
leicht  ausziehen  und  nahmen  das  untere  Drittel  der 
Innern  Wui'zelscheide  mit  sich.  Im  Gegensatz  zu  ' 
Rindfleisch  fand  er  nur  eine  geringe  Spur  einer 
Fettdegeneration.  Er  fand  auf  den  abgeschabten 
Schuppen  eine  geriuge  Anzahl  von  Sporen  ohne 
irgend  welche  Bedeutung  und  schreibt  der  Erkran- 
kung einen  trophoneurotischen  Charakter  zu. 

a)  J.  B.  Lace ,  Recherche»  sur  un  cos  cwrieux  äalo- 
pede;  Th^se  de  Par.  Nr.  579.  1879. 

b>  Walter  G.  Smith,  A  rare  nodose  condUion  of 
the  hair;  Brit.  med.  Jonro.  Aug.  23.  p.  291.  1879. 

Die  Beobachtung  von  Luce  betrifft  ein  8 7a  J- 
altes  Mädchen,  welches  nach  Angabe  der  Mutter 
mit  vollkommen  kahlem  Kopfe  zur  Welt  gekommen 
war.  Im  G.  Lebensmonat  hatte  sich  eine  Anzahl 
über  den  Kopf  verbreiteter  kleiner  Erhabenheiten 
gezeigt.  Im  6.  Lebensjahre  hatte  ein  spärlicher 
Haarwuchs  begonnen  und  es  waren  seit  dieser  Zeit 
Epilationen  in  vierwöchentlichen  Zwischenzeiten  vor- 
genommen worden. 

Als  L.  das  Mädchen  zum  erstenmale  sah,  constatirte 
er  neben  einer  ziemliehen  Menge  von  Wollhaaren  eine 
sehr  geringe  Anzahl  schwarz-grauer  Ilaare  von  normaler 
Stärke  und  einer  Länge  von  1  Vs  Ctmtr. ,  von  denen  ein- 
zelne zu  zweien  oder  dreien  in  einem  Follikel  steckten. 
Die  sonst  normal  gefärbte  Kopfhaut  war  glänzend  «nd 
frei  von  Schuppen,  zeigte  aber  derbe  konische  Erhaben- 
heiten von  normaler  Hautfarbe  mit  einem  centralen 
schwarzen  Pnnkte.  Am  zahlreichsten  waren  sie  an  den 
haarlosen  Stellen ,  an  der  Haargronze  im  Nacken ,  spär- 
licher auf  dem  Scheitel  und  den  Parietalhöckern ,  sonst 
aber  gleichmässig  in  der  Weise  vertheilt,  dass  ihre 
Anzahl  der  der  Haare  u.  Wollhaare  ungefähr  gleichkam. 
Lüftete  man  unter  einer  7 fachen  Lupenvergrosserung 
mit  einer  Nadel  die  oberflächliche  Lage  dieser  Knötchen, 
so  sah  man  unter  derselben  eine  schwarze  Masse,  die 
sich  bei  einer  noch  starkem  Lupenvergrosserung  in  kleine 
schwarze  Punkte  auflöste,  sich  mit  der  Nadel  heraus- 
heben und  als  zusammengerollte  Haare  erkennen  Hess. 
Qanz  dieselben  Erhabenheiten  mit  zusammengerollten 
Haaren  im  Innern  zeigten  sich  auch  an  mehreren  mit 
Lanugo  bedeckten  Körpertheilen. 

Die  Cilien  und  Augenbrauen  waren  normal. 

Unter  Anwendung  von  Glycerin ,  Eataplasmen  und 
einer  Einreibung  aus  Balsam.  Fioravanti,  Tinct.  Pyrethri, 
Tinet.  Capsici  annui  ana  100.0,  Liq.  Ammon.  6.0  trat  eine 
Abnahme  der  Knötchen  ein  und  die  hervortretenden 
Haare  erreichten  eine  Lange  von  4  Centimetem. 

Die  von  der  Kopfhaut  entfernten  Knötchen  zeig- 
ten unter  dem  Mikroskop  in  ihrem  Innern  Haare, 
die  in  regelmässiger  Abwechselung  dünne  und 
spindelförmig  aufgetriebene  Strecken  aufwiesen  und 
je  nach  Verhältniss  des  vorhandenen  Raumes  ent- 
weder gerade  gestreckt  oder  in  der  Welse  gewunden 
waren  y  dass  die  dünnen  Partien  die  Umbiegungs- 
stellen  bildeten.  Daneben  fanden  sich  viele  Bruch- 
stficke,  welche  aus  den  spindelförmigen  Stücken  be- 
standen und  zuweilen  noch  mit  einem  Stück  der 
intermediären  Strecke  versehen  waren.  Die  auf 
diese  Weise  aufgerollten  Haare  wurden  von  epider- 
midalen  Massen  der  innern  Wurzelscheiden  fest  um- 
schlossen,  Hessen  sich  jedoch  mit  der  Nadel  von 
denselben  befreien  und  entfalten.    Bei  der  Mehrzahl 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  Klinilc. 


33 

der  Ilaare  er^b  sich  ein  Fehlen  dca  Bulbus ,  sowie 
der  Medullaranbatanz,  bei  einzelnen  war  die  letztere 
hell  nnd  nur  stellenweise  vorhanden ,  und  die  Corti- 
kalanbstanz  von  Luftblasen  u.  Bchwacli  lichtbrechen- 
den  Körnchen  erfIlUt;  das  untere  Haarende  wurde 
von  der  Caticula  bedeckt,  die  sich  auch  noch  weiter 
hinauf  eretreckte  nnd  nach  Einwirkung  starker  Al- 
kalien deutlich  zur  Erscheinung  kam. 

Während  die  Anschwellungen  die  normale  Con- 
aistenz  der  Haare  besasaen,  waren  die  dünnen  inter- 
mediären Strecken  nocli  weit  bröchiger,  als  man  selbst 
mit  Rücksicht  auf  ihre  DUnnheit  annehmen  konnte. 
Sie  zeigten  ein  streifiges  GefUge  in  der  Art,  daas  die 
Streifen  von  der  Achse  ausgingen  und  wie  der  Bart 
einer  Feder  sich  schräg  nach  der  Peripherie  erstreck- 
ten (s.d.  Figur).  Die  der  Anschwellung  zunächst  lie- 
genden Streifen  von  oberhalb  u.  nnterlialb  der  letztem 
vereinigten  sich  und  bildeten  so  eine  Corükalsubstanz 
derselben,  während  der  Binnenranm  aus  anschei- 
nend normaler,  aber  mit  zalilreichen  lufthaltigen 
Lücken  versehener  Haarsubstanz  nnd  an  den  spitzen 
Enden  aus  einer  granulirten  Masse  bestand.  Pilze 
worden  nicht  gefunden. 


Die  am  Rumpf  vorhandenen  Knötchen  waren 
durch  den  Verschluss  von  Follikeln  entstanden ,  in 
denen  sich  sonst  normale ,  aber  aufgerollt«  Lanugo- 
haare  befanden. 

L.  führt  das  Aufrollen  der  Haare  innerhalb  der 
Follikel  auf  einen  mechanischen  Verschluss  der- 
selben zurtick,  die  intermediären  Verdünnungen  des 
Haarschaftes  dagegen  betrachtet  er  als  eine  durch 
Nerveneinflass  bedingte  formative  Stämng. 

Die  von  Smith  beschriebene  Affektion  ist  der 
eben  erwähnten  ganz  analog,  nur  dass  die  Haare 
nicht  innerhalb  der  Follikel  stecken  blieben,  sondern 
frei  ans  denselben  hervortraten.  Es  handelte  sich 
hier  um  an  19jähr.  ganz  gesundes  Mädchen ,  wel- 
ches in  der  frühesten  Jugend  an  Herpes  tonsurans 
gelitten,  später  aber  einen  gesanden  bis  zu  den 
Schultern  reichenden  Haarwuchs  hatte. 

Zur  Zeit  der  Beobachtung  war  dersdbe  gleich- 
massig,  sehr  dünn,  ohne  dass  jedoch  irgend  eine 
Stelle  vollkommen  kahl  gefunden  wurde.  Die  läng- 
sten Haare  maassen  5  Zoll ,  sie  lieasen  sich  überall 
leicht  und  ohne  Schmerzen  ausziehen  und  waren  an 
ihren  freien  Enden  spitzwinkelig  geknickt.  Eine 
grosse  Anzahl  von  Follikeln  trat  namentlich  im 
Nacken  als  blasse  oder  röthliche  Endtchen  hen'or. 

Die  Haare  selber  waren  hart  o.  gleichmäasig  dnnkel. 
Sie  lelgten  sich  bei  einer  genaaeien  Betraohtnng  mebr- 
tach  gelir&mrot  nnd  in  ihrer  ganzen  lAnge  mit  regei- 
niSsaigen  spindelßrmlgen  VerdicIinnKeD  versehen ,  die 
gliMi  an  der  MQndung  des  Follikels  begannen  und  Je 


nacb  der  Länge  des  Haares  in  ihrer  Zahl  zwischen  6  nid 
36  varilrten.  Die  Knoten ,  von  denen  Jeder  dem  Wachs- 
thiim  des  Ilaares  nährend  zweier  Tage  zu  entsprechen 
Biihien,  waren  entweder  glclclimässig  dnnkel  gefürbl  oder 
in  ihrem  anteron  Abschnitte  blaas ,  In  ihrem  oberen  da- 
gegen dnnkel ,  and  wenn  ein  Haar  abbrach  ,  was  regel- 
mässig nur  Ewischen  zwei  Knoten  geschah ,  so  erschien 
der  Stumpf  wie  mit  einem  Koopfe  verseben.  Die  Augen- 
branen  nnd  Cilien ,  sowie  die  Ilasre  in  den  AchBClhBhlen 
und  In  der  Regio  pnbis  waren  normal,  nnr  wnrde  am  leti- 
teren  Orte  ein  einstiges  mit  drei  Knoten  versehenes  Hatr 
gpfnnden. 

Unter  dem  Mikroskop  konnte  an  den  knotigen  Auf- 
trcibimgen  kaum  eine  Spur  des  dachziegel förmigen  Epi- 
thel gefnnden  werden,  welches  an  den  intemodalütn 
Partien  gleichwohl  deutlieh  hervortrat.  Bnanea  Pigment 
war  ausserhalb  der  Achse  dos  Haares  in  sträfenfürmiger 
Anordnung  vorlian den,  jedoch  massenhafter  in  den  Knoten 
als  an  den  andern  Stellen ,  so  diss  das  Haar  dem  nnb«- 
wafßietea  Auge  ein  scheckiges  Anssehon  darbot.  An 
manchen  Präparaten  war  braunes  Pigment  in  dichten 
Hänfen  in  der  Achse  der  Knoten,  dagegen  gar  nicht  in 
den  intermediären  Strecken  vorlianden.  Einzelne  Baare 
zeigten  longitndinale  Riaeo,  andere  Querrisse  der  Rinden- 
Bubstanz,  so  dass  sie  an  den  Stellen  ihrer  Eiulcnicknng  du 
Bild  einer  Bürate  darboten.  Pilze  wurden  nirgende  ge- 
funden. 

Sm.,  der  noch  einen  analogen  vonLiveing 
beobachteten  Fall  raittheilt,  hebt  hervor,  dass  die« 
Affektion  sich  von  der  sogen.  Trichorrhexis  nodon 
da(hirch  unterscheidet,  dass  hier  im  Gegensatz  zn 
der  letztern  nur  eine  geringe  Neigung  der  Cuticnla 
znm  Bersten  und  der  Rindensubatanz  zur  Zemplit- 
terung  vorlag ,  dass  die  in  dieser  Weise  erkrankten 
Haare  sich  in  sehr  grosser  Anzahl  an  der  Kopfhavl 
fanden,  daas  die  Bruchstelle  niemals  durch  einen 
Knoten  ging  nnd  niemals  zerfasert,  sondern  stets 
glatt  war,  n.  dass  die  Knoten  sich  in  regelmässigeoi 
Abstände  von  einander  befanden,  wie  die  Perlon 
eines  Halsbandes. 

Walter  G.  Smith:  8  Fälle  von  Fragilltas  crininm 
{E.  Wilson).    Ärch.  of  Dermatol.  VII.  p.  186.  1881. 

Beide  Fftlle  betrafen  junge  Aerzte,  welche  in 
demselben  Hanse  wohnten  nnd  mit  einander  ver- 
kehrten. Bei  dem  Einen  hatte  die  Erkrankuni 
mehrere  Jahre,  bei  dem  Anderen  einige  Wochen  zu- 
vor begonnen. 

Der  Erstere  bemerkte  seit  2  J.  ein  Ausfallen  der 
Haare  an  der  rechten  Seite  seines  Schnnrrbartes  nnd  du 
Auftreten  kleiner  Posteln  oder  Absoease,  von  denen  einet 
sogar  grösser  war  und  von  der  Innenfläche  der  Lippe  ans 
geöffnet  wurde.  An  der  Oberlippe  rechterseita  waren  die 
Haare  dnnkel,  nnd  von  verschiedener  Länge  nnd  StKrke, 
sie  sahen  aus ,  als  wären  sie  abgeschnitten ,  und  einig« 
trugen  an  der  Spitze  einr  knopfartige  AnschwellODg. 
Beim  leichten  Bürsten  und  auch  spontan  bröckelten  zahl- 
reiche Haarfragmeute  ab,  so  dass  kurze  Haarstümpfe  am 
den  Follikeln  hervorragten,  ohne  dass  knotige  Anschwel- 
Inngen  wahrnehmbar  waren.  Dabei  Messen  sie  sicli 
stellenweise  leicht  u.  ohne  Schmeraempflndnng  mit  einer 
Pincette  ausziehen.  Die  Haut  zeigte  eine  Verminderung 
der  Sensibilität,  sie  war  mit  Schuppen  bedeckt,  verdickt 
und  .in  nmschriobcnen  Stellen  gerSthet,  —  Eine  Salbe 
aus  Hydrarg.  ammon. 0.6,  Acldiborac.  t.O,  OI.Angd.su. 
0.1^,  Vaaelini  8.0  schien  Besserung  herbeizuführen. 

Der  2.  Pat.  bemerkte  ein  Dünnerwerden  und  Ab- 
bröckeln der  Ilaare  an  der  rechten  Seite  seines  Schnurr- 
bartes 6  T.,  nachdem  er  die  Bürete  des  Ersteren  benutri 
hatte.     Seit  dieser  Zeit  nahm  die  Affektion  an  Ansdeh- 


rV.    Pathologie;  Therapie  n.  medicinische  Klinik. 


33 


■m^  n.  Die  Haare ,  welche  in  gleicher  Weise  wie  im 
ersten  Falle  verändert  waren,  steckten  fest  in  ihren  Fol- 
likeln, sie  zeigten  nnter  dem  Mikroskope  an  ihren  freien 
Eiden  eine  pinselartige  Zerfasemng ,  circuroscripte  Pig- 
meotaaltSiifinigen  nnd  an  diesen  Stellen  Brüche  in  ihrer 
Cortikabiibstanx.  Pilze  wurden  nicht  gefunden;  die 
Hut  selber  war  gesund.  —  Der  Fat.  wurde  angewiesen, 
deo  Bart  regelmässig  rasiren  zu  lassen  und  nach  3  W. 
bm  ein  gesunder  Nachwuchs  zum  Vorschein. 

Smith  hält  diese  Affektion   für  identisch  mit 

iff  von  Wilson  beschriebenen  Fragilitas  erinium 

odlSflstes  nnentscbieden ,  ob  sie  mit  der  sogen. 

IViehorrhexis  nodosa  identisch  ist. 

Piedra. 

Malcolm  Morris,  der  einige  Fälle  von  kno- 
tigen Aoftreibangen  der  Haare  zn  beobachten  Ge- 
legenheit hatte  nnd  sich  schon  früher  (Lancet  I.  6. 
1879)  darüber  geäussert  hatte,  legte  der  Londoner 
patiwl.  Gesellschaft  Präparate  von  Fällen  vor,  bei 
lelehen  die  harten  Knoten  den  Ilaaren  des  Kopfes, 
n»  welchem  sie  ansschliesslich  stammten ,  blos  auf- 
suBen  und  eine  honigähnliche  Masse  von  pigmentir- 
tn  sporenhalügen  Zellen  enthielten.  M.  hält  diese 
Erkrankong  fbr  das  Resultat  der  Anwendung  irgend 
eines  schleimigen  Haaröles.  Die  eigentliche  Tri- 
thoirbexis  nodosa  dagegen  kommt,  wie  aus  den 
leoasenmgen  desselben  Dermatologen  in  der  De- 
ktte  der  Brit  med.  Association  über  diesen  Gegen- 
d&nd  hervorgeht,  nur  sehr  selten  auf  dem  behaarten 
Kopfe  vor.  Die  Knotenbildung  entstehe  hier  durch 
Atrophie,  so  dass  die  knotigen  Stellen  dem  normalen 
Dordunesaer  des  Schaftes,  die  Einschnürungen  den 
strophirten  Partien  desselben  entsprechen.  (Vjhrschr. 
f.Dennatol.  1880.  p.l45.) 

(Gustav  Bohrend.) 

315.  Zur  Triohinenfrage;  von  Dr.  Herrn. 
Meissner  in  Leipzig. 

Seit  dem  Berichte  des  Herrn  Dr.  B.  Riemer 
Tgl.  Jahibb.  CLXXVin.  p.  195  flg.)  sind  zahlreiche 
Moere  IGttheilnngen  über  die  Trichinen  erschienen. 
Besonders  reichlich  ist  das  statistische  Material.  Be- 
dglich  des  Vorkommens  stellt  sich  immer  mehr  das 
irteressante,  wenn  auch  nicht  unerwartete  Resultat 
Waos,  dass  die  Trichine  ein  nur  scheinbar  beschränk- 
tes geographisches  Verbreitungsgebiet  besitzt,  indem 
^  da  die  meisten  und  schwersten  Erkranlcungen 
hrvorroft  nnd  da  besonders  heimiseh  ist,  wo  die 
l^Bsrtte,  rohes  oder  halb  gares  Schweinefleisch  zu  ge- 
>K88en,  am  meisten  eingebürgert  ist,  dass  sie  aber 
^oU  überall ,  wo  ihr  hauptsächlichster  Träger,  das 
Schwein,  gezüchtet  wird,  oder  wild  vorkommt,  d.  h. 
soliänikh  anf  der  ganzen  Erde,  vorkommen  und  bei 
iB^bder  Sorgfalt  in  der  Zubereitung  des  Seh  weine- 
'^hes  Erkrankungen  hervorrufen  dürfte»  Ueber 
^  Aeüologie  ist  kaum  etwas  Neues  erselnenen  nnd 
&  hleraof  bezüglichen  nenem  Mittheilungen  frmi- 
^^her  Forscher  sind  bei  den  schon  vor  20  J.  von 
Zenker,  Virchow,  Leuckart  u.  a.  deutschen 
^ondien  angestellten  glänzenden  Untersuchungen 
^  den  deutschen  Leser  weniger  bemerkenswerth. 

U.  Jahrbb.  Bd.  191.  fift.  1. 


Bezüglich  der  Symptomatologie  und  Differential- 
diagnose ist  eine  neuere  Arbeit  von  Dr.  Rupprecht 
beachtenswerth.  Das  Hauptinteresse  concentrirt  sich 
dagegen  bei  der  Ohnmacht  der  Therapie  auf  die 
Prophylaxe  und  dieser  ist  daher  auch  ein  wesent- 
licher Theil  der  folgenden  statistischen  Mittheilungen, 
sowie  namentlich  die  zum  Schluss  referirte  Arbeit 
des  Prof.  Dr.  Bollinger  gewidmet. 

I.  Vorkommen  und  geographische  Verbreitung 
der  Trichinen  und  der  Trichinose, 

lieber  die  in  den  Jahren  1877,  1878  u.  1879 
in  Preussen  auf  Trichinen  und  Finnen  untersuchten 
Schweine  giebt  H.  Eulenberg  (Vjhrschi-.  f.  ger. 
Med.  N.  F.  XXX.  1 ;  Jan.  1879 ;  XXXII.  1 ;  Jan. 
1880;  XXXIV.  1;  Jan.  1881)  folgende  Mitthei- 
lungen. 

Im  J.  1877  wurden  von  12865  amtlichen  Fleisch- 
besehauem  2175272  Schweine  untersucht  und  701  (=» 
1 :  2800)  trichinös,  5434  (1 :  382)  finnig  befanden ;  aus- 
serdem worden  in  243  Speckseiten  Trichinen  nachgewie- 
sen. Trichinose  bei  Menschen  in  grosserer  Häufigkeit  kam 
zur  Kenntniss :  im  Reg. -Bez.  Königsberg  16  Fälle,  Reg.- 
Bez.  Stettin  98  F.  (Stadt  Stettin  54),  Reg. -Bez.  Merse- 
burg über  61  F.  (Tentschenthal  über  30,  Eisleben  25, 
Kreis  Merseburg  6  Fälle). 

Hier  hatte  ein  Fleischbeschauer  zu  starke  Ver- 
gröaserung  angewandt  und ,  da  er  immer  nur  einen 
kleinen  Theil  des  Präpai'ates  flberschaut  hatte,  die 
Trichinen  nicht  gefunden  nnd  so  die  Ansteckung  ver- 
schuldet. Eine  repetitorische  Nachprüfung  der  Tri- 
chinenbeschauer  und  Revision  der  Mikroskope  ist  da- 
her nach  E.  eme  nothwendige  Maassregel.  So  wur- 
den im  Querfurter  Kreise  von  124  Instrumenten  7 
völlig  unbrauchbar  zur  Aufsuchung  von  Tricliinen 
befunden.  In  Minden,  wo  diese  Nachprüfung  der 
Trichinenschauer  bereits  besteht ,  ist  1)  als  zweck- 
mässigste  Vergrösserung  eine  40-  bis  höchstens  60- 
faebe  vorgeschrieben,  werden  2)  statt  dünner  Deck- 
gläser, resp.  Zupfpräparaten ,  2  starke  Spiegelglas- 
platten, resp.  Quetschpräparate,  mit  möglichst  gros- 
sem Musterungsfelde  empfohlen,  und  sind  3)  diejeni- 
gen Organe  im  Schweine  bezeichnet  worden,  welche 
die  meisten  Trichinen  zn  enthalten  pflegen,  wozu  be- 
sondere der  sogen.  Zwerchfellspfeiler  (Pars  lumbalis 
diaphragmatis)  gehört.  Auch  darf  die  Zahl  der 
täglich  zu  untersuchenden,  frisch  geschlachteten 
Sdhweine  6  nicht  überschreiten. 

Im  J.  1878  betrug  die  Zahl  der  amtlichen  Fleisch- 
beschaucr  16251,  die  der  untersuchten  Schweine  2624105, 
der  trichinigen  Schweine  1222  (1 :  2066),  der  finnigen 
Schweine  6165  (1 :  409).  Erkrankimgen  bei  Menschen 
kamen  vor:  im  Reg.-Bcz.  Königsberg  27  mit  6  Todes- 
fallen; im  Reg. -Bez.  Marienwerder  8  in  Folge  schlecht 
geräucherter  Wurst  mit  5  Todesfallen ;  in  Berlin  102 
(8  starben) ;  im  Reg.-Bcz.  Stettin  über  50  (Stadt  Stettin^ 
30  mit  1  Todesfan,  Stargard  10).  Im  Reg.-Bcz.  Schlcs-* 
wig,  wo  nur  private  Fleischbeschau  stattfindet,  wurden 
6  trichinöse  Schweine  nachgewiesen ;  im  Reg.-Bez.  Po- 
sen dagegen  in  der  Stadt  Plesehen  allein  54  trichinöse 
Schweine,  so  dass  eine  Massenvertilgung  der  Ratten  auf 
Kosten  der  Stadt  angeordnet  wurde.  Trotzdem  sind  nur 
nnerhebliche  ErkrankungsfTille  bei  Menschen  vorgekom- 
men, weil  es  dort  nicht  Sitte  ist,  rohes,  halb  gekochtes 

5 


34 


IV.    Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


oder  schwach  geräuchertes  Schweinefleisch  zu  geniessen. 
Im  Beg.-Bez.  Merseburg  (in  Reinsdorf  bei  Qnerfnrt)  er- 
krankten in  Folge  nachlässiger  mikroskop.  Untersuchung 
30  Personen  u.  starben  15,  darunter  derFleischbeschaner 
selbst,  durch  den  Genuss  von  rohem  Hackfleisch.  Die 
Regierung  zu  Erfurt  rühmt  wiederholt  die  Nachprüfung 
der  Fleischbeschauer  als  eine  nützliche  und  nothwendige 
Einrichtung.  Im  Reg. -Bez.  Minden  erkrankte  ein  Schläch- 
ter, der  im  trunkenen  Zustande  trotz  vorheriger  Warnung 
100  Ormm.  notorisch  trichinöses  rohes  Schweinefleisch 
gegessen,  aber  gleich  darauf  und  an  dem  nachfolgenden 
Tage  reichliche  Mengen  Alkohol  zu  sich  genommen  hatte, 
14  Tage  später  unter  schwachen  Erscheinungen  der  Tri- 
chinose ;  ebenso  war  schon  das  Jahr  zuvor  ein  exquisiter 
Säufer  nach  der  Infektion  nur  schwach  erkrankt  0- 

Im  Reg. -Bez.  Köln  kamen  12  Fälle  von  Trichinose 
beim  Menschen  vor  und  ist  daher  seit  dem  7.  Oct.  die 
obligatorische  mikroskopische  Fleischbeschan  eingeführt 
worden. 

Die  Zahl  der  finnigen  Schweine  hat  sich   seit 

dem  Vorjahre  nm  fast  700  vermehrt.   —   In  den 

amerikanischen  Fleischpräparaten  und  Speckseiten 

warden  keine  lebenden  Tinchinen  nachgewiesen. 

Im  J.  1879  wurden  von  17413  amtlichen  Fleisch- 
beschauern 3164656  Schweine  untersucht,  1938  Qe  1  von 
1632)  trichinös  u.  9669  Qe  1  von  327)  flnnig  befunden.  Im 
Reg. -Bez.  Königsberg  kamen  65  Erkrankgn.  bei  Menschen 
vor  mit  5  Todesfällen  (im  Kreise  Heiligenbeil  22  F.,  ob- 
wohl dort  seit  1875  obligatorische  Untersuchung  besteht) ; 
im  Reg.-Bez.  Frankfurt  a/0.  93  (88  in  Finsterwalde) ; 
in  Berlin  82  F.  (von  den  daselbst  untersuchten  Schwei- 
nen kam  auf  1324  je  1  trichinöses) ;  im  Reg.-Bez.  Ma- 
rienwerder  7  F.  (auf  700  Schweine  1  trichinöses).  Im 
Reg.-Bez.  Cöslin  erkrankten  mehrere  Personen  nach  dem 
Genüsse  von  Wurst,  welche  ans  vom  Fleischbeschauer 
für  trichinenfrei  erklärtem  Fleische  bereitet  war ;  im  Reg.- 
Bez.  Posen  kamen  aus  dem  oben  erwähnten  Grunde  nur 
wenige  Erkrankungen  vor,  obwohl  in  der  Stadt  134  tri- 
chinöse Schweine  unter  15633  Schweinen  überhaupt,  also 

1  von  117  gefunden  wurden;  im  Reg.-Bez.  Schleswig  er- 
krankten 3  Personen  und  starb  1  nach  dem  Genuss  von 
rohem  Hackfleisch ;  3  andere  Familienglieder,  welche  das- 
selbe Fleisch  gekocht  gegessen  hatten,  blieben  gesund. 
Im  Reg.-Bez.  Erfurt,  wo  seit  Einführung  der  obligatori- 
schen Fleischbeschau  1875  keine  Erkrankungen  vorgekom- 
men waren,  erkrankten  in  Küllstedt  33  Pers.,  darunter 
der  Fleischbeschauer  selbst,  in  Grossbartlofif  18,  im  Kreis 
Worbis  9  Personen.  Im  letztem  Falle  hatte  der  Fleisch- 
beschauer in  12  Präparaten  angeblich  keine  Trichinen 
gefunden  und  auch  die  nachträgliche  Untersuchung  durch 
den  Kreisphysikus  ergab  in  23  Präparaten  nur  4  Trichi- 
nen. Im  Reg.-Bez.  Merseburg  erkrankten  im  Kreis  Bit- 
terfeld 7  Pers.  durch  den  Genuss  des  Fleisches  von  einem 
trichinenfrei  befundenen  Schweine,  im  Kreis  Merseburg 

2  Pers. ,  von  denen  die  eine  starb,  nach  dem  Fleisch- 
genuss  von  emem  Schweine,  das  die  Trichinen  sehr  un- 
gleich vertheilt  enthielt,  z.  B.  in  den  Schinken  fast  keine 
zeigte;  der  Fleisbcschauer  wurde,  weil  er  höchstens 
V4  Std.  lang  untersucht  hatte,  mit  3  Mon.  Gefängniss  be- 
straft ;  eine  andere  Person  starb  gleichfalls  nach  dem  Ge- 
nuss von  angeblich  trichinenfVei  befundenem  Schweine- 
fleisch, und  der  Fleischbeschauer  bekam  6  Mon.  Gefäng- 
niss ;  in  Nietleben  erkrankten  15  Pers.  und  starb  1  unter 
den  Erscheinungen  einer  Lungenentzündung.  Schlüsslich 
fand  noch  in  der  Landdrostei  Hildesheim  in  Lerbach  eine 
nicht  unerhebliche  Endemie  statt. 


<)  Im Grcgensatz  hierzu  warnt  Dr.  Rupprecht  aus- 
drücklich vor  dem  Genuss  von  Spirituosen,  da  die  Trichi- 
nen auch  nach  Benetzung  mit  reinem  Alkohol  noch  Tage 
lang  leben  und  der  Genuss  von  erhitzenden  Getränken 
bei  der  trichinösen  Darmentzündung  geradezu  nachtheilig 
wirke. 


In  den  amerikanischen  Speckseiten  sind  auch 
im  J.  1879  keine  lebenden  Trichinen  aufgefunden 
worden,  obwohl  in  Gütersloh  11  Fleischbeschauer 
Tag  für  Tag  die  waggonweise  anlEommendenFleiscb- 
waaren  nntersnchen  und  aneh  sehr  häufig  todte  Tri- 
chinen gefunden  haben ,  und  obwohl  im  Reg.-Bez. 
Stettin  unter  41364  Speckseiten  468  (1:88)  Tri- 
chinen enthielten.  Es  sind  auch  bis  jetzt,  ausser  von 
Focke,  noch  keine  Erkrankungsflüle,  welche  mit 
dem  Genüsse  von  amer.  Speckseiten  in  Zusammen- 
hang gebracht  werden  könnten,  mitgeiheilt  worden. 

lieber  das  Ergebniss  der  seit  Nov.  1867  in  Rostock 
eingeführten  Untersuchung  sammtlicher  geschlachteter 
Schweine  2Xii  Trichinen  verdanken  wir  der  Güte  des  diese 
Untersuchung  leitenden  Univers.  -  Meohanikus  Herrn  A. 
P  e  t  r  i  folgende  Mittheilung : 

j  .  Zahl  d.  unters,    trichinen- 

•'*"'  Schweine 

1867  (Nov.,  Dec.)  1719 

1868  6367 

1869  5457 

1870  5688 

1871  6520 

1872  6555 

1873  6441 

1874  6731 

1875  7222 

1876  7165 

1877  7561 

1878  7305 

1879  7719 

1880  7647 
Einen  weitern  schätzenswerthen  Beitrag  zur  Statistik 

des  Vorkommens  der  Trichinen  unter  den  Schweinen  lie- 
fert die  von  Med.-B.  C.  W.  F.  Uhde  in  Brannschweig 
(Virchow's  Arch.  LXXXIV.  2.  p.  419.  1881)  veröffent- 
lichte Uebersicht  der  Ergebnisse  der  Untersuchung  der 
im  Herzogthume  Braunsehtoeig  von  Ostern  1876  bis  da- 
hin 1880  geschlachteten  Schweine,  welcher  wir  Folgendes 
entnehmen : 

^^^^^  Schweine 
106903 
111706 
114367 
111856 

In  der  Stadt  Brannschweig  allein  stellt  sich  das  Ver- 
hältniss  der  trichinenhaltig  befundenen  zu  der  Zahl  der 
überhaupt  untersuchten  Schweine  in  dem  gedachten  Zeit- 
räume folgendermaassen  heraus  :  8 :  23253 ;  10 :  23448 ; 
6:22986;  17:22645. 

Mit  Filmen  behaftete  Schweine,  deren  Fleisch  na- 
mentlich im  letzten  Jahre  zum  Theil  ganz  unbrauchbar 
für  den  Genuss  gemacht  worden  ist,  kamen  in  den  gen. 
4  Jahren  vor  je  30,  33,  54,  75.  Ausserdem  wurden  noch 
16  mit  anderweiten  Krankheiten  behaftete  Schweine  wah- 
rend der  fragl.  Zeit  vorgefunden. 

Seit  Einführung  der  Trichinenschau  überhaupt  er- 
geben sich  in  Bezug  auf  das  Vorkommen  von  Trichinea 
folgende  Resultate : 


haltige 
12 
4 
1 
1 
2 
0 
3 
2 
5 
0 
2 
0 
1 
1 


1876—1877 
1877—1878 
1878—1879 
1879—1880 


Zahl  d.  nntera.  triehlnen- 

haltige 
15 
19 
11 
29 


1866—1867  kamen  auf   6900  Schweine 


1867—1868 
1868—1869 
1869—1871 
1871—1872 
1872—1873 
1873—1874 
1874—1875 
1875—1876 
1876—1877 
1877—1878 
1878—1879 
1879—1880 


5700 

14500 

15300 

13387 

4874 

5129 

7004 

13185 

7127 

5879 

10397 

3857 


trichinöses 


IV.     Pathologie^  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


35 


Deber  nestenotUes  Vorkommen  von  Trichinen 
in  einzelnen  Muskeln  des  Schweines  und  die  Stellung 
des  f^eischbeschauers  zu  diesen  Fällen  berichtet  Dr. 
EDgelhardt  in  Neustadt  a.  d.  Orla  (Thür.  ärztl. 
Conr.-BL  Vlfl.  4 ;  20.  April  1879). 

hm  16.  Jan.  1879  wurden  von  einem  Schweine 
die  Torsebriftsmassigen  Stücke  vom  Zwerchfell  y  von 
deo  Brostmoskeln  und  ein  Theil  des  Kehlkopfs  unter- 
Bcht,  aber  nur  im  Kehlkopf  Trichinen  in  bedeuten- 
k  Anzahl  vorgefunden,  während  die  andern  Theile 
fällig  trichinenfirei  waren.  Bei  einer  gründlichen 
Kiehontersuchung  des  confiscirten  Schweines  wurde 
onr  noch  mit  Ausnahme  des  Kehlkopfs  in  einer  Ex- 
tremität eine  einzelne  Trichine  aufgefunden.  Im 
Kehlkopf  selbst  fanden  sich  übrigens  die  Trichinen 
loch  nur  in  einem  einzigen  Muskel ,  dem  Cricothy- 
leoidens.  Trotzdem  ist  es  wohl  möglich,  dass  noch 
mehrere  Trichinenkolonien  in  andern  Muskeln  vor- 
binden waren  und  zu  Infektionen  hätten  Veranlas- 
6ong  geben  können ;  andererseits  ist  aber  auch  die 
Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen  y  dass  der  Fleisch - 
besehaner  trotz  sorgfältigster  Untersuchung  der  ge- 
aetzlich  vorgeschriebenen  Stücke  in  ähnlichen  Fällen 
kdoe  Trichinen  findet.  Der  Fleischbeschauer  kann 
bher  nur  mit  gutem  Gewissen  bezeugen,  dass  er  in 
k&  von  ihm  untersuchten  Präparaten  Trichinen  oder 
keine  Trichinen  gefunden  habe,  aber  nicht,  dass  das 
Schwein  oder  die  ihm  zur  Untersuchung  übersandten 
Fleiachstflcke  frei  von  Trichinen  gewesen  seien.  Es 
ist  daher  nach  E.  aber  auch  unerlässllch ,  dass  der 
Fimhbeschauer  selbst  streng  überwacht  werde,  und 
dasB  derselbe,  nm  diess  zu  ermöglichen,  seine  Prä- 
parate in  mit  Glycerin  gefüllten  Gläsern  längere  Zeit 
fflfhebt,  damit  ^e  einer  strengen  Nachuntersuchung 
mierwarfen  werden  können. 

In  Barmen  trat  nach  Dr.  Straass  (Dentsche  med. 
Weimschr.  Vm.  34.  1880)  gegen  Ende  April  1880Trichi- 
Bose  auf  durch  den  G^nss  von  roher  Bratwurst  und  Imal 
Ton  Mettwurst ;  die  Krankheit  wurde  bei  mehreren  Kr. 
B  dem  vom  Anne  entnommenen  Maskelfleisch  diagnosti- 
ort,  wahrend  von  den  verdächtigen  Fleischwaaren  nichts 
■ehr  anli^etrieben  werden  konnte.  Officiell  wurden  63 
olmikte  Personen  angezeigt;  doch  betrag  dieGesammt- 
Bbl  aller  Erkrankten  weit  über  100.  Sie  gehörten  yor- 
viegend  der  arbeitenden  Klasse  and  mehr  dem  weiblichen 
Geseldecht  an.  Die  Inenbationsdauer  war  die  gewöhn- 
fieke,  mindestens  10  Tage ;  das  Fieber  in  1  Falle  sehr 
twtiäehtlich  (41.8o  C).  Qenesang  erfolgte  in  allen  Fäl- 
taiinderS.  biso.  Woche. 

Die  angeblieh  erste  Trichinenepidemie  in  Wür- 
^er^,  eine  zwar  kleine ,  aber  schwere  Familien- 
epidemie  beobachtete  Dr.  H  aber  lein  in  Crails- 
ittim  (Wttrtemb.  Corr.-Bl.  XLIX.  26. 27. 1879). 

Die  Krankheit.worde  im  Jan.  1879  von  Bargsinn  in 
Bayern  nach  Crailsheim  verschleppt  durch  einen  Mann, 
»elcher  seinen  seit  14  T.  „typhoskranken"  Bruder  be- 
geht und  daselbst  rohen  Schinken  gegessen  und  von 
demselben,  als  er  selbst  am  3.  T.  erkrankt  heimgekehrt 
^)  aach  seiner  Fran  nnd  seinem  Knaben  zu  essen  ge- 
Seben  hatte.  Es  erkrankten  im  Ganzen  in  beiden  Orten 
SPenonen,  5  Erwachsene  und  1  Kind,  und  starben  3  Er- 
^*l»s€ne.  Die  Verstorbenen  hatten  nachweislich  sehr 
^_^n  dem  stark  trichlnenhaltigen,  rohen,  nur  schwach 
K^teherten  Schinken  gegessen ;  .2  Erwachsene  und  der 


Knabe  hatten  nur  wenig  davon  zu  sich  genommen.  Eine 
Frau  und  deren  Sohn ,  welche  von  demselben  Schinken, 
aber  gut  gekocht,  gegessen  hatten,  blieben  gesund. 

Das  Incubationsstadinm  war  ein  sehr  kurzes, 
nur  2mal  24  Stunden.  Die  Diagnose  eines  Typhus, 
an  den  man  nach  den  Aussagen  des  Kr.  zuerst 
denken  musste ,  konnte  wegen  der  sehr  kurzen  In- 
enbationsdauer,  des  Mangels  an  Milzschwellung, 
Roseolen  und  Temperatursteigerung  sehr  bald  auf- 
gegeben werden.  Viel  näher  lag  der  Verdacht  einer 
akuten  Vergiftung  und  es  wurde  auch  die  Diagnose 
sicher  gestellt,  freilich  erst  13  Tage,  nachdem  der 
Manu,  u.  10  Tage,  nachdem  die  Frau  u.  das  Kind 
von  dem  trichinösen  Schinken  gegessen  hatten.  Die 
Behandlung  konnte  daher  nur  eine  rein  sympto- 
matische sein.  Von  Symptomen  ist  zu  bemerken, 
dass  nicht ,  wie  sonst  angegeben  wird ,  hohes  fast 
conUnuirliches  Fieber  bestand,  sondern  nur  eine 
massige  Temperatursteigerung  (nur  Imal  39.6<>  G.) 
beobachtet  wurde ;  dass  ferner  keine  übermässigen 
Schweisse  stattfanden,  und  dass  der  Tod  bei  der 
Frau  am  30.  Tage  der  Infektion ,  bei  dem  Manne 
am  40.  Tage  (bei  dem  Bruder  in  der  8.  Woche)  an 
Herz-  und  Lungenlähmung  erfolgte. 

Von  dem  Sektionsbefunde  heben  wir  nur  die 
auch  hier  beobachtete  fettige  Entartung  des  Herzens, 
der  Leber  u.  der  Nieren,  sowie  die  dunkelschwarze, 
weiche  Beschafifenheit  der  Milz  hervor. 

Bemerkenswerth  ist  noch,  dass  in  dem  trichi- 
nösen Schinken  und  dem  Menschenfleisch ,  welches 
behufis  längerer  Aufbewahrung  mit  Salicylsäure- 
pulver  eingerieben  worden  war,  nach  kurzer  Zeit 
sich  auch  keine  Spur  von  Trichinen  mehr  fand. 
Auch  sehr  starker  Schnaps  bringt  nach  H.  die 
Trichinen  überraschend  schnell  zum  Verschwinden. 
Er  empfiehlt  daher,  letzteren  sowohl,  wie  auch  die 
Salicylsäure  (10 — 15  Grmm.  in  möglichst  kurzer 
Zeit  zu  nehmen)  in  Fällen  von  frischer  Trichinen- 
infektion zu  versuchen. 

In  Schwabach  beobachtete  Dr.  L  o  c  h  n  e  r  (Bayr. 
äratl.  Intell.-Bl.  XXVIL  8.  1880)  Anfang  Febr. 
Trichinose  bei  einer  Frau,  die  zwar  viel,  aber  immer 
nur  von  ihr  selbst  stark  gebratenes  oder  gekochtes 
Schweinefleisch  gegessen,  10  Tage  zuvor  jedoch 
ein  Stückchen  sogen.  Extrawurst,  die  1  Tag  ge- 
räuchert und  dann  im  Kessel  gesotten  worden  war, 
gekauft  und  genossen  hatte.  Die  Diagnose  wurde, 
da  von  der  verdächtigen  Wurst  nichts  zu  beschaffen 
war,  durch  Harpnnirung  gesichert.  Kurze  Zeit 
darauf  erkrankte  noch  ein  Dienstmädchen ,  welches 
von  demselben  Fleischer  Extrawurst  genossen  hatte, 
unter  den  charakteristisclieu  Erscheinungen. 

L.  betrachtet  den  Umstand ,  dass  nach  dem  Ge- 
nüsse gekochten  Fleisches  Trichinose  entstand ,  als 
Beweis  gegen  die  Schutzkraffc  des  Kochens  und  ftlr 
die  unbedingte  Nothwendigkeit  der  mikroskopischen 
Fleischuntersuchung.  Da  aber  die  Frau  so  lange  sie 
nur  selbstgekochtes  Fleisch  genoss,  nie  erkrankt  war, 
vielmehr  erst  durch  die  beim  Fleischer  „im  Kessel 
gesottene'^  Exti*awurst  inficirt  wurde,  so  kann  man 


36 


IV.     Pathologie,  Therapie  a.  medioiniflche  Eliiiik. 


wohl  nur  die  bekannte  Tbatsache  folgern ,  dass  un- 
genügendes Kochen  des  Fleisches  nicht  Schutz  ge- 
währt. 

Ein  anderes  Beispiel,  welches  Dr.  Loch- 
ner  anführt  (a.  a.  0.  XXVHI.  23.  1881)  betrifft 
einen  42jähi'.  Mann,  welcher  angeblich  nie  unge- 
kochtes Fleisch  gegessen  hatte,  aber  zugab,  dass  er 
sehr  viel,  besonders  geräuchertes  Schweinefleisch 
esse ;  die  Haipunirung  bestätigte  die  vorher  gestellte 
Diagnose. 

Auch  in  der  Schweiz  kommt  nach  Prof.  M.  Roth 
in  Basel  (Schweiz.  ärztl.CoiT.-BLX.  5;  I.März  1880) 

Trichinenkrankheit  vor. 

Schon  vor  der  Zenker'Bchen  Entdeckuiig  hatte 
Prof.  Miescher  sen.  4mal  Trichinen  in  Basel  gefanden, 
je  Imal  bei  einer  Ratte  nnd  einer  Katze ,  und  2mal  bei 
Sektionen  von  auswärts  zugereisten  Individuen. 

Eine  kleine  Trichinenepidemie  mit  9  Erkrankungen, 
wovon  5  todtlich  endeten ,  kam  in  Ravecchia  bei  Beilin- 
zona  (Canton  Tessin)  vor ,  welche  durch  den  Genuss  des 
rohen  Fleisches  von  einem  d.  19.  Dec.  1868  geschlach- 
teten Schweine  veranlasst  wurde  (s.  Arch.  f.  Thierhellk. 
XXIV.  1871.  p.  226  u.  Ann.  univers.  1869 ;  vgl.  Jahrbb. 
GLU.  p.  92).  Das  betreffende  Schwein ,  das  nie  ausser- 
halb des  Cantons  gekommen  war ,  hatte  9  Mon.  lang  in 
einem  durch  Ratten  beunruhigten  Stalle  gestanden ,  doch 
hatte  die  Untersuchung  zahlreicher  getodteter  Ratten  kein 
Resultat  gegeben ;  ausserdem  war  es  aber  mit  Abfällen 
aus  einer  Schlächterei  gefüttert  worden ,  was  die  Infek- 
tion durch  ein  anderes  trichinöses  Schwein  nicht  unwahr- 
scheinlich macht. 

Endlich  fand  K.  eingekapselte ,  zum  Theil  schon  ge- 
schrumpfte u.  verkalkte,  zum  Theil  noch  lebende  Trichi- 
nen bei  der  Sektion  eines  an  Pneumonie  verstorbenen 
47jähr.  Mannes,  welcher  in  Basel  von  1850  —  54  als 
Knecht  bei  einem  Schweiuemetzger  gedient  und  daselbst 
1852  einen  schweren  „Typhus^  mit  achtwochentl.  Dauer 
durchgemacht ,  also  wahrscheinlich  vor  27  J.  die  Trichi- 
nose überstanden  hatte. 

Dieser  Fall  ist  übrigens  der  einzige  unter  1634 
von  R.  seit  dem  Sept.  1872  ausgeführten  Sektionen, 
in  welchem  er  Trichinen  gefunden  hat,  ein  Umstand, 
der  allerdings  ftir  die  Seltenheit  der  Trichinose  in 
der  Schweiz  spricht. 

Ueber  eine  Trichinen  -  Epidemie,  welche  von 
Dr.  A.  Jolivet  in  Crdpy  -  en  -  Valois  (Oise)  be- 
obachtet wurde,  nnd  welche  als  die  erste  bisher 
in  Frankreich  bekannt  gewordene  ein  ausserordent- 
liches Aufsehen  erregt  hat,  berichtet  Prof.  La- 
boulböne  (Bull,  de  TAcad.  XLV.  2.  S6r.  X.  7 
u.  8;  F6vr.  1881).  Die  dadurch  hervorgerufenen, 
zahlreichen  Debatten  und  Experimente,  welche  nach 
den  in  Deutschland  schon  seit  20  Jahren  gemachten 
gründlichen  und  erschöpfenden  Untersuchungen  uns 
ziemlich  überflüssig  erscheinen ,  können  wir  hier  in 

aller  Kürze  behandeln. 

Das  verdächtige  Schwein  war  bei  einem  Bäcker  am 
5.  März  1878  geschlachtet  worden.  Schon  am  11.  März 
(nach  6  T.)  hatte  die  ganze  Familie  heftige  Diarrhoen, 
Gesichtsödem  j  allgemeine  Muskelschmerzen  y  typhoides 
Fieber.  Im  Ganzen  erkrankten  von  21  Personen,  welche 
Schweinefleisch  gegessen  hatten,  17  und  starb  1,  ein 
junges  Mädchen  am  12.  Tage  der  Krankheit  an  doppel- 
seitiger Bronchopneumonie.  Es  wurde  keine  Sektion, 
keine  Harpnnirung  des  Muskelfleisches,  keine  Unter- 
suchung der  Fäces ,  keine  Untersuchung  des  Schweine- 
fleisches vorgenommen.  Nur  so  viel  wird  mitgetheilt, 
dass  in  der  Nähe  des  betreffenden  Schweinestalles  die 


Fieischabfälle  einer  Schlächterei  angesammelt  wurden 
und  hier  zahlreiche  Ratten  hausten ,  von  denen  mehrere 
Trichinen  enthielten. 

Le  Roy  de  M6ricourt  macht  auf  die  Akro- 
dynie aufmerksam,  welche  sich  1828  — 1830  in 
Paris  zeigte  und  ähnliche  Symptome  machte,  wie 
die  Trichinose.  Auch  spricht  er  die  Vermnthung 
aus ,  dass  Insekten ,  wie  die  Blatta  u.  a.  die  Ratten 
inficiren  mck^hten.  Jolicoeur  hat  schon  1866 
Trichinen  un  Todtenkäfer  (Blaps  Mortisaga)  ge- 
funden, ebenso  fand  Colin  (d'Alfort)  Würmer  in 
demselben,  deren  Identität  mit  Trichinen  er  jedoch 
bezweifelt. 

Von  zweifelhaftem  Werthe  ist  auch  der  Befund 
von  Trichinen  im  Fettgewebe ^  den  J.  Ghatin 
(Gaz.  de  Par.  14.  1881)  gemacht  haben  will.  Der- 
selbe fand  die  meisten  Trichinen  daselbst  frei  oder 
kaum  an  den  Geweben  haftend,  einzelne  jedoch  ein- 
gekapselt ,  so  dass  die  Trichine  also  nicht  blos  auf 
der  Wanderung,  sondeiii  auch  dauernd  im  Fett  sich 
aufhalten  könnte.  Ffittemngsversuche  mit  derartigem 
trichinenhaltigen  Fett  blieben  erfolglos  (!),  während 
Fütterungen  mit  trichinenhaltigem  Muskelfleisch  stets 
einen  positiven  EMblg  hatten.  C  h.  folgert  hieraus 
eine  geringere  Lebenskraft  der  Fetttrichinen  (?),  an- 
statt —  was  viel  näher  liegt  —  eine-VerwechsluDg 
mit  irgend  welchen  andern  Wüimem  anzunehmen. 

Eine  fernere  ganz  neue  Ebitdeckung  bezüglich 
der  Naturgeschichte  der  Trichinen  glanbt  J.  Cha- 
tin (Ibid.  21.  1881)  gemacht  zu  haben,  indem  er 
freie  Trichmen  in  den  verschiedensten  Entwicklungs- 
Stadien ,  sowie  auch  eingekapselte  Trichinen  in  den 
Dai'mwänden  von  amerikanischen  Schweinen  ge- 
funden haben  will.  Es  würde  sonach  die  Trichine 
auch  in  den  glatten  Muskeln  ihren  danemden 
Aufenthalt  nehmen,  im  Widerspruch  mit  allen  deut- 
schen Beobachtungen,  f^nen  Beweis  für  diese  Be- 
hauptung bleibt  C  h.  jedoch  auch  hier  schuldig. 

Neuerdings  ist  die  Trichinengefahr  u.  Trlchmen- 
furcht  in  Frankreich  durch  die  in  den  letzten  Jahren 
so  enorm  gestiegene  Einfuhr  von  amerikanischen 
Schinken  und  gesalzenem  Schweinefleisch  noch  ge- 
steigert woi'den  und  sind  die  Behörden  veranlasst 
worden ,  vorläufig  wenigstens  die  Einfuhr  amerika- 
nischen Schweinefleisches  zu  verbieten.  Dr.  Du 
Cazal  (Revue  milit.  de  m6d.  et  de  chh*.L  1. 1881. 
p.  44)  hält  diese  Aufregung  für  nicht  recht  begrün- 
det, da  die  von  Ledere  in  Lyon  im  Nov.  1880 
in  3  amerikanischen  Schinken  gefundenen  Trichinen 
sämmtlich  todt  waren  und  überhaupt  ausser  der  ge- 
nannten kleinen  Epidemie  in  Cr6py-en-ValoiB  noch 
nie  Trichinenerkrankungen  in  Frankreich  vorge- 
kommen sind ,  während  in  Deutschland ,  wo  „eine 
Armee  von  18000  Fleischbeschauern''  in  gewissen- 
liafter  Weise  das  Fleisch  untersucht,  doch  noch 
häufig  Erkrankungen  vorkommen. 

Verschiedene  Füttemngsversuche ,  welche  Re- 
bourgeon  (Gaz.  de  Par.  15.  1881)  mit  trichini- 
gem Speck  u.  gesalzenem  trichinigen  amerikanischcB 
Schweinefleisch   an   Ratten  vorgenommen,   blieben 


IV.     Pathologie;  Therapie  a.  mediciniBche  Klinik. 


37 


ebenso  wie  die  Versuche  von  Pennetier  in  Ronen 
an  Kaninchen  und  Ratten  (1.  c.  22) ,  die  Versuche 
von  Colin  an  Vögeln  (s.  Bull,  de  TAcad.  1.  c.) 
und  von  D  e  1  e  in  Antwerpen  (Presse  m6d.  XXXI.  47. 
p.  369.  1879)  an  Kaninchen  mit  gesalzenem,  aber 
flieht  geräuchertem  amerikanischen  Schinken  sämmt- 
lidi  erfolglos. 

Dagegen  fand  Chatin  (Bull,  de  l'Acad. a. a.  0.) 
in  den  zuBatignoUes  confiscirten  Schinken  allerdings 
ttende  Trichinen  und  inficirte  damit  zwei  Meer- 
«ßhweinchen  y  von  denen  das  eine  sogar  starb ;  C  h. 
Girard  rief  gleichfalls  in  diesen  Schinkentricliinen 
dmth  Erw&rmen  Bewegungen  hervor,  und  wenn 
hris,  welches  im  Jahre  1880  ca.  39  Hill.  Kgrmm. 
amerikanischen  Schinken  importirte  und  (bei  einem 
dorehschnittlichen  Vorkommen  von  Trichinen  in  8  bis 
10*/o  derselben)  vielleicht  3  bis  4  Mill.  Kgrmm. 
tiichinigen  Schinken  verzehrte,  dennoch  keine  In- 
fektionen davontrug,  so  kann  diess  nur  durch  die 
allgemeine  Sitte  des  gründlichen  Kochens  erklärt 
Verden.  Hierauf  den  Schluss  zu  bauen ,  dass  der 
Gemiss  amerikanischer  Schinken,  weil  die  mehr- 
flKniatlicbe  Zeitdauer  von  dem  Einsalzen  bis  zum 
Gennss  derselben  in  den  meisten  Fällen  die  Ti'ichinen 
getödtet  habe ,  trotz  ihrem  Trichinengehalte  völlig 
i&bedenklich  sei,  dürfte  allerdings  sehr  gewagt  und 
geiUrlich  sein.  Doch  behauptet  Davaine  mit 
Recht,  dass  die  französischen  Sanitätsbehörden  mit 
dem  absoluten  Einfuhrverbot  amerikanischer  Schin- 
ken zQ  weit  gegangen  seien  und  den  Volkswohlstand 
dnrch  die  Entziehung  eines  nothwendigen  Nahrungs- 
mittels geschädigt  haben. 

Eingekapselte  Helminthen,  welche  leicht  mit 
Trichina  spiralis  verwechselt  werden  können,  hat 
M^gnin  (Gaz.  de  Par.  23.  1881)  bei  verschie- 
denen Thieren  gefunden.  In  der  Regel  waren  es 
die  geschlechtslosen  eingekapselten  Larven  verschie- 
dener Spiropteraarien,  deren  geschlechtsreife  Form 
im  Darmkanal  oder  in  den  Darmwandungen  der- 
selben Thiere  haust  und  welche  sich  durch  ihre  mehr 
eylindrische  Form,  die  Mundpapille,  den  deutlichen 
Pharynx,  den  langen  keulenförmigen  Oesophagus, 
u  dem  die  charakteristischen  Zellen  der  Ti*ichine 
fehlen,  und  den  an  der  Basis,  nicht  am  Ende  des 
Schwanzes  sich  öffnenden  Anus ,  sowie  auch  durch 
ihre  meist  viel  beträchtlichere  Grösse  unterscheiden. 

So  fand  M.  beim  I{(el,  bei  dem  Cobbold  Trichinen 
gefondeii  haben  will,  die  Spiroptera  clausa,  bei  der  gros- 
Kn  spanischen  grünen  Eidechse  die  Spir.  abbreviata  R. ; 
ferner  beim  Frosch  eine  Art  der  Spir.  und  endlich  bei 
Ifachetes  pugnax  eine  Art  Spir.  oder  vielmehr  von  Dis- 
plttiaguB  Dnjardin. 

Bas  Vorkommen  von  echten  Trichinen  bei  den  Ratten 
ii  Gegenden,  wo  Trichinen  heimisch  sind,  bezweifelt  M. 
^ht;  doch  liat  er  in  Yincennes  keine  gefunden  und  auch 
in  Paris  hat  man  bisher  vergeblich  nach  Trichinen  bei 
^Ratten  gesucht. 

Nach  den  Mitthcilnngeu  von  Dr.  W  m.  T.  B  e  1  - 
fieid  und  H.  T.  Atwood  in  Chicago  (New  York 
»«d.  Rccotd  XIV.  26.  [425.]  Dec.  28.  1875)  ist 
veZahl  der  daselbst' trichinös  befundenen  Schweine 
8-100,  nnd  zwar  schätzen  sie  35  bis  13000  Tri- 


chinen auf  1  KubikzoU  Muskelfleisch.  Da  die  sämmt- 
lichen  inficirten  Schweine  keine  auffallenden  Krank- 
heitserscheinungen gezeigt  hatten ,  sondern  fett  und 
wohl  genährt  waren ,  da  ferner  Ratten  y  die  wieder- 
holt mit  geringen  Mengen  trichinösen  Fleisches  ge- 
füttert worden  waren^  nicht  erkrankten,  obwolil  sie 
bei  der  Sektion  an  100000  Trichinen  beherbergten 
und  da  endlich  B.  selbst  12  Trichinen  [!J  ohne  Scha- 
den genoss  y  so  schliesst  derselbe  y  dass  der  Genuss 
von  geringen  Mengen  Trichinen  durchaus  gefahrlos 
sei  und  dass  ein  grosser  Procentsatz  der  Bevölkerung 
mit  Trichinen  behaftet  sein  möge. 

In  entsprechendem  Maasse  kommen  auch  in  den 
Ratten  die  Trichinen  daselbst  ausserordentlich  liäufig 
vor.  Nach  J  o  1  i  v  e  t  (Bull,  de  T Acad.  s.  o.)  waren 
in  Boston  in  einem  Schweinehofe  von  51  Ratten  39, 
in  einem  andern  alle  40  untersuchten  Ratten ,  da- 
gegen in  Pferdeställen  von  60  Ratten  nur  6  mit  Tri- 
chinen behaftet. 

Die  Regierung  der  Vereinigten  Staaten  von  Nord- 
amerika erklärt  in  einer  Broschüre  (s.  New  York 
med.  Record  XIX.  23.  [552.]  June  4.  1881)  im 
Gegensatz  zu  den  in  Deutschland  und  Frankreich 
gemachten  Erfalirungen ,  dass  das  Ergebniss  der 
Untersuchungen  der  Schweine  auf  Trichinen  ein 
äusserst  günstiges  sei.  Die  Procentsätze  der  Fälle 
von  Trichinose  seien  ausserordentlich  gering  und 
trage  hierzu  hauptsächlich  die  bessere  Rasse  der 
amerikanischen  Schweine  und  deren  Maisfütteruug 
bei.  Auf  40000  Todesfälle  kämen  erst  2  durch 
Trichinose. 

Dass  diese  zu  Gunsten  der  amerik.  Schweine- 
händler sprechenden  Behauptungen  durch  spätere 
Uutersuchungen  und  genauere  Diagnosen  alterirt 
werden  mögen,  darf  als  wahrscheinlich  angenommen 
werden.  Wenn  die  Trichinose  beim  Menschen  da- 
selbst wirklich  selten  ist,  so  mag  diess  wohl  mehr 
in  der  Sitte,  kein  rohes  Schweinefleisch  zu  genicsscn, 
begründet  sein. 

Einen  Fall  von  Trichinose ,  in  welchem  die  An- 
nahme einer  Infektion  des  betr.  Schweines  durch 
Ratten  nahe  liegt,  beobachtete  auch  Dr.  J.  H.  M. 
Peebler  in  New  Castle,  Pa.  (Phiiad.  med.  and 
surg.  Reporter  XXXVIII.  25.  [1112.]  June  22. 
1878)  bei  einer  Familie  von  7  Gliedern,  welche 
kurz  vor  Weihnachten  1877  Wurst  gegessen  hatten, 
die  nur  5  Min.  lang  gekocht  und  dann  geräuchert 
worden  war.  Das  Schwein,  von  welchem  das  Fleisch 
stammte ,  war  bis  zum  November  im  Freien  hemm- 
gelaufen und  dann  in  einem  Stalle,  der  voller  Ratten 
war,  gemästet  worden.  Das  Fleisch  desselben  war 
dicht  mit  Trichinen  durchsetzt.  Die  Erkrankten  ge- 
nasen sämmtlich. 

Im  Widerspruch  mit  dem  Berichte  der  Regierung 
der  Vereinigten  Staaten  steht  auch  die  Mittheilung 
von  Dr.  Glazier  (New  York  med.  Record  XIX. 
18.  [547.]  April  30.  1881),  dass  die  trichinösen 
Schweine  in  Amerika  häufiger  sind,  als  vielleicht 
irgend  wo  anders,  und  dass  das  procentische  Verhält- 
niss  derselben  zu  den  gesunden  Schweinen  unmer 


38 


IV.     Pathologie^  Therapie  a.  medidnisohe  Klinik. 


mehr  zunimmt.  Denn  während  in  Chicago  im 
J.  1866  nur  2<>/o  trichinös  befunden  wurden,  waren 
1878  8Vo  trichinös  (s.  ob.  Atwood). 

lieber  eine  Reihe  von  Trichinosisfülien  in  Peters- 
burg, die  ersten  [?]  bisher  daselbst  beobachteten, 
berichtet  Dr.  W.  Kernig  (Petersb. med.  Wchnschr. 
V.  1 ;  5.  Jan.  1880). 

Im  Ganzen  waren  es  mit  Einschluss  von  3  Fällen 
Dr.  0.  y.  Grüne  wal dt 's  14  Fälle,  welche  in  der 
2.  Hälfte  des  October  und  im  November  1879  be- 
obachtet wurden  und  deren  Natur  als  Trichinose 
durch  Excision  eines  kleinen  MuskeLstQckchens  aus 
dem  linken  Gastrocnemius  einer  Frau  festgestellt 
wurde.  Die  Quelle  der  Ansteckung  hat  die  Peters- 
burger Polizei  trotz  vielfacher  Nachforschungen  in 
den  Fleisch-  und  Wursthandlungen  nicht  ermitteln 
können. 

Die  Symptome  waren  in  den  Fällen  von  0.  v  o  n 
Grünewaldt  (Das.  V.  3;  19.  Jan.  1880)  an- 
fänglich nur  die  eines  unregelmässigen  Fiebers  ohne 
Lokalerkrankung,  die  als  Prodrome  einer  akuten  In- 
fektionskrankheit aufgefasst  werden  konnten;  na- 
mentlich fehlten  DurchfUUe  und  Lidödem  und  war 
nur  sehr  hochgradige  Lichtscheu  vorhanden,  über 
deren  Ursache  der  zugezogene  Dr.  Weyert  keinen 
Aufschluss  zu  geben  vermochte.  Es  war  daher  ver- 
zeihlich, dass  die  Diagnose  im  ersten  Anfang  zweifel- 
haft blieb  und  erst  bei  weiterer  Beobachtung  und 
nach  Hinzutritt  fernerer  Erkrankungsfälle  sicher  ge- 
stellt wurde. 

In  einer  Zuschrift  an  die  Redaktion  (Das.  V.  2 ; 
12.  Jan.  1880)  bemei'kt  Dr.  Knoch,  dass  er  in 
Petersburg  schon  im  J.  1873  5  Fälle  von  Trichinose 
in  einer  Familie  beobachtet  und  an  dem  Familien- 
vater den  mikroskopischen  Nachweis  von  Muskel - 
trichinen  geliefert  (s.  Milit.-med.  Jouin.  1873) ;  feiner 
dass  er  auch  in  Moskau  1875  bei  einer  Frau  Tri- 
chinen mikroskopisch  nachgewiesen ,  dass  er  somit 
zuei'st  in  Russland  das  Vorkommen  von  Trichinose 
festgestellt  habe. 

Nach  einer  femern  Mittheilung  des  Dr.  Knoch 
(Das.  V.  16 ;  16.  April  1880)  wurde  im  J.  1876 
in  Peteraburg  eine  Familie  durch  den  Genuss  von 
Schweinecoteletten  inficirt,  zugleich  mit  der  Gouver- 
nante, welche  jedoch  erst  in  Moskau  erkrankte, 
wohin  sie  unmittelbar  nach  der  Mahlzeit  abgereist 
wai*.  Ferner  erkrankten  in  Moskau  im  Sommer  1874 
20  Personen  und  im  Februar  1877  über  12  Per- 
sonen bei  einer  Verlobungsfeierlichkeit  und  stellte 
sich  hierbei  das  wichtige  Faktum  heraus ,  dass  das 
Gedächtniss  bei  Gelehrten  in  Folge  der  Trichinose 
bedeutend  abnimmt  und  selbst  nach  Jahren  nicht 
vollständig  wiederkehi*t.  Von  derselben  gastrono- 
mischen Handlung,  welche  den  hierbei  genossenen 
Schinken  geliefert  hatte,  ging  vermuthlich  auch  eine 
andere  Trichinenepidemie  aus,  an  der  gegen  50  Per- 
sonen erkrankten,  und  eine  von  Tichomirow 
(Das.  V.  46 ;  15.  Nov.  1880)  angestellte  Unter- 
suchung des  betreffenden  Mastliofs  ergab  im  Laufe 
der  folgenden  12  Mon.  4  trichinöse  Schweine,  sowie 


schon  vorher  bei  2  von  3  daselbst  gefangenen  Ratten 
zahlreiche  Muskeltrichinen. 

Ausser  in  Petersburg  und  Moskau  wurde  audi 
in  Riga  im  Winter  1878— 7 9  Trichinose  bei  20  Per- 
sonen (von  Dr.  Worms),  sowie  in  Lodz  bei  einer 
Familie  beobachtet  u.  wurden  an  zahlreichen  andern 
Orten  Trichinen  in  Schweinen ,  Katzen  und  Ratten 
entdeckt.  Knoch  erklärt  daher  eine  systematische 
Trichinenschau  auch  für  Petersburg  für  höchst  notli- 
wendig. 

Dr.  Gieseler  (Das.  IV.  12;  24.  März  1879) 
beobachtete  in  Moskau  im  März  21  F.  von  Trichinosis, 
welche  sämmtlich  günstig  verliefen  und  zu  keinen 
besondem  Bemerkungen  Veranlassung  geben.  Alle 
Kr.  hatten  rohes  Schweinefleisch  in  verschiedenen 
Formen  gegessen,  doch  konnte  nur  in  1  Falle,  wo 
4  junge  Leute  frische,  schwach  geräucherte  Mett- 
wurat  gegessen  hatten ,  der  Tag  der  Infektion ,  16 
bis  18  T.  vor  Beginn  der  Erkrankung,  genauer  be- 
stimmt werden. 

Eine  beträchtliche  Epidemie  wurde  nach  Dr. 
John  Wortabet(LancetL  12;March  19.  1881 
und  Virchow's  Arch.  LXXXIII.  3.  p.  553.  1881) 
und  Dr.  S.  Monsally  (New  York  med.  Record 
XIX.  16.  [545.]  April  16.  1881)  in  El  Kheyam 
oder  Khiam  in  Syrien  in  der  Nähe  der  Jordanquellen 
in  Nord-Palästina  beobachtet. 

Im  Ganzen  erkrankten  262  Personen  (124  M., 
103  Fr.,  35  Kinder),  welche  das  rohe  oder  nur  halb 
gekochte  Fleisch  eines  Ebers  genossen  hatten ,  der 
am  25.  Nov.  1880  in  der  Nähe  des  Meromsumpfes 
(El-Huleh  oder  El-Häleh)  geschossen  worden  war. 
Eine  Familie  in  dem  benachbarten  Orte  Hasbeya, 
welche  das  Fleisch  des  Kopfes,  aber  gut  durchgekocht, 
genossen  hatte ,  blieb  gesund  und  einige  Personen, 
welche  von  demselben  gebraten  gegessen  hatten, 
erkrankten  nur  schwach.  Bei  den  meisten  trat  die 
Erkrankung  in  der  2.  Woche  nach  dem  Genüsse  des 
Fleisches  ein  unter  den  gewöhnlichen  Erscheinungen; 
bemerkensweilh  ist,  dass  Viele  einen  juckenden 
Urticai'iaausschlag  und  Viele  blutigen  Urin,  Einzelne 
Muscae  volitantes,  eine  Person  Hemeralopie,  eine 
Frau  Abortus  bekam.  Kinder  erkrankten  meist 
leichter.  FünfPersonen  starben  nach  wenigen  (2 — 3) 
Wochen ;  eine  Frau ,  bei  welcher  durch  die  Sektion 
die  Trichinen  diagnosticirt  wurden ,  am  Anfang  der 
8.  Woche. 

Ausser  dieser  ersten  sicher  nachgewiesenen  Epi- 
demie in  Syrien  ist  nach  Monsally  angeblich  vor 
wenigen  Jahren  in  der  Nähe  von  Khiam  gleichfalls 
eine  vermuthliche  Trichinenepidemie  vorgekommen, 
indem  daselbst  ebenfalls  nach  dem  Genüsse  eines 
wilden  Ebers  40 — 50  Personen  erkrankten  und  20 
starben. 

Nach  V  i  r  c  h  0  w  ist  dieser  Fall  von  besonderem 
kulturgeschichtlichen  Interesse,  weil  durch  denselben 
die  Existenz  der  Trichinen  auch  in  Palästina ,  dem 
Lande,  auf  das  sich  die  moswche  Speiseordnung 
bezog,  zum  ersten  Male  positiv  nachgewiesen  ist. 


IV.     Pathologe,  Therapie  n.  medicinische  Klinik. 


39 


Ntdi  Dr.  jur.  G.  Silberschlag  (Deatstthe 
Tjbnchr.  f.  Off.  Geshpfl.  XL  2.  p.  232.  1879) 
I«  man  rohes  Fleisch  im  Alterthnm  überhaupt 
gieht  Nach  Plntarch  durften  die  Priester  des  Jupiter 
Flamen  dialis  kein  rohes  Fleisch  berühren  nnd,  wie 
dtt  Alte  Testament  berichtet,  lebten  die  ersten  Men- 
aehen  nur  von  Vegetabilien  und  der  Milch  der  Thicre. 
Eist  nach  der  Sttndflnth  durften  sie  Fleisch  esse», 
jeioch  kein  rohes  Fleisch,  kein  Fleisch,  „das  noch 
lebt  in  seinem  Blute''  und  das  speciell  fbr  die  Juden 
m  Moses  gegebene  Verbot,  Schweinefleisch  zu  ge- 
lieaen,  scheint  also  einen  guten  alten  Qrund  zu 
Ittbeo.  Das  so  häufige  Vorkommen  der  Trichinen- 
innkheit  in  der  Provinz  Sachsen  erklärt  S.  durch 
&  seit  60  Jahren  daselbst  besonders  verbreitete 
Cuitte,  rohes  Fleisch  oder  rohen  Schinken  zu  ge- 
liesBeo. 

U.  Symptomatologie  vnd  Diagnose. 

Den  Eintritt  nnd  Ablauf  der  Krankheitserschei- 
BOBgen  bei  Trichinose ,  sowie  Eintritt  nnd  Art  des 
Todes  bei  derselben  behandelt  S.-R.  Dr.  Rupp- 
recht  in  Hettstädt  (Vjhrschr.  f.  ger.  Med.  N.  F. 
Xmi.  2.  Oct  1880)  auf  GFund  seiner  reichen  Er- 
ttnmgen  auf  diesem  Gebiete  in  ausführlicher  und 
lenichtliclier  Weise.  Doch  heben  wir  aus  seiner 
iiittit  nur  einzelne  Punkte  hervor,  namentlich  so 
vdt  sie  in  Bezug  auf  die  Differentialdiagnose  von 
fiedeatnng  sind. 

h  der  I.Periode  (dei'Ingressionserscheinungen), 
vdelie  nicht  vor  dem  2.  bis  3.  Tage  nach  erfolgtem 
Import  beginnt  und  bis  zum  10.  T.  dauert,  kann  als 
VBtweifelhaftes  Trichinensymptom  nur  der  mikro- 
ikopische  Nachweis  von  Darmtrichinen  u.  Trichinen- 
N  angesehen  werden.  In  den  heftigsten  Fällen, 
Tdehe  als  entzündlicher  Magendarmkatarrh,  als 
nDirm-Shock'^  (Trichinencholeroid)  auftreten,  ist 
ane  Verwechslung  mit  epidemischer  oder  endemischer 
(^iera  wold  nur  bei  oberflächlicher  Beti'achtung 
aögüeh ,  eher  mit  einer  Gastroenteritis  toxica ,  wo 
f^  der  chemische  Nachweis  des  Giftes  und  der 
^gel  von  Trichinen  in  den  Darmausleerungen  die 
KagDose  sichert.  Der  Tod  tritt  zuweilen  gegen 
&I&  der  1.  V^ocbe,  häufiger  noch  in  der  2.  Woche 
^  aas  Erschöpfung  der  Athemmuskeln  in  Folge 
>usenhaften  Zerfalls  der  Muskelfibrillen.  Zur  Er- 
>(Qgung  dieses  Trichinencholeroids  genügt  der  Ge- 
■B3B  von  durchschnittlich  ^/g  Pfd.  Schweinefleisch, 
a  welchem  jedes  Präparat  6— 10  Trichinen  enthält. 
Bei  10  Trichinen  in  jedem  Präparate  (»  0.02  Grmm . ) 
le  Vi  Kfifrmm.  Schweinefleisch  62600  Trichinen  ent- 
I,  und,  diese  genoseen,  bei  der  Annahme  einer  900- 
I  Vennehmng,  56260000  junge  Trichinen  im  mensch- 
ten Korper  erzeugen ,  d.  h.  bei  der  Annahme  von  50 
Yi Miukelfleisch  beim  Menschen,  1125000  anf  1  Pfd. 
BhenflelBch ,  nnd  46  anf  jedes  Präparat ;  bei  6  Tri- 
Im  Präparat  Schweinefleisch  wurden  sich  demnach 
Triddnen  im  Menschenfleischpräparat  finden.  In  dem 
[Bettstidter  Trichinenschweine  fanden  sich  je  11  Trichi- 
1^1  in  dem  Hederslebener  müssen  Jedenfalls  noch  viel 
l^voriumden  gewesen  seht. 

I>aai  diese  Sehweine  seihet  nicht  auflßiUig  er- 
^^  waten,  erklärt  sich  leicht  dadurch ,  dass  die- 


selben wahrscheinlich  ihre  Trichinen  niclit  auf  Imal, 
sondern  zu  verschiedenen  Zeiten  und  in  kleiner  Zahl 
aufgenommen  hatten. 

Die  2.  Periode  (der  Digressionserscheinungen), 
vorwiegend  die  3.  u,  4.  W.  der  Erkrankung  umfas- 
send)  ist  durch  die  anfänglich  als  traumatisch,  später 
als  typhoid  zu  bezeichnenden  Fiebererscheinnngen 
charakterisirt.  Wegen  der  zahlreichen  u.  verschieden- 
ai*tigen  jetzt  auftretenden  Symptome  ist  eine  Ver- 
wechselung bei  oberflächlicher  Betrachtung  mit  wirk- 
lichem Typhus,  Tetanus,  Myelitis,  Spinalhämorrhagie, 
Spondylitis,  Nieren-,  Uterus-  und  Ovarienleiden, 
tuberkulöser  Peritonitis,  Ruhr,  namentlich  aber  mit 
Wurstfettvergiftiiug ,  Sepsis  und  der  innern  Form 
des  Milzbrands  (anthracischer  Mycosis  intestinalis) 
möglich;  doch  wird  die  Differentialdiagnose  wohl 
kaum  rechte  Schwierigkeiten  machen.  Diese  Periode 
ist  bes.  bei  schweren  Erkrankungen  durch  die  mei- 
sten Todesfälle  ausgezeichnet ,  und  zwar  erfolgt  der 
Tod  gegen  Ende  der  3.  Woche  besonders  durch 
serösen  Erguss  in  die  Halstheile  (Hydrochyse)  und 
Erstickung  durch  Compression,  oder  in  der  4.  Woche 
durch  embolische  Lungenentzflndung.  Nicht  selten 
sind  spätere  Nachwandernngcn ,  welche  wiederholt 
scheinbare  Verschlimmerungen  der  Krankheit  erzeu- 
gen. 

Die  Zahl  der  Einwanderer  bei  der  typhoiden  Form 
beträfirt  ca.  6  Tricliinen  in  jedem  Schweinefleischprapa- 
rate,  d.  h.  in  V4  Pfd.  genossenem  Fleische  31250,  welche 
sich  im  menschlichen  Körper  bis  auf  28125000  (22.5  im 
Präparat)  vermehren.  Ist  nur  1  Trichine  in  jedem  Prä- 
parate der  Schwcincmnskeln  enthalten  gewesen  ,  so  wer- 
den sieh  die  Trichinen  bis  auf  5625000  (4.5  in  jedem 
Präparate  vom  menschlichen  Moslcel)  vermehren. 

Im  letztem  Falle  beginnt  die  Krankheit  durch- 
schnittlich zu  Anfang  der  4.  Woche  fthnlidi  der 
Polyarthritis  acuta,  oder  gegen  Ende  der  4.  Woche 
scheinbar  als  febriles  Anasarka. 

Die  3.  Periode  (der  Regression)  umfasst  die  5. 
und  6.  Woche  und  beginnt  mit  der  allgemeinen  Ein- 
kapselung  der  eingewanderten  Trichinen;  sie  ist 
durch  die  hervortretenden  Maskelschmerzen  charak- 
terisirt und  wird  daher  von  R.  als  rheumatoide  Pe- 
riode bezeichnet.  Beginnt  die  Krankheit  erst  am 
28.  Tage  mit  Oedem,  so  ist  in  den  Muskeln  des 
Schweins  in  jedem  6.  Präparate  1  Trichine  vorhan- 
den gewesen,  n.  im  Menschen  können  sich  1125000 
Trichinen  (fast  1  in  jedem  Präparate)  entwickelt 
haben.  Bei  weniger  als  1  Million  Trichinen  im 
menschlichen  Körper  werden  in  der  Regel  keine 
charakteristischen  Krankheitserscheinungen  mehr  be- 
obachtet. 

Diese  Zahlen  können  nach  R.  nattlrlich  nur  be- 
dingten Anspruch  auf  Richtigkeit  haben,  da  die 
verschieden  dichte  Vertheilung  der  Trichinen  im 
Schweinefleisch,  die  Menge  und  die  verschiedene  Zu- 
bereitung desselben  den  grössten  Einflnss  ansahen. 
DerFleisehbeschauer  darf  sich  daher  nicht  beruhigen 
und  das  Schwein  für  trichinenirei  erklären,  wenn  er 
znfUiig  in  5  Präparaten  keine  Trichine  gefunden 
hat,  vielmehr  muss  er  mindestens  30  Präparate 


40 


IV.     Pathologie^  Therapie  n.  mediciniBche  Klinik. 


durchsehen,  da  selbst  bei  einem  Vorkommen  von  nur 
1  Trichine  in  30  Präparaten  unter  Umständen  noch 
Krankheit  erfolgen  kann. 

Als  eine  Folge  der  fortschreitenden  Inkrustation 
der  eingewanderten  Trichinen  findet  man  nach  R. 
nach  der  6.  Woche  bisweilen  Hackenschmerz  und 
Jucken  der  Unterschenkel  neben  Ischias;  femer 
scheint  nach  längerer  Zeit  in  Folge  der  permanenten, 
Jahre  langen  Reizung  der  Muskeln  durch  die  an- 
wesenden Trichinen  sich  Krebs  entwickeln  zu  kön- 
nen. Endlich  bringt  R.  auch  embolische  Apoplexie, 
gewöhnlich  im  17.  Jahre  nach  Ablauf  der  Erkran- 
kung, mit  der  Ti*ichinose  in  Verbindung,  indem  viel- 
leicht durch  irgend  welche  Verletzung  der  Muskeln 
mit  gleichzeitiger  Ge^szerreissung  Eoipseltheile  in 
die  Himadern  geschwemmt  werden  [?]. 

Chronische  Affektionen  der  Muskeln  in  Folge 
von  Trichinose,  welche  Dr.  Edm.  C.  Wendt  in 
New  York  schon  früher  beobachtet  hatte  (s.  Jahrbb. 
CLXXVIII.  p.  199),  fand  derselbe  abermals  bei 
einem  23jähr.  Manne  (New  York  med.  Record  XVI. 
14.  [465.]  Oct.  4.  1879) ,  welcher  6  Mon.  nach 
überstandener Trichinose,  die  ersieh,  obwohllsraelit, 
durch  den  Genuss  rohen  Schweinefleisches  zugezogen 
hatte ,  plötzlich  die  heftigsten  rheumatoiden  Muskel- 
schmerzen ,  bes.  in  den  Armen  und  Beinen  bekam. 
Dieselben  traten  ohne  nachweisbare  Ui'sache  auf, 
trotzten  aller  Behandlung ,  hörten  plötzlich  wieder 
auf  und  kehrten  nach  Tagen  oder  Wochen  ohne 
Grund  zurück.  Die  Affektion ,  welche  der  behan- 
delnde Arzt  als  Neuralgie  betrachtet  hatte ,  war  be- 
sonders an  den  von  der  Trichinose  am  meisten  be- 
fallenen Theilen  entwickelt  und  musste  als  chronische 
Myositis  aufgefasst  werden. 

W.  ist  der  Ansicht,  dass  bei  der  Häufigkeit  der 
Trichinen  in  den  amerik.  Schweinen  auch  die  Tri- 
chinose beim  Menschen  daselbst  nicht  selten  ist,  dass 
sie  aber  häufig  nicht  diagnosticirt  wird,  und  dass 
manche  rheumatoide  Affektionen  anf  chronische  Myo- 
sitis in  Folge  früherer  Trichinose  zurückzuführen 
sein  dürften.  Als  Behandlung  empfiehlt  er  heisse 
Bäder,  Narkotika,  schmerzlindernde  Einreibung,  den 
grössten  Werth  aber  legt  er  auf  die  Prophylaxe. 

Eine  weitere  Mittheilung  von  Wendt  (I.e.  XIX. 
24.  [553.]  June  11.  1881)  betrifft  einen  von  Dr. 
W.  T.  Endlich  beobachteten  Fall  von  Trichinose 
bei  einem  Ehepaare ,  welcher  die  Frau  erlag.  Die 
in  der  Leiche  vorhandenen  Tiichinen  waren  noch 
frei.  Bemerkenswerth  erscheint  es  daher ,  dass  sie 
nach  dem  Ergebniss  der  angestellten  Versuche,  trotz 
ihrer  verhältnissmässig  geringen  Widerstandsfähig- 
keit selbst  im  gefiromen  Fleische  nach  4  T.  noch 
lebensfähig  waren  und  auch  nach  eingetretener  Fäul- 
niss,  14  Tage  nach  dem  Tode  der  Frau,  noch  lebten. 
In  künstlicher  Verdauungsflüssigkeit,  in  welcher  das 
Fleisch  nach  12  Stunden  bei  normaler  Körpertempe- 
ratur fast  ganz  verdaut  war ,  waren  sie  entschieden 
gewachsen  und  zeigten  Andeutungen  von  Geschlechts- 
organen. Leider  wurde  dieser  Versuch  in  Folge 
eines  Versehens  nicht  zu  Ende  geführt. 


Dr.  J.  M.  Da  Costa  (Philad.  med.  News  and 
Abstract  XXXIX.  3.  [459.]  March  1881)  berichtet 
ausführlich  über  einen  Fall  von  akuter  Triehinosis 
mit  continuirlichem  Fieber  und  heftigen  Muskelsym* 
ptomen,  der  schlüsslich  in  Genesung  überging.  Wir 
erwähnen  denselben  nur,  um  auf  ein  Instrument  auf- 
merksam zu  machen,  welches  Da  Costa  sich  nach 
Angabe  des  Dr.  R.  N.  Hart  anfertigen  lieas,  nm 
behufs  der  Diagnose  etwas  Mnskelfleisch  aus  dem 
Körper  zu  erhalten.  Dasselbe  besteht  ans  einer 
Kanüle  mit  gewöhnlichem  Trokar  und  einem  2.  Tro- 
kar, dessen  Spitze  mit  einer  schneidenden  Schrauben- 
Windung  versehen  ist  Nachdem  die  Kanüle  mit 
Trokar  bis  in  das  Innere  eines  Mnskels  eingestochen 
ist ,  wird  der  Trokar  herausgezogen  und  dafür  der 
2.  Trokar  eingestochen,  der  nach  einigen  Achsen- 
drehungen sicher  kleine  Fleischstückchen  lostrennt, 
die  beim  Zurückziehen  durch  die  Kanüle  leicht 
herausbefördert  werden. 

III.  Prophylaxe* 

Zur  Prophylaxe  der  Trichinose  giebt  Prof.  Dr. 
0.  Bollinger  (Deutsche  Ztschr.  f.  Thiermed.  n. 
vgl.  Pathol.  V.  1  u.  2.  p.  1.  1879)  einen  wcrthvol- 
len  Beitrag ,  indem  er  zunächst  in  einem  Referat  an 
den  königl.  Obermedicinalausschnss  vom  18.  Oct 
1878  die  staatspolizeiliche  Prophylaxe  der  Triclü- 
nose  in  Bayern  behandelt,  sodann  an  die  von  ihm 
formulirten  Schlusssätze  die  Beschlüsse  der  Aerste- 
kammern  anfügt ,  und  als  Anhang  ein  neueres  Gnt- 
achten  der  preussischen  wissenschaftl.  Deputation 
für  Medicinalangelegenheiten  über  Trichinose,  sowie 
ein  Gutachten  des  kaiserl.  deutschen  Gesnndheits- 
Amts  über  diese  Frage  beifügt. 

Die  Schlusssätze  des  Prof.  B.  sind  folgende. 

1)  Die  allgemeine  Einführung  der  obligatori- 
schen mikroskopischen  Trichinenschau  in  Bayern  ist 
einstweilen  kein  Bedürfniss.  (Zu  diesem  Punkte 
wünscht  Dr.  Brenner-Schäffer  in  Regensbnrg 
den  Zusatz :  Jedoch  hat  der  Staat  jetzt  schon  dafür 
zu  sorgen ,  dass  den  Fleischbeschauern  ein  entspre- 
chender Unterricht  ertheilt  wird ,  und  dass  die  Be- 
schauer amtlich  geprüft  werden.  Die  Aerztekammer 
von  Oberfranken  hält  bei  der  Gefahr  der  Ausbreitung 
der  Trichinose  auf  ganz  Bayern  die  allgemeine  obli- 
gatorische Trichinenschau  ftlr  nothwendig.) 

2)  Sollten  einzelne  Landestheile  oder  Städte ,  in 
denen  Trichinenerki*ankungen  vorkamen,  die  Ein- 
richtung einer  lokalen  obligatorischen  oder  fakulta- 
tiven mikroskopischen  Beschau  der  geschlachteten 
Schweine  für  nothwendig  erachten ,  so  ist  diess  von 
Seiten  der  Behörden  zu  begünstigen.  (Die  Aerzte- 
kammer  von  der  Pfalz  und  bes.  von  Oberfranken 
halten  die  obligatorische  Trichinenschau  für  die  be- 
fallenen Orte  für  nothwendig  nnd  fttr  die  nicht  be- 
fallenen Provinzen  für  wünschenswerth ,  da  von  der 
fakultativen  Untersuchung  kein  Erfolg  zu  erwarten 
sei). 

3)  Der  Verkauf  des  aus  überseeischen  Ländern 
eingeführten  (bes.  des  amerikanischen)  Schweineflel' 


Kbe 


IV.     Pathologie,  Therapie  d.  medicinische  Klinik. 


teba  ist  in  Bayern  nnr  nach  vorgängiger  mikro- 
tfcopi»eher  Untersucbnng  zn  gestatten.  (Die  Aerzte- 
kimmer  von  Oberbayem  h&It  die  Ansftihning  dieser 
Htuuegel  allerdings  fUr  acbwierig  and  die  Aerzte- 
kumer  von  Oberfranken  wflnscbt  eine  gleiche  Be- 
hudtimg  anch  fDr  alles  andere  in  üayem  eingeführte 
SekweiB^iach ,  sofern  der  Nachweis  der  Trichinen- 
fiäbdt  nieht  beigebracht  ist). 

4)  AU  HOlfsmittel,  um  einer  weitern  Ausbreitung 
ii  Trichinose  in  Bayern  entgegenzutreten ,  empfeh- 
In  sieh  folgende  Maasaregeln  :  a)  Erforschung  di^r 
Bedingungen,  nntcr  denen  sich  Trichinen  bei  Schwci- 
MB  vorfinden  —  durch  weitere  Portfilhrnng  der 
Gnteraachung  der  Ratten  ans  verschiedenen  Landes- 
IkeileD  nnd  Lokalit3l£n,  sowie  durch  periodisch  wie- 
Malte  Untersuchung  der  Schweine  in  grossen 
Sdiliditbäusem ;  b)  Verbot,  in  Abdeckereien  (nnd 
voEDöglich  in  Metzgereien)  Schweine  zn  halten ; 
c)  Controle  nnd  besondere  Beaufsichtigung  aller 
äehveinestsllnngen ,  ans  denen  trichinöse  Schweine 
kemirgegangen  sind ;  d)  populäre  BelehruBgen  über 
fie  Notitwendigkeit ,  das  Seh  wein  efleiscli  nur  in  gut 
e^oehtem  oder  gebratenem  Zustande  zu  gcniesscn, 
wrie  über  die  Zweckmässigkeit ,  die  Ratten  allent- 
Uben  zn  vertilgen  und  dieaellMn  von  denSchweine- 
mien  fem  zn  lialtenj  endlich Wamangen,Schwetne 
ait  Abfällen  anderer  Schweine  zn  fottem. 

Das  Gntachten  der  preuss.  wissengchaftl.  De- 
putation für  Med.' Angelegenheiten  Ober  die  Frage, 
«ti  die  Gründe  f)lr  die  Entbehrlicftkeit  der  miltro- 
ihp.  Vnterifuehung  der  dmerik.  Speckseiten  als  zu- 
treffend anzuerkennen  seien,  wurde  veranlasst  durch 
me  Petition  der  Fettwaarcnh&ndler  von  Gflteraloh, 
i>m  das  Ministerium  den  amerikanischen  Speck  von 
der  zwangsweisen  Untersuchung  anf  Trichinen  aus- 
■ehliesaen ,  event.  anch  in  den  andern  Provinzen  die 
fllilieatoriache  mikroskopische  Fleischschau  einfuhren 
■Sge.  Dieses  Gntachten  nimmt  Bezug  auf  die 
Thatsache,  dasa  schon  1872  Dr.  G.  W.  Focke  in 
fernen  öne  Infektion  von  12  Personen  nnd  später 
■OB  8  weitem  Personen  durch  amerikanische  Schin- 
ken beobachtet ,  dass  die  Untereuchnng  der  letztem 
ioiBer  hinfiger  massenhaftes  Vorkommen  von  leben- 
^  Trichinen ,  namentlich  in  den  innem  noch  fast 
nhai  Thdien  derselben  ergeben  habe,  dass  die  Be- 
'■uptmig,  Trichinose  lasse  sich  durch  Verftittem 
diettr  Sciünken  auf  andere  Thiere  nicht  übertragen, 
»owiesai  and  unrichtig  sei.  Von  den  Fleisch- 
Iwhanem  sei  keine  Entscheidnng  dartlber  zn  ver- 
loea,  ob  die  von  ihnen  gefundenen  Trichinen  noch 
m  Leben  oder  abgestorben  seien ;  vielmehr  müsse 
f^  Schwein  nnd  jeder  fleischhaltige  Theit  eines 
■olcben  als  zu  vernichten  bezeichnet  werden,  in  wel- 
(ioB  flbeihanpt  Trichinen  beobachtet  wurden.  Es 
Ki  die  mikroskopische  Untersuchnng  aller  geschlach- 
teteii  Schweine  inPrenasen  obligatorisch  einzuführen. 
Nu  Bolehe  Speckseiten  dürften  von  dieser  Verpfiich- 
ta?  befreit  werden ,    welche  sich  bei  der  Besich- 

IM.  Jidirbb.  Bd.  ISl.  Hft.  1. 


41 

tignng   als   ganz   muskelfrei    ergeben.     Schlusslich 
wird  die  im  Reg. -Bez.  Minden  und  Erfurt  schon  ein- 
geführte   Nachuntersuchung    dea    als    trichinig    bc- 
fimdenen  Schweinefleisclies   zur   allgemeinen  Nach- 
achtung empfohlen ,  besonders 
für  die  Fleischer  in  dem  Fallt 
sperraienschläuche    oder   vegeb 
Trichinen  gehalten  worden  sind, 
lautet  die  Verfügung  des  Minist 
u.  s.  w.  Angelegenheiten   an  di< 
vom  21.  Juli  1878:   1)  amerik 
welche  sich  bei  der  Besichtigung 
ei^eben ,  einer  mikroskopische! 
femer  unterwerfen  zu  lassen ;   £ 
der  mihroskop.  Fleischschau ,    i 
oder  in  ungenügender  Weise  t 
dacht  zu  nehmen ;  S)  die  Nacl 
chinös  befundenen  Schweinefleis 
nicht  eingeführt  ist,  anzuordnen 

Das  Gutachten  des  haie.  de 
amU  vom  8.  Jan.  1877  Ober 
«ämmtiiche  getchlaehtete  Sr,lt\ 
zn  »ntersuchen ,  fusst  auf  der 
Verkauf  von  trieb  inenhaltigem  1 
bar  sei ,  wo  die  mikroskop.  Ui] 
sches  auf  Trichinen  polizeilich 
anf  der  Thatsache,  dass  Üben 
sochong  ansgefUhrt  wird ,  Trid 
in  mehr  oder  weniger  zahlreii 
besonders  in  importirten  Fleiacl 
worden  sind.  Es  äussert  sich  i 
es  im  Interesse  der  dffentl.  Oe 
wendig  ist,  die  obligatorische 
stens  des  zum  Verkauf  gebrach 
nnd  der  aus  Orten ,  wo  keine 
suchung  besteht,  importirten  S< 
im  Wege  der  Reichegesetzgebun^ 
es  wOnschenswerth  ist,  überall, 
es  irgend  gestatten,  die  obligali 
Bämmtlicher  geschlachteten  Scb 
einznfllhren. 

Stellen  wir  nnn  die  bisher! 
snitate  der  mikroskopischen  Fli 
jetzt  in  ganz  Preussen  mit  wen 
weder  fakultativ  oder  obligatoi 
sammen,  so  ergiebt  sich,  dass  i 
Zahl,  sondern  anch  das  relativ« 
chinös  befundenen  zn  den  ges 
den  3Jabren  vonl877 — 79  ht 
men  hat.  Das  letztere  war  187 
=  1:2066,  1879  =  1:1632 
Einführung  der  mikroskopische 
Schweinefleisches  die  Hänfigkci 
den  Schweinen,  sowie  die  Gelege 
der  Schweine  in  keiner  Weise 
vielleicht  sogar  vermehrt  wordi 
nigen  Schweine  nicht  verbrann 
graben  und  so  zahlreiche  Ha 
ficirt  werden.     Dagegen  ergiebi 


42 


IV.     Pathologie,  Therapie  n.  mediciniflche  Klinik. 


schon  Dr.  Riemer  hervorhob ,  die  Trichinen-Epi- 
demien an  Zahl  sowohl,  als  auch  an  Heftigkeit  hinter 
denen  der  frühern  Jahre  zurückgeblieben  sind.  An- 
dererseits mehren  sich  aber  anch  die  Beispiele  von 
ungenügender  Fleischbeschau,  in  Folge  deren  mehr- 
fach recht  schwere  n.  häufig  tödtliche  Massenerkran- 
kungen aufgetreten  sind,  ja  sogar  der  Tod  des  Fleisch- 
beschauers selbst  erfolgt  ist.  Aus  diesem  Grunde 
wird  auch  von  verschiedenen  Anhängen  der  obliga- 
torischen Fleischbeschau  die  Nachuntersuchung  des 
Schweinefleisches  dringend  empfohlen  und  ist  die- 
selbe von  den  Behörden  in  Minden  und  Erfurt  wenig- 
stens für  die  bei  der  ersten  Untersuchung  als  trichi- 
nös erkläii;en  Schweine  angeordnet  worden.  Diese 
Maassregel  dient  indessen  hauptsächlich  nur  dem  In- 
teresse des  Schlächters ,  um  denselben  vor  Schaden 
zu  bewahren ,  wenn  der  erste  Fleischbeschaner  Tri- 
chinen gefunden  haben  sollte,  wo  keine  sind.  Znr 
Controle  und  Rechtfertigung  des  Fleischbeschauers 
empfiehlt  Dr.  Engelhardt  eine  längere  Aufbewah- 
rung der  Präparate  von  allen  untersuchten  Schwei- 
nen, damit  dieselben  bei  sich  nachträglich  erhebenden 
Zweifeln  jeder  Zeit  nachuntersucht  werden  können. 
Beide  Maassregeln  können  indessen  zum  Schutze  des 
rohes  Fleisch  verzehrenden  Publikums,  worauf  es 
doch  wesentlich  abgesehen  ist,  nicht  dienen,  da, 
wenn  die  Frage  einer  erforderlichen  Nachunter- 
suchung aufgewoi*fen  wird,  das  geschlachtete  Schwein 
längst  verarbeitet  und  ein  grosser  Theil  desselben 
vielleicht  schon  verzehrt  ist.  Es  müsste  daher ,  um 
das  Publikum  zu  schützen,  sämmtliches  Schweine- 
fleisch, noch  ehe  es  zum  Verkauf  kommt,  nachunter- 
sucht werden  und  auch  dann  würde  die  Sicherheit 
zwar  eine  grössere,  aber  dui-chaus  keine  vollkommene 
sein ,  da  nach  Engelhardt  die  Trichinen  nester- 
weise vorkommen  können,  d.  h.  an  manchen  Stellen, 
vielleicht  gerade  an  den  gesetzlich  zur  Untersuchung 
vorgeschriebenen  Stellen,  gar  nicht,  an  andern  da- 
gegen wieder  ziemlich  gedrängt  vorgefunden  werden. 
Es  ist  einleuchtend,  dass  eine  solche  zweimalige  mi- 
kroskopische Untersuchung  vor  dem  Ausschlachten 
der  Schweine  störend  und  hemmend  in  den  Betrieb 
grossstädtischer  Schlächtereien  eingreifen  muss,  und 
es  wäre  wohl  denkbar ,  dass  bei  irgend  welchen  un- 
vorhergesehenen Hindernissen  besonders  im  Hoch- 
sommer mittlerweile  das  Fleisch  verdirbt,  ja  es 
würde  sich  dann  noch  eine  dritte  Untersuchung  des 
Fleisches  empfehlen,  ob  dasselbe  überhaupt  noch 
bankwürdig  ist.  Bei  den  importirten  Fleischwaaren, 
besonders  den  amerikanischen  Schinken,  würde  dieses 
Bedenken  zwar  wegfallen;  wohl  aber  würde  der 
durch  die  doppelte  Unterauchung  bedingte  Preis- 
aufschlag von  ca.  2  Mk.  für  jedes  einzelne  Fleisch- 
stück den  Preis  desselben  nicht  unwesentlich  ver- 
theuem.  Das  sicherste  Schutzmittel  gegen  die  durch 
die  importirten  amerikanischen  Schinken  drohende 
Trichinengefahr  hat  die  französische  Regiening  er- 
griffen ,  indem  sie  die  Einfuhr  deraelben  überhaupt 
verboten  hat ;  sie  hat  aber  auch  gleichzeitig  ein  mas- 
senweise vorhandenes^  gutes  und  billiges  Nahrungs- 


mittel dem  Volke  entzogen  und  somit  den  V^ohlstand 
desselben  geschädigt. 

Soviel  steht  fest,  dass  die  mikroskopisehe  Fleisch- 
beschau wohl  manche  Trichinenerkninknngen  ver- 
hüten kann  und  schon  verhütet  hat ;  ebenso  sicher 
ist  aber  anch,  dass  dieselbe  keinen  absoluten  Schutz 
gewährt  und  sehr  nahe  liegt  die  Befttrchtang,  dass 
Viele  durch  dieselbe,  auf  deren  Schntzkraffc  ver- 
trauend, in  eine  falsche  und  gefährliche  Sicherheit 
eingewiegt  werden  und  schlüsslich  noch  mehr  rohes 
oder  ungenügend  zubereitetes  Schweinefleisch  ge- 
niessen  als  vorher.  Das  einzige  und  sicherste  Schutz- 
mittel gegen  die  Trichinengefahr  bleibt  stets,  —  wenn 
man  nicht  etwa,  wie  die  Juden,  auf  den  Gennss  des 
Schweinefleisches  ganz  verzichten  will  —  das  gute  n. 
gründliche  Kochen  desselben.  Das  gegen  dieSchntz- 
kraft  des  Kochens  von  Dr.  Lochner  in  Schwabach 
erhobene  Bedenken  ist  schon  oben  als  hinfllllig  be- 
zeichnet worden.  Die  Schwierigkeit,  ein  gut  durch- 
gekochtes von  ungenügend  zubereitetem  Fleische  zu 
unterscheiden,  dürfbe  ffir  keinen  Koch  nnd  keine 
tüchtige  Hausfrau  eine  beträchtliche  sein ;  denn  wenn 
auch  ein  fettreiches,  blutleeres  Stück  Schweinefleisch 
blass  aussieht,  ohne  genügend  gekocht  zu  sein,  und 
wenn  anch  mancher  Schinken ,  besonders ,  wenn  er 
mit  Salpeter  gepökelt  ist,  seine  rothe  Farbe  trotz 
energischem  Kochen  beibehält,  so  sind  doch  ausser- 
dem Consistenz  und  andere  Erkennungamittel  eines 
garen  Fleisches  zu  berücksichtigen. 

Die  sich  ans  dem  Obigen  ergebenden  Sätze  für 
die  Prophylaxe  würden  folgende  sein : 

1)  Die  mikroskop.  Fleischbeschan  ist,  nament- 
lich in  Landein ,  wo  die  Trichinenkrankheit  wenig 
beobachtet  worden  ist,  kein  dringendes  Bedflrfhiss, 
doch  ist  die  Einführung  derselben  immerhin  wän- 
schenswerth;  aber  das  Publikum  muss  immer  und 
immer  wieder  darauf  aufmerksam  gemacht  werden, 
dass  nur  ein  gründliclies  Kochen  des  Schweine- 
fleisches einen  absoluten  Schutz  vor  der  Trichinen- 
gefahr gewährt. 

2)  Ein  trichinös  befundene  Schweinefleisch  darf 
nicht  vergraben ,  sondern  muss  verbrannt  oder  unter 
polizeilicher  Ueberwachung  gründlich  gekocht  od^ 
auf  andere  Weise  vollständig  unschädlich  gemacht 
werden. 

3)  Die  Behörden  haben  auf  möglichste  Vernich- 
tung der  Ratten  (in  den  Schleusen,  Abdeckereien 
u.  s.  w.)  und  auf  Beseitigung  jeder  Gelegenheit  zur 
Ansteckung  der  Schweine  mit  Trichinen  Bedacht  zu 
nehmen. 

4)  Die  Besitzer  von  Speisewirtbschaften  dürfen 
nur  vollständig  durchgekochtes  oder  gebratenes 
Fleisch  ihren  Gästen  vorsetzen. 


Anhangsweise  mögen  noch  2  Arbeiten  Erwäh- 
nung finden,  welche  die  Fleischbeschau  im  Allgemei- 
nen betreffen. 

Dr.  Carl  Virchow  (Virchow*s Areh. LXXXIV. 
3.  p.  543.  1881)  hat  in  dem  pharmakolog.  histöSxA 
der  Berliner  Universität  eingehende  Untersuchoogen 


OynAkolo^e  o.  PSdiatrik. 


ugestellt,  Dm  an  Stelle  einer  reio  empiriachen,  nnr 
uT  Aiwchanong  gegiüntleteu  Prdfuiig  ein  sicliei'es, 
uf  insseuacbaftlicher  ÜDlentuchaDg  berulieDdes  Ur- 
Adl  über  den  Nährwertii  und  die  gute  Betehaffen- 
fati  da  Fleifchea  zu  gewinnen.  Wegen  der  Unhir- 
BBehongsmethodeu  und  der  gewonneDeo  Zahlen  auf 
diE  Original  verweieend,  heben  wir  nur  licrvor,  daas 
du  tiesainmtreenltat  in  Bezug  auf  den  angeati'ebten 
beck  eJB  negativeä  war,  luid  dasa  der  Gedanke,  die 
Calrole  des  FleUchhandels  durch  die  ElDfUhrung 
(knäsch  analytiscber  Proben  auf  eine  weniger  will- 
hrlidte  Grundlage  zu  stellen ,  wohl  überhaupt  auf- 
f^eben  werden  mOfiBe.  In  wissenschaftlicher  Be- 
sehnBg  bestätigen  die  Versuche  zunächst  das  auch 
TOL  udern  Autoren  gefundene  Resultat,  dass  der 
Wauergehalt  des  Kalbfieitehe»  grösser  ist  als  der 
ifs  Bindßeiaeheg;  weiter  ergeben  sie,  dass  der 
WiBsergehalt  des  Fleisches  magerer  Rinder  etwas 
geringer  ist  als  der  gut  genährter,  der  von  kranken 
Bildern  dag^en  erheblich  grösser  als  der  vou  ge- 
SHden.  Dasselbe  gilt  Air  das  Verhalten  der  Ex- 
lakle,  wie  folgende  Uebersicht  der  fUr  Thierc  glei- 
^  Altere,  gleichen  Maat-  u.  Gesundheitszustandes 
pAiodenen  Zahlen  beweist : 

Geenades  Blaä      Krankes  j.^. 
gai  genährt  maeer    Rind 
ia  »/o    .     .     .     .     78.88     76,26     77.47     77.61 
EilnJit  aar  feuchte  Snbat.     3.73      3.G3      3.S7      3.SS 
EitnktaDf  trockne  Sntwt.    15.78     15.09     17.19     17.22 

Nach  den  quantitativen  Verliältnisscn  des  Was- 
um  und  der  Extraktivstoffe  stellt  sicli  hiemach  eine 
uQUlige  Ueberein Stimmung  der  Miltelzahlen  fOr  das 
^VtBeh  kranker  Rinder  und  das  Fleisch  von  Kälbern 
Imos,  während  magere  Rinder  sich  durchaus  anders 
XThalteu. 

Uie  Frage:  „vtie  katmfinniffet  und  tric/iinösex 
Ftäich  für  den  mentchUchen  Genug»  imsckädlich 
jswtcAi  werden  ?"  wird  von  Assistenzarzt  W  i  1  h. 
fmth  in  seiner  Inang.-Üiss.  (München  1880.  6. 
20  S.)  erörtert.  Derselbe  emphehlt  für  Schlacht- 
kbwr  und  Stellen ,  wo  viel  Fleisch  importii-t  wird, 
du  Selmetlpökelungsverfahren,  verbunden  mit  der 
fvhemel/iode  bei  der  mikrotiopise/ien  Fleisc/t- 
f>aehaa,  als  schnellstes  Und  sicherstes  Mittel,  um 
*tii>S8tens  das  finnige  Fleisch  fQr  den  Genuas  nn- 
ithUlieh  zu  machen.  Es  sei  zu  wflnschen,  dass 
■tiugstenB   solches   Fleisch,    wo    die   Finnen    in 


Anzahl  vorhanden  riii 
Tödtung  derselben  irgendwie 
seo  würde.  Dagegen  sei  hoclif 
^  ekelhaft  von  dem  Genui 
schlieasen ;  dasselbe  sei  höchst 
des  vorher  auf  70—100»  C.  t 
wendbar. 

Die  von  Fr.  empfohlene 
schiebt  in  einem  von  Jok.  Er.ki 
chen,  constniirteu  Apparate,  ei 
luftdicht  verschlieasharcn  Keasc 
mit  Fleisch,  zur  andern  UälHe 
Salzlösung  gefllllt  wird  und  in 
Speisepumpe  Kochsalzlösung 
von  20  AtmospliJtren  nachgi 
12stflndigem  Verweilen  in  dei 
Finnen  in  dem  Fleische  noch  ni 
48  Std.  aber  stets  voUkommc 
Trichinen  echien  dagegen  diei 
neu  Eiuflnss  ausgeübt  zu  liabei 

Als  bequemstes  Mittel ,  ui 
siten  zu  erkennen ,  wandte  F 
selben  mit  neutraler  CarraintinI 
an.  Die  Angabe  von  Vulp 
Gewebe  namentlich  durch  ihi 
vermögen  fUr  färbende  Substai 
weben  unterscheiden,  wurde 
und  andere  Forscher  an  vielen 
bestätigt  und  vou  Fr.  selbst  ; 
tisch  verwerthet.  Jedesm^tl  fi 
Cyaticerken  durch  Fingerdnic 
blase  ausgestülpt  woi'den  w 
mehratUndi;;era  Liegen  in  Gare 
finnigen  Fleische  nur  uberlti 
Schwanzblase,  aber  nicht  des] 
nach  12stUudigcr  Pökelung  in 
an  der  Scliwanzblasc  und  na 
luug  auch  deutliche  Färbung 
der  Saagnäpfe.  Itei  den  trichi 
chen  fand  sich  dagegen  nie  e 
der  Ti'ichinen.  Dem  cntspri 
Schweine,  welche  mit  12  und 
ten  trichinösen  Ratten  gefüttci 
geraein  verbreitete  Trichinose, 
nach  dem  VerfÜttcni  von  flnui 
tem  Fleische  kein  Bandwurm  i 


V.     Gynäkologie  und  PSdiatrik. 


316.  SerplgiuöeeB  Gtosoliwür  am  Fusse, 
^carlirende  HenstrostioD ,  Ntitzen  </e»  Jodo- 
^'fn;  von  James  Allan  in  New  Wordsworth. 
(BriU  med.  Journ.  April  IC.  Iö81.) 

Bei  einer  37  J.  alten ,  mit  deatlichen  Zeichen  von 
%Uli>  twhaßeten  Frau  hatte  sieh  Buil  7  Jahren  am  lin- 
^  FuM  ein  Gesahwür  an  der  ÄiiBBeoBeite  des  linken 
llnatanm,  inachnia]  nindilchcrForm beginnend,  allmülig 
^Gelenk  undFoBurückeu  bis  zur  Fusssolilo  verbreitet, 
«•«elbt  war  uehr  »lihiueriliaft  tinil  aeine  schlechte  Ab- 
"""dtniiig  entirickelte  beaoiidera  xur  Menstruafionszeit 
■*n  Mhr  übelQ  Geruch.   Im  Febr.  1879,  wo  Fat.  in  des 


VfB.  Behandlnnft  kam ,  war  die 
bedeckendR  Oberhaut  remarbt,  n 
nicht  contrahlrt ,  die  vordere  IIa 
kleinem  Zehen  hiuRegen  waren  n 
Bchossnvn  Granulationen  bedeckt, 
Geruch  verbreiteten  und  lebhaft  i 
Zeit  traten  ein  Jahr  liindnrch  ailr 
der  GeaehwürsHäche  anf,  nnd  z 
MenstrnationBblutiingen,  welche  1 
mit  Ifinünrer  Dauer  stattgcfunilcn 
behandluDg  blieb  ohne  Erfolg,  il.i| 
AnwendunK  von  Jodoform  bald  Vi 
mit  fester  Nartienbildang  ein ,  wo 


44 


V.     Gyn&kologie  u.  Pädiatrik. 


tion  wieder  normal  erfolgte.  Anfang  April  1880  konnte 
Fat.  mit  zwar  etwas  atrophirter ,  aber  doch  brauchbarer 
Extremität  geheilt  entlassen  werden.  (Krag.) 

317.  Vorfall  der  Sohleimhaut  der  Harn- 
röhre; von  James  Hudson,  (ßrit.  med.  Journ. 
June  18.  1881.) 

Eine  verheirathete  Frau,  ca.  30  J.  alt ,  litt  seit  3 — 4 
Tagen  an  Incontinentia  urinae.  Seit  der  Gebart  ihres 
einzigen ,  11  J.  alten  Kindes  war  die  Menstruation  stets 
iinregelmässig  geblieben.  Bei  der  Exploration  fand  H. 
einen  randen,  in  der  Mitte  mit  einer  Oeffnung  versehenen 
Tumor,  welcher  das  Aussehen  des  Gebärmuttermundes 
hatte;  bei  der  Digitaluntersuchung  fand  sich  aber  letzterer 
an  der  normalen  Stelle.  Beim  Einbringen  eines  Katheters 
in  die  Oeffiiung  des  Tumor  tropfte  etwas  klarer  Urin  ab 
und  es  ergab  sieh,  dass  der  Tumor  durch  die  Schleimhaut 
der  Harnrohre ,  welche  geschwollen  und  ödematös  war, 
gebildet  wurde.  Dieselbe  wurde  reponirt ,  Fat.  zu  Bett 
gebracht  und  der  Urin  in  regelmässigen  Intervallen  ab- 
genommen. Die  Schleimhaut  stiess  sich  nach  und  nach 
ab ,  es  folgte  Vemarbung  und  der  Vorfall  kam  nie  wieder 
zum  Vorschein,  auch  trat  nie  wieder  Incontinenz  ein. 
Eigenthümlich  war  die  grosse  Weite  des  Lumens  der 
Harnröhre  vor  Reduktion  des  Vorfalls ;  man  konnte  durch 
dieselbe  mit  Leichtigkeit  einen  Finger  in  die  Harnröhre 
einführen.  (Krug.) 

318.  Metro -Peritonitis  mit  Ausgang  in 
einen  Uterusabsoess ;  von  Dr.  Angas  Mac- 
donaLd,  Edinburg.  (Obstetr.  Journ.  VIII.  p.  543. 
[Nr.  91.]  Sept.  1880.) 

Eine  38  J.  alte  unverheirathete  Frau  wurde  am 
12.  Oct.  1878  wegen  einer  Eierstocksgeschwulst  in  das 
Hospital  aufgenommen.  Vor  2  J.  war  nach  einer  Erkäl- 
tung während  der  Menses  vorübergehend  die  Hamabsonde- 
rung  aufgehoben  gewesen  und  Anschwellung  im  Unterleibe 
aufgetreten.  Seitdem  litt  Pat.  häufig  an  Unterleibs- 
schmerzen und  Auftreibung  des  Leibes ;  4  Mon.  vor  der 
Aufnahme  überstand  sie  einen  3—4  Tage  dauernden  An- 
fall von  Peritonitis.  Die  untere  Hälfte  des  Leibes  war  durch 
einen  unregelmässig  gestalteten ,  sehr  festen  Tumor ,  mit 
einer  deutlich  von  der  Hauptmasse  abgegrenzten  Hälfte 
an  der  rechten  Seite  ausgefüllt.  Links  reichte  die  Ge- 
schwulst bis  an  die  falschen  Rippen ,  rechts  1"  weit  über 
die  Spin.  ant.  il. ;  der  Tumor  war  beweglich ,  wenig  em- 
pfindlich. Dabei  bestand  starkes  Uteringeräusch,  die 
Brüste  enthielten  Milch,  die  Vaginalportion  war  weich 
und  geschwollen.  Die  Diagnose  wurde  daher  auf  Gravi- 
dität neben  einem  rechtseitigen  subserosen  Fibroid  ge- 
stellt 

Am  15.  Oct.  trat  Abortus  ein,  und  in  Folge  desselben 
Verkleinerung  der  linken  Geschwulsthälfte ,  aber  nicht  so 
sehr ,  wie  erwartet.  Die  rechte  blieb  sehr  schmerzhaft 
bei  Berührung.  Während  der  nächsten  Wochen  fieberte 
die  Kr.  bald  stärker,  bald  schwächer  und  klagte  über 
wechselnd  heftige  Leibschmerzen. 

Am  11.  Dec.  fühlte  man  beträchtliche  Zunahme  der 
rechten  Geschwulst,  unter  undeutlicher  Fluktuation. 
Wenige  Tage  später  wurde  mit  dem  Adspirator  guter 
Eiter  entleert.  Am  6.  Jan.  1879  brach  der  Abscess  unter 
dem  Nabel  auf,  unter  Entleerung  von  viel  stinkendem 
Eiter.  Der  Zusammenhang  mit  der  Gebärmutterhohle 
war  durch  die  Sonde  nachzuweisen.     Drainage. 

Am  2.  Febr.  war  der  Uterus  erheblich  verkleinert; 
ungestörte  Reconvalescenz.  Bei  der  Entlassung  am 
27.  März  war  der  Uterus  nach  oben  und  rechts  fixirt. 

In  der  Epikrise  macht  M.  auf  die  Seltenheit  des 
Vorkommnisses  und  die  Schwierigkeit  der  Diagnose 
aufmerksam.  Letztere  erscheint  jedoch  nach  Ansicht 
des  Ref.  nicht  so  gross ,  da  durch  das  anhaltende, 


auch  von  Frösten  unterbrochene ,  besonders  abend- 
liche Acerbationen  zeigende  Fieber  schon  viel  früher 
der  Verdacht  auf  eine  Abscessbildnng  gelenkt  wer- 
den musste.  (0  s  t  e  r  1 0  h.) 

319.  Ueber  Amputation  des  Collum  uteri 
mittels  des  Tfiermokauter ;  von  Dr.  G.  Eustache 
zu  Lille.  (Bull,  de  Th6r.  XCVIL  p.  487.  Juin  15. 
1880.) 

Eine  31  J.  alte ,  seit  5  J.  verheirathete ,  kinderlose 
Frau,  seit  dem  12.  J.  regelmässig  und  mittelstark  men- 
struirt,  litt  seit  9  J.  bei  der  Menstruation  an  Abgang  von 
Gerinnseln  unter  Schmerzen.  Die  Portio  vag.,  8  Ctmtr. 
lang ,  cylindrisch ,  war  in  der  Vulva  sichtbar ,  die  Sonde 
drang  9  Ctmtr.  tief  bis  zum  Orif.  int.  und  dann  noch  5  in 
den  Uterus  selbst. 

Am  20.  Aug.  1879  wurde  ohne  Narkose  innerhalb 
eines  Holzspiegels  6  Ctmtr.  tief  der  gekrümmte  Thermo- 
kauter  angesetzt ;  sofort  entwickelte  sich  starker  Dampf, 
der  Spiegel  erhitzte  sich ,  die  Pat.  klagte  über  Brennen, 
so  dass  Unterbrechung  der  Operation  und  Abkühlong 
durch  kaltes  Wasser  nothig  wurde.  Diess  wiederholte 
sich  noch  6mal ,  weshalb  die  Operation  erst  nach  40  Min. 
beendigt  war.  Es  folgten  sehr  heftige  Schmerzen  und  die 
Amputationsfläche  blieb  uneben.  Unter  antisept.  Aas- 
spülungen war  jedoch  der  weitere  Verlauf  günstig;  die 
Menstruation  trat  späterhin  schmerzlos  ein. 

Nach  dieser  Erfahrung  verwirft  E.  die  fragliche 
Operationsweise,  weil  erstens  die  intensive  Erhitzung 
der  benachbarten  Theile  bei  der  Nähe  des  Peritonftom 
leicht  eine  Entzündung  des  letztem  bewirken  könne, 
und  weil  zweitens  durch  den  Dampf  ein  schnelles  n. 
sichei*es  Operiren  erschwert,  resp.  unmöglich  ge- 
macht werde.  Die  galvanokaustische  Schlinge  sei 
entschieden  vorzuziehen.  (0  s  t  e  r  1  o  h.) 

320.  Behandlung  der  SterUitat  mit  Alka- 
lien; von  Dr.  A.  0  harrier  in  Paris.  (Ball,  de 
Th6r.  XCVIII.  p.  492—497.  Juin  15.  1880.) 

Vf.  fand  als  Ursache  der  Sterilität  einige  Male 
bei  ganz  gesunden  Frauen  saure  Beschaffenheit  des 
Utero  -  Vaginal  -  Schleims.  Da  nun  saure  Flflssig- 
keiten  die  Spermatozoon  tödten,  andererseits  aber 
dieselben  in  Lösungen  von  phosphorsauren  Alkalien 
sich  bei  einer  Temperatur  von  36®  Tage  lang  erhal- 
ten lassen,  Hess  er  die  betreffenden  Frauen  Vichy- 
Wasser  theils  trinken ,  theils  die  Scheide  mit  dem- 
selben ausspülen ,  und  femer  alkalische  Bftder  neh- 
men. Als  besonders  günstig  für  die  Ausspfllongen 
fand  0  h.  eine  aus  1000  Grmm.  Wasser  y  einem  Ei- 
weiss  und  59  Grmm.  phosphors.  Natron  zusammen- 
gesetzte Lösung. 

In  den  beiden  mitgetheilten  Fällen  führte  bei 
den  betr.  seit  4  Jahren  verheii'atheten ,  gesunden 
Frauen  (unter  Ausschliessung  anderer  die  Schwanger- 
schaft behinderader  Momente)  diese  Behandlang 
nach  6  Wochen  zum  Verschwinden  der  sauren  Re»k- 
tion  der  Gebärmutterabsonderung ,  worauf  bald 
Schwangerschaft  eintrat. 

C  h.  giebt  zu,  dass  gegen  seinen  Vorschlag  Ein- 
wände gemacht  werden  können.  Er  hält  es  aber 
doch  ftii-  sehr  gerathen,  bei  sterilen  Frauen  die  Auf- 
merksamkeit auf  die  Beschaffenheit  der  Sekrete  des 
Uterus  zu  richten.  (0  s  t  e  r  l  o  b.) 


V.     Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


u 


321.  Die  meohanische  Behandlung  ver- 
Bchieppter  Querlagen;  von  Prof.  Bidder  in 
Petersburg.  (Ztschr.  f.  Geburtsh.  u.  Gynäkol.  VI.  2. 
p.  333.  1881.) 

,,Veracli]eppte  oder  vernachlässigte  Querlagen 
oennt  man  solche,  bei  denen  die  Rectificirung  der 
KiDdsIage  nicht  zur  rechten  Zeit  vorgenommen  wor- 
den ist.''  Sie  kommen  natüi'lich  um  so  seltner  zur 
Beobachtung,  je  besser  die  Hülfeleistung  bei  Gebur- 
ten organisirt  ist ;  in  den  neuen  Lehrbüchern  der 
opentiven  Geburtshüife  schrumpfen  daher  die  Capitel 
über  die  verkleinernden  Operationen  immer  mehr  ein. 
Trotzdem  ist  es  aber  nothwendig,  die  Technik  dieser 
Operationen  klar  zu  stellen  und  hält  es  daher  Vf. 
iifr  seine  Pflicht ,  die  an  einem  nicht  ganz  kleinen 
ihierial  gesammelten  Erfahrungen  den  Fachgenossen 
roTzuIegen. 

In  den  fragl.  Fällen  kommt  es  zunächst  darauf 
10 ,  den  Uterus  zu  entleeren ,  ohne  den  liaum  weiter 
m  beschränken.  Der  contrahirte  Uterus  lässt  eine 
Wendung  nicht  zu ,  wenn  man  die  Mutter  nicht  der 
böehsten  Gefahr  aussetzen  will.  Es  muss  demnach 
entweder  der  Kindskörper  zusammengeklappt  und 
flomit  in  seiner  Längsachse  verkleinert  werden,  oder 
lan  zerftllt  ihn  an  der  AustrittsofFnung  in  2  Theile, 
fe  dann  einzeln  ohne  Dehnung  des  Utenis  heraus- 
befördert  werden.  Der  letztere  Weg  ist  der  ratio- 
nellere. In  unerfreulicher  Weise  wird  von  K  ü  s  t  - 
ner (Sichelmesser)  und  Pawlik  (Schlüssclhaken) 
über  das  einzig  zulässige  Instniment  hierzu  ge- 
stritten. 

B.  ftthrt  nun  10  Fälle  an,  in  denen  der  Schlüssel- 
iaken  benutzt  wurde. 

1)  36jiihr.  Frau ;  4  Abortus,  3  rechtzeiti{?e  Geburten ; 
Sdiwaogerschaft  im  10.  Monate;  Careinoma  cervicis. 
O.Sehnlterlage,  Hacken  nach  vom.  Temperatur  constant 
über  39— 40<>.  Sinken  der  Kräfte.  Durch  Zug  an  dem 
lierabgestreckten  vorliegenden  Arme  Anlegung  des  Brawi'- 
Beben  Seblüsselhakens  an  den  Ilals  ermöglicht.  Wirbel- 
äole  nnd  eine  Partie  Weichtheile  leicht  darchtrennt,  der 
Hest  mit  der  Scheere  durchschnitten.  Nach  Anlegung 
(lesKnunioklast  an  den  Thorax  Rumpf  nicht  ohne  Schwie- 
rigkeiten entwickelt;  Kopf  mittels  der  langen Z^ti^cA'schen 
Zange  nach  Abgang  reichlicher  Gehimmassen  extrahirt. 
Uwenta  manuell  entfernt.  Vom  4.  Tage  an  normale 
Temperatur  trotz  fotiden  Lochien. 

ä)  26jähr.  Zweitgebärende,  Uterus  contrahirt,  Herz- 
töne nicht  zu  hören,  linker  Ellenbogen  vorgefallen,  innerer 
Muttermund  contrahirt,  linke  Schulter  vorliegend,  Kücken 
vorn,  Kopf  rechts.  Durch  tiefe  Narkose  die  Contraktur 
sieht  gehoben.  Mittels  Braun's  Schlüsselhaken  mit  2 
Brehmigen  Hals  getrennt ,  Rumpf  am  vorliegenden  Arm, 
Kopf  mit  der  Zange  leicht  extrahirt.  2500  Grmm.  schwe- 
rer Knabe ;  Mutter  nach  Ablauf  einer  leichten  Perimetritis 
gesond  entlassen. 

3)  80]ähr.  gesunde  Erstgebärende.  Linke  Hand  vor 
derVolva,  Kopf  rechts,  Kücken  vom,  Herztöne  nicht 
körlMur,  Uterus  contrahirt,  Schulter  vom  Mattermond  nm- 
icUoBsen.    Entwicklung  wie  in  Fall  2. 

4)  41jähr.  Siebentgebärende :  rechte  Hand  vorgefal- 
la,  Schulter  eingekeilt,  Kopf  links ,  Kücken  vorn ,  Herz- 
tiine nicht  tu  hören.  Wehen  ohne  Unterbrechung,  einige 
WoidangBveranehe,  Puls  100,  klein.  Schlüsselhaken  mit 
Vnlke  hinter  der  Symphyse  an  den  Hals  gebracht ,  Kopf 
leiekt  abgetrennt.  Aim  exartikalirt,  Kumpf  mit  der  Hand 
>B  Obern  Thoraxende,  Kopf  mittels  Zuges  am  Unterkiefer 


entwickelt.  0  r  e  d  e  'scher  Handgriff ;  tiefer  CervfkalriaB. 
Knabe,  3500  Grmm.  schwer.  Erscheinungen  von  Pelvi- 
peritonitis,  Fieber,  heftige  Uterinblutungen  am  8.  und  9. 
Tage,  Tod  am  15.  Tage.  Sektion.  Kechts  completer 
Cervixriss,  Peritonäum  intakt,  gangränöse  Phlegmone  der 
rechten  Beckenseite  bis  zur  Fossa  iliaca ,  «eptikSmisebe 
Veränderungen  der  parenchymatösen  Organe.  Uterus 
bilocularis,  Gravidität  in  der  rechten  Hälfte  verlaufen« 

5)  Schwächliche  Siebentgebärende,  40  J.  alt,  mit 
normalem  Becken.  Temperatur  39<>,  stinkender  Ausfluss. 
Kechte  Hand  (beginnende  Lösung  der  Epidermis)  nnd  die 
missfarbige,  pnlslose  Nabelschnur  vorgefallen.  Kopf 
rechts,  rechte  Schulter  eingekeilt,  Oberarm  luxirt,  meh- 
rere Einrisse  in  der  vordem  Lippe.  Oonstante  Contrak- 
tion  des  Uterus.  Mit  2  Drehungen  des  Schlüsselhakens 
Wirbelsäule  und  Weichtheile  getrennt.  Verlauf  wie  in 
Fall  2  und  3.  Knabe  4500  Grmm.  schwer  und  56  Ctmtr. 
lang.  Mutter  nach  Ablauf  leichter  Endometritis  gesund 
entlassen. 

6)  A.  S.,  38  J.  alt,  vor  17,  resp.  16  J.  2  Frühgebur- 
ten binnen  8  Monaten.  Beginn  der  jetzigen  3.  Geburt 
zur  normalen  Zeit.  Am  7.  Tage  früh  Erweiterung  des 
Muttermundes  für  2  Finger,  am  Nachmittag  die  rechte 
Schulter  fest  im  Beckeneingang  stehend,  Kücken  nach  hin- 
ten. Kechter  Arm  vorgefallen ,  Uterus  fest  contrahirt. 
Wendungsversuche  bei  tiefer  Narkose.  Eröffldung  des 
Thorax  mit  dem  scheerenförmigen  Perforatorlmn ,  danach 
Versuche,  mit  dem  Schlüsselhaken  die  Brustwirbelsäule  , 
zu  brechen.  Dem  nun  hinzugerufenen  Vf.  gelang  hierauf 
die  Trennung  der  Halswirbelsäule ,  ebenso  die  Extraktion 
von  Kumpf  und  Kopf;  4—5  Tage  Fieber;  erhebliche 
Cervixrisse.    Kasche  und  vollkommene  Genesung. 

7)  E.  N. ,  21jähr.  Drittgebärende.  Linker  Ellen- 
bogen in  der  Scheide ,  Schulter  fest  im  Beckeneingang, 
Kücken  vorn,  Kopf  rechts  vom  über  dem  horizontalen 
Schambeinast.  Temperatur  38. 3°;  heftige  Drangwehen. 
Schlüsselhaken  leicht  applicirt  und  mit  2  Umdrehungen 
die  Decapitation  vollendet.  Extraktion  des  Rumpfes  am 
Arm,  des  Kopfes  mit  der  Hand.  Leicht  macerirter  Knabe 
2500  Grmm.  schwer,  49  Ctmtr.  lang.  Bis  zum  6.  Tage 
leichte  Endometritis. 

8)  D.  F.,  25  J.  alte  Drittgebärende.  Wehenbegimi 
3  Tage  uach  dem  Wasserabfluss.  Temp.  38. 4<»,  Puls  80, 
Wehen  stark.  Aus  der  Schamspalte  der  rechte  Arm  nnd 
eine  nicht  pulsirende  Nabelschnnrschlinge  hervorhängend. 
Die  im  Beokeneingang  eingekeilte  Schulter  von  dem  4 
Finger  weiten  Muttermunde  umschlossen;  Kopf  rechts, 
Kücken  hinten.  Uterus  fest  contrahirt,  Ausfluss  stinkend. 
Schlüsselhaken  bei  tiefer  Narkose  an  der  Hand  hinauf- 
geleitet, mit  3  Umdrehungen  Hals  vollständig  getrennt. 
Extraktion  wie  in  Fall  7.  Knabe,  2760  Grmm.  schwer 
und  49  Ctmtr.  lang.  Bei  der  Mutter  Endometritis ,  para- 
metritisches  Exsudat ;  am  23.  Tage  Entlassung. 

9)  Mehrgebärende,  nach  2tägiger  Geburtsarbeit  auf- 
genommen. Querlage  mit  Armvorfall.  Decapitation  mit 
dem  Sohlüsselhaken  leicht,  Kopf  mit  der  Zange  extrahirt. 
Leichte  Endometritis. 

10)  E.  A.,  24  J.  alte  Drittgebärende.  Normales 
Becken,  heftige  Wehen,  kindliche  Herztöne  nicht  au 
hören ;  der  rechte  Arm  bis  zum  Ellenbogen  vor  den  Geni- 
talien ,  rechte  Schulter  eingekeilt ,  Kücken  hinten ,  Kopf 
rechts.  Decapitation  durch  3  Umdrehungen  des  Schlüssel- 
hakens. Extraktion  wie  in  Fall  7.  Mädchen  3000  Grmm. 
schwer,  49  Ctmtr.  lang.    Leicht«  Endometritis. 

Zehn  schwere  Geburten  bei  verschleppter  Quer- 
lage wurden  demnach  mit  dem  Schlüsselhaken  be- 
endigt. Nur  eine  Wöchnerin  (4.)  ist  gestorben. 
Für  die  Dm*chtrennung  ist  nur  eine  geringe  Kraft 
erforderlich.  Auf  Umnd  seiner  praktischen  Erfah- 
rungen und  ebenso  der  von  andern  Autoren  bereits 
veröffentlichten  Fälle,  erklärt  daher  B.  die  Deca- 
pitation mit  dem  Schlttsselhaken  für  eine  an  sich  un- 


46 


V.    Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


gefährliche  Operation  und  das  Instrument  selbst  fflr 
ein  sehr  branchbares,  für  welches  wir  dem  Erfinder 
zu  Dank  verpflichtet  sein  müssen. 

Es  giebt  nun  aber  Fälle,  in  denen  der  Hals  gar 
nicht  zu  eiTeichen  ist ,  oder  nur  so  weit ,  dass  die 
Ueberwachung  des  Instrumentes ,  welches  an  dem- 
selben arbeiten  soll,  unmöglich  wii*d.  Nach  den 
oben  aufgestellten  Principien,  die  nur  gestatten,  am 
vorliegenden  Theile  ohne  Gewalt  zu  operiren,  bleibt 
nichts  übrig,  als  den  Kindskörper  in  dem  gerade 
vorliegenden  Querschnitt  zu  halbiren ,  oder  aber  ihn 
soweit  zusammenzuklappen,  dass  das  eine  Ende  her- 
vorgezogen werden  kann,  ohne  das  andere  zu  rühren 
oder  erheblich  gegen  die  Uterinwand  zu  pressen. 
Küstner  erklärt  die  Durchschneidung  mit  iStf/m//^6's 
Sichelmesser  als  die  einzige  rationelle  Methode; 
P  a  w  1  i  k  dagegen  will  absolut  Alles  nicht  nur  mit 
ßraun^ sehen  Instrumenten  machen,  sondern  betrach- 
tet Evisceration  u.  s.w.  überhaupt  nur  als  Einleitung 
zur  Decapitation ,  die  er  in  jedem  Falle  anstrebt. 

B.  tritt  für  die  Nachahmung  der  Selbstentwicke- 
lung ein  und  führt  5  Fälle  an. 

11)  31  jähr.  Sechstgeb.,  am  Ende  des  8.  Schwanger- 
BchafÜsmonats  anfgenommcn  mit  Wehen.  Condylomata 
lata  ad  vulvam ,  Angina  syphilitica.  Nach  dem  Blasen- 
sprang Vorfall  des  rechten  Arms  bei  2.  Querlage,  Kücken 
hinten.  Eine  Stunde  später  die  Seitenfläche  des  Thorax 
in  der  Schamspaltc,  mittels  2  in  den  Winkel  der  eingekeil- 
ten Wirbelsäule  gesetzten  Fingern  Steiss  und  Fasse  ohne 
Schwierigkeit  entwickelt.  Kleines  macerirtes  Mädchen. 
Mutter,  abgesehen  von  der  Lues,  gesund. 

12)  31jähr.  Drittgeb.  nach  einer  Geburtsarbeit  von 
55  Std.  aufgenommen.  Eine  lange,  pulslose  Nabelschnur- 
sohlinge und  die  ödematose  linke  Hand  aus  der  Vulva 
hervorhängend ,  hinter  letzterer  die  mit  starker  Geburts- 
geschwulst  bedeckte  linke  Seite  der  Brust ;  hinten  links 
das  Schulterblatt  leicht  zu  erreichen ,  der  Hals  aber  nur 
mit  Muhe  hinter  der  Symphyse.  Kein  Fortgang  der 
Selbstentwickelung.  Evisceration  durch  einen  Seal  pell- 
schnitt in  den  Thorax.  Wirbelsäule  mit  dem  gebogenen 
Finger  herabgezogen,  mit  dem  über  den  Rumpf  geführten 
Haken  Steiss  leicht  entwickelt;  Kücken  nach  hinten. 
Prager  Handgriff.  Placenta  manuell  entfernt  2  Std.  nach 
der  Geburt.  Das  exenterirte  Kind  (Mädchen)  2700  Grmm. 
schwer.   Mutter  gesund  entlassen. 

13)  Seit  3T.  kreissende,  38  J.  alte  Neuntgebärende. 
Uterus  beständig  contrahirt,  keine  Herztöne.  In  der 
Scheide  der  flektirte  Arm  ;  linke  Thoraxhälfte  im  Becken 
eingekeilt ;  Rücken  vorn ,  Kopf  rechts.  Hals  so  weit  zur 
Seite  gelegen ,  dass  der  Schlüsselhaken  nicht  anwendbar. 
Thorax  geöffnet,  Evisceration.  Der  Rumpf  leicht  mit 
dem  stumpfen  Haken ,  Kopf  mit  dem  Prager  Handgriff 
entwickelt.  Das  Kind  (Mädchen)  ohne  Eingeweide 
2550  Grmm.  schwer.   Normales  Wochenbett. 

14)  25jähr.  Erstgeb.,  seit  3  Tagen  kreissend.  Seit 
14  Std.  der  rechte  Arm  bis  zum  Ellenbogen  vor  der  Vulva 
gelegen,  rechte  Schulter  und  Thoraxhälfte  im  Becken- 
eingang festsitzend ;  Kopf  links,  Hals  nicht  zu  erreichen. 
Uterus  fest  contrahirt ,  Ausflnss  stinkend ,  Temp.  39.0*>, 
Puls  114.  Thorax  mit  dem  Scalpell  geöffnet,  Evisceration , 
der  untere  Theil  der  Brustwirbelsäule  mit  dem  Finger 
angehakt  und  das  untere  Rumpfende  extrahirt.  Prager 
Handgriff.  Placenta  entfernt  wegen  Blutung.  Stinkende 
Gase  aus  dem  Uterus.  Der  exenterirte  Knabe  2800  Grmm. 
schwer.  Endometritis  mit  Fieber ,  vom  9.  Tage  au  nor- 
maler Verlauf  des  Wochenbettes. 

15)  25jähr.  Drittgeb. ,  mit  plattem  Becken  (Oonjng. 
vera8Vs),  früher  2  Zangengeburten,  Kinder  todt.  Darum 
künstliche  Frühgeburt  nach  der  36.  Woche;   3  Tage 


Pilocarpin  ohne  Erfolg.  Mittels  Bougies  die  Blase  ge- 
sprengt ;  4  Tage  später  Beginn  der  Wehen.  Versuch,  die 
I.Querlage  zu  rectiflciren,  erfolglos,  Tod  des  Kindes; 
Ansfluss  fötid.  Schulter  in  das  Becken  gesunken,  Uterus 
den  Kindskörper  immer  enger  umschliessend ;  Körper- 
temperatur gesteigert.  Wendungsversuche.  Thorax  mit 
dem  seheeren formigen  Perforatorium  eröffnet,  exenterirt, 
Schlüsselhaken  unter  der  Haut  über  die  Wirbelsäule  an- 
gelegt, letztere  leicht  zerbrochen.  Haken  hierauf  von 
aussen  in  die  Knicknngsstelle  gebracht,  Rumpf  durch 
Zug  leicht  entwickelt,  Steiss  mit  dem  Rücken  nach  vom. 
Veit-Smellie'scher  Handgriff.  Cred6*scher  Handgriff.  Hef- 
tige Blutung  aus  dem  rechten  Cervixriss;  ComprcBsion 
mit  der  eingeführten  Hand.  Grosser,  fast  ansgetragener 
Knabe  mit  Zeichen  beginnender  Maceratlon. 

B.  hält  das  Operatioasverfahreu  fUr  ungefährlich 
und  findet  für  Kästner 's  Forderung ,  den  Kinds- 
körper ganz  zu  theileDy  keinen  Grund,  eben  so  wenig 
für  die  P  a  w  ii  k  's,  naeh  der  Exenteration  um  jeden 
Pi-eis  noch  den  Hals  zu  suchen ,  um  zu  decapitireD. 
,,Beide  Vorschläge  enthalten  Uebertreibungen,  die 
zu  Einseitigkeiten  führen,  zu  einer  Dogmatik,  die  iu 
unserer  Erfahrungswissenschaft  wahrlich  nicht  Segen 
bringt." 

Die  praktischen  Regeln ,  die  B.  aufstellt ,  sind 
folgende : 

1)  Ist  bei  verschleppter  Querlage  der  Hals  ohne 
Anstrengung  zu  erreichen,  so  decapitire  man,  nod 
zwar  mit  dem  i?rau/i'schen  Schlüsselhaken ,  denn 
diese  Operation  ist  sehr  leicht  und  ungefährlich. 

2)  Ist  der  Hals  nicht  zu  erreichen,  so  exenterii'e 
man  und  entwickele  das  untere  Rumpfende  durch 
Zug  an  der  Wirbelsäule ,  ohne  Weiteres  oder  nach 
Trennung  derselben,  nach  dem  Mechanismus  der 
Evolutio  spontanea. 

3)  Die  Entwickelung  des  nachgebliebenen  Kopfes 
gelingt  mit  der  Hand ,  wo  nöthig  durch  Knochen- 
zange oder  Forceps  unterstützt.  Im  Nothfall  Ke- 
phalotribe  oder  Kranioklast. 

Am  Schluss  verwahrt  sich  B.  dagegen ,  die  ge- 
schildeiiien  Entbindungsmethoden  als  die  einzig  ratio- 
nellen hinstellen  zu  wollen. 

(Burckhardt,  Bremen.) 

322.  Ueber  puerperale  Infektionen  mit  län- 
gerer InoubatioDsdauer;  von  Docent  Dr.  T.  Veit 
iu  Berlin.  (Ztschr.  f.  Geburtsh.  u.  Gynäk.  VI.  2. 
p.  378.  1881.) 

V.  versucht  über  die  Frage,  wie  weit  bestimmte 
Krankheitsformen  im  Wochenbett  infektiös  sind,  al- 
lein durch  klinische  Beobachtung  zu  entscheiden, 
ohne  aber  den  Anforderungen  der  neuesten  Zeit 
durch  Nachweis  septischer  Mikrokokken  zu  ent- 
sprechen. 

Die  differentiell  diagnostischen  Momente  zwi- 
schen infektiösen  und  nicht  infektiösen  Wochenbett^ 
erkrankungen  sind  für  die  Therapie  von  grosser 
Wichtigkeit;  hierher  gehört  die  Zeit,  zu  der  die- 
selben ausbrechen.  Man  ist  berechtigt,  nach  nor- 
malem Verlauf  der  beiden  ersten  Tage  des  Wochen- 
bettes ein  weiteres  gutes  Puerperium  als  sicher 
vorauszusagen.  Die  Zeit  des  Beginnes  wird  wesent- 
lich bleiben,  so  lange  wir  nicht  die  Mikroorganismen 


V.     Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


47 


I    oDd  ans  ihrer  Form  ihre  Malignität  erkennen  können ; 

1  Aet  das  Zeichen  ist  nicht  sicher  ^  denn  es  giebt 
AiisnahmeD  von  der  regelmässigen  Incnbationszeit. 
Abgeaehen  von  solchen  Erkrankungen,  die  vom 
Genitalkanal  unabhängig  sind,  fehlt  bei  vielen  Beob- 
sditoDgen  infektiöser  Erkrankungen  der  Beweis  der 
frden  Zeit  vor  dem  Ausbruch  der  Erkrankung ,  da 
Temperatur,  Puls,  normales  Verhalten  der  Genita- 
ües  nicht  festgestellt  wurden.  Femer  machen  einige 
Finnen  des  Puerperalfiebers,  besonders  Metrophle- 
H&ij  in  den  ersten  Tagen  nur  wenig  Erscheinun- 
ga,  ebenso  können  von  einem  belegten  Puerperal- 
geachwflr,  das  anfangs  die  Temperatur  gar  nicht 
ionner  zu  erhöhen  braucht ,  weitere  fieberhafte  Pro- 
eease  ausgehen.  Auch  von  den  Lochien  kann  die 
Infektion  ausgehen;  die  hierzu  nöthigen  Wunden 
köonen  durch  brflske  Bewegungen  des  ganzen  Kör- 
pen, Aufstehen  u.  dgl.  entstehen.  In  neuerer  Zeit 
H  Tbl  cd  e  Wunden  derart  zum  Theil  allein 
doreh  atonische  Zustände  des  Uterus  zu  erklären 
Teisocht 

V.  glaubt   die  Frage   nach   der  Existenz  von 

pKq)eraler  Infektion   mit  auffallend    langer  Incu- 

käcofldauer  bejahen  zu  müssen  auf  Grund  seiner 

Beobachtungen  an   der  Berliner  Universitäts  -  Ent- 

{■dongsanstatt.     In  der  1.  Hälfte  des  Semesters, 

foV.  gleichzeitig  die  Geburten  zu  leiten  und  die 

okrankten  Wöchnerinnen  zu  behandeln  hatte ,  er- 

knnkten  septisch  34  (33%)  Wöchnerinnen,  von 

denen  10  mit  einander  in  einem  gewissen  Zusam- 

neahang  standen.     Sie  wurden   in   der  Zeit  vom 

6.  April  bis  4.  Juni  1877  entbunden  u.  erkrankten 

to  5.  und  6.  Tage.     Der  6ang  der  Temperatur 

iüt  doieh  beigefügte  Gurven  belegt     Diese  Erkran- 

lomgen  sind  auf  puerperale  Infektion  bei  der  Geburt 

nraekzufohren,  denn  es  zeigten  sich  stets  bei  einer 

vihrend  der  Temperatursteigerung  vorgenommenen 

UnteTsaehung  Puerperalgeschwttre ,  Empfindlichkeit 

<ies  Uterus  und  bei  der  Entlassung  entweder  eine 

kleine  Infiltration   im  Parametiium   oder   im  Dou- 

Sias'sdien  Kaum ,  oder  Fixation  des  retroflektirten 

Uterus  —  alles  Processe,  die  ohne  infektiöse  Ur- 

ochen  nur  sehr  schwer   erklärlich  sind.     In  der 

2.  Hälfte  des  Semesters  leitete  V.  nur  die  Geburten 

BDd  es  erkrankten  nur  13%  septisch ;  er  macht  sich 

dtfom  mit  Recht  den  Vorwurf,  der  Vermittler  der 

bfektionsstoffe  gewesen  zu  sein.    Für  die  Annahme 

^  specifischen   Giftes   spricht  der  gleichartige 

Verlauf  gleichzeitiger  puei*peraler  Erkrankungen. 

lintersochungen  oder  Ausspülungen  fanden  von  der 

^^^«ai  bis  zur  Temperatursteigeining  nicht  statt. 

^  Fälle  zeichnen  sich  durch  eine  Gutartigkeit  aus, 

^  lie  V.  der  lochialen  Infektion  vindicirt.     Sicher 

^«beifreier  Verlauf  des  Wochenbettes  an  den  ersten 

^>gen,  langsames  Ansteigen  der  Temperatur,  Man- 

S^  jedes  ätiologischen  Momentes  für  Fieber,  Aus- 

^^^  einer  erst  im  Wochenbett  erfolgten  Infektion, 

Veränderte  Beschaffenheit  der  Locliien  würde  die 

^  B.'8  Meinnng  zu  wenig  beachtete  Form  des 

'^Beiperalfiebers  charakterisiren. 


V.  kennt  aber  noch  eine  2.  Kategorie  von  puer- 
peraler Infektion  mit  lange  dauernder  Incubation,  die 
sich  von  der  ei*steren  unterscheidet  durch  die  rela- 
tive Malignität  und  die  ganze  Art  des  Auftretens. 
Von  6  Fällen ,  in  denen  er  den  fieberfreien  Verlauf 
bis  zur  Erkrankung  behaupten  kann,  führt  er  2  aus- 
führlicher an,  in  denen  er  selbst  die  Temperatur 
maass. 

1)  Ohrlandt,  spontan  entbunden,  stand  nach  fieber- 
losem  Wochenbett  ara  8.  Tage  aaf.  Am  9.  Tage  erfolgte 
Abends  Blutabgang ,  in  der  Nacht  erkrankte  sie  plötzlich 
mit  heftigem  Fieber ;  Temperatur  am  folgenden  Tage  bis 
40.6«.  Am  11.  T.  39. 7»,  andauernde  Blutung.  Weiche, 
nicht  riechende  Schleimhantmassen  und  Blutgerinnsel 
wurden  aus  dem  Uterus  entferut,  worauf  die  Blutung 
stand.  Am  15.  T.  trat  CoUapsns,  am  18.  der  Tod  ein.  — 
Sektion:  Qanz  oberflächliche  Diphtherie  der  Uterns- 
innenfiäche,  parenchymatöse  Schwellung  der  grossen 
Unterlcibsdrfisen  und  fettige  Degeneration  der  Hcrzmus- 
knlatnr  —  keine  thrombotischen  Processe  im  Utenis, 
keine  Embolien  in  den  Lungen. 

2)  Frau  K.,  spontan  entbunden  unter  Assistenz  einer 
Hebamme ,  in  deren  Praxis  verschiedene  schwere  Infek- 
tionen kurz  vorher  nachzuweisen  waren.  Am  6.  Tage 
nach  vielen  Bewegungen  Blutabgang,  am  6.  ein  inten- 
siver Schüttelfrost,  Abendtemperatnr  40.5<).  Irrigationen 
und  Eisbehandlnng  blieben  ohne  andauernden  Erfolg; 
am  18.  Tage  Tod  nach  Ungdanemder  Agonie.  Sektton 
nicht  gestattet.  Lungenerscheinnngen  waren  nicht  fest- 
zustellen. 

Die  Annahme  einer  frischen  Infektion  im  Wochen- 
bett ist  ausgeschlossen,  ebenso  ist  die  T  h  i  e  d  e  'sehe 
Atonie  nicht  heranzuziehen,  auch  genUgt  die  ein- 
fache lochiale  Infektion  nicht  zur  Erklärung  dieser 
Fälle.  Aus  verschiedenen  weiteren  Gründen  ist  nur 
eine  bei  der  Qeburt  erfolgte  Infektion  anzunehmen, 
zu  der  ein  neues  Trauma  gerade  in  der  Zeit  der 
besten  Entwickelung  der  Mikroorganismen  kam, 
damit  würden  die  stets  dem  Fieber  voi-ausgehenden 
Blutungen  stimmen.  Es  ist  daher  die  Hypothese 
erlaubt:  Gombination  von  septischer  Infektion  mit 
frischem  Trauma.  Analoge  Krankheitsbilder  — 
Combination  von  Blutung  und  Fieber  —  kommen 
auch  unter  andern  Bedingungen  vor,  unterscheiden 
sich  aber  durch  längeres  Vorausgehen  von  Fieber. 

Es  handelt  sich  um  eine  theoretische  Frage,  von 
der  die  Therapie  wenig  tangirt  wird.  Es  kommt 
auf  die  Verhinderung  der  weiteren  Resorption  von 
der  Uterushöhle  aus  an.  Hierzu  ist  Seeale  cornutum 
nicht  genügend,  sondern  man  nmss  sich  zur  Ein- 
leitung der  permanenten  Irrigation  entschliessen. 

(Burckhardt,  Bremen.) 

323.  Ueber  den  Werth  deainfioirender 
Uterus- Ausspülungen  nach  der  Entbindung; 
von  Dr.  M.  Hofmeier.  (Gynäkol.  Centr.-Bl.  IV« 
5.  1880.) 

H  0  f  m  e  i  e  r  wendet  sich,  wohl  mit  vollem  Recht, 
gegen  den  von  manchen  Seiten  zur  Prophylaxe  des 
Puerperalfiebers  gemachten  Vorschlag ,  nach  jeder, 
auch  normalen  Geburt  Scheide  und  Uterus  unter 
Leitung  der  Hand  mit  2 — 3proc.  CarbollOsungen  zu 
im'giren.  Die  Gefahr,  Fäulnisskeime  durch  Hand 
und  Instrument ,  die  in  innigen  Contakt  mit  grossen 
frischen  Wundflächen  kämen,  einzuführen,  sei  immer 


48 


V.     Gynäkologie  n.  Pädiatrik. 


vorhaaden.  Von  260  Frauen  ^  deren  Uterus  Vf. 
nach  der  normalen  Geburt  ansspalte,  erkrankten  an 
entzündlichen  Vorgängen  der  Generationsorgane  42 
oder  16%,  von  249,  bei  denen  diese  Ansspülung 
nicht  gemacht  worden  war,  19  oder  8®/o,  und  zwar 
von  den  fersten  8  schwer,  unter  den  letztern  nur  eine. 
H.  glaubt,  dass  unter  ungünstigen  Puerperalverhält- 
nissen  die  Ausspülungen  noch  viel  gefährlicher  wür- 
den, man  erzenge  dann  noch  mehr  Infektionen ,  wie 
man  so  schon  haben  würde.  Die  einzig  richtige 
Therapie  sei ,  vom  Beginne  der  Geburt  bis  in  das 
Wochenbett  herein  die  Innenfläche  des  Uterus  mög- 
lichst unangerührt  zu  lassen  [was  auch  Ref.  für  das 
Richtige  hält]. 

Anders  sei  es,  wenn  bereits  während  der  Geburt 
Fäulnissvorgänge  im  Uterus  nnd  Fieber  der  Mutter 
vorhanden  seien.  Hier  müsse  man,  da  das  Verhäng- 
nissvolle einer  abwartenden  Therapie  bekannt  sei, 
allerdings  die  zersetzten  Massen  möglichst  vollstän- 
dig und  bald  entfernen  und  nnschädlich  machen. 
Dazu  gehörten  aber  stärkere,  5proc.  Carbollösungen, 
ausgiebig  durch  den  Uterus  gespült.  Von  27  so 
behandelten  Wöchnerinnen  starben  nur  6,  3  erkrank- 
ten In  nennenswerther  Weise,  bei  18  verlief  das 
Wochenbett  ungestört. 

Wir  erwähnen  hierbei  eine  einschlagende  Mit- 
theilung von  Dr.  Reimann  in  Kiew  (a.  a.  0.), 
welche  einen  neuen  Beweis  für  die  gefährlichen  Fol- 
gen liefert,  welche  Carboleinspritzungen  in  den  (puer- 
peralen) Utenis  haben  können. 

Es  handelt  sich  um  einen  Fall  von  Placenta  praevia, 
bei  dem  im  6.  Mon.  die  Fracht  ansgestossen  wnrde.  Die 
Nachgeburt  mnsste  künstlich  gelost,  ein  Stück  jedoch  im 
obem  Theile  des  sich  contrahirenden  Utenis  zurückgelas- 
sen werden.  Am  4.  Tage  wurde  der  Ausflass  übelrie- 
chend nnd  leichte  FrostanfäUe  traten  ein ;  es  wurden  des- 
halb Irrigationen  mit  2proc.  Carbolldsnng  beschlossen. 
Die  erste  Ausspülung  wnrde  mit  Ausnahme  von  inachfol- 
gender  Uebelkeit  und  Kopfschmerz  gut  ertragen.  Auch 
die  zweite  ging  anscheinend  gut  vorüber,  doch  nach  einer 
Stunde  wnrde  Vf.  gerufen  und  fand  die  Kr.  fast  pulslos, 
in  höchster  Athemnoth ;  Gesicht  mit  kaltem  Schweiss  be- 
deckt, Extremitäten  kühl,  Pupillen  weit,  der  Athem  roch 
deutlich  nach  Carbolsaure,  Urin  spärlich,  fast  schwarz. 
Nach  letztem  beiden  Symptomen  war  es  zweifellos,  dass 
es  sich  trotz  der  geringen  Concentration  der  Ausspfilnngs- 
flüssigkeit  nm  akute  Carbolsänrevergiffcnng  handle.  Der 
Fall  yerlief  günstig;  der  Qemch  des  Athems  und  die 
dunkle  Färbung  des  Urins  dauerten  noch  längere  Zeit  an. 
Zeichen  der  Pyämie  zeigten  sich  nicht  wieder,  und  die 
Frau  erholte  sich  vollständig,  freilich  langsam. 

R.  will  die  Carbol-Irrigationen  in  den  puerpera- 
len Uterus  auf  das  Aensserste  beschränkt,  wenn  nicht 
ganz  vermieden  wissen.       (Zschiesche,  Erfurt.) 

324.  Zur  Leitung  der  Naohgeburtsperiode ; 
von  C.  Siegm.  Franz  Cred^  (Arch.  f.Gynäkol. 
XVII. 2.  p.260.  1881);  0.  Spiegelberg  (Deut- 
sche med.  Wchnschr.  VII.  4.  1881);  A.  Dohrn 
(Das.  12);  Kabierske  (Gynäkol.  Centr.-Bl.  V. 
7.  1881);  H.  Ab  egg  (Arch.  f.  Gynäkol.  XVÜ.  3. 
p.  378.  1881). 

Prof.  C  r  e  d  6  giebt  in  der  vorliegenden  Mitthei- 
nng  eine  ausführliche  Begründung  der  von  ihm  be- 


reits in  der  deutschen  med.  V^chnschr.  (45.  1880) 
veröfTentlichten  kurzen  Widerlegung  der  von  Dohrn, 
R  u  n  g  e  n.  A.  seinem  Verfahren  zur  Entfernung  der 
Nachgeburt  gemachten  Vorwürfe.  Er  weist  nach, 
dass  die  Vorwürfe  eigentlich  gar  nicht  seiner  Me- 
thode gälten,  sondern  einem  Verfahren,  das  von  sei- 
ner Methode  weit  abweiche.  Er  sieht  sich  deshalb 
veranlasst,  die  Beschreibnng  seines  Verfahrens  aus 
der  Mon.-Schr.  f.  Gebnrtsk.  1860  u.  61  nochmals 
ausführlich  mitzntheilen.  Es  sei  daraus  za  ersehen, 
dass  er  gar  nicht  die  sofortige  Expression,  was 
Dohrn  nnd  Runge  besonders  bemängeln,  sondert 
das  sofortige  Reizen  und  Reiben  von  den  Bauch- 
decken  aus  vorschreibe,  und  dass  gewöhnlich  erst 
die  3.  oder  4.  Contraktion  zur  Auspressnng  ver- 
werthet  werden  solle ;  dass  er  ganz  besonders  vor 
zu  frühzeitigem  Drücken,  namentlich  ausser  der  Wehe, 
warne ;  dass  der  Druck  nur  gleichzeitig  mit  der  Höhe 
der  Contraktion,  nicht  einseitig ,  sondern  von  alles 
Seiten  möglichst  gleichmässig  auf  den  ganzen  Uteras 
ausgeübt  werden  solle. 

Cr.  wendet  sich  dann  nochmals  gegen  6. 
Schnitze's  Ansicht  über  die  spontane  Anssehd- 
dnng  der  Nachgeburt  und  gegen  die  raannelle  Ent- 
fernung der  Placenta.  Die  optimistische  Meinung 
Schnitze's  über  die  Saulierkeit  der  Hände  der 
Hebammen  nnd  Aerzte  dürften  nur  Wenige  theUen. 
Jede  überflüssige  Berührung  der  Genitalien  einer  Oe- 
bärenden  oder  frischen  Wöchnerin  müsse  vermieden 
und  Blut  gespart  werden,  wo  man  nur  könne.  Bei- 
des erreiche  man  durch  seinen  Handgriff.  Die  man- 
nigfachen Gefahren,  die  seine  Methode  mit  sich  brin- 
gen solle,  seien  von  Dohrn  n.  Runge  nicht  näher 
angegeben,  er  könne  daher  unbekannte  Dinge  nicht 
wideriegen. 

Nur  auf  das  durch  sein  Verfahren  angeblich  be- 
günstigte Zurückbleiben  von  Eihauttheilen  wolle  er 
näher  eingehen.  Wenn  dieses  Ereigniss  so  häufig 
vorgekommen,  so  müsse  es  an  der  fehlerhaften  Ans- 
fUhrang  gelegen  haben.  Es  komme  vor,  ob  die  Pla- 
centa ausgedrückt  werde  oder  nicht,  viel  häußger 
jedenfalls,  wenn  die  Placenta  von  den  Genitalien  ans 
weggenommen  würde.  C  r.  beschreibt  dann  näher 
den  Vorgang  bei  Ablösung  der  Eihäute.  Im  Üebri- 
gen  sei  ein  Zurückbleiben  von  Chorionfetzen  gar  kein 
schlimmes  Ereigniss.  Er  lasse  nur  solche  Fetzen 
wegnehmen,  die  sich  bequem  erreichen  lassen  und 
emem  leichten  Zuge  folgten;  niemals  dürfe  des- 
wegen die  Hand  in  die  Scheide  oder  gar  in  die  Ge- 
bärmutter eingeführt  werden.  Dagegen  sorge  er 
durch  Reibungen,  Seeale  und  häufige  Ausspülungen 
der  Vagina  für  kräftige  Contraktionen  und  ftlr  Des- 
infektion. Die  Reste  gingen  in  den  ersten  Tagen 
von  selbst  ab ;  nur  übelriechende  Lochien,  zuweilen 
leichte  Steigerungen  der  Temperatur  und  Pulsfre- 
quenz seien  Begleiterscheinungen,  dagegen  sei  weder 
das  subjektive  noch  objektive  Befinden  der  Wöchne- 
rinnen gestört.  C  r.  belegt  diess  ans  einer  Zusam- 
menstellung von  2000  Geburten.  In  diesen  2000 
Fällen  wurde  nur  21mal  von  den  Genitalien  aas 


r 

■WDipalirty  in  den  flbrigen  reichte  das  Expressions- 
'  verfaLren  aus.  Niemals  wurde  eine  dadurch  hervor- 
gernfene  Gefalir  beobachtet ;  Nachblutungen  gehör- 
ten za  den  grössten  Seltenheiten ,  gewöhnlich  durch 
ogeoflgüDdeCeberwachnng hervorgerufen;  schmerz- 
hifte  Nachwehen  kamen  nur  selten  vor^  Lageabwei- 
dfflogen  niemals,  eben  so  wenig  UmstQlpungen  der 
Gebinnottery  Zerrungen  oder  gar  Verletzungen  der 
Mffbänder. 

Prof.  Spiegelberg  hält  an  dem  mit  der 
Cred  4 'sehen  Methode  nicht  ganz  identischen ,  an 
te  Dubliner  Anstalt  geübten  Verfahren  fest.  Ste- 
ige Ueberwaehnng  des  Uterus  vom  Augenblicke  des 
Kopfaustrittes  an,  dadurch  Herbeiführung  allgemei- 
ner Gootraktion  und  Lösung  des  Kuchens  —  das  sei 
üe  Btaptsache.  Die  Expression  desselben  ans  der 
Sekeide  könne  dann  folgen;  nothwendig  sei  sie 
lieht.  Letztere  sei  oft  sehr  schmerzhaft  und  nicht 
tttten  nnansfÜhrbaTy  von  seiner  Methode  gelte  das 
ueiit.  Diese  sei  auch  die  alleinige  und  sicherste 
Prophylaxe  gegen  Störungen  der  Nachgeburtsperiode, 
iD  weit  diese  überhaupt  verhütbar  seien.  Dass  der  Aus- 
Hmog  des  Dnbliner  Handgriffes  praktische  Schwie- 
BUkeiten  entgegenständen,  wie  Schnitze  u.  auch 
Cred^  meinten,  könne  er  durchaus  nicht  zugeben. 
Jfe  Hebammen ,  mit  denen  er  in  der  Praxis  zusam- 
■engekommen  sei  y  seien  in  der  bezeichneten  Weise 
to  so  gut  fertig  geworden ,  wie  die  Praktikanten 
k  der  Klinik.  Die  Furcht  endlich  vor  Infektion 
fach  mannelle  Entfernung  des  Kuchens  aus  der 
Sdieide  halte  er  in  Uebereinstimmnng  mit  S  c  h  u  1 1  z  e 
br  eine  thörichte.  Seien  die  Hände  carbolisirt,  folge 
der  Plaeenta  -  Entfernung  eine  Garbolirrigation  der 
Scheide,  wie  könne  da  eine  Infektion  gesetzt  wer- 
^?  Wer  solche  von  einer  so  einfachen  Procedur 
hdite,  der  müsse  überhaupt  alle  Hülfeleistenden 
vwn  Kieissbette  entfernen. 

Dohrn  erkennt  die  Vorzüge  des  Cred^'schen 
Bndgrifb  an,  kann  aber  in  der  Zeit  seiner  Ausfüh- 
nng  nicht  beistimmen.  Er  hält  die  Expression  erst 
^  ftr  zulässig,  wenn  der  grössere  Theil  der  Pla- 
nta bereits  im  Muttermunde  liegt,  und  will  bis  da- 
b  die  Thätigkeit  des  Qeburtshelfers  nur  auf  eine 
Ueberwachung  des  Uterus  beschränkt  wissen.  Es 
kirnen  sonst  leicht  üble  Folgen  vor,  wie  auch  von 
ndem  Kliniken  nnd  von  Collegen  aus  der  Privat- 
Pi^xifl  bestätigt  sei. 

Fflr  die  Art,  wie  man  bei  Herausbefftrderung  der 
Nadigebort  verfahre,  sei  die  Voi-stellung ,  welche 
»D  Aber  die  naturgemässe  Abwicklung  dieses  Pro- 
^csBes  hege,  in  mehrfacher  Hinsicht  maassgebend. 
Ke  C  r  e  d  ^  'sehe  Anschauung,  welche  der  D  u  n c a n  *- 
^n  gleich  sei  ^),  könne  er  nicht  theilen,  halte  da- 

ODoncan:  die  anter  der  Contraktion  des  Uterns 
'^iSste  Plaeenta  faltet  sich  der  Länge  nach  zusammen 
^  sehiebt  sich  mit  einer  Randstelle  in  den  Muttermund, 
^^  ihr  dabei  die  frfiher  schon  (?anz  oder  nahezu  voll- 
^'^'^  gel&sten  Eihäute  leicht  folgen.     Schnitze:  die 

Hed.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  1. 


V.     Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


49 


gegen  die  Darstellung  von  Schultzefllr  zutreffend. 
Halte  man  die  D  u  n  c  a  n  'sehe  Dai'stellung  für  rich- 
tig, so  würde  man  kein  Bedenken  tragen,  gleich  bei 
der  ersten  Wehe  zu  exprimiren ,  halte  man  dagegen 
die  Schultz e 'sehe  fOr  recht,  so  müsse  man  in  der 
sofortigen  Vornahme  dieser  Manipulation  eine  unzu- 
lässige Störung  eines  naturgemässen  Vorganges  er- 
blicken. Der  Hauptgrund,  weshalb  Cr ed6  sofort 
nach  Austritt  des  Kindes  die  erforderlichen  Manipu- 
lationen vornehme,  sei  die  Rücksicht  auf  die  Vermei- 
dung von  Blutung  und  der  ideale  Verlauf  einer  Ge- 
burt sei  für  ihn  ein  solcher,  in  welchem  kein  Blut 
verloren  ginge.  Indessen  sei  diess  ein  frommer 
Wunsch,  dessen  Erfüllung  bei  dem  Bau  der  Plaeenta 
und  deren  Verbindung  mit  dem  Uterus  unmöglich 
sei.  Dass  ein  solcher  naturgemässer  Blutabgang 
keinen  Nachtheil  bringe,  lehre  die  tägliche  Erfah- 
rung und,  ob  man  seinen  gänzlichen  Fortfall  wün- 
schen könne,  sei  sehr  fraglich.  Dass  bei  dem  Blut- 
abgang ein  gewisses  Maass  nicht  überschritten  wer- 
den dürfe,  sei  selbstverständlich,  aber  gerade  bei 
der  fi-ühzeitigen  Anwendung  des  C  r  e  d  ^  'sehen  Hand- 
griffes kämen  eher  Blutungen  vor  (Cred^  behauptet 
das  Gegentheil),  als  wenn  man  sich  damit  Zeit  lasse, 
wie  ans  der  von  D.  beigefügten  Zusammenstellung 
hei*vorgehe.  Wenn  C  r  e  d  6  endlich  behaupte,  dass 
die  fetzigen  Zerreissungen  des  Chorion  schon  lange 
vor  der  Nachgeburtsperiode  erfolgen ,  so  bestreitet 
D.  das ;  der  Eisack  bleibe  eher  intakt ,  wenn  man 
mit  der  Expression  länger  wai*te.  Dass  das  Zurück- 
bleiben solcher  Fetzen  häufig  nichts  schade,  sei  rich- 
tig, nnd  auch  in  der  Therapie  stimmen  er  u.  Cred(^ 
überein.  Eine  Gefahr  für  die  Wöchnerinnen  durcli 
das  Zurückbleiben  aber  ganz  in  Abrede  stellen ,  wiq 
C  r  e  d  ^ ,  könne  er  nicht. 

Kabierske  schildert  das  auf  der  Freund '- 
sehen  Klinik  in  Strassburg  übliche  Verfahren ,  das 
ein  vollständig  exspektatives  ist.  Folgende  Gesichts- 
punkte seien  dabei  maassgebend.  1)  Die  natürlichen 
Geburtskräfte  normaler  Geburten  reichten  zur  Be- 
endigung des  Nachgeburtsgeschäfts  aus  und  voll- 
zögen die  Lösung  der  Nachgeburt  viel  genauer  und 
vollständiger  als  mit  künstlicher  Hülfe  (Cred6, 
Spiegelberg).  2)  Die  exspektative  Behandlung 
der  Nachgeburtsperiode  normaler  Geburten  sei  ohne 
Gefahr;  sie  veranlasse  weder  schwere  Blutungen, 
noch  sei  die  längere  Retention  der  Nachgeburt  für 
die  Mutter  gefahrvoll,  ebenso  seien  krampfhafte 
Strikturen  sehr  selten.  3)  Der  Verlauf  des  Wochen- 
betts sei  ein  ausgezeichneter.  —  Das  Verfahren  ist, 
wie  schon  gesagt ,  bei  normalen  Geburten  ein  voll- 
ständig exspektatives.  Die  Hand  wird  gar  nicht  auf 
den  Fundus  uteri  gelegt,  noch  viel  weniger  werden 
Reibungen  gemacht.  Ab  und  zu  wird  nach  dem 
Stand  des  Fundus  und  einem  etwaigen  Blutabgang 

Plaeenta  tritt  mit  der  glatten  Fläche  auf  den  Muttermund 
hinab  und  ein  hinter  derselben  gebildetes  Blutcoagulum, 
allmälig  abwärts  drängend,  lost  die  noch  grSsstentheils 
verklebten  Eihäute  von  der  Uterin  wand  ab. 

7 


50 


V.     Gynäkologie  n.  Pädiatrik. 


gesehen.  Blase  und  Mastdaim  werden  conü'olii't 
und  Stunden  verstreichen  gelassen,  ohne  einen  Hand- 
griff zur  Entfernung  selbst  der  gelöst  in  der  Scheide 
liegenden  Nachgeburt  zu  thun.  In  der  Mehrzahl  der 
Fälle  erfolge  die  spontane  Ausstossung  in  3  Stunden. 
Nur  selten  wurde  die  Nachgeburt  in  bekannter  Weise 
aus  der  Scheide  weggenommen,  besonders  wenn  Zei- 
chen von  Blutungen  dazu  aufforderten.  Nach  Be- 
sichtigung derNachgeburtstheile  wird  eine  Irrigation 
der  Scheide  mit  5proc.  Carbolldsung  gemacht  und 
während  derselben  werden  Cervix,  Vagina  u.  äussere 
Genitalien  auf  Traumen  untersucht ;  dann  bekommt 
die  Wöchnerin  einen  Bausch  Carboljute  vor  die  Vulva 
und  wird  der  Ruhe  überlassen.  Eine  fernere  Ueber- 
wachung  des  Uterus  wird  Air  unnöthig  erklärt ,  da 
Nachblutungen  nicht  aufträten.  Ausspülungen  im 
Wochenbett  werden  nicht  gemacht. 

Sind  die  Geburten  durch  irgend  welche  Um- 
stände complicirt,  so  bei  erschöpfender  Geburts- 
arbeit, präcipitirten  Geburten,  Lungen-  und  Herz^ 
fehlem  etc.,  so  wird  der  Uterus  von  der  Aus 
des  Kindes  an  mit  der  Hand  überwach 
reiben,  bis  zu  1 — l^/a  Stunden.  T 
keine  Blutung  auf,  so  kommt  das  exs 
fahren  wieder  zur  Geltung.  Erfordern 
die  Entfernung  der  Placenta,  besonde 
tungen,  so  wird  der  C red ^ 'sehe  Han 
wendet ,  gelingt  er  nicht ,  die  Placenta  manne 
fernt  und  in  letzterem  Falle  eine  uterine  Ausspülung 
mit  2proc.  Oarbollösnng  gemacht. 

Am  Schluss  empfiehlt  Eab.  noch  besonders  für 
die  Hebammen  das  exspektative  Verfahren. 

Ab  egg  tritt  dagegen  für  die  Vorzüge  des 
C  r  e  d  ^  'sehen  Verfahrens,  namentlich  für  die  Praxis 
der  Bebammen  ein.  Innere  Eingriffe  Seitens  der 
Hebammen  müssten  möglichst  vermieden  werden 
u.  bezüglich  der  NachgebuiHsperiode  sei  diess  durch 
das  C  r  e  d  ^  'sehe  Veifahren  zu  en*eichen ,  das  leider 
in  dem  neuen  prenssischen  Hebammenbuche  die  ver- 
diente Würdigung  nicht  gefunden  habe.  Von  gewalt- 
samen Eingriffen  sei  bei  demselben ,  wenn  es  richtig 
ausgeführt  werde ,  gar  nicht  die  Re^e.  Er  habe  es 
bisher  ohne  jeden  nachweisbaren  Nachtheil  ange- 
wendet. [Ref.  ist  derselben  Ansicht  wie  Abe gg, 
besonders  auch  hinsichtlich  der  Praxis  der  Heb- 
ammen.] 

Auch  Prof.  Breisky  hat  neuerdings  das  Wort 
ergriffen,  und  zwar  zu  Gunsten  des  CredS ^ sehen 
Handgriffes.  Bei  Beurtheilnng  des  Wei*thes  des- 
selben komme  es  nicht  darauf  an ,  ob  sich  die  Pla- 
centa, wie  Schnitze  lehrt,  durch  Intervention  einer 
hinter  der  gelösten  Partie  derselben  befindlichen 
Blutansammlung  loslöse  (was  Br.  für  den  normalen 
Vorgang  nicht  für  zutreffend  hält)  oder,  wie  Dun- 
can  lehrt,  ohne  die  letztere,  sondern  einzig  darauf, 
ob  derContraktion  des  Uterus  wesentlich  der  mecha- 
nische Effekt  der  Nachgeburtslösnng  zuzuschreiben 
sei  oder  nicht.  B  r.  ist  nun  der  Meinung ,  dass  es 
nur  Couti'aktiouen  siud,  die  die  Nachgeburt  lösen 


und  verschieben.  Wenn  auch  die  Contraktionen  filr 
die  Nachgeburtslösung  oft  genug  ausreichten ,  so  sd 
es  doch  wünschenswerth,  dieselben  durch  unsere  Mit- 
wirkung hinsichtlich  ihrer  Zeit  und  Stärke  zu  leiten. 
Denn  je  länger  die  Nachgeburtszeit  verlaufe ,  desto 
länger  dauerten  die  Blutverluste  aus  den  bereits  ge- 
lösten Abschnitten  derPlacentarstelle,  und  je  schwä- 
cher die  Contraktionen  seien ,  desto  öfter  werde  es 
vorkommen,  dass  die  Placenta  nur  bis  in  die  Scheide 
getiieben  werde  nnd  so  Veranlassung  gebe  zn  Trak- 
tionsversuchen und  Innern  Untersuchungen  und  damit 
zu  Infektionen,  denn  auch  B  r.  giebt  sich  keinen  san- 
guinisohen  Hofibungen  hinsichtlich  der  Sicherheit 
unserer  Desinfektionsmaassregeln  hin. 

Br.  weist  dann  darauf  hin,  dass  bei  der  Expres- 
sion es  sich  nicht  oder  wenigstens  nur  in  untergeord- 
neter Weise  um  die  sogen,  dynamische  Einwirkung 
auf  den  Uterus  handle,  sondern  um  eine  rein  mecha- 
nische.    Die  ausführbare  und  zulässige  Additional- 
kraft,  welche  die  drückende  Hand  einsetze,  sei  eine 
geringe.     Die   Befürchtung  Schnitze's, 
erabdrängen   des  Uterus  in  das  kleine 
klich  sei ,  sei  unbegründet.     Was  das 
m  Dubliner  Ebindgriff  betreffe,  so 
rem  nicht  den  Vorzug  geben. 
et  sich  dann  zu  den  Nachtheilen ,  die 
'sehen  Verfahren  zur  Last  gelegt  wer- 
6nische  Blutungen  und  Retention  von  Eihaut- 
resten.     Atonie  entstehe  nur  durch  unzweckmässige 
mechanische  Reizung.   Um  diese  zn  vermeiden,  solle 
man  den  Uterus  unmittelbar  nach  der  Geburt  des 
Kindes  nicht  reiben ,  sondern  ihn  nur  mit  der  Hand 
belasten  —  ein  Reiben   sei   nur  bei   vorhandener 
Atonie  gerechtfeiiigt.     Femer  soll  man  nicht  bei 
jeder  Wehe,  da  nicht  jede  gleich  stark  ist,  sondern 
nur  bei  einer  kräftigen  den  0  r  e  d  6  'sehen  Handgriff 
ausüben,  was  allerdings  meist,  wie  Cred6  sagt,  bei 
der  3.  oder  4.  Wehe  von  Erfolg  sein  werde,  mitunter 
aber  auch  viel  später  erfolge.     Endlich  müsse  der 
stärkste  Dnick  auch  mit  der  Höhe  der  Gontraktion 
zusammenfallen,   was   auch  von  Ored6  gefordert 
werde.     Der  zweite  Uebelstand ,  Abreissen  der  Ei- 
häute, komme  nicht  durch  die  grössere  Rascbheit 
der  Loslösnng  der  Placenta   durch  den  Handgriff; 
sondern  dadurch  zu  Stande,  dass  der  nach  ExpulsioD 
der  Placenta  im  Isthmus  uteri   befindliche  Eihaut' 
Strang   doi*t  noch  festgehalten  werde.     Ziehe  dma 
um  diese  Zeit  an  dem  Strange ,  so  reisse  er  leicht 
ab ,  ja  es  genüge  dazu  schon  das  Gewicht  der  Pla- 
centa, wenn  sie  spontan  vor  den  Genitalien  in  die 
Bettschüssel  herabfalle.     Man  müsse  darum  die  mit 
der  einen  Hand  exprimirte  Placenta  mit  der  andern 
dicht  vor  den  Genitalien  in  Empfang  nehmen  und 
dort  so  lange  halten ,  bis  eine  vollkommene  Welien- 
pause  eingetreten  sei ,  wobei  der  relaxirte  Isthmus 
den  Strang  loslasse,  der  dann  leicht  zn  entfernen  sei* 
Der  Schwerpunkt  der  erfolgreichen  Benutzung  des 
G  r  e  d  ^  'sehen  Handgriffs  liege  in  der  richtigen  Rech- 
nung mit  den  Quellen  der  Wehenanomalien ,  unter 
welchen  mechanische  artificielle  Reize   eme  grosse 


V.     Gynäkologie  iL  Pädiatrik. 


51 


Me  spielten.  Er  habe  sich  mit  Rücksicht  darauf 
m  Betieff  der  Zeit  seiner  Anwendong  ganz  nach  den 
Dmatibiden  des  gegebenen  Falles  gerichtet  und  in 
ejosdnen  Fällen  kein  Bedenken  getragen  j  auch  un- 
gewöhnlich lange  auf  die  Expulsion  der  Nachgeburt 
n  warten.  In  dieser  Beziehung  habe  die  Anregung 
von  Dohrn  ihre  Berechtigung,  wenngleich  der  An- 
griff das  Ziel  insofern  verschoben  habe ,  als  die 
Lfsstong  eines  trefflichen  Handgriffs  angefochten 
ftrde,  während  es  sich  im  Grunde  nur  um  einige 
ßntelen  handle,  die  von  Gred6  nicht  ausdiücküch 
oder  nicht   deutlich  genug   hervorgehoben  worden 


Dem  vollständig  exspektativen  Verfahren,  wie 
ea  Kabierske  aus  der  Freund 'sehen  Klinik 
sehildert,  kann  B  r.  nicht  zustimmen. 

(Zschiesche,  Erfurt.) 

325.  Zur  Lehre  von  der  Torsion  derKabel- 

sehnur;  von  Dr.  Friedrich  Schanta,  Assistent 
in  der  Klinik  des  Prof.  Späth  in  Wien.  (Arch.  f. 
GyrÄkol.  XVII.  1.  1881.) 

Vf.  ist  der  Ansicht  M  a  r  t  i  n  's ,  dass  'die  oft  so 
ahlreiehen  und  festen ,  zur  vollkomn^enen  Unweg- 
amiiLeit  der  Gefitose  führenden  Nabelschnurtorsioncn 
■cht  als  eine  Ursache  fttr  das  Absterben  d^r  Kinder 
ttzosehen  seien ,  sondern  dass  ihre  Entstehung  .eine 
postmortale,  also  passive  sei,  ausgenommen  die  losen 
Drehungen,  von  denen  Kehr  er  2  Fälle  beschrieben 
hat,  bei  welchen  Imal  21 ,  Imal  9  Torsionen  bei 
leteideo  9 — lOmonaÜ.  Kindern  gefunden  wurden. 
Seh.  hat  in  der  Klinik  mehrere  Fälle  beobachtet, 
bei  denen  die  Zahl  der  Umdrehungen  eine  so  kolos- 
sale war,  dass  nur  eine  sehr  gezwungene  Erklärung 
filr  das  Zustandekommen  während  des  Lebens  mög- 
lieh wäre. 

1d  dem  einen  Falle  fanden  sich  an  der  Nabel- 
sebar des  macerirten  und  3  Wochen  abgestorbenen 
Tmonatl.  Knaben  380  Linksdrehungen,  die  die  Schnur 
in  einen  rabenfederkieldicken  festen  Strang  verwan- 
M  hatten.  Die  Bauchhant  in  der  Umgebung  des 
Nabeis  war  mit  in  die  Drehung  einbezogen ,  in  der 
Mitte  der  Länge  sassen  einige  sogen.  Cysten  (cysten- 
tftige  Anhäufungen  von  Sülze).  Seh.  sagt,  man 
mtae  zugeben,  dass  schon  ein  kleiner  Bruchtheil  der 
Drehungen  genOgt  haben  würde,  eine  lebende  Frucht 
n  tödten.  Nehme  man  also  nothwendiger  Weise 
an,  dass  die  grösste  Zahl  postmortal  entstanden  sei, 
ao  eiacheine  es  gezwungen,  jenen  kleinen  Bruchtheil 
ab  durch  aktive  Bewegungen  entstanden  zu  erklären, 
vielmehr  natürlicher,  dass  sämmtliche  Torsionen  erst 
nach  dem  Tode  des  Fötus ,  also  passiv  zu  Stande 
gekommen  seien.  —  In  einem  zweiten  Falle  waren 
307  Linksdrehungen ,  in  einem  dritten  58  Rechts- 
drehmigen  vorhanden. 

Aus  folgenden  Gründen  tritt  Seh.  der  Ansicht 
Martinas  bei:  1)  Wenigstens  für  einzelne,  aber 
imnierhln  zahlreiche  Fälle  beweise  die  grosse  Anzahl 
^er  Drehungen  das  postmortale  Zustandekommen. 
^]  Man  ad  überhaupt  nicht  im  Stande,  an  einer 


frischen,  wenn  auch  sulzarmen  Nabelschnur  eine 
nennenswei*the  Zahl  von  Torsionen  künstlich  zu 
Stande  zu  bringen ,  da  schon  bei  den  ersten  Torsio- 
nen die  dazu  nothwendige  Kraft  so  gross  sei ,  dass 
ein  Wiederaufdrehen  unvermeidlich  wäre,  u.  anderer- 
Seite  (nach  seinen  Versuchen)  bei  Toralonen  bis  zu 
25  bereits  ZeiTeissung  der  Schnur  in  Folge  der  hohen 
Spannung  einträte.  3)  Die  an  manchen  torquirten 
Schnüren  sich  vorfindenden  Cysten  beweisen  nichts 
für  das  vitale  Entstehen  (wie  Dohrn  behauptet), 
da  in  dem  Falle  mit  380  Torsionen ,  die  doch  nur 
nach  dem  Tode  entstanden  gedacht  werden  könnten, 
sehr  schön  entwickelte  Cysten  sich  gefunden  hätten. 

(Zschiesche,  Erfurt.) 

326.  E[noten  an  beiden  Nabelstrangen  von 
Z^villingen,  Tod  beider  Kinder;  von  Gudniot. 
(Bull,  de  TAcad.  2.  S^r.  IX.  p.  1335.  D6c.  21. 

1880.) 

G.  theilt  einen  seltenen  Fall  von  Nabelschnur- 

.  verschlingung  mit  als  Beitrag  zur  Entscheidung  der 

: Streitfrage,  ob  Knoten  der  Nabelschnur  bei  Fehlen 

Jeder  andern  Complikation  den  Tod  der  Frucht  wäh- 

i'end  der. Schwangerschaft  herbeiführen  können. 

£!a  .handelte  sich  am  eine  ZwUlin^^eburt  in  der  Mitte 
^d£s.  8.  Monats.  Die  vorher  sehr  lebhaften  Kindes- 
bewegangen  hatten  vor  8  Tagen  nachgelassen ,  seit  6  T. 
gank'  aufgehört.  Das  erste  normal  entwickelte  Kind 
'ihännlichen  Geschlechts  wnrde  leicht  in  Steisslage  ge- 
boren ,  es  war  todt  und  stark  macerirt ,  die  Nabelschnur 
schwarz  und  iiiflltrirt.  Nach  10  Min.,  ohne  dass  sich  eine 
Blase  stellte ,  wurde  das  zweite  Kind  in  Schfidellage  ge- 
boren, ebenfalls  männlichen  Geschlechts,  wohl  gebildet; 
es  war  weniger  macerirt  und  war  sein  Tod  zweifellos 
später  als  der  des  andern  eingetreten,  nach  dem  voUstän 
digen  Verschwinden  der  Kindesbewegungen  zu  sehliesseu, 
vor  6  Tagen.  Die  gemeinsame  Placenta  folgte  nach  einer 
Viertelstunde  auf  einen  leichten  Zug  an  den  Nabel- 
Bchnuren. 

Letztere  inserirten  sich  im  Centrum  der  Placenta  2 
Ctmtr.  von  einander ,  waren  ca.  65  Ctmtr.  Jede  lang  und 
durch  zahlreiche  venöse  Communikationen  verbunden. 

Sie  zeigten  eine  eigenthfimliche  Verschlingung,  deren 
Entstehung  dadurch  zu  erklären  ist ,  dass  die  Kinder  sich 
2mal  eines  um  das  andere  drehten,  wobei  die  Nabel- 
schnüre in  der  Mitte  ihrer  Länge  umeinander  gewickelt 
wurden.  Es  entstand  so  zwischen  dem  Punkte  der 
Drehung  nnd  der  Placenta  eine  Spalte,  beiderseits  be- 
grenzt durch  die  Schnure  selbst.  Durch  einen  eben  so 
seltenen  als  unglücklichen  Zufall  schlüpfte  nun  das  eine 
der  Kinder,  und  zwar  das  zuerst  geborene  und  auch  zu- 
erst gestorbene,  durch  diese  Spalte  und  schürzte  so  den 
unauflöslichen  Knoten,  der  jedenfalls  durch  die  lebhaften 
Kindesbewegimgen  fest  zusammengezogen  wurde  und  so 
durch  Störung  der  Blutcirkulation  den  Tod  der  Kinder 
veranlasste.  Eine  andere  Ursache  für  das  Absterben  Hess 
sich  wenigstens  nicht  auffinden. 

An  diesen  Fall  knüpfte  sich  eine  lebhafte  und 
weit  ausgesponnene  Diskussion  (l.  c.  p.l349.  D^.  28. 
1880;  X.  p.  11.  27;  Janv.  4.  11.  1881). 

Zunächst  wendet  sich  Tarnier  gegen  Gu6- 
n  i  0 1.  T.  hat  bei  künstlich  hergestellten  Knoten  die 
Blutgefässe  injicirt  und  gefunden,  dass  bei  2  Knoten 
die  Flüssigkeit  noch  leicht  passirte ,  bei  3  schwerer. 
Dabei  lockerten  sich  die  Knoten.  Eine  ähnliche 
Rolle  spiele  das  Blut  und  die  treibende  Kraft  des 


52 


V.     Gynäkologe  u.  Pädiatrik. 


Herzens.  Er  will  daraus  nicht  schliessen,  dassNabel- 
achnurknoten  überhaupt  nicht  den  *Tod  der  Frucht 
herbeiführen  können ,  sondern  nur ,  dass  es  gewiss 
sehr  ausnahmsweise  geschehe.  Er  wirft  G.  dann 
vor,  dass  die  Autopsie  der  Kinder  nicht  gemacht  sei, 
es  hätte  sicli  dann  wahrscheinlich  die  Todesursache 
herausgestellt.  —  Ein  Knoten  könne  nur  dann  ge- 
fährlich werden,  wenn  er  sehr  fest  zusammengezogen 
sei ,  was  man  aus  der  bandartigen  Abplattung  der 
Schnur  erkenne.  Letzteres  sei  in  dem  Falle  G.'s 
nur  bei  einer  Schnur  der  Fall  gewesen.  Aber  auch 
dann  ,  wenn  die  Schnüre  stark  abgeplattet  gefunden 
würden,  kämen  häufig  lebende  Kinder  zur  Welt 
Nur  in  einigen  Fällen  sei  bei  solcher  Abplattung 
ObUteration  der  Gefässe  vorgekommen;  dass  eine 
solche  hier  nicht  vorhanden  gewesen,  habe  G.  experi- 
mentell dm'ch  Injektion  der  Gefässe  bewiesen.  Er 
dürfe  also  nicht  behaupten ,  der  Knoten  sei  Schuld 
an  dem  Tode  der  Kinder.  Blot  und  Depaul 
stimmten  T  a  r  n  i  e  r  bei ,  Letzterer  kann  sich  auch 
wegen  der  vorhandenen  Länge  der  Nabelschnur  eine 
feste  Zuschntirang  nicht  vorstellen. 

Für  Gu6niot  ist  es  zweifellos,  dass  ein  Knoten 
den  Tod  der  Frucht  verursachen  kann.  Es  sei  dazu 
nicht  nöthig ,  dass  die  Cirkulation  vollständig  aufge- 
hoben sei ,  schon  durch  eine  Verlangsamung  sei  die 
grösste  Gefahr  bedingt.  Eben  so  gut  wie  Umschlin- 
gungen der  Nabelschnur  um  einzelne  Körpertheile 
gefährlich  werden  könnten ,  könnten  diess  Knoten. 
Dass  in  seinem  Falle,  den  er  für  beweisend  hält,  die 
Sektion  der  Kinder  nicht  gemacht  sei ,  sei  zwar  eine 
Lücke,  aber  keine  so  bedeutende,  wie  Tarnier 
glaube.  Bei  der  normalen  Entwicklung  beider  Kin- 
der, dem  Fehlen  jeder  constitutionellen  Affektion  der 
Eltern  wäre  wohl  nichts  zu  entdecken  gewesen ,  um 
so  weniger,  da  schon  Maceration  vorhanden  gewesen. 
Was  den  2.  Vorwurf,  die  Durchgängigkeit  der  Ge- 
fässe, betreffe,  so  sei  dieselbe  nur  bei  den  Venen 
nachzuweisen  (das  in  die  Vene  des  einen  Stranges 
injiciiiie  Blut  kam  zu  der  des  andern  wieder  heraus) ; 
bei  den  Arterien  sei  es  ihm  wiederholt  misslungen, 
Flüssigkeit  hindurch  zu  treiben.  Aber  wenn  diesel- 
ben auch  durchgängig  wären ,  was  erst  die  auszu- 
führende Sektion  zeigen  werde ,  so  könne  trotzdem, 
wie  auch  bei  zufalligen  Compressionen ,  die  Stöiimg 
der  Ch*kulation  so  bedeutend  gewesen  sein,  dass  der 
Tod  erfolgte.  Was  die  Länge  der  Nabelschnur  end- 
lich betreffe ,  so  zeige  die  feste  Zusammenschnürung 
in  diesem  Falle  einfach ,  dass  trotz  der  Länge  eine 
solche  möglich  sei.  Uebrigens  sei  die  Sache  leicht 
durch  Umschlingung  um  einzelne  Körpertheile  und 
dadui'ch  bedingte  Verkürzung  erkläi'lich. 

Gu^rin,  der  nicht  Geburtshelfer  ist,  glaubt, 
dass  man  aus  der  verschiedenen  Blutfülle  in  den 
Gefässen  der  Nabelschnur  diesseits  und  jenseits 
des  Knotens,  sowie  in  den  verschiedenen  Organen 
schliessen  könne ,  ob  die  Cii'kulation  in  dem  Knoten 
unterbrochen  sei  oder  nicht.  Gestützt  auf  eine  An- 
zahl Sektionen  von  Kindern  ftihiiie  dagegen  Depaul 
an ,  dass  er  in  Fällen ,  wo  der  Tod  durch  Knoten 


hervorgerufen  sei,  eben  so  oft  Symptome  der  Anämie 
als  der  Congestion  gefunden  habe. 

In  der  folgenden  Sitzung  theilte  6a6niot  das 
Resultat  der  von  dem  Anatomen  Faraboeuf  aus- 
geführten Sektion  der  Nabelschnüre  mit.     Die  eine 
derselben  war  dünner,  abgeplattet,  um  die  andere 
gerollt ,  die  ihre  cylindrische  Gestalt  bewahrt  hatte. 
Die  Arterien  der  erstem  waren  für  eine  Injektion 
nicht  durchgängig ;  die  verschieden  gefärbten ,  von 
beiden  Enden  her  eingespiitzten  Flüssigkeiten  liessen, 
wie  die  spätere  Untersuchung  zeigte,  mehrere  Centi- 
meter  zwischen  sich  nnd  dieser  Raum  war  zor  Hälfte 
mit  einem  dichten  Blntgeiinnsel  ausgefüllt.    Die  Vene 
war  durchgängig,  ebenso  Arterien  nnd  Venen  der 
andern  Schnur.     Nach  diesem  Ergebniss  ist  es  flbr 
Gu^niot    zweifellos,   dass   der  Tod    der   erstoi 
Frucht  herbeigeführt  sei  durch  die  Unterbrechung 
der  Cirkulation  in  dem  Knoten;  den  Tod  der  zweiten, 
später  gestorbenen  erklärt  er  sich  folgendermaasseo. 
Eine  jede  Blutwelle  der   Nabeischnnrarterien   des 
überlebenden  zweiten  Eandes  müsse  sich,  ebenso  wie 
in  die  eigenen  Placentarvenen,  so  auch  in  gewissem 
Grade  in   die  des  abgestorbenen  Kindes    ergossen 
haben,  da  ja  zahlreiche  Anastomosen  nachgewiesen 
seien.     Durch  diese  fortwährende  Vermischung  des 
lebenden  mit  dem  todten  Blute  sei  eine  Intoxikation 
oder  Embolie  oder  überhaupt  eine  Störnng  der  aU- 
gemeinen  Cirkulation  hervorgerufen  woi*den,  die  den 
Tod  des  Kindes  nach  2  Tagen  zur  Folge  hatte. 

Depaul  ist  der  Ansicht,  dass  der  Pfropf  in  d^ 
Gefässen  erst  nach  dem  Tode  sich  gebildet  habe, 
was  man  häufig  finde. 

Colin,  auf  G  u  6  n  i  o  t  's  Seite  stehend,  suchte 
die  Experimente  von  Tarnier,  dem  es  gelungen, 
Flüssigkeiten  durch  2  und  3  Knoten  hindurch  zn 
treiben,  zu  entkräften.  Die  treibende  Kmft  eines  fata- 
len Herzens  sei  schwächer  als  die  bei  einem  Erwach- 
senen und  viel  schwächer  als  diejenige,  die  man  nut 
einer  Spritze  hervorrufen  könne ;  mit  letzterer  könne 
man  daJier  wohl  einen  Widerotand  überwinden,  der 
für  das  Herz  zu  gross  sei.  Colin  hat  trächtige 
lebende  Stuten  geöflnet  und  dabei  zunächst  die  kräf- 
tigen Bewegungen  des  Fötus  beobachtet  nnd  dann 
gesehen,  dass  die  Pnlsation  der  Nabelschnurarterien 
viel  schwächer  war  als  die  von  Algerien  gleichen 
Kalibers  beim  erwachsenen  Thiere.  Es  genügt  nach 
ihm  schon  eine  Verengerung  des  Lumen  der  Um* 
bilicalgefasse  um  die  Hälfte  oder  zwei  Drittel,  um 
den  Tod  des  Fötus  nicht  plötzlich,  aber  langsam 
herbeizuführen.  In  diesem  Falle  sei  aber  sogar  Dn- 
durchgängigkeit  erwiesen.  Auch  betreffs  der  Todes- 
ursache des  2.  Kindes  durch  Infektion  mit  zersetz- 
ten Stoffen  pflichtet  Colin  Gu6niot  bei.  Auf  den 
Einwurf  von  Depaul,  der  Fötus  sei  noch  gar 
nicht  in  Fäulniss  übergegangen  gewesen,  erwidert 
Colin,  dass  auch  eine  beginnende  Fäulniss  schon 
schädlich  wirken  könne. 

Tarnier  sieht  wie  Depaul  das  Blutcoagalam 
in  den  Arterien  für  eine  postmoriale  Eracheinung  an 
und  hält  die  von  C  o  1  i  n  bestiittene  Gültigkeit  seiner 


V.     Gynäkologie  a.  Pädiatrik. 


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Experimente  aufrecht.  Die  Injektionen  in  die  Ge- 
ftsäe  der  mit  fest  angezogenen  Knoten  versehenen 
Nibelsehnflre  seien  mit  keiner  grössern  Kraft  ge- 
nebt,  als  der  des  f(5talen  Herzens;  letztere  sei 
inaserdem  grösser,  als  Colin  glaube.  Er  halte  es 
drsehr  schwer,  einen  so  festen  Knoten  in  die  Nabel- 
Bchoar  zu  machen,  dass  die  Cirkulation  unterbrochen 
fflide.  Aebnlich  sei  es  mit  den  Därmen;  es  sei 
ivh  hier  fast  unmöglich,  einen  so  festen  Knoten  zu 
«kliogen ,  dass  die  Fäkalmassen  bei  einer  Autopsie 
■tht  entwichen.  Eben  so  wenig  wie  der  Tod  des 
1.  Kindes  durch  den  Knoten  erfolgt  sei,  eben  sowenig 
erfolgte  der  des  zweiten  durch  Septikämie.  Man  sehe 
oft  genug  bei  Zwillingsgeburten,  dass  der  eine  Zwil- 
fing  lebend  nnd  gcsnnd  geboren  wird ,  während  der 
andere  bereits  längere  Zeit  abgestorben  ist.  Was 
^  GefJlssanastomosen  betreffe,  so  hob  Tarn! er 
kervor,  dass  jedes  Kind  sein  scharf  getrenntes  Ge- 
ftaBgebiet  habe;  dass  einzelne  placentare  Auasto- 
noeen  beständen ,  gab  er  zn ,  indessen  sei  der  Ver- 
kebr  des  Blutes  in  ihnen  durchaus  nicht  so  leicht, 
lU  man  glaube,  und  man  könne  wohl  begreifen,  dass 
der  eine  Fötus  sterbe ,  ohne  dass  der  andere  dem 
gewissen  Tode  durch  Septikämie  verfallen  sei. 

Depanl  n.  Blot  wendeten  sich  gegen  Colin, 
der  die  Möglichkeit  von  Fäulniss  bei  unverletzten 
ESiäoten  behauptet;  es  komme  diess  weder  beim 
Menschen,  noch  beim  Thiere  vor.  Colin  hält  dicss 
doch  für  möglich  in  dem  Falle ,  wo  bei  Zwillingen 
eis  Kind  bereits  geboren  sei.  Der  Muttermund  stehe 
duB  offen,  die  Luft  könne  an  den  untern  Abschnitt 
dcfl  zweiten  Eies  gelangen,  die  Bedingungen  zu 
Holoiss  seien  also  vorhanden.  Und  wenn  letztere 
an  den  äussern  Theilen  begonnen,  so  könne  sie  wohl 
aneh  auf  die  tiefem  fortschreiten. 

6  u  ^  n  i  o  t  bekämpfte  die  Behauptung  D  e  p  a  u  Ts, 
dass  die  Gerinnsel  in  den  Arterien  eine  Leichen- 
encheinung  seien.  Wäre  letzteres  der  Fall,  so  mttss- 
ten  die  Gef^sse  der  Nabelschnur  des  2.  Kindes  eben- 
Ulg  verstopft  sein ,  was  nicht  der  Fall  wäre.  Bei 
Kindern,  die  vor  der  Geburt  gestorben  seien,  kämen 
ja  hiniig  In  den  GeiUssen  lange  Blutgerinnsel  vor, 
>ber  dieselben  böten  nur  dann  eine  gewisse  Con- 
wtenz  dar,  wenn  der  Tod  vor  kurzer  Zeit  erfolgt 
sei.  Sehr  bald  aber  flössen  sie  auseinander  und 
^Btmen  leicht  die  Injektionsmassen  hindurch.  Im 
l^ebrigen  hielt  er  seine  Behauptungen  aufrecht :  die 
nndorcbgängigkeit  der  Geß&sse  in  Folge  des  Kno- 
tens sei  die  Todesursache  des  ersten  Kindes ,  In- 
texikation  durch  das  Blut  des  zuerst  gestorbenen 
oder  Bmbolie  oder  überhaupt  allgemeine  Störung 
der  Cirkulation  die  Todesursache  des  zweiten.  Letz- 
tere Annahme  erklärt  er  jedoch  selbst  nur  ftlr  Ily- 
P^t^iese,  wenn  auch  für  eine  sehr  wahrscheinliche. 

h  der  folgenden  Sitzung  wendete  sich  Blot 
iM)ehmal8  gegen  Colin  und  legte  ausführlich  die 
>pgeiDein  anerkannten  Anschauungen  überMumifika- 
te  1  Maceration  und  Fäulniss  des  Fötus  dar ,  ins- 
Nsondere,  dass  letztere  nur  möglich  sei,  wenn  die 
Btoe  verletzt  seien. 


D  e  p  a  u  1  erklärte ,  niemals  gesehen  zu  haben, 
dass  ein  rechtzeitig  geborenes  Kind  durch  einen 
Nabelschnurknoten  um*s  Leben  gekommen  sei.  Be- 
treffs der  Todesursache  des  2.  Kindes  theilte  er  die 
Zweifel  Tarn  i  er 's.  Dass  Embolien  aus  dem  Ge- 
fässsystem  des  1.  in  das  des  2.  Kindes  hätten  statt- 
finden können,  hält  er  anatomisch  und  physiologisch 
für  unmöglich. 

Gu6niot  erwiderte,  dass  die  Möglichkeit  da- 
durch erwiesen  sei ,  dass  die  Venen  beider  Nabel- 
schnüre in  Verbindung  gestanden  und  nicht  verstopft 
gewesen  seien,  wie  er  experimentell  bewiesen.  Aber 
zugegeben ,  sie  seien  verstopft  gewesen  durch  Ge- 
rinnsel ,  so  müsse  an  irgend  einer  Stelle  die  Blut- 
welle des  2.  Kindes  diese  Gerinnsel  getroffen  haben, 
und  so  sei  die  Möglichkeit  von  Embolien  durchaus 
wahrscheinlich.  Auch  Colin  erklärte,  auf  seiner 
Ansicht,  dass  Fäulniss  auch  bei  unverletzten  Eihäuten 
unter  den  oben  angegebenen  Bedingungen  stattfinden 
könne,  bestehen  zu  mtissen. 

Eine  Einigung  der  Ansichten  über  die  sti'citigen 
Punkte  kam  mithin  trotz  der  langen  Diskussion  nicht 
zu  Stande.  (Zschiesche,  Erfurt.) 

327.  Ueber  die  Aetiologie  der  Kranio- 
tabea;  von  DDr.  David  B.  Lees  u.  Thomas 
Barlow.    (Med.  Times  and  Gaz.  Nov.  27.  p.  611. 

1880.) 

Seit  Elsässer  (1843)  den  weichen  Hinterkopf 
als  Folge  von  Rhachitis ,  und  zwar  als  erste  Mani- 
festation derselben,  beschrieben  hat,  schloss  sich  die 
Mehrzahl  der  Autoren  seiner  Ansicht  an ,  besonders 
Vogel  und  Steiner,  während  Gerhardt  in 
einigen  Fällen  völlige  Gesundheit  der  Kinder  wahr- 
nahm und  in  diesen  die  Krankheit  als  nicht  rhachiti- 
schen  Ui'sprungs  betrachtete.  In  England  adoptir- 
ten  West,  in  Amerika  Meigs  und  Popper  El- 
sa s  s  e  r  's  Ansichten. 

Die  Arbeiten  von  Taylor  und  besonders  P  a  r  - 
rot  über  den  Zusammenhang  von  Knochenkrank- 
heiten mit  congenitaler  Syphilis  veranlassten  Vff.  zu 
der  Untersuchung  desselben  Zusammenliangs  bei  kra- 
niotabetischen  Kindern.  Sie  konnten  100  Fälle  sam- 
meln. Die  Aufmerksamkeit  war  nicht  allein  auf 
das  frühere  Befinden  der  Mütter  (syphilit.  Symptome, 
vorhergegangene  Abortus,  todtgeborne  oder  frühreife 
Kinder),  sowie  auf  Koryza  und  Syphiliden  bei  an- 
dern Kindern,  sondern  auch  auf  das  bisherige  Befin- 
den der  an  Kraniotabes  leidenden  Kinder  gerichtet, 
besonders,  ob  sie  syphilitische  oder  rhachitische  Er- 
scheinungen aufwiesen,  ferner  auf  ilu*  Gewicht  und 
Alter  und  auf  die  etwa  vorhandenen  Ei*scheinungen 
von  Seiten  der  Haut,  des  Mundes,  der  Nase,  der 
Stimme,  des  Schädels,  des  Thorax,  der  Röhrenkno- 
chen und  der  innem  Organe  (bes.  Leber  und  Milz). 

Diese  Daten  haben  Vff.  in  3  Tabellen  zusammen- 
gestellt, und  zwar  je  nachdem,  1)  bei  bemerkbai*er 
Kraniotabes  bereits  sichere  Zeichen  von  Syphilis  be- 
standen (35  Fälle) ,  2)  bei  geringer  ELraniotabes 
bereits  sichere  Zeichen  von  Syphilis  nachweisbar  wa- 


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V.     Gynäkologie  a.  Pftdiatrik. 


ren  (12  Fälle),  und  3)  mit  Bestimmtheit  Rbachitis 
neben  Kraniotabes  vorhanden  war  (53  Fälle).  Es 
boten  hiervon  70  Fälle  vorgeschrittene,  30  leichte 
Grade  der  Kraniotabes  dar.  In  47  Fällen  war  das 
Vorhandensein  von  Syphilis  congenita  anzunehmen, 
d.  h.  50%  der  an  Kraniotabes  leidenden  Kinder 
sind  syphilitisch.  Andererseits  beweisen  besonders 
die  ersten  beiden  Tabellen,  dass  Kraniotabes  nicht 
etwa  ausschliesslich  ein  Zeichen  von  Marasmus  ist. 
Denn  es  fanden  sich  mindestens  7  gut  genährte  Kin- 
der mit  deutlicher  Kraniotabes,  welche,  1  Fall  aus- 
genommen, sämmtlich  gestillt  worden  waren.  Hier 
finden  sich  im  Alter  von  2^/4 — 6  Monaten  Gewichts- 
zahlen von  llVa — 17^/si  Pfd.  angeführt.  Diesen 
Zahlen  stellen  Vff.  andere  gegenüber,  welche  von 
Kindern  gewonnen  wurden,  die  zwar  marastisch  wa- 
ren, aber  nicht  an  Kraniotabes  litten  und  wahrschein- 
lich auch  nicht  an  Syphilis.  Hier  finden  sich  im  Al- 
ter von  23/4 — 31  Mon.  Gewichtszahlen  von  6  — 
12^3  Pfund.  Es  ist  also  Ki'aniotabes  nicht  einfach 
ein  Zeichen  von  allgemeinem  Marasmus. 

Auch  in  Bezug  auf  die  allgemeine  Symptomatik 
weichen  die  Ansichten  der  Vff.  wesentlich  von  der 
E 1 8  ä  s  s  e  r  's  ab.  Sie  konnten  die  Nervosität ,  die 
grosse  Schreckhaftigkeit,  das  seitliche  Heioimwälzen 
des  Hinterhauptes  während  des  Schlafes ,  das  Auf- 
legen der  Stirn  auf  die  Schulter  der  Wärterin ,  so- 
wie die  sehr  starken  Kopfischweisse,  die  jener  be- 
schrieb, nicht  beobachten,  auch  Convulsionen  nur 
selten.  Auch  unter  Elsässer 's  Fällen  erklären 
Vff.  mindestens  2  für  syphilitisch  und  kommen  da- 
lier zu  dem  Schlüsse,  dass  Syphilis  die  häufigste  Ur- 
sache fttr  Kraniotabes  abgiebt.  Welcher  Zusammen- 
hang sich  vielleicht  noch  zwischen  Syphilis  u.  Rha- 
chitis  herausstellen  wird,  lässt  sich  noch  nicht  sagen. 
Man  könnte  nur  annehmen,  dass  syphilit.  Kinder 
besonders  zur  Rhachitis  geneigt  sind.  Schlttsslich 
erklären  aber  Vff.,  dass,  wenn  Kraniotabes  u.  Milz- 
vergrösserung  aus  der  Kategorie  der  rhachitischeu 
Erscheinungen  unter  die  Symptome  der  hereditären 
Syphilis  versetzt  werden ,  wir  bis  jetzt  noch  keinen 
Beweis  haben,  dass  die  Syphilis  an  und  für  sich  eine 
Ursache  der  Rhachitis  ist.  (K  0  r  m  a  n  n.) 

328.  Fall  von  akuter  Leberoirrhose  bei 
einem  Neugeborenen ;  von  Prof.  A.  d '  E  s  p  i  n  e 
zu  Genf.     (Gaz.  de  Par.  43.  48.  1880.) 

Ein  rechtzeitig  und  leicht  geborener  Knabe  zeigte 
vom  ersten  Lebenstage  an  eine  ikterische  Färbung ,  die 
in  den  nächsten  Tagen  zunahm.  Vf.  sah  das  Kind  am 
5.  Lebenstage.  Auch  die  Conjunctivae  und  die  Mund- 
Bchleimhant  waren  ikterisch.  Der  Knabe  schien  keine 
Schmerzen  zu  haben,  hatte  kein  Fieber,  nahm  die  Brust. 
Die  Stuhlgänge  waren  von  normaler  Farbe.  Am  9.  Tage 
erschien  das  Kind  abgemagert ,  der  Ikterus  hatte  zuge- 
nommen, dazugetreten  war  ein  weiches  Oedem  derHand- 
und  Fussrücken.  Der  Urin  war  stark  gallig  gefärbt,  ohne 
bemerkenswerthen  Albumengehalt.  Der  Nabelschnurrest 
war  abgefallen  und  die  Nabelwunde  entleerte  ein  wenig 
Blut.  Neben  der  Rhaphe  des  Gaumengew51bes  bemerkte 
Vf.  einige  Ekchymosen.  Am  13.  Tage  nahm  die  Blutung 
ans  der  Nabel  wunde  trotz  Compressiv  verband  zu.  Das 
ergossene  Blut  hatte  eine  leicht  gelbliohe  Färbung.    Der 


Urin  war  andauernd  stark  ikterisch,  ohne  Albnmen. 
Einige  Ekchymosen  an  den  Schläfen  und  am  Kreuzbein. 
Sonst  derselbe  Znstand;  die  Leber  schien  nicht  ver- 
grössert.  Am  17.  Tage  stand  die  Blutung  auf  Eisen- 
Chloridwatte.  Qegeu  Abend  etwas  Erbrechen  mit  nach- 
folgendem Collapsus.  Am  18.  Tage  ausgebreitete  Ekchy- 
mosen am  Thorax ,  vor  dem  linken  Ohre  und  am  Fnss- 
rQckeu  ;  Puls  140 ;  Temperatur  im  Rectum  36.4®.  Dai 
Kind ,  das  vorher  die  Brust  verweigert  hatte ,  nahm  sie 
wieder.  Am  20.  Tage  neue  Omphalorrhagie ,  besonden 
beim  Schreien.  Das  Blut  enthielt  zahlreiche,  verschieden 
grosse  Leukocyten;  viele  rothe  Blutkörperchen  zeigten 
einen  Kern.  Um  die  Leukocyten  bemerkte  man  Kry- 
stallnadeln ,  die  alle  Charaktere  der  Tyrosinkrystalle  be- 
sassen.  Im  Serum  fanden  sich  einige  sehr  lange  Krystaile, 
nach  Prof.  Lahn  den  von  Neumann  im  Knochenmark 
des  Neugeborenen  beschriebenen  identisch.  Der  Urin 
gab  die  Reaktionen  auf  Qallensäure  ebenso  wie  die  aof 
Gallenfarbstoff.  Am  Boden  des  Gefasses  fanden  sich  von 
Galle  gefärbte  Epithelialcylinder ,  wie  sie  Nothnagel 
beschrieben  hat.  Ausserdem  hatte  sich  an  dem  (20.)  T., 
wo  die  Temperatur  im  Rectum  36<>,  der  Puls  120  betrug 
und  ein  schwacher  Krampfanfall  statt  hatte,  die  Milz 
stark  vergrossert.  Am  nächsten  Tage  fand  man  zum 
ersten  Haie  einige  Blutklnmpen  in  den  Stuhlgängen,  wäh- 
rend die  Omphalorrhagie  an  Menge  abgenommen  hatte. 
Neue  Ekchymosen  erschienen  mit  Zunahme  der  Mils- 
Schwellung.  Das  Kind  trank  an  der  Brust.  Am  23.  Tage 
Tod  unter  Collapsus  ohne  Convulsionen. 

Bei  der  Sektion  fand  man  allgemeinen  Ikterus  and 
Ekchymosen,  jedoch  keinen  Ascites.  Die  Leber,  deren 
Consistenz  vermehrt  war,  erschien  vergrossert  und  oliyea* 
grün  gefärbt;  sie  war  10 1/,  Ctmtr.  breit,  8  hoch  and  3 
dick.  Die  Gallenblase  enthielt  Galle  ,  die  sich  leicht  In 
den  Darm  ausdrücken  Hess.  Im  Choledoehus  ftinden  sieh 
keine  Schleimklumpen.  Die  Nabelvene  war  gesund  ond 
bis  1  Ctmtr.  vom  Nabel  durchgängig.  Hier  zeigte  «oh 
eine  unvollständige  Obiiteration  durch  einen  in  Organi- 
sation begriffenen  Thrombus.  Die  Milz  war  enorm  gross, 
7  Ctmtr.  lang,  6  breit ,  2  dick ;  ihre  Consistenz  war  ver- 
mehrt. Auf  der  Magenschleimhaut  sassen  225  Ekchy- 
mosen. Die  Nieren  waren  4  Ctmtr.  laug  und  2  Ctnitr. 
breit,  stark  ikterisch,  mit  kleinen  Ekchymosen  im  Paren- 
chym  und  an  der  Oberfläche.  An  den  Lungen  nur  einige 
subpleuralc  Ekchymosen.  Im  Herzbeutel  etwas  blatigf, 
Flüssigkeit.  In  der  Scheidewand  der  Herzventrikel  eia ! 
Blaterguss  wie  ein  hämorrhagischer  Infarkt.  Das  Fora* 
men  ovale  war  offen ,  der  Ductus  Botalli  durchgängig.  ^ 
Die  genau  beschriebene  mikroskopUche  üntenmchung  der 
Leber  ergab  alle  Kennzeichen  der  Lebercirrhose  mit  Ent- 
zündung der  kleinen  Gallen kanälehen  und  Retention  der 
Galle  in  den  letzten  Gallengangsverzweignngen  und  itj 
den  Leberzellen ,  deren  einige  zu  atrophiren  begannen«  j 
In  den  Lungen  wies  das  Mikroskop  eine  Verdickung  dar! 
Alveolenwandnngen ,  der  Tunica  externa  der  kleinen  G^ 
fasse  n.  der  Bronchiolen  nach.  Auch  in  der  Milz  erschien 
das  Bindegewebe  verdickt.  Das  Knochenmark  des  Hn* 
mems  erschien  normal.  An  keiner  SteÜe  des  Körpei* 
fanden  sich  Mikrokokken  oder  Bakterien. 

In  Bezug  auf  die  FamUienverhäUnisse  erwähnt  yf.«j 
dass  der  Vater  von  sehr  kräftiger  Gestalt  ist  nnd  k^i^jl 
verdächtige  Narbe  aufweist,   aber  spirituöse  Getränk4 
besonders  Absinth,  liebt.     Die  Mutter  war  nie  sypbiiM 
tisch ,   hatte  nie  eine  Fehlgeburt.     Sie  leidet  seit  ihrer 
ersten  Schwangerschaft  an  hämorrhagischen  Emptionet 
(Erythema  nodosum).    Als  junges  Mädchen  litt  sie  oft  »■ 
heftigem  Nasenbluten.   Ihr  erstes  Kind,  ein  Knabe,  leid» 
seit  seinem  4.  J.  an  Purpura.     Er  hat  eine  soorbntisch» 
Affektion  des  Zahnfleisches  durohgemaeht.    DerBegtnf' 
der  Krankheit  flel  mit  dem  Aufenthalt  der  Familie  m 
einer  sehr  feuchten  Wohnung  zusammen ,  welcher  1  JäW 
hindurch  dauerte.  —  Das  zweite  Kind,   ein  Mädchen, 
wurde  mit  Ikterus  geboren ,  der  auoh  die  ConJnncÖw 
befiel  und  6  Wochen  dauerte.     Es  Utt  in  den  ersten  3  •'• 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


55 


fleimnab  an  Eklampsie.  Es  war  1  J.  alt,  als  die  Familie 
jeM  feoehte  Wohnimg  bezog.  Im  Alter  yon  17  Monaten 
tat  Seorbat  auf.  Häufig  Purpura.  Nachher  Erholung.  — 
Du  dritte  Kind,  ein  Madchen,  zeigte  den  Ikterus  erst  am 
3.  Tage  naeh  der  Geburt ;  er  verschwand  bereits  binnen 
5  Ta^n.  Es  hat  nie  an  Hämorrhagien  gelitten ,  ist  aber 
m  Alter  yoo  18  Mon.  einer  Capillarbronchitis  erlegen.  — 
Du  vierte  Kind  war  ein  todtgeborener  Knabe ;  er  soll 
dnreb  Nabelsehnummschlingung  einige  Tage  vor  Eintritt 
der  Gebart  abgestorben  sebi.  —  Das  fünfte  Kind  ist  da« 
m  Vf.  genau  beobachtete,  lieber  den  Verlauf  der 
3.8eliwaogeT8chaft  ist  nur  zu  erwähnen,  dass  die  Mutter 
iftrehd  derselben  heftige  Auflegungen  durchzumachen 
talle,  da  der  Vater,  wenn  er  getrunken  hatte,  sie  zu 
fdtea  drohte.  Die  Geburt  selbst  war  vollkommen  normal 
tu  Statten  gegangen ,  ebenso  Wochenbett  n.  Laktation. 

In  der  Epikrise  weist  Vf.  zuerst  mit  scharfer 

Eiitik  2  Hypothesen  von  der  Hand ,  nämlich  Paer- 

penlinfektion  und  Syphilis ,  und  fahrt  sodann  aus, 

h»  man  nach  den  im  Leben  beobachteten  Erschei- 

Bongen  die  AfPektion  zu  der  Krankheitsgruppe  rech- 

MD  musste  y  welche  Buhl  und  H  e  c  k  e  r  als  akute 

Fetteoiartong  der  Neugeborenen  beschrieben  haben. 

Trots  Debereinsümmung  der  Symptome  ergab  je- 


doch die  Sektion  keine  akute  Fettentartung ;  über- 
haupt häU  Vf.  diesen  Namen  fttr  nicht  gut  gewählt 
und  möchte  ihn  durch  „Buhrsche  Krankheit"  er- 
setzt wissen.  Fflr  seinen  Fall  hält  Vf.  die  Leber- 
cirrhose  für  primär,  und  fttr  die  Ursache  des  Ikterus, 
während  er  die  hämoiThagische  Diathese  für  se- 
kundär ansieht,  als  Folge  der  Resorption  der  Galle. 
Ob  die  Milzhypertrophie  von  der  Lebercirrhose  ab- 
hängt oder  selbst  ein  Symptom  der  Dyskrasie  ist, 
wagt  er  nicht  zu  entscheiden.  Als  Ursache  der 
Leberaffektion  nimmt  Vf.  eine  Störung  während  der 
Schwangerschaft  an,  da  sicher  die  interatitielle 
Pneumonie  von  altem  Datum  war.  Es  muss  daher 
ein  krankmachender  Einfluss  bereits  wälirend  des 
intrauterinen  Lebens  eingewirkt  haben,  und  diesen 
erblickt  Vf.  in  den  wiederholten  Angstzuständen  und 
Aufiregungen  der  Schwängern,  die  selbst  an  Ery- 
thema  nodosum  litt.  [Ob  nicht  der  Alkoholismus  des 
Vaters  die  Ursache  der  Lebercirrhose  sein  könnte, 
übergeht  Vf.  trotz  seiner  vorti*efflichen  Schilderung 
mit  absolutem  Schweigen.]  (K  o  r  m  a  n  n.) 


VI.     Chirurgie,  Ophthaimologie  u.  Otiatrilc. 


329.  fieiträge  zur  Lehre  von  der  Spina 
ttflda  und  den  Sacraltumoren ;  nach  neuem 
Cttfadlangen  zusammengestellt  von  Dr.  Ernst 
Schill  in  Dresden. 

Eine  ausführliche  Abhandlung  über  das  Wesen 
ttd  Behandlung  der  Spina  bifida  ist  von  Dr. 
i.  Hofmokl  (Wien.  med.  Jahrbb.  IV.  p.  443. 
1878)  veröffentlicht  worden. 

Nach  Definition  des  Begriffs  sucht  H.aus  der  Ent- 
viekhuigsgeschichte  die  Entstehung  der  Spina  bifida  zu 
eikliien.  Dieselbe  mnss  nach  den  übereinstimmenden 
Amhmenvon  Treu, Morgagni,  Cruvcilhier 
Lfianke,  dabeiden Wirbeltlüeren amEndeder  9.W. 
faEfiekenmark  schon  bis  zu  dem  untern  Sacralwirbel 
bibreicht  n.  dasWachsthnm  der  Wirbelsäule  später 
eben  Vorsprang  vor  dem  Rückenmarke,  welches  im 
iMon.  sich  schon  konisch  zur  Caudaequina  verjüngt 
K  gewinnt,  in  eine  sehr  frühe  Periode  embryonaler 
äitwieklnng  fallen ,  in  den  Fällen ,  wo  das  Rücken- 
mark selbst  an  der  Geschwulstbildung  theilnimmt. 
Als  das  bedingende  Moment  der  Spina  bifida  nahmen 
Rokitansky  Wassersucht  des  fötalen  Rückenmark- 
bnals,  Virehow  nnd  Gerhard  ein  Hygrom  der 
I)va-mater,  Morgagni,  Cruveilhier  und 
Kioke  Verwachsung  des  Rückenmarks  mit  der  äus- 
ttniHaat(vgl.S.  57)  an.  Nach  H.'s  Ansicht  erklären 
>ile  genannten  Autoren  nur  bestimmte  Arten  der  Spina 
^a,  so  Rokitansky  nur  die  höchst  seltenen 
Me,  wo  das  mit  seinen  Häuten  gedehnte  Rücken- 
■nk  den  Sack  der  Spina  bifida  bildet,  Virehow 
IV die  reine  Hydromeningoeele ,  Ranke  dagegen 
^eaelbe  nicht  genügend. 

H.  glaubt,  dass  die  Hemmungsbildung  in  der 
btwickiung  des  knöchernen  Skeletts  das  primäre 
^boient  fftr  die  Entstehung  der  Spina  bifida  abgiebt 
^  die  Verwachming  des  Rückenmarks  erst  sekun- 


där in  Betracht  kommt.  Er  findet  eine  Stütze  seiner 
Ansicht  in  der  Analogie  ähnlicher  Hemmungsbildun- 
gen am  Kopfe  und  an  der  Wirbelsäule,  in  der 
meist  vorkommenden  Combination  der  Spina  bifida 
mit  Hydrocephalie ,  Uranoschisma ,  Klumpfuss  etc., 
dem  Fehlen  eines  oder  mehrerer  Wirbelbögen  oder 
eines  Theils  eines  Wirbelkörpers  oder  einer  Vergrösse- 
rung  eines  Intervertebralloches.  In  Bezug  auf  die 
Verwachsung  des  Rückenmarks  mit  der  Sackwand 
der  Spina  bifida  nimmt  H.  an ,  dass  in  den  Fällen, 
wo  man  nach  der  Geburt  eine  narbige  Stelle  auf  der 
Sackwand  findet,  der  Sack  in  Folge  des  hohen  in 
ihm  herrschenden  Druckes  berstet,  dass  das  zarte 
Rückenmark  prolabirt,  fest  wächst  u.  nun  von  Neuem 
eine  Füllung  des  Sackes  mit  Cerebrospinalflüssigkeit 
eintiitt.  Erscheint  hingegen  die  Sackhaut  bei  der 
Geburt  ohne  Narbe,  so  glaubt  H. ,  schon  in  den 
mechanischen  Druckverhältnissen  im  Sacke  von  Sei- 
ten der  Cerebrospinalflüssigkeit  einen  genügenden 
Erklärungsgrnnd  zu  finden.  Das  in  früher  Embryonal- 
periode platte  Rückenmark  wird,  wenn  iu  dem  Sacke, 
der  sich  nur  nach  einer  Seite  ausdehnen  kann ,  stär- 
kerer Flüssigkeitsdruck  herrscht ,  mit  seinen  Hüllen 
an  die  Sackwand  angepresst ,  wo  es  eine  feste  Ver- 
bindung eingeht,  ein  Vorgang,  den  H.  experimentell 
in  sinnreicher  Weise  nachgeahmt  hat.  Die  einmal 
eingetretene  Verwachsung  ist  ein  wirksames  Hinder- 
niss  für  den  von  der  Natur  angestrebten  Wiederver- 
Bclduss  des  Wirbelkanals.  Später  auftretende  Ner- 
venstörungen sind  specieli  auf  abnorme  Entwicklungs- 
vorgänge des  Rückenmarks  zu  beziehen. 

Die  oft  bald  nach  der  Geburt  des  Kindes  am 
Sacke  der  Spina  bifida  beobachtete  Maceration, 
Berstung  und  theilweise  Gangrän  der  Sackwand 
ist  meist  blose  Folgeerscheinung  des  Drackes  wäh- 
rend der  Geburt. 


56 


VI.     Ghinirgie,  Ophthalmologie  n.  Otiatrik« 


Die  Communikation  der  äUBsern  Geschwulst  mit 
dem  Rückenmarkskanal  diagnosticirt  man  aus  der 
Verkleinerung  beiDi'Uck  auf  denSaek^  gleichzeitiger 
stärkerer  Spannung  der  grossen  Kopffontanelle^  eine 
Erscheinung,  die  man  durch  Tieferlagem  des  kind- 
lichen Kopfes  allein  schon  hervorrufen  kann,  und 
zuweilen  Convulsionen  und  Schmerz  bei  Druck.  Bei 
engem  und  klappenförmigem  Verschluss  fehlen  oft 
alle  Dmcksymptome.  Die  Betheiligung  des  Rflcken- 
marks  wird  bewiesen  durch  direktes  Durchfühlen 
eines  Stranges ,  durch  narbig  veränderte  Hantstellen 
und  eine  Einziehung  an  einer  Stelle  derselben  nach 
der  Wirbelsäule  hin. 

Zur  Sicherung  der  Diagnose  ist  am  ersten  eine 
Probepunktion  mittels  Prava^ 'scher  Spritze,  vorsichtig 
ausgeführt,  zu  empfehlen,  wobei  jedoch  nureinTheil 
des  flüssigen  Inhalts  der  Geschwulst  entleert  werden 
darf.  Sie  führt  bei  reiner  Hydromeningocele  und 
breiter  bandförmiger  Anheftung  des  Rückenmarks 
an  den  Sack  zu  keinem  Resultate.  Für  letztere 
sprechen  die  oft  vorkommenden  Lähmungen  der 
Blase  und  des  Mastdarms. 

Eine  Verwechslung  der  Spina  bifida  ist  mit  Lipo- 
men, Teratomen  und  Coccygealgeschwülsten  mög- 
lich. Da  man  Lipome  häufig  über  einer  kleinen, 
mit  dem  Wirbelkanal  communicirenden  Spina  bifida 
findet ,  so  wird  man  bei  der  Existenz  einer  solchen 
sich  dieser  Möglichkeit  stets  bewusst  bleiben  müssen 
und,  falls  ein  rasches  Wachsen  der  Geschwulst  ein- 
tritt, darin  eine  Bestätigung  jener  Complikation  fin- 
den. Das  sehr  selten  vorkommende  Teratom  unter- 
scheidet sich  von  der  Spina  bifida  durch  die  meist 
unregelmässigere  Gestalt,  durch  seine  Grösse  und 
eine  ungleichmässige  Consistenz  des  Inhalts.  Die 
Tumores  coccygei  haben  ihren  Sitz  in  der  Gegend 
des  Steissbeins  und  sind  hierdurch  leicht  von  der 
Spina  bifida  zu  unterscheiden.  Sie  sind  theils  wahre 
Neubildungen :  Sarkome,  Fibrome,  Carcinome,  und 
zeichnen  sich  dann  durch  tiefe  Lage  und  derbe 
Consistenz  aus,  theils  zusammengesetzte  Cysten- 
gesch  Wülste. 

Bezüglich  der  Prognose  und  Therapie  entwickelt 
H.  Folgendes. 

Eine  mit  dem  Wirbelkanal  communicirende  und 
das  Rückenmark  in  sich  einschliessende  Spina  bifida 
wächst  in  der  Regel  rasch,  berstet  schlüsslich,  wobei 
durch  das  plötzliche  Entweichen  des  Liquor  cerebro- 
spinalis unter  Sopor  und  Convulsionen  der  Tod  ein- 
treten kann.  Ist  die  Rissstelle  klein ,  die  Communi- 
kationsstelle  zwischen  Wirbelkanal  und  Geschwulst 
eng  oder  klappenartig  verschlossen,  so  kann  sich  die 
RisBstelle  schliessen  und  der  Sack  von  Neuem  füllen, 
wenn  nicht  eine  eitrige  Entzündung  des  Sackes  den 
Tod  des  Kindes  herbeiführt.  Communicirt  die  Ge- 
schwulst nicht  mit  der  Rückenmarkshöhle,  so  hat  sie 
keine  Tendenz  zum  Wachsen  und  ist  für  chirurgische 
Eingriflfe  günstig.  Ninmit  das  Rückenmark  an  der 
Bildung  der  Spina  bifida  Theil ,  so  sind  alle  Metho- 
den ,  welche  eine  Verödung  des  Sackes  durch  Eite- 
rung bezwecken ,  wegen  der  Gefahr  der  fortschrei- 


tenden Entzündung  zu  verwerfen  und  nur  geeignet: 
1)  die  einfache  Compression  ohne  Punktion  nach 
Cooper  und  Heister,  2)  Punktion  mit  Explch 
rativtrokar  und  leichte  Compression  der  nicht  völlig 
entleerten  Geschwulst,  3)  Bestreic/ien  der  GesdiwvM 
mit  Collodium ,  wodurch  B ehrend  eine  Heilung 
erzielt  haben  will.  Alle  drei  Methoden  sind  auch 
bei  weiter  Communikation  der  Geschwulst  mit  der 
Rückgratshöhle  zu  empfehlen.  Sie  werden  jedoch 
nach  H.  an  Wirksamkeit  bei  Weitem  von  einer  4. 
von  Morton  angegebenen  übertrolfen,  welche  io 
Injektion  einer  Jodglycerinlösung  besteht  [dts 
Nähere  über  diese  Methode  s.  unten].  In  keineiii 
Falle  trat  bei  derselben  Paralyse  auf.  Die  gegen- 
wärtig weniger  geübten  Methoden  der  Ligatur  mit 
oder  ohne  nachfolgende  Exdsion  des  Sackes  (Da- 
bois,  Paget,  Erichson),  die  vollständige  Ex- 
stirpation  des  Sackes  mit  Naht  (Dubonrg,  Ta- 
V  i  g  n  0 1)  und  die  Anlegung  von  Haarseil  und  Fort' 
tanellen  {EoffmKnUy  Richter,  Desault)  wer- 
den, weil  sehr  eingreifend ,  nur  für  diejenigen  FÜle, 
in  denen  sich  kein  Rückenmark  im  Sacke  befinde^ 
von  H.  für  zulässig  gehalten. 

Im  Anhange  giebt  H.  5  Krankengesehichten, 
von  denen  4  Spina  bifida  und  1  einen  Tumor  coocy- 
geus  betreffen. 

1)  Ein  4  Monate  alter  Knabe,  gut  genährt,  hat 
eine  citronengrosse ,  deutlich  fluktoirende,  massig  ge- 
spiinnte  Geschwalst  in  der  Sacralgegend ,  über  welcher 
die  etwas  geröthete  Haut  inmitten  einer  kleinen  Narbe 
eine  Perforationsöffnnng  besass ,  ans  welcher  sich  zuwei- 
len seröse  Flüssigkeit  entleerte,  besonders  wenn  das  Kind 
schrie.  Als  sich  der  Inhalt  aUmälig  entleert  hatte,  stari» 
das  Kind  anter  Convulsionen.  Die  Sektion  ergab  eine 
Verwachsung  des  Bückenmarks,  das  sich  während  des 
Lebens  nicht  hatte  fühlen  lassen ,  mit  der  narbigen  Haut- 
stelle.  Ausserdem  bestand  noch  Hydrocepluilus  und  Am- 
Weitung  des  ganzen  Wirbelkanals. 

2)  14  Mon.  alter,  schlecht  genährter  Knabe  mit  bii 
zn  Kindskopfgrösse  herangewaclisener ,  prall  gespannter, 
durchscheinender,  flaktnirender ,  nicht  sehmershafter 
Spina  bifida  Inmbosacralis.  Daneben  Hydroeephalos, 
Prolapsus  ani  und  Verwachsung  des  Penis  mit  dem  Scro- 
tum.  Probepunktion;  13  Tage  nach  derselben  Boptor 
des  Sackes  spontan  und  Tod  des  Kindes  unter  Convulsio- 
nen. —  Die  Sektion  ergab  einen  dreieckigen  Defekt  in 
Kreuzbein,  Ausstülpung  der  Dnra-mater  und  Arachnoidea 
in  den  Sack,  auf  dessen  höchster  Stelle  das  aus  derRüek- 
gratshohle  herabgezogene  Rückenmark  sammt  den  Sacral- 
nerven  verwachsen  ist.  Die  Rnckgratshohle  bis  tax 
Dicke  eines  kleinen  Fingers  erweitert. 

3)  Eintägiges,  gut  entwickeltes  Kind  mit  citroaen- 
grosser ,  dünner,  durch  Ruptur  während  der  Geburt  ihres 
Inhalts  entleerter  Geschwulst  zwischen  Kreuzbein  nnd 
Lendenwirbelsäule.  Nervenstränge  nicht  zu  fahlen. 
Ueber  dem  Kreuzbein  eine  1 V2  Ctmtr.  lange ,  durch  eine 
elastische  Membran  geschlossene  Spalte  deutlich  fühlbar. 
Ausserdem  bestand  Prolapsus  vaginae,  Desconsus  uteri 
undKlumpfuss  doppelseitig.  —  Nach  Spaltung  des  Sackes 
zeigte  sich  derselbe  von  den  Rückenmarkshäuten  ausge- 
kleidet, das  Rückenmark  trat  8trangf5rmig  zwischen  letz- 
tem Lenden-  und  erstem  Kreuzbeinwirbel  hervor  und  war 
in  die  hintere  Sackwand  eingewachsen.  Der  Rücken- 
markskanal durch  eine  Membran  geschlossen.  Nach  Ab- 
tragung der  halb  gangränesoirenden  dünnen  Stellen  des 
Sackes  mit  Schonung  des  Rückenmarks  wurde  die  Wonne 
mit  Chlorzink  und  Carbollosung  gereinigt ,  durch  6  Snta- 
ren  geschlossen   und  ein  Druckverband  angelegt.    An 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  n.  Otlatrik. 


57 


1  Tige  Tod  unter  KrSmpfen.  Die  Sektion  ergab  all- 
Bäfiges  Entweichen  der  Cerebrospinalflüssigkeit  darch 
eiie  klappenfonnige  Spalte  des  Wirbelkanals. 

4)  Nengebomer  Knabe  mit  orangengrosser ,  flaktai- 
mder,  mlssig  gespannter,  mit  normaler  Haat  bedeckter, 
taf  Driiek  die  Fontanelle  stärker  spannender  Geschwulst 
in  der  Kreuzbeinlendengegend ,  in  welcher  kein  Strang 
eomtatirt  werden  konnte.  Am  3.  Tage  spontane  Ruptur 
und  Tod  miter  Conynlsionen.    Sektion  unterblieb. 

5)  Tumor  coceygeus.  11  J.  alter  Knabe  mit  unter- 
Ub  des  Kreuzbeins  sitzender ,  durchseheinender ,  flnk- 
trirtnder  Geschwulst,  auf  deren  Rückseite,  in  perpendi- 
tahrer  Richtung  zum  Kreuzbein ,  das  Steissbein  lag. 
ittloAnmg  zu  einem  queren  Schlitz  verzogen.  —  Nach 
(iier  Punktion,  welche  eine  viel  Eiweiss  u.  etwas  Gallen- 
Mstoflr  enthaltende  Flüssigkeit  entleerte  (im  Ganzen 
140  Gruun.) ,  bemerkte  man  noch  2  wallnnssgrosse  und 
nelrere  kleine  pralle  Geschwülste  in  der  Nähe  der  After- 
SAiDDg  and  der  Sitzknorren ,  die  bis  zu  dem  2  Mon.  spä- 
ter u  Magendarmkatarrh  erfolgenden  Tode  an  Grosse 
{nshmen.  —  Die  Sektion  ergab  am  untern  Ende  des 
Ereubeins,  mit  diesem  durch  einen  Strang  verbunden, 
che  Cystengeschwulst ,  welche  durch  eine  halbmondfSr- 
aige,  V4  Zoll  hohe  Leiste  in  2  seitliche  Hälften  getheilt 
var,  die  durch  ein  weites  Loch  commnnicirten.  Die 
WiDd  des  Sacks,  welcher  innen  mit  einer  dünnen  glatten 
lembran  ohne  nachweisbaren  Epithelüberzng  ausgeklei- 
det war,  bildete  eine  sehr  resistente  Membran ,  die  in  das 
Periost  der  Innenfläche  des  E^reuzbeins  und  in  dicRücken- 
teie  überging.  In  die  hintere  Wand  der  Cyste  ekige- 
Mtet  fanden  sieh  3  bohnengrosse  Cysten ,  welche  durch 
äe  hanfkomgrosse  Oeffidung  mit  der  Hanptcyste  com- 
noieirten  und  mit  ihr  gleichen  Inhalt  und  gleiche  Be- 
aebffenheit  der  Wandungen  hatten. 

Prof.  H.  Ranke  (Jahrb.  f.  Kinderheilk.  XII.  1 
L  2.  p.  116.  1877)  sah  in  seiner  Poliklinik  in 
nseher  Folge  5  Fälle  von  Spina  bifida ,  von  denen 
es  in  4  zur  Sektion  kam.  Sämmtliche  Fälle  betrafen 
fo  Wirbelsäule ,  keiner  war  darch  Hydrocephaliis 
oder  Hydrorrhachis  interna  complicirt.  In  2  Fällen 
(Fall  2  und  3)  fanden  sich  Klumpftlsse  (Pes  varo- 
eqoinns);  in  einem  von  ihnen  war  ausserdem  die 
Bew^Hchkeit  der  untern  Extremitäten  etwas  be- 
Khiänkt.  In  Fall  3  und  5  war  der  Sphineter  ani 
Sdihmt  und  die  Analschleimhaut  zapfenförmig  vor- 
gewölbt. In  3  Fällen  (Nr.  1,  2  u.  3)  bestand  die 
Decke  des  Spinasackes  aus  Cutis  vera^  die  bei  Nr.  1 
kommen  erhalten^  bei  Nr.  2  u.  3  theil weise  ein- 
Serissen  and  brandig  war.  Bei  dem  noch  lebenden, 
^  W.  alten ,  gesunden  Kinde  (Nr.  5)  findet  sich  auf 
fcr  Höhe  des  ans  normaler  Haut  bestehenden  Sackes 
OBe  1 : 2  Ctmtr.  grosse,  rothe,  grannlirende  Fläche. 
^  Grösse  des  Sacks  variirte  von  Taubenei-  bis 
Onuigengrösse  (Nr.  3).  In  Nr.  4  fand  sich  kein 
^,  sondern  in  der  obern  Kreuzbein-  und  untern 
Uideogegend  eine  4  Ctmtr.  lange,  2  Ctmtr.  breite, 
TOD  der  Catis  entblösste,  rothe,  fascienähnliche  und 
S^unlirende  Membran :  die  Dura-mater  spinalis.  In 
^  Defekt  der  Wirbelbögen  konnte  man  bequem 
&  Zeigefingerspitze  einlegen. 

Klinisches  Interesse  bietet  nur  Fall  Nr.  1. 
£m  4  Woehen  altes ,  sonst  kraftiges  und  wohlgebil- 
j^Kind  zeigte  in  der  Krenzbeingegend  eine  seit  der 
^ort  allmälig  an  Grösse  zunehmende  Geschwulst ,  die 
Hb  lormaler ,  aber  etwas  verdünnter  Haut  bedeckt  war. 
^Dniek  Uess  sieh  eine  deutliche  Resistenzvermehrung 
^  groflsen  Fontanelle  constatiren.    In  der  5.  Woche 

M.  Jzhrbb.  Bd.  191.  Hft.  1. 


entleerte  R.  mit  der  /Vovoz'schen  Spritze  25  Cctmtr. 
wasserhelle  Flüssigkeit,  die  nach  chemischer  Analyse 
0.061%  Eiweiss  und  Im  Ganzen  nur  1.06%  feste  Bestand- 
theile  mit  82.17%  Asche  enthielt*).  Der  fast  entleerte 
Sack  sank  zusammen,  hob  sich  aber  bei  Jeder  Exspiration 
etwas  und  füllte  sich  bei  heftigem  Schreien  ziemlich  an. 
Nachdem  noch  3mal  die  Punktion  des  sich  immer  wieder 
füllenden  Sackes  wiederholt  worden  war ,  wobei  sich  zu- 
letzt eine  von  Eiter  milchig  getrübte  Flüssigkeit  entleerte, 
starb  das  Kind,  nachdem  es  2  Std.  vor  dem  Tode  in  Con- 
vulsionen  verfaUen  war,  am  45.  T.  naeh  der  ersten  Punk- 
tion. Zwischen  den  einzelnen  Punktionen  lagen  5,  16  und 
19  Tage.  Als  bemerkenswerthe  physiologische  Erschei- 
nung beobachtete  R. ,  dass  nach  jeder  Abzapfung  das 
sonst  sehr  unruhige  Kind  die  Nacht  in  tiefem  festen 
Schlafe  verbrachte. 

Nr.  2  betraf  einen  8  Tage  alten ,  durch  Darmkatarrh 
heruntergekommenen  Knaben,  der  am  Tage  der  klin. 
Vorstellung  starb ,  Nr.  3  ein  3  Tage  altes  Mädchen ,  wel- 
ches, nachdem  der  Sack  geborsten  und  brandig  geworden 
war ,  am  16.  Tage  starb ,  Nr.  4  einen  4  Tage  alten ,  6 
Tage  nach  der  Vorstellung  unter  Krämpfen  gestorbenen 
Knaben. 

Die  Sektion  ergab  Folgendes.  In  aUen  3  FäUen 
(Kr.  1 — 3)  ist  der  Sack  von  normaler  Haut  überzogen ; 
das  mit  der  Sackwand  innig  verwachsene  Rückenmark 
reicht  bis  zu  den  untern  Sacralwirbeln  herab,  ist  also  auf- 
fallend verlängert,  besonders  in  Nr.  3. 

Das  Uebereinstimmen  dieses  Befundes  mit  dem 
Verhalten  des  Rückenmarks  in  den  beiden  ersten 
Monaten  des  fötalen  Lebens,  in  denen  es  bis  zu  den 
untern  Sacralwirbeln  berabreicht,  während  späterbin 
die  Wirbelsäule  rascher  wächst  als  das  Rückenmark, 
folgei*t  R.,  dass  die  Bildung  der  Spina  bifida  in 
die  ersten  Monate  der  fötalen  Entwicklung  fallen 
mu88. 

Das  Rückenmark  wird  an  dieser  tiefsten  Stelle 
durch  Verwachsung  festgehalten.  Hierdurch  wird 
bedingt ,  dass  die  Wurzeln  der  Sacral-  und  Lenden- 
nerven zu  ihren  Intervetebralöffhungen  nicht  wie  nor- 
mal nach  abwärts ,  sondern  nach  aufwärts  steigen 
müssen. 

Das  Wesentliche  der  Spina  bifida  findet  R.  in  der 
Verwachsung  des  Rückenmarks  und  seiner  Häute  mit 
der  äussern  Haut.  Diese  Verwachsung  kann  nur  in 
die  früheste  Zeit  des  Fötallebens  fallen ,  in  welcher 
die  Bogen  der  Lenden-  und  Sacralwirbel  noch  nicht 
gebildet  und  so  Rückenmarkshäute  und  äussere  Haut 
noch  nicht  von  einander  getrennt  sind.  Nach  er- 
folgter Verwachsung  wird  die  Sackbildung  durch 
den  Druck  der  Gerebrospinalflüssigkeit  vollzogen. 
Durch  die  zunehmende  Ausdehnung  des  Sackes  wer- 
den die  in  ihm  gelegenen  Nervenwurzeln  gedehnt 
und  verlängert  und  hierdurch  Funktionsstörungen 
im  Innervationsgebiet  dieser  Nerven  bedingt.  Der 
Nichtverschluss  der  Lenden-  und  Sacralwirbel' 
Säule  ist  lediglich  Folge  der  Verwachsung  zwi- 
schen Rückenmark  und  äusserer  Haut. 


0  Es  bildet  diese  Analyse  eine  werthvolle  Bereiche- 
rung der  Literatur,  da  ausserdem  nur  von  Schmidt  in 
Dorpat  und  Hoppe-Seylor  genaue  Analysen  existiren. 
Die  Behauptung  des  Erstem ,  dass  in  der  Gerebrospinal- 
flüssigkeit die  Kalisalze  überwiegen ,  steht  im  Gegensatz 
zu  dem  Befunde  in  diesem  Falle,  in  dem  GVzinal  mehr 
Na  als  K  in  der  Asche  vorhanden  war. 

8 


58 


VI.     Chimrgie,  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


^ 


R.  findet  sich  mit  seiner  Anscliannng  vollkommen 
in  Uebereinstimmung  mit  Crnveilhier,  welcher 
(wie  Vf.  nachweist)  von  Virchow  missverstanden 
worden  ist,  der  erstem  die  Spina  bifida  auf  den  mangel- 
haften Schluss  der  Wirbelsäule,  auf  Adhärenzen  des 
Fötus  mit  seinen  Eihäuten  zurückführen  lässt,  was  er 
(Virchow)  nur  fdr  die  hohem  Grade,  insbesondere 
für  Spinabifida  mit  partieller  Adermie  u.  mit  allgemei- 
ner oder  partieller  Amyelie,  nicht  aber  fttr  die  Fälle, 
in  denen  die  Haut  unverletzt  ist,  anerkennt,  während 
doch  Cruveilhier  von  einer  Verwachsung  des 
Rückenmarks  und  seiner  Häute  mit  der  äussern  Haut 
spiicht.  Diese  Ansicht  Cruveilhier 's  fand  R. 
weder  in  einem  französischen ,  noch  in  einem  deut- 
schen Werke  über  Spina  bifida  erwähnt ,  mit  Aus- 
nahme von  N  a  1 0  r  p  's  Dissei'tation :  De  Spina  bifida. 
Berlin  1838. 

Für  die  nicht  ganz  seltenen  Fälle,  in  denen  der 
Sack  der  Spina  bifida  an  seiner  Oberfläche  nur  theil- 
weise  von  normaler  Haut  bedeckt  ist  und  an  seiner 
grössten  Convexität  eine  mehr  membranöse  Beschaf- 
fenheit zeigt ,  nimmt  R.  dieselbe  Genese  an ,  jedoch 
noch  das  Hinzutreten  einer  sekundären  Adhäsion 
oder  Agglutination  mit  den  Eihäuten,  bedingt  durch 
die  Prominenz  des  Sackes. 

Ein  chirurgisches  Eingreifen  ist  nach  R.'s  An- 
sicht nur  indicirt  bei  den  reinen  Hydromeningocelen 
ohne  Betheiligung  des  Rückenmarks.  Die  sich  am 
Sack  der  Spina  bifida,  bei  Insertion  des  Rückenmarks 
innerhalb  desselben  oft  vorfindende  trichterförmige 
Vertiefung,  darf  diagnostisch  nicht  dahin  verwerthet 
werden ,  dass  man  bei  ihrem  Fehlen  auf  eine  Nicht- 
betheiligung  des  Rückenmarks  schliesse.  In  3  von 
R.'s  Fällen  war  sie  trotz  inniger  Verwachsung  des 
Rückenmarks  mit  den  Wandungen  des  Sackes  nicht 
vorhanden. 

Schlüsslich  giebtR.  noch  folgende  literarische  Notizen 
über  Spina  bifida. 

Dieselbe  wird  zum  1.  Male  1641  anter  dem  Namen 
Spina  bifida  von  dem  Hollander  Tulpius  in  seinem 
Werke:  Observationammedicornm  libri  quataor beschrie- 
ben und  abgebildet.  T.  hatte  schon  Rückenmarksnerven 
im  Sacke  constatirt,  und  zwar  in  6  Fällen,  von  denen  er 
3  in  seinem  29.  u.  30.  Capitel  beschreibt.  Den  genaaem 
Zusammenhang  zwischen  Verwachsnng  des  Rückenmarks 
und  Nervenausbreitung  in  den  Sackwandungen  kannte  er 
jedoch  nich£.  Als  Ursachen  der  Spina  bifida  nennt  er 
Versehen  der  Schwängern  und  Verweigerung  eines  ihrer 
Wünsche,  sowie  mechanische  Einflüsse  auf  dieselben.  — 
Joh.  Fried r.  Meckel  macht  in  seinem  Handbuch  d. 
pathol.  Anat.  (Leipzig  1812)  auf  ein  Moment  aufmerksam, 
welches  auf  die  Entstehung  der  Spina  bifida  pradisponi- 
rend  wirkt :  die  geringere  Tendenz  der  Lendenwirbel  zur 
Vereinigung  beider  seitlichen  Körperhälften,  welche  sich 
in  der  Spaltung  ihrer  Dornfortsätze  und  der  grossem 
Breite  und  Länge  der  Querfortsätze  ausprägt,  sowie  das 
lange  Offenbleiben  des  obern  TheUs  des  Os  sacrum,  des- 
sen untere  Hälfte  sich  nie  schliesst. 

Dr.  Odorico  Moretti  (Riv.  clin.  2.  8er.  X. 
Agosto  1880)  giebt  als  Einleitung  zur  Mittheilung 
eines  von  ihm  beobachteten  in  mehrfacher  Hinsicht 
bemerkenswerthen  Falles  eine  Uebersicht  einer  An- 
zalil  von  Hypothesen,  welche  in  Bezug  auf  die  Genese 
der  Spina  bifida  aufgestellt  worden  sind.     Wir  ent- 


nehmen derselben  als  Ergänzung  der  schon  gegebe- 
nen Notizen  Folgendes. 

Die  Araber  nahmen  als  Grund  der  Spina  bifida  eine 
Zerstörung  derWirbelkorper  und  deren  Dornfortsätze  an. 
Morgagni  hielt  sie  für  abhängig  von  einer  zu  grossen 
Meuge  Flüssigkeit  im  Spioalkanal,  welche  am  Proc.  spin. 
der  Wirbel,  da,  wo  durch  Muskeln  und  Sehnen  der  ge- 
ringste Widerstand  geleistet  wird,  eine  Spalte  und  durch 
diese  hindurch  eine  Hernie  der  Rückenmarkshäate  be- 
dingt. Andere,  wie  Heuermann  u.  Bossieri,  glaub- 
ten eine  übermässige  Krümmung  des  Rückenwirbelkanala 
in  Folge  fehlerhafter  Kindeslage  im  Uterus  annehmen  zu 
müssen.  Tommasini  und  Itard  nehmen  eine  Ent- 
zündung der  Rückenmarkshäute  an,  während  Förster 
den  Grund  der  Spina  bifida  in  einer  Faltenbildung  des 
Amnion  erblickt,  das  sich  in  den  noch  offenen  Wirbel- 
kanal hineinlegt  und  den  Verschluss  des  Medullär-  und 
Yertebralrohres  verhindert.  P  o  i  n  c  a  r  e  lässt  eine  über- 
mässige Produktion  von  Liquor  cerebro-spinalis  coincidiren 
oder  vielmehr  sich  verbinden  mit  einem  Stillstand  in  der 
Entwicklung  des  Craninm  oder  der  Spina.  Niemeyer 
schliesst  sich  der  Ansicht  an,  dass  die  Ansammlung  von 
Serum  den  vollkommenen  Verschluss  des  WirbelkanalB 
verhindere.  Holmes,  Palasoiano  und  Ericbsen 
denken  sich  die  Hydrorrhachis  entstanden  durch  eine 
mangelhafte  Verknöcherung  der  Wirbelkörper  und  der 
Domfortsätze.  Nach  L  o  r  1  n  s  e  r  endlich  ist  es  eine  man- 
gelhafte Vereinigung  der  seitlichen  Hälften  der  Wirbel- 
säule, wodurch  die  Spina  bifida  hervorgemfen  wird. 

M.  beobachtete  in  seiner  Praxis  3  Fälle  von 
Hydrorrhachis.  In  zweien  derselben,  deren  Träger 
noch  nicbt  2Mon.  alt  waren^  befand  sich  der  Wirbel- 
defekt in  der  Regio  Inmbo-dorsalis.  Der  Tumor 
war  verschieden  gross  und  gestaltet,  darchscheioeDd 
und  von  einer  zarten  röthlicben  Haut  bedeckt.  Diese 
hatte  in  einem  der  beiden  Fälle  Excoriationen  und 
Granulationen.  Es  kam  binnen  Kurzem  zu  einer  Per- 
foration und  in  Folge  derselben  trat  unter  eklampti- 
schen  Erscheinungen  der  Tod  ein.  In  einem  der 
beiden  Fälle  wurde  eine  leichte  Parese  der  nntem 
Extremitäten,  im  andern  klonische  Contraktnr  beob- 
achtet. Der  3.  Fall  verdient  sowohl  wegen  des 
Alters ,  welches  das  mit  der  Spina  bifida  behaftete 
Individuum  erreichte ,  als  wegen  der  den  Bildnogs- 
fehler  complicirenden  Störungen  eine  besondere  Er- 
wähnung. 

Ein  7  Jahre  altes  Mädchen  war  mit  einem  tanbenei- 
grossen  Tumor  in  der  Hohe  des  1.  Lendenwirbels  geborea 
worden,  welcher  sich  mit  zunehmendem  Alter  allniSlitf 
vergrosserte.  Das  aufgeweckte  intelligente  Kind  befaQ^l 
sich  wohl  und  entwickelte  sich  gut.  Vom  3.  Jahre  »b 
begannen  Jedoch  Störungen  in  der  motorischen,  trophi- 
schen  und  sensitiven  Sphäre.  Zuerst  und  am  dentlichBten 
an  dem  rechten,  später  auch  an  dem  linken  Beine  zeigte 
sich,  dass  die  Bewegungen  nur  mit  Schwierigkeit  aui^ 
geführt  werden  konnten  und  allmälig  wurde  dieselbe  so 
gross,  dass  die  Kleine  nur  auf  allen  Vieren  umherkrocb. 
Die  Sensibilität  nahm  besonders  am  linken  Beine  ab  nnd 
der  rechte  Fuss  blieb  in  seiner  Entwicklung  so  bedentend 
zurück,  dass  der  Vater,  ein  Schuster,  dem  Kinde  »^^ 
verschiedene  Schuhe  machen  musste.  In  der  Folge  hörte 
von  Seiten  des  rechten  Beins  jede  Bewegung  auf  und  der 
Fuss  nahm  eine  immer  fehlerhaftere  Stellung  ein.  Oegefl 
das  6.  Jahr  hin  erschienen  an  dem  linken  Beine  beiDrncK 
auf  den  Malleolus  extemus  und  auf  den  Fnssrficken  ^^y 
Gruben  und  später  tiefe  auf  der  Fusssohle. 

Drei  Monate  vor  dem  Tode  erschien  das  Kind  voü 
gracilem  Bau,  oligämisch,  mit  blondem  Haar  und  lf'^!J*° 
Augen,  von  einer  angenehmen  Physiognomie,  ungewönn- 1 
lieber  Intelligenz  nnd  guter  Ernährung.     Das  Skclet  wsr  | 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  a.  Otiatrik. 


59 


gut  eotirickeli ,  die  Maskulatnr  schwach.  Am  Rücken, 
ja  der  Höhe  des  leisten  Lendenwirbels,  erhob  sich  eine 
randliche  Gescbwaist,  welche  sich  nach  dem  Kreuzbein 
und  der  seitlichen  Partie  der  Spina  hinsenkte.  Ihr  Längs- 
durehmesser  betrug  10,  ihr  Qnerdurchmesser  11,  ihre 
Höhe  in  der  Mitte  4  Centimeter.  Die  bedeckende  Haut 
wir  normal ;  nur  am  obem  Rande  der  Geschwulst  zeif^te 
lieh  ebe  geringe  Einziehung  derselben.  Der  Tumor  fluk- 
toirte  und  verkleinerte  sich  bei  Druck ;  er  zeigte  eine 
daitliche  mit  der  Systole  des  Herzens  synchronische  Pul- 
sition,  war  selbst  bei  starkem  Druck  schmerzlos  und 
■  feringem  Grade  transparent.  Es  bestand  jedoch  Ge- 
üUb-  und  Bewegnngsparese  der  untern  Extremitäten,  die 
iälSflilich  in  Panipiegie  überging,  femer  Parese  der 
Blase  nnd  des  Rectum,  sowie  Pes  varo-equinus  nebst  be- 
devteoden  trophischen  Störungen  der  genannten  Glieder. 
Das  Kbd  ging  nach  einer  profusen  Diarrhöe  an  Marasmus 
R  Gründe,    lieber  die  Sektion  ist  nichts  angegeben. 

SchlQsslich  führt  M.  noch  einige  andere  Fälle 
to,  m  denen  Individuen  mit  Spina  bifida  ansnahms- 
weue  ein  höheres  Lebensalter  erreichten.  So  er- 
wihsi  Warner  einen  Fall,  in  dem  der  Kr.  das 
20.Jahr  erreichte,  nnd  Samuel  Cooper  einen 
solchen,  in  dem  die  19jähr.  Kr.  von  Hntchinson 
geheilt  wurde.  Granville  sah  ein  19jähr.  Mäd- 
chen, Lancisi  ein  5jähr.  Kind  nnd  Apinus  ein 
20jihr.  Individanm  mit  Spina  bifida. 

Schreiber  (Deutsche  Ztschr.  f.  Chir.  XI.  3 
1. 4.  p.  331.  1879)  bespricht  die  Bydrorrhachü 
iQcralia  und  die  Cysiengeachwühte  der  Kreuzbein» 
fifgend  mit  besonderer  Berückdr.htigung  der  com- 
Ifinirten  pathologischen  Gebilde  dieser  Gegend. 
AU  die  am  häufigsten  vorkommende  Qattung  der 
^enltamoren  bezeichnet  Lotzbeck  (Die  ange- 
boroen  Qeschwfllste  der  hintern  Kreuzbeingegend. 
Mflnehen  1858)  die  hohlen  Fasergeschwtüste  (Cystoi- 
de),  Mauthner  dagegen  die  Hydrorrhachis  cum 
Spina  bifida.  Sie  macht  nach  König  ein  Sechstel 
aller  Bildungsfehler  aus  und  kam  Chaussier  unter 
22293  Geburten  22mal  vor.  Von  Cystenbildungen 
loterBcheidet  Lotzbeck  1)  die  reinen  Cysten- 
^hwfllste,  aus  einer  oder  mehreren,  durch  lockeres 
Bindegewebe  zusammengehaltenen  Cysten  bestehend, 
^n.  Cystenhygrome,  deren  Ausgangspunkt  Kreuz- 
oder Steissbein  oder  der  Rand  des  grossen  Httftbein- 
awehnitts  zu  sein  pflegt.  Sie  werden  bis  über 
kopfgross,  sind  meist  bimförmig  und  von  glatter 
Obeiflftche.  Die  äussere  Umhüllung  der  Cysten  ist, 
vieMeckel  und  Heinecken  zeigten,  meist  als 
eine  unmittelbare  Fortsetzung  der  Dura-mater  anzu- 
sehen. 2)  Die  gemischten  Cysten,  am  häufigsten 
Cystoeirkome.  3)  Die  zusammengesetzten  Cysten, 
velehe  in  dem  in  die  Cysten  eingebetteten  gefUss- 
^tigen  Fett-  oder  Bindegewebe  noch  Knorpel  und 
Knochen  enthalten. 

Hierher  gehört  der  in  Tübingen  beobachtete  Fall 
^e8  6HoD.  alten  Mädchens,  bei  welchem  sich  in  der 
^  hintern  Krenzbeinfläche  aufsitzenden  halbapfelgrossen 
(^hwulflt,  welche  mit  Erfolg  exstirpirt  wurde,  einzelne 
^  dichtes  Fettgewebe  mit  eingelagerten  Knorpel-  und 
^^^enstücken  gebettete  Cysten  mit  theils  glaskorper-, 
^^  meconiamähnlichem  Inhalt  befanden,  sowie  der 
folgende  von  Sehr,  beobachtete. 

Em  kräftiges  und  sonst  wohlgebildetes,  1^4  J*  altes 
''^^CD,  weiches  mit  einer  hühnereigrosöen  Geschwulst 


in  der  Kreuzbeingegend  zur  Welt  gekommen  war,  zeigte 
bei  der  Vorstellung  in  der  Kreuzbeingegend  eine  2  Fäuste 
grosse,  17  Ctmtr.  breite  u.  16  Ctmtr.  lange,  Geschwulst, 
die  an  der  rechten  Seite  sanft  nach  der  Hinterbacke  ab- 
fiel, während  sie  links  einen  gegen  die  Hinterbacke  wall- 
artig vorspringenden  Rimd  trug.  Die  durch  eine  sagittale 
seichte  Furche  in  2  gleiche  Seitenhälften  getheilte  Ge- 
schwulst zei<^te  auf  ihrer  rechten  nur  leichte  Vertiefungen 
und  Prominenzen,  auf  ihrer  linken  aber  eine  Reihe  von 
durch  flache  Furchen  von  einander  getreunten  erbsen-  bis 
tanbeneigrossen  Höckern.  Die  bedeckende  Haut  war  rechts 
unverändert  und  verschieblich,  links  nnverschie blich  und 
elephantiastisch  entartet,  am  Rande  mit  zahlreichen 
Warzen,  mit  stellenweise  reichlichem  blonden  Haarwuchs, 
röthlich-brauner  Pigmentfarbung  und  zahlreichen  erwei- 
terten Follikelmündungen.  —  Der  Tumor  war  in  Längs- 
u.  QuerricUtnng  auf  der  knöchernen  Unterlage  verschieb- 
lich ;  es  war  jedoch  nicht  jeder  Zusammenhang  mit  der- 
selben mit  Bestimmtheit  auszuschliessen.  In  der  rechten 
Hälfte  Hess  sich  ein  oberer  apfelgrosser  und  ein  unterer 
hnhnereigrosser  Tumor  unterscheiden ;  ersterer  war  derb 
und  höckerig,  letzterer,  deutlich  fluktulrend,  schien  aus 
einer  prall  gefüllten,  vielleicht  multilocularen  Cyste  zu 
bestehen.  Die  linke  Hälfte  der  Geschwulst  war  durchaus 
solid  und  fühlte  sich  fest,  stellenweise  elastisch  an,  die 
Knoten  waren  beträchtlich  härter  als  das  zwischenliegende 
Gewebe,  einzelne  gegen  einander  verschieblich.  — £x- 
stirpation  des  Tumors  unter  ChloroformuHrkose.  Haut- 
schnitt links  in  der  Furche  des  Stiels,  rechts  über  die 
Höhe  der  Geschwulst.  Ablösung  der  Geschwulst  von 
ihrer  Basis,*  wobei  aus  der  Cyste  eine  gelbliche  seröse 
Flüssigkeit  ausfloss ,  bis  man  durch  einen  breiten ,  fest 
mit  dem  Kreuzbein  verwachsenen  Stiel  behindert  wurde. 
Da  auch  sehr  beträchtliche  Blutung  eintrat,  wurde  die 
Operation  nach  Anlegung  von  10  Ligaturen  damit  abge- 
brochen, dass  man  den  Stiel  durchschnitt  und  so  einen 
Theil  des  Tumors  sitzen  Hess.  Abends  hohe  Temperatur ; 
am  nächsten  Morgen  Somnolenz;  Diarrhoe.  Nachts  : 
Tod.  Sektion  nicht  vorgenommen.  —  Die  exstirpirte  Ge- 
schwulst bestand  einestheils  aus  fibrösem  Gewebe  von 
verschiedener  Consistenz,  in  dem  derbe  Knoten  in  ein 
weiches  saftiges  Bindego  webe  eingebettet  waren,  andem- 
theils  aus  einer  hühnereigrossen  glattwandigen  Cyste  mit 
zahlreichen  vorspringenden  Trabekeln  an  der  sonst  glat- 
ten Innenfläche.  Die  Degeneration  bestand  in  einem 
elephantiastischen  Processe. 

Eine  Uebergangsform  von  der  zusammengesetz- 
ten CystenbilduDg  zur  Intrafoetatio  sacralis  bildet 
der  folgende  in  der  v.  Br uns 'sehen  Klinik  beob- 
achtete Fall. 

Ein  4  Mon.  altes,  sonst  gesundes  und  gut  genährtes 
Kind  zeigte  in  der  Sacralgegend  eine  prall  fluktuirende 
Geschwulst,  welche,  von  Eigrösse  bei  der  Geburt,  all- 
mälig  bis  zu  Kind^kopfgrösse  gewachsen  war  und  bei  der 
Aufnahme  von  völlig  normaler  Haut  überdeckt,  das  Ni- 
veau der  Wirbel  um  6  Ctmtr.  überragend ,  eine  Länge 
von  9Vs  und  eine  Breite  von  8  Ctmtr.  hatte.  Inüer  obem 
linken  Partie  war  eine  nach  unten  nicht  abgrenzbare 
Härte  fühlbar.  Druck  auf  die  birnformige  Geschwulst 
verkleinerte  dieselbe  nicht  und  wurde  gut  ertragen.  An 
der  Basis  fühlte  man  eine  Lücke  in  der  Reihe  der 
Domfortsätze,  deutlicher  noch,  nachdem  durch  Punktion 
3  Unzen  hellen  Serums  entleert  worden  waren.  Keine 
spinalen  Symptome.  —  ExsUrpation:  Nach  einem  Haut- 
schnitt über  die  Länge  der  Geschwulst  wurde  dieselbe  bis 
zu  ihrer  Basis  lospräparirt,  wobei  sieh  zeigte,  dass  sie 
aus  einem  thalerstückgrossen  Defekt  in  der  hintern  knö- 
chernen Bedeckung  des  untersten  Theils  der  Lenden- 
wirbelsäule hervortrat.  Abbinden  des  Stiels  mit  einem 
starken  Catgutfaden  und  Abtragen  der  über  ihm  liegenden 
Geschwulstpartie.  Naht;  Benzoeverband.  Das  Kind  starb 
in  der  folgenden  Nacht.  —  Die  an  der  Aussenfläche  mit 
dichtem  Fett  bedeckte  Geschwulst  enthielt  links  oben  ein 


60 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


rhombisches  fCnochenstückcben  mit  Knorpel  und  Muskel- 
ansätzen. Die  innere  glatt-fibröse  Auskleidung  zeigte 
zahlreiche  kleine  Nerveostämmchen  und  mehrere  Aus- 
buchtungen. Quer  durch  die  Geschwulst  verlief  ein  kurzer 
haibfingerdickerMuskelstrang,  daneben  ein  dünnerer,  der 
von  Fett  umgeben  war. 

Noch  mehr  erinnert  an  eine  Intrafoetatio  sacralis 
folgender  Fall  von  Hydrorrhachis  sacralis  mit  Cysten- 
bildangy  Diflbrmität  des  iBeckenskelets  und  eigen- 
thümlichen  Hautanhängen. 

Ein  ^/Jähr.  Mädchen ,  dessen  3  ältere  Geschwister 
vollkommen  normal  gebaut  waren,  sonst  gesund  u.  wohl- 
genährt, zeigte  auf  der  linken  Seite  über  dem  Kreuzbeine 
und  der  Glutäalfalte  seit  der  Geburt  eine  nach  oben  die 
Höhe  der  Crista  ilei  überschreitende  kindskopfgrosse, 
halbkugelige  Geschwulst  von  praller  Consistenz,  welche 
in  der  Lendengegend  deutlich,  weniger  nach  abwärts  be- 
grenzbar  und  hier  mit  einem  seitUchen  Fortsatz  versehen 
war.  Nach  vom  und  unten  von  diesem  auf  der  Hinter- 
backe zeigte  sich  an  einer  Art  von  Stiel  in  einer  grubigen 
Vertiefung  festsitzend  ein  dunkelrothes  lappiges,  gut 
wallnnssgrosses  Gebilde  mit  schleimhantähnlicher  matt- 
glänzender Oberfläche  n.  harter  Consistenz,  vor  welchem 
sich  eine  fingerhutgrosse,  mit  scharf  vorspringenden  Rän- 
dern umgebene  Hohle  befand,  deren  Wand  von  uuregel- 
mässigen  Exkrescenzen  gebildet  wurde.  Das  Gebilde  war 
bei  der  Geburt  noch  nicht  sichtbar,  sondern  erst  seit 
Ruptur  einer  dünnen  Hautstelle.  Aus  der  Höhlung  ent- 
leerte sieh  spärliche,  gelblich-serose  Flüssigkeit  mit  zahl- 
reichen EpithelzeUen.  Vor  der  Höhlung  ragfe  eine  nagel- 
gliedgrosse ,  wie  mit  Luft  gefüllt  sich  anfühlende  Haut- 
auftreibung  hervor,  daneben  lag  ein  cylindrischer ,  aus 
drei  rosenkranzartig  an  einander  gereihten  Stücken  be- 
stehender, schlaff  herabhängender  Hautanhang.  Die  linke 
untere  Extremität  war  etwas  verkürzt  und  atrophisch, 
der  linke  Fuss  in  hochgradiger  Eüumpfussstellung.  Be- 
wegungen im  linken  Hüftgelenk  vollkommen  frei.  Druck 
auf  die  Geschwulst  nicht  schmerzhaft.  —  Operation :  Ab- 
tragung des  schleimhautartigen  Tumor  mit  der  galvano- 
kaustischen Schlinge,  wonach  kleinere  mehr  helle  Massen 
vorfielen ;  auf  gleiche  Weise  Entfernung  des  schwanz- 
artigen Anhangs  an  seiner  Basis.  Die  Heilung  verlief 
günstig,  nur  eiterten  die  AbschnüruDgsstellen  längere 
Zeit.  Der  abgetragene  Tumor  bestand  zum  grossten 
Theile  aus  weissem  körnigen  Fett  mit  bindegewebigen 
Septis  und  dichtem  Fasemetz  mit  elastischen  Zügen ;  auf 
der  Oberfiäche  deutliche  Papillen  und  zahlreiche  einfache 
schlauchförmige,  mit  Cylinderepithelzellen  ausgekleidete 
Drüsen.  Auf  der  Mitte  der  kleinen  Geschwulst  fand  sich 
eine  flstelartige  Oeffnung ,  durch  die  eine  Sonde  in  den 
von  starkem  Bindegewebsmassen  gebildeten  Stiel  vor- 
drang. Die  drei  Auftreibungen  des  Hautanhangs  waren 
mit  Fett  gefüllt  und  von  einem  centralen  Gefässstamm 
durchzogen. 

Sechs  Monate  später  Operation  des  noch  etwas  ge- 
wachsenen Haupttnmor  unter  Narkose ;  12  Otmtr.  langer 
sagittalel' Hautschnitt  von  der  Ansatzstelle  des  schon  ope- 
rirten  Tumor  und  durch  eine  2  Finger  dicke  Fettschicht 
hindurch  bis  auf  einen  prallgefüllten  Tumor  im  obera 
Wundwinkel,  nach  dessen  Verletzung  beim  Präpariren 
dünnseröse  Flüssigkeit  ausfloss ;  der  Stiel  desselben  wurde 
mit  dicker  Catgutligatur  umschnürt  und  dann  abgetragen. 
Unterhalb  dieses  Tumor  fand  sich  ein  zweiter,  cystischer, 
welcher  vom  Sitzbehaloch  ausging.  Er  wurde  mit  dem 
Scalpellsliel  heranspräparirt,  wobei  mehrere  Arterien  un- 
terbunden werden  mussten.  Drainage,  Carbolverband. 
Die  grössere  43zstirpirte  Masse,  welche  einen  eigrossen 
Hydrorrhachissack  bildete,  zeigte  an  der  glatten  Innen- 
fläche wenige  Nervenausbreitungen ;  die  kleinere  bestand 
aus  2  Cystenbuchten  mit  glasigem,  gelblichem  Inhalt  und 
.  fibröser  Wandung. 

Das  während  der  Operation  collabirte  Kind  erholte 
sieh  unter  Verabreichung  von  Wein  und  warmen  Einhül- 


lungen wieder,  starb  aber,  nachdem  Somnolenz  nnd  hef- 
tiges Erbrechen  eingetreten,  nach  heftiger  Dyspnoe  (80 
Athemzüge).  Bei  der  Sektion  fand  man  in  Brust-  und 
Bauchhöhle  nichts  Abnormes.  Nach  Lösung  des  den  Stiel 
umschnürenden  Oatgutfadens  drang  eine  Sonde  von  ihm 
ans  leieht  durch  eine  abnorme  Oeffnung  in  den  Wirbel- 
kanal ein.  Nach  Aussägen  der  Proc.  spin.  nebst  an- 
grenzenden Wirbelbogenstficken  zeigte  sich  in  der  unten 
Wirbelpartie  eine  seitliche  Verschiebung  des  Kreuzbeins, 
indem  die  hintere  Crista  nach  rechts  ausgeschweift  und 
dieKrenzbeinspitze  nebst  dem  aus  einem  unregelmäsrigen 
Knochenstückchen  mit  einer  Knorpelspitze  bestehenden 
Steissbein  um  2  Ctmtr.  von  der  Medianlinie  nach  links 
abgewichen  war.  Die  Lendenmnsknlatnr  und  der  M.  gint. 
maz.  dexter  waren  normal ;  der  Glut.  max.  sin.  entsprang 
von  einem  von  der  Crista  oss.  iL  aasgehenden  nnd  dnroh 
eine  Auswärtsbiegnng  derselben  entstandenen  Knochen- 
vorsprung, so  dass  eine  breite,  nicht  von  Mnskeln  be- 
deckte, nur  von  Bandmasse  überzogene  Fläche  bestand, 
auf  der  ausser  vielem  Fett  die  exstirpirten  Geschwülste 
sassen ,  deren  obere  durch  einen  im  Stiel  liegen- 
den Kanal  mit  der  Rnckgratshöhle  communicirt  hatte. 
Unterhalb  derselben  verlief  die  stark  entwickelte  Art. 
glut.  sup.  nach  der  untern  Geschwulst  hin ;  der  N.  ischia- 
dicus  zeigte  normalen  Verlauf .  Der  von  der  hintern  Partie 
der  Crista  oss.  ilei  im  rechten  Winkel  nach  hinten  aussen 
unten  abgehende,  4  Ctmtr.  lange  Fortsatz  war,  wie  die 
Crista  oss.  il.  selbst  grösstentheils  knorpelig.  Unter  ihm 
und  parallel  mit  ihm  durch  straffes  Ligament  verbunden, 
verlief  ein  gerade  über  die  Pfanne  vorspringender  nnd  an 
seiner  Basis  vom  eine  knollige  Auftreibnng  zeigender, 
5  Ctmtr.  langer  Knochenvorsprung,  unter  welchem  der 
starke  N.  glut.  inf.  zu  den  Glutäalmuskeln  trat.  IKe 
linken  Foramina  sacr.  anter.  erschienen  verkleinert,  die 
hintere  Sacralwand  bestand  links  ausser  aus  2  nnregel- 
massigen  viereckigen  Knochenplatten  ans  fibrösem  Ge- 
webe, ans  welchem  beim  Fehlen  der  For.  sacr.  post.  sin. 
-gr  die  einzelnen  Nervenfasern  heraustraten. 


^  Zu  der  im  Vorstehenden  beschriebenen  schleimhaat- 
X  ähnlichen  Geschwulst  fand  Sehr,  nur  ein  Analogen  in 
'    einem  glansartigen  Tumor  von  röthlich  faserigem  Gefnge 

mit  einer  fistulösen,  Eiter  entleerenden  Oeffnung  in  einem 
'  51/2  Pfd.  schweren,   fast  ganz  aus  Fett  und  einzehien 

Cysten  mit  blonden  Haaren  bestehenden  Tumor  ooccyg. 

eines  20jähr.  Mädchens,  beschrieben  in  der  Marbarger 

Inang.-Diss.  von  Emmerich. 

Die  Entstehung  der  Schleimhantgesdiwalst  in 
seinem  Falle  leitet  Sehr,  von  dem  Platzen  einer 
Cyste  Hnd  Hervortreten  von  deren  Wandung  auf 
Ornnd  der  Anamnese  ab.  Während  sich  fOr  die 
Dislokation  und  theilweisen  Defekte  im  Kreuz  -  and 
Steissbein  in  der  Literatur  mehrfache  Beispiele  fin- 
den und  sehr  viele  fOr  Klumpfuss  und  allgemeine 
Atrophie  der  untern  Extremitäten ,  findet  sich  kein 
Analogon  ffir  die  jedenfalls  dui*ch  den  Druck  der 
Geschwulst  bedingte  Difformität  am  Darmbein.  Die 
Möglichkeit,  die  Hantanhänge  als  Intrafoetation  zu 
deuten,  basirt  Sehr,  auf  Fälle,  in  welchen  sich  die- 
selbe  nur  durch  einen  Fetttumor  mit  einem  hervor- 
ragenden Finger  in  der  Sacralgegend  kund  gab.  — 
Von  den  aufgestellten  ätiologischen  Momenten :  Ten- 
denz des  untern  Wirbelsäuienendes  zu  einer  dem 
Kopfende  analogen  Entwicklung  (Meckel),  Dys- 
krasien  und  mechan.  Momente  im  Uterinleben,  Nei- 
gung der  Dura-mater  zu  fungusartiger  Wucherung 
(Ammon),  Hydi'orrhachis,  Neigung  des  gallert- 
ähnlichen Unterhautzellgewebes  zu  serösen  Ausschei- 
dungen n. Extravasaten  (Lotzbeck)  —  hält  Sehr, 
keines  für  allgemein  zutreffend. 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  tt.  Otiatrik. 


61 


POr  die  Diagnose  der  Hydrorrhaehis  sprechen 
nach  Sehr.,  ausser  der  platten  rundlichen  oder  läng- 
lichen Form  der  Geschwulst ,  die  Durchsichtigkeit 
ood  Finktuation,  die  Spinalsymptome  (Incontinentia 
minae),  Lähmung  u.  Schwäche  der  untern  Extrem!- 
täten,  Zunahme  der  Geschw.  bei  Schreien  u.  Drängen, 
Convolsioiien,  Somnolenz  etc.  bei  stärkerem  Druck. 
Eine  Grabe  auf  der  Höhe  der  Geschwulst  spricht 
^  den  Ansatz  des  Rttckenmarks  an  dieser  Stelle ; 
hü  Fehlen  der  Spinalsymptome  bei  Druck  schliesst 
eine  Hydrorrhaehis  nicht  aus.  Ein  wasserheller 
hibalt  einer  fluktuirenden  Geschwulst  beweist  eine 
Hydrorrhaehis  noch  nicht  sicher.  Fflr  eine  im  Sa- 
endtumor  enthaltene  Hernie  spricht  Störung  derVer- 
daamig,  Reponibilität ,  Gurren  und  tympanitischer 
Schall.  In  complicirten  Fällen  ist  die  Geschwulst 
einige  Zeit  genau  zu  beobachten,  insbesondere  deren 
An-  und  Abschwellung  bei  Retention  oder  Entleerung 
von  Koth  und  Harn  und  Wirkung  eines  Druckes  auf 
dieselbe  zu  beachten ,  die  Blase  mit  dem  Katheter, 
das  Rectum  mit  dem  Finger  zu  untei'suchen. 

Die  Prognose^  nach  Bouchut  lethal,  ist  stets 
sehr  ongünatig.  Selten  wird  das  20.  Jahr  en'eicht. 
Nach  der  Geburt  pflegt  die  Geschwnlst  zu  wachsen, 
der  Tod  nach  Lähmungen,  Incontinentia  urinae,  De- 
eubitos  etc.  einzutreten.  Cystome  und  Intrafoetatio 
saendiB  geben,  bes.  in  operativer  Hinsicht,  bessere 
Prognose  als  Hydrorrhaehis  und  Spina  bifida. 

In  Bezug  auf  die  Therapie  spricht  sich  Sehr. 
dahin  ans,  dass  die  von  Cooper  empfohlene  Com- 
presaion  bei  Hydrorrhaehis  nur  bei  sehr  kleinen  ein- 
fachen Geschwülsten  zulässig  ist,  bei  welchen  die 
wiederholte  Punktion  oder  Acupressur  oft  gUnstig 
wirkt.  Die  Punktion  mit  Jodinjektion  hält  er  nur 
da  ftir  zulässig,  wo  sicher  keine  Communikation  mit 
dem  Rückenmarkskanale  besteht.  Die  Exstirpation 
mt  in  mehrfachen  Fällen  mit  günstigem ,  wiederholt 
iber  auch  mit  ungünstigem  Erfolge  ausgefühi*t  wor- 
den. Bei  derselben  räth  Sehr.,  anstatt  der  Carbol- 
Safieylaäore  zu  verwenden. 

Unter  den  speciell  die  Behandlung  der  Spina 
liifida  betreflenden  Aufsätzen  berücksichtigen  wir  zu- 
Biefaflt  einige  Mittheilungen  über  erfolgreiche  Anwen- 
dung der  elaeüschen  Ligatur. 

Eine  hierher  gehörige  Mittheilung  von  Laroy- 
enne  in  Lyon  (Bull,  et  M^moires  de  la  Soc.  de 
Chir.  de  Paris  I.  5.  p.  434.  1875),  welche  zu  einer 
lebhafien  Debatte  Veranlassung  gab,  betrifft  ein  zur 
Zeit  der  Operation  5  Mon.  altes  Kind ,  bei  welchem 
in  der  obem  Reg.  dorsaUe  eine  orangengrosse, 
dmehscheinende,  durch  massigen  Druck  zum  Theil 
redneirfaare  Geschwulst  bestand.  Sie  hatte  an  der 
Basis  einen  Durchmesser  von  4^2  Otmtr.  und  unter 
ihr  Hess  sich  em  Defekt  im  1.  und  2.  Rückenwii^el 
wahrnehmen. 

li.  stach  dorch  die  Basis  der  Geschwulst  kreuzweise 
SBadela,  ffthrte  unter  denselben  einen  soliden  elastischen 
Stiaoir  von  S*/)  Umtr.  Durchmesser  am  die  Geschwulst, 
knotete  dessensEndeo,  nachdem  sie  dorch  einen  bleiernen 
Eiag  gezogen  worden  waren,  über  demselben  und  ent- 


fernte darauf  die  Nadeln  sogleich  wieder.  Unter  Einwir- 
kung der  nan  massig  fest  angezogenen  elastischen  Schnur 
fiel  der  Tumor  am  20.  Tage  ab  und  hinterliess  eine  rasch 
▼ernarbonde  Stelle  mit  Granulationen  bedeckt,  von  der 
Orosse  eines  5-Franken8tüoks.  Der  kleine  Fat.  zeigte 
niemals  irgend  bedenkliche  Symptome  und  nahm  die  Mut- 
terbrust unausgesetzt  gat  an. 

In  der  8oc\6t6  de  Chirurgie  de  Paris  erinnerte 
Nicaise,  im  Anschluss  an  den  ehen  erwähnten,  au 
einen  gleichfalls  mittels  der  elastischen  Ligatur  von 
Polaillon  hehandelten  Fall  von  Spina  bifida. 
Hier  mussten  die  durch  die  Basis  der  am  untern  Ab- 
schnitt der  HaLswirbelsäule  gelegenen  Geschwnlst 
eines  IG  Monate  alten  Kindes  gestochenen  Nadeln, 
welche  der  Operateur  liegen  zu  lassen  beabsichtigte, 
wegen  andauernden  Schreiens,  sowie  Auftreten  von 
Convulsionen  und  Contrakturen  sammt  der  umgeleg- 
ten Schlinge  wieder  entfernt  werden.  Das  Kind 
blieb  ungeheilt. 

Giraldös  erklärte  sich  dafür,  die  an  dem 
pbem  Abschnitte  der  Wirbelsäule  (Hals  und  Brust) 
sich  vorfindenden  Rückgratsspalten,  deren  Sack  meist 
frei  von  Nervenausbreitungen  sei ,  wenn  sonst  keine 
Contraindikation  bestehe,  zu  operiren.  B  l  o  t  dagegen 
warnte  vor  jeder  Operation  einer  Spina  bifida  der  be- 
zeichneten Gegend.  Zur  Begründung  führte  er  einen 
Fall  an,  in  welchem  Nervenausbreitungen  in  der  Ge- 
schwulst bestanden  und  das  Rückenmark  so  gegen 
die  Geschwulst  hin  geiUckt  war,  dass  es  bei  der 
Operation  der  Geschwulst  hätte  verletzt  werden  müs- 
sen. Auch  lasse  sich  nicht  immer  mit  Sicherheit 
feststellen,  ob  eine  weite  oder  enge  Communikation 
mit  dem  Wirbelkanale  bestehe,  auf  den  sich  aber 
auch  bei  enger  Communikation  die  Entzündung  fort- 
pflanzen könne. 

Folgende  einschlagende  Beobachtungen  liegen 
aus  der  italienischen  Literatur  vor. 

Dr.    Carlo    Colognese    (Annali    univers. 

Vol.  239.  p.  143.  Febbr.  1877)  bediente  sich  der 

elastischen  Ligatur  bei  einem  9  Tage  alten,  übrigens 

gesunden  und  kräftigen  Kinde,   bei  welchem  eine 

Spina  bifida   in  der  Gegend  des  4.  Lendenwirbels 

bestand. 

Die  Geschwulst,  welche  seit  der  Geburt  die  Grösse 
einer  Pomeranze  erreicht  hatte ,  war  gestielt,  weich  und 
ünktuirend.  Die  sie  bedeckende  normal  gefärbte  Haut 
erschien  von  baumformigen  Gefässverzweigungen  durch- 
zogen. Bei  gewöhnlichem  Tageslicht  durchscheinend, 
änderte  die  Geschwulst  beim  Athmen  und  Weinen  des 
Kindes  die  Gestalt.  Eine  capUIaro  Punktion  ergab  als 
Inhalt  seröse  Flüssigkeit.     Die  Apophysis  spinalis  am 

4.  Lendenwirbel  fehlte.  C.  benutzte  sur  Ligatur  das 
Drittel  eines  gespaltenen  Gtamm-DrainageroJirn ,  welches 
er  2mal  um  den  Stiel  der  vorher  durch  Punktion  ver- 
kleinerten Geschwulst  bei  nicht  allzu  starker  Dehnung 
dicht  an  der  Haut  der  Wirbelsaule  umwickelte.  Schlaf 
und  Esslust  blieben  ungetrübt.  Am  folgenden  Tage  er- 
schien der  Tumor  bleicher  u.  kälter.  Die  Schlinge  wurde 
um  etwas  enger  gezogen.  Am  3.  Tage  war  der  Tumor 
gerunzelt  und  von  etwas  fotidem  Gerüche ,  am  4.  Tage 
schwärzUoh,  stinkend,  in  Gangrän  fibergehend.  Das  Kind 
hatte  die  ganze  Nacht  geschrien,  keinen  Appetit,  leichtes 
Fieber.     Ordination:  Ol.  Ricini  mit  Syr.  Gichorii.     Am 

5.  Tage  erschien  der  Tumor  ausgetrocknet  und  die  Rinne 
längs  der  Ligatur  ezuloerirt ;  der  Appetit  hatte  sich  wie- 


^ 


62 


VI.     Chirurgie^  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


der  gehoben,  das  Fieber  war  zurackgegaogen.  Am  8.  T. 
war  der  Tnmor  ganz  ausgetrocknet  und  die  Exalceration 
in  der  Schnurfurche  fortgeschritten ;  am  9.  Tage  endlich 
löste  sich  der  Tumor  ab  unter  Rücklassun^  einer  ober- 
flächlichen runden,  2Ctmtr.  grossen  Hautwunde  mit  einer 
stecknadelkopfgrossen  Einsenkung  in  ihrer  Mitte,  die 
keine  Oeffnung  mehr  erkennen  liess.  Zehn  Tage  später 
war  die  Wunde  mit  Hinterlassung  einer  kleinen  einge- 
zogenen Narbe  verheilt. 

C.  beansprucht  für  seine  Operationsmethode 
dieselben  Vorzüge,  welche  die  von  Rizzoli  [s. 
unten]  hat:  nämlich  1)  allmälige  Wirkung  des 
Druckes;  2)  leichte  Anwendbarkeit;  3)  allmälige 
Verlöthung  der  Wandungen.  In  FiÜlen ,  wo  eine 
breite  Basis  vorhanden  ist ,  können  sich  beide  Me- 
thoden vortheilhaft  ergänzen. 

Baidasare  Cappellini  (l.  c.  p. 455.  Mag- 
gie) wandte  das  fragliche  Verfahren  bei  einem  ge- 
sunden 8  Monate  alten  Knaben  an ,  der  mit  einem 
gänseeigrossen ,  gestielten  Tumor  an  der  Basis  des 
Os  sacrum  behaftet  war.  Der  Tumor  selbst  hatte 
eine  etwas  mehr  als  normal  harte,  der  Stiel  eine 
normale  Haut.  Die  Länge  des  Stiels  betrag  4  Ctmtr., 
sein  Umfang  1 1  Centimeter.  Der  Tumor ,  welcher 
seit  der  Geburt  fast  um  das  Sfache  gewachsen  war, 
hatte  22  Ctmtr.  Umfang. 

Es  wurde  um  den  Stiel  des  Tumor  ein  3  Mmtr. 
starkes  Drainagerohr  stark  gespannt  3mal  herumgeführt. 
Nach  2  Tagen  hatte  der  Stiel  nur  noch  6  Ctmtr.  Umfang, 
war  an  einzelnen  Stellen  von  der  Ligatur  eingeschnitten, 
und  sonderte  an  diesen  Stellen  etwas  Feuchtigkeit  ab. 
Der  Tumor  selbst  war  entzündlich  geröthet.  Das  All- 
gemeinbefinden des  Knaben  war  mit  Ausnahme  eines 
massigen  Fiebers  gut.  Nachdem  am  4.  Tage  mittels 
Bistouri  Einschnitte  in  den  Tumor  gemacht  worden 
waren ,  schwoll  derselbe  bedeutend  ab  und  begann  bald 
darauf  zu  gangränesciren.  Am  12.  und  14.  Tage  wurde 
die  Ligatur  fester  angezogen  und  am  16.  Tage  der  noch 
1  Ctmtr.  im  Umfang  messende  Stiel  mit  der  Scheere  ent- 
fernt. Im  Centrnm  des  Stiels  fand  sich  eine  leichte  Ein- 
senkung rings  von  leicht  blutenden  Granulationen  um- 
geben. Zwanzig  Tage  später  war  die  Wunde  geheilt  and 
von  einer  rSthlichen  festen  Narbenhaut  bedeckt,  durch 
welche  man  den  ringförmigen  Knochendefekt  hindurch- 
fahlte. 

Die  von  Gaetano  Scolari  (1.  c.  Vol.  249. 
p.  266.  Sett.  1879)  mitgetheilte  Beobachtung  be- 
trifiPt  ein  Mädchen^  welches  über  dem  letzten  Lenden- 
wirbel einen  4 — 5  Ctmtr.  langen  Tumor  von  9  Ctmtr. 
Durchmesser  zeigte.  Derselbe  war  gewöhnlich  welk, 
wurde  aber  beim  Weinen  prall  gespannt.  Bei  Ver- 
schiebung des  Tumor  konnte  man  die  Spitze  des 
kleinen  Fingers  in  den  Defekt  der  Wirbelsäule  ein- 
führen. 

Im  ß.  Lebensmonate  des  Kindes  führte  Sc.  die  ela- 
stische Ligatur  in  der  Art  aus ,  dass  er  um  den  Stiel  des 
emporgehobenen  und  etwas  gedehnten  Tnmor  einen  ela- 
stischen Faden  von  1  Mmtr.  Durchmesser  in  massiger 
Spannung  herumlegte  und  da,  wo  sich  dessen  Enden 
kreuzten,  mittels  eines  Seidenfadens  einen  Knoten  knüpfte. 
Der  Tumor  wurde  sogleich  turgid  und  bläulich.  Am 
3.  Tage  war  die  Haut  des  Stiels  am  Faden  vollkommen 
corrodirt  und  die  Schlinge  verengt.  Am  5.  Tage  hatte 
der  Faden  eingeschnitten ,  der  Tumor  aber  wieder  sein 
ursprüngliches  Aussehen.  Sc.  löste  deshalb  den  Faden. 
Am  26.  Tage  erneuerte  er  indessen  die  Ligatur,  indem 
er  einen  doppelten  elastischen  Faden  in  einer  einzigen 
Tour ,  aber  in  stärkerer  Spannung  als  das  erste  Mal  um 


den  Stiel  legte.  Am  3.  Tage  war  der  Tumor  geschwollen 
u.  bläulich  violett  verfärbt,  die  Schlinge  etwas  gelockert. 
Die  Schlinge  wurde  fester  angezogen  und  nach  weiteren 
3  Tagen  erschien  der  Tumor  schlaff  und  ausgetrocknet. 
Nachdem  noch  eine  3.  Ligatur  angelegt  worden  war,  fiel 
der  Tumor  am  12.  Tage  nach  Anlegung  der  1.  Ligator 
ab.  Die  zurückbleibende  Wunde  von  der  Grösse  eines 
2  Centesimi-Stücks  heilte  binnen  7  T.  vollständig.  Das 
Kind  befand  sich  fortdauernd  wohl ;  ein  Recidiv  trat  nicht 
ein.  In  den  Defekt  der  Lendenwirbelsaale  konnte  man 
nach  wie  vor  die  Spitze  des  kleinen  Fingers  einführen. 

F.Valentinotti  (II Raccoglitore med. Nr.  IL 
1879)  berichtet  über  den  Fall  eüies  von  gesunden 
Eltern  stammenden  Knaben,  bei  dem  sich  gleich 
nach  der  Qeburt  über  den  Lendenwirbehi  eine 
tanbeneigrosse,  durchscheinende,  gestielte  Geschwulst 
zeigte,  deren  flüssiger  Inhalt  sich  durch  Druck  in 
die  Wirbelhöhle  zurückdrängen  liess. 

Nachdem  das  anfangs  sehr  schwächliche  Kind  sieh 
etwas  gekräftigt  hatte,  versuchte  V.  am  20.  Tage  die 
elastische  Ligatur.  Er  legte  einen  1  Mmtr.  dicken ,  ela- 
stischen Faden  2mal  fest  um  die  Basis  der  Geschwolst. 
Das  Kind  hatte  anscheinend  heftige  Schmerzen ,  die  in- 
dessen bald  nachliessen.  Im  Laufe  der  nächsten  Woche 
schrumpfte  der  allmälig  gangränescirende  Tumor  mehr 
und  mehr  zusammen ,  ISste  sich  jedoch  an  seiner  Basii 
nicht  vollkommen  ab.  V.  emenerte  deshalb  die  Ligatar, 
worauf  nach  3  Tagen  der  Tnmor  abfiel.  Die  zurfickblei- 
bende  rundliche  Granulationsfläohe  vernarbte  rasch.  Das 
Kind  entwickelte  sich  gut. 

P.  Oster  loh  (Jahresber.  d.  Ges.  f.  Nat.-  u. 
Heilk.  in  Dresden  1877/78.  p.  72.)  sah  bei  einem 
am  Ende  des  8.  Monats  geborenen  Knaben  ausser 
einigen  Ossifikationsdefekten  in  beiden  Scheitelbeinen 
und  am  Hinterhauptbein  in  der  Gegend  der  Lenden- 
wirbel eine  Geschwulst  in  der  Grösse  einer  halben 
Apfelsine,  deren  Basis  die  Grösse  eines  Silberthalers 
hatte  und  mit  normaler  Haut  bedeckt  war.  Sie  war 
während  der  Geburt  geplatzt  u.  entleerte  bei  Druck 
mit  Luft  gemischte  seröse  FKissigkeit.  An  beiden 
Enden  der  Geschwulst  liess  sicli  deutlich  eine  Oeff- 
nung im  Rückgrat  fflhlen. 

O.  legte  um  die  Basis  der  Geschwulst,  durch  welche 
er  2  lange  Carlsbader  Nadeln  geschoben  hatte ,  eine  ela- 
stische Ligatur.  Am  3.  Tage  wurden  die  Nadeln  und  am 
4.  der  grösste  Theil  der  Geschwulst  entfernt;  am  5. 
wurde  die  Ligatur  abgenommen  u.  der  noch  kleine  Stnmpf 
der  Geschwulst  abgetragen.  Eine  markstnckgrosse 
Wundfläche  begann  sich  mehr  und  mehr  zu  benarbeo. 
Am  24.  Lebenstage  starb  das  Kind,  nachdem  irgend 
welche  Beaktionserscheinungen  überhaupt  nicht  einge- 
treten waren ,  an  einem  wenige  Tage  vorher  aufgetrete- 
nen, mit  rascher  Abmagerung  verlaufenden  Darmkatarrh. 

Einen  Uebergang  von  der  Anwendung  der  ela- 
stischen Ligatur  zu  der  BizzoWsohen  Klammer  bildet 
die  von  Stephane  Oldoini  (Lo  Sperimentale 
XXXVHL  p.  169.  Agosto  1875)  mit  Erfolg  ausge- 
führte Anlegung  einer  MettülUgatur  um  die  Basis 

eines  gestielten  Tnmor. 

Ein  neugeborener  Knabe  zeigte  zwischen  dem  letzten 
Rucken-  und  ersten  Lendenwirbel,  etwas  Imks  nach  der 
Medianlinie  eine  bimförmige  Geschwulst  von  10 V«  Ctmtr. 
Länge  und  einem  Umfang  von  11  Ctmtr.  am  Körper  und. 
5  Ctmtr.  am  HalstheU,  welche  in  der  Ruhe  des  Kindes, 
schlaff  und  bei  Tief  läge  des  Kopfes  um  Vs  ihre»  Inhalte« 
redudrbar,  beim  Schreien  sich  prall  füllte.  Schon  leich*^ 
ter  Druck  rief  lebhaftes  Schreien  des  Kfaides  hervor.  An: 
der  Basis  der  Oesohwulst  liess  sich  ein  Defekt  Im  leixt$ii- 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


63 


Brust-  and  1.  Lendenwirbel  durch  die  Fingerspitze  con- 
itaüren.  O.  nmachnfirte  den  Hals  der  Geschwulst  mit 
dnem  dreifachen  Silberdrahte  und  drehte  die  Enden  des- 
^ben  mehrfach  um  ihre  Achse.  Am  folgenden  Tage 
Terbreitete  der  Tumor  einen  gangränösen  Geruch  und 
fies  etwas  seröse  Flüssigkeit  aussickern.  O.  zog  die 
Diahtschlinge  etwas  fester  an  und  entfernte  den  über  ihr 
gelegenen  Tumor  am  folgenden  Tage  mit  der  Scheere. 
Am  6.  Tage  löste  sich  die  Metallschlinge  und  hinterliess 
eiae  sich  in  den  nächsten  12  Tagen  vollkommen  benar- 
Vode  Wände.  Der  sehr  kräftige,  kleine  Fat.  wurde  mit 
»er  bohnengrossen,  beim  Schreien  des  Kindes  sich  niclit 
Twwölbenden  Narbe  entlassen. 

Francesco  Parona  (Annali  univ.  Vol. 
235.  p-  317.  Aprile  1876)  theilt  4  nach  dem  Ver- 
fahren des  Professor  R  i  z  z  o  1  i  behandelte  Fälle  mit, 
TOD  denen  einer  von  ihm  selbst ,  einer  von  Dr.  N  i  - 
coli  in  Grevalcore  und  2  von  Rizzoii  selbst  her- 
rühren. Die  Methode  besteht  in  der  Annäherung 
der  Wände  des  Tamor  an  dessen  Basis  mittels  einer 
ihnlich  der  Darmseheere  (Enterotom)  geformten 
Dniekpincette ,  dessen  Arme  bei  Erweiterung  oder 
Verengerung  beständig  einander  parallel  bleiben. 
Dareli  das  längere  Zeit  hindurch  fortgesetzte  An- 
omanderpressen  der  Sackwände  soll  eine  Verwach- 
sung derselben  herbeigeführt  werden. 

1.  FaU.  (Rizzoii.)  Ein  V«  J-  ^l^es,  sonst  ge- 
sndes  Kind  (Mädchen)  hatte  einen  seit  der  Geburt  be- 
itehenden ,  aber  an  Grösse  standig  zunehmenden  Tumor 
in  der  Nackengegend ,  der  von  violetter  Färbung ,  trans- 
parent und  von  sehr  dünner  Haut  bedeckt  war  und  einen 
Kegel  mit  nach  abwärts  gerichteter  Spitze  darstellte,  von 
8  Ctmtr.  Länge  und  13  Ctmtr.  grösstem  und  10  Ctmtr. 
kleinstem  Umfang.  Die  weiche,  fluktuirende,  beim 
Schreien  des  Kindes  anschwellende  Geschwulst  Hess  sich 
ohne  Naehtheil  durch  Compression  verkleinem.  Am 
4.  Halswirbel,  dessen  Proc.  spinosus  fehlte,  fand  sich 
äne  kleine  Oeffnung.  R.  comprimirte  den  Tumor  des 
auf  dem  Bauche  liegenden  Kindes ,  so  dass  sich  dessen 
Winde  berührten  und  legte  dann  um  den  Halstheil  des- 
selben sein  Instrument.  Der  Tumor  färbte  sich  rasch 
Tiolett,  nach  3  Std.  schwärzlich  und  zeigte  eine  pralle 
FnOnng.  B.  entleerte  den  trüben  serSsen  Inhalt  durch 
laaUges  Einstechen  einer  Nadel,  worauf  der  Tumor  zu- 
fiamoenflel.  Das  Kind  bot  sowohl  nach  der  Operation, 
als  später  kein  Zeichen  von  Unbehagen  dar.  Unter  dem 
aadanemden  gleichmassigen  Drucke  des  Instrumentes  stiess 
ach  am  4.  Tage  der  brandig  gewordene  Tumor  ab,  nach- 
dem sich  über  der  Oeffnung  des  Wirbels  ein  mehrere 
Centimeter  breiter  Ring  von  verdichtetem  Gewebe,  wel- 
cher den  Anstritt  von  Flüssigkeit  aus  der  Rückenmarks- 
höhle  hinderte,  gebildet  hatte.  Zwei  Monate  später  war 
ioß  Wirbelöffnung ,  wie  es  schien  durch  eine  Knochen- 
bmelle  vollkommen  fest  geschlossen.  Die  Operations- 
larbe  wurde  beim  Schreien  des  Kindes  nicht  mehr  ge- 
hoben. 

2.  Fcdl.  (Rizzoii.)  Ein  sonst  gesundes,  aber  etwas 
sehwäehliches  Kind,  zeigte  seit  seiner  Geburt  längs  der 
Pfälnahi  einen  11  Ctmtr.  im  Längs-  und  8  Ctmtr.  im 
Querdorchmesser  haltenden,  gestielten,  elastischen,  fluk- 
tinrenden  Tumor,  welcher  keine  Transparenz  oder  Pulsa- 
ÖOB,  aber  ein  Anschwellen  bei  heftigen  Bewegungen,  tie- 
te  Inspirationen  und  Schreien  erkennen  Hess.  Wegen 
naehen  Wachathnms  des  Tumors ,  welcher  für  eine  mit 
der  SehadeUidhle  communioirende  Hydromeningocele  an- 
geepffochen  wurde,  entschloss  sich R.,  das  inzwischen kräf- 
tigär  gewordene  Kind  im  Alter  von  V4  ^'  '^  operiren. 
£r  miiaste  die  allmälig  fester  und  fester  angezogene  Klemm- 
adieere  nach  mehreren  Stunden  wegen  heftigen  Schreiens 
te  Klndea  entfernen.  Die  Druckstelle  erschien  als  ein 
hGuifiefa  verfSrbter  Gewebsstreifen,  die  Temperatur  des 


Tumors  war  rasch  wieder  die  alte.  Am  folgenden  Tage 
von  Neuem  angelegt,  wurde  die  Pincette  gut  vertragen. 
Da  sie  nach  24  Std.  den  Stiel  vollkommen  mortiücirt  hatte, 
trug  R.  die  oberhalb  desselben  gelegenen  Partien  mit  der 
Scheere ,  ohne  dass  eine  Blutung  eintrat ,  ab.  An  der 
Schnittfluche  zeigten  sich  nur  wenige  Tropfen  blutigen 
Serums.  Die  Wunde  heilte  mit  Hinterlassung  einer  festen 
Narbe. 

3.  FaU.  (Nicoli.)  Ein  8  Tage  alter  Knabe  war 
mit  einer  birnformigen  Geschwulst  am  Hinterkopf  geboren 
worden.  Die  mit  einem  3  Ctmtr.  im  Durchmesser  halten- 
den Stiele  etwas  nach  rechts  von  der  Mitte  der  Sutura 
lambd.  sitzende,  bis  zu  den  Schulterblattapitzen  hinab- 
häogende,  für  gewöhnlich  schlaffe,  beim  Schreien  sich 
prall  füllende  Geschwulst,  welche  vollkommen  transparent 
war,  war  von  einer  normalen  Haut  mit  spärlichem  Haar- 
wuchs bedeckt,  bis  auf  eine  feigenblattähnliche  Stelle  in 
deren  Mitte,  von  5  Ctmtr.  Durchmesser,  welche  perl- 
mutterartig durchscheinend,  in  Folge  vieler  feiner  Gelass- 
verästelungen eine  purpurrothe  Färbung  darbot.  Nicoli 
legte  um  die  Basis  der  Geschwulst  die  i^izzo/fsche  Klemm- 
pincette,  die  er  zur  Verhütung  von  Druck  gegen  den 
Schädel  hin,  mit  Watte  gut  unterpolsterte.  Nach  6  Tagen, 
während  deren  das  ambulant  behandelte  Kind  sich  selbst 
überlassen  war,  entfernte  N.  den  inzwischen  brandig  ab- 
gestorbenen, stinkenden  Sack  mit  der  Scheere.  Nach 
Abnahme  der  Druckpincette  entleerte  sich  kein  Tropfen 
Serum.  Nach  10  Tagen  war  die  Wunde  unter  einem  anti- 
septischen Compressivverbande  geheilt.  Vier  Monate  spä- 
ter war  an  der  frühem  Insertionsstelle  des  Tumors  noch 
eine  5 : 4  Ctmtr.  grosse,  sich  beim  Schreien  des  Kindes 
etwas  hebende  Fontanelle,  deren  Mitte  eine  von  Haaren 
entblösste  Stelle  von  V!^  Ctmtr.  Durchmesser  bildete. 
Der  Kopfumfang  war  et\vas  grosser,  als  in  diesem  Alter 
gewöhnlich  (43  Ctmtr.). 

4.  F<ül.  (Parona.)  Ein  3/4  Jahre  altes  sonst  nor- 
mal gebautes  Mädchen  hatte  über  der  Mitte  der  Hals- 
tcirbelsäule  eine  zur  Zeit  der  Geburt  haselnussgrosse,  Jetzt 
Orangengrosse,  mit  platter,  glänzender  Haut  überdeckte, 
mit  breiter  Basis  aufsitzende  Geschwulst,  die  transparent 
erschien  und  sich  durch  Druck  etwas  verkleinern  liess, 
während  sie  beim  Schreien  des  Kindes  sich  praller  füllte. 
Nachdem  aus  derselben  durch  oapiUare  Punktion  ein  Glas 
voll  durchsichtigen,  leicht  gelblichen  Serums  entleert  wor- 
den war,  liess  sich  ein  elliptischer  Knochendefekt  im  3. 
und  4.  Halswirbel,  deren  Proc.  spinosi  fehlten,  sowie  das 
Nichtvorhandensein  fester  Nervenstränge  in  dem  Tumor- 
sacke  nachweisen.  Die  EizzolVadhe  Pincette  wurde  ange- 
legt und  5  Tage  lang  gut  vertragen.  Beim  Versuch,  die- 
selbe zu  lüften ,  löste  P. ,  da  deren  Branchen  an  der 
äussern  Haut  angebacken  waren,  die  Verklebungen  an 
den  Innen  Wandungen  der  Basis ,  wonach  ein  Einströmen 
von  Cerebrospinalflüssigkeit  in  den  Tumor  veranlasst 
wurde.  P.  legte  sofort  die  Pincette  wieder  an.  In  den 
nächsten  Tagen  bedrohte  heftiges  Fieber,  Erbrechen, 
Schlaflosigkeit,  Opisthotonus  das  Leben  des  Patienten. 
Am  10.  Tage  erschien  alle  Gefahr  beseitigt,  der  Tumor 
fiel  zugleich  mit  dem  Instrumente  ab  und  hinterliess  eine 
Wunde  von  X\'2  Ctmtr.  Durchmesser,  in  deren  Mitte  aus 
einer  Fistelöffnung  sich  geringe  Mengen  von  Flüssigkeit 
aus  der  Rückenmarkshöhle  entleerten.  Unter  leichten 
Kauterisationen  und  massigem  Druckverband  schloss  sich 
diese  Wunde  nach  14  Tagen.  Die  Narbe  wurde  3  Monate 
nach  der  Operation  noch  beim  Schreien  des  Kindes  leicht 
gehoben. 

Zur  Empfehlung  operativen  Vorgehens  bei  Spina 
bifida  führt  F.  an,  dass  nach  Colin  (Pai-is  1860) 
unter  IG  sich  selbst  überlassenen  Fällen  11  in  den 
ersten  14  Tagen  und  3  weitere  in  den  ersten  Mona- 
ten tödtlich  abliefen ,  während  zahlreiche  Beobach- 
tungen über  den  günstigen  Erfolg  eines  operativen 
Einschreitens  bekanntlich  veröfientlicht  worden  sind. 


64 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  n.  O&itrik. 


P.  spricht  sich  daher  dafllr  aus ,  dass  man  in  allen 
Fällen ,  wo  es  im  Uebrigen  der  allgemeine  Rräfte- 
zastand  des  Kindes  gestattet ,  bei  raschem  Wachs- 
thum  nnd  das  Leben  des  Kindes  bedrohendem  Ver- 
halten des  Tumors  operativ  einschreiten  soll. 

Eines  Klemm  -  Apparates  bediente   sich   ferner 

Walter  Pye  (Brit.  med.  Joum.  July  9.  p.  47. 

1881)    bei   der  Operation   einer   kindskopfgi'ossen 

hängenden  Gesell wulst,  welche  bei  einem  neiigebor- 

nen  Kinde  in  der  Lumbargegend  sass,  und  deren 

Volumen  sich  durch  Druck  etwas  reduciren   Hess, 

wobei  stärkere  Spannung  an  den  Fontanellen  eintrat. 

Nach  8  Wochen  hatte   die  Geschwulst   etwas   an 

Grösse   zugenommen,   der  daumendicke  Stiel  war 

etwa  1  Zoll  lang  und  von  gesunder  Haut  bedeckt. 

Die  Geschwulst  enthielt  meist  festes  Gewebe ,  an  2 

Stellen  waren  die  Wandungen  dünn  und  durchsichtig ; 

die  Grösse  der  Geschwulst  wechselte,   bei   festem 

Druck  nahm  sie  ab,  ohne  dass  Himerscheinungen 

eintraten ,  respiratorische  oder  andere  Pulsation  war 

in  der  Geschwulst  nicht  wahrnehmbar. 

Am  18.  Sept.  wurde  nach  Einleitnog  der  Chloroform- 
narkose  der  Stiel  nahe  am  Rumpfe  mittels  einer  modi- 
ficirten  Wells^aohen  Klammer  abgeklemmt  und  die  Ge- 
schwulst mit  dem  ScalpeU  entfernt,  der  Stampf  mit  in 
Carbolöl  getränkter  Charpie  bedeckt  und  leicht  verbun- 
den. Während  der  Operation,  auf  die  keine  unmittel- 
baren üblen  Wirkungen  folgten,  floss  aus  dem  an  der 
Geschwulst  befindlichen  Ende  des  Stieles  eine  Flüssigkeit 
ans,  die  die  Kennzeichen  der  Cerebrospinalflüssigkeit 
darbot.  Nach  48  Std.  stieg  die  Temperatur  auf  39 ,  am 
nächsten  Abend  auf  39.50C.,  sank  aber  dann  rasch  wie- 
der nnd  wurde  bald  normal ,  am  Morgen  des  24.  Sept. 
stieg  sie  zwar  wieder  rasch  auf  .S9.6<^  C. ,  kam  aber  dann 
nicht  wieder  über  87.80C.  Am  22.  Sept.  (4  Tage  nach 
der  Operation)  wurde  die  Klammer  entfernt;  am  30.  Sept. 
hatte  sich  der  Schorf  losgelöst  und  die  Wunde  heilte  gut. 
Das  Allgemeinbefinden  des  Kindes  war  gut.  Anfangs 
war  bei  dem  Kinde  auf  beiden  Seiten  leichter  Talipes  cal- 
canens  vorhanden,  nach  der  Operation  wurde  diese  Defor- 
mität etwas  geringer. 

Bei  der  Untersuchung  der  Geschwulst  fand  sich,  dass 
dieselbe  aus  2  Säcken  bestand ,  die  durch  eine  glatte,  der 
Arachnoidea  spinalls  ähnUehe  Membran  von  einander  ge- 
trennt waren;  der  feste  Theil  der  Geschwulst  bestand  aus 
fibrösem  Gewebe,  Nervenstruktur  fand  sich  nicht. 

Nach  Pye  ist  es  zweifellos,  dass  es  sich  um 
Spina  bifida  handelte  nnd  dass  die  Höhle  der  Ge- 
schwulst bei  der  Geburt  mit  dem  Snbarachnoideal- 
raume  communicirte,  zur  Zeit  der  Operation  aber 
diese  Communikation  nicht  mehr  vollständig  vorhan- 
den war ;  ganz  aufgehoben  iconnte  sie  deshalb  nicht 
sein,  weil  die  Grösse  der  Geschwulst  noch  durch 
Druck  reducirt  werden  konnte  und  auch  spontan  von 
Zeit  zu  Zeit  wechselte.  Die  Operation  wurde  ans- 
geftlhrt ,  weil  die  Geschwulst  im  Wachsen  begriffen 
und  ihre  Bedeckung  an  2  Stellen  so  dünn  war,  dass 
Beraten  zu  befürchten  stand.  Die  Operation  mittels 
Anlegen  einer  Klammer  und  Abschneiden  der  Ge- 
schwulst zog  P  y  e  deshalb  der  einfachen  Punktion 
mit  Injektion  von  Morton'scher  Flüssigkeit  vor,  weil 
eine  grosse  Masse  festes  Gewebe  vorhanden  war;  die 
elastische  Ligatur  wandte  er  nicht  an  y  weil  er  bei 
der  von  ihm  gewählten  Methode  hoffen  konnte ,  die 


Nekrotisinmg  der  Gewebe  anf  ein  Minimum  zu  be- 
schränken. Die  Besserung  in  der  Rlumpfussstellung 
bezieht  Pye  auf  Nachlassen  des  vorher  bestehenden 
Druckes  oder  der  Reizung  des  Rückenmarks. 

Eine  Reihe  von  Publikationen  beziehen  sich  auf 
die  von  James  Morton  angegebene  Behand- 
lungsmethode der  Spina  bifida.  Dieselbe  besteht 
im  Wesentlichen  in  einer  Punktion  des  Tumors  mit 
einem  capillaren  Trokar ,  mit  nachfolgender  Injek- 
tion einer  Lösung  von  0.6  Grmm.  Jod  nnd  2  Grram. 
Jodkalium  in  30  Grmm.  Glycerin.  Morton  zieht 
das  Glycerin  als  Lösungsmittel  dem  Alkohol  und  dem 
Wasser  vor  y  weil  es  weniger  leicht  in  die  Gewebe 
eindringt  und  so  eine  längere  Berührung  der  Innen- 
wandungen des  Tumors  mit  dem  Jod  ermöglicht 

Den  ersten  von  Morton  selbst  erfolgreich -be- 
handelten u.  im  Brit.  med.  Joum.  (April  6.,  June  16. 
1872)  veröffentlichten  Fällen  fügte  bald  Ross 
Watt  (1.  c.  Jan.  31.  1874)  zwei  weitere  hinza, 
welche  beide  von  Erfolg  gekrönt  waren.   Wir  geben 

den  zweiten  derselben  ausführlicher  wieder. 

Ein  3  Jahre  alteB ,  mit  einer  unzweifelhaften  Spina 
bifida  gebornes  Mädchen  zei^e  über  der  Wirbelsäule 
(nähere  Bezeichnung  fehlt)  eine  bei  der  Geburt  wallnos»- 
grosse,  später  13Vs  Zoll  im  Umfange  und  4  ZoU  in  die 
Höhe  messende  Geschwulst.  Nachdem  durch  eine  Probe- 
punktion IS,  nnd  8  Tage  später  10  Uneen  (360,  bez.  300 
Grmm.)  einer  klaren  Flüssigkeit  entleert  worden  waren 
nnd  die  dem  Eingriff  Jedesmal  folgende  Steigernng  der 
Temperatur  wieder  znr  Norm  zurückgekehrt  war,  injieiite 
W.  nach  einer  abermaligen  Entleerung  von  300  Onnm. 
Flüssigkeit  durch  den  Trokar  eine  halbe  Drachme  (ca.  l 
Grmm.)  der  von  Morton  angegebenen  Lösung  und  ver- 
schloss  die  Punktionsöffhnng  durch  eine  mit  CollodiDm 
elasticnm  bestrichene  Lage  Lint.  Es  trat  ein  lebhaftes 
Fieber  auf,  nach  dessen  Ablanf  (10  Tage  später)  die  Qfir 
schwulst  bedeutend  kleiner  erschien.  Auf  eine  neue  Ent- 
leerung von  8  Unzen  (240  Grmm.)  und  Injektion  Vi  Ui^^ 
(15  Grmm.)  Mor/on'scher  Solution  folgten  sehr  heftige 
Fiebererscheinungen ,  zugleich  aber  auch  eine  so  wesent- 
liche Verkleinerung  der  Geschwulst,  dass  sie  nur  noch  '/j 
ihrer  ursprünglichen  Grösse  hatte.  Es  wurde  zu  einer 
letzten  Entleerung  (5  Unzen  »»  150  Grmm.)  nnd  Injek- 
tion (Vs  Drachme)  geschritten.  Von  nun  an  trat  eine 
weitere  stetige  Resorption  yon  Flüssigkeit  in  dem  Saeke 
ein ;  12  Wochen  nach  der  ersten  Injektion  war  an  Stelle 
der  Geschwulst  eine  harte,  verdickte  und  dunkelgefarbte 
Hautstelle  zu  finden. 

Im  AnschluBS  an  die  von  Watt  veröffenüichten 
Erfolge  seiner  Behandlungsmethode  berichtet  Mor- 
ton (l.  c.  Oct.  14.  1874)  über  folgenden  von  ihm 
selbst  bei  einem  zur  Zeit  der  Operation  7  Wochen 
alten  y  zarten  Mädchen  beobachteten  Fally  das  nA 
einem  pfirsichgrossen,  ungestielten,  elastischen,  halb 
durchscheinenden  Tumor  über  dem  7.  HaU- 
1.  Brustxoirbel  behaftet  war,  aus  dem  sieb  s]3on 
eine  grössere  Quantität  klarer  Flüssigkeit  enU 

haben  sollte.  . 

M.  fand  den  Tumor  prall  geffiUt.  Nach  Entleen« 
einer  ziemlich  betrachtlichen  Menge  [Maass?]  von  serSslI 
Flfissigkeit  wurde  die  fragliche  Solution  injieirt  und  dil 
Injektionsöffnung  mittels  Collodiam  sorgfilltig  gesohlossei^ 
Ausser  einer  unbedeutenden  Blässe  zeigte  die  Pat*  fceiii 
Symptome  von  Shock.  Die  folgende  Naeht  war  anmhig'ir; 
doch  trat  gegen  Morgen  Schlaf  ein.  Als  sich  der  Tnino^ 
10  Tage  später  wieder  gefällt  hatte,  wurde  Punktion,  lif^ 
Jektion  und  CoUodiumverband  wiederholt.    Nach  80  T« 


VI.     Chinirgiei  Ophtlialmologia  o.  Otiatrik. 


65 


kitte  der  Tvmor ,  weloher  sich  gans  solid  anf&hlte  und 
eine  höckerige  nnregelmSssige  Oberfläche  darbot,  die 
GrSase  einer  Stachelbeere  and  eine  hellrothe  Farbe.  Das 
Kind  beCuid  sieh  vollkommen  wohl  nnd  bewegte  seine 
Qlicdar  gaas  Bomal. 

Emen  Fally  in  dem  das  Bund  darch  die  ilf  orton'- 
sche  Inj^laonwohl  von  seinem  Leiden  befreit  wnrde^ 
sehr  bald  ab«r  der  Tod  an  Hydrocephalos  eintrat, 
Tcröffentliehte  Howard  Davis  (Lanoet  I.  18; 
V17  1879).  Derselbe  betraf  ein  flbrigens  kräftiges 
lÜchen ,  welches  mit  einer  Spina  bifida  der  Leu-» 
intgegend  von  8^/1  Zoll  Umfang  und  2  Zoll  Höhe 
geboren  worden  war.  Daneben  bestand  noch  doppel- 
ffüiger  Pes  vams ,  Difformität  der  Kniegelenke  nnd 
Offenbieibeo  der  Sohftdelnähte,  so  dass  die  grosse 
Fontanelle  mit  der  kleinen  durch  einen  Spalt  ver- 
banden war. 

D.  ii^lcirte  in  den  Tamor  nach  Punktion  mit  einem 
sehr  dünnen  Trokar  1  Drachme  (4.0  Grmm.)  von  Mor- 
km'j  Jodgljcerin ,  woranf  eine  lebhafte  Anschwellung  mit 
kdkem  Fieber  eintrat.  Nach  10  Tagen  konnte  man  ein 
Deiner^  nnd  Harterwerden  des  Tamors  constatiren ,  wel- 
ites  nach  einer  2.  nnd  3.  I^ektion  dahin  föhrte ,  dass 
ur  noch  eine  waUnossgrosse,  sehr  harte,  mit  der  Bücken- 
■iikaliohle  nicht  commnnicirende  Geschwulst  übrig 
Ueb. 

Einen   Todesfall  nach  Injektion  von  Morton*» 

Jodgiyeerin  beobachtete  J.  E.  Barton  (Brit.  med. 

harn.  March  13.    1875)   an   einem   nengebomen 

Rmde ,  bei  welchem  ausser  einer  grossen  floktoiren- 

den  Gesehwolst  über  den  letzten  Bücken^  und  den 

ieiden  obem  Lendenwirbeln  doppelseitiger  ELlnmp- 

fittSy  Gontraktor  beider  Ober-  nnd  Unterschenkel  nnd 

Pkralyse    des  Levator  ani  vorhanden  war.     Nach 

Entleernng  von  3  Drachmen  (ca.  12  Ormm.)  klaren 

illaaigen  Inhalts  aus  dem  Tumor  wurde  eine  halbe 

Dnehme  (ca.  2  Grmm.)  Afor^on'scher  Lösung  in- 

jieirt.     Anfangs  erfolgte  keine  Reaktion ,  aber  nach 

3  Tagen  trat  der  Tod  unter  Convulsionen  ein.     Die 
SektioB  wurde  nicht  gemacht. 

Gleicbfalls  an  einem  neugebomen  Kmde ,  aber 
ontgOnstigem  Erfolge  fbhrte  Ackworth  Angus 
(L  c.  April  1 7)  die  M  0  r  1 0  n  'sehe  Behandlung  durch. 
Das  Slind  trug  Ober  den  3  uniem  Lendenwirbeln 
dnen^  seines  flüssigen  Inhalts  durch  Ruptur  w&hrend 
der  G&ebort  theilweise  beraubten,  halb  transparenten, 
pfirrichgrossen  Tumor,  von  dessen  rdthlicher  Fär- 
bung sich  2  blaue  Flecke  von  der  Grösse  eines  Six- 
poDoe  abhoben.  Bei  Druck  auf  den  Tumor  schrie 
I  hA  Kind  lebhaft 

Kaohdem  A.  den  Tumor  durch  2  Ponlctionen  binnen 

4  T^gea  veiklefaMit  hatte ,  iDjicfarte  er  nach  Entleerung 
to  halben  Inhalti  dar  GCBOhwotet  eine  halbe  Drachme 

,  eiwiimlier  3f(9r<on'8cher  LSeung  nnd  legte  einen  sorgfäl- 
tffen  Verband  an ;  10  Min.  später  Gollapsna ,  der  durch 
Dmeichnng  von  Alkohol  überwunden  wurde.  Ffinf  Wo- 
chen naeh  der  Operation  war  der  Tnmor  mit  Ausnahme 
dner  UefBen  8tefle ,  In  welche  A.  mehrmals  15  Tropfen 
•tai  fCBaintter  LiyBung  li^idrte,  consofidirt.  Vier  Hon. 
■aeh  der  ersten  Operation  erinnerte  nnr  eine  mnzelige 
mk  vetfalrteteHaatstelle  nooh  an  den  ehemaligen  Tnmor. 

B.  Noble  Smith  (Brit.  med.  Joum.  Oct.  31. 

1874)  bedauert,  dass  Morton  in  den  5  von  ihm 

idbst  nach  seiner  Methode  behandelten  FAllen  nichts 

Had.  Aihrbb.  Bd.  191.  Hit.  1. 


Näheres  Aber  das  Verhalten  des  Ruekenmarksttan" 
ges  innerhalb  des  Sackes  angegeben  habe.  Pres- 
cott  Hewett  habe  in  20  von  ihm  untersuchten 
Fällen  von  Spina  bifida  der  Lumbo-Sacral-Oegend 
nur  ein  einziges  Mal  keine  Betheiligung  des  Rücken- 
marks an  der  Missbildung  constatiren  können. 
Zuckergehalt  in  der  ans  dem  Tnmor  entnommenen 
Flüssigkeit  lasse  einen  Zusammenhang  des  Tumors 
mit  der  Rflckenmarkshöhle  vermuthen ;  aus  dem  Ei- 
weissgehalt  der  Flüssigkeit  will  S  m.  keine  Schlüsse 
ziehen.  Auch  Debout  und  Brainard  geben  in 
den  von  ihnen  berichteten  Fällen  keine  Nachrichten 
über  den  Inhalt  des  Sackes.  Dr.  Cabral  heilte 
einen  Fall,  in  dem  die  FlüSMgkeit  hochgradig  eiweiss- 
haltig ,  aber  keine  Lähmung  oder  sonstiges  auf  eine 
Betheiligung  des  Rückenmarks  hinwasendes  Sym- 
ptom vorhanden  war. 

In  einer  Ehitgegnung  auf  Smith 's  Aufsatz  be- 
merkt Morton  (1.  c.  Nov.  21),  dass  er  anfangs  bei 
keinem  der  von  ihm  mit  Jodglycerininjektion  behan- 
delten Fälle  Gelegenheit  gehabt  habe ,  sich  über  das 
Verhalten  des  Rückenmarks  am  Sektionstische  Klar- 
heit zu  versohaiTen,  dass  er  aber  schon  bei  Veröffent- 
lichung semes  ersten  Falles  auf  die  Wahrscheinlich- 
keit der  Betheiligung  des  Rückenmarks  hingewiesen 
habe.  Später  habe  er  Gelegenheit  gehabt,  der  Sektion 
eines  mit  Spina  bifida  behafteten  Kindes ,  bei  dem 
der  Inhalt  des  Sackes  abgeflossen  war,  beizuwohnen, 
welche  ergab,  dass  das  Rückenmark  genau  den  Con- 
touren  der  Ausstülpung  entsprechend  nach  aussen 
ausgebuchtet  war.  Die  Punktion  der  Spina  bifida 
war  von  dem  Operateur  vorgenommen  worden,  nach- 
dem er  durch  eine  Untersuchung  bei  durchscheinen- 
dem Lichte  die  Ueberzeugnng  gewonnen  hatte,  in 
dem  Sacke  seien  keine  Fasern  des  Rückenmarkstran- 
ges vorhanden.  Morton  glaubt,  dass  die  Anwesen- 
heit des  Rückenmarks  einen  Erfolg  operativer  Be- 
handlung nicht  ausschliesse. 

In  einer  weitern  Arbeit  unterzieht  NobleSmith 
(l.  c.  April  24.  1875)  die  von  Morton  u.  Andern 
mittels  Injektion  von  Jodglycerin  behandelten  Fälle 
einer  Kritik  bezüglich  des  Verhaltens  des  Rücken- 
marks zum  Sack.  Im  ersten  von  Morton 's  Fällen 
ist  ihm,  entgegen  Morton 's  Ansicht,  eine  Bethei- 
ligung des  Rückenmarks  nicht  wahrscheinlich,  da 
der  mit  dünner  Haut  bedeckte  transparente  Tnmor 
des  2  Mon.  alten  Kindes  seit  der  Geburt  sich  um  das 
Doppelte  vergrössert  hatte,  gleichwohl  aber  nie 
Krämpfe  oder  Lähmungen  auftraten ,  auch  massiger 
Druck  auf  den  Tumor  gut  vertragen  wurde.  Im 
2.  Falle ,  in  welchem  nach  der  gegebenen  Beschrei- 
bung an  der  innem  Oberfläche  des  Tumors,  welcher 
theils  röthlich ,  theils  bläulich  gefärbt  erschien  und 
sich  beim  Schreien  des  Kindes  praller  fbUte,  bei 
dm'chschelnendem  Lichte  sich  einige  Streifen  wahr- 
nehmen liessen,  hält  Smith  diese  nicht  ftir  Nerven- 
stränge, sondern  nur  für  entzündliche  Adhäsionen, 
die  sich  in  Folge  von  Ulcerationen ,  als  deren  Rück- 
bleibsel  die  verschieden  gefäi*bten  Hautstellen   zu 

9 


66 


VI.     Chirurgie^  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


denten  sind,  entwickelten.  Aach  das  Fehlen  von 
Convulsionen  u.  Lähmungen  trotz  dem  Wachsen  des 
Tumors  spreche  für  eine  Nichtbetheiligung  des 
Rückenmarks.  In  dem  einen  Falle,  welchen  Watt 
berichtet;  ist  einige  Wahrscheinlichkeit  einer  Bethei- 
ligung des  Rückenmarks  vorhanden ,  da  eine  Läh* 
mung  der  Beine  und  Schwäche  des  M.  sphincter  ani 
bestand  und  das  Kind  nach  der  Operation  des  halb 
transparenten ,  fleischfarbenen ,  hühnereigrossen  Tu- 
mors y  in  dem  einige  Stränge  zu  verlaufen  schienen, 
fortgesetzt  weinte.  Die  Lähmung  der  Beine  bestand 
nach  vollendeter  Kur  theilweise  foi't,  da  das  Kind 
sie  nur  beim  Kitzeln  der  Fusssohlen  etwas  in  die 
Höhe  zog.  Im  andern  Falle  von  Watt,  in  dem 
vollkommene  Heilung  eintrat,  glaubt  Smith  eine 
Betheiligung  des  Rückenmarks  nach  der  Beschrei- 
bung des  Tamors  ausschliessen  zu  können.  Im  3. 
Falle  M  0  r  1 0  n  's,  in  dem  der  Tumor  in  der  Cervikal- 
region  sass,  liegt  kein  Grund  zur  Annahme  einer 
Betheiligung  des  Rückenmarks  vor.  In  Fällen ,  in 
denen  eine  hochgradige  Verwachsung  des  Rücken- 
marks oder  einiger  seiner  Stränge  mit  dem  Sacke 
besteht,  hält  Sm.  einen  Erfolg  des  Morton 'sehen 
Heilverfahrens  für  unmöglich.  Von  den  Bildungen 
der  letzten  Art  giebt  er  2  instruktive  Abbildungen 
(Durchschnitte)  nach  Präparaten  aus  dem  Londoner 
chirurgischen  Museum,  welche  sich  den  von  Astley 
Cooper  in  den  Med.-chir.  Transactions  beschrie- 
benen anreihen. 

A.  PearceGoald  (Med.  Times  and  Gas.  Febr.  2. 
1878.  p.  129)  berichtete  in  der  Clin.  Soc.  über  einen 
Fall  von  Spina  bifida  bei  einem  18  Mon.  alten  Kinde, 
welches  mit  einer  Geschwulst  von  der  Grösse  eines  Hühner- 
eies in  der  Gegend  des  letzten  Lenden-  und  obersten 
Elrenzbeinwirbels  geboren  worden  war.  Die  Geschwulst 
bot  alle  Merkmale  der  Spina  bifida  dar  und  hatte,  als  das 
Kind  zur  Behandlung  kam ,  den  Umfang  eines  Cricket- 
balls  erreicht.  Andere  Deformitäten  oder  Symptome  von 
Lähmung  waren  nicht  vorhanden.  Mittels  4mal  —  nach 
Entleerung  des  Sackes  —  binnen  3  Mon.  wiederholter 
Einspritzung  von  Morron'scher Lösung  (Vs — 2Drachm. »: 
2 — 8  Grmm.)  wurde  Schrumpfung  des  Sackes  erzielt. 
Die  Nachbehandlung  bestand  in  täglich  erneuter  Bepinse- 
Inng  des  Sackes  und  Ueberlegen  von  Wolle  und  einer 
Binde.  Convulsionen  oder  andere  NervenznfiUle  waren 
nie  aufgetreten.  Die  mittels  der  Punktionen  entleerte 
Flüssigkeit  zeigte  ein  spec.  Gew.  von  1011,  leicht  alka- 
lische Reaktion  und  enthielt  Chloride,  Phosphate  nnd  eine 
Spur  von  Eiweiss ;  Zucker  konnte  in  derselben  erst  nach 
dem  Eindampfen  nachgewiesen  werden. 

6.  nimmt  in  seinem  Falle  eine  freie  Communi- 
kation  mit  der  Rückgratshöhle  an  nnd  glaubt  ^  dass 
das  Rückenmark  oder  Nerven  in  dem  Sacke  vorhan- 
den waren.  £r  hat  in  23  von  ihm  nntersnchten 
Präparaten  von  Spina  bifida  20mal  Rflckenmark  oder 
Nerven  gefanden  ^  in  2  Fällen  fehlten  dieselben  be- 
stimmt Dieselben  liegen  gewöhnlich  in  der  Mittellinie, 
woselbst  in  6. 's  Falle  ein  dunkler  Streifen  bestand. 
Die  Abwesenheit  von  Lähmnngserscheinungen  nnd 
sonstigen  Nervenstörungen  spreche  nicht  gegen  das 
Vorhandensein  von  Nervenelementen  im  Sacke.  — 
In  Bezug  auf  die  Behandlung  spricht  sich  G.  sehr 
entschieden  für  die  Vorzüge  der  Injektion  der 
Mortoti'echen  Flüssigkeit  aus )  er  glaubt ,  dass  das 


Jodglycerin  zu  Boden  sinke  und  so  länger  seine 
Wirkung  auf  die  Wände  des  Sackes  zu  entfalten  im 
Stande  sei. 

Bei  der  Diskussion  über  G.'s  Mittheilung  wurden 
die  Vortheile  des  fragl.  Verfahrens  allseitig  an- 
erkannt,  obsohon  die  Zeit  seit  Einfiihmng  desselben 
noch  zu  kurz  sei,  um  den  Einfluss  desselben  auf  Er- 
zielung einer  Radikalheilung  beurtheiien  zu  können. 
Geo.  W.  Gallender  gab  den  Rath,  bei  der  Punk- 
tion den  Trokar  in  einer  geringen  Entfernung  seit- 
lich vom  Sacke  einzustechen ;  es  werde  dadurch  die 
direkte  Verletzung  des  Sackes  verhütet  and  die  Hög* 
lichkeit  gegeben ,  den  Sack  zu  eomprimiren  y  ohne 
dabei  die  eingespritzte  Flüssigkeit  wieder  anszn- 
drücken. 

In  Bezug  auf  das  Lebensalter,  welches  mit  Spin« 
bifida  behaftete  Personen  erreichen  können,  erwähnte 
Gallender  einen  Mann,  welcher  von  Astley 
Cooper  früher  wegen  Spina  bifida  behandelt  wor- 
den war  und  trotz  Störungen  in  der  Funktion  der 
Blase,  des  Mastdarms  nnd  der  untern  Extrenutäten 
bei  einer  anstrengenden  Thätigkeit  das  Alter  ?od 
74  J.  erreichte.  Thom.  Smith  hat  einen  Man 
im  mittlem  Lebensalter  behandelt,  welcher  von  einer 
Spina  bifida  nur  geringe  Beschw^en,  ohne  Störung 
der  Funktion  der  untern  Extremitäten  hatte  nnd 
auch  den  Anforderungen  einer  anstrengenden  Thätig- 
keit ,  sowie  emes  Ehemanns  (husband)  zu  genügen 
vermochte.  Ausserdem  erinnerte  S  m.  an  einen  in 
Holmes'  „Handbuch  der  Kinderkrankheiten"  erwälin- 
ten  Fall,  in  welchem  ein  mit  Spina  bifida  behafteter 
43  J.  alter  Mann  eine  Steinoperation  glücklich  über- 
stand. 

Femer  haben  wir  2  Fälle  zu  erwähnen ,  in  wel- 
chen John  M»  Watt  (Edinb.  med.  Joura.  XXVL 
p.  327.  [Nr.  304.]  Oct.  1880)  die  Injektion  von 
Morton'acheT  Flüssigkeit  bei  Spina  bifida  in  der 
Cervikalgegend  mit  gutem  Erfolge  anwendete. 

Im  1.  Falle  handelte  es  sich  um  ein  3  Wochen  alt»» 
mittelliräftigeB  Kind,  welches  über  dem  2.  u.  3.  CervU^ 
Wirbel  einen  flnktnirenden,  beim  Schreien  an  Grosse  sn- 
nehmenden  Tnmor  mit  breiter  Basis  von  dem  Umfange 
einer  kleinen  Orange  trag.  Der  Tamor  war  seit  der  Qt- 
bort  allmälig  grösser  geworden.  Die  ihn  bedeckende 
Haut  war  dünn  und  blass.  Nach  Entleerang  einer  klaren 
Flüssigkeit  war  der  Tnmor  schlaff  geworden  nnd  es  worde 
nnn  die  M.'sche  Flüssigkeit  ii^icirt,  woranf  eine  leiebte 
Entzündung  and  Härte  eintrat.  Einen  Monat  spater  worde 
das  Verfahren  wiederholt  and  nach  weitem  4  Wochen 
konnte  durch  einen  Trokar  keine  FlOssigkeit  mehr  ent- 
leert werden.  Der  Tumor  war  sehr  verkleinert  und  ga^ 
hart  geworden.  Das  Kind  wurde  gehellt  entlassen,  starn 
aber  3  Mon.  später,  nachdem  aach  der  Tamor  wieder  aS' 
gefangen  hatte,  grösser  und  flaktuirend  su  werden,  an 
Hydrocephalns. 

Das  2.  Kind  war  gleichfalls  3  Wochen  alt,  sonst  ge- 
snnd  und  kräftig.  Es  trug  einen  seit  der  Gebart  bis  ««r 
Grösse  einer  Mandarin-Orange  ausgewachsenen,  an  Zeit^ 
schlaffen,  au  andern  wieder  prall  gefaUien  Tamor  uner 
dem  4.  und  6.  Cenrlkalwirbel  ohne  soUden  Inhalt  nnd  von 
sehr  grosser  EmpfindUchkeit  bei  der  leisesten  Berährnnc^ 
Die  bedeckende  Haut,  von  Venen  dicht  darohiogen,  «»^ 
dem  Tumor  das  Aassehen  eines  Nävus.  JTaoh  Entleernn» 
von  1  Drachme  (ca.  4  Grmm.)  kUrer  Flüssigkeit  wnrüw 
20  Theilstriche  M.'sche  Flüssigkeit  injicirt.  Haok  3  Tagen 


VI.     Chirargie^  Ophthalmologie  a.  Oüatrik. 


67 


der  Tiimor  hirt  und  das  Kind  wurde  nach  Hanse  ent- 
in den  folgenden  3  Mon.  nahm  der  Tumor  all- 
mälig  ab.  W.  in}ieirte  noeh  einmal  in  die  weiche  nnd 
floktoirendeGreflehwnlst  nach  theilweiser  Entleerang  ihres 
Inhaltes  dieselbe  Menge  M.'seher  Solution,  worauf  der 
Tumor  schrumpfte  und  ganz  fest  wurde.  Selbst  derber 
Druck  Terursachte  jetzt  keine  Schmerzen  mehr.  Das 
Kmd  wurde  kräftig  und  gesund,  nur  schlössen  sich  die 
Suturen  nnd  Fontanellen  ungewöhnlich  spät. 

W  m.  B  e  r  r y  (Brit.  med.  Jonrn.  March  26. 1881. 

p.  468)  hat  in  3  Fällen  von  Spina  bifida  die  Injek- 

ta  von  Morton'Bchem  Jodglycerin  angewendet.  Im 

1.  Falle    war  der  flrfolg  vollkommen/  im  2.   nur 

theilweise  günstig ,  im  3.  hingegen  ungünstig.     B. 

glaubt  jedoch  ^  dass  im  letzten  Falle  —  das  Rind 

itirb  am  7.  Tage  nach  der  Injektion  an  Erschöpfung 

unter  Ganvolsionen  —  nicht  das  fragl.  Verfahren^ 

flondeni  der  Umstand  den  Büsserfolg  herbeigeführt 

bat,    dass  er  dem  Anssickern  der  Cerebro-Spinal- 

Flüangkeit  mcht  hinreichend  vorgebeugt  hatte.     Er 

hält  es  für  unumgänglich  nöthig ,  dass  unmittelbar 

lach  Zurflckziehong  des  Trokar  und  der  Kanüle  die 

Oeffnimg  in  der  Hant  mit  dem  Daumen  comprimirt 

und  Collodinm  darüber  gestrichen  wird. 

(Schluss  im  nächsten  Heft.) 

330.    Zur  Lehre  von  den  Verletaungen. 

Sehu89V€rleizungen. 

Nach  einer  Mittheiinng  von  Dr.  RobertKoer- 
Der  (Deutsche Ztschi*.  f.Chir.  XII.G.  1880.  p.524) 
nd  in  der  chir.  Klinik  zn  Leipzig  von  1872  bis  Sept. 
1878  47  Schnssverletzungen  (7  mittels  Schrot,  39 
mittels  Kugel  nnd  1  mittels  Wasser)  zar  Beobachtung 
gelangt.  Von  den  KngelschüBsen ,  die  fast  sämmt- 
fieh  auf  Selbstmordversuche  zurückzufahren  sind, 
waren  die  meisten  mit  Revolver  —  besonders  Kaliber 
7  Ifmtr.  Lefaucheux  —  ausgeführt. 

Theilen  wir  die  Verletzungen  in  a)  Schüsse  in 

Ko{tf  nnd  Hals,  b)  Schüsse  in  Brust  und  Bauch  und 

e)  Sehflsse  in  die  Extremitäten ,  welche  Eintheilnng 

jedoeh  bei  den  Schrotschüssen,  wegen  der  Streuung, 

adiwer  einzuhalten  ist,  so  finden  wir,  dass  sich  unter 

den  7  ScArotschüssen ,  von  denen  2  der  Gruppe  a) 

(Kopf-  n.  Halsschfisse),  5  der  Gruppe  c)  angehören, 

dner  mit  tödtliehem  Ausgang  befindet  (Schuss  in  den 

leebten  Mittelfnss ,  septische  Infiltration  und  plötz- 

üeher  Tod  in  Folge   von  Septikämie).     Von   den 

Kugelsehüuen  stellt  sich  die  Mortalität  für  die  drei 

Kategorien 

Heilongen  ad  a:    7,  Todesfälle  3 
adb:17,        „  6 

Sa.  29  Sa.  10 

Von  den  KngelaehfiBsen  seien  hier  folgende  erwähnt. 

L  (Nr.  8  des  OriginalB.)  Ein  Kaufmann  von  27  J. 
idioss  Bich  mit  einem  Revolver  (9Mmtr.)  in  die  Mitte  der 
Sdm  8  Finger  breit  über  der  Nasenwurzel ;  erst  30  Min. 
ladi  der  Verletsmig  trat  BewosstloBigkeit  ein,  so  dass  er 
$  8td.  im  Freien  lag;  dann  ging  er  zu  Fobb  in  die  Klinik. 
VoUständiges  BewnsstBein,  keine  Lähmungen,  kein  Kopf- 
iAmerz,  einmaliges  Erbrechen,  dagegen  groBse  Unruhe ; 
leehti  bedentender  Exophthafanns ;  PupiUe  erweitert, 
tekes  NasenbfaiteB.   Nach  3  T.  traten  wüthender  Kopf- 


schmerz und  leichte  Delirien  ein.  In  den  folgenden  Tagen 
steigerte  sich  das  Fieber,  die  Kopfschmerzen  blieben 
heftig;  das  Bewusstsein  war  am  Tage  frei ;  erst  nach  8  T. 
trat  zeitweilige  Bewusstlosigkeit  und  Nackenstarre  ein; 
dabei  nahm  die  Unruhe  fortwährend  zu.  Nach  9  T.  Zu- 
nahme des  Verfalls  und  Bewusstlosigkeit ;  es  wurde  ein 
bohnengrosses  Knocheustück  extrahirt.  Am  folgenden 
Tage  zeigte  sich  in  der  Wnnde  etwas  granrothliche  zer- 
quetschte GehirnmasBe.  Am  12.  T.  n.  d.  Verl.  Tod.  — 
Bei  der  Sektion  zeigte  es  sich,  dass  der  Schusskanal  sich 
am  Dache  der  rechten  Orbita  bis  an  das  For.  optic.  hin- 
zog; an  dieser  Stelle  war  das  Dach  der  Orbita  zer- 
stört, das  Auge  selbst  aber  unverletzt  und  nur  das  das- 
selbe umgebende  Fettgewebe  serös  infiltrirt.  Der  rechte 
Bulbus  olfactor.  waryollkommen  zerstört  und  am  rechten 
N.  opticus ,  da ,  wo  die  Kugel  lag ,  ein  ganz  minimaler 
Snbstanzverlust ;  die  ganze  vordere  Hälfte  des  Stim- 
lappens  war  in  eine  rothe  breiige  Masse  verwandelt  und 
die  Erweichung  erstreckte  sich  bis  an  die  Wand  des 
Seitenventrikels. 

II.  (Nr.  9  des  Originals.)  Selbstmordversuch  mittels 
9  Mm tr. -Revolvers  von  einem  27jähr.  Manne ;  Einschuss- 
Öffnung  in  der  rechten  Ohrmuschel,  dicht  hinter  der  Mün- 
dung des  äussern  Gehörgangs.  Das  Bewusstsein  war 
beim  Eintritt  in  die  Klinik  —  2  Std.  nach  d.  Verl.  — 
noch  intakt.  Fat.  war  aber  einige  Male  bei  vollem  Be- 
wusstsein hingefallen,  da  er  im  Kreise  herumgegangen 
war  und  oft  das  Gleichgewicht  verloren  hatte ;  kein  Kopf- 
schmerz, kein  Erbrechen,  nur  Schwindel.  Aus  tler  Wunde 
sickerte  mit  Blut  vermischter  Liqu.  cerebro-spinal.  aus; 
das  Gehör  auf  dem  rechten  Ohre  war  schlecht.  Die  Er- 
scheinungen ,  welche  folgten ,  waren  sehr  massig.  Das 
Bewusstsein  blieb  erhalten;  nur  einmal  heftiger  Kopf- 
schmerz, der  aber  aufhörte,  als  bei  Herausnahme  des 
Tampons  in  15  Min.  2  Cctmtr.  Liq.  cerebro-spinalis  aus- 
flössen und  eine  örtliche  Blntentziehung  gemacht  worden 
war.  Acht  Tage  n.  d.  Verl.  gelang  es ,  die  Kugel  am 
hintern  untern  Rande  der  Trommelhöhle,  ungefähr  dem 
Eingang  in  die  Cellulae  mastoid.  entsprechend ,  aufzu- 
finden, deren  Extraktion  jedoch  unterlassen  wurde.  Beim 
Abgang  —  35  T.  n.  d.  Verl.  —  war  das  Trommelfell  bis 
auf  einige  narbige  Stränge  am  obern  Rande  verschwun- 
den ;  die  Kugel  —  von  der  man  den  3.  Theil  der  Circum- 
ferenz  an  der  oben  genannten  Stelle  sieht  —  war  mit  der 
Sonde  nicht  beweglich. 

III.  (Fall  10  des  Originals.)  Selbstmordversuch  mit 
einem  7  Mmtr.-Revolver  am  1.  Sept. ;  Aufnahme  kurz 
nachher.  Einschussöffnung  an  der  linken  Schläfe  dicht 
neben  der  Lin.  semicirc. ;  der  Kr.  gab  noch  deutliche 
Zeichen  von  Bewusstsein.  Tod  am  2.  September.  —  Die 
Sektion  ergab  einen  kleinen  Defekt  im  Schläfenbeine  mit 
Absplitternng  nach  innen,  Zerreissung  der  Dura  und  der 
Art.  mening.  media.  Die  linke  Gehimhemisphäre  war 
stark  mit  geronnenem  Blute  durchsetzt ;  der  Schusskanal 
ging  in  querer  Richtung  durch  die  Gehimsubstanz  und  er- 
streckte sich  bis  an  die  äussersten  Theile  der  rechten 
Hemisphäre ;  die  Kugel  sass  in  der  Gegend  der  Fissura 
centralis. 

Als  bemerkenswerth  hebt  K.  hervor  das  Fort- 
bestehen des  Bewusstseins  trotz  so  schweren  Ver- 
letzungen. 

Unter  den  23  Bmstachüssen  fand  sich  nnr  Imal 
eine  Ansschussoffnung.  In  diesem  Falle  war  die 
Waffe  ein  Pistol,  dessen  schärfere  Ladnng  im  Gegen- 
satz zu  der  des  Revolvers  den  Grund  dazu  gab.  In 
einigen  Fällen  sass  das  Projektil  an  der  Rücken- 
fläche y  doch  wurde  es  nicht  herausgeschnitten ,  da 
diess  im  Allgemeinen  auf  der  Leipziger  Klinik  unter- 
lassen wird,  weil  die  Einheilung  solcher  Fremd- 
körper meist  ohne  Weiteres  von  Statten  geht.  Nur 
wo  man  ganz  auffallende  Störungen  durch  Entfernung 


68 


VI.     Chimrgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


des  Projektils  beseitigen  zu  kdonen  glaubt ,   muss 
diese  vorgenommen  werden. 

Besondere  Beobachtongen  in  Bezug  auf  Heilung 
der  Brustschflsse  mit  Rücksicht  auf  die  Bedeckungen 
der  Brust  wurden  nicht  gemacht.  In  einigen  Fällen 
war  die  Brust  frei  oder  nur  mit  dem  Hemde  bekleidet 
gewesen  y  in  andern  Fällen  war  der  Schnss  durch 
sämmtliche  Kleider  gegangen  und  war  hier  die  Hei- 
lung ebenso  ohne  Weiteres  zu  Stande  gekommen; 
dass  bekleidete  Eörpertheile  grössere  Gefahr  der 
Sepsis  bieten,  ist  selbstverständlich.  In  den  meisten 
Flülen  waren  die  EinschussöiTnungen  links ,  nur  in 
3  Fällen  rechts.  Es  kamen  in  2  Fällen  Zerreissnng 
äeYArLmammaria  inL  vor.  In  einem  Falle  wurde 
exspektativ  verfahren  und  Pat.  starb;  im  andern 
Falle  wurde  am  3.  Tage  n.  d.  Verl.  das  Blut  durch 
Punktion  entleert,  der  Pleuraraum  f&Ute  sich  nicht 
wieder  und  man  konnte  von  einer  Unterbindung 
absehen.  Im  1.  Falle  hätte  sofortige  Unterbindung 
Hoffnung  auf  Erhaltung  des  Lebens  gewährt  Diese 
beiden  Fälle  sind  kurz  folgende. 

IV.  (Fall  17  des  Originals.)  Ein  23  J.  alter  Mann 
hatte  sich  mit  einem  Terzerol  eine  Brastverletzung  zu- 
gefügt, deren  Eingangsoffhnng  sich  im  3.  rechten  Inter- 
costahranme  dicht  am  Stemalrande  befand.  Er  wurde  in 
collahirtem  Zustande  mit  fortdauernder  Blutung  aus  Mund 
und  Nase  und  geringer  Blutung  aus  der  Wunde  aufgenom- 
men. Der  Tod  trat  nach  12  Std.  ein.  —  Die  Sektion  er- 
gab Zerreissung  der  Art.  mammaria  interna. 

y.  (Fall  18  des  Orig.)  Ein  21jähr.  Mann  hatte 
einen  Selbstmordversuch  mit  Revolver  bei  mit  Hemd  be- 
kleideter Brust  gemacht ;  die  Einschussoffhung  entsprach 
dem  Stemalansatze  des  3.  rechten  Bippenknorpels,  ziem- 
lich genau  über  der  Art.  mammaria  interna.  Herzstoss 
schwach  fühlbar ,  Dyspnoe ,  rechtseitiger  Hämatothoras. 
Dämpfung  und  Dyspnoe  nahmen  zu;  am  2.  Tage  war 
Cyanose  und  hochgradige  Djrspnöe  vorhanden  und  es 
wurde  antiseptisch  punktirt,  wodurch  12— 1500  Ccmtr. 
dickflüssigen  schwarzen  Blutes  entleert  wurden.  Kurz 
darauf  war  rechts  hinten  unten  deutlich  Luftschall  und 
Vesikularathmen  nachzuweisen  u.  es  erfolgte  Heilung  ohne 
jede  Störung.  Pat.  wurde  nach  30  T.  geheilt  entlassen, 
kehrte  aber  wegen  einer  Periphlebitis  der  Vena  saphena 
sin.,  an  die  sich  eine  Pleuritis  sin.  schloss,  wieder  und 
wurde  auch  hiervon  gänzlich  geheilt. 

Von  Interesse  ist  auch  folgender  Fall ,  in  dem 
die  Art  lingualis  dextra  zerrissen  war. 

VI.  (FaU  19  des  Orig.)  Ein  21Jähr.  Arbeiter 
hatte  mit  einem  7  Mmtr. -Revolver  einen  Selbstmordver- 
such gemacht ;  die  Brust  war  nur  mit  Hemd  bekleidet  ge- 
wesen. Einschüsse  am  linken  Stemahrande  in  der  Hohe 
des  3.  Intercostalraumes  und  in  der  Höhe  des  7.  Inter- 
costalraumes  7  Ctmtr.  nach  aussen  von  der  Medianlinie ; 
Sensorium  frei ,  Badialpuls  klein ,  an  der  Herzspitze  pfei- 
fendes systolisches  Geräusch.  In  den  nächsten  Tagen 
zeigte  sich  ein  geringer  Erguss  im  rechten  Pleurasäcke 
und  vom  6.  T.  an  bildete  sich  in  der  Oegend  des  rechten 
Unterkiefelwinkels  eine  prall  elastische,  rasch  zunehmende 
Geschwulst,  dabei  Unvermdgen,  den  Mund  zu  öffnen, 
hohes  Fieber  und  Dyspnoe.  Beim  Spalten  der  Geschwulst 
—  am  20.  Tage  n.  d.  Verl.  —  fand  man  die  Höhle  mit 
Blutgerinnseln  gefüllt;  der  Unterkiefer  lag  an  seinem 
Winkel  bloss ;  plötzlich  trat  Asphyxie  auf  und  während 
die  Respiration  wieder  in  Gang  gebracht  wurde ,  drang 
aus  der  Incisionsöffinung  ein  heller  Blutstrahl;  Tod.  — 
Die  Sektion  zeigte  Zerreissung  der  Art.  lingual,  dextra 
kurz  vor  ihrem  Abgange  ans  der  Art.  carotis  ext. ;  das 
Zellgewebe  des  Halses  war  in  eine  schwielige  Masse  ver- 


wandelt, das  Projektil  hier  nicht  zu  finden.  Aosaerdem 
fland  sich  Verletzung  der  Leber  an  dem  untern  Rande  des 
linken  Lappens  (Vemarbung) ;  die  anliegende  Partie  des 
Magens  war  mit  dieser  Stette  verklebt.  Das  Projektil 
lag  frei  im  perirenalen  Bindegewebe,  das  Perikaidinm 
enthielt  blutig-serösen  Erguss. 

Die  Diagnose  auf  Verletzung  der  Art.  lingnalis 
konnte  nicht  gestellt  werden ;  man  dachte ,  da  die 
Anschwellung  erst  am  6.  Tage  aufbrät^  an  eine  sep- 
tische Entzündung  des  Bindegewebes  am  Halse. 
Die  sofortige  Unterbindung  der  Art.  carotis  comm. 
hätte  wohl  Aussicht  auf  Heilung  geboten  y  nachdem 
die  Geschwulst  eröffnet  war ,  wenn  nicht  plötzlicher 
Tod  eingetreten  wftre. 

Von  Verletzung  des  Herzens  kamen  folgende 

Falle  vor. 

vn.  (Nr.  20  des  Orig.)  Selbstmordversuch  dnrch 
Revolver;  Pat.  wurde  1  Std.  nach  der  That  bewnsifloB 
in  die  Klinik  gebracht.  EinsebussÖtfoung  im  6.  Inte^ 
costalranm  genau  in  der  Papillarlinie;  die  Auskultaiioi 
ergab  nichts  Abnormes ;  Pneumothorax  sin. ;  Tod  nach 
36  Stunden.  Bei  der  Sektion  zeigte  sich,  dass  der  Schtm 
die  Lingula  pulm.  sin.  und  das  Myokardium  des  ttnkoi 
Ventrikels  durchsetzt  hatte,  ohne  das  Lumen  des  Ven- 
trikels zu  eroffnen;  Hämopneumothorax ;  Hämoperikir- 
dium ;  Lungenödem ;  frische  Infiltration  des  dem  SchUB- 
kanal  zunächst  liegenden  Papillarmuskels. 

Vm.  (Nr.  21  des  Orig.)  Selbstmordversuch  dnrck 
Revolver ;  Einschussoffhung  2  Ctmtr.  nach  innen  von  der 
linken  Papille  in  gleicher  Höhe  mit  derselben ;  Bewuastr 
sein  bei  der  Aufnahme  —  3  Std.  nach  der  Verl.  —  frei; 
Herztöne  schwach,  aber  rein.  In  den  Lungen  Mnka  hintes 
unten  Dämpfung ;  ans  der  Wunde  floss  beim  Aufriehten 
hellrothes  Blut.  Im  9,  Intereostalranm ,  handbreit  vom 
Proc.  spinös,  entfernt,  war  das  Projektil  zu  f&hleo; 
Schmerz,  Athemnoth.  In  der  5.  Std.  n.  d.  Verl.  pl^ti- 
lieh  Bewusstlosigkeit  und  2  Std.  darauf  Tod.  Bei  der 
Sektion  fand  man  Haematothorax  sin.,  der  Schuss  hatte 
den  linken  Ventrikel  gestreift,  dabei  das  Lumen  deeael- 
ben  eröffnet  und  dann  noch  den  linken  untern  Liugeo- 
lappen  durchbohrt. 

Im  letzten  Falle  hatten  während  des  LebeoB 
keine  Symptome  einer  so  schweren  HerzrerietzuDg 
bestanden.  Es  ist  daher  wohl  anzunehmen,  da» 
ein  Haarseilschnss  vorhanden  gewesen  nnd  eine 
dflnne  Muskelschicht  stehen  geblieben  war,  die  dann 
plötzlich  riss,  worauf  der  Tod  sofort  eintrat. 

Die  Behandlung  der  Schnssverletznngen  geechietii 
in  der  Leipziger  Klinik  in  der  Weise,  dass  dieWtmde 
und  ihre  Umgebung  mit  Carbol-  oder  SalicylwMsa 
gereinigt ,  der  Schnsskanal  in  seinem  obem  Theile 
ansgespfllt  und,  wenn  er  klaflPt,  drainirt  wird.  Tritt 
bei  Brustschüssen  hochgradiges  Emphysem  ein,  so 
wird  der  Schusskanal  erweitert  und  die  Oeffnnng  m 
der  Thoraxwand  tamponirt.  Die  Sondimng  ist;  m 
weit  als  möglich ,  zn  unterlassen ;  bei  ausgedehnten 
Einschussöffnungen  mit  gequetschten  Rändern  sino 
diese  zu  excidiren  und  -^  wenn  möglich  —  dorcn 
die  Naht  zu  vereinigen,  üeber  die  Entfernung  der 
Projektile  ist  bereits  oben  gesprochen.  Zum  Be- 
decken der  Wunde  dient  ein  Salicylwatte-  oder 
Carboljuteverband ,  und  zwar  letzterer  sowohl  w 
trockner ,  wie  als  nasser  Verband.  Wo  es  siob  uffl 
Höhlen  handelt ,  ist  der  Carbolverband  vorzüglich«!*. 
Eis ,  Morphium ,  absolute  Ruhe  sind  von  besonderer 
Wichtigkeit. 


VI.     Cbimrgie,  Ophäialmologie  u.  Otiatrik. 


69 


Von  aecidentellen  Wnndkrankheiten  kam  nur 
eiD  Fall  y  und  zwar  Pyämie  vor.  Es  betraf  dieser 
einen  Revolverachiu«  in  die  Mitte  der  rechten  Ellen- 
bogenbenge  bei  einem  15jähr.  Lehrling,  der  schon 
Bicfa  2  Tagen  starb.  Da  seit  mehreren  Jahren  in 
der  Leipziger  Klinik  seit  strenger  DarchfÜbrang  der 
Antisepsis  kein  Fall  von  Pyämie  beobachtet  wurde, 
80  kann  man  iinr  annehmen,  dass  beim  Sondiren 
otar  Eingehen  mit  dem  Finger  infektiöse  Stoffe  in 
&  Wunde  getragen  wurden. 

In  Bezug  auf  die  Gefährlichkeit  der  Revolver" 
Schüsse  ergaben  die  Beobachtungen,  dass  Keiner  von 
Denen ,  welche  sich  mittels  eines  kleinen  Projektils 
eme  Schussverletzung  der  Lungen  ohne  Betheiligung 
des  Herzens  und  der  Gefilsse  zugezogen  hatten ,  gc- 
stoiben  ist.  Solche  Schüsse  heilen  in  kurzer  Zeit, 
ohne  erhebliche  Störungen  hervorzurufen  oder  zu 
hmterlassen. 

Prof.  Theodor  Kocher  (Schweiz.  Corr.-Bl. 
IX.  3.  4.  5.  1879)  hat  eine  Reihe  sehr  wertlivoUer 
Uatersochnngen  über  die  phygikalischen  Einwir' 
hmgen  der  KUingewehrgeschoese  veröffentlicht, 
onter  ganz  besonderer  Berücksichtigung  der  Gewebe 
and  Organe  des  menschlichen  Körpers.  Die  Ver- 
suche sind  besonders  mit  dem  Vetterli-Repetirgewehr 
mit  gezogenem  Laufe  (dem  gewöhnlichen  eidgenössi- 
schen Ordonnanzgewehr),  dem  Henry-Martinigewehr 
mit  verschiedenen  Geschossen ,  und  zwar  aus  Blei, 
Kopfer,  Rose'schem  Metall  u.  s.  w.,  sowie  mit  ver- 
schiedener Ladung  angestellt  worden.  Besonders 
bat  K.  auch  anf  die  Geschwindigkeit  der  Geschosse, 
die  von  der  frühem  so  wesentlich  abweicht ,  Rück- 
sicht genommen.  Bei  der  grossen  Wichtigkeit  des 
in  Rede  stehenden  Gegenstandes  geben  wir  die  Ar- 
beit —  so  weit  diess  überhaupt  möglich  ist  —  aus- 
tehrlich  wieder. 

Ans  den  Versuchen  ergiebt  sich  zunächst,  dass 
durch  eine  Flüssigkeitsmasse  allein  eine  auf  kurze 
£ntfemung  (30  Mtr.)  abgeschossene  Kugel  in  ihrem 
Lanfe  aufgehalten  werden  kann;  eine  Erhöhung  der 
Temperatur  bis  znr  Schmelzung  des  Bleies  findet  da- 
bei nieht  statt.  Auch  die  Kugel  aus  Rose'schem 
Metall  zeigt  keine  auf  Abschmelznng  hindeutende 
Verlndenmg ;  wenn  auch  die  Bleikugel  in  einzelnen 
Fällen  Pilzform  angenommen  hatte,  so  ist  diese  einzig 
und  allein  auf  die  Weichheit  und  Plasticität  des  Me- 
taÜB  zurfickzuführen. 

Im  Ganzen  hat  K.  Schüsse  abgegeben  auf  Glas- 
tdieiben,  mit  EUeseln  gefüllte  Gefösse,  auf  einen  mit 
Wasser  gefällten  und  an  der  vordem  Wand  nur  mit 
Pe^amentpapier  verschlossenen  Brodkasten,  auf  ein 
mit  Wasser  gefttUtes,  oben  offenes  Blechgeiiss,  auf 
mehrere  hinter  emander  stehende  Blechgefösse ,  von 
deneo  das  mittlere  leer,  die  beiden  andern  mit  Wasser 
gefUlt  waren,  anfeine  (SGtmtr.  dicke)  Eisenplatte,  anf 
eiB(4Gtaitr.  dickes)  Buch  ohne  Pappdeckel,  auf  ein 
System  von  zwei  3  Otmtr.  dicken  Platten  aus  Gela- 
tine mit  emer  3  Gtmtr.  dicken  Gementplatte  dazwi- 
mid  anf  eine  trockne  Tibia. 


Indem  wir  wegen  der  einzelnen  Versuchsreihen 
und  deren  Resultate  auf  das  Origmal  verweisen ,  er- 
wähnen wir,  dass  der  erste  von  K.  gezogene  Schluss 
dahin  lautet,  dass  die  zerstörende  Wirkung  der  mo- 
dernen Geschosse  —  soweit  Flüssigkeiten  dabei  in 
Betracht  kommen  —  einzig  und  allein  auf  dem  Zu- 
standekommen des  hydrostatischen  Druckes  beiniht 
und  dass  eine  Abschmelznng  von  Blei  dabei  nicht 
stattfindet.  Im  Gegensatz  hierzu  ergaben  die  auf 
eine  Eisenplatte  abgefeuerten  Schüsse,  dass  bei  Auf- 
treffen des  Geschosses  anf  einen  harten  Gegenstand, 
welcher  dieselbe  Geschwindigkeit,  statt  wie  das 
Wasser  allmälig  (auf  ca.  l'/i  Mtr.  Länge),  sofort 
zu  vernichten  vermag ,  allerdings  eine  Schmelzung 
stattfindet.  Bei  niederem  Schmelzpunkt  des  Ge- 
schosses findet  —  wie  Versuche  mit  dem  Rose'schen 
Metall  ergaben  —  eine  ausgedehntere  Schmelzung 
statt;  bei  Geschossen  aus  Kupfer,  das  einen  viel 
höheren  Schmelzpunkt  hat,  kamen  bei  geringerer 
Anfangsgeschwindigkeit  Schmelzungen  nicht  vor. 
Die  Wirkung  auf  die  Eisenplatte  wird  übrigens  — 
wie  die  Versuche  ergaben  —  durch  die  Schmelzung 
der  Kugel  nicht  beeinträchtigt.  Die  Wirknng  der 
Geschosse  auf  die  Ziele  richtet  sich  nach  der  grösse- 
ren Weichheit,  resp.  dem  geringeren  Widerstände 
derselben,  und  ist  der  grösseren  Weichheit  derselben 
entsprechend  grösser;  statt  einer  Delle,  die  sich  bei 
einer  Eisenplatte  als  Ziel  zeigt,  finden  wii*  eine  gleich 
dicke  Bleiplatte  ganz  durchschossen  oder  statt  der 
flachen  Delle  einen  tiefen  Krater.  Von  besonderem 
Interesse  bei  diesen  Schüssen  ist  aber,  dass  bei  ihnen 
eine  Seitenwirkung  stattfindet,  es  wird  hierdurch  eine 
Oeffnung  von  zwei-  bis  dreimal  so  grossem  Durch- 
messer, als  der  Umfang  der  Kugel,  hervorgerufen ; 
beim  Bleigeschoss  findet  diese  Vergrösserung  nur  an 
der  Euigangsöffnung  statt,  während  die  Ausgangs- 
öffnung verhältnissmässig  klein  ist.  Einen  solchen 
trichterförmigen  Schusskanal  hatte  Busch  bei 
Schüssen  gegen  eine  geknetete  Lehmwand  beobach- 
tet und  für  die  Abschmelznng  des  Bleies  und  die 
Wirkung  der  abgeschmolzenen  Theile,  sowie  für  die 
Wirkung  der  Centrifugalkraft  durch  Rotation  der 
Kugel  für  beweisend  gehalten.  K.  hat  durch  seine 
Versuche  die  Unhaltbarkeit  dieser  Behauptung  dar- 
gethan.  Die  Rotation  kann  die  Seitenwirknng  nicht 
wohl  hervorbringen ,  eben  so  wenig  aber  auch  die 
Schmelzung  des  Geschosses ,  da  diese  letztere  sich 
auch  beim  Kupfergeschoss  zeigt,  während  hier  von 
einer  Abschmelzung  des  Geschosses  nicht  die  Rede 
ist.  Auch  hier  findet  allerdings  eine  Schmelzung 
und  ein  Umherspritzen  feinster  Metalltheilchen  statt, 
aber  diess  ist  eine  Schmelzung  des  Zieles  selbst  — 
der  Bleiplatte.  Für  Geschosse  aus  Blei  und  Rose 's 
Metall  kommen  hierzu  die  Produkte  der  Abschmel- 
znng des  Geschosses.  Alle  diese  Versuche  und  die 
hieraus  resultirenden  Formen  des  Schusskanals  be- 
weisen aber,  dass  die  Schmelzung  des  Geschosses 
selbst  die  Wirkung  auf  das  Ziel  nicht  verstärkt,  son- 
dern verringert.  Da  also  die  Wirknng  dm'ch  die 
Erweichung  der  Bleiplatte  verstäi'kt  wu*d  und  da  die 


70 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


Wirkung  durch  (theilweise)  Verflüssigung  der  Ge- 
schosse vermindert  wird,  so  muss  man  fbr  den 
menschlichen  Eöiper ,  bei  dem  doch  von  einer  Ver- 
flüssigung des  Zieles  nicht  die  Rede  sein  kann ,  an- 
nehmen,  dass  hier  ausschliesslich  der  bereits  vorhan- 
dene Flüssigkeitsgehalt  für  die  Sprengwirkung  des 
Geschosses  maassgebend  ist ,  und  dass  in  Bezug  auf 
eine  Verstärkung  der  Wirkung  eine  Schmelzung  des 
Geschosses  nicht  in  Betracht  kommt 

Man  darf  aber  nicht  so  weit  gehen ,  zu  behaup- 
ten, dass  die  Seitenwirkung  der  modernen  Geschosse 
ausschliesslich  auf  den  hydrostatischen  Druck  zui*ück- 
zuführen  ist;  dass  diess  nicht  der  Fall  ist,  lehren  Ver- 
suche mit  Schüssen  (verschiedener  Geschwindigkeit) 
auf  Glasscheiben.  Man  hat  gefunden,  dass  durch  einen 
Pistolenschuss  aus  nächster  Nähe  bei  etwas  mattem 
Glase  ein  schönes  rundes  Loch  mit  sehr  geringer 
Splitterung  der  Ränder  herausgeschlagen  wird  und 
sollte  demgemäss  annehmen,  dass  das  Vetterli- 
geschoss,  das  eine  viel  grössere  lebendige  Kraft;  be- 
sitzt, ein  noch  viel  reineres  Loch  erzeugen  würde. 
Das  ist  aber  nicht  der  Fall ;  man  findet  allerdings 
einen  lochförmigen  Defekt,  aber  damit  verbunden 
eine  Reihe  concentrischer  und  radienförmig  angeord- 
neter ausgedehnter  Sprünge,  so  dass  sprödes  Glas  zer- 
splittert, weicheres  Glas  bis  an  den  Rand  hin  von 
Sprüngen  durchzogen  wird.  Die  Erklärung  für  diese 
Thatsache  ist  nach  E.  der  Umstand ,  dass  trotz  der 
enormen  Geschwindigkeit  und  deshalb  sehr  geringen 
Zeit  zu  Mittheilung  der  Bewegung  der  momentane 
StoBS  seiner  ausserordentlich  gesteigerten  Heftigkeit 
wegen  bis  an  den  Rand  der  Scheibe  hin  wirksam  ist. 
Für  diese  Annahme  gaben  Schiessversnche  eine 
gute  Stütze ,  die  mit  dem  Vetterligewehr  mit  star- 
ker und  schwacher  Ladung  auf  Blechgefässe,  die 
mit  Kieselsteinen  gefüllt  waren ,  abgegeben  wurden. 
Man  möchte  hieraus  zu  dem  Schlüsse  gelangen,  dass 
zwischen  der  Wirkung  der  modernen  Geschosse  auf 
flüssige  und  auf  feste  Köi*per  eine  Verwandtschaft 
bestehe,  und  dass  die  Seitenwirkung  durch  den  hydro- 
statischen Druck  und  die  ausgedehnte  Splitterung 
nach  den  Seiten  hin  auf  analogen  Vorgängen  beruhe; 
eine  genaue  Analyse  der  Vorgänge  hierbei  lässt  eine 
Analogie  nicht  verkennen.  Eine  weitere  Illustra- 
tion zur  Erklärung  der  Seitenwirkung  bei  festen 
Körpern  geben  die  auf  eine  Combination  von  Gelatine 
und  Cementplatte  abgegebenen  Schüsse ,  welche  das 
Verhalten  elastischer  Körper  gegen  die  Geschosse 
gut  demonstriren.  Während  die  Gelatine  einen  sehr 
engen  Schusskanal  —  enger  als  der  Durchmesser 
der  Kugel  —  zeigte ,  war  die  Cementplatte  dazwi- 
schen in  emer  Ausdehnung  von  10  bis  15  Gtmtr.  zu 
Sand  zerbröckelt.  Frühere  Versuche  hatten  K.  ge- 
lehrt, dass  auch  dm*ch  Gallerte  hindurch  eine  Stoss- 
wirkring  auf  Cement  zu  Stande  kommt.  Elastische 
Körper  pflanzen  die  Wirkung  des  Geschosses  sehr 
energisch  fort,  allerdings  nicht  so  stark  wie 
Flüssigkeiten,  aber  sie  selbst  werden  in  Folge 
der  Verschiebbarkeit  ihrer  Theilchen  wenig  zer- 
stöi*t. 


Hieraus  geht  noch  hervor,  daes  die  Sprengwir- 
kung unter  gleichzeitig  stattfindender  Verschiebong 
der  kleinsten  Theile  zu  Stande  kommt,  dass  aber  die 
mit  ihr  verbundene  Arbeitsleistung  die  Kraft  des 
Stosses  um  so  mehi-  erschöpft,  je  grösser  die  Coh&- 
sion  des  Körpers  ist.  Deshalb  aber  behält  bei  FiOs- 
sigkeiten  der  Stoss  seine  Kraft  auf  grosse  Entfer- 
nung, während  bei  spröden  Körpern  die  Kraft  des 
Stosses  auf  weitere  Entfernung  durch  Ueberwindaog 
der  Cohäsion  gehindert  und  erschöpft  wird.  Ueb- 
rigens  ergaben  fernere  Versuche,  dass  auch  bei 
festen  Körpern  die  Schmelzung  des  Geschosses  eine 
Vermehrung  der  Wirkung  nicht  zur  Folge  hat. 

Wenn  man  bei  Betrachtung  der  Wirkungen  des 
Geschosses  die  Qualität  des  Zieles  unberücksichtigt 
lässt,  so  gelangt  man  dadurch  zu  irrthümlicben 
Schlüssen.  Man  kann  also  durchaus  nicht  von  einer 
Wirkung  eines  bestimmten  mit  einer  gewissen  leben- 
digen Kraft  begabten  Geschosses  sprechen,  ohne  da- 
bei das  Ziel  selbst  in  Betracht  zu  ziehen.  Diese 
allgemeine  Bemerkung  ist  bei  der  Benrtheilung  der 
Wirkung  von  Geschossen  auf  den  menschlichen  Kör- 
per nicht  zu  vergessen.  Für  die  verschiedenen  Ge- 
webe und  Organe  des  Körpers  ergiebt  sich  nun  als 
Versuchsresnltat  Folgendes.  Das  härteste  Gewebe 
des  Körpers  —  die  Cortikalsubstanz  der  Knochen  — 
steht  den  gegenwärtig  gebräuchlichen  Geschossen 
gegenüber  in  der  Mitte  zwischen  der  Glasscheibe  nnd 
der  Blechplatte,  so  dass  durch  ein  Vetterli-Gewehr 
wie  durch  ein  Pistol  ein  Loch  mit  Defekt  heraas- 
gerissen  wird;  aber  es  macht  sich  beim  Vetterli- 
Gewehr  noch  ein  geringer  Grad  fortgeleiteter  Wir- 
kung bemerkbar,  indem  Splitterung  —  wie  beim 
Glase,  aber  in  geringerer  Ausdehnung  —  stattfindet 
Rein  kommt  diese  Wirkung  nur  dann  am  lebenden 
Körper  zur  Geltung,  wenn  die  Anfangsgeschwindig- 
keit unter  200  Mtr.  beträgt,  während  sonst  die 
hydrostatische  Wirkung  so  in  den  Vordergrund  tritt, 
dass  man  die  „Sprengwirkung^^  vernachlässigen 
kann.    Ganz  dasselbe  findet  bei  Streifischfissen  stati 

Für  alle  festen  Gewebe  des  Körpers  lässt  sieh 
nachweisen,  dass  das  Zwisohenschieben  von  festen 
Körpern  zwischen  Ein-  und  Ausschnssöffhnng  eine 
trichterförmige  Erweiterung  derSchussöffhung  gegen 
letztere  hin  zur  Folge  hat,  eine  Thatsache,  die  ans 
dem  Ausreissen  der  erstgetroffenen  Theile  resnl- 
tirt.  Beim  menschlichen  Körper  werden  grössere 
Muskelstücke  und  Knochensplitter  mitgerissen.  Diese 
Wirkung  ist  bei  hartem  Geschossmaterial  stärker 
und  wird  desshalb  auch  durch  Abschmelzung  abge- 
schwächt. 

Die  Schüsse  auf  die  eUuUBchen  Gewebe  des 
Körpers  verhalten  sich  denen  auf  Gelatineplatten 
analog;  die  Oeffnungen  sind  relativ  klein  und  die 
Seitenwirkung  giebt  sich  nur  durch  Risse  in  der 
Richtung  der  Spaltbarkeit,  schlitzförmige  Oeff- 
nungen in  den  Fasoien,  Längsrisse  in  der  Haut  am 
Ausschasse,  kund.  Den  grössten  Aniheil  an  der 
Wirkung  der  Geschosse  auf  die  Gewebe  des  mensdi- 
lichen  Körpers  haben  die  vom  Flflss^keitsgehalte 


VI.     Ghinirgie,  Ophthalmologie  n.  Oiiatrik. 


71 


der  Gewebe  abhüngigOD  VerhältniBse.  Für  alle 
nicht  ans  zu  grosser  £DtferDnng  kommeuden  Schüsse 
iat  der  hydrostatische  Druck  fflr  den  Grad  der  Sei- 
ten- oder  SpreugwirkuDg  maassgebend,  und  zwar 
sowohl  ftlr  die  Weichtheile  —  zumal  Muskeln  und 
grosse  Unterleibsdrüsen  — ,  als  auch  für  Epi-  und 
Dkphyaen  und  filr  Räume,  welche  grössere  Fittssig- 
kdtsmeDgeii  enthalten,  wie  Schädel  und  Darm. 

Diese  Wirkung  zeigt  sich  bei  unsem  jetzigen 
tochossen  nur  bei  Nahschüssen.  Im  Ganzen  führen 
jiBo  E.'a  Versuche  zu  folgendem  Ergebniss.  Die 
Absdunelzung  von  Blei  hat  fflr  Erklärung  der 
Sprengwirkung  der  modernen  Geschosse  gar  keine 
Bedeatnng,  die  Sprengwirkung  findet  ihre  völlig 
nreiehende  Erklärung  vielmehr  in  der  ausserordent- 
lieh  geateigerten  Geschwindigkeit  der  neueren  Ge- 
sekMse.  Die  vermehrte  Geschwindigkeit  hat  eine 
hochgradige  Steigerung  der  Seitenwirkung  nicht  nur 
bei  fiOaagen,  sondern  auch  bei  festen  Eörpertheilen 
nr  Folge,  und  zwar  ist  die  Seitenwirkung  um  so 
hedentender,  je  mehr  sich  ein  Körper  in  seinen  phy- 
äkaliachen  Eigenschaften  von  den  festen  Körpern 
entfernt  und  den  Flüssigkeiten  nähert,  so  dass  also 
£e  Seitenwirkung  in  der  Form  des  hydrostatischen 
Draekes  ihr  Maximum  erreicht. 

Weitere  Versuche  werden  nothwendig  sein,  um 
m  entscheiden,  ob  die  Seitenwirkung  eine  direkte 
Folge  der  vermehrten  Geschwindigkeit  ist,  so  dass 
die  Bewegung  den  kleinsten  Theilen  so  rasch  mit- 
getheflt  wird,  dass  em  Ausweichen  nicht  stattfinden 
kaao,  oder  ob  die  Seitenwirkung  mit  der  lebendigen 
Kraft  sosammenhängt,  die  im  Verhältniss  der  Qua- 
dntnr  der  Geschwindigkeit  zunimmt,  so  dass  trotz 
dem  g^genseitagen  Ausweichen  u.  dem  dadurch  ent- 
stehenden Kraftverluste  doch  auf  grosse  Entfernung 
hin  noch  eme  bedeutende  Energie  entfaltet  und  über- 
tngen  wird.  Diese  Fragen  sind  durch  Anwendung 
nm  Geaehossen  verschiedenen  specifischen  Gewichts 
bei  gleichem  Volumen  zu  lösen.  K.  neigt,  wie  oben 
entwickelt,  bei  Entscheidung  dieser  Frage  zu  der 
Aaäeht,  diias  noch  ein  geringer  Theil  der  lebendigen 
Kraft  zur  Geltung  kommt 

Fernere  Versuche  —  Schüsse  aus  glattem  Rohre 
lof  Bleiplatten  —  werden  die  Rotationswirkung  der 
Geschosse  zu  entscheiden  haben,  obwohl  dieselbe 
aar  eine  minimale  sem  kann.  Femer  handelt  es 
adi  noeh  darum,  die  Formel  zu  finden,  nach  der 
nan  a  priori  den  Grad  der  Seitenwirkung  bei  be- 
lümmter  Geschwindigkeit  und  gegebenem  Geschosse 
besüninien  kann,  also  für  einen  bestimmten  Flüssig- 
kdtsgehalt  der  Gewebe  die  Geschwindigkeit  zu  be- 
ttimmen,  bei  der  die  „Sprengmrkung'^  beginnt. 
[Diesen  Ausdruck  werden  wir,  nach  K.'s  Vorgange, 
also  fOi  die  Seitenwirkung  der  Geschosse  festhalten.] 

Auf  eine  Anfrage  des  eidgenössischen  Stabs- 
falrean*8|  ob  durch  Hartblei  oder  Weichbleischwerere 
Yerietzongen  und  längere  KampfunflUiigkeit  bedingt 
würden,  hatte  K.  sich  gegen  Metalle  mit  niedrigerem 
Sdimelspankte  als  Blei  ausgesprochen,  da  dadurch 
ie  Wirkung  gesteigert  würde,  und  hatte  also  auch 


die  Legimngen  des  Hai*tblei's  verworfen.  Diese 
Ansicht  sieht  sich  K.  genöthigt,  zurückzunehmen. 
Mit  Sicherheit  lässt  sich  diese  Frage  erst  entschei- 
den, wenn  festgestellt  ist,  ob  bei  Weichblei  oder  bei 
Hartblei  im  Körper  eine  Schmelzung  stattfindet, 
vorläufig  ist  es  für  das  Vetterli-Gewehr  wahrschein- 
lich, dass  durch  Hartblei  schwerere  Verletzungen  im 
menschlichen  Körper  entstehen.  Im  Interesse  der 
Humanität  hält  K.  es  aber  für  geboten,  auf  eine  Ver- 
kleinerung der  Geschosse  zu  dringen.  Hierdurch 
wird  Kampfunfl&hlgkeit  des  Geschossenen  erzielt, 
andrerseits  aber  doch  der  chirurgischen  Therapie 
eine  leichtere  Aufgabe  gestellt.  (Asch^.) 

331.  Fall  von  Teleangiektasie;  von  Dr.  Gay. 
(Lancet  I.  4 ;  Jan.  1881.  p.  135.) 

Der  nachfolgende  Fall  erscheint  in  mehrfacher 
Hinsicht  bemerkensweilh ,  obschon  über  die  Zeit, 
binnen  welcher  das  —  übrigens  noch  nicht  vollstän- 
dige —  Resultat  erzielt  worden  ist,  sich  keine  An- 
gabe vorfindet. 

Der  betr.  Kr.,  8  J.  alt,  sonst  gesnnd,  hatte  eine  Ge- 
Bchwolst,  welche  die  ganze  rechte  Wange  einnahm  and 
aus  einer  Gruppe  von  ausgedehnten  Venen  bestand,  die 
unter  einander  anastomosirten  und  so  eine  compakte 
venöse  (Geschwulst  bildeten;  die  Qefässe  —  namentlich 
die  Venen  —  hatten  sich  auf  Kosten  des  Muskelgewebes, 
besonders  des  M.  bncclnator,  entwickelt.  Der  Tumor 
war  von  bläulicher  Farbe,  hatte  die  Wange  stark  auf- 
gebläht, die  Haut  sehr  verdünnt  und  erschien  in  der- 
selben Weise  nach  innen  hervorgewölbt ,  so  dass  er  zu- 
weilen zwischen  die  Zahnreihen  gerieth  und  so  das  Kind 
beim  Sprechen  und  Kauen  hinderte.  Von  der  Wange  aus 
erstreckte  sich  die  Geschwulst  als  ein  breiter  und  un- 
regehnässiger  Streifen  quer  zur  Mundhöhle  u.  zum  harten 
Qaumen,  dessen  Schleimhaut  zur  Hälfte  verdickt  und  ver- 
färbt war,  sowie  zur  Unterlippe,  deren  rechte  Hälfte 
durch  grosse  Venen  ausgefällt  war,  welche  fiber  die  nor- 
male Oberfläche  hervorragten.  Die  Wangengeschwulst 
war  deutlich  begrenzt  und  man  konnte  das  Blut  fast  gänz- 
lich aus  derselben  herausdrücken,  wobei  jedoch  eine  nicht 
unbedeutende,  teigige  Masse  zurfickblieb,  ohne  Zweifel 
die  verdickten  Wandungen  der  Venen  mit  dem  zwischen 
ihnen  liegenden  Bindegewebe;  ebenso  konnte  man  sich 
hierbei  auch  überzeugen,  dass  eine  feste  UmhüUungs- 
membran  vorhanden  war.  Genaue  Auskunft  über  die 
Entstehung  des  Tumor,  welcher  immer  noch  wuchs, 
konnte  die  Mutter  nicht  geben ;  G.  nimmt  als  unzweifel- 
haft an ,  dass  er  angeboren  und  in  die  Klasse  der  Nävi 
zu  rechnen  sei.  [Auf  die  Differentialdiagnose  mit  caver- 
nöser  Venengeschwulst,  bei  der  Ja  vielfach  eine  spätere 
Entstehung  anzunehmen  ist,  geht  G.  nicht  ein.] 

Wiewohl  schon  vergebliche  Versuche  ausserhalb  des 
Hospitals  gemacht  worden  waren,  die  Geschwulst  mittels 
rothglühender  Nadeln  zu  zerstören,  so  entschloss  sich  G. 
doch  zur  Kauterisation  mit  grossen,  dicken  Nadeln ,  die 
durch  Benzindämpfe  glühend  gemacht  worden  waren.  Zu- 
nächst wurde  unter  Chlorofommarkose  die  Geschwulst  so 
weit  als  möglich  herausgedrängt  und  nun  wurde  —  ohne 
dass  das  Blut  vorher  herausgepresst  worden  war  —  eine 
1' "  (nahezu  2  Mmtr .)  dicke  Nadel  an  verschiedenen  Stellen 
tief  in  die  Geschwulst  eingestossen.  Obgleich  die  hier- 
durch entstandenen  Oeflhungen  die  Dicke  eines  Katheters 
Nr.  6  oder  7  hatten,  so  erfolgte  keine  Blutung.  Zunächst 
vergrösserte  sich  die  Geschwulst,  verkleinerte  sich  dann 
aber,  nachdem  aus  den  Oeffnungen  eine  blutig-schleimige 
Flüssigkeit  ausgeflossen  war.  Doch  war  diese  Operation 
resnltatlos.  Nach  2  W.  entschloss  sich  G.  zur  Wieder- 
holung der  Operation,  aber  mit  der  Modifikation,  dass  die 


72 


VI.     Chirurgie^  (^häuJniologie  n.  Ottatrik. 


EiüBtiehe  nur  anf  einen  kleinern  Theil  der  Oeschwulst 
beschrankt  werden  sollten.  Es  wurden  znnäohst  in  den 
gefässreichsten  Thell  der  Qeschwalst  anf  eine  Fläche  von 
V4  Qn.-Zoll  (ca.  18  Qn.-Mmtr.)  5  Einstiche  gemacht.  Ans 

2  von  diesen  Oeffnungen  entleerten  sich  Massen  dunklen, 
mit  einigen  carmoisinrothen  Streifen  vermischten  Blutes. 
Nach  mehreren  anderweitigen  vergeblichen  Versuchen, 
der  Blutung  Herr  zu  werden ,  wurden  Ligaturen  tief  in 
das  Gewebe  unterhalb  der  blutenden  Stellen  mittels  eines 
Arterienhakens,  der  mit  dicker  Seide  versehen  war,  ein- 
gesenkt and  geknüpft.  Hierauf  folgte  Consolidation  des 
Theiles  der  Geschwulst,  der  innerhalb  dieser  Grenzen 
lag,  während  der  übrige  Theil  der  Geschwulst  unverändert 
blieb.  Dasselbe  Verfahren  wurde  bei  einem  2.  Stflcke 
der  Geschwulst  angewendet,  und  zwar  zwischen  Wange 
und  Gaumen,  wo  sehr  grosse  GefSsse  lagen.    Es  wurden 

3  Oeffhungen  gemacht ,  aus  denen  eine  profttse  Blutung 
erfolgte,  welche  —  da  die  früher  angewandte  Methode  zu 
schwierig  war  —  durch  Ausstopfen  der  Oeifnungen  mit 
Lint,  der  in  EisenchloridlSsung  getaucht  war,  gestillt 
wurde.  Auch  jetzt  wurde  ein  gleiches  Resultat  wie  bei 
der  1.  Operation  erzielt  und  es  bedurfte  verschiedener 
ähnlicher  Operationen,  um  die  Geschwulst  zur  Consolidi- 
rnng  zu  bringen.  Besonders  mühsam  war  die  Operation 
an  dem  Theile  der  Geschwulst,  der  von  der  Wange  zum 
Gaumen  herüberging ;  namentlich  waren  hier  sehr  heftige 
Blutungen  zu  überwinden.  Auch  die  fast  frei  liegenden 
grossen  Venen  an  der  Oberlippe  mussten  einzeln  unter- 
bunden werden.  Endlich  schien  jeder  Theil  der  Ge- 
schwulst consolidirt ;  das  vaskuläre  Gewebe  in  eine  feste 
Masse  verwandelt. 

Ais  das  Kind  eine  Woche  vor  VeröfTentlichung 
der  Krankengeschichte  vorgestellt  wurde,  war  zwar 
der  grösste  Theil ,  al)er  nicht  die  ganze  Geschwulst 
consolidirt.  Mitten  in  der  Mundhöhle  und  dann  an 
dem  am  weitesten  nach  hinten  belegenen  Theil  der 
Wange  befanden  sich  Inseln ,  die  nicht  nur  grosse 
Venenknäuel  zeigten ,  sondern  auch  im  Wachsthum 
begriffen  waren.  G.  gedenkt  das  beschriebene  Ver- 
fahren auch  gegen  diese  anzuwenden.  Im  Allgemei- 
nen zieht  G.  bei  der  Behandlung  der  Nävi  und  der 
verwandten  Tumoren  das  Kauterium  vor,  würde 
aber,  wo  diess  nicht  angängig  ist,  kein  Bedenken 
tragen,  sie  mit  dem  Messer  [am  besten  wohl  mit  dem 
Gltihdraht]  zu  entfernen.  (Asche.) 

332.  Fall  von  Amputatio  sab  astragalo ; 
von  P.  J.  Hayes.    (Brit.  med.  Joum.  Febr.  26. 

1881.) 

Eine  65  J.  alte  Frau  wurde  mit  einem  grossen  Epi- 
theliom aufgenommen,  welches,  seit  1  J.  entstanden,  den 
vordem  und  äussern  Theil  des  linken  Fusses  einnahm. 
Fat.  sah  zwar  blass  aus,  machte  aber  keineswegs  einen 
kachektischen  Eindruck.  An  2  Stellen  war  Eiterung  ein- 
getreten. Nachdem  der  Esmaroh'sche  Blntsparapparat 
angelegt  war,  machte  H.  zunäehst  ohne  Inoision,  welche 
am  äussern  Rande  der  Achillessehne  begann,  in  einer 
Ebene,  welche  IV4  Zoll  (ca.  3  Ctmtr.)  sich  unter  der 
Spitze  des  MalleoUus  ext.  befand.  Diese  Ineision  wurde 
durch  die  Haut  und  das  subcutane  Qewebe  geführt,  und 
zwar  zunächst  nach  vorwärts,  dann  nach  aufwärts,  vor- 
wärts und  etaiwärts,  so  dass  sie  zwei  Finger  breit  ober- 
halb der  Basis  des  Os  metatarsi  V.  hindurchging  und  an 
der  inaem  Seite  der  Sehne  des  M.  eztensor  hallucis 
propr.  über  dem  Tarsaleade  des  entsprechenden  Metatar- 
ealknochens  endete.  Die  folgende  Indsion  begann  da,  wo 
die  erste  endete,  in  einer  Richtung  nach  abwärts  und  vor- 


wärts, 80  dass  sie  einen  Zoll  (ca.  23Mmtr.)  vor  der  ersten 
Articulat.  tarsometatarsea  in  die  Sohle  eindrang;  sie 
wurde  dann  nach  aussen  unter  den  Ossa  metatarsi  und 
zuletzt  nach  rückwärts  geführt,  so  dass  sie  die  erste  In- 
eision über  der  äussern  Fläche  des  Os  ealcis  traf.  Zu- 
näehst  wurden  alle  tiefer  gelegenen,  der  Dorsalwnnde 
entsprechenden  WeichtheUe  getrennt,  hierauf  die  der 
Plantarincision  entsprechenden,  und  dann  wurde  ein  dicker 
unterer  Lappen  sorgfältig  präparirt,  so  dass  das  Fersen- 
bein blosshig.  Nun  wurden  die  Qelenkverbindungen  des 
Ob  navicnlare  und  des  Os  euboid.  vom  Astragalus  u.  vom 
Calcaneus  getrennt  und  der  Plantarlappen  soweit  abgelost, 
bis  die  äusscrste  Spitze  der  Ferse  frei  wurde.  Dann 
wurde  das  die  untere  Fläche  des  Calcaneus  bedeckende 
Periost  in  der  Richtung  vea  vom  nadi  hinten  inddlrt  und 
bis  zur  Höhe  des  Sustentacolum  tali  vom  Knochen  abge- 
löst. Der  blossgelegte  Knochen  wurde  von  innen  nack 
aussen  durchtrennt,  so  dass  eine  breite  Fläche  znrfick- 
blieb  in  gleicher  H5he  mit  dem  Sustentaculnm ;  alle 
scharfen  Winkel  wurden  abgerundet  und,  um  Bildung  eines 
Neurom  zu  verhüten,  wurde  der  N.  tibial.  post.  hoch 
durchschnitten.  Die  Heilung  ging  unter  antiseptiBOhea 
Cautelen  ohne  Zwischenfall  vor  sich  und  bereits  einen 
Monat  nach  der  Operation  konnte  Pat.  mit  Hülfe  von 
Krücken  gehen ;  der  Stumpf  ist  ein  guter,  breit,  eben  n. 
fest  und  dabei  sind  die  Bewegungen  im  Tibie-Tarsalge- 
lenk  frei. 

Das  Operationsverfahren  ist  nach  H.  von  Tripier 
in  Lyon  angegeben  und  in  England  von  Wagstaffe, 
Chirurg  am  St.  Thomas  Hospital,  empfohlen  worden. 

(Aschö.) 

333.  Zur  Kenntnisn  der  Banula ;  von  Dr. 
Straatmannzn Dnisborg.  (Orig^nal-Mittheilaug.) 

Mit  Bezug  anf  die  in  diesen  Jahrbttchern  (Bd. 
CXC.  p.  250)  mitgetheilte  Beoba4ditung  Gosse- 
lin's  von  einer  ungewöhnlichen  Fonn  der  Banola, 
erscheint  folgender  Fall  von  Interesse  der  mir  iia 
Sommer  1879  vorgekommen  ist 

Frau  Damm  von  Duisburg  consultirte  mich  wegen 
einer  taubeneigrossen  rechtseitigen  sublingualen  ßa- 
nula  und  einer  giUiseeigrossen  snbmaxillaren  Ge- 
schwulst. Eine  Communikation  beider  OeschwiÜBta 
konnte  sogleich  durch  theilweises  Verdriiagen  des 
flüssigen  Inhaltes  von  einer  Geschwulst  zur  audeni 
constatirt  werden.  Nach  Ineision  des  subiingualeD 
Theiles  entleerte  sich  eine  eiweissartige  Flüssigkeit^ 
u.  die  Sonde  konnte  bequem  durch  eine  schlitzartig6 
Oefiiiung  in  den  snbmaxillaren  Theil  der  Güiehwolst 
eingebracht  werden.  Bei  der  äussern  IncMon  auch 
dieser  Geschwulst  entleerte  sich  eine  wie  vorher  an« 
gegebene  Flüssigkeit. 

Es  wurde  ein  Drainagerohr,  das  ebenfalls  be- 
quem die  Oeffnung  im  Boden  des  Mundes  passirte, 
eiugelegt;  an  einem  Zahn  befestigt  u.  an  der  Aussein 
Wunde  hinausgeführt.  Als  dasselbe  nach  etwa  8  biB 
10  T.  entfernt  worden  war,  stellte  es  sich  alsbald 
heraus,  dass  der  sublinguale  Theil  verödet  war. 
Die  äussere  Paitie  musste  nach  einem  Monate  noch- 
mals incidirt  und  drainirt  werden.  Aber  auch  dieis 
missglttckte.  Erst  eine  zweite  derartige  Procednr 
führte  zum  Ziele  und  ist  bis  jetzt,  15  Monate  später, 
kein  Recidiv  erfolgt. 


0  e  i  s  s  1 6  r  y  über  Farbenblindheit. 


73 


B.   Originalabhandlungen 

and 

Ueberslchten. 

VII.    Ueber  Farbenblindheit 

Nach  den  neuem  Untersuchungen  zusammengestellt 

von  • 
Dr.  med.  Arthur  Geissler. 


Die  Literatur  über  Farbenblindheit  ist  in  dem  letz- 
ten Jahrftlnft  so  bedeutend  angewachsen ,  dass  auch 
in  diesen  Blättern  eine  Berttcksichtigung  derselben 
Bieht  läoger  umgangen  werden  kann.  Ursprflnglich 
vir  es  die  Absicht,  eine  Besprechung  der  einzelnen 
Arbeiten  in  fortlaufender  Reihe  zu  geben ,  aus  wel- 
cher sich  gewissermaassen  von  selbst  die  historische 
£Dtwicklmig  des  gegenwärtigen  Standes  unserer 
Kenntnisse  herausgehoben  hätte.  Doch  ist  diese 
Tixrm  durch  das  massenhafte  Anwachsen  des  Stoffes 
ftr  äesi  Raum  unserer  Jahrbücher,  unter  Berücksich- 
ügong  desUmstandes,  dass  fhr  den  praktischen  Arzt 
nur  unter  besondem  Verhältnissen  diese  Anomalie  des 
Sehorgans  wichtig  ist,  nahezu  unmöglich  geworden ; 
laUreiclie  Wiederholungen  und  Weitschweifigkeiten 
wttrd^i  nicht  zu  umgehen  sein.  Dazu  kommt  noch, 
dass  in  diese  Dntersnchungen  nicht  selten  ein  Ton 
gegensdüger  Erbitterung  und  persönlicher  Polemik, 
Prioritätraacht  und  Aufbauschung  nichtiger  Details 
au  hodiwichtigen  Ereignissen  hineingetragen  worden 
ist,  denen  im  Speciellen  nachzugehen  iZ«/*.  weder  den 
Beruf  noch  die  Lust  hat.  Selbst  das  ursprünglich 
beabffichtigte  ausführliche  Literaturverzeichniss,  wel- 
ches ea.  ^/s  Bogen  Raum  beansprucht  haben  würde, 
BBsete  schlfisslich  zurückgelegt  werden,  da  diese 
Ranmerspamiss  um  deswillen  unbedenklich  schien, 
veil  Jefferies  seiner  leicht  zugänglichen  Mono- 
graphie ein  solches  angehängt  hat.  Dieses  reicht 
bis  in  das  Jahr  1879  hinein  und  kann  wohl  als  er- 
achdpfend  bezeichnet  werden.  Das  Hirschberg'- 
sdie  Centralbhitt,  die  Literatmllbersicht  in  dem  Ar- 
diiv  fftr  Augenheilkunde ,  in  den  klin.  Mon.-Bl.  f. 
Ahkde. ,  femer  die  unsem  Jahrbüchern  selbst  bei- 
g^ebenen  bibliographischen  Verzeichnisse  enthalten 
die  Nachträge;  sowie  sonstige  Ergänzungen.  Nicht 
minder  kann  auf  die  ausführlichen  Literaturübersich- 
ten in  den  grossen  Handbüchern  von  Graefe- 
Sämisch  und  v.  Wecker  verwiesen  werden.  In 
der  folgenden  Darstellung  sollen  daher  nur  die  wich- 
tigsten Quellen  bei  den  einzelnen  Capiteln  namhaft 
gemacht  werden.  Noch  viel  mehr  war  Bescheidung 
geboten,  wenn  man  auch  die  Literatur  über  Farben- 
empfindung  berücksichtigen  wollte.  Sowohl  Physik  u. 

Med,  Jahrbb.  Bd.  191.  Hfl.  1. 


Chemie,  als  auch  Physiologie  u.  Psychologie  haben 
sich  daran  betheiligt  und  für  den  Philosophen  waren 
diese  Räthsel  früher  nicht  minder  von  Interesse  als 
fUr  den  Physiker.  Vollständig  diese  physikalischen 
und  physiologischen  Untersuchimgen  zu  übergehen, 
erschien  aber  um  deswillen  nicht  am  Platze,  weil  die 
fortschreitende  Eenntniss  der  normalen  Empfindungs- 
vorgänge Hand  in  Hand,  in  vielen  Stücken  auch  vor- 
aus ging  dem  Interesse,  welches  die  anomalen  Er- 
scheinungen erwecken.  Wer  diesen  Portschritt  in 
der  Physiologie  des  Gesichtssinns  sich  recht  vor  Augen 
stellen  will,  mag  z.B.Volkmann's  Artikel  „  Sehen  ** 
in  R.  Wagner 's  Handwörterbuch  der  Physiologie, 
A  üb  er  t 's  Physiologie  der  Netzhaut  und  die  Arbei- 
ten von  A.  Fick,  Kühne  und  Hering  in  dem 
3.  Bande  von  Hermann 's  Handbuch  der  Physio- 
logie mit  einander  vergleichen. 

A.   Fhysikalisohe  und  physiologische  Vor- 
bemerkungen. 

Von  den  Lichtstrahlen  oder  Aetherwellen,  welche 
das  Prisma  in  die  verschiedenen  Componenten  zer- 
legt, vermag  nur  ein  Theil  die  unserem  Sehorgan 
eigene  „specifische  Energie"  zu  erregen.  Bekannt- 
lich nennen  wir  diese  besondem  Qualitäten  des  Lich- 
tes „Farben**,  und  die  Physik  hat  uns  gelehrt,  dass 
sie  sich  unter  einander  dadurch  unterscheiden ,  dass 
die  Aether-Oscillationen  mit  verschiedener  Geschwin- 
digkeit in  der  Zeiteinheit  sich  bewegen  und  eine  ver- 
schiedene Wellenlänge  besitzen.  Schwingungszahl 
und  Wellenlänge  stehen  im  umgekehrten  Verhält- 
niss,  die  schnellsten  Schwingungen  haben  die  kür- 
zeste, die  langsamsten  die  längste  Wellenlänge. 

Gewisse  Stellen  im  Farbenspectrum  sind  durch 
einen  schwarzen  Strich  ausgezeichnet ,  wo  nur  sehr 
schwache  Strahlen  aus  hier  nicht  näher  zu  erörtern- 
den Gründen  vorhanden  sind.  Insbesondere  machen 
sich  8  Stellen  oder  schwarze  Striche  bemerkbar,  die 
man  als  Fraunhofer^sche  Linien  zu  bezeichnen  pflegt. 
Man  ist  gewöhnt ,  diese  Linien  mit  den  Buchstaben 
A  bis  H  aufzufflliren  und  damit  zugleich  den  Ort  der 
Farbe  anzugeben.  Im  Folgenden  ist  eine  solche 
Stellung  der  brechenden  Kante  des  Prisma  vorans- 

10 


74 


0  e  i  8  8 1  e  r  9  über  Farbenblindheit. 


ge8etzt ;  da8S  anf  dem  Schirme  da8  Spectrum  hori- 
zontal erscheint  und  die  am  wenigsten  abgelenkten 
Strahlen  am  linken,  die  am  stärksten  abgelenkten 
am  rechten  Ende  gesehen  werden. 

Nachstehend  mag  die  AufifÜhrung  der  Farben 
des  Sonnenspectrum  nebst  den  zugehörigen  Zahlen 
einen  kleinen  Anludtepunkt  an  das  Gesagte  geben : 


Bezeichnung  der 


Linkes  Ende 


Rechtefl  Ende 


Farbe 


Linie 


n    X.      • 

O  S  CD 

M  a  *^ 

•g-g  s 

CO  S  0 


AeuBserstes  Roth 

A 

437 

Roth 

B 

450 

Orange 

C 

472 

Rothlichgelb 

D 

526 

Oelb 

D— E 

534 

Grün 

E 

589 

Blangrfin 

F 

640 

Blau 

G 

722 

Violett 

U 

790 

762 
688 
656 
589 
559 
526 
484 
429 
393 


Die  Farben  mit  den  relativ  langsamsten  Schwin- 
gungen und  der  grössten  Wellenlänge  befinden  sich 
daher  am  linken  ^  die  Farben  mit  den  schnellsten 
Schwingungen  und  der  kürzesten  Wellenlänge  am 
rechten  Ende  des  Spectrum.  Die  rothen  Strahlen 
besitzen  die  schwächste^  die  violetten  die  stärkste 
Brechbarkeit.  Aber  nach  links  von  dem  Roth,  wo 
das  Spectrum  für  das  Auge  vollkommen  dunkel  er- 
scheint j  gehen  Strahlen  einer  Schwingnngszahl  von 
400  Billionen  durch  das  Prisma^  welche  lediglich 
als  Wärmestrahlen  wirken.  Eine  Lösung  von  Jod 
in  Schwefelkohlenstofi'  vermag  alle  Lichtstrahlen  von 
einer  grössern  Schwingungszahl  als  450  Billionen 
auszulöschen  und  in  dem  unsichtbaren  Brennpunkt 
eines  lediglich  auf  die  Wärmestrahlen  reducirten 
Strahlenbündels  wird  Platin  sofort  zum  Glühen  ge- 
bracht. Wiewohl  es  wahrscheinlich  ist^  dass  diese 
Strahlen  ebenfalls  bis  zur  Netzhaut  gelangen^  kennt 
man  bisher  noch  kein  Mittel  sie  sichtbar  zu  machen. 
Etwas  anders  verhält  es  sich  mit  den  Lichtstrahlen^ 
die  nach  rechts  vom  violetten  Ende  des  sichtbaren 
Spectrum  durch  ein  Prisma  hindurchgehen.  Diese 
ultravioletten  Strahlen  heissen  auch  chemische  Strah- 
len, weil  sie  z.  B.  Chlorsiiber  zu  schwärzen  vermö* 
gen.  Ihre  Schwingungszahl  ist  grösser  als  790  Bil- 
lionen in  der  Sekunde.  Unter  gewissen  Umständen 
kann  man  bei  Abbiendung  alles  sonstigen  Lichtes 
diese  sichtbar  machen :  die  sogen.  Fluorescenz  man- 
cher Körper  scheint  darin  zu  bestehen ,  dass  die 
Schwingungszahl  der  ultravioletten  Strahlen  herab- 
gesetzt wird.  Dem  Auge  erscheinen  diese  Strahlen 
in  „ lavendelgrauer ^  Farbe.  Tyndall  hat  in  dar- 
winistischem  Sinne  das  Auge  zur  Zeit  noch  für  un- 
vollkommen erklärt  und  hofft  von  der  Entwicklung, 
dass  uns  noch  ungeahnte  Wunder  durch  die  Sicht- 
barkeit des  ganzen  Specüimi  erschlossen  würden; 
vom  teleologischen  Gesichtspunkte  macht  dagegen 
A.  F  i  c  k  wohl  mit  Recht  geltend,  dass  die  Wärme- 
strahlen, wenn  sie  von  der  Netzhaut  empfunden  wür- 


den, dieselbe  nie  zur  Ruhe  ^)  kommen  liessen,  da  sie 
ja  von  allen  Körpern  und  von  den  benachbarten 
Theilen  des  Auges  selbst  ausgingen ,  dass  ferner  die 
ulti'avioletten  Strahlen,  weil  äusserst  stark  brechbar, 
die  Deutlichkeit  des  Sehens  überhaupt  fortwährend 
stören  müssten. 

Innerhalb  der  Farbenskala  des  Spectrum  empfin- 
den wir  aber  ausser  den  Farben ,  welche  der  Physi- 
ker bezeichnet,  noch  eine  ganze  Menge  Zwischen- 
glieder. Ueberhaupt  begnügen  wir  uns  gar  nicht 
mit  der  Nomendatur  des  Physikers,  die  Sprache 
bildet  sich  die  verschiedensten  Verbindungen,  nm 
Mischungen  oder  Abstufungen  von  Farben  zu  be- 
zeichnen, sie  wählt  die  Bezeichnungen  nach  Analogien 
mit  den  Farben  bestimmter  lebender  oder  unbelebter 
Naturkörperu.  s.  w.  und  dennoch  ist  auch  die  reichste 
Sprache  viel  zu  arm,  um  die  Fülle  der  Farbenempfin- 
dungen auszudrücken,  in  welchen  unser  Sehorgan 
noch  Differenzen  aufzufinden  fkhig  ist. 

Die  Physiologie  der  FarJenetw/j/Jndiifi^  ist  daher 
auch  selbstständig  ihre  Wege  gegangen.  Wenn  der 
Physiker  von  Billionen  Schwingungen  in  der  Sekunde 
spricht,  von  Aether- Wellen,  die  nur  wenige  Million- 
theile eines  Millimeters  betragen ,  so  haben  wir  fllr 
diese  Grösse  absolut  keine  Vorstellung  und  noch  Nie- 
mand hat  gewagt,  von  den  450  Billionen  Oscillatio- 
nen  bei  der  Linie  B  die  Brücke  zu  der  Empfindung 
des  Roth  zu  schlagen.  Wenn  in  dem  Schema  des 
Physikers  von  der  Linie  A  bis  zu  E  und  ebenso  von 
D  bis  zu  0  eine  continuirliche  Zunahme  der  Schwin- 
gungszahl und  eine  Abnahme  der  Wellenlänge  statte 
findet,  so  hindert  unsere  Empfindung  diess  nicht, 
Roth  und  Grün,  Gelb  und  Blau  fortwährend  als 
Gegensätze  zu  betrachten.  Jedem  Unbefangenen 
erscheint  Orange  nicht  als  Farbe  im  Sinne  des  Phy- 
sikers, sondern  als  eine  Mischung  zwischen  Roth  und 
Gelb,  auch  Violett  erscheint  ihm  nicht  als  Einhdt, 
sondern  es  vermittelt  ihm  den  Uebergang  von  Blau 
zu  Roth.  Denkt  man  sich  den  Streifen  des  Spectrum 
lingförmig  gebogen,  so  dass  linkes  und  rechtes  Ende 
einander  berühren ,  so  schiebt  sich  wie  von  selbst 
zwischen  Roth  und  Violett  noch  Purpur  hinein ,  das 
der  Physiker  nicht  kennt,  und  der  Ring  ist  geschlos- 
sen ,  die  unendlich  weit  abstehenden  450  und  790 
Billionen  sind  in  der  Empfindung  vermittelt. 

Ja,  noch  mehr,  der  Physiker  lehrt  uns,  dass  im 
Weiss  alle  Farben  enthalten.  Weiss  daher  keine 
Farbe  sei.  Aber  die  Empfindung  fasst  Weiss  nicht 
als  Vielheit,  sondern  als  Einheit  auf.  Weiss  ist  ihr 
nur  qualitativ,  aber  nicht  quantitativ,  etwas  Anderes 
als  Grün  oder  Roth.  Weiss  ist  der  Empfindung 
allerdings  auch  der  Gegensatz  von  Schwarz,  wie 
dem  Physiker,  dem  Schwarz  die  Negation  vonLichty 
das  Fehlen  der  Aetherschwingungen  ist.  Aber  fOr 
die  Empfindung  bedeutet  Schwarz  nicht  blos  etwas 


1)  Thatsäclilich  ist  diess  wohl  auch  niemals  der  Fall, 
selbst  im  absolut  lichtlosen  Räume  nicht.  Siehe  A  u  b  e  r  t  's 
Physiol.  d.  Netzh.  p.  26  n.  333.  Purkynje  nannte 
diese  Wahrnehmungen  im  Dankelzimmer:  ffLiohtcbaos.*' 


G  e  i  s  8 1  e  r ,  ttber  Farbenblindheit. 


75 


SegßävcB,  Bondern  etwas  Positives,  für  das  Ange  ist 
Sehwaiz  noch  etwas  mehr  als  für  das  Ohr  die 
Stille  ^).  Aber  der  Gegensatz  zwischen  Weiss  und 
Schwarz  ist  doch  wieder  auch  in  der  Empfindung 
veracfaieden  von  dem  Gegensatz  zwischen  Roth  und 
GrOn  oder  Blan  and  Gelb.  Zwischen  Weiss  und 
Schwarz  steht  Grau  in  seinen  verschiedenen  Abstu- 
fimgen,  zwischen  Roth  nnd  Griin  oder  Blau  u.  Gelb 
^bt  es  kein  Mittelding  und  keinen  Uebergang. 
Bha  erzeugt  als  complementares  Nachbild  Gelb, 
ie  fimpfindnng  des  Roth  ruft  ein  grttnes  Nachbild 
hervor,  aber  das  Nachbild  von  Weiss  ist  nicht  etwa 
Sehwarz  oder  umgekehrt  das  von  Schwarz  Weiss, 
MNidem  es  findet  Abklingen  in  verschiedenen  Farben 
statt«). 

Diese  Andeutungen  mögen  hinreichen,  um  zu  er- 
küren, dass  die  Physiologie  der  Farben  ihre  eige- 
KD  Termini  technici  haben,  dass  sie  noch  auf  ande- 
rem als  auf  physikalischem  Wege  in  das  Verstand- 
mm  der  Vorgänge  eindringen  muss. 

Die  deutsche  Sprache  ist  unseres  Wissens  die 
dnzige,  welche  fiUr  alle  „einfac/ien  Farben^'  Leo- 
nardo da  Vinci 's  oder  den  Principalfarben 
der  Physiologen  (Roth,  GrOn,  Gelb,  Blau,  [Schwai*z, 
Weiss])  einsilbige  Worte  hat.  Für  die  Uebergänge 
Ton  Schwarz  zu  Weiss,  sowie  für  die  Mischungen 
Too  Roth ,  bez.  Gelb  mit  Schwarz  hat  sie  ebenfalls 
einnlbige  Bezeichnungen :  Grau  und  Braun  ^).  Alle 
flbrigen  Mischfarben  aber  vermag  die  deutsche 
Sprache  leichter,  als  manche  andre  durch  einfache 
Ändnanderftlgung  der  genannten  6 ,  bez.  8  einsil- 
bigen Worte  auszudrücken.  Dabei  hat  sie  den 
Yortiieil,  durch  Voranstellung  derjenigen  Benennung, 
welche  bei  einer  Mischfarbe  auch  die  vorwiegende 
Farbenempfindung  ausdrückt,  diess  mit  Leichtigkeit 
ZQ  bezeichnen.  So  ist  ein  Unterschied  in  den  Bezeich- 
Dongen :  Rothgelb  und  Gelbroth,  Gelbgrün  u.  Grün- 
^Ib,  Braunroth  und  Rothbraun,  Graugrün  n.  Grün- 
grau. Mindestens  sollte  man  diesen  Unterschied 
imoier  festhalten,  was  manches  Missverständniss  und 
den  Vorwurf  ungenauer  Angaben  u.  oberflächlichen 
fietrachtens  ersparen  würde.  Weitere  Bezeichnungen 
sehaflft  sich  die  deutsche  Sprache  durch  die  Zusätze 
T<m  ,,hell^^  oder  „dunkel^',  oder  sie  charakterisirt 
die  Farbe  der  schwächeren  Intensität  durch  die  fast 
wie  ein  Diminutivum  gebrauchte  Zusatz-Silbe  „lich^^, 
wobei   sie   streng   genommen  auch  noch  zwischen 


■)  Doch  iBt  KU  erwähnen,  dass  A.  Fick  die  positive 
Empflndang  des  Schwarz  lediglich  als  Täuschung  erklärt, 
weil  wir  von  der  Empfindung  des  Schwarz  die  Vorstellung 
eines  schwarzen  Objektes  nicht  zu  trennen  vermögen. 

^  Hierher  gehören  wahrscheinlich  die  sogen.  Fech- 
■  er*scheii  Farben,  welche  in  grosser  Mannigfaltigkeit  an 
rotirenden  Scheiben  auftreten,  die  sektorenförmig  nur 
icfawarz  nnd  weiss  gefärbt  sind. 

^  Das  von  den  Physikern  a.  Physiologen  sehr  stief- 
■ntterlich  bebandelte  Brann  bezeichnet  E.  Brücke  auf 
Grund  von  Interferenzerscheinnngen  als  die  oomplemen- 
tire  Farbe  von  Lavendelgrau  (Poggendorfs  Aunalen 
liXXIV.  p.  461.  1848)  und  stellt  es  im  Spectrum  nach 
linkB  von  dem  äussersten  Roth. 


gelblichroth  und  röthlichgelb,  weisslichgrau  u.  grau- 
weisslich  u.  s.  w.  unterscheidet.  Aber  zwei  Com- 
posita  kann  auch  die  deutsche  Sprache  naturgemäss 
nicht  bilden,  sie  kann  nicht  von  Rothgrttn  und  nicht 
von  Blaugelb  sprechen,  sie  müsste  denn  nur  das 
Nebeneinander  dieser  Farben  bezeichnen  wollen. 
Von  den  fremden  Ausdrücken  hat  unsere  Sprache : 
Purpur,  Rosa  und  Lila  als  Bezeichnungen  für  Misch- 
farben aufgenommen,  gegen  die  Barbarismen  der 
Physiker,  Orange  und  Violett  aber  sich  ziemlich 
ablehnend  verhalten.  Von  den  zahlreichen  Volks- 
ansdrüoken  oft  mit  lokaler  Beschränkung  auf  gewisse 
Gegenden,  von  den  Mode-  und  Eunstausdrücken  der 
technischen  Gewerbe  soll  hier  nicht  geredet  werden. 
Der  Mangel  an  Kenntniss  und  an  Achtsamkeit  auf 
Volksausdrücke  war  wohl  mit  eine  der  Ursachen, 
dass  man  eine  Zeit  lang  bei  gewissen  Oulturvölkem 
in  frühem  Zeiten  und  bei  Naturvölkern  überhaupt 
die  Fai*benempfindung  als  eine  mangelhafte  ansah. 
Thatsächlich  wird  auch  durch  die  reichste  Sprache 
der  Reichthum  an  Empfindungsqualitäten  nicht  aus- 
gedrückt, eher  hat  man  augenscheinlich  ganz  falsche 
farbige  Bezeichnungen  für  verschiedene  Objekte  bei- 
behalten, weil  man  kern  Bedürfniss  fülilte,  fUr  ganz 
bekannte  Dinge  eine  streng  passende  Bezeichnung 
zu  ersinnen. 

Folgende  Unterschiede  sind  zur  speciellen  0ha- 
rakterisirung  der  Farbenempfindung  namhaft  zu 
machen. 

Der  Farbenton  wird  bedingt  durch  das  Verhält- 
niss,  in  welchem  zwei  (oder  melirere)  reine  Farben, 
zwei  (oder  mehrere)  farbige  Pigmente  mit  einander 
gemischt  sind.  Maxwell  gebraucht  hierfür  die 
Bezeichnung:  „hue'^  Die  Farbennüance  ist  in- 
sofern von  dem  Farbenton  streng  genommen  ver- 
schieden, als  sie  die  Mischung  einer  Farbe  mit 
Schwarz ,  Grau  oder  Weiss  in  verschiedenem  Grade 
anzeigt.  Für  Diejenigen,  welche,  wie  Hering, 
Schwarz  und  Weiss  für  gleichwerthig  mit  den  Prin- 
cipaUarben  (s.  oben)  setzen ,  fällt  natürlich  die  De- 
finition von  Farben-Ton  und  -Nuance  zusammen. 
Maxwell  hat  für  letztere  die  Bezeichnung  „tint'^ 
eingeführt.  Grassmann  bedient  sich  fUr  Nuance 
der  Bezeichnung:  „Intensität  des  beigemischten 
Weiss'',  die  von  Helmholtz  gewählte  Benennung 
ist:  „Sättigungsgrad''. 

Die  Farbenintensität  ist  bei  Spectralfarben  ab- 
hängig von  der  Schwingungsamplitude  der  Aether- 
theilchen ,  bei  den  Pigmentfarben  von  der  Beleuch- 
tungsgrösse  des  gefärbten  Objekts.  Helmholtz 
nennt  sie  „Lichtstärke",  Maxwell  „shade". 

Der  Glanz  ist  hier  nur  um  deswillen  zu  erwäh- 
nen, weil  er  bei  Farbenprüfungen  sehr  störend  wirkt 
und  deshalb  farbig-glänzende  Objekte  möglichst  da- 
bei zu  vermeiden  sind.  So  bekannt  auch  die  Er- 
scheinung des  Glanzes  ist,  so  fehlt  doch  noch  eine 
allseitig  angenommene  Erklärung.  Es  scheint,  als 
ob  eine  schnell  wechselnde  Helligkeit  oder  eine 
grosse  Helligkeitsdi£ferenz   dicht  nebeneinander  im 


7Q 


G  e  i  B  8 1  e  r  y  über  Farbenblindheit* 


Sehfelde  befindlicher  Punkte  die  Ursache  sei.  So 
erscheint  eine  schwai'ze  und  eine  weisse  Fläche 
neben  einander  im  Stereoskop  grauglänzend ,  Seide 
und  Atlas  glänzen  y  weil  sehr  helle  und  sehr  dunkle 
Stellen  mit  einander  abwechseln  y  wie  diess  bei  Be- 
trachten aus  verschiedener  Entfernung  deutlich  wird. 
Nach  Hering  (Hermann's Handb.  d. Physiol. III.  1. 
p.  576)  sieht  das  Auge  nicht  blos  die  Flächenfarbe, 
sondern  auch  Licht  als  solches  wegen  der  intensiven 
Reflexion  y  oder  aber  es  hat  die  Empfindung  der 
Farbe  und  daneben  die  Empfindung,  als  ob  vor  oder 
hinter  der  gefär'bten  Fläche  sich  Licht  oder  Dunkel 
befinde. 

Zu  jeder  Farbe  giebt  es  eine  zweite,  der^  Com- 
bination  die  Empfindung  des  Grau  erzeugt.  In  dieser 
Weise  lassen  sich  mischen  die  Spectralfarben :  Roth 
und  Blaugrün,  Orange  u.  Blaugrün,  Gelb  u.  Indigo, 
Grüngelb  und  Violett.  Um  die  Pigmentfarben  zu 
finden ,  deren  Mischung  die  farbige  Empfindung  des 
Grau  hervorbringt,  bedient  man  sich  der  Farben- 
kreiseL  Normale  Augen  bedürfen  stets  einer  Mi- 
schung von  3  Grundfarben,  um  eine  dem  Gran 
gleiche  Empfindung  zu  haben.  Ursprünglich  hatte 
Massen  sektorenförmig  weiss  u.  schwarz  gefärbte, 
schnell  rotirende  Scheiben  zu  photometrischen  Ver- 
suchen verwendet.  Maxwell  hat  diese  Idee  (welche 
übrigens  schon  Plateau  u.  vor  ihm  Musschen- 
b  r  0  e  k  gehabt)  weiter  ausgebildet  u.  ausser  weissen 
und  schwarzen  Sektoren  farbige  Kreisabschnitte  auf 
dem  Kreisel  angebracht.  Die  für  das  Betrachten 
unbequeme  horizontale  Stellung  ist  später  in  eine 
veiükale  umgewandelt  worden.  Man  stellt  auf  diese 
Weise  Farbengleichungen  her,  in  welchen  auf  der 
einen  Seite  des  Gleichheitszeichens  die  Zahl  der  ge- 
färbten Grade  des  Kreises,  auf  der  anderen  die  Zahl 
der  weiss,  bez.  schwarz  gefäi'bten  Grade  steht, 
welche  bei  der  Rotation  der  Scheibe  ein  identisches 
Grau  ergeben.   So  ist  z.  B.  nach  Aubert: 

1650  Roth  +  730  Blau  +  122«  Grün  =-  lOO»  Weiss  + 

2600  Schwarz ; 
1460  Gelb  +  1970  giau  +  170  Grün  =  169o  Weiss  + 

2010  Schwarz. 

Die  gefundenen  Werthe  hängen  überdiess  ab 
von  der  Helligkeit,  von  der  Qualität  des  verwende- 
ten farbigen  Papiers  und  von  verschiedenen  andern, 
schwer  controlirbaren  Umständen.  Sie  haben  daher 
nur  annähernde  Geltung.  Da  die  Dauer  eines  Seh- 
eindrncks  1/25  Sekunde  beträgt,  so  bedarf  es  natür- 
lich auch  einer  entsprechend  geschwinden  Rotation 
solcher  Scheiben,  um  einen  continuirlichen  Gesichts- 
eindruck hervorzubringen.  Aubert  erzielte  100 
Umdrehungen  in  der  Sekunde. 

Diese  Empfindung  des  Grau  ist  übrigens  noch 
ziemlich  weit  davon  entfernt,  mit  der  des  farblosen, 
weissen  Lichtes  identisch  zu  sein.  Es  ist  3.6mal 
dunkler  als  das  weisse  Papier ,  welches  man  zu  den 
weissen  Sektoren  des  Farbenkreisels  verwendet. 
Maxwell  bezeichnete  diese  Grösse  als  den  „Coef- 
ficienten  fär  Weiss^^  Man  kann  sich  vorstellen, 
wainim  Göthe  über  das  „Weiss"   der  Physiker, 


welches  alle  farbigen  Strahlen  enthalten  soUtOi  so 
sehr  aufgebracht  war. 

Ausser  dem  besondem  Eindruck,  den  eine  Farbe 
als  solche  oder  eine  Farbenmischung  auf  das  Auge 
macht,  unterscheidet  sie  sich  auch  von  einer  andern 
durch  ilire  Helligkeit.  Und  zwar  nicht  durch  die 
Helligkeit  der  zufalligen  Beleuchtung,  sondern  durch 
die  Helligkeit ,  die  ihr  eo  ipso  inne  wohnt.  Dieser 
Umstand  ist  flir  die  Theorie  der  Farbenblindheit  von 
eminenter  Wichtigkeit,  er  giebt  uns  den  Schlflssel, 
warum  Farbenblinde  nicht  blos  ein  hinreichendes, 
sondern  unter  Umständen  ein  sehr  feines  Unter- 
scheidungsvermögen  für  Farben,  Farbentöne  und 
Farbennttancen  besitzen.  Wir  kommen  darauf  spä- 
ter zurück,  müssen  aber  hier  noch  einige  Augenblieke 
bei  der  natüriichen  verschiedenen  Helligkeit  der 
Farben  verweilen.  Am  hellsten  erscheint  von  den 
Spectralfarben  Gelb,  dann  folgt  Röthlichgelb ,  dana 
Grün,  dann  Blaugrün,  dann  Orange.  Hi^nuf  folgt 
das  Roth  der  Linie  B ,  dann  Indigo ,  am  wenigstea 
hell  ist  Violett  und  die  nur  unter  besondem  Ver- 
hältnissen wahrnehmbare  Lavendelfarbe  am  ausser- 
sten  rechten  Ende  des  Spectrum.  Die  Qualität  der 
Beleuchtung  hat  auf  solche  photometrische  Bestim- 
mungen der  Farbenintensität  einigen  Einfluss,  bei 
Gaslicht  oder  Petroleumlicht  erscheint  z.  B.  Röth- 
lichgelb relativ  heller  als  bei  Tageslicht ,  weshalb 
auch  zahlreiche  Farbenblinde  bei  künstlicher  Be- 
leuchtong  die  bei  Tageslicht  gemachten  Fehler  zu 
verbessern  vermögen. 

Die  oben  erwähnten  Farbenkreisel  sind  ebenfalls 
geeignet,  die  Empfindlichkeit  unseres  Auges  für 
Unterschiede  der  Farbenmischungen  (Farbentöne  und 
Farbennüancen)  zu  studiren.  Man  stellt  diese  Unter- 
suchungen so  an,  dass  man  den  kleinsten  Kreis- 
abschnitt einer  Fai*be  ermittelt,  dessen  Zusatz  das 
Bild  einer  gleichmässig  gefärbten  Scheibe  verändert. 
So  genügte  z.  B.  ftir  Aubert  10  =  i/j^^  Orange, 
um  Ultramarinblau  (359  Kreisabschnitte)  heller  zu 
machen.  Um  Roth  zu  verändern ,  gehört  ein  brei- 
terer Sektor  einer  anderen  Farbe  dazu ,  am  schwie- 
rigsten gelingt  es  mit  Gelb.  Im  Allgemeinen  genügt 
aber  eine  Zumischung  von  Viqq — Vsoo  ^^^^^  andern 
Farbe  zu  der  uraprünglichen,  um  den  Ton  der  letz- 
tem zu  verändern.  Schon  daraus  geht  hervor,  dass 
wir  in  dem  Spectrum  eine  erstaunliche  Menge  von 
Farben  unterscheiden  können.  Eben  so  wenig  als 
es  uns  nun  beikommen  wird ,  flir  diese  Farbentöoe 
Namen  zu  finden,  dürfen  wir  es  bei  unsem  Vorfahi'en 
für  einen  Defekt  des  Farbensinns  auslegen,  dass  sie 
im  Regenbogen  nicht  gerade  sieben  Hauptfarben 
namhaft  gemacht  haben.  Ganz  ähnlich  verhält  es 
sich  mit  unserm  Unterscheidnngsvermögen  flir  Farben- 
nüancen. Eine  Zumischung  von  2^  =  ^/uo  irgend 
einer  Farbe  auf  einer  weissen  Scheibe  genügt 
meistens,  um  bei  der  Rotation  deutlich  den  farbigen 
Ring  zusehen.  Nimmt  man  eine  schwarze  Scheibe,  so 
bedarf  es  nur  eines  noch  kleineren  Sektor,  1®=  Vseo 
oder  selbst  eines  noch  schniälem  z.  B.  ^/3<^=*  V510; 
um  den  Farbenring  zu  erkennen.     Da  nun  aber  ein 


6  e  i  s  8 1 6  r  y  Aber  Farbenblindheit. 


TT 


n  ferinderter  Farbenton  oder  eine  so  veränderte 
Faibennflance  durch  Zusatz  einer  dritten  Farbe  oder 
einer  andern  Misehung  mit  Gran  n.  s.  w.  nochmals 
rerSodert  werden  kann,  so  ist  unser  Auge  sicher  für 
nehrere  Millionen  von  Farbenempfindnngen  einge- 
lieiitet. 

Elioe  Grenze  giebt  es  allerdings,  bei  welcher  die 
hrbenempfindung  aufhört  und  nur  noch  das  Objekt 
ik  donkel  oder  hell  unterschieden  wird.  Unser 
Mensinn  ist  daher  in  gewissem  Sinne  da  an  seiner 
Grenze  angelangt,  wo  der  Lichtsinn  noch  thätig  ist 
üitfirlich  ist  diese  Grenze  individuell  verschieden, 
incb  Uebong  kann  hier  ebenfalls  erzielt  werden, 
m  dem  ungeflbten  Auge  nicht  möglich  ist.  Solche 
ÜDtenochungen  sind  am  besten  mit  Hülfe  verschieb- 
barer Diaphragmen  anzustellen ,  dm'ch  welche  man 
bbige  Flächen  auf  weissem  oder  auf  schwarzem 
Gnmde  betrachtet. 

So  erschien  z.  B.  in  den  Versuchen  von  Aabert 
mter  einem  Gesichtswinkel  von  35  Min.  a.  bei  10  Mmtr. 
Settenflache  des  Diaphragma : 

s)  iiif  weissem  Grande 

fiiaun,  Roth,  Orange  u.  Dankelgran  »»Schwärs, 

Blau  etwas  weniger  Schwarz, 

Grün  and  Hellblau  heller, 

Rosa  hell, 

Gelb  am  heUsten ;  dagegen 
^)  vaf  sckwarz&m  Grande 

Roth  am  dunkelsten. 

Orange  and  Dunkelgrün,  \ 

Blaa  und  Grau,  / 

Grün  and  Hellblau,  /  in  zunehmender  Helligkeit. 

Bosa  und  Gelb,  i 

Weiss,  ' 

Am  anfßilligsten  ist  wohl,  dass  Roth  dunkler 
erscheint  als  Blau^  namentlich  auf  schwarzem  Grunde. 
Merkwürdig  ist  auch,  dass  bei  schwächster  Beleuch- 
tiog  eben  noch  erkennbare  farbige  Objekte  nur  im 
ersten  Moment  als  fai'big  gesehen  werden,  dass  dann 
aber  der  Farbeneindruck  bei  längerem  Anschauen 
ufbört,  wiewohl  das  Objekt  selbst  noch  sichtbar 
bleibt 

Worden  die  Versuche  der  Art  angestellt,  dass 
sowohl  die  geringste  Lichtmenge  als  auch  die  küi'- 
zeste  Zeit  zur  Sichtbarkeit  eines  farbigen  Objektes 
bestimmt  werden  konnte,  so  ergab  sich,  dass  Hell- 
gelb, Gelb ,  Hellblau ,  Grün ,  Roth  und  Violett  der 
Heihe  nach  am  meisten  Licht  und  am  meisten  Zeit 
gebrauchten ,  um  eben  noch  in  ihrer  Farbe  wahr- 
öebmbar  zu  sein  ^).  Unter  gewissen  Voraussetzungen 
iat  daher  jedes  Auge  in  die  Lage  eines  total  Farben- 
büiiden  zu  setzen,  welcher  die  Objekte  lediglich 
Bach  ihrer  Helligkeit  unterscheidet. 

Bisher  haben  diese  Angaben  die  Voraussetzung 
S^t,  dass  das  Erkennen  der  Fai'ben  mit  dem  cen- 
^en  Theile  der  Netzhaut,  also  mittels  der  Zapfen 
^  Maeuki  lutea,  erfolgte.  Es  erübrigt  noch,  kurz 
niitzatheilen,  wie  sich  der  Farbensinn  unseres  Auges 


0  Dobrowolski  giebt  neaerdings  (Arch.  f.  Phy- 
^K  Xin^.  3  u.  4.  p.  189.  1881)  an,  dass  Blau  noch  bei 
^  HelUgkeil  erkannt  werde ,  die  mindestens  16mal 
wiener  sei  als  die  für  Roth  erforderliche. 


verhält,  wenn  die  farbigen  Strahlen  auf  die  pm* 
pherischen  Theile  der  Netzhaut  fallen.  Es  ist  anter 
Umständen,  insbesondere  bei  Erkrankungen  der 
Netzhaut,  bez.  der  Aderhaut  mit  erworbener  Faiben- 
blindheit  zu  wissen  wichtig,  welche  Abweichungen 
von  der  Norm  hier  vorkommen.  Es  hat  sich  nun 
durch  mannigfache,  wenn  auch  in  ihren  Einzel- 
heiten nicht  allenthalben  übereinstimmende  Versuche 
herausgestellt,  dass  die  Netzhaut  des  Menschen,  je 
weiter  man  sich  von  der  Macula  lutea  nach  der  Peri- 
pherie hin  entfernt,  verschiedene  Grenzzonen  flir 
die  Erkennung  von  Farben  besitzt.  Uebereinstim- 
mend  geben  alle  Beobachter  an ,  dass  Blau  am  wei- 
testen nach  aussen  im  Sehfelde  noch  erkannt  wird. 
Erst  dann  folgt  Gelb  oder  Roth,  hierauf  Grün ,  zu- 
letzt Violett.  Auch  hat  Au  her  t  festgestellt,  dass 
die  Grenzzonen  in  den  verschiedenen  Meridianen  des 
Auges  nicht  gleich  weit  vom  Centrum  abliegen: 
Blau  wird  z.  B.  nach  innen  beträchtlich  stärker 
peripherisch  noch  empfunden  als  nach  aussen.  Die 
peripherischen  Theile  der  Netzhaut  verlangen  eine 
grössere  Helligkeit ,  um  gleich  gut  wie  das  Gentmm 
ITai'ben  unterscheiden  zu  können.  Wichtig  ist  auch, 
dass  die  peripherischen  Theile  viel  rascher  ermüden. 
Ehe  die  Farben  vollständig  erblassen ,  zeigen  sich 
mannigfache  Uebergänge,  z.  B.  Roth  durch  Gelb, 
Violett  durch  Blau.  Im  Uebrigen  gelten  aber  die 
für  die  Töne  und  Nuancen  oben  angegebenen  Er- 
scheinungen auch  ftir  die  peripherischen  Theile  der 
Netzhaut. 

Neueiilings  sind  auch  von  Ole  B.  Bull  Unter- 
suchungen über  Lichtsinn  und  Farbensinn  mit  Bezug 
auf  die  Farbenempündlichkeit  in  den  peripherischen 
Retinatheilen  veröffentlicht  worden  (Arch.  f.  Oph- 
thalmol.  XXVn.  1.  p.  54. 1881).  Bei  herabgesetzter 
Beleuchtung  geht  re%es  Grün,  ehe  es  farblos  wird, 
bei  centraler  Fixation  in  Blau  über,  peripherisch  da- 
gegen direkt  in  Grau.  Rosa  erscheint  bei  abneh- 
mender Beleuchtung  peripherisch  intensiv  blau,  Hoch- 
roth geht  peripherisch  in  Gelb  über,  während  es  für 
das  Gentrum  bei  abnehmender  Lichtstärke  immer 
dunkler,  bis  Schwarz  wird.  Gelbe  Töne  werden  bei 
abnehmender  Beleuchtung  peripherisch  direkt  in's 
Graue  übergehend  wahrgenommen. 

Es  konnten  an  dieser  Stelle  nur  die  hauptsäch- 
lichsten Thatsachen  der  Farbenempfindung  hervor- 
gehoben werden.  In  den  grossem  Handbüchern, 
besonders  auch  in  Anbert's  Physiologie  der  Netz- 
haut, sowie  in  dem  betr.  Abschnitt  in  Graefe- 
S  ä  m  i  s  c  h  ist  die  ganze  Lehre  natürlich  viel  aus- 
führlicher vorgetragen,  weshalb  wegen  des  Nähern, 
namentlich  mit  Bezug  auf  die  darin  zahlreich  nam- 
haft gemachten  literarischen  Angaben ,  darauf  ver- 
wiesen werden  muss. 

Doch  ist  es  nöthig ,  noch  Einiges  über  Ergän- 
zungsfarben  zu  sagen,  welche  in  schöpferischer 
Weise  das  Auge  selbst  zu  erzeugen  vermag.  Es 
können  indessen  hier  nur  solche  Erscheinungen  be- 
sprochen werden ,  welche  einen  Einfluss  auf  die  Un- 
tersuchungsmethoden des  Farbensinns  haben.    Was 


78 


OeiBsler,  über  Farbenblindheii 


die  sehr  mannigfache  Nomenclatar  bei  den  verschie« 
denen  Autoren  anlangt ,  so  giebt  Anbei* t  in  seiner 
Physiologie  der  Netzhaut  (p,  347)  eine  übersicht- 
liche Zusammenstellung. 

Nach  Rollett  (Sitz.-Ber.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss. 
[Math.-naturw.  Kl.]  LV,  2.  Abth.  p.  354.  1867) 
sind  die  durch  Bindestrich  verbundenen  Farben  als 
Contrastfarben  zu  nennen:  Grün-Purpur ,  Bläulich- 
grün-Rothy  Cyanblau-Orange,  Indigo-Gelb,  Violett- 
Gelbgrün  und  vice  versa  in  der  Weise,  dass  es  gleicli 
ist,  welche  von  jedem  Paai'e  als  inducirende  und 
welche  als  inducirte  Fai'be  auftritt.  Brücke,  von 
welchem  die  Bezeichnung  „inducirende'^  und  „in- 
ducirte'^  Farben  herstammt,  bemerkt  noch,  dass  als 
Ergänzungsfarbe  eigentlich  eine  Reihe  solcher  auf- 
treten, welche  sich  von  der  reinen  Gegenfarbe  durch 
ihren  Gehalt  an  Weiss  unterscheiden  (ebendas.  LI. 
2.  Abth.  p.  483.  1865). 

Zu  diesen  Erscheinungen  gehören  zunächst  die 
farbigen  Schatten ,  welche  auftreten ,  wenn  mittels 
zweier  verschiedener  Lichtquellen  zwei  Schatten  auf 
einer  weissen  Fläche  erzengt  werden:  der  z.  B.  vom 
Tageslicht  herrührende  Schatten  erscheint  gelbroth, 
wenn  er  von  einer  Kerzenflamme  beleuchtet  wird, 
während  der  von  der  Keraenflamme  herrülu'ende 
Schatten  blau  erscheint.  Dieses  Blau  ist  die  sub- 
jektive Contrastfarbe  des  Gelb.  Weisse,  graue  oder 
schwarze  Papierstückchen  erscheinen,  wenn  man  sie 
auf  eine  grosse  farbige  Fläche  gelegt ,  wie  mit  der 
complementaren  Farbe  der  letztern  überzogen ,  also 
auf  blauem  Papier  gelblich,  auf  grünem  röthlich. 
Diese  Contrastfarben  ti*eten  sofort  ein ,  auch  wenn 
das  Objekt  nur  momentan  mittels  des  elektrischen 
Funkens  beleuchtet  wird.  Legt  man  Seidenpapier 
über  einen  schwarzen  Streifen  auf  blauem  Grunde, 
so  erscheint  der  Streifen  gelb  ,*auf  grünem  Grunde 
roth.  Diese  Contrastfarbe  ti-itt  nicht  etwa  erst  dann 
auf,  wenn  man  die  blaue,  bez.  die  gillne  Fläche 
betrachtet  und  dann  erst  das  Florpapier  darüber 
deckt,  sondera  sofort,  ohne  dass  das  Auge  erst  den 
Grund  oder  den  schwarzen  Streifen  wahrgenommen 
hat.  („Conti'aste  simultan^''  nach  Chevreul,  im 
Gegensatz  zu  „Contraste  succ6dan6'',  d.  i.  dem  com- 
plementaren Nachbilde,  welches  im  Sehfelde  nach 
längerer  Betrachtung  intensiv  gefärbter  Objekte  auf- 
tritt.) Bereits  im  Laufe  des  vorigen  Jahrhunderts 
wurden  vielfache  Untersuchungen  über  solche  Far- 
benerscheinungen gemacht.  Von  Buffon  an  (1743) 
finden  sich  mehrere  Arbeiten  in  dem  vom  AblxS  Ro- 
z  i  e  r  (öfters  in  deutschen  Citaten  fälschlich :  R  o  s  i  e  r) 
herausgegebenen  Journal :  „Observations  sur  la  phy- 
sique  etc.''  Man  fühlte  allseitig  die  Schwierigkeit 
ihrer  Erklärung  und  suchte  sich,  so  gut  es  ging,  mit 
Newton 's  physikalischen  Entdeckungen  zurecht 
zu  finden.  NurWestfeld  (Die  Erzeugung  der 
Farben.  Göttingen  1767)  lässt  die  Lichtsti-ahlen  sich 
in  Wärme  umsetzen,  welche  in  den  nervigen  Fasern 
der  Netzhaut  eine  verschiedenartige  Bewegung  her- 
vorbringen :  wenn  die  Netzhaut  nur  die  Wärme  des 
Körpera  hat,  entsteht  die  Empfindung  des  Schwai'z, 


das  schwächste  Licht  (Violett  und  Bhui)  erregt  dll 
geringste,  das  stärkste  (Gelb  und  Weiss)  die  grMl 
Wärme.  W.  erklärt  sich  damit,  wamm  die  dunkleil 
Farben  nicht  so  weit  als  solche  gesehen  werd^,  ab 
das  helle  Gelb. 

Der  Wiener  Professor  Scherffer,  dessen  Ab- 
handlung über  die  Scheinfarben  in  Rozier's  ge- 
nanntem Journal  (XXVI.  vom  J.  1785)  übersetzt  er- 
schien ,  betont  in  §  25  (a.  a.  0.  p.  284)  ausdrück- 
lich ,  dass  es  ihm  eben  so  schwierig  erscheine ,  sich 
vorzustellen,  wie  die  Lichttheilchen  gleichförmig  die 
Empfindung  verschiedener  Farben  hervorrufen  kön- 
nen, als  sich  die  andere  Möglichkeit  zu  denken,  da« 
mehrere  Arten  von  Bewegung ,  je  einer  besondern 
Farbe  entsprechend,  gleichzeitig  in  den  nervöseH 
Partien  vor  sich  gingen.  Noch  am  wahrscheinlich- 
sten ist  ihm ,  dass  jede  Art  von  Strahlen  auf  ver- 
schiedene Theile  des  Auges  einwirkt. 

Diess  führt  uns  auf  die 

Theorien  der  Farbenempfindung  ^), 

Gern  hätten  wir  dem  Leser  einen  Ueberblick 
derselben  erspart,  da  keine  derselben  sich  rtthmea 
kann ,  eine  allseitig  genügende  Erklärung  zu  geben 
und  über  dieselben  der  Streit  neuerdings  wieder 
stärker  entbrannt  ist.  Da  aber  diese  Theorien  aneh 
mit  der  Auffassung  der  Farbenblindheit  innig  zasam- 
menhängen  und ,  abgesehen  von  den  mannigfachea 
Schattirungen  der  Ansichten  bei  den  Physiologen, 
auch  in  dem  Heerlager  der  Praktiker  unnöthiger 
Weise  die  Rufe :  „hie  Helmholtz ,  hie  Hering^'  er- 
tönen ,  so  bleibt  nichts  übrig ,  als  auch  hiervon  eine 
gedrängte  Uebersicht  zu  geben. 

1)  Die  Dreifasertheorie.  Mauthner  bemerkt 
im  4.  Hefte  seiner  Vorträge,  dass  bereits  10  Jahre 
vorYoung  1792  Wünsch  in  dem  siebenfarbigen 
Spectrum  nur  drei,  nämlich  Roth,  Grün  und  Violett, 
als  einfache  Farben  bezeichnet  habe.  Näheres  ist 
nicht  angegeben,  es  kann  indessen  wohl  nur  die 
Stelle  gemeint  sein,  welche  bereits  in  der  1.  Auf- 
lage 1778  im  1.  Bande  der  von  Christ.  Ernst 
Wünsch  anonym  herausgegebenen  „Kosmologi- 
sehen  Unterhaltungen  für  die  Jugend^'  sich  findet, 
und  zwar  in  der  11.  Unterhaltung  (Betrachtung  des 
farbigen  Lichts).  Wünsch  nennt  zunächst  das 
Spectrum  flQnffarbig,  indem  er  die  „schmalen  Quer- 
streifchen''  oraniengelb  und  indigblau,  jenes  als 
Mittel  zwischen  Roth  und  Gelb,  dieses  als  Mittel 
zwischen  Himmelblau  und  Violett  ansah.  Dsranf 
heisst  es  weiter  p.  276 :  „Unterdessen  kann  man 
doch  nicht  sagen,  dass  fünf  verechiedene  einfache 
Farben  in  dem  weissen  Lichte  enthalten  seien ,  son- 


<)  Ausser  den  in  dem  Text  citirten  Schriften  and  den 
Monographien  über  Farbenblindheit  sind  über  dieses 
Gegenstand  noch  zu  nennen : 

1)  lieber  den  physiolog.  Entwicklungsgang  derl^ehre 
von  den  Farben.  Vortrag,  gehalten  ii.  s.  w.  von  Dr. 
Ludwig  Happe.     Leipzig  1877. 

2)  Der  Farbensinn,  sein  Wesen  und  seine  Entwicke- 
lung,  von  Dr.  Bud.  Günther.  Inaag.-Diss.  Mönchea 
1880. 


OeisBler,  über  Farbenblindheit. 


79 


den  Dor  drei ,  die  rothe  ^  grüne  nnd  veilchenblaue^ 

deio  die  gelbe  und  himmelblaue  sind  selbst  zusam- 

BNsgeBetite  Farben,  jene  besteht  aus  rother  und 

giflDer,  diese  hingegen  aus  der  grünen  und  veilchen- 

blaoeo.    In  dem  weissen  Licht  sind  also  eigentlich 

lordrey,  in  dem  gelben  zwo  und  in  dem  himmel- 

Uaoen  auch  nur  zwo  einfache  Farben  enthalten'^ 

Wünsch  beweist  diese  Meinung  damit,  dass  er  ein 

vAm  auf  ein  grünes  und  ein  veilchenblaues  auf  ein 

gAes  Spectram  mittels  zweier  Prismen  wirft,  wobei 

JM  gdb,  dieses  himmelblau  gefärbt  wird. 

Dieser  Ansicht  hat  Wünsch  dann  später  eine  be- 
sBdcre  Schrift :  »Yersnche  und  Beobachtungen  über  die 
MeD  des  Lichts**  (Leipzig  1792)  gewidmet,  in  welcher 
(oe  Menge  Versuche,  darunter  anch  solche  zur  Erklärung 
ierlaterferenzfarben,  beschrieben  sind,  über  die  Göthe 
iiderEriilärong  so  Taf.IX  u.  X  seiner  Farbentafeln  sei- 
leo  paam  Spott  ergossen  hat.  In  dieser  Schrift  heisst 
Clin  S.  64:  „An  den  SteUen,  wo  die  mehr  brechbaren 
ftnhlen  der  rothen  Klasse  mit  jenen  minder  brechbaren 
tonittiem  (grnnen)  zusammenfallen,  da  bringen  sie  auf 
owr  Sehorgan  die  Empfindung  des  gelben  und  pomeran- 
märbigen  Lichtes  hervor ;  an  andern  Stellen  hingegen, 
n  die  meist  brechbaren  Strahlen  der  mittlem  Klasse  in 
fieoindest  brechbaren  der  dritten  (violetten)  fahren,  da 
erregen  sie  die  Erscheinung,  die  wir  hochblaues  oder 
iriigblaDes  Licht  nennen".  Eine  andere  hierher  zu  be- 
aekende  Stelle  findet  sich  überhaupt  nicht,  weder  in 
toerl793  erschienenen,  noch  einer  andern  der  zahl- 
Riehen  Schriften  von  Wünsch.  Es  geht  aber  aus  dem 
etat  hervor,  dass  W.  lediglich  eine  physikalische,  gar 
teioe  physiologische  Hypothese  hat  aufstellen  wollen  und 
Haathner  daher  irrthümlich  der  Dreifasertheorie  von 
Ton  Dg  den  Namen  Wünsch  noch  voransetzt. 

ThomasYoung  aber  bemerkt  zuerst  in  seiner 
m  37.  Nov.  1800  gehaltenen  Vorlesung  über  den 
fehanismus  des  Auges  (Philosoph.  Transact.  Jahrg. 
1801)  gans  kurz ,  dass  jeder  Punkt  der  Netzhaut 
nr  drei  principale  Farben  zu  unterscheiden  habe^ 
bdie  Übrigen  Farben  wahrscheinlich  nur  mannig- 
khe  Zasammensetzungen  jener  seien.  Ausführlicher 
cnrlhnt  er  diese  Frage  in  der  am  12.  Nov.  1801 
^  der  Boyal  Society  gehaltenen  Vorlesung  über  die 
'nieorie  des  Lichts  und  der  Farben.  Es  heisst  in  den 
Hüksoph.  Transact.  1802.  p.20— 21 :  „Newton 
^  sich  vorgestellt  y  dass  die  „Capillamenta'^  des 
ieberven  durch  die  Lichtstrahlen  in  Schwingungen 
^enetst  werden  und  dass  diese  Vibrationen  „will 
iBB  along  the  aqueous  pores  or  crystalline  pith  of 
^  ctpülamenta ,  through  the  optic  nerve  into  the 
'Buoriom'',  in  welchem  die  mannigfache  Farben- 
Endung  hervorgernfen  würde.  Es  sei  indessen 
"nadgliehy  zu  begreifen,  wie  jeder  empfindende 
^t  der  Netzhaut  eine  unendliche  Zahl  von  Theil- 
^  besitzen  solle ,  deren  jedes  in  vollkommener 
Uebereinstimmuog  mit  jeder  möglichen  Lichtwelle 
^  schwingen  f^ig  sei.  Deshalb  sei  es  nothwendig, 
^  beschränkte  Zahl  anzunehmen ,  und  zwar  ent- 
(pKcbend  den  drei  Hauptfarben ,  ßoifi ,  Gelb  und 
^9  deren  Wellen  annähernd  in  dem  Verhältniss 
^:7:6  stehen.  Jedes  Netzhauttheilchen  sei  nun 
^g,  mehr  oder  weniger  ki-äftig  bewegt  zu  werden 
M  tbe  nndnlations  differing  less  or  more  from  a 
P^rfect  onison",  die  grünen  Lichtwellen  würden,  an- 


nähernd im  Verhältniss  von  67sy  gleichmäsaig  die 
für  Gelb  und  Blau  bestimmten  Theilchen  erregen  und 
denselben  Effekt  hervorbringen,  als  wenn  die  Theil- 
chen durdi  ein  aus  Gelb  und  Blau  gemischtes  Licht 
erregt  wurden:  „and  each  sensitive ßlament  of  Vie 
nerve  may  eonriet  of  three  portionSf  one  for  each 
principal  colovr".  Bei  Young  sind  daher  im 
J.  1801  die  drei  Hauptfarben:  Rot/i,  Gelb  u.Blau^ 
bei  Wünsch  1778:  Roili,  Grün  u.  Violett.  Aber 
Young  hat  bis  zum  J.  1807  seine  Ansicht  modificirt, 
wahrscheinlich  veranlasst  durch  Wollaston's  Her- 
stellung eines  sehr  reinen  Sonnenspectrum ,  denn  er 
sagt  in  der  37.  Vorlesung  (über  physikalische  Optik, 
abgedruckt  in  dem  L  Vol.  des  Werkes:  „A  Course 
of  lectures  on  natural  philosophy  and  the  mechanical 
arts."  London  1807.  p.  434—446)  wörtlkjh:  „Es 
ist  sicher,  dass  eine  vollkommene  Empfindung  von 
Gelb  durch  Mischung  von  Roth  und  Grün ,  die  von 
Blau  durch  Mischung  von  grünem  und  violettem 
Licht  bewirkt  werden  kann,  und  man  hat  Grund,  zu 
vermnthen,  dass  diese  Empfindungen  immer  die  Zu- 
sammensetzungen getrennter,  combinirter  Empfin- 
dtmgen  sind''.  Die  Empfindung  des  weissen  Lichts 
sei  durch  eine  Mischung  von  Roth,  Grün  n.  Violett 
im  Verhältniss  von  2:4:1  hervorgebracht.  Aus  die- 
sen drei  einfachen  Empfindungen  mit  ihren  Combina- 
tionen  construirt  dann  Y  o  u  n  g  die  7  Spektralfarben : 
Roth  und  Grün  geben  Gelb ,  Rotli  und  Violett  Car- 
moisin  (crimson),  Grün  und  Violett  geben  Blau.  Er 
erläutert  diese  Theorie  auf  Tafel  XXIX.  durch  meh- 
rere farbige  Darstellungen. 

Maxwell  ist  es,  welcher  die  ebenerwähnte, 
bereits  modificirte  Theorie  Young 's  weiter  aus- 
bildet. Er  sagt  in  den  Philosoph.  Transact.  Jahrg. 
1860.  p.  59  in  der  Vorlesung  über  die  Theorie  der 
zusammengesetzten  Farben,  dass  Young  als  pri- 
märe Empfindungen  die  des  rothen,  grünen  und 
violetten  Lichts  bezeichnet  habe.  Ein  blauer  Licht- 
strahl, obwohl  an  sich  homogen ,  errege  die  grüne 
und  die  violette  Empfindung  und  deshalb  könne  man 
Blau  eine  zusammengesetzte  Farbe  nennen,  wiewohl 
es  doch  eine  einfache  Art  (kind)  von  Licht  sei.  Die 
Qualität  einer  Farbe  hänge  nach  der  Youn^^ 
sehen  Theorie  von  dem  Verhältniss  (ratio)  der  In* 
tenritäten  der  drei  Empfindungen  und  die  BeUig' 
keit  (brightness)  der  Farbe  von  der  Summe  dieser 
drei  Intenritäten  ab.  Maxwell  wendet  dann 
diese  Theorie  auf  solche  Personen  an ,  welche  das 
Spectrum  nur  zweifarbig  sehen. 

Helmholtz  hatte  bereits  1852  auf  Young's 
Hypothese  Nr.  2  aufmerksam  gemacht  und  spricht 
später  geradezu  von  roth-,  grün-  und  blauempfinden- 
den ^)  Nerven,  deren  Endorgane  in  den  Stäbchen 
der  Netzhaut    sich   befinden   (vgl.   Physiol.  Optik 


0  Nach  Anbert  ist  der  Ansdmck  „leitende"  vor- 
zneiehen;  faast  man  aber  die  Netzhaut  als  Theil  der 
psychophyaisehen  Sehsnbstanz  anf,  so  erscheint  der  ältere 
Ansdmck  unbedenklich.  Ueberbanpt  wiU  ja  die  Theorie 
über  den  Vorgang  im  Bewnsstseln  selbst  nichts  anasagen. 


80 


0  e  i  8  8 1  e  r  y  Aber  Farbenblindheit. 


p.  291 — 294  nnd  das  2.  Heft  8einer  populären  wi8- 
senschaftl.  Vorträge  p.  47 — 49),  wobei  er  es  noch 
zweifelhaft  lässt,  ob  Blau  oder  Violett  die  dritte 
Grundfarbe  sei.  Brewster  und  Chevreul  hin- 
gegen nennen  auch  später  als  Grundfarben  die  glei- 
chen wie  in  der  ersten  Publikation  Y  o  u  n  g  's :  Roth, 
Gelb  nnd  Blau ,  welche  y^uniform  in  colour'^,  aber 
,,variable  m  intensity'^  von  einem  Ende  des  Spectnim 
bis  zum  andern  reichen  ^). 

Während  Young  in  seiner  Vorlesung  über  die 
Theorie  des  Lichts  und  der  Farben  die  Analogie  der 
Farbenempfindung  mit  der  einer  Melodie  oder  einer 
musikalischen  Harmonie  zurflckweist,  konnte  H  e  1  m  - 
holtz  diese  Analogie  mit  dem  Gehörsinn  weiter 
ausbilden,  er  erinnert  daran,  dass  bei  manchen 
Weichthieren  die  Endorgane  desHömerven  mit  Här- 
chen versehen  seien,  von  denen  die  einen  durch  diese, 
die  andern  durch  andere  Töne  in  Schwingungen 
versetzt  würden,  und  hebt  hervor,  dass  auch  die 
verschiedenfarbigen  Oeltropfen  in  den  Stäbchen  bei 
Vögeln  und  fieptilien  solche  Organe  sein  könnten, 
welche  den  Nerven  zur  Empfindung  einer  besondern 
Lichtqualität  besonders  geschickt  machen  könnten, 
üeberhaupt  liegt  ja  heute  die  Frage  wesentlich 
anders  als  zu  Young 's  Zeiten.  Damals  zweifelte 
noch  Niemand  daran,  dass  die  Aetherwellen  in  Form 
von  Schwingungen  durch  den  Sehnerv  dem  Bewusst- 
sein  zugeführt  würden.  Aber  kaum  war  durch 
Daguerre  die  chemische  Wirkung  des  Lichts  be- 
kannt geworden,  so  wurden  1842  durch  Moser 
ähnliche  Vorgänge  in  der  Netzhaut  vermuthet.  Die 
Lehre  von  den  „specifischen  Energien^'  erhielt  ein 
weiteres  Fundament.  In  den  letzten  Jahren  ist 
die  Entdeckung  des  Sehroths  hinzugekommen  (vgl. 
Jahrbb.  CLXXVL  p.  50)  und  wenn  sich  auch  die 
anfängliche  Hoffiiung ,  hiermit  den  specifischen  Seh- 


stoff gefunden  zu  haben,  nicht  erfüllt  hat,  wenn 
vielmehr  zugeben  mnss,  dass  gerade  die  em] 
liebste  Stelle  der  Netzhaut  kein  Sehroth  enthält  ni 
dass  auch  bei  ausgebleichter  Netzhaut  Licht-  u 
Farbensehen  recht  wohl  möglich  ist,  so  dürfte  d< 
kanm  daran  zu  zweifeln  sein,  dass  dieoptochemif 
Hypothese  fttr  die  Zukunft  den  Sieg  erringen  wird 

Nicht  ganz  überflüssig  dürfte  es  aber  sein,  dari 
zu  erinnern,  dass  Helmholtz  zunächst  nicht  seM 
befriedigt  von  der  Hypothese  Y  o  u  n  g  's  war,  als  4 
sie  unter  dem  Staube  der  Bibliotheken  entdeckt  hatUJ 
Er  sagt  vielmehr  geradezu,  dass  mindestens  ftlnf  ei»; 
fache  Farben  dazu  gehören,  um  sämmtliche  Farl 
töne  des  Sonnenspectrum  hervorzubringen ,  und 
(Poggendorf's  Annalen  LXXXVH.p.  65. 1852) 
drücklich  die  Gründe  hinzu,  weshalb  man  die 
von  den  drei  Gmndqualitäten  der  Empfindung  fallen 
lassen  müsse  :  die  Empfindung  des  Gelb  könne  darek 
die  gelben  Strahlen  des  Spectrum  nicht  nur  deshalb 
entstehen ,  weil  diese  Empfindung  durch  die  rothen 
und  grünen  Strahlen  gleichzeitig  erregt  werde,  dem 
die  letztem  erzengten  niemals  ein  so  glänzend« 
und  lebhaftes  Gelb  wie  die  gelben  Strahlen  aliea; 
ebenso  sei  es  mit  dem  Blau ,  welches  aus  Grün  and 
Violett,  oder  dem  Violett,  welches  aus  Blau  und 
Roth  zu  mischen  wäre.  Diesen  Einwand,  welcher 
neben  andern  Bedenken  Aubert  veranlasst  hat,  die 
Young  'sehe  Theorie  überhaupt  aufzugeben,  acheint 
indessen  Helmholtz  später  nicht  mehr  für  schwer- 
wiegend gehalten  zu  haben,  vielmehr  bildet  er,  wi^ 
Maxwell,  die  Theorie  weiter  aus,  indem  er  an- 
nimmt ,  dass  jede  Farbe  alle  drei  Nervenfasern  er- 
rege, aber  in  verschiedenem  Grade. 

Seine  Ansicht  kann  in  folgendem  Schema  ansammen- 
gefasst  werden,  das  die  Stelle  einer  graphischen  Du» 
Stellung  nach  dem  Coordinatensystem  annähernd  eraetzen 
mag. 


Stärke  des  Reizes  anf  die : 

Roth  erapf.  F.         Stark         Massig  Schwach  Schwach  Schwach  Stark 

Grün  empf.  F.        Schwach    Massig  Stark  Massig  Schwach  Stark 

Violett  empf.  F.      Schwach    Schwach  Schwach  Massig  Stark  Stark 

Empfindung:    Roth  Gelb  Grün  Blau  Violett  Weiss 


Dieses  Schema  dient  zur  Erklärung  der  comple- 
mentaren Nachbilder,  wenn  man  z.B.  annimmt,  dass 
die  durch  das  rothe  Licht  stark  gereizten  Fasern  er- 
müden und  nur  die  Erregung  der  Grün  und  Violett 
empfindenden  Fasern  übrig  bleibt,  was  das  bhiugrüne 
Nachbild  hervorruft. 

Ohne  Bedeutung  erscheinen  die  Einwände  von 
C.  Bohn  (Poggendorfs  Ann.  CXXV.  p.87. 1865), 
welcher  meint,  dass  man  mittels  der  Dreifasertheorie 
nicht  erklären  könne,  warum  man  eine  farbige  Fläche 
überhaupt  gleichmässig  gefUrbt  sehen  oder  zahlreiche 
feine  farbige  Punkte  unterscheiden  könnte.  Nimmt 
man  an ,  dass  jeder  Zapfen  oder  jedes  Stäbchen  der 


0  Die  Idee,  Roth,  Gelb  nnd  Blau  als  Hanptfarben 
anzusehen  und  Grfin  nur  ans  der  spektralen  Mischung  von 
Gelb  nnd  Blan  hervorgehen  zu  lassen,  wurde  übrigens 
bereits  1740  von  Castel  in  dem  interessanten  Büchlein 
»L'Optique  des  Couleurs"  entwickelt.  An  ihr  hielten 
anch  die  Maler  trots  L^omrdo  da  Vinci  fest. 


Netzhaut  mit  diesen  drei  Fasern  verbunden  ist,  so 
fällt  dieser  Einwand  weg.  Wichtiger  dagegen  sind 
die  von  A.  F ick  (Hermann 's  Handb.  d.  Physiol 
III.  1.  p.  199)  erhobenen  Bedenken ,  welche  um  so 
schwerer  wiegen ,  weil  dieser  Forscher  im  Uebrigen 
ein  entschiedener  Anhänger  der  Young 'scheu 
Theorie  ist,  die  er  nur  darin  (wie  auch  Maxwell) 
modificirt,  dass  er  als  dritte  EmpfindungsqaalitSl 
Blau  (Indigo)  an  Stelle  des  Violett  setzt ,  weil  der 
Unterschied  in  der  Empfindung  zwischen  Roth  und 

0  Bereits  vor  Entdeckung  des  Sehroths  hftttei 
M.  Schnitze  n.  Preyer  (Arch.  f.  Physlol.  I.  p.  2W. 
1868)  anf  den  Einfluss  der  Farbe  des  gelben  Fleckef 
anf  die  verschiedene  Empfindlichkeit  mancher  Angen  rai 
grünblaue  Farbentone  nnd  fnr  violette  und  nltraviolctt« 
Strahlen  aufmerksam  gemacht.  Gegen  15  Jahre  (A^^ 
hat  übrigens  schon  Wilson  (s.  nuten)  dieselbe  ^^^^ 
habt.  Andererseits  wurde  die  gelbe  Farbe  dieser  Steü* 
als  Leichenphänomen  angesehen,  was  aber  wohl  irrig  tft< 
(Vgl.  Jahrbb.  CLXXHI.  p.  2Ö7.) 


G  e  i  s  8 1  e  r ,  über  Farbenblindheit. 


81 


Bkn  stftiier  sei,  als  zwischen  Roth  and  Violett,  nnd 
aus  matbematiachen  Grfinden  ^)  die  drei  Qualitäten 
Dögüchst  gleich  weit  von  einander  zu  setzen  seien. 
Dieses  Bedenken  besteht  darin ,  dass  es  vollständig 
lithseihaft  bleibt,  warum  (s.  o.)  gerade  die  Erregung 
eines  einzigen  Netzhautelementes  nicht  die  specifische 
Faxte  des  Erregers,  sondern  eine  weissliche  Empfin- 
dang  hervorruft  (die  Sterne  9.  Ordnung  sind  nach 
3trn?e  die  kleinsten  Objekte,  die  im  Fernrohr 
Mdi  farbig  erscheinen ,  wiewohl  noch  kleinere  im 
Spektroskop  farbig  zerlegt  werden).  Femer  bleibt 
esBDerklftrt,  dass  an  mehreren  kleinsten,  neben 
onnder  befindlichen,  farbigen  Objekten  der  Farben- 
tDDDOch  erkannt  wb*d,  wenn  ein  einziges,  gleich 
grosses  Objekt  in  derselben  Entfernung  nicht  mehr 
&ri)ig  erscheint. 

Um  die  Dreifasertheorie  mit  den  Ermittelangen 
Iber  die  Farbenempfindung  der  peripherisch  gelege- 
KD  Netzhautzonen  in  Einklang  zu  bringen ,  hat 
Rä  hl  mann  (UeberFarbenempfindnng  in  den  peri- 
pherischen Netzhautpartien  in  Bezug  auf  normale 
nd  patbol.  Brechnngszustände.  Inaug.-Diss.  Halle 
1872.  Ferner:  Arch.  f.  Ophthalmol. XIX.  2. p.  201. 
1873)  die  Znsatzhypothese  aufgestellt,  dass  nach 
ierPeripherie  hin  die  drei  Fasersysteme  in  verschie- 
faier  Stärke  abnehmen ,  und  zwar  zunächst  die  vio- 
ietÜeiteDden ,  dann  die  roth-  und  endlich  die  grün- 
anpfindenden  Fasern*).  Letztere  würden  ihrer 
Venge  nach  demnach  überall  prävaliren.  Diese  Er- 
klänmg  mag  man  allenfalls  für  genügend  halten, 
M  sich  vorzustellen,  warum  Gelb  am  weitesten  peri- 
pherisch noch  in  seiner  Farbe  erkannt  wird ,  doch 
lat  R.  ganz  übersehen ,  dass  er  mit  seiner  Hülfs- 
lijpothese  einen  Fnndamentalsatz  der  Y  o  u  n  g  'sehen 
Theorie  zerstdrt.  Da  nämlich  die  Empfindung  des 
Weiss  erzeugt  werden  soll  durch  annähernd  gleich 
Starice  Reizung  sämmtlicher  drei  Fasergattungen, 
fe  Empfindung  des  Weiss  aber  sogar  noch  weiter 
peripherisch  möglich  ist  als  die  des  Gelb,  so  können 
ganz  tuunöglich  die  grünempfindenden  Fasern  allein 
»  der  Peripherie  noch  übrig  geblieben  sein. 

Die  schwierige  Deutung  der  Empfindung  des 
6db,  welches  nach  Young  aus  gleichmässiger  Er- 
i<Bgmig  der  f&r  Roth  und  der  fQr  Grün  bestimmten 
hsergattung  hervorgerufen  wird,  hat  noch  zu  einer 
Qdera  Hülfshypothese  geführt.  Wenn  man  nämlich 
die  Dreifasertheorie  auf  Farbenblinde  anwandte  und 
^  voranssetzte,  dass  bei  den  Roth-,  bez.  den  Grün- 
Uinden  die  entsprechenden  Fasern  fehlten ,  so  kam 
BttD  in  das  Dilemma ,  die  doch  ganz  sicher  vorhan- 
'^fine  Gelbempfindung  dieser  Farbenblinden  nicht  er- 
klären zu  können.  Leber  spricht  sich  deshalb  dahin 
as  (Areh.  f.  Ophthalmol.  XIX.  3.  p.  28.  1873.  — 
Bin. Mon.BI.  f.  Ahkde.  XI.  1873. Sitz.-Ber.p. 467 

')  Näheres  hierüber  W.  v.  B  e  z  o  1  d  t :  Poggendorf  8 
Awtttei  CL.  p.  71—92,  221—247.  1873. 

*)  IMe  Ansdrficke  ^^leiten*^  nnd   „empfinden"   sind, 
*mAeinlichnnabeichtlich,  in  gleichem  Sinne  gebraucht. 

M.  Jilirbb.  Bd.  191.  Hft.  1. 


und  Graefe  '  SämMi  f  Handbuch  Bd.  V.  p.  1030), 
dass  man  die  verschiedenen  Arten  von  Farbenblind- 
heit überhaupt  nicht  durch  das  vollständige  oder  un- 
vollständige Fehlen  einer  Fasergattung  erklären 
dttrfe,  sondern  vielmehr  nur  dadurch,  dass  diese 
Fasern  zwar  z.  B.  fftr  die  Aetherwellen  des  rothen 
und  des  grtlnen,  aber  nicht  für  die  des  gelben  Lichts 
unempfindlich  geworden  seien.  Wenn  man  diese 
Erklärung  acceptirt,  so  kann  man  aber  mit  gleichem 
Rechte  noch  weiter  gehen,  und  jeder  Nervenfaser 
der  Netzhaut  überhaupt  die  Funktion,  alle  Licht- 
qnalitäten  zu  leiten  oder  unter  Umständen  zu  ver- 
sagen, zusprechen. 

Auf  Edm.  Rose 's  gegen  die  Dreifaserhypo- 
these vorgebrachte  Gründe  können  wir  hier,  ohne 
sehr  verwickelte  Voraussetzungen  mathematischer 
Natur  zu  besprechen ,  nicht  weiter  eingehen.  Wir 
wollen  nur  bemerken ,  dass  R.  unseres  Wissens  in 
Deutschland  der  Erste  war ,  welcher  die  Hypothese 
auf  Grund  von  Experimenten  an  Farbenblinden  ent- 
schieden bekämpfte,  während  Andere  geneigt  waren, 
die  Voraussetzungen  lieber  den  Thatsachen  anzu- 
passen. Der  Leser  findet  die  Rose 'sehen  Gegen- 
gründe ,  vier  an  der  Zahl ,  im  Arch.  f.  Ophthalmol. 
VII.  2.  p.  88—91.  1860  zusammengestellt.  Stil- 
lin g  macht  auch  noch  den  selbst  farbenblinden  eng- 
lischen Arzt  W.  Pole  (1856)  u.  emen  Hrn.  Oppel 
in  Fi-ankfurt  a.  M.  (1860)  namhaft,  welche  die  Rich- 
tigkeit der  Young 'sehen  Hypothese  bezweifelten. 
Die  Originale  sind  dem  Ref.  nicht  zugänglich  gewesen. 
Pole  nahm  vier  Grundfarben  an. 

Zu  einem  systematisch  abgerundeten  Bilde  ü'eten 
uns  vier  Grundfarben  bei  Woinow  entgegen  (Bei- 
träge zur  Farbenlehre:  Arch.  f.  Ophthalmol.  XXI. 
1.  p.  223.  1875,  aber  bereits  1874  in  russischer 
Sprache  nahezu  gleichzeitig  mit  Herin g's  Arbeiten 
publicirt).  Woinow  unterscheidet  vier  farben- 
empfindende Elemente  in  der  Netzhaut,  ausser  ihnen 
aber  noch  solche,  die  nur  Licht  empfinden.  Die 
ersteren  fehlen  in  der  äussersten  Peripherie  der 
Netzhaut  vollständig ,  nahe  der  Peripherie  sind  nur 
die  blau-  nnd  die  gelbempfindenden  in  einer  bestimm- 
ten Zone  vorhanden ,  näher  heran  und  im  Oentrum 
selbst  sind  sämmtliche  Elemente  vertreten.  Die 
rothen  nnd  die  grünen  Elemente ,  ebenso  die  blauen 
und  die  gelben  stehen  zu  einander  in  viel  näherer 
Beziehung  als  eins  der  ersten  zu  einem  Elemente  der 
zweiten  Reihe. 

Es  ist  von  historischem  Interesse,  dass  Woinow 
insbesondere  auf  Grund  pathologischer  Vorgänge  zu 
dereelben  Zeit  die  Dreifasertheorie  umgestaltete,  wo 
Hering,  zu  dem  wii'  uns  jetzt  wenden ,  auf  rein 
physiologischer  Basis  es  nnternahm,  dieselbe  zu  stür- 
zen und  eine  total  neue  an  ihre  Stelle  zu  setzen. 

2)  Die  Theorie  paariger  Grundempündungen 
der  Sehsubstam.  Diese ,  mit  der  vorigen  um  die 
Herrschaft  ringende  Hypothese  ist  von  Hering  in 
Prag  aufgestellt.  Doch  kann  man  ihre  Anfänge 
weiter  zurück  verfolgen.     Implicite  ist  sie  schon  in 

11 


82 


G  e  i  8  s  1  e  r ,  über  Farbenblindheit. 


Schopenhauer's  Schrift:  ,, über  das  Sehen  und 
die  Farben"  (1.  Aufl.  1816)  enthalten  i).  Schopen- 
hauer knüpfte  an  G  ö  t  h  e  an,  ohne  dessen  Polemik 
gegen  die  Physiker  überall  zu  billigen.  Letzterer 
hatte  die  Farben  je  nach  ihrer  Helligkeit  Halblichter 
oder  Halbschatten  genannt,  das  Blau  stand  dem 
Dunkel,  das  Gelb  dem  Lichte  am  nächsten,  würden 
sie  zusammengemischt,  so  würden  ihre  specifischen 
Eigenthümlichkeiten  wechselseitig  aufgehoben  und 
es  entstünde  ein  „Schattiges",  Graues.  Schopen- 
hauer bezeichnet  Farbe  als  die  qualitativ  getheilte 
Thätigkeit  des  Auges,  einzelne  Farben  giebt  es  sei- 
ner Ansicht  nach  aber  eigentlich  nicht ,  sondern  nur 
Farbenpaare.  Roth  ist  z.  B.  die  qualitative  Hälfte 
der  vollen  Thätigkeit  des  Auges,  zu  welcher  es  durch 
die  ihm  complementare  Farbe  (Grün)  ergänzt  wird. 
Orange  bildet  ^/s,  das  complementare  Blau  ^/g  der  vol- 
len Thätigkeit ,  Gelb  dagegen  als  hellste  Farbe  ^j^ 
und  Violett  als  dunkelste  1/4  der  vollen  Thätigkeit. 
Das  Orange  und  das  Violett  der  Physiker  hat  daher 
Schopenhauer  in  seiner  Physiologie  mit  aufge- 
nommen ;  Weiss  entspricht  der  vollen  Thätigkeit  und 
das  „Schattige"  des  Dichters  ist  dem  Philosophen 
der  Ausdruck  der  Ruhe  eines  Theils  der  Netzhaut, 
der  Philosoph  hat,  —  wie  auch  in  unserer  Zeit  wieder 
C lassen  (Abhandl.  über  physich  Optik  1866)  auf 
die  selbstthätige  Erzeugungskraft  der  Netzhaut  hin- 
gewiesen —  den  Ausspruch  Göthe's,  dass  die 
Netzhaut  ein  gewisses  Bestreben  besitze,  sich  in  ilu*er 
Totalität  wieder  herzustellen ,  im  Speciellen  zu  be- 
gründen versucht.  An  Schopenhauer  schloss 
sich  im  Allgemeinen  auch  Szokalski  an  (Ueber 
die  Empfindungen  der  Farben  u.s.  w.  Giessenl842. 
Die  Abhandlung  war  1838  bereits  der  Pariser  Aka- 
demie üben-eicht).  Er  rechnete  Schwarz  und  Weiss 
zu  den  Farben  und  Hess  Grau  aus  der  Mischung  von 
Roth,  Gelb  und  Blau  hervorgehen,  im  Uebrigen  aber 
bestreitet  er  entschieden  die  Meinung  der  Physiker, 
die  Walirnehmung  der  Farben  Hesse  sich  durch  For- 
meln mit  -|-  und  —  erklären.  In  ganz  ähnlichem 
Sinne,  wiewohl  in  anderer  Ausdnicksweise,  hat  auch 
Mach  (Sitz.-Ber.  d.  k.  Akad.  d.  Wissensch.  Mathe- 
mat.-naturw.  Klasse  LL  2.  Abth.  p.  485.  Wien  1865) 
bei  seinem  Studium  der  Nachbilder  eine  eigenartige 
Thätigkeit  der  Netzhaut  statuirt.  Mach  ist  zwar 
Anhänger  der  Y  0  n  n  g  'sehen  Theorie,  findet  es  aber 
bedenklich ,  Blau  und  Gelb  nicht  als  eigene  Farben- 
empfindung gelten  zu  lassen,  ja  er  ist  sogar  geneigt, 
auch  für  die  p]mpfindung  von  Weiss  und  Schwarz 
einen  besondem  physiologischen  Reiz  in  der  Netz- 
haut zu  statuiren.  Mach  setzt  eine  Wechselwirkung 
benachbarter  Netzhautstellen  voraus,  um  das  gesetz- 
mässige  Auftreten  der  subjektiven  Gegenfarbe  zu 
deuten,  er  citii-t  die  anatomischen  Untersuchungen 
Ritter 's  über  den  Bau  der  Netzhaut,  denen  zu- 


*)  Es  ist  dem  Ref.  anverstandlich  geblieben,  dass 
Czcrmak  in  derselben  eine  ^wahrhaft  wunderbare*" 
Uebereinstimmung  mit  Young-Uelmholtz  hat  finden 
können.  (Sitz.-Ber.  d.  k.  Akad.  d.  Wissensch.  Mathem.- 
physikal.  Kl.  2.  Abth.  Bd.  LXII.  p.  393.  1870.) 


folge  eineEömerzelle  etwa  mit  7  Stäbchen,  dagegen 
eine  Ganglienzelle  mit  13  Eömerzellen  verbunden 
sei,  somit  etwa  eine  Nervenfaser  mit  etwa  100  Stäb- 
chen in  Verbindung  stehe. 

Mit  der  noch  mit  einiger  Reserve  ausgesproche- 
nen Annahme,  dass  anch  der  Schwarz- Weiss-EmpÜD- 
düng  ein  besonderer  physiologischer  Vorgang  in  der 
Sehsubstanz  zu  Grunde  liege,  ist  Mach  der  un- 
mittelbare Vorläufer  von  Hering  geworden.  Wenig- 
stens konnten  wir  zwischen  der  Publikation  des 
Erstem  nnd  den  Schriften  des  Letztem  —  mit 
alleiniger  Ausnahme  der  schon  erwähnten  Ansicht 
Woinow*s  —  keine  Beweisstücke  für  anderweit 
geltend  zu  machende  Ansprüche  auf  die  Aufstellung 
einer  fundamental  verschiedenen  Hypothese  gegen- 
über der  Young 'sehen  Theorie  auffinden. 

Hering  hat  seine  Untersuchungen  über  die 
Physiologie  des  Sehorgans  in  6  Mittheilnngen  „Zur 
Lehre  vom  Lichtsinn''  niedergelegt,  die  in  den  Sitz.- 
Ber.  d.  k.  Akad.  d.  Wissensch.  im  Jahre  1874  ver- 
öffentlicht sind.  Hier  interessirt  uns  nur  die  4.  Mit- 
theilung :  „Ueber  die  sogen.  Intensität  der  Empfin- 
dung nnd  über  die  Empfindung  des  Schwarzen'' 
(a.a.O.  Bd.  LXIX.  Abth. 3)  und  die  6.MittheUnng: 
„Grundzüge  einer  Theorie  des  Farbensinns"  (Das. 
Bd.  LXX.  Abth.  3). 

H.  leugnet  zunächst  ganz  entschieden ,  dass  die 
Empfindung  des  Schwarz  sich  durch  das  Fehlen  von 
Licht  erklären  lasse ,  sei  Schwarz  nur  die  Negation 
von  Licht,  so  könne  man  auch  Grün  als  Abwesenheit 
von  Roth,  oder  die  Seh-Empfindung  der  Gestalt  einer 
Kugel  aU  die  Abwesenheit  der  Empfindung  eines 
Wüifels  definiren.  Schon  der  Sprachgebrauch  unter- 
scheide zwischen  „Hell"  und  „Dunkel"  eineradts, 
„Weiss"  und  „Schwarz"  andererseits.  Das  im 
Dunkel  ausruhende  Auge  habe  eine  ganz  andere 
Empfindung  als  die  des  „Schwarz".  Die  Empfin- 
dung des  „Schwarz"  komme  erst  unter  dem  Einflnsae 
des  Lichtreizes  voll  und  ganz  zu  Stande ,  wie  Jeder 
wisse,  der  eine  schwarze  Fläche  auf  oder  neben 
einer  weissen  betrachte.  Wie  die  schwarze  durch 
die  weisse  Empfindung  gesteigert  werde,  so  erscheine 
auch  eine  weisse  Fläche  allein  weniger  hell,  als  wenn 
man  sie  mit  einem  schwarzen  Strich  einrahme.  Den 
Uebergang  von  Weiss  zum  Schwarz  bezeichnet  H. 
als  die  „schwarzweisse  Empßndungsrei/ie'',  Weiss 
und  Schwarz  zusammen  können  sich  nicht  aufheben, 
wie  gleichwerthige  Plus  und  Minus  in  der  Mathe- 
matik ,  sondern  sie  bedingen  eine  neue  Empfindung. 

Weiss  und  Schwarz  tritt  daher  bei  H.  voll  zQ 
den  zwei  andern  paarig  geordneten  farbigen  Grund- 
empfindungen (Blau  und  Gelb ,  Grün  und  Roth)  der 
Sehsubstanz.  H.  hat  mit  der  Anschauung  der  Physik 
vollständig  gebrochen,  nur  darin  unterscheidet  er 
sich  von  Göthe,  dass  es  ihm  nicht  beikommt,  von 
seinem  physiologischen  Standpunkte  aus  die  Lehren 
der  Physik  über  das  Wesen  des  Lichts  bekämpfen 
zu  wollen.  Wiewohl  die  Sehsubstanz  etwas  Hypo- 
thetisches noch  ist ,  so  muss  sie  doch  nothwendig  in 
die  Netzhaut  verlegt  werden,  hier,  nicht  erst  im  Ge- 


6  e  i  8  8 1  e  r ,  über  Fftrbenblindheit. 


tuD,  gebt  der  Prooesa  vor  acli,  der  die  farbige  Bm- 
p&HJimg  bedingt. 

Die  neoere  Physiologie  kann  sieb  jede  Funktion 
giiT  als  Stoffrerbraueh  denken ,  welchem  ein  StofF- 
ssatz  stets  par&llel  geht.  Dieser  Anschauung  sich 
uKhlirasend,  fasst  aach  Hering  die  drei  paarigen 
Grandempfindungen  als  die  Wirkung  qualitativ  ver- 
schiedenen Verbrauchs  und  Ersatr^s  der  Sehsabstanz 
ur.  Der  Stoffwechsel  in  derselben  zerfällt  in  einen 
öiifiinilinings-  und  einen  .^ssjmt/irun^n-Process, 
läehem  in  der  Empfindung  eine  Dissimilirungs-  und 
iMmiliningsfarbe  (kurz :  D  -  Farbe  nnd  A  -  Farbe) 
ntspricht  Wenn  an  einer  Stelle  der  Netzbaut  durch 
kllea  Licht  z.  B.  die  Sehsubstaon  verbraucht  wird, 
m  entsteht  die  Empfindung  des  „Weiss",  diese 
Wnsg-Empfindnug  ist  aber  nm  so  stärker ,  wenn  in 
JerNihe  die  Sehsubstanz  nun  relativ  stärker  sich 
uidiifl,  hier  also  die  Schwarz -Empfindung  hervor- 
•enrfeo  wird.  Weiss  ist  demnach  die  D  -  Farbe, 
ätfcwais  die  A-Farbe. 

Aach  die  Empfindung  von  Roth  und  Grün ,  Gelb 
nid  Blaa  entsteht  durch  Abnahme  nnd  Zunahme  dea 
jedem  dieser  Farbenpaare  zugehörigen  Antlieil  der 
^ehsubetanz.  Doch  ist  H.  noch  unentschieden, 
rflcbe  hier  die  D-  nnd  welche  die  A-Farbe  sei. 
Sappe  (a.  a.  0.  p.  41)  meint,  dass  in  dem  eiuen 
Pure  Grün,  in  dem  andern  Blau  dieA-Farben  seien, 
»ihrend  in  jenem  die  rothen ,  in  diesem  die  gelben 
Stnhlen  den  Dissimilirnngsprocess  bewirken. 

Zwischen  Roth  und  Grttn ,  Blau  und  Gelb  giebt 
N  iber  keine  stetige  Reihe  von  Empfindungen ,  wie 
die  grauen  Uebergänge  beim  Schwarz- Weise,  deshalb 
«iDl  jene  H.  anUxgonUHtche  oder  Gegenfarben. 
Um  z.B.  vom  Roth  zu  Grün  zu  gelangen,  muss  xaaa 
ntweder  die  blaue  oder  die  gelbe  Grundempfindung 
n  Hülfe  nehmen,  also  RoÜiblau-BlaugrUu-GrUn  oder 
Bodigelb-Gell^rttn-GrUn. 

Die  Sehsubstanz  zerf&llt  demnach  nach  Hering 
agentlich  in  drei  Substanzen,  eine  farblose  und  zwei 
ärtiige.  Die  erste,  die  für  die  schwarzweisse  Em- 
pfiniliinggreihe  bestimmt  ist,  ist  am  reichlichsten  vor- 
luden, die  beiden  andern  für  sich  wahrscheinlich 
>Mtt  in  ungleicher  Uenge. 

Alle  Lichtstrahlen,  die  Im  Spectrum  voriianden 
nd,  wiAen  dissimilirend  auf  die  scbwarzweiase  Seh- 
nbatanz ein ,  aber  die  verBchiedenen  Lichtstrahlen 
ii  VNMbiedenero  Grade.  Auf  die  blaugelbe  und  auf 
^  rothgrilne  Substanz  wirken  gewisse  Strahlen 
^BBindUrend ,  andere  asaimilirend,  noch  andere  gar 
üebl. 

Eigentlich  sehen  wir  nach  H.  drei  Spectra  über 
^  durch  einander  gelegen.  Für  die  schwarzweisse 
Satxtua  ist  der  Theil  des  Spectrum  am  hellsten, 
Wo  wir  Qelb  empfinden,  sowohl  nach  links  als  nach 
■tcfats  erscheint  es  allmälig  dunkler.  Das  Spectrum 
ia  blugelben  Substanz  zerfällt  in  einen  gelben  nnd 
<>>Kn  blauen  Tbdl ,  zwischen  welchen  ein  fllr  diese 
^bstinz  licbtloser  AbBclinitt  eingeschoben  ist ,  hier 
wpfindet  das  Auge  das  reine  Grün.    Das  Spectmm 


der  rotbgrUnen  Substanz  hat  eic 
und  zwei  rotbe  Endtheile,  daz 
fHr  diese  Substanz  licbtlose  Sb 
Gelb  und  Blau  wahrnimmt. 

Gemischtes  Licht  erscheint  I 
wohl  auf  die  bkugelbe ,  als  ax 
stanz  gleich  stark  dissimilirend 
Dann  bleibt  eben  nur  die  Wirk 
weisse  Substanz  übrig.  DieErap 
entsteht  daher  nach  H.  nicht  du 
aller  farbigen  Empfindung,  send 
bleibenden  Rest,  nachdem  in  ' 
Selisnbatanzen  die  Wirkung  au' 
Farbe  sich  gegenseitig  aufgeliob 

Einer  üpätern  Mittheil  im?  (Z 
benblinäheil  auB  der  Theorie  der  ( 
MatuririBseDgcb.  „Lotos"  N.  F.  I. 
noch  die  F^rkläruiig  ciulgRr  von 
KuDstauBd rücke.  Er  nennt  das  Vei 
len,  die  weisse  Em pflndune  zn  (nrd 
feiTieT  fasfit  er  die  Strahlen  vom  an 
OrÜD  anter  lier  Bezelchnnng  der  S 
taa ,  die  Strahlen  vnm  Grün  bis  : 
Strahlen  von  blauoValeni  ziisamir 
vtrateht  IT.  Eolclie  Farbe nmiacbnui 
ans  Farben  verechiedener  Wellenl. 
Doter  Umatäuden  gleiche  Bmpändu 
Weins  und  Grün ,  Weise  und  Rotl 
Gelb.  Diene  sind  ^gleichfarhig 
eine  für  sieh  rein  t;elb  wirkende  Hl» 
rSr  sich  rein  blau  wirkenden  Misch 
valenf^  sind,  d.  h,  sich  in  Mezag  i 
heben,  aber  ihre  weisBco  Valenxen 

3)  Andere  Theorien  über 
Es  würde  viel  zu  weit  fuhren,  fi 
zu  reprodnciren,  die  kaum,  noch 
esse  erwecken.  Szokalski 
Zeit  zur  ErkUiiing  der  Farben 
ebenen  Vermuthnngcn  (a.  a.  0. 
mengcstellt,  ebenso  hat  H  e  1  m  b 
siol.  Optik  p.  267—272  mit  ai 
angaben  dieses  Thema  erschöp 
FarbeiilcUi'e  cntliillt  eine  Meng 
ältesten  Zeiten  an  bis  Ende  des  v 
l'^s  bleibt  daher  nur  noch  Übrig 
jüngsten  Zeit  ausgesprochene 
Kurze  zu  erwähnen. 

Während  Brücke  geneigt 
itberliaupt  jede  Mitthätigkeit  bc 
düng  abzuspreuhen  (Sitz.-Ber.  i 
zu  Wien,  mathem.-nutnrw.  Kl.  1 
Heft),  will  Lederer,  Österr. 
Bd.  IV.  Jahrg.  1 879.  März  p.  4: 
eben  und  den  Zapfen  je  eine  bee 
benempfrndnng  zuertheilen.  Dif 
und  Blaugi-ün ,  die  Stäbchen  V 
der  Empfindung  Übermitteln,  i 
durch  EiTegung  beider  Netzhau' 
L  e  d  e  r  e  r  knUpft  eigentlich  an  ( 
gen  zu  N  e  w  t  o  n  's  Zeiten  an,  i 
benreihe  eine  Analogie  mit  der  ''. 
diess  auch  in  unserer  Zeit  Ung( 
eine  Farbenbarmonie  herzustcUei 


84 


6  e  i  s  8 1  e  r ,  über  Farbenblindheit. 


ebenso  wie  den  Physiologen  befriedigen  sollte,  ge- 
than  hatte.  L  e  d  e  r  e  r  lässt  die  Aetherschwingungen 
als  solche  direkt  Schwingungen  der  Netzhautelemente 
hervoiTufen ,  die  dickem  Zapfen  reagiren  auf  die 
langsamem,  die  dünnem  Stäbchen  auf  die  schnellem 
Lichtwellen.  Die  gemischten  Farbenempfindungen 
erkläi't  L.  durch  den  verschiedenen  Schwingungs- 
rhythmus  und  die  Contrastfarben  ähnlich  wie  das 
Mitklingen  oder  Nachklmgen  anderer,  aber  bestimm- 
ter Töne,  wenn  eine  Saite  angeschlagen  wird.  (Bei 
Wartmann  und  bei  Kelland  [Jahrbb.  LXXXV. 
p.  363]  finden  sich  sehr  ähnliche  theoretiBche  Vor- 
stellungen.) 

Femer  hat  der  selbst  farbenblinde  Prof.  D  e  1  - 
b  0  e  u  f  in  Lüttich ,  dem  wir  weiter  unten  noch  be- 
gegnen werden,  die  Netzhaut  sich  als  schwingende 
Membran  vorgestellt,  welche  durch  die  kurzwelligen 
Strahlen  in  schnelle,  durch  die  langwelligen  in  lang- 
samere Bewegung  versetzt  werde.  Die  natürliche 
Elasticität  der  Netzhaut,  um  so  zu  sagen,  entspricht 
denjenigen  Schwingungen,  welche  die  Empfindung 
des  Grün  hervori*ufen.  Allen  andern  Aetherwellen 
setzt  die  Netzhaut  einen  mehr  oder  weniger  grössern 
Widerstand  entgegen,  indem  sie  entweder  entspannt 
oder  stärker  gespannt  werden  muss.  Grün  ist  daher 
nach  Delboeuf  eigentlich  die  Normalempfindung. 
Setzt  man  diese  =  9,  so  wird  es  nur  einer  geringen 
Abweichung  bedürfen,  um  den  Werth  von  10  (=Blau) 
oder  von  8  (=  Gelb)  zu  erhalten.  Eine  stärkere 
Aendemng  des  Spannungsgi'ades,  ist  dann  11  (=  In- 
digo) und  nach  der  andem  Seite  hin  7  (=  Orange), 
während  die  stärkste  Anspannung  12  =  Violett, 
die  stärkste  Abspannung  der  Zahl  6  =>  Roth  ent- 
spricht. Seine  eigene  Rothblindheit  erklärt  D.  da- 
durch, dass  seine  Netzhaut  eine  besonders  gesteigerte 
Elasticität  habe,  welche  die  für  die  Rothempfindung 
nothwendige  Abspannung  nicht  zulasse. 

Wenn  sowohl  Youngu.  Helmholtz  als  He- 
rin g  in  ihren,  wenn  auch  sonst  sehr  verschiedenen 
Theorien  die  Lehre  von  der  „specifischen  Energie" 
der  Sinnesnerven  weiter  ausgebildet  hatten,  so  haben 
neuerdings  zwei  andere  Forscher  sich  zu  einer  ein- 
fachem Auffassung  der  Farbenempfindung  hingeneigt. 
Diese  sind  W u n d t  und  Erenchel.  Beide  pro- 
testiren  gegen  farbige  Gmndempfindungen ,  mögen 
sie  nun  bestimmten  Nervenfasern  oder  verschiedenen 
Qualitäten  der  Sehsubstanz  anhaften. 

W  u  n  d  t  in  seinen  Grundzügen  der  physiologi- 
schen Psychologie  (2.  Aufl.  Leipzig  1880.  Bd.  L 
p.  454  flg.)  unterscheidet  lediglich  eine  chromatische 
und  eine  achromatische  Eitegung  des  Sehorgans, 
von  denen  die  letztere  für  sich  allein,  die  erstelle  da- 
gegen nie  ohne  die  letztere  stattfinden  könne.  Diese 
En*egung  ist  chemischer  Natur,  die  farblose  Er- 
regung entspricht  einem  einfachem,  die  farbige 
einem  mannigfaltigen  chemischen  Vorgang.  Dieser 
chemische  Vorgang  wird  ein  anderer,  wechselnder, 
wenn  die  Länge  der  Aetherwellen  sich  verändert. 
Die  Eintheilung  in  Hauptfarben  und  gemisohte  Far- 


ben u.  s.  w.  ist  nach  Wundt  keine  physiologische; 
da  die  verschiedenen  Osciilationen  des  Aethers  in 
ihrer  Wu'kung  auf  das  Sehorgan  an  sich  gleich- 
werthige  Grössen  sind. 

Krenchel  verwirft  in  seiner  Arbeit  über  die 
Hypothesen  von  Grundfarben  (Arch.  f.  Ophthalmol. 
XXVL  1.  p.  91.  1880)  jede  besondem  Organe  zur 
Differenzirang,  denkt  sich  vielmehr  in  dem  Theile 
des  Gehirns ,  wo  die  Sehempfindung  vor  sich  gebt, 
die  Moleküle  derartig  gelagert,  dass  sie  allseitig  be- 
weglich sind.  Die  AngrifiiBpunkte  der  farbigen  Strah- 
len denkt  er  sich  der  Art ,  dass  die  des  rothen  and 
des  grünen  Lichtes,  sowie  die  des  blauen  und  des 
gelben  gerade  entgegengesetzt ,  jeder  Angriffspunkt 
der  einen  von  dem  der  andem  dieser  4  Farben  um  den 
4.  Theil  des  Umfangs  des  Moleküls  entfemt  ist.  Die 
Drehung  des  Moleküls  nach  der  einen  Richtung  und 
die  nach  der  entgegengesetzten  entspricht  den  Con- 
trastfarben ;  werden  2  entgegengesetzte  Punkte  des 
Moleküls  gleichzeitig  getroffen ,  so  findet  keine  Dr^ 
hung,  sondern  eine  Fortbewegung  statt,  die  der  Em- 
pfindung des  Weiss  entspricht.  Die  Nervenfasern 
sind  nach  E  r.  im  Stande,  alle  Lichtqualitäten  den 
Sehmolckülen  zu  übermitteln,  gerade  so  wie  die 
Drähte  des  Telephon  alle  Tonwellen  ohne  Unter- 
schied leiten. 

W.  Frey  er  endlich  liat  in  emer  umföngUcheD, 
vorwiegend  kritischen  Arbeit :  „Ueber  den  Farben- 
und  Temperatur-Sinn  mit  besonderer  Rücksicht  auf 
Farbenblindheit"  (Arch.  f.  Physiol.  XXV.  1.  2. 
p.  31—100.  1881),  in  welcher  er  die  Young'- 
sche  Hypothese  vollständig,  die  Hering 'sehe  zom 
Theil  verwirft,  eine  Art  Modifikation  der  letztem  zn 
begründen  versucht.  Er  geht  davon  aus ,  dass  die 
Stäbchen  lediglich  die  Licht-,  die  Zapfen  aber  sowohl 
die  Licht-  als  auch  die  Farbenperception  zu  vermit- 
teln vermögen.  Jede  Opticusfaser  ist  mittels  einer 
Ganglienzelle  der  Netzhaut  mit  einem  Zapfenpaart 
verbunden,  der  eine  Zapfen  vermag  nur  durch  warm- 
farbige (anachromatische) ,  der  andere  nur  durch 
kaltfarbige  (katachromatische)  Strahlen  erregt  n 
werden,  oder,  mit  andern  Worten,  es  ist  je  ein  Roth- 
zapfen mit  einem  Grünzapfen ,  und  ein  Gelbzapfen 
mit  einem  Blauzapfen  durch  eine  Ganglienzelle  ver- 
bunden. Im  normalen  Auge  sind  diese  Zapfen  gleich- 
massig  vertheilt,  nur  an  der  Peripherie  der  Netzhaut 
fehlen  die  Rothgrünzapfen.  Die  Ganglienzelle  der 
Netzhaut  dient  dazu ,  die  Empfindungen  zu  sondern« 
Die  Ganglienzellen  stehen  wieder  fttr  sich  mit  den 
Sehnervenfasern,  letztere  mit  den  Gangiienzellea 
des  Gehirns  in  Verbindung,  wo  diese  gesonderte 
Erregung  als  Farbe  empfunden  wird.  Wenn  com- 
plementare  Strahlenpaare  gleichzeitig  einwirken,  so 
wird  Weiss  oder  Grau  empfunden.  Das  Violett  des 
Physikers  ist  füi*  Pr.  nur  eine  Mischfarbe  von  Both 
und  Blau ,  welche  durch  Ueberwiegen  des  Roth  zum 
Purpur  wird.  Braun  entsteht  durch  Znsammensein 
von  zwei  wannen  Farben  bei  geringer  Helligkeit 
oder  durch  Verdunkelung  des  rothen  Spectnun- 
endes. 


6  e  i  B  8 1  e  r ,  aber  Farbenblindheit, 


85 


B.  Die  Farbenblindheit. 

1)  Frühere  Kenntnisse  über  angeborne 
Farbenblindheit. 

Es  ist  nicht  die  Absicht,  das  schon  wiederholt 
zosammeogetragene  casuistische  Material  hier  noch- 
mals zu  groppiren.  Doch  mögen  wenigstens  einige 
Data  hervorgehoben  werden. 

Das  älteste  Beispiel,  was  man  bis  jetzt  aufgefanden 
bt,  ist  Yon  Hnddart  1777  in  dem  67.  Bande  der  Philo- 
soph. Transact.  mitgetheilt.  Es  betrifft  einen  Schuster, 
Bims  mit  Namen,  der  als  4jähr.  Knabe  anf  seine  Ano- 
malie aufmerksam  geworden  war,  als  er  einen  Strumpf 
uf  der  Gasse  gefanden  hatte,  den  Andere  roth  nannten, 
während  er  nichts  Besonderes  an  ihm  wahrnehmen  konnte. 
Später  merkte  er  auch,  dass  er  die  Kirschen  i)  nicht  auf 
dem  Baome  sah,  weil  er  sie  nicht  von  den  Blättern  zu 
nttersekeiden  vermochte.  Nach  den  Versuchen,  die  man 
später  mit  dem  sehr  intelligenten  Manne  anstellte,  scheint 
ihm  for  Farben  das  Unterscheidungsvermögen  überhaupt 
gefehlt  zu  haben,  er  vermochte  zwar  einfarbige  Bänder 
fOB  buntgeBtreiften  zu  unterscheiden,  aber  die  Farben 
der  letztem  doch  nur  nach  ihrer  Helligkeit  als  different 
wahnunchmen.  Zwei  seiner  Brüder  hatten  dieselbe 
ijMnnalie,  während  2  andere  Brüder  und  die  Schwester 
urmalen  Farbensinn  hatten. 

Diese  Beobachtung  ist  1779  in  dem  XIII.  Band 
von  R  o  z  i  e  r  's  fi'üher  schon  citirtem  Journal  referirt. 
Hier  findet  sich  die  auffällige  Angabe,  dass  die  fragl. 
Anomalie  nicht  so  selten  sei,  wobei  anf  das  Beispiel 
des  Malers  Calardeau  hingewiesen  wird,  der  in 
sein  eigenes  Portrait  Gelb  auf  Blau,  Roth  neben 
Grün  malte,  ohne  es  zu  merken,  und  am  Schlüsse 
folgt  noch  die  interessante  Bemerkung ,  welche  be- 
zeugt, wie  kUr  Rozier  diese  Sache  auffasste.  Er 
sagt,  es  gebe  Menschen,  „denen  die  Natur  zweifar- 
big*^ zn  sein  scheine,  bez.  Solche,  für  welche  die 
Farben  nur  ^  Degradationen^  des  Lichts  oder  Nuan- 
cen von  Schwarz  oder  Weiss  seien.  Diese  Bemer- 
kimg streift  nahe  an  die  von  Herschel  im  J.  1826, 
welcher  nach  Untersuchung  eines  Roth-Grtlnblinden 
mittels  polarisirten  Lichtes  ausdrücklich  constatirte, 
dass  nur  die  gelben  nnd  die  blauen  Strahlen  empfun- 
den wurden.  (Die  Beobachtung  selbst  findet  sich 
»ullihrlich  excerpirt  bei  S  z  o  k  a  1  s  k  i  a.  a.  0.  p.  81.) 

Unter  den  wenigen  Beispielen,  die  dann  noch 
im  vorigen  Jahrhundert  erzählt  werden ,  ist  das  von 
Dal  ton,  dem  engl.  Chemiker,  am  bekanntesten. 
£r  hat  für  die  Franzosen  der  Anomalie  den  Namen 
geliefert.  Er  war  es  wohl  zuei*st,  der  seinen  Far- 
bensinn am  Spectrum  prüfte  u.  fand,  dass  die  Reihe 
vom  Roth  bis  zum  Grün  ihm  einfarbig,  und  zwar 
wie  Gelb  erschien.  Die  andere  Hälfte  des  Specti*um 
enchien  ihm  Bhiu,  nur  dass  ihm  der  violette  Ab- 
schnitt etwas  dunkler  vorkam  als  der  rein  blaue. 
Einer  seiner  Brüder  war  ebenfalls  rothblind,  D.  fand 
dann  mehrere  seiner  Schüler  mit  ähnlichem  Fehler 
behaftet  Ueber  das  Anekdotenhafte  kamen  aber 
anch  die  spätem  casuistischen ,  meist  aus  England 


*)  Diese  Angabe,  noch  5fter  aber  die,  dass  das 
Crdbeerensnchen  solchen  Farbenblinden  besonders  schwie- 
rig td,  findet  sich  wiederholt  in  solchen  FäUen,  wo  die 
AuHBalie  während  der  Kindheit  entdeckt  wurde. 


stammenden  Mittheiluugen  nicht  viel  hinaus,  Aa<di 
Göthe,  der  2 Fai'benblinde  selbst  untersuchte,  v^- 
mochte  sich  aus  der  verwirrten  Nomenclatnr  solcher 
Personen  nicht  herauszufinden  und  wui*de  erat  von 
Schiller  darauf  aufmerksam  gemacht ,  dass  den- 
selben der  Sinn  für  Blau  fehle,  weshalb  nun  G.  den 
Namen  Akyanoblepsie  erfand.  [Wir  wissen  jetzt, 
dass  seine  Blaublinden  thatsächlich  rothblind  waren.] 
Doch  hat  6.  auf  die  methodische  Untei-suchung  sol- 
cher Pei*8onen  ausdrücklich  gedrungen,  auch  als  der ' 
Erste  die  Verwechslungsfarben  anf  Tab.  1  seiner 
Farbentafeln  colonrt. 

ErstPurkynje  und  Seebeck  suchten  nach 
einer  einheitlichen  Gruppirung.  Letzterer  insbeson- 
dere hat  nicht  nur  die  frühem  zersti'euteu  Beobach- 
tungen gesammelt,  sondern  auch  zahlreiche  eigene 
Untersuchnngen  gemacht,  indem  er  darauf  ausging, 
die  Häufigkeit  des  Vorkommens  dieser  Anomalie  zu 
ermitteln,  daher  auch  Reihen  von  Gesunden  unter- 
suchte (Poggend.  Annalen  Bd.  42.  1837).  See- 
beck experimentirte  mit  farbigen  Papieren,  farbigen 
Gläsern,  zuweilen  auch  mit  prismatischen  und  Inter- 
ferenzfarben. Gefärbte  Wollenproben  macht  er  eben- 
falls namhaft,  während  er  Seide  wo^en  ihres  Glanzes 
verwirft.  Er  hebt  ganz  besonders  hervor,  dass  man 
aus  der  Bezeichnung,  die  der  Farbenblinde  den  Ob- 
jekten giebt,  keinen  Schluss  auf  die  Art  der  Ano- 
malie machen  dürfe.  Sondern  man  solle  die  Far- 
benblinden die  farbigen  Gegenstände  nach  ihrer 
Weise  ordnen  lassen,  eventuell  solle  man  eine  dritte 
Farbe  noch  hinzunehmen,  die  für  das  normale  Auge 
einer  der  beiden  Verwechslungsfarben  sehr  ähnlich 
sieht.  Indem  er  die  von  Farbenblinden  einer  Art 
geordneten  Reihen  den  Farbenblinden  einer  andern 
Gruppe  vorlegt,  sind  ihm  die  charakteristischen  Un- 
terschiede nicht  entgangen.  Blau-  (Violett)  Blind- 
heit scheint  S.  nicht  gekannt  zn  haben,  vielmehr  ge- 
hören seine  Pat.  den  beiden  Gruppen  au ,  die  wir 
jetzt  als  Roth-  und  Grünblindheit  (alias :  Roth-Grün- 
Blindheit  mit  und  ohne  Verkürzung  des  Spectrum) 
bezeichnen.  S.  weiss,  dass  bei  dor  einen  Gruppe 
das  mit  Grün  verwechselte  Roth  w(;niger  Gelb  ent- 
hält, als  bei  der  andern,  bei  letzterer  ist  das  Spectmm 
am  rothen  Ende  verküi*zt,  bei  ersterer  nicht.  Der 
Rothblinde  stellt  Rosa  mit  Bläulich- (jrün.  Grasgrün 
mit  Dunkehsinnoberroth  zusammen  ;  der  Grünblinde 
Rosa  mit  Himmelblau  u.  Grasgrün  mit  Orange.  S.  er- 
mittelt auch  (und  bemerkt,  dass  sein  Vater  20  Jahre 
früher  dasselbe  beobachtet),  dass  durch  farbige  Glä- 
ser der  Farbenblinde  ein  viel  besseres  Untei*schei- 
dnngsvermögen  für  Farben  und  Farbentöue  erhalte, 
nnd  unterscheidet  dabei  weiter,  dass  die  Farbenblin- 
den ohne  verkürztes  Spectrum  am  rothen  Ende  durch 
rothe  oder  grüne,  die  Farbenblinden  mit  verkürztem 
Spectrum  durch  orangefarbene  Gläser  am  besten 
Verwechselungen  vermeiden  können. 

Die  schon  bei  der  ersten  Beohaditung  constatirte 
Heredität  wurde  von  S.  durch  weitere  Nachweise 
sicher  gestellt.  Die  Anomalie  kann  vom  Vater  auf 
den  Sohn  übergehen^  aber  auch  vom  Grossvater  auf 


86 


6  e  i  8  B 1  e  r ,  ttber  Farbenblindheit. 


den  Enkel  ttbei-springen.  Sie  kann  sich  bei  mehrern 
Bitldein  desselben  Stammes  finden,  oder  auch  bei 
Neffen,  deren  Mütter  Schwestern  sind.  Die  Selten- 
heit der  Anomalie  beim  weiblichen  Geschlecht  wird 
durch  die  von  S.  gesammelten  und  von  ihm  selbst 
ermittelten  Farbenblinden  bezeugt.  Seine  Farben- 
blinden waren,  ebenso  wie  die  in  England  ermittel- 
ten, meistens  Blondins  mit  blauen  Augen,  doch  legt 
er  darauf  keinen  grossen  Werth,  da  in  seiner  Gegend 
überhaupt  nur  wenig  Brünette  waren. 

Wir  sehen  somit  in  S  e  e  b  e  c  k '  s  Mittheilungen 
den  grössten  Theil  Dessen  constatirt  und  vorbereitet, 
was  wir  heute  über  Farbenblindheit  wissen.  Es  ist 
daher  nur  recht  und  billig,  dass  nach  seiner  Methode 
auch  die  spätem  (Jntersucher  sich  richteten  und  sie 
gewissermaassen  die  schulgemässe  wurde.  Wie  der 
Berichterstatter  aus  der  Ruete\schen  Klinik  weiss, 
so  sind  gewiss  auch  anderwärts  (von der v.Grae for- 
schen Klinik  wird  es  durch  Hirschberg  wiederholt 
erwähnt)  in  jedem  Semester  die  Studirenden,  gele- 
gentlich auch  andere  Personen,  auf  ihren  Farbensinn 
geprüft  und  dabei  der  Eine  oder  der  Andere  als  far- 
benblind erkannt  worden.  Auch  den  Floi-contrast 
kennt  der  Berichterstatter  aus  jener  Zeit  und  war 
einigermaassen  erstaunt,  dass  auf  ihn  neuerdings 
ganz  besonders  aufmerksam  gemacht  wurde. 

S  e  e  b  e  c  k  selbst  hat  sich  jeder  Theorie  enthal- 
ten. Sein  unmittelbarer  Nachfolger,  der  schon  oben 
erwähnte  Szokalski  und  Wartmann  in  Genf 
(Letzterer  in  zwei  Aufsätzen  über  den  Daltonismus 
1844  und  1849,  vgl.  Jahrbb.  LVI.  p.  12)  haben 
die  Beobachtungen  nochmals  gesammelt  und  mög- 
lichst mit  den  Vorgängen,  die  sie  sich  bei  der  Far- 
benempfindung als  annehmbar  dachten,  in  Einklang 
zu  bringen  gesucht.  InSzokalski's  Schrift  kann 
man  auf  S.  118^-124  eine  Sammlung  der  bis  zu 
seiner  Zeit  aufgestellten  Theorien  nachlesen,  wobei 
zu  bemerken,  dass  Sz.  auch  Young  gekannt  hat. 
Er  selbst  hält  nichts  von  den  Ansichten,  die  die  Far- 
benempfindung in  die  Retina  verlegen,  sondern  ist 
Anhänger  der  GalTschen  Lehre,  wobei  er  sich  auf 
H  e  r  s  c  h  e  1  stützt ,  und  versetzt  somit  den  Differen- 
zirungsvorgang  in  das  Gehirn  selbst. 

Die  Casuistik  wurde  mehrfach  bereichert,  die  Fälle 
wurden  mit  mehr  oder  weniger  Zwang  dem  Schema 
Seebeck's  oder  Szokalski's  einzureihen  ge- 
sucht. Eis  interessirt  uns  hier  nur  eine  Beobachtung 
von  Cunier  (Ann.  d'Ocul.  L  p.  417.  1838),  weil 
dieselbe  im  Widerspruch  steht  mit  der  Annahme  der 
Vererbung  vom  Vater  auf  den  Sohn,  oder  durch  die 
normalsichtige  Tochter  auf  den  Enkel.  Bei  ihr  han- 
delt es  sich  um  eine  Vererbung  von  der  Mutter  auf 
die  Tochter  in  fünf  Generationen,  während  die  Söhne 
freiblieben:  insgesammt  12  farbenblinde Franen,  die 
nicht  kirschroth  von  blau  unterscheiden  konnten. 
Fünf  stammten  von  einer  und  derselben  Mutter, 
sämmtliche  8  männliche  Glieder  der  Familie  waren 
nicht  farbenblind. 

Ein  Fortschritt  seit  S  e  e  b  e  c  k  ist  aber  im  Grunde 
nicht  zu  ^verzeichnen,  weder  wurden  die  Methoden 


verbessert,  noch  suchte  man  die  Terminologie  von 
den  Angaben  der  Farbenblinden  selbst  genügend 
freizumachen.  Daher  kommt  es,  dass  in  den  meisten 
Geschichten  die  heitre  Seite  hervortritt;  es  macht 
besonders  Vergnügen,  wenn  ein  Farbenblinder,  ohne 
es  zu  merken,  einmal  eine  grüne  Uniform  statt  der 
rothen  anzieht,  wenn  ein  Andrer  einen  Pflanzen- 
Stengel  mit  einer  Stange  Siegellack,  oder  eine  Gnrke 
mit  einem  gesottenen  Krebse  verwechselt,  ein  Dritter 
seiner  Frau  ein  ganz  anders  gefärbtes  Kleid  einkauft 
als  er  eigentlich  gewollt  hat,  ein  Vierter  sich  wan- 
dert, warum  man  das  Getreide  im  Frühling  grfln 
und  im  Herbst  gelb  bezeichnet,  ein  Fünfter  angiebt, 
dass  die  Farbe  einer  Wiese,  einer  Rose  und  eines 
Esels  ihm  eigentlich  dieselbe  zu  sein  scheine,  ein 
Sechster  erklärt,  dass  er  Gefahr  laufe,  rothe  und 
schwarze  Tinte  zu  verwechseln  u.  dgl.  mehr. 

Dass  die  Farbenblindheit  auch  eine  praktischi 
Seite  haben  könne,  findet  sich  ganz  ausdrücklich  erst 
bei  George  Wilson  (geb.  1818,  gest.  1859)  her- 
vorgehoben. Seine  Hauptarbeit  im  Edinb.  Monthly 
Journ.  1853/1854  ist  in  diesen  Jahrbb.  sehr  aus- 
führlich (LXXXV.  p.  98—105  und  p.  340—356) 
besprochen  worden.  Er  kennt  die  totale  Farben- 
blindheit und  die  Formen  der  Roth  -  Giünblindheit 
aus  eigner  reicher  Erfahining,  aber  nicht  die  Blau- 
gelb-Blindheit ;  am  meisten  Schwierigkeiten  bereiten 
ihm  die  Fälle,  in  denen  Roth  mit  Schwarz  verwech- 
selt wird.  W.  hat  zuerst  Massenuntersuchungen  ge- 
macht und  mehr  wie  1000  Personen,  namentlich 
Soldaten,  auf  ihre  Farbenempfindung  geprüft  (vgl. 
weiter  unten).  Wenn  noch  vor  Kurzem  die  Farben- 
blindheit Gefahr  lief,  für  eine  Art  Rückfall  in  prä- 
historische, oder  in  die  Zeiten  Homer's  erklärt  ku 
werden ,  so  hielt  W.  diese  Anomalie  eher  für  eine 
Acquisition  der  modernen  Oivilisation ,  namentlich 
unter  dem  düstern,  nordischen  Himmel,  während  ihm 
die  Südländer,  insbesondere  auch  die  Asiaten  als 
Blumenzüchter,  Weber  und  Färber  seit  jeher  als  be- 
sonders mit  farbenkräftigen  Augen  ausgestattet  er- 
scheinen, und  die  Wilden  Afi'ika's  und  Amerika's 
durch  ihren  Waffen-  und  Federschmuck,  ihre  Täto- 
wirung  u.  dgl.  einen  gleichen  Vorzug  beurkunden. 
Seine  Massenuntersuchungen  lehrten  ihn  die  bedeu- 
tende individuelle  Verschiedenheit  der  Fälle;  von 
der  Nomenclatur  der  Farbenblinden  hat  sich  W. 
möglichst  freizuhalten  gewusst,  trotzdem  aber  fand 
er  auf  objektivem  Wege  die  grössten  Differenzen, 
welche  die  Einreihung  in  ein  Schema  erschwerten. 
Als  die  Grenzen  der  Farbenblindheit  nach  dernor^ 
malen  Seite  hin  beti*achtet  W.  solche  Fälle,  in  denen 
Incarnat  mit  Blassblau  oder  mit  Blasegelb,  femer 
Olivengrün  mit  Braun  verwechselt  wird. 

Wiewohl  W.  ausdrücklich  bemerkt,  dass  die  Un- 
terscheidung zwischen  rothem  und  grünem  Licht  für 
den  Farbenblinden  in  der  Nacht  keine  solche  Schwie- 
rigkeit mache  als  am  Tage,  hat  er  doch  als  der  EnU 
die  praktische  Wichtigkeit  für  den  Signaldienst  er- 
kannt und  die  Anstellung  von  gewissen  Kategorien 


Geisslery  über  Farbenblindheit. 


87 


der  Eifleobahnbeamten  von  einem  intakten  Farben- 
floo  abhängig  zu  machen  den  Rath  gegeben. 

In  dieser  Weise  ist  W.  der  wirkliche  Vorläufer 
der  Bestrebungen  in  den  letztvergangnen  Jahren  ge- 
worden. Diurch  die  Wahl  der  gef^bten  Wollengarne 
jor  PrOfong  hat  er  gleichzeitig  den  rechten  Weg  ge- 
vieBeo,  da  sich  mit  diesem  Material  eine  grössere 
Auswahl  von  Farben  erzielen  lässt,  als  mit  den  seit 
Seebeck  fiblichen  Papiermustem.  Auch  hat  W. 
nr  Abkürzung  und  Vereinfachung  der  Prüfung  für 
Mi  Fälle  bereits  vorgeschlagen,  aus  den  Frohen 
nr  die  grünen  und  rothen  Farben  heraussuchen 
u  lassen,  auch  war  ihm  bekannt,  dass  sich  das 
fffbenbUnde  Auge  am  leichtesten  durch  eine  Ver» 
widisehmg  der  lichten  Schattirungen  der  Haupt' 
fvbm  vemUke. 

Wilson 's  Arbeiten  blieben  unbeachtet.  Ob  in 
Schotäand,  bez.  in  England  auch  andre  Eisenbahn- 
lerwaltangen  damals,  mit  Ausnahme  der  einen  von 
ib  selbst  genannten,  von  seinen  praktischen  Vor- 
riiilgen  Notiz  genommen,  ist  dem  Ref>  nicht  be- 
ktont,  80  viel  ist  aber  sicher,  dass  die  Ophtlialmolo- 
gen  m  der  2.  Hälfte  der  50er  und  in  den  60er  Jahren 
ach  nor  äusserst  wenig  mit  dieser  Frage  beschäf- 
tigt haben  und  dann  auch  nur,  auf  Grund  der  Arbei- 
ta  von  Maxwell,  nach  exakt  wissenschaftlichen 
Formeln  (^  das  Sehen  der  Farbenblinden  suchten. 
Kid  wird  auch  die  Abwendung  von  der  Beschäf- 
ägnng  mit  den  rein  funktionellen  Störungen  desSeh- 
«Iganfl  nur  zu  natürlich  finden  in  einer  Zeit,  wo  Tag 
ftr  Tag  der  Augenspiegel  neue  Thatsachen  an's 
lieht  brachte  und  neue  Räthsel  aufgab.  Wie  sollte 
eine  Anomalie  zur  Forschung  besonder  reizen,  bei 
fe  eben  der  Augenspiegel  nichts  erkennen  liess, 
vie  sollte  diess  geschehen  in  einer  Zeit,  wo  man  die 
^itel  über  Amblyopie  und  Amam'ose  in  den  Lehr- 
Miem  lieber  einfach  gestrichen  hätte.  Es  musste 
in  enter  Linie  die  ganze  Wucht  der  Bestrebungen 
a  der  öffentlichen  Hygieine  hinzukommen,  in  der 
Kervenpathologie  mussten  die  Fragen  über  von  Ge- 
Kbleeht  zu  Geschlecht  übertragbare  Störungen  dis- 
^»tirt  werden,  die  Geheimnisse  des  Lebens  musste 
iBtn  nach  einer  neuen  Formel  der  allmäligen  Ent- 
viekelnng  zu  enträthseln  suchen  —  ehe  man  aucli 
fcse  Ungst  vergessenen  Curiositäten  aus  den  Grä-* 
Wm  hervorholte.  Denn  es  ist  sehr  bezeichnend  für 
b  Mangel  an  historischem  Sinn  in  dem  Forschungs- 
trieb unarer  Tage,  wenn  wir  bei  Holmgren  das 
^tttlndniss  lesen,  dass  er  erat  nach  dem  Abschluss 
^öier  Untersuchungen  in  die  Arbeiten  W  i  1  s  o  n  *  s , 
Pivre's  und  Stilling's  Einsicht  genommen  und 
^anch  sonst  verschiedene  Beweise  (z.B.  Cohn's 
Uiaoptong,  Fälle  angeborner  Farbenblindheit  seien 
■^  nirgends  beschrieben)  sich  dafür  finden,  wie 
I^Bt  bekannte  Dinge  aufs  Neue  entdeckt  wurden. 
Wenn  aber  Wilson 's  rein  praktische  Bestre- 
W^  20  Jahre  lang  an  den  Aerzten  trotz  zahl- 
'^Kba  Referate  in  französischer  u.  deutscher  Sprache 
Virioa  vorüber  gegangen  sind,  wenn  auch  Fron- 
»aUer's  Hinweis  (Jahrbb.  GXXIU.  p.  213)  im 


Jahr  1863  auf  die  Wichtigkeit  normalen  Farben- 
sinns fär  das  Erkennen  von  Signalen  unbeachtet 
blieb ,  ist  es  wohl  zu  verwundern ,  wenn  H  o  1  m  - 
g  r  e  n '  s  Arbeiten  nicht  im  Sturme  die  Verwaltung 
der  Eisenbahnen  eroberten  und  man  der  Eilfertig- 
keit: „Gefahren  zu  beseitigen,  welche  in  jedem 
Augenblicke  unzählige  Menschenleben  bedrohen' 'i) 
einigermaassen  mit  Eopfschtttteln  antwoi*tet?  Denn 
das  muss  doch  wohl  zugestanden  werden :  in  dieser 
Fassung  ist  der  Satz  eine  Uebertreibung.  Nicht  die 
angeborene  Farbenblindheit  bietet  die  grosse  Gefahr, 
da  es  recht  wohl  bekannt  ist,  dass  der  angeboren 
Farbenblinde  sehr  oft  ein  feines  Differenzirungsver- 
mögen  bßsitzt,  oft  ein  feineres  als  der  Normalsich- 
tige. Die  grössere  Gefahr  liegt  in  der  erworbenen 
Farbenblindheit,  um  diess  gleich  hier  zu  sagen,  da 
solche  Personen  erst  sich  neue  Unterscheidungsmerk- 
male bilden  müssen,  die  der  von  Geburt  Farbenblinde 
nnbewusst  verwendet.  Wie  häufig  aber  die  erworbene 
Farbenblindheit  als  einziges  Anfangssymptom  einer 
Abnahme  des  Sehvermögens  überhaupt  vorkommt, 
dafUi*  fehlt  jede  Unterlage  ^),  gewiss  aber  ist  sie  viel 
seltner  als  die  angeborae,  namentlich  wenn  man  zu 
letzterer  auch  die  schwächeren  Grade  des  mangel- 
haften Farbensinns  rechnet. 

2)  Der  jetzige  Stand  der  Frage. 

Literatur,     (Ausser  der  im  Text  erwähnten.) 

Stilling,  J.,  Beiträge  zur  Lehre  von  den  Farben- 
empSndangen.  Aosserord.  Beilageh.  zu  d.  Klin.  Men.- 
Bl.  f.  Ahkde.  I.  U.  III.  1875.  1876. 

Stiiling,  J.,  Ueber  das  Sehen  der  Farbenblinden. 
Mit4DoppeltafelD  inOeldruck.  Kassel  1880.  Th.  Fischer. 

Magnus,  Hugo,  Die  Farbenblindheit,  ihr  Wesen 
und  ihre'Bedeatung.     Breslau  1878.   Kern's  Verlag. 

Magnus,  H.,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  physio- 
logischen Farbenblindheit.     Berlin  1878.   H.  Peters. 

Cohn,  Hermann,  Studien  über  angebome  Farben- 
blindheit.    Breslau  1879.   E.  Morgenstern. 

Kalischer,  S.,  Die  Farbenblindheit.  Berlin  1879. 
Gast.  Ilempel.   16. 

Mauthner,  Ludw.,  Vortrage  aus  dem  Gesammt-* 
gebiet  der  Augenheilkunde.  4.  Heft.  Wiesbaden  1879. 
J.  F.  Bergmann. 

Reuss,  A.  V.,  Ueber  Farbenblindheit.  Wiener 
Klinik  V.  3 ;  März  1879.  p.  66—100. 

G  i  n  1 1 ,  H  e  i  n  r.  £. ,  Die  FarbenblindheH  bei  Eisen- 
bahnbediensteten.    Wien  1880. 

Holmgren,  Frithjof,  Die  Farbenblindheit  in 
ihren  Beziehangen  za  den  Eisenbahnen  und  der  Marine. 
Dentsche  antoris.  Uebersetzung.  Leipzig  1878.  F.  C.  W. 
Vogel. 

Fayre,  Röforme  des  Employes  de  Chemin  de  Fer 
affeot^s  de  Daltonisme.     Lyon  1873. 

Favre,  Recherches  cliniques  sur  le  Daltonisme. 
Lyon  1878. 


0  Worte  Holmgren's  aas  der  Streitschrift  gegen 
Cohn,  p.  6. 

^)  Die  Angaben  von  Galezowski  (Centr. -Bl.  f. 
prakt.  Ahkde.  IV.  p.  360.  1880)  sind  insofern  hier  nicht 
maassgebend ,  als  unter  den  von  dem  Arzt  behandelten 
Kranken  viel  Öfterer  Sehnervenleiden  mit  Störungen  des 
Sehsinns  und  des  Farbensinns,  als  angebome  Farbenblind- 
heit auftreten. 


88 


0  e  i  s  8 1  e  r ,  über  Farbenblindheit. 


M  o  e  1 1  e  r ,  Da  Daltonisme  an  point  de  vne  theoriqne 
et  pratique.  Etade  critique  des  m^thodes  d'exploration 
du  sens  chromatique.     Bruxellcs  1879. 

Giraud-Teulon,  Des  aberrations  du  sens  chro- 
matique ou  du  Daltonisme.  Arcb.  gen.  de  m6d.  VII. 
6.  Ser.  Janv.,  F6?r.  1881. 

Jefferies,  Joy  B.,  Color-Blindness ,  its  dangers 
and  its  detection.     Boston  1879. 

a)  Die  Arien  und  die  Nomenclattir  der  Farben- 

blindlieit. 

Ein  Berichterstatter  über  die  Fortschritte  der 
Kenntnisse,  welche  man  flber  die  Farbenblindheit 
gewonnen  hat,  ist  in  einer  schwierigen  Lage,  sobald 
es  sich  um  die  Symptomatik  handelt.  Die  oben  er- 
wähnte Spaltung  der  Autoren  tlber  den  Vorgang  der 
Farbenempfindung  ist  auch  die  Ursache,  dass  die 
Eintheilung  der  Arten  der  Farbenblindheit  je  nach 
diesem  Standpunkt  verschieden  anslällt.  Gewisser- 
maassen  wäre  man,  wenn  man  ganz  unparteiisch 
bleiben  will ,  gezwungen ,  die  Symptomatik  doppelt 
abzuhandeln,  einmal  im  Yonng-Helmholtz'- 
schen,  einmal  im  H  e  r  i  n  g  'sehen  Sinne.  Will  man 
sich  ganz  frei  von  der  Theorie  machen  und  sucht 
nur  aus  der  vorhandenen  Casnistik  sich  die  Bilder 
selbst  zu  construiren ,  so  ist  man  von  der  Mannig- 
faltigkeit der  individuellen  Abweichungen  überrascht 
und  schent  vor  der  Schwierigkeit ,  richtiger  gesagt 
vor  der  Unmöglichkeit,  zurQck,  denselben  den  spa- 
nischen Stiefel  des  Systems  anzulegen.  Auch  wenn 
man  nur  die  neuern ,  nach  allen  Regeln  der  Kunst 
Untersuchten  durchmustert,  kommt  man  zu  dem  Re- 
sultate, dass  jeder  einzelne  Fall  wieder  sein  Eigenes 
und  Besonderes  hat.  Vorurtheilsfreie  Beobachter, 
wie  Rose,  Woinow,  Pflüger  U.A.,  machen  auf 
die  grossen  Schwierigkeiten  wiederholt  aufmerksam 
und  doch  hatten  sie  es  mit  intelligenten  Personen 
zu  thun ,  welche  selbst  ein  grosses  Interesse  daran 
hatten ,  ihren  Fehler  möglichst  genau  kennen  zu 
lernen.  Wie  viel  mehr  noch  werden  Zweifel  ge- 
weckt durch  die  Fülle  der  Cohn 'sehen  Beobach- 
tungen, bei  denen  man  sehr  oft  gar  nicht  weiss, 
ob  der  Untersuchte  auch  nur  im  Entferntesten  eine 
Ahnung  von  Dem  gehabt  hat,  was  er  eigentlich  thun 
oder  lassen  sollt« ,  und  daher  je  nach  der  Methodik 
der  Untersuchung  die  sonderbarsten  Confusionen 
begeht.  Unwillkürlich  hat  sich  der  Ref.  bei  der 
Durchsicht  dieser  äusserst  verdienstvollen  Publikation 
mit  ihren  hundert  Protokollen  gefragt,  ob  man  es 
wirklich  nur  mit  Fehlem  der  Empfindung,  nicht  auch 
mit  FehleiTi  des  Urtheils  zu  thun  habe,  und  ge- 
wünscht,  dass  man  die  Kinder  in  unsern  Weber- 
dörfem  oder  in  den  Orten  mit  Spielwaaren-Industrie, 
wo  auch  der  Knabe  von  klein  auf  lernt,  die  farbigen 
Spulen  zu  sortiren,  bez.  selbst  den  Pinsel  führt,  ein- 
mal untersuchen  möge ,  um  zu  sehen ,  ob  wirklich 
auch  hier  die  Farbenverwechselungen  so  häufig  seien 
als  bei  den  Schülern  der  Unterrichtsanstalten  einer 
gi'ossen  Stadt. 

Magnus  z.B.  belehrt  uns  nach  Holmgren 
(Die  Farbenblindheit  u.  s.  w.  p.  18):  „einem  Rotk" 


blinden  erscheine  das  spectrale  Roth  als  ein  ge- 
sättigtes ,  lichtschwaches  Grün ,  das  Gelb  als  licht- 
starkeres, gesättigtes  Grün,  das  Grün  als  eine  zwar 
lichtstärkere,  aber  weissliche  Abstufung  derselben 
Farbe  wie  Roth  und  Gelb ;  der  Grünblinde  dagegen 
sehe  das  Roth  des  Specti'um  als  ein  lichtschwaches, 
aber  sehr  gesättigtes  Roth ,  das  Gelb  als  ein  lidit- 
stärkeres  Roth,  das  Grün  als  Weiss  oder  Gran. 
Mauthner  dagegen  (Vorträge  n.  s.  w.  4.  Heft) 
demonsti'irt  uns  an  einem  typischen  Rothgrfinblinden, 
dass  diese  Kategorie  das  Spectrnm  bis  zum  Blan 
nur  als  Gelb  in  verschiedener  Helligkeit  empfinde 
und  dass  jeder  Farbentflchtige  sich  diess  mit  Hfllfe 
eines  rothen  Glases  sofort  selbst  klar  machen  könne, 
da  durch  dasselbe  auf  dem  Index  der  Radde'scben 
Tafel  (s.  unten)  Nr.  1  Zinnober  bis  zum  Gelb  Nr.  7 
in  einer  einzigen  Farbe  (gelb)  erscheine,  worunter 
Nr.  7  am  hellsten  gelb  auftritt.  S  t  i  1 1  i  n  g  bildet 
auf  den  Tafeln ,  welche  seiner  Schrift :  „über  das 
Sehen  der  Farbenblinden^'  beigegeben  sind,  die 
Spectra  mehrerer  solcher  Roth^nblinden  ab,  in 
welchen  die  Uebergänge  des  Roth  zum  Orange  im 
Sonnenspectrum  gelblich-braun  bis  gelb  und  sogar 
schwarz  bis  braungelb  erscheinen.  P  f  1  fl  g  e  r  end- 
lich (Arch.  f.  Ahklde.  IX.  4.  p.  381  flg.  1880)  pro- 
tokollirt  genau  die  Aussagen  zweier  Farbenblinden, 
welche  die  Zumuthnng,  sie  müssten  das  ganze  Spec- 
trum nni'  zweifarbig  (gelb-blau)  sehen,  als  „ganz 
graue  Theorie'^  entschieden  zurückweisen. 

Was  ist  nun  die  Wahrheit?  Wie  viel  tragen  wir 
von  unserem  gemachten  System  in  die  Bildflftche 
des  Farbenblinden  hinein  ?  Wie  ist  Letzterer  über- 
haupt im  Stande ,  seine  Erscheinungen ,  ftlr  die  er 
doch  keine  Sprache  hat,  uns  klar  zu  machen? 

Diese  aufgeworfenen  Bedenken  führen  uns  darauf, 
zunächst  von  einer  Symptomatologie  der  Farben- 
blindheit abzusehen  und  uns  zuvörderst  zu  den  Unter- 
suchungsmethoden zu  wenden. 

Vorher  wollen  wir  nur  noch  die  typisc^ien  Haupt- 
formen,  wie  sie  zur  Zeit  von  den  Autoren  angenom- 
men werden,  ihrer  Nomenclatur  nach  anführen.  Die 
griechischen  Benennungen  sind  jetzt  sehr  ans  der 
Mode  gekommen ,  doch  mögen  sie  der  Vollständig- 
keit wegen  mit  erwähnt  sein. 

Die  totale  Farbenblindlieit  wu*d  als  Achroma- 
topsie  oder  als  chromatische  Amaurose  (Wilson), 
seltener  als  „lineare  Daltonie^'  (Rose)  bezeichnet 

Die  partielle  Farbenblindheit  oder  Chromato- 
pseudopsie  (Sommer)  ist  entweder  Rothblindheit 
(Anerythropsie) ,  oder  Grünblindheit  (Achloropsie, 
Aglaukopsie),  oder  Violett-  oder  Blaugelbblindhdt 
(Akyanopsie,  Axanthopsie).  Die  beiden  ersten  wer- 
den von  Mehreren  zu  einer  Klasse  gerechnet.  Alle 
drei  fasst  Rose  mit  dem  Namen  der  „ebenen  Dal- 
tonie^'  zusammen. 

Mauthner  will  lieber  die  Farbenblinden  nael) 
den  Farben  bezeichnen,  die  sie  zu  sehen  vermögen, 
und  trennt  sie  in  Gelbblansichtige  (Xanthokyanopen) 
und   Rothgrünsichtige   (Brythrochloropen).     Sohon 


Geissler^  Aber  Farbenblindheit 


89 


Szokalski  hatte  seinen  5  Groppen  eine  gleiche 
Idee  SU  Gninde  gelegt 

Von  der  Farbenblindheit  verschieden  ist  der 
herabgesetzte  Farbensinn  (Dyschromatopsie) ,  wo- 
zu wohl  aacb  die  chromaiieehe  Myopie  Wilson *s 
xa  rechnen  ist 

b)  Uniereuehungsmetlioden  und  deren  Hülfe" 

miiieL 

Bei  einer  Schilderang  der  zur  Entdeckung  der 

Anomalien    des  Farbensinns  vorgeschlagenen   oder 

gebräuchlichen  Untersuchungsmethoden  kann  man  in 

verschiedener  Weise  verfahren.  Entweder  kann  man 

dieselben  gmppiren   nach   dem  Principe,   welches 

dem  Verfahren  zu  Grunde  gelegt  ist,  oder  nach  dem 

Zwecke ,  den  die  Untersuchung  zu  erreichen  strebt, 

oder  nach  den  Hfllfsmitteln  oder  den  Insti'umenten, 

mit  welchen  die  Prüfung  vorgenommen  wird.     Im 

Folgenden  sollen  diejenigen  Methoden  an  die  Spitze 

gestellt  werden,  welche  wegen  der  Leichtigkeit  und 

der  Schnelligkeit  der  Ausführung  sich  zu  Massen- 

prüfon^en  empfehlen,  dann  sollen  diejenigen  folgen, 

welche  nicht  nur  eine  Ausscheidung  der  normal  und 

anomal  Farbsinnigen,  sondern  auch  eine  genauere 

Charakteristik   derselben  ermöglichen   und    endlich 

solche,  welche  für  bestimmte  Zwecke  noch  besondere 

Vortheile  bieten. 

1)  Die  Holmgren*scke  Methode^). 

Im  Allgemeinen  schliesst  sich  diese  Methode  an 
Seebeck^s  u.  Wilson*s  Verfahren  an,  nur  ver- 
aehtet  sie  darauf,  sämmtliche  Reihen  von  Farben- 
verwechslangen ,  welchen  die  Farbenblinden  unter- 
worfen sind,  zu  ermitteln,  begnügt  sich  vielmehi*,  die 
tyiHsetien  Unterschiede  festzustellen.  Da  sie  femer, 
ibgesehen  von  der  Tendenz,  die  Untersuchung  so- 
wohl tär  den  zu  Prüfenden  als  für  den  Untersucher 
möglichst  abzuküi'zen,  danach  strebt,  gerade  die  für 
den  Signaldienst  beim  Eisenbahnverkehr  wichtigen 
Uomeate  zu  kennzeichnen,  so  strebt  sie  nach  einem 
knrzen  Ansdruck  für  die  Unterscheidungsfähigkeit 
rotben  und  grünen  Lichts.  Die  Methode  ist  gänzlich 
Boabbän^g  von  der  Bezeichnung,  die  der  Unter- 
soehende  etwa  dem  farbigen  Objekt  beilegt,  sie  setzt 
femer  nnr  eine  Durchschnittsbildung  voraus  und  be- 
rüeksii^tlgt  endlich  auch  den  Umstand,  dass  die  zn 
ünt^snchenden  eher  geneigt  sind,  ihre  anomale 
Farb^Bempfindung  zu  verbergen,  als  den  Untersucher 
zn  nnterstfltzen. 

Als  farbige  Objekte  hat  Holmgren  Wollen^ 
game  gewählt,  und  zwar  die  Stickwollen.  Dieselben 
änd  in  den  verschiedensten  Farben,  Farben-Tönen 
and  -Nuancen  in  viel  grösserer  Auswahl  zn  erlangen 
als  Papiermaster,  sind  auf  allen  Seiten  gleichmässig 
ge&rbt,    lassen  sich  leicht  verpacken  und  transporti- 


ren ,  sind ,  in  die  einzelnen  Gebinde  vertheilt ,  ohne 
weitere  Zubereitung  zu  verwenden,  stören  nicht  durch 
besondere  Lichti*eflexe  ihrer  Oberfläche,  werden  durch 
den  Gebrauch  nicht  alsbald  ruinirt. 

Zur  Prüfung  sind  nun  eine  Anzahl  von  farbigen 
Gebinden  in  den  Farben  des  Spectrum  mit  ihren 
Zwischentönen,  ausserdem  aber  auch  purpurfarbene, 
graue  und  braune  Farben  nothwendig.  Von  jeder 
Farbe  sind  mehrere  Nuancen  und  von  jeder  min- 
destens 5  Stufen  von  der  hellsten  bis  zur  dunkelsten 
nothwendig.  Namentlich  sind  die  hellem  Nuancen 
von  Braun,  Gelb,  Roth,  Grün,  Blau,  Grau  in  grösserer 
Auswahl  vonUthig  zu  halten. 

Die  Untersuchung  muss  bei  hellem  Tageslicht 
stattfinden ,  der  Raum  soll  so  beschaffen  sein ,  dass 
eine  möglichst  grosse  Anzahl  von  Personen  gleich- 
zeitig anwesend  sein  kann,  welchen  das,  was  sie 
leisten  sollen,  zunächst  von  dem  Untersucher  erklärt 
und  vorgezeigt  werden  kann. 

Um  nun  zunächst  von  den  Anwesenden  Diejenigen 
auszuscheiden,  welche  einen  anomalen  Farbensinn 
besitzen,  verfilhii;  H.  folgendermaassen. 

Aus  dem  auf  dem  Tische  liegenden  Haufen  von  Gam- 
gebinden  sind  die  dunkelgrünen,  gelbgrünen  und  blau- 
grünen  Farben  entfernt  und  nur  die  reingrüaen  Nuancen 
darin  gelassen.  Der  Untersucher  nimmt  nun  zunächst 
selbst  einige  reingrüne  Nuancen  in  die  Hand,  zeigt  diese 
den  Anwesenden  mit  der  Anweisung ,  sich  dieselben  gut 
einzuprägen.  Hierauf  legt  der  Untersucher  die  heüste 
grüne  Nuance  (welche  als  Probe  I.  bezeichnet  ist)  bei 
Seite  und  mischt  die  übrigen  reingrunen  wieder  in  die 
Sammlung  hinein,  sucht  sie  dann  selbst  wieder  heraus  und 
legt  sie  zu  der  bei  Seite  gelegten  Probe.  Ist  man  event. 
nach  nochmaliger  Wiederholung  überzeugt,  dass  die  An- 
wesenden verstanden  haben,  um  was  es  sich  handelt,  so 
werden  nun  mit  Ausnahme  der  Probe  I.  die  reingrunen 
Nuancen  wieder  in  die  Sammlung  gemischt  und  die  An- 
wesenden aufgefordert,  der  Reihe  nach  einzeln  an  den 
Tisch  heranzutreten  und  zu  der  abseits  gelegten  Probe  I. 
die  zugehörigen  Farben  herauszusuchen  0* 

Alle  Diejenigen  nun ,  welche  zu  der  Probe  I.  nicht 
nnr  die  in  der  Sammlung  vorhandenen  hellgrünen  Schatti- 
rungen,  sondern  auch  noch  graue  oder  bläuliche  oder  gelb- 
liche Gebinde  heraussuchen  und  dazulegen,  sind  farben- 
blind. Eine  Anzahl  von  Verwechslungsfarben  ist  unter 
Nr.  1—5  auf  der  beigegebenen  Tafel  in  Holmgren 's 
u.  Jefferies'  Monographie  abgebildet ,  beiJefferles 
ist  die  Ausführung  besser  ausgefallen.  Ans  der  Basch- 
heit  oder  Langsamkeit,  mit  welcher  der  Untersuchte  mit 
seiner  Aufgabe  zu  Stande  kommt,  lässt  sich  von  dem  ge- 
übten Untersucher  von  vom  herein  die  Diagnose  stellen. 
Das  Zögern  bei  der  Ausyrahl  deutet,  wenn  auch  schlüss- 
lich einige  der  anfänglich  gewählten  Yerwechslungsfarben 
wieder  zurückgelegt  werden,  häufig  auf  schwach  ent- 
wickelten Farbensinn.  Manche  glauben  ihrer  Sache  ganz 
sicher  zu  sein  und  vergreifen  sich  gleich  im  Anfange. 
Andere  sind  sehr  unruhig  und  suchen  mehr  mit  den  Hän- 


»r.^Mniii^i» 


1)  Vgl.  ansser  der  schon  citirten  Schrift  noch  dessen 
Aufsatz  :  „Znr  Entdeckung  der  Farbenblindheit  bei  Mas- 
sennotersnehnngen*  im  Centr.-Bl.  f.  prakt.  Augenheilk. 
n.  p.  177—182.  1878  und  Jefferies:  a.  a.  0.  p.  216. 

Med.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  1. 


0  Wenn  bei  dieser  Probe  die  grünen  Gebinde,  mit 
Ausnahme  der  reingrünen,  aus  der  Sammlung  heraus- 
genommen sind,  so  hat  diess  nur  den  Grund  der  Zeit- 
erspamiss.  Es  stellte  sich  nämlich  heraus,  dass  bei  dem 
Vorhandensein  aller  grünen  Farbentöne  zwar  nicht  die 
Farbenblinden,  aber  die  Normalsichtigen  sich  Mühe  gaben, 
zu  der  hellsten  grünen  Probe  I.  alle  grünen  Töne,  gelb- 
^ünen  und  blaugrünen,  herauszusuchen  und  damit  die 
Untersuchung  unnöthiger  Weise  aufhielten. 

12 


90 


6  e  i  8  s  l  e  r ,  Aber  Farbenblindheit. 


den  als  mit  den  Angen :  hier  räth  H.  denselben,  die  Hände 
auf  den  Kücken  zu  legen  und  nicht  eher  zuzugreifen,  als 
bis  sie  ein  ihnen  ähnlich  scheinendes  Bündel  erblickt  haben. 
Manche  verfahren  äusserst  langsam ,  so  dass  es  gerathen 
ist,  ihnen  etwas  zu  Hülfe  zu  kommen,  indem  man  am 
besten  ihnen  selbst  einige  Yerwechslnngsfarben  heraus- 
sucht und  sie  fragt,  ob  diese  der  Probe  I.  ähnlich  seien. 
Verschiedene  andere  Kunstgriffe,  die  H.  noch  angiebt, 
um  nicht  etwa  nur  durch  mangelhaftes  Verständniss  Sei- 
tons der  Untersuchten  auf  die  Annahme  einer  Farben- 
blindheit geführt  zu  werden,  mögen  im  Original  nach- 
gelesen werden. 

Sobald  nun  unter  den  Anwesenden  Die  herausgefun- 
den sind ,  welche  die  Probe  I.  nicht  bestanden  haben, 
werden  dieselben  einer  2.,  bez.  einer  3.  Probe  unter- 
worfen. 

In  der  Sammlung  müssen  jetzt  sämmtliche  grünen 
T5ne  vereinigt  sein,  namentlich  die  blaugrünen  sind  zur 
Ermittelung  der  Verwechslungsfarbe  nöthlg. 

Diese  Probe  IL  ist  eine  RosawoÜe^  welche  zwischen 
dem  hellsten  und  dunkelsten  Parpnr  die  Mitte  hält.  Es 
wird  verlangt,  dass  nur  die  purpurfarbenen  Gebinde 
herausgesucht  werden  sollen.  Wer  diess  zu  Stande  bringt, 
ist  nach  H.  als  unvollständig  farbenblind  zu  bezeichnen, 
wiewohl  er  die  Probe  I.  nicht  bestanden  hatte.  Wer 
aber  ausser  diesen  oder  auch  allein  noch  blaue  oder  vio- 
lette Farben  zu  der  Kosaprobe  legt,  wird  nach  H.  als 
Kothblinder,  wer  grüne  oder  graue  Farben  heraussucht, 
als  Grünblinder  bezeichnet. 

Die  Probe  IIL  dient  als  Gontrolprobe.  Sie  wird  mit 
einer  den  rothen  Fahnen  beim  Eisenbahndienst  gleichen 
lebhaft  rothen  Farbenprobe  ausgeführt,  und  zwar  nur  an 
Solchen,  die  nach  Probell,  sich  als  vollständig  roth-  oder 
grün  blind  erwiesen  haben. 

U.  giebt  an ,  dass  der  Rotlibiinde  solche  grflne 
und  braune  Nüauceu  hinzulege,  welche  dem  Normal- 
ange  dunkler  erscheinen  als  das  vorgelegte  Roth, 
umgekehrt  wähle  der  GrUnblinde  solche  grüne  und 
braune  JSüanceu ,  weiche  dem  normalen  Fai'bensinn 
heller  als  die  Probe  erscheinen. 

Die  Methode  ist  zur  Entdeckung  der  totalen 
Fai'benblindheit  zwar  nicht  bestimmt,  doch  würde 
man  eine  solche  Anomalie  daran  erkennen ,  dass  der 
Betreffende  die  Schattimngen  nur  nach  der  Hellig- 
keit ohne  jede  Rücksicht  auf  die  Faibe  ordnete. 
Auch  zur  Entdeckung  der  Violettblindheit  Ist  sie 
nicht  ausreichend,  weil  aber  diese  Anomalie  für  den 
Eisenbahndienst  nicht  schädlich  ist,  so  kann  man 
daraus  auch  keinen  Vorwuif  gegen  die  Methode  er- 
heben. 

Früher  hatte  H.  sich  mit  der  Prüfung  durch  rosa- 
farbene Wolle  begnügt,  eine  Methode,  welche  später 
Cohn  auch  für  hinreichend  erklärt,  während  H.  die 
Probe  I.  mit  hellgrüner  WoUe  jetzt  für  absolut  nothwen- 
dig  hält ,  um  auch  Solche  mit  schwach  entwickeltem  Far- 
bensinn aufzufinden.  An  der  Angabe,  dass  „in  einer 
Stunde  mehr  als  100  Individuen,  besonders  Soldaten  oder 
sonst  disciplinirte  Leute ,  mit  völliger  Sicherheit  abgefer- 
tigt werden  können**,  gestattet  sich  Ref.  einen  beschei- 
denen Zweifel  zu  äussern. 

Neuerdings  mehren  sich  die  Stimmen  (Pflüger: 
Centr.-m.  f.  prakt  Ahkde. Y.Juli  1881.  —  Cohn:  Berl. 
klin.  Wchnschr.  XVIII.  19.  1881),  welche  einestheils 
dieser  Methode  vorwerfen,  dass  sie  unter  Ungebildeten 
zu  viel  Farbenblinde  entdecken  lasse,  andemtheils  bei 
Gebildeten  nicht  die  nöthige  Sicherheit  gebe. 

2)  Die  Untersuchung  mittels  farbiger  Pulver. 
Diese  wird  von  Cohn  und  Manthner  gerühmt. 
Letzterer  bemerkt  sogar,  dass  einer  der  von  ihm  ge- 
prüften Farbenblinden  rotlie  Wollenproben  an  der 


Ungleichheit  ihrer  Oberfläche  unterschieden  habe, 
während  er  bei  den  in  Gläschen  eingeschlosseBeQ 
Pulvern  keine  solche  Anhaltspunkte  besitze  uhd  sich 
verrathe  (a.a.O.  p.  224).  Dass  Farbenblinde,  ähn- 
lich wie  wirklich  Blinde ,  sieh  einflben  könnten ,  die 
Farben  durch  das  Gefflhl  zu  unterscheiden,  wird 
auch  bei  Wilson  angedeutet.  Manthner  hat 
nun  nicht  nur  einfarbige  Pulver  verwendet ,  sondern 
auch  die  Gläschen  je  zur  Hälfte  mit  verschiedenfar- 
bigen Pulvern  gefüllt,  und  zwar  eine  Anzahl  mit  sol- 
chen, welche  dem  normalen  Auge  als  zweifarbig, 
dem  farbenblinden  als  einfarbig  erscheinen  (sogen. 
f^pseudoisochromatische**  Pulver),  eine  Anzahl  end- 
lich mit  solchen ,  welche  sowohl  dem  normalen  als 
auch  dem  farbenblinden  Auge  zweifarbig  erscheinen 
{„anisochromatische**  Pulver).  Die  für  homöo- 
pathische Medikamente  üblichen  kleinen  Fläschchen, 
insbesondere  die  von  viereckiger  Form ,  eignen  sich 
zur  Füllung  mit  den  Pulvern  am  besten.  Selbstver- 
ständlich sind,  wenn  zwei  Pulver  in  einem  Gläschen 
vereinigt  sind ,  die  Pulver  nicht  zn  mischen,  sondern 
nur  übereinander  zu  Mlen.  Die  Gläschen  sind  gnt 
zu  verschliessen  und  können  leicht  in  einem  compen- 
diösen  Apparate  vereinigt  werden.  Die  von  Cohn 
verwendete  Sammlung  ist  weniger  reichhaltig,  als 
die  von  Manthner,  weshalb  wir  letztere  mit- 
theilen. 

a)  Nr.  1 — 9.     Einfarbige  Ptiloer: 
Garminzinnober ,  heUes  Schweinfartergrfin ,  Kobalt- 

blan,  Chromgelb  -  Citren ,  Zinnober  4mal  gemahlen  ond 
Carminzinnober ,  heU  Seidengrün  und  hell  Viotoriagrün, 
helles  and  dunkles  Schweinfnrtergrün,  helles  und  dunkles 
Ultramarinblau ,  Chromgelb -Citron  nnd  Zinkgelb.  Die 
letzten  5  Flaschchen  enthalten  also  2  Nuancen  einer  Farbe 
übereinander. 

b)  Nr.  10—23.   Pseudoisochromatischt  Pulver  fthrRotk- 
grünblinde ,  2  in  einem  Flfischchen : 

Carminzinnober  und  Rehbraun,  Nenzionober  ond 
Terra  di  Siena,  heU  Seidengrün  nnd  Rehbraun ,  hell  Sei- 
dengrfin  und  Carminzinnober ,  4mal  gemahlner  Zinnober 
nnd  mitteldnnkles  Seidengrfin,  hell  Seidengrfin  n.  Chrom- 
gelb-Orange, Chromzinnober  und  Chromgelb  -  Orange, 
Carmin  nnd  Terra  di  Siena ,  Kobaltblau  nnd  Ultramarin- 
violett,  Ultramarinblau  dunkel  n.  violetter  Lack,  Brillant- 
roth  und  Ultramarinviolett,  Krapprosa  und  Hellgran, 
Sjßheel'sches  Grün  und  Dnnkelgrau,  Krapprosa  u.  ScheeF- 
sches  Grün. 

c)  Nr.  24—27.  Pseudoisochromatüche  Pulver  Jür  öe&- 

blaubUnde : 
Zinkgelb  nnd  Krapprosa,   Chromgelb  -  Orange  und 
violetter  Lack ,  Chromgelb-Citron  und  Carmin ,  Rehbraun 
und  Krapprosa. 

d)  Nr.  28—33.     Zweifarbige  Pulver  für  Normale  und 

Farbenblinde : 

Carminzinnober  nnd  Kobaltblau ,  hell  Schweinfterter* 
grün  nnd  Kobaltblau ,  dunkel  Sohweinftirtergrün  und  vio-^ 
letter  Lack ,  Chromgelb-Citron  und  Hellgrau,  Chromgell^* 
Citron  und  Scheersches  Grün,  dunkel  Seidengran  us4 
Zinkgelb. 

Unter  den  angegebenen  Namen  sind  diese  Pulver  iai 
den  Farbwaarenhandlnngen  käuflich,  nur  die  grauen  Pal' 
ver  müssen  gemischt  werden,  und  zwar  nach  Cohn'ij 
Angabe  ans  3  Th.  gebrannten  Elfenbeins,  1  Th.  Englisch^ 
roth  und  1  Th.  Ultramarinblau  mit  100,  75  oder  50  Thr*- 
len  weisser  Schlemmkreide,  um  ein  helles ,  mittleres  ni 
dunkles  Grau  zu  erhalten.  Cohn  fugt  auch  noch 
FlSschcheu  mit  Bleiweiss  und  eins  mit  Pariser  Soh 
hinzu. 


0  e  i  s  8 1  e  r ,  über  Farbenblindheit. 


91 


D»  Pdlfang  verlangt  Tageslicht.  Der  Unter- 
SDGber  ferfiUirt  fthnlich  wie  bei  den  WoUproben, 
demoDstrirt  zanftchsty  dass  sich  in  den  Gläsern  gleich- 
farbige, bez.  nngleichfarbige  Pulver  befinden  nnd 
Bicfat  mit  einer  Anzahl  dergelben  die  Probe  vor. 
Die  so  UnterBaobenden  haben  dann  diejenigen  Oläs- 
dien  faeraosznsnchen,  welche  Ihnen  gleichfarbig,  bez. 
mit  zwei  Nflancen ,  oder  angleichfarbig  erscheinen. 
Der  Name  der  Farbe  braucht  hierbei  nicht  genannt 
fl  werden,  in  welcher  Weise  sich  die  Rothgrttn- 
Moden  besonders  verrathen,  ergiebt  sich  aus  der 
Beihe  Nr.  10 — 23,  natflrlich  ist  nicht  vorausgesetzt, 
dw  jeder  Rothgrtinblinde  dieselben  Fehler  macht 
»1  anch  alle  angegebenen  Verwechslungen  begeht. 

3)  William  Thomson's  Methode.  Die- 
selbe wird  von  dem  Antor  mitgetheilt  In  einer  Vor- 
lesaog  Aber  Farbenblindheit  am  Jeffersbn  med.  Col- 
lege (Philad.  med.  News  and  Abstract  XXXVUI. 
]2;  Dec.  1880.  —  Abgebildet  in  den  Transact.  of 
theAmer.  Ophthalm.  Soc.  p.  142.  1880).  Sie  be- 
rofat  vollständig  auf  Holmgren's  Principe,  ist 
tber  mit  Rflcksicht  auf  amerikanische  Verhältnisse 
denrt  vereinfacht,  dass  jeder  Laie  die  Prüfung  ttber- 

Kbmen  kann.     Es  sind  nur  die  Probefarben  und 

« 

&  den  Rothgrfinblinden  eigenen  Verwechslnngs- 
itfbeD  ausgewählt,  alle  ttbrigen  Farben  wegge- 
iwes. 

Die  entsprechenden  Gamgeliiiide  bind  an  den  Häk- 
ehen eines  Gestelles  befestigt.  Nr.  1—20  enthält  10  grüne 
MeBsehattiroDgen  nebst  den  sagehörigen  grauen ,  gelb- 
iehea  oder  bräiuUeken  Verweehslangsfarben,  Nr.  81 — 30 
&  pvpar&rbene  Proben  und  5  Uane  YerwechBlangsfarben, 
5r.  31—40  endlieh  h  rotbe  Proben  und  6  hell-  bis  ollven- 
biue  Verwechslnogsfarben.  Die  ungeraden  Nummern 
citoprechen  stets  den  Probefarben,  die  geraden  Nammem 
kä  Verwechslongsfarben ,  es  wechselt  daher  in  jeder  der 
3  Seihen  Immer  eise  ProbeCurbe  mit  der  VerweehslungS' 
brl»e  auf  dem  Gestelle  ab.  Die  Nammer  -  Bezeichnung 
U  fitr  den  zu  Prüfenden  verdeckt.  Derselbe  hat  nur  die 
Ao^^,  zuerst  10  grüne  Fäden,  dann  6  purpurfarbene 
nd  zuletzt  5  rothe  Wollen  zusammenzufügen ,  der  Con- 
tniear  notirt  dann  einfach  die  gewählten  Nummern ,  die 
1%  wird  für  den  Superrevisor  aufbewahrt. 

Sb)  Analog  erscheint  di%  Verwerthnng  der 
Qolmgren 'sehen  Methode  vonSchenkl  (Prag, 
med.  Wchnschr.  VI.  19.  1881),  welcher  40—50 
ait  finbiger  Wolle  ttbersponnene  Spulen  sternförmig 
n  einen  Hoizring  aufzustecken  angiebt.  Zu  den 
kidea  vertikalen  Stäbchen  wählt  man  die  Probefar- 
beD ;  der  £n  Untersuchende  hat  die  übrigen  möglichst 
ntth  SU  entfernen,  welche  ihm  verschiedenfarbig 
cneheineD,  während  er  die  gleichfarbigen  stecken 
Itet 

4)  Die  Farbentafeln  von  A.Daae  zn  Kragerö 
a  Norwegen.  In  2.  Aufl.,  vermehrt  um  die  Farben 
ftr  BUogelbblindheit,  bei  P.  Dörffel  und  Hirschwald 
B  Berlin  (1878)  käuflich.  Dieselben  stützen  sieh 
(beofalls  auf  das  Princip  Holmgren's. 

Die  Tafel  für  die  vornehmlich  in  Betracht  kommende 
MgrüibUndheit  enthält  10  horizontale ,  ans  Stickwolle 
aoffloiengestellte  Reihen.  Jede  Reihe  enthält  7  Muster, 
^r.  3  enthält  purpurne ,  Nr.  7  grfine  und  Nr.  9  rothe 
^«  in  venehiedener  Schattirnng ,  die  übrigen  Num- 
-ttn  eathattoD  verschiedene  Farben.    Der  zu  Unter- 


suchende braucht  auf  die  Frage ,  welche  von  den  einzel- 
nen Reihen  er  als  gleichfarbig  ansehe ,  nur  mit  Ja  oder 
Nein  zu  antworten.  Reihe  1  und  2,  worin  gelbe  und 
blaue  Fäden  vorhanden,  halten  auch  Rothgrünblinde 
natürlich  für  verschiedenfarbig,  Nr.  8  und  10  werden 
auch  von  den  im  geringsten  Grade  Farbenblinden  für  ein- 
farbig gehalten. 

Auch  diese  Tafeln  sind  nur  bei  Tageslicht  zur 
Prüfung  zu  verwenden.  Sie  werden  von  den  Mei- 
sten ,  die  damit  Versuche  angestellt ,  empfohlen ,  er- 
heischen jedoch  wohl  in  der  Regel  eine  specielle 
Nachprüfung.  Weniger  intelligente  Personen  halten 
auch  gleichfarbige  Reihen  für  verschiedenfarbig,  weil 
sie  verschiedene  Schattirung  für  identisch  mit  ver- 
schiedenen Farben  halten.  Umgekehrt  kann  Purpur, 
Blau  und  Violett  auch  wohl  für  gleichfarbig  erklärt 
werden,  nicht  aus  Mangel  an  Unteracheidungsver- 
mögen,  sondern  aus  Mangel  an  Urtheil. 

5)  Peeudoisochromatisehe  Wollrollen  von  Don* 
der 8,  Die  Probefarbe  bildet  den  Grund  und  von 
der  Verwechslungsfarbe  sind  einige  DoppeliUden  mit 
aufgewickelt.  Der  zu  Untersuchende  hat  die  Strei- 
fen zu  zählen,  welche  abweichend  gefärbt  sind. 
Wenn  aber  der  Farbenblinde  ein  sehr  feines  Unter- 
scheidungsvermögen für  Helligkeit  hat,  wird  er  mög- 
licherweise nicht  zu  überführen  sein.  Mauthner 
(a.  a.  0.  p.  215)  schlägt  vor,  diesen  Rollen  auch 
noch  solche  beizufügen,  welche. auch  für  Farben- 
blinde verschiedene  Farben  enthalten  und  sie  nur 
anzuweisen ,  ohne  Rücksicht  auf  die  Helligkeit  die 
ihnen  gleichfarbig  scheinenden  herauszusuchen. 

6)  Die  Farbentäfelehen  von  v.  Reuse.  Diese 
sind  nach  demselben  Princip  construiii;,  wie  die  oben 
erwähnten  Pulver.  Mauthner  rühmt  diese ,  noch 
um  einige  Muster  vermehrte  GoUektion  als  sehr 
brauchbar. 

Zehn  Täfelchen  sind  isochromatisch ,  darunter  4  mit 
nur  einem  Farbenton  (Roth ,  Grün ,  Blau ,  Gelb) ,  dann  2 
mit  je  2  verschiedenen  rothen ,  2  mit  je  "2  verschiedenen 
grünen  Nuancen,  1  Täfelchen  mit  2  blaaen  nnd  1  mit 
2  gelben  Nuancen.  Sechs  Täf eichen  sind  so  zusammen- 
gesetzt, dass  sie  einem  Rothgrünblinden  wie  Gelb  er- 
scheinen :  Roth  und  Braun ,  Grün  und  Braun ,  Roth  und 
Grün ,  Grün  und  Orange ,  Braun  nnd  Orange ,  Lichtgrfin 
nnd  Lichtbrann.  Sechs  Täf  eichen  erscheinen  dem  Roth- 
grünbUoden  wie  Blau :  Blau  und  Violett,  Blau  und  Purpur, 
Lichtblau  nnd  Rosa ,  Purpur  nnd  Violett ,  Rosa  und  Vio- 
lett ,  Blaugrün  und  Blaugrau.  Für  die  Klasse  der  Gelb- 
blaublinden  würden  die  Täfelchen  4  pseudoisochroma- 
tische  Wollen  enthalten :  Lichtgelb  und  Rosa,  Orange  und 
Violett,  Roth  nnd  Gelb,  Braun  und  Purpur.  Hierzu  kom- 
men endlieh  noch  6  Täfelchen  mit  je  2  Wollen ,  die  so- 
wohl dem  normalen  als  dem  farbenblinden  Auge  verschie- 
denfarbig erscheinen:  Roth  und  Blau,  Grün  und  Blau, 
Grün  nnd  Violett,  Gelb  nnd  Grau,  Gelb  und  Blaugrün, 
Dunkelgrün  und  Hellgelb. 

Der  zu  Prüfende  wird  zunächst  unterrichtet,  dass 

sich  unter  diesen  32  Täfelchen  solche  befinden ,  die 

nur  einfarbig  sind,  andere  die  zwar  einfarbig,  aber 

diess  in  verschiedener  Nuance  sind,  endlich  solche,  die 

verschiedenfarbig  sind.     Man  zeigt  ihm  eine  Anzahl 

solcher  Täfelchen  und  mischt  sie  dann  untereinander 

mit  der  Anffordening ,  nun  selbst  die  gleichfarbigen 

herauszusuchen.    Jedes  Täfelchen  enthält  10  Fäden 

von  je  2  Ctmtr.  Länge ,  die  in  kurzem  Abstand  von 


92 


0  e  i  s  8 1  e  r  y  über  Farbenblindheit. 


einander  befestigt  sind.  Diese  Methode  kann  neben 
der  Daae 'sehen  Tafel  sehr  zweckmässig  als  Con- 
trole  dienen. 

7)  Die  Colin' seilen  Stickmuster  sind  nach  dem 
Principe  der  alsbald  zu  erwähnenden  Sti Hinge- 
sehen Tafeln  gebildet.  Im  Handel  scheinen  diesel- 
ben noch  nicht  vorräthig  zu  sein ,  Jeder ,  der  sich 
ihrer  bedienen  will ,  mnss  sie  also  selbst  construiren 

lassen. 

Cohn  hat  sich  32  Proben  herstellen  lassen  auf 
Canevas  mit  4  Ctmtr.  Seitenlänge  und  2  Ctmtr.  hohen 
Buchstaben,  bez.  Zeichen  für  solche,  die  nicht  lesen  kön- 
nen. Die  Farben  sind  Hellblau  und  Hellrosa ,  Rosa  und 
Hellgrau ,  Hellgrün  und  Rosa ,  Rosa  und  Grün ,  Grün  und 
Grau ,  Gelb  und  Rosa ,  Rosa  und  Hellblau ,  Rothgrau  und 
Grün,  Purpur  und  Dunkelblau. 

Vorbedingung  ist,  dass  die  Wollenfäden  der 
Grand-  und  der  Buchstabenfarben  von  ganz  gleicher 
Dicke  sind,  auch  müssen  nach  der  Fertigung  die 
Tafeln  gepresst  werden ,  um  das  Erkennen  an  der 
ungleichen  Fläche  ausznschliessen.  Die  Prüfung 
verlangt  nur  wenig  Zeit,  kann  aber  auch  nur,  wie 
alle  bisher  genannten  Proben,  bei  Tageslicht  vorge- 
nommen werden. 

8)  Die  Stillin  gesehen  Farbentafeln.  Diese 
sind  bei  Theodor  Fischer  in  3.  Aufl.  1880  erschie- 
nen, eine  grössere  Ausgabe  1878/1879  in  3  Liefe- 
rangen. Die  Tafeln  sind  auf  chromolithogi*aphischem 
Wege  hergestellt.  Es  liegt  denselben  das  Princip 
zu  Grande ,  dass  der  Farbenblinde  solche  vom  Ge- 
sunden leicht  zu  differenzirende  Farben  nicht  zu 
unterscheiden  vermag,  falls  sie  sich  auf  derselben 
Seite  seines  zweifarbigen  Spectram  befinden  und 
möglichst  dieselbe  Helligkeit  haben.  Eine  nähere 
Beschreibung  ist  wohl  überflüssig ,  da  eine  verklei- 
nerte Ausgabe  dem  viel  verbreiteten  Sörw^'schen 
Kalender  beiliegt.  Die  Technik  der  Herstellung 
bietet  ungewöhnliche  Schwierigkeiten ,  die  indessen 
in  der  neuen  Ausgabe  nahezu  überwunden  sind. 
Namentlich  wird  die  Tafel  H  (Roth  auf  braunem 
Grande)  allseitig  als  gelungen  gerühmt.  Beim  Schief- 
halten  der  Tafeln  gelingt  es  den  Farbenblinden  leich- 
ter, die  aus  den  einzelnen  Quadraten  zusammen- 
gesetzten Buchstaben  zu  entziffern.  Andererseits 
giebt  es  immer  einzelne  Farbentüchtige ,  die  sich  in 
den  Quadraten  doch  nicht  znrecht  finden  und  die 
Buchstaben  nicht  zu  lesen  vermögen.  Es  ist  daher 
nicht  angezeigt,  auf  die  Probe  mit  diesen  Tafeln 
allein  ein  Gutachten  über  den  Farbensinn  abzugeben. 
Immerhin  werden  sich  die  typischen  Formen  der 
Farbenblindheit  in  der  Regel  verrathen,  während 
Solche ,  welche  in  dem  Spectram  noch  mehr  als  2 
Farben  sicher  unterscheiden,  mit  diesen  Tafeln  nicht 
übeiführt  werden  können. 

9)  Die  Rad  de*  sehe  Farbenscala  von  der  So- 
ci^t^  st^nochromique  in  Paris  herausgegeben.  (Bei 
Otto  Radde  in  Hamburg,  die  Taschenausgabe  käuf- 
lich für  6  Mk.)  Diese  Tafel  ist  zwar  nicht  grade 
zur  Untersuchung  Farbenblinder  bestimmt,  lässt  sich 
aber  ebenfalls  hierzu  vei'wenden  u.  bietet  auch  sonst 
mannigfache  Vortheile,  so  dass  deren  Anschaffung 


Jedem,  der  sich  praktisch  mit  diesen  Dingen  be- 
schäftigt, aus  voller  Ueberzeugung  angerathen  wer- 
den kann. 

Auf  dem  ersten  Streifen  sind  die  Regenbogenfu'beQ 
mit  sämmtlichen  Uebergängen,  dann  dieUebergänge  yom 
Violett  zum  Pnrpur  und  Carmin  u.  dann  die  sämmtlioheii 
grauen  Mischfarben  dargestellt,  zusammen  42  Muster.  Auf 
den  42  folgenden  Streifen  ist  nun  wieder  jeder  Farbenton 
nach  seinen  Nuancen  In  21  einzelnen  farbigen  Rechtecken 
(mit  den  Buchstaben  a  bis  v  bezeichnet)  zerlegt,  8o  dass 
also  aas  den  42  Farben  des  ersten  Streifens  852  Sohatti- 
■rangen  hervorgehen. 

Man  kann  nun  z.  B.  diese  Tafel  beim  Einkauf 
der  Wollen  der  H  o  l  m  g  r  e  n  'sehen  Probe  benutzen, 
man  kann  die  auf  einem  Streifen  gruppirten  Schatti- 
rungen  von  dem  zu  Prüfenden  aus  Wollenbündeln 
nachlegen  lassen.  Ein  mit  Ausschnitten  veisebeBer 
Pappstreifen  gestattet,  nur  einzelne  der  farbigen 
Rechtecke  zur  Ansicht  zu  bringen  und  die  übrigen 
zu  verdecken.  Auch  eignet  sich  dieser  Apparat  vor- 
trefflich, um  die  psendo-isochromatischen  Reihen  eines 
Farbenblinden  mit  der  Nummer  des  Streifens  und 
den  Buchstaben  der  Rechtecke  zu  notiren  und  aacb 
später  zu  jeder  Zeit  nachlegen  zu  können. 

10)  Die  Hierlinger'sche  Tafel,  bei  P.  Moser  in 
Stuttgart  für  2  Mk.  käuflich,  ist  dem  Ref,  nicht  aus  eig- 
ner Anschauung  bekannt.  Sie  enthält  in  einer  Reihe  die 
Spectralfarben  in  18  Schattirangen  und  davon  getrennt 
dieselben  Farben  regellos  durcheinander.  Von  Hirsch' 
berg  (Centr.-Bl.  f.  prakt.  Ahkde.  IL  p.l58.  1878)  wird 
bemerkt,  dass  die  zweite  Reihe  doppelt  hergesteUt  und 
auch  Ultramarin  und  Purpur  hinzugerägt  werden  möge. 

11)  Die  Magnus  'sehe  Tafel.  Dieselbe  ist  zwar  nur 
bestimmt,  in  den  Schulen  den  Farbensinn  zu  wecken. 
Es  sind  ihr  aber  72  auf  beiden  Seiten  mit  farbigem 
Papier  überzogene,  ovale  Pappscheiben  beigegeben,  welche 
sich  eventuell  auch  zur  Pr&fung  Farbenblinder  verwen- 
den lassen.  Ausser  den  eigentlichen  Farben  in  4  Schitti- 
rungen  enthalten  sie  auch  Schattirungen  in  Grau  und  in 
Braun. 

Eine  beträchtliche  Vervielfältigung  der  Schatti- 
rungen und  die  Wahl  möglichst  glanzloser  Papier- 
sorten würde  dann  die  Methode  Seebeck 's  aus- 
fdhrbar  machen,  welche  mit  Um'echt  in  den  Hinter- 
grund gedrängt  ist^  aber  doch  auf  einfache  Weise, 
ohne  Zuhttlfenahme  von  Instrumenten,  gestattet  hat, 
ein  klares  Bild  von  dem  Sehen  der  Farbenblinden, 
insbesondere  von  deren  Unterscheidungsvermdgen  für 
Helligkeits-Differenzen,  sich  zu  verschaffen. 

f?  12)  Das  Farbendreieck  von  Lipsin  Bern  wird  in  der 
Inaug.-Diss.  von  Franz  Minder  „ Beiträge  zur  Lehre 
von  der  Farbenblindheit **  (Bern,  [Berlin]  1878)  erwähnt. 
Es  ist  dasselbe  ein  gleichschenkUches  Dreieck  von  je 
50  Ctmtr.  Seitenlange.  Die  3  Ecken  sind  gelb,  blau  und 
roth  gefärbt,  längs  der  Seiten  sind  die  Uebergänge  einge- 
ffigt,  die  nach  der  Mitte  zu  immer  dunkler  werden.  Der 
Farbenblinde  findet  mit  Leichtigkeit  die  Stellen  heraus, 
welche  ihm  gleichfarbig  erscheinen,  die  durch  einen  mit 
Ausschnitten  versehenen  Pappstreifen  genauer  markirt 
werden. 

Diese  Methode  eignet  sich  fürEinzelnntersuchun- 
gen  und  hängt  einlgermaassen  von  der  Intelligenz 
und  dem  guten  Willen  der  untersuchten  ab.  [Die 
Idee  geht  in  das  vorige  Jahrh.  zurück,  wo  Lam- 
bert nach  dem  Vorgang  Tob.  Mayer' s  (1758) 
eine  Farbenpyramide    construirte    (1772).     Aach 


Geissler,  Aber  ParbeDblindheit 


«d 


TouDg  hat  seiner  Theorie  gemäss  ein  solches  Drei- 
eck malen  lassen.] 

Die  nachstehenden  Methoden  basiren  auf  dem 
Prindp  der  im  Auge  selbst  producirten  Contrast" 
färbe,  Sie  lassen  sich  auch  bei  künstlichem  Licht 
anwenden.  Doch  ist  zu  bemerken,  dass  nicht  alle 
Aagen  mit  gleicher  Leichtigkeit  zum  Sehen  derCon- 
tnütfarben  geneigt  sind,  wiewohl  ihr  FarbensiuQ 
pDZ  normal  ist.  Es  ist  auch  zu  empfehlen,  anstatt 
ks  blossen  Nennung  des  Namens  des  wahrgenom- 
Moen  farbigen  Schattens,  sich  die  Farbe  aus  Wollen- 
proben  nachlegen  zu  lassen.  Eine  feinere  Unter- 
nehQBg  des  Farbensinns  ist  mit  Hülfe  dieser  Metho- 
ka  Dicht  möglich. 

13)  Das  Heidelberger  Farbenbüchlein,  bei  Jul.  Wett- 
itöB  in  Heidelberg  känflieh.  Dasselbe  besteht  aas  meh- 
ren Buttern  in  Rosa,  Violett,  Purpnr,  Blau,  Hellgrün, 
Gelb.  Ueber  jedem  farbigen  Blatt  befindet  sich  ein  Blatt 
noipapier.  Zwischen  diesem  and  dem  Farbenblatt  wird 
dB  graaer  Ring  eingelegt.  Man  mass  sich  vergewissern, 
wie  die  GrundCarbe  bezeichnet  wird,  da  auch  (nach 
Cohn)  Farbenblinde  z.  B.  den  Ring  anf  lichtgrünem 
Pipier  Bcheinbar  richtig  als  Rosa  bezeichneu,  weil  sie  die 
Grasdfarbe  auch  Rosa  sehen. 

Auch  Yon  Dr.  Galezowski  sind  y,Echeiles  porta- 
tkes  des  Caracteres  et  des  Cotäeurs**  (Paris  1880.  Bailli^re 
et  fiis)  erschienen,  welche  sich  hierza  eignen,  nar  muss 
du  Florpapier  und  der  für  den  Contrast  bestimmte  Ring 
ider  Streifen  noch  daza  genommen  werden. 

Die  Idee,  den  Ftorpapter-Contrast  zur  Prttfnng 
der  Farbenblinden  zu  benutzen,  ist  von  Ad.  Weber 
in  Dannstadt  aosgegangen.  Bekannt  ist  derselbe 
«dt  Martin  Herm.  Meyer's  Arbeit  in  Poggen- 
^rfg  Ann.  XCV.  p.  170.  1855;  vergl.  auch 
Helmhol tz,  physiol.  Optik,  p.  398  flg.  Es  darf 
übrigens  nicht  übersehen  werden,  dass  bei  längerm 
Ansehen  der  Contrastschatten  im  Auge  wieder  eiu 
llichbild  hei-vorruft,  welches  nunmehr  der  Grund- 
farbe gleich  erscheint.  Der  simultane  Contrast  wird 
ilso  xn  einem  succedanen,  oder  mit  andern  Worteu, 
o  wird  die  indudrte  Farbe  in  die  inducirende  Farbe 
nrfickverwandeit. 

Schirm  er  hat  anch  solche  Nachbilder  zur  Prüfung 
^Farbenblinden  empfohlen.  Doch  übergehen  wir  diese 
Ketbode,  da  sie  schon  von  altern  Beobachtern  (N  i  c  h  o  1 1 
1918,  Szokalski)  als  gänzlich  unzuverlässig  erkannt 
«mrde. 

14)  Das  Pflüger'sche  Farbenbiiehlein,  bei  J.  Dalp 
aBen  1880  ersehienen,  Preis  4  Mark.  In  diesem  sind 
ichwane,  bez.  graue  Lettern  auf  farbigem  Grund  ge- 
^kt.  £s  wird  verlangt,  dass  der  zu  Untersuchende  die 
J^ttera  durch  ein,  bez.  durch  zwei  darübergelegte  Flor- 
Ptpiere  lesen  soll. 

Es  liandelt  sich  hier  also  gar  nicht  um  die  An- 
gabe der  gesehenen  Contrastfarbe ,  bez.  um  das 
^aeUegen  dieeer  durch  farbige  Muster.  Wer  für 
fc  Grondfarbe  farbenblind  ist,  vermag  auch  die 
I'Cttern  nicht  zu  entziffern,  die  grauen  z.  B.  nicht 
^grünem,  die  schwarzen  nicht  auf  rothem  Grunde. 
^Hllger  behauptet  (Arch.  f.  Ahkde.  IX.  4.  p.  395. 
1B80),  dass  zwar  noch  nicht  alle  Blätter,  bez.  nicht 
^  granen  Buchstaben  in  ihrer  richtigen  Helligkeit 
Soffen  wSren,  dass  aber  sämrotliche  von  ihm  un- 

['^'''Behte  FarbenUmde    mehrere   Fehler  machten, 
ttd  daiQster  solche  Farbenblinde,  welche  nm*  zwei- 


felhaft nach  der  Holmgren 'sehen  Methode  und 
auch  nicht  durch  isolirte  Spectralfarben  oder  durch 
das  Polariskop  (s.  unten)  zu  überführen  waren.  Die 
Methode  würde  demnach  eigentlich  mehr  leist^tt,  als 
verlangt  wird,  da  Pei'sonen,  welche  am  Spectrum 
Roth  und  Grün  richtig  unterscheiden,  wiewohl  ihr 
Farbensinn  sonst  nicht  ganz  normal  ist,  Violett  ihnen 
z.  B.  mit  Blau  od.  Dunkelpnrpnr  identisch  erscheint, 
unbedenklich  für  den  Signaldienst  zugelassen  wer- 
den können. 

1 5)  Der  Spiegel  -  Contrast  nach  Ragona 
Scina  (Racc.  fis.-chim.  II.  p.  207.  184t.  Vgl. 
Helmholtz,  physiol.  Optik,  p.  405  mit  Abbildung) 
kann  leicht  von  Jedem  nachgemacht  werden.  Ein 
Blatt  steifes  weisses  Papier  wird  rechtwinkelig  ge- 
bogen und  sowohl  auf  die  senkrechte ,  als  auf  die 
wagrechte  Fläche  ein  Stück  schwaraes  Papier  oder 
Sammet  aufgeklebt.  Zwischen  beide  Flächen,  also  in 
einem  Winkel  von  45^,  wird  in  die  Knickungsstelle 
des  Papiers  ein  farbiges  Glas  gehalten.  Das  von 
oben  herein  auf  die  Glasplatte  blickende  Auge  sieht 
auf  der  wagrechten  Papierfläche  zwei  farbige  Flecke, 
den  einen  in  der  Farbe  des  Glases,  den  andern  in 
der  Contrastfarbe.  Der  zweite,  durch  Spiegelung 
erzeugte,   bewegt  sich,  wenn  man  das  senkrechte 

Stück  des  Papiers  bewegt. 

Nach  C  o  h  n ,  welcher  nebst  P  f  1  ü  g  e  r  diese  Methode 
vorgeschlagen  hat  (Centr.-Bl.  f.  prakt.  Ahkde.  II.  p.  36. 
1878),  soll  der  gelbgrfine  Contrastschatten  bei  violettem 
Glase  anch  von  Farbenblinden  richtig  angegeben  werden. 
Pflüg  er  lässt  die  Farben  durch  Muster  nachlegen  oder 
auf  Radde's  Farbentafel  aufsuchen.  In  Mo  eil  er 's 
Schrift  ist  (a.  a.  O.  p.  107)  diese  Methode  doppelt,  näm- 
lich noch  als  „Methode  de  von  Bezold*^  angeführt,  weil 
Dieser  (Farbenlehre  p.  183)  einen  besondem  Apparat  an- 
gegeben. Nach  Aubert  sind  Ossan  (Poggendorfs 
Ann.  XXVII.  p.  694.  1833)  undDove  (ebendas.  XLV. 
p.  158.  1838)  zu  nennen,  welche  vor  RagonaScina 
ganz  dieselben  Spiegelcontrastversuche  gemacht  haben. 

Pflüg  er  verwendet  die  farbigen  Glasplatten  in 
vier  Intensitäten,  um  annähernd  den  Grad  der  Far- 
benblindheit zu  bestimmen.  Immerhin  wird  eine 
gewisse  Intelligenz  des  zu  Prüfenden  vorausgesetzt, 
um  ihm  begreiflich  zu  machen,  um  was  es  sich  hier 
handelt. 

16)  Die  farbigen  Schatten  nach  Stilling 
eignen  sich  im  Nothfall  auch  zu  Massenprüfungen. 
(Stilling,  Ueber  die  Piüfung  der  Farbenempflnd- 
lichkeit  durch  den  Contrast.  Klin.  Mon.-Bl.  f.  Ahkde. 
XIll.  Ausserord.  Beilageh.  1875.  Cohn,derSi- 
multan-Contrast  zur  Diagnose  der  Farbenblindheit 
Centr.-Bl.  f.  prakt.  Ahkde.  II.  p.  35.  1878.)  Man 
kann  mit  einer  grünen  und  einer  blauen  Glasplatte 
auskommen,  besser  aber  ist  es,  wenn  man  eine  grös- 
sere Auswahl  zur  Verfügung  hat.  Am  Tage  bedarf 
man  nur  einer  Lichtquelle,  z.  B.  einer  Petroleum- 
flamme, vor  welcher  man  das  gefilrbte  Glasstück  mit 
der  einen  Hand  hält,  während  man  mit  der  andern 
vor  einem  an  der  Wand  befestigten  Bogen  weissen 
Papiers  einen  dünnen  Körper,  z.  B.  einen  Bleistift 
liält.  Der  Schatten  desselben  tritt  nun  sofort  anf 
der  weissen  Papierfläche  in  der  Gegenfarbe  des  Glar 


94 


G  ei  ssler,  über  FarbeDblindheit. 


ses  zu  Tage.  Am  leichtesten  ist  der  blaue  Schatten 
bei  gelbem  Glase  bei  Tageslicht  wahrnehmbar.  Mao 
kann  allerdings  auch  Abends  mit  einer  Lichtquelle 
auskommen,  wenn  man  dafür  sorgt,  dass  ausser  dem 
durch  die  farbige  Glasplatte  gehenden  Licht  der  Lampe 
(z.  B.  durch  einen  mit  weissem  Papier  Aberzogenen 
hinter  die  Lampe  aufgestellten  Pappschirm,  oder 
durcheinen  Spiegel)  noch  andres  Licht  auf  die  weisse 
Wand  fällt.  Indessen  ist  es  immer  besser,  das  Tages- 
licht dm*ch  eine  zweite  Lichtquelle,  durch  eine  seit- 
lich aufgestellte  Kerze  zu  ersetzen,  wie  diess  bereits 
von  Job.  Müller  in  seiner  Physiologie  angegeben 
wurde  ^).  Auch  wh*d  der  Untersucher  gut  thun, 
die  Entfernung  der  Lampe  und  des  schattengeben- 
den Körpers  von  der  Wand  erst  auszuprobiren,  um 
die  richtige  Stellung  zu  finden,  bei  welcher  die  Con- 
trastfarbe  des  Bleistiftschattens  am  besten  zu  sehen 
ist.  Der  Roth-Grünblinde,  um  den  es  sich  ja  nament- 
lich handelt,  wird  den  Schatten  bei  rothen  oder  bei 
grünen  Gläsern  entweder  einfach  für  dunkel  erklären, 
oder  er  wird  ihn,  weil  ja  das  rothe  Glas  auch  gelbe 
Strahlen  durchlässt,  für  blau  halten,  während  er  ihn 
bei  Vorhalten  eines  grünen  Glases,  weil  dieses  eben- 
falls gelbe,  aber  auch  blaue  Strahlen  durchlässt, 
entweder  auch  für  blau,  event.  auch  für  gelb  er- 
klären. Diese  Erscheinung  entspricht  nach  Stil - 
1  i  n  g  ganz  dem  Verhalten  der  Nachbilder  bei  excen- 
trischem  Sehen,  wobei  peripherisch  Roth  auch  als 
Gelb  empfunden  wird  u.  das  Nachbild  blau  erscheint. 
Wenn  der  Unteraucher  über  die  Angaben  der  Ge- 
prüften im  Zweifel  ist,  wird  er  auch  hier  gut  thun, 
sich  die  Farbe  des  Bleistiftschattens  in  Wollenbündeln 
nachlegen  oder  auf  einer  Farbentafel  aufsuchen  zu 
lassen. 

Magnus  giebt  (Arch.  f.  Ophthalm.  XXIV.  4. 
1878)  den  beherzigenswerthen  Rath,  bei  Roth-GiUn - 
blinden  mit  den  Contrasterscheinungen  von  Blau  und 
Gelb  zu  beginnen,  da  sie  bei  diesen  Farben,  die  am 
deutlichsten  für  sie  sind,  am  leichtesten  darüber  in- 
stmirt  werden,  um  welche  Wahrnehmung  es  sich 
eigentlich  handelt.  H  o  1  m  g  r  e  n  hat  den  Spiegel, 
den  Halter  für  die  Glasplatte,  den  schattengebenden 
Stift,  nebst  den  zum  Auffangen  bestimmten  Schirm, 
auf  einem  mit  der  Lampe  verbundenen  Maassstab 
vereinigt  und  diesen  Apparat  „Chromatoskiameier*' 
genannt.  Er  wendet  nur  eine  rothe  und  eine  grüne 
Glasplatte  an.  Während  fOr  das  normale  Auge  die 
Entfernung  des  Spiegels  von  der  Flamme  nahezu  die 
gleiche  bleibt,  man  mag  nun  den  rothen  oder  grünen 
Contrastschatten  am  deutlichsten  sichtbar  machen 
wollen,  soll  fOr  Farbenblinde  dieser  Unterschied  in 
der  Entfernung  des  Spiegels  sehr  beträchtlich  sein, 
und  zwar  soll  bei  Rothblinden  der  Spiegel  am  wei- 
testen für  die  rothe  Glasplatte,  bei  Grünblinden  am 
weitesten  für  die  grüne  Glasplatte  von  der  Petro- 
leumlampe abstehen  müssen.  (Vgl.  Moeller, 
a.  a.  0.  p.  102,  Jefferies,  a.  a.  0.  p.  243.)  — 

')  In  dem  „Versuch  einer  ganz  neuen  Theorie  der 
Entstehung  sämmtlicher  Farben  **  von  firnstFriedrich 
Hoppe  (1824)  p.  90  flg.  finden  sich  ähnliche  Angaben. 


Cohn  hat  die  Lampe  gleich  einer  Laterne  mic  sie- 
ben Glasplatten  in  Roth,  Orange,  Gelb,  Hellgran, 
Dunkelgrün,  Blau,  Violett  umgeben,  u.  zwar  so,  dass 
dieselben  um  die  Flamme  herum  drehbar  sind:  dieses 
^ßhromaskiopiicon**  ist  beim  Mechanikas  Heidrlch 
in  Breslau  käuflich.  Cohn  bemerkt  selbst  (in 
seinen  „Studien  etc.''  p.  13),  dass  man  mit  vier  Glä- 
sern (Roth,  Hellgrün,  Dunkelgrün,  Violett)  vollkom- 
men ausreiche  nnd  dabei  den  Vortheil  habe,  die 
Gläser  näher  an  die  Flamme  heranstelien  zu  können. 
Es  mögen  sich  nun  einige  Methoden  anscbliessen, 
welche  nicht  sowohl  zur  Ermittelung  der  Art  der 
EmpfindungS'Anomalie,  sondern  zur  Prüfung  der 
Schärfe  des  Farbensinns  dienen;  den  Beschluss 
sollen  diejenigen  Methoden  bilden,  welche  zur  ge- 
nauem Bestimmung  der  Farbenblindheit  nnerllss- 
lieh  sind,  sich  übrigens  nur  zur  Einzeluntersuchnng 
eignen,  auch  einen  mehr  weniger  kostspieligen  Intro- 
mentenapparat  eifordern. 

17)  Die  Probetafel  von  Sn  eilen  mit  farbigem 
Druck  ist  der  englischen  Ausgabe  der  „Test-Tjpea" 
beigegeben.  Sie  enthält  5  Zeilen  in  Rosa,  Gelb^ 
Grün ,  Blau  und  Grau.  Diese  Tafel  kann  zur  vor- 
läufigen Untersuchung  Solcher  zweckmässig  dienen, 
deren  Farbensinn  nach  Ueberstehen  einer  schweren 
Krankheit  möglicherweise  alterirt  ist.  Die  Gegen- 
probe ist  mit  der  Probetafel  mit  der  gleichen  Buch- 
st^ibengrössc  in  gewöhnlichem  Druck  zu  machen. 

18)  Die  Probetafel  von  Dor  (Echelle  poar  meaarer 
Tacnitö  de  la  vision  ohromatique.  Paris  et  Lyon  1878) 
enthält  auf  3  Tafeln  farbige  Objekte  anf  schwarzem 
Grnnde,  deren  Grosse  berechnet  ist  ffir  das  Erkenoea 
darch  das  normale  Auge  auf  5 ,  10  nnd  20  Mtr.  £ntfer< 
nung  bei  Beleuchtung  durch  Tageslicht.  Die  3  übrigea 
Tafeln  enthalten  farbige  Objekte  in  ähnlicher  Weise,  nur 
dass  als  Beleuchtungsintensität  die  einer  Normalkerze  aa- 
genommen  wird ,  welche  seitlich  angebracht  dem  Unter- 
sachten durch  einen  Schirm  verdeckt  ist.  (Vgl.  auch: 
Nouvelles  Recherches  sur  la  Determination  quantitative 
de  la  Vision  chromatique  par  le  Prof.  Dor  et  le  Dr. 
Favre.     Lyon  1878.     Associat.  tjpographiqne.) 

19)  Die  Meüiode  von  D anders  ist  die  Vor- 
läuferin der  eben  erwähnten ,  bestimmt  zur  Ekrmitle- 
lung  der  Schärfe  des  Farbensinns.  Zu  der  Unter- 
suchung bei  auffallendem  Licht  dienen  kleine  Schei- 
ben ans  farbigem  Blumenpapier ,  die  anf  Bchwarzem 
Sammet  befestigt  sind.  (Solche  Probeobjekte  sind 
bei  Bhrhardt  und  Metzger  in  Darmstadt  käuflich  za 
haben.)  Für  die  Prüfung  der  Eisenbabnbeamten 
empfiehlt  sich  der  Stoff,  aus  dem  die  Signaifahnen 
gefertigt  werden.  Wenn  das  Objekt ,  welches  vom 
normalen  Auge  in  seiner  Farbe  z.  B.  auf  20  Mtr. 
Abstand  erkannt  wird ,  bei  schwachem  Farbensino 
erst  bei  4  Mtr.  Distanz  wahrgenommen  wird,  « 
würde  man  FS  =  ^/jo  ansetzen.  Für  die  ent- 
sprechende Untersuchung  bei  durchgehendem  Lichl 
bedient  man  sich  eines  Schirmes  mit  einer  Oeffaung. 
hinter  welcher  eine  Drehscheibe  mit  yerschiedenei] 
farbigen  Gläsern  sich  befindet,  welche  von  rCiokwärti 
durch  eine  verschieden  stellbare  Lichtquelle  erieuch- 
tet  werden  (vgl.  Arch.  f.  Ophthalm.  XXIQ,  4.  p.  382. 
1877), 


0  6  i  8  8 1  e  r ,  Aber  Farbenblindheit. 


96 


Das  in  Belgien  etngeffihrte  Verfahren ,  an  dem  einen 
Eade  eines  Optometers  abwechselnd  ein  grfines ,  blaues, 
lotfaes  und  Tiolettes  Glas  vorzuschieben,  während  der 
Untersochte  dnrch  eine  stenopaische  Oeffnnng  in  das 
Optometer  hineinblickt  nnd  die  Farbe  des  Glases  sofort 
in  WoUenprobCD  nachlegt,  beruht  anf  dem  gleichen  Prin- 
cipe, omachriebene  centrale  Defekte  des  Farbensinns  zu 
omitteln.  Auch  das  von  Parinaud  beschriebene  und 
abgebildete  ChromopUmeter  (Ann.  d'Ocul.  LXXXV.  [12.  S. 
5.]  3  0.  4.  p.  113.  Mars— Avril  1881)  gehört  hierher. 

20)    Farbige   Laternen    nach    Holmgren , 

ene  mit  rothen  und  eine  mit  grünen  Gläseni  y  nnd 

iwir  8o ,  dass  von  jeder  Farbe  3  Nuancen  nm  die 

namme  drehbar  angebracht  sind.     Die8e  Metliode 

kann  man  anwenden,  nm  Solche,  deren  Farbenblind- 

faeit  bereits  erwiesen ,  von  ihrem  Fehler  thatsächlich 

ra  llberzengen.     Man   kann  z.  B.  2  Farbenblinde 

lafTordem ,  sich  gegenseitig  Signale  zu  geben.  Auch 

bemerkt  H.  noch ,  dass  der  Grflnblinde  ein  einziges 

grünes  Glas  in  der  Regel  roth  nennt ,  bei  zwei  oder 

drei  aofehiander  gelegten  grflnen  Platten  meint  er, 

daas  das  durchgehende  Licht  die  Mitte  zwischen  Roth 

ond  GrOn  halte,  eine  vierte  aufgelegte  Platte  endlich 

bewirkt  die  Empfindung  des  Gi-fln,   eine  grössere 

Zahl  hebt  jede  Farbenempfindung  anf,  wiewohl  das 

■ormale  Auge  noch  vollkommen  Grün  wahrnimmt. 

Bd  dem  Rothblinden  verhalte  sich  die  Sache  anders : 

eine  einzige  Platte  von  grüner  Farbe  nennt  er  sofort 

giQn,    mehrere  Platten  erst  unbestimmt   zwischen 

foih  ond  grfln,  endlich  nur  roth  und  zuletzt  ebenfalls 

dmkel. 

21)  Die  Untersuchung  mittels  des  Spectroakops. 
Der  Untersuchte  hat  nicht  nur  die  Aufgabe,  die  Far- 
ben des  S]>ectmm  der  Reihe  nach  zu  nennen,  da  ein 
Farbenblinder  dieselben  ja  auswendig  wissen  könnte, 
aoodem  er  soll  dieselben  in  farbigen  Objekten  nach- 
legen, wie  schon  bezüglich  anderer  Methoden  wieder- 
belt  bemerkt  ist  Das  Instrument  soll  eine  solche 
Yorrichtang  besitzen ,  dass  jede  beliebige  Fai*be  des 
Spectrom  in  beliebiger  Breite  allein  eingestellt  wer- 
^n  kann  nnd  die  Stelle  an  einer  Skala  bezeichnet 
wird.  H  i  r  8  c  h  b  e  r  g  hat  ein  sogen.  Doppelspectro- 
*kop  constmiren  lassen,  dessen  Abbildung  u.  nähere 
Besehreibmig  im  Centr.-Bl.  f.  prakt.  Ahkde.  III. 
p.  55.  1879  einzusehen  ist.  Der  Untersuchte  ver- 
mag an  demsdben  zwei  Spectra  selbst  übereinander 
ÖBznstellen,  deren  Farben  ihm  identisch  erscheinen : 
far  Farbenblinde  muss  sich  demnach  bestimmt  durch 
fie  eigene  Handhabung  des  Instruments  verrathen. 
Auch  kjunn  man  mittels  desselben  Theile  des  Spee- 
tnnn  oder  beide  Spectra  vollständig  aufeinander  fal- 
len Uusaen. 

Einen  der  Beschreibong  nach  sehr  complicirten 
Aniarafc  hat  F.  Gl  an  (Arch.  f.  Physiol.  XXIV.  7  n.  8. 
p.  307.  1881)  angegeben :  derselbe  gestattet  nicht  blos 
swei  Spectralfarben  neben  einander  zu  stellen ,  sondern 
aodi  ihre  HelligkeitBverhaltnisse  beliebig  zn  Ter&ndem, 
■e  zn  misehen  nnd  mit  WeiBs  zn  vergleichen. 

Anverdem  bezweckt  aber  die  Prüfung   mittels 

ies  Spectmm,  zu  erfahren ,  ob  die  Enden  desselben, 

ka.  wie  weit  sie  dem  Farbenblinden  verkürzt  er- 

idieiBen  ^  femer  zn  ennitteln ,  an  welcher  Stelle  des 

Speetmm  sieh  die  grösste  Heiligkeit  befindet. 


Ein  wichtiges  Hülfsmittel  bei  der  spectroskopi- 
sehen  Prüfung  bieten  noch  die  MetalUpectra.  Es 
kommen  hier  folgende  in  Betracht. 

Rubidium  kennzeichnet  sich  durch  zwei  dnnkelrothc 
Linien  im  anssersten  Roth  und  zwei  lichtstarke  violette 
Linien  im  Violett  nahe  dem  Blaa. 

Kalium  zeigt  einen  rothen  Streifen  im  anssersten 
Roth  nnd  eine  isolirte  Linie  im  Violett. 

Natrium  giebt  eine  sehr  scharf  markirte  gelbe  Linie 
im  Gelb. 

Calcium  bewirkt  zwei  rothgelbe  Linien ,  von  denen 
die  erste  sehr  nndentlich  ist,  n.  ausserdem  eine  hellgrüne 
Linie. 

Lithium  bildet  einen  sehr  antfälligen  rothen  Streifen 
im  Roth,  eine  zweite  Linie  in  dem  Gelb  ist  weniger 
deutlich. 

Kupfer  (Salpeters.  Enpferoxyd)  bewirkt  einen  brei- 
ten hellgrünen  Streifen. 

Thfilliwn  giebt  einen  sehr  markirten  grünen  Streifen 
im  Anfangsstuck  des  grünen  Spectram. 

Caesium  bewirkt  ausser  einer  doppelten  Linie  im 
Orange  zwei  nahe  aneinander  stehende  glänzend  blane 
Linien  zwischen  dem  blaugrünen  nnd  dem  blauen  Theile 
des  Spectrum. 

Indium  bildet  einen  tiefblauen  Streifen  fast  an  der- 
selben Stelle  wie  die  yorigen  und  eine  schwache  violette 
Linie  am  Ende  des  Blau. 

An  dem  Rubidium- ,  Kalium-  und  Lithiumspec- 
trum lässt  sich  speciell  ermitteln,  wie  weit  bei  einem 
Rothblinden  die  Verkürzung  des  linken  Endes  des 
Spectmm  reicht.  An  der  Art ,  wie  ein  Farbenblin- 
der die  Kupfer- ,  bez.  die  Thalliumlinie  bezeichnet 
oder  durch  Wollenproben  nachlegt ,  lässt  sich  seine 
Empfindlichkeit  für  Grün  bestimmen.  Diebetreffende 
Methode  kann,  wiewohl  nur  für  wissenschaftliche 
Untersuchungen  bestimmt,  event.  behufs  Feststellung 
einer  Anomalie  in  gerichtlichen  Fällen  auch  einen 
praktischen  Werth  haben,  weil  das  Spectrum  als  sol- 
ches nnd  speciell  die  Metallspectren  gleichzeitig  den 
Fall  einem  grossen  Auditorium  zu  demonstriren  ge- 
statten. 

22)  Das  Polariskop  von  E.  Rose  (Virchow's 

Arch.  XXVIII.  p.  30.  1863.  —  Berl.  klin.  Wo- 

chenschr.  II.  31.  1865  mit  Abbildung). 

In  diesem,  dem  Aussehen  nach  einem  Mikroskop 
ähnlichen  Instrumente  befinden  sich  am  Anfang  und  am 
Ende  des  Tnbns  je  ein  NikoVeehes  Prisma ,  dicht  unter 
dem  ersten  Nikol  eine  Bergkrjstallplatte  und  weiter  nach 
abwärts  in  der  Röhre  noch  ein  doppeltbrechendes  Prisma. 
Dnrch  Drehung  des  obern  Nikol,  die  der  Untersuchte 
selbst  vornimmt,  wird  ermittelt,  bei  welcher  Stellung  die 
beiden  Farbenfelder  die  gleiche  Farbe  bekommen  haben ; 
ein  Stift  zeigt  anf  einem  Kreise  den  Winkel  der  Drehung  an. 

Dieses  Instrument  hat  leider  die  Beachtung  nicht 
gefunden ,  die  es  verdient  ^  da  es  Sohneiligkeit  mit 
Sicherheit  der  Untersuchung  verbindet.  Nach  Pflü- 
ger (Arch.  f.  Ahkde.  IX.  4.  p.  399.  1880)  lässt 
sich  mit  Hülfe  dieses  Instrumentes  nachweisen, 
welche  individuelle  Differenzen  bei  den  verschie- 
denen Rothgrünblinden  vorkommen.  Noch  wichtiger 
ist  aber  nach  Pflüger  (Das.  p.  406)  die  Füglich- 
keity  die  das  Polariskop  gewährt,  bei  erworbener 
Farbenblindheit  das  Fortschreiten ,  bez.  die  Besse- 
rung des  Znstandes  nachzuweisen.  Durch  Drehung 
des  untern  Nikol  kann  man  nämlich  die  Farbe ,  für 


96 


G  e  1 8  s  1  e  r ,  über  Farbenblindheit. 


welche  die  Empfindlichkeit  geprüft  werden  soll, 
ganz  zam  Verach winden  bringen,  während  das  andere 
Farbenbild  das  Maximum  seiner  Helligkeit  zeigt. 
Die  Stellang ,  wo  die  Farbe  eben  anfibigt  als  Licht- 
eindrnck  sichtbar  zu  werden  und  die,  wo  sie  bei  wei- 
terer Drehung  des  untein  Nikol  als  bestimmte  Farbe 
erscheint,  wird  notirt,  event.  auch  die  Stelle,  wo  die 
Farbenempfindung  wieder  bei  weiterer  Drehung  ver- 
schwindet. Es  würde  diese  Methode  für  feinere 
Prüfung  des  Farbensinns  an  Stelle  des  direkten 
Sehens  vielleicht  eben  so  werthvoll  sein,  wie  die 
perimetrische  Prüfung  auf  excentrische  Farbenempfin- 
dung bei  beginnendem  Sehnervenleiden. 

23)  Die  Untersuchung  mit  dem  Farbenkreisel 

wurde  besonders  von  Woinow  kultivh-t  (Arch.  f. 

Ophtbalm.  XVII.  2.  p.  244.  1871  u.  XXI.  p.  249. 

1875). 

Seine  Rotationsscheibe  besteht  aus  4  concentrischen 
Ringen ,  jeder  davon  wieder  ans  2 ,  einzeln  für  sich  be- 
wegliclien  Selctoren.  Der  innerste  Kreis  enthält  nnr 
Weiss  und  Schwarz  mit  einem  Halbmesser  von  2  Ctmtr., 
der  zweite  besteht  aus  Roth  nnd  Grün  mit  einem  Halb- 
messer von  3V2  Ctmtr.,  der  dritte  ans  Roth  nnd  Violett 
(Blau)  mit  einem  Halbmesser  von  5  Ctmtr.  u.  der  änsserste 
aus  Grün  nnd  Violett  (Blau)  mit  einem  Halbmesser  von 
6  Vi  Ctmtr. ;  den  zweiten  Ring  erklarte  W.  später  für  nn- 
nöthig. 

W.  bestätigte  die  zuerst  von  Maxwell  gefun- 
dene, wichtige  Thatsache,  dass  bei  Farbenblinden 
zwei  (anstatt  drei)  Qrnndfarben  genügen ,  um  unter 
Zuhülfenahme  von  Schwarz  und  Weiss  eine  Farben- 
gleichung herzustellen.  Er  giebt  auch  an,  dass  man 
mittels  des  Farbenkreisels  Roth-  von  Grünblindheit 
unterscheiden  und  auch  die  Mischformen  beider  nach- 
weisen könne.  Diese  Behauptung  wird  indessen  von 
anderer  Seite,  z.  B.  von  dem  selbst  farbenblinden 
Dr.  Hochecker,  dem  wir  später  noch  begegnen 
werden ,  bestritten.  Dem  normalen  Auge  erscheint 
bei  der  Rotation  der  innere  Ring  grau,  der  zweite 
gelblich,  der  dritte  rosenroth  u.  der  vierte  blaugrün. 
Wenn  der  änsserste,  blaugrüne  Ring  dem  Farben- 
blinden so  grau  erscheine  wie  der  innerste ,  so  be- 
stehe Grünblindheit;  wenn  dagegen  der  mittlere, 
rosafarbene  Ring  so  grau  wie  das  Gentrum  erscheine, 
so  sei  Rothblindheit  vorhanden.  Die  Mischform 
werde  dadurch  erkannt ,  dass  beide  Ringe  grau  er- 
schienen. 

Die  Untersuchung  mit  der  Drehscheibe  ist  eine 
sehr  mühsame  und  setzt  sehr  viel  Geduld  von  beiden 
Seiten  voraus.  Erschwert  wird  dieselbe  durch  die 
ausgebildete  Fähigkeit  der  Farbenblinden,  Hellig- 
keitsunterschiede wahrzunehmen ,  so  dass  manchmal 
trotz  aller  Mühe  doch  keine  „Farbengleichung''  zu 
Stande  kommt  Rose  erwähnt,  dass  selbst  eine 
Verschiebung  um  die  Dicke  eines  Nagels  genügt  habe, 
für  seinen  Farbenblinden  eine  merkbare  Differenz 
zu  geben. 

Neuerdings  werden  solche  Farbenkreisel  nach  H  e  - 
ring 's  Angaben  mit  verbesserter  Mechanik  von  R.  Rothe 
in  Prag  für  30  BIk.  hergestellt. 

Anstatt  dieser  Drehscheiben  hat  B.  Kolbe  (Centr.- 
Bl.  f.  prakt.  Ahkde.  V.  p.  224.  1881)  mit  farbigem  Papier 


überzogene  abgestumpfte  Kegel  vorgesehlagen ,  welche 
vertikal  gestellt  in  schnelle  Umdrehung  versetzt  werden. 

24)  Die  chromatoptometriscke  Tafel  von  Ole  B.Bull 
ist  im  Arch.  f.  Ophthalm.  XXYII.  1.  p.  104  flg.  beschriebeo. 
Anf  mattschwarz  grundirter  Fläche  sind  Quadrate  von  1 
Ctmtr.  Seite  angebracht ,  nnd  zwar  von  Jedem  Farbenton 
8  Nuancen  (ausser  dem  ungemischten),  die  dnrch  Znnts 
von  Gran  hergestellt  sind.  Die  Art  der  Nuance  ist  T0^ 
her  durch  den  Farbenkreisel  genau  bestimmt,  so  dass  40, 
80,  120,  160,  200,  240,  280  und  320  Grau  anf  320,  280, 
240,  200,  160,  120,  80  nnd  40  Farbe  kommen.  Der  zn 
Untersuchende  hat  einfach  die  Quadrate  zu  bezeichnen, 
die  ihm  gleich  oder  ähnlich  zu  sein  scheinen. 

25)  Die  perimetrische  Untersucbung  ist  bei 
Farbenblinden  unseres  Wissens  ziemlich  gldchzeitig 
zuerst  von  Holmgren  (Med.  Centr.-Bl.  Nr.  52. 

1872)  und  von  Schirmer  (Berl.  klin.  Wchnschr. 
X.  5.  1873.  —  Aich.  f.  Opthalm.  XIX.  2.  p.  222. 

1873)  ausgefdhrt  worden.  Hier  erwähnen  wir  dieae 
Methode  nur,  um  hervorzuheben,  dass  sie  bei  ange- 
bomer  Farbenblindheit  zwar  von  wissenschaftlichem 
Interesse  ist,  bei  erworbener  Farbenblindheit  aber 
auch  eine  praktische  Wichtigkeit  hat.  In  unaern 
Jahrbüchern  ist  der  Untersuchung  des  Sehfeldei 
wiederholt  Berücksichtigung  geschenkt  worden.  Wir 
brauchen  daher  zur  Technik  nur  noch  kurz  hinzuzu- 
fügen, dass  auch  Deijenige,  welcher  nicht  im  Besitze 
eines  besondern  Instrumentes  sich  befindet,  dieser 
Methode  sich  mit  Vortheil  bedienen  kann.  Indem 
man  den  zu  Prüfenden  auf  einer  Tafel  einen  weisseo 
oder  grauen  Fleck  fixiren  lässt,  hat  man  nur  ndthig, 
in  den  verschiedenen  Meridianen  des  Auges  von  der 
Peripherie  her,  farbige  Papierstückchen  zu  verschie- 
ben nnd  darnach  die  Grenzen  der  veränderten  Far- 
benempfindung  zu  bestimmen.  Auch  sollte  man  nicht 
unterlaiBsen,  Individuen  mit  erworbener  Farbenblind- 
heit mit  farbigen  Objekten  sowohl  auf  weissem  als 

auf  schwarzem  Grunde  zu  prüfen. 

Tr eitel  empfiehlt  (Arch.  f.  Ophthalm.  XXV.  2. 
p.  29;  XXY.  3.  p.  1)  weisse,  blane,  rothe  nnd^ne^t 
Qa. -Ctmtr.  grosse  Papierstüoke  anf  mattschwarBen  Reckt* 
ecken  von  3 — 4  Qu. -Ctmtr.  sa  befestigen  nnd  die  Stellea, 
wo  der  richtige  Farbenton  erkannt  wird ,  im  Sehfeld  n 
markiren.  Auch  hat  man  farbige  Kugeln  oder  kleiiu 
Gamknäael  empfohlen. 

c)  Das  Sehen  der  Farbenblinden. 

Unter  den  Untersnchnngsmethoden,  deren  Ueber 
sieht  wir  soeben  beendigt ,  haben  wir  absichtlich  di( 
Bezeichnung  der  farbigen  Objekte  gänzlich  aaBM 
Acht  gelassen.  Dieselbe  führt,  wie  schon  6dtb< 
zu  seinem  Aerger  erfahren  mnsste,  nur  zu  TAuschun 
gen.  Bestünde  die  Mehrzahl  der  Menschen  z.  6 
aus  Rothgrünblinden,  so  wtli'den  diese  sich  vielleieh 
auch  eine  besondere  Sprache  geschaffen  haben ,  di' 
noch  mehr  Bezeichnungen  als  Weiss,  Schwarz,  Onn 
Blau  und  Gelb  enthielte ,  sie  würden  auch  vielleieh 
ihre  Sprache  der  geringen  Minorität  von  Normal 
sichtigen  in  unserem  Sinne  oktroirt  haben  nnd  na 
als  Helligkeitsunterschiede  bezeichnen,  was  wir  rotb 
und  grüne  Farbentöne  nennen. 

Nur  bei  intelligenten  Farbenblinden  kann  aod 
die  Nennung  der  Farben  von  Nutzen  sein ,  in  dl 
System  ihrer  Farbenempfindnng  Einsieht  zn  gewn 


0  e  i  8  8 1  e  r  y  über  Farbenblindheit. 


97 


Bei  einseitiger  Farbenblindheit  hat  natflrlioh 
aocii  die  Nennong  noch  ein  ganz  besonderes  Inter- 
esse, weil  ja  aolchen  Personen  die  Farbensprache, 
mit  der  wir  uns  mit  ihnen  verständigen  kennen, 
diiet  zur  Oontrole  ihi*er  Farbenempfindungen  dient, 
wt3  bei  doppelseitiger  Farbenblindheit  natürlich  nicht 
der  Fkll  sein  kann. 

Dem  Nachlegen  einer  Farbenprobe  in  verscbie- 
deoen  Nttancen  mnss  ein  grosser  Werth  beigelegt 
lerdeD,  wir  haben  demselben  daher  anch  einen  gros- 
m  Raom  nnter  den  üntersnchnngsmethoden  einge- 
ünrnt.  Indessen  darf  man  nicht  ganz  ansser  Acht 
bsen,  dass  man  anf  begangene  Irrthümer  auch 
leklit  einen  zn  grossen  Werth  legen  kann.  Wenn 
nan  sich  anf  den  Streifen  der  Rad  de  'sehen  Skala 
&  üebergftnge  vom  Violett  zam  Porpur ,  vom  Par- 
inr  zom  Canntn ,  vom  Garmin  znm  Zinnober  und 
kaa  die  liGachongen  von  Violettgrau  und  Blangran 
tooeht,  wird  es  erklärlich,  warum  ein  ganz  Farben- 
ttefatiger  m  gntem  Glauben  allmälig  aus  dem  Hell- 
nn  hl  das  Violett  oder  Blau ,  oder  anch  in  die  hell- 
MlieD  Farbentöne  hineingeräth  und  mit  dem  Nach- 
legen nicht  fertig  wird.  Auch  möchte  bei  Manchen 
die  leichte  Err^barkeit,  subjektive  Nachbilder  zu 
enengen,  die  Ursache  sein,  dass  bei  längerem  Pro- 
brren  sich  Irrthum  an  Irrthum  reiht.  Eine  gewisse 
Besehränkong  ist  daher  hier  am  Platze  und  das 
Kaehlegen  nur  so  lange  fortzusetzen,  als  die  Proben 
derselben  Farbe  angehören,  auf  die  Verwechselungen 
M  dem  Nachl^en  „ähnlicher'^  Farben  bei  wenig 
Intelligenten  nur  dann  Rücksicht  zu  nehmen ,  wenn 
dieselboi  auch  bei  einer  Oontrolprttfung  sich  als 
brboiblind  erwiesen. 

Stilling  hat  den  Versuch  gemacht,  die  Ver- 
veehselnngen  durch  Mischung  von  Malerfarben  her- 
astdlen.  Nor  ganz  besonders  intelligente  Farben- 
Uinde  wurden  dazu  veranlasst.  Das  Nähere  ist  in 
Kiner  Schrift:  ^^Ueber  das  Sehen  der  Farbenblinden^' 
(Caasel  18S0.  Theodor  Fischer)  nachzulesen.  Die 
Tafeln  in  Oeldruck  sind  ein  ganz  vorzügliches  Bei- 
ipiel  von  der  Leistungsfähigkeit  dieser  Technik  ^). 
Wie  ach  die  Empfindungsreihen  bei  den  Haupttypen 
der  Farbenblindheit  gestalten ,  ist  durch  diese  Dar- 
iteUang  klar  gelegt  und  möge  es  daher  gestattet 
>ci&,  £e  folgende  Darstellung  im  Wesentlichen  auf 
dieselbe  zu  stützen,  dabei  aber  auch  einzelne  andere 
besonders  charakteristische  Beispiele  von  den  zuver- 
ISsägen  Angaben  Farbenblinder  mit  heranzuziehen. 

1)  Die  ioUde  Farbenblindheit.  Ueber  die  Art, 
^  sich  unsere  farbige  Welt  dem  total  Farbenblin- 
^  gestaltet^  herrscht  bei  den  Autoren  nur  wenig 
Differenz.  Die  Sache  liegt  hier  eben  klar  genug. 
Wem  das  Spectmm  achromatisch  erscheint ,  dem  ist 
iKff|  am  mit  Hering  zu  reden,  die  schwarz  weisse 

0  Durch  die  Güte  der  Verlagshandlung  ist  dem  Ref. 
^  Einsieht  in  die  groase  Ausgabe  ermöglicht  worden, 
v<ißr  derselben  Merdarch  der  verbindlichste  Dank  gesagt 
•irt. 

Med.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  1. 


Empfindungsreihe  übrig  geblieben.  Das  Oelb  oder 
das  Grün  erscheint  am  hellsten  grau  und  von  da  an 
wird  sowohl  nach  dem  rothen  als  nach  dem  violetten 
Ende  des  Spectrum  zu  das  Grau  immer  dunkler,  fast 
Schwarz.  Das  Spectrum  kann  an  einem  oder  an 
beiden  Enden  verkürzt  sein ,  ohne  dass  diess  auf  die 
Art,  wie  sich  solche  Farbenblinde  äussern,  einen 
Einfinss  ausübt. 

Die  total  farbenblinde  Lehrerin,  über  welche  Mag- 
nus nenerlich  berichtet  (Centr.-Bl.  f.  prakt.  Ahkde.  IV. 
p.  373.  Dec.  1880),  verglich  das  Spectmm  mit  einer  g^anz 
fein  ausgeführten  ßleistiftschattirung,  die  von  der  Natron- 
linie aus  nach  den  (nicht  verkürzten)  Enden  hin  immer 
dankler  wurde,  nnd  zwar  in  so  zarten  Uebergangen,  dass 
die  verschiedenen  graaen  WoUproben  nicht  genügten ,  sie 
zu  charakterisiren. 

Die  beiden  Brüder,  welche  v.  Wecker  nntersuchte 
(Traitö  complet  d'Ophthalmologie  I.  1.  p.  566),  bezeich- 
neten ihre  Reihe  von  dem  hellsten  bis  zum  dunkelsten 
Gran  aufsteigend :  Weiss,  Gelb,  Hellgrün,  ein  etwas  dunk- 
leres Gelb,  Elan,  Orange,  Violett  nnd  Roth.  Orange  war 
ihnen  nnr  Icaum  merklich  heUer  Grau  als  Violett  nnd  das 
Spectralroth  war  für  sie  »»  Schwarz ,  sogar  dunkler  als 
ein  Dunkelblau,  welches  ein  gesundes  Auge  anf  einem 
sehwarzen  Grande  kaum  za  nnteracheiden  vermochte. 

Ans  den  Cohn 'sehen  Mittheilungen  (a.  a.  O.  p.  247) 
ist  wenig  mehr  zn  entnehmen ,  als  dass  seine  12  als  total 
farbenblind  bezeichneten  Schüler  die  anmdglichsten  Zn- 
sammensteUungen  machten ,  z.  B.  Gelb  mit  Rosa  nnd  In- 
digo ,  Schwarz  mit  Gelb ,  Rosa  und  Grün,  Chromgrün  mit 
Schwarz ,  Kobaltblau  und  Gelb ,  Kobaltblau  mit  Zinnober 
susammenlegten,  so  dass  man  schliessen  musste,  dass  so- 
wohl die  Empfindung  für  Roth  und  Grün,  als  auch  die  für 
Gelb  und  Blau  alterirt  war. 

Wiederholt  findet  sich  die  Bemerkung,  dass 
solche  Farbenblinde  ein  Gemälde  nur  wie  einen 
Kupferstich  oder  wie  eine  Photographie  (v.  W  e  c  k  e  r) 
sehen.  In  der  seelischen  Aufnahme  einer  Winter- 
landschaft  werden  sie  also  mit  dem  farbensinnigen 
Auge  übereinstimmen,  im  Uebrigen  werden  sie  Das, 
was  wir  bunt  nennen ,  nur  in  verschiedenen  Hellig- 
keitsabstufungen des  Grau  sehen. 

Im  Polariskop  sehen  solche  Farbenblinde ,  wie 
Donders  (Klin.  Mon.-Bl.  f.  Ahkde.  IX,  p.  470. 
1871)  angiebt,  bei  einer  Drehung  von  90^  in  regel- 
mässigem Wechsel  maximale  Differenz  der  Hellig- 
keit nnd  vollständig  gleiche  Helle  beider  Felder:  die 
gi*össte  Differenz  fiel  bei  seinem  total  Farbenblinden 
auf  die  Stellung ,  wo  das  normale  Auge  Purpur  und 
Grün ,  die  gleiche  Helligkeit  auf  jene  Stellung ,  wo 
das  normale  Auge  Blau  und  Gelb  wahrnimmt. 

Nach  2  von  E dm.  Rose  mitgetheilten  (Arch  f. 
Ophthalmol.  VII.  2.  p.  98.  1860)  Beobachtungen 
schemt  zwischen  totaler  Farbenblindheit  und  den  ge- 
wöhnlichen Formen  partieller  Farbenblindheit  noch 
eine  Oebergangsform  vorzukommen.  Diese  wäre 
also  die  Form  eines  monochromatischen  Spectrnm, 
nach  welcher  S Zok alski  vergebens  gesucht  hat. 
Der  eine  der  von  Rose  Untersuchten  sah  im  Gitter- 
spectrum  alle  Farbenbänder  gleichmässig  gelb,  die 
durch  gelbe  Gläser  noch  gelber  wurden,  auch  war 
Gelb  seine  Lieblingsfarbe ,  während  er  die  übiigen 
Farben  verwechselte.  Der  Andere  sah  ebenfalls 
alle  Bänder  einfarbig,  doch  ist  die  Farbe  nicht  nam- 

13 


n 


98 


0  e  i  s  8 1  e  r ,  über  Farbenblindheit. 


haft  gemacht  y  scheint  aber  dem  Gelbgrttn  des  nor- 
malen Auges  entsprochen  zu  haben.  Rose  bemerkt, 
dass  man  Unrecht  thue,  solchen  Leuten  den  Farben- 
sinn ganz  abzusprechen ,  da  sie  nicht  blos  Hell  und 
Dunkel,  sondern  auch  Hellgelb  u.  Dunkelgelb  unter- 
schieden und  mit  diesen  die  andern  Farben  verwech- 
selten. 

Eine  solche  nicht  vollständig  in  den  Rahmen  der 
totalen  Farbenblindheit  passende  Beobachtnng  wird 
auch  von  Becker  (Arch.  f.  Ophthalmol.  XXV.  2. 
p.  205. 1879)  mitgetheilt;  die  in  mehrfacher  Beziehung 

grosses  Interesse  hat. 

Es  handelt  sich  um  ein  17jähr.,  sehr  intelligentes 
Mädchen,  aus  einer  Familie  stammend,  in  welcher  neben 
hoch  entwickeltem  Farbensinn  (ein  Binder  war  Maler) 
auch  Farbenblindheit  vorkam.  Die  Farbenblindheit  war 
eifiseiHg,  und  zwar  linkseiti^.  Man  hatte  die  AnomaUe 
schon  entdeckt,  als  sie  noch  ein  3Jähr.  Kind  war  nnd 
eines  Tages  gefragt  hatte,  waram  die  Tapete  anders  aus- 
sehe, wenn  sie  auf  der  linken  Seite  liege.  B.  fand,  dass 
für  das  farbenblinde  Auge  das  Spectrum  am  rothen  Ende 
eben  so  weit  reichte,  als  für  das  gesunde  rechte,  während 
das  blaue  Ende  etwas  verkürzt  schien.  Die  grosste 
Helligkeit  lag  für  das  linke  Auge  fast  genau  in  der  Natron- 
linie, für  das  rechte  etwas  mehr  nach  rechts.  Mittels  der 
farbigen  Contrastsehatten  und  dem  Florpapier-Contrast- 
schatten  geprüft,  erklärte  sie  die  rothen,  grünen,  blauen 
und  gelben  Schatten  sämmtlich  für  Grün,  aber  in  der 
Helligkeit  verschieden.  Sie  vermochte  diese  Unterschiede 
ganz  genau  anzugeben.  Mit  dem  Polariskop  geprüft,  er- 
klärte sie  Blau,  Orange,  Both  und  Grün  für  eine  und 
dieselbe  Farbe  und  bezeichnete  an  der  W  o  i  n  o  w  'scheu 
Scheibe  die  Farbenringe  nur  nach  ihrem  hellem  oder 
dunklern  Grau.  Zur  heUgrünen  WoUenprobe  legte  sie 
andere  grüne  Nuancen,  Fleiscbroth,  reines  Roth,  Blau- 
grün, Gelbgrün.  Zur  Rosaprobe  fügte  sie  andere  Pur- 
purfarben, Blau,  Blaugrün,  Olivengrün,  Dunkelgrün. 
Zur  hellroihen  Probe  legte  sie  andere  rothe  Farben, 
Dunkelbraun  und  Blaagrün.  Sie  bezeichnete  aber  aUe 
Farben  nur  als  heller  oder  dunkler  Grau,  mit  der  einzigen 
Ausnahme,  dass  sie  Braun  stets  für  farbig  erklärte,  und 
zwar  war  es  gleich,  auf  welchem  Stoffe  diese  Farbe  sich 
befand.  Noch  eine  2.  Beobachtung  war  sehr  merkwürdig: 
das  farbenblinde  Auge  war  beim  binocularen  Sehakt  doch 
bei  der  Beurtheilung  von  Farben  betheiligt.  Wenn  man 
nämlich  im  Stereoskop  für  das  farbenbUnde  Auge  eine 
Farbe  unterlegte,  die  heller  war  als  die  für  das  rechte 
Auge,  so  war  beim  Gesammteindruek  auch  die  ganze 
Fläche  heUer,  als  wenn  das  farbenblinde  Auge  geschlossen 
wurde.  Wurde  dem  farbenblinden  Auge  Roth,  dem  ge- 
sunden Auge  Blau  vorgelegt,  so  war  der  Gesammteindruek 
Blau,  bei  umgekehrter  Anordnung  der  farbigen  Flachen 
war  er  Roth,  aber  die  HeUigkeit  dieses  Blau  oder  Roth 
richtete  sich  danach,  wie  heU  die  dem  farbenblinden  Auge 
vorgelegte  Fläche  war.  Auch  der  Glanzversuch  mittels 
des  Stereoskop  (s.  oben  S.  76)  gelang  bei  dieser  einseitig 
Farbenblinden  in  überraschender  Weise. 

2)  Die  Violett-  oder  Blaublindheit  (Blau- 
Gelbblindheit).  Fflr  die  typische  Form  dieser  Ano- 
malie ist  das  Spectrum  bichromatisch  y  besteht  aber 
nur  ans  Roth  nnd  Grün.  So  weit  man  nach  den 
frühem,  nicht  sehr  zahlreichen  Mittheilnngen  über 
diese  Form  scldiessen  darf,  ist  mit  nur  seltenen  Ans- 
nahmen  das  rechte  Ende  des  Spectrum  erheblich 
verkürzt,  und  zwar  in  solchem  Grade,  dass  von  der 
Thalliumlinie  ab  nach  dem  violetten  Ende  hin  nicht 
einmal  mehr  Helligkeit  wahrgenommen  wird. 

Eine  seltene  Ausnahme  ist  von  Stilllng  (Gentr.-Bl. 
f.  prakt.  Ahkde.  U.  p.  99.  Mai  1878}  mitgetheilt,  dem 


wir  überhaupt  die  ersten  eingehenden  Beobachtangea 
über  diese  Anomalie  verdanken.  In  diesem  Ausnahme- 
falle, der  eine  20Jähr.  Dame  betraf,  wurde  das  iBoUrte 
Blau,  bez.  Violett  desSpectrum,  wenn  es  lichtstark  gena^ 
war,  für  identisch  mit  Both  gehalten,  im  Itohtschwaohea 
Spectrum  wurde  keine  Farbe,  d.  i.  nur  Grau,  am  reehtei 
Ende  wahrgenommen. 

Cohn  hat  dann  für  seine  6  Blaugelbblinden  eben- 
falls das  unverkürzte  Spectrum  nachgewiesen,  aadi 
Magnus  erwähnt  für  7  Fart^nbllnde  solcher  Art  nur, 
dass  sie  den  blauen  Theil  des  ^ilfctrum  für  Grün  hielten. 

Blaugelbblinde  müssen,  ihre  Störung  als  mne, 
typische  Form  genommen ,  das  spectrale  Koth  und 
das  spectrale  Grün  richtig  erkennen  und  ansschlieas- 
lich  mit  den  entsprechenden  Wollproben  nachlegen. 
Das  spectrale  Gelb  wurde  von  den  Cohn'scheo 
hierher  gehörigen  Farbenblinden  mit  Rosa,  Roth, 
Grau  oder  Rothviolett  verwechselt  und  die  Natrium- 
linie  durch  braune,  graue,  rosafarbene,  weisae,  blau- 
violette Wolle  nachgel^.  Entsprechend  wurde 
Blau  im  Spectmm  stets  durch  grüne  Wolle  markirt, 
auch  die  Indiumlinie  meist  durch  grüne  Nuancen  be- 
zeichnet. Holmgren's  einseitig  Blaagelbblinder 
hatte  eine  neutrale  farblose,  schmale  Zone  im  Grflo- 
gelb ,  welche  die  rothe  Hälfte  seines  Spectrum  v<m 
der  grünen  scliied ,  sie  wnrde  ihrer  Farbe  nach  als 
„papierweiss^'  bezeichnet 

Mit  der  Verwerthung  der  von  BlaugeibblindeB 
gebrauchten  Bezeichnungen  mnss  man  sehr  vorsichtig 
sein ,  ebenso  mit  den  Verwechslungen  von  Pigment- 
farben.  Der  von  Stilling  als  Nr.  2  bezeichnete 
Fall  zeichnet  sich  z.  B.  durch  seine  verschiedenen 
Angaben  an  verschiedenen  Tagen  aus. 

Die  Reihe  der  Daae 'sehen  Tafel:  Weissgelb» 
Blaugrau,  Gelblichgrau,  Rosa,  Blan,  Orange,  Violett 
entspricht  theoretisch  am  besten  einer  dem  Blau- 
gelbblinden isochromatischen  Reihe,  während  kein 
Rothgrünblinder  seine  Verwechslnngsfarben  in  dieser 
Weise  ordnen  wird.  Ho  Imgren  giebt  als  Ver- 
wechslungsfarben: Grün  mit  Blau,  Purpur  mit 
Roth,  Orange  mit  Gelb,  Violett  mit  Gelbgrün  und 
Grau  an. 

In  seinem  schon  erwähnten  Atlas  bezeichnet  Stil- 
ling die  Verwechslungsfarben  für  Orange  Roth, 
aber  heller  als  das  spectrale  Roth ,  für  Gelb  eben- 
falls Roth,  Grüngelb  ebenfalls  mehr  röthlich,  an 
Stelle  des  Blau  folgen  graue  Tinten  und  an  Stelle 
des  Violett  ein  röthliches  Gi*an. 

Die  Anstellung  der  Schatten  -  Contrastfarben- 
prüfung  mit  Blaugelbblinden  ist  insofern  unerlässlich, 
als  sie  den  rothen  und  den  grünen  richtig  angeben 
müssen,  während  sie  den  blauen  nnd  gelben  Schatten 
entweder  grau  oder  dunkel  oder  unbestimmt  be- 
zeichnen. Wenn  das  Spectrum  erheblich  (bis  zur 
Thalliumlinie)  verkürzt  ist ,  kann  indessen  auch  ein 
Theil  der  Grün-Empfindung  alterirt  sein.  Die  Thal- 
lium- nnd  die  Ealiumlinie  sollen  jedoch  auch  in 
solchen  Fällen  stets  richtig  markirt  werden.  Magnus 
bemerkt  indessen,  dass  hochgradig  Violettblinde  auch 
blaue  Wolle  dafür  herauslegten,  wohl  aber  nur  des- 
wegen, weil  ihnen  Blau  wie  Grün  erschien.  Die 
Lithiumlinie  wurde  stets  richtig  bezeichnet 


O  e  1 8  8 1  e  r ,  Aber  Farbenblindheit. 


99 


Versuche  mit  dem  Polariskop  und  mittels  des 
Farbenkreisels  sind  unseres  Wissens  bei  Blaagelb- 
bliodeA  noch  nicht  angestellt.  Aach  ist  die  Casnistik 
Doeh  eine  an  geringe,  am  die  volle  Klarheit  über 
das  Sehen  solcher  zu  geben.  Selbst  darttber,  wie 
sie  die  uns  nmgebende  farbige  Natur  auflassen,  ist 
noch  wenig  bekannt;  manches  lebhafte Qelbgrttn  der 
VegetatioD  moss  ibn«i^j(pach  Stilling)  farblos  er- 
i^einen,  das  Blau  oK  Himmels  erscheint  ihnen 
gna  and  so  geht  ihnen  jedenfalls  noch  mehr  als 
den  Boihgrflnblinden  an  Naturschönheit  verloren. 

3)  Die  RothgrünbtindheiL   Diess  ist  die  zweite 
FMrm  der  Anomalie  des  Farbensinns,  bei  welcher 
daa  Speetmm  ebenfalls  bichromatisch  ist;  erhalten 
öt  die  £SmpfiDdang  fllr  gelbes  und  blaues  Licht,  die 
fiir  grttnes  nnd  ftlr  rothes  ist  mehr  oder  weniger  auf- 
gdioben.     Diese  Form  ist  es  auch  vorzugsweise,  bei 
wdeiier  die  beiden  Theorien  auf  einander  platzen. 
Es  ist  indessen  nicht  die  Absicht,   die  Streitfrage 
noehmals  hier  durchtönen  zu   lassen  ^).     Da  beide 
Parteien  zugeben ,  dass  sich  zahlreiche  Uebergangs- 
fiffle  vorfinden,  da  femer  theoretisch  nicht  vorein- 
genommene Untersucher  (wie  Rose  u. Andere,  unter 
den  Neaem  namentlich  Pflflger)  gezeigt  haben, 
tes  die  Methodik  der  PrtLfung  die  Einstellung  der 
lÜUe  unter  die  eine  oder  unter  die  andere  Rubrik 
sibtast  oder  veranlasst ,  da  endlich  die  ganze  Frage 
ia  praktischer  Hinsicht  nur  einen  ganz  untergeord- 
neten Werth  hat,  können  wir  es  dem  Belieben  des 
Lesers  Überlassen ,  ob  er  die  nachstehenden  beiden 
Kategorien  als  wesentlich  verschiedene  Formen  oder 
iiir  als  Unterabtheilungen  einer  und  derselben  Klasse 
tasehen  will. 

a)  ZH€  Grünblindkeit  oder  die  Rothgrünblind" 
keit  ndt  unverkürztem  Speetrum.  Der  Grünblinde 
verwecliselt  hellgrüne  Farbentöne  mit  dunkelrotlien. 
Auf  sdiwarzem  Grunde  vermag  er  ein  dunkelgrünes 
Master  nicht  zu  unterscheiden,  wohl  aber  ein  rothes. 
Im  Speetmm  ist  das  Maximum  der  Helligkeit  für 
ihn  im  Gelb  gelegen;  die  Stelle,  wo  für  ihn  das 
gdbe  and  das  blaue  Spectrum  zusammenstossen, 
befindet  sich  im  reinen  Grün,  dicht  neben  der  Thal- 
liamlinie.  Bei  manchen  stösst  das  Gelb  dicht  an 
te  Blaa ,  bei  andern  ist  zischen  Gelb  und  Blau 
düo  neninle ,  graue  Zone  eingeschoben.  Letztere 
and  es  insbesondere ,  welche  Grün  für  Grau  halten 
nid  aoch  die  Thalliumlüiie  fftr  Grau  erklären. 

Ob  der  Grflnblinde  die  links  von  der  neutralen 
Zone  liegenden  Farben  —  die  sogen,  warmen  nach 
Donders,  im  Gegensatz  zu  den  kalten,  d.  i.  blauen 
end  violetten  —  roth ,  grfln  oder  gelb  bezeichnet, 
hingt  ganz  von  Umständen  ab.  Indessen  sehen 
Grflnblinde  das  dunkelste  spectrale  Roth  immer  noch 
etwas  gelb,  gelbbräunlich;  die  Natriumlinie  markiren 


>>  In  Amerika  macht  selbst  der  Buchbinder  für  die 
Hypothese  dreier  Grundfarben  Reklame,  indem  er  das 
Baal  TOD  Jefferles  mit  einem  grellroth-grün-violetten 
Efaiboiid  ▼ersehen  hat,  was,  nebenbei  bemerkt,  ganz  ab- 
9dbnSMt  aoMieht. 


sie  durch  hellere  Wolle  als  die  Lithiumlinie,  letztere 
wieder  durch  dunklere  Nuancen  als  die  Thalliumlinie. 

Sowohl  Grünblinden  als  Rothblinden  vereinigt 
sich,  weil  Beiden  die  Empfindung  des  Violett  mangelt, 
am  rechten  Ende  des  Spectrum  der  blaue  und  der 
violette  Theil  zu  einer  einzigen,  der  blauen  Empfin- 
dung. Hierin  stimmen  Stilling,  Magnus  und 
P  f  1  ü  g  e  r  überein.  Die  purpurnen  Farbentöne  aber, 
welche  die  Uebergänge  vom  Violett  nach  dem  Roth 
bilden  und  im  Spectrum,  wie  wiederholt  erwähnt, 
nicht  vorhanden  sind ,  vermag  der  Grünblinde  vom 
Blau  zu  unterscheiden,  während  der  Rothblinde  sie 
für  Blau  hält.  Letzterer  legt  datier  zu  Purpur 
Blau  und  Violett,  Ereterer  grüne  und  graue 
Muster. 

Nach  V.  Erics  und  Küster  (Arch.  f.  Anat. 
u.  Physiol.  [Physich  Abth.]  5  u.  6.  p.  513.  1879) 
bedarf  es  für  Grünblinde  eines  viel  starkem  Zusatzes 
von  spectralem  Indigo  zu  spectralem  Roth,  um  eine 
dem  spectralen  Blaugrün  identische  Farbe  zu  er- 
zeugen, als  für  Rothblinde. 

Mittels  des  Polariskop  ist  für  die  Grünblinden 
eine  besondere  Charakteristik,  wodurch  sie  sich  von 
den  Rothblinden  untei'schieden,  unseres  Wissens  nicht 
gefunden  worden.  Des  mittels  des  Farbenkreisels 
gefundenen  Unterschiedes  ist  schon  oben  gedacht. 

Die  farbigen  Oontrastschatten  geben  wohl  eben- 
falls keine  bestimmten  Anhaltepunkte, 

W.  Preyer  behauptet  (Arch.  f.  Physiol.  I.  4. 
5.  p.  299.  1868),  dass  kein  GrünbUnder  Roth  Grün 
nenne,  wohl  aber  bezeichneten  sie  grüne  Objekte  als 
rothe,  falls  ihnen  nicht  aus  andern  Gründen  die  rich- 
tige Bezeichnung  bekannt  ist.  Ein  Grünblinder  wird 
als  Kind  die  Wiesen  roth  nennen ,  als  Erwachsener 
allerdings  nicht  mehr,  wenn  man  ihm  aber  eine  ihm 
unbekannte  Chlorophyllldsung  vorhält ,  so  nennt  er 
diese  unbedenklich  roth.  Preyer  fühii;  noch  eine 
Reihe  der  bei  zwei  intelligenten  Gi'ünblinden  ermit- 
telten Verwechslungsfarben  an ,  welche  wir  im  In- 
teresse dieser  doch  sehr  wichtigen  Frage  hier  wieder- 
holen. Die  verwechselten  Farben  sind  durch  -  ver- 
bunden, selbstverständlich  kann  nicht  gesagt  sein, 
dass  auch  jeder  Grünblinde  dieselben  Verwechslun- 
gen macht. 

Braan-Dunkelgrfin,  Hellbrann-Rothgelb,  Roth-Grün, 
Rotli-Orange,  Roth-Gelb,  Rothgelb-Grfingelb,  Gelb-Gelb- 
grün-Orange,  Hellgrün- Grau-Rosa,  Dunkelgrün-Schwarz, 
Blaugrfin-Purpnr,  Dankelgrunblan-Dnnkelblau,  üellblau- 
Roea,  BUu-Violett,  Pnrpur-Dunkelroth,  Pariser  Roth- 
Chromgrün  ,  Eisenozyd  -  Lanbgrün ,  Anilinviol ett  -  Ultra- 
marin, Rosenroth-Bremerblau,  Pariser  Grün-Gran,  Anilin- 
grün-KienroBs,  Zinnoberroth-Goldocker,  Rothes  Qaeck- 
silberozyd-Dnnkelchromgelb,  Eisenvitriol-Grau,  Knpfer- 
chlorld-Grau,  Bierbrann-Tannengrün. 

Roth  mit  Blau  oder  Gelb  mit  Blau  verwechselt 
der  Grünbliude  nicht,  auch  ihm  ist  der  Himmel 
„blau^^,  durch  künstliche  hellblaue  Farben  lässt  er 
sich  indessen  täuschen  und  hält  sie  für  Rosa. 

Für  graue  Pigmente  hat  er  ein  feineres  ünter- 
scheidungsvermdgen  als  der  Gesunde.  Wo  Letzterer 
nur  Grau  wahrnimmt,  fbhlt  er  schon  die  blauen  oder 
die  gelben  Strahlen  heraus. 


100 


G  6  i  8  8 1  e  r  y  über  Farbenblindheit 


Manche  haben  sich  im  Sortiren  von  MuBtern  ausser- 
ordentlich geübt,  da  sie  ihr  Beruf  daza  brachte.  Solche 
sind  schwer  zu  überführen,  wenn  sie  nicht  bereitwillig 
ihren  Fehler  eingestehen.  Dem  Ref.  selbst  ist  ein  Fall 
bekannt,  wo  der  Betreflfende  Jahre  lang  in  einer  Fabrik 
halb-  und  ganzwollener  Stoffe  als  Waarenschaner  zu  ganz 
besonderer  Zufriedenheit  thätig  gewesen  war,  derselbe 
yerrieth  sich  ganz  zufällig,  als  er  zu  einem  Wollenmuster 
die  gleiche  Farbe  in  Seidengam  aus  dem  Lager  holen 
sollte.  Minder  erzählt  in  seiner  Dissertation  ebenfalls 
eine  solche,  Stilling  mehrere  Beobachtungen,  welche 
beweisen,  wie  weit  es  solche  Personen  bringen  können, 
an  geringen  Unterschieden  sich  vor  Verwechslungen  zu 
behüten. 

Der  einseitig  Grünblinden  W  o  i  n  o  w  's  (Arch.  f.  Oph- 
thalmol.  XYU.  2.  p.  241.  1871)  erschien  beim  Schlüsse 
des  gesunden,  linken  Auges  die  ganze  Aussenwelt  rdth- 
lieh ;  blaue  oder  grünblaue  Beleuchtung  war  ihr  angenehm, 
gegen  die  rothen  Farben  hatte  sie  von  Kindheit  an  eine 
grosse  Abneigung ,  Hellgrün  verwechselte  das  grünblinde 
Auge  mit  Dunkelrosa  und  das  Gelb  des  Spectrum  erschien 
ihr  wie  Hellblau. 

Auch  Seebeck  hat  eine  Beobachtung  einseitiger 
GrünbUndheit  mitgetheilt. 

Sehr  belehrend  ist  auch  der  von  Hirschberg  er- 
zählte (Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  [Physiol.  Abth.]  3.  4. 
p.  324.  332.  1878)  Fall  eines  grünblinden  Malers.  Ihm 
war  das  Spectmm  nicht  verkürzt ,  die  hellste  Stelle  lag 
im  Gelb,  die  rothgelbe  Partie  und  die  blaue  (mit  Ein- 
schluss  der  violetten)  waren  von  derselben  Länge  wie  für 
das  gesunde  Auge,  zwischen  beiden  befand  sich  eine 
graue  Zone,  welche  genau  dem  speotralen  Grün  entsprach. 
Letztere  Farbe  verwechselte  er  mit  Grau  oder  Gelbgrau, 
auch  mit  Dunkelroth,  Blasspurpur  mit  Roth.  Büttels  des 
Florcontrastes  reagirte  er  nur  auf  Gelb  und  auf  Blau,  un- 
bestimmt auf  Orange,  Carmin,  Grün  u.  Rosa.  Ein  grünes 
Quadrat  auf  schwarzem  Grunde  erschien  ihm  grau. 

Von  besonderm  Interesse  ist  noch  der  von  Hippel 
mitgetheUte  Fall  (Arch.  f.  Ophthahnol.  X:XVI.  1.  p.  176. 
1880)  einseitiger  Rothgrünblindheit  ohne  Verkürzung  des 
Spectrum. 

Ein  Gymnasiast  wurde  gelegentlich  einer  Schielstel- 
lung auf  seinen  Farbensinn  geprüft,  den  er  bis  dahin  für 
normal  gehalten.  Beiderseits  waren  die  Grenzen  für  Gelb 
und  Blau  annähernd  die  gleichen,  dagegen  wurde  mit  dem 
rechten  Auge  Roth  und  Grün  fortwährend  verwechselt, 
bez.  für  Gelb  erklärt.  Das  Farbenspectrum  erschien  nicht 
verkürzt,  die  Farben  wurden  als:  Roth,  Gelb,  Grün, 
„Gelblich  oder  Grünlich^,  der  Reihe  nach,  alle  übrigen 
Farben  bis  zum  rechten  Ende  als  Blau  erklärt.  Blendete 
man  aber  die  einzelnen  Farben  mittels  der  VierordVachen 
Spaltvorrichtung  ab,  so  wurde  vom  äussersten  Roth  bis 
zum  Blaugrün  Alles  als  „Gelb**,  von  da  ab  Alles  als  „Blau" 
bezeichnet.  Die  einzelnen  Farben  wurden  nur  nach  ihrer 
Helligkeit  innerhalb  der  Reihe  der  subjektiven  Gelb-  oder 
Blauempfindung  unterschieden.  Die  hellste  Stelle  des 
Spectmm  lag  rechts  von  der  Natriumlinie,  etwa  in  der 
Mitte  zwischen  dieser  u.  der  grünen  Calciumlhiie.  Beide 
Farben,  Gelb  und  Blau,  berührten  sich  unmittelbar,  waren 
demnach  nicht  durch  eine  ungefärbte  Stelle  getrennt.  Die 
rothe  Lithium-,  die  grüne  Thallium-  und  die  gelbe  Na- 
triumlinie erschienen  dem  rechten  Auge  völlig  gleich,  nur 
erschien  die  letztere  etwas  heller,  die  blaue  Indiumlinie 
wurde  stets  als  blau  bezeichnet.  —  Die  Farben  der  RcLdd^- 
sehen  Scala  unterschied  er  auch  mit  dem  farbenblinden  Auge 
ziemlich  richtig,  wenn  er  sie  in  ihrer  ganzen  Reihe  vor 
sich  sah,  wurden  aber  nur  einzelne  Rechtecke  eingestellt, 
so  hatte  er  nur  die  Bezeichnungen :  Gelb,  Grünlich  oder 
Gelblich,  Blau,  Hellblau,  Roth,  Hellgrün,  während  mit 
dem  linken  Auge  auch  alle  einzelnen  Farben  richtig  ge- 
nannt wurden.  —  Bei  der  Wollenprobe  legte  er  zu  Blass- 
rosa vier  SchattirunKen  von  Carmin,  ausserdem  aber  auch 
drei  hellrothe  Muster;  die  hellgrüne  Probe  nannte  er 
bläulich  und  legte  zu  ihr,  ausser  Schattirungen  von  Grün, 


auch  mehrere  von  Grau  n.  eine  von  Hellblau ;  zu  Dankel- 
roth legte  er  mehrere  Nuancen  von  Braun  und  von  Roth ; 
zu  Goldgelb  solche  von  Grünlich-  bis  Bräunlichgelb  und 
eine  von  Grün ;  zu  Indigo  sämmtliche  Blau  und  Violett : 
sämmtlichelrrthümer  wurden  mit  Hülfe  des  rechten  Auges 
sofort  corrigirt.  Auf  den  StilUng^aohen^  für  die  Btaugelb- 
blinden  bestimmten  Tafeln  bezeichnete  er  sofort  die  betr. 
Buchstaben,  in  den  für  «eine  Anomalie  bestimmten  psendo- 
isochromatischen  Quadraten  vermochte  er  dagegen  keine 
Buchstaben  heranszobringen,  da  ihm  alle  Quadrate  gleidi- 
farbig  vorkamen. — Die  Prüfung  mittels  farbiger  Sehattea 
und  des  Florpapiers  ergab,  dassRoth  und  Grün  nur  « farb- 
los **  oder  „  grau  "genannt  wurde.  —  Versuche  mit  farbigen, 
rotirenden  Scheiben  gelangen  nur  insofern,  als  die  Far- 
benringe nur  blau,  gelb  oder  grau  erschienen,  dagegen 
konnte  man  für  sein  Auge  keine  Farbenmischung  her- 
stellen, welche  einem  aus  Schwarz  und  Weiss  componirten 
Grau  entsprach.  —  Auf  der  Dor'schen  Tafel  wurde  selbst 
bei  grdsster  Annäherung  Roth  als  dunkles  Gelb,  übrigens 
aber  Roth,  Orange  und  Grün  als  Gelb  gesehen.  -—  Bei 
Tageslicht  wurden  die  durch  rothe  oder  grüne  Gläser 
gehenden  Strahlen  meist  richtig  bezeichnet,  dagegen  wur- 
den diese  im  Dunkeln  transparent  beleuchteten  Gläser 
beide  als  gelb  bezeiehnet ,  gelbe  und  blaae  aber  richtig 
erkannt.  Der  Liohtsinn  war  belderseltB  vollkommen 
normal. 

b)  Die  BothbUndheU  oder  die  RothgrünbUnd' 
heit  mit  verkürztem  Spectrum,  aach  DaUoniemvi 
(im  engern  Sinne)  genannt  Der  Rothblinde  ver- 
wechselt hellrothe  Farbentöne  mit  dunkelgrünen» 
Aaf  achwarzem  Grunde  vermag  er  ein  dem  apectra- 
len  Roth  gleich  geftrbtee  Quadrat  nicht  wahrzuneh- 
men. Diese  kommt  daher,  dass  sein  Speeti'um  zwar 
auch,  wie  beim  Grttnblinden,  aus  Gelb  und  Blau  zu- 
sammengesetzt ist,  aber  das  Gelb  erst  im  Orange 
beginnt,  weiter  nach  links  hin  sieht  er  das  Spectmm 
farblos,  in  ausgesprochnen  Fällen  vollständig  lioht- 
los.  Die  grösste  Helligkeit  des  Spectmm  liegt  ffli 
ihn  ebenfalls  im  Gelb,  aber  ein  wenig  toeiter  nach 
rechte  nach  dem  Gelbgrün  hin,  als  beim  OrOnblinden. 
Die  Stelle,  wo  sein  gelbes  Spectrum  mit  dem  blauen 
zusammenstösst ,  bez.  wo  sich  die  neutrale  graue 
Zone  befindet,  ist  ebenfalls  etwas  weiter  nach  rechts 
gerückt,  so  dass  sie  dem  Grünblau  des  normalen 
Farbensinns  entspricht. 

Bei  dem  Rothbänden  sind  also  drei  wichtige 
Punkte:  der  Anfang  des  Spectrum ,  die  grösste 
Helligkeit  und  die  Grenze  zwischen  Gelb  und  Blau 
(Jbez.  die  neutrale  Zone)  mehr  nach  rechts  ver* 
schoben.  Nach  Hering  lässt  sich  diess  auch  so 
ausdrücken :  dasjenige  Roth,  welches  dem  Rothgrfla- 
blinden  =  Grau  erscheint,  erscheint  dem  Farben- 
tüchtigen entweder  purpurfarben  (bläulich)  oder  spec- 
tralroth  (gelblich).  Im  ersten  Falle  würde  jener  zu 
der  Klasse  der  Grünblinden,  im  zweiten  zu  der  Kate- 
gorie der  Rothblinden  gehören.  Violett  ist  für  ihn 
identisch  mit  dem  Blau,  als  Blau  bezeichnet  er  auch 
Purpur  und  Carmin  oder  er  erklärt  sie,  wenn  sie 
sehr  dunkel  sind,  für  tiefgrau  oder  braun.  Während 
der  Grtlnblinde  die  Calcium-,  Kalium-  und  Lithinm- 
linien  wahrnimmt,  wenn  auch  als  gelb  erklärt,  ver- 
schwinden dem  Rothblinden  entweder  nur  die  rothe 
Kalium-,  oder  auch  die  rothe  Lithinmlinie,  oder  so- 
gar die  rothgelben  Calciumlinien.  Die  Verkflrzung 
kann  also  nur  das  Roth,  oder  auch  das  Orange  be- 


G  e  i  8  s  ]  e  r  ^  Aber  Farbenblindheit. 


101 


trefo,  oder  selbst  bis  in  das  Rothgelbe  zwischen 
C  mid  D  (siehe  8.  74)  heranreichen.  Die  Natrinm- 
H.TIuüliDniliDie  werden  jedoch  wahrgenommen,  letz- 
tere aneh  als  gelb  oder  auch  als  farblos  bezeichnet. 
Die  rothe  Uthiiimlinie  wird,  wenn  sie  gesehen  wird, 
HHm  doreh  grflne  Wollen  nachgelegt,  aber  auch 
doreh  graue  oder  branne.  Die  Thalliumlinie  wurde 
BicbMagBiiB  auch  oft  durch  grflne  Proben  mar- 
Idrt,  and  zwar  durch  dieselben  wie  die  Lithiumlinie, 
Mg  aber  vermochten  die  Betreffenden  trotz  rich- 
(ger  Bezeichnung  des  spectralen  Gi'ün  doch  die 
Proben  nieht  herauszufinden,  sondern  markirten  es 
fath  graue  oder  braune  Töne. 

Frey  er  (a.  a.  0.)  giebt  für  einen  exquisiten 
Rothblhidai  folgende  Verwechslungsfarben  an : 

Roth  -  Ilchtsebwaches  Qrfin,  Orange -lichtstärkeres 
Gifia,  Gelb  und  GelbgrQn-sehr  lichtstarkes  Grfin,  Grfln- 
BdiMarkes  Roth,  Blaugrfin-WeiBB-Graa,  Indigo-Violett, 
Pviser  Roth  -  Chromgrfin,  Zinnoberroth  -  Kastanienbrauo, 
ISetrelroth-Rostbrann-Olivengrün,  Fleischroth-G raubraun- 
Büolicligrfiii,  BoBa-Gtpnlichblau-Blänlichblau,  Carmin- 
nik  -  Dnnkelbbuigrnn,  Rurpnrroth  -  Violett  -  Schwarsbkia, 
Orange  -  Goldgelb  -  Graamrün  -  Gelbbraun  -  Both ,  Orange- 
Grüngelb -Roth,  GrfinbUtt- Grau -Violett,  ADilinviolett- 
Uhnmarlii,  Brannroth-Grau,  Violett-Schwarz. 

Eine  äussert  genaue  Schilderung  seiner  eigenen 

Roäiblmdheit  verdanken  wir  Dr. Hochecker  (Arch. 

f.  Ophthahnol.  XIX.  3.  p.  1—37.  1873). 

Er  hält  Braunroth,   Zinnober  und  OliveDgrGn  =» 

Biuii ;  Qelbroth,  Orange  and  Grasgrün  «  Roth ;  Oelb- 

grib,  Goldgelb,  Sehwefelgelb  u.  die  welBsliehen  Nfianoen 

«  Qelb ;  Gran  =  Geibgrau ;  Weisslichroth ,  Fleischfar- 

beo,  WeissUch^n  and  Weisslichorange  «=  Gran;  Pnr- 

ftt,  Rosa,  Violett,  Cyanblau  nnd  Indigo  »  Elan.     Blau 

enehefaie  ihm  fiberhaapt  jeder,  bei  diffuser  Beleachtan$r 

gnoaehwan  erscheinende  Gegenstand.  Mit  Grün  a.  Violett 

^ase  er  keine  Vorstelinag  zu  verbinden,  gebraacbe  daher 

nie  diese  Aasdrücke.   Nach  P  r  e  y  e  r  (s.  oben)  wurde  der 

Skürtgebraach   des  Wortes  „Grün«*    auf   Grünblindheit 

^nten,  indessen  spricht  die  Verwechslnng  des  Zinno- 

^oth  mit  Brann,  sowie  die  genau  gemessene  Verkur- 

nogdes  linken  Endes  seines  Spectram  bis  über  die  Linie 

B  beran  für  RothbUndheit.     Die  hellste  Stelle  lag  für 

Hocheeker  im  Gelb,  die  Grenzen  seines  gelben  und 

Uaeii  Farbenfeldes  im  Blaagrfin ,   und  zwar  lagen  sie 

tiditaoeioander,  ohne  eine  graue  Zone  dazwischen,  nur 

*irde  das  Gelb  vor  dem  Blau  etwas  matter.  —  Mit  dem 

I'erimeter  fanden  sich  vier  verschiedone  Stellungen  der 

^oIb,  bei  denen  ihm  mattes  Roth  unü  Blangrün  gleich 

^>^en,  wahrend  bei  jeder  andern  Einstellung  er  die 

^en  Contrastfarben  Blaa  und  Gelb  richtig  wahrnahm. 

-Von  den  zahlreich  mitgetheilten  Versachen  H.'s  mit 

*«B  Farbenkreisel  sei  hier  nur  zur  Cbarakterisirung  er- 

»fliBt,  dass  360»  Zinnoberroth  ihm  ebenso  dunkelbraun 

J*ien,  wie  8«  Gelb  -|-  362»  Schwarz,  welche  letztere 

«Kbong  dem  gesunden  Auge  dunkeiolivengrün  vorkam, 

*W*  Grün  erschien  ebenso  gelblich  wie  147»  Gelb  +  118<» 

wciBB  +  950  Schwarz. 

Donders  hatte  aus  den  frischesten  Tinten  von 
«*,  Orange,  €^elb,  Grün,  Blau  and  Purpur  dureh  Ver- 
^^«ngang  oder  Deokang  mit  Lackfarbe  sich  100  Nuancen 
"»owsteUt,  die  er  in  Form  von  Streifen  an  die  Peripherie 
^  Kreises  derart  strablenartig  befestigte ,  dass  die 
^omplementarforben  nahezn  diametral  gegenüber  stan- 
Jea  (Aldi.  f.  Ophthalmol.  XXVn.  1.  p.  155  flg.  1881). 
fr  lieas  nna  von  einem  Both-  and  von  einem  Grünblinden 
^«lich  mit  Hülfe  von  Neapelgelb  u.  Kobaltblau  je  einen 

u?  ^'  ^'^*  innerhalb  der  hundertfarbigen  Peripherie 
y^'  In  illen  drei  Kreisen  entsprachen  einander  das 
"**"te  Gelb  ond  das  hellste  Blaa  voUkommen,  aber  vom 


Gelbnach  dem  Roth  hin  enthielt  die  Nachahmung  des  Roth- 
blinden viel  rascher  Dankeltöne,  während  in  dem  Kreise 
des  Grünblinden  die  Verdankelang  schneller  vom  Qelb 
nach  dem  Grün  hin  zunahm.  Vom  Blau  an  nahm  die 
Verdunkelung  bei  dem  Rothblinden  rascher  nach  der  Seite 
des  Grün,  bei  dem  Grünblinden  rascher  nach  der  Seite 
des  Roth  hin  zu.  Jeder  Farbenblinde  hielt  seine  Naoh» 
ahmung  des  Aassenkreises  für  gelungen,  dagegen  durch- 
aus nicht  die  des  andern  Farbenblinden. 

Die  farbigen  Contrastschatten  ergeben,  wie  es 
scheint,  für  Rothblindheit  keine  von  der  Grünblind- 
heit specifisch  verscbiedenen  Eigentbümlichkeiten. 
Der  blaue  und  der  gelbe  Contrast  wird  bei  beiden 
richtig  wahrgenommen,  der  rothe  und  der  grUne 
entweder  als  dunkel,  braun  oder  grau  bezeichnet, 
oder  er  wird  aus  dem  schon  oben  (S.  94)  angege- 
benen Grunde  ebenfalls  als  bläulich  oder  als  gelblich 
erklärt.  Siehe  übrigens  S.  94  die  Prüfung  mit  dem 
„Chromatoskiameter^^ 

Ein  Fall  von  einseitiger  Kothblindheit  ist  dem 
Ref.  nicht  bekannt  geworden. 

Die  in  dem  Vorhergehenden  möglichst  treu  her- 
vorgehobenen Unterschiede  beider  Ai*ten  der  Roth- 
grünblindheit ')  treten  natürlich  um  so  stärker  her- 
vor, je  mehr  bei  der  Rothblindheit  das  Spectnim 
verkürzt  und  je  deutlicher  die  graue,  neutrale  Zone 
im  Grün  bei  der  Grünblindheit  ausgesprochen  ist. 
Die  Unterschiede  werden  sich  bezüglich  der  Ver- 
wechslung der  Fai*ben  um  so  weniger  bemerklich 
machen,  wenn  das  Spectrum  nur  wenig  verkürzt  ist 
und  wenn  die  gelbe  und  die  blaue  Emp6ndung  im 
Grün  oder  im  Grünblau  dicht  aneinander  stossen. 
Solche  Fälle  aber  besonders  zu  schildern,  lohnt  nicht 
der  Mühe.  Wenn  das  Zusammenlegen  von  Proben 
die  Zweifel  nicht  zu  lösen  vermag,  so  ist  daran  zu 
erinnern,  dass  unsre  Pigmentfarben  ja  stets  mehr- 
faches Licht  reflektiren,  für  welches  das  farben- 
blinde unter  Umständen  empfindlicher  ist  als  ein 
gesundes  Auge.  Man  wird  daher  die  Proben,  indem 
man  kleine  Abschnitte  auf  ein  Stück  schwarzes  Zeug 
legt,  mittels  eines  Prisma,  dessen  brechende  Kante 
parallel  der  Richtung  der  Fäden  zu  halten  ist,  in 
ihre  verschiedenen  Strahlen  zerlegen  und  darnach 
ermessen  können,  nach  welchen  sich  das  anomale 
Auge  bei  seiner  Wahl  richtet. 

Für  den  Rothgrünblinden  hat  die  farbige  Land- 
schaft den  Charakter  einer  herbstlichen«  Der  Sonnen- 
untergang, die  Fülle  unsrer  rothen  Blumen  mit  den 
Uebergängen  nach  Blau  und  Violett  lassen  ihn 
gleichgültig,  die  gelben  und  die  blauen  Blnmen  sind 
für  ihn  allein  vorhanden,  die  mannigfachen  Grün  des 
Frühlings  sind  für  ihn  nnr  gelbe  Helligkeitsstufen 


t)  Ref.  will  indessen  nicht  unterlassen,  noch  hinsnza- 
fügen,  dass  W.  Preyer  in  seiner  jüngsten  Publikation 
(Arch.  f.  Physiol.  XXV.  1  u.  2.  p.46  u.  47.  1881)  weder 
aaf  die  Lage  der  neutralen  Zone,  noch  auf  die  Verkürzung 
am  rothen  Ende  einen  Werth  zu  legen  geneigt  ist.  Der 
vermeintliche  Unterschied  der  Lage  der  TrennungsUnie 
des  gelben  und  blauen  Spectrum  bei  dem  Rothblinden 
einer-  and  dem  Grünblinden  andrerseits  sei  nicht  grösser, 
als  er  bei  einem  and  demselben  Farbenblinden  lediglich 
nach  der  Lichtstarke  wechsele. 


102 


GeiBsler,  Aber  Farbenblindheit 


und  das  satte  Grün  ^)  des  Sommers  erscheint  ihm  so 
bräanliohgelb  wie  das  gefallene  Laub  im  Herbste. 
Seine  feine  Empfindlichkeit  ftlr  grau-weiss-blaue  Schat- 
ten bewirkt^  dass  ihm  Gletscherlandschaften  einen 
höhern  Reiz  als  dem  Normalsiohtigen  gewähren.  In- 
telligente Farbenblinde  sehen  Gegenstände  in  gemisch- 
ten Farben  wie  mit  einem  darchsichtigen  Schleier  über- 
zogen, so  dasSy  wie  bereits  G  ö  t  h  e  hervorhebt,  die  eine 
Farbe  über  der  andern  zu  schweben  scheint.  Dieser 
Schleier  giebt  auch  den  grauen  Farben  einen  eigen- 
thümlichen  Schimmer,  von  dem  der  Normale  keine  Vor- 
stellung hat.  Es  scheint,  als  ob  sich  bei  Farbenblinden 
für  die  verschieden  brechbaren  Lichtstrahlen  eine  be- 
sondere Accommodation  ausgebildet  hätte,  die  sie 
befähigt,  feine  Schattirungen  wie  mittelst  eines 
Prisma  zu  analysiren.  So  ai'mselig  und  so  be- 
dauernswei*th ,  wie  man  manchmal  das  Sehen  des 
Farbenblinden  bezeichnen  hört,  ist  es  daher  keines- 
falls :  auch  ihnen  kann  die  bichromatische  Welt  zu 
einer  Qnelle  des  Reizes  werden ,  der  Gleichgültige 
wird  natürlich,  ebenso  wie  unter  den  Vollsinnigen, 
die  Natur  nicht  zu  empfinden  versuchen. 

4)  Der  herabgesetzte  Farbensinn.  In  diese 
Gruppe  kann  man  alle  diejenigen  Abweichungen 
rechnen,  wo  nur  quantitative  Störungen  der  Farben- 
empfindung vorhanden,  bei  genügender  Grösse  der 
farbigen  Objekte  und  genügender  Beleuchtung  aber 
keine  Irrthümer  begangen  werden,  oder  wo  Zu- 
mischungen von  Weiss,  Grau  oder  Schwarz  zu  einer 
Hanptfarbe  den  Charakter  derselben  rascher  verän- 
dern und  sie  undeutlicher  werden  lassen,  als  sie  für 
das  normale  Auge  sind.  Alle  diese  Störungen  sind 
aber  principiell  verschieden  von  der  eigentlichen 
Farbenblindheit,  bei  welcher  ja  fttr  die  Farben,  die 
übrig  geblieben  sind ,  ein  ganz  vortreffliches  Unter- 
scheidungsvermögen besteht.  Wichtiger  sind  diese 
Störungen,  wenn  sie  erst  erworben  sind,  da  sie  die 
Gebrauchsfähigkeit  der  Augen  bei  ungenügender  Be- 
leuchtung ernstlich  in  Frage  stellen  können. 

Ho  Imgren  hat,  wie  schon  oben  angegeben 
(S.  90),  als  unvollständig  Farbenblinde  solche  Per- 
sonen bezeichnet,  welche  in  stark  mit  Weiss  ge- 
mischten Farbennttancen  nicht  mehr  die  Grundfarbe 
zu  erkennen  vermögen,  sondern  vorwiegend  Grau 
oder  auch  Braun  zu  sehen  glauben.  Wilson  hat, 
wenn  auch  nicht  mit  denselben  Worten,  ganz  ähn- 
liche Angaben  gemacht. 

Zu  dieser  Gruppe  kann  man,  wenn  man  will, 
auch  solche  Personen  zählen,  die  nur  einzelne  Theiie 
des  Spectrnm  nicht  zu  erkennen  vermögen.  Wie 
die  meisten  Menschen  für  die  ultravioletten  Strahlen 
unempfindlich  sind,  so  giebt  es  auch  nicht  Wenige, 
welche  sich  in  dem  violetten  Theiie  nicht  gut  zurecht 
zu  finden  wissen,  sie  fassen  es  nicht,  warum  man 
denselben  vom  blauen  trennt,  oder  nennen  ihn  grau, 
die  übrigen  spectralen  Farben  bezeichnen  sie  richtig. 


1)  Homer,  der  das  Verbam  ^uXIhv  so  vielfach  variirt 
und  in  sehien  Bildern  verwendet,  ist  gewiss  kein  Grün- 
blinder  gewesen. 


Nicht  selten  ist  auch  die  Unsicherheit  in  der  Be- 
zeichnung Grün  und  Blau.  Bei  künstlicher  Beleuch- 
tung ist  bekanntlich  die  Verwechselung  dieser  Far- 
ben, wenigstens  wenn  sie  gleiche  Helligkeit  haben, 
die  Regel.  Charakteristisch  sind  auch  die  beiden 
Ausdrücke  in  der  deutschen  Sprache :  „StahlgrOn^^ 
und  „Stahlblau'^  ftlr  gewisse  Zwischenstufen. 

Auch  kommen  zuweilen  Absonderlichkeiten  vor, 
die  in  keine  Theorie  passen,  z.  B.  das  totale  Unver- 
mögen Gelb  von  Weiss  zu  unterscheiden,  von  wel- 
chem Gintl  (a.  a.  0.  p.  7)  zwei  Fälle  bmchtei 
Mehr  auf  Unkenntniss  ist  wohl  die  Verwechslang 
von  Grau  und  Braun  zu  beziehen. 

Es  wurde  schon  gelegentlich  darauf  aufinerksam 
gemacht,  dass  nicht  wenige  Farbenblinde,  falls  sie 
das  volle  Spectrum  in  seiner  ganzen  Länge,  nament- 
lich wenn  es  lichtstark  ist,  zu  übersehen  vermögen, 
die  Grenzen  der  einzelnen  Farben  wegen  ihrer  ver- 
schiedenen Helligkeit  genau  markiren  und  auch  ricii- 
tig  bezeichnen.  Isolirt  man  aber  einzelne  Theiie 
mittels  der  Spaltvorrichtung,  so  vermögen  sie  die 
richtige  Bezeichnung  nicht  zu  finden,  erklären  auch 
im  Doppelspectroskop  die  über  einander  gestellten 
Abschnitte  Roth  und  Grün  für  identisch.  Es  finden 
sich  aber  auch  solche  Farbenblinde,  welche  mittels 
isoliiiier  farbiger  Spectren  nicht  zu  überfahren  sind, 
ebensowenig  als  mittels  des  Polariskops.  Es  wird 
nicht  gut  angehen,  solche  anders  als  ebenfalls  zu  den 
Personen  mit  herabgesetztem  Farbensinn  zu  zählen, 
wenn  sie  bei  der  Prüfung  mittels  farbiger  Schatten 
in  verschiedene  Irrthümer  fallen,  auch  durch  Fior- 
papier  die  Buchstaben  auf  farbigem  Grund  nidit  zu 
erkennen  vermögen,  auch  die  Probe  I  nach  Holm- 
g  r  e  n  nicht  bestehen,  zuweilen  auch  pseudo-isochro- 
matische  Muster  nicht  zu  sortiren  im  Stande  sind. 
Pflflger's  wiederholt  citirte  Beobachtungen  ent- 
halten mehrere  solche  Belege.  (Fall  Nr.  5  und 
Nr.  11.) 

Endlich  sei  es  gestattet,  darauf  hinzuweisen,  daw 
es  nicht  immer  leicht  erscheint,  zwischen  Fehlem 
des  Sinns  und  falscher  Auffassung  zu  unterscheiden. 
Es  giebt  Farbenirre  im  seelischen  Sinne,  welche 
Farbenblindheit  vortäuschen,  Gonfusionäre  von  Hans 
aus,  die  sich  noch  am  ehesten  dadurch  verrathen, 
dass  sie  Fehler  begehen,  die  selbst  ein  Farbenblin- 
der nicht  begehen  könnte. 

Mit  unsem  Anforderungen  an  den  Farbensiim 
der  Gesammtbevölkerung  ist  es  fast  umgekehrt  ge- 
gangen als  mit  den  Anforderungen  an  die  Seh- 
schärfe. Die  Sehweite,  die  nach  Untersuchungen 
an  Gebildeten  als  normale  bezeichnet  und  nach  der 
der  Maassstab  filr  die  Probelettem  berechnet  ist, ' 
erwies  sich  als  zu  kurz,  als  die  Untersucher  in  die 
Gebirgsdörfer  kamen  oder  gar  zu  den  Naturvölkern 
und  den  Bewohnern  der  Steppe.  Da  gab  es  so  und 
soviel  Procent  „übernormale'^  Augen,  was  dodi 
eigentlich  einen  Nonsens  bezeichnete.  Wenn  wir 
nun  auch  mit  dem  Maassstab  des  Gebildeten  and 
mit  der  Mannigfaltigkeit  seiner  Farbensprache  die 
grosse  Menge  prüfen,  so  werden  wir  iwar  keine 


0  e  i  8  8 1  e  r ,  über  Farbenbliodheit. 


103 


JiyperekroiBatopiseheD,  aber  leicht  za  viel  nnternor- 
nJe  AogeD  finden,  iiisbesondere  in  solchen  Gegen- 
den, wo  weder  die  Beschftflagung  noch  die  Volks- 
tndkt  so  der  Unterscheidang  von  Farben  von  Jngend 
ufvennlaaBt. 

d)  Vorkommen  der  Farbenblindheit  und  sonetigee 
Verhalten  der  FcarbenbUnden. 

Da  die  erworbene  Farbenblindheit  einem  beson- 
ien  Capitel  vorbehalten  ist^  haben  wir  es  hier  nur 
tä  der  angebomen  zn  thnn.  Hier  sind  nun  zn- 
dchst  die  Hereditäüverhaltnieae  n.  die  Geschlechts- 
virhäUnisee  za  besprechen. 

1)  Die  angebome  totale  Farbenblindheit  kommt, 
toreit  die  wenigen  bisher  genau  ermittelten  Fälle 
dkennen  lassen,  mit  seltenen  Ausnahmen  nur  beim 
mämUehen  Geschlecht  vor.  Wiederholt  waren  meh- 
rere BrQder  mit  diesem  Uebel  behaftet.  In  dem 
oben  erwähnten  Fall,  den  v.  Wecker  mltgetheilt 
biiy  hatten  die  drei  erstgebomen  Kinder  aus  einer 
kakisehen  Familie  (Geschlechtsangabe  fehlt)  ein 
ttliieehtes  Gesicht  gehabt  ohne  nähere  Bezeichnung, 
&  drei  nächsten  Kinder  hatten  normale  Augen,  der 
7.,  8.  und  9.  Sohn  waren  absolut  farbenblind ,  das 
ktete  Kind  hatte  wieder  normales  Gesicht.  Die 
ültern  hatten  normale  Augen,  über  die  Grosseltern 
fehlt  die  Angabe.  Unter  den  C  o  h  n  'sehen  Fällen 
ist  onr  2mal  erwähnt,  dass  je  ein  Bruder  fai*ben- 
liÜDd  war. 

Soviel  dem  JRef.  bekannt,  hatten  mit  der  einzigen 
oben  erwähnten  Ausnahme  alle  total  Farbenblinde 
Ulf  beiden  Angen  die  gleiche  Anomalie. 

Die  totale  Farbenblindheit  scheint  nicht  selten 
(danmter  die  3  Brtlder  bei  v.  Wecker,  ein  von 
Alfr.  Graefe  erwähntes  16jähr.  Mädchen)  mit 
}!fitagmu8  verbunden  zu  sein. 

2)  Am  besten  sind  die  Hereditätsverhältnisse  bei 
fa  Rothgrünblinden  studirt.  Man  wusste  hier 
Kbon  längst,  dass  die  Anomalie  vom  Grossvater  in 
te  Regel  auf  den  Enkel  übergeht ,  während  die 
Toebter  eines  farbenblinden  Vaters  fast  ausnahms- 
loB,  sehr  hänfig  auch  der  Sohn,  freibleibt. 

Besondere  prägnante  Beispiele  sind  mehrere  mitge> 
fteüt,  s.  B.  von  Pliny  Earle  (Amer.  Joam.  of  med. 
Se.  April  1845),  in  welchem  Falle  in  vier  Generationen 
ai  17  Eben  32  mannliche  Sprossen  mit  18  Farbenblinden 
i  29  weibliche  Sprossen  mit  2  Farbenblinden  stammten. 
Ke4.  Generation  war  in  9  Familien  getheilt,  unter  ihnen 
21  mianliche  mit  9  und  82  weibliche  Glieder  mit  %  Far- 
bCBblinden  (die  sn  jungen  Kinder  sind  dabei  nioht  ge- 
^^),  in  diesen  Familien  kam  es  einmal  vor,  dass  weder 
^ater  noch  Grossvater  die  Anomalie  hatte,  sie  aber  in 
to  Urenkel  wieder  zu  Tage  trat. 

Ferner  theilt  Homer  (entnommen  ans  J  e  f  f  e  r  i  e  s 
*•  &.  0.  p.  58 ,  da  das  Original  nicht  zugänglich)  zwei 
Stsrnrnbanme  mit,  welche  das  Ueberspringen  der  Ano- 

Bilie  vom  Grossvater  auf  den  Enkel  dentlich  machen. 

« 

in  dem  einen  stammen  von  einem  hypothetischen, 
ni  J.  1642  geborenen  Stanunvater  sieben  Generationen 
^  14  farbenblinden  männlichen  Sprossen.  Die  De- 
Keodenz  der  Anomalie  ist  nun  der  Axt,  dass  kein  weib- 
Hcher  SprQssling  daran  litt,  dass  mit  einer  einzigen  Ans- 
tt^  die  farbenblinden  Väter  uormalsichtige  Söhne  hat- 
tea,  dass  endlich  die  fkrbenblinden  mlinnliehen  Glieder 


normalsichtige  Mütter  hatten,  aber  (den  einen  Sohn  aus- 
genommen) stets  die  Enkel  farbenblinder  Grossväter 
mütterlicherseits  waren.  Erst  in  der  letzten  Generation 
schien  die  Kraft  der  Vererbung  etwas  verringert  zu  sein, 
da  von  den  5  verheiratheten  Töchtern  eines  farbenblinden 
Vaters,  welche  zusammen  wieder  7  Söhne  und  8  Töchter 
hatten,  wenigstens  die  eine  unter  ihren  3  Söhnen  zwei  mit 
normglem  Farbensinn  hatte. 

Bei  dem  2.  Stammbaum  stammen  von  einem  farben- 
blinden Vater  5  norroalsichtige  Töchter,  von  diesen  wie- 
der hatten  2  nur  weibliche  Nachkommen  (8)  mit  normalen 
Augen,  3  zusammen  18  Kinder,  darnnter  6  Söhne  (sämmt- 
iich  farbenblind)  und  12  normalsichtige  Töchter.  Drei 
von  den  Letzteren  hatten  wieder  geheirathet,  die  eine 
hatte  2  farbenblinde  Knaben,  die  zweite  2  farbenblinde 
Knaben  und  2  uormalsichtige  Mädchen,  die  dritte  3  far- 
benblinde Knaben  und  1  normalsichtiges  Mädchen. 

Es  stammten  daher  von  dem  einen  farbenblin- 
den Urgrossvater  13  Enkel  und  Urenkel  mit  der 
gleichen  Anomalie,  während  sämmtliche  weibliche 
Nachkommen  frei  geblieben  waren,  aber  sie  auf  ihre 
Söhne  übertragen  hatten. 

Es  scheint  aber,  als  ob  die  Vererbung  allmälig 
erlösche.  Mauthuer  erwähnt  (a.  a.  0.  4.  Heft, 
p.  250)  zum  Beweise,  dass  die  Anomalie  des  Far- 
bensinns auch  analog  andren  erblichen  Störungen 
des  Gesichtssinnes  verläuft,  dass  in  den  Gliedern 
einer  hochadlichen  Familie  früher  mütterlicherseits 
Blindheit  erblich  war,  so  dass  ein  Theil  der  Nach- 
kommen entweder  blind  geboren  wurde  oder  im 
spätem  Leben  erblindete,  diese  Neigung  zu  Amau- 
rose war  nach  und  nach  erloschen,  aber  die  jetzt 
noch  lebenden  männlichen  Sprossen  zeigten  zum 
Theil  Farbenblindheit,  welche  aber  auch  in  dem 
jüngsten  Nachkommen  zurückgetreten  war. 

Mit  der  Nachtblindheit  verhält  es  sich  ähnlich, 
man  kennt  Beispiele,  wo  dieselbe  seit  200  Jahren 
erblich  sich  in  den  Familien  fortpflanzte  (Jahrbb. 
CLXXXIV.  p.  217).  Auch  in  der  Familie  des  oben 
erwähnten  Hochecker  waren  drei  Brüder  der 
Mutter,  sein  Vetter  und  sein  Neffe  ebenfalls  farben- 
blind. In  einem  zweiten  von  Letzterem  gelegent- 
lich erwähnten  Falle  waren  2  Brüder,  deren  Mutter 
und  der  Mutter  Bruder  farbenblind. 

Gohn  gedenkt  eines  farbenblinden  Vaters  mit 
7  normalsichtigen  Kindern,  der  Bruder  und  der 
Vetter  seiner  Mutter  und  sämmtliche  Söhne  seiner 
Schwester,  aber  nicht  deren  Töchter,  waren  farben- 
blind. —  Die  Uebertragung  auf  die  weiblichen  Glie- 
der einer  Familie  oder  von  der  Mutter  auf  den  Sohn 
ist  eine  Ausnahme.  Das  oben  schon  nach  G unier 
erwähnte  Beispiel  von  Vererbung  lediglich  auf  die 
weibliche  Nachkommenschaft  ist  ganz  vereinzelt  ge- 
blieben. 

Nicht  uninteressant  ist,  dass  der  individuelle 
Charakter  der  Rothgrünblindheit  bei  Gliedern  eines 
Stammes  ausserordentlich  übereinstimmt,  so  dass  z.  B. 
fai'benblinde  Brüder  nahezu  dieselben  Fehler  machen, 
dieselbe  Verkürzung  des  Spectrnm  haben,  das  Pola- 
riskop  in  gleicher  Weise  einstellen  u.  s.  w. 

Das  Sehvermögen  ist  bei  Farbenblinden  dieser 
Art  in  der  Regel  sehr  gut.  Kurzsichtigkeit  kommt 
natürlich  bei  solchen  auch  vor.     Nystagmus  findet 


104 


6  e  i  s  s  1  e  r  y  über  Farbenblindheit 


sich  bei  Rothgrflnblinden  nicht.  Die  Doppekeitig- 
keit  ist  die  Regel,  die  nur  wenig  Ausnahmen  hat. 
Beide  Angen  zeigen  annähernd  denselben  Grad  der 
Anomalie,  wenigstens  konnte  Ref,  kein  Beispiel  fin- 
den, dass  man  das  eine  für  rothblind,  das  andre  für 
grünblind  oder  gar  für  blaublind  oder  für  totalfar- 
benblind hätte  halten  müssen.  C  o  h  n ,  welcher  auf 
den  Farbensinn  beider  Augen  besonders  mit  ge- 
achtet, konnte  keine  wesentlichen  Differenzen  fin- 
den, auch  hat  er  bei  seinen  Massenbeobachtnngen 
keinen  einseitig  Farbenblinden  entdeckt. 

Abstammung  aus  Ehen  unter  Verwandten  tritt  bei 
dieser  Anomalie  in  keiner  irgendvrie  auffälligen 
Häufigkeit  hervor,  so  dass  solche  Ehen  wohl  kaum 
Einfiuss  auf  die  Disposition  haben  können  (Cohn). 

3)  Die  Blaugelbblindheit  hat  sich  bisher  noch 
nicht  als  hereditäre  Anomalie  nachweisen  lassen. 
Da  sie  sich  aber  nicht  so  leicht  veiTäth,  auch  erst 
nur  wenige  sichere  Beobachtungen  bekannt  sind, 
wäre  die  Heredität  noch  nicht  auszuschliessen. 
Konnte  doch  auch  bei  der  Rothgrünblindheit  von 
Cohn  nichts  von  den  Verhältnissen  der  Grosseltern 
in  Erfahning  gebracht  werden  und  selbst  die  An- 
gaben über  das  Vorkommen  derselben  Anomalie 
unter  den  Geschwistern  waren  dürftig,  da  selbst  das 
Vorkommen  unter  Brüdern  nur  14mal  zu  constatiren 
war.  Wenn  daher  auch  darüber  nichts  bekannt  ist, 
dass  Blaugelbblinde  auch  Geschwister  mit  der  glei- 
chen Anomalie  behaftet  besessen  haben,  so  wird  man 
sie  vorläufig  als  ein  besonderes  Naturspiel  betrachten 
können. 

Einseitige  Blaugelbblindheit  wurde  bisher  nur 
einmal  von  Holmgren  (Med.  Centr.-Bl.  49.  50. 
1880)  aufgefunden;  das  fast  ausschliessliche  Vor- 
kommen bei  dem  männlichen  Geschlechte  scheint  sie 
mit  den  verwandten  Anomalien  gemeinsam  zu  cha- 
rakterisiren. 

Von  sonstigen  Anomalien  des  Auges,  die  gleich- 
zeitig mit  Blaugelbblindheit  vorkommen ,  ist  nichts 
bekannt.  — 

Anhangsweise  ist  zu  erwähnen,  dass  einzelne 
Beobachter  bei  ihren  Farbenblinden  auch  ein  beson- 
der mangelhaftes  ünterechetdungevermögen  für 
Töne  angeben  (Darwin,  Preyer  z.  B.).  Viel- 
leicht war  diess  nur  ein  zufälliges  Znsammentreffen, 
sehr  oft  wird  überhaupt  nicht  danach  gefragt  wor- 
den sein  und  wo  diess,  wie  von  Cohn,  bei  Massen- 
untersuchungen regelmässig  geschah,  war  ein  beson- 
deres musikalisches  Ungeschick  nur  exceptionell. 
Ein  von  Jefferies  (a.  a.  0.  p.  105)  erwähnter, 
sehr  berühmter,  noch  lebender  amerikanischer  Dich- 
ter ist  hochgradig  farbenblind  und  vollständig  un- 
ßlhig,  Töne  zu  unterscheiden,  ist  aber  fähig,  in  sei- 
nen Gedichten  die  Welt  in  der  treffendsten ,  farben- 
reichsten Art  zu  schildern. 

Von  sonstigen  angebomen  Abnormitäten  am 
Körper  bei  farbenblinden  Personen  ist  dem  Ref.  bei 
der  Durchsicht  der  Literatur  kein  Beispiel  bekannt 
geworden. 


Auch  finden  sich  unter  den  FarbenbUnden  nicht 
häufiger  Blondhaarige  und  Blauäugige  als  anter  der 
germanischen  Rasse  überhaupt. 

Der  Augenabetand  —  die  Pupillardißtanz  — 
ist  kurz  nach  einander  von  Holmgren,  Cohn 
und  Pflüger  bei  einer  grössern  Anzahl  von  Far- 
benblinden gemessen  worden. 

Holmg^ren  hat  nur  Erwachsene  gemessen,  die 
Zahlen  schwankten  von  54  nnd  69.5  Mratr.,  genan  wie 
bei  Normalsiehtigen ,  das  Mittel  betrag  62.97  Mmtr.  bei 
jenen,  bei  diesen  62.64.  Cohn  fand  bei  Kindern  Distani 
der  Papillen  von  54—62  Mmtr. ,  bei  Erwachsenen  von 
63-66  Mmtr.,  Pflfiger  bei  Kindern  54—62  Mmtr.,  bei 
Erwachsenen  61—63. 

Es  ist  somit  erwiesen,  dass  sich  nach  dieser  Rich- 
tung hin  keine  irgendwie  erhebliche  Abweichung  von 
der  Norm  vorfindet. 

Veranlasst  waren  diese  Untersuchungen  durch 
die  Behauptung  Niemetsohek's  (Prag.  Vjhrschr. 
C.  [XXV.  4.]  p.  224.  1868),  welcher  bei  4  farben- 
blinden Erwachsenen  einen  Augenabstand  von  ma 
49.6  bis  54  Mmtr.  gefunden ,  auch  bei  einer  einsei- 
tigen Farbensinnanomalie  (Grflnsehen)  eine  verküm- 
merte Entwicklung  des  betreffenden  Stimtheils  wahr- 
genommen hatte.  N.  ging  dabei  auf  die  altera 
phrenologischen  Ansichten  zurück ,  auf  welche  viel- 
leicht eme  weitere  Forschung  wieder  Rflcksicht  neh- 
men wird. 

Die  Angabe  von  A.  Schmidts  (Centr.-Bl.  f. 
prakt.  Ahkde.  IV.  p.  275.  1880),  dass  in  Familien 
mit  farbenblinden  Mitgliedern  schwere  nervöse  SUh 
rungen,  namentlich  auch  Epilepsie  und  geistige 
Schwäche f  ungewöhnlich  häufig  seien,  steht  bisher 
ganz  vereinzelt  da.  Alle  altem  Beobachter  erwäh- 
nen nichts  davon. 

e)  Die  erworbene  Farbenblindheit. 

Ueber  erworbene  Farbenblindheit  ist  in  nusern 
Jahrbb.  wiederholt  Mittheilung  gemacht  worden  (z.  B. 
Qber  Galezowski's  Arbeiten  CXLIV.  p.  258, 
über  Schön 's  CLIX.  p.  279),  so  dass  eigentlich 
nur  ein  kurzer  Rückblick  sich  nöthig  macht. 

Bereits  Szokalski  (a.  a.  0.  p.  148)  hatte  e^ 
kannt,  dass  bei  der  erworbenen  Farbenblindheit  ent- 
weder nur  die  schwarzweisae  Empfindungsreihe  übrig 
geblieben ,  oder  auch  nur  die  Rothgrflnempfindong 
alterirt  sein  könne.  Die  ophthalmoskopischen  Ent- 
deckungen der  Netzhaut-  und  Sehnervenleiden  brach- 
ten binnen  Kurzem  auch  eine  feinere  Diagnostik  der 
amblyopischen  Erscheinungen  zu  Stande  und  somit 
ist  es  ganz  natürlich ,  dass  in  den  60er  und  70er 
Jahren  zuvörderst  dicKenntniss  von  denerworbeoeo 
Anomalien  des  Farbensinns  gefördert  wurde. 

Da  die  erworbene  Farbenblindheit  sich  nicht 
immer  durch  auffällige  Venwechselungen  beim  Sor- 
tiren von  Mustern  verräth ,  so  Ist  in  allen  solchen 
Fällen  eine  genaue  Prüfung  des  Sehfelds  und  der 
centralen  Sehschärfe,  wie  oben  S.  94—96  angegeben, 
unerlässlich.  Auch  wii-d  insbesondere  bei  erworbe- 
ner Farbenblindheit  bemerkt,  dass  das  Unterscheiden 
in  der  Nähe  noch  wenig  Mühe  macht ,  während  in 


0  e  i  B  s  1  e  r )  über  Farbenblindheit. 


105 


etwss  grosserer  Entfemnng  Roth  nnd  Grfln   dem 
veiaaeD  Lichte  gleichen. 

Nael  in  Löwen  dringt  daher  mit  grosser  Ent- 
Khiedenheit  (Ann.  d'Ocalist.  LXXXII.  [12.S^r.  2.] 
1  et  2.  p.  64.  Joiliet— Aoüt  1879)  auf  sehr  streng« 
üntersachnng  solcher  Kranker  nnd  verwirft  ftlr  die- 
selbe die  Hol mgren 'sehe  Methode  als  nnznver- 
llAsig  u.  trfigerisch.  Er  erzählt  ein  Beispiel,  wo  ein 
derartig  farbenblinder  Bahnwärter  das  grüne  für 
hA  wüiß  Signal  gegeben  und  nor  durch  ein  zufäUi- 
ps  Nähertreten  den  verhängnissvollen  Irrthum  noch 
rechtzeitig  erkannt  u.  corrigirt  hatte.  Derselbe  war 
o.  IJ.  früher  wegen  eines  Sehnervenleidens  behan- 
delt worden,  wurde  aber  erst  bei  dieser  Gelegenheit 
gewaiir,  dass  mit  seinem  Farbensinn  etwas  nicht  in 
OidnoDg  sei,  ging  zu  einem  Arzte,  der  ihn  aber  mit 
der  Vennuthung,  er  sei  wohl  betrunken  gewesen, 
fortschickte.  Der  Betrefifende  hatte  nicht  lange  da- 
Bscfa  alle  Zeichen  progressiver  Paralyse. 

Sehirmer's  Angaben  über  die  Entwicklung 
der  Farbenblindheit  bei  Sehnervenleiden  sind  so 
wichtig,  dass  wir  sie  nur  wenig  abgekürzt  hier  wie- 
deigefaen  wollen  (vgl.  Arch.  f.  Ophthalm.  XIX.  2. 
p.  194.  1873).  Zuerst  tritt  die  anomale  Störung 
bei  der  grünen  Farbe  auf,  welche  gelb,  später  grau- 
lieh erscheint,  während  alle  andern  Farben  noch 
richtig  erkannt  werden ;  bald  aber  wird  auch  das 
Roth  graulich ,  unrein  gesehen ,  im  Orange  wird  nur 
das  Gelb,  im  Purpur  das  Blau  empfunden.  Der 
GrOoblindheit  folgt  somit  bald  auch  die  Bothblind- 
heit  und  so  kommt  es  vor,  dass  Grün,  Roth  und 
Gelb  nnd  nach  der  Verdunkelung  von  Roth  und  Grün 
uch  Braun  damit  verwechselt  wird.  Violett  wird 
1^  Dunkelblau  gehalten.  Roth  erscheint  nach  und 
uch  ganz  wie  Grau ,  ebenso  Orange ,  Purpur ,  Vio- 
lett, dann  geht  auch  die  Gelb-  und  schlüsslich  auch 
voÜ  die  Blaaempfindung  verloren.  Diese  Reihen- 
folge im  Verschwinden  der  Farben  rückt  von  der 
Peripherie  nach  dem  Centrum  zu,  die  Untersuchung 
der  Fiibenempfindung  in  der  Gegend  des  centralen 
Sehens  ergiebt  anfangs  für  gi*össere  farbige  Objekte 
loeh  die  Norm ,  nur  für  kleine  ist  die  Empfindung 
geschwächt  (vgl.  oben  die  Methode  von  D  o  n  d  e  r  s 
md  von  Rose,  S.  94  und  95).  Die  früheren 
Mittheihmgen  von  L  e  b  e  r  (Das.  XV.  3.  p.  26. 1869) 
lümmen  fast  durchgängig  mit  dem  eben  Gesagten 
tberdn. 

Bei  beginnender  Tabes  ist  wiederholt  eine  ganz 
ftslidie  Anomalie  des  Farbensinns  —  Rothgrün- 
blindheit  —  beobachtet  worden. 

Unter  den  umschriebenen  Skotomen  ist  insbe- 
Bondere  das  centrale  Skotom  fttr  die  rothe  Farbe  zu 
erwihnen ,  wie  es  sich  bei  der  Tabaks- ,  vielleicht 
nch  bei  der  Alkoholamblyopie  vorfindet.  Auch  bei 
^hiMscher  Netzhauterkrankung  wm'den  zuweilen 
centrale  Skotome  mit  defektem  Farbensinn  beob- 
•chtet. 

Aosser  diesen  Allgemeinerkrankungen  chroni- 
Kte  Natur  können  auch  akute  Infektionskrankhei- 

Med.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hit.l. 


ten  ( Typhus ,  schwere  Malaria ,  Erysipel  u.  s.  w.) 
mit  einem  während  der  Krankheit  selbst  nicht  nach- 
weisbaren Sehnervenleiden  einhergehen ,  welches 
dann  während  oder  nach  der  Reconvalescenz  sich  in 
dem  Unvermögen ,  farbige  Objekte  in  der  früher  ge- 
wohnten Entfernung  zu  erkennen,  zu  markiren  pflegt. 
Sind  auch  solche  Fälle  im  Verhältniss  zur  Häufigkeit 
akuter  Infektionskrankheiten  auch  nur  sehr  selten 
beobachtet  wordeu ,  so  wird  es  doch  gerathen  sein, 
ein  solches  Vorkommen  nicht  ausser  Acht  zu  lassen. 

Ferner  kommt  es  auch  zuweilen  vor,  dass  in 
noch  unaufgeklärter  Weise  der  Farbensinn  ganz 
plötzlich  gestört  wird ,  ohne  dass ,  wie  es  scheint, 
sonst  ein  Symptom  einer  herabgesetzten  Sehschärfe 
überhaupt  —  wie  diess  doch  in  den  vorher  bespro- 
chenen Formen  erworbener  Farbenblindheit  der  Fall 
ißt  —  immer  nachweisbar  ist. 

Jefferies  (a.  a.  O.  p.  51)  berichtet  nach  Tyn- 
dall  von  einer  Beobachtung  White  Cooper's,  in  wel- 
cher ein  Seecapitän ,  der  sich  die  Langeweile  mit  Sticken 
zu  vertreiben  pflegte,  eines  Abends  die  Farben  nicht  mehr 
genau  zn  nnterscheiden  vermochte ,  Blau  war  ihm  ganz 
deutlich ,  aber  Lichtgrün  und  Scharlachroth ,  grünes  und 
rothes  Glas  erschienen  ihm  nahezu  gleichfarbig,  sehr 
dunkle  Farbentöne  bezeichnete  er  als  Schwarz.  Gold- 
stücke von  Silberstücken  zn  unterscheiden  war  ihm  nicht 
mehr  mogUoh.  Als  er  mehrere  Jahre  später  einmal  durch 
ein  rothes  Glas  nach  einem  elektrischen  Lichte  sah,  freute 
er  sich  sehr ,  die  Empfindung  der  rothen  Farbe  wieder 
einmal  zn  haben ,  doch  gelang  das  Experiment  nicht  bei 
Gaslicht. 

Alexander  (Arch.  f.  Ophthalm.  XY.  3.  p.  103. 
1869)  führt  den  FaU  eines  Reisenden  in  einem  Seiden- 
waarengeschäft  an ,  welcher  ohne  jede  Ursache  das  Ver- 
mögen verlor ,  Farben  zu  unterscheiden ,  so  dass  er  z.  B. 
Scharlach  und  Braun  mit  Gelb ,  Rosa  mit  Grau  verwech- 
selte. Die  Anomalie  ging  über  das  ganze  Sehfeld  beider 
Augen.  Noch  nach  2  Jahren  nannte  er  die  rothe  Lithium- 
linie grün ,  die  grüne  Thalliumlinie  roth ,  erkannte  aber 
die  hellgrüne  Galcinmlinie  richtig,  in  seinen  Mustern 
hatte  er  so  ziemlich  gelernt  sich  zurecht  zu  finden.  Seh- 
scharfe und  Sehnerv  waren  ganz  normal. 

Schirmer  erzählt  (a.  a.  O.  p.  208),  dass  einem 
SchiiTer,  als  er  in  der  Nacht  nach  dem  Wachtfeuer  spähte, 
plötzlich  ein  Nebel  über  das  Sehfeld  zog ,  und  er  zwar 
Gelb  und  Blau ,  aber  nicht  Blaugrün  von  Gelb ,  Orange 
und  Roth  von  Grün,  Purpur  von  Blau  unterscheiden 
konnte;  die  Sehschärfe  war  auch  beträchtlich  herab- 
gesetzt und  der  Sehnerv  atrophisch. 

Am  wichtigsten  für  unsem  Zweck  sind  aber 
schlüsslich  diejeuigen  Fälle,  in  denen  nach  einer 
Verletzung  (Gehirnerschütterung)  der  Farbensinn 
zeitweilig  oder  für  immer  alterirt  ist.  Bereits  Wil- 
son wies  darauf  hin  und  erzählt,  dass  ein  Arzt  nach 
einem  Sturz  vom  Pferde  nicht  mehr  im  Stande  war, 
die  verschiedenen  Schattirungen  der  Blumen  zu  unter- 
scheiden und  ihm  Stengel  und  Blätter  eines  Rosen- 
strauchs gleichfarbig  wie  die  Rose  selbst  erschienen. 

Verschiedene  erworbene  Anomalien  des  Farben- 
sinns ,  wie  die  bei  der  hysterischen  Amblyopie  vor- 
kommenden Störungen,  das  Gelbsehen  bei  Ikterischen, 
die  Wirkungen  des  Santonin  und  einige  andere  kön- 
nen hier,  als  dem  speciellen  Zwecke  femer  liegend, 
übergangen  werden. 

14 


106  G  e  i  8  8 1  e  r ,  Aber  Farbenbliadheit. 

Aach  müssen  wir  uns  hier  begnügen ,  aof  jenes  jener  ÜDgiUcksfall  vorzugsweise  durch  Farbenblind- 
dunkle  Oebiet  des  „H^noiismus'*  lediglieh  hinzu-  lieit  veranlasst  worden  sei''  ^).  Er  hat  zunächst  in 
weisen  y  auf  welchem  es  unter  Anderem  auch  gelingen  seinem  Vaterlande  diese  Angelegenheit  mit  ausser- 
soll  (vgl.  C 0 hn,  Bresl. ärzü. Ztschr. II.  6. 7. 1880),  ordentlicher  Energie  betrieben  und  seinen  Bemühan- 
bei  gewissen  Personen  einseitige  totale  Farbenblind-  gen  ist  es  zu  verdanken,  dass  seit  Beginn  des  Jahres 
heit,  bez.  auch  Rothblindheit  durch  gewisse  Mani-  1877  der  fiahndienst  in  Schweden  nur  von  Vollsin- 
pulationen  vorübergehend  zu  erzeugen.  Vgl.  Jahrbb.  nigen  versehen  wird. 

CXC.  p.  81.  86.  Zunächst  musste  natürlich  ermittelt  werden,  in 

f)  Die  praktischen  Beziehungen  der  Farben^  welchem  Verhältniss  die  Farbenblindheit  oder  spe- 

blindheiU  ^^^^'  ^^^  Rothgrflnbiindheit  unter  der  Bevölkerung 

Sind  auch  in  dem  Abschnittep.  89  flg.  die  für  f\^^^^'     ^^  Untersuchungen  Wilson's    die 

die  Praxis   wichtigen  Untersuchungsmethoden   mit-  f  ^^''^^''  ^f  J^^.^°  ^"«f '  ^^""^  °^^^*  f  Jj^ 

getheilt,  so  müssen  wir  uns  doch  zum  Schluss  mit  kommen.     AUerdmgs  hatte  bereite  sei^   1864  in 

der  Frage  beschäftigen ,  wie  es  gekommen  ist,  dass  FM^l^lchDl^  Favre  zu^^^    Eisenbahnbeamte, 

dem  Vorkommen  der  Farbenblindheit  in  immer  dring-  «P**^'/"^  ^**^T  """f  ^'""^   '^T°/  T  ^rf  ?"" 

Ucherer  Weise  eine  erhöhte  Bedeutung  zugesprochen  «epr«*^-    Indessenjconnte  seine  Methode,  die  unter- 

wird.     Wenn  es  sich  nur  darum  handelt,  Verkäufer  f"^*^'*»^  auf  die  Nennung  der  Farben  zu  basireo, 

in  Handlangen  mit  Kleiderstoffen,  Schneider,  Che-  ka«m  inaiwsgebend  sem,  da  sie  augenscheinlich  emen 

miker,  Maler  und  Landkaitenzeichner  vor  den  Nach-  zu  hohen  Procentsatz  ergab, 
theüen  eines  anomalen  Farbensinns  bei  der  Wahl  ^^  r^,"*""  wesentlich  m  Folge  von  Holm- 

eines  solchen  Beinifs  zu  warnen,  würde  kaum  Jemand  l^  ""^  f^  ^°  Deutechland  auch  noch  von  S 1 1 1 1 1  n  g  a 

derselben  eine  grosse  Wfchtigkeit  beilegen.  Bestrebungen  nach  und  nach  eine  grosse  Menge  von 

Dass  die  Farbenblindheit  auch  fllr  andere  Per-  Untersuchujigen  in  den  verschiedensten  Ländern  an- 

sonen  einen  Nachtheil  haben  könne,  war  trotz  Wil-  S«8tellt  worden. 

son's  Warnung  unbeachtet  gebUeben.     Da  eieig-  Ohne  auf  VoÜBtändigkeit  A^^         zu  erheben, 

nete  sich  Folgendes.  ^^^^^°  ^'^  ^"*  ^'^^  ^^"  ^^°^  Umfange  des  gewon- 

In  der  Nacht  zum  15.  November  1876  fand  bei  "^°«°  ^/^"^  in  den  nachstehenden  Gruppen  zu- 

Lagerlunda  in  Schweden  ein  Zusammenstoss  zweier  s^menfassen.     Die   Einzelheiten   sind   theib  der 

Schnellzüge  statt,  wobei  eine  Reisende  und  acht  Be-  Y^e>*o»t  genannten  Monographie    theds  k  einem 

amte  (darmiter  der  Maschinenführer  des  einen  Zuges)  Artikeln,  namentlich  dem  Centr.-Bl.  f.  prakt.  Ahkde. 

getödtet,  ein  Reisender  und  ein  Beamter,  abgesehen  «"kommen. 

von  leicht  Contusionirten,  verletzt  wurden.    Bei  der  »)    Schüler   verschiedener   Bildungaamtalim 

Untersuchung  ergaben  sich  Umstände,  welche  Ho  Im-  wurden  untersucht,  vornehmlich  nach  der  Holm- 

gren   „zu  der  Voraussetzung  bei'echtigten ,   dass  gren 'sehen  Methode: 

Unter-      Roth-    Grün-    Unvollst.   ««-.-,-        o^..^« 
sachte     blinde    blinde  Farbenbl.  ®°"™*        ^^'^^ 

„, ,    A-^«-«  •    a«i.   -j««  J  VolksBChüler  .     .  3664        86  61  79  166  4.54 

Ho/m^enu.  Anderem  Schweden  lEiemcntarschüler  8682        83  72  146  300  8.46 

Fontenay  (Hansen)  in  Dänemark 1287         11  1  22  34  2.64 

Daae  in  Norwegen 206  8  2  11  21  10.24 

Bumett  in  Amerika  (Farbige) 1349         17  3  78  100  <)  7.41 

Jefferies  in  Amerika,  1.  Reihe 9303       258  60  63  371  3.90 

Jefferi4is  in  Amerika,  vollständige  Keihe       ....  14469        ?  ?  ?  608  4.20 

Mace  and  Nieaü  in  3  französ.  Lyceen 926         _  _  _  33  3.57 

Cohn  in  Breslau 2429         —  —  —  95 «)  4.00 

Afa^/iujf  in  Breslau 3273         30  48  20  1073)  3.27 

n    1'    n  ..1 4>...^ « /«f  )  Höhere  Schulen  1604        —  —  —  26  1.7 

CflW  m  Frankfurt  a/M.       .     .     .     |  Niedere  Schulen  lOOO        -  -  -  36  8.6 

Just  in  Zittau 794  21  2  23  2.6 

0  IncluB.  2  Violettblinden. 

3)  Darunter  6  als  Yiolettblind,  12  als  totalfarbenblind,  die  Uebrigen  als  rothgrfinblind  beseichnet,  obtoU- 
ständig  Farbenblinde  nicht  mit  aufgeführt. 

')  Darunter  noch  7  Violettblrnde  und  2  total  Farbenblinde. 

Zählt  man  nur  die  Roth-  und  Grttnblinden  zu-  man  sagen,  dass  die  RothgiUnblindheit  etwas  hflnfi- 

sammen,  so  kamen  auf  je  100  Schttler  in  Schweden  ger  vorkommt,  als  jene  mit  dem  Namen  der  nnvoU- 

1.96<^/o  solcher  Farbenblinden,  in  Dänemark  ca.  1%,  

in  Norwegen  fast  ö^/o,  in  Amerika  bei  den  Farbigen  ,)  ^^  q^^^^  ^^y^^  ^  l^i^^^  ^^^y^^  ^    Per  fiber 

nach  Burnett  1.6%,  nach  Jefferies  3.40/o,  in  ein  Jahr  später  vcröffentUchte  Bericht  in  den  „Statew 

Breslau  nach  Cohn  und  Magnus  2.7%.     Man  Jemvägstraflk  för  &r  1876«  p.  48 ,  welcher  dem  Ref.  «J» 

sieht,  die  Angaben  differiren  noch  bedeutend,  so  dass  ;"«^^®  S"*""! ™.^®^^v  »teht  macht  gar  keiae^igsöe 

,,.',,  ^   .,  ,       .       ,      \       ,  fiber  die  Ursache  der  Collislon.  Auch  ein  weiterer  ?«»" 

kleme  Zahlenreihen  von  vom  herem  als  nnbrauch-  ^  Holmgren's  DarsteUung  (a.  a.  O.  p.  68):  .Fert- 

bar  anzusehen  sein  werden.     Im  Allgemeinen  kann  gestellt  ist,  daae  die  Farbenblindheit  üi  andern  linden 


0  e  1 8  s  1  e  r  y  Aber  Farbenblindheit. 


107 


sttodjgen  Farbenblindheit  bezeichnete  Affektion,  bei 
reicher  ohnehin  wohl  die  subjektive  Anschaaung 
beträchtiieh  mit  maaasgebend  ist.  Da««  in  niedern 
Sebden  die  Zahl  der  FarbenblindcB  höher  ist,  wird 
TU  allen  Beobachtern  bemerkt;  sehr  bedentend  ist 


aber  der  Unterschied  nicht,  so  dass  auch  nnr  mangel- 
hafte Auffassung  die  Ursache  sein  kann,  dass  in  den 
niedern  Schulen  sich  mehr  Farbenblinde  fanden. 

b)  Erwachsene  ergaben  folgende  Ziffern   beim 
männlichen  Geschlecht: 


'Studenten    .     .     . 

Wehrpfliehtige .     . 

I  Jnoge  Leute     .     . 

Holmgren  und  andere  ^EisenlmhnperBonal 

■ehwediMlie  Aerste  \  Seeleute  .... 

]  Soldaten      .     .     . 

Fabrikarbeiter  .     . 

Gefangene   .     .     . 
jPnnt^^^  Jin  d.*  Biedern  Standen 

rofuenasf     .     .     .      J  i,  d^„  hs^^nj  gtjüiden 

Jefferies,  Lehrer  und  Studenten  .... 


Unter- 
suchte 
1623 
3752 

565 
7963 
4225 
1851 

649 

321 
3072 

928 
1084 


Both- 
blinde 

8 
23 

6 
45 
22 
13 

9 

5 
26 
12 
30 


Grfin- 
blinde 
13 
27 

7 
48 
30 
20 

4 

4 
13 

3 
15 


UnTollst. 
Farbenbl. 

26 

55. 

12 

78 

42 

29 

18 
9 

83 

16 

15 


Summa     Procent 


47 
105 

25 
171 

94 

62 

31 

18 
124») 

31 

60 


3.08 
3.81 
4.50 
2.15 
2.22 
3.54 
4.77 
5.60 
4.04 
3.34 
5.54 


■)  Darunter  noch  2  Violettblinde. 


Die  obigen  Beihen  worden,  wenn  man  nur  die  voll- 
iüadig  Farbenblinden  rechnet,  auf  fast  25000  Unter- 
üdite  ca.  1.5So/o  Rothblinde  und  Granblinde  zusammen 
oigebea,  bei  dem  sehwed.  Eisenb , -Personal  und  den 
Kkwed.  Seeleuten  bildeten  sie  nnr  1.1— 1.2o/o  sämmt- 
icher  Untemiehten. 

Die  Zahlen  differiren  auch  hier  ausserordentUch : 

Fönte  na  7  hatte  in  Kopenhagen  beim  Eisenb, -Personal 

Farbenblinde  überhaupt :  2.87%,  Don  der  s  in  Utrecht 

€.60*/,,    Kr^hn    in  Finland  5.0o/o,    Stilling  6%, 

T.Reass  in  Wien  3.5%.     Gintl    untersuehte  1682 

I  von  Personal  der  dsterr.-rumänischen  Linien  und  fand 

'  duimter  207mal  (»  12.3%)  Abnormitäten,  unter  ihnen 

ibertaeh  107mal  Verwechslung  von  Blau  mit  Violett  und 

j  ur  48mal  (2.5%)  Verwechslung  von  Roth  mit  Grün. 

Leder  er  bei  öeterreichischen  Seelenten  fand  4.8%  £ur- 

bcBhUnd. 

Wilson  hatte  anf  1154  Untersuehte  5.6%  Farben- 
Uide  gehabt,  nach  den  emzehien  Kategorien  (Soldaten, 
Stodenten,  Polizeipersonal  u.  s.  w.)  differirten  die  Zahlen 
T«2  bis  fast  12%.     Favre  fand  anfangs  beim  Eisen- 
,  biknpenonaT  nur  1.2%  Rothgrfinblinde,   spater  5.8% 
I  nd  bd  Soldaten  sogar  9.8%  Farbenblinde,  doch  hat  er 
\  to  letztere  Verbältniss  durch  Abzug  von  Solchen,  welche 
bd  der  Bezeichnung  von  Farben  nur  z5gemd  verfuhren» 
aeh  auf  5.8%  herabgemindert.    FötIs  hat  auch,  wie 
Fivre,  die  Untersuchung  auf  dieKenntnias  der  Farben- 
ttmen  gegrOndet  und  fand  von  500  Seeleuten  nicht  weni- 
ger ab  47  mit  Abnormitäten  behaftet.    E  e  y  s  e  r  in  Ame- 
rika fimd  3.5%  Rothgrfinblinde  und  8.5%,  welche  un- 
scher  in  den  Sohattirungen  waren. 

Ist  iu  den  letzten  Beiepftelen  zu  viel  geeohehes,  so 
telieiiit  bei  den  unter  dem  dentsob-dstorreleliisehen  Bahn- 
penond  angestellten  Untersuehnngen  an  wenig  ermittelt 
vHden  zu  sein.  Die  Ginti'sdie  Tabelle,  welehe  sich 
M  Jefferies  (a.  a.  O.  p.  270)  ahfedraekt  lladet,  er- 
Mte  Extrakt  Felgendee : 


aUreidie  und  sefawere  UnglfioksflUle  zur  Folge  gehabt 
hat*  enuangelt  jeder  nahem  Angabe ,  aneh  hat  sieh  Bef. 
Teigebens  anderwärts  nach  Beweisen  für  diese  schwere 
Beschuldigung  umgesehen.  Dr.  Gintl  war  so  gütig,  dem 
Beriehtentatter  mitzutheilen ,  dass  ihm  auch  nur  ein  ein- 
^  Beiililel  bekannt  gewerden  sei.  Dasselbe  betrifft 
eineD  nn  Juli  1876  auf  der  finnländisohen  Bahn  zwischen 
Hebingfors  und  Tawastehus  vorgekommenen  Unglücks- 
^1  der  durch  einen  farbenblinden  Weichenwärter  ver- 
*hal  mr,  weteber  Ana  einAAntnden  Zuge  die  grüne 
'■■^  der  rothen  Laterne  entgegengehalten  hatte. 


Untersuchung  mittels 

Stiilings  Tafehi  allein  .     . 

StiUingsTaf.,  Spektroskop 
oder  farbige  Papiere 

Farbige  Game  u.  Spektro- 
skop    ...... 

Golorirte  Papiere  allein     . 

Colorirte  Tafeln  v.  Glaser 

Laternen 


Unter- 
suchte 
8110 


Farben- 
blinde 
115 


Procent 
1.42 


12894         104         0.81 


1514 

5799 

11960 

1167 


3 
29 
62 

6 


0.20 
0.50 
0.52 
0.51 


Zosammen    41444 


319 


0.77 


In  &eiZeitg,  des  Ver.  deutsch,  Eisenb, -Venooltungen 
ist  die  ofücielleUebersicht  abgedruckt  (Bd.  XIX.  p.  1008. 
1879),  wie  sie  die  aUgemeine  Enquöte  ergeben  hatte : 

Unters.  Farbenbl.  Proe. 

Stationsbeamte      ....  7266 

Bahnmeister  n.  Adspiranten  .  1731 

Baufi^er 3475 

Weichensteller 13523 

Bahnwärter 26055 

Lokomotivführer  und  Heizer  11066 

Zugführer,  Packer,  Schaffner  13646 

Standige  Arbeiter  ....  6360 

Sonstige  Beamte    ....  2866 


27 

0.37 

5 

0.29 

28 

0.81 

80 

0.59 

180 

0.69 

80 

0.72 

72 

0.53 

47 

0.74 

18 

0.63 

Hanptsumme    85996        537        0.62 


Trotz  dieser  Menge  ist  doch  ein  sehr  grosser 
Theil  des  Peraonals  nicht  untersucht  worden.  Ein 
zuverlässiges  Ergebniss  haben  diese  Untersuchungen 
nicht  liefern  können ,  da  die  verwendeten  Methoden 
zu  ungleich  und  augenscheinlich  auch  nicht  genau 
durchgeführt  waren. 

Beim  weiblichen  Geschlecht  haben  die  Massen- 
iintersuchungen  nur  verschwindend  kleine  Ziffern 
von  Farbenblinden  ergeben. 

Holmgren  fand  bei  4718  Mädchen  nur  1  Roth- 
und 1  GrünbHnde  und  13  mit  unvollständigem  Farben- 
sinn (—  0.3)  und  bei  2401  weibl.  Erwachsenen  nnr 
1  Rothblinde  u.  4  mit  unvollst.  Farbensinn.  Jef feries 
hat  bei  7942  Mädchen  und  Frauen  nur  1  Roth-,  1  Grün- 
blinde und  2  mit  unvollst.  Farbensinn  gefhnden,  was  so- 
gar nur  5  auf  10000  ergiebt.  Wenn  Minder  unter  846 
Schulmädchen  11  Farbenblinde  fand,  so  ist  diess  gewiss 
nnr  ein  Zufall,  wie  Ja  auch  seine  Ziffer  beim  männlichen 
Gesohleoht  (1429 :  95  —  6.60/0)  ungewöhnHcb  hoch  ist. 

Dless  ist  die  eine  Seite  der  Frage.  Die  andere 
Seile  aber,  die  nicht  ganz  zu  übergehen  sein  dürfte, 
ist^  die,  in  welchem  Maasse  die  Zahl  der  Betriebs- 


^ 


108 


0  e  i  8  s  1  e  r  y  über  Farbenblindheit 


Störungen  auf  den  Eisenbalinen  bei  der  gewaltigen 
Ausdehnung  derselben  und  der  Steigerung  des  Be- 
triebes seiner  Intensität  nach  Grund  zu  Befürchtungen 
giebty  dass  der  Farbenblindheit  eines  Theils  des  Per- 
sonals ein  nicht  unerheblicher  Antheil  an  solchen 
Betriebsstörungen  und  Unglücksfällen  zugesprochen 
werden  müsse. 

Angesichts  der  zahlreichen  Möglichkeiten,  welche 
bei  dem  Eisenbahnbetriebe  die  Gesundheit  und  das 
Leben  der  Beamten  und  der  Reisenden  bedrohen, 
hat  man  schon  frühzeitig  einen  Maassstab  für  diese 
Gefahr  zu  erndtteln  gesucht.  In  Deutschland  ver- 
danken wir  dem  Freiherrn  M.  M.  v.  Weber  die 
eingehendsten  Arbeiten  hieiHber  ^).  Es  ergiebt  sich 
aus  diesen  Zusammenstellungen,  dass  die  Gefahr  eine 
ausserordentlich  geringe  ist ,  auch  ergiebt  ein  Ver- 
gleich mit  den  spätem  Jahren  bis  jetzt ,  dass  diese 
Gefahr  mehr  und  mehr  verringert  worden  ist.  Bei 
der  Wichtigkeit  der  Sache  möge  es  gestattet  sein, 
hierbei  einen  Augenblick  zu  verweilen. 

Die  englische  Statistik  der  Jahre  1840— 1852  ergiebt, 
dass  aaf  je  100  deutsche  Meilen  betriebener  Bahn  Jähr- 
lich darchschnittlich : 

l'9  lerieteteVl  ^^°  ^^"^  Lokomotivpersonal, 

kommen.    In  den  Jahren  1851 — 1858  kamen  in  Preusaen 
auf  je  100  deutsche  Meilen  Bahnlänge  jährlich : 

?:7  fSS"!  ""•"  '•«»  MawhtaenperBon.!, 

In  den  3  Jahren  1850 — 1852  kamen  in  England  auf 
ca.  232  V2  MiU.  Passagiere  noch  1814  Getödtete  oder  Ver- 
letzte, d.  i.  1  auf  128000  in  rander  Ziffer.  Bedeutend  ge- 
ringer war  Aasgangs  der  40er  und  Anfang  der  50er  Jahre 
die  Gefahr  für  die  deutschen  Passagiere,  da  nach  der  Za- 
sammenstellang  v.  Web  er 's  nur  29  Getödtete  und  Ver- 


Ein  Reisender  wurde        }  ?!*?5'?  I  von 


letzte  auf  rond  177  Vs  Mill.  Passagiermeilen  >)  bei  13  Bah- 
nen kamen  (1  auf  ca.  6  MiU.  Meilen  oder  fast  980000  Pas* 
sagiere). 

In  den  Jahren  1863 — 1876  wurden  nach  den  statist. 
Nachrichten  des  Handelsministerinm  in  Preusaen  tob 
1384912  Eisenbahnbeamten  und  Bahnarbeitem  2535  ge- 
tödtet  (»  jährl.  1.83«;^)  und  7364  (=jährl.  5.32<»/oo) 
verletzt. 

Aus  den  Jahresheften  der  deutschen  Eisenbahnstati- 
stik  hat  Ref.  die  Unfälle  bei  fahrenden  Zfigen  (incl.  ihres 
Aufenthalts  auf  den  -Bahnhöfen)  auf  deutschen  Bahnen  ex- 
trahirt,  bei  welchen  Personen  verletzt  oder  getödtet  wor- 
den sind.  Alle  Unfälle,  die  nur  Beschädigungen  des  Ma- 
terials zur  Folge  hatten,  sind  weggelassen.  Eine  lOjähr. 
Reihe  (1868—1877)  ergiebt  als  Ursachen : 

Zusammenstösse  von  Zfigen  ....  S42 

EntgleiBungen 275 

Falsche  WeiohtasteUnng 138 

Zu  schnelles  Einfahren  in  die  Bahnhöfe  28 

Aohsenbrfiehe 34 

Andere  Ursachen 397 

Zusammen  1214 

Dabei  wurden:    a) verletzt  b) getödtet 
Beisende      .     .     .      647  58 

Beamte  u.  Arbeiter    1390         237 
Dritte  Personen     .        97  26 


Zusammen    2134 


321 


2455 


Es  kommen  demnach  in  runder  Ziffer  auf  jeden 
Unfall  bei  fahrenden  Zügen,  welcher  überhaupt  mit 
Gefthrdung  von  Menschenleben  verbunden  war, 
2  Verletzte  incl.  Getödtete  in  dem  gedachten  Zeit- 
räume. 

Wie  ausserordentlich  gering  aber  die  Gefähr- 
dung der  Passagiere  gegenüber  der  der  Eisenbahn- 
beamten ist ;  wird  ersichtlich  aus  einer  der  Ztg.  des 
Ver.  deutsch.  Eisenb.-Verwalt.  (Jahrg.  XX.  p.  495. 
1880)  entnommenen  Aufstellung : 


Ein  Beamter  wurde 


(verletzt  ( 
}  getödtet 
)  verletzt  { ^°° 
Eine  Verunglückung  überhaupt  kam  auf: 

Achskflometer 

JahresgleislSnge  in  Kilometern.     .     . 


Da  der  Umfang  der  Erde  ca.  40000  Kilometer 

beträgt,  so  würde  im  Durchschnitt  der  letzten  4  Jahre 

diese  Länge  lOOmal  von  einer  Achse  oder  von  einem 

Zug  mit  100  Achsen  Imal  zurückgelegt  worden  sein, 

ehe  sich  eine  einzige  tödtliche  oder  nicht  tödtliche 

Verletzung  ereignet  hätte. 

Da  die  Anregung  zu  dieser  Frage  von  Schweden  aus- 
gegangen, so  darf  dieses  Land  in  einer  solchen  Statistik 
nicht  fehlen.  Laut  der  Zusammenstellung  in  der  schon 
citirten  ^StetensJernvägstrafik'*  (Jahrg.  1878.  p.49)  sind 
in  den  13  Jahren  von  1856 — 1878  auf  den  schwedischen 
Staatshahnen  12  Beisende,  49  Beamte  und  lOmal  dritte 
Personen  verletzt,  11  Beisende  (darunter  3  durch  eigene 


1876. 

1877. 

1878. 

1879. 

11830447 

10879523 

7245559 

13058091 

2957611 

1673484 

2717084 

1601464 

819 

703 

919 

946 

183 

199 

215 

200 

3819306 

4249558 

4220325 

4052330 

18 

21 

22 

21 

0  Siehe  dessen  Schriften :  Die  Technik  des  Eisen- 
bahnbetriebs in  Bezug  auf  die  Sicherheit  desselben.  1854. 
—  Die  LebensversicheruDg  der  Eisenbahnpassagiere  etc. 
1855.  —  Die  Gefährdungen  des  Personals  beim  Maschi- 
nen- und  Fahrdienst  der  Eisenbahnen.  (Leipzig  1862. 
B.  Q.  Teubner.) 


Schuld),  88  Beamte  und  91mal  dritte  Personen  getödtet 
worden.  In  dem  genannten  Zeiträume  wurden  Cut  36 
Millionen  Passagiere  befördert  und  6299651  Zngmeüen 
(»  67336970  Küometer)  durchfahren.  Ein  UnfaU  bei 
den  Reisenden  kommt  daher  auf  1564150  Reisende  oder 
auf  273900  Meilen,  ein  unverschuldeter  auf  3366848  Kilo- 
meter. Eine  Verletcung  beim  Personal  kam  auf  ca.  128600, 
eine  Tödtnng  auf  71600  Zugmeilen  (»  747910  Kitomtr. 
in  runder  Ziffer). 

Jede  Verbesserung  der  Technik  in  dem  Eisen- 
bahnbetrieb wird  danach  in  ersichtlicher  Weise  dein 
Eisenbahnpersonal  selbst  zu  Gute  kommen ,  fllr  die 
Reisenden  wird  sie  bei  der  ohnehin  ganz  minimalen 
Gefahr  kaum  bemerkbar  sein.  Es  wird  diess  hier 
nur  um  deswillen  erwähnt  y  weil  anzunehmen  is^ 
dass  die  Ausscheidung  eines    einzigen  mdgücben 


t)  BAaa  rechnete  auf  jadeo  Passagier  6V4  darohfabraM 
Mdlen  in  Deutschland. 


0  e  i  B  8 1  e  r  y  ttber  Farbenblindheit. 


109 


hkton  zur  HerbeifÜhrnng  von  Betriebsstörungen, 
vie diesB  mileagbar  die  Farbenblindheit  ist,  gegen- 
über den  andern  zahlreichen  Möglichkeiten  y  ziffer- 
missig  vielleicht  gar  nicht  nachweisbar  sein  wird. 

T.  Weber  widmet  (s.  die  Technik  u.  s.  w. 
p.  196  flg.)  dem  Sifftialtvesen  in  seiner  Bedeutung 
für  die  Sidierfaeit  des  Betriebs  ein  ausfuhrliches  Ca- 
ptteL  Er  erw&hnt,  dass  die  Gebrüder  Chappe  in 
Fnmkreidi  Untersuchungen  angestellt  haben  über 
&  Entfernung  (den  Gesichtswinkel)  der  weissen  und 
fabigen  Ldehtsignale,  bei  der  sie  überhaupt  sicht- 
lir  sind.  Elr  beklagt,  dass  man  keine  genaue  Sta- 
tiriik  ttber  die  Zahl  der  Unfiüle  besitze,  welche  durch 
Miogel  der  Signale  entstanden.  Er  gedenkt  zwar 
acht  der  Farbenblindheit  (auch  nicht  in  seiner  letz- 
tm  Sehrift  1862),  kennt  aber  genau  verschiedene 
ädere  Schwierigkeiten,  welche  sich  der  Unterschei- 
fang  faiinger  Signale  entgegensetzen.  Nach  seinen 
Ao^ben  ist  es  wohl  unzweifelhaft ,  dass  die  Sicher- 
kit des  Betriebes  zugenommen  hat,  nachdem  die 
.dorcbgehenden^  optischen  Signale  durch  die  elek- 
tRiKhen  ersetzt  worden  sind.  Unersetzbar  sind  aber 
nmlehBt  noch  geblieben  die  optischen  Signale  zur 
Beseiehnung  der  örtlichen  Zustände  der  Strecken  und 
StatioDen  und  diejenigen,  welche  der  Zug  selbst  dem 
Strecken-  oder  Stationspersonale  zu  geben  hat. 

In  Deutschland  wird,  abgesehen  von  den  meist 
doreh  die  Stellung  charakteristischen  Tagessignalen, 
die  freie  Bahn  durch  weisses  Licht ,  die  gesperrte 
Bshn  durch  rothes  Licht  angezeigt,  das  grüne  Licht 
iit  das  Signal  flu*  „langsam  fahren''.  Für  unsere 
Verfalltniase  ist  es  daher  eigentlich  nicht  ganz  zu- 
treffend, wenn  man  rothes  und  grünes  Licht  als 
GegensÄtze  betrachtet,  richtiger  wäre  es,  die  grösste 
GeUir  der  Verwechslang  darin  zu  sehen,  überhaupt 
ein  farbiges  Signal  fllr  ein  weisses  zu  halten  (das 
wei88e  Lieht  enthält  bekanntlich  vorwiegend  noch 
gelbe  Strahlen). 

Nun  entsteht  die  Frage :  Wenn  im  Allgemeinen 
uf  1000  männl.  Erwachsene  25—35  Farbenblinde 
icoffimen ,  und  wenn  sich  dasselbe  Verhältniss  auch 
bei  den  Eisenbahnbeamten  unter  der  Voraussetzung 
eiaer  guten  u.  geschickt  ausgeführten  Untersuchungs- 
Bethode  wiederholt,  wie  ist  es  zu  erklären,  dass 
nefatviel  hänfiger  Unglücksfälle  im  Eisenbahnbetiieb 
kommen ,  dass  vielmehr  derselbe  eine  so  ausser- 
ordentlich grosse  Sicherheit  bietet,  wie  thatsächlich 
^  anderer  Betrieb  oder  kein  anderes  Gewerbe, 
bei  dem  es  sich  um  Bewegung  oder  Fortbewegung 
gnmer  Lasten  handelt? 
I  Holmgren  und  Jefferies  haben  in  ihren 
[  Vonogntphien  diesem  Punkte  eine  grosse  Aufmerk- 
ttmkeit  und  ausführliche  Darstellung  gewidmet.  Das 
dttüber  von  ihnen,  sowie  von  andern  Autoren  Ge- 
^  lässt  sich  in  der  Kürze  etwa  folgendermaassen 

Die  Sicherheit  des  Betriebes  hängt  in  ei*8ter  Li- 
tic  von  der  Pünktlichkeit  überhaupt  ab,  bei  deren 
Einhaltung  nach  Ort  und  Zeit  von  vornherein  keine 
I  VetanUflsang  zu  Betriebsstörungen  gegeben  wird. 


Nur  praktisch  geschulte  und  auch  nach  ihren 
moralischen  Eigenschaften  für  tüchtig  befundene 
Männer  qualificiren  sich  überhaupt  zu  solchem  Dienste 
und  werden  zu  solchem  verwendet. 

Von  den  Farbenblinden  sind  (abgesehen  von  den 
äusseret  seltenen  total  Farbenblinden  und  Blaugelb- 
blinden  *)  auch  noch  Diejenigen  wohl  in  der  Regel 
als  unschädlich  zu  bezeichnen ,  welche  nur  als  un- 
vollständig farbenblind  zu  bezeichnen  waren.  Es 
bleibt  daher  ein  beträchtlich  geringerer  Procent- 
satz als  schädlicher  Faktor  an  und  für  sich  schon 

übrig. 

Die  Rothgrünblinden  haben ,  da  es  sicli  in  der 
Praxis  nur  um  die  beiden  Hauptfarben ,  aber  nicht 
um  Farbentöne  oder  Schattirungen  handelt ,  bereits 
gelernt,  die  Signale  an  für  den  Normalsichtigcu 
nicht  oder  weniger  wahrnehmbaren  Kennzeichen, 
insbesondere  der  verschiedenen  Helligkeit,  zu  unter- 
scheiden. 

Es  ist  wenig  wahrscheinlich,  dass  ein  Rothgrün - 
blinder ,  wenn  er  Signale  zu  geben  hat ,  die  beiden 
farbigen  Laternen  unter  sich  oder  mit  der  weissen  ver- 
wechseln wird ,  da  sie  sich  in  der  Nähe  durch  ihm 
bekannte   verschiedene   Helligkeiten    sehr   deutlich 
markiren.     Von  den  Bahnwärtera  aus  wird  daher 
nicht   so   leicht  ein  verhängnissvoller  Irrthum  ver- 
anlasst werden.     Der  schon  erwähnte  Dr.  Keyser 
fand,  dass  die  ermittelten  Rothgrünblinden  die  rothe 
Laterne  auf  3  Fuss  Entfernung  unterscheiden  konn- 
ten, aber  auf  10,  20  oder  30  Fuss  die  Farbe  flir 
Grün  hielten.     Selbst  Holmgren  hält  es  für  zu- 
lässig, solche  in  ihrem  Dienst  zu  belassen ,  nur  solle 
man  die  von  ihnen  bedienten  Signale  zu  grösserer 
Sicherheit  noch  mit  Buchstaben  (R  u.  G)  bezeichnen. 
Deijenige,  der  auf  die   gegebenen  Signale  zu 
achten  hat,  also  der  Maschinenführer  und  der  Zug- 
führer, auf  grössern  Bahnhöfen  auch  der  Stations- 
vorstand,  läuft  als  Farbenblinder   allerdings   weit 
grössere  Gefahr,  sich  zu  täuschen,  da  er  die  Signale 
aus  grössern  Entfernungen  wahi*zunehmen  hat  u.  eine 
Correktur  zu  spät  sein  würde ,  wenn  er  nahe  genug 
ist,  die  Unterschiede  wahrzunehmen.     Wenn  trotz- 
dem auch  hier  die  Gefahren  geringer  zu  sein  schei- 
nen, als  die  Voraussetzung  es  annimmt,  so  kann  man 
diess  einmal  dadurch  erklären ,  dass  am  Tage  dem 
Führer  in  der  Regel  eine  Menge  Gegenstände  zur 
Vergleichung  zu  Gebote  stehen ,  in  der  Nacht  aber 
auch  die  Stellung  der  Signale  an  und  für  sich,  fenier 
die  üebung  in  Beurtheilung  der  Helligkeit  deren  Un- 
terschiede ihm  bewusst  werden  lässt,  endlich  dass  er, 
wie  das  von  Dr.  M  i  n  d  e  r  erzählte  Beispiel  beweist, 
von  seinem  Gefährten  auf  der  Maschine  in  seinem 
Urtheil  untersttUztwird.  Als  in  dem  erwähnten  Falle 
auch   ein   neuer   Geführte    farbenunsicher    zu   sein 
schien ,  fing  der  Zustand  nach  der  eigenen  Aussage 
des  Führers  an  „ungemüthlich"  zu  werden.     Immer 


1)  Stilling  hält  Letztere  am  deswUlen  für  bedenk- 
lich, weil  sie  Roth,  vielleicht  auch  Grün,  in  grosserer 
Distanz  für  Weiss  halten  können. 


110 


6  e  i  8  s  1  e  r  y  über  Farbenblindheit. 


aber  wird  dann  die  Gefahr  am  drohendsten  sein, 
wenn  er  das  rothe  Licht  für  ein  weisses ,  weniger 
schon,  wenn  er  es  für  ein  grünes  hält,  der  umge- 
kehrte Fall  kann  ihn  ja  nur  veranlassen ,  den  Zug 
halten  zu  lassen.  Dass  aber  ein  von  Geburt  Roth- 
grünblinder  das  rothe  oder  grüne  Signal  für  weisses 
Licht  halten  sollte,  ist  zwar  möglich,  aber  doch  sehr 
unwahrscheinlich,  weil  auch  für  ihn  wie  für  den  Ge- 
sunden die  hellste  Stelle  im  Weiss,  bez.  im  Gelb  liegt. 

Doch  ist  darin  Holmgren  vollkommen  beizu- 
stimmen, dass  alle  diese  glücklichen  umstände,  welche 
im  Grossen  und  Ganzen  die  Nachtheile  der  Farben- 
blindheit vielleicht  in  der  ganzen  Lebenszeit  eines 
Lokomotivführers  nicht  hervortreten  lassen,  doch  im 
conkreten  Fall  versagen  können.  Ungünstige  Wit- 
terungsverhältnisse, Sturm,  Regen  und  Schnee,  be- 
sonders Nebel  erschweren  auch  für  den  Vollsinnigen 
den  Dienst,  wie  viel  mehr  noch  für  den  Farben- 
blinden. Schlecht  brennende,  rauchende  Flammen,  be- 
schlagene Gläser  u.  s.  w.  machen  es  möglich,  dass  ihn 
sein  feines  Geflihl  für  Helligkeitsunterschiede  im  Stiche 
lässt,  wo  der  Farbentüchtige  sich  noch  nicht  täuscht. 

Endlich  aber  gelten,  wie  nochmals  ausdrücklich 
hervorgehoben  werden  mag,  alle  die  erwähnten 
günstigen  Umstände  nur  für  den  von  Kindheit  an 
Farbenblinden.  Wer  die  Anomalie  erst  später  er- 
worben hat,  ist  unter  allen  Verhältnissen  als  absolut 
unfähig  zu  bezeichnen,  auch  wenn  seine  sonstige 
Sehschärfe  noch  nicht  gelitten  hätte.  Es  mag  sein, 
dass  verhältnissmässig  nur  selten  ein  solcher  Zufall 
sich  ereignet,  dass  gerade  ein  Bahnbeamter  in  dieser 
Weise  befallen  wird,  —  immerhin  aber  wird  mit 
vollem  Rechte  insbesondere  von  französischen  Beob- 
achtern darauf  gedrungen,  eine  genaue  Untei*suchpng 
nach  dieser  Richtung  hin  vorzunehmen. 

Für  den  Verhehr  auf  der  See  hat  die  Farben- 
blindheit nach  der  Ansicht  von  F6ris  u.  Joffe  ries 
noch  eine  grössere  Bedeutung.  Die  Bewegung  des 
Schiffes  seiner  Richtung  nach  wird  in  der  Nacht  durch 
farbige  Laternen  angezeigt,  von  denen  die  grüne 
auf  der  Steuerbordseite,  die  rothe  auf  der  entgegen- 
gesetzten sich  befindet.  Eine  Verwechslung  dieser 
Signale  kann  zu  CoUisionen  auf  offener  See  fQhren. 
Jefferies  führt  (a.  a.  0.  p.  161)  eine  Statistik 
von  Dr.  R  o  m  b  e  r  g  in  Bremen  an ,  wonach  in  den 
J.  1859  bis  1866  unter  2408  Seeunfällen  über  800 
in  Folge  von  Versehen  des  Piloten  oder  des  Capitäns 
gezählt  werden,  von  welchen  wahrscheinlich  mehrere 
ilurch  Farbenblindheit  verursacht  wurden.  F  ^  r  i  s 
weist  auch  auf  die  Nothwendigkeit  hin,  dass  der  See- 
fahrer die  Lichter  an  der  Küste  richtig  zu  erkennen 
vermöge.  Da  bei  dem  Schiffsverkehr  es  nicht  aus- 
reicht zur  Sicherheit,  dass  nur  die  Angehörigen  eines 
Staates  vorbeugende  Maassregeln  treffen,  verlangt 
D  a  a  e  ein  internationales  Gesetz  hiei'über.  Wegen 
des  Nähern  müssen  wir  auf  Cap.  15  der  Monographie 
von  Jefferies  verweisen. 

Zum  Schlüsse  sollen  noch  einige  andere  für  die 
Praxis  nicht  unwichtige  Verhältnisse  besprochen 
werden. 


Die  Dissimulation  von  Farbenblindheit  ist  sehr 
häufig,  auch  bei  Soloben,  welche  nicht  etwa  der  VolU 
sinnigkcit  zur  Ausübung  eines  bestimmten  Berufes 
bedürfen.  Es  geschieht  diese  Verheimlichung  mehr 
aus  Furcht,  sich  lächerlich  zu  machen,  als  ans  andern 
Gründen.  Dass  Eisenbahnbeamte  Grand  haben, 
ihren  Fehler  zu  verbergen ,  kann  man  ikoen  nicht 
verdenken.  Um  nicht  getäuscht  zu  werden,  soll  der 
Untersucher  sich  aber  nicht  mit  einer  eioaigen  Me- 
thode begnügen  und  mag  hier  nochmals  auf  das 
oben  bei  den  Pulverproben  und  den  v,  Reuss'aßheü 
Täfelchen  Gesagte  verwiesen  sein. 

Simulation  von  Farbenblindheit  kann,  wenn  sie 
sehr  geschickt  durchgeführt  wird ,  nicht  nachgewie- 
sen  werden.  Wer  sich  mit  Hülfe  der  über  Farben- 
blindheit veröffentlichten  Schriften  genau  UDtenriclitet 
und  die  Proben  selbst  einstudirt,  wird  wohl  nicht  so 
leicht  zu  überfahren  sein.  Ungeschickte  Siinnlaatea 
werden  allerdings  entdeckt  werden,  wenn  sieaaek 
mittels  gefärbter  Gläser  ihre  Irrthüaer  nicht  eorri* 
giren  zu  können  behaupten ,  Stilüt^'s  Tafeln  a.  B. 
durch  ein  rothes  Glas  nicht  lesen  können,  oder  die 
von  Stilling  ausdrücklich  zur  Entdeckung  der 
Simulanten  bestimmte  Tafel  (Rosa  m  Gelbgrün)  mcht 
entziffern  zu  können  vorgaben. 

Schwierig  kann  es  unter  Umständen  sein,  zo 
unterscheiden,  ob  man  eine  angeborne  oder  eine  er- 
worbene  Farbenblindheit  vor  sich  habe.  Colin 
(a.  a.  0.  p.  269)  erzählt  von  einem  50jähr.  Loko- 
motivführer, welcher,  bei  der  Untersuchung  als  farben- 
blind entdeckt,  zwar  30  Jahre  lang  keinen  Fehler 
gemacht  hatte,  aber  nunmehr  sofort  entlassen  wurde. 
Der  Betreffende  behauptete,  dass  er  erst  seit  2  Jahren 
rothgrünblind  geworden,  nachdem  er  längere  Zeit 
im  Schnee  stecken  geblieben  und  geblendet  worden 
sei.  Die  Farbenblindheit  wurde  indessen  fUr  eine 
angeborne  gehalten,  weil  das  Sehvermögen  inUebri- 
gen  ganz  ausgezeichnet,  das  peripherische  Sehen 
nicht  eingeengt  und  der  Sehnerv  ganz  normal  war  ^). 
Insbesondere  sprach  für  angeborne  Rothgrflnbiind- 
heit  noch  ein  von  Stilling  angegebenes  Kenn- 
zeichen: ein  von  Gebuii;  an  Farbenblinder  unter- 
scheidet auch  bei  Magnesiumlicht  nicht  das  rothe  nnd 
das  grüne  Spectrum  von  dem  gelben ,  während  die 
erworbene  Farbenblindheit  die  Unterscheidung  des 
Roth  vom  Grün  (der  Lithium-  von  der  ThaUinm- 
linie)  bei  dieser  Beleuchtungsart  gestattet,  d.  h.  so 
lange ,  als  sie  gewissermaassen  nur  das  Vorläofer- 
stadium  der  Herabsetzung  des  Lichtsinns  überhaupt 
daratellt. 

Die  Heibmg  der  Farbenblindheit  hatte  Favre 
mit  in  sein  Programm  aufgenommen.  Wenn  man 
alle  Farbenirren  mit  unter  die  Farbenbluiden  «Mt, 
ist  es  auch  kein  Zweifel ,  dass  eine  Erziehung  des 
Farbensinns  ganz  gute  Resultate  erzielt.  Wo  es  alcb 


0  Cohn's  Angabe,  dass  man  bei  Jeder  erworhenen 
Farbenblindheit  die  Sehnerven  mehr  oder  weniger  bw 
finde,  entspricht  übrigens ,  in  dieser  Mlgemeinheit  ab- 
gedruckt, nicht  den  positiven  Angaben  anderer  snverltf- 
eiger  Beobachter. 


G  e  ]  8  s  1  e  r  y  Aber  Farbenblindheit. 


111 


Dor  um  solche  Irrthümer  handelt  wie  die  Verwech- 
selung Ton  Violett  mit  Blau ,  von  Braun  mit  Roth^ 
voD  Rosa  mit  Lüa,  vielleicht  auch  von  Grün  und 
Blan ,  werden  solche  Verwechselnngen  durch  eine 
Üngere  Beschäftigung  mit  farbigen  Objekten  ver- 
mieden werden  können.  Anch  wissen  wir  ja  schon 
iSng^rty  dafls  echte  Farbenblinde  sich  so  einznfiben 
venoagen ,  dass  sie  so  lange  keine  auffälligen  Irr- 
tbUmer  begehen ,  als  sie  nur  mit  dem  ihnen  bekann- 
teo  Material  nmgehen,  aber  sich  täuschen,  wenn 
ikneu  diefielben  Bgmente  auf  anderem  Material  vor- 
gele^  w^len.  Hierher  gehört  auch  das  von  Min- 
der erslüilte  sehr  interessante  Beispiel,  dass  ein  An- 
gestellter in  einer  grossen  Pariser  Bandhandlung 
wegen  seines  feinen  Geschmacks  in  Auswahl  der 
Farben  sehr  geschätzt  war  und  binnen  mehr  als 
90  Jahren  gelernt  hatte ,  seine  Einkäufe  selbst  zu 
besorgen^  wiewohl  er  rothgrünblind  war.  Diess  ist 
aber  keineswegs  als  eine  Heilung  zu  bezeichnen. 
VieliDehr  kann  man  positiv  behaupten,  dass  ein  Roth- 
gillobliBder  in  gleicherweise  trotz  aller Uebung  sein 
ganzes  Ltcbeo  rothgrünblind  bleibt.  Ein  Solclier  mit 
TerkOrztem  Spectrum  kann  nicht  etwa  lernen ,  das 
Speetrom  unverkürzt  zn  sehen ,  eben  so  wenig  wie 
etwa  ans  einem  Grflnblinden  ein  Rothblinder  oder 
gar  ein  Blangelbblinder  jemals  geworden  ist.  Wie 
daher  solche  Gesehichten  zn  deuten  sind,  wie  die  in 
der  Pr.  Ver.-Ztg.  (Nr.  47.  1853)  erzählte,  wo  der 
thierische  Magnetismus  und  eine  mehrwöchentliche 
nach  der  magnetischen  Deklination  und  Inklination 
genan  berechnete  Lagemng  vollständige  Heilung  er- 
adt  haben  soll,  mag  dahingestellt  bleiben.  Die 
Bodeme  Mystik  brachte  so  viel  noch  nicht  fertig, 
wenn  sie  anch  (wie  Cohn  in  der  Deutschen  Wo- 
ebensehr.  VI.  16.  1880  erzählt)  durch  Bedecken  des 
einen  Auges  mit  der  wannen  Hand  oder  einem  war- 
nen Tnche  den  Farbensinn  des  andern  auf  kni*zc 
Zeit  bei  drei  farbenblinden  „Medien^^  hervor  zu 
hypnotisireQ  vermochte. 

Den  Farbenblinden  mittels  Erzeugung  subjek' 
dver  Nachbilder  zu  Hülfe  zn  kommen,  ist  schon 
eitte  alte  Idee,  die  gar  nicht  zn  erwähnen,  wenn  sie 
nebt  nenerdings  von  einem  Lehrer  wieder  hervor- 
gesnefat  worden  wäre.  Solche  Vorschläge  fehlen 
gerade  noch,  um  das  Maass  der  pädagogischen  Sün- 
den an  den  Sinnesorganen  unserer  Kinder  voll  zu 
machen. 

Eine  grosse  Hülfe  im  gewöhnlichen  Leben  kann 
sich  aber  l^tsächlich  der  Farbenblinde  schalen, 
wenn  er  sich  in  Fällen,  wo  er  seiner  Wahrnehmung 
meht  sicher  ist,  gefärbter  Brillen  bedient.  Indessen 
ist  der  Aussprach  Manthner's,  dass  dem  Roth- 
grflnblinden  ein  rothesGlas  die  besten  Dienste  leiste, 
in  seiner  Allgemeinheit  nicht  richtig.  Vielmehr  muss, 
wie  bereits  Seebeck  der  Vater,  Wartmann  und 
insbesondere  Wilson  ermittelt  haben,  die  geeignetste 
Farbe  ftlr  jeden  einzelnen  Fall  ausprobirt  werden. 
Ein  farbenblinder  Chemiker  half  sich,  wie  Cohn 
erzifalt,  bei  Erkennong  von  Reaktionen  abwechselnd 
mit  einem  rothen  nnd  einem  grünen  Glase.   Die  Her- 


stellung gleichmässig  gefärbter  Glassoiiien  ist  übrigens 
eine  noch  nicht  gelöste  technische  Aufgabe.  Wilson 
bemerkt,  dass  gerade  Farbenblinde  für  solche  Gläser 
ein  sehr  feines  ünterscheidungsvermögen  besitzen  und 
z.  B.  ein  dem  Normalsichtigen  anscheinend  gleich 
gelb  gefärbtes  Glas  doch  für  den  Farbenblinden  ver- 
schiedene Wirkung  haben  könne,  je  nachdem  die 
gelbe  Färbung  durch  Uran,  Silber,  Eisen  oder  durch 
organische  Materie  hergestellt  sei.  Die  Wilson'- 
schen  Versuche  verdienen  nach  dieser  Richtung  hin 
von  Solchen,  denen  eine  Anzahl  intelligenter  Farben- 
blinder bereitwillig  zu  Gebote  steht,  wieder  aufge- 
nommen zu  werden. 

D  e  l  b  0  e  u  f  und  Spring,  von  denen  der  Erste 
selbst  rothblind  ist ,  haben  ermittelt  (Extr.  des  Bull, 
de  TAcad.  roy.  de  Belgique  II.  S6r.  XIV.  1  u.  4. 
1878),  dass  an  Stelle  der  farbigen  Gläser,  welche 
ja  fast  stets  noch  andere  farbige  Strahlen  durch- 
lassen, gewisse  farbige,  zioisc/ien  Glasplatten  ein- 
geschlossene Lösungen  den  Vorzug  verdienen.  Del- 
boeuf  vermochte  durch  eine  Fuchsinlösung  rothes 
und  braunes,  sowie  blaues  und  violettes  Band  zu 
unterscheiden,  Scharlach  erschien  flammend  u.  blen- 
dend. Eine  Lösung  von  Nickelchlorür  wirkte  da- 
gegen bei  dem  normalsichtigen  Spring  wie  eine 
Turmalinplatte,  er  sah  Roth  =»  Braun  und  Violett = 
Blau  und  alle  Farbentöne  verloren  ihren  Glanz. 
Diese  künstliche  Rothblindheit  wnrde  ebenfalls  durch 
eine  Fuchsinlösnng  wieder  aufgehoben.  Anstatt  der 
Lösungen  kann  man  auch  mit  solchen  Farbstoffen 
gefärbte  Gelatine  zwischen  Platten  durchsichügen 
Glases  einschliessen.  Die  Versuche  gelangen  übri- 
gens nicht  beim  direkten  Beti*achten  der  reinen 
Spectralfarben  durch  solche  Lösungen :  Weder  der 
rothblinde  D  e  l  b  o  e  u  f  vermochte,  durch  die  Fuchsin- 
lösung hindurch  das  Spectram  in  seinen  natürlichen 
Farben  zu  sehen,  noch  der  normalsichtige  Spring 
durch  die  grüne  Nickelchlorürlösung  es  nur  zwei- 
farbig zu  erblicken ;  merkwürdig  war  aber,  dass  der 
Normalsichtige  das  Spectrum  eines  glühenden  Platin- 
drahtes, wenn  gleichzeitig  das  Nickelchloiürlicht 
oder  das  Fuchsinlicht  von  der  Fläche  eines  Prisma 
des  Spectroskop  reflektirt  in's  Auge  gelangte ,  nnr 
zweifarbig  sah,  und  zwar  bei  reflektirtem  Nickel- 
chlorürlicht  Goldgelb  und  Indigo,  bei  reflektii*tem 
Fuchsinlicht  dagegen  Rothorange  und  Purpurviolett. 
Man  schloss  daraus ,  dass  Rothblinde  ihren  Fehler 
durch  Fuchsin,  Grünblinde  durch  Nickelchlorür  ver- 
bessern könnten.  Es  scheint  indessen  nicht,  als  ob 
diese  Voi*schläge  zn  einem  praktischen  Resultat  ge- 
führt haben,  sie  scheinen  eben  nur  f&r  einige  wenige 
individuelle  Fälle  Geltung  zu  besitzen  nnd  konnten 
von  Jefferies  (a.  a.  0.  p.  129  flg.)  und  Andern 
in  ihrer  Wirkung  nicht  bestätigt  werden. 

Für  Eisenbahnbeamte  sind  aber  diese  Methoden, 
mittels  farbiger  Gläser  oder  Lösungen  den  Farben- 
sinn zn  verbessern,  nicht  zu  empfehlen,  da  es  ja  bei 
ihnen  sich  gar  nicht  um  das  Ericennen  von  Farben- 
tönen nnd  Schattirungen  in  der  Nähe  handelt.  Wenn 
ein  solcher  durch  Uebung  allein  nicht  mehr  schon 


112 


6  e  i  8  s  1  e  r  y  über  Farbenblindheit. 


wttsste,  als  er  durch  ein  rothes  oder  grünes  Olas  er- 
fährt y  dürfte  er  mit  der  CoiTektur  seines  Irrthums 
wohl  zu  spät  kommen. 

Cohn  hat  Untersuchungen  dai-über  angestellt 
(Arch.  f.  Ahklde.  VIII.  3  u.  4 ;  IX.  1.  1878), 
wie  sich  Sehschärfe  und  Farbensinn  bei  Tages-, 
Gas-  und  elektrischem  Licht  verhalten.  Er  fand, 
dass  das  elektrische  Licht  fast  stets  den  Rothsinn  um 
das  2 — 4fache,  den  Grünsinn  um  das  1  ^a — 2*/5fache, 
den  Blausinn  um  das  ^/^ — l^/^fache,  den  Gelbsinn 
um  das  2 — 3fache  erhöht,  d.  h.  also,  dass  farbige 
Objekte  von  gleicher  Grösse  bei  elektrischer  Beleuch- 
tung um  die  entsprechenden  Maasse  weiter  erkannt 
werden  als  bei  Tageslicht.  Auch  Rothgrünblinde 
erhalten  eine  Verbesserung  ihres  Farbensinns.  Es 
lässt  sich  erwarten ,  dass  diese  Erfahrungen ,  wenn 
einstens  unsere  grossen  Bahnhöfe  mittels  elektrischen 
Lichts  erleuchtet  sind,  auch  dem  Eisenbahnpersonal, 
insbesondere  bei  dem  Rangirdienst,  zu  Gute  kommen 
werden. 

Der  Ersatz  des  grünen  Signals  durch  blaues 
Licht  ist  mehrfach  vorgeschlagen  worden,  man  hofft 
dann,  dass  kein  Führer  mehr  in  die  GefaJir  kommen 
werde,  eine  gesperrte  Bahn  für  eine  freie  zu  halten, 
da  ja  auch  ein  Rothblinder  die  rothe  und  die  blaue 
Farbe  niemals  verwechseln  wird*).  „Our  very  prac- 
tical  American  people  have  graduaily  discarded  the 
use  of  all  but  red  and  green  lights  on  the  railroads, 
with  but  few  exceptions'^  sagt  Jefferies  (a.  a.O. 
p.  174),  welches  farbige  Signal  aber  gewählt  wor- 
den sei,  ist  nicht  erwähnt.  Mauthner  bemerkt 
in  einer  spätem  Zusatznote  iu  seinen  Vorlesungen, 
dass  es  blaugrünes  Licht  sei ,  was  an  die  Stelle  des 
grünen  getreten.  Ref.  ist  der  Ansicht,  dass  man 
diese  rein  technische  Frage  allein  den  Sachverstän- 
digen überlassen  müsse,  ob  die  Signale  geändert, 
bez.  welche  an  die  Stelle  der  bisherigen  zu  treten 
haben. 

Als  Radikalmittel  hat  man  selbstverständlich 
die  Entfernung  aller  Rothgrünblinden  von  den  ge- 
fährlichen Posten  im  Eisenbahndienst  empfehlen  müs- 
sen, sowie  verlangt,  dass  überhaupt  nur  Vollsinnige 
in  denselben  von  nun  an  aufgenommen  werden.  Wir 
müssen  in  Bezug  auf  die  weitern  Ausführungen  den 
Leser  auf  die  Quellen ,  namentlich  auf  H  o  1  m  g  r  e  n 
und  Jefferies,  verweisen  und  wollen  gewisser- 
maassen  als  Probe  zum  Schlüsse  nur  noch  die  Vor- 
schläge anfahren,  welche  in  dem  Bericht  von  W  a  r  - 
1 0  m  0  n  t  und  M  o  e  1 1  e  r  an  den  belgischen  Minister 
der  öffentl.  Arbeiten  enthalten  sind.  Derselbe  ist  ab- 
gedruckt in  den  Ann.d'0cul.LXXXIV.[12.S^r.  4.] 

3  et  4.  Sept.— Oct.  1880. 

Die  bereits  im  Dienst  befindlichen  Beamten  sind  in 
drei  Kategorien  getheilt ,  je  nachdem  sie  mit  dem  Fahr- 
dienst ,  dem  Streckendienst  oder  mit  den  nicht  direlit  mit 
dem  Betriebe  verbundenen  Arbeiten  beschäftigt  sind. 
Alle  drei  Kategorien  soUen  gesunde  AugenUder  haben  und 
die  Angen  sollen   frei  von  Congestion  oder  habitueller 

0  Für  solche  Verwaltungen,  welche  als  drittes  Signal 
für  freie  Bahn  das  weisse  Licht  haben,  hat  diese  Frage 
überhaupt  nicht  die  grosse  Bedeutung. 


Irritation  *)  sein ,  auch  sollen  sämmtliche  ein  normales 
Gesichtsfeld  besitzen.  Das  Fahrpersonal  soll  mindesteos 
aaf  einem  Auge  eine  Sehschärfe  von  '/s  u.  einen  Farbensinn 
von  Vsi  anf  dem  zweiten  eine  Sehschärfe  von  Vs  und  einen 
Farbensinn  von  '/s  (n.  zwar  ohne  Correktionsglas)  haben. 
Bei  dem  Streckenpersonal  kann  das  zweite  Auge  etwas 
weniger  sehtüchtig  sein ,  mnss  aber  auch  ein  freies  Seh- 
feld haben.  Die  erste  Kategorie  soll  eine  normale  Re- 
fraktion haben ,  für  die  zweite  ist ,  wenn  die  Kefraktion 
nicht  genügt,  das  Brillentragen  obligatorisch.  Katarakte 
oder  andere  progressive  Augenkrankheiten  schliessenvom 
Dienst  ans.  Die  dritte  Kategorie  bedarf  nur  einer  Seh- 
schärfe von  Va  und  einer  Farbensinnschärfe  von  nnr  «/j. 
Jede  Person ,  deren  Seh-  nnd  Farbensinn  anf  dem  einen 
Auge  nicht  i/,  nnd  nicht  7,0  auf  dem  andern  erreicht,  ist 
von  jedem  Dienst  auf  dem  Terrain  anszuschlieasen. 

Für  die  Neneintretenden  wird  ausser  vollkommen 
normaler  Sehscharfe  eine  Farbensinnscharfe  von  Vs  ver- 
langt, falls  sie  zu  dem  Fahrdienst  treten  wollen,  dieUebri- 
gen  müssen  mindestens  auf  einem  Auge  normale  Seh- 
schärfe und  eine  Farbensinnsehärfe  von  3/5,  auf  dem 
andern  von  2/5  haben.  Die  übrigen  Bedingungen  sind  die 
selben  wie  bei  den  schon  Angestellten.  Jeder  Bewerber, 
der  diese  Bedingungen  nicht  erfuUt,  wird  definitiv  zurücli- 
gewiesen. 

Als  Untersuchungsmethode  ist  die  Ho  Imgren 'sehe 
WoUenprobe  und  die  Prüfung  mit  Optometer  nnd  steno- 
päischer  Oeffnnng  und  farbigen  Gläsern  (s.  oben  S.  95) 
vorgeschrieben. 

Eine  wiederholte  Prüfung  findet  statt : 

a)  nach  abgelaufenen  Augenkrankheiten ; 

b)  nach  Kopfverletzungen  u.  nach  allen  Verletzungen, 
die  mit  einer  Erschütterung  des  Gehirns  verbunden  sind  ; 

c)  nach  solchen  Krankheiten,  welche  erfahmng»- 
gemäss  den  Gesichtssinn  in  Mitleidenschaft  ziehen  (Ge< 
hirnkrankheitdn ,  Nierenerkrankungen,  typhöse,  exan- 
thematische  oder  intermittirende  Fieber,  Hämorrbagien 
u.  s.  W.); 

d)  nach  solchen  Vorkommnissen  im  Betriebe,  welche 
vermnthen  lassen,  dass  Farbenblindheit  mit  im  Spiele 
gewesen ; 

e)  beim  Eintritt  ins  45.  Lebensjahr  und  von  da  an 
alle  5  Jahre ; 

f )  bei  Personen ,  welche  stark  rauchen  oder  dem  Ge- 
nüsse von  Spirituosen  ergeben  sind,  soll  eine  häufigere 
Prüfung  stattfinden ; 

g)  eine  summarische  Prüfung  der  Sehschärfe  allein 
ist  alle  2  Jahre  vorzunehmen. 

Die  Kosten  für  die  Untersuchung  von  21—22000 
Personen  sind  anf  32000  Francs  berechnet. 

Wir  wollen  diese  Ausführungen  beendigen  mit 
den  Worten  eines  Fachmanns  y  des  Centralinspektor 
Dr.  Gintl  über  das  Schicksal  Deijenigen,  welche 
nach  den  neuen  Vorschriften  nicht  mehr  für  den 
Exekutivdienst  tauglich  sind. 

„Verkehrsbeamte,  Condukteure  und  Bahnwächter 
sind  zu  passenden  Geschäften  in  den  Gütermagazinen, 
Lokomotivführer  in  entsprechender  Weise  in  den  Maschi- 
nenwerkstätten und  bei  den  Dampfpumpen  zu  verwenden 
und  selbst  alte  gediente  Wagenschieber  oder  andere  mit 
dem  Exekutivdienst  in  Berührung  kommende  Bedienstete, 
denen  die  sichere  u.  genaue  Kenntniss  der  Farbensignale 
nothwendig  ist  nnd  welche  selbe  lücht  besitzen ,  könneo 
vor  der  Entlassung  dadurch  geschützt  werden,  dass  ihnen 
irgend  ein  Posten  in  einem  Materialdepot  oder  Güter- 
magazin  eingeräumt  wird.  Die  Zahl  der  Bothgrfinbündea 
ist  ja  eine  verhältnissmässig  nicht  bedeutende  nnd  ans 
diesem  Grunde  ist  sichere  Abhülfe  leicht  möglich ,  dabei 
wird  der  Bahnbetrieb  nach  dieser  Richtung  vollständig 
gesichert,  andererseits  aber  auch  der  Humanität  volle 
Rechnung  getragen.'* 

»)Bei  diesen  Wind  u.  Wetter,  Frost  u.  Hitze,  Raaeb 
und  Staub  ausgesetzten  Leuten  wohl  kaum  denkbar.  Bef. 


JAHRBÜCHER 


der 


in-  und  ausiändischen  gesammten  MediciD. 


Bd.  191. 


1881. 


M  2. 


A.    Auszüge. 

I.     Medicinische  Physik ,  Chemie  und  Botanilc. 


334.  Ueber  die  ohemisohe  Zusammen- 
setKong  des  MensohenfettoB  in  versohiedenen 
Lebensaltem ;  von  Dr.  Ludw.Langer  in  Wien. 
(Sits.-Ber.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Wien  Bd.  LXXXIV. 
Abth.  m.  Juni  1881.) 

Nach  Flemmingy  Toldt  u.  Löwe  ist  das 
Fett  des  Pamucolas  adiposus  nicht  als  einfaclie  Iniil- 
Iration  anfzofassen,  sondern  entsteht  erst  in  der  Fett- 
selle selbst ;  es  ist  also  derselbe  als  ein  selbststän- 
%  fettbereitendes  Organ  aufzufassen  und  anzoneh- 
meO)  dass  das  Fett  durch  denOxydationsproeess  der 
Fettzelle  selbst  wieder  verbrannt  wird  und  die  Pro- 
dukte der  Verbrennung  dem  allgemeinen  Süftestrom 
sagefährt  werden.  Unter  solchen  Verhältnissen  muss 
aoeh  die  Beschaffenheit  jenes  Fettes  von  erhöhtem 
bteresse  sein,  üebt  nun  gleich  auf  dieselbe  die  Er- 
oährongsweise  und  bei  Thieren  die  Mästung  für  ge- 
wöhnlich keinen  besondem  Einfluss  aus,  so  gilt 
äiefig  doch  nicht  hinsichtlich  des  Lebensalters ,  bei 
dessen  Verschiedenheit  sich  schon  ganz  beträchtliche 
physikalische  Unterschiede  zwischen  den  Fetten 
vahmehmen  lassen.  Denn  während  das  Fettgewebe 
in  der  Leiche  eines  Erwachsenen  hellgelb  bis  bräun- 
lieb und  sehr  weich  ist,  an  der  Schnittfläche  Oeltröpf- 
efaeu  und  nur  selten  Krystalle  sich  zeigen ,  ist  jenes 
fowebe  bei  Neugebomen  bedeutend  derber  und  här- 
ter, zeigt  zahlreiche  Krystalle  in  fast  jeder  Fettzelle, 
Die  Oeltröpfchen.  Der  ganze  Panniculns  adiposus  ist 
bei  Keugebomen  5mal  so  dick  als  bei  Erwachsenen, 
Bach  Dönhof  derjenige  der  im  Winter  gebomen 
Tbiere  weit  dicker  als  der  im  Sommer  gebomen. 
^tsprechend  diesem  verschiedenen  physikalischen 
Verhalten  ist  nach  Vf.  auch  die  chemische  Zusam- 
mensetzung der  Fette  des  Neugebomen  und  des  Er- 
wwhsenen  wesentlich  verschieden. 

Mid.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hll.  2. 


Schon  Heintz,  u.  vor  ihm  Chevreul,  hatte 
das  Menschenfett  näher  untersucht  und  war  hinsicht- 
lich der  qualitativen  Zusammensetzung  desselben  zu 
Ergebnissen  gekommen ,  welche  mit  denen  von  Vf. 
im  Wesentlichen  übereinstimmen,  doch  fehlen  bei 
ihm  nähere  Angaben  über  die  Mengenverhältnisse 
und  die  Verschiedenheit  der  Zusammensetzung  des 
Fettes  beim  Erwachsenen  und  Neugebornen. 

Aus  den  ausführlich  mitgetheilten  Untei*suchungen 
Vfs.  ergiebt  sich  Folgendes. 

1)  Das  Fett  des  Panniculus  adiposus  des  Neuge- 
bomen ,  sowie  des  Erwachsenen  enthält  keine  Sub- 
stanzen von  der  Natur  des  Cetylalkohol.  Es  besteht 
wesentlich  aus  den  Glyceriden  der  Oelsäure,  Palmi- 
tinsäure und  Stearinsäure,  was  schon  H  e  i  n  t  z  fest- 
gestellt hatte.  Ausserdem  kommen  darin  noch  ge- 
ringe Mengen  der  Glyceride  von  flüchtigen  Fettsäuren 
vor,  wie  auch  schon  von  L  e  r  c  h  ermittelt  wurde. 

2)  Das  Fett  des  Neugebornen  enthält  mehr  von 
den  Glyceriden  der  Palmitinsäure  und  Stearinsäure, 
weniger  von  dem  der  Oelsäm'e  als  das  Fett  des  Er- 
wachsenen. Deshalb  zeigt  dasEindsfett  einen  höhern 
Schmelzpunkt  (45^)  als  das  Fett  des  Erwachsenen 
(etwa  380). 

3)  Der  Gehalt  beider  Fette  an  Stearin  ist  nicht 
wesentlich  verschieden. 

4)  An  Glyceriden  von  flüchtigen  Fettsäuren  wa- 
ren nur  die  Butteraäure  und  Capronsäure  nachzu- 
weisen. Das  Fett  des  Neugebomen  enthält  bedeu- 
tend mehr  von  diesen  flüchtigen  Fettsäuren  als  das 

Fett  des  Erwachsenen. 

Die  Menge  der  Fettsäuren  betrugen : 

beim  Kind  beim  Erwachsenen 

Oelsäure  67.7öVo  89.80% 

Palmitinsäure  28.97  8.16 

Stearinsäure       3.28  2.04 

15 


114 


I.     Mediciniflche  Physik,  Chemie  u.  Botanik. 


Aus  dieser  ehem.  Zusammensetzung  des  Fettes 
lässt  sich  die  eine  Form  des  Sklerem ,  d.  h.  einer 
Verhärtung  der  Haut,  erklären,  von  welcher  zuweilen 
Neugebome  in  den  ersten  Tagen  nach  der  Geburt 
befallen  werden.  Dieses  Sklerem  ist  entweder  die 
Folge  einer  serösen  Infiltration  des  Unterhautzell- 
gewebes oder  wird,  was  hier  in  Betracht  kommt, 
durch  eine  Erstarrung  des  Fettes  im  Panniculus  adi- 
posus  hervorgerufen.  Diese  Erscheinung  ist  jedoch 
nur  als  Folgezustand  anderer  Krankheiten  zu  be- 
trachten, bei  welchen  es  (z.  B.  durch  Collapsus)  zu 
stärkerer  Herabsetzung  der  Hauttemperatur  kommt. 
Die  Glieder  werden  dann  kalt,  steif  und  imbeweg- 
lich und  es  macht  der  Körper  den  Eindruck  des  Er- 
frorenseins. Der  Grund  hiervon  liegt  nach  Vf.  darin, 
dass  das  Fett  des  Panniculus  adiposus,  welches  bei 
seinem  Schmelzpunkt  von  45^0.  schon  bei  normaler 
Hautwärme  nicht  flüssig,  sondern  nur  weich  sein 
kann  ,  bei  noch  stärkerer  Herabsetzung  der  Wärme, 
bis  zu  dem  Vorkommen  von  32<),  völlig  erstarrt. 

(0.  Naumann.) 

335.  Ein  chemisoher  IJntersohied  zwi- 
schen lebendigem  und  todtem  Protoplasma ; 

von  DDr.  Oscar  Loew  u.  Thomas  Bokorny. 
(Arch.  f.  Physiol.  XXV.  3  u.  4.  p.  150.  1881.) 

Im  J.  1880  hat  Loew,  von  einer  Hypothese 
über  die  Bildung  des  Albumin  ausgehend ,  die  An- 
sicht aufgestellt ,  dass  im  einfachsten  Ausdrucke  für 
Albumin ,  wie  ihn  die  L  i  e  b  e  r  k  ü  h  n  'sehe  Formel 
enthält,  eine  Anzahl  von  Aldehydgmppen  (wahr- 
scheinlich 12)  vorhanden  seien,  dass  die  leichte  Be- 
weglichkeit dieser  Gruppen  das  Leben  und  ihre  Ver- 
schiebung den  Tod  bedinge,  dass  mit  andern  Worten 
die  Lebenskraft  im  Wesentlicfien  auf  die  Spann- 
kraft der  Aldehydgrvppe  zurückzufüJiren  sei.  In 
Verfolgung  dieses  Gedankens  waren  Vff.  seit  län- 
gerer Zeit  bemüht,  Aldehydgmppen  im  lebenden 
Protoplasma  nachzuweisen ,  sowie  ihr  Nichtvorhan- 
densein nach  dem  Tode  darzuthun,  und  diess  ist 
ihnen  in  der  That  mittels  einer  alkalischen  Silber- 
lösung gelungen.  Bei  der  ausserordentlichen  Em- 
pfindlichkeit des  lebenden  Protoplasma  gegen  metal- 
lische Gifte  könnte  man  bezweifeln,  ob  überhaupt 
lebendes  Protoplasma  mit  einer  Höllensteinlösung  in 
Contakt  erhalten  werden  kann  und  nicht  vielmehr 
sofort  abstirbt.  Vff.  fanden  jedoch,  dass  für  ihre 
Zwecke  so  ausserordentliche  Verdünnungen  des  ge- 
nannten Reagens  anwendbar  sind,  dass  an  eine  Ver- 
giftung nnd  Abtödtung  durch  dasselbe  absolut  nicht 
zu  denken  ist.  Es  erfolgte  vielmehr  bei  angestörtem 
Weiterleben  des  Protoplasma  eine  Reaktion,  wie  sie 
normaler  zwischen  Aldehydgruppen  und  Silberoxyd 
nicht  auftreten  kann.  „Die  Micelle  oder  Tagmen 
des  lebenden  Protoplasma  reagirten  mit  Molekül  ßlr 
Molekül  langsam ,  bevor  die  benachbarten  Tagmen 
davon  tangirt  wurden  und  eine  Verschiebung  ihrer 
Aldehydgmppen  möglich  war,  wie  es  bei  einer 
eigentlichen  Giftwirkung  der  Fall  ist." 

Das  Reagens  wurde  auf  folgende  Weise  dargestellt. 
Man  bereitet  sich  a)  eine  Lösung  von  l^/o  Silbemitrat; 


b)  man  verbindet  eine  Mischung^  von  13  Cctmtr.  Kalilaufife 
von  1.333  spec.Gew.  und  10  Cctmtr.  Liq.  Ammon.  canst. 
von  0.964  spec.  Gew.  auf  100  Cnbilccentimeter.  Von 
beiden  Flüssigkeiten  mischt  man  vor  dem  Gebrauche  je 
1  Cctmtr.  mit  einander  nnd  verdünnt  diese  2  Cctmtr.  aaf 
1  Liter.  Die  fertige  Mischung  vorräthig  aufzubewahren, 
empfiehlt  sich  nicht,  da  aUmälige  Silberabscheidnng  im 
Lichte  eintritt.  Bei  einem  Gehalte  von  1  Theil  Silber- 
nitrat auf  100000  Theile  Wasser  war  das  Reagens  am 
braachbarsten ,  jedoch  wirkte  es  auch  noch  bei  lOmal 
stärkerer  Verdünnung  ganz  gut.  Die  Grenze  der  Reaktion 
liegt  bei  1 : 2  Millionen. 

Das  lebende  Protoplasma  ist  daher  ein  feineres 
Reagens  auf  Silber  als  Salzsäure  oder  Schwefel- 
wasserstoff. Die  Reaktion  wird  daran  erkannt,  dass 
man  an  den  der  Silberwirknng  ausgesetzt  gewesenen 
Stellen  deutliche  schwarze  Silberabscheidungen  wahr- 
nimmt, welche  vom  todten  Gewebe  nicht,  wohl  aber 
vom  lebenden  hervorgebracht  werden.  Bei  einer 
Verdtlnnnng  der  Höllensteinlösnng  von  1 : 1  Million 
bedarf  es  allerdings  eines  Zeitraums  von  24  Std.,  um 
deutliche  Silberbilder  zu  bekommen.  Ausserdem 
kommt  es  natürlich  auch  anf  die  Dicke  der  Mem- 
branen des  zu  nntersuchenden  Protoplasma  an;  so 
trat  bei  Spirogyren  wegen  ihrer  dttnnen  Membranen 
die  Schwärzung  viel  schneller  ein  als  bei  Zygnemen. 
Da  Aldehydgmppen,  welche  nach  allem  Vorhergehen- 
den im  lebenden  Eiweiss  als  Verursacher  der  Silber- 
reduktion doch  angenommen  werden  mflssen,  auch 
aus  Qold-  u.  Platinlösungen  die  Metalle  abseheiden, 
so  wurden  mit  Natron  alkalisch  gemachte  Lösungen 
der  Chloride  stark  verdünnt  und  so  als  Reagens 
angewendet.  In  beiden  Fällen  war  in  der  That 
Metallabscheidung  bemerklieh  ,  nnd  zwar  bei  Platin 
schwächer,  bei  Gold  stärker.  Alkalische  Kupfer- 
und  Bleilösungen  ergaben  dagegen,  wie  zn  erwarten 
stand,  keine  Spnr  von  Abscheidung.  —  Auf  die 
Einzelheiten  der  Versuche,  sowie  anf  die  chemischen 
Spekulationen  über  dieselben  können  wir  hier  nicht 
eingehen ;  es  sei  nur  noch  der  Schlusssatz  angeftihrt, 
in  welchem  Vff.  ihre  Resultate  zusammenfassen. 
„Das  lebende  Protoplasma  besitzt  in  eminentem 
Orade  die  Fähigkeit,  die  edlen  Metalle  ans  Lösungen 
zu  reduciren.  Diese  Fähigkeit  geht  mit  dem  Ein- 
tritte des  Todes  verloren.  Man  darf  daraus  wohl 
den  Schluss  ziehen ,  dass  die  mysteriöse ,  mit  dem 
Namen  „Leben"  bezeichnete  Erscheinung  wesent' 
lieh  durch  jene  reduoirenden  Atomgmppen  hS' 
dingt  wird.  Nach  dem  heutigen  Stande  der  Wis- 
senschaft erklären  wir  jene  „Gruppen  inBewegong'S 
jene  Triebfedern  der  Lebensphänomene  als  Aldehyd- 
gmppen." (Kobert.) 

336.  Stadien  über  Adipooire;  von  Dr.  Jnl- 
K  r  a  1 1  e  r  in  Graz,  (Ztschr.  f.  Biol.  XVL  4.  p.  465. 
1880.) 

Dass  es  gelingt ,  aus  ganzen  Extremitäten  oder 
grossem  Leichentheilen  durch  Einlegen  in  Wasser 
nnter  umständen  Adipocirepräparate  zn  erhalten, 
ist  eine  von  Bichat,  Gibbes  (1794),  Günt« 
(1827),  Quain(1850),  Virchow  (1852),  Taylor 
und  Andern  bewiesene  Thatsache.     Keiner  der  ge- 


I.     Medicinische  Physik,  Chemie  u.  Botanik. 


115 


Baooten  Aatoren  hat  jedoch  den  allmäligen  lieber- 
ging  makroskopisch  nnd  mikroskopisch ,  physika- 
iischiiDd  chemisch  schrittweise  verfolgt  und  darum 
Men  die  Versuche  Kratter's  eine  wesentliche 
Lflcke  in  anerkennenswerther  Weise  aus. 

Die  betreffenden  Objekte  wurden  in  reine  weisse 
Cjündergläser  eingelegt  und  mit  Wasser  übergössen. 
Die  erste  wahrnehmbare  Erscheinung  der  Fettwachs- 
biidnng  war  Starrwerden  des  Fettgewebes,  Es  trat 
Dteh  Smonatlichem  Verweilen  in  den  GefUssen  auf. 
Der  Process  ging  unbehindert  vor  sich  ^  sowohl  in 
liest  Wasser  wie  in  Brunnen-  oder  Flusswasser. 
Selbst  thunlichste  Beschränkung  des  Luftzutritts  störte 
die  Bildung  nicht.  Fast  gleichzeitig  mit  dem  Be- 
ginne der  Fettwachsbildung  unter  der  Haut  begann 
eise  Umwandlung  des  Knochenmarkes  in  Adipocire. 
Dss  Mark  wurde  trflbe,  opak  und  trat  dadurch  immer 
Micher  in  den  Räumen  der  spongiösen  Knochen 
bervor.  Allmälig  quoll  das  in  den  Knochen  gebildete 
Produkt  über  die  Ebene  der  Schnittflächen  vor  und 
Khlag  sich  an  denselben  nieder.  Diese  Umwand- 
lung des  Knochenmarks  fand  sich  auch  bei  10  Jahre 
tlteo  Adipoch-eleichnamen  aus  den  Kirchhöfen.  Die 
Knoehensubstanz  wurde  dabei  in  auffallender  Weise 
enoeicht  gefunden  y  so  dass  sie  mit  dem  Messer  ge- 
schnitten werden  konnte. 

Bei  der  mikroskop.  Untersuchung  der  Adipocire- 
piiparate  kam  Vf.  auf  die  interessante  Frage  des 
üebergangs  von  Eiweiss  in  Fett.  Ueber  die  Be- 
thdUgung  der  Muskeln  an  der  Adipocirebildung 
wtren  schon  seit  den  ersten  Zeiten  der  Kenntniss 
km  Substanz  die  Anschauungen  der  Forscher  ver- 
achieden  und  sind  esnoch heute.  Fonrcroy  stellte 
&  Theorie  auf,  dass  durch  den  Fäulnissprocess  der 
Muskeln  das  Ammoniak  geliefert  werde  ^  welches 
sich  mit  den  ans  der  Zersetzung  der  normalen  Fette 
ihscheidenden  fetten  Säuren  zu  jenen  Seifen  ver- 
binde,  aus  denen  im  Wesentlichen  das  Adipocire  be- 
atlDde.  Thouret  (1789)  behauptete  dagegen,  das 
Fettwaehs  sei  gar  kein  Produkt  postmortaler  Zer- 
Ktzong,  sondern  fände  sich  schon  zur  Zeit  des 
Lebens  gebildet  im  Menschen  vor.  Er  erklärte  das 
I^enwachs  ftlr  einen  wallrathartigen  Körper  nnd 
gib  an )  dass  sich  ein  ähnlicher  aus  der  Galle ,  der 
Über  und  dem  Oehim  des  Menschen  nnd  aller 
Thiae  ausziehen  lasse.  Diese  unhaltbare  Theorie 
*vide  bald  völlig  aufgegeben  und  die  spätem  For- 
Kher  Chevrenl,  Orfila  und  Lesnenr,  sowie 
Gflntz  schlössen  sich  im  Wesentlichen  der  An- 
'liluunmg  Fonrcroy 's  an.  Sie  Alle  betonten  die 
lleihiahme  der  Muskeln  am  Processe  der  Fett- 
vichsbildong,  aber  nur  in  beschränktem  Sinne.  Auf 
^  andern  Seite  sprachen  sich  zuerst  der  Anatom 
Gibbe8(1794),  dannQuain  (1850)  und  Vir- 
<^liow  (1853);  welche  sämmtlich  ihre  künstlichen 
^^poeirepräparate  dnrch  Einlegen  von  muskelreichen 
Extremitäten  in  Macerirtröge  gewonnen  hatten  ^  auf 
^^  ihrer  Untersuchungen  mit  aller  Entschieden- 
in  aus  y  dass  die  Muskeln  direkt  in  Leichen- 


fett übergehen ,  dass  dieses  also  ein  Umwandlnngs- 
produkt  des  Muskeleiweisses  sei.  Dem  gegenüber 
hat  bereits  1855  der  Ameiikaner  W  e  t  h  e  r  i  1 1  die 
entgegengesetzte  Theorie  aufgestellt,  dass  die  Mus- 
keln an  dem  Processe  der  Adipocirebildung  gar  kei- 
nen Antheil  nehmen,  sondern  dass  nur  das  im  Kör- 
per vorhandene  Fett  das  Adipocire  abgebe ,  ja  dass 
sogar  ein  kleiner  Theil  des  m*Bprünglichen  Fettes 
bei  der  Fäulniss  verloren  gehe,  indem  es  an  der 
Zeraetzung  des  faulenden  Fibrin  theilnehme.  Diese 
Theorie  hatte  neben  der  von  der  überwiegenden 
Majorität acceptirten  Quain-Virchow 'sehen auch 
fernerhin  ihre  Bekenner,  darunter  besonders  hervor- 
ragende Chemiker,  wie  Gorup-Besanez,  Leh- 
mann und  Hupp  er  t  und  aus  der  neuesten  Zeit 
E.  Hof  mann  in  Wien. 

Will  man   sich  über  dieses  schwierige  Capitel 
der  pathologischen  Chemie  eine  eigene  Ansicht  bil- 
den, so  muss  man  alle  ähnlichen  Vorgänge,  bei  denen 
aus  Eiweiss  Fett  gebildet  wird ,  damit  vergleichen. 
Ein   derartiger  Vorgang    ist    1)  das  Reifen   des 
Roquefortkäses,  wobei  nach  Blondeau  unter  dem 
Einflüsse  von  Penicillium  aus  Casein  Fett  wird.   Ob- 
wohl von  Brassier  (1865)  bestritten,  wurde  diese 
Fettbildung  aus  Eiweiss  von  Kemmerich  (1867) 
bestätigt  und  auch  von  Sieber  (1880),   obwohl 
dieser  durchaus  auf  Seiten  Brassier 's  steht,  nicht 
widerlegt.     2)  Ein  analoger  Vorgang  ist  die  Bil'- 
düng  von  Fett  aus  dem  Casein  der  Milch ,  die 
Hoppe  (1859)  entdeckt  und  Kemmerich   be- 
stätigt hat.     3)  Ein  Auftreten  von  fetten  Säuren 
bei  der  Fäulniss  von  Eiweiss  oder  bei  Behandlung 
desselben    mit  zerstörenden   Agentien   beobachtete 
schon  Fourcroy  und  bei  in  Wasser  faulendem 
Casein  fand  1 1  j  e  n  k  o  Buttersäure  u.  Valeriansäure 
vor.     4)  Femer  gehört  hierher   die  Bildung  von 
Fett  aus  in  die  Bauchhöhle  von  Thieren  einge- 
brachten Organen,   wie   diess  Wagner  (1851), 
Middeldorpf  (1852),  Husson  (1853),  Bur- 
dach (1853),  Donders  und  Michaelis  (1853) 
angegeben  haben.     In  allen  diesen  Fällen  findet  ge- 
wissermaassen  eine  Adipocirebildung  bei  Blutwärme 
statt.     Ebenso  ist  die  sogen.  Verfettung  der  ausser 
Ernährung  stehenden  Exsudate  oder  eines   abge- 
storbenen Fötus  nach  Voit  (1869)  als  Adipocire- 
bildung anzusehen.     Der   schlagendste  Beweis  für 
die  Umwandlung   von  Eiweiss   in  Fett  ist  5)  die 
fettige  Degeneration ,  wie  aus  den.  Untersuchungen 
von  Fick  (1842),  Rokitansky,  Reinhardt 
(1847)  und  Virchow  (1847)    hervorgeht.     Für 
das  uns  hier  interessirende  Muskelgewebe  im  Spe- 
ciellen  ist  der  Uebergang  in  Fett  von  Virchow, 
Wittich,  Förster,  Böttcher (1858),  Wachs- 
muth,  Buhl  (1861),  Fürstenberg  (1864)  u. 
Boloff  (1865)  studirt  worden.   Endlich  ist  6)  der 
Ansatz  von  Fett  aus  dem  Eiweiss  der  Nahrung 
hierher  zu  rechnen,  den  Hoppe  schon  1856  wahr- 
scheinlich gemacht  hat,  Voit  und  Pettenkofer 
1862  bewiesen  haben.   Später  ist  derselbe  Vorgang 
von  den  letztgenannten  2  Autoren   (1869 ,  1871) 


116 


I.     Medicinische  Physik,  Chemie  n.  Botanik. 


nochmala,  sowie  von  Eemmerich  und  Ssabotin 
(1866)  untersucht  worden. 

Nach  den  positiv  ausgefallenen  Untersuchungen 
so  vieler  Forscher  konnte  füglich  die  Adipocirebil- 
düng  aus  dem  Eiweiss  der  Muskeln  nicht  mehr  wun- 
derbai'  erscheinen  und  es   gelang  K ratter   denn 
auch^    dieselbe   unter   dem  Mikroskop  schi'ittweise 
zu  verfolgen.     Die  Muskelfasern  werden  dabei  all- 
mälig   spröde  und  brüchig;  ihre  Struktur   verliert 
sich,  indem  sie  in  Schollenreihen  übergehen,  die  nur 
noch  ungefähr  der  Form  nach  an  Bruchstücke  von 
Muskelbündeln  erinnern,  bis  sich  daraus  entwickelnde 
Büschel  nadeiförmiger  Kiystalle  endlich  die  letzten 
Kennzeichen  derselben  verwischen.     Extrahirt  man 
jetzt  das  Präparat  mit  Aether,  so  lösen  sich  die  aus 
Fett  bestehenden  Kiystalle  und  man  bekommt  wie- 
der ein  mikroskop.  Bild  der  Muskelfasern ;  es  zeigt 
sich  jedoch,  dass  nm*  noch  die  anisotrope  Substanz 
vorhanden  ist ,  während  die  isotrope  vollständig  in 
der  Fettbildung  aufgegangen   ist.     Die   anisotrope 
Substanz   zeigt  dabei  entweder  noch  Querstreifung 
oder  sie  bildet  bereits  ein  ungeordnetes  Netzwerk 
von  Sarcous  Clements.     Ist  danach  die  Möglichkeit 
des  Uebergangs  von  Muskelgewebe   in  Leichenfett 
nun  auch  sicher  bewiesen,  so  gelang  es  Vf.  leider 
nicht,  eine  Methode  zu  finden,  nach  der  jedes  belie- 
bige Stückchen  Muskelfleisch  unter  allen  Umständen 
in  Fettwachs  übergeführt  werden  kann.     Nach  An- 
gabe aller  Autoren  ist  es  nämlich  auf  experimenta- 
lem  Wege  noch  nie  gelungen,  abpräparirte,  von  Fett 
gänzlich  befreite  Muskeln  oder  reines  Fibrin  m  Adi- 
pocire überzuführen.  Schon Gay-Lussac  erklärte, 
dass  gut  ausgewaschener,  fettfreier  Blutfaserstoff  nie- 
mals in  Leichenfett  übergehe,  und  Voit  (1869)  er- 
hitzte Stückchen  von  frischem  Muskelileisch  in  zu- 
geschmolzenen Glasröhren  B^/^  Mon.  lang  auf  40^  C, 
ohne  eine  Zunahme  an  Fett  zu  bekommen.  K  r  a  1 1  e  r 
brachte  rein  präparirte,  von  allem  anhängenden  Fett 
befreite  Muskeln  in  Lampencylinder,  überband  letz- 
tere an  beiden  Enden  mit  einer  doppelten  Lage  von 
Gaze  und  versenkte  sie  auf  den  Boden   eines  mit 
Wasser  gefüllten  Macerirtroges,  durch  den  ein  schwa- 
cher continuirlicher  Wasserstrom  floss ;  das  einzige 
Resultat  war  jedoch  Fäulniss  und  keine  Fettwachs- 
bildung.    E.  sieht  sich  daher  genöthigt,  anzuneh- 
men ,  dass  die  Fettwachabüdung  der  Muskeln  le^ 
diglich  unter  der  Einwirkung   eines  spedfischen 
Fermentes  zu  Stande  komme. 

Hinsichtlich  der  Knochen  in  der  Adipocire  überge- 
gangenen Extremitäten  ergab  sich ,  dass  alle  phy- 
siologischen Hohlräume  der  Knochen  von  einer  in 
mancherlei  Beziehungen  eigenartigen  Form  von  Fett- 
wachs eifüllt  waren.  Dieselbe  Hess,  an  ihrem  Sitze 
untersucht,  noch  Andeutungen  der  ursprünglichen 
histologischen  Grundlage  erkennen  und  wird  von  Vf. 
mit  dem  Namen  Knochenmarkadipocire  bezeichnet. 
Diese  Umwandlung  des  Markes  ging  Hand  in  Hand 
mit  einer  theilweisen  Erweichung,  d.  h.  Entkalkung 
der  Knochensubstanz. 


Die  Haut  anlangend,  so  ist  von  selbst  klar,  dass 
bei  der  Adipocirebildung  nur  die  eigentliche  Leder- 
haut und  das  subcutane  Gewebe  in  Betracht  kommen. 
Die  Haut  wird  gänsehautai*tig  und  zeigt  sich  unter 
dem  Mikroskop  zusammengesetzt  aus  theils  amor- 
phen, theils  von  radienfärmig  angeordneten,  feinen 
nadeiförmigen  Krystallen  dm'chsetzten  Schollen  be- 
stehend, die  meist  deutlich  kugelförmig,  vielfach 
aber  auch  abgeplattet  und  wie  eingedrückt  erschei- 
nen. Zwischen  den  Schollen  sieht  man  ein  angeord- 
netes Netzwerk  feinster  Nadeln  oder  kleiner  Drusen 
und  Krystallbüschel.  Das  ganze  subcutane  Fett- 
wachs scheint  aus  dem  im  subcut.  Gewebe  präformir- 
ten  Fette  entstanden  zu  sein.  Das  Fettwachs  der 
Cutis  erlaubt  eine  ähnliche  Deutung.  Durch'  die 
Untersuchungen  von  A.  RoUett,  Eichwald  und 
Gorup-Besanez  (1878)  ist  nämlich  die  Existenz 
grosser  Mengen  von  Eiweiss  (u.  Mucin)  im  Binder 
gewebe,  und  zwar  auch  in  dem  der  Haut,  nachge- 
wiesen worden,  diese  Eiweisskörper  können  aber 
nach  Vf.  eben  so  gut  wie  das  Muskeleiweiss  in  Adi- 
pocire übergehen. 

Was  die  Beiken  folge  der  Fettwachsbildung  betrifft, 
so  sprechen  sich  die  altern  Autoren,  wie  Bichat, 
Orfila,  Devergie  (1829)  und  Güntz,  fast 
übereinstimmend  dahin  aus,  dass  zuerst  die  Haut 
verseift  werde  und  nachher  allmälig  die  Muskulatur. 
Taylor  erwähnt  zwar  einen  Fall  von  frühzeitiger 
Umwandlung  einzelner  Muskeln  in  Fettwachs ,  ohne 
sich  jedoch  bestimmt  zu  äussern,  ob  Muskulatur 
oder  Unterhautfettgewebe  früher  umgewandelt  werde ; 
C  asper  und  Lim  an  dagegen  sprechen  sich  be- 
stimmt in  dem  Sinne  aus ,  dass  das  Muskelgewebe 
mit  seinen  Sehnen  und  Sehnenscheiden  am  frühesten 
ergriffen  werde.  Nach  Kratter's  eigenen  Unter- 
suchungen verhält  sich  die  Sache  folgendermaassen. 
Zuerst  kommt  ein  Stadium  der  Fäulniss  oder  Vor- 
stadium der  Fettwachsbildung.  Dieses  beginnt  mit 
Aufquellen  der  Epidermis  und  Fäulniss  des  Bete 
Malpighi.  Die  gequollene  Oberhaut  wird  in  Blasen 
emporgehoben ,  und  geht  nach  und  nach  in  grossen 
Fetzen  vollständig  ab.  Haai*e  und  Nägel  lösen  sich 
dabei  ab.  (Ist  freilich  ein  Körper  so  dicht  mit  Erde 
umgeben ,  dass  die  abgehobenen  Gebilde  nicht  ab- 
fallen können ,  so  können  sie  mechanisch  dem  sich 
später  bildenden  Adipocire  wieder  angeklebt  wer- 
den.) Während  der  Dauer  dieses  Fäulnissprocesses 
entwickeln  sich  reichlich  stinkende  Gase.  Dieses 
Stadium  dauert  3 — 4  Wochen.  Sein  Ende  giebt  sich 
durch  Aufhören  der  Fäulniss,  Sistirung  der  Gasent- 
wicklung, vollständige  Abhebung  der  Oberhaut  und 
freiwilliges  Untersinken  der  vorher  emporgetriebenen 
Objekte  (im  Wasser)  zu  erkennen.  0 asper  sah 
in  einem  Falle  beginnende  Adipocirebildung  am  rech- 
ten Vorderarm  u.  Oberschenkel  bei  einer  nicht  ans- 
getragenen,  in  feuchter  Kellererde  verscharrt  ge- 
wesenen Frucht  nach  3 — 4  Wochen  und  erwähnt 
diess  als  ein  seltenes  Vorkommniss.  Taylor  theilt 
einen  Fall  mit,  wo  nach  39  Tagen  an  den  Bauch- 
decken    beginnende    Fettwachsbildung    beobachtet 


n.    Anatomie  n.  Physiologie. 


117 


wurde,  während  nach  seinen  eigenen  Experimenten 
dieselbe  in  der  Regel  nicht  vor  2  Monaten  anfängt. 
Eb  kann  demnach  die  vierte  Woche  ah  der  kürzeite 
Zeitraum  betrachtet  werden,  in  welchem  der  Pro^ 
cos  der  Fettwaefiebildung  beginnt, 

D9S  damit  eingetretene  zweite  Stadium  oder  die 
Periode  der  beginnenden  Verseifung  charakterisirt 
sdi  durch  die  deutlich  wahrnehmbare  Umwandlung 
k»  Unterhantfettgewebes  in  Adipocire.  In  der  Zeit 
fom  Ende  der  6.  Woche  an  traten  in  E.*s  Versuchen 
HD  Panniculus  erst  undeutlich,  dann  immer  bestimm- 
ter die  Charaktere  fertigen  Fettwachses  hei*vor.  Das 
sibcatane  Fettgewebe  verliert  dabei  seinen  Glanz 
od  wird  weiss,  undurchsichtig,  krümlich  und  starr ; 
km  beflihlenden  Finger  setzt  es  jetzt  einen  viel 
starkem  Widerstand  entgegen,  als  normales  Fett- 
gewebe. Deutlich  sind  es  die  tiefern  Schichten, 
}gdche  zuerst  diese  Umwandlung  erfaliren,  Un- 
üittelbar  der  Muskulatur  anliegend  und  von  dieser 
fthr  deutlich  durch  Farbe  und  Consistenz  sich  ab- 
hebend, bilden  sich  die  ersten  Lagen  von  Fettwachs. 
Die  eigentliche  Haut,  d.  h.  die  Lederhaut,  ist  zu  die- 
ser Zeit  noch  deutlich  unterschieden  als  eine  gequol- 
lene, grau  hyaline,  an   der  Oberfläche  mit  einem 


glasigen  Schleime  bedeckte  Schicht.  Es  lässt  sich 
nun  genau  beobachten ,  wie  von  den  tiefen  Lagen 
des  Unterhaut/ettgewebes  aus  der  Process  pe- 
ripher, nach  aussen  hin  fortschreitet.  Nach  meh- 
reren Wochen  werden  die  Grenzlinien  der  Cutis  un- 
deutlich ;  dieselbe  ist  als  ein  viel  schmälerer  Streifen 
sichtbar,  wird  aber  schlüsslich  ganz  ununterscheid- 
bar  und  bildet  mit  dem  Fettgewebsadipocu^  eine 
gleichförmige,  weisse,  krümliche  Masse.  Zwischen 
dem  Ende  des  3.  und  dem  5.  Monat  ist  in  der  Regel 
dieser  Process  vollendet  und  die  Haut  erscheint  dann 
vollständig  verseift.  Gleichzeitig  mit  der  Haut  geht 
das  Knochenmark  in  Adipocire  über.  Erst  dann  folgt 
als  drittes  Stadium  die  Umwandlung  der  Muskulatur  u. 
der  Eiweisssubstanzen  überhaupt  in  Adipocire.  Sie 
ist  niemals  vor  Ablauf  des  3.  Monats  wahrnehmbar 
und  kann  selbst  nach  einem  Jahre  noch  unvollendet 
sein. 

Zum  Schluss  macht  Kr.  noch  darauf  aufmerk- 
sam, dass  der  Process  der  Fettwac/isbildung  den 
der  Fäulniss  durchaus  nicht  ganz  ausschliesst,  son- 
dern dass  sowohl  im  Wasser  wie  in  Erdgi*äbern  ein- 
zelne Köi'pertheile  faulen ,  andere  in  Adipocire  um- 
gewandelt werden  können.  (K  o  b  e  r  t.) 


II.     Anatomie  u.  Physiologie. 


337.  Ueber  den  Stillstand  der  Herzbewe- 
gong  durch  den  VerschiuBS  der  Kransarterien ; 
^n  den  DDr.  G.  S^e,  Boche fontaine  und 
Roussy.     (Compt.  rend.  1881.  Nr.  2.  p.  86.) 

Die  Vff.  operirten  an  curarisirten  Hunden,  die 
dorch  Morphium,  od.  Chloral,  od.  Moi*phium  u.  Chloral 
naammen  eingeschläfert  worden  waren  oder  Datn- 
rin  während  der Curarisation  erhalten  hatten.  Nach- 
dem die  künstliche  Athmung  eingeleitet  worden  war, 
worden  die  beiden  Kranzarterien  rasch  nacheinander 
in  ihrem  Ursprung  unterbunden.  Im  Verlauf  von 
1  oder  2  Minuten  hören  die  rythmischen  Contraktio- 
nen,  nach  einer  geringen  Verlangsamung,  plötzlich 
nf  nnd  werden  durch  ein  mehr  oder  weniger  hef- 
tiges Zittern  der  Muskelbündel  des  Herzens  ersetzt, 
di8  besonders  stark  am  rechten  Veu!rikel  hervor- 
tritt. Beide  Ventrikel  schwellen  an,  die  Herzohren 
ÜUIen  sich  mit  Blut  und  der  Puls  verschwindet.  Es 
nr  nicht  nothwendig,  beide  Arterien  an  ihrem  ür- 
^pnmg  zu  unterbinden ;  wurden  nach  Unterbindung 
der  hinteren  Coronaria  der  Ramus  auricularis  und 
^nlricalaris  der  vorderen  unterbunden,  so  trat  der 
gleiche  Erfolg  ein;  der  inteiTcntrikulare  Ast  war 
liier  Doch  wegsam  geblieben.  Die  Herzohren  zögern 
^en  Augenblick  in  ihrer  Bewegung,  nehmen  aber 
daninf  ihren  Rhythmus  wieder  auf,  der  erst  später 
und  m  langsamer  Verminderung  erlischt. 

Die  Unterbindung  des  Ram.  ventricularis  der 
vorderen  Kranzarterie  auf  der  Oberfläche  des  linken 
Ventrikels,  ebenso  eines  homologen  Astes  der  hin- 
teren Kranzarterie  erzeugte  dieselben  Erscheinungen ; 
dngieieben  die  Unterbindung  der  vorderen  Kranz- 
*^^  allein   oder  ihrer  beiden  Hauptäste.     Der 


Stillstand  trat  bei  der  Unterbindung  der  hinteren 
Kranzarterie  in  einem  Fall  nach  6  Minuten  ein ;  in 
einem  andern  Fall  verliefen  5  Minuten  ohne  merk- 
lichen Erfolg ;  mit  der  Unterbindung  der  vorderen 
Ki'anzarterien  erfolgten  sofort  unregelmässige  Gonvul- 
sionen  der  Kammern.  Durchschneidung  der  Vago- 
Sympathici  am  Halse  hat  keine  Einwirkung  auf  die 
Erscheinung ;  ebensowenig  Faradisirung  des  Brust- 
endes dieser  Nerven,  sowie  des  1.  Brustganglion; 
in  letzterem  Falle  traten  häufige  Contraktionen  der 
Herzohren  ein.  Der  Stillstand  der  Cirkulation  des 
Herzens  ändert  also  die  Contraktion  der  Muskelfasern 
in  der  Weise,  dass  dieselben  zur  rh3i;hmischen  Con- 
traktion unfähig  werden.  Die  Ventrikelfasern  be- 
finden sich  so  unter  Bedingungen,  die  jenen  ähnlich 
sind,  welche  durch  Faradisation  entstehen. 

(R  a  u  b  e  r.) 

338.  Die  elasüsohen  ElgenBOhaften  der 
Arterienwand ;  von  Dr.  C  h  a  r  l  e  s  S.  R  o  y.  (Jour- 
nal of  Physiology  III.  Nr.  2.  p.  125— 159.  1881.) 

Im  Laufe  von  Unteröuchungen  über  die  Form 
der  Pulswelle  hatte  Vf.  die  Nothwendigkeit  empfun- 
den, Über  einige  Punkte  der  Arterienelasticität 
experimentellen  Aufschluss  zu  suchen.  Die  an  Er- 
gebnissen reiche,  im  physiolog.  Institut  zu  Strass- 
burg  theilweise  ausgeführte  Arbeit  weist  mit  zahl- 
reichen Messungen  und  in  graphischer  Darstellung 
nach,  dass  die  elastischen  Verhältnisse  der  Arterien- 
wand den  Umständen  gut  angepasst  sind,  unter  wel- 
chen sie  beim  lebenden  Thiere  in  Wirkung  treten. 
Als  Röhren  betrachtet  sind  die  Arterien  am  meisten 
dehnbai'  durch  einen  solchen  Innendruck ,  welcher 


118 


U.     Anatomie  u.  Physiologie. 


während  des  Lebens  des  Thieres  im  Gefässe  vor- 
handen war.  Bei  einem  gegebenen  Thiere  ist  das 
Verhältniss  der  Volumzunahme  zur  Druckzunahme 
dasselbe  in  der  Aoiiia  wie  in  ihren  grossen  Aesten. 
Diess  gilt  jedoch  nur  für  den  ausgedehnten  Zustand. 
Im  nicht  ausgedehnten  Zustand  ist  die  Aorta  verhält- 
nissmässig  weiter  als  die  Femoralis  und  die  Caro- 
tiden. 

Die  Elasticität  der  Arterien  wird  viel  tiefer 
durch  allgemeine  Ernährungsstörungen  verändert, 
als  es  gewöhnlich  scheint.  Langsame  febrile  Pro- 
cesse  modificiren  die  Form  der  Elasticitätscurve  in 
höchst  auffälliger  Weise.  Wo  Marasmus  vor  dem 
Tode  bestand,  werden  die  Arterien  relativ  weiter 
gefunden  als  normal  und  sind  am  meisten  dehnbar 
durch  inneren  Druck,  der  0  gerade  übersteigt.  Was 
die  Wirkung  des  Alters  betrifH;,  so  ist  nur  in  der 
Jugend  die  Elasticität  den  Anforderungen  des  Orga- 
nismus vollkommen  angepasst 

Das  Verhältniss  der  Ausdehnung  von  Aoiiien- 
sti*eifen  zu  den  dehnenden  Gewichten  blieb  fast  das- 
selbe innerhalb  eines  Zwischenraums,  der  sich  von 
der  Kindheit  bis  zum  erwachsenen  Alter  erstreckt. 
Hieraus  folgt,  dass  die  Elasticität  der  Arterien  als  Röh- 
ren zunimmt ,  bis  sie  beim  Erwachsenen  ihren  vollen 
Durchmesser  erreicht  haben.  Im  höheren  Alter  er- 
wiesen sich  die  Arterien  immer  weniger  geeignet, 
den  an  sie  gestellten  Bedingungen  des  Haushalts  zu 
genügen.  (Raub  er.) 

339.  Venae  coronariae  ventrionli;  von 
Cand.  med.  Carl  M.  Fürst.  (Hygiea  XLHL  7. 
8.  381.  Juli  1881.) 

Die  Untersuchungen,  die  F.  an  11  Leichen  von 
Erwachsenen  und  einer  Eindesleichc  vorgenommen 
hat,  bestätigen  in  der  Hauptsache  Walsham's 
Beobachtungen  (Joum.  of  Anat.  and  Physiol.  XIV. 
4.  p.  399.  July  1880),  der  fand,  dass  2  getrennte 
Venen  der  kleinen  Curvatur  des  Magens  angehören, 
von  denen  die  grössere  von  rechts  nach  links  gegen 
die  Kardia  hin,  die  kleinere  von  links  nach  rechts 
gegen  den  Pylorus  hin  geht.  Die  grössere  kommt 
von  3  bis  4  Zweigen  am  Pylorus,  von  denen  einer 
mit  der  Vena  pylorica  anastomosirt ;  sie  folgt  dem 
Verlaufe  der  Art.  epigastrica  und  mündet,  nachdem 
sie  über  die  Art.  sptenica  hinweggegangen  ist,  in 
den  Pfortaderstamm.  Die  kleinere  Vene,  die  V.  py- 
lorica, die  auch  durch  mehrere  ersetzt  sem  kann,  ist 
von  unbedeutender  Grösse  und  mündet  ebenfalls  in 
die  Vena  portae.  Ebenso  stimmen  F. 's  Unter- 
suchungen auch  in  allen  Fällen,  ausser  in  einem,  mit 
Huschke's  Angabe  überein,  dass  die  Venen  den 
gleichnamigen  Ai*terien  folgen  und  in  den  Pfortader- 
stamm einmünden.  Fürst  injicirte  meist  vom  Pfort- 
aderstamme aus  unterhalb  dessen  Durchgang  durch 
das  Lig.  hepatico-duodenale,  nur  in  4  Fällen  von 
der  V.  mesenterica  superior  nach  aufwärts. 

In  allen  untersuchten  Fällen  mit  Ausnahme  von 
^inem  war  die  obere  Vene  die  eigentliche  Vene  des 


Magens  und  diese  V.  coronaria  ventriculi  superior 
ist,  nachdem  sie  den  Rand  der  kleinen  Curvatur  ver- 
lassen hat,  von  besonderem  Interesse  dadurch,  dass 
sie  zu  der  Bildung  desSeptum  bursarum  omentaliom 
(Lig.  gastro - pancreaticum)  beiträgt,  welches  den 
oberen  Rand  des  Foramen  omenti  majoris  bildet  und 
duroh  welches  die  vertikale  Bursa,  worin  der  Lobu- 
lus  Spigelii  liegt,  von  der  Bursa  omenti  majoris  ge- 
trennt wird. 

Die  Vena  coron.  ventr.  sup.  beginnt  mit  2  Zwei- 
gen in  der  Nähe  des  Pylorus.  Beide  Zweige  und 
die  Hauptvene  selbst  liegen  eingeschlossen  in  das 
Omentum  minus  an  der  kleinen  Curvatur  des  Magens 
und  gehen  nach  der  Kardia  hin.  Die  beiden  Zwdge 
nehmen  zulaufende  Venen  auf,  der  eine  von  der 
oben),  der  andere  von  der  antern  Fläche  des  Ma- 
gens, sowie  Urspnmgsvenen  vom  Pylorustractus; 
von  diesen  letzteren  Endzweigen  steht  einer  in  Ver- 
bindung mit  der  Vena  coron.  ventr.  inferior.  Gleich 
nachdem  die  beiden  Hauptzweige  sich  5  Otmtr.  von 
der  Kardia  entfernt  vereinigt  haben,  verlässt  die 
Hanptvene  den  Magen;  vorher  aber  nehmen  die 
Zweige  oder  die  Hanptvene  selbst  dicht  an  der 
Vereinigungsstelle  einen  oder  2  grosse  Zweige  vom 
Fundus  des  Magens  auf.  Nachdem  die  Vene  den 
Magen  verlassen  hat,  tritt  sie  in  die  Bildung  des 
Septum  bursainim  omentalinm  ein  und  kommt  in  den 
freien  Rand  der  Peritonäalfalte  zu  liegen ;  die  Ar- 
terie liegt  dicht  darüber.  Die  Vene  geht  im  Bogen 
nach  hinten,  unten  u.  etwas  nach  rechts,  senkt  sich 
hinter  das  Tuber  omentale  des  Pankreas,  geht  hinter 
die  Art.  hepatica  und  mündet  in  die  Pfortader ;  in 
1  Falle  mündete  sie  in  die  V.  splenica.  Constant 
hat  F.  in  die  V.  coronaria  ventr.  sup.  kleine  Venen 
einmünden  sehen,  die  theils  von  der  Kardia,  theils 
vom  Omentum  minus,  auch  von  der  Leberflfiche 
kamen.  In  1  Falle  mündete  die  V.  coron.  ventr. 
infer.  in  diese  Vene,  dicht  oberhalb  des  Eintritts  der- 
selben in  die  Pfortader;  in  diesem  Falle  bestand 
somit  nur  eine  V.  coron.  ventriculi.  Bei  der  ELinder- 
leiche  verhielten  sich  die  VV.  coron.  ventr.  ebenso, 
es  zeigte  sich  hier  sehr  schön,  wie  die  Vene  den 
freien  Rand  des  Septum  burs.  omenti  einnahm. 

Die  V.  coron.  ventr.  infer.  war  in  2  von  den  12 
untersuchten  Fällen  höchst  unbedeutend,  m  einem 
Falle  war  sie  grösser  als  sonst,  erreichte  aber  doch 
keine  so  grosse  Dicke  als  die  beiden  Hauptzweige 
der  V.  coron.  ventr.  superior.  In  1  Falle  war  diese 
Vene  dadurch  erweitert,  dass  die  Vene  im  Ligamen- 
tum gastropancreaticum  obliterirt  war,  und  das  Blut 
durch  Anastomosen  mit  der  V.  coron.  ventr.  infer. 
sich  den  Ausweg  gesucht  hatte;  2  Venen  gingen 
hier  von  der  Kardia  zum  Pylorus  und  anastomosir- 
ten,  gleich  dick,  5  Ctmtr.  von  der  Kardia  entfernt, 
mit  einander;  am  Ligam.  gastro-pancreaticnm  war 
die  vereinigte  Venenschlinge,  welche  die  Dicke  der 
Venenzweige  hatte,  etwas  niedergezogen  von  Binde- 
gewebe und  zahh*eiohe  Adhäsionen,  sowie  Verengong 
des  Foramen  burs.  omeut.  deuteten  auf  peritonitische 
Vorgänge.    Die  V.  coron.  ventr.  Inf.,  die  mitonter 


II.     Anatomie  u.  Physiologie. 


119 


als  ein  Zweig  zur  V.  pancreatico-duodenalia  zu  be- 
tnebten zu  sein  scheint,  nimmt  auf  ihrem  Verlaufe 
Mm  vom  Pankreas  auf,  von  letzterem  oft,  indem 
ae  dnreh  die  Drttsenmasse  geht.  Einmal,  wie  be- 
reits erwähnt,  mündete  sie  in  die  V.  coron.  ventr. 
sflperior,  2mal  in  die  V.  mesent.  superior,  5mal  in 
die  Vena  portae,  2mal  war  sie  so  unbedeutend,  dasa 
se  sich  kanm  Aber  den  Pylorus  erstreckte  und 
aciiwerlich  als  V.  coron.  ventr.  inf.  zu  rechnen  war. 
Tarn  er  hat  sie  selbstständig  in  die  Leber  einmfln- 
ka  sehen,  nachdem  sie  Zufluss  vom  Duodenum  und 
ran  Pankreaskopf  aufgenommen  hatte.  Diese  Vene 
ä  demnach  äasserst  variabel  und  oft  sehr  nnbedeu- 
tod  ond  doch  ist  es  diejenige,  die  durch  ihren  Ver- 
Inf  den  Beschreibungen  entspricht ,  die  man  von 
kt  eigentlichen  Vene  der  kleinen  Curvatur  des  Ma- 
|«Bfindet.  (Walter  Berger.) 

340.  Ueber  die  subcutanen  Venen  der 
Tordam  Bumpfgegend;  von  Dr.  E.  Harry 
Fenwick.  (Aroh.  f.  klin.  Chir.  XXVI.  3.  p.  668. 

1881.) 

Vf.  hat  seine  Untersuchungen  unter  Prof. 
Braune 's  I^itnng  in  Leipzig  angestellt  nnd  ist 
^1  zn  folgenden  Ergebnissen  gelangt. 

Die  bez.  Venenzweige  bilden  ein  Netz ,  aus  wel- 
diein  die  Venenstftmme  zu  den  Saugapparaten  der 
Possa  ovalis  des  Schenkels,  der  Achselhöhle,  der 
TeoenwiDkel  des  Halses  nnd  der  Intercostalräume 
gehen.  Zur  Fossa  ovalis  ziehen  starke  Stämme,  die 
Bit  den  Achselvenen  und  den  VV.  epigastricae  pro- 
iisdae  nnd  mamnuiriae  intemae  zusammenhängen. 
Auf  der  Thoraxfläche  zeigt  das  Venennetz  fast  qua- 
htische  Maschen.  Der  von  der  Achselhöhle  zur 
FoBst  ovalis  gebende  Venenstrang  hat  an  beiden 
Eaden  entgegengesetzt  gerichtete  Klappen.  Die 
Veneolste  am  Bauch  hängen  mit  der  V.  epigastrica 
pnf.  zusanmien,  bilden  Bogen  mit  neutralem  Mittel- 
stlek  und  haben  Klappen  an  beiden  Enden.  Die 
Goliiteralwege  der  Vena  cava  sind  gegeben  in  der 
V.  izygos  nnd  dem  Plexus  spinalis.  Bei  Oblitera- 
tioo  der  Vena  cava  sind  Ektasien  der  subcutanen 
Venen  dämm  nicht  nothwendig,  doch  kommen  sie 
"ör.  Die  VV.  epigastricae  prof.  hängen  mit  den 
Ibinmariae  int.  zusammen.  Das  Klappenverhältniss 
tilsprieht  den  vorher  genannten. Venenbögen.  Im 
ienfaralen  Mittelstflck  erhalten  sie  Zuflüsse  von  den 
Bnehdecken  nnd  von  der  Leber  durch  Venen,  welche 
&  obliterirte  Nabelvene  begleiten  (Sappey'sche 
Venen).  Die  Intercostalvenen  sibd  Gefksse,  welche 
fe  y.  mammaria  int.  mit  der  Azygos  verbinden 
iBd  an  beiden  Enden  entgegengesetzt  gerichtete 
^>pen  tragen.  Aus  dem  neutralen  Mittelstück 
fammt  ein  starkes  Abflnssrohr  zur  V.  axillaris.  Die 
WorUder  hat  starke  Collateralwege  in  den  accesso- 
'»Aen  Pfortadem.  Sie  hängt  ausser  andern  Ab- 
*«en  durch  Venen  am  Lig.  teres  mit  den  VV.  epi- 
S>>trieae  prof.  zusammen  und  auch  mit  den  Blasen- 
^.  Emmal  gelang  es ,  durch  Injektion  von  der 
^^^ifMet  aus  durch  die  Sappey'schen  Venen  neben 


dem  Abfluss  zn  den  V V.  epigastricae  prof.,  auch  einen 
Weg  auf  die  äussere  Seite  des  Nabels  zu  finden. 

Was  die  Methode  betrifft ,  so  wurden  die  Venen 
von  der  Arteria  cruralis  aus  mit  Leim  nnd  Berliner 
Blan  (T  hier  seh)  gefüllt.  Nach  Bestimmung  des 
Verlaufs  der  hauptsächlichen  Venenstämme  wurden 
an  nicht  injicirten  Leichen  die  Klappen  untersucht, 
um  Über  die  Stromrichtung  klar  zu  werden;  eben 
dazu  dienten  nach  den  verschiedensten  Richtungen 
ausgeführte  Injektionsversuche  mit  löslichem  Ber- 
liner Blau ,  Wasser  und  Qlycerin  am  Venensystem 
selbst.  (Raub  er.) 

341.  Ueber  das  Verhalten  der  Klappen  in 
den  Cruralvenen»  some  über  das  Vorkommen  von 
Klappen  in  den  grossen  Venenstämmen  des  Unter- 
leibes; von  Prof.  N.  Friedreich  in  Heidelberg. 
(Morphol.  Jahrbb.  VII.  2.  p.  323.  1881.) 

Die  Untersuchungen  beziehen  sich  auf  die  Lei- 
chen von  185  Individuen  beiderlei  Geschlechts  und 
verschiedenen  Alters.  Was  die  Cruralvenen  be- 
trifft, so  fand  sich  das  Vorkommen  von  Klappen 
überhaupt,  sowie  speciell  von  sufficienten  Klappen 
im  „obersten  Abschnitt^'  derselben  als  ein  der  Regel 
sich  näherndes  Verhalten  (74<>/o)  vor.  Als  oberster 
Abschnitt  der  Craralvene  ist  der  Theil  des  Gefässes 
bezeichnet,  welcher  vom  Poupart'schen  Band  5 
Ctmtr.  nach  abwärts  reicht.  Gewöhnlich  fanden 
sich  in  solchen  Venen,  deren  oberster  Abschnitt 
klappenfrei  war,  Klappen  an  einer  mehr  oder  min- 
der tiefera  Stelle ,  bis  zur  Einmündung  der  V.  pro- 
funda hin.  Ein  Mangel  an  Klappen  auch  innerhalb 
der  letztem  Strecke  wurde  bei  185  Leichen  12mal 
beiderseits,  lOmal  nur  rechts,  5mal  nur  links  vor- 
gefunden, nnter  370  Einzelvenen  demnach  39mal 
(10.5ö/o)-  Unmittelbar  über  der  Mündnng  der  V. 
profunda  befanden  sich  constant,  einen  Fall  ausge- 
nommen, Klappen.  Meist  besteht  der  Klappen- 
apparat ans  zwei ,  selten  aus  drei  Täschchen ,  ver- 
einzelt aus  einer  Tasche. 

Die  an  den  Klappenapparaten  vorkommenden 
Veränderungen ,  welche  Insufflcienz  bedingten ,  be- 
ruhten vorwiegend  auf  Reduktion  der  Segel,  mit  nnd 
ohne  Verdickung,  nie  auf  Fensterung  der  Segel.  In 
9.3<'/o  der  Fälle,  welche  überhaupt  Klappen  im  ober- 
sten Abschnitt  der  V.  cruralis  besassen ,  konnte  In- 
sufficienz  der  Klappen  nachgewiesen  werden.  Das 
Vorkommen  von  Klappen  in  den  VV.  iliacae  exter- 
nae  nnd  communes  war ,  wenigstens  was  die  erstem 
betrifft,  kein  seltenes,  während  in  der  Cava  inferior 
nie  eine  Klappe  gefunden  wurde.  Der  Satz ,  dass 
mit  dem  Eintritt  der  Schenkelvene  in  das  Abdomen 
die  Klappen  sich  verlieren,  entspricht  also  nicht  den 
thatsächlichen  Verhältnissen.  (Räuber.) 

342.  Bespirationsversuohe  am  aohlafenden 
Menaohen;  von  Dr.  L.  Lewin  in  Berlin.  (Ztschr. 
f.  Biol.  XVIL  1.  p.  71.  1881.) 

Vf.  berichtet  über  fünf,  mit  dem  Petienkofer'- 
sehen  Athemapparat  im  physiolog.  Institut  zu  Mün- 


120 


in.    Hygieine,  Diätetik,  Phannakologie  n.  Toxikologie. 


chcn  aosgef&hrte  Versnche.  Es  galt  zu  prflfeo,  wie 
sich  die  SauerstofTeinDahme  und  Eohlensäoreabgabe, 
sowie  das  Verhältniss  des  aufgenommenen  zu  dem 
in  der  Kohlensäure  enthaltenen  Sauerstoff  (d.  h.  der 
respiratorische  Quotient)  bei  dem  Menschen  während 
des  Schlafes  gestaltet. 

Im  tiefen  Winterschlaf  wird  vom  Murmelthier 
beträchtlich  mehr  Sauerstoff  aufgenommen,  als  in 
der  ausgeschiedenen  Kohlensäure  enthalten  ist,  so 
dass  der  respiratorische  Quotient  bis  auf  33  herab- 
sinkt; es  rührt  diess  wohl  von  der  Ansammlung 
noch  nicht  völlig  oxydirter  Zeifallprodukte ,  z.  B. 
von  Glykogen,  her.  Im  ChloraUcklafe  und  in  der 
Morphiumnarkose  des  Hundes  findet  sich  dagegen 
bei  sehr  geringer  Kohlensänreansscheidung  u.  Sauer- 
stoffaufnahme (ohne  Zufuhr  von  Kohlehydraten)  ein 
höherer  Quotient  als  normal,  ebenso  nach  den  frühem 


Versuchen  von  Pettenkof  er  u.  Volt  beim  schla- 
fenden Menschen  nach  tüchtiger  Arbeit  unter  Tags 
und  nach  reichlicher  Eiweissaufnahme.  Es  konnte 
diess  nur  davon  heiTühren ,  dass  das  aus  dem  Ei- 
weiss  abgespaltene  Fett  bei  der  Ruhe  während  dea 
Schlafes  nicht  weiter  angegriffen  und  daher  unzer- 
setzt  abgelagert  wird. 

Aus  den  neuen  Versuchen  am  Schlafenden  geht 
hervor ,  dass  die  Abweichungen  vom  mittlem  Quo- 
tienten keinenfalls  beträchtliche  sind ,  so  dass  wäh- 
rend des  Schlafs  für  gewöhnlich  weder  eine  erheb- 
liche Aufspeicherung  von  Sauerstoff  stattfindet  wie 
beim  schlafenden  Murmelthier,  noch  eine  Abgabe 
von  vorher  aufgespeicherten;  dass  also  im  Grossen  a. 
Ganzen  auch  hier  die  einmal  angegriffenen  Moleküle 
völlig  bis  in  die  letzten  Ausscheidungsprodukte  zer- 
fallen. (Raub  er.) 


III.     Hygieine,  Diätetik ,  Pliarmalcologie  u.  Toxilcoiogie. 


343.  Die  Wirkung  einiger  Alkaloide  auf 
die  Körpertemperatur;  nach  Untersuchungen 
von  Rikfalvi,  Nappendruck  und  Veress 
mitgetheilt  von  Prof.  A.  Högyes.  (Arch.  f.  exper. 
Pathol.  u.  Pharmakol.  XIV.  1—2.  p.  113.  1881.) 

Die  Messungen  wurden  sämmtlich  im  Mastdarm 
vorgenommen ;  die  Versuchsthiere  waren  E^inchen. 
ZurFixirungderThiere  wurden  3  Methoden  benutzt. 
Die  erste  bestand  darin,  dass  nach  Czermak  Kopf 
und  Becken  bei  ausgestreckten  Vorder-  und  Hinter- 
extremitftten  fixirt  wurden.  Nach  der  2.  würde  blos 
das  Becken  fixirt  bei  ausgestreckten  Hinterextremi- 
täten ,  während  der  Kopf  frei  blieb  und  die  Vorder- 
extremitäten in  natürlicher  Lage  befestigt  wurden. 
Bei  der  3.  Methode  endlich  wurde  das  Becken  des 
Thieres  in  natürlicher  sitzender  Stellung  fixirt,  wäh- 
rend der  Kopf  frei  blieb.  Der  Abkühlungsverlauf 
ist  im  Grossen  und  Ganzen  bei  allen  3  Methoden 
derselbe.  Als  Resultat  ergab  sich,  dass  Sirychnin^ 
Nicotin,  Pikrotoxin  und  Veratrin  auf  die  Körper- 
temper atur  erhöhend  einwirken,  Chinin  «.  Aconi- 
tin  dagegen  vermindernd.  Eine  unbestimmte  Wir- 
kung besitzen  Muscarin  und  Curare,  indem  jenes 
ein  wenig  vermindernd ,  dieses  bald  erhöhend ,  bald 
vermindernd  zu  wirken  scheint.  (K  o  b  e  r  t.) 

344.  Ueber  denEinfluss  der  Alkaloide  des 
Opium  auf  den  Chemismus  der  Athmung ;  von 
S.  F  n  b  i  n  i  in  Turin.  (Moleschott's  Untersuch.  Xll. 
5—6.  p.  563.  1881.) 

Da  durch  die  beiden  bahnbrechenden  Arbeiten 
von  Hans  Meyer  über  das  Eisen  und  über  den 
Phosphor  (Jahrbb.  CXC.  p.  232)  das  Interesse  der 
Pharmakologen  auf  Blutgasanalysen  vergifteter  Thiere 
gelenkt  worden  ist ,  begrüssen  wir  es  als  ein  glück- 
liches Ereigniss,  dass  fast  gleichzeitig  damit  in  Turin 
in  ganz  ähnlicher  Weise  Untersuchungen  angestellt 
worden  sind. 

Unter  den  zahlreichen  Lücken ,  die  in  den  Stu- 
dien über  die  Opiumalkaloide  noch  bis  in  die  neueste 


Zeit  unausgefüllt  geblieben  waren,  war  nämlich  be- 
sonders fühlbar  der  Mangel  an  Beobachtungen  über 
den  Einflnss  dieser  Substanzen  auf  den  Stoffwechsd. 
So  ist  es  z.  B.  noch  immer  nicht  entschieden ,  ob, 
wie  Pfeuffer  angegeben  hat,  dem  Morphium  das 
Vermögen  zukommt,  der  Consumtion  des  Organis- 
mus bei  der  Lungenschwindsucht  Einhalt  zu  thnn. 
Weiter  haben  einige  Aerzte,  namentlich  E ratsch- 
mer  in  Wien  (1871)  in  dem  Opium  in  grossen  Do- 
sen (1.2  Grmm.  Extr.  pro  die)  einen  mächtigen  Mo- 
di6kator  der  Zuckerharuruhr  gefunden  zu  haben  be- 
hauptet u.  s.  w.  Genug,  es  waren  theoretische  und 
praktische  Gründe  genug  vorhanden ,  zunächst  ein- 
mal den  Chemismus  der  Athmung  beim  Gebrauch 
von  Opiumalkaloiden  einer  nähern  Prüfung  zu  unter- 
ziehen. 

Als  Versachsthiere  dienten  Hnnde,  KaDinchen,  weisse 
Wanderratten  und  Tauben.  Die  zu  prüfenden  Stoffe  wur- 
den subcutan  injicirt.  Das  bei  den  Versnoben  benntxte 
Verfahren  war  dasselbe,  welches  Fnbini  und  Mole- 
schott bereits  bei  ihren  Studien  über  den  Einflnss  des 
bunten  Lichtes  auf  die  CGj-Exhalation  angewandt  hatten 
(vgl.  Jahrbb.  CLXXXVn.  p.  232). 

Das  Thier  wurde  unter  eine  Glasglocke  gebracht,  die 
mit  ihrem  abgeschliffenen  Bande  auf  einer  ebenfaUs  ge- 
schliffenen Glasplatte  ruhte.  Ein  Gemisch  aus  10  Th. 
Talg,  10  Th.  Schweinefett  und  2  Th.  Wachs  sicherte  die 
genaue  Anschmiegung  des  untern  Randes  der  Glasglocke 
an  die  Glasplatte.  Der  Rauminhalt  der  Glocke  weohselte 
von  4 — 12  Liter.  An  der  tubulirten  Glocke  war  oben  ein 
Pfropf  angebracht,  durch  dessen  Achse  ein  in  den  Hohl- 
raum der  Glocke  eintauchendes  Thermometer  und  seitlich 
2  Glasrohren  durchgesteckt  waren ,  deren  eine  bis  anf 
den  Boden  der  Glocke  reichte  und  in  ihrem  Verlaufe  mit 
kreisrunden  Löchern  versehen  war,  während  die  ändert^ 
den  untern  Rand  des  Pfropfes  nur  wenig  überragte. 
Durch  die  längere  Röhre  strömte  die  Luft  in  die  Glocke 
ein,  nachdem  sie  vorher  durch  eine,  die  Bmchtheile  von 
1  Liter  messende  Riedinger*8che  Gasuhr,  sodann  durch 
eine  mit  concentrirter  KalUösung  gefüllte  WouUfsche 
Flasche  und  durch  eine  mit  Chlorcalciumstückchea  an- 
gefQUte  Dumas'sche  Eprouvette  gegangen  war.  Bei  ihrem 
Eintritt  in  die  Glocke,  unter  der  das  Thier  sich  befand, 
war  also  die  Luft  von  Kohlensäure  und  Wasserdämpfen 
befreit.  Aus  der  Glocke  strömte  sie  unter  dem  Zug» 
eines  Pumpwerkes  durch  ein  anderweitiges  Böhrensystem 


in.     HygieinC;  Diätetik;  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


121 


IdiniB,  wobei  sie  zunäehst  abermals  von  Wasserdämpfen 
befreit  wurde  nnd  sodann  ihren  Kohlensäuregehalt  abgab. 
Zu  ersfterem  Zwecke  dienten  2  U-f5rmige  Rühren,  welche 
mit  H3SO4  benetzte  Glasperlen  enthielten.  Die  Abgabe 
derKobleniBäare  geschah  in  3  weiter  folgenden  Marchand'* 
sehen  U-f5rmigen  Rohren,  welche  täglich  neu  gefallt  wur- 
den, und  zwar  die  erste  mit  vorher  erhitztem  Natronkalk, 
die  beiden  andern  mit  Aetzkalistückchen.  Die  Adspira- 
tion  der  Lnft  geschah  mittels  einer  Bnnsen'schen  Luft- 
wasserpampe.  Die  Versuche  wurden  bei  diffusem  Tages- 
kkt  nnd  einer  sieh  im  Gänsen  gleichbleibenden  Tempe- 
ntiir  angestellt.  Die  Versnchsthiere  bekamen  eine  sich 
stets  gleich  bleibende  Kost.  Jeder  Versuch  dauerte  etwa 
S  Standen.  Die  erhaltenen  Werthe  wurden  später  auf 
100  Onnm.  Thier  und  24  Stunden  Zeit  umgerechnet. 

HiDsichtlich  des  Morphium  lag  eine  Arbeit  vor 
TOB  H.  V.  Boecky  deren  Ergebniss  dahin  lautet, 
to  der  Gebrauch  von  Morphium  die  Zersetzung  der 
idekstoffhaltigen  Substanzen  um  ein  sehr  Geringes 
Tennindert.  Weiter  hatten  Bezold  n.  Gscheid- 
len  gefunden,  dass  das  Morphium  die  Respirations- 
ficquenz  herabsetzt,  und  aus  den  Versuchen  L  e  i  c  h  - 
te listern 's  wissen  wir,  dass  unter  dem  Einflüsse 
des  Morphium  beim  Kaninehen  sowohl  die  Frequenz 
ÜB  die  liefe  der  Athemzttge  sich  verringert.  Hinsicht- 
lich des  Einflusses  des  Morphium  auf  den  Chemis- 
D08  der  Athmnng  endlich  liegt  nur  eine  Arbeit  von 
r. Boeck  und  Bauer  vor.  Aus  derselben  geht 
liervor,  dass  derEinfluss  des  Morphium  auf  den  Gas- 
iostausch  bei  der  Katze  und  beim  Hunde  ein  diame- 
tnl  entgegengesetzter  ist ,  indem  das  Mittel  bei  der 
Katze  eine  Zunahme  der  Wasser-  und  Kohlensäure- 
usscheidung  u.  der  Saueratoffaufnahme,  beim  Hunde 
iltgegen  eine  Herabsetzung  dieser  3  Faktoren  be- 
wirkte. Gerade  deshalb  dehnte  Fnbini  seine  Un- 
tersDchungen  auf  mehrere  Thierspecies  aus.  Hun- 
deo,  Kaninehen  und  Tauben  injidrte  er  O.Ol  Grmm. 
Morph,  muriat,  Meerschweinchen  und  Wanderratten 
dagegen  nur  0.006  Gramm.  Nach  diesen  Dosen  ge- 
iug  es  ihm ,  bei  Hunden  und  Kaninchen  eine  ziem- 
lich beträchtliche  Verminderung  der  Kohlensäure- 
Exhalation  zu  constatiren,  sie  betrug  100 :  51  beim 
Himde  und  100 :  53  beim  Kaninchen,  wobei  unter 
100  die  Menge  der  vom  normalen  Thiere  ausge- 
Khiedenen  GO9  gemdnt  ist.  Auch  bei  Meerschwein- 
eben  wurde  unter  dem  Einflüsse  des  Morphium  dne 
starke  Abnahme  der  Kohlensäureausscheidung  beob- 
Khtet,  nämlich  von  100 :  79 ;  bei  der  Wanderratte 
^egen  brachte  die  Injektion  des  Mitteis  eine  Zu- 
uhme  der  Kohlensäureproduktion  hervor.  Bei  der 
Tiobe  erlitt  der  Chemismus  der  Respiration  gar 
^e  Aenderung  durch  den  Einfluss  des  Morphium, 
vag  einen  neuen  Beweis  dafür  liefert,  dass  die  Vögel 
gegen  Morphium  viel  weniger  empfindlich  sind  als 
^^thiere.  In  der  That  ertragen  ja  auch  Tauben 
and  Hühner  Morphium  in  Quantitäten,  welche  einen 
erwachsenen  Mann  tödten  könnten.) 

Bd  den  Versuchen  mit  Codein  war  die  Dosirung 
^ea  Mittels  dieselbe  wie  bei  denMorphiumversuchen. 
^  Bxhalation  von  Kohlensäure  sank  danach  beim 
Kaninchen  (100:72),  bei  der  Taube  (100:76), 
Mm  Hunde  (100 :  85)  und  beim  Meerschweinchen 

Med.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hit.  2, 


(100 :  84),  während  bei  der  Wanderratte  eine  Aen- 
derung derselben  nicht  stattfand. 

Dem  Narcein  wird  unter  sämmtlichen  Opium- 
alkaloiden  von  Gl.  Bernard  die  stärkste  hypno- 
tische Wirkung  zugeschrieben.  Bei  gleicher  Dosis 
sollen  die  Thiere  danach  tiefer  eingeschläfert  wer- 
den als  durch  Godein  (von  dem  0.05  Grmm.  einen 
mittelgrossen  Hund  einschläfern).  Der  Nai*ceinschlaf 
ist  nach  Gl.  B.  durch  tiefe  Ruhe  und  das  Fehlen  der 
Empfindlichkeit  für  Geräusche,  wie  sie  beim  Mor- 
phiumschlafe beobachtet  wird,  gekennzeichnet.  B. 
prüfte  die  Wirkung  des  Narcein  an  Hunden,  Katzen, 
Kaninchen,  Meerschweinchen,  Ratten,  Tauben,  Sper- 
lingen und  Fröschen ,  nnd  fand  sie  durchweg  sehr 
stark;  auch  Debout  nnd  B6hier  erzielten  damit 
am  Menschen  eine  sehr  günstige  hypnotische  Wir- 
kung. Andere  Aerzte  dagegen  theilen  den  Enthu- 
siasmus B  e  r  n  a  r  d  *s  für  das  Narcein  durchaus  nicht. 
In  F  u  b  i  n  i  's  Versuchen  bewii'kte  O.Ol  Grmm.  salzs. 
Narcein  beim  Hunde  eine  Verminderung  der  COg- 
Ausscheidung  von  100: 62  nnd  beim  Kaninchen  von 
100 :  89.  Bei  der  Taube  und  beim  Meerschwein- 
chen wurde  kdne  bedeutende  ModifiJsation  der  COg- 
Exhalation  wahrgenommen;  bei  der  WandeiTatte 
wurde  sie  nach  0.005  Grmm.  von  100 :  82  ver- 
mindert. 

Das  Narcoün  ist  eins  der  noch  am  wenigsten 
untersuchten  Opiumalkaloide.  Rabutean  giebt 
an,  dass  er  von  dem  Salzsäuren  Salze  dieses  Alkaloi- 
des  bis  0.4  Grmm.  eingenommen  habe,  ohne  irgend 
eine  Veränderung  (in  seinem  Harne)  wahrzunehmen. 
Fnbini  fand,  dass  es  in  der  Gabe  von  O.Ol  Grmm. 
die  GO^-Exhalation  beim  Kaninchen  von  100:68, 
beim  Meerschweinchen  und  der  Taube  gar  nicht  än- 
dert ,  beim  Hunde  eine  Verminderung  von  100 :  90 
bedingt,  während  die  Dosis  von  0.005  Grmm.  bei  der 
Wanderratte  eine  Vermindenmg  von  100:92  her- 
beiführt. 

Das  Thebcin  ist  nach  Gl.  Bernard  das  gif- 
tigste Opiumalkaloid ;  0.1  Grmm.  des  salzsauren 
Salzes,  in  die  Venen  eines  Hundes  von  7 — 8  Kilo- 
grmm.  eingespritzt ,  tödtete  das  Thier  binnen  5  Mi- 
nuten. Fubini  hatte  öfters  Gelegenheit,  wahrzu- 
nehmen, dass  O.Ol  Grmm.  desselben  bei  kleinen 
Kaninchen  nnd  Meerschweinchen  sehr  rasch  den  Tod 
herbeiführte.  Eine  constante  Erscheinung  bei  den 
durch  Thebaininjektion  vergifteten  Tauben  waren  hef- 
tige Brechbewegungen,  wie  sie  nach  andern  Opium- 
alkaloiden  nie  so  regelmässig  eintreten.  Rabu- 
tean nahm  von  dem  Mittel  0.1  Grmm.  auf  einmal, 
ohne  erhebliche  Aenderungen  in  seinem  Harne  nach- 
weisen zu  können.  Zu  den  Respirationsversnchen 
injidrte  Fubini  Hunden  O.Ol,  Kaninchen  und  Tau- 
ben 0.005,  Meerschweinchen  und  Wanderratten  nur 
0.003  Grmm.  salzs.  Thebain.  Danach  liess  sich  bei 
Meerschweinchen  keine  Abnahme,  sondern  eine  Zu- 
nahme der  COa- Ausscheidung  von  100: 118  consta- 
tiren ;  bei  Hunden  u.  Kaninchen  bewirkte  das  Mittel 
zwar  eine  COa-Verminderung ,  aber  in  ziemlich  ge- 

16 


122 


III.    Hygieinc;  Diütetik;  Phanoakologie  u.  Toxikologie. 


ringem  Maasse ;  bei  der  Taube  endlich  betrag  die 
Vermindernng  100:79  und  bei  der  Wanderratte 
100:84. 

Ueber  die  BeeinfloBSung  des  Stoffwechsels  durch 
Papaverin  liegen  keine  Angaben  vor,  nur  Schroff 
giebt  an ,  dass  der  Harn  beim  Gebrauche  desselben 
weder  qualitativ,  noch  quantitativ  ge&ndert  werde. 
Fubini  gab  von  salzs.  Papaverin  Hunden,  Kanin- 
chen und  Tauben  O.Ol,  Meerschweinchen  u.  Ratten 
aber  nur  0.005  Gramm.  Danach  vermindeiiie  sich 
bei  der  Taube  die  COg -Ausscheidung  von  100 :  79, 
beim  Hunde  und  der  Hatte  von  100 :  90  und  beim 
Kaninchen  von  100:92.  Beim  Meerschweinchen 
war  dagegen  gar  keine  Aenderang  wahrzunehmen. 

Für  denArat  geht  aus  dieser  Arbeit  hervor,  dass 
Morphium  im  höhern  Grade  als  alle  andern  Opium- 
alkaloide  den  Stoffnmsatz  zu  verlangsamen  im  Stande 
ist,  dass  daher  dieses  Mittel  bei  Kr.,  die  einer  schnel- 
len CoDSumption  unterliegen,  also  namentlich  bei 
Phthisikern,  unbedingt  indicirt  isty  atieh  wenn  es 
nicht  als  schmerzstillendes  Mittel  wirken  soll. 

(Kobert.) 

345.  Ueber  die  therapeutische  Verwen- 
dung des  HyoBcinum  hydroohlorieum  und 
hydrojodioum ;  von  Prof.  Edlefsen  und  Dr. 
Illing.  (Med.  Centr.-Bl.  XIX.  23.  1881.) 

Prof.  Ladenburg  hat  aus  dem  sogen,  amor- 
phen Hyoscyamin  von  Merck  das  reine,  von  ihm 
Hyoscin  benannte,  Alkaloid  dargestellt,  welches  mit 
Jodwasserstofisäure  eine  krystallinische,  mit  Chlor- 
wasserstoffsäure eine  amorphe  Verbindung  eingeht 
Beide  Salze  sind  nach  den  Versuchen  in  der  unter 
Prof.  E.'s  Leitung  stehenden  Poliklinik  in  Kiel  sehr 
wirksame  und  zuverlässige  Medikamente.  In  ihrer 
Wirkung,  welche  bei  dem  Hyosc.  hydrojod.  etwas 
stärker  hervortritt ,  stehen  beide  Satee  dam  Atropin 
am  nächsten.  Ob  und  wie  weit  sie  sich  von  diesem 
in  Bezug  auf  die  Qualität  der  Wirkung  unterscheiden, 
können  Vff.  noch  nicht  bestimmen.  Bei  gewissen 
Krankheitszuständen ,  bei  denen  das  Atropin  mit 
wechselndem  oder  zweifelhaftem  Erfolg  zur  Verwen- 
dung kommt,  scheint  jedoch  das  Hyoacin  und  beson- 
ders das  Hyosc.  hydrojod.  eine  mehr  conatante 
und  sichere  Wirkung  auszuüben,  tbeils  vielleicht, 
weil  man  dasselbe  in  verhältnissmässig  grössern  Do- 
sen als  das  Atropin.  sulph.  ohne  üble  Nebenwirkun- 
gen geben  kann,  theils  auch  vielleicht,  weil  dem 
Hyoscin  in  mittlem  Gaben  ausser  den  bekannten 
Wirkungen  des  Atropin  noch  eine  beruhigende, 
schlafinachende  Wirkung  zukommt.  Uebrigens  be- 
stehen auch  bei  dem  Hyoscin  in  Bezug  auf  die  Tole- 
ranz individuelle  Verschiedenheiten. 

Als  Einzeldose  verwendeten  Vff.  bei  Erwachse- 
nen 1.2Mgrmm.  der  Base  =0.0018  Hyosc.  hydro- 
jod. (Lösung  von  0.045 :  100,  theelöffelweise).  Die 
Dosis  von  1.5  Mgrmm.  Hyoscin  in  Form  des  Hyosc, 
hydrojodicum  rief  bei  einem  erwachsenen  Kr.  Uebel- 
keit  und  Trockenheit  im  Halse  hervor.  Bei  einem 
Kr.,   der  30  Minuten  nach   dem  Einnehmen   von 


1.8  Mgmm.  dieselbe  Dosis  von  Hyosc.  hydnjod. 
nahm,  traten  Vergiftungserscheinungen  (Delirien, 
Sehstörungen,  Trockenheit  im  Halse,  Unsicherheit 
des  Ganges)  auf,  während  derselbe  früher  von  dem 
H.  hydrochl.  amorph,  fast  die  vierfache  Dosis  ohne 
Schaden  genommen  hatte.  —  Bei  einer  jugendlichen 
weiblichen  Kr.  rief  schon  die  Dosis  von  1  Mgrmm. 
der  Basis,  Abends  genommen ,  leichte  Accommoda- 
tioBSstöruBgen  hervor,  die  sk)h  noeh  in  den  ersten 
Morgenstunden  bemerkbar  machten.  Vff.  haben 
beide  Salze  —  selten  mehr  als  2mal  täglich  1.2 
Mgrmm.  der  Basis  —  in  folgenden  Fällen  ange- 
wendet. 

Sechs  Fälle  von  Keuchhusten  bei  Kindern  (Hyosc. 
hydrochlor.  amorph.)  0.025  ^) :  100  Grmm. ,  2mal 
täglich  (1  Theelöffel) :  entschieden  günstige  Wirkung 
in  3,  zweifelhafte  in  3  Fällen. 

Sechs  Fälle  von  Asthma  (Hyoa^  l^drochl., 
später  nnrl^drojod.  0.03 :  100  Ormm. ,  1— 2Bal 
tägl.  1  Theelöffel).  In  allen  Fällen  wnrde  der  An- 
fall abgekürzt  oder  bedeutend  gemildert ;  in  1  Falle 
trat  nach  ungewöhnlich  grosser  Dosis  vollständige 
Conpimng  des  An£ilb  und  bedentende  Verlängenuig 
der  Pause  zwischen  2  Anfällen  ein. 

Zwei  Fälle  von  schwerer  Enteralgie  —  gleiche 
Dosis  wie  bei  Asthma  — :  rasche  und  vollständige 
Beseitigung  der  Schmerzen. 

Ein  Fall  von  Epilepsie  (Abends  1.2  Mgrmm.  in 
Form  des  Hyosc.  hydrojod.):  Verminderung  der  Zahl 
der  Anfälle. 

Vff.,  welche  genauere  Mittheihmgen  in  Anssicht 
stellen,  bemerken  noch,  dass  bei  den  Versuchen  die 
Dosen  stets  nach  Theelöffeln  abgemessen  wnrden 
und  deshalb  vielleicht  durchgehends  etwas  kleiner 
ausgefallen  sind ,  als  die  angegebenen.  Zur  subco- 
tauen  Injektion  darf  man  nach  ihrer  ErfUimng  bei 
Erwachsenen  nicht  mehr  als  ^/^  Mgnnin.  der  Basis 
ea  ay^  Mgrmm.  des  Hyosc.  hydrojod.  als  Einzeldosis 
verwenden,  so  lange  nicht  die  individuelle  Brnpfilng- 
lichkeit  festgestellt  ist  ( W  i  n  t  e  r.) 

346.  Uebor  da«  Oonohinin  und  aeiae  the- 
rapeutinohe  Verwendimg ;  von  Dr.  Joseph 
Frendenberger.  (Dentsches  Aroh.  f.  Uin.Med. 
XXVI.  5.  6.  p.  577.  1880.) 

F.  theilt  zahlreiche  Beobachtungen  mit,  welche 
er  im  klin.  Institut  zu  Mttnchen  angestellt  hat,  um  za 
prüfen,  in  wie  weit  das  Chinin  durch  das  viel  billi- 
gere und  jenem  isomere  Conchinin  («»  BetacUnin 
V.  Beyningen's  und  Chinidin  Pasteur*s)  ersetzt  wer- 
den könne.  Um  dasselbe  auf  seine  Reinheit  zu 
prüfen,  erwärmt  man  1  Th.  des  Sulphat  mit  20  Th. 
Wasser  bis  auf  60« ,  ftagt  dann  1  Th.  Jodkaliom 
hinzu,  rührt  die  Masse  einige  Male  um ,  lässt  sie  er- 
kalten und  filtrirt  nach  etwa  1  Std.  die  Flüssigkeit 
vom  Niederschlage  ab.     Auf  Zusatz  von  Ammoniak 


1)  Die  Zahlen  beziehen  sich  sammtUch  aaf  die  Ba- 
sis, welche  sich  im  Hyosc.  hydrojodiemn  sun  Sali  M 
genau  wie  1 : 1.5  verhält. 


in.    Hygieine,  Diätetik,  Phai*makologie  u.  Toxikologie. 


123 


nun  Filtntt  bleibt  dann  die  Mischnng,  wenn  sie  rein 
ist,  vdllig  klar.  Eine  grössere  Beimischang  anderer 
ddotsalze  ericennt  man  daran ,  dass,  wenn  man 
1  Th.  des  Solphat  mit  80  Th.  Wasser  5  Min.  bei 
60*0.  digerirt  hat,  ein  Znsatz  von  krystall.  Natro- 
Kati  tartarieom  die  Lösung  trübt. 

Es  s^gte  sich  nnn  ssunttchst  bei  54  Typhnskran- 
ken,  welche  znsammen  lOOmal  je  2  Grmm.  Oon- 
etnnin  erbalten  hatten,  in  7lVo  ^^rQabeneineTem* 
pentorerniedrignng  von  mindestens  2*,  in  9  Fällen 
logtf  eine  solche  von  S^  und  darflber  ohne  eigent- 
lieiie  CoUapsQserseheinnngen ,  ein  Resultat,  wie  es 
iiiefa  Mf  der  Leipziger  Klinik  erhalten  wurde  ^).  Das 
Wiederansteigen  der  Temperatur  erfolgte  hierbei 
odit  plötzlich ,  sondern  ganz  albnälig ,  hier  und  da 
nter  Zackenbildung.  Zumeist  hatte  das  Fieber  bis 
ADD  Abend  des  1.  Tages  nach  der  Gonchiningabe 
Kioe  volle  Hohe  wieder  erreicht.  Ganz  selten  dauerte 
OK  niedrigere  Temperatur  selbst  noch  länger  als 
dea  flbernächsten  Tag  an. 

Auch  bei  andern  Krankheiten  mit  typischem 
fMerverianf  (Pneumonie,  Erysipelas)  zeigte  sich 
das  Conchinln,  In  gleicher  Gabe  wie  das  Chinin  an- 
gewandt, als  ein  kräftig  wirkendes  Antipyretikum. 
Wir  die  Remission  eine  ungenügende  oder  stieg  die 
Temperatur  rasch  wieder,  so  erwies  sich  eine  Mor- 
geopbe  von  noch  1  Grmm.  als  sehr  wirksam. 

Hitmaeh  läiut  sich  nach  Vf.  ein  durchgrei^ 
finder  Untersehied  zwischen  Chinin*  u.  Conchmin* 
whmg  nicht  erkennen.  Es  scheint  zwar  zuweilen 
der  Temperaturabfkll  nach  Oonchiningaben  rascher 
enntreten  als  bei  Chinin,  dafür  aber  die  durch  letz- 
teres erzielte  Remission  länger  anzudauern ;  allein 
raeh  dieses  Verhältniss  ist  durchaus  nicht  constant. 

Auch  bei  Intermiitens  (4  Fälle)  zeigte  sich  das 
CoBciimiD,  entsprechend  den  Berichten  aus  andern 
Kraftkenhänsern,  gleich  wirksam  wie  Chinin. 

In  Vergleich  mit  dem  salieyU,  Natron^  welches 
ii  einigen  Fällen  mit  typischem  Fieberverlauf  neben 
dem  Conchinin  angewendet  wurde,  zeigte  sich,  dass 
6—10  Grmm.  des  erstem  ungef^lhr  die  gleich  tiefe 
Remission  erzengen  wie  2  Grmm.  Conchinin.  Aller- 
dings erfolgt  das  Ansteigen  nach  Salicylgaben  meistens 
Itogssmer  als  nach  Conchinin ;  die  Nebenwirkungen 
der  Salieylfläure  sind  jedoch  entschieden  nnange- 
Khiner  und  heftiger. 

Die  Nebenwirkungen  des  Conchinin  sind  im 
Wesenttichen  dieselben  wie  bei  Chinin,  nur  tritt  sehr 
nffittlig  das  Erbrechen  hervor.  Dasselbe  erfolgt 
jt^  meistens  erst  geraume  Zeit  nach  der  zweiten 
&be,  selten  schon  nach  der  ersten,  in  nur  ganz 
vengen  Fällen  nach  beiden  Gaben ;  es  ist  deshalb, 
nmtl  bei  der  schnellen  Resorption  des  Conchinin, 
^  hemmender  Einfluss  auf  den  Temperatnrabfall 
dsdmrcb  nicht  zu  befürchten.  Eine  zweite  Erschei- 
UBg  ist^  wie  auch  nach  Chinin,  fast  stets  Stuhlver- 
■Klmmg ,  fiamer  Ohrensausen  und  Schwerhörigkeit. 

OVgl.  Strfimpell:  Berl.  klin.  Wchnschr. XY. 46. 
W78.  -  Jatebb.  CLXXXU.  p.  74. 


Der  Puls  wird  nach  Conchinin  um  36,  bez. 
24,  12  Schläge  herabgesetzt,  ausgezeichnet  dicrot, 
die  Welle  höher. 

In  2  Fällen  von  Typhus  trat  plötzlicher  Tod 
bald  nach  Einnehmen  von  Conchinin  ein,  nach  voraus- 
gegangenem Magenschmerz ,  und  Vf.  räth ,  in  allen 
den  Fällen  davon  abzusehen,  wo  bereits  Herzschwäche 
oder  ein  Reizungszustand  in  der  Vagusausbreitnng 
vorhanden  ist. 

F.  glaubt  nach  dem  Ergebniss  seiner  Unter- 
suchungen das  weit  billigere  Conchinin  als  ein  dem 
Chinin  in  der  Wirksamkeit  gleich  stehendes  Mittel 
empfehlen  zu  können.  (0.  Naumann.) 

347.  Die  Fluoride  als  Heilmittel ;  von  Dr. 
J.  M.  DaCosta,  Prof.  in  Philadelphia.  (Arch.  of 
Med.  V.  3.  253.  June  1881.) 

Die  Fluorverbindungen  waren  bisher  als  Heil- 
mittel so  gut  wie  gar  nicht  angewandt  worden  und 
man  kannte  nur  die  ätzenden  Wu*kungen  des  Fluor- 
wasserstoffs. [Doch  hatte  letztem  H  a  s  t  i  n  g  s  (spec. 
treatm.  of  pulm.  consumpt.  London  1854)  angeblich 
mit  Erfolg  bei  Phthisis  gegeben  und  Maumen^ 
will  nachFluomatiium  bei  einer  Hündin  einen  kröpf- 
ähnlichen  Zustand  beobachtet  haben  (Gaz.  dePar.  39. 
1854)].  Die  Ergebnisse,  zu  welchen  DaCosta 
bei  Anwendung  der  aus  reiner  Fluorwasserstoffsäure 
dargestellten  Kalium-,  Natrium-  und  Eisenpräparate 
gekommen  war,  sind  insofern  von  Interesse,  als  die- 
selben ,  so  lange  sie  überhaupt  angewendet  werden 
konnten,  auf  die  betr.  Krankheiten,  nämlich  subakute 
Rheumatismen  und  Ischias,  eine  ganz  erhebliche 
Wirkung  ausübten,  indem  sie  unter  starker  Vermeh- 
rung der  Harnausscheidung  die  Schmerzen  bedeutend 
mässigten,  u.  zwar  ohne,  wie  nach  Brombehandlung, 
eme  allgemeine  Depression  oder  Schläfrigkeit  zu  er- 
zeugen. Leider  musste  die  Kur,  für  welche  Da  C. 
das  Kaliumßuorid ,  zu  0.3  Grmm.  3stflndlich  ge- 
geben, als  das  wirksamste  Präparat  empfiehlt,  stets 
schon  nach  einigen  Tagen  wegen  einti*etender  hef- 
tiger Magenreizung  (Brechneigung,  Appetitverlust) 
unter-,  resp.  abgebrochen  werden,  worauf  dann  auch 
die  Schmerzen  wiederkehrten.  Die  Temperatur  wurde 
während  derselben  kaum  beeinflusst,  der  Puls  von 
100  auf  90  Schläge  herabgesetzt. 

In  Gaben  von  0.6 — 1.2  Grmm.  bewirkt  das 
Kaliumfluorid  mit  grosser  Sicherheit  Erbrechen,  ohne 
nachfolgende  Depression.  Nach  Anwendung  der 
Eisenpräparate,  desEisen-Fluorid  u.  Fluorflr,  welche 
in  Form  des  Elixir  (Lösung  in  Spir.  vini  unter  Zu- 
satz vonOl.CinnamonioderAurantii)  oder  desSyrup 
(unter  Zusatz  von  0.12 — 0.25  Grmm.  Acidi  citr. 
auf  120  Grmm.  der  Mischung),  und  zwar  in  der 
Gabe  von  0.30  Grmm. ,  verabreicht  wurden,  traten 
die  Erscheinungen  der  Eisenresorption  auf.  Allein 
dieselben  erregten  sehr  bald  Uebelkeit  und  ihr  Ge- 
brauch musste  bald  aufgegeben  werden.  Nach  Da  C. 
wären  kleine  Gaben  bei  Bnlimie  und  Neigung  Kam 
Trünke  verwendbar« 


124 


ni.     Hygieine,  Diätetik,  Phannakologie  u.  Toxikologie. 


Gleichzeitig  mit  D  a  G.  wandte  W  o  a  k  e  s  (Lan- 
cet  I.  14;  April  1881)  das  Fluor,  und  zwar  bei 
Kropf  an  in  Form  reiner  Flusssäure,  von  deren  halb- 
proc.  Lösung  er  15 — 30  Tropfen  3mal  des  Tages 
nehmen  iiess.  Das  Mittel  konnte  lange  genug  fort- 
gesetzt werden ,  um  denselben  oder  noch  grossem 
Erfolg  zu  zeigen ,  als  man  ihn  nach  Jodbehandlung 
eintreten  sieht.  Aber  auch  Woakes  beobachtete 
gleiche  Magenstörungen  wie  Da  Gosta. 

(0.  Naumann.) 

348.  Heber  daa  Quecksilber  in  der  medi- 
cinischen  Therapie ;  von  Dr.  M.  S  k  j  e  1  d  e  r  u  p. 

(Tidsskr.  f.  prakt.  Med.  1.  1881.) 

Von  der  Anwendung  des  Quecksilbers  in  der 
Syphilis  absehend,  bespricht  Skj.  nur  die  Anwen- 
dung und  den  Nutzen  des  Quecksilbers  bei  Krank- 
heiten derRespirationswege,  bei  Unterleibsleiden  und 
Affektionen  der  weiblichen  Qenitalorgane. 

Zunächst  empfiehlt  er  es  bei  der  bei  Emphyse- 
matikern vorkommenden  Disposition  zu  Bronchial- 
katarrh,  dem  Catarrhus  siccus,  der  sich  durch  Ge- 
schwulst in  der  Schleimhaut  ohne  weitere  Sekretion 
äussert  und  in  Folge  der  Behinderung  des  freien 
Luftdurchgangs  durch  die  feinern  Bronchien  zu  mehr 
oder  weniger  starken  asthmatischen  Beschwerden 
Veranlassung  giebt.  Durch  ,,Pilulae  hydrargyri  et 
bulb.  Scillae''  (ana  1  Grmm.  zu  15  Pillen),  frtth  eine 
und  Abends  2  genommen ,  soll  in  akuten  Fällen  im 
Verlaufe  von  einigen  Tagen ,  in  chronischen ,  selbst 
solchen,  die  den  verschiedenen  Mitteln  getrotzt 
haben,  im  Verlaufe  von  einer  Woche  eine  mehr  oder 
weniger  vollständige  Erleichterung  herbeigeführt  wer- 
den. Wenn  die  Dyspnoe  nicht  ganz  besonders  stark 
ist,  so  dass  sie  den  Schlaf  raubt,  ist  keine  gleich- 
zeitige Anwendung  von  Narkoticis  erforderlich. 

Eine  analoge  Wirkung  hat  die  lokale  Anwendung 
von  Galomel  bei  Schnupfen  und  Laryngitis.  Bei 
dem  sogen.  Stockschnupfen  (GataiThus  siccus  nasi) 
bringt  Aufschnupfen  von  Galomel  und  Zucker  (zu 
gleichen  Theilen  3 — 4mal  täglich)  rasche  Besserung, 
bei  Laryngitis  ist  Einblasen,  Imal  täglich,  sehr 
zweckdienlich. 

Bei  hartnäckiger ,  verschiedenen  andern  Mitteln 
trotzender  Diarrhöe  empfiehlt  Skj.  eine  Zeit  lang 
Anwendung  kleiner  Gaben  Galomel  (6 — 8  Mgrmm., 
4mal  täglich,  in  Verbindung  mit  3 — 5  Gtgrmm. 
Magn.  usta  oder  5 — 10  Gtgrmm.  Kreide).  Die  dün- 
nen, oft  missfarbigen,  stinkenden  Ausleerungen  neh- 
men bald  ein  natürlicheres  Aussehen  an  und  werden 
normal.  Bei  Kindern  ist  diese  Therapie  bekannt  ge- 
nug, aber  auch  bei  Erwachsenen  kann  man  ein  gutes 
Resultat  erwarten. 

Bei  den  während  des  Puerperium  aufti-etenden. 
Farametriten  und  Perimetriten  mit  ausgebreiteter 
Peritonitis  leistet  energische  Anwendung  von  Galomel 
mit  lokalen  Blutentziehnngen  sehr  gute  Dienste.  In 
Fällen,  wo  Blutegel  aus  manchen  Gründen  nicht 
angewendet  werden  konnten,  hat  Skj.  vom  Galomel 


allein  eine  so  rasche  Wirkung  gesehen ,  dass  ee  ihm 
unmöglich  vorkommt,  an  der  Wirksamkeit  dieses 
Mittels  in  solchen  Fällen  zu  zweifeln;  wenn  indessen 
typhöse  Fiebererscheinungen  als  Symptome  einer 
septischen  Vergiftung  vorhanden  sind ,  hat  8  k  j.  in 
solchen  Fällen  nur  vorübergehenden  Nutzen  vom 
Galomel  gesehen.  Bei  den  rein  entzündlichen  For- 
men wird  das  Galomel  nach  Skj.  am  besten  in  Ga- 
ben von  10 — 15  Gtgrmm.  alle  2  Std.  bis  zur  be- 
ginnenden Salivation  oder  reichlicher  Diarrhöe  an- 
gewendet ;  von  einzelnen  grossen  Gaben  hat  er  nicht 
dieselbe  gute  Wirkung  gesehen.  Bei  ansgebreiteterer 
genuiner  Peritonitis  ausserhalb  des  Puerperium  kann 
man  nach  Skj.'s  Erfahrungen  nicht  denselben  Nutzen 
vom  Galomel  erwaiien ;  wenn  sich  aber  die  Ea*ank- 
heit  in  die  Länge  zieht,  während  die  akuten  Sym- 
ptome schwinden,  ist  nach  Galomel  in  kleinen  Gaben 
oder  besser  Sublimat,  in  Milch  genommen,  baldige 
Wendung  zum  Bessern  wahrzunehmen. 

Bei  chronischer  Metritis  wirkt  Quecksilber- 
behandinng  vortheilhaft  auf  Beseitigung  der  Schmer- 
zen, rascher  aber  hebt  sie  die  begleitende  Perimetritis. 

(Walter  Berger.) 

349.   Toadkologisohe  Mittheüungen. 
1)  Phosphor. 

Folgenden  Fall  von  akuter  Phosphorvergiftung 

mit  tödtlichem  Ausgange,  in  welchem  der  Leichnam 

3Mon.  nach  der  Beerdigung  untersucht  wurde,  theiit 

Dr.  H.  Friedberg  in  Breslau  (Virchow's  Aich. 

LXXXUI.  3.  p.  501.  1881)  mit  i). 

Die  Ehefrau  des  Maurers  A.,  weloher  am  15.  Febr. 
in  einem  Alter  von  46  J.  an  Himschlaf?  starb,  hatte  bei 
Lebzeiten  des  Letztern  wiederholentlich  geäussert ,  dass 
sie  ihn  vergiften  wurde.    In  Folge  dessen  wurde  3  Mon. 
nach  der  Beerdigung  die  gerichtliche  Exhumation  vorge- 
nommen.   Das  Grab  lag  hoch  and  geschützt,  das  Grand- 
wasser  hatte  die  Sohle  desselben  niemals  erreicht.    Beim 
Eröffnen  des  gat  erhaltenen  Sarges  war  nur  ein  sehr 
schwacher  Modergeruch  wahrzunehmen.   Die  Leiche  war 
auffallend  gut  conservirt,  so  dass  Schnarr-  und  Backen- 
bart noch  festsassen.    Die  Angapfel  waren  allerdings  zer- 
stört und  die  Nägel  der  Finger  und  Zehen  abgelöst,  der 
Banch  dagegen  nur  massig  aufgetrieben  und  ohne  grfine 
Verfärbung  der  Wandungen.  Die  MandhÖhlenschleimhant 
war  sogar  noch    hellroth  und  die  Bauchspeicheldrüse 
„zeigte  nichts  Regelwidriges^,  war  also  noch  flieht  ver- 
fault. Das  Gehirn  war  ein  formloser  Brei.  Da  die  Sektion 
keinen  direkten  Sohloss  aaf   die  Todesart  gestattete, 
wurden  Speiseröhre,  Magen,  Dünndarm  mit  Inhalt,  Stüclie 
von  Milz,  Niere,  Leber,  Herz,  Lungen,  Gehirn  und  die 
Gallenblase  chemiseh  untersueht  und  darin  zwar  kein 
flreier  Phosphor,  wohl  aber  phoephorige  Säure,  Arsen  and 
Antimon  nachgewiesen.  Eine  bei  dem  Zuhälter  der  Witwe 
vorgefundene  Schachtel  mit  Mäusegift  enthielt  Bacillen, 
die  aus  Phosphor,  phosphoriger  Säure,  Arsen,  Antimon 
u.  s.  w.  bestanden.     Durch  das  weitere  gerichtliche  Ver- 
fahren wurde  festgestellt,  dass  A.  am  10.  Febr.  Mittags 
eine  sehr  reichliche  aus  Klössen,  Fleisch  und  Mehlbruhe 
bestehende  Mahlzeit  genossen  hatte ,  welche  von  seiner 
Frau  mit  dem  Mäusegifte  versetzt  worden  war.    Einige 
Stunden  nachher   begann    die  Krankheit,   weiche  am 
15.  Febr.  den  Tod  herbeiführte.    Eine  ärztUche  Behand- 
lung hatte  nicht  stattgefunden.  Unter  den  Erscheinungen, 


>)  Für  die  Uebersendung  dankt  verbindlich  Wr. 


f 


III.     Hygieine,  Diätetik^  Phannakologie  u.  Toxikologie. 


125 


«etehe  A.  während  der  Krankheit  dargeboten  hatte,  wur- 
den von  den  Zeugen  besonders  grosser  Durst,  häufiger 
DmehfaU,  Ikterae,  blaue  Ringe  um  die  Augen  und  hoch- 
indige  EntkrÜtimg  herrorgehoben ,  während  das  Be- 
witflsetn  Bioht  getrfibt  war. 

Das  gerichtsiirztiiche  Öatachteii  lautete  dahin, 
duB  A.  in  Folge  von  Vergiftaog  dui'ch  Phosphor 
pfltorben  sei,  and  zwar  stfltzte  sich  dasselbe  darauf, 
das  iD  dem  Magen ,  dem  Darme ,  den  Nieren ,  der 
Leber,  dem  Herzen  u.  verschiedenen  andern  Theilen 
der  Leiche  3  Mon.  nach  dem  Tode  noch  phosphorige 
Sowre  vorgefonden  worden  war.  Das  Schwurgericht 
Tmirtiieilte  die  Frau  wegen  vorsätzlicher  Beibrin- 
gaog^  von  Gift,  wodurch  der  Tod  eines  Menschen 
fenirsacht  worden  war,  zu  10  Jahren  Zuchthaus. 

Phosphor^  und  Strychninvergiftung  lag  in  fol- 
•Bidem  Falle  vor,  Ober  welchen  James  Donald 
^Stfgow  med.  Joum.  XV.  p.d20.  April  1881)  be- 
seitet. 

J.  A.,  22  Jahre  alt,  Arbeiter,  wurde  am  23.  Jan. 
1S81  fai  das  Krankenhaus  zu  Glasgow  gebracht.  Die 
Hilde  des  Kr.  waren  geballt,  die  Daumen  eingeschlagen 
L  die  Arme  wurden  krampfhaft  in  halbgebeugter  Stellung 
fckalten ;  die  Augäpfel  rollten  beständig  umher  und  die 
6«äehtBmu8keln,  welche  krampfhaft  zuckten,  boten  das 
Bfld  des  RisuB  sardonicus  dar.  Die  Muskeln  des  Rückens, 
iesBaaches  und  der  Brust  waren  ebenfalls  spastisch  con- 
tnhirt.  Besonders  stark  war  die  Contraktion  der  Nacken- 
ndfifiekenmuskehi,  so  dass  der  Ausbruch  von  Opistho- 
&aii8  fortwährend  zu  befGrchten  war.  Die  Muskeln  der 
Bäie  waren  stark  contrahirt  und  die  grossen  Zehen  ein- 
«irts  und  aufwärts  gebogen . 

Von  Zeit  zu  Zeit  Uessen  die  Krämpfe  nach,  began- 
Mn  tber  beim  leisesten  Geräusch  von  Neuem.  Das  Be- 
■vsstsein  war  erhalten  und  Fat.  beantwortete  alle  an  ihn 
ferichteten  Fragen.  Wenn  man  die  Brust  oder  das  Abdo- 
KD  des  Kr.  mit  der  Fingerspitze  berührte,  wurden  nicht 
nr  Sehmerzen  empfunden ,  sondern  auch  Convulsionen 
ttgelfist.  Die  Pupillen  waren  während  der  Paroxysmen 
■ekr  oder  weniger  erweitert  und  während  der  freien  In- 
temOe  etwas  verengert. 

Pat.  klagte  über  Schmerzen  im  Epigastrium  und  be- 
ind  ach  in  einem  Zustand  stärkster  Aufregung.  Er  gab 
a,  daes  er  wegen  schlechter  Familienverhältnisse  sich 
M  einem  Drognisten  für  60  Pfennige  Rattengift  (Gibson's 
Tnmin  killer)  u.  in  einem  anderen  Laden  für  30  Pfennige 
Pbosphorpaste  gekauft,  diese  unter  Porter  gemischt  und 
fitnmken  habe.  Eine  halbe  Stunde  später  sei  er  plötz- 
H  vie  Ton  einem  elektrischen  Schla^o  (betroffen  umge- 
taBen  imd  habe  vollständig  die  Fähigkeit  sich  zu  bewegen 
od  zu  sprechen  verloren.  In  diesem  Zustande  sei  er 
>icli  Hanse  geschafft  worden  und  habe  kurz  darauf  dun- 
^önliche ,  leuchtende  Massen  erbrochen ;  auch  habe 
*BB  Athem  im  Dunkeln  geleuchtet. 

Die  Diagnose  wurde  demgemäss  auf  eine  Ver- 
^iftoog  mit  Strychnin  und  Phosphor  gestellt,  obwohl 
to  letztere  nur  ein  von  Zeit  zu  Zeit  wiederkehren- 
^^  Erbrechen  wässrigen  Schleimes  sprach. 

Die  Therapie  richtete  sich  nur  gegen  die  Strych- 
Bin?ergiftang  und  bestand  in  Dan'eichimg  von  Brom- 
Uimn  und  Chloralhydrat. 

Nach  der  2.  Dose  von  1.8  Grmm.  Chloral  fühlte  sich 
^.  entiehieden  besser ;  die  Schmerzen  hatten  aufgehört 
■Bd  die  Krämpfe  soweit  abgenommen,  dass  ein  mehrstün* 
%r  Schlaf  möglich  war.  Nachmittags  6  Uhr  wurde  noch 
Okoni  ridni  (30  Grmm.)  verordnet.  Am  24.  hatten  die 
^^^iB^vlnooen  gänzlich  aufgehört,  aber  es  bestand  Er- 
tneelien  grfiniicher  Bfassen  und  Unfähigkeit,  etwas  Festes 


zu  geniessen.  Am  25.  war  deutliche  Gelbsucht  vorhan- 
den. Die  Schmerzen  im  Epigastrium  hatten  sehr  zuge- 
nommen und  das  Erbrechen  hielt  an.  So  blieb  der  Zu- 
stand bis  zum  28. ,  unter  Delirien  und  Koma  trat  der 
Tod  ein. 

Sektion.  Im  Perikardium  30  Grmm.  röthliche  Flüs- 
sigkeit. Herz  schlaff;  in  der  rechten  Hälfte  eine  massige  • 
Menge  dunkelrothen  klumpigen  Blutes,  in  der  linken  fast 
nichts.  Herzfleisch  blase  und  mürbe.  In  den  unteren 
Partien  der  rechten  Lunge  ein  grosser  Ast  der  Pulmonal- 
arterie  verstopft  durch  einen  dunkelfarbigen,  weichen 
Thrombus.  Im  Magen  dunkelbraunes  Flnidum ;  die  Mu- 
cosa  desselben  durchweg  schieferfarbig,  nur  im  Fundus 
in  Weiss  übergehend.  Milz  klein  und  weich.  Nieren 
von  normaler  Gestalt;  Rinde  gelb -braun  mit  rothen 
Flecken  an  den  Stellen  der  Malpighi'schen  Körperchen. 
Rechter  Leberlappen  blassgelb  bis  orangefarbig,  hier  und 
da  auch  purpurn.  Lebergewebe  weich,  theilweise  sogar 
breiartig.  Schleimhaut  des  Schlundes,  Kehlkopfes  und 
der  Speiseröhre  injicirt ;  die  rechte  Tonsille  leicht  ulcerirt. 
Gehirn  normal. 

Einen  an  den  vorigen  erinnernden  Fall  von  Phos- 
phorvergiftung beschreibt  6ren feil  (Lancet  I.  1; 
April  1880.  p.  644).  Es  haudelte  sich  um  eine 
durch  dieselbe  Phosphorpaste  zn  Stande  gekommene 
Selbstvergiftung,  bei  der  es  ebenfalls  zn  deutlicher 
Phosphorescenz  des  Athems  kam.  Durch  Brech- 
mittel gelang  es,  dem  Ikterus  und  dem  letalen  Aus- 
gange vorzubeugen.  Im  Verlaufe  der  Genesung 
setzten  einmal  Respiration  und  Herzschlag  scheinbar 
aus,  so  dass  die  Einleitung  kflnstlicher  Athmung 
nöthig  wurde. 

Danillo  (Petersb.  med.  Wchnschr.  XVII. 
p.  133.  1880)  sah  bei  Hunden  nach  akuter  Phos- 
phorvergiftnng  deutliche  Myelitis  auftreten,  die 
rapid  verläuft  und  mit  Hämorrhagien  und  massen- 
hafter Pigmentbildung  verbunden  ist.  Das  Pigment 
war  Schwarzroth,  durchscheinend,  in  Essigsäure  und 
verdünnter  Kalildsung  löslich,  lag  unmittelbar  an 
den  Gefl&ssen  an  und  fand  sich  am  reichlichsten  in 
der  Hals-  und  Lendenanschwellung  des  Rücken- 
markes, und  zwar  in  der  grauen  Substanz  um  den 
Canalis  centralis  herum  und  in  den  dem  Comu  late- 
rale entsprechenden  Partien ;  weniger  reichlich  war 
es  in  der  weissen  Substanz  zu  finden.  -  Danillo 
hält  es  für  möglich,  dass  auf  diese  parenchymatöse 
Entzündung  des  Rückenmarkes  einzelne  Symptome 
des  Phosphorismus  acutus  zu  beziehen  sind. 

Durch  die  Phosphorvergiftung  wird  ein  Eingriff 
in  den  Organismus  bewirkt,  welcher  mit  einem  ab- 
normen Untergange  von  stickstoffhaltigem  Körper- 
gewebe verbunden  ist.  Gleichzeitig  treten  Verän- 
derungen im  Stoffwechsel  ein,  durch  welche  die 
stickstoffhaltigen  Substanzen  nicht  bis  in  ihre  End- 
produkte, also  besonders  Harnstoff  gespalten  wer- 
den, sondern  als  Körper  ausgeschieden  werden, 
welche  wohl  Vorstufen  des  Harnstoffes  sind. 

A.  Fraenkel  und  F.  Röhmann  (Ztschr.  f. 
physiol.  Chem.  IV.  6.  p.  439.  1880)  halten  es  fftr 
wahrscheinlich,  dass  die  Leber  diejenige  Stätte  ist, 
wo  unter  normalen  Verhältnissen  der  Harnstoff  ge- 
bildet wird  und  wo  bei  der  akuten  Leberatrophie 
und  zuweilen  bei  Phosphorvergiftung  diejenigen  Vor« 


126 


ni.     Hygieine,  Diätetik,  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


änderungen  auftreten,  welche  znr  Ausscheidung  von 
Leucin  nnd  Tyrosin  führen.  Die  Beziehangen  der 
abnormen  Stoffwechselprodukte  znr  Leberfunktion 
schienen  daher  einer  weitem  experimentellen  Ver- 
folgung werth. 

Zu  den  Versuchen  wurden  hungernde  Hfihner  be- 
nutzt, die  durch  innerliche  Verabreichung  von  Phosphor 
vergiftet  wurden.  Sämmtliche  Exkremente  wurden  sorg- 
fältig gesammelt  und  analysirt.  Der  Stickstoff  derselben 
wurde  theils  nach  Dumas,  theils  durch  Verbrennen  mit 
Natronkalk  bestimmt.  Die  Bestimmung  der  Harnsäure 
geschah  in  folgender  Weise.  1 — 2  Grmm.  Koth  wurden 
genau  abgewogen  und  wiederholt  mit  siedendem  Alkohol 
extrahirt.  Die  extrahirte  Masse  wurde  mit  ca.  l.Sproc. 
Natronlauge  gekocht  und  durch  ein  Papierfilter  flitrirt. 
Aus  dem  Filtrate  wurde  die  Harnsäure  durch  Salzsäure 
gefällt  nnd  zur  Zersetzung  der  sich  dabei  bildenden  ham- 
sanren  Salze  in  der  Wärme  digerirt.  Nach  48stnndigem 
Stehen  auf  Eis  wurde  der  Niederschlag  auf  einem  gewo- 
genen Filter  gesammelt  und  mit  kaltem  Wasser  bis  zum 
Verschwinden  der  Chlorreaktion  ausgewaschen.  Correk- 
1  ioii  nach  Z  a  1  e  s  k  y .  Schlüsslich  wurde  der  Niederschlag 
auf  dem  Filter  noch  mit  absolutem  Alkohol  so  lange  ge- 
waschen, bis  das  Filtrat  farblos  ablief,  und  dann  getrock- 
net nnd  gewogen. 

Die  Versuche  ergaben,  dass  mit  dem  Eintreten 
der  Phosphorvergiftung  trotz  Hungern  die  Ans- 
scheidnng  der  Harnsäure  und  des  Stickstoffs  über- 
haupt sehr  steigt,  dass  die  Intoxikation  also  einen 
enorm  vermehrten  Zerfall  der  stickstoffhaltigen  Kör- 
perbestandtheile  bewirkt.  Während  ferner  im  nor- 
malen Hungerzustand  der  Stickstoff  znm  bei  Weitem 
grössten  Theile  nicht  als  Harnsäure  ausgeschieden 
wird,  sondern  wahrscheinlich  als  Harnstoff  nnd 
Ammoniak,  nahm  bei  der  Phosphorvergiftung  die 
Menge  der  Harnsäure  nicht  nm*  absolut,  sondern 
auch  relativ,  d.  h.  auf  Kosten  der  andern  N-haltigen 
Kdrper,  zu. 

Diese  abnorm  reichliche  Harnsäureausscheidung 
der  Vögel  bringen  Vff.  in  Analogie  zu  dem  Auf- 
treten von  Leucin  und  T3rrosin  im  Harn  der  durch 
Phosphor  vergifteten  Menschen.  Sie  nehmen  an, 
dass  die  unter  Mitwirkung  von  Sauerstoff  vor  sich 
gehenden  Processe,  welche  sonst  zur  schlttsslichen 
Bildung  von  Harnstoff  beim  Menschen  und  Harnstoff 
und  Ammoniak  neben  Hainsäure  bei  den  Vögeln 
führen ,  unter  dem  Einflüsse  des  eine  Herabsetzung 
der  Oxydationsvorgänge  bedingenden  Phosphor,  wie 
dort  eine  Ausscheidung  von  Tyrosin  und  Lencin,  so 
hier  vonHarnsänre  in  abnormer  Menge  bewirken. 

Bei  sämmtlichen  Versuchsthieren  wui*den  ausser- 
dem Zähinngen  der  rothen  Blutkörperchen  (nach 
der  Methode  von  Hayem)  vorgenommen.  Diese 
ergaben,  dass  im  Hnngerzustande  (ohne  Phosphor) 
durch  Eindickung  des  Blutes  die  Zahl  der  rothen 
Blntkörperchen  eher  zu-  als  abnimmt,  dass  dagegen 
nach  der  Phosphorvergiftung  der  hungernden  lliiere 
die  Anzahl  der  rothen  Blutkörperchen  anfangs  all- 
mälig,  dann  ganz  rapid  sich  veimindert.  Diese  Ver- 
mindernng  beweist  deutlich,  in  wie  hohem  Grade 
die  Oxydationsvorgänge  bei  der  Phosphorvergiftung 
beeinti^htigt  sein  müssen,  und  unterstützt  die  An- 
ndiaunng,  nach  welcher  die  beobachtete  Alteration 


des  Stoffwechsels  in  direkter  Beziehung  zur  Herab 
Setzung  der  Oxydation  steht 

2)  Einen  neuen  Beleg  für  die  ffätutiffe  Wirkung 
des  Cldoralhydrat  bei  Vergiftung  durch  Strych 
nin  liefei*t  folgender  von  Oeorge  Gray  (Bril 
med.  Joum.  March  27.  1680)  mit^theilter  Fall 
der  übrigens  noch  durch  den  günstigen  Ausgang 
trotz  der  grossen  Menge  des  Giftes,  das  verschluck 
worden  war,  bemerkenswerth  erscheint. 

Pat.,  ein  86  J.  alter  Mann,  bot,  als  ihn  Vf.  1  Stdc 
nseh  dem  Einnebmen  des  Giftes  sah,  die  aoBgepriigte 
Symptome  einer  schweren  Strychnin-Vergiftnng  dar  an 
da  der  Versach,  den  Mund  mit  Gewalt  zu  öffnen,  eioei 
neuen  Krampf  auf  all  zur  Folge  hatte,  versuchte  Vf.  wäli 
rend  der  krampfflreien  Intervalle  durch  eine  vorhanden 
Zahnlücke  Chloralhydrat  (7.50 :  60.00  Grmm.)  theel5ffel 
weise  beisubringen.  Nach  10  Min.  war  der  Kinnbackea 
krampf  soweit  gehoben,  dass  Vf.  glaubte,  die  Magenpumpi 
einfuhren  zu  können ;  doch  beschränkte  er  sich  yorläafl( 
auf  Darreichung  eines  Emetikum  ans  1.80  Grmm.  Zint 
sulph.,  dem  er  3.75  Grmm.  Tannin  folgen  Hess,  was  abei 
wieder  weggebrochen  wurde.  Nach  einer  Stunde  wurdi 
nochmals  Ghloral  (2  Grmm.)  gegeben  und  die  Haut  künst 
lieh  erwärmt,  der  Rest  des  Ghloral  aber  einige  Standet 
später  verabreicht.  Pat.  hatte  zwar  nicht  geschlafen, 
f&hlte  sich  aber  behaglicher,  hatte  nicht  wieder  er 
brochen,  auch  keine  Gonvnlsionen  gehabt.  Zwei  Tag« 
später  konnte  Pat.  wieder  an  seine  Arbeit  gehen. 

Weitere  Nachforschungen  ergaben,  dass  Pat.  ca< 
1.20—1.30  Grmm.  eines  Strychnin  enthaltenden  Ratten- 
pulvers nach  reichlichem  Genüsse  von  Branntwein  ver- 
schluckt  hatte.  Er  war  bald  darauf  unwohl  geworden, 
hatte  sich  ein  Mal  erbrochen  und  darauf  ein  Pfund  g»- 
schmolzene  Butter  verschluckt.  Die  Untersuchung  de« 
Giftes  ergab,  dass  dasselbe  96Vo  Strychnin  enthielt. 

Zur  Erklärung  des  h5chst  auffallenden  Umstandes, 
dass  das  Leben  trotz  der  so  grossen  Menge  des  ver- 
schluckten Giftes  erhalten  blieb,  nimmt  Vf.  an,  dass  eii 
Theil  desselben  durch  das  Erbrechen  wieder  entleert,  die 
Aufsaugung  desselben  aber  durch  die  grosse  Menge  det 
im  Bfagen  enthaltenen  (Spirituosen)  Flüssigkeit  und  die 
zerlassene  Butter  wesentlich  gehemmt  worden  sei. 

3)  Einen  Fall  der  sehr  selten  vorkommenden 
Vergiftung  durch  bitlere  Mandeln ,  von  welcher 
Taylor  (Med.  jurispmdence)  nur  2  Beispiele  kennt, 
beobachtete  J.  B.  B  a  k  e  r  (Brit.  med.  Joum.  July  1 
1S81.  p.  12)  bei  einem  38  J.  alten  Manne,  welcher, 
kurz  bevor  er  in  das  Spital  gebracht  wurde,  ohn- 
mächtig nmgefallen  war. 

Als  ihn  B.  zu  sehen  bekam,  war  Kranke  gef9hllo0 
nnd  oollabirt,  athmete  angestrengt  und  schnappend,  war 
cyanotisch  nnd  hatte  einen  sehr  schnellen  Pnlsschlag.  An 
den  Lippen  haftete  dunkler  Schleim;  die  Zahnreihea 
waren  fest  aufeinander  gepresst,  die  Pupillen  eng  nnd 
gegen  Berührung  und  Licht  unempfindlich.  Die  Extre- 
mitäten kalt.  Der  Spitzenstoss  des  Herzens  war  schwach, 
das  Abdomen  etwas  aufgetrieben,  Koth  Jedoch  unwillkür- 
lich abgegangen.  Auf  der  Brust  hörte  man  beiderseito 
Schleimrasseln. 

Mit  Hülfe  der  Magenpumpe  wurde  eine  Pinte  toI! 
dicker  brauner  Flüssigkeit  entfernt,  die  kleine  weisif 
Partikel  enthielt  und  stark  nach  Blausäure  roch.  Sodad^ 
wurde  der  Magen  noch  mit  warmem  Wasser  ausgewaschen^ 
Hierauf  collabirte  Pat.  aber  noch  mehr  und  der  Badial* 
puls  verschwand  beinahe  ganz.  Es  wurde  daher  10  MiSj 
lang  Elektricität  angewandt,  und  zwar  ein  Pol  *°^^ 
Herzspitze  nnd  der  andere  in  den  Nacken ;  dabei  besser^ 
sich  die  Athmung  etwas,  so  dass  Pat.  zu  Bett  CTSb^*^ 
werden  konnte.  Sodann  wurden  warme  Umschtfg^^y 
Inhalationen  von  Liquor  ammon.  canst.  fortior  angevrend^t , 


IV,     Pathologie^  Therapie  n.  medioinisobe  Klinik. 


127 


SiwUem  der  elektrische  Strom  nochmals  längere  Zeit 
a^eirasdt  worden  war,  worden  die  Athemzüge  tiefer  und 
rogefaBMsjger  nnd  der  Pnls  besser  (120 — 140  pro  Min.). 
Eärife  Standen  später  wandte  man  auch  noch  Terpentin 
iMerttdi  und  Atropän  (2  Mgrmm.)  subcutan  an.  Es 
Migten  danuf  leichte  Krampfanfälle,  aber  das  AUgemein- 
kftiden  besserte  sieh  und  die  Kieferklemme  schwand. 
&  Studen  naeh  der  Aufnahme  kehrte  die  Reaktionsfähig- 
kdt  der  PnpiUen  zurück ;  eine  Stunde  später  konnte  Pat. 
Ma  seblocken ;  nach  noch  2  Stunden  öffnete  er  die 
i^fes.  Später  erhielt  er  Brandy  u.  Beef-tea  und  schlief 
dDB  ein.  Geringe  Cyanose,  Bittermandelgeruch  des 
Attas  und  grosse  Schwäche  war  Alles,  was  von  krank- 
ytm  Symptomen  noch  vorhanden  war.  Später  gestand 
hl,  «r  hübe  am  Tage  der  Yergiftnng  nüchtern  2  Hände 
Utas  Maadebi  nnd  eine  Pinte  Bier  zu  sich  genommen 
■iwi  nach  längerer  Zeit  bewusstlos  geworden. 

4)  Ueber  folgenden  Fall  von  Vergiftung  darch 
Salzsäure  berichtet  Archibald  Macdonald 
lUiDb.  med.  Journ.  XXVI.  p.  1093.  [Nr.  312.] 
ht  1881). 


Ein  Mann  hatte  am  20.  Januar  aus  Versehen  cn. 
45  Grmm.  Salzsäure  [Concentrationsgrad?]  in  der  Form 
von  Salzgeist  verschluckt.  M.  fand  ihn  in  einem  Znstande 
von  Gollapsus,  konnte  aber  an  und  im  Munde  keine  ange- 
ätzten Stellen  entdecken.  Die  erste  Behandlung  hatte  iu 
IVsTheelöffel  doppeltkohlens.  Natron  und  einer  Flasche 
Sodawasser  bestanden.  M.  gab  noch  reichliche  Mengen 
einer  Lösung  von  einfach  kohlens.  Natron,  worauf  an- 
fangs Erbrechen  kaffeesatzähnlicher  Massen  folgte.  Der 
Pat.  wurde  sodann  mit  heissen  Wasserflasclien  umgeben 
nnd  erhielt  lediglich  Milch  als  Nahrung.  Dabei  hob  sicli 
allmälig  die  Temp.  auf  102»  F.  (38.9«  C.)  und  der  Puls 
auf  100—108.  Der  Epithelbelag  der  Zunge  wurde  leder- 
artig und  wie  bei  Ichthyose  und  änderte  sich  erst  am 
10.  Tage  zum  Besseren.  Pat.  klagte  über  schmerzhafte 
Empfindungen  am  Magen  und  erhielt  Opium  gegen  Schlaf- 
losigkeit. Am  9.  Febr.  ging  Pat.  wieder  auf  Arbeit. 
Symptome  von  Magengeschwfiren  oder  Oesophagusstrik- 
turen  waren  bis  zum  9.  April  nicht  aufgetreten. 

(Kobert.) 


IV.     Pathologie,  Therapie  und  medicinische  Kliniic 


350.  Ueber  Vagualahmung ;  von  Dr.  Lad- 
lig  Langer.  (Wien.  med.  Wehnschr.  XXXI.  30. 
31. 1881 «). 

Ein  5ai&hr.  Mann  wurde  am  23.  Nov.  1880  in  die 
Ebik  D  D  c  h  e  k  's  aufgenommen.  Er  gab  an ,  seit  8  J. 
aDnehfaU,  seit  1  J.  an  Kurzathmigkeit  zu  leiden. 
T«  6  Wo^en  wurde  er  auf  einem  Marsche  von  Athem- 
Mh  and  Stechen  in  der  Brust  befallen,  letzteres  schwand 
Ud,  jene  bestand  durch  3  Tage.  Währenddessen  schwol- 
InFüaae  und  Serotom  an  nnd  trat  heftiger  Durchfall  ein. 
Lcdterer  bestand  noch  bei  der  Aufnahme. 

Die  Untersnehvng  des  schlecht  genährten  Mannes  er- 
pb  niefats  Krankhaftes  ausser  einer  massigen  Dämpfung 
■  der  linken  Axillarlinie  nnd  spärlichen  Rasselgeräuschen 
fttf  den  untern  Lungenlappen.  Temperator  und  Puls 
Mnul. 

Am  1.  Dee.  klagte  Pat.  fiber  Athemnoth.  Reich- 
Um  Saaselgeräiische ,  Pols  200  Schläge  in  der  Minate, 
ifiiBiKhe  Herzak  tion,  Empfindlichkeit  der  Magengegend . 

Am  2.Dec.  hatte  Pat.  Schmerzen  im  Magen  und  das 
MU  von  Anfgeblähtsein ,  kein  Herzklopfen ,  massige 
Atanoth,  geringen  Husten.  Die  Stimme  war  etwas 
■aiort,  die  Pupillen  waren  massig  weit,  reagirten  prompt. 
An  HaJse  war  deutliche  Uudnlation  der  stark  gefflUten 
Tocftwahmehmbar.  In  der  Herzgegend  war  kein  eigent- 
Umt  HerzstoBB ,  wohl  aber  ein  ausgebreitetes ,  gleich- 
■Mges  Vibriren  sichtbar.  Trotzdem  waren  die  Herz- 
Mkaktianen  regelmässig.  Die  Herzdämpfung  war  be- 
datead  vergr&ssert,  reichte  von  der  3.  zur  7.  Rippe  nnd 
^ts  1  Ctmtr.  fiber  den  rechten  Stemalrand.  Der  Lun- 
Kttehall  erstreckte  sich  gegen  früher  überall  weiter  nach 
^rts.  Die  HerztSne  waren  kurz,  aber  rein,  der 
telpnlB  war  sehr  klein ,  die  Frequenz  überstieg  weit 
ttO  Sdiläge  In  der  Minute.  Das  Epigastriom  war  stark 
ffspaant,  auf  Druck  sehr  schmerzhaft.  Häufig  stellte 
wk  Brechreiz  ein.  Der  Harn  sedimentirte  stark  und 
ntUslt  Eiweiss.  Ord. :  Infus.  Digit.  (0.6:  SOO.OOrmm.) 
nd  Eiamnschläge  auf  die  Hersgegend. 

Am  3.  Dec.  am  Scrotum ,  Kreuzbein  und  an  den 
^UKB  Oedem ,  sonst  Status  idem.  Am  4.  Dec.  Radial- 
l*b  gespannt,  96.  Die  Herzdämpfung  war  bedeutend 
^Itto.  Am  10.  Dee.  war  der  Beftind  wieder  wie  bei 
h  AnfDahme  ganz  normal ,  nur  geringe  Verbreiterung 
kt  Hendämpfung  und  etwas  Oedem  bestanden  noch. 

Die   hauptsächlichsten   Erscheinungen    dieses 
Kiinkbeitabildes :  enorme  Beschleanigtmg  der  Herz- 

')  Für  die  Uebenendnng  dankt  verbindlich    W  r. 


thätigkeit ,  Vergrösserang  des  Herzens ,  Stauung  im 
grossen  Kreislauf,  Lungenblähung ,  Auftreibung  und 
Schmerzhaftigkeit  des  Magens,  glaubt  Vf.  durch  die 
Annahme  einer  anfallsweise  auftretenden ,  partiellen 
Vaguslähmung  erklären  zu  sollen ,  wobei  die  Dila- 
tation des  Herzens  und  die  venöse  Stauung  als  ab- 
hängig von  der  Häufigkeit  und  Kürze  der  Herzcon- 
traktionen  betrachtet  werden.  Die  Ursache  der  Vagns  - 
nenrose  sei  mit  Bestimmtheit  nicht  anzugeben.  Man 
könne  denken  an  Zerrung  des  Vagus  durch  pleuri- 
tische  Schwarten,  womit  die  Dämpfong  in  der  Axillar- 
linie stimme ,  an  eine  Neubildung  im  Mediastinum, 
woAu  das  Alter  des  Pat  berechtige,  an  eine  Reflex- 
tibertragung  vom  Magen  aus  wegen  des  chronischeD 
Magendarmkatarrhs. 

Gelegentlich  der  Reizung  des  Vagus  vom  Magen 
aus  erzählt  Vf.  eine  interessante  Beobachtung.  Ein 
Jäger  trank  nach  anstrengendem  Bergsteigen  rasch 
ein  Liter  eiskalten  Qaellwassers.  Gleich  darauf 
stürzte  er  bewusstlos  mit  bleichem  Gesicht  zusammen, 
die  Athmung  wurde  stertorös,  der  Pols  gespannt  und 
machte  kaum  ttber  20  Schläge  in  der  Minute.  Nach 
^2  Stunde  war  der  Anfall  bei  dem  sonst  vollkommen 
gesunden  Manne  vorüber.  (M  ö  b  i  u  s.) 

351.  Ueber  Büokenaohmera »  seine  Aetio- 
logie,  Diagnoae  und  Behandlung. 

George  Johnson  (Brit. med.  Journ.  Febr.  12. 
1881.  p.  221)  bespricht  zunächst  die  häufigeren 
Ursachen  des  Rückenschmerzes.  Derselbe  hat  nach 
ihm  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  seinen  Sitz  in  den 
Rückenmuskeln  und  beruht  auf  einer  Verletzung  oder 
Ueberanstrengung  derselben.  Oharakteristiaeh  für 
diese  Form  ist,  dass  der  Schmerz,  welcher  bei  der 
Bettruhe  früher  oder  später  vergangen  ist,  nach  dem 
Aufstehen  am  heftigsten  ist  u.  nach  einiger  Bewegung 
sich  vermindert.  Er  entsteht  am  ehesten  durch  lan- 
ges Stehen  oder  Vomflbergebeugtsein.  Er  ist  doppel- 
seitig oder,  wenn  die  Wirbelsäule  gekrümmt  gebal- 


128 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  mediciiusche  Klinik. 


ten  wurde,  einseitig.  Schwere  des  Leibes,  Schwan- 
gerschaft, Schmerbaach,  Ascites,  veiiirsachen  ihn  oft. 
Für  fette  Menschen  ist  Regelung  der  Diät  dieTliera- 
pie  des  Rflckenschmerzes.  Solche,  die  sich  über- 
reichlich nähren ,  deren  Urin  sehr  sauer  und  reich 
an  üraten  ist ,  leiden  oft  an  einem  Rückenschmerz, 
der  Ausdruck  von  „Muskel-Dyspepsie '^  ist.  Hier 
ist  die  unvollständige  Verdauung  zu  regeln  und  sind 
die  überschüssigen  StofTwechselprodukte  zu  entfer- 
nen. Ferner  sind  zu  erwähnen  die  „Wachsschmer- 
zen'*,  über  welche  junge  Menschen  während  der  Zeit 
raschesten  Wachsthums  oft  klagen.  Ruhe,  Schonung 
und  gute  Nahrung  sind  die  Heilmittel.  Hierher  ge- 
hört auch  der  plötzlich  bei  einer  schroffen  Bewegung 
eintretende  Rückenschmerz ,  er  ist  auf  eine  Ueber- 
dehnung,  resp.  Zerreissung  von  Muskelbündeln  zu 
beziehen  u.  ist  gleichbedeutend  mit  dem  nach  einem 
Crampus  auftretenden  Schmerz.  Auch  im  Rücken 
kommen  Crampi  vor,  als  Ausdruck  von  Erkältung 
oder  dyspeptischen  Störungen.  Reconvalescenten, 
welche  eine  längere  Bettruhe  hinter  sich  haben ,  lei- 
den oft  an  Rückenschmerz.  Endlich  ist  der  gewöhn- 
liche Rückenmuskelrheumatismus  zu  erwähnen ,  der 
der  Diaphorese  oder  Hautreizen  weicht. 

Unter  den  weniger  häufigen,  aber  constanten  Ur- 
sachen des  Rückenschmerzes  nennt  J.  zunächst  den 
auf  die  Wirbelsäule  ausgeübten  Druck  von  Aorten- 
aneurysmen, An  diese  ist  in  allen  schweren  Fällen 
von  Rückenschmerz  zu  denken.  J.  giebt  die  Regeln 
zur  Untersuchung  auf  Aneurysmen. 

Im  Sept.  1877  behandelte  J.  einen  jungen  Mann, 
der  über  heftifi^e  SchmerEen  im  Rücken,  der  linken  Lende 
und  dem  Unken  OberBchenkel  klagte.  Er  fand  links  unter 
den  falschen  Rippen  einen  weichen  palsirenden  Tamor, 
über  dem  man  einen  lauten  Ton  hörte.  Im  November 
trat  der  Tod  ein  und  die  Sektion  ergab  ein  falsches  Aneu- 
rysma hinter  dem  Bauchfell  nm  die  linke  Niere.  Die 
Aorta  hatte  dicht  unter  dem  Zwerchfell  einen  kleinen 
Riss. 

Einen  ähnlichen  Fall  hat  J.  schon  früher  beob- 
achtet. In  2  Fällen  war  die  Diagnose  während  des 
Lebens  zweifelhaft,  da  die  Leber  vor  dem  Aneu- 
rysma lag. 

Ein  38Jähr.  Mann  hatte  seit  3  J.  an  Rückenschmerz 
gelitten,  vor  1  J.  auch  Schmerzen  in  der  rechten  Schulter 
gehabt.  Ein  Tnmor,  nach  Form  und  Lage  der  Leber 
gleich ,  reichte  bis  zum  Nabel ,  nach  oben  erstreckte  sich 
die  Leberdämpfung  bis  zur  Mammilla ,  die  nntern  Rippen 
waren  nach  aussen  getrieben.  Ueber  dem  Tumor  fühlte 
man  starkes  Pnlsiren  u.  hörte  ein  lautes  Sausen.  Letzteres 
war  auch  über  den  Rückenwirbein  vernehmbar.  Nach 
einigen  Tagen  trat  plötzlich  der  Tod  ein.  Unmittelbar 
nach  demselben  war  die  Leberschwellung  verschwunden 
und  hatte  einer  verbreiteten  Fluktuation  Platz  gemacht. 
Die  ganze  Bauchhöhle  war  mit  Blut  erfüllt ,  das  einem 
grossen,  die  Leber  nach  vom  drängenden  Aortenaneu- 
rysma entstammte.  Durch  den  Druck  war  die  Leber 
theilweise  ganz  atrophisch  geworden. 

Der  2.,  sehr  interessante  Fall  ist  schon  in  den 

Pathologicai   Transactions  (Vol.  X.  p.  99.  1859) 

veröffentlicht. 

Derselbe  betrifft  einen  37  J.  alten ,  früher  stets  ge- 
sunden, an  denGennss  geistiger  Getränke  sehr  gewöhnten 
Mann ,  der  seit  1  J.  an  heftigen  Schmerzen  im  Rucken 
und  Unterleibe  litt,  die  ihn  zur  Arbeit  unfähig  mach- 


ten. Sieben  Wochen  vor  der  Aufnahme  hatte  Fat.  zu 
erst  eine  allmälig  zunehmende  Geschwulst  im  Epigastriun 
bemerkt,  und  seitdem  an  Flatulenz  und  wiederholtem  £i 
brechen  geUtten  und  war  mager  geworden.  Bei  der  Ani 
nähme  (31.  Dec.  1858)  zeigte  Fat.  ein  kachektische 
Aussehen  und  man  fühlte  im  Epigastrinm  eine  palsirend< 
Geschwulst ,  jedoch  Hess  sich  weder  an  derselben ,  nocl 
an  den  Froc.  spin.  des  untersten  Rucken-  und  des  ober 
sten  Lendenwirbels  ein  Geräusch  wahrnehmen.  Ai 
S.Jan.  1859  war  plötzlich  unter  sehr  heftigen  Schmerzei 
in  der  Geschwulst  eine  Ohnmacht  und  Blässe,  wie  bc 
einer  Innern  Blutung  eingetreten  und  danach  wiederhol 
Erbrechen  kaffeesatz-ähnlicher  Hassen  in  den  nächstei 
beiden  Tagen  erfolgt.  Vom  13.  Jan.  ab  wurde  ein  Qe 
rausch  im  Tumor  wahrnehmbar ,  derselbe  nahm  an  Um 
fang  zu  und  am  6.  Febr.  erfolgte,  nachdem  plötzlich  eim 
grosse  Masse  heUrothes  Blut  ausgebrochen  war,  der  Tod 
nach  dessen  Eintritt  die  Geschwulst  nicht  mehr  zu  fühlei 
war.  Die  Sektion  ergab  ein  von  der  Mitte  der  Aorta  ab 
dom.  entspringendes  AneurjTsma  von  dem  Umfange  zweie 
Fäuste ,  welches  mit  Blutgerinnseln  erfüUt  war ,  den  2 
und  3.  Lendenwirbelkörper  erodirt  hatte  nnd  mit  dea 
Duodenum  communicirte.  Magen  nnd  kleine  GedämM 
waren  mit  Blut  erfällt. 

Aneurysmen  der  Brustaorta  verursachen  gleieh 
falls  durch  Druck  auf  die  Wirbel  oft  heftigen  Racken« 
schmerz. 

Zu  den  seltenen  Ursachen  des  Rttckenschmenei 

gehören   krebrig  entartete  Abdominaldrüsen,    l 

theilt  4  Fälle  dieser  Art  mit. 

31jähr.  Mann;  seit  3  Mon.  Rückenschmerz,  stiLr' 
ker  in  der  Nacht,  nicht  durch  Essen  oder  Gehen  ver 
mehrt.  Grosse  Blässe  und  Magerkeit.  Im  Epigastrina 
ein  pulsirender  Tumor  mit  blasendem  Geräusch.  Fori 
schreitende  Kachexie  und  Tod  nach  weitem  6  Monatea 
Es  fand  sich  ein  grosses  Packet  krebsiger  Drusen  hi&tei 
und  unter  dem  Magen,  auf  der  Aorta. 

In  allen  4  Fällen  war  Rflckenschmerz  ein  con 
stantes  Symptom  y  in  allen  bestand  ein  pulsirendei 
Tumor  im  Epigastrinm  y  2mal  ein  haachendes  Ge 
rausch^  das  nur  Imal  auch  vom  Rflcken  gehört  wer 
den  konnte;  2mal  war  der  Schmerz  Nachts  stärker, 
nur  Imal  nach  körperlicher  Thätigkeit;  die  Efr 
chexie  war  constant  und  der  Tod  trat  durchschnitt 
lieh  nach  9  Mon.  ein. 

Nierenkrankheiten  sind  seltner  als  man  gewöhn 
lieh  annimmt,  doch  häufig  genug  Ursache  des  Rücken 
Schmerzes,  es  kommen  in  Frage :  Nierensteine ,  ma 
ligne  oder  tuberkulöse  Erkrankungen,  eongestiv« 
Formen  der  Bright'schen  Krankheit,  Verstopfung  do 
Ureter  durch  Blutgerinnsel  u.  s.  w. ,  Ausdehnung  dei 
Nierenbeckens  bei  Hamretention  durch  Blasen-  odei 
Harnröhrenaffektionen,  neuralgische  Beschwerden  be 
reizender  Beschafienheit  des  Urins.  Der  Schmen 
nimmt  eine  oder  beide  Lenden  ein. 

Bei  rundem  Magengeschwür  ist  oft  der  Bflekei 
Sitz  eines  reflektirten  Schmerzes.  Rückenschmen 
der  Frauen  ist  überaus  häufig  von  Krankheit  odei 
Lageveränderung  des  Uterus  abhängig. 

Krankheiten  derWirbehäide  und  des  R&eken' 
markes  geben  zu  den  schlimmsten  Formen  ^^ 
Rückenschmerzes  Anlass.  J.  verbreitet  sich  flbei 
Charaktere  und  Begleiterscheinungen  dieses  Schmer- 
zes; wir  können  diese  Auseinandersetzungen  woU 
übergehen. 


IV.     Pathologie,  Therapie  n.  medicinische  Klinik. 


129 


Endlich  erwähnt  J.  den  Im  Beginne  akuter  fie- 
berhafter Krankheiten  auftretenden  Rückenschmerz. 
Derselbe  ist  hesondera  für  Pocken  charakteristisch, 
kommt  jedoch  auch  bei  einfachen  Katarrhalfiebem 
vor. 

In  deiaelben  Nummer  des  Brit.  med.  Joum. 
(p.  229)  macht  Wm.  Square  darauf  aufmerksam, 
dass  manche  Pat. ,  besonders  schwächliche  junge 
Ifidchen,  Aber  einen  Rttckenschmerz  klagen,  der  sie 
&flh  nach  dem  Au&tehen  quält,  und  dass  diesem 
Schmelze  oft  ohne  alle  Medicin  dadurch  abzuhelfen 
ctj  dass  man  unter  den  hohlli^enden  Rücken  der 
Fat  ein  passendes  Ejssen  ins  Bett  legt. 

JamesTurle  dagegen  (Ibid. Febr.  1 9. p. 27 1) 
bflHgt  zwar  die  Anwendung  eines  schmalen  Kissens 
gegen  den  von  Square  geschilderten  Rücken- 
Khmerz,  verwirft  aber  dessen  Erklärung.  Nach 
üim  handelt  es  sich  vielmehr  um  leichte  rheumatische 
Affektionen,  die  sich,  der  warme  Körper  im  Bette 
leicht  zuzieht  bei  ungenügender  Construktion  des 
letztem  oder  ungenügender  Bedeckung. 

J.  Sawyer  (Ibid.)  macht  darauf  aufmerksam, 
daas  Manche  über  einen  dumpfen  Schmerz  quer  über 
den  Rücken  klagen ,  zwischen  Schulterblättern  und 
Nierengegend.  Dieser  Rückenschmerz  sei  Folge 
eines  vollen  Colon  und  werde  durch  ein  kräftiges 
Ahtehrmittel  beseitigt. 

W.  Sinclair  Thomson  (Ibid.  March  5. 
p.  338)  hält  ähnlich  wie  S  q  u  a  r  e  die  Unterstützung 
der  Wirbelsäulenstrecker  für  wichtig ,  glaubt  aber, 
äe  weniger  in  der  Nacht,  wo  die  Meisten  überhaupt 
nieht  anf  dem  Rücken  liegen,  als  am  Tage  ausführen 
xa  sollen.  Er  setzt  deshalb  beim  Lesen  etc.  die  Pat. 
lof  einen  Stahl  mit  verstellbarer  Rückenlehne.  Diese 
letztere  ist  so  gepolstert ,  dass  das  dicke  Ende  des 
Polstersin die  Lendengegend  zu  liegen  kommt,  wäh- 
rend den  Nacken  eine  dünne  Rolle  unterstützt. 
AoBserdem  sucht  er  die  Rückenmuskeln  der  Pat. 
doreb  gynmastische  Uebungen  (Erheben  vom  Boden 
ohne  Hülfe  der  Arme  etc.)  zu  kräftigen. 

(Möbius.) 

352.  Ueber  den  Magenschwindel  und  ähn- 
liehe Aifektionen;  von  Jas.  Russell.  (Med. 
Times  and  Gaz.  July  3.  17.,  Aug.  14.  28.  1880.) 

Nach  einer  Auseinandersetzung  über  das  Zu- 
standekommen des  Schwindels  im  Allgemeinen,  über 
Ohren-  und  I^^agenschwindel ,  nach  einer  Darlegung 
der  anatomischen  Verhältnisse  der  Oblongata ,  resp. 
der  Beziehungen  des  Vagus ,  Acusticns  ,  Trigeminus 
2a  einander,  erzählt  R.  eine  Reihe  von  Fällen, 
weiche  die  verschiedenen  Formen  des  Schwindels 
ülastriren. 

Sin  36  Jahre  alter  ICann  erkrankte  mit  nenralgischen 
Sekmeraen  der  linken  Wange  und  des  linken  Anges,  vrel- 
^^  geriithet  war  und  thränte.  Nach  5—6  Wochen 
Kkwaad  dieser  Schmerz,  ward  aber  bald  darch  einen 
^ern  ersetzt,  welcher  sich  hinter  dem  linken  Ohre  fest* 
B^tzte.  Das  linke  Ohr  wurde  taub ,  lief  aber  nicht.  Es 
^  Sommen  in  beiden  Ohren  auf  und  etwas  später  eine 
fiakaeitige  complete  Facialislähmnng.     Sobald  Pat.  das 

Med.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  2. 


schmerzende  Ohr  einem  kalten  Luftzuge  aussetzte,  bekam 
er  einen  Sehwindelanfall.  Der  Boden  schien  mit  ihm  auf 
und  ab  zu  wanken  und  er  glaubte  sich  von  links  nach 
rechts  gedreht.  Nach  dem  Anfall  befand  er  sich  relativ 
wohl.  Im  Hospital  beklagte  sich  Pat.  nicht  mehr  über 
den  Ohrenschmerz,  vielmehr  war  das  Auge  wieder 
schmerzhaft;  geworden.  Die  linke  Gesichtshälfte  war  ge- 
lähmt ,  die  Muskeln  reagirten  nicht  auf  den  faradischen 
Strom.  Die  Haut  über  dem  Jochbein  war  etwas  weniger 
empfindlich  als  die  der  übrigen  Wange.  Das  Ticken  der 
Uhr  wurde  links  nur  1  Zoll  weit,  rechts  13  Zoll  weit  ver- 
nommen. Das  Sehvermögen  war  links  herabgesetzt,  bei 
normalem  Augenhintergrund.  Die  linke  Nasenhälffce  war 
gegen  Ammoniak  weniger  empfindlieh  als  das  rechte. 
Die  Spiegel  Untersuchung  des  Ohres  ergab  nichts. 

Eine  68  J.  alte  Dame ,  welche  sich  seit  6  Mon.  un- 
wohl fühlte ,  consultirte  B.  wegen  peinlicher  Schwindel- 
anfalle ,  welche  1 — 2  Min.  dauerten  und  verschieden  oft 
wiederkehrten.  Sie  konnte  besonders  das  Bücken  nicht 
vertragen.  Im  Anfall  glaubte  sie  sich  zu  drehen ,  einige 
Male  schien  ihr  Korper  sich  nach  abwärts  zu  bewegen. 
Sie  war  einige  Male  gefallen ,  und,  wenn  der  Anfall  im 
Gang  war,  wagte  sie  nicht  sich  zu  bewegen.  Die  Anfalle 
traten  besonders  Morgens  auf  und  waren  oft  von  einem 
Wamungsgefühl  begleitet,  einem  Klopfen  in  den  Schläfen 
oder  einem  Gefühl  des  Erstarrens.  Nach  ihnen  trat  oft 
Uebelkeit  oder  Erbrechen  ein  mit  Magensänre.  Sie  hatte 
viel  Sausen  im  rechten  Ohr  und  glaubte,  der  Lurm  würde 
ihr  das  Gehör  nehmen.  Das  Gehör,  besonders  rechts, 
war  seit  langer  Zeit  vermindert ,  die  Störung  war  aber  in 
den  letzten  5 — 6  Wochen  stärker  geworden.  Schon  vor 
2  Jahren  war  ein  Anfall  von  Schwindel  und  Taumeln  auf- 
getreten ,  der  sein  Ende  gefunden  hatte ,  als  das  rechte 
Ohr  zu  laufen  begann. 

Bei  3  weitern  Fällen  prävalirten  nei*vöse  Er- 
scheinungen ttber  alle  andern  Symptome ,  während 
eine  lokale  Ursache  des  Schwindels  nicht  gefunden 
werden  konnte.  Die  erste  dieser  Kranken,  von 
hochgradiger  nervöser  Reizbarkeit ,  war  auf  einem 
Ohre  taub,  die  Richtung  der  Bewegung  wälirend  des 
Schwindels  ging  auf  dieses  Ohr  zn.  Die  zweite, 
erblich  belastet ,  litt  an  Migräne ,  die  Richtung  des 
Schwindels  ging  nach  hinten.  Die  dritte  litt  an 
Gefässkrampf  der  Arme.  In  diesen  Fällen  waren  die 
Symptome  des  Magenschwindels ,  wie  sie  T  r  o  u  s  - 
seau  beschreibt,  vorhanden,  eme  Störung  der  dige- 
stiven Funktionen  bestand  aber  nicht. 

Eine  36Jähr.  Dame  war  vor  12  Mon.  plötzlich  taub 
geworden,  einen  Tag  nach  Empfang  einer  Todesnachricht. 
In  der  Folge  wechselte  die  Taubheit  sehr ,  steigerte  sich 
zuweilen  plötzlich,  so  dass  die  Kr.  kein  Wort  verstand, 
Hess  die  Kr.  zuweilen  die  Töne  des  Klaviers,  aber  ohne 
Klangfarbe  hören.  Ohrensausen  trat  mit  der  Taubheit 
ein.  Kurz  darauf  bekam  die  Pat.  heftige  Schwindelanfälle 
mit  bald  horizontaler,  bald  vertikaler  Bewegung  und  mit 
Erbrechen ,  welches  oft  lange  anhielt ,  besonders  Nachts 
auftrat  und  nicht  Speisen,  sondern  eine  grüne  Flüssigkeit 
zu  Tage  förderte.  Endlich  bestand  auc.h  Sehschwache, 
Pat.  konnte  bei  Lampenlicht  nicht  lesen  und  trug  stark 
convexe  Qläser.  Baldriansaures  Zink  besserte  den  Zu- 
stand. Sieben  Jahre  später  wurde  R.  wieder  zu  der  Kr. 
gerufen.  Sie  war  von  Neuem  von  Schwindel  und  Taub- 
heit befallen  worden,  und  zwar  nach  dem  Tode  ihrer 
Schwester.  Der  Schwindel  war  anhaltend,  an  einem 
Tage  hatte  das  Zimmer  sich  7  Std.  lang  um  sie  gedreht, 
nachdem  sie  einen  kurzen  Brief  geschrieben.  Die  Rich- 
tung der  Bewegung  war  gewöhnlich  von  rechts  nach  links, 
zuweilen  hielt  sie  plötzlich  an  u.  setzte  sich  dann  in  um- 
gekehrter Richtung  fort.  Schliessen  der  Augen  allein  be- 
ruhigte den  Schwindel.  Auch  Erbrechen  und  Ohrensausen 

17 


130 


IV.     Pathologie,  Therapie  n.  mediciniBche  Klinik. 


waren  mit  dem  Schwindel  zarückgekehrt.  Rechts  hörte 
sie  gut ,  links  horte  sie  die  Uhr  nnr  durch  die  Schädel- 
knochen. Objektive  Veränderungen  liessen  sich  nicht 
constatiren. 

Eine  48jähr.  Dame  litt  an  Migräne,  so  lange  sie  den- 
ken konnte.  Der  Anfall  begann  mit  Sehtrubung  und 
Augenflimmern ,  dann  trat  Schwäche  einer  Hand ,  Einge- 
schlafensein der  gleichnamigen  Zungenhälfte  ein ,  endlich 
der  Schmerz,  welcher  die  entgegengesetzte  Kopfhälfte 
einnahm ,  und  Erbrechen.  In  den  letzten  7  Jahren  war 
gewöhnlich  alle  4  oder  6  Wochen  ein  Anfall  eingetreten, 
aber  zu  dieser  Zeit  war  ein  eigenthümlicher  Schwindel 
dazugekommen.  Derselbe  trat  ganz  plötzlich  auf,  so  dass 
Pat.  1-od.  2mal  hingefallen  war,  und  bestand  in  dem  Ge- 
fühl nach  hinten  zu  stürzen ,  als  ob  sie  vor  die  Stirn  ge- 
schlagen würde.  Zuerst  war  der  Schwindel  aufgetreten, 
als  die  Pat.  einen  Eisenbahnzusammenstoss  erlebte,  ohne 
jedoch  verletzt  zu  werden.  Während  des  Schwindels  fühlte 
sie  den  Kopf  wie  festgebunden,  ohne  eigentlichen  Schmerz. 
Ausser  Obstipation  bestanden  von  Seiten  des  Verdauungs- 
apparates  keine  Beschwerden.  Zeitweilig  tönte  das 
rechte  Ohr ,  auf  beiden  Ohren  bestand  geringe  Schwer- 
hörigkeit.    Mutter  und  Schwester  litten  auch  an  Migräne. 

Eine  60jähr.  Dame  litt  seit  dem  kritischen  Alter  an 
heftigen  Kopfschmerzen,  die  entweder  Messerstichen 
glichen  oder  einem  Gefühl  des  Brennens  von  Schläfe  zu 
Schläfe.  Sie  hatte  so  heftigen  Schwindel ,  dass  sie  nicht 
allein  ausgehen  konnte.  Besonders  beunruhigte  sie  die 
Empfindung  von  Eingeschlafen-  nnd  Kraftlossein  beider 
Arme.  Ohrensausen  oder  Schwerhörigkeit  bestanden 
nicht.  Unter  dem  Gebrauch  von  Chinin  besserten  sich 
alle  Symptome. 

Vf.  giebt  weitere  Beispiele  von  Schwindel ,  der 
durch  verschiedene  Reize  ausgelöst  wird ,  besonders 
durch  Störungen  der  Verdauungsorgane.  Zum  Bei- 
spiel bekam  ein  Herr  Anfillle  von  Schwindel  und 
Schwäche  nach  Genuss  irgend  welcher  unverdaulicher 
Speisen.  Er  litt  weder  an  Ohrensausen  noch  Schwer- 
hörigkeit, doch  war  er  empfindlich  und  nervöser 
Furcht  unterworfen. 

Auch  in   den  folgenden  Fällen  waren  offenbar 

Verdauungsstörungen  Ursache  des  Schwindels. 

Ein  junger  Mann  litt  seit  12  Mon.  an  Schwindel,  der 
zuerst  nach  Stimkopfschmerz  aufgetreten  war.  Der  An- 
fall dauerte  nicht  lange  und  die  Bewegung  hatte  keine 
bestimmte  Richtung.  R.  sah  ihn  nach  einem  Anfalle,  er 
zitterte ,  konnte  keine  Hand  still  halten ,  der  Schweiss 
rann  ihm  vom  Gesicht  u.  er  fühlte  sich  äusserst  schwach. 
Die  Anfälle  kamen  meist  gegen  Abend,  einige  Male  in  der 
Woche.  Unabhängig  von  ihnen  trat  zeitweise  Kopf- 
schmerz mit  Sehschwäche  und  Uebelkeit  auf.  Nach  jeder 
grossem  Mahlzeit  klagte  Pat.  über  Magendruck  u.  Uebel- 
keit. Anderweite  Störungen  bestanden  nicht,  das  Gehör 
war  gut.  Eine  auf  den  Magen  gerichtete  Behandlung  be- 
seitigte alle  Beschwerden. 

Eine  48jähr.  Dame  bekam  seit  einem  Jahre  einige 
Stunden  nach  dem  Mittagsessen  Schwindelan  fälle ,  bald 
glaubte  sie  sich  zu  drehen,  bald  horizontal  zu  bewegen, 
und  zwar  immer  von  rechts  nach  links.  Sie  wurde  dabei 
bleich  und  schwach  und  fühlte  sich,  obwohl  der  Anfall 
nur  10  Min.  dauerte,  noch  mehrere  Stunden  elend.  Seit 
einem  Jahre  litt  die  Pat.  auch  an  Palpitationen  und  aller- 
hand Verdaunngsbesch werden.  Sie  pflegte  früh  nichts 
zu  essen,  dagegen  ihren  ganzen  Nahrungsbedarf  beim 
Mittagsessen  zu  befriedigen.  Das  Gehör  war  gut,  ander- 
weite Störungen,  abgesehen  von  nervöser  Reizbarkeit, 
bestanden  nicht.  Regelung  der  Diät,  Wismuth  u.  Pepsin 
heilten  die  Kranke. 

Es  folgt  ein  Fall  von  OhrenschwindeL 
Eine  49jähr.  Dame,  erschüttert  durch  den  Tod  ihres 
Mannes  und  reducirt  in  ihren  Verhältnissen,  bekam  beider- 
seits lebhafte  Ohrgeräusche,   bald  wie  GlockenkHngen, 


bald  wie  das  Brausen  der  See.  Sie  fühlte  sich  geistig  un- 
fähig und  hatte  ein  Gefühl  des  Vollseins  im  Vorder- 
kopfe. Häufig  bekam  sie  nach  dem  Essen  und  nach  Er- 
regungen Gesichtshitze.  Zweimal  in  3  Mon.  war  sie  plötz- 
lich von  Schwindel  befallen  worden,  Alles  schien  sich  um 
sie  zu  drehen.  Ruhe  im  Bett  erleichterte  sie,  aber  jedes 
Erheben  vom  Lager  rief  den  Schwindel  wieder  hervor. 
Nach  dem  Anfalle  bestand  grosse  Schwäche. 

Ein  anderer  Fall ,  bei  dem  der  Reiz  vom  Magen 

ausging,  war  ausgezeichnet  durch  eine  Art  Aura. 

Ein  36jähr.,  früher  gesunder  Mann  beschrieb  seine 
Anfälle  so :  Es  gehe  vom  Magen  ein  „hässHches  Gefühl" 
aus,  steige  zum  Herzen  nnd  Rücken,  über  ihn  streiche 
ein  Wind  weg,  seine  Füsse  zittern  und  er  empfinde  eine 
Art  Erstickungsgefühl.  Im  Anfalle  selbst  taumelte  der 
Kr.  und  war  zuweilen  im  Sprechen  behindert.  Die  An- 
fälle waren  unregelmässig,  traten  zuweilen  mehrmals  an 
einem  Tage,  oft  bei  nüchternem  Magen  auf.  Obren,  Herz, 
Nieren  waren  gesund. 

In  einem  weitern  Falle  beruhten  nach  R.  alle 

Symptome  auf  gichtischer  Diathese. 

Ein  Sljähr.  kräftiger  Mann  hatte  gut  gelebt,  zeit- 
weise Sand  im  Urin  gehabt  und  vor  einigen  Monaten  einen 
wirklichen  Gichtanfall  durchgemacht.  Er  litt  an  unregel- 
mässigen Schwindelanfällen,  die  bald  während  des  Gehens, 
bald  während  der  Bettruhe  auftraten.  Die  Richtung  der 
Bewegung  war  nicht  zu  bestimmen.  Mit  dem  Schwindel 
waren  verbunden  grosses  Schwächegefühl,  Blasse,  kalter 
Schweiss,  Ohrensausen  und  Scheitelkopfschmerz.  Auch 
klagte  der  Pat.  über  eigenthümliche  Anfälle  von  Niessen, 
denen  in  Vs  Std.  ein  Gefühl  schmerzhaften  Ziehens  auf 
dem  Kopfe  folgte.  Zuweilen  ging  es  damit  vorüber,  zu- 
weilen folgte  ein  von  der  linken  Seite  sich  über  den  gan- 
zen Körper  ausbreitendes  Zittern,  die  Beine  versagten 
ihren  Dienst  und  ein  Schweissausbruch  brachte  dann  Bes- 
rerung.  Wenn  ein  solcher  Anfall  in  der  Nacht  erfolgte, 
blieb  Pat.  schlaflos  bis  zum  Morgen.  Lange  Zeit  doreh 
wiederholten  sich  die  Niessanfalle  mit  der  sie  begleiten- 
den Schlaflosigkeit.  Herz  und  Nieren  waren  gesund. 
R.  regulirte  nach  Quantität  und  Qualität  die  Diät  nnd 
verschrieb  Colchicum  mit  Kali  citricum  und  Jod.  Beim 
nächsten  Besuche  hatte  Pat.  18  Pfd.  verloren  und  befand 
sich  in  jeder  Beziehung  besser.  Es  traten  noch  einige 
AnßUe  auf,  aber  auch  diese  verloren  sich  aUmälig.  Die 
Niessanfälle  konnten  durch  Bromkalium  coupirt  werden. 

In  einer  Nachschrift  erzählt  R.  noch  einen  neuer- 
lich beobachteten  Fall  von  Schwindel,  in  dem  ein 
Trauma  des  Schädels,  vielleicht  des  Labyrinths, 
vorausgegangen  war. 

Ein  Mann  erlitt  im  November  einen  Sturz,  er  lag 
nach  demselben    iVs  Std.   bewusstlos  und  blieb  noch 
1  Woche  lang  in  einem  rauschartigen  Zustande.    Die 
Gegend  des  linken  Proc.  mastoid.  war  empfindlich  and 
verfärbt.    Aus  dem  linken  Ohr  floss  einiges  Blut.    Kopf- 
schmerz bestand  nie,  aber  seit  dem  Falle  war  das  Gehör 
links  geschwächt.  Pat.  hörte  links  die  Uhr  nur  auf  2  Zoll 
und  nicht  durch  Knochenleitung.     Er  fühlte  ein  Singen 
im  linken  Ohr,  bald  stärker,  bald  schwächer,  „je  nach 
dem  Znstande   des  Magens  oder  Kopfes **.     Die  Hanpt- 
beschwerden  waren  Irritabilität  nnd  Schlaflosigkeit.   Die 
geringste  Arbeit  oder  Aufregung  verursachte  eine  schlaf- 
lose Nacht.    Die  Verdauung  war  gestört,  Pat.  mnsste  bei 
Auswahl  der  Speisen  sehr  vorsichtig  sein,  litt  fortwährend 
an  Magendmck,  Aufstossen  und  Winden.    Dyspepsie  und 
Schlaflosigkeit  steigerten  sich  gegenseitig.  Schwindel  be- 
stand in  wechselnder  Stärke  seit  dem  Falle.    Er  warde 
durch  Schlaflosigkeit  beträchtlich  gesteigert  nnd  oft  wäli- 
rend  der  Nacht  als  Fliegen  in  der  Luft  oder  Fallen  ans 
der  Höhe  empfunden.     Am  nächsten  Tage  war  dann  die 
gewöhnliche  Schwindligkeit  stärker.  Ausserdem  beklagte 
sich  Pat.  über  einen  constanten  unangenehmen  Gernoh 
und  eine  Sehstörung.    Offenbar  bestand  letztere  in  eUier 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  Elmik. 


131 


Stönm?  der  Aeeommadation ;  während  Pat.  gewöhnlich 
die  Zmtang  ohne  Brille  las,  branchte  er  eine  solche  nach 
einer  schlechten  Nacht,  oder  wenn  sonst  nervöse  Depres- 
mm  bestand.  Letsteres  war  der  Fall  bei  der  Unter- 
»chnng,  Pat.  konnte  Nr.  10  Jäger  nur  auf  21  Zoll  lesen, 
mt  Convexgläsern  (26)  las  er  Nr.  2  anf  15  Zoll.  Die 
Pupillen  reagirten  und  waren  von  mittlerer  Weite.  Der 
Augenhintergrnnd  war  normal.  (M  ö  b  i  a  s.) 

353.  Störung  der  Verdauong  als  Ursache 
fon  nervöser  Depression;  von  Dr.  T.  Länder 
Brunton.  (Practitioner  XXV.  p.  258.  325.  Oet., 
xNov.  1880.) 

In  seiner  sehr  beachtenswerüien  Arbeit  giebt  Vf. 
zunächst  in  anziehender  Weise  eine  Schildernng  des 
nenrasthenischen  Gehirnarbeiters^  der  gemüthlich  ver- 
itimmt  und  reizbai*,  nach  kurzer  Arbeit  ermüdend, 
die  Kraft  seines  Gedächtnisses  und  die  Schärfe  seiner 
Crtheiiskraft  verlierend,  bald  schlaflos,  bald  schlaf- 
eüditig  sich  durch  reichlichen  Genuss  substantieller 
Speisen  und  alkoholhaltiger  Geti'änke  zu  kräftigen 
sucht.  Er  führt  den  Er.  zum  Arzt:  ^,Ich  nehme 
Alles,  was  stärken  kann,  und  f&hle  mich  doch  so 
sehwach'^,  der  Arzt  aber  soll  antworten :  „Weil  Sie 
Alles  nehmen,  was  stärken  kann,  fahlen  Sie  sich  so 
schwach^'.  Yf.  ist  der  Ansicht,  dass  es  nicht  sowohl 
der  Hangel  an  Nährstoff  sei,  der  den  Kx.  schädige, 
wodem  der  Mangel  an  Sauerstoff,  ungenttgende  Ver- 
brennung sei  in  vielen  Fällen  Ursache  der  nei'vösen 
Depression.  Wie  ein  Feuer  ausgehe  nicht  aus  Mangel 
in  Kohlen,  sondern  weil  die  sich  anhäufende  Asche 
den  Zutritt  der  Luft  verhindere,  so  werde  der  Mensch 
krank,  weil  er  sich  mit  den  Produkten  seines  eigenen 
Stoffvrechsels  vergifte.  Vf.  erinnert  an  den  ermüdeten 
Froschmuskel,  der  durch  Auswaschen  mit  Eochsalz- 
Kysnng  wieder  contraktionsfähig  werde.  Ueber  die 
Wirkung  der  mineralischen  u.  vegetabilischen  Gifte, 
der  Infektionsstoffe  hätten  wir  wohl  Kenntnisse,  von 
der  Wirkung  der  in  uns  selbst  erzeugten  Gifte  aber 
wflssten  wir  sehr  wenig.  Vf.  weist  zunächst  hin  auf 
die  grosse  Schädlichkeit  des  Schwefelwasserstoffs, 
welcher  nachgewiesener  Maassen  im  Darm  gebildet 
wird,  auf  die  Versuche  Demarquay's  (Compt. 
rend.  IX.  p.  724),  nach  welchen  besonders  kleine 
Mengen  des  in  das  Rectum  injicirten  SH^  verderblich 
wirken,  auf  den  Fall  von  Selbstvergiftung  durch 
SH),  welchen  Senator  (Berl.  klin.  Wchnschr.  24. 
1878)  veröffentlicht  hat.  Er  nennt  ferner  Marsh  's 
Gas  n.  Bnttersäure.  Wir  wissen  nach  ihm  noch  sehr 
wenig  darClber,  welche  Wirkung  die  Resorption  unserer 
eigenen  Verdauungssäfte  hat.  Wenn  auch  ein  Theil 
der  resorbirten  Exkrete  von  der  Leber  aufgefangen 
werde ,  so  gelange  doch  ein  anderer  Theil  in  den 
Kieialaof  and  könne  giftig  wirken.  Auch  Zucker 
and  Peptone  könnten  unter  abnormen  Verhältnissen 
in  d^  Kreislauf  gelangen ,  ihre  Gegenwart  und  die 
von  Harnsäure,  als  deren  hauptsächlichste  Bildungs- 
Btüte  Vf.  die  Leber  betrachtet,  könne  theils  selbst 
schädlich  sein,  theils  als  warnendes  Zeichen  dienen, 
dagg  abnorme  Stoffe ,  und  unter  ihnen  vielleicht  gif- 
tige, cirkuliren.  Die  Wirkung  der  Resorption  von 
^Me  ist  bekannt  und  Vf.  erinnert  hier  passend  an 


die  Bedeutung  des  Wortes  Melancholie,  d.i.  Schwarz- 
galligkeit. Besonderes  Gewicht  legt  Vf.  auf  die 
neuern  Verauche  Ludwig's  u.  Schmidt-Mühl- 
heim 's ,  nach  welchen  die  Injektion  von  Pepton  in 
die  Venen  den  Blutdruck  erniedrigt  und  bei  grösserer 
Menge  Sopor,  Aufhören  der  Hamsekretion,  Krämpfe 
und  Tod  erzeugt.  Die  weitem  Erörterungen  Vfs. 
über  die  Thätigkeit  der  Leber,  über  die  verschiedenen 
Momente  der  Verdauung  u.  s.  w.  übergehen  wir  als 
bekannt. 

Die  Stoffwechselprodukte  werden  bekanntlich 
durch  eine  Art  Pumpwerk  in  die  Lymphgefässe  über- 
geführt, wie  diess  besonders  für  die  Muskeln  der 
Beine  und  für  das  Zwerchfell  nachgewiesen  ist.  Die 
Stoffwecbselprodukte  des  Hiiiis  und  Rückenmarks 
werden  von  der  Cerebrospinalflüssigkeit  weggeführt 
und  die  dem  Hirn  durch  Respiration  und  Herzthätig- 
keit  mitgetheilten  Bewegungen  bilden  eine  Art  Pump- 
werk. Ist  nun  das  Gehirn  durch  Ueberanstrengung 
mit  Blut  überfüllt,  sind  dabei  Athmung  und  Muskel- 
thätigkeit  vermindert,  so  muss  die  Wegschaffung  der 
Abfallsstoffe  erschwert  und  die  Ernähmng  des  Ge- 
hirns gefUirdet  sein.  Kommt  dazu  noch,  dass  die 
Fasern  und  Zellen  des  Hirns  durch  giftige  Stoffe  in- 
ficirt  werden ,  welche  in  Folge  einer  ungenügenden 
Verdauung  und  Assimilation  im  Blute  kreisen,  so  ist 
die  nervöse  Depression  des  Gehirnarbeitera  unver- 
meidlich. 

Durch  das  Stillsitzen  bei  geistiger  Thätigkeit 
wird  die  Pression  des  Zwerchfells  auf  die  Leber, 
welche  bei  Absonderung  der  Galle  eine  Rolle  spielt, 
mehr  oder  weniger  vermindert,  der  Druck,  mit  dem 
die  Galle  in  den  Darm  tritt,  nimmt  ab.  Ein  geringer 
Diätfehler ,  eine  kleine  Erkältung ,  der  Genuss  von 
Spirituosen,  genügt,  die  Schleimhaut  des  Magens 
u.  Darms  in  katarrhalische  Schwellung  zu  versetzen 
und  eine  geringe  Schwellung  genügt ,  um  den  Ab- 
üuss  der  Galle  unter  diesen  Umständen  zu  erschweren. 
Die  Galle  staut  in  der  Leber  und  die  gesammte 
Thätigkeit  der  letztern  wird  gestört.  Die  Assimila- 
tion wird  unvollständig,  im  Urin  erscheint  die  Harn- 
säure ;  die  Cirkulation  in  der  Leber  selbst  geräth  in 
Unordnung,  dadurch  treten  Stockungen  in  Magen  u. 
Darm  ein :  Hämorrhoiden ,  Abnahme  der  peristalti- 
schen  Bewegung  und  der  Absonderung  des  Darm- 
saftes, Verstopfung,  BlutüberfÜllnng  des  Magens, 
Appetitlosigkeit,  Dyspepsie  und  schlüsslich  kommt 
es  zum  Uebertritt  abnormer  Verdauungsprodukte  in 
das  Blut.  Das  Gehirn  leidet  dann  zugleich  unter 
der  Anhäufung  seiner  Abfallsprodukte  und  durch  die 
Absorption  abnormer  Assimilationsprodukte. 

Der  Kr.,  welcher  sich  schwach  und  verstimmt 
fühlte,  fängt  an,  sich  besser  zu  nähren,  Beef-tea  zu 
tiinken,  öfter  ein  Glas  Wein  oder  einen  Schluck 
Brandy  zu  nehmen  u.  verschlimmert  dadurch  seinen 
Zustand  immer  mehr.  Er  schüttet  das  Feuer  zu, 
statt  die  Asche  wegzuräumen.  Wird  dagegen  die 
Behandlung  auf  beschleunigte  Abfuhr  der  Stoff- 
wechselprodukte gelichtet,  so  pflegt  rasch  Besserung 
einzutreten.     Das  Erste  ist,  die  Leber  ^^aufizuräu- 


132 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  mediciniBche  KliniL 


1 


M 


men'*.  Diess  geschiebt  am  besten  durch  Qoeck- 
silberpräparate.  Aach  Mineralwässer  (Friedrichs- 
hall, Pflllna,  Karlsbad,  Hnnyadi  Janos)  können  an- 
gewendet werden,  üeber  die  passende  Anwendung 
dieser  Medikamente  giebt  B.  nähere  Vorschriften. 
Ihre  Wirkung  kann  dorch  vegetabilische  Cholagoga: 
Iridin  nnd  Euonymin,  nntersttttzt  werden. 

Besonders  einige  Zeit  nach  dem  EiSsen  pflegt  sich 
ein  Gefühl  äusserster  Schlaffheit  n.  Mnskelschwäche 
geltend  zu  machen ,  die  Kr.  sind  zu  Allem  unlustig 
und  glauben,  Bleiklumpen  an  Händen  und  Füssen  zu 
fühlen.  Diesen  Languor  besonders  möchte  Vf.  auf 
Peptonvergiftung  beziehen  und  glaubt,  ihn  öfter 
nach  Fleischnahrung ,  als  nach  vegetabilischer  Kost 
beobachtet  zu  haben.  Er  bekämpft  ihn  durch  ein 
Glas  Sodawasser  mit  oder  ohne  Gitrone,  oder  durch 
eine  Tasse  schwachen,  aber  heissen  Thees  mit  einem 
Biscuit.  Kaltes  wie  heisses  Wasser  dienen  als  Sti- 
mulantien.  Bei  der  Mahlzeit  sollen  feste  Speisen 
den  Anfang  machen ,  um  den  Magen  mechanisch  zu 
reizen.  Wein  und  Bier  werden  am  besten  ganz 
vermieden.  Nach  dem  Essen  werden  zweckmässig 
einige  Tropfen  Acidum  hydrochloro-nitrosum  mit 
einem  Aromaticum  oder  Carminativnm  genommen. 
Jedoch  wird  alle  Diät  nicht  zum  Ziele  führen,  wenn 
sie  nicht  durch  Anregung  der  Mnskelthätigkeit  nnter- 
sttttzt wird.  Als  körperliche  Uebung  empfiehlt  Vf. 
vor  Allem  das  Reiten. 

Der  Gedanke,  dass  die  nervöse  Erschöpfung  zum 
Theil  eine  Intoxikation  durch  abnorme  Stoffwechsel- 
produkte, SHg,  Peptone  u.  s.  w.  sei,  erinnert  an  die 
Erklärung,  welche  jüngst  v.  Hecker  fOr  manche 
Migränean&lle  gegeben  hat  (Jahrbb.  CLXXXIX. 
p.  127).  Auch  gegen  Vf.  muss  Ref.  einhalten,  dass 
zwar  auf  einzelne  Fälle  die  Erklärung  passen  mag, 
dass  aber  die  Mehrzahl  der  Fälle  ihr  entschieden 
widerspricht.  (M  ö  b  i  u  s.) 

354.  üeber  die  Punktion  der  Pleurahöhle 
und  des  Herzbeutels;  von  Dr.  A.  Fiedler  in 
Dresden.  (Jahresber.  d.  Ges.  f.  Natur-  u.  Heilk.  in 
Dresden  1880—81.  p.  137*). 

Die  vorliegende  Abhandlung  enthält  gewisser- 
maassen  eine  Erweiterung  der  von  Vf.  über  die  Tho- 
rakocentese  schon  früher  gemachten  Mittheilung, 
über  welche  wir  bereite  (Jahrbb.  CLXXXVII .  p.  145) 
berichtet  haben. 

Auf  Grund  seiner  bei  150  Punktionen  an  112 
Kr.  gemachten  Erfahrungen  hält  Vf.  den  Nutzen  die- 
ser Operation  für  so  hervorragend,  dass  nach  seiner 
Ansicht  jeder  praktische  Arzt  mit  Ausübung  dersel- 
ben und  den  dabei  zu  beobachtenden  Vorsichtemaass- 
regeln  vertraut  sein  sollte.  Wir  halten  es  daher  für 
gerechtfertigt,  nochmals  eine  kurze  Beschreibung 
des  von  Vf.  benutzten  Instrumentes  und  der  Anwen- 
dung desselben  zu  geben. 

Behufs  Verhütung  des  Eindringens  von  Gerinnsehi 
in  die  Kanüle,  und  da  der  Mher  von  ihm  aosschliesslich 
▼erwendete  FräntzeTBOhe  Capillartrokar  wegen  mangeln- 


der Federung  der  Kanüle  sich  nicht  immer  so  leicfai 
einsticht,  benutzt  Vf.  bekanntlich  gegenwärtig  eine  yeti 
nickelte  Hohlnadel.  Dieselbe  (Fig.  1) 
hat  einen  Durchmesser  von  2.5 — 3.0 
Millimeter.  In  ihr  liegt  eng  anschUes- 
send  die  Kanüle  a,  die  darch  die  6nm- 
mistopfbfichse  b  in  der  Nadel  hin-  und 
hergesohoben  werden  kann  nnd  am  peri- 
pheren Ende  c  das  Gnmmirohr  d  trägt. 
Bei  der  Operation  füllt  man  zunächst 
den  ca.  1  Mtr.  langen  Gummischlanch 
nnd  die  Hohlnadel  mit  Carboll5snng, 
legt  1  oder  2  Quetschhähne  zur  Verhin- 
derung des  Ansfliessens  an  und  zieht 
hierauf  die  Kanüle  in  die  Hohlnadel  zu- 
rück, bis  deren  Spitze  e  drei  wird.  Als- 
dann sticht  man  durch  die  Thoraxwand 
ein,  schiebt  die  E[anüle  wieder  vor,  ent- 
fernt die  Quetschhähne  und  lässt  die  in 
der  Brusthöhle  enthaltene  Flüssigkeit  in 
ein  neben  dem  Bett  stehendes,  theil- 
weise  mitCarbol-  oder  Salicyllösung  ge- 
fülltes Gefäss  abfliessen. 

Durch  dieses  Instrument,  welches 
sich  auch  durch  seine  Billigkeit  em- 
pfiehlt —  es  ist  von  dem  Instr.- 
Macher  Deike  in  Dresden  für  6 — 7  Mk.  zu  beziehen 
—  wird  bei  der  Operation  die  Möglichkeit  des  Luft- 
zutritts in  den  Pleurasack  ausgeschlossen ,  das  Ab- 
fliessen des  Exsudats  erfolgt  ruhig  und  gleichmässig 
und  es  ßlllt  das  bei  vielen  andern  Instrumenten  un- 
vermeidliche Stellen  der  Hähne ,  das  An-  und  Ab- 
setzen der  Spritze  weg.  Dabei  ist  die  durch  das 
Instrument  ausgeübte  Adspirationskraft  der  durch 
Spritzenzug  erzeugten  vollständig  gleich,  wirkt  ruhi- 
ger und  gleichmässiger,  ist  also  auch  genauer  zu  be- 
rechnen. In  ihrer  ausdehnenden  Wirkung  auf  die 
Lunge  gleicht  sie  dem  Gewicht  einer  Wassersäule 
von  der  Länge  des  Schlauches  und  der  Oberfläche 
der  Lunge,  kann  also  die  comprimirte  Lunge ,  so 
weit  diess  überhaupt  möglich,  redbt  wohl  wieder 
ausdehnen ,  was  dann  auch  durch  die  physikalische 
Untersuchung  nachweisbar  ist.  Vf.  erläutert  diess 
durch  eine  schematische  Abbildung,  wegen  deren  wir 
auf  das  Original  verweisen  müssen. 

Die  Menge  des  auf  diese  Weise  entfembaren 
Exsudat  wird  immer  eine  grössere  sein  als  bei  Be- 
nutzung des  einfach  horizontal  eingestochenen  Trokar, 
wobei  immer  eine  relativ  grössere  Quantität  in  der 
Brusthöhle  zurückbleiben  wird. 

Dass  das  Einstechen  des  beschriebenen  Instru- 
ments schmei*zhafter  sei ,  dass  die  halbmondförmige 
Wunde,  welche  durch  dasselbe  eraeugt  wird,  schlecht 
heile  und  man  leicht  eine  Arterie  verletzen  könne, 
stellt  Vf.  auf  Grund  seiner  ausgedehnten  Erfahrung 
in  Abrede.  Die  Schmerzhaftigkeit  des  Einstichs  U^ 
sich  durch  lokale  Anästhesirung  vermeiden;  eine 
Verletzung  von  Arterien  kann  nicht  vorkommen, 
wenn  man  die  Punktion  bei  erhobenem  Arme  in  der 
vordem  oder  nahe  der  mittlem  Axillarlinie  vornimmt, 
wo  die  Intercostalräome  so  breit  sind,  dass  der 
untere  Rand  der  nächst  obera  Rippe  sicher  vermieden 
werden  kann.  Nur  wenn  man  der  Lage  des  Exsudat 


»)  Für  die  Uebersendung  dankt  verbindlich  W  r.         wegen  am  Schulterblattwinkel  punktiren  muss,  würde 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medidnische  Klinik. 


133 


hä  der  grOssern  Engigkeit  der  dorsalen  Intercostal- 
limne  und  der  hie»  dickem  Weichtheile  eine  Ver- 
ieteong  der  Arterie  Torkommen  können ,  deren  Anf- 
fioden  behnfs  Unterbindung  dann  allerdings  seine 
Sefawierigkeit  haben  wflrde. 

Wenn  während  des  Ablaufens  des  Exsudates  sich 
die  EaDflIe  der  Doppelhohlnadel  durch  Gerinnsel 
Tffstopfen  sollte  —  was  aber  wegen  des  grössern 
LoneD  selten  vorkommen  wird  — ,  so  hebt  Vf.  zu- 
lidist  das  neben  dem  Bett  stehende  Gefilss  hoch 
apor,  um  der  abfliessenden  FIflssigkeit  den  um- 
gekehrten Lanf  zu  geben ,  oder  er  versucht  das 
HjndeniiBS  durch  Spritzenadspiration  zu  beseitigen. 
FBhrt  auch  diess  nicht  zum  Ziele ,  so  sticht  er  einen 
etwas  zugespitzten  Draht  (ungefähr  bei  d  Fig.  1) 
iireh  die  Wand  des  Gummischlauchs ,  schiebt  ihn 
JB  die  Eanflle  vor  und  räumt  letztere  von  hier  aus ; 
Tf. erwähnt  hierbei  eine  von  Dr.  Beschorner  in 
Dresden  angegebene  ebenso  einfache  als  praktische 
Tomchtongy  durch  die  es  möglich  wu*d,  durch  ein- 
khes  Vorschieben  eines  Räumers  das  Gerinnsel  zu 
«tfemen '). 

Was  die  Quantität  des  auf  einmal  abzulassenden 
Exsadttes  anlangt,  so  empfiehlt  Vf.,  entgegen  sei- 
Ko  früher  darüber  geltend  gemachten  Bedenken, 
me  möglichst  ergiebige  Entleerung  vorzunehmen. 
Er  hat  wiederholt  3 — 4000  Cctmtr.  auf  einmal  ab- 
ssen  lassen,  ohne  dass  unliebsame  Folgen,  wie 
BhituDgen,  Collapsus,  Lungenödem,  Dyspnoe,  Fie- 
krsteigerungen  n.  dgl.  eingetreten  wären.  Auch  hat 


*)  Das  von  Dr.  BoBchorner  angegebene  Instru- 
MBt  nr  Ptmktioii  der  verschiedenen  Körperhöhlen  — 
Aer  welches  B.  in  der  Deatschen  med.  Wchnschr.  VII. 
15. 1881  ausfahrliche  Mittheilong  gemacht  hat  —  ist  ganz 
lieh  dem  Principe  der  F  i  e  d  1  er  'sehen  gedeckten  Hohl- 
ndel  eonstmirt.  Es  besitzt  jedoch  den  Vorzug,  dass  die 
Beimgimg  der  letztem  von  etwa  dieselbe  obturirenden 
Gfrinoseln  während  der  Operation  mit  einem  stampfen 
linmer  vorgenommen  wird,  welcher  beim  Einstechen  der 
HoUnadel  and  während  des  Aasfliessens  der  Flüssigkeit 
rückgezogen  bleibt,  jederzeit  aber,  ohne  alle  Um- 
^e,  rauch,  beliebig  oft  and  gefahrlos  bis  über  das 
Eide  der  Deckangsröhre  hinaus  vor^o-choben  werden 
biB.  Es  wird  dadorch  das  umständliche ,  bei  Öfterer 
Viederliolung  nicht  anbedenkliche  Einstechen  eines  ge- 
^  Drahtes  darch  den  Gnmmischlaach  und  damit  die 
Ce&hr  beseitigt,  welche  in  der  Unmöglichkeit  liegt,  zu 
«itroliren,  wie  weit  man  die  Spitze  jenes  Drahtes  in  den 
^vpenraam  Yorstösst.  Die  von  B.  angebrachte  Modiflka- 
6«  der  von  Fiedler  angegebenen  gedeckten  Hohlnadel 
^iit  im  Wesentlichen  darin,  dass  die  Aasflussöffhaog 
■it Anaatzstack  für  denGammischlaachvom  hintern  Ende 
^  iimeni  Deckangsröhre  nach  der  Seite  der  Hohlnadel 
ansetzt  worden  ist.  Dieser  Aasflussöffnang  gegenüber 
befindet  sieh  in  der  vollständig  vorgeschobenen  innem 
Kttfile  eine  Fensteröffianng,  durch  welche  sieh  die  Flüs- 
■i^eit  imgehindert ,  sei  es  durch  Adspiration  wie  bei 
hin  t  z  e  1 ,  sei  es  darch  Heber wirknng  wie  bei  F 1  e  d  1  e  r , 
>Kh  aoBsen  entleert.  Es  steht  nichts  mehr  im  Wege, 
|a  strieknadelförmigen  Ränmer  in  den  hintern  Thell  der 
■iflrn  Kanüle  bleibend  and  jederzeit  zum  Verstösse 
Mg  emsaffigen.  Da  er  sowohl,  wie  die  letztere,  in  einer 
^pfbüehse  verläuft,  ist  das  Eindringen  von  Luft  in  die 
Wtieffende  EÖrperhöhle  unmöglich.  Vgl.  Jahresber.  d. 
^  t  Natur-  n.  Heilk.  in  Dresden  1880—81.  p.  69. 


er  nie  rasche  Wiederausammlung  des  Exsudates  be- 
obachtet, was  überhaupt  bei  serösem  oder  serofibri- 
nösem  Exsudat  nur  selten  vorkommt,  während  sol- 
ches bei  eiterigem  Exsudat  allerdings  die  Regel  bil- 
det und  deshalb  schlflsslich  die  Radikaloperation 
nothwendig  macht. 

Ob  man  vor  Ausführung  der  Punktion  erst  das 
Fieber  vorübergehen  lassen  soll,  ist  wohl  im  Einzel- 
falle von  den  Umstunden  abhängig.  Im  Allgemeinen 
ist  es  wohl  besser,  wenn  man  nicht  zu  schnell  ope- 
rirt ,  da  oft  selbst  mächtige  Exsudate  unter  Anwen- 
dung diuretischer,  diaphoretischer  oder  abführender 
Mittel,  namentlich  unter  Einhaltung  der  sogen.  Diaeta 
sicca ,  oft  rasch  abnehmen  und  selbst  ganz  schwin- 
den können.     Ein  allzulanges  Hinausschieben   hat 
aber   auch   seine  Bedenken.     Wenn   das   Exsudat 
3  Wochen  lang  seine  alte  Höhe  behauptet,  räth  Vf. 
trotz  vorhandenem  Fieber,  dasselbe  durch  Thorako- 
centese  zu  entfernen.     Er  beobachtete  dabei ,  dass 
die  Temperaturcurve  1 — 2  Tage  nach  der  Operation 
gewöhnlich  noch  dieselbe  Höhe  behauptet,  dann  aber 
rasch  abfällt  und  bald  ganz  oder  annähernd  normal 
wird,  während  Steigerungen  zu  den  Seltenheiten  ge- 
hören und  nur  vorübergehend  beobachtet   werden. 
Ein  zeitiges  Operiren  ist  aber  auch  um  deswillen  an- 
gezeigt, um  die  Bildung  von  pleuritischen  Schwarten 
und  deren  Tuberkulisirung  zu  verhüten.     Nicht  im- 
mer ist  bei  exsudativer  Pleuritis  das  Fieber  durch 
letztere,  sondern  durch  eine  hinter  dieser  sich  larvi- 
rende   Peribronchitis   oder   Phthisis   bedingt.      Ja, 
^ach  Vfs.  Erfahrungen  ist  gewöhnlich  Phthisis  die 
Primärerkrankung  und  das  pleuritische  Exsudat  se- 
kundär, namentlich  fand  Vf.  diess  bei  grossen  Exsu- 
daten, und  wenn  er  auch  nicht  behaupten  will ,  dass 
es  überhaupt  keine  idiopathische,    sogen,  rheuma- 
tische Pleuritis  gebe,  so  hält  er  doch  die  sekundäre 
Form  fttr  die  überwiegend  häufigere.     Hieraus  er- 
gicbt  sich  aber  von  selbst ,  dass  durch  die  Thorako- 
centese  meist  nur  ein  palliativer  Nutzen  geschaffen 
werden  kann ,  der  aber  immerhin  nicht  zu  unter- 
schätzen ist ;  in  nicht  wenigen  Fällen  ist  die  Opera- 
tion geradezu  lebensrettend.     Nach  Vfs.  Erfahrun- 
gen wurden  von  seinen  112  Operii'ten    18<^/o  mit 
Wahrscheinlichkeit  dauernd  geheilt ,  während  allen 
Uebrigen  nicht  blos  sofort  wesentliche  Erleichterung 
geschafft,  sondern  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  das 
Leben  monate-  und  jahrelang  erhalten  wm*de.    Von 
seinen  Operirten  starben  17  im  Ea-ankenhause,   8 
ausserhalb  desselben  später  an  Phthisis.     In  2  die- 
ser Fälle  schien  es,  dass  durch  die  Punktion  eine 
bis  dahin  latent  verlaufende  Phthisis  wach  gerufen 
wurde  und  sich  nun  rapid  entwickelte ,  ohne  dass 
jedoch  eine  Wiederansammlung   des  Exsudates  er- 
folgt wäre. 

Als  Indikation  ftlr  Vornahme  der  Punktion  gilt 
auch  der  Höhestand  des  Exsudates.  Ergtlsse, 
welche  nicht  wenigstens  bis  zur  Mitte  des  Schulter- 
blattes und  vom  bis  zur  3.  Rippe  reichen ,  werden 
seltner  die  Operation  veranlassen ;  gehen  jedoch  die 
Dämpfungsgrenzen  trotz  der  Anwendung  passender 


134 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medlcinische  Klinik. 


Mittel  nicht  zurück ,  so  kann  man  geti'ost  operiren 
und  wird  dann  meist  mehr  Exsudat  finden ,  als  man 
vermnthet  hat.  Tritt  bei  grossen  Exsudaten  Dys- 
pnoe oder  Cyanose  ein  y  so  ist  die  Punktion  sofort 
indicirt. 

Hämorrhagische  Exsudate  fand  Vf.  bei  seinen 
150  Punktionen  29mal;  sie  sind  in  der  Regel  von 
übler  Bedeutung ,  da  es  sich  hier  meist  um  carcino- 
matöse  oder  tuberkulöse  Pleuritis  handelt ;  je  Imal 
bestand  hämon*hagische  Diathese  und  Hydrops  uni- 
versalis nach  Morbus  Brightii.  Es  giebt  jedoch  über- 
haupt wenige  Exsudate,  in  denen  nicht  makroskopisch, 
oder  mindestens  mikroskopisch  Blutkörperchen  nach- 
zuweisen wären,  namentlich  hat  Vf.  die  Beobachtung 
gemacht,  dass  sehr  akut  entstandene,  sonst  aber 
gutartige  Exsudate  oft  mehr  oder  weniger  hämoii'ha- 
gisch  sind.  In  2  Fällen  hatte  das  Exsudat  einen 
gelatinösen  Charakter,  indem  es  sofort  nach  der 
Entleerung  zu  einer  gallertartigen  Masse  gerann. 

Eiterige  Beschaffenheit  des  Exsudates  ist  pro- 
gnostisch um  so  ungünstiger,  je  grösser  die  Zahl  der 
beigemischten  Eiterkörperchen  ist,  obwohl  man  sel- 
ten ein  Exsudat  durch  die  Punktion  entleeren  wird, 
in  dem  sich  nicht  Eiterkörperchen  mikroskopisch 
nachweisen  liessen,  namentlich  dann,  wenn  man  den 
Kr.  vor  der  Punktion  sich  bewegen  lässt,  weil  dann 
die  am  tiefsten  liegenden  Eiterkörperchen  sich  den 
obera  Flttssigkeitsschichten  beimischen.  Ausserdem 
haben  solche  Exsudate  stets  eine  Tendenz  zur  Wie- 
deransammlnng  und  man  findet  dann  den  Erguss  bei 
der  folgenden  Punktion  in  der  Regel  eiterhaltiger, 
ja  zuletzt  rein  eiterig.  Vf.  macht  hierbei  die  in- 
teressante Bemerkung,  dass  bei  Punktionen  von 
Pneumothorax  die  in  die  Pleurahöhle  ausgetretene 
Luft  zuweilen  Monate  lang  mit  der  daselbst  ange- 
sammelten Flüssigkeit  in  Berührung  blieb,  ohne  dass 
Pyo-Pneumothorax  sich  gebildet  hätte ;  die  Flüssig- 
keit blieb  serös  und  in  2  Fällen  liessen  sich  selbst 
bei  genauester  mikroskop.  Untersuchung  keine  cor- 
puscularen  Elemente  in  derselben  nachweisen. 

Was  die  Punktion  bei  Empyem^  eiteriger  Pleu- 
ritie  und  Pyo-Pneumothorax  anlangt,  so  constatirt 
Vf. ,  dass  er  bei  Kindeni  oft  mit  einfacher  Punktion 
des  eiterigen  Exsudates  ausgekommen  ist  uud  gute 
Resultate  erzielt  hat.  Er  glaubt  auch,  dass  man  bei 
Erwachsenen  wohlthnt ,  wenigstens  einmal  zu  pnnk- 
tiren,  bevor  man  die  Incision  vornimmt,  lieber  die 
Ausspülung  des  Thorax  nach  Baetz  und  Gold- 
ammer fehlen  dem  Vf.  zwar  eigene  Erfahningen, 
doch  hält  er  die  Methode  dann  nicht  für  empfehlens- 
werth,  wenn  der  Eiter  mit  dicken  Fibringerinnseln 
und  Flocken  untermischt  ist ;  dann  kann  nur  Inci- 
sion helfen. 

Das  BaccelWw!\\^  Symptom,  die  Flüsierstimme, 
hat  Vf.  bei  eiterigem  Exsudat  nie ,  bei  serösem  fast 
immer  und  um  so  deutlicher  gehört ,  je  freier  die 
Flüssigkeit  von  Blut-,  Eiterkörperchen  und  Fibrin- 
flocken war.  Jedoch  kommen  hiervon  zuweilen 
Ausnahmen  vor. 


Schlüsslich  räth  Vf.,  schon  um  der  Prognos 
willen,  jeder  Thorakocentese  tiüt  Trokar  oder  Hohl 
nadel  eine  Probepunktion  mittels  der  Pravoz^atibs 
Spritze  vorauszuschicken ,  wobei  natürlich  filr  sorg 
fältigste  Desinfektion  des  Instrumentes  Sorge  getn 
gen  werden  muss. 

Die  Punktion  des  Herzbeutels  bietet  im  AWff 
meinen  weit  grössere  Schwierigkeiten  dar,  theils  wc 
gen  der  hier  leicht  möglichen  diagnostischen  Irrthtl 
mer  —  weshalb  hier  unter  allen  Umständen  ein 
Probepunktion  vorausgehen  sollte  —  als  auch  wegei 
der  grossem  technischen  Schwierigkeiten. 

Primäre,  idiopathische  Herzbentelentzündungei 
mit  Ansammlung  grösserer  Mengen  seröser  oder  serq 
fibrinöser  Flüssigkeit  sind  selten ;  meist  handelt  e 
sich  um  sekundäre  Perikarditis,  nnd  man  findet  dun 
abgesehen  vom  Hydroperikardium,  in  der  Regel  eifts 
rige  oder  hämorrhagische  Ergüsse,  oder  auch  jan 
chige ,  wie  z.  B.  bei  Perforation  von  Oesophagofl 
divertikeln.  Die  Punktion  des  Herzbentels  wird  da 
her  ebenfalls  meist  nur  einen  palliativen  Natsei 
schaffen,  der  aber  immerhin  nicht  zu  unterschätsol 
ist,  und  zwar  um  so  mehr,  als  jetzt  durch  die  Vor 
theile  der  antiseptischen  Behandlung  die  Gefährlich 
keit  der  Operation  wesentlich  geringer  geworden  ist 

Vf.  bediente  sich  früher  zur  Punktion  des  Hen< 

bentels  eines  mittelgrossen  Trokar,   bestehend  aal 

einem  einfachen  Stilett   und   einer   glatten  Kanfllj 

ohne  rechtwinkelig  aufsitzende  Platte  oder  Scheibe 

(8.  Fig.  2).  I 

Derselbe  wird ,  gut  geölt  und  deBinficirt,  durch  dl 
Wand  eines  1  Mtr.  langen  Gammirohrs  a  ungefähr  1-^ 
iVa  Otmtr.  von  dem  einen  Ende  desselben,  bei  b,  eingll 
stochen,  durch  das  Lnmen  c  des  Gummirohrs  bis  an 
Insertion  des  Stiletts  im  Holzgriff  vorgeschoben,  dann 
Instrament  in  die  Thoraxwand  eingestossen  und  das 
lett  zurückgezogen.  In  dem  Moment,  wo  dasselbe  heil 
die  Kanüle  veriässt ,  gleitet  letztere  in  das  Lumen  d« 
Gummirohrs  hinein  a.  wird  von  diesem  fest  nmsohloesea 

Fig.  2. 


Das  Gummirohr  wird  nunmehr,  um  die  EinstichsteUe  fl 
verschliessen,  noch  ein  Stück  über  die  Kanüle  nach  vof 
wärts  geschoben  und  nun  der  Abfluss  des  Exsudats  ante 
Wasser  in  ein  neben  dem  Bett  stehendes  GefSss  vermitte]! 
Jeder  Lufteintritt  ist  bei  dieser  Methode  vollkommen  a« 
geschlossen.  Gegenwärtig  bedient  sich  Vf.  auch  m 
Punktion  des  Herzbeutels  seiner  Doppelhohlnadel. 

Als  Erläutenuig  ftir  das  Gesagte  theilt  Vf.  f<d 

gende  Fälle  mit,  in  denen  er  die  Punktion  des  Peq 

kardium  ausgeführt  hat. 

Fall  1.  Ein  25  J.  altes  Dienstmädchen,  weg« 
Hydrops  universalis  in  Folge  von  Nephritis  nnd  ^^^^ 
Albuminurie  aufgenommen,  hatte  vorher  bei  einer  Heq 
Schaft  gedient,  deren  zwei  Kinder  am  Scharlach  ^''^'''1 
waren,  nnd  hatte  damals  selbst  eine  Zelt  lang  g9fl6bfl^ 


IV.    Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  Klimk. 


135 


Biksefamerz  gehabt  u.  s.  w.  Drei  Wochen  später  Schwel- 
te? derFüsse  und  des  ganzen  Körpers,  kein  Fieber,  aber 
kehgiadige  Djspnoe.  Die  Untersuchung  ergab  recht- 
Mtiges  plearitisches  Transsudat,  liinten  bis  zur  Spina 
npnbe,  rom  bis  zur  3.  Kippe  reichend,  Flusterstimme, 
fiika  hinten  unten  nur  schwache  Dämpfung.  Athmen 
Teakoürmit grobem,  nicht  consonirendem Rasseln,  links 
fon  von  der  2.  Rippe  an  bis  zum  Thoraxrande  absolut 
leocr  Schall,  der  halbmondförmige  Raum  ganz  ausgefüllt. 
Ibtb  reehts  leerer  Schall  bis  2  Ctmtr.  aber  den  rechten 
Stenuüraiid,  nach  links  ziemlich  bis  zur  mittlem  Axillar- 
luf,  links  vom  weder  Athmnngsgeräusch  noch  Herztöne 
Krtor,  Berzstoss  nirgends  fühl-  nnd  sichtbar.  Puls  klein, 
lenfSrmig,  freqnent.  Schon  am  folgenden  Tage  Suffo- 
«TBCheinangen,  welche  sofortige  Punktion  indicir- 
Entleerung  von  1000-^1200  Cctmtr.  seröser  Flüs- 
«it  unter  sofortiger  Erleichterung  der  Kranken  -,  Uerz- 
wieder  fühlbar,  Athemnoth  geringer,  Schlaf;  ver- 
Dinrese.  Nach  3  Wochen  genesen  entlassen.  Bei 
Untersachimg  fand  man  die  Herzdämpfung  ver- 
rt,  bis  znm  rechten  Stemalrand  reichend,  die  Herz- 
rem,  den  2.  Pulmonalton  nicht  accentuirt.  Die 
oasion  und  Auskultation  der  Lungen  ergab  normales 
Iten,  im  Urin  wurde  kein  Eiweiss  nachgewiesen. 

Fall  2.  Ein  25  J.  alter  Mann,  wegen  eines  schweren 
heumatismus  aufgenommen ,  zeigt«  zunächst  ein 
IcbeB  ReibungBgeränsch  am  Herzen,  was  aber  bald 
wand.    Die  Herzdämpfung,  langsam  zunehmend, 
(e  am  3.  Tage  von  der  vordem  linken  Azillarlinie 
1.6  Ctmtr.  nach  rechts  vom  Stemalrand,  vom  zwei- 
linken  Intercostalranm  bis  ziemlich  znm  Thoraxrand, 
weder  sieht'  noch  fühlbar,   Herztöne  dumpf, 
borbar,  Pols  klein,  nicht  paradoxus.     Starkes  Fie- 
,  Dyspnoe ;  heftige  Gelenkschmerzen,  zuweilen  Schüt- 
Die  Lunge  war  anfangs  normal,  später  Compres- 
itfamen  mit  Dämpfung  des  Perkussionsschalls.     Das 
iale  Exsudat  reichte  am  7.  Tage  nach  der  Auf- 
üei  bis  zar  Clavicnla,  die  Athemnoth  war  enorm. 
Puls  sehr  klein.     Durch  eine  Probepunktion  wurde 
eiterige  Flüssigkeit,   durch   die  Hohlnadel   mittels 
kraft  800—1000  Cctmtr.  Eiter  entleert.     Darauf 
foriiheiigehend  Besserung  ein,   bei   fortdauerndem 
a.  Gelenkschmerzen  mit  Schwellung  hatte  jedoch 
£i»idat  nach  8  T.  die  frühere  Höhe  erreicht.   Durch 
1  Punktion  wurden  abermals  700  Cctmtr.  Eiter  ent- 
mit  momentaner  Erleichterung.     Bald  erfolgte  in- 
n  neue  Exsudatansamralung  und  am  5.  Tage  nach 
2.  Punktion  unter  Collapsus  plötzlich  der  Tod.  — 
Reichliches  eiteriges  und  flockiges  Exsudat  im 
otel,  sehr  ausgeprägtes  Cor  villosum,  auf  der  vor- 
Oberfläche  des   linken  Herzens   unter  der  Fibrin- 
zahlreiche  Ekchymosen  —  vielleicht  Folge  von 
^nig  durah  die  Nadelspitze  — ,  Myokardium  dünn, 
__  degenerirt,  an  der  Valv.  raitralis  nnd  aortae  frische, 
*t«ifbare  Vegetationen. 

Fall^,  Ein  30  J.  alter  schlecht  genährter  Mann, 
^10.  März  aufgenommen,  war  vor  3  Wochen  an  Brust- 
JJ^CB,  Herzklopfen,  Beklemmung  n.  Fieber  erkrankt, 
we  iber  vorher  schon  zuweilen  an  Schmerzen  in  der 
TutiebäDle  Inder  Gegend  der  Ruckenwirbel  gelitten.  Pat. 
vir  etwas  cyanotisch.  Die  Untersuchung  ergab  in  der 
H  snbclav.  d.  gedämpften  Schall,  feinblasiges  con- 
'^inndes  Rasseln ;  rechts  hinten  unten  den  Perkussions- 
U  ebe  Hand  breit  leer ,  helles  trocknes  Bronchial- 
'^Ben  and  Flüsterstimme.  Die  Herzdämpfung  reichte 
^  rechten  Stemalrand  bis  zur  vordem  linken  Axillar- 
^,  von  der  4.  bis  zur  8.  Rippe.  Der  Herzstoss  war 
J|(bt  lieht-,  kaum  fühlbar;  lautes  Perikardialreibcn. 
Nientor  39«,  Puls  120,  klein,  nicht  paradox.  Unter 
Wime  der  Herzdämpfung,  Verschwinden  desReibnngs- 
J^i^cbes,  Yorwölbong  der  Herzgegend  und  zunehmen- 
•^pnoe  wurde  am  23.  eine  Probepunktion,  mit  Ent- 
"^  eiteriger  Flüssigkeit,  vorgenommen  und  am  fol- 
Mes  Tage  mit  dem  Rie$etfieheü  Apparat  800  Cctmtr. 


fast  rein  eiterige  Flüssigkeit  entleert.  Hierauf  Zorück- 
gehn  der  Herzdämpfung,  Besseruug  der  subjektiven 
Symptome,  Schlaf,  Temp.  37.4.  Das  pleuritische  Ex- 
sudat blieb  rechts  hinten  unverändert,  es  war  aber  auch 
links  hinten  Dämpfung  u.  Bronchialathmen  nachweisbar, 
als  Folge  von  Compression  durch  das  auf  den  linken  un- 
tern Lungenlappen  drückende  perikardiale  Exsudat.  Am 
20.  März  Oedem  des  rechten  Arms,  am  27.  Zunahme  der 
Herzdämpfung  nnd  des  Exsudates,  am  30.  Wiederholung 
der  Punktion  mit  Hohlnadel  und  Gummirohr,  wobei 
1500  Cctmtr.  ziemlich  dickflüssiger,  gelber  Eiter  entleert 
wurden.  Vier  Tage  später  Tod.  —  Sektion.  Thrombose 
der  V.  axillaris  und  des  Anfangs  der  V.  subclavia.  Im 
Herzbeutel  600  Cctmtr.  dicker,  wenig  übelriechender 
Eiter,  Wände  des  Herzbeutels  4  Mmtr.  dick,  an  seiner 
Innenfläche  massige  Fibrinschicht,  unter  dem  visceralen 
Blatt  desselben  zahlreiche  Ekchymosen,  jedenfalls,  wie 
im  vorigen  Fall,  durch  Anstreifen  und  Einstechen  der 
Nadelspitzen  erzeugt ;  geringer  Grad  von  Cor  villosum, 
subperikardiales  Fettgewebe  verdickt,  in  die  Herzwand 
wuchemd,  Endokardium  und  Herzklappen  normal.  Links 
neben  8.  und  9.  Brustwirbel  eine  taschenformige  Vor- 
buchtung  des  Pleuraüberzugs,  mit  dickem  Eiter  erfüllt, 
eine  gleiche  fiogerstarke  Tasche  bis  über  die  vordere 
Axillar linie  hinaus  sich  fortsetzend,  die  7.  bis  9.  Rippe 
kreuzend ;  rechts  eine  ähnliche  der  7.  Rippe  entsprechend 
bis  zur  hintern  Axillarlinie  reichend.  Der  8.  u.  9.  Brust- 
wirbel enthielt  in  der  Substantia  spongiosa  bis  unter  das 
Periost  reichende,  mit  der  erwähnten  Tasche  commnni- 
cirende,  wenig  umfangreiche  mit  jauchiger  Flüssigkeit  ge- 
füllte Höhlen ;  Wirbeisubstanz  missfarbig.  Die  Perfora- 
tionsstelle im  Herzbeutel  war  nicht  nachzuweisen ;  im 
rechten  obern  Lungenlappen  bestand  ausgebreitete  Peri- 
bronchitis. 

Der  letzte  Fall  ist  auch  dnrch  die  Menge  des 
durch  die  Punktion  entleerten  Inhalts  des  Herzbeu- 
tels interessant,  und  beweist,  bis  zu  welcher  Höhe 
der  letztere  einer  Ausdehnung  fähig,  und  wie  grossen 
Druck  das  Herz  ausznhalten  im  Stande  ist. 

Vf.  erörtert  schlüsslich  noch  die  Frage,  ob  bei 
nöthiger  Entleerung  des  Herzbeutels  der  Incision 
oder  der  Punktion ,  durch  Trokar  oder  Hohlnadel 
der  Vorzug  zu  geben  sei.  Zu  verwerfen  ist  nach 
seiner  Erfahrung  die  Punktion  mit  der  einfachen 
Hohlnadel,  weil  —  wie  diess  die  in  den  beiden 
letzten  Fällen  gefundenen  Ekchymosen  am  Herzen 
beweisen,  —  eine  Verletzung  des  letztern  mit  der 
Nadelspitze,  unter  Umständen  selbst  Verletzung  eines 
grossen  Gefässes  und  in  Folge  dessen  starke  Blu- 
tung dadurch  bedingt  werden  kann.  Mit  dem  Tro- 
kar kommt  man  nicht  immer  znm  Ziele  (Fall  2), 
da  derselbe  mit  dem  Eanülenende  unter  der  Stilett- 
spitze  leicht  im  Perlkardium  hängen  bleibt  und 
dieses,  ohne  einzudringen,  vor  sich  herschiebt.  Vf. 
empfiehlt  daher  nochmals  die  von  ihm  oben  be- 
schriebene Hebervorrichtung  mit  Doppelhohlnadel. 
Vor  der  Punktion  erst  eine  Hautincision  zu  machen, 
um  dann  den  Trokar  leichter  einstechen  zu  können, 
hält  Vf.  fttr  ttberfiüssig.  Dagegen  hält  er  bei  rein 
eiteriger  Perikai'ditis  Incision  nnd  Ausspülung  für 
das  einzige  Mittel,  Heilung  herbeizuführen,  zumal 
wenn  letztere  unter  allen  Cautelen  der  Antisepsis 
ausgeführt  wird.  Ebenso  glaubt  Vf.  bei  hämorrha* 
gischem  Exsudat  der  Incision  vor  der  Punktion  den 
Vorzug  geben  zu  müssen.  SchlQsslich  mahnt  er 
aber,  mit  der  Operation,  wenn  solche  einmal  ange- 
zeigt  ist,  nicht  zu  lange  zn  warten,  da  bei  grossen 


136 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medieinisohe  Klinik. 


Ergüssen  oft  ganz  unerwartet  Collapsus  und  Tod 
eintreten,  und  zweitens  auch  deshalb,  weil  sich  bei 
eiteriger  und  hämorrhagischer  Perikarditis  im  ver- 
dickten Herzbeutel  sehr  gern  käsige  Massen  und 
Tuberkelknötchen  bilden.  (K  r  u  g.) 

355.  Beitrag  zur  Anatomie  des  Nagels; 
von  Dr.  Hans  Hebra.  (Wien.  med.  Jahrbb. 
p.  59.  1880.) 

35G.  Anatomisoh-phyaiologische  Vorstu- 
dien zu  einer  zukünftigen  Onyehopathologie; 
von  Dr.  Unna.    (Vjhrschr.  f.  Dermatol.  VHI.  p.  1. 

1881.) 

Obschon  Hebra 's  Abhandlung  in  unsern 
Jahrbüchern  (Bd.  CLXXXVI.  p.  6)  eingehend  be- 
sprochen worden  ist,  erscheint  eine  kurze  Wieder- 
gabe ihres  Inhaltes  hier  erforderlich,  da  U  n  n  a '  s 
Arbeit  in  engster  Beziehung  zu  derselben  steht. 

Hebra  sucht  nämlich  die  Ansicht  Unna 's 
(Arch.  f.  mikr.  Anat.  XII.)  zu  widerlegen,  dass  die 
Matrix  des  Nagels  bis  an  die  vordere  Grenze  der 
Lunula  reiche.  Nach  seinen  Untersuchungen  zerfällt 
der  Boden,  auf  welchem  der  Nagel  ruht  in  drei  Ab- 
schnitte, von  denen  der  hintere  mit  mächtigen,  zu- 
weilen in  Reihen  angeordneten  Papillen  besetzt  ist, 
an  welche  sich  ein  System  longitudinaler  mit  Pa- 
pillen versehener  Leisten  anschliesst  Dieselben 
enden  vom  in  einer  convexen  Linie,  die  mit  der 
vordem,  concaven  Grenzlinie  der  Lunula  einen 
ovalen  Raum  einschliesst.  Dieser  ist  heller  gefärbt, 
nicht  so  reichlich  mit  Blutge&ssen  versehen  als  die 
übrigen  Theile  des  Nagelbodens  und  trägt  weder 
Leisten  noch  Papillen,  und  erst  an  seiner  vordem 
Grenze  beginnen  wieder  die  bis  an  die  vordere  In- 
sertion des  Nagels  reichenden  longitudinalen  Leisten. 
Da  der  beschriebene  ovale  Raum  keine  Papillen  trägt, 
sondem  nur  die  hinter  demselben  befindliche  Partie, 
so  kann  auch  nur  die  letztere  nach  Hebra 's  An- 
sicht als  eigentliche  Nagelmatrix  gelten. 

Ausgehend  von  dem  normalen  Wachsthum  des 
Nagels  kommt  Unna  zu  dem  Schlüsse,  dass  weder 
jede  Verdickung  des  Nagelblattes  als  eine  Hyper- 
trophie, noch  jede  Verdünnung  desselben  als  eine 
Atrophie  zu  bezeichnen  sei,  dass  vielmehr  sowohl 
eine  Vermehrong  als  auch  eine  Verminderung  in  der 
Anbildung  von  Nagelzellen  an  bestimmten  Stellen 
der  Matrix  entweder  Verdickung  oder  Verdünnung 
des  Nagelblattes  herbeiführen  könne. 

Im  Gegensatz  zu  H.  Hebra  und  festhaltend 
an  seiner  frühem  Auffassung,  betrachtet  er  den 
Boden  des  ganzen  Nagelfalzes  bis  zur  bogenförmi- 
gen vordem  Begrenzung  der  Lunula  als  Matrix, 
von  der  aus  allein  eine  Anbildung  von  Nagelzellen 
und  hierdurch  ein  allmäliges  Vorschieben  des  Nagels 
auf  den  Leisten  des  Nagelbettes  stattfindet,  ein  Vor- 
gang, wie  ihn  Reichert  und  Ammon  [sowie 
Virchow,  Ref.J  seit  längerer  Zeit  geschildert 
haben,  und  wie  er  heute  allgemein  anerkannt  wird. 
Zur  Veranschaulichung   des   Nagelwachsthums  be- 


dient er  sich  eines  Bildes,  indem  er  die  Matrix  mü 
einem  Felde  und  das  Nagelblatt  mit  einem  auf  dem 
selben  wurzelnden  und  seitlich  umgelegten  Bündel 
gleich  langer  Halme  vergleicht.  Wie  der  bei  auf 
rechtem  Stande  der  letzteren  horizontale  Endqaer 
schnitt  des  Bündels  bei  der  Seitenlage  mit  demBodei 
einen  schiefen  Winkel  bildet,  so  liegen  nach  den 
U.  auch  alle  einer  und  derselben  Generation  ange 
hörigen  Nagelzellen  in  einer  zum  Nagelbette  ge 
neigten  Ebene,  die  [der  Mati*ix  parallel  ist  und]  ?oi 
ihm  als  Schichtungsebene  bezeichnet  wird.  Je  steUei 
die  Schichtungsebene  [oder  die  Matrix]  ist,  desfa 
stärker,  u.  je  mehr  sie  sich  der  Horizontalen  nähtft 
desto  dünner  mnss  der  betreffende  Nagel  sein. 

Unna  erörtert  hierauf  die  Verhältnisse,  welch 
entstehen,  wenn  das  normale  Wachsthum  des  Nagel 
durch  eine  stärkere  oder  schwächere  Anbildung  roi 
Zellen  an  den  verschiedenen  Stellen  der  Matrix  veiiB 
dertwird.  Einfährt  beispielsweise  die  am  hintern,  d.h 
dem  höher  gelegenen  Theile  der  Matrix  stattfindenA 
Zellanbildung  einen  nach  dem  vorderen,  dem  tiefei 
gelegenen,  Theile  hin  allmälig  abnehmenden  Za 
wachs,  so  müssen  die  schneller  wachsenden  obera 
Schichten,  da  sie  sich  mit  den  neben  und  unter  ihnei 
liegenden  langsamer  wachsenden  in  festem  Zusam 
menhange  befinden  und  nicht  nebeneinander  vei 
schieben  können,  nach  vom  und  oben  gelangen,  a 
dass  eine  Aufrichtung  der  Schichtnngsebene  und  eiw 
Verdickung  des  Nagels  die  Folge  ist.  Betrifit  dk 
vermehrte  Zellbildung  den  vorderen,  tiefer  gelegen« 
Theil  der  Matrix  und  nimmt  gegen  den  hinteren 
oberen  allmälig  ab,  so  muss,  da  die  schneller  vor 
rückenden  untern  Nagelschichten  allseitig  in  festen 
Zusammenhange  mit  der  Nachbarschaft  stehev 
hieraus  nach  U  n  n  a  's  Darstellung  eine  Senkung  dei 
Schichtungsebene  und  eine  Verdünnung  des  Nagel 
blattes  resultiren. 

Analog  gestalten  sich  die  Verliältnisse  bei  einei 
Verminderung  der  Zeilproliferation ;  hat  dieselbe  in 
hinteren  Bezirk  der  Matrix  ihren  Sitz,  so  ftlhrt  sii 
zur  Verdünnung  des  Nagelblattes,  befindet  sie  sid 
im  vorderen,  zur  Verdickung  desselben. 

Auf  diese  Weise  entstehen  Nageldeformitäten 
welche  sich  durch  quer  verlaufende  wallartige  Ver 
dickungen,  resp.  durch  Querrinnen  charakterisirett 
U.  bezeichnet  diese  Veränderungen  als  NageldefigQ 
rationen,  indem  er  die  Bezeichnung  Hypertrophie 
resp.  Atrophie  deshalb  nicht  für  passend  hält,  wel 
er  den  normalen  Nagel  schon  an  sich  ftlr  ein  hyper 
trophisches  Gebilde  hält,  und  bei  der  gäDzlicl 
fehlenden  spontanen  Elimination  von  NagelzeUei 
nicht  von  einem  Ueberschuss  von  in  grössere 
Menge  producirten  Zellen  über  etwa  spontan  elimi 
nii*te  oder  von  letzteren  über  jene  die  Rede  ist. 

Zum  Schluss  stellt  U.  den  Satz  auf,  dass  aU 
Veränderungen  des  Nagels,  welche  mit  dem  fort 
schreitenden  Wachsthum  desselben  ihren  Ort  von 
Nagelfalze  nach  dem  freien  Rande  zu  verändern,  au; 
Alterationen  der  Matrix,  die  andern  dagegen,  di( 
entweder  ihren  Ort  nicht  verändern  oder  vom  fi«i«i 


IV.     Paäiologie,  Therapie  n.  medicinigche  Klinik. 


1«7 


Raode  nach  dem  Falze  zu  fortschreiten ,  auf  einer 
Ericnnkiing  des  Nagelbettes  beruhen. 

(Qnstav  Bohrend.) 

357.  üeber  blaue,  dunkelgefärbte  oder 
sehiefergrane  Hautfleoke;  Taches  bleuesy  om- 
Ifies  ou  ardaisSes, 

Schon  seit  geraomer  Zeit  wurden  von  einer  An- 
ahl  ihnzMscher  Antoren  bei  Personen ,  die  an  den 
verschiedenartigsten  akuten  Krankheiten  litten,  meist 
am  Abdomen  befindliche  bleigraue  Flecke  beobachtet, 
die  von  ihnen  gewöhnlich  mit  dem  allgemeinen 
KnokheitsproceBse  in  ursächlichen  Zusammenhang 
gebracht  wurden.  In  der  deutschen  Literatur  finden 
ieh  dieselben  von  Griesinger  (Infektionskrank- 
lidten.  2.  Aufl.  Erlangen  1864.  p.  214)  als  zu- 
iiülige Begleiterscheinungen  des  Ileotyphus  erwähnt; 
er  hat  sie  „in  leichten  und  schweren  Fällen ,  doch 
licht  sehr  häufig  gefunden  an  Bauch ,  Brust  und 
Rfleken ,  gewöhnlich  nicht  zahlreich ,  meist  auf  der 
Höhe  der  Krankheit  und  ohne  allen  Einflnss  auf 
deren  Verlauf  und  Prognose.'^  Er  bestätigt  hiermit 
doeo  Befund ,  auf  den  vor  ihm  namentlich  T  r  o  u  s  - 
seaQ  und  Murchison  bereits  aufmerksam  ge- 
Dicht  hatten y  und  giebt  an,  dass  nach  seinen  Beob- 
achtoogen  die  Flecke  grösser  sind  und  mehr  con- 
flairen,  als  diess  auf  der  Abbildung  des  Letztem  der 
t  Fall  ist. 

Später  lenkte  Mourson  (Nouvelles  recherches 
nr  les  taches  ombr^es ;  Annales  de  Dermatol.  IX. 
1877/78.  p.  198)  von  Neuem  die  Aufmerksamkeit 
auf  diese  Flecke.  Er  beobachtete  sie  im  Laufe  von 
9  Jahren  bei  250  Personen  mit  den  verschieden- 
artigsten fieberhaften  und  fieberlosen  Erkrankungen, 
aber  auch  bei  ganz  Gesunden.  Femer  lehrte  seine 
Beobachtung ,  dass  in  allen  Fällen ,  in  denen  diese 
Flecke  sich  fanden ,  gleichzeitig  Morpionen  vorhan- 
deo  waren,  und  umgekehrt,  dass  bei  Personen,  die 
Morpionen  acquirirten,  wenn  auch  nicht  regelmässig, 
»  doch  meistentheils,  innerhalb  20  Tagen  derartige 
Snne  Flecke  auftraten,  dass  die  Vertheilung  der 
letztem  am  Körper  keine  zufällige  sei ,  vielmehr  ge- 
>aa  die  Bahn  bezeichnete,  auf  welcher  die  Parasiten 
Bch  am  Stamme  verbreiteten ,  und  dass  sie  dem- 
gemäss  sich  hauptsächlich  in  der  Umgebung  der  be- 
bttiten  Stellen  des  Rumpfes  zeigten. 

Diese  Abhängigkeit  der  Taches  ombr6es  von  der 
Anwesenheit  von  Morpionen  und  ihre  Erzeugung 
Ml  die  letztem  glaubt  Duguet  (Les  taches 
Ueoes;  leur  production  artificielle:  Gaz.  des  Hdp. 
46.  p.  362.  1880  und  Ann.  de  Dermatol.  I.  1880. 
p-  544)  nunmehr  auf  experimentellem  Wege  dar- 
geäuui  zu  haben.  In  der  Annahme,  dass  die  Flecke 
von  einer  von  den  Filzläusen  in  die  Haut  einge- 
brachten Substanz  herrühren,  zerrieb  er  eine  grössere 
Auahl  dieser  Thiere  unter  Zusatz  einiger  Tropfen 
Wasser  zu  einer  Paste  und  impfte  von  derselben 
ont  sieben  Lancettenstichen  ein  Individuum,  welches 
tt  andern  Stellen  derartige  Flecke  besass :   schon 

Med.  Jahfbb.  Bd.  191.  Hfl.  8. 


am  nächsten  Tage  zeigten  sich  um  die  Einstichs- 
stellen hemm  typische  Taches  ombr^s,  während  ein 
mit  der  trocknen  Lancette  ausgefohrter  Controlver- 
such  vollkommen  negativ  ausfiel.  Zwei  Tage  später 
impfte  sich  ein  Assistent  D  n  g  u  e  t 's  mit  dner  andern 
von  zerriebenen  Morpionen  herrührenden  Masse  am 
Oberarm,  sowie  am  Handgelenk,  und  konnte  am 
nächsten  Tage ,  bei  Wiederholung  des  Versucha  so- 
gar schon  nach  6  Stunden  einen  positiven  Erfolg 
aufweisen,  während  bei  einem  gleichzeitig  mit  demsel- 
ben Stoffe  geimpften  Collegen  keine  Wirkung  eintrat. 

In  einem  Falle  hat  D.  eine  Stelle ,  an  weldier 
sich  eine  Filzlaus  befand,  durch  einen  Kreis  mit 
einem  Höllensteinstift  markirt ,  er  fand  am  nächsten 
Tage,  während  das  Insekt  verschwunden  war,  da- 
selbst einen  Fleck ,  so  dass  er  die  Entstehung  des 
letztem  auf  diese  Weise  direkt  beobachten  konnte. 
Bei  einem  andern  Individuum  endlich,  welches  Flecke 
am  Abdomen  und  an  den  Unterexläremitäten  hatte, 
fanden  sich  Morpionen  auch  an  den  letztem  bis 
hinab  zu  den  Malleolen. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  Hessen 
sich  keine  Veränderungen  nachweisen ,  und,  da  die 
Flecke  nach  dem  Tode  schwinden,  so  glaubt  D., 
dass  es  sich  hier  vielleicht  um  lokale  Cirkulations- 
störongen  in  den  CapilUiren  handele. 

Dass  diese  Flecke  früher  mit  akuten  innem  Er- 
krankungen ,  namentlich  mit  dem  Ileotyphus  in  Zu- 
sammenhang gebracht  wurden ,  hat  nach  D.  darin 
seinen  Grand ,  dass  bei  diesem  Leiden  häufiger  als 
sonst  eine  Inspektion  des  Abdomen  vorgenommen 
wird.  Aus  dem  gleichen  Grunde  hat  er  sie  früher 
in  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  Fälle  bei  Syphi- 
litischen gefunden. 

Auch  0.  Simon  (Bresl.  ärztl.  Ztschr.  UI.  14. 
1881)  hat  in  zahlreichen  Fällen  constatiren  können, 
dass  diese  von  ihm  sogen.  Maculae  caeruleae  nur 
an  denjenigen  Stellen  auftreten ,  wo  Morpionen  ver- 
weilen oder  verweilt  haben,  und  niemals  wurden 
Flecke  constatirt,  ohne  dass  solche  oder  Spuren  der- 
selben vorhanden  waren.  In  den  meisten  Fällen 
konnte  auf  den  Maculis  caeruleis  ein  Ovulum  phthiria- 
cum  am  Haare  klebend  gefunden  werden. 

(Gustav  Behrend.) 

358.  Phthiriasis  palpebrarum;  von  R.  W. 
Stelwagon.    (Arch.  of  Dermatol.  VII.  p.  301. 

1881.) 

Bei  einem  lljähr.  Mädchen  zeigten  sich  bei 
oberflächlicher  Betrachtung  die  Augenlider  an  ihren 
Rändern  zum  Theil  mit  Schuppen  und  Krusten  be- 
deckt ,  während  sie  an  einzelnen  Stellen  normal  er- 
schienen. Bei  genauerer  Betrachtung  jedoch  bemerkte 
man  an  den  Wimpem  Eier  von  Läusen  und  an  den 
Augenlidem,  sowie  in  ihrer  Nachbarachaft  rothe  Ex- 
krementflecke derselben.  Mit  Anwendung  der  Lupe 
wurde  eine  Anzahl  kleiner  Filzläuse  entdeckt ,  ohne 
dass  an  irgend  einer  andem  Stelle  des  Körpers 
solche  vorhanden  gewesen  wären. 

18 


138 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medicinigohe  Elimk« 


Die  Affektion  der  Augenlider  hatte  2  Mon.  be- 
standen. (Gustav  Behrend.) 

359.  Urticaria  pigmentosa. 

Unsem  frflhem  Berichten  über  diese  bisher  nur 
von  englischen  Autoren  beschriebene  Erkrankung 
(s.  Jahrbb.  CLXXXIV.  p.  136  u.  CLXXXVI.  p.  31) 
fügen  wir  zwei  weitere  Beobachtungen  hinzu ,  deren 
eine  von  Dr.  Cavafy  (Lancet  I.  19 ;  May  p.  739. 
1880),  die  andere  von  Stephen  Mackenzie 
(Med.  Times  and  6az.  April  24.  p.  451.  1880) 
stammt. 

Id  beiden  Fällen  handelte  es  sich  nm  15  Mon.  alte, 
wohlgenährte  und  gesunde  Kinder,  bei  denen  die  Erkran- 
kung in  den  ersten  Lebenstagen  begonnen  hatte.  Bei 
beiden  fanden  sich  braune,  längliche  nnd  zum  Theil  con- 
fluirende  Flecke,  letztere  von  nnregelmässiger  Gestalt 
nnd  dem  Umfange  eines  50-Pfennigstackes;  daneben  rothe 
Flecke ,  an  denen  durch  Beiben  nnd  Kratzen  Urticaria- 
qnaddeln  entstanden.  Auch  an  den  dunkel  pigmentirten 
Stellen  entstanden  durch  Reiben  Qnaddeln,  indem  sie 
vorabergehend  eine  rosenrothe  Farbe  annahmen.  Die 
Flecke  waren  am  zahlreichsten  am  Rumpfe ,  namentUdi 
an  Rücken  und  Brast,  spärlicher  an  den  Extremitäten  und 
am  Nacken ;  Handflächen  u.  Fusssohlen  waren  firei.  Die 
Haat  an  den  pigmentirten  Stellen  war  nicht  inflltrlrt  und 
fühlte  sich  normal  an. 

Bef.  hatte  während  seines  Aufenthalts  in  Lon- 
don diese  beiden  Fat.  zu  sehen  Gelegenheit.  Bei 
einem  derselben  traten  Linien ,  welche  man  mit  dem 
Fingernagel  auf  der  Haut  zog ,  schon  nach  kurzer 
Zdt  als  wallartige  quaddelf5rmige  Streifen  hervor. 
Dieser  Umstand  beweist  allein  schon ,  dass  es  sich 
hier  nm  eine  wirkliche ,  auf  einer  erhöhten  Reizbar- 
keit der  Haut  beruhende  Urticaria  handelte,  nnd 
nicht  etwa  um  Insektenstiche;  wie  es  Hutchinson 
in  Bezug  auf  den  Sangster'schen  Fall  annimmt. 

(Gustav  Behrend.) 

360.  Erfahnuigen  über  die  Heilwirkung 
der  Jodsoolenkur  in  Hall  (Ober-Oesterreioh) 
bei  Syphilis,  besonders  nach  MerhuriaU  und 
Jodkuren;  von  Dr.  S.  Eatser  in  Hall.  (Wien, 
med.  Wchnschr.  XXXI.  17.  18.  1881.) 

Vf.  führt  als  für  den  Gebrauch  der  Haller  Jod- 
soole  besonders  geeignet  folgende  Fälle  an. 

1)  Frische  Syphiliden ,  sowie  Spätformen  der 
Syphilis ;  mit  besonders  günstigem  Erfolge  wird  sie 
angewendet  als  Unterstützungskur  bei  gleichzeitigem 
Gebrauche  anderer  antisyphilitischer  Mittel. 

2)  Fälle,  in  denen  nach  dem  Gebrauche  von 
Merkur-  und  Jodkuren  die  Kranken  wohl  von  den 
Syphilissymptomen  geheilt,  aber  in  ihrer  Ernährung 
sehr  herabgekommen  sind  und  an  Anämie  und  Neur- 
algien leiden. 

3)  Fälle,  in  denen  nach  regelmässiger  Merkurial- 
kur  noch  verschiedene  eher  auf  die  Quecksilberwir- 
kung als  auf  Syphilis  zu  beziehende  Affektionen  der 
Schleimhäute  vorhanden  sind.  Hier  schwanden  die 
Erscheinungen  ohne  gleichzeitige  Anwendung  von 
andern  Medikamenten.  Vf.  behauptet,  jedoch  ohne 
dass  bis  jetzt  hierüber  Untersuchungen  angestellt 
worden  wären ,  dass  die  Jodsoole  eine  Ausscheidung 


des  im  Körper  zurückgebliebenen  Quecksilbers  be- 
wirke. 

4)  Fälle ,  in  denen  eine  Stärkung  der  Constitu- 
tion zur  Beseitigung  von  Syphilisresten  erforderlich 
ist,  namentlich  wenn  Complikation  mit  Scrofulose 
oder  Siechthum  aus  andern  Uraachen  vorhanden  ist. 

5)  Veraltete ,  degenerirte ,  hartnäckige ,  tertiäre 
Syphilisformen,  welche  dm*ch  Missbrauch  von  Queck- 
silber- und  Jodpräparaten ,  durch  ungeeignete  oder 
nicht  gehörig  ausgeführte  Einreibungsknr  zu  Stande 
gekommen  sind.  (J.  E  d  m.  G  tt  n  t  z.) 

361.  Ueber  die  Ezoiaion  dar  Initialakle" 
rose;  von  Dr.  J.  Kröwczynski.  (Vjhrschr.  f. 
Dermatol.  u.  Syph.  VIH.  1.  p.  101.  1881.) 

Vf.  macht  auf  Grund  einer  längern  theoretischen 
Betrachtung  die  Methode  der  Excision  der  Sklerose 
zum  Gegenstand  seiner  Kritik.  Er  wägt  die  Gründe 
ab ,  welche  über  das  raschere  oder  langsamere  Vor- 
dringen des  Giftes  (möge  man  sich  das  Contaginm 
als  Pilz  oder  als  chemisches  Ferment  vorstellen)  im 
Organismus  und  über  den  Meclianismns  dieses  Vor- 
dringens im  einzelnen  Falle  zn  entscheiden  haben. 
Soll  die  Excision  der  Sklerose  nützen ,  so  mnss  das 
Gift  an  der  Eingangsstelle,  da ,  wo  sich  die  zn  exci- 
dirende  Sklerose  später  entwickelt ,  welche  letztere 
als  der  eigentliche  Krankheitsherd  angesehen  wird, 
von  welchem  aus  nach  dieser  Art  der  Vorstelloog 
immer  neuer  Krankheitsstoff  dem  Organismus  nach 
und  nach  zngemischt  wird ,  lokal  bleiben.  Vf.  be- 
trachtet diese  Art  der  Fortpflanzung  des  Contaginm 
für  viele  Fälle  als  unzweifelhaft  und  in  solchen  könne 
die  Excision  vielleicht  nützen.  Für  viele  andere 
Fälle  sei  jedoch  die  fragl.  Fortpflanzungsweise  nicht 
annehmbar,  da  die  Erfahrung  mehrfach  bewiesen 
habe ,  dass  Aetzungen ,  welche  sofort  nach  der  An- 
steckung vorgenommen  worden ,  dem  Ausbruch  der 
Syphilis  nicht  vorbeugen  konnten.  Dann  könne  die 
Excision  einer  später  sich  entwickelnden  Sklerose 
nichts  nützen,  das  Contaginm  verbreite  sich  nnter 
Umständen  langsam  im  Körper,  unter  andern  Ver- 
hältnissen rascher. 

Ein  sicheres  Urtheil  lässt  sich  nach  Vf.  über  den 
Werth  des  fraglichen  Verfahrens  nur  dann  abgeben, 
wenn  es  möglich  ist,  in  jedem  Falle  von  Excision 
die  Quelle  der  syphilit.  Infektion  zu  ermittehi.  Es 
sei  jedoch  wahrscheinlich,  dass  die  Excision  nützlich 
sei ,  und  zwar  um  so  nützlicher,  je  frühzeitiger  sie 
ausgeführt  wird ,  weil  von  der  Quantität  des  Con- 
taginm die  Intensität  der  Allgemeinerscheinnngen 
abhängt.  Die  Ergebnisse  und  Erfolge  der  abortiven 
Behandlungsmethode  hängen  ebenso  wie  die  Kesnl- 
täte  der  Behandlung  chronischer  Krankheiten  im 
Allgemeinen  und  insbesondere  bei  der  Syphilis  von 
den  physiologischen  Funktionen  des  Organismus  ab. 

(J.  Edm.  Güntz.) 


362.  Hochgradige  Bndarterütia  Inetioa 
(Heubner)  an  den Himarterien  eines  XbmonaÜ* 
Mädchens  bei  sicher  constaiirter  Lues  hireditona; 


IV.     Pathologie,  Therapie  a.  medicinische  Eünik. 


139 


TOD  Dr.  Hans  Chiari.   (Wien.  med.  Wchoschr. 
XXXI.  17.  18.  1881.) 

Die  Matter  des  Kindes  hatte  sich  im  Oet.  1874  mit 
mm  sypbifit.  Manne  verheirathet ,  im  Juli  1875  ein 
ledtes  Kind  geboren  und  war  im  Jan.  1877  wegen  Roseola 
oad  Geschwüren  im  Rachen  und  an  den  Tonsillen  behau«' 
deit  worden.  Am  20.  Febr.  1878  war  das  Kind,  auf  das 
sieh  die  ▼orüegende  Mittheilnng  bezieht ,  anscheinend  ge- 
md)  geboren  worden ;  qngeßlhr  6  Wochen  nach  der  Ge- 
birt  stellten  sich  Papeln  und  Rhagaden  am  After  ein  und 
PwrittiBflecke  an  Handtellern  nnd  Fusssohlen.  Bis  zum 
iO.  Joli  waren  alle  Syphiliserscheinungen  durch  Jodeisen 
pt3gt.  Hierauf  war  das  Kind  ohne  Wissen  des  Arztes 
piBipft  worden.  Ende  Angust  zeigten  sich  wieder 
SypUHsefseheinnngen ,  welche  in  gruppirten  Roseola- 
fräken  in  der  AzUla ,  in  Abschilferang  der  Haut  an  den 
ObeiBchenkeln ,  tiefen  Geschwüren  der  Tonsillen  und  in 
RÖthong  and  Schwellung  der  Pharynx-  nnd  Nasenschleim- 
hnt  bestanden.  Unter  Anwendung  von  Jodeisen,  Chlors, 
lali  und  Caloroel  stellte  sich  allmälig  Besserung  ein, 
K  diss  das  Kind  am  20.  Oct.  1878  als  zur  Zeit  geheilt 
ffwhien.  Am  21 .  Dec.  desselben  Jahres  traten  Erschei- 
mgen  ron  Affektion  des  Gehirns  —  Erweiterung  der 
liikea  Pupille,  Ptosis  des  rechten  obern  Lides ,  Lahmung 
d«  N.  facialis  — ,  sowie  eine  anscheinend  gnmm5se  Ge- 
Kliwolst  in  der  rechten  Zungenhälfte  ein.  Jodkalium  und 
ßnreibaogskur  brachten  keine  Besserung ,  es  traten  Ab- 
ugfnmg ,  coniplete  Lahmnng  der  rechten  Körperh&ifte 
od  epileptiforme  Anf&lle  hinzu ;  nach  lOtagiger  Agonie 
eiÜDlgte  der  Tod  am  22.  Mai  1879. 

Bei  der  Sektion  fanden  sich  die  Schüdeldecken  blass, 
üe  harte  Hirnhaut  glatt ,  blass.  Die  innem  Hirnhäute 
fDthielten  Blut  in  massiger  Menge,  waren  stark  ödematös 
■d  leicht  verdickt.  An  vielen  (ungefähr  20)  umschrie- 
kaeo  bis  1  Qn.-Ctmtr.  grossen  Stellen ,  sowohl  an  der 
CoiTexität  als  auch  an  der  Basis  des  Hirns ,  fanden  sich 
pbtteDförmige ,  weisse  Herde.  Am  Kleinhirn  waren  die 
Hinbiate  ganz  zart  und  ohne  solche  Herde.  In  der  Um- 
letNiBg  der  grossen  Hirnarterien  an  der  Basis  fanden  sich 
tfiK  Yerdieknngen  leichteren  Grades;  die  meisten 
Arterien  an  der  Basis,  besonders  die  Art.  vertebrales  und 
iMil.  erschienen  in  ihrer  Wand  verdickt  nnd  waren  härt- 
Ueh  lozafühlen.  Beim  Emschneiden  in  dieselben  ergab 
Kb  ein  siemlich  weiches  Gewebe ;  sie  waren  in  der  be- 
trdfenden  Partie  vollständig  obliterirt.  Auffällig  war 
Nck  Thrombosimng  nnd  weiter  hinab  waren  die  beiden 
Cirotides  int.  und  die  Art.  foss.  Sylvii,  besonders  die 
flüistn  in  ihren  Wandungen  bedeutend  verdickt.  Die 
iMgen  Arterien  des  Gehirns  erschienen  zartwandig.  Im 
Onmhim  fanden  sich  an  verschiedenen  Stellen  der  Mark- 
■use,  sowie  der  Ganglien  bis  stecknadelkopfgrosse, 
TeiHüeh-gelbliche  Herde,  welche  gegen  die  Nachbar- 
idiaft  deutlich  abgegrenzt  waren.  Der  rechte  N.  facialis 
var  etwas  dicker  als  der  linke.  Die  syphilit.  Natur  der 
Erbankung  wurde  auch  durch  den  Befund  in  andern  Or- 
paen  zweifellos  bestätigt.    Das  Nähere  s.  im  Original. 

Die  mikroskopische  Untersachung  erwies  deut- 
sch das  Bild  der  Endarteriitis  luetica.  Wir  heben 
noeb  hervor ,  dass  die  weisslichen ,  plattenförmlgen 
^Iwke  entsttndliche  Herde  mit  seiliger  Infiltration 
<ltntdlteo,  jngendliches  Bindegewebe  mit  reichlichen 
Sond-y  Spindel-  nnd  Sternhellen.  In  Betrefif  der 
weitern  f^nzelbeiten  der  mikroskop.  Analyse  ver- 
venen  wir  ebenfidls  auf  das  Original. 

Ab  besonders  interessant  ist  die  in  vielen  Her- 
den «aftretende  Erkrankung  der  innem  Hirnhäute 
iB  erwähnen ,  sowie  die  zn  eompieter  Obliteration 
Abrende  Endarteriitis ,  welche  schon  nach  Berück- 


sichtigung des  ganzen  Krankheitsverlanfs  auf  Syphi- 
lis bezogen  werden  mnss.       (J.  Edm.  Güntz.) 

363.  Syphilitisohe  Initialerkrankung  der 
Vaginalportion ; von FranzMraöek.  (Vjhrscbr. 
f.  Dermatol.  u.  Syph.  VHI.  1.  p.  47.  1881.) 

Unter  437  Fällen  von  Syphilis  bei  Weibern ,  die 
in  der  v.  Sigmund 'sehen  Klinik  aufgenommen 
wurden ,  befanden  sich  40  mit  noch  lokaler  Erkran- 
kung j  im  primären  Stadium ,  368  mit  bereits  vor- 
handenen Allgemeinerscheinungen,  im  sekundären 
Stadium ,  29  mit  Gummaerkrankung.  Von  diesen 
437  Er.  waren  375  (fast  86%)  mit  krankhaften 
Veränderungen  an  der  Vaginalportion  behaftet ,  und 
zwar  21  (4.7<>/o)  mit  primär  syphilitischen  Erkran- 
kungen, 96  (20.2Vo)  ^^^  sekundär  syphilitischen 
Veränderungen,  in  99  Fällen  (210/q)  fanden  sich  an 
der  Vagindportion  Veränderungen  in  Folge  von 
Schwangerschaft,  Geburt  und  Wochenbett,  in  159 
Fällen  (36^/o)  nicht  dem  Syphilisprocess  angehörige 
Erkrankungen  und  in  62  Fällen  (14.2%)  keine 
krankhaften  Veränderungen. 

Hiemach  fand  sich  bei  fast  b^/^  aller  syphilit. 
Frauen  die  Eintrittsstelle  der  Syphilis  an  der  Vaginal- 
portion ,  ein  Ergebniss ,  welches  so  ziemlich  mit  den 
Zahlen  anderer  Autoren  übereinstimmt.  Die  Dia- 
gnose ist  nicht  immer  leicht ,  weil  aus  verschiedenen 
bekannten  Ursachen ,  In  Betreff  deren  wir  auf  das 
Original  verweisen ,  Verschwärungsprocesse  an  der 
Vaginalportion  sich  entwickeln  und  somit  eine  Täu- 
schung veranlassen  können. 

Genauer  berichtet  Vf.  über  24  F&lle  von  Bethei- 
ligung der  Vaginalportion,  von  denen  7  Fälle  in  den 
ersten  Wochen  nach  der  Infektion  zur  Beobachtung 
kamen.  Die  andern  17  Fälle  zeigten  schon  gleich- 
zeitig vorgeschrittene  Syphiliserscheinungen. 

Was  den  Sitz  des  Primäraffekts  betrifft ,  so  war 
unter  24  Fällen  am  häufigsten  die  Vorderlippe,  Smal, 
und  7mal  das  Orificium  der  Vaginalportion  befallen. 
Die  Hinterlippe  fand  man  4mal,  beide  Lippen  isolirt 
3mal  erkrankt ,  femer  war  die  zu  einem  Ektropion 
vorgestülpte  Schleimhaut  Imal  und  der  Cervikal- 
kanal  gleichfalls  Imal  erkrankt  In  18  Fällen  war 
die  Portio  vaginalis  gleichzeitig  stark  geschwellt, 
8mal  hatte  sich  wirkliche  Hypertrophie  ausgebildet 
Eine  praktische  Bedeutung  haben  diese  Hyper- 
trophien ,  weil  sie  für  den  Geburtsakt  ein  störendes 
Hinderaiss  abgeben  können. 

Die  Behandlung  muss  nach  Vf.  vorwiegend  lokal 
sein.  Täglich  applicire  man  mit  einem  am  Ende 
siebförmig  durchlöcherten  Scheidenrohr  3 — 4  Irri- 
gationen. Als  Spülwasser  diene  eine  Iproc.  Lösung 
von  Chlors.  Kali  oder  eine  ^/g — Iproc.  Carbollösung. 
Zum  Verband  eignen  sich  Tampons  aus  Watte,  welche 
mit  Jodkaliumjodlösung  oder  Eisenchloridlösung 
1 :  200  getrjlnkt  worden  sind,  sowie  Jodoformlösung 
1 : 6  Aether,  oder  Jodoformsalbe  1 : 4.  Nach  Ref. 's 
Erfahrangen  ist  es  besser,  das  Jodoform  nur  als 
PtUver  anzuwenden.  (J.  E  d  m.  G  ü  n  t  z.) 


140 


V.    Gynilkologie  u.  Pftdiatarik. 


\ 


V.     Gynäkologie  und  Pidiatrik. 


364.  Zur  Behandlung  der  von  Affektionen 
der  weiblichen  GeschlechtBorgane  abhängigen 
Nervenleiden;  von  W.  S.  Playfair  (Lancet  I. 
22.  24;  May,  June  1881)  und  A.  Seeligmflller 
(Centr.-Bl.  f.  Gynäkol.  V.  3.  1881). 

Play  fair  hat  bei  der  nervösen  Erschöpfnng 
uternskrankerFrauen  nach  WeirMitchelTs  Vor- 
schlägen mit  viel  Erfolg  eine  tonisirende  Allgemein- 
behandlnng  angewendet.  Solche  Patientinnen  sind 
gewöhnlich  nach  langem  Kranksein  und  vielfältiger 
Behandlung  mehr  und  mehr  herabgekommen  und 
sich  wie  Andern  zur  Last  geworden.  Obwohl  eine 
reale  Uteruskrankheit  oft  besteht,  sind  die  Kr.  doch 
über  den  Zeitpunkt  hinaus,  an  dem  eine  örtliche  Be- 
handlung zur  Heilung  führen  könnte.  Die  Schmer- 
zen, die  Leukorrhoe,  die  Menstruationsbeschwerden, 
die  Erschwerung  des  Gehens ,  kurz  alle  die  von  der 
örtlichen  Affektion  abhängenden  Störungen,  haben 
mit  der  Zeit  alle  Funktionen  des  Körpers  in  Unord- 
nung gebracht,  das  Nervensystem  schwer  erschüttert, 
das  Blut  verschlechtert  und  die  allgemeine  Ernährung 
herabgesetzt.  Besonders  charakteristisch  sind  für 
solche  Kranke  der  hochgradige  Schwund  des  Fettes 
mit  Anämie  und  die  gänzliche  Appetitlosigkeit  mit 
den  verschiedenen  dyspeptischen  Symptomen,  welche 
oft  durch  den  Gebrauch  von  Chloral,  Morphium  u.  s.  w. 
gesteigert  werden.  Die  Leidenden  ziehen  sich  mehr 
und  mehr  zuiUck ,  bleiben  ganz  zu  Hanse  oder  gar 
im  Bett  und  allmälig  entwickeln  sich  die  psychi- 
schen Züge  der  Hysterie.  Die  Hauptmomente  der 
MitchelTschen  Behandlung  sind  nun  Entfernung 
der  Kranken  aus  ihren  bisherigen  Umgebungen  und 
reichliche  Ernährung.  Die  Assimilation  von  Nah- 
rung wird  ermöglicht  durch  passive  Muskelübungen, 
durch  Anwendung  der  Massage  und  der  Elektricität. 

1)  Abgeschiedenheit  und  Ruhe,  Unumgänglich 
nöthig  ist,  dass  die  Pat.  aus  ihrer  krankhaften  Atmo- 
sphäre, ihren  bisherigen  Gewohnheiten,  aus  dem  Ver- 
kehr mit  ihren  Angehörigen  entfernt  wird.  Sie  muss 
ganz  abgeschieden  und  einer  zuverlässigen  Wärterin 
anvertraut  werden.  Ist  diess  aus  irgend  welchen 
Gründen  nicht  möglich ,  so  muss  sie  wenigstens  ein 
eigenes  Zimmer  bekommen  und  darf  Niemanden  als 
den  Arzt  bei  sich  sehen.  Femer  ist,  wenigstens 
ftlr  den  Anfang  der  Behandlung ,  absolute  Bettruhe 
nöthig.  Die  Kr.  muss  still  liegen,  darf  nicht  lesen, 
nicht  nähen,  dai*f  das  Bett  nur,  um  ihre  Bedürfnisse 
zu  befriedigen,  verlassen.  Nach  einigen  Wochen 
kann  sie  für  einige  Stunden  aufstehen  und  gegen  das 
Ende  der  Behandlnng  muss  sie  nur  3 — 4  Std.  täg- 
lich im  Bett  zubringen. 

2)  Massage.  Die  Massage  soll  in  einem  syste- 
matischen „shampooing''  aller  Muskeln  des  Rumpfes 
und  der  Extremitäten  bestehen.  Sie  erfordert  Kennt- 
nisse und  Erfahrung  und  muss  daher  durch  ein  mit 
ihr  vertrautes  Individuum  ausgeführt  werden.  An- 
fänglich genügt   Vs  S^*  ^^^  täglich  y  bald  aber 


soll  die  Behandlung  auf  l^s  Std.  früh  und  Abends 
ausgedehnt  werden.  Rasch  pflegt  sich  die  Kr.  mit 
der  Behandlnng  zu  befreunden  und  die  anftngliche 
Empfindlichkeit  macht  einem  wohlthätigen  Gefühl 
der  Ermüdung  Platz. 

3)  ElekirieitäU  Der  unterbrochene  Strom  soU^ 
2mal  täglich  i/j — Vi  Std.  lang  angewendet  werden. 
Die  Schwammelektroden  werden  einige  Zoll  von 
einander  entfernt  auf  den  betr.  Muskel  aufgesetzt 
und  langsam  hin-  und  herbewegt,  so  dasa  der  ganze 
Muskel  zur  Contraktion  kommt.  Man  beginnt  mit 
den  Füssen  und  bringt  den  ganzen  Körper,  mit  Aus- 
nahme des  Kopfes ,  unter  den  Einfluss  des  Stromes. 

4)  Diät.  Zuerst  wird  Milch  allein  Sstflndlich 
gegeben.  Man  beginnt  mit  3 — 4  Unzen  (ca.  100 
Grmm.),  steigt  auf  8 — 10  Unzen  (ca.  300  Grmm.), 
so  dass  nach  mehreren  Tagen  die  Kranke  täglidi 
etwa  2 — 3  Quart  (ca.  2.5 — 3  Liter)  geniessi 
Gewöhnlich  sind  die  Kr.  leicht  dahin  zu  bringen 
und  rasch  schwinden  dann  die  dyspeptischen  Er- 
scheinungen. Nach  2  Tagen  Milchdiät  beginnt  die 
Massage  und  nun  sucht  man  der  Pat.  immer  grössere 
Nahrungsmengen  beizubringen:  Butterbrot  und  £i 
zum  Frühstück,  ein  zartes  Cotelett  zum  Mittag  u.  s.  w., 
bis  nach  8—14  Tagen  täglich  3  volle  Mahlzeiten 
genommen  werden,  ausser  der  Milch. 

Zum  Beweis,  welche  nnglaublichen  Mengen  solche 
Kr.  verzehren  können,  giebt  PI.  den  Speisezettel  Tom 
14.  Tage  einer  Pat.,  welche  Jahre  lang  zu  Bett  gelegen 
bei  BchmalBter  Kost  and  gänzlicher  Appetitlosigkeit  Die 
Behandlung  hatte  am  16.  Oct.  mit  3  Unzen  Milch  detfiodl. 
begonnen,  am  30.  Oct.  genoss  die  Pat.  mit  Appetit: 
5  Uhr  Morgens  10  Unzen  Sappe  aus  rohem  Fleisch;  8Ubr 
eine  Tasse  schwarzen  Kaffee ;  9  Uhr  einen  Teller  Hafer- 
mehlsuppe mit  einem  Maass  Sahne  und  einem  Becher 
Milch;  12  Uhr  30  Min.  Mittags  MUoh;  1  Uhr  45 Mb. 
Nachm.  Fisch,  Brod  und  Butter,  Bampsteak,  Blomen- 
kohl,  Omelette  and  einen  Becher  Milch ;  4  Uhr  Naehm. 
Milch ;  5  Uhr  MUoh,  Brod  nad  Batter ;  7  Uhr  Abends  ge- 
rösteten Haddock,  Hähnchen,  Blumenkohl,  Aepfel  nüt 
Sahne,  ein  Glas  Bargander;  9 Uhr  30 Min.  MUch;  11  Uhr 
Sappe  aas  rohem  Fleisch. 

Tritt  bei  solcher  Kost,  was  nnr  ganz  ansnahms- 
weise  geschieht,  Uebelbefinden  ein,  so  kehrt  man 
fOi'  einige  Zeit  zur  Milchdiät  zurück.  PI.  theiit 
folgende  nach  der  beschriebenen  Methode  behandelte 
Fälle  mit. 

I.  Eine  32  J.  alte  Frau  hatte  mit  22  J.  geheirathet 
und  seit  der  Geburt  ihres  letzten  Kindes  an  allerhand 
Uterinstörangen  gelitten,  welche  ihr  Arzt  als  Uleeratioo, 
Endometritis,  Perimetritis  bezeichnete.  Nach  dem  Tode 
ihres  Gemahls  (1876)  hatte  sie  einen  Beckenabsoess,  der 
sich  durch  Blase  und  Vagina  entleerte.  Seitdem  bestand 
Blasenlähmung ,  der  Katheter  musste  regelmässig  ange- 
wendet werden.  Bald  wurde  das  rechte,  dann  das  linke 
Bein  schwach  und  die  Kr.  wurde  paraplegisch,  so  daü 
sie  kaum  die  Zehen  bewegen  konnte.  Die  Lahmoog  e^ 
griff  1877,  nachdem  Schmerzen  im  Nacken  und  Moskel- 
zuckungen  vorausgegangen  waren,  auch  den  linken  Arm 
und  die  Naokenmuskeln,  so  dass  die  Kr.  allein  nooh  den 
rechten  Arm  bewegen  konnte.  Um  diese  Zeit  heilte  der 
Beckenabsoess  aus  und  traten  von  Seiten  des  Uteras 
keine  Symptome  mehr  auf.    Der  sonstige  Zustand  blieb 


V.     Gynäkologie  n.  Pädiatrik. 


141 


tarts  soxgfättigster  intlicber  Behandlung  unverändert. 
IHe  Kr.  consultirte  die  besten  Aerzte ,  alle  hielten  ihr 
Leideo  f&r  bTsterisch  und  Keiner  konnte  ihr  helfen.  Sie 
gesosB  wegen  gänzlicher  Appetitlosigkeit  nur  Spuren  von 
Speise,  brauchte  wegen  Schlaflosigkeit  Chloral  und  war 
Hhreod  ihres  jährigen  Bettliegens  zum  Schatten  ge- 
forden.  Im  J.  1880  kam  sie  nach  London  und  P 1.  be- 
ititigte  mit  Buzzard  den  hysterischen  Charakter  der 
LümiBBg.  Die  Sexualorgane  erschienen  normal.  Am 
Ifi.  Od.  wurde  die  Fat.  mit  einer  tüchtigen  Wärterin 
iMiirt,  die  Milehdiät  begann,  einige  Tage  später  die  Mas- 
sage. Am  21.  Hess  Fat.  zum  1.  Male  seit  4  Jahren  Urin, 
ifie  Niehte  schlief  sie  ruhig  ohne  Chloral.  Am  23.  wurde 
deS  8td.  lang  maasirt  und  1/2  Std.  lang  elektrisirt.  Am 
».  war  ihr  Speisezettel  dem  oben  mitgetheilten  gleich, 
dl  konnte  die  Beine  im  Bett  frei  bewegen.  Am  6.  Nov. 
anne  1  Std.  lang  auf  einem  Stuhl.  Massage  und  Elek- 
tiMnuig  wurden  allmälig  vermindert  und  die  Menge  der 
Späse  wurde  eine  kleinere.  Am  17.  ging  Fat.  die  Treppe 
Mmter  und  machte  eine  Spazierfahrt.  Sie  hatte  ausser- 
fldenttich  zugenommen  und  schien  eine  andere  Ferson 
di  Tor  1  Mon.  zu  sein.  Am  26.  kehrte  sie  als  Re(!on- 
nlescentin  nach  Hause  zurück.  Seitdem  blieb  sie  gesund 
■d  erfollte  wieder  ihre  Fflichten  im  Haus  und  In  der 
GaeOschaft. 

n.  Ein  früher  gesundes  Sljähr.  Mädchen  hatte  sich 
m  5  Jahren  bei  der  Fflege  ihrer  kranken  Mutter  über- 
»trengt  und  litt  seitdem  an  Rucken  weh,  Schwere  im 
lobe,  konnte  nur  wenig  gehen,  fühlte  sich  äusserst 
rtwteh  und  hatte  Ihre  Feriode  unregelmässig.  Seit 
October  1879  lag  Fat.  im  Bett  oder  auf  dem  Sopha,  da 
d»  geringste  Stehen  lebhafte  Schmerzen  verursachte, 
Mt  bestandige  Uebelkeit,  gar  keinen  Appetit  und  ver- 
Kfeaifte  sich  nur  durch  Morphium  und  Cliloral  Ruhe.  Es 
bestand  eine  Retroflexio  uteri ;  die  mehrfach  eingelegten 
Pessare  blieben  nicht  liegen  oder  wurden  von  der  Fat. 
hennsgezogen  ;  alle  Kurversuche  führten  zu  nichts.  Im 
Beeember  kam  sie  nach  London  und  am  11.  wurde  die 
XitebelVsche  Kur  begonnen,  welche  den  besten  Erfolg 
btte.  Nach  8  T.  wurde  ein  Stielpessar  eingelegt,  das, 
ibe  Beschwerden  zu  verursachen ,  1  Mon.  lang  liegen 
Ueb.  Später  wurde  auch  ein  Hodge^Bches  Fessarium  gut 
ivtragen.  Die  Fat.  gewann  sehr  rasch  an  Kraft  und 
Leibesfalle,  am  11.  Dec.  wog  sie  79  Ffd.,  am  20.  Jan. 
1^  98  Pfbnd.  Am  15.  Jan.  ging  sie  die  Treppe  hinab 
od  machte  eine  Spazierfahrt.  Seitdem  ging  sie  täglich 
iml  ans.  Anfang  Februar  reiste  sie  frisch  und  rosig, 
obe  jede  Beschwerde  ab  und  blieb  seitdem  vollständig 
fcsond. 

in.  Efaie  22jähr.  Frau,  welche  Fl.'s  Hülfe  in  An- 
iprachnahm,  hatte  an  Rückenweh,  wehenartigen  Schmer- 
Ki  imd  den  andern  Utemssymptomen  gelitten  und  war 
ttfdie  mannigfachste  Weise  örtlich  btliindelt  worden. 
Diefidne  waren  paretisch,  sie  konnte  nnr  schwerfällig 
dB  Stack  gehen  und  del  dann  oft  nieder.  Die  Arme, 
Hiode,  Lippen  u.  Augenlider  wurden  oft  von  Zuckungen 
^egt.  Vor  der  Feriode  traten  heftige  hysterische  An- 
Sne  mit  grosser  Agitation  und  nachfolgender  Prostration 
dl;  ähnliche  Anfäl!  wurden  überhaupt  durch  eine  stär- 
kere Erregung  herv6> gerufen.  Fl.  fand  keine  örtliche 
StSnrng.  Pat.  war  bleich,  aber  leidlich  genährt,  sie  fiel 
nPl.'s  Zimmer  mehrmals  nieder,  obwohl  sie  von  ihrem 
Hiemann  geführt  wurde.  Nur  schwer  entschloss  sie 
^  n  der  vorgesohlagenen  Behandlung.  Tu  den  ersten 
^Stl  derseiben  hatte  sie  einen  heftigen  Ausbruch  hyste- 
Hielier  Erregung,  welcher  durch  den  Vorschlag,  die  Wär- 
t^  zu  entkissen,  bernhigt  wurde.  Zehn  Tage  lang  ging 
^  Saehe  gut,  Fat.  ass  reichlich  und  nahm  an  Fülle  und 
^<^"^t  zu.  Nach  Beginn  der  Faradisation  trat  ein 
^  Puoiysmiis  ein.  Fat.  schrieb  wehmüthige  Briefe  an 
ito  KutB,  erklärte,  toll  zu  werden  und  die  Qualen  der 
l^teidhiDg  nicht  ertragen  zu  können.  Der  Mann  ant- 
jgyfa  auf  PL'8  Rath,  dass  er  die  Verantwortung  der 
^Mveebung  der  Kur  nicht  auf  sich  nehmen  könne,  sie 
^nftnedeb  entacheiden.    Fl.  erklärte,  der  Zweck 


des  Elektrisirens,  ihre  Beine  zu  kräftigen,  sei  erreicht, 
wenn  sie  die  Treppe  hinuntergehen  könne ,  dann  könne 
eine  Unterbrechung  eintreten.  Am  nächsten  Morgen  kam 
die  1  (engl.)  Meile  entfernt  wohnende  Fat.  ohne  Unter- 
stützung zu  Flayfair.  Sie  verliess  die  Stadt  anschei- 
nend gesund  und  unternahm  eine  Reise  auf  den  Continent. 

Nach  PI.  war  in  diesem  Falle  das  Wirksame 
der  moralische  Eiodruck  der  Isolirang.  Er  zeigt, 
wie  wichtig  die  EntfemuDg  aus  den  häuslichen  Ver- 
hältnissen  ist  und  wie  rasch  der  Wille  gekräftigt 

werden  kann. 

IV.  Eine  45  J.  alte  unverheirathete  Frau,  seit  1872 
krank,  litt  an  sehr  heftigen  Schmerzen  während  der  Men- 
struation, an  einem  constanten  Schmerz  in  der  linken 
Seite  und  im  Rücken,  welcher  sich  auf  das  linke  Bein  er- 
streckte und  mit  Schwäche  desselben  verbunden  war.  Es 
wurde  an  der  linken  Seite  des  Uterus  ein  subperitonäales 
Fibrom  gefunden  und  entfernt.  Doch  blieb  der  Schmerz 
bestehen  und  bald  wuchs  der  Tumor  wieder.  Zugleich- 
bestand zeitweise  Endometritis,  Vaginitis  und  Frolapsns 
ani.  Fat.  war  sehr  nervös  und  hyperästhetisch,  ein  Zu- 
stand, der  durch  ein  isolirtes  Leben  und  den  häufigen  Ge- 
brauch von  Morphium-Injektionen  gesteigert  wurde.  Sie 
lag  fast  immer,  litt  viel  Schmerzen,  fühlte  sich  äusserst 
erschöpft  und  brachte  doch  die  Nächte  schlaflos  zu.  Sie 
war  anämisch,  auf  das  Aeusserste  abgemagert,  gänzlich 
appetitlos.  Täglich  verbrauchte  sie  beträchtliche  Mengen 
von  Morphium  nnd  Chloral.  Sie  wurde  mit  einer  fremden 
Wärterin  isolirt  und  in  den  ersten  14  T.  ging  die  Sache 
ziemlich  schlecht.  Pat.  zeigte  sich  unfähig,  die  vorge- 
schriebene Nahrung  zu  nehmen ,  die  Schlaflosigkeit  war 
eher  vermehrt  und  die  geistige  Depression  steigerte  sich 
zur  Verzweiflung.  Die  Entziehung  des  Morphium  rief 
heftiges  Erbrechen  hervor.  Nun  wurde  die  zwar  gut- 
willige, aber  wenig  intelligente  und  nachgiebige  Wärterin 
durch  eine  andere  taktvolle  und  energische  ersetzt  und 
von  da  an  ging  Alles  besser.  Insbesondere  führte  die 
neue  Wärterin  die  Massage,  von  welcher  die  frühere  nichts 
verstanden  hatte,  zweckmässig  aus  und  nun  konnte  die 
Fat.  alles  Vorgeschriebene  essen  und  schlief  die  ganze 
Nacht.  Das  Morphium  wurde  ihr  allmälig  entzogen.  Das 
Befinden  der  Kr.  machte  geradezu  wunderbare  Fort- 
schritte, schon  nach  1  Woche  wurde  die  Stimmung  hoff- 
nungsvoll und  die  Fat.  nahm  sichtlich  zu.  Sie  glich  einer 
Gefangenen,  welche  nach  jahrelanger  Haft  sich  erst  mit 
Mühe  wieder  an  das  Leben  gewöhnt,  und  nur  langsam 
liess  sie  sich  im  Laufe  der  Behandlung  überreden,  ihre 
wieder  gewonnenen  Kräfte  zu  brauchen.  Als  sie  selbst- 
ständig ausgehen  konnte,  brachte  sie  Fl.  in  ein  grosses 
Hotel,  um  sie  an  das  Treiben  der  Welt  zu  gewöhnen.  Zu 
ihrem  eigenen  Erstaunen  ass  sie  an  der  Wirthstafel,  ging 
spazieren  und  zur  Kirche.  Sie  sah  jetzt  viel  jünger  aus 
und  ihre  Verwandten  erkannten  sie  kaum  wieder.  Ueber 
Uterussymptome  klagte  sie  durchaus  nicht  mehr.  Sie 
verliess  heiter  und  zuversichtlich  die  Stadt,  um  eine  Reise 
nach  den  Niagarafällen  zu  unternehmen. 

PI.  will  nicht  behaupten ,  dass  nnter  der  von 
ihm  empfohlenen  Behandlung  alle  Fälle  gflnstig  ver- 
lanfen,  hält  sich  aber  nach  seinen  Eifolgen  für 
vei*pflichtet ,  mit  Nachdruck  die  rationelle  Methode 
M  i  t  c  h  e  1  Ts  zu  empfehlen.  Sicher  fordert  dieaelbe 
viel  Geschick  nnd  Aufmerksamkeit  and  wird  nicht 
bei  Jedermann  zum  Ziele  führen.  Untt-lässlich  iat 
n«cfa  P 1.  der  moralische  Einfluss  des  Arztes  auf  die 
Kr.,  ohne  deren  Vertrauen  Jener  nichts  ausrichten: 
wird,  nnd  das  Vorhandensein  einer  geschickten,  in- 
telligenten und  energischen  Wärterin ,  welche  P 1. 
eigentlich  für  das  AUerwichtigste  ansieht. 

Seeligmüller  hat  nach  Dnmontpaiiier'a 
Vorgang  die  sogen.  Ovarie,  d.  h.  einen  heftigen^ 


142 


V.     Oynftkologie  n.  Pädiatiik. 


andanernden  Schmerz  an  einer  dem  Ovariam  etwa 
coiTespondirenden  Stelle  des  Leibes  bei  Hysterischen, 
mehrmals  dadurch  erfolgreich  behandelt,  dass  er  an 
der  dem  Orte  des  Schmerzes  genan  symmetrischen 
Stelle  eine  subcutane  Injektion  von  Wasser  machte. 
Er  empfiehlt  das  Verfahren,  das  die  Erfahrungen  des 
Transfert  einigermaassen  begreiflich  mache,  zu 
weitern  Versuchen.  (Möbius.) 

365.  Heisse  Scheiden -Irrigationen  bei 
Frauenkrankheiten ;  von  Dr.  F.  B  e  n  i  c  k  e.  (Berl . 
klin.  Wchnschr.  XVIII.  25.  p.  353.  1881.) 

Nicht  dringend  genug  kann  Vf.  nach  seinen  Er- 
fahrungen die  Heiss Wasser- Einspritzungen  empfehlen, 
und  zwar  nicht  blos  bei  Blutungen  des  Gebärorgans, 
sondern  auch  bei  andern  Unterleibskrankheiten  der 
Frauen.  In  Betreff  der  Anwendungsweise  bemerkt 
Vf.,  dass  man  am  besten  mit  37®  R.  beginnt  und 
dann  auf  39®  und  40®  steigt.  Je  nach  der  Erkran- 
kung geschieht  die  IiTigation  Imal  täglich  bis  zwei- 
stttndh'ch.  Die  Menge  der  zur  Einspritzung  ver- 
wendeten Flüssigkeit  kann  zwischen  1  und  2  Liter 
schwanken.  Die  Frauen  müssen  während  der  Ap- 
piicirung  des  heissen  Wassers  die  Rückenlage  mit 
erhöhtem  Steisse  einnehmen.  Zur  Unterstützung  der 
Wirkung  wendet  Vf.  auch  zuweilen  anderweitige 
Mittel  an.  Als  indicirt  sieht  Vf.  diese  Irrigationen 
bei  folgenden  drei  Krankheitszuständen  der  weib- 
lichen Genitalien  an. 

1)  Subinvoluiion  des  puerperalen  Uterujs,  Es 
sind  diess  die  Fälle ,  wo  die  Gebärmutter  nach  Wo- 
chen oder  Monaten  nach  der  Entbindung  noch  ver- 
grössert  und  schlecht  zusammengezogen  gefunden 
wird.  Die  Pat.  leiden  dabei  an  Blutungen  und  nn- 
regelmässiger  Menstruation.  Hier  sind  die  Irriga- 
tionen mehrmals  des  Tages  vorzunehmen,  sie  leisten 
auch  dann  gute  Dienste,  wenn  die  Kr.  durch  Blut- 
verluste sehr  geschwächt  sind.  Besteht  gleichzeitig 
eine  Lageveränderuug  des  Uterus,  so  muss  zunächst 
ein  passender  Hocf^^'scher  Ring  eingelegt  werden. 
Hat  man  die  Blutung  zum  Stehen  gebracht ,  so  sind 
die  Einspritzungen  seltener  auszuführen.  Nebenbei 
kann  man  noch  Seeale  verordnen.  Besteht  die  Ur- 
sache der  Blutungen  in  noch  vorhandenen  Resten, 
so  sind  diese  zunächst  mechanisch  zu  entfernen. 

2)  Chronische  Metritie.  Hier  ist  die  Wirkung 
eine  langsamere.  Zunächst  werden  die  Menorrhagien 
geringer,  auch  das  unangenehme  Druckgefühl  im 
Untevleibe  und  In  der  Kreuzgegend  lässt  etwas  nach. 
Die  IrrigatfoneB  sind  in  diesen  Fällen  1-  oder  2roal 
des  Tages  zu  machen.  Durch  dieselben  wird  der 
Utems  zur  Gontraktion  gereizt,  die  Resorption  be- 
fördert und  die  Cirkolation  geregelt. 

3)  EamdaU  oder  ExsudatteeU  in  der  Dm" 
gebunff  des  Uterus.  In  solchen  Fällen  räth  Vf. 
ebenfalls,  täglich  1-  oder  2mal  die  Injektionen  zn 
machen ,  daneben  aber  auch  von  den  resorbirenden 
Mitteln  (Jod  und  Jodoform)  Gebrauch  zu  machen. 
Die  heissen  Einspritzungen  haben  neben  der  resor- 
birenden  aiich  eine  entschieden  beruhigende  Wir- 


kung. Die  Behandlung  wird  so  lange  fortgesetzt, 
bis  eine  Abnahme  des  Exsudat  sich  nachweisen  lässt 
und  der  Uterus  beginnt,  sich  freier  zu  bewegen,  und 
seine  normale  Lage  wieder  annimmt.  Vf.  ▼ergleiclit 
wie  Bandl  diese  Methode  mit  der  Massage.  Auch 
hier  wird  ein  mechanischer  Druck  auf  das  Gewebe 
aasgeübt,  welches  zugleich  zu  Gontraktionen  gereizt 
wird. 

Endlich  erwähnt  Vf.  noch,  dass  er  die  heissen 
Injektionen  auch  bei  Blutungen  in  Folge  von  Utertts- 
mt/omen  mit  Erfolg  angewendet  hat.  Seine  Beob- 
achtungen sind  jedoch  noch  zu  gering,  um  ein  sicheres 
Urtheil  zn  gestatten.  (Höhn  e.) 

366.  Fall  von  Pyosalpinx  mit  Durohbrucli 
in  die  Bauchhöhle;  von  Dr.  H.  Bnrnier  in 
Genf.  (Ztschr.  f.  Geburtsh.  und  Gynäkol.  VI.  2. 
p.  252.  1881.) 

Die  betreifende  Kr.,  69  J.  alt,  wurde  am  28.  Oct. 
1880  in  die  med.  Klinik  des  Prof.  Bevilliod  aa^e- 
nommen.  Sie  hatte  wiederholt  Biatepeien  gehabt  and 
seit  20  J.  anProlapsuB  uteri  gelitten,  welcher  öfters  Leib- 
schmerzen yerursacht  hatte.  Am  17.  Oct.  d.  J.  warea 
Fieber,  wiederholter  Schattelfrost,  Stiche  in  der  Seifte 
und  Erbrechen  aufgetreten.  Ausserdem  litt  Pat.  seit 
mehreren  Jahren  an  Diarrhöe.  Beine  und  Bauch  waren 
geschwollen.  Bei  der  Auskultation  wurde  Rasseln  über 
der  ganzen  Lungenoberfläche  wahrgenommen^  Die  Div 
gnose  wurde  auf  Phthisis  gestellt.  Am  nächsten  Tage 
erfolgte  der  Tod. 

Aus  dem  Sektionsbefund  sei  Folgendes  erwähnt: 
Vollständiger  Prolapsus  uteri,  Vagiditochleimhaut  röth- 
lieh  und  excoriirt,  Darm  von  Gasen  stark  aafgetriebeD ; 
Pleurablätter  stellenweise  verwachsen;  in  beiden  Luo- 
gen,  stärker  ausgesprochen  in  dorrechten,  Hyperamie  der 
Bronchien  und  Bronchitis  capillaris  vorhanden.  Auf  der 
Oberfläche  der  Niere  mehrere  narbige  Einziehungen; 
Hydronephrosis,  bedingt  durch  eine  zn  schiefe  InsertioD 
des  Ureter. 

In  der  Bauchhöhle  fanden  sich  zahlreiche  and  ausge- 
dehnte Verwachsungen.  Beim  Trennen  der  Verwach- 
sungen des  Dünndarms  im  kleinen  Becken  bemerkte  man 
neugebildete  Pseudomembranen  nnd  darunter  eine  £ite^ 
ansammlung ;  die  Blase  war  mit  dem  Uterus  verwachsen. 
Der  dicke,  sahnige,  nicht  übelriechende  Eiter  fand  sich 
in  der  rechten  Beckenhöhle,  den  Uterus  und  das  Lig. 
latum  bedeckend.  Die  sämrotlichen  Organe  des  kleinen 
Beckens  wurden  herausgenommen  und  dabei  festgestellt, 
dass  die  rechte  Tube  um  den  Eiterherd  herumlief  and  in 
denselben  mündete,  da  eine  Sonde  von  der  Eiterhöhle 
aus  leicht  in  die  Tube  eingeführt  werden  konnte.  Beim 
Lösen  zweier  Darmschlingen  wurde  auf  der  einen  ein 
tiefes  bis  auf  die  Mucosa  vordringendes  Gesohwfir  und 
eine  von  aussen  nach  innen  entstandene  Perforation  sicht- 
bar.   Die  linke  Tube  war  mit  dem  Ovariam  verwachsen. 

Aus  der  anatomischen  Beschreibung  des  Präparates 
ergiebt  sich ,  dass  Uterus  und  Rectum  verwachsen  waren 
und  diese  Falte  den  Eiterherd  von  der  linken  Hälfte  des 
kleinen  Beckens  trennte.  Die  Tube  war  mit  dem  freien 
Ende  an  der  Beckenwand  fizirt  nnd  begrenste  mit  nadt 
vom  convexem  Bogen  den  Eiterher i1,  der  nach  obendoreb 
einige  untereinander  und  mit  dem  Utems  und  der  Tobe 
verwachsene  Darmschlingen  geschlossen  wurde.  I^ 
untere  Abschnitt  des  Peritonäura  war  durch  deaPrelapsaB 
als  Sack  tief  in  das  kleine  Becken  gezogen.  Das  Lig* 
inftindibalo-ovaricum  (Fimbria  ovarica)  fehlte,  das  Ovar 
rium,  durch  das  Lig.  ovarii  mit  dem  Uteras  verbonden« 
schwamm,  frei  von  Peritonäum,  im  Eiter,  ea  war  HieU* 
weise  zu  Grande  gegangen.  Die  17  Ctmtr.  lange  Tobe 
zeigte  an  der  Beckenwand  nach  hinten  eine  flnfor^^ 


V.     Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


143 


Ocffinog,  die  in  eine  apfelgrosse  H5hle  f&hrte,  welche  B. 
fir  das  Sosserste  Ende  der  Tube  hält.  Vom  Ostiam  nte- 
liBiun  3Vf  Ctmtr.  entfernt  bestand  eine  Atresie,  hinter 
ffddier  Dilatation  der  Tabe  bis  zur  Stärke  von  2  Fingern 
btafcaad.  Aneh  die  linke  Tube  vraa  atresirt,  dann  leicht 
enrettert  und  am  Abdominalende  geschloBsen;  sie  ent- 
UeK  klare  gelbliche  Flüssigkeit.  Der  Uterus  zeigte  das 
Bild  der  chron.  Metritis  und  Endometritis,  sowie  Hyper- 
tioplue  des  sopravaginalen  Theils  der  Cervix. 

In  Bezog  auf  den  EntwickelaDgsgang  desKrank- 
leitsprocesses  nimmt  B.  an,  dass  in  Folge  des  Pro- 
iipeiB  Kotpitis  entstand  and  von  dieser  fortgeleitet 
oisr  durch  die  anf  den  vorgefallenen  ütems  wirken- 
fai  iDSolte  hervorgerufen :  Metritis  a.  Endometritis 
■d  Y0D  letzterer  ans  Salpingitis  sich  entwickelte, 
in  17.  Oct.,  wo  die  peritonitisohen  Erscheinungen 
nftraten,  war  vielleicht  die  Tube  geplatzt. 

(Bnrckbardt,  Bremen.) 

367.  Heilung  der  durch  Anteflexio  uteri 
liediiigten  Sterilität;  von  Dr.  Dbbo  Richter 
B  Emden.     (Gentr.-Bl.  f.  Gynäkol.  V.  4.  1881.) 

Vf.  verwirft  die  Anwendung  von  Intra-nterin- 
Pterien  zur  Heilung  der  durch  Anteflexio  uteri  be- 
ul^ Sterilität  wegen  der  zu  grossen  Beschwer- 
im  und  Gefahren  bei  gleichzeitiger  Unsicherheit  des 
Erfolges  und  sehlägt  eine  andere  Behandlungsweise 
«sr,  die,  wie  er  nach  den  bisher  behandelten  Fällen 
cUiesst,  cito  tnto  et  jucunde  zum  Ziele  führt. 

Das  Verfahren  besteht  in  der  methodischen 
i^entiieh  ein-  bis  zweimaligen  Streckung  und 
llflekwftrtsbeugttng  des  anteflektirten  Uterus  durch 
feSoade,  wodurch  oft  schon  in  einer,  sicher  in 
äigen  Sitzungen  das  Ziel  erreicht  werden  soll. 
M  AdlSsionen  vorbanden ,  so  muss  der  Uterus 
est  durch  öfteres  vorsichtiges  Zurückdrängen  des 
Körpers  und  langsames  Heben  des  Griffes  der  Sonde 
■olni  gemacht  werden.  Ist  diess  erreicht,  so  wird 
an  Zweck  der  Retroversion  der  Griff  der  Sonde 
BiSng  erhoben,  dann  letztere,  ohne  zurückgezogen 
nv^eo,  derartig  um  die  Längsachse  gedreht,  dass 
fe  Gonvexität  gegen  das  Os  pubis  sieht  und  hierauf 
fcr  Griff  möglichst  weit  nach  oben,  d.  h.  nach  vom 
Imregt.  Der  meist  ziemlich  erhebliche  Schmerz 
tort  nach  Entfernung  'der  Sonde  auf;  entzündliche 
Ngeo  sind  nie  eingetreten.  Ist  die  Retroversion 
«t  einige  Maie  ausgeführt,  so  wird  die  Sonde  einige 
Knuten  in  der  znletzt  erwähnten  Stellung  gehalten. 
%uih  Entfernung  der  Sonde  kehrt  der  Uterus  in  der 
tnten  Zeit  in  die  Anteflexionsstellung  zurück,  später 
yMi  nicht  mehr. 

Vf.  hat  das  Verfahren  bei  5  Frauen,  die  noch 
>cht  geboren  hatten  und  von  denen  eine  seit  3, 
eine  seit  4,  zwei  seit  6  und  eine  seit  7  Jahren  ver- 
^Üiet  waren,  mit  Erfolg  erprobt.  Alle  wurden 
schwanger,  drei  sind  bereits  glückliche  Mütter. 

(Zschiesche,  Erfurt.) 

368.  Klla  von  Hämatomen  der  weiblichen 
Qenitaüen. 

Dr.  Charles  F.  Macquillan  und  Dr.  F. 
OgBton  jun.  zu  Aberdeen  berichten  (Brit.  med. 


Joum.  April  12.  p.  543.  1879)  über  eine  seltene 
Form  von  Hämatonele  innerhalb  des  Beckens» 

Es  handelte  sich  um  eine  35jähr.  Frau,  Matter  von 
4 Kindern,  welche  his  znm  Moment  der  fraglichen  Erlcran- 
knng  vollstundig  gesand  gewesen  war.  Letztere  trat  ein 
unter  Schmerzen  über  dem  linken  Os  pnbis,  in  der  Magon- 
gef^end  und  rechten  Brastseite.  Dabei  bestanden  heftiges 
Erbrechen,  Ruhe-  nnd  Schlaflosigkeit,  Kälte  nnd  Blasse 
der  Haut,  starre  Pupillen,  Anftreibung  des  Leibes.  Da 
kein  Urin  gelassen  werden  konnte,  wurde  der  Katheter 
eingeführt,  aber  nur  1  Theel5ffel  voll  Harn  entleert.  Pat. 
erhielt  aller  3  Stdn.  1  Essloffel  voll  von  einer  aus  Tinct. 
opii  (4),  Spirit,  Lavendnl.  compos.  (8)  und  Aq.  (180)  be- 
stehenden Mixtur.  Am  nächsten  Tage  trat  Blindheit  und 
Flockensehen  ein,  sowie  kaffeesatzartiges  Erbrechen,  Li- 
yidität  der  Lippen,  woran  sich  lebhaftes  Delirium  schloss. 
Nach  einem  schweren  Kramp  fanfall  wurden  die  Schmer- 
zen geringer  und  das  Erbrechen  blieb  aus ;  trotzdem  er- 
folgte der  Tod  50  Standen  nach  Beginn  der  Erkrankung. 

Die  Sektion  (Dr.  Ogston  jun.)  wies  ausser  alten 
pleuritischen  Adhäsionen  und  3  Unzen  blutigen  Serums 
in  jeder  Pleurahöhle,  sowie  allgemeiner  Anämie  und  etwas 
kaffeesatzartiger  Flüssigkeit  im  Magen,  normales  Verhal- 
ten von  Därmen  und  Peritonaum  nach.  Der  Leib  war 
etwas  vergröBsert.  Das  rechte  Oyarium  sechsmal  so  gross 
als  normal,  da  es  zwei  mit  farbloser  Flüssigkeit  gefüllte 
Cysten  und  ein  Corpus  luteum  enthielt,  das  sehr  wohl  von 
der  vor  14  Tagen  eingetretenen  Menstruation  stammen 
konnte.  Das  linke  Ovarium  und  beide  Tuben  waren  ge* 
sund.  Ein  rundlicher,  dankelgefärbter  Blatklumpen,  so 
gross  wie  der  Kopf  eines  neugeborenen  Kindes,  sass  mit 
einem  kurzen  Stiele,  der  3/4  Zoll  im  Durchmesser  hielt, 
an  einerstelle  der  vordem  Flache  des  Lig.  latam  sinistr., 
gerade  nach  aussen  von  seiner  Insertion  am  Uterus  und 
anter  der  Verbindungsstelle  der  Tube  mit  dem  Uterus. 
Weder  eine  Gefässrnptar,  noch  eine  sichtbare  Quelle  der 
Hämorrhagie  war  makroskop.  sichtbar,  obwohl  sich  in  der 
Bauchhöhle  86  Unzen  (ca.  2600  Grmm.)  Blut  (Ind.  des 
erwähnten  Klampens)  vorfanden.  In  dem  Klumpen  fand 
sich  keine  Spur  eines  Eies. 

Vf.  betont  in  der  Epikrise,  dass,  wie  im  frag- 
lichen Falle,  schon  manchmal  der  Verdacht  einer 
Vergiftung  dnrch  eine  Beckenhämatocele  rege  ge- 
worden sei  nnd  dass  in  seinem  Falle  keine  der  ge- 
wöhnlichen Ursachen  der  letzteren  vorhanden  war. 
Es  war  keine  Ovarialblutung  (Zerreissung  des  hyper- 
ämischen  Ovarium  während  der  Ovulation  oder  Oo- 
habitation),  keine  Uterus-  oder  Tubenblutung  (wäh- 
rend der  Menstruation,  durch  Rttckflnss  des  Blutes 
aus  den  Tuben),  keine  Ruptur  eines  in  der  Tnbe 
oder  extrauterin  gelegenen  Eies  zugegen.  Ebenso- 
wenig konnte  es  sich  bei  dem  Wohlbefinden  der 
Kranken  um  Purpura  oder  Anämie  oder  eine  ein- 
fache Exsudation  von  Blut  durch  das  hyperämische 
Peritonaum  handeln,  wie  auch  eine  Ruptur  einer 
varikösen  Ovario-Uterin-Vene  nicht  nachweisbar  war. 
Nur  letzterer  Punkt  ist  nicht  genügend  bewiesen,  da 
schon  Trousseau  forderte,  dass  man  erst  nach 
Injektion  der  Gefässe  eine  Ruptur  eines  Varix  mit 
Recht  leugnen  dürfe. 

M.  R.  J.  Behrendt  berichtet  (I.e.  p.  546) 

über  zwei  Fälle  von  Hämatom  der  Vulva, 

Der  I.Fall  betriffteiael9jähr. Erstgebärende,  deren 
Gesicht  etwas  geschwollen  war,  so  dass  man  an  akuten 
Nierenhydrops  denken  konnte.  Seit  dem  Morgen  war 
etwas  Blntabgang  bemerkbar,  der  später  zunahm  nnd  sich 
*als  die  Folge  eines  tiefen  Sitzes  der  Placenta  ergab. 
Ausserdem  fiind  B.  bei  der  Untersnchnng  die  Vulva  durch 


144 


V.     Gynäkologie  n.  Pädiatrik. 


einen  gfrossen  Tumor  von  brannrother  Farbe,  der  bei  Be- 
rüiirnng  scbmerzhaft  war,  verlegt.  Es  waren  beide  La- 
bien enorm  geschwellt,  das  rechte  stärker  als  das  linke. 
Nach  hinten  von  dem  Tumor  lag  der  Vaginaleingang, 
dessen  Touchirung  viel  Schmerz  verursachte.  Die  Pat. 
gab  an,  dass  sie  diese  Schwellung  bereits  einmal  während 
der  letzten  Zeit  der  Schwangerschaft  gespürt  habe.  Die 
Geburt  ging  normal  von  Statten,  worauf  der  Tumor 
schnell  abschwoll,  ohne  dass  etwas  Anderes  als  kalte 
Compressen  angewandt  worden  wäre. 

Der  zweite  Fall  betraf  eine  SOjähr.  Erstgebärende. 
Der  nicht  sehr  grosse  Tumor  bildete  sich  in  der  2.  Ge- 
burtszeit, war  schmerzlos,  so  dass  die  Kr.  bis  1  oder 
2  Tage  nach  der  Niederkunft  keine  Ahnung  davon  hatte. 
Er  wurde  erst  dann  hart  und  entzündet,  worauf  Abscess- 
bildung  eintrat.  Dieselbe  Kranke  litt  auch  an  suppura- 
tiver  Mastitis. 

Referent  berichtet  (Memorabiiien  XXVI.  6. 
p.  334.  1881)  über  die  Raptur  eines  grossen  Ha* 
matom  der  rechten  grossen  Schamlippe  wähi*end 
der  Eröffnungsperiode  bei  einer  37jähr.  Zwölft- 
gebärenden ^  deren  Beckeneingang  rhachitisch  ver- 
engt war. 

Bei  noch  nicht  völlig  erweitertem  Muttermunde  und 
hochstehendem  Kopfe  hatte  sich  plötzlich  eine  Anschwel- 
lung der  rechten  grossen  Schamlippe  gebildet,  die  bei 
der  Verarbeitung  der  Wehen,  während  die  Kreissende 
zwischen  2  Stühlen  sitzend  sich  befand,  geplatzt  war. 
Als  Ref.  hinzukam ,  sickerte  aus  einem  ca.  quadratzoU- 
grossen  Loche  in  dem  rechten  grossen  Labium  fortwährend 
venöses  Blut  aus.  Tiefer  Collapsus  der  Kreissenden. 
Tamponade  derHämatomhöhle  n.  der  Vagina  u.  Anlegung 
einer  T-Binde,  Aetherinjektionen  (ca.  15)  subcutan.  Als 
nach  einigen  Stnnden  sich  die  Frau  wieder  etwas  erholt 
hatte,  wurde  ein  kurzer  Versuch  gemacht,  die  Zange  an 
den  in  4.  Schädelstellnng  befindlichen  Kopf  anzulegen, 
und,  als  dieser  missglückte,  die  Wendung  ausgeführt. 
Das  schon  vorher  in  Folge  von  Nabelschnurvorfall  in  der 
Geburt  abgestorbene  Kind  wurde,  nachdem  erst  dieFüsse 
gefasst  waren,  leicht  gewendet  und  extrahirt.  Während 
des  Wochenbettes  stiess  sich  von  der  obern  Wand  der 
Thrombushöhle  ein  grosser  nekrotischer  Fetzen  los.  Die 
Höhle  wurde  mit  Garbolwatte  ausgefüllt;  allmälig  ver- 
kleinerte sie  sich  durch  gesunde  Granulationen,  heilte 
aber  erst  binnen  44  Tagen  vollständig  ans. 

Jedenfalls  ist  der  Eintritt  eines  Hämatom  in  der 
Eröffnungsperiode  seltner,  als  während  der  Anstrei- 
bungsperiode,  noch  seltner  aber  die  Raptur  in  dieser 
Zeit.  (Kormann.) 

369.  Ueber  Menatruation  in  der  Sohwan- 
gersohaft;  von  Dr.  Levy  in  München.  (Arch.  f. 
Qynäkol.  XV.  3.  p.  361.  1880.) 

Vf.  weist  darauf  hin,  dass  von  den  verschieden- 
sten Autoren  Aber  Fortdauer  der  Menstruation  nach 
erfolgter  Conception  berichtet  worden  ist.  Er  stellt 
dann  die  verschiedenen  Ansichten  Aber  den  Men- 
struationsprocess  selbst  zusammen  und  kommt  zu 
dem  Resultate,  dass  die  Menstruation  der  Begleiter 
der  in  regelmässigen  Intervallen  auftretenden  Ovu- 
lation ist  und  dass  beide  Vorgänge,  Eiaustritt  und 
Blutabgang,  in  innigem  Connexe  mit  einander  stehen, 
aber  nicht  immer  nothwendig  aneinander  gebunden 
sind. 

Die  Blutung  selbst  kommt  nach  Kund  rat  und 
Engelmann  in  der  Art  zu  Stande,  dass  die  men- 
struelle Congestion  zur  Bildung  einer  Decidua  men- 


stmalis  geführt  hat,  die,  wenn  das  Ei  nicht  befrachte 
wird,  fettig  degenerirt  und  mit  Blutung  ausgestoase 
wird.  Leopold  hält  die  Blutung  für  eine  capilLir< 
eine  Ansicht,  der  sich  Vf.,  da  er  stets  mit  demMikn 
skop  die  fettige  Degeneration  nachweisen  konati 
nicht  anzuschliessen  vermag.  Nach  diesen  Erörb 
rungen  kommt  Vf.  zu  folgenden  Schlüssen : 

1)  Es  findet  eine  periodische  Reifung  der  Oval 
im  menschlichen  Eiierstock  statt. 

2)  Bei  jeder  Ovulation  bildet  sich  eine  Decidnj 
unabhängig  von  dieser,  wenigstens  ohne  nachweii 
baren  Znsammenhang. 

3)  Die  Menstrualblutung  ist  ein  Zeichen,  dai 
Ovulation  vorhanden  war,  aber  unfruchtbar  verlii 
fen  ist;  ihr  Eintritt  ist  eine  Folge  des  oberflid 
liehen  Zerfalles  der  Decidua  menstrualis. 

Hiernach  wäre  vom  physiologischen  Standpunl 
aus  unter  normalen  Verhältnissen  die  Fortdan< 
der  Menstruation  während  der  Schwangerschaft  m 
möglich. 

Die  genaue  Prüfung  der  Fälle,  wo  Menstroatio 
nach  stattgefnndener  Conception  noch  fortbestände 
haben  soll,  wird  namentlich  dadurch  erschwert,  du 
es  ausserordentlich  schwer  ist,  die  Menstruation  voi 
anderen  Blutungen  zu  unterscheiden. 

Vf.  führt  einige  Unterscheidungsmerkmale  ai 
z.  B.  Färbung  und  Geruch  des  Blutes.  (Das  Mei 
strualblut  riecht  ähnlich  wie  ein  eben  geborene 
Kind.)  Dann  die  Untersuchung  auf  den  Eiweisi 
gehalt  und  die  mikroskop.  Untersuchung.  Alle  dies 
Merkmale  sind  jedoch  nicht  charakteristisch  genuj 
um  auf  sie  hin  bestimmt  eine  Blutabsonderung  d 
Menstruation  ansprechen  zu  können.  Das  eini^ 
sichere  Kriterium  giebt  die  Art  der  Absonderang 
Wurde  ein  Speculum  eingeführt  und  Vagina  on 
Port,  vaginal,  gründlich  gereinigt,  so  zeigte  sich  be 
menstrueller  Blutung  Folgendes :  Die  kleinen  Fätt 
eben  am  Orificium  und  im  Cei*vikalkanal  fttllten  siel 
mit  Blut  an  und  flössen  dann  über  und  waren  fas 
leer.  Mit  einem  Wattepinsel  liessen  sie  sieh  gaiK 
trocken  machen,  bis  sie  sich  von  Neuem  fällten 
Dieser  Vorgang  wiederholte  sich  in  regelmäsaigei 
Intervallen.  Bei  einer  hypertrophischen  und  ero 
dirten  Portio  hingegen,  trat  nach  dem  Abwischa 
Blutung  anf,  bald  stand  dieselbe  und  hatten  üol 
Coagula  festgesetzt,  wischte  man  wieder,  so  ent 
stand  die  Blutung  von  Neuem.  Dieselbe  WirkttDj 
wie  das  Abwischen  schien  auch  körperliche  Bewe 
gung  zu  haben.  Derartige  Blutungen  lassen  nd 
sicher  durch  ruhige  Lage  stillen,  während  diess  be 
der  Menstruation  nicht  der  Fall  ist.  Oft  fand  siel 
auch  die  Angabe,  dass  die  Periode  nach  3 — 4Tagei 
aufgehört  habe,  dann  aber  nach  einigen  Tagen  wie* 
der  aufgetreten  sei ;  als  Veranlassung  dieses  noch- 
maligen Blutabganges  liessen  sich  meist  kleinei^ 
Verletzungen,  durch  Coitus  oder  Einführung  &^^ 
Mutterrohres  gesetzt,  constatiren.  Biei  einer  anderen 
Reihe  von  wieder  eingetretenen  Blutungen  fehlten 
die  Erosionen,  es  wurde  aus  dem  CervikalkaD* 
dunkles  zähflüssiges  Blut  entleert.    In  diesen  FäUen 


V.     Gynäkologie  a.  Pädiatrik. 


145 


fui  sieh  meist  eine  Retroversion,  durch  deren  Repo- 
düoD  sich  sofort  Blut  in  reiohlicherer  Menge  ent- 
leeren liess. 

Ansscheidnng  von  Blut  kommt  zuweilen  vor, 
wo  sicii  weder  Erosionen  noch  Lageveränderung 
finden.  Es  wird  eine  braunröthliche  mit  zähem 
Sehleime  untermischte  Flüssigkeit  von  penetrantem 
Gernche  abgeschieden.  Der  mikrokopische  Befund 
dmelt  dem  einer  leichten  Endometritis  cervicalis 
ciiionica.  Der  ganze  Process  aber  erinnert  an  jene 
bhtig'Serdsen  Ergfisse,  wie  sie  auftreten,  wenn  län- 
gere Zeit  bestandene  Retroversionen  reponirt  und 
doreh  ein  Pessar  in  Anteflexion  gehalten  werden. 

Vf.  deutet  an,  dass  in  den  ersten  Schwanger- 
Khtflsmonaten  ja  auch  die  Lage  des  ütems  eine 
TefSnderte  sei ;  ob  diese  Lageverändemng  analog  der 
kflofltliefaen  wirke,  lässt  er  unentschieden.  Auf  je- 
ia  Fall  finde  aber  eine  stärkere  Blutznfuhr  zu  allen 
Tbeilen  des  Uterus  statt ;  von  den  mehr  in  der  Nähe 
des  Eichens  befindlichen  Theilen  würde  das  zu  viel 
forhandene  Emähmngsmaterial  zum  Eichen  selbst 
Ungezogen,  finde  ein  Affluxus  statt,  während  sich 
Ton  den  femern,  z.  B.  der  Cervix,  ein  Defluxus 
Dieh  aussen  vermuthen  lasse.  Ein  Analogen  für 
diesen  Vorgang  finde  sich  bei  der  Placenta  praevia. 

E 1 8  ä  s  8  e  r  hat  in  Henke's  Ztschr.  f.  St.- Arzneik. 
50  Fälle  zusammengestellt,  in  denen  während  der 
Schwangerschaft  die  Menstruation  eingetreten  sein 
loU  (z.  B.  in  8  Fällen  je  Imal,  in  11  je  3mal,  in  2 
Bgar  je  9mal).  Eis.  nimmt  an,  dass  es  sich  nicht 
HD  wirkliche  Menstruation ,  sondern  nur  um  einen 
fieser  ähnlichen  Process  gehandelt  habe,  während 
Beige  1  Menstruation  neben  Schwangerschaft  phy- 
äologisch  für  möglich  hält.  Den  man  hält  der- 
trtige  Blutungen  ftlr  Folge  von  Bildungsfehlem, 
I.  B.  Uterus  duplex,  bicomis. 

Vf.  erwähnt  dann  9  von  Heck  er  ihm  mitge- 
teilte Fälle,  die  in  der  Mflnchener  Gebäranstalt  be- 
obiehtet  worden  sind.  In  einem  Fall  soll  angeblieh 
&  Menstruation  einige  Monate  weiter  bestanden  ha- 
beD,  1  Fall  liess  auf  Placenta  praevia  schüessen ,  in 
cmem  3.  Fall  war  die  Menstruation  bis  zur  Hälfte 
der  Schwangerschaft  angedeutet,  in  2  weitern  Fällen 
loIleQ  die  beiden  letzten  Menstruationen  viel  schwä- 
^  gewesen  sein.  In  einem  andern  Falle  wurde 
BhtoDg  gleich  stark,  wie  die  frühem  Perioden ,  bis 
nr Mitte  der  Schwangerschaft  beobachtet,  und  in 
einem  fast  bis  zur  Geburt,  in  den  beiden  übrigen 
Filleo  findet  sich  nur  die  Angabe  «Periode  noch 
wlhiend  der  Schwangerschaft." 

Eingehender  bespricht  Vf.  eine  Reihe  von  ihm 
Klbst  beobachteter  Fälle,  bei  denen  die  Menstruation 
noch  während  der  Schwangerschaft  bestanden  haben 
lolL 

Im  1.  FaDe  liess  sich  als  Gmnd  der  Blutung 
&  hypertrophische,  wulstige  und  erodirte  Vaginal- 
Portion  nachweisen. 

hn  2.  Falle  fand  sich  der  Uterus  tief  auf  dem 
^enboden,  bei  Berührung  schmerzhaft ;  durch  das 
M.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.2, 


Speculum  liess  sich  die  Quelle  der  Blutung ,  die  be- 
stimmt aus  dem  ¥terus  kam,  nicht  nachweisen.  Spä- 
ter abortirte  die  Frau  im  3.  Monat. 

Die  3.  Pat.  gab  selbst  an ,  dass  die  angebliche 
Menstraation  nach  Ausübung  des  Coitus  stärker 
werde.  Die  Muttermundslippen  fanden  sich  arro- 
dirt,  bei  Berührung  leicht  blutend,  so  dass  als  Ver- 
anlassung der  Blutung  mit  Bestimmtheit  die  mecha- 
nische Läsion  beim  Coitus  und  das  Anscheuem  der 
Portio  vaginalis  beim  Gehen  constatirt  werden  konnte. 

Die  4.  Pat.  hatte  Vf.  Gelegenheit  während  4 
Schwangerschaften,  unter  denen  in  2  im  3.  Mon. 
Abortus  eintrat ,  und  auch  sonst  vor  und  während 
der  Menstraation  zu  beobachten.  Vor  und  nach  der 
Periode  trat  eine  blutig  -  seröse  Absonderung  ein, 
während  der  Schwangerschaft  bestand  ein  bräunlich 
schleimiger  Ausfluss,  der  zur  Zeit  der  sonst  gewohn- 
ten Periode  stärker  wurde,  aber  sicher  nicht  aus 
dem  Uterus  kam.  Das  Orificium  internum  war  fest 
geschlossen. 

Die  Pat.  des  5.  Falles  gab  an ,  dass  sie  die  3 
letzten  Monate  nicht  mehr  so  stark  wie  sonst  men- 
stmirt  sei.  Schwangerschaft  liess  sich  constatiren. 
Die  Blutung  kam  aus  dem  Mutterhalse  und  liess  sich 
ihre  Grenze  durch  Gipsabguss  deutlich  constatiren. 
Ursache  war  unmässiger  geschlechtlicher  Verkehr. 

Im  6.  Falle  liess  sich  als  Ursache  der  angeb- 
lichen Menstraation  eine  starke  Vaginitis  mit  breiten 
Kondylomen  und  Ulcus  an  der  hyperämischen  hin- 
tern Muttermundslippe  nachweisen. 

Die  7.  Pat.  gab  an ,  während  der  Schwanger- 
schaft stets  ihre  Regel,  allerdings  nur  1  Tag ,  sonst 
3 — 4  Ti^ge,  zu  haben.  Die  Untersuchung  wies  blu- 
tig-wässrigen  Ausfluss  nach,  der  sich  bis  in  das  Col- 
lum uteri  verfolgen  Hess.  Die  Vaginalportion  war 
hypertrophirt ,  geröthet  und  hatte  nach  links  einen 
Einriss.     Der  Ausfluss  hat  nie  ganz  aufgehört. 

Im  8.  Falle  gab  Pat.  an,  dass  ihre  Periode  wäh- 
rend der  Schwangerschaft  (sie  stand  im  4.  Monat) 
fortdauere,  ja  sogar  stärker  sei  als  sonst.  Die  Un- 
tersuchung ergab  die  Muttermundslippen  vergrössert, 
ektropirt,  bei  Berührang  leicht  blutend.  Wieder- 
holte Beobachtung  zeigte  den  innem  Muttermund 
stets  blutfrei,  wohl  aber  öfters  frische  Läsionen  der 
hintern  Lippe.  Nach  der  Entbindung  litt  diese  Pat. 
an  Menstraatio  nimia.  Die  Ursache  der  Blutung  war 
wohl  dieselbe  wie  in  Fall  3. 

Die  9.  Pat.  behauptete,  in  den  ersten  26  Wochen 
der  Schwangerschaft  noch  immer  die  Periode,  aber 
sehr  schwach  gehabt  zu  haben.  Sie  hat  einen  Herz- 
fehler. Die  Specular  -  Untersuchung  zeigte  an  der 
Portio  vaginal,  variköse  Geftüsse.  Innerer  Mutter- 
mund für  die  Fingerspitze  durchgängig,  nicht  blutig. 
Die  angegebene  Periode  wai' nicht  nachzuweisen.  Die 
Blutung  rührte  ohne  Zweifel  von  den  Varicen  her. 

Bei  der  10.  Pat.  trat  die  Periode  aller  25  Tage 
ein  und  dauerte  iVa  Tag,  7  Tage  nachher  zeigte 
sich  ein  1 — l^/j|Stünd.  blutiger  Abgang  unter  hefti- 
gen Schmerzen  im  Os  coccygis.  Eine  Erklärang  für 

19 


146 


V.     OynSkologie  u.  Pädiatrik. 


diese  Erscheinnog  konnte  trotz  wiederholter  Unter- 
suchung nicht  gefunden  werden.  •Dieser  1 — l*/^- 
stttnd.  ßlntfluss  bestand  auch  während  der  Schwanger- 
schaft fort,  die  1 — li/gtägige  Periode  fehlte. 

Vf.  kommt  zu  der  Ueberzeugung,  dass  die  soge- 
nannten Schwangerschaftsblutungen  pathologischen 
Ursprungs  sind.  Die  im  Uterus  sich  abwickelnden 
Veränderungen  der  Innenfläche,  wie  sie  die  Men- 
struation mit  sich  führt ,  seien  durchaus  unvereinbar 
mit  dem  ungestörten  Verlauf  der  Schwangerschaft. 

(H.  Möckel.) 

370.  Sohwangersohaffc  und  Qeburt,  oom- 
plicirt  mit  einem  enorm  grossen  primären 
Leberoaroinom ;  von  Dr.  Karl  Schwing  in 
Prag.  (Centr.-Bl.  f.  Gynäkol.  V.  13.  1881. ») 

Fälle,  in  denen  Lebeiiiumoren  bei  Schwanger- 
schaft oder  Geburt  einen  störenden  Einfluss  ausgeübt 
haben,  sind  äusserst  selten.  Vf.  führt  aus  der  Lite- 
ratur nur  2  in  unsern  Jahrbüchern  referirte  (Sad- 
1er,  Cystentumor:  Bd.  CXXIV.  p.  37;  Senfft, 
Erebstumor:  Bd.  CXXIX.p.  180)  an  und  dann  noch 
einen  3.  aus  Virchow's  Archiv  (Bd.  XXXVI.  p.  465 
aus  Friedreich 's  Abhandlung  zur  Pathologie  des 
Krebses).     Der  4.  vom  Vf.  selbst  beobachtete  Fall 

ist  folgender. 

Eine  42jähr.,  dem  Arbeiterstande  angehörende  Frau 
hatte  öfters  geboren  and  litt  seit  3  J.  an  Bliagenkranipfen. 
Im  Verlaufe  der  letzten  (6.)  Schwangerschaft  klagte  sie 
über  fortwährende  Schmerzen  im  rechten  Hypochondrium, 
die  zuweilen  einen  hohen  Grad  erreichten.  Auch  die 
Magenbeschwerden  zeigten  sich  in  den  letzten  4  Wochen 
der  Schwangerschaft.  Pat.  konnte  während  dieser  Zeit 
nur  flüssige  Nahrung  zu  sieh  nehmen.  Schmerzen  und 
Athemnoth  wurden  in  den  letzten  14  Tagen  immer  hef- 
tiger. 

Am  17.  Not.  stellten  sich  die  ersten  Wehen  ein;  am 
20.  wurde  von  der  Hebamme  die  Blase  gesprengt,  worauf 
das  Fruchtwasser  abfloss.  Vf.  fand  die  Kreissende  in 
heftigen  Schmerzen.  Der  Unterleib  hatte  einen  enormen 
Umfang  und  zeigte  auf  der  rechten  Seite  eine  besondere 
Heryorwölbung.  Es  liess  sich  neben  dem  Uterus  noch 
eine  oben  rechts  liegende  Geschwulst  palpiren,  welche 
Vf.  anfangs  für  einen  Ovarialtumor  hielt.  Eine  genauere 
Untersuchung  war  wegen  der  Schmerzhaftigkeit  nicht 
möglich.  Die  Herztöne  des  Kindes  waren  hörbar.  Da 
der  Muttermund  sich  noch  nicht  genügend  erweitert  hatte, 
trug  Vf.  der  Hebamme  auf,  ihn  nach  vollständiger  Erwei- 
terung des  Muttermundes  rufen  zu  lasseo.  Trotzdem  ging 
die  Geburt  nach  24  Stunden,  ohne  dass  Vf.  gerufen  wurde, 
zu  Ende ;  das  Eind ,  ein  Mädchen ,  war  kräftig  und  ge- 
sund. 

Erst  nach  3  Tagen  wurde  Vf.  wieder  gerufen.  Die 
Wöchnerin  klagte  über  heftige  Schmerzen  auf  der  rech- 
ten Seite ,  heftigen  Durst  und  grosse  Schwäche ;  kein 
Fieber.  Die  Untersuchung  ergab  einen  grossen,  der 
Leber  angehörenden  Tumor  mit  glatter  Oberfläche  und 
derben  Rändern.  Auch  die  Milz  war  stark  angeschwollen. 
Am  28.  Nov.  wurde  Pat.  auf  Veranlassung  des  Vfs.  ins 
Krankenhaus  aufgenommen.  Die  Kr.  jammerte  heftig 
über  Schmerzen ,  lag  auf  der  rechten  Seite ,  hatte  starke 
Athemnoth,  aber  keine  Sinnesstorungen ,  vielmehr  klares 
Bewusstsein.  Femer  fand  man  leichtes  Erythem  un  den 
Extremitäten ,  die  Pupillen  verengt ,  Gervikal- ,  Axillar-, 
Cubital-  und  Inguinaldrüsen  stark  angeschwollen.  Herz- 
töne schwach,  aber  rein ;  Athmen  vesiknlar.    Der  Tumor 


>)  Für  die  Uebersendnng  dankt  verbindlich  Wr. 


erstreckte  sich  von  der  6.  Rippe  an  bis  weit  in  die  Abdo- 
minalhöhle hinab.  Die  Darmentleerung  war  dünn ,  der 
Harn  spärlich ,  enthielt  wenig  Eiweiss ,  aber  viel  weisse 
Blutkörperchen ,  Nierenepithel  und  Hyalincy linder.  Fünf 
Tage  nach  Aufnahme  in  die  Klinik  starb  die  Frau.  Die 
Sektion  ergab  ein  primäres  Lebercarolnom  von  ca.  14 
Kgrmm.  Gewicht ,  einen  grossen  Milztumor  und  careino- 
matöse  Infiltration  der  Mesenterial-  und  Retroperitonäal- 
drüsen.  (Höhne.) 

371.  Ruptur  der  Vagina  in  den  Douglas'- 
sohen  Baum,  Feritonitia,  Genesung;  von  C.  J. 
Watkins.  (Brit.  med.  Journ.  Febr.  12.  1881.) 

L.,  28  J.  alt,  hat  bereits  5mal  geboren ,  Imal  eine 
Fehlgeburt  gehabt;  die  4.  Entbindung  dauerte  3  Tage 
imd  musste  mit  der  Zange  beendet  werden,  dabei  entstand 
eine  Blasen-Scheidenfistel ,  welche  mit  gutem  Erfolg  ope- 
rirt  wurde.  Zwei  Jahre  später  gebar  sie  ohne  Kunst- 
hulfe;  die  6.  Entbindung  fand  am  normaleo  Ende  der 
Schwangerschaft  am  13.  Nov.  1879  statt.  Um  9  Uhr 
30  Min.  Vorm.  Muttermund  die  Fingerspitze  einlassend, 
um  10  Uhr  Abends  im  Umfange  eines  ö-SchillingstQcks 
eröfi'net,  schwache  Wehen.  Am  nächsten  Morgen  7  Ulir 
30  Min.  Kopf  in  der  ersten  Schädellage  mit  starker  Kopf- 
geschwnlst  vorliegend,  grosse  Schwäche,  reichl.  Erbrechen, 
Puls  120,  Temp.  101« F.  (38.4« C.).  Der  Conjugata-Dorch- 
messer  war  in  der  Richtung  nach  dem  Promontorium  obsIb 
sacri  hin  verengt ,  die  obere  Wand  der  Vagina  dort  fest 
eingeklemmt ,  die  hintere  Muttermundslippe  nicht  zo  fah- 
len ,  die  vordere  an  das  Os  pubis  angepresst.  Ein  Ver- 
such ,  die  Zange  anzulegen ,  misslang  wegen  der  Unmög- 
lichkeit, die  Blätter  zu  schliessen,  es  wurde  daher  eis 
Katheter  neben  dem  Kopfe  eingeführt ,  um  einen  Theii 
der  Amniosflfissigkeit  abzulassen,  welche  bereits  einen 
fötiden  Geruch  zeigte.  Da  hiernach  auf  den  bereits  er- 
folgten Tod  des  Kindes  zu  schliessen  war,  wurde  die 
Kraniotomie  gemacht,  worauf  der  Kopf  langsam  durch  die 
verengte  Stelle  durchtrat  und  der  übrige  Körper  bald 
nachfolgte.  Nach  Entfernung  der  Placenta  fand  man« 
dass  die  hintere  Vaginal  wand  da,  wo  sie  während  der 
Geburtsarbeit  am  meisten  gegen  das  Promontorium  ge- 
drückt worden  war,  eine  Ruptur  nach  dem  Douglas'schea 
Raum  erlitten  hatte,  durch  welche  der  Finger  in  diePeri- 
tonäalhöhle  gelangte  und  hier  unmittelbar  auf  dasRectam 
stiess.  In  den  nächsten  Tagen  entwickelte  sich  unter  den 
gewöhnlichen  Erscheinungen  eine  Peritonitis,  welche  aber 
unter  dem  Gebranch  von  Opiaten,  von  Spiritus  Terebinth. 
(20  Gtt.  mit  Mucilago  4stüttdl.  zu  nehmen),  später  Aeid. 
hydrocyanic.  mit  Bismnth  nach  Verlauf  von  6  Tagen  so- 
weit gehoben  wurde ,  dass  Pat.  entlassen  werden  konnte. 
[Ueber  das  spätere  Verhalten  der  Vaginalmptnr  ist  in 
dem  Originale  etwas  Weiteres  nicht  mitgetheilt.] 

(Krug.) 

372.  Knöcherner  Verschlusa  der  Vagina; 
von  D.  J.  Snyder.  (Philad.  med.  and  snrg.  Repor- 
ter XLH.  15 ;  April  1880.) 

Vf.  stiess  bei  der  Exploration  einer  Gebärenden,  oa* 
geföhr  IVsZoll  hoch  in  der  sonst  genfigend  weiten  Vagiofti 
auf  einen  harten ,  unnachgiebigen  Bing ,  welchen  er  an- 
fänglich für  den  rigiden  Muttermund  hielt,  bis  er  fiber 
ersterem  das  wirkliche  Os  uteri ,  silberdollaigross  erwei- 
tert, und  den  Kopf  des  Fötus  vorliegend  fand.  Der  Bin^ 
war  reichlich  Vs  Zoll  dick,  mehr  oval  als  rand ,  maass  im 
Diameter  ca.  2  Zoll,  und  war  hart  und  dicht  wie  Knoohep; 
beim  Tonchiren  seiner  Hinterfläche  machte  er  den  An- 
druck eines  fest  eingebetteten  Pessarinm.  Ananmestisch 
wurde  ermittelt,  dass  die  Frau  vor  5  J.,  im  17.  Lebeoi- 
Jahre,  ihre  erste  Entbindung  überstanden  hatte,  weldi« 
4  Tage  dauerte.  Während  des  grossem  TheUs  dieser 
Zeit  hatte  der  Kopf  des  Kindes  in  der  Beokeahdhle  ge- 
standen und  war  schlüsslich  mltteh»  des  Hakens  entfernt 
worden,  anschefaiend  ohne  Schaden  für  die  Fraa,  weleb^ 


^ 


V.     Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


147 


neb  bald  erholte.  Jedoch  klagte  sie  seitdem  aber  Incon- 
tisentia  nriiuie,  verweigerte  aber  eine  Untersuchung, 
weiche  wahrscheinlich  eine  Yesico-Vaginal-Fistel  ergeben 
kiben  vfirde ;  sie  hat  auch  nie  ein  Pessarium  getragen, 
die  Menstmation  ist ,  mit  Ausnahme  eines  einzigen  Mals 
m 3  Jahren,  nie  wieder  erschienen.  Die  Frau  hat  sich 
iber  stets  einer  guten  Gesundheit  erfreut ,  wovon  ihre 
kräftige,  wohlgenährte  äussere  Erscheinung  Zengniss  gab. 

Vf.  beschloss,  im  Einverständniss  mit  3  hinzugerufe- 
nei Obliegen,  die  Hysterotomie  vorzunehmen  und  eilte 
Biä  Hanse,  um  die  nöthigon  Instrumente  zu  holen,  allein 
bei  sdner  Rückkehr  fand  er  die  Frau  ün  Sterben,  so  dass 
TN  der  Operation  abgesehen  werden  musste.  Der  Tod 
tntoach  128tünd.  Gebnrtsarbeit  ein.  Die  Vornahme  der 
Opention  aaeh  dem  Tode ,  um  wenigstens  das  Kind  zu 
ntten,  wurde  nicht  gestattet,  eben  so  wenig  die  Sektion. 

Vf.  glaubt  die  Biidmig  des  knöchernen  Ringes 
doth  die  Annahme  erklären  zu  müssen  ^  dass  bei 
ier  frflbem  Geburt  durch  das  Missverhftitniss  zwi- 
RheD  der  Grösse  des  Kindskopfs  und  der  geringen 
DilititionsßUiigkeit  der  Vagina  eine  Falte  der  letz- 
In  8ieh  nm  das  Oocipnt  des  erstem  gelegt  habe, 
ii  welcher  durch  den  continnirlichen  Druck  sich  ein 
atsflndlicher  Process  mit  Aussch  witznng  von  Lymphe 
otwiekelte,  welche  die  fibro-cartilaginöse  u.  schlüss- 
ig knöcherne  Umwandlung  erlitt. 

Die  Schnelligkeit  des  Oollapsus  und  Todes  der 
KNut  rOslägen  Frau  nach  nur  12stflndiger  Geburts- 
fllieitkaDn  sich  Vf.  nur  durch  Annahme  einer  innern 
Hntimg  erklären  y  wofär  die  während  der  Wehen 
beobachteten ,  wenn  auch  massigen  Blutungen  nach 
sBBeu  berechtigen.  (E  r  u  g.) 

373.  CystiBohe  Degeneration  der  Chorion- 
lotten;  von  Dr.  Neville.  (Dubl.  Joum.  LXXI. 
p.423.  [3.  8.  Nr.  113.]  May  1881.) 

hn  1.  FaUe  war  die  87jähr.  Frau  bereits  Smal  reoht- 
Kit«  liedeigekommen.  Alle  Kinder  lebten.  Das  letzte 
nrde  un  Aog.  1879  geboren  and  bis  Jnli  1880  gestillt. 
Die  Menaea  kehrten  erst  3  Mon.  nach  dem  Entwöhnen 
ilBder,  lom  2.  Male  dann  1  Mon.  später  (8.  Woche  des 
Sttrember)  und  seit  dieser  Zeit  hielt  sich  die  Fran  f&r 
Khwuger.  Sie  litt  von  Anfang  December  an  an  Appetit- 
MgiLeitand  wurde  allmälig  so  hochgradig  gesohwilcht, 
te  sie  fast  den  ganzen  Monat  im  Bett  zubringen  musste. 
in  3.  Man  trat  nach  einem  heftigen  Anfall  von  Erbre- 
<^  eb  geringer  Blutabgang  ein ,  der  bis  zum  16.  März, 
*D  die  Kr.  ins  Spital  aoigenonmien  wurde ,  anhielt,  ohne 
?nfiu  oder  mit  Klumpen  yermischt  zu  sein.  Der  Uterus 
M  üi  der  Höbe  des  Nabels,  wie  im  6.  Monat  der 
Schwangerschaft.  Der  Uteruskorper  war  allseitig  sehr 
ktft  und  Hess  keine  Fötaltheile  dnrohf&hlen ;  auch  waren 
Une  Herztöne  oder  Kindesbewegungen  zu  hören.  Der 
atae  Abschnitt  des  Uterus  füUte  den  Beckeneingang  in 
ngewohnlieher  Weise  ans;  der  Uterus  ballotirte  daher 
>Kkt;  die  Cervix  war  fast  ganz  geschlossen.  Das  Blut 
tehogaam  ohne  Uterusoontraktionen  ab.  Am  nächsten 
Ihfgen  erfolgte  ohne  zu  starken  Blutverlust  die  Aus- 
teong  emer  3  Finten  füllenden  cystischen  Masse ,  die 
lekoehtem  Sago  glich.  Nachher  folgte  binnen  14tagigem 
^pitalaofenthalt  Erholung.  Bei  der  Entlassung  schien 
^  aber  der  Uterus  wieder  etwas  mehr  zu  f&llen,  sodass 
^wfleiQht  noch  Chorionreste  in  organischer  Verbindung 
■H  dem  Uterus  zurftckgebUeben  waren.  Die  Fran  wurde 
beutet,  bei  Eintritt  von  Blutungen  wieder  zu  kommen. 

Im  2.  Falle  betraf  die  Erkrankung  des  Ghorion  die 
^'  Sebwangersehaft  einer  26]ähr.  Frau.  Das  letzte  Kind 
*tt^r3  Jahreu  geboren  und  7  Mon.  lang  gestillt  wor- 
^  Utite  Meastroation  in  der  8.  Woche  des  Decem- 


ber. Im  Januar  trat  Reizbarkeit  des  Ma;?en8 ,  Schwache 
und  KÖrpergewichtsabnahme  ein.  Der  erste  Abgang  von 
Blut ,  dessen  Farbe  kaffeesatzähnlich  war ,  erfolgte  Ende 
Februar.  Dabei  nahm  der  Umfang  des  Leibes  rapid  zu. 
Ende  März  erfolgte  die  Ausstossung  einer  eben  so  grossen 
Masse ,  wie  im  ersten  Falle ,  nar  waren  hier  die  Cysten 
grosser.  Mitabgegangene  Decidualfetzen  erschienen  ge- 
sund, nicht  bemerkenswerth  hypertrophirt. 

In  beiden  Fällen  fehlte  jede  Spur  eines  Fötus. 
Bei  der  Diskussion  betonte  M'Clintock,  dass 
Hydatiden,  die  aus  dem  Uterus  ausgestosseu  werden, 
stets  das  Resultat  von  Conception  seien ,  wenn  auch 
berühmte  Autoren  die  Meinung  ausgesprochen  hätten, 
dass  diese  Krankheit  auch  unabhängig  von  Schwan- 
gerschaft entstehen  könne.  Femer  machte  er  darauf 
aufmerksam,  dass  man  in  einer  Hydatidenmole  auch 
einen  Fötus  von  3 — 4  Mon.  antreffen  kann.  Diess 
bestreitet  MoreMadden,  der  zwar  selbst  keinen 
Fall  gesehen  hat,  in  welchem  man  die  MöglicUceit 
emer  Degeneration  eines  bei  der  Menstruation  das 
Ovarium  verlassenden ,  unbefruchteten  Eichens  an- 
nehmen könnte.  Ausserdem  beobachtete  er  4 — 5 
Mon.  nach  der  Geburt  eines  reifen  lebenden  Kindes 
Abgang  von  Uterinhydatiden ,  so  dass  man  nur  an 
Zwillingsschwangerschaft  denken  konnte.  —  Byrne 
giebt  zwar  zu,  dass  aus  dem  virginalen  Uterus  zu- 
weilen Dinge  ausgestossen  werden,  die  den  Produk- 
ten der  Conception  ähneln ,  leugnet  aber ,  dass  diess 
mit  der  hydatidösen  Erkrankung  des  Chorion  der 
Fall  sein  könnte,  die  sich  nur  an  einem  befruchteten 
Ovulum  entwickeln  könnte.  Er  gehört  zu  Denen, 
welche  die  Degeneration  des  Chorion  für  die  Ursache 
des  Todes  des  Fötus  halten.  (K  o  r  m  a  n  n.) 

374.  Blutung  im  Wochenbett ;  von  San.-R. 
Dr.  Caspari  zu  Meinberg.  (Deutsche  med.  Wo- 
chenschr.  VI.  8.  p.  96.  1880.) 

Der  Fall  beweist,  dass  von  einer  künstlich  ge- 
lösten und  genau  untersuchten  Placenta  doch  noch 
Theile  zurückgeblieben  sein  können.  Am  4.  Tage 
nach  der  betreffenden  Entbindung  mit  künstlicher 
Lösung  der  verwachsenen  Placenta  trat  eine  starke 
Blutung  ein ,  die  sich  seitdem  mehrfach  in  gefahr- 
drohender Weise  wiederholte.  Am  10.  Tage  des 
Wochenbetts  fand  Vf.  als  Consiiiarius  an  der  Vorder- 
wand der  noch  kindskopfgross  oberhalb  der  Sym- 
physe fühlbaren  Gebärmutter  ein  l^s  Ctmtr.  breites 
und  4  Ctmtr.  langes ,  fest  adhärirendes  Stück  Pla- 
centa ,  dessen  oberer  Rand  ,bis  in  den  Fundns  uteri 
reichte.  Durch  Eingehen  der  halben  Hand  in  die 
Vagina,  zweier  Finger  in  den  Uterus  und  durch  Ent- 
gegendrücken  des  letztern  gelang  die  Lösung  in  2 
Stücken,  welche  blutleer  und  blass,  fast  weiss,  von 
fleischartig  festem  Gefüge  und  an  der  Innenfläche 
von  einer  starken  sehnigen  Haut  überzogen  waren. 
Heilung  erfolgte  ohne  weitere  Blutung. 

(Kormann.) 

375.  Soll  den  Hebanunen  eine  operative 
Hülfeleiatung  bei  friaohen  MittelfleiBohriaBen 
gestattet  sein?  Offene  Frage  von  Prof.  Alois 
Valenta.   (ArcL  f.  Gynäkol.  XVU.  1.  1881.) 


148 


V.     Gynäkologie  a.  Pädiatrik. 


Valenta  beantwoi*tet  die  oben  gestellte  Frage 
mit  einem  offnen  ,,Ja^'  unter  nachfolgender  Begrün- 
dung. Zunächst  hebt  er  hervor ,  dass  wegen  eines 
Dammrisses  inter  partum  niemals  ein  Gebnrtsaizt 
post  partum  gerufen  werde,  wenigstens  sei  ihm  diess 
in  seiner  26jähr.  geburtshülflichen  Praxis  noch  nie 
vorgekommen.  Die  Hebammen  geständen  einfach 
niemals  einen  Mittelfleischriss  zu  und  riefen  deshalb 
niemals  einen  Arzt,  weil  sie  bei  dem  Vorurtheile  der 
Frauen ,  ein  Dammriss  dürfe  sich  bei  einer  wirklich 
geschickten  Hebamme  nicht  ereignen,  durch  ein  sol- 
ches Eingeständniss  nicht  allein  die  betreffende,  son- 
dern ihre  ganze  Clientel  zu  verlieren  fürchten,  ja 
thatsächlich  verlieren  würden.  Das  Vertuschen  sol- 
cher Dammrisse  sei  leicht ,  weil  ein  solcher  Zufall 
nichts  Lebensgefährliches  involvire  und  überdiess  nur 
ausnahmsweise  zur  Kenntniss  der  Beschädigten  ge- 
lange ,  faktisch  also  dabei  nicht  viel  riskirt  werde. 
Ausserdem  seien  sie  zur  Herbeirufung  eines  Arztes 
nicht  verpflichtet.  So  verlange  das  preussische  Heb- 
ammenbuch erst  dann  dieselbe ,  wenn  ein  Dammriss 
missfarbig  werde.  Wenn  auch  von  Seiten  der  Leh- 
rer die  Hebammen  auf  das  Ausdrücklichste  ermahnt 
würden ,  bei  jedem  etwas  tiefer  gehenden  Bisse  den 
Arzt  zu  rufen ,  so  geschehe  es  aus  obigen  Gründen 
dennoch  nicht ,  und  im  Falle  einer  Entdeckung  hät- 
ten die  Hebammen  die  Ausrede,  der  Riss  wäre  ihnen 
zu  unbedeutend  erschienen,  sie  hätten  die  sie  gelehrte 
Behandlung,  leider  vergeblich,  angewandt,  somit 
ihrer  Pflicht  genügt.  Bei  einer  Strafanzeige  würde 
man  sicherlich  niemals  reussiren.  V.  schlägt  nun 
vor,  dass  die  Hebammen  zur  operativen  Behandlung 
der  Dammrisse  unter  Androhung  von  Strafen  eidlich 
verpflichtet  werden  sollen.  Wäre  die  Operation  ein- 
mal gesetzlich  gestattet ,  so  würden  noch  weitere  2 
in  der  weiblichen  Natur  begründete  Faktoren  wesent- 
lich zu  deren  Verallgemeinerung  beitragen ,  nämlich 
1)  die  nun  entfallende  unbesiegbare  Scheu  vor  männ- 
licher Hülfe  und  2)  der  Egoismus  und  die  Eitelkeit 
der  Hebammen. 

Da  man  den  Hebammen  unter  bestimmten  Um- 
ständen die  schwierigsten  Operationen  erlaube,  so 
sei  es  unlogisch,  ihnen  nicht  zu  gestatten,  einen 
folgenschweren  frischen  Dammriss  mittels  einer  klei- 
nen ungeflUirlichen  Operation  zur  raschen  Heilung 
zu  bringen. 

Hinsicktlich  der  Operationsmethoden  sei  die- 
jenige zu  wählen,  durch  welche  die  fast  immer  glat- 
ten Wundränder  auf  die  einfachste  und  schonendste 
Weise  zur  Vereinigung  gelangten,  und  diess  sei  nach 
seinen  Erfahrungen  die  Serres-fines- Behandlung. 
Diese  erkläre  er  als  die  für  Hebammen  passendste, 
denn  das  richtige  Anlegen  der  Serres-fines  unterliege 
in  der  Regel  keinen  besondem  Schwierigkeiten. 

Diesem  Vorschlage  Valenta 's  tritt  Dr.  J. 
Schmitt,  Hebammenlehrer  in  München ,  entschie- 
den entgegen  (Bayr.  ärztl.  Intell.-Bl.  XXVUI.  8. 
1881).  Er  glaubt  keineswegs,  dass  dem  Uebel- 
stande ,  der  durch  das  Verheimlichen  der  Dammrisse 
bestehe,  dadurch  abgeholfen  werden  könne,   dass 


man  den  Hebammen  die  Heilung  solcher  Verwan- 
dungen gänzlich  in  die  Hände  gebe.  Er  befürchtet 
vielmehr,  dass  die  Sache  dadurch  noch  verschlimmert 
werde ,  dass  die  Eitelkeit  der  Hebammen ,  die  auch 
er  nicht  ableugne,  nur  eine  Steigerung  erfahren  und 
zur  Verheimlichung  nicht  blos  einfacher,  sondern  auch 
grösserer  u.  complicirterer  Dammrisse  führen  würde, 
welche  somit  noch  mehr  der  Behandlung  der  Aerzte 
entzogen  würden.  In  schwierigeren  Fällen  sei  fer- 
ner die  Behandlung  mit  Serres-fines  nicht  ausreichend. 
Was  aber  S ehm.  am  meisten  fürchtet,  wenn  solche 
Verletzungen  überhaupt  den  Händen  der  Hebammen 
überlassen  bleiben,  ist  die  Gefahr  einer  von  dort  aus 
sich  entwickelnden  puerperalen  Infektion.  Schon 
um  dieser  einzigen  G^ahr  willen  sei  eine  gesetzliche 
Regelung  wünschenswerth ,  aber  nicht  im  Sinne  der 
Erweiterung  der  Befugnisse  der  Hebammen,  sondern 
im  Sinne  der  Beschränkung  derselben,  d.  h.  in  einer 
gesetzlichen  Anzeigepflicht  an  den  Arät  —  Schm. 
verlangt ,  dass  auf  den  Hebammenschulen  den  Heb- 
ammen immer  und  immer  wieder  die  Regeln  des 
Dammschutzes  und  die  Nothwendigkeit  einer  Unter« 
suchung  der  Dammgebilde  nach  der  Geburt  einzo- 
prägen  seien,  die  schweren  Folgen  eines  Dammrisses 
ihnen  ans  Herz  gelegt  und  die  Anzeige  eines  solchen 
zur  Pflicht  gemacht  werde.  Dadurch  sowohl,  als 
auch  durch  die  Hinweisnng ,  dass  trotz  allen  Vor- 
sichtsmaassregeln  ein  Dammriss  eintreten  könne,  sie 
somit  auch  nicht  immer  Schuld  trügen ,  würde  der 
Grund  des  Verheimlichens  wegfallen  u.  dieses  selbst 
seltner  werden,  besonders  wenn  die  Geburtshelfer 
billig  genug  seien ,  nicht  jeden  unglücklichen  Aas- 
gang den  Hebammen  in  die  Schuhe  zu  schieben. 

Referent  theilt  den  ablehnenden  Standpunkt 
Schmitt's  u.  möchte  nur  denlrrthumValenta^s 
berichtigen,  das  preussische  Hebammenbuch  verlange 
erst  dann  die  Herbeirufung  eines  Arztes ,  wenn  ein 
Dammriss  im  Wochenbett  missfarbig  werde.  In 
§  121  heisst  es:  „bei  grossem  und  stärker  bluten- 
den Einrissen  aber  muss  die  Hebamme  auf  die  schleu- 
nige Herbeirufung  eines  Arztes  dringen^^  und  in 
§  354 :  „Es  ist  daher  Pflicht  der  Hebammen  .  . . . 
bei  jeder  tiefem  Zerreissung  des  Dammes  sofort  den 
Beistand  eines  Arztes  zu  verlangen.^'  In  §  352  ist 
femer  noch  gesagt,  die  Hebamme  würde  eine  grosse 
Schuld  auf  sich  laden ,  wenn  sie  einen  Dammriss  za 
verheimlichen  suchte. 

Schlüsslich  erwähnen  wir  noch ,  dass  auch  Dr. 
0.  Dyhrenfurth,  früher  Lehi*er  an  der  Heb- 
ammenschule zu  Breslau,  die  von  Valenta  auf- 
geworfene Frage  mit  einem  ganz  entschiedenen  Ndn 
beantwortet  (Arch.  f.  Gynäkol.  XVIH.  1.  p.  50. 
1881).  Die  von  D.  gegen  die  von  Valenta  befür- 
wortete Erweitemng  der  Befugnisse  der  Hebanunen 
vorgebrachten  Bedenken  stimmen  mit  den  von 
Schmitt  hervorgehobenen  überein.  Namentlich 
aber  weist  auch  D.  darauf  hin ,  dass  bei  Ertheüong 
der  fragl.  Erlaubniss  die  Hebammen  zu  ManipaU- 
tionen  an  und  in  den  wanden  Genitalien  veranlasst 
und  dadurch  entschieden  höhere  Anfordemngen  an 


Y.     Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


149 


ihre  Reinüchkeit  und  Antisepsis  gestellt  würden, 
wihrend  m  kanm  den  bisher  gestellten  genügen. 
Es  sei  daher  die  Erzeugung  einer  neuen  Infektions- 
qodie  zu  befürchten.       (Zschiesche,  Erfurt.) 

376.  Zur  Verhütung  der  AugenentBündung 
der  Neugebomen ;  von  G.  S.  Franz  Oredä 
(Aich.  f.GynäkoL  XVII.  1.  p.50.  1881);  R.  01s- 
hinsen  (Gynäkol.  Centr.-Bl.  V.  2. 1881) ;  Hauss- 
nann  (Das.  V.  4);  H.  Abegg  (Arch.  f.  Qynäkol. 
XVU.  3.  p.  502.  1881). 

Prof.  Cred^  theilt  mit,  dass  er  bereits  seit  lau- 
erer Zeit  sich  die  Aufgabe  gestellt  habe,  die  Augen- 
eotsflndang  der  Neugebomen ,  die  ohne  Ausnahme 
dorch  Uebertragung  von  Vaginalsekret  auf  die  Con- 
jactiva  während  der  Geburt  entstehe ,  zu  verhüten. 
Zn  diesem  Zwecke  Hess  er  anfangs  bei  allen  mit 
6oDorrfaöe  oder  chron.  Vaginalkatarrh  behafteten 
SebwtDgem  u.  Gebärenden  Ausspülungen  mit  2proc. 
Otfbol-  oder  Salicyllösnng  machen.  Die  Erkran- 
innigen  wurden  dadurch  seltener ,  hörten  aber  nicht 
sof.  Vom  October  1879  an  Hess  er  dann  prophy- 
lal^tifleh  Einträofelungen  in  die  Augen  der  Neugebor- 
MD  ^eich  nach  der  Geburt ,  und  zwar  anfangs  mit 
einer  Lösung  von  Borax  (1 :  60)  und  später  von 
Aigent.  nitr.  (1 :  40)  machen.  Vorher  wurden  die 
Aogen  mit  einer  2proc.  Salicylsäurelösung  sorgfältig 
gewaschen.  Die  so  behandelten  Kinder  kranker 
Mütter  blieben  gesund;  indessen  andere  Kinder, 
velehe  selbst  und  ebenso  ihre  Mütter  nicht  prophy- 
laktisch behandelt  wurden,  weil  man  letztere  für  ge- 
nod  hielt ,  erkrankten  immer  noch.  Vom  1 .  Juni 
1880  ab  wurde  nun  in  alle  Augen  ohne  Ausnahme 
gleich  nach  der  Gebmi;  mittels  eines  Glasstabes  ein 
Tropfen  einer  2proc.  Lösung  von  Arg.  nitr.  nach 
SdnigoDg  des  Auges  mit  gewöhnlichem  Wasser  ein- 
geträufelt. Dann  wurden  die  Augen  24  Std.  lang 
iBÜ  2proc.  Salicylsäurelösung  gekühlt.  Die  Vaginal- 
ibBchen  wurden  dagegen  gänzlich  aufgegeben. 
Simmtliche  so  behandelte  Kinder  sind  seitdem  von 
AngenentzünduDg  vei*scliont  geblieben;  irgend  ein 
Nachtheil  wurde  nicht  beobachtet.  Den  Hauptwerth 
fegt  Cr ed^  auf  die  Eifahrang,  dasä  hicht  die  Des- 
*/ete'on  der  Vagina,  sondern  nur  die  der  Augen 
^Iba  zum  gewünschten  Ziele  fahrt. 

Auch  Prof.  Olshausen  ist  seit  2  Jahren  gegen 
<iie  Aagenentzündung  prophylaktisch  vorgegangen, 
BDd  zwar  nach  Empfehlung  von  A.  Gräfe  durch 
Auswaschung  der  Augen  mit  Iproc.  Carbolsänre- 
tang.  Die  Erkranknngsziffer  ging  dadurch  von 
12.5*/q  auf  6®/o  innerhalb  dieser  2  Jahre  herab. 
Anfangs  wurde  die  Auswaschung  erst  auf  dem 
Wiekeltische  vorgenommen,  später  jedoch  nnmittel- 
^  nach  der  Geburt,  ja  selbst  vor  der  Ausstossung 
•es  Rumpfes,  nachdem  vorher  die  geschlossenen 
Udcr  ebenfalls  mit  Carbollösung  abgewischt  waren. 
(Sowohl  zu  dem  Abwischen  wie  zu  dem  Auswaschen 
^  Wundwatte  benutzt.)  Bei  dieser  Art  der  Vor- 
«»Atsinaagr^ln  zeigten  sich  unter  166  im  J.  1880 
8*orei>en  Kindern  nur  6  Erkrankungen  «»  3. 60/©; 


ausserdem  war  der  Krankheitsverlauf  ein  milderer. 
Trotz  den  voi-ti'efFlichen  Resultaten  Cred^'s  will 
jedoch  Olshausen  bei  der  Carbolsänre ,  von  der 
er  jetzt  eine  2proc.  Lösung  anwendet,  bleiben,  da 
er  es  für  wahrscheinlich  hält,  dass  auch  andere 
Mittel  als  Arg.  nitr.  die  gleiche  Sicherheit  bei  rich- 
tiger Ausführung  gewähren  und  in  der  Anwendung 
der  Carbolsäure  insofera  ein  Vortheil  liege ,  als  der 
Gebui'tshelfer  dieselbe  so  wie  so  bei  sich  führe  und 
diess  auch  bei  Hebammen  mehr  und  mehr  üblich 
werde.  Ausserdem  sei  es  ihm  aber  auch  noch  zweifel- 
haft, ob  der  Lösung  des  Arg.  nitr.  oder  den  248tünd. 
Umschlägen  von  2proc.  Salicylsäurelösung  die  grös- 
sere Wirksamkeit  zuzuschreiben  sei.  Da  letzteres 
Mittel  ein  reichliches  Wartepersonal  voraussetze,  was 
er  nicht  habe,  so  könne  er  diesen  Theil  der  Cred6'- 
schen  Prophylaxe  nicht  nachahmen.  Auch  nach 
Olshausen  findet  die  Infektion  meistens  während 
der  Geburt  statt ;  beginnt  die  Erkrankung  erst  nach 
dem  5.  Tage ,  so  sei  der  Verdacht  gerechtfertigt, 
dass  die  Infektion  erst  nach  der  Geburt  durch  die 
besudelten  Hände  der  Wöchnerinnen  u.  s.  w.  statt- 
gefunden habe.  Um  derartige  Uebertragungen  zu 
verhindern,  sei  natürlich  eine  vollkommene  Trennung 
der  gesunden  und  kranken  Kinder,  wie  es  auch 
Cred6  thue,  das  Sicherste.  Sei  diese  nicht  mög- 
lich, so  müssten  die  kranken  Kinder  wenigstens  zu- 
letzt gebadet  werden ,  ein  etwuger  Badeschwamm 
dürfe  nicht  zur  Anwendung  kommen,  sie  dürften 
andern  Wöchnerinnen  nicht  an  die  Brust  gelegt 
werden.  Um  die  Erkrankung  des  zweiten  Auges 
zu  verhindern,  sei  das  Einwickeln  der  Arme  des 
Kindes  das  Wichtigste ,  ausserdem  müsse  das  Kind 
auf  die  Seite  des  erkrankten  Auges  gelegt  und  auch 
beim  Anlegen  der  Kinder  die  gleiche  Vorsicht  beob- 
achtet werden.  Vom  Occlusivverbande  habe  er  nie 
Erfolge  gesehen  und  wende  denselben  deshalb  nicht 
mehr  an. 

Dr.  Haussmann  weist  daraufhin,  dass  er  be- 
reits vor  1^/3  Jahren  als  Prophylaxe  desinficirende 
Ausspülungen  der  Scheide  u.  sorgfältiges  Abwischen 
der  Lider  und  Wimpern  mit  Iproc.  Carbolsäure- 
lösung  unmittelbar  nach  Durchschneiden  des  Kopfes 
vor  Oeffnung  der  Augen  empfohlen  habe.  Dieses 
Verfahren  habe  er  seitdem  in  einem  allerdings  be- 
scheidenen Wirkungskreise  mit  stets  gleich  günsti- 
gem Erfolge  geübt. 

H.  betont  dann  noch  die  Wichtigkeit  einer  ge- 
wissenhaften Reinigung  der  Scheide  und  der  unter- 
suchenden Finger  in  solchen  Fällen ,  wo  durch  eine 
Betastung  des  Gesichts  wegen  einer  Operation  u.  s.  w. 
pathologischer  Scheidenschleim  oder  verändertes 
Fruchtwasser  in  die  Augen  der  Kinder  gelangen 
könnte.  Es  dürfte  sonst  auch  eine  Desinfektion  der 
Bindehaut  nutzlos  sein. 

Dr.  Abegg  ist  der  Ansicht,  dass  gegen  die 
prophylaktische  Anwendung  von  Höllenstein-  und 
Carbolsäurelösung  gewiss  nichts  zu  erinnern  sei,  den 
Bebammen  aber  könne  man  den  selbst^tändigen 
Gebrauch  dieser  Mittel  nicht  anvertrauen.   Für  diese 


160 


V.    Gynäkologie  n.  Padiatrik. 


empfiehlt  er  als  wirksames  und  sicher  auch  in  unge- 
ttbten  Händen  unschädliches  Mittel  die  Auswaschung 
der  Augen  mit  reinem  Wasser  mittels  reichlicher 
Ausspfllung  und  Auswischen  mit  durchnässter  Ver- 
bandwatte oder  Leinwand.  Dieses  Verfahren  wird 
seit  Jahren  in  der  Danziger  Hebammen-Lehranstalt 
gettbt  und  sei  das  Ergebniss  ein  zufriedenstellendes. 
Von  1871—1880  kamen  unter  2266  Geburten  nur 
66  Fälle  von  Angenentzttndnng  Neugebomer  vor  und 
auch  diese  fast  stets  vereinzelt;  schwere  Fälle  (Hom- 
hautgeschwflre  u.  s.  w.)  gar  nicht  mehr.  Um  das 
andere  Auge  zu  schützen,  wendet  A.  dieselben  Maass- 
regeln wie  Olshausen  an. 

(Zschiesche,  Erfurt.) 

377.  Ein  Beitrag  aar  Lehre  von  der  Arte- 
riitis umbilicalis;  von  Prof.  Dr.  Monti  in  Wien. 
(Arch.  f.  Kinderheilk.  IL  p.  405.  1881.) 

Symptomatologie,  Ausgänge  und  Folgen  der  Ar- 
teriitis umbilicalis  kennen  wir  bisher  noch  sehr  un- 
vollkommen, darum  veröffentlicht  M.  folgenden  Fall 
von  Arteriitis  umbilicalis,  welcher  unter  Hinzutritt 
eines  retroperitonäalen  Abscesses,  sowie  von  Pyämie 
und  Erysipel  tödtlich  verlief. 

Ein  vor  4  Wochen  normal  geborenes  Madchen  hatte 
am  4.  Tage  den  Nabelflchnnrrest  verloren,  vom  9.  Tage 
an  Kolikschmerzen ,  Erbrechen,  Schmei'zhaftigkeit  der 
Blasengegend  gelitten.  Bei  der  Aufnahme  fand  man  leichte 
ikterische  Färbnng,  den  Banch  massig  aufgetrieben,  am 
meisten  zwischen  Nabel  nnd  Symphyse,  die  Milz  ver- 
grossert  und  weich.  Vom  Nabel  nach  abwärts  bis  zur 
Symphyse  fßhlte  man  dnrch  die  Banch  wand  eine  kngel- 
rande,  flnktnirende  Geschwnlst,  welche  die  ganze  untere 
Baachgegend  einnahm,  die  Haut  darüber  war  leicht  Öde- 
mat5s  nnd  zeigte  rabenfederkleldicke  Venennetze.  Die 
Perkussion  des  Tumor  ergab  gedämpften  Schall  in  Form 
eines  Dreiecks,  dessen  eine  Spitze  im  Nabel,  die  beiden 
andern  in  der  Mitte  des  Lig.  Poupartii  lagen.  Die  Harn- 
blase war  ausgedehnt,  enthielt  einige  Oramm  klaren  Urin 
von  1008  Bpec.  Gew.  und  saurer  Reaktion.  Die  Digital- 
untersuchung durch  den  Mastdarm  ergab  eine  kinderfaust- 
groBse,  deutlich  fluktuirende,  auf  das  Rectum  dr&okende 
Geschwulst.  Der  Nabel  zeigte  nicht  die  geringste  Ano- 
malie. 

Am  folgenden  Tage  Zunahme  des  Oedem  der  Bauch- 
decken ,  von  der  linken  Hinterbacke  ausgehendes  Ery- 
sipel, Stuhlverstopfung.  Temp.38.6— 39,Pulsll0-— 120, 
Resp.  30—36. 

Tags  darauf  Ikterus  stärker,  Erysipel  fortschreitend, 
am  Abend  Sopor,  bis  zum  Morgen  fortdauernd ;  dann  Con- 
vuisionen,  unter  denen  das  Kind  Vormittags  starb. 

Bei  der  Eröffnung  der  Bauchhöhle  fand  man  das 
Peritonäum  von  der  vordem  Bauchwand  abgelöst  und  bis 
in  die  Höhe  des  Nabels  emporgehoben  durch  einen  mit 
der  Bauchmuskulatnr  innig  zusammenhängenden,  mehr 
als  kindsfaustgrossen  Tumor.  Das  die  freie  Oberfläche 
des  Tumor  überziehende  Bauchfell  erschien  getrübt,  die 
Nabelarterien  waren  als  Stränge  durchzufühlen,  die  rechte 
enthielt  derbe  Blutgerinnsel,  die  linke  war  durchgängig, 
erweitert,  mit  Eiter  gefüllt  und  mit  Exsudatmassen  aus- 
gekleidet. Der  Tumor  enthielt  ca.  200  Grmm.  grünlich- 
gelben dünnflüssigen  Eiter.  Ifilz  um  das  Vierfache  ver- 
grössert,  das  Parenehym  weich,  chokoladefarben.  Becken 
nnd  Kelche  der  linken  Niere  erweitert,  die  Marksubstanz 
zum  Theil  verschwunden. 

In  der  Epikriae. weist  M.  darauf  hin,  dass  diese 
Beobachtung  mit  den  von  Bednar  und  Wider- 
hof er  gemachten   Angaben   nicht  übereinstimme^ 


sehr  wohl  aber  die  Ansicht  von  Runge  (vgl.Jahibb. 
CXC.  p.  51)  bestätige,  dass  die  Arteriitis  umbilicalis 
oft  zur  Pyämie  führe  und  eine  äusserst  gefährliche 
Erkrankung  sei.  Auch  die  Behauptung  von  Runge, 
dass  es  für  die  Art.  umbilicalis  kein  sicheres  dia- 
gnostisches Mittel  giebt,  ist  durch  diese  Beobachtung 
vollständig  gerechtfertigt. 

(Burckhardt,  Bremen.) 

378.  KUniBohe  Mittheilungen;  von  Prof. 
Dr.  Henoch.    (Berl.  klin.  Wchnschr.  XVIII.  2.  9. 

1881.) 

Vf.  berichtet  in  der  Berl.  med.  Qesellachaft  über 
die  seltenere  Art  und  Weise  des  Auftretens  der  all-^ 
gemeinen  Miliartuberktdose  bei  einem  achtjfthr. 
Knaben. 

Derselbe  wurde  am  20.  Mai  1878  mit  allen  Zeichen 
einer  Perikarditis  in  die  Einderabtheilung  der  Charit^ 
aufgenommen  und  von  da  am  7.  Aug.  als  vollständig  ge- 
heilt entlassen.  Schon  am  3.  Oct.  musste  er  wieder  aaf* 
genommen  werden.  Jetzt  war  auch  nicht  eine  Spur  der 
früheren  Perikarditis,  eben  so  wenig  aber  eine  von  einer 
Verwachsung  des  Herzbeutels  nachweisbar.  Dagegen 
bestand  ein  starker  Ascites ,  der  den  Nabel  blasenartig 
ausdehnte.  Kein  Oedem.  Am  nächsten  Tage  wurden 
2050  Grmm.  einer  grünlichen,  trüben,  stark  albnminösen 
Flüssigkeit  entleert.  Die  Leber  überragte  den  Bippea- 
rand  beträchtlich.  Am  11.  Nov.  zweite  Punktion,  die 
3800  Grmm.  ergab.  Gegen  Ende  Febr.  1879  begann  die 
ascitische  Flüssigkeit  aus  dem  Nabel  auszusickern ,  ohne 
dass  dieser  geplatzt  war ,  wie  aus  einer  durohldcherten 
Membran.  Gegen  Ende  März  zeigte  sich  erysipelatdse  Bo- 
thung  der  Nabelgegend.  Vom  16.  April  traten  plötzlich  un- 
regelmässige Fieberanfalle  auf.  Die  Lungen  boten  nichts 
Abnormes  dar,  erst  gegen  Ende  des  Monats  wurden 
Symptome  deutlich,  die  den  Eintritt  einer  Meningitw 
tuberculosa  ankündigten,  der  der  Knabe  am  7.  Mai 
erlag. 

Es  lagen  2  Möglichkeiten  als  die  wahrschein- 
lichsten Vorgänge  vor:  entweder  Leberaffektion 
und  durch  Stauung  Ascites  —  oder  chronische  Peri- 
tonitis^ die  zur  Meningitis  tuberculosa  führte. 

Die  Sektion  ergab  an  erster  Stelle  eine  totale  Syn- 
echie des  Perikardium  (die  also  durchaus  kein  Symptom 
gemacht  hatte) ,  Miliartuberkulose  des  Parietal-  und  Vis- 
ceralbUttes  desselben,  sowie  der  Pleuren.  Im  Leber- 
überzug und  im  Mesenterium  fanden  sich  bohnengrosse 
Tuberkel ;  das  Netz  wurde  von  einem  3  Gtmtr.  dicken, 
von  erbsengrossen  Tuberkeln  durchsetzten  Wulst  ge- 
bildet. Die  grosse  Leber  war  sehr  stark  fettig  entartet 
nnd  mit  vielen  Tuberkeln  durchsetzt.  Hochgradige  He- 
ningitis  tuberculosa.   Lungen  absolut  frei. 

Vf.  betrachtet  die  Perikarditis  als  von  dem 
tuberkulösen  Process  abhängig ,  indem  er  sie  zwar 
nicht  als  eigentliche  tuberkulöse  Perikarditis  ange- 
sehen wissen  will,  sondern  als  von  der  linken  Pleura 
her  fortgesetzt  auffasst.  Die  Latenz  der  Perikardial- 
synechie hebt  Vf.  nochmals  hervor,  ohne  sie  irgend- 
wie zu  erklären.  Die  spätere  Krankheit  war  durch 
die  inzwischen  erfolgte  Weiterverbreitung  der  Tuber- 
kulose bedingt  und  stellte  sich  als  Peritonitis  taber- 
culosa  chronica  dar ,  bei  welcher  die  Schmerzloslg- 
keit  des  Abdomen  ziemlich  häufig  vom  Vf.  beob- 
achtet worden  ist.  Den  Durchbruch  der  ascitiflcben 
Flüssigkeit  durch  den  Nabel,  wie  er  in  diesem  P»Hß 
statthatte,  hat  Vf.  noch  nie  gesehen.     Die  Leber 


VI.     Chirargie,  Ophthalmologie  a.  Otiatrik. 


151 


ftnd  sich  bei  der  SektioD  nicht  ao  gross ,  als  sie  bei 
der  UnterauchnDg  erschieDen  war.  —  Dass  es  eiue 
ebronisehe  Peritonitis  ohne  Tuberkulose  im  Kindes- 
alter giebt,  bejaht  Vf.  auf  Grund  eines  früher  mit- 
getheilten  Falles,  in  welchem  durch  einen  Fusstritt, 
deo  ein  Vater  seinem  Kinde  in   der  Lebergegend 
xngefilgt  hatte ,  von  der  Serosa  der  Leber  aus  sich 
m  chroDische  Peritonitis  über  das  ganze  Bauch- 
fell verbreitet  hatte ,  so  dass  man  die  Darmwände 
80  verdickt  durchfühlte ,   als   hätte   man  Sarkome 
Eoter  den  Banchdecken.    Andererseits  giebt  es  aber 
Pille  von  chronischer  Peritonitis ,  die  sich  von  der 
tiberkdösen  Form  nur  dadurch  unterscheiden ,  dass 
ie  Qtheih  werden.    Vf.  giebt  freilich  selbst  zu,  dass 
lEess  noch  kein  hinreichender  Grand  gegen  die  An- 
ttbme  einer  Tuberkulose  sei,  da  gerade  die  Tuber- 
hlose  des  Bauchfells  u.  der  Abdominalorgane  isolirt 
bleiben  kann.     Immerhin  nimmt  aber  Vf. ,  wenn  er 
lach  zngiebt,  dass  Tuberkel  im  Bauchfell  obsoles- 
dren  können ,  doch  an ,  dass  es  sich  in  Heilungs- 
ftllen  (bei  anfänglich  anscheinend  ganz  schlechter 
Pn^ose)  bei  Kindern,   die  nicht  tuberkulös  sind 
nd  aas  ganz  gesunder  Familie  stammen ,  um  ein- 
gebe chronische  Peritonitis,  deren  Ursache  mitunter 
ene  traumatische  ist,   häufiger  aber  latent  bleibt, 
ludelt.     Schlttsslich  tritt  Vf.  noch  gegen  die  Be- 
^)tung  Badin 's  auf,  dass  Einpinseln  von  Jod - 
fiiktor  bei  Kindern  rasch  Albuminurie  erzeuge ,  da 
Tf.  diess  nie  beobachten  konnte ,  ausser  in  1  Falle, 
fo  nach  einer  starken  wiederholten  Einpinselnng 
nn  Jodtinktur  sich  Nephritis  mit  drohender  Urämie 
aifltellte. 

In  der  sich  hieran  schliessenden  Diskussion  er- 
vibote  P.  Guttmann,  dass  bei  Perikardial- 
^tehie  die  systolische  Einziehung  an  der  Herz- 
ifRtie  stets  dann  fehlen  mtisse,   wenn  der  Herz- 


schlag so  wenig  kräftig  ist,  dass  der  Widerstand  der 
Thoraxwandung  durch  den  Herzmuskel  nicht  über- 
wunden werden  kann,  ferner,  dass  Tuberkulose  der 
Pleura  überhaupt  aus  physikalischen  Erscheinungen 
nur  in  den  seltensten  Fällen  zu  diagnosticiren  ist,  da 
die  Entstehung  eines  Reibegeräusches  meist  durch 
Adhäsionsbildungen  unmöglich  gemacht  wird.  Dass 
aber  zuweilen  die  Grösse  der  Leber  während  des 
Lebens  überschätzt  wird,  liegt  in  verschiedenen 
mechanischen  Verhältnissen  des  Unterleibes.  .Es 
kommt  aber  auch  der  umgekehrte  Fall  vor,  be- 
sonders wenn  die  Leber  in  ihrem  Dickendurchmesser 
stärker  als  in  dem  Durchmesser  von  oben  nach 
unten  zunimmt.  Die  Frage  nach  dem  Vorkommen 
einer  chronischen  Peritonitis  ohne  Tuberkulose  be- 
antwoi*tet  auch  Guttmann  bejahend.  Er  erinnert 
an  den  Fall,  in  welchem  er  durch  Punktion  des 
Ascites  eine  vollkommen  chylöse  Flüssigkeit  ent- 
leerte. 

Hierzu  bemerkt  schlüsslich  noch  H  e  n  o  c  h ,  dass 
es  ausser  den  oben  erwähnten  Formen  der  Perito- 
nitis noch  eine  sarkomatöse  Form  gebe ,  nicht  etwa 
nach  Durchbruch  sarkomatöser  Drüsen  in  den  Bauch- 
raum ,  sondern  als  eine  unter  dem  Bilde  einer  Peri- 
tonitis chronica  verlaufende  Sarkombildung  im  Peri- 
tonäalraume.  Er  sah  einen  solchen  Fall  bei  einem 
11  jähr.,  aufs  Aeusserste  abgemagerten  Knaben,  der 
nur  hochgradigen  Ascites  zeigte ,  die  entleerte  Flüs- 
sigkeit war  chylös  (durch  Einwanderang  von  Sar- 
komzellen) ;  nach  der  Punktion  Hessen  sich  eine 
Menge  kleiner,  rander  Höcker  durchfühlen.  Das 
Peritonäum  erwies  sich  bei  der  Sektion  von  zahl- 
reichen Sarkomen  von  Bohnen-  bis  Wallnussgrösse 
bedeckt.  H.  stellt  diese  Form  neben  die  Pleuritis 
sarcomatosa.  (K  o  r  m  a  n  n.) 


VI.     Chirurgie,  Oplitlialmoiogie  u.  Otiatriic. 


379.  Beitrage  zur  Lehre  von  der  Spina 
bifida  und  den  Saoraltumoren ,  nach  neuern 
MiUheilungen  zusammengestellt  von  Dr.  E.  S  c  h  i  1 1 
Ä  Dresden  1). 

Durch  Punktion  mit  nachfolgender  Injektion  von 
äßhoKscher  Jodlösung  erzielte  Caradec  (L'ü- 
m  26.  30.  1862)  die  Heilung  in  3  Fällen  von 
Spina  bifida. 

l)£in  flonst  wohlgebautes,  1  Mon.  altes  Mädchen 
btte  in  der  Ltanbargegend  eine  8  Ctmtr.  hohe,  6  Ctmtr. 
^Durchmesser  haltende  Geschwulst.  Die  sie  bedeckende 
^  war  rothlich,  an  einzelnen  Punkten  glänzend,  dfinn, 
Bauer  Mitte  in  1  Ctmtr.  grossem  Durchmesser  exulcerirt. 
^  vorsichtiger  Compression  entstanden  keine  Conynlsio- 
KB,  die  sieh  aber  bei  Zunahme  des  Druckes  einstellten. 
^  Tige  nach  einer  gut  vertragenen  Probepunktion 
^ttds  der  fVooaz'BChen  Spritze,  durch  welche  die  Ge- 
■ehwnlst  theüweise  entleert  wurde,  verkleinerte  C.  den 
iBialt  der  wieder  prall  gefällten  Geschwulst  um  2  Ess- 
%el  und  tejicirte  eine  JVaoos'sche  Spritze  voll  einer 
%oe.  Jodlösung ,  welche  er  3  Min.  darin  liess.    Das 

I)  Sehhifls }  8.  Jahrbb.  CZCI,  p,  65. 


Kind  verbrachte  eine  unruhige  Nacht,  doch  ohne  Convul- 
sionen,  und  war  am  folgenden  Tage  wieder  ganz  wohl. 
Sechs  Tage  nach  der  2.  wurde  eine  3.  Punktion  mit  nach- 
folgender Injektion  von  2  Spritzen  20proc.  Jodlösung  ge- 
macht, wobei,  wie  auch  in  der  Folge,  die  Vorsicht  ge- 
braucht wurde,  den  schmalen  Rnckgratsspalt  durch  einen 
Finger  zu  versehliessen.  Nach  einer  4.  nnd  5.  Punktion 
und  Injektion  von  25proc.  Jodlösuug  nach  Je  17  Tagen 
waren  die  Wände  der  Geschwulst  verdickt,  in  der  Mitte 
derselben  aber  Fluktuation  noch  dentlioh  zu  fühlen.  Zwan- 
zig Tage  später  wurde  die  6.  und  kurz  darauf  die  7.  In- 
jektion mit  50proc.  Jodlösung  gemacht.  Von  da  an  liess 
sich  ein  gänzliches  Schwinden  des  Tumor  constatiren. 
C.  sah  die  Pat.  in  der  Folge  wiederholt ;  sie  war  voll- 
kommen geheilt. 

2)  Ein  2  Mon.  alter,  sonst  gesunder  Knabe  hatte  in 
der  Kreuzbeingegend  eine  von  normaler  Haut  bedeckte, 
mit  breiter  Basis  (3Vs  Ctmtr.  Durchmesser)  aufsitzende 
5  Ctmtr.  hohe  Geschwulst.    Vollständige  Heilung  nach 

5  Jodinjektionen  in  den  unter  1)  angegebenen  Stärken. 

3)  Dieser  Fall  endete  nicht  in  Folge  der  Operation, 
sondern  der  Nachlässigkeit    der  Mutter  tödtlich.    Die 

6  Ctmtr.  im  Durchmesser  haltende  Geschwulst  in  der 
Lumbo-Sacralgegend  eines  sonst  gesunden  Kindes,  welche 
in  beträchtlicher  Ausdehnung  exuleerirt  war,  zeigte  nach 
4  iQjelctioiien  eine  betrichtHehe  Yerdi^nng  ihrer  Wände 


152 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


und  Redaktion  ihres  Niveau  aaf  das  der  nrngebenden 
Haut,  sowie  fortschreitende  Yerkleinernng  der  exnlcerir- 
ten  Hantfläche.  In  Folge  schlechter  Nahmng  und  Er- 
kältung erlag  das  Kind  einem  Brechdurchfall. 

Besondem  Werth  legt  C.  bei  An  wendung  der  alko- 
hol.  Jod-Iojektion  aaf  den  Verachluss  der  Rückgrats- 
spalte während  der  Operation  durch  Fingerdruck,  auf 
das  allmälige  Ansteigen  in  der  Stärke  der  Lösung  u. 
genügend  grosse  Zwischenzeiten  zwischen  den  einzel- 
nen Injektionen ,  wodurch  eine  allgemeine  Entzün- 
dung des  Sackes  vermieden,  eine  wiederholte  Öi*tliche 
Entzündung  aber  angeregt  werde.  Die  Pravaz'oche 
Spritze  bietet  nach  C.  alle  möglichen  Vortheile  dar. 
Er  will  übrigens  die  Jodinjektionen  nicht  bei  allen 
Fällen  von  Hydrorrbachis ,  sondern  nur  bei  kleiner 
Knochenlücke,  dann  aber  auch,  selbst  wenn  die  Ge- 
schwulst mit  breiter  Basis  aufsitzt  und  sich  wenig 
durch  Dmck  verkleinern  lässt,  noch  lieber  natürlich, 
wenn  sie  gestielt  ist  und  mit  dem  Vertebralkanal 
nicht  in  Verbindung  steht,  angewendet  wissen,  jedoch 
nur,  wenn  kein  Ast  des  Rückenmarksstrangs  im 
Sacke  vorhanden  ist ,  wovon  sich  C.  bei  der  Trans- 
parenz des  Sackes  überzeugen  zu  können  glaubt. 
Bei  grosser  Oeffhung  im  Vertebralkanal,  bei  Altera- 
tion des  Rückenmarks  und  Lagerung  von  dessen 
Theilen  in  der  Geschwulst ,  in  welchem  Falle  Para- 
plegie  und  lebhafter  Schmerz  bei  Druck  vorhanden 
zu  sein  pflegen,  endlich  bei  Schwäche  und  dem  Vor- 
handensein anderer  Bildungsfehler  erwartet  C.  von 
seiner  Methode  eben  so  wenig  irgend  welchen  Erfolg 
wie  von  irgend  einer  andern. 

Mittels  einer  wässerigen  Jod-Jodkaliumlösung, 
die  er  in  den  völlig  entleerten  Sack  injicirte,  erzielte 
Ronx  (Bull.  deTh^r.  LXXVL  p.  26;  Janv.  15. 
1869)  Heilung  bei  einem  6  W.  alten,  übrigens  nor- 
mal gebildeten  Rinde ,  bei  dem  sich  eine  22  Ctmtr. 
lange,  2  Ctmtr.  breite  Geschwulst  vom  untern  Ende 
des  Os  sacrum  bis  zum  untern  Drittel  beider  Ober- 
schenkel erstreckte,  die  auf  ihrer  sonst  normalen 
Bedeckung  eine  markstückgrosse,  anscheinend  durch 

Aetzen  entstandene  Narbe  hatte. 

Die  Geschwulst  vergrösserte  sich  beim  Aufrichten 
des  Kindes  und  beim  Schreien ;  sie  hatte  den  Anns  naeh 
vorn  gedrängt,  so  dass  er  sich  in  der  Verlängernng  der 
Vulva  befand  und  das  Perinanm  enie  Qnerfalte  bildete. 
Der  Mittellinie  des  Kreuzbeins  von  oben  nach  unten  fol- 
gend, entdeckte  der  Finger  eine  sich  naeh  unten  verjün- 
gende Spalte.  Nach  Entleerung  von  40  Qrmm.  Flüssigkeit 
mittels  einer  Probepunktion  gelang  es ,  das  Os  coocygis 
und  den  zwischen  ihm  und  dem  Os  saomm  befindUchen 
Hiatus  zu  fühlen.  R.  operirte  in  der  Weise,  dass  er, 
nachdem  ein  Assistent  die  Knochenlücke  mit  dem  Finger 
geschlossen  hatte,  in  die  mittels  eines  Trokar  gänzlich 
entleerte  und  vom  Knochen  möglichst  abgezogene  Ge- 
schwulst 30Grmm.  einer  Flüssigkeit  ii^icirte,  welche  ans 
Je  6  Grmm.  Tinct.  Jodi  und  Kai.  jodat.  auf  20  Gnnm. 
Aq.  dest.  bestand.  Nach  5  Min.  wurde  dieselbe  aus  dem 
Sacke  wieder  mit  der  Spritze  ausgesaugt.  Während  der 
nächsten  10  Min.  schrie  das  Kind  unaufhörlich,  bemliigte 
sich  aber  dann  und  schlief.  Nach  48  Std.  hatte  die  Ge- 
schwulst ein  Viertel  ihres  frühem  Volumens  wieder  er- 
reicht und  war  hart  und  schmerzhaft.  Vom  folgenden 
Tage  an  verkleinerte  sie  sich  und  18  Tage  nach  der  Ope- 
ration war  nur  noch  ein  harter,  haselnussgrosser  Knoten 
vorhanden.  Das  Kind  blieb,  wie  eine  jahrelange  Beob- 
achtung ergab,  gesund  und  entwickelte  sich  selir  gut. 


R.  schreibt  den  glänzenden  Erfolg  seiner  Opera 
tion  einmal  der  massigen  Injektionsmenge  und  dani 
der  vollständigen  Entleerung  der  im  Sacke  enthal 
tenen  Flüssigkeit  zu ,  in  Folge  deren  die  Injektioi 
überall  die  Wände  der  Geschwulst  treffen  konnte 
Auch  den  Verschluss  des  Rückenwirbelkanals  durcl 
Fingerdruck  und  die  sorgfältige  Entfernung  dei 
injicirten  Flüssigkeit  hält  er  für  wichtige  Faktorei 
seines  günstigen  Resaltates. 

Dav.    W.  Cheever   (Boston  Joum.   G.  12 

p.  381.  March  1879)  bespricht  bei  Gelegenheit  dei 

Vorstellung  eines  Falles  von  Spina  bifida  die  Be 

handlnngsmethoden  derselben. 

Er  injicirte  auf  drhigenden  Wunsch  der  Eltern  einen 
3  Mon.  alten,  gesunden  und  kräftigen  Kinde,  welches  aa 
nntern  Ende  der  Wirbelsäule  einen  weichen  und  flnktni 
renden  Tumor  trnsr,  nach  Adspiration  von  3  Drachma 
(ca.  12  Grmm.)  Cerebrospinal-Flüssigkeit  V'2  I>raehBM 
(ca.  2  Grmm.)  Wasser  mit  2  Tropfen  Jodtinktur  mit  naeh 
folgender  leichter  Compression.  Achtzehn  Stunden  dansd 
starb  das  Kind  unter  Gonvnlsionen. 

Ch.  glaubt,  der  Tod  sei  veranlasst  durch  die 
plötzliche  Druckschwankung  in  Folge  der  Adspira- 
tion von  Cerebrospinalflüssigkeit  in  den  Himventri- 
kein ,  nicht  aber  durch  Meningitis ,  für  die  18  Std. 
ein  zu  kurzer  Zeitraum  sein  würden. 

Einen  Fall  von  Spontanheilung  beobachtete  Ch 
bei  einem  mit  einem  grossen  Sacraltumor  behaftetefl 
Kinde.  Dasselbe  erlitt,  4  J.  alt,  einen  Storz,  dei 
Sack  zerriss  und  sein  Inhalt  trat  ans.  Nach  14tägig(if 
lebensgefährlicher  Erkrankung  bildete  sich  ein  Ab< 
scess,  welcher  heilte.  Das  Kind  genas  ohne  Läh- 
mung. Der  Tumor  sass  am  untersten  Ende  dec 
Spina  und  enthielt  nar  wenige  Fasern  der  Candi 
eqnina.  In  einem  weitern  von  Oh.  beobachtetei 
Falle  hatte  der  Tumor  eine  solche  Grösse  erreicht, 
dass  er  in  Bandagen  getragen  werden  mnsste;  du 
betr.  (erwachsene)  Individnnm  befand  sich  dabei 
ganz  wohl. 

^ihQ Spontanheilung  nimmt  auch  Hutchinson 
(Med.  Times  and  Gaz.  March  29.  1879.  p.  349)  an. 
Ein  seit  seiner  Gebui*t  an  Incontinentia  uriuae  and 
einer  Schwäche  des  Sphincter  ani  leidender  16jfthr. 
Bursche  aus  ganz  gesunder  Familie  hatte  seiner  Au» 
sage  nach,  wie  ihm  von  seinen  Angehörigen  mit- 
getheilt  worden  war,  einen  Abscess  am  unterstes 
Theile  des  Rückens  gehabt,  welcher  barat  und  seinen 
Inhalt  entleerte.  Achtzehn  Monate  vor  seiner  Auf' 
nähme  litt  Fat.  ohne  nachweisbaren  Grund  an  Harn- 
verhaltung. Seit  seiner  Aufnahme  gingen  einige 
Steinchen  durch  die  Urethra,  in  deren  Ikfitte  and 
weiter  nach  vom  sich  eine  Fistel  fand ,  ab.  ^^ 
StiMktur  im  hintersten  Theile  der  Harnröhre,  welcM 
ein  Metallkatheter  Nr.  4  eben  passirte,  wurde  IM 
auf  die  Weite  eines  solchen  Nr.  8  dilatirt.  Auf  M 
untersten  Partie  des  Rückens  fand  H.  eine  kindef){ 
fanstgrosse,  röthliche,  verdickte,  g&nzlich  unemp^i 
liehe  Narbe  genau  über  dem  untersten  Lumbal-  ni 
den  Sacralwirbeln.  In  2  Fällen  von  noch  bestehende 
Spina  bifida  beobachtete  H.  gleichfalls  unhellbai 
Harnincontinenz. 

j 


VI«     Chimrgie^  Ophthalmologie  u.  Otiittrik. 


153 


Analog  erscheint  ein  von  A.  Bidder  (Deutsche 
Ztschr.  f.  Chir.  1879 ;  vgl.  Jahrbb.  CLXXXV.  p.  57) 
mtgetheilter  Fall,  in  welchem  bei  einem  mit  erwor- 
bener Betentionscyste  desPrftpntialsacks  and  Klnmp- 
rfljssen  behafteten  13  J.  alten  Knaben  Harnincontinenz 
beätaod,  als  deren  Ursache  eine  Spina  bifida  in  der 
Gegend  der  nntem  Lenden-  n.  obern  Krenswirbel  zu 
betnchten  war.  Unter  einer  etwa  mannsfanstgrossen 
ilach  gewölbten  Geschwulst,  welche,  von  normaler 
Haut  bedeckt,  sich  teigig  anfDhlte,  konnte  man  leicht 
eioeB  4  Finger  breiten  Spalt  in  der  Wirbelsäale  con- 
ititireD.  In  der  von  den  Wirbeln  gebildeten  Mulde 
fühlte  man  dicke,  etwas  schräg  zur  Längsachse  lie- 
gende, bei  Druck  schmerzhafte  Nervenstränge,  bei 
deren  festerem  Anfassen  der  Knabe  über  Druck  und 
ktrichtliche  Schmerzen  im  Hinterkopfe  klagte.  Ob- 
;;leich  nar  wenig  Flüssigkeit  in  dem  Sacke  sich  vor- 
&iid,  war  6.  doch  Willens,  eine  Jodinjektion  zu 
Biehen,  worüber  er  später  zu  berichten  verspricht. 

Lewis  A.  Sayre  (Boston med. and surg.Joum. 
eil.  23 ;  June  3.  1880)  bildete  in  einem  Falle  von 
8pina  bifida  eine  Schutzhülle  ftlr  den  Sack  und  nn- 
terstlltzte  durch  Darreichung  von  phosphorreicher 
Nthnmg  die  Verkndcherung  der  Wirbelsäule. 

Naehdem  er  das  Kind  mit  einem  knapp  anliegenden 
gntriektea  Hemd  bekleidet  hatte,  legte  er,  während  er 
to  Kbd  in  einer  nihigen  Lage  hielt,  ohne  es  zn  snspen- 
irea,  einige  Tooren  Heftpflaster  am  Stamm  nnd  Becken, 
■bitt  dann  von  dem  Hemde  oben  nnd  nnten  ein  Stack 
sb,  whliig  den  verbliebenen  obern  nnd  nntem  Hemdnad 
iber  die  Heftpflastertonren  herüber  und  legte  nun  wieder 
(■ige  Touren  um  Stamm  nnd  Becken.  Ehe  das  Pflaster 
Mck  erhärtete,  drfiekte  er  die  Bindentonren  nach  der 
fiestatt  des  Tnmor,  so  dass  dieselben,  fest  geworden,  ein 
NlideB  Daeh  über  dem  Spina-Biflda49acke  bildeten  nnd 
h  Tor  jeder  Schädlichkeit  sohfitzten. 

S.  zieht  diese  Schntzdecke  einer  kupfernen  oder 
Btäblemen  Schntzplatte  entschieden  vor,  weil  diese 
tth  nur  schwer  und  unvollkommen  befestigen  lässt. 

Dieses  Hef^flastercorset  wandte  S.  femer  bei 
Mn  5  Jahre  alten  Mädchen  an,  welches  seit  seiner 
Gebort  gerade  Aber  der  Wirbelsäule  in  der  Regio 
hobalis  einen  grossen  Tumor  hatte.  Druck  auf 
lonelben  war  schmerzhaft.  An  seiner  Basis  ftlhlte 
■in  den  Mangel  der  Proc.  spinosi  und  einen  1  Zoll 
pnaen  Defekt  im  Knochen.  Mit  SeguirCs  Flächcn- 
krmometer  ergab  sich  auf  dem  Tumor  eine  um  3 — 
^•P.  (1.6—2.30  C.)  höhere  Temperatur  als  an  an- 
^  KdrperBtellen. 

Endlieh  theilt  S.  noch  einen  Fall  mit,  in  welchem 
er  bei  Spina  bifida  der  Lumbal-Region  eines  7jähr. 
Mädchens  durch  den  langen  Stiel  des  Tumors  eine 
iiit  einem  doppelten  starken  Faden  versehene  Nadel 
b'ndnrcfaflihrtey  die  Fadenenden  um  die  Basis  des 
Tomon  herumfllhrte  und  festknüpfte.  Durch  die  so 
^igeftlhrte  Strangulation  fiel  der  Tumor  ab ;  in 
^«elbei  fanden  sich  Nervenbündel.  Es  erfolgte 
^btindige  Heilung.  Die  Operirte  verheirathete 
M  sp&ter  nnd  bekam  ein  normales  Kind. 

Fr.  Ahlfeld  (Deutsche  med.  Wchnschr.  V.  44. 
W9)  gelang  es  bei  einem  kräftigen ,  8  Tage  alten 

M.  Jthrbb.  Bd.  191.  Hft.  2. 


Kinde  ohne  Lähmungserscheinungen^  welches  in  der 
Lendenwirbelgegend  einen  apfelgrossen ,  mit  dem 
Wirbelkanale  durch  eine  2-Mark8tück  grosse  Spalte 
communicirenden  Hydrorrhachissack  trug,  durch  Ex- 
stirpation  einer  Hautfalte  nach  Erregung  einer  adhä- 
siven Entzündung  im  Sacke  Heilung  herbeizuführen. 
Der  Tumor  war  mit  durchscheinender,  von  Gefässen 
reichlich  durchzogener  Haut  bedeckt  und  so  prall 
gespannt ,  üass  einigermaassen  starker  Druck  eine 

Ruptur  herbeizuführen  drohte. 

Unter  antiseptischen  Caatelen  legte  A.,  nachdem  er 
den  Tnmor  zam  Theil  mittels  der  Pravaz'schen  Spritze 
von  seinem  Inhalte  entleert  hatte,  eine  Längsnaht  durch 
eine  emporgehobene  Hautfalte  an.  Antiseptischer  Ver- 
band. Nach  2täg.  hohem  Fieber  trug  er  nach  Anlegung 
einer  zweiten,  der  ersten  parallelen  Naht  den  Sack  ab. 
Unter  einem,  wie  früher,  antisept.  Verbände  heilte  nach 
Abstossang  der  Stielreste  die  Wunde  in  10  Tagen.  Die 
Lendengegend  zeigte  nun  keine  Uervorragong  mehr.  Die 
Hant  war  normal  nnd  verschiebbar,  nur  hatte  sie  an  der 
untern  Partie  der  frühem  Oeffnnng  eine  Narbe,  über  wel- 
cher man  eine  rhombische  Spalte  der  Wirbelsäale  fühlte 
von  1.5  Ctmtr.  Länge  nnd  1  Ctmtr.  Breite.  Von  Prof. 
Cred^  erhielt  A.  den  Rath,  in  ähnlichen  Fällen  die  Naht 
nicht  von  einer  Seite  zur  andern,  sondern  von  oben  nach 
unten  durch  den  Stiel  des  Tnmor  zu  legen. 

Wünsche  stellte  in  der  Gesellschaft  für  Natur- 
u.  Heilkunde  zu  Dresden  (Jahresbericht  f.  1876/77) 
ein  7  J.  altes  Mädchen  mit  einer  seit  der  Geburt  be- 
stehenden Geschwulst  der  Ereuzbeingegend  vor. 
Die  Geschwulst,  von  Form  und  Umfang  emes  mitt- 
lem Apfels  j  sass  mit  breitem  Stiele  auf  der  untern 
Hälfte  der  Ereuzbeingegend;  sie  war  flnktuirend, 
durchscheinend,  von  einer  fibrösen,  bläulich-weissen, 
glänzenden  Membran  umgeben.  Die  in  der  Geschwulst 
befindliche  Flüssigkeit  Hess  sich  durch  Druck  zum 
grössten  Theil  verdrängen ,  wobei  man  die  Ränder 
eines  knöchernen  Eanals  deutlich  durchfühlte  und 
das  Eind  unter  gänzlichem  Anziehen  der  Beine  an 

den  Leib  heftig  schrie. 

Darch  Pnnktionen  wurde  am  Tage  der  Gebart  ein 
hellgelbes  Seram  entleert.  Da  sich  aber  die  Geschwulst 
immer  wieder  ffiUte,  wurde  durch  halbkreisförmig  ange- 
legte Hoftpflasterstreifen  die  normale  Haat  enger  anein- 
ander  gebracht.  Nach  12  Tagen  fällte  sich  der  seröse 
Sack  nicht  mehr,  wurde  welker  und  dicker  nnd  am  16. 
Tage  nahm  A.,  da  er  nicht  mehr  in  den  knöchernen  Kanal 
eindringen  konnte,  eine  Obliteration  des  Sackes  an.  Nach 
Abtragung  des  leeren  serösen  Sackes  nnd  Vereinigung  der 
Wandränder  dnrch  die  Naht  folgte  Granulationsbildnng 
und  Vemarbung. 

Die  von  W.  wegen  des  deutlich  fühlbaren  Wir- 
beldefektes, der  Grösse  der  Geschwulst,  der  leichten 
Reposition  des  Inhaltes,  des  Anziehens  der  Beine  bei 
starkem  Druck  auf  die  Geschwulst  und  der  Schmer- 
zensäussernngen  auf  Ausstülpung  des  Meningeal- 
sackes  ausserhalb  des  Wirbelkanals  gestellte  Dia- 
gnose wurde  von  Prof.  Winckel  bestritten.  Der- 
selbe erklärte  die  Geschwulst  nach  Lage  der  Narbe, 
welche  dem  untern  Ende  des  Steissbeins  entspreche, 
Air  eine  degenerirte  Luschka^sche  Steusdräse. 

Ambr.  Gherini  (Gazz.  Lomb.  XXXVI.  33. 
1876;  Chir.  Centr.-Bl.  III.  52.  1876)  enüiess  von 
14  ihm  in  seiner  Spitalspraxis  vorgekommenen  Kr. 

20 


154 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


mit  Spina  bifida  5  als  ODgeeignet  zu  jeder  Behand- 
lung ,  verlor  3  bald  nach  ihrer  Aufnahme,  2  nach 
Punktion  und  Compression,  3  nach  Jodinjektion  und 
Compression,  1  nach  einfacher  Punktion,  1  (Smonatl. 
Kind,  das  mehrere  Jodinjektionen  gut  vertragen  hatte) 
in  Folge  von  Convulsionen. 

Bei  Erwachsenen  beobachtete  G.  3  Fälle.  Ein 
25jähr.  Mann  starb  nach  Incision  einer  in  der  obern 
Hälfte  der  Halswirbelsäule  gelegenen,  ganseigrossen 
Geschwulst.  Bei  einem  17jähr.  Mann  platzte  die  in 
der  Gegend  des  Kreuzbeins  gelegene  Cyste  nach 
spontaner  Exulceration  und  es  trat  Heilung  durch 
Schrumpfung  ein.  Auf  diesen  Fall  begründet  G.  den 
Vorschlag,  dm*ch  Aufpinseln  von  Jodtinktur  oder  ver- 
dünnter Salpetersäure  auf  die  Spina  bifida  Schrum- 
pfung des  Sackes  herbeizuführen.  Im  Ganzen  hält 
er  jedoch  eine  palliative  Behandlung  fllr  mehr  em- 
pfehlenswerth. 

Am  Schlüsse  unserer  Zusammenstellung  geben 
wir  eine  Uebersicht  des  hauptsächlichen  Inhalts  der 
äusserst  fleissigen  monographischen  Bearbeitung  des 
fragl.  Gegenstandes,  welche  Aug.  Wernitz  in 
seiner  Inaug.-Diss.  unter  dem  Titel:  „Die  Spina 
bifida  in  ätiologischer  und  klinischer  Beziehung'^  ge- 
liefei-t  hat.  Dieselbe  wird  bei  speciellern  Studien 
über  Spina  bifida  mit  grossem  Vortheil  benutzt  wer- 
den. 

Die  von  Wernitz  gegebene  Caauisük  umfasst 
245  Nummern.  Er  beschreibt  aus  der  Dorpater 
gynäkol.  Klinik  und  der  Privatpraxis  des  Dr.  Wil- 
helmKoch  6  noch  nicht  veröffentlichte  Fälle  von 
Spina  bifida,  die  wir  im  Auszuge  wiedergeben. 

1)  Knochenpräparat  dner  Spina  bifida  dorsoAumho- 
sacraUs  von  einem  neugebornen  Kinde,  dessen  Wirbel- 
säule vom  1.  Halswirbel  bis  zur  Spitze  des  Os  coccygis 
17.2  Ctmtr.  lang  war.  Vom  2.  Dorsalwirbel  bis  zum  8. 
lassen  die  Bogentheile  derselben  eine  immer  breiter  wer- 
dende Spalte  zwischen  sich ,  so  zwar ,  dass  die  Bogen  ge- 
rade nach  hinten  gerichtet  sind ,  vom  8.  ab  aber  immer 
mehr  nach  den  Seiten  hin  abweichen.  An  den  Lumbal- 
wirbeln  bilden  sie  mit  der  Hinterfläohe  der  Wirbel  fast 
eine  gerade  Linie.  Am  Kreuzbein  nur  ein  massig  breiter 
Spalt  in  den  Bogentheilen.  Die  Querfortsätze  sind  nor- 
mal, die  der  Lenden-  und  nntem  Sacralwirbel  werden 
aber ,  von  hinten  gesehen ,  von  den  seitlich  abgewichenen 
Bogentheilen  verdeckt.  Die  Foramina  intervertebr.  Ue- 
gen  in  den  untern  Rücken-  und  Lendenwirbeln  in  Folge 
des  Flacherwerdens  der  ganzen  Rinne  an  deren  Boden. 

2)  Knochenpräparat  einer  Spina  bifida  cerviealis  an 
einem  32  Ctmtr.  langen  Skelett,  dessen  Hinterhauptsbein, 
in  seinen  einzelnen  Theilen  noch  nicht  knöchern  ver- 
einigt, ein  auf  Kosten  des  Schuppentheils  vergrössertes 
Hinterhauptsloch  zeigt  von  eiförmiger  Gestalt ,  2.4 :  2.9 
Ctmtr.,  die  Bogen  aller  Halswirbel  und  der  beiden  ersten 
Brost  Wirbel  gespalten.  Die  Bogentheile  des  Atlas  liegen 
dem  Hinterhauptsbein  an,  die  des  Epistropheus  sind 
etwas  nach  aussen ,  hinten  u.  stark  nach  unten  gerichtet, 
aber  stark  entwickelt  (1.6  Ctmtr.  von  der  Basis  bis  Spitze). 
Die  gespaltenen  Bogen  zeigen  eine  knopfförmige  An- 
schwellung am  Dorofortsatz.  Die  Körper  der  Halswirbel 
sind  nach  Grösse  und  Entwicklung  sehr  ungleich.  Der 
2.  und  3.  zeigt  hinten  in  der  Mitte  eine  tiefe  Furche ,  der 
4.  eine  ganz  seichte  Andeutung  einer  solchen,  der  6.  wie- 
der eine  sehr  tiefe  Furche  und  der  6.  und  7.  am  Rande 
eine  Einkerbung.  Von  vorn  erscheinen  diese  Furchen 
und  Einkerbungen  noch  deutlicher ,  so  dasa  der  Körper 
aus  mehreren  Stücken  zu  bestehen  scheint. 


3)  Spirituspräparat  einer  Spina  bifida  lumboaacraUi 
mit  Hydrorrhachis  interna.  Das  mit  einem  wallnass- 
groBsen,  in  der  Saorolumbalgegend  breit  aufBitsenden 
Tumor  geborene  Kind  starb  nach  14  T.  in  Folge  PlatzeoB 
der  Geschwulst  und  hinzugetretener  Meningitis  spinalis. 
Krämpfe  und  Klumpfuss  waren  nicht  vorhanden,  doch 
wurden  die  untern  Extremitäten  nie  bewegt.  Der  über 
dem  letzten  Lendenwirbel  und  dem  Kreuzbein  breit  auf- 
sitzende ,  wallnnsBgrosse  Tnmor  ist  an  seiner  Peripherie 
von  normaler  Haut  bedeckt  und  mit  Wollhaar  besetzt, 
dann  folgt  eine  des  Oberhäntchens  beraubte  Zone  mit 
zahlreichen  Schweissdrüflenöffnungen ,  während  das  Cen- 
trum von  einer  strahligen ,  weissen ,  eingezogenen  Narbe 
gebildet  wird.  Durch  Spaltung  der  Bogen  des  letzten 
Lendenwirbels  u.  Kreuzbeins  ist  ein  ovaler  (2  : 1  Ctmtr.) 
Defekt  der  Wirbelsäule  gebildet ,  den  die  Fascia  Inmbo- 
dorsalis  umschUesst.  Die  obern  2  Drittel  des  Defekts 
Bind  durch  ein  mit  der  Dura  verschmolzenei  straffes 
Bindegewebe,  das  untere  Drittel  nur  durch  Haut  bedeckt, 
nach  deren  Wegnahme  man  im  Grunde  des  Defekts  das 
Filum  terminale  sieht.  Das  in  seinem  Centralkanal  be- 
deutend erweiterte  Rückenmark  tritt  als  Rohr  aus  der 
Wirbelsäule  scharf  nach  hinten  umbiegend  in  den  Sack, 
mit  dessen  Wand  es  im  obern  Theile  verwachsen  ist,  aus 
dem  die  Nerven  der  Canda  equina  in  die  Wirbelhohle 
zurücklaufen. 

4)  Spirituspräparat  einer  Spina  bifida  lumbosaeralit 
mit  Hydrocephalus.  Der  faustgrosse,  längliche,  mit  einer 
dünnen,  stark  vaskularislrten  Haut  überzogene  Tumor 
des  2  Tage  alten,  elenden  und  an  Durchfall  leidenden 
Kindes,  dessen  untere  Extremitäten  gelähmt  waren, 
wurde  durch  2  elliptiflche  Schnitte,  wobei  aus  den  weiten 
GefSfiBen  des  Sackes  eine  sehr  starke  Blutung  erfolgte, 
abgetragen  und  der  Defekt  durch  die  benacht»arte ,  doreh 
Entspannnngsschnitte  und  Abpräpariren  mobil  gemachte 
Haut  bedeckt.  Nach  2  Tagen  war  die  durch  Knopfnaht 
geschlossene  Wunde  vollkommen  geheilt.  Das  Kind  e^ 
lag  6  Wochen  später  dem  Hydrocephalus.  In  dem  Tumor 
war  bei  der  Operation  kein  Rückenmark  gefunden  wer« 
den.  Die  Untersuchung  des  SpirituBpräparats  ergab  am 
10.  Brustwirbel  Fehlen  des  Domfortaatzes  und  Spaltung 
des  Knochenbogens ,  welche  am  11.  und  12.  noch  weit 
mehr  hervortritt.  Die  Rudimente  sind  stark  verdickt 
und  nach  aussen  und  oben  gewandt.  Vom  3.  Lenden- 
wirbel ab  wird  der  Knochendefekt  durch  lateral wärts 
Auseinandergehen  der  Bogen  viel  breiter,  so  dass  eine 
flache  Rinne  entsteht,  die  im  Kreuzbein,  deseen  beide 
unterste  Wirbel  normal  sind ,  wieder  schmäler  und  tiefer 
wird.  Das  sehr  dünne  Rückenmark  tritt  auf  der  Höbe 
des  10.  Brustwirbels  dem  obern  Knochenrande  des  De- 
fekts hart  anliegend  an  die  Hautdecken ,  wobei  die  Dnra, 
die  es  bis  dahin  eingehüllt,  hinten  anseinanderweioht  nnd 
das  Rückenmark  von  vom  her  bedeckend  sich  gleichfalls 
an  die  Cutis  anheftet ,  so  dasa  folgende  4  Schichten  nch 
finden :  Haut,  bandförmiges  Rückenmark,  Spinalhaut  and 
Periost,  welche  letztem  sehr  eng  mit  einander  verwachsen 
sind.  Vom  4.  Lumbalwirbel  ab  sind  die  Nerven  der 
Canda  equina  gleichfaUs  mit  der  Haut  verwachsen. 

6)  Spina  bifida  totalis  mit  HemUs^hdUe  und  doppel- 
tem Kiumpfuss.  Der  Kopf  des  40  Ctmtr.  langen  weib- 
lichen Fötus  ist,  von  den  Orbitalrändem  beginnend,  nach 
hinten  und  unten  abgeflacht.  .  An  Stelle  des  Hinterhaupt- 
beins findet  sich  ein  die  Reste  des  Gehirns  enthaltender, 
über  den  Nacken  bis  zur  Mitte  der  Brustwirbel  herab- 
hängender Sack,  welcher  unten  eine  durch  Aufliegen 
auf  einem  mandelförmigen  knöchernen,  mit  den  obern 
Bmstwirbeln  beweglich  verbundenen  Auswuchs  hervor- 
gerufene Einkerbung  trägt.  Alle  Wirbelbogea  mit  Aus- 
nahme der  beiden  letzten  des  Kreusbeins  sind  gespalten, 
die  Halswirbel  stark  comprimirt ,  die  Bogen  d«r  Brost- 
wirbel geradeaus  lateralwärts  gerichtet  und  mit  ihren 
Enden  stark  nach  vorn  gebogen.  Die  Bogen  der  Lumbal- 
wirbel bildeten  mit  den  Körpern  eine  flache  Rinne ,  die, 
am  Kreuzbein  wieder  tiefer  werdend ,  am  3,  Kreuzbein- 
wirbel bogenförmig  begrenzt  wird.    Die  Haut  zeigt  m 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  a.  Otiatrik. 


155 


demRüeken  einen  3Vs— 4  Ctmtr.  breiten,  5  Ctmtr.  lan- 
gen Defekt.  Sie  ist  1  Ctmtr.  seitwärts  von  den  Enden 
d€r  klaffenden  Bogen  halb  darehscheinend,  wird  Ober  den 
Bofseaenden  dnrchscheinend  und  nach  innen  von  diesen 
dneiifiiehtig.  Von  den  Nerven  der  Cauda  eqoina  lässt 
sie  sieh  leicht  abheben ,  mit  dem  Rückenmark  selbst  aber 
ist  sie  80  fest  verbunden ,  dass  sie  ohne  Zerstörung  des- 
selben nieht  abznlSeen  ist.  Im  Bereich  der  anf  dem 
Bfiekan  gelegenen  Exostose  fehlt  das  Bäckenmark.  Es 
bieitet  sich,  ans  Strängen  bestehend,  dann  aber  die  ganze 
Wirbelrinne  hin  aas ,  an  einzelnen  Stellen  bis  hart  an  die 
Bogenenden  reichend.  Die  Dura  bildet  keinen  Sack  um 
1»  Rückenmark ,  sondern  Hegt  dem  Periost  des  Wirbel- 
kails  dicht  an.  Die  Araehnoidea  bildet  ein  weitmaschi- 
ges, lockeres  Gewebe,  das  sich  einerseits  an  die  Dura, 
atdererseits  an  den  Ursprung  der  den  Defekt  bedecken- 
kB  Membran  ansetzt. 

6)  ^nna  bifida  mit  HemicephaUe  und  doppeltem 
Vmpfua»,  An  Stelle  der  Hinterhauptsschnppe  findet 
iek  bei  dem  40  Ctmtr.  langen  Kinde  ein  aus  dem  Schädel 
iber  den  Nacken  herabhängender  und  an  seiner  Basis 
ehns  eingeschnürter,  welche  Himmasse  enthaltender 
Siek.  Das  Stirnbein  ist  von  den  Orbitalrändem  an  stark 
seh  hfaiten ,  statt  oben ,  gerichtet.  Die  Partes  condyl. 
«OB  ocdp.  gehen  nach  beiden  Seiten  stark  auseinander. 
Die  Hilswhrbel  sind  comprimirt,  alle  1  Ctmtr.  hoch.  Die 
ikolk»tisehe  Halswirbelsaale  zeigt  die  Bogentheile  rechts 
Mdi  aoflsen  umgelegt,  links  fehlen  dieselben.  Die  Bogen 
ler  übrigen  Wirbel  gehen  gerade  nach  aussen  von  den 
Wirbelkörpem  ab,  so  dass  sie  oben  eine  3  Vi  Ctmtr.  breite, 
neh  mten  flacher  werdende  Rinne  bilden,  welche  von 
öeer  vom  Bande  des  For.  occip.  magnum  ausgehenden, 
Ks  aber  die  Enden  der  Wirbelbogenfragmente  hinaus 
läeheoden  fibrösen  Membran,  die  ohne  scharfe  Qrenze  in 
te  Unterhaatbindegewebe  fibergeht ,  ausgekleidet  ist. 
iof  ihr  liegt  eine  äusserst  dünne  Membran  von  lockerem, 
liserigem  Bau  mit  zahlreichen  Kernen  und  Blutgefässen, 
af  welcher  in  der  Mitte  der  Rinne  sich  das  flache  (1  Ctmtr. 
Me),  sehr  dfinne  and  durch  eine  tiefe  Furche  an  seiner 
Ustera  Flache  in  2  Stränge  getheilte  Rückenmark  liegt. 
Die  Nervenwurzeln  gehen  von  der  Vorderfläche  des 
Biekenmarks  ab ,  durchbrechen  die  Dura  und  verlaufen 
ton  Ganglien  bildend  zu  ihren  Intervertebrallöohem. 
Bie  äussere  Haut  zeigt  fiber  den  gespaltenen  Wirbeln 
(iiea  1  Ctmtr.  lateralwärts  von  den  Enden  der  Wirbel- 
losen beginnenden,  bis  an  die  untersten  Kreuzbeinwirbel 
reidienden  Defekt,  dessen  Rand  mit  langem,  dunkelblon- 
tei  Haar  besetzt  in  eine  als  Fortsetzung  der  Epidermis 
azuebende  Membran  fibergeht.  Die  an  den  Domfort- 
ötuB  sich  inserirenden  Muskeln  waren  sämmtlich  mangei- 
hift  gebildet,  der  Cucullaris  fehlte  ganz. 

Nach  der  von  W.  citirten  statistischen  Zusammen- 
stellung von  Chaussier  kommen  auf  22293  Neu- 
feborne  in  der  Matemit^  in  Paris  132Missbiidangen 
iBd  darunter  22  Fälle  von  Spina  bifida.  Nach 
Cbaassier's  Angabe  wurden  die  mit  Spina  bifida 
behafteten  Kinder  meist  lebend  und  reif  geboren. 
Wegen  seiner  nrsprflngiich  geringen  Dimensionen 
bOdete  der  Sack  meist  kein  Qebnrlshinderniss.  Nach 
Hohl  wurde  in  40  Fällen  von  Spina  bifida  die  Oe- 
M  22mal  dnrch  die  Natarkräfte  bewirkt ,  wobei  6 
«b  schwere  Gebarten  zu  bezeichnen  waren ,  welche 
3oaI  erst  nach  Zerreissnng  der  Wassersftcke  erfolg- 
^.  In  den  18  Fällen  von  Eunsthülfe  wnrde  Imal 
&  Zange  angelegt,  2mal  Wendung  und  Extraktion, 
^  die  Punktion  gemacht,  Imal  der  Sack  mit  den 
Pilgern  zerrissen,  Imal  mit  der  Hand  zerdrückt  und 
5oial  das  Kind  extrahirt,  was  einmal  erst  nach  dem 
Tode  des  Kindes  und  Zerreissen  der  Häute  möglich 
^*   Viele  Kinder  mit  Spina  bifida  gehen  in  den 


ersten  Lebenstagen  marastisch,  andere  an  Gompli- 
kationen  oder  Meningitis  nach  Ruptur  des  Sackes  zu 
Grande.  Von  90  nicht  operirten  Kindern  mit  Spina 
bifida  starben  28  in  der  1.  Woche,  5  in  der  2.,  je 
1  in  der  3.  und  4.,  5  nach  1  Monat,  5  nach  6  Mon., 
über  1  Jahi*  alt  wurden  3  und  über  5  J.  alt  20, 
während  bei  23  das  Alter  nicht  angegeben  ist.  In 
den  Fällen,  wo  die  Pat.  ein  höheres  Alter  erreichten, 
war  die  Geschwulst  wohl  eine  reine  Meningocele 
spinalis  ohne  Betheiligang  des  Rückenmarks.  Vor- 
kommen der  Spina  bifida  bei  Geschwistern  beobach- 
tete Spengler,  sowie  bei  Zwillingen  Camper 
und  Hohl,  wähi'end  Ogie  von  2  Geschwistern 
eins  mit  Spina  bifida,  das  andere  mit  Hydrocephalos 
behaftet  sah.  Mit  Ausnahme  des  bei  allen  Graden 
der  Spina  bifida  auftretenden  Klumpfusses  wurden 
andere  Missbildungen  nur  bei  hohem  Graden  der 
Wirbelspalte  beobachtet,  so  Anen-  und  Hemicephalie, 
Encephalocele ,  Spaltungen  des  weichen  Gaumens, 
Transpositio  viscerum. 

Der  Sitz  der  Spina  bifida  war  nach  Wernitz's 
Zusammenstellung  von  245  Fällen:  über  dem  Kreuz- 
bein 53,  in  der  Gegend  der  Lenden-  und  Kreuzbein- 
wirbel 127 ,  in  der  Gegend  der  Brust-  und  Lenden- 
wirbel 9 ,  über  den  Brustwirbeln  allein  6 ,  über  den 
Brost-  und  Halswirbeln  3  und  über  den  Halswirbeln 
12  Mal;  35mal  war  der  Sitz  nicht  angegeben.  Die 
Oberfläche  der  Geschwulst  ist  meist  glatt,  doch  sah 
sie  Smith  gelappt  und  Chaumont  und  Paget 
aus  mehreren  Cysten  bestehend.  Im  Sacke,  dessen 
Hüllen  und  Inhalt  wir  im  Laufe  unserer  Znsammen- 
stellung  wiederholt  aasführlich  geschildert  haben, 
sah  Langenbeck  einmal,  wo  das  Kreazbein 
gabelförmig  gespalten  war ,  Palsation  des  hühnerei- 
grossen  Tumor.  Der  Tumor  ist,  besonders  bei  Spal- 
tung nur  einiger  Wirbel  nicht  immer  sofort  bei  der 
Geburt  bemerkbar,  sondern  beginnt  sich  oft  erst  all- 
mälig  zu  entwickeln.  Nach  der  Breite  des  Defekts 
der  Wirbelsäule  hat  Fleischmann  3  Grade  der 
Missbildung  unterschieden,  was  indessen  keine  prak- 
tische Bedeutung  hat.  Meist  erstreckt  sich  die 
mangelhafte  Bildung  auf  beide  Bogenhälften  dessel- 
ben Wirbels,  doch  ist  auch  zuweilen  die  eine  mangel- 
haft, während  die  andere  bis  zum  Proc.  spinosus  voll- 
kommen entwickelt  ist ,  wie  M  e  c  k  e  1  an  1  Wirbel, 
Hewett  aber  an  mehreren  beobachtete.  Als  Be- 
stätigung der  Angabe  von  M  e  c  k  e  1  und  A  m  m  o  n , 
dass  auch  die  Wirbelkörper  gespalten  sein  können, 
giebt  Wernitz  ans  der  neuem  Literatur  2  Fälle 
(Spina  bifida  anterior),  beide  von  Rindfleisch 
(Virchow's  Arch.  XIX.  p.  546  und  XXVH.  p.  137) 
mitgetheilt.  Der  erste  bot  eine  Spaltung  der  Wirbel- 
säule des  Halses  und  Rückens  in  einer  Breite  von 
8/4''.  Durch  diesen  Spalt  war  eine  Darmschlingen 
enthaltende  Ausstülpung  des  Bauchfells,  welche  durch 
das  Foramen  oesophageum  in  den  Pleurasack  ge- 
treten war,  in  den  Sack  der  Rückgratsspalte  gelangt. 
Im  2.  Falle  betraf  die  Spaltung  die  sämmtlichen 
Rückenwirbel;  die  auseinauder  gedrängten  Hälften 
derselben  waren  sehr  ungleich  entwickelt. 


156 


VI.     Ghimrgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


Die  Haut  über  dem  Tumor  wird  in  den  245  von 
W.  gesammelten  Fällen  58mal  als  verdflnnt  und 
durchscheinend ,  7mal  als  leicht  excoriirt,  38mal  als 
theils  nlcerirt,  theils  brandig  angegeben ,  während 
5mal  Narben  auf  dem  Sack  sich  fanden  und  in  4 
Fällen  die  Haut  dick  und  derb  war. 

Auffällig  ist  das  weite  Herabreichen  des  Rücken' 
marke  in  vielen  Fällen  von  Spina  bifida.  Während 
nac}i  Fehat  das  Rückenmark  bei  Männern  in  der 
Mitte  oder  am  obem  Rande  des  1.,  bei  Weibern  des 
2.  Lendenwirbels  zu  endigen  pflegt,  fand  man  bei 
Spina  bifida  der  untern  Lenden-  n.  Kreuzbeingegend 
im  Sack  das  Rückenmark,  was  in  der  Dehnung  des- 
selben nach  Verwachsen  seiner  Hüllen  mit  den  äus- 
sern Integumenten  seinen  Grund  hat.  Andererseits 
giebt  es  aber  auch  Fälle  von  Spina  bifida ,  in  denen 


das  Rückenmark  ganz  oder  theilweise  fehlt,  nament- 
lich wenn  Anencephalie  mitRhachischisis  gleiehzeitig 
vorhanden  ist.  Oft  erscheint  es  als  breiter  Strang 
oder  aus  mehrem  flachen  in  einander  übergehenden 
Strängen  bestehend.  Bei  den  gewöhnlichen  Formen 
der  Spina  bifida  ist  das  Rückenmark,  wenn  es  nicht 
der  Sackwand  adhänrt,  normal  beschaffen,  doch  fand 
es  sich  einige  Male  in  der  Höhe  der  Geschwnlsi;  ver- 
dünnt oder  breit  und  flach,  zuweilen  fehlte  die  Cauda 
equina.  Bald  theilt  es  nur  mit  seinem  Ende  der 
Sackwand  adhärirend  die  Höhle ,  bald  liegt  es  mit 
seiner  ganzen  Fläche  der  obem  Wand  hart  an. 

Von  der  Zusammensetzung  der  im  Sack  der 
Spina  bifida  vorgefundenen  Flüssigkeit  giebt  die 
nachfolgende  Tabelle  eine  Ueberslcht. 


Liq.  cere- 

Hydroce- 

Hydroce- 

Flüssig- 

Flfissigkeitbei 

Flüssig- 

brospinalis 

phalnsflfis- 

phalusflüs- 

keit  bei 

Spina  bifida 

keit  bei 

Schtscher- 

slgkeit 

sigkeit 

Spin,  bifida 

Schlscher- 

Spin.biflda 

bakow 

Hüger 

Bamel 

Petit 

bakow 

Forster 

Wasser 

989.90 

987.7 

990.0 

987.0 

989.9—990.4 

989.1 

Feste  Stoffe  .... 

10.10 

12.3 

— . 

9.8—10.15 

10.6 

Albnmin 

1.85 

2.46 

1.5 

1.9 

0.40—0.50 

0.61 

Extraktivstoffe.  .     .     .  | 
Anorgan.  Salze  .     .     .  ( 

8.14 

— 

2.9 

0.99—1.45 

— - 

7.62 

8.0 

* 

Ml 

Chlorkalinm  .... 

— 

0.82 

— 

— 

— 

Chlomatrinni      .     .     . 

5.42 

3.97 

5.0 

— 

Schwefels.  Kaliam  .     . 

0.32 

— 

— 

— 

Phosphors.  Natriam 

— 

— 

0.5 

Natron 

— 

1.0 

— 

— 

— 

Phosphors.  Magnesium 

— 

0.96 

— 

— 

— 

Osmazom 

— 

0.5 

— 

— 

— 

Zucker 

— 

0.2 

— 

— 

*  Die  Natronsalze  fiberwogen.    **  6\/smal  mehr  Natron-  als  Kalisalze. 


Der  Eiweissgehalt  der  Flüssigkeit  nimmt  nach 
jeder  Punktion  zu,  so  fand  Billroth  auf  je  100 
Gctmtr.  Flüssigkeit  nach  der  I.Punktion  nur  Spuren, 
nach  der  2.  0.637,  nach  der  3.  1.990  und  nach 
dem  Tode  3.306  6rmm.  Eiweiss.  Der  Druck  der 
Flüssigkeit  im  Sacke  der  Spina  bifida  schwankt  nach 
Quincke  zwischen  4  und  40  Mmtr.  Hg;  am  ge- 
ringsten war  er  in  einem  Falle  von  reiner  Meningo- 
cele  spinalis ,  am  höchsten  bei  erworbenem  Hydro- 
cephalus;  aber  höher  als  bei  reiner  Meningocele 
spinalis  in  einem  Falle  von  Spina  bifida  mit  Hydro- 
cephalus.  Bei  Besprechung  der  Diagnose  giebt  W. 
einige  Fälle ,  in  denen  sich  die  zuerst  gestellte  Dia- 
gnose als  unrichtig  herausstellte. 

H  i  1 1 0  n  ezstirpirte  einen  halbapfelgrossen ,  ffir  den 
Sack  einer  Spina  bifida  angesprochenen  Tnmor ,  der  sich 
als  ein  Lipom  erwies ,  bei  einem  16  Mon.  alten  Kinde, 
bei  dem  Lähmungen  und  Hirnsymptome  nicht  yorhauden 
gewesen  waren. 

DowBon  operirte  eine  ffir  ein  Lipom  gehaltene, 
seit  der  Grebnrt  gewachsene  Geschwulst  ober  denLenden- 
nnd  Krenzbeinwirbeln  eines  4  Mon.  alten  Kindes ,  wobei 
sich  zeigte ,  dass  das  Lipom  die  Decke  einer  Spalte  der 
Wirbelsänle  bildete.  —  In  einem  gleichen  Falle  operirte 
Weiss;  das  Kind  starb  an  Meningitis  spinalis ,  obgleich 
der  Sack  nicht  geoflfhet  worden  war.  Ebenso  ging  eine 
Frau  nach  der  Operation  eines  Lipoms  über  dem  Kreuz- 
bein zu  Grunde,  unter  dem  man  den  Sack  der  Spina 
bifida  fand. 


Für  das  Fehlen  von  Nerven  im  Sacke  spriebt 
mit  Wahrscheinlichkeit :  1)  gestielte  Form  der  Ge- 
schwulst (in  16  Fällen  von  gestielten  Geschwülsten 
war  nur  Imal  Rückenmark  im  Sack) ;  2)  Fehlen  von 
Lähmungen  der  Extremitäten,  der  Blase  und  des 
Mastdarms,  sowie  Fehlen  des  Klnmpfusses ;  3)  Feh- 
len von  Hydrocephalus ;  4)  Verkleinerung  des  Tu- 
mor auf  Drack ,  ohne  dass  Krämpfe  auftreten,  wäh- 
rend Benommenheit  eintritt. 

Die  Prognose  wird  bei  Meningocele  spinaliB 
immer  eine  günstigere  sein  als  bei  Myelocele.  Läh- 
mungen allein,  ohne  Klumpfnss  und  Wasserkopf^ 
scheinen  nach  W.'s  Zusammenstellung  die  Prognose 
nicht  wesentlich  zu  verschlechtem.  Unter  39  Fällen 
trat  15mal  der  Tod  ein,  17  verliefen  günstig  nod 
bei  7  war  der  Ausgang  nicht  angegeben.  Von  34 
Fällen  dagegen,  in  denen  Klumpfnss  notirt  war, 
endeten  27  tödtlich  und  nur  7  mit  Heilung;  unter 
36  Fällen  von  Spina  bifida  mit  Hydrocephalus  ver- 
liefen 2  Drittel  tödtlich,  9  Pat  wurden  geheilt,  von 
denen  jedoch  5  in  2 — S  Mon.  nach  der  Operation 
dem  in  Folge  derselben  sich  stark  vergrössernden 
Hydrocephalus  erlagen.  —  lieber  die  Aetiologie  der 
Spina  bifida  bringt  W  e  r  n  i  t  z  nichts  Neues. 

Die  Therapie  findet  eine  eingehende  Schilderaog* 
Fälle  von  Heilungen  durch  Campressüm ,  die  nacb 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


157 


Heister  von  einem  Wundarzt  Steuber   zuerst 
aasgeführt  wurde,   werden  von  Gooper,  Wor- 
mald  and  Moore  mitgetheilt.     Ihre  Ausführung 
geschah  meist  durch  Platten  von  Metall  oder  Kaut- 
sßhak.    In  einem  Falle  hatte  Bohrend  von  der 
ADwendong  von  Gollodium  mit  Ol.  Ricini  (2 : 1)  Er- 
folg.   Die  von  Forestus  vorgeschlagene  Ligatur 
worde  von  H  a  m  i  1 1  o  n  in  einem  Falle  mit  theilwei- 
stm,  von  Schindler  und  Berardi  mit  vollem 
Erfolge  angewendet     Die  Ligatur  wurde  entweder 
eJD&eh  um  den  Stiel  oder  subcutan  angelegt.    Nach 
letzterem  Verfahren  beobachtete  Paget  in  einem 
Me  von  kopfgrosser  reiner  Meningocele  lumbaris, 
die  schnell  gewachsen  war ,  lethalen  Ausgang  unter 
den  Erscheinungen  von  Himdruck ;  die  Sektion  er- 
gtb  im  Sacke   weder  Rückenmark   noch  Nerven. 
Statt  der  drknlaren  Ligatur  wendete  Benard  eine 
ZoBammenschnürung  mittels  über  Gänsekiele  geführ- 
ter Fäden  an.     Statt  der  Gänsekiele  verwendeten 
Litil  and  Guersant  mit  günstigem  Erfolge Stäb- 
dieo.    Durch   Abschnüren   des  Tumor   an   seiner 
Bisis  mittels  eines  elastischen  Ringes  hatten  Mou- 
ehet  und  Cus hing  Erfolg,     üeber  die  vonPa- 
rona  mittels  der  von  Rizzoli  angegebenen  Klam- 
■er  behandelten  4  Fälle  haben  wir  oben  berichtet. 
Dofch  Abklemmen  des  Sackes  mit  einer  Huichin- 
«m'schen  Ovarienklammer   erzielte   Braun   einen 
Erfolg. 

äe  schon  von  altem  Chirurgen ,  wie  Hoff- 
lano,  Burdachy  mit  Erfolg  geübte  Punktion 
wir  selten  von  danemder  Heilung  gefolgt.  G  ü  n  - 
iker  pnnktirte  einen  Fall  innerhalb  4  Mon.  70mal, 
Vaeca  Beriingheri  ein  6  J.  altes  Mädchen  in 
8MoD.  27mal,  das  nach  der  26.,  nachdem  schon 
tiflige  Male  vorher  Reaktionsersoheinungen  aufge- 
treten waren  y  durch  Meningitis  zu  Grunde  ging, 
lonng  pnnktirte  ein  kleines  Kind  binnen  3  Mon. 
^nal  ohne  Nachtheil  für  das  Kind.  Lähmungen 
fcr  Blase  und  der  Beine  will  Wernitz  als  Contra- 
iiÜkationen  nicht  gelten  lassen,  da  in  einigen  Fällen 
ueh  der  erfolgreichen  Punktion  die  Lähmungen 
Bdiwanden.  Für  die  Operation  fordert  W.  Beob- 
«taiDg  folgender  Cautelen:  1)  hVprende  Stellung 
Bit  etwas  tieferer  Lage  des  Kopfes ;  2)  Ausführung 
^erPonktion  mit  einem  feinen  Trokar  und  allmäliges 
ibffiessenlassen  der  Flüssigkeit;  3)  Punktion  an 
fonntemWand  des  Sackes  seitlich ;  4)  sorgfUltigen 
Tcrschloss  der  Stichwunde.  Durch  Punktion  mit 
ttchfolgender  Injektion  von  mit  Wasser  verdünnter 
Jodtinktur  wurde  mehrfach  ein  günstiger  Erfolg  er- 
»H.  Die  gute  Wirkung  der  von  Brainard  em- 
pfohlenen Methode,  wobei  eine  Jod-Jodkalinmlösung 
^  wechselnder  Stärke  in  den  nach  ausgeführter 
l^ktion  an  seiner  Basis  comprimirten  Sack  erwärmt 
flir  eim'ge  Minuten  injicirt  und  der  Sack  dann  mit 
fcstilKrtem  Wasser  ausgespült  wird,  wurde  auch  von 
>odem  Autoren  bestätigt.  Nach  einer  Zusammen- 
atelhmg  Ton  Debrus  wurden  von  16  mit  der 
Brainard 'sehen  Methode  behandelten  Kr.  11  ge- 
^  4  starben  nad  1  blieb  unverändert.    Morton 


erzielte  mit  Injektion  einer  Jod-Jodkalium-Glycerin- 
lösung  in  den  halb  entleeiiien  Sack  (Näheres  s.  oben) 
in  15  Fällen  von  Spina  bifida ,  die  allerdings  vor- 
sichtig ausgewählt  waren ,  12mal  Schrumpfung  des 
Sackes.  C  u  s  h  i  n  g  beobachtete  dagegen  nach  Ein- 
tritt von  Besserung  plötzlich  lethalen  Ausgang,  ebenso 
Abelin,  dessen  Pat.  indessen  vielleicht  an  zufälliger 
Erstickung  zu  Grunde  ging.  —  Von  Operationen  auf 
blutigem  Wege  sind  folgende  zu  erwähnen:  Hoff- 
mann  erzielte  Vernarbung  des  Sackes  durch  Spalten 
der  in  der  Regio  sacro-lumbalis  sitzenden  Geschwulst 
mit  der  Lancette  und  Ausstopfen  der  Wunde  mit 
Charpie ,  die ,  um  dem  Eiter  Ausfluss  zu  gestatten, 
von  Zeit  zu  Zeit  gelüftet  wurde.  Unter  Lister '- 
sehen  Cautelen  incidirte  und  heilte  Wilson  eine 
Meningocele  bei  einem  14  J.  alten  Kinde.  Die  Ex- 
cision  mittels  elliptischer  Schnitte  und  darauf  folgen- 
der Vereinigung  durch  die  Suture  enchevil^e  führte 
Dnbourg  2mal  und  Newbigging  6mal  mit  Er- 
folg aus.  Heilung  durch  Excision  erzielten  ferner 
Henderson,  Nott  und  Royer,  nach  Amputa- 
tion des  Sackes  Sherwood,  Günther  und  Rei- 
mer. Gigon  amputirte  den  Sack  einer  Spina 
bifida  mit  Erfolg  durch  den  Ecraseur.  —  Plastische 
Operationsverfahren,  Childs  präparirte  die  Haut 
über  dem  Sacke  ab ,  entleerte  durch  Punktion  die 
Flüssigkeit,  stülpte  den  Sack  in  den  Wirbelkanal 
zurück  und  vereinigte  die  Hautränder.  Der  einzige 
so  behandelte  Kr.  starb  am  3.  Tage  nach  starken 
Schweissen  und  Muskelzuckungen.  Aehnlich  operirte 
Holmes,  welcher  die  Wunde  des  gespaltenen  Sackes 
durch  Silbersnturen  und  die  Hautlappen  durch  ge- 
wöhnliche Nähte  vereinigte ;  der  Ausgang  war  gleich- 
falls lethal.  Dagegen  erzielte  B  Ö  h  n  e  r  durch  Bil- 
dung eines  obem  und  eines  untern  Lappens  Heilung. 
Koch  endlich  hatte  durch  Abpräpariren  der  durch 
2  den  Wundrändern  parallelen  Schnitte  entspannten 
Haut  unter  L  i  s  t  e  r  'sehen  Cautelen  eine  reunio  per 
primam  intentionem ,  doch  ging  der  Pat.  bald  darauf 
an  Hydrocephalus  zu  Grunde. 

Nach  der  von  Wernitz  gemachten  ZnBammeDstei- 
lung  wurden  von  245  Kr.  mit  Spina  bifida  behandelt  mit : 

Compression  4,  davon  geheilt    4,  gest.  — 

Punktion      .  .  67  „  „  17      „     40 

Injektion      .  .  55  „  „  42      „      13 

iLigatnr        .  .  16  ^  ^  10      „       6 

IndBion        .  .  5  n  f»  2      „       3 

Excision       .  .  8  „  «  6      „        2 

Amputation  .  5  ^  „  4^1 

plast.  Operation  3  „  „  1     ,»       2 

~  _  ■  L  _    ■  ■  ■'  I 

153,  davon  geheilt  86,  gest.  67 

380.  Beiträge  zur  Chirurgie  des  Darm- 
kanals;  nach  neuern  Mittheilungen  zusammen- 
gestellt von  Dr.  D  e  a  h  n  a  zu  Stuttgart. 

Dr.  George  Brown  (Med.  Times  and  Gaz. 
Sept.  20.  1879.  p.  338)  empfiehlt  dringend  bei 
Darmverschliessung  die  oft  vernachlässigte  häufige 
Anwendung  von  grossen  Wasser  ein  giesstmgen  in 
das  Rectum,  die  vom  Arzte  unbedingt  immer  selbst 
besorgt  werden  sollten. 


158 


VI.     Ghimrgiey  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


Dr.  A.  E.  Sansom  (Ibid.  Dec.  25.  1880. 
p.  722)  verwendete  in  einem  mit  Genesung  endenden 
schweren  Falle  von  Intossusception  zu  Injektionen 
Sodawasser  und  liess  dasselbe  gleichzeitig  in  grossen 
Quantitäten  trinken.  Bei  einem  Knaben  von  3  Jahren 
gelang  es  ihm  gleichfalls ,  durch  reichliche  in  um- 
gekehrter Körperstellnng  des  Er.  applicirte  Wasser- 
injektionen eine  Intussusception  zu  lösen. 

Einen  verhältnissmässig  rasch  tödtlichen  Ver- 
lauf einer  bei  einem  7monatl.  Knaben  aufgetretenen 
Intussusception  beobachtete  Dr.  Judson  Bnry 
(Ibid.  Febr.  19.  1881.  p.211).  Man  fühlte  die  ein- 
geschobene Masse  im  Rectum ,  Einpumpen  von  Oel 
und  Luft  brachte  den  Tumor  zwar  zum  Verschwin- 
den ,  das  Kind  starb  aber  nach  36  Stunden.  Man 
fand  bei  der  Sektion  das  Ueum  und  sein  Mesen- 
terium in  das  Colon  transversum  eingeschoben  und 
die  Innern  Darmlagen  vollständig  unter  einander  ver- 
klebt. B.  glaubt,  dass  die  Laparotomie,  in  den  ersten 
12  Std.  ausgeführt,  das  Leben  des  Kindes  vielleicht 
gerettet  haben  würde. 

Als  in  ätiologischer  Beziehung  bemerkenswerth 
verdienen  wenigstens  kurze  Erwähnung  die  beiden 
folgenden  Fälle,  über  welche  in  unsem  Jahrbüchern 
schon  berichtet  worden  ist. 

Dr.  Carl  Friedländer  (Berl. klin. Wchnschr. 
XVIII.  1.  1881)  fand  als  Ursache  emes  zum  Tode 
führenden  Iletts  eigenthttmliche  Conkremente  im 
Darme  eines  im  mittlem  Lebensalter  stehenden  Man- 
nes, welche  bei  näherem  Zusehen  aus  Schellack  be- 
standen (Jahrbb.  CLXXXIX.  p.  242). 

Dr.  Logerais  (Gaz.  hebd.  2.  S^r.  XVIL  22. 
1880)  beobachtete  einen  Fall  von  Darmverschlnss 
durch  einen  Dannstein  mit  sehr  schweren  Krank- 
heitserscheinungen,  jedoch  günstigem  Ausgange 
(Jahrbb.  CLXXXVII.  p.  248). 

Einen  etwas  unklaren  Fall  von  Darmverschlies- 
stmg  [?],  in  dem  nach  9monatlichem  Bestehen  der 
Krankheit  durch  Punktion  des  Colon  Heilung  er- 
zielt wurde ,  ti'ug  Dr.  JohnM'Gown  der  med.- 
chir.  Gesellschaft  zu  Glasgow  vor   (Glasgow  med. 

Journ.  XIIL  6 ;  June  1880.  p.  441). 

Ein  bisher  g^eBiuider  Mann  bemerkte  im  März  1879 
häufige  Diarrhöe  and  Aaftreibnng  des  Leibes.  Schmer- 
zen und  Erbrechen  waren  während  der  ganzen  Dauer 
des  Leidens  nicht  vorhanden.  Besonders  auffallend  war, 
dass  ca.  5  Min.,  nachdem  der  Kr.  etwas  zn  sich  genom- 
men hatte,  ein  lautes  gurrendes  Geransch  zu  hören  war. 
Der  Leib  wurde  immer  starker  aufgetrieben,  es  bildete 
sich  starkes  Oedem  der  Beine  mit  Buptor  der  Haut,  Ei- 
weiss  war  im  Harn  nicht  vorhanden.  Durch  ein  2  Fass 
tief  eingeschobenes  Kautschukrohr  wurde  immer  eine 
bedeutend^  Quantität  Darmgase  entleert  und  der  Kr. 
vorübergehend  erleichtert.  Bei  einer  Consultation  mit 
Dr.  Cameron  wurde  beschlossen,  die  Pmiktion  des 
Colon  vorzunehmen,  and  diese  auch  sofort  ausgeführt. 
Der  Trokar  wurde  in  der  Mitte  des  Colon  transversum 
eingestossen.  Einige  Minnten  lang  strömte  Gas  ans,  dann 
wurde  der  Darm  durch  seine  Peristaltik  stark  nach  links 
gezogen,  die  Kanüle,  aus  welcher  Koth  floss,  legte  sich 
schräg  aaf  die  Banchwand.  Nach  Einspritzen  von  etwas 
Wasser  in  die  Kanüle  vmrde  dieselbe  herausgezogen.  Da 
das  Gas  nar  theilweise  ausgeströmt  war,  so  erwartete 
*nan  kehien  grossen  Effekt.    Allein  3  und  4  Std.  nach 


der  Punktion  entleerte  der  Kr.  sehr  viele  dunkle,  fläaslgs 
Fäces,  7  Std.  später  ging  sehr  viel  Gas  ab  und  am  andern 
Morgen  war  das  Abdomen  ganz  flach  and  die  Spannung 
verschwanden.  Copiöse  Diärese  beseitigte  bald  auch  das 
Anasarka.  Seitdem  hat  sich  der  Pat.  beinahe  voUständig 
erholt. 

M '  0  0  w  n  glaubt  y  dass  zur  Zeit  der  Punktion 
die  kräftige  Darmbewegung  des  nicht  cbioroformirteD 
Kr.  das  bestehende  Hindemiss  für  die  Fortbewegung 
des  Kothes  überwand. 

In  der  daran  sich  schliessenden  Diskussion  be* 
merkte  Dr.  Cameron,  dass  er  nicht  glaube,  dass 
ein  mechanischer  Verschluss  des  Darmes  vorhanden 
gewesen  sei,  er  glaube  vielmehr  an  das  Vorhanden- 
sein eines  paralytischen  Zustandes,  vermuthlich  nnr 
des  Dickdarmes.  Von  Andern  wurde  die  Möglichkeit 
einer  Achsendrehung  hervorgehoben ,  wie  sie  in  den 
folgenden  Beobachtungen  von  Dr.  Joseph  Ooats 

(Ibid.  p.  445)  bestand. 

1)  Bei  einem  blödsinnigen  alten  Manne  entwickelte 
sich  enorme  Tympanitis,  gegen  welche  2mal  die  Ponktion 
des  Colon  ohne  wesentlichen  Erfolg  angewandt  wurde. 
Klystire  hatten  gleichfalls  keinen  Nutzen.  —  Bei  der 
Sektion  fand  man,  dass  die  Aufblähung  nur  die  Flexora 
sigmoidea  betraf.  Dieselbe  schien  den  ganzen  Unterleib 
auszufüllen  und  hatte  den  Umfang  eines  Oberschenkels. 
Am  linken  Hypoohondrinm  bog  der  Darm  in  einem  schar- 
fen Winkel  nach  onten  ab,  legte  sich  um  den  Anfangs- 
theil  u.  ging  dann  nach  rückwärts  in  das  Colon  descendens 
über.  Das  Rectum  war  stark  nach  aufwärts  gezogen, 
wodurch  dasselbe  an  und  für  sich,  noch  mehr  aber  dnroli 
den  Druck  des  sich  herumschlingenden  Darmstücks  ver- 
engt war. 

Bei  dieser  Position  liess  es  sich  denken ,  daaa 
nach  Einführung  eines  Rohres  das  Zusammenfallea 
des  Darmes  keine  Auflösung  der  Drehnng  herbei- 
geführt haben  würde,  während  diess  nach  der  Punk- 
tion leicht  geschehen  konnte. 

Der  2.  Fall  illnstrirt  nebenbei  sehr  deutlich  den 
Zusammenhang  zwischen  Becketiabscess  und  Darm' 
versehliessung. 

2)  Eine  34Jähr.  Frau,  welche  vor  3  Jahren  an  einem 
Beckenabscess  behandelt  worden  war ,  litt  (Dec.  1879) 
an  hartnäckiger  Verstopfung  mit  starker  Auftreibung  des 
Leibes  und  Kotherbrechen.  Grosse  Klystire  hoben  den 
Darmverschlnss.  Etwa  6  Wochen  später  erlag  die  Kr. 
unter  den  Zeichen  einer  Peritonitis.  —  Bei  der  Sektion 
zeigte  es  sich,  dass  die  Beckeneiterung  sich  weit  nach 
oben  verbreitet  hatt«.  Eine  sehr  dunkel  verfärbte  Darm- 
schlinge  —  das  nnterste  Ende  des  Ileam  —  war  dadurch 
mit  ihrem  obern  Abschnitte  an  die  hintere  Banchwand 
geklebt  worden,  dicht  beim  Coecum.  Auf  diese  Weise 
lagen  die  beiden  Üeum-Enden  unbeweglich  dicht  neben- 
einander, ungefähr  wie  im  voiigen  Falle  die  beiden  Theile 
der  Flexura  sigmoidea. 

Unter  diesen  Umständen  war  es  wahrscheinlich, 
dass  die  verfäi'btc  Darmschlinge  Sitz  einer  Umschlin- 
gnng  gewesen  war,  theilweise  konnte  man  eine  solche 
auch  noch  bei  der  Sektion  erkennen.  Das  betreffende 
Darmstück  war  übrigens  perforirt  und  in  der  Lö- 
sung vom  benachbarten  gesunden  Gewebe  begriffen. 

In  einer  Reihe  von  Fällen  gab  die  Verschlies- 
sung  des  Darmes  Veranlassung  zur  Eröfnung  der 
Bauchhöhle,  um  das  Hinderniss  aufzusuchen  und 
wo  möglich  zu  entfernen.  Je  nachdem  der  Ver* 
scMuss  innerhalb   (I.)   oder  avsserhalb  (IL)  des 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


159 


Darmes  sich  befand,  sind  die  Beobachtungen  ge- 
sondert zQBammengestellt. 

I.  1)  Tr^lat,  Gaz.  des  H6p.  129.  p.  1027.  1880. 
Ein  35jahr.  Mann  hatte  vor  4  J.  einmal  an  Yerstopfnng 
0.  £rbreeben  schwaner  Massen,  ungewiss,  ob  fäknlenter, 
glitten.  Vor  14  T.  war  Verstopfung,  Leibschmerz,  Auf- 
getriebenheit  und  mehrmaliges  Erbrechen  aufgetreten, 
aber  wieder  Yoräbergegangen.  DreiTfeige  später  erneutes, 
heftiges  Auftreten  dieser  Symptome.  Bei  der  Unter- 
saehnQg  bestand  heftiger  Schmerz  in  der  rechten  Fossa 
i&ct.  Da  die  Verschliessung  nicht  behoben  werden 
krante,  wurde  am  5.  T.  die  Laparotomie  (autiseptisch) 
Torgenommen.  Vom  Schnitt  in  der  Linea  alba  aus  wurde 
nent  die  Bauchhöhle  vergebens  nach  dem  Hindemisse 
utersacht,  bis  die  Hand  endlich  in  der  Gegend  des  Colon 
deseendens  auf  ein  Band  stiess,  unterhalb  dessen  sich 
eine  Oeffnnng  fand,  welche  in  eine  Höhlung  fährte,  in 
Aerdie  Flexura  sigmoidea  lag.  T.  zog  die  eingeschnürte 
DuntehliBge  heraus  und  schloss  die  Wunde.  Der  Kr. 
hatte  einige  fitssige  Ausleerungen  und  befand  sich  besser, 
itarb  aber  nach  48  Std.  an  Peritonitis,  die  zur  Zeit  der 
Opention  bereits  vorhanden  gewesen  war. 

2)  Berger,  Ibid.  p.  1029.  Ein  32jähr.  Mann  litt 
seft  6  Tagen  an  Ileus,  als  dessen  Ursache  ein  Volvulus 
«der  ein  einsohnfirendes  Band  angenommen  wurde.  Man 
eatoehloss  sich  zur  Laparotomie.  Wegen  der  bedeuten- 
daAnBdehnnng  der  Eingeweide  war  die  Einführung  der 
HiBd  in  die  Bauchhöhle  sehr  schwierig.  In  der  rechten 
fiuebseite  ftund  man  nach  langem  Suchen  ein  gespanntes 
find,  welches  eine  ziemlich  beträchtliche  Masse  desDar- 
Mi  festhielt  und  nach  doppelter  Unterbindung  getrennt 
vnde.  Ausser  diesem  Bande  bestand  noch  ein  undurch- 
tehrtes  Divertikel  nahe  der  Ileo-Cöcal-Klappe.  Der  Kr. 
fililte  rieh  etwas,  erleichtert,  starb  aber,  ohne  dass  Stuhl- 
PM%  erfolgt  wäre,  in  der  Nacht,  14  Tage  nach  Beginn 
to  Leidens.  Bei  der  Sektion  zeigte  es  sich,  dass  es  sich 
u  das  erwähnte  Divertikel  handelte,  welches  einem 
cfipioisehen  Band  fest  anhing. 

3)E.  Koeberi^.  Gaz.  hebd.  2.  S^r.  XVIU.  4. 
P-i?.  1881.  Eine  63jähr.  Dame,  welche  schon  öfter 
vvfibeigehend  an  hartnäckiger  Obstipation  und  Schmer- 
n  im  rechten  Hypochondrinm  gelitten  hatte,  wurde  von 
'peai  belaUen ,  wogegen  man  die  Punktion  des  Darmes 
«fter  in  Anwendung  gezogen  hatte,  bis  Peritonitis  auftrat. 
Ab  letstes  Mittel  wurde  noch  die  Laparotomie  verlangt. 
^  Schnitt  wurde  in  der  Linea  alba  geführt.  Auf  dem 
Nkr  ausgedehnten  Colon  bemerkte  man  die  Spuren  der 
Auktionen.  Die  Bauchhöhle  enthielt  Gase  und  röth- 
BAes  Serum ,  die  Darmschlingen  waren  bereits  unter- 
einander verklebt.  Punktionen  des  Dünn-  und  Dickdar- 
aei  Hessen  einen  Theil  der  Luft  ausströmen  und  man 
IBbngte  nun  leicht  zu  dem  Cirkulationshindemiss.  Das 
^^  war  verengt,  wahrscheinlich  durch  eine  alte  Karbc, 
aber  noch  durchgängig  und  nicht  verdickt.  An  der  ver- 
iKten  Stelle  war  ein  fibröses  Band  herumgeschlungen, 
■ddies  den  Darm  einschnürte.  Die  Trennung  des  Bau- 
te maehte  die  Passage  frei.  Die  Peritonäalhöhle  wurde 
^*>K^tig  desinflcirt  und  gereinigt ,  allein  die  Kr.  starb 
*^e  Stunden  später  an  der  septischen  Infektion, 
10  Tage  naeh  Beginn  der  Einklemmung. 

4)Dr.  JamesFinlayson,  Practitioner  XXV.  6. 
9-416.  Dec.  1880.  Ein  25Jähr.  Werftarbeiter  erkrankte 
(^.  Oet.  1876)  an  Dens.  Der  Leib  war  massig  aufge- 
^ti^o,  unterhalb  des  Nabels  zu  beiden  Seiten  derMittel- 
bie  bestand  Schmerz,  daselbst  auch  leerer  Perkussions- 
*^.  Da  sich  die  Symptome  nicht  besserten,  wurde  am 
^Kov.  die  Laparotomie  (antiseptisch)  von  Dr.  Patter- 
soa  ausgeführt.  Der  Dünndarm  war  stark  ausgedehnt, 
a  der  Nähe  des  Cöcum  stiess  man  auf  ein  starkes  Band, 
v^es  mit  den  Fingern  getrennt  wurde.  Es  erfolgte 
fticidieher  Stohlgang,  jedoch  starb  der  Kr.  am  5.  Nov. 
«  BronehitiB.  ~  Bei  der  Sektion  fand  man  in  die  theU- 
y^  Idaffende  Wunde  ein  Stück  Darm  eingelagert,  ein 
^Baod  vom  Omentum  in  der  rechten  Lombalgegend 


ausgehend,  schien  das  zerrissene  zu  sein.  Ein  13  Zol 
langes  Darmstück  in  der  Nähe  der  Deo-Cöcal-Klappe  war 
stark  hyperämisch,  ebenso  ein  anderes,  etwa  1  Fuss  höher 
gelegenes  Stück. 

n.  1)  Berger ,  1.  c.  p.  1028.  Ein  48Jähr.  kräftiger 
Mann,  der  niemals  eine  wesentliche  Beschwerde  von  Sei- 
ten der  Darmentleerung  gehabt  hatte,  wurde  inmitten 
völligen  Wohlbefindens  von  Ileus  befallen.  Man  glaubte 
bestimmt,  mit  einem  Volvulns  oder  einem  Bande  zu  thun 
zu  haben,  fand  aber  nach  der  Laparotomie  ein  ringför- 
miges kleines  Carcinom  des  S  Romanum.  Es  wurde. ein 
künstlicher  After  in  der  Fossa  iliaca  angelegt  und  nach 
Entleerung  des  Darmes  wurden  die  übrigen  Eingeweide 
reponirt.     Der  Kr.  starb  23  Stdn.  später. 

Das  Vorhandensein  von  Gangrän  des  Därmen 
nach  Laparotomie  wegen  Enterostenose y  gab  naeh 
Dr.  Rieh.  Wittelshöfer  dem  Prof.  Billroth 
Veranlassung  zur  Vornahme  der  Resektion  des  gangi'ä- 
nösen  Darmtheiles.    (Wien.  med.  Wchnschr.  XXXI. 

5.  p.  116.  1881.) 

2)  Der  52jähr.  sehr  coliabirte  Kr.  litt  seit  6  Tagen 
an  Ileus.  Bei  Eröffnung  der  Peritonäalhöhle  in  der  Linea 
alba  floss  eine  grosse  Menge  übelriechender  Flüssigkeit 
aus,  die  Därme  waren  untereinander  verklebt.  Circa 
2  Ctmtr.  oberhalb  des  Cöcum  fand  sich  eine  Achsendrehung 
an  einer  narbig  strikturirten  Stelle  mit  Gangrän  dersel- 
ben. Diese  Stelle  riss  beim  Umdrehen  ein,  oberhalb  und 
unterhalb  derselben  wurde  der  Darm  durch  die  Hand 
eines  Assistenten  geschlossen  und  ein  2V2  Ctmtr.  breites 
Stück,  sowie  die  dazu  gehörige  Mesenterialpartie  drei- 
eckig ezcidirt  und  durch  18  X^m^ert'sche  Seidennähto 
vereinigt.  Es  erfolgte  Stuhlgang,  doch  coliabirte  der 
Kr.  plötzlich  und  starb  5  Stdn.  nach  der  Operation. 
Die  Naht  war  vollkommen  fest. 

Aussergewöhnliches  Interesse  beansprucht  die 
Operation  von  E.  Eoeberl^  (Qaz.  hebd.  2.  S^r. 
XVm.  5.  p.  68.  1881)  sowohl  wegen  der  Grösse 
des  resecirten  Dai'mstttckes^  als  wegen  der  Origina- 
lität der  Methode. 

3)  Eine  2^ähr.  unverheirathete  Dame  war  mit  Aus- 
naimie  von  ab  und  zu  auftretenden  Kolikanfällen  stets 
gesund  gewesen.  Seit  Anfang  1880  traten  diese  Sclimer- 
zen  täglich  einige  Stunden  nach  der  Mahlzeit  ein.  Nichts- 
destoweniger befand  sie  sich  verhältnissmässlg  wohl,  hatte 
guten  Appetit  und  konnte  arbeiten,  Durchfälle  und  Fie- 
ber waren  nie  vorhanden.  Im  Oct.  1880  wurden  die 
Schmerzen  unerträglich,  während  3  Tagen  bestand  Koth- 
erbrechen und  absolute  Verstopfting ,  die  endlich  grossen 
Wassereingiessungen  bei  Knie-Ellenbogenlage  wich.  Einer 
Besserung  von  14  Tagen  folgte  ein  neuer  Anfall  innerer 
Einklemmung.  Die  Ausleerungen  waren  stets  ohne  Blut 
oder  Schleim.  Bei  der  Aufnahme  Anfang  November 
kehrten  die  Schmerzen,  die  in  der  Umgebung  des 
Nabels  ihren  Sitz  hatten,  beinahe  alle  5  Min.  wieder, 
der  Darm  trieb  sich  dabei  an  3  schmerzhaften  Punkten 
auf,  in  der  Zwischenzeit  war  der  Leib  ganz  weich.  Cöcum 
und  Dickdarm  waren  nie  au^etrieben,  so  dass  der  Sitz 
des  Leidens  in  den  Dünndarm  verlegt  werden  musste. 
Schwierig  war  es  allerdings  über  die  Natur  des  (ohne 
Zweifel  incompleten)  Darmverschlusses  sich  Idar  zu  wer- 
den. Trotz  der  sorgfältigsten  Diät  war  der  Zustand  der 
Kr.  gerade  nur  erträglich  u.  man  entschloss  sich  endlich 
zur  Laparotomie  (27.  Nov.),  um  das  Hindemiss  aufzu- 
suchen. In  der  Incisionswunde  der  Linea  alba  präsen- 
tirten  sich  sofort  mehrere  Dünndarmschlingen,  deren  eine 
eine  ringförnüge  Einsclmürung  trug.  Bei  weiterem  Heraus- 
ziehen des  Darmes  fanden  sich  noch  3  weitere  derartige 
Verengerungen.  Der  ganze  ausgedehnte  Theil  des  Darm- 
traktns  war  congestionirt,  leicht  fibrinös  beschlagen,  be- 
sonders in  der  Gegend  derStriktnren,  die  Peritonäalhöhle 
enthielt  eine  beträchtliche  Menge  röthliches  Serum.  Der 
übrige  Dünndarm  u.  der  Dickdarm  waren  normal,  ebenao 


160 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


da&  Mesenterium,  mit  Ansnahme  einiger  geschwellter 
Lymphdrüsen.  Die  Länge  der  in  die  Striktaren  mit  ein- 
bezogenen Dannschlingen  musste  man  mindestens  anf 
1.6  Mtr.  schätzen. 

Angesichts  dieser  enormen  Ausdehnung  der  Er- 
krankung musste  man  sich  fragen,  ob  man  die  Er. 
ihrem  gewissen  Schicksale  überlassen  sollte.  Eine 
operative  Hülfe  konnte  in  dreierlei  Weise  geleistet 
werden.  Entweder  konnte  man  1)  einen  künst- 
lichen After  oberhalb  der  Verengenmgen  anlegen, 
oder  man  konnte  2)  die  gesunden  Darmenden  mit- 
einander vereinigen  mit  Erhaltung  der  dazwischen 
gelegenen  verengten  Stellen,  oder  man  konnte  3)  die 
totale  Resektion  der  kranken  Theile  vornehmen. 
Wegen  der  hohen  Lage  des  künstlichen  Afters 
würde  die  Ernährung  sehr  bald  Noth  gelitten  haben, 
bei  dem  2.  Verfahren  wären  die  Kolikschmerzen 
nicht  gehoben  worden.  Das  3.  Verfahren  konnte 
so  ausgeführt  werden,  dass  die  verengten  Theile 
einzeln  ausgeschnitten  wurden,  dazu  brauchte  man 
3  Resektionen,  da  man  mit  einer  die  beiden  1 4  Otmtr. 
von  einander  entfernten  Strikturen  beseitigen  konnte. 
Die  Aussicht  für  das  Gelingen  konnte  hierbei  keine 
sehr  grosse  sein,  als  einziger  Ausweg  blieb  also  die 
Totalresektion  des  ganzen  Darmstflckes  übrig. 

Nach  Reposition  des  gesunden  Darmes  worden  ober- 
und  unterhalb  der  anszuschneidenden  Partie  Je  2  Liga- 
turen dicht  neben  einander  angebracht  und  dann  zwischen 
diesen  der  Darm  durchschnitten.  Der  Darminhalt  wurde 
durch  einen  Einstich  entleert  und  dieser  dann  durch  Pin- 
cetten  geschlossen.  Die  grosse  Menge  des  abzuschnei- 
denden Mesenterium  machte  die  Anlegung  von  Massen- 
ligaturen nothwendig,  von  denen  16  (Seide)  am  Rande 
des  Darmes  je  ca.  16  Ctmtr.  Gewebe  zwischen  sich  fass- 
ten.  Die  beiden  Darmenden  hätten  nnn  ohne  Weiteres 
vereinigt  und  die  Bauchhöhle  geschlossen  werden  können, 
allein  es  fragte  sich,  ob  man  die  12  Ligaturen  versenken 
dürfte,  was  K.  nicht  zulässig  erschien.  Die  beiden  Darm- 
enden wurden  desshalb  zugebunden  und  in  dem  untern 
Wnndwinkel  im  Niveau  der  Bauchhöhle  befestigt.  Der 
Ligatnrfaden  wurde  an  einem  quer  über  der  Wunde  lie- 
genden Stahlstab  angebunden.  Die  Bauchwnnde  wurde 
oben  nur  theUweise  geschlossen  und  im  obem  Winkel 
das  Netz  mit  den  Massenligaturen  des  Mesenterium ,  wie 
der  Darm  befestigt.  Die  Wundfläche  wnrde  mit  Eisen- 
chlorid bestrichen.  Auf  diese  Weise  war  die  Bauchhöhle 
abgeschlossen. 

Die  Wundbehandlung  war  weiterhin  eine  offene.  Die 
Operation  hatte  3V's  Stunden  gedauert,  die  Hälffee  dieser 
Zeit  hatte  die  Abbindnng  des  Mesenterium  in  Anspruch 
genommen ;  der  Blutverlust  war  sehr  gering  gewesen. 

Die  Kr.  befand  sich  nach  der  Operation  sehr  wohl. 
Vom  Munde  aus  wurde  sehr  wenig  Flüssigkeit  gereicht, 
dagegen  viel  in  das  Rectum  injicirt.  Am  3.  Tage  wurden 
die  Darmligaturen  gelöst  und  in  die  Darmlumina  je  ein 
Kantschukrohr  eingeführt ,  welches  den  Branchen  einer 
(als  Darmscheere  wirkenden)  Koeberli'Behen  Pince  h^mo- 
statique  als  Unterlage  diente.  Am  3.  Tage  wurde  die 
Klemme  entfernt ,  am  12.  stiess  sich  das  mortificirte  Ge- 
webe ab,  ein  noch  bestehender  kurzer  Sporn  wurde  durch 
eine  wiederholte  Anlegung  der  Klemme  beseitigt.  Vom 
12.  bis  15.  Tage  gingen  auch  die  Mesenterialligatnren  ab 
und  0ie  Wunde  schloss  sich  bis  auf  einen  kleinen  Trich- 
ter, durch  welchen  vom  26.  Tage  Koth  in  verschiedener 
Menge  abging.  Die  Kr.  stand  zu  Weihnachten  zum  ersten 
Male  auf.  Sechs  Wochen  nach  der  Operation  war  die 
Heilung  ganz  vollendet. 

Das  resecirie  Stück  (durch  v.  Reckliughau- 
8  en  untersucht)  maass  2.05  Mtr.^  war  hypertrophisch, 


stark  ausgedehnt  und  zeigte  4  Strikturen,  von  denen 
die  beiden  ersten  14 ,  die  beiden  andern  55  Ctmtr. 
von  einander  entfernt  waren.  Das  Kaliber  der  Strik- 
turen wurde  von  oben  nach  unten  immer  geringer, 
und  zwar  von  12  bis  auf  4  Millimeter.  Die  Ursache 
der  Verengerungen  war  eine  eitrige  Entzündung  der 
Peyer*schen  Drüsen  mit  consekutiver  Narbenretrak- 
tion.  Die  beiden  untersten  Verengerungen  waren 
vollständig  durah  Traubenkeme  verlegt,  so  dass 
selbst  Wasser  nicht  mehr  durchdringen  konnte.  Anf- 
fallend  ist  es  nach  E.,  dass  während  des  entzünd- 
lichen Stadium  kein  Fieber,  keine  Diarrhöe  vorhan- 
den gewesen  war. 

Die  Anwesenheit  eines  durch  das  Rectum  einge- 
führten Fremdkörpers  gab  in  dem  folgenden  Falle 
Veranlassung  zur  Laparotomie  u.  Enterorrhapide, 

4)  Wittelshöfer,  1.  c.  p.  118.  Bin  Mann,  der 
seit  4  Wochen  an  Verstopfting  litt  und  vor  8  Tagen  die 
letzte  Entleerung  gehabt  hatte,  selgte  hochgradigen  Meteo- 
rismus  nnd  hartnäckiges  Erbrechen ,  heftige  Schroersen 
in  der  linken  Unterbauchgegend.  Am  11.  Aug.  theitte 
der  Kr.  mit,  er  habe  sich  vor  3  Wochen  einen  7  Zoll  las* 
gen  Malerpinsel  in  den  After  gesteckt ,  derselbe  sei  ihm 
entglitten  und  in  den  Dann  hinaufgemtscht.  Die  sofort 
angestellten  Versuche,  den  Pinsel  vom  Etectum  aas  ko 
eztrahiren,  schlugen  fehl,  da  man  ihn  nicht  erreichen 
konnte.  Als  einzige  Möglichkeit  den  schwer  an  Perito- 
nitis leidenden  nnd  stark  collabirtenPat.  zu  retten,  ergab 
sich  die  sofortige  Entfernung  des  Fremdkörpern  nnd  die 
WiederhersteUong  der  DarmfunkÜon.  Der  Bauchsdnitt 
(antiseptisch)  begann  an  der  linken  Spina  ant.  sap.  ilei 
nnd  zog  gegen  die  Symphyse ,  ans  der  Bauchhöhle  ergoss 
sich  kothige  Jauche.  Der  harte  Körper  wurde  sofort  ge- 
fanden und  mit  dem  Darmstüek  hervorgezogen.  Arn 
einer  mehr  als  kreuzergrossen  Oeffhung  wurde  in  der 
That  der  gut  daumendicke  Pinselstiel  extrahirt.  Die 
Bauchhöhle  wnrde  gereinigt,  die  Wnnde  im  C(4ob  descea* 
dens  mittels  der  Scheere  nmschnitten  nnd  vereinigt,  das 
Peritonäum  drainirt.  Der  Tod  trat  Abends  9  Uhr  eia. 
Die  Perforation  war  25  Ctmtr.  über  dem  Anus  erfolgt. 

Bemerkenswerth  ist,  dass  der  fest  eingekeilte 
Fremdkörper  3  Wochen  lang  im  Dann  verweilte, 
bevor  Brand  auftrat. 

5)  Berger,  1.  c.  p.  1029.  Bei  einem  Manne  war 
im  Jalil880  eine  rechtseitige  eingeklemmte  Leistenhernie 
mit  gutem  Erfolge  operirt  worden.  Am  3.  Sept.  kam  der 
Kr.  wieder  in  das  Hospital  mit  den  Zeichen  der  Innern 
Einklemmnng.  Die  Laparotomie  wnrde  sehr  bald  anter 
den  günstigsten  Bedingnngen  ausgeführt  Die  Aufsnchnng 
des  Hindernisses  war  sehr  schwierig,  nach  Perforation  des 
Darms  ergoss  sich  Koth  in  die  Bauchhöhle.  Es  bestand, 
eine  vollständige  Obliteration  des  Darmes  [wo?],  der 
„th  eil  weise"  resecirt  wurde.  Die  Darmlumina  worden 
miteinander  vereinigt.  Der  Kr.  starb  am  Abend.  Das 
Peritonäum  war  hochgradig  injicirt ;  die  Darmnaht  scbloss 
vollkommen. 

Die  Darmresektion  bei  gangränösen  Hernien 
wird  sich,  wie  Prof.  Czerny  (Berl. klin.  Wchnschr. 
XVII.  45.  1880)  hervorhebt,  nicht  in  allen  PäUen 
sofort  ausführen  lassen,  recht  oft  wird  nodi  die 
temporäre  Anlegung  einer  Kothfistel  oder  eines 
widernatürlichen  Aftei*s  nicht  zu  umgehen  sein.  Eine 
peiilierniöse  Phlegmone  z.  B.  wird  eine  sichere 
Desinfektion  und  aseptische  Heilung  der  Opei'ations- 
wunde  kaum  mehr  möglich  machen ;  bei  Erdffinmg 
des  Peritonäum  wäre  eine  Peritonitis  unvarmefdlieh. 
In  einem  solchen  Falle  wäre  es  besser^  sich  mit  dem 


VI.    Ghirargie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


161 


atten  Verfahren  ssa  begnügen.  —  Andererseits  wird 
man  bei  Zuständen  von  hochgradiger  Stase  mit  Ver- 
erbung des  Darms  oder  mit  beginnender  Dmck- 
gsDgrftn  in  Betreff  der  einzuschUgenden  Therapie  in 
Zveifel  sein^  da  häufig  der  Darm  sich  wieder  erholt, 
hiitfig;  noch  eine  sekundäre  Perforation  eintritt.     In 

I  bdden  Richtungen  sind  die  Grenzen  der  Indikation 
eist  noch  festzustellen.   Von  besonderer  Wichtigkeit 

I  «t  die  Anlegung  der  Naht  im  gesunden  Gewebe ;  die 
lliataachey  dass  am  centralen  Ende  des  Darmes 
vegen  der  Dehnungsgangrän  ausgedehntere  Störun- 
gen za  finden  sind,  ist  gleichfalls  zu  berücksichtigen. 
Der  £nderfolg  ist  schlflsslich  wesentlich  mit  von  der 
Technik  der  Darmnaht  abliängig.  Für  das  Gesagte 
sprechen  folgende  Fälle. 

1)  Czerny ,  1.  c.  Eine  43jähr.  Frau  litt  seit  dem 
l  Mai  1878  an  EinklemmimgserBclieinaDgen.  Eine  link- 
Kitige  eingeklemmte  Sclienkelhemie  konnte  nicht  repo- 
urt  werden  und  wurde  deshalb  am  7.  die  Hemiotomie 
forgenommen.  Das  Brachwasser  war  blutig  and  mit 
fibrinflocken  gemischt ,  die  eingeklemmte  Dannschlinge 
Mtsdi,  braonschwan  und  mit  ringförmigen,  schiefer- 
fruen  Schnfirfarchen  versehen.  Es  wurde  eine  Schlinge 
Bit  einem  entsprechenden  Keile  des  Mesenterium  reseoirt, 
fieander  eonvexen  Seite  10,  an  der  concaven  6ViCtmtr. 
■II8B.  Die  Darmenden ,  welche  während  der  Operation 
fOD  den  Händen  eines  Assistenten  comprimirt  wurden, 
wurden  mit  24  in  2  Reihen  gelegten  Seidennähten  ver- 
daigt  nnd  die  Wunde  im  Mesenterium  mit  6  Seidennahten 
geschlossen.  Der  Brachsack  wurde  abgebunden  und  rese- 
cirt  (antiBeptischer  Verband).  Der  Verlauf  war  sehr  ein- 
tkh;  Tom  9.  Tage  an  konnte  bereits  Fleisch  gegeben 
werden.  Am  8.  Tage  erfolgte  der  1.  Stuhlgang  nach 
diera  grossen  Klystir ;  2  Jahre  und  2  Mon.  später  hatte 
^  Kr.  regelmässigen  Stuhlgang  und  keine  Verdauungs- 
besehwerden.  Der  Anprall  an  der  Bruchpforte  war  ver- 
nefart,  es  wurde  ein  Bruchband  getragen. 

8)  Cserny,  Ibid.  Eine  mit  einem  rechtseitigen 
LeUtenbrnch  behaftete  Frau  litt  seit  dem  1.  Oct.  an  den 
Enchefaiangen  der  Einklemmung ,  war  bei  der  Aufnahme 
(4.  Oet.  1880)  bereits  sehr  coUabirt  und  erbrach  faculent 
riechende  Massen.  Die  Kr.  verstand  sich  erst  am  folgen- 
AcD  Tage  zur  Operation.  Die  Bruchgeschwulst  sass  unter 
kr  Faacie  des  Obliqnus  extemns  und  wurde  nach  oben 
T«B  den  Fasern  des  Obliquus  internus  und  transversus 
begrenzt.  Der  Bruchsack  enthielt  übelriechendes  Wasser 
Qd  sandte  ein  Divertikel  nach  oben  aussen  zwischen  dem 
MaskelUiger  2 — 3  Ctmtr.  weit ,  ein  zweites  sehr  enghal- 
iiges  verlief  dnrch  den  Leistenkanal  nach  der  Scham- 
Bype.  In  der  IGtte  des  geöfhieten  Bruchsacks  präsen- 
tiite  nch  noch  eine  pralle  Geschwulst ,  welche  erst  den 
pagnadsen  Darm  enthielt.  Es  wurden  5—6  Ctmtr.  des 
Dtfms  und  ein  Stfiek  des  Mesenterium  resecirt  und  war 
iAon  die*  erste  Nahtreihe  angelegt ,  als  die  Kr.  unter 
it^hseitigem  Erbrechen  fäculenter  Massen  collabirte 
nd  die  Athmnng  still  stand.  Die  Tracheotomie  wurde 
sofort  gemacht  und  die  Jauche  aus  den  Bronchien  und 
^  Tnchea  adspirirt.  Aber  alle  weitem  Bemflhungen, 
^  Tndiea  vom  Darminhalt  zu  befreien  und  den  Lungen 
Luft  anzufahren,  blieben  ohne  Erfolg.  —  Die  Darm- 
ttUiogen  fanden  sich  bei  der  Sektion  aufgebläht ,  hyper- 
iBiseh  and  mit  Fibrin  verklebt.  Die  Darmnaht  lag  im 
»tersten  Theil  des  Ilenm ,  die  darfiberliegenden  Partien 
*veB  mit  diphtheritischen  Substanzverlusten  versehen, 
^^^^Bsolehe  fanden  sich  im  Colon,  Die  Schleimhaut  des 
i^naenVerdauungstraktus  war  stark  hyperämisch.  —  Der 

^  kann  in  einer  event.  Statistik  kaum  einen  Platz 
fladea. 

3)Wittelsh5fer,  aus  Prof.  Billroth's  Klinik, 
Viea.  med.  Wchnschr.  XXXI.  6.   p.  116.  1881.     Bei 


Med.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  2. 


einer  Frau  bestand  seit  6  Tagen  Einklemmimg  einer  link- 
seitigen  Leistenhernie,  seit  2  Tagen  Kotherbrechen,  wes- 
wegen am  13.  Juni  1880  Abends  die  Hemiotomie  ausge- 
fiihrt  wurde.  Es  war  fast  kein  Brachwasser  vorhanden 
und  der  Bruchinhalt  mit  der  Brachsackwand  Msch  ver- 
wachsen. Die  im  Bruchsack  liegende  Dunndarmschlinge 
war  an  einer  linsengrossen  Stelle  perforirt.  Nach  Unter- 
bindung des  zuführenden  Gekröses  wurde  ein  15  Ctmtr. 
langes  Darmstück  resecirt ,  während  die  entsprechenden 
Enden  comprimirt  wurden ,  nnd  die  beiden  Enden  durch 
25  Nähte  vereinigt.  Die  Kr.  starb  ca.  5  Stunden  später. 
In  der  Bauchhöhle  fand  sich  nebst  Gas  eitrig-jauchiges 
mit  Darminhalt  gemengtes  Exsudat.  Das  Peritonäum 
war  stark  geröthet  und  getrübt.  Die  Dannnaht  befand 
sich  an  der  Grenze  zwischen  Jejunum  und  Ileum,  die 
Schnittränder  ragten  nach  innen  so  stark  vor ,  dass  das 
Lumen  nur  für  die  Spitze  des  kleinen  Fingers  durchgängig 
war.  Der  Darminhalt  in  der  Bauchhöhle  war  muthmaass- 
lich  beim  Herausziehen  der  perforirten  Dannschlinge  aus- 
geflossen. 

Die  Darmresektion  zur  Heilang  des  Anus  prae- 
ternaturalis "wuväe  zuerst  von  Prof.  Czerny  aus- 
geführt i).  Die  Dupnytren'sche  Methode  ist 
darchaos  nicht  ohne  Oefahr,  die  Schwierigkeit,  die 
Wirkung  der  Scheere  in  der  Tiefe  zu  controliren, 
die  lange  Dauer  der  Behandlung,  das  häufige  Zurück- 
bleiben von  Kothfisteln,  sind  weiterhin  grosse  Uebel- 
stände.  Dazu  kommt  noch,  dass  bei  starker  Ver- 
engerung oder  gänzlicher  Verschliessung  des  rück- 
laufenden Schenkels,  oder  in  solchen  Fällen,  wo  der 
Darm  nicht  direkt  nach  aussen ,  sondern  in  andere 
Leibeshöhlen,  z.  B.  die  Blase,  mündet,  die  Scheere 
nicht  verwendet  werden  kann.  In  solchen  Fällen 
wäre  die  Eröffnung  der  Bauchhöhle,  Lösung  der 
Schlinge  von  der  Bauch  wand,  Naht  der  Darmöffiiung 
und  Verschluss  der  Bauch  wunde  das  einzuschlagende 
Verfahren.  Sollte  die  Darmwand  in  der  Umgebung 
der  Fistel  soweit  zerstört  und  verwachsen  sein,  dass 
man  sie  nicht  mehr  durch  die  Naht  zu  einem  ge- 
schlossenen Kanäle  umwandeln  könnte,  so  müsste 
dieses  Stück  resecirt  werden.  Wir  stellen  im  Fol- 
genden die  bisherige  Casuistik  zusammen,  die  ab- 
weichende Technik  der  einzelnen  Operationen  wird 
sich  dann  aus  jedem  einzelnen  Falle  ersehen  lassen. 

1)  Czerny,  1.  c.  p.  28.  Ein  48jähr.  Mann  war  im 
J.  1867  durch  Anlegung  der  Darmscheere  (C.  O.  W  e  b  e  r) 
von  einem  widematnrUchen  After  geheilt  worden.  Im 
Januar  1876  trat,  wahrscheinlich  unter  gleichzeitiger 
Vergrösserung  der  Hernie,  ein  neuer  Kothabscess  auf. 
Anfrischung  der  Ränder  und  Naht  (Simon),  später 
Aetznng  der  zurückgebliebenen  2  kleinen  Fistein  führten 
bis  Februar  1876  Heilung  herbei ,  doch  öffnete  sich  be- 
reits im  November  die  Narbe  wieder.  Rechts  war  (3.  Dec. 
1876)  eine  2  Fäuste  grosse  Scrotalhernie  vorhanden,  an 
deren  Vorderfläche  2  weisse  Narben  verliefen ;  zwischen 
diesen  befand  sich  eine  federkieldicke  Fistel,  die  im 
untern  Drittel  des  Scrotum  lag  und  aus  der  sich  20  bis 
40  Min.  nach  der  Nahrungsaufnahme  gelb  weisse ,  theils 
rahmige,  theils  schaumige  Flüssigkeit  entleerte.  Der 
Bruch  Hess  sich  bis  auf  einen  zur  Fistel  verlaufenden 
Strang  reponiren.  Da  vielfache  Aetzungen  nicht  zum 
Ziele  führten,  wurde  (14.  Mai  1877)  die  Operation  vor- 
genommen. Die  Kothflstel  wurde  zunächst  mit  einer  pro- 
visorischen Kürschnemaht  verschlossen,  um  das  Heraus- 

>)  Beiträge  zur  operat.  Chirurgie.  Stuttgart  1878. 
p.  28. 

21 


162 


VI.     Chirar^e^  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


fliesflen  von  Darminlialt  während  der  Operation  zn  ver- 
hindern. Hierauf  wnrde  ein  ca.  10  Ctmtr.  langer  Schnitt 
durch  die  äussere  Narbe  geführt,  weil  hier  die  Darm- 
schlingen mit  dem  Brnchsacke  nicht  verwachsen  zn  sein 
schienen,  und  der  Bruchsack  eröfliiet.  In  demselben  be- 
fand sich  ein  Netzstrang  und  eine  Dnnndarmschlinge,  die 
bis  auf  eine  ö-Markstückgrosse  Stelle  in  der  Umgebung 
der  Fistel  frei  war.  Diese  Verwachsung  wurde  möglichst 
entfernt  vom  Darme  blutig  gelöst,  wobei  ziemlich  dicke 
Schwarten  an  letzterem  hängen  blieben.  Zuletzt  wnrde 
der  Fistelrand  abgetrennt,  die  Ränder  wurden  geglättet 
und  mit  3  Catgut-Knopfnähten  vereinigt.  Die  Fäden 
wurden  3—4  Mmtr.  weit  vom  Rande  der  Fistel  von  der 
Serosa  aus  eingestochen  und  dicht  vor  der  Schleimhaut 
herausgeführt.  Ueber  dieser  Nahtreihe  wurden  die  be- 
nachbarten Pseudomembranen  noch  durch  5  Nähte  ver- 
einigt. Diese  wurden  von  der  Serosaseite  des  Darmes 
nach  Art  der  Lemberfschen  Nähte  geführt,  ohne  in  das 
Darmlumen  einzudringen.  Der  Bruchsackhals  wurde  um- 
schnürt und  abgebunden,  die  Bruchpforte  mit  einer  vier- 
fach gekreuzten  Miedemaht  verschlossen  und  darüber 
die  Bauchwunde  vereinigt.  Der  Verlauf  war  ein  sehr 
günstiger ;  16  T.  nach  der  Operation  war  die  Wunde  ge- 
heilt, von  da  an  wurden  auch  feste  Speisen  erlaubt.  Der 
Kr.  wurde  am  7.  Aug.  mit  fester  Narbe  entlassen,  von 
der  Hernie  war  keine  Spur  nachzuweisen. 

2)  Derselbe,  1.  c.  p.  32.  Ein  40  J.  alter  Mann 
war  mit  einer  rechtseitigen  Kothflstel  behaftet.  Im  rech- 
ten Hodensacke  befand  sich  eine  Geschwulst,  die  vom 
Leistenring  bis  zum  untern  Ende  des  Scrotum  25  Ctmtr. 
maass ;  der  Umfang  betrug  39  Ctmtr. ;  9  Ctmtr.  unter- 
halb des  äussern  Leistenrings  fand  sich  eine  für  den 
Daumen  durchgängige  Oeffnung,  aus  welcher  ein  deut- 
liche peristaltische  Bewegungen  zeigendes  Darmstück  pro- 
labirte.  Die  Geschwulst  Hess  sich  bei  horizontaler  Rücken- 
lage bedeutend  verkleinem.  —  Die  Fistel  wurde  wieder 
provisorisch  durch  eine  Kürschnemaht  geschlossen  (2.  Juli 
1877).  Ein  über  10  Ctmtr.  langer  Hautschnitt  legte  den 
Bruchsack  bloss.  Um  an  den  freien  Darmtheil  zu  kom- 
men, musste  der  Schnitt  im  Brnchsacke  bis  dicht  an  die 
Brnchpforte  verlängert  und  dann  auch  bis  auf  den  Grund 
des  Hodensackes  herabgeführt  werden,  um  bei  der  Lö- 
sung der  an  der  Vorderfläche  angewachsenen  Dünndarm- 
schlinge einen  Ueberblick  zu  gewähren.  Die  Loslösung 
gelang  grösstcntheils  stumpf,  die  Blutung  war  ziemlich 
beträchtlich.  Die  Darmschlinge  war  seitlich  geknickt, 
ihre  beiden  Schenkel  waren  unter  sich  verwachsen.  Nun 
wurde  der  Darm  vom  Fistelrande  abgeschnitten ;  doch 
floss  dabei  trotz  sorgfaltiger  Compression  etwas  grünlich- 
gelber Darmschleim  in  den  Bruchsack.  Die  Darmfistel 
war  jetzt  3 — 4  Ctmtr.  lang,  sie  wurde  sorgfaltig  geglättet 
und  mit  7  Catgut-Knopfnähten  vereinigt.  Darüber  folgte 
noch  eine  zweite  Reihe  von  eben  so  vielen  Nähten,  über 
welchen  an  einer  weniger  dichten  Stelle  noch  in  einer 
dritten  Reihe  3  Nähte  angelegt  wurden.  Dadurch  wurde 
das  Darmlumen  allerdings  um  die  Hälfte  seines  Durch- 
messers verengt,  doch  glaubte  Cz.  lieber  eine  solche  Ste- 
nose in  den  Kauf  nehmen  zu  sollen,  als  die  Ausschaltung 
des  ganzen  angewachsenen  Darmstückes  vorzunehmen. 
Die  Darmschlinge  wurde  reponirt.  Vom  Bruchsacke  und 
von  der  Scrotalhaut  wurde  ein  elliptisches  Stück,  welches 
die  infiltrirten  Hautränder  der  alten  Fistel  enthielt,  weg- 
geschnitten. Die  nun  folgende  Ligatur  des  Bruchsack- 
halses schloss  die  Bauchhöhle  nicht  vollkommen  ab,  da 
der  Schnitt  höher  hinaufging,  als  die  Ligatur  angelegt 
werden  konnte.  Auch  der  Verschluss  der  Bruchpforte 
durch  eine  5mal  gekreuzte  Catgut-Miedemaht  war  schwie- 
rig. In  den  ersten  Tagen  war  der  Leib  etwas  aufgetrie- 
ben, es  erfolgte  auch  öfters  Erbrechen,  doch  konnte  der 
Kr.  am  14.  Juli  bereits  Fleischspeisen  geniessen  und  am 
16.  aufstehen. 

3)  Prof.  Dittel,  Wien.  med.  Wchnschr.  XXVm.  48. 
p.  1266. 1878.  Eine  47jähr.  Frau,  bei  welcher  ein  recht- 
seitiger  Schenkelbruch  schon  einmal  mit  Glück  operirt 


worden  war,  acqnirirte  zum  2.  Male  eine  Einklemmung 
desselben  Bruches,  welche  ohne  Operation  mit  Gangrän 
nnd  Perforation  heilte.  Bei  der  Aufnahme  (1.  Aug.  1878) 
fand  sich  in  der  rechten  Schenkelbeuge  ein  7  Ctmtr. 
langer,  3Vs  Ctmtr.  breiter  Substanzverlust,  ans  welchem 
die  stark  ektropirte  Darmscbleimhaut  hervorragte,  die 
sich  bei  aufrechter  Stellung  bis  auf  12  »13  Ctmtr.  ver- 
längerte. Die  beiden  Darmschenkel  schienen  gekreuzt 
zu  sein.  Man  konnte  femer  deutlich  zwei  nach  aussen 
mündende  Darmlumina  unterscheiden.  Da  keins  der 
gebräuchlichen  Verfahren  sichern  Erfolg  zu  versprechen 
schien,  so  nahm  D.  (8.  Oct.)  die  Darmresektion  vor  (anti- 
septisch). Rings  um  den  ovalären  Narbenrand  wnrde  ein 
Schnitt  durch  Haut,  Muskulatur  und  Peritonäum  geführt, 
so  dass  der  Narbenrand  der  BauohöflTnnng  an  den  Rän- 
dern der  Darmschenkel  hängen  blieb.  Nach  Lösung  der 
Adhäsionen  der  Darmschenkel  und  Beseitigung  der  Kren* 
zung  wurden  dieselben  hervorgezogen.  Dabei  zeigte  ei 
sich,  dass  der  Defekt  ein  so  grosser  war,  dass  von  der 
hintern  Darmwand  nur  eine  schmale  Zunge  übrig  blieb. 
Der  Substanzverlust  befand  sich  an  der  Uebergangsstelle 
des  Dünndarms  in  den  Blinddarm,  etwa  3  Ctmtr.  von  der 
Bauhin'schen  Klappe  entfernt.  Der  Proc.  vermicularis, 
welcher  beim  Ausdrücken  ein  eitriges  Sekret  entleerte, 
wurde  dicht  an  seiner  Insertion  in  den  Blinddarm  unter- 
bunden und  abgeschnitten.  Von  dem  Afterende  beider 
Schenkel  an  dem  Narbenrande  wurde  ein  ca.  3  Ctmtr. 
grosses  Stück  resecirt.  Nach  Stillung  der  unbedeutenden 
i^lutung  wurden  die  Schnittränder  in  das  Lumen  hinein 
umgestülpt,  der  obere  Schenkel  in  den  untern  invaginirt 
und  die  Peritonäalfläche  beider  Schenkel  mittels  der  fort- 
laufenden Kürschnemaht  (Catgnt)  vereinigt.  Die  Repo- 
sition des  Darmes  wnrde  so  weit  vollendet,  dass  die  Naht 
ungefähr  in  der  Mitte  der  Bauchöffnung  vorlag.  Auf  die 
Wunde  wurde  Silk,  hierauf  Gaze  und  ein  Lister'Mhet 
Verband  gelegt.  Das  Freiliegen  der  Darmschlinge  hatte 
keinen  ungünstigen  Einfluss,  die  grosse  Oeffnung  der 
Bauchdecken  verkleinerte  sich  sehr  rasch,  so  dass  die 
Heilung  am  7.  Nov.  als  vollendet  betrachtet  werden 
konnte.  Aus  den  Winkeln  der  Darmvereinignng  entleerte 
sich  niemals  Koth,  nur  zeitweise  in  den  ersten  Tagen 
Darmgas.  Der  Stuhlgang  war  immer  schmerzlos,  so  dass 
an  Stelle  der  Einstülpung  wohl  keine  Striktnr  entstanden 
sein  dürfte.  Vom  10.  Tage  an  war  consistente  Nahrung 
gereicht  worden. 

4)  Prof.  Billroth,  Wien.  med.  Wchnschr.  XXDC. 
1.  p.  1.  1879.     Bei   einer  33jähr.  Frau  hatte  sich  vor 
4  Mon.  nach  Einklemmung  einer  rechtseitigen  Schenkel- 
hernie  ein  Anus  praetematuralis  gebildet.     Die  Kothent- 
leerang  ging  bei  anhaltender  Bettlage  immer  mühsamer 
vor  sich  und  sistirte  endlich  10  Tage  vor  der  Aufhahme 
vollständig  unter  Ileuserscheinungen.     Da  das  Hindemiss 
für  die  Kothentleerung  in  einer  narbigen  Verengerung 
der  Darmöffnung  zu  liegen  schien,  so  wurde  das  obere 
Ende  des  Darmes  mittels  elastischer  Katheter  aufgesucht 
und  dilatirt,  worauf  sich  Koth  u.  Gas  entleerten.   Bei  der 
Untersuchung  in  Narkose  (6.  Nov.  1878)  fand  sich  das  ab- 
führende Darmstück  nach  rechts,  das  zuführende  nach 
links  gelagert.    Ebendort  befand  sich  auch  eine  tief  in 
das  Becken  hineinführende,  eiternde  Höhle,  weshalb  das 
Lig.  Poupart.  nach  oben  gespalten  wurde.     Bei  weiterer 
Präparation  lösten  sich  auch  die  das  untere  Darmstfick 
fixirenden  Narben.    Dadurch  war  der  Darm  ganz  M 
geworden  nnd  liess  sich  leicht  hervorziehen,  auch  das  zu- 
führende Darmstück  entfaltete  sich  immer  weiter.  Unter 
diesen  Umständen  war  an  die  ursprünglich  beabsichtigte 
Anlegung  der  Darmscheere  nicht  mehr  zn  denken.    ^ 
blieb  nur  übrig,  entweder  die  Dannöffnung  weiter  vom 
anzunähen,  also  den  widernatürlichen  After  zu  belassen, 
oder  die  Darmresektion  mit  nachfolgender  Naht  vorzn- 
nehmen.   B  i  1 1  r  o  t  h  wählte  das  letztere  Verfahren.  Nach 
Entfernung  der  nlcerirten  Ränder  zeigte  sich  der  Dnrcb- 
messer  des  oberen  Dannendes  bedeutend  grösser,  als  der 
des  unteren.    Zur  Ausgleichung  dieser  Differenz  wurde 
am  oberen  Ende  eine  Längsfalte  gebildet,  seitlich  umg^ 


VI.     Chirurgie^  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


163 


I^  und  mit  einigen  Nähten  flxirt ,  welche  am  offenen 
Limeo  die  Moscalaris  ganz  amfassten  und  dann  immer 
gacher  wurden.  Die  nun  gleich  weiten  Lumina  wurden 
Uenaf  in  der  gewohnlichen  Weise  vereinigt.  Die  Mncosa 
ininie  nicht  mitgefasst.  Der  Darm  wurde  reponirt  und 
dB  starker  Drain  in  die  Abscesshohle  eingelegt;  die 
inssere  Wunde  konnte  nicht  genäht  werden.  Am  1.  Tage 
erfolgte  Erbrechen,  am  3.  Tage  gingen  zum  ersten  Male 
Winde  and  Koth  ab.  Der  Beckenabscess  erheischte 
gnMs«  Sorgfalt  und  verzögerte  lange  die  schlusslich  ein- 
tretende vollständige  Heilung. 

5)  Dr.  Bichard  Wittelshöfer,  Arch.  f.  klin. 
Cbir.  XXIV.  3.  p.  582.  1879.  Am  23.  Febr.  1879  wurde 
uf  Prof.  Billroth's  Klinik  ein  IGjähr.  Mann  aufge- 
nommen, welcher  seit  ca.  2  Mon.  an  einem  widematnr- 
fiefaen  After  in  der  rechten  Ingninalgegend  litt.  Der  Kr. 
YV,  trotz  beinahe  unaufhörlichem  Essen,  auf  s  Aeusserste 
abgemagert  und  entkräftet.  An  der  rechten  Bauchseite 
oberiialb  des  Lig.  Ponpart.  befand  sich  eine  16  Ctmtr. 
luge,  6  Ctmtr.  breite  Wunde,  aus  welcher  eine  mit  einer 
eigai  Oeflhnng  versehene,  aus  prolabirter  Darmschleim- 
bist  bestehende  (Geschwulst  sich  hervordrängte.  Unter 
denelben  fond  sich  eine  2.  Oeffiiung,  aus  welcher  sich 
&8t  oontinuirlich  Fäkalmassen  entleerten.  Da  eine  Bes- 
lenmg  des  Ernährungszustandes  nicht  erzielt  werden 
konnte,  so  beschloss  B.,  die  direkte  Vereinigung  beider 
Darmenden  vorzunehmen.  (3.  März.)  Die  beiden  Darm- 
DÜndungen  worden  zuerst  durch  Hautschnitte  biosgelegt, 
kieraaf  —  meast  stumpf  —  losgelöst  und  die  verdickten 
iSnden  des  Darmes  in  Ausdehnung  von  1.5,  resp.  SCtmtr. 
abgeschnitten.  Die  Oeffnungen  der  Darmenden  wurden 
ueh  Einstülpong  der  Bänder  durch  Vereinigung  von 
Serosa  mit  Serosa  verschlossen.  Die  Nähte  gingen  durch 
Serosa  and  MuBCularis.  Die  Ausgleichung  der  Differenz 
itt  Lomina  erfolgte  durch  massige  mechanische  Dehnung 
des  anteren  (dünneren)  Endes.  Nach  4  Wochen  konnte 
derbiahend  aussehende  Kr.  als  gehellt  betrachtet  werden. 

6)  Derselbe,  Wien.  med.  Wchnschr.  XXXI.  3. 
p.  63.  1881.  Ein  körperlich  sehr  heruntergekommener 
Mann  war  seit  ca.  3  Mon.  mit  einer  rechtseitigen  Koth- 
Istel  behaftet,  die  sich  nach  einer  Herniotomie  gebildet 
katte,  bei  welcher  der  Darm  gangränescirend  gefunden 
worden  war.  Vor  der  äusseren  Oeffnung  des  rechten 
liCtstenkanals  zeigte  sich  eine  nach  abwärts  ziehende, 
ea.  7  Ctmtr.  lange  eingezogene  Narbe,  in  der  3,  etwa 
ertnengrosse  Fistelöffnungen  sichtbar  waren,  lieber  dem 
Poopart'schen  Bande  war  gleichfalls  eine  Narbe  mit 
Fistel  sichtbar.  Nach  sorgfältiger  Pflege,  Entleerung  des 
Dannsu.  s.  w.,  wurde  am  23.  Juni  1880  die  Operation 
Torgenommen.  Nach  Spaltung  der  Fisteln  u.  Abtragung 
TOD  deren  Rändern  wurde  das  neben  der  äusseren  Leisten- 
kanalöffnung  mündende,  zufuhrende  Darmstück  stumpf 
abgelSst  und  vor  die  Wunde  gezogen.  Schwieriger  war 
das  abführende  Ende  zu  finden,  das  in  der  Tiefe  der 
Waodhöhle  in  diese  aufgegangen  war.  Nach  Resektion 
von  je  1.5  Ctmtr.  der  verdickten  Darmenden  wurden  die- 
selben durch  17  Seidensnturen  mit  einander  vereinigt. 
Die  Heilang  verlief  ungestört  und  am  7.  August  konnte 
der  Kr.  entlassen  werden. 

7)  Dr.  Oraefe,  Berl.  klm.  Wchnschr.  XVHI.  8. 
p.  104.  1881.  Bei  einem  30jähr.  Arbeiter  wurde  am 
12.  Mai  1880  wegen  eines  eingeklemmten  linken  äussern 
Leistenbruches  in  der  chir.  Klinik  in  Leipzig  die  Hernio- 
tomie aasgeführt.  Wegen  der  üblen  Beschaffenheit  des 
Dvmes  musste  man  von  der  Reposition  absehen  n.  wurde 
die  Darmsehlinge  vor  der  Bruchpforte  liegen  gelassen. 
Kaeh  2  Tagen  erfolgte  die  Abtragung  derselben,  da  sie 
ginzfieh  gangränös  geworden  war.  Es  bildete  sich  ein 
Anns  praeternaturalis.  Am  23.  Juli  wurde  die  Resektion 
mit  naehfolgender  Darmnaht  von  Prof.  T  hier  seh  aus- 
gefüiirt  Nach  sorgfältiger  diätetischer  Vorbereitung  des 
Kr.  wurden  die  flstelränder  umschnitten  und  die  Darm- 
eoden  (wahrscheinlich  dem  untersten  Ende  des  Ileum  an- 
Miig)  losgelöst  und  hervorgezogen.    Der  Verschluss 


der  Lumina  geschah  durch  mit  Gummiröhren  gedeckte 
Polypenzangen.  Von  dem  zuführenden  Rohre  musste  ein 
6  Ctmtr.  langer,  von  dem  abführenden  ein  4  Ctmtr.  langer 
Streifen  resecirt  werden,  der  Querschnitt  beider  Rohre 
war  gleich  gross.  Die  Vereinigung  der  Lumina  geschah 
durch  LenÄert'sohe,  in  2  Reihen  angelegte  Nähte.  Nach 
Entfernung  der  Zangen  zeigte  sich  keine  Abklemmunga- 
fnrche  oder  CirkulationsstÖrung.  Um  die  Reposition  des 
Darmes  zu  erleichtem,  wurde  der  Weichtheilschnitt  nach 
aufwärts  erweitert,  die  Bruchpforte  und  die  Bauchwunde 
mit  starkem  Catgut,  die  äussere  Wunde  mit  Seide  ver- 
näht. Der  Verlauf  war  sehr  günstig.  Bis  zum  6.  Tage 
nach  der  Operation  erhielt  der  Kr.  überhaupt  keine  Nah' 
rungy  von  da  ab  flüssige  Kost  und  nur  ganz  allmälig  consi- 
stentere  Speisen.  Der  erste  Stuhlgang  erfolgte  am  9.  Tage. 
Anfang  September  konnte  der  Kr.  mit  einem  Bruchbande 
entlassen  werden.  Strlkturerscheinungen  waren  auch 
2  Monate  später  nicht  vorhanden. 

G.  ist  der  Ansicht ,  dass  bei  Oangrän  des  Dar- 
mes der  Herniotomie  nicht  sofort  die  Darmnaht  fol- 
gen soll.  Die  Qefahr  der  einzeitigen  Operation  liege 
besonders  darin,  dass  die  Grenze  der  Lebensfähig- 
keit y  bez.  der  septischen  Infiltration  des  Darmes  so 
schwer  zu  bestimmen  sei.  Weiterhin  sind  noch  die 
entzündliche  Reizung  des  Peritonänm  und  die  Fül- 
lung des  Darmes  beachtenswerthe  Gefahren,  die  man 
durch  vorläufige  Anlegung  eines  künstlichen  Afters 
vermeidet.  —  Die  Lumina  der  Darmöffnungen  kön- 
nen am  besten  provisorisch  in  situ  zugeschnürt  werden, 
z.  B.  mit  der  Dieffenbach*Bchen  Schnürnaht,  dann  erst 
wird  der  Darm  mobil  gemacht  und  vor  den  Zangen 
genäht.  Letzteres  verhütet  sicherer  eine  Infektion, 
als  das  Nähen  hinter  den  Zangen  (Kocher).  Bei 
sorgfältiger  Anlegnng  einer  doppelten  Reihe  von 
Nähten  kann  man  den  Darm  sofort  reponiren,  die 
Bauchhöhle  scbliessen  und  die  Hautwunde,  wenn 
nöthig,  mit  Drains  versehen. 

381.  Ueber  Tuberkulose  des  Auges. 

Dass  sich  Tuberkelknoten  auch  in  der  Iris  bil- 
den können,  ist  zuerst  durch  einen  von  Gradenigo 
1869  publicirten  Fall  bekannt  geworden,  später  ist 
von  Ginlio  Saltini  ein  Fall  beobachtet  und  nach 
Enucleation  des  Anges  die  Diagnose  durch  Man- 
fred! (1875)  bestätigt  worden.  In  Deutschland 
hatte  Perls  2  Jahre  früher  im  Arch.  f.  Ophthalm. 
XIX.  1.  p.  221  eine  Beobachtung  bekannt  gemacht, 
welche  auch  in  unsern  Jahrbb.  (CLXI.  p.  280)  refe- 
rirt  worden  ist.  Hierauf  haben  Weiss  (Arch.  f. 
Ophthalm.  XXIU.  4.  p.  57. 1877)  und  Baum  gar - 
t  e  n  (Das.  XXIU.  3.  p.  185.  vgl.  Jahrbb.  CLXXXIII. 
p.  63)  eine  kritisch  referirende  Darstellung  der 
Lehre  von  der  Tuberkulose  mit  Beziehung  auf  ihre 
Lokalisation  im  Auge  gegeben.  H an  seil  (Das. 
XXV.  4.  p.  1.  1873)  hatte  versucht,  sich  durch 
Impfungen  über  die  Natur  der  käsigen  Massen 
genauere  Gewissheit  zu  verschaffen,  welche  aber 
negativ  ausgefallen  waren.  Samelsohn  m  Cöln 
hat  ferner  (Centr.-Bl.  f.  prakt.  Ahkde.  III.  p.  219. 
Juü  1879  und  IV.  p.  39.  Febr.  1880)  mit  Ver- 
impfung  der  dem  enncleirten  Bulbus  entnommenen 
Masse  einmal  einen  negativen,  zweimal  positiven 
Erfolg  gehabt. 


164 


VI.     Chirargie,  Ophthalmologie  a.  Otiatrik. 


Bei  dem  einen  Thiere  (Kaninchen)  trat  zaerst  ein 
käsiger  Abscess  auf  dem  Bücken  und  an  der  Unterlippe 
auf,  in  der  6.  Woche  waren  in  beiden  Augen  typische 
Tuberkeleruptionen  aufgetreten.  Nachdem  das  Thier  ge- 
tödtet  war,  fanden  sich  kleine  Knötchen  in  der  Pia-mater 
und  auf  der  Leber,  ein  Abscess  in  der  Paukenhohle,  aber 
keine  Lungentnberkel.  Von  diesem  Thiere  wurde  in 
fünf  Generationen  weiter  geimpft  und  stets  wurden  wie- 
der tuberkulöse  Produkte  erhalten. 

Neuerdings  hat  Gand.  med.  Arthur  Costa- 
Pruneda  in  Göttingen  solche  Versuche  wiederholt 
(Arch.  f.  Ophthal.  XXVI.  2.  p.  174.  1880.) 

Bei  einem  9 — 10  Mon.  alten  Mädchen  war  von 
den  Angehörigen  ein  gelbes  Fleckchen  auf  der  Iris 
des  linken  Auges  bemerkt  worden,  wonach  die  ganze 
Iris  alsbald  tiUbe  geworden  war.  Die  Mutter  war 
bald  nach  Geburt  des  Kindes  an  der  Auszehrung 
verstorben.  Das  Auge  zeigte  Eiter  in  der  Vorder- 
kammer und  neben  dem  äussern  Homhautrand  einen 
gelblichen  Buckel,  die  Ciliargegend  war  vorgetrie- 
ben. 

Die  Untersuchung  des  enucleirten  Augapfels  ergab 
Folgendes :  Die  vordere  Kammer  war  mit  einer  käsigen 
Masse  erfüllt ,  wobei  der  grössere  Theil  der  Iris,  sowie 
ein  Stuck  vom  Ciliarkörper  zu  einer  gelblichen  Geschwulst 
umgewandelt  war ,  welche  da ,  wo  sie  die  Hornhaut  vor- 
trieb ,  letztere  erheblich  verdünnt  hatte.  Die  Masse  be- 
stand wesentlich  aus  Bundzellen ,  zwischen  denen  verein- 
zelte Spindelzellen  als  Beste  der  normalen  Iris  erschienen ; 
innerhalb  dieser  Bundzellen  waren  zahlreiche  Herde  ein- 
gelagert ,  deren  Gentrum  von  typischen  Biesenzellen  (mit 
zahlreichen  Ausläufern  und  fein  gekörntem  Protoplasma 
versehen)  eingenommen  war. 

Von  der  aus  dem  Auge  entleerten  breiartigen  Masse 
wurde  einem  Kaninchen  in  die  vordere  Kammer  des  einen 
Auges  eingespritzt ,  in  die  des  andern  Auges  wurde  ein 
Stückchen  fester;ßr  Masse  durch  eine  Hornhautwunde  ein- 
gebracht ,  die  Operation  wurde  streng  antiseptisch  vorge- 
nommen. An  dem  2.  Auge  trat  nach  ca.  5  Wochen  Injek- 
tion der  Hornhaut  ein,  nachdem  man  noch  nach  4  W.  einen 
Best  von  der  eingebrachten  Masse  hatte  sehen  können. 
Alsbald  entstanden  in  der  Iris  kleine  graue  Knötchen, 
welche  schlnsslich  die  ganze  Oberfläche  bedeckten  und 
die  vordere  Kammer  ausfüllten,  während  sich  von  der 
Narbengegend  aus  auch  in  der  Hornhaut  miliare  Knötchen 
bildeten  und  schlüsslich  hier  zu  einem  erbsengrossen 
Tumor  verschmolzen.  An  dem  ersten  Auge  erschien, 
nachdem  binnen  wenigen  Tagen  die  injioirte  Masse  ver- 
schwunden war,  am  20.  Tage  nach  der  Impfung  das  erste 
graue  Irisknötchen ,  dem  fast  täglich  mehrere  neue  folg- 
ten. Nach  10  Tagen  wurde  dieser  Bulbus  enucleirt ,  das 
Irisgewebe  war  reichlich  von  runden  Herden  durchsetzt, 
diese  bestanden  aus  Bundzellen,  im  Gentrum  war  eine 
strukturlose ,  höchst  feinkörnige ,  stark  glänzende  Masse 
vorhanden ,  welche  in  den  grössern  Knötchen  vollständig 
käsig  ersclüen.  Biesenzellen  fanden  sich  in  diesen  Her- 
den am  KaniuQhenauge  nicht. 

Ganz  ähnlich  wie  in  dem  Falle  des  Mädchens 
war  der  Befund  in  einem  von  Dr.  Steffen  dem 
Vf.  ttberschickten  Bulbus ,  welcher  einem  6  Monate 
alten  Knaben  enucleirt  worden  war.  Man  hatte  hier 
zunächst  an  hereditäre  SyphiUs  gedacht  und  eine 
Schmierkur  ohne  Erfolg  gemacht.  Das  Kind  blieb 
mehrere  Monate  nach  der  Enucleation  gesund,  starb 
aber  dann  an  »,Krämpfen^^ 

Dr.  H.  Büter  in  Berlin  berichtet  (Arch.  f. 
Ahkde.  X.  2.  p.  147.  1881)  über  IristuberhUose 
bei  einem  2jähr.  Knaben  am  linken  Auge.  Von  den 


5  Geschwistern  des  Knaben  waren  4  scrofoUto ,  er 
selbst  hatte  in  der  letzten  Zeit  2mal  KrampfanfilUe 
gehabt  und  die  Mutter  hatte  schon  damals  einen 
grauen  Punkt  ^^in  der  Pupille^'  bemerkt. 

Die  Untersuchung  ergab ,  dass  eine  käsige  Masse  die 
nach  der  Schläfenseite  zu  gelegene  Hälfte  der  Vorder- 
kammer  vollständig  ausfüllte ;  oben  am  Homhaatrande  in 
der  Sklera  sah  man  einen  gelbweissea  promineaten  Kno- 
ten. Die  Krämpfe  wiederholten  sich  nach  der  Enuclea- 
tion noch  einmal ,  wobei  eine  linkseitige  Parese  auftrat ; 
über  das  spätere  Schicksal  ist  nichts  mitgetheilt. 

Der  enndeirte  Bulbus  hatte  noch  seine  normale 
Form.  Die  in  der  Vorderkammer  befindliche  Masae  war 
vollständig  mit  der  Iris  verwachsen.  In  der  Zelleninfil- 
tration unterschied  man  eine  grosse  Zahl  kugeliger  Hau- 
fen ,  bestehend  aus  Kernen  und  mächtigen ,  vielkemigea 
Biesenzellen  mit  Fortsätzen ,  letztere  schienen  in  ein  den 
ganzen  Haufen  durchziehendes  Netz  überzugehen ,  zwi- 
schen dessen  Haschen  grosse,  rundliche  Zellen  o.  weiter 
nach  aussen  lymphoide  Zellen.  Das  ganze  kngUge  Ge- 
bilde war  von  Pigmentzellen  eingesäumt.  Gefässe  waren 
in  denselben  nicht  vorhanden.  Die  Färbung  mit  Eosia 
und  Hämatozylin  erwies  sich  zur  Darstellung  am  geeignet- 
sten ,  da  das  tuberkulös  inflltrirte  Gewebe  nur  roth ,  du 
sonstige  Gewebe  blau  gefärbt  wurde.  Ausserdem  bestand 
Cyklitis,  partielle  Trübung  der  zusammengedrückten 
Linse,  Aderhaut  und  Netzhaut  waren  normal. 

Dr.  Arthur  Brflckner  inGöttingen  berichtet 
(Arch.  f.  Ophthalm.  XXVI.  3.  p.  154.  1880)  über 
doppeheiiige  disaeminirte  Tuberkidose  der  Chorioi- 
dea  mit  gleichzeitiger  Papilloretinitis. 

Ein  2Jähr.  Mädchen  war,  nachdem  8  Tage  lang  wie- 
derholt Erbrechen  aufgetreten,  unter  den  Symptomen 
einer  tuberkulösen  Meningitis  erkrankt.  Beide  Papillen 
waren  weisslich  getrübt  und  etwas  prominent,  Venen  und 
Arterien  ausgedehnt.  Am  rechten  Auge  nach  unten  und 
aussen  peripherisch  ein  gelblich-weisser ,  rundlicher ,  von 
einem  Netzhautgefäss  überdeckter  Herd ,  am  linken  Aoge 
nach  innen  von  der  Papilla  ein  ähnlicher  Herd.  Zwei 
Tage  später  starb  das  Kind. 

Die  Sektion  ergab  ausgebreitete  Tuberkel  in  der 
Pia-mater  des  Gehirns  und  Bückenmarks ,  beträchtlioheo 
Hydrops  der  Ventrikel,  femer  miliare  Tuberkel  der 
Lungen  und  der  Schilddrüse ,  verkäste  Bronchialdrfisen. 
Femer  wurde ,  wiewohl  kein  beträchtlicher  Hydrops  der 
Sehnervenscheide  vorhanden,  doch  das  Vorhandensein 
einer  Neuritis  optici  nachgewiesen.  In  der  Aderhaut  des 
rechten  Auges  fanden  sich  zwei  stecknadelkopliBfrosse 
Tuberkel,  in  der  des  linken  Auges  fanden  sich  deren  fünf. 
Die  Bestandtheile  dieser  Knötchen  waren  kleine  Bund- 
zeUen,  von  denen  die  weissen  nur  einen  sehr  grossen 
Kern  hatten,  nach  dem  Centram  zu  fanden  sich  mndliche 
oder  polygonale ,  epitheloide  Zellen ,  im  Centram  selbst 
Biesenzellen  mit  Fortsätzen,  oder  auch  als  späteres  Sta- 
dium eine  formlose ,  glänzende  Masse. 

In  der  Begel  kommt  der  Aderhauttuberkel  ohne 
Neuritis  optici  vor.  Der  ei-wähnte  Fall  ist  daher 
eine  sehr  seltene  Ausnahme  von  dieser  Regel.  Vf. 
erwähnt  noch,  dass  Sieffert  und  Salomonje 
einen  solchen  Fall  beschrieben  haben,  und  theüt 
noch  einige,  bekanntlich  der  Deutung  nach  sehr  uo 
zuverlässige  Beobachtungen  Bouchnt's  mit. 

Prof.   Manz  beobachtete   (Klin.  Mon.-Bl.  f* 
Ahkde.  XIX.  p.  18.  Jan.  1881)  eine   ckronisehe 
Tuberkulose  der  Aderhaut  bei  einem  8jähr.  Knabeo.  | 
Beide  Augen  waren  nach  links  abgewichen,  beide  ^ 
Papillen  waren  sehr  blass,  im  linken  Auge  fanden  ' 
sich  an  mehreren  Stellen  buckelf&rmige  Hervortrei- 
bungen.  Der  schon  vorher  an  mehrfachen  Bewegusg<' 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  a.  Otiatrik. 


165 


stönmgeD  leidende  Knabe  starb  mehrere  Wochen 
gpiter.  Die  Sektion  ergab  mehrfache  Tnberkel  im 
Hira  von  Haselnossgrösse  und  einen  solchen  imLen- 
dentheil  des  Rflckenmarks  ausser  miliaren  Ablage- 
ruDgen  an  verschiedenen  Stellen. 

Derselbe  Autor  berichtet  übrigens  noch  (Das. 
ph.7)  von  einer  Tuberkulose  der  Bindehaut  rechter- 
aots  bei  einem  2  Vsjähr.  Knaben.  Ein  erbsengrosser 
Knoten  sass  im  untern  Lide,  der  Lidrand  selbst 
ze^  ein  GeschwDr  mit  zerfressenen  Rändern,  zwei 
kldne  Geschwüre  fanden  sich  am  obem  Lidrand. 
Auf  den  wunden  Flächen,  sowie  auch  auf  der  Binde- 
biot,  Sassen  kleine,  graue  Knötchen.  Am  Halse,  in 
^Unterkiefer-  u.  der Parotisgegend  waren  mehrere 
Lymphdrüsen  geschwollen.  Das  Allgemeinbefinden 
bfieb  mehrere  Monate  lang  kaum  beeinträchtigt,  hierauf 
ikr  bildete  sich  rasch  tuberkulöse  Meningitis  aus, 
der  der  Knabe  alsbald  erlag.  Das  Innere  beider 
logen  zeigte  keine  Veränderung. 

Der  Inaugnral-Dissertation  von  JuliusStahr 
(,,Zwei  Fälle  von  Irido-Cyclitia  tuberculosa/'  Halle 

1880)  entnehmen  wir  die  nachstehenden  Notizen. 

1)  In  dem  enuclehrten  Bulbus  eines  l'/sJähr.  Knaben 
bad  sich  in  der  vordem  Kammer  eine  graagelbliohe 
Xuse,  weiche  am  äassern  Comeo-Skleralrande  bereits 
lucbgebroclien  war.  Die  Hornhaut  war  durchgängig 
starii  getrabt,  die  Iris  war  bedeutend  yerdiclLt.  Glas- 
körper, Aderhaut  und  Netzhaut  erscliienenmalcroBkopisch 
unnal.  Das  Mikroslcop  wies  in  der  verdickten  Iris  reich- 
lieke  Infiltration  mit  kleinen  Ijrmphoiden  und  grossem 
kernhaltigen  Zellen  nach.  Dieselbe  Infiltration  war  anch 
m  CiUarkörper  zu  bemerken.  Die  verkäste  Masse  in  der 
Torderkammer  erschien  unter  dem  Mikroskop  feinkörnig 
wie  das  Protoplasma  der  Riesenzellen.  Vom  Fontana'- 
B^en  Lymphraom  ans  hatte  sich  ein  zellenreiches  Ge- 
webe zwischen  die  Hornhautlamellen  eingeschoben.  — 
Der  Knabe  war  ca.  Vs  J^^^  augenleidend  gewesen  und 
ea.  6  Mon.  nach  der  Entfernung  des  Auges  an  Schwind- 
neht  gestorben.  Unter  dem  Unterkiefer  nnd  am  Halse 
waren  bereits  frühzeitig  Drüsentumoren  aufgetreten. 

2)  Bei  einem  Ijähr.  Knaben  hatte  sich  ausser  Drüsen- 
KbreOnng  am  Halse  auf  der  Iris  des  linken  Auges  ein 
Uemes  Knötchen  gezeigt.  Dieses  wuchs  zu  einem  gran- 
gelbUehen ,  gefSsslosen  Knoten  heran ,  welcher  stark  in 
fie  vordere  Kammer  prominirte.  Es  wurde  eine  Iridek- 
tomie  gemacht  nnd  dadurch  dieser  grosse  Knoten  entfernt, 
wihrend  zahlreiche  submiliare  KnÖtcbcu  in  dem  sonstigen 
bi^gewebe  zurückgelassen  wurden«  Von  den  Wundran- 
ton desiriskolobom  begann  aber  bereits  in  den  nächsten 
Tigen  eine  rapide  Wuoherang,  deren  Spitze  bald  die 
Hornhaut  erreicht  hatte.  Der  Bulbus  wurde  nunmehr 
aoeleirt,  aber  bereits  nach  3—4  Wochen  erfolgte  der 
TodanLungenphthise.  —  Im  Innem  des  Tumor  fanden  sich 
nr  käsige  Massen.  Peripherisch  verliefen  in  dem  mit 
ponea ,  rnndliehen ,  kernhaltigen  Zellen  versehenen  Gre- 
webe  zahlreiche  Oefässe.  Die  hintern  Theile  des  Aug- 
apfels (Aderhaufc ,  Glaskörper  und  Netzhaut)  waren  auch 
■ikroskopiseh  unverändert.  —  Mit  dem  bei  der  Iridek- 
Me  entfernten  primären  Knoten  waren  bei  einem  Kanin- 
eben  Impfversnche  angestellt  worden,  indem  ein  Gewebs- 
stfiekchen  in  die  vordere  Kammer  eingeschoben  wurde. 
^!7^nd  das  eingebrachte  Stückchen  sich  allmälig  ver- 
kleinerte ,  wurde  die  Iris  hyperämisch  und  das  Auge  ge- 
f*^  Drei  Wodien  nach  der  Impfung  waren  die  ersten 
KiStdienln  der  Iris  sichtbar,  welche  durch  Zusammen- 
ffiesaen  nach  und  nach  einen  grossem  Knoten  bildeten. 
^  Auge  wurde  ca.  2  Hon.  nach  der  Impfung  enucleirt 
«■ddie  tuberkulöse  Natur  der  Knoten  constatirt. 

(Geissler.) 


382.  Neuere  Mittheilnngen  über  Farben- 
blindheit aus  der  skandinaviaclien  Literatur^ 

0.  £.  de  Fontenay  in  Kopenhagen  (Nord, 
med.  ark.  XU.  2.  3.  Nr.  8.  8.  1—44,  Nr.  15. 
S.  1—20.  1880)  untersuchte  im  Ganzen  9659  In- 
dividuen in  verschiedenen  Theilen  Dänemarke  auf 
Farbenblindheit  und  fand  darunter  217  (2.25o/o) 
Farbenblinde.  Von  4492  untersuchten  Männern  ge- 
hörten 1001  den  gebildeten  Erlassen  an,  davon  waren 
31  (3.090/0)  farbenblind  (llrotliblind,  4  grünblind, 
16  unvollständig  farbenblind) ;  3491  gehörten  den 
ärmeren  Klassen  an  (Handwerker,  Arbeiter,  Bauern 
u.  s.  w.),  davon  wai'en  134  (3.87%)  farbenblind 
(31  rothblind,  17  grünbUnd,  2  violettblind,  84  un- 
vollständig farbenblind). 

In  JüÜand  fanden  sich  unter  1847  Untersuch- 
ten 46  Farbenblinde  (2.49%),  darunter  20  Roth< 
blinde,  9  Grünblinde,  1  Violettblinder,  16  unvoll- 
ständig Farbenblinde.  In  Fünen  waren  unter  357 
Untersuchten  10  Farbenblinde  (2.80o/q)  ,  darunter 

1  Rothbl.,  4  Grünbl.,  5  unvollständig  Farbenblinde. 
In  Seeland  waren  unter  1080  Untersuchten  35  Far- 
benbl.  (3.24%),  darunter  8  Rothbl.,  5  Grünbl.,  22 
unvollständig  Farbenblinde ;  wenn  man  Kopenhagen, 
das  de  F.  gesondert  aufgeführt  hat,  mit  hinzurech- 
net, sinkt  das  Verhältniss  der  Farbenblinden  auf 
2.150/0.  In  Kopenhagen  wurden  6375  Personen 
untersucht,  darunter  waren  125  Farbenbl.  (1.96%), 
26  Rothbl.,  7  Grünbl.,  1  Violettbl.,  91  unvollstän- 
dig Farbenblinde.  Dieser  geringe  Prooentsatz  von 
Farbenblinden  in  Kopenhagen  rührt  daher,  dass 
unter  den  Untersuchten  die  Frauen  in  viel  grösserem 
Verhältniss  vorhanden  waren,  als  in  den  andern 
Distrikten. 

Erwachsene  (über  16  J.  alt)  hat  de  F.  im  Gan- 
zen 6945  untersucht  (4492  Männer  und  2453  Wei- 
ber), unter  diesen  allen  fanden  sich  176  (2.56%) 
Farbenblinde;  von  den  2453  Weibern  waren  nur 
11  (O.450/0)  farbenblind. 

Im  Ganzen  wurden  5840  Individuen  männlichen 
Geschlechts  untersucht,  davon  waren  201  (3^44o/o) 
farbenblind,  und  zwar  54  rothblind,  23  grttnblind, 

2  violettblind,  122  unvollständig  farbenblind.  In- 
dividuen weiblichen  Geschlechts  wurden  im  Ganzen 
3819  untersucht,  wovon  16  (0.420/o)  farbenblind 
waren  (2  rothbl.,  1  grünbl.,  13  unvollständig  far- 
benblind). Unter  den  632  weibl.  Individuen,  die 
den  gebildeten  Ständen  angehörten,  fand  sich  nicht 
eine  einzige  Farbenblinde. 

Kinder  hat  de  F.  2714  untersucht  und  damn- 
ter  41  (1. 510/0)  Farbenblinde  gefunden.  Unter  den 
untersuchten  Kindern  waren  1348  Knaben  mit  36 
(2.67o/o)  Fai'benblinden ,  1366  Mädchen  mit  5 
(0.3  70/0)  Farbenblinden.  Der  Unterschied  in  dem 
Procentverhältniss  zwischen  farbenblinden  Knaben 
und  erwachsenen  Männern,  der  lo/o  beträgt,  kann 
vielleicht  zum  Theil  durch  die  Annahme  erklärt 
werden,  dass  nnter  den  Männern  sich  nicht  blos  an- 
gebome,  sondern  auch  erworbene  Farbenblindheit 
fand. 


166 


VI.     Chirurgie^  Ophthalmologie  a.  Otiatrik. 


Von  den  217  Oberhaupt  bei  de  F.'s  Unter- 
suchangen  gefundenen  Fai*benblinden  waren  56  roth- 
blmdy  24  grünblind,  2  violettblind,  135  unvollstän- 
dig farbenblind;  Rothblindheit  ist  also  mehr  als 
doppelt  so  häufig  in  Dänemark,  als  Grünblindheit ; 
auch,  wenn  man  beide  Geschlechter  gesondert  be- 
trachtet, ergiebt  sich  ziemlich  dasselbe  Verhältniss. 
Unvollständige  Farbenblindheit  ist  hingegen  bei  wei- 
tem häufiger  beim  weiblichen,  als  beim  männlichen 
Geschlecht.  In  allen  217  Fällen  war  die  Farben- 
blindheit auf  beiden  Augen  vorhanden. 

Die  Farbe  der  Augen  hat  de  F.  bei  145  von 
den  217  Farbenblinden  notirt;  125  hatten  helle, 
nur  20  dunkle  Augen;  von  den  125  Individuen  mit 
hellen  Augen  waren  113  männlichen,  12  weiblichen 
Geschlechts,  unter  den  20  mit  dunklen  Augen  waren 
16  männlichen  und  4  weiblichen  Geschlechts.  Da- 
bei ist  indessen  zu  berücksichtigen,  dass  in  Däne- 
mark sowohl  beim  männlichen,  als  beim  weiblichen 
Geschlecht  im  Durchschnitt  helle  Augen  zu  dunklen 
im  Verhältniss  von  4 : 1  vorkommen. 

Unter  den  217  Fällen  von  Farbenblindheit  konn- 
ten nur  in  34  zuverlässige  Angaben  über  Familien- 
verhältnisse und  Erblichkeit  erlangt  werden.  Davon 
wurde  in  27  Fällen  sowohl  Vorkommen  von  Farben- 
blindheit in  den  betreffenden  Familien,  sowie  von 
Ehen  unter  Blutsverwandten  bestimmt  in  Abrede  ge- 
stellt. In  2  Fällen  war  der  Vater  farbenblind  und 
Art  und  Grad  der  Farbenblindheit  stimmte  bei  Vater 
und  Sohn  überein.  In  einem  Falle  hatte  der  Vater 
normalen  Farbensinn,  aber  1  Bruder  des  Vaters  und 

2  Brüder,  sowie  der  einzige  Sohn  des  Untersuchten 
waren  farbenblind.  Bei  einem  Farbenblinden  hatten 
Filtern  und  Grosseltem  normalen  Farbensinn,  ebenso 
wie   sein  Sohn,   dagegen  waren   sein  Bruder  und 

3  Brüder  seiner  Mutter  farbenblind,  bei  einem  an- 
dern war  der  Grossvater  von  mütterlicher  Seite  far- 
benblind, alle  andern  Verwandten  normal.  In  einem 
Falle  war  ebenfalls  der  Grossvater  von  mütterlicher 
Seite  farbenblind,  sowie  2  andere  Verwandte  von 
mütterlicher  Seite;  in  einem  Falle  waren  ein  Oheim, 
1  Vetter  von  mütterlicher  Seite  und  der  Grossvater 
der  Mutter,  ebenfalls  von  mütterlicher  Seite,  farben- 
blind. Ehen  unter  Blutsverwandten  waren  in  kei- 
ner Familie  nachzuweisen. 

Schlüsslich  theilt  de  Fontenay  folgenden 
Stammbaum  mit. 


a 


Vi 


es 

B 

o 
d 


0 

ja 
to 

CO 


r<3) 


1)  4  S5hne  a.  1  Tochter,  normal, 
ttnverheirathet  gestorben, 


> 
Q 

B 


O 


CO     ^ 

H 


4)  3  Söhne  u.  1  Tochter,  Dermal, 

5)  1  8ohn  n.  1  Tochter,  normal, 


6)  unverheirathet. 

.V  j  1  Sohn,  rothblind, 

1^)3  Töchter,  normal,  davon  1  yerheirathet ; 

8  Kinder,  davon  2  Söhne 
rothblind, 
'  .  j  3  Söhne;  1  davon  rothblind, 
'  )2  Töchter,  1  verheirathet,  von  mehreren  Kin- 
dern ders,  1  Sohn  rothblind. 


Als  Resultate  seiner  gesammten  Untersuchungen 
stellt  de  F.  die  folgenden  auf.  1)  Die  Anzahl  der 
Farbenblinden  kann  in  Dänemark  auf  über  2^/oy 
genau  2.25^/0,  angesetzt  werden.  2)  Die  Farben- 
blindheit findet  sich  bei  weitem  häufiger  unter  der 
männlichen  Bevölkerung  (3A4PIq)  als  unter  der 
weibUchen  (0.42%).  3)  Die  Farbenblindheit  scheint 
etwas  häufiger  zu  sein  unter  den  ärmeren  Klassen 
(3.87%)  als  unter  den  gebildeten  Klassen  (3.09%). 
4)  Die  Farbenblindheit  findet  sich  ziemlich  gleich- 
massig  vertheilt  über  das  ganze  Land.  5)  DieBoth- 
blindheit  scheint  häufiger  als  die  Grünblindheit,  un- 
gefilhr  im  Verhältniss  von  2  : 1.  6)  In  allen  Fällen 
waren  beide  Augen  farbenblind.  7)  Die  Faiben- 
blindheit  scheint  nicht  an  eine  bestimmte  Farbe  der 
Augen  geknüpft  zu  sein. 

Die  Untersuchungen  der  an  den  Eisenbahnen 
Angestellten  auf  Farbenblindheit  begannen  in  Däne- 
mark nach  de  Fontenay  (Hosp. - Tidende  2.  R. 
VIII.  37.  1881)  im  März  1877.  de  F,  unter- 
suchte im  Ganzen  3239  Personen  (2737  Männer, 
502  Fi-auen).  Von  den  2737  Männern  waren  82 
(3%)  farbenblind  in  verschiedener  Art,  von  502 
Frauen  3  (O.60/0).  Von  den  82  farbenblinden  Min- 
nein  waren  nicht  weniger  als  33  in  Stellungen,  bei 
welchen  die  Kenntniss  der  Signale  absolut  erforder- 
lich ist  (Bahnwärter,  Zugführer  u.  LokomotivftUurer, 
Feuermänner,  Schafiiier).  de  F.  machte  in  Folge 
dessen  den  Vorschlag,  dass  in  Zukunft  periodische 
Untersuchungen  anzustellen  seien,  die,  soweit  mög- 
lich ,  alle  Beamten  umfassten ,  auf  alle  FäUe  aber 
diejenigen,  die  inzwischen  schwerere  Krankheiten 
durchgemacht  hätten,  sowie  die  starken  Raucher  und 
Trinker,  diejenigen,  die  starker  Kälte  ausgesetzt 
seien  und  alle  diejenigen,  bei  denen  die  vorherge- 
gangene Untersuchung  Farbenblindheit  leichteren 
Grades  ergeben  habe.  Ferner  sollten  bei  neuer  An- 
stellung die  mit  der  geringsten  Abnormität  des  Far- 
bensinns Behafteten  keinen  Dienst  bekommen,  der 
Unterscheidung  der  verschiedenen  Signale  erfordere. 
Soweit  de  F.  bekannt  geworden  ist,  ist  von  dem 
Allen  nichts  geschehen,  als  dass  von  den  An- 
zustellenden der  Nachweis  normalen  Farbensinos 
verlangt  wird.  Die  Entfernung  aller  Farbenblinden 
von  Stellungen,  in  denen  Unterscheidung  der  Signale 
erforderlich  ist,  ist  nach  d  e  F.  unbedingt  ndthig,  di 
eine  Aenderung  der  Signale  nicht  durchflihrbar  ist, 
und  die  Hüifsmittel,  mittels  deren  Faifeenblinde  die 
Verwechslung  umgehen  können  sollen,  nicht  zuver- 
lässig sind. 

In  gleicher  Weise  wie  bei  Eisenbahnbeamten  hai 
die  Farbenblindheit  auch  bei  den  Seeleuten  grosse 
Bedeutung,  da  auf  der  See  dieselben  Signalfarben 
zur  Verwendung  kommen.  Nach  de  F.  muss  unbe- 
dingt gefordert  werden,  dass  jeder  am  Bord  eines 
Schiffes  thätige  Seemann  Roth,  Grün  u.  Gelb  zu  unter- 
scheiden im  Stande  ist,  nicht  Mos  die  Lotsen,  Schiffii- 
führer  und  Steuei'männer.  In  Dänemark  besteht 
seit  1877  die  administrative  Bestimmung,  dass  an 
Denjenigen,  die  als  Eleven  auf  der  Seeofificiersschole 


VI.     Cliinirgie,  Opliäialinologie  n.  Otiatrik. 


167 


Anfiiahme  finden  wollen,  Prüfung  des  Farbensinns 
Toigenommen  wird  and  Farbenblinde  kein  Steuer- 
DtoDspatent  erhalten  können.  Darauf  beschränken 
äeh  aber,  soweit  d  e  F.  bekannt  ist,  die  Bestimmun- 
gto.  Beim  Seewesen  bietet  die  Durchführung  der 
effoiderlichen  durchgreifenden  Maassregeln  aller- 
Hags  mehr  Schwierigkeiten  als  beim  Eisenbahn- 
dicMt,  aber  sie  ist  nach  d  e  F.  bei  jenem  wie  bei 
dieaem  eine  absolute  Nothwendigkeit 

Von  den  217  Farbenblinden,  die  d  e  F.  bei  sei- 
MD  gesammten  Untersuchungen  gefunden  hat,  wandte 
er  bei  74  (Nord.  med.  ark.  XII.  2.  Nr.  8.  S.  19. 
1880)  zur  Untersuchung  auch  Eisenbahnsignale  an 
tUtemen  mit  rothem  oder  grünem  Glas)  auf  einen 
Abgttnd  von  nicht  unter  40  Fuss.  Di-eissig  davon 
mreD  rothblind,  15  grflnblind,  29  nnvoUstftndig  far- 
kabünd ;  die  letzteren  gaben  alle  die  Farben  richtig 
Uy  bis  auf  einen  (ein  Zugführer),  der  Roth  stets 
GifiD  nannte,  die  gleiche  Verwechslung  beging  er 
bd  Untersuchung  mit  Holmgren's  Zephyrgarn- 
proben,  Stilling's  Tafeln  deutete  er  dagegen 
loeht.  Von  den  30  Rothblinden  nannten  Roth  25 
GrtD,  3  nannten  es  richtig,  2  waren  unbestimmt  in 
ftniD  Angaben.  Von  den  15  Grünblinden  nannten 
fiiüD  10  Roth,  3  richtig. 

£.  J.  Meilberg  (Nord.  med.  ark.  XII.  4. 
fir.  24.  1880)  hat  227  Schüler  des  Lyoeum  in 
Bdinigfors  mittels  der  Hol mgren 'sehen  Zepbyr- 
inben  untersucht,  darunter  waren  10  farbenblind, 
nd  Ewar  rothblind  4,  grünbtind  1,  violettblind  2, 
moUständig  farbenblind  3.  Schwachen  Farbensinn 
kitteii  9,  3  konnten  nicht  zwischen  hellerem  Gelb- 
NÜi  und  Rosa  unterscheiden,  18  nicht  zwischen 
BiMgifln  und  reinem  Grün,  14  nicht  zwischen  hei- 
krem  Qelbroth  und  Rosa  und  Blaugrfln  und  reinem 
Grib.  Von  den  beiden  Violettblinden  verwechselte 
fcr  eine  Grün  mit  Dunkelblauviolett,  auch  Grau, 
Gnoviolett  mit  Hellgrflngelb ,  bei  Orange  war  er 
micher  und  führte  die  Purpurprobe  mit  Schwierig- 
bit aus ;  der  andere  stellte  zusammen  Grün  und 
^,  Purpur  und  Gelbroth,  Roth  und  Orange.  Die 
Säiwftche  des  Farbensinns,  die  M.  bei  9  Individuen, 
fc  nicht  als  farbenblind  zu  bezeichnen  waren, 
Mttditete,  schien  mit  zunehmendem  Alter  abzu- 
iduaen  und  kam  von  18  J.  aufwärts  nicht  mehr 
^*  M.  meint,  dass  eine  solche  vorübergehende 
Uiwicbe  des  Farbensinns  als  mit  der  Pubertätsent- 

^mig  in  Zusammenhang  stehend  gedacht  werden 

bunte. 

Die  Young-Helmholtz'sche  Theorie  kann 

>Kb  M.  nicht  alle  in  Bezug  auf  Farbenperception 

I  ^  Farbenblindheit   beobachteten  Thatsachen   er- 

^^,  er  meint,  dass  auf  andere  Weise  keine  voll- 

^^^Bunene  Klarheit  in  dieser  Beziehung  zu  erlangen 

^  dflrfte,  als  wenn  man  folgende  2  Punkte  an- 

'^^  „1)  Das  Auge  besitzt  verschiedene  perci- 

P*^e  Otgane  nicht  nur  für  3  oder  4  verschiedene 

°«ben,  sondern  für  jede  der  verschiedenen  Farben- 

vtoi,  die  es  aufzufassen  vermag.     2)  Das  Unver- 

^^"ii^ii,  den  Eisdraek  einer  gegebenen  Farbenart 


aufzunehmen,  bedingt  die  Farbenblindheit  und  steht 
nicht  in  nothwendigem  Zusammenhang  mit  dem  Un- 
vermögen, zwischen  erhaltenen  Eindrücken  und  den 
andern  Farben  des  Sprectrum  zu  unterscheiden.^' 

0.  E.  de  Fontenay  (Hosp.-Tidende  2.  R. 
VIII.  29.  1881)  nimmt  es  für  möglich  an,  dass 
durch  systematisehe  Uebungen  des  Farbensinnes 
durch  mehrere  Generationen  hindurch  eine  vollkom- 
menere Entwicklung  des  Auffassungsvermögens  für 
Farben  erreicht  werden  könne.  Als  Stütze  dieser 
Annahme  betrachtet  er  die  Thatsaclie,  dass  Farben- 
blindheit bei  Frauen,  die  den  Farbensinn  von  Jugend 
auf  viel  mehr  üben ,  weit  seltener  vorkommt  als  bei 
Männern.  Wenn  diese  Voraussetzung  richtig  ist, 
meint  de  Font,  müssten  anhaltend  fortgesetzte 
Uebungen  des  Auffassungsvermögens  für  Farben  bei 
Männern  zu  ähnlichen  Resultaten  führen  und  mit  der 
Zeit  die  Neigung  zur  Farbenblindheit  bei  künftigen 
Geschlechtern  vermindern.  Dazu  wäre  es  indessen 
nöthig,  dass  solche  FarbenUbungen  in  allgemeinerem 
und  ausgebreiteterem  Maassstabe  betrieben  würden, 
wozu  sich  namentlich  beim  Schulunterricht  Gelegen- 
heit bieten  düifte,  z.  B.  in  Verbindung  mit  dem  Un- 
terricht in  der  Botanik,  der  Geographie,  beim  Zeich- 
nen und  in  ähnlichen  Fächern. 

JannikBjerrum  (Hosp.-Tidende  2.R.  VIII. 
3.  1881)  theilt  aus  Dr.  Edmund  Hansen's 
Augenklinik  einen  Fall  von  Hemianopsie  für  Farben 
mit. 

Der  39  J.  alte  Kr.,  der  sich  im  Uebrigen  wohl  be- 
fand, litt  seit  nngeföhr  14  Tagen  an  Kopfschmerz,  Seh- 
schwäche und  leichtem  Nebel  vor  den  Augen.  Bei  der 
Untersuchung  fand  sich  Emmetropie,  normale  Sehschärfe 
anf  beideu  Augen.  Der  auf  dem  einen  Auge  gefundene 
Farbendefekt  nach  aussen  vom  Centrum  konnte  nach 
aussen  nicht  begrenzt  werden;  anf  dem  andern  Auge  lag 
der  Farbendefekt  nach  innen  vom  Centrum;  bei  ge- 
nauerer perimetrischer  Untersuchung  fand  sich  nach 
links  zu  Hemianopsie  für  den  Farbensinn.  Alle  Farben 
wurden  vom  Fat.  Gran  benannt ;  die  gefärbten  Objekte 
wurden  im  Defekte  durchaus  dentlich  gesehen,  nur  mit 
Ausnahme  der  Farben.  Die  Grenzlinie  ging  genau  ver- 
tikal durch  den  Fixationspnnkt ,  sobald  diese  Linie  mit 
dem  geringsten  Stücke  des  farbigen  Probeobjektes  über- 
schritten wurde,  wurde  die  Farbe  erkannt.  Weisse  oder 
grane  Probeobjekte  (Quadrate  mit  ungeßhr  IVs  Ctmtr. 
Seite)  wurden,  wie  Pat.  erst  auf  die  ausdrücklich  an  ihn 
gerichtete  Frage  angab,  nach  links  vom  Fixationspnnkte 
weniger  deutlich  gesehen  als  nach  rechts.  Beim  Finger- 
zählen zeigte  sich  excentrisch  kein  Unterschied  zwischen 
der  rechten  und  linken  Seite  des  Sehfeldes.  Das  Sehfeld 
war  nicht  eingeengt,  wenigstens  nicht  in  irgend  welchem 
wesentlichen  Grade;  in  horizontaler  Richtung  erreichte 
es  wenigstens  80»,  in  vertikaler  Richtung  40^  nach  oben, 
60®  nach  unten  auf  beiden  Augen.  Der  Lichtsinn  wurde 
nicht  untersucht.  Die  Pupillen  waren  normal,  der  Angen- 
grund  auch;  eine  Parese  der  Augenmuskeln  znvermnthen, 
war  kein  Grund  vorhanden. 

Am  Tage  nach  der  Untersuchung  wurde  der  Kopf- 
schmerz stärker,  in  der  linken  Schläfengegend  entwickelte 
sich  eine  Geschwulst,  aus  der  nach  Inolsion  Eiter  abging. 
In  der  Naeht  nach  Eröffnung  der  Geschwulst  begann  Pat. 
zu  deUriren,  oollabirte  und  starb  nach  einigen  -Stunden. 
Während  der  ganzen  Krankheit  war,  das  Sehleiden  und 
vorübergehende  Benommenheit  u.  Schwerhörigkeit  nach 
Anwendung  von  sallcylsaurem  Natron  abgerechnet,  kein 
Zeichen  von  Hemiplegie  oder  ein  anderes  Hlrnsymptom 


166 


VI.     Chirargie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


Torhanden  gewesen.  Der  Kr.  hatte  an  Vergrössernng  des 
Herzens  gelitten.    Die  Sektion  wurde  nicht  ansgefalirt. 

Es  handelte  sich  in  dem  vorliegenden  Falle  um 
erworbene,  jedenfalls  plötzlich  aofgetretene  vollstän- 
dige Farbenblindheit  in  hemianopischer  Form.  Eine 
geringe  Einschränkung  des  Sehfeldes,  sowie  eine  ge- 
ringe Abnahme  der  centralen  Sehschärfe  (die  ja  vor 
der  Erkrankung  flbernormal  gewesen  sein  kann)  kann 
wohl  vielleicht  vorhanden  gewesen  sein,  excentrisch 
zeigte  die  Sehschärfe  jedenfalls  nur  geringe  Abnahme. 
Die  vollkommen  typische  Form  und  die  scharfe  Be- 
grenzung der  Anomalie  des  Farbensinns ,  der  nor- 
male ophthalmoskopische  Befund  lassen  eine  Zusam- 
menstellung mit  den  gewöhnlichen  erworbenen  Ano- 
malien des  Farbensinns  nicht  zu;  die  Funktions- 
anomalie glich ,  abgesehen  von  der  hemianopischen 
Form,  vollständig  einem  Falle  von  angeborner  voll- 
ständiger Farbenblindheit  mit  normaler  Sehschärfe 
und  normalem  Sehfeld. 

Aus  dem  Umstände,  dass  im  vorliegenden  Falle 
nur  der  Farbensinn  in  hemianopischer  Form  man- 
gelte ,  kann  man  nicht  schliessen ,  dass  ein  eigenes 
Centrum  flir  den  Farbensinn  bestehe,  denn  die  Mög- 
lichkeit kann  nicht  ausgeschlossen  werden,  dass  totale 
Farbenblindheit  im  defekten  Theile  des  Sehfeldes  in 
allen  Fällen  von  Hemiamblyopie  besteht,  eben  so 
wenig  wie  die  Möglichkeit,  dass  die  geringsten  Grade 
dieses  Leidens  sich  allein  oder  so  gut  wie  allein 
durch  Verlust  des  Farbensinns  zeigen  können.  Wenn 
es  sich  indessen  ergeben  würde,  dass  Fälle  von  Hemi- 
amblyopie vorkämen,  in  denen  der  Formsinn  bedeu- 
tend litte  und  der  Farbensinn  nicht  zugleich,  dann 
wäre  Grund  vorhanden,  anzunehmen,  dass  Formsinn 
und  Farbensinn  verschiedene  Centra  besässen  oder 
dass  die  Leitungen  verschieden  lokalisirt  seien.  Auch 
solche  Fälle ,  in  denen  Hemiamblyopie  mit  Verlust 
des  Farbensinns  auch  in  dem  flbrigen  Theile  ver- 
bunden wäre,  brauchten  nicht  für  eine  besondere 
Lokalisation  des  Farbensinnes  zu  sprechen,  denn  man 
könnte  sich  ein  Hirnleiden  denken,  welches  z.  B.  den 
einen  Tractus  opticus  zerstörte  und  den  andern  nur 
leicht  afiicirte.  Bj.  hält  es  für  möglich,  dass  die 
Untersuchung  des  Farbensinns  eine  Bedeutung  für 
die  Diagnose  der  Lokalisation  eines  Gehimleidens 
erlangen  könne. 

In  Bezug  auf  das  Farbensehen  der  Farben- 
MtW^nhatFrithjof  Holmgren  (Upsalaläkare- 
fören.  förhandl.  XVL  1.  S.69.  1881)  Untersuchun- 
gen angestellt. 

Da  der  Eine  die  subjektive  Empfindung  eines 
Andern  nicht  direkt  controliren  kann,  so  können  wir 
nicht  einmal  objektiv  beweisien,  dass  alle  normal 
sehenden  Personen  die  Farben  absolut  auf  dieselbe 
Weise  sehen.  Doch  muss  man  nach  H.  annehmen, 
dass  wenigstens  die  Qualität  In  den  Hauptfarben  bei 
Allen  dieselbe  ist,  welche  in  ihrem  subjektiven  Ver- 
halten zu  den  Farben  vollkommene  Ueberelnstim^ 
mung  zeigen.  Danach  muss  man  auch  annehmen, 
dass  alle  Farbenblinden  derselben  Art  die  Haupt- 
farben wesentlich  auf  dieselbe  Art  sehen. 


Die  Art  und  Weise  kennen  zu  lernen ,  wie  die 
Farbenblinden  die  Farben  sehen,  ist  nach  H.  nur 
möglich ,  wenn  ein  normal  Sehender  mit  gleichzei- 
tigem Beibehalten  seines  normalen  Farbensinnes  in 
den  Stand  gesetzt  würde,  mit  dem  Ange  eines  Far- 
benblinden zu  sehen  und  die  diesem  Auge  eigene 
Auffassung  der  Farben  mit  der  seines  normaleD 
Auges  zu  vergleichen.  Die  Oombination  eines  nor- 
mal sehenden  und  farbenblinden  Auges  mit  einem 
und  demselben  Gehirn  ist  aber  bei  einseitiger  Farben- 
blindheit gegeben.  Fälle  von  einseitiger  Farberv- 
bUndheit  sind  aber  nach  H.'s  Erfahrungen  keines- 
wegs so  äusserst  selten,  als  man  bisherangenommen 
hat.  Er  selbst  hat  bis  zur  Zeit  seiner  letzten  Ver- 
öffentlichung (28.  März  1881.  Vgl.  Upsala  läkare- 
fören.  förhandl.  XVL  4.  S.308.  1881)  3  Fälle  von 
einseitiger  Farbenblindheit  selbst  nntersacht,  2  von 
einseitiger  Violettblindheit  (ein  Deutseher  und  ein 
Schwede)  und  1  von  einseitiger  Rothblindheit  (ein 
Deutscher),  einseitige  GrflnUindheit  warH.  bis  dahin 
noch  nicht  vorgekommen. 

Mit  den  beiden  zuerst  von  ihm  beobachteten  ein- 
seitig Farbenblinden  (Rothblinder,  Violettblinder) 
stellte  H.  seine  Versuche  an  über  den  Unterschied 
des  Farbensehens  in  dem  farbenblinden  und  in  dem 
gesunden  Auge,  nnd  zwar  in  der  Weise,  dass  der 
Untersuchte  den  subjektiven  Eindruck  einer  Farbe 
auf  das  farbenblinde  Ange  an  einer  diesem  ent- 
sprechenden mit  dem  gesunden  Ange  anagewählten 
Farbe  zeigte.  Auf  diese  Weise  erfährt  man  indirekt, 
welche  Farbenempfindungsqoalität  dem  farbenblinden 
Auge  im  Vergleich  mit  dem  gesunden  fehlt,  direkt 
erfthrt  man  diess,  wenn  man  das  farbenblinde  Auge 
die  Controle  über  die  subjektive  Farbenempfindoag 

in  dem  gesunden  ausfuhren  lässt. 

Die  Hanptfarben  im  Bpeetram  des  violettblinden 
Auges  sind  in  ihrem  Grandton  Both  n.  Grün.  Am  rothes 
Ende  hat  das  Spectram  vollständig  gleiche  Aasdehnang 
als  beim  normalsehenden ,  es  ist  also  im  Yetgleich  mit 
diesem  unverkürzt;  vom  rothen  Ende  an  erstreckt  sieh 
diese  erste  Haaptfarbe  über  denjenigen  Theil  des  Spee- 
trum,  der  dem  Both,  Orange  nnd  Gelb  des  normalsehen- 
den Auges  entspricht.  Erst  im  Gelbgrün  (etwas  Jenseits 
der  Franenhofer'schen  Linie  D)  sieht  das  violettblisde 
Auge  eine  schmale  flurblose  (papierweisse)  Zone  n.  dina 
beginnt  die  grüne  Zone ,  erst  mehr  gesättigt ,  dann  ia 
immer  dunklem  Sohattirangen  nnd  erstreckt  sich  über 
das  Grün,  Grünblau,  Cyanblau  u.  Indigo  (für  das  nomul 
sehende  Auge)  bis  zum  Anfang  des  Violett ,  dann  hört 
das  Spectram  des  violettblinden  Auges  absolut  aof  mit 
scharfen  Grenzen  (ungefähr  an  der  Franenhofer^seheB 
Linie  G),  es  ist  also  an  dieser  Stelle  bedeatend  verkürzt. 
Die  Verwechslnng  von  Pigmentfarben  bei  Violettblinden 
(Grün  mit  Blau ,  Pnrpnr  mit  Both ,  Orange  mit  Oelb, 
Violett  mit  Gelbgrün  oder  Gran)  erklärt  sich  dadaroh  von 
selbst.  Das  Both  des  Violettblinden  ist  nicht  ganz  iden- 
tisch mit  dem  gewöhnlichen  spectralen  Both  des  noroul 
Sehenden,  sondern  ein  reineres  Both,  etwas  dem  Cannin 
sich  nähernd,  ungefähr  so,  wie  das  änsserste  Ende  des 
Both  im  subjektiven  Spectrum  des  normal  sahendea 
Auges.  Die  andere  Grundfarbe  des  Violettblinden,  dtf 
Grün,  ist  ein  klares  Grün,  das  zugleich  für  das  Auge  des 
normal  Sehenden  einen  schwachen  Anstrich  von  Blaugrfin 
besitzt. 

Die  Hanptfarben  im  Spectrum  des  rothbünden  Anges 
sind  in  ihrem  Grandton  Gelb  nnd  Blau.     Das  Qelb  des- 


Vn.    Psyduatiik. 


169 


lelbai  fingt,  Fmi  roflieii  Ende  ans  gerechnet,  erat  später 
n,  ab  das  Roth  des  normal  sehenden  Anges  (ungefähr 
u  der  Fnnenhofer'schen  Linie  C)  and  eratreelct  sieh  von 
dl  an  Aber  denjenigen  Theil  des  Spectmin ,  der  dem 
arifsn  Roth,  dem  Orange,  Gelb,  Gelbgrfin  und  Qrün  des 
Borauüea  Auges  entspricht,  bis  znm  Blangrfin  (zwischen 
den  Fraoenhofer'schen  Linien  b  und  F ,  näher  an  der 
letdem) ;  hier  bildet  eine  schmale  nentrale,  farblose  und 
bewegHehe  Zone  die  Grenae  gegen  das  Blan,  das  den 
ttrigen  Theil  des  Speetmm  einnimmt,  dem  Cjranblan, 
lifig»  ond  Violett  des  normalen  Anges  entsprechend. 
ii  diesem  Ende  des  Spectrnm  findet  sich  keine  Ver- 
künmg.  Daraus  erklärt  sich  die  Verwechslung  von 
Pigment&rben  (Grnn  mit  Gelb,  Orange  mit  Roth,  Purpur 
alt  Blau  und  Violett  nnd  Roth  mit  Bh&ugrfin  und  Gran) 
kei  BothhlindeD.  Der  Ton  in  der  enten  Grundfarbe  ist 
ndit  rein  Goldgelb ,  sondern  hat  f&r  das  normale  Auge 
einen  sehwachen  Anstrich  von  Grüngelb,  in  den  hellem 
T3nen  ungefähr  CStronengelb ,  in  den  dunklem  OHven- 
früD.  Die  andere  Grandfarbe  erscheint  nicht  als  reines 
Qjmbfaw  oder  Indigo,  sondern  als  Blau  mit  einem  merk- 
taren  Anstrich  Ton  Violett,  ungefähr  Indigoviolett. 

Es  ist  zwar  KeiDer,  dessen  Angen  nicht  einzeln 

ia  Bezug  auf  den  Farbensinn  untersucht  sind ,  nach 

Holmgren  (Upsala  läkarefören.  förhandl.  XVI.  2 

oeh  3.  8.  223.  1881)  sicher,  nicht  einseitig  farben- 

bÜDd  zu  seiUi  doch  dürfte  die  Wahrscheinlichkeit  im 

Allgemeinen  nicht  gross  sein|  bei  einer  Person,  die 


mit  beiden  Angen  gleichzeitig  die  Farben  normal 
sieht,  einseitige  Farbenblindheit  zn  finden,  dagegen 
sehr  gross  bei  den  fftr  normal  farbensehend  gelten- 
den Mitgliedern  von  farbenblinden  Familien.  Die 
Untersuchnng  auf  einseitige  Farbenblindheit  ge- 
schieht einfach  durch  abwechselndes  Bedecken  des 
einen  Anges  mit  der  Hand  nnd  Betrachtung  der 
Farbenproben  mit  dem  andern;  dabei  findet  der 
Untersachte  leicht,  ob  eine  Farbe  von  den  beiden 
Angen  verschieden  aufgefasst  wird.  Die  Benennnng 
der  Farben  bei  einseitig  Farbenblinden  ist  ein  zu- 
verlässiger Ausdruck  fQr  die  subjektive  Auffassang 
derselben. 

In  dem  3.  Falle  von  einseitiger  Farbenblindheit, 
den  H.  nntersnchte  (a.  a.  0.  XVI.  4.  S.  308)  wurde 
der  Fehler  (Violettblindheit)  dadurch  entdeckt,  dass 
der  betreffende  Mann  eine  Blume  oder  einen  andern 
farbigen  Gegenstand,  den  er  im  obersten  Knopfloch 
trug,  anders  gefbbt  erblickte,  je  nachdem  er  im 
rechten  oder  im  linken  Knopfloch  sich  befand,  weil 
er  beim  Herabblicken  mit  vomübergeneigtem  Kopfe 
nar  mit  dem  einen  oder  dem  andern  Auge  gesehen 
werden  konnte.  (Walter  Berger.) 


VII.     Psychiatrik. 


383.  Zur  ProphylaxiB  der  Oeiateskrank- 
hoiten;  von  Dr.  J.  M.  Winn.  (Journ.  of  psychol. 
oed.  VU.  p.  1.  1881.  i) 

Vf.  glaubt,  dass  nicht  nur  die  Psychosen  selbst 
&  Dispoflition  dazu  in  der  Nachkommenschaft  ver- 
erben, sondern  überhaupt  alle  vererbnngsifthigen 
OoBstitiitionakrankheiten  (Scrofulose,  Phthisis,  Haut- 
irakheiteo  etc.)  in  andern  Generation^  alsOeistes- 
knokheiten  auftreten  können  nnd  vice  versa.  Als 
Prophylaxe  dagegen  weist  daher  Vf.  auf  die  Wich- 
ti^t  der  dütetischen  und  moraliaohen  Behandiang 
dn  Kmdea  hin ,  wobei  besonders  die  Ernfthrnng 
faieh  die  Muttermilch  (auch  wo  die  Mutter  ausFami- 
ficB  mit  erblichen  Constitutionskrankheiten  stammt, 
tber  sonst  gesund  ist)  urgirt  wird.  Endlich  ist  die 
flärath  dn  sehr  wichtiger  Pankt.  Ist  eines  der 
Btern  beider  Verlobten  consütutionell  irgendwie  er- 
taukt,  so  ist  fast  absolnte  Sicherheit  der  Ueber- 
fnigong  voriianden ;  ist  die  Erkrankung  nnr  auf  einer 
Sole  (dnrekt  oder  indirekt)  vorhanden ,  so  besteht 
loeh  dieHftlfte  derOefahr ;  kaum  geringer  wird  sie, 
veBB  eine  Generation  verschont  blieb ;  sind  aber  2 
Qäierationen  frei  geblieben ,  dann  kann  die  Gefahr 
ib  beseitigt  betrachtet  werden.  Blutsverwandte, 
venu  sie ,  wie  auch  die  Torfahren  frei  von  Erkran- 
bogen  waren ,  können  einander  ohne  Sehaden  hei- 
^^äm.  (Näcke,  Sonnenstein.) 

384.  Ueber  die  Anwendimg  des  Hyosoya- 
i&in  bei  Geisteskrankheiten  nnd  Neurosen. 


*)Fir  die  UeberBendang  dankt  verUndMoh   Wr. 
M.  JahrhiK  B4. 191.  Hft  2. 


1)  Snir  azione  delU  losciamlna  etc.  per  Giuseppe 
SeppilU  e  Gaetano  Blva.  Riv.  sperlm.  di  flrenia- 
tria  e  di  med.  leg.  VU.  1  e  2.  freu.  p.  62.  1881. 

2)  Report  on  the  use  of  hyoBcyamia  as  an  hypnotic 
and  depresso-motor  by  E.  C.  S  e  g  n  i  n  M.  D.  Arch.  of 
Med.  V.  2.  p.  162.  April;  3.  p.  280.  June  1881. 

3)  Beobachtungen  über  Hyoscyaminwirknngen  bei 
GeisteBkranken  von  Dr.  Dörrenberg.  Allg.  Ztsohr. 
f.  Psychiatrie  XXXVDI.  1.  p.  99.  1881. 

In  neuerer  Zeit  ist  dieser  Gegenstand  vielfach, 
besonders  von  englisch-amerikanischer  Seite  aus,  er- 
örtert woi*den.  Als  die  weitaus  gründlichste  Arbeit 
aber  hierttber  ist  die  von  Seppilli  und  Riva  ver- 
öffentlichte zu  erwähnen.  Da  sie  zudem  auch  sich 
auf  die  meisten  Fälle  stützt ,  so  werden  wir  ihr  im 
Nachstehenden  vornehmlich  folgen. 

Die  Anwendung  des  Hyoscyamin  in  der  Psychia- 
trie nnd  Neuropathologie  ist  keine  ganz  neue ,  da 
schon  Mitte  vorigen  Jahrhunderts  Stoerk  in  Wien 
die  Mutterpflanze  als  vortreffliches  Sedativum  bei 
Manie  und  verschiedenen  Neurosen  anwandte.  Spä- 
ter folgten  ihm  mit  ähnlichem  Erfolge  Fothergill 
n.  Michea.  Das  Alkaloid  selbst  aber  (CfsHssNOs), 
in  unreiner  Form  1821  von  P  e  s  c  h  i  e  r  entdeckt  (2), 
in  reiner  dagegen  1833  von  Geiger  und  Hasse 
aus  den  Blättern  von  Hyoscyamns  niger  und  albus 
gewonnen,  ward  zuerst  von  Lawson  in  die  Psy- 
chiatrie eingeführt.  Das  Mittel  findet  sowohl  im 
amorphen ,  als  im  krystallisirten  Znstande  Verwen- 
dung. Am  meisten  scheint  das  amorphe  Hyoscyamin 
Anklang  gefunden  zu  haben ;  es  wirkt  prompter,  ist 
billiger  als  das  andere  und  wird  besonders  subcutan 
gebraucht.  Seppilli  verwandte  im  Irrenhause  zu 
Beggio  eine  Iproc.  Lösung  (die  aber  nie  älter  als  1 

22 


170 


Ytt.    Psychiatrik. 


Mon.  sein  darf) ,  wovon  eine  0.002 — O.Ol  Grmm. 
entsprechende  Dosis  applicirt  wird. 

üeber  die  physiologischen  Effekte  bemerkt  S  e  p  - 
p i  1  li  Folgendes.  Sehr  constant  tritt  wenige  Minu- 
ten nach  der  subcutanen  Injektion  (schon  nach 
0.002-— 0.005  Grmm.)  allmälig  sich  steigernde  My- 
driasis ein ;  der  Puls  nimmt  um  20 — 30  Schläge  zu 
(gegen  Prideaux  und  Seguin);  die  Pulsform 
bleibt  im  Allgemeinen  unverändert  y  dagegen  ist  die 
Pulshöhe  geringer,  also  der  Blutdruck  herabgesetzt. 
Im  Beginn  der  Wirkung  nimmt  gewöhnlich  auch  der 
Herzstoss  an  Intensität  und  die  Respiration  an  Fre- 
quenz zu;  bisweilen  tritt  Gesichtsröthe  auf.  Die 
Temperatur  steigt  nach  Dosen  von  0.005 — 0,01 
Grmm.  meist  um  0.1 — 0.6^0. ;  nach  Dörrenberg 
nehmen  dagegen  Pulszahl  und  Temperatur  etwas  ab 
(Dosen  von  0.002  Grmm.).  Motilitätsstörungen 
(Beinschwäche ,  Vornüberbeugen  etc.  bisweilen  mit 
voraufgehenden  Spasmen)  wurden  erst  bei  Dosen 
von  0.005 — O.Ol  Grmm.  beobachtet.  Der  Speichel 
wird  spärlicher  und  dichter,  die  Mucosa  des  Mundes 
röther  und  trockner,  bisweilen  tritt  Tenesmus  der 
Blase  und  des  Mastdarms  auf.  Ferner  bemerkt  man 
Ruhe  y  leichte  Sprachhemmung ,  keine  Sensibilitäts- 
störung, oder  aber  leichte  Betäubung,  fast  gänzliche 
Aufhebung  der  Sprache,  rauhe,  aphonische  Stimme, 
gesteigerte  Reflexerregbarkeit,  freudiges  oder  ängst- 
liches Gesicht  (Illusionen  und  Hallucinationen)  oder 
endlich  (nach  Dosen  von  0.008 — O.Ol  Grmm.) 
Schlaf,  oft  durch  Erregungszustände  unterbrochen, 
und  Herabsetzung  der  Sensibilität.  Nach  wenigen 
Stunden  sind  die  genannten  Symptome  sänmitlich 
vorüber  bis  auf  leichte  Mydriasis  mit  Accommodations- 
erschweiimg ,  Trockenheit  des  Schlundes  und  Mun- 
des (bisweilen  Schlingbeschwerden)  und  Appetits- 
verminderung, Verstopfung,  Schwere  des  Kopfes. 
Sa  vage  (2)  u.  A.  beobachteten  zuweilen  CoUapsus. 
Das  Hyoscyamin  verlässt  sehr  bald  den  Organismus 
durch  die  Nieren,  zum  Theil  wird  es  auch  durch  den 
Darm  ausgeschieden  (kleine  Dosen  sollen  die  Peri- 
staltik anregen,  gi*osse  aber  lähmen). 

Das  Alkaloid  wirkt  verschieden,  je  nach  Indivi- 
dualität, Geschlecht  (Frauen  reagiren  schneller,  inten- 
siver und  anhaltender),  Qualität  des  Präparats,  Dosis 
und  Anwendungsweise.  Nach  längerem  continuir- 
lichen  Gebrauche  stumpft  sich  die  Empfänglichkeit 
des  Organismus  dagegen  ab.  —  Das  Hyoscyamin 
wirkt  sicher  auf  die  Herznerven  ein,  ob  aber  auf 
den  Vagus  oder  Sympathicus  oder  auf  beide ,  ist  bis 
jetzt  noch  unentschieden;  manche  Erscheinungen 
könnten  für  eine  Wirkung  auf  den  Sympathicus  spre- 
chen. Es  scheint  ferner  das  vasomotorische  System 
erst  zu  reizen ,  dann  zu  lähmen ,  worauf  jedenfalls 
die  Temperatnrsteigerung  nach  kleinen  Dosen ,  die 
Herabsetzung  der  Wärme  nach  grossen  (durch  Herz- 
schwäche) beruht.  Das  Hyoscyamin  ¥rirkt  lähmend 
auf  die  nervösen  Centra,  auch  des  Rückenmarks,  ein, 
aber  scheinbar  nicht  gleichmässig.  Hier  spielen, 
ausser  direkter  Einwirkung  auf  die  Centren  selbst, 
jedenfalls  besonders  Congestivzustäude  eine  Rolle. 


—  Gehen  nun  schon  bezüglich  des  physiologischen 
Effekts  des  Alkaloid  die  Meinungen  der  verschie- 
denen Beobachter  vielfach  auseinander ,  so  ist  dieas 
noch  mehr  bezüglich  des  therapeutischen  Nutzens 
der  Fall.  Dass  es  sedativ  und  hypnotisch  ?nike, 
geben  zwar  wohl  Alle  zu.  Seppilli,  Dörren- 
berg u.  A.  stellen  es  aber  den  übrigen  Narkoticis 
nach.  Fast  einstimmig  gilt  die  MelanehoHa  agitata 
als  Contraindikation,  dagegen  wird  Hyoscyamm  mit 
Vorliebe  gegen  alle  möglichen  Erregungszustände 
mit  verschiedenem  Erfolge  gegeben.  Bei  den  ge- 
wöhnlichen Manieformen  sahen  die  Meisten  temporäre 
Beruhigung  erfolgen.  Seppilli,  Dörrenberg 
u.  Richter  fanden  es  indessen  auch  hier  als  Seda- 
tivum unzuverlässig,  ja  Ersterer  sah  sogar  öfters 
Zunahme  der  En*egnng  eintreten.  Nach  Seppilli 
verdient  das  Mittel  höchstens  bei  der  periodischen 
Manie  Empfehlung.  Als  allgemeine  Indikationen 
gelten:  Schlaflosigkeit,  Verfolgungswahn  und  Zer- 
störungssucht. Als  Antispasmodikum  wird  es  bei 
Paralysis  agitans ,  Epilepsie  (Status  epilepticus  ins- 
besondere), Chorea,  Tabes  dorsalis  etc.  mit  sedativer, 
aber  wohl  kaum  heilender  Wirkung  gebraucht. 

Soweit  man  also  bis  jetzt  die  Sache  übersehen 
kann,  ist  der  Nutzen  des  Hyoscyamin  ein  sehr  zweifel- 
hafter, selbst  als  Hypnotikum  ein  vielfach  beanstan- 
deter, dabei  nicht  ohne  Gefahr.  Heilung  ward  wohl 
kaum  durch  das  Mittel  erzielt  und  auch  die  sogen. 
Besserungen  sind  wenig  Vertrauen  erweckend.  Es 
ist  nur  ein  chemischer  Restraint  und  blos  da  zn 
empfehlen ,  wa  andere  Narkotika  im  Stiche  lassen 
oder  aus  gewissen  Gründen  nicht  gegeben  werden 
können.  Seppilli  empfiehlt  es  event  beim  Trans- 
port Aufgeregter  in  eine  Anstalt.  Oft  wird  es  aber 
schon  dadurch  contralndicirt ,  dass  es  Appetitsver- 
minderung und  bisweilen  Aversion  vor  Speisen 
(Dörrenberg)  erzeugt. 

Seppilli  beginnt  mit  Dosen  von  0.002  Grmm. 
und  giebt  dann  gewöhnlich  0.005—0.01  Grmm. 
Imal  täglich  als  subcutane  Injektion. 

(Näcke,  Sonnenstein.) 

385.  Ueber  suboutane  Injektion  yonJExgo- 
tin  beiPsyohosen;  von  Dr.  Alessandro  Soli- 
vetti.  (Arch.  Ital.  per  le  mal.  nerv.  XVHI.  1  e  2. 
p.  99.  Genn.  e  Marzo  1881.) 

Wie  bekannt,  trotzte  bisher  das  Delirium  acntum 
jeglicher  Therapie.  S.  versuchte  daher,  von  der 
Annahme  ausgehend,  dass  es  sich  hier  um  eine 
Hyperämie  des  Gehirns  und  der  Hirnhäute  nach 
Lähmung  der  Arterienmuskulatnr  handle,  das  Eigo- 
tin,  nachdem  Brown-S^quard  nach  subcutanen 
Ergotininjektionen  Contraktion  der  Meningealgeftoe 
nnd  Erbleichen  des  Gehirns  beobachtet ,  endlich  be- 
reits  van  Andeel  in  Zütphen  und  Toselli  in 
Turin  das  Mittel  bei  Erregungszuständen  angewandt 
hatten.  In  11  Fällen  von  Del.  acut.  (7  primär,  4 
sekundär)  wurde  in  eüiigen  Tagen  völlige  Heilung 
erzielt  Drei  bis  vier  Tage  lang  wurde  Gmal  täglich 
von  einer  Lösung  aus  1  Grmm.  Ergot.  Bonjesn  anf 


.A^ 


r 


Vn«    Psychiatdk. 


171 


6  Gnom.  Waner  eine  Spriise  yoU  subcntan  injicirt. 
Am  3.  T.  waren  meist  nur  4  Einspritzungen  erfor- 
derüeh,  am  4.  und  5.  Tage  wnrde  nur  frtth  und 
Abends  eine  solche  gemacht. 

SehoD  mit  Beginn  des  2.  Tages  nimmt  nach  S.^s 
Beobaehtong  die  Erregung ,  der  Schweiss  und  das 
DeUrinm  ab ;  nach  Injektion  von  2  Grmm.  hört  der 
Sehweiss  und  die  Aufregung  ganz  auf,  das  Fieber 
ist  geringer  und  die  Hyperämie  der  Coujunctiva  ge- 
Khwnnden.  Am  3.  Tage  sinkt  der  Puls  auf  60  und 
Doeh  mehr  herab ,  kein  Delirium ,  aber  leichter  6e- 
llnbiiDgszustand ;  am  4.  Tage  endlich  ist  der  Puls 
klein  und  frequent  (ca.  100),  es  besteht  volles  Be- 
wasstsein,  aber  Hinfillligkeit.  Dann  wurden  die 
Injektionen  ausgesetzt 

Denselben  vortrefflichen  Erfolg  hatte  Vf.  mit 
Ergotiu  in  2  Fällen  von  Stahis  epüeptioua,  in  1  F. 
lebwerer  alkoholischer  Manie  und  wiederholt  bei 
deo  apoplektifichen  Insulten  von  Paralytikern.  Hier 
visnchwanden  auch  sehr  bald  die  tonischen  und  klo- 
Biseben  Krämpfe. 

Toselli  bestätigt  auf  Qrund  seiner  sehr  rei- 
eben  Erfahrung  vollkommen  die  sedative  Wirkung 
desErgotin  und  findet  es  besonders  bei  chron.  Manie 
von  Nutzen.  (Näcke,  Sonnenstein.) 

386.  Anwendung  von  Sleisohpepton  bei 
tttophobie;  von  A.  Lailler.  (Ann. m6d.-psychol. 
6.  S4r.  V.  3.  p.  417.  Mai  1881.) 

Zur  Anwendung  bei  Fütterung  nahrungsscheuer 
Geisteskranker  mit  der  Sonde,  wie  auch  zur  Anwen- 
doDg  durch  den  Mastdarm  empfiehlt  Vf.  folgendes, 
nadi  der  Methode  von  Catillon  bereitetes  Präpa- 
nt,  welches  haltbarer  sein  soll  als  die  zu  Klystiren 
beBotste  Fieisch-Pankreas-Ldsung.  Ein  Kilo  gerei- 
nigtes und  feinzerhacktes  Rindfleisch  lässt  man  12 
Standen  lang  bei  möglichster  Einhaltung  einer  Tem- 
pentur  von  45®  G.  mit  5  Liter  angesäuertem  Wasser 
(20  Grmm.  Add.  hydrochl.  pur.)  unter  zeitweisem 
Umrflhren  digeriren ,  nachdem  man  Pepsin  (etwa  6 
firmm.  anf  200  Grmm.  Fleisch)  zugesetzt  hat.  Nach 
2^6  Stunden  wird  die  Lösung  durchsichtig.  Nach 
der  Digestion  wird  die  Flflssigkeit  filtrirt ,  mit  Natr. 
biearb.  saturirt  und  zur  Syrupsconsistenz  eingedampft. 

(Näcke,  Sonnenstein.) 

387.  Fall  von  langwieriger  Kähningaver- 
Weigerung  (Sitophobie),  nebst  Bemerkungen  über 
Ztoangsfutterunff;  von  Ernst  Hjertström. 
(Upsala  läkarefören.  förhandl.  XV.  7  och  8.  S.  484. 

1880.) 

In  dem  von  Hj.  mitgetheilten  Falle  war  die 
Nahrungsverweigerung  durch  Hallucinationen  be- 
dingt 

Ein  17  J.  alter  Mensch  war  wegen  des  Yersnehs  der 
Amgtbe  yod  fklschem  Gtolde  zu  einem  Jahre  Strafarbeit 
▼ernrfbeüt  worden  and  auf  Appellation  war  die  Strafe  um 
noch  1  Jahr  erh5ht  worden.  Die  Bekanntmaohang  dieses 
zweiten  Urtheils  wirkte  äusserst  niederschlagend  auf  den 
Vemrflieilten,  er  worde  nachläasig  a.  begann  zu  grabein, 
»Mg  aar  Arbeit ,  ängstlich  und  unruhig  und  es  began- 


nen Symptome  von  Verfolgungswahn  sich  einzustellen. 
Am  2.  März  1879  war  der  Kr.  vollkommen  verwirrt  und 
tobsüchtig ,  in  der  Nacht  vorher  hatte  er  den  Versuch  ee- 
maoht,  sich  za  erhenken.  Das  Ansehen  deutete  auf  Con- 
gestionen  nach  dem  Gehirn ,  die  Augen  waren  glänzend 
und  geröthet ,  die  Sprache  war  lebhaft  und  anznsammen- 
hängend,  oft  schrie  Fat.  auf,  war  exaltirt,  unreinlich, 
ohne  Schlaf,  die  Esslust  nahm  ab,  von  Lähmung  oder 
Krämpfen  war  keine  Spur  vorhanden.  Am  4.  März  1879 
wurde  Fat.  im  Hospitsde  zu  Upsala  in  der  Zellenabthei- 
lang  aufgenommen.  Seit  einigen  Tagen  hatte  er  sich  ge- 
weigert za  essen  und  seinen  Harn  getranken ;  er  musste 
mit  der  Schiandrohre  gefüttert  werden.  Nachdem  er 
während  der  ersten  Tage  seines  Anfenthalts  im  Hospitale 
ordentlich  gegessen  hatte ,  begann  er  wieder  die  Nahrung 
auszuschlagen  und  meinte ,  man  wolle  ihn  vergiften ,  war 
dabei  unruhig  und  deprimirt.  Er  hatte  eine  bleiche  Ge- 
sichtsfarbe ,  regelmässige  Gesichtszüge  mit  ernstem  Aus- 
druck, einen  etwas  rnnden  Schädel  von  gewöhnlicher 
Grösse ,  kleine ,  aber  bewegliche  und  gleich  grosse  Fapil» 
len ,  beschleunigten  Puls  (104  Schlage '  in  der  Minute). 
Am  11.  März  sprach  er  vernünftig  und  erkannte,  dass 
seine  Furcht  vor  vergifteten  Speisen  unbegründet  war. 
Vom  10.  April  an  zeigte  sich  wieder  Verschlimmerung, 
der  Kr.  wurde  wieder  unruhig  und  begann  wieder  die 
Nahrung  zurückzuweisen,  znm  Einnehmen  von  Arznei 
war  er  nicht  zu  bringen.  Am  1.  Mai  sass  er  unbeweglich 
in  hockender  Stellung ,  das  Kinn  auf  die  Brust  herabge- 
sunken, mit  gespannten  Gesichtszüsren  and  gerunzelten 
Augenbraneo ,  in  den  Gelenken  stark  flektirten  Extremi- 
täten, stumm  oder  einförmig  klagend,  jedem  Versach, 
ihn  zu  bewegen,  eners^sohen  Widerstand  entgegensetzend 
imd  keine  Bedeckung  duldend.  Die  Haut  war  kalt  und 
livid  durch  venöse  Stasen ,  der  Fuls  kleia ,  gespannt  und 
frequent.  Stuhlgang  trat  nur  nach  Klystiren  ein.  Die 
Ernährung  nahm  bei  fortgesetzter  Nahrungsverweigerung 
ab ;  manchmal  war  der  Kr.  sehr  widersetzlich  und  schlag 
um  sich,  an  manchen  Tagen  still ,  steif  im  Rücken  und  in 
allen  Gelenken,  die  nur  mit  Gewalt  gebengt  werden  konn- 
ten. Vom  16.  Juli  an  begann  der  Kr.  manchmal  wieder 
zu  essen ,  musste  aber  dazwischen  immer  wieder  mit  der 
Sonde  gefüttert  werdeo,  am  23.  Juli  ass  er  wieder  ordent- 
lich. Anfang  August  nahm  er  stuadenlang  verdrehte 
Stellungen  an ,  bewegte  sich  abwechselnd  hastig  oder  lag 
nnbeweglich  still,  wurde  dann  unruhig  und  lärmend.  An- 
fang October  wurde  der  Fat.,  nachdem  er  sich  vorüber- 
gehend ruhig  verhalten  hatte ,  wieder  unbeweglich ,  wies 
die  Nahrung  zurück  und  musste  mit  der  Sonde  gefüttert 
werden.  Von  Ende  November  an  wechselten  Nahrungs- 
verweigerung und  Essen  öfters ;  es  zeigten  sich  Gehörs- 
hallucinationen ,  das  übrige  Verhalten  war  in  derselben 
Weise  wechselnd  wie  vorher,  aber  Fat.  wurde  im  Ganzen 
etwas  weniger  widersetzlich,  trieb  allerhand  unsinniges 
Zeug  oder  lag  ruhig.  Weitere  Besserung  wurde  nicht  er- 
zielt, der  Kr.  blieb  schweigsam  und  scheu  and  ass  heim- 
lich seinen  Koth. 

Die  Nahrungsverweigerung  hatte  in  diesem  Falle, 
in  dem  typische  Züge  der  Katatonie  nicht  zu  ver- 
kennen sind  y  zusammengenommen  ungetUhr  5  Mon. 
lang  gedauert.  Die  Nahrung,  die  dem  Kr.  zwangs- 
weise beigebracht  wurde,  betrug  täglich  ungefilhr 
50  Oub'.-Zoll  Milch,  3  bis  4  Eier  mit  Salz  u.  Zucker, 
20  Cub.-ZoU  Brei  aus  Qerstenmehl,  ungeAhr  25 
Cub.-Zoll  Erbsbrei  und  etwas  Cognak ;  diese  Menge 
wurde  auf  3  Einspritzungen  vertheilt  und  erwies  sich 
genügend,  die  Ernährung  in  gutem  Stande  zu  erhal- 
ten. Die  Nachtheile,  welche  die  Zwangsfütterung 
mit  sich  bringt,  können  bei  vollständiger  Nahrungs- 
verweigerung nicht  in  Betracht  kommen,  weil  die 
Indikation  drängend  ist.  Nach  Hj.  soll  man  mit 
der  ZwangsAtterung  nicht  lange  zögern ,  um  nicht 


172 


VIII.    Hedidn  im  AllgememeiL 


annöttuger  Weise  die  Kräfte  des  Kranken  sinken  zu 
lassen;  natürlich  mnss  man  sich  erst  überzeugen, 
ob  der  Kr.  nicht  von  selbst  die  Nahmngsverweige- 
rang  anfgiebt  oder  ob  er  nicht  dorch  geeignetes  Auf- 
treten dazu  zu  bringen  ist;  oft  genügt  es  schon ,  die 
Nahrung  in  den  Mund  einzuspritzen.  In  Bchwei*eren 
Fällen,  wenn  der  Widerstand  des  Kr.  energisch  ist, 
ist  das  Zweckmässigste  die  Einführung  einer  wei- 
chen, knapp  bleistiftdicken  Oesophagussonde  in  den 
Magen  durch  ein  Nasenloch.  Eindringen  der  Sonde 
in  den  Larynx  ist  allerdmgs  möglich,  aber  leicht  zu 
erkennen ;  wenn  Hj.  mit  der  Respiration  synchroni- 
schen  Stridor  hört,  zieht  er  stets  zurück  und  ftthrt 
sie  von  Neuem  ein.  Den  Vorschlag  Leube's,  in 
Zweifelsfällen  die  Sonde  rasch  abwärts  zu  schieben, 
dann  zurückzuziehen  und  den  am  untern  Ende  der- 
selben hängenden  Tropfen  auf  saure  Reaktion  zu 
prüfen,  sowie  den  von  Emminghaus,  sich  durch 
die  Laryngoskopie  von  der  Lage  der  Sonde  zu  über- 
zeugen, erklärt  Hj.  für  mindestens  unpraktisch. 
Eher  könnte  man  in  zweifelhaften  Fällen  das  obere 
Ende  der  Sonde  für  einen  Augenblick  zudrücken, 
dann  würden ,  wenn  sich  die  Sonde  in  der  Trachea 
befände,  Zeichen  von  Respirationshemmung  eintreten, 
sicher  entscheidend  würde  es  sein ,  wenn  man  den 
Kr.  nach  Einführung  der  Sonde  bewegen  kann ,  ein 
Wort  zu  artiknliren.  Regurgitation  und  Brechbe- 
wegungen  können  zum  Ausziehen  der  Sonde  nöthi- 
gen,  aber  nach  einigen  Sondirungen  pflegen  sie  nicht 
mehr  vorzukommen.  Die  Einspritzung  soll  möglichst 
rasch  nach  Einführung  der  Sonde  vorgenommen  wer- 
den, damit  Reizung  des  Magenfundns  bei  leerem 
Magen  durch  die  Sonde  verhütet  wird.  Oft  be- 
quemen sich  die  Kr.,  wie  Hj.  wiederholt  beobachtet 
hat,  lieber  zum  Essen,  als  die  Sonde  wieder  einfüh- 
ren zu  lassen. 

Unbestritten  übt  die  Inanition  in  allen  Formen 
einen  nachtheiligen  Einflnss  auf  den  Verlauf  der 
Geisteskrankheiten  aus  und  energische  Maassregeln 
gegen  dieselbe  sind  nöthig  und  consequentes  und 
kräftiges  Eingreifen  gegen  Nahrungsverweigerung 
(relative  wie  absolute)  ist  nach  Hj.'s  üeberzeugung 
dringend  geboten.  (Walter  B  e  r  g  e  r.) 

388.  Multiple  Psammome  im  Qehim  eines 
epileptisch  Blödsinnigen ;  von  Dr.  L  u  i  g  i  F  r  i  - 
gerio.  (Ann.  nnivers.  Vol.  253.  p.  113.  Agosto 
1880.) 

Mehrfache,  unregelmässig  runde,  rauhe,  ziem- 
lich feste  und  adhärente ,  hanf  kom-  bis  linsengrosse 
Psammome  sassen  auf  den  Corpp.  striatis  und  den 
Sehhügeh),  wo  sie  bisher  noch  nicht  beobachtet  wor- 
den sind.   Die  Dura  war  sehr  verdickt,  die  Schädel- 


knodien  erschienen  gross  und  compakt.  Vf.  glaubt, 
die  Epilepsie  von  diesen ,  wahrscheinlich  bald  nach 
der  Geburt  entstandenen  Tumoren ,  nicht  von  einer 
im  1.  Lebensjahre  in  Folge  eines  Sturzes  erfolgten 
Eopfcontnsion  ableiten  zu  müssen.  Der  noch  junge 
Kr.,  aus  gesunder  Familie  stammend,  war  schon  als 
Knabe  sehr  schwach  befähigt  und  ward  im  I^mfe 
immer  heftiger  auftretender  ejpileptischer  Anftlle 
vollends  blödsinnig.         (N  ä  c  k  e ,  Sonnenstein.) 

389.  Der  Zusammenhang  von  Leber- 
absoessen  mit  hypoohondrisoh  -  melanoholi- 
sohen  Zuständen;  von  Dr.  William  A.  Ham- 
mond.  (Neurolog.  contrib.  I.  3.  p.  68.  1881.) 

In  dieser  höchst  bemerkenswerthen  Arbeit  theilt 
der  berühmte  Vf.  16  Fälle  von  mehr  oder  weniger 
versteckten  Leberabsoessen  in  Kürze  mit,  die  bei 
depressiven  Qemüthszuständen ,  speciell  Hypochon- 
drie ,  gefunden  und  durch  Adspiration  entleert  wur- 
den. In  allen  diesen  Fällen  erfolgte  in  kürzester 
Zeit  psychische  und  physische  Heilung.  Vf.  bemerict, 
dass  Leberabscesse  ganz  latent  verlaufen  können,  ja 
sehr  häufig  erst  nach  dem  Tode  diagnostidrt  werden; 
er  weist  femer  darauf,  hin ,  dass  ein  enger  Oonnex 
zwischen  Leber  und  Gehirn  durch  Vagus,  Sympathi- 
cus,  Rückenmark  besteht,  besonders  aber,  wie  neuer- 
dings erwiesen  wurde,  durch  vasomotorische  Nerven, 
welche  längs  der  Vertebralge&sse  zum  Gehirn  laufen, 
deren  Ausbreitung  gerade  die  emotive  Sphäre  mit  Blut 
versehen.  Eine  bestellende  Störung  im  Gehirn,  special 
Hyperämie ,  soll  nun  auf  diesem  Wege  Elmähnmgs- 
Störung  und  somit  Abscedirung  der  Leber  verur- 
sachen —  Störungen  anderer  Organe  bei  Himläsio- 
nen  sind  bekanntlich  schon  vielfach  beobachtet  wor- 
den — y  die  wiederum  verschlimmernd  auf  den  Hüm* 
zustand  einwirkt. 

Aus  seiner  reichen  Eärfahrnng  zieht  Vf.  folgende 
Schlüsse:  1)  Leberabscesse  sind  wahrscheinlich faäa- 
figer,  als  man  annimmt;  2)  sie  können  symptomk» 
verlaufen;  3)  sie  können  mit  Hypochondrie  eto.combi- 
nirt  sein;  4)  sie  sind  möglichst  bald,  noch  bevor 
Adhäsionen  sich  bilden,  zu  öffnen;  5)  die  Adspira- 
tion des  Eiters  geschieht  am  besten  durch  einen  Inter- 
costalraum ;  6)  die  Operation  selbst  ist  ohne  jegliche 
Gefahr  (Vf.  hat  43mal  punktirt  und  16mal  Biter 
gefunden) ;  7)  daraufhin  sollte  in  jedem  Falle  von 
Hypochondrie  und  MeUncholie  die  Leber  genaa 
untersucht  und  auch  beim  Fehlen  jeglichen  Zeichens 
eines  Abscesses  punktirt  werden  [?] ;  8)  ist  der  Biter 
entieert,  so  ist  völlige  Heilung  der  Psychose  zu  er- 
warten ;  9)  selbst  wenn  kern  Eiter  gefunden  wird, 
verschlimmert  sich  der  Zustand  der  Fat  m'cht 

(Näcke,  SonnensteinO 


VIII.    Medicin  im  Allgemeinen. 


390.  Ein  nicht  genng  beachtetes  auskul- 
tatorisohes  Phänomen  (Autophonie);  von  Dr. 
A.  Brünniche.  (Hosp.-Tidende  2.  R.  VIU.  31. 
32.  40.  1881.) 


Das  Auskultationsphänomen ,  das  fi.  schon  seit 
Jahren  wiederholt  beobachtet  hat,  besteht  darin, 
dass  bei  der  unmittelbaren  Auskultation  der  Üoter- 
Buchende  eine  eigene  Modifikation  des  Klanges  seiaer 


Vm.    Medicin  im  AUgemeinen. 


173 


«genen  Spiechstimme  wabrnimmt ,  die  nur  ftir  ihn 
bemerkbar  ist.  Nach  B.  gleicht  diese  Modifikation 
la  meisten  einem  starken  Zittern  oder  Schnurren^ 
dtfl  direkt  in  das  untersuchende  Ohr  schallt.  Einen 
IFoferaehied  beim  Sprechen  mit  starker  oder  ge- 
dlmpfter  Stimme ,  bei  hoher  oder  tiefer  Stimmlage, 
hat  B.  Dicht  aufzufinden  vermocht.  Bei  der  mittel- 
bireDAnskaltation  mit  dem  Stethoskop  hat  6.  dieses 
FhlDomen  nie  beobachtet,  das  ist  wohl  auch  der 
Gnmd,  weshalb  er  es  nicht  an  der  Vorderfläche  der 
Brost  beobachtet  hat ,  an  der  er  nur  selten  die  un- 
mittelbare Auskultation  anwendet.  Am  Rücken  hat 
B.  das  Phänomen  an  allen  Stellen  gehört,  am  häufig- 
sten in  der  Umgebung  der  Spina  scapulae,  vorzüglich 
oberhalb  derselben  in  der  Fossa  supraspinata,  in 
gleieher  Weise  an  beiden  Seiten  und  nicht  häufiger 
ladi  der  Lungenwurzel  zu,  als  nach  aussen  von 
leser  Gegend,  bisweilen  hat  es  B.  auch  an  der 
Dtera  Lungengrenze  auf  dem  Rücken  gehört ,  und 
iwtf  sehr  deutlich.  Wenn  man  den  Untersuchten 
^ben  lässt ,  wird  der  Unterschied  zwischen  dem 
DaDge  seiner  Stimme  und  der  des  Untersuchenden 
nfort  sehr  deutlich. 

Deber  gesunden  Stellen  der  Lunge  hat  B.  dieses 
Äsgbltationsphänomen  nie  gehört,  sondein  nur  über 
Men,  die  die  physikalischen  Kennzeichen  der  Ver- 
fichtong  darboten;  da  diese  Verdichtungen  mit  über- 
liegender  Häufigkeit  in  den  Spitzen  vorkommen, 
M»  natürlich;*  dass  6.  es  am  häufigsten  hier  wahr- 
Soommen  hat,  und  zwar  im  eraten  Stadium  der 
Misis,  bei  chronischer  Pneumonie.  Aber  auch 
id  akuter  cronpöser  Pneumonie  hat  es  B.  gewöhn- 
ieh  deutlich  und  stark  ausgeprägt  in  der  Regio 
inCraspinata  und  infrascapularis  gehört.  Dass  es 
Sber  einer  Caveme  vorkommen  kann ,  will  B.  nicht 
B  Abrede  stellen,  aber  er  meint,  dass  nicht  die 
Oi?enie  selbst,  sondern  das  dieselbe  umgebende 
vndicbtete  Gewebe  als  Ursache  zu  betrachten  ist. 
Wie  häufig  dieses  Phänomen  vorhanden  ist  und  ob 
ei  vielleicht  vorzugsweise  mit  einem  andern  physika- 
Sidien  Zeichen  verbunden  vorkommt ,  kann  B.  zur 
Zdt  noch  nicht  bestimmt  angeben ;  «'s  kommt  aber 
k)  häufig  vor ,  dass  B.  sich  wundei*t ,  wenn  es  bei 
öer  chronischen  Pneumonie  fehlt,  und,  wie  es  B. 
sdieiDt,  ist  es  stets  mit  Veränderung  des  Perkus- 
MDsschalls  und  des  Stimmfremitus  des  Pat.  ver- 
Men,  nicht  mit  Rasselgeräuschen. 

B.  ist  geneigt,  anzunehmen,  dass  dieses  Phänomen 
iber  verdichtetem,  luftleerem  Lungengewebe  mittels 
fo  unmittelbaren  Auskultation  wahrnehmbar  ist; 
vemi  nch  diess  durch  weitere  Beobachtungen  be- 
tttigen  sollte,  wtlrde  es  zu  diagnostischen  Zwecken 
verwendbar  werden.  Dass  es  nicht  in  allen  Fällen 
vwfamden  ist  oder  wahrgenommen  wird,  kann  nicht 
lis Hinwendung  gelten,  da  diess  auch  mit  andern 
ihyAalischen  Symptomen  der  Fall  sein  kann ,  eine 
^Urning ,  welche  die  Auffindung  eines  neuen  dia- 
S^^ostisehen  Hfilfsmittels  nur  um  so  willkommener 
Stehen  könnte.  Ferner  glaubt  B.,  dass  dieses  Sym- 
P^  von  Nutaen  sein  kann  ^   wenn  die  Diagnose 


zwischen  pleuritischem  Erguss  und  Lungenverdich- 
tung schwankt ;  bei  Pleuraexsudat  hat  B.  nie  Auto- 
phonie  wahrgenommen ,  wohl  aber  gleich  nach  Ent- 
leerung eines  Pleuraergusses ,  wobei  bronchiale  Re- 
spiration vorhanden  gewesen  war. 

Zuerst  scheint  G.  Tanpin  (Jahrbb.  XXIII. 
p.  205.  206)  auf  dieses  Auskultationsphänomen  auf- 
merksam gemacht  zu  haben.  Nachdem  Piorry 
dasselbe  ebenfalls  darauf  beschrieben  hatte,  schlug 
Honrmann  (Revue m^d.Fran^aise  et  Strang.  Juill. 
1839.  —  Jahrbb.  CXXV.  p.  162)  den  Namen  Auto- 
phonie  daftlr  vor.  Er  unterscheidet  zwischen  Auto- 
phonie  im  gesunden  Zustande  und  im  kranken  und 
bemerkt,  dass  das  Phänomen  im  Ganzen  stärker 
hervortrete,  wo  die  Brustwand  am  dünnsten  ist,  also 
bei  Kindern  u.  an  gewissen  Abschnitten  des  Thorax ; 
er  hat  es  auch  an  der  Vorderseite  der  Brust  gehört^ 
unter  den  Schlüsselbeinen.  H.  soll  auf  dieses  Phä- 
nomen aufmerksam  geworden  sein  in  einem  Falle 
von  pleuritischem  Erguss,  von  dessen  Vorhandensein 
er  vorher  keine  Ahnung  gehabt  hatte,  während  B. 
das  Vorkommen  der  Autophonie  bei  pleuritischem 
Exsudat  bisher  als  zweifelhaft  bezeichnen  muss, 
wenigstens  hat  er  es  bei  reinen,  uncomplicirten  Fäl- 
len von  Pleuraexsudat  noch  nicht  wahrgenommen. 
E.  Hornemann  in  seiner  Stethoskopie  (1843. 
S.  92}  erwähnt  die  Autophonie  und  nennt  sie  eine 
einfache  Vermehrung  des  Widerhalls  im  äussern  Ge- 
hörgang. B.  hebt  als  der  Beachtung  werth  be- 
sonders hervor ,  dass  man  die  Autophonie  nach  den 
altern  Mittheilungen  auch  bei  Gesunden ,  dem  nor- 
malen Stimmfremitus  entsprechend,  gefunden  hat, 
auch  an  der  Vorderfläche  der  Brast  und  bei  Pleura- 
erguss der  Aegophonie  entsprechend.  B.  kommt 
es  vor,  als  wenn  Taupin  u.  Honrmann  zu  weit 
gegangen  seien  in  ihrem  Eifer,  wenn  Letzterer  nor- 
male, ägophonische,  bronchophonische  und  pectori- 
loquische  Autophonie  unterscheidet.  B.  hat  bisher 
nur  eine  Art  angenommen ,  den  zitternden  Wider- 
hall, der  nur  gehört  wird,  wo  Verdichtung  der  Lun- 
gen unmittelbar  unter  der  Brustwandung  vorhanden 
ist,  und  der  wohl  aufzufassen  ist  als  eine  dadurch  er- 
zeugte hörbare  Schwingung  der  von  der  Stimme  des 
Auskultirenden  hervorgebrachten  Schallwellen. 

(Walter  Berger.) 

391.  Ueber  denEinflUBS  des  SenfteigreiBOS 
auf  Anästhesie  und  normale  Empfindung ;  von 
Prof.  A.  Adamkiewicz.  (Berl.  klin.  Wchnsohr. 
XVm.  12.  13.  1881.) 

Vf.  theilt  3  Fälle  mit,  welche  hinsichtlich  Dessen, 
was  die  Behandlung  ergab,  zur  Erläuterung  des 
sogen.  Transfert  der  Franzosen  von  grösstem  Inter- 
esse sind. 

Bekanntlich  hatte  Burq  schon  in  den  40er  Jah- 
ren Beobachtungen  veröffentlicht,  nach  welchen  durch 
Auflegen  von  Metallen  auf  empfindungslos  gewor- 
dene Hautstellen  diese  letztem  ihre  Empfindlichkeit 
wieder  erlangen  sollen.  Erst  in  neuester  Zeit  JQ* 
doch  hat  man  dieser  Lehre  B  u  r  q  's  die  längst  vor« 


174 


Vni.    Mediein  im  AUgemeinen. 


diente  Beachtung  zu  Theil  werden  lassen ,  nachdem 
von  der  Pai*iser  Akademie  B.'s  Beobachtungen  be- 
stätigende Berichte  erschienen  waren  und  man  ge- 
funden hatte,  dass  in  dem  gleichen  Verhältniss  als 
bei  hemianästhetischen  Personen  die  Anästhesie  an 
der  Contaktstelle  der  Metalle  mit  der  Haut  ver- 
schwand ,  dieselbe  genau  an  der  correspondirenden 
Stelle  der  gesunden  Körperhälfte  hervortrat  (Trans- 
fert).  Vf.  vermuthete  sogleich,  dass  es  sich  hierbei 
nur  um  einen  neuen  Ausdruck  bilateraler  Funktionen 
handle,  dass  die  Metalle  nicht  als  solche,  sondern 
durch  Nervenreiz  wirken  würden  und  durch  andere, 
die  Nerven  reizende  Mittel  ersetzt  werden  könnten 
(vgl.  Dessen  „Sekretion  des  Schweisses''  p.  ö7,  und 
Verh.  der  physiol.  Ges.  zu  Berlin  12.  April  1878. 
Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  [physiol.  Abth.]  1878). 
Er  bediente  sich  daher  des  Senfteiges,  und  es  fand 
sich  in  der  That,  dass  derselbe  bei  Anästhesien  alle 
diejenigen  Wirkungen  hervoiTief,  welche  man  bis 
dabin  von  den  Metallen  beschrieben  hatte. 

Vf.  theilt  nun  folgende  interessante  Beobach- 
tungen an  Er.  mit. 

1)  Einem  27Jähr.  Apoplektiaehen ,  dessen  Haat- 
empfindlichkeit  auf  der  gelähmten  Seite  für  alle  Qualitäten 
der  Empfindung  erloschen  war,  wnrde  ein  Senfteig  anf 
die  Ober-  oderUntereztremität  gelegt.  Nach  30— 45]ffin. 
trat  an  der  betr.  Stelle  Brennen  ein  und  es  zeigte  sichf 
dass  die  Empfindlichkeit  für  Nadelstiche,  einigermaassen 
auch  für  Temperatur  zurückgekehrt  war,  ja  es  breitete 
sich  dieselbe,  selbst  nach  Entfernung  des  Senfteiges,  all- 
mälig  über  die  ganze  gelähmte  Körperfläche  aus  und  nach 
24  Std.  zeigte  sich  keine  Spur  von  Sensibilitätsstörung 
mehr.  Binnen  6— 8  Tagen  jedoch  war  wieder  Alles  beim 
Alten.  Wiederholung  des  Senfteiges  ergab  denselben 
vorübergehenden  Erfolg.  Ein  Transfert  war  in  diesen 
Falle  nicht  zu  beobachten. 

2)  In  ähnlicherweise  wurden  bei  einer  Hysterischen 
empfind angslose  SteUen  dnrch  Senfteige  vorübergehend 
wieder  reizempf&nglich,  doch  nicht  über  die  gereizte  Stelle 
hinaus  (einfache  fluxionare  Hyperämien  daeetron,  die  Vf. 
hervorgerufen  hatte,  hatten  sich  ohne  Wirkung  gezeigt). 

3)  Bei  einer  22jähr.  hemianästhetischen  Hysterischen, 
mit  Ovarialschmerz,  Amblyopie  und  Gehörstumpfheit  auf 
derselben  Seite,  zeigte  sich  eine  mit  einem  Senfteig  belegte 
SteUe  des  Vorderarmes  der  kranken  Seite  nach  etwa 
1  VsStündigem  Liegen  geröthet  u.  für  jeden  Reiz  empföng- 
lich,  an  der  symmetrisch  gelegenen  Stelle  der  cresunden 
Seite  dagegen  Verlnst  des  Empfindungsvermögens.  Nach 
einigen  Tagen  Rückkehr  in  den  ursprünglichen  Zustand. 
Nach  Applikation  eines  yerschärften  Sinapismas  traten 
zunächst  dieselben  Erscheinungen  ein,  dann  aber  ver- 
beitete  sich  das  Empfindungsvermögen  über  die  ganze 
kranke  Körperhälfte  und  selbst  Amblyopie  und  Gehör- 
stumpfheit schwanden ;  auf  der  gesunden  Seite  dagegen 
vorübergehender  Verlust  der  Empfindung  an  der  corre- 
spondirenden Stelle.  Die  durch  den  Senfteig  geheilte 
Anästhesie  der  kranken  Seite  kehrte  nicht  wieder  zurück 
und  nach  Monaten  zeigte  sich  ein  absolut  normales  Ver- 
halten. 

4)  Ein  förmliches  Hinüberziehen  einer  mit  motori- 
scher Hemiparese  verbundenen  hysterischen  Hemianästhe- 
sie  fand  bei  einer  SOjähr.  Frau  statt,  die  den  Anschein 
einer  wirklichen  Hemiplegie  bot.  Nachdem  der  Senfteig 
3/«  Std.  auf  einer  anästhetischen  Stelle  gelegen  hatte, 
trat  ein  Brennen  ein,  ein  Rieseln  und  Strömen  in  einer 
ganz  bestimmten  Richtung,  nämlich  anf  der  Seite  des 
Reizes  nach  abwärts  und  auf  der  gesunden  in  der  Rich- 
tung zum  Kopfe.    Gleichzeitig  hob  sich  die  motorische 


Kraft  und  kehrte  die  Empfindung  anf  der  ktaoken  Seiti 
zurück.  Ein  hysterischer  WnthanfaU  trat  ein,  Apatbit 
nach  Entfernung  des  Senfteiges  —  die  Hendparete  hatU 
ihre  Lage  total  gexoechseU  und  es  zeigte  sich  ehiTent 
peraturunterschied  von  5<>,  so  dass  sich  die  Tempentn 
der  gesunden  Körperhälfte  um  5o  erniedrigte,  die  niedrige 
der  ursprünglich  kranken  Seite  um  h^  stieg. 

Fernerhin  hat  Vf.  bei  in  Verbindung  mit  Dr.  A  d  l  e  i 
ans  San  Francisco  ^)  angestellten  Untersuchungen  ge< 
funden ,  1)  dass  der  Schmerz-  und  Tastsinn  symme' 
trisch  gelegener  Ort«  der  Haut  unter  normalen  Ver 
hältnissen  in  funktioneller  Abhängigkeit  von  einan 
der  stehen ;  2)  dass  diese  funktionelle  Abhängigke) 
den  Charakter  eines  Antagonismus  trägt,  und  3)  dal 
dieser  Antagonismus  geweckt  wird  durch  einfsA 
Reize,  welche  dort,  wo  sie  wirken,  Schmerz  aql 
Tastsinn  verfeinern  nnd  an  der  symmetrisch  gelegj 
nen,  nicht  gereizten  SteUe  dieselben  abstumpfen,  i 
Diese  Ergebnisse  beweisen  nach  Vf.  zugleiol 
in  Widerspruch  mit  E.  B.  W  e  b  e  r ,  dass  Schmeiß 
und  Tastsinn  vom  Nervenreichthnm  nnabhängid 
rein  qualitative  Funktionen  der  Haut  sind.  Was  q 
letztem  anlangt,  so  hat  man  bekanntlich  längst  vefl 
muthet,  dass  den  verschiedenen  SinnesempfinduugiBi 
der  Haut  auch  verschiedene  Sinnesnerven  entspreche 
weil  z.  B.  an  ein  und  derselben  Stelle  der  Tastdal 
gelähmt,  der  Temperatursinn  erhalten  sein  kau 
Es  war  daher  von  Interesse,  zu  untersuchen,  ob  sid 
der  Temperatursinn  bilateral  eben  so  verhalte,  a| 
der  Tastsinn  und  das  Schmerzgef&M.  Diese  Fra(| 
ist  durch  Untersuchungen  von  Dr.  Asch*)  venm 
nend  beantwortet  worden:  Der  Temperatursinn  vol 
feinert  sich  wohl  an  der  Stelle  des  Reizes  (Senfl»ig 
stumpft  sich  aber  an  der  symmetrisch  gelegeoe 
Stelle  der  andern  Seite  nicht  ab.  Dem  entgegi 
haben  allerdings  Buccola  nnd  Seppillini  (söB 
modificazioni  sperimentali  della  sensibilitä  etc.  B^ 
gio  neir  Emilia  1880)  einen  leichten  Transfert  de 
Temperatursinnes  erhalten.  Vf.  bestätigt  jedoe 
nachträglich  aus  eigener  Erfahrung  die  Angabc 
Asch 's,  indem  er  fand,  dass  an  der  gereizte 
Stelle  die  Empfindlichkeit  fflr  Kälte  feiner  gewordei 
an  der  nicht  gereizten  dagegen  unverändert  geblii 
ben  war. 

Ans  bilateralen  Temperatnrbeobachtungen  ii 
Spatium  inteross.  I ,  welche  Vf.  noch  anstellte  unti 
einseitiger  Senfwirknng  glaubt  er  schliessen  zu  dtt 
fen ,  dass  die  Abstumpfung  der  Sensibilität  anf  d( 
nicht  gereizten  Seite  in  keiner  Beziehung  zu  de 
Vorgängen  der  Cirknlation  stehe,  sowie,  dass  eii 
einseitige  Reizung  der  Haut  sowohl  auf  der  Sei 
des  Reizes  als  auf  der  entsprechenden  nicht  gerd 
ten  Seite  für  gewöhnlich  Fluxionen  hervorrufe,  d* 
sich  demnach  die  Cirknlation  wie  die  Schweiassekr 
tion  verhalte.  (0.  N  a  n  m  a  n  n.) 


I)  Beitrag  zur  Lehre  von  den  bilateralen  FunküoM 
im  Anschlnss  an  die  MetalloBkopie.  Inaug.-Diss.  Berii 
1879. 

*)  Ueber  das  Verhältniss  des  Temperatur-  und  Tm 
Sinns  zu  den  bilateralen  Funktionen.  Inaug.-Diss.  Be 
Un  1879. 


r^ 


Vni.     Medicin  im  Allgemeinen. 


175 


393.   Fünf  Fftlle   von  Bluttranaftision   in 

die  F^ritonaalhöhle  nach  Ponfick;   von  Dr. 

r.  Kaczorowski    in   Posen.      (Deutsche   med. 

Wehnsehr.  46.  1880.) 

1)  A.  W.,  21  J.  alt,  erkrankte  3  Tage  nach  einem 
h  3.  SeliwangerBchaftBinoiiat  überstandnen  Abortus  mit 
£diÄttelfro6t,  darauf  folgender  Hitze,  Uebelkeit  und  Er- 
brechen ohne  lokale  Schmerzen.     Am  3.  Tage  der  £r- 
Imikxmg  erschien  die  kräftig  gebaute,  wohlgenährte  Kr. 
fss  bbssgelblieher  Oesiehtsfturbe ,  apathisch  und  klagte 
iter  Uebelkeit  u.  Kreusschmerz.   Temp.  41.1o,  Pols  120, 
teq).  30;   Unterleib  etwas  aufgetrieben,   nach  unten 
Druck  empfindlich,   Uterus  über  der  Symphyse 
Muttermund  für  den  Zeigefinger  durchgängig, 
[ches  schleimig-eiteriges,  nicht  fötides  Sekret.   Milz 
Stuhl  angehalten,  Urin  spärlich,  dunkelgelb, 
,  mäasiger  Eiweissgehalt,  Fibrincylinder  nndBlntkdr- 
en.  —  Diagnose:  Nephritis  embolica  aus  einem  zer- 
en  Uterusyenen  -  Thrombus ;    Ordin,:    Ol.   Ricini, 
.  beuoks.,  Irrigation  der  Scheide  mit  Carbolsäure. 
b  in  den  nächsten  Tagen  geringer  Temperaturab- 
bei  anhaltendem  Tenesmus  von  Blase  und  Mastdarm, 
ie  Erbrechen.  Am  6.  Tage  Zeichen  rechtseitiger  Pleuro- 
lonia  embolica,  am  7.  schmerzhafte  Schwellung  des 
fi  Schulter-  und  Hüftgelenks,  am  9.  Affektion  aach 
rediten  Sehaltergelenks,  Temp.  41<).    Vom  12.  ab 
e  des  Erbrechens  u.  der  Diarrhöe,  sowie  abend- 
Frostanfölle  mit  abundantem  Seh  weiss;   am   18. 
ttelfrost,  stärkerer  Husten  mit  Stichen  in  der  linken 
,  hohe  Prostration,  unwlUkÜTlicher  Abgang  von 
imd  Urin ;  am  29.  Facies  Hippocratiea,  Puls  160, 
.  40,  Temp.  Nm.  39.2<>,  Ab.  39.8«.  —  Am  nächsten 
en  Transfusion  von  500  Grmm.  defibrinirten  Blutes 
die  Bauchhöhle,    Abendtemp.  um  1^  gefallen,  Pnls  un- 
dert.    In  den  nächsten  Tagen  trat  zunächst  leichte 
iorie,  nach  einem  Bade  sogar  Schlaf  ohne  Ghloral, 
ad  Zimahme  der  Kräfte  ein.    Am  6.  Tage  nach  der 
Tnmsfosion  erfolgte  aber  ein  neuer  Frostanfall,  mit  stär- 
farem  Hustenreiz,  am  6.  war  das  rechte  Schultergelenk 
Mer  ergriffen ;  neuer  Kräfteabfall.   Am  9.  wurden  noch- 
mk  500  Grmm.  Blut  eingespritzt.    Von  da  ab  zeigte 
rieb  daaemde  Besserung,  das  pleuritische  Exsudat  wurde 
[tllBilig  resorbirt,  wenn  auch  der  Husten  noch  länger  an- 
;lielt.   Unter  Gebrauch  Ton  Eisen  mit  Chinin  wnrde  all- 
itfig  auch  vollständige  Rückbildung  der  Lungenhypo- 
Mtten  eisielt,  und  Fat.  konnte  einen  Monat  später  ge- 
jkOt  entlassen  werden. 

2)  S.  Z.,  25  J.  alt,  der  Masturbartion  ergeben,  seit 
2  J.  an  hochgradiger  Spinalirritation  mit  hysterischen 
Kiimpfen  und  zeitweiligen  Magenblutungen,  sowie  an 
^kittenden  Schmelzen  im  Hinterkopf,  linkem  Hypo- 
IHtriam  und  in  den  Schenkeln  leidend.  JNacb  erfolgloser 
fÄBwendnng  von  Bromkaliam,  Eisen,  kalten  Waschungen 
ad  Bädern,  wurden  560  Grmm.  Blat  in  die  Bauchhöhle 
tnuBfandlrt.  Vom  6.  Tage  ab  trat  langsame  Besserung 
tii,  Krämpfe  und  Biuterbrechen  blieben  aus ;  die  noch 
iHbandenen  Sehmerzen  im  linken  Hypogastrium  ver- 
lebwanden  unter  dem  Gebrauch  des  Jetzt  gut  vertragenen 
fiKDs  bald,  so  dass  Fat.  nach  5  Wochen  geheilt  ent- 
h«en  werden  konnte. 

3)  Gräfin  D. ,  36  J.  alt ,  seit  mehreren  Jahren  an 
^^a&tnärer  Phihisis  leidend,  verlangte  vom  Vf.  selbst  die 
^(^lasfiision ,  welche  zunächst  mit  250  Grmm.  Blut  ge- 
uaeht  wurde.  Keine  schmerzhafte  Reaktion,  nach  3  T. 
kiehte  rosige  Färbung  des  sonst  leichenblassen  Gesichts, 
<iirker  Appetit ,  Abnahme  der  Schweisse ,  des  Husten- 
iciies  und  des  Fiebers.  Acht  Tage  später  jedoch  nach 
mbem  Diätfehler  Rückkehr  des  früheren  Zustandes  und 
Tod  a  Monate  später. 

4)  H.  B. ,  50  J.  alt,  anämisch,  äusserst  herunter- 
t^kommen,  klagte  über  Spinalgien,  welche  sie  seit  Mo- 
>ate&  an  das  Bett  fesselten,  nebenbei  bestanden  fnngöse 
Ottdiwfire  am  Mutterhalse  und  chronische  Bronchitis. 


Nach  Heilung  der  ersteren  durch  das  Paquelin'sche 
Glühverfahren  wurde  eine  Transfusion  von  600  Grmm. 
Blut  in  die  Bauchhohle  ausgeführt.  Einstich  schmerz- 
haft, Uebelkeit  beim  Eingnss,  Zittern,  Abendtemp.  38.2 
bis  39.4<>.  Vom  8.  Tage  an  langsame,  aber  stetige  Besse- 
rung.   Nach  3  Mon.  wurde  Pat.  geheilt  entiassen. 

5)  £.  W.,  Potatrix,  mit  Typhus  ezanthematicus  auf- 
genommen ;  Temp.  40 — 41,  grosse  Hinfälligkeit,  Husten, 
hinten  unten  am  Thorax  hoch  hinauf  reichendes ,  gross- 
blasiges Rasseln.  Am  14.  T.  Schweiss,  Abendtemp.  41. 2<), 
Resp.  50,  Puls  140,  fadenförmig,  blutig  tingirtes  Sputum, 
am  Thorax  links  lünten  unten  handbreite  Dämpfung,  bei- 
derseits hinten  kleinblasiges  Rasseln,  Delirien.  Am 
nächsten  Morgen  Bluttransfusion  von  400  Grmm.  in  die 
Bauchhöhle,  Temp.  früh  39.5»,  Mittags  40«,  Abends  88.80, 
Puls  124,  Resp.  48,  kein  Bauchschmerz,  weder  spontan, 
noch  auf  Druclc.  In  den  folgenden  Tagen  allmäliger 
Rückgang  der  Symptome,  vom  6.  Tage  ab  Lungen  frei, 
Temp.  36.3—37.50,  Puls  80,  Resp.  24.   Convalescenz. 

Nach  solchen  Erfahrungen  glaubt  Vf.  die  Pon- 
fick'sehe  Transfasion  zunächst  bei  protrahirten 
fieberhaften  Krankheiten,  auch  in  schweren  Fällen 
von  Abdominaltyphns ,  nächstdem  aber  auch  bei 
fieberlos  verlaufenden  ehren.  Anämien,  namentlich 
wo  die  Verdauung  daniederliegt,  empfehlen  zu  dür- 
fen. Die  Operation,  führt  Vf.  in  der  Ali;  aus,  dass 
er  zunächst  unter  strenger  Antisepsis  mit  einem  ge- 
bogenen Trokar  in  der  Linea  alba  den  Einstich 
macht,  nach  Entfemnng  des  Stilet  den  mit  Glas- 
trichter versehenen  Schlauch  aufsetzt  und  dann  das 
defibrinirte  Blut  eingieast.  Etwaiger  Eintritt  von 
Luft  in  die  Bauchhöhle  hat  nach  des  Vf.'s  Erfah- 
rungen nichts  zu  bedeuten.  (Krug.) 

393.  Apparat  nur  Dampfentwicklung  in 
Krankenzimmern,  benüglieh  Vermehrung  der 
Feuchtigkeit  der  Luft;  von  William  Marcet. 
(Brit.  med.  Joum.  April  30.  1881.) 

Vf.  hat  durch  zahlreiche  aörometrische  und  hygro- 
metrisehe  Messungen  ermittelt,  dass  der  Feuchtig- 
keitsgrad der  Zimmerluft  durchschnittlich  um  circa 
lO^/o  niedriger  ist,  als  der  der  Aussenluft.  Bei 
hohen  Kältegraden  gestaltet  sich  dieses  Verhältniss 
noch  ungünstiger,  da  die  Zimmerluft  dann  durch  das 
stärkere  Heizen  noch  mehr  austrocknet.  Um  diesem 
Uebelstande,  namentlich  in  Krankenzimmern,  vorzu- 
beugen, hat  Vf.  nach  dem  Princip  der  bei  Dampf- 
kesseln üblichen  Dampfrohre  einen  Apparat  oon- 
struirt,  bestehend  aus  einem  7"  langen,  6"  breiten, 
4^'  tiefen  Kessel,  in  weichen  4  im  Durchmesser  je  3'' 
haltende  geknickte,  4'^  lange  Rohre  bis  zu  dessen 
Boden  eingelassen  sind,  aus  welchen  dann  der 
Wasserdampf  nach  allen  Richtungen  hin  ausströmen 
kann.  Dieselben  sind  noch  mit  einem  Sicherheits- 
ventil versehen,  um  den  Dampf  sofort  abschliessen 
zu  können.  Der  Kessel  steht  auf  4  kurzen  eisernen 
Füssen  und  kann  so,  mit  Wasser  gefüllt,  auf  jedes 
Herdfeuer  gestellt,  oder  auch  auf  andere  Weise  er- 
hitzt werden.  Vf.  füllte  den  Kessel  mit  3  Finten 
kalten  Wassers,  nnd  setzte  ihn  in  einem  Zimmer  von 
14ö4Cubikfns8  Luftraum  6  Min.  lang  an  das  Feuer; 
nach  7  Min.  war  das  Wasser  siedend  und  eine  reich- 
liche Dampfentwicklung  begann;  in  42  Min.  war 
der  relative  Fenchtigkeitsgrad  des  Zimmers  nml5Vo 


176 


Vni.    Medlcin  im  Allgemeinen. 


gestiegen.  Aehnliche  Versache  hat  Vf.  zu  verschie- 
denen  Tages-  nod  Jahreszeiten  wiederholt  angestellt 
und  stets  annähernd  gleiche  Resultate  erzielt.  Die- 
selben haben  ihn  aber  auch  zn  der  Ueberzeugung 
geführt,  dass  die  Innenlnft  namentlich  in  grösseren 
Räumen,  nicht  so  viel  Feuchtigkeit  abgiebt,  als  man 
principiell  annehmen  möchte.  Der  Feuchtigkeits- 
grad derselben  wächst  vielmehr  im  Verhältniss  zur 
Temperatur  und  demFenchtigkeitsgrade  der  Aussen- 
hift,  das  derselbe  aber  durch  Verdampfen  von  Wasser 
adäquat  gemacht  werden  kann.  Vf.  nennt  seinen 
Apparat  ,,Bronchitis-Tubular-Kettle^'.     (Em g.) 

394.  Vierzigjährige  aesundheits-Statistik 
von  London.     (Lancet  I.  24;  June  11.  1881.) 

London  ist  nicht  blos  die  grösste  und  gesündeste 
Grossstadt  der  V7elt,  sondern  wahrscheinlich  auch 
die  einzige,  welche  eine  zuverlässige  Mortalitäts- 
statistik Aber  einen  Zeitraum  von  40  Jahren  besitzt. 
Eiue  Uebersicht  derselben  enthält  der  neueste  Jahres- 
bericht des  Registrar  General  über  die  Vitalitäts- 
statistik von  London  und  andern  Grossstädten  Eng- 
lands auf  das  J.  1880,  mit  welchem  die  4.  Beobach- 
tnngsdekade  der  von  ihm  veröffentlichten  Wochen- 
berichte abschliesst. 

Die  Sterblichkeitsziffer  in  London  betrug  1880 
22.2  auf  1000  Einwohner,  und  zwar  ist  nur  in  5 
der  letzten  40  Jahre  eine  ähnlich  niedrige  Sterblich- 
keitsziffer vorgekommen.  Zu.  bemerken  ist  dabei 
noch,  dass  zur  Zeit  der  Abfassung  des  Jahresberichts 
das  Resultat  der  neuesten  Volkszählung  Londons 
noch  nicht  bekannt  war  und  jedenfalls  Mitte  1880 
unterschätzt  wurde ;  es  ist  daher  anzunehmen ,  dass 
die  wahre  Sterblichkeitsziffer  Londons  im  letzten 
Jahre  nicht  über  21.5  auf  1000  hinausgegangen  ist, 
sich  also  niedriger  gestellt  hat  als  in  irgend  einem 
der  letzten  40  Jahre.  Der  Verinst  durch  zymotische 
Krankheiten  war  im  letzten  Jahre  ein  etwas  höherer 
in  Folge  des  epidemischen  Auftretens  der  Sommer- 
diarrhöe ,  wogegen  Todesßllle  durch  Fieber  —  Ty- 
phus, enterisches,  einfaches  —  einen  wesentlich  ge- 
ringem Procentsatz  gegen  alle  frühem  Jahre  auf- 
wies. Pockentodesftlle  wurden  475  verzeichnet,  25 
mehr  als  im  vorhergehenden  Jahre ;  sie  überstiegen 
etwas  die  Mittelzahl  epidemiefreier  Jahre. 

Das  meiste  Interesse  des  vorliegenden  Berichts 
gewährt  jedoch  der  Rückblick  anf  die  Gesundheits- 
statistik der  40  Jahre  1841—1880.  Die  Dekade, 
welche  mit  1880  abschliesst,  zeigte  eine  niedrigere 
Mortalitätsziffer  als  jede  der  drei  vorausgegangenen 
Dekaden.  Während  dieselbe  in  letztem  23.7 — 24.9, 
also  im  Mittel  24.3  betrag,  ging  sie  während  der 
letzten  mit  1880  abschliessenden  Dekade  anf  22.4 
herab,  wenn  man  die  mittlere  Bevölkerangsziffer  mit 
der  der  neuesten  Zählung  vergleicht.  Die  Gesnnd- 
heitsverhältnisse  Londons,  welche  während  der  letz- 
ten 30  mit  1870  endenden  Jahre  im  Y^esentlichen 
stationär  geblieben  waren,  haben  daher  in  den  letz- 


ten 10  Jahren  eine  wesentliche  Verbesserung  er- 
fahren und  es  verdient  gewiss  Beachtung,  dass  70000 
Personen  am  Ende  dieser  Periode  noch  am  Leben 
waren ,  deren  Tod  eigentlich  nach  der  Mortalitilts- 
Ziffer  der  vorangegangenen  30  Jahre  zu  erwarten 
gewesen  wäre.  Nächstdem  ist  die  Thatsaehe  er- 
freulich, dass,  wenn  man  die  letzte  Dekade  in  zwei 
Quinquennien  theilt,  die  Sterblichkeitsziffer  im  zwd- 
ten  wesentlich  n^pdriger  ist  als  im  ersten ;  ein  Be- 
weis ,  dass  die  sanitären  Anstrengungen  der  letzten 
Jahre  nicht  erfolglos  gewesen  sind,  was  um  m 
schwerer  wiegt,  als  die  wachsende  Dichtigkeit  dei 
Bevölkerung  Londons  eigentlich  eine  höhere  Uoi* 
talitätsziffer  zur  Folge  gehabt  haben  mttsste ,  wen 
ihr  nicht  durch  geeignete  sanitäre  Maassregeln  ent- 
gegen gearbeitet  worden  wäre.  Die  niedrigere  Mo^ 
talitätsziffer  des  letzten  Decennium  und  die  besäen 
Sanitätsverhältnisse  der  Metropole  sind  um  so  bed«it 
samer,  als  der  höhere  Procentsatz  der  Lebendgeblie- 
benen hauptsächlich  durch  geringere  Sterblichkeü 
an  zymotischen  Krankheiten  bedingt  war.  Während 
letztere  im  Verlaufe  der  vorausgegangenen  3  Deceih 
nien  eine  ziemlich  stationäre  war ,  fiel  sie  während 
des  letzten  Decennium  um  nicht  weniger  als  25*/i< 
Viel  mag  allerdings  dazu  beitragen,  dass  Loodüi 
während  dieser  Zeit  von  Cholera  asiatica  versehoil 
blieb ;  allein  es  war  auch  ein  wesentlicher  Abfall  in 
den  fieberhaften  Krankheiten  zu  verzeichnen.  DiQ 
durchschnittliche  Mortalitätsriffer  der  letztem  unter 
schied  sich  in  den  ersten  3  Decennien  nur  wenii 
von  denen  der  vorausgegangenen  Jahre  und  betrog 
im  Mittel  0.92  per  1000;  in  den  JJ.  1871—80 
dagegen  ist  sie  auf  0.37  per  1000  zurückgegangen. 
Während  zu  erwarten  gewesen  wäre ,  dass  nahen 
19000  Personen  mehr  an  fieberhaften  Erankheitea 
sterben  würden ,  sind  mehr  als  100000  Einwobms 
von  London  durch  die  bessern  Sanitätsverhältnine 
von  fieberhaften  Erkrankungen  frei  geblieb^.  8a 
war  z.  B.  die  Erkrankungszahl  an  Scharlach  in  den 
letzten  10  Jahren  eine  wesentlich  niedrigere,  als  in 
den  frühem  drei  Decennien,  ebenso  die  MortalitätB- 
Ziffer  für  Masern,  Keuchhusten,  Diarrhöe,  obwoU 
minder  erheblich,  geringer.  Das  am  wenigsten  er- 
freuliche Resultat  gewährt  die  neueste  Londoner 
Mortalitätsstatistik  bezflglich  der  Kinderaterbäek" 
keit;  dieselbe  betrug  bei  Kindern  unter  einem  Jahn 
im  letzten  Jahre  158  per  1000  und  eine  gleiobe 
Mortalitätsziffer  ergiebt  sich  auch  für  die  JJ.  1871-^ 
1880,  während  sie  in  den  vorausgegangenen  drei 
Decennien  159  per  1000  betrug.  Bei  dem  allge- 
meinen Abfall  der  Mortalitätsziffem  während  jener 
Zeit  hätte  man  allerdings  auch  eine  etwas  bedeo- 
tendere  Abnahme  der  Kindersterblichkeit  erwarten 
dürfen.  Allein  die  Frage  der  Kindersterblichkeit  ist 
nicht  blos  eine  sanitäre ,  sondern  eine  viel  mehr  so- 
ciale, welche  jedenfalls  von  Seiten  der  sanitimi 
Autoritäten  eine  grössere  Beachtung  verdient,  als  ibr 
bisher  zu  Theil  geworden  ist.  (ErngO 


Schnrigy  Ohienheilkimde. 


177 


B 


vm.  Bericht 


Originalabhandlungeii 

and 

Uebersichten. 


die  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Ohren- 
heilkunde im  Jahre  1879. 

Von 
Dr.  Edmund  Schurig  in  Dresden. 


A.  Anatomie. 

üeber  die  EnttoicMung  des  äuesem  Gehör- 
fiuigs  stellte  David  Hunt  (Amer.Joum.of  Otolog. 
Lp. 250.  Oct.)  Untersuchungen  an,  deren  Resultate 
iiD  Wesentlichen  mit  denen  v.  B  a  e  r  's  übereinstimmen 
[Tgl. Jahrbb.  GLXXX.  p.l79].  H.  betont,  dass  häufig 
Torkonmiende  Abnormitäten ,  z.  B.  Atresie  des  äns- 
aem  Gehörgangs,  nach  seiner  Ansicht  Aber  die  Qe- 
nese  dieses  Organtheiles  leicht  erklärt  werden  kön- 
KD,  während  sie  nach  den  Angaben  anderer  For- 
Bßber  aber  diesen  Gegenstand  unerklärlich  scheinen. 

Schwabach  (Ztschr. f. Ohkde. VIII.  2.  p.  103) 
bmen  in  den  letzten  3  Jahren  7  Fälle  von  Fistula 
mis  congenita  vor,  und  zwar  bei  4  männl.  und  3 
vdbl.  Individuen;  6mal  fanden  sich  nur  einfache, 
steeknadelkopfgroBse  GrQbchen  und  nur  Imal  ein 
wiiklieher  Fistelkanal ;  in  3  Fällen  bestand  Abson- 
derang  etaer  rahmartigen  Flüssigkeit,  in  keinem 
Falle  jedoch,  selbst  nicht  in  2  Fällen,  wo  auf  Seiten 
<ler  seoemirenden  Fistel  eitrige  Mittelohr-Entzündung 
beetsnd,  war  ein  Znsammenhang  mit  dem  Mittelohr 
n oonstatiren,  was  für  die  von  Urbantschitsch 
nfgestellte  Behauptung  spricht,  dass  die  Fist.  auris 
coDgeDita  als  ein  Ueberrest  der  normaler  Weise  völ- 
lig geschlossenen  ersten  Kiemenspalte  zu  betrachten 
iei;  aueh  die  von  Urb.  mehrfach  beobachtete  Ver- 
«rtnmg  von  Kiemenfisteln  konnte  Vf.  in  einigen  Fäl- 
len oonstatiren. 

Auf  das  mannigfach  vicarürende  Verhalten  zwi- 
schen den  pneitmatiechen  und  diploStischen  Räu- 
men  des  Proc.  mastoideue  macht  E.  Zncker- 
kandl  (Mon.-Schr.  f.  Ohkde.  XIII.  4.)  aufmerk- 
ttm. 

Ab  100,  aus  60  Leichen  stammenden  Gehörorganen 
M  er  folgende  VerhältDisBe,  die  bessflgüeh  der  Perfora- 
fim  des  JProc.  mast.  beaclitenswerth  sind :  pneumatische 
WaraeBfortsatsce  in  36.8%  aller  Fälle,  total  diploetische 
in  20.0^/o  f  <nm  Theil  diploetische  (and  zwar  vorwiegend 
bn  Spitzenthefl  des  Proc.  mast.),  zum  Theil  pneumatische 
ta  tt.go/^. 

üeber  das  Vorkommen  der  Fissura  mastoid, 
^tptamosa,  auf  deren  praktische  Bedeutung  G  r  u  b  e  r 
ZKist  aufmerksam  machte,  veröfifentlichte  Wilh. 

M.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  2. 


Kirchner  (Arch.  f.  Ohkde.  XIV.  3  u.  4.  p.  190) 
seine  an  300  Schädeln  Erwachsener  und  30  Kinder- 
schädeln gemachten  Beobachtungen.  Hiemach  scheint 
das  Vorkommen  der  Fissur  —  entweder  vollkommen 
oder  nur  theilweise  —  in  den  meisten  Fällen  auf 
beiden  Seiten  zugleich  stattzufinden,  bei  einseitigem 
Vorkommen  überwiegt  das  linke  Felsenbein.  Das 
Geschlecht  bedingt  keinen  unterschied  des  Vorkom- 
mens, ebenso  findet  sich  die  Fissur  sowohl  im  jugend- 
lichen als  im  Greisenalter  (am  Schädel  eines  im  83. 
Lebensjahre  Verstorbenen).  An  Kinderschädeln  fand 
K.  die  Spalte  bis  zum  Ende  des  1.  Lebensjahres 
durchschnittlich  völlig  erhalten,  während  in  einigen 
Fällen  schon  nach  Ablauf  des  3.  Lebensjahres  keine 
Spur  mehr  davon  zu  sehen  war.  —  Nach  Messungen 
an  den  untersuchten  Schädeln  betrug  die  Dicke  des 
Proc.  mast.  durchschnittlich  nach  dem  20.  Lebens- 
jahre 14  Mmtr.,  die  Höhe  15,  die  Breite  18  Mmti'., 
welche  Maasse  an  weibl.  Schädeln  im  Allgemeinen 
um  einige  Millimeter  kleiner  ausfallen.  An  Schädeln 
mit  gut  oder  ziemlich  gut  ausgebildeter  Fissura 
squam.  fand  sich  der  Dickendurchmesser  etwas  klei- 
ner (10 — 12  Mmtr.)  im  Verhältniss  zum  Höhen-  und 
Breitendurchmesser. 

August  Rauber  (Arch. f. Ohkde.  XV.  2u.  3. 
p.  81 :  die  Lymphgefässe  der  Gehörknöchelchen) 
gab  bereits  im  J.  1876  in  seiner  Abhandlung  über 
die  Elasticität  und  Festigkeit  der  Knochen  eine  Ab- 
bildung, welche  darthut,  dass  die  Lymphgefässe  des 
Knochens  die  Blutgefässe  unmittelbar  umhüllen  (cir- 
cumvascnlare  Lymphkanäle).  Besonders  deutlich  ist 
diess  —  wie  beigegebene  Abbildungen  lehren  —  an 
Präparaten  vom  Griff  des  Hammers  und  den  Schen- 
keln des  Amboses  zu  erkennen.  Inmitten  eines 
Havers'schen  Kanals  verläuft  die  von  Endothel  um- 
gebene Arterie  und  Vene ;  zwischen  diesen  Gefässen 
und  der  ebenfalls  von  Endothel  bekleideten  Knochen- 
wand bleibt  ein  freier  cylindrischer  Raum,  der  zur 
Bewegung  des  Lymphstroms  dient. 

Eine  Sinus  tympanicus  genannte  Ausbuchtung 
der  Labyrinth  wand  der  Paukenhöhle  fand  H.  S  t  e  i  n  - 
brügge  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VIIL  1.  p.  59)  an  37 
Felsenbeinen  35mal  in  verschiedener  Grösse. 

23 


178 


dchurigy  Ohrenhdlkimde, 


Es  liegt  der  bald  ovale,  bald  hafeisenformige  Ein- 
gang des  Sinns  nach  hinten  vom  rnnden  nnd  ovalen  Fen- 
ster, etwas  höher  als  das  erstere;  der  Sinus  selbst  er- 
streckt sich  unterhalb  des  Canalis  facial.  tiefer  in  die  La- 
byrinthwand hinein  und  seine  tiefste  Stelle  liegt  zuweilen 
tiefer  als  der  Boden  der  angrenzenden  Paukenhöhle. 
Grösste  Tiefe  im  Mittel  3  Mmtr.,  Höhendurchmesser  4.3 
Millimeter.  Aus  den  beigefugten  historischen  Notizen  er- 
giebt  sich,  dass  der  Sinus  schon  einigen  altern  Anatomen 
bekannt  war;  seinen  Namen  erhielt  er  von  Meckel 
(Handbuch  der  menschl.  Anat.  1820). 

Weber-Liel  (Mon.-Sclir.  f.  Ohkde.  XUI.  3.) 
fasst.daa  Ergebnias  seiner  OntereuchuDgen  über  den 
Aquaeductus  Cochleae  beim  Menschen  in  folgenden 
Sätzen  zusammen :  1)  Der  Aquaeductus  cochl.  ent- 
hält keinen  Venenzweig ,  wie  in  den  Lehrbttchem 
angegeben  wird,  sondern  stellt  einen  feinen,  von 
einer  Foiiisetzung  der  Dura-matcr  ausgekleideten 
Kanal  dar,  weicher  die  Verbindung  der  Scala  tymp. 
mit  einem  intracranialen  Raum  herstellt.  —  2)  Von 
der  Vena  jugul.  her  zieht  ein  Venenstämmchen  unter 
dem  gewölbten  Eingangsrand  (Janua  arcuata)  des 
Aquaeductus  hinauf,  und  tritt  hier  im  vordersten 
Theil  des  Aquaeductus  cochl.  in  eine  Enochenöff- 
nung  ein,  welche  den  Anfang  eines  eigenen  Knochen- 
Kanals  bildet,  der  von  dem  eigentlichen  Aquaeductus 
durch  eine  etwa  1  Mmtr.  breite  Knochenschicht  ge- 
trennt ,  mit  demselben  fast  parallel  zur  Scala  tymp. 
verläuft  und  hier  in  einem  eigenen  Loch  mündet, 
^/g — Vi^™*^^*'  entfernt  von  derOeffnung  des  Aqnae- 
duct.  Cochleae. 

Femer  liefert  Weber-Liel  (Virchow's  Arch. 
LXXVIL  2.  p.  207)  den  Beweis  für  die  Richtigkeit 
der  schon  vor  2  J.  von  ihm  gemachten  Mittheilung, 
dass  auch  beim  ausgewachsenen  Menschen  die  endo- 
lymphatischen  Räume  des  Ohrlabyrintlia  durch  den 
AquaeducU  vestibuli  mit  einem  iniraduralen ,  an 
der  hintern  Fläche  des  Felsenbeins  liegenden  Sacke 
in  Verbindung  stehen.  Die  Versuche  ergaben,  dass 
die  Communikation  des  Sackes  mit  dem  Labyrinth 
frei  und  leicht  ist,  so  dass  Druck-  und  Spann  Wirkun- 
gen ,  die  während  des  Lebens  von  der  Schädelhöhle 
her  auf  die  obere  Wand  des  Sackes  stattfinden,  nach 
dem  Labyrinth  hin  übei-tragen  werden,  während  an- 
dererseits positive  oder  negative  Druckschwanknngen 
vom  äussern  Gehörgang  her  ein  Ueberfliessen  der 
LabyrlnthflUssigkeit  nach  dem  intraduralen  Sacke 
bedingen,  oder  aber  adspirirend  auf  dessen  Inhalt 
wirken.  Es  ist  also  bei  Einwäi-tsdrängung  des  Steig- 
bügels im  Aquaeduct.  vestib.  ein  Abflussventil  ge- 
geben, eine  Art  Tuba  Eustachii  für  das  Labyrinth. 
—  Durch  dieses  anatom.  Verhalten  dürfte  sich  die  bei 
Ohrleiden  so  häufige  Kopfeingenommenheit,  Erschwe- 
rung der  geistigen  Funktionsfähigkeit  u.  s.  w.  er- 
klären. 

B.    Physiologie, 

Clarence  J.  Blake  giebt  in  seinem  Auf- 
satze: Die  Verwendung  des  Trommelfells  als 
Phonautograph  und  Logograph  (Ztschr.  f.  Ohkde. 
VIII.  p.  5),  nach  einem  Rückblick  über  den  Ent- 
wickelungsgaug  derartiger  Untersuchungen,  Abbil* 


düngen,  deren  erste  Reihe  (1 — 6)  Curven  darstellt, 
wie  sie  der  Schreibstift  auf  berusstes  Glas  zeichnete, 
wenn  Vokale  von  verschiedener  Tonhöhe  in  daa 
Mundstück  des  Phonautographen  gesungen  wurden ; 
die  Curven  veranschaulichen  die  mit  steigender  Höhe 
gleichfalls  steigende  Stärke  des  Tones.  In  der  zweiten 
Reihe  (7 — 10)  wird  die  Einwirkung  des  veränderten 
Luftdrucks  auf  gleichzeitige  Schwingungen  des  Trom- 
melfells dargestellt ;  es  ergiebt  sich  hieraus,  dass  dia 
nnter  dem  pneumatischen  Druck  eines  Consonanten- 
tones  stehende  Spannung  des  Trommelfells  'sehr  er- 
heblich seine  SGhwiDgungsexkui*sionen  beschränkt. 

Oscar  Wolf  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VIII.  p.  12) 
hält  den  £J(/t«on'schen  Phonographen  auch  für  die 
Ohrenheilkunde  für  werthvoll,  „weil  er  die  Lehre 
von  der  Resonanz  der  Membranen  ebenso  wie  die 
weitere  physikalisch-akustische  Definition  der  Sprach- 
laute fördert'^  Die  von  W.  mit  dem  Instrament  an- 
gestellten Versuche  bestätigten  seine  frühern  Anga- 
ben über  die  akustischen  Eigenschaften  der  Sprach- 
laute. Während  die  mit  tiefer  Bassstimme  gesproche- 
nen Vokale  A  nnd  0  ziemlich  grosse  Klangfigureo 
auf  der  Zinnfolie  zeichneten,  gaben  E  und  I  erheh- 
lich  kleinere,  der  S-Lant,  als  höchster  Ton  der 
Sprache,  die  kleinsten.  Die  selbsttOnenden  Oonao- 
nanten  B,  K,  T,  F  gaben  für  sich  allein  keine  deat- 
liche  Klangfignr,  wurden  aber  in  Verbindung  mit 
Vokalen  vom  Apparat  deutlich  nachgesprochen  mit 
ähnlichen  Verändernngen  in  der  Klangfigur  des  Vo- 
kals, wie  durch  die  tonborgenden  Laute  L,  M,  N 
und  W.  Grosse  nnd  tiefe  Eindrücke  entstanden 
dureh  den  R-Laut,  der  ja  auch,  nach  W.'s  Ver- 
suchen, am  menschlichen  Trommelfell  grössere  Ex- 
kursionen veranlasst.  Liess  man  das  Instrument 
eine  vorher  hineingesnngene  Melodie  repetiren  nnd 
drehte  dabei  die  Kurbel  rascher  als  vorher,  so 
konnte  man  die  Melodie  um  einen  oder  mobilere 
Töne  in  die  Höhe  treiben,  gewissermaassen  traos* 
poniren.  Man  müsste  daher,  um  exakt  za  experi- 
mentireu,  die  Kurbel  durch  einen  Mechanismus  (Uhr- 
werk) in  Bewegung  setzen. 

In  Bezug  auf  die  obere  Grenze  der  Hörbarkeit 
musikalischer  Töne  ist  Cl.  Blake  (Americ.  Joum» 
of  Otolog.  I.  p.  267.  Oct.)  zu  folgenden  Schlusses 
gelangt.  1)  Die  Widersprüche  in  den  Angaben  def! 
vei*schiedenen  Autoren  haben  ihren  Grund  höchst- 
wahrscheinlich nicht  in  wirklichen  Verschiedenheiten 
der  Hörkraft  der  untersuchten  Individuen,  sondetfj 
in  der  verschiedenen  Schallleitungsfähigkeit  dcfj 
Mittelohr-Apparates.  2)  Die  wirkliche  obere  Gren4| 
der  Hörbarkeit  ttbersclu'eitet  weit  die  UebertragnngSi 
fähigkeit  des  normalen  Mittelohrapparates.  3)  Ve^i 
änderungen  im  schallleitenden  Apparat  bedingen  eo^ 
sprechende  Veränderangen  in  der  oberen  Hörgrenz«^ 
Letztere  variirt  insofern  etwas  mit  dem  Alter,  als  sil^ 
bei  jüngeren  Personen  im  Allgemeinen  etwas  höhof 
Uegt.  DurchschnitÜich  steUt  ein  Ton  von  40000 
(einfachen)  Schwingungen  die  obere  Grenze  dar,  dii 
jedoch  bei  stiaffer  Spannung  des  Schallleitungt' 
apparates  durch  Contraktion  des  Tens.  tymp.,  w<h 


r 

B  durch  er  zur  Uebertragung  von  Tönen  kurzer  Wel- 
leoUnge  geeigneter  wird,  um  3-  selbst  10000 
SehwiDguDgen  sich  erhöhen  kann.  Abweichungen 
TOD  der  normalen  Hörgrenze  haben  ihren  Grund 
entweder  in  Verminderung  der  Perceptionsfslhigkeit 
flbeihaupt  oder,  was  am  häufigsten  der  Fall  ist,  in 
VerftnderuDgen  des  Leitungsapparates.  Die  hier- 
durch bedingte  Veränderung  der  Tongrenze  Ober- 
sehreitet  nach  oben  selten  80000  Schwingungen  und 
fiüt  selten  unter  20000.  Ersteres  beweist  entwe- 
der vermehrte  Spannung  des  Leitnngsapparates  oder 
Etimination  eines  oder  mehrerer  Glieder  dieses  Me- 
chanismus. Letzteres  deutet  auf  vermehrte  Hinder- 
msse  im  Leitungsapparat,  oder  auf  tiefer  (im  Laby- 
TToth)  ntzende  pathol.  Veränderungen,  oder  endlich 
auf  Verminderung  der  Perceptionsfiihigkeit  an  sich. 
Ib  einem  Fall  von  Kalkablagerung  im  Trommelfell 
betmg  die  obere  Hörgrenze  35000  Schwingungen, 
^Seg  aber  nach  Ausschneidung  eines  Lappens  gegen- 
über dem  langen  Ambosschenkel  und  Befestigung 
desselben  an  den  Ambosschenkel  auf  50000  Schwin- 
guBgeDy  nach  Insertion  einer  Politzer*achm  Oese  so- 
gar auf  80000  Schwingungen.  Hieraus  und  ans 
analogen  Beobachtungen  schliesst  Bl. ,  dass  das 
dmrch  den  Hammer  und  das  Hammer- Ambosgelenk 
gesetzte  Trägheitsmoment  etwa  20000  Schwingun- 
gen gleich  sein  möge  und  ebensoviel  möge  die  durch 
Ambo6  und  Ambos-Steigbflgelgelenk  gegebene  Hem- 
mmig  betragen,  da  in  Fällen  von  Zerstörung  des 
Trommelfells  mit  Verlust  von  Hammer  und  Ambos 
die  obere  Hörgrenze  bei  80000  Schwingungen  lag. 
Selbetverständlich  werden  Verstopfung  des  Gehör- 
gangs, Verdickung  oder  Erschlaffung  des  Trommel- 
fells, Exaudat  in  der  Pauke  n.  s.  w.  von  erheblichem 
Cinflons  sein,  und  giebt  in  allen  solchen  Fällen  die 
Abweichung  von  der  oberen  normalen  Hörgrenze 
das  liaass  fllr  den  vermehrten  Widerstand  gegen 
Schallwellen. 

Analyse  der  im  Nebengeräiuch  einer  intertnit- 
tirtnden  Stimmgabel  enthaltenen  Töne,  —  Gele- 
genUich  der  Hörprüfung  Ohrenkranker  mittels  des 
Telephons  (Jahrbb.  GLXXX.  p.  274)  machte  E. 
Herthold  (Ztschr.  f.Ohkde.Vm.  p.l06)  mitHttlfe 
von  Resonatoren  die  Beobachtung,  dass  neben  dem 
Gnmdton  der  intermittirenden  Stimmgabel  noch  eine 
^anze  Reihe  von  harmonischen  Obertönen  mittönte. 
Da  dieselben  auch  nach  Ausschaltung  des  Telephons 
ans  der  leitenden  Verbindung  mit  der  Stimmgabel 
iiörbar  blieben,  so  konnte  als  Entstehungsursache 
nar  das  durch  Ueberspringen  des  Funkens  und  durch 
das  Eintanehen  der  Platinnadel  im  Quecksilbemapf 
entstehende  Geräusch  betrachtet  werden.  —  Bl.  em- 
pfiehlt die  Methode,  mittels  des  Telephons  Obertöne 
zn  beobachten  als  die  leichteste  für  den  Ungeflbten. 

Funktion  der  Chorda  iympani. 

Louis  Blau  (Berl.  klin.  Wchnschr.  XVI.  45) 

theilt  folgenden  Fall  mit : 

l^br.  Knabe,   seit  5  J.  an  linkseitiger  Otorrhoe 

wX  gehweren  HirnerBcheinungen  leidend.     Nach  Entfer- 

eloes  Polypen  und  granulöser  Wuchernng  an  der 


Schur  ig,  Ohrenheilkunde. 


179 


hintern  obem  Gehörgangswand,  sowie  nach  Erweiterung 
eines  von  da  nach  dem  Antr.  mast.  fahrenden  Fistelkanals 
und  Ausspritzen  grosser  Massen  eingedickten  Eiters  Nach - 
lass  der  Himsymptome.  Trommelfell  an  zwei  Stellen  der 
hintern  Hiilfte  perforirt ;  eine  Perforation  von  Hirsekorn- 
grösse  nahe  dem  hintern  untern  Rand  des  Trommelfells, 
eine  zweite  etwas  tiefer  als  derProc.brev.  im  Grand  einer 
trichterförmigen  Einziehung  gelegen.  Beim  Ausspritzen 
oder  Eingehen  mit  der  Sonde  durch  diese  kleine  Oeffnung 
stellten  sich  Reizerscheinungen  der  Chorda  ein,  die,  aus- 
schliesslich auf  den  linken  Rand  der  Zunge  beschrankt, 
die  Spitze  derselben,  sowie  die  Zangen wurzel  freilassend, 
sich  meist  als  säaerlicher,  zuweilen  süsslicher  Geschmack 
und  Gefühl  von  Prickeln  äusserten.  Die  Empfindungen 
traten  zusammen  oder  nur  eine  derselben  auf,  und  zwar 
nahezu  in  gleicher  Häufigkeit.  Sorgfältige  Prüfung  der 
Geschmacksperception  beider  Zangenhälften  hatte  dieselbe 
als  normal  ergeben. 

Der  Fall,  so  bezeichnend  derselbe  für  das  Vor- 
handensein von  sensiblen  und  Geschmacksnerven  in 
der  Chorda  ist,  kann  natürlich  eine  Auskunft  über 
die  Herkunft  der  Geschmacksfasem  nicht  geben. 

S.  Moos  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VIII.  p.  222)  er- 
zählt einen  Fall,  wo  in  Folge  einer  Operation  eines 
Paukenhöhlenpolypen  die  rechte  Chorda  tymp.  ver- 
letzt und  in  Folge  dessen  eine  unerhebliche  Ab* 
stnmpfung  der  Sensibilität  der  rechten  Zungenhälfte 
(der  vorderen  ^/s  und  des  Randes),  dagegen  eine 
hochgradige  Abstumpfung  des  Geschmackes  aufge- 
treten war,  welche  abnorme  Erscheinungen  jedoch 
im  Laufe  der  nächsten  Wochen  spontan  wieder  ver- 
schwanden. 

Nach  Horatio  R.  Bigelow  (Arch.  ofMed. 
I.  3.  p.  288)  ist  die  Choi*da  mit  dem  Lingualnerven 
nicht  ,,fibril  to  fibril^'  vereinigt,  sondern  nur  mit  ihm 
in  eine  gemeinschaftliche  Scheide  eingeschlossen; 
die  Facialzweige  kommen  vom  Wrisberg'schen  Ner- 
ven und  nicht  vom  Hauptstamm. 

Durchschneidung  des  Nerv,  trigem.  in  der 

Schädelhöhle. 

Zur  Controle  der  Angabe  Geil6's,  der  nach 
Durchschneidung  der  absteigenden  Wurzeln  des  Tri- 
geminus  trophische  Störungen  im  Auge  n.  in  der  Nase 
(Eiterung),  sowie  in  der  der  verletzten  Seite  ent- 
sprechenden Paukenhöhle  (trübe,  viele  Eiterkörperchen 
enthaltende  Flüssigkeit)  constatiren  konnte,  führte 
R.  Hagen  (Arch.  f.  exper.  Pathol.  u.  Pharmakol. 
XI.  1  u.  2.  p.  39)  die  Durchschneidung  an  13  Ka- 
ninchen aus.  Nur  in  2  Fällen,  die  jedoch  wegen 
zufälliger  Umstände  nicht  als  bewelskräfh'g  gelten 
konnten,  fand  er  Exsudat  in  der  Pauke,  in  den  üb- 
rigen 11  dagegen  nicht  die  Spur  eines  solchen. 
H.  schliesst  daraus,  dass  G  e  1 1 6 '  s  Folgerungen,  die 
sich  nur  auf  die  Ergebnisse  eines  einzigen  operirten 
Thieres  stützen,  als  unberechtigt  zuiückzuweisen 
sind,  dass  vielmehr  die  Integrität  der  Paukenhöhle 
nach  Trigeminus  -  Dnrchschneidungen  geeignet  ist, 
die  traumatische  Natur  der  Trigeminus-Keratitis  zu 
stützen. 

Weber- Li el  (Mon.-Schr.  f.  Ohkde.  XIH.  9) 
hält  die  Frage  durch  die  Hagen* sehen  Experi- 
mente noch  nicht  für  abgeschlossen.  Man  müsse 
nach  der  Trigeminus  -  Durchschneidung  seine  Auf- 


180 


Scharig,  Ohr^iheilkiuide. 


merksamkeit  besonders  darauf  richten,  ob  dennoch 
vasomotorisch-trophische  Störungen  im  äussern  Ge- 
hörgang und  am  Trommelfell  auftreten  und  ob  — 
bei  hinreichend  langer  Lebensdauer  der  Thiere  nach 
der  Operation  —  der  Nachweis  trophischer  Verän- 
derungen in  der  Mittelohrmuskulatur  nicht  zu  geben 
sei.  Die  bei  einigen,  die  Operation  längere  Zeit 
überlebenden  Thieren  von  Hagen  gefundene  In- 
jektion der  Paukenschleimhaut  deutet  er  als  Resi- 
duum einer  vorausgegangenen  Entzündung. 

Die  Funktion  der  Eustachi^schen  Röhre  wurde 
von  Arthur  Hartmann  (Experiment.  Studien  etc. 
über  die  Funktion  der  Eustachi'schen  Bohre.  Leipzig. 
Veit  &  Comp.  gr.  8.  61  S.  2  Mk.)  erneuter  Unter- 
suchung unterworfen.  Wir  heben  aus  der  zu  eige- 
nem Studium  zu  empfehlenden  Schrift  hier  folgende 
die  Physiologie  der  Tube  betreffende  Punkte  hervor. 

Nach  einer  im  1.  Cap.  gegebenen  histor.  Ein- 
leitung bespricht  H.  im  2.  Cap.  die  Durchgängig- 
keit der  Tuba  Eust.  im  Ruhezustand  der  Mushda" 
tur  u.  gelangt  auf  Grund  seiner  an  22  Erwachsenen 
im  pneumat.  Cabinet  angestellten  Versuche  zu  dem 
Resultat,  dass  die  Tuben  &\r  gewöhnlich  geschlossen 
sind.  Bei  Einwirkung  höheren  positiven  Drucks  im 
Nasenrachenraum  findet  ein  Luftdurchtritt  nach  der 
Trommelhöhle  nicht  statt,  derselbe  erfolgt  erst  bei 
einer  mehr  oder  weniger  kräftig  ausgeftlhrten  Schluck- 
bewegung. Dagegen  findet  ein  Luftdurchtritt  in  der 
Richtung  von  der  Trommelhöhle  nach  dem  Nasen- 
rachenraum leicht,  obschon  auch  mit  individuellen 
Verschiedenheiten  statt.  Die  Tuben  verhalten  sich 
wie  Röhren ,  die  an  einem  Ende  feste  Wandungen 
mit  offenem  Lumen,  am  andern  schlaffe  Wandungen 
haben.  Findet  am  starrwandigen  Ende  Ueberdruck 
statt,  so  wird  derselbe  den  Widerstand  der  sich  lose 
berührenden  schlaffen  Wände  am  andern  Ende  leicht 
überwinden,  umgekehrt  jedoch  werden  die  schlaffen 
Wände  an  einander  gepresst  und  verhindern  den  Luft- 
eintritt, indem  sie  als  Klappe  wirken.  Innerhalb 
der  Breite  des  normalen  Gehörs  liegen  nun  Fälle 
von  abnorm  leichter  Durchgängigkeit,  fast  völligem 
Offensein  der  Tube,  andrerseits  Fälle  von  sehr  er- 
schwerter Durchgängigkeit,  bei  denen  selbst  wieder- 
holte Schluckbewegnngen  die  durch  die  Luftdruck- 
differenz bewirkte  Schmerzhaftigkeit  im  Ohr  nicht  zu 
tilgen  vermochten.  —  Bezüglich  des  Verhaltens  der 
Tuben  bei  der  Respiration  {Cap,  3)  ist  H.  der  An- 
sicht, dass  ein  Luftdurchtritt  für  gewöhnlich  nicht 
stattfindet.  Die  am  Ohi'manometer  bei  der  Respi- 
ration wahrnehmbaren  Schwankungen  werden  durch 
Aenderung  des  Tubenlumens  in  Folge  schwacher 
Muskelcontraktionen  bewirkt,  indem  die  im  knorplig- 
membranösen  Theil  der  Tube  enthaltene  Luft  bei 
der  Inspiration  nach  der  Trommelhöhle  getrieben 
wird,  bei  der  Exspiration  wieder  zurückkehrt; 
sichtbare,  der  Respiration  isochrone  Trommelfell- 
bewegungen können  bei  abnorm  leichter  Durch- 
gängigkeit der  Tube  entstehen  und  findet  dann  ein 
wirklicher  Luftaustausch  zwischen  Rachen-  u.  Trom- 
melhöhle statt. —  Beim  V als alv ansehen  Versuch 


{Cap.  4)  findet  ein  Luftdurchtritt  nach  derTromiAel- 
höhle  schon  bei  geringen  Druckstärken  (bei  20  bis 
40  Mmtr.  Hg)  statt ;  es  kann  demnach  hierbei  dne 
Ruhestellung  der  Muskulatur,  wie  H.  früher  glaubte, 
nicht  angenommen  werden,  sondern  es  muss  die 
Durchgängigkeit  durch  noch  näher  zu  erforschende 
Vermittelung  der  Muskeln  erleichtert  werden.  Bei 
Nasenrachenkatan'h  sind  beträchtlich  höhere  Druck- 
stärken erforderlich,  ohne  dass  eine  Bednü'ächtigung 
der  Hörfnnktion  vorhanden  zu  sein  braucht.  Die 
Kopfhaltung  hat  ebenfalls  Einfluss  auf  die  Durch- 
gängigkeit :  letztere  ist  am  leichtesten  bei  aufrechter 
Stellung  und  horizontaler  Kopfhaltung,  etwas  a- 
Schwert  bei  nach  unten  gerichtetem  Gesicht,  und 
noch  mehr  erschwert  bei  rückwärts  gebogenem  Ko{£ 
—  Im  5.  Cap,  wird  das  Verhalten  der  Tuben  bd 
der  Phonation  erörtert.  Hierüber  ergaben  die  Ver- 
suche :  1)  dass  die  Durchgängigkeit  der  Tuben  bei 
der  Phonation  genau  bestimmt  werden  kann,  2)  daaa 
erleichterte  Durchgängigkeit  eintritt,  die  zwar  indivi- 
duell verschieden  sein  kann,  jedoch  nicht  beeinflusst 
wird  durch  die  Versduedenheit  der  intonirten  Laate 
oder  durch  die  Intensität  der  Phonation.  —  Während 
des  Schlingakts  {Cap.  6)  genügt  schon  ein  minima- 
ler Druck,  der  geringer  ist  als  beim  Valsa Iva'- 
sehen  Versuch  und  bei  der  Phonation,  um  Luft  durch 
die  Tuben  treten  zu  lassen,  d.  h.  die  Tube  wird 
durch  den  Schlingakt  geöffnet,  und  zwar  erfolgt  die 
Eröffnung  während  des  ersten  Aktes  der  Schliog- 
bewegung  im  Moment  der  maximalen  Contraktion 
der  Muskulatur.  —  Das  7.  Cap.  widmet  H.  eiser 
Besprechung  der  Erscheinungen,  welche  bei  Funktio- 
nirung  der  Gaumenmuskulatur,  insbesondere  beim 
Schlingakt,  durch  die  Besichtigung  von  der  Nase 
aus  wahrnehmbar  sind.  —  Sodann  folgt  im  8.  Cof* 
eine  schematische  Darstellung  der  Funktion  der 
Tuben  auf  Grund  der  von  H.  durch  seine  Unter- 
suchungsmethode  gewonnenen  Anschauung.  Es 
wird  die  Tube  bei  Ruhestellung  der  Muskulatur,  bei 
mittlerer  Contraktion  (Valsava 'scher  Versach, 
Phonation)  und  maximaler  Contraktion  (Schlingaii^t) 
dargestellt,  woraus  sich  ergiebt,  dass  die  Durch- 
gängigkeit  um  so  mehr  erleichtert  wird,  jemehrsicii 
die  Muskulatur  contrahirt.  Bezüglich  des  Schall- 
leitungsvermögens  der  Tube  spricht  sidi  H.  dahin 
aus,  dass  „allerdings  in  der  Gegend  derselben  eine 
Uebertragung  von  Schall  nach  dem  Ohre  oder  von 
demselben  stattfinden  kann,  jedoch  nicht  durch  den 
Tubenkanal  selbst,  sondern  in  der  Weise,  dass  durch 
den  in  seinem  äusseren  Theile  offenstehenden  Kanal 
der  lufthaltige  Raum  (Trommelhöhle),  in  welchem 
der  Schall  erzeugt  ist  oder  wohin  er  geführt  werden 
soll,  der  Oberfläche  am  nächsten  tritt,  so  dass  hier 
durch  die  den  Kanal  umgebenden  Medien  eineSchaU' 
Übertragung  leichter  stattfinden  kann'^ 

C.  Pathologie. 
Allgemeines. 
Auf  der  unter  Lieitung  des  Oberstabsarztes  Dr. 
Becker  stehenden  Ohrenstation  im  Gamisorda^^' 


Schür  ig,  Ohrenheilkande« 


181 


rtik  zu  Dresden  (Sep.-Abdr.  aus  dem  wissenschaftl. 
Berichte  des  k.  sSchs.  Sanitätsdienstes)  wurden  vom 
1.0et  1874  bis  1.  Oct.  1877  821  Ohrkranke  auf- 
genonmien.  Diese  hohe  Ziffer  findet  dadurch  ihre 
ErklftruBg,  dass  376  der  Gesammtzahl  («»  45.8Vo) 
M^D  Yor  ihrem  Eintritt  in  den  Militärdienst  ohren- 
krank  waren;  dass  dieselben  trotzdem  eingestellt 
worden y  lag  dann,  dass  sie  an  Erkranknngsformen 
litten,  die  häufig  Remissionen  machen,  so  dass  zur 
Zeit  der  Aushebung  gar  keine  oder  nur  unbedeutende 
Symptome  von  Seiten  der  Ohren  vorhanden  waren.  In 
der  beigefttgten  Tabelle  giebt  B.  eine  Uebersicht  der 
behandelten  KrankheitsfkUe,  woran«  hervoi^ht,  dass 
!)06  Kr.  geheiK,  253  gebessert,  49  nngeheilt  ent- 
iiasen  nnd  13  in  Bestand  geblieben  sind.  —  Auf- 
fallender Weise  findet  sich  unter  der  bedeutenden 
Zihl  OhreDkranker  kein  Fall  von  Labyrintherkran- 
knng;  von  21  Trommelfellverietzungen  sind  11  (ca. 
52V3^/o)  dnrch  Ohrfeigen ,  resp.  Schlag  in  die  Ohr- 
gegend  entstanden. 

Ferner  berichtet  K.  Bflrkner  (Arch.  f.  Ohkde. 

I  UV.  p.  228)  Aber  die  in  der  Zeit  vom  20.  Febr. 

1  liB  31.  Dec.  1878  in  der  Götünger  Poliklinik  für 

Ofarenkranke  beobachteten  Krankheitsfälle. 

Während  dieser  Zeit  kamen  230  Ohrenerkranknngen 
u  217  Fat.  (129  männl. ,  88  weibl.  Geaehlechts)  zur 
Cntemichaiig.  Ans  der  beigefügten  Uebersiclit  der  be- 
obschteten  Krankheitsformen  geht  hervor,  dass  88  Kr. 
geheilt,  41  wesentlich  gebessert  worden,  14  blieben  nn- 
geheilt, 22  wurden  ohne  Behandlung  entlassen,  von  32 
Hieb  der  £rfolg  unbekannt  und  20  blieben  noch  in  Be- 
Itndlong.  Ueber  einige  interessante  Fälle  behält  sich 
B.  weitere  Ifittheilnngen  vor. 

M.  Landesberg  in  Philadelphia  (Philad.  med. 
ad  sorg.  Reporter  XLI.  1.  p.  5.  Jnly)  beobachtete  in  der 
Zeit  vom  30.  Juli  1876  bis  31.  Bec.  1878  833  FäUe  von 
Okrenerkrankungen.  In  der  Tabelle  der  Krankheitsfor- 
mea  findet  sich  ein  Fall  von  Taubheit  in  Folge  von  Blei- 
▼ergiftuBg ,  in  dem  dnrch  Jodkalium ,  sowie  2  Fälle  von 
Taubheit  nach  Chiniogebranch ,  in  denen  durch  Acid. 
kjdro-brom.  Heilung  erzielt  wurde. 

Ohrenkrankheiteri  Lebensverncherungegesell" 

Schäften  gegenüber. 
In  einem  Aber  dieses  Thema  auf  dem  internat. 
medicin.   Congrea    za   Amsterdam   (1879)    gehal- 
tenen Vortrage  gelangt  Patterson  Gasseils  za 
Mgenden  Schlusssätzen. 

1)  Es  wftre  willkflrlich  und  ungerecht,  alle  Fälle 
von  Schwerhörigkeit  oder  Otorrhöe  gleichzustellen 
od  sie  nnbedhigt  zu  verwerfen.  £s  fehlen  die  Be- 
lege zum  Beweis ,  dass  Ohrenkrankheiten  im  Allge- 
Beinen  die  Lebensdauer  herabsetzen. 

2)  Bei  jeder  Untersuchung  zum   Zweck   der 
,  LebensYersicherung    muss    über  den  frühem   und 

jeUigen  Zustand   der   Ohren   Nachfrage   gehalten 
'werden. 

3)  Bei  noch  vorhandener  oder  vorhanden  ge- 
wesener Ohrenerkrankung  ist  ein  Specialist  zu  Rathe 
a  ziehen,  um 

i)  die  Gefahr  abzuschätzen ,  welche  daraus  für 
^  Leben  entsteht ,  und  die  Prognose  festzustellen, 
&  als  gut ,  zweifelhaft ,  gefthrlich ,  sehr  gefährlich 
a  beseichnen  ist,   welche  Bezeichnungen  bedingt 


werden  durch  die  Art  und  Heftigkeit  des  Ohrenlei- 
dens, sowie  durch  den  gegenwärtigen  und  frühem 
allgemeinen  Gesundheitszustand. 

5)  Zulässig  sind:  Ohrenkranke,  die  im  Allge- 
meinen gesund  und  frei  von  constitutioneller  Infek- 
tion sind;  alle  nicht  complicirten  Fälle  von  Otorrhöe 
bei  sonst  Gesunden.  Zurückzuweisen  sind:  Otor- 
rhöen  in  Folge  von  exanthemat.  Fiebern  oder  bei 
scrofnlösen  und  syphilit.  Individuen;  Ohrensausen 
mit  oder  ohne  Schwerhörigkeit,  das  von  schwanken- 
dem Gange  begleitet  ist  oder  bei  syphilit.  Constitu- 
tion. 

Otitis  intermitiens.  So  unvollständig  verschie- 
dener Umstände  halber  die  Beobachtung  auch  ist, 
so  hält  J.  Orne  Green  (Amer.  Journ.  of  Otol.  I. 
p.  112.  April)  doch  den  Fall  für  mittheilenswerth, 
da  er,  in  vielen  Beziehungen  abweichend  von  der 
gewöhnlichen  Form  der  katarrhal.  Otitis ,  sehr  gut 
übereinstimmt  mit  frühern  Beschreibungen  von  Otitis 
intermittens  (Weber-Liel,  Voltolini). 

Eine  23jähr.  Frau,  seit  1  Jahr  mit  linkseitiger  Otor- 
rhöe behaftet,  zeigte  bei  der  Untersuchung  (Oct.  1878) 
einen  durch  periostitische  Prooesse  verengten  Gehörgang, 
gänslichen  Verlust  des  Trommelfells  und  granulöse  Pau- 
kenschleimhaut ;  Tnbe  undurchgängig.  Acht  Tage  später 
Schmerz  im  rechten  Ohr  in  Folge  von  katarrhal.  Entzün- 
dung des  rechten  Trommelfells,  während  der  Ausfluss 
linkerseits  aufgehört  hatte.  Im  Laufe  der  nächsten  Wochen 
bald  Ausfloss  links ,  bald  Schmerz  im  rechten  Ohr ,  wo 
sich  eine  kleine  Perforation  des  Trommelfells  im  vordem 
nntem  Quadranten  zeigte.  Bei  von  nun  an  eintretender 
regelmässiger  Beobachtung  ergab  es  sich,  dass  die  Kr.  an 
einer  intermittirenden  katarrhal.  Entzündung  beider  Pau- 
kenhöhlen litt,  so  zwar,  dass  niemals  beide  Paukenhdhlen 
gleichzeitig  afficirt  waren ,  sondern  abwechselnd  bald  die 
eine ,  bald  die  andere ;  es  zeigten  sich  Schmerz ,  Kothe 
der  Paukenschleimhaut ,  Ausfluss ,  welche  Erscheinungen 
einen  od.  zwei  Tage  anhielten,  dann  verschwanden,  sofort 
aber  auf  dem  andern  Ohre  auftraten ;  fast  jeden  Abend 
stellte  sich  Gesichts-  und  Zahnschmerz ,  Schmerz  um  das 
Ohr  und  Frösteln  ein,  worauf  Hitze  und  Schweiss  und 
nach  einigen  Stunden  ruhiger  Schlaf  folgten.  Die  Kr. 
hatte  vorher  in  einer  Gegend  gelebt ,  die  zwar  frei  von 
Malaria  sein  sollte ,  jedoch  jedenfalls  als  ungesund  zu  be- 
zeichnen war  (schlechter  Geruch  im  Hause ,  öfters  Dlph- 
theritis  und  Typhus).  Die  Kr.,  in  ein  Spital  aufgenom- 
men ,  kam  G  r.  auf  einige  Zeit  aus  dem  Gesicht.  Später 
erschien  sie  in  unre<?elmä8sigen  Zwischenzeiten  wieder. 
Das  Frösteln  trat  seltner  auf  und  die  regelmässige  Folge 
der  Erscheinungen  war  verwischt;  es  bestanden  öfters 
Kopfschmerzen,  neuralgische  Schmerzen  im  Gesicht, 
Uebelsein ,  zuweilen  Erbrechen ;  die  Entzündung  im  lin- 
ken Ohr  war  constant  und  es  zeigte  sich  hier  keine  Nei- 
gung zu  Vemarbung ,  während  rechterseits  die  Perfora- 
tion sich  sehloss. 

Pilzbildung  im  Ohr» 

Charles  Henry  Burnett  (Amer.  Journ.  of 
Otol.  I.  p.  10. 93)  schickt  der  Beschreibung  der  von 
ihm  beobachteten  Fälle  eine  recht  sorgfältige  Ueber- 
sicht über  die  Literatur  der  Ohrpilze  nnd  die  ver- 
schiedenen im  Ohre  gefundenen  Arten  derselben, 
die  sämmtlich  der  Abtheilung  der  Arthrosporen  an- 
gehören, voraus.  Einige  der  hierher  gehörigen 
Pilze  wurden  auch  in  tuberkulösen  Limgen ,  beson- 
ders von  Vögeln,  doch  auch  von  Menschen  gefunden. 
Als  specifischen  Ohrpilz  betrachtet  B.  mit  W  reden 


182 


Schür  ig,  Ofarenheilkonde. 


den  Aspergillus ,  wenigstens  wird  derselbe  in  ahn- 
Hoher  Foim  wie  im  Ohr  nicht  anderwärts  angetroffen. 
Er  zieht  den  Bezeichnungen  Aspergillus  nigricans 
und  glaucus  die  AnsdiUcke  Asperg,  major  u.  minor 
vor,  da  die  Farbe  der  fruktificirenden  Hyphen  weder 
nnvei'änderlich ,  noch  entschieden  genug  sei,  um 
hierauf  eine  Eintheiiung  zu  gründen.  Der  Asperg. 
nigric.  (major)  wird  bei  Weitem  häufiger  gefunden 
als  der  Asperg.  glauc.  (minor) ;  beide  Formen  sind 
leicht  unterscheidbar  durch  die  Form  ihrer  Frucht- 
köpfe und  die  Anordnung  der  Sterigmata,  worauf 
B.  ihre  Nomenclatur  gründen  vmöchte ;  beide  For- 
men erregen  dieselbe  hartnäckige  und  schmerzhafte 
Entzündung  im  Ohr.  Einer  sehr  anschaulichen,  mit 
Abbildungen  mikroskop.  Präparate  versehenen  Schil- 
derung der  Entwicklung  des  Pilzes  von  den  ersten 
Wnrzelfasem  an  bis  zur  ausgebildeten  Spore  lässt 
B.  eine  Beschreibung  folgen,  wie  die  Pilz  Wucherung 
im  Ohr  sich  darstellt*  Der  Asperg.  zeigt  die  Tendenz, 
über  das  Trommelfell  zu  wuchern  und  ist  im  Beginn 
der  Ansiedlung  im  Fundus  des  Gehörgangs  als  blass- 
gelber Fleck  wahrzunehmen ;  von  da  aus  über  die 
Gehörgangswände  sich  ausbreitend ,  füllt  er  allmälig 
den  Gehörgang  ganz  aus;  der  dadurch  gebildete 
Pfropf  sieht  aus  wie  nasses  Zeitungspapier  oder 
Wolle,  während  der  gewöhnliche  Olirenschmalzpfropf 
solider ,  glänzender  und  trockner  erscheint  und  nie 
solche  Schmerzen  und  Entzündungen  erregt  wie  der 
Pilz,  der  sich  auch  nicht,  wie  ersterer,  durch  blosses 
Eingiessen  von  Wasser  oder  Glycerin  von  den  Wän- 
den lösen  lässt ;  in  Zweifelsfäilen  wird  das  Mikro- 
skop den  Ausschlag  geben.  Es  folgen  nun  20  Fälle 
von  Asperg.  im  Ohr. 

1)  Bei  einem  ISjähr. ,  den  bessern  Standen  ange- 
hörenden Madchen,  dem  ein  Trommelfell  seit  längerer 
Zeit  schon  zerstört  war,  entwickelte  sich  eine  Pilzansiede- 
lung  in  der  Paukenhöhle,  und  zwar  am  Dache  derselben, 
in  der  Qegend  des  Antr.  mast. ,  so  dass  dieselbe  vom 
Aage  direkt  nicht  gesehen  werden  konnte.  Aeusserer 
Gehörgang  blieb  gesnnd. 

2)  Asperg.  nigric.  im  linken  Ohr  einer  40Jähr.  Dame ; 
die  ganze  Wucherung,  einen  Abguss  des  Gehörgangs  und 
Trommelfells  darstellend ,  wurde  mit  der  Zange  entfernt. 
Die  Kr.  lebte  in  einem  feuchten  Hause  und  war  schwer- 
hörig in  Folge  mehrfacher  Becidive  von  katarrhal.  Otitis 
media. 

8)  Asperg.  nigric.  im  rechten  Gehörgang  eines  60Jähr. 
Generals ,  der  an  Otitis  med.  pural.  mit  kleiner  Perfora- 
tion gelitten  hatte.  Trommelfell  von  einer  Pseudo-Mem- 
bran  überzogen,  die  aas  Pilzfäden  bestand.  Therapie: 
absoluter  Alkohol  3mal  täglich,  wie  in  den  frühern 
Fällen. 

4)  Asperg.  in  beiden  Ohren  einer  35jähr.  Dame 
neben  akutem  Ekzem  der  Ohrmuscheln.  Ausspritzen  der 
Ohren  mit  verdünntem  Alkohol;  gegen  das  Ekzem  Be- 
pudern  mit  einem  Pulver  aus  gleichen  Theilen  Zinkoxyd 
und  Stärkemehl.  B.  vermuthet,  dass  die  Gehörgänge 
durch  öfteres  Kratzen  mittels  einer  Haarnadel  wund  ge- 
worden waren,  wodnroh  dem  Pilse  die  Ansiedlung  er- 
leichtert worden  war. 

5)  Asperg.  im  Ihiken  Gehörgang  eines  28Jähr.  Herrn, 
den  ganzen  Gehöigang  ausfallend.  Der  betr.  Herr  war 
vorher  mit  Höllensteinlösung  behandelt  worden ,  weshalb 
der  Pilz  ganz  schwarz  (wie  schwarze  Wolle)  aassah. 

6)  Asperg.  im  rechten  Gehörgang  eines  36jähr.  Fraa- 
leins,  leichter  Fall  ohne  Entzündung,  nur  Jacken. 
Alkohol. 


7)  Asperg.  im  rechten  Gehörgang  eines  40Jälir.  Herm, 
der  seit  Jahren  an  Unkseitiger  Otorrhöe  gelitten.  Znr 
Zeit  linkes  Ohr  trocken ;  rechtes  Trommelfell  mit  einer 
zarten  Pilzmembran  bedeckt.    Absol.  Alkohol. 

8)  Asperg.  im  rechten  Ohr  eines  löjähr.  BnrscheB, 
dem  Jüngsten  Individnam ,  bei  dem  B.  PilzwnchernngeD 
im  Ohr  gefunden  hat.  —  Gehörgang  erfüllt  von  Pilzen, 
eingehüllt  in  Ohrenschmalz ;  weder  Jacken  noch  Entzün- 
dung. B.  schreibt  der  schützenden  Wirkung  des  Ohren- 
schmalzes die  Abwesenheit  der  genannten  Symptome  zu, 
wie  denn  überhaupt  der  Pilz  bei  Anwesenheit  von  Ohren- 
schmalz keinen  günstigen  Boden  finde. 

9)  Asperg.  in  beiden  Gehörgangen  eines  ITJahr. 
Menschen ,  der  vorher  an  Ekzem  der  Ohren  gelitten, 

10)  Asperg.  im  linken  .Gehörgang  eines  30Jähr. 
Herm ,  feine  Pilzmembran  über  dem  Trommelfell ;  ekze- 
matöse Ausschläge  über  den  Körper  seit  mehreren  Jah- 
ren ;  seit  1  Mon.  Jacken  und  seröser  Ausfluss.  Verdünn- 
ter Alkohol. 

11)  Asperg.  im  linken  Ohr  eines  67Jfthr.  Weinbänd- 
lers  (ältester  Fat  B.'s).  Sitz  auf  der  vordem  Hälfte  des 
Trommelfells  und  der  vordem  untern  Gehörgangswaad. 
Mechanische  Entferaaug  und  danach  Alkoholinstillationea. 
Zweimaliges  Becidiv  innerhalb  der  nächsten  5—6  Wo- 
chen. 

12)  Asperg.  im  linken  Ohr  eines  SSJ&hr.  WoU- 
Kramplers.  Gehörgang  ganz  gefüllt  mit  Pilzen.  B.  sncht 
in  der  Beschäftigang  des  Kr.  die  Gelegenheitsarsache. 

13)  Asperg.  in  beiden  Ohren  eines  62jähr.  Herrn. 
Nach  Ausspritzen  von  Ohrenschmalz  ähnlichen  Pfropfen 
mehrere  Recidive  auf  dem  tum  Theil  von  Epidermis  ent- 
blössten  rechten  Trommelfell.  Instillation  einer  Lösang 
von  unterschwefligs.  Natron  brachte  Heilang.  Nach 
einem  Jahre  Reddiv:  auf  dem  linken  Ohr  als  grosser 
Pfropf,  rechts  in  geringer  Menge.  Einspritzangen  von 
verdünntem  Alkohol. 

B.  führt  alle  nöthigen  Hülfsleistungen  selbst  aus  und 
lässt  derartige  Kr.  zn  Hause  nichts  thun ,  da  sie  leicht 
das  Ohr  reizen.  —  Der  Kr.  hatte  die  Gewohnheit,  grosse 
Quantitäten  von  Seifenwasser  zn  gründlicher  Reinigung 
in  die  Ohren  zu  glessen ;  dadurch  wurde  der  «natüriiche 
Protektor"  des  Gehörgangs ,  das  Ohrenschmalz ,  wegge- 
waschen und  dem  Parasiten  aaf  der  gelockerten  Haut  ein 
günstiger  Boden  bereitet. 

14)  Asperg.  im  linken  Gehörgang  eines  24jähr.  Fräu- 
leins, der  sich  4—5  Wochen  nach  der  Entfernung  eines 
Polypen  von  der  Membr.  flaccida  entwickelt  hatte.  Hei- 
lung durch  Alkoholinstillationen.  Recidiv  nach  3  Mon., 
ein  zweites  nach  abermals  3  Monaten. 

15)  Asperg.  im  linken  Ohr  eines  42jähr.  Nachtwäch- 
ters. Trommelfell  perforirt.  Ueber  das  Trommelfell  and 
um  die  Perforation  weissliche,  filzartige  Wacherungen. 
Leichter  Aasfiass.  Fat.  blieb  weg  vor  vollendeter  Hei- 
lung. 

16)  Asperg.  im  linken  Ohr  eines  37jähr.  Katschen. 
Entwicklung  des  Pilzes  um  einen  alten  Perforationsrand 
des  Trommelfells,  von  wo  er  sich  in  die  Pauke  erstredcte. 
Ausspritzungen  und  Instillationen  von  verdünntem  Alko- 
hol. Leichte  Recidive ,  die  endlich  mit  Heilang  der  Per- 
foration aufhörten. 

17)  Asperg.  im  linken  Ohr  eines  22jähr.  Ck>mmi8;  i 
Jahre  vorher  eitrige  Mittelohrentzündung.  Nach  Besei- 
tigung wieder  aufgetretener  Granulationen  im  Gehörgang 
Pilzwucherang  daselbst.  Heilang  durch  EUnspritzangea 
von  verdünntem  Alkohol  und  später  Instillationeii  vM 
essigs.  Blei. 

18)  Asperg.  in  beiden  Ohren  eines  34jähr.  Herrn, 
der  seit  3  Jahren  schwerhörig  nach  einer  Erkältung  war; 
kein  Ausfluss.  Seit  einigen  Wochen  starkes  Jookea. 
Ekzem  der  Ohrmuscheln ,  Pilze  in  den  Gehörgäoges.  — 
Pat.  blieb  weg  nach  einigen  Besuchen. 

19)  Asperg.  im  rechten  Ohr  einer  40jähr.  Dame,  die 
früher  öfters  .^i^le  von  Ohrenschmerz  und  sodann  Ads- 
fiuss  rechterseits  bei    perforirtem  Trommelfell  gehabt 


Schurig,  Ohrenheüknnde.  183 

Sl^^'^aÄd^tTrÄ'  "^*''«'"-»^'  39J6  Ohrerkrankungen  nur  30  PäUe  v«,gekomn.en 

20)  ÄMperg.  im  rechton  Gehörgang  eines  40jähr.  ®'"^/  '"  "^"^'^  "*^  Erkrankiing  der  Syphilis  zuge- 

Hem,  der  vor  einigen  Monaten  eine  Entsündung  im  Ohr,  schrieben  werden  konnte.     Gleichwohl  hält  er  den 

gegen  die  Cacaobatter  eingestrichen  worden  war ,  gehabt  Procentsatz  für  höher,  da  die  Schwierigkeit  des  Er- 

den  Gehörgangswänden.    Einige  Tage  nach  HeUung  der-  ^^^^^^  **"«  unerkannt  lassen  mögen.  —  Nur  in 

selben  PUaentwiclclnng.  2  Fällen  war  die  Ohrmuschel  Sitz  des  Leidens. 

Nach  B.'s  Erfahrungen  findet  sich  die  Krank-  l)  £in  26jähr.  Mann,  angesteckt  vor  4  J.,  hatte  vor 

hat  öfter  bei  den  bessern  StÄnden :  die  Hauptursache  ^  ^^"-  Halsbeschwerden  und  Ausschlag  im  Gesicht,  vor 

der  Entstehung  schreibt  er  dem  öftern  Kratzen  mit  aV^in ttttr  Ä"  • ""  "''•'''  ^^/  l>ekommen  zu  dem 

n        ji  ^     A       rw.  iure  1                j      i.    j.     ^  i  ^*^"  *°  letzter  Woche  ein  geringer  Ausfluss  gesellt  hatte, 

flaunadel  oder  Ohi-löffel  zu ,  wodurch  die  Gehör-  Tragus  und  äusserer  Theil  des  Gehorgangs  geröthet,  ge- 

giogswände  gereizt  und  das  Ohrenschmalz  entfernt  schwollen  und  empfindlich;  tiefes  Geschwür  an  derOhr- 

wird,  welches  letztere  als  ein  Schutzmittel  gegen  die  ™"«<^^eJ  oberhalb  der  Mündung  des  Gehorgangs  im  Be- 

iDfektion  zu  betrachten  ist;  ferner  ist  er  der  An-  ?""  ^fJ/Tpuf '','    ^»«^«'i^tton  des  Geschwürs  mit 

-j-i.*   j.«    ^      u  E>-     •                  f\  t    j>     r^l    j  ^^'  °^*''  ^  Blutegel  vor  den  Tragus.  —  Pat.  erschien 

ttht,  daas  durch  Emgiessen  von  Oel  oder  Fett  oder  nicht  wieder. 

dareh  eingetrockneten  Eiter  die  Entwicklung   von  2)  Ein  32jähr.  Mann  von  schwächlicher  Constitution 

Pillen  begünstigt  wird.  —  Die  Therapie  anlangend,  littansyphllit.  Erkrankung  der  Nasenknochen ;  ein  grosser 

»empfiehlt  B.  die  Entfeniung  des  Pilzes  durch  die  Ji!fh" nlt« J^'^l^r.^"''*'  '''?'  von  einem  Schorf  bedeckt, 

8..^*,«     A       A      u    K        •    u           .XX  1     w  !x         1  "^°  dessen  Entfernung  em  rundes  Geschwür  zu  Tage 

^ntze  oder  durch  Auswischen  mittels  Watte  und  kam,  das  unter  Anwendung  einer  Sol.  arg.  nitr.  heilte. 

bä  fest  anhaftenden  Massen  als  pilztödtendes  Mittel  Vorher  hatte  Pat.  eine  Zeit  lang  Jodkalinm  genommen. 

Alkohol  (rein  oder  verdünnt)  oder  unterschwefligs.  ^)  ®*"  44Jähr.  Mann,  der  vor  einem  Jahre  einen 

Nitren  (0  15 40  O'S       Sollte    wie  es  oft  dpr  Fall  ®<^***'*'^®'  gehabt,  litt  seit  einer  Woche  an  Ohrschmerz 

kPt,:"\     ^I    PI      ^^"^^^  ^>^.«f  ^"  «f^**"  und  Ausfluss  linkerseits.     Das  Trommelfell  war  roth,  ge- 

irt,  Ekzem  zu  der  Pilzerkrankung  sich  gesellen,  so  schwollen,  nach  unten  perforirt ;  in  der  äussern  Hälfte 

UHfls  diess  nach   allgemeinen  Prmcipien  behandelt  der  nntem  Gehörgangswand  ein  Geschwür,  das  durch  die 

werden ;    man  wende  jedoch  die  Mittel  in  pulver-  Ohrmuschel  nach  aussen  begrenzt  war ;  die  Pharyngeal- 

ftnniger  Gestalt  an  und  vermeide  Oele  und  Fette.  ^"hl"^*"*   ^^^   Schwellung   und    charakteristische 

Erkrankmigen    des  Gehörorgans   bei  Typhus  4)  Ein  28Jähr.  Mann,  vor  16  Mon.  angesteckt,  be- 

txonthematicus,  —  Hartmann  (Ztschr.  f.Ohkde.  merkte  vor  7  Mon.  etwas  Ausfluss  aus  dem  rechten  Ohr, 

p.207)  untersuchte  130  männliche  Keconvalescenten  *®''  "*®^  einigen  Wochen  schwand,  jedoch  später  wieder- 

m  Flecktyphus,  bei  denen  sich  in  42  Fällen  (32.30/.)  |,'^|?'*^  ZtulZ^^f  """^^  /^'*^*T*^-    ^?^  ^™«'»  ^«» 

HÄ«rfx«.«  \r   f    A           A                              \          fOJ  äussern  Gehorgangs  war  fast  völlig  verschlossen  durch 

üörstömngen  fanden,  und  zwar :  einen  das  Orificium  umgebenden  u.  gegen  die  Ohrmuschel 

Cemnienaosammlang  im  äussern  Gehör-  seharf  abgegrenzten ,   etwas  erhabenen  Kranz,   anschei- 

gsag in  6  Fällen  nend  von  GranuUitionsgewebe ,   das  sieh  in  den  Gehör- 

TobeuBchwellung  mit  Katarrh  der  Pau-  «f^  hinein  fortsetzte.    Näher  zusehend  erkannte  man, 

kenhöhle „14      „  dass  dieses  Gewebe  aus  kleinen  Vegetationen  oder  Papil- 

Otitls  media  acuta  ohne  Perforation  .     .     „     4      „  lomen  von  blassrother  Farbe  und  etwa  Hanfkomgrösse 

•        j,         „     mit  Perforation     .     .     „     9      „  bestand,  die  härter  als  gewöhnliche Grannlationen  waren; 

(3mal  doppelseitig)  Drüsen  auf  dem  Proc.  mast.  stark  geschwollen,  in  gerin- 

Fröher  vorhandenes  Sausen  und  Schwer-  gerem  Grade  auch  die  Oecipitaldrüsen ;  Abschuppung  des 

hörigkeit  verstärkt „3      „  Haarbodens;   Schleimpapeln  auf  der  linken  Seite   des 

Frfiher  vorhanden    gewesene  Otorrhöe  Velum  palatinum.    Theriqne:  Einreibungen  von  Merkur- 

wicder  aufgetreten „1      „  Oleat  (jede  Nacht  1  Drachme  (ca.  4  Grmm.),   Hydr. 

Swaen  ohne  Befund „2      „  bichlor.,  3mal  täglich  Va«  Gran  ca.  2  »Igrmm.,  Abschnei- 

Ubyrintherkrankung „     3      „  den  der  grossem  Vegetationen,  Aetzen  der  kleinem  mit 

Fast   in  allen  Fällen   von  Typh.  exanth.  fand  ^^1:  J'^nn  ^^'o^*^*''^- ^  v  ^w''  'P*^'  Jodkalium. 

si.1.  n^K^«  ^11                 o         '    '    A      iz     e     i     X,  Nach  a  Mon.   waren   die  Vegetationen  eingeschrumpft, 

Wi  neben  allgemeiner  Hypeiamie  des  Kopfes  hoch-  Trommelfell  unverletzt.    (Behandlung  noch  nicht  abge- 

gridige  Hyperämie  und  Schwellung  der  Nasen-  und  schlössen.) 

Bachenschleimhaut,  was  beim  Lebenden  und  an  der  ^)  ^^°®  26jähr.  Frau,  die  vor  2  Mon.  eine  akute 

l4Hche  zu  constatiren  war,  und  an  welchen  Erschel-  Ä^ctrun^Ä^                            ^  ^'.^^iT' 

nnnoa»  ^:^  u»                         AVI       A   *u  .1      u  »naochweUunghmter  dem  Ohr;  Erleichterung  durch  den 

aoBgen  die  Hörorgane  wesentiichen  Antheil  nahmen.  Wüd^Mhen  Schnitt.    Meatus  verschlossen  durch  eine 

im  AUgememen  war  der  Verlauf  und  Ausgang  der  Anzahl  warzenähnlicher  Exkrescenzen  von  fester  Textur, 

&knnkungen  ein   sehr  günstiger     indem  Heilung  ^®^®"  grösste  (erbsengross)  an  der  Basis  des  Tragus  breit 

eintrat.  -  Es  stimmen   die   Beobachtungen  H.^s,  SL^Tiihte^^^^                       "mgab  die  Wucherungen, 

vffli.«!.   A'^  Q  u       u-  •  1    •*        X   .      Ol  i.         j  Da  gleichzeitig  ein  syphiht.  Ulcus  an  der  Vulva  bestand, 

wonach  die  Schwerhörigkeit  erst  im  Stadium    der  wurde  syphilit.  Natur  des  Ohrieidens  angenommen.    Pat. 

aMonvaleseens  auftrat,  nicht  mit  denen  von  Lebert  kam  nicht  wieder. 

(«.  Zemssen's    Handbuch :    Infektionskrankheiten)  Da  B  u  c  k  eine  Klassifikation  der  syphilit.  Ohr- 

fterein,  nach  welchem  die  Kr.  Ende  der  1.  oder  leiden  -des  mittlem  und  innem  Ohres  auf  patholog. 

"Ängs  der  2.  Woche  meist  schwerhörig  seien.  Basis  zur  Zeit  noch  für  unausführbar  hält,  so  benutzt 

üebei  syphiUUsehe  Afektionen  des  Ohres  be-  er  zu  übersichtlicher  Darstellung  seiner  Fälle  fol- 

*htet  Albert  H.  Buek  (Amer.  Joum.  of  Otol.  I.  gende  Eintheilung:    1)  der  patholog.  Zustand   des 

1|P.25;  Jan.)  —  Zum  Beweis  der  Seltenheit  syphi-  Mittelohres   scheint    ausreichend,    die   vorhandene 

»"eher  Ohraffektionen  führt  B.  an ,  dass  ihm  unter  Schwerhörigkeit  zu  erklären  (syphilit,  Erkrankung 


n 


184 


Schurigy  Ohrenheilkunde. 


des  Mittelohres) ;  2)  das  normal  gefnndene  Mittelohr 
gieht  keine  Erklärung  der  hochgradigen  Schwer- 
hörigkeit (syphilitische Erkrankung  des  Hörnerven); 
3)  das  Mittelohr  wird  krank  gefunden ,  doch  niclit 
schwer  genug,  um  die  vorhandene  Schwerhörigkeit 
zu  erklären  (syphilit.  Erkrankung  des  Mittelohres  und 
Hömerven).  Die  folgenden  7  Fälle  gehören  der 
1.  EUisse  an. 

6)  24Jähr.  Mann,  seit  8W.,  besonders  links,  schwer- 
hörig. Hammerg^ff  und  peripher.  Trommelfellgefässe  in- 
jicirt,  Membran  massig  getrabt;  Tonsillen  vergrösert, 
roth,  stellenweise  ulcerirend.  Pat.  giebt  syphilit.  An- 
steckung zu.   (Weiteres  fehlt.) 

7)  35jähr.  Mann,  vor  8  Mon.  syphilitisch  angesteckt, 
seit  Kurzem  Ausfluss  aus  dem  rechten  Ohr  ohne  akute 
Erscheinungen.  Trommelfell  roth,  geschwollen;  mit  Eiter 
bedeckt,  mit  dem  Promont.  verwachsen.  JodkaUnm  inner- 
lich ,  lokal :  schwache  Solution  von  essigs.  Blei.  Pat. 
blieb  weg. 

8)  23jähr.  Arbeiter  mit  Schmerz  im  linken  Ohr; 
Trommelfell  verdickt,  geröthet,  Grenze  mit  der  obem, 
gleichfalls  gerotheten  und  geschwollenen  Oehörgangswand 
verstrichen.  Syphilit.  Geschwüre  am  Gaumen.  Pat.  kam 
nicht  wieder. 

9)  Ein  26jähr.  Mann  mit  herabgekommener  Consti- 
tution, hatte  vor  3  J.  Schanker,  dem  sjrphilit.  Exanthem, 
Pharyngitis  u.  s.  w.  folgten.  Schmerz  und  Ansfluss  im 
linken  Ohr  seit  einer  Woche;  Trommelfell  roth,  geschwol- 
len, nach  vom  kleine  Perforation,  Proc.  mast.  bei  Druck 
empfindlich ;  ausgedehnte  syphilit.  Ezulceration  am  wei- 
chen Gaumen.  Incision  des  Trommelfells  zu  freier  Ent- 
leerung des  Eiters  und,  da  nach  einigen  Tagen  trotz  Ap- 
plikation von  Blutegeln  der  Proc.  mast.  schmerzhafter 
und  mehr  geschwollen  war ,  Wilde'soher  Schnitt.  Zehn 
Tage  später  hatte  der  Ansfluss  aufgehört ,  der  Kr.  war 
schmerzfrei.     Weitere  Data  fehlen. 

10)  Ein  37jähr.  Mann  von  etwas  schwächlicher  Con- 
stitution hatte  vor  3  Mon.  doppelseitige  Otitis  med.  purul. 
gleichzeitig  mit  syphilit.  Halsentzündung ;  seitdem  hoch- 
gradige Schwerhörigkeit,  oonstantes  Sausen.  Trommel- 
felle roth  und  gesehwoUen,  links  perforirt,  innere  Ge- 
hörgangsabechnitte  geröthet;  weicher  Gaumen  mit  der 
Bachenwand  verwachsen,  syphilitische  Ulcerationen. 
(Weiteres  fehlt.) 

11)  Ein24jähr.  gut  genährter  Mann  litt  seit  mehreren 
Wochen  an  doppelseitiger  Otorrhöe,  die  ohne  akute  Sym- 
ptome begonnen  hatte.  Syphilit.  Geschwüre  am  Yelum. 
Rechts  Trommelfell  geröthet,  stark  geschwellt,  an  2  Stel- 
len perforirt.  Weitere  Notizen,  besonders  auch  vom  lin- 
ken Ohr,  fehlen. 

12)  Ein  37Jähr.  Mann  von  guter  Constitution  bemerkte 
vor  7  J.  zuerst  Abnahme  des  Gehörs  und  Sausen,  welche 
Symptome  allmälig  zunahmen,  so  dass  er  bei  der  Unter- 
suchung die  Sprache  nur  mit  erhobener  Stimme  verstand. 
Beide  Trommelfelle  waren  weisslich  getrübt;  Pharyngeal- 
schleimhaut  blase,  sklerosirt.  Trotz  Behandlung  bedenk- 
liche Verschlimmerung  während  der  nächsten  6  Monate : 
constante  Schmerzen  im  Ohr,  Ausfluss  und  Perforation 
erst  links,  später  auch  rechts.  Nachdem  links  die  Per- 
foration geschlossen  schien  und  der  Ansfluss  einige  Zeit 
aufgehört  hatte,  traten  die  Erscheinungen  von  Neuem  auf 
unter  fortwährenden  Sehmerzen  und  steter  Abnahme  des 
Gehörs.  —  Pat.  blieb  jetzt  weg,  erchien  abernachSMon. 
bedeutend  verschlechtert  wieder.  Er  war  sehr  abgezehrt, 
hatte  schmerzvollen  Ausdruck  im  Gesicht,  schwachen  und 
frequenten  Puls,  Schmerzen  in  der  linken  Kopfseite; 
Unks  fötider,  reichlicher  Ausfluss,  rauher  Knochen  am 
innemEnde  der  obem  Gehörgangswand  mit  der  Sonde 
zu  fühlen ;  Gehör  fast  erloschen ;  das  rechte  Ohr  im  Aus- 
sehen gegen  früher  wenig  verändert,  das  Gehör  ebenfalls 
fast  erloschen ;  einen  Monat  später  konnte  der  Kr.  kaum 
mehr  gehen ,  die  luike  Qesichtshälfte  war  gelähmt ,  die 


Zunge  geschwollen  nnd  nloerös.  Jetzt  erst  gab  er  eine 
vor  10  J.  gehabte  Ansteckung  zu,  auf  welche  Halsentzün- 
dung nnd  andere  „charakteristische"  Symptome  gefolgt 
waren.   (Erschien  nicht  wieder.) 

Von  der  3.  Klasse  stehen  B.  11  Fälle  zu  Ge- 
bote, die  einander  jedoch  so  ähnlich  sind,  dass  nur 

2  davon  angeftlhrt  werden. 

13)  24jähr.  Mann,  hatte  Schnupfen  während  2  Mon. 
nnd  litt  an  stetig  znnehmender  Schwerhörigkeit.  Beide 
Trommelfelle  glanzlos  und  getrübt;  Schleimpapel  aneinei 
Tonsille.     Schanker  vor  4  Monaten. 

14)  35jähr.  Mann  von  sehr  guter  Constitution ;  sebi 
rasche  Abnahme  des  Gehörs  auf  dem  rechten  Ohr ;  Trom- 
melfell ghinzlos,  milchig,  etwas  eingesunken;  Pharys- 
gealschleimhaut  roth,  geschwollen.  Syphilis  neuem  Dt- 
tums. 

Die  2.  KUsse ,  in  welcher  patholog.  Verände- 
rungen  des  Labyrinths  anzunehmen  sind,  charak- 

terisirt  B.  durch  folgende  7  Fälle. 

15)  Ein  31  jähr.  Mann,  rechts  seit  vielen  Jahred 
schwerhörig,  wurde  vor  18  Mon.  syphilitisch  angesteckt; 
seit  10  Mon.  Abnahme  des  Gehörs  links;  im  äussern  und 
mittlem  Ohr  keine  Abnormität. 

16)  Ein  19Jähr.,  gesund  aussehender  Mann,  der 
18  Mon.  früher  einen  Schanker  gehabt,  verlor  plötzlich 
vor  2  Mon.  das  Gehör  fast  total.  Ausser  einem  kleines 
Geschwfir  an  der  Zungenspitze  keine  syphilit.  Symptome. 
Antisyphilit.  Behandlung  (Einreibungen  von  Quecksilber- 
Oleat,  Jodkalium  in  grossen  Dosen)  brachte  in  wenigcB 
Wochen  entschiedene  Besserung. 

17)  Eine  46jähr.,  etwas  anämische  Lehrerin,  seit 
Kindheit  rechts  total  taub,  fühlte  seit  einigen  Wochen  Ab- 
nahme des  Gehörs  lUiks,  leichte  Sclunerzen  und  VöUe  in 
Ohr.  Linkes  Ohr  bot  nichts  Abnormes ;  rechts  stark  ve^ 
dicktes  Trommelfell.  In  den  nächsten  Wochen  neben 
fortschreitender  Hörverminderung  Sausen  und  Schwindel 
Jodkalium  (3mal  täglich  16,  später  20  Gran  ;  0.90— l.M 
Grmm.)  besserte  das  Gehör  und  brachte  Schwindel  vod 
Sausen  bis  auf  leichte  Nachklänge  zum  Yerschwindea. 
Die  Kr.  war  frfiher  von  verdächtiger  Periostitis  beidoi 
Tibiae  befallen  gewesen,  woraus  B.  auf  syphilit.  Charaktei 
auch  der  Ohraflfektioa  schloss. 

18)  Ein  21Jähr.,  etwas  anämischer  Mann  verlor  ym 
13  Mon.  plötzlich  das  Gehör  linkerseits  und  vor  12  Wl 
auch  rechterseits.  Er  leugnete  syphilitische  Ansteck 
hatte  aber  in  den  letzten  Jahren  öfters  Halsbeschwerdi 
und  Kopfschmerz ,  vor  einem  Jahre  Iritis  gehabt ;  bei 
Trommelfelle  glanzlos,  etwas  verdickt,  sonst  nichts 
normes.  Antisyphilit.  Behandlung  brachte  keine  nenn« 
werthe  Besserung. 

19)  Ein  35Jähr.  Mann  hatte  vor  10  J.  Schanker,  d 
sekundäre  Symptome  folgten  und  gleichzeitig  linksdi 
Otorrhöe,  die  wieder  verschwand.  Jedoch  das  linke 
taub  machte;  neuerlich  Sausen  und  Beschwerden 
rechten  Ohr ;  stolpernder  Gang.    Das  linke  Tronuneli 
zeigte  in  der  hintern  Hälfte  eine  grosse  Narbe,  das 
war  etwas  eingesunken ;  die  Nasopharyngealschleim 
bot  Zeichen  früherer  syphilit.  Erkrankung.    Als  der 
11  Mon.  später  sich  wieder  zeigte,  war  er  ganz  tanl 
Gang  ebenso  stolpernd.    Keine  weitem  Data. 

20)  Ein  l^ähr.  Knabe  von  schwächlicher  Constii 
lion,  der  im  7.  Jahre  an  der  Nase  gelitten,  war  seitd 
taub  geworden;  weder  Ohrenschmerz,  noch  Ohrenfli 
war  dagewesen.    Beide  Trommelfelle  verdiekt  und  we' 
lieh  gefärbt,  während  sie  an  der  Peripherie  roth  eis' 
neu ;  Yelum  palat.  geschwollen,  an  der  rechten  Seite 
uicerirt;   tiefe  Narben  in  beiden  Submazillargegend 
Verbreiterung  derNasenbrficke ;  Mundathmen  [heredi' 
Syphilis  ?].  Antisjrphilitische  Behandlung  besserte  die 
sammtconstitntion  und  die  lokalen  Ersoheinangen , 
aber  keine  Wirkung  auf  die  Taubheit. 

21)  Ein  45Jähr.  Mann  wurde  vor  18  Mon.  Iiiütf<^ 
gelähmt  und  schwerhörig  auf  dem  linken  Ohr; 


Scharig,  Ohrenheilkunde. 


185 


C  Mob.  TOiiier  hatte  er  zuweilen  doppelt  gesehen ;  vor 
i  MoD.  verlor  er  das  Gehör  rechts  nnter  Schwindel- 
endieinaiigen ,  die  seitdem  noch  zunahmen.  Der  Kr. 
war  vor  10  J.  syphiUtisoh  gewesen.  Beide  Ohren  nahezu 
Mimal.  Jodkalium.  Verliess  ror  Vollendung  der  Kur 
d»  Spital. 

SehliBstich  wirft  B.  die  Frage  auf,  ob  die  patho- 
log.  VerflnderoDgen ,  welche  durch  Syphilis  am  6e- 
hdioifane  bewirkt  werden  y  genügend  deutlich  und 
dmakteristisch  sind,  am  dieselben  als  solche,  ohne 
Zohflifenahme  anderweiter  begleitender  Erscheinun- 
gen; zuerkennen.  Die  Antwort  lautet,  dass  wir, 
il^geaehen  von  einigen  patholog.  Vorkommnissen  am 
ioBsein  Ohr  (Geschwtlre,  Kondylome),  nicht  im 
Stinde  sind ,  aas  dem  Ohrbefond  die  Diagnose  sn 
Men ,  B.  spricht  aber  die  Hoffnung  aus ,  dass  bei 
grOaBerer  Erfahrung  auch  hierin  sich  mehr  Licht  ver- 
breiten werde.  Bei  den  Fällen,  welche  B.  als  Er- 
knnkangen  des  Innern  Ohres  aufgeführt  hat,  Hess 
aeh  der  Sitz  der  Veränderungen ,  welche  Schwer- 
liörigkeit,  schwankenden  Gang  u.  s.  w.  erzeugten, 
ueii  an  der  Innenwand  der  Paukenhöhle  (rundes 
ader  ovales  Fenster)  denken ,  da  Veränderungen  an 
fiesen  Stellen  ftlr  die  instrumenteile  Untersuchung 
kdoe  Symptome  machen.  Ueberhaupt  hält  B.  den 
Ausdruck  „Labyrinth-Erkrankung''  für  jetzt  nur  da 
fiir  völlig  gerechtfertigt ,  wo  die  Sektion  patholog. 
VeAnderungen  im  Labyrinth  nachweist,  obschon  er 
agiebt,  dass  fOr  eine  Reihe  von  ErankheitsAllen 
ein  besserer  Ausdruck  schwer  zu  finden  sei. 

H.  Knapp  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VIIL  p.  122) 
lieschieibt  folgenden  Fall  von  ^^Kondylomen  in  hei- 
den  Gehörgangen". 

Ein  38Jähr.  Mann  war  vor  6  Mon.  syphilitisch  an- 
lateek  tworden ;  2  Mon.  später  zeigten  sich,  ausser  einem 
AuBchUg  über  den  Körper,  sowie  Schwellnngf  derLymph- 
irüen  und  Abnahme  der  Kräfte ,  in  beiden  Gehörgangs- 
ttmngen  rothe  Flecke,  die  sich  nach  und  nach  über  die 
Oberfliche  erhoben,  an  Zahl  nnd  Gr5sse  znnahmen  und 
inerluüb  der  nächsten  4  W.  den  Gehörgang  erf&llten ; 
Ubei  dünner  Ansflnss,  hier  nnd  da  Schmerz  und  Sehwer- 
^keit.  K.  fand  die  Gehörgangsöffinnngen  rings  mit 
vtnenartigen  Ezkrescenzen  besetzt,  deren  Oberfläche 
^eerirte  und  nässte;  daneben  ein  papnlöses  Syphilid 
iber  den  Körper;  Geschwüre  am  Gaumen.  Therapie: 
Cabnnel  innerlieh,  Einreibung  vonlJng.  ein.  (3mal  taglich 
1  Drachme;  ca.  4  Grmm.),  örtlich  Reinigung  des  Ohres 
■it  wannem  Wasser,  Aufstreuen  von  Calomelpnlver,  Be- 
ftawin  der  Kondylome  mit  Solut.  arg.  nitrici.  Nach 
1  Wochen  Schwellung  der  Gehörgange  zurückgegangen; 
^e  Trommelfelle  nach  vorn  und  unten  perforirt.  Hei- 
^  nach  3  Mon.  mit  Verschluss  der  Perforationen.  Hör- 
vcmögen  für  Geräusche  vermindert,  für  die  Spraehe 
MnnaL 

K.  hält   nach   dem  günstigen  Verlaufe   dieses 

sskweien  Erkranknngsfalles  die  Stellung  einer  guten 

^gBose  in  analogen  Fällen  für  gerechtfertigt  und 

^pfiehlt  die  angewandte  Therapie. 

Maligne  Tumoren, 

Delatanche  fils  (Arch.  f.  Ohkde.  XV.  p.  21) 

fteOt  folgenden  Fall  von  Epithelialkrehs  des  äussern 

Gthörganga  mit. 

Eise  45jähr.  Frau  von  lurüftigem  Knochenbau ,  je- 
f  to  bieiehem  abgemagerten  Gesicht ,  litt  seit  1  Jahr  an 

Ved.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  2. 


heftigen  Schmerzen  im  rechten  Ohr ,  die  nach  der  ganzen 
rechten  Kopf  hälfte  ausstrahlten.  Die  Affeiction  hatte  mit 
dem  Erscheinen  eines  kleinen  harten  Knötchens  an  der 
Innenfläehe  des  Tragus  begonnen ,  das  exulcerirte ,  bald 
den  ganzen  Tragus  zerstörte  und  auf  den  Umfang  des 
Gehörgangs  sich  ausdehnte ;  seitdem  sehr  übelriechender 
Ausfluss ;  erbliche  Anlage  nicht  nachweisbar.  In  früher 
Kindheit  hatte  die  Frau  an  rechtseitiger  Otorrhöe  gelit- 
ten ,  die  seit  dem  14.  Jahre  mit  Entwicklung  der  Menses 
verschwunden  war.  Befund  am  14.  Februar  1878 :  Ohr- 
muschel intakt ;  an  Stelle  des  Tragus  grosser  Substanz- 
verlust; Gehörgang  erweitert,  Wandungen  und  Hinter- 
grund desselben  mit  fleischigen  Wucherungen  bedeckt ; 
bei  P  o  1  i  t  z  e  r  's  Verfahren  Perforationsgeräusch ;  heftige 
subjektive  Geräusche ;  das  Hörvermögen  für  die  Sprache 
schien  rechts  nicht  ganz  aufgehoben. 

Durch  die  mikroskopische  Untersuchung  einer 
abgeschnittenen  Granulation  wurde  die  auf  primären 
Epithelialkrebs  gestellte  Diagnose  bestätigt.  Die 
Therapie  war  palliativ :  öftere  Anwendung  des  Gal- 
vanokanter, Morphium  in  grossen  Dosen ,  gegen  den 
üblen  Geruch  Injektionen  von  mit  Chlorblei  gesät- 
tigtem Wasser. 

Nach  anscheinender  Besserung  in  den  ersten  Wochen 
machte  der  destruktive  Process,  besonders  nach  vorn  und 
aussen,  erhebliche  Fortschritte.  Die  £ingangsö£fnung 
des  Meatus  verwandelte  sich  in  einen  kraterförmigcn 
Hohlraum,  der  Unterkiefer  wich  stark  nach  links  ab 
wegen  Zerstörung  seines  Gelenks ;  Infiltration  des  Zell- 
gewebes u.  der  Drüsen  längs  des  M.  stemo-cleido-mastoi- 
deus.  Anfang  Mai  beginnende  Facialislähmung ;  Eau- 
bewegungen  sehr  erschwert,  daher  nur  flüssige  Nahrung ; 
Schwellung  und  Röthung  derWeichtheile  über  dem  Proc. 
must. ;  allmälige  Lösung  der  Ohrmuschel ,  die  Mitte  Juli 
abfiel;  an  der  untern  Gehörgangwand  eine  kleine  Oeff- 
nung ,  durch  welche  die  Sonde  ca.  4  Ctmtr.  tief  in  der 
Hichtung  der  Keilbeinhöhle  vordrang.  Abnahme  des 
Sehvermögens  und  Hervortreten  des  rechten  Bulbus ,  Pu- 
pille enger  als  links ,  schwach  reagirend ;  Geschmack  und 
Geruch  rechts  beinahe  aufgehoben.  Einige  Tage  vor  dem 
Tode,  der  am  27.  Oct.  eintrat,  Regurgitation  der  genosse- 
nen Flüssigkeiten  (Lähmung  des  Velum  palat.) ;  während 
des  ganzen  Verlaufs  keine  nennenswerthen  Bhitangen, 
keine  Delirien,  volle  Geistesklarheit. 

Sektion.  Körper  des  Keilbeins  nebst  dem  rechten 
Schläfenbein  fast  völlig  zerstört ;  Gehirn  und  Sinus  nor- 
mal ;  Dura-mater  verdickt,  sonst  bis  auf  einige  weissliche, 
bis  erbsengrosse  Auflagerungen  gegenüber  der  Austritts- 
öffnung des  N.  max.  sup.  und  auf  ihrer  dem  Knochen  zu- 
gewendeten Seite  normal ;  hinterer  Theil  des  Stirnbeins. 
Keilbeinflügel,  der  vordere  untere  Theil  der  Schläfen- 
schuppe  zerstört ,  so  dass  hier  das  Gehirn  nur  durch  die 
Dura  geschützt  war;  Pars  petrosa  des  Schläfenbeins  osteo- 
malacisch  erweicht.  Bulbus  nach  vorn  gedrängt  durch 
eine  weissliche,  cylindrische  Masse  (Cancroid),  die  im 
Grund  der  Augenhöhle ,  nach  aussen  vom  N.  opt. ,  die 
äussere  Knochenwand  durchbohrte ;  Nasenhöhle  u.  Retro- 
nasalraum,  überhaupt  alle  durch  die  Fascia  bucco-pharyng. 
von  dem  carcinomatösen  Herd  getrennte  Theile  normal. 
Der  äussere  Theil  des  Gehörorgans  war  in  einen  Hohl- 
raum von  8  Ctmtr.  Höhe  und  6  Ctmtr.  Breite  verwandelt ; 
Proc.  zygomat.  bis  zum  Jochbein  verschwunden ,  keine 
Spur  vom  aufsteigenden  Aste  des  Unterkiefers ,  von  der 
Parotis  nur  noch  zerstreute  Läppchen  vorhanden ;  Mus- 
keln und  Gefässe  dieser  Gegend  in  der  Krebsnuisse  auf- 
gegangen. Trommelfell,  Hammer  und  Ambos  zerstört, 
Steigbügel  erhalten;  Warzenfortsatz  ebumisirt;  inneres 
Ohr  nicht  untersucht. 

D.  betrachtet  den  mitgetheilten  Fall  als  Unicnm, 
insofern  der  carcinomatöse  Process  vom  Tragus  aus- 
ging j  welche  Annalime  durch  das  Fehlen  jegliclien 

24 


186 


Schnrig,  Ohrenheilktmde. 


Ausflusses  im  Beginn  der  Erkrankung,  der  erst  ein- 
trat,  nachdem  der  Tragus  nebst  Umgebung  durch 
Ulceration  sclion  zerstört  war,  gerechtfertigt  erscheint. 
Abweichend  von  den  von  Schwartze  u.  Lucae 
mitgetheilten  Fällen  von  Carcinom  im  Mittelohr, 
blieb  der  Proc.  mast.  intakt ,  was  wohl  der  in  der 
Kindheit  überstandenen  Entzündung  im  Mittelohr 
und  dadurcli  bewirkten  Sklerose  des  Knochens  zuzu- 
schreiben ist.  Auffallend  ist  ferner  die  Widerstands- 
fähigkeit der  fibrösen  Häute ,  der  Dura-mater  einer- 
seits, wodurch  das  Gehirn  geschützt  blieb,  sowie  der 
Fascia  bucco-phaiyng.  andererseits,  welche  ein  Ueber- 
greifen  der  Affektion  auf  die  Nasopharyngeal-Region 
hemmte. 

Ein  Fall  von  Rundzellen  -  Sarkom ,  ausgehend 
von  der  TrommeUiöhle  wird  von  ArthnrHart- 
mann  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VIIl.  p.  213)  mitgetheilt. 

Ein  3V2  J.  alter  Knabe  von  blühender  Gesundheit 
war  vor  4  Wochen  mit  wässrigem  Aasfluss  ans  dem  rech- 
ten Ohre  erkrankt.  H.  fand  den  GehOrgang  von  Polypen 
ansgefüilt ,  die ,  zum  Theil  mit  der  Schlinge  abgetragen, 
rasch  recidivirten  nnd  dann  gründlich  erst  in  der  Narkose 
entfernt  werden  konnten ;  sie  entsprangen  von  allen  Sei- 
ten des  innem  Endes  des  Gehörgangs  nnd  ans  der  Pan- 
kenhöhle ;  Trommelfell  und  Knöchelchen  fehlten.  Nach 
wenigen  Tagen  schon  erneute  Wucherung  der  Stümpfe, 
die  sich  auch  nach  einer  zweiten  gründlichen  Entfernung 
nnd  Kauterisation  wiederholte.  Schwellung  der  Ohr- 
gegend und  Parotis ;  Abscess  hinter  nnd  nnter  dem  Ohr, 
der  mit  dem  Gehörgang  communicirtc ;  drüsenartige  Kno- 
ten hinter  n.  unter  dem  Ohr,  sowie  am  Eingang  des  Meatus. 
Die  mikroskopische  Untersuchung  eines  ausgeschnittenen 
Stückes  erwies  dieselben  als  Rundzellensarkom ,  dessen 
Durchschnitt  markähnliche  ßeschaflfenheit  bei  röthlicher 
Färbung  n.  in  spärliche  Intercellnlarsubstanz  eingebettete 
Kundzellen  und  einzelne  spindelförmige  Elemente  zeigte. 
Stetige  Zunahme  der  Geschwulst  bis  zu  Gänseeigrösse, 
Abhebung  der  Ohrmuschel.  Bronchialkatarrh ,  Appetit- 
losigkeit, Diarrhöe,  grosse  Abmagerung,  anhaltende 
Schlaflosigkeit  wegen  heftiger  Schmerzen,  ersehwertes 
Schlingen,  da  die  Kiefer  nur  wenig  geöffnet  werden  konn- 
ten ,  öftere  Krampfanfalle ,  endlich  Sopor  und  Tod  nach 
6monatl.  Behandlung.  Sektion.  Auf  der  in  verschieden 
grosse  Knollen  zerfallenden,  14  Ctmtr.  langen,  12  Ctmtr. 
breiten  und  9  Ctmtr.  hohen  Geschwulst  sass  die  Ohr- 
muschel ,  um  welche  mehrfach  exulcerirende  Stellen  sich 
befanden;  hintere  nnd  obere  Gehörgangs  wand,  Dach  der 
Trommelhöhle  und  ein  Theil  der  Schuppe  von  der  Neu- 
bildung zerstört,  die  sich  in  Höhe  von  1V2  Ctmtr.  über 
die  innere  Fläche  der  Schläfenschuppe  und  die  äussere 
Hälfte  der  obem  Felsenbeinfläche  erstreckte ;  Proc.  mast. 
von  oben  her  zerstört ,  an  Stelle  der  Zellen  Geschwnlst- 
masse;  Knochen  zwischen  Antmm  mast.  und  hinterer 
Schädelgrube  von  der  Neubildung  durchsetzt ;  Labyrinth 
frei ;  Steigbügel  in  Geschwulstmasse  eingebettet. 

Charakteristisch  ist  bei  fast  symptomlosem  Be- 
ginne das  rasche  Wachsthum  der  Geschwulst ,  die 
wahrscheinlich  aus  derSabmucosa  der  Trommelhöhle 
ihren  Urspmng  nahm.  Der  tödtliche  Aasgang  er- 
folgte in  Folge  von  Druck  der  Neubildung  auf  das 
Gehirn  (analoger  Fall  von  ToynbeCy  Ei-ankh.  des 
Gehörorgans  übers,  von  Moos  p.  398)« 

Einen  ähnlichen  Fall  von  Carcinom  des  Mittel- 

ohrs   beschreibt  Polaillon    (Ann.   de3   mal.    de 

Toreille,  du  larynx  etc.  V.  p.  254.  Nov.) 

Bei  einem  SOjähr.  Manne  von  guter  Constitution,  der 
seit  Kindheit  an  rechtseitigem  Ohrenfluss  und  zuweilen 
recht  heftigen  Ohrsohmerzen  litt,  fand  P.  am  11.  Oet. 


vollständige  rechtseitige  Taubheit,  Schwellong  der  Mastold- 
Gegend ,  beginnende  Facialparalyse ,  den  Gehörgang  mit 
polypösen  Wuchernngen  erfüllt ,  durch  welche  eine  vor- 
geschobene Sonde  in  den  Knochen  eindrang.  Im  weiten 
Verlauf  hob  sich  die  Ohrmnschel  durch  Zunahme  der 
Schwellung,  die  sich  auch  über  die  Schläfe  u.  die  Gegend 
der  Masseteren  erstreckte  nnd  bald  flnktuirend  wu^e. 
Incision,  Drainage ;  keine  Besserung ,  vielmehr  Znnahmo 
der  Schwellung.  Im  Juni  des  folgenden  Jahres  zeigte  die 
rechte  Ohrgegend  eine  harte,  schmerzhafte ,  von  glänzen- 
der gespannterHaut  bedeckte  Schwellang,  dieOhrmuschd 
selbst  war  durch  subcntane  Infiltration  geschwellt ;  in  der 
Umgebung  derselben  bestanden  3  fungöse  Geschwüre  mit 
aufgeworfenen  Rändern ,  durch  welche  mit  der  Sonde  er- 
weichter ,  cariöser  Knochen  zn  fühlen  war.  Gehörgaag 
durch  rothe,  polypenartige  Massen  verstopft;  voliständiga 
rechtseitige  Facialparalyse;  grosse  Abmagerung,  Decu- 
bitus, erschwertes  Schlingen  wegen  behinderter  Kiefer- 
öfTnnng,  trockne  Zunge  trotz  reichlicher  Speiohelsekretioa, 
trockner  Husten,  heftiger  Kopfschmerz.  Bewnsstsein  er- 
halten bis  zum  Tode  am  2.  Juli.  Sektion,  Carcinom, 
wahrscheinlich  von  der  Pauke  ausgehend,  das  die  Schläfea- 
und  Hinterhauptsgrube  ausfüllte,  den  Mastoideal-  nad 
Schuppentheil  des  Schläfenbeins  zerstört  hatte  nnd  sich 
bis  nnter  die  Weichtheile  des  Halses  erstreckte;  nad 
vom  reichte  der  Tumor  bis  zumOs  sphenoid.,  nach  ioaei 
nnd  unten  bis  zur  Sella  turdca.  Der  Atlas  fehlte  voll- 
ständig und  der  Proc.  odontoid.  ragte  frei  in  das  HiDte^ 
hauptsloch.  Halsdrüsen  infiltrirt,  Parotis  vergrösscrt, 
Kiefergelenk  theilweiae  zerstört. 

Epitlielial'Carcinom  des  Mittelohres  beobach- 
tete Eugen  Praenkel  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VIII. 
p.  241)  bei  einem  53jähr.,  seit  Kindheit  mit  doppel- 
seitiger Otorrhöe  behafteten  Manne,  bei  dem  vor 
8  Jahren  aus  dem  linken  Ohr  ein  Polyp  entfernt 
worden  war,  worauf  die  Otorrhöe  aufgehört  hatte. 

Seit  8  Wochen  Ihikseitiger  Kopfschmerz  nnd  erneu- 
ter Ausfluss,  Anbohmng  des  Warzenfortsatzes  olme  £^ 
leichtemng  des  Kopfschmerzes.  Eine  stinkenden  Eiter 
entleerende,  fistulöse  Wunde  auf  dem  linken  Proc.  mast. 
wurde  aufgemeisselt  und  mit  dem  scharfen  Löffel  ausge- 
kratzt, wodurch  eine  Communikation  mit  dem  GehÖrgaog 
bewirkt  wurde.  Die  Wunde  entleerte  anfangs  guten, 
später  äusserst  fötiden  Eiter ,  weisse,  blumenkohlartige 
Wucherungen  in  der  Tiefe,  Fieber,  heftiger  Kopfschmen, 
Somnolenz,  Urinretention,  Tod  11  Wochen  nach  der  Ope- 
ration. Sektion.  Linke  Schläfenschnppe  bis  zum  Joch- 
bogen zerstört,  ebenso  der  Warzentheil  des  Schläfenbeins, 
Felsenbein  bis  auf  die  Pyramidenspitze  durch  blumen- 
kohlartige Vegetationen  eingenommen,  die  NervenstämoK 
imPorus  acust.  int.  zerstört,  ebenso  die  Halbzirkelkanäle. 
Eitrige  Basilar-Meningitis. 

Die  mikroskop.  Untersuchung  ergab  den  Bau 
des  Epithelial-Carcinom ,  das  als  primär  in  dei 
Pauke  entstanden  aufgefasst  werden  mnss,  da  dk 
äussern  Theile  (Ohrmuschel,  Parotis  u.  s.  w.)  intaW 
waren.  Fr.,  der  Annahme  Roosa's  sich  a» 
schliessend,  bringt  die  Entstehung  der  Nenbildoig 
mit  der  langjährig  bestandenen  Otorrhöe  in  Verbin- 
dung. 

In   den   folgenden   3   von   Jas.   Pattersofl 

Gas  seil  8  (Glasgow  med.  Joum.  XII.  12.  p.  ^f* 

Dec.)  beobachteten  und  sehr  kurz  erzählten  Fillei| 

wurde  die  Sektion  nur  beim  dritten  gestattet. 

1)  Bei  einer  öljähr.  Fiau,  die  über  heftiges  Juck^ 
im  linken  Ohr  seit  mehreren  Jahren  klagte,  wurde  nd| 
ekzematöse  Verdickung  der  Oehörgangswände  geftindeij 
Drei  Jahre  später  (Oct.  1877)  kam  sie  wieder  mit  fi^^^ 
den  Schmeraen  im  Ohr.  Es  fand  sich  ein  Toner»  desMl 
mikroskop.  Untersnehnng  gekernte  Spindel-  and  Bdo^! 


Scharig;  (Mreiiheiikmide. 


187 


xeQeo  eigab.  Ein  Operfttionsyersacb,  den  Tnmor  ausza- 
fchaten,  wurde  aufgegeben,  da  sich  derselbe  nach  der 
Psrotis  herab  erstreckte,  möglicherweise  von  derselben 
uq^egaogen  and  sekundär  nach  dem  Gehorgang  durch- 
gebrochen war.  Der  Tumor  yergrösserte  sich  rasch,  und 
fijJIte  flchlisslich  die  Nase  und  den  Rachenraum  aus; 
FaciaUs-Paralyse  trat  auf.    Tod  im  Frühling  1878. 

2)  Ein  44Jähr. ,  seit  mehreren  Jahren  an  Otorrhöe  (wel- 
ches Ohres?)  leidender  Mann  hatte  seit  einigen  Wochen 
heftige  Schmerzen ,  besonders  Nachts.  Der  Gehorgang 
nr  durch  hartes,  bei  der  Punktion  stark  blutendes  Ge- 
irebe  Tersehlossen,  das,  wie  die  roikroskop.  Untersuchung 
tspby  aus  grossen  gekernten  Spindel-  und  Rundzellen 
besUnd.  Als  V2  J^^  später  der  Kr.  wieder  erschien, 
var  er  ausserordentlich  abgemagert  und  erschöpft;  es 
iMitiad  Faoial-Paralyse,  der  Tumor  schien  Jedoch  nicht 
TergrSssert.     Der  Tod  erfolgte  am  nächsten  Tage. 

3)  Bei  einem  4jähr. ,  seit  8  Mon.  mit  linkseitigem 
Ohrenfloss  behafteten  sehr  erschöpften  Ejiaben  ergab  die 
UnterBachnng  am  5.  Nov.  1877  den  Gehörgang  bis  fast 
um  Emgang  mit  einem  harten,  gelappten  Tumor  erfüllt ; 
Bikseitige  Facial-Parsiyse.  Nach  Entfernung  eines  Theils 
k»  Tumors  (spindelzelliges  Sarkom  mit  dickem  Epithel- 
hger)  folgte  reichliche  Blutung;  rasche  Vergrösserung 
to  Geschwulst,  besonders  nach  dem  Proc.  mast.  hin. 
Tod  aun  10.  Dec.  1877.  Sektion.  Der  Tumor  erffiUte  die 
hokenhöhle ,  den  Proc.  mast. ,  die  Naso  -  Pharyngeal- 
Böhle  und  war  nach  der  Schädelhöhle  durchgebrochen ; 
ffl  zwei  Stellen  der  linkseitig^n  Schläfengegend  wurden 
mter  den  Muskeln  liegend  ähnliche  Massen  gefunden. 

Cholesteatom   des  rechten  Schläfenbeins  fand 

H.Steinbrttgge  (Ztsolir.  f.  Ohkde.VIII.  p.  224) 

bd  einem  58  J.  alteD,  an  übelriechender  rechtaei- 

^  Otorrhöe   nnd  seit  14  Tagen  an  Schwindel, 

Sehmerz  in  der  rechten  Scheitelgegend  nnd  Urin- 

Rieotion  leidenden  Lehrer,  welcher  vor  7  Jahren  j 

QDeo  Ohrpoljpen  gehabt  hatte,  nach  dessen  opera- 1 - 

tirer  Entfemong  das  Ohr  wieder  gesund  gewesen 

aeio  sollte. 

Der  kaefaektisoh  anseehende,  aber  kräftig  gebaute 
Kr.  antwortete  nur  langsam  nnd  gleichgültig.  Der  rechte 
Gehöigang  war  in  der  Tiefe  mit  weiss-gelblichen  Massen 
erßUt,  nach  deren  Entfernung  man  durch  den  zerstörten 
Uiteren  Trommelfellabschnitt  in  einen  ziemlich  grossen 
Hohliaum  hineinsah,  der  sich  in  die  hintere  Gehörgangs- 
«ud  fortsetste  n.  ähnliche  weissliohe,  blätterige  Massen 
eBädelt.  Nach  Beseitigung  derselben  mittels  der  Pin- 
eette,  erschien  die  hintere  Labyrinthwaud  als  glatte,  von 
(iioer  Schleimhaut  überzogene  Fläche.  Von  Oehör- 
Mehelehen  war  nichts  zu  sehen,  nach  hinten  und  oben 
Hieben  noch  weissliche  Massen  sichtbar.  Ohrbäder. 
Sfihon  nach  2  Tagen  hochgradige  Verschlimmerung :  mo- 
Mache  und  sensible  Parese  des  linken  Armes  und  linken 
Bebet,  sowie  der  linken  Gesichtshälfte ;  Schmerz  in  der 
Nchten  Kopfseite ;  Somnolenz ,  Trismus ,  Nackenstarre, 
Komi,  Tod  6  Tage  nach  der  Aufnahme.  Sektion,  Venen 
^erPia-nuiter  strotzend  gefüUt ;  im  rechten  Schläfenlappen 
<p(eigro68er,  mit  jauchigem  Eiter  erfüllter  Abscess  mit 
Mndegewebiger  Wandung;  Dura-mater  der  rechten 
SefaSfengrabe  verdickt.  Auf  der  Höhe  des  Felsenbeins 
^  etaie  weisse,  perlmntterartige  Masse  zu  Tage,  welche 
^iur  12  Mmtr.  iangea  und  8  Mmtr.  breiten  Dnrchbruoh- 
*Mle  an  der  vordem  Felsenbeinfläche  entsprach;  das 
I)aeh  der  Pauke  war  intakt,  die  Gehörknöchelchen  fehl- 
^;  die  Labyrinthwand  war  in  eine  mit  graner,  verdick- 
ter BcUefanhant  überzogene  Fläche  verwandelt,  an  der 
*cder  Fenster,  noch  Sinus  tympan.  zu  sehen  waren. 
Pukeshöhle,  Antr.  mast.  und  Substanzverlust  des  hin- 
tem  Geköigangs  bildeten  einen  grossen ,  mit  cholestea- 
^Muttien  Musen  zum  Theil  erf&liten  Hohlraum,  der  sich 
vdi  msen  im  Bereich  des  frontalen  und  horizontalen 
^QDgttges  bis  cor  oben  genannteB  Dnrchbruchsstelle 


erstreckte.  Die  Pankenschleimliaut  zeigte  unter  dem 
Mikroskop  vollständige  epidermoidale  Umwandlung  nnd 
war  mit  reichlichen  runden  Zellen  Iniiltrirt. 

Die  Perlgeschwalst  hatte  sich  durch  epidermoi- 
dale Umwandiang  des  Epithel  gebildet  und  durch 
Druck,  vielleicht  auch  durch  Zersetzungsprodukte 
den  Ejiochen  usurii*t.  Der  Durchbruch  des  Felsen- 
beins, sowie  der  Gehimabscess  hatten  jedenfalls 
schon  länger  existirt,  wofilr  die  bindegewebige  Ab- 
kapselung des  Abscesses  sprach.  St.  empfiehlt 
deshalb  von  Neuem  Vorsicht  bei  Verdacht  auf  Cho- 
lesteatom des  Felsenbeins,  sowie  sorgfältige  Berück- 
sichtigung der  Dauer  und  etwaiger  Fieberverhält- 


nisse, 


Aeusseres  Ohr. 


lieber  eine  Missbildung  des  äussern  Ohres  be- 
richtete Dr.  Beckler  (Fischen  bei  Sonthofen)  brief- 
lich dem  Referenten.  Bei  einem  6  T.  alten  Knaben 
waren  der  Helix  und  Anthelix  der  rechten  Ohr- 
muschel, die  sich  vom  Schädel  nicht  abhob,  nur 
durch  2  Hautfalten  angedeutet;  dem  Tragus  ent- 
sprach eine  kleine,  erbsengrosse  Tuberosität,  der 
Gehörgang  fehlte.  Auch  die  linke  Ohrmuschel  zeigte 
insofern  abnorme  Bildung,  als  sie  nach  oben  schmäler 
verlief,  während  sie,  entsprechend  einer  übermässi- 
gen Entwicklung  des  Antitragus,  in  der  Höhe  des 
Gehörgangs  abnorm  vei'breitert  und  nach  hinten  ent- 
wickelt war. 

Einen  Beitrag  zur  pathoL  Histologie  des  Ohr- 
knorpels  liefert  Josef  Pollack  (Mon.-Schr.  f. 
Ohklde.  Xin.  7).  Die  von  P.  untersuchten,  von 
einem  Geistesgesnnden  stammenden  Präparate  des 
knorpligen  Theils  des  äussern  Gehörgangs  und  des 
Anthelix,  an  denen  makroskopisch  senfkorn-  bis 
linsengrosse  Knoten  auffielen,  Hessen  mikroskopisch 
an  der  Peripherie  Rareficirung  der  Intercellular- 
substanz ,  mehr  medianwärts  Schwund  der  Fibrillen 
und  Zerfall  in  punktförmige  Reihen,  sowie  Schwund 
der  Knorpelzellen  erkenuen ;  nebenbei  sah  man  in 
Reihen  geordnete  und  mit  dem  normalen  Gewebe 
noch  zusammenhängende  oder  von  dicker  Zellmem- 
bran eingeschlossene  Gruppen  junger  Knorpelzellen 
[Knoi*pelerweichung ?  L.  Meyer:  Virchow's  Arch. 
XXXUI.].  In  andern  Präparaten  durchzog  den 
Knorpel  ein  von  unregelmässigen  Rändern  begrenzter 
Hohlraum,  der  lose  von  einem  Strang  erfüllt  wui*de, 
dessen  Peripherie  bindegewebige  Stniktur  erkennen 
Hess  und  central  von  einem  dunkelgefäi'bten  Streifen 
[Blutgefäss?]  durchzogen  war;  der  Strang  stand 
nirgends  in  Verbindung  mit  dem  unverletzten  Peri- 
chondrium. 

Eitostosen. 

Delstanche  fils  behandelt  in  einer  gut  ge- 
schriebenen Broschüre  (Contribntion  ä  l'^tnde  des 
tnmcurs  osseuses  etc.  Bruxelles.  H.  Manceaux. 
66  pp.)  die  knöchernen  Tumoren  des  Gehörgangs. 
Nachdem  er  die  Annahme  Ehrhard's,  dass  Ex- 
ostosen im  Gehörgang  sich  nur  vor  vollendetem  Ossi- 
fikationsprocess  entwickeln,  als  vielfacher  Erfahrung 
widersprechend  zurückgewiesen  hat^  bezeichnet  D. 


188 


Schur  ig;  Ohrenheilkunde. 


} 


die  Frage ,  ob  die  einzelnen  Völkerstämme  Europas 
eine  verschiedene  Prädisposition  zu  derartigen  Ge- 
schwülsten zeigen,  als  vor  der  Hand  unentscheidbar, 
während  es  allerdings  nach  den  Untersuchungen  von 
S  e  1  i  g  m  a  n  n  und  Welker  scheint ,  dass  bei  den 
indianischen  Stämmen  Amerikas  Ohr-Exostosen  un- 
gewöhnlich häufig  vorkommen. 

Die  Exostosen  bestehen  entweder  aus  spongiösem 
Knochengewebe,  das  von  einer  compakten  Knochen- 
lamelle  umschlossen  ist,  oder  sie  sind  gänzlich  ebur- 
nisirt  (N  6 1  a  t  o  n),  Befunde,  die  (nach  Schwartze 
und   Virchow)    nur  verschiedene   Entwicklungs- 
phasen bilden.     Sie  stellen  sich  dar  als  rundliche 
oder  elliptische  Erhabenheiten ,  die  gewöhnlich  mit 
breiter  Basis ,  selten  gestielt ,  der  Gehörgangswand 
aufsitzen,  und  zwar  vorwiegend  häufig  der  hintern, 
seltener  der  obem  oder  untern  und  nm*  ausnahms- 
weise der  vordem.     Während  v.  Troeltsch  sie 
meist  gleichzeitig   in   beiden   Gehörgängen   antraf, 
fanden  sie  Wilde  und  Bonnafont  übereinstim- 
mend mit  den  Erfahrungen  D. 's,  vorwiegend  nur  ein- 
seitig.   Entwickelt  sich  nur  eine  Exostose  im  Gehör- 
gang, so  hat  dieselbe  gewöhnlich  ihren  Sitz  nahe 
dem  Eingang  desselben,  wenn  dagegen  mehrere  (bis 
zu  3)  auftreten,  so  sitzen  sie  nahe  dem  Trommelfell 
auf  und  es  scheint,  als  ob  ihre  Empfindlichkeit,  ent- 
sprechend dem  noi*malen  Verhalten  der  Gehörgangs- 
wände ,  um  so  grösser  würde ,  je  tiefer  sie  sitzen ; 
ein   die   Entwicklung   begünstigender  Einfluss   der 
syphilitischen,  rheumatischen  oder  gichtischen  Dia- 
these ist  nicht  nachweisbar.     Toynbee  und  von 
Troeltsch  meinen,  dass  der  Missbrauch  alkoho- 
lischer Getränke  ihre  Entwicklung  bef5rdere,  woraus 
sich  ihr  selteneres  Vorkommen  bei  Frauen  erklären 
würde,  welche  Ansicht  D.  nach  seinen  Erfahrungen 
nicht  theilen  kann ;  er  ist  geneigt ,  ihre  Entstehung 
durch  chronische  Entzündung  der  Gehörgangswände, 
besonders  im  Gefolge  von  OtoiThöen,  zu  erklären ; 
die  Erblichkeit  scheint  von  entschiedenem  Einfluss 
zu  sein.     So  lange  die  Exostosen  einen  Verschluss 
des   Gehörgangslumen   nicht   herbeigeführt  haben, 
machen  sie  keine  erheblichen  Symptome,  weshalb  sie 
oft  unserer  Kenntniss  entgehen  mögen.    Wenn  com- 
pleter  Verschluss  eintritt,  stellen  sich  wie  bei  Obtura- 
tion  durch  anderweitige  Ursachen  mehr  oder  weniger 
hochgradige  Schwerhörigkeit,   Sausen,   Schwindel, 
Gefühl  von  Völle  im  Ohr  und  der  betr.  Kopfseite  ein. 
Nach  Wiederherstellung  des  Gehörgangslumen  ver- 
schwinden diese  Beschwerden,  wenn  nicht  eine  Mittel- 
ohr-Erkrankung vorhanden  ist.    Es  ist  deshalb  auch 
bezüglich  der  Prognose  Vorsicht  geboten.  Bei  gleich- 
zeitig bestehender  Oton'höe  ist  wegen  Gefahr  der 
Eiterretention  die  Wiederherstellung  des  Lumen  mit 
allen  Mitteln  anzustreben.  —  Von  medikamentösen 
Mitteln,  lokalen  sowohl  als  Innern,  erwartet  D.  wenig, 
ausser  da,  wo  die  die  Exostose  deckenden  Weich- 
theile  entzündlich  geschwellt  sind.     Vielmehr  sind 
die  Chirurg.  Hülfsmittel  anzuempfehlen,   die  unter 
Umständen  lebensrettend  sein  können  und  deren  Un- 
gefährlichkeit  durch   die  vorliegenden  Erfahrungen 


bewiesen  ist.  Während  Bonnafont,  der  znersk 
instrumenteile  Hülfe  anwendete,  sehr  vorsichtig  ver- 
fuhr, um  eine  reaktive  Entzündung  zu  vermeiden, 
erreichten  v.  Troeltsch,  Miot  u.  A.  gerade  da- 
durch radikale  Erfolge,  dass  die  in  Folge  der  opera- 
tiven Eingriffe  entstandene  reaktive  Entzündung  die 
Exostose  zum  Verschwinden  brachte.  Die  Fälle 
von  glücklicher  Operation  einer  Gehörgangsexostose 
haben  sich  in  der  Literatur  erheblich  vermehrt  oni 
sind  dazu,  je  nach  Beschaffenheit  und  Härte  der 
Exostosen,  die  verschiedensten  schneidenden  u.  boh- 
renden Instrumente  gebraucht  worden.  Gestielte 
Exostosen  hat  man  auch  mittels  der  Galvanokaustik 
oder  der  Elektrolyse  entfernt. 

Unter  mehr  als  25  Fällen ,  die  D.  selbst  beob- 
achtete, erforderten  nur  2  die  Operation. 

1)  Bei  einem  Jangen  Manne,  der  lange  an  Otorrböe 
gelitten  hatte,  waren  dieGehorgange  durch  je  eine  groese 
Exostose  in  der  Tiefe  von  etwa  1  Vi  Ctmtr.  völlig  ver* 
schlössen ;  hochgradige  Schwerhörigkeit  bei  völlig  gut 
erhaltener  Knochenleitang.  Die  Operation  wurde  leider 
verweigert. 

2)  Bei  einem  25jähr.  Manne  bestand  voUiger  Ve^ 
schluss  des  linken  Gehörgangs  durch  eine  1  Ctmtr.  tief 
sitzende  Exostose ;  Knochenleitang  gut  erhalten.  Nach- 
dem Erweiterungsversuche  mittels  mühsam  eingeführter 
Sonden  erfolglos  gebUeben,  durchbohrte  D.  in  3  Sitzim- 
gen  mittels  eines  Bohrers  die  Exostose,  die  etwa  8  Ctmtr. 
von  aussen  nach  innen  maass.  Nachdem  durch  Naclh 
bohrung  mittels  eines  grossen  Bohrers  und  durch  Aettea 
des  Bohrkanals  mittels  Zinkchlorür,  sowie  durch  Ab- 
sprengen einzelner  Knochenstücke ,  worauf  nur  sehr  as* 
erhebliche  Reaktion  folgte ,  das  Lumen  noch  mehr  e^ 
weitert  worden,  hörte  der  Kr.  bei  seinem  Abgang  dii 
Uhr  auf  1  Meter  Entfemong 

Nach  der  Ansicht  Patterson  Oassells*  ifll 
Exostose  streng  von  Hyperostose  zu  scheiden ;  die 
Exostose  komme  nur  in  der  äussern  Hälfte  des  Ge* 
hörgangs  vor,  und  zwar  stets  an  der  hintern  Wand; 
sie  entstehe  durch  einen  subperiostealen  Abscess  ii 
der  Mastoidealgegend,  der  sich  nach  dem  GehÖrganf 
entleerte.  Nach  D.'s  Meinung  bedarf  diese  Erklft 
rung  noch  sehr  der  von  C  a  s  s  e  1 1  s  versprocheneo 
bis  jetzt  jedoch  noch  nicht  gegebenen  Begründung 

Folgenden  Fall  von  Beseitiffung  der  VersehUeS' 
sung  des  äussern  Gehörgangs  durch  Exostosen 
bildung  theilt  8.  Moos  (Ztechr.  f.  Ohkde.  VIll 
p.  148)  mit. 

Ein  angeblich  früher  an  den  Ohren  stets  gesunde 
Student  klagte  seit  2  T.  über  Taubheit  und  Gefühl  voi 
Vollsein :  Hörweite  für  die  Uhr  »-  beim  Anlegen  an  di 
Ohrmuschel.  Das  Lumen  des  Gehörgangs  war  durol 
2  Exostosen  verschlossen,  von  denen  die  grössere,  kugli 
geformte  von  der  hintern  Wand  entsprang,  die  kleinere  a 
der  Obern  Wand ;  die  häutige  Ueberkleidung  war  roth  vm 
verdickt,  weshalb  ein  blos  vorübergehender  Verschlafl 
vermuthet  wurde.^  Nachdem  auf  Eingiessen  von  Adstrii 
gentien  die  SchweUung  nachgelassen  hatte,  konnten  nae 
einigen  Tagen  kleine  Laminariastäbchen  zwischen  di 
Exostosen  eingeführt  werden,  die  jedoch  Schmers  an 
Eiterung  erregten.  Die  Bedeckung  der  Exostosen  ward 
granulös  und  es  trat  nach  vorausgegangenen  heftige 
Schmerzen  starker  Ausflnss  u.  PerforationsgerSusch  beii 
Politzer 'sehen  Verfahren  auf.  Als  im  weitem  Vei 
laufe  die  Granulationen  sich  auf  und  hinter  den  Exostose 
entwickelten,  wurden  sie  theils  mit  der  Schlinge  abgetn 
gen,  theils  galvanokanstiBeh  behandelt,  wobei  die  i^eiet 


Scharig,  Ohrenheilkande. 


189 


feiti^  Kauteriüttion  der  Exostosen  nnvenneidlich  war. 
Im  Verlaufe  von  5 — 6  W.  war  das  Ohr  trocken,  die  vor- 
dere Exostose  war  ganz  geschwanden,  so  dass  durch  den 
aaefa  vom  ond  oben  entstandenen  freien  Raum  der  vordere 
obere  Quadrant  des  Trommelfells  zu  sehen  war.  H5r- 
veite  »  8  Mtr.  für  Flfistersprache. 

M.  ist  der  AnBicbt,  dass,  wenn  auch  die  Laminaria 
20  Erweiterang  der  engen  Stelle  etwas  beigetragen 
hiben  mag ,  doch  der  wesentlichste  Antheil  an  dem 
völligen  Schwund  der  obem  Exostose  der  Galvano- 
kaostik  zukommt.  Die  im  Verlaufe  auftretende 
üttelohrentzflndong  war  seknndär  durch  Fortpflan- 
zoDg  vom  äossem  Oehdrgang  aus  entstanden. 

Durch  Anhäufung  vonCerumen  wurde  in  einem 
TOQ  J.  Rudd  Leeson  (Lancet  II.  23;  Dec.)  mit- 
getfaeiiten  Falle  chronische  Bronchitis  vorgetäuscht. 

Eine  Dame,  die  mehrmaht  an  akuter  und  snbaknter 
fironchitis  gelitten  hatte,  wurde  schlüsslich  einen  sehr 
lIstigeD,  zuweilen  mit  Erbrechen  endenden  Morgenhusten 
jar  nicht  mehr  los  ;  er  bot  allen  Medikamenten  Trotz  und 
i  rar  80  heftig,  dass  dabei  Blase  und  Darm  unfreiwillig 
(itteert  wurden.  Seit  2  J.  hatte  sich  ihr  Horvermogen 
iDmälig  vermindert.  Bei  der  Untersuchung  fanden  sich 
leide  Gehörgänge  mit  Ohrenschmalz  erfüllt,  nach  dessen 
EDtfemung  nicht  nur  das  Gehör  wieder  hergestellt,  son- 
dern auch  der  Husten  gänzlich  verschwunden  war. 

Auf  Grund  dieser  und  ähnlicher  Beobachtungen 
iit  bei  jedem  hartnäckigen  und  ansti*engendcn 
HostcD  die  Untersuchung  der  Ohren  zu  empfehlen. 

Trommelfell. 

Ein  traumatisches,  wanderndes  Hämatom  des 

Trommelfells  beobachtete  S.  M  o  o  s  (Ztschr.  f.  Ohkde. 

YUI.  p.  32). 

Ein  48  J.  alter  Lokomotivf&hrer  wurde  durch  eine 

m  dem  Conp^  eines  vorüberfahrenden  Zuges  geworfene 

leere  Flasche  an  die  linke  Schläfe  und  Wange  getroffen ; 

iuaaf  Ohrensausen,  Schwindel  (von  der  gesunden  nach 

der  getroffenen  Seite),  Kopfsohmerz,  Verlust  des  Gehörs. 

Unierauchung  65  Tage  nach  der  Verletzung :  Am  linken 

Trommelfelle  Injektion   der  Griffgefässe,  Trübung  der 

Membranen,   im  hintern  obem  Quadranten  eine  ovale, 

I  oekergelbe  Vererbung,  tiefer  als  die  umgebende  Membran 

Seiend.  Hörweite  für  laute  Sprache  »  0,  rechts  « 1  Mtr. ; 

fvdenHormesser  links  »  0;  Stimmgabel  nur  rechts  ge- 

Kri    Diagnose:  Doppelseitiger  alter  Mittelohrkatarrh, 

fiika  traumatisches  Blutextravasat  im  Trommelfell,  Läsion 

[Extravasat?]  des  Labyrinth.     Therapie:   5  Jodkalium, 

15Bromkaliam:200  Grmm.  Aq.   3mal   täglich  1  Löffel. 

IMs  keine  lokale  Therapie,  rechts  Injektion  von  Zink- 

SoiaL  (0.6 :  100.0)  mittele  des  Katheters,   Nasendusche, 

Aetinng  des  Rachens.    Binnen  2  Mon.  erhebliche  Besse- 

m«:  Flüstersprache  beiderseits  »  IMtr.,  Hönnesser» 

iCentimeter.     Kopf  freier,  Schwindel  gering,    Sausen 

^inetant,  aber  schwächer,  dasBlutextravasat  lag  nur  noch 

na  klemem  Theil  der  hintern  Peripherie  des  Trommel- 

fdisauf. 

Bezüglich  der  auch  im  vorliegenden  Falle  statt- 
Sehabten  Wanderung  des  Extravasats  erwähnt  M. 
kurz  emen  Fall,  in  welchem  eine  nach  Punktion  des 
Trommelfells  entstandene  kreisrunde  Depression  auf- 
^to  auf  die  Membr.  flaccida  überwanderte.  Pat. 
^  M.  aas  dem  Gesicht.  In  Bezug  auf  die  Affek- 
loQ  des  LabjH'inths  schliesst  M.  eine  einfache  Er- 
iebltttemng  aus,  da  65  Tage  nach  dem  Trauma  die 
»iiBktion  noch  völlig  erloschen  war,  vielmehr  ist  ihm 
^  Amiahme  eines  Extravasats  wahrscheinlich,  das 
•^Aof  geringe  Reste,  wodurch  die  noch  vorhandenen 


leichten  Störungen  unterhalten  wurden,  aufgesaugt 
worden  ist.  Der  Eintritt  von  Besserung  war  für  M. 
unerwartet ,  da  er  bisher  in  keinem  Falle  von  trau- 
matischer Läsion  des  Labyrinths  Besserung  oder  gar 
Heilung  beobachtet  hat.  —  Im  Falle  gerichtsärzt- 
licher Beurtheilung  ist  eine  vor  dem  Trauma  etwa 
schon  vorhandene  Erkrankung  der  Ohren  sehr  zu 
beachten  und  sind  deshalb  stets  beide  Ohren  zu 
untersuchen. 

James  Russell  (Brit.  med.  Joum.  Dec.  13) 
erzählt  folgenden  eigenthümlichen  Fall  von  ^Ohr- 
niessen"  (Ear-sneezing). 

Ein  56  J.  alter  Mann,  nervösen  Temperaments,  be- 
kam vor  14  T.  Anfälle  von  Gähnen  und  heftigem  Niessen. 
Letztere  besonders  waren  sehr  heftig  und  hielten  fast  un- 
unterbrochen 2  Tage  und  2  Nächte  an.  Beim  letzten  An- 
fall fiel  Pat.  nieder,  blieb  einige  Minuten  bewusstlos  und 
erwachte  völlig  taub.  Am  nächsten  Tage  begann  er  zwar 
auf  dem  linken  Ohr  etwas  zu  hören,  jedoch  blieben  hef- 
tiges Klopfen  in  den  Ohren,  Sausen  und  Schwirren,  zeit- 
weilig bohrende  Schmerzen  hinter  den  Ohren  bestehen. 
Die  Untersuchung  ergab  nach  Entfernung  einer  grossen 
Menge  von  Ohrenschmalz  (besonders  links)  Entzündung 
der  Trommelfelle ,  hauptsächlich  um  die  InsertionssteUe 
des  Hammers.  [Die  ganz  kurze  Mittheilung  giebt  nichts 
über  eine  weitere  Untersuchung  der  Obren  an.  Ob  die 
Niess-Anfälle  vom  Ohr  ausgegangen  seien,  wie  M.  durch 
den  Ausdruck  „Ear-sneezing**  andeutet,  ist  mehr  als 
zweifelhaft,  Iteinesfalls  aber  findet  die  plötzlich  eingetre- 
tene Taubheit  ihre  Erklärung  durch  den  angegebenen 
Ohrbefund,  die  sogen.  „Entzündung  der  Trommelfelle", 
die  möglicher  Weise  nur  durch  das  Ausspritzen  zu  Ent- 
fernung des  Ohrenschmalzes  erzeugt  worden  war.   Ref.] 

Mittelohr, 

a)  Paukenhöhle. 

Primäre  akute  eitrige  Mittelohrentzündung. 
Die  Häufigkeit  dieser  Erkrankungsform,  welche  H. 
Knapp  (Ztschr.  f.  Ohkde.  Vm.  p.  36)  während 
seiner  lOjähr.  Praxis  in  New  York  auffiel,  veran- 
lasste ihn  zu  der  vorliegenden  Arbeit,  die  sich  vor- 
zugsweise auf  eigenes  Krankenmaterial  unter  ver- 
gleichsweiser Zuziehung  der  Beobachtungen  Anderer 
stützt. 

1)  Die  Häufigkeit  der  akuten  eitrigen  Mittel- 
ohrentzündung im  Vergleich  mit  der  Gesammtzahl 
der  Ohrenkrankheiten,  ergab  nach  Kn.'s  Material 
(2527  Privatkranke,  6102  poliklin.  Behandelte)  ein 
Verbältuiss  von  6.55%.  Aus  der  nach  amerika- 
nischen Veröffentlichungen  zusammengestellten  Ta- 
belle geht  hervor,  dass  die  Erkrankung  in  Amerika 
nicht  nur  nicht  häufiger  (unter  27359  Ohrkranken 
1666mal  =  6.08<>/o),  sondern  eher  etwas  seltener 
als  in  Deutschland  ist  (unter  6562  Ohrkranken 
'il6mal  =  6.270/0).  Weiter  geht  aus  den  Tabellen 
hervor,  dass  Wohlhabende  und  Arme  in  gleicher 
Häufigkeit  befallen  werden. 

2)  Vorkommen  der  akuten  Ohreneiterung.  Das 
grösste  Contingent  liefert  das  Kindesalter  bis  zum  5., 
demnächst  das  Alter  vom  6.— 10.  J.,  was  einmal  in 
der  geringern  Widerstandsfähigkeit  des  kindlichen 
Organismus,  sodann  in  der  Häufigkeit  akuter  Exan- 
theme während  dieses  Lebensalters  seinen  Grund  hat. 


190 


Schur  ig;  Ohrenheilkunde. 


Auf  das  Eindesalter  folgt  zunächst  das  kräftige 
Mannesalter  zwischen  31  und  40  Jahren.  Im  Win- 
ter kommt  die  Krankheit  häufiger  vor,  als  im  Som- 
mer. Einseitige  Erkrankung  beobachtete  Kn.  in 
85.71%  aller  Fälle,  doppelseitige  in  14.290/o,  in 
welche  Berechnung  jedoch  nur  die  zu  Trommelfell- 
perforation führenden  Fälle  aufgenommen  worden 
sind.  —  3)  Als  Ursachen  der  Erkrankung  stehen 
obenan  Erkältungen  (mit  63.74%),  sodann  das 
Seebad  (8.79%),  femer  Scharlachfieber  (l.U^I^) 
und  Diphtheritis  (2<^/o),  Masern  und  Pneumonie 
(.je  iVa^/o);  unzweckmässiger  Gebrauch  der  Nasen- 
dusche (iVa^/o);  sodann  gaben  Ekzem  und  Mumps 
in  je  1  Fall  die  Veranlassung  zur  Ohrerkrankung, 
während  in  19  Fällen  die  Ursache  nicht  zu  ermitteln 
war.  —  4)  Eintritt  %md  Dauer  der  Otorrhöe, 
Gewöhnlich  brach  der  Ausfluss  am  2.  bis  3.  T.  nach 
Einwirkung  der  veranlassenden  Ursache  aus,  ziem- 
lich häufig  auch  am  4.  bis  7.  T.,  seltener  erst  in  der  2. 
und  3.  Woche.  Letztere  Fälle  sind  als  protrahirte 
zu  betrachten,  die  bei  sorgfältiger  Schonung  wohl 
nicht  zur  Perforation  geführt  haben  würden.  —  Die 
Dauer  der  Otorrhöe  variuie  sehr  beträchtlich:  in 
den  208  Fällen  Kn.'s  dauerte  die  Eiterung  von 
3  Tagen  bis  zu  2  Jahren,  unbestimmt  lange  in 
52  Fällen ;  4  Fälle  verliefen  tödtlich.  —  5)  üeber 
Ausgänge  und  Heilresuliate  berichtet  folgende  Ta- 
belle : 

geheilt  mit  gutem  Gehör 64.83o/o 

gebessert  aas  der  Behandlung  weggeblieben      7. 69<^/o 
Uebergang  in  chron.  Ohrenkatarrh  .     .     .      3.86<^/o 
n         9      n      Hittelohreiternng  4.39<'/o 

zu  einmaliger  Consultation  vorgestellt .     .     17.03o/o 
tödtlich  verliefen 2.19%. 

6)  Behandlung.  Besonderes  Gewicht  legt  Kn. 
auf  Ruhe,  resp.  Aufenthalt  im  Bett,  deren  erheblichen 
Nutzen  er  durch  Beispiele  beweist.  Sonst  unter- 
scheidet sich  seine  Behandlung  nicht  wesentlich  von 
der  üblichen:  in  den  ersten  Tagen  Blutegel,  bei 
plötzlichem  Nachlass  der  Eiterung  und  vermehrten 
Schmerzen  Warmwasser  -  Ohrbäder  oder  Einleitung 
von  Wasserdämpfen;  Berücksichtigung  des  Nasen- 
rachenraums (adstringirende  Gurgelungen,  Durch- 
spritzungen  durch  die  Nase ;  die  Nasendusche  ver- 
meidet Kn.) ;  bei  Schwellung  der  Tubenschleimhaut 
adstringirende  Einspritzungen  mittels  des  Katheters ; 
Lufteintreibungen  mittels  Politzer 's  Verfahren, 
da  jedoch  im  akuten  Stadium  besondere  Vorsicht 
iiöthig  ist,  so  zieht  K  n.  anfangs  den  Katheter  vor, 
mittels  dessen  er  mit  sehr  geringem  Druck  beginnen 
kann.  Die  Paracentese  machte  Kn.  nur  selten,  und 
zwar  dann,  wenn  heftige  Schmerzen,  starke  Radsel- 
p:eräusche  oder  Vorbauchung  der  Membran  bestan- 
den;  der  W  i  l  d  e  'sehe  Schnitt  wurde  häufig  und  mit 
Nutzen  ausgeftlhrt;  sehr  wesentlich  ist  gründliche 
Reinigung  durch  Ausspritzen  mit  warmem  Wasser 
und  sorgftltiges  Austupfen,  wodurch  meist  auch  Gra- 
nulationsbildung verhütet  wird;  bei  länger  dauern- 
der Eiterung  adstringirende  Ohrwässer  in  massiger 
Concentration ;  Incision  bei  Abscessbildung  in  den 
Gehörgangswänden. 


J.  L.  Hicks  (Amer.  Journ.  of  Otol.  I.  p.  205. 

July)   erzählt  folgenden  Fall  akuter  Mittelohrent' 

Zündung  mit  Symptomen  von  Meningitis, 

Ein  16  J.  alter  rasch  aufgeschossener  Barsche  litt 
nach  Erkältong  an  Hals-  a.  Ohrenschmerz,  welcher  letz- 
tere durch  einen  bereits  offenen  Gehörgangftminkel  be- 
dingt war.  Nachdem  einige  Besserung  eingetreten,  stellte 
sich  nach  oinem  Frostanfall  eine  Pneumonie  ein,  die  nach 
10  Tagen  voräberging;  jedoch  dauerte  die  Prostration 
fort  und  das  Fieber  begann  wieder  zu  steigen.  Ausflass 
ans  dem  rechten  Ohr;  dabei  wurde  der  Kr.  immei 
schwächer,  heftiger  Kopfschmerz  trat  auf,  die  recht« 
Papille  warde  grösser  als  die  linke,  und  es  zeigte  sidi 
Ptosis  des  obem  Augenlids.  Bei  der  Ohrnntersachang 
fand  sich  der  Qehörgang  geröthet,  das  Trommelfell  ver- 
dickt, glanzlos.  Im  Verlauf  der  nüchsten  Woche  wurde 
der  Zustand  des  Kr.  sehr  bedenklich,  der  Proe.  mast 
wurde  geröthet  und  schmerzhaft,  plötzliche  Temperata^ 
Steigerungen  mit  raschem  Abfall  traten  anfallsweise  auf. 
Eines  Morgens  war  das  Trommelfell  geröthet  und  vorgs- 
buchtet.  Eine  ausgiebige  Incision  entleerte  Massen  tm 
Blut  and  Eiter.  Von  da  ab  stetige  Besserung  and  Heilung 
ohne  Zwischenfall. 

Thos.  R.  Pooley  (Arch.  of  Med.  II.  2.  p.  226. 
Oet.)  berichtet  über  einen  Fall  von  akuter  Mittelohr- 
entzündung, die  zu  spontaner  Perforation  des  War- 
zenfortsatzes führte. 

Eine  30Jähr.  Dame  hatte  vor  4  Wochen  nach  hef- 
tiger Erkältung  rechtseitigen  Ohrenschmerz  empfanden, 
der  nach  einigen  Tagen  bei  Eintritt  von  Ausfluss  aus  dem 
Ohre  nachliess.  Nach  kurzer  Erleichterung,  bald  ernea- 
ter  und  sehr  intensiver  Schmerz,  Schlaflosigkeit,  Fieber. 
GehSrgangswUnde  gerOthet  und  geschwollen,  Trommel feD 
nach  unten  und  vom  perforirt ;  Proc.  mast.  etwas  aufj^e* 
trieben,  geröthet,  bei  Druck  schmerzhaft.  Da  das  antt 
phlog.  Verfahren  ohne  Erfolg  blieb,  wurde  unter  Narkose 
der  Wilde 'sehe  Schnitt  mit  nur  temporärer  Erleichte- 
rung gemacht.  Schwellang  und  Schmerzen  hinter  dea 
Ohre  nahmen  zu,  und  letztere  wurden  so  intensiv,  dsM 
die  bis  dahin  verweigerte  Eröffnung  des  Proc.  mast.  an 
folgenden  Tag  vorgenommen  werden  sollte.  Bei  Entfer- 
nung des  Kataplasma  erschien  jedoch  der  Knochen  bereit! 
perforirt.  Die  Oeffnung  wurde  nur  etwas  erweitert  nnd 
ein  metallnes  Drainrohr  eingelegt.  Von  da  ab  fortschrei- 
tende Besserang  bis  zu  gänzlicher  Heilung  binnen  etwi 
6  Wochen,  Die  TrommclfeUperforation  war  jetzt  ge- 
schlossen, die  Hörweite  fast  normal. 

Die  chronische  eitrige  Entzündung  der  Pauken- 
höhle wird  höchst  eingehend  u.  übersichtlich  in  Form 
eines  Vortrages  von  Urbantschitsch  (Wienex 
Klinik.  V.  Jahrg.  Aug.)  behandelt.  Anknüpfend  an 
einen,  einen  12jähr.  Knaben  betreffenden  Fall,  bei 
dem  seit  4  J.  nach  Scharlach  beiderseitige  Otorrtiöe, 
hochgradige  Schwerhörigkeit,  liukseitige  Facialis- 
Parese,  sowie  Dämpfung  in  der  linken  Lungenspitze 
bestand,  bespncht  ü.  zunächst  die  in  Folge  lang- 
dauerndei*  Eiterung  entstehenden  Qewebsverände- 
rungen  der  Paukenschleimhaut,  wobei  er  besonden 
hervorhebt,  dass  die  Perforation  des  Trommelfell« 
nicht  selten  fehlt,  also  nicht  als  charakteristiseiiei 
Merkmal  der  Otit.  med.  purul.  chron.  gelten  kanfl« 
Hinsichtlich  der  Aetiologie  der  Krankheit  hebt  K 
hervor,  ^dass  dieselbe  aus  der  Otit.  med.  acuta  dardi 
Fortbestand  schädlicher  lokaler  Einflüsse  hervorgeU 
oder  sich  in  Folge  von  Allgemein  -  Erkrankangd^ 
entwickelt  (Typhus,  Scharlach,  Masern,  Scroftlosjj 
Tuberkulose,  Syphilis).     Nachdem  die  suijMm 


Schurig;  Ohrenheilkunde. 


191 


SgmpUme  aufgezählt,  wobei  u.  A«  auf  die  häufigen 
S^Dgen  der  Geschmacksempfindung  und  das  sel- 
tene Vorbandensein  subjektiver  Gehörsempfindungen 
toflDiierksam  gemacht  wird,  und  bei  Behandhing  der 
otjekäven  Symptome  die  Qualität  des  Sekrets  ein- 
gehend berücksichtigt  worden,  wendet  sich  U.  zur 
Diagnose,   die   bei  vorhandener  TrommelfelliQcke 

—  wie  meist  der  Fall  —  leicht  zu  stellen  ist,  doch 
dir  erschwert  sein  kann,  wenn  das  Trommelfell  in- 
tikt  geblieben  ist. 

Was  Verlauf  und  Ausgänge  betrifit,  so  heilt  die 
Knnkhelt  im  günstigen  Fall  durch  Aufhören  der 
fdtenmg  und  Schluss  der  Trommelfelllücke,  oder 
ier  genannte  günstige  Verlauf  wird  durch  akute 
Exaeerbationen,  die  sich  durch  Schmerzen  und  Ver- 
aeehen  der  Eiterung  charakterisiren ,  unterbrochen, 
«der  es  kommt  zu  totaler  Zerstöiiing  des  Trommel- 
tik  mit  Ausstossung  der  Gehörknöchelchen,  am 
Unfigsten  des  Amboses  allein  oder  des  Hammers, 
leiten  auch  des  SteigbQgels.  Dabei  kann  zwar,  be- 
mders  wenn  letzterer  Knochen  erhalten  bleibt,  ein 
icUü?  gntea  Gehör  bestehen,  jedoch  bedingt  die 
perästente  Perforation  die  Gefahr  häufiger  Recidive. 
1b  den  meisten  Fällen  bleiben  Gewebsveränderungen 
h  der  Trommelhöhle,  besonders  an  den  Labjrintb- 
ftoBtem  snrflck,  die  zu  mehr  oder  weniger  hochgradi- 
ger Schwerhörigkeit  Veranlassung  geben.  —  Lethaler 
Ausgang  pflegt  bei  Ausbreitung  der  Entzündung  auf 
üe  Meningen  oder  benachbarten  grossen  Blutgeftsse 
ODzatreten,  und  zwar  befällt  die  Entzündung  die 
Esochenwandungen  selbst  oder  wird  auf  dem  Wege 
der  Bmdegewebszflge  und  Blutgefässe  fortgepflanzt. 

—  Ausser  Ilimhauteuizändungen  bilden  sich  nicht 
idten  Gehimabseesse  j  besonders  bei  Garies  des 
Felaenbeins,  und  zwar  entwickeln  sich  dieselben  an 
der  dem  Tegmen  tympani  aufliegenden  Gehirupartie 
«1er  auch  an  andern  Stellen,  nicht  selten  im  Cere- 
Miam.  U.  geht  nun  specielier  auf  den  Ort,  sowie 
die  Art  und  Weise  des  Entstehens  der  Geldm- 
^fsse  und  ihrer  Symptome,  wobei  auch  der  sogen. 
Iitenten  Abscesse  gedacht  wird,  ein,  behandelt  sehr 
SfiDta  die  Fieberverhältnisse  und  wendet  sich  dann 
a  specielier  Eröilemng  der  Erscheinungen,  welche 
«intreten  bei  Fortpflanzung  der  Entzimdung  von 
^  Paukenhöhle  nach  unten  (Bulb.  venae  jugul.); 
Meh  vom  (Carotis  int.,  Knochenlücke  an  der  vordem 
Piokenwand  von  U.  mehrmals  beobachtet,  welche 
durch  Vermittelung  der  pneumat.  Räume  um  das 
I^byrinth  an  der  Spitze  der  Pyramide  eine  Com- 
onmikation  mit  der  Schädelhöhle  herstellt),  nach 
^^  (Proc.  mast. ,  Sinus  transv.  etc.)  und  nach 
i^n^  (Labyrinthfenster,  Canalis  Fallopii).  Nach 
Erwähnung  der  Symptome,  welche  der  Phlebitis 
uid  TItrombosenbildung  im  Allgemeinen  zukom- 
^  werden  im  Einzelnen  die  Thrombosirung  der 
VeDgjQgal.  int,  des  Sinus  transv.,  longitudlnal.  sup. 
VBd  des  Sin«  caveni.  behandelt,  bei  welchen  Erkran- 
^BogeU)  obsehon  sie  meist  lethal  enden,  doch  auch 
Me  von  Genesung  beobachtet  worden  sind.  Auf- 
^Uend  ist  der  bedeutende  Widerstand,  welchen  die 


Dura-mater,  resp.  die  Sinus- Wandungen  der  Weiter- 
verbreitung von  Entzündungen  entgegensetzen ,  wie 
denn  auch  ein  wesentlicher  Schutz  gegen  die  Aus- 
breitung der  Faukenhöhlen-Entzündang  auf  die  be- 
nachbarten Theile  durch  Verdickung  der  Pauken- 
schleimhaut u.  Skleroairung  der  Knochen  Wandungen 
gegeben  ist.  —  Dass  endlich  chronische  Pauken- 
höhlenentzündung dadurch,  dass  stagnirender  Eiter 
resorbirt  wird,  zu  Infektionskrankheiten  und  allge- 
meinem Siechthum  Veranlassung  geben  könne,  wurde 
schon  von  v.  Troeltsch  hervorgehoben.  —  Nach 
alledem  ist  bei  Stellnng  der  Prognose  nicht  nur  auf 
die  Gehörfunktion,  sondern  besonders  auch  auf  die 
Bedeutung  dieser  Erkrankung  ftir  das  Leben  Rück- 
sicht zu  nehmen.  Die  Prognose  wird  wesentlich 
getrübt  bei  gleichzeitig  bestehender  Constitutions- 
Erkrankung  (Tuberkulose),  sowie  bei  Gomplikation 
mit  Polypenbildung  und  Garies  oder  Nekrose. 

Höchst  ausführlich  wird  die  Therapie  beliandelt, 
sowohl  in  Bezug  auf  ihre  Technik  (Ausspritzung, 
trockne  Reinigung  u.  s.  w.),  als  auf  die  zur  Bekäm- 
pfung der  Eiterung  gebrauchten  Mittel,  deren  An- 
wendungsweise verschieden  ist,  je  nachdem  dieselben 
in  flüssiger,  pulveiiöimiger  oder  gelatinöser  Form 
applicirt  werden.  Als  eines  der  vorzflgliclisten 
Mittel  nennt  U.  die  kaustische  Lapisbehandlung  von 
Schwartze,  bespricht  sodann  die  verschiedenen 
Adstringentien,  Antiseptika,  die  trockne  Tamponade, 
die  Resolventien  (bei  scrofulösen  Individuen  oft  von 
Nutzen),  die  GeUtine-Präparate,  die  er  bei  profuser 
Otorrhöe  verwirft,  da  sie  den  Eiterabflnss  hindern 
könnten,  ebenso  auch  die  pulverfi^rmigen  Mittel,  be- 
rührt die  galvanische  Behandlung  nach  B  e  a  r  d  und 
Benedikt,  und  giebt  allgemeine  Verhaltnngsregeln 
bei  der  Behandlung  der  chron.  Ohreiterung. 

Indem  er  sodann  wieder  auf  den  von  ihm  vor- 
gestellten Kranken  zurückkommt,  geht  U.  genauer 
auf  die  Anomalien  des  Geschmacks  und  der  Tast- 
empfindungen bei  Reizung  der  Chorda  tympani  ein 
und  erwähnt  eine  von  ihm  beobachtete  eigenthüm- 
liche  Beeinflussung  der  Speichelsekretion  bei  Reizung 
der  Innern  Pauken  wand.  —  Die  vorhandene  Facialis- 
Parese  bietet  Gelegenheit  näher  auf  den  Einfiuss  der 
Facialis-Lähmung  auf  die  Gehörperception  einzu- 
gehen, die  sich  als  Hyperakusis  [erhöhte  Funktion 
des  M.  staped.?]  oder  Schwerhörigkeit  (Lähmung 
des  den  M.  staped.  innervirenden  Facialis-Zweiges) 
äussern  kann;  die  Ursache  der  Facialis-Lähmung 
kann  Diiick  auf  den  Nerven  (allmälig  zunehmende, 
oder  dem  Grade  nach  schwankende  Lähmung)  oder 
Zerstörung  des  Knochens  und  des  Nerven  (schnell 
eintretende  und  gleichmässig  anhaltende  totale  Läh- 
mung) sein.  Die  bei  Paukenentzündungen  häufig 
vorkommenden,  über  die  seitlichen  Partien  des 
Kopfes  ausstrahlenden  Schmerzen  fmden  ihre  Er- 
klärung durch  den  Zusammenhang  von  Trigeminus- 
Zweigen  mit  dem  Plex.  tympanicus.  —  Zum  Schluss 
der  schönen  Arbeit  hebt  U.  hervor,  dass  die  bei  dem 
vorgestellten  Kranken  vorhandene  Dämpfung  der 
linken  Lungenspitze  jedenfalls  in  Folge  der  lange 


292 


Schur  ig,  Ohrenheilkunde. 


vorhandenen  Otorrhöe  entstanden  sei  und  dass  also 
der  Kranke  diese  Vernachlässigung  mit  dem  Leben 
werde  bezahlen  müssen. 

Eine  Darstellung  der  chron,  eiterigen  Mittel- 
ohrentzündung hat  femer  8.  D.  Pomeroy  gelie- 
fert (New  York  med.  Record  XVI.  4. 5 ;  July.,  Aug.), 
aus  der  wir  jedoch  nur  die  Bemerkangen  über  die 
Behandlung  hier  wiederzugeben  brauchen,  da  P.  im 
Uebrigeu  mit  den  von  Urbantschitsch  gemach- 
ten Angaben  übereinstimmt. 

Als  erstes  Erforderniss  bezeichnet  P.  die  grösste 
Reinlichkeit,  die  dieser  weniger  durch  Ausspritzeu 
als  Austrocknen  mit  ^absorbent  cotton^^  anstrebt. 
Allen  andern  Medikamenten  zieht  er  die  Höllen- 
steinlösungen vor,  und  zwar  in  der  Stärke  von 
10  Gran:3J  (0.60:30.00  Qrmm.)  bis  zur  saturir- 
ten  Lösung ;  in  Fällen  mit  kleiner  Perforation  oder 
iniperforirtem  Trommelfell  bei  Eiterung  in  der  Pauke, 
that  das  Aufpinseln  von  starker  Lösung  auf  das 
Trommelfell  gute  Dienste ;  Alumen  in  Pulver  oder 
sutarii*ter  Lösung  macht  oft  halte  Conkremente,  die 
dann  als  Fremdkörper  reizend  wirken ;  essigs.  Blei, 
schwefeis.  Zink  (von  2 — 10  Gran  :  5J  ■=  0.12 — 
0.60:30.00  Grmm.)  und  Carbolsäure  (2—4  Gran: 
5J  =  0.12—0.24:30.00  Grmm.)  finden  nach  P. 
oft  zweckmässige  Verwendung.  Bei  erschlaffter 
Paukenschleimhaut  und  grosser  Perforation  sah  der- 
selbe gute  Erfolge  von  Tamponirung  des  Gehör- 
gangs mit  absorbirender  Baumwolle  (die  Wolle 
wurde  einige  Stunden  bis  Tage  im  Ohr  gelassen). 
Das  künstliche  Trommelfell  liebt  er  nicht,  es  reizt 
und  macht  leicht  Ausfluss.  —  Zur  Entfernung  von 
Polypen  zieht  P.  die  Zange  (von  Hin  ton)  der 
Wilde 'sehen  Schlinge  vor;  nach  operativer  Ent- 
fernung des  Polypen  ätzt  er  den  Stiel  mit  Arg.  nitr. 
in  Substanz  oder  satnrirter  Lösung  oder  mit  stärk- 
ster Salpetersäure,  wobei  jedoch  Vorsicht  nöthig  ist ; 
zur  Beseitigung  von  Granulationen  thut  gebrannter 
Alaun  gute  Dienste,  ebenso  Jodoform,  das  jedoch 
bekanntlich  seines  Geruches  wegen  unangenehm  ist. 
Nekrotische  Knochen  sind  mit  der  Zange  auszu- 
ziehen, sobald  diess  ohne  zu  grosse  Gewalt  ge- 
schehen kann.  —  Gehirnsymptomen  baut  man  am 
besten  vor,  wenn  man  jede  Eiteranhäufung  in  irgend 
einer  Höhle  des  Ohres  zu  verhindern  im  Stande  ist. 

Folgenden  ätiologisch  beachtenswerthen  Fall  von 
chron.  Ohreneiterung  mit  Zerstörung  des  Trommel- 
fells beschreibt  Rob.  Torrance  (Brit. med.  Journ. 
March  8). 

Ein  27jähr.  Mädchen,  welches  T.  wegen  Schwer- 
hörigkeit, Ausflnss  und  Sausen  auf  dorn  linken  Ohr  con- 
saltirte,  gab  an,  dass  ihr  vor  8  Jahren  eine  Fliege  in  das 
Ohr  gekrochen  sei,  die  erst  nach  einiger  Zeit  entfernt 
werden  konnte.  Am  folgenden  Tage  Ohrschmerz,  Schwel- 
lung und  nach  einiger  Zeit  Ausfluss ;  eine  passende  Be- 
handlung hatte  nicht  stattgefunden.  T.  fand  Zerstörung 
des  Trommelfells  und  des  Hammer-Handgriffs.  Da  die 
Kr.  durch  eigenthümliche  Contraktions-Bewegungen  des 
Gesichts  und  Unterkiefers  im  Stande  war,  die  Hörfähig- 
keit etwas  zu  bessern,  so  vermuthet  T.,  dass  die  Gehör- 
knöchelchen im  Uebrigen  erhalten,  aber  dislocirt  waren 


und  durch  die  Contraktionen  wieder  in  die  riehtige  Lage 
gebracht  wurden  [?  Ref.'\. 

Intraiympanale  gefässreiche  Tumoren  bei  tmwr- 
letztem  puleirenden  Trommelfell. 

Zwei  hierher  gehörige  Fälle  theilt  Robert  T. 
Weir  (Amer.  Journ.  of  Otol.  I.  p.  120.  April)  mit. 

Bei  einer  35  J.  alten  Dame ,  welche  seit  etwa  1  J. 
an  zunehmender  Schwerhörigkeit  und  pulsirenden  Geräu- 
schen im  rechten  Ohr ,  sowie  leichten  SchwindeUmfiillen 
litt,  zeigte  die  Untersuchung  das  rechte  Trommelfell 
gleichmässig  intensiy  geröthetu.  nach  aussen  yorgebachtet 
ausser  in  einer  dem  Hammergriff  entsprechenden  Linie, 
welcher  letztere  in  einer  Depression  eingelagert  erschien. 
Die  ganze  Membran  pulsirte  synchronisch  mit  der  Caro- 
tis; bei  Compression  derselben  hörte  die  Pulsation  des 
Trommelfells  auf ;  Luft  konnte  nicht  durch  die  Tube  ein- 
gepresst  werden.  Nach  Incision  im  hintern  Trommelfellr 
Segment  folgten  ziemlich  reichUche  Blutungen,  leichte  Fal- 
timg des  Trommelfells  und  einige  Hörverbesserung.  W. 
diagnosticirte  einen  blutreichen  Tumor,  der  die  Paake 
ausfüllte.  Nach  wiederholten  Punktionen,  nach  denen 
Aetznngeu  mittels  Salpetersäure  durch  die  Punktionsöff- 
nung  ausgeführt  wurden ,  minderte  sich  die  Pulsation  nnd 
die  Hörweite  nahm  zu.  AUmälig  wuchs  aus  der  Pnnktions- 
öffnung  eine  nach  und  nach  das  Trommelfell  überdeckende 
polypenartige  Masse  hervor,  nach  deren  Entfernung  durch 
wiederholte  Aetzungen  das  Gehör  besser  erschien ,  doeh 
war  Luft  noch  nicht  in  die  Pauke  zu  bringen.  Pulsation 
war  nicht  mehr  sichtbar ,  doch  wurde  sie  noch  von  dei 
Kr.  gefühlt.  EndUch  gelang  es,  Luft  mittels  des  Po: 
1  i  t  z  e  r  'sehen  Verfahrens  einzutreiben  nnd  1  Yierteljahi 
später  war  das  Trommelfell  nahezu  normal ,  nur  im  vor- 
dem Theil  weissstreifig  durch  Bänder ,  die  vom  Hammel 
nach  der  Peripherie  zogen.    Tube  leicht  durchgängig. 

Im  2.  Falle  handelte  es  si^h  um  einen  Tumoi 
an  der  hintern  Paukenwand ,  der  von  einer  Semm- 
Anhäufung  überlagert  war. 

Eine  35jähr.  Negerin  litt  seit  4  Jahren  an  Schwer- 
hörigkeit und  klopfenden  Geräuschen  im  linken  Ohr; 
beim  Bücken  Zunahme  der  Geräusche  und  Schwindel 
Trommelf eU  im  hintern,  besonders  hintern  nntem  Theü 
von  röthlicher  Farbe,  vorgebuchtet  und  isochron  mit  den 
Herzstoss  pulsirend.  Bei  der  Paracentese  reichliche  Blnt 
entleerung  und  allgemeine  Erleichterung ,  die  nahezu  '/i 
Jahr  anhielt.  Als  die  Kr.  wieder  erschien  war  das  Trom 
melfell  überall  durchscheinend ,  ausser  im  hintern  unten 
Quadranten ,  wo  ein  rundUcher  kleinerbsengrosser  Fled 
vorgebuchtet,  jedoch  nicht  pulsirend  erschien;  beim  Po 
litz  er 'sehen  Verfahren  sah  man  deutlich  die  Grenzlinii 
einer  Flüssigkeitsansammlung  in  der  Pauke.  Durch  wie 
derholte  Punktionen  mit  nachfolgenden  Aetzungen,  sowii 
endlich  durch  eine  grosse  Incision  gelang  es  binnen  eint 
gen  Monaten  Pulsation  und  Schwindel  zu  beseitigen.  Nni 
im  hintern  obem  Theil  des  Trommelfells  bestand  nocl 
eine  kleine,  röthlich  gefärbte  leichte  Vorbuchtung.  Voi 
da  ab  kam  die  Kr.  nicht  wieder;  sie  starb  4  Jahre  sp&tei 
an  Phthisis  und  soll  mehrere  Monate  vor  ihrem  Tod  vi« 
Beschwerden  vom  Ohre  gehabt  haben. 

Einen   analogen  Fall  beobachtete  Albert  H 

Bück  (1.  c.  p.  126)  bei  einer  33  J.  alten,  anämi 

sehen  Frau ,  welche  seit  2  Mon.  an  einem  heftigen, 

dem  Herzstoss  synchronischen  Geräusch  im  rechten 

Ohre,  ohne  Schmerz  oder  Schwerhörigkeit  litt. 

Das  TrommelfeU  war  im  obem  Theil  dünn  u.  dnrch 
scheinend,  im  untern  lebhaft  roth  gefärbt,  so  dsss  ai 
einen  Blutergnss  gedacht  wurde.  Parac'entese  nicht  ge* 
stattet.  Zwei  und  ein  halbes  Jahr  später  klagte  Pat.  fibei 
Schmerz,  Schwerhörigkeit  und  constantes  Pulsiren  in 
Ohr :  die  untere  Hälfte  des  TrommelfeUs  war  noch  sc 
lebhaft  roth  wie  früher,  doch  war  jetzt  die  hintere  Para« 


Schurigy  Ohrenheilkande. 


193 


derüembna  deutiich  oonvez  und  pnlBirte  eynchronisch 
mit  dem  Henestofis.    Pat.  kam  nicht  wieder. 

B.  hebt  als  besoDders  merkwürdig  daa  unmerk- 
liche Entstehen  nnd  die  langsame  Entwicklung  der 
NeabildoDg  hervor. 

Den  BUnfiius  der  Facialislähmung  auf  die 
Bmnenmudeebi  des  Ohre  erörtert  M.  Bernhardt 
(Berl.  kün.  Wehnschr.  XVI.  16).  Bekanntlich  kön- 
nen sich  bei  Facialislähmungen  Hörstörungen  ein- 
stelleDy  ohne  dass  Erkrankung  des  Hömerven  oder 
Mittelohrs  nachzuweisen  ist^  so  besonders  die  ab- 
Bonne  Feinhörigkeit  (Hyperacnsis)  ^  von  Lucae 
dnreh  Ueberwiegen  des  M.  tensor  tympan.  über  den 
geülhmten  M.  staped.  erklärt.  Ausser  diesem  Sym- 
ptom fand  nun  Hitzig ^  dass  ein  mit  schwerer 
helalparalyse  nnd  Hyperacusis  Behafteter  bei  Be- 
ve^gsversnchen  mit  dem  M.  frontalis  und  auch 
ki  Innervation  anderer  Gesichtsmuskeln  einen  tiefen 
Ton  hörte ,  der  nach  seiner  Annahme  durch  Mitbe- 
Teg:img  in  der  Bahn  des  M.  staped.  zu  Stande  kam, 
veshalb  Facialparalysen  mit  dieser  Erscheinung 
ihren  Sitz  in  der  Nähe  des  Abgangs  des  N.  staped. 
U)en  mflssten.  In  einer  spätem  analogen  Mitthei- 
Inog  [derselbe  Fall?]  giebt  Hitzig  an,  dass  auch 
Verlost  der  (jeschmacksempfindang  an  dem  entspre- 
ehenden  Zungenrande  bestanden  habe.  Bernh.be- 
hndelte  nun  einen  Kr.  mit  linkseitiger  Facialparalyse, 
der  absolutes  Erloschensein  der  aktiven  Beweglich- 
keit, sowie  der  faradisohen  Erregbarkeit  der  link- 
sdtigen  Gesiehtsmuskeln  zeigte.  Es  bestand  keine 
Hyperaeusis ,  vielmehr  normales  Hörvermögen ,  die 
linke  OaumenhäUte  war  nicht  gelähmt,  eben  so 
wenig  der  Geschmack.  Bei  Versuchen,  zu  pfeifen 
oder  die  Augen  fest  zu  schliessen,  trat  ein  tiefes  Sum- 
TKn  im  linken  Ohre  auf;  hierbei  zeigte  sich  keiner- 
Id  Mitbewegnng  der  Gesichtsmuskeln.  Beruh, 
uomt  daher  an ,  dass  das  Auftreten  von  Summen 
obe  besondere  Bedeutung  sei  und  nicht  ftir  die  Dia- 
gnose des  Sitzes  der  Faciallähmung  verwerthet  wer- 
den könne. 

8.  Moos  (Ztschi*.  f.  Ohkde.  VUI.  p.  221)  fand 
die  Angabe  Lucae 's,  dass  in  Fällen  von  Facial- 
ptralyse  mit  Lähmung  des  M.  staped.  tiefe  Töne  auf 
der  geliümiten  Seite  besser  als  auf  der  gesunden  ge- 
h5rt  werden ,  bei  einem  seit  6  Wochen  an  Facial- 
ptndyse  mit  Hyperacuds  leidenden  Kranken  bestä- 
tigt Die  Töne  tiefer  Stimmgabeln  wurden  auf  der 
buken  Seite  nm  das  Doppelte  weiter  als  auf  der 
genniden  gehört ,  während  die  Hörweite  für  die  Uhr 
ttf  der  gelähmten  Seite  bedeutend  geringer  war. 

b)  EuetachVeehe  Röhre. 

Katarrh  der  EuetachVschen  Ohrtrompete  mit 
Bimeymptamen  wurde  von  K.  Bürkner  (Berl. 
Uin.  Wehnschr.  XVI.  8)  bei  emem  27jähr.  anämi- 
sdien  Dienstmädchen  beobachtet ,  welches  nach  ein- 
tlgigem  Schnupfen  von  heftigem  Ohrensausen,  Kopf- 
whmerz ,  Hitiegefflhl ,  Sehwindel  nnd  Schwerhörig- 
keit mit  Dröhnen  der  eigenen  Stimme  befallen  wor- 
war. 

Med.  Jabrbb.  Bd.  191,  Hft.  2. 


Alle  Erscheinungen  nahmen  im  Laafe  der  nächsten 
6—7  Tage  noch  zu  nnd,  alsB.  die  Behandlang  übernahm, 
fand  er  stieren ,  ängstlichen  Blick ,  hochgradige  Schwer- 
hörigkeit bei  normaler  Knochenleitung ,  sehr  starke  £in- 
ziehang  der  sonst  normalen  Trommelfelle.  Nach  Einfüh- 
rung des  Katheters ,  mittels  dessen  die  Luft  nur  schwer 
und  unterbrochen  die  Tuben  passirte ,  erhebliche  Besse- 
rung ,  die  nnter  leichten  Schwankungen  bei  fortgesetzter 
Luftdnsche  und  dem  internen  Gebrauch  von  Jodkalium 
in  den  nächsten  3  Wochen  immer  mehr  zunahm  und  end- 
lich in  Heilung  überging ,  nachdem  die  Kx,  beim  Gurgeln 
eine  zähe ,  ca.  2  Ctmtr.  lange ,  gelbliche  Schleimmasse 
ansgeworfen  hatte. 

c)  Proceasue  maetoideus. 

Sklerose  des  Warzenfortsatzes,  —  Arthur 
Hart  mann  (Ztschr.  f.  Ohkde.  Vni.  p.  18)  unter- 
wirft diese,  wegen  etwaiger  operativer  Eingriflfe  stets 
sehr  wichtige  Erkrankung  einer  eingehenden  Be- 
trachtung ,  und  zwar  zunächst  als  selbstständig  ver- 
laufende  Periostitis  und  Ostitis  interna  des  Warzen-- 
fortsatzeSy  welche  sich  nach  abgelaufener  Trommel- 
höhlenentzündung weiter  entwickelt. 

1)  Beiderseitige  Mittelohrentzündung  im  Verlaufe  von 
Typh.  abdomin.  bei  einer  26}ähr.  Arbeiterin ;  nach  Ab- 
lauf der  Entzündung,  die  links  eine  persistente  Trommel- 
fellperforation ,  rechts  starke  Handtrübung  bei  centraler 
Atrophie  zurückgelassen  hatte,  blieb  intensive,  periodisch 
anftretende  Schmerzhaftigkeit  in  der  Tiefe  des  äusserlich 
normalen  Proc.  mast.  zurück.  Wegen  vorgeschrittener 
Phthise,  die  sich  dem  Typhus  angeschlossen  hatte, 
wurde,  von  der  Operation  abgesehen.  Sektion.  Links : 
Perforation ;  Hammer  und  Ambos  in  membranose  Stränge 
eingebettet;  das  normal  grosse  Antr.  mast.  nach  allen 
Seiten ,  ausser  nach  oben ,  von  einem  6  Mmtr.  breiten, 
sklerotischen  Knochenring  umgeben,  völlige  Sklerose 
zwischen  äusserm  Gehörgang  und  Antrum.  Im  rechten 
Proc.  mast.  bei  normalem  Antr.  vollständige  Sklerose,  in 
welche  ein  erbsengrosser  und  mehrere  kleinere  lufthaltige 
Räume  eingebettet  waren. 

H.  zieht  eine  von  Wen  dt  gemachte  Beobach- 
tung an,  der  öfters  bei  Sektionen  die  Höhle  des  Proc. 
mast.  durch  Schwellung  der  Schleimhaut  völlig  aus- 
geftlUt  fand,  und  ist  der  Ansicht,  dass  hier  ein  bei 
andern  Knochen  des  Körpers  als  Ostitis  interna  osteo- 
plastica  (condensirende  Ostitis  nach  Volkmann) 
bekannter  Process  vorlag.  Die  Sklerose  kann  hier- 
nach als  idiopathische  Erkrankung  des  Proc.  mast. 
nach  abgelaufener  Mittelohrentzündung  vorkommen 
und  die  dabei  auftretenden  heftigen  Schmerzen  können 
—  wie  mehrfache  Ei*fahrung  lehrt  —  durch  Eröff- 
nung des  Proc.  mast.  beseitigt  werden. 

2)  Als  Complikation  von  Entzündungsproces- 
sen  der  Paukenhöhle  bestand  Sklerose  des  Warzen- 
fortsatzes in  folgenden  Fällen. 

2)  Eine  34Jähr.  Arbeitersfirau ,  die  seit  Kindheit  an 
linkseitiger  Mittelohrentzfindung  mit  wiederholter  Exacer- 
bation und  heftigen  Schmerzen  im  Proc.  mast.  gelitten 
hatte,  starb  an  purulenter  Meningitis  und  Himabscess, 
bedingt  durch  Caries  des  Tegmen  tympani.  SekHon.  Am 
obem  hintern  Band  des  Trommelfells  eine  kleine  Perfora- 
tion ,  durch  welche  ein  von  der  hintern  Paukenwand  ent- 
springender Polyp  wucherte;  cholesteatomatose  Massen 
in  Panke  und  Antmm ;  Proc.  mast.  in  der  Umgebung  des 
Antr.  völlig  sklerosirt,  nur  an  der  Spitze  Andeutungen 
von  maschigem  Gewebe ;  äussere  Oberfläche  gesund. 

3)  Ein  SOJähr.  Mann ,  der  13  Jahre  an  linkseitiger 
Otorrhöe  gelitten  hatte ,  starb ,  nachdem  3  Wochen  vor 

25 


194 


Scharigy  Ohreiiheilkiinde. 


dem  Tode  Facial-ParalyBe  aufgetreten  war,  an  Meningitis 
purul.  und  Kleinhirnabscess  in  Folge  von  Caries  des  Fel- 
senbeins. Der  Proc.  mast.  war  vollständig  sklerosirt  bis 
auf  einige  kleine  Hohlräume  in  der  Nähe  des  Antr.,  seine 
äussere  Oberfläche  normal. 

4)  Ein  ISjähr.  Knabe,  seit  früher  Kindheit  an  recht- 
seitiger  Otorrhöe  leidend,  erkrankte  mit  sehr  heftigen 
Kopf-  und  Ohrschmerzen.  Entwicklung  eines  Abscesses 
hinter  dem  Ohr,  bei  Eröffnung  desselben  Entleerung  stin- 
kenden Eiters,  Knochen  vom  Periost  entblosst.  Fort- 
dauernd heftige  Schmerzen,  Schüttelfröste,  Delirien, 
Koma,  Tod.  »Sektion.  Meningit.  purul. ;  Thrombose  des 
fcsinus  transv.,  Caries  des  Felsenbeins,  Nekrose  am  Dach 
der  Pauke.  Im  Antr.  mast.  ein  kleines  nekrotisches 
Knochenstück;  Proc.  mast.  bis  auf  einige  kleine  Hohl- 
räume in  der  Spitze  völlig  sklerotisch;  äussere  Oberfläche 
vom  Periost  entblosst ,  sonst  nichts  Abnormes. 

üervorzubeben  ist,  dass  in  allen  4  mitgetheilteu 
Fällen  —  in  Fall  2  und  3  wäre  bei  lechtzeitiger 
entsprechender  Behandlung  Rettung  wohl  möglich 
gewesen  —  die  Sklerose  auf  das  Innere  des  Proc. 
mast.  sich  beschi'änkte  und  die  äussere  Oberfläche 
nicht  aufgetrieben  erschien.  Diess  ist  ftlr  die  künstl. 
Eröttnung  des  Knochens  in  analogen  Fällen  insofern 
von  Wichtigkeit ,  als  dabei  nicht  tiefer  y  als  die  nor- 
malen auatom.  Verhältnisse  gestatten,  vorgedrungen 
werden  darf  (vgl.  H.'s  Bemerkungen  im  Arch.  f. 
klin.  Chir.  XXI.  2). 

R.  Ellis  (Brit.  med.  Joum.  June  14)  beobach- 
tete Taubheit  in  Folge  eines  Schlages  auf  den  Proc. 

mastoideus  bei  einem  14jähr.  Knaben. 

Drei  Tage  hindurch  Unbesinnlichkeit ,  Taubheit, 
Sausen.  Meat.  audit.  congestionirt ,  Trommelfell  tief 
dunkel,  Proc.  mast.  bei  Druck  schmerzhaft;  dumpfes 
Druckgefühl  fiuer  dem  rechteu  Auge  und  in  der  Schläfen- 
gegend ;  Schwindel  bei  schneller  Kopfbewegung.  Nach- 
dem während  12  Wochen  durch  lokale  Bluteutziehungen, 
Blasenpflaster,  Jod-Eiiireibuugen  und  Jodkalium  innerlich 
nur  eiue  geringe  Besserung  erreicht  worden  war ,  erfolgte 
plötzlich  Heilung,  nachdem  eine  ziemlich  heftige  spontane 
Blutung  aus  der  rechten  Nasenhöhle  eingetreten  war. 

Vier  Fälle  von  schweren  Erkrankungen  des 
Froc.  masUy  von  denen  3  gflnstig  verliefen  ^  ver- 
öffentlicht S.  Moos  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VIII. p.  136). 

1)  Ein  12jähr.  Knabe,  nach  den  Masern  seit  2  Jahren 
an  rechtseitiger  Otorrhöe,  sowie  seit  3/ 4  Jahren  an  Schwel- 
lung des  Proc.  mast.  und  einer  eiternden  Fistel  hinter 
dem  Ohr  leidend ,  zeigte  bei  der  Untersuchung  eine  fluk- 
tuirende  Geschwulst  nebst  Fistel  hinter  dem  Ohr ,  poly- 
pöse Wucherungen,  an  der  hintern  knöchernen Gehörgangs- 
waud  entspringend ,  woselbst  rauher  Knochen  zu  fühlen 
war.  Operativer  Eingriff  verweigert.  Drei  Wochen  spä- 
ter :  Eiterabfluss  fast  ganz  versiecht ,  heftige  rechtseitige 
Kopfschmerzen.  K^iVt/^'scher  Schnitt,  Abtragung  der 
polypösen  Wucherung  im  Gehörgang,  wodurch  eine  Com- 
munikation  zwischen  äusserer  Wunde  und  Gehörgang  her- 
gestellt war.  Nach  etwa  ö  Wochen  erneute  Abtragung 
aer  wieder  gewucherten  Granulationen  und  nach  abermals 
5  Wochen  Extraktion  eines  Sequesters,  danach  baldige 
Heilung. 

2)  Ein  ISjähr.  Bursche,  seit  früher  Kindheit  mit 
rechtseit.  Ohrenfluss  behaftet ,  bekam  vor  8  Jahren  einen 
Absuess  auf  dem  Proc.  mast.,  wonach  angeblich  Knöchel- 
chen aus  dem  Ohre  abgingen  und  der  Ohrenfluss  aufhörte ; 
seit  10  Tagen  bestanden  heftige  Schmerzen  in  der  ganzen 
rechten  Kopfhälfte.  Es  fand  sich  eine  von  der  hintern 
Obern  Gehörgangswand  ausgebende  fluktnirende  Ge- 
schwulst, die,  ausgiebig  geöffnet,  viel  Eiter  entleerte  und 
als  Abscess  im  vordem  äussern  Abschnitt  des  Proc.  niast. 
diaguostieirt  wurde.     Neon  Tage  später  bedeutende  Ver- 


schlimmerong :  Schmerzen  bis  in  den  Nacken  and  die 
linke  Schädelhälfte,  Schüttelfröste,  Fieber,  polypöse 
Wucherungen  im  Gehörgang.  Eisblase,  Blutegel,  Aus- 
spülungen mit  Salicylsäurelösung,  innerlich  Natr.  salicyli- 
cum.  Unter  ausgesprochenen  meningitischen  Erscheinun- 
gen in  den  nächsten  Wochen  Abscessbildung  auf  dem 
Proc.  mast.,  nach  dessen  Oeffnnng  ein  kleiner  Sequester 
sich  entleerte  und  die  Communikation  mit  dem  Gehorgaog 
hergestellt  war.  Nach  vorübergehender  Besserung  tut 
eine  erneute  Exacerbation  mit  Schmerzen ,  Ungleichheit 
der  Pupillen ,  Harnverhaltung  (Blut  und  Eiter  im  Harn) 
auf,  bis  endlich  unter  Anwendung  subcutaner  Morphium- 
Injektionen  Defervescenz  und  definitive  Beconvalescens 
eintrat ,  so  dass  Pat.  das  Bett  verlassen  konnte.  In  der 
Tiefe  des  Gehörgangs  war  dann ,  von  Granulationen  be- 
deckt ,  ein  unbeweglicher  Sequester  fühlbar ,  es  bestand 
ehie  f^eie  Communikation  zwischen  der  Oeifoung  auf  dem 
Proc.  mast.  und  dem  Gehörgang ;  die  Sekretion  war  Bpä^ 
lieh,  geruchlos.  Pat'.  wurde  auf  seinen  Wunsch  ent- 
lassen. 

ObschoD  wegen  des  Sequesters  von  einer  HeiloDg 
noch  nicht  die  Rede  sein  konnte ;  so  ist  doch  das 
Schwinden  der  schweren  ComplikationskrankheiteD, 
trotz  Fortdauer  des  ursprünglichen  Leidens  ^  sehr 
beachtenswerth. 

3)  Ein  29jähr.  Mann  hatte  seit  der  Kindheit  bis  vor 
12  J.  an  rechtseitiger  Otorrhöe  gelitten ;  seit  3  Monaten 
fühlte  er  Schnierzen  in  der  Tiefe  des  rechten  Ohrs ,  die, 
sich  aUmälig  nach  aussen  verbreitend,  ausserordentlich 
heftig  wurden.  Erbrechen,  Appetitlosigkeit,  Durst,  Fie- 
ber. Proc.  mast.  weder  aufgetrieben ,  noch  bei  Druck 
schmerzhaft.  An  der  hintern  obern  Gehörgangswand  eine 
fluktnirende  Geschwulst,  nach  deren  OetFaung  das  Messer 
3—4  Ctmtr.  weit  in  schräger  Richtung  vorgeschoben  we^ 
den  konnte;  Entleerung  stinkenden  Eiters  und  einiger 
cholesteatomatöser  Massen.  Erhebliche  Erleiohtemnf 
trat  sofort ,  gänzlicher  NachUss  der  Schmerzen  aber  erst 
dann  ein ,  als  nach  Abtragung  der  prolabirenden  Abscess- 
wände  eine  enorme  Menge  cholesteatomatöser  Massen  mit- 
tels des  Kautschuklöffels  entfernt  worden  war ;  trotzdem 
hielt  die  Entleerung  derartiger  Massen  noch  3  W.  hin- 
durch an ,  bis  nach  6  Wochen  die  Heilung  vollendet  war. 
Durch  Zugrundegehen  des  vordem  Abschnittes  des  Proc. 
mast.  und  der  nach  vom  angrenzenden  knöchernen  G^ 
hörgangswand,  sowie  der  äussem  und  untern  Umrahmnng 
des  Antr.  mast.  hatte  sich  ein  patholog.  Hohlraum  gebil- 
det, in  dem  die  Sonde  6  Ctmtr.  tief  vorgeschoben  werden 
konnte.  Die  hintere  Trommelfellhälfte  u.  der  Ambos  fehlte, 
der  Steigbügel  war  erhalten,  die  vordere  Trommelfell- 
hälfte  und  der  Hammergriff  mit  der  Labyrinthwand  ve^ 
wachsen.    Sprachverständniss  »»  6  Meter. 

M.  bringt  die  Entstehung  der  cholesteatomatösen 
Massen  (einen  analogen  Fall  vonBezold,  vergl. 
Jahrbb.  CLXXX.  p.  279),  wodurch  in  den  benach- 
bai'ten  Enochenpartien  Druckatrophie  entstanden 
war,  mit  der  frühem  Ohrenentzündung  in  Zusammen- 
hang ,  zu  der  sich  in  den  letzten  Monaten  eine  akute 
Caries  gesellte,  wodurch  die  heftigen  Schmerzen  im 
Ohr  und  der  reichliche  Eiterausfluss  nach  der  Incision 
Erklärung  finden.  Bemerkenswerth  ist,  dass  die 
Aussenfl&che  des  Proc.  mast.  in  keiner  Weise  ver- 
ändert war. 

4)  Ein  24jähr.  Mann  hatte  in  der  Kindheit  doppel- 
seitigen Ohrenfluss,  der  später  aufhörte.  Vor  S  Mon. 
war  ein  heftiger,  3  Tage  n.  3  Nächte  anhaltender  Scbmerf- 
anfall  im  Unken  Ohr,  ein  zweiter  ähnlicher  vor  7  Wochen, 
endlich  ehi  dritter  vor  4  Tagen  aulgetreten,  der  hei  der 
Aufnahme  des  Kr.  noch  anhielt.  Der  Gehörgang  war  von 
einer  weissen,  mit  der  hUitera  obern  Gehöigangswaad  vt 
sammenhängenden ,  comprimirbaren  Oeschwolst  aaige- 


Scbnrigy  Ohrenheilkunde. 


195 


IfiDt,  der  Proe.  niMt.  nicht  Bchmerzhaft.  Die  Incision 
4er  6«Bchwol8t  entleerte  mehr  Blut  als  Eiter ;  Knochen 
laoh,  doch  keine  Commnnikation  mit  den  Zitzenzellen 
giehweisbar.  Völliges  Wohlbefinden  nnter  Qebraach 
«inner  OhrbSder.  Nach  9  Tagen  erneute  Schmerzen, 
die  nach  efaker  Incision  etwas  nachliessen ;  8  Tage  später 
tnt  Fieber  anf,  heftiger  Stimschmerz,  viel  Eiter  im 
Gehörgangsabscess ;  nach  Entleerung  desselben  nur  kurz 
dioenide  Erleichterung;  bald  Schwindel,  Erbrechen, 
beftigster  Kopfsehmen,  Strabismas,  Nackenstarre,  Harn- 
Tcrhaltong,  Tod. 

IL  hält  dieAnschwellaog  im  Gehörgang  für  das 

Symptom  eines  Senlsungsabscesses,  wofür  die  Rautüg- 

keit  des  Knochens  and  der  unveränderte  Umfang  des 

Abnesses  trotz  wiederholten  Incisionen  spricht.   £r- 

Mnmg  der  Zitienzellen  vom  Gehörgang  aus  war 

geboten;   M.  iconnte  sich  jedoch   nicht  dazu   ent- 

BchGessen,  da  der  Pat.  langem  Aufenthalt  in  Heidel- 

beig  ablehnte. 

Ueber  einen  höchst  interessanten  Fall  von  nekro" 

tucker  Exfoliation  fast  des  ganzen  Warzeniheils 

Wehtet  Josef  Gruber   (Mon.-Schr.  f.  Ohkde. 

XIU.  10). 

£bi  16jähr.  Mädchen  hatte  nach  Scharlach,  das  sie 
ta  10.  Lebensjahre  überstand,  beiderseits  Otorrhöe  be- 
kommen, die  rechts  zu  Abscessbildung  hinter  dem  Ohr 
leAhrt  hatte.  Nach  Oeffnung  des  Abscesses  wurde,  in 
wie  hager  Zelt,  wosste  Pa^t.  nicht  anzugeben,  der  von  ihr 
vMsexeiirte  und  von  Gr.  abgebildete  Sequester  entfernt, 
4er  3.7  Ctmtr.  breit,  3  Ctmtr.  hoch  und  1.5  Ctmtr.  diele 
nr  and  dessen  Aussenfläche  den  normal  entwickelten, 
aflnlieh  unversehrten  Proc.  mast.  von  der  Spitze  bis  zur 
fi».  mastoid.-equamosa  darstellte,  während  an  der  Me- 
diilfliche  ein  grosser  Theil  des  Sulc.  sigmoid.  erkennbar 
war;  es  hatte  also  die  Exfoliation  fast  des  ganzen  Warzen- 
tteUs  Btattgefonden.  Zur  Zeit  der  Untersuchung  bemerkte 
■an  hinter  der  rechten  Ohrmuschel  eine  von  oben  nach 
nteo  verlaufende  Furche,  von  narbiger  Dermis  bedeckt, 
nter  der  fester  Knochen,  ohne  Lficke  oder  besondere 
Enpflndüchkeit  zu  fShlen  war.  Die  Muskeln,  bes.  der 
Hitemo-deido-mast.,  fupktionirten  und  markirten  sich 
gaz  normal.  Der  knöcherne  Gehörgang  war  etwas  ver- 
eint und  nach  innen  durch  eine  mit  der  Labyrinthwand 
fennchsene  Narbe  abgeschlossen.  Von  Knöchelchen 
nr  oiehts  zn  sehen,  die  Tuba  durchgängig ;  völlige  Taub- 
heit —  Links  bestand  noch  eine  chron.  eitrige  Pauken- 
Utüenentzfindong  mit  Perforation  und  leidlichem  Gehör. 

Von  besonderem  Interesse  ist  der  Wiederersatz 
äner  so  grossen  Knochenmasse  ohne  Anomalie,  we- 
der in  der  Stellung  der  Ohrmuschel  und  des  Kopfes, 
noch  in  der  Insertion  der  Muskeln.  Trotzdem,  dass 
ierShras  sigmoid.  lange  Zeit  von  Eiter  umspült  bios- 
gelegen hatte,  war  keine  Störung  im  venösen  Kreis- 
fanf  zuTttckgeblieben. 

OÜis  media  pwmlenta  mit  Nekrose  des  Proc. 
BU»t.  und  der  innem  Faukenwand  beobachtete  J. 
Michael  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VIH.  4.  p.  300)  bei 
ttoem  3jähr.  Kinde,  welches  seit  2  Jahren  an  link- 
Kitiger  Otorrhöe  mit  Facialisparalyse  litt. 

Es  bestand  eine  fluktuirende  Geschwulst  auf  dem 
Pne.  nast.  und  im  Gehörgang  Hess  sich,  in  Granulatio- 
Mn  eingebettet,  ein  wenig  beweglicher  Knochen  er- 
kesnea.  Der  Abscess  hinter  dem  Ohr  heilte  nach  Eröff- 
mg  hl  14  Tsgen ;  binnen  Jahresfrist  etwa  wurden  theils 
I^Ausspritien,  theils  mit  derPincette  6  Kjioohenstfioke 
n*  dem  Gehöigang  entfernt,  wonach  die  Otorrhöe  anf- 
kirte.  An  Stelle  der  Paukenhöhle  befand  sich  eine  mit 
^MemdilhnHehem  Uebenug  versehene  trichterförmige 


Höhle;  Facialisparalyse  und  Taubheit  blieben  unverän- 
dert. Die  Knochenstücke  stammten  theils  vom  Proc. 
mast.,  theils  von  der  innem  Pauken  wand. 

Phlebitis  der  Venae  emissariae  masioideae.  — 
Diese  Venen  bewirken  eine  direkte  Verbindung  zwi- 
schen den  Sinns  lateral,  innerhalb  des  Schädels  und 
den  Occipital-Venen  an  der  Aussenfläche.  J.  0  m  e 
Green  (Amer.  Journ.  of  Otol.  I.  p.  187.  July) 
beobachtete  3  Fälle  von  Entzündung  dieser  Venen, 
die  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  von  einer  Entzün- 
dung des  Sinus  lateral,  übergeleitet  war.  In  allen 
Fällen  bestand  als  gemeinsames  und  charaktensti- 
sches  Symptom  eine  eigenthümliche  Infiltration  (ähn- 
lich wie  bei  Phlegmasia  alba  dolens)  des  Nacken - 
Gewebes. 

1)  Ein  22jähr.  Mann*  seit  4  Wochen  an  rechtseit. 
eitriger  Paukenhöhlenentzündung  mit  kleiner  Perforation, 
reichlichem  Ausfluss  und  heftigen  Schmerzen  leidend,  be- 
kam einen  Abscess  anf  dem  Proc.  mast.,  der  nach  Inci- 
sion rasch  heilte.  Die  Schmerzen  dauerten  jedoch  fort, 
bis  ein  neuer  grösserer  Abscess  ausgiebig  eröffnet  worden 
war,  wobei  der  Knochen  gesund  gefunden  wurde.  Es 
folgte  Nachlass  der  Schmerzen  und  des  Ausflusses,  doch 
begann  sich  Jetzt  über  dem  Proc.  mast.  eine  harte  Infil- 
tration zu  bilden,  die  sich  nach  dem  Nacken  und  abwärts 
nach  der  Wirbelsäule  ausbreitete,  allmälig  selbst  anf  die 
linke  Seite  des  Nackens  überging.  Während  anfangs 
kein  Fieber  vorhanden  war,  stellten  sich  nun  Fieber- 
bewegungen ein.  Kleine  fluktuirende  Stellen  in  dem  In- 
filtrat wurden  geöffnet  u.  durch  die  Oeffhungen  ein  Haar- 
seil gezogen ;  danach  Erleichterung  der  bes.  im  Hinter- 
kopf heftigen  Sohmerzen.  Nach  Entfernung  des  Haar- 
seils heilten  die  Wunden  rasch  zu  und  das  bis  dahin  vor- 
handen gewesene  Oedem  der  rechten  AusrenUder  schwand  ; 
bald  trat  jedoch  neuer  Schmerz  auf,  der  durch  Eröffnung 
einer  fluktuirenden  Stelle  über  der  Protuberantia  occipit. 
wenig  beeinflusst  wurde.  Erbrechen  nach  jeder  Mahlzeit, 
halb  komatöser  Znstand,  der  in  völliges  Koma  überging ; 
Tod  3  Mon.  nach  der  Aufnahme.   Sektion  nicht  gestattet. 

2)  Ein  17jähr.  Mädchen  trat  nach  Schmerz  und  kurz- 
dauerndem Ausfluss  aus  dem  linken  Ohr,  wegen  heftiger 
Schmerzen  und  Induration  über  dem  Proc.  mast.,  in  das 
Spital  (12.  März).  Trommelfell  eingesunken,  weder  Aus- 
fluss, noch  Röthe ;  die  harte,  gegen  Druck  empfindliche 
Induration  bis  zur  Medianlinie  ausgebreitet;  weder  Röthe, 
noch  Oedem.  Wegen  sehr  heftiger  Schmerzen  machte 
man  eine  Incision  über  dem  Proc.  mast.  bis  auf  den  Kno- 
chen ;  kein  Eiter ;  bei  Eröffnung  der  Warzenzellen  wur- 
den auch  diese  gesund  befunden.  Die  Schmerzen  Hessen 
danach  etwas  nach,  traten  aber  bald  unter  rasch  vorüber- 
gehender erysipelatöser  Röthung  des  Gesichts  längs  des 
M.  sterno-deido-mast.  auf ;  die  Kr.  kam  bedeutend  her- 
unter, Fieber  stellte  sich  ein.  Termehrte  Schmerzen, 
besonders  im  Nacken,  Dyspnoe,  Bewusstlosigkeit,  Blut- 
austritte über  dem  rechten  Auge  und  auf  der  rechten 
Stirnseite,  Tod  (5.  April).     Sektion  nicht  gestattet. 

3)  Ein  21  jähr,  kräftiges  Mädchen  litt  seit  Kindheit 
an  rechtseit.  Otorrhöe,  die  im  letzten  Jahre  nur  schwach 
und  intermittirend  sich  gezeigt  hatte.  Nach  heftiger  Er- 
kältung Schmerz  im  rechten  Ohr,  der  vorüberging,  jedoch 
trat  1  Woche  später  (18.  Febr.)  unter  heftigen  Schmer- 
zen harte  Induration  in  der  Qegend  des  rechten  Proc. 
mast.  auf.  Fieber,  leichte  Delirien,  dünner  purulenter 
Ausfluss,  Trommelfell  und  Kn5chelchen  nicht  mehr  vor- 
handen, Paukenschleimhaut  roth  und  geschwollen;  Zu- 
nahme des  Fiebers  u.  der  Induration  (trotz  Chinin,  Opium 
und  örtl.  Blutentziehungen),  subcutane  Blutergüsse  unter 
dem  linken  Unterkiefer  und  über  dem  linken  Schlüssel- 
bein; Bewusatlosigkeit,  Tod  (21.  Febr.). 

Alle  3  Fälle  endeten  tödtlich,  u.  zwar  der  erste 

70  Tage,  der  2.  36  Tage,  der  3.  3  Tage  nach  Er- 


196 


Scharig^  Ohrenheükuiide. 


scheinen  der  Indnration.  Die  emgeschlagene  Be- 
handlung hatte  nur  vorübergehende  Erleichterung 
gebracht,  war  aber  ohne  Einfluss  auf  den  Verlauf 
der  Erkrankung.  Bemerkenswerth  ist,  dass  im  2. 
Falle  bei  Eröffnung  des  Proc.  mast.  die  Warzen- 
zellen gesund  gefunden  wurden,  obschon  die  Indura- 
tion schon  seit  einigen  Wochen  bestanden  hatte.  M. 
hebt  noch  hervor,  dass  in  der  Literatur  der  Phlebitis 
der  Venae  emiss.  mast.  zwar  gedacht  sei ,  dass  je- 
doch deren  wichtigstes  Symptom,  die  Induration^ 
keine  Erwähnung  gefunden. 

InnereB  Ohr. 

Labyrinth*  —  Bei  der  Naturf.-Vers.  zu  Baden- 
Baden  sprach  S.  Moos  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VIII. 
p.  278)  über  feinere  histologische  Veränderungen 
im  Labyrinth  eines  in  der  Irrenanstalt  an  hämor- 
rhagischer Pachymeningitis  gestorbenen  49jähr.  Man- 
nes, der  nach  wiederholten  sogen,  paralytischen  An- 
föUen  innerhalb  Jahresfrist  völlig  taub  geworden 
war.  Es  fanden  sich  mikroskopisch  nachweisbare 
Umwandlungen  von  Extravasaten  in  Pigment,  femer 
Folgen  von  Entzündnngszuständen  am  häutigen  La- 
byrinth :  Hyperplasien  mit  theilweise  fettigem  Zer- 
fall oder  Atrophie  mit  reichlicher  CoUoid-Bildung, 
letztere  in  den  Ganglienzellen,  dem  Stamm  des  Acu- 
sticus  und  den  terminalen  Fasern  derCrista  der  Am- 
pullen nachzuweisen.  Der  lehrreiche  Vortrag  wurde 
durch  Abbildungen  erläutert. 

MenOre'sche  Krankheit. 
6uye  (Congr^s  intemat.  des  Sc.  m6d.  Amster- 
dam 1879.  p.  65)  nimmt  die  Meni^re'sche  Krank- 
heit im  allgemeinen  Sinne  für  alle  die  Fälle  an ,  in 
denen  Schwindelgefühl  durch  abnorme  Reizung  der 
nervösen  Endorgane  der  halbzirkelförmigen  Kanäle 
entsteht,  sei  nun  der  Reiz  em  adäquater  (z.B.  starke 
Kopfdrehung)  oder  nicht-adäquater  (z.  B.  Tempera- 
tur-E^wirkungen,  vorzüglich  Kälte).  Menl^re'sche 
Krankheit  im  engem  Sinne  umfasst  nach  G.  die  Fälle, 
wo  durch  entzündliche  Vorgänge  in  den  Halbzirkel- 
Kanälen  oder  im  Mittelohr  entweder  constanter  oder 
anfallsweise  auftretender  Schwindel  entsteht.  Letz- 
tere patholog.  Zustände  verursachen  die  meisten, 
wenn  nicht  alle  Fälle  von  Meni^re'scher  Krankheit. 
Nachdem  G.  specieller  die  Art  der  Dreh-Empfindung 
(um  vertikale  und  horizontale  Achse  u.  s.  w.)  ge- 
schildert und  die  bei  der  Krankheit  aufkretenden 
Ohrgeräusche,  die  selbst  ganz  fehlen,  sehr  stark 
oder  massig,  constant  oder  unterbrochen  sein  kön- 
nen, sowie  den  Verlauf  des  Leidens ,  das  mit  oder 
ohne  Verlust  des  Gehörs  vorüber  gehen  kann ,  be- 
sprochen hat,  wendet  er  sich  zur  Therapie.  Er  be- 
fürwortet neben  dem  von  Charcot  empfohlenen 
innem  Gebrauch  von  Chinin  die  lokale  Behandlung, 
die  in  nicht  zu  alten,  selbst  verzweifelten  Fällen  be- 
friedigende Erfolge  ergebe. 

Das  gleiche  Thema  wurde  bei  der  Badener 
Naturf.-Vers.  von  Gottstein  (Ztschr.  f.  Ohkde. 
VIII.  4.  p.  388)  besprochen.  Er  hält  die  Bezeichnung 
^Meni^re'sche  Krankheit''  nicht  für  berechtigt,  da 


verschiedene  Krankheitszustände  mit  Gleichgewichts- 
störungen verbundene  Schwerhörigkeit  hervorrufen 
können ,  ebenso  sei  die  von  Charcot  herrührende 
„vertigo  ab  aure  lassa**  ungeeignet ,  da  es  sich  in 
vielen  Fällen  nicht  entschdden  lässt,  ob  die  Gl^h- 
gewichtsstörung  auricularen  oder  cerebralen  ür- 
sprangs  sei.  Dass  in  Folge  von  Erkrankungen  des 
schallleitenden  Apparates  Schwindelzufälle  auftreten 
können ,  die  durch  Druck  innerhalb  des  Labyrinths 
zu  erklären  sind,  unterliegt  keinem  Zweifel.  Solche 
Beobachtungen  sind  aber  ftr  die  Frage,  ob  die  Halb- 
zirkelkanäle fttr  die  Gleichgewichtsstörungen  dbekt 
verantwortlich  zu  machen  seien  oder  ob  das  Central- 
organ  irgendwie  m  Mitleidenschaft  gezogen  sei,  nicU 
zu  verwerthen.  Hierzu  sind  nur  Fälle  brauchbar, 
bei  denen  der  schallleitende  Apparat  als  Ursache 
des  Schwindels  mit  Sicherheit  auszuschliessen  ist  und 
nur  die  Annahme  einer  Erkrankung  des  Acnsticoi 
in  seinem  centralen  Ursprung ,  seinem  Verlauf  oder 
seiner  Endausbreitung  übrig  bleibt  G«  unterschddet 
eine  apoplektische  und  eine  entzündliche  Form ,  die. 
von  ihm  näher  charakterisirt  werden,  wobei  dch 
herausstellt,  dass  die  Symptome  nicht  mit  den  Thier- 
experimenten  übereinstimmen ;  meistens  waren  deut- 
lich ausgesprochene  cerebrale  Erscheinungen  (Oe- 
dächtnissverlust ,  Aphasie,  Augenerkrankung)  bei 
völliger  Vernichtung  des  Gehörs  vorhanden  und  es 
bleibt  daher  noch  eine  o£fene  Frage,  ob  man  es 
überhaupt  mit  einer  Labyrintherkrankung  zu  tbon 
habe. 

In  der  sich  anknüpfenden  Diskussion  theilte  Moos 
einen  Fall,  betreffend  einen  59jähr.  Herrn,  mit,  bei 
welchem  ein  Leiden  im  verlängerten  Mark  von 
Meni^re'schen  Symptomen  begleitet  war.  —  Kuhn 
beobachtete  Fälle,  in  denen  die  krankhaften  Er- 
scheinungen nur  auf  einer  9eite  vorhanden  waren; 
er  glaubt  deshalb,  dieselben  auf  Veränderungen  im 
Labyrinth  beziehen  zu  müssen.  —  Ein  einseitig  ia 
apoplektischer  Form  auftretender  Fall  wurde  von 
Hartmann  mitgetheilt,  der  auch  die  bei  einem 
Syphilitischen  auftretenden  Meniöre'schen  Symptome 
unter  Anwendung  von  Jodkalium  schwinden  sah. 

Einen  interessanten  Fall  von  Tvmor  der  Ton' 

silla  cerebelU,  in  dem  2  J«  lang  die  Meni^re'sche. 

Symptomengruppe  sich  gezeigt  hatte,  theilt  Oscar 

Wolf  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VIII.  p.  380)  mit. 

Ein  36  J.  alter  Mann  wurde  zuerst  vor  3  J.  wegen 
kefttgen  Sausens,  besonders  links,  ontersacht :  Hörweite 
herabgesetzt,  Störungen  einzelner  Tonreihen  und  Con- 
sonantenverwechslung ;  Mittelohr  beiderseits  frei;  Jod- 
kalinin  unregelmässig  und  ohne  Erfolg  genommen.  Nach 
einem  Seebad  Schwindel  und  Erbrechen ;  laute  Sprache 
links  nur  noch  dicht  vor  dem  Ohre  vernommen.  Die 
Schwindelanfalle  worden  im  2.  Jahre  der  Erkrsnkimfr 
häufiger  und  nur  Torfibergehend  dnroh  den  oonstanten 
Strom  gemildert;  SVa  J.  nach  Beginn  der  Erkrsnksiig 
Ptosis  nnd  Erweitenmg  der  Pupille  links,  KopflichmeneB 
in  der  linken  Scheitelgegend.  Das  Gehen  war  nur  mit 
UnterstatsEung  möglich  nnter  bogenförmigen  Bewegnsgea 
(sogen.  Hahnentritt) ;  endlich  wnrdePat.  gans  bettlägeiigr 
konnte  den  Kopf  nicht  mehr  allein  erheben.  Unksditige 
FaoialparalyBe,  hier  und  da  Zustände  maniakallscher  Ex^ 
regnng;  linkes  Ohr  gana  taob;   Sausen  in  den  leti^ 


Schnrig,  Ohrenheilkande. 


197 


Lebenswoehen  weniger  lästig ,  der  Kopfschmerz  dagegen 
fliiehtbar;  Sprache  langsam,  eigenthümlich  schnarrend 
[N.  hXP^^ossns?].  Tod  anter  pneumonischen  Ersehet- 
Booges. 

SeJtUon.  In  der  Tonsilla  eerebelli  rechts  ein  kirsch- 
ffwsa,  blutreicher  Tumor,  der  auf  den  Ursprung  des 
Aaatieos  im  4.  Ventrikel  drückte,  so  dass  dadurch  die  • 
Striae  aeost.  rechts  verstrichen  waren;  Hirnhäute  ent- 
liBdUch  inflltrirt;  ein  zweiter  kleinerer  Tumor  in  der 
Groeshinirinde  im  67ms  central,  post.,  Umgebung  er- 
wcidit. 

Die  Tomoren  waren  wahiseheinlich  Gummata ; 
M  hatte  vor  20  Jahren  eine  Innnktionslnnr  dnreh- 
geoacbt,  seitdem  indessen  keine  luetischen  Brschei- 
oiBgen  gezeigt. 

Udber  eine  Geschwulst  des  Gehörnerven  in  der 
Bdnhxmgrube  machte  Geo.  T.  Stevens  (Ztschr. 
f.  Ohkde.  Vra.  p.  290)  Mittheilung. 

Ein  ITJähr.  Mädchen  wandte  sich  an  St.  behufs  der 
Sdileloperation.  Sie  zeigte  schwerßUIige,  unsichere  Be- 
lesDJigen,  schleppende  Sprache  bei  mangelhafter  geistiger 
Tüägkeit.  Es  bestand  Strabismus  convergens  (bis  zum 
i  Lebensjahre  war  Strabismus  divergens  vorhanden  ge- 
nsen),  beiderseits  Lähmung  der  M.  recti  ext. ,  ausgeprägte 
SuvDgspapüle.  Das  Gehör  war  links  ganz  verloren, 
leebts  erheblich  vermindert;  häufig  Kopfweh,  Gefühl  von 
Sehvere  im  rechten  Arm  und  Bein.  Seit  den  letzten 
4J.  bemerkte  man  Abnahme  der  geistigen  Fähigkeiten, 
fahrend  Pat.  bis  dahin  als  gute  Schülerin  gegolten  hatte ; 
lädiBche  Neigungen  (Spielen  mit  Pappen  u.  s.  w.),  seit 
\  J.  ausserdem  schwankender  Gang.  S  t.  lehnte  die  Ope- 
ntion  ab,  da  er  ein  Leiden  an  der  Schädelbasis,  wahr- 
ffheinlich  einen  Tumor,  vermuthete.  Vier  Tage  später 
wurde  Pat.  bettlägerig,  die  Sprache  immer  schleppender, 
lie  GeistesthStigkeit  getrübt.  Tod  nach  4  Wochen.  Die 
Se^üofi  ergab  einen  Tumor,  der  die  Hälfte  der  Kleinhim- 
pibe  erffiUte  und  das  Kleinhirn  auf  dieser  Seite  auf  die 
ffilfte  seines  Volumen  reduchrt  hatte.  Ein  Fortsatz  des 
ib  Sarkom  bestimmten  Tumor  ragte  in  den  erweiterten 
lest,  audit.  int.  und  wurde  als  Acusticus  erkannt,  dessen 
Kovenftuem  in  Bündel  getheilt,  speicbenartig  zwischen 
Üe  Faserzage  des  Tumor  eindrangen  und  sich  darin  ver- 
lonn. 

Auffallend  erscheint  die  langsame  Entwickluug 

des  Paeudoplasma  und  die  anfangs  geringe  Störung 

ier  FnnktioDen.     Von  besonderem  Interesse  ist  das 

Fehlen  von  Faeialislähmung,  die  bei  der  Grösse  und 

Uge  des  Tnmor  wohl  hätte  erwartet  werden  sollen. 

Ohrgeräusehe. 

Nach  Laurence  Turnbull  (Vortrag  in  d. 
Brit.  med.  Assoc.  —  Ztschr.  f.  Ohkde.  VIII.  p.368) 
liod  die  subjektiven  Ohrgeränsche  in  der  Regel  nicht 
ils  reflektorische,  sondern  als  Beweis  einer  Reizung  der 
Aenstieas-Bndnngen  zu  betrachten ;  in  vielen  Fällen 
ist  Heilung  möglich.  Pulsirende  Geräusche  begleiten 
gewöhnlich  die  akuten  oder  subakuten  Formen  katar- 
Hal.  Entzftndungen  und  es  spielt  hierbei  die  Cirku- 
lation,  speciell  die  cerebrale  BIntversorgung ,  eine 
wwenüiche  Rolle.  Von  317  Ohrenkranken  hatten 
166  subjektive  Geräusche ,  welche  nur  4mal  einen 
palairenden  Charakter  zeigten.  In  der  grossen  Mehr- 
ttU  der  mit  Geränschen  einhergehenden  Fälle  fand 
T.  Veränderungen  des  Trommelfells,  der  Eustachi*- 
»ten  Röhre  oder  des  Mittelohres.  Als  Symptome 
Yon  Himerkiankungen  treten  subjektive  Geräusche 
vr  selten  auf:  nnter  1662  Fällen  von  Oehörstömng. 


fanden  Blake  und  Shaw  nur  6mal  Ohrgeräusche 
mit  Gehimaffektionen  verknüpft.  —  Ueber  die  sich 
anknüpfende  Diskussion  ist  im  Original  nachzulesen 
(a.  a.  0.  p.  369). 

Einen  interessanten  Beitrag  zur  Lehre  von  den 
subjektiven  Ohrgeräuschen  liefert  GustavBrun- 
ner  (Ztechr.  f.  Ohkde.  VIII.  p.  185).  Er  ist  ge- 
neigt, das  Ohrenklingen,  welches  auftritt,  wenn  eine 
plötzliche  heftige  Lnftwelle  (z.  B.  Detonation  eines 
Geschützes)  an  unser  Ohr  schlägt,  als  ein  Analogon 
der  Lichtempfindung  bei  Druck  auf  das  Auge  auf- 
zufassen, also  als  eine  mechanische  y  nicht  durch 
die  speeifischen  Endorgane  im  Labyrinth  vermit- 
telte Reizung  der  Acusticus  fasern.  Gewöhnlicher 
hoher  Ton  (gew.  die  eingestrichene  Oktave  oder 
höher)  wird  auch  bei  galvanischer  Reizung  des  Ner- 
ven vernommen,  so  dass  es  scheint,  als  ob  auf 
(gi'ob)  mechanische  Reizung  der  Nerv  mit  Ohren - 
klingen  reagire.  Hierher  ist  auch  das  ^^reflekto- 
risehe"  Ohrenklingen  zu  rechnen ,  das  von  andern 
Nervenbalmen  auf  den  Acusticus  übertragen  wird ; 
so  beobachtete  Br.  bei  einem  lojähi*.  Mädchen 
Ohren  klingen  beim  Schliessen  der  Augenlider,  bei 
einem  mit  chron.  Mittelohrkatarrh  mit  Labyrinth- 
betbeiligung  behafteten  Herrn  beim  leichten  Schütteln 
des  Kopfes.  Feiner  rechnet  Br.  zu  dieser  Kategorie 
eine  Beobachtung  ZaufaTs,  betreffend  einen  blin- 
den Klavierstimmer,  der  bei  Dmck  auf  den  Tragus 
einen  hellen  hohen  Ton  wahrnahm.     Von  Interesse 

ist  folgender  von  Br.  selbst  beobachteter  Fall. 

Ein  junger  Mann,  der  neben  Symptomen  von  Mittel- 
obrkatarrli  in  der  Hauptsache  von  einem  Labyrinthleiden 
(plötzliches  Entstehen  hochgradiger  Taubheit,  fehlende 
oder  sehr  verminderte  Knochenleitnng  u.  s.  w.)  befallen 
war,  empfand  als  auffallendstes  Sjrmptom  im  afflcirten 
(linken)  Ohr  ein  starkes,  summendes  Geräusch,  das  bei 
Jedem  Lidschlag,  bei  jeder  Zuckung  des  Bf.  orb.  palpebr. 
auftrat  und  nach  einigen  Minuten  ausklang.  Während  die 
oberhalb  der  Mitte  des  Piano  gelegenen  Töne  rein  ver- 
nommen wurden,  bestand  nach  unten  eine  an  verschie- 
denen Tagen  verschiedene  Grenze,  von  wo  an  statt  des 
Tones  nur  ein  dumpfes  Geräusch  gehört  wurde,  ähnlich 
wie  beim  Lidschlag.  Bei  Luftverdünnung  im  Meat.  audit. 
und  bei  Aussaugen  der  Luft  ans  der  Pauke  mittels  des 
Katheters  verschwand  das  subjektive  Geräusch. 

B  r.  meint,  dass  gewisse  Bezirke  des  Labyiünths 
im  Bereiche  der  tiefern  Töne  vorzugsweise  erkrankt 
und  hyperästhetisch  seien ;  Muskelgeräusche  waren 
nicht  anzunehmen,  da  dieselben  tiefer  liegen  (18  bis 
20  Schwingungen  nach  Preyer  u.  Helmholt z). 
—  Dem  Ohrenklingen  verwandte ,  in  hohem  Ton- 
lagen sich  bewegende  Geräusche ,  als  Grillenzirpen, 
Sieden  u.  s.  w.  kommen  häufig  beim  chron.  Mittel- 
ohrkatarrh, besonders  in  den  spätem  Stadien  vor, 
während  bei  akuten  Entzündungen  mehr  über  /2at<- 
0cAe;i  geklagt  wird.  Das  Grillenzirpen,  Siedenn.  s.  w. 
besteht  aus  mehreren ,  rasch  mit  einander  abwech- 
selnden Tönen  etwa  in  der  4 — ögestrichenen  Oktave, 
ist  gewöhnlich  continnirlich,  nicht  pnlsirend  und  wird 
vermehrt  durch  geistige  Anstrengung,  Aufregung 
u.  8.  w.  Lucae  (Arch.  f.  Ohkde.  IV.  1.  p.  39) 
erklärte  das  an  sich  selbst  wahrgenommene  hohe 
Geräusch  als  durch  veimehrten  Labynnthdrack  ent- 


n 


198 


Sc  bar  ig,  Ohrenheilkunde. 


standen,  da  es  nach  dem  Valsa  Iva 'sehen  Versnch 
verschwand.  Allein  nach  Politzer 's  (Lehrbuch 
p.  78)  Untersuchungen  wird  durch  den  V als. 'sehen 
Versuch  der  Labyrinthdruck  gesteigert,  während, 
entgegen  der  bisherigen  Annahme,  bei  Verdünnung 
der  Luft  in  der  Pauke,  z.B.  bei  verschlossener  Tube, 
der  Labyrinthdruck  vermindert  wird,  und  es  entsteht 
die  Frage,  ob  der  Acusticus  nicht  ebenso  durch  ver- 
minderten, als  vermehrten  Labyrinthdruck  gereizt 
werde.  Dass  diese  Geräusche  subjektive  und  nicht 
eniotische  seien ,  hält  B  r.  deshalb  ftlr  wahrschein- 
lich, weil  eine  continuirliche  Schallquelle  von  so 
hohem  Toncharakter  in  der  Umgebung  des  Ohres 
nicht  zu  finden  sei,  da  ja  die  Muskel-  und  Blut- 
geräusche viel  tiefer  liegen.  Wenn  Kessel  das 
Zirpen  durch  zitternde  Contraktionen  des  M.  staped. 
zu  erklären  sucht,  so  steht  dem  die  zuweilen  jahre- 
lange Dauer  des  Geräusches  entgegen. 

Wesentlich  verschieden  von  den  besprochenen 
subjektiven  Gehörwahmehmungen  ist  das  Ohrrau" 
sehen  (wie  ein  Fluss,  Wasserfall  u.  s.  w.),  das  Br. 
in  den  meisten  Fällen  für  ein  entoOseheSy  durch 
Autoperception  von  Muskel-  und  Blutgeräuschen  ent- 
standenes hält,  obschon  eine  von  Preyer  veröffent- 
lichte und  von  Br.  kurz  mitgetheilte  Beobachtung 
dafür  spricht ,  dass  es  auch  subjektiv  im  Labyrintii 
oder  den  Gentren  entstehen  könne.  In  den  meisten 
Fällen  dürfte  das  Muskelgeräusch  von  den  Blut- 
geräuschen zu  unterscheiden  sein:  ersteres  geht  nicht 
über  den  tiefsten  Ton  des  Piano  (a — *■=»  27  Schwin- 
gungen), die  Empfindung  desselben  ist  weniger 
gleichmässig  und  nicht  von  so  unbegrenzter  Dauer 
als  das  vom  Blutstrom  bedingte  Rauschen  und  Brau- 
sen ,  das  bald  pulsirend ,  bald  gleichmässig  ist  und 
hörbar  wird  durch  alle  die  Resonanz  im  Ohr  ver- 
stärkenden Faktoren,  z.B.  eine  abgesperrte  Luftsäule 
im  Gehörgang,  in  der  Pauke  n.  s.  w.,  femer  durch 
abnorme  Verstärkung  des  Blutstroms  überhaupt  und 
durch  Hyperästhesie  des  Acusticus  und  der  Central- 
organe ;  alle  genannten  Momente  können  sich  com- 
biniren,  z.  B.  bei  Entzündung  des  Mittelohres. 

Eine  besondere  Gruppe  bildet  das  subjektive 
Hören  zusammenhängender  Melodien ,  deren  Ur- 
sache Br.  in  einer  hochgradigen  Hyperästhesie  des 
Gentralorgans  sucht. 

Eine  derartige  Erscheinimg  trat  bei  einer  32Jähr. 
Fraa  in  schwerem  Wochenbett  nach  grossen  Dosen  Chinin 
neben  hochgradiger  Schwerhörigkeit  anf,  verlor  sich  aber 
n  ich  einigen  Tagen  bis  anf  ein  continnirliches  Rauschen. 

Ein  40jähr.  Mann ,  zur  Zeit  an  Schwerhörigkeit  in 
Folge  von  Sklerose  der  Pankenschleimhant  leidend,  er- 
litt vor  einem  Jahre  einen  heftigen,  zu  halbseitiger  Läh- 
mung führenden  apoplektischen  Anfall;  während  der 
ersten  2 — 3  Wochen  hörte  er  bei  mehr  oder  weniger  ge- 
störtem Bewnsstsein  Melodien  wie  von  einer  Drehorgel, 
die  sehr  quälend  und  intensiv  waren. 

Dass  das  subjektive  Hören  von  Melodien  in  Folge 
urspiUnglich  peripherer  Ohrleiden ,  die  allraälig  bis 
in  die  Centren  hinein  Veränderung  und  abnorme  Er- 
regungszustände bedingen  mögen,  vorkommen  könne, 
wurde  von  Br.  wiederholt  beobachtet. 


Fälle  von  objektiv  wahrnehmbarem  Ohrgeräusch, 

£.  L.  Holmes  (Ztschr.  f.  Ohkde.  Vm.  4.  p.295). 
Ein  seit  Kindheit  mit  einer  nicht  näher  beschriebenen 
Ohrkrankheit  behaftetes  ITJähr.  anämisches  n.  schwäch- 
liches Mädchen  litt  an  unwillkürlichen  klonischen  Hebiui- 
gen  des  Kehlkopfs  wie  beim  Schlacken,  die  von  einem 
'bis  18  Zoll  (ca.  42  Ctmtr.)  weit  von  den  Ohren  hörbaren 
Knacken  begleitet  waren.  Tonisirende  Behandlong  bes- 
serte das  AllgemeinbeUnden ,  ohne  das  Knacken  in  den 
Ohren  zu  beeinflnssen.  Bei  rhinoskop.  Untersnchong  sah 
man,  dass  gleichzeitig  mit  der  Hebung  des  Kehlkopfe  die 
M.  tensor  veli  and  Levat  veli  sich  spannten  und  die  Lip- 
pen der  Ohrtrompeten  von  einander  sBogen. 

Nach  H.  kann  das  Knacken  entstehen  durch  das 

Oeffnen  der  Ohrtrompete ,  durch  das  Einfallen  der 

Luft  in  die  Pauke  oder  durch  spasmodische  Anspan^ 

nung  desTens.tympani.  Letzteres  erscheint  ihm  ai9| 

wahrscheinlichsten.  I 

Victor  Bremer  (Mon.-Schr.  f.  Ohkde.  ZIU.  10).| 
Ein  kleiner,  magerer  and  blasser  Knabe  vermochte  !^ 
seinem  rechten  Ohr  ein  auf  10  Fass  weit  hörbares  raa«j 
selndes  Qeräusch  zu  erzeageo,  ohne  recht  za  wissen,  wiej 
Am  stärksten  war  es  in  und  unter  der  äussern  Ohröftii 
EU  vernehmen  und  bestand  fort,  auch  wenn  durch  d( 
Katheter  ein  Boagie  in  die  Tube  eingeführt  war.  D 
HÖrfahigkeit  war  normal,  das  Trommelfell  unregelmi88S|| 
eingezogen,  Bewegungen  desselben  während  des  Rasseh» 
nicht  wahrnehmbar. 

B.  vindicirt  den  Binnenmuskeln  des  Ohres,  spe- 
ciell  dem  Tens.  tymp.,  bezüglich  der  Entstehung  des 
Geräusches  die  Hauptrolle.  Der  Umstand,  dass  das 
Geräusch  nur  einseitig  war  und  trotz  der  Einfllhrang 
des  Bougies  fortbestand,  spricht  gegen  die  Betbei- 
ligung  der  Gaumenmuskulatur ;  auch  blieb  das  Gaa- 
mensegel  vollkommen  ruhig. 

Intraeranielle  Erkrankungen  in  Folge  von  chron. 

Mittelohreiterung, 

C.  J.  Kipp  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VUL  p.  275) 
veröffentlicht  folgende  4  Fälle,  um  zu  zeigen,  datt 
Heilung  selbst  bei  schweren  Himsymptomen  in  Folge 
von  Otit.  med.  purul.  nicht  so  selten  ist,  und  sodann, 
um  auf  den  Werth  der  Augenspiegeluntersuehang 
bei  Krankheiten  der  Schädelhöhle  besonders  auf- 
merksam zu  machen.  In  allen  von  K.  beobachtetea 
Fällen  mit  Hirnsymptomen,  in  denen  Neuritis  optici 
nicht  zugegen  war,  trat  Genesung  ein,  während  von 
den  Fällen  mit  Neuritis  optici  die  Hälfte  tödtlicb 
endete. 

1)  Ein  5jähr.  Mädchen  Utt  seit  1  J.  nach  einer  Man- 
delentzündung, der  später  eine  diphtherit.  Halsaifektion 
folgte,  an  beiderseitiger  Otorrhoe.  K.  fand  im  November 
den  knöchernen  Gehörgang  etwas  geschwollen  u.  gerSthet, 
das  Trommelfell  im  hintern  Segment  perforirt,  die  Pm- 
kenschleimhaut  granulös.  Nachdem  Röthe  und  Schwel- 
lung des  rechten  Proc.  mast.  nach  Blutegeln  und  Kata- 
plasmen  vorfibergegangen,  erkrankte  das  Kind  im  Deebr. 
an  Scharlach  mit  Exacerbation  des  Ohrenleidenfl,  ^^sm 
sehr  herunter,  erholte  sich  aber  während  der  nSohstan 
Monate  und  auch  die  Otorrhoe  besserte  sich  (Aetiungea 
mit  lOproc.  Höllensteinlösung).  Im  März  trat  jedoch  Fie- 
ber mit  Kopfschmerz  und  Delirien  auf.  Stuhlverstopfon; ; 
rechter  GtohÖrgang  stark  verschwollen ;  Versehwindeo  des 
Ohrenflusses;  ödematöse  Schwellung  vor  dem  Tragus, 
allmälig  Aber  die  rechte  Gesichtshälfte  ausgedehnt,  leicbte 
Chemosis  (Calomel,  Brorakalinm,  Warmwasser-Eintraa- 
felungen).  Naohlass  der  Schwellung  nach  einer  Wodie 
unter  Zunahme  des  Ohrenfluases.    KopCsohmen  nwl  ^' 


Schurigy  Ohrenheilkunde. 


199 


breeken  dauerte  jedoch  fort;  die  Augenspiegelimter- 
nehmig  eigab  Neuritis  optici  in  beiden  Augen  (Jodka- 
Ibid).  Während  des  Monate  April  waren  die  Himsymptome 
biki  besser,  bald  schlimmer,  im  Mai  trat  Paralyse  des 
nektea  M.  ext.  (Strabismus  converg.)  nnd  Nackenstarre 
hiosD.  Der  Zustand  der  Ohren  blieb  unverändert  günstig. 
Tom  jäli  ab  trat  wesentliche  Bessening  aller  Symptome 
iin,  anqrcsprochene  Reconvalescenz,  bis  October  wurden 
die  Okreo  troeken,  die  Neurit.  optici  war  yerschwunden. 

K.  nimmt  eine  Meningit.  basilar.  mit  Thrombose 

d£g  Sin.  tranfiv.  und  der  Vena  jugul.  an. 

%)  Ein  23jähr.  kräftiger  Arbeiter,  seit  1  J.  an  recht- 
gotiger  intermittirender  Otorrhöe  leidend,  bekam  yor 
1  Woeke  heftigen  Schmerz  über  die  ganze  rechte  Kopf- 
kSfte.  Befand  am  10.  Joni :  Gehörgang  voll  Eiter,  sehr 
lat,  geröthet,  TrommelfeU  livid  mit  kleiner  Perforation 
iiiatem  Theil.  Am  15.  Juni:  Fortdaaemder  Sehmerz, 
BaekeDstarre,  Stuhlverstopfong  (Calomel,  Eisbhise,  Mor- 
|kiom) ;  am  nächsten  Tag  Schüttelfrost,  Erbrechen,  star- 
les  Fieber,  Sensorium  klar  ;  beiderseits  Neuritis  optici, 
bell  kurzer  Besserung  während  der  nächsten  Tage  am 
ll.jQni  Convulsionen  mit  halbstündiger Bewusstlosigkeit, 
des  Erbrechen,  leichter  Sopor,  äusserst  heftiger 
lüschmerz,  profuser  Ohrenfluss,  Bewusstsein  wieder 
,  endlich  Sopor,  Koma  und  Tod  am  4.  Jnli.  —  Sek- 
Hühnereigrosser  Abscess  im  rechten  TemporaUap- 
.  Sin.  transv.  mit  einem  in  Zerfall  begriffenen  Throm- 
erfallt,  Sinuewand  zum  Theil  zerstört;  Paukenschleim- 
granulirt,  Trommelfell  verdickt  und  perforirt;  in 
Varzenzellen  und  Antrum  stinkender  Eiter,  knöcherne 
Xfiaehenwände  cariös. 

Die  doppelseitige  Neniitis  opt.;  derKopfschmerz^ 
Icfaflttelfroät  und  die  Convulsionen  Hessen  den  Ab- 
vennuthen,  während  die  Zeichen  der  Sinus- 
Aioinbose  fehlten  und  auch  die  centrale  Oaries  im 
Waizenfortsatz  äusserlich  keine  Symptome  gemacht 
kte. 

3)  Ein  lejähr.  kräftiges  Mädchen  mit  rechtseitiger 
Otorhöe  seit  10  Jahren  behaftet,  bekam  vor  1  Monat 
idoserz  hinter  dem  rechten  Ohr  und  Anschwellung,  die 
dmilig  zunahm ;  vor  1  Woche  Schüttelfirost,  Fieber  und 
Umeiss ;  zwei  kleine  Incisionen  brachten  keine  Erleich- 
taog.  Am  28.  October  starkes  Fieber,  flaktuirende 
tahwolst  hinterm  Ohr,  profuse  Otorrhöe;  grosse  In- 
«BOQ,  Eataplasmen,  Morphium,  Fieber  durch  Chinin  ver- 
aiBdert.  31.  October:  Neuritis  optici,  Fieber  massig. 
7.  Kovember :  Fieber  heftiger,  Schmerz  in  Ohr  u.  Hinter- 
kipf;  Granulationen  an  der  hintern  Gehörgangswand; 
pKer  Abscess  am  Hinterhaupt,  nach  Spaltung  dessel- 
ki  Entleerung  grosser  Massen  Eiter.  Unter  Gebrauch 
KB  Chinin,  Kataplasmirung  und  Drainage  leidlicher  Zu- 
^al  Am  13.  November  Zunahme  der  Schwellung  hin- 
kr  dem  Ohre ;  erneute  ausgiebige  Spaltung,  wobei  eine 
PMe  zum  Antmm  f&hrende  Fistel  blossgelegt  und  die 
Gnmnmikation  mit  dem  Gehörgang  hergestellt  wurde. 
Oedem  der  Augenlider  und  der  rechten  Gesichtshälfte  in 
da  nächsten  Tagen,  bedeutende  Schwellung  der  Sehner- 
Teaitapuie.  Die  Anschwellung  ging  langsam  zurück,  das 
^ber  schwand,  der  Nackenabscess  vernarbte,  nach 
■toialiger  Entfernung  polypöser  Wucherungen  hörte 
^Otorrhöe  auf,  ohne  Verschluss  der  Perforation,  die 
Koockenfistel  schloss  sich  nach  Entfernung  des  Drainage- 
>>^  10.  April :  Allgemeinbefinden  gut,  Sehnervenpapille 
Mrmal. 

Trotz   Fehlen    der    gewöhnlichen    Symptome 

^nostksirte  E.  eine  Meningitis  basilaris ;  die  Ge- 

'Mtosehweliung  betrachtet  er  als  em  leichtes^  vom 

l^nigns  ausgehendes  Erysipel  [?]. 

4)  Ein  21 J.  altes  Fräul.,  mit  doppelseitiger  Otorrhöe 
*tt  Kindheit  behaftet,  hatte  schon  1874  rechts  einen 
VmtiA  Trommelfelldefekt  mit  geringer  Eiterung,  links 


dagegen  profuse  Otorrhöe  und  grosse  Perforation  am 
Obern  Rand,  durch  welche  eine  Granulation  wucherte, 
nach  deren  mehrmaliger  Entfernung  die  Otorrhöe  vsich 
mässigte.  21.  Decbr.  1878:  Seit  14  T.  Ohrenschmerz, 
Fieber,  leichtes  Frösteln ;  rechts  grosse  trockene  Perfo- 
ration, links  eine  kleine  mit  geringem  Ausfluss,  Stauungs- 
hyperämie der  Netzhautvenen.  Unter  Anwendung  vou 
Morphium  und  Chinin  blieb  das  Fieber  in  den  nächsten 
Tagen  massig,  bald  jedoch  Steigerung  des  Fiebers,  hef- 
tiger Kopfschmerz,  Trübung  des  Bewusstseins ;  Böthung 
und  Schwellung  des  Warzenfortsatzes  (Wilde 'scher 
Schnitt  ohne  Erleichterung),  Convulsionen,  ausgeprägte 
Neuritis  opt.  beiderseits,  Bewusstlosigkeit,  Tod. 

E.;  der  erst  am  Todestage  zur  Consultation  zu- 
gezogen wurde,  vermuthet  auf  Grund  der  wieder- 
holten Wucherung  von  Granulationen  durch  die  Per- 
forationsöffnung  des  Trommelfells,  dass  schon  1874 
Caries  des  Tegmen  tymp.  bestanden  habe,  und  hält 
eine  Basilar  -  Meningitis  mit  Sinus  -  Thi'ombose  als 
Todesursache  für  wahrscheinlich.  Er  führt  aus  dem 
Werke  von  A 1 1  b  u  1 1  (on  the  use  of  the  ophthalmos- 
cope  etc.)  kurz  2  Fälle  von  Himerkrankung  nach 
Otit.  med.  purul.  an,  in  denen  Neurit.  opt.  bestand, 
und  die  beide  tödtlich  endeten. 

Die  Auseinanderhaltung  der  Thrombose,  Menin- 
gitis und  Abscessbildung  nach  Otit.  med.  macht  am 
Krankenbett  oft  Schwierigkeiten,  da  sie  eine  Summe 
von  Erscheinungen  gemeinsam  haben.  Die  3  fol- 
genden Beobachtungen  hält  Eretschy  (Wien. med. 
Wchnschr.  XXIX.  11.  12)  für  geeignet,  von  je- 
dem der  genannten  Processe  ein  anschauliches  Bild 
zu  geben. 

1)  Otitis  med,,  Sinus -Thrombose.  —  Ein  2SJähr. 
Schmiedegeselle  bekam  vor  8  T.  plötzlich  heftigen  Kopf- 
schmerz, besonders  intensiv  in  Stirn  und  Hinterkopf, 
Hitzegefühl,  Stuhlverstopfung,  Erbrechen.  Am  9.  Nov. 
bestand  eine  eigenthümliche  steife  Kopfhaltung  nach  rück- 
wärts ;  die  geringste  Bewegung  machte  heftigen  Schmerz, 
ohne  dass  ein  bestimmter  Schmerzpunkt  angegeben  wurde ; 
klares  Bewusstsein ;  Temp.  89. 2^,  Puls  96.  10.  Nov. : 
starker  Schüttelfrost.  11.  Nov. :  Schmerz  im  Nacken  und 
der  linken  Halsseite  im  Verlauf  der  Vena  Jugularis.  In  den 
nächsten  Tagen  Tympanitis  abdominal.,  Schwellung  der 
Milz,  und  Leber,  leichter  Ikterus,  Miliaria  purul.  auf  dem 
Rücken,  viel  Durst,  enormer  Schweiss,  Schmerz  in  der 
linken  Schulter,  jedoch  Nachlass  'der  Kopf-  und  Nacken- 
schmerzen ;  Bewusstsein  erhalten  bis  einige  Stunden  vor 
dem  Tode,  der  am  18.  Nov.  eintrat.  Sektion,  Cholestea- 
tomatöse,  von  Eiter  umspülte  Massen  in  der  Paukenhöhle, 
Trommelfell  völlig  zerstört,  Thrombose  einer  Schläfenbein- 
vene, des  Sin.  jugul.  s.  und  transv.  mit  jauchigem  Zer- 
fall des  Pfropfes;  Vereiterung  der  vordem  Wand  des 
Sin.  jugul.  mit  oberflächlicher  Nekrose  der  linken  Felsen- 
beinpyramide im  Bereich  des  Sinus ;  jauchige  Entzündung 
der  linken  Vena  jugul.  int. ;  Abscess  am  linken  Schulter- 
gelenk, Metastase  in  der  Lunge,  Pleuritis. 

2)  Typhus  entericusy  Otit,  med.,  Meningitis,  —  Ein 
20jähr.  Mädchen  erkrankte  an  Diphtheritis  der  Labien, 
woran  sich  ein  typhöser  Process  mit  hypostatischer  Pneu- 
monie in  der  2.  und  Meläna  in  der  3.  Woche  anschloss. 
3.  Nov. :  Otit.  med.  c.  perfor.,  danach  Minderung  des  Fie- 
bers und  Besserung  des  Allgemeinbefindens;  plötzlich 
neues  Fieber,  reichlicher,  stinkender  Ausfluss ;  28.  Nov. : 
CollapBUB,  Sopor.  29.  Nov. :  Convulsionen  in  den  Extre- 
mitäten, Beaktionslosigkeit  der  erweiterten  Pupillen,  Tris- 
mus.  4.  Dec. :  Nackencontraktur,  Lähmung  der  linken 
Gesichtshälfte,  der  linken  obem  und  untern  Extremität. 
Tod  am  5.  Dec.  Sektion.  Meningitis,  vorzüglich  der  Con- 
vezität  und  an  einzelnen  SteUen  der  Basis ;  linkes  Trom- 


200 


Scharig,  OhrenheOkunde. 


melfell  zerstört,  wenig  Eiter,  typhöse  Narben  im  antern 
Deam. 

3)  Olit.  med,,  Abscess  im  Cerebellum,  Eine  38  J. 
alte  f^au  bekam  vor  20  Jahren  nach  einem  Fall  aaf  den 
Kopf  linkeeitige  Otorrhöe,  die  zwei  Jahre  anhielt,  später 
trat  noch  hier  und  da  leichtes  Ohrenstechen  und  kurz 
dauernder  Ansfluss  auf ;  vor  14  Tagen  sehr  heftiger,  an- 
Iialtender  Kopfschmerz.  13.  Dec. :  Bohrende  Schmerzen 
an  einer  begrenzten  Stelle  der  linken  Hälfte  des  Os  occi- 
pit. ;  Vermehrung  derselben  bei  jeder  Bewegung  des 
Kopfes,  profuse  linkseitige  Otorrhöe  (Otit.  med.  c.  per- 
forat.),  auffallende  Apathie.  Dieser  Zustand  hielt  bis 
zum  21.  Dec.  an,  wo  Sopor  und  Nachmittags  der  Tod  ein- 
trat. Während  des  ganzen  Verlaufs  waren  nur  geringe 
abendliche  Fieberexacerbationen  (38.6®)  vorhanden  ge- 
wesen. Sektion.  Otit.  med.  suppur.  c.  perforat. ;  wall- 
nussgrosser  Abscess  in  der  linken  Kleinhimhemisphäre, 
Erweichung  der  umgebenden  Himsubstanz. 

Während  man  in  Fall  1  im  Beginn  der  Erkran- 
kung an  Typhus  oder  MeningitLs  denken  konnte, 
wurde  die  Diagnose  nach  dem  Schtlttelfrost  durch 
die  Schmerzen  im  Verlauf  der  Vena  jugul.  sicher 
gestellt;  worauf  die  Erscheinungen  eines  pyämischen 
Processes  (Schwellung  der  Leber,  Milz  u.  s.  w.)  ein- 
traten. —  Im  2.  Fall  waren  Sopor,  Convulsionen, 
halbseitige  Lähmung,  welche  Symptome  stetig  zu- 
nahmen, ohne,  wie  bei  Encephalitis  mit  relativem 
Wohlsein  zu  altemiren,  charakteristisch  für  die  Me- 
ningitis. —  Im  Fall  3  stützte  sich  die  Diagnose 
hauptsächlich  auf  den  constanten,  lokalen  Hin- 
terhauptschmerz, verbunden  mit  der  auffallenden 
Apathie. 

Eugen  Fraenkel  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VIU. 

p.  229)  hat  21  im  letzten  Decennium  (seit  1869) 

veröffentlichte  Fälle  von  Himabscesa  in  Folge  von 

Otit.  med.  puruL  zusammengestellt.    Er  selbst  fügt. 

3  Fälle  hinzu,  sowie  2  Fälle,  in  denen  es  sich  um 

Meningitis  handelt. 

1)  Ein  33  J.  altes,  seit  Jahren  schwerhöriges  Dienst- 
mädchen, hatte  sich  oft  das  rechte,  vor  14  Tagen  auch 
das  linke  Ohr  ausgespritzt;  danach  Kopfschmerz,  Schwin- 
del, Erbrechen,  eitriger  Ausfluss;  der  linke  Gehorgang 
stark  verschwoUen.  In  den  nächsten  Tagen  schon  Be- 
nommenheit des  Sensorium,  Steifigkeit  des  Nackens  und 
der  Wirbelsäule,  Abweichung  der  Zunge  nach  rechts, 
plötzliche  Cyanose,  tonische  Krämpfe,  Tod  (am  17.  Tage 
nach  der  Ausspritzung).  Sektion.  Dura-mater  über  dem 
linken  Tegmen  tymp.,  das  schmutziggelb  verfärbt  war, 
jedoch  keinen  Substanzverlust  zeigte,  durch  Eiter  vorge- 
wölbt und  nekrotisch  zerstört;  Sinus  transv.  sin.  durch 
einen  Thrombus  verstopft;  an  mehrem  Stellen,  beson- 
ders in  der  hintern  Schädelgmbe,  fibrinöse  Pseudomem- 
brauen  auf  der  Dura-mater;  im  linken  Schläfenlappen 
über  der  dem  Paukendach  entsprechenden  vorgebnchteten 
Durapartie  ein  kleinhühnereigrosser  Abscess  mit  pjoge- 
ner,  glatter  Membran.  Trommelfell  zerstört,  hintere 
Hälfte  des  Gehörgangs  bis  in  die  Pauke  von  polypösen 
Wucherungen  erfüllt ;  Proc.  mast.  osteosklerotisch. 

Sehr  beachtenswerth  und  zu  grosser  Voi'sicht 
mahnend  ist  der  Beginn  der  Exacerbation  nach  dem 
Ausspritzen ;  denn  dass  es  sich  nicht  um  eine  akute, 
sondern  um  eine  Steigerung  einer  chronischen  Ent- 
zündung handelte,  beweist  der  ganze  Sektionsbe- 
fnnd  des  Ohres,  besondera  der  Ebumisation  des  Proc. 
mastoidens.  Während  nach  L  e  b  e  r  t  die  Abkapse- 
lung eines  Hirnabscesses  erst  in  der  3.  oder  4.  Woche 
erfolgt,   war  dieser  Process  im  vorliegenden  Fall 


schon  binnen  14  Tagen  vollendet  Analoge  F&llc 
von  frühzeitiger  Abkapselung  wurden  von  Lalle- 
m  a  n  d  und  Moos  beobachtet. 

2)  Ein  22Jähr.  Arbeiter  hatte  vor  mehreren  Wochei 
einen  heftigen  Stoss  gegen  die  rechte  Schläfe  erhiUea 
seitdem  Kopfsohmerz,  besonders  im  Hinterkopf.  Y)ie  üb 
tersuchnng  ergab  massiges  Fieber,  sehr  heftigen  Kopl 
schmerz,  Benommenheit,  Urinretention,  troekne  Zun^ 
Somnolenz.  Rasche  Temperatursteigemng  und  Tod  (ao 
4.  Tage  nach  der  Aufnahme).  Sektion.  Im  recht« 
Schläfenlappen  ein  apfelgrosser,  von  fetzigen  Wandangei 
begrenzter  Abscess;  Thrombus  im  Sin.  transv.  dext. 
Dura-mater  aber  dem  Tegmen  tymp.,  das  einen Kaocfaeii 
defekt  mit  zackigen,  missfarbigen  Rändern  seigte,  vei 
dickt ;  an  der  hmtern  Fläche  der  Pyramide  ein  ähnlieba 
mit  dem  vorigen  communicirender  Defekt;  Trommelfd 
verdickt,  aber  ganz  erhalten,  Paukenhöhle  mit  graon 
breiigen  Massen  erfällt. 

In  dem  Mangel  einer  Perfoi*ation  des  Trommel 

felis,  wodurch  Sekretmassen  in  der  Pauke  zurück 

gehalten. wurden   und  ihren  verderblichen  EinfloB 

auf  den  Knochen  ausüben  konnten ,  sieht  Fr.  dii 

Ursache  des  deletären  Ausgangs.     Es  ist  ihm  nidi 

wahrscheinlich,  dass  der  Hirnabscess,  der  eine  a 

wenig  scharfe  Abgrenzung  zeigte,  durch  das  Traimu 

entstanden  sei ;  vielmehr  erfolgte  dadurch  eine  £xa 

cerfoation  des  älteren  Ohrenleidens,  an  die  nch  di< 

Abscessbildung  anschloss. 

3)  Eine  28Jähr.  Arbeiterin  hatte  seit  Kindheit  a 
rechtseitigem  Ohrenfluss  gelitten,  der  in  den  letzta 
Wochen  unter  heftigem  rechtseitlgen  Kopfschmerz  stii 
ker  geworden;  seit  14  Tagen  Yerziehnng  des  Mandi 
nach  Imks.  Bei  der  Aufnahme  war  Pat.  fieberlos  um 
scheinbar  besser,  bald  aber  traten  Zunahme  der  Kop( 
schmerzen,  Erbrechen  und  Urinretention  auf.  Der  recht 
Gehörgang  war  mit  Qrannlationen  erfüllt,  deren  Am 
löffelung  „resnltatlos''  blieb;  leichtes  Fieber,  Somnoleu 
die  in  Koma  überging,  Tod  ca.  6  Wochen  naeh  der  All 
nähme.  —  Sektion.  Im  rechten  Schläfenlappen  ein  kleii 
hfihnereigrosser  Abscess',  eitrige  Basilar-Meningitis.  Di 
Dura  zeigte  über  dem  Dach  der  Pauke  einen  linsengrosB« 
Defekt,  durch  den  man  rauhen  Knoohen  fahlen,  jedod 
nicht  in  die  Panke  gelangen  konnte.  Proe.  mast.  eboi 
nisirt;  Tegm.  tymp.  dnnn,  durchscheinend;  anstatt  de 
Panke  eine  mit  breiigen  Massen  erfüllte  Höhle,  enfestai 
den  durch  Communikation  mit  dem  Yorhof  and  dem  Ai 
trum;  Trommelfell  und  Knöohelehen  fehlten;  nnteriii£ 
des  2.  Knies  des  Canal.  Fallop.  war  die  Pankenwa» 
dieses  Kanals  zerstört  und  der  Kerv  nur  dnroh  eine 
dünnen,  schleimhautälmlichen  Ueberzng  bedeckt.  Offen 
bar  war  die  Facial-Paralyse  in  Folge  von  Oompressio« 
des  Nerven  durch  die  in  der  Höhle  aufgespeicherten  Bi 
sudatmassen  entstanden. 

4)  s.  Maligne  Tumoren  (S.  186). 

5)  Meningitis  in  Folge  roher  ExtrakOonsoerwche  &M 
Fremdkörpers.  Ein  Sjähr.  Mädchen  hatte  sich  emen  Kic 
seistein  in  das  linke  Ohr  gesteckt.  Wiedwholte  Extrsk 
tionsversnche  mit  und  ohne  Chloroform-Narkose  führtei 
nicht  zum  Ziel ;  das  Kind  starb  an  Meningitis,  die  iinte 
äusserst  heftigen  Symptomen  verlief.  Sektion.  In  de 
Panke  ein  Steüi  von  keilförmiger  Oestalt  durch  das  ler 
störte  Trommelfell  durchgedrückt ,  Qehörgangswand  t^ 
Eiter  und  fetzigen  Gewebsresten  bedeckt ,  Paukealiöhle 
Antr.  mast.  und  Warzenzellen  mit  Eiter  erfüllt,  Pauken 
Schleimhaut  stark  geröthet,  von  den  Knochenw&oden  ai 
mehreren  Stellen  losgelöst,  Knöchelchen  dislocirt ;  in  dei 
Gegend  des  Annnl.  tymp.  die  Gehörgangswande  ao^ 
brechen  [!],  Steigbügel  aus  dem  ovalen  Fenster  gelost, 
vom  Band  des  letzteren  ein  Knochenstüokcken  abge- 
sprengt [I] ;  kein  Eiter  im  Vorhof.  Eitrige  CoavexiiSts- 
Meningitis. 


Schnrigy  Ohrenheilkunde. 


201 


Die  Uebertngiing  der  Entzündung  aof  den 
Sehildelinhalt  mag,  wie  Fr.  vermathet,  darch  die  die 
Fi8s.petros(HBqamo8a  durchdringenden  Venen  erfolgt 
sein.  Auffallend  bleibt  es,  dass  die  Himbasis  an  der 
Eotzflndung  absolut  nnbetheiligt  geblieben  war. 

Alb.  Burkhardt-Merian  (Arch.  f.  Ohkde. 
XIY.  p.  175)  theilt  das  Ergebniss  der  von  ihm  an- 
gestellten Untersuchung  der  Schläfenbeine  mit,  welche 
TOD  4  Kr.  stammten,  die  an  Otitis  pumlenta  verstor- 
ben, aber  nicht  von  ihm  selbst  behandelt  worden 
firen. 

1)  Ein  19Jalir.  Mädchen,  seit  Kindheit  an  Unkseitiger 
Otorrhöe  leidend ,  hatte  seit  10  T.  heftigen  Kopfschmerz, 
Fiwt,  dyspeptisehe  Erscheinongen.  Im  Qehdrgang  poly- 
pöee  Waeheningen.  Tod  unter  meningitischen  Sympto- 
nen.  Sektion:  an  der  linkseitigen  Himbasis,  rückwärts 
TND  Chiasma  eine  SteUe  der  Pia-mater  eitrig  inflltrirt ; 
Trigeminns,  Aonstiocis  nnd  Facialis  der  linken  Seite  in 
fiter  eingebettet ;  Dora-mater  auf  der  Rückfläche  des  lin- 
toi  Felsenbeins  verdickt  und  grünlich  verfärbt ;  Throm- 
tas  ha  Sm.  petros.  sin. ,  Snlcos  desselben  fein  durch- 
Belwrt,  von  hier  eine  Sonde  direkt  ins  Antr.  mast.  ein- 
nfohren.  Die  Paoke  war  mit  grannlösen  Wacherangen 
crfnilt;  ein  grosser  vom  Promontorium  entspringender 
PidTp  durch  das  Trommelfell  in  den  Gehörgang  vorge- 
laduen ,  den  er  völlig  Verlegte ;  ein  kleinerer  Polyp  er- 
iheckte  sieh  in  die  Tuba-Mündung.  Stapes  erhalten; 
Aatmm  klein ,  an  seiner  innem  Wand  nekrotisch  mit  fei- 
kh,  naeh  dem  Sin.  petros.  sup.  führenden  Löchern.  Die 
WanenzeDen  fehlten  vollständig. 

Abgesehen  von  dem  nicht  gewöhnlichen  Wege, 

ia  der  ESter  znm  Gehirn  genommen,  lehrt  der  Fall, 

iaas  bei  mdimentärer  Entwicklung  des  Antrum  die 

operative  ErOffiiung  desselben  von  aussen  unmöglich 

lem  kann. 

2)  Ein  ^ähr.  Kind ,  seit  8  Wochen  erkrankt  an  Er- 
keehen,  Delirien ,  leichtem  Exanthem  an  Gesäss  und 
Annen,  eitrigem  Ausfluss  aus  Nase  nnd  linkem  Ohr,  be- 
bm  SchweUong  des  Proc.  mast.,  Krämpfe,  Zähneknir- 
Kkea,  Trübung  des  Sensorium,  Apathie.  Incision  hinter 
te  Ohr.  Der  Knochen  war  entblöest  \  beim  Einspritzen 
k  die  Wunde  wurden  Eitennassen  aus  Gehörgang  und 
Ibse  entleert,  ohne  dass  die  GommunikationsÖflfnung  auf- 
oflsden  war.  Otorrhöe  auch  rechts ;  Wunde  hinter  dem 
Inken  Ohr  gangränös,  Convulsionen ;  plötzlich  Tod,  3  W. 
neh  der  Anfnahme.  Sektion:  ehron.  Mittelohreiterung 
bkfl,  Caries  der  Pauke  und  der  Warzenzellen ,  Nekrose 
eineB  Stückes  der  häatigen ,  äussern  Shiuswand ,  der  De- 
fekt durch  einen  Thrombus  im  Sinns  ausgefüUt ,  die  ent- 
ipeehende  Stelle  im  Sulcus  rauh  und  fein  durchlöchert. 
^  Proc.  mast.  erschien  naeh  Wegnahme  der  äussern 
Sehale  in  eine  grosse  Höhle  verwandelt ,  in  welche  die 
toblöcherte  Sulcuswand  convex  hereinragte,  und  aus 
welcher  durch  eine  in  der  hintern  Meatuswand,  auch 
>nter  das  Periost  des  WarzenfortBatBes  sich  fortsetzende 
Bpitte  der  Eiter  naeh  aussen  gelangt  war.  —  Meningitis 
tabereiliosa.  —  Käsige  Pneumonie.     Pyo-Pneamothoraz. 

FaU  3  und  4  siehe  unter :  lethaler  Ausgang  durch 
liragen-Affektionen. 

Einen  interessanten  Fall;  in  dem  chronisch-eitrige 

MiUelohrentzündimg  u.  Gehimabscess  unabhängig 

»eben  einander  bestanden,    erzählt  J.  Michael 

(ZtBchr.  f.  Ohkde.  VIU.  p.  303). 

Efai  31  J.  alter  Zimmermann  hatte  vor  9  J.  einen 
Belägen  Stoss  gegen  die  linke  Schläfe  erhalten ,  wonach 
V 5  Stunden  bewusstk»  geblieben  war,  sich  jedoch  aU- 
■ilig  wieder  erholt  und  keine  Beschwerden  ausser  zeit- 
^fXSg  auftretendem  linkseitigen  Kopfschmerz  mehr  ge- 

Med,  Jahrbb.  Bd.  191,  Bit.  2. 


fühlt  hatte.  Seit  2  Jahren  bestand  doppelseitige  Otorrhöe. 
Seit  einigen  Tagen  waren  die  Kopfschmerzen,  die  sich 
nach  und  nach  über  den  ganzen  Kopf  hinwegzogen ,  sehr 
heftig  aufgetreten.  Befund  am  10.  Nov. :  Starkes  Druck- 
gefühl  in  Mitte  des  Kopfes,  Benommensein,  Unvermögen, 
sich  anf  eine  Anzahl  von  Worten  zu  besinnen ,  Bewegun- 
gen des  Kopfes  aktiv  und  passiv  ersehwert ,  Gesicht  ge- 
röthet,  Augen  glänzend,  Pupillen  ungleich,  träge  rea- 
girend,  Leib  eingezogen,  Stahl  retardirt.  Puls  100, 
Temperatur  37. 4^.  Beiderseits  grosse  Perforationen, 
wuchernde  Granulationen  in  den  Paukenhöhlen.  Nach 
Abtragung  einiger  derselben  kurz  dauernde  Erleichterung 
(Galomel,  Blutegel,  Eisblase). 

Unveränderter  Zustand  während  der  nächsten  Tag« ; 
am  16.  Nov.  tonischer  Krampfonfall ,  Irrereden,  hoch- 
gradige Benommenheit ,  starke  Schmerzen  bei  jeder  Be- 
wegung, steife  Rückenlage  (spinale  Meningitis),  Delirien, 
Tod  am  folgenden  Tage.  Sektion:  Grosse  mit  dicker 
Wandung  ausgekleidete  Abscesshöhle ,  die  einen  grossen 
Theil  des  Schläfenlappens  und  einen  Theil  des  hintern 
Lappens  einnahm  und  mit  dem  Ventrikel  communicirte, 
der  den  gleichen  eitrigen  Inhalt  zeigte  wie  die  Abscess- 
höhle. Pia  an  der  Basis  u.  dem  verlängerten  Marke,  sowie 
in  den  Wirbelkanal  hinein  eitrig  inflltrirt ;  die  Sinus  intakt ; 
Tegm.  tymp.  linkerseits  leicht  grünlich  verfärbt,  Dura 
normal.  Paukenhöhlen  beiderseits  mit  polypös  entarteter 
Schleimhaut  ausgekleidet;  Warzenzellen  mit  Eiter  erfüllt ; 
Schläfenbeinknochen  beiderseits  gesund. 

M.  hatte  die  Diagnose  auf  Cerebral-Meningitis 
in  Folge  Durchbruchs  eines  durch  das  Trauma  ent- 
standenen Himabscesses  gestellt ,  und  zwar  wurde 
auf  letztem  aus  den  nach  dem  Trauma  zurückgeblie- 
benen Kopfschmerzen  geschlossen,  während  das 
rasche  Auftreten  der  schweren  Gerebral-Symptome 
einen  Durchbruch  des  Abscesses  vermuthen  liess. 
Der  absolut  fieberlose  Verlauf  der  Cerebrospinal- 
Meningitis  gehört  gewiss  zu  den  grössten  Selten- 
heiten. 

LethaUn  Ausgang   in  Folge   von  Otit.  med. 

puruL  durch  Lungenaffektionen  beobachtete  Alb. 

Burkhardt-Merian    (Arch.    f.   Ohkde.   XIV. 

p.  181)  bei  einem  T^ajähr.  Mädchen,  welches,  1/4 

Jahr  alt,  an  linkseitiger  Otorrhöe  mit  Schwellung 

des  Proc.  mast.  erkrankt  war. 

Befund  am  22.  October :  Diffuse  Schwellung  um  das 
linke  Ohr ,  besonders  auf  dem  Proc.  mast. ;  keine  Fluk- 
tuation; bei  Druck  blutiger  Eiter  aus  dem  Meatas  entr 
leert.  10.  Dec. :  Tiefe  Incision  bis  auf  den  cariosen  Kno- 
chen. 17.  Jan. :  In  der  Tiefe  der  Fistel  auf  dem  Proc. 
mast.  beweglicher  Knochen  fühlbar ,  übelriechende  Eite- 
rung. 11.  Febr. :  Völlige  Dampf ang  auf  der  rechten 
Lunge.  Tod  am  8.  März.  Sektion:  Pia-mater  odematos ; 
etwas  Flüssigkeit  an  der  Basis  cranii.  Chron.  Tuberku- 
lose der  Langen ,  rechts  abgesacktes  Empyem.  An  der 
Schuppe  über  dem  Meat.  ext.  eine  vollkommene  Knochen- 
lücke; in  derselben  ein  in  Qranulationen  eingebettetes 
loses  Knochenblättchen ;  Trommelfell  zerstört,  Pauke  mit 
Qranulationen  erfüllt;  Ambos  und  Hammer  nekrotisch, 
Stapes  in  normaler  Lage ;  vom  Antrum  führte  eine  Kno- 
chendstel,  deren  oberen  Rand  der  genannte  Sequester 
vom  Scheitelbeine  bildete ,  direkt  nach  aussen ;  Periost 
um  die  Fistelöffnung  in  weiterem  Umfange  losgelöst. 

Frühzeitige  Eröffiiung  u.  Auslöffelung  des  Proc. 
mast.,  ehe  es  zu  Seqnesterbildung  kam ,  hätten  viel- 
leicht das  Leben  erhalten  können. 

Ein  2.  Fall  betrifft  ein  2*/^ jähr.  Mädchen ,  wel- 
ches vor  Va  ^^^^^  6>°6°  ^^^  A^  ^^"  ^^P^  erlitten 

26 


202 


Sc  hur  ig,  Ohrenheilkunde. 


hatte,  woraof  Ohreneiterung  mit  Schwellung  des 
Proc.  mast.  aufgetreten  war. 

Beftind  am  23.  Febr. :  Blasses,  leidendes  Aussehen, 
stinkende  linkseitig^e  Otorrhoe,  floktnirende  Geschwulst 
hinter  dem  Ohr,  sowie  über  dem  linken  Tuber  frontale. 
Incision  hinter  dem  Ohr ,  cariöser  Knochen ,  Qehörgang 
stark  verschwollen.  Unter  copiöser  Eiterung  aus  der  In- 
cisionswunde  und  geringer  Absonderung  ans  dem  Ohr  er- 
folgte am  1.  März  Collapsns  und  Tod.  Sektion:  Pia  Öde- 
matös ,  Dara  auf  dem  linken  Felsenbein  nur  locker  ange- 
heftet, geröthet  nnd  verdickt ;  käsiger  Herd  In  der  Lunge, 
Tuberkulose  der  Pleura ,  Peritonitis  tuberculosa.  Caries 
des  12.  Ruckenwirbels,  Psoas  -  Abscess.  Tronunelfell, 
ELammer  und  Ambos  nicht  mehr  vorhanden.  Meatns  mit 
Granulationen  erfüllt,  Caries  desAntrnm  mit  beginnender 
Seqnesterbildnng  an  dessen  äusserer,  oberer  und  hinterer 
Wand ;  keine  Thrombose. 

Pat.  erlag  der  allgemeinen  Taberknlose;  be- 
merkenswerth  ist  das  Fehlen  der  Thrombose,  ob- 
schon  der  Boden  des  Sin.  transv.  in  der  grossem 
Hälfte  der  Fossa  sigmoid.  in  den  Erankheitsprocess 
hineingezogen  war. 

Obschon  in  den  meisten  Fällen  ein  lethales  Ende 
bei  der  Otit.  med.  puml.  entweder  durch  Fortleitung 
der  Entzündung  auf  das  Gehirn  oder  durch  Phlebitis 
nnd  Pyämie  herbeigeführt  wird,  so  ist  doch  nach 
Williams  in  Cincinnati  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VIII. 
p.  175)  in  vielen  Fällen  die  eigentliche  Todesursache 
nnklar,  da  manche  Symptome,  die  der  Pyämie  und 
andern  Krankheiten  gemeinsam  sind,  vorhanden  sein 
können ,  ohne  dass  Pyämie  im  engem  Sinne  bestan- 
den hat.  Als  Beweis  dafür  wird  folgender  Fall  an- 
geführt. 

Ein  6jähr.  Knabe  hatte  seit  mehreren  Jahren  an 
intermittirender ,  linkseitiger  Otorrhoe ,  einmal  mit  Ab- 
scessbildung  auf  dem  Proc.  nuist.  gelitten.  Vor  3  Wochen 
Ohrenschmerz  und  Fieber,  bald  danach  Ausfluss;  die 
Untersuchung  ergab  eine  fluktuirende  Geschwulst  auf 
dem  Proc.  mast.,  nach  deren  Incision  die  Sonde  in  eine 
Höhle  des  Knochens  8—10  Linien  tief  gelangte ;  Tronmiel- 
fell  perforirt.  Nach  1  Woche  kam  der  Kr.  wieder  mit 
Fieber,  hatte  Schüttelfröste  gehabt  (Chinin),  die  sich 
während  der  nächsten  Woche  in  leichterem  Qrade  wieder- 
holten. Die  Respiration  wurde  beschleunigt,  der  Ausfluss 
hörte  auf,  die  Umgebung  des  Ohrs  war  trocken  und  heiss ; 
Rasseigerausch  auf  der  Brust ,  links  hinten  Dämpftmg,  in 
der  rechten  Infraazillargegend  metallisches  Klingen,  all- 
mälig  über  die  ganze  rechte  Seite  t3rmpaniti8Cher  SchaU 
bei  grosser  Athemfrequenz ;  Ohr  undOeifhung  im  Warzen- 
fortsatz immer  trocken ;  keine  meningitischen  Symptome. 
Tod  in  der  4.  Woche  nach  der  Aufiiahme.  Sdttion:  Qe- 
him  normal ;  Warzenfortsatz  und  Mittelohr  in  eine  grosse 
Höhle  verwandelt,  die  mit  käsigen  Massen  erf&llt  war 
und  nach  vom  direkt  mit  2  in  die  Vena  maxiU.  int.  mfin- 
denden  kleinen  Venen  communicirte ;  in  den  Lungen  eine 
grosse  Anzahl  kleiner  Abscesse  von  Gerstenkorn-  bis 
Haselnussgrösse ;  rechte  Lunge  zusammengedrückt ,  Luft 
und  wenig  Flüssigkeit  im  Pleurasack.  Herz,  Leber,  Nie- 
ren normal  [Milz?  Ref.] 

W.  nimmt  an,  dass  der  Tod  durch  die  bedeuten- 
den j  in  Folge  von  Embolie  entstandenen  Verände- 
rungen im  Lungengewebe  y  durch  Pneumonie  und 
Pneumothorax  herbeigefOhrt  sei. 

D.  Diagnostik. 

Meilioden  zur  Bestimmung  der  Hörschärfe. 
—  üeber  vorstehendes  Thema  hielt  Magnus  (Con- 
gres  iutem.  des  Sc.  m^.  Amsterdam  1879)  einen  Vor- 


trag/dessen  wesentlicher  Inhalt  in  folgenden  Schlu8»> 
Sätzen  znsammengefasst  ist. 

1)  Die  Brauchbarkeit  einer  Methode  zur  Be- 
stimmung der  Hörschärfe  ist  nach  dem  Zweck  der| 
Untersuchung  und  nicht  nach  idealen  AnforderungeU] 
zu  beurtheilen.    Universal-Hörmesser  giebt  es  nicht  1 

2)  Die  £inwu*kung  unperiodischer  Schallwellen 
(Geräusche)  kann  auf  ein  einzelnes  Gehörorgan  — 
rechtes  oder  linkes  Ohr  —  beschränkt  werden ;  ein- 
fache periodische  Schwingungen  (musikalische  Töne) 
nicht  mit  derselben  Sicherheit. 

3)  AerzÜiche  Zwecke  erfordern  zur  Begrfindung' 
der  Diagnose  solche  Methoden  ^  durch  die  man  die 
Hörschärfe  bei  Luftleitung  mit  derjenigen  bei  Kopf-  \ 
knochenleitung  vergleichen  kann. 

4)  Hörmesser  zur  Begründung  der  Prognose  nnd 
zur  Controle  der  Therapie  erfordern  constante  Schall- 
stärken (Politzer,  Uhr). 

5)  Das  brauchbarste  Instrument  zur  Hörmessung 
f&r  den  prakt.  Arzt  ist  ein  Uhrwerk  mit  Hemmunga- 
vorrichtung. 

6)  Alle  Hörmessungen  sind  durch  subjektive 
Emflttsse  (Aufmerksamkeit,  guter  Wille,  Alter,  Bil- 
dung) und  durch  objektive  (Nebengeräusche,  ^um- 
lichkeit  etc.)  mehr  oder  weniger  beeinträchtigt  und 
haben  nur  relative  Sicherheit« 

7)  Jeder  Arzt  mnss  eine  mittlere  normale  Hör- 
distanz für  seine  Verhältnisse  sich  feststellen ,  die  er 
mit  Eins  bezeichnen  mag.  Die  Resultate  der  Hör- 
messung sind  ohne  Rücksicht  auf  die  Methode  als 
Bruchtheile  von  Eins  zu  bezeichnen. 

Zur  Hörprüfung  mittels  des  Telephons  smd 
mehrfach  Methoden  angegeben  worden.  —  Koer- 
ting  (Deutsche  milit.-ärztl.  Ztschr.  VIU.  p.  337) 
suchte ,  zunächst  wohl  fftr  milit.-ärztl.  Zwecke ,  das 
^«/Z^sche  Telephon  f&r  akumetrische  Zwecke  brauch- 
bar zu  machen,  indem  er,  elektrische  Ströme  als 
Schallquelle  benutzend,  dieselben  durch  das  Tele- 
phon dem  Ohre  zuleitete.  Der  Hanptvortheil  der 
Methode,  wegen  deren  Einzelheiten  das  Origbial 
nachzulesen  ist,  besteht  darin,  einen  Schall  mit  cou- 
stanter  Schwingnngsfrequenz  nach  seiner  Intensität 
genau  abzustufen.  Derjenige  Schall ,  welcher  von 
dem  normal  Hörenden  gerade  noch  als  continuir- 
liches  Schnurren  vernommen  wird ,  wenn  das  Tele- 
phon eben  die  Ohrmuschel  berührt  (16 — 20Schwm- 
gungen)  wurde  als  Minimalleistnng  des  normalen 
Ohres  angenommen  und  von  hier  aus  die  Schallinten- 
sität durch  Einschalten  messbarer  Widerstände  mit- 
tels des  Rheochords  in  beliebig  grossen  Sprüngen 
vermehrt.  Die  von  E.  vorgenommenen  Untersuchun- 
gen (an  283  Personen)  erstreckten  sich  auf  mono- 
tische  und  diotische  Prüfungen,,  auf  Lokalisation  des 
diotisch  wahrgenommenen  Schidles  und  auf  die  Em- 
pfindung der  Intensitäts  -  Schwankungen.  Die  dio- 
tischen  Prüfungen  bestätigten  die  schon  von  Andeni 
gemachte  Beobachtung,  dass  die  Schallempfinduog 
beider  summirter  Ohren  etwas  feiner  ist,  als  die 
jedes  einzelnen.  Bezüglich  der  Lokalisation  des  dio- 


r 


Sohnrigy  Ohrenheükande. 


a03 


Ügehea  HdieDS  wurde  die  TonempfindaDg  in  fast 
allen  F&llen  in  die  Median-Ebene  des  Kopfes  ver- 
legt; das  Gefühl  der  Zunahme  der  Schallempfindung 
wir  am  so  unsicherer  ^  je  langsamer  der  Schall  ver- 
atilrkt  wurde,  um  so  empfindlicher ,  je  näher  der 
Hörschwelle  (dem  0-Punkt)  des  Ohres  die  Schall- 
iotensität  lag.  K.  schlägt  eine  Skala  der  Hörschärfe 
m,  bei  welcher  die  Zahl  der  Rheochord- Widerstände 
JUS  Eiotheünngsprincip  zu  Grunde  gelegt  wird  und 
fdefae  den  zunächst  in's  Auge  gefassten  milit-ärztl. 
Bedttifiiisseii  wohl  genügen  mag. 

P  r  e  n  8  8  e  ( Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  [phys.  Abth.] 
3  a.  4.  p.  377)  benutzte  das  Telephon  zur  Erkennung 
timiiger  Taubheit.  Er  stützt  seine  Methode  auf  die 
fon  Thompson  u.  A.  gemachte  Wahrnehmung, 
daas,  wenn  zwei  Telephone  in  den  Kreis  einer  gal- 
Tiniseben  Kette  eingeschaltet  und  gleichzeitig  an 
beide  Ohren  gelegt  werden,  die  zu  einem  akustischen 
BOde  vereinigte  Gehörsempfindung  in  die  Median- 
Ebeoe  des  Hinterkopfs  verlegt  wird.  Um  diese  Be- 
obachtung zum  Nachweis  unbewusster  oder  bewuss- 
ter  oder  auch  simulirter  einseitiger  Taubheit  zu  ver- 
wertben ,  bedarf  es  einer  Vorrichtung  (s.  Original), 
welche  gestattet,  den  elektr.  Strom  beliebig  durch 
jedes  Telephon  Ar  sich  oder  durch  beide  zugleich 
m  leiten,  ohne  dass  der  zu  Untersuchende  es  merkt. 

E^e  weitere  Verwendung  fand  das  Telephon  in 
kmAudicmeterdeaProL  Hughes,  das  von  Ben- 
jamin W.  Riohardson  (Med.  Times  and  Gaz. 
Hty  24.)  in  der  Royal  Soo.  demonstrirt  wurde.  Das 
Ivtnunent  besteht  aus  2  Leelanchi^Bchea  Elemen- 
ten and  einem  mikrophonischen  Stift,  der  mit  den 
dementen  und  2  feststehenden  Widerstandsrollen 
lobunden  ist,  femer  aus  einer  Induktionsrolle  (100 
Mk.  Draht),  deren  finden  an  einem  Telephon  be- 
faitigt  sind.  Die  Induktionsrolle  ist  an  einem  zwi- 
sehen  den  feststehenden  Bollen  (zu  6  und  100  Mtr. 
Dnht)  befindlichen ,  von  0—200  graduirten  Stabe 
Tenehlebbar.  Wird  nun  die  Induktionsrolle  an  dem 
Me  verschoben,  so  entsteht  durch  den  Stift  ein  Ge- 
liosch,  dessen  Intensität  bei  200  gross  genug  ist, 
M  von  jedem  nicht  absolut  Tauben  gehört  zu  wer- 
den, während  bei  0  absolute  Stille  im  Telephon 
bemeht;  es  kann  nun  die  Schallintensität  von  0  bis 
200  beliebig  gesteigert,  resp.  abgeschwächt  und  an 
kr  Nummer  des  graduirten  Stabes  abgelesen  wer- 
^  Bei  mit  dem  Instrument  angestellten  Versuchen 
bod  R.  unter  Andern,  dass  auch  die  Respiration  auf 
^  Hören  fiinfluss  habe,  und  man  bei  angehaltenem 
Atbem  und  gef&llten  Lungen  etwas  besser  höre;  die 
BQBten  Menschen  hören  rechts  etwas  besser  als 
link«,  obsohon  es  hiervon  viele  durch  Gewohnheit 
nd  Besdiäftignng  bedingte  Ausnahmen  giebt ;  auch 
doFdi  den  atmosphärischen  Druck  wird  die  Hör- 
äUgkeit  beeinflusst.  R.  empfiehlt  das  Audiometer 
n  Untersuchung  von  Personen ,  von  denen  beson- 
dere Schärfe  des  Gehörs  erfordert  wird  (Bahnbeamte, 
SehfldwBchen  u.  s.  w.),  zu  Untersuchung  Ohrenkran- 
^  [?],  zu  Bestimmung  des  Nutzens  eines  künst- 
lieken  Tlrommelfells  u.  s.  w. 

L 


.  Lennox  Browne  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VIII. 
p.  362)  hebt  hervor,  dass  der  0-Punkt  des  fragl. 
Instruments  absolut  und  nicht  individuell  sei ,  da  er 
auf  einem  festen  Gesetz  elektrischer  Induktion  be- 
ruhe; der  Hörmesser  sei  geeignet,  eine  Norm  fttr 
Hörschäife  überhaupt  zu  bieten,  nicht  nur  bei  Schwer- 
hörigen; jeder  Grad  der  Skala  repi*äsentlre  einen 
genau  bestimmbai*en  Grad  elektrischer  Kraft,  die  mit 
andern  Kräften  vergleichbar  sei.  —  In  der  bei  der 
Versammlung  der  Brit.  med.  Assoc.  an  L.'s  Mitthei- 
lang  sich  knüpfenden  Diskussion  wurde  entgegen- 
gehalten ,  dass  das  Audiometer  die  Prüfung  mittels 
der  Sprache  nicht  zu  ersetzen  vermöge  und  für  den 
Ohrenarzt  nur  geringen  Wei-th  habe,  bevor  nicht  die 
Beziehungen  zwischen  dem  Instinimente  und  der 
menschl.  Sprache  .festgestellt  sei. 

Thomas  Barr  (Glasgow  med.  Journ.  XII. 
p.  265.  Oct.)  behandelt  in  klarer  und  ansprechen- 
der Weise  die  Bedeutung  der  Stimmgabel  fiir  die 
Diagnose  von  Oftrenkrank/teiten,  ohne  jedoch  etwas 
Neues  zu  bieten. 

Einen  elektrischen  Spiegel  construlrte  H  e  d  i  n  - 
ger  (Deutsche  med.  Wchnsohr.  V.  7).  Derselbe 
besteht  aus  einem  fein  polirten  silbernen  Hohlspiegel, 
in  dessen  Focus  mit  Hülfe  einer  modificirten  Bun- 
s^n'schen  Chromsäurebatterie  ein  Platindraht  zum 
Glühen  gebracht  wird.  Je  nach  der  zu  beleuchten- 
den Lokalität  muss  der  Hohlspiegel  durchbohrt  sein, 
so  fttr  die  Untersuchung  der  Ohren  und  der  Nase 
von  vom ,  oder  undurchbohrt  für  den  Nasenrachen- 
raum und  den  Kehlkopf.  Als  besondere  Vorzüge 
betont  H.  die  EinfÜhrnng  der  Lichtquelle  in  unmittel- 
bare Nähe  des  zu  beleuchtenden  Organs,  die  geringe 
Umständlichkeit  bei  Vorhandensein  einer  Batterie 
und  die  schöne,  völlig  ausreichende  Beleuchtung. 

Diagnose  von  Pilzen  im  Ohr.  —  Auf  einen 
hierbei  leicht  möglichen  Irrthum  macht  E.  Cress- 
well  Baber  (Brit.  med.  Jouni.  March  22.)  auf- 
merksam. Er  fand  nämlich  beim  Ausspritzen  von 
Ohren,  die  keine  Symptome  von  Pilzkrankheit  boten, 
mehrmals  schwarze  Körper  im  Spritzwasser,  die  bei 
mikroskop.  Untersuchung  Mycelium  und  Pilzsporen 
enthielten.  Er  schloss  hieraus,  dass  dieselben  der 
Spritze  entstammen  müssten ,  und  fand  in  der  That 
an  dem  ledernen  Stempel  der  Spritze,  der  öfters  ge- 
ölt worden  war,  Massen,  die  Mycelium  und  Sporen 
(wahracheinlich  Penicillium)  enthielten. 

D.    Therapie. 

Allgemeines. 

Nutzen  der  Mineralwässer  in  der  Behandlung 
von  Ohrenkrankheiten.  —  Ladreit  de  Lachar- 
riöre  (Ann.  des  malad,  de  roreille  etc.  V.  p.  125. 
Juillet)  ist  der  Ansicht,  dass  Ohrenerkrankungen, 
selbst  solche,  die  durch  eine  Gelegenheitsursache, 
wie  Erkältung,  Trauma  u.  s.  w.  entstanden  sind, 
deshalb  so  leicht  chronisch  werden,  weil  der  fiinfluss 
der  Diathesen  (Scrofeln,  Gicht,  Rheumatismus,  Her- 
petismus,  Syphilis)  an  keinem  andern  Organe  in  so 
auffallender  Weise  sich  kundgiebt,   obschon  es  in 


^ 


204 


Scharigy  Ohrenheilkimde. 


manchen  Fällen  nicht  leicht  sein  mag,  die  Natur  der 
betreffenden  Diathese  festzustellen.  Hier  bieten  die 
Heilquellen  bei  passender  Auswahl  ein  ,yUnyergleich- 
lich  mächtiges  Hülfsmittel'^  So  wird  bei  scroful. 
oder  syphilit.  Otorrhöe,  wenn  das  Periost  der  Pauke 
oder  des  Gehörgangs  mit  ergriffen  oder  der  Ejiochen 
af&cirt  ist,  ebenso  bei  chronisch-katarrhal.  Mittelohr- 
leiden ohne  Ausfluss  und  bei  Ekzem  des  Oehörgangs 
die  Lokalbehandlung  durch  eine  vorausgeschickte 
Thermalkur  mittels  Schwefelquellen  (Baröges,  Cau- 
terets,  Bagnöres  de  Luchon  u.  s.  w.)  sehr  gefördert. 
Die  arsenhaltigen  Salzquellen  (Bourboule,  Mont- 
Dore  n.  s.  w.)  sind  sehr  empfehlenswerth  bei  Scro- 
fulose  mit  vorzugsweiser  Lokalisatiou  im  Drüsen- 
system, besonders  bei  nervösen  Individuen.  Die 
Chtor-Soda-QueUen  (N6ris,  Vichy  u.  A.)  sind  von 
vortrefflicher  Wirkung  bei  Mittelohr-Affektionen,  die 
unter  dem  Einflüsse  einer  gichtischen  Diathese  stehen. 
—  Die  kalten  Quellen  mit  vorwiegend  doppelt" 
kohlens.  Salzen  eignen  sich  hauptsächlich  f&r  Fälle, 
die  durch  Störungen  in  den  Verdanungsorganen,  be- 
sonders in  der  Leber,  complicirt  sind. 

Luftdusche.  — fA.  Ott  in  Luzem  (Arch.  f. 
Ohkde.  XIV.  p.  186)  empfiehlt  folgende  Modifikation 
des  Politzer  'sehen  Badlons.  Am  obem  beinernen 
Ende  des  Ballons  sind  2  kurze,  5  Mmtr.  im  Lichten 
haltende  röhrenförmige,  in  einem  nach  oben  offenen 
Winkel  neben  einander  stehende  Fortsätze  ange- 
bracht, über  welche  ein  längerer  (25  Ctmtr.)  und 
kürzerer  (6 — 7  Ctmtr.)  Oummischlauch  gezogen 
wird.  Den  langem  Schlauch  stülpt  man  über  den 
Katheter,  den  kurzem  nimmt  der  Operateur  zwischen 
die  Zähne ;  nach  Einftlhrung  und  Fixation  des  Ka- 
theters mit  der  linken  Hand  comprimirt  er  den  auf 
seine  Sternalgegend  herabhängenden  Ballon ,  indem 
er  ihn  zwischen  Brust  und  der  rechten  Hand  zusam- 
mendrückt, während  er  mit  den  Zähnen  den  kurzen 
Schlauch  comprimirt.  Lässt  man  dann  mit  dem 
Druck  der  Zähne  etwas  nach,  so  erfolgt  die  Füllung 
des  Ballons  durch  den  kurzen  Schlauch.  Damit  diess 
nicht  durch  die  Exspirationsluft  des  Arztes  geschehe, 
macht  0.  während  der  Compression  des  Ballons, 
wobei  ja  der  kurze  Schlauch  durch  die  Zähne  ge- 
schlossen ist ,  eine  tiefe  Exspiration  durch  die  Nase, 
welcher  dann  bei  Oefinung  des  Mundes  eine  Inspira- 
tion folgen  muss,  wobei  die  reine  Luft  in  den  Ballon 
stürzt.  Die  Metiiode  hat  sich  0.  bei  längerer  prak- 
tischer Prüfung  sehr  bewährt  [dürfte  aber  nicht 
allen  Patienten,  besonders  Patientinnen,  sehr  appetit- 
lich erscheinen.   Ref.]. 

Galvanokaustik.  —  Die  von  Voltolini  (vgl. 
Jahrbb.  CLXXX.  p.  277)  empfohlene  Batterie  hati» 
den  Uebelstand,  dass  der  Porzellanbrenner  von 
Middeldorpf  und  die  grosse  Schneideschlinge 
schlecht  durch  dieselbe  erglühten.  Diesem  Mangel 
hat  nun  V.  (Mon.-Schr.  f.  Ohkde.  XIU.)  abgeholfen, 
indem  er  durch  eine  einfache  Vorrichtung  die  Com- 
bination  zur  Säule,  bestehend  ans  4  Paaren  von 
Kohlen-  und  Zinkplatten,  ermöglichte.  Während 
nuttels  der  Gombination  zur  Kette  (4  Kohlenplatten 


und  4  Zinkplatten)  die  kurzen  und  glatten  Plaliii-  i 
Armaturen  gut  erglühen,  geschieht  diess  mit  langet 
Drähten  besser  durch  die  Säule.  Die  so  verbesaote 
Batterie  (Instrumentenmacher  Brade,  Weidenstr.  5. 
Breslau)  ist  nun  auch  zu  elektro-therapeui  Zwecken, 
sowohl  Air  den  Induktionsstrom,  als  auch  den  sogen. 
Constanten  Strom  verwendbar. 

Aeusserer  Gehörgang. 

Exostosen.  —  F.  M.  Pierce  in  Manchester 
(Verh.  d.  Brit.  med.  Assoc.  —  Ztschr.  f.  Ohkde. 
Vm.  p.  365),  der  unter  3000  Ohrkranken  9mil 
Exostosen  im  Gehörgang  beobachtete,  befürwortet 
Aetzungen  mit  Silbemitrat,  Chloressig  und  Salpeter- 
säure, und,  wenn  die  genannten  Mittel  nicht  genügen, 
die  Galvanokaustik,  bei  gänzlichem  Verschinas  dei 
Gehörgangs  die  zahnärztliche  Bohrmaschine.  — 
Gassells  (a.  a.  0.  p.  366)  legt  zunächst  nmdb 
Basis  der  Exostose  eine  Drahtschlinge,  sodann  wiri 
ein  scharfer  Meissel,  dessen  Höhlung  genau  der- 
jenigen des  Gehörgangs  angepasst  sein  muss,  an  dis 
Basis  der  Exostose  unter  der  Schlinge  angesetiC, 
mittels  einiger  kräftiger  Hammerschläge  die  Ge- 
schwulst abgesprengt  und  am  Draht  ausgezogen  fiit 
nur  bei  gestielten  Ekostosen  ausfahrbar ,  die  selten 
vorkommen.  Bef.].  —  Stimmel  (Natorf.-VeiB.  in 
Baden-Baden.  —  a.  a.  0.  p.  380)  schlägt  die  von 
ihm  g^en  Otorrhöe  geflbte  trockene  Behandlung, 
bestehend  in  Einlegen  vonThymolwatte,  auch  gegen 
die  Exostose  vor ;  in  einem  Falle  habe  er  dadoreh 
Heilung  erzielt 

Calcium-'Sulphid.  —  Gestützt  aof  den  Ruf  dei 
Sulphide,  der  Snppnration  vorznbengen  oder  dieselbe 
anzuhalten,  versuchte  Samuel  Sexton  (Amer. 
Joum.  of  Otol.  I.  p.  41.  Jan.)  das  Galcium-Suiphid 
in  allen  Krankheitszuständen  des  äussern  Gehör- 
gangs, die  zu  Snppnration  neigen  (Erythem,  Ekzem. 
Herpes,  Furunkulose  u.  s.  w.),  und  zwar  mit  gflnsti 
gem  EJrfolge.  Furunkel  verschwanden  unter  den 
Gebrauche  des  Mittels  ohne  Eiterung;  allerdings  wai 
in  manchen  Fällen  der  heftigen  Schmerzen  wegei 
die  Incision  nicht  zn  umgehen  [!].  S.  giebt  „tlM 
first  decimal  trituration'^,  wovon  in  dringenden  FäUei 
etwa  1  Gran  (6  Otgnnm.)  3stQndl.  genonounen  wird 

Fremdkörper  im  Ohr.  —  R.  Voltolini  (Mon. 
Sehr.  f.  Ohkde.  XUI.  8)  entfernte  eine  Glasperle 
die  durch  Extraktionsversuche  von  unkundiger  Hanc 
in  den  Sinus  meat  gedrflckt  worden  war,  mitLeich 
tigkeit  aus  dem  Ohr  eines  S^Jähr.  Bandes ,  indes 
er  das  Kind  auf  den  Rticken  mit  hintenfiberhängen 
dem  Kopfe  auf  einen  Tisch  legte  und,  die  Ohrmuschel 
nach  hinten  und  aussen  ziehend,  einige  Einspritzun- 
gen machte ,  wodurch  die  Perle  Aber  das  Trommel- 
fell und  die  obere  —  jetzt  untere  —  Gehörgangs- 
wand herausrollte. 

Trommelfell.  —  Gornel  Lichtenberg 
(Wien.  med.  Presse  XX.  37.  p.  1186)  bezeidmel 
das  künstliche  Trommelfell  „als  einen  Triumph  dei 
ärztlichen  Kunst  und  als  unentbehrliches  AcquisH 
der  modernen  Ohrenheilkunde'^     „Angeregt  durch 


Schnrigy  Ohrenheilkimde. 


305 


die  giflckllehe  Modifikation  eines  Engländers^^  habe 
die  Lehre  vom  künstlichen  Ti'ommelfell  ihren  vor- 
ünfigen  Abecbloas  in  der  0 rn b e r  'sehen  Modifika- 
tioD  nnd  seinem  (L.'s)  Gollodinm-Trommelfell  ge- 
fimdeD  n.  s.  w. 

Applikation  von  Collodium  auf  das  Trommel' 
fdl.  —  IMe  schädlichen  Einwirkungen  eines  chron. 
Taben-  und  Panken-Katarrh   werden   im  Wesent- 
tidieii  bedingt  durch  das  Einsinken  des  Trommel- 
fdb,  wodurch  Druck  auf  die  Enöchelchen,  Disloka- 
tioD  derselben,  erhöhter  Intralabyrinthdruck  u.  s.  w. 
enisteht.    Die  bisher  dagegen  angewendeten  Mittel, 
Lnftdosche  a.  s.  w.,  sind  nur  für  kurze  Zeit  wirk- 
am, während  es  dazu  eines  kräftigen  und  längere 
Zeit  seine  günstige  Wirkung  ausübenden  Mittels  be- 
dsrf.    Dieses  Mittel  nun  glaubt  William  A.  Mc 
Keown  (Brit.  med.  Joum.  Dec.  27)  in  derApplika- 
fioD  von  Collodium  auf  das  Tronmielfell  gefunden 
n  haben.    Er  hat  das  Mittel  zuerst  mit  günstigstem 
Erfolge  gegen  Erschlaffung  des  Trommelfells  in  An- 
wendung gebracht  und  fasst  das  Ergebniss  seiner 
oehrfaehen  Versuche  m  folgenden  Sätzen  zusammen. 
1)  Durch  Collodium  wurde  eine  Adhäsion  des  Trom- 
nelfells  am  Promontorium  mit  Hinterlassung  einer 
Pdbration  gelöst.  2)  Es  veiminderte  die  allgemeine 
Coovexität  des  Trommelfells  und  stellte  die  Beweg- 
fiehiceit  desselben  wieder  her.   3)  Es  bewirkte,  dass 
Adhäsionen  deutlicher  erkennbar  wurden,  indem  die 
lieht  adhärenten  Stellen  nach  aussen  gedrängt  wur- 
den.   4)  Es  bewirkte  Zerreissung  der  Dermisschicht 
BfidderMembr.propr.,  so  dass  die  Schleimhaut  bloss- 
li§.    5)  In  den  meisten  Fällen  bewirkte  es  Besse- 
nmg  des  Gehörs,  in  einigen  sogar  sehr  bedeutend. 
6)  Es  verminderte  oder  brachte  subjektive  Geräusche 
giBZ  zum  Verschwinden.  —  Ob  künstiiche  Perfora- 
fionen  des  Trommelfells  mit  Hülfe  des  Collodium 
danemd  offen  zu  erhalten  seien,  indem  man  die  Per- 
bnttionsränder  mit  dem  Mittel  umstreicht  und  da- 
dsreb  die  Oeffiinng  gleichsam  auseinanderzieht,  ist 
noch  zu  prüfen.  —  In  keinem  Falle  sah  M  c  K.  Nach- 
feile vom  Collodium.  Die  Applikation  erfolgt  mittels 
eines  fernen  Haarpinsels ;  bei  theilweiser  Erschlaffung 
wird  die  erschlafflie  Stelle  und  der  umgebende  Rand 
bestriehen ,  bei  totaler  Relaxation  das  ganze  Trom- 
nelfell,  wenigstens  in  den  3  untern  Vierteln.     Be- 
xweckt  man  Ruptur  der  Membran  oder  von  Adhä- 
fionen,  so  giesst  man  einige  Tropfen  Collodium  durch 
An  Specnlum  ein  und  bewegt  dann  den  Kopf  umher, 
müdem  kranken  Ohr  nach  abwärts;  einige  Minuten 
danach  besteht  Brennen  und  Gefllhl  von  Contraktion. 
Dss  Collodium  haftet  nicht  an  den  Gehörgangwänden, 
iber  fest  am  Trommelfell,  so  dass  dessen  Entfernung 
Bieht  so  ganz  leicht  ist :  Man  spritze  vorsichtig  mit 
wmem  Wasser  aus,   dem   man   einige   Tropfen 
Sehwefeläther  zugesetzt  hat.  —  In  der  Brit.  med. 
Aaoe.,  wo  Mc  K.  einen  Vortrag  über  seine  Methode 
Mt,  sprach   Pierce   (Ztechr.   f.  Ohklde.   VHI. 
p*  3G2)  sein  Bedauern  darüber  aus,  dass  Mc  K.  das 
CoQodium  nicht  allein ,  sondern  noch  andere  Mittel 
daeben  gebraucht  habe.     Er  hofft,  dass  das  Collo- 


dium auch  zweckmässige  Verwendung  zur  Bedeckung 
von  Pei-forationen  finden  werde  anstatt  der  Gelatine, 
die  er  bisher  dazu  benutzt  habe. 

Mittelohr. 

Für  den  Nutzen  der  Behandlung  des  Mittel" 

olvrkatarrh   mittele   kalten    Wassers  spricht   nach 

Mich.  Onorato  (Ann. des  mal.  de  Toreille  etc.  V. 

p.  366.  D^.)  folgender  Fall. 

Ein  Student,  der  an  häufigem  Schnupfen  litt,  bekam 
Katarrh  des  Mittelohres  mit  heftigen  SchwindelanfäUen, 
80  dass  man  an  eine  Cerebralaffektion  denken  konnte. 
Nachdem  die  verschiedensten  Mittel  ohne  Erfolg  ange- 
wendet worden  waren,  riethO.,  die  Haare  abzusehneiden, 
jeden  Morgen  den  Kopf  in  ein  Waschbecken  yoll  kalten 
Wassers  zu  tauchen  u.  danach  sich  über  den  Hinterkopf, 
den  Hals  und  die  Ohren  kaltes  Wasser  giessen  zu  lassen. 
Nach  einigen  Tagen  schon  erhebliche  Besserung,  der 
Schwindel  verschwand  und  seitdem  war  der  Pat.  nicht 
mehr  so  hanfigen  Erkaltungen  unterworfen.  [Ueber  den 
Znstand  des  Ohres  ist  nichts  gesagt.  Bef.] 

Ueber  den  therapeutischen  Werth  intratympa- 
naUr  Injektionen  arzneiUcher  Flüssigkeiten  bei 
katarrhal.  Affektionen  entspann  sich  in  der  Vera, 
der  Brit.  med.  Assoc.  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VIII. 
p.  355)  eine  Diskussion.  Patterson  Cassells 
hält  dieselben  für  werthlos  und  schreibt  den  etwa 
beobachteten  Effekt  der  gleichzeitig  damit  verbun- 
denen Lufteintreibung  zu.  —  Weber-Liel  sah 
nach  Injektionen  von  Silbemitrat ,  Sublimat  und 
Kochsalzlösung  hefüge  Entzündungserscheinungen, 
während  solche  nach  lujektionen  mit  Lösungen  von 
kohlens.  Natron  nie  aufü'aten;  Schleim,  eingedickter 
Biter  können  dadurch  gelöst,  eine  Adhäsion  erweicht 
werden,  so  dass  dann  die  Luftdusche  wirksamer 
sein  werde.  Er  habe  von  derartigen  lojektionen  mit- 
tels seines  Pharmako  -  Konianti'on  gute  Erfolge  ge- 
sehen. —  Lennox  Browne  ist  überzeugt,  dass, 
wenn  manche  Aerzte  von  intratympanalen  Injektio- 
nen keine  Nachtheile  gesehen  haben,  die  injicii*te 
Flüssigkeit  nicht  über  den  Isthmus  tubae  hinaus  ge- 
langt sei.  Er  ist  ein  entschiedener  Gegner  des  Ver- 
fahrens bei  unverletztem  Trommelfell;  er  hält  es 
nur  für  zulässig,  wenn  bei  eitriger  Entzündung 
schon  Perforation  des  Trommelfells  besteht  oder 
nachdem  eine  künstliche  Perforation  angelegt  wor- 
den ist.  —  C  a  s  s  e  1 1  s  hat  öfters,  besonders  bei  Kin- 
dern, künstliche  Perforationen  angelegt  und  dann  zur 
Entfeiiiung  des  Schleims  Salzlösungen  dm*ch  die 
Tube  eingespritzt.  —  Pierce  zieht  die  Applikation 
ai'zneilicher  Dämpfe  vor;  er  glaubt,  dass  die  mit 
flüssigen  Injektionen  gemachten  Erfahrungen  nicht 
zur  Fortsetzung  dieser  Methode  aufmuntern. 

Atropin  bei  akuter  Mittelohrentzündung.  — 
Samuel  Theobald  (Amer.  Joum,  of  Otol.  I. 
p.  201.  July)  fand  das  Atropin,  das  auch  bei  Fu- 
rankulose  des  Gehörgangs  sich  wirksam  erweist, 
besonders  vortheilhaft  bei  den  so  schmerzhaften  aku- 
ten Mittelohrentzündungen  nach  Erkältungen  oder 
auch  nach  exanthematischen  Fiebern.  Die  Anwen- 
dungsweise besteht  in  3-  bis  4stttndig  zu  wieder- 
holender Einträuflung  einer  Lösung  von  schwefeis. 


306 


Scharigy  Ohrenheillniiide. 


Atropin  (Oran  4 :  3j ,  0.24 :  30.00  Ormm.)  in  den 
äussern  Gehörgang^  welche  daselbst  10 — 15  Min. 
zu  verbleiben  hat.  In  einem  Fall  von  Perforation 
beider  Trommelfelle  beobachtete  Th.  danach  My- 
driasis, jedoch  war  hier  eine  direkte  Uebertragung 
in  die  Augen  nicht  ausgeschlossen.  Dass  die  Lö- 
sung durch  die  Eustachi'sche  Röhra  in  den  Hals 
laufe,  hält  Th.  wegen  Schwellung  der  Schleimhäute 
in  den  Fällen,  wo  das  Mittel  indicirt  ist,  nicht  fflr 
wahrscheinlich.  Ein  Th.'s  eigenen  Sohn  betreffen- 
der kurz  mitgetheilter  Fall,  bestätigt  die  günstige 
Wirkung  der  Lösung. 

ExsudaUauger,  —  Unter  diesen  Namen  be- 
schreibt R.  S  c  h  a  1 1  e  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VHL  p.  130) 
ein  Instrument  zum  Aussaugen  von  Flüssigkeiten  aus 
der  Pauke  nach  der  Paracentese  des  Trommelfells. 
Dasselbe  besteht  aus  einer  massiv  aus  Feinsilber 
gearbeiteten  Kanüle  von  4  Ctmtr.  Länge  und  1.4 
bis  1.5  Mmtr.  Dicke,  die  nach  hinten  nahezu  im 
rechten  Winkel  abbiegend ,  auf  4  Mmtr.  sich  ver- 
dickt, durch  einen  ringförmigen  Wulst  abschliesst 
und  durch  ein  kurzes  Oummirohr  mit  einer  winkelig 
gebogenen  Glasröhre  verbunden  ist,  an  deren  Ende 
wiederum  ein  ca.  30  Ctmtr.  langes  Gummirohr  an- 


gefügt ist.  Letzteres  nimmt  man  nach  gemachter 
Perforation  in  den  Mund,  führt  dm'ch  den  Ohrtrich- 
ter hmdnrch  unter  gehöriger  Beleuchtung  mittels  des 
Spiegels  das  dünne  Ende  der  Kanüle  durch  die  Per- 
forationsöffnung in  die  Pauke  ein  und  saugt  aus; 
das  etwa  am  Boden  der  Pauke  noch  befindliche  Ex- 
sudat erreicht  man  mittels  einer  am  dünnen  Ende 
etwa  3  Mmtr.  abgebogenen  Kanüle.  Selbstverständ- 
lich ist  eine  behutsame  Handhabung  des  Instruments 
erforderlich.  Es  eignet  sich  dasselbe  auch  zur  Aus- 
spritzung versteckter  Partien  der  Paukenhöhle  oder 
des  Antr.  mast.  (zu  beziehen  durch  Instrumenten- 
macher Deiche,  Dresden,  Johannisstrasse  6). 

Arthur  Hartmann  (Deutsche  med.  Wo- 
chenschr.  V.  44)  benutzt  zu  gründlicher  Ausspü- 
lung der  Paukenhöhle  und  ihrer  Nebenhöhlen  eine 
2  Mmtr.  dicke,  8  Ctmtr.  lange  Röhre  aus  Neusilber, 
die,  im  mittleren  Theile  völlig  gerade,  am  Pauken- 
ende um  1  Mmtr.  rechtwinkelig  abgebogen  ist  und 
am  äusseren  Ekide,  nach  der  entgegengesetzten  Seite 
stumpfwinkelig  abgelenkt,  eine  Anschwellung  trägt, 
um  einen  dünnen  und  leichten  Kautschukschlauch 
daran  befestigen  zu  können,  durch  den  die  Röhre 
mit  der  Spritze  verbunden  wird.     Nach  vorsichtiger 


Einführung  durch  die  Perforationsöffhung  wird  die 
Röhre  mit  der  linken  Hand  fixii-t,  während  mit  der 
rechten  die  Einspritzung  unter  anflLnglich  sehr  ge- 
ringem Druck  erfolgt,  der,  wenn  gut  ertragen,  ge- 
steigert werden  kann.  H.  machte  die  Ausspülung 
1)  in  allen  Fällen  von  chronischer  eitriger  Mittelohr- 
entzündung, wo  zu  vermuthen  war,  dass  trotz  den 
gewöhnlichen  Ausspritzungen  Sekretanhäufungen  ii 
der  Pauke  oder  ihren  Nebenhöhlen  noch  bestan- 
den ;  2)  wenn  bei  abgelaufener  oder  noch  bestehen- 
der eitriger  Entzündung  Reizerscheinungen  (Druck, 
Schwindel,  Benommenheit  u.  s.  w.)  noch  vorhandea 
waren ;  3)  bei  Caries  des  Gehörgangs,  wo  die  Spiise 
der  Röhre  in  die  fistulösen  Oeffnungen  eingefthit 
wurde.  ! 

Instrumente  von  Silber  oder  Neusilber  zum  direk- 
ten Einführen  in  das  Anti'.  mast.  werden  übrigen! 
seit  Jahren  von  H.  Schwartze  (Arch.  f.  Ohkd«< 
XIV.  p.  225)  benutzt,  mit  deren  Hülfe  oft  noch  eini 
überraschende  Menge  käsigen  Eiters  ausgespült  wirdg 
während  das  auf  gewöhnliche  Weise  angewendete 
Spritzwasser  rein  ablief.  Einen  Nachtheil,  anssei 
Schwindel,  hat  Seh  w.  nie  davon  gesehen. 

AniisepHsche  Behandlung  der  Mitieloknit4» 
rungen,  —  Einen  bedeutenden  Schritt  vorwärts  i| 
der  Therapie  der  Mittelohreiterungen  hat  Fried- 
rich Bezold  (Arch.  f.  Ohkde.  XV.  1.  p.  1)  durcb 
seine  antiseptische  Behandlungsweise  gethan.  Schon 
V.  Troeltsch  suchte  diesem  Bedürfniss  zu  gentt* 
gen  durch  Zusatz  desinficirenter  Mittel  zu  dem  In- 
jektionswasser ;  B.  kam  es  jedoch  darauf  an,  einen 
dauernden,  antiseptischen  Abschluss  von  der  Luft  zn 
erreichen,  nachdem  vorher  die  secemirenden  Flächen 
von  Sepsis-Keimen  möglichst  gereinigt  worden  siol 
Die  hierzu  verwendbaren  Antiseptika  dürfen  die 
Mittelohrschleimhaut  nicht  reizen  und  keine  Nieder- 
schlage  machen,  als  ein  solches  hat  B.  die  Borsäuri 
erprobt.  Nachdem  er  Borsäure  -  Pulver  zuerst  bd 
Granulationen  im  Gehörgang  mit  Erfolg  in  Gebranck 
gezogen  hatte,  verwendete  er  dasselbe  auch  zu  Ein- 
blasungen bei  Mittelohreiterungen,  zunächst  bei 
chron.  Formen  und  sodann  auch  bei  akuten,  und 
gelangte  schlüsslich  dahin,  bei  jeder  Eiterung  in 
Ohr,  aus  der  Pauke  oder  dem  Gehörgang,  Borsäure 
einzublasen.  Das  genannte  Mittel  macht  Abtragun- 
gen von  Polypen,  Aetzungen  von  Granulationen  odei 
der  wuchernden  Paukenschleimhaut  nicht  entbehr- 
lich, wohl  aber  die  Adstringentien.  Die  Anwen- 
dungsweise geschieht  folgendermaassen :  1)  Reini- 
gung des  Giehörgangs  und  der  Pauke  durch  Injek- 
tionen von  4proc.  Borsäurelösnng  (nöthigenfalk 
genügt  warmes  Wasser) ;  2)  nach  gründlicher  Aus- 
ti'ocknung  und  Anwendung  der  Luftdnsche  Einblasei 
feingepulverter  Borsäure,  wobei  man,  da  beim  Ein* 
blasen  gewöhnlich  ein  Theil  wieder  herausfliegt, 
etwas  Pulver  in  den  Gehörgang  nachschütten  muss; 
3)  Verschluss  des  Gehörgangs  mit  Salicjl-  odei 
Carbolwatte  oder  Borlint.  Diese  Manipulation  [ist 
so  oft  zu  wiederholen,  als  die  Watte  sich  mit  Sekret 
befeuchtet  zeigt. 


Scharig,  Ohrenheilkunde. 


207 


Bei  Otitifl  med.  aenta  erzielte  B.  hierdurch  hinnen 
■f&Uend  kimer  Zelt  Heilang :  im  Darchschnitt  13  Tage. 
Tod  102  FSllen  imcomplleirter  Otit.  med.  pnrul.  chronica 
kam  in  70  FäUen  der  Ansfluss  zum  Stillstand,  6mal  trat 
TermiDderang  desselben  ein,  20  Patienten  blieben  weg, 
]i  3  Fallen  keine  Bessemog ;  dnrchschnittllche  Hellnngs- 
toer  19  Tage;  ein  Recidiv  trat  In  14  F.  auf,  In  5  F. 
wied^boU ;  in  4  Fällen  erfolgte  Schlnss  der  Perforation. 

Die  gute  Wirkung  der  Borsäure  beruht  wahr- 
Behdnlieh  nicht  bloss  auf  ihrer  antiseptidchen  Eigen- 
sehift,  sondern  zum  Theil  wohl  auch  in  ihrer  Yer- 
lendoDg  in  Pulverform,  die  günstig  auf  die  secer- 
jireDde  Schleimhaut  zu  wirken  scheint.  Das  der 
ifiDblasang  gewöhnlich  folgende  Sausen  ist  als  me- 
(bnischer  Effekt  des  Pulvers  zu  betrachten  und  ein 
Beweis,  dass  es  an  die  rechte  Stelle  gelangte.  — 
i  Olli  med.  pur.  im  Verlauf  von  Lungenphthise 
die  Borsäure  ohne  Einfluss  auf  die  Sekretion 
auch  bei  ausgesprochener  Scrofnlose  scheint 
Wirkung  weniger  sicher  zu  sein,  ebenso  bei 
r  Entztlndong,  welche  zu  Perforation,  resp. 
olypeubildung  in  der  Gegend  der  Membr.  Shrap- 
i  geführt  hatte.  Letztere  Erkrankungen,  die 
ig  auf  Erkrankung  des  Knochens  beruhen,  sind 
mannigfachen  Complikationen  halber  immer 
sehr  ernste  zu  betrachten.  —  Nach  B.  kann  die 
ore  bei  längerer,  consequenter  Anwendung  für 
dlfferentielle  Diagnose  Anhaltspunkte  geben,  in- 
ihre  Wirkungslosigkeit  Schlüsse  auf  einen  Aus- 
unkt der  Eiterung  gestattet,  der  unserer  Ein- 
tirknog  mehr  oder  weniger  entzogen  ist,  oder  auf 
lierkalöee  oder  scrofulöse  Grundlage  hinweist. 

Trockene  Reinigung  bei  Ohreiterungen.  — 
Beeker  (Mon.-Schr.  f.  Ohkde.  XIU.  5)  ist  der  An- 
iiht,  dass  der  Grund,  warum  viele  Otorrhöen  nicht 
Men,  m  den  Einspritzungen  liege.  Seit  4  Jahren 
faeits  hat  er  dieselben  gänzlich  vermieden  und  die 
Ohren  nur  anf  ti'ockene  Weise  dm*ch  Auswischen 
nittels  carbolisirter  oder  entfetteter  Wattepfropfe 
taeiDlgt.  Bei  kleiner  Perforation  wird  der  Eiter 
■itieb  Luftdnsehe  oder,  noch  besser,  durch  Luft- 
lodflmrang  mit  Siegle*e  Trichter  in  den  Gehörgang 
{iiaeht  und  dann  ausgewischt.  Das  Hauptgewicht 
ki  dieser  Methode  legt  B. ,  abgesehen  von  ihrer 
JMligkeit  und  Einfachheit,  darauf,  dass  nichts 
Viemdartiges  in  das  Ohr  gebracht  werde.  Grttnd- 
U  kann  die  Reinignng  freilich  nur  vom  Arzt  selbst 
mgefilhrt  werden,  jedoch  reicht  es  aus,  dieselbe 
%üch  dnmal  vorzunehmen.  Kann  der  Kranke 
^  tftglich  erscheinen,  so  mnss  er  sich  das  Ohr 
Bitteis  zosanunengedrehter  weicher  Leinwandstück- 
dien  oder  Wattepropfen  selbst  reinigen.  Nach  jeder 
pQndUehen  Answischung  bleibt  ein  in  lOproc.  Car- 
M^  getauchter  Wattepropf  in  der  Tiefe  des  Gehör- 
SS^,  am  Trommelfell  oder  in  derTrommelfelllflcke 
N^}  hd  geringer  Eiterung  selbst  mehrere  Tage 
log.  Beeker  wendet  die  trockene  Reinigung  bei 
^  mit  Abeondemngen  verbundenen  Ohrerkran- 
bugenan. 

Eine  analoge  Methode  empfiehlt  R.  Schalle 
klin.  Wchnschr.  XVL  32)  in  Fällen,  wo  spe- 


cialistische  Hülfe  für  die  Dauer  nicht  zu  haben,  znr 
Selbstbehandlung.  Ein  Stück  Plqudlitze,  welches 
der  Weite  des  Gehörgangs  entspricht,  wird  am  Ende 
mit  den  Fingernägeln  zu  einer  Art  Pinsel  aufge- 
krempelt und  unter  rotirenden  Bewegungen  von  dem 
Kranken  in  das  eiternde  Ohr  tief  eingeführt,  bis  das 
Gefühl  von  Widerstand  eintritt ;  nach  mehrmaligen 
Rotationen  wird  die  Litze  ausgezogen,  das  mit  Eiter 
imprägnirte  Stück  abgeschnitten,  die  Litze  von  Neuem 
aufgekrempelt  und  eingeführt,  bis  sie  trocken  aus- 
gezogen wird.  Jetzt  wird  die  aufgekrempelte  Litze 
in  die  verordnete  Arznei  eingetaucht  oder  besser, 
es  werden  einige  Tropfen  davon  ins  Ohr  gegossen 
und  dann  wird  die  Litze  eingeführt,  um  die  Flüssig- 
keit möglichst  in  die  Buchtungen  der  Paukenhöhle 
u.  s.  w.  einzupressen.  Schlüsslich  wird  das  Ohr 
mit  gereinigter  Schafwolle  locker  verstopft.  Diese 
Manipulation  ist  je  nach  der  Menge  des  Sekrets 
mehrmals  täglich  zu  wiederholen.  In  Fällen  mit  sehr 
copiöser  Eiteiimg  lässt  man  Litzenstücken  zwischen 
den  Reinigungen  im  Ohr  liegen,  um  den  Eiter  auf- 
zusaugen, ebenso  während  der  Nacht.  Morgens  und 
Abends  sind  Ohrbäder  von  erwärmter  Kochsalzlösung 
empfehlensweiiih ,  um  den  eingedickten  Eiter  aufzu- 
lösen. 

H.  N.  Spencer  (Amer.  Joum.  of  Otol.  L 
p.  287.  Oct.)  fand  die  Anwendung  von  Jodoform 
bei  hyperplastischen  Processen  der  Paukenschleim- 
haut von  vorzüglichem  Nutzen.  So  sah  er  einen 
Paukenhöhlenpolypen  bei  einer  nervösen,  keine  Ope- 
ration gestattenden  Dame  nach  mehrmaliger  Appli- 
kation von  Jodoform  schwinden.  Ein  6jähr.  Knabe, 
bei  dem  nach  Scharlach  die  ganze  Paukenschleim- 
haut geschwollen  war  und  zottige  Wucherungen 
zeigte,  wurde  nach  3wöchentlicher  Behandlung  mit 
Jodoform  geheilt,  nachdem  er  vorher  länger  als 
1  Jahr  erfolglos  behandelt  worden  war.  In  ähn- 
licher Weise  wurden  bei  einem  lOjähr.  Kind  granu- 
löse Wucherungen  im  hintern  obern  Quadranten 
rasch  entfernt.  Von  guter  Wirksamkeit  ist  das 
Mittel  auch  bei  hypertrophischen  Tonsillen.  — 
Alaun  wirkt  nach  Sp.  dadurch,  dass  er  mit  dem 
Eiweiss  der  Gewebe  ein  Coagnlum  bildet  und  da- 
durch die  Paukenschleimhaut  wie  mit  einer  Schutz- 
decke überzieht.  Er  ist  mit  Vortheil  anzuwenden, 
wo  es  gilt,  bei  nur  noch  geringer,  aber  hartnäckiger 
Eiterung  die  schädlichen  atmosphärischen  Einflüsse 
abzuhalten.  —  Beide  Mittel  dürfen  nicht  bei  akuten 
Processen  gebraucht  werden. 

Ohrpolypen. 

Ueber  das  operative  Verfahren  bei  Ohrpolypen 
spricht  sich  Adam  Politzer  (Wien.  med.  Wo- 
chenschr.  XXIX.  16. 18. 19.  20.  21)  unter  Angabe 
eines  neuen  Instrumentes  ausführlich  aus.  Nachdem 
P.  die  Diagnose  der  Gehörgangspolypen  erörtert  und 
die  zuweilen  unlösbaren  Schwierigkeiten  besprochen 
hat,  die  sich  einer  genauen  Sicherstellung  des  Ur- 
sprungs der  Trommelfell-  u.  Paukenhöhlen-Polypen 
entgegenstellen,  geht  er  auf  die  OperationsmeÜiode 


208 


Schurigy  Ohrenheilkunde« 


selbst  ein.  Bei  Gehörgangspolypen  zieht  P.  die 
Extraktion  mittels  der  Wüde'BcAien  Schlinge,  event. 
mittels  Eomzange,  der  Abschnünmg  vor,  weil  hier- 
durch die  Wurzel  meist  mit  entfernt  und  längere 
Nachbehandlung  vermieden  wird.  Folgt  der  Polyp 
einem  massigen  Zuge  nicht,  so  wird  duix^h  mehr- 
malige Drehung  des  Instruments  um  die  Längsachse, 
bis  gi'össerer  Widerstand  ftihlbar  wird ,  die  Wurzel 
des  Polypen  torquirt.  Letzterer  mortificirt  dann 
und  fällt  bald  ab.  Tiefer  sitzende  Polypen  müssen 
mittels  der  Blake^achen  oder  Hartmann'BGhßu  Schiin- 
genträger abgeschnitten  werden.  P.  benutzt  dazu 
einen  0.1  Mmtr.  dicken  ausgeglühten  Stahldraht  oder 
dünnen  Platindraht;  der  Stiel  des  Instruments  ist 
von  5  zu  5  Mmtr.  markirt,  um  danach  die  Tiefe 
schätzen  zu  können,  in  welcher  sich  die  Schlmge 
befindet.  Bei  grosser  Perforationsöffhung  kann  die 
Schlinge  selbst  in  die  Paukenhöhle  eingeführt  wer- 
den ,  zuweilen  mnss  die  Oeffnung  erst  durch  einen 
Schnitt  erweitert  werden.  Trotzdem  ist  die  Operation 
öfters  nur  eine  palliative  und  der  sitzengebliebene 
Rest  muss  noch  durch  längeres  Aetzen  zerstört  wer- 
den. —  Zum  Abtragen  von  Polypenresten  und  be- 
sonders von  granulösen  Wucherungen  verwendet  P. 
ein  dem  Meyer*8chen  Ringmesser  analoges  Instru- 
ment. Dasselbe,  aus  Stahl  gefertigt ,  ist  7  Ctmü*. 
lang  und  trägt  am  vordem  Ende  einen  concav-con- 
vexen  Ring  von  3 — 3*/^ ,  resp.  1  Va — 2  Mmtr.  Durch- 
messer, dessen  innerer  Rand  schneidend  scharf  ist. 
Das  mittels  Schraube  in  einem  Griff,  zu  dem  es  recht- 
winkelig steht,  zu  befestigende  Meine  Ringmesser- 
chen  wird  bis  zur  Wucherung  vorgeschoben,  mit  sei- 
ner convexen  Fläche  gegen  dieselbe  angedrückt,  bis 
man  eine  feste  Unterlage  fühlt ,  und  dann  rasch  zu- 
rückgezogen und  somit  die  Wucherung  von  ihrer 
Unterlage  abgeschnitten.  Auch  grössere  Polypen 
entfernte  P.  mit  seinem  Ringmesser,  indem  er  das- 
selbe bis  zum  Polypenstiel  vorschob ,  fest  auf  den- 
selben aufdrückte  und  dann  zurückzog.  Für  Poly- 
pen, die  mit  breiter  Basis  aufsitzen ,  eignet  sich  das 
Instniment  nicht;  bei  Polypen,  deren  Sitz  nicht  mit 
Sicherheit  zu  bestimmen  ist ,  wird  man  erst  die  Ab- 
tragung mit  der  Schlinge  vornehmen  und  dann  den 
Rest  mit  dem  Ringmesser  entfernen.  Besondera  vor- 
sichtig sei  man  bei  Abtragung  von  Wucherungen  an 
der  Innern  obem  Gehörgaugswand ,  da  in  dieselbe 
öfters  der  cariöse  Hammerkopf  eingebettet  ist.  — 
Während  P.  zu  Aetzungen  von  granulösen  Wuche- 
rungen früher  den  Höllenstein  vielfach  verwendete, 
zieht  er  jetzt  den  Liquor  ferri  sesqmcfilorati  vor, 
da  deraelbe  tiefer  eindringt  und  sicherer  die  Mortifi- 
kation  des  Gewebes  bewirkt;  er  wird  mittels  der 
Sonde  oder  auch  eines  Pinsels  auf  die  Wucherung 
aufgetragen.  Bei  derben  Wucherungen,  besonders 
wenn  dieselben  von  der  ganzen  Circumferenz  des 
Gehörgangs  ausgehen  imd  das  Lumen  desselben  ver- 
engen ,  bediente  sich  P.  selbst  des  krystallinischen 
Eisenchlorid  mit  gutem  f^rfolg ;  in  ganz  hartnäcki- 
gen Fällen  that  die  Chlorzinkpaste  (Canquoin's  Aetz- 
paste)  —  natürlich  unter  gehörigem  Schutz  der  um- 


gebenden Partien  durch  Wattepfit)pf — gute  EHenste ; 
der  Schmerz  dabei  ist  nur  ein  momentaner  und  fast 
nie  folgte  entzündliche  Reaktion.  Von  der  galvano- 
kaustischen Behandlung  sah  P.  sehr  gute  Erfolge 
bei  der  Myringitis  granulosa  und  der  granulirenden 
Mittelohreiterung: 

H.  Moos  (Ztschr.  f.  Ohkde.  Vm.  p.  217)  theill 

einen  Fall  mit,  welcher  beweist,  dass  unter  Umstän- 

den  die  Ausrottung  einer  Neubildung  gleichzeitig  mü 

dem  Hammer  nicht  umgangen  werden  kann  und  das 

diese  Operation  gefalu*los  ist. 

M.  eztrahirte  mit  der  TFtZd^schen  Schlinge  bei  einen 
öVsJäbr.  Knaben  einen  den  Gehörgang  völlig  aasfüllendei 
Polypen,  in  welchem  der  Hammer  enthalten  war.  Di( 
Nenbildnng  entsprang  von  der  ganzen  Circomferenz  des 
Handgriffs,  der  Hanunerkopf  war  vom  Periost  entblöst 
Nachdem  noch  eine  zweite  Wucherung  ans  derPanke  ent 
femt  worden,  erfolgte  Heilnng  nach  mehreren  Momitea 
Das  TrommelfeU  war  im  medialen  Tbeil  mit  der  Laby 
rinthwand  verwachsen ;  an  SteUe  des  Hammergriffs  be 
fand  sich  eine  demselben  täuschend  ähnliche  weisM 
Leiste.     Sprachverständniss  >=  2  Meter. 

M.  würde,  selbst  wenn  die  Diagnose  der  Ver 
wachsung  des  Hammergriffs  vor  der  Operation  mög 
lieh  gewesen  wäre,  nicht  anders  haben  handeln  kön 
neu ,  da  eine  kunstgerechte  Ablösung  vom  Hammer 
griff  nicht  möglich  war. 

Processus  mastoidius. 

In  einem  sehr  interessanten  und  lehrreichen  Ar 
tikel  fasst  H.  Schwartze  (Arch.  f.  Ohkde.  XIV. 
3  u.  4.  p.  202)  die  Resultate  der  50  von  ihm  ver 
öffentlichten  Fälle  von  kUnstlieher  Eröffiaung  do 
Warzenfortsatzes  zusammen.  Geheilt  wurden  3  5  Kr 
(=  70Vo),  ungeheilt  blieben  5  (=  lO^o)  y  gestor 
ben  sind  10  (=  20o/o).  Die  Durchschnittsdaner  dei 
Nachbehandlung  betrug  in  den  akuten  (9)  Fällei 
6 — 7  Mon.,  in  den  chronischen  10  Monate.  Die  Todes 
Ursachen  waren :  3mal  Meningitis,  2mal  Pyämie  j< 
Imal  Kleinhimabscess  u.  Anämie,  2mal  Tubercul.  pol 
monum.  Es  erweist  die  Casuistik  die  Möglichkeit 
durch  die  künatl.  Eröflhnng  des  Proc.  mast.  selbs 
die  schwersten  Fälle  von  Caries  des  Schläfenhdai 
zu  heilen,  und  damit  die  Gefahren  flQr  das  Leben  si 
beseitigen ,  ja  selbst  in  nicht  wenigen  (8)  FäUen  eil 
normales  Hörvermögen  wieder  herzustellen. 

Als  die  Operation  indicirend  bezeichnet  Schw. 
folgende  Affektionen.  1)  Akute  Entzündung  dtt 
Warzenfortsatzes  mit  Eiterretention  in  den  EnocheD' 
Zellen ,  bei  der  nach  der  Wilde  'sehen  Indsion  eil 
dauernder  Nachlass  der  Erscheinungen  nicht  emtrat; 
Zeichen  von  Hirnreizung  oder  Pyämie  sind  nicht  ab- 
zuwarten. —  2)  Wiederholte  Anschwellung  dei 
Warzengegend,  die  zeitweilig  rückgängig  wurde 
oder  zu  Abscessbildnng  führte ,  mit  oder  ohne  fista- 
lösen  Durchbruch  des  Hautüberzuges,  auch  wenD 
zur  Zeit  keine  das  Leben  bedrohenden  Symptome 
bestehen.  Bei  jeder  Eröffnung  eines  grossem  Ab- 
scesses  am  Proc.  mast.  muss  nach  rauhem  KoocheD 
oder  einer  etwaigen  Fistelöffnung  geforscht  werden; 
findet  sich  eine  solche ,  so  ist  sofort  die  EröfiEnoog 
und  Drainage  vorzunehmen*  —  3}  Auch  weim  an 


Schur  lg,  Ohrenheilkunde. 


209 


der  hintern  obem  Qehörgangswand  ein  fistalöser 
^terdnrchbmch  vom  Antrum  schon  besteht ,  ist  bei 
HiDZDtritt  von  Himsymptomen  die  Eröffnung  des 
Proc.  mast.  geboten,  selbst  wenn  derselbe  äusserlich 
geflond  ist,  um  dadurch  der  Gefahr  der  Eiterreten- 
üoD  dnrch  bessere  Dnrchspttlnng  vorzubeugen. 

Am  günstigsten  sind  die  Fälle ,  wo  die  Caries, 
wie  häufig  im  Kindesalter ,  auf  den  Proc.  mast.  be- 
sehrinkt  blieb,  weniger  günstig  ist  die  Prognose, 
wenn  die  Wandungen  der  Pauke  oder  gar  schon  des 
Labyrinth  ergriffen  sind.  Doch  auch  hier  ist  die 
Operation  noch  geboten ,  da  erfahrungsgemäss  Aus- 
yioDg  noch  erfolgen  kann.  Wie  die  Erfahrung 
lehrt,  kann  Caries  necrotica  Jahre  lang  bestehen,  so 
dass  nur  eine  dflnne  Knochenschicht  die  nekrotische 
Hdhie  nach  aussen  begrenzt,  ohne  dass  am  Proc. 
Bisi  eine  Veränderung  bemerkbar  ist.  Der  einzige 
W^,  am  mit  Sicherheit  die  Diagnose  eines  deraiü- 
gen  Processes  zu  stellen,  ist  die  operative  Eröffnung 
des  Proc.  mastoideus.  Die  Indikation  hierzu  ist  ge- 
geben in  Fällen  von  Eiterretention  im  Mittelohr 
(Fieber,  Schmerz,  hartnäckig  penetranter  Geruch), 
die  bei  Benutzung  der  natürlichen  Wege  nicht  zu 
beheben  ist.  Ergiebt  sich  hierbei  der  Knochen 
sklerodrt,  so  darf  man  höchstens  2.5  Ctmtr.  (bis 
m  Tiefe  des  Ti'ommelfells)  vordringen  und  hat, 
selbst  wenn  das  Antnim  nicht  eröffnet  werden  kann, 
Aussieht  auf  einen  glücklichen  Erfolg  durch  die 
imlsive  Wirkung  der  Operation.  Selbstverständ- 
lich müssen  Hindemisse  im  äussern  Oehörgang ,  die 
denEiterabfluss  hemmei^  beseitigt  werden,  nöthigen- 
blls  selbst  durch  Mitentfemen  eines  Theils  der  hin- 
ten Gehörgangswand.  —  Die  prophylaktische  Er- 
Dffniuig  des  Proc.  mast.  als  Heilmittel  langjähriger, 
unheilbarer  Mittelohreiterung  ohne  dringende  Er- 
idteinungen,  wie  sie  von  v.  Tröltsch  und  Bill- 
roth, später  von  Jacobi  empfohlen  wurde,  hat 
Btth  Schw.  nur  eine  zweifelhafte  Berechtigung,  in- 
dem Anomalien  des  Schläfenbeins  (Tiefstand  des 
Snus  transv.  und  der  mittlem  Schädelgrube)  die 
Operatk>n  noch  zu  gefährlich  machen.  Er  operirte 
vegen  akuter  Entzündung  am  Proc.  mast.  llmal, 
ki  subcutanem  Abscess  oder  Fisteln  am  Proc.  mast. 
25mal,  wegen  Eiterretention  im  Mittelohr  bei  äusser- 
M  gesundem  Proc.  mast.  llmal,  bei  Indicat.  vital. 
3oaL 

Operationsmethode,  NachAbrasiren  der  Haare, 
Abwaschung  und  Desinfektion  der  Haut  wird  der 
Hantachnitt  etwa  1  Ctmtr.  hinter  dem  Ansatz  der 
(Hinnnschel  parallel  demselben,  2.5 — 5  Ctmtr.  lang, 
je  nach  der  Schwellung  der  Weichtheile ,  geführt, 
das  Periost  zurückgeschoben  und  die  Blutung  gestillt. 
Ist  die  CorticaHs  zum  TheU  cariös  erweicht  oder 
fatoiös  durchbrochen ,  so  wird  die  cariöse  Stelle  mit 
änem  kleinen  Hohlmeissel  durchbrochen  und  vom 
Knochen  so  viel  mit  dem  scharfen  Löffel  entfernt, 
ab  rieh  erweicht  zeigt,  die  Höhle  ausgespült  und 
^ndnirt.  Fisteln  sind  mit  Meissel  und  Hammer  so 
^  zu  dilatiren ,  dass  man  mit  dem  kleinen  Finger 

Med.  Jalirbb.  Bd.  191.  Hft.2. 


in  die  Warzenhöhle  eindringen  kann;   ist   ein  Se- 
quester vorhanden,  so  muss  die  Oeffiiung  behufs  Ex- 
traktion desselben,  wenn  nöthig,  erweitert  werden; 
etwaige  Granulationsmassen  und  erweichter  Knochen 
werden  ausgeschabt,  was  gleichzeitig  auch  im  Gehör- 
gang geschehen  muss,  wenn  dort  Wucherungen  vor- 
handen sind.    Darauf  wird  mit  2proc.  Carbollösung 
gründlich  ausgespült  und  drainirt ,  wobei ,  wenn  die 
hintere  Gehörgangswand  cariös  durchbrochen  ist,  das 
Drainrohr  zum  Gehörgang  herausgeführt  wird.  — 
Zu  Eröffnung   des  äusserlich   gesunden   Knochens 
giebt  Schw.  dem  Hohlmeissel  nebst  Hammer  unbe- 
dingt den  Vorzug  vor  Bohrer  oder  Trepan ,  weil  der 
Meissel  am  vielseitigsten  verwendbar  ist  und  Neben- 
verletzungen am  sichei*sten  damit  vermieden  werden 
können.     Einfache    Blosslegung   der   imverletzten, 
gewöhnlich  duroh  den  vorausgegangenen  Ej'ankheits- 
verlanf  entzündlich  verdickten  Dura-mater  oder  Sinus 
transv.  hat  erfahrungsgemäss  keine  schlunmen  Fol- 
gen, wenn  nicht,  wie  es  Schw.  passirte,  Verletzung 
derselben   durch    abgesplitterten   Knochen   erfolgt. 
Die  Eingangsöflnung  ist  in  der  Höhe  des  Gehörgangs, 
etwas  hinter  der  Insertion  der  Ohrmuschel ,  zu  wäh- 
len dicht  unter  der  Linea  temporal.,  die  in  der  Regel 
tiefer,  als  die  Basis  der  mittlem  Schädelgrube  liegt ; 
man  dringe  in  der  Richtung  von  aussen  hinten  nach 
innen  vorn  und  unten  vor,  parallel  der  Gehörgangs- 
achse ,  um  den  Sinus  transv.  zu  vermeiden  und  lasse 
den  Meissel  nie  nach  hinten  wurken ;  die  Eingangs- 
öfinung  sei  möglichst  gi'oss  (bis  zu  1 2.0  Mmtr.  Höhe). 
Bei  starker  Wölbung  des  Sin.  transv.  nach  aussen 
und  vorn  bietet  das  von  K.  Wolf  vorgeschlagene 
Verfahren  der  successiven  Abmeisselung  der  hintern 
Gehörgangswand  einen  Ausweg,  obschon  es  hierbei 
ohne  Schädigung  der  Pauke  und  ihres  Inhalts  kaum 
abgehen   dürfte.  —  Eröffnung  des  Antrum   durch 
Anbohren  vom  äussern  Gehörgang  ans  liält  Schw. 
wegen  zu  enger  Knochenöffnung  und  ungenügender 
Durchspülung  für  unzweckmässig. 

Die  Nachbehandlung  ist  sehr  mühsam  und  lang- 
wierig: in  den  ersten  Tagen  nach  der  Operation 
3mal  täglich  Durchspülung  mit  */4proc.  Kochsalz- 
lösung und  1 — 2proc.  Carbolwasser  mittels  Imgator 
bei  sehr  geringem  Druck,  dann  Wochen  oder  Monate 
lang  2mal  täglich  mittels  Klysopomp ;  wenn  nöthig 
Luftdusche,  Durchspritzungen  durch  die  Tuba,  Ab- 
tragen von  Granulationen  u.  s.  w.  Gestatten  die  in 
der  Tiefe  wuchernden  Granulationen  nicht  mehr  die 
schmerzlose  Einführung  des  Drainrohrs,  so  wird  das- 
selbe durch  einen ,  für  den  speciellen  Fall  passend 
gewählten  Bleinagel  ersetzt,  der,  allmälig  kürzer  und 
dünner  gemacht,  erst  dann  weggelassen  werden  darf, 
wenn  die  Eitemng  in  der  Tiefe  nur  noch  ganz  mini- 
mal ist ;  der  Gehörgang  darf  nicht  geschwollen  und 
muss ,  wie  auch  die  Pauke ,  frei  von  Granulationen 
sein.  Man  halte  den  Kanal  lieber  zu  lange  offen  als 
das  Gegentheil.  Antiseptischer  Verband ,  Bettlage 
in  den  ersten  8  Tagen  nach  der  Operation ,  selbst 
wenn   keine   fieberhafte  Reaktion    eintritt.  —  Ein 

27 


210 


Schurig y  Ohrenheilkunde. 


Etui  mit  den  von  Seh  w.  zur  Operation  gebrauchten 
Instrumenten  liefert  Instrumentenmacher  Fr,  Baum- 
gartel  in  Halle  a.  S.  für  etwa  100  Mark. 

Ein  neues  Verfahren  zur  Eröffnung  des  Proc. 
mast.  schlägt  Bogroff  in  Odessa  (Mon.-Schr.  f. 
Ohkde.  XIII.  5)  vor :  An  der  Stelle ,  wo  der  Kno- 
chen eröffnet  werden  soll ,  lasse  man  den  Qalvano- 
kauter  einige  Sekunden  einwirken  y  um  die  Festig- 
keit des  Knochens  aufzuheben,  entferne  dann  mittels 
Hohlmeissels  den  nachgiebigen  Knochen  und  arbeite 
so  abwechselnd  mit  Galvanokauter  und  Hohlmeissel 
weiter.  Auch  zu  Entfernung  von  Exostosen  im  Ge- 
hörgang wird  das  Verfahren  empfohlen. 

Auriculo  -  mastoideale  Drainage,  Gillette 
(Ann.  des  mal.  de  Toreille  etc.  V.  p.  249.  Nov.) 
theilt  einen  Fall  von  chronischer  Ohreiterung  bei 
einem  Tuberkulösen  (Caverne,  Epididymitis  tubercul.) 
mit,  in  dem  er,  als  sich  anfallsweise  heftige  Schmer- 
zen und  Röthung  des  Proc.  mast.  einstellten,  die 
künstliche  Eröffnung  des  Knochens  bis  zum  Antrum 
machte.  Der  Knochen  war  äusserlich  gesund ,  zum 
Theil  ebumisirt,  im  Antrum  befand  sich  Eiter.  Durch 
die  Operationswunde,  durch  das  Antrum  und  zum 
Gehörgang  heraus  wurde  ein  Drainrohr  geführt. 
ZMta**scher  Verband;  antiseptische  Durchspfllun- 
gen.     Heilung. 

In  folgendem  Falle  von  käsiger  Osteitis  des  Proc. 
mast.  erzielte  A.  G.  Gerster  (Ztschr.  f.  Ohkde. 
VIII.  p.  207)  Heilung  auf  operativem  Wege. 

Ein  26jähr.  Arbeiter,  seit  Kindheit  an  Otit.  med. 
parul.  dextra  und  öfters  an  Schmerzhaftigkeit  und  Abscess- 
bildang  auf  dem  entsprechenden  Proc.  mast.  leidend,  kam 
mit  rechtseitiger  Taubheit,  Facial-Paralyse  mid  3  die 
stark  verdickten  Weichthelle  aber  dem  Proc.  mast.  durch- 
brechenden Fisteln  in  das  Spital.  Nach  Ablösung  der 
Weichthelle  Erweiterung  einer  in  eine  mit  käsigen  Massen 
erfüllten  Höhle  fahrenden  Fistel  mittels  Meissel  und  Ham- 
mer, bis  der  Finger  eingeführt  werden  konnte ;  Abspren- 
gung  der  nur  durch  eine  schwache  Leiste  noch  anhangen- 
den Spitze  des  Proc.  mastoideus.  Nach  Ausräumung  der 
käsigen  Massen  ans  der  etwa  tanbeneigrossen,  mit  glatten 
Wänden  bekleideten  Höhle ,  die  nach  vom  mit  der  Pau- 
kenhöhle ,  nach  oben  und  innen  mit  dem  Innern  Ohr  zu» 
sammenhing ,  Verband  mit  antiseptischer  Qaze.  Da  Je- 
doch bald  das  Sekret  übelriechend  wurde ,  ging  man  zu 
offner  Wundbehandlung  mit  2stündlich  wiederholter  Aus- 
waschung mittels  Iproc.  Lösung  von  essigs.  Alaun  über 
und  erzielte  Heilung  binnen  etwa  6  Wochen.  Da  Jedoch 
noch  immer  eine  minimale  Sekretion  bestand ,  wurde  der 
Kr.  mit  einer  Kanüle  in  der  Fistel  auf  dem  Proc.  mast. 
entlassen. 

Zwei  Falle  von  Anbohrung  des  Proc.  masL 
theilt  Emil  Grüning  in  New  York  (Ztschr.  f. 
Ohkde.  VUI.  p.  297)  mit 

Ein  32Jähr.  Mann  bekam  nach  einem  Seebad  eine 
Mittelohr-Entzündung ,  zu  der  sich ,  als  O  r.  nach  4  Wo- 
chen den  Kr.  sah,  Böthe  und  Oedem  des  Proc.  mast., 


Kopfschmerz  und  Schwindel  gesellt  hatten.  Da  lokale 
Blntentziehung  und  der  Wilde  'sehe  Schnitt  nur  vorüber- 
gehende Besserung  bewirkten,  Schüttelfröste,  Delirien 
und  Erbrechen  auftraten,  eröffnete  Gr.  den  äusserlich 
gesunden  Knochen  mittels  eines  Haodbohrers ,  der  direkt 
ins  Antrum  drang.  Entleerung  einiger  Löffel  voll  dickes 
Eiters,  mit  sofortiger  grosser  Erleichterung.  DieOtorrhöe 
verlor  sich  bald ,  jedoch  ohne  Verschluss  der  Trommel- 
feUperforation ;  der  an  der  Operationsstelle  zurückgeblie- 
bene fistulöse  Oang  schloss  sich  erst  nach  2  Jahren,  nach- 
dem einige  nekrotische  Knochenstficke  ansgeetoasea 
worden. 

Ein  42Jähr.,  an  Lungenphtbise ,  seit  14  Tagen  an 
llnkseitiger  Otorrhöe  leidender  Mann  wurde  in  letzter 
Zeit  durch  heftige ,  Nachts  exacerbirende  Schmerzen  im 
Ohr  beunruhigt.  G  r.  fand  Perforation  im  vordem  untern 
Quadranten,  Röthe  und  Schwellung  der  obern  Gehörgangs- 
wand ,  Oedem  und  Schmerzhaftigkeit  des  Proc.  mastoi- 
deus. LfOkale  Blutentziehung,  Wilde'scher  Schnitt, 
Incision  der  obern  Gehörgangswand  und  Durchbrechen  des 
rauhen  Knochens  mittels  Sonde  erleichterten  nur  anf 
kurze  Zeit.  Nach  Anbohrung  des  Proc.  mast.  mittels 
Drillbohrer  und  Entfernung  eines  wahrscheinlich  von  der 
hintern  Gehörgangswand  stammenden  beweglichen  Kno- 
chenstücks erfolgte  binnen  2  Mon.  Heilung. 

£.   Taubstummenstatistik. 

Bei  der  Naturforscherversammlnng  zu  Baden- 
Baden  sprach  Hartmann  (Ztschr.  f.  Ohkde.  VIII. 
p.  387)  Aber  die  Aufgaben,  welche  die  Taubstummen- 
Statistik  sich  zn  stellen  hat,  und  bezeichnete  als 
solche,  einmal  die  Verbreitung  des  Gebrechens  fest- 
zustellen und  andererseits  Anfschluss  Aber  das  Wesen 
nnd  die  Ursache  desselben  zu  verschaffen.  Die  bis- 
her aufgestellten  Statistiken  stehen  unter  einander 
im  Widerspruch  und  sollte  deshalb  die  Ausfbllnng 
der  Fragebogen  durch  Sachverständige  (Aerzte)  ge- 
schehen. H.  wünscht  besonders  auch  die  Zahl  der 
im  bildungsfähigen  Alter  stehenden  Taubstummen 
festgestellt  zu  sehen,  damit  denselben  specieller 
Taubstummenunterricht  ertheilt  werden  könnte.  Er 
vermuthet,  dass  die  Zahl  derselben  sehr  beträchtlich 
sei ;  die  Volkszählung  biete  eine  günstige  Oelegen- 
heit ,  eine  specielle  Taubstummenstatistik  ins  Leben 
zu  rufen. 

Moritz  Benedikt  (Wien.  med.  Presse  XX. 
42)  richtet  einen  offenen  Brief  an  die  Ohrenärzte,  in 
welchem  er  für  die  in  späterem  Alter  taub  Gewordenen 
ebenso  den  Taubstummen-Unterricht  verlangt  wie  für 
Die,  welche  in  der  Kindheit  das  Gehör  verloren 
haben,  indem  er  besonders  das  Studium  der  Sprach- 
mimik unter  Leitung  eines  Taubstummenlehrers  em- 
pfiehlt. Er  fordert  die  Ohrenärzte  zum  sorgfältigsten 
Studium  von  Gehirnen  Taubstummer  auf  und  bittet, 
im  Fall  denselben  Zeit  oder  hinreichende  Spedal- 
kenntniss  zu  derartigen  Untersuchungen  mangelt, 
die  Gehirne  an  Gehirn- Anatomen  einzusenden. 


H  6  n  s  e  n ,  Physiologie  der  Zeagnng. 


211 


C.  Kritiken. 


31.    Physiologie   der  Zeugung;   von   Profr 

Dr.  y.  Hensen  in  Kiel.  Mit 48  Abbildungen. 

Leipzig  1881.  F. C.W. Vogel.  304 S.  (8Mk.) 

Die  Lehre  von  der  Zetigung  hat  in  der  jüngsten 

Zeit  so  bedentende  Bereicherangen  erfahren,  dass  es 

voD  vielen  Seiten  als  sehr  wünschenswerth  empfun- 

des  ward,  eine  neuere  Bearbeitung  des  ausgedehnten 

Stoffes  zu  besitzen.     Vermag  sich  eine  solche  auch 

anf  ausgezeichnete  vorausgehende  Darstellungen  zu 

atatzen,  so  stellt  nichtsdestoweniger  die  befriedigende 

L(toaBg  des  Versuches  weitgehende  AnspiUche  an 

den  Unternehmer.     Nicht  blos  auf  das  gesammte 

Tfaierreich  sich  auszubreiten   besteht  die  Aufgabe, 

sondern  eben  so  sehr  bildet  das  Pflanzenreich  eine 

der  Grundlagen,  von  welchen  der  Ausgangspunkt  zu 

nehmen  ist     Mehr  noch  als  eine  reiche  Literatur- 

kenntnisB  ist  sodann  die  sachliche  Beschäftigung  auf 

dnem  so  weitschichtigen  Gebiete   die  nothwendige 

VoraoBsetzung   des  Gelingens.     Das  Gebiet  selbst 

aber  zeigt  sich  fiberdiess  auf  allen  Seiten  umstellt 

von  den  schwierigsten  Problemen  der  Naturwissen- 

»haft,  welchen  es  gilt,  nicht  aus  dem  Wege   zu 

gehen« 

Das  interessante  Buch  bildet  einen  Theil  des 
grossen  von  Prof.  Hermann  herausgegebenen 
Handbuchs  der  Physiologie,  In  13  Capiteln  be- 
handelt Vf.  die  ganze  Lehre  von  der  Zeugung  mit 
Äasnahme  der  Entwicklungsgeschichte.  Nur  für  die 
Sanalprodukte  und  die  ungeschlechtliche  Zeugung 
wurde  die  Entwicklungsgeschichte  kurz  berücksich- 
tigt. Die  geschlechtliche  Zeugung  hält  Vf.  für  das 
Primäre  und  Durchgehende,  die  ungeschlechtliche 
Zeugung  dagegen  ftlr  intercurrent.  Die  Disposition 
des  Werkes  ergiebt  sich  im  Uebrigen  aus  folgenden 
Sitzen :  „Die  Zeugung  dient  dazu,  das  Leben  auf 
der  Erde  zu  erhalten,  denn  ohne  sie  würden  die  In- 
dividuen theils  im  Kampf,  theils  an  Altersschwäche 
m  Grunde  gehen.  Die  Zeugung  dient  aber  auch, 
wenn  wir  die  Urzeugung  fbr  die  Gegenwart  aus- 
schiiessen  dürfen ,  dazu ,  die  Bionten  auf  der  Erde 
a  verjüngen  und  die  geschlechtliche  Vermischung 
Usst  ^eselben  in  stets  neuer  Form  hervorkeimen ; 
sie  hflngt  ab  vom  Ei,  vom  Samen  und  von  der  Ver- 
mischung beider,  der  Befruchtung.  Daran  knüpft 
sieh  die  Frage,  ob  die  Befruchtung  noth wendig  ist 
imd  was  sie  bewirkt.  Das  Material  an  Experimen- 
ten, welches  uns  Natur  und  Kunst  an  Modifikationen 
der  Greschlechtstheile  und  Befruchtungsvorgänge,  in 
ungeschlechtlicher  Zeugung,  Pädogenesis,  Partheno- 
genesis,  Inzncht,  Bastardimng,  Rassen-  und  Stamm- 
äldungy  sowie  in  den  Erscheinungen  der  Vererbung 
vcnrftlhrten ,  ist  ein  sehr  breites ;  dennoch  ist  es  filr 
die  richtige  Beantwortung  jener  Fragen,  wie  wir 
hichtea  müssen,  noch  nicht  breit  genügt'.  Nehmen 
^  dieas  auch  theilweise  an  und  gestehen  zu,  dass 


zur  Zeit  noch  über  einige  Theile  der  Zengungslehre 
sich  kein  volles  Licht  ergiessen  kann,  so  lässt  einer- 
seits jene  Befürchtung  immer   noch   der  Hoffnung 
Raum  auf  künftige   Erhellung;   andererseits   wird 
doch  auch  die  Fülle  des  thatsächlich  Gebotenen  durch 
dieselbe  nicht  gemessen.     In  beiden  Richtungen  ist 
es  nun  gewiss  vom  höchsten  Werth,   wenn  schon 
der  heranwachsenden  naturwissenschaftlichen  Gene- 
ration ein  Werk  geboten  wird ,  das  ihr  zum  Führer 
in  schwierigen  Fragen  zu  dienen  vermag.  Aber  auch 
Derjenige ,  welcher  der  goldenen  Studienzeit  schon 
entrückt  ist  und  über  eine  reichere  Erfahrung  be- 
reits gebietet ,  wird  gern  den  grossen  Lehren  lau- 
schen, welche  die  Wissenschaft  der  alten  und  neuen 
Zeit  auf  diesem  wichtigen  Gebiete  gesammelt  hat. 
um  die  allgemeine  Anschauung  Vfs.,   welche   den 
Text  auf  ihrer  Oberfläche  trägt,  zu  kennzeichnen,  sei 
auf  eine  Stelle  der  Einleitung  (S.  4)  aufmerksam  ge- 
macht :  „Genau  dasselbe  Verhalten  zur  En'cichung 
dieses  Fortschritts  (der  steigenden  Vervollkommnung 
späterer  Geschlechter)  fordern  Naturwissenschaft  wie 
Lehren  der  Moral,  aber  erstere  eröffnet  eine  legitime 
Aussicht  mehr   als  letztere.     Gemeinsamer  Erfolg 
für  beide  Lehren  ist  die  Befriedigung  durch  Pflicht- 
erfüllung und  Hebung   des  gegenwärtigen  Wohl- 
ergehens der  Umgebung,  aber  die  Naturwissenschaft 
verspricht  noch  eine  Zunahme  der  Machte  der  Ein- 
sicht und  des  Wohlergehens   kommender  Genera- 
tionen in  der  Art,  wie  es  schon  jetzt  die  Civilisation 
für  Mensch  und  Thier  mit  sich  gebracht  hat'^ 

Auch  in  anderer  Beziehung  noch  wendet  sich  der 
Inhalt  direkt  an  den  Arzt,  nämlich  bei  der  Unter- 
suchung der  Sterblichkeit.  Hier  sei  auf  folgende 
Sätze  (S.256)  hingewiesen:  „Die Anzahl  der Todten 
der  einzelnen  Altersklassen  hängt  nicht  lediglich 
vom  Zufall  ab ,  denn  thäte  sie  das ,  so  müssten  bei 
genügend  grossen  Zahlen  die  Todesfälle  in  den  ver- 
schiedenen Altersklassen  annähernd  gleiche  werden. 
Diess  ist  durchaus  nicht  der  Fall ,  aber  auch  daran 
kann  man  nicht  denken ,  dass  etwa  für  die  verschie- 
denen Altersklassen  besondere  Krankheiten  existir- 
ten,  welche  die  entsprechenden  Quoten  des  Lebens 
raubten.  Dass  die  Eanderkrankheiten  u.  A.  mit 
an  der  grossen  Sterblichkeit  des  Kindesalters  schuld 
sind ,  dass  die  Infektionskrankheiten  überhaupt  die 
Sterblichkeit  modifioiren,  ist  unzweifelhaft,  sie  beu- 
gen nur  das  grosse  Gesetz  der  Sterblichkeit  auf 
kurze  Zeiten,  können  aber  den  allgemeinen  Gang  der 
Funktion  nicht  ändern.  Die  Statistik  zeigt  einen  so 
regelmässigen  Verlauf  der  Sterblichkeit  im  Grossen, 
dass  es  klar  wird ,  es  müssen  hier  tiefere  Ursachen 
als  zufiUlige  Infektionen  zu  Grunde  liegen.  In  der 
That  wird  man  zu  der  Annahme  gedrängt ,  dass  ein 
Ablaufen  der  Lebensuhr  von  so  und  so  vielen  Indi- 
viduen jedes  Jahr  stattfinden  müsse,  weil  die  Trieb- 


212 


Schwalbe,  Neordogie.  —  Vierordt,  d.  Qehen  d.  Menschen. 


kräfte  in  diesen  Individuen  zu  Eude  gehen,  weil 
wenigstens  in  der  grössern  Zahl  der  Fälle  der  Or- 
ganismus nach  einer  gewissen  Anzahl  von  Jahren 
dem  Tode  schon  so  nahe  gebracht  ist,  dass  ihn 
äussere  Schädlichkeiten  immer  leichter  und  leichter 
herbelAlhren.  Der  Arzt  kann  hoffen,  die  absoluten 
Werthe  in  der  Curve  herabzusetzen ,  den  Gang  der 
Sterblichkeitszunahme  kann  er  nicht  ändern.  Aller- 
dings ist  damit  allein  noch  nicht  der  Verlauf  der 
Curve  erklärt.  Das  rapide  Absinken  der  Sterblich- 
keit in  den  ersten  4  Lebensjahren  kann  entweder 
von  einem  rapiden  Fortsterben  der  schwächlichen 
Individuen  oder  von  rascher  Kräftigung  eines  noch 
mit  mancherlei  Schwächen  behafteten  Körpers  her- 
iUhren ,  wahrscheinlich  spielen  beide  Momente  eine 
Rolle  und  maskiren  dabei  gänzlich  den  Vorgang, 
welcher  als  das  Ablaufen  der  Lebensnhr  bezeichnet 
wurde.  Nach  dieser  Zeit  wendet  sich  die  Curve 
und  steigt  dann  zunächst  sehr  allmälig  an.  Die 
Fälle,  wo  das  Leben  des  Individuum  durch  die 
eigene  Constitution  nur  bis  zum  45.  Jahr  bemessen 
ist,  sind  selten ,  erst  über  dieses  Jahr  hinaus  werden 
sie  zahlreicher  imd  zahlreicher.  Die  kleine  Wen- 
dung der  Curve  bei  80 — 84  Jahren  ist  vielleicht 
wegen  zu  geringer  Zahl  der  Beobachtungen  incor- 
rekt". 

Das  Capitel  über  die  Physiologie  der  Geburt  ist 
von  einem speciellen Fachmanne,  Hm.  Dr.  W ert h , 
bearbeitet  worden .  R  a  u  b  e  r . 

32.  Lehrbuch  der  Neurologie;  von  Prof.  Dr. 
6.  Schwalbe  in  Königsberg.  Zugleich  des 
2.  Bandes  2.  Abtheil,  von  HoffmamCe  Lehrbuch 
der  Anatomie  des  Menschen.  Mit  319  Holz- 
schnitten. Erlangen  1880.  E.  Besold.  gr.  8. 
739  S.     (21  Mk.) 

Das  in  rascher  Folge  der  einzelnen  Abtheilungen 
nunmehr  zur  Vollständigkeit  gelangte  Lehrbuch  der 
Neurologie  von  Prof.  Schwalbe  entspricht  in  seiner 
äussern  Form  und  Anlage  derjenigen  des  schnell 
beliebt  gewordenen  Quain  -  ZTi^mann'schen  Lehr- 
buches der  menschlichen  Anatomie,  dessen  Fort- 
setzung es  darstellt.  Doch  schon  die  grossen  Fort- 
schritte in  der  Erforschung  des  centralen  Nerven- 
systems, welche  mit  dem  Erfolg  einer  gänzlichen 
Umgestaltung  grosser  Gebietstheile  der  Lehre  seit 
der  Veröffentlichung  der  1.  Auflage  des  Clnaxu" 
Hoffmann^wkiGn  Lehrbuches  erreicht  worden  sind, 
mussten  mit  Nothwendigkeit  die  Veranlassung  ab- 
geben, zunächst  den  neurologischen  Theil  des 
Werkes  nicht  sowohl  umzuarbeiten,  als  neu  zu 
schaffen.  Der  äussere  Anlass,  welcher  mit  dem  früh 
erfolgten  Ableben  Hoffmann 's  die  Fortführung  des 
unterbrochenen  Unternehmens  den  Händen  unseres 
Autors  anvertraute,  könnte  nun  wohl  die  Möglichkeit 
vermuthen  lassen,  dass  die  Fortführung  selbst  mehr 
eme  äusserliche  sein  werde,  statt  von  der  Kraft  des 
neuen  Autors  das  erwartete  Zeugniss  abzulegen. 
Aber  eine  aufmerksame  Prüfung  f&hrt  alsbald  zu  der 
bestimmten  Wahrnehmung,  dass  eine  solche  Ver- 


muthung  weit  entfernt  wäre,  das  Richtige  zu  treffen. 
Jeder  einzelne  Abschnitt  legt  vielmehr  ein  beredtes 
Zeugniss  davon  ab,  dass  die  Aufgabe  als  eine  völlig 
innere  erfasst  worden  ist  und  dass  es  galt,  mit  Auf- 
bietung aller  Kräfte  und  in  ernster  Thätigkeit  das 
Beste  zu  leisten. 

Es  kann  davon  abgesehen  werden,  im  Einzelnen 
Auffassung  und  Darstellung  einer  Besprechung  zu 
unterziehen.  Darum  sei  nur  hervorgehoben,  dass 
der  ungeahnte  Aufschwung ,  dessen  sich  die  Lehre 
des  centralen  Nervensystems  in  der  neuesten  Zeit  zu 
erfreuen  hatte ,  von  dem  Werke  nicht  allein  seineffl 
ganzen  Inhalte  nach  aufgenommen  und  gewürdigt, 
sondern  auch  weiter  ausgebildet  worden  ist.  Es 
versteht  sich  daher  von  selbst,  dass,  da  der  Anli^e 
gemäss  auch  die  mikroskopische  Anatomie  eingehende 
Darstellung  zu  finden  hatte ,  der  Haupttheil  des  Vo- 
lumen dem  centralen  Nervensystem  zufallen  musste. 
Ihm  allein  sind ,  ohne  dass  von  einer  Weitschweifig- 
keit irgend  etwas  zu  erblicken  wäre,  nicht  weniger 
als  512  Seiten  Text,  mit  Einschlnss  zahireicheri 
zum  grössten  Thell  neu  aufgenommener  Figuren,  ge- 
widmet worden. 

Man  begegnet  nicht  selten,  auch  in  Kreisen,  von 
welchen  man  es  nicht  erwarten  sollte,  der  Meinung, 
das  centrale  Nervensystem  sei  entweder  ein  unnah- 
barer oder  doch  noch  so  sehr  mit  Controversen  be- 
ladener  unerfreulicher  Theil  der  menschlichen  Ana- 
tomie, dass  man  von  seiner  grfindlichern  Kenntniss- 
nähme  keinen  entsprechenden  Gewinn  zu  erwarten 
habe.  Umgekehrt  möchten  wir  behaupten:  WoU 
dem  Anfänger  oder  Vorgerflcktem ,  welchem  schon 
zu  seiner  Studienzeit  eine  Fflhrung  zu  Theil  wird, 
wie  sie  ihm  hier  gegeben  ist!  Wer  kennt  zwar  nicht 
die  interessante,  von  Hyrtl  in  den  zahlreiehes 
Ausgaben  seines  Lehrbuches  festgehaltene  nnd  da 
durch  weit  verbreitete  Sentenz  von  Fantoni 
welche ,  vor  fast  200  Jahren  treffend  geschrieben 
gegenwärtig  ihres  Erfolges ,  heitere  Fröhlichkeit  zi 
erzeugen ,  noch  immer  sicher  sein  kann :  „Obscnn 
textura,  obscuriores  morbi,  functiones  obscurissimae.' 
Es  ist  doch  wohl  zu  weit  gegangen,  diese  Wort 
heute  noch  wie  früher  als  Einleitung  fär  jede  Ana 
tomie,  Physiologie  u.  Pathologie  des  Gehirns  für  ge 
eignet  zu  erklären.  So  viel  sich  auch  nnsem  Blicke 
in  Bau,  Funktionen  und  Krankheiten  dieses  grosse 
Systems  naturgemäss  gegenwärtig  noch  entzieht,  s 
berechtigen  doch  die  gemachten  Fortschritte  noc 
zu  fernem  Hoffnungen  und  sind  an  sich  selbst  be 
deutend  genug ,  um  die  neuere  Forschung  von  dei 
Banne  jener  niederschUigenden  Worte  zu  befreien. 

Ranber. 

33.  Das  Gtohen  des  Menaohen  tn  gesundai 
und  kranken  Zustanden,  nach^aelbstteg^ 
strirenden  Meüioden  dargestellt  von  Di 
Hermann  Vierordt.  Tttbingw  1881 
H.  Laupp'sche  Buchhandl.  8.  VII  a.  206  i 
mit  11  lithograph.  Tafeln  und  6  Holzschnittoi 
(10  Mk.) 


Vierordt,  d.  Gehen  d.  MenscheD. 


213 


In  yorliegeDder  Schrift  hat  der  Vf.  die  in  einer 
llBgeni  Yenochsreihe  Aber  Registrimng  der  räum- 
licben  und  zeitlichen  Verhältnisse  des  Gehens  ge- 
vonnenen  Resultate  niedergelegt.  Er  hat  im  Gegen- 
ots  ZQ  frühem  Untersuchen!  die  complicirten 
BewegoDgen  während  des  Gehens  in  mehr  unmittel- 
barer Weise  zu  fixiren  gesucht ,  hauptsächlich  auch 
in  der  Absicht ,  die  individuelle  Gangart  in  ihren 
EJDzeiphasen  zu  charakterisiren  und  das  bisher  so 
gnt  wie  gar  nicht  berflcksichtigte  pathologische  Gehen 
mit  einfacheren  y  auch  beim  Kranken  anwendbaren 
Methoden  in  den  Bereich  der  Untersuchung  zu 
äehea. 

Die  Arbeit  zerMt  in  2  Theile:  1)  die  gra- 
jUidu  Darstellung  der  Gehbetoegung  im  Raum 
nd  2)  die  Messung  der  zeitlichen  Verhältnisse  in 
itn  Einzelphasen  des  Gehens, 

Dm  Stellung  und  liiehtung  des  Fusses  wäh- 
md  des  Aufsetzens,  d.  h.  die  eigentlichen  Fuss- 
äporen  dauernd  aofzuzeichnen,  liessVf.  dieVerauchs- 
penonen  in  Filzschuhen  gehen,  an  welchen  an  3 
bestimmten  Punkten  mit  färbender  Flüssigkeit  ge- 
fUlte  Messingröhrchen  senkrecht  befestigt  waren. 
Während  die  Personen  auf  einem  10  Mtr.  langen 
Streifen  Strohpapier  gingen ,  entstanden  bei  jedem 
Anftetzen  des  Fusses  3  farbige  Punkte,  entsprechend 
den  mit  Baumwollpfropfen  lose  verschlossenen  Mes- 
ogiöhrchen.  Vf.  nennt  diess  das  Abdruckverfah- 
ren.  Um  die  wirklichen  Bewegungen  des  Beines 
OBmittelbar  aufzuzeichnen,  bediente  sich  Vf.  einer 
Methode,  die  er  Spritzmethode  nennt.  An  jedem 
Sehnh  wurde  ein  4.  RGhrchen,  spitz  auslaufend,  be- 
festigt. Dieser  kleine  Cylinder  stand  nach  oben  hin 
äarch  einen  dünnen  Kautschukschiauch  mit  einem 
fflbige  Flüssigkeit  enthaltenden  Behälter  in  Ver- 
iRDdoDg,  welches  der  Versuchsperson  auf  dem  Rücken 
befestigt  wurde.  V^urde  beim  Beginne  des  Versuchs 
&  den  Schlauch  schliessende  Pincette  geöffnet ,  so 
zeichnete  die  aus  dem  Fnssröhrchen  in  dünnem 
Strafale  ausströmende  Flüssigkeit  auf  das  untergelegte 
Papier.  Es  wurden  auch  horizontal  gerichtete  Röhr- 
ehen verwendet,  die  theils  am  Fuss ,  theils  am  Arm, 
theÜB  am  Rumpf  befestigt  wurden  und  deren  Strah- 
len aaf  seitlich  gestellten ,  an  Holzrahmen  befestig- 
ten Papierstreifen  aufgefangen  wurden.  Die  auf- 
gezeichneten Fussspnren  wurden  nach  bestimmten 
Principien  genau  ausgemessen. 

Mit  der  Abdruckmethode  wurden  zunächst  unter- 
socht  die  Schrittlänge ,  die  seitliche  Spreizweite ,  die 
Winkelstellung  beider  Füsse,  die  seitliche  Abwei- 
chung von  der  Direktionslinie  während  des  Gehens. 
Es  ist  mit  dem  vorliegenden  Materiale  nicht  gelun- 
gen, besondere  Gesetzmässigkeiten  zu  constatiren. 
hn  Gegentheil  fand  man  bei  jeder  Versuchsperson 
ein  eigenthttmliches  Verhalten  nach  dieser  oder  jener 
Siehtang,  Abweichungen  von  einer  idealen  Norm 
to  Gehens,  die  man  als  innerhalb  des  Rahmens  der 
^^esmidheit  fallend  annehmen  muss.  Die  Schrittlänge 
äer  Erwachsenen  für  gewöhnliches  Gehen  fand  Vf. 
tmhen  600  und   700  Millimeter.     Gewöhnlich 


hatte  ein  Bein  eine  grössere  Schrittlänge  als  das 
andere. 

Mit  der  Spritzmethode  wurden  untersucht  die 
wechselnden  Zustände  des  Beins  während  des  nor- 
malen Gehens ,  die  Abwicklung  und  Aufhebung  des 
Fusses  vom  Boden,  die  Vertikalprojektion  des 
stützenden  und  schwingenden  Beines ,  die  vertikale 
und  horizontale  Rumpfschwankung  und  die  Schwin- 
gung der  Arme  während  des  Gehens ,  endlich  der 
Gang  auf  den  Zehen ,  der  Sprunglauf  und  das  Rück- 
wärtsgehen. Vf.  schliesst  sich  betreffs  des  schwin- 
genden Beins  an  D  u  c  h  e  n  n  e  an,  welcher  gegen  die 
Annahme  eines  rein  passiven  Pendeins  protestirt  hat. 
Er  möchte  für  Pendelung  des  Beins  eine  Muskel- 
aktion annehmen ,  dabei  aber  hervorheben ,  dass  die 
Muskelarbeit  unter  sehr  günstigen  Bedingungen  er- 
folgt und  vielleicht  nur  im  Allgemeinen  ftlr  die  rela- 
tiv spontan  erfolgende  Bewegung  Anstoss  und  rich- 
tige Führung  darstellt.  Sonst  bestätigt,  soweit 
Ref.  sieht,  der  Vf.  in  allen  wesentlichen  Punkten  die 
Angaben  der  Gebr.  Weber. 

Im  paüiologischen  Theile  beschreibt  Vf.  die 
Selbstregistrlrung  verschiedener  pathologischer  Gang- 
arten. Er  wollte  zunächst  nur  versuchen,  das  flüch- 
tige und  unendlich  variable  Bild  zu  fixiren ,  für  wel- 
ches oft  genug  in  der  Beschreibung  irgend  eine  der 
üblichen  Bezeichnungen  der  Kürze  halber  eintreten 
muss,  ohne  damit  gerade  über  das  individuell  Eigen- 
thümliche  des  Falles  auch  nur  das  Geringste  auszu- 
sagen. Die  Krankheit  der  gewählten  Versuchsper- 
sonen war  z.  Th.  nicht  sicher  diagnosticirbar ,  so 
dass  die  Fälle  in  der  That  z.  Th.  ein  rein  hidividuel- 
les  Interesse  darbieten.  Vf.  führt  als  verschiedene 
Gangarten  auf:  den  breitspurig-schleudernden  Gang, 
den  breitspurig-spastischen  Gang,  den  breitspurig- 
ataktischen  Gang ,  den  schmalspurigen ,  partiell  in- 
coordinirten  Gang  mit  grosser  Spreizweite,  den 
schmalspurig-ataktischen  Gang  mit  normaler  Spreiz- 
weite. Vf.  hält  es  für  wesentlich,  zwischen  Spreiz- 
weite, d.  h.  Distanz  der  ruhenden  Füsse,  und  Spur- 
weite, d.  h.  Abstand  der  Schwingungscnrven  der  be- 
wegten Extremitäten,  zu  unterscheiden.  Dass  an 
die  vom  Vf.  vorgeschlagenen  Specifizirungen  sich 
irgend  welches  praktische  Interesse  knüpfen  könnte, 
ist  bis  jetzt  nicht  ersichtlich. 

Die  Messung  der  zeitlichen  Verhältnisse  beim 
Gehen  ist  weit  weniger  wichtig  als  die  Kenntniss  der 
räumlichen  Verhältnisse.  Während  letztere  mit 
relativ  einfachen  Hülfsmitteln  zu  erreichen  war,  be- 
durfte bei  jener  der  Vf.  einer  sehr  complicirten 
Technik.  Die  Methode ,  welche  er  anwandte ,  be- 
steht in  der  Herstellung  und  Unterbrechung  elek- 
trischer Ströme.  Durch  das  Auftreten  des  Fusses 
wird  ein  Strom  hergestellt ;  in  dem  Stromkreis  ist 
ein  Elektromagnet  eingeschaltet,  welcher  einen  Anker 
anzieht.  Dieser  ist  mit  einem  Schreibhebel  in  Ver- 
bindung, welcher  in  dem  Augenblicke,  wo  der  Anker 
angezogen  wird,  auf  dasberussteKymographion  sich 
senkt  und  dort  eine  gerade  Linie  verzeichnet.  Das 
Nähere  ersehe  man  aus  dem  Original. 


'^ 


214 


Nowarky  Hygieine. 


Anoh  betreffi9  der  zeitlichen  Verhältnisse,  der 
gegenseitigen  Beziehungen  von  Schrittdaaer ,  Daaer 
der  Schwingung,  des  Aufstehens  etc.  ergaben  die 
Untersuchungen  desVfs.  keine  durchgängige  Qesetz- 
mässigkeit.  Es  ist  dem  natürlichen  Gange  eine  ge- 
wisse Freiheit  der  Bewegung  eigen,  die  bald  in  dem 
einen ,  bald  in  dem  andern  Zeitmoment  sich  geltend 
machen  kann. 

Aus  den  Versuchen  an  Kranken  lässt  sich  hier 
noch  weniger  als  im  1.  Theile  etwas  Allgemeingül- 
tiges entnehmen. 

Beti'effs  der  vielen  interessanten  Einzelheiten 
muss  das  Buch,  die  Frucht  überaus  sorgfältiger  For- 
schungen ,  zum  eigenen  Studium  empfohlen  worden. 

Mdbius. 

34.  Lehrbuoh  der  Hygieine,  systematische 
Zosammenstellang  der  wichtigsten  hy- 
gieinisohen  Iiehrsätse  u.  Untersuchungs- 
methoden,  zum  Gebrauche  für  Studirende 
der  Medicin^  Phyniatecandidaten,  SanitätS' 
beamte,  Aerzte,  Verwaltungabeamte ;  von  Dr. 
Josef  Nowak,  h.  L  Prof.  der  Hygiene 
an  der  Wiener  Univereität  Mit  201  Abbil- 
dungen. Wien  1881.  Töplitz  u.  Deuticke. 
gr.  8.     804  S.     (9.60  fl.  oder  20  Mk.) 

Es  dürften  sich  nicht  viele  Oebiete  der  Heil- 
kunde eines  so  lebhaften  Schaffenstriebes  erfreuen, 
als  die  Hygieine.  Kaum  vergeht  ein  Jahr,  ohne 
dass  ein  Lehr-  oder  Handbuch ,  ein  System  u.  s.  w. 
erschienen  wäre.  Wenn  man  aber  diese  neuern 
Arbeiten  näher  betrachtet,  so  weiss  man  häufig  nicht, 
ob  die  vorhandenen  Leistungen  wirklich  so  unzu- 
länglich waren,  dass  es  unbedingt  eines  neuen  Lehr- 
buches bedurfte.  Vielleicht  wäre  der  üppigen  Be- 
schämung der  Vergangenheit  in  diesem  Zweige  der 
Heilkunde  durch  die  Gegenwai-t  im  Interesse  des 
Lesers  und  Käufers  eine  gewisse  Zügelung  heilsam 
—  man  kann  kaum  alle  Neuerungen  aufmerksam 
lesen ,  viel  weniger  sich  am  Aeltem  erfreuen.  Und 
doch ,  wenn  man  —  es  gilt  diess  weitaus  von  der 
Mehrzahl  der  neuen  Arbeiten  —  wiederum  eine  der 
anfänglich  unnöthig  erscheinenden  Leistungen  fertig 
gelesen  hat,  dann  hat  man  wiederum  Vortheile  vor 
den  andern  entdeckt  und  den  Beweis  für  die  Daseins- 
berechtigung erlangt,  anfänglich  Unbehagen  über 
das  Drängen  nach  Neuem ,  das  kaum  das  Olücks- 
geftihl  des  Besitzes  zulässt,  und  schlüsslich  Befrie- 
digung. Der  Satz :  wer  Vieles  bringt ,  wird  Man- 
chem etwas  bringen,  bewahrheitet  sich  auch  auf 
unserem  besondem  Gebiete.  Ref.  mag  nicht  leug- 
nen, dass  er  dem  Nowack'schen  Lehrbuch  gegen- 
über diesen  Kreislauf  der  Empfindungen  um  so  mehr 
durchgemacht  hat ,  als  ihm  die  „201  Abbildungen^' 
ziemlich  verdächtig  vorkamen.  Der  „Prospekt"  be- 
stärkte ihn  in  dieser  Voreingenommenheit.  Denn 
unzweifelhaft  entsprechen  die  Worte  den  thatsäch- 
lichen  Verhältnissen  nicht  „Wohl  giebt  es  mancher- 
lei grössere  und  kleinere  Lehr-  und  Handbücher  der 


Hygieine ,  die  ganz  trefflich  sind ,  doch  berücksich- 
tigen sie  in  der  Regel  nur  einzelne  Interessen  und 
besprechen  nur  ausnahmsweise  oder  zu  knapp  die 
Methoden  der  hygieinischen  Untersuchung. 

—  Für  die .  fachliche  Ausbildung  zum  öffentlichen 
Hygieiniker  genügt  die  Erwerbung  bioser  theore- 
tischer Kenntnisse  auf  dem  Gebiete  der  Hygieine 
nicht.  Die  gegenwärtigen  Verhältnisse  verlangen 
immer  bestimmter ,  dass  der  Sanitätsbeamte  mit  den 
physikalischen,  mikroskopischen,  chemischen  and 
sonstigen  Arbeiten  der  vielseitigen  hygieinischen 
Praxis  vollkommen  vertraut  sei.  Mit  Rücksicht  auf 
diese  Bedürfiiisse  wurde  das  vorliegende  Lehrbneh 
bearbeitet.^'  Aber  selbst  wenn  man  die  Kritik  der 
vorhandenen  Lehrbücher  als  berechtigt  anerkennen 
müsste ,  so  bannen  die  Worte  des  Prospekts  doch 
den  andern  Zweifel  nicht,  ob  ein  Lehrbuoh  im  Stande 
sei ,  die  als  nicht  vorhanden  angenommene  und  viel- 
leicht auch  zumeist  als  solche  anzuerkennende  „Ver- 
trautheit mit  den  Arbeiten  der  vielseitigen  hygieini- 
schen Praxis^'  zu  schaffen.  Ref.  wenigstens,  wenn 
er  von  sich  auf  Andere  schliessen  darf,  mdnt,  dass 
diese  nur  in  den  dazu  eingerichteten  Arbeitsstätten 
(Laboratorien)  möglich  sei.  Vielleicht  verspricht  der 
Prospekt  zu  viel  in  dieser  Beziehung,  bestimmt  aber 
nach  der  Rücksicht  „dass  die  Gewerbehygieine  in 
grösserem  Umfange  bearbeitet  sei  Im  Interesse  des 
Sanitätsbeamten ,  als  in  den  meisten  übrigen  Lehr- 
büchern der  allgemeinen  Hygieine.^^  Man  wird  anch 
in  Zukunft  die  E  u  1  e  n  b  e  r  g  'sehe  Gewerbehygieine 
nicht  wohl  entbehren  können. 

Bei  aller  Schätzung  des  Werthes  des  No- 
wak'sehen  Lehrbuchs  und  der  autoritativen  Stel- 
lung des  Herrn  Vfs.  vermag  man  doch  wohl  der 
auch  in  der  Einleitung  wiederkehrenden  Behauptung 
nicht  zuzustimmen ,  „dass  der  Leser  auch  ohne  spe- 
cielle  fachmännische,  analytisch  -  chemische  Kennt- 
nisse mit  den  hygieinischen  Untersuchungsmethodei 
vertraut  wird  und  sie  selbst  ausführen  kann.''  D 
Vorwort  nach  ist  das  Buch  einem  „Wunsche  di 
Nowak 'sehen  Zuhörer''  zu  verdanken  und  d 
Titel  nach  fttr  Studenten  u.  s.  w.  bestimmt.  Fflr 
Studenten,  Physikatscandidaten  (fOr  uns  wohl  Can 
daten  zum  staatsärztlichen,  bezirksärztlichen  „Krei 
physikusexamen") ,  Sanitätsbeamte  erscheinen, 
sie  mitten  in  der  Hygieine  stehen  sollen,  die  Be« 
Schreibung  der  Methoden  mit  Abbildungen  amwen^ 
sten  nöthig,  ftlr  Aerzte  und  Verwaltungsbeam 
wenn  sie  nicht  bereits  praktisch  darin  geübt  sin 
unzureichend.  Vielleicht  wird  man  auch  von  andere^ 
Seite  diese  Ausstellung  fär  die  hauptsächliche  haltet 

—  vom  theoretischen  Standpunkte ,  der  ja  bei  dei 
wissenschaftlichen  Werthschätzung  einer  wissen^ 
schaftlichen  Arbeit  als  der  qächste  gelten  muss. 

Anders  gestaltet  sich  das  Bild ,  wenn  man 
Dinge  ansieht,  wie  sie  sind.     Zunächst  wird  nn( 
allen  genannten  Kategorien  das  Buch  viele  Frennc 
finden,  weil  es  Lücken,  Fehlendes,  Vergessenes  alle 
dings  auf  sehr  bequeme  und  noch  dazu  angenehmi 


Nowak y  Hygieine. 


215 


Weise  ergänzt ,  lehrt ,  auffrischt,  auch  in  unserem 
Vaierlande,  wo  die  naturwissenschaftlichen  Anforde- 
miigen  an  Studenten  und  Aerzte  selbst  von  den  Fach- 
kateD  als  gute  bezeichnet  werden  n.  wo  man  immer- 
hin allgemeiner  von  dem  ärztlichen  Sanitätsbeamten 
Vertrzatsein  mit  den  Methoden  der  immer  vielseitiger 
weidenden  hygieinischen  Praxis  fordern  lernt.  Der 
Pnktiker  wkd  dasBuch,  wenn  er  es  kennt,  schätzen 
lernen  —  und  hiermit  sei  es  allen  Lesern  unserer 
Jabibflcber  ^  die  sich  der  Hygieine  gegenüber  nicht 
juineipiell  kühl  verhalten,  dringlichst  zur  Kenntniss- 
Bihme  empfohlen  —  wissenschaftlich  steht  es  auf 
der  Höhe  und  reiht  sich  würdig  unsem  besten  Ar- 
beiten an  und  wird  von  der  Zuknnft  dazu  gezählt 
weiden.  Unter  „unsem'^  Arbeiten  mögen  die  inner- 
klb  unserer  politischen  Grenzen,  innerhalb  desdeut- 
Kbeu  Reichs  entstandenen  verstanden  werden.  Das 
Nowak 'sehe  Buch  ist  österreichischer  Nationalität 
od  naeh  den  Anfangsworten  für  die  medicinische 
tagend  und  das  ärztliche  und  beamtenärztliche  Alter 
Hier  dem  beide  Ufer  der  Leitha  überragenden 
Doppeladler  vorerst  bestimmt  Man  wird  sich  kei- 
ner Uebertreibnng  schuldig  machen ,  wenn  man  das 
Nowak 'sehe  Buch  für  das  beste  hygieinische 
Werk  seiner  Heimath  hält.  Wie  man  es  im  Aus- 
lände benrtheilen  werde,  war  schon  angedeutet. 
Dts  wird  um  so  leichter  sein ,  es  wird  seine  bevor- 
agte  Stellung  überall  einnehmen ,  überall  so  weit 
■an  deutsch  spricht  und  deutsch  denkt  und  foi'scht, 
B  80  leichter,  als  es  sich  von  den  heimathlichen 
8|inehgepflogenheiten  fernhält  und  in  dialektlosem 
Hoehdeutseh  geschrieben  ist.  Dass  hier  und  da, 
WDeDtlich  zu  Anfang,  eine  doch  wohl  nicht  zu 
fane  neue  Auflage  an  einige  Stylhärten  die  ver- 
besemde  Feder  legen  möge ,  sei  nur  nebenbei  ge- 
wflngcht 

Nor  wenige  spraehliche  Eigenthämlichkeiten  fallen 
uf:  nsiechfrei**  wohl  richtiger  »aeaehenfrei^,  «Anrainer'* 
tegl.  «Anwohner*  (Rain  ist  eine  Grundstucksgremse, 
vihrend  unter  Anrainern  wohl  überhaupt  An-  oder  Um- 
volmer  zn  yerstehen  sind,  auch  wenn  sie  nicht  angesessen 
^),  flWeitres''  desgl.  „ferner",  i^Eignung"  desgl.  »Eigen- 
■M',  „Aosmaass*'  wohl  besser  «zulässiges  Maass.** 

Ebenso  sind  nur  wenige  Druckfehler  neben  den  am 
Uihue  veizeichneten  stehen  geblieben.  Lemartine  auf 
8>770  soll  wohl  Lamartine  heissen ;  mehrmals  Eolenburg 
^  Eoleobeig,  Aenanthäther  statt  Oenanthäter ,  Y ersch 
^Peneh(S.  650). 

Die  Anordnung  des  Stoffes  weicht  nicht  eyheb- 

bh  von  der  jetzt  üblichen  Eintheilung  ab ,  nur  hat 

^  Vf.  das  Irren  -  und  Armenwesen  weggelassen 

^  ),der  erstere  Gegenstand  gegenwärtig  der  Psy- 

^trie,  der  zweite  den  socialen  Wissenschaften  an- 

S^iört**.    Vielleicht  wird  der  Vf.  doch  später  beide 

(^1^1  aufnehmen  müssen.     Vielleicht  wird  er  bei 

<Ber  neuen  Auflage  auch  die  medicinische  Statistik 

adrt  ganz  unerwähnt  lassen  können. 

^Ber  Qesammtstoff  ist  in  einer  Einleitung  und  8  Ab- 

"Utten  behandelt.    Jene  bespricht  die  Aussähe  der 

Hjgieiiie,  ihre  Beziehungen  zu  den  Naturwissenschaften 

I  ^  die  Durchführung  hygieinischer  Grundsätze.    Der 

.  ^.  AMiBitt  behandelt  das  Wasser,  der  2.  die  Luft,  der 

L  ^Wime  und  Licht,  der  4.  den  Boden,  der  6.  die  Nah- 


rung, der  6.  die  Infektionskrankheiten,  der  7.  die  Qe- 
werbebygieine,  der  8.  die  hygieinisch  wichtigsten  Lebens- 
verhältnisse. 

Vf.  betont  im  Vorworte,  dasa  er  mit  Rücksicht 
auf  den  öffentlichen  Sanitätsdienst  Wasser,  Luft, 
Boden,  Infektionskrankheiten,  Nahrung  und  Ge- 
werbehy^eine  besonders  ausführlich  besprochen  habe. 
Ti'otz  diesem  Geständnisse  wird  wohl  Niemand  sich 
über  stiefväterliche  Behandlung  der  übrigen  Gegen- 
stände gegenüber  den  genannten  beschweren,  Nie- 
mand Hauptsachen  vermissen.  Wünsche  werden 
ti*otzdem  nicht  ausbleiben,  unbekümmert,  ob  sie  alle- 
mal nach  Anordnung  des  Buchs  und  sachlich  von 
Werth  vom  Verfasser  der  Berücksichtigung  würdig 
befunden  werden.  Ref.  fordert  eine  andere  Beur- 
theilung  auch  nicht  für  seine  Bemerkungen,  die  er 
noch  beifügen  sich  gestattet. 

Auf  S.  164  wünscht  Vf. ,  dass  Neubauten  nur 
auf  Grund  eines  Wahrspruchs  Sachverständiger  be- 
zogen werden  sollten.  Vom  Standpunkte  des  Hygiei- 
nikers  mag  er  Recht  haben,  leider  steht  aber  mit 
diesem  oft  der  Mangel  und  die  Armuth  in  schroffem 
Widerspruche.  Wird  der  Hygieiniker  Sanitätsbeam- 
ter, dann  möchte  er  wohl  auch  der  Mangelhaftigkeit 
eingedenk  bleiben  und  nicht  allzuviel  polizeilich 
reglementiren.  Erfreulicher  Weise  nimmt  Vf.  die- 
sen angedeuteten  Standpunkt  selbst  ein  auf  S.  183 
und  184,  nur  wäre  der  angehende  Sanitätsbeamte 
aach  von  Autoritäten  darauf  aufmerksam  zu  machen. 
—  Zu  S.  165  würde  sich  vielleicht  in  Klammern 
neben  Luftentmischung:  Sauerstoffverbrauch  und 
desgl.,  hinter  Blutentmischung:  Sauerstoffmangel, 
als  die  Ursachen  und  Vorgänge  bestimmter  aus- 
drückend empfehlen.  Etwas  genauer  wäre  auch  der 
Begriff  „Sonnenstich''  auf  S.  193  zu  fassen.  —  Zn 
S.  291  ist  in  Bezug  auf  die  „Tonnen''  zu  erwägen, 
dass  an  manchen  Orten  Störungen  durch  Frost 
beobachtet  worden  sind,  dass  man  also  im  Tonnen- 
ranm  gewisse  Schutzmaassregeln  ergreifen  mnss.  Viel- 
leicht empfehlen  sich  zu  allerdings  nicht  zu  ausge- 
dehnten Kanalisationen  Steinzeugröhren  von  gröss- 
tem  Kaliber,  obschon  sie  im  Ankauf  nicht  gerade 
bilUg  sind  (8.  305—307).  —  Betreffs  der  Lei- 
chenbestattung S.  311  vermisst  man  ungern  die  Ar- 
beiten der  chemischen  Gentralstelle  in  Dresden  und 
wird  in  Zuknnft  auf  den  11.  Bericht  des  säch- 
sischen Landes-Medicinal-Collegium  für  1879  Rück- 
sicht zu  nehmen  sein.  Ueberhaupt  ist  die  Aufmerk- 
samkeit der  Hygieiniker  auf  diese  über  örtliche  Ver- 
hältnisse hinaus  interessanten  Berichte  dringendst 
zu  lenken.  —  Zu  S.  330  erscheint  nach  den  vor- 
hergehenden Worten  der  Begriff  Genussmittel  zn 
allgemein,  nicht  wissenschaftlich  scharf  genug  aus- 
gedrückt. 

Zum  Capitel  Nahrungsmittel  überhaupt  möchte 
man  stärkeres  Betonen  der  kleinen  Viehzucht,  wo 
sie  angänglich  ist,  sowohl  der  —  wie  richtig  be- 
merkt nicht  allzu  billigen  —  Kaninchenzucht,  als 
der  der  Schweine  und  Ziegen  wünschen,  jedoch 
unter  der  Einschränkung,  dass  den  Soharfrichtereien 


n 


216 


Wem  ich,  Desinfektionslehre. 


und  ähnlichen  Gewerben  die  erwerbsmässige  Mästung 
der  Schweine  so  lange  zu  versagen  sei,  als  nicht 
thunlichste  Voi*sorge  gegen  die  Rattenzunalime  ge- 
troffen ist  (Trichinose).  Bei  den  bezüglichen  Oapi- 
teln  ist  diese  Schattenseite  jener  Gewerbsanlagen 
nicht  erwähnt  worden.  Ziemlich  kurz  sind  die  con- 
densirte  Milch  u.  die  zu-  n.  unzulässigen  sogen.  Er- 
satz- und  Zusatzmittel  zur  Milch,  bez.  Muttermilch 
weggekommen.  Auch  mit  der  amtlichen  Feststel- 
lung der  Fleischpreise  wird  man  nicht  allseitig  als 
wünschenswerth  oder  erfolgreich  einverstanden  sein. 
Die  j^Fische'^  nehmen  einen  zu  spärlichen  Raum  ein. 
Nicht  zu  rechtfertigen  ist  das  Uebergehen  der  pflanz- 
lichen Nahrung  für  ganze  Gesellschaftsklassen,  na- 
mentlich in  wirthschaftlichen  Nothzeiten.  Ein  Lehr- 
buch  der  Hygieine  darf  schon  etwas  ausgedehnte 
Rücksicht  auf  die  Ernährungsweise,  den  Küchen- 
zettel privater  armer  Haushaltungen  nehmen  (S.  334). 
Die  alleinige  Berücksichtigung  der  Speiseanstalten, 
der  Kost  in  öffentlichen  Anstalten  ist  nicht  aus- 
reichend^ beiläufig  ist  auch  der  praktischen  Schwie- 
rigkeiten bei  Suppenanstalten  nicht  gedacht  (s.  auch 
die  Fleck'BeAien  Untersuchungen  der  Kost  in  den 
Dresdner  Speiseanstalten).  Die  „Bntterprttfnngen'' 
im  Fleck'schen  Laboratorium  sind  leider  nicht  er- 
wähnt. Ueber  Grahambrod  und  Pumpernickel  sind 
die  Ansichten  sehr  getheilt,  ebenso  wie  über  sog. 
Weiss-  und  Schwarz-,  neu-  und  altbacknes  Brod. 
Voll  zu  unterschreiben  ist  (Schluss  des  8.  Cap.  der 
„Nahrung''),  dass  Bildung  und  Wohlstand  die  wirk- 
samsten Mittel  gegen  den  Missbrauch  alkoholischer 
Getränke  sein  dürften.  Grosses  Interesse  bietet 
das  Capitel  „Wein''.  Den  zu  heissspomigen  Anti- 
nahrangsmittelverfiUschem  legt  es  einen  gewissen 
Zügel  an. 

Das  2.  Cap.  des  Abschn.  VI  „Schutzmaassregeln 
gegen  ansteckende  Krankheiten"  ist  wohl  etwas  zu 
theoretisch ;  dasselbe  gilt  von  dem  radikalen  Schutz- 
mittel der  Demolirung  oder  Evacuhung  regelmässig 
durchseuchter  Häuser  (8.  538).  Zu  S.  350  ist  an 
die  Eulenberg'sche  Empfehlung  der  Luftdesin- 
fektion zu  erinnern  durch  Triohloressigsäure ,  die 
nicht  so  belästigt  wie  Chlor  bei  gleicher  Wirksam- 
keit. (In  feuchten  Chlorkalk  getauchte  Tücher  wer- 
den mit  Essig  getränkt  und  aufgehängt.)  —  Ueber 
die  unbedingte  Haft-  und  Haltbarkeit  der  animalen 
Lymphe  entgegen  der  humanisirten  (S.  659)  sind 
die  Urtheile  wohl  nicht  so  übereinstimmend,  wie 
Vf.  meint. 

Zu  S.  571  ist  bei  Erwähnung  der  englischen, 
französischen  und  österreichischen  Gewerbegesetz- 
gebung das  Wegbleiben  der  recht  rühmenswerthen 
deutschen  gesetzgeberischen  Arbeiten  und  Zusam- 
menstellungen (Reichserhebungen,  Fabrikinspektio- 
nen u.  s.  w.)  nicht  verständlich.  Vielleicht  thun 
die  Sanitätsbeamten  auch  gut,  betreffs  der  Be- 
schäftigung von  Kindern  vom  10.  Jahre  an,  beson- 
ders kräftiger,  in  wh*thschaftlichen  Mangelzeiten 
eine  mildere  Pra3ds  walten  zu  lassen.  —  Zu  S.  628 
ist  die  von  Med.-R.  Siegel -Leipzig  (11.  Ber.  d. 


kön.  Sachs.  Landes-Medicinal-CoUegium)  erw&knie 
Versumpfung  des  Bodens  und  Intermittens  -  Erzeu- 
gung durch  Lachen  vom  Ziegeleibetrieb  zu  bemer- 
ken. —  Der  Schaden  der  anilingefärbten  Kleider 
(S.  671)  wird  wohl  vielfach  übertrieben.  —  Za 
S.  699  erleidet  es  für  den  Kenner  wohl  keinen 
Zweifel,  dass  Spinnerei  und  Weberei  nicht  an  sich 
so  sehr  gefährlich  sind,  als  vielmehr  dadurch,  dasa 
die  dadurch  ermöglichte  Ernährung  nicht  immer  aus- 
reichend ist,  und  dass  die  zu  frühe  Selbstständigwer- 
düng  des  Individuum  bei  aller  Fabrikarbeit  auch  za 
frühen  Geschlechtsverkehr,  zu  frühen  Luxus,  der 
die  Gesundheit  schädigt  (Tanzen),  bedingt.  Nicht 
der  Staat  kann  hier  das  Meiste  thuen,  sondern 
der  wirklich  humane,  nicht  blos  politisch  liberale 
Arbeitgeber. 

Mit  der  besonders  lobenden  Anerkennung  und 
Empfehlung  des  über  Turnen  S.  783  Gesagten,  bez. 
Angefühiiien  zur  praktischen  Nachachtung  für  Sani- 
tätsbeamte sei  die  Besprechung  des  hervorragenden 
iVbu7aÄ;*schen  Lehrbuchs  geschlossen.  Die  Ausstat- 
tung desselben  verdient  alle  Anerkennung. 

B.  Meding. 

35.  Grundriss  der  Desinfektionslehre.  Zorn 
prakt.  Gebrauche  auf  krit.  u.  experim.  Grand- 
lage bearbeitet;  von  Dr.  A. Wer n ich.  Wien 
u.  Leipzig  1880.  Urban  u.  Schwarzenberg. 
8.  X  u.  258  S.  mit  15  Illustrationen.  (6  Mk.) 

W.'s  Grundriss  zerßült  in  einen  allgemeinen  und 
einen  speciellen  Theil.  Ersterer  beschäftigt  sich  mit 
der  Entwicklung  des  Infektionsbegriflfes,  letzterer  mit 
der  Feststellung  des  Desinfektionsbedürfnisses  und 
der  Methodik  und  Ausführung  der  Desinfektion. 

Der  reiche  historische ,  kritische  und  wesentlicl 
auf  eigne  Studien  begründete  Inhalt  des  äusseml 
lesenswerthen  Buches  gestattet  weder  einen  einiger- 
maassen  erschöpfenden  Auszug,  noch  eine  umfassende 
kritische  Besprechung  an  dieser  Stelle. 

Bezüglich  des  1.  Theiles  möge  es  genügen,  di< 
vom  Vf.  selbst  hervorgehobenen  Punkte  anzuffliiren 
die  dessen  Stellung  zugleich  hinreichend  cbarakteri 
siren.     Dieselben  lauten  folgendermaassen. 

1)  Die  Worte  Miasma  und  Contagium  drücken 
wie  man  sie  auch  auffassen  mag ,  kein  Eintfaeilungs 
princip  für  die  Infektionskrankheiten  aus. 

2)  Die  F^orschungen  über  die  parasitären  Affek 
tionen  der  Pflanzen  und  Insekten  haben  nur  gelehrt 
dass  die  Invasion  vonMikroparasiten  nicht  ansnahms 
los  von  einer  Disposition  des  angegriffenen  Organis 
mus  abhängig  ist. 

3)  Die  Mikroparasitenfunde  am  Menschen  habe) 
ergeben,  dass  der  menschliche  Köiper  an  sehr  viele 
Stellen  von  unzähligen  niedrig  organisirt^  Lebe 
wesen  zum  Nährsubstrat  benutzt  wird« 

4)  Die  Erreger  der  physiolog.  ZeiBelzmgei 
haben  nur  eine  bedingte  Specificität;  ihre  äeßää 
ständigkeit  weicht  sehr  bereitwillig  den  Einflflssei 
der  Nährmedien ;  ihre  ReproduktionsfiUugkeit  kani 


Wernichy  Desinfektioiislehre. 


217 


tthldttUch  als  einziges  Symptom  ihrer  Autonomie 
übrig  bleiben. 

5)  Deshalb  lassen  sich  aus  der  Phänomenologie 
der  Mikroorganiamen  selbst  nur  nnvollkommene 
Sebiflsse  auf  den  Grad  der  Wechselbeziehungen  zwi- 
tthen  diesen  and  den  Nährsabstraten  machen. 

6)  Das  Stadium  dieser  Beziehungen  am  inficir- 
ten  Thiere  ist  ersehwert  durch  die  Mannigfaltigkeit 
der  Vorbedingangen  y  welche  fbr  das  Zustandekom- 
neii  von  Infektionen  erMlt  werden  müssen. 

7)  Doch  beweisen  einige  mit  Bei'ücksichtigung 
dieser  Erfordernisse  angestellte  Thierversuche ,  dass 
es  möglich  ist ,  dieselben  Mikroorganismen  mit  dem- 
selben Ergebniss  an  Krankheitssymptomen  von  einem 
Tbier  auf  ein  anderes  derselben  Gattung  zu  trans- 
piintiren. 

8)  Die  Erscheinung  ^  dass  sich  im  Medium  eine 
Eigentemperatur  entwickelt,  sowie  dessen  chemische 
Teränderung  in  dem  Maasse  y  dass  ganz  eigenartige 
Zersetznngsprodukte  in  ihm  auftreten  und  dass  es 
sichtlich  consumirt  wird ,  begründen  den  Verdacht, 
dass  in  einem  solchen  Medium  ganz  besonders  starke 
Wechselwirkungen  mit  den  in  ihm  lebenden  Mikro- 
o^nismen  im  Gange  sind.  Bewiesen  wird  dieser 
Verdacht  dadurch,  dass  ein  derart  erschöpftes  Me- 
dium sicli  für  die  Wiederbepflanzung  mit  demselben 
Mikroorganismus  unfthig  (immun)  erweist. 

9)  Die  Wechselbeziehungen  der  Zersetzungs- 
neger  zu  ihren  Ernährern  lassen  sich  steigern  and 
Termindem;  zunächst  durch  Variation  in  den  äussern 
Bedingungen  des  Incubationszustandes.  Sehr  ver- 
ttkieden  wirken  der  Abschluss  gegen  die  atmosphä- 
naehe  Luft,  sowie  die  Störung  des  sich  anbahnenden 
Wechaelverhältnisses  durch  mechanische  ErschQtte« 
nngeo,  za  niedrige  nnd  zu  hohe  Temperaturen  und 
elektrische  (faradische)  Ströme. 

10)  Eine  Steigerung  nnd  Verminderung  dieser 
Beriehangen  lässt  sich  auch  durch  die  absichtlich 
Tirilite  chemisehe  Mischung  der  Medien  erreichen, 
ünzelne  Produkte ,  besonders  aromatische ,  welche 
ii  weiter  vorgeschrittenen  Zersetzungen  derselben 
Art  lieh  bilden,  bewirken,  in  Substanz  dem  noch  in- 
^nNäfarmediom  zugesetzt,  keine  Förderung,  son- 
dm  Henmnng. 

11)  Ein  gegentheiliger  Effekt,  also  ein  die 
Weehselbeziehnngen  gflnstig  vorbereitender,  wird 
^  die  Einwirkung  der  Zersetzungsgase  auf  die 
^  nicht  hifioirten  Nährlösungen  ausgeübt. 

12)  Em  ausruhender,  momentan  wirkungsloser 
KbooTganismus  wird  am  lebhaftesten  zur  Thätig- 
keit  angeregt ,  wenn  seine  Wiederbelebung  mittels 
der  ihm  adäquatesten  Flüssigkeiten  in's  Werk  gesetzt 
^<  Schon  geringe  Differenzen  derselben  halten 
fc  Wiederaufhahme  der  Lebensthätigkeit  auf. 

13)  Eine  auf  nur  sekundär  verwandten  Nähr- 
i^ien  ausgeführte  Züchtung  setzt  die  Reproduk- 
^^^^it^yiitigkeit  der  Mikroorganismen  herab  in  der 

Me4.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  2. 


Weise ,  dass  sie  später  auch  bei  der  Verpflanzung 
auf  den  günstigsten  Nährboden  sich  erst  nach  län- 
gerer Zeit  vollständig  erholen. 

14)  Dagegen  vermag  eine  systematische  Züch- 
tung auf  immer  vorzüglichem  Nährboden  unter 
stetiger  ungestörter  Einwirkung  der  adäquatesten 
Flüssigkeiten  und  Aussenbedingungen  und  die  sorg- 
ßlltige  Auswahl  der  entwickelten  Exemplare  für  die 
Verpflanzung  die  Kraft  des  Organismus  zu  steigern. 
(Ob  auch  seine  Erscheinungsform  zu  beeinflussen  ist, 
muss  erat  festgestellt  werden.) 

1 5)  Diese  Steigerung  durch  accommodative  Züch- 
tung spricht  sich  einmal  in  einer  Verkürzung  der 
Zeitdauer  aus ,  in  welcher  der  Mikroorganismus  sei- 
nen Blnt¥ncklungsgang  auf  dem  ihm  adäquatesten 
Medium  durchmacht.  Er  verkürzt  seine  Incubations- 
zeit  etwas ,  tritt  also  schneller  in  die  Erscheinung 
und  consumirt  das  Nährmedium  mit  grösserer  Leb- 
haftigkeit. 

16)  Auch  steckt  er  auf  der  Höhe  einer  solchen 
besonders  begünstigten  Entwicklung  durch  die  flüch- 
tigsten nnd  jeder  Gontrole  entzogenen  Berührungen 
noch  uninficirte,  aber  empfängliche  Nährböden  an. 

17)  Er  wird  aber  auch  anderen,  ihm  sonst  weni- 
ger adäquaten  und  kaum  zugänglichen  Medien  gegen- 
über selbstständiger,  indem  er  sie  immer  bereitwilli- 
ger ergreift  und  auch  an  ihnen  seine  gestärkte  Speci- 
ficität  zur  Geltung  bringt.  (Natürlich  gilt  diess  nicht 
fllr  absolut  heterogene  Medien.) 

18)  Diese  an  Eulturapparaten  im  gewöhnlichen 
Sinne  stets  nachzuprüfenden  Thatsachen  gelten ,  wie 
die  altem  Experimente  vermuthen  Hessen  und  die 
Koch 'sehen  beweisen,  auch  filr  an  Thieren  herzu- 
stellende  mikroparasitäre  Wechselbeziehungen. 

Bezüglich  des  spec.  Theils  muss  schon  wegen 
der  Vielseitigkeit  seines  Inhaltes  auf  das  Original 
verwiesen  werden.  W.'s  hinlänglich  bekannte  exakte 
experimentelle  Methode  als  Basis  seiner  Studien  und 
Schlussfolgerungen ,  seine  scharfe  Kritik  und  Frage- 
stellung werden  sicher  nicht  verfehlen ,  die  weitere 
Entwicklung  unserer  Erkenntniss  in  den  vorliegen- 
den Fragen  zu  fördern,  zu  erneuter  Arbeit  und  Prü- 
fung der  Thatsachen  anzuregen,  allerdings  auch  die 
Kritik  herauszufordern  (vgl.  z.  B.  W.'s  Betrachtungen 
über  die  Gefährlichkeit  stinkender  Gase ,  den  idio- 
pathischen Typhus,  die  Ausführbarkeit  seiner  Des- 
infektionsvorschläge.) 

Vor  Allem  aber  sind  wir  W.  zu  grossem  Danke 
dafür  verpflichtet ,  dass  er  in  die  Verwirrung ,  die 
gegenwärtig  die  (^emüther  behen*scht,  kräftig  und 
in  überzeugender  Weise  sichtend  eingreift ,  und  ins- 
besondere das  positiv  und  praktisch  Durchführbare 
in  der  Desinfektionsfrage,  was  —  in  nicht  geringem 
Maasse  gerade  durch  seine  Leistungen  — festgestellt 
ist,  aufrecht  erhält. 

Die  nothwendigsten  Zeichnungen  und  ein  voll- 
ständiges Sachregister  sind  nur  geeignet,  die  Brauch- 
barkeit des  Buches  zu  erhöhen.  W.  Hesse. 

28 


218 


Ei*ankenanstalt  Rudolph-Stiftung. 


36.  Berioht  der  k.  k.  Krankenanstalt  Bu- 
dolph-Stiftung  in  Wien  vom  Jahre  1879. 
Jm  Auftrage  des  hoheji  k.  k.  Ministeriums 
des  Innern  veröffentlicht  durch  die  Direktion 
dieser  Anstalt.  Wien  1880.  Druck  der  k.  k. 
Hof-  und  Staatsdruckerei.  Verlag  der  Anstalt, 
gr.  8.    IV  u.  512  S.  u.  6  Tabellen «). 

Wie  in  der  Form  und  der  immer  gleich  sorg- 
fältigen und  vorzüglichen  Ausstattung,  so  reiht  sich 
auch  in  Bezug  auf  den  Inhalt  der  vorliegende  Jahres- 
bericht seinen  Vorgängern  würdig  an.  Den  in  sei- 
nem /.  Abschnitte  enthaltenen  kurzen  Angaben  über 
die  Veränderungen  in  den  baulichen  Verhältnissen 
und  in  der  Organisirung  der  Anstalt  im  J.  1879,  ein- 
schliesslich der  Veränderungen  im  Personalbestande, 
folgt  im  IL  Abschnitte  die  Angabe  der  ZaJden- 
Verhältnisse y  und  zwar  zunächst  im  Allgemeinen. 

Es  stellt  sich  demnach  die  Krankenbewegung  in  ge* 
nanntem  Jahre  so,  dass  behandelt  wurden  7825  Er. 
(4466  M. ,  3359  W.))  von  denen  geheilt  entlassen  wur- 
den 4396  (2448  M.,  1948  W.),  gebessert  1386  (887  M., 
499  W.),  ungehellt  516  (268  M. ,  248  W.),  starben  870 
(493  M.,  377  W.)»  verblieben  mit  Ende  des  Jahres  657 
(370  M.,  287  W.).  Im  Vergleiche  zum  Vorjahre  wurden 
mehr  behandelt  509  Er.  (296  M.,  213  W.),  mehr  aufge- 
nommen 518  Er.  (301  M.,  217  W.).  Anlangend  die  jähr- 
liche Erankenbewegung  seit  Eröffnung  der  Anstalt  (1865) 
stehen  hinsichtUch  der  Durchschnittszahlen  die  Zahlen 
des  J.  1879  voraus,  und  zwar  hinsichtlich  des  Eranken- 
bestandes  um  41.0,  hinsichtlich  der  Aufnahme  um  36.8 
und  hinsichtlich  des  Abganges  um  37.1. 

TabeUen  veranschaulichen  die  monatUche  Eranken- 
bewegung im  J.  1879  (auch  graphisch  in  ihren  Schwan- 
kungen veranschauUcht  in  der  Curventabelle  I),  die  täg- 
liche Erankenbewegung,  die  Yerpflegungsdauer  und  das 
Alter  der  Aufigeuommenen,  die  Schwankungen  der  jähr- 
lichen Aufnahme  einzelner  wichtiger  Erankheitsformen 
in  dem  letzten  Decennium,  der  monatlichen  Aufnahme 
der  wichtigsten  Erankheitsformen,  der  jährlichen  Hei- 
lungsprocente  seit  Eröffnung  der  Anstalt,  der  Heilungs- 
procente  in  den  einzelnen  Monaten  des  J.  1879  (zugleich 
graphisch  veranschaulicht  in  der  CurventabeUe  IV),  der 
SterbUchkeitsprocente  seit  Eröffnung  der  Anstalt  und  in 
den  einzelnen  Monaten  des  J.  1879  (hierzu  Curventab.  V), 
das  Alter  der  Gestorbenen,  die  Vertheilimg  der  Todes- 
fälle nach  dem  Geschlechte  und  nach  Altersdecennien  auf 
die  verschiedenen  Tageszeiten,  sowie  letztere  in  Procen- 
ten  von  sämmtlichen  in  jedem  Altersdecennium  Gestor- 
benen, die  Betheiligung  der  wichtigeren  Erankheitsformen 
an  der  jährlichen  Sterblichkeit  in  dem  letzten  Decennium, 
die  Schwankungen  in  der  monatlichen  SterbUohkeit  der 
>vichtigeren  Erankheitsformen,  die  vergleichende  Zusam- 
menstellung der  Aufnahme,  Heilung  und  Sterblichkeit 
seit  1865,  die  Aufnahme,  Heilung  und  Sterblichkeit  der 
einzelnen  Monate  des  J.  1879  und  die  vergleichende  Zu- 
sammenstellung derselben.  Hieran  schUessen  sich  tabella- 
rische Uebersichten  über  die  Ergebnisse  der  Aufnahme, 
Heilung  und  Sterblichkeit  bei  den  verschiedenen  Erank- 
heiten  und  der  Erankenausweis  vom  J.  1879. 

An  diese  vielseitige  und  mit  gewohnter  Ueber- 
sichtlichkeit  gegebene  Verwerthung  des  j^ranken- 
materials  schliesst  sich  die  Specißkation  der  (in 
Abgang)  gekommenen  einzelnen  Krankheiten,  der 
die  gewohnte  überaus  mteressante  Beigabe  zahl- 
reicher Krankengeschichten  resp,  Obduktionsbe^ 
funde   und  krankengeschichtlicher  Notizen  nicht 

0  Für  die  Ueberaendnng  dankt  verbindlich    Wr. 


fehlt,  die  in  ihrer  Mannigfaltigkeit  und  Klarheit 
stets  einen  überaus  werthvollen  Theil  der  Jahns- 
berichte  bilden. 

Aus   der  Masse  des  hier  gebotenen  Stoffes  sei 
hervorgehoben,  dass  an  R/ieumatismus  acut  204  Kr., 
an  Rheumatismus  chran.  80  Kr.,  insgesammt  somit 
284  Kr.  (169  M.,    115  W.)   behandelt  wurden. 
Der  akute  Gelenkrheumatismus  war  durch  118,  der 
akute  Muskelrheum.  durch  86  Fälle  vertreten.    Die 
am  häufigsten  befallenen  Gelenke  waren  die  Sprang- 
gelenke,  hieran  reihen  sich  in  absteigender  Linie  die 
Kniegelenke,  Handgelenke,  Ellbogengelenke,  Schal- 
ter- und  Hüftgelenke.    Die  am  häufigsten  befallenen 
Muskeln  waren  die  der  Unterextremitäten,  nächst 
diesen  die  Thoraxmuskeln,  dann  die  der  Oberextre- 
mitäten und  des  Halses.     Der  chron.  Rheumat.  be- 
traf in  31   Fällen  die  Gelenke ,   in  49  Fällen  die 
Muskeln;   von   ersteren   waren  am  häufigsten  Sitt 
der  Erkrankung  die  Kniegelenke,  dann  die  Sprung- 
gelenke, die  Handgelenke,  die  Ellbogen-,  Schulter- 
und  Hüftgelenke  in  absteigender  Reihe,  die  am  hau- 
figsten  befallenen  Muskeln  waren  die  der  unteren 
Extremitäten.     Als  Ck>mplikationen   wurden  u.  L 
beobachtet  Klappenfehler  bei  Rheum.  acut,  in  11, 
bei  Rheum.  chron.  in  3  Fällen.   In  einem  ansftthrlieh 
mitgetheilten  Falle   von   rheumat.  Affektion  einoB 
Halswirbelgelenkes   erfolgte  rasche  Heilung  doreh 
Elektricität.  —  An  lleotyphus  kamen  in  Behand- 
lung  60  Kr.  (37  M.,  23  W.),  wovon  die  meisten 
(13)  im  September,  gar  keine  im  April  und  Novem- 
ber aufgenommen  wurden;   die  Altersperiode  v<n 
21  bis  30  J.  lieferte  die  meisten  (25),  die  von  51  bü 
60  J.   die   wenigsten   (2)  Erkrankungsfillle.    Die 
durchschnittliche  Behandlungsdauer  betrug  bei  den 
Geheilten  39,  bei  den  Verstorbenen  24  Tage.    Dil 
Typhuskranken  wurden  der  Ealtwasserbehandluni 
unterzogen.  —  An  Typhus  eaanthemat.   wurdet 
7  W.  behandelt,  wovon  1,  in  der  Altersperiode  voi 
41  bis  50  J.,  am  6.  Tage  der  Behandlung  starb 
die  mittlere  Behandlungsdauer  bei  den  Geheilten  be 
trug  34  Tage. 

Von  Febris  intermittens  kamen  131  Fäft 
(112  M.,  19  W.)  zur  Behandlung,  wovon  als  Maxi 
malzahl  28  im  September,  als  Minimalzahl  3  io 
März  aufgenommen  wurden ;  die  meisten  (64)  stan 
den  im  Alter  von  21  bis  30  J.,  die  wenigsten  (9 
im  Alter  von  51  bis  60  Jahren.  Der  Typus  dei 
Fiebers  war  quotidian  57mai,  tertian  59mal,  qoar 
tan  7mal,  atypisch  Smal.  In  je  1  Falle  von  Febi 
interm.  quotidiana  und  von  Febr.  interm.  tert.,  ii 
welchen  beiden  Fällen  schon  wiederholte  Intermit 
tenten  mit  reichlichem  Chiningebrauche  voransge 
gangen  u.  bedeutende  Milztumoren  vorhanden  waren 
erfolgte  Heilung  durch  jPou^/er'sche  Solution,  voi 
der  im  1.  Falle  in  toto  96  Tropfen  =  64  Mgrmm 
Acid.  arsenic,  im  2.  116  Tropfen  =»  76  Mgrmm 
arseniger  Säure  ohne  die  geringsten  Intoxikatious 
erscheinungen  verbraucht  wurden.  Dazu  bemerk 
Prim.  Kiemann:  „Von  der  subcutanen  Injektiöi 
wurde  Umgang  genommen,   da  die  Injektionsein 


Erankeoanstalt  Rndolph-Stiftong. 


219 


atielie  sehr  gerne  vereitern  und  langdaaemde  Qe- 
Miiwfire  erzeagen'^  In  1  von  Prim.  Mader  mit- 
getbdlten  Falle  wurde  wegen  grossen  Milztamors 
Smal  täglich  mit  feuchten  Elektroden  die  Milzgegend 
fitfidisirt,  ohne  irgend  einen  Einflnss  auf  die  Fieber- 
tuftlle  und  den  Tumor.  Erst  nachdem  nach  Aus- 
eetrang  der  Faradisation  auf  den  Gebranch  von 
GkimdiD  das  Fieber  ausgesetzt  hatte  und  die  Milz 
I  TMllbergehend  verkleinert,  dann  aber  wieder  zum 
ilten  Yolum  angeschwollen  war,  wurde  täglich  die 
Mikgegend  mit  faradischem  Pinsel  elektrisirt,  wo- 
rauf Abschwellnng  der  Milz  erfolgte,  so  dass  sie  sich 
neh  16tSgiger  Behandlung  unter  den  Rippenbogen 
nrtekgezogen  hatte  und  nach  oben  bis  zur  nor- 
nien  Grenze  reichte.  In  einem  2.  frischen  Falle 
iRehien  der  ziemlich  bedeutende  Milztumor  nach  der 
ästen  Faradisation  um  ungefähi*  3  Querfinger  nach 
■ten  hin  verkleinert.  Prim.  M ad  e r  bemerkt  hier- 
n:  ;,Ieh  gestehe,  dass  der  grosse  Umfang  der  an- 
dMinenden  Verkleinerung  in  diesem  Falle  miss- 
trtoisch  machte ;  diess  um  so  mehr,  weil  ich  der- 
vtige  Erfahrungen  in  keinem  andern  Falle  gemacht 
habe  und  anderseits  weil  ich  wiederholt  z.  B.  bei 
Typhoskranken  den  deutlich  gefühlten  Milztumor  am 
Mgenden  Tage  nicht  nachweisen  konnte  und  an 
«Bern  spätem  Tage  wieder  deutlich  fand.  Die  Milz 
U  ein  ziemlich  bewegliches  Organ,  das  bei  Lage- 
vBftiidemngen  nicht  selten  von  Gedärmen  bedeckt 
viid  . . .  Von  einer  Stillung  der  Intermittens  durch 
IQi&radisation  habe  ich  mich  bisher  in  keinem 
iff  ziemlieh  zahh*eich  geprüften  Fälle  überzeugen 
taenen.  Auch  entschiedene  Abschwellung  von  Milz- 
imoien  durch  Hautfaradisatlon  sah  ich  nur  ganz 
mahmsweise.  Vielleicht  war  die  Methode  nicht 
inier  hinreichend  lange  fortgesetzt  worden.  Soviel 
Hbeint  mir  sicher,  dass  die  bisherige  Behandlung 
Iff  Intermittena  mit  Chinin  durch  die  Faradisation 
ibht  bemträchtigt  werden  wird.'' 

Die  Tuberkulose  zeigt,  wie  stets,  die  grösste 
Siankenziffer  mit  798  (568  M.,  230  W.).  Ihr  Sitz 
nr  in  den  Lungen  77ömal,  und  zwar  rechts  82-, 
Us  58-,  beiderseits  635mal,  ün  Peritonäum  10-, 

■  den  Meningen  5-,  allgemeine  Tuberkulose  4-  und 
Uentnberkttlose  ebenfalls  4mal.  Gleichzeitige  Ab- 
Itgemng  in  andern  Organen :  Darmtuberk.  in  93  Fäl- 
^1  LaryDxtnberk.  in  22,  Tuberk.  des  Bauchfells  in 
19,  der  Meningen  in  5  Fällen,  der  Medulla  spinalis 

■  1  Falle.  Unter  den  bemerkenswerthen  Fällen  ist 
Wrorzuheben  n.  A.  ein  Fall  vonMiliartuberk.  beider 
^6D,  in  welchem  trotz  grosser  Dyspnoe  das 
^U)er  bat  ganz  fehlte ,  indem  die  Temperatur  mit 
Aoanahme  zweier  Tage,  wo  sie  sich  auf  38. 7<^,  resp. 
%-30  hob,  zwischen  37.0^  und  37.60  schwankte. 

Zahlreiche  operative  Eingriffe  weisen  die  Neu" 
^iidmgen  gutartigen  sowohl ,  als  zweifelhaften  und 
^>^Bvtigen Charakters  auf.  —  VerletzungenmitAuB" 
^las8  der  Selbstmordversuche  kamen  381  (bei 
^  M.  and  72  W.)  zur  Behandlung.  Unter  den 
S&faninden  ist  besonders  bemerkenswerth  1  mit 
OUiikfioDsbefandmitgetheilterFall,  in  welchem  eine 


die  Brustwand  und  den  Herzbeutel  durchdringende 
und  auf  6  Mtmr.  in  das  Herzßeisch  eindringende 
Stichwunde  am  5.  Tage  nach  der  Verletzung  den  Tod 
durch  eitrige  Perikarditis  zur  Folge  hatte.  —  Unter 
den  16  Fällen  (13  M.,  3  W.)  von  Luxationen  findet 
ausführliche  Beschreibung  1  Fall  von  Resektion  des 
Schenkelkopfes  bei  einer  seit  10  Mon.  bestehenden 
Luxation  auf  den  horizontalen  Schambeinast,  in  wel- 
chem am  9.  Tage  nach  derOperation  Tod  durch  Re- 
troperitonitis  erfolgte.  —  Von  den  14  Verbrennun- 
gen wird  durch  Wiedergabe  der  Krankengeschichte 
hervorgehoben  1  Fall  von  über  die  linke  Eörper- 
hälfte  ausgebreiteten  Verbrennungsnarben,  von  denen 
die  links  am  Halse  in  Form  einer  senkrechten  Spange 
herabziehende  wegen  hochgradiger  Schiefstellung  des 
Kopfes  getrennt  wurde;  später  wurden  Entspan- 
nnngsschnitte  an  der  Peripherie  gesetzt,  auch  ortho- 
pädisch theils  durch  Druck  mit  einer  Cravate,  theils 
durch  Zug  mittels  des  überhängenden  Kopfes  ge- 
wirkt. Dadurch  gelang  zwar  die  Richtigstellung  des 
Kopfes,  jedoch  heilte  die  Wunde  am  Halse  nur  bis 
auf  einen  gewissen  Grad ,  worauf  sie  immer  wieder 
zei*fiel;  auch  die  3malige  Reverdin 'sehe  Trans- 
plantation war  vergeblich ,  doch  trat  ausserhalb  des 
Spitals  18  Mon.  nach  der  Operation  Heilung  ein. 

Unter  den  akuten  Vergiftungen  ist  bemerkens- 
werth. 1  Fall  von  Roizerkrankung  ohne  Affektion 
der  Schleimhäute  und  Drüsen ;  während  des  ganzen 
Verlaufs  bis  zu  dem  am  26.  Tage  eintretenden  Tode 
blieben  Mund  und  Nase  vollständig  intakt.  Unter 
den  chronischen  Vergiftungen  wurde  1  Fall  von 
Pareeis  satumina  erkannt  als  veranlasst  durch 
Schminken  mit  Bleiweiss. 

Unter  den  Krankkeiten  des  Nerveneystems  bie- 
ten die  zahlreichen  Neuralgien  (161  Kr. ;  76  M., 
85  W.)  eine  Anzahl  klinisch  und  therapeutisch  inter- 
essanter Fälle,  ebenso  Fälle  von  Tetanus.  In  1  Falle 
von  Tetanus  rheumaticus  brachten  Moiphinm-Injek- 
tionen  einige  Erleichterung,  der  faradische  Strom 
vorübergehenden  Erfolg ,  anhaltende  Besserung  und 
schlüsslich  Heilung  warme  Bäder  von  halbstündiger 
Dauer  und  Chloralhydrat.  Ebenso  brachte  bei  einem 
nach  Quetschung  derWeichtheile  des  rechten  kleinen 
Fingers  am  16.  Tage  aufgetretenen  Tetanus,  dessen 
weitere  Entwicklung  durch  Enucleation  des  Fingers 
nicht  gehindert  wurde,  methodische  Darreichung  des 
Chloralhydrat,  von  dem  im  Ganzen  118  Grmm.  ge- 
nommen wurden,  Linderung  der  Schmerzen  und 
höchst  wahrscheinlich  auch  die  schlüssliche  Ge- 
nesung. 

Unter  den  Krankheiten  der  Athmungsorgane, 
speciell  unter  den  Fällen  von  Stenosis  laryngis,  ist 
u.  A.  bemerkenswerth  ein  Fall,  in  welchem  ein  ver- 
schlucktes Knochenstflckchen ,  in  der  Speiseröhre 
vergeblich  gesucht,  am  8.  Tage  unter  dyspnotischen 
Erscheinungen  ausgehustet  wurde;  4  Mon.  später 
starb  der  Kr.  unter  laryngostenotischen  Erscheinun- 
gen und  die  bei  der  Obduktion  vorgefundene  Peri- 
chondritis  des  Schildknorpels  mit  einem  Innern 
Larynxabscesse  sprach   für  den  einstigen  Sitz  des 


220 


Krankenanstalt  Buddph-StifloBg. 


Fremdkörpers  im  Kehlkopfe.  —  An  Pneumonie 
wurden  behandelt  126  Kr.  (86  M.,  40  W.),  von 
denen  41  (26  M.,  15  W.)  =  31.98«/o,  starben. 
Bei  den  letztem  war  der  rechte  Lungenflügel  er- 
griffen in  20,  der  linke  in  18,  beide  Lungenflügel  in 
3  Fällen.  Die  durchschnittliche  Krankheitsdauer  be- 
trug bis  zur  Heilung  27.36  Tage,  bis  zum  Tode 
10.34  Tage.  Die  mittlere  Krankheitsdauer  ohne 
Rücksicht  auf  die  Behandlungsresultate  betrug  25.39, 
die  durchschnittliche  Krankheitsdauer  21.50  Tage. 

—  An  Pleuritis  (Pyothorax  mit  inbegriffen)  wurden 
behandelt  157  Kr.  (107  M.,  50  W.),  von  denen  27 
(18  M.,  9  W.)  =  17.100/o  starben.  Der  Sitz  der 
Entzündung  war  rechts  58mal,  links  91  mal,  beider- 
seits 8mal.  Die  durchschnittl.  Behandlungsdauer  be- 
trug 31  Tage.  In  einem  Fall  von  linkseitigem  Em- 
pyem wurde  in  der  4.  Woche  seines  Bestehens  durch 
den  Schnitt  operirt  u.  drainirt ;  nach  3  Mon.  Heilung. 

Unter  den  Krankheiten  der  Cirhdationsorgane 
sind  die  Herzfehler  mit  122  Fällen  (56  M.,  66  W.) 
verti'eten.  Der  anatom.  Form  nach  betrafen  sie  das 
venöse  System  mitlnsufficienz  der  Bicuspidalis  78mal, 
Insuff.  der  Bicuspidalis  mit  Stenose  des  Ostium  venös, 
sinistr.  20mal ;  das  arterielle  System  *mit  Insuff.  der 
Aortenklappen  17mal  und  mit  gleichzeitiger  Stenose 
des  Ost.  arter.  sinistr.  3mal;  das  arterielle  u.  venöse 
System  mit  Insuff.  der  Bicuspidal-  und  Aoi*tenklap- 
pen  Imal,  mit  gleichzeitiger  Stenose  des  Ost.  arter. 
sin.  Imal  und  Insuff.  der  Bicuspidal-  und  Aorten- 
klappen und  Stenose  der  Ostia  ven.  et  art.  sin.  2mal. 
In  36  Fällen  war  Rheumatismus  vorausgegangen, 
imd  zwar :  Imal  in  28  Fällen,  wiederholt  in  8  Fällen. 

—  Von  Emboüe  sind  2  Fälle  (1  M.  und  1  W.)  ver- 
zeichnet und  die  bezüglichen  Krankengeschichten 
wiedei'gegeben.  In  beiden  Fällen  war  der  Sitz  der 
Embolie  die  Arteria  foss.  Sylvii  und  fahrte  sie  in  dem 
einen  Falle  zu  Aphasie,  die  sich  auch  nach  Besserung 
der  übrigen  Krankheitserscheinungen  gleich  blieb, 
in  dem  andeni  Falle  erfolgte  der  Tod  nach  voraus- 
gegangenen terminalen  Convulsionen. 

Unter  den  Krankheiten  der  Digeeixons"  und 
der  adneaen  Organe  sind  u.  A.  unter  den  7  Fällen 
von  Strictura  oesophagi  2  Fälle  hervorzuheben,  in 
deren  einem  nach  einem  Selbstmordveranche  mit 
Laugenessenz  eine  impermeable  Striktur  der  Speise- 
röhre zurückblieb ,  die  Anlegung  einer  Magenfistel 
nöthig  machte ,  worauf  der  Tod  30  Std.  nach  der 
Operation  an  Peritonitis  erfolgte.  In  dem  andern 
Falle  von  Verengerung  der  Speiseröhre  nach  gleicher 
Ursache  kam  es  zu  Perforation  des  Oesophagus  und 
in  Folge  dessen  zu  einem  pleuritischen  Ei^usse, 
welcher  gänzlich  heilte ;  jedoch  blieb  nach  dem  Ob- 
duktionsbefunde ein  periösophageales  Jauchecavum 
zurück,  welches  in  die  Speiseröhre  führte,  aber,  den 
vorausgegangenen  Erscheinungen  zu  Folge,  einst 
auch  mit  den  Bronchien  communicirt  haben  musste. 

—  Von  Dyeentma  kamen  11  Fälle  (9  M.,  2  W.) 
vor,  von  denen  5  M.  starben.  —  Vielfach  inter- 
essante Krankengeschichten  finden  Mittheilung  bei 
den  18  Fällen  von  Hemia  Ubera  u.  den  27  Fällen 


von  Bemia  incareerata ,  sowie  den  29  FäUen  von 
Peritonitis,  in  deren  2  die  Punctio  abdominis  gemadit 
wurde. 

Unter  den  Krankheiten  der  Hamorgane  ist 
Morbus  Brighiii  mit  51  Kr.  (32  M.,  19  W.)  ver- 
treten ;  erwähnenswerth  ist  u.  A.  1  Fall,  in  welehem 
ebenso  wie  in  3  andern  Fällen  das  Fuchsin  voU- 
kommen  im  Stiche  liess,  Soarifikationen  hingegen  ent- 
schieden Erleichterung  brachten,  sowie  1  FUl  von 
Nierenatrophie  mit  Perikarditis ,  in  welchem  neben 
eigenthümlichen  embolischen  Erscheinungen  das 
S 1 0  k  e  s  'sehe  Phänomen  beobachtet  wurde. 

Bei  den  Krankheiten  der  Seamalorgane  wurde 
in  den  9  Fällen  von  Qfstovarium  Imal  die  Punktion, 
Imal  die  Dramage,  6mal  die  Ovariotomie  gemacht 
In  dem  erstgedaohten  Falle  wurde  die  Punktion  mit 
bestem  Erfolge  wegen  unstillbaren  Erbrechens  aus- 
geführt ;  die  Ovariotomien  hatten  in  3  Fällen  einea 
tödtlichen  Ausgang.  —  An  venerischen  und  sypkilü. 
Krankheiten  kamen  1313  Kr.  (494  M.,  819  W.) 
zur  Behandlung. 

Unter  den  Krankheiten  der  Knochen  machten 
Caries  u.  Nekrosis  (33  M.,  42  W.)  mehrfadie  Op^ 
i'ationen  nöthig  und  ist  bemerkensweiih  a.  A.  1  FaU 
von  Phosphomekrose ,  ausgegangen  vom  Alveolar- 
fortsatze  des  rechten  Oberkiefers  erst  nach  3()jilhr. 
Beschäftigung  in  einer  Zündhölzchenfabrik.  Die 
Nekrose  wurde  erst  nach  4  Resektionen ,  die  tfaeils 
beide  Oberkiefer,  theils  die  Thränen-  und  Nasen- 
beine und  auch  die  Stirnhöhlen  betrafen,  zur  Heilang 
gebracht  und  waren  dann  weiter  2  plast.  OperatioDefl 
nöthig ,  um  den  Defekt  an  der  Nasenwurzel  und  ai 
den  Stirnhöhlen  zu  decken.  —  Bei  den  Krankheiiioi 
der  Gelenke  wurde  3mal  die  Amputatio  femm 
(wovon  2mal  mit  tödüichem  Ausgange),  je  Imal  die 
Amputatio  cruris  und  das  Redressement  iov^  notii« 
wendig.  In  einem  Falle  von  beiderseitigen,  gleiel 
hochgradigen  „Kniebohrern''  mitKnödieldistanz  voi 
28Ctmtr.  erfolgte  nach  Resektion  derCondyli  intern 
femoris  nach  Ogston  Heilung  mit  massiger  Ein 
schränkung  der  Beweglichkeit  und  Reibegeränschei 
in  beiden  Kniegelenken. 

Den  Krankengeschichten  und  krankengeschieht 
liehen  Notizen  schliesst  sich  eine  Zusammenstellum 
der  tm  «/.  1879  ausgeführten  Operationen  an,  den 
U.  Abschnitte  aber  folgt  als  III.  Abschnitt:  Aerzt 
liehe  Beobachtungenj  physiologische  und  therapeu 
tische  Versuche^  Krankengeschichten  und  Opera 
iionen.  In  diesem  Abschnitte  sind  wir  ge?Föfanl 
Erfahrungen  und  Ergebnisse  der  Hospitalpraxis  vei 
öffentlicht  zu  finden ,  die  ftlr  den  praktischen  An 
insbesondere  wichtig  sind,  indem  sie  die  eigenen  Er 
fahrungen  der  Praxis  theils  bestätigen,  theils  Um 
Ergebnisse  der  Hoepitalpraxis  unterbreiten ,  wie  si' 
in  der  Privalpraxis  zu  sammeln  durch  die  Verhält 
nisse  derselben  schwierig  oder  unmögüch  ist  Si 
bietet  auch  der  vorliegende  Abschnitt  Vieles  des  In 
teressanten  und  Dankenswerthen. 

Ein  kurzer  Aufsatz  des  Prim«  Mader:  zwrBe 
handlung  der  Tubercul.  pulm.  mit  Natron  bent 


Krankenanstalt  Rndolph-Stiftung. 


221* 


zmeum  giebt  die  Resultate  einer  Reihe  von  Versuchen, 
die  sieb  den  seither  veröffentlichten  negativer  Art 
(fber  die  genannte  Behandlungsmethode  anschliessen. 
Weder  wurde  subjektive  Erleichterung  auf  längere 
Zeit  erzielt,  noch  weniger  eine  Besserung  des  objek- 
tiven Befundes.  Die  Mehrzahl  der  Er.  verweigerte 
fiHber  oder  später  wegen  Zunahme  des  Hustenreizes, 
Verdftoangsstdrnng  u.  Brechneigung  die  Fortsetzung 
der  Inhalationen ,  und  auch  in  solchen  Fällen ,  wo 
dieselben  ohne  Anstand  durch  mehrere  Wochen  ge- 
macht wurden ,  konnte  durchaus  keine  Abweichung 
Tom  frfibern  nngttnstigen  Verlaufe  erzielt  werden. 
—  In  Betreff  des  Rheumatismus  artieulorum  aettius 
giebt  weiter  M  a  d  e  r  dahin  gehende  Notiz ,  dass  die 
Meiozahl  der  im  Winter  des  J.  1879  der  Abtheilung 
ngewacbsenen  Fälle  auffällig  veränderten  Charakter 
zeigten,  indem  sie  zum  Theil  fortwährend  hart- 
Blckigste  Recidive  machten,  die  selbst  fortgesetzten 
gro88eD  Salicylsänregaben  nur  bis  auf  einen  gewissen 
6nd  und  aaf  kurze  Zeit  wichen  und  wohl  auch  zu 
keioem  vollen  Abschlüsse  kamen.  Anderatheils 
fixirte  sieh  in  relativ  zahlreichen  Fällen  die  entzünd- 
fiehe  Affektion  schlttsslich  auf  ein  oder  einige  Ge- 
knke,  hier  aber  so  heftig,  dass  man,  zumal  bei 
loehrwdcbentlicher  Dauer,  annehmen  musste,  dass 
loeh  die  Gelenksenden  der  Knochen  von  dem  Ent- 
zfiodangsprocesse  mit  ergriffen  seien  und  dass  Ge- 
leDksvereitemng  eintreten  könne,  was  bis  dahin  zwar 
in  keinem  dieser  Fälle  geschah,  während  allerdings 
neh  keine  Restitutio  in  integrum  erzielt  wurde. 

Die  folgenden  Aufsätze  und  Abhandlungen, 
dmmtlich  von  Prim.  W  e  r  t  h  e  i  m ,  behandeln  eine 
Bdhe  praktisch  überaus  wichtiger  Fragen  aus  dem 
Gebiete  der  Chirnrgie,  zunächst  die  „Behandlung 
dtr  Gesehwäre  und  Wunden*'.  Hier  macht  W. 
zBvörderst  darauf  aufmerksam,  dass  er,  als  er  im 
J.  1865  die  Abtheilung  für  Hautkrankh.  u.  Syphilis 
llbeniahm,  ohne  sich  gegen  andere  Wundwässer  excln- 
liv  zn  verhalten,  als  vorwiegendes  Wundmittel  sofort 
^tAqua  ereosoti  einfühile.  Doch  glaubt  er  in  letz- 
terer Zeit  einen  Vorzug  der  Aq.  carbol.  (1 :  100  Aq.) 
gegenüber  der  officinellen  Aq.  ereosoti  (1 :  100  Aq.) 
darin  gefunden  zu  haben,  dass  das  Buchenholztheer- 
beosot,  aus  welchem  die  Aq.  ereosoti  bereitet  wird, 
in  Aqua  die  Ldslichkeit  von  1 :  80 ,  die  Carbolsäure 
dagegen  von  1 :  20  besitzt,  so  dass  zweifellos  die 
Verdünnung  des  Stoffes  im  Wasser  der  letztern  Lö- 
sung grösser  ist  als  in  der  der  erstem.  Jedenfalls 
»tW.  mit  Anwendung  dieser  Iproc.  Carbolsäure- 
kteong  sehr  zufrieden  und  wendet  sie  neben  der  Aq. 
(KOBoti  gern  und  häufig  an ,  sieht  sich  aber  doch 
aiweüen  veranlasst,  diese  Hauptmittcl  durch  andere 
m  eisetzen,  so,  wenn  er  trotz  Anwendung  derselben 
auf  dnem  Geschwüre ,  sei  es  ein  primäres ,  sekun- 
^ires,  tertiäres  Syphilisgeschwür  oder  ein  durch 
Tnoma  erzengies,  oder  ein  durch  Varices  bedingtes 
^BBBgesehwür,  einen  deutlich  diphtheriüschen  Belag 
vorfindet.  In  solchem  Falle  greift  er  znm  Vinum 
<^ieafiim  s.  ferrugincsum.  „Dieses  Mittel  wirkt 
giu  ausgezeichnet  in  solchen  Fällen.     Der  häss- 


liche  häutige  Geschwürsüberzug  lockert  sich  rasch 
u.  gewöhnlich  in  wenigen  Tagen  ist  die  Geschwürs- 
fläche wieder  rein  und  schön  granulirend.'^  Dasselbe 
Bfittel  kommt  eventuell  bei  Gangrän  zur  Anwen- 
dung, nöthigenfalls  nach  vorausgegangener  Opera- 
tion.    Bei  schlecht  heilenden  Hohlgesnhwüren  kam 
das  altbewährte  Ung.  digestivum  zu  Ehren ,  ebenso 
bei  Erysipel  ein  nicht  ofScinelles ,  in  Wien  aber  in 
jeder  Apotheke  zn  findendes  Hausmittel ,  die  sogen. 
Elisabethinerkugeln  (Globulae  sanctae  Elisabethae), 
bestehend  aus :  Camphorae  trit.  10,  Alum.  crudi  30, 
Ammon.  chlorati  15,  Cernssae  venet.  250,  Cretae 
pulv.  370  Theilen,  welche  Mischung  mit  Wasser  zu 
einer  plastischen  Masse  angestossen  wird ,  aus  wel- 
cher Kugeln  von  30  Grmm.  Gewicht  gemacht  wer- . 
den.     „Sie  sollen  frisch   bereitet   sein,    was   man 
daran  erkennt ,  dass  sie  noch  stark  nach  Eampher 
riechen.     Ich  lasse  damit  reine  Leinenlappen,  die 
durch  wiederholtes  Waschen  weich  geworden  sind, 
reichlich  bestreichen  und  3 — 4mal  in  24  Std.  frisch 
auflegen.     Dabei   wende   ich  weder  Wärme   noch 
Kälte  an.     Auf  diese  Weise  sehe  ich  meist  schon 
andern  Tags  den  Glanz  der  gespannten  Haut  wei- 
chen ,  desgleichen  die  Häi*te ,  den  Schmerz  und  die 
Röthe  und  nach  wenigen  Tagen  ist  der  Process  zn 
Ende."  Sollte  ausnahmsweise  dieses  Mittel  im  Stiche 
lassen,  so  wird  selbstverständlich  &älte  und  Wärme 
u.  s.  w.  versucht.   Bei  Hartwerden  der  Wundränder 
wendete  W.  lange  Zeit  das  Abtragen  an,  schlüsslich 
mit  gutem  Erfolge ,  jetzt  verfährt  er  so ,  dass  das 
Geschwür  selbst  mit  dem  Wundwasser  belegt  bleibt, 
das  ihm  bisher  gut  that,  der  Rand  aber  allseitig  mit 
einem  mit  Emplastrum  hydrargyri   messeiTücken- 
dick  bestrichenen  weichen,  reinen,  früh  und  Abends 
zu  erneuernden  Leinwandlappen  nmfasst  wird,  worauf 
sich  fast  ausnahmslos  der  harte  Rand,  ohne  frischen 
Eingiiff,  binnen  einigen  Wochen  verflacht,  erweicht 
und  sich  dann  an  die  granulirende  Wundfiäche  zart 
anlegt.     Gewicht  legt  dabei  W.  darauf,  dass  das 
Empl.  hydrarg.  gehörig  dick  und  auf  weiche  Lein- 
wand aufgestrichen  werde ,  was  bei  dem  dünn  be- 
legten und  gewöhnlich  steifen,  mit  der  Maschine  auf- 
gestrichenen  grauen  Pflaster  der  Apotheken  nicht 
der  Fall  sei.     Beachtenswerth  und   aus   leicht  er- 
sichtlichem Grunde  besonders  hervorgehoben  ist  dabei 
die  folgende  Auslassung :  „Ich  rede  hier  nicht  von 
jener  Sklerose ,  die  den  spedfisch  virulenten ,  den 
Organismus  bedrohenden  Schanker  umgiebt.  Diesen 
habe  ich  niemals  exscidirt  und  denke  es  auch  nie 
zu  thun  .  .  .     Wenn  die  Induration  des  Schankers 
bereits  zweifellos  entwickelt  dasteht,  so  ist  jedesmal 
so  viel  Zeit  verstrichen,  dass  die   nächstliegenden 
Lymphdrüsen  schon  geschwellt  sind ,  znm  Zeichen, 
dass  das  Virus  bereits  seinen  Weg  in  den  Kreislauf 
des  Blutes  genommen  hat.     Dann  aber  hilft  doch 
sicher  und  gewiss  nur  eine  allgemeine  Kur,  in  ei-ster 
Reihe  die  combinirte  interne  und  externe  Merkurinl- 
kur ,  in  zweiter  eine  combinirte  Schwitz-  und  Jod- 
kaliumkur u.  s.  w. ;  dann  aber  hat  man  nur  nöthig, 
die  Sklerose  mit  dem  überaus  wohlthätigen  Empl. 


222 


Enuikeniuistalt  Rudolph-Stiftaiig. 


bydrarg.  fest  zu  amschliesseDy  dann  weicht  allmälig 
mit  dem  Gesammtleiden  auch  die  Sklerose ,  die  fttr 
den  sachverständigen  Arzt  dasMessinstmment  forden 
Fortgang  der  Kur  abgiebt.  Dixi  et  salvavi  animam 
meam!''  —  Grosses  Lob  und  entsprechende  Anwen- 
dung findet  das  Empl.  hydrarg.  auch  bei  ,,Behand- 
lung  von  Orchitis  und  Epididt/mitis".  Bei  Fällen 
minderer  Heftigkeit ,  gleichviel  welcher  Ursache  das 
Uebel  seine  Entstehung  verdankt,  wendet  W.  als 
Hauptmittel,  neben  horizontaler  Ruhelage  des  Körpers 
und  Unterstützung  des  Hodensacks  durch  ein  cylin- 
drisches,  zwischen  die  Oberschenkel  geschobenes 
Polster,  das  frtth  und  Abends  erneuerte,  immer 
frisch  aufgestrichene  Empl.  hydrarg.  an,  mit  dem 
die  kranke  Hälfte  des  Hodensacks,  da  ja  gewöhn- 
lich nur  ein  Hode  oder  Nebenhode  ergriffen  ist, 
ganz  umfasst  wird.  Bei  sehr  starker  Schwellung, 
Glanz  und  Faltenausgleichung  der  Hodenhaut  und 
grosser  Schmerzhaftigkeit  werden  bis  zur  Beseitigung 
dieser  Symptome  eiskalte  Umschläge  umgelegt  [kein 
Eisbeutel!],  dann  erst  das  Empl.  hydrarg.  ange- 
wendet. Geht  mit  der  Orchitis  oder  Epididymitis 
ein  Abscess  einher,  so  ist  dieser  fttr  sich  besonders 
zu  behandeln.  Nach  seinen  Erfahrungen  räth  je- 
doch W. ,  nicht ,  wie  gewöhnlich ,  2  kleine ,  nach 
Umständen  mehr  oder  weniger  von  einander  ab- 
stehende Einschifitte  zur  Eröffnung  des  Abscesses 
und  Entleerung  des  Eiters  zu  machen,  vielmehr  be- 
schränkt er  sich  auf  einen  ausgiebigen  Einschnitt. 
Auch  die  von  den  Anhängern  Lister 's  empfohlene 
Einlegnng  eines  mehrfach  mit  Wandöffnungen  ver- 
sehenen Drainageröhrchens  in  die  Abscessöffnung, 
verwirft  W.  erfahrungsgemäss ,  weil  dieser  fremde 
Köiper  in  der  Wundhöhle  dem  Patienten  bald  sehr 
lästig  wird,  und  gereicht  es  ihm  zur  Genugthuung, 
dass  Chiene,  seinerzeit  Assistent  von  Lister, 
schon  im  J.  1875  die  Drainageröhrchen  verlassen 
hat.  Für  höchst  wichtig  dagegen  erklärt  W.  die 
2mal  täglich  wiederholte,  sanft  ausgefölirU  Aus- 
pressung des  in  der  Höhle  angesammelten  Eiters 
und  die  dann  sofort  unternommene  Ausspritzung  mit 
entsprechendem  Wnndwasser,  meist  mit  Aq.  carbo- 
lica,  bei  allzu  profuser  Eiterung  jedoch  mit  sehr 
verdünnter  Lösung  von  Cupr.  snlph,  (1,  selten  über 
2^/00)9  wobei  sich  die  Eiterung  aufftllig  vermindert. 
Mit  dieser  Abscessbehandlung  verträgt  sich  ganz  gut 
die  gleichzeitige  Umhüllung  des  ganzen  Hodensacks 
mit  dem  Empl.  hydrarg.,  es  ist  nur  in  letzteres  ein 
der  Stelle  der  Abscessöffnung  entsprechendes  Fen- 
stei'  einzuschneiden,  damit  die  Entleerung  des  Eiters 
und  die  Einspritzung  ohne  jedesmalige  Entfernung 
des  Pflasters  vor  sich  gehen  kann,  so  dass  dasselbe 
24  Stunden  liegen  bleiben  kann,  ohne  erneuert  zu 
werden.  Als  einzig  empfehlenswerthes  Suspenso- 
rium, wie  ein  solches  Vorsichts  halber  Tag  u.  Nacht 
zu  tragen  ist,  erscheint  W.  das  ZeissTsche  (be- 
schrieben im  Jahresber.  des  k.  k.  allgem.  Kranken- 
hauses v.J.  1878).  —  y^Zur Behandlung  des  ehron, 
Blasenkatarrk"  wird  zunächst  der  vollkommenen 
Wirkungslosigkeit  y  wenn  nicht  sogar  des  vorüber- 


gehenden Nachtheils,  der  warmen  und  kalten  Sits- 
bäder,  der  aufsteigenden  Regenduschen,  der  Ein- 
spritzungen von  Lösung  von  Sulph.  zinci  selbst  in 
dem,  hinter  dem  gebräuchlichen  an  Schwäche  wdt 
zuiückstehenden  Verhältnisse  von  1 :  500,  der  nar- 
kotischen Injektionen,  selbst  der  bezüglich  des  Ka- 
tarrh wu'kuugslosen,  den  Kranken  aber  gewöhnlieh 
fttr  einige  Tage  obstipirenden  Morphiumeinspritz- 
ungen, der  Mineralwässer,  des  Tannin  gedacht 
Dagegen  bewährten  sich  W.  Einspritzungen  von  sehr 
schwacher  Alaunlösung,  1  Grmm.  auf  500  Cctmtr. 
Wasser,  2mal  in  24  Stunden  eine  Einspritzung  von 
je  25  Cctmtr.  in  die  Blase  nach  deren  jedesmaliger 
zuvoriger  Entleerung  mittels  des  Katheters  gemacht 

Die  Wirkung  dieser  Einspritzungen  war  in  einem 
Falle,  dessen  ausführlicher  gedacht  wird,  nngemeia  gün- 
stig;, nicht  die  leiseste  Spur  von  Harndran«;  stellte  sich 
ein.  „Von  Tag  zu  Tag  hellte  sich  der  Urin  mehr  und 
mehr  aaf,  der  garstige  Bodensatz  Ycränderte  sich  angen- 
scheinlich  und  schon  nach  einer  Woche  war  er  yon  dem 
Harne  eines  Gesunden  kaum  mehr  zu  untereoheiden. 
Nach  3  Wochen  war  der  Urin  in  jeder  Beziehnng  nor- 
mal.«" 

Doch  ist  zum  Gelingen  der  Kur  Enthaltung  von 
Spirituosen  sowohl,  wie  von  Sodawasser  unbedingt 
noth wendig,  während  reines  Quell wasser  in  hdie- 
biger  Menge  genossen  werden  kann.  —  Die  Erfolg- 
losigkeit aller  bisher  empfohlenen  Mittel  bei  „6^- 
handlung  der  Enuresis  (nocturna  und  diuma)^ 
ausser  dem  Tragen  des  lästigen  Recipienten  und  die 
durch  mehrfache  Erfahrung  gewonnene  Ueberzeu- 
gung,  dass  ein  Defekt  in  der  Hambereitang  nicht 
die  Ursache  der  Krankheit  sein  könne,  da,  wenn 
auch  Combi  nationen  mit  Blasenkatarrh  und  anderen 
Anomalien  benachbarter  Organe  zuweilen  vorkom- 
men, die  Krankheit  bei  ganz  Gesunden  im  vorge- 
rückten Alter  mit  tadelloser  Urinbeschaflfenheit  vor- 
kommt und  doch  unheilbar  ist,  brachten  W.  zu  dem 
Schlüsse,  dass  unter  diesen  Umständen  die  Ursache 
des  Leidens  nur  in  einer  Affektion  jener  Nerven- 
complexe  liegen  könne,  die  dem  Schlafenden  die 
FflUung  der  Harnblase  anzeigen,  und  dass  ein  zu 
fester  Schlaf  Ursache  der  Nichtberücksichtigung 
dieser  Anzeige  sei.  Er  liess  daher  mit  bestem  Er- 
folge den  Schlaf  der  Patienten  weniger  tief  machen 
durch  Lagerung  auf  dem  nur  mit  dünner  Decke  be- 
legten Zimmerboden  oder  durch  Einschaltung  eines 
Brettes  auf  dem  mittleren  Matratzenpolster,  bis  der 
Patient  an  öfteres  Erwachen  und  Urinlaasen  ge- 
wöhnt war.  Während  des  Tages  empfiehlt  sich 
dagegen,  im  Gegensätze  zu  der  gewöhnlich  ange- 
rathenen  häufigen  Entleerung  der  Blase  oder  dem 
Selbstkatheterisiren,  Uebung  des  Blasenschliessmo»- 
kels  durch  möglichst  lange  Zurückhaltung  des  Urins. 
—  Bei  „Behandlung  der  Fussgesehwüre"  erwies 
sich  W.  als  vortrefflichstes  Mittel  der  sog.  Kampher- 
schleim  (Gamph.  rasae  5,  Mucil.  gi.  arab.  10,  Aq> 
dest.  35  Grmm.)  in  Verbindung  mit  täglich  einmal 
erneuertem  Heflpflasterstreifen-Druckverbande,  ohne 
dass  freilich,  trotz  bester  Wirkung  auch  bei  gross- 
ten  Geschwüren,  bei  erneuter  Einwirkung  derScbid- 


P  i  f  f  a  r  d  y  Materia  medica  etc. 


223 


h'dikeiteD,  die  die  Gcschwürsbildung  veranlassen,  Re- 
cidire  verhfltet  werden  könnten.  In  hai*tnäckjgen 
Fällen  kamen  anch  anderweite  Wnndwasser  und 
Silben,  selbst  Wiener  Aetzpaste,  stets  aber  in  Ver- 
bindang  mit  dem  Druckverbande,  zur  Anwendung. 
—  In  Folge  eines  sehr  harten  Winters  wurden  viel- 
fache Erfahmngen  mit  ,^  Behandlung  der  Conge^ 
laHonen"  gemacht  und  bewährte  sich  dabei  auf  das 
Tortrefflichste  das  alibekannte  R  n  s  t 'sehe  Mittel  der 
Einreibangen  von  Ac.  nitric.  dilut.  und  Aq.  cinnamom. 
au  mit  der  bekannten  Voi*sichtsmaassregel,  dass  es 
80  Anwendung  findet  nur  bei  erfrorenen  Händen  und 
Ffiasen,  wenn  sie  hochgeschwollen,  glänzend  roth, 
scbmerzhaft  und  aktiver  und  passiver  Bewegung  un- 
ähig  sind,  während  bei  geschwungen  Stellen  zn- 
Düehst  deren  Ueberhäutnng  durch  schonendere  Wund- 
fisser  herbeigefährt  werden  muss,  bevor  das  Mittel 
Anwendung  finden  kann.  Ebenso  müssen  etwaige 
Htntabsehflrfnngen  durch  Heftpflaster  gedeckt  wer- 
den und  dürfen  Erfrierungen  von  Nase,  Wangen  und 
Ohren  nur  mit  der  mit  destillirtem  Wasser  lOfach 
v»d1lnnten  Einreibung  behandelt  werden,  die  immer 
md  überall  nur  als  solche,  niemals  als  lieber- 
Kililge,  und  nur  Imal,  später  2mal  in  24  Stunden 
m  kleiner  Menge  zur  Anwendung  kommen  darf. 

Der  Zusammenstellung  der  im  J.  1879  ausge- 
hlirten  Operationen  folgt  als  IV,  Abschnitt  der 
yäkolog.-anatom.  Bericht^  der  den  Ausweis  über 
503  Obduktionen  giebt  und  einzelne  interessante 
Behnde  mxttheilt,  darunter  eine  Lokalisation  der 
intestinalen  Erkrankungsherde  bei  Typhus  abdomi" 
MÜ  m  Magen,  Duodenum  und  in  der  obersten  Je- 
jonomflGhlinge,  während  sie  im  übrigen  Jejnnum  und 
der  obem  Ileumhälfte  nur  spärlich  erfolgt,  die 
Seiildmhaut  des  untern  Ilenm  aber  und  die  des 
Dickdarms  intakt  war. 

Dem  F.  Abschnitte,  der  die  üebersicht  der 
ökonomischen  Gebahrung  enthält,  schliesst  sich  als 
Anhang  der  Bericht  über  das  Ambulatorium  für 
Okrenkranke  an.  Seit  Eröfinung  desselben  gegen 
Stte  des  Jahres  1878  bis  Ende  des  Jahres  1879 
M  172  Kr.  behandelt  worden.  Von  den  als 
pilholo^h  oder  therapeutisch  besonders  interes- 
ttnt  hervorgehobenen  Fällen  erwähnen  wir  2  Fälle 
mit  breiten  Papeln  im  äusseni  Gehörgange  bei  Sy- 
phiütisehen,  einen  nach  Exstirpation  eines  Sarkom 
US  der  Gegend  der  rechten  Parotis  sich  herausbil- 
den Verschluss  des  äussern  Gehörgangs  durch 
BDtzQndnngsgeschwulst  und  Verschiebung  der  Ge- 


Wie  ein  jeder  der  Jahresberichte  der  Rudolph- 
^tiftong,  so  legt  auch  der  vorliegende  beredtes  Zeug- 
^  ab  von  den  Leistungen  der  Anstalt  auf  dem  ge- 
ummten  Gebiete  der  medicinischen  Wissenschaft 
^  wird  80  fördernd  und  lehrreich  für  Wissenschaft 
i^iPraxis.  Friedrich. 

37.  A  tresÜBO  on  the  Materia  Medica  and 
Therapeutios  on  the  akin;  by  Henry  G. 
Piffard,  A.M.,  M.D.  Prof.  of  Dermatology, 


Med.  Depart.  of  the  Univ.  of  the  City  of  New 
York,  Surgeon  to  Charity  Hospital  etc.  New 
York  1881.  William  Wood  and  Comp.  8. 
351  pp. 
Das  vorliegende  Buch  bildet  eine  Abtheilung 
einer  von  der  Verlagshandlung  herausgegebenen 
Sammlung  sogenannter  „Standard  works'',  welche 
die  Absicht  hat,  hervorragende  europäische  grössere 
Werke  und  die  besten  literarischen  Produktionen  der 
Vereinigten  Staaten  auf  dem  Gebiete  der  gesammten 
Medicin  zu  einem  ausserordentlich  billigen  Preise 
zugängig  zu  machen.  Von  dem  zweiten  Jahrgange 
dieser  Collektion  bildet  das  Piffard 'sehe  Buch  ge- 
wissermaassen  das  Februarheft,  da  monatlich  ein 
Band  von  dem  Umfange  der  vorliegenden  Arbeit  aus- 
gegeben wird.  Der  Versuch,  die  Materia  medica  in 
kleineren ,  auf  die  Therapie  der  Erkrankungen  be- 
stimqater  Organe  und  Systeme  gegründeten  Ab- 
schnitten monographisch  zu  bearbeiten ,  ist  <an  sich 
nicht  neu  und  hat  gewiss  gerade  so  gut  seine  Be- 
rechtigung wie  die  Beschränkung  gewisser  Pharma- 
kologien auf  die  Medikamente  bestimmter  Schulen. 
Gerade  in  der  gegenwärtigen  Zeit ,  wo  die  Arbeits- 
theilung  in  der  Medicin  einen  so  hohen  Grad  erreicht 
hat ,  dass  man  ihn  fast  als  einen  fUr  die  gesammte 
Wissenschaft  bedrohlichen  bezeichnen  könnte,  hat 
eine  solche  Beschränkung  des  umfangreichen  Gebie- 
tes der  Arzneimittellehre  ihre  Berechtigung  und  ihren 
besondem  Nutzen  für  den  Specialisten.  Wenn  uns 
die  neuere  englische  Literatur  eine  Arzneinuttellehre 
der  Pharyngo-  und  Larjmgopathien  bringt,  so  wird 
man  die  Berechtigung  zu  dem  Erscheinen  einer 
Materia  medica  der  Hautkrankheiten  nicht  in  Abrede 
stellen  können ,  da  in  der  That  kaum  eine  Parcelle 
der  Therapie  so  viele  ihr  ausschliesslich  angehörige 
Arzneimittel  verwendet,  wie  die  Behandlung  der 
DermatopaÜiien. 

Der  Vf.  hat  seinem  Buche  einen  Satz  aus  D  e 
Gort  er  (1740)  als  Motto  vorausgeschickt:  „Morbi 
epidermidem,  epithelium,  cutim  et  cellulosam  mem- 
branam  afficientes  tarn  multi  sunt,  ut  vix  in  ordinem 
patiantur  redigi ;  ex  medicamentis  autem  quae  maxime 
ad  eorum  morborum  curationem  sunt  in  nsu,  hie 
proponemus.'^  Wenn  man  aber  die  Arbeit  durch- 
mustert, so  wird  man  sich  überzeugen,  dass  die  Zahl 
der  gegen  die  Hautkrankheiten  verordneten  Medika- 
mente eine  weit  höhere  ist  als  die  der  Krankheiten 
selbst  und  eine  erschöpfende  wissenschaftliche  Dar- 
stellung der  auf  Hautkrankheiten  bezüglichen  Heil- 
mittel weit  grösseren  Schwierigkeiten  unterliegt  als 
die  der  zahlreichen  Dermatopathien. 

Piffard 's  Werk  zei*fällt  in  zwei  streng  von 
einander  geschiedene  Abtheilungen ,  von  denen  die 
erste  als  Materia  medica,  die  zweite  als  Therapeutik 
überschrieben  ist.  Die  erste  hat  namentlich  fttr  den 
Pharmakologen  Interesse ,  die  zweite  befiriedigt  die 
Bedürfnisse  des  praktischen  Arztes  in  Hinsicht  auf 
sein  im  conkreten  Falle  einzuschlagendes  Verfahren. 
Wenn  man  den  ersten  Theil  durchmustert ,  so  wird 
man  ohne  Zweifel  überrascht  sein  von  dem  erstaun- 


224 


Piffardy  Materia  medica  etc. 


liehen  umfange  der  Studien^  welche  der  Vf.  znr  Er- 
reichung seines  Zweckes  angestellt  hat.    Wir  finden 
zwar  in  den  altem  Handbüchern  derPharmakologie^ 
wie  sie  uns  der  ältere  Wood   und   insbesondere 
Stille  lieferten,  Beweise  für  den  Stndienreichthum 
amerikanischer  Fachgenossen,  und  es  ist  ja  bekannt, 
dass  namentlich  die  literarischen  Forschungen  des 
Letztern  einen  Nothanker  ftir  europäische  Fachschnft- 
steller  abgegeben  haben.     Bei  Piffard  sehen  wir 
aber,  dass  ihm  die  durch  seine  beiden  genannten 
Landsleute  geschaffene  Basis  nicht  als  ausreichend 
erschien  und  dass  er  ausser  den  amerikanischen  Hand- 
und  Lehrbüchern  der  Phaimakologie  nicht  allein  die 
hauptsächlichsten   deutschen,    englischen,  französi- 
schen und  italienischen  Handbücher  zu  Rathe  gezogen 
hat.     Hierbei  ist  P.  bis  auf  weit  entlegene  Zeiten 
zurückgegangen;    Murray's   Apparatns   medica- 
minum  ist  fleissig  benutzt,  ja  selbst  Mona  r  des  und 
Tabernaemontanus  sind  ihm  nicht  unbekannt 
geblieben.     In  gleicher  Weise  ausführlich  hat  er  die 
zahlreichen  Handbücher  der  Dermatologie  ans  bei- 
den Welttheilen  durchmustert,  eine  grössere  Menge 
von  pharmakologischen  und  dermatologischen  Mono- 
graphien studirt ,  ausser  den  Sammeljoumalen  nahe 
an  100  medicinische  Zeitungen  durchgesehen  und 
es  sich  nicht  nehmen  lassen ,  auch  bei  den  Eklek- 
tikern und  bei  den  Homöopathen  vorzusprechen  und 
zum  Aufbau  seines  Werkes  ihnen  Dasjenige  zu  ent- 
lehnen, was  er  für  werthvoll  ansah.     So  ist  denn  in 
der  That  die  dermatologische  Pharmakopoe,  wie  wir 
den'  ersten   alphabetisch    angeordneten   Theil   des 
Werkes  nennen  können,  eine  reichhaltigere,  als  sich 
die  gewöhnliche  Schulweisheit  tränmen  lässt,  und 
namentlich  wird  der  europäische  Arzt  darin  vieles 
ihm  Unbekannte  finden.     Dass  indessen  diese  neuen 
Mittel,  oder  richtiger  gesagt,  diese  wieder  aufge- 
frischten Medikamente   älterer  Therapeuten,   auch 
wirklich   überall   eine  Bereicherung  des  modernen 
therapeutischen  Heilapparats  abgeben,  dürfte  sehr 
zweifelhaft  sein.  Dipsacus  silvestris  als  Mittel  gegen 
Warzen   hätte   in   dem   kui*zen  Handbüchlein   des 
Apollinaris,  Lapsana  communis  in  den  Werken 
des  Monardes  füglich  begraben  bleiben  können, 
und  es  Hessen  sich  daran  noch  manche  andere  Super- 
flua   knüpfen.     Man   darf  freilich  nicht  vergessen, 
dass  die  Auswahl  der  Substanzen ,  denen  eine  Wir- 
kung auf  die  Haut  zugeschrieben  wird,  füglich  Sache 
des  Autors  ist,  und  dass  Piffard  für  die  Vermei- 
dung einer  grösseren  Kürzung  der  Liste  einen  guten 
Grund  anführt,  dass  er  sich  nämlich  nur  da  zum  Strei- 
chen für  berechtigt  gehalten  habe,  wo  genügende 
Erfahrung  sehr  ernste  Zweifel  an  der  Richtigkeit  der 
erwähnten  Beobachtungen  ergeben. 

Der  Ausdruck  Pharmakopoe,  den  wir  für  diesen 
Abschnitt  oben  benutzten ,  passt  insofern  nicht  ganz, 
als  eine  Beschreibung  der  betrefl^enden  Arzneikörper 
überhaupt  nicht  gegeben  wird ,  vielmehr  die  ange- 
führten Thatsachen  sich  sämmtlich  auf  die  Wirkung 
des  Mittels  beziehen.  Diese  ist  dann  unter  4  Ge- 
sichtspunkte gebracht,  welche  durch  die  Buchstaben 


A,  B,  C  und  D  angedeutet  werden,   unter  A  stehen 
die  Effekte  auf  die  gesunde  Haut,  welche  der  Ein- 
führung emes  Mittels  folgen.  Diese  Abtheilong  giebt 
die   hauptsächlichsten  Daten  über  die  sogenannten 
Arzneiexanthemc ,  die  allerdings  nicht  ohne  Bedeu- 
tung für  den  Arzt  sind,  und  deren  Znsammenstellnng 
ja  auch  den  Hauptgegenstand  eines  neuem  deutscben 
Werkes  über  Nebenwirkungen  der  Arzneien  büdet 
Wir  liätten  nur  gewünscht,  dass  die  vom  Vf.  ange- 
deutete Differenz  zwischen  den   beiden  Kategorien 
der  Ai*zneiexanthemc  bei  den  einzelnen  Stoffen  dent- 
lichcr  hervorgehoben  wäre.     Man  muss  entschieden 
Stoffe  unterscheiden,    welche  bei  längerer  Darrei- 
chung constant  einen  Hautausschlag  erzeugen  und 
solche,  welche  unter  bis  jetzt  unaufgeklärten  Be- 
dingungen bei  einzelnen  Individuen ,  und  zwar  hier 
selbst  in  sehr  kleinen  Dosen,  einen  solchen  hervor- 
rufen. Das  Jodexahthem,  welches  sich  bei  Sättigung 
des  Körpers  mit  Jodkalinm  oder  noch  früher  mit 
Jodammonium  einstellt,  ist,  wenn  es  auch  in  der 
Form  übereinstimmt,  von  den  Exanthemen  verschie- 
den, welche  gelegentlich  eine  grössere  oder  kleinere 
Dosis    von   Chinin    oder    Cinchonidin    hei*vornift. 
Ersteres  bleibt  bei  Fortgebrauch  grösserer  Dosen 
schlüsslich  nicht  aus  und  stellt  sich  in  eine  Linie  mit 
der  Bromakne,  die  wir  bei  Epileptikeni  unter  Brom- 
kaliumtherapie wohl  kaum  jemals  vermissen;  letz- 
tere sind  Zufälligkeiten  auf  individuellen  Verhält- 
nissen beruhend,  nur  bestimmten  Individaen  zukom- 
mend ,  die ,  wie  ein  wohl  constatirtes  Beispiel  aus- 
weist, mitunter  selbst  durch  Süssholz  ein  Arznei- 
exanthem  acquiriren  können.    Während  wir  bei  den 
Ausschlägen  der   erstem  Art   vielleicht   berechtigt 
sind ,  die  Effekte  von  einer  Eliminataon  abzuleiten, 
ist  diess  bei  den  zweiten  ganz  gewiss  nicht  derFaU. 
Wenn  Piffard  den  Zusammenhang  und  die  Ver- 
wandtschaft zwischen  der  sogenannten  physiologi- 
schen Wirkung  und  ihrer  therapeutischen  Anwen- 
dung anerkennt  und  betont  und  sich  damit  auf  die 
Basis  der  Pharmakologie  der  Gegenwart  gestellt  hat, 
so  erscheint  es  nm  so  auffallender ,  dass  nicht  der 
Versuch  gemacht  wurde ,  die  EiTungenschaften  ä& 
pharmakologischen  Experimente  zur  Scheidung  bei 
gewissen  Symptomen   zu  benutzen,   die,   in  ibrei 
äussern   Erscheinung   gleich,    doch    ihrem   innern 
Wesen  nach  vollständig  differiren.    Es  genügt  mchl 
mehr,  einem  Stoffe  diaphoretische  Wirkungen  zuzu 
schreiben,  seit  wir  wissen,  dass  diese  Aktion  bei  dei 
Einwirkung   einzelner  Substanzen   auch   von  einei 
Erregung  gewisser  PaHien  des  Centralnervensystem! 
abhängt,   während   bei   andern   die   Wirkung  au 
periphere  Nerven  oder  auf  die  Schweissdrüsen  selba^ 
sich   erstreckt.     Zwischen   der  schweisstreibendei 
Wirkung  der  Jaborandi  u.  der  von  Sambucus  nigri 
existirt  ein  principieller  Unterschied.     Dasselbe  gil 
von  der  Erscheinung  der  Anästhesie ,  die  dnrchani 
nicht  dieselbe  ist,  wenn  sie  sich  als  Folge  von  Sapo 
nin  bei  Vergiftungsversuchen  frühzeitig  einstellt,  al 
wenn  sie  sich  bei  Delphinin  im  Stadium  der  Agonie 
beobachten  lässt.     Von  diesem  Gesichtapankfce  aui 


P  i  f  f  a  r  d ,  MaterU  medica  etc. 


wire  eine  KIftrang  der  als  entfernte  Arzneiwirknng 
anftrctenden  Hantaymptome  wttnscbeDSWertb  und 
unseres  Erachtens  anch  mOglich  gewesen. 

Unter  B   fllhrt   Piffard   die  Wirkungen   der 
eiDEelnen  Drognen  anf  die  gesunde  Hant,  nnterCnnd 
D  die  tlienpentiBchen  Effekte,  Je  nachdem  die  Mittet 
innerlich  oder  Insserlich  angewendet  werden,  auf. 
Ueberall  sind  die  bezuglichen  Daten  nur  mit  g:ro93er 
Kürze  angegeben ,  fast  in  allen  Fällen  werden  die 
Gew&hrsmftaner  fOr  die  Heilefiekte  citirt,  and  zwar 
mit  Zahlen ,  welche  den  Nummern  der  dem  Werke 
beigegebenen  Bibliographie  (S.  318 — 324)  entspre- 
chen.    Da  es  sich  um  210  Bücher  handelt  und  nur 
gelten  die  Citate  so  ansfllhrlich  sind ,  dass  man  sich 
TollstSndig  damit  begnOgen  kann ,  ist  diese  Partie 
des  Buebes  allerdings  mehr  zum  Nachschlagen  als 
zum  eigentlichen  Stadium  geeignet,  doch  wird  es 
keineswegs  fQr  den  Leser  zweckmässig  sein,  sich 
ait  der  Lektüre  des  therapeutischen  Theils  za  be- 
gnügen ,  in  welchem  verschiedene  hier  nnr  kOrzer 
angeführte  Thatsachen  eine  auanihrlichere  ErQrte- 
nmg  erhalten,  weil  nämlich  in  den  anf  die  Mittel 
der   amerikanischen   nnd   englischen  Pharmakopoe 
beztIgUchen  Artikeln  sich  regelmassig  sehr  werth- 
Tolle  Bemetknngen  finden ,  welche  namentlich  auch 
die  Stellung  des  Vfs.  zu  den  fraglichen  Mitteln  cha- 
rakterisiren.     Wir  ersehen  daraus,  dass  der  Vf.  bei 
einer  gTSssem  Anzahl  der  betreffenden  Stoffe  eigene 
Er&brangen  gesammelt  hat,  wozn  ihm  seine  Stellung 
am  Charity  Hospital  und  seine  Privatpraxis  biurei- 
ebende  Gelegenheit  bot     Piffard,  der  als  echter 
Empiriker,  ohne  Rücksicht  auf  Theorien  und  Schnt- 
Hirinnngen  weder  die  Oaben  der  Homäopathen,  noch 
die  der  amerikanischen  Eklektiker  verschmäht,  ge- 
langte dadurch  zu  mannigfachen  praktischen  Erfah- 
rungen ,  welche  ihm  eigenthümlich  sind  und  deren 
Hittheilnng  zur  ferneren  Prüfung  anzuregen  geeignet 
ist.    Man  braacht  nnr  aufs  Geradewohl  die  in  Präge 
stehende  Abtheilnng  des  Buches  aufzuschlagen ,  um 
K^che  dem  Vf.  eigenthflmliche  Verwenduugs weisen 
gewisser  Medikamente   vor  Augen   zu    bekommen. 
Solche  Dinge  sind  dem  Praktiker  ganz  gewiss  ange- 
nehm, besonders  in  Fällen,  wo  ihn  die  althergebrachte 
Therapie  im  Stiche  lässt,  was  ja  bei  manchen  chro- 
nischen Dermopathien  der  Fall  sein  kann ,  sei  es, 
dass  ein  Mittel  nicht  in  richtiger  Weise  angewendet 
wird,  oder  dass  es  im  conkreten  Falle  seine  Wirkung 
Jeder  Arzt  weiss,  dass  der  innere  Gebrauch 
npr&paraten  bei  Psoriasis  häufig  in  ausge- 
r  Weise  wirkt ;  in  manchen  Fällen  schlägt 
mdnng  fehl,  weil  sie  nicht  in  angemessenen 
er  in  unrichtiger  Form  gegeben  werden ;  in 
%llen  bewirkt  das  Mittel  auch  bei  zweck- 
Anwendung  keine  Heilung,  selbst  wenn  es 
^  Zeit   hindurch   genommen   wird.     FQr 
>nn  möglicherweise,  so  inveterirt  sie  auch 
en,  doch  noch  Hülfe  geschafft  werden  durch 
edikamente,  welche  durchaus  nicht  so  iuten- 
«wiss  nicht  in  derselben  Richtung  wirken, 
ahrbb.  Bd.  191.  HR.2, 


wie  Arsen  n.  Phosphor.  Ich  i 
ken  gekannt,  dem  von  na 
Aerzten  die  beliebte  Fomler 
folg  verschrieben  worden  wa 
eine  Abkochung  von  Herba  S; 
Volksmittel  gegen  Flechten,  ; 
Der  therapeutische  Stand  I 
noch  in  weit  anfl^lligerem  Mi 
in  dem  zweiten  Theile  des  Bi 
die  Bemerkungen  in  der  als 
Bchriebenen  Abtheilung  bereit 
uns  die  Einleitung  in  die  ( 
peutik  offen  enthüllt,  ist  Fi 
Anhänger  der  vorwiegend  lo 
krankheiten,  wie  sie  die  Lehi 
nen  Schülern  ausgebildet  hat. 
dieselbe  mit  mitglicbster  Ei 
den  Heb ra 'scheu  Auschaui 
den  Titel  der  Ansichten  der  I 
legen,  und  bei  der  grossen  A 
Hebra  als  Lehrer  und  Sehr 
sich  für  verpflichtet,  der  E 
gäuger  Hebra 's  mit  Kraft  < 
er  in  Bezug  auf  ihro  Devotior 
gistri  mit  den  Hahnemaunia 
Gegensatze  hierzu  hat  sich 
nicht  den  Ansichten  Älibe 
Französischen  dermatologisch« 
welche,  die  lokale  Natur  von 
negirend ,  dieselben  als  Aus< 
der  Säfte  ansehen,  sondern,  < 
gend ,  einerseits  den  internen 
und  andererseits  den  lokalen 
getragen.  Wir  finden  dabei 
jenigen  Mittel  gewürdigt,  we 
hervorgerufene  Fortschritt  in 
der  Dermatosen  dem  Arzte 
andererseits  jene  iouem  Mit 
welche  seit  längerer  Zeit  bt 
Hautkrankheiten  in  Ansehe 
charakteristisch  ist  in  dieser  I 
welche  der  Vf.  gegenüber  ei 
Gnind  der  Hebra'schen  M 
therapeutischen  Vorrathskam 
der  Herba  Jaceae  s.  Viola 
Die  Angabe  K  a  p  o  s  i  's ,  da 
den  geringsten  Einflass  auf 
krankheiten  habe,  wird  von  1 
denheit  bekämpft.  Wenn  m: 
virte  Pflanze  benutzt  und  dii 
Manier  und  in  passenden  I 
bringt,  so  ist  der  Einfluss  der 
sich  ausdrückt ,  eben  so  deut 
chona  bei  Malaria,  oder  Qu 
Daa  bei  uns  in  der  Medicin  ft 
eben ,  in  welchem  nenerdingf 
cylsäure  nachgewiesen  wurdt 
fahiung  bei  Eczema  capitis 
und  namentlich  bei  Kindern  I 
2S 


226 


Piffard;  Materia  medica  etc. 


tioD  80  raschen  y  entweder  heilenden  oder  verschlim- 
memden  Erfolg;  dass  man  sich  kaum  wandern  darf, 
wie  man  im  vorigen  Jahrhundert  demselben  einen 
specifischen  Einflnss  zuschreiben  konnte.  Za  reich- 
lich nnd  in  zu  grossen  Dosen  gegeben  verschlimmert 
es  oft  den  Znstand  und  steigert  Hitze  y  Reizung  und 
Exsudation.  In  chronischen  Fällen  erklärt  Piffard 
diese  Verschlimmerung  für  oft  wünschenswerth, 
während  sie  in  akuten  Fällen  besser  vermieden  wird, 
was  durch  möglichst  geringe  Dosen  geschieht.  Die 
zeitweise  Verschlimmerung  subakuter  Fälle  durch 
den  innem  Gebrauch  von  Viola  tricolor  erfüllt  ^  wie 
es  Seite  164  heisst,  den  nämlichen  Effekt ,  wie  wir 
ihn  bisweilen  zu  erreichen  suchen ,  wenn  wir  äusser- 
lich  starke  Alkalien  oder  andere  Irritantien  appli- 
ciren ,  nach  deren  Beseitigung  auf  die  Verschlimme- 
rung  eine  Reaktion  folgt,  welche  zur  Besserung  führt. 
In  gleicher  Weise  ist  auch  manchen  andern  Haut- 
mitteln der  altem  Schulen ,  z.  B.  der  Dulcamara, 
ihr  alter  Platz  wieder  reklamirt. 

In  Bezug  auf  die  Bearbeitung  der  zweiten  Ab- 
theilung mnss  hervorgehoben  werden,  dass  die  ein- 
zelnen Hautkrankheiten  wiederum  nach  dem  Alpha- 
bete geordnet  abgehandelt  werden,  und  zwar  so, 
dass  kürzere  Abschnitte  der  Begrififsbestimmung  und 
Beschreibung  der  Diagnose,  der  Aetiologie  und  der 
Prognose  gewidmet  sind,  während  der  weit  grössere 
Theil,  häufig  die  übrigen  Abschnitte  um  das  Zehn- 
fache übertreffend,  der  Behandlung  der  Dermatosen 
zufällt.  Diesen  speciellen  Abschnitten  ist  eine  Ein- 
leitung, welche  einerseits  den  Standpunkt  des  Vf. 
in  Bezug  auf  die  Behandlung  der  Hautkrankheiten 
darlegt,  andererseits  Bemerkungen  über  die  Anwen- 
dung de^*  Elektricität  und  des  Ferrum  candens  giebt, 
vorausgeschickt,  desgleichen  ein  Capitcl  über  Dia- 
thesen, welche  Hautkrankheiten  zu  Grunde  liegen, 
wobei  Piffard  eine  besondere,  von  ihm  rheumic 
diathesis  genannte  als  dem  Ekzem,  der  Psoriasis  und 
und  Pityriasis  zu  Grunde  liegend,  der  scrofulösen, 
syphilitischen,  leprösen  u.  ichthyotischen  gegenüber 
stellt.  Für  die  Existenz  dieser  Diathese,  welche 
im  Wesentlichen  der  Psora  des  Paulus  von  Aegina 
und  anderer  griechischer  Schriftsteller,  nicht  der 
Hahn emann* sehen  Psora  entspricht  und  welche 
mit  Hardy'g  „Dartres"  und  Gigot-Suard's 
„Herp^tisme'^  identisch  ist,  führt  der  Vf.  eine  Menge 
von  Thatsachen  an,  die  allerdings  über  das  Wesen 
oder  die  eigentliche  Materia  peccans  genügende 
Aufklärung  nicht  geben.  Doch  glaubt  Piffard 
jene  in  Produkten  incompleter  Oxydation  begründet, 
welche  das  Blut  subalkalisch  machen,  wenn  sie  sich 
in  demselben  entweder  in  Folge  mangelhafter  Sekre- 
tion der  Nieren,  oder  in  Folge  von  excessiver  Pro- 
duktion, in  letzterem  Falle  entweder  aus  zu  reich- 
licher Einfuhr  eiweissartiger  Nahrungsmittel,  oder  bei 
nicht  übertriebener  Stickstoffeinfuhr  in  Folge  eines 
Fehlers  der  Oxydation  entwickeln,  anhäufen.  Pif- 
fard sieht  gegen  diese  Diathese,  deren  Zusammen- 
hang mit  Störang  der  Leberfunktion  er  noch  be- 
sonders  hervorhebt,   den  Arsenik   keineswegs   als 


den  einzigen  Rettungsanker  an ;  nach  langjährigen 
Erfahrungen,  bei  denen  er  anfangs  Arsenikalien  in 
sehr  ausgedehnter  Weise  verwendete,  ist  er  zu  dem 
Resultate  gekommen,  dass  man  mit  Arsenik  zwar 
prompte,  aber  nicht  so  befriedigende  Resultate  er- 
hält wie  mit  einer  Methode,  welche  er  auf  die  oben 
in  Kürze  zusammengestellten  Theorien  der  rhenmic 
diathesis  gründet.  Diese  Methode  ist  im  Wesent- 
lichen die  alte  blutreinigende,  nur  sind  die  Mittel 
dazu  zum  Theil  andere  geworden.  Es  handelt  ach 
zunächst  um  eine  Anspannung  der  Sekretionsorgane, 
unter  denen  die  Nieren  im  Falle  ihrer  Integrität  in 
erster  Linie  das  Reinigungswerk  zn  vollziehen  haben, 
während  bei  pathologischem  Verhalten  dieser  Organe 
Haut  und  Darm  vicariiren  müssen.  Zur  Erregung 
der  Hautthätigkeit  hält  Piffard  das  heisse  Lnft- 
oder  türkische  Bad  f&*  das  mächtigste  und  gleich- 
zeitig gefahrloseste  Agens;  für  die  Anregung  der 
Darmtbätigkeit  benutzt  er  nach  Hardy's  Vor- 
gange vorzugsweise  einen  Aufguss  von  Viola  tricolor 
und  Senna,  an  Stelle  deren  übrigens  auch  die  Bitter- 
wässer von  Seidlitz,  Püllna  und  Friedrichshall  oder 
die  Mineralwässer  von  Estill  und  Grab  Orchard  in 
Kentucky  angewandt  werden  können.  Bei  gesun- 
den Nieren  empfiehlt  er  als  diuretisch  Vinum  col- 
chici,  Infusum  digitalis,  Balsamum  copaivae,  Pro- 
pylamin,  Lithium  carbonicum,  Kali  aceticum  and 
Vichywasser,  von  denen  Vichywasser  und  Li- 
thiumcarbonat gleichzeitig  auch  die  Alkalinität  des 
Blutes  wiederherstellen  und  auf  die  Oxydation  f5r- 
dernd  einwirken  sollen,  wobei  jedoch  durch  14tägige 
Pause  der  dm'ch  den  continuirlichen  Gebrauch  dieser 
Mittel  leicht  entstehenden  Verminderung  der  rothen 
Blutkörperchen  vorzubeugen  ist.  Bei  zu  reichlicher 
Einfuhr  von  Eiweissstoffen  ist  eine  Verringerung  der- 
selben und  in  specie  des  Fleisches,  trotz  den  regel- 
mässig auftretenden  Protesten  der  Kranken  durchzu- 
führen. Ist  die  Zufuhr  stickstoffhaltigen  Materials 
normal  und  der  Oxydationsprocess  zu  gering,  so 
passt  häufig  Eisen,  wenn  die  Ursache  der  schwachen 
Oxydation  in  einer  ven-ingert^n  Zahl  der  rothen  Blut- 
körperchen zu  suchen  ist,  später  Bewegung  in  freier 
Luft,  Inhalation  von  Sauerstoff  und  chlorsaures  Kali. 
Bei  bestehendem  Torpor  hepatis  hält  Piffard  ausser 
Mercurialien  und  Podophyllin  die  Hepatika  der  Ek- 
lektiker, wie  Iris  versicolor,  Leptandra  und  Evony- 
mus  für  indicirt. 

Dass  ungeachtet  dieser  internen  Medikation  und 
ihrer  vorzüglichen  Wirkung  in  den  meisten  Fällen 
die  Kur  noch  durch  lokale  Behandlung  unterstfltst 
werden  muss,  verhehlt  Piffard  keineswegs,  und 
in  den  einzelnen  Artikeln  über  die  speciellen  For- 
men der  Dermatosen  finden  wir  den  Beweis  dafttr, 
in  wie  ausgiebiger  Weise  Piffard  von  der  Lokal- 
therapie auch  in  solchen  Fällen  Gebrauch  macht,  in 
denen  er  die  Abhängigkeit  der  Affektion  von  einem 
Allgemeinleiden  als  erwiesen  betrachtet.  Bei  manchen 
Affektionen,  wo  man  eben  eine  specifische  Diathese 
vermuthen  sollte,  z.  B.  bei  Pityriasis  rubra,  bei 
welcher  Affektion  Hans  Hebra  4000  asiatische 


Piffard;  Materia  medica  etc. 


227 


Pillen,  Yon  denen  jede  Vio  ^^^^  Arsenik  enthielt, 
3  J.  lang  darreichte^  bis  der  Patient  sich  durch  den 
Tod  der  Enr  entzog,  gesteht  er  die  InsufBcienz  sei- 
ner gewöhnlichen  Methode  zu.     Beim  Lupus  ery- 
thematosas,  wo  Piff.  Leberthran  in  den  grössten 
DoBeo,  welche  der  Patient  ertragen  kann ,  für  an- 
gezeigt hält,  um  die  ihm  nach  seiner  Ansicht  stets  zu 
Onmde  liegende  scrofuldse  Diathese  zu  tilgen,  und 
vo  er  auch  Phosphor  von  günstiger  Wirkung  fand, 
ohne  jedoch  die  Gefahren  dieses  Medikaments  bei 
flicht  sorgföltiger  Dosirung  zu  unterschätzen ,  hebt 
er  hervor,  dass  energische  lokale  Behandlung  in  den 
meisten,  wenn  nicht  in  allen  Fällen  nothwendig  sei, 
ohne  jedoch  dabei  eine  sogenannte  beste  Methode 
2u  empfehlen,  da  jeder  einzelne  Fall  fQr  sich  studirt 
ond  die  für  diesen  passende  Methode  in  Betracht  ge- 
zogen werden  muss.     Bei  Lupus  vulgaris  findet  sich 
geradezu  das  Geständniss  des  Vf.,  dass  es  ihm  nie- 
bbIs  geglückt  sei,  einen  Fall  durch  innere  Behand- 
lung allein  zu  heilen,  noch  dass  er  jemals  einen  ge- 
sehen habe,  in  welchem  diess  der  Fall  gewesen  sei. 
Man  erkennt   hieraus,    dass   Piffard   zu   seiner 
djskratischen  oder  diathetischen  Theorie  nicht  auf 
dem  Wege    des   Glaubens    an    alte    medicinische 
Dogmen,  sondern  durch  die  eigene  Prüfung  gekom- 
men ist. 

Von  einzelnen  Beobachtungen  Piffard 's  sei 
es  uns  gestattet,  auf  die  bei  Ichthyosis  befindliche, 
Iber  die  Wirkung  von  Jaborandi  bei  dieser  Affek- 
^n  hinzuweisen.  Ein  Patient,  der  zwei  Wochen 
tfglieh  das  Mittel  erhielt,  wurde  in  14  Tagen  voll- 
kommen von  seinen  Schuppen  befreit  und  die  Haut 
war  fast  so  weich  wie  im  gesunden  Zustande.  Bei- 
linfig  sei  auch  erwähnt,  dass  der  Vf.  Jaborandi  den 
Bolztränken  bei  Syphilis  substituirt  hat  und  ausser- 
dem eine  Verbindung  von  Pilocarpin  und  Jodqueck- 
lüber,  mit  dem  Sfachen  ihres  Gewichts  Milchzucker 
Terrieben  in  Dosen  von  0.12 — 0.3  Grmm.  mit  Erfolg 
ioner] .  bei  Lues  angewendet  hat,  freilich  ohne  rascher 
damit  zum  Ziele  zu  gelangen,  als  bei  anderer  Be- 
handlungsweise.  Der  Vf.  hat  übrigens  die  Syphilis, 
nnd  zwar  nicht  allein  die  betrefi^enden  Affektionen 
der  Haut  in  dem  speciellen  Theile  mit  abgehandelt 
and  dieser  Krankheit  mehr  als  einen  Bogen  ge- 
widmet. 

Die  Bemerkungen  auf  S.  286  in  Bezug  auf  die 
Qothwendlge  Trennung  der  Seborrhoea  und  Sebor- 
ihoea  sicca,  welche  letztere  zur  Pityriasis  gehört, 
sind  entschieden  berechtigt;  neuerdings  hat  auch 
An  spitz  gegen  die  Vereinigung  beider  zu  einem 
einzigen  Leiden  als  Seborrhöe,  wie  diess  seit  Hebra 
Sitte  geworden  ist,  reagirt.  Es  ist  diess  wichtig, 
veil  entschieden  die  Behandlung  beider  Formen  eine 
verschiedene  sein  muss.  Gegen  Seborrhoea  oleosa 
benutzt  Piffard  äusserlich  eine  Mischung  von  Er- 
^otin,  Silica  hydrata,  Snlphur  praecipitatum,  von 
jedem  2  und  30  Theile  Unguentum  rosatum.  Fttr 
die  Darstellung  von  Silica  hydrata  findet  sich  eine 
Voischriftnach  Charles  Rice  auf  8.  341. 


Bei  akuter  Urticaria  wird  wiederum  auf  Jabo- 
randi hingewiesen,  doch  empfiehlt  der  Vf.  das  von 
ihm  erprobte  Verfahren  nach  Darreichung  0.6  Grmm. 
Pulvis  ipecacuanhae  oder  einer  entsprechenden  Dosis 
von  Extractum  ipecacuanhae  ein  türkisches  Bad  an- 
zuwenden, bis  starke  Diaphorese  erfolgt,  worauf  mit 
Schampoonen  und  Abtrocknen  die  Kur  schliesst. 
Jaborandi  ist  dem  Vf.  hier  nur  ein  SuiTogat  des 
türkischen  Bades,  wo  letzteres  nicht  zu  haben  ist. 

Bei  Vitiligo  hat  Piffard  den  Versuch  ge- 
macht, den  entstellenden  weissen  Flecken  veimittels 
eines  Brennglases  eine  braune  Farbe  zu  geben,  in 
einem  Falle  mit  entschiedenem  Erfolg.  Man  hat 
übrigens  in  Amerika  die  betreffenden  Stellen  mit 
Wallnuss-  oder  Buttemussextrakt  gefUrbt.  Bei 
Zoster  ist  die  Bemerkung  von  Interesse,  dass  der 
Vf.  im  Verlaufe  von  Arsenikkuren  zweimal  Erup- 
tionen von  Gürtelrose  habe  eintreten  sehen.  Bei 
diesen  Affektionen  giebt  Piffard  innerlich  Gelse- 
mium  oder  Aconit;  Elektricität,  zum  Zwecke  der 
Verhütung  der  Entwicklung  der  Vesikeln  benutzt, 
gab  keine  ausgesprochenen  Resultate.  Letztere 
wird  dagegen  ganz  besonders  für  die  Behandlung 
von  Pemionen  empfohlen. 

Die  Heilbarkeit  des  Pemphigus,  wie  solche  von 
Hutchinson  gegenüber  der  in  Deutschland  herr- 
schenden Ansicht  von  der  Unheilbarkeit  dieser 
Affektion  aufgestellt  wurde,  wird  von  dem  Vf.  be- 
stätigt. Sowohl  Piffard,  wie  andere  Praktiker 
in  New  York  haben  günstige  Erfahrungen  bei  der 
Anwendung  des  Arsen,  in  voller  Dose  gegeben  und 
noch  einige  Zeit  nach  dem  Verschwinden  der  ört- 
lichen Affektion  fortgesetzt,  gehabt.  Auch  hier  be- 
trachtet Piffard  übrigens  die  lokale  Behandlung 
als  wichtig,  wozu  er  als  am  meisten  geeignet  die 
alsbaldige  Eröffnung  der  Blase  und  Applikation  von 
Zincum  nitricum  auf  die  entblösste  Wundfiächc  em- 
pfiehlt, wonach  die  Heilung  in  etwa  Ys  der  Zeit 
wie  ohne  Behandlung  erfolgt.  Zinknitrat  ist  übri- 
gens ein,  wie  es  scheint,  in  Amerika  viel  benutztes 
Aetzmittel,  das  anfangs  bei  der  Behandlung  breiter 
Kondylome  nach  dem  Vorgange  von  A  u  b  e  r  t  be- 
nutzt, neuerdings  auch  von  Morrow  gegen  Con- 
dylomata  acuminata  und  von  Stur gis  bei  Cancroid 
in  Anwendung  gebracht  wird.  Zinknitrat  ätzt  weit 
energischer  als  Silbemitrat. 

Als  Mittel,  um  den  Pruritus  bei  Ekzem  zu  be- 
schränken, empfiehlt  Piffard  Zusatz  von  Tinctura 
hamamelidis  oder  von  rohem  Petroleum  zu  den  ört- 
lich benutzten  Salben  (Unguentum  zinci).  Oleum 
cadinum  ist  nach  seiner  Erfahrung,  wenn  das- 
selbe echt  ist,  besser  als  Pix  liquida  und  Oleum 
msci. 

In  dem  Abschnitt  Leprosis  hebt  der  Vf.  als  das 
Resultat  seiner  eigenen  Erfahrung  hervor,  dass  die 
leprösen  Schmerzen  durch  Vesicantien  im  Verlaufe 
der  afficirten  Nerven  beschränkt  werden  können, 
dass  die  Tuberkel  bei  Applikation  von  Jodsalbe 
und  Chaulmugra-Oel  verschwinden  können  »und  an- 


228 


Leeser,  PupUlenbewegong. 


scheinend  günstiger  Erfolg  von  dem  inneren  Oe- 
brauche  des  letzteren  und  von  Chlorb&ryum  (in  Do- 
sen von  6  Mgrmm.)  resoltirt. 

Auffallend  ist  es  uns  gewesen^dass  Piff,  bei  der 
Behandlung  von  Scabies  die  Euren  mit  Styrax  oder 
Balsamum  peruvianum  wenig  ausführlich  behandelt 
und  an  Stelle  derselben  die  französische  Methode 
der  Einreibung  mit  einer  Salbe  aus  Schwefel  und 
Kaliumjodid  und  die  Methode  von  Anderson  setzt. 
Im  Interesse  seiner  anSarcoptes  laborirenden  Lands- 
leute dürfte  eine  Prüfung  der  beiden  deutschen  Me- 
thoden, welche  mit  der  Zeit  ihrer  Vorzüge  wegen 
alle  übrigen  verdrängen  müssen,  seitens  des  New 
Yorker  Dermatologen  sehr  am  Platze  sein.  Die 
Verwendbarkeit  des  Styrax  bei  Morpionen  scheint 
Piffard  entgangen  zu  sein.  Bei  den  Capiteln 
über  Zooparasiten  der  menschlichen  Haut  sind  Holz- 
schnitte der  betreflfenden  Thiere  beigegeben;  auch 
in  einzelnen  anderen  Abschnitten  finden  wir  Abbil- 
dungen, besonders  von  Instrumenten,  welche  für 
die  Behandlung  gewisser  Hautaffektionen  Interesse 
haben  und  die  theilweise  auf  Piffard 's  eigener 
Erfindung  beruhen. 

Den  Schluss  des  Buches  bildet  eine  Sammlung 
der  gebräuchlichsten  Receptformeln ,  sowohl  zum 
innem  als  zum  äussern  Gebrauche,  nach  den  einzel- 
nen Krankheiten  geordnet,  darunter  verschiedene 
Gompositionen  des  Verfassers,  u.  A.  ein  mit  Vaselin 
bereitetes  ünguentum  diachylon. 

Th.  Husemann. 

38.  Die  Pupillarbewegung  in  physiologi- 
scher und  pathologischer  fiesiehung;  von 
Dr.  J.  L  e  e  s  e  r.  Mit  einem  Vorwort  von  Dr. 
AI  fr.  Oraefe,  Prof.  a.  d.  Univ.  zu  Halle. 
Von  der  med.  Fakultät  der  Univ.  Halle- Witten- 
berg gekrönte  Preisschrift.  Mit  1  lithogr.  Tafel. 
Wiesbaden  1881.  J.F.Bergmann.  8.  124  S. 
(4  Mk.) 

Vor  Kurzem  hatten  wir  Gelegenheit  (Jahrbb. 
CLXXXVm.  p.  3 1 1),  eine  Schi-ift  von  R  e  m  b  o  l  d , 
welche  sich  namentlich  mit  der  Semiotik  der  Pupillen- 
bewegnng  beschäftigt ,  anzuzeigen.  Einen  Pendant 
zu  dieser  bildet  die  jetzt  vorliegende  Preisschrift,  in 
welcher  wir  die  Summa  Alles  dessen ,  was  wir  über 
die  Histologie  des  Irisgewebes,  ttber  die  Innervation 
desselben  und  über  die  pathologischen  Erscheinungen 


der  Irisbewegung  wissen,  mit  umfassender  Kenntniss 
der  Literatur  zusammengestellt  und  kritisch  gesichtet 
finden. 

Der  Vf.  nimmt  einen  Dilatator  pupillae  als  wirk- 
lichen antagonistischen  Muskel  des  unbestrittenen 
Sphinkter  als  erwiesen  an.  Was  die  Innervation  be- 
trifft ,  so  ist  dieselbe  nothwendig  eine  doppelte :  die 
pupillenverengenden  Fasern  sind  cereliralen  Ursprungs 
und  verlaufen  in  der  Bahn  des  N.  oculomotorios ; 
die  pupillenerweiternden  gehen  durch  den  Hals-  und 
den  Kopftheil  des  N.  sympathicus  und  zum  Theü 
durch  den  ersten  Ast  des  N.  trigeminus ,  diese  sind 
nicht  nur  rein  motorische  für  den  Dilatator,  sondern 
auch  vasomotorische  für  die  Irisgefässe.  Vf.  nimmt 
ein  gemeinsames  nervöses  Central  -  Organ  für  die 
Accommodation,  die  Convergenzstellung  der  Augen 
und  die  Pupillenverengerung  an.  Dieses  Organ  be- 
findet sich  wahrscheinlich  am  hintern  Theile  des  Bo- 
dens des  3.  Himventrikels.  Das  Centiiim  der  pn- 
pillenerweitemden  Fasern  befindet  sich  vermuthlich 
in  dem  verlängerten  Mark  und  ist  warscheinlich  ein 
doppeltes,  indem  das  eine  nur  die  muskulomotori- 
sehen ,  das  andere  die  vasomotorischen  Fasern  ver- 
einigt. Das  Centrum  am  Boden  des  3.  Ventrikels 
wird  physiologisch  nur  vom  Lichteinfall,  also  durch 
den  Sehnerv,  reflektorisch  erregt;  das  Centmm  in 
der  Medulla  oblongata  reagirt  jedoch  auf  sensible 
Reize  und  auf  Gemüthseindrücke  der  verschiedensten 
Art.  Die  normale  Pupillenweite  resultirt  aus  dei 
beständigen  Erregung  beider  Centren. 

Ausftihrlich  bespricht  hierauf  Vf.  die  Wirkung 
der  verschiedenen  Mittel,  welche  auf  dielrisbewegung 
von  Einflnss  sind ,  also  entweder  eine  Erweiterung 
oder  eine  Verengerung  der  Pupille  bewirken.  Hier- 
an schliessen  sich  die  rein  pathologischen  Vor- 
gänge, und  zwar  hat  es  Vf.  verstanden,  sie  in  sehi 
instruktiver  Weise  an  4  verschiedene  Formen  dei 
Pupille  anzuknüpfen.  Diese  sind  die  spastische  odei 
Reizungsmyosis  und  die  paralytische  Myosis  auf  dei 
einen,  die  Reizungs-  und  die  paralytische  Mydriasis 
auf  der  andern  Seite. 

Wir  hätten  bei  der  Anzeige  dieser  auch  fOr  der 
praktischen  Arzt  mehrfach  lehrreichen  Schrift  nui 
den  Wunsch  auszusprechen,  dass  einer  etwaigen 
2.  Auflage  weder  eine  Eintheilung  in  einzelne  Capitel 
mit  den  nöthigen  Ueberschriften ,  noch  ein  Registei 
fehlen  möge.  Gel  ssler. 


Ende  Aogast  verstarb  kurz  nach  Yollendong  des  44.  Lebensjahres 

Herr  Dr.  Oskar  Edufird  T.  f^chfippel^ 

ordentl.  Professor  der  patholog.  Anatomie  zu  Tübingen. 

Derselbe  war  längere  Jahre  hindurch  ein  sehr  thätiger  und  durch  die  Gediegenheit  seiner  Mittheilungen 
hoch  geschätzter  Mitarbeiter  unserer  Jahrbücher,  denen  er  stets  eine  wohlwollende  Theilnahme  erhalten  hat. 
Ich  werde  meinem  so  früh  dahingeschiedenen  Freunde  stets  ein  ehrenvolles  Andenken  bewahren. 

Winter. 


r 


JAHRBÜCHER 


ID-  und  ansländlschen  gesammtea  Medicln. 


Bd.  191. 


1881. 


M  3. 


lärmigen  StiokstoffB  sas  dem  Thierk&rper; 
TosH.  T.  Pettenkofer  und  C.  Voit.  (Ztschr. 
t  Biol.  XVI.  4.  p.  505.  1880.) 

N&chdem  es  bei  einer  Anzahl  von  Versuchen 
(D  Thieren  Pettenkofer  a.  Voit  gelungen  war, 
m  Harn  nnd  Koth  eben  so  viel  Stickstoff  anfzufinden, 
^  in  der  Nahrung  dargereicht  worden  war ,  haben 
■eegeD  n.  Nowak  mehnnala  gegen  diese  Gleich- 
Brit  der  N-Ansgabe  ond  -Einnahme  Angriffe  zu  rich- 
ten geaacht.  Wir  haben  ktlrzlich  in  UDsern  Jahrbh. 
[CLXXXVIII.  p.  3)  berichtet,  wie  Gruber  einen 
dieser  Angriffe  widerlegt  hat.  Der  vorliegende 
Artikel  beschäftigt  sich  nun  mit  der  Widerlegung 
dues  zweiten  derartigen  Angriffs  dnrch  P.  nnd  V. 
leLbst. 

Dieser  8eegen-No  wak'ache  Angriff  geht 
Tffli  dem  Gedanken  ans,  dass  ein  Theil  des  einge- 
■Ahrten  Stickstoffe  vom  Organismus  nicht  mit  Harn 
Bfed  Gotb,  sondern  im  freien,  gasförmigen  Zustande 
durch  die  Perspiration  ausgeschieden  werde.  Dieser 
Gedanke  beruht  anf  den  berühmten  Regnault- 
Reiset'acheDRespirationsverBucben,  bei  denen  sich 
hloGg  eine  geringe  Veroiebmng,  bisweilen  Jedoch 
uch  eine  geringe  Verminderong  des  Stickstoffs  in 
der  Lnft  des  die  Versuchsthiere  einschliessenden 
Apparates  fand.  Bei  Gelegenheit  späterer  Respi- 
ntionsversnche  an  kleinem  Thieren,  welche  mit 
Ulen  Holfsmitteln  anf  das  Sorgfältigste  von  andern 
Autoren  angestellt  worden  sind,  mnsste  mau  die 
Frage  nach  einer  Aendemng  der  Stickstoffmenge  un- 
entschieden lassen,  da  man  nicht  im  Stande  war, 
mit  Sicherheit  eine  Äuftiahme  oder  Abgabe  des  N 
nachzuweisen.  So  erhielt  Sanders-Ezn  1867 
in  Lndwig's  Laboratorium  bei  Kaninchen  unter 
Med.  Jabrbb.  Bd.  191.  Hfl.  S. 


Gleichgültigkeit  dieses  Gases  schliessen  liessen,  und 
8,  welche  anf  eine  Absorption  desselben  hindeuteten ; 
Scheremetjewski  fand  1868  ebenda  in  17  Fal- 
len 12  negative  und  5  positive  Werthe  fUr  denStiok- 
stoff,  die  er  nicht  ans  Fehlern  der  Versuchsanord- 
nnng  ableiten  konnte.  In  Pfltlger's  Laboratorinm 
hatte  H.  Schulz  1877  bei  Fröschen  mittels  eines 
kleinen  modilicirten  R  e  g  n  a  u  1 1 'sehen  Apparates  eine 
scheinbare  Stickstoffexhalation  bemerkt;  G.  Gola- 
santi  dagegen,  der  ebendaselbst  in  demselben  Jahre 
bei  Meerschweinchen  innerhalb  3  bis  6  Std.  keine 
AendeniDg  in  dem  Stic kstoffge halte  des  Atliemraums 
nachzuweisen  vermochte ,  sprach  sich  dahin  aus, 
daas  die  Stickstoffvermehmng  höchstwahrscheinlich 
anf  einem  Beobachtungsfehler  beruhe.  Auch  nach 
Speck  (1879)  verhalt  sich  der  Stickstoff  bei  der 
Respiration  des  Menschen  ganz  indifferent.  Diese 
also  noch  nicht  sicher  entschiedene  Frage  bemflhten 
sich  Seegen  a.  Nowak  za  beiuitworteo ,  indem 
sie  das  Verhalten  des  Stickstoffs  beim  Athemprocess 
vermittelst  eines  modificirten  Regnault'scben  Ap- 
parates an  etwas  gi'össern  Thieren  wflhrend  längerer 
Zeit  prüften.  Sie  suchten  dabei  den  von  Petten- 
kofer u.  Voit  erhobenen  Einwurf  der  Möglichkeit 
einer  Diffusion  der  Gase  während  der  Dauer  der 
Versuche  dadurch  zu  beseitigen ,  dass  sie  alle  Dich- 
tungen am  Apparate,  welche  Regnault  mit  Kitt 
und  Kautschuk  bewerkstelligt  hatte,  nun  ausschliess- 
lich durch  Qaecitailbei-verscblUsse  erzielten,  und  indem 
sie  femer  den  ans  einer  Mischung  von  Braunstein 
und  chlorsaurem  Kali  erzengten  Sauerstoff  in  dner 
Glasglocke  aufsammelten,  deren  Sperrflttssigkeit 
Wasser  war,  welches  sie  mit  einer  Oelschicht  über- 
gössen,   während  Regnault   dafür   grosse  Glas- 


230 


L     MediciniBche  Physik,  Chemie  n.  Botanik. 


flaschen  benutzt  hatte,  die  mit  einer  wässerigen  Lö- 
sung von  Chlorcalcium  gefüllt  waren.  Durch  diese 
Anordnungen  glaubten  sie  jede  Möglichkeit  einer 
Diffusion  ausgeschlossen  zu  haben.  Ihre  Bemühun- 
gen hatten  nun  auch  den  scheinbaren  Erfolg,  dasa 
sie  nicht  nur  wie  Regnault  häufig,  sondern  Immer 
den  Stickstoffgehalt  der  Luft  im  Apparate  nach  dem 
Versuche  vermehrt  fanden ,  was  nach  ihrer  Ansicht 
nur  von  einer  Ausscheidung  gasförmigen  Stickstoffs 
Seitens  der  Thiere  herrühren  konnte ,  und  dass  sie 
diese  Ausscheidung  viel  grösser  fanden ,  als  sie 
Regnault  und  Reiset  durchschnittlich  gefunden 
hatten.  Dagegen  weisen  nun  Petfenkofer  und 
Voit  im  vorliegenden  Aufsatze  nach,  dass  die  Dif- 
fusion zwischen  zwei  durch  eine  Oel  chicht  getrenn- 
ten Gasen  durchaus  nicht  ausgeschlossen  ist,  dass 
ferner  bei  der  Entwicklung  von  Sauerstoff  aus  Braun- 
stein nebenbei  sich  auch  Stickstoff  bilden  kann,  sowie 
endlich  dass  die  Temperatur  des  Versnchsranroes 
von  See  gen  und  Nowak  nicht  hinreichend  ge- 
messen worden  ist,  so  dass  durch  den  S.-N.'schen 
Versuch  N-Ausscheidung  im  gasförmigen  Zustande 
in  Wirklichkeit  nicht  bewiesen  worden  ist.  Wegen 
der  genauem  Ausführungen  der  wichtigen  Arbeit  von 
P.  und  V.  müssen  wir  auf  das  Original  verweisen. 

Die  neueste  Abhandlung,  weiche  Proff.  S  e  e  g  e  n 
und  Nowak  zur  Frage  von  der  Ausscheidung  gas- 
förmigen Stickstoffs  aus  dem  Thierkörper  (Arch.  d. 
Physiol.  XXV.  9  u.  10.  p.  383.  1881)  veröffent- 
licht haben,  ist  vorwiegend  polemischen  Inhaltes. 
Dieselbemuss  im  Original  eingesehen  werden. 

(Robert.) 

396.  Heber  den  Einfluss  der  Natronsalze 
auf  den  Eiweissumsatz  im  Thierkörper;  von 
Dr.  JaquesMayerin  Karlsbad.  (Ztschr.  f.  klin. 
Med.  m.  1.  p.  82.  1881.) 

Nachdem  Voit  (lieber  den  Einfluss  des  Koch- 
salzes auf  den  Stoffwechsel :  München  1860)  durch 
genaueste  Versuche  gefunden,  dass  gesteigerte  Koch- 
salzzufuhr  eine  Steigerung  der  Stickstoffausfuhr  zur 
Folge  habe,  und  letztere  durch  die  Annahme  er- 
klärt hat ,  dass  vermöge  der  physikalischen  Eigen- 
schaften dieses  Salzes  die  Menge  der  Parenchym- 
flüssigkeit  vermehrt  und  durch  den  gesteigerten  inter- 
mediären Säftestrom  grössere  Mengen  des  cirkuliren- 
den  Eiweisses  der  Spaltimg  durch  die  Zellen  an- 
heimfallen, ist  diese  Anschanungsweise  zugleich  auch 
für  die  Natronsalze  Überhaupt  fast  allgemein  als 
richtig  angenommen  worden.  Spätere  Untersuchun- 
gen jedoch  von  Vf.  (Ztschr.  f.  klin.  Med.  II.  1)  und 
H.  Oppenheim  (Arch.  f.  Physiol.  XXIII.  p.446) 
stimmen  mit  Voit 's  Ansicht  nicht  Oberein,  ergeben 
vielmehr,  dass  die  vermehrte  Parenchymflüssigkeit 
und  die  damit  einhergehende  vermehrte  Wasseraus- 
scheidnng  keinen  gesteigerten  Eiweisszerfall ,  wie 
diess  Voit  behauptet,  zur  Folge  haben  muss.  So 
hatte  Vf.  gefunden,  dass,  wenn  er  seinem  im  N-Gleich- 
gewicht  befindlichen  Versuchsthier  den  2 — 4fachen 
Mittelwerth  des  bis  dahin  aufgenommenen  Wassers 


eine  lange  Reihe  von  Tagen  beibrachte ,  der  Effekt 
in  einer  nur  über  den  1.  und  2.  Tag  andauernden 
vermehrten  N- Ausfuhr  sich  zeigte,  wonach  es  sich 
also  nicht  um  einen  vermehrten  Eiweisszerfall ,  son- 
dern um  eine  vorübergehende  Auslaugung  des  in  den 
Oeweben  aufgespeicherten  Harnstoffs  und  anderer 
höher  gegliederter  N-haltiger  Körper  handeln  konnte. 
In  ähnlicher  Weise  fand  Oppenheim  nach  einer 
Mehraufnahme  von  4  Liter  Wasser  binnen  24  Std. 
in  derselben  Zeit  eine  Mehransscheidung  von  3000 
Cctmtr.  Harn  Wasser  und  5  Grmm.  Harnstoff;  allein 
nur  die  2  ersten  gleich  nach  dem  Mittagsmahl  ge- 
trunkenen Lit(  r  hatten  Einfluss  auf  Vermehrung  der 
Hamstofljiusfuhr ,  denn  letzterer  sank  später  trotz 
vermehrter  Wassereinfuhr  u.  Harn  Vermehrung  selbst 
unter  die  Norm.  Auch  J.  Munk  {Hoppe- Set/k/s 
Ztschr.  f.  physiol.  Chemie  2.  29.  1878)  fand,  dass 
wenigstens  rlas  essigs.  Natron  in  kleinen  Gaben  den 
Eiweissumsat7.  in  nur  sehr  geringem  Maasse  steigert. 

Bei  solchen  Widersprüchen  hielt  es  Vf.  för  ge- 
boten, den  Einfluss  der  Natronsalze  auf  den  Eiweiss- 
umsatz  nochmals  einer  nähern  Prüfung  zu  unter- 
werfen und  benutzte  hierbei  das  essigsaure,  kohlen- 
saure, schwefelsaure  und  phosphorsaure  Salz.  Als 
Versuchsthier  diente  eine  22  Kgrmm.  schwere  Hündin, 
welche  unter  Speck-  und  Pferdefleischnahrung  in  das 
N-Gleichgewicht  gebracht  ward.  Die  Gaben  waren 
annähernd  medicinale,  die  Versuchsperioden  dauerten 
nie  über  5  Tage.  Der  Harn  ward  täglich  zu  der- 
selben Stunde  mittels  des  Katheter  entleert  und  die 
Blase  hierauf  mit  einer  bestimmten  Menge  lauwarmen 
Wassers  ausgespült ,  der  Harn  auf  seine  Menge  und 
sein  spec.  Gew.  gemessen  und  mit  dem  Sptllwasser 
täglich  auf  eine  gleich  hohe  Menge  gebracht,  die 
N- Bestimmungen  wurden  nach  Schneidern.  See- 
gen ausgeführt.  Das  Thier  bekam  täglich  500  Grmm. 
Fleisch  (=17  Grmm.  N),  70  Speck  (—  0.14  N) 
und  150  Wasser. 

Es  ergab  sich  nun  aus  den  Versuchen  Folgendes. 

1)  Beim  Gebrauch  des  emgsanren  Natron  in 
grossem  Gaben  (täglich  7  Grmm.  wasserfrei)  ward 
die  Zersetzung  der  N-haltigen  Substanzen  des  Kör- 
pers bei  vermehrter  Diurese  um  eine  sehr  massige 
Menge  vennngert.  Es  waren  durch  Harn  und  Koth 
ausgeschieden  worden  vor  dem  Einnehmen  im  Mittel 
täglich  16.46  Grmm.  N,  während  des  Einnehmens 
täglich  15.62,  die  4  Tage  nach  dem  Einnehmen  im 
Mittel  täglich  16.7  Gramm. 

2)  Beim  Gebrauch  von  kohlensaurem  Natron 
wird  die  Zersetzung  eiweissartiger  Substanzen  ent- 
sprechend der  dargereichten  Menge  desselben  ge- 
steigert. Es  erfolgte  nämlich  ausnahmslos  an  allen 
Tagen,  an  welchen  das  Salz  —  täglich  7,  bez.  3.5 
Grmm.  geglüht  —  gegeben  wurde,  eine  vermehrte 
N-Ausscheidung,  d.  h.  es  hatte  das  Thier  an  den 
ersten  Versuchstagen  eine  ziemliche  Menge  Eiweiss 
abgegeben,  entsprechend  5.36  N  —  157  Grmm. 
Fleisch  im  Ganzen  oder  39.25  Grmm.  täglich  and 
an  den  3  spätem  Versuchstagen,  wo  nur  3.5  Grmm. 
Salz  gegeben  worden  waren,  täglich  17.66  Grmm. 


II.     Anatomie  n.  Physiologe. 


231 


FieiKh  abgegeben.   Die  Diareee  war  bei  GeonsB  des  Thierkörpers  am  eine  massige  Menge  verringei-t  and 

Siltea  im  Darehsduiitt  am  etwa  3&'*Jq  der  Normal-  Btebt  die  Ersparnise  &n  Ei  weis  Bsubs  tanz  in  geradem 

ianuusclieidDng  vennebrt.  Verhältniss  zur  eingeAlhrten  Salzrasn^.    Ana  nach- 

3)  Beim  Gebrauch  des  eckweftUauren  Natron  folgender  Tabelle  ist  dieses  Veihältniss   leicht  er- 

Tiid  die  Zersetzong  der  N-haltigen  Substanzen  des  sichtlich. 


I 


1.1  Tage  ohne  Balz '  68,66  I    66.67 

}.5Tagemit  2.G  Grmni.  Satz       .     .  86.70  80.06 

3,4  Tage  ohne  Salz !  68.56  66.92 

4.i  Tage  mit  6  Grmm.  3al£    .     .     .  !  86.70  '    TT.9Ö 

6,4  Tage  ohne  Salz |  68.66  66.97 

Id  den  Perioden  ohne  Salzzufuhr  zeigt  sich  überall 
völliges  S-Gleichgewielit;  in  den  beiden Sslzperioden 
üeg,  entsprechend  dem  N-Deficit  von  4.5'*/o,  bez. 
T'/j  das  Körpergewicht  desThiores  um  ein  Beträcht- 
liches, nämlich  nm  320,  bez.  200  Grmm.,  wobei 
Etil  gleichzeitig  die  Diurese  um  5 — Ö^/o  vermehrt 
idgte. 

4)  Das  phogphortaiire  Natron,  in  kleinen  Gaben 
nnbreicht,  übt  keinen  bemerk enswerthen  Kinflnss 
uf  den  Eiweissamsatz  im  Thici-körper ;  beim  Ge- 
bnnch  grösserer  Gaben  wird  die  Zersetzung  der 
dveissartigen  Substanzen  in  massigem  Grade  ver- 
mindert. Die  Diurese  wird  in  beiden  Fällen  ver- 
mehrt. 

Nach  dem  Gesagten  steht  vermehrter  Eiweisa- 
imsatz  mit  vermehrter  Diurese  nicht  in  Causalneins, 
lieimehr  findet  sich  nicht  selten  verminderter  Ei- 
Tdssamaatz  bei  vermehrter  Diurese. 

Von  den  4  geprüften  Salzen  wirkten  die  zur 
Glaabersalzgnippe  gehörigen  :  das  aehwefehaare  u. 
fiorphorfaiirt  Nafron  vrm'ndernd  und  tiir/it,  wie 
^Igtmein  angniomme'i  wird,  vermf^irend  auf  den 
ÜtttiMVTnKatz  de'  T/iierkörper». 

Von  den  der  Raligruppe  angehörigen  Salzen, 
dem  emgsauren  und  kohlensauren  Natron,  wirkt 
iu  erstere  io  massigem  Grade  verminderad ,  das 
letztere  vermehrenil  anf  den  Eiweissamsatz. 

(Naumann.) 

397.  Ueber  d«n  Elnfluas  der  Entziehung 
dnEslkea  in  derlTshnuig  und  der  Fütterung 
ndt  Hilchsäure  auf  den  wachsenden  Organia- 
nnia;  von  Dr.  A.  Baginsky  in  Bertin.  (Arch.  f. 
Anat.  u.  Phyriol.*  [Anat.  Abth.]  3  u.  4.  p.  357. 
1881.) 


N-i.r 

If  im 

Nder 

Einnah- 

Eoth 

Ausgaben 

menim 
Tag 

1.44 

S8.01 

17.U 

1.80 

81.85 

17.14 

1.44 

68.86 

17.14 

t.80 

78.70 

17.14 

1.44 

68.41 

17.14 

Drei  junge  Hunde  desselb 
dem  gleichen  Putter  genährt : 
gekochtes  Pferdefleisch,  1 7  Gri 
dest.  Wasser.  Dieser  kaftj 
bei  Hund  I  tftgl.  2  Grmm.  ü 
2  Grmm.  phosphorsaarer  Ka 
Hund  III  die  gen.  Nahrung 
hielt.  Nach  viermonatlicher 
Zunahme  bei  Hund  I  1270, 
Hund  III  1210  Gramm.  Hub 
tersten,  seine  Knochen  waren 
gnngen  leicht.  Hund  I  zeig 
tete  Knochen ;  die  Zähne  wi 
wegungen  ungeschickt.  Ael 
nur  nicht  so  intensiv,  bot  I 
Leiche  waren  makro-  und 
demngen  an  den  Knochen  dei 

Das  Ergebniss  seiner  Un 
in  folgenden  Sätzen  zusammei 

1)  Die  MitchaänrefUtterun 
der  Kalksalze  aus  dem  Putte 
die  Gewichtszunahme  der  jung 

2)  Milchsäurefütterung  u. 
salze  erzengen  bei  jungen  Thi 
sehr  ahnliche  Knochen verbildi 

3)  Die  Gesammtasche  des 
beide  Fttttemngsmethoden  vei 

4)  Das  Procentverhältnias 
bestandtbeite  zu  einander  wird 
Die  Knochenasche  zeigt  also 
der  Zusammensetzung. 

5)  Alle  Veränderungen,  i 
der  Kalksalze  erzengt,  werde 
mit  Milchsäure  gesteigert 


II.    Anatomie  u.  Physiologie. 

398.   TTeber  den  TJebertritt  des  Eies  aus  und  also  sehr  enge  Spalten  zu 

dem  Oraiium  In  die  Tube  beim  Säogethler ;  ren ,  dass  dagegen  im  Gegens 

'Ml Dr.  0.  Pinner  in  Freiburg  i.  B.     (Arch.  f.  tritt  durch  die  weiten Tubenml 

*mL  Q.  Phy8iol.[Physiol.  Äbth.]  III.  p.  241. 1880.)  nicht   nachgewiesen  worden 

Die  interessante  Arbdt  P  i  n  n  e  r  's  gebt  von  der  anSällige  Verhältnias  klar  zu  ' 

BemeAnng  aus,  dasa  zwar  in  die  Bauchhöhle  von  liehen  Kaninchen  variable  Hi 

'Itderen  gebrachte  Körperchen  (Tusche,   Zinnober  Cctmtr.)  leicht  erkennbarer Fa 

a  i  w.)  in  die  Lymphgefässe  der  Serosa  gelangen  Banchhöble  gebracht.     Mit  i 


^32 


II.     Anatomie  u.  Physiologie. 


gelangen  von  11  Experimenten  alle  ttbrigen,  indem 
aie  nachweisen,  dass  allerdings  ein  mehr  oder  weni- 
ger massenhafter  Eintritt  jener  Stoffe  in  die  Tnba 
erfolgt.  Sie  wurden  nicht  allein  hier,  sondern  selbst 
im  Utems  und  der  Scheide  nach  verh&ltnissmftssig 
kursser  Zeit  (2^3 — 3  Std.)  aufgefunden. 

Die  Einrichtung,  welche  diesen  so  regelmässigen 
üebertritt  bedingt,  sucht  Vf.  in  einem  constant  wir- 
kenden Lymphstrom,  der  in  der  Umgebung  der  Ova- 
rien ,  Tuben  und  des  Utems  von  den  zwischen  die- 
sen und  den  andern  Eingeweiden  gebildeten  capil- 
laren  Spalten  ausgeht  und  sich  in  die  Mündung  des 
Trichters  ergiesst.  Es  ist  diess  nur  ein  Bruchtheil 
des  grossem  Lymphstroms,  der  in  der  ganzen  Bauch- 
höhle sein  Lager  hat.  Die  Flimmerbewegung  spielt 
in  jenem  Brachtheil  eine  grosse  Rolle,  während 
andere  Momente  (Dmckdifferenzen,  capillare  Attrak- 
tion) in  zweiter  Linie  stehen. 

Wie  jenen  Körpern,  so  ergeht  es  dem  Inhalt  des 
geplatzten  EifoUikels,  wobei  die  Wirkungen  von 
HQlfsapparaten  (Bauchfellfalten  u.  s.  w.)  nicht  aus- 
geschlossen sind.  In  der  Regel  wird  das  Ei  dem 
gleichseitigen  Ostium  zugehen,  es  kann  jedoch  auch 
auf  die  andere  Seite  übertreten;  Vf.  erinnert  hier 
bes.  an  Leopold 's  Versuche.  Der  Tubarstrom 
mit  seinen  Cilien  wehrt  dagegen  mit  Ausnahme  der 
günstig  ausgestatteten  Zoospermien  allen  übrigen 
Körpern  den  Eintritt  in  den  Eileiter  in  umgekehrter 
Richtung.  (Raube  r.) 

399.  Beitrage  zur  EenntniBs  der  äussern 
Formen  jüngster  mensohlioher  Embryonen; 
von  Prof.  Alex.  Ecker  in  Preiburg.  (Arch.  f. 
Anat.  u.  Physiol.  [Anat.  Abth.]  VI.  p.  408.  1880.] 

Das  betr.  Ei  war  in  der  Decidua  reflexa  noch 
fest  eingebettet,  die  mit  mehreren  Lappen  der  Deci- 
dua uteri  zusammenhing.  Ein  glücklicher  Schnitt 
hatte  das  Ei  passend  eröfihet ,  in  welchem  sich  ein 
Embryo  von  4  Mmtr.  Länge  befand.  Das  Ei  von 
8  Mmtr.  Länge  war  ringsum  mit  Zotten  besetzt ,  die 
sich  in  die  Reflexa  einsenkten.  Vom  Amnion  war 
ein  Segment  abgetragen  worden ;  durch  diese  Lücke 
erkannte  man  den  nackten  Rücken  des  Embryo, 
dessen  Rückenfnrche  theilweise  noch  offen  war. 

Der  Embryo  erschien  stark  gekrümmt,  Kopf-  u. 
Schwanzende  lagen  einander  nahe.  Aus  der  Bauch- 
concavität  trat  der  kurze  Nabelblasenstiel  hervor, 
der  sich  rasch  zum  linksliegenden  Dottersack  erwei- 
terte. Hinter  demselben  trat  ein  dicker  Strang  her- 
vor ,  der  Bauchstiel ,  in  welchem  nur  einige  Gefäss- 
lumina  auf  dem  Querschnitt  vorhanden  waren ;  eine 
blasenförmige  Allantois  fehlte.  Da  der  Embryo  jün- 
ger ist  als  der  von  Krause  beschriebene,  8  Mmtr. 
lange  1),  so  hält  Ecker  den  letztem,  der  eine 
blasenförmige  Allantois  trägt,  fQr  anomal.  Das 
Grosshirn  war  noch  wenig  entwickelt ,  die  Strecke 
von  der  Mittelhim-  bis  zur  Nackenkrümmung  be- 
trächtlich lang.  Das  Auge  erschien  als  eine  schwach 


i;   «)  Vgl.  Jahrbb.  CLXXXVm.  p.  237. 


vertiefte,  von  einem  durch  die  Augennasenrinne  unter- 
brochenen Wall  umgebene,  etwas  bläuliche  kleine 
Stelle.  Vom  Labyrinth-  und  Nasengrübchen  liess 
sich  nichts  erkennen.  Es  waren  drei  Visceralbogen 
erkennbar,  die  an  die  starke  BrustwOlbunganstiessen. 
Das  hintere  Körperende  bildete  einen  stumpfen,  ^/^ 
Mmtr.  langen  Vorspmng ,  der  nach  links  und  auf- 
wärts gekrümmt  war.  Die  deutlich  erkennbare 
obere  Extremität  bildete  eine  mit  breiter  Basis  auf- 
sitzende Längsleiste.  (R  a  u  b  e  r.) 

400.  Besitzt  der  mensohliche  Embryo  einen 
Schwanz  ?  von  Prof.  Alex.  Ecker.  (Arch.  f.  Anat 
u.  Physiol.  [Anat.  Abth.]  VL  p.  421.  1880.) 

Die  Abhandlung  Ecker 's  bildet  einen  Nach- 
trag zu  seiner  vorhergehenden  Untersuchung  „der 
Steisshaarwirbel'^  und  behandelt  die  äussere  Form 
des  hintern  Körperendes  (Schwanzes)  bei  jungen 
menschlichen  Embryonen ,  den  Bau  desselben ,  den 
Steisshöcker  und  die  Reduktion  des  Schwanzendes, 
Hieran  schliessen  sich  Bemerkungen  über  den  Baa 
des  Schwanzendes  bei  Säugethierembryonen  und  ein 
Rückblick  auf  das  Wesentliche  der  sogen.  Schwanz- 
frage. 

Nach  den  vorliegenden  Erfahrungen  pflegt  bei 
jungen  menschlichen  Embryonen  von  8 — 15  Mmtr. 
Eörperlänge  das  untere  Eörperende  eine  ziemlich 
spitz  zulaufende  schwanzförmige  Verlängerung  zu 
bilden,  die  bei  Embryonen  von  9 — 12  Mmtr.  1  Mmtr. 
und  mehr  lang  ist.  Die  Basis  dieses  Schwanzes  liegt 
dem  Genltalkdcker  an ,  den  eine  Querfurche  davon 
trennt,  in  welcher  die  Cloakenöffnung  liegt.  Meist 
ist  die  Zuspitzung  des  Schwanzes  eine  ganz  allmälige, 
in  einzelnen  Fällen  ist  das  Endstück  abgebogen. 
Das  Ende  enthält  keine  Wirbelsegmente  mehr,  son- 
dern besteht  aus  der  Chorda,  einem  dieselbe  um- 
gebenden Zellenblastem  und  dem  Hornblatt.  Ob 
hier  noch  etwas  vom  Medullarrohr  vorhanden ,  lägst 
E.  vorläufig  unentschieden.  Obwohl  das  Stück  keine 
Wirbelanlagen  enthält,  so  glaubt  Vf.  doch  nicht, 
dass  man  demselben  den  Namen  Schwanz  verwei- 
gern könne.  Dieses  wirbellose  Schwanzstück  erfährt 
Mhzeitige  Reduktion ;  die  Chorda  desselben  schlän- 
gelt sich  oder  wickelt  sich  zu  einem  Knötchen  auf, 
während  das  umgebende  Gewebe  schwindet.  Das 
noch  mit  Wirbeln  versehene  Endstück  der  Wirbel- 
säule wird  zum  Steissbein,  welches  noch  längere  Zeit 
hindurch  einen  stumpfen  Vorspmng,  den  Steisshöcker, 
bildet.  Dieser  verschwindet  darauf  einerseits  in 
Folge  der  nun  eintretenden  starkem  Krünmiung  des 
Steissbeins,  andererseits  durch  die  stärkere  Entwick- 
lung des  Beckengürtels  und  seiner  Muskeln  mehr 
und  mehr  unter  der  Oberfläche.  Die  Benennung 
„Schwanz^'  hält  Ecker  nur  für  den  die  Cloake 
überragenden  Theil  des  hintern  Eörperendes  ange- 
messen. (Raub  er.) 

401.  Stadien  über  das  Waohsthum  der 
Extremitäten  beim  Menschen  nach  der  Ge- 
burt; von  Julius  Fridolin.  (Arch.  f.  Anat.  a. 
Physiol.  [Anat.  Abth.]  I.  p.  79.  1881.) 


n.    Anatomie  u.  Physiologie. 


233 


Bartscher  hatte  an  Emhiyonen  gefunden, 
dass  deren  Oberarm  und  Oberschenkel  (die  Stamm- 
glieder) in  ihrem  Wachsthnm  relativ  an  Tjänge  stets 
abnehmen,  während  die  Endglieder  (Hand  und  Fuss) 
stetig  an  Länge  zunehmen.  Minder  einfache  Ver- 
hältnisse fanden  sich  beim  Wachsthum  der  Mittel- 
glieder der  Extremitäten,  des  Unterarms  und  Unter- 
ächenkels.  Der  Unterarm  nahm  zuerst  an  Länge 
ab,  dann  trat  Gleichgewicht  ein ;  der  Unterschenkel 
zeigte  zuerst  eine  Längenzunahme,  dann  Gleich- 
gewicht Wie  die  von  A  e  b  y  angegebenen  Zahlen- 
werthe  zeigen,  sind  die  relativen  Verhältnisse  beim 
Erwachsenen  ganz  andere  geworden. 
I  Fr.  suchte  nun  zunächst  den  Zeitpunkt  zu  be- 
I  summen,  zn  welchem  jener  Umschwung  der  rela- 
tiven Wachsthumsenergie  stattfindet;  für  diesen 
Zweck  galt  es,  die  relative  Wachsthumsenergie  der 
einzelnen  Abschnitte  der  Extremitäten  in  Bezug  auf 
Heren  ganze  Länge  ßir  die  Zeit  nach  der  Geburt  zu 
stodiren.  Der  Zeitpunkt  des  Umschwungs  ist  nach 
Fr.'s  Messungen  der  herauspräparirten  Skelettheile 
der  Extremitäten  für  die  untere  Extremität,  welche 
den  Anfang  macht,  in  das  erste  Halbjahr  nach  der 
Gebart  zu  verlegen ;  für  die  obere  fXLM  er  in  das 
a>eite  Halbjahr.  Die  relative  Wachsthumsenergie 
der  einzelnen  Extremitätenabschnitte  ist  eine  ver- 
schiedene, bietet  aber  weniger  einfache  Verhältnisse 
dar  als  bei  jüngeren,  ungeborenen  Embryonen. 
Leber  das  erste  Lebensjahr  hinaus  konnte  aus 
Mangel  an  Material  die  Untersuchung  nicht  geführt 
werden.  (Ran  her.) 

402.  Beitrag  zur  Entwicklungsgesohiohte 
der  Ezomphalie;  von  Dr.  A.  Chandeluc  in 
Lyon.  (Arch.  de  Physiol.  2.  86r.  VHL  1.  p.  93— 
103. 1881.) 

Bei  einem  Kinde  von  2^/2  Jahren  fand  sich  ein 
nmbilicaler  Anhang  von  6  Otmtr.  Länge,  welcher 
seit  der  Gebart  bestand.  Zur  Zeit  der  Geburt  war 
allerdings  keine  Anomalie  bemerkt  worden;  die 
Ligatnr  des  Nabelstrangs  hatte  man  in  üblicher 
Weise  ausgeführt.  Das  zurückbleibende  Stück  aber 
verwelkte  nicht.  Das  freie  Ende  war  etwas  verdickt 
oikI  besass  eine  Oeffnung,  die  in  einen  blindge- 
sehlossenen  Kanal  führte.  Die  Oberfläche  des  An- 
liuiges  war  granulirt ,  punktirt  u.  rosenfarbig.  Die 
Oberfläche  sonderte  beständig  sehr  reichliche  schlei- 
inige Flflasigkeit  ab,  die  weder  gelb  gefärbt  wai*, 
noch  den  Geruch  von  Darmiuhalt  besass.  Beim 
lÜDÜeeren  des  Urins  drang  kein  solcher  aus  dem 
Anhange.  Dieser  wurde  mit  dem  Bistouri  entfernt, 
WM  nur  geringe  Blutung  verursachte.  Nach  G  T. 
w  ohne  störenden  Zufall  Heilung  aufgetreten. 

Die  Untersuchung  der  abgetragenen  und  gehär- 
teten Geschwulst  ergab,  dass  die  duesere  Schicht 
zahlreiche  Lieberkühn'sche  Krypten  beherbergte, 
während  sie  selbst  zottenlos  war;  die  mittlere 
Schicht  des  Anhangs  zeigte  eine  dicke  Lage  sub- 
mnkSsen  Gewebes,  die  inneiii  Schichten  bestanden  aus 

Med.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  3. 


Muskellagen.  Das  Ganze  entsprach  der  Darmwand; 
sie  bildete  ein  Divertikel  durch  den  Nabelstrang. 
Dieses  Divertikel  aber  hatte  sich  umgestülpt.  Eine 
zweite  Lage  von  darmartiger  Beschaffenheit  fand 
sich  im  Innern  nicht  vor ;  0  h.  bezeichnet  den  Fall 
als  Exomphale  fuaiforme  diveriictdaire  inversL 

(Rauber.) 

403.  Ein  Fall  von  Einmündung  der  obern 
rechten  Lungenvene  in  die  obere  Hohlvene ; 
von  Prof.  C.  Gegenbau r.  (Morphol.  Jahrb.  VI. 
2.  p.  315.  1880.) 

Dieser  seltene  Fall  kam  im  Heidelberger  Prä- 
parirsaal  zur  Beobachtung.  Herz  und  grosse  Ar- 
terienstämme verhielten  sich  normal.  Die  obere 
Hohlvene  nimmt  wie  gewöhnlich  die  Vena  azygos 
auf.  P]twas  weniges  unterhalb  dieser  Stelle  tritt 
aus  dem  oberen  Lappen  der  rechten  Lunge  ein  kur- 
zer Venenstamm  hervor  und  senkt  sich  in  die  obere 
Hohlvene  ein ;  es  ist  die  recht«  obere  Lungenvene. 
Sie  setzt  sich  am  Lungenliilns  aus  mehreren  kleinen 
Venen  zusammen.  Die  Verzweigung  in  der  Lunge 
ist  die  gewöhnliche ;  auch  die  Bronchialverästelnng 
bietet  nichts  Abweichendes  dar.  Die  bestehende 
Einrichtung  bedingt  hiernach  eine  Einleitung  des  aus 
dem  obern  rechten  Lungenlappen  rückkehrenden 
Blutes  in  die  V.  cava  superior  und  die  Mischung  des 
Eörperblutes  des  rechten  Herzens  mit  arteriellem 
Blut.  Die  Lungenarterie  führt  den  Lungen  ge- 
mischtes Blut  zu  und  ein  Lungenlappen  liefert  kein 
in  den  Körperkreislauf  übergehendes  Blut.  Die  Be- 
ziehung des  Falles  auf  embryologische  Befunde  ist 
bis  jetzt  nur  vermuthungsweise  auszusprechen. 

(Raube  r.) 

404.  Ueber  den  Trochanter  tertius  beim 
Menschen;  von  Carl  M.  Fürst.  (Hygiea  XLII. 
8.  S.  483.  1880.) 

Der  Trochanter  tertius,  der  bei  verschiedenen 
Säugethieren  vorhanden  ist,  ist  auch  mehrfacli  schon 
beim  Menschen  gefunden  worden.  Wilbrand 
(Ueber  einen  Proc.  supracond.  humeri  et  femoris. 
Giessen  1843)  u.  B  a  r  k  o  w  (Anatom.  Abhandl.  Bres- 
lau 1851)  beschreiben  einen  zolllangen  Knochenaus- 
wuchs am  Labium  exteiiium  lineae  asperae,  den 
Barkow  Proc.  supracond.  ext.  nennt,  und  ver- 
gleichen ihn  mit  dem  Troch.  tertius  beim  Pferd, 
Tapir  und  Dasypus.  Da  dieser  Processus  aber 
unterhalb  der  Mitte  des  Femur  lag,  da  ferner  in 
dem  Falle  von  Wilbrand  das  Caput  breve  bici- 
pitis  sich  daran  heftete,  kann  nach  F.  dieser  Fort- 
satz wohl  kaum  als  Trochanter  tei*tius  gedeutet  wer- 
den, da  sich  an  diesen  stets  der  Glutaeus  inaKimns 
anheftet  und  der  Trochanter  tertius  nur  ausnahms- 
weise an  der  untern  Hälfte  des  Femur  liegt.  Gru- 
ber (Monographie  des  Canalis  supracondyl.  luimeri. 
St.  Petersburg  und  Leipzig  1856  —  Mem.  des  sav. 
Strang,  de  TAcad.  imp.  de  St.  Petersb.  Tome  VIII) 
erwähnt  eine  kurze  Notiz  C  r  u  v  e  i  l  h  i  e  v  's ,  in  der 

30 


234 


IL    Anatomie  n.  Physiologie. 


es  sich  unzweifelhaft  um  einen  Trochanter  tertins 
beim  Menschen  handelt.  Luther  Holden  (Hu- 
man osteology  V.  Edit.  1878)  erwähnt,  wie  es 
scheiat  ebenfalls  »ach  eigener  Erfalirung,  das  Vor- 
kommen eines  Trochanter  tertius  beim  Menschen. 
Ausserdem  spricht  Seh  we gel  (Ztschr.  f.  rat.  Med. 
1861)  von  3  Tubercula  der  obern  Femurhälfte,  von 
denen  das  3.  möglicherweise  mit  dem  von  Orn- 
veilhier  und  Luther  Holden  beschriebenen 
Processus  identisch  ist. 

Waldeyer  (Arch.  f.  Anthropol.  XU.  16; 
Aug.  1880)  meint,  dass  der  Trochanter  tertius  eben 
so  oft  beim  Menschen  vorkomme,  als  der  Proc.  sn- 
pracondyloideus  humeri ,  der  fast  in  allen  anato- 
mischen Handbüchern  Erwähnung  findet.  Dass  der 
von  Cruveiihier  und  Luther  Holden  be- 
schriebene, von  Waldeyer  auch  abgebildete  Pro- 
cessus mit  dem  Trochanter  tertins  bei  Säugethieren 
homolog  ist,  dafür  spricht,  abgesehen  von  seiner 
Lage,  der  Umstand,  dass  er  als  Anheftungsstelle 
für  den  Glutaeus  maximus  dient.  Der  Trochanter 
tertius  liegt  beim  Menschen  gleich  unter  dem  Tro- 
chanter major  und  stimmt  so  in  Bezug  auf  seine 
Lage  fast  genau  mit  dem  bei  den  Inse<itivora  und 
Rodentia  überein. 

Unter  22  untersuchten  Skeletten  hat  Waldeyer 
7  mit  einem  Trochanter  tertius  gefunden  (31.8^/o) ; 
in  allen  Fällen  war  er  aber  nicht  so  stark  ent- 
wickelt, als  in  dem  einen,  der  der  Abbildung  zu 
Gninde  gelegt  worden  ist,  und  in  dem  sich  am 
Skelett  einer  gracilen,  durchaus  nicht  mnskelstar- 
ken  Elsässerin  je  ein  Trochanter  tertius  an  bei- 
den Oberschenkeln  fand.  Bei  einer  18  J.  alten 
Italienerin  war  er  ebenfalls  auf  beiden  Seiten  vor- 
handen ;  die  übrigen  Fälle  betrafen  einen  besonders 
stark  gebauten  Piemontesen,  einen  Türken,  sonst  nur 
Elsässer.  Der  Trochanter  tertius  war  stets  gleich 
stark  entwickelt  an  beiden  Schenkeln  und  wechselte 
in  der  Grösse  von  ungefilhr  10  Mmtr.  Länge,  7Mmtr. 
Breite  u.  4  Mmtr.  Höhe,  bis  34  Mmtr.  Länge,  10  Mmtr. 
Breite  und  11  Mmtr.  Höhe. 

Auf  Grund  dieser  Untersuchungen  W  a  l  d  e  y  e  r  's, 
namentlich  in  Hinsicht  auf  die  Häufigkeit  des  Vor- 
kommens des  Trochanter  tertius  beim  Menschen, 
unternahm  Fürst  seine  Untersuchungen,  denen  die 
in  der  anatomischen  Sammlung  zu  Upsala  befind- 
lichen Skelette  zu  Grunde  gelegt  sind,  nebst  einigen 
Becken,  an  denen  sich  der  obere  Theil  der  Ober- 
schenkelknochen noch  befand.  Unter  43  unter- 
suchten Skeletten  und  Beckenpräparaten  befanden 
sich  12,  in  denen  der  Trochanter  tertius  vorhanden 
war.  In  3  von  diesen  Fällen  war  er  besonders 
stark  entwickelt:  bei  einem  13jähr.  Knaben  mit 
grossem  Trochanter  tertius  an  beiden  Schenkeln, 
bei  einer  Frau  mit  stark  entwickeltem  Troch.  tertius 
auf  dem  einen  und  schwach  entwickeltem  auf  dem 
andern  J^emur,  dasselbe  war  der  Fall  bei  einem 
Männerskelett,  bei  dem  aber  der  Unterschied  zwi- 
schen beiden  Seiten  noch  grösser  war.  Alle  12  Fälle 
betrafen  Schweden.     Im  anatomischen  Museum  des. 


Karolini'schen  Instituts  hat  F.  feraer  die  Skelette 
und  mehrere  einzelne  Femora  von  jungem  nnd 
altem  Individuen  untersucht.  Von  40  untersuchten 
Skeletten  zeigten  15  den  Trochanter  tertins  (5  ein- 
seitig, 10  auf  beiden  Seiten).  Von  den  6  Lappen- 
Skeletten  der  Sammlung  hatten  4  den  Trochanter 
tertius  (2mal  auf  der  einen  Seite,  2mal  auf  beiden 
Seiten),  von  den  beiden  mit  beiderseitigem  Trochan- 
ter tertius  versehenen  Skeletten  gehörte  das  eine 
einer  ihrer  Zeit  bekannten  Riesin  an,  die  im  Alter 
von  43  J.  starb.  Bei  einer  Hottentottin  fand  sich 
der  Trochanter  tertius  auf  beiden  Seiten,  bei  einem 
Guarani-Indianer  auf  der  rechten  Seite ;  die  übrigen 
Skelette  rührten  von  Schweden  her,  davon  war  der 
Troch.  tertius  bei  einem  14jähr.  Knaben  nnd  bei 
einem  22  J.  alten  Manne  auf  beiden  Seiten,  bei 
einem  31jähr.  Manne  links  vorhanden. 

Ausser  diesen  Skeletten  hat  Fürst  72  einzelne 
Schenkelknochen  untersucht  und  darunter  24  mit 
einem  Trochanter  tertius  gefunden.  Von  den  Kno- 
chen stammten  31  aus  der  Steinzeit  (10  Troch.  ter- 
tius), 2  aus  der  Eisenzeit  (beide  mit  Tr.  t.),  18  ans 
dem  Mittelalter  (4  mit  Tr.  t.),  6  von  Finen  (2  mit 
Tr.t.),  15  von  Schweden  aus  der  neuern  Zeit  (6  mit 
Tr.  t.).  Die  Knochen  aus  der  Steinzeit  rührten  aus 
schwedischen  Ganggräbem,  die  aus  der  Eisenzeit 
(wahrscheinlich  demselben  Individuum  angebörig) 
aus  dem  Bollnäsgrab,  die  aus  dem  Mittelalter  zum 
grössten  Theile  aus  schwedischen  Gräbern.  Ein 
Skelett  von  einer  Mumie,  das  F.  nntersucht  bat, 
hatte  auf  keiner  Seite  einen  Trochanter  tertins. 

F.  hat  demnach  83  Skelette  nnd  238  einzelne 
Knochen  untersucht.  Von  den  83  Skeletten  fand 
sich  der  Trochanter  tertius  in  27  (32.5<>/o),  von  den 
den  Skeletten  angehörigenl660berschenkelknoclien 
besassen  ihn  aber  nur  45  (27.1<^/o),  von  den  72  ein- 
zelnen Schenkelknochen  24  (33.30/o),  von  allen  238 
untersuchten  Schenkelknochen  G9  (29.5<>/o). 

In  Bezug  auf  das  Vorkommen  des  Trochanter 
tertius  an  den  Skeletten  stimmt  die  von  F.  gefan- 
dene  Procentzahl  fast  genau  mit  der  von  Waldeyer 
gefundenen.  Wenn  Waldeyer 's  Untersuchungen 
mit  denen  Fürst 's  zusammengestellt  werden,  so 
ist  von  105  Skeletten  der  Trochanter  tertins  an  34 
(32.4<^/o)  gefunden  worden,  er  scheint  also  nngefiüir 
bei  jedem  3.  Menschen  vorzukommen,  doch  nicbt 
stets  in  gleich  hohem  Grade  entwickelt;  der  grösste, 
den  Ftlrst  gefunden  hat,  war  12  Mmtr.  hoch, 
40  Mmtr.  lang  und  15  Mmtr.  breit  (bei  einem 
schwedischen  Manne),  er  war  auf  beiden  Seiten  vor- 
handen und  auch  auf  beiden  Seiten  gleich  gross. 

Nach  Waldeyer  kann  man  an  der  vordem 
Fläche  des  obern  Femurrandes  am  obern  Tlieile 
der  Linea  obliqua  fast  constant  2  Knochenknötchen 
(Tuberc.  sup.  et  inf.)  wahniehmen ,  welche  beson- 
ders starken  Anheftungen  der  Hüftgelenkskapsel 
entsprechen.  Das  Tuberc.  sup.  ist  in  französ.  Hand- 
büchern erwähnt  und  bei  Sappey  abgebildet,  dem 
Tuberc.  inf.  entspricht  jedenfalls  das  von  Seh  we- 
g  e  1  (Knochenvarietäten.     Ztschr.  f.  rat.  Med.  XI« 


III.     Hygieine,  Diätetik,  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


235 


1861)  Tnberc.  IId.  intertrochant.  genannte.  Die 
Liaea  aspera  theilt  sioh  nach  Waldeyer  nach 
oben  zu  in  2  Schenkel,  von  denen  der  laterale  zur 
Wnnel  des  Trochanter  major  geht;  der  mediale  da- 
gegen geht  vermittelst  seiner  Fortsetzung  in  die 
Lioea  obliq[ua  unter  dem  Trochanter  minor  zum 
vordem  ohem  Theil  des  Trochanter  major.  Dazu 
gesellt  sich  in  den  meisten  Fällen  eine  3.,  oft 
aehwiehere,  vom  Trochanter  minor  abwärts  gehende 
Liiüe,  die  zwischen  die  beiden  Schenkel  zu  liegen 
kommt.  Die  Linea  obliqua  dient  am  obern  Theile 
iIb  Insertionspunkt  dem  Ligamentum  ileofemorale 
osd  dem  Vas^s  internus,  der  sich  nicht  blos  an  der 
Linea  obliqua  und  deren  Fortsetzung  gegen  das 
Labinm  int.  lineae  asperae  inserirt,  sondern  auch 


am  Labium  int.  selbst.  Die  mittelste,  vom  Troch. 
minor  abwärts  gehende  Linie  bezeichnet  die  Inser- 
tion des  Pectineus;  an  der  lateralen  inserirt  sich 
im  mittleren  grossem  Theile  der  Glutaeus  maximus 
(hier  entwickelt  sich  am  obern  Theile  der  Insertion 
der  Ti'ochanter  tertius),  am  obern  Theile,  nach  dem 
Trochanter  major  zu  der  Quadratns  femoris,  medial 
vom  Glutaeus  maximus  der  Adductor  minimus,  late- 
ral der  Vastus  extemns.  Fast  constant  gesellt  sich 
zu  diesen  3  Linien  eine  4.,  welche  keine  Muskel- 
insei*tion  bildet,  sondern  eine  longitudinale  Kante, 
sie  beginnt  unter  der  Basis  des  Troch.  major  und 
verläuft  parallel  mit  dem  Labium  externum  und 
lateral  von  demselben  abwärts  bis  zum  mittleren 
Drittel  des  Femur.  (Walter  Berger.) 


III.     Hygfeine,  Diätetik,  Pharmalcologie  u.  Toxilcologie. 


405.  Elinisohe  Erfahrungen  über  die  Diu- 
tetika;  von  Dr.  Maure l,  Marinearzt.  (Bull,  de 
Tb6r,  XCVm.  p.  97. 157. 206. 254.  Fövr.  15.  29 ; 
Mm  15.  30.  1880.) 

Vf.  unterwarf  eine  Anzahl  von  Mittehd ,  welche 
man  hauptsächlich  als  Diuretika  zu  geben  pflegt, 
dner  nähern  Prtlfung  und  kam  zu  der  üeberzeugung, 
da88  dieselben  jenen  Ruf  nicht  in  der  Weise,  wie 
wm  gewöhnlich  annimmt,  verdienen.  [Vf.  hat  jedoch 
seine  Versuche  an  relativ  Gesunden  unter  Verhält- 
nissen angestellt,  unter  welchen  man  überhaupt  keine 
Diuretika  giebt,  auch  waren  bei  denjenigen  Personen, 
bd  welchen  man  letztere  zu  geben  geneigt  sein 
kann  (Pleuritis,  Rheumat.  artic),  die  Krankheitspro- 
eease  abgelaufen.  Es  pflegt  aber  nach  Verabreichung 
der  fraglichen  Mittel  eine  Diurese,  wenn  sie  nicht 
dnrch  zugeführtes  Getränk  selbst  unterhalten  wird, 
nur  da  ergiebig  und  andauernd  einzutreten,  wo  sich 
bereits  grössere  Ansammlungen  von  seröser  Flüssig- 
keit finden ,  die  man  zur  Aufsaugung  bringen  will. 
Man  wird  daher  kaum  von  dem  Ergebniss ,  zu  wel- 
chem Vf.  kam,  auf  eine  gleiche  Wirkung,  bez.  Wir- 
kungslosigkeit gedachter  Stoflfe  auch  belEi'ankheiten 
iehiiessen  dürfen.    Ref.] 

Vf.  hat  die  von  ihm  geprüften  Mittel  gewöhnlich 
in  60  Grmm.  Flüssigkeit  gegeben.'  Der  Harn  der 
Boter  möglichst  gleiche  Verhältnisse  gebrachten  Ver- 
soolwperson  ward  15  Tage  hindurch  —  5  Tage  vor, 
5  während  und  5  nach  dem  Einnehmen  —  hinsicht- 
lieh seiner  Menge  und  Dichtigkeit  bestimmt.  In  Be- 
zog auf  das  Verhalten  der  einzelnen  Mittel  ist  Vf. 
ZQ  folgendem  Ergebniss  gekommen. 

1)  Das  KaU  nitricum  vermehrt  in  beträchtlicher 
Menge  die  festen  Harnbestandtheile ,  und  zwar  am 
meijBten  bei  Gaben  von  4 — 6  Grmm.,  während  eine 
Vermehrung  des  Wassers  zweifelhaft  ist.  Diese  Ver- 
iDehraDg  der  festen  Bestandtheile  steht  nicht  im  Ver- 
idltniss  zur  Menge  des  eingenommenen  Salzes,  denn 
^  war  nach  4—6  Grmm.  stärker  als  nach  8  Grmm. 
^^  in  letzterem  Falle  noch  geringer,  als  die  Menge 
^«^bBorbirten  Salzes  betrug. 


2)  Das  Kcdi  chloricum  wirkt  weniger  stark  als 
das  Nitrum  auf  die  Vermehrung  der  festen  Bestand- 
theile ,  vermehrt  dagegen  in  merklicher  Weise  die 
Wassermenge;  im  Allgemeinen  wirkt  es  aber  nur 
schwach  diuretisch. 

3)  Das  KaU  aceticum,  in  Gaben  von  3 — 6  Grmm. 
verabreicht ,  wirkt  unsicher  sowohl  in  Hinsicht  auf 
Veimehrung  des  Wassers ,  als  der  festen  Bestand- 
theile. Denn  bei  6  Versuchen  war  die  Wassermenge 
nur  in  2  Fällen  vermehrt ,  in  einem  blieb  sie  unver- 
ändert, ja  in  einem  war  sie  sogar  erheblich  vermin- 
dert. Auch  die  festen  Theile  zeigten  sich  während 
der  Anwendung  2mal  verminder^u.  in  den  4  andern 
Fällen  stand  ihre  Menge  unter  der  des  absorbirten 
Salzes. 

4)  Das  Jodkalium  wü*kt  nicht  nur  nicht  diu- 
retisch, sondern  vermindert  sogar  die  Hamabsonde- 
rung. 

5)  Das  aaUcyhaure  Natron  wirkt  unsicher  in 
Bezug  auf  die  Menge  des  Wassers,  vermehrt  dagegen 
die  festen  Bestandtheile  ;  unter  6  Fällen  waren  die- 
selben nur  einmal  ein  wenig  vermindert,  5mal  be- 
trächtlich vermehrt,  im  Mittel  um  3.42  Grmm.  bei 
einer  Gabe  von  nie  über  2  Gramm. 

6)  Von  den  drei  pflanzlichen  Stoffen  wirkt  nur 
die  Digitalis  wirklich  diuretisch ,  indem  sie  sowohl 
feste  (5.38  Grmm.  nach  höchstens  2  Grmm.  der 
Arzenei)  als  flüssige  Theile  vermehrt. 

7)  Die  Tinctura  colchici  war  fast  ohne  alle 
Wirkung  auf  die  Hamabsonderung ;  einestheils  zeigte 
sich  die  Hammenge  nach  2 — 4  Grmm.  nur  unbe- 
deutend  vermehrt,  andererseits  die  Menge  der  festen 
Bestandtheile  vermindert. 

8)  Die  Tinctura  Scillae  u.  Oxym,  scülit,  zeig- 
ten ebenso  unsichere  und  entgegengesetzte  Resultate, 
indem  die  Menge  des  Harns,  sowie  dessen  feste  Be- 
standtheile das  eine  Mal  vermehrt,  das  andere  Mal 
vermindert  waren. 

Sämmtliche  Mittel  waran  in  Gaben  gegeben  wor- 
den ,  wie  man  sie  Kranken  zu  verabreichen  pflegt. 
Von  ihnen  allen  wirkt  nach  Vf.  das  Nitrum   am 


236 


m.     Hygieine,  Diätetik,  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


auffälligsten  und  man  kann  bei  seiner  Anwendung 
auf  eine  Vermehrung  der  festen  Hambestandtheile, 
welche  Vio  ^^^  i^  ^^  S^^-  abgesonderten  Menge 
entspricht;  rechnen,  während  sie  bei  den  andern  ge- 
nannten Mitteln  ^/^o  bis  ^/^q  betrug.  Eine  Veimeh- 
rung  des  Wassers  ist  nach  Vf.  mit  Sicherheit  nur 
von  der  Digitalis  zu  erwarten.         (Naumann.) 

406.    Ueber  Wirkung  und  Gebrauch  des 
oitronensauren  Coffein  als  Diuretikum  und  die 
Wirkung  der  Diuretika  im  Allgemeinen. 

Dr.  David  J.  Brakenridge  in  Kdinburg 
(Edinb.  med.  Journ.  XXVII.  p.  4.  [313.]  July; 
p.  100.  [314.]  Aug.  1881)  hebt  in  der  Einleitung 
zu  seiner  beachtenswerthen  Arbeit  hervor ,  dass  die 
Verhältnisse ,  welche  bei  der  Hamabsonderung  in's 
Spiel  kommen,  bei  der  Auswahl  der  Diuretika  häufig 
nicht  die  gehörige  Berücksichtigung  finden  und  niur 
hierdurch  der  gewünschte  Erfolg  so  häufig  nicht 
erreicht  wird.  Es  erscheint  daher  gerechtfertigt, 
diese  Verhältnisse,  welche  natürlich  auch  bei  An- 
wendung des  in  Rede  stehenden  Diuretikum  in  Be- 
tracht zu  ziehen  sind,  hier  kurz  zu  erörtern. 

Nachdem  C.  Ludwig  dargethan  hatte,  dass 
die  Harnabsonderung  im  Allgemeinen  entsprechend 
der  Erhöhung  des  Blutdrucks  steige,  glaubte  man 
auch  das  wesentlichste  Moment  für  die  Wirkung  der 
Diuretika  gefunden  zu  haben,  indem  man  annahm, 
dass  sie  durch  eine  solche  Druckerhöhung  den  in 
den  Glomernlis  stattfindenden  Filtrationsprocess  be- 
schleunigten. Dieiß  Erklärung  kann  jedoch  nm* 
theilweise  genügen ;  sie  genügt  nicht  für  diejenigen 
Fälle,  in  welchen  trotz  vermehrten  Drucks  keine 
Diurese  eintrat  und  in  welchen  andererseits  eine 
solche  eintrat,  selbst  bei  Verminderung  des  Blut- 
drucks. Eben  so  wenig  lässt  sich  auf  gedachte 
Weise  die  Verschiedenheit  des  Harns  von  der  Blut- 
flüssigkeit erklären,  selbst  wenn  man  annimmt,  dass 
der  durch  die  Glomeruli  filtrirte  Harn  bei  seinem 
weitem  Verlaufe  durch  die  Hamkanälchen,  von  den 
diese  umgebenden  Venen  theilweise  resorbirt  und 
das  Exkret  hierdurch  concentrirter  gemacht  werde. 
Vielmehr  sprechen  alle  neuem  Versuche  (Ustimo- 
witsch,  Henschen,  Paulynski)  dafür,  dass 
die  Hamabsonderung  durch  zwei  Hauptmomente  be- 
dingt werde,  durch  Filtration,  welche  durch  die 
Qlomeruli,  d.  h.  den  Blutdruck,  und  durch  Sekretion 
nach  Art  anderer  Drüsen  (z.  B.  der  Speicheldrüsen), 
welche  durch  das  Nierenepithel  vermittelt  wird.  Ins- 
besondere war  esNussbaum^^  welcher  eine  vom 
Blutdrack  unabhängige,  rein  sekretorische  Tliätig- 
keit  der  Niere  an  den  Amphibien  nachwies ,  indem 
er  durch  Unterbindung  der  Nierenarterie  einseitig  — 
wie  diess  wegen  der  eigenthümlichen  Gefässanordnung 
bei  diesen  Thieren  möglich  ist  —  die  Filtrirfunktion 
der  Glomeruli  ausschaltete  und  so  die  Niere  in  ein 
rein  secernirendes  Organ,  ähnlich  der  Speicheldrüse, 
verwandelte.  Es  zeigte  sich,  dass  nach  Einspritzung 
gewisser  Substanzen,  besonders  von  Harnstoff,  in's 
Blut  auch  jetzt,  also  nach  Ausschluss  aller  Filtration, 


1 


eine  Vermehrung  der  Diurese  unter  Ausschddang 
jener  Stoffe  erfolgte.  Eine  derartage  Beförderung  dei 
Hamabsonderung  ist  kaum  andera  zu  erklären  all 
durch  Annahme  eines  besondern  Reizes ,  den  jene 
Stoffe  auf  die  Epithelzellen  der  Niere  ausüben.  Di 
dem  Blut  fremdartigen  Hambestandtheile,  jeden&U 
der  Harnstoff  und  wahrscheinlich  noch  andere,  sina 
es  aber  auch,  welche  hauptsächlich  und  in  selektive! 
Weise  durch  die  Epithelzellen  unter  Anregung  der 
Sekretion  ausgeschieden  werden ,  während  die  Glo- 
meruli auf  rein  physikalische  Weise  wirken.  Ei 
kann  indessen  ein  erhöhter  Blutdmck  insofern  anch 
auf  Vermehrung  der  Sekretion  durch  die  Epithel* 
Zellen  wirken ,  als  er  die  gesammte  Girkulation  m 
der  Niere  beschleunigt,  ein  verminderter  Blntdmcl^ 
aber  dadurch,  dass  er,  wegen  stockender  Filtration 
in  den  Glomerulis,  den  Epitlielzellen  durch  das  Blai 
mehr  feste  Bestandtheile  zuführt  als  bei  normaleni 
Dmck. 

Es  werden  hiemach  die  Diuretika  wirken 

1)  indem  sie  den  Blutdruck  in  den  GlomeruliB 
steigern,  resp.  den  Blutumlauf  in  der  Niere  be- 
schleunigen (vaskuläre  Diuretika,  z.  B.  Digitalis), 

2)  durch  Anreizung  des  Drttsenepithels. 

Als  eine  dritte  Art  der  Wirkung  ist  eine  Ver- 
änderung des  Diffusionsprocesses  zu  nennen,  wie  sie 
wahrscheinlich  durch  gewisse  salzige  Mittel,  be- 
sonders das  Kali  acet.,  herbeigeftthrt  wird.  Endlich 
kann  die  Wirkung  eines  vaskulären  Diuretikum 
(Digitalis)  durch  ein  auf  das  Epithel  wirkendes  er- 
höht werden  und  umgekehrt. 

Was  nun  das  citronensaure  Coffein  anlangt,  so 
war  auf  dessen  starke ,  fast  augenblickliche  diure- 
tische  Wii'kung  bereits  1879  von  Gubler,  später 
von  Shapter  und  von  Leech  (Practitioner  1880) 
aufmerksam  gemacht  worden.  Auch  Braken- 
ridge fand  dieselbe  bei  einer  grossen  Anzahl  von 
Hydropsien ,  bedingt  durch  Herz-  und  Nierenkrank- 
heiten ,  bestätigt  und  rühmt  das  Mittel  als  ein  sehr 
werthvoUes  Diuretikum.  Nach  Gubler,  Shapter 
und  Leech  wirkt  dasselbe  auf  doppelte  Weise,  näm- 
lich sowohl  durch  Erhöhung  des  Blutdracks,  als 
durch  Reizung  des  Nierenepithels.  Nach  B  r.  ist  letz- 
tere Art  der  Wirkung  die  bei  Weitem  stärkere,  ja 
vielleicht  allein  in  Betracht  kommende  und,  nach 
Meinung  Aller,  derjenigen  entsprechend,  welche  das 
Pilocarpin  auf  die  Speicheldrüsen  ausübt  (wie  denn 
B  r.  auch  nach  Coffein,  citi*.  unter  Umständen  Schweiss- 
und  Speichelsekretion  einti'eten  sah).  Wir  ftlhren 
hier  zunächst  einen  Fall  an,  in  welchem  doffein. 
citr.  für  sich  allein  gegeben  Heilung  brachte. 

Derselbe  betraf  einen  Mann  von  40  J.,  welcher  nach 
vorausgegangener  akuter  desquamativer  Nephritis  allge- 
meines Anasarka,  leichten  Ascites  and  Oedem  der  Lange 
bekommen  hatte.  Er  erhielt  0.18  Grmm.  des  Salzes  3mai 
täglich,  anfanglich  ohne  dass  die  Diärese  vermehrt  wurde, 
ja  es  mnsste  das  Mittel  wegen  Kopfschmerz  u.  Erbrechen 
eine  Zeit  lang  aasgesetzt  werden.  Dagegen  stieg,  c». 
3  W.  nach  Fehlschlagen  des  ersten  Versuchs,  bei  aber- 
maliger Anwendung  des  Coffein  die  Menge  des  Harne  ali- 
mälig  auf  3360  Grmm.  und  es  erfolgte  Heilnag* 


in.     Hygieine,  Diätetik,  Pharmakologie  n.  Toxikologie. 


237 


lo  einem  2.  Falle  gleicher  Art  brachte  jedoch 
das  Coffein  keinen  Ri*folg  (wogegen  durch  Digitalis 
mit  Kali  acet.  Heilang  erzielt  wurde)  nnd  Br.  stand 
TOD  weiterer  Anwendung  des  Coffein  in  den  ersten 
Stadien  desquamativer  Nephritis  ab.  Von  noch  grös- 
serem Interesse ,  weil  die  Wirkung  des  Coffein  auf 
das  Nierenepithel  deutlich  zeigend,  ist  folgender 
Fall,  in  welchem  dasselbe  gleichzeitig  mit  Digitalis 
angewendet  wurde. 

Die  40Jähr.  Kr.  litt  an  Stenosis  mitralis  mit  Herz- 
erweitemog,  Luogenddem,  Ascites  nnd  allgemeinem  Ana- 
fiiika;  der  Pols  war  äosserst  sohwaeh  nnd  unregelmässig, 
es  bestand  Cyanose.  Es  worden  anfänglich  0.18  Grmm. 
Coff.  2mal  tägl.  gegeben,  worauf  Uebelkeit,  Kopfschmerz, 
Erbrechen  eintrat  und  die  Hammenge  von  360  auf  300 
Grmm.  sank.  Es  wurden  nun  10  Tr.  Tinct.  Digitalis 
4BtDodig ,  spater  15  Tr.  gegeben ;  die  Harnmenge  sank 
sof  240  und  stieg  die  nächsten  Tage  nur  bis  450  Gramm. 
Wegen  der  schweren  Zufalle  wurden  der  Digitalis  0.18 
Gnnm.  Coffem  Smal  täglich  zugefügt  und  sofort  änderte 
ach  der  Znstand  derart ,  dass  der  Harn  in  den  nächsten 
6  Tagen  aof  1860,  bez.  S400,  2150,  1290,  3180  und  4170 
Gnom,  stieg. 

Offenbar  war  hiernach  die  nur  schwache  Digi- 
taliswirkuDg  doi'ch  Zugabe  von  Coffein  gewaltig  ver- 
stärkt worden ,  resp.  hatte  das  für  sich  allein  eben- 
falls unwirksam  gewesene  Coffcinsalz  sein^  mächtige 
Wirkung  nur  durch  Verbindung  mit  Digit-alis  erhal- 
teD,  was  noch  dadurch  bewiesen  ward^  dass,  als  B  r. 
letztere  jetzt  aussetzte ,  die  Hammenge  sofort  von 
4170  auf  1 950  sank,  dagegen  bei  Wiederanwendung 
der  Digitalis  noch  an  demselben  Tage  auf  3600  Grmm. , 
tieg.  Dass  diese  starke  Diurese  nicht  durch  die 
Digitalis  allein  herbeigeführt  worden  sein  konnte, 
bewies  ausserdem  der  stets  nur  schwach  anzufühlen 
gewesene  nnd  anregelmässig  gebliebene  Puls. 

Br.  erklärt  die  Gesammtwirkung  beider  Mittel 
durch  die  Annahme,  dass  das  Coffein  durch  sekreto- 
lüehe  Reizung  der  Epithelzellen  a  fronte  wirke  und 
ioerdarch  die  Vis  a  tergo  der  Digitalis  befördert,  resp. 
der  Blutstrom  durch  die  Nieren  beschleunigt  werde. 
Debrigens  achwanden  unter  gedachter  Behandlung 
dieHydropsien  nnd  genas  die  fragliche  Kranke  unter 
späterer  Anwendung  von  Tonicis,  soweit  diess  ttber- 
ittopt  m^lich  war. 

Anch  tlber  das  Verhalten  des  Harnstoffs  nach 
Verabreichung  von  Coffein  hat  Br.  in  8  Fällen 
UntersuchuDgen  angestellt.  Es  zeigte  sich  besonders 
in  den  ersten  Tagen  stets  eine  Vermehrung  dessel- 
iien,  jedoch,  bei  ausschliesslicher  Verwendung  des 
Coffein ,  nie  über  die  eigentliche  Norm ;  später  sank 
die  Menge  desselben  etwas ,  so  dass  es  schien ,  als 
▼enn  nur  die  Ausscheidung  einer  abnorm  angehäuf- 
ten Menge  bewirkt,  nicht  aber  die  Bildung  des  Harn- 
stoflb  vermehrt  werde.  In  dem  einen  Falle  betrug 
die  Menge  des  Harns  die  beiden  Tage  vor  Anwen- 
doDg  des  Coffein  420  mit  2.8,  bez.  640  mit  5.62 
Grmm.  Harnstoff;  am  2.  und  3.  Tage  nach  Vcrab- 
leiehung  des  Coffein,  0.18  Grmm.  3mal  täglich, 
1860  mit  17.0,  bez.  1620  mit  19.6  Harnstoff. 

Auf  Grund  seiner  Untersuchnngen  stellt  Br.  fol- 
geode  Sätze  auf. 


1)  Das  Coffein,  citric.  führt  eine  Vermehrung  der 
Menge  des  Harns  nicht  herbei  in  Fällen ,  in  welchen 
die  Nierenepithelzellen  erkrankt  sind  —  wie  z.  B. 
in  den  ersten  Stadien  der  desquamativen  Nephri- 
tis —  ,  selbst  wenn  vaskuläre  nnd  salinische  Diure- 
tika die  Harnmenge  noch  beträchtlich  vermehren. 

2)  Eben  so  wenig  geschieht  diess  in  Fällen  von 
durch  Herzkrankheit  bedingtem  Hydrops ,  bei  wel- 
chem man  Grund  hat  anzunehmen,  dass  die  DrUsen- 
epithelzellen  bereits  das  höchste  Maass  der  Arbeit 
leisten ,  oder  durch  Uebernahme  der  Arbeit  des 
Filtrirapparat^  erschöpft  sind. 

3)  Wenn  da&  citronens.  Coffein  als  Diuretikum 
wirkt ,  vermehrt  es  nicht  nur  den  Gehalt  des  Harns 
an  Wasser ,  sondern  auch  den  an  Harnstoff  sehr  be- 
trächtlich, wofern  letzterer  vorher  abnorm  vermindert 
gewesen  war. 

4)  Seine  Wirkung  ergänzt  in  ausgezeichneter 
Weise  die  der  Digitalis,  so  dass  in  Fällen,  in  wel- 
chen beide,  allein  gegeben,  erfolglos  waren,  ein 
schlagender  Erfolg  eintrat,  wenn  sie  zusammen  ge- 
geben wurden. 

5)  Die  Verbindung  der  Digitalis  mit  dem  Coffein, 
citric.  bewirkt  eine  sehr  auffilllige ,  resp.  procentigc) 
Vermehrung  des  Harnstoffs ,  welche  nicht  durch  die 
Hypothese  der  Filtration  erklärt  werden  kann. 

In  Uierapeutisc/ier  Hinsicht  ergiebt  sich  hieraus 
Folgendes. 

1)  In  Fällen,  in  welchen  das  Drüsenepithel  er- 
krankt und  bereits  auf  dem  höchsten  Punkt  der  Lei- 
stungsfähigkeit angelangt  oder  gar  erschöpft  ist ,  ist 
das  Coff.  citr.  nicht  anzuwenden. 

2)  Während  der  Genesung  von  desquamativer 
Nephritis ,  wenn  die  Enieuerung  des  Epithels  einen 
gewissen  Grad  erreicht  hat,  scheint  das  Coff.  ('itr., 
vorsichtig  gegeben ,  entschieden  günstig  zu  wirken 
und  einen  trophischcn,  resp.  sekretorischen  Reiz  aus- 
zuüben. 

3)  In  den  Fällen,  in  welchen  der  Blutdruck  leid- 
lich normal  ist,  ist  das  Coffeinsalz  für  sich  zu  geben, 
nicht  in  Verbindung  mit  einem  vaskulären  Diureti- 
kum. 

4)  Bei  Hei'zkrankheiten  ohne  Compensation ,  wo 
der  Blutdruck  und  Blutlauf  durch  die  Nieren  herab- 
gesetzt, allgemeiner  Hydrops  vorhanden  und  die 
Nierenarbeit  nur  noch  durch  Sekretion ,  nicht  Filtia- 
tion  vor  sich  geht ,  ist  zunächst  ein  vaskuläres  Diu- 
retikum (Digitalis)  zur  Wiederherstellung  der  für  die 
Coffeinwirkung  wesentlichen  Bcdinj^iingen  auf  kurze 
Zeit,  1  bis  3  oder  5  Tage  zu  geben,  bevor  man  mit 
dem  Coffein  beginnt. 

5)  Coffein,  citric.  in  solcher  Weise  mit  der  Digi- 
talis, die  man  nicht  aussetzen  darf,  verbunden,  wirkt 
sehr  rasch  als  ausserordentlich  starkes  Diuretikum 
und  befördert  insbesondere  auch  s'^hr  bedeutend  die 
Ausscheidung  des  Harnstoffs. 

6)  Weil  jede  starke  Reizung  einer  Drüse,  zumal 
im  Zustand  schlechter  Ernährung,  fi-üher  oder  später 
von  einer  Erschöpfung  gefolgt  zu  sein  pflegt ,  so  ist 


238 


III.     Hygieine,  Diätetik,  PhÄnnakologie  u.  Toxikologie. 


gedachtes  Mittel   nur   zeitweise  und  in  begrenzter 
Dauer  zu  geben. 

7)  Grosse  Gaben  sind  deshalb  zu  vermeiden; 
0.18  Grmm.  1-,  2-  bis  3mal  tÄglich  sind  für  alle 
Zwecke  genügend. 

8)  Ist  durch  das  Coffein  ein  günstiger  Erfolg  er- 
zielt, so  hat  man  sich  zugleich  zu  bestreben,  ihn 
durch  passende  Diät,  Tonika  etc.  dauernd  zu  er- 
halten. 

9)  Bei  sehr  starkem  Ascites ,  wo  ein  Druck  auf 
den  Nierengefitesen ,  Nieren  und  Harnleitern  lastet, 
ist  jedwedes  Diuretikum  so  lange  erfolglos,  als  jener 
Druck  nicht  beseitigt  ist. 

10)  Das  Coffein,  citric.  kann  in  Pillen  oder  Lö- 
sung gegeben  werden. 

Dr.  Lewis  Shapter  (Med.  Times  and  Gaz. 
July  9.  1881)  erklärt  die  diuretische  Wirkung  des 
citi-onens.  Coffein  durch  seinen  Binfluss  auf  das  sym^ 
patlnsche  Nervensystem  y  und  zwar  besonders  auf 
die  Herzganglien.  Durch  Reizung  der  vasomotori- 
schen Nerven  bewirke  es  Contraktion  der  GefÄsse 
und  in  Folge  derselben  Erhöhung  des  Blutdrucks. 

Aus  der  schon  von  Brakenridge  erwähnten 
Abhandlung  von  Dr.  J.  Leech  in  Manchester  (Prac- 
titioner  Vol.  XXIV.  Nr.  4.  6.  7.  1880)  brauchen 
wir  nur  die  in  klinischer  Hinsicht  wichtigen  Bemer- 
kungen hei-vorzuheben,  da  die  theoret.  Betrachtungen 
desselben  von  B  r  a  k  e  n  r  i  d  g  e  schon  berücksichtigt 
worden  sind. 

Leech  wandte  das  citronens.  Coffein  zunächst, 
und  zwar  für  sich  allein  gegeben,  in  7  Fällen  von 
Herzkrankheit  an.  In  4  derselben  hatte  es  einen 
augenscheinlichen  Erfolg,  in  einem  5.,  wo  die  Herz- 
erkrankung sehr  vorgeschritten,  obgleich  nur  massige 
Ausschwitzungen  bestanden,  blieb  die  günstige  Wir- 
kung aus,  ebenso  in  einem  6.,  in  welchem  das  Herz- 
leiden von  chronischen  Nierenveränderungen  beglei- 
tet war.  Im  7.  schienen  Magenstörungen ,  die  das 
Mittel  veranlasste,  seinen  Erfolg  beeinträchtigt  zu 
liaben. 

Bei  akuten  Nierenkrankheiten  trug  L.  kein  Be- 
denken, das  Coffeinsalz  anzuwenden;  in  2  dergl. 
Fällen  erfolgte  sofort  eine  Steigerung  der  Harn- 
menge ,  in  einem  3.  zeigte  sich  kein  Erfolg.  Eben 
so  wenig  nützte  es  bei  chronischen  Nierenkrank- 
heiten [es  wui-de  jedoch  allein  angewendet].  Fol- 
gender Fall  möge  hier  Erwähnung  finden. 

Eine  44Jähr.  Frau  zeigte  4  Wochen  vor  der  Aufnahme 
die  gewöhnliöhen  Erscheinungen  akuter  parenchymatöser 
Nephritis.  Daneben  bestand  allgemeines  Oedem  u.  Bron- 
chitis. Ein  Purgans  ans  Jalappe  minderte  das  Oedem ; 
salinische  Diuretika  blieben  ohne  Einfluss  aaf  die  Ham- 
menge. Es  wurden  jetzt  5  Tage  hindorch  3mal  täglich 
18  Ctgrmm.  Coff.  citr.  gegeben.  Sofort  stieg  die  Harn- 
menge, welche  vorher  ca.  600  Grmm.  betragen  hatte,  auf 
900,  bez.  1740,  1660,  1860,  1800,  1200,  1380  Grmm. 
täglich,  imd  es  hielt  diese  Steigerung  auch  mehr  oder 
weniger  an,  nachdem  das  Mittel,  weil  Uebelkeit  n.  Kopf- 
schmerz eingetreten  war,  ausgesetzt  worden  war  (1140, 
bez.  2100,  1800,  1650,  1620,  1260  Grmm.  taglich).  Als 
die  Kr.  das  Hospital  verliess,  war  das  Oedem  verschwun- 
den ,  aber  der  Urin  noch  speoiflsch  leicht  und  noch  ei- 
weiBBhaitig. 


Ferner  sah  L.  von  demCoflf.  citric.  bei  ^^ünier 
leibswasaersucht"  dunklen  Ursprungs  insofern  Erfolg 
als  in  dem  einen  derartigen  Falle  Heilung  eintrat 
in  den  beiden  andern  ebenfalls  ergiebige  Dinrei 
erzielt  wurde ,  doch  erfolgte  der  Tod  durch  akoti 
Peritonitis,  bez.  in  Folge  von  Krämpfen.  Im  «rsten 
Falle  waren  in  Zeit  von  9  Mon.  4mal,  zuletzt  3  Wa 
chen  vor  der  Aufnahme,  mittels  der  Paracentex 
grosse  Mengen  Flüssigkeit  entleert  worden.  Nad 
Anwendung  von  CopaivabaUam  und  andern  Diur& 
ticis  gab  L.  das  Coffein  zu  0.18  Grmm.  3stündlich. 
Das  Mittel  musste  wegen  Eintretens  von  Kopfsofamen 
und  Uebelkeit  1  Woche  lang  ausgesetzt  werden,  be- 
seitigte aber  nach  abermaliger  Verabreichung  dei 
Ascites  sehr  rasch  und  nach  4  Mon.  war  die  Krankt 
gesund. 

Auch  nach  L.'s  Erfahrung  bewirkt  das  Coffein, 
citr.  in  Fällen  von  Oedem  und  Ascites  verschiedeneD 
Ursprungs  oft  noch  Diurese ,  wenn  mächtige  Diure* 
tika  erfolglos  gewesen  waren ,  während  es  andere^ 
seits  ebenfalls  unwirksam  bleibt,  wo  andere  noeh 
helfen.     Auch  nach  seiner  Ansicht  wirkt  das  CofL 
citr.    [wie   bereits   oben   angedeutet  wurde]  theils 
durch  Beeinflussung  des  Kreislaufs ,  theils  spedfisch 
auf  die  Nieren.     In   letzterer  Beziehung   hebt  L 
gleichfalls  hervor ,  dass  er  in  einem  Falle  nach  An- 
wendung  des  Coff.  ausser  Vermehrung  der  Harn- 
Sekretion,  noch  solche  des  Speichels  beobachtet  habe. 
Der  Digitalis  gleicht  es  insofern ,  als  es  direkt  rei- 
zend auf  das  Herz  wirkt  und  den  Blutdnick  ver- 
grössert,  nicht  aber,  wie  jene,  oder  nur  wenig  auf 
den   Vagus.     Wenn    Aubert   (Arch.    f.    Physiol. 
1872)  fand,  dass  das  Coffein  den  Blutdruck  herab- 
setzte, so  beniht  diess  auf  der  Anwendung  einer  zo 
grossen  Gabe ;  bei  massigen  Gaben  wird  derselbe, 
sowie  auch  die  Frequenz ,  stets  vergrössert.     Dem 
entsprechend  sah  auch  L.  in  2  Fällen  erst  einen  Er- 
folg ,  nachdem  er  die  Gaben  vergrössert  hatte  (von 
0.54  auf  1.20  Grmm.  täglich). 

Für  die  Annahme,  dass  die  Wirkung  des  Coffein 
durch  gleichzeitige  oder  nachfolgende  Anwendung 
von  Digitalis  gesteigert  werden  könne,  führt  L.  einen 
Fall  von  Stenose  der  Mitralis  mit  Ascites  an ,  wel- 
cher letztere ,  nachdem  vorher  Coffein  gegeben  und 
starke  Diurese  ei'zeugt  worden  war ,  durch  nachfol- 
gende Digitalis  rasch  beseitigt  wurde ,  obschon  die 
Regelmässigkeit  des  Pulses  nicht  ganz  wieder  her- 
gestellt werden  konnte. 

Zweierlei  Uebelstände  beeinträchtigen  indessen 
nach  L.  den  Nutzen  des  Coffein,  citric. :  einmal  die 
rasche  Gewöhnung  des  Organismus  an  und  die  häufig 
vorkommende  Intoleranz  gegen  dasselbe,  welche 
wenigstens  zeitweise  ein  Aussetzen  nöthig  macht. 

Schlüsslich  erwähnen  wir  einen  Fall,  in  welchem 
die  Erscheinungen  der  Lebercin*hose  bestanden. 
Nach  vergeblicher  Anwendung  von  Juniperus ,  Ja- 
lappe und  anderen  Hydragogis  wurden  zuletzt  3  Mo- 
nate hindurch  Copaivabalsam  zu  2.4  Grmm.  2-  bis 
3stündi<; ,  dazwischen  mehrere  Tage  hindurch  Coff. 
citric,    astündig  0.18   gegeben.      Nachdem  die 


in.    Hygieine,  Diätetik,  Pluurmakologie  u.  Toxikologie. 


239 


Flfisägkeit  «ns  dem  Leib  entfernt  worden  war ,  trat 
die  Diärese  während  des  Fortgebrauchs  desOopaiva- 
balsam  ganz  besonders  stark  liervor  und  der  Kranke 
koDDte  3  Wochen  darauf  frei  von  Ascites  entlassen 
«erden.  (0.  Nanmann.) 

407.  lieber  die  Wirkung  der  gebräuch- 
lichsten Antiseptika  auf  einige  Gontagien; 
TOD  Ä.  K  r  a  j  e  w  s  k  i ,  mitgetbeilt  von  Prof.  S  e  m  - 
mer  in  Doi'pat.  (Arch.  f.  exper.  Pathol.  u.  Phar- 
makol.  XIV.  1—2.  p.  139.  1881.) 

Die  Wirkung  der  Antiseptika  auf  Bakterien  zer- 
ftlltnach  Kr.  in  2  Gruppen,  von  denen  die  erste 
die  Wirkung  auf  Fäulnissbakterien,  die  zweite  die 
WiikoDg  aaf  Coniagien  umfasst. 

Hinsichtlich  der   ersten  Gruppe  sind   folgende 
Torarbeiten  hervorzuheben.    Dongallu.  Crace- 
C&lvert(1872)  prüften  das  Verbalten  einer  gan- 
m  Beibe  antiseptischer  Mittel  zu  den  Bakterien  in 
fiernnfusum,  faulendem  Harn  und  Eiweisslösungen 
nd  Händen  am  vnrksamsten  Ghlorarsenik ,  Sublimat 
und  Höllenstein.    Aebnliche  Unterauchungen  machte 
1874  Billroth  und  fand  am  wirksamsten  Sublimat 
BDd  Weinessig;   Cai'bolsäure   zeigte   sich   ziemlich 
üehwach  wirksam.     Nach  Bergeron  hebt  unter- 
Behwefligs.  Natron  im  Verhältniss  von  1 :  10  die  Be- 
wegODg  der  Bakterien  auf.     Hoppe-Seyler  be- 
obsehtete,  dass  5proc.  Carbolsäurelösung  in  einem 
Gemisch  von  gleichen  Theilen  llefebrei  u.  Hydrocelen- 
üfiBBigkeit  die  Entwicklung  von  Pilzen  und  Infusorien 
lundert.     Nach  Sanderson  (1871)  werden  Bak- 
terien von   0.5proc.  Carbolsäurelösungen  getödtet. 
Dongall  fand,   dass  die  Carbolsäure  die  Eigen- 
ttbaft  besitzt^  die  Lebensiahigkeit  der  Bakterien  auf- 
zuheben,  die  Virulenz   der  Faulflttssigkeiten   aber 
Dicfat  vernichtet.     Satterthwaite  und  Gurtis 
«»DStaliirten    das    Gleiche    von    der    Salicylsäure. 
Bacbholz  prüfte  1876  eine  Reihe  antiseptischer 
Mittel  und  fand ,  dass  die  Bakterienentwicklung  in 
Putetir'scher  Flüssigkeit  am  stärksten  durch  Subli- 
nttt  (1 :  20000) ,  Thymol  (1 :  2000)  und  benzoes. 
Sfttron  (1 :  2000)  gehemmt  wird ,  während  auf  das 
Fortpflanzungsvermögen  der  Bakterien  am  stärksten 
vernichtend  Chlor  (1 :  25000) ,  Jod  (1 :  5000)  und 
Brom  (1 : 3333)  einwirken.   Haberkorn ^)  prüfte 
^  Wirkung  derselben  Antiseptika ,  welche  B  u  c  h  - 
holz  gegen  die  Bakterien  des  Tabakinfuses  beson- 
nen wirksam  gefunden  hatte ,  hinsichtlich  der  Wir- 
^QDg  auf  die  Harnbakterien  und  fand,  dass  die  Ent- 
^eklang  der  Bakterien  im  Harn  am  besten  gehin- 
dert TOd   durch   Sublimat   (1  :  25000) ,   Thymol 
(1:3000)    und  äther.  Senföl  (1:900).     Kühn 2) 
^  Bach,  dass  aus  verschiedenem  Nährboden  stam- 
mende Bakterien ,  in  die  gleiche  Nährflttssigkeit  ge- 
btMht,  sich  gegen  Antiseptika  verschieden  verhalten ; 

^)  Das  Verhalten  der  Etembakterien  gegen  einige 
Antiseptika.     Inang.-Diss.     Dorpat  1879. 

'-'   *)  Ein  Beitrag  zur  Biologie  einiger  Schizomyceten. 
^.•DiB8.    Dorpat  1880. 


im  Allgemeinen  aber  wirkte  am  stärksten  antiseptisch 
das  Sublimat.  Nach  Lane  Notter  (1879)  zer-^ 
stört  Chlorkalk  Bakterien  und  üble  Gerüche ;  Chlor- 
zink zerstöi*t  Bakterien ,  lässt  aber  einen  schwachen 
Geruch  zurück ;  Carbolsäure  zerstört  den  üblen  Ge- 
ruch, aber  nicht  ganz  die  Bakterien ;  ein  Gemisch 
aus  Chlorzink  und  Schwefelsäure  zerstört  den  Fäul- 
nissgeruch y  hebt  aber  die  Bewegung  der  Bakterien 
nicht  auf.  Die  Terebene  wirken  ähnlich.  Kali 
hypermang.  vernichtet  den  Geruch,  nicht  aber  die 
Fermente ;  ebenso  wirkt  Chloralhydrat  und  ein  Ge- 
misch von  Carbolsäure  und  Gips. 

Hinsichtlich  der  2.  Gruppe,  die  es  mit  der  Wir- 
kung der  Antiseptika  auf  Coniagien  zu  thun  hat, 
sind  zunächst  die  Arbeiten  D  a  v  a  i  n  e  's  zu  erwäh- 
nen. Er  fand,  dass  frisches  verdünntes,  aber  wirk- 
sames Milzbrandblut  am  besten  unwirksam  gemacht 
wird  durch  Chromsäure  (1 :  6000)  und  Salzsäure 
(1:.3000).  Declat  empfahl  eine  äusserliche  und 
innerliche  Behandlung  des  Milzbrands  mit  Iproc. 
Carbolsäurelösung  und  Cesard  die  gleiche  Be- 
handlung mit  Jodtinktur  1:500—4000.  Feser 
fand ,  dass  die  Virulenz  des  Milzbrandblutes  aufge- 
hoben wird  nach  „längerer"  Einwirkung  von  0.05 
Grmm.  Salicylsäure  auf  1  Grmm.  wirksames  Milz- 
brandblut und  nach  Istündiger  Einwirkung  von 
0.1 — 0.5  Grmm.  Salicylsäure  auf  1  Grmm.  Milz- 
brandblut. Bert  theilte  mit,  dass  die  Virulenz  des 
Milzbrandbluts  durch  Einwirkung  des  comprimirten 
Sauerstoff  und  des  absol.  Alkohol  verloren  geht. 
Ortli  (1873)  konnte  das  Contagium  des  Erysipelas 
durch  2proc.  Carbolsäurelösung  und  durch  längeres 
Kochen  vernichten.  Ha  liier  (1867)  schwächte  die 
liintwicklung  der  CÄoZerabakterien  durch  0.77proc. 
Chininlösung.  Nesdwetzky  constatirte ,  dass  die 
Bewegung  und  Fortpflanzungsfähigkeit  der  Cholera- 
bakterien am  besten  vernichtet  wird  durch  Salzsäure 
(1 :  1820) ,  während  das  sonst  so  wirksame  Chlor- 
wasser erst  bei  einer  Concentration  von  1 :  24  wirk- 
sam war  und  Chinin  und  Cai'bolsäure  ebenfalls  nur 
wenig  leisteten.  Nach  Braidwood  und  Vacher 
(1877)  vermag  weder  Kälte  noch  Wärme  unter 
46<>  C.  die  Wirksamkeit  der  KrJipockenlymphe  auf- 
zuheben; dagegen  vernichteten  die  Mineral-  und 
Pflanzensäuren  und  Metallsalze  schon  in  geringen 
Mengen  zugesetzt  die  AnstecKungsiUhigkeit.  Die 
Impf  kraft  wurde  aufgehoben  durch  schweflige  Säure, 
Chlor,  Kupferalaun,  Eisenalaun,  Ozon,  die  Terebene, 
frische  Lösungen  von  Kali  hypermanganicum,  25proc. 
Carbolsäurelösungen ,  Carbolglycerin  und  längere 
Einwirkung  von  5proc.  Carbolsäurelösungen  und 
Chinin.  Dagegen  erwiesen  sich  Salicylsäure ,  Bor- 
säure und  Chloralaun  wenig  wirksam.  Nach  D  a  - 
vaine  (1874)  wird  die  Wirkung  septischen  Blutes 
am  besten  zerstört  durch  Jod  (1 :  10000) ,  weniger 
gut  durch  Kali  hypermang.  (1 :  3000) ,  Chromsäure 
(1 :  3000)  u.  Carbolsäure  (1 :  100).  0  n  i  m  u  s  (1873) 
constatirte ,  dass  Carbolsäure ,  Alkohol ,  Jodtinktur, 
Salpetersäure,  Schwefelsäure  und  Sublimat  die  Wirk- 
samkeit des  sept.  Blutes  aufheben.    Nach  D  r  e  y  e  r 


240 


in.     HygieinC;  Diätetik^  Pharmakologie  n.  Toxikologie. 


(1873)  wird  das  septische  Contagium  vernichtet 
diuch  Chlorwasser,  Carbolsäure  (1:50)  und  Kali 
liypermang.  (1 :  3000).  G  u  t  m  a  n  n  ^)  konnte  durch 
Beliandlung  des  septischen  Blutes  mit  absolutem 
Alkohol  und  4proc.  Carbolsäurelösung,  sowie  durch 
Kochen  und  Fäulniss  die  Giftigkeit  desselben  ver- 
nichten. 

Krajewski  prüfte  zunächst  die  Wirkung  der 
Antiseptika  auf  das  Contagium  der  Kaninchen- 
saptikämies  indem  er  die  Resultate  durch  Impfungen 
mit  dem  unversetzten  Stoffe  controlirte.  Er  fand 
dabei;  dass  die  Wirksamkeit  des  septischen  Blutes 
vernichtet  wird  am  besten  durch  Jod  (1:11520), 
weniger  gut  durch  Sublimat  (1 :  400),  Salicylsäure 
(1  :  300) ,  Kupfervitriol  (1  :  160) ,  Schwefelsäm-e 
(1:160),  Höllenstein  (1:160),  Aetzkali  (1:160), 
Salzsäure  (1  :  80) ,  carbolsaures  Natron  (1  :  40), 
Thymol  (1  :  40) ,  Chlorkalk  (1 :  20) ,  Eisenvitriol 
(1  :  20),  Salpetersäure  (1  :  20),  Alkohol  (1  :  1). 
Sodann  machte  Kr.  Kulturversuche  mit  den  nach 
Davaine,  Koch,  Pasteur,  Champerland, 
Vulpian,  Gntmann  u.  A.  die  Septikämie  be- 
dingenden Bakterien  und  fand,  dass  diese  Bakterien 
in  Kaninchenfleischbrühe  sich  bei38— 40öC.  schnell 
vermehren,  dass  diese  Bakterienkulturen  gesunden 
Kaninchen  eingeimpft  ebenso  die  Septikämie  er- 
zeugen wie  wirksames  septisches  Blut,  dass  aber 
die  Fortpflanzungsfähigkeit  der  septischen  Bakterien 
schnell  und  sicher  vernichtet  wird  durch  lOproc. 
Lösungen  von  Carbolsäure,  Schwefelsäure,  Salz- 
säure, Kupfervitriol,  Höllenstein  u.  Aetzkali ;  Subli- 
mat wirkte  dagegen  schon  in  4proc.  Lösung. 

Weiter  prüfte  Krajewski  die  Wirkung  der 
Antiseptika  auf  das  Erydpelgift  und  fand,  dass  die 
Wirksamkeit  erysipelatösen  Exsudates  vernichtet 
wird  durch  lOproc.  Lösungen  von  Carbolsäure, 
Aetzkali,  Aetznatron,  Höllenstein  und  Kupfervitriol, 
durch  Sublimat  jedoch  bereits  in  2proc.  Lösung. 

Endlich  konnte  Krajewski  noch  die  Resul- 
tate der  Impfungen  Toussaint's^)  mit  auf  55^ 
erwärmten  Milzbrandblute  auch  für  die  Septikämie 
bestätigen.  Toussaint  gelang  es  bekanntlich 
dm*ch  Impfungen  mit  10  Min.  lang  auf  55<*  C.  er- 
wäi*mtem  Milzbrandblute  Schafe  und  Hunde  gegen 
den  Milzbrand  vollkommen  immun  zu  machen.  Die 
geimpften  Thiere  zeigten  nur  ganz  unbedeutende 
Gesundheitsstörungen  und  erwiesen  sich  nach  einer 
Incubationsdauer  von  10 — 12  Tagen  gegen  Im- 
pfungen mit  wirksamem  Milzbrandblut  vollkommen 
immun.  Das  gleiche  wichtige  Resultat  erzielte  Kr. 
bei  der  Septikämie  der  Kaninchen.  Für  die  Theorie 
der  Impfung  sind  daher  seine  Versuche  von  nicht 
zu  unterschätzendem  Werthe.  (K  o  b  e  r  t.) 

408.  Das  Verhalten  der  Bakterien  des 
Fleischwassers  gegen  einige  Antiseptika ;  von 

1)  Experimenteller  Beitrag  zur  Lehre  von  der  putri- 
den Intoxikation  und  Septikämie.     Inaag.-Diss.    Dorpat 


Dr.  Nicolai  Jalan  de  la  Croix,  Assist,  am 
pathol.  Institute  zu  Dorpat.  (Arch.  f.  exper.  Pathol. 
u.  Pharmakol.  XIII.  3.  4.  p.  175.  1881.) 

Vorliegende  Arbeit  ist  so  umfangreich  und  be- 
handelt so  viele  Details  der  Bakterienfrage,  dass 
eine  Recapitulation  derselben  auf  engem  Räume  ge- 
radezu unmöglich  ist.  Wir  müssen  uns  daher  be- 
gnügen, einige  Punkte,  welche  von  besonderer  Wich- 
tigkeit sind,  hervorzuheben. 

Vf.  constatirte  zunächst,  dass  Buchholz  'sehe 
Nährflttssigkeit  ^)  ein  für  das  Gedeihen  von  ans  Ei- 
weissinfusen  stammenden  Bakterien  ungünstiger  Nähr- 
boden ist,  wie  sie  nach  K  ü  h  n '  s  Untersuchungen  ja 
auch  für  die  Mutterkombakterien  ungünstig  ist.    In- 
folge dessen  wandte  er  als  Nährflüssigkeit  Fleiseh- 
wasser  an,  welches  bereits  H.  v.  B  o  e  h  1  e  n  d  o  r  f  f  ^ 
in  seinen  biologischen  Untersuchungen  als  eine  för 
Bakterienkulturen  äusserst  geeignete  Nährflüssigkeit 
erkannt  hatte.     Das  Allerbeste  wäre  es  ja  freüidi 
gewesen,  wenn  lebendes  Fleischwasser,  d.  fa.  leben- 
dige Thiere  hätten  benutzt  werden  können,  wie  es 
Klebs*)   und  Graham  Brown   für   ihi^e  Ver- 
suche  über  benzoäsaures  und  salicjlsaures  Natron 
gethan    haben;    diese   Experimente   am    lebenden 
Thiere  waren  jedoch  für  Vf.  zu  complicirt,  er  ver- 
wendete deshalb  als  ein  dem  lebenden  Organismus 
möglichst   nahe   stehendes  Fluidum,   das   Fleisch- 
wasser.    Als  Aussaat  benutzte  er  Bakterien,  welche 
in  Fleischwasser  durch  spontane  Infektion  mit  Kei- 
men  aus  der   Luft   herangewachsen   waren.    Mit 
dieser  Nährflüssigkeit  und  den  aus  ihr  hervorgegan* 
genen  Bakterien  war  Vf.  bemüht  durch  verschieden 
variirte   Versuchsreihen  bestimmte   Resultate  über 
die  Wirkung  antiseptischer  Mittel  gegen  Bakterien 
zu  erzielen,   und  zwar  versuchte  er,  solche  Anti- 
septika zu  finden,   welche  auf  Bakterien  schon  in 
geringen  Concenti*ationen  wirken,  gegen  pflanzliche 
und  thierische  Fermente  aber  recht  unwirksam  sind. 
[Das  Verhalten   der   Antiseptika   gegen   Emnlsin^ 
Myrosin,  Diastase,  Invertin,  Ptyalin,  Pankreatio, 
Pepsm   und  Labferment  war  nämlich  kurz  vorher 
von  Iwan  Wernitz^)  untersucht  worden,  so  dass 
dieser  Theil  der  Frage  nicht  erst  bearbeitet  zu  wer- 
den brauchte.]    Mit  Hülfe  solcher  Antiseptika  hoffte 
Vf.  die  endgültige  Entscheidung  der  Frage  nach  der 
Causalität  der  Bakterien  bei  denjenigen  Processen 
zu  erleichtem,  wo  sie  constant  angetroffen  werden, 
eine  Causalität,   die   eigentlich  nur  für  die  Essig- 
gährung  durch  die  Arbeiten  von  Pasteur,  Adolf 


1879. 


■ 

>)  Becueil  de  m^decine  vöt^rinaire.  1880.  p.  732. 


0  100  Th.  Wasser,  10  Th.  Candiszucker ,  1  Th. 
weins.  Ammon,  0.5  Th.  phosphors.  Kali. 

3)  Ein  Beitrag  zur  Biologie  einiger  SehiKomyoeton. 
Inaug.-Dlss.    Dorpat  1880. 

3)  Uebertinige  therapeatiBolie  Gesichtspunkte,  welebe 
durch  die  parasitäre  Theorie  der  Infektionskrankheiten 
geboten  erscheinen.  Mittheil,  ans  dem  pathol.-anat*  ^^' 
stitute  zu  Prag.  Heft  2.  p.  18.  1880.  Vgl.  J«h* 
CLXXIX.  p.  14. 

4)  Ueber  die  Wirkung  der  Antiseptika  auf  nngefonnte 
Fermente.   Inaog.-Diss.   Dorpat  1880. 


m.    Hygieine;  Diätetik^  Phannakologie  u.  Toxikologie. 


241 


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242 


in.     Hygieine,  Diätetik,  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


409.  Pharmakologische  Mittheilungen  ans 
der  skandinavisohen  Literatur. 

1)  Ein  vom  Bisquitfabri kanten  M,  Andersen  in 
Aarhus  fabricirtes  dänisches  Kindermehl  wurde  von 
Dr.  G.  G.  8 tage  (Hosp.-Tidende  2.  R.  VIII.  17. 
S.  323.  1881)  untersucht  und  mit  den  gebräuch- 
lichem andern  Kindermehlen  verglichen,  namentlich 
mit  dem  NestW^Yi^n. 

Die  za  verschiedenen  Zeiten  von  Breidahl  und 
Garn  in  Aarhas  ausgeführten  Analysen  haben  folgende 
Zusammensetzung  ergeben : 

Ded.  1879.  Jan.  1880.  Febr.  1880.  Mai  1880. 
Elweissstoflfe    11.1%        12.46%        13.5%        12.0% 
Fett       .     .       6.6  6.2  3.1  2.9 

Zucker  und 

Dextrin        43.4  41.6  40.8  42.6 

Mehlstoff     .     26.1  32.0  31.9  32.6 

Auf  S tage's  Rath  sind  indessen  einige  Veränderun- 
gen in  der  Zusammensetzung  vorgenommen  worden.  Der 
Geschmack  der  zuerst  zugesendeten  Proben  war  etwas 
widerlich  im  Vergleich  mit  iVe«</e'«  Präparat,  so  dass  viele 
Kinder  es  nicht  nehmen  wollten;  diess  lag,  wenigstens 
zum  Theil,  daran,  dass  mit  Fleiss  besonderes  Gewicht 
darauf  gelegt  worden  war,  das  Mehl  so  vollständig  als 
möglich  zu  Dextrin  umzubilden;  das  Mehl  selbst,  wie  auch 
die  Fäces  der  Kinder  hatten  eine  stärker  bräunliche 
Farbe.  Diesem  Uebelstande  ist  dadurch  abgeholfen  wor- 
den, dass  die  spätem  Fabrikate  weniger  Dextrin  ent- 
hielten; trotzdem  aber  fand  sich  bei  der  Analyse  der 
Fäces  von  Kindern,  die  von  diesem  weniger  Dextrin  ent- 
haltenden Kindermehl  bekommen  hatten,  unverdautes 
Dextrin,  ein  Beweis,  dass  die  grosse  Menge  Kohlehydrate, 
welche  das  Eiweiss  und  Fett  ersetzen  sollen,  nicht  alle 
der  Ernährung  zu  Gute  kommen,  sondern  zum  Theil  un- 
verdaut wieder  fortgehen;  später  hat  St.  keine  Klagen 
wieder  darüber  gehört ,  dass  die  Kinder  das  Mehl  nicht 
nehmen  wollten.  Ferner  ist  die  Fettmenge  etwas  ver- 
mehrt worden,  so  dass  sie  auf  mindestens  6%  gestie- 
gen ist. 

Stage  hat  dieses  Eindermehl  in  vielen  Fällen, 
namentlich  bei  Sommerdiari'höe  mit  oder  ohne  Er- 
brechen angewendet.  In  manchen  Fällen  wurde  die 
Diarrhöe  rasch  gestillt ,  oft  nachdem  vorher  Salep 
oder  Hafergrtttzsuppe  ohne  Erfolg  angewendet  wor- 
den war ;  namentlich  war  das  Mittel  in  dieser  Hin- 
sicht wirksam,  nachdem  der  Dextringehalt  vermindert 
worden  war.  In  einigen  Fällen  dauerte  die  Diar- 
rhöe während  der  Anwendung  des  Mehles  fort,  doch 
kommt  diess  auch  beim  iV^^^^^schen  und  bei  andern 
solchen  Mitteln  vor. 

In  einer  Reihe  von  Fällen  liess  S  t.  das  Kinder- 
mehl noch  weiter  anwenden ,  nachdem  die  Diarrhöe 
gestillt  war,  und  wog  die  Kinder  in  sehr  kurzen 
Zwischenzeiten.  In  mehreren  dieser  Fälle  wurde 
eine  ganz  beträchtliche  Zunahme  eraielt,  namentlich 
in  einigen  Fällen ,  in  denen  die  Kinder  gleichzeitig 
die  Brust  nahmen,  die  Mütter  aber  nicht  Milch  genug 
hatten  für  die  ausschliessliche  Ernährung  mit  solcher. 
Wenn  mit  der  Anwendung  des  Kindermehls  auf- 
gehört und  wieder  zur  Milchnahrung  zurückgekehrt 
wurde,  nahmen  die  Kinder  in  der  Regel  rasch  weit 
stärker  an  Gewicht  zu. 

In  einigen  Fällen  hat  S  t.  bei  elenden,  schlecht 
ernährten  Kindern  das  dänische  Kindermehl  als  aus- 
scliliessliche  Nahrung  längere  Zeit  hindurch  ange- 


wendet ;  die  Eltern  wurden  angewiesen,  die  Kinder, 
so  viel  sie  wollten,  von  dem  Mehl  nehmen  zu  lassen, 
wobei  aber  die  Zahl  der  Mahlzeiten  streng  regel- 
mässig eingehalten  wurde.  Als  Beispiel  des  Erfolgs 
theilt  S  t.  folgenden  Fall  mit. 

Ein  2Vi  Mon.  altes  aufgefüttertes  Kind  litt  an  Er- 
brechen, Koliken,  mit  elendem  Ernährungszustand  n.  ans- 
gebreitetem  Wundsein  an  den  Nates  und  Oberschenkehi 
und  dünnen,  gelblichen,  sehr  häufigen  Stnhlentleerangen. 
Bei  ausschliesslicher  Ernährung  mit  dänischem  Kinder- 
mehl hörte  das  Erbrechen  bald  auf,  die  Fäces  wurden 
dicker,  die  ^olik  horte  auf  und  das  Kind  befand  sich  im 
Ganzen  gut.  Eine  Woche  lang  indessen  war  das  Wohl- 
befinden gestört  durch  eine  leichte  Bronchitis  mit  gleich- 
zeitiger Diarrhöe.  Das  Kind  nahm  das  Mehl  62  T.  lang 
und  nahm  während  dieser  Zeit  an  Gewicht  zu  von  3490 
bis  6625  Grmm.,  also  im  Durchschnitt  32  Grmm.  für  eüien 
Tag.  Es  entwickelte  sich  leichte  Rhachitis  des  Thoru, 
die  aber  wohl  mehr  durch  die  frühere  schlechte  Emih- 
rung  des  Kindes  und  die  künstliche  Ernährung  überhaupt 
bedingt,  nicht  als  Mangel  der  Ernährung  durch  das  Mehl 
zu  betrachten  sein  mag. 

St.  ist  überzeugt,  dass  das  fragl.  Präparat  dea 
gebräuchlichen  Kindermehlen  vollständig  an  die  Seite 
gestellt  werden  kann.  Namentlich  aber  hebt  er  her- 
vor, dass  dasselbe  grosse  Sicherheit  für  die  Richtig- 
keit der  angeblichen  Znsammensetzung  darbietet, 
da  die  Fabrikation  von  jedem  Arzte  in  Augenschein 
genommen  werden  kann. 

2)  Strohtnehl,  aus  getrockneten  und  gemahlenen 
Roggenhalmen  bereitet,  ist  ein  lockeres,  gelbgraues 
gröberes  Pulver,  mehlartig  von  Consistenz  und  Ge- 
sclimack.  Es  wird  nach  C.  K  i  ö  n  i  g  (Tidsskr.  f. 
prakt.  Med.  9.  S.  137.  1881)  in  Hedemarken  aU 
Hausmittel  gegen  sogenannte  Kolikschmerzen  ange- 
wendet, worunter  wohl  periodische  Anftlle  von  mehr 
oder  weniger  heftigen  Magenschmerzen  mit  Ver- 
dauungsstörungen zu  verstehen  sind.  Es  enthält 
die  Bestandtheile  des  Halmes :  Holzstoff,  GeUulose, 
Kieselsäure,  Kali-,  Natron-,  Kalk-  und  Magnesia- 
salze. In  100  Theilen  Asche  des  Halmes  finden 
sich  nngeßUu-  61  Theile  Kieselsäure,  22  Theile  Kali- 
und  Natronsalze  und  7  Theile  Kalk-  und  Magnesia- 
salze,  also  Stoffe,  die  sich  gegen  Magen-  und  Darm- 
katarrh und  deren  Folgen  wirksam  erwiesen  haben; 
der  pulveiisirte  Holzstoff  dient  als  eine  Art  FflUnng, 
die  ja  auch  als  zweckmässig  und  stärkend  für  die 
Verdauung  betrachtet  wird.  Ob  die  Kieselsäure, 
die  sich  im  Strohmehl  in  grosser  Menge  vorfindet, 
eine  andere  Wii'kung  als  eine  mechanische  hat,  kann 
K.  nicht  entscheiden ,  er  weist  aber  auf  die  Wirk- 
samkeit der  kieselsauren  Alkalien  bei  gichtiscben 
und  rheumatischen  Leiden,  Lithiasis  und  Oberhaupt 
Krankheitszuständen  hin ,  die  in  träger  Verdanoog 
ihren  Ursprung  haben.  Das  Strohmehl  wird  ein&ch 
in  Wasser  gertthrt  (1—2  Theelöffel  voll  auf  1  GUb) 
genommen  oder  mit  gutem  Roggenmehl  (gleiche 
Theile  oder  etwas  weniger  von  letzterem)  zu  Brei 
gekocht,  mehrmals  am  Tage ;  die  erste  Portion  länt 
K.  gewöhnlich  früh  nüchtern  nehmen,  die  andere 
2 — 3  Std.  nach  dem  Mittagsessen. 

Ausser  in   den   erwähnten  Fällen  hat  K.  das 
Mittel  besonders  nützlich  befunden  bei  hartnäckiger 


IV.     Pathologie,  Therapie  it.  medicinische  Klinik. 


243 


ehrooiseher  Diarrhöe  mit  Eolikschmerzen.  Dass  das 
Mittel  sowohl  gegen  Diarrhöe,  wie  gegen  Veratopfung 
virken  soll,  könnte  widersprechend  erscheinen,  aber 
bekanotlich  können  beide  Zustände  gleichzeitig  be- 
gteheo,  wenn  die  verstopfenden  Scybala  nur  dünnere 
Eikiemente  vorbeilassen ;  durch  Anregung  der  Darm- 
moskolatar  zu  grösserer  Wirksamkeit  hebt  das  Stroh- 
mehl  dieKoprostase,  die  als  Reiz  wirkenden  und  die 
Dlurhöe  erregenden  Scybala  werden  entfernt  und 
mit  ihnen  letztere  selbst. 

Djls  Mittel,  das  mit  einem  systematischen  Namen 
Farina  straminü  secalia  eerealis  zu  benennen  wäre, 
ist  in  der  Apotheke  des  Reichshospitals  zu  Christiania 
das  Kilogramm  zu  1.60  Krone  (ungefähr  1  Mk. 
80  Pf.)  zu  haben. 

1  3)  Greve  (Tidsskr.  f.  prakt.  Med.  16.  1881) 
onpfiehlt  JodkaKum  in  grossen  Gaben  als  Mittel 
gegen  chronische  Hautkrankheiten,  besondere  Pso- 
liasis.  Er  beginnt  die  Kur  mit  einer  Mixtur  von 
10  Grmm.  Jodkalium  zu  300  Grmm.  Wasser  (3mal 
täglich  1  Esslöffel)  mit  Zusatz  eines  bittem  Extrakts, 
wenn  die  Verdauung  nicht  gut  ist.  Am  2.  oder 
3.  Tage  muss  das  Mittel  gewöhnlich  wegen  Kopf- 
Khmerz,  mitunter  auch  mit  Debelkeit,  ausgesetzt 
werden,  kann  aber  bald  wieder  angewendet  werden  ; 
jed»  neuen  Mixtur  werden  5  Grmm.  Jod  mehr  zu- 
gesetzt, bei  Schwindel,  Benommenheit  und  üebelkeit 
wird  die  Dose  wieder  herabgesetzt.  Später  wird 
&  Toleranz  gegen  das  Mittel  sehr  gross,  G.  steigert 
gewöhnlich  bis  auf  30 :  300.  Wenn  G.  erst  bis  zu 
Grsnundosen  (bei  denen  die  Wirkung  auf  die  Haut- 
^nokheit  beginnen  soll,  sich  zu  zeigen)  gelangt  war, 
hat  er  nie  die  Kur  abzubrechen  gebraucht.  Je  rascher 


die  Dosis  gesteigeii;  werden  kann,  desto  rascher  soll 
die  Hautaffektion  schwinden. 

4)  Prof.  Bamberg  (Hygiea  XLII.  3.  Svenska 
läkaresällsk.  förhandl.  S.  16.  1880)  macht  darauf 
aufmerksam,  dass  die  Morphium  muriaticum  ent- 
haltende Gelatine  im  Laufe  längerer  Zeit  undurch- 
sichtig und  bräunlich  wird.  Da  ein  anderer  Arzt 
nach  Verabreichung  solcher  braungefärbter  Gelatine 
eine  andere  als  die  erwaiiiete  Wirkung ,  namentlich 
auch  Ekel,  beobachtet  hatte,  unterwarf  H.  dieselbe 
der  Untersuchung  ^xd  Äpomorphiny  was  jedoch  nicht 
nachgewiesen  werden  konnte.  Holm  ström  hat 
bei  Anwendung  solcher  Morphiumgelatine  in  einem 
Falle  von  Gallensteinen  Erbrechen,  aber  keine 
schmerzstillende  Wirkung  folgen  sehen,  Pont  in 
hat  gefunden,  dass  solche  Gelatine  weniger  wirk- 
sam ist. 

6) Nach  Alfred  Benzen  (Ugeskr. f. Läger 4. B. III. 
1.  2.  1881)  enthielten  Oahianöl-Kapseln  („Capsnles  Gar- 
dy  d'huile  de  Gabian*^),  die  er  sich  aas  Paris  kommen 
Hess,  nur  etwa«  IOV2  Grmm.  rohes  Petroleum,  das  nicht 
dem  frühern  offloinellen  Petrolenm  entsprach,  sondern 
jedenfalls  dem  rohen  amerikanischen  Petroleum.  Die 
Kapseln  haben  nach  ihm  den  Fehler,  dass  sie  zu  klein, 
zu  dick  und  zn  thener  sind,  er  hat  deshalb  selbst  Kapseln 
anfertigen  lassen,  die  danner,  leichter  löslich  a.  elastisch 
sind  und  diese  mit  25Ctgrmm.,  50Ctgrmm.  nnd  IGrmm. 
reinem  Petrolenm,  später,  als  er  rohes  amerikanisches 
Petrolenm  erhalten  konnte,  mit  diesem  gefüllt.  Solche 
von  Benzon  hergestellte  Kapseln  haben  kanm  Vs  <les 
Preises  des  franzosischen  Präparates.  Das  Petroleum 
scheint  sich  in  den  Kapseln  gnt  za  halten. 

6)  Elastische  Gelatinekapseln  werden  nach  Lever- 
tin  (Hygiea  XLII.  4.  Svenska  läkaresällsk.  förhandl. 
S.  29.  1880)  von  Apotheker  Boberg  gefertigt,  sie  sind 
29  Mmtr.  lang  and  haben  19  Mmtr.  Qaerdarchmesser, 
sind  von  elliptischer  Form  und  enthalten  5  Grmm.  Oleam 
ricinl  oder  Oleum  Jecoris  aselli.     (W  alterBerger.) 


IV.     Pathologie,  Therapie  und  medicinische  Klinik. 


410.  Ueber  einige  Lfthmnngsfonnen  spi- 
nalen und  peripheren  Ursprungs;  von  Dr. 
C.Eisen  lohn  (Dentsches  Arch.  f.  klin.  Med. 
XXVI.  5  u.  6.  p.  642.  1880.) 

ImAnschloss  an  die  Schilderung  eines  Falles  von 
Bleilähmnng,  bei  welchem  die  sorgfältigste  mikro- 
^op.  Untersachnng  die  Unversehrtheit  des  Rttcken- 
nwks  und  der  Nervenwnrzeln  darthat,  während 
Muskeln  und  periphere  Nerven  mehr  oder  weniger 
»trophiach  waren ,  erklärt  E.,  dass  man  sich  wohl 
bequemen  mflsse,  eine  periphere  anatomische  Ur- 
»che  wenigstens  ftlr  die  meisten  Fälle  von  Blei- 
liiiniiing  zuzulassen.  E^  will  damit  die  Möglich- 
^^j  dass  in  einzelnen  Fällen  (Valpian  u.  Ray- 
mond) die  graue  Substanz  des  Marks  erkranken 
könne,  nicht  geleugnet  haben.  Gegen  die  myo- 
pathische  Theorie  Friedländer 's  spreche  denn 
to  zu  laut  die  Thatsache  des  ausserordentlich  ver- 
xhiedenen  Befallenwerdens  verschiedener  Muskel- 
P^pen.  Es  bleibe  nichts  übrig ,  als  auf  die  pri- 
J^  Läsion  der  motorischen  Nerven  zurück  zu  kom- 
i^Q.  E.  vermathety  dass  auch  im  Verlauf  peripherer 
^ervenst&nmie  funktionell  zusammengehörige,  wenn 


auch  nicht  direkt  benachbarte  Nervenfasern  gemein- 
schaftlich erkranken  können,  dass  sich  so  der  schein- 
bar spinale  Typus  der  Lähmung  erkläre. 

Der  subakuten  atrophischen  Spinallähmung  hat 
man  neuerdings  als  klinisch  verwandte,  oft  am 
Lebenden  von  jener  nicht  trennbare  Form  die  spon- 
tane generalisirte  parenchymatöse  Neuritis  (Joffroy) 
zur  Seite  gestellt.  E.  ist  auf  Grund  eines  von  ihm 
beobachteten  Falles  der  Ansicht ,  dass  auch  die  am 
meisten  peripher  gelegenen  Organe  des  „cortico- 
muskularen  Leitungssystems^,  die  Muskeln,  entweder 
primär  oder  gleichzeitig,  mit  den  intramuskulären 
Nerven  und  motorischen  Nervenstämmen  ergriffen 
werden  können. 

E.  berichtet  ferner  über  2  Fälle  von  spinaler 
Kinderlähmung  mit  genauer  anatomischer  Unter- 
suchung. In  beiden  Fällen  handelte  es  sich  vor- 
nehmlich um  eine  Myelitis  der  grauen  Substanz,  die 
in  allerdings  verschiedener  Intensität  ziemlich  lange 
Strecken  der  Vordersänlen  ergriffen  hatte.  Damit 
wird  die  Angabe  von  Ro y e r  nnd  Damaschino, 
Roth,  Fr.  Schnitze  u.A.  bestätigt,  dass  in  einer 
relativ  frühen  Periode  nicht  cironmscripte  Herd- 


244 


IV.    Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


erkrankungen,  sondei'n  mehr  diffuse  Veränderangen 
durch  längere  Strecken  der  grauen  Substanz  das 
Substrat  der  Krankheit  bilden.  Doch  war  die  Nei- 
gung zur  Herdbildung  in  dem  Sinne  einer  Lokalisa- 
tion der  grössten  Intensität  ebenfalls  markirt.  Auch 
war  der  Process  nicht  streng  auf  die  Vordersäulen 
beschränkt ,  die  Vorderseitenstränge  und  die  Hinter- 
hömer  waren  ebenfalls  deutlich  erkrankt.  Der  Pro- 
cess hatte  alle  Gewebe  mit  Einschluss  der  Gefilsse 
ergriffen,  es  war  durchaus  kein  Anlass,  eine  primäre 
Alteration  der  Ganglienzellen  (C  h  a  r  c  o  t)  anzuneh- 
men. Klinisch  fand  E.  bei  beiden  Fällen  in  den  ge- 
lähmten Muskeln  die  Entartungsreaktion,  die  er  auch 
bei  7  andern  Fällen  zu  constatiren  Gelegenheit  hatte. 
In  den  frischesten  Fällen  konnte  er  namentlich  die 
Steigerung  der  direkten  galvanischen  Erregbarkeit 
in  den  ersten  Wochen  und  die  allmälige  Abnahme 
bis  zu  erheblicher  Herabsetzung  auf  das  Evidenteste 
nachweisen.  E.  hat  die  Ansicht  gewonnen,  dass 
die  Galvanotherapie  bei  der  spinalen  Kinderlähmung 
sehr  wenig  leiste.  Der  Reparationsprocess  im  Rücken- 
mark ,  der  Gang  der  Atrophie  und  Degeneration  an 
Nerven  und  Muskeln  wird  seinen  Eindrücken  nach 
kaum  dadurch  beeinflusst.  [Auch  Ref.  hat  von  der 
Behandlung  mit  constanten  Strömen  wenig  Erfolg 
gesehen,  dagegen  scheint  ihm  eine  methodische  Fara- 
disation  der  gelähmten  Muskeln  von  zweifellosem 
Nutzen  zu  sein,  wenigstens  mehr  zu  leisten  als  jede 
andere  Behandlnngsweise.]  (M  ö  b  i  u  s.) 

411.  Zur  Frage  der  trophisohen  Nerven; 
von  Dr.  B.  S  t  i  1 1  e  r.  (Wien.  med.  Wchnschr.  XXXI. 
5.  6.  1881.) 

Eine  Pat.  St. 's  litt  seit  ihren  frühen  Mädchen- 
jahren an  dem  lästigen  Uebel ,  durch  jede  Emotion, 
ob  aufregender  oder  deprimirender  Natur,  von  einem 
Herpes  der  Lippen  oder  Nasenflügel  befallen  zu 
werden.  Pat.  besuchte  keinen  Ball,  kein  Familien- 
fest, ohne  in  Folge  ihrer  Aufregung  von  Herpes  lab. 
befallen  zu  werden.  St.  selbst  hat  sich  bei  ge- 
gebenem Anlass  von  dem  Ausbruche  des  Exanthem 
überzeugt  und  konnte  dabei  andere  Krankheits- 
ursachen, wie  Katarrhe,  Gastricismen,  Wechselfieber, 
mit  Sicherheit  ausschliessen.  Der  Anaschlag  unter- 
schied sich  in  nichts  von  dem  gewöhnlichen  Herpes 
naso-lab.  u.  heilte  nach  einigen  Tagen  unter  Krusten- 
bildung. Die  Dame  war  in  den  Dreissigem,  kräftig, 
doch  nervös  erregbar ,  litt  zeitweise  an  Lach-  und 
Weinkrämpfen,  selbst  an  Muskelzuckungen.  Sie 
hatte  3mal  geboren,  das  Genitalsystem  zeigte  nichts 
Abnormes. 

S  t.  verftlgt  noch  über  einen  2.  derartigen  Fall, 
wo  er  jedoch  sich  durch  eigene  Anschauung  vom 
Gausahdexns  zu  überzeugen  nicht  in  der  Lage  war. 
Es  handelte  sich  um  eine  intelligente  22jähr.  Frau, 
die  zuweilen  sich  an  Concerten  betheiligt  und  dann 
nie  ohne  Herpes  das  Podium  betreten  hatte.  Auch 
auf  Bällen  trat  der  Herpes  auf,  St.  sah  ihn  selbst  bei 
einem  Begiübnisse.     Die  Pat.  war  nicht  hysterisch^ 


hatte  früher  an  Trigeminusneuralgie  und  an  Hemi- 
kranie  gelitten. 

S  t.  benutzt  diese  Beobachtungen,  welche  er  sich 
ohne  Annahme  trophischer  Nerven  nicht  erklären 
kann,  zum  Ausgangspunkt  eines  langem  Exkurses 
über  trophische  Nerven  und  das  Recht,  solche  anzu- 
nehmen. (Mob  ins.) 

412.  Seltenere  Krankheitsfälle  mit  Affek- 
tion des  trophisohen  Nervensystems ;  von  Dr. 
W.  Alexander  zu  Liverpool.  (Lancet  I.  25.  26; 
June  18.  25.  1881.) 

I.  ünregebnämge  symmetrische  Pigmentflecke  mU 
Anästhesie  derselben. 

Ein  zartes,  18  J.  altes  Mädchen  wurde  im  November 
1879  mit  einer  gonorrhoischen  Endometritis  autjBfenommea. 
Bald  nach  der  Aufnahme  fand  man  einen  beträchtlichen 
Theil  des  Körpers  mit  gelblich-braunen  Flecken  bedeckt 
Diese  waren  sehr  zahlreich  auf  den  Armen,  dem  Bauche 
und  den  Oberschenkeln,  seltener  im  Geweht,  auf  Bficket ; 
und  Brust.  Sie  waren  nicht  durchaus,  aber  der  Heh^: 
zahl  nach  symmetrisch  angeordnet  und  überschritten  d]« 
Mittellinie  nicht.  Die  Verbreitung  der  Flecke  Hess  keine 
Beziehung  zu  den  Gebieten  bestimmter  Nerven  erkemieo. 
Die  Haut  war  an  den  betr.  Stellen,  abgesehen  von  der 
abnormen  Farbe,  normal  bis  auf  ihre  Empflndlicbkeit, 
welche  sich  bei  oft  wiederholter  Prüfung  beträchtliek 
vermindert  zeigte.  Im  September  1880  hatten  die  Flecke 
sich  noch  vergrössert ,  die  Anästhesie  war  im  Gleichen, 
Pat.  hatte  inzwischen  sekundäre  Syphilis  durchgemacht. 

Pat.  war  früher  ganz  gesund  gewesen,  hatte  Englani 
nie  verlassen.  Als  5Jähr.  Kind  bekam  sie  zuerst  einig» 
braune  Flecke  auf  dem  Bücken  der  linken  Hand,  dann 
wurde  der  linke  Arm  ergriffen,  dann  rechte  Hand  and 
rechter  Arm.  lieber  den  weitern  Gang  der  Krankheit 
wusste  sie  nichts  Bestimmtes  anzugeben. 

U.  Elephanti<uis  Ortiecorumf  complidrt  mit  braunen^ 
anäsihetischen  Hautflecken. 

Ein  40jähr.  Matrose  wurde  im  September  1878  mit 
einem  geschwollenen  und  gerötheten  Gesieht  und  einigen 
Blasen  an  Hand  und  Fase  aufgenommen.  Die  Blasen 
heilten  bald,  aber  im  November  kehrte  Pat.  zurück  mft 
neuen  zahlreichen  Blasen  und  einem  von  rothen  Knötchen 
bedeckten  Gesicht.  Arsenik  brachte  keine  Besserung. 
Im  Februar  1879  klagte  Pat.  über  Schmerzen  und  Taub- 
heitsgefühl in  den  Händen  und  man  flEind  Arme,  Schenkel 
und  die  seitlichen  Partien  des  Rumpfes  bede<&t  mit 
dunkelbraunen,  umschriebenen,  zum  Theil  anastheüsohea 
Flecken.  Der  Pat.  erklärte,  schon  vor  3  J.  ähnliche 
Schmerzen  u.  Fleeke  gehabt  cu  haben.  Dieselben  hatten 
während  eines  Aufenthaltes  in  Australien  begonnen,  sich 
in  Indien  gesteigert,  wo  man  sie  für  latente  Lepra  er- 
klärt hatte.  Der  Pat.  war  sonst  gesund,  nie  syphiUtiseh 
gewesen.  Die  Flecke  waren  sehr  dunkel,  granbrann  and 
die  Haut  war  an  ihnen  knotig  verdickt,  ganz  besonders 
im  Gebiet  des  N.  ulnaris.  Diesen  Nerven  fühlte  man 
beiderseits  als  mndliehen  Strang  am  Ellenbogen  und  ein 
leichter  Druck  auf  ihn  ward  ähnlich  wie  sonst  ein  Stoss 
auf  den  Ellenbogen  empfanden.  Am  übrigen  Körper 
hatten  die  Flecke  grosse  AehnUchkeit  mit  denen  des 
vorigen  Falles.  Das  unbehaarte  Gesicht  war  dicht  mit 
hochrothen  Knötchen  besetzt,  zwischen  denen  sich  er- 
weiterte Aederchen  zeigten,  so  dass  Pat.  immer  aassah 
wie  ein  Mensch,  der  sich  in  der  Hitze  überarbeitet  hat 
Dr.  Henderson  aus  Shangai  erklärte  die  Krankheit  fSr 
einen  typischen  Fall  echter  Lepra  in  einem  frühen  Sta- 
dium. Gurjunöl  und  Leberthran  wurden  ohne  Erfolg  an- 
gewendet. Unter  dem  Gebrauche  von  Chaubnoagra-Oä 
trat  allmälig  im  Laufe  eines  Jahres  Besserung  ein.  Dio. 
Härte  und  Röthe  der  Gesichtshaut  schwand  fast  gans, 
ebenso  die  Knoten  in  der  Ulnarregion,  Sohmerzen  nnd 


IV.     Padiologie,  Therapie  a.  mediciniBche  EüJnik. 


245 


Aflistfaesie  wurden  nicht  mehr  beobachtet.  Blasen  traten 
Boefa  einige  Male  anf,  waren  jedoch  klein.  Fat.  nahm 
tiglieb  18  Tropfen  des  Oels,  so  yiel,  als  sein  Magen  ver- 
trug, er  hatte  mit  grosser  Energie  die  Behandlung  fort- 
geaetit. 

A.  sacht  Ar  beide  Fälle  die  Ursache  der  Pig- 
nentatioD  und  Anästhesie  in  einer  Affektion  des 
Rflekenmarks  und  erinnert  an  die  Befände  von  D  a  - 
BieUon,  Boeck  und  Tschirjew,  welche  bei 
Lepra  die  graue  Substanz  des  Marks ,  resp.  die  hin- 
ten Wnrzeln  erkrankt  fanden. 

m.  Verschorftmg  der  Nase  und  eines  Theils  des  Ge- 
«dUf  hei  Läsion  der  Hirnrinde. 

Ein  48Jähr.  Arbeiter  wurde  am  15.  Juni  1878  mit 
ner  Venchorfang  der  rechten  Wange  und  rechten  Seite 
der  Nase  aufgenommen,  welche  vor  1  Mon.  nach  Erysi- 
IBlas  begonnen  hatte.  Eine  Kauterisation  schien  die  fort- 
;ieliTeitende  Affektion  aufzuhalten;  die  Wange  bedeckte 
«eh  mit  Granulationen,  aber  die  Knochen  der  Nase  waren 
sftlAsst  und  die  Knorpel  zum  Theil  zerstört.  Der  Nasen- 
nd  war  intakt.  Eine  plastische  Operation  wurde  ans- 
giffihrt  und  eine  neue  Nase  aus  Stimbaut  gebildet.  Ende 
flqrtember  war  auch  das  Ulcus  der  Wange  verheilt.  Aber 
m  Oetober  begann  die  Yerschorfting  von  Neuem,  mit 
MKher  ZerstSmng  und  Verflfissigung  der  Gewebe.  Die 
Sawasehleimhant  sonderte  eine  profuse,  äusserst  f5tide 
nfinigkeit  ab  und  Pat.  yersank  in  einen  komatösen  Zu- 
band mit  typhoiden  Erscheinungen.  Der  Gestank  wurde 
n  ug,  dass  der  Kr.  separirt  werden  musste.  Nach  einer 
Woche  und  nachdem  Pat.  3  Tage  lang  moribund  erschie- 
la  war,  besserte  sieh  der  Zustand  und  Ende  November 
iBgeD  die  Zerstörungen  des  Gesichts  an  zu  heilen.  Die 
kBBken  Theile  bedeckten  sich  mit  Granulationen  und 
sritrampften.  Am  5.  Dec.  klagte  Pat.  nach  einer  un- 
nbigen  Nacht  über  krampfhafte  Schmerzen  im  Leibe 
od  am  nächsten  Morgen  war  die  Wunde  wieder  yer- 
Kborft.  Jedoch  befand  sich  Pat.  leidlich,  bis  man  ihn 
la  16.  Jan.  1879  in  einem  Krampfanfalle  fand.  Nach  dem 
Enraehen  klagte  er  über  Magenkrampf  und  erzählte  Jetzt 
«st,  dass  er  schon  seit  13  J.  an  KrampfanföUen  leide, 
«dehe  nach  einem  Schlage  auf  den  Kopf  aufgetreten 
seieD.  Man  fand  eine  kleine  Depression  am  linken 
Scheitelbeine.  Der  Kr.  kam  seit  dem  16.  Jan.  mehr  und 
aehr  herunter  und  starb  komatös  am  4.  März. 

Bei  der  Sektion  fand  man,  dass  die  eingedrückte 
Stelle  des  linken  Scheitelbeins  auf  die  Mitte  der  hintern 
Ceotnlwindimg  drückte.  Eine  Stelle  der  Hirnrinde,  so 
irosB  und  so  dick  wie  ein  Schilling,  war  verfärbt  und  er- 
veidit.  £^  kleiner  Erweichungsherd  wurde  auch  „auf 
to  entgegengesetzten  Seite  des  Gehirns"  gefunden.  Die 
Kuenschleimhaut  war  verdickt,  ulcerirt  und  schorfig,  die 
Kaflenknochen  waren  oariös.  Sonst  wurde  nichts  Krank- 
haftes gefunden. 

A.  bezweifelt  nicht,  dass  die  trophische  Störung 
im  Gebiete  des  rechten  Trigeminus  Folge  der  Läsion 
der  linkseitigen  Hirnrinde  gewesen.  Er  bemerkt 
nsdracklichy  dass  Stöiningen  der  Motilität  und  Sen- 
Aüitlt  weder  im  Trigeminnsgebiet ,  noch  sonst  wo 
Bi  bemerken  waren. 

IV.  Tertiäre  Syphäis  mit  Nekrose  des  Schädeh ;  hart- 
^äetige  üleeration  des  Nasenflügels  und  der  Oberlippe 
M».    Beibmg  nach  Entfernung  des  kranken  Schädel' 

ttidcs. 

Ebe  36jähr.  Prostituirte  wurde  am  8.  Nov.  1876 
»lienommen.  Vor  2  J.  Syphilis.  Bei  der  Aufnahme 
Heknee  am  linken  Unterkiefer,  in  der  Mitte  des  Stirn- 
IwhM,  am  harten  Gaumen ,  Geschwüre  der  Tonsillen, 
bpfeiüarbige  Flecke  an  Händen  u.  Armen.  Am  15.  Jan. 
^977  stiess  sich  vom  Unterkiefer  ein  Sequester  ab,  am 
ItFebr.  vom  harten  Gaumen  und  am  11.  MSrz  ein  Stfick 


der  äussern  Tafel  desJStimbeins.  Damit  schien  der  Pro- 
cess  am  Stirnbein  still  zu  stehen.  In  den  nächsten  Monaten 
traten  an  der  linken  Oberlippe  und  dem  linken  Nasen- 
flügel tiefe  Geschwüre  auf.  Diese  bestanden  bis  Februar 
1878.  Im  J.  1879  erkrankten  Lippe  und  Schädel  von 
Neuem.  Von  Kopfhaut  und  Schädel  wurde  ein  Bezirk, 
entsprechend  der  vertikalen  Platte  des  Stirnbeins  und 
den  vordem  2  Dritteln  der  Scheitelbeine,  ergriffen.  Im 
December  wurden  der  frontale  und  ein  Theil  des  parie- 
talen Sequesters  gehoben,  sie  bestanden  aus  beiden 
Tafeln  und  unter  ihnen  fand  sich  eine  eiterbedeckte 
Membran,  die  sich  an  den  Bewegungen  des  Gehirns  be- 
theiligte. Das  Geschwür  an  der  Lippe,  welches  sehr 
schmerzhaft  gewesen  war,  wurde  nun  mit  einem  Male 
schmerzlos  und  heilte  in  wenigen  Tagen.  Später  wurde 
noch  der  grössere  Theil  des  parietalen  Sequesters  ent- 
fernt. 

A.  erinnert  daran,  dass  L  a  n  e  schon  vor  Jahren 
schnelles  Heilen  von  Ulcerationen  im  Gesicht  nach 
Entfernung  von  Schädelseqnestern  gesehen  habe. 
Offenbar  sei  das  Hirn  durch  den  unter  dem  Sequester 
angesammelten  Eiter  irritirt  worden.        (M  ö  b  i  u  s.) 

413.  Ueber  in  Faroxysmen  auftretende 
Angina  pectoris  und  andere  Formen  von  Herz- 
sehmerz]  von  George  W.  Balfour.  (Edinb. 
med.  Journ.  XXVI.    p.  769.    [Nr.  309.]    March 

1881.) 

Nach  einer  kurzen  Darstellung  der  Symptomato- 
logie der  Angina  pectoris  und  verwandter  Formen 
theilt  Balfour  folgende  Fälle  mit. 

I.  Ein  24jähr.  Mann,  am  6.  Oct.  1877  aufgenommen, 
klagte  über  Herzklopfen  und  Schmerz  im  Präcordinm. 
Er  war  seit  14  Wochen  krank  und  der  Schmerz  war  bald 
gering,  bald  heftig  gewesen.  Er  hatte  einen  ängstlichen 
Ausdruck ,  war  gut  genährt  und  bis  auf  das  Herz  gesund. 
Die  Herzthätigkeit  war  beschleunigt  (120  pro  Min.), 
tumultuarisch,  Jedoch  der  Puls  regelmässig.  Der  1.  Ton 
an  der  Spitze  war  unrein ,  der  2.  Pulmonalton  accentuirt, 
über  der  Aorta  hörte  man  ein  schwaches  diastolisches 
Qeräusch.  Die  Diagnose  wurde  auf  eine  entzündliche 
Affektion  gestellt.  Ord. :  Bettruhe ,  Diät ,  Jodkalium. 
Bald  beruhigte  sich  die  Herzthätigkeit,  doch  der  Schmerz 
wurde  starker  u.  bestand  constant  im  Scrobiculus  cordis. 
Er  exacerbirte  anfallsweise,  während  des  Anfalls  und 
nach  demselben  war  der  Pub  rapid  und  schwach.  Es 
wurde  nun  eine  Endarteriitis  des  Anfangs  der  Aorta 
mit  Affektion  der  Goronararterien  und  geringer  Dilatation 
des  Herzens  angenommen  und  Amylnitrit  angewendet. 
Dieses  brachte  grosse  Erleichterung.  Im  letzten  tödt- 
liehen  AnfaU  am  24.  Oct.  versagte  auch  das  Amylnitrit 
und  nur  Chloroform  brachte  einige  Erleichterung. 

Bei  der  Sektion  fand  man  eine  geringe  Dilatation  des 
Herzens  und  ebenso  geringe  Verdickung  seiner  Wände. 
Das  Oriflcium  mitrale  war  erweitert,  die  Klappen  normal, 
das  Orif.  tricuspidale  ebenso.  Auf  der  Innenfläche  der 
Aorta,  unmittelbar  über  den  Klappen ,  fand  sich  ein  Ring 
atheromatdser  Verdickung.  Die  Intima  war  um  das  2 — 
Sfaohe  verdickt ,  war  durchscheinend  und  zeigte  nur  hier 
und  da  Stellen  fettiger  Degeneration.  Die  Oeffnungen 
der  Goronararterien  lagen  mitten  in  dem  atheromatdsen 
Bing  und  waren  so  verengt ,  dass  sie  kaum  eine  gewöhn- 
liche chirurgische  Sonde  eindringen  Hessen.  Die  Musku- 
latur des  Herzens  war  normal ,  bis  auf  reichliches  bräun- 
liches Pigment. 

In  diesem  wie  in  den  meisten  Fällen  ist  die 
eigentliche  Ursache  der  Angina  die  ungenügende 
Ernährung  des  Herzfleisches.  Fast  immer  handelt 
es  sich  um  Störungen  der  intrakardialen  Oirkulationy 


246 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


seien  diese  direkte  durch  Verschluss  der  Kranzadem, 
oder  reflektorische  durch  Läsion  der  Herznerven. 
Die  ersten  Zeichen  dieser  Störung  sind  schmerzhafte 
EmpÜDdungen  und  eine  geringe  Dilatation  des  Her- 
zens, dann  treten  die  Schmerzanßllie  ein,  wenn 
grössere  Anfordenmgen  an  das  Herz  gemacht  wer- 
den, wenn  z.  B.  der  Vagus  durch  einen  ausgedehnten 
Magen  gereizt  wird.  Je  mehr  die  Ernährung  des 
Herzens  beeinträchtigt  wird,  um  so  leichter  und  häu- 
figer treten  die  Anfalle  ein.  Der  Tod  erfolgt  in  der 
Regel  in  der  Diastole. 

II.  Eine  50jähr.  verheirathete  Frau ,  welche  früher 
ganz  gesund  gewesen  war,  fiel  auf  der  Strasse,  ohne  sich 
äuBBerlich  zu  verletzen.  Bald  danach  traten  stenokar- 
dische  Anfälle  auf  und  wurden  immer  heftiger.  Am  Her- 
zen war  nichts  Abnormes  zu  finden.  In  einem  der  Anfalle 
trat  plötzlich  der  Tod  ein.  Die  Sektion  wurde  nicht  er- 
laubt. 

In  diesem  Falle ,  dem  einzigen  seiner  Art ,  wel- 
chen B.  beobachtet  hat,  glaubt  er  zur  Annahme 
eines  traumatischen  Aoitenanenrysma  berechtigt  zu 
sein. 

Die  beiden  mitgetheilten  Fälle  sind  die  einzigen 
B.*s,  in  denen  der  Toll  im  Anfall  erfolgte.  Alle, 
andern  Pat.  starben  plötzlich  im  schmerzfreien  Inter- 
vall. Unter  Andern  starb  ein  Mann,  welcher  Jahre 
lang  an  Angina  pectoris  mit  einer  durch  Atheroma- 
tose  venirsachten  Dilatation  des  Herzens  gelitten, 
eine  Woche  nach  seinem  letzten  Anfall.  Er  hatte 
2  sehr  schwere  Anfälle  durchgemacht  und  musste, 
da  Lungenödem  eingetreten  war,  das  Bett  hüten. 
Als  er  genesen  schien,  stand  er  auf  und,  während  er 
sich  anzog ,  erlahmte  das  Herz.  Er  fühlte  keinen 
Schmerz ,  unterachied  seinen  Znstand  selbst  deutlich 
von  den  frühem  Anfällen  und  starb  ruhig  nach  Vs 
Stunde.  Man  fand  beide  Coronararterien  athero- 
matös  und  verstopft  und  im  Fleisch  des  linken  Her- 
zens eine  Stelle  mit  vorgeschrittener  fettiger  Degene- 
ration.    Das  Herz  war  dilatirt. 

Im  Allgemeinen  geht  die  Qefahr  proportional 
der  Intensität  und  Dauer  des  Schmerzes  und  es  ist 
deshalb  von  der  grössten  Wichtigkeit,  denselben  zu 
coupiren.  Da  die  Zeit  kostbar  ist,  hat  man  Inhala- 
tionen oder  subcutane  Injektionen  anzuwenden.  In 
erster  Reihe  der  Mittel  steht  das  Amylnitrit.  Es 
wirkt  sicher  und  gewährt  in  allen  leichtem  Fällen 
vollständige  Ruhe.  B.  glaubt  nicht,  wie  Lander 
Brunton,  dass  die  Wirkung  des  Amylnitrit  in  Er- 
niedrigung des  Blutdruckes  bestehe ,  sondern  meint, 
dass  ein  flüchtiges  Narkotikum ,  welches  sich  nur  im 
frisch  bereiteten  Amylnitrit  findet,  das  Wirksame  sei. 
Obwohl  altes  wie  frisches  Amylnitrit  das  Gesicht 
röthet  und  den  Blutdmck  herabsetzt,  wirkt  schroerz- 
berahigend  bei  Angina  pect,  nur  das  frische  oder  in 
hermetisch  verschlossenen  Glasgef^sen  bewahrte. 
Dieses  Verhalten  hat  B.  oft  beobachtet  und  führt  2 
Fälle  zum  Beweise  an.  In  schweren  Fällen  bringt 
einzig  Chloroform  Hülfe.  Es  mnss  bis  zur  completen 
Narkose  gegeben  werden.  Ist  trotz  der  Narkose 
die  Ruhe  nicht  andauernd,  so  giebt  B.  noch  eine 
Morphiummjektion.     Diese  Medikation  hat  ihn  nie 


im  Stich  gelassen :  der  Chloroformschlaf  geht  in  den 
Morphiumschlaf  über  und  der  Pat.  erwacht  dann 
schmerzfrei.  B.  will  von  der  Gefährnchkeit  des 
Chloroform  bei  Herzkrankheiten  nichts  wissen ,  hält 
es  imGegentheil  für  sehr  nützlich,  nicht  nur  schmerz- 
beruhigend ,  sondern  auch  die  Cirkulation  regelnd. 
Auch  bei  Fettherz  wendet  er  das  Chloroform  an, 
d.  h.  trotz  dem  Verdachte  des  Fettherzens.  Eine 
Diagnose  des  letzteren  hält  er  für  unmöglich ,  aUe 
Zeichen,  die  es  vermuthen  lassen,  können  trügen 
nnd  das  Herz  kann  fettig  entartet  sein  ohne  jedes 
Zeichen.  Unter  allen  Umständen  muss  bei  Angina 
pect,  der  Schmerz ,  welcher  die  Herznerven  zu  Uh- 
men  droht,  bekämpft  werden  und  diess  geschieht 
durch  eine  voraichtige,  aber  ausgiebige  Chloroform'- 
narkose :  der  Schmerz  lässt  nach ,  das  Herz  schlägt 
kräftiger  und  der  Puls  wird  voller.  Schwefeläther 
wirkt  ähnlich  günstig  wie  Chloroform,  doch  oft  nicht 
rasch  genug.  Eine  Kr.,.  M.  T.,  war  in  den  letzten' 
Wochen  ihres  Lebens  fast  immer  in  Chloroform- 
oder Morphiumnarkose.  Sie  war  über  80  Jahre 
und  hatte  lange  an  Angina  pect,  mit  schweren  An- 
ÜWeu  gelitten.  Sie  starb  nicht  plötzlich,  sondern 
langsam.  Man  fand  die  Aorta  atheromatös  entartet, 
die  mittlere  Coronararterie  (sie  hatte  3)  ganz  aus- 
gefüllt von  Atheromdetritus.  Das  Herz  war  dünn- 
wandig ,  erweitert ,  von  hellgelber  Färbung ,  durch 
und  durch  fettig  entartet.  Trotzdem  hatte  dai 
Chloroform  keine  Gefahr  gebracht,  sondern  den 
Schmerz  beseitigt  und  das  Leben  verlängert 

Die  Behandlung  ausserhalb  der  Anfalle  mas 
vor  Allem  den  Allgemeinzustand  nnd  damit  den 
Tonus  des  Herzens  zu  heben  suchen:  Vermeidong 
von  Aufregung  u.  körperlicher  Anstrengung,  Aofent* 
halt  in  milder  reiner  Luft,  sorgfilltigste  Regelong 
der  Diät,  Vorsicht  betreffs  aller  Stimulantien  u.8.w. 
Von  eigentlichen  Medikamenten  verdient  das  Arsen 
Vei*trauen.  Es  ist  unentbehrlich  bei  allen  Formen 
der  Herzschwäche  mit  Schmerz.  In  vielen  Fällen 
beseitigte  es  die  stenokardischen  AnfWe  nach  mehr- 
wöchentlichem Gebrauch  nicht  vorübergehend ,  son- 
dern auf  die  Dauer.  Zweckmässig  wird  es  mit  Eisen 
und  Strychnin  zusammen  gegeben.  Stört  es  die  Ver- 
dauung, so  muss  Opium  hinzugegeben  oder  die  Dosis 
vermindert  werden.  In  der  Regel  sind  Individuen, 
welche  gegen  die  toxische  Wirkung  sensitiv  sind, 
auch  sensitiv  gegen  die  Heilwirkung.  Auch  Digi- 
talis wirkt  in  der  Regel  günstig  in  kleinen  Dosen. 
B.  giebt  in  der  Regel  früh  und  Abends  eme  kleine 
Menge  Digitalin  und  Tags  über  2mal  Arsen  mit 
Strychnin  und  Eisen.  (M  ö  b  1  n  s.) 

414.  Neuere  Mittheilongen  über  Leuk- 
ämie, zusammengestellt  von  Dr.  H.  M  e  i  s  s  n  e  r. .'' 

Die  Leukämie  bildet  mit  der  Pseudolenkämie, 
dem  malignen  Lymphom  und  der  essentiellen  Anftmie 
eine  Krankheitsgmppe ,  welche  in  ihren  Ursachen 
und  Erscheinungen  mancherlei  üebereinstimmung 
zeigt,  während  sie  doch  durch  die  pathognomonlsche 
Beschaffenheit  des  Blutes  sich  wesentlich  von  den- 


IV.    Pathologie,  Therapie  u.  mediciniBche  Klinik. 


247 


selben  imterscheidet.  Auch  finden  sich  vielfache 
UebergSDge  zwischen  diesen  verschiedenen  Erank- 
beiteD,  sowie  zwischen  den  verschiedenen  Grund- 
form» der  Lenkämie  selbst ,  so  dass  es  nicht  mög- 
lieh n.  nicht  einmal  rathsam  ist,  diese  verschiedenen 
Ennkheltsformen  gesondert  von  einander  zn  be- 
tnebten. Im  Gegentheil  sind  von  vielen  Autoren 
diese  verschiedenen  Erankheitsformen  zur  Auf  klä- 
nmg  des  noch  vielfach  dunklen  Erankheitsprocesses 
Qod  der  Aetiologie  und  zur  Feststellung  der  Diffe- 
reatialdiagnoBe  zusammengestellt  und  mit  einander 
Teiglichen  worden. 

In  der  folgenden  Zusammenstellung  sind  daher 
neb  Voranschickung  der  Mo  sl  er 'sehen  Uebersicht 
iber  den  jetzigen  wissenschaftlichen  Standpunkt  der 
Jlmie  die  nennenswerthesten  Beobachtungen 
einander  aufgeführt  worden ,  denen  sich  dann  ' 
ie  Mittbeilnngen  Aber  besonders  bemerkenswerthe 
fithologiache  Veränderungen  und  einige  eigenthüm- 
fißhe Symptome,  die  chemischen  Untersuchungen  und 
le  Behandlung  anschliessen. 

Ans  der  besonders  klaren  und  werthvoUen  Zu- 
ttnmenstellung  der  bisherigen  Erfahrangen  auf  dem 
flebiete  der  Leukämie,  welche  Prof.  Mos  1er  ver- 
tf^cht  hat  ^)  y  heben  wu*  zum  bessern  Verständ- 
liss  der  andern  Beobachtungen  hier  nur  einzelne 
lieaonders  bemerkenswerthe  Punkte  hervor. 

Bezüglich  der  Terminologie  hatVirchow  ftir 
^phaüsche  Leukämie  die  Bezeichnung  Lymph- 
me,  itlr  lienale  Leukämie  Splenämie  vorgeschlagen 
Q.M.  empfiehlt  für  Neumann  *s  myelogene  Leuk- 
iioie  den  Ausdruck  medulläre  Leukämie.  Viel- 
kieht  würde  diesen  3  Formen  noch  die  idiopathische 
Leukämie  (s.  u.  Leube  und  Fleischer)  anzu- 
sein, während  die  enterische  Leukämie  wohl 
nr  als  besondere  Form  der  lymphatischen  Leukämie 
iKtntchtet  werden  kann.  Der  Erankheitsprocess 
t  nach  Virchow  darin,  dass  zuerst  ein  lym- 
Ifbatiflcbes  Organ  (oder  die  Milz  oder  das  Enochen- 
ttrk)  hyperplastisch  afßcirt  wird,  dass  dann  von 
diesem  ans  sowohl  chemische  Stoffe ,  als  auch  mor- 
pbologische  Elemente  in  das  Blut  gelangen  und  end- 
Ui  heteroplastische  Erkrankung  anderer  Organe, 
ÜK  Art  Metastase,  hinzutritt.  Diesen  Entwicklungs- 
{ug,  bei  welchem  sich  ein  ursprünglich  örtlicher 
Vorgang  allmälig  verallgemeinert ,  hat  die  kliuische 
Er&hrnog  sicher  festgestellt,  indem  nach  einem  Sta- 
te der  Vorboten,  der  allmäligen  Entwicklung  des 
bokäouschen  Processes  in  den  lymphatischen  Orga- 
^  ein  Stadium  der  ausgebildeten  leukämischen 
Kachexie  mit  sekundärer  Erkrankung  anderer  Or- 
?we  eintritt.  Alle  3  Formen  können  isolirt  vor- 
kommen, meist  sind  sie  jedoch  gemischt,  indem 
vahrseheinlich  die  farblosen  Blutkörperchen  die 
^eiterverbreitung  des  leukämischen  Processes  von 
fem  primär  ergriffenen  Organe  aus  vermitteln.  Die- 
^Iben  erzeugen  nicht  blos  mechanisch  durch  Extra- 

i)  Krankheiten  der  Milz  a.  s.  w.    Ziemssen'B  Hand- 
^  Vn.  2.   Vgl.  a,  Jahrbb.  CLXXXI.  p.  186. 


vasation  mid  Ablagerung  sekundäre  leukämische 
Tumoren ,  sondern  sie  wirken  auch  als  Träger  der 
Dyskrasie  chemisch  reizend  auf  das  Bindegewebe 
und  führen  so  Neubildungen  herbei. 

Eein  Alter ,  kein  Geschlecht  ist  von  der  leuk- 
ämischen Erkrankung  ausgeschlossen.  Doch  erkrankt 
das  männliche  Geschlecht  häufiger ;  ferner  disponi- 
ren  dazu  Störungen  der  Geschlechtsfunktionen  beim 
Weibe  (Entbindungen,  Abortus,  Suppressio  mensium), 
chronische  Darmkatan*he,  Wechselfieber ,  sekundäre 
Syphilis,  deprimirende  Gemüthsaffekte ;  sehr  häufig 
ist  keine  Ursache  nachzuweisen.  Vorwiegend  er- 
kranken die  niedern  und  arbeitenden  Bevölkerungs- 
klassen ,  bei  denen  die  verschiedensten  den  ganzen 
Eörper  schwächenden  nachtheiligen  Einflüsse,  sowie 
auch  örtliche  Schädlichkeiten  (Quetschung  der  Milz- 
gegend u.  s.  w.)  am  häufigsten  vorkommen. 

Von  den  pathologischen  Veränderungen  heben 
wir  nur  einzelne  als  besonders  bemerkenswerth  her- 
vor. Im  Enochenmark  sind  nach  N  e  u  m  a  n  n  zwei 
anscheinend  ganz  verschiedene  Formen  von  leuk- 
ämischer Hyperplasie  zu  unterscheiden :  die  pyoide 
Form  mit  eitergelbem  zerfliesslichen  Mark ,  in  wel- 
chem jedoch  immer  noch  ein  zusammenhängendes 
Gewebe  von  schmalen  netzförmigen  Zügen  nachweis- 
bar ist;  letztere  entsprechen  wahi-scheinlich  den 
kolossal  erweiterten,  mit  leukämischem  Blute  gefüll- 
ten capillaren  Venenplexus ;  —  sodann  die  lymph- 
adenoide  Hyperplasie  mit  grauröthlichem  bis  fleisch- 
rothem  Mark  von  theils  gallertiger,  theils  ziemlich 
derber  Consistenz ,  in  welchem  der  Zusammenhang 
der  Gewebe  ein  festerer ,  mehr  dem  adenoiden  oder 
retikulären  Gewebe  der  Lymphdrüsen  entsprechen- 
der ist.  Bemerkenswerth  ist  auch  der  fast  regel- 
mässige Befund  von  sogen.  Charcot'schen  Erystallen, 
welche  Charcot  1853  nachwies,  welche  aber 
schon  vorher  1851  und  1852  Zenker  im  leuk- 
ämischen Blute  gefunden  hatte,  und  welche  nach 
Huber  Tyrosin  sind  [?s.u.]  und  nach  Neumann 
aus  dem  Enochenmarke  stammen  sollen. 

Die  Symptome  sind  namentlich  im  Anfange  der 
Erankheit  (1.  Stadium  der  Vorboten  und  der  Ent- 
wicklung des  leukämischen  Processes  in  den  primär 
afficirten  Organen  und  im  Blute)  wenig  charakteri- 
stisch, bes.  bei  der  medullären  Leukämie.  Am  häu- 
figsten werden  spontan  oder  auf  Druck  entstehende 
Enochenschmerzen,  bes.  im  Sternum ,  zuweUen  auch 
Enochenverdickungen  beobachtet ;  doch  spricht  das 
Fehlen  derselben  nicht  gegen  medulläre  Leukämie  ^). 
Die  übrigen  Symptome  sind  je  nach  der  Form  der 
Leukämie  verschieden  u.  können  als  bekannt  voraus- 
gesetzt werden. 


1)  Ganz  entschieden  verwahrt  sich  MoBler(Deat- 
Bches  Arch.  f.  klin.  Med.  XXIV.  3.  p.  S42.  1879)  gegen 
die  ihm  von  Dr.  C.  Pilz  in  Stettin  (Ibid.  XXI.  p.  124) 
untergeschobene  nnd  von  Dr.  G.  Krukenberg  (Bei- 
träge zur  KenntnisB  d.  progressiven  perniciösen  Anämie. 
Inang.-Dlss.  Halle  1879)  weiter  verbreitete  irrige  Ansicht, 
als  ob  der  Sternalschmerz  überhaupt  einen  exquisit  dia- 
gnostischen Werth  für  Leukämie  habe  und  bei  andern 
Krankheiten  nicht  vorkomme. 


248 


IV.    Pathologie,  Therapie  u.  medioiniaclie  Klinik. 


Im  2.  Stadium  (der  Verbreitang  der  Leakämie 
auf  andere  Organe  und  der  ausgebildeten  leukämi- 
schen Kachexie)  siechen  die  Kr.  entweder  allmälig 
dahin  oder  gehen  durch  anhaltende  oder  periodisch 
sich  wiederholende  Säfteverlnste  zu  G^de.  Die 
Hauptklage  der  Kr.  ist  flberKurzathmigkeit,  welche 
durch  den  verengerten  Brnsthöhlenraum,  sowie  durch 
die  verminderte  Respirationsfähigkeit  des  Blutes  be- 
dingt ist ;  femer  sind  die  leukämischen  Gesichtsstö- 
rungen  bemerkenswerth ,  welche  anf  irritativen  Ver- 
änderungen der  Retina  in  Folge  von  Girkulations- 
störungen  beruhen ,  oder  durch  die  specifischen  der 
Leukämie  eigenthümlichen  Produkte  herbeigeführt 
werden  (Roth).  Am  auffallendsten  ist  die  hämor- 
rhagische Diathese ,  welche  zuweilen  noch  vor  dem 
Auftreten  der  Milz-  oder  Drflsentumoren  bemerkt 
wird,  und  mit  einer  massenhaften  Auswanderung 
weisser  Zellen  aus  der  Milz  und  den  andern  lympha- 
tischen Organen  (K  r  e  t  s  c  h  7)  zusammenhängen 
soll ;  der  leukämischen  Pharyngitis  liegen  meistens 
Pharyngeal-  und  Tonsillarlymphome,  der  Stomatitis 
leuc.  vermuthlich  eineVerändernng  der  Mundsekrete 
zu  Grunde.  Die  Hamausscheidmig  ist  quantitativ 
meist  wenig  verändert ,  nur  gegen  Ende  der  Krank- 
heit regelmässig  vermindert.  In  der  Regel  ist  die 
Harnsäure  im  Urin  vermehrt;  dieselbe  wird  daher 
von  H.  Ranke  als  Milzabkömmling  betrachtet  und 
ist  auch  von  Scherer  als  normaler  Milzbestand- 
theil  gefunden  worden.  Ausserdem  ist  aach  das 
Hypoxanthin  fast  stets  bei  der  lienaien,  aber  nie  bei 
der  lymphatischen  Leukämie  im  Urin  nachgewiesen 
worden. 

Die  Diagnose  kann  nur  durch  den  mikroskopi- 
schen Nachweis  einer  dauernden  Vermehrung  der 
farblosen  Blutkörperchen  sicher  gestellt  werden  ^  da 
vorttbergehende  Leukocytose  auch  durch  andere 
Krankheiten  mit  oder  ohne  Milzschwellung  bestehen 
kann  und  da  dieselben  Symptome  und  derselbe  Ver- 
laufy  aber  ohne  Vermehrung  der  weissen  Blutkörper- 
chen,  bei  der  Pseudoleukämie  beobachtet  wird. 

Der  Verlauf  ist  fast  immer  schleichend  und  con- 
tinuirlich,  mitunter  absatzweise  beschleunigt.  Die 
Dauer  der  Krankheit  ist  im  Mittel  22 — 23  Mon.; 
bei  Kindern  in  der  Regel  kürzer. 

Die  Prognose  ist  im  2.  Stadium ,  dem  der  leuk- 
ämischen Kachexie^  ungünstig;  doch  sind  im  l.Sta 
dium  der  Krankheit  Heilungen  sicher  constatirt. 

Die  prophylaktische  Behandlung  hat,  seitdem 
Mosler  eine  Anzahl  neuer  Ursachen  der  Leukämie 
nachgewiesen  hat,  eine  besondere  Wichtigkeit  er- 
langt. Für  die  leukämischen  Milztumoren,  auch 
wenn  sie  nicht  mit  Intermittens  zusammenhängen, 
empfiehlt  sich  die  Anwendung  des  Chinin  (bes.  des 
amorphen  salzsauren  Chinin)  in  grossen  Dosen,  und 
Mosler  theilt  einen  Fall  von  medullärer  Leukämie 
bei  einem  12jähr.  Knaben  mit,  welcher  nach  Dar- 
reichung von  12^/2  Grmm.  innerhalb  3  Wochen  sich 
rasch  besserte  und  allmälig  in  völlige  Heilung  über- 
ging.    Von  lokalen  Mitteln  hat  die  Splenotomie  die 


ungünstigsten  Resultate  ergeben,  sollte  deshalb  nicht 
mehr  gewagt  werden.  Mit  mehr  Erfolg  ist  dagegen 
die  Transfusion  defibrinirten  Menschenblntes  gemacht 
worden  und  namenUich  berechtigt  wiederholte  Tnuia- 
fusion  bei  demselben  Kranken  zu  der  Hoffnung  anf 
völlige  Heilung. 

Die  medulläre  Leukämie  scheint  für  die  Behand- 
lung eine  günstigere  Aussicht  zu  gewähren ,  als  die 
andern  Formen.  Zunächst  sind  alle  Reize  des 
Knochenmarks,  Traumen,  Erschütterungen,  Erkil- 
tungen  u.  s.  w. ,  fem  zu  halten.  Femer  sind  bd 
noch  lokalisirtem  Knöchenleiden  energische  örtliche, 
und  bei  weiterer  Entwicklung  der  Krankheit  aneh 
allgemeine  Mittel  anzuwenden.  Englisch  hat 
örtiich  constante  Kälte  (Eisbeutel)  und  inneriieh  Jod-' 
kalium  (1.5 — 2  Grmm.  täglich)  mit  gutem  Erfolge 
angewendet;  auch  parenchymatöse  Injektionen vm 
Carbolsäure  sind  zu  versuchen.  Mosler  hat  andi 
nach  der  Anwendung  von  Pillen  aus  Chinin,  (X^ 
Eucalypti  und  Piperin  auffallend  günstige  Resultate 
erhalten. 

H.  Persoons  (Presse  m^.  bellte  XXXI.  7.  Ferr. 
1879)  beobachtete  im  Hdp.  Saint  Jean  unter  Carpea- 
tler  einen  Fall  von  lienaler  Leakämie  bei  einem  27jältr. 
Manne,  der  nach  etwa  Ijähr.  Krankheit,  7  Ta^  nach  to 
Aufnahme  in  das  Hospital,  gestorben  war.  Die  UDte^ 
Bnchnng  des  BIntes  [an  der  Leiche !]  ergab  2  weisse  arf 
1  rothes  Blntkörperchen.  Leber,  Milz  und  MeseBteriil- 
drüsen  waren  beträchtlich  geschwollen,  die  Magen-  nai 
Darmschleimhant  katarrhalisch  verändert.  Im  UeliH- 
gen  ergab  weder  der  Erankheitsverlanf  noch  die  Sektioa 
etwas  Bemerkenswerthes. 

Zwei  tödtliche  Fälle  von  Leukämie  bei  Kindeii 
beobachtete  Dr .  W  e  l  c  h  in  Birmingham  •  (Lancet  IL 
2;  July  12.  1879.  p.  46.) 

Ein  5jähr.  Kind,  welches  vor  2  J.  Krämpfe  mi 
Keuchhusten,  und  vor  7a  J-  Scharlach  gehabt  hatte^ 
bekam  vor  6  Wochen  schmerzhafte  Schwellung  des 
rechten  Auges,  vor  4  Wochen  Lähmung  der  rechtea 
Gesichtshälftie,  zeigte  bei  der  Aufnahme  hochgradige 
Abmagerung  und  Blutarmuth,  vOUige  Erblindung 
des  rechten  Auges,  massige  Schwellung  der  obe^ 
flächlichen  Lymphdrüsen,  Schwellung  und  BSita 
der  Milz  und  Leber,  Vermehrung  der  weissen  Blut- 
körperchen (fast  ebensoviel  wie  rothe).  Die  anftng-' 
lieh  gesteigerte  Hanttemperator  (42<)C.)  sank  später 
allmälig,  wiederholtes  Nasenbluten,  blutiges  Er- 
brechen ,  blutige  Stahle  stellten  sich  ein  und  nach 
14täg.  Behandlung  erfolgte  der  Tod  im  Collapsos. 
Keine  Sektion. 

Ein  14monatl.  Mädchen,  das  nebst  ilirem  älttistea 
Bruder  ein  Albino  war  and  nicht  gestillt  worden  war,  e^ 
schien  bei  der  Anfiiahme  schlecht  genährt,  abgemagert, 
blutarm,  zeigte  einzelne  Purpnrafleoke  am  EUls,  Rnmpf 
und  an  den  Qliederu;  der  Unterleib  war  geschwollen, 
Milz  und  Leber  deutlich  fühlbar,  fest,  letztere  empflad- 
lich.  Die  weissen  Blutlcdrperchen  waren  in  dem  VerhaK- 
niss  von  1 : 7  rothen  vermehrt.  Nach  16täg.  Behandlm« 
erfolgte  der  Tod.  Die  Sektion  ergab  im  rechten  Veotrikel 
ein  blasses,  weiches,  fast  eiterähnliches  Blutgerinnsd ; 
die  Bronchial-  und  Mesenterialdrfisen,  sowie  die  Fefef- 
sehen  Plaques,  die  Leber  und  Milz  betrachtlieh  g^ 
schwollen  und  hart;  die  Nebennieren  yeigrdasert,  io 
graagelbliche,  käsige  Massen  verwandelt. 


IV.    Pathologie^  Therapie  n.  medicmische  ELlinik. 


249 


Fh)f.  W.  Leabe  und  Dr.  R.  Fleischer  in 
Erbuigen  (Yiiehow's  Arcb.  LXXXIII.  1.  p.  124. 
1881}  beobachteten  folgenden  Fall  von  [idiopa" 
^dterf]  Leakämie,  in  welchem  weder  die  Eno- 
eheo,  noch  sonst  ein  blutbildendes  Organ  wesentlich 

eriarankt  waren. 

Bei  der  80  Jahr  alten,  früher  immer  gesunden  und 
kiiftigen  Kr.  hatten  sich  4  Mon.  nach  einer  normalen 
Gebort  ohne  nachweisbare  Ursache  die  ErscheinuDgen 
eioer  schnell  zunehmenden  Anämie  entwickelt :  Abnahme 
derKnfte  und  der  Ernahmng,  Schwindel,  Kopfschmerz, 
Appetitlosigkeit.  Gleichzeitig  bestand  Schmerzhaftigkeit 
nd  Anschwellung  der  linken  untern  Extremität.  Bei  der 
Aafoahme,  5Wochen  später,  ergab  die  UntersachnngLeuk- 
inte  ohne  Yergroesemog  der  Leber,  Milz  und  Lymph- 
diüeo;  die  weissen  Blutkörperchen  waren  beträchtlich 
rermehrt  (1 :  10—12) ,  die  rothen  vermindert  (1420000 
niflCub.-llImtr.).  Die  linke  Tibia  n.  die  entsprechenden 
Fmswmrzelknochen  waren  schmerzhaft  auf  Druck ;  wegen 
Kbnell  fortschreitender  Hautgangrän  wurde  die  Amputa- 
ioi  des  linken  Fusses  ausgeführt ;  die  Kr.  starb  6  T. 
fanaf.  —  Die  Sektion  eigab  hochgradige  Anämie  sämmt- 
lidier  innem  Organe,  Verfettung  der  Herzmuskulatur, 
ein  chron.  Magengeschwür,  keine  Veränderung  der  Leber, 
IGk  nnd  Ljnnphdrusen ;  rothes  hyperpUistisches  Knochen- 
mk  mit  zahlreichen  kernhaltigen ,  rothen  Blutkdrper- 
tfaen  und  MarkzeUen. 

Die  Diagnose,  welche  im  Anfang  der  Krankheit 
wohl  nur  auf  pemiciöse  Anämie  hätte  gestellt  wer- 
den kdnneOi  musste  nach  dem  Ergebniss  der  Blut- 
intenRicbnng  Leukämie  lauten,  und  zwar  bei  dem 
Mangel  an  Milz-  nnd  DrüBenschwellongen  und  der 
Sehmerzhaftigkeit  der  Unterachenkelknochen  auf 
myelogene  Leukämie.  Die  Sektion  ergab  jedoch  an 
dem  Knochenmark  nicht  die  spedfisch  leukämischen 
Terändenmgen,  sondern  nur  jene  lymphoide  rothe 
Beschaffenheit,  welche  bei  den  verschiedensten 
lochektischen  Krankheiten  als  sekundärer  Ausdruck 
der  begleitenden  Anämie  auftreten.  Es  müsste  da- 
her angenommen  werden,  dass  in  dem  Fall,  wo 
rothes  lymphoides  Mark  in  den  Knochen  gefunden 
wird,  in  der  Regel  keine  Leukämie  eintritt  nnd  diess 
bier  in  dem  einzigen  Fall  nur  ausnahmsweise  ge- 
lehah;  oder  dass  die  Leukämie,  wie  Kottmann 
nndBlesiadecki  annehmen,  anch  als  selbststän- 
dige Blnterkranknng  ohne  pathologisch  anatomische 
Veränderung  der  blutbildenden  Organe  aufti'eten 
könne.  Beide  Annahmen  lassen  aber  manche  Ein- 
wendungen zu,  so  dass  es  nicht  möglich  ist,  auf 
diesen  einen  Fall  hin  schon  bestimmte  Stellung  zu 
Dehmen« 

Bemerkenswerth  ist  schlüsslich,  dass  hier  Schmerz- 
Iiaftigkeit  ohne  leukämische  Verändenmg  der  Kno- 
chen bestand,  während  umgekehrt  Litten  bei  letz- 
terer keinen  Knochenschmerz  beobachtete. 

Dr.  R.  Fleischer  und  Dr.  F.  Penzoldt  in 
Erlangen  (Deutsch.  Arch.  f.  klin.  Med.  XXVL 
p.  368.  1880  *)  theilen  2  Fälle  von  lienaler  und 
1  Fall  von  lymphatischer  Leukämie  mit,  welche 
künisch  und  pathologisch-anatomisch  von  Interesse 
sind  and  zur  Grundlage  für  eingehendere  chemische 
Stadien  dienten. 

0  Ffir  die  UeberBenduns:  dankt  verbindlich    W  r. 
VM.  Jakrbb.  Bd.  101.  Hit.  3. 


1)  Lienale  Leukämie  mitileren  Grades,  Eine  33Jähr. 
Frau,  welche  im  16.  J.  Intermittens  tertiana  und  vor  1 J. 
angeblich  LuDgenentzündung  mit  intennittirenden  Fieber- 
anfällen gehabt  hatte,  bot  bei  der  1.  Aufnahme  deutliche 
lienale  Leukämie  dar,  mit  einem  Yerhältniss  der  weissen 
zu  den  rothen  Blutkörperchen  wie  1 : 6 — 15.  Während 
der  Swöcbentlw  Beobachtungsdauer  zeigte  sich  leichtes  in- 
termittirendes  Fieber  n.  stellte  sich  nach  Chiningebrauch 
einige  Besserung  ein  mit  Abnahme  der  Milzschwellung, 
aber  ohne  Verminderung  der  farblosen  Blutzellen  (zuletzt 
1 :  5 — 7).  Bei  der  2.  Auftiahme,  2  J.  später,  hatte  die 
Kr.  beträchtlich  an  Korpergewicht  verloren,  klagte  über 
Schmerz  bei  Druck  auf  das  Stemum,  später  auch  bei 
Druck  auf  die  5.  und  6.  rechte  Rippe  und  besonders  auf 
die  rechte  Tibia.  Nach  5  Wochen  wurde  die  Qegend 
vom  10.  Intercostalraum  rechts  bis  zum  Darmbeinkamm, 
hinten  und  etwas  seitlich  äusserst  schmerzhaft,  war  ge- 
dämpft und  bot  das  Gefühl  eines  weich  elastischen  Kör- 
pers dar.  Der  Tod  erfolgte  sehr  bald  darauf  unter 
zunehmender  Schwäche.  —  Die  Sektion  ergab:  Hyper- 
plasie der  Leber  und  Milz,  leukämisches  Blut,  Ruptur 
der  rechten  Nebenniere  mit  Hämorrhagie  nnd  ausgedehnte 
hämorrhagische  Infiltration  des  perinephritischen  Zellge- 
webes; umschriebene  Lymphome  der  Nieren;  exquisit 
leukämisches  Knochenmark,  partielle  hämorrhagische 
Infiltration  des  Unterhautzellgewebes  und  Knochenmarks 
am  rechten  Unterschenkel. 

Die  Apoplexie  der  Nebennieren  ist  in  der  Lite- 
ratur nur  selten  erwähnt.  J.  Vogel  nnd  F.  S  e  i  t  z 
theilen  Fälle  von  altern,  Schepelern  und  Trier 
von  frischen  Blntergttssen  in  die  Nebennieren  mit, 
während  die  hier  beobachtete  Ruptur  derselben, 
welche  den  Tod  herbeiführte  und  sich  schon  im 
I^iCben  durch  den  plötzlichen  Eintritt  von  Schmerz, 
Dämpfung  und  Pseudofluktuation  kundgab,  einzig 
dasteht. 

2)  Lienale  Leukämie  höchsten  Grades  fand  sich  bei 
einem  41jähr.  Manne,  welcher  früher  häufig  an  Mandel- 
entzündungen und  Verdauungsstörungen  mit  Durchfällen, 
später  am  Tjrphus  und  seit  15  J.  an  geschwollenen  Drü- 
sen, aber  nie  an  Wechselfieber  gelitten  hatte.  Seit  1  J. 
bemerkte  derselbe  Schwellung  des  Unterleibes  und  einen 
festen  Korper  in  demselben,  sowie  zunehmende  Schwäche 
nnd  bei  der  Aufnahme  zeigte  er  deutliche  Leukämie  mit 
Schwellung  der  Leber  und  Milz  und  Ueberwiegen  der 
weissen  (grossen)  Blutkörperchen  über  die  rothen  in  dem 
Yerhältniss  von  115 :  100 ;  eine  Zunahme  der  kleinern 
Lymphkörperchen  wurde  nicht  bemerkt.  Während  der 
2monatl.  Beobachtung  stellten  sich  Durchfälle  nnd  etwas 
Fieber  ein  und  nahm  der  Milztumor  deutlich  um  einige 
Ctmtr.  ab.  Der  Kr.  verliess  die  Klinik  mit  einer  un- 
zweifelhaften Verschlechterung  seines  Allgemeinbefin- 
dens, erholte  sich  aber  in  seiner  Heimath  beträchtlich, 
so  dass  er  sich  ISVs  Mon.  später  eher  etwas  bosser  als 
schlechter  befand.  Die  subcutanen  Lymphdrüsen  waren 
etwas  mehr  geschwollen,  Stemum  und  Oberarmknochen 
bei  Druck  schmerzhaft.  Die  Leber  wegen  Ascites  und 
Meteorismus  nicht  deutlich  abzugrenzen;  die  Milz  mit 
ihrer  Spitze  am  Nabel  deutlich  fühlbar. 

Die  Untersuchung  des  Blutes  ergab  das  merk- 
würdige Resultat,  dass  die  Vermehrung  der  gewöhn- 
liehen  weissen  Blutköi*perchen  ganz  verschwunden 
und  an  ihre  Stelle  eine  Vermehrung  der  Lymphkör- 
perchen getreten,  also  aus  rein  splenämischem  rem 
lymphämisches  Blut  geworden  war.  Die  Vermeh- 
rung der  Lymphkörperchen  war  aber  eine  viel  ge- 
ringere, als  die  der  weissen  Blutkörperchen  gewesen 
war,  nämlich  in  1  Cnb.-Mmtr.  560000  zu  1300000 
rothen,  also  43 :  100  oder  1 : 2.3.  C h ar co t ' sehe 

32 


250 


IV.    Pathologie,  Therapie  ü.  medicinische  Klinik. 


Erystalle  [fehlten,    die   Zerfallskörpei'chen   waren 
nicht  auffallend  zahlreich. 

Bald  darauf  starb  der  Kranke.  Die  Sektion  ergab : 
Leukämie,  leakämischen  Milztumor,  geringen  Leber- 
tamor,  multiple  Lymphome,  leuk.  Knochenmark,  derbe, 
im  Durchschnitt  gelblich  weisse  Lymphdrüsengeschwülste 
am  Hals,  in  der  Inguinaigegend,  im  Mediast.  und  Mesen- 
terium ;  allgemeinen  Hydrops,  Hydrothoraz  und  Ascites, 
Bronchialkatarrh,  katarrhalisch  pneumonische  Herde  und 
Compression  der  beiden  untern  Lungenlappen,  Dilatation 
und  Hypertrophie  des  rechten  Ventrikels. 

Bemerkenswerth  war  in  diesem  Falle  zunächst 
die  enorme  Vermehrang  der  weissen  Blutkörperchen ; 
denn  wenn  auch  das  Vorkommen  von  gleich  viel  oder 
selbst  mehr  weissen  wie  rothen  Blutkörperchen  öfters 
erwähnt  wird,  so  beruhen  doch  diese  Angaben  meist 
nur  auf  Schätzungen,  nicht  auf  genaueren  Zählungen. 
Jacubasch  hat  im  Mittel  1:1  und  Sörensen 
144  :  100  gezäJilt,  während  hier  das  Verhältniss 
von   115  :  100   bestand.     Ferner  war  die  rasche 
Abnahme   des  Milztumor  ohne  Besserung  des  6e- 
sammtzustandes  bemerkenswerth.     Auch  D  o  n  s  e  1 1 
und  Schmuziger  beobachteten  eine  solche,  ohne 
dass  sie  eine  Ursache  dafür  ermitteln  konnten ;  da- 
gegen sahen  Griesinger  undMorill  gleichzeitig 
zahlreiche  Durchf^e  auftreten,  und  wenn  auch  die 
Erklärung  der  raschen  Milzabschwellung  nach  Mo- 
rill  durch  Austritt  der  weissen  Blutkörperchen  aus 
der  Milz  in  den  Darm  zu  gewagt  erscheint,  so  ist 
doch  ein  causaler  Zusammenhang  dieser  beiden  Er- 
scheinungen sehr  wahrscheinlich,  da  die  durch  pro- 
fuse Durchfälle  bedingte  Verminderung  der  gesamm- 
ten  Säftemasse   die  Blutfülle   und  somit  auch  das 
Volumen  einzelner,  besonders  aber  pathologisch  ver- 
änderter, jedoch  contraktionsfähig  gebliebener  Or- 
gane wesentlich  zu  verringern  vermag.  —  Beson- 
ders  merkwürdig  war  schlüsslich   der  Uebergang 
von  dem  Blutbefund  der  echten  lienalen  in  den  der 
echten  lymphatischen  Leukämie  und  die  Abnahme 
der  relativen  Leukocytenvermehrung.     Diese  Um- 
wandlung, für  welche  es  vorläufig  keine  Erklärung 
giebt,  genügt  auch  nicht  zur  Erklärung  des  uner- 
warteten   Stillstandes    in    dem   Erankheitsverlauf. 
Vielmehr   lässt  sich  annehmen,   dass  die  vorüber- 
gehende allgemeine  Besserung  mit  der  Besserung  in 
dem  Verhältniss  der  weissen  Blutkörperchen  zu  den 
rothen  im  ursächlichen  Zusammenhange  steht,  und 
dass  die  schlüssliche  Verschlimmerung  und  der  tödt- 
liche  Ausgang  von  der  absoluten  Verminderung  der 
rothen  Blutscheiben,  als  der  lebenswichtigsten  Blut- 
elemente (in  1  Cub.-Mmtr.  fanden  sich  statt  ö  nur 
1.3  Millionen,  also  fast  nur  V«)  abhängig  ist.     Um 
daher  sichere  Anhaltspunkte   für  die  Beurtheilung 
der  Schwere,  deB  Verlaufs,  der  therapeutischen  Er- 
folge in  Leukämiefällen,  sowie  ftlr  die  Unterschei- 
dung von  einfacher  Verminderung  der  rothen  Blnt- 
scheiben  oder  Oligocytämie  zu  erhalten,   ist  wohl 
die   Bestimmung    der   absoluten   Zahl   der  Form- 
bestandtheile  des  Blutes,  der  rothen  wie  der  farb- 
losen Elemente ,  für  jeden  Fall  von  Leukämie  auf 
das  Dringendste  anzuempfehlen. 


3)  Lymphatische  Leukämie  fand  sich  bei  einem 
42jähr.  Manne,  der  4  Mon.  vor  der  Aufnahme  ohne  be- 
kannte Ursache  eine  Anschwellung  an  der  rechten  Seite 
des  HaLses,  darauf  an  der  linken  und  vor  1  Mon.  in  bei- 
den Achselhöhlen  bekommen  hatte.  Bei  der  Aufnahme 
zeigten  sich  an  den  genannten  Stellen  über  fanstgrosse 
Lymphdrüsenpackete  und  war  der  EmährungszustaDd 
schlecht;  im  Uebrigen  zeigte  sieh  keine  Leber-  oder 
Milzschwellung,  keine  Veränderung  des  Blutes.  Es  wurde 
Lymphdrüsenhjperplasie  diagnosticirt  und  Jodoformein- 
pinselung ,  später  auch  Solntio  Fowleri  ohne  Erfolg  an- 
gewendet. Nach  3  Mon.  trat  harte  Schwellung  des  Lei- 
bes mit  deutlich  fühlbaren,  rundlichen,  ziemlich  harten 
Tamoren  ein ;  das  Beünden  und  der  Emähmngszustaod 
hatten  sich  verschlechtert,  das  Blut  erschien  normal. 
Nach  8  Mon.  musste  wegen  hochgradigen  Ascites  die 
Punktion  vorgenommen  werden  und  wurden  600  Ckstmtr. 
einer  etwas  trüben,  leicht  blutigen  Flüssigkeit  entleert, 
welche  am  folgenden  Tage,  ohne  Gerinnung  zu  zeigen, 
das  Aussehen  von  dickem,  rahmigem  Eiter  bekam,  aber 
trotzdem  ausser  feinsten  staubförmigen  Kömchen  keine 
Formelemente  zeigte ,  sich  in  Essigsaure  ganz,  in  Kali- 
lange wenig,  in  Aether  gar  nicht  aufklärte  und  mit  Alko- 
hol und  Salpetersaure  noch  trüber  wurde.  Wenige  Tage 
später  musste  eine  neue  Punktion  vorgenommen  wer- 
den, welche  anfänglich  wenig,  durch  NachsidlLern  aber 
700  Cctmtr.  klare  Flüssigkeit  entleerte.  Die  Blutunter- 
suchung ergab  jetzt  eine  deutliche  Vermehrung  der  farb- 
losen Lymphkörperchen,  welche  Jedoch  kleiner  waren  ab 
die  rothen.  Die  Menge  derselben  im  Verhältniss  zu  den 
rothen  betrug  1 : 8.9,  die  Grösse  4.8  bis  6  /u,  während 
die  rothen  6  bis  8.9^,  und  die  ganz  vereinzelten  weissen 
Blutkörperchen,  die  dunkler  granulirt  erschienen,  9.6  /i 
maassen.  Die  Untersuchung  eines  eitrigen  Belags  von 
einem  Geschwür  am  Fussrücken  ergab  weisse  Blutlior- 
perchen  von  9.6  ^  Grösse,  aber  nirgends  kleinere  Zellen. 
Das  Stemum  bei  Druck  mit  dem  Finger  und  bei  der  Per- 
kussion schmerzhaft.  Unter  zunehmender  Dyspnoe  e^ 
folgte  nach  wenigen  Tagen  der  Tod  im  CoUapsus.  Die 
Sektion  ergab :  Lymphatische  Leukämie ;  enorme  Schwel- 
lung aller  Lymphdrüsen,  besonders  der  mesenterialen 
und  retroperitonäalen ,  der  Hals-  und  Achseldrüsen  mit 
lymphatischer  periadenitisoher  Infiltration;  diffuse  lym- 
phatische Infiltration  der  Leber  und  Nieren ;  Schwellong 
der  Milz ;  Anasarka,  Ascites  u.  doppelseit.  Pleuraerguss ; 
Compression  beider  untern  Lungenlappen;  Schwielen 
beider  Lungenspitzen;  massiges  Emphysem,  Bronchitia 
und  starkes  Lungenödem;  chron.  Hydrocephalus  inter- 
nus. Das  Knochenmark  des  Stemum  (wo  die  Sehmera- 
haflägkeit  bestanden  hatte)  und  Femur  durchaus  normal. 
Die  Ascitesfiüssigkeit  massig  getrübt,  grünlichgelb,  leicht 
opalescirend ,  enthielt  zahlreiche,  zum  Theil  verfettete 
Epithelien,  lymphoide  Körperchen  von  derselben  Qröaae 
wie  die  im  Blute  und  freie  Kerne ;  dagegen  enthielt  die 
eiterartig  aussehende  gelbe  Pleuraflüssigkeit  fast  gar 
keine  zeiligen  Gebilde ,  aber  eine  Unmasse  feinster,  in 
starker  Molekularbewegung  befiindllcher  Punkte. 

Bemerkenswerth  war  zunächst  das  späte  Hin* 
zutreten  einer  leukämischen  Blutbeschaffenheit  so 
dem  Bild  der  ^^Pseudoleukämie^^  Wäre  der  Kr. 
im  8.  Mon.y  nicht  erst  im  12.  Monat  seiner  Krank- 
heit gestorben  y  so  hätte  die  Diagnose  nicht  aof 
Leukämie,  sondern  nur  auf  lymphatische  Form  der 
Pseudoleukäimie  gestellt  werden  dürfen.  In  der 
Literatur  sind  nur  sehr  wenige  und  noch  dazu  swd- 
felhafte  Fälle  dieser  Art  verzeichnet,  so  1  Fall  von 
Isambert,  der  2  bis  3%  und  1  Fall  von  Mos- 
ler,  der  etwas  über  30/o  kleine  weisse  Blutkdrptf- 
chen  fand.  Indessen  beweist  der  vorliegende  Fall 
mit  Sicherheit,  dass  es  Fälle  von  sogenannter  lym- 
phatischer Pseudoleukämie  giebt,  wdche  die  V(tf- 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  Klmik. 


251 


stufen  emer  wirklichen  lymphatischen  Leukämie  dar- 
stellen. Die  Seltenheit  derselben  mag  zum  Theil 
Dor  seheinbar  sein,  weil  überhaupt  nicht  häufig  ge- 
nag  bei  multiplen  Lymphdrüsenhyperplasien  das 
Blat  antersucht  wird ;  andererseits  ist  es  auch  denk- 
bar, dass  eine  Zahl  von  sogenannten  Pseudoleuk- 
Imien  zum  Tode  fthrt ,  ehe  sich  die  Umwandlung 
in  lymphatische  Leukämie  vollzogen  hat;   endlich 

.  wire  es  möglich,  dass  es  Fälle  von  multiplen  Lymph- 
drOsentumoren  giebt,  welche  eine  von  der  Leukämie 

I  grandverschiedene  Krankheitsform  darstellen  und 
aoeh  nicht  in  dieselbe  übergehen  können.  Fernere 
Beobachtungen  müssen  entscheiden,  welcher  dieser 
SGrönde  maassgebend  ist;  so  viel  steht  aber  wenig- 
steofl  fOr  die  lymphatische  Leukämie  fest,  dass  nicht, 
wie  Kottmann  und  Biesiadecki  meinen,  die 
Yemiefarung  der  Leukocyten  das  Primäre,  die  lokale 
Erkrankung  das  Sekundäre  im  leukämischen  Pro- 
eoBist. 

Femer  ist  das  Verhalten  der  Eiterzellen  bei  der 
Ijrmphatischen  Lenkämie  hervorzuheben.  Es  fan- 
den sieh  hier  nämlich,  übereinstimmend  mit  dem  von 
Virehow  zufUlig  gemachten  Befund  und  dem  von 
E. Neumann  angestellten  Experiment,  die  Eiter- 
körperchen  von  genau  der  Grösse  (9.8  /i)  und  dem 
Aassehen  der  normalen  farblosen  Blutzellen  und 
dsn^ns  verschieden  von  den  kleinem  Lymphkör- 
perehen des  lymphatischen  Blutes  und  der  Lymph- 


AuüEUlig  war  endUch  das  normale  Verhalten  des 
otersachten  Knochenmarks  im  Stemum  und  Femur 
trotz  der  im  Leben  beobachteten  Schmerzhaftigkeit 
fa  Stemam ;  es  kann  daher  höchst  wahrscheinlich 
bei  der  lymphatischen  Leukämie  die  Lymphdrüsen- 
oknnkung  allein  ohne  Betheiligung  des  Knochen- 
Dukes  die  Ursache  der  Vermehrung  lymphoider 
Köiper  im  Blnte  sein.  —  Die  eigenthümliche  Be- 
iebiffi»iheit  der  Flüssigkeiten  in  der  Bauch-  und 
Brasfchdhle  blieb  unaufgeklärt,  da  das  Mikroskop 
nur  em  negatives  Resultat  ergab  und  die  (durch  ein 
TerBehen  unvollendet  gebliebene)  chemische  Ana- 
iyae  nur  erwies,  dass  die  Trübung  nicht  durch  Fett 
bedingt  war. 

Dr.  Giovanni  Lodi   theilt   folgende  in  der 

KÜDik  des  Prof.  Aug.  Murr!  beobachtete  Fälle 

voD  Leukämie,  malignem  Lymphom  und  essentieller 

Anifflie  mit  (Riv.  clin.  dl  Bologna  X.  2  u.  3 ;  Febbr. 

e  Earzo  1880),  welche  in  diagnostischer  Beziehung 

^  hiteresse  sind. 

1)  EÜne  80JShr.  Frau,  welche  in  ihrer  Jagend  wie- 
derholt an  hartnäckigem  Wechf elfleber,  später  mehrmals 
in  Folge  von  Abortus  an  reichlichen  Blatverlusten  und 
vor  5  J.  an  liartnackigem  Fnsserysipel  and  an  Schwellang 
der  Hals-  und  Achneldrfisen  geUtten  hatte,  zeigte  bei  der 
Anfiialime  die  gewöhnlichen  Erscheinangen  der  lympha- 
^en  Leoklmie  mit  Schwellang  der  oberflächlichen 
Lymphdroaen ,  wohl  auch  der  Mesenterial-  and  Betro- 
psritonäaldrasen ;  das  Blat  enthielt  sehr  zahlreiche  weisse 
Blutköiperdien,  besonders  von  der  kleinem  Art  (bei  einer 
3<)<)(^dien  Veigrösserang  etwa  800  tan  Sehfeld).  Der 
^«A  erfolgte  5  Mon.  später.  Die  histologische  Unter- 
stes eigab^  dass  die  lymphatische  Keabildung  in  den 


Drüsen  von  den  Follikeln  ansgegangen  war,  deren  zelli- 
ger Inhalt  die  Follikel  geschwellt  nnd  die  Lymphsinns 
comprimirt  hatte ;  die  Drnsenaifektion  konnte  also  nicht 
darch  den  Lymphstrom  sekundär  herbeigeführt  worden 
sein,  sondern  war  primär. 

Während  hier  die  einfache  chronisch  hyper- 
trophische Form  der  Adenie  vorlag,  wie  sie  bei  der 
lymphatischen  Leukämie  Regel  ist,  war  im  folgen- 
den Falle  von  bösai'tigem  Lymphom  oder  Pseudo- 
leukämie  die  Drflsenaffektion  eine  viel  bösartigere, 
akutere,  die  Vermehrung  der  weissen  Blutkörper- 
chen aber  viel  weniger  auffällig. 

Ein  TOJähr.  Mann,  welcher  in  der  Jagend  an  Syphilis 
und  anch  später  häafig  an  angebUch  damit  zusammen- 
hängenden farunkulösen  Hauteruptionen  gelitten  hatte, 
erkrankte  8  Wochen  vor  der  Aufnahme  an  krampfhaftem 
Hasten,  bekam  14  Tage  später  LeistendrüsenschweUang, 
später  Ameisenkriechen  andOedem  derFüsse,  und  zeigte 
bei  der  Aufnahme  schmerzlose  Schwellang  sämmtlicher 
Lymphdrüsen,  sowie  Schmerzhaftigkeit  des  Stemam  bei 
Druck  und  Vergrosserung  der  Milz  und  namentlich  auch 
der  Leber.    Die  Untersuchung    des  Blutes  ergab  die 
rothen  Blutkörperchen  blass  a.  vermindert,  die  weissen  in 
der  Zahl  von  15— 20  im  Sehfelde,  darunter  vorherrschend 
die  kleinere  Form,  und  Eömchenbildungen.   Der  Tod  er- 
folgte 7  Wochen  nach  der  Aufnahme  unter  rascher  Ver- 
schlimmerung aller  Krankheitserscheinangen.  —  Bei  der 
Sektion  fand  man  sämmtliche  Lymphdrüsen  geschwollen, 
die  Leber  etwas  vergrössert,    weich,   mit  zahlreichen 
miliaren  Knötchen  und  interacinösen  weisslichen  Streifen 
durchsetzt;  die  Milz  gleichfalls  geschwollen,  mit  reich- 
lichem Stroma,  aber  wenigen  und  undeutlichen  Malpighi'- 
schen  Körpern,   das  Knochenmark  im  obern  Theil  des 
Oberschenkels  röthlich,  an  andern  Orten  gelblich.     Die 
histologische  Untersuchung  ergab  die  Drüsenfollikel  wie 
im  vorigen  Falle  durch  Wuchernng  der  zelligen  Elemente 
vergrössert  nnd  die  Sinns  dadurch  fast  ganz  obliterirt. 
Dagegen  bestand  picht  wie  bei  der  lymphatischen  Lenk- 
ämie  der  reguläre  Drüsenbau,  sondern  stellenweise  eine 
unregelmässig  alveolare  Struktur  mit  grossem,  kleinern 
und  kleinsten  Maschen  u.  eingeschlossenen  Lymphzellen 
und  grossem  kernhaltigen  Zellen,  oder,  ähnlich  wie  bei 
dem  harten  Lymphosarkom,   vielfach  sich  kreuzende, 
weUige  Faserbündel,  nur  ausnahmsweise  noch  fast  nor- 
male Straktnr  mit  kaum  nachweisbaren  Spuren  alveolarer 
Umbildung.      Das  normale  Drüsennetz   war  atrophirt, 
die  gewucherten  runden,  ovalen  und  platten  Zellen  in 
eine  von  ihnen  selbst  abgesonderte  fast  homogene  Inter- 
cellularsubstanz  eingebettet,  welche  sich  organisirte  und 
so  das  Stroma  des  Neoplasma  bildete.    In  der  Leber 
waren  die  interlobularen  Neubildungsherde  zusammen- 
gesetzt aus  verschieden  grossen   randen,   ovalen  oder 
platten  Zellen,   umgeben  von  einer  fibrillaren  intersti- 
tieUen  Substanz;   die  Leberzellen  in  der  Nachbarschaft 
degenerirt,  die  Lebervenen  nicht  erweitert ;  in  der  Milz 
fanden  sich  nur  wenig  weisse  Elemente  und  normale  rothe 
Blutkörperchen,   die  Malpighi'schen  Körperchen  sklero- 
sirt,   die  Venenstränge  fibrös  verdickt.    Das  Mark  des 
Stemum  und  der  Rippen  enthielt  Markzeilen,  zahlreichere 
weisse  Zellen,   einzelne  grosse  in  Keimung  begriffene 
Zellen  und  gewöhnliche  rothe  Blutkörperchen. 

Nach  dem  Vorstehenden  hat  das  maligne  Lym- 
phom weder  klinisch  noch  anatomisch  irgend  eine 
Beziehung  zu  dem  Sarkom,  sondern  stellt  eine  eigen- 
thümliche typische  Krankheitsform  dar.  Wenn  auch 
die  Verbreitnngsweise  dieses  Lymphom  noch  dunkel 
ist,  so  war  doch  im  mitgetheilten  Falle  die  Drüsen- 
affektion  entschieden  primär,  die  der  Leber  sekun- 
där, die  der  Knochen  dagegen  als  eine  bei  kachek- 
tischen  Krankheiten  überhaupt  nicht  selten  auftre- 


252 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  mediciniBche  Klinik. 


tende  Veränderung  zu  betrachten.  Von  der  lympha- 
tischen Leukämie  unterschied  sich  dieses  maligne 
Lymphom  durch  das  Vorhandensein  einer  speciellen 
Neubildung,  namentlich  in  der  Leber,  und  den 
schnellen  stürmischen  Verlauf. 

Lymphatische  Leukämie  fand  sich  femer  bei  einer 
32jähr.  Frau,  welche  vor  8  J.  an  liartnäckiger  Intermit- 
tens  und  vor  1  J.  in  Folge  von  Erkältung  an  HuBten  mit 
Fieber  und  wiederkehrenden  Frösten  gelitten  hatte.  Seit- 
dem bekam  sie  Schweregefühl  im  rechten  Hypogastrium, 
Ikterus,  Oedem  der  Fasse,  Ascites,  welche  Erscheinun- 
gen bis  zur  Aufnahme  immer  mehr  zunahmen.  Sie  starb 
an  einer  unstillbaren  Blutung  einer  kleinen  Alveolar- 
arterie.  Die  weissen  Blutkörperchen  waren  vermehrt, 
50 — 60  im  Sehfeld,  besonders  der  kleinem  Varietät  an- 
gehörig. —  Die  Sektion  ergab  Hyperplasie  sämmtlicher 
Ljrmphdrüsen,  welche  sich  aber  nur  auf  die  Follikel  be- 
schränkte, pleuri tische  und  peritonitische  Exsudate,  in- 
terstitielle Hepatitis  und  Gallenstauung  in  Folge  von 
Compression  des  Duct.  choledocbus  durch  geschwollene 
Lymphdrüsen,  fibröse  Hyperplasie  der  Milz  mit  Sklero- 
sirang  der  Malpighi'schen  Körperchen. 

Von  lienaler  Leukämie  theilt  Lodi  2  Fälle  mit. 

In  dem  1.  Falle,  bei  einem  36jähr.  Manne,  war  nie 
Intermittens  vorausgegangen.  Die  Milz  war  in  allen 
Durchmessern  vergrössert  und  schmerzhaft;  das  untere 
Ende  des  Brustbeins  bei  Druck  äusserst  empfindlich; 
in  dem  durch  fälligen  blutigen  Stuhle  viele  weisse  und 
einzelne  rothe  Blutkörperchen.  Der  Tod  erfolgte  durch 
Lungenödem. 

In  dem  2.  Falle,  bei  einer  27jähr.  Frau,  waren  nach 
einer  profusen  Metrorrhagie  Lendenschmerzen,  Fieber, 
Epistaxis  aufgetreten  und  zeigten  sich  bei  der  Aufnahme 
alle  Erscheinungen  der  Leukämie.  Die  lyansfiaion  von 
Lammblut  hatte  schon  nach  wenigen  Stunden  beträcht- 
liche Besserung  des  Zustandes  zur  Folge.  Nach  1  Mon. 
verschlimmerte  sich  derselbe  jedoch  wieder  und  es  er- 
folgte rasch  der  Tod.  Die  Untersuchung  des  Blutes  er- 
gab die  rothen  Blutkörperchen  vermindert  (2124000  in 
1  Cnb.-Mmtr.),  die  weissen  sehr  vermehrt  in  dem  Yer- 
hältniss  von  1 : 2 — 3  rothen,  und  zwar  vorherrschend  die 
grossen ;  kleinere,  homogene  und  granulirte,  fanden  sich 
in  geringerer  Anzahl. 

Die  Sektion  ergab  in  beiden  Fällen  hochgradige  Ab- 
magerung, pleuritisches ,  perikardiales  und  peritonäales 
Exsudat,  bilaterale  hypostatische  Pneumonie,  massige 
Herzerweiterung  durch  grauliche  Blutgerinnsel,  enorme 
Yergrösserung  der  Milz  (bis  zu  1500  Grmm.  schwer)  und 
der  Leber  (3400  und  4800  Grmm.  schwer) ,  grauliches 
Knochenmark.  Die  Milz  granröthlich ,  im  Durchschnitt 
homogen,  die  MalpighUschen  Körperehen  kaum  sichtbar ; 
dagegen  die  iutervasknlaren  Stränge  stark  hypertrophirt 
und  mit  weissen,  grossen  Blutkörperchen  angefüllt,  mit 
seltenen  rothen  Blutkörperchen  u.  Pigmentgranulationen, 
die  Milzarterien  stellenweise  von  einer  zarten  Zone  von 
Lymphkörperchen- umgeben ,  im  Milzvenenblnt  fast  nur 
weisse  Blutkörperchen,  nur  einzelne  Mikrocyten ;  die  Ge- 
fässlücken  stellenweise  erweitert,  stellenweise  sehr  ver> 
engert;  die  Leber  ähnlich  beschaffen,  das  Lakunensystem 
in  der  Peripherie  der  Acini  erweitert,  im  Centrum  ver- 
engert, mit  weissen  Blutkörperchen  erfüllt,  die  Leber- 
zellen atrophirt  und  entartet,  das  Interlobnlargewebe  nn- 
yerändert.  In  dem  Knochenmark,  besonders  des  Stemum 
und  des  Femnr,  fast  nur  grosse  weisse  Blutkörperchen, 
nur  ausnahmsweise  einzelne  Mark-  und  Riesenzellen  oder 
einzelne  rothe  kernhaltige  Zellen,  die  Markvenen  erwei- 
tert, die  benachbarten  Knochenkörperchen  in  keiner 
Weise  betheiligt ;  nirgends,  weder  in  der  Leber,  noch  in 
der  Milz  nnd  in  den  Knochen,  umschriebene  lymphatische 
Neubildungen  nachweisbar. 

Bemerkenswert}!  ist  in  beiden  Fällen  von  lienaler 
Leukämie,   dass  keine   Hyperplasie,   sondern   ein 


Schwund  der  Malpighi'schen  Körperchen  vorlag  und 
die  Hypeiplasie  auf  die  Trabekel  der  Milzpulpa  be- 
schränkt war.  Die  wesentlichen  Unterschiede  von 
dem  malignen  Lymphom  bestanden  in  dem  chroni- 
schen Verlauf,  in  dem  Mangel  heteroplastischer  Pro- 
dukte u.  den  anatomischen  Zeichen  einfacher  Hyper- 
plasie der  primitiv  erkrankten  Organe.  Der  Befund 
von  zahlreichen  weissen  Blutköi*perchen  in  den  Fäces 
ist  kein  Beweis  fOr  das  Bestehen  einer  enterischeo 
Leukämie,  sondern  nur  für  Hämorrhagien  der  Darm- 
schleimhaut. Die  Krankheitsursachen  waren  in  dem 
Falle  von  maliguem  Lymphom  unbekannt ;  im  1.  Falle 
von  lymphatischer  Leukämie  war  Malaria-InfektioD, 
im  2.  Falle  von  lienaler  Leukämie  wiederholte  Metror- 
rhagie vorausgegangen. 

Essentielle  Anämie  wurde  in  2  Fällen  beobachtet 

Bei  einem  27Jähr.  Manne,  welcher  im  13.  Lebens- 
jahre monatelang  an  Tertianfieber  gelitten  hatte,  stellten 
sich  vor  4  J.  in  Folge  einer  heftigen  Erkältung  plötzlich 
die  Erscheinungen   einer  fortschreitenden   Anämie  mit 
Polyurie  ein.    Die  Untersuchung  des  Blutes  ergab  bei 
der  Aufnahme   1500000 ,  später  sogar  nur  1  Hill,  rothe 
Blutkörperchen  in  1  Cub.-Mmtr.,  aber  nur  1 — 3  weisse 
Blutkörperchen  im  mikroskopischen  Sehfelde.     Der  Tod 
erfolgte  nach   einer  TransAision   von  Lammbint  in  die 
rechte  V.  mediana  an  Blutinfektion.  —  Die  Sektion  ergsb 
reichlich  entwickelten  Panniculus  adiposus,   Verfettiiiv 
der  Herzmusknlatur ;    die   Leber    massig  geschwollen, 
fester  als  normal,   blassgelblich;   die  Milz  beträchtlieh 
vergrössert,  mit  alter  Eapseltrübung ,  im  Durchschnitt 
an  der  Peripherie  fester,   roth,   im  Centrum  weicher^ 
stellenweise  breiig,  weinfarbig.    Das  Knochenroarit  im 
Stemum  nnd  Femur  roth,  etwas  weich,   sonst  normal, 
die  Knochentrabekel    nicht    zerstört,    in    den  übrigei 
Röhrenknochen  das  Knochenmark  schwach  röthlioh ;  die 
Lymphdrüsen  normal.  Die  mikroskopische  Untersachum 
des  Knochenmarks  wies  viele  Markzellen  nnd  sehr  zahl- 
reiche, kernhaltige  rothe  Blutkörperchen  nach ;  das  Proto- 
plasma in  den  grossem  war  entschieden  gelb,   in  dee 
mittlem  blassgelblich,  in  den  kleinem  farblos ;  der  Ken 
war  verschieden  gross,  granulirt  oder  homogen.    In  dei 
langen  Röhrenknochen  waren  die  Fettzellen  fast  ganz  ge- 
schwunden,  atrophirt,  der  Raum  zwischen  denselben  e^ 
ffiUt  mit  nengebildeten  Markzellen,  weissen  und  rothei 
kernhaltigen  Zellen,   sowie  einzelnen  Riesenzellen.    U 
der  Milz  waren  die  Malpighi'schen  Zellen  fast  ganz  ge* 
schwnnden,  in  den  centralen  erweichten  Theilen  die  Tn- 
bekel  dnrch  Anhäufung  lymphoider  Elemente  verdickt. 
Viele  Leberzellen  erschienen  granulirt  und  entartet,^  be- 
sonders im  Gentrum  der  Acini,  die  V.  centralis  war  massig 
erweitert;  rothe  kernhaltige  Zellen  undPigmentkomohen 
fehlten  hier  wie  in  der  Milz.     Die  Nieren,  welche  ver- 
grössert, fester  und  sehr  blase  erschienen,  zeigten  stark 
gewundene,    merklich  erweiterte  Tubuli  uriniferi,  die 
letztem  enthielten  meist  kein  Epithel,  sondern  körnige, 
gelbgranliche  Detritusmasse.  Diese  Veränderungen  waren 
diffus  verbreitet,  besonders  stark  in  der  Rindensubstanz; 
das  interstitielle  Gewebe  nnd  die  Bowman'sche  Kapsel 
zeigten  leichte  fibrinare  Verdickung.    Die  Nebensieren 
waren  normal. 

Eine  Pseudoleult&mie  wurde  trotz  der  bestehen- 
den Milzscliwellung  ausgeschlosaen,  da  nicht  nur  der 
chronische  Verlauf  gegen  diese  Annahme  sprach» 
sondern  auch  die  difl^e  oder  follikuläre  Hypeipl«^* 
der  Milz  und  die  heteroplastischen  Lymphome  in 
andern  Organen  fehlten  und  die  Milzschwellnng  ^^ 
durch  die  überstandene  Malaria  und  die  auch  in  ^ 
andern  Organen  nachweisbare  Btaais  erktiüen  0» 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  EQinik. 


253 


Der  3.  Fall  betraf  einen  32JShr.  Mann,  welcher  im 
12.  Lebensjahre  ebenfalls  längere  Zeit  an  Intemiittens 
BDd  im  21.  Jahre  an  Typhus  gelitten  hatte.  Vor  einem 
Jahre  traten  die  Erscheinungen  der  Anämie  ohne  be- 
bnote  Ursache  auf  und  steigerten  sich  allmälig  trotz 
tomsireBder  Behandlung  mit  Chinin  und  Eisen.  Die  Zahl 
der  rothen  BlatkSrperehen  betrog  IV2  Mill.  und  sank 
km  Tor  dem  Tode  auf  264000  herab ;  dieselben  waren 
Tenchleden  gross,  aber  nie  kernhaltig,  die  weissen  nicht 
Termehrt.  —  Die  Sekäon  ergab  auch  hier  Verfettung  des 
Henens,  der  Leber'  und  der  Nieren ;  die  Leber  war 
DMRg  TeigroBsert,  fester  als  normal ;  die  Mlla  war  fast 
Bormal  gross,  mit  vermehrtem  Stroma,  enthielt  einzelne 
keriihaltige  rothe  Blutkörperchen ;  das  Knochenmark  im 
Steronm ,  in  den  Wirbeln,  Rippen  und  im  obern  Drittel 
des  Pemnr  roth,  sonst  fiberall  gelb,  enthielt  wenige  kern- 
kttige  rothe  Blutkörperchen ;  die  Knochenbalken  waren 
Mmul. 

Das  Blut  reagirte  y  wie  auch  im  vorigen  Falle, 
lehon  kurz  nach  dem  Tode  stark  sauer  und  enthielt 
Uoe  kernhaltigen  rothen  Zeilen. 

Die  Ursache  war  in  beiden  Fällen  von  essentieller 
Ailmie  dunkel  und  hierdurch  unterscheiden  sich  die- 
Klben  wesentlich  von  der  sekundären  Anämie  mit 
Hcbweisbarer  anatomischer  UnterUge. 

Die  Ergebnisse  seiner  Arbeit  fasst  L  0  d  i  in  fol- 
genden  Schlnsssätzen  zusammen : 

Bei  der  lymphatischen  Leukämie  findet  sich: 
in  den  Lymphdrüsen  Hyperplasie  der  follikulären 
Gewebe  und  Atrophie  der  Sinus;  in  dem  Blute 
Biarige  Verminderung  der  rothen  Blutkörperchen  u. 
im  Verh&ltniss  zu  der  Drüscnschwellung  stellende 
Termehi-ung  der  weissen  Blutzellen;  in  der  Lebor 
iosammlnng  der  weissen  Blutköiperchen  u.  massige 
Erweiterung  der  Pfortadergefässe  der  Acini ;  in  dem 
Kooehenmiirk  kleine  weisse  Blutzellen  und  fort^chrei- 
tende  Verkleinerung  der  Markzellen  bis  zu  deren 
Tollstlndigem  Schwund ;  keine  Bildung  von  lymplia- 
tMehem  Gewebe  und  von  rothen  kernhaltigen  Zellen. 

Bei  der  lienalen  Leukämie  findet  sich  fast 
inner:  in  der  Milz  starke  Hyperplasie  der  Pulpa- 
ihtoge  und  fast  gänzlicher  Schwund  der  Malpiglü'- 
sehen  Körperchen ;  im  Blute  sehr  beti'ächtliche  Ver- 
oindening  der  rothen  Blutkörperchen  und  vorwie- 
Seade  Vermehrung  der  grossen  weissen  Blutzcilcn^ 
iber  keine  kernhaltigen  rothen  Zellen ;  in  der  Leber 
betrichtliche  Erweiterung  der  Pfortadei*ä8te  in  den 
Adtti  durch  weisse  Blutkörperchen ,  keine  Lym- 
phome;  in  dem  Knochenmark  gi'osse  weisse  Blut- 
körperchen; höchst  selten  Markzellen,  ohne  Ver- 
nehrangsprocess ;  sehr  selten  rothe  kernhaltige  Zel- 
len; nirgends  erschienen  die  Zellen  in  ein  Lymph- 
ge&flsnetz  eingeschlossen;  bei  der  L.  lymphatica 
md  lienalis  fanden  sich  die  weissen  Blutkörperchen 
uch  in  den  Langen  und  Nieren  abgesetzt. 

Bei  dem  malignen  Lymphom  findet  sich  in  den 
Lymphdrflsen  ein  anf  die  Follikel  beschränktes 
Moplastisches  Gewebe ,  bestehend  aus  platten  oder 
ipiDdelfftnnigen  Faserzellen,  welche  anregelmässige 
Maflchen  oder  Alveolen  mit  einzelnen  verschieden 
S^Qoen  Rundzellen  bilden ,  oder  auch  aus  welligen 
ftteibllndeln  bestehend.  Diese  Neubildung  ersetzt 
te  Gewehe  der  Follikel  und  bringt  die  Sinus  znr 


Atrophie ;  in  der  Leber  finden  sich  viele  sekundäre 
Neubildungen  von  derselben  Struktur  wie  in  den 
Drüsen;  in  dem  Knochenmark  lange  Infiltrationen 
von  weissen  Blutkörperchen,  unregelmässig  zerstreut 
in  dem  interstitiellen  Fasergewebe.  Weder  bei  dem 
malignen  Lymphom,  noch  bei  der  lymphatischen 
Leukämie  ist  die  Art  der  Uebei*tragung  der  Erkran- 
kung von  einer  Drflsengruppe  zur  andern  klar.  Der 
Befund  von  gleichai*tigen  weissen  Elementen  in  dem 
Knochenmark  wie  in  den  primären  Krankheits- 
herden ,  die  der  Grösse  der  letztern  entsprechende 
Menge  derselben  und  die  grössere  Erweiterung  der 
das  Knochenmark  umgebenden  Venen  machen  eine 
im  Knochenmark  stattfindende  Ablagerung  der  im 
Blute  cirkulirenden  weissen  Elemente  wahrscheinlicb. 
Von  der  Leukämie  unterscheidet  sich  das  maligne 
Lymphom  durch  seinen  rapiden  Verlauf,  das  neo- 
plasiische Gewebe  und  die  Gegenwart  sekundärer 
heteroplastischer  Produkte,  von  dem  primären  Drit- 
sensai'kom  durch  seine  Beschränkung  auf  die  Lymph- 
follikel,  das  Freibleiben  der  Nachbarorgane  und  das 
Ueberwiegen  der  Grundsubstanz  über  die  zelligen 
Elemente  mit  Neigung  zu  fibröser  Gewebsbildung. 

Bei  der  essentiellen  Anämie  zeigte  sich :  Fett- 
entartung des  Herzens ,  der  Leber ,  der  Nieren  und 
interstitielle  fibröse  Hyperplasie  dieser  Organe  und 
der  Milz.  Besonders  bemerkenswei'th  war  die  enorme 
Verminderung  der  rothen  Blutkörperchen,  welche 
nicht  durch  Zerstörung,  sondern  durch  mangelhafte 
Bildung  derselben  bedingt  war;  in  dem  Knochen- 
mark und  in  der  Milz  deutliche  Zeichen  sogen,  vica- 
riirender  Blutbereitung ;  in  dem  Knochenmark  zahl- 
reiche typische  Markzellen,  viele  rothe,  kernhaltige 
Zellen  und  einzelne  weisse  Zellen;  in  dem  Femur 
begann  die  Bildung  des  rothen  Mai'ks  im  obern 
Drittel  und  schritt  von  aussen  nach  innen  fort.  So 
sehr  auch  die  Symptome  der  essentiellen  Anämie  mit 
denen  der  sekundären  Anämie  übereinstimmen,  so 
wenig  dürfen  doch  beide  Formen  verwechselt  werden. 

(Schluss  folgt.) 

415.  Ueber  die  ohronische  stenosirende 
Entsündung  der  Kehlkopf-  und  der  Luftröh- 
ren-Schleimhaut; von  Dr.  Friedr.  Ganghof- 
n  e  r.  Mit  1  lithogr.  Tafel.  (Ztschr.  f.  Heilk.  1.  5  u. 
6.  p.  3Ö0.  1881.) 

Vf.  theilt  einen  Fall  mit,  bei  welchem  gleichzei- 
tig eine  narbige  Degeneration  der  Rachenschleim- 
haut und  Verengerung  des  Nasenrachenraums  cou- 
statirt  wurde.  Der  Kr.  starb  und  bei  der  Sektion 
fand  man,  dass  sich  die  Verdickung  und  Wulstung 
vom  Larynx  nach  der  Trachea  bis  zur  Bifurkation 
fortsetzte  und  das  Tracheairohr  verengte.  Diese 
Schleimhautverdickungen  unterwarf  Vf.  einer  genauen 
mikroskopischen  Untersuchung  und  stellt  auf  Grund 
dieser  Beobachtung  folgende  Sätze  auf. 

1)  Es  giebt  eine  Erkrankung  des  Laiynx  und 
der  Trachea ,  welche ,  mit  Verdickung  der  Schleim- 
haut und  consekutiver  Stenose  der  Luftwege  einher- 
gehend, histologisch  sich  als  ebenderselbe  chronisch- 


254 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medidniBche  Klinik. 


entzündliche  Process  darstellt,   welcher  unter  dem 
Namen  Rhinosklerom  bekannt  ist. 

2)  Diese  Laryngotrachealstenose  verläuft  unter 
dem  klinischen  Bilde  der  früher  als  Ghorditls  vocalis 
infeiior  hyperti*.  beschriebenen ,  in  neuerer  Zeit  als 
Laryngitis  chron.subchordalisoderliaryngitis  chron. 
subglottica  (M  a  c  k  e  n  z  i  e)  angeführten  Krankheits- 
form. 

3)  Diese  als  Skierom  des  Larynx  und  der  Tra- 
chea aufzufassende  Erkrankung  kann  auftreten,  ohne 
dass  bei  dem  betreffenden  Individuum  ein  Rhinoskle- 
rom mit  Veränderungen  an  der  äussern  Nase  vor- 
handen ist.  (K  n  a  a  t  h  e ,  Meran.) 

416.  UeberPneamonomykoBisundPharyn- 
gomykosis  saroinioa;  von  Cölestin  Nau- 
werk,  Assistent  d.  med.  Klinik  in  Zürich.  (Schweiz. 
Corr.-Bl.  XI.  8.  1881.) 

Nachdem  Vf.  die  bis  jetzt  in  der  Literatur  be- 
kannten Fälle  der  genannten  Erkrankungen  kurz  be- 
sprochen hat;  theilt  er  4  von  ihm  selbst  beobachtete 
Beispiele  mit. 

Die  erstem  beiden  Fälle  betreffen  zwei  Phthisi- 
ker^  von  denen  der  eine  starb;  bei  welchen  Sarcine 
in  mehr  oder  weniger  grosser  Menge  in  den  Sputis 
anfti*at;  event.  bei  der  Sektion  in  dem  Cavemen- 
inhalt  gefunden  "wurde.  Bei  dem  3.  Kr.,  welcher 
ebenfalls,  wie  die  Sektion  nachwies ,  phthisische 
Zerstörungen  und  Pleuraergüsse  hatte,  fanden  sich 
sowohl  im  Auswurf,  wie  auch  bei  der  Sektion  und 
mikroskopischen  Untersuchung  im  übrigens  ganz 
gesunden  Pharynx  massenhafte  Sarcinebildungen ; 
rechts  nahm  die  Sarcine  nach  den  Luftwegen  zu  ab 
und  war  nicht  über  die  Bronchien  2.  Ordnung  hin- 
aus zu  finden,  links  Hess  sich  Sarcine  bis  in  die  Ca- 
vemen,  doch  nur  in  spärlicher  Menge,  verfolgen.  Bei 
dem  4.  Kr. ,  ebenfalls  einem  Phthisiker,  fand  sich 
nur  vorübergehend  Sarcine  im  Auswurf,  bei  der 
Sektion  konnte  man  jedoch  nirgends  Sarcinebildun- 
gen finden. 

Die  weitern  Erörternngen  des  Vfs.  ergeben,  dass 
die  Sarcine  als  direkte  Ursache  einer  Lungenerkran- 
kung  sui  generis  noch  nicht  nachgewiesen  werden 
konnte,  dass  Sarcine  selbst  nicht  im  Stande  zu  sein 
scheint,  schon  bestehende  Krankheitszustände  zu 
beeinflussen,  dass  demnach  die  Pnenmonomycosis 
sarcinica  als  Krankheitsbegriff  aus  der  Pathologie 
zu  streichen  ist.  (K  n  a  u  t  h  e ,  Meran.) 

417.  Die  Untersuohung  des  Oesophagus 
mit  dem  Kehlkopfspiegel ;  von  Pi-of.  S  t  ö  r  k  in 
Wien.    (Wien.  med.  Wchnschi-.  XXXI.  8.   p.  25. 

1881.) 

Nachdem  Störk  einen  kurzen  Rückblick  auf 
die  bereits  vorhandenen  Mittel  zur  Untersuchung  des 
Schlundes  geworfen  und  auf  deren  Unzulänglichkeit 
hingewiesen  hat,  beschreibt  er  sein  höchst  sinnreich 
erfundenes  Instrument  zur  Betrachtung  der  Speise- 
röhre. 


Dasselbe  besteht  aus  einer  1 1  Ctmtr.  langen,  in 
9  Ringe  getheilten  metallenen  Röhre,  an  deren  hin- 
terem Theile  die  einzelnen  Glieder  leicht  und  gnt 
aneinander  passen,   während   an   der   Vorderseite 
Zwischenräume  bestehen.     Der  Zusammenhang  der 
Ringe  und  die  Beweglichkeit  der  Röhre  wird  dnrch 
seitlich  angebrachte  Chamiere  bewerkstelligt.    Um 
die  Empfindlichkeit  an  der  Gart,  cricoid.  beim  Ein- 
führen des  Instrumentes  zu  beseitigen ,  wurd  es  mit 
einer  Kautschukröhre   überzogen   und   in   dasselbe 
eine  Gummiröhre  geschoben,  welche  am  untern  Bnde 
einen  Blindsack   trägt.     Vor  dem  Einführen  wird 
der  Blindsack  mit  Luft  aufgeblasen,  so  dass  der  auf- 
geblasene Sack  aus  dem  untern  Ende  des  Oeaopha- 
goskopes  hervorschaut.     Der  Pat.  führt  beim  Ein- 
führen auf  diese  Weise  einen  Schlingakt  aus  und  das 
Instrument  passirt  die  enge  Stelle  zwischen  Wirbel- 
säule, Schild-  und  Ringknorpel  leichter  und  schmers-j 
loser ;  die  Luft  wird  darauf  ausgelassen  und  das  in-j 
nere  Rohr  wird  entfernt.    Das  Oesophagoskap  wiri-l 
dann  weiter  herab  geschoben,  der  Pat.  sitzt,  wie  bd 
der  Tracheoskopie,   auf  erhöhter  Unterlage.    Ami 
obern  Ende  des  Rohrs  ist  für  Die,  welche  mit  deoL 
Kehlkopfspiegel  nicht  umgehen  können,  unter  eineoii 
Winkel  von   45^   ein  Kehlkopfspiegel    angebraclit.i 
Der  Spiegel  muss  natürlich  vor  dem  Einführen  er-; 
wärmt  werden.    Die  Beleuchtung  geschieht  mit  denii 
Hohlspiegel ,  der  mit  der  Stimbinde  befestigt  wird, 
wie  bei  der  Laryngoskopie. 

Ausser  diesem  kurzen  Oesophagoskop ,  welcher^ 
die  Besichtigung  eines  nur  kleinen  Thelles  der  Speise-^ 
röhre  gestattet,  construirte  Störk  noch  ein  zweite^^ 
auf  denselben  Principien  beruhendes ,  mit  welcbeni^ 
man  die  ganze  Speiseröhre  beleuchten  kann.  Das* 
selbe  besteht  aus  3  in  einander  durch  einen  Hand«! 
griff  verschiebbaren  Röhren.  Die  genauere  BeJ 
Schreibung  muss  im  Original  nachgelesen  werden, 
das  auch  die  zum  Verständniss  nöthigen  Abbildoogen^ 
enthält.  (Knanthe,  Meran.) 

418.  Verband  für  Orchitis  und  Bpididy- 
mitis;  von  Dr.  Jos.  M.  Loebl  in  Wien.  (Wien. 
med.  Presse  XXH.  20.  1881.) 

Vf.  geht  von  der  Ansicht  aus,  dass  eine  Entzün- 
dung des  Hoden  oder  Nebenhoden  der  Dmckver- 
band  trotz  den  mancherlei  ihm  anhaftenden  Mängeln 
am  ehesten  zu  bekämpfen  vennag.  Zn  diesen  gehö- 
ren ,  was  zunächst  den  CoUodiumverband  betrifft, 
die  beträchtliche  Schrumpfung  desselben,  der  da- 
durch ausgeübte  unerträgliche  Druck,  sowie  das 
häufige  Abspringen  des  Collodium  an  einzelnen  Stel- 
len, in  Folge  dessen  die  Epidermis  abreisst  und 
schmerzhafte  Schrunden  entstehen.  Die  FVieke'sch^ 
Heftpflaster-Einwicklung  hsi  den  Uebelstand,  da» 
sie,  da  ein  bestimmter  Maassstab  fehlt,  oft  zu  fest 
oder  zu  locker  gemacht  wird ,  dass  ihre  Abnahnie 
durch  das  Ankleben  der  Haare  Schmerzen  veraraaeht 
und  ihre  Wirkung  mit  dem  Nachlasse  der  Geschwulst 
aufhört. 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


255 


Zar  Vermeicliuig  dieser  Uebelstände  bedient  sich 
Vf.  eines  ungefthr  10  Otmtr.  breiten,  18— 20Ctmtr. 
liDgen,  unten  offenen  und  oben  mit  einem  Zug  ver- 
lehenen  Saekes  aus  fester,  gewaschener  Leinwand, 
der  in  folgender  Weise  applicirt  wird. 

Nachdem,  analog  dem  Fr  ick  ersehen  Verfah- 
m,  mit  einem  Heftpflasterstreifen  der  Hode  so  iso- 
firt  ist,  dass  an  ihm  die  Scrotalhaut  glatt  anliegt, 
lieht  man  Ober  jenen  den  Sack,  schnürt  seinen  Zug, 
welcher  auf  den  Heftpflasterstreifen  zu  liegen  kommt, 
80  weit  zu,  dass  er  nicht  stärker  als  dieser  den  Sa- 
BeBStrang  zusammendrflckt ,  und  schliesst  den  Zug 
Bit  einem  Knoten.  Hierauf  wird  der  unter  dem 
iTefltikel  herabhängende  Theil  des  Leinwandsackes 
nit  lUen  Fingern  der  linken  Hand ,  während  die 
pr  rechten  die  Falten  ausglätten ,  anfangs  lose  und 
fum  stärker,  um  den  Verband  zu  spannen  und  den 
loden  zu  comprimiren ,  zusammengefasst  und  z wi- 
lden diesem  und  der  linken  Hand  eine  feste  Liga- 
teangel^. 

Ausser  der  Bequemlichkeit,  dass  der  herab- 
liogende  und  zusammengebundene  Theil  des  Sackes 
u  einem  Banchgfirtel  fi:drt  und  der  Hode  in  eine 
iiidhteLage  gebracht  werden  kann,  stellt  sich  noch 
ierVortiieil  heraus,  dass  die  Anwendung  von  Um- 
n  nicht  die  geringsten  Schwierigkeiten  dar- 


Femer  gleicht  die  durch  Verkleinerung  des  Ho- 
angetretene  Lockerung  des  Verbandes  eine  neue 
der  erstem  angelegte  Ligatur  leicht  aus.  Eben 
»leicht  ist  die  Abnahme  dieser  Bandage  zu  bewerk- 
iklügen,  da  es  hierzu  nur  des  Aufziehens  der  Schleife 
Zog  bedarf. 

Man  kann  auch  statt  Leinewand  Kautschuk  wäh- 

nod  damit  emen  noch  bedeutendem  Druck  aus- 

,  indessen  muss  der  Kautschuk  sehr  dann  und 

Verband  schmäler  als  der  aus  Leinewand  ange- 

sdn,  weil  sich  sonst  am  Zug  dicke  Falten 

,  die  sich  schwer  an  den  Testikel  anlegen. 

leichen  erfordert  der  Bindfaden  des  Zuges,  da- 

sich  derselbe  bequem  znsammenschnttren  lässt, 

reichliche  Einfettang.  (Pauli,  Cöln.) 

419.   Ueber   die  Dauer  des  Inoubations- 
Midiom   der   oonstitutionellen  Syphilis   und 

^<r  einige  Fälle  von  im</etoöhnUch  spätem  Auf- 
^fUn  der  Erscheinungen  dieser  Krankheit;  von 
Br.  J.  Edmund  Gttntz  in  Dresden.  (Memora- 
Bien  XXVL  7.  p.  386.  1881.) 

Gflntz   theilt  3  genau  beobachtete  Fälle  von 

Syphilis  mit,  in  denen  das  Auftreten  der  constitu- 

^Uen  Erscheinungen  ungewöhnlich  spät  nach  der 

■Medning  erfolgte,  in  denen  also  das  Incubations- 

PUnm  ein  nngewöhnlich  langes  war. 

1)  Ein  30  J.  alter  Mann,  der  früher  nicht  Byphilitisch 

Seweaen  war ,  zog  sieh  ein  einer  anbedeutenden  Ezcoria- 

Jn  gldchendes  Qeaehwfir  za ,  das ,  nnr  mittels  Reinlich- 

vad  aromatischen  Umschlägen  behandelt ,  binnen  60 

sieht  heilte.    Da  eine  syphilitische  Infelction  an- 

en  war,  wurde  speciflsche  Behandlang  angewandt, 

das  Qesehwür  binnen  wenigen  Tagen  rasch  ver- 


narbte. Am  64.  Tage  zeigte  sich  unbedentende  Empfind- 
lichlEeit  in  den  rechten  Leistendrüsen ,  die  nach  2  Tagen 
wieder  verschwand.  Keine  Spnr  von  Syphilis  war  vor- 
handen ,  der  Kr.  befand  sich  wohl  und  sah  gut  ans.  Am 
86.  Tage  trat  Schwellung  der  rechten  Leistendrasen  auf 
mit  rheumatoiden  Schmerzen  in  den  Gliedern  and  Anden- 
tnng  von  Roseola,  die  sich  in  der  Folge  als  deutlich 
syphilitisch  erwies. 

Die  leichte  Empfindlichkeit  in  den  Leistendrüsen 
der  rechten  Seite  am  64.  Tage  konnte  zu  joner  Zeit 
bei  Mangel  jeden  Syphilissymptomes  nicht  für  syplii- 
litischen  Uraprnngs  gehalten  werden ,  erlangte  aber 
nachträglich  Bedeutung  für  den  Beginn  des  Aus- 
bruches der  Syphilis,  während  der  deutliche  Aus- 
bruch erst  am  86.  Tage  erfolgte. 

2)  Ein  54  Jahre  alter  Mann  hatte  28  Tage  nach  dem 
Coitas  ein  rundes  rothes  Geschwürchen  von  der  halben 
Grösse  einer  Linse,  mit  etwas  erhabenen  Rändern  bemerkt. 
Bei  leichter  specifischer  Behandlang  war  das  Geschwarchen 
am  56.  Tage  mit  glatter ,  nicht  harter ,  etwas  vertiefter 
Narbe  geheilt.  Die  Behandlung  wnrde  aasgesetzt.  Es 
bestand  kein  Zeichen  von  Syphilis ,  der  Kr.  befand  sich 
wohl  and  sah  blühend  aus.  Am  123.  Tage  bemerkte  der 
Kr.  nach  einem  angestrengten ,  nicht  inflcirenden  Coitas 
einen  etwas  harten  nnd  empfindlichen  Lymphgefässstrang 
um  Racken  des  Penis  und  gleichzeitig  eine  bohnengrosse, 
empfindliche  Drüsenanschwellung  in  der  rechten  Leiste ; 
übrigens  fand  sich  keine  Spar  von  Syphilis,  keine  Wunde 
am  Penis  oder  an  einer  andern  Stelle,  die  alte  Narbe  war 
sparlos  verschwanden,  der  Sitz  des  frnhera  Geschwür«* 
chens  nicht  mehr  zu  erkennen.  Die  Diagnose  auf  Syphi- 
lis zu  stellen,  war  man  bei  Mangel  jeden  andern  Anhaltes 
zur  Zeit  noch  nicht  berechtigt ,  zumal  da  die  Anschwel- 
lung des  Lymphgefässes  und  der  Lymphdrüse  nach  3  T. 
wieder  beseitigt  war.  Am  131.  Tage  aber  trat  ein  gross- 
macnlöses  Syphilid  auf. 

Nachträglich  musste  der  123.  Tag  als  der  Zeit- 
punkt des  Ausbruches  der  Syphilis  betrachtet  wer- 
den ,  da  sich  durch  das  später  auftretende  Syphilid 
die  Anschwellung  des  Lymphgefässes  u.  der  Lymph- 
drüse genug  charakterisirte. 

3)  Der  38  J.  alte  Kr.  war  vor  8  J.  von  G.  an  Syphi- 
lis mit  Einreibnngen  behandelt  worden ,  war  dann  stets 
gesund  geblieben ,  hatte  sich  inzwischen  verheirathet  und 
gesunde  Kinder  gezeugt.  Am  90.  Tage  nach  dem  letzten 
Coitas  hatte  der  Kr.  Schmerzen  am  Penis  und  bemerkte 
ein  deutliches  Schankergeschwfir ,  das ,  mit  Jodoform  be- 
handelt ,  nach  7  Tagen  besser  anssah  und  Neigung  zur 
Vemarbang,  doch  eine  Andeutung  von  Härte  zeigte. 
Gleichzeitig  bestand  Empfindlichkeit  in  der  einen  Leiste 
(am  103.  Tage  nach  dem  Coitus),  übrigens  bestand  keine 
Spar  von  Syphilis.  Nach  8  Tagen  verheilte  das  Geschwür 
rasch  unter  specifischer  Behandlung  und  der  Schmerz  in 
der  Leiste  war  geschwunden ;  nach  weitem  9  Tagen  war 
die  Narbe  leicht  ezcoriirt ,  in  der  Leiste  bestand  etwas 
Schmerz,  aber  keine  Schwellung ;  Symptome  von  Syphilis 
waren  nicht  vorhanden  (120.  Tag).  Am  123.  Tage  nach 
dem  Coitus  war  die  Narbe  verhärtet ,  knorpelartig ,  am 
Körper  hatten  sich  mehrere  zerstreute  papalöse  Erhaben- 
heiten gebildet ,  welche  sich  in  den  folgenden  Tagen  als 
deutlich  syphilitischer  Natur  erwiesen ,  und  im  Laufe  der 
nächsten  Wochen  entwickelten  sich  noch  weitere  deut- 
liche Symptome  der  Syphilis. 

Der  deutliche  Ausbruch  der  Syphilis  fand  in  die- 
sem Falle  am  123.  Tage  statt;  man  könnte  viel- 
leicht den  Ausbruch  um  einige  Tage  früher  verlegen 
(120.  Tag)y  wenn  man  die  Empfindlichkeit  in  der 
Leiste  als  erstes  Symptom  betrachten  will.  Ausser- 
dem hat  dieser  Fall  noch  ein  besonderes  Interesse 


256 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


dadarch,  dass  es  sich  in  ihm  um  zweimalige  St/phüü 
handelte. 

In  diesen  Fällen  war  allerdings  eine  ganz  gering- 
fügige specifische  Behandlung  vorausgegangen ,  auf 
deren  Wirkung  man  den  spätem  Ausbruch  der  Sy- 
philis vielleicht  beziehen  kann ,  indessen  ist  hierbei 
zu  erwähnen,  dass  diese  Behandlung  nur  unbedeutend 
war ,  erst  vom  60.  und  56.  Tage  begonnen ,  im  2. 
Falle  sehr  bald  wieder  ausgesetzt  wurde  und  im  3. 
Falle  erst  am  96.  Tage  begann,  als  der  gewöhnliche 
Zeitpunkt  des  Ausbruchs  der  Syphilis  schon  über- 
schritten war.  Die  3  Fälle  können  deshalb  immer- 
hin als  unbeeinflusst  von  der  Therapie  betrachtet 
werden. 

Güntz  hat  nach  eigener  Beobachtung  24  Fälle 
verzeichnet,  in  denen  der  Termin  der  Ansteckung 
und  der  Ausbruch  der  Syphilis  unzweifelhaft  fest- 
gestellt werden  konnte.  In  diesen  Fällen  erfolgte 
der  Ausbruch  20mal  vor  und  4mal  nach  dem  72. 
Tage  (2mal  zwischen  dem  73.  und  100.  und  2mal 
nach  dem  100.  Tage),  von  der  Ansteckung  an  ge- 
rechnet. Als  Mittel  filr  den  Ausbruch  der  Syphilis, 
vom  Tage  der  Ansteckung  an  gerechnet,  würde  sich 
nach  Zusammenstellung  dieser  24  Fälle  der  6 I.Tag 
ergeben,  wenn  aber  die  von  Auspitz  (Die  Lehre 
vom  syphilit.  Contaginm.  1866.  p.  124)  angeführten 
12  Fälle  von  R  o  1 1  e  t ,  aus  denen  sich  als  Mittel  der 
52.  Tag  ergeben  hatte ,  hinzugerechnet  werden ,  er- 
giebt  sich  als  Mittel  der  56.  Tag,  was  mehr  den  Er- 
fahrungen in  der  Praxis  entspricht ,  die  einen  häu- 
figem Ansbmch  der  Syphilis  zwischen  dem  40.  nnd 
60.  Tage  ergeben. 

Ausserdem  hat  G.  noch  die  15  von  Lance- 
reaux  (Trait6  histor.  et  prat.  de  la  Syph.  1866. 
p.  64)  zusammengestellten  Fälle  von  Impfsyphilis 
mit  in  Rechnung  gezogen  nnd  23  von  B  an  ml  er 
{Ziemssen^e  Handbuch  d.  spec.  Pathol.  u.  Therapie) 
gesammelte  Fälle,  in  denen  der  Ausbrach  der  Krank- 
heit bekannt  war.  Von  diesen  im  Ganzen  74  Fäl- 
len ist  die  Syphilis  in  53  bis  mit  dem  72.  Tage  nach 
der  Ansteckung  zum  Ausbruch  gekommen,  in  21 
erst  nach  dem  72.  Tage.  In  13  Fällen  erschienen 
die  Symptome  der  Krankheit  zwischen  dem  73.  und 
100.  Tage,  von  der  Ansteckung  an  gerechnet,  in  8 
erst  nach  dem  100.  Tage.  Der  Ausbrach  erfolgte 
also  in  annähernd  Vs  aller  Fälle  nach  dem  72.  Tage, 
in  annähernd  Vs  aller  Fälle  vom  73.  bis  100.  Tage 
n.  in  annähemd  ^l^  aller  Fälle  nach  dem  100.  Tage 
(eine  Berechnung  nach  Procenten  hat  6.  mit  Recht 
unterlassen ,  weil  die  Anzahl  der  verwendeten  Fälle 
noch  nicht  100  erreicht).  Verhältnissmässig  häufig 
bricht  die  Syphilis ,  wie  sich  aus  der  Zusammenstel- 
lung dieser  74  Fälle  ergiebt,  vom  70.  bis  mit  dem 
72.  Tage  nach  der  Ansteckung  aus,  vom  73.  bis 
mit  dem  80.  Tage  trat  die  Syphilis  noch  immer  ver- 
hältnissmässig häufig,  jedoch  der  vorhergehenden 
Periode  gegenüber  schon  auffälUg  seltner  auf. 

Dieses  Verhalten  spricht  einigermaassen  für  die 
Bedeutung,  welche  man  dem  Zeiträume  in  der  Nähe 
des  72.  Tages  für  den  Ausbruch  der  Syphilis  bei- 


gelegt hat.  Wenn  von  der  Ansteckung  an  geredmet 
und  nach  inzwischen  erfolgter  Verheilnng  des  Schan- 
kers (Initialgeschwürs)  bis  zum  72.  Tage  kein 
irgendwie  durch  Symptome  begründeter  wdterer 
Verdacht  einer  etwa  ausbrechenden  Syphilis  vorhan- 
den ist ,  kann  man  es  als  annähemd  sicher  betrach- 
ten, dass  Syphilis  nicht  weiter  und  später  nachfolget 
wird ,  absolute  Sicherheit  in  Hinsicht  der  Prognose 
giebt  indessen  der  72.  Tag  nicht.  Bei  vollständigen 
Mangel  von  Syphilissymptomen  nnd  bei  gleichzeitig 
blühendem  Aussehen  des  Individuum  kann  man  schon 
vor  dem  72.  Tage  annähernd  voraussagen,  dass  da 
vorher  mit  Schanker  Behaftete  von  Syphilis  versehoni 
bleiben  werde.  Andererseits  sind  in  den  Fällen,  ii 
denen  die  Syphilis  erst  nach  dem  72.  Tage  zno 
Ausbruche  kommt,  immer  schon  mehr  oder  wenigei 
deutliche  Andeutungen  als  Vorläufer  vorhanden 
welche  sich  auf  die  Symptome  einer  in  der  E|itwick( 
lung  begriffenen  Syphilis  beziehen  und  im  Falle  ein«! 
ungewöhnlich  spät  erfolgten  Ausbruchs  von  Allg» 
meinsymptomen  zwingen,  den  eigentlichen  Begim 
des  Ausbruchs  auf  einen  frühern  Zeitpunkt  zu  ver 
legen.  Man  wird  mit  dem  72.  Tage,  wie  ttberhaQ|l 
mit  einem  einzelnen  Tage  an  und  für  sich,  nicht  euu 
so  scharfe  Grenze  ziehen  dürfen ,  sondern  immer  di 
besondem  Umstände  des  einzelnen  Falles  berflck 
sichtigen  müssen. 

Als  kürzeste  Zeit,  binnen  welcher  Syphilis  nad 
der  Ansteckung  eifolgte,  ist  12  Tage  anzunehmen 
wie  diess  in  2  Fällen  von  Giber t  und  von  Caz<^ 
nave  der  Fall  war;  Güntz  selbst  beobachtete  d« 
Ausbruch  der  Syphilis  in  einem  Falle  ebenfalls  t| 
12.  Tage  nach  der  Ansteckung  unter  Flebererschej 
nungen,  in  einem  andern  am  15.  Tage.  Die  längst 
zwischen  Ansteckung  und  Ausbruch  der  Symptoa 
verflossene  Zeit  wird  in  einem  Falle  von  R in  ecke 
erwähnt,  in  dem  der  Ausbruch  am  159.  Tage  ei 
folgte.  (W^alter  Berger.) 

420.  Veränderungen  an  den  Lymphdrfl 
Ben  bei  hartem  und  weichem  Sohanker;  ^ 
Obraszow.     (Petersb.  med.  Wchnschr.  VI.  3C 

1881.) 

Die  Untersuchungen,  deren  Ergebniss  0.  mü 
theilt,  wurden  im  pathol.-anatom.  Gabinet  desPrd 
N.  P.  Iwanowsky  angestellt. 

I.  Veränderungen  an  den  Lymphdrüsen  bi 
primärer  syphilitischer  Sklerose : 

1)  Die  Drttsenkapsel  und  die  von  dei'selben  anfl 
gehenden  trabekelartigen  Fasern  zeigen  eine  stark* 
Entwickelung ,  in  der  Gortikalsubstanz ,  besonder 
aber  in  der  Medullarsubstanz  der  Drüse. 

2)  Das  zarte  retikuläre  Gewebe  der  Drfls 
bietet  ebenfalls  eine  erhebliche  Verdickung  seine 
Fasern  dar,  wobei  die  Kerne  der  Endothelsellei 
und  die  Zellen  selbst  vergrössert  erscheinen. 

3)  Die  Lymphkörperchen  erfüllen  reichlich  dl* 
Follikel  der  Drüse,  sowie  auch  die  LymphsisQ 
und  bedecken  ziemlich  ^icht  jede  Trabekel.    Nebei 


V.     Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


257 


normal  grossen  Zellen  finden  sich  nicht  wenige  ver- 
grosserte,  2 — 3  Kerne  enthaltende  Zellen,  sowie 
diirchgeheDd  granalirte  Zellen  ohne  sichtbaren  Kern. 
Diese  aufgequollenen  Zellen  liegen  grösstentheils  in 
den  Lymphsinas  nnd  Trabekeln. 

4)  Die  Wände  der  Blutgefässe  in  den  Lymph- 
drüsen ei'scheinen  verdickt ;  die  die  Innenfläche  der 
Intima  aaskleidenden  Endothelzellen  sind  in  ihrem 
Umfange  vergrössert  und  verengen  die  Gefässe,  in- 
dem sie  in  das  Lumen  deraelben  hineinragen. 

5)  In  den  Lymphdrüsen  und  GefUssen  der  Drü- 
sen finden  sich  meist  in  Gruppen  oder  Kolonien  lie- 
gende feinkörnige  Bakterien  (Kugelbakterien  [C  ohn] 
oder  MHa-okokken  [B  i  1 1  r  o  t  h]). 

II.  Die  Veränderungen  der  Lymphdrüsen  beim 
i'leu8  tnolle  lassen  sich  vor  Allem  zurückführen : 

1)  Auf  eine  Hyperplasie  der  Lymphzellen  mit 
aar  deutlich  ausgesprochener  Anschwellung  und 
körniger  Beschaffenheit  derselben. 

2)  Die  Blntgefässe  zeigen  stark  ausgeprägte 
Hyperämie  nnd  Infiltration  ihrer  Wandungen  mit 
farblosen  Blutkörperchen;  an  den  in  das  Gefäss- 
hmen  hineinragenden  Endothelzellen  ist  unzweifel- 
kfte  Anschwellung  nnd  körnige  Degeneration  zu 
erkennen. 

3)  Das   die   Gmndlage   der  Follikel   bildende 


retikuläre  Gewebe,  sowie  das  fibröse  Gewebe  der 
Trabekeln  bieten  keinerlei  Veränderungen  dai*. 

4)  In  schankrösen  Lymphdrüsen  kommen  ebenso 
wie  auch  in  den  syphilitischen  feinkörnige  Parasiten 
vor  (Mikrokokken ;  Billroth).  Sie  liegen  aber 
nicht  ausschliesslich  in  Gruppen,  sondern  finden  sich 
auch  zerstreut  zwischen  den  Lymphzellen  und  in 
denselben,  wodurch  auch  die  Anschwellung  der  letz- 
teren bedingt  wird.  (J.  Edm.  Güntz.) 

421.  Zar  Statistik  der  Schanker  der  Va- 
gina und  der  Vaginal-Portion ;  von  Dr.  Leo- 
pold  Glück.     (Wien.   med.  Presse  XXU.   32. 

1881.) 

Die  Zahlen,  welche  dem  Vf.  zur  Vei*ftlgung 
standen,  sind  ihm  vom  Pi'imarius  des  St.  Lazarus- 
Hospitals  für  Syphilis  zu  Krakau,  Dr.  Zarewicz, 
zur  Veröfifentiichung  überlassen  worden.  Die  Be- 
obachtungen erstrecken  sich  auf  einen  Zeitraum  von 
6  Jahren,  von  1873  bis  einschliesslich  1878.  Bei 
368  Weibern  wurden  im  Ganzen  540  Schanker  be- 
handelt; es  waren  235  Frauen  mit  393  weichen 
und  133  mit  147  harten  Schankern  behaftet. 

Nachstehende  Tabelle  giebt  eine  Uebersicht  des 
Sitzes  der  einzelnen  Schankerai*ten,  wie  sie  im  St.  La- 
zarus-Hospital in  Krakau  am  weiblichen  Geschlecht 
beobachtet  wurden. 


UIcera  moUia 
Uleera  dora  . 


Commi-     Labia     Labia  Garanc. 

snra  inf.      maj.       min.  myrt. 

.     .     .     83             67             94  21 

...     19  _^    56 36  --  _ 

Summa  102  ~~  113           130  21 


Introit.  Vagina  Portio    Urethra 

vagin.  vagin.  nt. 

44             4  6  7 

2             2  4  5 


Anus     Mammae 


37 

4 


8 


46 


6 


10 


12 


41 


8 


Hieraus  geht  hervor,  dass,  gegenüber  manchen 
indem  Ansichten  oder  Beobachtungen ,  die  Schan- 
ker der  Vagina  und  Vaginalportion  im  Ganzen 
selten  waren ;  die  weichen  Schanker  wieder  waren 


seltener  als  die  harten ,    die  Schanker  der  Vagina 
seltener  als  die  der  Vaginalportiqn. 

(J.  Edm.  GUntz.) 


V.     Gynäkologie  und  Pädiatrik. 


422.  Hamröhrendivertikel  bei  einer  Frau; 
von  Duplay.     (Gaz.  des  Hop.  92.  p.  730—31. 

1880.) 

Bei  der  betr.  Kr.  hat  sich  in  der  vordem  Hälfte 
der  üretlira  seit  7  J.  unter  Begleitung  von  Schmer- 
zen nach  dem  Uriniren  eine  Geschwulst  entwickelt ; 
boren  die  Schmerzen  auf,  so  flacht  sich  die  Ge- 
sehwulst ab.  Es  treten  dann  2 — 3  Tage  andauernde 
Fieberbewegnngen  auf. 

Die  schlaffe  Geschwulst  sitzt  in  der  vordem 
Vagiualwand ;  sie  ist  fluktuirend  und  besitzt  eine 
Öeffnung  in  die  Urethi-a.  Nach  Erweiterung  der 
Oeffnong  mit  einer  gekrümmten  Sonde  entleert  sich 
Eiter  und  Urin. 

Bei  dieser  bei  Frauen  ausserordentlich  seltenen 
Afektion  ist  es  nach  D.  nur  nöthig,  eine  Öeffnung 
^  die  Vagina  anzulegen,  worauf  unter  Suppuration 
te  Sack  obliterirt.  (0  s  t  e  r  1  o  h.) 

Hed.  Jahrbb.  Bd.  191.  Ilft.3. 


423.  Die  Beziehungen  zwisohen  Affektio- 
nen  des  Uterus  und  der  Leber ;  von  A.  II.  F. 
Camerou.    (Med.  Tim.  and  Gaz.  July  31.  1880.) 

Oongestion  zum  Uterus  ist  in  Fällen,  in  denen 
es  sich  nicht  um  Folgen  von  Schwangerschaft,  Ge- 
burt und  Wochenbett  handelt,  häufig  bedingt  durch 
Leberstörungen.  Prof.  Churchill  giebt  an,  dass 
bei  chron.  Entzündungen  des  Uterus  gewöhnlich 
Störungen  in  den  Verdauungswegen  vorhanden  seien, 
die  häufig  den  Uterus  als  primär  erkrankt  erschei- 
nen lassen.  Von  einer  Abhängigkeit  der  uteri- 
nen  Congestion  von  Lebererkrankung  aber  spricht 
er  nicht.  Nur  Dr.  Ayre  hat  auf  einen  Zusammen- 
hang zwischen  Leber-  und  Uterinaffektion  hinge- 
wiesen. Als  Beweis  für  das  Vorkommen  derselben 
fahrt  Vf.  folgende  2  Fälle  an. 

1)  Ein  lOjähr.  Mädchen  erkrankte  häufig  mit  biUösen 
Symptomen,  die  nach  Gebrauch  einfacher  Mittel  ver- 
schwanden.    Ein  Anfall  von  Hepatitis  mit  hartnäckigem 

33 


258 


V.     Gynäkologie  u.  I^ldiatrik. 


Erbrechen  nnd  Ikterus  endete  mit  Eintritt  der  Menses. 
Seitdem  hat  sich  bei  regehnässiger  Menstruation  der  Ge- 
snndheitsznstand  erheblich  gebessert  und  nur  sehr  geringe 
Anfälle  erinnern  an  die  frühern  schwereren  Störungen. 

2)  Eine  Frau  in  den  20er  Jahren  litt  häufig  bei  der 
Menstruation  an  hartnäckigem  Erbrechen;  in  früherer 
Zeit  waren  heftige  Menorrhagien  durch  Ergotin  beseitigt 
worden.  Plötzlich  begannen  Schmerzen  in  beiden  Hypo- 
chondrien und  gichtische  Schmerzen  in  den  Zehen.  Die 
Leber  fand  sich  vergrössert  und  gegen  Druck  empfind- 
lich. Mit  Beseitigung  der  letztgenannten  Störungen  hörte 
auch  das  Erbrechen  zur  Zeit  der  Menstruation  auf. 

(Osterloh.) 

424.  Beitrag  zur  Therapie  der  Dysmenor- 
rhöe; von  Dr.  Jos.  M.  Loebl  in  Wien.  (Wien, 
med.  Presse  XXII.  28.  1881.) 

Eine  seit  8  J.  verheirathete,  aber  kinderlos  ge- 
bliebene 34jähr.  Frau  hatte  seit  ihrem  15.  Lebens- 
jahre an  beträchtlichen  Beschwerden  bei  der  Men- 
struation gelitten.  Ausser  schmerzstillenden  Tropfen, 
Umsehlägen  u.  s.  w,  wurde  für  dieses  Leiden  nichts 
gethan.  Erst  später,  als  sich  ernstliche  Symptome 
einstellten  nnd  ein  nervöser  Zustand  hierdurch  her- 
beigeführt wurde,  ferner  da  auch  Unfruchtbarkeit 
constatirt  werden  musste,  suchte  Pat.  bei  Prof. 
Chrobak  Hülfe,  welcher  nach  Untersuchung  mit 
der  Sonde  zur  Vornahme  der  Discision  rieth.  Die 
Einführung  der  Sonde  machte  heftige  Schmerzen 
von  der  Art,  wie  sie  Pat.  bei  jeder  Menstruation 
empfand.  Aus  verschiedenen  Gründen  wurde  aber 
die  Operation  unterlassen  und  Pat.  reiste  ab.  Nach 
3  Mon.  machte  sie  dem  Vf.  die  Mittheilung,  dass  die 
Menstruation  ohne  Schmerzen  verlaufe  und  auch 
nach  8  Mon.  waren  dysmenorrhoische  Erscheinun- 
gen nicht  wieder  aufgetreten.  Auf  die  Sterilität 
war  bisher  ein  Einfluss  nicht  bemerkbar.  Auffallend 
und  zu  weiteren  Versuchen  anregend  ist  es  immer, 
dass  in  diesem  Falle,  wo  die  Menstruationsbeschwer- 
den, und  zwar  in  so  hohem  Grade,  19  Jahre  ohne 
Unterbrechung  bestanden  hatten,  durch  eine  ein- 
malige Sondirnng  des  Uterus  Heilung  erfolgte. 

(Höhne.) 

425.  Ueber  Fälle,  in  denen  Anteversions- 
Soheidenpessarien  die  Symptome  massigen; 
von  G.  ErnestHerman.  (Obstetr.  Journ.  VIII. 
p.  277.  399.  [Nr.  87.  88.]  May,  June  1880.) 

Vf.  verbreitet  sich  hier  über  die  Fälle,  in  denen 
eine  Nachgiebigkeit  des  vordem  Theiles  des  Becken- 
bodens zuweilen  Anteversion,  öfter  Cystocele  und 
gelegentlich  beide  hervorruft.  Hier  haben  Pessa- 
rien  stets  grossen  Erfolg  gegen  die  Anteversion  auf- 
zuweisen. Die  Symptome  in  diesen  Fällen  sind, 
gleichviel  ob  Anteversion  oder  Cystocele  besteht, 
eine  Reizbarkeit  der  Blase  und  ein  Gefühl  von  Ab- 
wärtsdrängen. Beide  Erscheinungen  massigen  sich 
in  der  Rückenlage.  Alle  sonst  aufgefQhrten  Sym- 
ptome hängen  von  andern  Zuständen  ab,  welche 
auch  nicht  in  gleichem  Maasse  durch  Anteversions- 
Pessarien  Abhülfe  erfahren.  Dagegen  lässt  sich, 
wenn  die  erwähnten  Symptome  vorliegen  und  die 
^Nachgiebigkeit    der  vordem  Hälfte   des  Becken- 


bodens die  einzige  Störung  ist,  an  der  die  be- 
treffende Frau  leidet,  sichere  Hülfe  durch  ein  pas- 
sendes Pessar  voraussagen.  Dabei  macht  Vf.  darauf 
aufmerksam,  dass  ein  geringer  Grad  von  Antever- 
sion normal  ist  (dann  soll  die  Verlängemngslniie 
des  Uterus  nach  oben  den  Nabel,  nach  unten  das 
Steissbein  treffen),  dass  aber  höhere  Grade  entschie- 
den pathologisch  sind,  obwohl  sich  eine  sichere 
Grenze  nicht  ziehen  lässt.  Letztere  ist  auch  nicht 
nöthig,  da  nicht  der  Grad  der  Anteversion,  sondern 
der  Grad  der  Nachgiebigkeit  des  vordem  Becken- 
bodens die  Schwere  der  Symptome  bedingt  Die 
Form  der  Anteversions  -  Scheidenpessarien  ist  sehr 
verschieden  (der  Katalog  von  Erohne  nnd  Sese- 
mann  führt  allein  19  auf). 

Die  Form,  welche  das  wesentliche  Princip  auf 
die  einfachste  Weise  darstellt ,  ist  das  Pessar  von 
Hitchcock.  Es  besteht  aus  einem  ovalen  Rah- 
men mit  einem  Querbügel;  die  lange  Achse  des 
Ovals  entspricht  der  der  Vagina,  der  Qnerbflgel 
drückt  die  vordere  Vaginalwand  nach  oben.  Am 
meisten  gebraucht  sind  die  Wiegenpessarien  von 
Graily  Hewitt  und  Murray's  Modifikation  von 
Thomas*  Anteversionspessar ;  auch  Galabin's 
Pessar  fand  Vf.  in  einigen  Fällen  nützlich.  Es  ist 
nicht  ganz  klar,  waram  in  dem  einen  Falle  das  eine 
Pessar  nützt,  während  ein  anderes,  das  eben  so 
zweckmässig  erscheint,  nicht  vertragen  wird.  Aber 
auch  die  H od ge 'sehen  Pessarien  gegen  Antever- 
sion können  sehr  gute  Dienste  leisten,  und  zwar  in 
den  Fällen,  wo  eine  Nachgiebigkeit  des  vordem 
Beckenbodens  bei  Frauen  eingetreten  ist,  die  keine 
Kinder  geboren  haben  nnd  deren  Vagina  also  eng 
ist.  Wird  durch  ein  Hodge'sches  Pessar  der  Grad 
der  Anteversion  gesteigert,  worauf  schon  Emmet 
aufmerksam  machte  (Principles  and  Practice  of 
Gynäkology.  1.  Edit.  p.  309),  so  wird  doch  da- 
durch Abhülfe  geschaffen,  weil  das  Collum  uteri  von 
dem  Beckenboden  abgehoben  wird.  Dass  in  leich- 
ten Fällen  von  Anteversion,  besonders  in  akut  ent- 
standnen,  ein  Pessarium  nicht  sofort  nothwendig  ist, 
sondern  dass  hier,  besonders  wenn  das  Leiden 
durch  eine  üeberanstrengung  plötzlich  entstanden 
ist,  durch  mehrtägige  Ruhe  und  adstringirende  In- 
jektionen Heilung  erzielt  werden  kann,  betont  Vf. 
noch  besonders.  (K  o  r  m  a  n  n.) 

426.  Ueber  Cervikalriase  und  ihre  Be- 
handlung; von  Dr.  G.  H.  Balleray  (New  York 
med.  Record.  XVIÜ.  24  ;  Dec.  1 880)  nnd  G  a  i  1 1  a  r d 
Thomas  (Ibid.  15;0ct.). 

Balleray  macht  darauf  aufmerksam,  dass, 
während  alte  Verletzungen  der  Cerva  die  Hystero- 
trachelorrhaphie  benöthigen ,  frisch  entstandene  bd 
ruhiger  Bettlage  und  täglich  3mal  wiederholten  Aus- 
spülungen mit  warmem  Wasser  in  die  Vagina  heilen. 
Es  ist  stets  nothwendig,  genau  auf  das  Vorhanden- 
sein eines  Risses  zu  untersuchen,  ehe  man  einer 
Wöchnerin  das  Aufstehn  gestattet,  da  ein  Riss  ein 
längeres  Verweilen  im  Bett  fordert. 


V.     Gynäkologie  u«  Pädiatrik. 


259 


Als  Beweis  fllr  seine  Ansicht  erw&hnt  B.  unter 
andern  den  Fall  einer  Erstgebärenden,  welche  mit- 
tels der  Zange  entbanden  worden  war  und  dabei 
One  4fache  Zenreissung  der  Cervix  und  eine  Ruptur 
des  Perinäam  erlitten  hatte.  Letztere  wurde  2  Tage 
Bseh  der  Entbindung  durch  die  Naht  vereinigt  und 
heilte  vollständig;  erstere  waren  3  Wochen  nach 
der  Entbindung  bei  oben  erwähnter  Behandlung  ge- 
lieUl 

Prof.  Thomas  bespricht  die  Folgen  ausge- 
ddmier  Cervikcdrisse. 

Eine  32  J.  alte  Frau,  die  Imal  abortirt  und 
3quJ  aasgetragene  Kinder  geboren  hatte,  litt  seit 
der  Gebart  des  letzten  vor  4  J.  an  Leib-  und  Hüft- 
Bchmerzen,  Kopfschmerzen,  Ovarialschmerzen,  8  T. 
lor  Eintritt  der  stets  profusen  Menstruation,  und 
noor  albus.  Von  einem  tiefen  Cervikalriss  durch 
die  Trachelorrhaphie  hergestellt,  behielt  die  Fat. 
die  gleichen  Beschwerden,  die  Th.  von  einer  chron. 
Owiitis  bedingt  fand,  die  nach  seiner  Meinung  die 
Folge  der  Gervikalverletzung  gewesen  war.  In 
denurtigen  Fällen  beseitigt  die  erwähnte  Operation 
die  Krankheitserscheinungen  nicht  immer,  aber  trotz- 
dem ist  sie  indicirt.  Bleibt  sie  erfolglos,  so  wird 
eine  specielle  Behandlung  der  Ovariitis  nöthig,  die 
Ib  Schonung,  Stärkung  und  Luftveränderung  u.  lokal 
in  Jodapplikation  und  Elektricität  zu  bestehen  hat. 

Eine  andere  Folge  von  nicht  verheilten  Cervi- 
Urissen  ist  Neigung  zu  Abortus,  namentlich  bei 
itiiker  Eversion  der  MuttermuifQslippen.  Natfli^- 
fieh  ist  auch  hierbei  zunächst  die  Operation  indicirt, 
ae  beseitigt  aber  nicht  immer  die  Neigung  zum 
Abortiren,  weil  noch  andere  Ursachen  zum  Abortus 
vorhanden  sein  können.  (0  s  t  e  r  1  o  h.) 

427.  Spontaner  Abgang  einer  Plaoenta 
pnevia;  von  Dr.  Robert  Lucas.  (Edinb.  med. 
Joum.  XXVL  p.  433.  [Nr.  305.]  Nov.  1880.) 

Am  31.  Juli  1880  fand  L.  bei  einer  4mal  leicht 
eDttmndenen  Frau,  bei  der  während  des  8.  und 
9.  Schwangerschaftsmonats  Blut  abgegangen  war, 
diB  Orif.  ext.  so  offen ,  dass  die  Fingerspitze  ein- 
dringen und  bis  zu  der  schwammigen  Placenta  ge- 
Itogen  konnte.  Er  Hess  ruhige  Bettlage  bis  gegen 
Ende  der  Gravidität  einhalten ,  wobei  nur  ein  ge- 
linger  wässerig-blutiger  Abgang  stattfand.  Am  Mor> 
S^  des  8.  Aug.  herbeigerufen,  erfuhr  L.,  dass  in 
der  Nacht  heftige  Wehen  mit  geringem  Blutabgang 
begonnen  hatten,  dann  war  bei  Verlassen  des  Bettes 
dis  Fruchtwasser  abgeflossen  und  gleichzeitig  aus 
der  Vagina  eine  Masse  herausgetreten,  die  L.  sofort 
ib  die  Placenta  erkannte.  Von  da  bis  zu  der  2  Std. 
9&ter  erfolgenden  Geburt  des  frisch  abgestorbenen, 
^  alisgetragenen  Mädchens  fand  keine  Blutung 
statt.  Der  Verlauf  des  Wochenbettes  war  ungestört. 

(Osterloh.) 

428.  Akuter  Hydramnios ;  von  Dr.  Alfred 
H-M^Clintock.  (Obstetr.  Journ.  VIII.  p.  623 
Ä631.  [Nr.  192.]  Oct.  1880.) 


Im  Fr&hUngr  1878  consaltirte  eine  Frau  M' Ol.,  die 
Ihre  ersten  beiden  Kinder  ausgetragen  hatte,  während  7 
weitere  vorzeitig,  todt,  mehr  oder  weniger  zersetzt  bei 
beträchtlicher  Menge  des  Liqa.  amnii  geboren  worden 
waren.  Im  Jali  erwartete  sie  die  Geburt  des  10.  Kindes. 
Im  Mai  rapide  Zunahme  des  Leibumfanges,  verbunden 
mit  Schlaflosigkeit,  Herzklopfen,  Kopfschmerz,  fliegender 
Hitze  nnd  Leibschmerz.  Am  1.  Juni  Geburt  eines  klei- 
nen, todten,  zersetzten  Knaben ;  enorme  Menge  Frucht- 
wasser. Wegen  Blutung  manuelle  Entfernung  der  öde- 
matösen,  blassen  Placenta.  Verlauf  des  Wochenbettes 
ungestört. 

Dieselbe  Frau  concipirte  im  Mai  1879.  Ein  Ver- 
such ,  durch  Bromkalium  und  Eisen  die  Erkrankung  zu 
verhüten,  missglückte,  weil  diese  Mittel  nicht  vertragen 
warden.  Anfang  December  rapide  Vergrösserung  des 
Leibes  anter  den  schon  erwähnten  Erscheinungen.  Am 
28.  Dec.  Gebart  eines  todten  macerirten  Kindes  in  Fuss- 
lage ;  mehrere  Liter  Fruchtwasser ;  sehr  grosse  Placenta 
spontan  ausgetrieben.    Ungestörtes  Wochenbett. 

Die  3.  Beobachtung  betrifft  eine  Frau,  deren  1.  Kind 
2  oder  8  Tage  vor  der  Geburt  gestorben  war,  das  2.  und 
3.  wurden  aasgetragen,  das  4.  sohwäohliche  starb,  3  Tage 
alt,  an  Ikterus;  das  5.,  einige  Tage  vor  der  Geburt  ge- 
storben, war  nicht  ausgetragen  bei  Hydramnios.  Ebenso 
das  sechste.  Hieran  schloss  sich  ein  Uterinkatarrh,  nach 
dessen  Beseitigung  die  7.  Schwangerschaft  eintrat.  Brom- 
kalium und  Eisen  wurden  nicht  vertragen.  Im  6.  Mon. 
rapide  Zunahme  des  Leibumfanges  unter  gleichen  Sym- 
ptomen wie  im  1.  Falle  and  Oedem  der  Füsse.  Geburt 
von  macerirten  Bwillingen,  2  grosse  weiche  Placenteu, 
sehr  viel  Fruchtwasser  mit  jedem  Kinde. 

Aus  den  weitern  Bemerkungen  zu  diesen  Ge- 
bnrtsgeschichten ,  welche  für  den  beschäftigten  Ge  - 
bortsheifer  nur  Bekanntes  bestätigen ,  ist  blos  her- 
vorzuheben, dass  M^Clintock  jeden  Verdacht  auf 
Syphilis  von  der  Hand  weist,  der  in  den  mitgetlieil- 
ten  Fällen  wohl  berechtigt  erscheinen  könnte.  Ferner 
hebt  er  die  schon  früher  von  ihm  gefundene  That- 
sache  der  grossen  Gefahr  des  Hydramnios  für  das 
Leben  des  Fötus  hervor.  (Osterloh.) 

429.  Wiederholte  Fehlgeburt  mit  Abgang 
von  einer  einem  Abguas  der  Dterinhöhle  gleichen- 
den Masse;  von  Dr.  F.  Sydney  Smith.  (Brit. 
med.  Joui-n.  Nov.  27.  1880.  p.  845.) 

In  dieser  brieflichen  Mittheilnng  berichtet  8., 
dass  er  bei  einer  34jähr.  Mehrgebärenden  Ende  des 
7.  Monats  einen  schon  seit  4 — 5  Tagen  abgestor- 
benen Fötus  in  Steisslage  extrahirt  habe ,  bei  dem 
die  Eihäute  trocken  und  derb  waren  und  das  Frucht- 
wasser fast  vollständig  fehlte.  Die  Placenta  wurde 
manuell  entfernt.  Keine  Blutung;  36  Std.  n.  d. 
Entb.  erfolgte  die  Ausstossung  einer  lederartigen 
Masse  von  der  Gestalt  der  Uterinhöhle  ohne  Blut- 
abgang. 

Die  Pat.  hatte  vor  11  und  8  7s  Jahren  am  nor- 
malen Schwangerschaftsende  geboren ,  dann  aber 
mehrfache  Fehlgebui*ten  erlitten ,  3mal  ohne^  5mal 
mit  Ausstossung  gleicher  Massen  24  Std.  bis  4  Tage 
nach  der  Entb.  von  ö^/a — 7VjMon.  alten  Früchten. 

Da  eine  mikroskopische  Untersuchung  des  Aus- 
gestossenen  nicht  vorgenommen  wurde ,  bleibt  nur 
die  Muthmaassung,  dass  es  sich  dabei  am  die  Decidua 
mit  alten  Blutextravasaten  handelte.     Einen  Grund 


260 


V.     Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


für  das  Absterben  der  Fötus  zu  der  angegebenen 
Zelt  der  Schwangerschaft  konnte  S.  nicht  ermitteln. 

(Osterloh.) 

430.  Gkmgrän  der  Vagina  und  des  Uterus 
durch  Druck  bei  der  Geburt  mit  nachfolgender 
Metro  -  Peritonitis ,  Tod ;  von  Dr.  E.  D  e  s  t  r  ^  e. 
(Presse  m6d.  XXXIII.  28.  1881.) 

Eine  in  der  Geburt  stehende  Frau  [wie  alt  dieselbe 
war  und  ob  sie  schon  früher  geboren  hatte,  ist  nicht  er- 
wähnt] wnrde  am  12.  März  in  der  Entbindungsanstalt  zu 
Brüssel  aufgenommen.  Obgleich  das  Wasser  schon  ab- 
gegangen war,  verzögerte  sich  die  Geburt  bis  zum 
15.  März.  Ursache  dieser  Verzögerung  war  das  Vor- 
handensein einer  hochgradigen  Beckenenge  (Conjugata 
vera  8  Centimeter).  Drei  Tage  nach  der  Entbindung 
wurde  die  Frau  in  das  Ilospital  Saint-Jean  gebracht.  Sie 
hatte  seit  der  Geburt  fortwährend  Schmerzen  empfunden. 
Das  Gesicht  war  bleich  und  oft  trat  ein  starker  Schweiss 
auf.  Cirkulations-  und  Kespirationsorgane  normal.  Ap- 
petitlosigkeit und  seit  einigen  Tagen  Durchfall.  Der 
Unterleib  war  sehr  umfangreich  und  bei  Druck  besonders 
in  der  Gegend  der  rechten  Fossa  iliaca  schmerzhaft. 
Hier  war  auch  ein  Tumor  zu  fühlen,  welcher  dem  rechten 
Ovarinm  entsprach.  Die  Untersuchung  der  Geschlechts- 
organe ergab  sehr  ausgedehnten  Brand  der  Vagina.  Trotz 
der  sorgfaltigsten  Behandlung  verschlimmerte  sich  der 
Zustand.  Am  20.  März  war  die  Geschwulst  des  Unter- 
leibes stärker  geworden  und  reichte  bis  an  den  Nabel. 
Unfreiwillige  dünne  Stühle ;  Delirium.  «  Unter  Zunahme 
der  erwähnten  Symptome  während  der  nächsten  Tage  er- 
folgte am  25.  der  Tod. 

Bei  der  Sektion  zeigte  sich  das  Gehirn  sehr  blut- 
reich. Die  Basis  der  linken  Lunge  war  stark  ödematös 
und  enthielt  mehrfach  brandige  Herde,  eben  solche  be- 
standen auch  im  obern  Lappen,  wo  zu  gleicher  Zeit  pneu- 
monische Infiltrationen  zu  erkennen  waren.  Die  rechte 
Lunge  zeigte  ungefähr  denselben  Befund,  nur  war  hier 
der  mittlere  Lappen  frei  geblieben.  Der  Unterleib  war 
mit  stinkenden,  beim  Einschneiden  entweichenden  Gasen 
angefüllt  u.  zeigte  in  den  tiefem  Theilen  eine  bedeutende 
Ansammlung  von  grünlichem  Eiter.  Der  Tumor  der 
rechten  Seite  bestand  aus  dem  nach  rechts  liegenden 
Uterus  und  dem  rechten  Ovarium.  Das  Collum  zeigte 
nach  der  Peritonäalhöhle  hin  eine  breite  Perforation. 
Die  Wand  der  Harnblase  war  nicht  perforirt,  aber  eben- 
falls brandig.  Die  Uterus-Innenfläche  erschien  sehr  un- 
eben in  Folge  vieler  buckelartiger  Erhebungen  mit 
schmutzig  grünem  Ueberzuge,  welche  beim  Einschneiden 
eine  fibrinös- purulente  Infiltration  erkennen  liessen. 

(Höhne.) 

431.  Die  ersten  zwei  FäUe  von  disseoi- 
render  Gebärmutterentzündung,  Metrids  disse- 
cana;  von  Dr.  S.  Syromjatnikoff  in  Moskau. 
(Arch.  f.  Gynäkol.  XVm.  1.  p.  156.  1881.) 

Vf.  erwähnt  zunächst  kurz  die  3  bisher  von 
Russland  aus  beschriebenen  Fälle  von  Perivaginiüa 
phlegmonosa  dissecans  ^  reiht  daran  einen  4.  im 
neuen  Eatharinen-Krankenhause  zu  Moskau  beobach- 
teten Fall  und  geht  sodann  zu  seinen  beiden  Fällen 
tlber. 

Am  14.  Dec.  1879  wurde  die  Fabrikarbeiterin  A.  P. 
in  die  Moskauer  geburtshülfl.  Klinik  (Prof.  Makejeff) 
aufgenommen  mit  einer  Temperatur  von  39.0^  Puls  über 
100.  Am  Abend  erfolgte  die  normale  Geburt  eines  nicht 
ausgetragenen  Knaben.  Das  Wochenbett  war  complicirt 
mit  einem  Typhus  abdominalis  und  es  bestand  eine  leichte 
Endometritis.  Am  28.  Dec.  trat  plötzUch  in  beträcht- 
licher Menge  ein  eitriges  stinkendes  Sekret  aus  den  6e- 


schlechtstheilen  auf  und  es  erschien  im  Scheideneingang 
eine  fremdartige  Masse,  deren  Heransbeförderung  durch 
Zug  nicht  gelang,  denn  sie  sass  mit  dem  Ende  in  der  Ge- 
bärmutter fest,  ohne  dass  ihr  Flxationspunkt  erreicht 
werden  konnte.  Die  Masse  wurde  dicht  an  der  Portio 
abgetragen  und  am  3.  Tage  folgte  das  zurückgebliebene 
Stuck  von  selbst.  Darauf  hörte  die  Entleerung  der  eitri- 
gen stinkenden  Flüssigkeit  bald  auf  und  die  Lochien  wur- 
den geruchlos.  Schmerzen  und  Blutung  waren  nicht  vor- 
banden  gewesen. 

Betrachtete  man  die  beiden  Stücke,  so  flberzengte 
man  sich,  dass  man  es  mit  dem  Abdruck  der  Uteros- 
Innenfläche  zu  thun  hatte ;  beide  Stücke  bestanden 
ausschliesslich  aus  glatten  Muskelfasern,  zwischen 
denen  sich  ein  faseriges  Bindegewebe  befand.  Die 
Muskelelemente  waren  in  beträchtlich  hypertrophi- 
schem Zustand ,  stellenweise  leicht  fettig  degenerirt 
Es  handelt  sich  im  vorliegenden  Falle  um  eine  eigen- 
thümliche  und,  so  weit  Vf.  bekannt,  bisher  noch  nicht 
beschriebene  Form  von  Metritis. 

Die  Existenz  irgend  eines  septiko  -  pyämiscbea 
Processes  wird  durchaus  in  Abrede  gestellt  und  die; 
Diagnose  Unterleibstyphus  aufrecht  erhalten,  indem 
die  beschriebene  Dissektion  der  Gebärmuttersabstaoi 
sehr  einfach  als  eine  sekundäre  Erscheinung,  als 
eine  Complikation  des  Typhus  angesehen  wird. 
Ausser  der  beim  Typhus  bestehenden  Neigung  zum 
Gewebszerfälle  nennt  Vf.  als  ursächliche  Momente 
noch  1)  die  am  Ende  der  Schwangerschaft  begin- 
nende fettige  Degeneration  der  nterinen  Mnskel- 
elemente ;  2)  die  vom  8.  Mon.  an  auftretende  Stö- 
rung  der  Blutcirknlation  im  Uterus  und  3)  den  Zu- 
stand der  der  obern  Schleimhautschicht  beraubten 
Innenfläche  des  puerperalen  Uterus.  Was  das  voll- 
kommene Fehlen  der  Schleimhautelemente  anlangt, 
so  ist  ihr  Untei*gang  eine  sekundäre  Erscheinung, 
Folge  der  dissecirenden  Gebärmutterentzündung. 

Vf.  untei-suchte  die  Pat.  ca.  3  Mon.  nach  der 

Entbindung  und  constatirte  eine  beträchtliche  Ver* 

kleinenmg  des  Fundus  und  Corpus  uteri.  Die  Sonde 

drang   nur  41/3  Ctmtr.  ein;   die  Gebärmntterhöhle 

war  auch  im  queren  Durchmesser  verkleinert.     Die 

Menses  fehlten,  obgleich  Pat.  nicht  gestillt  hatte. 

Der  2.  FaU  wurde  in  dem  Mjasnitzki'schea 
Krankenhause  in  Moskau  beobachtet.  Die  Pat.,  eine 
20jähr.  Blumenmachcrin ,  wurde  am  3.  Febr.  1880  mit 
Lues  aufgenommen  u.  bis  zum  22.  März  einer  specifischen 
Kur  unterworfen.  An  diesem  Tage  wurde  sie  von  Zwil- 
lingen, einem  todten  Mädchen  und  einem  lebenden  Kna- 
ben, normal  entbunden.  Die  Temperatur  betrug  38. 5^ 
nach  2  T.  40".  Der  folgende  Verlauf,  das  ausgestossene 
Stück  u.  s.  w.  ist  genau  wie  im  1.  Falle.  Nach  2  Mon. 
Hess  sich  die  Sonde  nur  3.8  Ctmtr.  weit  einführen. 

Auch  in  diesem  Falle  war  die  Dissektion  von 
einer  Blutung  nicht  begleitet.  An  beiden  dissecirten 
Abgüssen  war  das  Gewebe  an  einer  begrenzten  Stelle 
sehr  beträchtlich  verdickt.  Für  den  2.  Fall  glauht 
Vf.  noch  besonders  hinweisen  zu  müssen  auf  die  be- 
trächtliche Dicke  des  dissecirten  Gewebes,  auf  den 
unregelmässigen  remittirenden  Charakter  des  Fie- 
bers, das  5  Wochen  dauerte,  und  auf  die  Gegenwart 
einer  beträchtlichen  Menge  von  Mlkrokokken  in  den 
Blutgefässen.  (Burckhardt,  Bremen.) 


V.     Gynäkologie  u.  Pädiatiik. 


261 


432.  Basilysis,  ein  Vorschlag  sur  Verklei- 
nerung des  Kindskopfes ;  von  Prof.  Alexan- 
der Russell  Simpson.  (Obstetr.  Joura.  VIII. 
p.  427.  [Nr.  89.]  July  1880.) 

in  der  £inleitnng  schildert  8.  die  Entwicklung, 
welche  die  Operationen  der  Verkleinerung  des  Kopfes 
in  England  erfahren  haben,  das  Misstrauen,  welches 
der  Kephalotribe  entgegengebracht  wurde  und  die 
Differenz  der  Anschauungen  über  den  Werth  der- 
selben und  des  Kranioklast.  In  Besprechung  der 
jetzt  gebräuchlichen  Methoden  erklärt  er  dieKranio- 
tomie  mit  scharfen  Haken  u.  s.  w.  für  veraltet ,  die 
Frage,  ob  Kranioklast  oder  Kephalotribe  branchbarer 
sei^  iässt  er  unentschieden,  die  Kephalotomie  aber 
it  dem  Forceps-scie  und  ähnlichen  Instrumenten, 

ncr  in  Belgien  Anhänger  gefunden  hat,  ver- 
er. 

Durch  Hubert  in  Löwen  und  Guyon  ist  S. 

nf  aufmerksam  gemacht  worden ,  dass  die  Mc- 

e  die  besten  Resultate  geben  würde ,  bei  der  die 

m  eranii  intercraniell  zerstört  wird.    Da  aber  die 

m  den  beiden  Autoren  angegebenen  Instnimente 

zu  schwerflillig  erschienen,  hat  er  selbst  ein  der- 
iges  construlrty  welches  von  ihm  Bastlest  genannt 
«ird. 

Durch  eine  Perforationsöffnung  wird  ein  langer 
ttalilemer  Stab  in  die  Knochen  der  Basis  an  ver- 
lehiedenen  Stellen  eingeschraubt  und  durch  einen 
1  Arm  des  Instmment«  die  Zerstörung  derselben 
insgefflhrt.  Die  Extraktion  erfolgt  mit  dem  Kranio- 
klast. Die  Beschreibung  des  Basilyst  wird  leider 
durch  keine  Abbildung  unterstützt  und  ist  nicht  deut« 
ich  genug ,  um  des  Instrumentes  Gestalt  und  Wir- 
koBgsfilbigkeit  ohne  Weiteres  beurtheilen  zu  können. 
Doch  macht  sie  den  Eindruck ,  als  ob  nur  eine  ße- 
Rieherung  des  Instrumentarium,  nicht  aber  der 
Wissenschaft  der  Erfolg  der  Construktion  desselben 
Kin  würde. 

I  Bei  der  Diskussion  in  der  Obst.  Soc.  zu  Ediuburg 
bmen  dieser  ähnliche  Ansichten  zur  Aussprache, 
lesonders  hob  K  ei  Her  hervor,  dass  Simpson 
fc  Wichtigkeit  der  Zertrümmerung  der  Schädelbasis 
übertreibe ,  die  auch  bei  Anwendung  der  Kephalo- 
tnbe  leicht  von  Statten  gehe.  Letztere  zieht  K. 
ten  Kranioklast  vor.  (0  s  t  e  r  1  o  h.) 

433.  Dystokie  in  Folge  von  Ankylose  des 
Oicoecygis;  von  Prof.  Alex.  Russell  Simp- 
son. (Edinb.  med.  Joum.  XXVI.  p.  385.  |  Nr.  305.] 
Ko?.  1880.) 

Eine  44jähr.  Erstgebärende ,  zum  letzten  Male  men- 
•tniirt  vom  23.-26.  Jnli  1879,  vom  2.  Aug.  1879  an  von 
kern  Manne  getrennt  gewesen ,  fühlte  die  ersten  Kinds- 
Wwepngen  am  11.  Dec.,  die  Geburt  begann  den  14.  Mai 
1880.  Wahrend  derselben  fand  Simpson  die  verschie- 
toen  Theile  dee  Steissbeins  unbeweglich.  Obgleich  der 
öftere  Theil  nnter  dem  Drucke  des  andrangenden  Kopfes 
^•wcglicher  wurde ,  blieb  der  Widerstand  so  gross ,  dass 
••MKiiid  nach  längerem  Stande  mit  der  ^Axistraktion"- 
^e  extrahirt  werden  mnsste  nnd  das  Perinänm  einen 
w«  erlitt.  Das  Mädchen  wog  10  Pfd. ;  das  Wochenbett 
^vüef  normal. 


Interessant  ist  die  Daner  der  Schwangerschaft 
von  mehr  als  292  Tagen ;  ferner  die  Richtung  der 
Perinäalruptnr  nach  rechts  von  der  Rhaphe ,  jeden- 
falls eine  Folge  der  starken  seitlichen  Drehung  des 
Kopfes  bei  Passirung  des  Hindernisses.  Die  Anky- 
lose des  Os  cocc.  betrifft  bald  alle  Theile ,  bald  nur 
die  Articul.  sacro-coccygea ;  die  Ursachen  siud  Ent- 
zündungen, Verletzungen  u.  s.  w.  Der  nachtheilige 
Einfluss  dieses  Zustandes  auf  den  Geburtsverlauf  be- 
steht in  Behinderung  des  Durchtritts  aus  dem  Becken - 
ausgang,  und  zwar  ist  dieselbe  um  so  stärker,  je 
weiter  nach  vorn  zu  das  Os  cocc.  gerichtet  ist.  Die 
Diagnose  ist  nur  bei  direkter  manueller  Untersuchung 
und  am  leichtesten  während  einer  Wehe  zu  stellen. 
Dabei  kann  man  mit  den  Fingern  die  Ankylose 
durcli  Zerbrechen  zerstören  und  so  dem  Kopf  des 
Kindes  zum  ungehinderten  Durchtritt  verhelfen,  wie 
es  S.  in  einem  frtthern  Falle  erfolgreich  gethan,  oder 
mit  der  Zange  die  Geburt  des  Kopfes  bewirken. 

(Osterloh.) 

434.  Dystokie  in  Folge  von  Hydrooepha- 
lus;  von  Dr.  John  Taylor.  (Glasgow  med. 
Journ.  XV.  3 ;  March  1881.) 

Der  mitgetheilte  Fall,  welcher  in  seinem  Ver- 
laufe sonst  nichts  Besonderes  bietet  nnd  mit  dem 
Tode  der  Gebärenden  endete,  ist  nur  wegen  der  Art 
und  Weise,  wie  es  nach  vielen  vergeblichen  Ver- 
suchen ,  den  Kopf  mittels  der  Zange  zu  entwickeln, 
dem  Vf.  doch  endlich  glückte,  die  Geburt  zu  be- 
enden, erwälmenswerth.  Er  legte  nämlich  die  Zan- 
genblätter verkehrt,  d.  h.  mit  ihrer  concaven  Fläche 
nach  der  Beckenhöhle  gerichtet,  ein  u.  suchte  durch  • 
Druck  auf  den  liydrocephalischen  Schädel  des  Fötns 
zu  wirken,  während  gleichzeitig  zwei  in  das  Rectum 
eingeftihrte  Finger  das  Weiterrücken  des  Kopfes 
unterstützten.  Immerhin  glanbt  aber  Vf.,  dass  bei 
analogen  Fällen  die  Wendung  auf  die  Füsse  und  das 
Anbohren  des  Wsisserkopfs  mittels  des  Adspirator 
praktischer  und  für  die  Gebärende  weniger  verhäng- 
nissvoll sein  werde.  (Krug.) 

4.35.  Die  Behandlung  von  Blutungen  nach 
der  Entbindung ;  von  Dr.  W.  E.  Forest.  (New 
York  med.  Record  XVIII.  10;  Sept.  1880.) 

F.  theilt  zunächst  5  Fälle  aus   seiner  eignen 

Praxis  mit. 

1)  25jähr.  Frau ;  normale  mittelschnelle  Geburt  deB 
5.  Kindes ;  {grosses  subperitonäales  Fibroid  am  Fundus ; 
10  Min.  nach  der  Geburt  des  Kindes  Expression  der  Pla- 
centa.  Sofort  starke  Blutung ;  die  in  den  Uterus  geführte 
Hand  entdeckte  2  grosse  submnk5se  Fibroide  im  Fundus. 
Ein  in  reinen  Essig  getauchter  LeinwandpfTopf  in  die 
Gebürmntterhöhle  gebracht  rief  dauernde  Contraktion  u. 
Stillung  der  Blutung  hervor.     Gutes  Wochenbett. 

2)  38jähr.  Frau.  Bei  Geburt  des  8.  Kindes  schwere 
Wendung  bei  Vorfall  beider  Arme.  Sehr  starke  Blutung 
der  narkotisirten  Frau ;  nach  2mallgcr  Einführung  von  in 
starken  Weinessig  getauchter  Leinwand  in  den  Uterus 
stand  die  Blutung.     Ungestörtes  Wochenbett. 

3)  25Jähr.,  vom  4.  Kinde  entbundene  Frau.  Starke 
Blntimg  bei  Atonie  des  Uterus.  Heisses  Wasser  in  die 
Uterinhöhle  injicirt  stillte  die  Blntung.  Schnelle  Wieder- 
herstellung. 


262 


V.     Gynäkologie  a.  Pädiatrik. 


4)  26Jähr.  Erstgebärende.  Im  8.  Mon.  der  Schwan- 
gerschaft Eklampsie ;  nach  dem  5.  Anfall  Dilatation  des 
Orif.  uteri  mit  ^ames'sohen  Gummiballons  unter  Ghloro- 
formnarkose,  Incision  der  derben  Muttermundslippen, 
Entwicklung  des  Kopfes  mit  der  Zange.  Sofort  nach  der 
Geburt  6.  Anfall ;  Atonie ;  starke  Blutung.  Helsswaseer- 
injektionen  und  Ergotin  blieben  erfolglos;  ebenso  Ein- 
legung eines  Gummiballons  mit  Eiswasser  in  die  Gebär- 
mntterhöble.  Dagegen  stand  die  Blutung  auf  2malige 
Injektion  von  Jodtinktur  mit  heissem  Wasser  zu  gleichen 
Theilen.  Der  Blutverlust  war  aber  zu  bedeutend  ge- 
wesen, so  dass  die  Entbundene  nach  wenigen  Minuten 
starb. 

5)  26jähr.  Frau ;  1  Jahr  früher  schwer  von  einem 
todten  Kinde  entbunden.  Verzögerte  2.  Geburt,  Applika- 
tion der  Zange.  Die  verwachsene  Placenta  wurde  1  Std. 
nach  dem  Kinde  entfernt.  Sehr  starke  Blutung.  Essig 
mittels  eines  Schwammes  in  den  Uterus  wiederholt  ge- 
bracht blieb,  wie  auch  heisses  Wasser,  erfolglos.  Auch 
nach  Injektion  von  60  Grmm.  Jodtinktur  mit  eben  so  viel 
heissem  Wasser  stand  die  Blutung  nicht  völlig.  Dieselbe 
wurde  erst  auf  Injektion  von  60  Grmm.  unverdünnter 
Jodtinktur  gestillt.  Unter  Anwendung  von  Stimulantien 
war  der  weitere  Verlauf  günstig. 

6)  Dr.  H  n  n  t  e  r  führte  bei  einer  frisch  entbundenen 
Frau,  welche  in  Folge  von  Retention  der  Placenta  an 
starker  Blutung  litt,  1  Flasche  mit  15  Grmm.  Jodtinktur 
in  den  Uterus  und  Hess  die  letztere  daselbst  auslaufen. 
Eine  sofort  eintretende  starke  Contraktion  trieb  die  Hand, 
die  Placenta  und  den  sonstigen  Gebärmutterinhalt  heraus. 
Das  Wochenbett  verlief  ohne  Störung. 

Mit  Bezug  aaf  diese  Beobachtungen  bespricht  F. 
die  angewendeten  Methoden. 

Die  Einführang  der  Hand  in  die  Gebärmutter- 
höble  genügt  häufig  zur  Blntangsstillang ,  sie  ist 
stets  nöthig,  nm  die  Blutgerinnsel  zu  entfernen,  ehe 
eine  Einspritzung  u.  s.  w.  in  die  Gebärmutterhöhle 
selbst  gemacht  werden  kann. 

Ergotin  muss  stets  hypodermatisch  gegeben 
werden,  während  intern  nur  Stimulantien  gereicht 
werden  dürfen. 

Compression  der  Abdominalaorta  ist  bei  magern 
Fraaen  ein  gutes  Mittel,  zumal  man  gleichzeitig  den 
Uterus  fixiren  und  die  erstere  comprimiren  kann. 

Eis  nni^Eiswasser  lähmen  bei  längerer  Anwen- 
dung die  Musketbündel,  während  heisses  Wasser  (so 
heiss  als  es  vertragen  ^rd)  in  grossen  Mengen  ein 
ausgezeichnetes  Mittel  ist. 

Die  Wirkung  des  Essig  beruht  in  dem  Reize, 
der  starke  Contraktion  des  Uteras  hervorruft;.  Die 
bisher  erwähnten  Mittel  werden  jedoch  von  der 
Jodtinktur  übertroffen.  Vor  dem  Eisenchlorid  hat 
dieselbe  den  Voiiiheil,  dass  sie  das  Blut  nicht  gerin- 
nen lässt ,  sondern  blos  durch  den  Reiz  den  Uterus 
zur  Contraktion  bringt.  Von  ihrer  Anwendung  hat 
Vf.  nie  naohtheilige  Folgen  beobachtet. 

(Osterloh.) 

436.  lieber  Asphyzia  neonatorum  and 
deren  Behandlung;  nach  W.  E.  Forest,  R. 
Brnce,  J.  Mar6chal,  J.  Taylor,  R.  J.  M. 
Coffin,  Mekerttschiantz,  Larrey. 

Dr.  W.  E.  Forest  (New  York  med.  Record 
XVII.  15.  p.  409.  April  1880)  giebt  im  Anschluss 
an  den  einen ,  früher  veröffentlichten  Fall  (Jahrbb. 


CLXXXVII.  p.  157.  1880)  und  die  daselbst  be- 
sprocbene  neue  Methode  der  Wiederbelebung  bei 
tiefer  Asphyxie  3  weitere  Fälle  als  Beleg  ftlr  deren 

Nutzen. 

Der  erste  derselben  stammt  aus  dem  Materoity  Hos« 
pital  auf  Blackweira  Islaud  (Dr.  F  a  r  n  h  a  m) :  Die  ISjähr. 
Erstgebärende  hatte  in  Folge  von  Rigidität  des  Oriflctiun 
uteri  eine  sehr  langdauerade  Entbindung  mit  schlusslicher  | 
Zangeneztraktion  durchzumachen  (42  Std.  auf  die  erstem  ' 
1 V4  Std.  auf  die  zweite  Geburtsperiode).     Das  Kind  wtr 
tief  asphyktisch ,  vollständig  weiss ,  ohne  ein  Lebenszei- 
chen [Herztöne  nicht  mehr  hörbar?].    Nachdem  verschie-' 
dene  Wiederbelebungsmethoden  15  Min.  lang,  ohne  dia 
erste  Zeichen  der  Athmung  herbeiznfflhren ,  ausgefuliil« 
worden  waren,  wurde  Dr.  Forest's  Methode  ausgeful 
(künstliche  Athmung  im  sehr  warmen  Bade  in  bald  sitsi 
der,  bald  liegender  Stellung  des  Kindes),  inzwischen  ab 
auclt  von  Mund  zu  Mund  Luft  in  die  Lungen  des  Kindi 
eingeblasen ;  bei  dem  nächsten  Aufrichten  des  Kindes 
die  sitzende  Stellung  wurde  die  erste  Inspirationsbew 
wahrgenommen ;   nach  20  Min.   langer  Anwendung  ti 
Forest 's  Methode,   aber  mit  wiederholtem  Einbl 
von  Luft  von  Mund  zu  Mund ,  kam  das  Kind  zu  unregi 
massigen,  schwachen  Respirationsbewegungen,  die 
mälig  kräftiger    wurden.      Die  Forest 'sehe  Metii 
wurde  im  Ganzen  35  Min.  lang  ausgeführt.    Das 
war  am  nächsten  Tage  munter  [blieb  es  am  Leben?]. 

Im  zweiten  Falle  (aus  F. 's  eigner  Praxis)  wurde  di 
Kind  einer  2SJähr.  Viertgebarenden  in  Steisslage  bis  z 
Kopfe  normal  geboren,  hinter  welchem  sich  ein  Arm  v 
schlungen  hatte.  Die  Losung  dieses  Armes  erforderte 
viel  Zeit,  dass  mittlerweile  die  Pulsationen  der  NabeiJ 
schnür  aufgehört  hatten.  Das  Kind  war  vollstäm 
asphyktisch ,  bläulich-weiss ;  die  Herztone  konnten  n 
mit  Schwierigkeit  gehört  werden.  F.  setzte  das  Kind 
ein  440c.  warmes  Bad,  legte  es  abwechselnd  und  bli 
häuHg  Luft  von  Mund  zu  Mund  in  die  kindlichen  Li 
wege.  Nach  15  Min.  langer  Bemühung  sah  man  kram, 
hafte  Athembewegnngen  eintreten.  Es  dauerte  aber  abd| 
1  Stunde ,  ehe  die  Athmung  vollständig  in  Gang  gekooi^ 
men  war.  i 

Der  dritte  Fall,  ebenfalls  aus  F.'s  Praxis,  betraf  dal 
26jähr.  Zweitgebärende  mit  erster  Schulterlage  ersteP 
Unterart.    Nachdem  die  äussere  Wendung  ausgef&liiil 
war ,  sprengte  F.  die  Blase  und  erreichte  leicht  den  lia* 
ken  Fuss ;  auch  hier  verstrich  längere  Zeit  bei  der 
Wicklung  der  Arme  und  des  Kopfes ,  so  dass  das  Kini 
asphyktisch  geboren  wurde.     Nach  10  Min.  langer 
Wendung  von  F/s  Methode  gab  es  das  erste  Lebenszi 
eben.    Es  erholte  sich  vollständig. 

In  2  von  seinen  4  Fällen  (incl.  des  Mher 
richteten)  waren  alle  andern  ]tf ethoden  der  Wieder*^ 
belebung  versucht  worden,  ehe  F. 's  ])fethode  in  Ad«^ 
Wendung  kam.  Als  ihre  Hauptsache  betrachtet  F.  j 
die  Oombination  der  besten  Jtfethode  der  kflnstlichen  1 
Respiration  mit  dem  besten  Reiz  für  die  CirknlatioDi 
nämlich  dem  continuirliehen  heissen  Wiuserbade. 
Letzteres  ist  bei  nur  leichter  Asphyxie  nicht  in- ! 
dicirt.  ^ 

Dr.  Robert  Bruce,  der  tlber  denselben  Fall 
bereits  anderwäi-ts  (Jahrbb.  CLXXXIX.  p.  51. 1881) 
berichtete ,  bespricht  (Obstetr.  Joum.  VIII.  p.  550. 
Sept.  15.  1880)  die  Wiederbelebong  asphyktiseher 
Neugebomer  durch  Einffihmng  eines  elastisehsn 
Rohres  in  den  Larynx  nnd  abwechselndes  Luftein- 
blasen und  Thoraxcomprimiren.  Der  in  dem  be- 
treffenden FaUe,  in  welchem  Herztöne  nicht  mehr  sa 
hören  waren,  erzielte  Erfolg  beweist  die  Möglichkeit, 
anch  da  das  Leben  wieder  anzuregen ,  wo  man  es 


V.     Gynäkologie  n.  Pädiatrik. 


263 


lieh  allen  physikalischen  Zeichen  fOr  erloschen  hal- 
ten mfiaste. 

Bei  der  an  Br.'s  Mittheilnng  in  der  Obstetr.  Soc. 
n  Edioborg  sich  knüpfenden  Diskttssion  bezeich- 
leteDr.  Croom  Vfs.  Fall  für  werthvoU^  da  man 
k  alien  Handbüchern  bis  jetzt  den  Grundsatz  auf- 
gestellt habe,  dass  die  Anwendung  der  künstlichen 
Reipintion  nach  Aussetzen  des  Herzschlages  unnütz 
Bd.  k  gleicher  Welse  sprach  sich  Prof.  Simpson 
tgi.  Wegen  Verstopfung  der  Larynxkatheter  giebt 
nweilen  Schnitze 's  Methode  bessere  Resultate, 
gedenkt  eines  Falles  j  in  welchem  45  Min.  ver- 
en,  ehe  das  Eond  spontan  athmete;  es  starb 
2  oder  3  Tagen.  Das  Lufteinblasen  kann  £m- 
oder  Atelektase  erzeugen.  —  Dr.  James 
rmiehael  benutzt  in  solchen  Fällen  mit  bestem 
Ige  einen  elastischen  Gummikatheter ,  vor  wel- 
das  Instrument ,  das  Bruce  benu^t  y  keinen 
heinlichen  Vorzug  besitzt.  —  Dr.  Angus 
icdonald  tadelt  es  ebenfalls ,  wenn  man  die 
lerbelebung  aufgiebt ,  sobald  man  die  Herztöne 
it  mehr  hört.  Er  erinnert  an  einen  Fall;  in  wel- 
ein  in  Folge  von  Beckenenge  (Conjugata  nur 
^/iZoll)  in  Steisslage  schwierig  entwickeltes  und 
Herzschlag  gebomes  Kind  als  todt  beiseite  ge- 
wurde, später  aber  —  ca.  nach  */«  Stunde  — 
er  zum  Leben  kam  [vgl.  unten  den  von  Tay- 
r  veiOffentlichten  Fall].  M.  hat  öfters  in  die 
durch  einen  Katheter  Luft  eingeblasen, 
aber  auch  in  den  Magen.  —  Schlüsslich  be- 
ll Dr.  Bruce  noch  die  Art  und  Weise,  auf 
man  sicher  sein  kann ,  die  Sonde  oder  Röhre 
h  in  den  Larynx  geschoben  zu  haben  (Nach- 
mit  dem  in  den  Larynxeingang  vorgeschobe- 
linken  Zeigefinger).    Die  Gefahr,  Emphysem  zu 

hält  er  für  gering. 
Aach  Dr.  J.  Mar^chal  bespricht  eingehend 
de  Th6r.  XCIX.  p.  217.  Sept.  1880)  einen 
rat  zum  direkten  Lufteinblasen  (insufiBateur 
;)  behuüs  Wiederbelebung  Neugeborner ;  er  will 
damit  nur  die  Vortheile  des  Einblasens  von 
zu  Mund  erzielen ,  ohne  dessen  Nachtheile  zu 
B.  Das  am  besten  aus  Hartgummi  dargestellte 
nt  besteht  aus  einem  durchbohrten  Mund- 
ftr  den  Gebmlshelfer  und  aus  einem  ebenfalls 
ibohrten,  konisch  zulaufenden  Mundstück  filr  das 
igebome,  zwischen  beiden,  fest  mit  einander  ver- 
menen  Theilen  befindet  sich  eine  ovale  Papier-, 
hffet^  oder  Hartgummischeibe  [ähnlich  der  Hom- 
^Ite  an  gewissen  Saugflaschen] ,  welche  das  Ein- 
ziehen des  Instruments  in  den  Mund  des  Neu- 
pbornen  [dort  des  Säuglings]  verhüten  soll.  Schon 
Delattre  zu  Brest  legte  (1860)  ein  kreisrundes, 
k  der  Mitte  durchlöchertes  Stück  Schaf  leder  (basane) 
'viBehen  seinen  und  des  asphyktischen  Kindes  Mund, 
^>m  er  Luft  einblasen  wollte.  Aber  auch  auf  diese 
yeiae  wu^  die  mindestens  ftlr  den  Arzt  so  gefi&hr- 
U^  and  unangenehme  direkte  Berührung  beimEin- 
^  Ton  Mund  zu  Mund  nicht  genügend  verhütet. 
^Chaassier'sche  Röhre  zum  Einblasen  direkt 


in  die  Glottisspalte  ist  einerseits  nicht  immer  zur 
Hand  und  wird  andererseits  von  vielen  Aerzten  ver- 
worfen ,  da  mindestens  Uebung  zu  ihi*er  Einführung 
gehört.  Deshalb  benutzt  Mar.  den  oben  beschrie- 
benen Apparat,  dessen  einziger  Mangel  in  dem  gleich- 
zeitigen Einblasen  von  Luft  in  den  Oesophagus  wie 
in  die  Trachea  besteht.  Es  lässt  sich  diess  aber  ver- 
meiden ,  wenn  man ,  nachdem  man  Mund  und  Pha- 
rynx von  den  Schleimmassen  befireit  hat,  die  Zunge 
leicht  nach  aussen  vorzieht,  wodui*ch  die  eingeblasene 
Luft  leichter  in  die  Luftwege  eindringt. 

Dr.  J  0  h  n  T  a  y  1 0  r  zu  Edinburg  (Glasgow  med. 
Journ.  XIV.  10.  p.  280.  Oct.  1880)  theilt  folgenden 
bemerkenswerthen  Fall  von  Belebung  eines  hoch- 
gradig asphyktisch  gebomen  Kindes  mit. 

Bei  der  Untersachung  der  20jähr.  Erstgebärenden, 
deren  Becken  stark  verengt  war,  constatirte  T.  nach 
kfinstliehem  Blasenspmnge  eine  Steisslage  eines  Knaben. 
Nach  2  Std.  holte  er  nnter  Assistenz  von  Dr.  Angns 
Macdonald  (Chloroformnarkose)  den  linken  Fuss  herab, 
wobei  der  Oberschenkel  brach,  dann  anch  den  rechten, 
worauf  der  Körper  folgte.  Beide  Aerzte  beobachteten 
hierauf  den  ungewöhnlichen  Mechanismus  des  Durchtritts 
des  Kopfes  mit  nach  der  Symphyse  hingewendetem  Ge- 
sichte. Das  Kind  war  todt;  beide  Aerzte  yermoehten 
mittels  des  Stethoskop  keine  Herztöne  zu  vernehmen. 
Das  Kind  wurde  daher  in  einem  Korbe  unter  das  Bett  ge- 
schoben. Nach  längerer  Zeit  —  es  scheint  mehr  als 
Va  Std.  dazwischen  zu  liegen  —  hörte  T.  ein  Geräusch 
und,  als  er  das  Kind  unter  dem  Bette  hervorholte,  be- 
merkte er  zwar  keine  Herztöne,  aber  ein  Muskelzittern, 
weshalb  er  künstliche  Respiration  u.  abwechselnd  warme 
und  kalte  Bäder  ungefähr  iVs  Std.  lang  an\^endete.  Das 
Kind  kam  wirklich  zum  Leben,  worauf  das  fraktnrirte 
Bein  verbunden  wurde.  Mutter  und  Kind  befanden  sich 
die  1.  Woche  hindurch  gut;  das  Kind  erlag  am  14.  Tage 
einer  Pneumonie,  die  Mutter  verfiel  in  Puerperalmanie 
und  wurde  in  ein  Asyl  gebracht. 

Auch  R.  J.  Maitlaud  C  off  in  berichtet  (Brit. 
med.  Joarn.  Oct.  23.  1880.  p.  659)  jlber  einen 
Fall  von  Wiederbelebung  nach  2  Stunden  u.  20  Mi- 
nuten. 

Als  er  hinzukam,  war  das  Kind  seit  fast  1  Std.  ge- 
boren und  lag,  obwohl  zwei  verheirathete  Frauen  zugegen 
waren,  auf  dem  Gesicht,  wodurch  es  asphyktisch  gewor- 
den war.  M.  konnte  noch  eine  leichte  Bewegung  am 
Herzen  wahrnehmen,  die  aber  nach  wenigen  Minuten  ver- 
schwunden war.  Er  Hess  deshalb  das  Kind  in  FlaneU 
wickeln  und  suchte  es  dann  in  der  Nähe  des  Feuers  nach 
Silvester *s  Methode  wieder  zu  beleben.  Nach  etwas 
über  1  Std.  wurde  der  erste  Athemzng  bemerkt;  nach 
weitern  20  Min.  athmete  das  Kind  normal. 

Die  von  Sc  hüll  er  angegebene  Modifikation  des 
Silvester  'sehen  Verfahrens  der  künstlichen  Respi- 
ration wnrde  von  C.  Behm  ungünstig  beurtheUt^ 
während  Mekerttschiantz  (Qynäkolog.  Centr.- 
Bl.  V.  2.  p.36.  1881)  in  5  Fällen,  in  denen  er  die 
Methode,  mit  andern  combinirt,  anwendete,  sehr 
guten  Elfolg  hatte  ^). 

Die  Angabe  S  c  h  tt  1 1  e  r  's,  dass  die  Verhältnisse 
für  die  Anwendung  seiner  Methode  bei  Neugebomen 
durchaus  ungünstig  lägen,  besonders  wegen  der 
Nachgiebigkeit  der  Thoraxwandungen  u.  der  Klein- 
heit der  Theile  (Ztschr.  f.  Geburtsh.  u.  Gynäkol.  V, 


1)  Vgl.  Jahrbb.  CLXXXVH.  p.  169. 


264 


V.     Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


2.  p.  411.  1880)  lägst  M.  nicht  gelten,  weil  er  eben 
günstige  Resultate  hatte  und  weil  ohnehin  die  Ath- 
naung  in  der  ereten  Zeit  des  Lebens  fast  allein  dai*ch 
das  Diaphragma  unterhalten  wird ,  ein  kleines  Kind 
übrigens  auch  nnr  eines  kleinen  Quantum  Luft  zur 
Unterhaltung  der  Respiration  bedarf.  Zur  Herstel- 
lung dieser  letztern  bei  einem  asphyktischen  Neu- 
gebornen  genügt  aber  gewöhnlieh  das  Quantum, 
welches  man  durch  die  Schüller'sche  Methode 
einzuleiten  vermag. 

Ist  einmal  hierdurch  eine  unregelmässige  Ath- 
mungsthätigkeit  erweckt,  so  lässt  sich  nachträglich 
noch  das  Schultz e*sche  Verfahren  anwenden,  von 
M.  neuerdings  dahin  modificirt,  dass  er,  ehe  er  das 
Kind  abnabeln  Hess,  bei  fixirtem  Köpfe  beide  Beine 
desselben,  an  den  Knieen  gefasst,  gegen  den  Thorax 
drückte  und  dann  wieder  ausstreckte,  ausserdem 
aber  durch  Schwenken  eines  Schreibheftes  gegen  den 
Mund  des  Kindes  einen  Luftzug  erzeugte ,  der  sich 
mindestens  als  Hautreiz  nützlich  erwies. 

Larrey  (Gaz.  de  Par.  4.  1881)  empfiehlt  als 
ein  einfaches  und  sehr  wirksames  Mittel  zur  Be- 
lebung asphyktisch  geborner  Kinder  das  heisse  Bad 
(45—500  C). 

Ein  wegen  Eklampsie  der  Mutter  mit  der  Zange 
entwickeltes  Kind,  bei  welchem  unmittelbar  nach  der 
Geburt  kein  Herzschlag  zu  hören  war,  wurde  nach 
28tüDdl.  vergeblichen  Versuchen  durch  ein  auf  45 — 
50^  erwärmtes  Vollbad  schon  nach  .30  Sek.  zum 
ersten  Athemzuge  angeregt  und  nach  weitern  5  Min. 
vollständig  zum  Leben  gebracht. 

L.  erinnert  hierbei  daran,  dass  Gustave  Le 
Bon,  von  der  Theorie  ausgehend,  dass  die  Haupt- 
gefahr bei  asphyktischen  Zuständen  in  der  dadurch 
bedingten  Verkühlung  des  Blutes  liege ,  nach  Ver- 
suchen an  asphyktischen  Thieren  dieser  Gefahr  durch 
längeres  Verweilen  des  Asphyktischen  in  einem  bis 
zu  einem  gewissen  Grade  erwärmten  Vollbade  zu 
begegnen  vorschlägt.  (K  o  r  m  a  n  n.) 

437.  Ueber  eine  hereditäre  Folge  der  ohro- 
niBchen  Bleivergiftung;  von  Dr.  0.  Rennert 
in  Frankfurt  a/M.  ( Arch.  f.  Gynäkol.  X VHL 1 .  p.l09. 

1881.) 

Ueber  die  Eltern  der  Kinder  schickt  Vf.  Folgen- 
des voraus.  Sie  alle  sind  Töpfer,  die  mit  Bleiglätte 
glasiren.  In  dieselbe  wird,  nachdem  sie  mit  Wasser 
zu  einem  dünnen  Brei  angerührt,  das  zu  glasireude 
ThoDgeschirr  mit  den  Händen  eingetaucht.  Die 
Arbeitsräume  sind  von  den  Wohnräumen  getrennt. 
Die  Art  der  Bleierkrankung  bei  den  Eltern  bietet 
nichts  Besonderes. 

Die  Kinder  der  bleivergifteten  Eltern  bieten  ent- 
weder gleich  bei  der  Geburt  (die  dadurch  wesentlich 
erschwert  werden  kann)  oder  kurze  Zeit  nach  der- 
selben eine  mit  einer  eigenthümlichen  Form  des 
Schädels  verbundene  Vergrösserung  desselben  dar. 
Derselbe  ist  eckig ,  indem  die  Tnbera  frontalia  und 
parietalia  vorspringen ;  dabei  übertritt  der  hintere 


Querdurchmesser  (Diameter  biparietalis)  den  vordem 
(bitemporalis)  bedeutend  an  Grösse ;  die  Krümmnng 
der  Hinterhanptschuppe  erleidet  keine  wesentliche 
Abänderung.  Diese  Schädel  wachsen  nun  rasch  — 
übrigens  nicht  im  Entferatesten  so  rasch  wie  hydro- 
cephalische  —  in  einem  Maasse,  dass  sie  in  den 
nächsten  Jahren  auch  bei  obei-flächlicher  Betrachtang 
(selbst  den  Angehörigen)  ohne  Weiteres  als  abnonn 
gross  erscheinen.  Dabei  sind  aber  —  soweit  Vf& 
Material  reicht  —  die  Nähte  nicht  klaffend,  die  Fon- 
tanellen nicht  erweitert ;  die  Orbitae  und  die  Std- 
lung  der  Augäpfel  erscheinen  normal.  Das  übrige 
Skelet  zeigt  zwar  bei  einzelnen  Kindern  Spuren  voi 
Rhachitis  (an  Kiefern,  Thorax  und  Epiphysen),  abä 
wohl  kaum  liäufiger,  als  etwa  bei  einer  gleichen  A» 
zahl  von  einem  beliebigen  andern  Gesichtspunkte 
ans  zusammengestellter  Kinder.  Die  andern  K9i 
perorgane  sind  gesund.  Ueberhaupt  entwickeln  sie 
die  Kinder  fast  alle  gan^  normal,  weder  ihre  Int 
genz,  noch  der  allgemeine  Ernährungs-  und  Kräfte! 
zustand  ihres  Körpers  zeigt  sich  beeinträchtigt.  Hiflj 
gegen  macht  sich  jetzt  eine  grosse  Neigung  zur  Ei^ 
krankung  an  Krämpfen  geltend.  Diese  Krampf 
sind  oft  ganz  aligemeine  klonische  und  tonische  Coii> 
traktionenund  ti'eten  als  Gomplikationen  leichtel 
Erki*ankungen  auf.  Die  Hälfte  der  Kinder  stiiU 
dabei ,  die  andern  überstehen  die  Gefahr  und  ver 
wachsen  die  grossen  Köpfe. 

Aehnliche  Krankheitsbilder  werden  erzeugt  duiei 
chronischen  Hydrocephalus ,  Hinihypertrophie  [ud 
angebome  Rhachitis.  —  Vf.  nimmt  in  den  fragt 
Fällen  Hirnhypertrophie  als  anatomisches  Substnl 
der  Makrocephalie  an.  Als  Gründe  hierfür  führt  ef 
an :  1)  den  doch  nur  massigen  Grad  der  Makroce 
phalie,  ihr  langsames  Wachsthum,  die  Zeit  ihrer  Eßt 
Wicklung  und  die  diesen  Faktoren  cntsprechesdi 
äussere  Gestaltung  des  Schädels ;  2)  die  i-egelmä» 
sige  und  im  Ganzen  kräftige  und  gesunde  Entwick; 
lung  des  übrigen  Körpers,  sowie  die  nicht  gestört 
Intelligenz.  In  dem  einzigen ,  zur  Sektion  gekooi 
menen  Falle  wurde  die  klinische  Diagnose  bestätigt 

Zur  Uebersicht  der  Morbidität  und  Mortalitt 
werden  die  Kinder  in  3  Gruppen  getheilt,  und  zwai 
zeigt  die  .1.  Gruppe  Kinder,  deren  Eltern  das  ge 
wohnliche  Bild  der  ausgeprägten  Bleivergiftung  bie 
ton ,  in  der  2.  Gruppe  ist  die  Mutter  nur  leicht  afB 
cirt,  und  in  der  3.  ist  die  Mutter  gesund.  Es  ergieW 
sich  hieraus  folgendes  Verhältniss : 

1.  Gruppe  von  19  Kindern  18  Erkrankungeo  «  95% 

2.  „  „    27       „         18  „  =67 

3.  „  „    33       „         20  „  =61 

Die  Mortalität  der  so  erkrankten  Kinder  steUt  sieb 
für  das  Ganze  auf     28  =  50o/o 
für  die  1.  Gruppe  auf  13  «=  72 

n     «    2.       ^  n       3  =*=  17 

,    ^    3.       „         ^12  =  60 

Bei  der  hereditäi-en  Wirkung  des  Bleies  scheint, 
nach  dem  vorliegenden  Material  zu  urtheiien,  dem 
Vater  die  Hauptrolle,  resp.  die  alleinige  zuzufallen. 

(Burckhart,  Bremen.) 


V.     Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


265 


438.  Vorfall  der  Hamröhrenschleimhaut 
bei  einem  lOjähr.  Mädchen;  von  V.  Ingerslev 
inPiistö.    (Hosp.-Tid.  2.  R.  VIII.  26.  1881.) 

Das  Kind  hatte  im  Scherz  ein  Taschentach  in  den 
MbikI  gesteckt ,  danach  kam  ihm  das  Lachen  an ,  das 
sber  wegen  des  Knebels  in  dem  Monde  nicht  znm  Ans- 
Iffoch  kommen  konnte ;  dabei  hatte  sie  die  Empfindung;, 
lU  wenn  zwischen  den  Beinen  etwas  entzwei  ginge  nnd 
in  den  Geschlechtstheilen  fand  sich  eine  rothe  Blase. 
Binidrang  trat  häufig  auf,  aber  die  Harnentleerung  war 
etwas  erschwert  nnd  mitunter  bestanden  Schmerzen  in 
der  Genitalgegend.  Bei  der  Untersuchung  fand  sich  eine 
rotbblane,  wurstf5rmige  Geschwulst  von  der  Dicke  eines 
Zeigefingers  und  ungefähr  1  Gtmtr.  lang ,  an  ihrer  Basis 
etwas  eingeschnürt  und  mit  einem  breiteren  freien  Ende, 
n  dessen  Mitte  sich  eine  Oeffnung  mit  gefalteten  Rän- 
iem  zeigte ;  dicht  an  der  Geschwulst  befand  sich  der  In- 
teitns  vaginae  und  vor  ihr  die  Klitoris ,  so  dass  man 
ieht  die  vorgefallene  Hamr5hrenschleimhaut  erkennen 

te.  Versuche,  die  Geschwulst  zu  reponiren,  erreg- 
heftigen Schmerz.  Nach  Auflegen  einer  Eisblase  war 
a  nächsten  Tage  der  Zustand  ganz  unverändert,  nur  die 
ibrnentleerung  war  weniger  häufig  und  ohne  Beschwerde 
aSglieh.  Die  Kr. ,  die  sich  sehr  ungeberdig  benahm, 
nnle  chloroformirt  nnd  die  Reposition  mit  Leichtigkeit 
kwerkstelligt »  aber  sofort  danach  trat  der  hinterste 
Theil  des  Vorfalls  wieder  heraus,  eine  schneppenförmige 
Protnberanz  bildend,  und  Hess  sich  auf  keine  Weise  zu- 
nekhalten;  nach  einigen  Tagen  hatte  sich  der  Vorfall 
wieder  vollständig  hergestellt.  Vor  einer  neuen  Reposi- 
fioii,  wozu  wieder  chloroformirt  werden  musste,  wurde 
üe  rorgefallene  Schleimhaut  erst  mit  Tanninlösung  ge- 
waschen und  nach  der  Reposition  ein  mit  Tanninlösung 
fetränkter  Wattetampon  in  die  Vulva  eingelegt.  Der 
Yor&ll  bildete  sich  aber  trotzdem  allmälig  wieder  und 
iitte  bald  seine  frühere  Grösse  wieder  erreicht.  Nach 
öter  abermaligen  Reposition  wurde  ein  durch  eine  Kork- 
ieheibe  geschobener  weicher  Katheter  in  die  Harnröhre 
eagefahrt  und  mit  Bändern  befestigt ;  da  aber  der  Appa- 
Bt  nicht  genügend  fest  sass,  bildete  sich  der  Vorfall 
fauner  wieder.  Endlich  wurde  (am  31.  Oct.,  nach  10  T. 
lugem  Bestehen  des  Vorfalls)  die  vorgefallene  Schleim- 
hat  abgeschnitten ;  2  Ligatnrfäden  wurden  kreuzweise, 
Too  ?om  nach  hinten  und  von  einer  Seite  zur  andern, 
iirehgefuhrt ,  so  dass  Einstiche  und  Ausstiche  in  die 
Sehleimbaut  der  Vulva  fielen ,  deren  Grenze  von  dem 
Tordall  leicht  an  der  Farbe  kenntlich  war.  Darauf  wurde 
ier  Vorfall  mit  einer  Klemmpincette  gefasst  und  zwischen 
fieser  und  den  Ligaturen  abgeschnitten,  die  dann  vorge- 
10^  und  abgeschnitten  wurden,  wodurch  gleich  4  Sutu- 
ren  gebildet  wurden,  die  hinterste  aber  riss  aus,  als  man 
^Knoten  knüpfen  wollte ;  schlüsslich  wurde  ein  weicher 
iUtheter  eingelegt.  Am  3.  Nov.  wurde  der  Katheter,  am 
1.  wurden  die  Suturen  entfernt ;  es  bestand  noch  etwas 
Geschwulst  am  Bande  des  Orificium  urethrae,  aber  kein 
Vorfall. 

Am  9.  Nov.  schien  wieder  Neigung  zu  einem  neuen 
Vorfall  vorhanden  zu  sein,  ohne  dass  er  aber  zu  Stande 
^.  Es  entwickelte  sich  unter  Fiebererscheinungen  ein 
Sebarlaebexanthem,  aber  ohne  Angina  und  ohne  scarlati- 
Bosen  Zungenbelag  und  ohne  dass  Scharlach  in  der  Um- 
legend  vorkam.  Wie  sich  später  herausstellte  war  das 
^nthem  eine  Folge  der  Einreibung  des  Rückens  mit 
^em  Volksmittel  gegen  Würmer  (Hyoscyamusöl) ;  es 
verschwand  am  17.  Nov.  vollständig,  gleichzeitig  aber 
^  sich  auch  der  Vorfall  wieder  gebildet,  nur  nicht  in 
80  hohem  Grade  wie  früher. 

Am  21.  Nov.  wurde  von  Neuem  die  Abschneidung 
voi|genommen,  diessmal  aber  ohne  Suturen  ;  es  wurde  ein 
weicher  Katheter  eingelegt,  da  er  aber  durch  Erbrechen 
^  ans  der  Urethra  herausgedrängt  wurde,  wieder  weg- 
«elaiseiL    Naeh  10  Tagen  war  die  Schnittwunde  voU- 

Med,  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  8. 


ständig  geheilt  und  Alles  in  gutem  Stande,  um  das  Orifi- 
cium urethrae  fand  sich  eine  kleine  ringförmige  Ge- 
schwulst, die  seitdem  unverändert  blieb,  ohne  zu  stören: 
Der  Vorfall  hat  sich  später  nicht  wieder  eingestellt. 

Wie  weit  die  von  M '  C  l  i  n  t  o  c  k  für  liartnäelsige 
Fälle  von  Vorfall  der  Harnröhrensckleimhaat  ange- 
rathene  Ausschneidnng  radiärer  Streifen  im  vorlie- 
genden Falle  zum  Ziele  geführt  haben  könnte,  kann 
Ingerslev  nicht  sagen,  aber  es  kommt  ibm  vor, 
als  ob  diese  Operation  ziemlich  schwer  auszuführen 
sein  düifte,  während  die  einfache  Abtragung  der 
vorgefallenen  Schleimhaut  keinerlei  bedenkliche  Fol- 
gen haben  könne.  Wodurch  nach  der  ersten  Am- 
putation sich  ein  neuer  Vorfall  bildete,  kann  I.  nicht 
angeben,  wenigstens  hat  er  über  eine  solche  Oe- 
legenheitsui*sache,  wie  sie  den  ersten  Vorfall  erzeugt 
hatte,  nichts  in  Erfahrung  bringen  können.  Dass 
eine  abnorme  Schlaffheit  der  Hamröhrenwandung 
als  disponirende  Ursache  wirken  kann,  ist  wohl 
nicht  zu  bezweifeln ;  I.  sieht  es  nicht  für  unwahr- 
scheinlich an,  dass  im  vorliegenden  Falle  Masturba- 
tion eine  Rolle  gespielt  haben  kann,  obwohl  darüber 
keine  bestimmte  Auskunft  zu  erlangen  war. 

(Walter  Berger.) 

439.  Ueber  die  Einwirktmg  des  Alkohol 
auf  den  Stoffwechsel  und  über  dessen  An- 
wendung bei  Kindern;  von  Jules  Simon. 
(Gaz.  des  Höp.  31.  34.  1881.) 

Vf.  verordnet  Küidei*n  häufig  Alkohol,  und 
zwar  als  Spiritus  (Branntwein,  Eau  de  vie)  oder  als 
Wein  (Malaga,  Vin  du  Midi,  Bordeaux,  Champagner 
u.  8.  w.)  oder  als  Bier.  Im  Allgemeinen  ist  Wein 
anderen  Arten  Spiritus  vorzuziehen.  Bordeaux- Wein 
verdient  den  Vorzug,  weil  das  Verhältniss  des  Alko- 
hol in  demselben  ein  gutes  ist  und  weil  er  Eisen  ent- 
hält. Leider  ist  er  selten  rein  zu  erhalten,  da  beim 
Coupiren  häufig  Eombranntwein  zugesetzt  wird. 
Dasselbe  gilt  von  den  Bieren,  die  ausserdem  noch 
mit  bittern  Substanzen  gefälscht  werden.  Den  in 
England  gebräuchlichen  Zusatz  von  Cort.  An- 
gosturae,  wodurch  das  Bier  haltbar  gemacht  wird, 
betrachtet  Vf.  als  ein  gutes  Stimulans  für  Kinder 
und  Erwachsene  [?].  Aber  auch  das  helle  Ale  ent- 
hält sehr  kleine  Quantitäten  Nux  vomica.  —  Ausser 
diesen  alkoholischen  Stoffen  erw&hnt  S.  die  Tinktu- 
ren, die  Mixturen  und  die  Chinaweine,  welche  letz- 
tere aber  ebenfalls  mit  coupirten  oder  gemachten 
Weinen  dargestellt  werden. 

Die  hierauf  folgenden  Bemerkungen  des  Vf.'s 
über  die  Wirkung  der  Alkoholika  im  physiologischen 
Zustande  und  bei  Krankheiten  können  wir,  als  nur 
das  Bekannte  enthaltend,  übergehen. 

Bei  Neugebornen,  die  asphyktisch  zur  Welt 
kamen,  kommen  Alkoholika  nach  S.  zur  Verwen- 
dung 1)  äusserlich  als  Bad  (Weinbad),  2)  innerlich 
i/istündl.  1  Kaffeelöffel  voll  eines  Gemisches  aus  einem 
Dessertlöffel  voll  Malaga  und  einem  Weinglas  voll 
Zuckerwasser ;  dieses  Getränk  muss  den  Neugebor- 

34 


266 


V.    Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


nen  tropfenweise  in  den  Mund  gebracht  werden. 
Ebenso  ist  bei  geschwächten  Kindern  (Schlaflosig- 
keity  schwierige  Zähnung  n.  s.  w.)  dieselbe  Mischung 
von  Zuckerwasser  und  Malaga,  binnen  24  Stunden 
genommen,  von  ausgezeichnetem  Nutzen.  Femer 
besteht  die  beste  Behandlung  von  Capitlarbronchitis, 
Bronchopneumonie  und  Pneumonie  nach  S.  in  der 
Anwendung  von  Alkohol  und  Vesikatoren.  Nach- 
dem man  im  Anfange  oder  am  Ende  einer  Capillar- 
bronchitis  die  Luftwege  durch  eiu  Brechmittel  frei 
gemacht  hat,  soll  man  15 — 20  Grmm.  Cognac  oder 
40 — 50  Grmm.  Malaga  in  einer  Gummimixtur  stünd- 
lich [in  welcher  Gabe  ist  nicht  angegeben]  verab- 
reichen. Dagegen  sind  bei  Laryngitis  stridula  oder 
acuta,  bei  akuter  Entzündung  der  grossen  und  mitt- 
leren Bronchien  Brechmittel,  Nervina  und  Revulsiva 
mehr  indicirt.  Die  chron.  Bronchitis,  Bronchial- 
drüsenerkrankung,  selbst  die  chron.  Phthisis  erfor- 
dern aber  wieder  Alkohol,  besonders  wenn  bei  letz- 
terer der  Kranke  heruntergekommen  ist.  In  solchen 
Fällen  verordnet  S.  ein  schwefelhaltiges  Mineral- 
wasser (Enghien,  Mont-Dore,  Eaux-Bonnes)  14  Tage 
lang  neben  Eselinnenmilch,  femer  vor  und  nach 
jeder  Mahlzeit  Malaga  oder  Cognac,  Branntwein  in 
Wasser,  Arsenik  und  phosphors.  Kalk,  abwechselnd 
jedes  14  Tage  lang ;  femer  Mahsextraktbier,  endlich 
äussere  Revulsiva  (Jodtinktur,  Turbithpflaster  — 
emplätre  de  thapsia  —  oder  fliegende  Vesikatore). 

Was  die  Krankheiten  des  Verdauungskanals 
betrifft,  so  soll  man  nach  S.  Alkohol  bei  akuter  An- 
gina und  den  verschiedenen  Formen  der  Amygda- 
litis  nicht  anwenden,  wohl  aber  bei  Diphtheritis  und 
Angina  membranacea  innerlich  und  äusserlich  (Irri- 
gationen), ohne  dass  man  versucht,  durch  Kauteri- 
sation die  Oberfläche  umzustimmen.  Viel  besser 
passt  hierzu  Citronensaft,  Wein-  und  Gewürzessig  in 
der  Menge  von  1 — 2  Esslöffel  auf  1  Glas  warmes 
Wasser  als  Gurgelwasser,  oder  Phenol  und  Phenyl- 
säure.  Grosses  Gewicht  legt  übrigens  auch  S.  auf 
eine  kräftigende  Allgemeinbehandlung,  bez.  Diät, 
unter  Vermeidung  aller  Mittel,  die  den  ELr.  schwä- 
chen könnten. 

Bei  atonischen,  dyspeptischen  Kindern  in  grossen 
Städten  giebt  man  zweckmässig  Alkohol,  Malaga  mit 
China  oder  Wein  von  Bugeaud,  stets  mit  Wasser 
verdünnt,  wenn  sie  vor,  rein,  wenn  sie  nach  der 
Mahlzeit  gegeben  werden.  Nur  bei  gleichzeitig  be- 
stehender Lebercongestion  und  Verstopfung  ist  der 
Wein  cohtraindicirt  und  muss  durch  alkalische 
Wässer  ersetzt  werden.  Alkoholische  Präparate 
dürfen  hier  nur  sehr  verdünnt  und  nur  nach  der 
MahbBeit  gegeben  werden.  Bei  dem  in  Folge  von 
choleriformen  Diarrhöen  eintretenden  Schwächezu- 
stande verordnet  S. ,  wenn  Opium,  Wismuth  und 
ähnliche  Mittel  keinen  Erfolg  haben,  sofort  Elinrei- 
bung  mit  Alkohol   und   innerlich  15 — 20  Grmm. 


Malaga  oder  Branntwein  auf  120  Grmm.  Getränk, 
Hat  sich  hierauf  der  Kr.  erholt,  so  giebt  S.  noch« 
mals  Opium  und  Wismuth. 

Bei  hohen  FUberzustanden^  bei  Typhus,  Sear»| 
latina  und  andern  Eraptionsfiebem  wirken  Alkol 
lika  nm  so  günstiger,  je  höher  die  Temperatur  i 
Sie  haben  jedoch  den  Nachtheil,  dass  sie  die  Ham^ 
absonderung  vermindern,   es   sind   deshalb  leicht 
Abführmittel  indicirt   In  derReconvalescenz  sol 
fieberhafter  Affektionen  giebt  S.  Alkoholika  in 
sen  Dosen.     Nur  beim  Rheumatismus  acutus  vei 
wirft  er  dieselben  vollständig  wegen  der  Bec 
kung  der  Hamabsonderung. 

Endlich  sind  Alkoholika  indicirt  bei  Anäi 
Chlorose,  Scrofulose,  Rhachltis  und  Scorbut. 
akuter  Anämie  in  Folge  von  Blutverlusten  sind 
sofort  zn  verordnen.  Bei  chronischer  (kacbektischc 
Anämie  schlägt  S.  folgende  Behandlung  ein :  1)  Vc 
besserung  der  Ernährung  und  der  Hygieine.  2)  Ai 
Wendung  eines  abführenden ,  bittem  Syrup  (S] 
Gentianae)  vor  der  Mahlzeit.  3)  Alkoholika  m 
dem  Essen,  unter  der  Form  von  Malzextrakt 
Chinawein  mit  Wasser.  Letzterer  soll  jedoch,  ebei 
wie  alle  Adstringentien,  nicht  in  den  ersten  2Lebei 
Jahren  gegeben  werden,  weil  er  Dyspepsie 
Gastralgie,  die  das  Eand  schwächen,  herl 
könnte.  4)  Leberthran  mit  Wein,  Porter  oder  Mal 
extrakt,  anfangs  tropfenweise,  später  mehr,  w( 
sich  das  Kind  daran  gewöhnt  hat.  Bd  Lei 
gestion  werden  Leberthran  und  Wein  schlecht 
tragen.  Stellt  sich  AppetiÜosigkeit  oder  Diarrh^ 
ein ,  so  lässt  man  den  Leberthran  an  2  Tagen  d( 
Woche  weg  und  giebt  etwas  Magnesia  oder  Kren 
domsyrup  oder  ein  abführendes  Mineralwasser.  — »^ 
Bei  Rhachitis,  Scrofulose  und  Chlorose  verordnet 
phosphors.  Kalk  neben  Schwefelbädern,  salzhalti, 
Bädern  und  alkoholischen  Frottimngen.  Bei  Chi« 
rose  ausserdem  Alkohol  nach  der  Mahlzeit,  beigleidi^ 
zeitiger  Atonie  bittere  Bilittel  und  Eisen,  Hydrotheral 
pie  u.  Massage,  sowie  Körperübungen,  ausser  wen 
sich  unter  dem  Bilde  der  Chlorose  der  Be^nn  einfl^ 
Tuberkulose  verbirgt  In  letzterem  Falle  venn-; 
lassen  Eisen  und  Hydrotherapie  oft  gefährliche  Hft*> 
moptysen. 

Schlüsslich  sind  Alkoholika  nach  S.  noch  indi- ' 
cirt  bei  angebomen  Herzfehlem ,  bei  Persistenz  der 
Oeffnnng  des  Ductus  Botalli,  bei  Asystolie,  passiver  i 
Hypertrophie  und  Atonie  des  HanteapillariystemB. 

Contraindicirt  sind  Alkoholika  nach  S. ,  ausser 
in  den  schon  erwähnten  Fällen,  im  Allgemeinen  bei ; 
Affektionen  des  Nervensystems,  sowie  bei  Hantknuik- 1 
heiten  (Ekzem,  Erythem,  Impetigo).  Hält  er  bei 
diesen  Affektionen  die  Anwendung  der  Alkobollk* 
für  zulässig,  so  verordnet  er  dieselben  als  ernäh- 
rende, nicht  als  Arzneimittel.  (K  o  r  m  a  n  n.) 


VI.    Ghimrgie,  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


VI.     Chirurgie,  Opiltliaimologie  u.  Otiatrilc. 


267 


440.  Vier  Fälle  von  Pharyngeal  r- Tumor, 
Myxosarkoma;  von  Dr.  George  A.  Peters. 
(New  York  Med.  ßec.  XVIU.  21 ;  Nov.  1880.  p.  565.) 

Vf.  theiit  zuDftchst  2  Fälle  aus  eigener  Praxis  mit. 

1.  Fall.  Eine  39Jahr.  unverheirathete  Wäsoherin 
benerkte  vor  7  J.  eine  wallnnssgrosse  Geschwulst  im 
Mode  an  der  änssem  Partie  des  linken  Unterkiefers, 
weleke  sie  fär  eine  Zahnfleiscbgeschwnlst  hielt.  Ein 
oriöeer  Zahn  war  nicht  vorhanden.  Die  Schwellung 
w  nicht  von  Schmerzen,  aber  von  einer  Röthe  der  der 
Gesebwnlst  anliegenden  Wange  begleitet.    Ein  Arzt  er- 

die  Geacbwulst  für  einen  Abscess  und  machte 
Punktionen  in  3  Mon. ,  von  denen  nur  die  erste  etwas 
und  Blut  entleerte.  Darauf  blieb  der  Tumor  5  J. 
stationär  und  verursachte  keine  Last.  Vor  2  J.  be- 
er aber  zn  waclisen ,  bis  er  die  Grösse  l>ei  der  Anf- 
e  der  Kr.  erreichte.  Vor  einem  Jahre  wurde  Pat. 
auf  der  kranken  Seite  und  litt  an  Ohrenbrausen, 
konnte  nur  noch  flüssige  Nahrung  zu  sich  nehmen, 
Respiration  war  indessen  nicht  beeinträchtigt,  die 
me  klang  nasal.  Bei  der  Aufnahme  zeigte  Pat.  be- 
de  Anaoh wellung  der  linken  Wange,  besonders  über 
Unterkiefer,  die  sich  bis  2  Zoll  unter  denselben  auf 
Hals  und  nach  vom  bis  zum  2.  Buccalzahn  erstreckte. 
Geschwulst  war  ganz  hart,  die  Haut  über  ihr  ver- 
bbar. Sie  schien  die  halbe  Mundhöhle  einzunehmen, 
e  die  Zange  gegen  die  rechten  Zähne,  verdeckte 
linke  Tonsille,  und  erstreckte  sich  vom  ersten  Molar- 
nlm  ab  nach  rückwärts ;  ihr  hinterer  Ansatz  im  Pharynx 
feDonte  nicht  mit  dem  Finger  erreicht  werden.  Die  Ge- 
Mkwidst  lag  innerhalb  der  Zähne  des  Oberldefers  und 
trtreekte  sich  bis  zur  Mittellinie.  Ihre  Bedeckung  bil- 
iite  die  gesunde  Schleimhaut ;  die  Consistenz  war  fest 
nd  halbelastiach.  Fluktuation  nicht  nachweisbar ;  die 
Adipiiation  ergab  keine  Flüssigkeit.  Im  Urin  fand  sich 
icder  Eiweiss  noch  Zucker. 

Nach  vorausgeschickter  Tracheotomie  durch  den 
CUeo-thyreodeal-Banm  und  Aetherisation  durch  dieTren- 
ieleBbajg'BChe  Kanüle  hindurch  wurde  die  Wange  in  ihrer 
pBxen  Dicke  vom  Ejeferwinkel  bis  zum  Mund  gespalten. 
Der  Mund  wurde  mittels  eines  Knebels  offen  gehalten, 
beb  einer  Ineieion  von  S'*  Länge  durch  die  Schleim- 

äber  dem  höchsten  Theil  des  Tumor  wurde  letzterer 
leist  mit  den  Fingern  ausgeschält,  was  jedoch  bei  der 

it  und  Tiefe  seiner  Masse  sehr  schwierig  war. 

dem  fast  ein  Drittel  enndeirt  war ,  barst  der  Sack 
ad  es  entleerte  sich  eine  luorpelähnliche  Masse.  End- 
ich  wurde  der  ganze  Sack  mit  dem  Best  seines  Inhalts 
egtfemt,  wobei  der  Finger  den  Ringknorpel  berührte. 
Die  massige  Blntong  wurde  ohne  Unterbindung  gestillt. 
Die  Ränder  der  Schleimhautwunde  wurden  nach  Ein- 
ieien  ^es  Drainrohrs  mit  2  Carbolseidenähten,  die  der 
ViDge  mit  Hasensohartennadeln  und  Carbolseidennähten 
mddossen.  Pat.  erbrach  nicht,  strenge  Milchdiät.  Vier 
T^  später  wurden  alle  Suturen  entfernt  und  nach  14  T. 
nren  die  Wunden  bis  auf  die  der  Schleimhaut  über  dem 
tsmor  geheilt.  Nach  weitem  4  Wochen,  während  wei- 
te dn  lebhafter  Husten  die  Pat.  quälte,  wurde  dieselbe 
gebeOt  entiasBen. 

Nadi  der  mikroskopischen  Untersuchung  bestanden 
le  weichen  pulpösen  und  gelatinösen  Massen,  welche  den 
Timor  gebüdet  hatten ,  aus  Bindegewebsfasern ,  dnreh- 
Ktzt  von  verschieden  gestalteten  Bindegewebskörper- 
(hea,  die  im  Tbeilnngsproeees  begriffen  waren.  Binde^ 
l^ebekörperchen  und  Bmdegewebe  waren  an  manchen 
SteHen  im  Zustand  schleimiger  Degeneration. 

Bis  October  1880  war  kein  Becidiv  erfolgt. 

2.  Faü.  Ein  40  J.  alter  Mann,  der  vor  3  J.  mehr- 
^  Anfälle  von  Baehenentzündong  gehabt  hatte,  seit- 


dem aber  davon  befreit  geblieben  war,  fühlte'  eines  Mor- 
gens beim  Aufstehen  Wundsein  im  Halse  und  erschwertes 
Schlucken.  Diese  Symptome  nahmen  so  zu,  dass  er  in  den 
letzten  3  Mon.  nur  von  Milch  und  Bier  lebte,  wobei  er 
30  Pfund  an  Körpergewicht  verlor.  Aeusseriich  war  eine 
Schwellung  in  der  Gegend  des  rechten  Kieferwinkels 
siebtbar.  Beim  Oeffnen  des  Mundes  bemerkte  man  einen 
von  der  hintern  Rachenwand  sich  in  den  Pharynx  herab 
erstreckenden,  ovalen  Tumor,  welcher  unter  der  Pharjrnx- 
schleimhaut  mit  breiter  Basis  rechts  angeheftet  war,  die 
Tonsille  verdeckte  und  die  Uvula  nach  links  drängte. 
Die  Grenzen  des  Tumor  |liessen  sich  nach  abwärts  bis 
zum  Ringknorpel  verfolgen,  aber  mit  dem  Finger  nicht 
abtasten.  Der  Tumor  fühlte  sich  elastisch  an  und  war 
von  gesunder  Schleimhaut  bedeckt.  Die  Respiration  des 
leicht  anämischen  Pat.  war  im  Schlaf  etwas  erschwert, 
seine  Stimme  nasal.  Operation :  Nach  Anastfaesirung  des 
Pat.  wurde  die  Tracheotomie  gemacht ,  Trendelenburg's 
Kanüle  eingeführt  und  durch  sie  hindurch  die  Narkose 
fortgesetzt.  Nach  Oeffnen  der  Kiefer  mit  einem  Instru- 
mente und  Durchziehen  eines  Fadens  durch  die  Zungen- 
spitze, durch  den  sie  nach  der  linken  Seite  herübergezo- 
gen wurde,  führte  Vf.  ein  an  einem  langen  Faden  befes- 
tigtes Stück  Schwamm  zum  Verschluss  des  Oesophagus 
und  der  Trachea  in  den  Hals  ein.  Nach  Incision  der  den 
Tumor  bedeckenden  Schleimhaut  wurde  die  Enucleation 
mit  dem  Finger  versucht,  wobei  der  Sack  barst  und  sein 
weichem  Knorpel  ähnlicher  Inhalt  austrat.  Dann  wurde 
der  völlig  enüeerte  Sack  mit  einer  gefensterten  Zange 
zum  Munde  herausgezogen  u.  ganz  entfemt.  Die  massige 
Blutung  stand  ohne  Ligatur ;  die  Schleimhautwunde  wurde 
nicht  genäht,  dagegen  die  Trachealwunde  nach  Entfer- 
nung der  Kanüle  mit  Garbolseide.  Nach  4  Tagen  waren 
die  Wunden  im  Rachen  geheilt,  das  Schlingen  ging  leicht 
von  Statten.  Die  Larynxwunde  heilte  durch  Eiterung, 
so  dass  Pat.  1  Monat  nach  der  Operation  völlig  herge- 
stellt war. 

Ob  der  exstirpirte  Tumor  ein  Fibro-  oder  ein  Myxo- 
sarkom  war,  war  durch  die  anat.-mikroskop.  Untersuchung 
nicht  zu  entscheiden. 

3.  Fall,  beobachtet  von  Prof.  H.  R.  Sanders.  Ein 
28jähr.  Mann,  bemerkte  angeblich  seit  9  Mon.  einen 
post-pharyngealen  Tumor,  der  aber,  nach  dem  Nasaltone 
der  Stimme  zu  schliessen,  schon  18  Mon.  früher  bestan- 
den hatte.  Seit  5  Mon.  hatte  sich  die  Geschwulst  nicht 
vergrössert,  der  etwas  anämische  Pat.  aber  seit  4  Mon. 
10  Pfund  verloren.  Appetit  gut,  trotzdem  Klagen  über 
grosse  Schwäche.  Der  längliche  unter  der  normalen 
Pharynxschleimhaut  gelegene  massig  feste  und  elastische, 
wie  eine  Punktion  ergab,  solide  Tumor  hatte  seinen  Sitz 
links  hinten  und  verdeckte  die  linke  Tonsille.  Die  Uvula 
stand  rechts  in  Contakt  mit  den  Fauces.  Der  Tumor 
füllte  den  Pharynx  unterhalb  der  Ganmenfläche  aus  und 
konnte  in  der  Unterkiefer-  und  Ohrspeicheldrüsoigegend 
leicht  gefühlt  werden,  die  linke  Parotis  war  indessen 
anscheinend  nicht  vergrössert.  Keine  Complikationen, 
Urin  normal.  Pat.  konnte  leicht  schlingen,  aber  feste 
Speisen  nur  schwierig  zu  sich  nehmen,  die  Respiration 
war  zuweilen  während  des  Schlafes  behhidert. 

Operation  unter  Narkose.  Zunächst  wurde  die  La- 
ryngotomie  ausgeführt  und  Trendelenburg's  S[anüle  einge- 
bracht. Bierauf  wurde  über  der  am  meisten  hervor- 
ragenden Stelle  der  Geschwulst  ein  3  Zoll  langer,  verti- 
kaler Schnitt  geführt  und  der  Tumor,  mit  Znhülfenahme 
der  Scheere  zur  Trennung  von  Bindegewebssträngen, 
mittels  des  Fingers  enucleirt.  Der  aus  weichen  knorpel- 
ähnliohen  Massen  bestehende  Tumor,  anscheinend  Myxo- 
sarkom,  ging  beim  Versuch,  ihn  zu  entfernen,  In  Stücke. 
Nach  Entfernung  der  ans  areolarem  Gewebe  bestehenden 
Kapsel  und  Stillang  der  sehr  massigen  Blatoog  ohne  Liga- 


268 


VI.     Cbirurgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


tur,  wurde  die  Wunde  mit  3  Seidensuturen  geschlossen. 
Bis  nach  Entfernung  des  Kehlkopfrohrs  und  Verschluss 
der  Wunde  durch  Silbersuturen  hatte  die  Operation  45  Min. 
gedauert. 

Nach  3  gunstig  verlaufenen  Tagen  wurden  die  Silber- 
suturen entfernt ;  die  Wunde  am  Halse  war  p.  pr.  int. 
geheilt.  Zwei  Tage  später  wurden  auch  die  Suturen  von 
der  Bachenwunde  entfernt.  Doch  am  folgenden  Tage 
begann  nach  einer  unruhigen  Nacht  Husten  mit  beträcht- 
licher eitriger  Expektoration;  37.8o  Temp.,  104  Pulse. 
Die  linke  Halsseite  war  in  der  Gegend  des  Kieferwinkels 
geschwollen  und  gespannt,  das  Schlingen  erschwert ;  im 
Pharynx,  sowie  durch  Auskultation  war  kein  Grund  des 
Hustens  zu  entdecken,  die  Athmung  vielmehr  normal. 
Am  folgenden  Tage  124  Pulse,  38.60Temp.  Der  Pharynx 
und  die  Kieferwinkelgegend  waren  beträchtlich  geschwellt ; 
das  Schlingen  schwierig.  Die  Wundhöhle  wurde  freige- 
legt, mit  Sol.  Kali  hypermang.  ausgespült,  ein  Drainrohr 
eingeführt.  Keine  Dyspnoe,  aber  zuweilen  quälender 
Husten.  Vom  nächsten  Tage  an  besserte  sich  das  Be- 
finden, so  dass  Pat.  3  Wochen  nach  der  Operation  ge- 
heilt entlassen  wurde. 

Nach  Dr.  Delafield  bestand  der  Tumor  aus 
1)  Bindegewebe,  2)  Schleimgewebe,  3)  Fettgewebe, 
4)  sarkomatösem  Gewebe,  ö)  irregulären  DrüsenfoUikeln, 
von  polygonalem  Epithel  begrenzt  und  hyaline  Massen 
enthaltend. 

Seit  der  Operation  sind  2  Jahre  ohne  Rückfall  ver- 
strichen. 

4.  Faü^  beobachtet  von  Dr.  Morris  J.  Asch. 
Eine  50  J.  alte  Frau  klagte  im  April  1875  über  das  Ge- 
fühl von  Wundsein  im  Halse.  Die  Untersuchung  ergab 
Schwellung  der  hypertrophischen  rechten  Tonsille  und 
des  Zäpfchens.  Nach  Hebung  des  Leidens  durch  par- 
tielle Excision  der  Tonsille  vergingen  l^/^  J.,  bis  Pat.  mit 
der  Klage  über  Dyspnoe,  Dyspepsie  und  Beeinträchtigung 
der  Sprache  wieder  erschien.  Die  Inspektion  ergab  einen 
fast  den  ganzen  Pharynx  ausfüllenden  harten  und  elas- 
tischen Tumor,  der  rechts  den  ganzen  weichen  Gaumen 
einnehmend  sich  bis  an  den  freien  Rand  der  Epiglottis 
erstreckte  und  die  Uvula  an  die  linken  Gaumenbogen 
drängte.  Nach  hinten  reichte  er  bis  zur  Pharynxwand, 
gegen  die  er  so  fest  angedrängt  war,  dass  sich  seine  obere 
Grenze  nicht  feststellen  Hess.  Der  rechte  vordere  Gau- 
menpfeiler war  über  dem  Tumor,  welcher  die  rechte  Ton- 
sille verdeckte,  völlig  verstrichen.  Am  4.  Jan.  machte 
Dr.  Asch  unter  Narkose  eine  Incision  vom  harten  Gau- 
men nach  abwärts  über  den  Tumor  hinweg  und  enucleirte 
den  Tumor,  dessen  Sack  hervorgezogen  und  galvano- 
kaustisch entfernt  wurde.  Störend  war  während  der 
Operation  eine  Blutung  in  denLarynx,  aber  ohne  ernstere 
Folgen.  Pat.  genas.  Die  funktionellen  Störungen  waren 
durch  die  Operation  ganz  beseitigt  und  nach  5  J.  war  noch 
kein  Recidiv  eingetreten.  Nach  der  mikroskop.  Unter- 
suchung war  der  Tumor  ein  Myxosarkom. 

In  der  Epikrise  hebt  Vf.  die  Seltenheit  von  Ge- 
schwülsten im  Pharynx  hervor.  Der  unter  1  beschrie- 
bene Fall  war  der  erste  der  Art,  welcher  dem  Vf. 
seit  emem  SOjähr.  Wirken  an  grossen  Spitälern  vor 
Augen  kam,  und  eine  Reihe  ihm  bekannter  Chirur- 
gen hatten  keinen  ähnlichen  Fall  gesehen.  Nur 
Holmes  erwähnt  das  Vorkommen  von  Tumoren 
ans  Fett-  und  Bindegewebe  oder  Fibro-Cellular- 
Gewebe  im  Pharynx.  Holt  berichtet  in  den  Trans- 
actions  of  thePathological  Society  von  einem  grossen , 
gestielten  Fetttnmor  des  Pharynx,  den  der  Pat.,  ein 
SOjähr.  Mann,  12  J.  vor  seinem  Tode  zuerst  be- 
merkt hatte. 

Derselbe  war  vor  4  J.  bei  einem  Breehanfall  in  den 
Mund  vorgetrieben  worden,  von  wo  ihn  Pat.,  aus  Furcht 
zu  ersticken,  schleunigst  wieder  zurückgebracht  hatte. 


Pat.  konnte  flüssige  Nahrung  besser  vertragen  als  feste 
und  starb  plötzlich  beim  Rauchen.  Der  Tumor  war  durch 
einen  Strang  von  Schleimhaut  bedeckten  Bindegewebe! 
an  der  linken  Seite  der  Epiglottis  angeheftet.  Der  aus 
Fettgewebe  bestehende  Tumor,  welcher  durch  sein  Ge- 
wicht ein  völliges  Verschliesseu  der  Larynxöffnung  un- 
möglich machte,  hing  in  den  Oesophagus  hinab. 

In  der  amerikanischen  laryngologischen  Gesellschafl 
(St.  Louis  med.  and  sarg.  Jonrn.  Sept.  1879)  stellte 
Dr.  Knight  einen  Kr.  mit  einem  Retro- pharyngeal 
Sarkom  vor  und  gab  eine  Zusammenstellung  der  in  dei 
Literatur  vorhandenen  ähnlichen  Fälle.  In  der  Mehrzahl 
der  beschriebenen  Fälle  war  der  Tumor  durch  einen  Stid 
an  die  Pharynxwand  angeheftet. 

Die  meisten  Schriftsteller  empfehlen  die  Opta- 
tive Entfernung  der  polypösen  und  gestielten  Ge- 
schwülste der  Pharynx,  warnen  aber  vor  operativei 
Behandlung  der  an  den  Wandungen  des  Phaiyn 
ganz  anhaftenden.  Vf.  glaubt,  dass  die  Gefahieo 
der  Operation  weit  überschätzt  und  durch  sein  Ope- 
rationsverfahren,  das  aus  den  oben  geschildertei 
ersten  beiden  Fällen  erhellt,  auf  ein  Minimum  reÖA^ 
cirt  werden. 

In  allen  4  vom  Vf.  mitgetheilten  Fällen  war  di 
Myxosarkom  vorhanden  mit  einer  beträchtlich  festei 
Sackwand.  In  allen  war  die  Enncleation  ausftliF 
bar.  Gelingt  diese  auch  nicht  immer  bei  breitet 
Basis  im  Pharynx,  so  können  Tumoren  dieser  Re- 
gion doch  immer  mit  Sicherheit  entfernt  werden; 
nur  bei  Tumoren  von  bedeutender  Grösse  von  kreb- 
siger Natur  räth  Vf.  nicht  einzugreifen.  Behob 
der  Entfernung  einer  Geschwulst  im  Pharynx  em- 
pfiehlt sich  stets  die  prophylaktische  Laryngot(NDie. 
Das  Hinabfliessen  von  Blut  in  die  Trachea  wird  am 
sichersten  durch  Trendelenburg's  Kanüle  und  Em- 
führung  eines  Schwammes  an  einem  langen  Fadeii 
in  den  Pharynx  zum  Verschluss  des  Larynx  und 
Oesophagus  verhütet.  Selbst  ein  Tumor  von  be- 
trächtlicher Grösse  lässt  sich  durch  die  natürliche 
Oeffnung  des  Mundes  entfernen,  obgleich  es  in  man- 
chen Fällen  gerathen  sein  kann,  die  Wange  zu 
spalten  oder  bei  ausserordentlichen  Schwierigkeiten 
den  Kiefer  zu  durchsägen.  Der  einzige  Einwarf 
gegen  Spaltung  der  Wange  ist  die  zurückbleibende 
Narbe,  die  besonders  bei  Franen  möglichst  vermie- 
den werden  muss.  (Schill.) 

441.  neber  Exstirpation  des  Pharynx. 

Eine  isoUrte  Exstirpation  des  Pharyna  wurde 
zuerst    von   B.   von   Langenbeck   ansgeßibrt. 
(Arch.  f.  klin.  Chir.    XXIV.    4.   p.  825.    1879.) 
Die  Möglichkeit  der  vollständigen  Exstirpation  des 
Schlundkopfs    ohne    gleichzeitige   Entfernung  des 
Kehlkopfs  wird  gegeben  durch  die   sehr  lockere 
Verbmdnng  dieses  Organs  mit  den  Nachbarthellen. 
Die  Verbindung  mit  der  hintern  Fläche  des  Kehl- 
kopfs wird  durch  ein  so  lockeres  und  dehnbares 
Bindegewebe    bewerkstelligt ,    dass  die  Ablösung 
ohne    die  mindeste  Schwierigkeit  erfolgen  kann. 
Der  Zusanmienhang  der  hinteren  Pharynxwand  mit 
der  vordem  Fläche  der  Wirbelsäule  und  den  mit 
ihr  zusammenhängenden  Muskeln  und  Bändern  ist 
noch  lockerer  und  kann  mit  stumpfen  Werkseogeo 


VI.     Chirurgie,  Ophttudmologie  u.  Otiatrik. 


269 


getrennt  werden.  Ebenso  verhält  sich  die  Verbin- 
düDg  an  den  Seitenwänden.  Ausgedehnte,  in  der 
Höhe  des  Kehlkopfs  sitzende  Carcinome  können  nur 
mittels  Exstirpation  des  betr.  PharynxtheiLes  besei- 
tigt werden.  Diese  ist  nur  möglich,  wenn  man  von 
der  3eiteDwand  des  Halses  in  den  Pharynx  eindringt 
nod  den  Kehlkopf  so  zur  Seite  zieht,  resp.  am  seine 
Axe  dreht,  dass  der  ganze  Pharynx  vollkommen  zu- 
ginglich  wird. 

Der  Hantschnitt  beginnt  am  unteni  Rande  des 
tx)rizoDtalen  Astes  des  Unterkiefers  in  der  Mitte 
zwisehen  Kinn  und  Angulus  mandibulae  und  steigt 
in  gerader  Ricktxmg  über  das  grosse  Hörn  des 
ZoDgenbeins,  dem  Laufe  des  M.  sternotbyi'eoideuB 
folgend,  bis  zm*  Höhe  des  Ringknorpels,  oder  weiter, 
tm  Halse  herab.  Nach  Durchtrennung  der  Hals- 
faseie,  des  Platysma  und  des  M.  omohyoideus  dringt 
Mn  in  der  Höhe  des  Zungenbeins  in  die  Tiefe. 
irt.lingaalis  und  thyreoidea,  Aeste  der  Vena  facialis 
md  die  beiden  Aeste  des  N.  laryngeus  superior  wer- 
den durchschnitten ;  die  Sehnen  des  hintern  Bauchs 
des  Digastricus  und  des  Stylohyoideus  werden  vom 
Zongenbein  abgelöst  und  der  Pharynx  in  der  ganzen 
Unge  der  Wunde  eröffnet.  Der  Kehlkopf  wird  nach 
der  entgegengesetzten  Richtung  gezogen.  Vordere 
lod  seitliche  Pharynxwand  werden  von  der  Hals- 
wonde  ans  losgelöst;  zur  Abtrennung  der  hintern 
Pharynxwand  wird  in  der  Höhe  des  untern  Randes 
des  Gaumensegels  ein  Querschnitt  durch  dieselbe  ge- 
hhrt  und  die  Loslösung  tbeils  mit  stumpfen  Werk- 
KQgen,  theils  mittels  Dissektion  ausgeführt.  Traclieo- 
tomie  mid  Tamponade  der  Trachea  werden  voraus- 
fesehickt.  Die  Operation  an  und  für  sich  ist  nicht 
ttiir  schwierig  und  als  unmittelbare  Verletzung  nicht 
lefar  hoch  anzuschlagen,  v.  Langenbeck  verlor 
indessen  2  seiner  Operiilen  durch  Schluck-Pueumonie, 
Ülr  deren  Entstehung  er  die  nach  Durchschneidung 
der  beiden  Aeste  des  N.  laryngeus  sup.  entstehen- 
den Innervationsstörungen  verantwoi-tlich  macht. 

Der  verstorbene  Prof.  C.  v.  H  e  i  n  e  in  Prag  be- 
diente sich  nach  Dr.  C.  W  e  i  1  zur  Entfernung  eines 
Racheniumor  gleichfalls  eines  seitlichen  Rachen- 
«ehnittes,  welcher  indessen  schräg  am  Tnnenrande 
des  Stemocleidomastoideus  in  vei-schiedener ,  von 
der  Grösse  der  Geschwulst  abhängiger  Länge  ver- 
Ünft.    (Ztachr.  f.  Hdlk.  H.  1.  p.  6.  1881.) 

Dnrch  schichtenweise  Dissektion  der  die  Ge- 
Khwnlst  deckenden  Weichtheile,  unter  gleichzeitiger 
doppelter  Unterbindung  der  Gefässe,  dringt  man 
gleiehfalls  bis  auf  die  Geschwulst  vor.  Besonders 
empfiehlt  sich  dieser  Schnitt  für  hoch  bis  zur  Schä- 
delbasis reichende  Tumoren ,  weiterhin  kann  man 
von  derselben  Wunde  aus  etwaige  erkrankte  Lymph- 
drüsen mit  entfernen. 

Von  den  folgenden  4  Operationen  sind  Nr.  1 — 3 

von  v.  Langenbeck,  die  4.  ist  von  v.  Heine 

wsgefthrt  worden. 

1)  Ein  truher  gesunder  48Jähr.  Mann  litt  seit  Sept. 
1877  an  Heiserkeit,  Schlingbeschwerden  und  Stridor  beim 
Aflnnea.  Am  vordem  Theile  des  Halses  bemerkte  man 
(4.  Jan.  1878)  eine  Anschwellung,  Larynx  und  Pharynx 


erschienen  im  hintern  Theile  härter.  Oberhalb  und  seit- 
lieh der  Cartilago  thyreoidea  traten  2  seitliche  Tumoren 
auf,  von  denen  der  rechtseitige  mit  dem  Kehlkopf  fest 
zusammenhing.  Schmerzen  waren  nicht  vorhanden.  La- 
rjmgoskopisch  wurde  der  Kehlkopfeingang  von  einem  un- 
ebenen, ulcerirten,  vom  Pharynx  ausgehenden  Tumor 
überlagert  gefunden. 

Der  auf  der  rechten  Seite  geführte  Hautschnitt 
(9.  Jan«  1878)  reichte  bis  zum  Ringknorpel ,  der  Kehl- 
kopf wurde  nach  Eröffnung  des  Pharynx  nach  links  ver- 
zogen und  umgeklappt.  Der  Tumor  nahm  die  rechte 
Hälfte  des  Pharynx  und  Larynx  ein,  reichte  vom  falschen 
Stimmbande  bis  zur  Höhe  des  Zungenbeins,  medianwärts 
bis  zum  hintern  Drittel  der  rechten  Hälfte  der  Cartilago 
thyreoidea  und  von  da  weiter  gegen  die  Wirbelsäule. 
Die  Geschwulst  wurde  mit  dem  Pharynx  von  oben  her  ab- 
gelöst, der  hintere  Theil  der  rechten  Cartilago  thyreoidea 
durchschnitten  und  der  rechte  Aryknorpel  bis  auf  den 
Proc.  vocalis  fortgenommen.  Der  obere  Theil  der  Wunde 
wurde  vernäht,  in  dem  untern  ein  Drainrohr  befestigt, 
die  Tamponkanule  mit  einer  gewöhnlichen  vertauscht. 
Der  Kr.  war  sehr  collabirt.  Die  Stimmritze  war  nicht 
Bcblussfähig ,  Wundsekret  und  Speichel  gelangten  in  die 
Trachea.  Bereits  am  2.  Tage  liess  sich  eine  Pneumonie 
nachweisen,  der  der  Kr.  am  4.  Tage  erlag. 

2)  Ein  78jähr.  Mann  litt  seit  3  Mon.  an  Schling- 
beschwerden, seit  1  Mon.  bemerkte  er  eine  Anschwellung 
an  der  linken  Seite  des  Halses  in  der  Höhe  des  Kehl- 
kopfs. Die  Schlingbeschwerden  waren  sehr  h6chgradig. 
Betrachtete  man  den  Kr.  von  der  linken  Seite  ans ,  so 
erschien  der  Kehlkopf  sehr  stark  hervorgetrieben,  bei  der 
Betrachtung  von  vom  stand  die  linke  Kehlkopfgegend 
starker  hervor,  der  Kehlkopf  war  um  seine  Achse  etwas 
nach  rechts  gedreht.  Dicht  unter  dem  linken  Zunged- 
beinhorn  fühlte  man  eine  feste  Geschwulst,  die  sich  bis 
zum  Ringknorpel  erstreckte.  Laryngoskopisoh  erkannte 
man  unterhalb  der  etwas  hervorgewölbten  Epiglottis  die 
Geschwulstmassen  an  der  hintern  Pharynxwand.  —  In 
der  Höhe  des  Schildknorpels  gelangte  man  linkerseits 
(15.  Febr.  1878 )  sofort  auf  die  Geschwulst,  welche  bis 
an  die  grossen  Halsgefässe  nach  hinten  reichte  und  von 
diesen  isolirt  werden  musste.  Durch  die  Geschwulst  hin- 
durch wurde  der  Pharynx  aufgeschnitten.  Etwa  1  Ctmtr. 
oberhalb  der  Geschwulst  wurde  derselbe  bis  auf  die 
Wirbelkörper  quer  durchtrennt  und  von  diesen  leicht  ab- 
gelöst. Nach  abwärts  zeigte  sich  das  Carcinom  mit  dem 
linken  Lappen  der  Schilddrüse  verwachsen,  welcher  vom 
Kehlkopf  abgelöst  und  mit  Zurücklassung  seines  untern 
Endes  durchschnitten  wurde.  Nach  Durchtrennung  des 
Oesophagus  in  der  Höhe  der  Trachealwunde  konnte  der 
Pharynx  herausgenommen  werden.  Um  einen  Rest  der 
Geschwulst  vom  untern  Theile  der  linken  Schildknorpel- 
platte zu  entfernen,  wurde  deren  Comu  minus  aus 
seiner  Verbindung  mit  dem  Ringknorpel  gelöst  u.  ein  ca. 
2  Ctmtr.  grosses  Stück  des  Schildknorpels  resecirt. 

Der  durchschnittene  Oesophagus  wurde  mit  der 
Hautwunde  vernäht  und  ein  Kautschukrohr  in  denselben 
eingeführt.  Um  den  Kehlkopf  zu  fixiren,  wurde  der  obere 
Theil  der  Halswunde  genäht;  die  Tamponkanüle  blieb 
liegen. 

Der  Blutverlust  war  nicht  sehr  gross,  doch  collabirte 
der  Kr.  und  der  Tod  erfolgte  Nachts  2  Uhr.  Die  Sektion 
ergab  auffallende  Anämie  aller  Organe. 

3)  Eine  52jähr.  Frau  bemerkte  seit  einigen  Wochen 
ein  Heiserwerden  der  Stimme.  Bei  der  Untersuchung 
zeigte  sich  die  ganze  rechte  Hälfte  der  untern  Pharynx- 
wand von  einer  Geschwulst  eingenommen. 

Nach  Eröffnung  des  Pharynx  rechts  (9.  Dec.  1878) 
und  Umklappen  des  Larynx  nach  links  konnte  man  mit 
dem  Finger  eine  stark  wallnussgrosse  Geschwulst  hervor- 
heben, welche  die  rechte  Pharynxhälfte  einnahm  und  den 
rechten  Aryknorpel  überwucherte.  Die  Pharynxwand 
wurde  im  Gesunden  durchschnitten  und  mit  der  Ge- 
schwulst entfernt,  der  rechte  Aryknorpel  mit  dem  hintern 


270 


VI.    Chinu'gie^  Ophthalmologie  ü.  Otiataik. 


Tbeil  des  reebten  Stimmbandes  reseeirt  nnd  ein  Tbeil  des 
RingkDorpels  abgekniffen. 

Eine  nnter  dem  rechten  Kopfnicker  befindliche 
Lymphdr&se  war  mit  der  V.  jngal.  commnois  verwachsen 
und  Hess  sich  nnr  schwer  abprapariren.  Der  Blntverlnst 
war  im  Gänsen  ein  massiger.  Nach  der  EinfQhrung  von 
Nahrung  durch  die  Schiundsonde  trat  Erbrechen  auf,  wobei 
das  Eingegossene  aus  der  Trachealkanüle  tbeil  weise  wie- 
der abfloss,  weshalb  später  Peptonklystire  Tcrabreicht 
wurden.  Die  Kr.  erlag  am  23.  Dec.  einer  Pleuropneu- 
monie. Speisereste  wurden  in  den  pneumonischen  Herden 
nicht  gefunden.  Weder  an  der  Operationsfläohe,  welche 
entschieden  zur  Heilung  tendirte,  noch  an  der  V.  Jugnl. 
waren  Carcinomreste  aufzufinden. 

4)  Eine  39jähr.  Frau  litt  seit  ca.  1  Jahre  an  link- 
sei tigen  Halssohmerzen,  bald  darauf  an  Schlingbeschwer- 
den, auch  wurde  am  linken  Unterkieferwinkel  eine  Ge- 
schwulst bemerkt.  Bei  der  Aufnahme  war  links  eine 
starke  Anschwellung  vom  äussern  Gehdrgang  bis  zum 
grossen  Zungenbeinhorn  zu  constatiren.  Bei  der  Unter- 
suchung vom  Hunde  aus  war  der  rechte  Ganmenbogeu 
von  einem  hinter  demselben  befindlichen,  der  Halswirbel- 
säule fest  aufsitzenden,  bis  an  die  Schädelbasis  reichen- 
den Tumor  hervorgewölbt.  Die  Consistenz  desselben  war 
ungleich ,  derb  bis  pseudofluktuirend.  Die  Kr.  trat  in- 
dessen aus  dem  Hospital  wieder  aus  und  kehrte  erst 
4  Mon.  spater,  am  17.  April  1875,  zurück,  mit  etwa 
um  das  Doppelte  vergrösserter  Geschwulst.  Die  untere 
Grenze  war  in  der  Höhe  des  Kehlkopfeingangs  zu  fühlen, 
an  einerstelle  wardiePharynzschlelmhaut  durchbrochen. 
Aeusserlioh  war  die  Geschwulst  zwischen  dem  aufsteigen- 
den Unterkieferaste  und  demProc.  mastoid.  stark  hervor- 
gewölbt. Am  5.  Mai  wurde  die  obere  Traoheotomie,  am 
25.  Mai  die  Exstirpation,  unter  Tamponade  der  Trachea, 
ausgeführt.  Der  Schnitt  verlief  in  der  oben  angegebenen 
Weise ;  die  grossen  Halsgefässe  konnten  nach  rückwärts 
gedrängt  werden.  Die  äussere  Hälfte  der  Geschwulst 
konnte  meist  auf  stumpfem  Wege  isolirt  werden.  An  der 
linken  Pharynxwand  wurde  die  Schleimhaut  incidirt  und 
der  Tumor  von  der  Wirbelsäule  mit  der  galvanokausti- 
schen Schlinge  abgetrennt.  Die  geringe  Blutung  ans 
einigen  kleinen  Knochenarterien  stand  auf  Anwendung 
von  styptischen  Tampons.  Die  Wunde  wurde  nicht  ge- 
näht und  ein  Juteverband  angelegt.  Nach  der  Operation 
waren  die  Erscheinungen  der  partiellen  Facialis-  und  der 
Hypoglossnslähmnng  vorhanden,  von  denen  die  erstere 
sich  spontan  znrüokbildete.  Die  Ernährung  machte  grosse 
Schwierigkeiten,  da  die  Kr.  nioht  schlucken  konnte  und 
die  Einführnng  der  Sohlondsonde  schmerzhaft  nnd  wegen 
der  Schwellung  schwierig  war.  Speisereste  und  Wund- 
sekret gelangten  häufig  in  die  Luftwege,  wogegen  durch 
Tieflagemng  u.  Seitenlage  des  Kopfes  angekämpft  wurde. 
Continnirliche  Irrigation  mit  2ViProc.  CarboUösung  ver- 
hinderte die  Zersetzung  des  Sekrets,  es  entstand  nnr  ein 
leichter  Bronohialkatarrh.  Von  der  8.  Woche  an  hörte 
die  Ernährung  mit  der  Sehlundsonde  auf.  Am  3.  Juli 
verliess  die  Kr.  geheilt  das  Hospital.  Ein  halbes  Jahr 
später  trat  ein  Becidiv  auf,  dem  sie  rasch  unter  Lähmung 
aller  Extremitäten  erlag. 

Die  exstirpirte  etwa  apfelgrosse  Geschwulst  bestand 
aas  einem  Fasergerüst,  in  dessen  Maschen  rundliche 
Zelienbaufen  und  schlauchförmige,  zellenhaltige  Exkre- 
scenzen,  einzelne  grössere  helle,  mit  einer  homogenen, 
vacnolenhaltigen  Substanz  ausgefüllte  Räume  eingelagert 
waren.  Die  Struktur  stimmte  im  Ganzen  mit  der  des 
embryonalen  Gallertkems  der  Zwischenwirbelscheiben 
überein. 

Prof.  Elebs  erklärte  den  Tumor  für  eine  patho- 
logische Entwicklung  eines  Chordarestes^  wie  sie  als 
weiche  kleine  Geschwülste  von  Virchow  u.  A.  an 
der  Schädelbasis  beobachtet  nnd  als  Chordoma  oder 
Ekchondrosis  spheno-occipitalis  bezeichnet  worden 
ist.  Weil  schliesst  sich  dieser  Ansicht  an  und  weist 


ausserdem  noch  auf  die  Analogie  im  Bau  mit  de 
von  Luschka  entdeckten  gallertigen  Geschwi 
an  der  Mitte  der  hintern  Seite  der  Wu^belsynchondi 
hin.    Einen  in  Bezug  auf  Sitz  und  Struktur  gleichf 
Fall  konnte  W.  in  der  Literatur  nicht  auffinden, 
einem  von  R.  Th.  Wünsch  i)  mitgetheilten  Fall 
einer  der  Halswirbelsäule  fest  aufsitzenden  binde 
gewebsreichen  Faserknorpel  -  Geschwulst  fehlt  di 
mikroskopische  Untersuchung. 

(D  e  a  h  n  a  y  Stuttgart) 

442.  Bntfemiing  der  oaroinomatös  ent 
arteten  EpiglottiB  durch  die  Pharyngotoml 
aubhyoides ;  von  Dr.  Clinton  Wagner.  (Nei 
York  med.  Record  XIX.  21.  p.565.  May  1881.) 

Ein  63jahr.  Apotheker  litt  seit  Febmar  1880 
Schmerz  beim  Schlocken.  Bei  der  laryngoskopisoh« 
Uotersuehnng  fand  sieh  an  der  Unken  obern  Seite  d( 
Epiglottis  eine  Ic notige  Geschwulst,  die  anfangs  für  sypi 
litischer  Natur  gehatten  wurde,  aber  ausserordentUc 
rasch  sich  vergrösserte ,  trotz  antisyphilitisoher  Behang 
Inng.  Wegen  der  nunmehr  zweifellosen  Malignit&t  d( 
Tumor  wurde  die  Entfernung  derEpiglottis  (4.0et.  18^ 
ausgeführt.  Der  Schnitt  wurde  in  der  Längsrichtai 
zwischen  Zungenbein  und  Protuberans  des  Schildknorpc 
angelegt,  gab  aber  offenbar  keine  genügende  Uebersicl 
des  Operationsfeldes.  Bei  der  Einführung  des  Hei 
wurde  die  Epiglottis  durch  die  Bewegungen  der  Zni 
stark  nach  oben  gezogen,  so  dass  letztere  durch  eii 
Assistenten  wieder  nach  hinten  geschoben  werden  masst 
worauf  die  Abtrennung  gelang.  Ausser  starkem  Hust 
war  nach  der  Operation  nichts  Besonderes  zu  bemerlieiij 
Am  3.  Tage  bemerkte  man  an  der  linken  Plioa  gU 
epiglottica  einen  Best  der  Neubildung,  welcher  npi 
wuchs  und  die  Entfernung  dringend  erheischte.  Dieselt 
wnrde  12  Tage  später  vorgenommen.  Die  LangsincisioB' 
wurde  wieder  eröffnet,  ausserdem  aber  dicht  nnter  dem 
Zungenbein  ein  noch  die  innem  Hälften  der  Steno- 
hyoidei  trennender  Schnitt  angelegt,  so  dass  im  Ganzen 
eine  T-formige  Schnittfigur  entstand,  die  einen  sehr  gnten 
Einblick  gewährte.  Die  Neubildung  (Epitheliom)  wnrde 
anscheinend  vollständig  entfernt  Z  w51f  Tage  später  konnte 
man  an  derselben  Stelle  eine  bereits  die  Zunge  einneh- 
mende Neubildung  constatiren,  deren  versuchte  ZerstS* 
rung  auf  galvanokaustischem  Wege  nur  zu  rascherem 
Wachsthume  führte.  Der  Kr.  wurde  nun  seinem  Schiclc- 
sale  überlassen,  der  Gebrauch  von  Ghios-Terpentin  schien 
einmal  vorübergehend  einen  Stillstand  des  Leidens  her- 
beizuführen. Anfang  Mai  führte  Pat.  unter  Husten, 
Dyspnoe,  Dysphagie  und  heftigen  Schmerzen  noch  eis 
trauriges  Dasein.  (D  e  a  h  ii  a ,  Stuttgart.) 

443.  Traoheostenosis  dnroh  Wirbelabaoess; 
von  Dr.  A.  Beger  in  Leipzig.  (Dentsche  Ztschr. 
f.  Chir.  XUI.  5  n.  6.  p.  558.  1880.) 

Bei  einem  4  Jahre  alten  B^naben  entwickelte  sich 
binnen  4  Wochen  aümälig,  aber  stetig  wachsend,  eine 
hochgradige  Athemnoth.  Der  kräftige  n.  gut  entwickelte 
Pat.  sasB  bei  seiner  Aufnahme  in  die  Klinik  im  Bett  mit 
aufgestemmten  Händen,  den  Kopf  stark  hinten  über- 
geneigt, mit  grosser  Anstrengung  athmend.  Die  Athem- 
züge  (24)  waren  tief  und  von  lautem  Stenosengeränsch 
begleitet ;  bei  der  Inspiratton  erfolgte  hochgradige  Bio- 
Ziehung  der  Halsgmben  nnd  untern  BmstpartieD.  Fat.i 
bei  Besinnung  nnd  ohne  Schmerzen ,  antwortete  laut« 
Eine  Ursache  der  Respirationsbehindening  war  nicht  sn 


<)  Ueber  BetrepharyngealgeschwIUate.  iDaag.-Bif« 
Leipdg  1864. 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologe  u.  Otiatrik« 


271 


eDtdeeken.  Die  Wirbelsäule  zeigte  keine  Deviation  und 
nr  nirgends  beiDniclc  empfindlich ;  Druck  auf  den  Kopf 
bei  gestreckter  Wirbelsäule  gleichfalls  nicht  schmerzhafl;. 
Bein  Beogen  des  Kopfes  entstand  vollständige  Asphyxie. 
Die  sofort  aosgefGhrte  Tracbeotomia  sup.  veränderte  die 
stenotiflchen  Erscheinungen  nicht,  dagegen  stellte  die 
Tncheotomia  inf.  mit  Einlegen  einer  Trousseau'Bchen 
Xnäle  die  Athmnng  momentan  frei  her.  Nach  12  Std. 
Wiederkdir  der  Dyspnoe,  die  Jedoch  nach  Einführen 
daer  1.6  Ctmtr.  langem  PUha'ßchen  Kanüle  verschwand. 
Ii  den  Däehsten  Tagen  Fieber,  Brandigwerden  der  gros- 
len  Halswnnde,  starke  eitrige  Tracheitis.  Wegen  hau- 
fifer  Verstopfung  der  i^a'schen  Kanüle  wnrde  eine  wei- 
tere bis  smr  Bifarkation  reichende  eingeführt.  Am  8.  T. 
Bieh  der  Operation  traten  abermale  Symptome  einer  Tra- 
ckeo-,  bei.  Bronchostenosis  auf  und  3  T.  danach  erfolgte 
der  Tod  unter  Snflfokationserscheinungen. 

Die  Sektion  ergab  als  primäre  Erkrankung  eine 
Spondylitis;  der  K5rper  des  2.  Brustwirbels  war  zum 
pStttenTheile  vereitert,  während  die  beiden  angrenzen- 
Bm  Wh'belkörper  nur  zum  Theil  zerstOrt,  die  zwischen- 
■iKenden  Bandscheiben  intakt  waren.  Die  Wirbelsäule 
aiehien  nicht  geknickt.  Zwischen  ihr  und  Trachea  lag 
dtAbeeesB  von  dem  Umdange  eines  halben  Hühnereies, 
vddier  den  Oesophagus  umgab  u.  ihn  nebst  der  Trachea 
eh  vom  drängte.  Die  vordem  und  hintern  mediasti- 
■len  Lymphdrüsen,  sowie  die  Thymus  waren  beträcht- 
kh  geschwellt,  die  Trachea  vom  Manubrium  stemi  bis 
Her  die  Bifurkation  eomprimirt. 

Vf.  glaabt;   dass   der  Congestionsabscess  die 

Tnehea  nnr  dadurch  comprimireD  konnte  ^  dass  die 

LjmphdrQsenpaekete  u.  die  abnorm  grosse  Tbymns- 

driee  em  Ausweichen  derselben  verhinderten.     Er- 

Kheinimgen  von  Drack  aaf  den  Oesophagus  waren, 

tieiQch  in  einem  von  J arisch  (Jahrb.  f.  Einder- 

iKflk.  VIIL  p.  188)  beobachteten  Falle,  nicht  vor- 

hadeD;  Pat.  konnte  feste  Speisen  ohne  Beschwerden 

S«ie»en.  (Schill.) 

444.  Zur  ohirurgisohen  Behaadlong  der 
Hämorrhoidalknoten;  von  Dr.  George  Pol- 
loek  (Lancet  U.  1 ;  Jnly  1880)  n.  Prof.  Eichet 
(Qis.  des  Hdp.  60.  1881). 

Pollock  räumt  in  Uebereinstimmung  mit  einer 
sneeen  Anzahl  von  Chirurgen  dem  Ecrasement  den 
Vomg  vor  der  Ligatur  und  dem  Cauterium  actuale 
behnfs  Beseitigung  von  Hämorrhoidalknoten  ein. 
Beweisen  sich  auch  alle  drei  Encheiresen  als  gleich 
ngefthrlichey  so  verursacht  doch  die  erstere  Methode 
viel  geringere  Schmerzen  und  dem  zufolge  viel  sel- 
tener Spasmus  des  Sphincter  ani,  Oedem  und  Ham- 
lerfaaitongy  als  die  Ligatur,  da  dieselbe  das  Leben 
des  betr.  Theiies  nur  allmälig  zerstört,  und  das  Olah- 
ciKD,  das  ausserdem  viel  grössere  technische  Feii^g- 
iKeiten  erfordert  und  viel  eher  Nachblutungen  be- 
fllrehten  lüsst.  Dazu  kommt  noch,  dass  die  Ab- 
VKtachong  nicht  die  geringsten  Schwierigkeiten 
Btcht,  wenn  der  Ecrasenr  so  constrnirt  ist,  dass 
Kine  Lippen  genau  aufeinander  passen  und  nicht 
BMb  der  einen  oder  der  andern  Seite  hin  aus- 
weichen. 

Was  die  Technik  dieses  Verfahrens  anlangt,  so 
legt  man  den  in  Ghloroformnarkose  versetzten  Er. 
uf  Beine  linke  Seite  und  flektirt  stark  seinen  rech- 
ten Schenkel,  den  ein  um  den  Nacken  geführter  und 
Bster  dem  gleiehseitigen  Knie  befestigter  Riemen  in 


dieser  Stellung  erhält.  Sodann  wird ,  nachdem  der 
mit  einem  Haken  oder  einer  Zange  hervorgezogene 
Knoten  an  seiner  Basis  in  die  von  einander  entfern- 
ten Lippen  des  Ecrasenr  genommen  und  dessen  Ver- 
schluss durch  die  Schraube  bewerkstelligt  ist,  mit 
einer  krummen  Scheere  die  vor  den  Lippen  be- 
findliche Partie  des  Knotens  abgeschnitten.  Je  nach 
seiner  Grösse  kann  das  Instrument  in  dieser  Lage 
Vi — 1  Minute  und  länger  noch  verbleiben.  Nach 
seiner  Wegnahme  empfiehlt  es  sich,  die  wenigen 
blutenden  Geftsse  sogleich  zu  unterbinden.  ZurVer- 
heilung  der  Wunde  reicht  neben  warmen  Bädern  ein 
Salicylwatte- Verband  vollständig  aus. 

In  gleicher  Weise  verfährt  H.  Smith  (Lancet 
I.  11;  March  1880),  jedoch  mit  der  Modifikation, 
dass  vor  der  Wegnahme  des  Ecrasenr  die  Wund- 
fläche mit  dem  Glttheisen  kauterisirt  wird.  Sollte 
dasselbe  auf  ein  Geiäss  nicht  genügend  eingewirkt 
haben,  in  welchem  Falle  mit  dem  Nachlasse  des 
comprimirenden  Instruments  sofort  die  Blutung  ein- 
tritt, so  empfiehlt  Sm.  ein  rasches  Zuschrauben  der 
Blätter  desEcraseur  und  die  erneute  Applikation  des 
Glflheisens,  ein  Verfahren,  das  unter  Umständen 
mehrere  Male  wiederholt  werden  muss.  Nachdem 
auf  diese  Weise  jeder  einzelne  grössere  Hämorrhoi- 
dalknoten —  es  sind  deren  in  der  Regel  3  bis  4  — 
behandelt  worden  ist,  bringt  man  mit  dem  gut  be- 
ölten Zeigefinger  der  rechten  Hand  ein  Opium-Sup- 
positorium  In  den  Mastdarm. 

Wenn  sich  die  Haut  m  der  Umgegend  des  Anus 
in  einem  grossem  Umfange  hypertrophirt  erweist, 
so  entfernt  Sm.  eme  Pariie  hiervon.  Desgleichen 
durchschneidet  er  den  Sphincter  ani ,  wenn  derselbe 
sehr  fest  ist,  weil  hiernach  die  DefUcation  schmerz- 
loser von  Statten  geht. 

Die  Nachbehandlung  weicht  nicht  von  der  flbli- 
chen  ab. 

In  der  Mehrzahl  der  Fftlle  dauert  der  mehr  oder 
weniger  starke  Schmerz  nur  1 — 2  Stunden ;  durch 
das  Auflegen  von  in  warmes  Wasser  getauchten 
Schwämmen  wird  derselbe  bedeutend  gemildert 
Hamretention  soll  nach  Vf.  häufiger  bei  Frauen  auf- 
ti'oten,  welche  nach  seiner  Erfahrung  überhaupt  mehr 
als  Männer  an  Hämon*hoiden  leiden.  Drei  Tage 
nach  der  Operation  giebt  man ,  um  Stuhlentleerung 
zu  bewirken ,  Ricinusöl  und  hierauf  nach  2  Tagen 
noch  einmal.  In  der  Regel  erfolgt  die  JSeilung  nach 
Verlauf  einer  Woche. 

Die  fragl.  Behandlungsmethode,  welche  in  mehr 
als  100  Fällen  immer  zu  den  besten  Resultaten  ge- 
führt hat,  trifft  jedoch  der  Vorwurf,  dass  sie  zuwei- 
len Strictura  ani  im  Gefolge  hat.  Aus  diesem  Grunde 
erhalten  Pat,  bei  denen  eine  grössere  Hantpartie 
um  das  Orificium  ani  entfernt  worden  ist,  die  Wei- 
sung, sich  für  einige  Zeit  der  Bougies  zu  bedienen. 

Bei  dem  von  Prof.  Riebet  empfohlenen  Ver- 
fahren werden  die  innem  Knoten  aus  dem  After  so 
weit  als  möglich  durch  3  Fäden  herausgezogen, 
welche  man  einzehi  so  einführt,  dass  ein  kleiner  Zwi- 


272 


VI.     Chinirgie,  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


schenraum  zwischen  den  Tumoren  bleibt.  Letztere 
werden  dann  zwischen  den  Branchen  einer  roth- 
glühenden  Pincette  zerquetscht.  Diese  Methode  soll 
den  Vortheil  haben,  dass  sie  die  Veniarbung  beson- 
ders begünstigt  und  sowohl  Verengerung  des  Rectum, 
als  auch  Recidive  am  ehesten  verhütet. 

(Pauli,  Cöln.) 

445.  Methode  der  Amputation  des  Penis ; 
von  Dr.  A.  W.  S  t  o  c  k  s.  (Brit.  med.  Joum.  March  26. 
1881.) 

Ein  Epitheliom ,  an  dem  ein  58jähr.  Mann  litt, 
gab  Anlass  zur  Amputation  des  Penis ,  die  Vf. ,  um 
die  hiemach  gewöhnlich  sich  einstellende  Verenge- 
rung-des  Orificium  urethrae  ext.  zu  verhüten,  in  fol- 
gender Weise  ausftlhrte. 

Er  stach  ungefähr  1  Zoll  hinter  der  kranken 
Partie  zwischen  den  Corpora  cavernosa  und  dem 
Corpus  spoDgiosum  ein  schmales  Messer  ein ,  durch- 
schnitt erstere  mit  der  darüber  liegenden  Haut  und 
bildete,  indem  er  vom  Grunde  dieser  Wunde  aus 
einen  ^/^  Zoll  langen  Schnitt  in  horizontaler  Rich- 
tung nach  vorn  und  einen  eben  so  langen  nach  vorn 
und  unten  führte,  einen  Hautlappen.  Nach  Entfer- 
nung eines  Stückes  des  Corpus  spongiosum  an  jeder 
Seite  der  Urethra,  Ablösung  derselben  von  ihren 
Nachbargebilden  und  Stillung  der  Blutung  wurde 
hierauf  ein  der  Lage  und  Grösse  der  Harnröhren- 
öffnung entsprechender  Schlitz  in  dem  Hautlappen 
angebracht  und  derselbe,  während  ein  Assistent  das 
Urethra-Ende  in  entsprechender  Richtung  mit  einer 
Zange  fixirte,  an  die  Ränder  des  Penisstnmpfes  und 
sodann  das  Urethra-Ende  an  die  Ränder  des  Schlitzes 
mit  Seide  genäht 

Die  Wunde  heilte  so  rasch,  dass  Pat.  schon 
11  Tage  nach  der  Operation  aus  der  Behandlung 
entlassen  werden  konnte.  Nach  Ablauf  von  2  Jahren 
war  auch  nicht  eine  Spur  von  Verengerung  der  Harn- 
röhrenöffnung  zu  erkennen.  (Pauli,  Cöln.) 

446.  Trepanation  des  Darmbeins  als  Ge- 
(jenöfnung  eines  Beckenabscesses ;  von  Dr.  Georg 
Fischer,  Oberarzt  der  chir.  Abth.  am  Stadtkran- 
kenhause in  Hannover.  (Deutsche  Ztschr.  f.  Chir. 
XIII.  5  u.  6.  p.  551.  1880.) 

Bei  Psoas-  und  Iliacusabscessen ,  die  sich  gegen 
die  Vorderfläche  des  Oberschenkels  senken  und  in 
der  Gegend  des  Lig.  Poupartii  geöffnet  werden,  sind 
bei  horizontaler  Lage  der  Kr.  die  Bedingungen  fttr 
einen  dauernden  freien  Abfluss  des  Eiters  ungünstig 
und  muss  deshalb  beim  Stagniren  des  Eiters  eine 
Gegenöffnung  an  der  hintern  Körperfläche  angelegt 
werden.  Deren  Lage  wird  durch  eine  fluktuirende 
Stelle  in  der  Lumbaigegend  oder  an  der  Hinter- 
backe oder  durch  Vordrängen  einer  langen  Knopf- 
sonde vom  ersten  Einschnitt  ans  in  jene  Gegenden 
sich  meist  bestimmen  lassen.  In  einem  Falle,  wo 
weder  Geschwulst,  noch  Fluktuation  vorhanden  war, 
schritt  Fischer  zur  Trepanation  des  Darmbeins. 
Sie  war  indicirt  durch  die  grossen  Mengen  Eiter,  die 
ans  dem  Becken  keinen  Abfluss  finden  konnten,  trotz- 


dem, dass  der  Abscess  in  der  Inguinalgegend  wdt 
geöffnet  war,  und  durch  die  Unmöglichkeit,  eine  für 
die  Gegenöffnung  geeignete  Stelle  in  den  Weichthei- 
len  zu  finden.  Da  man  in  der  Eiterhöhle  mit  der 
Sonde  seitlich  gegen  den  Knochien  stiess  und  grosse 
Magerkeit  vorhanden  war,  so  Hess  sich  annehme, 
dass  die  Durchbohrung  des  Darmbeins  ohne  grosse 
Schwierigkeit  vorgenommen  werden  könnte.  Und 
in  der  That  Hess  sich  die  Trepanaüon  ohne  Schwie- 
rigkeiten ausführen. 

F.  spaltete  die  Weichtheile  der  obern  Glutaengegead 
darch  einen  6  Ctmtr.  langen,  direkt  bis  auf  den  Knochen 
geführten  Schnitt.  Nach  StiUimg  einer  ziemlich  starken 
Blutung  (wahrscheinlich  aus  der  Art.  glut.  sup.),  wurd« 
der  Knochen  durch  Haken  freigelegt,  das  Periost  toiUtk 
des  Raspatorium  zurfickgeschabt  u.  schlüsslich  das  Darm« 
bein  durchmeisselt.  Sofort  drang  ans  dem  ca.  Vi  Ctmtr. 
weiten  Loch  der  Eiter  aus.  Das  Durchführen  einei 
Drainagerohrs  durch  die  ganze  Beckenhöhle  war  ndi 
Schwierigkeiten  verknüpft.  Unmittelbar  nach  der  Ope« 
ration  trat  nur  geringe  Reaktion  ein.  Die  Tempentol 
stieg  in  den  nächsten  Tagen  von  37.4<*  anfdas  Maximaa 
von  38.40. 

Der  Erfolg  der  Trepanation  mit  gleichzeitiger 
Drainage  der  Beckenhöhle  war  ausserordentlich  gfls« 
stig.  Der  Eliter  floss  frei  ab  und  wurde  durch  tag' 
liehe  Durchspttlungen  mit  Carbol-  und  Salicylsäare- 
lösungen  Monate  lang  aseptisch  erhalten.  Pat.  ging 
allerdings,  wie  die  Sektion  ergab,  an  Caries  des  9. 
bis  11.  Rückenwirbels,  Senkungsabscessen,  Vereite« 
ining  des  linken  Hüftgelenks  und  Lungentuberkulose 
zu  Grunde.  Allein  die  vor  der  Operation  bestehende 
Eiterhöhle  war  bis  auf  enge  Fisteigänge  zusammen« 
geschrumpft  und  nirgends  im  Bedien  fanden  sich 
Anhäufungen  von  Eiter,  eben  so  wenig  von  Sekrei 
oder  Infiltration  der  Weichtheile  in  der  N&he  der 
Trepanationsöffhnng.  Auch  die  lange  Erhaltung 
des  Lebens  (fast  3  Monate)  war  wohl  nur  dem  freien 
Abfluss  des  aseptisch  gemachten  Eiters  in  Verbin- 
dung mit  kräftiger  Ernährung  zu  danken.  Vf.glaubty 
die  Trepanation  des  Darmbeins  zur  Anlegung  ein» 
Gegenöffhung  bei  einem  Beckenabscess  zum  ersten 
Male  gemacht  zu  haben.  (Schill.) 

447.  Ueber  die  ohirurgisohe  Behandlung 
der  Pustula  maligns. 

Nach  Prof.  V  e  r  n  e  u  i  1  (Bull,  de  Th^r.  C.  p.  145. 
P6vr.  28.  1881)  wird  der  eigentliche  Carbunkel  mit 
dem  messerft^rmigen  Thermokauter  vollständig  ent- 
fernt, die  angi'enzende  indurirte  Zone  aber  mit  dem 
Spitzenbrenner  an  vielen  Punkten  tief  geätzt.  In 
das  ödematöse  Gewebe  werden  subcutane  Injektionen 
mit  verdflnnter  Jodtinktur  (0,5%)  gemacht.  Jod- 
tinktur wird  auch  innerlich  gegeben ,  wenn  bereits 
heftige  Allgemeinerscheinungen  vorhanden  sind. 

In  einem  schweren  Falle  von  Carbunkel  des  lin- 
ken obern  Augenlides  eines  60jähr.  Mannes  erzielte 
Vf.  mit  der  angegebenen  Behandlung  vollständiges 
Verachwinden  der  schweren  Symptome  innerhalb 
3  Tagen. 

Nach  der  Mittheilung  von  T  h  e  v  e  n  o  t  (Joum. 
de  Thor.  VUI.  16.  p.  623.  Aoüt  25.  1881)  W 


VI.     Chirorgie,  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


273 


Ghipanlt  in  Orleans  (Du  traitement  des  maladies 

eharbonneiises  chez  Thomme  par  les  injections  soos- 

cotisto  d'iode  en  Solution.  Paris  1880)  mittels  der 

alleifflgen  Anwendung  der  subcutanen  Injektion  von 

MösoDg  in  Fällen  von  Pustula  maligna   rasche 

HeiloDg  erzielt.    Auch  Th^venot  theilt  einen  sol- 

eheo  Fall  mit.  *' 

Biimen  5  Tagen  hatte  sich  aus  einem  kleinen  rottaen 
Poikt  am  Yorderarm  ehie  grosse  gelblich-grane  Erosion 
gelRldet,  umgeben  von  Phlyktänen  und  einer  dunkel  vio- 
letten Hantzone,  mit  Geschwulst  des  Armes  bis  znmEllen- 
kogen  ond  schmerzhaften  DrfisenschweUongen  am  Arme 
md  in  der  Achselhöhle.  Sofort  wnrden  4  Injektionen 
Qe  20  Tr.)  mit  wSseriger  Lösang  von  Jodtinktur  (1 :  300) 
Bidi  ussen  von  den  Phlyktänen  gemacht,  innerlich  Jod- 
finktnr  fai  LOsnng  (1 :  60) ,  halbstündlich  esslöffelweise, 
legebeo  md  der  Ann  in  mit  Jodlösnng  getränkte  Kata- 
plMnen  gewiekelt.  Nach  2  Tagen  hatte  sich  die  Ulcera- 
fioB  nicht  weiter  aasgebreitet ,  das  Oedem  war  geringer 
ud  die  BSthung  hatte  abgenommen;  nach  2  weitem 
Tigen  waren  die  Bothung  und  die  Phlyktänen  ganz  ge- 
idiwimden,  der  Schorf,  der  sich  gebildet  hatte,  löste  sich 
Ib.  Der  Pols  war  normal,  die  Drfisenschwellnngen  waren 
rezsefawmiden ,  die  Wanden  begannen  sich  mit  Qrannla- 
fioien  za  bedecken  and  es  erfolgte  rasche  Qenesung. 

Das  Gift  konnte  in  dem  vorliegenden  Falle  kaum 
in  die  Cirinilation  gelangt  sein  und  es  bleibt  nach 
faem  Falle  immer  noch  fraglich ,  ob  die  Behand- 
lung auch  dann  noch  wirksam  sein  wird  j  wenn  all- 
gemeine Infektion  eingetreten  ist.  Diess  scheinen 
fe  von  Chipaul t  beobachteten  Fälle,  in  denen 
Allgemeininfektion  eingetreten  war,  zu  beweisen. 
Doch  wurde  im  4.  Falle  Chipault's,  in  dem  es 
Kh  mn  malignes  Oedem  des  Gesichts  bei  einer  68 
Jahre  alien^  sehr  geschwächten  Frau  mit  sehr  schwe- 
ren Allgemeinerscheinungen  handelte,  erst  nach  An- 
weDdong  enormer  Gaben  von  Jod  (3  Grmm.  zu  60 
Graun.  Wasser)  Erfolg  erzielt.  Wie  weit  sich  die 
Menge  des  Jod  oder  anderer  in  den  Organismus  ein- 
gefUirter  Antiseptika  ohne  Gefahr  steigern  lässt,  ist 
biafaer  noch  nicht  zu  bestimmen,  doch  scheint  es, 
di8B  ziemlich  hohe  Dosen ,  wenigstens  einige  Tage 
lang,  ohne  Nachtheil  ertragen  werden.  Vielleicht 
könnte  nach  Th6venot  die  Jodbehandlnng  auch 
gegen  Septikämie  sich  nfltzlich  erweisen. 

Prof.  W.  Roser  m  Marburg  (Chir.  Centr.-Bl. 
VUI.  36.  1881)  hält  es  nach  von  ihm  gemachten 
bCahrongen  fttr  möglich,  dass  Pustula  maligna  auch 
oluie  Aetsung ,  ja  sogar  von  selbst  heilen  kann.  In 
obreren  Fällen  von  Carbnnkel  mit  sehr  ansgebrei- 
tetem  Oedem,  in  denen  es  ihm  zur  Aetzung  und  zur 
Inciaion  zu  spät  schien ,  beschränkte  er  sich  auf  An- 
lendung  von  Chlorwasserumschlägen  oder  von  Blei- 
tasBer  und  sah  Heilung  eintreten.  R.  meint  dem- 
iieh,  dass  die  Milzbrandpustel,  ganz  ähnlich  der 
Knhpockenpustel,  ihren  spontanen  Verlauf  zu  haben 
pflege.  Er  wllrde  deshalb  zum  Aetzen  oder  Exci- 
tiren  nur  dann  rathen,  wenn  man  den  Kr.  vor  der 
fintatehung  der  eigentlichen  Pustel,  vor  Bildung 
hl  grossen  rothen  Hofes  und  des  coUateralen 
I  Oedems  zur  Behandlung  bekäme,  besonders  wenn 
I  >i&  (Be  ersten  AnfiUle,  etwa  das  erste  verdächtige 
M.  Jahibh.  Bd.  191.  Bft.  8. 

L 


Bläschen,  zu  diagnosticiren  vermöchte.  Dieser  Fall 
dfirfte  allerdings  nur  selten  eintreffen,  sollte  aber 
Jemand  beim  Abhäuten  eines  kranken  Thieres  sich 
geritzt  haben  und  sich  zeitig  genug  beim  Arzte  mel- 
den ,  so  würde  die  Aetzung  der  geritzten  Stelle  ge- 
wiss indicirt  sein.  (D  e  a  h  n  a.) 

448.  Zur  Aetiologie  der  doppelseitigen 
Orbitalphlegmone;  von  Dr.  Franz  Bayer. 
(Prag.  med.  Wchnschr.  VI.  23.  1881.) 

Auf  der  Klinik  des  Prof.  v.  Hasner  wurden 
nachstehende  Fälle  beobachtet. 

1)  Bei  einem  43jähr.  Manne  war  im  Verlauf  von 
UnkBCitigem  Oesichtserysipel  eine  Hervortreibong  des  Un- 
ken Bnlbos  aufgetreten,  welcher  2  Tage  später  auch 
rechtseitige  Protmsio  bnibl  folgte.  Die  linke  Vena  fron- 
talis war  als  harter  Strang  f&hlbar.  Der  Tod  erfolgte 
nach  4  Tagen.  In  der  genannten  Vene  fand  sich  ein  zer- 
fiiUener  Thrombus.  Im  obern  Sichelblatleiter  Gerinnsel. 
Die  Dnra-mater  der  Basis  in  den  mittlem  Schädelgmben, 
namentlich  links ,  mit  pun]Etf5rmigen  Blutanstritten  und 
leicht  abstreif baren  Exsudaten  versehen,  welche  nach 
dem  Clivus  zu  einen  eitrigen  Charakter  annahmen.  Die 
Piarmater  an  der  Basis  ebenfalls  eitrig  inflltrirt.  In  der 
Orbita  fanden  sich  in  den  Augenmuskeln  und  längs  der 
Venen  zahlreiche  Eiterherde,  der  Augapfel  selbst  war 
intakt. 

2)  Ein  Dienstmädchen  erlsrankte  an  Gesichtsrose^ 
während  welcher  sich  anfänglich  rechts ,  dann  links  Ex- 
ophthalmus einstellte.  Das  rechte  Auge  war  vollständig 
blind.  Es  wurden  Indsionen  ober-  und  unterhalb  des 
Innern  Augenlidbandes  rechterselts  gemacht ,  worauf  sich 
etwas  Eiter  mit  Blut  entleerte,  die  Abschwellung  bald 
eintrat  und  auch  das  Sehvermögen  etwas  zurückkehrte. 
Einige  Tage  darauf  wurde  auch  linkerseits  im  innem  Ab- 
schnitt des  Obern  Lides  ein  Abscess  geöffnet.  Die  ge- 
fUrchtete  Meningitis  trat  hier  nicht  ein ,  doch  schrumpfte 
der  rechte  Bulbus ,  während  die  Sehkraft  am  linken  fast 
normal  wurde.  (O  e  i  s  s  1  e r.) 

449.  Ueber  die  Entsündung  der  Conjuno- 
tiva  bulbi  bei  alten  Leuten;  von  Dr.  Walb  in 
Bonn.   (Deutsche  med.  Wchnschr.  VII.  25.  1.881.) 

Vf.  beschreibt  eine  Conjanctivitisform  bei  alten 
Leuten,  die  sich  von  dem  gewöhnlichen  Katarrh 
durch  das  vollkommene  Freibleiben  der  Augenlid- 
bmdehaut  und  durch  das  Fehlen  der  Sekretion  unter- 
scheidet, folgendermaassen. 

Im  Gefolge  einer  rheumatischen  Schädlichkeit 
tritt  binnen  24  Standen  eine  Injektion  des  innem 
oder  äussern  Quadranten  der  Conjunctlva  bulbi  ein, 
welche  von  leichter  Schwellung  begleitet  ist.  Im 
Laufe  einer  Nacht  wird  hierauf  der  ganze  Bulbus 
lebhaft  geröthet,  gleichzeitig  ist  die  Chemosis  weit 
stärker  geworden.  Die  Färbung  spielt  ins  Violette, 
namentlich  am  obern  Umfange  des  Bulbus.  Das 
Lid  ist  ebenfalls  etwas  geschwollen.  An  der  Ueber- 
gangsfalte  hören  die  entzündlichen  Erscheinungen 
auf,  die  Lidbindehaut  ist  vollkommen  blass  und  glatt. 
Das  Auge  ist  lichtscheu  und  thränt,  eine  eigentliche 
Sekretion  der  Bindehaut  fehlt  indessen. 

Nachdem  das  ehe  Auge  einige  Tage  lang  er- 
krankt ist,  pflegt  in  der  Regel  auch  das  zweite  in 
der  ganz  gleichen  Weise  befallen  zu  werden. 

35 


274 


Vn.    Staatsarzneikimde. 


Das  einmalige  Ueberstehen  dieser  Krankheit 
disponirt  zu  der  Wiederkehr  derselben,  wenn  die 
rheumatische  Ursache  wieder  vorhanden  ist. 

Man  muss  sich  hüten,  diese  chemotische  Beschaf- 
fenheit der  Bindehaut  des  Bulbus  für  ein  Zeichen 
einer  schweren  Hornhauterkrankung  oder  einer  Cykli- 
tis  zu  halten. 

Atropin  und  Eis  werden  gut  vertragen,  dagegen 
wirken  warme  Umschläge  ungünstig.  Am  zweck- 
mässigsten  ist  es,  die  chemotischen  Stellen  fiUbzeitig 
zu  incidiren.  Binnen  8  Tagen  pflegt  dann  die  Her- 
stellung vollendet  zu  sein.  (G  e  i  s  s  1  e  r.) 

450.  Primäres  Sarkom  der  Bindehaut;  von 
Dr.  Ceppi.  (Progrfes  m6d.  IX.  22.  1881.) 

Bei  einem  5jähr.  Knaben  hatte  sich  schmerzlos  ein 
Tveissliches ,  stecknadelkopfgrosses  Knötchen  gezeigt, 
welches  nach  wenigen  Wochen  zn  einem  gelappten,  nnss- 
grossen,  fleischigen,  stark  yasknlarisirten  Tumor  sich 
entwickelt  hatte.  Er  hatte  seinen  Ursprung  in  der  untern 
Bindehautfalte ,  drängte  das  untere  Lid  nach  vom ,  war 
leicht  an  der  Thränencanmkel  angeheftet  und  f&Ute  die 
Lidspalte  vollkommen  aus.  Er  war  übrigens  leicht  be- 
weglich. In  der  Ohigegend  fluid  sieh  eine  kleine  ge- 
schwellte Ljrmphdrüse. 

Die  Exstirpation  wurde  mit  äusserster  Sorgfalt  vor- 
genommen. Aber  bereits  nach  2V2  Mon.  war  von  der 
Thränencarunkel  ans  ein  Recidiv  eingetreten.  Die  noch- 
malige Operation  wurde  zunächst  verweigert,  so  dass 
später  nur  eine  unvoUkommene  Entfernung  möglich  war. 
Das  nächste  Recidiv  führte  alsbald  zu  einer ,  die  Wange 
bedeckenden,  apfelgrossen  Wucherung.  Schmerzen  fehl- 
ten. Der  Tod  erfolgte  unter  Convulsionen  10  Mon.  nach 
der  ersten  Operation. 

Ueber  die  Beschaffenheit  des  primären  Tumor  ist 
nur  gesagt,  dass  derselbe  ein  „Granulations-Sarkom''  oder 
Rundzellensarkom  repräsentirt  habe.        (Qeissler.) 

451.  Inocolation  mit  gonorrhoischem  Eiter 
wegen  oompleten  Pannus,  Herstellung  des  Seh- 
Vermögens  nach  lljähr.  Blindheit;  von  E.  S. 
Pcck.     (New  York  med.  Becord  XX.  1 ;  Jnly  2. 

1881.) 

Bei  einem  21Jähr.  Burschen  bestand  am  rechten 
Auge  seit  8,  am  linken  seit  11  Jahren  trachomatöser  Pan- 
nus. Der  Pat.  konnte  sich  kaum  mehr  auf  den  Strassen 
zurecht  finden,  rechts  war  das  Sehvermögen  etwas  besser 
als  links.  [Näheres  über  den  Zustand  der  Hornhaut  ist 
nicht  angegeben.]    Kan  versuchte  zunächst  den  Eiter 


eines  Geschwürs  in  der  Ohrgegend,  dann  spritzte  man  da 
einer  purulenten  Ophthalmie  eines  Erwachsenen  entnom- 
menen unter  [!]  die  Bindehaut  ein,  hierauf  bepinselte 
man  die  Hornhaut  mit  dem  Sekret  einer  Blennorrhoea 
neonatorum  —  keine  Reaktion  wurde  erzielt  Hienuif 
wurde  der  Eiter  einer  echten  Tripper-Ophthalmie  auf  das 
rechte  Auge  applidrt,  das  linke  wurde  unbedeckt  gelassen. 
Zehn  Stunden  später  brach  eine  akute  Ophthalmie  aus 
und  am  Tage  darauf  war ,  ohne  besondere  Impfang,  auch 
das  ungeschützt  gelassene  Unke  Auge  ergriffen.  Maa 
liess  der  Entzündung  ihren  natürlichen  Verlauf,  erst  vom 
19.  Tage  derselben  an  hielt  man  sie  mittels  Eiscompressea 
und  Höllensteinlösung  in  Schranken.  Die  Unteraachnng 
einige  Zeit  nach  der  Entlassung  aus  der  Spitalsbehandlung 
ergab ,  dass  mit  dem  rechten  Auge  Finger  anf  9  Fusa, 
mit  dem  linken  auf  IVs  Fass  gezählt  werden  konnten. 
Am  rechten  Auge  konnte  man  Pupille  und  Iris  erkennen. 
[Nähere  Angabe  über  den  Zustand  der  Homhaat  fehlt 
wiederum  I]  Pat.  behauptete,  als  Schirrmeister  in  dnem 
Pferdestalle  genügend  sehen  zu  können.     (6  e  i  »s  l  e  r.) 

452.  Die  Anwendung  des  Glülieisens  bei 
Homhautleiden ;  von  Dr.  Ernst  Fuchs. 
(Wien.  med.  Wchnschr.  XXXI.  22.  1881.) 

Unserer  ersten  Mittheilung  (Jahrbb.  OLXXXI. 
p.  61)  über  diesen  Gegenstand  lassen  wir  hier  das 
Referat  über  die  Versache  folgen ,  welche  auf  der 
V.  Ar It 'sehen  Klinik  angestellt  worden  sind. 

Benatzt  wurde  ein  von  den  Zahnärzten  gebrauch- 
tes Instrument:  eine  Kugel  von  7  Mmtr.  Duichm. 
mit  einem  schrftg  angesetzten  y  nicht  allzu  spitz  zu- 
laufenden,  über  1  Ctmtr.  langen  Arm.  Das  Instni- 
ment  wird  an  einer  Berzeliuslampe  erhitzt  und  soll 
nur  schwach  rothglühend  sein.  Es  bleibt  genügend 
lange  warm,  da  die  Kugel  als  Wärmequelle  dient. 

Beim  Ulcus  serpens  soll  man  die  Wirkung  des 
Glflheisens  auf  diejenige  Stelle  des  Randes  beschrän- 
ken y  der  sich  durch  seine  besonders  satnrirte  Farbe 
als  die  progressive  Stelle  auszeichnet.  Bei  üleiu 
rodens  ist  nur  der  unterminirte  Rand  zu  zerstören; 
welcher  eben  das  Charakteristikum  dieser  Geschwflrs- 
form  ist.  —  Ausser  in  diesen  Fällen  wurde  nur  ein- 
mal nach  Abtragung  einer  Epithelialwuchenmg  der 
Boden  mittels  des  Ferrum  candens  geätzt. 

Ueber  die  Verwendung  bei  andern  Hornhaut- 
erkrankungen  hat  Vf.  noch  keine  Untersuchungen 
angestellt.  Die  Schmerzlosigkeit  des  VerfSfthrens 
wird  von  ihm  ausdrücklich  betont.    (Qeissler.) 


VII.     Staatsarzneikunde. 


453.  üeber  die  Unterbringung  geistes- 
kranker Sträflinge;  von  Dr.  Knecht  in  Wald- 
heim (AUg.  Ztschr.  f.  Psychiatrie  XXXYII.  2.p.  146. 
1880)  und  M.-R.  Dr.  0.  F.  Hall  in  in  Stockholm 
(Hygiea  XLm.  5.  S.  233.  Maj  1881). 

Die  Ende  1876  eröffiiete  Irrenstation  bei  der 
Strafanstalt  Waldheim ,  über  welche  der  dirigirende 
Arzt  derselben y  Knecht,  berichtet,  ist  bestimmt 
,,zur  Beobachtung,  beziehentlich  Heilung  und  Ver- 
wahrung solcher  in  Landes-Straf-  und  Correktions- 
anstalten  detinirter  männlicher  Personen ,  welche  in 
Geisteskrankheit  verfallen  sind  oder  deren  geistiger 
Zustand  zweifelhaft  erscheint     Demnächst  können 


derselben  zu  gleichem  Zwecke  auch  andere  Personeo, 

deren  Zuführung  in  eine  Irrenanstalt  in  Frage  konunt^ 

zugewiesen  werden ,  wenn  deren  Aufnahme  in  eine 

andere  Irrenanstalt,  weil  sie  zur  Zeit  strafrechtlicher 

Verfolgung  oder  der  Detention  in  einem  Gerichta- 

gefängnlsse  unterliegen,  oder  ausSicherheits-,  Wohl- 

fahrts-  oder  sittenpolizeilichen  Gründen  wegen  ihres 

verbrecherischen  Vorlebens  oder  ilirer  IndividnaiitiU 

bedenklich  fällt/'     Die  Versetzung  eines  Kruiken 

in  die  Irrenstation  wird  durch  das  Minist,  des  lonem 

angeordnet,   bei  Insassen  von  Strafianstaltea  tf^ 

Antrag  des  Anstaltsarztes  von  der  Anstattsdirektion, 

verfügt ;  die  EntUssung  erfolgt  auf  Antrag  desifftos 


VII.     Staatsarzneikunde. 


275 


der  Irrenstation  bei  der  Strafanstaltsdirektion  durch 
Verordnung  des  Ministerium.  Die  Irrenstation  bildet 
eJDC  formell  von  der  Strafanstalt  getrennte  Abthei- 
hm^j  die  jedoch  nach  aussen  durch  den  Direktor 
vertreten  wird  ^  der  auch  die  Oberaufsicht  über  die 
IrreBstation  und  die  Disciplinargewalt  über  die  Be- 
amten und  Anfisichtspersonen  in  derselben  ausübt. 
Die  specielie Leitung  in  Bezug  auf  Verpflegung,  Be- 
schSfögnng,  Behandlung  und  Unterbringung  der  Er. 
ist  dem  Arzte  übertragen,  dem  Strafanstaltsdirektor 
li^  nur  die  Verantwortung  für  die  sichere  Bewah- 
nmg  der  Kranken  innerhalb  des  äussern  Anstalts- 
abadilnsses  ob. 

Die  Irrenstation  vermag  l>ei  dichtester  Belegung 
simmtiicher  Schlafräume  40  Kranke  zu  fassen ,  der 
höchste  Bestand  wurde  während  des  Sommers  1880 
vä  36  Kr.  erreicht.  Eröfihet  wurde  die  Anstalt 
nut  12  Kr.  (schon  seit  dem  Sommer  1873  wurden 
onzelne  filr  besonders  gefilhrlich  oder  unsicher  an- 
gesehene Kr.  für  die  damals  bereits  projektirte  Irren- 
station in  der  Strafanstalt  zurückbehalten),  dazu 
kamen  bis  Ende  1879  noch  weitere  61  Kr.  (53  aus 
der  Strafanstalt  Waldheim ,  8  aus  Gerichtsgefäng- 
Hissen  und  Correktionsanstalten) ;  in  Abgang  kamen 
vShrend  dieser  Zeit  42  (10  starben ,  5  wurden  in 
die  Strafanstalt  zurückversetzt,  die  übrigen  andern 
Irrenanstalten  übergeben  oder  in  Privat-  oder  Ge- 
meindepflege enüassen).  Die  Anzahl  der  Wärter 
(6,  d.  h.  einer  auf  5  bis  6  ELr.)  ist  grösser  als  in  all- 
gemeinen Irrenanstalten.  Die  Kr. ,  deren  körper- 
licher Zustand  es  erlaubt,  beschäftigen  sich  mit  Hand- 
aiheiten,  häaslichen  Arbeiten  oder  Gartenarbeiten. 
Eine  weitere  Ausdehnung  der  Gartenarbeiten  wäre 
nach  E«  deshalb  sehr  wünschenswerth ,  weil  sie  sich 
als  dn  vortreffliches  Mittel  erwiesen  hat,  die  gesun- 
den Keime  in  dem  geistigen  Leben  der  Kr.  zu  er- 
sten und  zu  entwickeln,  die  Kr.  zu  zerstreuen  und 
zugleich  den  motorischen  Trieben  derselben  eine 
zweckmässige  und  nützliche  Aeusserung  zu  ge- 
währen. 

In  Bezug  auf  das  Verhalten  der  Kr.  kann  K. 
nseh  seinen  derzeitigen  Erfahrungen  nicht  dem  un- 
göMtigen  ürtheile  unbedingt  beitreten ,  welches  von 
den  meisten  Irrenärzten  über  die  aus  Strafanstalten 
stammenden  Irren  gefällt  wird.  In  der  Mehrzahl  der 
Me  hat  sich  das  Verhalten  der  Kr.  nicht  wesent- 
^  von  dem  freier  Geisteskranker  unterschieden, 
nw  könnte  vielmehr  eine  gewisse  Gewöhnung  an 
Ordnnng  und  Disciplin  an  ihnen  rühmen,  die  sie  aus 
der  Strafanstalt  mitbringen.  Mechanische  Zwangs- 
iBitel  sind  nur  selten  nothwendig  gewesen,  auch  die 
bolimng  hat  nur  beschränkte  Verwendung  gefunden, 
da  em  günstig  gelegener  Garten  Aufgeregten  Ge- 
legenheit zur  unschädlichen  Entäusserung  ihrer 
nrntorischen  Impulse  giebt.  Die  schlechten  Erfah- 
^^0^,  die  an  irren  Verbrechern  meist  gemacht 
^^en  smd,  erklären  sich  nach  K.*s  Annahme 
^>>npteSchlich  daraus,  dass  die  Geistesstörung  der 
äffenden  Kr.  meist  zu  spät  erkannt  worden  ist. 
IKeadbe  mag  oft  erst  dann  erkannt  worden  sein, 


wenn  alle  Strafen  an  den  für  Simulanten  gehaltenen 
Kr.  unwirksam  geblieben  sind ;  solcher  Irrer  bemäch- 
tigt sich  dann  allmälig  ein  solcher  Grad  von  Verbit- 
terung und  Rachsucht,  dass  Bosheit  und  Auflehnung 
gegen  jede  Autorität  eine  gewisse  Herzenserleichte- 
rung für  sie  bilden.  Wenn  dieser  Grund ,  was  bei 
der  Zunahme  der  psychiatrischen  Bildung  der  Aerzte 
zu  erwarten  steht,  in  Wegfall  kommt,  schwindet 
nach  K.  damit  ein  hauptsächlicher  Grund  zur  Er- 
richtung eigner  Asyle  ftlr  geisteskranke  Verbrecher, 
denn  für  die  kleine  Zahl  schwer  lenkbarer  Kranker 
bietet  jede  grössere  Irrenanstalt  genügende  und 
bessere  Auskunftsmittel. 

Wenn  man  jedoch  in  Rücksicht  auf  die  öffent- 
liche Meinung  eine  Trennimg  bestrafter  und  unbe- 
strafter IiTcr  durchführen  will ,  so  hält  K,  grössere 
selbstständige  unter  ärztlicher  Oberleitung  stehende 
Anstalten  für  zweckmässiger,  als  kleine  mit  Gefäng- 
nissen verbundene  In'enabtheilungen.  Nur  in  einer 
grössern  Anstalt  lässt  sich  eine  zweckmässige  Grup- 
pirung  der  zu  einander  passenden  Kr.  bewerkstel- 
ligen, während  in  einer  kleinen  Anstalt  durch  wenige 
complottsüchtige  Elemente  alle  Ordnung  zerstört 
werden  kann.  Nm*  in  einer  grössern  Anstalt  ist 
femer  Vielseitigkeit  und  Wechsel  in  der  Arbeit  mög- 
lich ,  wie  sie  für  Ableitung,  Zerstreuung  und  zweck- 
mässige Behandlung  der  Geisteskranken  unentbehr- 
lich sind.  Die  Nähe  der  Strafanstalt  übt  femer  einen 
Einflnss  auf  den  Geist  einer  mit  ihr  verbundenen 
Irrenstation  aus,  Geschichten  über  das  frühere  Ver- 
halten der  Kr.  in  der  Sti'afanstalt  werden  bekannt 
und  beeinflussen  die  Stimmung  des  Wärterpersonals 
gegen  die  Kranken ;  auch  für  die  Kr.  selbst  kann 
der  Anblick  der  verhassten  Mauern,  der  Strafanstalts- 
beamten ,  auch  des  Strafanstaltsarztes  als  Reiz  auf 
das  erregte  Gemüth  wirken  und  sie  in  feindseliger 
und  gereizter  Stimmung  erhalten.  Bei  der  räum- 
lichen Beschränkung  kann  in  solchen  Irrenstationen 
häufig  UeberfÜUung  eintreten,  der  nur  durch  Ueber- 
führung  von  Kr.  in  eine  öfi^entliche  Anstalt  abgehol- 
fen werden  kann,  und  dabei  kommen  schlüsslich  die 
Elemente,  die  man  durch  Errichtung  jener  Asyle 
von  den  öffentlichen  Anstalten  fern  halten  will,  doch 
in  dieselben. 

Vom  Standpunkte  der  Psychiatrie  ist  die  Ver- 
bindung von  Irrenanstalt  und  Strafanstalt  demnach 
nicht  zu  empfehlen ;  die  moderne  bTcnpflege  hat  be- 
kanntlich ihren  Ausgang  von  einer  Lösung  dieser 
Verbindung  genommen  und  die  Wiedereinfühmng 
derselben  würde  somit  einen  Rückschritt  bedeuten. 

Füi*  die  Strafanstalt  ist  allerdings  die  Möglich- 
keit einer  raschen  Entfernung  der  Kr.,  einer  Ent- 
lastung von  allen  psychisch  zweifelhaften  Elementen 
ein  Vortheil,  doch  liegt  die  Nothwendigkeit  einer 
raschen  Versetzung  nur  bei  akut  Erkrankten  vor  und 
ftlr  die  Unterbringung  derselben  lassen  sich  die  er- 
forderlichen Vorkehrungen  sehr  leicht  in  einem  gut 
eingerichteten  Strafanstaltslazareth  treffen.  Auch 
gehen  nach  K.'s  Erfahrangen  aus  der  Zeit  vor  Eröff- 
nung der  Irrenstation,  leichtere  und  rasch  verlaufende 


276 


VII.     StaatBUZneikiinde. 


} 


Psychosen  im  Lazareth  eben  so  leicht  und  schnell  in 
Genesung  über  als  in  der  Irrenstation.  Wenig  aus- 
geprägte chronische  Irreseinsformen  dagegen  wer- 
den in  der  Regel  erst  später  erkannt  und  es  ist  von 
keinem  Belang^  wenn  solche  Er.  erst  einige  Wochen 
nach  festgestellter  Diagnose  in  eine  von  der  Straf- 
anstalt getrennte  Irrenanstalt  überegführt  werden. 

K.  schliesst  an  seine  Mittheilnng  eine  Statistik 
der  Geistesstörungen  unter  den  Gefangenen  in  der 
Strafanstalt  Waldheim. 

Vom  1.  Juli  1872  an  bis  zar  Zeit  der  Mittheilnng 
wurden  in  der  Strafanstalt  Waldheim  unter  6276  männl. 
Sträflingen  bei  168  (27o/oo)  Geiatesstörnngen  beobachtet; 
dieses  Verhältniss  ist  indessen  etwas  zu  niedrig,   weil 
unter  den  Sträflingen  überhaupt  eine  grössere  Anzahl 
Individuen  in  Folge  von  wiederholter  Einlieferung  mehr- 
fach gezählt  ist,  in  Wirklichkeit  darf  man  das  Verhältniss 
auf  mehr  als  30<>/oo  veranschlagen.    Vom  Jahresbestand 
waren  durchschnittlich   12<>/oo,    vom  durchschnittlichen 
Tagesbestand  18Voo  Irre.   Von  den  Erkrankungen  waren 
im  Durchschnitt  lio/oo  des  Tagesbestandes  der  Strafan- 
stalt so  schwer ,  in  der  Regel  unheilbar ,  dass  die  Ver- 
setzung der  Kr.  in  Irrenanstalten  nöthig  wurde.  Genesung 
oder  ganz  erhebliche  Besserung  wurde  in  36  von  den  168 
Fällen  (fiber  21Vo)  erzielt ,   nach  einer  Krankheitsdauer 
5mal  bis  zu  14  Tagen ,  5roal  bis  zu  1  Mon.,  8mal  bis  zu 
2 ,  5mal  bis  zu  3 ,  3mal  bis  zu  6  Monaten ,  Imal  bis  zu  1, 
5nuU  bis  zu  2  und  4mal  bis  zu  3  Jahren.    Von  36  Mehin- 
cholikem  genasen  20 ,  von  11  Maniakalischen  8 ,  von  59 
an  den  verschiedenen  Formen  des  Wahnsinns  und  der 
Verrücktheit  Leidenden  6 ,  von  22  epileptischen  Irren  2. 
An  paralytischer  Geistesstörung  litten  11,  an  periodischem 
und  cirkularem  Irresein  12 ,  an  Blödsinn  und  Imbecillität 
17.    Melancholie  und  Epilepsie  fiberwiegt  bedeutend  in 
der  Strafanstalt,  Manie  und  progressive  Paralyse  sind  im 
Vergleich  zu  freien  Irren  ziemlich  spärlich  vertreten.    In 
39  Fällen  bestand  die  Geistesstörung  schon  bei  der  Ein- 
lieferung in  die  Strafanstalt  und  war  bei  20  jedenfalls  die 
Veranlassung  des  Verbrechens  gewesen ;  48  Indiv.  erkrank- 
ten im  1.  Halbjahr  der  Haft,  60  bis  zu  Ende  des  2.,  22 
bis  Ende  des  5.  Halbjahres ,  9  später.    In  2  Dritttheilen 
fiel  somit  die  Erkrankung  in  die  ersten  2  Jahre  der  Straf- 
zeit.   Da  im  Ganzen  73  Kr.,  also  nahezu  die  Hälfte  der 
gesammten  Kr.,  vor  der  Feststellung  der  Krankheit  mehr 
oder  weniger  lange  isolirt  waren ,  wird  sich  ein  gewisser 
ungünstiger  Einfluss  der  Isolirung  kaum  in  Abrede  stellen 
lassen;  namentlich  wurde  ein  solcher  bei  geistesschwa- 
chen, besonders  jugendlichen  schwachsinnigen  Detinirten 
öfters  beobachtet.    In  Bezug  auf  das  Alter  zur  Zeit  der 
Erkrankung  sind  die  Jahre  18  bis  26  und  dann  zwischen 
30  und  40  in  einem  bedeutend  hohem  Procentsatz  ver- 
treten als  unter  den  Gesunden. 

Dass  die  Art  des  Verbrechens  nicht  ohne  Einfluss  auf 
die  Entstehung  von  Geisteskrankheit  ist  oder  auch ,  dass 
Geisteskranke  zu  gewissen  Verbrechen  stärker  inolhiiren, 
bestätigen  auch  K.'s  Erfahrungen.  Von  den  168  Kr. 
waren  verurtheilt:  wegen  Mordes  und  Mordversuchs  13 
(davon  waren  3  schon  zur  Zeit  der  That  krank) ,  wegen 
Todtsohlags  und  Körperverletzung  6 ,  wegen  Raubes  8, 
wegen  Brandstiftung  16  (davon  waren  6  schon  bei  der 
Einlieferung  krank) ,  wegen  Nothzucht  3  (davon  waren  2 
Mher  krank) ,  wegen  Unzucht  mit  Kindern  17  (7  davon 
bei  der  Verfibung  des  Verbrechens  krank) ,  wegen  Eigen- 
thumsvergehen  96 ,  wegen  Meineids  6 ,  1  wegen  Doppel- 
ehe (paralytisch  bei  der  Einlieferung)  und  6  wegen  Deser- 
tion oder  schwerer  Insubordination. 

Wemi  man  diese  Sohlen  mit  der  Summe  der  in 
der  betreffenden  Zeit  wegen  der  entsprechenden  ein- 
zelnen Verbrechen  in  der  Strafanstalt  detinirt  ge- 
wesenen Individuen  vergleicht ,  so  ergiebt  sich,  dass 
die  Häufigkeit  der  Erkrankung  nahezu  parallel  geht 


mit  der  Schwere  des  Verbrechens  und  der  Länge  der 
zuerkannten  Freiheitsstrafe.  Nur  die  Militftrverbre- 
chen  stehen  ausserhalb  der  Reihe  and  ergeben  einen 
ausserordentlich  hohen  Procentsatz,  doch  rflbrt  diess 
wohl  daher,  dass  es  sich  dabei  h&ofig  um  von  von 
herein  psychisch  abnorme  Individuen  handelt 

In  Bezug  auf  die  Erblichkeitsverhältnisse  scheint 
sich  bei  den  geisteskranken  Strafgefangenen  vorwie- 
gend allm&lige  psychische  und  moralische  Degenera- 
tion zu  erkennen  zugeben;  Verbrechen, Tmnksaoh^ 
Unstetigkeit,  Epilepsie,  Hysterie,  Nervosität  and  sehr 
häafig  Schwindsucht  waren  die  Zustände,  die  sich 
in  Bezug  anf  die  Adscendenten  der  Kranken  ermittehi 
liesseu,  selten  war  ausgesprochene  GeistesstOrang 
vorhanden  gewesen. 

In  Schweden  werden  nach  Ha  11  in  die  geistes* 
kranken  Verbrecher  in  den  allgemeinen  Irrenanstal* 
ten  behandelt,  doch  sind  dagegen  mehrflMshe  Bedenke! 
erhoben  worden  u.  man  hat  die  Hemung  ao^estdl^ 
dass  es  den  Oefangenanstalten  zukomme  für  diesi 
Geisteskranken  zu  sorgen,  deren  Unterbringung  ii 
allgemeinen  Irrenanstalten  gegen  das  Beste  der: 
freien  Kranken  und  der  Anstalt,  sowie  gegen  das 
Recht  der  Gefangenen  selbst  streite,  wenn  ihnea 
nicht  die  Zeit,  die  sie  in  der  Irrenanstalt  zabringes, 
von  ihrer  Strafzeit  abgerechnet  werde. 

Ein  in  Bezug  auf  diese  Frage  eingefordertes 
Gutachten  des  kön.  schwed.  Gesundheits-Ooll^um 
führt  zunächst  aus,  das  der  Begriff  eines  „Oriminal- 
patienten^'  genau  festgestellt  werden  mttsse,  um  za 
wissen,  welche  Kr.  es  sind,  für  die  besondere  An- 
stalten erforderlich  seien.  Diejenigen,  die  anter  dem 
Einflasse  einer  Geistesstörung  eine  strafbare  Hand- 
lung begangen  haben  und  als  straflos  erkannt  wor- 
den sind,  weil  eine  solche  Elandlang  vor  dem  Qeseti 
nicht  als  Verbrechen,  sondern  als  UnglficksEall  za 
betrachten  ist,  befinden  sich  unter  allen  umständen 
in  derselben  Stellung  den  allgemeinen  Irrenanstalten 
gegenüber  wie  andere  Kranke,  wenn  ihre  Aufnahme 
in  eine  Anstalt  erforderlich  wird  oder  wenn  sie  für 
die  allgemeine  Sicherheit  gefithrlich  sind,  nnd  ken- 
nen und  müssen  unter  den  andern  Kr.  behandelt 
werden.  Von  den  übrigen  (den  eigentlichen  Crimi- 
nalpatienten)  besteht  ein  Theil  aus  solchen,  welche 
nach  Begehen  einer  strafbaren  Handlang  in  Geistes- 
störung verfallen  und  aus  diesem  Grunde  nicht  der 
Untersuchung  und  der  Verurtheilung  unterworfen 
werden  können,  ein  anderer  aus  solchen,  welche 
während  der  Strafiseit  in  Geistesstörung  verfiiUen. 
Diese  beiden  zuletzt  genannten  Kategorien  können 
allein  in  Frage  kommen.  Wie  weit  unheilbare 
Geisteskranke  dieser  Kategorien  den  StrafSuistaitea 
angehören,  muss  darauf  beruhen,  ob  vomBeohts- 
Standpunkte  aus  geisteskranken  Personen  Strafe  M- 
dauernd  auferlegt  werden  kann.  Kann  oder  darf 
diess  nicht  geschehen,  dann  müssen  nach  der  Mei- 
nung des  CoUegium  geisteskranke  Strafgefimgeiie 
nicht  weiter  als  der  Strafanstalt  angehörig  angesehen 
werden,  sondern  nach  der  Entlassong  aas  derselben 
wie  andere  Geisteskranke  behandelt  werden ;  diese 


Vn.    Staatsaizneikaiide. 


r 

■  7erbi2tDis8e  treten  am  deuftichsten  hervor,  wenn  es 
I  flieh  am  Qefimgene  handelt,  die  zu  Gefängnlss  oder 
I  Stn&rbeit  aof  kürzere  Zeit  vemrtheilt  sind  und 
welche  als  unheilbare  Geisteskranke  sonst  der  Straf- 
instalt  fttr  ihre  ganze  Lebenszeit  angehören  wür- 
den. Nach  dem  prenssischen  Gesetz  werden  geistes- 
kiuke  Strafgefangene,  die  noch  nicht  für  unheilbar 
erklärt  sind,  in  den  Straüanstalten  behandelt,  oder, 
venn  diess  nicht  thunlich  ist,  in  einer  IiTenanstalt 
auf  Kosten  der  Gefangenanstalt,  und  die  Zeit,  wäh- 
rend welcher  sie  so  in  Behandlung  stehen,  wird  in 
die  Strafiseit  mit  eingerechnet.  Wenn  ein  Gefan- 
gener fhr  unheilbar  geisteskrank  erklärt  wird,  wird 
er  frdgelassen  und  er  ist  zu  betrachten  wie  andere 
Geisteskranke,  d.  h.  in  eine  Anstalt  für  unheilbare 
Geisteskranke  zu  bringen,  wenn  diess  filr  nöthig 
siebtet  wird. 

Wenn  nun  von  den  „Crimmalpatienten''  die- 
jenigen abgezogen  werden,  die  in  Folge  bestehender 
Geistesstörung  zur  Zeit  der  That  fOr  unzurechnungs- 
fidiig  erklärt  worden  sind,  bleibt  nur  eine  geringe 
Ansshl  geisteskranker  Strafgefangener  übrig.  Das 
GoUegium  hält  es  daher  für  zweifelhaft,  wie  weit  be- 
sondere Anstalten  für  diese  geringe  Zahl  unter  der 
Verwaltung  der  Gefangenanstalten  als  nöthig  er- 
lebtet werden  können,  zumal  da  unheilbare  schwer- 
lidt  als  den  Gefangenanstalten  angehörig  betrachtet 
werden  können  und  deren  Unterbringung  in  beson- 
deren Anstalten  theurer  zu  stehen  kommen  würde  als 
sonst.  Mehr  würde  es  sich  empfehlen,  bei  einigen 
Hospitälern  besondere  Abtheiinngen  für  geisteskranke 
Verbrecher  einzurichten. 

Was  die  relativen  Vortheile  und  Nachtheile  der 
3  verschiedenen  Arten  der  Unterbringung  geistes- 
bmker Verbrecher  betrifft,  so  verdient  nach  Hallin 
die  Einrichtong  von  Irrenabtheilungen  als  Adnexa 
n  den  Strafanstalten  insofera  Beachtung,  als  nach 
den  bestehenden  Gesetzen  in  Schweden  der  Aufent- 
lalt  in  'solchen  Anstalten  den  Kr.  an  ihrer  Strafzeit 
zoGnte  gerechnet  würde.  Nur  müsste  die  Einrichtung 
YoUkommen  zweckentsprechend  sein  und  ftr  Schwe- 
den wäre  eine  Einrichtung  mehrerer  derartiger  An- 
stalten nöthig,  was  mit  zu  grossen  Kooten  verknüpft 
sein  würde,  als  dass  dieses  System  Berücksichtigung 
finden  dürfte. 

Selbststftndlge  Anstalten  sind,  wie  bereits  er- 
vShnt,  in  Rücksicht  auf  die  geringe  Zahl  der  für 
dieselben  geeigneten  geisteskranken  Strafgefangenen 
snzweckmässig.  Anders  würde  es  sich  indessen 
vertialten,  wenn  es  sich  zugleich  um  die  Unter- 
bringung derjenigen  handelte,  die  zur  Zeit  der  That 
geisteskrank  gewesen  sind  oder  es  während  der 
Untersuchung  geworden  sind,  wenigstens  der  schwe- 
rer Erkrankten  oder  der  an  sogen.  Verbrecherwahn- 
sinn Leidenden.  Hierzuwären  auch  zumTheil  solche 
Individuen  zu  rechnen,  welche,  obwohl  nicht  im 
Entliehen  Sinne  geisteskrank,  doch  die  eigen- 
^bflmlicbe,  auf  organischem  Grunde  beruhende  ab- 
forme psychische  Beschaffenheit  (hereditäre  oder 
erworbräe  psychische  Degeneration)  zeigen,  welche 


277 


sich  durch  Mangel  der  moralischen  Begriffe  kenn- 
zeichnet (moralisches  Irresein).  Diese  Individuen, 
deren  Leben  oft  eine  ununterbrochene  Kette  von 
gesetzwidrigen  Handlungen  ist,  kommen  deshalb 
wiederholt  in  gerichtliche  Untersuchung  und  in  Folge 
von  mangelnder  Einsicht  in  Bezug  auf  den  abnor- 
men Geisteszustand  oder  fehlerhafter  Diagnose  wer- 
den sie,  da  sie  nicht  zu  den  gewöhnlichen  Geistes- 
kranken gerechnet  werden  können,  gewöhnlich  ein- 
fach als  Verbrecher  betrachtet  und  zu  kürzerer  oder 
längerer  Gefängnisssti'afe  vemrtheilt,  nach  deren 
Abbüssung  sie  als  nicht  zur  An&ahme  in  Hospital- 
pflege berechtigt  in  Freiheit  gesetzt  werden  und  ihr 
Verbrecberleben  von  Neuem  beginnen.  Für  diese 
Individuen,  die  für  das  Gemeinwesen  in  hohem 
Grade  lästig  und  gefährlich  sind,  wäi'en  die  in  Rede 
stehenden  Anstalten  passende  Asyle,  in  denen  sie 
erforderlich  lange  Zeit  zui*ückgehalten  werden  könn- 
ten. In  solchen  Anstalten  könnten  möglicherweise 
auch  solche  unheilbare  Geisteskranke  Aufnahme  fin- 
den, welche,  obwohl  nicht  unter  die  Criminalpatien- 
ten  gehörig,  für  die  Irrenanstalten  sehr  lästig  sind 
und  für  die  Aufnahme  neu  erkrankter  und  heilbarer 
Geisteskranker  hinderlich  im  Wege  stehen.  Die  Nach- 
theile, die  man  gegen  solche  Anstalten  geltend  ge- 
macht hat,  dürften  durch  zweckmässige  fjinrichtun- 
gen,  grösstmögliche  Isolirung  und  Vertheilung  der 
Kr.,  in  wesentlichem  Grad  vermieden  werden  können. 
Obgleich  indessen  die  Einrichtung  solcher  Anstalten 
von  mehreren  Gesichtspunkten  aus  Beachtung  ver- 
dient, dürfte  doch  nach  H.  dieselbe  ftlr  Schweden 
mit  zu  grossen  Kosten  verknüpft  sein. 

Was  schlüsslich  das  dritte  System,  die  Einrich- 
tung besonderer  Abtheilungen  in  IiTcnhäusern,  be- 
trifft, so  stimmt  H.  mit  dem  Gutachten  des  schwe- 
dischen Gesundheits-Collegium  überein,  dass  es  ftlr 
Schwedens  Verhältnisse  das  zweckmässigste  ist. 
Solche  Institute  dürfen  indessen  nicht  wie  Pflege- 
anstalten eingerichtet  werden,  sondern  sie  müssen 
fest  und  zweckmässig  angelegt  werden,  mit  den  er- 
forderlichen Sicherheitsmaassregeln  und  nach  allen 
Erfordernissen,  welche  die  Wissenschaft  f&r  erfolg- 
reiche Behandlung  zur  Herstellung  des  Kr.  verlangt. 
Zu  diesem  Behufe  müsste  die  Anstalt  hinreichende 
Ausdehnung  haben  und  hinlängliche  Gelegenheit 
fbr  zweckmässige  Beschäftigung  der  Kr.  bieten. 
Ausser  den  geisteskranken  Sträflingen  könnten  in 
solchen  Anstalten  auch  die  verschiedenen  Arten  von 
Geisteskranken  Aufnahme  finden,  für  die  H.  die 
selbstständigen  Anstalten  als  passend  bezeichnet  hat 
Für  Schweden  dürften  nach  H.  2  solche  Anstalten 
für  die  heilbaren  Kr.  hinreichen,  während  die  un- 
heilbaren in  gleiche  Anstalten  zu  verweisen  wären, 
die  mit  Asylen  für  unheilbare  Geisteskranke  in  Ver- 
bindung zu  errichten  wären. 

(Walter  Berger.) 

454.   Zur  geriohtsärstliohen  Casuistik. 

Unter  dem  Titel  Erhängen,  Erwürgen  oder 
Erdrosseln  f  theilt  Krelsphysikus  Dr.  A  dl  off  in 


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Vn.    Staatsarzneikunde. 


Schönebeck  (Vjhrschr.  f.  gerichtl.  Med.  N.  F. 
XXXIV.  p.  19.  Jan.  1881)  nachfolgenden  Fall  von 
Gattenmord  darch  Strangulation  mit,  in  welchem 
noch  der  Versuch  gemacht  worden  war,  den  Leich- 
nam zu  verbrennen. 

Morgens  nm  4  Uhr  des  7.  Jan.  d.  J.  war  der  Arbei- 
ter K.,  eine  schwer  gepackte  Kiepe  tragend,  deren  Inhalt 
2  Fnss  den  Band  überragte^  ans  seinem  Hanse  getreten ; 
dabei  hatte  auf  Jeder  seiner  Schaltern  ein  etwa  3  Fnss 
langer  Gegenstand  gelegen.  £ine  Stande  später  hatten 
ihn  zwei  Mitarbeiter  in  der  Fabrik  anter  Verdächtigen 
Umständen  vor  demAschenlochedesCalcinirofens,  dessen 
Feaerang  er  seit  Jahren  zu  besorgen  hatte,  sitzend  ange- 
troffen. In  der  Asche  aber  lag  der  Leichnam  seiner  Ehe- 
frau, nicht  weit  davon  stand  eine  Kiepe  mit  2  K5cken 
derselben.  Um  den  Hals  des  Leichnams  war  mehrmals 
ein  1  Ctmtr.  breiter  Riemen  umschlangen  und  ein  buntes 
Taschentuch  um  Mund  und  Nase  gebunden.  Dieser  Rie- 
men war  4mal  um  den  Hals  geschlungen,  148  Ctmtr.  lang 
und  lag  80  fest  an,  dass  die  Obducenten  genSthigt  waren, 
ihn  zu  durchschneiden,  um  ihn  zu  losen.  Er  passte  übri- 
gens nach  Dicke,  Consistenz  und  Schnittfläche  genau  zu 
einem  kürzeren  Stücke,  welches  sich  an  der  Wiege  eines 
der  K. 'sehen  Kinder  befestigt  vorfand. 

Die  Haut  der  liCiche  war  durch  die  Asche  grau  ge- 
färbt, an  Unterschenkel,  Brust,  Stirn,  Oberlippe,  Ge- 
sicht überhaupt  wurden  vielfache  grosse  u.  kleine  Sugilla- 
tionen  nachgewiesen ;  die  Bindehaut  war  roth,  die  Zunge 
zwischen  den  Zähnen  eingeklemmt;  die  verschiedenen 
nm  den  Hals  verlaufenden  Einschnürungen  waren  dunkel- 
braun von  Farbe,  pergamentartig  hart  anzufühlen,  schwer 
zu  durchschneiden,  die  Haut  darunter  erschien  1  Mmtr. 
dick.   Die  Einschnitte  ergaben  nirgends  Blutunterlauf ung. 

Im  Innern  des  unverletzten  Schädels  fand  sich  starke 
BlutüberffiUung.  Schon  die  Sägefläche  war  blutroth  und 
aus  dem  verletzten  Längsblutleiter  flössen  180  Qrmm. 
Blut  ab ;  alle  Himleiter,  die  Hirnhäute  und  Himsubstanz 
waren  bluterfüllt.  Beide  Lungen  strotzten  von  schau- 
migem, schwarzem  Blute,  in  der  rechten  Herzkammer  traf 
man  auf  grosse  Gerinnungen.  Die  Luftrohrenschleim- 
haut war  stark  injicirt,  die  Luftrohre  enthielt  schaumige 
blutige  Flüssigkeit,  die  innere  Haut  der  Kopfschlagader 
war  nicht  verletzt.  Auch  die  Baucheingeweide  zeigten 
grossen  Blutreichthum  und  Ekchymosen. 

Der  Befandschein  lautete  auf  Tod  durch  Er- 
stickung in  Folge  von  Erdrosselung  mittels  des 
4mal  umschlungenen  Lederriemens  seitens  eines 
Dritten. 

Die  Erstickung  wird  bestätigt  durch  die  Zeichen 
der  Bluterfdllong  in  Kopf-  und  Bmstorganen,  für 
die  Erdrosselung  durch  einen  Dritten  spricht  die 
Strangrinne.  Es  ist  nicht  denkbar,  dass  Jemand 
sich  selbst  einen  Riemen  4mal  fest  um  den  Hals 
legen  und  dann  noch  Zeit  haben  kann,  einen  festen 
Knoten  zu  schürzen.  Der  rasche  Verlust  des  Be- 
wnsstseins  muss  den  letzten  Akt  unmöglich  machen. 
Ferner  ist  vorauszusetzen,  dass  ein  lebensmüder 
Selbstmörder  zum  Erhängen  einen  festen  Strick  oder 
eine  Schnure,  aber  nicht  einen  dünnen  1  Ctmtr.  brei- 
ten Riemen  von  der  Dicke  eines  ledernen  Centimeter- 
maasses  wählt.  Da  das  andere  zum  Erhängungs- 
riemen  passende  Stück  von  der  Kinderwiege  herab- 
hing, so  hätte  man  annehmen  müssen,  dass  die  Frau 
sich  an  der  Wiege  erhängt  hätte.  Eine  schaukelnde 
Wiege  ist  aber  kein  Gegenstand,  um  sichern  Erfolg  des 
Erhängens  zu  gewähren.  SchlOsslich  sind  der  quere 
Verlauf  um  Hals  und  Nacken  und  die  4fache  Um- 


schlingung für  den  Mord  durch  fremde  Hand  von  grösa- 
ter  Bedeutung,  und  als  begleitende  Beweisumstände 
die  an  vielen  Stellen  des  Körpers  vorgefundenen  8a- 
gillationen. 

Der  Mörder  hatte  sich  von  der  Frau  Bier  und 
Schnaps  herbei  holen  lassen,  um  sich  zur  That  Matli 
zu  trinken,  hatte  mit  ihr  gescherzt  und  dann  der  Arg- 
losen den  Riemen  von  hinten  um  den  Hals  geworfen. 
Zur  Gewissheit  wurde  die  Schuld  des  Angeklagten 
durch  sein  Verfahren  mit  der  Leiche. 

Dr.  R.  Reh  mann  (a.  a.  0.  p.  35)  berichtel 
über  einen  Fall  von  Erdroaselunfff  welcher  nament- 
lich wegen  des  Ausgangs  des  gerichtlichen  Verfah- 
rens bemerkenswerth  erscheint. 

In  einem  Dorfe  am  Rhein  war  ein  zuvor  gesund« 
3/«  J.  altes  Mädchen  plötzlich  grestorben.    Seine  schleobt ; 
beleumundete  Stieftnutter  hatte  das  Kind  angebUch  Nach- 1 
mittags  3  Uhr  gesund  in  der  Wohnung  verlassen  und  ei 
bei  ihrer  Rückkunft  nach  IVs  Standen  todt  im  Bettches 
liegend  gefunden.    Der  Leichenbeschaner  entdeckte  am  ^ 
Halse  eine  Binne ,  der  Stiefmutter  Benehmen  war  ve^ 
däohtig,  daher  wurde  die  Sektion  angeordnet. 

Bei  der  Besichtigung  des  wohlgenährten  LeichnaiDs 
am  3.  Tage  fanden  sich  ausgebreitete  Todtenflecke,  das 
Gesicht  war  etwas  gedansen ,  aaf  beiden  Bindehäatea 
waren  flohstichartige  Blutpunkte  zu  sehen.  Kein  Schanm 
im  Rachen,  keine  Abschürfung  oder  Sus^Uation  der  Kopf- 
haut. Um  den  fleischigen  Hals  hemm  zog  sich  in  meist 
horizontaler  Richtung  eine  weiche,  halb  bläulicbOf  halb 
anämische  Strangfurche  mit  lividem  Saume  ohne  jedwede 
Mumifikation.  Es  waren  eigentlich  zwei  Strangrinnen, 
von  welchen  die  obere  nahezu  1  Ctmtr.  breit  dicht  unter 
dem  Kinne  über  das  Zungenbein  verlief  und  nach  beiden 
Seiten  schmäler  werdend  unter  den  Ohren  spitz  endigte, 
während  die  zweite  rings  um  den  untern  Theil  des  HalBes 
und  Nackens  verlief  und  Va  Ctmtr.  breit  war.  Auf  d» 
linken  Seite  des  Halses  fiand  sich  eine  Erweiterung  der 
Rinne  bis  zu  2.5  Ctmtr.,  hier  war  der  Eindruck  weniger 
scharf  ausgeprägt.  Die  Ränder  beider  Rinnen  und  vom 
der  dazwischen  gelegene  mittlere  Theil  des  Halses  ragten 
vor  und  erschienen  aufgequollen.  SuiVasionen  unter  der 
Strangfurche  fehlten. 

Nach  Incision  der  weichen  Sohadeldec&en  fand  sieli 
auf  dem  rechten  Scheitelbeine,   2  Ctmtr.  oberhalb  des 
Ohres  eine  taubeneigrosse  Blutunterlauf^ng  unter  der 
Galea  und  nach  Entfernung  des  Blutes  und  Periosts  eine 
Fissur  mit  bohnengrossem  Knocheneindruck  im  grossen 
Keilbeinflügel.    Diese  Fissur  verlief  2.5  Ctmtr.  lang  in 
senkrechter  Richtung  und  war  der  Sitz   einer  kleinen 
Ekchymose  unter  der  Dura-mater.     Die  grossen  Blnt- 
leiter  enthielten  dunkelflüssiges  Blut,  in  den  Himh5hlen 
kein  Erguss,  das  Gehirn  blass,  die  Pia  ohne  Blutpunkte. 
—  Das  ZwerchfeU  stand  über  dem  Stemalrande  desKno^ 
pels  der  4.  Rippe  in  der  Exspiration.    Herzbeutel  und 
Pleura  waren  von  Blutpunkten  besäet ;  Herz  und  grosse 
Geisse  von  flüssigem,  dunklem  Blute  massig  erfüllt,  die 
Adern  des  Halses  strotzten,  im  Halszellgewebe  keine  Blot- 
nnterlanfungen,  kein  Quarriss  in  der  Intlma  der  Carotis,  | 
wohl  aber  in  der  Wand  der  Unken  Carotis  eine  geringe,  | 
streifige,  linsengrosse  Blutunterlanfung.   Schleimhaut  ^ 
Kehlkopf  und  Luftröhre  lebhaft  roth,  Lungen  dunkel  mit  ; 
schaumigem  Blute  erfüllt.  Keine  Läsion  der  Wirbelsäule,  i 
Baucheingeweide  blutleer.  j 

Der  Befundschein  lautete  auf  gewaltsamen  Er-  | 
stickungstod  durch  Strangulation ,  wobei  die  Kopf- 
verletzung mit  concurrii*te.  Letztere  war  sehr  wahr- 
scheinlich durch  einen  vorgefundenen  Waschkidppcl  | 
bewirkt  worden. 


Vn.     Staatsaizneikimde. 


279 


Die  Annahme  des  firsticknngstodes  gründet  sich 
aof  eine  Reihe  von  Allgemeinerscheinungen ;  in  erster 
Linie  auf  die  Zeichen  von  der  dünnflüssigen  dunklen 
Beadiaffenheit  des  Blutes:  nämlich  auf  die  ausgebrei- 
tete intensive  Leichenhypostase ,  die  Erfüllung  von 
Ben,  grossen  GefiUsen,  Blutleitem  und  Lungen  und 
uf  die  lebhafte  Injektion  derLnftröhrenschleimhaut. 
Ausserdem  liefern  die  capillaren  Blutaustritte  in  das 
snbseröse  Bindegewebe  den  Nachweis  der  Berstung 
durch  Ueberdruck. 

Die  Erstickong  an  sich  setzt  nan  zwar  noch 
lieht  äussere  Grewalt  voraus ,  denn  sie  konnte  auch 
dnreh  Convolsionen,  aus  epileptischen  Zufällen^  nach 
Einwirkung  von  Giften,  giftigen  Gasen  zu  Stande 
tommen.  Die  gewaltsame  Tödtung  wird  erst  durch 
ie  sn  Hals  und  Kopf  vorgefundenen  Merkmale, 
Umlich  die  Strangfurche,  die  Läsion  der  rechten 
Ctiotis  und  die  Schädelverletzung  erwiesen. 

An  sich  ist  die  Benrtheilang  der  Strangfnrche 

■cht  80  einfach,  weil  in  der  weichen  Kindeshaut  aach 

og  anliegende   Wftschstflcken ,    Bänder,    Tücher 

itnogähnliche  Eindrücke  hinterlassen  können.     In 

diesem  Falle  wurde  die  Strangulation  zweifellos  durch 

&  doppelte,  tiefe,  rings  um  den  Hals  verlaufende 

{Fliehe  mit  anfgequollenen  Rändern  nachgewiesen; 

iwisehen  beiden  Furchen  hob  sich  der  mittlere  Theil 

i  des  Halses  stark  hervor;  daneben  war  seitlich  die 

'Stelle  deutlich,   wo  das  Würgband  geknüpft  war. 

I  Dieses  war  mnthmaasslich  weich  und  breit ,  da  es 

;  keine  Hautschürfung  noch  Druckschnürung  verur- 

sieht  hatte,  etwa  ein  Kinderhalstuch.   Da  der  livide 

Sinm  der  Rinne  weder  Ekchymosen  noch  Suffusionen 

enthielt,  so  war  es  nicht  sicher,  ob  die  Erdrosselung 

istniTitam  geschehen  war;  hierfür  blieb  allein  das 

Sugillat  in  der  rechten  Carotiswand  maassgebend. 

Aber  auch  die  Kopfverletzung  war  während  des 
Lebens  gesetzt  worden;  dafür  sprechen  das  Sugillat 
UB  Schädelbruche ,  die  zahlreichen  Ekchymosen  im 
Gebiete  n.  in  der  Umgebung  der  Knochenimpression 
lud  der  Beginn  von  entzündlicher  Reaktion  auf  der 
Innenfläche  der  Dura-mater,  welche  an  der  Bruch- 
^le  stark  injicirt  war.  Da  bei  Kindern  alle  Ge- 
v^ ,  auch  die  Knochen  nachgiebiger  sind  als  bei 
Erwachsenen ,  tri£ft  man  bei  ihnen  häufiger  Fissuren 
^  Frakturen.  Aus  der  Fraktur  mit  Eindruck  geht 
^tfnm  hervor,  dass  eine  grosse  Gewalt  auf  die  Stelle 
;  eingewirkt  hat,  und  dass  sie  nicht  etwa  durch  einen 
^n  Fall  aus  der  Wiege  entstanden  sein  konnte. 
^  der  Schädelverletzung  konnte  immerhin  eine 
Gehirnerschütterung  verbunden  gewesen  sein,  welche 
^  Strangulation  unterstützt  und  paralysirend  ge- 
wirkt hat. 

I     Hiemach  lautete  das  Schlussgntachten  auf  Er- 

^^'(^Qng  während  des  Lebens  mit  der  Eopfver- 

^'^Bssi^   als  concurrirender   Todesursache,    wobei 

^mtlidie  Umstände  und  Ergebnisse  es  höchst  un- 

^^hnchemlich  machten,   dass  das  Kind  nicht  ab- 

MtÜeh,  sondern  zufällig  getödtet  worden  wäre. 

Aber  die  Aussagen  der  Zeugen  schwankten  n.  wider- 
'P'^chen  sich  in  der  Schwurgerichtsverhandlang.    Einige 


wollten  zwischen  7  und  8  Uhr  Abends  das  Kind  schon  steif, 
andere  mit  den  Füssen  baumelnd ,  bald  noch  warm ,  bald 
ganz  kalt ,  bald  nur  an  Händen  nnd  Füssen  kalt  in  den 
Armen  der  Stiefmutter  gesehen  haben ,  welche  es  wie  in 
grossem  Seelenschmerze  fest  umschlossen  in  den  Armen 
gehalten  und  der  freien  Beobachtung  entzogen  hatte. 
Keine  fremde  Person  hatte  die  Wohnnng  betreten ,  der 
Ehemann  war  durchaus  gut  beleumundet  und  bekundete 
nur  die  grösste  Sorge,  seine  zweite  Frau,  die  einen  höchst 
rohen,  sinnlichen,  unheimlichen,  verstockten  Eindruck 
machte,  vor  Schande  zu  bewahren.  Wohl  hatte  dieselbe 
einige  Worte  fallen  lassen ,  dass  ihr  das  Kind  lästig  sei, 
jedoch  —  sie  wurde  frei  gesprochen. 

Durch  die  Länge  der  seit  Ausführang  des  Selbst- 
mordversachs verflossenen  Zeit  bemerkenswerth  er- 
scheint folgender  von  Dr.  John  Taylor  (Glasgow 
med.  Journ.  XIV.  p.  387.  Nov.  1880)  veröffentlich- 
ter Fall  von  Wiederbelebung  nach  Erhenkung. 

Eine  kräftige  44jähr.  Frau  war  eines  Abends  von 
ihrem  Ehemanne,  der  sie  roh  behandelte,  amThürschloss 
mittels  einer  Kleiderleine  aufgehängt  vorgefunden  wor- 
den. Es  bestand  vollständige  Bewusst-  und  Empfindungs- 
losigkeit ,  das  Gesicht  war  livid  geschwollen ,  die  Zunge 
zwischen  den  Zähnen  vorgestreckt ,  am  Halse  zeigte  sich 
eine  braune  pergamentartige  Entfärbung  mit  Abrasion  der 
Epidermis  in  der  Höhe  des  Kehlkopfs.  In  Lungen  und 
Gehirn  schien  alle  Vitalität  erloschen  zu  sein ,  blos  eine 
Spur  von  Herzschlag  und  Radialpuls  war  noch  fühlbar. 

T.  leitete  sofort  —  11  Uhr  30  Min.  —  die  kunstliche 
Respiration  nach  Sylvester 's  Methode  ein,  wobei  er 
die  Zunge  mittele  einer  Arterienpincette  hervorgezogen 
erhielt  nnd  die  entsprechenden  Bewegungen  der  Arme 
durch  2  Freundinnen  der  Frau  ausführen  iiess.  Nach 
2stündiger  unausgesetzter  Ausführung  dieses  Verfahrens 
unter  gleichzeitigem  Frottiren  mit  heissem  Flanell  wurde 
—  1  Uhr  30  Min.  —  eine  leichte  spontane  Bewegung  in 
den  Beinmuskeln  wahrnehmbar.  Um  2  Uhr  zeigten  sich  die 
ersten  Zeichen  von  Wiederkehr  der  Empfindung ,  um  3 
Uhr  erfolgte  reichliches  Erbrechen  der  genossenen  Spei- 
sen ,  und,  nachdem  die  künstl.  Respiration  bis  um  4  Uhr 
fortgesetzt  worden  war,  erschien  die  Hoffnung  auf  Wieder- 
belebung so  begründet ,  dass  T.  die  weitere  Behandlung 
den  Angehörigen  ohne  Gefahr  anvertrauen  konnte.  Als 
er  um  8  Uhr  wiederkam,  fand  er  die  Frau  schlafend ,  er- 
weckt erkannte  sie  ihn ,  hatte  aber  keine  Erinnerung  an 
die  Vorgänge  in  der  verflossenen  Nacht.  Sie  klagte  nur 
über  heftigen  Kopfschmerz ,  der  sich  jedoch  binnen  3  T. 
verlor,  so  dass  die  Frau  ihreWirthschaft  wieder  besorgen 
konnte.  Es  erfolgte  binnen  Kurzem  vollständige  Ge- 
nesung. 

Der  zn  Anfang  des  Jahres  1880  zu  Raab  in 
Ungarn  vorgekommene  Fall,  dass  ein  dnrch  den 
Strang  Hingerichteter,  obschon  der  Eintritt  des  Todes 
von  dem  Physikns  bestätigt  worden  war ,  noch  23 
Stunden  hindurch  Erscheinungen  des  Lebens,  jedoch 
ohne  Bewusstsein,  dargeboten  hatte,  hat  Veranlas- 
sung zn  sehr  bemerkenswerthen  Mittheilungen  von 
Seiten  der  Proff.  Hofmann  und  Rosenthal  zn 
Wien  gegeben. 

Prof.  Ed.  Hof  mann  sprach  sich  in  der  Ges. 
d.  Aerzt6  in  Wien  (Wien.  med.  Presse  XXL  17. 
p.  533.  1880)  dahin  aus,  dass  die  nächste  Erklä- 
rung fttr  die  Wiederbelebung  im  fragl.  Falle  darin 
zu  suchen  sei ,  dass  der  Justificirte  zn  früh  —  10 
Mm.  nach  der  Henkung ,  nachdem  der  Gerichtsarzt 
den  Tod  constatirt  hatte  —  abgenommen  worden 
war.  Allerdings  finde  der  Eintritt  des  Todes  nach 
dem  Henken  sehr  schnell  —  meistens  nach  5  Min« 


280 


Vn.    Staatsarzneikimde. 


—  statt  and  Tardiea  giebt  geradezu  an,  dass  10 
Min.  die  längste  zar  Herbeiführung  des  Todes  erfor- 
derliche Zeit  sei.  H.  selbst  erwähnt  3  Fälle  aus 
eigner  Praxis ,  in  denen  die  Wiederbelebung  nicht 
gelang ,  obschon  die  Selbstmörder  fast  unmittelbar 
nach  dem  Erhenken  abgenommen  worden  waren. 
Es  finden  sich  jedoch  eine  Anzahl  von  Fällen  in  der 
Literatur,  in  denen  die  Wiederbelebung  nach  viel 
längerer  Zeit  noch  gelang,  ja  einzelne,  in  denen  das 
Leben  erhalten  blieb  (Tardieu,  Taylor,  Bou- 

chut,  van  Hasselt). 

Bemerkenswerth  erscheint ,  weil  von  3  Aerzten  con- 
statirt ,  ein  im  Jf.  1858  in  Boston  vorgekommener  Fall,  in 
dem  der  Korper,  nach  amerikanischer  Sitte,  unmittelbar 
nach  dem  Erhenken  7  Fuss  tief  am  Stricke  herabgefallen 
war.  Nach  14  Min.  war  der  Herzschlag  erloschen ,  nach 
40  Min.  wurde  der  Leichnam  abgenommen ;  50  Min.  spä- 
ter bemerkten  die  Aerzte  Pnlsation  über  der  rechten 
Clavikel  n.  konnten  am  Herzen  24  Schläge  in  der  Minute 
anskultlren.  Der  Herzschlag  stieg  in  der  nächsten  halben 
Minute  selbst  bis  auf  40  Schläge ,  von  da  an  nahm  er  ab 
und  verschwand  nach  2  Std.,  also  4  Std.  nach  der  Hin- 
richtung, ganz. 

Der  Tod  beim  Erhenken  tritt  durch  Verschluss 
der  Luftwege  und  der  grossem  Halsgefässe  ein.  H. 
hat  an  zwei  gefromen  Erhenkten  durch  Sagittal- 
schnitt  nachgewiesen ,  dass  der  Verschluss  der  Luft- 
wege nicht  sowohl  durch  Zusammenschnüren  von 
Kehlkopf  und  Trachea  zu  Stande  kommt ,  sondern 
weil  der  zwischen  Zungenbein  und  Kehlkopf  liegende 
Strang  den  Zungengrund  und  die  Epiglottis  gegen 
die  Wirbelsäule  nach  auf-  und  rückwärts  andrückt ; 
wobei  noch  der  weiche  Gaumen  in  den  Nasenrachen- 
raum gedrängt  wird  und  eine  Knickung  nach  auf- 
wärts erleidet.  Der  rasche  Verlust  des  Bewusstseins 
entsteht  durch  Unterbrechung  der  Cirkulation. 

Nach  den  Prof.  H.  zugekommenen  Mittheilungen 
ist  jedoch  der  betre£fende  Justificirte  8  Tage  vor  der 
Hinrichtung  wegen  Drüsenabscessen  am  Halse  ope- 
rirt  worden  und  hat  an  einem  Wolfsrachen  gelitten. 
H.  hält  es  daher  fbr  möglich ,  dass  dadurch  das  Zu- 
standekommen der  eben  erwähnten  Bedingungen 
vereitelt  worden  ist.  Die  vorhandenen  Drüsentumoren 
können  die  vollständige  Compression  der  Halsgef^e 
verhindert  und  bewirkt  haben,  dass  der  Strang  nicht 
zwischen  Kehlkopf  und  Zungenbein,  sondern  tiefer 
zu  liegen  gekommen  ist,  wodurch  die  Luftwege  nicht 
vollständig  verschlossen  worden  sind.  H.  hat  2 
Fälle  beobachtet,  in  denen  wegen  einer  Struma  und 
wegen  einer  Dermoidcyste  der  Strang  tiefer  zu  liegen 
kam.  Ebenso  kann  Substanzverlust  am  Wolfsrachen 
das  hermetische  Anliegen  der  Epiglottis  und  des 
Zungengrundes  verhindert  haben. 

Bei  der  Diskussion  sprach  sich  Prof.  Billroth 
dahin  aus ,  dass  den  Gerichtsarzt  kein  Verschulden 
treffe,  da  er  den  Tod  durch  nichts  Anderes  als  durch 
das  Aufhören  der  Respiration  und  des  Herzschlages 
habe  constatiren  können.  Ueber  die  Zeit,  binnen 
welcher  die  Wiederbelebung  gelingen  könne,  würden 


von  den  Chirurgen  bei  der  Tracheotomie  und  der 
Narkose  sehr  verschiedene  Erfahrungen  gemaeht. 
Zur  Erklärung  des  Umstandes ,  dass  bei  dem  fragl. 
Justificirten  trotz  Wiederkehr  des  Pulses  und  der 
Respiration  der  Tod  erfolgte ,  weist  B.  darauf  hin, 
dass  die  normale  Ernährung  des  Gehirns  nicht  wie- 
der einzutreten  scheine ,  wenn  die  Blutcirkulation  io 
demselben  einige  Zeit  unterbrochen  war. 

Prof.  Hofmann  ist  ebenfalls  der  Ansicht,  dass 
den  Gerichtsarzt  keine  Verschuldung  treffe ,  er  hält 
es  aber  nicht  für  zulässig,  einen  Menschen  blos  des- 
halb ftir  todt  zu  erklären,  weil  Respiration  und  Herz- 
schlag aufgehört  haben. 

Prof.  M.  Rosenthal  in  Wien  (a.  a.  0.  18. 
p.  557)  erörtert  in  seinen  Bemerkungen  über  den 
fragl.  Fall  namentlich  die  Möglichkeit ,  das  völlige 
Erlöschen  der  Thätigkeit  des  Herzens  nachzuweisen, ; 
indem  er  darauf  hinweist ,  dass  bei  Sauerstoff-Ver- 
armung der  Respirationsapparat  früher  die  Erreg- 
barkeit verliert  als  das  Herz.  | 

R.  fand  bei  Versuchen  an  tracheotomirten  and ; 
curaiisirten  Thieren ,  an  denen  die  künstliche  Ath- 
mung  eingeleitet  war,  dass,  als  am  absterbenden 
Thiere  der  Herzschlag  nicht  mehr  deutlich  zu  fllhlen 
war ,  nach  Unterbrechung  der  kttnstl.  Athmnng  nnd 
Entfernung  der  an  Artt.  iliaca  und  crural.  gelegten 
Klammer  eine  durch  die  Brustwand  nnd  Herz  ein- 
gestochene Nadel  (mit  angekittetem  Glaafaden)  noch 
deutliche  und  allmälig  verschwindende  Vibrationen 
zeigte.  Er  ist  daher  überzeugt ,  dass  mittels  dieser 
Acupunktxxr  —  eine  mit  einem  Fähnchen  versehene 
Nadel  müsste  an  der  5.  Rippe  zur  Seite  des  Stemnm 
eingestochen  werden  —  jeder  Irrthum  über  den 
wirklichen  Eintritt  des  Todes  der  Justificirten  za 
vermeiden  sei*). 

In  Bezug  auf  die  Diagnose  des  Scheintodes  hebt 
R.  noch  hervor ,  dass  auch  bei  tiefster  Herabsetzung 
der  Herzthätigkeit  ein  schwaches,  dumpfes,  aussetzen- 
des Geräusch  zu  vernehmen  ist.  Auch  lässt  sich 
trotz  vollständiger  Unbeweglichkeit  des  Thorax  and 
gänzlichem  Fehlen  desAthemgeräusches  beigenanem 
Zusehen  an  der  eingesunkenen  Bauchdecke  eine 
schwache  Bewegung  der  seitlichen  Wandungen  wahr- 
nehmen. In  einem  von  R.  selbst  beobachteten  Falle 
(dessen  Ausgang  nicht  mitgetheilt  ist)  waren  beide 
Erscheinungen  deutlich  ausgesprochen.  In  einem 
ähnlichen  Falle  von  Scheintod  fand  Bourneville 
gleichfalls  das  fragliche  Verhalten  des  Herzschlages, 
ausserdem  aber  noch  Herabsetzung  der  Köipertem- 
peratur  auf  27.4<^C.  im  Mastdarme.  Der  Tod  er- 
folgte hier  24  Std.  später.         (E.  S  c  h  m  i  e  d  t) 


0  Die  Verwendung  einer  Nadel  zur  Constatining  des 
wahren  Todes  hat  schon  Prof.  Middeldorpfin  seinem 
Aufsätze  über  AkidopetrtisHk  (Gfinsb.  Ztschr.  f.  Uin. 
Med.  YII.  p.  328.  1856)  empfohlen.  Vgl.  Jabrbb.  CHI. 
p.  366.     Wr. 


M  ö  b  i  u  s  y  ttber  Nervenkrankheiteil. 


281 


B.   Originalabhandliing^en 

nnd 

Uebersichtene 

IX.    Beiträge  zur  Lehre  von  den  Nervenkrankheiten. 

Von 
Dr.  Paul  Julius  Möbiua  in  Leipzig. 


E.   Neuere  Beobachtungen  über  Sehnenreflexe. 

Wir  geben  hier  im  Anschlnss  an  frflhere  Zu- 
aunmenstellongeni)  eine  kurze  Cebersicht  ttber  die 
omesten  VerGffentlichnngen,  welche  von  den  sogen. 
Sehnenreflexen  handeln,  nebst  dem  Referat  über 
einige  Arbeiten  verwandten  Inhalts. 

Prof.  G.  Westphal  (Berl.  klin.  Wchnschr. 
XVm.  1.  2.  1881)  knflpft  seine  Bemerkungen  über 
das  Versehwinden  und  die  Lokalisation  des  Knie^ 
phänamen  an  folgenden  interessanten  Krankheits- 
fall an. 

Ein  32Jahr.  Kaufmann  wurde  am  27.  M&ra  1877  in 
die  Charit^  aufgenommen.  Seine  Mutter  war  an  „Büclcen- 
miiksschwiudsucht'  gestorben,  sein  Vater  soll  irrsinnig 
gewesen  sein,  ein  Bruder  an  Sehnervenatrophie  gelitten 
kaben,  tabeslcrank  und  blödsinnig  gestorben  sein,  ein 
anderer  Bruder  an  schwerer  Hypochondrie  leiden.  Pat. 
var  seit  1  Jahre  augenleidend,  seit  Vi  Jahre  erblindet, 
Kit  V4  Jahre  schlaflos,  seit  ca.  8  Tagen  psychisch  gestört. 
El  bestand  Sehnervenatrophie,  reflektorische  PupUlen- 
itarre,  Artikulationsstörnng,  Schwachsinn  mit  Grössen- 
wahn.  Keine  spinalen  Symptome,  normales  Kniephäno- 
men. Nach  1  Jalire  war  der  Grössenwahn  geschwunden, 
Pat.  äusserte  Yielmehr  hypochondrische  Ideen,  magerte 
ab  n.  8.  w.  Auch  diess  ver^^g  und  1879  befand  sich  Pat. 
äDiiacfa  in  massigem  Schwachsinn  ohne  Affekte  oder  Wahn- 
Torstellungen.  Das  Kniephänomen  fehlte  zum  1.  Male 
am  20.  Oct.  1879  am  rechten  Beine ,  während  es  links 
aoeh  schwach  vorhanden  war.  Keine  andern  spinalen 
Symptome.  Ende  December  traten  blutige  Durchfälle, 
neber,  GUederzittem  auf  und  am  8.  Jan.  1880  der  Tod. 
Am  3.  Jan.  war  das  Fehlen  des  Kniephänomen  auch  linlLS 
eonstatirt  worden. 

Die  Sektion  ergab  leichte  Pachymeningitis  int.  und 
Leptomeningitis  cerebralis,  graue  Atrophie  beider  NN. 
and  Tractus  opt.  bis  zu  den  Corpp.  geniculata.  Ulceröse 
Lungenphthise.  Am  gehärteten  Bfickenmark  erschien  ein 
Streifen  in  den  Hinterhömem  nach  auswärts  von  den 
QoQ'schen  Strängen  durch  die  ganze  Länge  des  Markes, 
aa  stärksten  im  Lendenmark,  degenerirt,  auch  die  Pyra- 
nddenseitenstrangbahnen  waren,  wiewohl  in  geringem 
Giade,  ergriffen.  Das  Mikroskop  zeigte  hier  und  dort 
lafalreiche  Kömchenzellen,  erheblichen  Schwund  der 
maikhaltigen  Neryenröhren  und  Verdickung  des  inter- 
ititieUen  Gewebes,  lieber  die  in  verschiedenen  Höhen 
wechselnde  Gestalt  der  Hinterstrangsdegeneration  siehe 
iaa  Original  und  seine  Abbildungen. 

Wenn  auch  schon  früher  aus   dem  Umstände, 

dass  das  Verschwinden  des  Kniephänomen  eines  der 


<)  Vgl.  Jahrbb.  CLXXXV.  p.  199. 
Med.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  8. 


frühesten  Symptome  der  Hinterstrangdegeneration 
ist  nnd  dass  der  Beginn  letzterer  in  den  äussern 
Abschnitten  der  Hinterstränge  zu  suchen  ist ,  sowie 
darans ,  dass  in  einzelnen  Fällen ,  wo  das  Kniephä- 
nomen erhalten  gewesen  war ,  eben  jener  Abschnitt 
der  Hinterstränge  frei  gefanden  wurde,  geschlossen 
werden  konnte,  dass  die  Affektion  dieser  Abschnitte 
mit  dem  Erlöschen  des  Kniephänomen  zusammen- 
falle ,  so  liefert  der  vorliegende  Fall  nunmehr  eine 
positive  Thatsache  zu  Gunsten  dieser  Annahme. 
Weiter  lehrt  der  Fall,  dass  die  Annahme  von 
Gharcot  nnd  Pierret,  nach  welcher  die  in  Form 
schmaler  Streifen  sich  darstellende  Erkrankung  der 
äussern  Hinterstrangsbündel  zunächst  die  lanciniren- 
den  Schmerzen  verursache,  nicht  ohne  Weiteres  rich- 
tig ist,  denn  es  fehlten  die  Schmerzen  ganz. 

W.  hält  seine  frühem  Angaben  über  die  dia- 
gnostische Bedeutung  des  Fehlens  des  Kniephäno- 
men in  vollem  Umfange  aufrecht.  Die  Fälle  an- 
geblicher Tabes,  bei  welchen  das  Phänomen  erhalten 
war ,  entpuppten  sich  ihm  meist  als  andere  spinale 
Erkrankungen  (resp,  fleckweise  graue  Degeneration). 
Er  selbst  hat  es  nie  bei  wirklicher  Tabes  gesehen 
und,  so  lange  kein  Fall  typischer  Tabes  veröffentlicht 
ist,  bei  dem  das  Eniephänomen  vorhanden  war  und 
bei  dem  die  Autopsie  eine  bis  in  den  Lendentheil 
reichende  Erkrankung  der  Hinterstränge  nachgewie- 
sen hat,  glaubt  er,  auch  die  von  andern  Autoren  ver- 
öffentlichten Fälle  von  Tabes  mit  Eniephänomen 
„mit  einer  gewissen  Vorsicht^'  beurtheilen  zu  sollen. 
Ob  das  Eniephänomen  auch  bei  Gesunden  fehlen 
könne,  ist  ihm  zweifelhaft,  denn  einmal  ist  das  Feh- 
len oft  nur  scheinbar  (kurze  Patellarsehne,  starkes 
Fettpolster  u.  s.  w.),  zum  andern  sind  die  angeblich 
Gesunden  ohne  Eniephänomen  nie  lange  genug  be- 
obachtet worden,  um  als  zweifellos  Gesunde  zu 
gelten.  Vielmehr  scheint  W.  das  Fehlen  des  Enie- 
phänomen auch  bei  anscheinend  Gesunden  nicht  be- 
deutungslos, da  bekanntlich  spinale  Erkrankungen 
oft  lange ,  sehr  lange  latent  verlaufen.  Beobachtet 
man  aber  gar  das  Verschwinden  des  Eniephänomen, 
so  kann  man  nach  W.  mit  Bestimmtheit  einen  krank- 
haften Process  in  den  äussern  Abschnitten  der  Hinter- 
stränge des  Lendentheils  annehmen.     Es  ist  daher 

36 


282 


M  ö  b  i  Q  s ,  über  Nervenkrankheiten. 


besondere  bei  Hypochondern  auf  das  Phänomen  zn 
achten,  wie  W.  schon  früher  empfohlen  hat.  Er  hat 
neuerdings  Fälle  von  Hypochondrie  beobachtet, 
welche  u.  A.  in  der  Vorstellung  einer  beginnenden 
Rückenmarkskrankheit  ihren  Ausdruck  fand.  Ob- 
jektiv war  gar  nichts  nachzuweisen.  Nach  etwa 
2  Jahren  war  W.  überrascht,  bei  der  Fortdauer  der 
Hypochondrie  nnsichern  Gang,  Sensibilitätsstömngen 
und  Fehlen  des  Eniephänomen  constatiren  zn  kön- 
nen. Es  war  also  eine  Tabes  durch  eioe  psychische 
Störung  mit  dem  Charakter  einfacher  Hypochondrie 
eingeleitet  worden. 

Die  Frage,  ob  es  sich  in  dem  erwähnten  Falle  um 
eine  Systemerkrankung  gehandelt  habe,  beantwortet 
W.  dahin,  dass  die  Affektion  der  Seitenstränge  zwei- 
fellos eine  System-Erkrankung  war,  dass  dagegen  das 
Urtheil  über  die  Hinterstränge  in  suspenso  bleiben 
müsse.  Man  könne  nicht  eher  mit  völliger  Sicher- 
heit von  Erkrankung  der  Hinterstränge  nach  Faser- 
systemen sprechen,  bevor  nicht  der  Verlauf,  die  An- 
ordnung u.  s.  w.  dieser  Systeme  als  solcher  ander- 
weitig festgestellt  sei ,  denn  dass  diese  Feststellung 
allein  durch  pathologische  Beobachtungen  an  Tabes- 
kranken ermöglicht  werden  könnte ,  sei  nicht  sehr 
wahrscheinlich. 

In  der  an  WestphaTs  Vortrag  sich  anschlies- 
senden Debatte  (Berl.  klin.  Wchnschr.  XVUI.  16. 
1881)  bemerkte  Mendel,  dass  er  doch  bei  einer 
Anzahl  ganz  gesunder  Personen  das  Rniephänomen 
vermisst  habe.  Insbesondere  sei  ein  Fall  diagnostisch 
wichtig  gewesen,  in  welchem  ein  erregter  Melan- 
choliker kein  Kniephänomen  hatte.  Hier  hätte  man 
den  Schluss  auf  organische  Cerebrospinalaffektion 
machen  können  und  doch  sei  der  Mann  jetzt  voll- 
ständig gesund  und  das  Kniephänomen  fehle  wie 
früher. 

R  e  m  a  k  hat  unter  61  Fällen  von  Tabes  in  dreien 
das  Kniephänomen  noch  beobachtet  zu  einer  Zeit, 
wo  Sensibilitätsstörungen  nachweisbar  waren,  die 
Kr.  bei  geschlossenen  Augen  schwankten  und  Ataxie 
zeigten.  In  2  dieser  Fälle  ist  es  später  geschwun- 
den. Mit  Bezug  auf  G.  Fi  seh  er 's  Arbeit  (vergl. 
Jahrbb.  CLXXXVII.  p.  292)  bemerkte  R.,  dass  er  ver- 
langsamte Schmei*zleitnng  25mal  beobachtet  hat ,  in 
24  Fällen  fehlte  das  Kniephänomen;  27  andere 
Fälle  ohne  Kniephänomen  zeigten  keine  verlangsamte 
Schmerzleitung. 

Lewinsky  hat  sehr  viele  Personen  auf  das 
Kniephänomen  untersucht  und  es  bei  Gesunden  nie 
vermisst.  Er  fand  es  besonders  kräftig  bei  Indivi- 
duen mit  langer,  cylindrischerPatellarsehne,  dagegen 
schwer  nachweisbar  bei  denen  mit  kurzer  breiter 
Sehne. 

Tschirjew  {Ueber  die  Bedeutung  des  Knie' 
phänomen  für  die  Theorie  der  Tabes  dorsalis: 
Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  [Physiol.  Abth.]  VI.  p.  506. 
1880)  verwahii  sich  dagegen ,  dass  man  ihm  eine 
Theorie  der  Tabes  zuschreibe,  nach  welcher  die  Ur- 
sache der  Ataxie  Verlust  des  Muskeltonus  sei.  Er 
habe  nur  einen  Theil  der  ataktischen  Bewegungen, 


nämlich  die  werfenden  Bewegungen ,  welche  z.  B. 
eintreten,  wenn  der  Ejt.  seht  Bein  bis  zn  einem  be- 
stimmten Punkte  erheben  soll ,  auf  diese  Weise  er- 
klärt. Wenn  nämlich  der  normale  Muskeltonus 
fehle ,  fehle  auch  die  Moderation  der  willkürlichen 
Bewegung,  welche  die  synergische,  durch  Dehnung 
ihrer  Sehnen  veranlasste  Contraktion  der  Antagonisten 
im  normalen  Zustande  bewirke.  Der  Verlust  der 
Sehnenreflexe  sei  der  leichteste  Grad  der  Beeinträch- 
tigung des  Muskeltonus  und  es  können  daher  sehr 
wohl  die  Sehnenreflexe  fehlen,  ohne  dass  die  Be- 
wegungen werfend  wären ,  während  das  letztere  nie 
der  Fall  sei,  ohne  dass  auch  die  Sehnenreflexe 
fehlten.  Die  werfenden  Bewegungen  bezeichnet  T. 
als  periphere  Ataxie  im  Gegensatz  zn  der  eigent- 
lichen Ataxie  oder  den  eigentlichen  Coordinations- 
störungen,  welche  in  centralen  Läsionen  ihre  Ursache 
haben. 

Prof.  Senator  (Arch.  f.  Anat.  n.  Physiol. 
[Physiol.  Abth.]  1880.  p.  197.  Vgl.  Med.  Centr.- 
Bl.  1880.  p.  550)  handelt  über  Sehnenreflexe  und 
ihre  Beziehung  zum  Muskeltonus, 

Um  zu  untersuchen,  ob  die  Sehnenreflexe,  spec. 
der  Patellarsehnenreflex,  unter  der  Herrschaft  eines 
bestimmten  spinalen  Fasersystems  ständen ,  machte 

5.  Versuche  mit  Rflckenmarksdurchschneidung  an 
Kaninchen  und  Hunden,  durch  welche  zunächst 
Tschirjew 's  Angabe,  dass  ausschliesslich  die 
Dnrchschneidung  des  Markes  zwischen  dem  5.  un^ 

6.  Lendenwirbel  das  Kniephänomen  aufhebt,  be- 
stätigt wm*de.  Halbseitige  Durchschneidung  des 
Markes  in  der  angegebenen  Höhe  hob  das  Knie- 
phänomen  nur  an  der  gleichseitigen  Extremität  anf. 
Durchschneidnng  der  Hinterstränge  oder  Zerstörong 
ihrer  Lendenpartie  in  grösserer  Längsausdehnang 
blieb  auf  das  Phänomen  ohne  Einflnss.  Dagegen 
hob  es  die  Dnrchschneidung  eines  Seltenstraoges 
zwischen  dem  5.  und  6.  Lendenwirbel  sofort  im 
gleichseitigen  Bein  auf,  und  zwar  hat  der  Schnitt 
den  mittlem  (äquatorialen)  Theil  und,  wie  es  scheint, 
namentlich  die  äussere  Hälfte  desselben  zn  trefi^en. 
Zerstörung  der  Hinterhömer .  liess  das  Phänomen 
nicht  verschwinden ;  Dnrchschneidung  der  Vorder- 
hömer  und  Vorderstränge  ist  zur  Aufhebung  des 
Phänomen  nicht  nöthig  (über  die  Wirkung  isolirter 
Zerstörung  dieser  Theile  ist  bis  jetzt  nichts  bekannt). 
Bei  nicht  zn  ausgedehnter  Rttckenmarksverletznng 
war  trotz  Verschwinden  des  Phänomen  die  Bewegung 
kaum  gestört ;  einige  Male  wurde  indessen  das  betr. 
Bein  nachgeschleppt.  Mehrfach  wurde  constatiH, 
dass  von  dem  seines  Kniephänomen  verlustig  g^' 
gangenen  Beine  aus  allgemeine  Reflexe  leichter  aas- 
gelöst werden  konnten  als  von  dem  andern  Beine. 

S.  ist  der  Ansicht,  dass  es  sich  um  Ansschaltong, 
nicht  um  Reizung  reflexhemmender  Fasern  beim 
Verschwinden  des  Kniephänomen  handle.  Er  möchte 
annehmen,  dass  im  Grenzgebiet  zwischen  Mnskd 
und  Sehne  centripetale  Nerven  vorhanden  sind,  ^^^ 
nur  durch  bestimmte  mechanische  Einwirkoog^ 
(Erschflttemng)  erregt  werden  und  die  dureh  diese 


MöbiuSy  über  Nervenkrankheiten. 


283 


Erregang  ehiestheils  den  Mnskeltonus ,  andemtbeils 
die  Sehnenrefleze  beherrschen.  Darch  Fortfall  dieser 
Snegangen  hören  entweder  beide  Wirkungen, 
Mnskeltonos  nnd  Sehnenreflexe ,  anf  oder  nor  die 
eine  und  dann  besonders  die  Sehnenreflexe,  deren 
Erregang  etwas  schwerer  zu  Stande  zu  kommen 
sehemi  Daher  können  auch  unter  sonst  normalen 
Verhiltnissen  trotz  vorhandenem  Muskeltonus  die 
Sehnenreflexe  fehlen. 

Aus  England  liegen  mehi'ere  Arbeiten  über 
Selmenreflexe  vor,  welche  theils  experimentellen, 
theäs  kliniflchen  Inhalts  sind  nnd  sich  mehr  oder 
weniger  auf  den  Aufsatz  von  G  o  w  e  r  s  (vgl.  Jahrbb. 
GLXXXV.  p.  201)  beziehen. 

A.  Waller  (On  muscular  spasms  known  as 
tendon-reflex:  Brain,part.X.Jul7l880^)  betrachtet 
lis  BeprSsentanten  der  Sehnenreflexe  das  Knie-  und 
FoBBphänomen  und  sucht  zunächst  die  Gleichartig- 
keit dieser  beiden  darzuthun.  Der  Umstand,  dass 
dort  eine  einmalige  Zuckung ,  hier  eine  Reihe  von 
sdehen  auftritt,  begründet  keinen  wesentlichen  Unter- 
seiiied,  denn  es  handelt  sich  bei  dem  Fussphänomen 
ueh  nicht  um  einen  einmaligen  Reiz  wie  der  Schlag 
inf  die  Patella ,  sondern  nach  der  Gontraktion  des 
Gtstrocnemius  dauert  die  passive  Dorsalflexion  fort, 
wiikt  als  neuer  Reiz  und  verursacht  neue  Gontrak- 
üoDen.  Wird  ein  einfacher  Schlag  auf  die  Achilles- 
sehne geführt,  so  entsteht  auch  nur  eine  einfache 
Gtftrocnemiuszuckung  wie  beim  Knie.  Perkutirt 
min  andererseits  bei  fixirtem  Beine  die  Patellar- 
aeime,  so  kann  bei  Gesunden  wie  bei  Kranken  eine 
2— Smalige  Quadricepscontraktion  folgen.  Endlich 
tritt  bei  abnormen  Zuständen  ein  dem  Fussclonus 
Ihnlicher  Knleclonus  auf.  Es  handelt  sich  bei  allen 
diesen  Phänomenen  um  dasselbe,  Muskelcontraktion 
dareh  Mnskeldehnung.  W.  verbreitet  sich  über  die 
Umstände,  bei  denen  man  Knieclonus  beobachte, 
zuweilen  gelinge  es  bei  einer  stossweisen  Beugung 
des  gestreckten  Beines,  beim  Versuche,  das  gebeugte 
Bein  zu  strecken,  zuweilen  bei  Patellarperkussion. 
Das  beträchtliche  Gewicht  des  Unterschenkels  er- 
schwert natürlich  das  Zustandekommen  des  Phä- 
nomen. Zuweilen  gelingt  es  nur  bei  einem  bestimm- 
ten Yerhältniss  zwischen  Beugung  u.  Gewicht,  d.  h. 
bei  einer  bestimmten  Muskelspannung,  wie  auch  ge- 
wisse Nystagmusformen  nur  bei  bestimmter  Spannung 
der  Augenmuskeln  auftreten. 

W.  hat  22  Fälle,  hauptsächlich  verschiedener 
Hirn-  und  Rttckenmarkskrankheiten,  mit  Angaben 
ttber  das  Verhalten  der  Sehnenreflexe  und  der  Zeit 
zwischen  Schlag  und  Muskelzuckung  in  einer  Tabelle 
zusammengestellt.  Es  ergiebt  sich  im  AUgemeinen, 
dass  dieRdQexe  lebhafter  und  ausgebreiteter  werden, 
wenn  die  spinalen  Centren  von  den  hohem  abgetrennt 
^d,  es  bietet  jedoch  der  Znstand  des  Centrum 
nur  die  Bedingungen  für  das  Zustandekommen  der 
Beaktion  durch  Vermehrung  oder  Verminderung  des 
ToDos.    Betreffs  der  Latenzzeit  ergiebt  sich ,  dass 


0  Ffir  die  Uebersendung  dankt  verbindlich  M. 


die  Zeit  vom  Schlag  auf  die  Achillessehne  bis  zur 
Gontraktion  des  Gastrocnemius  im  Mittel  0.03 — 
0.04''  beträgt  und  dass  die  Zeit  vom  Schlag  auf  die 
Patellarsehne  bis  zur  Contraktion  des  Quadriceps  im 
Mittel  genau  eben  so  lang  ist,  ferner  dass  beim 
Fussclonus  etwa  8 — lOContraktionen  in  der  Sekunde 
eintreten  und  dass  beim  Knieclonus  es  gerade  so  ist. 
Es  geht  also  auch  aus  der  Gleichheit  der  Zeit  die 
Gleichwerthigkeit  der  Phänomene  hervor. 

Die  Gründe,  welche  für  die  reflektorische  Natur 
der  Sehnenphänomene  angegeben  werden,  sind  nach 
W.  folgende.  1)  Tschirjew  fand,  dass  das  Knie- 
phänomen erlösche ,  wenn  die  vordem  oder  hintern 
Wurzeln  durchschnitten  oder  wenn  das  Mark  selbst, 
da  wo  der  N.  cruralis  entspringt,  zerstört  wird,  dass 
,auch  massige  faradische  Reizung  des  N.  cruralis 
nicht  die  Bedingungen  zur  Wiederhervorrufung  biete. 
2)  Die  klinische  Erfahrung  lehrt,  dass  das  Knie- 
phänomen fehlt  bei  bestimmten  spinalen  Krankheiten 
(Tabes,  Kinderlähmung  u.  s.  w.),  dass  es  erhöht  ist 
bei  Unterbrechung  oberhalb  des  spinalen  Centrum 
und  bei  absteigender  Degeneration.  3)  Bei  Strychnin- 
vergiftung  ist  es  erhöht.  4)  Die  Zeit  der  Latenz 
ist  bei  Sehnenphänomenen  grösser  als  bei  direkter 
Muskelreizung.  5)  Zuweilen  entstehen  die  Phäno- 
mene auch  bei  Perkussion  entfernterer  Punkte,  z.  B. 
bestimmter  Knochenstellen,  und  endlich  kommen  ge- 
kreuzte Sehnenreflexe  vor.  Punkt  1 — 3  ist  nach 
W.  nur  der  Beweis ,  dass  eben  ein  bestimmter  Ein- 
fluss  des  spinalen  Centmm  zur  Beaktion  der  Muskeln 
nöthig  ist.  Punkt  4  kann  nichts  beweisen,  denn 
wenn  auch  0.03''  mehr  ist  als  die  Latenzzeit  der 
direkten  Muskelreizung ,  so  ist  doch  0.03'^  wieder 
weniger  als  die  Reflexzeit.  Handelte  es  sich  um 
einen  Reflex ,  so  mflsste  wegen  des  langem  Weges 
die  Latenzzeit  bei  der  Gastrocnemiusznckung  länger 
sein  als  beim  Kniephänomen  (W.  bestreitet  die  An- 
gaben G  o  w  e  r  s').  W.  hat  auch  gefunden,  dass  die 
Latenzzeit  bei  galvanischer  Reizung  des  Gastro- 
cnemius, resp.  Rectus  fem.  grösser  ist,  als  gewöhn- 
lich angenommen  wird ,  nämlich  0.02'^  Alle  An- 
gaben W.*s  sind  durch  Curven  belegt.  Zu  Punkt  5 
ist  zu  bemerken,  dass  die  Phänomene  entstehen  durch 
Fortleitung  der  durch  den  Schlag  hei*vorgebrachten 
Vibration  zum  Muskel,  je  nach  Irritabilität  des- 
selben mehr  oder  weniger  weit.  Bald  muss  der 
Schlag  den  Muskel  direkt  treffen  (Tabes) ,  bald  ge- 
nügt die  vom  Knochen  aus  fortgeleitete  Contraktion 
(bei  erhöhter  Muskelspannung).  Sogen,  gekreuzte 
Reflexe  hat  W.  nie  bei  einfachen  Zuckungen,  nie 
beim  Kniephänomen  gesehen,  sondern  nur  beiCIonus, 
er  meint  daher,  dass  durch  die  heftige  Bewegung 
bei  letztern  der  Rumpf  mit  erschüttert  wird  und  so 
die  Vibration  auf  die  entgegengesetzte  Extremität 
hinüberleitet.  Endlich  ist  nach  W.  die  Latenz  zwi- 
schen Perkussion  und  Muskelzuckung  gleich  lang 
(0.03  ö'Oy  gleichviel,  ob  der  Muskel  direkt  oder  die 
Sehne  perkutirt  wird. 

Zum  Schlüsse  stellt  W.  folgende  Reihe  betreffs 
der  Wirksamkeit  verschiedener,  die  Muskelcontraktion 


284 


M  ö  b  i  n  8 ,  über  Nervenkrankheiten. 


bewirkender  Reize  auf:  1)  Der  galvanische  Strom. 
2)  Der  faradiBche  Strom.  3)  Direkte  Perkussion 
des  Muskels.  4)  Perkussion  der  Sehne  eines  Muskels. 
5)  Perkussion  des  Knochens,  an  welchem  sich  die 
Sehne  inserirt.  6)  Perkussion  noch  entfernterer 
Theile.  Reagirt  ein  Muskel  auf  irgend  einen  dieser 
Reize,  so  reagirt  er  auch  auf  alle  in  dieser  Reihen- 
folge vorhergehenden  Reize.  Wenn  dagegen  ein 
Muskel  auf  einen  dieser  Reize  nicht  reagirt ,  so  blei- 
ben auch  die  in  obiger  Reihenfolge  nachstehenden 
Reize  erfolglos.  Die  Reaktion  eines  normalen  Muskels 
rangirt  zwischen  3  und  4. 

In  einer  spätem  Arbeit  (Lancet  II.  3;  July  16. 
1881)  hält  Waller  mit  Bezug  auf  die  Einwürfe 
Buzzard's  u.  Pr^vost's  seine  Ansicht  durchaus 
aufrecht  und  formulirt  sie  von  Neuem:  1)  direkte 
Phänomene  haben  eine  Latenzzeit  von  ^/^oo — ^/too 
Sek. ;  2)  Reflexphänomene  eine  solche  von  wenig- 
stens ^  Vioo  ^^^'  9  ^)  ^^^  gi'össte  Latenzzeit  bei  direk- 
ten Phänomenen  sind^^/ioo,  je  nach  der  Reizmethode; 
die  gewöhnliche  Latenzzeit  beträgt  bei  den  ,,Sehnen- 
reflexen^'  Vioo*^^-?  Schluss:  also  sind  die,, Sehnen- 
reflexe" direkte  Phänomene.  Dass  bei  Verlust  des 
Kniephänomen  die  direkte  Muskelreizbarkeit  gestei- 
gei*t  sein  kann ,  ist  für  W.  eine  unerklärliche  Er- 
scheinung, analog  der  Entartungsreaktion,  aber  kein 
Beweis  gegen  seine  Ansicht.  In  den  gekreuzten 
Reflexen  kann  er  auch  jetzt  kerne  physiologische, 
sondern  nur  eine  physikalische  Uebertragung  des 
Reizes  sehen. 

Alexander  James  {Tendon  reflex  and 
clonus  phenomena.  Edinb.  med.  Joum.  Aug.,  Oct. 
1880.  p.  135.  315)  berichtet  zunächst  über  einen 
Fall  von  spastischer  Lähmung  der  Beine  mit  lan- 
cinirenden  Schmerzen^  Anästhesie^  Verminderung 
der  Bautrefleae,  Steigerung  der  tiefen  Reflexe* 
Das  Fussphänomen  war  hier  beiderseits  vorhsmden, 
links  stärker  als  rechts ;  links  war  es  auch  durch 
„Front-tap"  zu  bewirken.  In  der  Sekunde  traten 
6.8  Gontraktionen  ein.  Beim  Drängen  des  Fusses 
nach  innen  trat  Clonus  in  den  Mm.  peronaeis  ein. 
Zehenclonus  war  nicht  hervorzubringen.  Wenn 
beim  Stehen  das  Bein  einen  bestimmten  Winkel  zum 
Rumpf  bildete,  konnte  durch  Druck  ein  Clonus  der 
Glutaeen  erregt  werden  (9  Contrakt.  in  der  Sek.). 
Auch  eine  Andeutung  von  Knieclonus  zeigte  sich. 
Ueber  den  letzteren  verbreitet  sich  J.  des  Wei- 
teren. 

Er  hat  den  Knieclonus  nie  bei  hängendem  Unter- 
schenkel erzielt,  sondern  nur  wenn  bei  gestrecktem 
Bein  Ober-  und  Unterschenkel  in  einen  passenden 
Winkel,  ca.  25^,  gebracht  und  so  ein  bestimmter 
Spannungsgrad  des  Quadriceps  hervorgerufen  wurde. 
Die  Zahl  der  Gontraktionen  betrug  höchstens  12, 
gewöhnlich  4 — 5.  in  der  Sekunde.  J.  giebt  eine 
Curve  des  Knieclonus  und  des  Ejiiephänomen  und 
wendet  sich  bei  der  Besprechung  gegen  Qowers, 
welcher  wegen  des  grösseren  Intei'valls  zwischen 
Reiz  und  Contraktlon  (0.1  Sek.  gegen  0.04  beim 
Gastrocnemius)  das  Kniephänomen  fOr  reflektorisch| 


das  Fussphänomen  für  den  Ausdruck  dkekter  Mos- 
kelreizung  hält.  Er  hat  im  Gegentheil  bei  beiden 
Phänomenen  nahezu  das  gleiche  Intervall  gefunden 
und  hält  sie  daher  fllr  gleicher  Natur.  Auch  sucht 
J.  den  den  Clonus  erregenden  Reiz  nicht  in  der 
blosen  passiven  Spannung  des  Muskels,  wie  Go  wers, 
da  der  Ejiieclonus  eben  nur  bei  bestimmter  Stellung, 
d.  h.  ganz  leichter  Spannung  des  Muskels  eintritt, 
sondern  meint,  dass  coordinatorische  Reize  in  Frage 
kommen.  Die  zur  Erzeugung  des  Knieclonus  gün- 
stigste Stellung  des  Beins  sei  eben  die,  welche  wir 
einnehmen,  wenn  wir  gehend  den  Unterschenkel 
durch  Gontraktion  des  Quadriceps  vorwärts  bewe- 
gen. Auch  beün  Gesunden  kann  durch  passende 
Stellung  eine  Art  Erregbarkeit  der  Muskeln  zu  re- 
flektorischem Clonus  herbeigeführt  werden,  z.B.  tritt 
Fussclonus  ein,  wenn  man  sitzend  die  Fussspitze 
allein  auf  dem  Boden  ruhen  lässt  u.  s.  w.  J.  hat 
an  5  gesunden  Personen  eine  Anzahl  Versuche  ge- 
macht und  bei  allen  die  Zahl  der  Gontraktionen  im 
Fussclonus,  Knieclonus  u.  s.  w.  in  der  Sekunde 
notirt.  Die  Häufigkeit  dieser  Gontraktionen  wird 
durch  den  Willen  so  gut  wie  gar  nicht  beeinflusse 

Es  ergaben  sich  folgende  Zahlen : 

FuBS               Knie  Arm  Kopf 

A    7.4  p.  Sek.  8.4  p.  Sek.    9.5  p.  Sek. 

B    o.O       f,  7.3       D  8.8       y, 

C   6.2      „  7.0      n  f  .5      «          18.4  p.  Sek. 

D   6.0      n  7.6       ,»  9.5       „          13.0      , 

£   6.7       f,  6.5       y,  8.4      „ 

Je  länger  also  der  Weg  vom  Gentmm  zum  Mus- 
kel ist,  um  so  langsamer  folgen  sich  die  klonischen 
Zuckungen.  J.  bestinmite  bei  einem  5'  11^'  hohen 
Manne  den  Abstand  vom  12.  Brustwirbel  bis  zur 
Mitte  des  Unterschenkels  zu  42^',  den  bis  zur  Mitte 
des  Oberschenkels  zu  27'',  vom  5.  Halswirbel  bis 
zur  Mitte  des  Oberarms  20'^  Da  aber  ein  beträcht- 
liches Missverhältniss  zwischen  Zeit-  und  Längen- 
unterschied besteht,  ist  anzunehmen,  dass  die  Lei- 
tung im  Nerven  den  kleinsten  Theil  der  Zeit  in  An- 
spruch nimmt.  J.  hat  auch  gefunden  ^  dass  der 
Muskelton  sich  ändert  mit  der  Entfernung  vom  Cen- 
trum, und  zwar  um  so  tiefer  wird,  je  grösser  die 
letztere  ist,  dass  demnach  Muskelton  und  Clonos 
parallel  gehen.  Das  leichtere  Eintreten  der  Sehnen- 
reflexe bei  „Lateralsklerose''  erklärt  J.  durch  Weg- 
fall der  RcdOiexhemmung,  oder  genauer  durch  Ver- 
schliessung  des  Hirnweges.  Der  Reiz  theilt  sich  im 
Gesunden,  indem  er  theils  im  Hirn  die  Sensation 
erregt,  theils  im  Rückenmark  die  Reflexbewegong 
auslöst ;  bei  Entfernung  des  Hirns  wird  der  Reflex 
stärker,  weil  der  Weg  zum  Hirn  versperrt  ist,  die 
ganze  Energie  dem  Reflex  zu  Gute  kommt.  Die 
Verstärkung  der  Reflexbewegung  nach  Abschloss 
des  Himweges  kann  demnach  als  mechanisches 
Aequivalent  der  Empfindung  betrachtet  werden.  Bei 
Erkrankung  der  Seitenstränge  ist  die  Leitung  vm 
Gehirn  nach  J.  auch  behindert,  da  jene  eben  aoeh 
centripetale,  nicht  nur  centrifngale  Fasern  f&hren, 
in  specie  an  der  Leitung  der  MuskelgeMIe  bethei- 
ligt sind.     Auf  jeden  Fall  sei  letztere  Annahme 


Mob  ins,  über  Nervenkrankheiten, 


285 


Hiebt  hypothetischer,  als  die,  nach  welcher  durch 
Erkrankong  der  Seitenstränge  die  Leitung  der  cen- 
triiiigalen  Hemmungsimpnlse  aufgehoben  wird.  J. 
bemerkt,  dass  bei  dem  oben  erwähnten  Kranken  das 
Vermögen,  sich  bei  geschlossenen  Augen  im  Gleich- 
gewicht zu  halten,  sehr  verschieden  an  verschiede- 
nen Tagen  war,  je  nachdem  er  an  Spasmen  litt  oder 
DJdit. 

Tb.  Buzzard  (Qti  Tendon-Reflex  as  an  aide 
io  diagnosia  in  diseases  of  tke  spinal  cord.  Lancet 
n.  22.  23;  Nov.  27.  Dec.  4.  1880)  will  vor- 
liofig  an  der  reflektorischen  Natur  der  sogenannten 
Seboenreflexe  festhalten,  da  die  gegen  dieselbe  vor- 
gebrachten Grflnde  ihm  nicht  zwingend  erscheinen. 
Die  Angabe,  es  könne  sich  nicht  um  Reflexe  han- 
klUj  da  die  Latenzzeit  zu  kurz  sei,  ist  ihm  bei  der 
üfficilen  Natur  des  Gegenstandes  nicht  ausreichend. 
Vielleicht  sei  kflrzereZeit  ausreichend,  da  dercentri- 
petale  Impuls  besonders  kräftig  sei.  Die  Haupt- 
aehe  sind  ihm  die  klinischen  Momente  und  diese 
ipreehen  fflr  die  reflektorische  Natur  der  Phäno- 
ffiene.  Er  hat  seine  Untersuchungen  vorzugsweise 
«if  das  Eniephänomen  und  den  Fusscionus,  als  die 
Typen,  gerichtet.  Zur  Erzeugung  des  Eniephäno- 
men wendet  6.  entweder  die  gewöhnliche  Methode 
an  oder  er  lässt  den  sitzenden  Patienten  den  Fuss 
in  mehr  als  einem  rechten  Winkel  auf  die  Erde 
setzen,  legt  die  linke  Hand  auf  den  Quadriceps  und 
bhlt  mit  ihr,  während  die  rechte  Hand  die  Sehne 
perkn^,  die  Contraktion  des  Muskels. 

B.  schildert  nun  im  Anschluss  an  schematische 
Zaehnungen  das  Verhalten  des  Eniephänomen  bei 
8t5nu)gen  an  verschiedenen  Theilen  des  Reflex- 
bogens,  ohne  wesentlich  Neues  beizubringen,  und 
flicht  einige  casnistische  Mittheilungen  ein.  Ein 
jnnger  Mann,  welcher  wahrscheinlich  an  Syphilis 
des  Lendenmarks  litt,  zeigte  eine  Brown  -  S6quard  '- 
sehe  Lähmung;  das  linke  Bein  war  gelähmt  und 
itrophisch,  das  rechte  normal  beweglich,  aber  an- 
isthetischy  an  beiden  Beinen  fehlte  das  Eniephäno- 
men. Ob  auch  die  tiefen  Theile  des  rechten  Beines 
tnilsthetisch  wareu,  ist  nicht  ange<Teben,  auch  fand 
äeh  eine  anästhetische  Stelle  am  linken  Trochanter. 
h  einem  Fall  von  rechtseitiger  Tiügeminusnenralgie 
war  nach  Nervendehnung  Besserung  eingetreten, 
doch  £anden  noch  einzelne  AnfUUe  statt,  die  Mus- 
kek  waren  gespannt,  ihre  mechanische  Erregbar- 
st gesteigert.  Hier  brachte  ein  Schlag  auf  die 
Sehne  [?Rrf.]  des  Zygqmaticus  maj.  links  eine  stär- 
kere Contraktion  zu  Stande  als  rechts  und  B.  spricht 
daher  von  einer  Herabsetzung  des  Sehnenreflexes, 
mdem  er  den  Trigeminus  als  aufsteigenden,  den 
Fadalis  als  absteigenden  Theil  des  Reflexbogens 
betrachtet  Ebenso  soll  bei  Tabes  Steigerung  der 
i&eehanischen  Erregbarkeit  mit  Vei*lust  des  Enie- 
phänomen zusammentreffen.  Bei  Hysterie  sollen 
(fie  Sehnenreflexe  meist  erhöht  sein,  angeblich  durch 
Vennmderung  des  cerebralen  Einflusses.  Da  bei 
Hysterie  Fusscionus  vorkommt,  ist  dessen  Vorhan- 
^coaein   kdn  Zeichen  anatomischer  Läsion.     Bei 


amyotrophischer  Lateralsklerose  soll  Steigerung  der 
Sehnenreflexe  mit  Abnahme  der  faradischen  und 
mechanischen  Erregbarkeit  zusammen  vorkommen. 
In  einem  Fall  konnte  der  Pat.  nicht  mehr  stehen, 
die  Muskeln  waren  ganz  atrophisch,  hingen  schlaff 
um  den  Enochen,  ihre  faradische  Erregbarkeit  war 
sehr  vermindert  und  doch  war  das  Eniephänomen 
gesteigert,  der  Fusscionus  vorhanden. 

Th.  Buzzard  (Lancet  L  16;  AprillG.  1880) 
hat  femer  einen  Fall  von  Verschwinden  und  Wieder- 
erscheinen des  Eniephänomen  bei  diphtherischer 
Lähmung,  der  sich  eben  an  die  anderweit  beobach- 
teten Fälle  dieser  Art  anschliesst,  veröffentlicht, 
jedoch  ohne  etwas  Neues  beizubringen. 

Prof.  J.  L.  Prevost  (Revue  m^d.  de  la  Suisse 
Romande  I.  Nr.  1 — 3.  1881)  giebt  eine  üebersicht 
über  die  wichtigsten  Arbeiten,  welche  sich  bisher 
mit  den  Sehnenreflexen  beschäftigt  haben,  und  be- 
schreibt dann  seine  eigenen  Versuche.  Die  letz- 
teren wurden  am  Eaninchen  in  der  Absicht  ange- 
stellt, die  zwischen  frühern  üntersuchern  (besonders 
Tschirjew  und  Burkhard)  streitigen  Punkte 
klarzustellen  und  die  reflektorische  Natur  des  Enie- 
phänomen zu  beweisen.  P  r.  hat  fast  durchgängig 
die  Resultate  Tschirjew's  bestätigen  können. 
Seine  Schlusssätze  sind  folgende.  1)  Durclvschnei- 
duDgen  des  Rückenmarkes  und  der  Rückenmarks- 
wurzeln thun  dar,  dass  die  Integrität  des  6.  Lenden- 
wnrzelpaares  zur  Hervorbringuug  des  Eniephänomen 
nöthig  ist  (dem  6.  Paare  des  Eaninchens  entspricht 
das  3.  oder  4.  des  Menschen).  2)  Läsionen  des 
Markes  im  Niveau  oder  ein  wenig  über  dem  Ur- 
sprung des  6.  Lendenwurzelpaares  zerstören  das 
Eniephänomen,  wenn  sie  irgend  beträchtlich  sind. 
3)  Die  Anämie  des  Markes,  welche  man  beim  Eanin- 
chen durch  Compression  der  Aorta  abdom.  hervor- 
rufen kann,  modificirt  das  Eniephänomen:  nach 
einigen  Sekunden  wird  dasselbe  gesteigert,  vermin- 
dert sich  dann,  um  nach  etwa  45  Sek.  der  Com- 
pression ganz  zu  verschwinden.  4)  Lässt  man  dem 
Blute  seinen  Lauf,  indem  man  die  Compression  unter- 
bricht, so  erscheint  das  Eniephänomen  nach  einer 
Zeit  von  15 — 20  Sek.  bis  zu  einer  oder  einigen  Minu- 
ten wieder,  um  so  später,  je  länger  die  Compression 
gedauert  hat.  5)  Die  Anästhetika  (Chloroform, 
Aether)  können  das  Eniephänomen  verschwinden 
lassen,  wenn  die  Anästhesie  tief  ist.  Dieses  Ver- 
schwinden des  Ejiiephänomen  kann  als  ein  Vorläufer 
des  CoUapsus  betrachtet  werden.  6)  Das  Knie- 
phänomen tritt  auch  auf  der  dem  Reize  gegenüber- 
liegenden Eöiperseite  auf,  gleich  wie  die  spinale 
Epilepsie,  und  zwar  leicht  bei  Thieren,  denen  das 
Mark  im  Brusttheil  durchschnitten  ist,  bei  denen 
also  alle  Reflexe  gesteigert  sind.  Nach  alledem 
schliesst  Pr.,  dass  das  Eniephänomen  direkt  vom 
Rückenmark  abhängt  und  reflektorischer  Natur  ist. 
Die  Reizung  der  Sehne,  nicht  der  Haut  ruft  es 
hervor. 

Gegenüber  der  Darstellung  W  a  1 1  e  r  's  (s.  oben) 
giebt  Pr.  zu,  dass  dessen  Theorie,  nach  welcher 


286 


Möbins,  über  Nervenkrankheiten. 


das  EDiephänomen  durch  direkte  Moskelreiznng  ent- 
steht, Alles  aber,  was  den  Maskeltonus  beeinträch- 
tigt; indirekt  das  Eniephänomen  beeinträchtigt,  eben- 
sogut als  die  Reflextbeorie  erklärt,  warum  bei  ge- 
wissen Verletzungen  des  Markes  oder  der  Nerven 
das  Eniephänomen  verschwindet  oder  gesteigert  wird. 
Aber  in  dem  gekreuzten  Kniephänomen,  der  Con- 
traktion  des  rechten  Quadriceps  bei  Perkussion  der 
linken  Patellarsehne,  sieht  er  einen  unwiderleglichen 
Beweis  für  die  reflektorische  Natur  des  Phänomen, 
einen  Beweis,  den  zu  widerlegen  Waller  nicht  ge- 
lungen sei. 

Später  veröffentlichte  Prevost  mehrere  Ver- 
suche, welche  er  mit  A.  Waller  zusammen  ange- 
stellt hat  und  welche  geeignet  sind,  seinen  Einwurf 
gegen  W.'s  Ansicht  zu  modificiren  (Ibid.  Nr.  6. 
1881).  Pr.  und  W.  konnten  sich  überzeugen,  dass 
die  Bewegung,  welche  durch  Perkussion  der  Patellar- 
sehne des  entgegengesetzten  Beines  übertragen  wu*d, 
nicht  durch  eine  isoliiiie  Gontraktion  des  Quadriceps 
entsteht,  sondeiii  eine  Bewegung  des  ganzen  Beines 
mit  vorwiegender  Streckung  und  Adduktion  dar- 
stellt. Wenn  man  durch  Durchschneidung  der  NN. 
crurälis  und  iscbiadici,  oder  besser  noch  der  hinteren 
Wurzeln  des  5.,  6.,  7.  Lendenpaares  und  1.  Sacral- 
paares  das  eine  Bein  eines  Kaninchens  seiner  ner- 
vösen Verbindungen  beraubt  und  die  Patellaraehne 
des  entnervten  Beines  perkutirt,  so  erhält  man  kein 
Kniephänomen  derselben  Seite,  aber  die  übertragene 
Bewegung  des  anderen  Beines  besteht  fort,  wie  vor 
der  Nervendurchschneidung.  Andererseits  wird  bei 
Oompression  der  Aorta  abd.  diese  Bewegung  erst  ge- 
steigert u.  verschwindet  dann.  Es  ergiebt  sich  also, 
dass  auch  zur  Entstehung  dieser  übertragenen  Bewe- 
gung die  Integrität  des  Markes  nöthig  ist,  dass  aber 
dieselbe  keine  echte  Reflexbewegung  ist,  da  sie  doch 
bei  zerstörtem  Reflexbogen  fortbesteht.  Man  muss 
annehmen,  dass  die  Muskeln  oder  Sehnen  des  ent- 
gegengesetzten Beines  irgendwie  durch  die  Vibra- 
tionen der  Perkussion  erregt  werden.  Damit  ftllt 
denn  der  Einwand  gegen  die  WestphaTsche, 
resp.  Wall  er 'sehe  Theorie,  welcher  sich  auf  die 
Transmission  der  Erregung,  die  Entstehung  ge- 
kreuzter Reflexe  begründete. 

A.  Joffroy  (De  la  tripidation  ipileptoide  et 
de  la  posdbiliti  de  la  produhre  dans  certains  cos 
par  rexdtation  des  nerfs  del  a  peau.  Arch.  de  Phy- 
siol.  2.Sör.VIII.  p.470.  Mai— Juin  1881.)  kommt 
mit  Bezug  aufPrevost's  Arbeit,  welcher  ihn  falsch 
aufgefasst  habe,  auf  seine  früheren  Angaben  über 
die  Sehnenphänomene  zurück.  Er  hatte  damals 
einen  Kranken  mit  Myelitis  transversa  beobachtet. 
Bei  diesem  trat  das  epileptoide  Zittern  (das  Fuss- 
phänomen)  sehr  leicht  ein,  wenn  man  den  Fuss  dor- 
sal flektirte,  breitete  sich  über  das  ganze  Bein  und 
zuweilen  auch  über  das  der  andern  Seite  aus.  Das 
Kniephänomen  war  ausserordentlich  gesteigert.  Per- 
kntirte  man  mehrmals  rasch  nach  einander  die  Patel- 
larsehne, so  trat  ein  wirkliches  epileptoides  Zittern 


des  Quadriceps  ein,  welches  längere  Zeit  anhielt  nnd 
allmälig  das  ganze  Bein  einnahm.  Bei  diesem  Er. 
trat  das  epileptoide  Zittern  oft  scheinbar  spontan 
ein.  An  manchen  Tagen  trat  dasselbe  unmittelbir 
nach  einer  leichten  Reizung  der  Hant  des  Bdnes 
ein,  wenn  man  die  Sohle  kitzelte,  oder  wenn  eine 
Fliege  über  das  Bein  lief.  J.  schliesst  aus  diesoi 
Beobachtungen,  dass  das  epileptoide  Zittern  und  du 
Kniephäaomen  gleicher  Natur  seien,  dass  beide 
reflektorischer  Natur  seien,  dass  auch  Reizung  der 
Hautnerven  das  epileptoide  Zittern  hervorrufen  kann. 
Dass  in  der  Regel  die  Phänomene  nicht  durch  Rei- 
zung der  Hautnerven,  sondern  durch  Dehnung  ^er 
Sehnen  oder  vielmehr  der  Muskeln  hervorgemfen 
werden,  bestreitet  er  durchaus  nicht,  ist  viehnehr 
jetzt  wie  früher  der  Ansicht ,  dass  es  sich  gewöhn- 
lich um  Reizung  der  sensibeln  Muskelnerven  handle. 

J.  hat  neuerdings  wieder  beobachtet,  dass  leicht« 
der  Sohle  oder  dem  Bein  applicirte  Hantreize  dtf 
epileptoide  Zittern  (nicht  das  Kniephänomen)  her- 
vorrufen können.  Er  vermuthet,  dass  diess  durch  i 
Vermittelung  einer  willkürlichen  Contraktion  ge- 
schieht, da  jede  Contraktion  des  Muskels  zur  Erzen- 
gung  des  Phänomen  führen  kann,  nnd  gesteht  za, ' 
dass  nur  bei  hochgesteigerter  Reflexerregbarkeit  die 
Bedingungen  dazu  gegeben  sind. 

Also  es  kann  nach  J.  das  epileptoide  Zittern 
beginnen  durch  willkürliche  Contraktion,  durch  Con- 
traktion nach  Reizung  der  Hautnerven  und  gewöhn- 
lich der  sensibeln  Muskelnerven.  Aber  welcher  anch 
der  Ausgangspunkt  sei,  die  Fortsetzung  des  Phä- 
nomen ist  an  die  Reizung  der  sensibeln  Nerven  der 
Muskeln  oder  Aponenrosen   gebunden.     Es  gieM 

2  sensible  Systeme,  das  der  Hant  nnd  das  der  Hob- 
kein.  Beide  sind  in  gewissem  Grade  unabhängiff 
von  einander  und  ihre  Erregbarkeit  kann  bei  dem- 
selben Individuum  sehr  verschieden  sein.  Bei  den 
von  ihm  beobachteten  Personen  war  die  Erregbarkeit 
beider  gesteigert. 

Derselbe  Autor  (Ibid.  p.  474)  macht  einige  Be- 
merkungen über  das  Verhalten  der  Sehnenreflexe  in 
der  allgemeinen  Paralyse.  J.  bespricht  die  Wich- 
tigkeit des  Fehlens  des  Kniephänomen  ftlr  die  Dia- 
gnose der  Tabes,  meint  aber,  dass  man  dabei  doch 
in  Irrthum  verfallen  könne,  er  habe  einen  Mann  ge- 
kannt, der  an  Tabessymptomen  gelitten  habe,  das 
Kniephänomen  sei  verschwunden  gewesen,   nach 

3  Jahren  aber  habe  sich  progressive  Paralyse  ent- 
wickelt. Hätte  J.  die  deutsche  Literatur  über  die 
Beziehungen  zwischen  Tabes  und  Paralyse  gekannt, 
so  würde  er  wohl  nicht  durch  diesen  Fall  zu  be- 
weisen gesucht  haben,  dass  die  Tabes-Diagnose 
trotz  Fehlen  des  Kniephiänomen  irrig  sein  könne. 

Seine  allgemeinen  Erfahrungen  über  das  Knie- 
phänomen bei  Paralytikern  sind  folgende.  Bei  9 
Kranken  war  das  Kniephänomen  normal,  bei  2 
selbst  gesteigert.  Bei  4  Kr.  fehlte  es.  Bei  2  war 
es  vermindert  Die  ersten  9  hatten  nur  cerebrale 
Symptome,  die  4  ohne  Kniephänomen  anch  spinale. 


Möbins,  über  NervenknuikheiteD. 


9$7 


6.  Seppilli  (7  rifieasi  tendinei  negU  aUenati. 
Aitb.  ital.  per  le  malattie  oervose  etc.  XVII.  6. 
Novembre.  1880)  untersachte  die  SelineDreflexe  bei 
170  Inen,  86  Frauen  und  84  Männern.  Eine  be- 
fltnnmte  Beziehung  zwischen  Fehlen^  resp.  Vorhan- 
deniiein  des  Eniephänomen  und  den  einzelnen  For- 
men des  Irreseins  hat  er  nicht  gefunden.  Im  All- 
gemeinen war  das  Kniephänomen  deutlicher  bei 
Anfineg^gszuständen ;  bei  Manie,  Melancholia  agi- 
titi,  als  bei  andern  Formen.  Steigerung  des  Enie- 
phiDomen  wurde  bei  Paralytikern  gefunden.  Der 
Aehiliessehnenreflex  fehlte  bei  171  Kranken  2  7  mal, 
war  bei  den  flbrigen  meist  schwach.  Der  Biceps- 
leflez  fand  sich  bei  91o/o,   der  Tricepsreflex  bei 

Bei  cerebraler  Hemiplegie  fand  S.  die  Sehnen- 
ilexe  auf  der  gelähmten  Seite  immer  gesteigert, 
ift  sogar  schon  wenige  Stunden  nach  dem  Eintritt 
ier  Hemiplegie.  Letzteres  beobachtete  S.  u.  A.  bei 
BDer  unter  seinen  Augen  entstehenden  syphilitischen 
Hemiplegie.  Bei  Rflckenmarkskrankheiten  schwin- 
fa  die  Sehneoreflexe,  sobald  die  Degeneration  das 
Lendeomark,  spedell  die  Hinterstränge  desselben 
«griffen  hat  Als  Beispiel  giebt  S.  den  Fall  einer 
tibeekranken  Paralytika  mit  ausgedehnter  Degene- 
ntioD  der  Hinterstränge  und  ihrer  Nachbarschaft. 

8.  ist  der  Ansicht,  dass  die  sogen.  Sehnenreflexe 
in  der  That  wirkliche  spmale  Reflexe  sind ,  dass 
tber  ihre  Reflexbahn  nicht  dieselbe  wie  die  der  Haut- 
idexeist 

Heber  differente  Wirkungen  der  Änäethetika 
9if  vereehiedene  JReßeaphänomene  (namentlich 
Sdmemreßeae)  hat  Prof.  Eulenburg  (Med.  Centr.- 
N.  XX.  6.  1881)  Untersuchungen  angestellt 

1)  Gewisse  Anästhetika  (Chloroform)  bedingen 
«D&ngliche ,  meist  rasch  vorttbergehende  Steigerung 
tttteber  Reflexe  (Patellarreflex  bei  Kaninchen  und 
Hunden),  dann  successive  Abnahme  und  Verschwin- 
^  der  Reflexe.  Dabei  verliert  sich  stets  der  Patellar- 
1^  erheblich  früher  als  der  Comealreflex  (letzterer 
Khwindet  zusammen  mit  Eintritt  der  Myosis  und 
^ülenstarre).  Umgekehrt  tritt  beim  Aufhören 
^  Narkose  stets  der  Comealreflex  erheblich  früher 
cn  als  der  Patellarreflex.  Ebenso  ist  die  Sache  beim 
^bttchen ,  hier  überdauert  den  Patellarreflex  noch 
^  Nssenreflex. 

2)  Andere  Anästhetika  (Aether)  bewirken  eine, 
<A  eDorme  Steigerung  einzelner  Reflexe  (Sehnen-, 
i^- Perioetreflexe),  welche  zuweilen  die  Narkose 
•kttdauert. 

3)  Wieder  andere  Anästhetika  (Aethylenchlorid^ 
AttJyUdenehlorid,  Methylenchlorid)  bewirken  (bei 
Kaniocben  und  Hunden)  Abnahme  der  Reflexe  ohne 
vorherige  Steigerung,  und  zwar  verschwindet  der 
(^ealreflex  hier  stets  früher  ab  der  Patellarreflex, 
wihrend'dieser  eher  als  jener  wieder  erscheint 

4)  Noch  andere  Anästhetika  (z.  B.  Bromäthyl) 
^iil^  Überhaupt  kaum  merklich  oder  sehr  langsam 
«tfcBeBeflexthätigkeit 


Die  Antheibahme  des  Reflexapparates  steht  nacb 
diesen  Versuchen  kemeswegs  in  einem  bestammten 
Verhältniss  zur  Affektion  der  psychischen  Centren 
durch  die  Anästhetika.  Die  Tiefe  der  Narkose  und 
der  Grad  der  Anästhesie  sind  nicht  proportional  dem 
Verhalten  einzelner  Reflexe  oder  Reflexgruppen. 
Eben  so  ungleichartig  war  die  Wirkung  der  ge- 
bräuchlichsten Hypnotika  und  Sedativa.  Morphium 
wirkte  bei  Kaninchen  und  Hunden  wenig  auf  die 
Reflexe.  Auch  bei  Morphinisten  fand  E.  die  Sehnen- 
reflexe unverändert.  Chloralhydrat  wirkte  dem 
Chloroform  ähnlich,  doch  trat  keine  anfängliche 
Reflexsteigerung  ein,  der  Patellarreflex  schwand  erst 
sehr  spät  und  der  Comealreflex  blieb  in  nicht  letha- 
len  Fällen  erhalten.  Bromkalium  verursachte  an- 
fängliche Steigerung  des  Patellarreflexes ,  dann  all- 
mälige  Reflexabnahme. 

Dasselbe  Thema  wie  Eulenburg  *s  Arbeit  be- 
handelt die  Dissertation  von  J.  Heinrichs  {üeber 
das  Verhalten  der  Reflexe ,  insbes.  des  Patellar' 
sehnenrefleaes  in  der  artißciellen  Itoaischen^  Nar^ 
kose.  Inaug.-Diss.  Greifswald  1880.  —  Ref.  im 
Centr.-Bl.  f.  Nervenhk.  etc.  Nr.  4.  1881). 

In  der  Chloroformnarkose  ist  erst  der  Patellar- 
reflex gesteigert ,  dann  schwindet  er  und  erst  nach 
ihm  der  Comealreflex.  Mit  dem  Nachlass  der  Nar- 
kose tritt  erst  der  Comealreflex ,  dann  der  Patellar- 
reflex wieder  auf.  Das  Schwinden  des  Patellar- 
reflexes scheint  ziemlich  gleichzeitig  mit  der  Anal- 
gesie einzutreten.  Unter  dem  Einflüsse  des  Aethy- 
lidenchlorid ,  des  Aethylenchlorid  und  Methylen- 
bichlorid  hört  der  Comealreflex  eher  auf  als  der 
Patellarreflex  und  kehrt  später  als  dieser  nach  dem 
Weglassen  des  Mittels  wieder.  Bromkalium  (in  ver- 
giftenden Dosen,  in  Kaninchen-  und  Hundeversuchen) 
ruft  zuerst  Steigemng  des  PatelUrreflexes  hervor, 
dann  schwinden  zuerst  die  Hautreflexe,  dann  die  der 
Cornea,  schlüsslich  die  der  Patellarsehne. 

Endlich  hatG.  terMeulen  eine  Arbeit  über 
die  Reflexerregbarkeit  und  die  Sehnenreflexe  an 
der  gelähmten  Seite  bei  cerebraler  Hemiplegie  ver- 
öffentlicht (Amsterdam  1879.  —  Ref.  im  Centr.-Bl. 
f.  Nervenhk.  etc.  Nr.  12.  1880). 

M.  hat  9  Fälle  von  cerebraler  Hemiplegie  zur 
Untersuchung  gehabt,  welche  indessen,  da  es  bisher 
noch  in  keinem  zur  Sektion  gekommen  ist,,  nicht 
nach  dem  Orte  der  Erkrankung  klassificirt  werden 
können.  M.  stellt  dieselben  in  Grappen  zusammen 
mit  Rücksicht  auf  die  Zeit,  welche  nach  dem  letzten 
apoplektischen  Insulte  verflossen  ist,  und  femer  mit 
Rücksicht  darauf,  ob  blos  ein  einziger,  rein  apo- 
plektischer  Anfall  stattgefunden  hat,  oder  ob  sich 
derselbe  wiederholt  oder  endlich  mit  andern  Pro- 
cessen complicirt  hat.  Der  Cremasterreflex  wurde 
in  6  Fällen  geprüft.  In  3  complicurten  Fällen  war 
kein  Unterschied  an  den  beiden  Seiten  zu  bemerken, 
bei  2  altem,  einfachen  Fällen  erschien  er  stärker  an 
der  gesunden  Seite.  Aehnlich  verhielt  sich  auch 
der  (7mal  untersuchte)  von  der  Haut  der  Planta 
pedis  aus  angeregte  Reflex.     Klopfreflexe,   d.  h. 


2g8 


MöbiaS)  Aber  Nervenknnkheiteii. 


solche;  welche  durch  Perkussion  der  Tibia,  des  Ra- 
dios oder  der  Ulna  oder  der  Maskeln  hervorgerafen 
worden;  waren  bei  einem  complicirten  Falle  an  bei- 
den Seiten  gleich  stark;  in  allen  nncomplicirten  Fäl- 
len fehlten  sie  an  der  gesunden  Seite  ond  waren  bei 
frischen  Fällen  an  der  paretischen  Seite  nor  schwach, 
bei  altem  Fällen  an  dieser  Seite  sehr  deutlich  zo  er- 
zeogen.  Fast  genao  das  Gleiche  gilt  auch  vom 
Patellarsehnenreflex ,  insofern  dieser  in  den  meisten 
frischen  Fällen  an  der  kranken  Seite  nor  wenig  ge- 
steigert; in  den  alten  Fällen  sehr  deotlich  erhöht 
war.  Schlüsslich  theilt  M.  noch  seine  sehr  aosftlhr- 
lichen  und  genanen  Untersuchungen  Aber  die  Inten- 
sität des  Eniephänomen  und  über  die  Zeit  fnit; 
welche  zwischen  dem  Reize  und  dem  Reflexe  in  den 
verschiedenen  Fällen  verstreicht.  — 

Nahe  Beziehungen  zu  dem  Thema  der  Sehnen- 
reflexe hat  der  Inhalt  der  nachstehenden  Arbeiten. 

Dr.  Moritz  Mendelsohn  (Arch.  dePhysiol. 
2.  S^r.  VII.  2.p.l97.MarB— AvrillSSO)  hat  unter 
Marey's  Leitung  an  Kranken  Charcot's  Unter- 
suchungen über  die  Periode  der  latenten  Exeita' 
tion  der  Muskeln  bei  verschiedenen  Nervenkrank- 
heiten angestellt.  Marey  Hess  ein  besonderes  Myo- 
graphium  zum  Gebrauch  am  Menschen  anfertigen, 
welches  von  M.  beschrieben  und  abgebildet  wird. 
Es  wurden  vorzüglich  magere  Ej'anke  gewählt  und 
als  Versuchsmuskel  wurde  der  Biceps  hum.  benutzt. 
Nur  der  inducirte  Strom  kam  zur  Verwendung. 

1)  Hemiplegie.  Es  wurden  ungefähr  50  Kr. 
untersucht.  Bei  einfacher  motorischer  Lähmung  war 
die  Latenzzeit  in  der  Regel  auf  beiden  Seiten  gleich, 
zuweilen  auf  der  kranken  ein  Weniges  länger.  Bei 
Contraktur  war  die  Latenzzeit  verkürzt  (z.  B.  0.005'' 
gegen  0.009"),  bei  Atrophie  verlängert  (z.  B.  0.022" 
gegen  0.008 '0- 

2)  Progressive  Muskelatrophie,  Die  Latenzzeit 
wird  verlängert  in  geradem  Verhältnisse  zor  Atro- 
phie (z.  B.  0.015"  an  dem  einen ;  0.02"  an  dem 
mehr  atrophischen  andern  Biceps). 

3)  Amyotrophische  Lateralsklerose.  Es  wurde 
eine  Kranke  im  2.  Stadium  der  Krankheit  unter- 
sucht. Die  Latenzzeit  war  an  allen  (atrophischen) 
Muskeln  beträchtlich  verlängert. 

4)  Tabes  dorsalis  spasmodica.  Bei  einer  Ej'an- 
ken;  welche  an  spastischer  Lähmung  litt;  war  die 
Latenzzeit  sehr  verkürzt  (0.003"). 

5)  Ataxia  loeomotoria.  Nur  wenn  Atrophie 
bestand;  war  die  Latenzzeit  verlängert;  einmal  (bei 
einem  ganz  atrophischen  Muskel)  bis  zu  0.04". 

Die  Latenzzeit  war  6)  bei  multipler  Sklerose 
verlängert;  wenn  die  Lähmung  seit  lange  bestand; 

7)  bei  Paralysis  agitans  in  der  Regel  verlängert; 

8)  bei  Chorea  in  der  Regel  verkürzt;  9)  bei  Hysterie 
sehr  weclisclnd.  Vor  dem  hysteroepileptischen  An- 
falle war  sie  verkürzt.  Bei  Anästhesie  war  gegen 
die  gesunde  Seite  kein  wesentlicher  Unterschied  zu 
bemerken.  Bei  der  künstlichen  Katalepsie,  dem 
Somnambulismus  war  die  Latenzzeit  sehr  kurz 
(0.001—0.002"),  die  Zuckung  brüsk. 


M.  fügt  noch  Einiges  über  das  Kniephänomen 
bei ;  ohne  damit  etwas  Neues  zu  sagen.  Nach  ihm 
trifft  Steigerung  desselben  mit  Verkürzung  der  Latenz- 
zeit zusammen. 

Folgende  sind  die  Schlusssätze.  1)  Die  Latenz- 
zeit steht;  wie  beim  Gesunden;  im  umgekehrten  Ver- 
hältniss  zur  Erregbarkeit  und  faradomnsknlarenCon- 
traktilität.  2)  Sie  ist  stets  bei  einem  oontrakturirten 
Muskel  verkürzt.  3)  Sie  steht  in  direktem  Verhält- 
niss  zu  den  trophischen  Störungen  der  Muskeln. 

Nach  einem  Referat  im  Centr.-Bl.  f.Nervenhk«  etc. 
(Nr.  1.  1881^)  hat  Mendelsohn  die  Dauer  der 
latenten  Reizung  beim  Frosch  im  Mittel  zu  0.008 
bestimmt  und  sie  ziemlich  wechselnd  gefunden.  Am 
gesunden  Menschen  sollen  sich  etwa  dieselben  Ver- 
hältnisse gefunden  haben. 

In  einer  andern  Arbeit  {Die  Sehnenreflexe  wm 
pla/siologischen  und  klinischen  Standpunkte.  Gt-l 
zeta  lekarska  Nr.  9.  1880)  bespricht  M.  des  Wei-I 
teren  das  Verhalten  der  Sehnenreflexe  bei  verschie- 
denen centralen  Erkrankungen.  Er  kommt  zu  den 
Schlüsse;  dass  jede  Verstärkung  oder  Abschwächang 
des  Kniephänomen  verknüpft  ist  mit  einer  Verkür- 
zung; resp.  Verlängerung  der  physiologischen  Reak- 
tion; d.  h.  der  Zeit,  welche  zwischen  dem  Moment 
des  Schlages  auf  die  Sehne  und  dem  Moment  des 
Verkürzungsbeginns  verfliesst 

Ueber  WebtphaPs  paradoxe Muskelcontrak' 
tion  (vgl.  Jahrbb.  CLXXXV.  p.  212)  bemerkt  A. 
Erlenmeyer  (Centr.-Bl.  f.  Nervhk.  u.  s.  w.  17. 
1880)  Folgendes.  Er  bestätigt  W.'s  Beobachtangeo 
und  fügt  hinzU|.  dass  die  Kr.  bei  paradoxer  Contrak- 
tion  des  M.  tibialis  ant  den  Fuss  nicht  willkürh'ch 
wieder  senken  können.  Wenigstens  war  das  letztere 
bei  E.'s  Kranken  der  Fall  und  dieser  will  deshalb 
das  Phänomen  als  Contraktur  bezeichnen;  welche 
letztere  als  mehr  oder  weniger  lang  dauernde  Ve^ 
kürzung  eines  Muskels ;  die  dui'ch  den  Willen  nicfal 
zur  Erschlaffung  gebracht  werden  kanU;  dei 
wird.  Die  paradoxe  Muskelcontraktur  des  Tibi 
ant.  ist  nach  E.  die  alleinige  Folge  der  darch 
Dorsalflexion  des  Fnsses  erzeugten  Dehnung  d 
GastrocnemiuS;  seines  durekten  Antagonisten.  Ve^ 
kürzung  des  Gastrocnemius  nämlich  hebe  das  Pfaä* 
nomen  auf.  „Nimmt  man  bei  Bettlage  des  Kr.,  bei- 
im  Kniegelenk  gebeugtem  Bein  und  bei  dorsal  flek- 
tirtem  Fusse  die  Muskebnasse  des  Gastrocnemi 
also  die  WadC;  in  die  Hand  und  schiebt  sie  no 
starkem  Drucke  gegen  die  Ferse  hin  vor;  was  mei 
^/s — 1  Zoll  weit  gelingen  dürfte;  so  nähert  man  dt 
durch  den  Wadenpunkt  des  Muskels  seinem  FerBen« 
oder  SehuenpunktC;  verkürzt  den  Muskel,  ohne  da- 
bei einen  Zug  auf  seine  Sehne  auszuüben.**  D&da 
Mt  der  in  Dorsalflexion  durch  die  Contraktur  des, 
M.  tibialis  ant.  fixirte  Fuss  sofort  und  plötzlicii  in 
seine  natürliche  Stellung  zurück.  Wird  aof  die  an- 
gegebene Weise  vor  der  Dorsalflexion  des  Fasses  die 


0  Travaux  da  labor.  de  M.  Marey.  T.  IV.  iW« 


] 


Hartman Dy  Handbuch  d.  Anatomie. 


289 


Dehnniig  des  Gastrocnemias  unmöglich  gemacht ,  so 
kommt  das  Phänomen  gar  nicht  zu  Stande.  E.  fasst 
seine  Ansicht  in  dem  Namen  „aktive  spinale  anta- 
goniatisehe  Dehnnngscontraktur"  zusanmien. 

Westphal  (Das.  Nr.  20)  ist  der  Ansicht,  dass 
sieii  Erlenmeyer  im  Irrthum  befinde.  Nicht  die 
Veritlirznng  des  Oastrocnemius  durch  Herunterschie- 
ben  der  Wade,  sondern  der  dabei  auf  die  Wade  aus- 
ruhte starke  Druck  sei  die  Ursache  des  Auf  hörens 
der  paradoxen  Contraktion.  Das  Phänomen  höre 
aoch  anf,  wenn  man  einfach  die  Wade  drücke,  ohne 
se  m  verschieben. 

Mendelssohn  (Petersb.  med.  Wchnschr.  10. 
1881)  hat  die  paradoxe  Contraktion  des  M.  labialis 
lot,  graphisch  untersucht  und  die  dabei  erhaltene 
Moskulcurve  der  eines  mit  Veratrin  vergifteten  Mus- 
kels sehr  ähnlich  gefunden.  Der  Unterschied  zwi- 
Bcfaen  beiden  Gurven  bestand  darin ,  dass  in  der  des 
reratrinisirten  Muskels  der  absteigende  Schenkel 
(Erschlafiungsperiode)  länger  ist,  während  in  der 
Cnire  der  paradoxen  Contraktion  der  Gipfel  am 
Ilngsten  erscheint;  doch  kann  die  Dauer  des  ab- 
steigenden Schenkels  3  —  5  Min.  betragen.  Oft 
bemerkte  M.,  dass  die  zeichnende  Feder  während 
des  Absteigens  an  manchen  Stellen  anhielt,  was  die 
stossweise  Erschlaffung  des  paradox  conti'ahirten 
Muskels  anzeigt. 


Es  gelang  M.  j  im  Marienhospital  das  Symptom 
bei  folgenden  Krankheiten  hervorzurufen.  1)  Unter 
10  Fällen  von  Tabes  2mal ;  Imal  bei  einer  an  Ta- 
bes leidenden  Hysterica,  deren  Beine  etwas  paretisch 
waren,  hier  hielt  die  Doraalflexion  10 — 15  Min  an. 
2)  In  4  Fällen  von  Hemiplegia  sin.  mit  geringer 
Rigidität  der  Muskeln.  3)  In  3  Fällen  von  Hysterie ; 
Imal  bei  Hysteroepilepsie  mit  Hemianästhesie  auf 
der  anästhetischen  Seite  mit  20—30  Min.  Dauer. 
4)  In  1  Falle  von  multipler  Sklerose ;  hier  bestand 
schon  Rigidität,  als  man  die  paradoxe  Contraktion 
noch  nicht  hervorbringen  konnte.  5)  In  1  Falle 
von  Brown-S^quard'scher  Lähmung  auf  der 
gelähmten  Seite ;  das  Symptom  schwand  mit  eintre- 
tender Besserung.  6)  In  5  Fällen  von  Alcoholis- 
mus  chron.  mit  Tremor,  erhöhten  Sehnenreflexen  und 
geringer  Rigidität.  In  4  Fällen  von  „spastischer 
Spinalparalyse''  fand  M.  das  Symptom  nicht,  wahr- 
scheinlich weil  Dorsalflexion  und  Fnssclonus  entstand. 
Er  zieht  folgende  Schlüsse :  1)  Die  paradoxe  Muskel- 
contraktion  entsteht  durch  den  Verlust  des  Gleich- 
gewichts in  der  Tonicität  gewisser  Muskelgruppen 
und  deren  Antagonisten.  2)  Es  besteht  ein  causaler 
Zusammenhang  zwischen  der  paradoxen  Muskelcon- 
traktion  und  dem  pathologischen  Zittern;  beide  Sym- 
ptome gehören  mit  den  Sehnenreflexen  und  der  Con- 
traktur  zu  einer  von  einem  gewissen  Grade  des  Mus- 
keltonus abhängigen  Symptomenreihe. 


G.  Eritikeii. 


39.  Handbuch  der  Anatomie  des  Mensohen 
für  Studirende  und  Aerzte;  von  Prof.  Rob. 
Hartmann  zuBerlin.  X£Xu.  928S.  Strass- 
burg  1881.   R.  Schultz  u.  Comp.   8.   Mit  ein- 
gedr.  Abbildungen.     (20  Mk.) 
I^  vorliegende  Handbuch   der  Anatomie  des 
Keuschen  tritt  mit  der  ausgesprochenen  Absicht  an 
die  Oeffentlichkeit,  dem  Studirenden  und  dem  Arzte 
ein  nicht  zu  ausgedehntes  Bild  von  nnsern  gegen- 
vlrtigen  Kenntnissen  des  menschlichen  Körperbaues 
m  geben.   Zu  diesem  Zwecke  ist  der  erste  Abschnitt 
des  Werkes  einer  Uebersicht  der  Gewebe  des  Kör- 
pers gewidmet,  während   in  den  sieben  folgenden 
Theilen  die  Osteologle,  Syndesmologie  u.  Myologie, 
äieSplanchnologie,  Augiologie,  Neurologie  u.  Aesthe- 
nologie  abgehandelt  werden.     Dem  Ganzen  folgt 
äD  alphabetisches  Register. 

Von  weitschweifigen  embryologischen  Angaben 
tth  Vf.  gewiss  mit  Recht  ab ;  er  glaubte ,  nur  bei 
Besprechung  gewisser  wichtiger  Organe  ein  knappes 
Bild  ihrer  Entstehung  beigeben  zu  sollen.  Sein  Be- 
streben ,  einerseits  den  wichtigem  neuem  Arbeiten 
gerecht  zu  werden,  andererseits  aber  das  polemische 
Gebiet  thunlichst  zu  vermeiden,  ohne  der  wissen- 
MaL  Jahrbb,  Bd.  191.  Hft  3. 


schaftlichen  Ejritik  dadurch  irgend  einen  berechtigten 
Abbruch  zu  bereiten ,  tritt  überall  deutlich  zu  Tage. 
Wenn  im  Verlaufe  eines  lange  Zeit  in  Anspruch 
nehmenden  Druckes  nicht  jede  neueste  Einzelheit, 
die  oft  genug  erst  sich  zu  bewähren  hat,  verwerthet 
werden  konnte,  so  entgeht  wohl  nur  selten  ein  Lehr- 
buch inmitten  der  Reihe  sich  einander  drängender 
Arbeiten  auf  kurze  Zeit  solcher  unumgänglichen  und 
unschädlichen  Gefahr.  Weit  wichtiger  für  den  Werth 
des  Ganzen  bleibt  trotz  aller  erforderlichen  Rück- 
sicht auf  die  neuesten  literarischen  Erscheinungen 
dasjenige  Neue  an  Inhalt,  Auffassung  und  Darstel- 
lung, welches  der  Vf.  eines  Lehi'buches  aus  eigenen 
Mitteln  hinzu  zu  thun  vermag. 

Obwohl  der  Plan  zu  dem  Buche  mit  dem  Ver- 
leger bereits  vor  Jahren  zu  Pai*is  verabredet  worden 
war ,  so  konnte  die  Ausführung  doch  erst  sehr  viel 
später  nach  Einsammlung  vieler,  besonders  ikono- 
graphischer  Materialien  in's  Werk  gesetzt  werden. 
Die  465,  zum  Theil  verschwenderisch  grossen  oder 
mit  vielleicht  überflüssigen  Adnexen  ausgestatteten 
Holzschnitte  sind  der  überwiegenden  Mehrzahl  nach 
auf  Grundlage  eigener,  in  Aquarell  oder  k  deux 
crayons  ausgeführten  Originalzeichnnngen  hergestellt 

37 


290 


He  noch,  Kinderkrankheiten. 


11 


worden.  Sie  betreffen  zum  Tlieil  nicht  den  mensch- 
lichen Körper ,  wo  es  für  die  Erläuterung  zweck- 
mässig erschien  oder  zum  Vergleiche  tauglich 
war;  so  finden  sich  der  Erläuterung  wegen  z.  B. 
Bilder  aus  der  feinem  Anatomie  der  Maus,  anderer- 
seits des  afrikanischen  Elephanten  vor.  Die  Aus- 
stattung mit  einer  beträchtlichen  Zahl  farbiger  Fi- 
guren ,  welche  nicht  ohne  grosse  Opfer  hergestellt 
werden  konnten ,  ist  vor  Allem  fttr  das  Verständ- 
niss  und  die  Anregung  des  Anfängers  berechnet, 
indem  dieselben,  alles  Uebrige  gleichgesetzt,  ein 
deutlicheres  instruktiveres  Bild  zu  gewähren  ver- 
mögen. 

Auch  der  anatomischen  Technik  hat  Vf.  eine 
Stelle  gewähi't,  indem  er  eine  gedrängte  Darstellung 
der  Dissektion  von  Muskeln,  Eingeweiden,  Gefässen 
und  Nerven  ausarbeitete.  Ausserdem  finden  sich 
die  wichtigsten  Varietäten  angeschlossen,  zum  Theil 
nach  eigenen  Erfahrangen ,  welche  auf  der  Berliner 
Anatomie  gewonnen  worden  sind.  Seine  Leistung 
überblickend ,  lehnt  Vf.  es  mit  grosser  Bescheiden- 
heit ab ,  sein  Werk  als  einen  Concurrenten  unserer 
grossen  klassischen  Lehrbücher  auszugeben ;  schlles- 
sen  wir  uns  indessen  dem  von  ihm  ausgesprochenen, 
dem  Werk  mit  auf  den  Weg  gegebenen  Wunsche  an, 
„dass  es  sich  als  ein  rechtes  Stndentenbuch  be- 
währen wird^^  Rauber. 

40.  Vorlesungen  über  Kinderkrankheiten. 
Ein  Han dhuch  für  A erzte  und  Studirende ;  von 
Prof.  Dr.  E  d  u.  H  e  n  0  c  h ,  Dir.  der  Klinik  u. 
Poliklinik  für  Kinderkr.  im  k.  Charit^-Kranken- 
hause.  Berlin  1881.  A.  Hirsch wald.  8.  XII 
u.  751  S.     (16  Mk.) 

Das  Buch  bietet,  was  bei  seiner  ganzen  Beur- 
theilung  festzuhalten  ist,  ganz  hauptsächlich  die  per- 
sönlichen Erfahrungen  des  Verfassers.  Diese  rei- 
chen Erfahrungen  sind  einer  37jähr.  Praxis  und 
einer  fast  ununterbrochenen,  theils  poliklinischen, 
theils  klinischen  Thätigkeit  (seit  1872  in  der  Charit^) 
entnommen.  Wir  kommen  auf  den  allgemeinen  Ein- 
druck, welchen  das  Werk  macht,  am  Schlüsse  zu 
sprechen. 

Vf.  betrachtet  zwar  die  Kinderheilkunde  nicht 
als  eigentliche  Speciaiität,  weil  fast  alle  Krankheiten 
des  Kindes  auch  bei  Erwachsenen  vorkommen ,  will 
aber  doch  an  den  Universitäten  der  Kinderheilkunde 
eine  eigene  Lehrkanzel  eingerichtet  haben. 

Nach  kurzen  Vorbemerkungen  über  die  hohe 
Sterblichkeit  jüngerer  Kinder  und  deren  Ursachen 
wendet  sich  Vf.  zu  den  UnUirmehungttmetfwden 
(S.  3 — 18)  und  spricht  sich  aus  über  die  Auskulta- 
tion und  Perkussion  beim  Kinde  (nie  Rflckenfläche 
allein  untersuchen!),  über  dasVerhältniss  des  Pulses 
und  der  Respiration  (normales  Verhältniss  der  Fre- 
quenz 3Va — 4:1),  über  die  Untersuchung  der  Mund- 
und  Rachenhöhle  u.  s.  w.  Die  Beleuchtung  lässt 
sich  für  letztern  Zweck  nach  Vf.  vortrefflich  durch 
einen  silbernen  Löffel  verstärken,  den  man  als  Hohl- 
spiegel hinter  die  mit  derselben  Hand  gefasste  Kerze 


hält.  Die  Thermometrie  im  Rectum  wegen  ihrer 
Gefährlichkeit  bei  Seite  gelassen  zu  sehen,  mm 
Verwunderung  erregen. 

Der  1.  Abschnitt  (S.  19—58)  behandelt  die 
Krankheiten  der  Neugebomen,  d.  h.  die  beaoDdern 
Krankheiten  der  ersten  4 — 6  Lebenswochen.  Hier 
wird  zunächst  der  gewöhnliche  gutartige  Icterus  neo- 
natorum besprochen  und  dabei  als  noch  zweifelhaft 
hingestellt,  ob  derselbe  als  Hämatogen-  oder  als 
Retentions-Ikterus  zu  betrachten  sei ,  während  doch 
die  dem  Vf.  anscheinend  nicht  bekannt  gewordenen 
Untersuchungen  Birch-Hirschfeld's  auf  das 
Schlagendste  dargelegt  haben,  dass  dieser  gutartige 
Ikterus  durch  ein  in  Folge  venöser  Stauung  entstan- 
denes Oedem  der  Glisson'schen  Kapsel  bedingt  ist, 
welches  wiederum  eine  Compression  derOallengänge 
ausübt.  In  sehr  klarer  Weise  wird  der  Trismus  nnd 
Tetanus  neonat.,  ebenso  das  Cephalämatom  abg^ 
handelt.  Von  hohem  Interesse  ist  ein  mitgetheilterj 
Fall  einer  besonders  hochgradigen  Meningo  -  Bnee- 
phalocele.  Bei  dem  Eiysipelas  neonat,  wird  vom 
Vf.  neben  der  puerperalen  eine  gewöhnliche  traama- 
matische  Form  nntei'schieden,  und  zwar  als  mitoDter 
auch  aus  den  ersten  Lebenstagen  stammend.  Das 
ganze  Capitel  kennzeichnet  wieder  in  hohem  Grade 
die  Gabe  licht-  u.  lebensvoller  Schilderung  der  Kraok- 
heitsbilder.  Bei  der  Behandlung  vermisste  Ref.  on- 
gern  die  Empfehlung  kühler  Bäder.  Bei  dem  Skia- 
rem  wird  (nach  Parrot)  das  eigentliche  Sklereo 
von  dem  Oedem  (mit  seinen  Ursachen:  vorange- 
gangenes Erysipel,  Herzschwäche,  Atelektase,  Ne- 
phritis) streng  geschieden ,  dabei  wieder  die  groeae 
Aehnlichkeit  beider  Zustände  veranschaulicht  nnd 
das  zeitweilig  gemeinsame  Vorkommen  zu  erklären 
versucht.  Es  finden  dann  unter  den  Krankheiten 
der  Neugebonien  noch  Besprechung  der  Pemphigni 
(wovon  Vf.  nur  2  Formen,  den  Pemph.  simplex  oder 
acutus  und  den  Pemph.  cachectieuB  unterscheidet), 
die  Aphthen  des  Gaumens,  welche  namentlich  bei 
atrophischen  Kindern  seitlich,  oft  doppelseitig,  vor- 
kommen n.  nie  syphilitischen,  sondern  mechanischen 
Ursprungs  sind  (durch  Druck  der  Zunge,  desGnmmi- 
stöpseLs  u.  s.  w.),  endlich  dieMelaena  neonatormn. 

Der  2.  Abseknitt  (8.  61—131)  beschäftigt  sich 
mit  den  Krankheiten  des  Säuglingsalters  (bis  gegen 
den  9.  oder  11.  Mon.),  welches  Alter  also  sowohl 
den  spätem  Altersperioden,  wie  der  Zeit  des  Neu- 
geborenseins  (s.  den  1.  Abschn.)  gegenüber  gestellt 
wird.  Bei  dieser  Benennung  erweckt  die  Anordnung 
des  Stofies  einiges  Bedenken ;  so  ist  man  erstannt^ 
eines  der  7  Capitel  des  vorliegenden  Abschnittea 
durch  den  Soor  (welcher  doch  weit  mehr  in  den 
ersten  4 — 6  Lebenswodien,  also  beim  NengebomeD, 
beobachtet  wird) ,  ein  anderes  durch  die  Dentition 
(welche  wieder  mehr  einem  spätem  Alter  tnStiW 
eingenommen  zu  sehen. 

Das  2.  Capitel  schildert  die  atrophischen  Zn- 
stände  in  ihren  äussern  Erscheinungen,  wie  in  ifar^ 
anatomischen  Vorgängen,  dabei  die  anch  beim  klei' 
nen  Kinde  so  häufige,  aber  oft  übersehene  Tober- 


Henooh,  Eanderkrankheiten. 


291 


kalose  gebührend  hervorhebend,  endlich  in  ihren 
iöoiogisehen  Verhältnissen,  theils  nach  eigenen  Beob- 
sfibtaiigen,  theils  nach  denen  Parrot's;  dessen 
Beseiehnong  ,,Athrepsie''  statt  Atrophie  wird  jedoch 
vom  Vf.  nicht  adoptirt.  Bei  der  Behandlung  mnsste, 
am  Dicht  allzusehr  in  das  Weite  zn  gehen,  eine  Be- 
aehiialning  auf  die  Besprechung  der  EIrnähmng 
innegehalten  werden,  was  gemftss  den  ziemlich  all- 
gemein herrschenden  Grundsätzen  geschieht.  So- 
daim  wird  der  Soor  besprochen  und  es  werden  hier 
iwei  Formen  nnterschieden  und  in  Erscheinung,  Aus- 
bieitaDg  und  Prognose  geschildert,  ein  erster  Grad, 
du  Bild  der  Krankheit  bei  gesunden  Kindern,  und 
ein  zweiter  Grad,  der  nur  bei  atrophischen  und 
Kfawerkranken  Kindern  vorkommt  Bei  der  Lues  here- 
fitaria  wird  auf  die  syphilit.,  durch  merkurielle  Kur 
ttbwindenden  Knochen-,  besonders  Epiphysenschwel- 
tagen  hingewiesen ,  die  sich  mitunter  bei  Kindern 
derenten  Lebensmonate  finden;  bei  älteren  Kindern 
■One  man  zunächst  immer  an  gleichzeitige  Rhachitis 
denken,  wenn  nicht  etwa  das  Leiden  nur  einseitig 
TOTfaanden  sei.  Die  nicht  seltenen  Fälle  syphiii- 
tiieher  Parese  seien  in  Wirklichkeit  meist  als  eine 
bnmobilität  zufolge  solcher  schmerzhafter  Knochen- 
iffektion  aufzufassen  und,  wo  solche  nicht  nachzu- 
weisen,  müsse  man  doch  an  das  Vorhandensein  der 
m  Wegner  beschriebenen  Veränderungen  denken. 
Eb  finden  die  sjrphilitischen  Affektionen  der  ver- 
Khiedensten  innem  Organe  Berflcksichtigung ;  nur 
die  der  Lunge  vermisst  man.  Als  häufige  Folge- 
krankheit  der  hereditären  Syphilis  wird  die  Rhachitis 
(mebt  die  Sorofiilose)  hervorgehoben.  Das  Vor- 
kommen einer  Infektion  des  Kindes  während  des 
Gebortsaktes  hält  H.  für  sehr  zweifelhaft.  Bei  der 
Behandlung  giebt  H.  dem  Calomel  u.  dem  Hydrarg. 
oxjd.  nigmm  im  Allgemeinen  den  Vorzug,  auch 
gei;enttber  den  Inunktionen.  —  Bei  der  Dyspepsie 
nterRcheidet  H.  eine  Dyspepsia  gastrica,  bei  der 
Erbrechen  mit  Schleimbeimengung,  aber  oft  fast 
Bonnale  Stnhientleerung  vorhanden  ist,  und  die  Dys- 
n)8ia  iatestin.  mit  den  entgegengesetzten  Verhält- 
nasen. Gährongsprocesse  mit  dem  schlttsslichen  Re- 
nitate  der  Bildung  von  Fettsäuren  bilden  in  beiden 
raien  die  Ursache.  Bei  der  Ernährung,  soweit  nicht 
Kotter-  oder  Ammenbrust  in  Frage  kommt,  giebt 
H.)  zamal  bei  akuter  D3rspepsie,  der  Kuhmilch,  und 
iwar  nach  dem  Abkochen  auf  Eis  gestellter  und  in 
dieser  Temperatur  löffelweise  gereichter,  den  Vorzug. 
Die  mitgetheilten  &ankengeschichten  sind  aller- 
dings BOT  solche  von  Diarrhöe,  wenn  schon  vielleicht 
cber  Diarrhöe,  die  ans  Dyspepsie  hervorgegangen. 
Vf.  empfiehlt  kleine  Dosen  Calomel  oder  Salzsäure, 
twh  Kreosot  u.  s.  w. ;  Wismuth  und  Silbersalpeter 
M  eintretender  Diarrhöe.  —  Bei  der  Besprechung 
^  Dentition  stellt  sich  H.  auf  die  Seite  Deijenigen, 
velche  Reflexerscheinongen  von  der  Dnrchbruohs- 
itelle  ans  in  ziemlidiem  Umfange  gelten  lassen. 

Der  3.  Abschnitt  (S.  137—282)  behandelt  die 
Knnkheiten  des  Nervensystem.  Der  am  Eingange 
^Mgegproehenen   Behauptung,   dass  Rflckenmarks- 


erkrankungen  beim  Kinde,  abgesehen  von  der  Spina 
bifida  und  der  gewöhnlichen  Kinderlähmung,  seltene 
Vorkommnisse  bilden,  kann  Ref.  auf  Grund  eigener 
Beobachtungen  nicht  ganz  beistimmen.   Am  Studium 
dieser  Krankheiten  fehlt  es  nur  leider  bisher.     So 
z.  B.  ist  die  Compressionsmyelitis  bei  der  Spondylitis 
ein  recht  häufiges  Vorkommniss,  ein  weit  gewöhn- 
licheres, als  man  in  der  Regel  glaubt.     Weshalb 
Vf.  Soltmann  widerspricht,  welcher  die  Häufig- 
keit von  Convulsionen  im  fiHhen  Kindesalter  durch 
den  nachgewiesenen  Mangel,  bezieh,  die  schwächere 
Entwicklung  der  Reflexhemmungscenü*a  erklärt,  ist 
nicht  ganz  durchsichtig.    Gegen  die  Eklampsie  wer- 
den von  H.    mit  grösster  Bestimmtheit  vor   allen 
andern  Mitteln   die  Einathmungen  von  Chloroform 
empfohlen,  und  es  wird  dabei  eine  Contraindikation 
nur  in  einem  sehr  kleinen,  rapiden  Pulse  und  kühl 
werdenden   Extremitäten    gefunden.      Aetiologisch 
wii-d ,  jedenfalls  mit  Recht ,  der  Rhachitis  und  den 
Reizzuständen    der   Verdauungsorgane   (Magenver- 
derbniss)  ein  besonders  hoher  Werth  zugeschrieben. 
Bei   der  Besprechung   der  Epilepsie  wird   der  oft 
schleichenden  Entwicklung,   den   oft  längere  Zeit 
vorangehenden    unbestimmten   Anfällen    besondere 
Beachtung  geschenkt.     Eine  grössere  Anzahl  Fälle 
von  Spasmus  nutans  sah  H.  fast  durchgängig  mit 
leichter  Rotation  des  Kopfes,  oder  auch  der  Bulbl 
verbunden ;  einmal  nahm  der  ganze  Oberkörper  an 
den  Nickbewegungen  Theil.     Die  Ursache  sucht  H. 
hauptsächlich  in  Zahnreizen.     Gegen  die  eingehend 
beschriebene  Chorea  minor  wird  primo  loco  Arsenik 
empfohlen,   dessen  eminente  Wirkung  leider  noch 
immer  nicht  genügend  gewürdigt  wird.     Eine  Fülle 
interessanter  Beobachtungen   wird   in  dem  Capitcl 
Hysterie   (zugleich  die  Katalepsie  und  die  Chorea 
magna  umfassend)  mitgetheilt.   Die  peripheren  Läh- 
mungen, die  spinale  Kinderlähmung,  die  Psendo- 
hypertrophie,  die  hämorrhagische  Lähmimg  finden 
eine    sachgemässe   Behandlung.     In   dem   Capitel 
Hirntuberkulose  überrascht  der  bereits  1868  von  H. 
ausgesprochene  Satz,  dass  bei  Kindern,  welche  an 
ausgedehnter   tuberkulöser  Entartung  der  Lymph- 
drüsen, der  Lungen  u.  s.  w.  leiden  und  unter  den 
Erscheinungen  einer  normal ,  häufiger  aber  anomal 
verlaufenden  Mening.  tub.  zu  Grunde  gehen,  immer 
auch  eine  Tuberkulose  des  Gehirnes  mit  Wahrschein- 
lichkeit angenommen  werden  könne.     Trotz  der  un- 
leugbaren Häufigkeit  des  Latentbleibens  der  Hirn- 
tuberkel  konnte  Ref,  doch  eine  derartige  Verbrei- 
tung  bei   den   überaus   zahlreichen  Sektionen  von 
Mening.  tub.,  welche  auch  ihm  wie  andern  Pädiatern 
sich  boten,  nicht  beobachten.     In  dem  Capitel  atro- 
phische Cerebrallähmung  wird   gezeigt,   dass  bis- 
weilen durch  halbseitige  oder  doppelseitige  Atrophie, 
bez.    gleichzeitige   Sklerose    des    Gehirnes    ange- 
borene oder  bald  nach  der  Geburt  entstehende  Läh- 
mungen vorkommen.     Dass  derartige  Vorgänge  im 
Gehirn  die  anatom.  Grundlage  mancher  sogen,  spas- 
tischen Spinalparalyse  des  Kindesalters  bilden,  wurde 
schon  vom  Ref.  (Jahrb.  f.  Kinderheilk.  XV.  p.  261) 


292 


He  noch,  EinclerkTaiikheiten. 


dargethan.  Sehr  iDteressant  sind  die  beim  ,,chron. 
Hydrocephalus'^  mitgetheilten,  jedenfalls  auf  Menin- 
gitis beruhenden  Fälle  stärkerer  Anftreibung  des 
Schädels  mit  Diastase  der  bereits  geschlossenen 
Nähte  und  doch  später  erfolgender  Wiedergenesung. 
Eine  äusseret  ansprechende  Behandlung  findet  die 
Meningitis  und  es  mag  daraus  nur  hervorgehoben 
werden,  dass  H.  bei  dieser  Krankheit  in  ihren  ver- 
schiedenen Formen  die  Anwendung  von  Blutegeln 
noch  immer  in  entschiedener  Weise  befürwortet 

4.  Abschnitt y  Krankheiten  der  Respiraüons- 
organe  (S.  285 — 382).  Es  werden  zunächst  die 
Rhinitis,  der  Pseudocroup,  die  Atelektase  besprochen. 
Zu  den  dem  Ref,  am  wenigsten  zusagenden  Capiteln 
des  ganzen  Buches  gehört  das  des  Croup  und  beson- 
ders seine  Behandlung.  Die  Abtrennung  eines 
nicht  diphtheritischen  Croup  wird  festgehalten.  Bei 
der  Behandlung  stehen  obenan  Blutegel  und  Eme- 
tika,  auch  Vesikatore;  der  feuchtwannen  Atmo- 
sphäre wird  kaum  Erwähnung  gethan.  —  Die 
Schilderung  der  lobularen  und  der  fibrinösen  Pneu- 
monie, zwischen  denen  sich  indessen  keineswegs 
immer  scharfe  Grenzen  ziehen  lassen,  wie  auch  H. 
findet,  entspricht  so  ziemlich  dem  gewöhnlich  ge- 
gebenen Erankheitsbilde ;  bei  der  ersteren  empfiehlt 
H.  im  Allgemeinen  Expektorantien  (Tart.  emet.  und 
Ipecac.),  bei  der  letzteren  eine  exspektative  Behand- 
lung. Für  eine  operative  Behandlung  des  pleuri- 
tischen Exsudates  lässt  H.  nur  zwei  Indikationen 
gelten:  1)  stürmische  Zunahme  des  Exsudates  mit 
rascher  Verdrängung  des  Mediastinum  und  beträcht- 
licher Steigerung  der  Dyspnoe;  2)  purulente  Be- 
schaffenheit des  Exsudates.  Bei  der  Besprechung 
der  Tuberkulose  erscheint  äusserst  zutreffend  die 
Schilderung  ihres  anscheinend  latenten,  oder  sich 
hinter  Atrophie  und  dyspeptischen  oder  sonst  welchen 
abdominalen  Erscheinungen  versteckenden  Verlaufes 
bei  kleinen  Kindern. 

5.  Abschnitt,  Krankheiten  der  CirhdaÜons^ 
Organe  (S.  382  —  399).  Der  Gegenstand  wird 
ziemlich  kurz,  hauptsächlich  mit  Rücksicht  auf  seine 
Besonderheiten  im  Kindesalter  besprochen. 

6.  Abschnitt y  Krankheiten  der  VerdauungS" 
Organe  enthaltend  (S.  399 — 509).  Nach  Besprechung 
der  Stomatitis  und  des  Noma  interessirt  uns  nament- 
lich die  der  entzündlichen  Affektionen  des  Pharynx, 
wegen  der  Kennzeichnung  ihrer  Unterschiede  von 
den  diphtheritischen  Affektionen,  für  welche  sie  nur 
zu  oft  erklärt  werden.  Bei  der  Sommercholera  wer- 
den vor  Allem  Calomel,  Salzsäure  und  Elreosot,  bei 
der  gewöhnlichen  katarrhalischen  Diarrhöe  in  erster 
Linie  Calomel,  Ipecacuanha,  Opium  empfohlen.  Eine 
grosse  Fülle  von  Erfahrungen  wird  dem  hierdurch 
mannigfach  lehrreichen  Capitel  über  die  Entozo^n 
des  Darmkanales  zu  Grunde  gelegt.  Aus  der  Be- 
sprechung der  Peritonitis  ist  der  eine  Schlusssatz 
besonders  beachtenswerth ,  dass  eine  hochgradige 
chron.  Periton.  tub.  ohne  jeden  Schmerz  und  mit 
sehr  geringem  Fieber  bestehen  und  sich  nur  durch 
Erscheinungen  von  Ascites  u.  zunehmende  Kachexie 


kundgeben  kann.  Die  Besprechung  der  Tuber- 
kulose der  Unterleibsorgane,  die  der  Leber-  und 
Milzkrankheiten  und  der  Geschwülste  des  Unterlei- 
bes bildet  den  Schluss.  Sehr  beträchtliche  Milz- 
tumoren  (ohne  leukämische  Blutbeschaffenheit)  wor- 
den beseitigt  unter  Gebranch  von  Chinin  und  Eisen. 

In  dem  7.  Abschnitte  (S.  509—551),  enthaltend 
die  Krankheiten  der  uropoStisehen  Organe^  wird 
die  Schilderung  der  aknten  parenchymatösen  Nephri- 
tis fast  vollständig  von  derjenigen  der  Scharlach- 
nephritis  gedeckt.  Dem  farbenreichen  Bilde,  wel- 
ches H.  entwirft,  möchten  wir  nur  hinzuf&gen,  dass 
diese  Nachkrankheit  nicht  erst  am  Ende  der  zweiten 
Woche,  sondern  mitunter  schon  9 — 10  Tage  nach 
Beginn  des  Scharlachs  ihren  Anfang  nehmen  kann 
und  dass  die  trotz  vorhandener  Nephritis  mitunter 
anscheinend  fehlende  Albuminurie  gerade  bei  der 
Schariachniere  recht  häufig  erkennbar  wird,  wenn 
die  Nachforschung  auch  auf  das  Peptonei weiss  (dnrch 
Zusatz  grösserer  Mengen  Salpetersäure)  ausged^nt 
wird.  Auch  Fälle  der  (bei  Kindern  nicht  häufigen) 
genuinen  (Erkältnngs-)  Nephritis  werden  beschrie- 
ben, ebenso  Fälle  „artificieller^'  Nephritis  (nach 
äusserer  Anwendung  von  Theer,  Bals.  peruv.  und 
Carbolsäure  —  zweifelhafter  Fall  — ),  endlich  pri- 
märe Nephritis  bei  einem  fünfmonatlichen  Kinde. 

Der  8.  Abschnitt  (S.  551—677)  begreift  die 
Infektionskrankheiten.  H.  spricht  sich  im  Eingange 
sehr  entschieden  gegen  den  „Bakterienschwindel'' 
aus.  Bei  dem  fast  Jahr  aus  Jahr  ein  zahlreiche 
Opfer  fordernden  Scharlach  bedauert  zunächst  H., 
dass  betreffs  seiner  Ausbreitung  keine  strengere 
polizeiliche  Controle  bestehe,  während  gegen  weit 
seltnere  Krankheiten  die  strengsten  Maassregeln  ge- 
handhabt würden.  Aus  der  möglichst  erschöpfen- 
den Darlegung  des  Verlaufes  dieser  so  „unberechen- 
baren^^ Krankheit  sei  hervorgehoben,  dass  H.  die 
Bezeichnung  „Diphtheritis  bei  Scharlach'^  als  miss- 
bräuchlich  verwirft  und  statt  ersteren  Wortes  die  Be- 
zeichnung „nekrotisirende  Entzündung^'  der  Rachen- 
organe u.  s.  w.  gesetzt  haben  will,  obgleich  derartige 
Entzündungen  auch  anderwärts  und  auch  bei  der 
Diphtheritis  vorkämen.  Das  Wort  Diphtheritis  solle 
der  selbstständigen  Krankheit  dieses  Namens  gewahrt 
bleiben.  Die  genannten  Entzündungen  beim  Schar- 
lach böten,  was  schon  Andere  hervorgehoben,  aach 
den  Unterschied ,  dass  nie  Paralysen  in  ihrem  Ge- 
folge vorkämen,  dass  eine  weit  geringere  Neignng 
zum  Abwäiissteigen  vorhanden  sei  und  dass  sie 
—  anscheinend  wenigstens  —  ein  anderes  Virus  be- 
sässen ,  als  die  eigentliche  Diphtheritis.  Auf  der 
Neigung  zu  nekrotisirenden  Entzündungen  und  auf 
der  specifischen  Wirkung  des  Virus  auf  das  Nerven- 
system und  von  hier  aus  auf  das  Herz  beruhe  die 
Malignität  des  Scharlach.  Den  wirklich  bösartigen 
Fällen  gegenüber  werde  nichts  durch  starke  Anti- 
pyretika  erreicht,  eher  durch  solche  geschadet;  da- 
gegen seien  lauwarme  Bäder  und  Bzcitantien  am 
Platze.  —  Darüber,  ob  es  eine  selbstständige  KnA- 
heit  Röthein  gebe,  wagt  H.  noch  kein  Urtbeü  la 


SoltmanD,  Magen-Dannkrankheiten  d.  Säuglinge. 


293 


SlkiL  Bei  der  Diphtheritis  werden  mannigfache 
Beispiele  angeführt  von  Beginn  der  Exsndation  an 
andern  Stellen,  als  im  Pharynx ;  gleichwohl  glaubt 
fl.  nicht,  dass  die  Krankheit  mit  Ueberspringnng 
des  Pbaiynx  im  Larynx  beginnen  könne.  Es  wer- 
deo  TOD  H.  drei  Formen  der  Diphtheritis  unterschie- 
den) eine  leichte,  eine  mittelschwere,  bei  welcher 
die  Exsudation  über  die  Mandeln  hinansgreift  auf 
Velnni,  Nase  u.  s.  w.  und  selbst  starke  Heiser- 
kdt,  ülcerationen,  Blutungen  auftreten,  endlich  eine 
schwere  mit  den  Hauptgefahren  der  Hei-zlfthmung 
od  des  soffokatorischen  Todes  oder  mit  (stets  zum 
Tode  fahrenden)  septischen  Processen.  Die  leich- 
teste Form  kann  in  die  schwere  fibergehen.  Com- 
pBeireBde  Albuminurie  fand  H.  bei  allen  Formen 
Unfig,  hüt  sie  aber,  wie  die  meisten  Beobachter, 
Ar  prognostisch  nicht  bedeutungsvoll.  Bei  der  Be- 
tendlnog  folgt  H.  dem  immer  mehr  sich  befestigen- 
den allgemeinen  Grundsätze,  dass  Äetzungen  zu 
litterlassen  und  dass  Reinigung  der  erkrankten  Par- 
tei (Ausspritzungen,  Inhalationen)  und  Tonika,  bez. 
Aoaleptika  hauptsächlich  in  Frage  kommen.  Oegen 
die  diphtheritischen  Paralysen  empfiehlt  er  die  sub- 
eotane  Anwendung  des  Strychnin.  Bei  der  Behand- 
famg  des  Abdominaltyphus  giebt  H.  nie  kühlere 
fiider  als  zu  22<>  R.,  im  Durchschnitte  von  25<^  R. ; 
er  giebt  femer  der  GoUapsus  wegen  nie  mehr  Sali- 
eyisänre,  öfters  dagegen  Chinin  in  Dosen  von  0.5 
bis  1  Gramm. 

Im  9.  AbsehnüU  (S.  67S— 725)  werden  die 
msätutianellen  Krankheiten  behandelt,  und  zwar 
der  Rheumatismus,  die  Anämie,  die  Purpura,  die 
Scrofnbsis,  bei  deren  medikamentöser  Behandlung 
dem  Jod  (Jodeisen,  LugoFsche  Lösung)  der  Vorzug 
gegeben  wird.  Bei  der  hieran  sich  schliesaenden 
Besprechung  der  Bhachitis  erscheint  höchst  verwun- 
derlich, dass  H.  eine  Schwellung  der  Milz  nach  oben 
oder  unten  nur  zweimal  nachweisen  konnte ;  Ref. 
betrachtet  solche  für  Palpation  und  Perkussion  leicht 
Bsehweisbare  Milzschwellungen  bei  Rhachitis  im  er- 
to  Lebensjahre  geradezu  als  gewöhnliche  Erschei- 
nng.  Auf  Grund  seiner  Erfahrungen  und  mit 
Efleksioht  auf  die  S  e  e  m  a  n  n  'sehen  Untersuchungen 
verwirft  H.  die  Kalksalze  bei  der  Behandlung  der 
Bhachitis  und  giebt  Eisen  allein  oder  neben  Leber- 
thran. 

10.  Abschnitt:  Krankheiten  der  Haut  (S.  72^ 
bis  743).  H.  verhält  sich  gegenüber  der  alten  Lehre 
von  der  Metastase  der  Hautkrankheiten  nach  Innern 
Organen  nicht  absolut  ablehnend.  Es  werden  be- 
buidelt:  das  Erythem  und  die  Intertrigo*,  Liehen 
stropholus  nnd  Prurigo,  Eczema  und  Impetigo, 
^yma,  endlich  die  Abscesse  des  subcutanen  6e- 
web«. 

Den  SchloBS  des  Werkes  bildet  eine  Zusammen- 
Btellnng  von  Receptformeln  und  ein  Register. 

Sollen  wir  den  Eindruck,  welchen  uns  das  Werk 
binterlassen,  kurz  zusammenfassen,  so  müssen  wir 
n^erst    hervorheben    die  ans  ihm   sprechende 


Frische  und  Unmittelbarkeit,  welche  ihre  Ursache 
in  dem  Umstände  finden,  dass  der  Vf.  ganz  wesent- 
lich nur  seine  eigenen  persönlichen  Erfahrungen 
mittheilte.  Wir  müssen  aber  auch  in  hohem  Grade 
die  Liebe  und  Sorgfalt  anerkennen,  mit  welcher 
Derselbe  das  ungewöhnlich  grosse  ihm  zu  Gebote 
gewesene  Material  zusammengetragen  und  nicht 
minder  die  Anschaulichkeit,  mit  welcher  die  Erank- 
heitsbilder  vorgeführt  werden.  In  der  Zeichnung 
dieser  Krankheitsbilder  liegt  der  Hauptwerth  des 
Buches.  Es  lassen  sich  zahlreiche  Capitel  aufführen, 
bei  welchen  wohl  die  meisten  Leser  der  überzeugen- 
den Wahrheit  der  Darlegung  geradezu  Bewunderung 
schenken  und  mit  Vergnügen  sich  sagen  werden, 
dass  hier,  was  man  wohl  selbst  gesehen  und  em- 
pfunden, klarer,  als  man  selbst  es  zu  thun  vermocht 
hätte,  zum  Ausdrucke  kam.  Die  Annehmlichkeit 
der  Lektüre  wird  erhöht  durch  die  Abweisung  bei- 
nahe aller  Statistik ,  was  freilich  anderseits,  insbe- 
sondere betreffs  der  Aetiologie,  als  empfindliche 
Lücke  wahrgenommen  wird.  In  seiner  Stellung  zur 
hen'schenden  Wissenschaft  zeigt  sich  Vf.  —  und  wer 
möchte  ihn  darum  tadeln  —  im  Allgemeinen  wenig 
geneigt,  liebgewordene  ältere  Anschauungen  gegen- 
über neueren  Doktrinen  über  Bord  zu  werfen,  so- 
lange letztere  noch  einigermaassen  anfechtbar  er- 
scheinen. Wenn  er  sich  mitunter  hierbei  vielleicht 
allzu  skeptisch  verhält  und  manchen  in  neuerer  Zeit 
besonders  kultivirten  Zweigen  der  Wissenschaft, 
selbst  wo  es  sich  um  wirklich  exakte  Forschungen 
handelt ,  nicht  nach  allen  Richtungen  gleichmässig 
gefolgt  ist,  so  möchten  wir  entschuldigend  bemerken, 
dass  es  wohl  Wenigen  vergönnt  ist,  nach  allen  Rich- 
tungen allen  Anforderungen  gerecht  zu  werden,  und 
dass  bei  einer  derartig  geübten  Beschränkung  dem 
Buche  jedenfalls  gi-össerer  Vortheil  erwächst,  als 
bei  einer  sanguinischen  Aufnahme  aller  neueren 
Lehren.  Derselbe  Standpunkt  ist  bei  der  Therapie 
aufzufinden;  wohlthuend  berührte  den  Ref.  die  in 
der  Verwendung  auch  der  älteren  Mittel  geübte 
Kritik.  Die  grosse  Vorliebe  des  Vf.  füi-  Blutent- 
ziehung, welche  vor  einer  Reihe  von  Jahren  so 
strenge  Verurtheilung  erfuhr,  tritt  jetzt  kaum  irgend- 
wo störend  hervor.  Förster. 

41.  Ueber  die  Behandlung  der  wichtigsten 
ICagen- Dannkrankheiten  des  Säuglings. 

Für   den   Praktiker.     Von  Dr.  Otto  Solt- 
m an n  in  Breslau.  Tübingen  1881.  H.Laupp. 

8.     37  S.     (1  Mk.) 

So  klein  auch  die  vorliegende  Monographie  an 
Umfang  ist ,  so  wichtig  ist  sie  für  den  praktischen 
Arzt,  welchen  sie  bei  den  so  häufigen  Mageu-Darm- 
krankheiten  des  Säuglings  in  den  Stand  setzt ,  die 
neuesten  Errungenschaften  der  Therapie  kennen  zn 
lernen.  Ueber  die  in  der  Einleitung  betr.  der  Prophy- 
laxe mitgetheilten  Winke  zur  Ernährung  der  Säug- 
linge haben  wir  uns  bereits  an  anderer  Stelle  (Jahrbb. 
GXC.  p.  163)  ausgesprochen.  Hier  ist  uns  des- 
halb nur  noch  die  specielle  Behandlung  der  akuten 


294 


Vachetta,  Embolismo  gazoBO. 


Dyspepsie  i  der  chronischen  Dyspepsie  ^  des  akuten 
und  chronischen  Enterokatcnrrhs ,  der  Enteritis 
acuta  und  chronica  und  der  Cholera  infantum  zu 
besprechen  übrig. 

üeberall  macht  Vf.  in  prägnanter  Kürze  auf  die 
Hauptsymptome,  ihre  Ursachen  nnd  ihre  Behandlang 
aufmerksam.  Bei  der  akuten  Dyspepsie  versäume 
man  nie,  sich  von  der  Beschaffenheit  der  Mutter- 
oder Ammenmilch  mittels  des  D  e  s  a  g  a  'sehen  Lakto- 
butyrometer  zu  überzeugen,  stets  auch  die  Beschaffen- 
heit der  Kuhmilch  im  Auge  zu  behalten.  Noch  viel 
strenger  ist  aber  die  Diät  bei  chronischer  Dyspepsie 
zu  regeln ,  da  ohne  sie  eine  Heilung  unmöglich  ist 
Hier  sind  häufige ,  minimale  Mahlzeiten  mit  Aus- 
scliluss  von  Fettnahrung  und  Amylaceen  das  erste 
Erforderniss.  Die  Milch  ist  hier  stark  verdünnt  zu 
geben ;  auch  kann  man  den  Uebergang  zur  Milch- 
nahrung durch  Molken  vermitteln.  Beim  akuten 
Enterokatarrh  ist  stets  auf  einige  Tage  die  Kuhmilch 
durch  Gummiwasser,  Eiweisswasser,  Graupenschleim 
u.  s.  w.  zu  ersetzen.  Auch  hier  verwendet  Vf.  gern 
Molken,  bes.  bei  Fettdiarrhöe,  um  später  zu  Mager- 
milch überzugehen.  Von  medikamentöser  Seite  be- 
vorzugt Vf.  die  Tinctura  Ratanhae,  meist  mit  wenig 
Opium.  Bei  Kräfteverfall  wendet  er  bald  subcutane 
Aetherinjektionen  an.  Beim  chronischen  Darm- 
katarrh ist  8ti*engste  diätetische  Behandlung  noth- 
wendig,  gute  unverfälschte  Thiermilch  (Kuh-  oder 
Ziegenmilch)  ist  die  einzig  zulässige  Nahrung.  Ist 
man  gezwungen,  sie  wegen  akuter  Erscheinungen 
wegzulassen,  so  treten  Molken,  besonders  Alaun- 
molken, oder  Biedert's  Rahmeonserven  an  ihre 
Stelle,  unter  den  Medikamenten  verdienen  die 
Adstringentia  (Wismuth-  und  Thonerde-Präparate) 
das  meiste  Vertrauen.  Bei  Enteritis  acuta  kommt 
es  häufig  darauf  an,  dem  Kinde,  das  meist  vor  Kur- 
zem entwöhnt  wurde,  die  Brust  wieder  zu  verschaffen. 
Bei  eintretender  Schwäche  sind  Analeptika,  bei 
äi'meren  Leuten  Spiritus  vini  (10 — 20  Grmm.  auf 
einen  Tassenkopf  voll  Haferschleim)  indicirt.  Bei 
der  Enteritis  sind  sehr  zweckmässig  die  Methoden 
der  analen  Behandlung  in  Anwendung  zu  ziehen, 
besonders  Auswaschungen  des  Colon  mit  einhüllen- 
den oder  adstringirenden  Substanzen,  später  näh- 
rende Klystire  mit  Fleischpankreassolution. 

Bei  der  Cholera  infantum  liegt  der  Schwer- 
punkt des  ärztlichen  Handelns  in  sofortiger  Anwen- 
dung von  Excitantien.  Wer  die  Behandlung  nicht 
damit  beginnt,  begeht  einen  Verstoss  gegen  die  legi- 
time Methode.  Hierher  gehören  die  reinen  Alkoho- 
Uka,  Aetherea,  Ammoniakalia ,  subcutanen  Aether- 
injektionen (1 — 2  Spritzen  voll  binnen  12 — 24Std.), 
Senf  bäder  sind  hier  am  Platze.  Daneben  hat  man 
gegen  äieintsstinalmykose  emzuaehTeitdny  besonders 
initCarbolsäure,  Natron  benzoicnm,  Resorcin,  Cotoin 
n.  dergl.  Schlflsslich  erwähnt  Vf.  noch  die  sub- 
cutanen Chinininjektionen ,  am  besten  mit  Chininum- 
Carbamid,  das  keine  Abscesse  macht.  Bis  znm 
TöUigen  Verschwinden  des  Erbrechens  und  Durch- 


falls ist  ausschliesslich  schleimiges  Getränk  zu  ge- 
statten. 

Die  genauem  Dosirungen  der  einzelnen,  zum 
Theil  neuern  Medikamente  sind  im  Originale  einzu- 
sehen, das  wegen  seiner  sorgfilltigen  Bearbeitung 
der  weitesten  Verbreitung  würdig  ist. 

Möge  es  den  vorgeschriebenen  diätetischen  und 
medikamentösen  Behandlungsweisen  gelingen,  eine 
grosse  Reihe  von  Säuglingen  am  Leben  zu  erhalten! 

Kormann. 

42.  Süll'  embolismo  gasoBO  per  penettazums 
delF  aria  nel  sistema  dreolatario ;  Stndi  eli- 
nid  e  sperimentali  eomparativi  dei  Prof.  Dott. 
Andrea  Alfonso  Vachetta  delP  univer- 
Aik  di  Pisa.  Con  3  tavole.  Pisa  1880. 
0.  G.  A.  üebelhart.     8.     158  pp. 

Vf.  giebt  in  seiner  eben  so  gründlichen,  als 
fleissigen  Monographie,  welche,  an  der  Hand  emer 
grossen  Reihe  von  Thierexperimenten ,  nicht  wenig 
neue  physiologische  und  therapeutische  Gesichts- 
punkte eröffnet ,  zunächst  einen  kurzen  historischen 
Ueberblick. 

Hippokrates  hat  höchst  wahrscheinlich  zu- 
erst Luft  im  Venensysteme  in  Leichnamen  gesehen. 
Unter  die  ersten  Experimentatoren  über  Luftembolie 
und  ihre  Gefahren  gehörte  Wepfer;  Francesco 
R  e  d  i  war  aber  der  erste  Schriftsteller  hierüber.  Im 
J.  1806  hörte  ein  französischer  Thierarzt,  V  e  r  r  i  e  r, 
als  er  einem  Pferde  an  der  linken  Jngularis  zur  Ader 
liess,  zuerst  das  Eindringen  vom  Luft  in  die  Vene; 
beim  Menschen  beobachtete  es  zuerat  Bau  ebene 
1818  bei  Exstirpation  einer  grossen  ScapnUr- 
geschwulst ,  da  die  Jngul.  ext.  eröffnet  worden  war. 
Im  J.  1837  gab  endlich  ein  Fall  Amussat's  in 
der  Pariser  Akademie  zu  sehr  erregter ,  aber  frucht- 
bringender Debatte  über  Luftembolie  Veranlassung. 

Der  Gehalt  an  Blutgasen  ist  selbst  bei  demsel- 
ben Individuum  je  nach  Umständen  ein  variabler. 
Störungen  durch  sich  selbst  entbindende  Gase  ver- 
muthete  man  schon  lange.  Aber  erst  in  neuester 
Zeit  hat  man  die  Ursachen ,  unter  denen  Gas  sieh 
aus  dem  Blute  des  Lebenden  frei  machen  und  Er- 
scheinungen der  Luftembolie  erzeugen  kann,  klinisch 
und  experimentell  näher  erforscht. 

So  sieht  man  nicht  selten  in  Typhusleichen,  beim 
Chloroformtode ,  bei  Septikämie  u.  s.  w.  Luft  in  den 
GeHissen ;  femer  bei  schneller  Abnahme  des  atmo- 
sphärischen Druckes.  Die  vielfachen  Störungen,  die 
selbst  den  Tod  herbeiftlhren  können ,  bei  Tauchen, 
Aeronauten,  Bergsteigern  n.  s.  w.  sind  den  doroh 
Luftembolie  bedingten  sehr  ähnlich  nnd  beziehen 
sich  in  der  That  auf  Embolie  in  Gefteen  dareh 
spontan  aus  dem  Blute  entwickelte  Gasblasen. 

Von  aussen  kann  Luft  in  das  Blut  gelangen 
1)  durch  Wunden ,  2)  durch  starke  Lnfteinpressnng 
in  die  Lungen ,  z.  B.  bei  anhaltender  nnd  heftiger 
Exspiration  und  geschlossenem  Larynx  (Strangnliien, 
Schreien,  Spielen  anf  Blasinstmmenten).    Vf.  madit 


Vachetta,  Embolismo  gazoso. 


295 


eodlich  auch  darauf  aufmerksam ,  dass  das  Eindi'in- 
gen  ?on  Luft  in  die  Ge&sse  bei  einer  kunstgemäss 
aosgeföhrten  Sektion  fast  UDmöglich  ist. 

IVaumatiaclie  Laftembolien  entstehen  bei  den 
reiBchiedensten  Anlässen ,  am  häufigsten  bei  Exstir- 
patsonen  von  Hals-  und  Brustgeschwülsten ;  relativ 
lila%  auch  nach  dei*  Gebai-t  oder  einem  Abortus.  Die 
am  häufigsten  betroffenen  Venen  sind  also  die  der  Hals- 
oncl  Brustgegend.  Unbedingt  nöthig  zur  Luftembolie 
and:  1)  sehr  stark  klaffende  Eröffnung  der  Vene 
imd  Berührung  mit  der  Luft  (daher  nie  bei  subcutaner 
Myo-  und  Tenotomie) ;  2)  Durchgängigkeit  des  Ge- 
toes  bis  Eom  Herzen^  damit  in  der  Diastole  die 
Luft  angesaugt  werden  kann.  Begünstigende  Um- 
sttnde  sind :  Starrheit  der  Gefässwände  (durch  Er- 
biikuDg,  Fixation  an  Neoplasmen ,  Aponeurosen^ 
Anspannen  der  Gewebe  beim  Operiren ,  Einführen 
einer  Kanüle  u.  s.  w.),  Weite  der  Vene  (daher  eher 
toVaricen)^  grössere  Nähe  des  Sitzes  der  Wunde  am 
Heizen^  beschleunigte  Heizthätigkeit,  Tiefe  der  Respi- 
ntion.  Indirekt  wird  das  Eindringen  von  Luft  be- 
gOnstigt  durch  Schreien  y  Bewegungen  des  Kranken, 
ünerfahrenheit ,  Unschlüssigkeit  und  Langsamkeit 
dea  Operateur.  Bisweilen  wird  die  Luft  aber  auch 
kflnatlich  (ohne  Absicht)  hineingetrieben,  wie  bei  der 
Bluttransfusion  (wenn  Luft  schon  vorher  in  der  Spritze 
var,  oder  wenn  durch  Schlagen  des  defibrinirten 
Blutes  letzteres  feinste  Luftbläschen  enthält),  bei 
■edikamentösen  Injektionen  in  die  Venen,  EHn- 
apritzaigeii  in  den  Uterus. 

Die  Symptome  des  Lufteintritts  variiren  sehr 
nnd  lassen  sich  am  besten  in  primäre  und  sekundäre 
eiotheUen.  In  sehr  vielen  Fällen  erzeugt  das  Eindrin- 
gen ein  verschiedenes  Geräusch  (gross-,  kleinblasig, 
iddflrfend  n.  s.  w.) ;  letzteres  ändert  bisweilen  seinen 
Klang,  combinirt  sich  mit  andern  Geräuschen,  wie- 
derholt sich  u.  s.  w.  Meist  höii;  man  darauf  am 
leehten  Herzen  u.  an  derPulmonalis  ein  feinblasiges, 
doppdzeitiges ,  verschiedene  Zeit  andauerndes  Ge- 
ilBScb.  —  Ziemlich  häufig  ist  plötzliches  Gefühl  von 
Beklemmung,  Ausdruck  von  Angst  und  Verzweiflung 
im  Gesichte ;  oft  erfolgt  nur  ein  Schrei  und  gleich 
toof  Ohnmacht;  in  den  leichtesten  Fällen  setzt 
^  Eindringen  weder  subjektive  noch  objektive 
ErBcheinungen.  Manchmal  ist  der  Puls  beschleu- 
oigt  und  klein,  oft  findet  sich  Venenpuls.  Die 
Beapiration  ist  erst  beschleunigt,  dann  verlangsamt. 
Nieht  selten  siebt  man  Mydriasis.  Ganz  gewöhnlich 
Bnd  klonische ,  seltner  tonische  partielle  oder  allge- 
DMafie  Krämpfe  mit  folgenden  paretischen  und  para- 
lyüachen  Zuständen,  die  bis  zum  Tode  andauern 
oder  nur  vorübergehend  sind ,  wie  auch  die  bald  er- 
folgende Bewusstlosigkeit.  Ziemlich  häufig  erfolgt 
^ch  Urinentleerung  nnd  Deftkation. 

Alle  erwähnten  Symptome  können  nun  auch 
ohne  SrztKdie  Hülfe  gänzlich  schwinden ,  es  können 
^  aber  später  noeh  sogen,  sekundäre  Symptome 
^eo-  Die  letztem,  von  verschiedener  Dauer,  sind 
ii^ttmigfache  Paresen  und  Paralysen  von  Muskeln, 
^BlaseAhalses,  des  Mastdarms,  Ataxie  oder  Hyper- 


ästhesie der  Haut  (besonders  lebhafter  Pruritus),  selt- 
ner Anästhesie,  manchmal  Amaurose  oder  ReitbahTi- 
bewegung.  Die  Gesichtszüge  erscheinen  meist  ver- 
ändert und  die  Psyche  gestöi-t.  Andere  Male  tre- 
ten nach  Besserung  der  primären  Symptome  allerlei 
convulsive  Zustände  auf  von  sehr  verschiedener 
Dauer. 

Die  Erklärung  aller  dieser,  bei  zahlreichen 
Thierversuchen  festgestellten  Erscheinungen  ist  nach 
Vf.  folgende.  Je  weiter  eine  oder  mehrere  Luft- 
blasen in  die  Vene  vordringen,  desto  mehr  tritt  eine 
Verkleinerung  derselben  und  Mischung  mit  dem 
Finidum  ein.  Ein  Theil  wird  ganz  gelöst,  der  übrige 
bildet  feinen  Schaum.  Diese  Lösung  und  Mischung 
geschieht  am  vollkommensten  im  rechten  Herzen 
durch  die  heftigen  Contraktionen  desselben.  Sobald 
aber  der  Blutstrom  durch  Gasblasen  unterbrochen 
wird  (eine  oder  mehrere  grosse  oder  eine  Reihe  sehr 
kleiner)  beobachtet  man  1)  Blutstromverlangsamung, 
2)  Blutstase,  3)  Rücklauf  des  Stromes  nach  den 
Venenwurzeln  hin.  Die  schaumige,  elastische  Masse 
muss  nämlich  die  Muskelkraft  des  Herzens  und  der 
Gewisse  allmälig  schwächen ,  der  Strom  wird  lang- 
samer, ja  kann  stocken.  Ist  im  rechten  Herzen  eine 
gi'össere  Menge  von  Luft  vorhanden ,  so  erschweren 
die  Luftblasen  die  Aktion  der  Tricuspidalis,  letztere 
erlahmt  allmälig,  bei  der  Systole  wird  ein  Theil  des 
schaumigen  Blutes  in  die  Hohlvenen  und  weiteiiiin 
nach  der  Peripherie  zurückgetrieben.  So  können 
sogar  kleine  Venen  des  grossen  Kreislaufs  mit  Luft 
verstopft  werden.  Wie  die  Tricuspidalis ,  so  wird 
auch  die  Pulmonalarterienklappe  funktionsuntüchtig; 
bei  der  Diastole  wird  dann  ein  Theil  des  schaumigen 
Blutes  wieder  in  das  Herz  aus  der  Pulmonalarterie 
zurückfliessen.  Je-  kleiner  die  findgefltlsse,  je  elasti- 
scher, je  umfangreicher  die  Luftblasen  sind,  desto 
leichter  muss  eine  Embolie  stattfinden  mit  allen 
klinischen  und  anatomischen  Störungen,  welche  den 
embolischen  Pfropfen  zukommen.  Die  schweren 
Hirn-  und  Rückenmarkssymptome  sind  auf  Hirn-  und 
Rückenmarksembdien  zu  beziehen.  Zunächst  sind 
es  Venenembolien  durch  den  rückläufigen  Strom; 
solche  sind  aber  auch  in  den  Arterien  möglich 
wegen  der  Verbindung  der  Arterien  u.  Venen  durcli 
Capillaren  oder  auch  direkte  Communikation  an 
verschiedenen  Stellen.  So  kann  Luft  aus  dem  rech- 
ten Herzen  in  das  linke  gelangen  und  von  da  weiter. 
Nicht  immer  ist  aber  das  linke  Herz  lufthaltig,  wäh- 
rend das  rechte  Herz  es  stets  ist.  Je  unlöslicher 
das  Gas  ist ,  desto  schlimmer  sind  die  Folgen ;  die 
Kohlensäure  ist  daher  relativ  unschädlich ,  weil  sie 
leicht  löslich  ist  nnd  leicht  durch  die  Lungen  aus- 
geschieden wird.  Die  lethale  Luftmenge  ist  je 
nach  den  Umständen  sehr  verschieden;  Schwache, 
Anämische,  Herzkranke  sterben  eher.  Erfolgt  der 
Lufteintritt  sehr  langsam,  oder  in  die  Arterlen,  oder 
in  entfernte  oder  kleine  Venen,  so  ist  die  Gefahr  um 
so  geringer.  Als  vorzugsweise  Todesursache  sieht 
Vf.  die  v^breitele  Longen-  und  •Gehirn-LoftemboUe 
an ,  nicht  die  schnell  entstehende  Tricuspidaliiwutti- 


[ 


296 


Elouiy  Recherches  etc. 


cienz  oder  die  akate  Anämie  des  Herzfleisches  und 
des  Gehirns.  Die  Therapie  ist  bei  Luftembolie  ohu- 
mächtig.  Dagegen  kann  die  Prophylaxe  Viel  leisten. 
Man  vermeide  so  viel  als  möglich  die  EröfEnnng  der 
Venen ;  geht  es  nicht  anders  (z.  B.  durch  Aderlass, 
medikamentöse  Injektion,  Transfusion  von  Blut),  so 
wähle  man  keine  grossen  u.  dem  Herzen  nahen  Ge- 
wisse. Bei  der  indirekten  Bluttransfusion  ist  es  wich- 
tig y  das  defibrinirte  Blut  etwas  über  Blutwärme  zu 
erwärmen  und  wiederholt  und  sorgsam  zu  filtriren. 
Die  direkte  Transfusion  ist  gefahrloser.  Von  Binfluss 
ist  auch  die  Narkose ,  weil  sie  den  Kr.  am  Schreien 
u.  s.  w.  hindert.  Luftresorption  bei  künstlicher  Blut- 
leere ist  unmöglich ,  ebenso  wie  auch  beim  Operiren 
unter  Wasser ;  letzteres  ist  aber  meist  nicht  auszu- 
führen. Grosse  Vorsicht  erheischen  Operationen  in 
der  Brust-  und  Halsgegend.  Man  comprimire  die 
Venen  central  oder  unterbinde  sie  doppelt ,  um  in 
der  Mitte  durchzuschneiden ,  comprimiife  aber  nicht 
die  Vene  peripher  von  der  Wunde,  zerre  auch  nicht 
an  der  Geschwulst.  Nach  heftigen  Uterinblntungen 
(nach  erfolgter  Gebui;  oder  Abortus)  binde  man  die 
Beine  zusammen,  rege  die  Uteruscontraktionen  an 
oder  tamponire  die  Höhle. 

Ist  aber  Luft  bereits  eingedrungen ,  so  hindere 
man  den  weitern  Eintritt  durch  schnellen  Verschluss 
der  Oeffnung.  Mittel ,  die  Luft  ans  dem  Blute  zu 
entfernen ,  sind  machtlos ,  ebenso  unnütz  der  Ader- 
lass.  Gegen  die  Bewusstlosigkeit  ist  neben  Fara- 
disation  des  Vagus  die  künstliche  Respiration  am 
meisten  zu  empfehlen ;  sie  mussaber  lange  fortgesetzt 
werden.  Daneben  sind  äusserlich  und  innerlich  Sti- 
mulantien  aller  Art  anzuwenden.  Empfehlenswerth 
erscheinen  auch,  wo  es  angeht,  Sauerstoff-Inhala- 
tionen. Näcke,  Sonnenstein. 

Der  Fall  von  tödtlichem  Ausgang  der  ExsHrpation 
ekies  faustgroasen  Fungus  durae  matris  in  Folge  von  Ein- 
tritt von  Luft  m  den  geöffneten  Sinus  longitudinaUs,  wel- 
chen Vachetta  (nach  einer  kurzen  Notiz  von  Prof. 
Volkmann  am  Schlosse  der  Abhandlung  des  Prof. 
Fischer)  in  seiner  Tabelle  unter  Nr.  94  erwähnt,  ist 
von  Dr.  A.  Genzmer  (Arch.  f.  klin.  Chir.  XXI.  3. 
p.  664.  1877)  ansfahrlioher  beschrieben  worden. 

Bei  einer  63Jähr.  Frau  hatte  sich  seit  2  J.  in  der 
Gegend  des  hintern  Endes  der  Pfeilaaht  eine  Anschwel- 
lung entwickelt,  welche  als  ein  von  den  Hirnhäuten 
ausgehender,  die  Calvaria  durchbrechender  Tumor  dia- 
gnosticirt  wurde.  Eine  Betheiligung  der  Hirnsubstanz 
Hess  sich  wegen  gänzlichen  Fehlens  isolirter  Lähmungs- 
und Beizungserscheinungen  ausschliessen  (5.  März  1876). 
Während  des  Aufenthaltes  in  der  Klinik  wuchs  der  Tumor 
(wie  sich  später  herausstellte,  ein  kleinzelliges  Spindel- 
zellen-Sarkom) sehr  rasch,  es  traten  nervöse  Symptome 
auf,  80  dass  Prof.  Volkmann  sich  zur Exstirpation  ent- 
schloss  (2.  April  1876). 

Nach  Spaltung  der  Haut  (antiseptisoh)  und  Abscha- 
bung  des  Periost  wurde  der  scharfrandige  Knochendefekt 
mit  einer  Lu^r'schen  Hohlmeisselzange  auf  7  u.  8  Ctmtr. 
Durchmesser  erweitert.  Der  faustgrosse  Tumor  hing 
fiberall  fest  mit  der  Dnra-mater  zusammen.  Derselbe 
wurde  rings  umschnitten  und  als  bei  starkem  Anziehen 
der  Geschwulst  die  Verbindung  mit  der  Falx  cerebri  unter 
kolossaler  Blutung  gel5st  werden  sollte,  hörte  man  plötz- 
lich das  für  den  Lnfteintritt  in  Venen  charakteristische 
schlurfende  Geräusch.    In  diesem  Augenblicke  lag  die 


Kr.  im  tiefsten  CoUapsus  mit  schnarchendem,  aussetzen- 
dem Athem  da.  Die  Operation  wurde  rasch  beendigt; 
nochmals  wurde  der  Tumor  stark  angezogen  und  wieder 
hörte  man  in  dem  Augenblicke,  als  die  letzten  Verbindnn- 
gen  mit  der  Falx  dicht  im  Sinus  longitudinalis  mit  dem 
S.  transversus  getrennt  wurden  und  man  das  Operations- 
feld blutleer  tupfte,  das  charakteristische  Schlurfen.  Die 
Pat.  starb  bald  darauf;  Einwickelung  der  Extremitäten 
mit  elastischen  Binden  und  andere  Mittel  waren  ohne  Er- 
folg gewesen. 

Bei  der  Sektion  fand  man  das  rechte  Hera  mit  Loft 
geffillt,  auch  die  Lungenarterien  und  subplenralen  Gefiwe 
waren  theilweise  mit  Luft  injicirt.  Im  linken  Herzen 
war  keine  Luft.  Die  Anämie  war  nicht  hochgradig.  In 
der  Dnra-mater  fand  sich  ein  der  Schädelöffnung  ei^ 
sprechender  Defekt ,  in  welchen  der  Sinus  longitudioalii 
mündete.  Die  äussern  Wandungen  des  Tomor  wurden 
fiberall  von  Resten  unveränderter  Dura-mater  gebildet. 

Da  eine  derartige  Beobachtung  noch  nicht  yorliegt, 
so  studirte  G.  die  Möglichkeit  des  Eintritts  von  Luft  hi 
den  S.  longitud.  an  Hunden.  Es  fand  sich  anter  9  Ver- 
suchen 6mal  Luft  im  Herzen  vor.  Nicht  jede  einfaclie 
Inspirationsbewegung  reichte  hin,  um  Adspiration  yon; 
Luft  zu  bewirken,  sondern  es  gehörten  dazu  ganz  be-l 
sonders  kräftige  Inspirationen.  Von  8  Thieren,  die  wilh 
rend  des  Experimentes  durch  eine  Trachealkanüle  atb* 
meten,  adspirirte  nur  das  eine  Luft,  bei  welchem  dieselbe 
verschlossen  und  dadurch  Dyspnoe  erzengt  worden  war. 
Als  hauptsächliches  unterstfitzendes  Mittel  ist  noch  dns 
sorgfältige  Entfernen  des  Blutes  vom  Operationsgebiet  zn 
bezeichnen. 

Zur  Vermeidung  der  Adspiration  von  Luft  bei  er- 
öffnetem Himsinus  muss  man  daffir  sorgen,  dass  1)  der 
Blutdruck  nicht  zu  sehr  gesunken  ist,  2)  der  Kr.  keine 
heftigen  Inspirationsbewegungen  macht,  8)  die  Shias- 
wunde  immer  durch  ehie  Flfissigkeitssohicht  von  der  Loft 
abgesperrt  ist.  Bedaktion. 

43.  Beoherches  histologiques  sur  le  tissa 
oonneotif  de  la  oornöe  des  animaux  ver- 
tebris;  par  le  Docteur  en  m^d.  Eloni,  €\h^ 
de  la  mission  ^gyptienne  en  France  etc.  Avee 
6  planches  lithogr.  desain^  d*apr^s  uatore. 
Paris  1881.  J.  B.  Bailli^re  et  fils.  gr.  8. 
139  pp.  1) 

Es  ist  an  dieser  Stelle  nicht  unsere  Angabe, 
diese  der  vergleichenden  Anatomie  zugehörige  i^beit 
eingehend  zu  besprechen.  Wir  wollen  aber  darauf 
hinweisen,  dass  der  Vf.  zumTheil  wesentlich  andere 
Anschauungen  über  den  Bau  der  Homhant  vertritti 
als  bisher  gehegt  wurden.  Von  SaftkanAlchen  and 
von  £otrman'schen  Röhren  will  derselbe  nichts  wis- 
sen, er  hält  sie  für  Eunstprodukte.  Auf  teleologi- 
schem Princip  fussend,  setzt  er  auseinander,  waram 
die  Hornhaut  keine  elastischen  Fasern  haben  kann. 
Er  findet  in  derselben  den  allgemeinen  T^us  der 
fibrösen  Membranen  „ä  plans  stratifi^".  Die  Apo- 
neurosen,  die  Haut,  die  Sklera  sind  successive  mor- 
phologische Staffeln  zwischen  den  Sehnen  und  dem 
Bindegewebe  der  Hornhaut.  In  der  Hornhaut  ist 
dieser  Typus  zur  höchsten  Ausbildung  gelangt.  Das 
System  parallel  gelagerter  Bündel  verbürgt  die 
grösstmögliche  Durchsichtigkeit ,  das  damit  verbun- 
dene der  bogenförmigen  oder  perforirenden  Fssem 
verbüi'gt  gleichzeitig  die  Festigkeit.   Es  war  absolot 


0  Verbindlichsten  Dank  für  direkte  Zuseadimg.   ^* 


Beiträge  zur  Ophthalmologie. 


297 


lothweiidig,  dus  die  fixen  Zellenelemente  in  einer 
ganz  regehnftaaigen  Lage,  entsprechend  der  Flüchen- 
richtong  des  Bindegewebes,  angeordnet  sind.  Freie 
ESome,  mn  Bewegung  zu  gestatten ,  durften  nicht 
eiiatiien,  da  jede  Verftnderang  in  der  Richtung  der 
gekrflmmten  Fläche  die  Durchsichtigkeit  beeinträch- 
tig Auch  mussten  diese  Zellen  und  ihr  Proto- 
pUflua  das  gleiche  Breohungsvermögen  haben. 

In  der  lebenden  Hornhaut  sieht  man  daher  selbst 
bd  der  stärksten  Vergrösserung  keine  fixen  Zellen. 
IM  die  cadaverOse  Zersetzung  oder  ehem.  Agentien, 
weldie  ihre  Brechung  des  Lichts  verändern,  ver- 
ndgen  sie  Bichtil>ar  zu  machen.  Auch  findet  der 
Aotor  m  dem  Bau  der  Hornhaut  Analogien  zu  dem 
Gefilge  des  Eaioipelgewebes.  Die  Bindegewebs- 
blbidel  sind  gewissermaassen  in  euie  transparente 
KDorpdsubstanz  eingesenkt ,  ähnlich  wie  die  fibrö- 
KD  I^m  in  der  Nachbarschaft  des  Perichondrium 
in  die  Lage  eines  hyalinen  Knorpels  eindringen. 

Oeissler. 

44.  Beitrage  rar  Ophthalmologie,  als  Fest- 
gabe Friedrich  Homer  zur  Feier  des 
25jähr.  Jubiläum  seiner  akademischen  Lehr- 
thätigkeit  gewidmet  von  Marc  Dufour  in 
Lausanne,  Otto  Haab  und  Max  Knies  in 
Zflrichy  Julius  Michel  in  Wflrzburg,  Wil- 
helm Schön  in  Leipzig  und  0.  F«  Wads- 
wort h  in  Boston.  Mit  Abbildungen.  Wies- 
baden 1881.  J.  F.  Bergmann.  8.  167  S. 
(6Mk.) 

Da  diese  Schrift  im  Wesentlichen  der  speciellen 
oeaMschen  Forschung  angehörige  Themata  enthält, 
wird  es  hier  genügen,  durch  eine  kurze  Inhaltsangabe 
inf  cBe  ehizelnen  Arbdten  den  Leser  aufmerksam  zu 
machen.  Wir  behalten  uns  dabei  vor,  gelegentlich 
bei  den  Referaten  über  verwandte  Gebiete  auf  diese 
Pablikationen  zurückzukommen.  Die  Reihe  der  sieben 
in  dieser  Festachrift  abgedruckten  Arbeiten  ist  die 
folgende. 

Michel  (p.  1 — 51)  hat  Untersuchungen  ange- 
stellt über  fsdas  Verhalten  des  Auges  bei  Störung 
gen  im  OirktUaHonsgebiete  der  Carotis".  Diese 
eröffiien  eine  sehr  weite  Perspektive,  indem  sie,  wie 
68  seheint,  einen  Fingerzeig  ftr  die  noch  sehr  dunkle 
Aetiologie  des  Altersstaares  gewähren.  M.  hat  näm- 
lieh  gefunden,  dass  einseitiges  Atherotn  der  Carotis 
mit  Linsenstaar  derselben  Seite,  doppelseitiges  Athe- 
itHD  der  Carotis  auch  mit  doppelseitiger  Katarakte 
tters  vereint  auftritt. 

Knies  (p.  53—97)  erörtert  in  einem  Artikel 
tfibir  sympaihisehe  Augenerkrankung'*  insbesondere 
die  Frage ,  welche  Formen  mit  wirklichem  Rechte 
danmter  gezählt  werden  dürfen.  Bezüglich  der 
finuelestion  steht  er  auf  dem  Standpunkte,  diese 
Operation  prophylaktisch  immer  vorzunehmen,  wenn 
das  zuerst  erkrankte  Auge  ohnehin  verloren  ist,  da- 
gegen bezweifelt  er  deren  Nutzen  bei  wirklich  be- 

Med.  Jsliri>b.  Bd.  191.  Hft.  8. 


reits  ausgebrochener  Entzündung  des  zweiten  Auges. 
Die  Iritis  serosa  hält  er  nur  für  das  Anfangsstadium 
der  Iritis  plastica,  nicht  aber  fllreine  besondere  milde 
Form. 

Wadsworth(p.  99—108)  behandelt  in  eng- 
lischer Sprache  „die  Fovea  centralis  des  Menschen", 
giebt  Messungen  der  verschiedenen  Netzhautlagen 
an  dieser  Stelle  der  Macula  lutea  und  der  Form 
dieser  Grube. 

Marc  Dufour  (p.  109—124)  giebt  in  fran- 
zdaischer  Sprache  casuistische  Beiträge  zu  der  Frage 
„über  die  Wirkung  der  Iridektomie  bei  dem  an- 
gebomen  Hydrophthalmus" . 

Schön  (p.  125—129)  verbreitet  sich  über  den 
„Aplanatisimus  der  Hornhaut"  und  stellt  eine  Be- 
rechnung über  Cnrven  4.  Grades  an,  welche  der  ge- 
wöhnlich angenommenen  Homhautkrümmung  am 
nächsten  kommen. 

Ha  ab  (p.  131 — 157)  giebt  einen  ausfbhrlichen 
Sektionsbericht  über  eine  27jähr.  Idiotin  mit  doppel- 
seitigem Anophihalmus.  Letzterer  war,  wie  man 
diess  auch  im  Leben  vermuthet  hatte ,  in  Wahrheit 
ein  Mikrophthalmus  von  4.5  Mmtr.  Durchm.  des 
rechten  und  3.5  Mmtr.  Durchm.  des  linken  Bulbus, 
an  welchem  Sklera,  Aderhaut,  Pigmentepithel, 
Retinaelemente  nachweisbar  waren,  Bindehaut, 
Cornea,  Iris  und  Linse  aber  fehlten.  Besonders 
aufOÜlig  war,  dass  sämmüiche  Muskeln,  wiewohl  sie 
nicht  an  dem  Bulbusrudiment,  sondern  an  einer  in 
der  Augenhöhle  ausgespannten  Membran  sich  inse- 
rirten,  in  ganz  normaler  Länge  und  Dicke  vorhanden 
waren ,  wie  auch  die  Orbita  selbst  die  normale  Ge- 
räumigkeit hatte.  Das  Chiasma  fehlte  total,  die 
Tractus  optici  waren  nur  noch  als  dünne  Fädchen 
wahrnehmbar.  Das  Corpus  geniculatum  extemum 
fehlte  ganz,  das  Corp.  genic.  intemum  war  vor- 
handen. Die  Sehhügel  erschienen  etwas  abgeflacht, 
die  Vierhügel  waren  anscheinend  normal. 

Endlich  bespricht  Haab  (p.  159—167)  noch 
den  Micrococeus  der  Blennorrhoea  neonatorum. 
Er  sagt ,  dass  derselbe  identisch  zu  sein  scheine  mit 
dem  des  Trippers  der  Harnröhre  und  der  Tripper- 
ophthalmie.  Die  Kokken  befinden  sich  fast  nur  auf 
den  Kernen  oder  dem  Protoplasma  der  Eiterkörper- 
chen ,  lassen  aber  die  intercellulare  Flüssigkeit  fast 
ganz  frei.  Sie  färben  sich  mit  Methylviolett  sehr 
stark,  sind  mittels  Hartn.  Nr.  7  erkennbar  und  mittels 
Nr.  10  in  Diplokokken  und  Gruppen  von  Einzel- 
individuen auflösbar.  Gewöhnlich  liegen  2  Kugeln 
durch  einen  ganz  kleinen  Zwischenraum  getrennt  bei 
einander.  Sie  sind  etwas  grösser  als  die  gewöhn- 
lichen Fäulnisskugelbakterien  und  die  des  Sekrets 
einer  Thränensackblennorrhöe.  —  Prophylaktisch 
empfiehlt  H.  das  Resorcin  in  2proc.  Lösung  zum 
Auspinseln  der  Lider,  da  dasselbe  nicht  reizt  und 
deshalb  auch  in  den  Händen  von  Hebammen  nicht 
so  gefährlich  ist  wie  die  Oarbolsänre.      G  e  i  s  s  l  e  r. 

38 


298 


Moore  11)  Glankombehandlang.  —  Brosius,  psychiatr.  Wirksamkeit. 


45.  Beiträge  zur  klinisohen  und  operativen 
Glaukombehandlung;  von  Dr.  Albert 
Mooren,  dirigir.  Arzt  d.  städt.  Augenklinik 
zu  Düsseldorf.  Düsseldorf  1881.  L.  Voss  n. 
Comp.    8.    36  8.  ^ 

M.  theilt  in  dieser  kleinen  Schrift  zunächst  einige 
seltene  Beobachtungen  von  Glaukom  mit,  welche  den 
Ausbruch  dieser  Krankheit  nach  nenritischen  Pro- 
cessen in  den  peripheren  oder  centralen  Theilen  des 
N.  trigeminus  dokumentiren.  Weiterhin  kommt  er 
dann  auf  die  Sklerotomie  zu  sprechen ,  die  er  nur 
für  Ausnahmsfälle  gelten  lassen  will.  Zu  diesen 
rechnet  er  diejenigen  Formen  von  Gl.  simplex,  die 
fflch  durch  ungewöhnliche  Empfindlichkeit  der  davon 
befallenen  Personen  fbr  Licht  auszeichnen ,  so  dass 
die  Pat.  selbst  bei  geschlossenen  Augen  von  Licht- 
erscheinungen gequält  werden.  Auch  giebt  M.  zu, 
dass  bei  Gl.  simplex  überhaupt  die  Sklerotomie  vor- 
zuziehen sei ,  da  die  Iridektomie ,  wenn  sie  zufällig 
eine  Iritis  zur  Folge  hätte ,  den  Uebergang  in  ein 
complicirtes  Glaukom  nur  beschleunigen  würde. 
Dringend  warnt  er  auch  vor  Ausführung  der  Iridek- 
tomie, wenn  die  Pat.  eine  beträchtliche  concentrische 
Sehfeldbescfaränkung  haben  und  im  Urin  sichEiweiss 
findet.  Beim  chronisch  entzündlichen  Glaukom  muss 
überhaupt,  wenn  bereits  excentrisch  fixirt  wird,  jeder 
Reizzustand  vermieden  werden,  deshalb  ist  auch  hier 
die  Sklerotomie  zu  wählen.  Das  Gleiche  gilt  f&r 
solche  Fälle ,  die  bereits  ein  stai'k  verdünntes  Iris- 
gewebe aufweisen.  Im  Uebrigen  aber  hält  M.  ins- 
besondere für  das  akute  entzündliche  Glaukom  den 
Nutzen  der  Iridektomie  für  überwiegend,  da  dieselbe 
nicht  blos  Nerven  durchschneidet,  sondern  ausschneidet 
und  dabei  auch  ein  Stück  des  infiltrirten  Irisgewebes 
entfernt  wird.  Geissler. 

46.  Aus  meiner  psychiatrisohen  Wirksam- 
keit. Eine  zweite  Adresse  an  d.  prakt.  Aerzte 
von  Dr.  G.  M.  Brosins.  Wiesbaden  1881. 
J.  F.  Bergmann.   8.    58  S. 

Die  zahlreichen  Fälle  von  beginnenden  Psycho- 
sen ,  welche  den  praktischen  Aerzten ,  insbesondere 
Hausärzten  in  ihrer  Familien  -  Praxis  vorkommen, 
bereiten  denselben  oft  bei  der  Frage ,  was  zu  thun 
sei ,  grosse  Verlegenheiten.  Und  doch  sind  sie  ge- 
rade die  nächsten  und  competentesten  Quellen  fOr 
die  Erkenntniss  der  ätiologischen  Momente ,  wie  sie 
in  der  Lebensweise ,  den  Familienverhältnissen  und 
namentlich  in  der  Erblichkeitsfrage  gegeben  sind. 
Es  ist  daher  für  dieselben  von  Wichtigkeit ,  derglei- 
chen praktische  Fragen  in  einer  Abhandlung,  wie 
die  vorliegende,  rückhaltlos  und  klar  beantwortet 
zu  finden ,  da  die  Hand-  und  Lehrbücher  über  Psy- 
chiatrie gerade  hierüber  nicht  den  sicheren  Anhalt 
geben. 

Vf.  bespricht  an  derEbind  einer  kleinen  Statistik 
seiner  Privat -Irren -Anstalt  und  mit  Hinzufttgung 
^iner  Anzahl  erläuternder  Beispiele,  wie  er  dless 
schon  in  seiner  ersten  Adresse  (Berlin  1878.     A. 


0  Für  die  Uebersendmig  dankt  verbindlich  Wr. 


Hirschwald)  gethan ,  die  filr  das  Publikum  wie  fftr 
die  prakt.  Aerzte  wichtigsten  Fragen  und  giebt  la- 
nächst  einen  praktischen  Anhalt  zur  BetirtheUung 
eines  Krankheitsfalles ,  um  den  verschiedenartigstea 
Klassifikationen  in  den  Lehrbüchern  aus  dem  Wege 
zu  gehen.     Er  stellt  folgende  Gesichtspunkte  auf: 

1)  in   welcher   Weise    das   Denken    gestört   ist; 

2)  welche  Gehirn-  u.  Nervensymptome  u.  3)  welche 
extraoerebralen  Störungen  vorhanden  «nd ;  4)  wann 
und  wie  die  Krankheit  begonnen  und  in  ihrem  Ver- 
laufe sich  gestaltet  hat;  6)  welches  die  vermuthlicheii 
Ursachen  sbid.  Die  ausserordentlich  wichtige  Frage 
über  die  Verheirathung  früher  Geisteskranker  ist 
zwar  noch  nicht  endgültig  entschieden ,  aber  so  viel 
ist  sicher,  dass  die  Heirath  keinen  Schutz  gegen 
Rückfall  gewährt,  obwohl  nicht  in  jedem  Falle  von 
einer  solchen  Verheirathung  abznrathen  ist.  & 
kommt  eben  auf  die  speciellen  häuslichen  Verhilt*, 
nisse  an ,  die  bei  geistig  gestörten  Ehefrauen  in  derj 
Familie  oft  die  peinlichsten  Verlegenheiten  bereites  | 
wegen  derTheilnahme  des  unberechtigten  Publikums' 
und  dessen  skandalsüchtiger  Einmischung.  Bei  Epi* 
leptikem  aber  ist  eine  Verheirathung  wegen  deri 
eminenten  Erblichkeit  und  des  degenerativen  Ein- 
flusses entschieden  verwerflich.  In  Bezug  auf  das^ 
einzuschlagende  Regime  bei  beginnenden  Psychoaeo, 
insbesondere  bei  frischer  Melancholie,  hält  Vf.  er- 
fahmngsgemäss  die  Einsamkeit  und  die  Femhaitang 
aller  psychischen  und  sensoriellen  Reize  ftlr  empfeh- 
lenswerth  und  verwirft  entsdiieden  die  Zerstreuung»* 
theorie  und  -Therapie,  wie  sie  die  Bäder,  Reises 
u.  s.  w.  bieten.  Ueberhanpt  spricht  er  sich  warnend 
gegen  die  allzu  lange  Anwendung  der  Sedativa, 
Morphium ,  Chloral ,  Hyoscyamin ,  Bromkalium  ete., 
aus,  wegen  ihrer  unsichem  und  unberechenbaren 
Einwirkung  auf  das  kranke  Gehirn ,  und  fllhrt  die 
Erfahrungen  anderer  Autoren  als  Beweis  an.  Sn- 
gegen  redet  er  der  Darreichung  von  Bier,  Wdn  und 
Alkohol  mit  Vorliebe  das  Wort,  wie  er  überhaupt 
fftr  die  möglichst  gute  und  reichliche  Ernährung 
plaidirt. 

Die  Rückfälligkeit  des  Irreseins  beruht  haupt- 
sächlich auf  Erbanlage  und  auf  duroh  ungünstige 
Lebensverhältnisse  herbeigeführter  erworbener  Dis- 
position. Und  hier  ruft  Vf.  hauptsächlich  die  Mithülfe 
der  praktischen  Aei*zte  an,  um  die  Aufnahme  ia  An- 
stalten möglichst  zu  beschleunigen.  Diess  gilt  nament- 
lich bei  frischen  Fällen  von  Irresein,  wo  die  Sehen 
vor  den  Anstalten  in  der  Familie  oft  ein  unüber- 
windliches Hindemiss  entgegenstellt.    Unter  solchen 
Umständen  räth  Vf.  zunächst  die  Unterbringung  in 
einer  Wasserheilanstalt  oder  den  ruhigen  Landaufint- 
halt,  jedenfalls  aber  Trennung  von  der  Familie  an. 
Die  Rückkehr  der  noch  nicht  Genesenen  in  die  Fk- 
milie  ist  in  den  seltensten  Fällen  nützlich  und  von 
Dauer,  sie  werden  missverstanden  und  entbehrendes 
ärztlichen  und  staatlichen  Schutzes  (nur  in  derProv. 
Schlesien  und  in  Oesterrdch  smd  die  Physid  mr 
Gontrole  derselben  angewiesen).     Ganz  besonden 
frühzeitig  sollten  die  Paralytiker ,  die  f&r  gewöhn- 


Handbach  der  geiichtl.  Medioin. 


299 


fofa  ent  fldur  spät  in  die  Anstalt  kommen ,  unter 
Gootrole  gestellt  werden  wegen  der  drohenden  Ge- 
üriireD  ftbr  ihre  Person ,  Familie  und  fftr  das  Ver- 
BMgeo.  Vf.  illostrirt  dergleichen  verkannte  Para- 
lysen doreh  Beispiele,  in  denen  die  Pat  durch  Ver- 
sehwendnngy  sinnlose  Spekulationen,  Widersetzlich- 
keiten, insolente  Handlungen  aller  Art  mit  BehOr- 
deD  und  Privatpersonen  in  die  skandalösesten  Con- 
ffikte  gerathen  sipd  und  zu  spät  als  krank  erkannt 
wurden,  nachdem  sie  zuvor  Vermögen,  Ehre  und 
Lebeosgiflck  der  Familie  minirt  hatten. 

In  ähnlicher  Weise  gilt  diese  auch  von  den 
Zißtmgfvorstellungen ,  welche  Bezeichnung  zuerst 
lonKrafft-Ebing  gebraucht  worden  ist,  d.h. 
TonteUangen,  welche  sich  dem  Kranken  gewaltsam 
infdriogen  u.  ihn  nicht  wieder  verlassen.  Im  Grunde 
iber  gehören  dieselben  nach  Br.  der  Melancholie 
ji,  denn  stets  sind  sie  mit  Oemflthsverstimmung 
leiiHmden  und  treten  bald  primär,  bald  sekundär 
ii  Verlaufe  der  bereits  bestehenden  melancholischen 
Yentimmung  auf.  Aber  sie  unterscheiden  sich  von 
den  Hallacinationen  dadurch,  dass  die  Kranken  sich 
ier  falschen  Vorstellungen  bewusst  sind  und  sich 
mr  nicht  davon  los  machen  können.  Wenn  sie  auch 
wht  direkt  den  WahnvcrsUllungen  zuzurechnen 
and,  so  treten  sie  doch  oft  mit  einem  Affekt  auf,  der 
nter  dem  Einflüsse  der  Stimmung  zu  entsprechen- 
deo,  selbst  geftbrlichen  Handlungen  ftthren  kann. 

Die  Zusammenfassung  aller  dieser  ans  der  un- 
mittelbaren Anschauung  gewonnenen  psychiatrischen 
Fragen  sind  ganz  dazu  angethan ,  den  praktischen 
Ant  so  recht  mitten  hinein  zu  filhren  in  die  Vor- 
bimmiBse  des  praktischen  Lebens,  und  machen  diese 
Abhandlung  zn  einer  sehr  empfehlenswerthen  Lek- 
ilre.  Köhler,  Colditz. 

47.  Handbuch  der  geriohtliohen  Medioin; 

bearbeitet  von  Janowsky,  Eulenberg, 
Blumenstock,  Weil,  Hasner,  Traut- 
mann, Dragendorff,  Oesterlen, 
Schauenstein,  Maschka,  Beloh- 
radsky,  Falck  (Kiel),  Falk  (Berlin), 
Skrzecka,  herausgegeben  v(m  Joseph 
Maschka.  1.  Bd.  Tflbingen  1881.  Laupp. 
gr.  8.  1031  S.  mit  Holzschn.  u.  1  lithogr. 
Farbentafel.     (16  Mk.) 

Wie  auf  andern  Gebieten  der  Hedicin  u.  Natnr- 
vifleensehaft  Sammelwerke  mit  monographischer  Be- 
ubeHong  der  einzelnen  Gegenstände  durch  Autoren, 
welehe  in  Folge  specieller  Studien  und  Erfahrungen 
^  besonders  berufen  sind,  in  der  letzten  Zeit  Aber 
die  von  emer  Hand  verfassten  Lehrbficher  überwie- 
sen, 80  sind  auch  fbr  das  vorliegende  Werk  von 
einem  berOhmten  Gericfatsarzte  und  hervorragenden 
ibdemischen  Lehrer  Mitarbeiter  gewonnen  worden, 
ton  Namen  in  dem  von  ihnen  vertretenen  Fache 
Wn  guten  Klang  haben.  Die  einzelnen  Abschnitte 
<b  Boches  geben  dann  in  stetem  Hinblick  auf  die 
pnktisdien  Bedflrfnisse  der  forensischen  Medicm 
^  nn&ssende  Daistellnng  der  Disciplin  auf  Grund 


der  neuesten  wissenschaftlichen  Forschungen ,  eines 
reichen,  zum  Theil  hier  zum  ersten  Male  zusammen- 
gestellten und  gesichteten  Materials  und  eigner 
Untersuchungen  der  Autoren.  Insbesondere  haben 
in  denjenigen  Oapiteln ,  die  auf  der  normalen  und 
pathologischen  Physiologie  und  der  Chirurgie  basiren, 
die  gegenwärtig  maassgebenden  Anschauungen  ihren 
Ausdruck  gefunden. 

Nach  einem  von  Janowskyin  Prag  gegebenen 
geschichtlichen  Ueberblick  der  Entwicklung  der  ge- 
richtlichen Medicin  stellt  Eulenberg  die  Aufgaben 
des  Gerichtsarztes  bei  Vornahme  von  Untersuchun- 
gen und  Abgabe  von  Gutachten  auf  Grund  der  in 
Oesterreich  und  im  deutschen  Reiche  geltenden  ge- 
setzlichen Bestimmungen  dar,  insbesondere  wird  eine 
formelle  Anleitung  ftr  das  Verfahren  bei  der  Lei- 
chenbesichtigung und  -Oeffiiung  nebst  einer  kurzen 
Erläuterung  der  wichtigsten  Leichenbefunde  und 
ihrer  Deutung  gegeben. 

In  der  Lehre  von  den  Verlitsungen  in  gerichts- 
ärztlicher Beziehung  erörtert  Prof.  Blumenstock 
in  Krakau  die  Arten  der  Verletzungen  im  Sinne  der 
Strafgesetze ;  er  unterwirft  hierbei  sowohl  das  deutsche 
als  das  österreichische,  insbesondere  das  letztere, 
sowie  die  betr.  Strafprocessordnung  einer  kritischen 
Besprechung,  welche  schätzbare  Beiträge  zu  derein- 
stigen neuen  gesetzlichen  Bestimmungei;i  bietet.  Auf 
Ref.  macht  es  den  Emdruck,  als  ob  die  Beibehaltung 
der  Lethalitätsgrade,  sowie  der  vorgeschriebenen 
Fragen,  welche  von  den  vorhandenen  Körperver- 
letzungen an  und  für  sich  oder  in  ihrem  Zusammen- 
wirken unbedingt  oder  unter  den  besondem  Umstän- 
den des  Falles  als  leichte,  schwere  oder  lebens- 
gefiUirliche  anzusehen  seien ,  in  Oesterreich  mitunter 
Anlass  zn  Auseinandersetzungen  allgemeiner  Art 
gebe,  während  die  deutschen  Bestimmungen  —  vom 
Militär-Straf-Gesetzbuch  abgesehen  —  die  gutacht- 
liche Thätigkeit  des  Gerichtsarztee  mehr  darauf  ein- 
schränken, sich  Aber  die  thatsächlichen  Folgen  zu 
äussern,  welche  in  dem  vorliegenden  einzelnen  Falle 
aus  der  Verletzung  hervorgegangen  sind.  Bemerkens- 
werth  ist  die  österreichische  Vorschrift,  dass  jede 
körperliche  Beschädigung  auch  am  Lebenden  von 
zwei  Sachverständigen  zu  besichtigen  sei. 

Die  Entstehung  der  tMckanisch^n  Verletzungen 
ist  mit  besonderer  Berflcksichtigung  der  Excoriatio- 
nen,  Gontusionen,  Schnitt-,  Hieb-  und  Schusswun- 
den von  Prof.  Carl  Weil  mPrag  bearbeitet.  Nach 
eingehender  Besprechung  der  Fragen :  Welcher  Art 
war  das  verletzende  Werkzeug?  Hat  das  vorlie- 
gende Werkzeug  die  incriminirte  Verletzung  erzeugt? 
Wie  wurde  das  verletzende  Werkzeug  gebraucht? 
werden  die  einzelnen  Arten  der  Verletzungen  und 
Wunden  chirurgisch  und  forensisch  beleuchtet.  Sehr 
ernstlich  warnt  Weil  bei  dieser  Gelegenheit  die  Ge- 
richtsärzte davor,  zum  Zwecke  der  Feststellung  einer 
genauen  Diagnose  die  Wunden  mit  Sonden  oder 
Fingern  zu  untersuchen ,  insbesondere  unter  Ausser- 
achtlassung  der  minutiösesten  antiseptischen  Can- 
telen.  In  zahlreichen,  wohl  constatirten  Fällen  haben 


300 


Handbuch  der  gerichtl.  Medicin. 


solche  UntersuchuDgen  tödüich  verianfende  Erysipele, 
Phlegmonen ,  Sepsis  und  Pyämie  zur  Folge  gehabt. 
Bei  den  Schnittwunden  wird  bemerkt ,  dass  die  Hei- 
lung derselben  nicht  von  ihrer  oberflächlichen  Lage 
oder  ihrer  Tiefe  abhänge ,  da  eine  reine ,  nicht  infi- 
cirte  Schnittwunde  nie  eitere ;  wie  denn  überhaupt 
der  EinfluBS  der  antiseptischen  Wundbehandlung  bei 
der  Bedeutung  der  Verletzungen  ttberall  seine  Stelle 
findet.  In  dem  topographischen  Theil  des  Abschnitts 
wird  bei  den  Halsverletzungen  der  event.  Nothwen- 
digkeit  der  Tracheotomie  Erwähnung  gethan ;  den 
Rückenmarksaffektionen  nach  EisenbahnunfUlen  ist 
die  erforderliche  Aufmerksamkeit  gewidmet,  wie 
auch  dem  antiseptischen  Verfahren  und  der  Rippen- 
resektion bei  Lungenwunden. 

Die  Verletzungen  des  Auges  in  gerichtsärztlicher 
Hinsicht  sind  von  Prof.  H  a  s  n  e  r  in  Prag  dargestellt 
Es  werden  zunächst  alle  Hül&mittel  und  Cautelen 
angeführt,  um  simulirte  und  absichtlich  erzengte 
Augenkrankheiten  zu  entdecken,  sodann  die  Com- 
motionsverletzungen,  sowie  die  Verwundungen  des 
Auges  mit  zurückbleibenden  Fremdkörpern  und  ohne 
dieselben  geschildert ;  eingehend  werden  hierbei  die 
Indikationen  zur  Exstirpatio  bulbi  wegen  sympathi- 
scher Iridocyklitis  erörtert  Es  schliessen  sich  daran 
die  Verbrennungen  und  Intoxikationen  des  Auges. 

Dr.  Trautmann  in  Berlin  handelt  von  den 
Verletzungen  des  Ohres  in  gerichtsärztlicher  Be- 
ziehung. Das  Haematoma  auriculae  fllhrt  Tr.  auf 
eine  traumatische  Entstehung  zurück,  bei  Geistes- 
kranken könne  dasselbe  leicht  durch  rohe  Behand- 
lung Seitens  der  Wärter  hervorgebracht  sein.  Sehr 
heftige  Entzündung  des  Mittelohrs  mit  nachfolgender 
Eiterung  könne  nicht  nur  durch  ätzende  Flüssigkeit, 
sondern  schon  durch  kaltes  Wasser ,  welches  in  den 
äussern  Gehörgang  dringt,  hervorgerufen  werden. 
Auch  bei  den  grössten  Perforationen  des  Trommel- 
fells sei  die  Möglichkeit  der  Heilung  gegeben.  Das 
Verfahren,  sich  gegen  übertriebene  oder  falsche  An- 
gaben in  Bezug  auf  dasGehörsvermÖgen  zu  schützen, 
wird  kurz  auseinandergesetzt 

Zur  Beurtheilung  äet Narben  lenkt  Prof.  Weil 
die  Aufmerksamkeit  des  Gerichtsarztes  zunächst  auf 
die  Abkunft  derselben,  ob  sie  traumatisch  oder  patho- 
logisch entstanden,  unterscheidet  die  sogen,  falschen 
Narben ,  giebt  Anhaltspunkte  zur  Beurtheilung  des 
Alters  der  Narben ,  der  durch  dieselben  bedingten 
Folgezustände,  Verunstaltungen  und  Funktionsstö- 
rungen ,  und  hebt  ihre  Bedeutung  als  Merkmale  zur 
Feststellung  der  Identität  hervor. 

Die  Frage,  ob  Mord,  Selbstmord  oder  ZufaUf 
ist  von  Prof.  Blumenstock  eingehend  behandelt 
In  sehr  instruktiver  Weise  giebt  Prof.  D ragen- 
der ff  in  Dorpat  Anleitung  zur  Untersuchung  von 
Blutspuren;  die  Reihenfolge  und  der  Gang  der 
Untersuchung  auch  bei  geringem  vorhandenen  Ma- 
terial wird  im  Einzelnen  dargestellt.  Zur  Gonservi- 
rung  des  Blutes  wird  eine  gleiche  Menge  Borax- 
lösung empfohlen,  da  alsdann  das  Hämoglobin  noch 
nach  2  Mon.  in  der  Zimmerwärme  vor  Zersetzung 


geschützt  sei.  Die  Zeichen  für  die  Abstammung  doB 
Blutes  und  das  Alter  der  BlaUecken  auf  verschie- 
denen Stoffen  und  Werkzeugen  werden  angeführt 
Eine  beigegebene  Tafel  zeigt  die  spektroskopischea 
und  mikroskopischen  Befunde  bei  Blutuntersuchnn- 
gen. 

Abbildungen  wären  auch  bei  dem  nachfolgendeo 
Capitel :  die  Untersuchung  von  Haaren  von  Prof. 
Oesterlen  in  Tübingen  am  Platze  gewesen.  Ob 
Menschen-  oder  Thierhaar?  von  welcher  Körper- 
stelle das  Haar  stamme,  ob  von  dem  einen  oder  dem 
andern  Individuum ,  ob  es  ausgefallen ,  ausgensBen 
oder  abgeschnitten?  darüber  theilt  Vf.  die  Ergeb- 
nisse seiner  Studien  mit. 

Wie  die  Spuren   von  Fusstritten  und  Werk- 
zeugen  zu   untersuchen  und  zu  conserviren  seien, 
wird   von   Prof.  Schanenstein   in  Graz  abge-i 
handelt.  | 

Der  wichtige  Abschnitt  „  Tod  durch  Erstiehm^*  | 
ist  von  Prof.  Maschka  nach  eigenen  Erfahrungoi 
in  khu^r  und  bündiger  Weise  bearbeitet.  M.  erklirt 
bei  dieser  Todesart  die  Hyperämie  der  Schleimhant 
des  Rachens  und  des  Schlundkopfes  im  Verein  mü 
andern  Erstickungszeichen  für  sehr  berücksichtignngs- 
würdig;  der  Blutrdchthum  der  Nieren  sei  bei  dersel- 
ben keine blose Leichenerscheinung.  Szabinsky'a 
Angabe,  dass  nach  Erstickung  die  Milz  anämisck 
und  runzlig  werde,  kann  M.  nicht  bestätigen.  Beim 
Erhängen  werde  der  Zungengrund  gehoben,  der 
Kehldeckel  an  die  hintere  Rachenwand  gepreest, 
Stillstand  des  Herzens  durch  Gompression  der  Vagi 
trete  hierbei  nicht  ein ;  bläuliche  Färbung  des  freiea 
Randes  der  Lippen  hatM.  bei  153  Erhängten  98mil 
gefunden. 

Der  Tod  durch  Ertrinken  ist  von  Dr.  Beloli* 
radsky  in  Prag,  der  durch  Verblutung  von  ProL 
Oesterlen,  der  durch  Entziehung  von  Naknmf 
von  Prof.  Falck  in  Kiel,  der  durch  Verbrennung 
und  Verbrühung  hervorgebrachte  von  Kreisphyaün» 
Dr.  F  a  1  k  in  Berlin  bearbeitet  Der  Letztere  weisl 
auf  die  mikroskopische  Untersuchung  der  betroffenett 
Hautstellen  behufs  Unterscheidung  vitaler  und  post- 
mortaler Verbrennung  hin,  indem  bei  der  ersten 
innerhalb  der  Oapillaren  die  Blutkörperchen  zerstört 
sind  und  das  Blut  geronnen  und  zu  einer  oompakten 
Masse  zusammengebacken  ist.  Es  folgt  die  Darstel- 
lung des  Todes  durch  Erfrieren  von  Blumen- 
stock, Blitzschlag  von  Oesterlen,  derGesuod- 
heitsschiädigungen  und  des  Todes  durdi  psyehischs 
Insulte  von  Schauenstein. 

Den  Schluss  des  Bandes  bildet  die  vorrtgücfae 
Abhandlung  iXberdeaat Kindesmord  von  Skrzecka. 
Nach  Wiedergabe  und  Erläuterung  der  einschlägiges 
Gesetzesvorschriften  wird  der  Begriff  des  Kindes- 
mordes definirt ,  die  Häufigkeit  desselben  statistiseh 
beleuchtet ,  die  Aufgaben  der  gerichtliehen  Medidn 
bei  Feststellung  des  Thatbestandes  und  die  Art  der 
Untersuchung  dargestellt,  insbesondere  was  das  Ent* 
wicklungsalter  und  die  Reife  des  Kindes  betiifit;  die 


Sonnenschein-ClasseDy  Handbuch  der  ger.  Chemie. 


301 


Alge,  ob  das  Kind  in  oder  gleich  nach  der  Geburt 
gelebt,  wie  lange  es  gelebt  hat  und  wie  lange  es 
todt  ist,  ob  es  filhig  war,  das  Leben  auch  ausserhalb 
der  Matter  fortzusetzen.  Mit  Recht  werden  die  Be- 
aehSdjgungen  und  Gefahren  des  Kindes  in  Folge  des 
Gebartsherganges  und  die  in  Folge  vorsätzlicher,  die 
TddtoDg  bezweckender  Eingriffe  gewöhnlich  ent- 
fltdieDden  sehr  eingehend  abgehandelt  u.  differenzirt, 
oimentlich  Knochenbrflche ,  die  durch  die  Geburt 
nibet  und  solche ,  die  durch  anderweite  Gewalt  her- 
mgebiacht  sind,  sowie  die  Ossifikationsdefekte,  fer- 
m  die  Wirkungen  und  Spuren  der  Selbsthtllfe  Sei- 
ta  der  Mntter  und  die  Unterschiede  in  dem  Tode 
durah  Erstickung  in  und  nach  der  Geburt. 

Jedem  Capitel  des  Buches  ist  ein  Literaturver- 
nichniss  vorausgeschickt  und  an  geeigneten  Stellen 
■od  casuistische  Beispiele  eingefügt.  Die  Ausstat- 
tuDg  des  Werkes  ist  vorzOglich,  doch  wäre  eine 
grdflsere  Anzahl  von  Abbildungen  mit  Dank  aufge- 
Mwunen  worden.  Schlockow. 

48.  F.  Ii.  Sonnenaohein's  Handbuch  der  ge- 
riohtliohen  Chemie ;  neu  bearbeitet  von  Dr. 
Alexander  Classen,  o.  Prof.  d.  Chemie 
an  d.  techn.  Hochschule  zu  Aachen.  Zweite 
gänzlich  tungearb.  Auflage.  Berlin  1881. 
A.  Hiraehwald.  8.  XII  u.  560  S.  Mit  58  Holz- 
schnitten u.  1  Tafel.     (14  Bik.) 

Bei  der  grossen  Beliebtheit  und  Autorität,  welche 
Sonnenschein 's  Handbuch  der  gerichtl.  Chemie 
nnter  forensischen  Chemikern  und  Aerzten,  sowie 
unter  Juristen  besass,  muss  es  als  ein  verdienstliches 
md  dankenswerthes  Unternehmen  bezeichnet  wer- 
den, dass  Gl.  den  analytischen  Theil  des  Buches 
den  bedeutenden  Fortschritten  der  Wissenschaft  ent- 
qmchend  umgearbeitet  und  die  Geschichte  der  Ca- 
nistik  durch  eigene  Erfahrungen  bereichert  hat. 
Kne  kurze  historische  Einleitung  und  Bibliographie, 
eine  Erörterung  der  auf  den  Handel  mit  Giften, 
uf  Giftmord  u.  s.  w.  bezflglichen  Paragraphen  des 
Reiehsstrafgesetzbuchs  und  eine  Darstellung  des 
üntennchungsganges  beim  Nachweis  von  Vergiftun- 
gen, auf  Grund  des  Regulativs  vom  G.  Jan.  1875 
geht  dem  speciellen  Theil  des  Buches  voraus.  Der 
letztere  zerfiUlt  in  2Theile:  1)  in  die  toxikologischen 
Untersuchungen,  2)  in  die  gerichtlich -chemischen 
ond  mikroskopischen  Untersuchungen,  welche  mit 
Vergiftungen  nteht  in  Verbindung  stehen. 

Der  Hauptvorzug  des  Buches  und  besonders  des 
speeiellen  toxikologischen  Theils  ist  die  Klarheit  und 
Kflize  der  Darstellung.  Die  Eigenschaften  aller 
anorganischen  und  organischen  Gifte  (ca.  200),  ihr 
Verhalten  zu  Reagentien ,  der  qualitative  Nachweis 
und  die  quantitative  Bestimmung  werden  auf  nur 
300  Seiten  in  erschöpfender  Weise  behandelt.  Dabei 
finden  auch  noch  der  Leichenbefund  bei  den  einzelnen 
Vergiftungen  und  die  Lehre  von  den  Antidoten,  sowie 
die  onendliche  Variation  in  der  Art  der  Anwendung 
der  Qifte  zu  Zwecken  des  Mordes  und  Selbstmordes, 
ItWeres  auf  Grund  reicher  Erfahrungen  und  der 


besten  F&lle  aus  der  Literatur,  eingehende  Berttck« 
sichtigung. 

Leider  sind  die  Angaben  ttber  die  quantitative 
Bestimmung  bei  einigen  Körpern  etwas  knapp  ge- 
halten und  daher  auch  für  den  geübten  Analytiker 
nicht  in  allen  Fällen  ganz  ausreichend.  Die  wich- 
tigsten sind  jedoch  mit  einer  Klarheit  und  Vollstän- 
digkeit beschrieben ,  die  nichts  zu  wünschen  übrig 
lässt. 

Ganz  vortrefflich,  auf  dem  einfachsten,  kürzesten 
Wege  rasch  und  sicher  zum  Ziele  fahrend ,  ist  der 
allgemeine  Gang  der  Analyse ,  welcher  behufs  Auf- 
suchung von  Metallen  und  überhaupt  von  anorgani- 
schen Körpern  in  organischen  Gemengen  angegeben 
wird,  sowie  der  Untersuchungsgang  beim  Vergiftungs- 
nachweis in  Fällen ,  in  denen  keine  speciellen  In- 
dicien  vorliegen  und  auf  alle  Gifte  untersucht  wer- 
den muss.  Schlangen-,  Muschel-,  Fisch-,  Wurst-, 
Milch-,  Käse-  u.  Fäulniss-Gifte  werden  im  1.  Theile 
ebenfalls  besprochen,  doch  dürfen  wir  nicht  un- 
erwähnt hissen,  dass  die  neuem  mykologischen  For- 
schungen über  diesen  Gegenstand,  besonders  auch 
die  in  forensischer  Beziehung  so  wichtigen  Unter- 
suchungsergebnisse Seim i 's,  Zuelzer's  u.  A. 
über  die  Ptomaine  eigenthümlicher  Weise  nicht  be- 
rücksichtigt sind. 

Der  1.  Abschnitt  des  2.  Theiles  umfasst  die  wich- 
tigsten gerichtUch'ckemieehen  wid  mikroskopischen 
UnUrsuchfungsobjekie.  Die  Erkennung  von  Blut- 
flecken m  CriminalMen,  die  Untersuchung  der 
Haare,  der  Samenflecke  u.  s.  w.  zu  forensischen 
Zwecken  werden  in  einer  so  originellen  und  gründ- 
lichen Weise  erörtert,  dass  jeder  Bathsuchende ,  sei 
er  nun  Arzt,  Chemiker  oder  Jurist,  befriedigt  werden 
wird. 

Eis  würde  zu  weit  ftlhren,  von  dem  reichhaltigen 
Inhalte  dieses  Abschnittes  ein  vollständiges  Bild  zu 
entwerfen;  wir  wollen  nur  bemerken,  dass  auch 
die  Medidnalpfuschereien ,  die  Untersuchungen  von 
Brandschutt  und  Rückständen  von  Feuersbrünsten, 
sowie  von  Aschen  verbrannter  Leichen  n.  s.  w.  einer 
eingehenden  Betrachtung  unterzogen  werden. 

Der  letzte  sogen.  adminisiraiit>e  Theil,  welcher 
die  Untersuchung  der  Luft,  des  Wassers,  der  Nah- 
rungs-  und  Genassmittel  und  der  Gebrauchsgegen- 
stände behandelt,  gehört  theil  weise  nicht  mehr  in 
das  Bereich  dergerichÜichenMedicin,  er  macht  einen 
Theil  der  Hygieine  aus.  Es  liegt  ausserhalb  der 
Competenz  des  Chemikers ,  darüber  zu  entscheiden, 
ob  irgend  eine  Luft-  oder  Wasserverunreüügung  ge- 
sundheitsschädlich ist  oder  nicht;  auch  die  Behörden 
werden  sich  dieser  Ansicht,  so  weit  diess  noch  nicht 
geschehen  ist,  anschliessen  müssen. 

Eine  Kritik  der  einzelnen  Capitel  würde  uns  zu 
weit  ftlhren ;  sie  enthalten  viel  schätzbares  Material, 
sie  theilen  mit  den  frühem  Abschnitten  des  Buches 
alle  Vorzüge,  sind  aber  mit  einem  Uebelstande  inso- 
fern behaftet,  als  sie  einige  neuere  Untersuchungs- 
methoden und  Forschungsergebnisse  unberücksichtigt 
lassen. 


302 


Preofisiflche  Statistik. 


Die  wenigen  Fehler  des  Baches  versehwinden 
vor  seinen  Vorzügen.  Das  Studium  und  der  Ge- 
brauch desselben  wird  durch  den  Umstand  wesent- 
lich erleichtert ,  dass  der  Vf.  von  theoretischen  Er- 
örterungen absieht,  jede  weitläufige  Kritik  vermeidet 
und  aus  der  grossen  Zahl  der  gebräuchlichen  Ana- 
lysen-Methoden mit  gereiftem  Urtheil  und  geleitet 
durch  vieljährige,  reiche  Erfahrungen  in  seinem 
Fache  die  besten  herausgreift. 

Treffliche  Abbildungen  erleichtem  das  Ver- 
ständniss  und  die  Ausftlhrung  entsprechender  Unter- 
suchungen. Die  Verlagsbuehhandlung  hat  daftlr  ge- 
sorgt, dass  das  Gewand  dem  Inhalte  entspricht. 
Jeder,  der  unter  Leitung  des  Buches  arbeitet,  wird 
dasselbe  als  einen  zuverlässigen  Rathgeber  lieb  ge- 


winnen. 


Emmerich. 


49.  Preusaisohe  Statiatik.  AmtHchea  Quellen- 
loerk,  herausgegeben  in  zwanglosen  Heften 
vom  k.  Statist  Bureau  in  Berlin*  Nr.  LV.  u. 
LX. :  Die  Sterbefalle  im  preuss.  Staate  mit 
Einsehluss  der  Verunglückungen  und  Selbst' 
morde  in  den  JJ.  1878  u.  1879.  Verlag  des 
k.  Statist  Bureaus  (Dr.  Engel).  Fol.  XVI  u. 
VIU  u.  186  u.  185  S.     (4.80  Mk.  u.  5  Mk.) 

Die  vorliegenden  Hefte  ^),  nach  Form  u.  Inhalt  sich 
den  Heften  XLIH.,  XLVL,  L.  anschliessend,  mit  der 
einzigen  Aenderung  gegen  frfiher,  dass  von  den  früher 
gemeinsam  abgehandelten  64  Städten  Aber  20000 
Einwohner  jetzt  die  6  grössern  ttber  100000  Ein- 
wohner zählenden  Städte  betreffs  der  Sterblichkeit 
getrennt  aufgezeichnet  sind ,  sind  nach  des  Direktor 
Dr.  Engel  Vorwort  Arbeiten  der  unter  Hm.  Dr. 
Gnttstadts  specieller  Leitung  stehenden  medi- 
cinalstatistischen  Abtheilung  des  k.  preuss.  staust. 
Bflreans.  Im  Vorwort  zum  LX.  Heft  wird  auch 
eine  eingehende  Abhandlung  Aber  den  Werth  der 
Verunglttckungsstatistik  unter  Hervorhebung  des 
Meldewesens  der  Unftlle  in  der  Zeitschrift  des  k. 
preuss.  Statist.  Bflreaus  aus  Dr.  EngeTs  Feder  in 
Aussicht  gestellt.  Wir  hoffen  Aber  diese,  auch  für  den 
Arzt  sehr  wichtige  Untersuchung  unsem  Lesern  Be- 
richt erstatten  zu  können.  Neu  ist  in  den  vorliegen- 
den Heften  noch,  dass  die  Verunglttokungen  beim 
Bau  und  Betriebe  der  Eisenbahnen ,  sowie  im  Berg- 
bau, bei  der  preuss.  Armee  (einschliessl.  XV.  Armee- 
corps) und  Marine  —  hier  auch  die  Selbstmorde  — 
in  gesonderten  Tabellen  verzeichnet  sind  und  die 
denkbar  grösste  Sicherheit  gewähren. 

Der  Natur  der  Sache  nach  besteht  der  Haupt- 
inhalt der  Hefte  aus  Tabellen,  von  denen  selbist- 
verständlich  nur  das  Wenigste,  einzelne  Schlflsse  aus 
den  gesammelten  Thatsachen  im  Auszuge  wiederzu- 
geben ist. 

Sterblichkeit ,  Vemnglflekungen ,  Selbstmorde 
werden  in  3  Abschnitten  abgehandelt,  jeder  der- 
selben in  Heft  LV.,  in  Heft  LX.  nur  Abschn.  I.  mit 
einer  Texteinleitung  versehen. 


1)  Für  die  Uebersendnog  dankt  verbindlich   Wr. 


Abschnitt  L  stellt  in  Heft  LV.  u.  LX.  die 
Sterblichkeit  der  Oesammtbevölkerung  nach  Todes- 
ursachen u.  Altersklassen  in  den  JJ.  1878  n.  1879 
unter  folgenden  Gesichtspunkten  dar. 

1)  Im  ganzen  Staate  a)  in  absoluten  Zahlen,  flir 
Stadt-  und  Landgemeinden  getrennt,  b)  in  relativen 
Zahlen,  und  zwar  ftlr  jede  Todesursache  auf  je  10000 
Lebende  jeder  Altersklasse  berechnet,  die  Häufig- 
keit der  einzelnen  Todesursachen  in  jeder  Alten- 
klasse, die  Bedentnng  jeder  Todesursache  Ar  die 
einzelnen  Altersklassen. 

2)  In  den  Regierungs-,  bez.  Landdrosteibeziikeii 
mit  schlüsslicher  Zusammenfassung  nach  I^vinzen. 

3)  In  den  Städten,  mit  Unterscheidung  in  — 6  — 
Grossstädte  von  über  100000,  —  58  —  Mittelstädte 
von  20 — 100000  und  Kleinstädte  von  weniger  als 
20000  Einwohnern,  beziehentl.  3a  die  Sterblichkeit 
der  Kinder  im  1.  Lebensjahre  in  den  64  grOssem 
Städten  (1.— 6.  in  den  6  Gross-,  7.  in  den  58  Ifittel- 
Städten). 

4)  In  den  Kreisen,  mit  Hervorhebung  der  Sterb- 
lichkeit der  städtischen  Bevölkerung  ohne  Alters- 
klassen. 

Gleich  von  vom  herein  sei  bemerkt,  dass  die 
Bezeichnung  der  —  30  —  Todesursachen ,  sowie 
bei  Abschn.  U.  u.  III.  (Verunglückungen ,  Selbst- 
morde) die  Bezeichnungen  der  persönlichen  Stellan- 
gen —  11  —  und  der  Berufsarten  der  betr.  Per- 
sonen —  28  —  dieselben  geblieben  sind  wie  in  den 
frühem  Heften.  Um  ermüdende  Wiederholungen  zn 
vermeiden ,  sei  auf  unsere  Jahrbb.  Bd.  CLXXXVI. 
p.  220  verwiesen. 

Die  Einleitung  zum  1.  Abschnitt  des  Heftes  LV. 
befasst  sich  mit  Aufisählung  der  Methoden ,  nm  die 
Sterblichkeit  des  SäugUngsaliers  festzustellen,  und 
mit  Darstellung  der  verschiedenen  Sterblichkeit  der 
Eander  in  ihren  ersten  Lebenstagen,  während  die 
zu  Heft  LX.  die  statistischen  Ergebnisse  über  die 
Sterblichkeit  in  den  JJ.  1878  und  1879  zusammen- 
stellt. Soweit  nicht  über  die  vorhergehenden  Jahre 
und  1878  an  der  schon  angeführten  Stelle  unserer 
Jahrbücher  berichtet  ist,  wird  das  Nene  hier  in  Kürze 
mitgetheilt  werden. 

Da  die  Sterblichkeit  des  Säuglingsalters  er&h- 
rangsgeroäss  bestimmend  für  die  Gesammtsterblich- 
keit  ist ,  ist  es  natürlich ,  dass  man  bestrebt  ist,  sie 
so  zu  berechnen,  dass  sie  em  getreues  Bild  der 
Wirklichkeit  ist.  Jetzt  sind  dazn  5  Methoden  ge- 
bräuchlich :  Man  berechnet  die  Höhe  der  Säuglings- 
sterblichkeit aus  der  Zahl  der  im  1.  Lebensjahre 
Gestorbenen  im  Verhältniss  zur  Zahl  1)  der  Leben- 
den überhaupt,  2)  der  Lebenden  im  1.  Lebensjahre, 
3)  aus  der  Summe  der  im  Jahre  Lebendgebonen 
und  der  an  euiem  bestimmten  Tage  lebenden  Säng- 
linge ,  4)  aus  dem  Verhältniss  zur  Gesammtzahl  der 
Gestorbenen ,  5)  ans  der  Zahl  der  im  Jahre  gestor- 
benen Säuglinge  im  Verhältniss  zur  Zahl  der  in  dem- 
selben Jahre  geboraen  Säuglinge.  Bei  allen  Meäio- 
den  ist  der  Divideodus  —  die  Zahl  der  gestorbenen 


Prensaische  Statistik. 


303 


Kmder  —  gleich,  der  Divisor  stets  ein  anderer, 
zwiseben  beiden  nach  Vf.  kein  berechtigter  Zusam- 
nenhaDg.  Deshalb  erscheint  ihm  eine  6.  Methode, 
wdl  sie  diesen  Zosammenhang  herstellt,  die  bessere : 
Man  stellt  die  Zahl  der  im*  Kalenderjahre  gebomen 
und  gestorbenen  Sänglinge  fest  als  Dividendas  und 
lu&mt  die  Zahl  der  in  demselben  Zeitraum  Lebend- 
gebomen  als  Divisor. 

In  praxi  WM  die  grösste  Säuglingssterblichkeit, 
gleiehviel  nach  welcher  Methode  ermittelt,  in  das 
J.  1876 ,  und  zwar  gleichmftssig  für  jedes  einzelne 
toehlecht,  fDr  beide  Geschlechter  zusammen,  ftlr 
Stut,  Stadt-  und  Landgemeinden.  Aus  jeder -Me- 
thode folgt  femer ,  dass  mehr  männliche  Säuglinge 
itarben  als  weibliche  in  Staat,  Stadt-  u.  Landgemein- 
deD,  dass  auf  dem  Lande  im  Allgemeinen  weniger 
Sloglfflge  und  im  Besondem  weniger  weibliche  ster- 
ben, als  in  den  Städten.  An  sich  also  hat  sich  die 
Kritik  meht  sowohl  auf  die  Methode,  als  auf  die  als 
Divisoren  dienenden  Zahlen  zu  richten.  Je  nachdem 
(Üese  m  ihrer  Zusammensetzung  bekannt  und  gleich- 


artig sind ,  wird  auch  die  Methode  zur  Ermittelung 
des  jeweiligen  Falles  gewählt  werden  mflssen.  Die 
Wahrheit  dieser  Behauptung  zeigt  sich  augenfällig 
an  der  Säuglingssterblichkeit,  wenn  man  sie  nach 
den  einzelnen  Alterstagen  betrachtet.  Direktor  Dr. 
Engel  hat  sich  dieser  Mühe  für  das  J.  1876  über 
die  ersten  300  Lebenstage  unterzogen  und  dabei 
ganz  bedeutende  Ergebnisse  gefördert.  Zunächst,  dass 
die  Sterblichkeit  der  Säuglinge  beider  Geschlechter, 
und  zwar  die  der  Knaben  in  erhöhterem  Maasse  als 
die  der  Mädchen,  erheblich  abnimmt  vom  1.  bis  5. 
und  nach  kleiner  Steigung  bis  zum  10.  Tage  regel- 
mässig und  erheblich  sinkt  bis  zum  300.  Tage. 
Dasselbe  scharfe  Ergebniss  wird  man  erhalten,  wenn 
man  nach  dem  Vorgange  der  EngeTschen  Arbeit 
auch  die  übrigen  Altersgruppen  bearbeiten  wird.  Wie 
aus  der  folgenden  kleinen  Tabelle  erhellt,  waren 
von  100000  an  jedem  der  300  Tage  lebenden 
Kindern  nach  einem  halben  Jahre  bereits  9526.89, 
d.  h.  5366.16  m.  und  4160.73  w.  wieder  ver- 
storben. 


Es  waren  von  am  genamiten  Tsge  überhaupt  lebenden  Kindern  gestorben  bis  zu  Ende  des 


m. 

w. 

m. 

w. 

1. 

Lebenstages 

5066 

3844 

937.60 

749.68 

d.  i.  von  100000  an  diesem 

2. 

n 

3076 

2191 

676.87 

431.40 

Tage  lebenden 

3. 

91 

2147 

1626 

406.16 

302.44 

4. 

» 

1412 

1068 

268.20 

212.80 

5. 

Tl 

1192 

862 

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164.38 

180. 

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406 

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189.21 

166.47 

Die  allgemeine  SterblieKkeit  in  Preussen  an-     des  Genauem  über  dieselbe  aus  den  Jahren  1875  bis 
langend,  so  verbreitet  sich  die  Einleitung  zu  Heft  LX.     1879. 


Die  BevSlkemngBsiffer     1878 : 
des  Geeammtstaats  betrog 26646068  < 

davon  bi  den  Stadtgemeinden    .    .     *     .    9036193 1 

davon  Lebendgebome  überhaupt   .    .    .    1031285 1 

davon  Lebendgeb.  in  den  Stadtgemeinden      365866  i 


13084964  m. 

13460104  w. 

4498460  m.. 

4636743  w. 

628496  m. 

602790  w. 

182107  m. 

173769  w. 


1879: 
26890432 

9140603 

1061146 

360600 1 


13263323  m. 

18637109  w. 

4547089  m. 

4693414  w. 

639000  m. 

612146  w. 

184021  m. 

176479  w. 


1876. 
1876. 
1877. 
1878. 
1879. 


m.  Wa 


Es  werden  non  als  gestorben  veneichnet : 

m.  w. 

366860  320942,  d.  h.  von  1000  Lebenden  26.3  »  28.3  24.8 

349009  310628  »   »  ,  „  26.6 «» 27.6  28.8 

353196  318834  »   »  »  •  26.7  —  27.4  24.0 

360126  326786  »   ,  n  »  26.8 ->  27.6  24.2 

348890  317362  «   «  •  „  24.8  —  23.3  24.8 


Sonadi  ergiebt  sich,  dass  von  dem  letzten  Jahrfünft 
<a8  J.  1879  die  günstigste  Sterblichkeit  gehabt  hat, 
md  zwar  im  Oesammtstaat  wie  in  den  Provinzen  und 
^knngsbeEirken  (aussehliessl.  Münster  u.  Danzig), 
^  dieses  günstige  Vertiflltniss  abhängt  von  dem 
VeUea  von  verheerenden  Senefaen,  dass  es  aber  nicht 


für  alle  AltersUassen  gleichmässig  gilt.  Aus  der 
folgenden  Zusammenstellung  der  Sterblichkeit  nach 
Altersklassen  sieht  man  nämlich,  dass  allerdings  das 
J.  1879  dem  Kindesalter  günstiger  war,  als  die 
frühern  Jahre,  bedeutend  ungünstiger  aber  für  die 
hohem  Jahre  über  das  50.  Lebeni^ahr.    Man  erhält 


304 


PrenasiBche  Statifltik. 


dadarch  auch  die  Bestätigung  der  Wahrnehmung, 
dass  die  Sterblichkeit  vom  50.  Jahre  an  stetig  steigt 
and  dass  das  weibliche  Geschlecht  In  allen  Alters- 
klassen eine  geringere  Mortalität  hat  als  das  männ- 
liche. 

Von  10000  Lebenden  waren  gestorben : 

1875.  1876.    1877.  1878.  1879. 

unter  15  Jahre  alt      402      388      395      389      358 
fiber  15  Jahre  alt       191      183      182      185      187 


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Hinsichtlich  der  einzelnen  Todesnrsachsi  tritt 
die  Abnahme  der  epidemischen  und  wiederum  Zu- 
nahme gewisser  Krankheiten  des  höhern  Altos  deat- 
lieh  hervor.  Wir  mflssen  uns  an  diesem  Orte  mit 
einer  kurzen  tabellarischen  Uebersicht  und  betreiEk 
der  Einzelheiten,  soweit  sie  denOesammtstaatalieia, 
die  Verhältnisse  in  den  Provinzen ,  Kreisen ,  Regie- 
rungsbezirken und  Stadt-  und  Landgernrnndes  an- 
gehen, mit  der  Verweisung  auf  die  EinzettabeUen  ia 
den  Heften  genflgen  lassen. 


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Für  die  Medicinalpolizel  und  f&r  die  Moni- 
Statistik  y  ftlr  die  Schätzung  von  den  Pflichten  des 
Einzelnen  gegen  seine  und  der  Seinen  Gesundheit, 
von  der  Beeinflussung  dieser  PflichtUbung  durch  Ge- 
setze ergeben  sich  aus  dieser  kleinen  Tabelle,  seHwt 
wenn  die  Betheiligung  der  einzelnen  Altersklasseo 
aus  dem  Gesammtergebniss  nicht  h6rauszaieBe&  ist 
(auf  S.  VII  der  Einleitung  zu  Heft  LX.  ist  dieselbe 
ftlr  die  letzten  6  KrankheitsurBaohen  aadigewieseD) 


Preuflsisehe  Statistik. 


305 


ernste  and  gewichtige  Mahnungen.  Wie  viele  Leben 
iieaseD  sich  erhalten  und  grossziehen^  und  wie  viel 
Knft  kdnnte  damit  nutzbar  gemacht  werden !  Die 
kleine  Syphilisstatistik  entspricht  übrigens  wohl 
kiom  dem  vollen  Thatbestand,  vielleicht  giebt  sie 
oor  die  lossersten  Grenzen  der  Erblichkeit  dieser 
Sftoglingskrankheit  an.  Der  Herr  Vf.  folgert  fer- 
Derweit  ans  ihrem  frühen  Anftreten  nnd  Vernichten 
des  Lebens,  daas  die  Scbotzpocken  -  Impfung  wohl 
kanm  aaf  ihr  Entstehn  von  Einfloss  sein  könne. 
Eigenthflmlich  ist  es,  dass  Eeuchhosten,  Krebs  nnd 
Herzkrankheiten,  im  Gegensatz  zu  allen  übrigen 
Ennkheitskategorien ,  das  Leben  des  weiblichen 
Geschlechts  mehr  bedrohen,  als  das  des  männlichen. 
Ob  diese  Erscheinung  auf  die  physiologische  und 
sociale  Stellung  des  Weibes  zurückzubeziehen  ist? 
Zogleich  erklärt  sie  auch,  dass  mehr  Frauen  als 
Hlnner  über  60  Jahre  alt  an  Altersschwäche  zu 
Grunde  gehen,  d.  h.  Frauen  älter  werden  als  Män- 
oer.  Diesen  ist  ja ,  wie  ja  die  Krankheiten  des 
produktiven  Alters  lehren  —  Trennung  nach  6e- 
sdüechtern  s.  im  Original  —  der  Ejunpf  um  das 
Dafldn  mehr  Lebensaufgabe,  als  den  Frauen.  Frei- 
lich ist  dabei  nicht  ausser  Acht  zu  lassen,  wie  viele 
Gewohnheiten  sich  dabei  aufdrängen,  die  schlüsslich 
ZQ  Lastern  werden  und  als  solche  das  Leben  ver- 
nichten in  der  Form  irgend  welcher  Krankheit.  Am 
ufiUligsten  ist  diess  bei  Nr.  22,  17,  14,  12,  9,  8. 

Abschnitt  II  in  Heft  LV  und  III  in  Heft  LX  be- 
bandeln   die   Verunglüekungen ,     Tödtungen   und 


Verletzungen  von  Peraonen  durch  Zufall,  Unvor- 
sichtigkeit und  eigne  oder  fremde  Schuld  in  den 
Jahren  1878  und  1879,  nach  den  persönlichen  Ver- 
hältnissen der  Verunglückten  im  ganzen  Staate,  nach 
ihrem  Alter  und  der  Art  der  Verletzung,  dererwerbs- 
thätigen  Personen  nach  Art  der  Verunglückung, 
Erwerbszweig  und  socialer  Stellung  der  Verunglück- 
ten, die  der  Armee  und  Marine,  beim  Eisenbahn- 
Bau  nnd  Betriebe,  beim  Bergbau. 

Ueberhaupt  sind  verunglückt  1878  13066 
(11347  m.,  1719  w.),  davon  7090  im  Berufe, 
1879  13122  (11309  m.,  1813  w.),  davon  6941 
im  Berufe.  Im  J.  1878  waren  tödtUch  veranglückt 
6218  m.  und  2362  w.,  1879  6270  m.  und  1392  w. 
Das  Jahrzehnd  von  1869/1879  zeigt  demnach  eine 
stete  Zanahme  der  tödtlichen  Verunglückungen  bis 
1876  beim  männlichen  Geschlechte  von  5323  bis 
6706,  bis  1878  einen  Rückgang  bis  6218,  1879 
wieder  ein  Steigen  auf  6270,  beim  weiblichen  Ge- 
schlechte  aber  ein  stetiges  Wachsen  von  1059  bis 
1392  (1870  nur  1045),  ein  Beweis,  dass  das  weib- 
liche Geschlecht  sich  mehr  den  gefährlicheren  Be- 
rufsarten  zuzuwenden  beginnt,  femer,  dass  trotz 
erhöhter  Beaufsichtigung  durch  die  Fabrikinspek- 
toren die  Lebensvemichtung  wächst ,  sei  es ,  dass 
die  Gefahr  oder  die  Gleichgültigkeit  gegen  sie, 
vielleicht  im  Vertrauen   auf  den  grösseren  Schutz 

wächst. 

Von  den  t5dtUch  Venmglackten  des  J.  1878  waren 
4978  Männer  und  710  Frauen  erwerbsthätig,  2323  M.  nnd 
179  W.  im  Berufe,  1879  2330  M.  nnd  164  Weiber. 


1878. 

1879. 

m.      w. 

m. 

w.           m.      w. 

bis   5  Jahre  alt  waren  davon    710    454 

=  11.42Vo 

33.330/0     735     484 

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14.44         575     183 

davon  im  Berufe      34      18 

«   7.40 

4.17           32       11 

über  15    ^      alt  waren             4905    689 

»  78.88 

50.59       4960     725 

davon  im  Berufe  2289     161 

=»46.67 

23.37       2298     153 

Wegen  der  Angaben  in  Beeng  auf  specielle  Verhält- 
lisBe  müssen  wir  auf  das  Original  verweisen.  Erwähnt 
■ei  hier  nur,  dass  dieselben  betreifen :  I.  Alter,  Familien- 
Btead,  Orts-  nnd  StaatsangehöriglLeit ;  U.  die  sociale  Stel- 
ivng;  m.  die  VermSgensverh&ltnisse ;  IV.  die  Erwerbs- 
Bnd  Berufsverhäituisse ;  V.  die  Versorgung  (Hülfskassen 
n-  8.  w.) ;  VI.  die  Veranlassung  nnd  VII.  die  Art  der 
Vennigtficknng. 

Ueber  Abschnitt  HI  in  Heft  LV,  bez.  n  in  Heft 
LX,  die  Beurkundung  der  Seibatmorde  in  den  JJ. 
1878  nnd  1879  betreffend,  können  wir  uns,  ausser 


kurzer  tabellarischer  Auszüge,  umsomehr  kurz  fas- 
sen, als  die  Jahre  1878  und  1879  die  Schlüsse  aus 
den  Beobachtungen  der  Jahre  1869/1877  vollinhalt- 
lich bestätigen,  diese  aber  bereits  im  2.  Hefte  des 
CLXXXVI.  Bandes  dieser  Jahrbb.  znsammengefasst 
worden  sind.  Die  Bestätigung  erstreckt  sich  auf 
die  Thatsache  der  Zunahme  der  Selbstmorde  an  sich, 
bis  zu  den  h(k^hsten  Grenzen  des  Lebens,  ftlr  beide 
Geschlechter,  auf  die  Beweggründe,  beziehentlich 
unter  dem  Einflnss  des  Alters,  auf  die  Jahreszeiten. 


0/00  der  Bevölkerung 
Von  26545068  Einw.  starben  1878  als  Selbstmörder  4689  «  81.4  m.,  18.6  w.  »0.17  \^'^^  ^' 

0.28  m. 


26890432 


1879   „ 


4647  —  82.01  „    17.99  . 
(2729  m.,  818  w.) 


0.17 


0.06  w. 


Davon  waren  (von  100000  Lebenden)  im  Alter  von : 
— 16J.     —20        —25  —30        —40  —50 


—60         —70        —80    üb.80J.  unbek.  Alters 


1878. 
1879. 


m.    w.    m.   w.     m.    w.  m.    w.  m.    w.     m.  w.  m.    w.     m.    w.    m.   w.    m.   w.  m.    w. 

0.15  0.6  8.1  3.3  12.8  4.1  11.9  3.0  28.8  5.2  27.3  5.2  28.9  5.5  19.0  3.4  6.7  2.0  1.1  0.1  5.7  0.4 

0.13  0.3  6.7  8.6  13.0  4.1  11.4  2.6  23.0  5.0  24.0  4.6  28.0  5.0  17.4  3.3  6.5  1.9  1.0  0.1  4.8  0.7 

M«d.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hft.  8.  ^^^ 


306 


H  i  r  8  c  h  y  hiBtor.-geogr.  Pathologie. 


Als  Beweggrund  ist  angegeben  bei  Je  100  Selbstmordern: 

Reue, 

I^ter  T«aer   Knmmer    ^^    ^^J' 

sensbisse 
m.     w.    m.   w,    m,      w.    m.    w. 


Lebens-    irR-ner-   ^*®*^' 
überdmss    iß|ie„'    krank- 
n.  8.  w.  heit 


Leiden- 
schaft 


also  Mottve 
bek.  onbek. 


1878. 
1879. 


m.     w.    m.   w.    m.      w.      m.    w. 
10.0  8.4  7.1  9.2  19.9  38.3  2.6     5.7 


m.   w.    m«     w.     m.     w. 
12.7  2.9  0.6  0.3  17.6  18.1  7.8  9.0  1.9  2.9  80.2  86.3  19.7  14.S 


11.4  9.6  6.6  9.1  19.6  35.8  2.06  8.0  12.3  1.1  0.4  0.7  17.6     8.6  6.7  9.1  2.3  1.9  79.8  86.2  20.1  14.7 
Betreffs  der  Todesart  sind  bei  Je  100  Selbstmördern  angegeben : 


Erhängen 


1878. 
1879. 


m. 
65.1 
66.4 


w. 
45.5 
44.1 


Ertrinken 

m.         w. 

13.6       39.3 

12.9       36.3 


Erschiessen 

m.        w. 

13.6      0.5 

13.1       1.1 


Qift      Hals-  u.  8.  w.  Schnitt  Eisenbahnftberfahrea 

m.       w.         m.       w.  m«        w. 

2.4       8.6         2.4       2.3  1.6         0.7 

4.7     12.9         2.8       3.7  1.6         1.3 

andere  Arten  0.6        2.04 


Betreffs  der  Jahreszeiten  ist  erwähnt,  dass  von  100  Selbstmördern  entfallen  anf : 

Winter      Frül^ahr      Sommer        Herbet     unbekannt 

1878.  20.6  30.8  26.4  20.08  1.08 

1879.  19.9  31.9  28.9  18.7  0.9 

Anschliessend  an  die  Specialtabellen  werden  die  Selbstmorde  bei  der  Armee  u.  s.  w.  genauer  behandelt. 

B.  Meding. 


50.  Handbuch  der  historiaoh-geographi- 
sohen  Pathologie;  von  Dr.  Aug.  Hirsch , 
Prof.  d.  Med.  in  Berlin.  Zweite,  vollständig 
neue  Bearbeitung.  1.  Abtheilung:  Die  all" 
gemeinen  akuten  Infektionskrankheiten.  Statt- 
gart 1881.  Ferd.  Enke.  8.   481  S.   (12  Mk.) 

Die  historisch-  und  geographisch-pathologische 
Forschung  erstrebt  die  Lösung  einer  Aufgabe,  deren 
eminente  Bedeutung  ftlr  die  specielle  Erankheits- 
lehre,  für  Aetiologie  und  Hygieine  kaum  verkannt 
werden  kann.  Ihr  Ziel  liegt  nicht  allein  in  der 
Darstellung  des  Vorkommens  und  Verhaltens  der 
Krankheiten  innerhalb  der  einzelnen  historischen 
Zeiträume  und  an  den  einzelnen  Punkten  der  Erd- 
oberfläche, sondern  sie  will  vielmehr  erweisen, 
welche  Veränderungen  die  Krankheiten  in  ihrer  Ge- 
staltung der  Zeit  und  dem  Räume  nach  erfahren 
haben,  und  welche  causalen  Beziehungen  zwischen 
den  örtlich  und  zeitlich  wirkenden  Krankheits- 
faktoren  und  der  abweichenden  Gestaltung  der  ein- 
zelnen Krankheits/orm^n  bestehen.  Was  vom  be- 
schränkten, ausschliesslich  die  heimische  Pathologie 
umfassenden  Gesichtspunkte  als  ein  mOssiges  Spiel 
des  Zufalls,  als  eine  misstrauisch  oder  mit  dem  In- 
teresse der  Neugier  angestaunte  Curiosität  gelten 
musste,  —  das  sucht  sie  dem  Gesetz  unterzuordnen, 
indem  sie  die  grosse  Menge  der  exotischen  Ende- 
mien, den  abweichenden  Einfluss  fremder  Lebens- 
bedingungen mit  in  den  Kreis  der  zur  Erläuterung 
und  Begriffsbestimmung  dienenden  Thatsachen  zieht 
—  Als  der  Vf.  vor  25  J.,  begeistert  von  dem  ihm 
in  ähnlicher  Gestalt  vorschwebenden  Ziele,  es  unter- 
nahm, durch  eine  mühevolle  Sammlung  und  metho- 
dische Sichtung  des  damals  unbearbeitet  vorliegen- 
den historisch-geographischen  Materials  Licht  in  ein 
noch  absolutes  Dunkel  zu  bringen,  standen  ihm 
nicht  blos  diese  rein  in  der  Sache  selbst  liegenden 
Schwierigkeiten  entgegen.  So  gross  wie  die  In- 
teresselosigkeit der  Praktiker  und  selbst  der  in  der 
Tretmühle  ihrer  Systematik  sich  umherdrehenden 
Kliniker  auf  der  einen^  war  die  kritiklosei  mehr  am 


Wunderbaren,  als  am  Zuverlässigen  sich  erbauende 
Geschwätzigkeit  der  Materialsammler  auf  der  andern 
Seite.  Schmückten  Diese  die  Leiden  der  schwer 
erreichbaren  und  selten  anf  den  damaligen  Reise- 
routen  zu  begegnenden  Völker  mit  abenteuerlichen 
Beschreibungen,  mit  unglaublich  scheinenden  Sym- 
ptomgruppen aus ,  —  so  zuckten  Jene  zu  B[ause  die 
Achseln  und  verweigerten  der  neuen  Doktrin  das 
Bürgerrecht,  weil  sie  selbst  die  Möglichkeit  ihrer 
wissenschaftlichen  Begründung  bestritten.  Dazu 
kam,  dass,  unmittelbar  bevor  Hirsch  an  seine  Auf- 
gabe gegangen  war,  ein  auf  den  ersten  Blick  blen- 
dender Versuch,  die  Lehre  von  der  geographischen 
Verbreitung  der  Krankheiten  auf  gewisse  aus  der 
physischen  Geographie  abgeleitete  Gesetze  zurück- 
zuführen,  soeben  ein  entschiedenes  Fiasko  erlitten 
hatte ;  dazu  kam  endlich  der  nicht  gleichgültige  Um- 
stand, dass  der  Vf.  kein  berühmter  Universitäts- 
lehrer, kein  angestaunter  Reisender,  nicht  einmal  m 
bereits  anerkannter  Büchergelehrter,  —  sondern 
praktischer  Arzt  und  Armenarzt  in  Danzig  war. 
Was  aus  seinem  unter  so  zweifelhaften  äussern 
Anspielen  unternommenen,  aber  von  einer  hohen 
innem  Begeisterung  und  dem  Verständniss  einiger 
„Besten^'  getragenen  Versuche  geworden  ist,  weiss 
die  medieinische  Welt  und  sie  nicht  allein:  Der 
Aufschwung,  welchen  die  ganze  Doktrin,  der  ganze 
immer  kräftiger  emporblühende  ll^ssenszweig  m  den 
letzten  30  Jahren  genommen  hat,  ist  im  Wesent- 
lichen an  die  erste  Auflage  des  Hirsch 'sehen 
Handbuches  geknüpft  gewesen.  Die  wirklich  wissen- 
schaftlichen Ausbauversuche  auf  dem  Gebiete  der 
medicinischen  Geographie,  die  sämmtlichen  histo- 
risch-pathologischen Darstellungen  einzelner  Krank- 
heitsgebiete,  sie  mögen  in  englischer,  französischer, 
deutscher  oder  italienischer  Sprache  abgefasst  sein, 
de  mögen  ach  in  *  der  Gestalt  wissenschaftlicher 
Monographien  oder  amtlicher  Berichte  geben,  fllhren 
mit  einer  in  der  Medidn  seltenen  EÜnmüthigkeit  — 
d.  h.  soweit  sie  von  wahrheitsliebenden  und  nicht 
blos  einfach  den  nächsten  Vorredner  abschreibeDden 


r 


Hirsch,  histor.-geogr.  Pathologie. 


307 


Ter&SBeni  herrflhren  —  auf  jenen  Grondban  zu- 
iHdc.  Wie  viele  tausend  Male  das  Handbuch  in  den 
„Archives  de  mMecine  navale^',  in  den  Sanitäts- 
beriehten  der  englischen  und  nordamerikanischen 
Anoee,  in  der  klimatischen  und  anthropologisch- 
medieimschen  Literatur,  in  den  Veröffentlichungen 
des  englischen  Oesundheitsrathes ,  den  amtlichen 
Suutfttsberichten  Schwedens,  den  Verhandlungen 
der  epidemiologischen  Gesellschaft  in  London ,  in 
muähligen  Einzelartikeln,  Dissertationen  etc.  citirt 
oder  auch  ein&ch  abgeschrieben  ist,  dflrfte  unmög- 
lieb  festzustellen  sein. 

Diese  umfangreiche  Nacharbeit  an  dem  Bau, 
weichen  der  Vf.  aufzuführen  unteniommen  hatte, 
konnte  aber  fElr  dessen  doch  einmal  nöthig  werdende 
Remon  und  Erweiterung  nicht  ohne  bedeutsame 
Folgen  bleiben.  Das  reiche  Material,  welches  aus 
dien  Erdtheilen  fOr  dieses  Werk  herssustrOmte  und 
seh  an  allen  Punkten  zu  häufen  begann,  hatte  einen 
durchweg  geänderten,  einen  dem  Fortschritt  der 
Fiflsenschaft  entsprechenden,  solideren  und  band- 
Eefaeren  Charakter  bekommen.  Wer  die  Leistungen 
der  oben  zum  Theil  namhaft  gemachten  amtlichen 
Sunmelwerke  kennt,  wird  darin  übereinstimmen, 
di88  der  Standpunkt  ihrer  Mitarbeiter,  der  Colonial- 
osd  Marineärzte,  der  ärztlich  gebildeten  Beisenden, 
ja  selbst  der  beobachtenden  Laien,  der  Consnln  und 
Ifissionäre  u.  s.  w.  ein  naiurwmenaehaftUcherer 
geworden  ist,  ganz  abgesehen  davon,  dass  durch  die 
Zosahme  des  Beisens  an  sich  eine  Controle  Aber  die 
betreffenden  Mittheilungen  ermdglicht  wurde,  welche 
mbeabsiehtigte  Täuschungen  fast  eben  so  schnell 
corrigirte,   wie  sie  absichtliche  beinahe  ganz  aus- 


So  konnte  eine  zweite  Auflage  des  „Hand- 
iMKhes^'  nur  eine  durchweg  neue  Bearbeitung  des 
Gegenstandes  sein  und  eine  solche  ist  es,  die  uns 
thstslchlich  vorliegt;  schon  aus  Hochachtung  und 
Bewunderung  jener  Biesenarbeit,  welche  (obgleich 
dem  oberflächlichen  Beobachter  nur  eben  erkennbar) 
io  ihr  steckt,  wird  man  sich  gern  eine  Deberschrei- 
toog  des  Baumes ,  welchen  die  „ Jahrbttcher''  sonst 
zmien  Auflagen  widmen  können,  gefallen  lassen. 

Es  lag  kein  Grund  vor,  fttr  die  Darstellung  der 
hiflaenza,  der  Dengue,  der  epidemischen  Schweiss- 
bukheiten,  der  Blattern,  des  Scharlach,  der  Mala* 
nsknmkheiten,  des  Gelbfiebers,  der  indischen  Cholera, 
äer  Beolenpest  und  der  Typhusgruppe,  —  kurz  für 
die  akuten  InfektionskranÜieiten,  welche  den  ersten 
Bind  bilden,  die  einfachen  und  klaren  Principien, 
welche  Vf.  fttr  die  Beihenfolge  der  ätiologischen 
Abschnitte  früher  inne  gehalten  hatte,  aufzugeben. 
So  werden  denn  zunächst  bei  jeder  Krankheit  die 
SchttupläUe,  auf  denen  sie  im  Laufe  der  Jahrhun- 
derte auftrat,  nach  Erdtheilen  geordnet  und  in  spe- 
cUisirter  Weise,  soweit  es  sich  um  ihre  Lage  und 
Bodenbesehaffenheit  handelt,  aufgezählt  und  be-  . 
leoditet;  man  wird  leicht  ermessen  können,  ein  wie 
^«Dgreiches  neues  Material  allein  in  diese  Ab- '' 
«bitte  Unemzuarbeiten  war.     Dann  folgt  der  ge*  f 


achichüiehe  Abschnitt ^  der  weniger  eingreifend  um- 
gestaltet werden  musste,  an  welchen  sich  für  jede 
Krankheit  eine  Analyse  der  Formen  anschliesst, 
unter  welchen  sie  ihre  Erscheinung.machte. 

In  den  ätiologischen  Capiteln  sind  die  klima' 
tischen  Thatsaehen  mit  derselben  Vollständigkeit 
und  Gewissenhaftigkeit  bearbeitet  worden,  welche 
der  ersten  Auflage  zur  besonderen  Zierde  gereichten. 
Und  doch  wird  der  Leser  vor  jener  Enttäuschung 
bewahrt,  welche  unvermeidlich  ist,  wenn  man  das 
Klima  und  seine  Einzelfaktoren  als  die  allein  wesent- 
lichen oder  auch  nur  als  die  gewichtigsten  Momente 
ftor  die  geographische  Krankheitsvertheilung  hin- 
stellen will.  Sonst  verdienstvolle  Arbeiten  —  wie 
unter  den  jüngsten  die  grosse  „Climatologie  m^di- 
cale"  von  H.  C.  Lombard  —  sind  noch  neuer- 
dings an  dieser  Schwierigkeit  kaum  vorübergekom- 
men. —  Das  Klima  als  ätiologisches  Moment  bedarf 
also  nicht  nur,  wie  es  hier  überall  geschehen  ist,  der 
eingehendsten  Analyse  in  Bezug  auf  seine  einzel- 
nen Faktoren,  sondern  es  muss  ihm  als  gleichwer- 
thig  stets  eine  Untersuchung  der  Bodenverhältnisse, 
und  zwar  ebenfalls  so  speciell  wie  möglich  nach  den 
Einzelfragen  behandelt,  zur  Seite  stehen.  Dass  eine 
grosse  Mehrzahl  bezüglicher  Detailverhältnisse  noch 
unerforscht  dasteht,  kann  an  der  Bichtigkeit  des 
Untersuchungsweges  nichts  ändern.  Hier  schliessen 
sich  naturgemäss  auch  die  Thatsaehen  des  Vorkom- 
mens von  akuten  Infektionsepidemien  auf  Schiffen, 
in  ganz  begrenzten  Häusercomplexen  u.  s.  w.  an.  — 
Bei  keiner  der  daftir  in  Betracht  kommenden  Krank- 
heiten unterlässt  der  Vf.,  den  neueren  Keimtheorien 
und  den  Entdeckungen  hinsichtlich  organisirter,  mehr 
oder  weniger  specifischer  und  morphologisch  erkenn- 
barer Krankheitserreger  Bechnung  zu  tragen.  Dass 
er  hierbei  mit  unbedingter  Beistimmung  ebenso  spart, 
als  ihm  für  die  Gewinnung  eines  sicheren  Bodens 
der  Kritik  keine  Mittheilung  zu  entlegen,  kein 
Zweifel  zu  unbedeutend  vorkommt,  kann  der  Wissen- 
schaft nur  zur  Förderung  gereichen.  —  Nur  durch 
diese  Beserve  bleibt  auch  die  Aufgabe  erftUlbar,  den 
grösseren  Gesichtspunkten,  wie  sie  in  der  Verthei- 
lung  der  Krankheiten  an  die  Rassen  und  NatiO' 
nalitäten,  an  die  verschiedenen  Geseüsehaftsschich" 
ien  und  Lebensalter  thatsächlich  gegeben  sind,  ihr 
Becht  zu  wahren. 

Auf  diese  Weise  gelingt  es,  das  Forschungs- 
resultat für  jede  der  oben  erwähnten  Seuchen  ganz 
unabhängig  von  jeder  vorgefassten  Meinung  zu  er- 
halten. Führen  uns  die  auf  erweiterten  Grundlagen 
angestellten  Untersuchungen  über  Influenza,  Dengue, 
Masern,  Scharlach  und  Blattern  dem  Anschein  nach 
nur  zu  einer  genaueren  Präcisirnng  bereits  bekann- 
ter und  geläufiger  Anschauungen,  so  wird  man  doch 
allerseits  mit  Genugthuung  die  Aufschlüsse  über  die 
bekannt  gewordenen  Ansteckungsarten,  die  histo- 
rischen Nachweise  über  die  Wirksamkeit  der  Vacci- 
nation  etc.  begrfissen.  Der  gänzlich  erloschene  „eng- 
lische Schweiss'^  ist  pathologisch  genauer,  als  es 
früher  möglich  war,  an  die  noch  jetzt  grassirenden 


308 


Amiales  de  Demographie. 


gutartigeren  endemiflchen  Schweisakrankheiten  aDge- 
Bchlossen.  —  Für  Malaria  und  für  die  Gruppe  der  Ty - 
phuserkraukusgen  —  specieli  auch  ftir  das  Rückfall- 
fieber und  das  biUöse  Typhoid  —  hat  eine  vollstän- 
dige Revision  der  altem  und  neuem  Literatur  und 
der  in  ihr  vertretenen  Anschauungen  stattgefunden ; 
bezüglich  des  Typhoid  (Abdominaltyphus)  erkennen 
wir  in  der  gerechten  Würdigung  der  Beziehungen, 
welche  zwischen  Boden,  Grund-  und  Trinkwasser 
nothwendig  angenommen  werden  müssen  und  in  der 
Untersuchung  der  individuellen  Prädisposition  zum 
Typhus  ein  besonderes  Verdienst. 

Eigentlich  umgestaltend  haben  die  Erfahrungen 
der  letzten  drei  Decennien  in  erster  Linie  auf  die 
indische  Cholera,  das  Gelbfieber  und  die  Beulen' 
pest  gewirkt ,  und  diese  Gapitel  waren  es  auch ,  in 
denen  die  ^beitskrafk  des  Vfs.  am  gewaltigsten 
angreifen  musste.  Die  Darstellung  der  jüngsten 
Cholera^ Pandende  (1863 — 1875)  konnte  wegen 
der  relativen  Vollständigkeit  der  Nachrichten  in  einer 
Abrundung  gegeben  werden,  wie  nur  die  grösste 
Vertrautheit  mit  dem  Gegenstande  sie  ermöglicht ; 
die  Schilderung  der  in  den  endemischen  Cholera- 
gebieten  obwaltenden  Verhältnisse  gewährt  in  ihrer 
Klarheit  und  Unparteilichkeit  einen  wahren  Genuss. 
Zum  alten  Dogma  von  der  direkten  Contagion  der 
Cholera  stellt  sich  Hirsch  natürlich  (wie  andere 
moderne  Choleraforscher)  skeptisch,  umgeht  aber 
gleichzeitig  nicht  —  wie  so  vielfach  von  anderer 
Seite  geschehen  • —  die  Bedenken ,  welche  eine  un- 
befangene Kritik  über  die  absolute  Abhängigkeit 
der  Cholerapathogenese  von  den  Bodenverhältnissen 
hegen  muss. 

Eine  ganz  besonders  eingehende  Bearbeitung 
haben  die  chronologischen  und  chorographischen  Be- 
ziehungen des  Gelbfiebers  erfahren,  dessen  vollstän- 
dig gesammelte  Literatur  in  einem  8  enggedruckte 
Seiten  umfiassenden  alphabetischen  Verzeichniss  zu- 
sammengestellt ist.  Wie  schon  aus  der  Mhem  Auf- 
lage erhellte ,  mussten  für  diese  Seuche  die  —  übri- 
gens sparsamen  —  Heimathsbezirke  (Westindien, 
die  Golf  küste  Mexikos  und  ein  Theil  der  Küste  von 
Guinea)  aufs  präciseste  gegen  die  durch  einschlep- 
penden Schiffsverkehr  gefährdeten  Gebiete  abgegrenzt 
werden,  um  den  möglichen  Erfolg  hygieinischer 
Maassnahmen  richtig  abschätzen  zu  können.  Als 
vermittelndes  Medium  ftar  die  Krankheitsverbreitung 
steht  hier  der  Personen-  und  Waarenverkehr  wohl 
ausser  Frage. 

Mit  der  Beulenpest  hat  der  Vf.  im  J.  1879  so 
zu  sagen  persönlich  Fühlung  gewonnen,  als  sich 
unter  seinem  Präsidium  die  nach  den  Wolgaufem 
entsandte  intemationalenPestdelegirten  vereinigten. 
Er  beleuchtet  die  neue  Aera  in  der  Geschichte  der 
Pest,  wie  sie  durch  deren  Auftreten  auf  gewissen 
Gebieten  Vorderasiens  und  Afrikas  (Arabien,  Meso- 
potamien, Persien,  Küste  von  Tripolis)  inaugurirt 
wurde ,  mit  der  Schärfe ,  wie  sie  ein  möglicherweise 
für  die  Ruhe  Europas  so  wichtiger  Gegenstand  reich- 
lich verdient.     „Uebrigens  wird  man  ,'^  so  heisst  es 


gegen  den  Schluss  dieses  bedeutungsvollen  Caj^ls, 
„bei  der  Frage  nach  dem  Ursprünge  jener  neuesten 
Pestepidemien  in  Vordercuien  die  Aufmerksamkeit 
nicht  nur  auf  die  alten  Pestherde  in  Egypten  und 
Syrien  zu  lenken,  sondern  auch  die  Möglichkeit  einer 
Einschleppung  der  Seuche  von  Indien  her  ins  Auge 
zu  fassen  haben.  So  gewagt  diese  Hypothese  in 
Anbetracht  der  grossen  Länderstrecken,  welche 
Indien  von  Persien  trennen,  auch  auf  den  ersten 
Blick  erscheinen  mag ,  so  darf  man  doch  nicht  v»- 
gessen,  dass  wir  über  die  Krankheitsverhältniflse  ge- 
rade dieser  Landstriche  so  gut  wie  garnichts  wissen, 
dass  dort,  im  Zusammenhange  mit  der  in  Indien 
herrschenden  Seuche,  Pestepidemien  bestanden  haben 
mögen ,  von  welchen  wir  —  wie  etwa  jetzt  erst  von 
der  Epidemie  1871 — 73  im  südwestiichen  China  — 
erst  nach  Jahren ,  vielleicht  auch  niemals  etwas  si 
hören  bekommen  werden,  dass  übrigens  zwischen 
Indien,  dem  südlichen  Turkestan,  Persien  und  Meso- 
potamien nachweisbar  ein  sehr  verdächtiger  Verkehr 
durch  Leichentransporte  besteht,  und  dass  zwischen 
den  wiederholten  Pestausbrüchen  in  Mesopotamien 
und  Persien  wahrscheinUeh  ein  durch  Debertragvang 
des  Krankheitsgiftes  vermittelter  ZusammetAang 
bestanden  hat"  Man  sieht  leicht  ein ,  welche  Fülle 
von  Anregung  und  gedeihlichen  Aufgaben  für  jüngere 
Forscher  fast  aus  jeder  Stelle  der  neuen  BearbdtoDg 
von  Hirsch  sich  aufiachliessen  lässt. 

Aber  wenn  wir  mit  Thierf eider  sen.,  der  im 
J.  1859  im  103.  Bande  dieser  Jahrbücher  (p.  276) 
die  erste  anerkennende  Kritik  des  „Handbuches  der 
historisch-geographischen  Pathologie''  brachte ,  wie 
in  vielem  Andern  auch  darin  übereinstimmen,  „dass 
nun  Allen,  welche  über  den  Gegenstand  zu  arbeiten 
beabsichtigen,  die  vom  Vf.  einmal  durchgefllhrte 
mühevolle  Literaturdurchforschung  erspart  ist'^,  — 
so  haben  wir  andererseits  auch  eine  wohlberechtigte 
Mahnung  an  die  Nachkömmlinge  zu  stellmi.  Näm- 
lich die:  es  wolle  doch  Jeder  wenigstens  bis  an  dien 
so  reichliehe  und  zuverlässige  Quelle  gehen  und 
nicht ,  indem  er  sie  lediglich  aus  Plagiaten  und  Ex- 
cerpten  zweiter  Hand  kennen  lernt,  sich  eines  wah- 
ren Genusses  und  den  Autor  des  ihm  zukommenden 
Dankes  berauben.  —  Ceber  die  gelungene  Form  der 
Abfassung  und  die  äusserliche  Ausstattung  Worte 
zu  machen,  ist  bei  solchen  Büchern  wohl  überflüssig. 

Wernioh. 

51.  Annales  de  Demographie  internationale. 

Recueil  trimestriel  de  travaux  originaux  ei 
de  documenis  staüstiques  et  bulleün  bibHo- 
graphique  special.  PubliS  sous  la  Direction 
de  M,  le  Doctewr  Arthur  Ohervin.  Qua- 
triöme  ann^e.  Paris  1880.  G.  Massen.  8. 
648  pp.     (Abonnement  30  Francs  par  an.) 

Im  vorigen  Jahre  (Jahrbb.  CLXXXVL  p.  87) 
hatten  wir  Gelegenheit,  unsem  Lesern  eine  kme 
Analyse  des  Inhalts  der  erst^  3  Bände  diestf  hdohBt 
interessanten  französischen  Vierteljahrsdiiifi  n 
geben.    Der  vierte  Jahrgang  (Heft  13—10)  ist  vor 


Annales  de  Demographie. 


309 


«niger  Zeit  vollatftndig  geworden.  IMe  Reichhaltig- 
keit desaeiben  ist  wiederam  ein  Zeugniss  für  die 
Umsieht  nnd  Sorgfalt  der  Heraasgeber.  So  weit  die 
einzelnen  Artikel  aach  für  den  Mediciner  Interesse 
haben ,  wollen  wir  dieselben  etwas  ausfährlicher  be- 
spreehen,  die  sonstigen  Arbeiten  statistischen  und 
demographiBchen  Inhalts  aber  können  wir  nur  mit 
veoigen  Worten  charakterisiren. 

1)  Ein  Easaj  Aber  die  medieinische  Geographie 
Frankreichs  von  A.  Chervin  stützt  sich  auf  eine 
20j«hr.  (1850—1869)  Erfahrung  über  die  bei  der 
Reirutenaushebung  vorgefundenen  Gebrechen.  Die 
Yerhftltnisszahlen  sind^  abgesehen  von  den  Tabellen, 
durch  farbige  Karten  mit  Angabe  der  einzelnen 
Departements  anschaulich  gemacht.  Es  finden  sich 
dir  die  nachstehenden  Fehler  23  Karten:  zu  geringe 
Körpergrösse ,  allgemeine  Schwäche,  Neigung  zu 
Krämpfen,  Strabismus,  Stottern,  Taubstummheit, 
Geistesstömng ,  Epilepsie,  Cretinismus,  Kropf,  Sero- 
fein,  KlnmpfBsise,  Plattfüsse,  Buckel,  Heinien,  Blut- 
adern ,  Yaricocele ,  Hydrocele ,  Verlust  der  Zähne, 
Basenscharte^  Knrzsichtigkeit,  Kahlköpfigkeit,  Flech- 
ten. Die  Vertheilung  dieser  Gebrechen  ist  in  den 
verschiedenen  Gegenden  eine  sehr  ungleiche.  Wir 
vollen  hier  ftlr  die  hauptsächlichsten  wenigstens  die 
Mittelzahlen  Ar  ganz  Frankreich,  sowie  die  Minimal- 
nnd  die  Maximalziffem  (abgerundet)  geben.  Das 
Verhältniss  versteht  sich  zu  je  1000  der  Gestellten 
überhaupt 

)t  . 
iien 
Bes. 

ipffifl8€ 

;(toe  . 

:el  . 

laicbtig 

MtamiD 

»psie 

teskrai 

Inismnc 

Tinissij 

Die  Zahl  der  Untauglichen  überhaupt  betrug  im 
Mittel  der  oben  genannten  20  Jahre  34.3<>/o;  die 
günstigste  Ziffer  (23.5Vo)  liatte  das  Depart.  Morbi- 
han,  die  ungünstigste  (50%)  das  Depait.  Ardennen. 

2)  Em  kurzer  Aufsatz  von  Prof.  Bertillon  sen. 
iKspricht  die  Verbreitung  der  Krankheiten  in  der 
Nadibarechaft  der  Hospitäler  j  die  sich  während 
der  Pockenepidemie  Anfang  des  Jahres  1880  in 
Puis  gezeigt  hatte.  Insbesondere  galt  diess  für  die- 
jougen  Wohnungen  des  Sorbonne-Quartiers,  deren 
Fenster  nach  dem  Annexbau  des  Hotel  Dieu  zu  ge- 
legen waren ,  wo  die  Pockenkranken  untergebracht 
worden.  Aehnlich  war  es  in  dem  Quartier  Quinze- 
Vingts,  wo  die  Spitäler  St.  Antoine  und  St.  Eug^nie 
>ich  b^den.  Von  letzterem  aus  soll  die  Diphtherie 
Ml  die  Luft  nach  einer  ihm  zugewendeten  Knaben- 
Khoie  übertragen  worden  sein,  während  die  un- 
mittelbar anstossende  Mädchenschule  bei  entgegen- 
C^setster  Fen^terriehtung  frei  blieb.  Als  man  Ende 
^  im  Hotel  Dien  keine  Pockenkranken  mehr  auf- 


Mittel 

MiDimnm 

Mazimam 

Kropf 

.     13.4 

0.2 

183.6 

Hernien      .     .     .     . 

.     33.6 

16 

86 

Varices.     .     .     . 

.     19.4 

6.6 

49 

Klmnptfiflse     .     .     . 

,     23.6 

1.2 

73 

Plattftoe  .     .     .    . 

7.4 

1.7 

19 

Buckel 

.      16.7 

4.2 

29 

Kmaicbtigkeit    .     . 

6.9 

1.6 

17.6 

Tiabstiimmheit    .     . 

1.9 

0.8 

6.7 

Epilepsie    .     .     .    t 

.        2.76 

0.9 

6 

Gelsteskraiikheiten  . 

0.94 

0.3 

2.6 

Cretinisrnns     .     .     . 

6.96 

1.6 

60.7 

Üitennissigkeit  .     . 

.      67.7 

22 

127 

nahm,  wm'den  auch  die  Erkrankungen  in  dessen 
Nachbarschaft  seltener.  Man  dirigirte  die  Pocken- 
kranken nach  St.  Antoine  u.  St.  Louis  und  einige  Wo- 
chen danach  waren  in  dei*en  Nachbarschaft  neue 
Herde  entstanden.  Das  Laönnec  -  Hospital  erwies 
sich  als  unschädlich  fttr  die  Umgebung,  vielleicht 
ausser  wegen  seiner  günstigen  Lage  auch  deswegen, 
weil  man  daselbst  gewohnt  war,  Kehricht  und 
Schmutz  lediglich  aus  gewisser  Bequemlichkeit  in 
das  Feuer  zu  werfen. 

3)  Eine  bereits  in  einem  englischen  Journal  er- 
schienene Arbeit  von  Thom.  A.  Welton  beschäf- 
tigt sich  mit  gewissen  Veränderungen  der  Morta^ 
lität  in  England  seit  Anfang  der  40er  Jahre.  Es 
scheint,  als  ob  die  Sterblichkeit  der  unter  25  Jahre 
alten  Frauen  zugenommen,  die  der  Männer  im  Alter 
von  35 — 60  Jahren  abgenommen  habe.  Insbeson- 
dere scheint  es,  alsobBronchiten,  Pneumonien,  Herz- 
krankheiten, Wassersucht,  Krebs  sich  vermehrt  hät- 
ten. [Ref.  hat  seine  Ansichten  Aber  die  Zuverlässig- 
keit der  englischen  Statistik  vor  einiger  Zeit  in  die- 
sen Jahrbb.  CLXXXVHL  p.  73  mitgetheilt  und  hält 
auch  die  Altersangaben  der  Lebenden  für  nicht  zu- 
verlässig genug,  namentlich  da  Welton  seit  1870 
noch  gar  keine  neue  Zählung  vorgelegen  hat,  um 
über  das  relative  Verhältniss  der  Lebenden  und  der 
Verstorbenen  im  letzten  Jahrzehnt  urtheilen  zu  kön- 
nen.] 

4)  Eine  Studie  von  Jacques  Bertillon  fils 
,fiber  die  Demographie  Norwegens*^  hat  das  vor- 
liegende Quellen-Material  eingehend  benutzt.  Man 
findet  u.  A.  die  Ergebnisse  der  Zählung  der  Leprösen, 
der  Blinden ,  Taubstummen  und  Geisteskranken  in 
diesem  Lande.  Wiewohl  bekanntlich  daselbst  die 
Sterbeziffer  eine  ungewöhnlich  niedrige  ist  (17.5<^/oo 
jetzt,  Anfang  des  Jahrhunderts  25^/oo)>  ist  doch  die 
Phthisis  ziemlich  verbreitet,  nnd  zwar  namentlich 
im  äussersten  Süden  des  Landes.  „Klima  und 
Bodenverhältnisse  scheinen  keinen  Einfluss  auf  die 
relative  Frequenz  in  den  verschiedenen  Landestheilen 
zu  haben'^  sagt  die  benutzte  norwegische  Quelle. 

5)  Zur  statistischen  Technik  gehört  der  Vor- 
schlag des  Italieners  Messedaglia,  sulide  Dia- 
gramme in  drei  Dimensionen  oder  Stereogramme 
auszuführen,  um  gewisse  combinirte  Verhältnisse, 
die  sich  nach  dem  gewöhnlichen  Coordinatensystem 
nicht  darstellen  lassen,  anschaulich  zu  machen.  [Die 
Idee  ist  nicht  neu,  siehe  z.  B.  die  cubischen  Dia- 
gramme von  Zuelzer  im  3.  Hefte  seiner  Beiträge 
zur  Medicinalstatistik.] 

6)  lieber  die  Colonisation  Algiers. 

7)  üeber  die  Häufigkeit  des  Typhus  und  der 
Poeken  in  der  Militär^  und  der  Civilbevölkerung 
von  Paris  von  Jacques  Bertillon.  Erstere 
Krankheit  ist  unter  der  Qarnison  6mal  häufiger,  als 
unter  den  entsprechenden  männlichen  Altersklassen 
von  15 — 35  Jahren  des  Civils,  die  Pocken  dagegen 
sind  beim  Militär  8mal  seltner.  Die  Beobachtungs- 
zeit bezieht  sich  auf  die  Epidemien  des  Jahres  1880, 
Januar  bis  Juli. 


310 


MitOieiluDgen  ans  der  Geschäfl»-  a.  Sterbliohkeits-Statistik  etc. 


8)  Berieht  Über  die  Ausf&hnmg  des  Gesetzes  zum 
Schutz  der  Kinder  im  Säuglingsalter, 

9)  Todesursachen  in  den  schwedischen  Städten  im 
Jahre  1878. 

10)  üeher  den  Einfluss  der  Beschäftigung  auf  die 
Lehensdauer ,  Eine  kurze  Zusammenstellung  des  bekann- 
ten ,  nicht  selten  unzuverlässigen  und  nach  falschen  Me- 
thoden berechneten  Materials. 

11)  Volkszählung  yon  1880  in  den  Vereinigten  Staa- 
ten Nordamerikas. 

12)  lieber  graphische  Darstellung  der  Mortalität  von 
W.  Lexis  in  Freiburg  in  Baden.  Mathematisch-tech- 
nischen Inhalts.  Ebenso  wie  eine  zweite  Abhandlung  über 
die  mittlere  Normale  von  demselben  Verfasser. 

13)  Memoir  über  die  Volkszählung  von  Chervin. 
Diesem  schliesst  sich  später  ein  Rapport  fiber  die  Zählung 
in  Paris  an. 

14)  üeber  Austoanderung  im  Allgemeinen  und  über 
die  italienische  im  Speciellen. 

15)  Die  Zwillingageburten  in  Sckweden  von 
Dr.  F.  T  h.  Berg.  Eine  hundertjÜiTige  Statistik 
von  1776— 1875,  sich  gründend  auf  ca.  10  Millio- 
nen Qebnrten.  Im  Mittel  kommen  anf  eine  Million 
Gebni-ten:  15136  Zwillings-,  227  Drillings-  und 
4.6  Vierlingsgeburten.  Die  Häufigkeit  der  Mehr- 
gebnrten  war  übrigens  in  allen  Qoinquennien  von 
1776 — 1815  bedeutender,  ging  dann  bis  zum  Jahre 
1855  beträchtlich  unter  das  Mittel  herab ,  um  seit 
der  Zeit  wieder  zu  steigen,  ohne  jedoch  bis  jetzt  das 
Mittel  wieder  erreicht  zu  haben.  Eine  Abnahme  der 
Fruchtbarkeit  überhaupt  (zu  den  gebärfähigen  Frauen 
berechnet)  war  mit  dieser  Abnahme  der  Mehrgebnr- 
ten  nicht  verbunden  ^). 

16)  Kalkül  der  mittlem  Werthe  von  Hessedaglia. 
Es  werden  die  Unterschiede  des  arithmetischen,  geometri- 
sehen  und  harmonischen  Mittels  besprochen. 

17)  Nekrolog  Paul  Brocc^s  von  Chervin. 

18)  Statistische  Stadie  über  die  Ehescheidung 
von  Jacques  Bertillon.  Am  häufigsten  sind 
die  Scheidungen  in  der  Schweiz  und  im  Königreich 
Sachsen,  am  seltensten  in  Belgien  und  in  Holland. 

19)  Statistik  der  Geburten  und  Sterbefalle  in 
der  annamitischen  Bevölkerung  des  französischen 
Cochinchina  von  Dr.  A.  T.  Mondi^re.  Enthält 
manche  interessante  Angaben  über  die  dortigen 
klimatischen  Verhältnisse,  die  Lebensweise  der  Ein- 
gebomen u.  s.  w. 

20)  üeber  die  MHitäriüehtigkeit  in  Norwegen 
von  Arbo.  Enthält  namentlich  Angaben  über  die 
Länge  und  das  Gewicht  des  Körpers. 

21)  Oeber  die  Krankheitsfrequenz  in  Brüssel 
zu  verschiedenen  Jahreszeiten  von  JacquesBer- 
tillon,  im Anschluss daran:  Bemerkungen  über  die 
Arbeiten  der  statisHschen  Commission  in  Paris, 
eine  Diskussion  über  die  Sterblichkeit  in  letzterer 
Stadt,  sowie  über  die  Ermittelungen  der  Todes^ 
Ursachen  in  Italien. 

22)  lieber  die  Bevölkerungsbewegung  in  Eng- 
land während  des  Jahres  1879  (aus  dem  Registrar 
General). 


unter  den  zahlreichen  Besprechungen  in  der 
Bibliographie  wollen  wir  hier  nur  erwähnen  den  Be- 
richt über  die  Farbe  der  Augen  und  der  Haare 
und  eine  Sprachenkarte  Belgiens,  femer  über  die 
verschiedenen,  nicht  eingeboraen  Bevölkerungs- 
klassen Algiers  ihrer  Nationalität  nach ,  mit  zahl- 
reichen graphischen  Darstellungen.  Endlich  ist  auch 
eine  Arbeit  über  die  Verbreitung  der  celtischen 
Sprache  in  Grossbritannien  von  allgemeinem  Inter- 


esse. 


Geissler. 


0  AuBführlicheBfittheUnngen  s.  Jahrbb.  CLXXXVm. 
p.  149.    Redakäon, 


52.  Mittheilungen  aus  der  G^Bohäfts-  und 
Sterbliohkeitfl  -  Statistik  der  Lebensver- 
sioherungBbank  für  DeutBohland  zu  Gotha 
für  die  fünfzig  Jahre  von  1829  bis  1878. 
Herausgegeben  von  Dr.  A.  Emminghaua. 
Weimar  1880.  Hermann  Böhlau.  gr.4.  883. 
und  Tab.  I— XXXV  (unpaginirt).     (20  Mk.) 

53.  Mortuary  ezperience  of  the  Mutual  lifo 
insuranoe  Company  of  New  York*  From 
1843  to  1874.  Medical  StaÜsücs  by  G.  S. 
Winston  M.  D.  and  E.  J.  Marsh^  M.  D. 
—  Actuaricd Statistics  by  Wm.  H.  0.  Bart- 
lett,LLD.  New  York.  1875/76.  Printed 
by  Order  of  the  board  uf  trustees.  Part  I. 
46  pp. ;  Part  U.  26  pp.  and  Tab.  I— XXVIII. 

Diesen  beiden  Jubiläumsschriften  mögen  auch 
an  dieser  Stelle  einige  Worte  gewidmet  sein.  Sie 
sind  beide  vorzüglich  ausgestattet,  das  amerika- 
nische Werk  ist  mit  mehreren  farbigen  Diagrammen 
versehen.  So  weit  der  Inhalt  dieser  Schriften  das 
rein  geschäftliche  Verfahren  und  die  Finanzen  der 
Gesellschaften  betrifft,  muss  der  Leser  auf  diese 
selbst  verwiesen  werden :  nur  sei  gestattet  hervor- 
zuheben, dass  sowohl  für  die  deutsche  als  fiir  die 
amerikanische  Gesellschaft  die  Erfahrung  gezeigt 
hat,  dass  der  Abgang  durch  den  Tod  etwas  geringer 
im  Durchschnitt  der  ganzen  Geschäftsperiode  ge- 
wesen ist,  als  die  Mortalitätstafeln  erwarten  liessen 
—  es  lassen  daher  Beide  ein  ungestöiiies  Wirken 
für  die  Zukunft  hoffen  und  es  hat  sich  keine  Veran- 
lassung gezeigt,  von  den  bisher  eingehaltenen  Prin- 
cipien  der  Verwaltung  irgendwie  abzugehen. 

Was  die  medicinischen  Abschnitte  betrifil,  so 
mag  das  Nachstehende  einen  kurzen  Ueberblick  über 
die  Reichhaltigkeit  des  Biaterials  geben. 

Die  Oot/iaer  Anstalt  hat  in  50  Jahren  über 
22000  TodesMe  (gegenüber  fast  86000  Versiche- 
mngsfilllen)  verzeichnet.     Fast  gleich  häufig  ist  als 
Todesursache  der  Gehimschlagfluss  (12.1o/o)  u.  die 
Lungenschwindsucht  (11.6%)  verzeichnet,  hierauf 
folgen  entzündliche  Erkrankungen  der  Athmungs- 
organe  (10.9%),  Altersschwäche  (7.3«/o),  Typhus 
(7.2%),  chron.  Herzkrankheiten  (b.S^U)  und  Krebs 
(5®/o).     Die  übrigen  40^/o  der  Todesursachen  ver- 
theilen  sich  auf  die  übrigen  Erkrankungsformen. 
Im  Ganzen  waren  in  den  einzelnen  5  Decennien  äe 
Todesursachen  in  relativ  gleicher  Häufigkeit  ver- 
treten, nur  der  Typhus  [und  die  ünterleibsentzfln- 
dung  ?]  zeigte  eine  constante  Abnahme,  die  wohl 


Mittheilongen  ans  der  Geschäfta-  u.  Sterblichkeits-Statistik  eto. 


311 


Ulf  eine  Abnahme  der  Krankheit  selbst  schliessen 
Ütest  Die  Limgenschwindsuehtszififer  ist  allerdings 
auch  ge£ftllen^  aber  diess  deutet  doch  wohl  nur  da- 
wdj  dass  man  bei  der  An&ahme  der  zu  Versichern- 
den mit  grösserer  diagnostischer  Schärfe  als  in  den 
30er  und  40er  Jahren  zu  Werke  geht  Diabetes 
mellitus y  Herzkrankheiten,  Bright'sche  Krankheit 
osd  Altersschwäche  haben  zugenommen,  letztere 
nlnrgemäss  mit  dem  wachsenden  Alter  der  Anstalt 
seibat,  die  ersteren  3  Todesursachen  wohl  nur  in 
Folge  genauerer  Diagnose. 

Ffir  die  einzelnen  Bem£akiassen  der  Versicher- 
teo  sind  die  wichtigsten  Todesursachen  in  beson- 
dern  Tabellen  zusammengestellt 

Eine  besondere  Berücksichtigung  haben  femer 
die  Todesursachen  erfahren  im  Vergleich  mit  dem 
Befand  bei  der  Aufiiahme,  mit  den  Krankheits- 
adagen,  den  Vorerkrankungen,  den  Krankheiten 
der  Eltern  und  Geschwister  der  Versicherten.  Im 
Gmzen  bilden  allerdings  die  SterbefUle  Desjenigen, 
welche  schon  bei  der  Aufnahme  eine  verdächtige 
Ifarke  je  nach  Habitus,  Veranlagung  u.  s.  w.  be- 
kamen, bei  den  Versicherungsgesellschaften  einen 
nr  geringen  Procentsatz.  Man  muss  daher  nur 
adir  Toraichtig  in  seinen  Schlüssen  zu  Werke  gehen. 
ladeBsen  sefaeint  es  mit  dem  Einfluss  der  Tuberkulose 
oder  des  Kiehee»  der  Eltern  auf  ihre  Nachkommen, 
sowie  mit  dem  Einfluss  des  sogen,  apoplektischen 
Habitus  auf  die  Häufigkeit  der  betreffenden  Todes- 
maehe  seine  Richtigkeit  zu  haben. 

Der  Abschnitt  Aber  die  Sterblichkeit  nach  den 
Uireszeiten  zeigt,  dass  die  Infektionskrankheiten 
vorwiegend  auf  den  Herbst,  die  Lungenkrankheiten 
(eiiiBehl.  der  Schwindsucht)  namentlich  auf  den  FrOh- 
ÜBg  ond  den  Winter  fallen. 

Von  grosserer  Wichtigkeit  sind  die  Zusammen- 
iteJhmgen  der  Todesursachen  mit  Rücksicht  auf  das 
Alter  des  Verstorbenen  und  auf  die  Dauer  der  Ver- 
Äehenmg.  Namentlich  das  letztere  Verhältniss  ist 
Ar  die  Lebensversicherungsbranche  von  Wichtig- 
keit, um  das  Gewicht  der  ärztlichen  Diagnose  bei 
der  An&ahme  in  die  Versicherung  beurtheilen  zu 
künnen.  Der  Nutzen  der  Auswahl  ist  nun  diesen 
Tabellen  nach  bei  Weitem  nicht  so  beträchtlich,  als 
Ban  gewöhnlich  glaubt.  Nach  circa  5  Jahren  un- 
teraeheidet  sich  die  Sterbenswahrscheinlichkeit  der 
nsmgewählten  Leben''  nicht  mehr  von  der  ent- 
spieehenden  anderer  gleichaltriger  Personen.  Auf- 
^g  ist  aber  doch,  dass  die  grosse  Vorsicht,  die 
^  bei  der  Au&ahme  gegenüber  den  der  Tuber- 
bdose  Verdächtigen  allerwärts  geübt  wird,  es  nicht 
weiter  gebracht  hat,  als  dass  von  sämmtlichen  an 
Taberknlose  Verstorbenen  fast  der  4.  Theil  (23.75Vo) 
imLanfe  der  ersten  5  Jahre  der  Versicherung  (etwas 
^  2<^/o  sogar  schon  im  1.  Jahre  der  Versicherung) 
gerben  ist 

Der  Bericht  der  amerikanischen  Gesellschaft  ist 
zwar  bei  Weitem  weniger  umfilnglich,  enthält  aber 
^  «aeh  Manches  ftlr  den  Mediciner  Interessante. 


Die  Todesm*sachen  sind  nach  einer  UeberfÜlle  von 
Namen  geschieden,  so  dass  doch  nur  grössere  Grup- 
pen derselben  zm*  Verwendung  gelangen  können. 
Es  kommen  5224  Todesftlle  zur  Verrechnung. 
Setzen  wir  für  dieselben  wichtigsten  Todesursachen, 
wie  bei  der  deutschen  Gesellschaft,  die  relativen 
Ziffern  zum  Vergleich  hierher,  so  ist  in  Amerika  der 
Gehii*nschlagfluss  nur  mit  5.9%,  die  Schwindsucht 
dagegen  mit  17.6%  betheiligt,  die  sonstigen  Er- 
krankungen der  Respirationsorgane  machen  12.4<^/o, 
der  Typhus  6.4<>/o,  die  chronischen  Herzkrankheiten 
5.8^/o,  der  Krebs  endlich  nur  1.9%  sämmtlicher 
Todesursachen  aus.  In  besondem  Tabellen  sind 
noch  die  Todesursachen  nach  den  einzelnen  Alters- 
klassen und  der  Dauer  der  Versicherung  geoi*dnet. 
Für  die  Hauptgrappen  sind  sehr  charakteristische 
Diagramme  in  farbigen  Säulen  beigefligt 

Charakteristisch  für  amerikanische  Verhältnisse 
ist  die  Häufigkeit  der  Verunglückungen,  sie  bildeten 
6.8<>/o  aller  Todesfälle,  während  in  der  Gothaer 
Gesellschaft  diese  Ziffer  nur  1.5%  beträgt.  Der 
Selbstmord  war  dagegen  bei  uns  etwas  häufiger 
(l«6®/o  gegenüber  1.1%  in  Amerika). 

Wiewohl  nicht  sehr  grosse  Zahlenreihen  zur 
Verfügung  stehen,  ist  doch  die  Uebersicht  über 
die  Todesursachen  nach  verschiedenen  Nationalitä- 
ten nicht  ohne  Interesse.  Es  überwiegen  die  Deut- 
schen beim  Krebs,  der  Apoplexie  und  der  Lungen- 
entzündung, die  eingebomen  Amerikaner  beim  Ty- 
phus, bei  der  Malaria  u.  der  Schwindsucht.  Irländer 
starben  öfter  als  die  Angehörigen  anderer  Natio- 
nalitäten an  Erkrankungen  des  Magens  und  der 
Nieren,  namentlich  aber  auch  an  Schwindsucht.  Die 
Schotten  überwiegen  bei  der  Apoplexie  und  den 
Herzkrankheiten,  die  Engländer  bei  den  Krankhei- 
ten des  Nervensystems  und  der  Verdauungsorgane. 

Auch  nach  den  einzelnen  Staaten  Nordamerikas 
ist  die  Vergleichung  für  die  wichtigsten  Todes- 
ursachen durchgeführt,  wobei  freilich  die  einzelnen 
Reihen  nur  auf  sehr  kleine  Ziffern  basirt  sind.  Es 
scheint,  als  ob  der  Typhus  vornehmlich  in  Ohio,  In- 
diana, Illinois  und  den  westl.  Territorien,  am  selten- 
sten in  Delaware  bis  nach  Texas  hin  auftrete ;  die 
Schwindsucht  findet  sich  besonders  in  Maine,  New 
Hampshire,  Vermont,  Massachusetts,  Rhode-Island 
und  Connecticut ,  dagegen  selten  in  den  westlichen 
Gebieten.  Der  Krebs  kommt  am  häufigsten  in  den- 
selben Staaten  wie  die  Schwindsucht,  am  seltensten 
in  den  Weststaaten,  sowie  in  Ohio,  Indiana  und 
Illinois  vor.  In  den  letztgenannten  Staaten,  sowie 
in  Kentucky,  Tennessee,  Missouri  und  Arkansas  ist 
insbesondere  die  Malaria  zu  Hause. 

Bezüglich  des  schon  oben  erwähnten  Einflusses 
der  Auswahl  bemerkt  der  amerikanische  Bericht, 
dass  der  Vortheil  derselben  sich  in  jedem  Lebens- 
alter mit  der  Dauer  der  Versicherung  vermindere ; 
dass  er  am  schnellsten  bei  Denjenigen  verschwinde, 
welche  ihr  Leben  in  Jüngern  Jahren  versicheni ;  dass 
endlich  im  mittlem  und  höhern  Lebensalter  der 
Nutzen  der  „Selektion'^  langsamer   abnehme  und 


312 


Medicinische  Bibliographie  des  In-  u.  Auslands. 


wahrscheinlich  bei  diesen  nie  gänzlich  mit  der  län- 
gern Daner  der  Versichemng  aufhöre.  Bemerkens- 
werth  ist  für  diese  Gesellschaft  in  Amerika^  dass  von 


sämmtliclien  Todesfällen  an  Schwindsacht  sogar  £ist 
55<^/o  anf  die  ersten  5  Versicherangsjahre  (4.6% 
auf  das  1.  Jahr)  kommen.  Qeissler. 


D.    Medicinische  Bibliographie  des  In-  und 

Auslands. 

Sämmtliche  Literatur ,  bei  der  keine  besondere  Jakreazalil  angegeben  ist,  ist  vom  Jahre  1881. 


I.   Medicinische  Physik  und  Chemie. 

Meteorologie, 

Broaardel,  P.,  u.  £.  Boutmy,  lieber  die  Reak- 
tionen der  Ptomaine  n.  einige  Bedingungen  ihrer  Bildung. 
Ann.  d'Hyg.  3.  S.  VI.  p.  9.  Juillet. 

Fredericq,  L.,  Ueber  das RotationsvermSgen  der 
Albuminoidsubstanzen  d.  Blntsernm  u.  ihre  Dosirung  durch 
Cirenrnpolarisation.     Gaz.  des  Hop.  115. 

Frey,  M.  v.,  u.  J.  v.  Kries,  Ueber  die  Mischung 
von  Spektralfarben.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  (physiol. 
Abth.)  3  u.  4.  p.  336. 

Gautier,  A.,  Ueber  die  von  den  Proteinsubstanzen 
sCbgeleiteten  Alkaloide.  Joum.  de  l'Anat.  et  de  la  Phy- 
siol. XVn.  6.  p.  333.  Sept—Oet. 

Gautier;  Zuber,  Ueber  die  bei  Faulung  der  Ei- 
weisssubstanzen  entstehenden  Alkaloide.  Gaz.  hebd.  2.  S. 
XVm.  30.  p.  483. 

Gerhardt,  Ueber  einige  GaUenfarbstoffsreaktio- 
nen.  Sitz.-Ber.  d.  physik.-med.  Ges.  zu  Würzbnig  2. 
p.  25. 

Gruber,  Max,  Zur  Titration  des  Harnstoffes. 
Ztschr.  f.  Biol.  XVII.  2.  p.  239. 

Heinrieh,  C. ,  Gevritter  u.  BUtzgefahr.  Gesund- 
heit VI.  16. 

Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  Chemie 
u.  verwandter  Theile  anderer  Wissenschaften.  Unter  Mit- 
wirkung 7on  A,  BomträgeTy  F,  Braune  A,  Breuer  etc. 
heransg.  von  F,  FitHca.  Für  1880.  1.  Heft.  Giessen. 
Ricker.   8.   480  S.     10  Mk. 

Kirk,  Robert,  Ueber  das  Schäumen  des  Harns 
u.  anderer  organ.  Flüssigkeiten.  Glasgow  med.  Joum. 
XVI.  4.  p.  266.  Oct. 

Kunkel,  Ueber  d.  Eisen  in  Blntextravasaten.  Ver- 
handl.  d.  physik.-med.  Ges.  in  Würzb.  N.  F.  XV.  3  u.  4. 
p.  LHI. 

Kunkel,  Ueber  das  Vorkommen  von  Eisen  im  Harn 
u.  in  melanot.  Tumoren.  Sitz.-Ber.  d.  physik.-med.  Ges. 
zu  Wfirzb.  5.  p.  69. 

Langer,  Ludw.,  Ueber  die  Zusammensetzung  des 
Menschenfettes  in  verschied.  Lebensaltem.  Sitz.-Ber.  d. 
k.  Akad.  d.Wiss.  zu  Wien,  math.-naturw.  Kl.  Bd.LXXXIV. 
Abtti.  3.  Juni.     (Jahrbb.  OXCI.  p.  113.) 

Loebisch,  W.  F.,  Anleitung  zur  Hara-Analyse. 
Sfit  besond.  Berücksichtigung  der  klin.  Medicin.  2.  Aufl. 
Wien.  Urban  n.  Schwarzenberg.  8:  XH  u.  449  S.  mit 
48  eingedr.  Holzschn.  u.  1  Taf.    9  Mk. 

Pinner, Ad  f.,  Repetitorium  der  organ.  Chemie. 
5.  Anfl«  Berlin.  Oppenheim.  8.  XVinu.353S.  61ifk. 
50  Pf. 

Salomon,  G.,  Zur  Physiologie  der Xanthinkorper. 
Arch.  f.  Anat.  n.  Physiol.  (physiol.  Abth.)  3  u.  4.  p.361. 

Salvioli,  Gaetano,  Die  gerinnbaren  Eiweiss- 
stoffe  im  Blatserum  u.  in  der  Lymphe  des  Hundes.  Arch. 
f.  Anat.  u.  Physiol.  (physiol.  Abth.)  3  u.  4.  p:  269. 

Schiaparelli.  Cesare,  u.  Giaeomo  Poroni, 
Ueber  einige  neue  Bestandtheile  des  menschl.  Harns. 
Aveh.  per  le  Sc.  med.  IV.  16.  p.  340. 


Schridde,  Paul,  Ueber  die  FtBr&rm^rcr'sohe  Me- 
thode des  Quecksilberaachweises  im  Harne.  Berl.  klin. 
Wchnschr.  XVIII.  34. 

Seegen,  J.,  u.  J.Nowak,  Zur  Frage  von  der 
Ausscheidung  gasfSrm.  Stickstoffs  ans  dem  Tbieric5rper. 
Arch.  f.  Physiol.  XXV.  9  u.  10.  p.  383. 

Weber,  Leonh. ,  Berichte  über  Blitzschläge  ii 
der  Prov.  Schleswig -Holstein.  2.  Folge.  Kiel.  Univ.- 
Buchh.  8.  76  S.  mit  1  Taf.  u.  1  Berichts-Formular.    2Mk. 

Wormley,  Theo.  G. ,  Quantitative  Bestimmaoff 
des  Harnstoffs  durch  alkalin.  Hypochloriteu.  Hypobromite. 
Amer.  Joum.  of  med.  Sc.  CLXQI.  p.  128.  Jnly. 

S.  a.  UI.  3.  Boehm,  Edlefsen,  Fano,  Man- 
delbanm,  Nencki,  Rollett, Schmiedeberg.  lY. 
Heyman.  V.  2.  Husemann,  Jaillet.  VII.  Falk- 
son.   Zillner.     VHI.  5.   Eichhorst.     IX.   M^hii. 

XIX.  1.  Mikroskope,  mikroskopische  Techfdk;  2.  Bod- 
cheron,  Renzi. 

n.   Botanik. 

Karsten,  H.,  Deutsche  Flora.  Phannacent.-med« 
Botanik.  Ein  Grandriss  der  systemat.  Botanik  zum  Selbst- 
studium. 2.-6.  Lief.  Berlin.  Spaeth.  8.  129—528  S. 
mit  eingedr.  Holzschn.     8  Mk. 

Kraus,  Greg. ,  Ueber  die  Waaservertheilung  in 
der  Pflanze.  HI.  Die  tägl.  Schwellungsperiode  der  Pflan- 
zen. (Abhandlgn.  d.  naturf.  Ges.  zu  Halle.)  Halle.  Nie- 
meyer.  4.   91  S.     8  Mk.     (I.— in.  10  Mk.) 

Loew,  0.,  u.  Th.  Bokorny,  Ueber  das  Abster- 
ben des  pflanzl.  Plasma  unter  verschied.  Bedingungen. 
Arch.  f.  Physiol.  XXVI.  1  u.  2.  p.  50. 

Luerssen,  Chr.,  Medidn.-pharmaceut.  Botanik. 
17.  u.  18.  Lief.  Leipzig.  Haessel.  8.  (2.  Bd.  S.  641- 
800)  mit  zahlr.  eingedr.  Holzschn.    je  2  Mk. 

Zimmermann,  A.,  Ueber  die  Einwirkung  des 
Lichtes  auf  d.  Marohantienthallus.  Verhandl.  d.  physik.- 
med.  Ges.  in  Würzb.  N.  F.  XV.  3  u.  4.  p.  247. 

S.  a.  m.  1.  Kunkel.  V.  1.  Fristedt;  2.  Hn- 
semann.  VIII.  11.  Püze  als  Ursache  von  I^mtkrank' 
heilen.  XIX.  2.  Pilze  als  Krankheitserreger  im  AÜge- 
meinen. 

m.  Anatomie  und  Physiologie. 

1)    Allgemeines;    Generaüo   aequivoca;    Paür 

Ontotogie* 

Flemming,  Walther,  Zur  Kenntniss  der  Zeile 
u.  ihrer  Lebenserscheinungen.    Arch.  f.  mikroek.  Anst 

XX.  1.  p.  1. 

Gaule,  J.,  Die  Beziehungen  der  Cytozoen (Wurm- 
chen)  zu  den  Zellkernen.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol. 
(physiol.  Abth.)  3  u.  4.  p.  297.  Vgl.  a.  Med.  Centr.-BI. 
XIX.  31. 

Jahresberichte  über  die  Fortschritte  der  Anato- 
mie u.  Physiologie,  herausgeg.  von  Fr.  Hofmann  o.  G. 
SchwaXbe.  9.  Bd.   Literatur  1880.    Leipzig.   F.  a  W. 


Medicinische  Bibliographie  des  In-  u.  Auslands. 


313 


Yogel.  gr.  8.  1.  Abth. :  Anatomie  u.  EntwioklnngB- 
^esehio&te.  IV  n.  4668.  —-  2.  Abth. :  Physiologie.  IV  n. 
521  S.    86  Mk. 

Knnkel,  A.  X,  Elektr.  üntersnchungen  an  pflanzl. 
B.  fhfer.  Gebilden.  Areh.  f.  Physlol.  XXT.  7  n.  8.  p.  342. 

Loew,  Oskar,  n.  Thomas  Bokorny,  Die 
ekeiD.  Unaehe  clee  Lebet»,  theoret.  n.  experimentell  nach- 
^ewiesen.  Mfinehen.  J.  A.  Finsterlein.  gr,  8.  69  S.  mit 
1  color.  Tafel.     2  Mk.     Vgl.  Jahrbb.  GXCI.  p.  114. 

Martin,  W.  A. ,  Znr  Kemitoiss  der  indirekten  Kern- 
theflong.     Viichow's  Arch.  LXXXYI.  1.  p.  67. 

Pfitaner,  Wilhelm,  Ueber  d.  feinem Ban  d.  bei 
der  Zelitheilong  auftretenden  ftidenfSrm.  Differenzimngen 
des  Zellkerns.     Morphol.  Jahrb.  YII.  2.  p.  289. 

Sanderson,  J.  Bnrdon,  Ueber d. Entdeckungen 
in  dem  letzten  halben  Jahrtanndeit  in  Bezog  anf  die  Be- 
wegung.   Med.  Times  and  Qaz.  Sept.  17. 

Sehmidt,  Gort,  Ueber  eigenthflml.,  ans  dem 
lünmerepitliel  hertorgehende  Gebilde.  Arch.  f.  mikrosk. 
Amt.  XX.  1.  p.  128. 

S.a.  m.  3.  Engelmann.  XIX.  1.  Mikroskopey 
mäarotkopuehe  Technik ,  VimekHon. 

2)  2ioologie;  vergleichende  Anatomie. 

Axelson,  Oskar,  Ueber  den  Ban  der  Extremit&- 
ten  bei  den  zwelzehigenFanlthieren.  Upsala  lftkaref5ren. 
f5rh.  Xyi.  2  och  3.  S.  122. 

Bergh,  R.  8.,  Def  Organismus  der Cilioflagellaten. 
Morphol.  Jahrb.  YII.  2.  p.  177. 

Bisehoff,  Th.v. ,  Die  3.  oder  untere  Stimwin- 
tag  u.  die  ismefe  obere  SoheitelbogenwinAnng  d.  Gorilla. 
Moiphol.  Jahrb.  Vn.  2.  p.  312. 

Brooks,  W.  K.,  Ueber  die  Entwicklung  der  ame- 
rHa.  Ansier.  Joom.  de  l'Anat.  et  de  la  Physiol.  XVII. 
6.  p.  427.  Sept.— Oct. 

Bubnof  f ,  N.4  Znr  Kenntniss  d.  knänelfSrm.  Haut- 
diSaen  d.  Katee  u.  ihrer  Veränderungen  wfthrend  ihrer 
TUMgkeit.     Arch.  f.  mikrosk.  Anat.  XX.  1.  p.  109. 

Bndge,  Albrecht,  Ueber  das  dem  2.  Blutkreis- 
hofe  entsprechende  Lymphgefässsystem  bei  Hühner- 
antttyon^n.     Med.  Oentr.-ßl.  XIX.  34. 

Denissenko,  Gabriel,  Ueber  den  Bau  u.  die 
Panktion  des  Kammes  (Pecten)  im  Auge  d.  Vogel.  Arch. 
f.  mikrosk.  Anat.  XIX.  4.  p.  733. 

Eek^r,  Alexander,  Die  Anatomie  des  Frosches. 
1  Abtheilnng :  N6rv^-  u.  Gtifässlehr^.  Mit  Beiträgen  von 
Prof.  R.  Wiedersheim,  Braünschweig.  Vieweg  u.  Sohn, 
gr.  8.  115  S.  mit  1  Taf.  n.  eingedr.  Hoheschti.  9  Mk. 
(I  u.  2.  18  Mk.  60  Pf.) 

fihrmann,  Salom.,  Ueber ll^ftrvenendigniigen  in 
des  Pigmenlaellen  der  Froschhant.  nPbysiol.  Institut  d. 
Wien«  Uiälrenitit^*'  (Stta.-Ber.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss.) 
Wien.  OtateUtM  Bohn.  Lex.-8.  6  8.  mit  1  Tafel.    40  Pf. 

F  r  a  i  8  S  6 ,  UUfstft  ZSbne  bei  V6geln.  Verhandl.  d. 
lAiyBik.-tt«ift.  Ges.  hl  Wttnb.  K.  F.  XV.  3  u.  4.  p.  m. 

Horyath,  Alexit,  a)  Utbet  die  RespIratleD  der 
WistSlfB«Ailift)r.  —  b)  ElBfl.  yerstohied.  Temperataren  auf 
£e  Wlaten^lälti».  Verhandl.  d.  pfayslk.-med.  Ges.  in 
Wflnk  N.  Fi  XV«  3  n.  4.  p.  177.  187. 

Jvnes,  T.  Whairton,  Ueber  LymiAhersen  u.  die 
Bne&^nuBgen  M  def  ProfitUsiOtt  der  Lymphe  von  dens. 
au  hl  die  Venen.  Amer.  J\Mfra.  of  med.  Sc.  OLXni. 
h  79.  Jn^. 

Jonrdain,S.»  Ueber  die  Borstenhaare  der  Innern 
Antenne  derCrustaceen,  mit  Bemerkungen  üb.  die  sogen. 
Hiechkaare.  Joam.  de  l'Anat.  et  de  Ui  Physiol.  XVU.  5. 
P.  492.  Sept^-Oet. 

Kerbet t,  C,  Beitrag  znf  Kenntniss  der  Tremato- 
den.    Arch.  f.  mikrosk.  Anat.  XtX.  4.  p.  680. 

Kern,  Tbdr. ,  Ueber  die  Bettieillgnng  der  Milz  u. 
i»  beohemsarks  an  der  Bildung  rotkiec  Bkrtkörperehen 

IM.  iahrbb.  Bdi  19U  Uft.^ 


bei  Vdgehi.  Inaug.-Diss.    Königsberg.  Beyer.  8.  31  S. 
IMk. 

M6gnin,  P. ,  Ueber  die  Entwicklung  d.  Tricuspi- 
daria  oder  d.  Trioenophorus  nodulosus.  Jonru.  de  l'Anat. 
et  de  la  Physiol.  XVII.  6.  p.  419.  Sept.— Oct. 

Miesch er- Rusch,  Ueber  das  Leben  des  Bhein- 
lachses  im  Süsswasser.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  (ana- 
tom.  Abth.)  3  u.  4.  p.  193. 

Monakow,  C.v.,  Ueber  einige  durch  Exstirpation 
circumscripter  Hlmrindenregionen  bedingte  Entwicklungs- 
hemmungen des  Kaninchengehims.  Arch.  f.  Psychiatrie  u. 
Neryenkrankh.  XII.  1.  p.  141. 

Parona,  Corrado,  Ueber  die  Bedeutung  der 
Prothistologie  u.  der  Helminthologie  ffir  das  Studium  der 
med.  Zoologie.     Gazz.  Lomb.  8.  S.  III.  28.  29. 

Pierret,  A.,  n.  J.  Henaut,  Ueber  die  perilobu- 
laren Lymphsäcke  in  der  Ochsenlunge.  Arch.  de  Physiol. 
2.  8.  Vm.  6.  p.  672.  Sept.— Oct. 

Planteau,  H. ,  Ueber  die  Utemsschleimhaut  bei 
einigen  Thieren.  Jonm.  de  TAnat.  et  de  la  Physiol.  XVII. 
4.  p.  263.  JuiUet— Aoüt. 

Riebet,  Charles,  Ueber  die  Bewegungen  der 
Frösche  nach  elektr.  Reizong.  Arch.  de  Physiol.  2.  S. 
Vni.  6.  p.  823.  Sept.— Oct. 

Rubner,  Max,  Ueber  den  Stoffyerbrauch  im 
hungernden  Pflanzenfresser.  Ztschr.  f.  Biol.  XVII.  2. 
p.  214. 

Sch6bl,Jos. ,  Ueber  die  BlntgeAsse  des  oerebro- 
spinalen  Nervensystems  der  Urodelen.  Arch.  f.  mikrosk. 
Anat.  XX.  1.  p.  87. 

Strahl,  H. ,  Ueber  die  Entwicklung  d.  Canalis 
myelo-entericus  u.  d.  Allantois  d.  Eidechse.  Arch.  f. 
Anat.  u.  Physiol.  (anatom.  Abth.)  3  u.  4.  p.  122. 

Vignal,  W.,  Ueber  die  Ganglien  des  Herzens  bei 
den  Wirbelthleren.  Arch.  de  Physiol.  2.  8.  VUI.  6. 
p.  694.  Sept.— Oct. 

Virchow,  Hans,  Ueber  die  GefSsee  der  Chorioi- 
dea  des  Kaninchens.  (Verhandl.  d.  physik.-med.  Ges.  zu 
Wfirzburg.)     Würzburg.  Stahel.  8.  248.     IMk.  60  Pf. 

Wiedersheim,  R.,  Ueber  das  Becken  der  Fische. 
Morphol.  Jahrb.  VU.  2.  p.  326. 

8.  a.  in.  3.  Langenbacher.  vm.  9.  a.  u.  11. 
ihierische  Parasiten, 

3)  Anatomie  u,  Physiologie  des  Menschen.  — 
Anthropologie,  —  Ethnologie, 

Alt  mann,  R. ,  Zur  histolog.  Technik,  insbesond. 
mit  Rücksicht  auf  Embryologie.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol. 
(anatom.  Abth.)  3  u.  4.  p.  219. 

Andriani,  Giovanni,  u.  Alberto  Solaro, 
tleber  d.  psychomotor.  u.  sensor.  Centren.  II  Movimento 
med.-chir.  Xm.  7  e  8.  p.  428. 

Bar^ty,  Ueber  d.  physikal.  Eigenschaften  strah- 
lender Nervenkraft  (Force  neurique  rayonnante),  gewohnl. 
thierisoher  Magnetismus  genannt.    Gaz.  de  Par.  36—39. 

Belfield,  William  J.,  Zur  Kenntniss  d.  Mor- 
gagni'schra  Lakunen  in  d.  Harnröhre.  Wien.  med.  Wo- 
chensohr.  XXXI.  31. 

Bianchi,  Leonardo,  Ueber  die  Bedeutung  der 
elektr.  Erregung  d.  motor.  Zone  d.  Hhmrinde.  Brain  IV. 
p.  233.  [Nr.  XIV.]  Jnly.  (Auszug,  mitgeflieUt  von  G,  Ra- 
bagUoH.) 

Biedermann,  Wilh. ,  Bdtr&ge  zurallgem.  Ner- 
ven- u.  Muskel-Physiologie.  (Physiolog.  Instit.  zu  Prag. 
7.  Mitth.)  Ueber  die  durch  ehem.  Veränderung  d.  Nerven- 
substanz bewirkten  Veränderungen  d.  polaren  Erregung 
durch  d.  elektr.  Strom.  (Sltz.-Ber.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss.) 
Wien.  Gerold's  Sohn.  Lex.-8.  62  8.    2  Mk. 

Biasozero,  G.,  n.  A.  A.  Torre,  Ueber  d.  Ent- 
wicklung d.  Blutkörperchen.  Arch.  per  le  Sc.  med.  IV. 
18.  p.  388. 

40 


314 


Hediciniflche  Bibliographie  des  In-  n.  Aufllaads. 


Bizzozero,  G. ,  n.  G.  Salyioli,  lieber  die  Be- 
ziehnng  d.  Milz  zur  Blotbildnng.  Arch.  per  le  Sc.  med. 
IV.  2.  p.  49. 

Blut,  physiol.  Verhalten  s.  a.  I.  Fridericq,  Salvioli. 
ni.  2.  Korn  /  3.  Bizzozero j  FonOy  Foä,  Hayem,  Johnstone, 
Renaut^  Robin,  Rollett,  Saarbach. 

Boehm,  R. ,  Ueber  d.  Verhalten  d.  Glykogen  im 
Mnskel  bei  d.  Todtenstarre.  Arch.  f.  Physiol.  XXV.  7  n. 
8.  p.  381. 

Breesnee,  T.,  Ueber  d.  Entstehmig  d.  Herztöne. 
Weekbl.  van  het  Nederl.  TUdachr.  voor  Geneesk.  27. 

Brnnton,  T.  Lander,  Ueber  Struktur  u.  Funk- 
tionen d.  Niere.    Practitioner  XXVII.  2.  p.  100.  Aug. 

Bubnoff,  N«,  u.  R.  Heidenhain,  Ueber  Erre- 
gnngs-  u.  HemmnngBYorgänge  innerhalb  d.  motor.  Hirn- 
centren.     Arch.  f.  Physiol.  XXVI.  3  u.  4.  p.  137. 

Burkhardt,  G. ,  Die  Mikrotomie  d.  frischen  Ge- 
hirns.   Med.  Centr.-Bl.  XIX.  29. 

Cazeneuve,  P.,  u.  R.  L6plne,  Ueber  d.  Ab- 
sorption d.  Blasensohleimhaut.  Gaz.  des  Hdp.  111.  — 
Gaz.  de  Par.  38.  p.  636. 

Ohabry ,  L.,  Ueber  d.  Bewegung  d. Rippen  u.  des 
Stemum.  Joum.  de  l'Anat.  et  de  la  Physiol.  XVU.  4. 
p.  301.  Juillet— Aoüt. 

Daily,  Ueber  d.  method.  Uebnng  d. Respiration  in 
ihren  Bezieh,  zur  Ausbildung  d.  Thorax  u.  zur  allgem. 
Gesundheit.    BnlL  de  Thor.  CI.  p.  197.  Sept.  16. 

Drasch,  Otto,  Zur  Frage  d.  Regeneration  des 
Trachealepithels,  mit  Rücksicht  auf  d.  Karyokines«  u.  d. 
Bedeutung  d.  Becherzellen.  (Sitz. -Ber.  d.  k.  Akad.  d. 
Wiss.)    Wien.   Gerold's  Sohn.  Lex.-8.   32  S.    1  Mk. 

Edlefsen,G.  Ueber  d.  Verhältniss  d.  Phosphor- 
saure zum  Stickstoff  im  Harne.  Deutsches  Arch.  f.  klln. 
Med.  XXIX.  6  u.  6.  p.  409. 

Engelmann,  Th.  W.,  Ueber  d.  faserigen  Bau 
d.  contraktilen  Substanzen,  mit  besond.  Ber&cksichtigung 
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XVm.  29.  31. 

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in  d.  Gruralyenen  u.  über  d.  Vorkommen  von  Klappen  in 
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u.  206  S.  mit  eingedr.  Holzschn. 

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d.  Menschen.  Würzburg.  Stahel.  8.  24  S.  3  Bik.  Vgl 
Verh.  d.  pli^ysik.-med.  Ges.  zu  Würzburg.  N.  F.  XVI.  1. 

Krause,  Carl  Frdr.  Thdr.,  Handb. d. menseU. 
Anatomie.  3.  Aufl.  Nachtrüge  zum  1.  Bde.  d.  Handbnebee. 
A.  u.  d.  T. :  Nachtrage  zur  allgem.  n.  mikroskop.  Ansto« 
mie  von  Prof.  W»  Krame,  Hannover.  Hahn.  8.  VIH 
u.  170  S.  mit  81  eingedr.  Holzschn.  u.  1  TafeL  3  Mk. 
(Das  ganze  Werk  mit  Nachträgen  47  Mk.) 

Kunkel,  Ueber  Albuminurie  bei  gesunden  Nieren. 
Sitz.-Ber.  d.  physik.-med.  Ges.  zu  Wfirzb.  6.  p.  71. 

Landois,L. ,  Lehrbueh  d.  Physiologie  des  Meo- 
sohen,  einschliessl.  d.  Histologie  u.  mikroskop.  Anatomie. 
Wien  u.  Leipzig.  Urban  n.  Sohwarsenberg.  8.  XVIH  o« 
1030  S.  mit  eingedr.  Holzschn.    10  Mk. 

Langen  back  er,  L.,  Zur  Kenntniss  d.  WoIfPsefa« 
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weise  nach  Versuchen  von  Q,  Siebert.)    Areh.  f.  Anst  n.  ! 
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Langer,  Ludw.,    Ueber^ d.  ehem.  ZoBanunea-  | 
setaung  d.  Menstdienfettes  in  verschied.  Lebensalten. 
(Aus  d.  ehem.  Laboratorium  d.  Prof.  E.  Tjudwig  in  Wifli.) 

J 


Mediciniflche  Bibliographie  des  In-  u.  Aufilands. 


315 


(eBtz.-Ber.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss.)  Wien.  Gerold's  Sohn. 
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b)  Ueber  d.  Oxydation  d.  Benzol  mittels  Ozon  n.  d.  Ozy- 
datkmeo  im  Oiganismns.  Arch.  per  le  Sc.  med.  IV.  14. 
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Seliger,  Paul,  Die  Resorptionsfähigkeit  d.  todten 
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Stefan!,  A. ,  Zur  Physiologie  d.  Kleinhirns  u.  der 
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Stöhr,  Ph. ,  Ueber  d.  Wirbeltheorie  d.  Schädels. 
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Valentin,  G. ,  a)  Verfahren  zur  Naohweisung  des 
Einflusses  eines  bestand.  Stromes  auf  d.  Wirkongen  einer 
benachbarten  elektr.  erregten  Nervenstrecke.  —  b)  Ueber 
d.  Beschleunigungswerthe  d.  Verkürznngsganges  d.  Mus- 
keln.    Ztschr.  f.  Blol.  XVn.  2.  p.  138.  157. 

Welcker,  Hermann,  Die  neue  anatom.  Anstalt 
zu  Halle  durch  einen  Vortrag  über  Wirbelsäule  u.  Becken 
eingeweiht.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  (anatom.  Abth.) 
3  u.  4.  p.  161. 

Wiener,  Zor  Physiologie  d.  fötalen  Niere.  Bresl. 
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Wilde,  Percy  R. ,  Ueber  (physiol.)  unwillkürl. 
Bewegungen  d.  Hand.  Edlnb.  med.  Joum.  XXVH.  p.  289. 
[Nr.  316.]  Oct. 

Zuckerkandl,  E.,  Ueber d. Anastomosen d.Venae 
pulmonales  mit  den  Bronchialvenen-  u.  mit  dem  mediasti- 
nalen  Venennetze.  (Sitz. -Ber.  d.  k.  Akad.  d.  WIbb.) 
Wien.   Gerold's  Sohn.   Lex.-8.    43  8.  mit  4Taf.    3  Mk. 

8.  a.  in.  1.  Kunkel;  2.  Bischoff,  Monakow, 
Vignal. 

Vgl.  a.  I.  Physiologische  Chemie,  in.  2.  Entwick- 
hmgS'OescMehte,  V.  2.  u.  VH.  Physiolog.  Wirkung  ein- 
zelner Arzneisubstanzen  u.  Gifte,  VEGE.  2.  a.  Pathologische 
Beobachtungen  in  Bezug  auf  die  LokaUsaHon  d.  Funktio- 
nen d.  Oehtms. 

Die  Anatomie  u.  Physiologie  der  toeibl.  Sexualorgane, 
des  Seh'  u.  Oehör- Organs,  des  Zahnsystems  s.  IX.  X. 
xm.  XIV.  1.  XV.  Ueber  Missgeburten  s.  a.  XVHI. 

4)  Missbildungen  und  angebome  Bildungs- 

Varietäten* 

BernouUi,  Daniel,  Ueber  angeb.  Ifissbildangen 
d.  Schlnndftirchen  u.  die  verwandten  Missbüdungen  der 
Kiemenbogen.     Schweiz.  Corr.-Bl.  XI.  17.  p.  551. 

Blodgett,  A.  W.,  Foetns  dloephalus  hydrocepha- 
lus  anencephalns  microcephalus.  Boston  med.  and  surg. 
Joum.  CV.  9.  p.  194.  Sept.' 

B  r  a  u  n ,  M. ,  Schwanzbildung  b.  einem  Erwachsenen. 
Petersb.  med.  Wchnschr.  VI.  35. 

Bruggisser,  Zwillingsmissbildong  (Diprosopus). 
Schweiz.  Gorr.-Bl.  XI.  18.  p.  591. 

Durselen,  Asymmetrie  d.  Gtohims.    Presse  med. 

xxxm.  30. 


316 


Kedioiiiiache  Bibliognqihie  des  In-  n.  AndancU. 


ForsBberg,  Edvard,  Ueber  einige  aogeb.  BÜss- 
bildangen  d.  Urogenitalapparates.  HygieaXLin.  2.  S.  81. 

FrüB,  Hemmongsbildang  der  Urogenitalorgane. 
Ugeskr.  f.  Läger  4.  B.  IV.  12. 

Graber,  Wenzel,  Anatom.  Noüxen:  Ueber  d. 
sehen  congenital  anftretende  Commnnikation  d.  nntem 
Badio-UlnargelenkB  mit  d.  Badio-Carpalgelenke.  —  Mnsc. 
nlnariB  ext.  brevis  b.  Menschen.  —  Ueber  d.  Areas  ten- 
dineas  piso-hamatas  o.  dessen  Sabstitaten,  d.  M.  piso- 
hamatas.  —  Yollstand.  Mangel  d.  M.  tensor  faseiae  latae 
b.  Menschen.  —  Der  N.  radio-cataneas  als  8abstitat  d. 
N.  nlnaris  am  Kücken  d.  Hand  a.  d.  Finger.  —  Dnrch  d. 
Theilongswinkel  d.  Art.  brachialis  tretende  Ansa  reoarrens 
zwischen  d.  N.  moseolo  -  cntaneas  bracUi  a.  d.  Nenras 
medianns  b.  Menschen.  —  Abgang  d.  Ramus  yolaris  digi- 
toram  oommnnis  in.  d.  N.  medianns  in  yersohied.  Höhe 
am  Unterarme.  —  Vorkommen  einer  Zwisehennieren- 
arterie.  —  Dnplicitat  d.  V.  cava  saperior  mit  2  transver- 
salen Commnnikationsasten  u.  2  W.  azygae.  Vircbow's 
Arch.  LXXXVI.  1.  p.  1.  15.  19.  26.  27.  29.  33.  35.  38. 

Hamilton,  Edward,  Angebome  Deformität  d. 
Oberlippe.  Dabl.  Jonm.  LXXU.  p.  1.  [3.  S.  Nr.  115.] 
Jaly. 

Krause,  W«,  Zar  Asymmetrie  d.  Schädels.  Vir- 
ohow's  Arch.  LXXXV.  2.  p.  226. 

Levy,  Sigfred,  Zar  Genese  einiger  angeb.  De- 
formitäten.   Ugeskr.  f.  Läger  4.  R.  HI.  28. 

Macleod,  W.A.,  IGssbildang  an  Fingern  a.  Zehen. 
Brit.  med.  Jonm.  Jaly  30.  p.  159. 

V.  Binecker,  Fall  von  MikrocephaUe.  Verhandl. 
d.  physik.-med.  Ges.  in  Wfirzb.  N.  F.  XV.  3  n.  4.  p.  XI. 
Vgl.  a.  Sitz.-Ber.  6.  p.  86. 

Sangalli,  Ueber  d.  angebomen  a.  erworbenen 
StSrangen  b.  Ifangel  einer  Niere.  Gazz.  Lomb.  8.  S. 
m.  30.  p.  298. 

Schnohardt,  Eigenthüml. Lnngenanomalie.  Bresl. 
ärztl.  Ztsohr.  HI.  14.  p.  163. 

Spitzka,£.  C,  Ueber  einen  Fall  vonMlkrocepha- 
los.    New  York  med.  Becord  XX.  2 ;  Jaly.  p.  48. 

Zaokerkandl,  E.,  Ueber  ein  abnormes  Verhalten 
d.  Zangenschlagadern.  Wien.  med.Wchnschr.  XXXIX.  29. 

S.  a.  XII.  2.  Santesson. 

Ueber    angebome  Bildungsfehler    emzebier  Organe 

s.  vm.  2.  a.  vra.  4.  vra.  5.  vin.  8.  rx.  x.  xn.  4. 
xn.  5.  xn.  9.  xn.  10.  xni.  xiv.  xv.  xvi. 

IV.   Hygieine ;  Diätetik ;  Sanitftts- 

polizei. 

Prüfimg  der  Nahrungamittel  u.  Verfähchtmgen 
derselben;  Desinfektion. 

Adloff,  Lnftvergiftangdarch Fabrikgase.  VJhrsehr. 
f.  gerichtl.  Med.  N.  F.  XXV.  1.  p.  127.  Joli. 

A 1  e  X  i ,  Zar  Ueberbürdang  d.  Jagend  aaf  d.  Schalen. 
Dentsohe  Vjhrsohr.  f.  5ff.  Geshpfl.  Xni.  3.  p.  407. 

Ballard,  Ed.,  Erkrankangen  dnrdi  Schweine- 
fleisch.   Praotitioner  XXVn.  3.  p.  231.  Sept. 

Bernatz,  Ueber  Erkrankang  d.  Porzellanarbeiter. 
Gaz.  des  HÖp.  107. 

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sohweig  vom  hyglein. -Statist.  Standpnnkte  aas  betrachtet. 
Deatsche  Vjhrsohr.  f.  öfT.  Geshpfl.  XHI.  3.  p.  417. 

Brash ,  E.  F.,  Ueber  Milch.  New  York  med.  Re- 
cord  XX.  6 ;  Aag. 

B  a  g  6 1 ,  E  d  m. ,  Die  hygieinische  Bedeatg.  des  Trink- 
wassers mit  bes.  Berfioksichtigang  der  Brunnenwässer  a.  d. 
Gesandheitsverhältnisse  d.  Stadt  Pressbaig,  oder  ben5- 
thigen  wir  einer  Wasserleitung?  Pressbarg.  Heckenasf  s 
Nachfolger.   8.   60  S.     1  Mk. 

Caspary,  N. ,  Die  Trinkwasserfrage  im  Allgemei- 
nen n.  in  R&cksicht  aaf  die  Trinkwasser-Verhältnisse  d. 
Stadt  Düren.    Doren.  Hamel.  8.  85  S.    1  Mk. 


Diehl,  Georg,  Einwirkung  d.  MetaUstanbe«  Mf 
d.  Bronzearbeiter.    Gesandheit  VI.  15. 

Edis,  Arthur  W. ,  Beisevorsohriften  f.  Kinder. 
Brit.  med.  Jonm.  July  30. 

Eulenberg,  Ueber  d.  Einwirkung  d.  Säuren  auf 
bleihaltige  ZinngeiSsse.  Vjhrsohr.  f.  gerichtl.  Med.  N.F. 
XXXV.  2.  p.  277.  Oct. 

Fahre,  Paul,  Ueber  Desinfektion  von  Wohnräo- 
men  mittels  schwefliger  Säure.    Gaz.  de  Par.  31. 

Fahre,  Paul,  Ueber  Vorkehrungen  gegen  bSse 
Wetter  (Grisou)  in  Beigwerken.    Gas.  de  Par.  35. 

Girard,  Ch. ,  Ueber  Gipsen  d^s  Weins.  Ano. 
d'Hyg.  3.  S.  VI.  p.  5.  JuiUet. 

Godefroy,A.,  Beweglicher  Ofen.  Bevne  d'Hyg. 
m.  7.  p.  554.  Juillet. 

Gross,  K.  H.,  Die  rechtsschiefe  Sehreibweise  ik 
Hanptursache  d.  Skoliose  u.  d.  Myopie.  Wfirtemb.  Gorr.- 
Bl.  U.  29. 

Hart,  Ernest,  Ueber  d.  Einfl.  d.  Blileh  auf  d. 
Verbreitung  von  zymot.  Krankheiten.  Wien.  med.  Prease 
XXn.  36. 

Hersoher,  Apparate  zur  Desinfektion  mittels  Hliie. 
Ann.  d'Hyg.  3.  S.  VI.  p.  159.  Aoüt.  Vgl.  a.  Bevae 
d'Hyg.  ni.  7.  8.  p.  585.  665.  JuiUet,  Aoftt. 

Hesse,  Walter,  Zur  Wohnnngshyg^eüie.  Viertel- 
jahrschr.  f.  gerichtl. Med.  N.F.  XXXV.  1.2.  p. 138. 344. 
Juli,  Oct. 

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Luft  in  d.  Schulen.  Ann.  d'Hyg.  3.  S.  VI.  3.  4.  p.  207. 
323.  Sept.,  Oct. 

Houz^  de  TAulnoit,  Ueber  d.  Abrahmen  d. 
Milch  und  dessen  Nachtheile  in  Bezog  auf  d.  kfinstl.  Er- 
nährang  d.  Kinder.   Ann.  d'Hyg.  3.  S.  VI.  p.  78.  Juillst. 

Hfinieken,  IHe Krankheiten  d.  JuteCabrikarbelter. 
Berl.  kün.  Wchnsohr.  XYlli.  35. 

Lagneau,  Gustave,  Ueber  Tabakmlssbraneh. 
Ann.  d'Hyg.  3.  S.  VI.  p.  41.  Juillet. 

Liebig,  H.  v. ,  Condensirte  mich  n.  ihre  Anwen- 
dung.   Bayr.  ärzü.  Intell.-Bl.  XXVXH.  82. 

Linroth,  Klas,  Ueber  d.  Verhalten  d.  Wissen 
in  nnsem  Kleldem.    Ztsohr.  f.  Bk>l.  XVn.  2.  p.  184. 

Lissauer,  Ueber  d.  Eindringen  von  KanalguMiii 
d.  Wohnräume.  Deutsche  VJhrsehr.  f.  öff.  Greshpfl.  XDI. 
3.  p.  341. 

Lochner,  Der  Sehwabaoher  Federbaitor  cor  Bs- 
seitigung  d.  krummen  Haltung  b.  Schreiben.  Bayr.  änti. 
InteU.-Bl.  XXVin.  33. 

Methode,  leicht  ausfChrbaie,  smr  UntorsaohMg  d. 
Genusswasaers  v.  J.  1876.  2.  Anfl.  Wien.  Hof-  n. 
Staatsdr.  8.   75  S.    60  Pf. 

Möller,  Stiefel  mit  Ventilailonsapparat  gegen  Fnn- 
schweiss.    Ugeskr.  f.  Läger  4.  B.  IV.  16. 

Munk,  Immanuel,  Ueber.  d.  Sekßrjfnehe  oon- 
servirte  lUllch.    Deutsche  med.  Wchnschr.  vn.  36. 

Nachtarbeit  b.  d.  Bäckern.  Norsk.  Mag.  3.B. 
XI.  7.  Forh.  S.  104. 

Nahrungsversorgung  in  London.  Lanoet  H. 
15 ;  Oct. 

Nowak,  Josef,  Der  Banch  in  gesundheitl.  Be- 
ziehung.   Wien.  med.  Wchnachr.  XXXI.  98. 

Fabst,  J.  A.,  Die  Fälschungen  d.  Milch  in  Paris. 
Ann.  d'Hyg.  3.  S.  VI.  p.  56.  Juillet. 

Petersen,  0.,  Ueber  d.  Desinfektion  in  d.  Hospi' 
tälem.    Petersb.  med.  Wchnsohr.  VI.  27.  28. 

Pflfiger  u.  Stütsle,  Hafermehl  ala  Kiadeniit- 
rungsmittel.    Wfirtemb.  Corr.-Bl.  LI.  24. 

Poincar^,  Ueber  d.  hygioskop.  Eigenaohaften  d. 
Baumaterialien.    Ann.  d!Hyg.  3.  S,  VL  p.  36.  Juillet. 

Bawlinson,  Robert,  Ueber  d.  Verbesserong d. 
Gesundheitszustands  d.  Stadt  Dublin.  Mitgetbeilt  von 
E.  Wiebe.  Deutsche  VJhrsehr.  f.  5«.  G«0hpfl.  XIH.  '• 
p.  395. 

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Konstwerkstellea.  Ann.  d'Hyg.  3.  S.  VI.  p.  18.  97. 
Juillet,  Aoüt. 


HedloiniBche  Bibliographie  des  In-  u.  Aadands. 


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durch  d.  KanaUsation  d.  Stadt  Erfurt.  VJhrschr.  f.  ge- 
riehü.  Med.  N.  F.  XXV.  1.  p.  165.  JnU. 

B  0 1 0  f  f ,  lieber  amerikan.  FleiBchconserveu .  Deut- 
Kbe  med.  Wchnsohr.  VII.  29.  30. 

Bosenthal,  J. ,  Vergleichiiiig  d.  Wirknogen  von 
Bier  u.  Branntwein.    Geeondheit  VI.  13. 

S  eb  n  b  e  r  t ,  Zar  ScbnlbankArage.  Bayr.  ärztl.  Intell.- 
Bl.  XXVni.  37. 

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Liiftdraeks  b.  Tnnnelbaaten.  New  York  med.  Record 
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Strohmer,  F.,  MilohoonBenren.  Wien.  med. 
Fresse  XXII.  39.  p.  123T. 

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Al^csbuiy.     Ann.  d'Hyg.  3.  S.  VI.  4.  p.  352.  Oct. 

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d'Hyg.  3.  S.  VI.  p.  160.  Aoöt.  —  Eevue  d'Hyg.  III.  7. 
p.  600.  Julllet. 

Versammlung  d.  deutschen  Ver.  f.  dffentl.  Ge- 
suBdheitspfl.  in  Wien.  Wien.  med.  Wchnschr.  XXXI. 
39.  39.  —  Wien.  med.  Presse  XXII.  38.  39.  —  Deutsche 
med.  Wchnschr.  VII.  39.  40.  41. 

V  i  d  a  1 ,  Ueber  Vorkebrungsmaassregehi  gegen  Ver- 
filsehung  d.  Nahrungsmittel.  Rerue  d'Hyg.  III.  8.  p.  674. 
AoAt. 

Wiel,  Josef,  Diätet.  Kochbuch  f.  Gesunde  u. 
Kruke ,  mit  besond.  Bücksicht  auf  d.  Tisch  f.  Magen- 
knake.  5.  Aufl.  Freiburg  i.  Br.  Fr.  Wagner'scheBuchh. 
8.  XX  u.  276  S.  mit  5  Holzschnitten. 

Zuber,  C. ,  Ueber  d.  Schleussengerüche  u.  ihren 
Einfl.  auf  d.  dffentl.  Gesundheit.  Revue  d'Hyg.  III.  8. 
p.  648.  Aoüt. 

S.a.  III.  3.  Daily.  Vm.  3.  c.  Creighton;  3.  d. 
Dane  an.  XVIl.  1.  Baer,  Gewerbekrardcheiteny  Nah- 
rmgmittel,  Vidal.     XIX.  2.  Vacber;  4.  Merbach. 

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fiage  der  Pbarmacie.  Leipzig.  0.  Wigand.  8.  XIV  n. 
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Tegi-Expedition  gesammelten  Heilpflanzen.  Upsala  lä- 
kareforen.  f&rh.  XVL  4.  S.  291. 

Godeffroy,  Rieh.,  Compenditim  d.  Pbarmacie . 
Chem.-pharmacent.  Präparatenkunde,  uiit  Berücksich- 
tigiuig  d.  Pharmaoopoea  austriaca,  hungarica,  germanica 
B.  d.  Ssterr.  IGlitär-Pharmakopoe ,  nebst  Sammlung  d. 
widatigstenApotkeker-Gesetze.  Wien.  Perles.  8.  1098  S. 
25  Mk. 

Hager,  Herm. ,  Handbuch  d.  pharmaceut.  Praxis, 
Ei^hisungsbaad.  3.-6.  Lfg.  Berlin.  Springer.  8. 
S.  225—672  mit  aahlr.  eingedr.  Holzsohn.     6  Mk. 

Pkarmacopoea Germanica,  Revision.  Bresl. 
inU.  Ztschr.  UI.  18. 

Sandahl,  O. ,  Ueber  flussige  Extrakte.  Hygiea 
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Schnetzler,  K.,  u.  Frz.Neumann,  Diemedic. 
Geheimmittel,  ihr  Wesen  u.  ihre  Bedeutung.  Karlsruhe. 
BielefeU.   8.   VIO  u.  96  S.     1  Mk.  20  Pf. 

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itt  med.  u.  Pharmakologie  auf  d.  Internat,  med.  Congress 
in  London.  Weekbl.  van  het  Nederl.  Ttjdsohr.  voor 
Geseesk.  38» 

8.  a.  n.  LueiBsen.  VH.  Valiin.  XVH.  1. 
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p.  236.) 

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nolin.    Prag.  med.  Wchnschr.  VI.  28. 

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p.  11.  July. 

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von  Borax.    Lancet  II.  13 ;  Sept. 

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Psoriasis.  Tidsskr.  f.  prakt.  Med.  16.  (Jahrbb.  CXCI. 
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peut. Gaz.  N.  S.  II.  9.  p.  326.  Sept. 

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in  Codein  u.  in  homologe  Basen.  Joum.  de  TAnat.  et 
de  la  Physiol.  XVH.  4.  p.  329.  Juillet— Aoüt. 

Gueterbock,  Paul,   Zur  Anwendung  d.  Jodo- 
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wendung. Mitth.  d.  Ver.  d.  Aerzte  in  Nieder-Oesterr. 
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Therapeut.  Gaz.  N.  S.  II.  9.  p.  321.  Sept. 

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Wirkung  von  Cascara  Sagraia.  Therapeut.  Gaz.  N.  S. 
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dolei;  6.  Kaue;  8.  Atkinson;  9.  a.  Folines, 
Frazer,  Zesas;  9.  b.  Du  Castel.  IX.  Gu^nesn. 
X.  Campbell,  Coleman,  Dolan,  Harris,  Loe- 
venich,  Martin,  Morra,  Oeffinger.  XII.  1. 
Bird,  Dombrowski,  Fischer,  Kocher,  Mer- 
kel; 5.  Happel;  6.  Smith;  8.  Gussenbauer; 
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von  Dr.  Brock.  Berlin.  G.  Reimer.  8.  lY  u.  92  S. 
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berichte. 

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üAer  Krebs  in  einzelnen  Organen  s.  YIII.  2.  a ;  4 ; 
5 ;  6 ;  7 ;  8 ;  0 ;  —  Krebs  der  weiblichen  Genitalien  b,  IX. 
X.  —  Krebsgeschwülste  vom  Chirurg,  Standpunkte  8.  XII. 
3;  4;  6;  8 ;  9.  —  Krebs  des  Sehorgans  s.  XIII.  —  Ueber 
hösaräge  Geschwülste  im  Allgemeinen  b.  XIX.  2. 

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Tuberkulöse  Meningitis  y  TüberktU.  Geschwülste  im 
Gekim  s.  VUI.  2.  a ;  Lungenr  ti.  Kehlkopf-Phthise  s.  VUI. 
5 ;  Knochen-Gelenkaffektionen  bei  Tuberkulösen  s.  XII.  8 ; 
Tuberhdose  bei  Thieren  s.  XVIU. 

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Webber;  2.  c.  8tnrges;  2.  d.  Löwenfeld;  5. 
Fiedler,  Gerhardt;  6.  Cayla,  Pollock;  7. 
Drummond;  8.  Gull,  Harvey,  Heitier.  XII.  5. 
Aneurysmabüdung y  Bryant;  7.  a.  Beule y.  XIll. 
Haase,  Hunter,  Michel.    XTV.  1.  Herzog. 

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Watson.  XU.  2,  Krishaber;  3.  MaUcot.  XH".!. 
Bück. 

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dau, Warren.  XU.  9.  Brossard.  XIU.  Ram- 
poldi. 

Affektionen  mit  abnormer  Beschaffenheit  des  Harns 
s.  VIU.  3.  a.  —  Affektion  d,  Nieren  o,  akuten  Exanthe- 
men s.  VIU.  9.  —  Erkrankungen  der  Harnblase  u,  davon 
abhängige  Störung  d,  Hamentieervngt  Erkrankungen  des 
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Sabarth,  F.,  Ueber  d.  Einleitung  d.  künstl. Früh- 
geburt bei  Beckenenge.  Bresl.  ärztl.  Ztschr.  III.  16. 
17.  18. 

Saenger,  M.,  Ueber  d.  Grenze  zwischen  Cervix  u. 
Corpus  uteri  während  Schwangerschaft,  Geburt  u.  Wo- 
chenbett.    Deutsche  med.  Wchnschr.  VIl.  31. 

Salin,  Maur.,  Kaiserschnitt  nach  Porro's  Methode 
bei  Schwangerschaft  in  der  einen  Hälfte  eines  doppelten 
Uterus.     Hygiea  XLIII.  3.  S.  163. 

Schauta,  Fr.,  Zur  Lehre  von  d.  Eklampsie.  Arch. 
f.  Gynäkol.  XVIU.  2.  p.  263. 

Söderbaum,  Zur  Prophylaxe  d.  Puerperalfiebers. 
Eira  1880.  S.  609.  732.  Nord.  med.  ark.  XIII.  2.  Nr.  13. 
S.  26. 

Sommerbrodt,  Max,  Zur  Sectio  caesarea  legalis. 
Berl.  klin.  Wchnschr.  XVHI.  30. 

Spiegelberg,  Antisepsis  in  der  Geburtshülfe. 
Wien.  med.  Presse  XXU.  36. 

iStocker,  iS.,  Hartnäckiges  Erbrechen  bei  einer 
Schwängern ;  Geburt  einer  Fleischmole.  Schweiz.  Corr.- 
Bl.  XI.  16. 

T  h  e  o  p  0 1  d ,  Geburtshülfliche  Miscellen .  Deutsche 
med.  Wchnschr.  VII.  42. 

T  h  i  r  y ,  Schwere  Entbindung ;  Metritis  gangraenosa : 
Peritonismus;  Pyämic;  Tod.     Presse  m^d.  XXXIII.  29. 

V  e  d  e  1  e  r ,  Betroflexio  uteri  bei  Stillenden .  Norsk 
Mag.  3.  R.  XI.  9.  S.  669. 

V.  Weber,  Uterusruptur  ohne  Blutung.  Prag.  med. 
Wchnschr.  VI.  38.  39. 

Weckbecker  -  Sternefeld  ,  Heinrich  v., 
Ueber  Behandl.  d.  Steisslagen  mit  d.  Schlinge.  Arch.  f. 
GynäkoL  XVIH.  2.  p.  319. 

Wendung,  Tetanus  uteri  puerperalis.  Wien.  med. 
Presse  XXU.  37. 

Werth,  Porro'sche  Operation  vor  Anfan<?  d.  Geburt 
b.  einer  schon  2mal  durch  Sectio  caesarea  li^utbundeneu, 
mit  glückl.  Ausgange  f.  Mntter  u.  Kind.  Arcli.  f.  Gynäkol. 
XVm.  2.  p.  293, 


^ 


336 


Medicinische  Bibliographie  des  In-  u.  Auslands. 


Wilmart,  Lneien,  Embryotomie  wegen  Becken- 
enge.    Presse  m^d.  XXXni.  37. 

Wilson,  H.  P.  C. ,  Ovariotomic  während  der 
Schwangerschaft.  Transact.  of  the  Amer.  gynecol.  Soc. 
V.  p.  100. 

Witzel,  O. ,  Erster  Jahresbericht  über  d.  unter 
Leitung  d.  Herrn  Prof.  Gusserow  stehende  gebnrtshfilfl. 
Klinik  d.  k.  Charite-Krankenhanses  zu  Berlin.  (1.  April 
1880  bis  30.  März  1881.)  Berl.  klin.  Wchnschr.  XVm. 
28.  29. 

Wyllys,  W.  E.,  Alex.  Duke,  Ueber  d.  Anwen- 
dnngsweise  d.  Zange.  Brlt.  med.  Joum.  July  23.  p.  122. 

Sjweifel,  Paul,  Lehrbach  d.  operativen  Geburts- 
hülfe.  Stuttgart.  Ferd.  Enke.  gr.  8.  YIII  u.  444  S. 
mit  eingedr.  Holzschnitten. 

S.a.  V.  2.  Hill.  Vm.  10.  Guerrier.  XIL  1. 
Bardeleben;  12.  CrawCour.  XIH.  Depaul, 
Hänel.  XVII.  1.  Gerichtliche  Gebwtshülfe.  XVIII. 
Wolter. 

XI,    Kinderkrankheiten. 

Chiarello,  Alfonso,  Ueber  Krankheiten  des 
ersten  Kindesalters.  Movimento  med.-chir.  XHI.  7  e  8. 
p.  394. 

Closset,  Zur  künstl.  Ernährung  d.  Säuglinge,  be- 
sonders mit  BiederVs  Rahmgemenge.  Berl.  klin.  Wo- 
chenschr.  XVIU.  41. 

Demme,  R.,  18.  med.  Bericht  über  d.  Thätigkeit 
d.  Jenner'Bclken  Kinderspitals  in  Bern  im  Laufe  d.  Jahres 
1880.  Bern.  Comm.-Verl.  d.  J.  Dalp'schen  Bnchhandl. 
(K.  Schmid.)    8.     100  S.  mit  1  Tabelle.     2  Mk. 

Inhalt :  Statist.  Angaben  über  d.  Krankenbestand  d. 
Kinderspitals  u.  seiner  Poliklinik  im  J.  1880.  —  Fernere 
klin.  u.  anatom.  Beiträge  zur  Ernähr nngsf rage.  —  Zur 
Lehre  u.  Behandlung  d.  sogen.  Cholera  aestiva.  —  Das 
Zahlenverhältniss  d.  rothen  u.  weissen  Blutkörperchen  im 
Sänglingsalter.  Versuche  mehrfacher  Bluttransfusion  zur 
Hebnng  gesunkener  Ernährung.  —  Zur  Contagiosität  der 
Diphtheritis.  —  Zur  Wirkung  d.  Pllocarpinum  muriaticum 
im  Kindesalter.  —  Ein  Fall  von  Thrombose  d.  Vena  cava 
inferior.  —  Fall  von  wahrscheinl.  fötaler  Pankreaserkran- 
kung.  —  Weiches  Lymphosarkom  der  rechten  Unter- 
schlüsselbeingegend. —  Behandlung  eines  consekutiv 
doppelseitigen  Empyem  durch  Rippenresektion.  —  Durch 
Versehlucken  eines  Fremdkörpers  bedingte  Perityphlitis ; 
Elimination  d.  Fremdkörpers  durch  einen  d.  Mastdarm 
perforirenden  Senkungsabscess.  —  Stmmitis  bei  einem 
Neugebornen.  —  Tabellarische  Uebersicht  d.  Spitalkran- 
kenbestandes des  Jahres  1880. 

Elcke,  Frz.,  Ueber  das  Vorkommen  des  Lungen- 
emphysem  bei  Kindern.  Inaug. -Diss.  Königsberg. 
Beyer.     8.     27  S.     1  Mk. 

Epstein,  Alois,  Ueber  akuten  Brechdurchfall  d. 
Kinder  u.  seine  Behandlung.  Prag.  med.  Wchnschr.  VI. 
33.  34. 

Förster,  Ueber  Antipyrese  im  Kindesalter.  Jah- 
resber.  d.Ges.  f.  Natur-  u.Heilk.  in  Dresden  1880—1881. 
p.  27. 

Hayen,  H.  C,  Ueber  systemat.  Kinderwägnngen. 
Boston  med.  and  surg.  Joum.  CV.  10.  p.  222.  Sept. 

H en 0 ch ,  Die  hyster.  Affektionen  d.  Kinder.  Wien, 
med.  Presse  XXII.  29.  30.  31.  32. 

Herz,  Mazimil. ,  Ueber  chron.  Pharyngitis  u. 
Lymphadenitis  retropharyngealis  b.  Kindern.  Wien.  med. 
Wchnschr.  XXXI.  36. 

Herzog,  Josef,  Der  gegenwärt.  Stand  d.  künstl. 
Kinderernährung.  Mittheil.  d.  Ver.  d.  Aerzte  in  Steier- 
mark XVn.  p.  69.  —  Oesterr.  ärztl.  Ver.-Ztg.  V.  18. 

Kindersterblichkeit  in  Ungarn.  Wien.  med. 
Presse  XXU.  28. 

Klencke,  Herrn.,  Das  kranke  Kind.  Populäre 
Belehrung  in  d.  rieht,  n.  frühzeit.  Erkennung  kindlicher 
Krankheitsanlagen  n.  Erkrankimgen  u.  in  d.  zweckmäsa. 


häusl.  Behandl.  ders.  bis  zur  Hülfe  d.  Arztes.  3.  Aufl. 
Leipzig.     Kummer.     8.     IX  n.  390  S.     4  Mk. 

Lentz,  Max  im  in,  Ueber  Pneumothorax  bei  Kin- 
dern.    Würzburger  Inaug.-Diss.     Prüm  1880.   8.   45  S. 

Pippingsköld,  Ueber  Behandltmg asphykt.  Nea- 
geborner.    Finska  läkaresällsk.  handl.  XXIU.  2  och  3. 

5.  176. 

Rathschläge.  Die  erste Elindespflege.  Herausgeg. 
vom  Vor.  f.  öff.  Geshpfl.  zu  Schwerin.  Schwerin.  Schmiede- 
kampf.    4.  (Plakat).     10  Pf. 

Rembold,  S.,  Melaena  neonatorum.  Deutsche 
med.  Wchnschr.  VII.  28. 

Seiler,  Ueber  Ascites  im  kindl.  Alter.  Jahresber. 
d.  Ges.  f.  Natur-  u.  Heilk.  in  Dresden  1880—1881.  p.  50. 

Sigel,  Albert,  Die  Ernährung  im  Säuglingsalter. 
Würtemb.  Corr.-Bl.  LI.  28. 

Simon,  Jules,  Ueber  d.  Anwend.  d.  Alkohols  bei 
Kindern.     Progr^s  m6d.  IX.  39. 

Villers,  Ueber  Kinderhygieine.  Bull,  de  l'Acad. 
2.  S.  X.  28.  p.  913.  Jnillet  12. 

Watson,  W.  W.  S.,  Ueber  Sommerdysenterie  der 
Kinder.     Michigan  med.  News  IV.  13;  July. 

S.  a.  IV.  Edis,  Houzö  de  TAulnoit,  Munk, 
Pflüger,  Strohmer.  V.  2.  Pfeiffer,  Simon, 
Stage.    vm.  2.  b.  Wising;  3.  d.  Vibert;  4.  Day; 

6.  Herz;  7.  Foot;  9.  a.  Gnibout.  IX.  Ingersler. 
X.  Beiträge.  XU.  8.  Wright;  12.  Simon.  XIII. 
Colsmann,  Depaal,  Hänel,  Nieden.  XIV.  1. 
Schell. 

Vgl.  IV.  Milch/rage,  Schidhygieine,  VIII.  2.  a.  Tuber- 
kulöse Meningitis;  2.  b.  Kinderlähmung ;  3.  a.  Diphtkeritt 
Scrofulose,  Rhachitis;  5.  Ootip,  Keuchhusten;  9.  akuU 
u.  chron,  Exantheme ;  9.  b.  Vaccination ;  10.  sypküäisdte 
Affektionen;  11.  HelnUnthiasis,  X.  Krankheiten  des  Fötus 
u.  d.  Neugebomen.    XH.  10.  Orthopädie,  XV.  Denätion, 


e. 

1)  Allgemeines. 

Antiseptisohe  Chirurgie  s.  XH.  1.  Bardi- 
leben ,  Brown ,  Giraud ,  Hodges ,  Kocher,  Rydygier,  Seif- 
del;  3.  Moriarty;  9.  Krabbel;  10.  Freer» 

Bardeleben,  Adf.,  Lehrbuch  der  Chinugie  n. 
Operationslehre.  Berlin.  G.  Reimer.  (3.  Bd.  8.  Auag.) 
8.    XH  u.  1098  S.  mit  eingedr.  Holzschn.     13  Mk. 

Bardeleben;  Dohrn,  Ueber  d.  obligater.  An- 
wendung d.  Antiseptik  in  d.  Chirurgie  u.  Geburtshülfe. 
Aerzü.  Ver.-Bl.  f.  Deutschi.  X.  Nr.  112. 

B  i  r  d ,  Tom,  Stickstoffoxydul  unter  erhöhtem  Luft- 
druck zur  Anästhesirung  bei  Operationen.  Med.  Times 
and  Gaz.  July  30. 

Blutsparung  b.  Operationen  s.  XH.  1.  Houze. 

Brown,  Walter  Henry,  Ueber  d.  Anwendung 
d.  Salicylsilk  zum  Wnndverband.    Lancet  H.  15 ;  Oct. 

Congress  d.  deutschen  desellschaft  f.  Chinuigie. 
Deutsche  med.  Wchnschr.  VH.  28. 

Cred^,  Benno,  Zur  Chirurgie  d.  Peritonäalhdhle. 
Jahresber.  d.  Ges.  f.  Natur-  n.  Heilk.  in  Dresden  1880— 
1881.  p.  78. 

Dombrowski,  Xaver,  Chlorzinkwerg  als  Ver- 
bandmittel.   Petersb.  med.  Wchnschr.  VI.  32. 

Eninger,  Philipp,  Ueber  d.  Perkossiond.  Kno- 
eben.  Inaug.-Diss.  Strassburg  1880.  8.  63  S.  mit 
1  Tafel. 

Fischer,  Georg,  Erstickung  durch  KantaluudL 
während  d.  Chloroformnarkose.  Deutsche  Ztschr.  f.  Chtr. 
XV.  1  u.  2.  p.  188.  (Jahrbb.  CXC.  p.  261.) 

G  6  r  a  u  d ,  Ueber  d.  antisept.  Chhraigie  in  DentBe^- 
land.  Rec.  de  m^m.  de  m6d.  etc.  milit.  3.  S.  XXXW 
p.  376.  Jnillet— Aoüt. 

Handbuch  d.  allgemeinen  n.  speciellen  Chinugi^i 
redigirt  von  Pitha  a.  BiUroih  8.  XH.  12.  Schede. 


Medicinische  Bibliographie  des  In-  u.  Auslands. 


837 


Hodges,  William  D.,  Antisept.  Behandlaog  im 
UaBsaehnsetts  Cteneral  Hospital.  Boston  med.  and  snrg. 
Joorn.  CV.  2.  p.  34.  Jnlj. 

Hoas6  de  TAulnoit,  lieber  d.  Verband  während 
durch  verttkale  Elevation  d.  Glieder  erzielter  iBchSmle 
nach  grossen  Operationen  oder  bei  Blatnngen  nach  Yer- 
letniDg.    Gae.  de  Par.  30. 

Kleberg,  Bernhard  G.,  Ghirargisches  ans  d. 
Stadthospital  za  Odessa.  Deutsche  Ztschr.  f.  Chir.  XV. 
3  Q.  4.  p.  308. 

Kocher,  Theodor,  Die  antisept.  Wnndbehandl. 
mit  sehwachen  Chlorzinklosnngen  in  d.  Bemer  Klinik. 
[Simml.  klin.  Vortrage,  heransgeg.  von  R.  Volkmann. 
Nr.  203—204.,  Chir.  Nr.  64.]  Leipzig.  Breitkopf  n. 
Hirtel.    gr.  8.     48  S.     1  Mk.  60  Pf. 

Lebrnn,  Alfred,  Bericht  über  Dr.  Van  Hoetet's 
ehimrg.  Klinik  vom  1.  Oct.  1880  bis  I.Jan.  1881.  Joum. 
de  Bmx.  LXXII.  p.  539.  Juin.  LXXIU.  p.  24.  Jnillet. 

Leisrink,  H.,  n.  Aisberg,  Bericht  d.  ehimrg. 
Abtiidlnng  d.  Israelit.  Krankenhauses  zu  Hamburg  vom 
1.  0er.  1879  bis  31.  Dec.  1880.  Arch.  f.  kUn.  Chir. 
IXVI.  4.  p.  926.  982. 

M'Vail,  JohnC,  lieber  ohirurg.  Behandl.  ohne 
ÄBttseptik.     Brit.  med.  Joum.  July  23. 

Merkel, Johann,  lieber  Jodoform  in  d.  Chirargie. 
Bayr.  ärztl.  Intell.-Bl.  XXVm.  36. 

Neryenchirurgie  s.  VIII.  2.  a.  Benedikt,  Pre- 
mix Schüssler,  Southam,  Weiss;  2.  c.  Rivington;  2.  d. 
Hanmond.  XII.  1.  Wolherg;  3.  Leferts;  12.  Albert, 
HoU,  Ruprecht,  Southam.    Xni.  Lande^erg, 

Rydygier,  Zur  Sprayfrage.  Deutsche  Ztschr.  f. 
CUr.  XV.  3  u.  4.  p.  268. 

Schalten,  M.  W.  af,  n.  K.  Linden,  Bericht 
aber  d.  ehinirg.  Abtheilong  d.  allgem.  Krankenhauses  in 
Helaingfors  f.  1878  u.  1879.  Finska  läkaresäUsk.  handl. 
XXm.  2  och  3.  8.  81. 

Seydel,  Zur  antisept.  Behandl.  in  d.  Landprazis. 
Bayr.  ärxtl.  Intell.-Bl.  XXVIU.  33. 

Stelz n er,  Berioht  über  d.  im  J.  1880  auf  d.  chir. 
Aliäieilnng  d.  Hospitals  d.  Diakonissenanstalt  zu  Dresden 
behandelten  Kranken.  Jahresber.  d.  Ges.  f.  Natur-  u. 
HeOk.  in  Dresden  1880—1881.  p.  124. 

Svensson,  Ivar,  Aus  d.  chirnrg.  Abtheilnng  d. 
SabbaUiberg-Erankenhauses.  (Statistik  der  Operationen. 

—  Rippenresektion.  —  Behandl.  d.  Exsudate  in  serösen 
H&hlen.  —  Osteitis  chron.  femoris.  —  Colotomie.  — 
Operation  von  Hämorrhoiden  oder  Mastdarmvorfall.  — 
Perinaoplastik.  —  Hydronephrose ;  Operation ;  Heilung. 

—  Cystoepasmus.  —  Steinoperationen.  —  Operationen 
wegen  Hamröhrenstrikturen.)  HygieaXLIII.  7. 8.  S.  321. 
412. 

Treub,  Hector,  lieber  sogen,  asept.  Wandfieber. 
Weekbl.  van  het  Nederl.  Tijdschr.  voor  Geneesk.  36. 
p.  693. 

Volkmann,  Richard,  lieber  d.  Veränderungen 
d.  Chhrurgie  in  d.  neuesten  Zeit.    Lancet  ü.  7 ;  Aug. 

Walzberg  a.  Riedel,  Die  Chirurg.  Klinik  in 
O^^ttingen  vom  1.  Oct.  1876  bis  1.  Oct.  1879.  Deutsche 
Ztachr.  f.  Chir.  XV.  1  u.  2.  p.  44. 

Wolberg,  L.,  Krit. - ezperiment.  Untersuchungen 
über  d.  Ifervenqaht  u.  d.  Nervenregeneration.  Chir. 
Centr.-Bl.  Vm.  38. 

Zunge,  Operationen  an  solcher  s.  XU.  12.  Page, 
Taiflor. 

8.  a.  lU.  3.  Engelmann,  Holgate.  V.  2. 
Unna.  VH.  Falkson,  Macphail.  XH.  12.  Du- 
brenil. 

Vgl  I.  o.  XIX.  2.  UnUrsuchvog  von  Blut,  Harn, 
Fremdhiktungen,  V.  2. ;  VU. ;  XIX.  3.  Anmhetika  u. 
ihn  Gefahren.  V.  3.  Oabfonokauetik.  VIU.  2.  c.  Tris- 
"Mttfi.  TetüHus;  8.  a.  Pyämie  u,  Sepükäme,  XIX.  2.  En- 
^oücopie,  Lcayngoskopie,  Rünoskopie;  8.  AdspiraHon, 
«Hit^fiiffto  Verfüknn,  Transfusian. 

Med.  Jahrbb.  Bd.  191.  Hit.  3. 


2)  Geschwülste  und  Polypen. 

Abraham,  Ossificirtes  Enchondrom  mit  Sarkom. 
Dnbl.  Joum.  LXXII.  p.  367.  [3.  S.  Nr.  118.]  Oct. 

Baginsky,  Fungus  haematodes.  Berl.  klin.  Wo- 
chenschr.  XVIII.  32.  p.  466. 

Beger,  A.,  lieber Lymphgeschwülste.  Chir. Centr.- 
Bl.  vm.  30. 

Bennett,  Epitheliom  d.  Rectum.  Dubl.  Joum. 
LXXn.  p.  169.  [3.  S.  Nr.  116.]  Aug. 

B  e  n  n  e  1 1 ,  Fibrom  an  einem  Finger.  Dubl.  Joum. 
LXXn.  p.  344.  [8.  S.  Nr.  118.]  Oct. 

Bosworth,  F.  H.,  lieber  Jarvis*  Operation  (Ab- 
tragung d.  hypertroph.  Massen  bei  Nasenkatarrh  mittels 
eines  Drahtecraseur).  New  York  med.  Record  XX.  2 ; 
July. 

Boyd,  Myeloidsarkom  der  Fibnia.  Dubl.  Joum. 
LXXII.  p.  87.  [3.  S.  Nr.  115.]  July. 

Busch,  Heilung  eines  bösartigen  Lymphosarkom 
am  Halse.     Berl.  klin.  Wchnschr.  XVIII.  34.  p.  492. 

C  h  e  y  n  e ,  W.  W  a  t  s  o  n ,  Abtragung  einer  scirrhosen 
Masse  in  d.  Achselhöhle;  Ligatur  d.  V.  axillaris ;  Heilung. 
Med.  Times  and  Gaz.  Aag.  27.  p.  264. 

Chouet,  lieber  d.  Aetiologie  d.  Kropfes  mit  Bezug 
auf  Epidemien  in  d.  Garnison  von  Clermont-Ferrand. 
Rec.  de  m6m.  de  m6d.  etc.  milit.  3.  S.  XXXVII.  p.  363. 
Jnillet— Aoüt. 

Czernicki,  A. ,  lieber  akuten  epidem.  Kropf. 
Gaz.  hebd.  2.  S.  XVUI.  38.  p.  611. 

Elias,  lieber  Kropfoperation.  Bresl.  ärztl.  Ztschr. 
III.  19.  p.  224. 

G  0  s  s  e  1  i  n ,  Enchondrom  d.  1 .  Zeigefingerphalanx. 
Gaz.  des  Hdp.  116. 

Griffini,  Lnigi,  Inflcirendes  Papillom  d.  Schild- 
drase.    Arch.  per  le  Sc.  med.  IV.  7.  p.  169. 

Hartmann,  Charles,  Contributions  ä  lliistoire 
des  tnmeurs  lymphatiques.  Diss.  inaug.  Strasbourg  1880. 
8.     77  pp. 

Hartmann,  J.  H.,  Recnrrirende  Geschwulst  im 
Kehlkopf.     Arch.  of  Laryngol.  U.  3.  p.  262.  July. 

Kjellman,  F.,  lieber  Operation  von  Nasenpolypen. 
HygieaXLUI.  6.  S.  281. 

Knapp,  H.,  Subperiosteale  Enudeation  einer  Elf en- 
beinexostose  im  Sinus  frontalis.  Arch.  f.  Ahkde.  X.  4. 
p.  486. 

Krishaber,  M.,  lieber  Anwend.  d.  Thermokaute- 
rium  zur  Zerstörang  hypertroph.  Mandeln.  Ann.  des 
malad,  de  Toreille,  du  larynx  etc.  VII.  3.  p.  126.  Juillet. 

Maffucci,  Angelo,  Enchondroma  u.  Angioma 
multiplex.    Movimento  med.-chir.  Xm.  7  e  8.  p.  399. 

Mayor,  Geschwulst  im  Rectum.  Progrös  m^d.  IX. 
29.  p.  607. 

Meunier,  Dermoidcyste  unter  d.  Zunge.  Progr^s 
m^d.  IX.  29.  p.  606. 

V.  Mosetig-Moorhof,  Fälle  von  Kropfexstirpa- 
tion.    Wien.  med.  Wchnschr.  XXXI.  36.  36. 

Phinney,  A.  H.,  Zur  Behandlung  d.  Epitheliom. 
New  York  med.  Becord  XX.  2 ;  July  p.  48. 

Picqnä,  lieber  Ranula.     Gaz.  de  Par.  39.  40. 

Reitmaier,  Paul,  lieber  d.  temporäre  Ober- 
kieferresektion zur  Entfernung  d.  basilaren  Rachentamo- 
reu.    München  1880.     0.  Wolf  u.  Sohn.     8.     28  S. 

Riebet,  GangUengesohwnlst  in  d.  Parotis.  Gaz. 
des  Hdp.  97. 

Rieh  et,  Fälle  von  Cancroid  im  Gesieht.  Gaz.  des 
Hdp.  109. 

Bizet,  Dermoidcysten  d.  Finger.  Gaz.  des  Hdp.  96. 

Rossbaoh,  lieber  eine  neue  Operationsmethode  b. 
Kehlkopfpolypen.  Verhandl.  d.  physik.-med.  Ges.  in 
Würzburg  N.  F.  XV.  3  u.  4.  p.  X. 

Ruhlmann.,  Eugöne,  Consid^rations  sur  un  cas 
de  goitre  kystique  r6tro-pharyngien.  Diss.  inaug.  Stras- 
bourg 1880.     8.     47  pp. 

43 


338 


Medicinisclie  Bibliographie  des  In-  n.  Auslands. 


SantesBon  n.  Key,  Angeb.  Cyetengescbwnlst  in 
d.  Regio  sacro-coccygea.  Hygiea  XLin.  6.  Syenska 
läkaresäUsk.  f5rh.  S.  131. 

Schäffer,  Max,  Kehlkopfpolypen  -  Operationen 
mittels  VoÜoUnffs  Schwammmethode.  Mon. -Sehr.  f. 
Ohkde.  u.  s.  w.  XV.  8. 

Sohläpfer,  E. ,  Totalezstirpation  einer  Struma 
Barcomatosa.     Schweiz.  Corr.-Bl.  XI.  18. 

Schmid,  Heinrich,  Ueber  die  Exstirpation  der 
Bachengeschwülate  yom  Monde  ans.  Prag.  med.  Wchnschr. 
VI.  27.  28. 

S  e  m  m  o  1  a ,  Ueber  Behandl.  bösartiger  Geschwülste. 
Brit.  med.  Jonm.  Ang.  27. 

Tuffier,  Myeloplaxgeschwulst  d.  untern  Femnr- 
endes  mit  Blutung  nach  aussen.  Progr^s  m6d.  IX.  29. 
p.  566. 

Uskof  f ,  N.,  Ueber  ein  grosses  Odontom  d.  Unter- 
kiefers.    Virchow's  Arch.  LXXXV.  3.  p.  637. 

Verneuil,  Epitheliom  d.  Zunge ,  d.  Gaumensegels 
u.  d.  Commissura  intermaxillaris.     Gaz.  des  Hdp.  99. 

Viry,  Charles,  u.  Eugene  Richard,  Ueber 
d.  'V^esen  d.  epidem.  Kropfes.  Gaz.  hebd.  2.  S.  XVIII. 
29.  30. 

Waldenström,  J.A.,  Zur  Diagnose  d.  Unterleibs- 
geschwülste. ißj^i.youEdv.Clason.)  Upsala  lakarefSren. 
forh.  XVI.  2  och  3.  S.  147. 

Weiss,  Gioyanni,  Multiples  Myxosarkom  mit 
Angioarteriitis  obliterans.  Ann.  univers.  Vol.  251.  p.  177. 
Agosto. 

Wells,  T.  Spencer,  Ueber  d.  Chirurg.  Behandl. 
der  intrapeittonäalen  Geschwülste.  Brit.  med.  Joum. 
Aug.  27. 

Zumwinkel,  Carl,  Ueber  Dermoidcysten  der 
grossen  Fontanelle.  Inaug.-Diss.  Würzburg  1880.  8. 
19  S. 

S.  a.  V.3.  Neftel.  vm.  9. a.  Coombs.  XII.  6. 
Goschel;  8.  de  Brun.    XIX.  4.  Seidlitz. 

Vgl.  III.  4.  Angebome  Geschwülste,  VIII.  3.  b. 
Krebsgeschwülste,  IX.  Geschwülste  u.  Polypen  der  wabl. 
Genitalien.  XII.  5.  Ge/ässgeschwülste ;  6.  Polypen  d,  Mast- 
darms; ^,  Knochengeschwülste;  9.  Geschwülste  der  Harn- 
blase ti.  der  männl.  Genitalien ,  Polypen  der  Harnröhre ; 
12.  Operationen  wegen  Geschwülsten.  XIII.  Kropf  mit 
Exophthalmus.  XIX.  2.  Bau  u,  Klassificirung  der  Ge- 
schwülste. 

3)     Wunden,   Brand,    Verbrennungen^ 

Erfrierungen, 

Arthur,  James,  Amputation  im  Schultergelenk 
wegen  Festklemmung  d.  Arms  durch  einen  darauf  ge- 
stürzten Steinblock  in  einem  Schacht.  Lancet  II.  10; 
Sept. 

Batten,  J.  M.,  Ueber  Hospitalbrand.  Philad.  med. 
and  surg.  Reporter  XLV.  12.  p.  313. 

Beck,  B.,  Fälle  von  Zerreissung  von  Darm,  Leber 
u.  Harnblase.  Deutsche  Ztschr.  f.  Chir.  XV.  1  u.  2.  p.  1. 

Briggs,  C.  £. ,  Pistolenschusswunde  in  d.  Unter- 
leib. Boston  med.  and  surg.  Joum.  CV.  12.  p.  283. 
Sept. 

Desprös,  Zerreissung  d.  Sehne  d.  Kniescheibe  im 
Verlauf  von  chron.  Rheumatismus.   Gaz.  des  Hdp.  112. 

Downes,  Penetrirende  Unterleibswunde  mit  Vor- 
fall von  Därmen  u.  Netz.     Lancet  II.  12 ;   Sept.   p.  504. 

Duplay,  Contusion  d.  Magens.  Arch.  g6n.  7.  S. 
vm.  p.  339.  Sept. 

Dyer,  John  E. ,  Schussyerletzung  d.  Schädels. 
Lancet  II.  13 ;  Sept.  p.  570. 

Fehleisen,  Ueber  Heilung  von  Wunden  d.  Schä- 
deldachs unter  plastischer  Deckung.  Sitz.-Ber.  d.  physik.- 
med.  Gtes.  zu  Würzb.  3.  p.  36. 

Gies,  Th. ,  Ueber  Heilung  von  Knorpelwunden. 
Arch.  f.  klin.  Chir.  XXVI.  4.  p.  848. 

G  o  s  s  e  1  in ,  Contusion  d.  Schulter.  Gaz.  des  Hdp.  88. 


Harriman,  O.  B.,  Zerreissung  beider  Ligamenta 
patellae.  Philad.  med.  and  surg.  Reporter  XLV.  3. 
p.  81.  July. 

Hoselitz,  Franz^  Schädelverletzung  durch  Mes- 
serstich.    Wien.  med.  Presse  XXII.  33. 

Jakimowitsch,  Versuche  über  d.  Wiederanheilea 
vollkommen  getrennter  Knochensplitter.  Deutsche  Ztsehr. 
f.  Chir.  XV.  3  u.  4.  p.  201. 

Jamieson,  Alexander,  Schusswunde  d.  Tra- 
chea.    Med.  Times  and  Gaz.  July  30.  p.  135. 

Lefferts,  George  M.,  Durchtrennung  d.  Nervus 
recurrens  durch  Stichverletznng;  unmittelbar  folgende 
absolute  Aphonie.  Amer.  Joum.  of  med.  Sc.  CLXin. 
p.  155.  July. 

Lesser,  L.  v.,  Ueber  d.  Veränderungen  d.  Blutes 
bei  Verbrennungen  d.  Haut.  Arch.  f.  Anat.  n.  PhyBioI. 
(Physiol.  Abth.)  3  u.  4.  p.  236. 

Malöcot  u.  Huety  Mundgangran;  Tod;  Magen- 
geschwür; Einkapselung  eines  Glasstüoks  im  Perikardinm. 
Progr^s  m^d.  IX.  35.  p.  686. 

Manby,  Partielle  Resektion  d.  Ellbogengelenks 
durch  eine  Circularsäge.    Lancet  H.  14 ;  Oet.  p.  590. 

Moriarty,  T.  B.,  Ueber  Lif teKsche  Behandl.  bei 
frischen  Verletzungen.    Lancet  H.  10 ;  Sept. 

Newton,  Richard  C,  Schussverletcung d. Leber. 
New  York  med.  Record  XX.  5 ;  July  p.  138. 

Prideaux,  E.,  Gangrän  beider  Füsse ;  Amputation 
beider  Unterschenkel;  Heilung.  Lancet  II.  9;  Aug. 
p.  375. 

Pur  seil,  J.,  Durchschiessung  d.  Unterleibs ;  Hei- 
lung. Philad.  med.  and  surg.  R^orter  XLV.  7.  p.  193. 
Aug. 

Riebet,  Revolverschussverletzung  d.  Hand;  con- 
sekutives  Aneurysma ;  Unterbindung  in  d.  Wunde.  Gas. 
de  Par.  37. 

Riebet,  Schussverletzung  d.  Annes.  Gaz.  des 
Hdp.  100. 

Roth,  Theodor,  Ueber  gerissene  u.  gequetschte 
Verwundungen.    Memorabilien  XXVI.  6.  p.  350. 

Schussverletzung  d.  Lendengegend  (offideller 
Berieht  über  Krankheit  u.  Tod  d.  Präsidenten  d.  vereis. 
Staaten  Garfleld).  Boston  med.  and  surg.  Joum.  CV. 
13.  p.  299.  Sept.  vgl.  a.  p.  308.  311. 

Thin,  G.,  Ueber  Moskito-Bisse.  Lancet U.  9;  Aug. 
p.  398. 

Trenb,   Hector,   Abreissung  d.  Strecksehne  d. 

3.  Phalanx.  Weekbl.  van  het  Nederl.  Tijdschr.  voor 
Geneesk.  27. 

Walker,  William,  Fall  von  Darmzerreiasung. 
Lancet  IL  15 ;  Oct.  p.  627. 

Weisse,  Faneuil  D. ,  Ueber  d.  Verwundung  d. 
Präsidenten  Garfleld.  New  York  med.  Reoord  XX.  3; 
July. 

Wood,  William,  Schwere  Hirnverletzung ;  Hei- 
lung.   Amer.  Jdum.  of  med.  Sc.   CLXIII.  p.  168.  July. 

S.  a.  vm.  4.  Corley,  Duffey.   IX.   Destr^e. 

Vgl.  VHI.  2.  a.  Affektionen  der  Nervencentren  mit 
Verletzungen.     XH.  1.  Wundbehandlung  im  Allgemeinen; 

4.  brandige  Entzündung ;  5.  Gefltsseerletzungen ;  7.  a.  o. 
7.  b.  compUcirte  Frakturen  u.  Luxationen;  8.  Knochen- 
ii.  Gelenkverletzungen ;  9.  Verletzungen  der  Harn-  u. 
männl.  Geschlechts-  Organe.  XVH.  1.  Verletzungen  vom 
forensischen  Standpunkte, 

4)   Phlegmonen,   Abscesee,  Geschwüre,  Fieteh, 
Stenosen,  abnorme  Trennungen  «.  Ver^ 

waclveungen. 

A  b  s  c  e  s  s ,  kalter ,  Behandlung.  BuU.  de  Th^r.  CI. 
p.  24.   Juillet  15. 

Arnold,  J.  D.,  Dilatation  d.  Larynx  u.  d.  Trachea 
b.  Stenose ,  nebst  einem  Fall  von  membranöser  Btriktor 
d.  Trachea.    Arch.  of  Laryngol.  U.  3.  p.  226.  July. 

Baginsky,  B. ,  Ueber  Laryngeal-  u.  Timeheal- 
Stenosen.    Berl.  klin.  Wchnschr.  XVIIL  38.  p.  477. 


Medicinische  Bibliographie  des  In-  u.  AnsUmdB. 


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Babonen.    Tidsekr.  f.  prakt.  Med.  9.  10. 

Bretz,  Aagast,  Ueber  Lungen  -  Thoraxflsteln. 
Iiiug.-Di88.  Wfirzburg  1880.  8.  76  S. 

Cheyne,  W.  Watson,  Retropharyngealabscesa ; 
Er51Iiiang  mittelB  Incision  hinter  d.  StemomastoideuB ; 
Heilnog.    Med.  Times  and  Gaz.  Aug.  27.  p.  254. 

Chiari,  0.,  Ueber  Kehlkopfstenosen  n.  ihre  The- 
npie.    Mon.-Schr.  f.  Ohkde.  n.  s.  w.  XV.  7. 

Cttshing,  E.  W.,  Absoess  in  d.  rechten  Iliacal-  u. 
Ingnioal-Gegend.  Boston  med.  and  surg.  Joum.  CV. 
p.  79.  Jnly. 

Davy,  Richard,  „ Drainage- Anker"  von  Gummi 
zur  Behandl.  von  Absoessen.    Brit.  med.  Joum.  July  16. 

Elias,  Carl ,  Zur  Pathologie  u.  Therapie  d.Bauch- 
empyeme.  Deutsehe  med.  Wchnschr.  YII.  29.  Vgl.  a. 
Bresl.  ärzti.  Ztsohr.  III.  19.  p.  225. 

Frias,  Roberto,  Abscess  in  d.  Kieferhöhle.  Gaz. 
licbd.  2.  8.  XVm.  32. 

Gas  ton,  J.  M.  F.,  Ueber  Anwend.  d.  Ecrasenrs 
znr  Heilung  tiefsitzender  Afterfisteln.  Amer.  Joum.  of 
med.  Sc.  CLXIII.  p.  31.  July. 

G  o  8  8  e  1!  n ,  Kalter  Abscess  am  Schenkel.  Gaz.  des 
Hdp.  89.  99. 

Jacobson,  Alexander,  Ueber  Narbenstrikturen 
im  obem  Abschnitte  d.  Respirationswege.  [Samml.  klin. 
Vortr.,  berausgeg.  von  Rieh.  Voltmann.  Nr.  205.,  Innere 
Med.  Nr.  68.]  Leipzig.  Breitkopf  u.  Härtel.  gr.  8.  22  S. 
75  Pf. 

James,  J.  Henry,  UeberBehandl. d. Oesophagus- 
itriktoren.    New  York  med.  Record  XX.  7 ;  Aug.  p.  193. 

Joyce,  T.,  Spina  bifida  (?);  subcutane  Ligatur  u. 
Ezdsion ;    Heilung.     Brit.  med.  Journ.  July  30.  p.  160. 

Keuller,  Julius,  Ueber  Erfrierungen.  Inaug.- 
Dies.    Wfirzbnrg  1880.   8.   29  S. 

V.  K  r  a  n  z ,  Endoabdominalabscess.  Deutsche  Zeit- 
Mhr.  f.  Chir.   XV.  3  n.  4.   p.  290. 

Meyer-Hfini,  Rud. ,  Stenose  d.  Athmnngswege 
dnreb  einen  Tumor  unter  d.  Stimmbändern  in  d.  Höhe  d. 
Ringknorpels ;  Heilung  durch  Jodkalium  u.  galvanokaust. 
Kauterisation.    Schweiz.  Corr.-Bl.  XI.  14. 

Nicaise,  Ueber  heisse  Abscesse  u.  ihre  Behand- 
lung.   Gaz.  des  Hdp.  111. 

Rupprecht,  Gastrotomie  wegen  narbiger  Oesopha- 
gnntriktur.  Jahresber.  d.  Ges.  f.  Natur-  u.  Heilk.  in 
Dresden  1880—1881.  p.  81. 

T  i 8  s  i  e  r ,  Ueber  Panaritium.     Gaz.  de  Par.  29. 

Tourneux,  F.,  u.  Ern.  Martin,  Ueber  Spina 
bifida.  Joum.  de  TAnat.  et  de  la  Physiol.  XVU.  4. 
p.  283.  JniUet— Aoüt. 

Trölat,  Ueber  kalte  Abscesse.     Gaz.  de  H6p.  88. 

Tr^lat,  Phlegmone  perirectalis.  Gaz.  des  Hdp. 
110. 

Williams,  Edward  T.,  Zur  Behandl.  sinuöser 
Abeeessgange.  Boston  med.  and  surg.  Joum.  CV.  5.  p. 
103.  Aug. 

8.  a.  Vm.  6.  Legroux,  Williams;  7.  Men- 
delson,  Runeberg,  Savard,  Veale.  IX.  Hen- 
derson,  Sutton.  XH.  1.  Svensson;  8.  de  Brun; 
9.  Macleod,  Riebet. 

Vgl.  vm.  7.  Leber- Abscess.  IX.  Abscesse  ti.  Fisteln 
an  den  weibL  OemtaUen,  XH.  8  u.  9.  Abscesse,  Fisteln  u. 
Sirikturen  an  den  Knochen  y  den  Harn-  u.  männl.  Ge- 
Kkkchisorganen. 

5)    Gefässkrankheiten  und  Aneurysmen. 

Albert,  E.,  Ligatur  d.  Art.  subclavia.  Wien. med. 
Presse  XXH.  36.  87. 

Barwell,  Richard,  Aneurysma  d.  Ulnararterie 
nach  Verletzung.    Lancet  H.  5 ;  July. 

Brunn  er,  Zur  Behandl.  d.  Angiome  mit  Eisen- 
eidorid.    AerzÜ.  MittheU.  aus  Baden  XXXV.  15. 


Bryant,  Contusion  d.  Femoralarterie ;  Ocduslon 
d.  GefSsses ;  Heilung.    Lancet  II.  3 ;  July  p.  88. 

Bryant,  Aneurysma  d.  Innominata;  Ligatur  d. 
Carotis ;  Arteriitis  deformans  d.  Aorta ;  Oedem  u.  Gan- 
grän d.  Lunge ;  Tod.    Lancet  U.  13 ;  Sept.  p.  546. 

Coates,  W.  Martin,  Ueber  Operation  d.  Innern 
Hämorrhoiden.     Brit.  med.  Joum.  Aug.  27. 

Dandridge,  N.  P.,  Aneurysma d.  Poplitaea;  Hei- 
lung durch  Ligatur.  New  York  med.  Record  XX.  5 ;  July. 

Duplay,  Ueber  Behandl.  der  Aneurysmen  an  d. 
Extremitäten  mittels  d.  elast.  Verbands.  Arch.  gön.  7.  S. 
vm.  p.  330.  Sept. 

Esmarch,  F.,  Die  Behandl.  d.  GefSssverletznngen 
im  Kriege.    Wien.  med.  Presse  XXII.  86. 

Fleming,  Wm.  Jas.,  Traumat.  Aneurysma  d. 
Art.  temporalis ;  subcutane  Compression ;  Heilung.  Glas- 
gow med.  Joum.  XVI.  3.  p.  191.  Sept. 

Gay,  John,  Ueber  Hämorrhoiden.  Lancet  U.  5. 
9.  12.  13 ;   Jnly— Sept. 

Gössel  in,  Verletzung  d.  Arteria  radialis.  Gaz. 
des  Höp.  99. 

Happel,  T.  J.,  Carbolsäure  gegen  Hämorrhoiden. 
Philad.  med.  and  surg.  Reporter  XLV.  9.  p.  248.  Aug. 

Koch,  Wilhelm,  Zur  Unterbindung  d.  Unter- 
schenkelgefösse ,  namentl.  d.  Art.  tibialis  postica  in  ihrer 
Obern  Hälfte.     Petersb.  med.  Wchnschr.  VI.  29.  30. 

Kretschmann,  Frdr.,  Ueber  das  Angioma  arte- 
riale  racemosum.  Inaug.-Dlss.  Halle.  Magdeburg.  Creutz. 
8.  75  Pf. 

Lindner,  Merkwürdiger  Fall  von  Phlebektasie. 
Deutsche  Ztschr.  f.  Chir.  XV.  3  u.  4.  p.  301. 

Paul,  Constantin,  Ueber  Behandl.  d.  erektilen 
Geschwulste  mittels  Vaccination.  Bull,  de  TAcad.  2.  S. 
X.  38.  p.  1157.  Sept.  30. 

Poelchen,  Eine  neue Unterbindungspineette.  Chir. 
Centr.-Bl.  VIR.  41. 

Ransford,  Aneurysma  d.  Subclavia  u.  Axillaris ; 
Galvanopunktur.     Lancet  U,  13 ;  Sept.  p.  547. 

Thiriar,  J.,  Ueber  Behandl.  d.  Wunden  d.  Arcus 
palmaris.  Journ.  de  Brux.  LXXII.  p.  529.  Juin.  LXXIH. 
p.  10.  Juillet. 

Varick,  Theodore  R.,  Compression  b.  Inguinal- 
aneurysma;  guter  Erfolg.  Amer.  Joum.  of  med.  Sc. 
CLXm.  p.  140.  July. 

Watson,  E.,  Aneurysma  d.  Art.  glutaea.  Glasgow 
med.  Joum.  XVI.  4.  p.  291.  Oct 

Wood,  John,  Arterio-venöses  Aneurysma  an  d. 
Kopfhaut ;  Operation  u.  Heilung  nach  30  J.  langem  Be- 
stehen.    Lancet  U.  6 ;  Aug.  p.  255. 

S.  a.  Vni.  4.  Aneurysmalnldung ,  Embolien  Throm- 
bose. XII.  1.  Svensson;  2.  Cheyne,  Maffucci, 
Weiss;  3.  Gefässverletzungen-,  9.  Mandelbaum. 

6)  Krankheiten  des  Magen^Darmkanals,  Hernien, 
innere  Einklemmungen  (Ileus),  Vorfälle. 

Austin,  J.  A. ,  Ueber  d.  Bedeutung  d.  Harasup- 
pression  als  Symptom  von  Darmverscbluss.  Brit.  med. 
Joum.  July  30. 

Bayer,  Carl,  Heraiolog.  Mittheilungen.  Prag, 
med.  Wchnschr.  VI.  29.  30.  31.  32.  33.  36.  37. 

Berridge,  W.  A. ,  Akute  Darmverstopfung  durch 
Einkeilung  von  Gallensteinen.    Lancet  H.  5 ;  Jnly. 

Bouilly,  Eingeklemmte  Curalhemie  bei  einem 
Krebsleidenden ;  Kelotomie ;  Darmperforation  durch  Gan- 
grän ;  rascher  Tod.     Gaz.  de  Par.  36. 

Bouley ,  E.,  u.  Marclgney,  Verengung  d.  S  Ro- 
manum  durch  eine  Geschwulst ;  Bildung  d.  künstl.  Afters ; 
Tod  an  pumlenter  Peritonitis.  Progr^s  m6d.  IX.  30. 
p.  582. 

Briddon,  Charles  K. ,  Exstirpation  d.  untern 
Mastdarmendes  u.  der  ganzen  Prostata  wegen  Scirrhus. 
New  Tork  med.  Record  XX.  6 ;  Aug. 

Bryant,  Reducible  Inguinalhemie ;  Radikalkur. 
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340 


Medicinische  Bibliographie  des  In-  n.  Andands. 


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Graig,  William,  Fall  von  Verschluss  d.  Dfinn- 
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Kauterisation  mit  rauchender  Salpetersäure.  Joum.  de 
Th^r.  Vm.  14.  p.  526.  JuUlet. 

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Zwerchfells.  Strassburg.  Buchdruckerei  von  Schultz  u.  Co. 
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Drap  er,  F.  W. ,  Andauernder  Darmyerschluss. 
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S.  a.  VIII.  6.  Koch.  IX.  Lecoq.  XII.  1.  Credi, 
Svensson;  2. Waldenström,  Wells;  11.  Mo^; 
12.  Bocei,  Rydygier.  XVU.  2.  Vogl. 

Vgl.  Xn.  3.  Verletzungen  des  Unterleibs ;  4.  Steno- 
sen u.  Fisteln  des  Oesophagus  u.  des  Magen-Darmkanah, 

7)  Frakturen  und  Luxaüonen. 
a)  Frakturen. 

B  0  u  1  e  y ,  E. ,  Fraktur  d .  Femur  unter  d.  Trochanter ; 
Tod  am  70.  Tage  durch  Lungenembolie.  Progr^  m6d. 
IX.  31.  p.  649. 

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G  0  s  s  e  1  i  n ,  Multiple  Femurfiraktnr ;  urämische  Ad* 
fälle  (?) ;   Tod.     Gaz.  des  Hdp.  96. 

G  0  s  s  e  1  i  n ,  Fraktur  d.  Radius.     Gaz.  des  Hdp.  99. 

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8)  Knochen- ,  Knorpel- ,  Sehnen- ,  Muskel- 
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Rieh  et,  a)  Bewegl.  Gelenkkörper  im  Kniegelenk. 
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Charcot;  3.  d.  Robin;  5.  über  Ozaena.  IX.  Brä- 
chet.    X.  Körte.     XH.  1.  Svensson. 

Vgl.  VIU.  3.  a.  Rhachiüs  u.  OsteomalacU ;  5.  Ozaena ; 
10.  Knochensyphilis.  XU.  2.  KnochengeschwOiMte ;  3.  Ge- 
lenkwwiden;  10.  PotVschee  Uebei\  12.  Resektumen,  Am- 
putationeny  Exartikulationeny  Osteotomien,  XHI.  Affek- 
tionen der  Knochen  der  Orhita.  XIV.  1.  Affektionen  des 
Processus  mastoideus;  Caries  b.  Ohrenleiden, 

9  j   Krankheiten  der  Harn-  und  mannUclien 
Oeschlechtewerkzeuge. 

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Bilsted,  Landau,  Warren.  XII.  1.  Svensson; 
6.  Austin,  Trendelenburg;  8.  de  Brnn.  xm. 
Rampoldi. 

10)    Ortliopädik.     KümtUche  Glieder. 

Apparate,  orthopädische.    Gaz.  des  HÖp.  84. 

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b)  lieber  Behandl.  d.  angeb.  Klumpfusses.  Sltz.-Ber. 
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8.  a.  yni.  4.  Dahl.  IX.  Bilsted.  Xn.  1. 
Fiseher;    3.  Mal^cot;   8.  Riebet,  Topmöller; 

9.  Fremdkärjfer  in  den  Hamorganen. 

12)  Operationen,  Instrumente.  Verbandlehre, 

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Amputation  s.  XII.  3.  Arthur^  S.Boyd,  Vemeuil; 
12.  i^Ambrogio,  Dubreuil,  Fehleisen,  Schede,  Wölfler, 

Bloch,  Oscar,  lieber  Decubitus  der  Tracheal- 
aeUeimhant,  durch  d.  Kanüle  bedingt,  u.  über  d.  Wahl 
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Finlay,  Southey,  Wagner.  —  des  Darms  s.  VIH.  6.  Wil- 
liams, —  der  Milz  s.  VIII.  7.  Jäger,  —  der  Harnblase 
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gr.  8.   419  S.  mit  eingedr.  Holzschn.     10  Mk. 

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Bloch,  Niicke,  Simon,  Smith, 

Trendelenbnrg,  F.,  a)  Ueber  Exartikidation  d. 
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Operation  d.  Pseudarthrose  in  d.  Knochen  eingeschlagenen 
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873. 

Trepanation  s.  VIU.  2.a.  Macewen;  %.e,Hulke, 

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S.  a.  VIII.  7.  Tait.     XII.  1.  Svensson. 

Vgl.  Vm.  3.  b.  Operationen  wegen  Krebs.  IX.  Am- 
puiation  der  Brust,  Ovariotomie,  Laparotomie^  Operationen 
bei  Verschluss  der  Vagina,  bei  Fisteln ,  Vorfall  des  Uterus 
u.  der  Vagina,  Polypen,  Hbromen,  Exstirpation  des  Ute- 
rus, Perinäorrhaphie.  X.  Kaiserschnitt.  Xu.  1.  Antisep- 
tische  Behandlung ,  Verfahren  zur  Blutsparung ,  Nerven- 
chirurgie, Lufteintritt  in  die  Venen;  2 — 11.  Operationen 
wegen  den  einzelnen  Abschnitten  angehöriger  Krankheiten. 
XIX.  2.  Laryngoskopie,  Rhinoskopie-,  3.  Adspiration^ 
Transfusion. 


MU 


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Heilung.  —  b)  Isehaemia  retinae ;  Heilung  durch  Amyl- 
nitrit.  —  c)  Retinitis  proliferans.  —  d)  Behandl.  d.  Netz- 
hantablösung mittels  d.  Skleralpunktion.  —  e)  Keratitis 
bullosa.  —  0  Einseit.  Pupillen-  u.  Accommodationsläh- 
roung  auf  syphilit.  Basis.  Deutsche  med.  Wchnsehr.  VII. 
40.  41. 

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Beiträge  zur  Ophthalmologie,  als  Festgabe  Prof. 
Frdr.  Homer  zur  Feier  d.  25Jähr.  Jubiläum  seiner  akad. 
Lehrthätigkeit  gewidmet  von  Marc  Dufour  in  Lausanne, 
Otto  Haab  u.  Max  Knies  in  Zürich,  JuL  Michel  in  Würz- 
burg, Wilh.  Schoen  in  Leipzig  u.  O.  F.  Wadsworth  in 
Boston.  Wiesbaden.  Bergmann.  8.  VU  n.  167  S.  mit 
1  Holzschn.  u.  1  Taf.  6  Mk.  (Vgl.  Jahrbb.  CXCl. 
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Crothers.   XIX.  4.  Seidlitz. 

Vgl.  Vin.  2.  a.  über  HypnotUmus,  anünaUidun 
Magnetismus^  SomnambulUmus  ]  2.  c.  Epüeptie  u.  Imein. 
XVU.  1.  Zwäfdkafle  Sedemuslände  in  Bezug  aufZureek- 
wungsföMgkeU. 

XVII.  Staatsanmeikunde. 

1^  Im  Allgemeinen.  i 

Adloff,  Erstickungstod  bei  einem  nengeb.  Kinde; 
Gewächs  in  d.  Brusthöhle.  Vjhrschr.  f.  gerichtl.  Med. 
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V.  Holtzendorff.  6.  Ser.  9.  Heft.  Berlin.  Hobel.  8. 
60  Pf. 

Blumenstock;  A.  Lesser,  Ueber  ErsÜekong. 
Vjhrschr.  f.  gerichtl.  Med.  N.F.  XXXV.  1.  p.  187. 191. 
Juli. 

B  r  e  m  m  e ,  Tod  durch  Diphtheritia  oder  Belladoiuii- 
Vergiftung?  Vjhrschr.  f.  geriohU.  Med.  N.  F.  XXXV.  1. 
p.  30.  Juli. 

Burckhardt,G.,  Fall  von  Brandstiftung.  Schwell,  j 
Corr.-Bl.  XI.  18.  j 

Channing,  Walter,  Ueber  med.  Ezpertenzeog- 
nisse.     Boston  med.  and  surg.  Joum.  CV.  1.  p.  1.  Jnly. 

Crothers,  T.  D.,  Ueber  Trunksucht  in  ihren  Be- 
ziehungen zur  Lebensversicherang.  Philad.  med.  aod 
surg.  Reporter  XLV.  13.  p.  340.  Sept. 

Danner  u.  Legrand  du  Saulle,  Gutachten 
über  d.  Geisteszustand  eines  d.  Mordes  u.  Raubes  Ange- 
klagten.    Ann.  d'Hyg.  3.  S.  VL  4.  p.  342.  Oct. 

Diebstähle  an  Schaufenstern  u.  in  Verkanfsliden. 
Ann.  d'Hyg.  3.  S.  VI.  p.  164.  261.  Aoüt,  Sept. 

Emmert,  Carl,  Ueber  gerichtl.  Leichenanter- 
suchungen.     Schweiz.  Corr.-Bl.  XI.  13. 

F  a  u  V  e  1 ,  A. ,  Ueber  d.  Quarantänemaaasregebi  in 
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Flesch,  Ueber  Verbrechergehirae.  Sitz.-Ber.  d. 
physik.-med.  Ges.  zu  Wfirzb.  4.  p.  60. 

Friedberg,  Herm.,  Gerichtsärztl. Praxis.  40ge- 
richtsärztl.  Gutachten.  Mit  einem  Anh.  über  d.  Verlettoa; 
d.  Kopfschlagader  bei  Erhängten  u.  Erdrosselten  u.  über 
ein  neues  Zeichen  d.  Erwürgungsversnches.  Wien.  Ur- 
ban u.  Schwarzenberg.   8.  XII  u.  462  S.     10  Mk. 

Friedberg,  Herm.,  Zweifelhafte  Todesarssobe 
(Entzündung  d.  Lunge,  d.  Brustfells  u.  Zwerehfells  n* 
Darmblutung ;  Brustwunde).  Vjhrschr.  f.  gerichtl.  Med. 
N.  F.  XXXV.  1.  p.  46.  Juli. 

F  r  i  t  s  c  h ,  J. ,  Forensische  Casoistik.  Wleo.  med. 
Presse  XXII.  37—41. 

F  r  5 1  i  c  h ,  H. ,  Zur  gerichü.  Medicin.  (Versuch  der 
Fruchtabtreibong  mit  ganz  ungeßhrL  Mitteln.  —  Fahr- 
lässige Tödtung  eines  neugeb.  Kindes.)  Vjhrschr.  f.  iP^» 
Med.  N.F.  XXXV.  1.  2.  p.81.  276.  JuU,  Gct. 

i 


HedlcüuBche  Bibliographie  des  In-  u.  Auslands. 


349 


Gaermonprez,  Simulation  von  Bclimerzen ;  Dia- 
gDose  mittels  indncirter  a.  unterbrochener  Ströme.  Gaz. 
des  Hdp.  104.  105. 

Hallin,  0.  F.,  Ueber  d.  Behandl.  geistealcranker 
Strafgefangener  in  öffentl.  Krankenanstalten.  Uyglea 
XLUI.  5.  8.  233. 

Hjelt,  Otto  Edv.  Aug.,  Zur  sanitären  Gesetz- 
gebung Finnlands.  Vjhrschr.  f.  gerichtl.  Med.  N.  F. 
XIXV.  1.  p.  139.  Jnli. 

Holst,  Erik,  Mittheilnngen  ans  d.  gerichtsarztl. 
Pnzis  im  Physikate  Ringköping  im  J.  1880.  Hosp.-Tid. 
1  R.  Vni.  11.     (Jahrbb.  CXC.  p.  185.) 

Howard,  Benjamin,  Ueber  d.  Ambulanzsystem 
in  New  York.     Brit.  med.  Joum.  July  16. 

Hurpy,  Fall  von  Erhenken.  Ann.  d'Hyg.  3.  S. 
VI.  p.  359.  Oet. 

Leadman,  Aez.  D.  H. ,  Selbstmord  durch  Explo- 
sion einer  Dynamitpatrone  im  Munde.  Brit.  med.  Joum. 
Jnly  30.  p.  159. 

Leiebenverbrennung.  Hosp.-Tidende  2.  R. 
Vin.  17. 

Lesser,  Adolf,  Ueber  d.  lokalen  Befunde  beim 
Selbstmord  durch  Erhenken.  VJhrsehr.  f.  gerichtl.  Med. 
N.  F.  XXXV.  2.  p.  201-  Oct. 

L  i  e  g  e y,  Gerichtsarztl.  Mittheilungen  (Kindesmord). 
Joarn.  de  Brax.  LXXII.  p.  557.  Juin. 

Linroth,  Klas,  Ueber  d.  Leichenverbrennung  in 
MaUand.     Hygiea  XLUI.  1.  S.  44. 

Lorentzen,  Erstickung  od.  Verblutung?  Vjhrschr. 
f.  gerichtl.  Med.  N.  F.  XXXV.  2.  p.  260.  Oct. 

Hair,  Ignaz,  Gerichtl. -med.  Casaistik  d.  Körper- 
Terletznngen  u.  Todtungen  durch  mechan.  physische  Ge- 
walt. Ingolstadt.  A.  Ganghofner'sche  Buchh.  8.  XV  u. 
m  S.    4  Mk. 

Nahrungsmittel,  Entwurf  eines  Gesetzes  gegen 
d.  Verfälschung  derselben  in  Amerika.  Gesundheit  VI.  13. 

Overbeek  de  Meijer,  G.  van,  Bericht  über  die 
Verhandl.  d.  Sektion  ffir  Staatsarzneikunde  d.  internat. 
med.  Congreases  zu  London.  Weekbl.  van  bet  Nederl. 
Tijdschr.  voor  Geneesk.  37. 

Peters,  Ueber  d.  Nothwendigkeit  von  Bestimmun- 
gen, durch  welche  d.  Ausstellung  von  ärztl.  Attesten  zu 
ngehi  ist.  Deutsche  med.  Wchnschr.  VII.  36.  37.  38. 
(I[ed.-Beamten-Ztg.  18.  19.) 

Pontoppidan,  Fälle  von  zweifelhafter  Zurech- 
aongsfähigkeit.   Ugeskr.  f.  Läger  4.R.  III.  6.  7.  IV.  12. 

PresI,  Friedrich,  Die  Prophylaxis  d.  übertrag- 
baren Infektionskrankheiten.  Mit  besond.  Berücksicht.  d. 
öeterr.  u.  deutschen  Gesetzgebung.  Wien  u.  Leipzig. 
Vrban  u.  Schwarzenberg.   gr.  8.   V  u.  147  S.     3  Mk. 

Prostituirte,  Untersuchung  dprselben.  Hygiea 
XLIU.  3.  Svenska  lakaresällsk.  förh.  b.  13.  14.  23.  27. 
33.  55. 

Reclam ,  C. ,  Ueber  Selbstmord  u.  dessen  Vorbeu- 
gung. Gesundheit  VI.  13.  —  Prag.  med.  Wchnschr. 
VI.  40. 

Sehenck,  Zum  Geheimmittelwesen.  Aerztl.  Mit- 
theU.  aus  Baden  XXXV.  16. 

Scholz,  Gutachten  für  Unfallsversicherungsgesell- 
Khaften.  (Traumat.  Bulbärparalysen.  —  Simulation.) 
Vjhrschr.  L  gerichti.  Med.  N.  F.  XXXV.  1.  p.  20.  Juli. 

Schröter,  R.,  Die  Beurlaubung  geisteskranker  Ver- 
brecher aus  d.  Irrenanstalt.  AUg.  Ztschr.  l'.  Psychiatrie 
XXXVm.  2  u.  3.  p.  310. 

Swayze,  Geo.  B.  H.,  Ueber  Quacksalberei.  The- 
rapeut. Gaz.  N.  S.  II.  7 ;  July. 

Treadwell,  J.  B. ,  Fall  von  Fruohtabtreibung. 
Boston  med.  Jonm.  CV.  1.  p.  20.  July. 

V  all  in,  £.,  Ueber  Begrabnissplätze.  Revue  d'Hyg. 
Ol.  8.  p.  633.  Aoüt. 

Vidal,  E.,  Ueber  gesetzl.  Maassregeln  zur  Verhü- 
^  d.  NahmngsmittelverffilBchung.  Ann.  d*Hyg.  3.  S. 
VI  3.  p.  259.  Sept. 


Whitney,  W.  F.,  Charakterist. Kennzeichen  wäh- 
rend d.  Lebens  beigebrachter  Darm  wunden.  Boston  med. 
and  surg.  Joum.  CV.  3.  p.  54.  July. 

W  i  1 1 0 ,  L. ,  Zwangsvorstellungen  pro  foro.  Vjhrschr. 
f.  gerichtl.  Med.  N.  F.  XXXV.  1.  p.  1.  Juli. 

W  i  1 1  a ci  1 ,  Ueber  d.  Zurechnungsfähigkeit  einer  des 
Mordversuchs  Angekläfften ;  Blödsinn.  Wien,  med.  Wo- 
chenschr.  XXXI.  29.  30. 

S.  a.  IIL  3.  Boehm.  VIIL  10.  Lubelski.   X.  In 
sirumentalhülfe,  Rheinstädter.  XIII.  Cohn,  Farben- 
blindheit,  Weber.     XIV.  1.  Becker,   Weil.     XVL 
Snell.     XIX.  4.  Merbach. 

Vgl.  IV.  Sanitätspolizei.  V.  1.  Arzneitaxe,  Apotheker- 
wesen, Geheimmittel,  VI.  Beaufsichtigxmg  d.  Heilquellen, 
VII.  Vergiftungen,  VIU.  3.  a.  Oelbßeber,  Hydrophobie, 
Milzbrand,  Pest,  Rotz-,  9.b.  Pockenhospitäler,  Vaccination; 
10.  Vacctnasyphüis ,  Prophylaxe  d,  Syphilis;  11.  Trichi- 
nose, X.  Hebammenbildung ,  Gebärhäuser ,  Asphyxie  d, 
Neugebomen.  XI.  Kinderhygieine ,  Kindersterblichkeit, 
XIII.  Prüfung  des  Sehvermögens,  Farbenblindheit.  XIV.  1. 
Prüfung  des  Hörvermögens ;  2.  Taubstummheit,  XVI.  Für- 
sorge für  d,  Irren  u,  Trinker.  XVIU.  Ueber  trag  bare  Thier- 
krankheiten,  XIX.  1.  Ausbildung  d.  Aerzte,  ärztliche 
Standesinteressen,'  Vivisektion;  2.  Gewerbekrankheiten, 
plötzliche  Todesfälle,  Krankenpßeye  u.  Hospitäler,  Ab- 
sonderung ansteckender  Kranker,  Beurtheilung  d.  Leichen- 
erscheinungen ;  4.  Erkrankungs-  u.  SterbUchkeits-Statistik. 

2)  Militärärztliche  WissenacliafL 

Antisepsis  im  Felde.  Deutsche  milit. -ärztl. Zeit- 
ßchr.  X.  8.  p.  196. 

Brodführer,  Ueber d.Wundbehandl.  in d.  Schwei- 
zer Universitätskliniken  u.  d.  mit  d.  militär-ärztl.  Schule 
in  Verbindung  stehenden  Krankenhaus  im  Val  de  Gräce 
zu  Paris.  Deutsche  milit. -ärztl.  Ztschr.  X.  9  u.  10.  p.  231. 

Frölich,  H.,  Zur  Geschichte  d.  deutschen  Heeres- 
Sanitätsverfasaung.     Militärarzt  XV.  18. 

Frölich,  H. ,  Therapeut. Gesichtspunkte  f.  die  Re- 
gelung d.  Lebensweise  kranker  Militärpersonen.  Vjhrschr. 
f,  gerichtl.  Med.  N.  F.  XXXV.  1.  p.  101.  Juli. 

Gärtner,  Ventiiationsverhältnisse  an  Bord  d.  deut- 
schen Panzercorvette  Sachsen.  Deutsche  Vjhrschr.  f.  öff. 
GeJihpfl.  XIII.  3.  p.  369. 

Jahresbericht  über  d.  Leibtungen  u.  Fortschritte 
auf  dem  Gebiete  d.  Militär -Sanitätswesens.  Bearb.  von 
Gen.-ArztDr.  Wilh.  Roth.  7.  Jahrg.  Ber.  f.  d.  J.  1880. 
Beriin.    Hirschwald.  Lex.-8.  IV  u.  174  S.     7  Mk.  60  Pf. 

Kirchenberger,  Ueber  d.  Morbilitätsscheraa  des 
österr.  Militär-Sanitätswesens.     Militärarzt  XV.  16. 

Köcher,  Ueber  d.  Gnmdlagen  d.  Militär-Sanitäts- 
wesens u.  d.  Grundzüge  für  eine  eventuelle  Radikalreforra 
desselben.     Petersb.  med.  Wchnschr.  VI.  30.  31. 

Köcher,  Das  Projekt  für  d.  neue  Organisation  der 
russ.  Sanitätsanstalten  im  Kriege.  Deutsche  milit.-arztl. 
Ztschr.  X.  9  u.  10.  p.  246. 

Lereboullet,  L. ,  Ueber  d.  Sanitätsdienst  in  Tu- 
nis.    Gaz.  hebd.  2.  S.  XVIII.  40. 

Longmore,  T. ,  Ueber  d.  Verletzungen  durch  die 
Geschosse  d.  Henry-Martini-Gewehrs.  Wien.  med.  Presse 
XXII.  36. 

M  u n  d  y ,  J. ,  Sanitätsmaterial.  Militararat  XV.  13. 
14.  15.  17. 

P I  c  q  u  6 ,  Ueber  Transport  d.  Verwundeten  in  Wa- 
gen. Revue  d'Hyg.  III.  7.  8.  p.  579.  662.  Juillet,  Aoüt. 
—  Ann.  d'Hyg.  3.  S.  VI.  p.  157.  Aoüt. 

Roth,  W.,  Der  milit.-ärztl.  Fortbildungscursus  für 
das  12.  (kön.  sächs.)  Armeecorps  im  Winterhalbjahre 
1880—81.     Deutsche  milit.-ärztl.  Ztschr.  X.  8.  p.  205. 

Salz  mann,  Sohiessversuche  mit  Platzpatronen. 
Deutsche  milit.-ärztl.  Ztschr.  X.  8.  p.  183. 

Sanitäts- Bericht,  statistischer,  über  d.  kön. 
preuss.  Armee  u.  das  13.  k.  würtemb.  Armeecorps  f.  das 
Rapportjahr  vom  I.April  1878  bis  31.  März  1879.  Berlin. 
Mittler  u.  Sohn.    4.   IV  u.  127  S.     3  Mk.  50  Pf. 


350 


Hedicüusche  Bibliographie  des  In-  u.  AufilandB. 


Stangl,  Zar  Hygieine  militar.  Unterkünfte.  Mili- 
tfirarzt  XV.  15—18. 

Uhde,  C.  W.  F.,  Kriegschirurg.  Beiträge  aus  den 
Reserve-Lazarethen  zu  Braunschweig  yom  14.  Aug.  1870 
bis  16.  Mai  1871.     Arch.  f.  klin.  Chir.  XXYI.  4.  p.  833. 

Yogi,  Ak ,  Mittheilungen  aus  d.  Münchner  Garnisons- 
Lazarethe.  (Typhus.  —  Pneumonie.  —  Pleuritis.  —  Sy- 
philis ;  Apoplexie.  —  Darminvagination.  —  Kost  u.  Er- 
nährung d.  Kranken.)  Bayr.  ärztl.  Intell.-Bl.  XXVIII. 
36.  37.  38.  39. 

Ziegel,  Entwurf  zu  einer  Friedens-Sanitätsordnung 
f.  d.  preuss.  Heer.  Stettin.  Nagel.  8.  28  S.  (mit  einem 
Sanitäts-National.)   16.   23  S.     75  Pf. 

Zo eller,  lieber  die  Gasemirung  der  Truppen  in 
Deutschland.     Revue  d'Hyg.  III.  7.  p.  665.  Juillet. 

S.  a.  XII.  2.  Ghouet. 

Vgl.  Vni.  9.  Vaccinatian.  XII.  1.  Antis^tüche 
Chirurgie y  Blutsparung;  3.  u.  7.  a.  Schmsverletzungen. 
XIII.  u.  XIV.  1.  Prüfung  des  Seh-  u.  Hörvermögens. 
XVII.  1.  üeber  Simulation. 

XVni.  Thierheilkunde  u.  Veterm&r- 

wesen. 

Baranski,  Anton,  Leitfaden  d.  Veterinärpolizei. 
Leipzig  u.Wien.  Urban  u.  Schwarzenberg.  gr.  8.  VI  u. 
198  S.     4  Mk. 

Bericht  über  d.  Veterinärwesen  im  Konigr.  Sach- 
sen f.  d.  J.  1880.  26.  Jahrg.  Dresden.  Schönfeld.  8. 
166  S.     3Mk.  50Pf. 

Bernhard!,  W.,  Hundswuth  u.  Wasserscheu.  Po- 
pulär dargestellt.  Berlin.  Verl.  d.  Volksbnchh.  (Bern- 
hardi.)   8.   28  S. 

B  0  n  n  e  t ,  lieber  eigenthüml.  Stabchen  in  d.  Uterin- 
milch d.  Schafes.  Deutsche  Ztschr.  f.  Thiermed.  u.  vergl. 
Pathol.  Vn.  3.  p.  211. 

Bouley,  lieber  Schutzimpfung  gegen  contagiöse 
Peripneumonie  d.  Rinder.  Bull,  de  FAcad.  2.  S.  X.  36. 
p.  1086.  Sept.  6. 

Beutet,  lieber  Praventivimpfung  des  Milzbrands 
beim  Schafe.  Bull,  de  TAcad.  2.  S.  X.  30.  p.  943.  Juillet  26. 

Hofmann, Frz. ,  Die  angebl.  Neubildung  von  Milch 
während  d.  Melkens.  Univ. -Programm.  Leipzig.  Druck 
von  A.  Edelmann.   4.    17  S. 

Jolyet,  Ueber  Variola  d.  Tauben  u.  d.  Entwick- 
lung von  Infektionsorganismen  in  d.  Lymphe.  Gaz.  de 
Par.  29.  p.  414. 

'  Kolessnikow,  N.,  Ueber  patholog.  Veränderun- 
gen d.  Gehirns  u.  Rückenmarks  d.  Hunde  bei  Lyssa. 
Virchow's  Arch.  LXXXV.  3.  p.  445. 

Leblanc,  Ueber  Praventivimpfung  d.  contagiösen 
Peripneumonie  beim  Rindvieh.  Bull,  de  i'Acad.  2.  S.  X. 
39.  p.  1168.  Sept.  27. 

Pasteur,  Ueber  Impfung  d.  Hühnercholera  u.  des 
Milzbrandes.     Brit.  med.  Joum.  Aug.  13. 

Pütz,  Ueber  d.  Wesen  d.  Hufkrebses.  Deutsche 
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Roloff,  Akute  Gelbsucht  d.  Schafe.  Med.  Centr.- 
Bl.  XIX.  33. 

Semmer,  E.,  Die  contagiöse Pyämie  d. Kaninchen. 
Med.  Centr.-Bl.  XIX.  41. 

Toussaint,  H.,  a)  Zur  Immunität  gegen  Milz- 
brand. —  b)  Ueber  Verimpfnng  d.  Hühnercholera.  Gaz. 
de  Par.  32.  p.  455.  456. 

Toussaint,  H. ,  Tuberkulöse  Infektion  durch  die 
Sekretionsflüssigkeit  u.d.  Serum  d.  Vaccinepusteln  (Beob- 
achtungen an  Thieren).     Gaz.  de  Par.  36.  p.  496. 

Veterinär-Kalender  pro  1882.  Verf.  u.  her- 
ausgeg.  von  Alois  Koch.  5.  Jahig.  Wien.  Perles.  16. 
VII ,   129  u.  128  S.     3  Bfk. 

Wengler,  H. ,  Die  Viehseuchen  -  Gesetzgebung 
Deutschlands.  Erlangen.  Palm  u.  Enke.  gr.  8.  IV  n. 
314  S. 


Wolter,  Ueber  d.  Uebergang  fremder  Stoffe  durch 
d.  Placentark reislauf  auf  d.  Foetus.  Deutsche  Ztschr. 
f.  Thiermed.  u.  vergl.  Pathol.  VU.  3.  p.  193. 

S.  a.  III.  2.  VIII.  8.  a.  Hydrophobie,  Milzbrand, 
Rotz.   XIX.  2.  Johne,  Pasteur. 

XIZ.   Medicin  im  Allgemeinen. 

1)  Allgemeines;  Atubildung  der  Aerzte;  Standes- 

interessen  der  Aerzte;  Sammelwerke;  Mikroskopie 

und  mikroskopische  Technik;  Volksschriften; 

Vivisektion. 

Adams,  H.  Bridges,  Ueber  med.  Unterrieht. 
Lancet  II.  14 ;  Oct. 

Aerztetag,  9.  deutscher,  in  Kassel.  Deutsche 
med.  Wchnschr.  VII.  28. 29. 30.  —  Beri.  klin.  Wchnschr. 
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Bowditch,  Henry  J.,  Ueber  Ausbildung  voi 
Frauen  zu  Aerzten.  Boston  med.  and  snrg.  Joum.  CV. 
13.  p.  289.  Sept. 

Green,  William  Warren,  Ueber  private  med. 
Unterweisung.  Boston  med.  and  surg.  Joum.  CV.  8. 
p.  25.  July. 

H  e  y  m ,  Carl,  Gutachten  über  ehie  zu  begründende 
Wittwen-  u.  Waisenpensionskasse  unter  d.  Aerzten  des 
Regierungsbezirks  Breslau.  Bresl.  ärztl.  Ztschr.  III. 
16.  17. 

Merrill,  Edward  B.,  Ueber  d.  Verordnungen  in 
Bezug  auf  d.  Ausübung  d.  ärztl.  Praxis  in  New  York. 
New  York  med.  Record  XX.  2  ;  July. 

Mestrum,  Xav.,  Keine  „ Ehrengerichte" ,  sondera 
nEhrenräthe«.     Aerztl.  Ver.-Bl.  f.  Deutschi.  X.  Nr.  112. 

Napias,  H. ,  Ueber  Organisation  d.  Unterrichts  in 
d.  öffentl.  Medicin.     Ann.  d'Hyg.  3.  S.  VI.  p.  62.  JoiUet. 

Orchard,J.  C.,  Ueber  med.  Unterricht.  Lancet 
11.  3 ;  July. 

Poore,  G.  Vivian,  Ueber  med.  Unterricht  b. 
Sprache  d.  Medicin.     Lancet  II.  15  ;  Oct. 

Segnin,  E.  C. ,  Ueber  d.  med.  Unterricht  in  New 
York.     Arch.  of  Med.  VI.  1.  p.  57.  Aug. 

Studien-Plan,  akademischer ,  für  Medidner, 
nebst  den  gesetzl.  Vorschriften  für  die  med.  Prüfungen. 
2.  Aufl.     Jena.   Deistung.   8.    34  S.     60  Pf. 


Du  Bois-Reymond,  Emil,  Ueber  d.  Uebnng. 
Rede,  gehalt.  zur  Feier  d.  Stiftungstages  d.  milit.-iurttl. 
Bildungs-Anst.  am  2.  Aug.  1881.  Berlin.  Hirschwald. 
8.   51  S.     1  Mk.  20  Pf. 

Flcmming,  W. ,  Zur  Geschichte  d.  Anilinfärbun- 
geu.     Arch.  f.  mikrosk.  Anat.  XIX.  4.  p.  743. 

Hamilton,  George;  J.C.  Morris,  Ueber  Vivi- 
sektion. Transact.  of  the  Coli,  of  Physic.  of  Philad.  XII. 
p.  103.  121. 

Källay,  Adolf,  Illustrirter  ärztl.  Almanaob,  mit 
besond.  Berücksichtigung  d.  Kurorte.  Wien  1883.  Bm- 
müller  u.  Sohn.    16.   XXX  u.  160  S. 

Medicinal-Kalender,  Fromme*s  öeterr.,  f.  d» 
J.  1882.  37.  Jahrg.  Herausg  von  Dr. /o*.  iVidd^r.  Wien. 
Fromme.    16.    173  u.  192  S.     3  Mk.  20  Pf. 

Medicinal-Kalender  u.  Recept-Tasdien* 
buch  für  Aerzte  d.  deutschen  Reichs.  4.  Jahrg.  1882. 
Wien.  Urban  u.  Schwarzenberg.  16.  VIH  u.  405  S. 
3Mk. 

Niemeyer,  Paul,  Aerztl.  Sprechstunden.  36.  hü 
40.  Heft.  Jena.  Costenoble.  8.  8.  Bd.  VHI  u.  333  S. 
je  50  Pf. 

Reich,  Ed.,  Rath  u.  erste  Hülfe  bei  plötzlichen 
Erkrankungen  u.  Unglücksfällen  bis  zur  Ankunft  d.  Arxtes. 
Nebst  Bemerkungen  üb.  diätet.  Behandl.  n.  Krankenpflefre- 
Berlin.   Hempel.   8.   VUI  u.  119  S.     1  Mk.  50  Pf. 

Taschenkalender,  ärztlicher,  9.  Jahrg.  18^^- 
Herausg.  von  San.-R.  Dr.  Holzer.  Wien.  Perles.  1^* 
IV,  215  u.  189  S.     3  Mk. 


Medicinische  Bibliographie  des  In-  n.  Auslands. 


351 


8.  a.  III.  3.  Altmann.  XIV.  1.  Pritchard. 
XY.  Dechambre,  Magitot.     XVI.  Emminghaus. 

2)  Allgemeine  Pathologie;  vergleichende  und 
experimentale  Pathologie;  pathologische  Anatomie, 

Adamkiewicz,  Albert,  Die  normale  Muskel- 
fanktioD  als  das  Resultat  eines  Qleichgewichts ,  aton. 
Ataxie  n.  spast.  Parese  d.  Muskeln  als  d.  beiden  End- 
effekte einer  Störung  dieses  Gleichgewichts.  Ztschr.  f. 
klio.  Med.  III.  3.  p.  450. 

Amyloid entartung  s.  VIII.  6.  Rxmeherg;  7. 
Smth.    Xm.  Kubli. 

Auvard,  Alfred,  Ueber  die  engl.  Hospitaler. 
BoU.  de  Th^r.  CI.  p.  71.  JuiUet  30. 

Bakterien  als  Krankheitserreger  s.  Mikrooiga- 
nismen. 

Basch,  S.  Y.,  Ergebnisse  d.  Blutdruckmessung  an 
Gesmiden  n.  Kranken.  Ztschr.  f.  klin.  Med.  III.  3. 
p.  602. 

Beschorner,  Oskar,  Ueber  Husten.  Jahresber. 
d.  Ges.  f.  Natnr-  u.  Heilk.  inDresden  1880—1881.  p.  93. 

Besnier,  Ernest,  Ueber  d.  Epidemien  im  AU- 
gem.  beherrschenden  Gesetze  mit  besond.  Rücksicht  auf 
d.  Einfl.  d.  Jahreszeiten  auf  d.  Vorkommen  von  Typhus. 
Gaz.  hebd.  2.  S.  XVm.  37.  38. 

Birch -Hirschfeld,  Ueber  d.  gegenwärt.  Stand 
i  Bakterienfrage.  Jahresber.  d.  Ges.  f.  Natur-  u.  Heilk. 
ii  Dresden  1880—1881.  p.  20. 

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tativen Variationen  d.  Hämoglobin  in  Folge  von  Blutent- 
liehimgen.     Arch.  per  le  Sc.  med.  IV.  12.  p.  273. 

Blut,  pathologisches  Verhalten  s.  I.  Kwikd.  VIU. 
2.  e.  Burckhardt.  XU.  3.  Lesser.  XIX.  2.  Bizzozero, 
Boekmofm,  Pemoldt ;  3.  Bhszozero. 

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äodeningen  d .  Blutkörperchen  im  Fieber.  Deutsches  Arch. 
f.  klin.  Med.  XXIX.  5  u.  6.  p.  481. 

Boucheron,' Ueber  d .  abnorme  Vorkommen  you 
Hamsanre  im  Speichel,  in  d.  Sekretionen  d.  Magens,  d. 
Käse,  d.  Rachens,  im  Schweiss,  in  d.  Absonderungen  d. 
Utems  u.  im  Menstrualblut.  Gaz.  des  Hdp.  102.  —  Gaz. 
dePar.  36.  p.  610. 

Bowkett,  W.  D. ,  Klin.  Thermograph  zur  Auf- 
z^hnnng  permanenter  Temperaturcurven  an  einem  Kr. 
während  24  Stunden.     Lancet  U.  3 ;  July. 

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Brunniche,  A.,  Eui  nicht  genug  beachtetes  Aus- 
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DisB.  Halle  (Göttingen).  Vandenhoeck  u.  Ruprecht. 
S.  42  8.     1  Mk.  20  Pf. 

Da  Costa,  J.  M.,  Fälle  von  Inanltionsfieber. 
Tnosact.  of  the  Coli,  of  Physic.  of  Philad.  XU.  p.  57. 

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nchang  u.  deren  diagnost.  Bedeutung.  Ugeskr.  f.  Läger 
4.  R.  IV.  4. 

Daily,  Ueber  method.  Respirationsübung  in  ihren 
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M,    BnU.  de  Th^r.  CI.  p.  268.  Sept.  30. 

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^.  Glück,  Parrot, 

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Fäulnissprodnkte  in  pathogenet.  Beziehung  s. 
I.  Brouardel,  Gautier.     XIX.  2.  Brieger. 

Federici,  Cesare,  Ueber  d.  Verbreitung d. Herz- 
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Ricklin.  VIU.  3,  a.  Jaksch,  X.  Morra.  XI.  Förster. 
xm.  V.  Forster,     XIX.  3.  Binz. 

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Galvagni,  Ercole,  Sul  crepito  xifoideo  o  peri- 
tonitico.  Bologna.  Tip.  Fava  e  Garagnani.  8.  23  pp.  — 
Kiv.  diu.  8.  p.  449. 

Gewerbekrankheiten  s.  IV.  Bemutz,  Diehl, 
Hüniken,  Sexton.  y II.  Gautier.  VlII.3.a.  Cbti/y.  XIII. 
EaUs,  Sykes.  XIV.  1.  Gottstein,  Jacohy ,  Schwabach, 
Terrillon. 

Gluck,  T  h . ,  Ueber  Transplantation,  Regeneration 
u.  entzündl.  Neubildung.  Arch.  f.  klin.  Chir.  XXVI.  4. 
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Gunning,  W.  M.,  Ueber  Vorkommen  von  Bak- 
terien in  d.  ausgeathmeten  Luft.  Weekbl.  van  hetNederl. 
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Henderson,  Francis,  Ueber  Kälte  als  Krank- 
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Hervieuz,  Ueber  d. Empfänglichkeit  b.  virulenten 
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Sept.  13. 

Uooper,  Daniel,  Allopathie,  Homöopathie  u. 
„No-Pathy«.     Practitioner  XXVII.  3.  p.  173.  Sept. 

Hnxley,  T.  H.,  Ueber  d.  Zusammenhang  d.  biolog. 
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Johne,  Ueber  Aktinomykose  oder  StrahlenpihE- 
erkrankung.  Deutsche  Ztschr.  f.  Thierraed.  u.  vergl. 
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Kanalgase  als  Verbreiter  epidem.  Krankheiten. 
Deutsche  med.  Wchnschr.  VII.  42. 

Key,  Axel,  Ueber  d.  gegenwärt.  Standpunkt  d. 
parasitären  Infektionslehre.     Hygiea  XLUI.  1.  S.  15. 

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men zu  gewissen  specif.  Krankheiten.  Brit.  med.  Joum. 
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Köhler,  Ferd.,  Der  Heupilz  (Bacillus  subtilis)  in 
seinem  Verhalten  nach  mehrfachen  Umzüchtungen  in 
Fleisehextraktlösungen  u.  im  Kaninchenblut  zum  thieri- 
schen  Organismus.  Inang. -Diss.  Göttingen.  Vanden- 
hoeck u.  Ruprecht.   8.   24  S.     80  Pf. 

Körperwärme  s.  a.  III.  3.  Jäger,  Letvaschew. 
V.  2.  Falck ;  3.  Letoumeau.  VUI.  2.  a.  Steincke ;  3.  a. 
BinnebaUe.  X.  Beiträge  (Schütz),  Napier.  XVI.  Bech- 
terew.    XIX.  2.  Bowkett ;  3.  Mawrel. 

Kreitz,  Gust.,  Ueber  die  Wirkung  pyämischer  u. 
septikämischer  Stoffe  vom  Gastro  -  Intestinalkanale  aus. 
Inaug.-Diss.     München  1880.   8.    35  S. 

L.  F.,  Ueber  physiolog.crepitirendes Rasseln.  Gazz. 
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Leopold,  G. .  Experim.  Untersuchungen  über  d. 
Aetiologie  d.  Geschwülste.  Virchow's  Arch.  LXXXV.  2. 
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Lithiasis  s.  VUL  6.  Feltz,  Williams^,  7.  GaUen- 
steine;  8.  Hähner ,  Schwengers.  XII.  6.  Berridgc,  9. 
Blasensteine,  Nierensteine. 

M'Causland,  Fälle  von  Erkrankung  durch  grosse 
Hitze.     Brit.  med.  Joum.  July  23.  p.  123. 

Macdonald,  A.D.,  Ueber  antisept.  Behandlung 
zymot.  Krankheiten.  Edinb.  med.  Journ.  XXVU.  p.  232. 
[Nr.  315.]  Sept. 


352 


Medicinische  Bibliographie  des  In-  n.  Auslands. 


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Oosophagoskops.     Med.  Times  and  Gaz.  July  16. 

Mertschinsky,  P.v.,  Beitrag  zur  Wärmedyspnoe. 
Würzburg.  Stahel.  8.  21  S.  mit  2  Taf.  IMk.GOPf.— 
Verhandl.  d.  phyaik.-med.  Ges.  zu  Würzb.  N.  F.  XYI.  4. 
Mikroorganismen  als  Krankheitserreger  s. 
VIII.  3.  a.  Robson;  3.  c.  Toussaint;  3.  d.  Albrecht. 
XIV.  1.  Loewenberff.  XIX.  2.  Birch-Hintchfeldy  Fokker, 
(lunning  ^  Jökne,  Key,  Klebs,  Köhler  y  Pasteur ,  Roberts^ 
Stemberg,  Stilmanty  Wemich. 

Monat,  FredericJ.,  lieber  Hospitäler.  Lancet 
II.  1.  2.  4.  5.  10.  13.  14;  July— Oct. 

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Orsi,  Francesco,  Leziooi  di  patologia  e  terapia 
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punkt d.  Medicin.     Brit.  med.  Journ.  Ang.  13. 

Paget,  James,  Der  gegenwärtige  Stand  d.  Me- 
dicin.    Wien.  med.  Presse  XXII.  33. 

Pasteur,  lieber  Keimtheorie,  mit  Bezug  auf  d. 
Impfung  d.  Hühnercholera  u.  d.  Milzbrandes.  Lancet  II. 
7 ;  Aug.  —  Wien.  med.  Presse  XXH.  34. 

Pearse,  William  H.,  lieber  Entwicklung  von 
Epidemien.     Med.  Times  and  Gaz.  Sept.  3.  17. 

Penzoldt,  Franz,  lieber Blutkdrperchenzfihlnng 
in  Krankheiten ;  nach  Untersuchungen  von  Dr.  G.  Toen- 
messen.     Berl.  klin.  Wchnschr.  XVIU.  32. 

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Pnglia,  G.,  u.  V.  Marchi,  lieber  Neutralisation 
d.  Virus  im  Organismus.     Gazz.  Lorob.  8.   S.  III.  29. 
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Puls,  Verhalten  im  physiol.  Zustande  s.  III.  3. 
Francky  Grashey,  Keyt. 

Rabagliati,  A.,  lieber  Classifikation  u.  Nomen- 
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Ransome,  Arthur,  lieber  systemat.  Studium  d. 
cpidem.  Krankheiten.     Brit.  med.  Journ.  Aug.  27. 

Raynaud,  Maurice,  lieber  d. Skepticismus  in  d. 
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Aug.  —  Med.  Times  and  Gaz.  Sept.  24. 

Renzi.  Errico  de,  a)  lieber  d.  Ausscheidung d. 
Phosphorsänre  u.  d.  Phosphate  im  Harne  b.  Kranken.  — 
b)  lieber  d.  Variationen  d.  Hamstoffausscheidung  b.  yer- 
schied.  Krankheiten.  Ann.  nnivers.  Vol.  251.  p.  143. 
150.  Agosto. 

Rindfleisch,  Immunität  u.  essentielle  Fieber. 
Vjhrschr.  f.  Dermatol.  n.  Syph.  VIII.  2  n.  3.  p.  281. 

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Roh  den,  L.,  lieber  atmosphär.  Dnrchknhlnng  u. 
einige  Wirkungen  derselben.  Deutsche  med.  Wchnschr. 
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Saioz,  Gh.,  lieber  d.  Cheyne-Stokeswhe  Respira- 
tionsphäaomen.  Revue  m^d.  de  la  Snisse  Rom.  I.  9. 
p.  525.  Sept. 

Sanquirico,  Carlo,  lieber  d.  Einfl.  d.  Ader- 
Uisses  auf  d.  Ernährung  d.  Gewebe.  Arch.  per  le  Sc. 
med.  IV.  20.  p.  426. 

Schlesinger,  lieber  Rhinoscopia  posterior.  Jah- 
resber.  d.Ges.  f.  Natur-  u.  Heilk.  inDresden  1880—1881. 
p.  22. 

Seemann,  Mundspeculum.  Deutsche  med.  Wo- 
chenschr.  VII.  28. 

Sternberg,  lieber  d.  Vorkommen  von  Mikro- 
kokken  an  der  Harnrohrenmündung.  New  York  med. 
RecordXX.  13;  Sept. 

Stilmant,  lieber  d.  patholog.  Bedeutung  d.Mikro- 
phyten.     Presse  m^d.  XXXIII.  36. 

Stoerk ,  Untersuchung  d.  Oesophagus  mit  d.  Kehl- 
kopfspiegel.    Wien.  med.  Wchnschr.  XXXI.  .30. 

Sutherland,  J.  Francis,  lieber  Hospitiiler  f. 
ansteckende  Krankheiten.  Glasgow  med.  Journ.  XVI. 
3.  p.  177.  Sept. 


Tod,  plötzlicher  s.  VIU.  8.  d.  Maturm,  Vibert. 

Többen ,  Anton ,  lieber  d.  Eintritt  von  Luft  in  d. 
Venen.  Rostocker  Inaug.-Diss.  Berlin.  L.  Sohnmacher. 
8.    45  S. 

Ughetti,  G.  B. ,  lieber  d.  Veränderungen  d.  Ge- 
webe in  Folge  von  Mangel  d.  Nerveneinflnsses.  Areh. 
per  le  Sc.  med.  IV.  9.  p.  190. 

Uskoff ,  N.,  lieber  von  niederen  Organismen  unab- 
hängige Eiterung.    Virchow's  Arch.  LXXXVI.  1.  p.  150. 

Vacher,  Franz,  Die  Bedeutung  von  verschied. 
Nahrungsmitteln  f.  d.  Ausbreitung  von  parasit.,  zymot., 
tuberkulösen  n.  andern  Krankheiten.  Wien.  med.  Presse 
XXH.  36. 

V  all  in,  E.,  lieber  Absehwächnng  d.  Virus.  Bevne 
d'Hyg.  III.  7.  p.  545.  Juillet. 

Vi  dal,  Ueber  d.  Fortpflanzung  d.  Thoraxgeräusche 
bis  in  d.  Unterleib  b.  an  Ascites  Leidenden.  Gaz.  de 
Par.  32. 

Virchow,  Rndolf,  Ueber  d.  Werth  d.  patholog. 
Experiments.  Virchow's  Arch.  LXXXV.  3.  p.  373.  - 
Med.  Times  and  Gaz.  Aug.  6.  13. 

Wartmann,  Ang.  Henry,  Recherches  zur r£n- 
Chondrome,  son  histologie  et  sa  genese.  Diss.  inaog. 
Gen^ve  (Paris  v.  Masson)  1880.  8.  86  pp.  avec4PIanches. 

Weed,  Theo.  A. ,  Cyrtometer.  New  York  med. 
Record  XX.  6 ;  Aug.  p.  164. 

Weichselbanm,  A.,  Beiträge  zur  Geschwolst- 
lehre.  (Gangliöses  Neurom  d.  Nebenniere.  —  Papilläres 
Adenom  d.  Lunge.  —  Primäre  Sarkome  d.  Milz.  —  Lym- 
phome d.  MUz.)     Virchow*8  Arch.  LXXXV.  8.  p.  564. 

Wernich,  A. ,  Die  stabilen  Eigenschaften  d.  In- 
fektionsstoffe.     Beri.  klin.  Wchnschr.  XVIU.  28. 

Wertner,  Moriz,  Volksmedicin ,  Aberglaube  o. 
Kurpfuscherei.     Wien.  med.  Presse  XXII.  32.  33.  34. 

Ziegler,  Ernst,  Lehrbuch  d.  allgem.  u.  speciell. 
patholog.  Anatomie  n.  Pathogenese.  Mit  Anhang  über  d. 
Technik  der  patholog.  -  anatom.  Untersuchung.  1.  n. 
H.  Theil.  1.  Hälfte.  Jena.  Fischer.  8.  XIV  n.  710  S. 
mit  eingedr.  Holzsehn.     12  Mk. 

S.  a.  lU.  3.  Boehio.     IV.  Hart. 

Vgl.  I.  Patholog. -ehemische  Ünteraiuekwngen.  VIII.  4. 
Thrombosen.  Embolie.  ^11.2.  GeschtoulstbÜdtmg.  XIX.  1. 
Mikroskope  u.  mikroskopische  Technik. 

Wegen  der  anatomischen  Veränderungen  einzelner 
Organe  s.  d.  betreffenden  Abschnitte  unter  Vin.,  sowie 
IX.  X.  Xn.  3—9.  Xm.  XIV.  l.  XV.  XVI. ;  nach  Ver- 
gißungen  VH. ;  bei  Thieren  XVHI. 

3)  Allgemeine  Therapie, 

Adspirations.  VIII.  6.  Williams. 

Antiseptische  Behandlung  s.  VIU.  5.  Mur- 
ray ^  Williams.  IX.  Bantock ,  Hübner,  Thomton.  X. 
Rheinstaedler,  Spiegelberg.  XII.  1.  in  der  Chirurgie, 
XIU.  Forster,  Homer,  Kroemer,  Reymotul.  XVII.  2. 
Antis^sis.     XIX.  2.  Macdonald. 

B  i  n  z ,  Ueber  d.  Wirkung  n.  d.  Gebranch  antifebriler 
Arzneimittel  u.  über  d.  Einfl.  innerl.  Arzneimittel  taf  d. 
Septikämie  u.  andere  Infektionskrankheiten.  Wien.  med. 
Presse  XXU.  38. 

Bizzozero,  G.,  u.  C.  Golgi,  Ueber  d.Bluttrand- 
fusion  in  d.  Peritonäum  u.  über  d.  Einfl.  ders.  auf  d. 
Reichthum  d.  cirkulirenden  Blutes  an  BlntkdrpercheD. 
Arch.  per  le  Sc.  med.  IV.  3.  p.  67. 

Boehm,  Rudolf,  Wirkung  d.  Arzneimittel  anf d. 
Herz  n.  d.  Blutgefässe.     Wien.  med.  Presse  XXII.  41. 

Buchmann,  O.,  Mikroskopische  Q.  anderfreitige 
Beobachtungen  u.  Untersuchungen  zum  Nachweis  d.  Los* 
lichkeit  von  Metallen  n.  andern  harten  Körpern  baapt- 
säohlich  in  d.  Verdünnungen  aus  homöopathischen  Ver- 
reibungen.  Leipzig.  Baumgärtner.  8.  VUI  u.  92  S. 
mit  eingedr.  Holzsehn.     2  Mk. 

Carson,  Jos.,  Ueber  Emetika.  Therapeut.  6». 
N.  S.  U.  8.  p.  288.  Ang. 


Sach-Register. 


353 


T.  Coryal,  Zur  Benrtheilaiig  d.  Hydro-  u.  Pneu- 
mtothenipie.  Berl.  klin.  WchnBChr.  XYIII.  30.  31.  32. 
34.36. 

Eddowes,  Arthur,  Fall  von  Blnttransfaaion. 
Laseet  U.  15 ;  Oct. 

Eichhorn,  Zur  könstl.  Emähning  durch  sabcatane 
Ijuektion.    Wien.  med.  Wchnschr.  XXXI.  31—34. 

Inhalationstherapie  8.  VIII.  5.  Berg,  Hope. 

Koff,  J.  W.  de,  Indirekte  Transfasion  mit  nicht 
deübrinirtem  Blute.  Weekbl.  van  het  Nederl.  T^dschr. 
ToorGeneesk.  32. 

Lehmann,  J.,  Bericht  über  d.  med.-pnenmat.  An- 
statt zu  Kopenhagen  vom  1.  April  1880  bis  31.  März  1881. 
HoBp.-Tid.  2.  R.  Vm.  15. 

Massage  s.  VI.  Peters,  IX.  Jackson ^  Pipping- 
sköld.    XIV.  1.  Blake. 

M  a  u  r  e  1 ,  lieber  d.  Temperatur  herabsetzende  Mittel. 
Bull,  et  m^m.  de  la  Soc.  de  Th^r.  XIII.  17.  p.  177. 
Sept.  30. 

Pneumatische  Therapie  8.  Vm.  5.  Daklerup, 
UX.  3.  Corval,  Lehmann. 

RouBsel,  lieber  Bluttransfusion.  Bull,  et  möm. 
de  la  Soc.  de  Th4r.  XIII.  12.  p.  137.  Juillet  15. 

Subcutane  Injektion  s.  Y.  2.  Martineau,  Ray- 
mond. VIII.  3.  a.  Fussell.  X.  Maherly-Srnth.  XII.  6. 
SmUk.    XVI.  Voism.     XIX.  3.  Eichhorn, 

Transfusion  s.  IX.  Hirne,  XIX.  3.  BizzozerOt 
EddoweSj  Koff,  Roussel. 

Wood,  B.C., Ueberphysiolog. Antagonismus.  Bull, 
de  Th^.  CI.  p.  150.  Aoüt  30. 

S.  a.  m.  3.  Daily.  IV.  Wiel.  VI.  Hydrothera- 
jfie.  XVI.  Mc  Munn.  XIX.  2.  Laryngoskopie,  Rhino- 
skopie, 

4)  Med,  Geographie,  Statistik,  Geschichte, 
Bibliographie  und  Biographien, 

A  n  d  r  ä  a 8 ,  Die  Krankheiten  d.  Landvolkes.  Bajrr. 
intl.  InteU.-Bl.  XXVIII.  34.  35.  38. 

Bericht  über  d.  Naturforscher  -  Versammlung  in 
Sihbmrg.  Wien.  med.  Presse  XXII.  39. 40. 41.  —  Deut- 
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Berichte  über  d.  7.  Internat,  med.  Congress  zu 
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aad  Gaz.  Aug.  6. 13. 20. 27.  —  Deutsche  med.  Wchnschr. 
Yü.  36—40.  —  Berl.  klin.  Wchnschr.  XVIU.  28. 31—35. 
37-39.  41.  —  Wien.  med.  Presse  XXII.  29.  32—35.— 
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Billings,  John  8.,  lieber  d.  med.  Literatur. 
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Jahresbericht,  Med.-statist.,  über  d.  Stadt  Stutt- 
gart vom  J.  1880.  8.  Jahrg.  Heransgeg.  vom  Stuttgarter 
ärztl.  Verein.  Red.  von  Dr.  Carl  KöstUn.  Stuttgart. 
Metzler.     8.     IV  u.  64  S.  mit  Tab.     1  Mk. 

K  oll  mann.  Die  Statist.  Erhebungen  über  d.  Farbe 
d.  Augen ,  d.  Haare  u.  d.  Haut  in  d.  Schulen  d.  Schweiz. 
(Denkschr.  d.  Schweizer  Gesellsch.  f.  d.  ges.  Naturwiss.) 
Basel.     Georg.     4.    42  S.  mit  2  Karten.     3  Mk.  20  Pf. 

M  e  r  b  a  c  h ,  Johann  Peter  Frank  als  Begründer  der 
med.  Polizei  u.  öffentl.  Gesundheitspflege  in  Deutschland. 
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Sterblichkeit  in  Beriin.  Deutsche  med.  Wchnschr.  VII.  38. 

8.  a.  vm.  3.  a.  Ueher  Gelbfieber,  Christie, 
Davidson,  Rabitsch,  Radcliffe;  3.  e.  Bur- 
kart; 9.  a.  Lucas.     Xni.  Beheim. 


Sach  -  Register. 

(Die  Zahlen  beziehen  sich  auf  die  Seite.) 


Abdomen  s.  Unterleib. 

Abdominaltyphns  s.  Typhus  abdominalis. 

Abffihrmittel,  Milchzucker  19. 

Abortus,  Neigung  zu  solch,  als  Folge  von  Cervikal- 

riaaen  259.  — ,  wiederholter  mit  Abgang  eines  Abgusses 

d.  Uterushöhle  259. 
AbscesB,  des  Uterus  nach  Metroperitonitis  44.  — ,  der 

Leber,  Zusammenhang  mit  hjrpochondr.-melanchol.  Zn- 

•tiaden  172.  — ,  im  Qehim  bei  Otitis  (Diagnose)  199. 

(Hiaügkeit)  200.  (ohne  Zusammenhang)  201.  — ,  von 

Med.  Jahrbb.  Bd.  191.  Bft.  3. 


Wirbeln  als  Ursache  von  Tracheostenose  270.  — ,  im 

Becken,  Trepanation  d.  Darmbeins  272. 
Achloropsie  88. 
Achromatopsie  88. 
Acidum  s.  Säure. 
Acnpnnktur,  d.  Herzens,  behufs  Nachweis  d.  Todes 

280. 
Acusticus,  Geschwulst  an  solch,  in  d.  Kleinhimgrube 

197. 
Aderhaut  s.  Chorioidea. 

45 


354 


Sach-Register. 


Adipocire,  Bildung  114.  116.  (Knochen)  115.  116. 
(Knochenmark)  116.  116.  (Muskeln)  116.  (Haut)  116. 
(Beziehung  zur  Fäulniss)  117. 

Aether  s.  Schwefeläther. 

Aethylenchlorid,  Wirkung  auf  d.  Reflexphänomene 
287. 

After  8.  Anus. 

Aglaukopsie  88. 

Akumetrie  202. 

Akyanopsie  88. 

Alaun,  Nutzen  bei  hyperplast.  Processen  d.  Trommel- 
höhlenschleimhaut 207.  — ,  Einspritzung  d.  Lösung  b. 
chron.  Blasenkatarrh  222. 

Albuminoidsnbstanzen,  als  Produkte  der  Fäul- 
niss 3. 

Albuminurie,  nach  Aufpinseln  von  Jodtinktur  bei 
Kindern  161. 

Aldehyde,  Bezieh,  zur  Spannkraft  d.  Lebenskraft  1 14. 

Alkalien,  Anwend.  gegen  Sterilität  44. 

Alkaloidartige  Basis  s.  Base. 

A 1  k  a  1 0  i  d  e ,  Wirkung  auf  d.  Körpertemperatur  120.  — 
S.  a.  Opium. 

Alkohol,  Nutzen  gegen  Pilze  im  Ohr  183.  — ,  Anwen- 
dung b.  Kindern  265.  (Contraindikationen)  266.  —  S. 
a.  Schnaps. 

Alopecia  areata,  fiber  d .  ganzen  Kön>er  ausgebreitet  30. 

Alter,  Verminderung  d.  Elasticität  d.  Arterienwände 
118.  —  S.  a.  Greis;  Lebensalter. 

Amerika  s.  Nordamerika. 

Amine,  als  Fänlnissprodukt  4. 

Ammonium  s.  Bromammonium. 

Amputation,  d.  Collum  uteri  mittels  d.  Thermokauter 
44.  — ^,  unter  d.  Astragalus  72.  — ,  d.  Penis  272. 

Amylnitrit,  Nutzen  b.  Angina  pectoris  246. 

Amyotrophische  Lateralsklerose,  Dauer  der 
latenten  Ezcitabilität  d.  Muskeln  288. 

Anämie,  Krystalle  im  Pfortaderblnte  4.  — ,  chronische, 
Nutzen  der  Bluttransfusion  in  d.  Peritonäalhöhle  176. 
— ,  essentielle  (Bluttransfusion)  262.  (anatom.  Ver- 
änderungen) 263.  — ,  bei  Kindern ,  Nutzen  d.  Alkohol 
266.  —  S.  a.  Chlorose. 

Anästhesie,  Einfl.  d.  Senfteigreizes  173.  — ,  an  sym- 
metr.  gelegenen  Pigmentflecken  244.  — ,  Erlöschen  d. 
Reflexphänomene  als  Vorbote  d.  CoUapsus  286. 

Anästhetika,  Wirkung  auf  d.  Reflexphänomene  285. 

287. 
Anatomie,  d.  Menschen,  Handbuch  ders.  (von  Rob, 

Hartmanny  Rec.)  289. 
Anerythropsie  88. 

Aneurysma,  d.  Aorta,  Rückenschmerz  b.  solch.  128. 
Angeborne  Bildungsfehler   s.   Farbenblindheit; 

Lungenvene. 
Angina  pectoris,  in  Paroxysmen  auftretend  245. 
Ankylose,  d.  Os  coccygis  als  Geburtshindemiss  261. 
Annales    de  Demographie   internationale    (par  Arth, 

Cherviny  Rec.)  308. 
Anophthalmus,  doppelseit.  b.  Idiotie  297. 
Anteflexion,  d.  Uterus,  als  Ursache  von  Sterilität  143. 
Anteversion,  d.  Uterus,  Nutzen  d.  Scheidenpessarien 

268. 
Antipyretiknm  s.  Chinoliu;  Veratrin. 
Antiseptika,  Wirkung  ders.  239.  (auf  d. Bakterien  d. 

Fleischwassers)  240. 
Antiseptische  Behandlung,  bei  Mittelohreiterung 

206. 
Antispasmodikum,  Hyoscyamin  170. 
Antitypikum,  Chinolin  19. 
Anus  praeternaturalis,  Darmresektion  161. 
Aorta,  Dyspnoe  b.  Erkrankung,  Nutzend,  subcutanen 

Morphiumi^ektion  20.  — ,  abdomifuiliSy  (Aneurysma, 

Rückenschmerz  b.  solch.)  128.  (Compression  gegen  Ge- 

bärmntterblntnng)  262. 

Aphasie,  durch  EmboUe  d.  Art.  fossae  Sylvü  bedingt 
220. 


Aplasie  lamineuse  progressive  de  la  face  23. 

Apomorphin,  als  Expectorans  20. 

Apoplexie,  d.  Nebennieren  b.  Leukämie  249. 

Apparat,  zur  Dampfentwicklnng  in  Krankenzirnmem 
176. 

Aqua  creosoti  s.  Kreosotwasser. 

Aquaeductus  Cochleae,  Anatomie  178. 

Arachnoidea  spinalis,  Kalkplättchen  in  ders.  22. 

Arbeiter  s.  Emtearbeiter. 

Area  C eis i  (Pilztheorie)  30.  (als  Trophonenrose)  80. 

Argentum  nitricum,  Wirkung  auf  d.  Protoplasma  114. 
— ,  Verwendung  zur  Verhütung  d.  Ophthalmia  neoDa* 
torum  149. 

Arsenik,  Nutzen  bei  Wechselfleber  218.  —  S.  a.  Fow«| 
ler'eche  Solution. 

Arteria  coronaria  cordis  (Stillstand  der  Herzbewepmgl 
b.  Verschluss  ders.)  117.  (Atherom  als  Urs.  vonAxigiDs| 
pectoris)  246.  — ,  fossae  Sylvii,  Embolie  220.  — ,  lin« 
gualis,  Schnssverletzung  68.  — ,  mammaria  interua^l 
Schussverletzung  68.  — ,  umbilicalis ,  Entzündung  mit 
tödtl.  Pyämie  150.  —  S.  a.  Aorta ;  Carotis. 

Arterien,  elast.  Eigenschaften  d.  Wände  117.  — ,  def| 
Gehirns,  syphilit.  Affektion  138. 

Ascites,  Austritt  der  Flüssigkeit  durch  den  Nabel  150.| 
— ,  diuret.  Wirkung  d.  Coffeinum  citricum  238. 

Asphyxie,  d.  Neugebomen,  Behandlung  262.  265. 

Asthma,  bronchiales ,  Krystalle  im  Sputum  5.  — ,  ner- 
vöses, Nutzen  d.  subcutanen  Morphiuminjektion  20. 

Astragalus,  Amputation  unter  dems.  72. 

Ataxia  locomotoria,  Verhalten  d.  latenten  Excitabilität 
d.  Muskehl  288. 

Athem,  Leuchten  b.  Phosphorvergiftung  125. 

Atherom,  d.  Coronararterien  d.  Herzens  bei  Angiia 
pectoris  246. 

Atrophie,  d.  Gesichts,  progressive  23.  — ,  d.Mnskdn, 
progressive,  Verhalten  d.  latenten  Excitabilität  d.  Hiu- 
kein  288. 

Atropin,  Nutzen  bei:  Menorrhagie  20.  Hämoptysis 20. 
akuter  Mittelohreiterung  206. 

Audiometer  203. 

Augapfel,  Entzündung  d.Bindehant  b.  alten  Leuten  273. 

Auge,  Tuberkulose  163.  — , Bezieh,  d. Farbe  dess.  zam 
Vorkommen  d.  Farbenblindheit  166.  —,  Blennorrhoe 
b.  Neugebomen,  Micrococcus  ders.  297.  — ,  Einfl.  tod 
Störungen  im  Strömungsgebiete  der  Carotis  297.  — , 
sympath.  Erkrankung  297. 

Augenentzündung,  blennorrhoische  (Verhütung bei 
Neugebomen)  149. 

Augenhöhle,  doppelseitige  Phlegmone  273. 

Augenlid,  Phthiriasis  an  solch.  137. 

Autophonie  172. 

Bacelli'sches  Symptom  bei  eitr.  Exsudat  in  der 
Trommelhöhle  134. 

Bad,  bei  Typhus  abdominalis  der  Kinder  293.  —  S.  t. 
Wasserbad. 

Bakterien,  des  Fleischwassers,  Verhalten  gegen  Anti- 
septika 240.  — ,  in  d.  Lymphdrüsen  b.  hartem  n.  wei- 
chem Schanker  257. 

Balsam  s.  Copaivabalsam. 

Basen,  stickstoffhaltige  alkaloidartige  als  Fänlnisspro- 
dukt 4.  (in  Krystallform)  4.  (im  lebenden  Thierkör- 
per)  4. 

Basilysis,  Verfahren  zur  Verkleinerung  d.  Kindskopfes 
261. 

Bauchhöhle,  Unschädlichkeit  d.  Eindringens  von  Loft 
175.  — ,  Einspritzung  von  Blut  175. 

Bauchschnitt,  b.  Darmverschliessnng  159. 

Becken,  Hämatocele  innerhalb  dess.  143.  — ,  Abseew 
in  solch,  (als  Urs.  von  Darmverschliessung)  168.  (Tre- 
panation des  Darmbeins)  272.  — ,  Nachgiebigkeit  des 
vordem  Bodens  als  Urs.  von  Anteversio  uteri  268. 

Beiträge  s.  Glaukom ;  Ophthalmologie. 

Bericht  s.  Krankenanstalt;  Ohrenheilkunde. 

Betachinin  122. 


Sach-RegiBter. 


355 


Bindegewebe  d.  Cornea  296. 

Bindehaut  s.  Conu^nctiva. 

Binnenmaskeln,  d.  Ohn,  Einfluss  d.  Facialparalyse 
193. 

Blanblindheit,  Farbensehen  b.  solch.  98. 

Blaugelbblindheit,  Erblichkeit  104. 

BieiUbmnng,  peripher,  anatom.  Ursache  243. 

Bleivergiftung,  chronische,  erbliche  Folgen  ders. 
264. 

Blennorrhoe  d.  Augen  s.  Augenentzündung,  blennor- 
rhoisehe.  — ,  d.  Harnröhre,  Impfung  d.  Eiters  b.  Pan- 
nus 274. 

BlSdsinn,  epileptischer,  multiple  Psammome  im  Ge- 
hirn 172. 

Blnt,  in  d.  Pfortader,  Krystalle  in  solch,  bei  Anämie  4. 
— ,  septisches,  Wirkung  d.  Antiseptika  auf  dass.  239. 
— ,  Einspritzung  in  die  Peritonaalhohle  175.  — ,  vom 
Lamme,  Transftision  b.  essentieUer  Anämie  252. 

BUtge fasse,  Mikrokokken  in  solch,  d.  Lymphdrüsen 
b.  Sehanker  257.  b.  Metritis  dissecans  260. 

Blathusten  s.  Hämoptysis. 

BUtkSrperchen,  rothe,  Verminderung  d.  Menge  bei 
Phosphonrergiftung  126.  — ,  weisse,  b.  Leukämie  250. 

Blntspuren,  Untersachung  300. 

Bin ts verwandte,  Ehen  unter  solch.  (Beziehung  zur 
Entstehung  von  Farbenblindheit  bei  d.  Kindern)  104. 
166.  (Zulässigkeit)  169. 

Blotung  s.  Gebärmutterblutung. 

Borsäure,  Nutzen  b.  Mittelohreiterung  206. 

Brand ,  d.  Darms,  Resektion  159. 160.  —  S.  a.  Gangrän. 

Brannschweig,  Ergebniss  der  Untersuchung  der 
Sehireine  aof  Trichinen  34. 

Brechmittel,  Kaliumfluorid  123. 

Bright'sche  Krankheit,  Behandlung  220. 

Brille,  gefärbte,  zur  Correktion  der  Farbenblindheit 
111. 

Bromäthyl,  Wirkung  auf  d.  Reflezphänomene  287. 

Bromammonium,  Anwend.  bei  Sonnenstich  u.  Hitz- 
8ehhig30. 

Brom  k  a  1 1  a  m ,  gegen  Strychninvergiftung  125.  — ,  Wir- 
kung auf  d.  Reflezphänomene  287. 

Bronchialasthma,  Krystalle  im  Auswurfe  5. 

fironehialkatarrh,  Nutzen:  d.  Apomorphin  21.  d. 
Qnecksüberpräparate  124. 

Bronchitis,  chronische  (Krystalle  in  der  Sputis)  4. 
(^ptome  ders.  b.  Anhäufung  von  Gemmen  im  Gehör- 
gang) 189. 

Bronehopneumonie,  Apomorphin  als  Ezpectorans  21. 

Brost,  SchuBsverletzung  67. 

Brustwirbel,  Spina  bifida  64.  65. 

Calciumsnlphid,  gegen  Eiterung  im  äussern  Gehör- 
gange 204. 

Calomel  s.  Hydrargyrum. 

Carbolsänre,  Verwendung  zur  Verhütung  d.  Ophthal- 
nria  neonatomm  149. 

Carcinom,  primäres  d.  Leber,  Schwangerschaft  u.  Ge- 
burt complicirend  146.  — ,  d.  Mittelohrs  186.  — ,  d. 
£piglottis,  Ezstirpation  270. 

Carotis,  Verhalten  d .  Auges  b.  Störungen  im  Strömungs- 
gebiete ders.  297. 

Catarrhus  siccus,  Nutzen  d.  Quecksilberpräparate  124. 

Cellnlose,  Umwandlungsprodukte  b.  d.  Fäulniss  4. 

Centrnm,  f.  d.  Farbensinn  168. 

Cernmen,  Anhäufung  im  äussern  Gehörgang,  chron. 
Bronchitis  vortäuschend  189. 

Cervikalrlss  s.  Gebärmutterhals. 

Charcot'sohe  Krystalle  5. 

Chemie  s.  Gerichtliche  Chemie. 

Chinidin,  therapeut.  Anwendung  122 . 

Chinolin,  therapeut.  Wirksamkeit  18. 

Chloralhydrat,  Verhalten  d.  Respiration  während  d. 
8eUafes  nach  solch.  120.  — ,  gegen  Strychninvergiftung 
126. 126.  — ,  Nutzen  b.  Tetanus  219.  ^,  Wirkung  auf 
i  Befleiphänomene  287. 


Chloroform,  Nutzen  b.  Angina  pectoris  246.  — ,  An< 
wendbarkeit  b.  Herzkrankheiten  246.  — ,  Wirkung  auf 
d.  Reffexphänomene  285.  287. 

Chlorose,  Aetiologie,  Pathologie  u.  Therapie  27.  — , 
Nutzen  d.  Salzsäure  27.  —,  bei  Kindern ,  Nutzen  des 
Alkohol  266. 

Cholera  infantum,  Behandlung  294. 

Cholesteatom,  d.  Schläfenbeins  187.  — ,  d.  Warzen- 
fortsatzes 194. 

Chorda  tympani,  Funktion  179.  — ,  Anomalien  d.  Ge- 
schmacks- u.  Tastempfindung  b.  Reizung  ders.  191. 

Chorea,  latente  Irritabilität  d.  Muskeln  288.  — ,  minor, 
Nutzen:  d.  Propylamin  21.  d.  Arsenik  21. 

Chorioidea,  Tuberkulose  164. 

ChorioD,  Cystenentartung  d.  Zotten  187. 

Chromatopseudopsie  88. 

Chromatoptometrische  Tafel  96. 

Chromatoskiameter  94. 

Chromatoskioptieum  94. 

Chromoptometer  95. 

Cirkulationsorgane,  Krankheiten  ders.  220.  — , 
Eindringen  von  Luft  294. 

Cirrhose,  d.  Leber,  akute  b.  einem  Neugebornen  54. 

Cochlea,  Aquaeductus  178. 

C  0  d  e  i  n ,  Wirkung  auf  d.  Chemismus  d.  Respiration  121. 

Coffeinum  citricum,  dluret.  Wirkung  236. 

Colchicum,  diuret.  Wirkung  235. 

C  o  1 1  o  d  i  u  m ,  Örtl.  Verwendung  b.  Krankheiten  d.  Trom- 
melfells 205.  — ,  stypticum,  Bereitung  22. 

Colon,  Punktion  b.  Darm ver Schliessung  158. 

Congelation  s.  Erfrierung. 

Conchinin,  therapeut.  Anwendung  122.  — ,  Vergleich 
d.  Wirkung  mit  ders.  d.  salii^ls.  Natron  123. 

Conjunctiva,  Tuberkulose  165.  — ,  primäres  Sarkom 

274.   ^i  d.  AvgapfeU,  Entzündung  bei  alten  Leuten 

273. 
Contraktur  s.  Dehnungsoontraktur. 
Copaivabalsam,  diuret.  Wirkung  238. 
Coronararterien  s.  Arteria. 
Cornea,   Impfung  mit  gonorrh.  Eiter  bei  Pannus  274. 

— ,  Anwendung  des  Glfiheisens  bei  Geschwuren  274. 

— ,  Untersuchungen  über  das  Bindegewebe  ders.  (von 

Elcui,  Reo.)  296. 
Coryza  s.  Schnupfen. 
Craniotabes  s.  Kraniotabes. 
Cred^'scher  Handgriff  50. 
Cr  Ural  veno,  Verhalten  d.  Klappen  119. 
Curare,  Einfl.  auf  d.  Körpertemperatur  120. 
Cystenentartung,  d.  Chorionzotten  147. 
Cy stengeschwulst,  d.  Kreuzbeingegend  59. 
Cystovarium,  Behandlung  220. 

Dänemark,  Vorkommen  d.  Farbenblindheit  165. 

D  a  1 1 o  n  i  e ,  lineare  88. 

Dammriss  s.  Perinäum. 

Dampf,  Apparat  zur  Entwicklung  solch«  in  Kranken- 
zimmern 175. 

Darm,  Wirkung  pyämischer,  septischer  u.  putrider  Stoffe 
8.  — ,  Verschliessung  (Bauchschnitt  u.  Laparotomie) 
158.  (Punktion  d.  Colon)  158.  (durch  Beckenabscess 
bedingt)  158.  — ,  Resektion  (wegen  Brand  nach  Laparo- 
tomie) 159.  (bei  gangränöser  Hernie)  160.  (bei  Anus 
praeternaturalis)  161.  — ,  Veränderungen  in  solch,  bei 
Typhus  abdominalis  223.  —  S.  a.  Enteralgie. 

Darmbein,  Trepanation  als  Gegenöffhung  eines  Becken- 
abscesses  272. 

Darmnaht,  nach  Laparotomie  wegen  Fremdkörpers  im 
Rectum  160. 

Dehnungsoontraktur,  aktive  spinale  antagoni- 
stische 289. 

D  e  1  p  h  i  n  i  n ,  Unterscheidung  von  Ptomain  6. 

Demographie  s.  Annales. 

Desinfektion,  d.  Uterus  mittels  Ausspülung  nach  der 
Entbindung  47. 


356 


Sach-Register. 


Desinfektionslehre,  GrondrisB  den.  (von  A.Wer- 

nick,  Rec.)  216. 
Diachylonsalbe,  Bereitong  22. 
Diarrhöe,  Nutzen  d.  Calomel  124.  — ,  Nutzen  d.  Stroh- 
mehls b.  chron.  243.  —  S.  a.  Sommerdiarrhoe. 
Digitalis,  dinret.  Wirkung  235.  237. 
Diphtheritis,  d.  Geschwüre,  Nutzen  d.  Vinum  chaly- 

beatum  221.   — ,  Paralyse  nach  solch.,  Verhalten  d. 

Kniephänomens  285.   — ,  Bezieh,  zu  Scarlatina  292. 

— ,  verschied.  Formen  u.  Behandlung  293. 
Dissimulation,  von  Farbenblindheit  110. 
Diuretika,  Wirkung  235.  236. 
Divertikel,  d.  Harnröhre  b.  Weibe  257. 
Douglas'scher  Raum,  Zerreissung  d.  Vagina  nach 

dems.  zu  146. 
Drainage,  auriculo-mastoideale  210. 
Drüsen  s.  Lymphdrüsen;  SteisSdrüse. 
Dura-mater,  Fungus  ders. ,  Exstirpation ,  Eindringen 

von  Luft  in  d.  Sinus  longitudinalis  296. 
Dyschromatopsie  89. 
Dysmenorrhoe,  Behandlung  258. 
Dyspepsie,  Oesophagismus  b.  solch.  25. 
Dyspnoe,  Nutzen  d.  subcutanen  Morphiuminjektion  19. 
Dystokie,  in  Folge  von  Hydrocephalus  d.  Kindes  261. 

— ,  in  Fo^e  von  Ankylose  d.  Os  coccygis  261. 

Ecrasement,  Anwend.  b.  Hämorrhoidalknoten  271 . 

Ehe,  unter  Blutsverwandten ,  Bezieh,  zur  Farbenblind- 
heit d.  Kinder  104.  166.  — ,  Bedeutung  f.  d.  Prophy- 
laxe d.  Geistesstörung  169.  — ,  Zulassigkeit  nach  Hei- 
lung von  Geistesstörung  298. 

Ei ,  Uebertritt  aus  d.  Ovarium  in  d.  Tuba  b.  Säugethieren 

231.  —  8.  a.  Embryo. 
Eis,  Nutzen  b.  Gebärmutterblutung  262. 
Eisen,  Benutzung  d.  Präparate  zu  subcutaner  Injektion 

18.  — ,  Nutzen  b.  Chlorose  27.  —  8.  a.  Ferrum. 

Eisenbahn,  Farbenblindheit  unter  d.  Personal  107. 
166.  (Einfl.  auf  d.  Vorkommen  von  Unglücksfällen)  108. 
(Correktivmittel)  111.  (Einfl.  auf  d.  Verwendbarkeit) 
112.  —  S.  a.  Signale. 

Eisenwein  s.  Vinum. 

Eiterung,  im  äussern  Gehörgange,  Nutzen  d.  Calcinm- 
sulphid  204. 

Eiterzellen,  Verhalten  b.  d.  lymphat.  Leukämie  251 . 

Ei  weiss,  Uebergang  in  Fett  115.  — ,  Einfl.  d.  Natron- 
salze  auf  d.  Umsatz  dess.  im  Thierkörper  230. 

Eiweissartige  Körper,  als  Produkte  d.  Fäulniss  3. 

Ekzem,  Behandlung  226.  — ,  Pruritus  b.  solch.,  Be- 
handlung 227. 

Elasticität,  d.  Arterienwandung  117. 

Elektricität,  Nutzen  bei  von  d.  weibl.  Geschlechts- 
organen ausgehenden  Nervenleiden  140.  — ,  Nutzen  b. 
Zoster  227. 

Elektrisches  Licht,  Verhalten  d.  Sehschärfe  u.  d. 
Farbensinns  b.  solch.  112. 

Elektrischer  Spiegel,  zur  Untersuchung  d.  Ohrs 
203. 

Elephantiasis  graecorum,  mit  braunen  anästhet. 
Hautflecken  244. 

Elisabethinerkugeln,  Nutzen  b.  Erysipel  221. 

Embolie,  d.  Art.  fossae  Sylvii  220. 

Embolismo  gazoso  per  penetrazione  deir  aria  nel 
sistema  circolatorio  (fiel  Andrea  Al/onso  Vachettay  Rec.) 
294. 

Embryo,  Formen  in  d.  frühesten  Zeit  232.  — ,  Vor- 
kommen eines  Schwanzes  b.  menschl.  232. 

Emetikum  s.  Brechmittel. 

Emphysem  s.  Lungenemphysem. 

Emplastrum  hydrargyri,  Nutzen :  b.  Hartwerden  von 
Wundrändem  221.  b.  Orchitis  u.  Epididymitis  222. 

Empyem,  Punktion  134. 

Endarteriitis  luetica,  im  Gehirn  b.  hereditärer  Sy- 
phUis  138. 

Endolymphatische  Räume  d.  Labyrinths  178. 


Entbindung,  desinflcirende Ausspülung  d. Utenu nach 
ders.  47.  — ,  Hämatom  d.  Vulva  b.  ders.  143. 144.  ->, 
b.  primärem  Lebercarcinom  146.  — ,  Gangrän  d.  Utenu 
u.  d.  Vagina  durch  Druck  b.  ders.  bedingt  260.  —,  Er- 
schwerung (Ankylose  des  Steissbeins)  261.  (Hydro- 
cephalus d.  Kindes)  261.  — ,  Gebärmutterblutong  nach 
ders.,  Behandlung  261.  262.  —  S.  a.  Geburt;  Nach- 
geburtsperiode. 

Enteralgie  s.  Kolik. 

Enterorrhaphie  s.  Darmnaht. 

Enuresis  nocturna,  Behandlung  222. 

Epididymitis,  Behandlung  222.  - ,  Verband  264. 

Epiglottis,  Exstirpation  wegen  Carcinom  270. 

Epilepsie,  Nutzen:  d.  Veratrum  viride  21.  d.  Hyoe- 
dnnm  hydrochloricum  u.  hydrojodicum  122.  — ,  mit 
Blödsinn ,  Psammome  im  Gehirn.  —  S.  a.  Statos  epi- 
lepticus. 

Epithel,  Regeneration  15. 

Epithelialkrebs,  im  äussern  GehSrgaoge  186.  —,(1. 
Hittelohrs  186. 

Erblichkeit,  d.  Farbenblindheit  86.  103.  166.  -, 
krankhafter  Zustände  d.  Nervensystems  b.  chron.  Blei- 
vergiftung 264. 

Erbrechen,  unstillbares  bei  Ovarienoyste »  Punktioi 
220. 

Erdrosselung,  Casuistik  277. 

Ergänzungsfarben  77.  83. 

Ergotin,  subcutane  Injektion  (bei  LungenaffektioneD) 
21.  (b.  Geistesstörung)  170.  (b.  Gebärmutterblatang) 
262. 

Erhenkung,  Wiederbelebung  279.  (bei  einem  Jnstifi- 
cirten)  279. 

Erfrierung,  Behandlung  223.  227. 

Ernährung  s.  Zwangsfütterung. 

Erntearbeiter,  Hitzschlag  n. Sonnenstich b. solch. 87. 

Erstickung,  Tod  durch  solche  300. 

Erwürgung,  Casuistik  277. 

Erysipel,  Behandlung  221 .  —,  Wirkung  d.  Antiseptila 
auf  d.  Gift  240.  —  S.  a.  Gesicht. 

Erythrochloropsie  88. 

Essig,  Nutzen  b.  Gebärmutterblutung  262. 

Eustachische  Röhre  s.  Tuba. 

Exomphalie,  Entwicklung  233. 

Exostosen,  im  Gehörgang  187.  (Behandlung)  204. 

Expectorans,  Apomorphin  20. 

Exspirationsluft,  Leuchten  bei  Phosphorvergiftong 
125. 

Exsudat  s.  Empyem;  hämorrhagisches  Ebmudat;  plen- 
ritisches  Exsudat. 

Exsudatsauger,  f.  d.  Trommelhöhle  206. 

Extremitäten,  Wachsthum  b.  Menschen  nach  d.  6e 
burt  232. 

^Fabrikarbeiter,  Vorkommen  von  Farbenblhidheit 
107. 

Facialis,  Einfl.  d.  Lähmung  auf  d.  Binnenmusketa  1 
Ohrs  193. 

Fäulniss,  zur  Lehre  von  ders.  (von  A.  Hiüery  Bec)  3. 
— ,  Produkte  ders.  3.  — ,  Wirkung  d.  Produkte  aafd. 
Darmkanal  8.  — ,  d.  Harns  13.  — ,  d.  Fleisches,  Wi^ 
kung  auf  d.  Trichinen  40.  — ,  Bezieh,  zur  Adipodre- 
bildnng  117.  —  S.  a.  Antiseptika. 

Farben,  Theorien  73.  — ,  complementäre  77.  — ,  ant- 
agonistische 83. 

Farbenblindheit,  neuere  Untersuchungen  73.  —, 
angeborne  (Geschichte)  85.  (Erblichkeit)  85.  103. 166. 
— ,  Nomenchitur  88.  — ,  totale  88.  — ,  partielle  88.  — , 
Untersuchung  u.  Hfilfsmittel  zu  ders.,  Methode  von: 
Holmgren  89.  Mauthner  90.  Thomson  91.  Daae  91. 
Donders  91.  94.  Reuss  91.  Cohn  91.  SUllingn.  Sadde 
92.  HierUnger  92.  Magnus  92.  Ups  92.  Pßgtr  93. 
Snellen  94.  Dor  94.  Florpapier-Contrast  93.  Verwen- 
dung d.  Nachbilder  93.  Spiegelcontrast  93.  fax^ 
Schatten  93.  farbige  Laternen  95.  Anwend.  d.  Spektro- 
skops 95.   Metallspektra  95.  Polariskop  96.  Fätrben- 


Sach-Register. 


357 


kreisel  96.  cbromatoptometr.  Tafel  96.  perimetr.  Unter- 
saehoog  96.  — ,  Sehen  b.  soleh.  96.  97.  168.  — ,  Hän- 
figkeit  b.  mannl.  n.  weibl.  Geschlecht  103.  165.  — , 
Verbindung  mit  Nystagmus  103.  — ,  Verhalten  d.  Seh- 
schärfe 103.  — ,  Bezieh,  za  Ehen  anter  Blutsverwand- 
ten 104.  166.  — ,  Bezieh,  d.  angebomen  zum  Pupillen- 
abstand 104.  — ,  erworbene  104.  (b.  Affektionen  d.  Seh- 
nerven) 105.  (b.  Gellimaffektion)  105.  — ,  mit  mangel- 
haftem Unterscheidungsvermdgen  f.  Töne  104.  — ,  prakt. 
Bedentnng  106.  — ,  Vorkommen  in  verschied.  Ständen 
106.  107.  166.  — ,  Dissimulation  110.  — ,  Simulation 
110.  — ,  Unterscheidung  zwischen  erworbener  u.  ange- 
bomer  110.  — ,  Heilbarkeit  110.  —,  Mittel  zur  Correk- 
tion  111.  — ,  Vorkommen  in  Dänemark  165.  — ,  bei 
Khidem  165.  — ,  Bezieh,  d.  Farbe  d.  Augen  166.  — , 
Bebandl.  durch  Uebung  167.  — ,  hemianopische  167. 
— ,  einseitige  168.  —  S.  a.  Eisenbahn ;  Farbensinn ; 
Schüler ;  Seeleute ;  Signale. 

Farbenbfichlein,  zum  Kachweis  d.  Farbenblindheit 
(Heidelberger)  93.  (Pflüaer'wiheB)  93. 

Farbendreieck,  von  LipSf  zum  Nachweis  d.  Farben- 
bfindheit  93. 

Farbenempfindung,  Physiologie  74.  — ,  Theorien 
78.  83. 

Farbenkreisel,  Verwendung  zum  Nachweis  d.  Far- 
benblindheit 96. 

Farbenscala,  von  Radde ,  zum  Nachweis  d .  Farben- 
blindheit 92. 

Farbensehen,  d.  Farbenblinden  168. 

Farbensinn,  Beziehung  zum  Lichtsinn  77.  — ,  herab- 
gesetzter 89. 167.  — ,  Prüfung  d.  Schärfe  94.  — ,  plötzl. 
Störung  105.  — ,  Verhalten  b.  verschied.  Beleuchtung 
112.  — ,  Centmm  f.  solch.  166.  — ,  systemat.  Uebung 
167. 

Farbentafeln,  von  Daae  91.  — ,  von  SliÜiny  92. 

Farbentheorie,  von  Young  xl,  HelmhoUz  167. 

Farina  straminis  secalis  cerealis  243. 

Fe  bris  intermittens  s.  Wechselfleber. 

Fehlgeburt  s.  Abortus. 

Femur,  Vorsprfinge  an  solch.  234. 

Ferrum,  albuminatum,  subcutane  Injektion  18.  — , 
hydroflnoricum ,  gegen  Trunksucht  128.  — ,  p3rropho8- 
phoricum,  subcnt.  Injektion  (mit  Ammon.  citricum)  18. 
(mit  Natr.  citricum)  18.  — ,  sesquichloratura  (gegen 
Ohrpolypen)  208.  (gegen  Gebärmutterblutung)  262.  — 
S.  a.  Eisen. 

Ferrum  candens  s.  Gluheisen. 

Fett,  d.  Menschen,  ehem.  Zusammensetzung  in  ver- 
schied. Lebensaltem  113.  — ,  Uebergang  d.  Eiweisses 
in  solch.  115. 

Fettsäuren,  organische,  als  Faulnissprodnkte  4. 

Fettwachs  s.  Adipocire. 

Fieberkrankheiten,  protrahirte,  Nutzen  d.  Blut- 
transfusion in  d.  Peritonäalhöhle  175. 

Fieberzustände,  bei  Kindern,  Anwend.  d.  Alkohol 
266. 

Filzläuse,  Bezieh,  zu  schiefergrauen  Hautflecken  137. 

Finnen,  Verfahren,  solche  enthaltendes  Fleisch  geniess- 
bar  zu  machen  43. 

FiBsura  mastoidea  squamosa  177. 

Fistel  s.  Koth-,  Magenfistel. 

Flecktyphus,  Erkrankung  d.  Gehörorgans  183. 

Fleisch,  Veigiftnng  durch  solch.  8.  — ,  Lebensfähig- 
keit d.  Trichinen  in  gefromem  u.  faulem  40.  — ,  Nähr- 
werth  verschied.  Sorten  43. 

Fleischpepton,  Anwendung  b.  Sitophobie  171. 

Fleisch  sc  hau,  auf  Trichinen  39.  40. 

Fleisehwaaren,  amerikanische  s.  Speckseiten. 

Fleischwasser,  Wirkung  d.  Antiseptika  auf  d.  Bak- 
terien dess.  240. 

Fliote  s.  Kleingewehigeschoss. 

Flüsterstimme,  bei  eitr.  Exsudat  in  d.  Pleurahöhle 
134. 

Fluoride,  therapeut.  Anwendung  123 . 
Flnss säure,  gegen  Kropf  124. 


Foetus,  verschleppte  Querlage,  mechan.  Behandlung 
45.  —  S.  a.  Embryo. 

Fowler'sche  Solution,  gegen  Chorea  minor  21.  — , 
subcutane  Injektion  22.  — .  Nutzen  bei  Wechselfleber 
218. 

Fragilitas  crinium  32. 

Frankreich,  Trichinenepidemien  36.  — ,  med.  Geo- 
graphie 309. 

Frau  s.  Geschlechtsorgane;  Harnröhre. 

Fremdkörper,  im  Rectum,  Laparotomie  u.  Enteror- 
rhaphie  160.  — ,  im  äussern  Gehörgange ,  Entfernung 
200.  204.  — ,  als  Urs.  von  Larynxstenose  219. 

Frost,  Wirkung  auf  Trichinen  40. 

Fuchsin,  gegen  Bright'sche  Krankheit  220. 

Fungus  durae  matris,  Exstirpation,  Eindringen  von  Luft 
in  d.  Sinus  longitudinalis  296. 

Funiculus  umbilicalis  s.  Nabelschnur. 

Fussclonns,  diagnost.  Bedeutung  285. 

Fussgelenk,  Amputatio  sab  astragalo  72. 

Fussgeschwür,  serpiginöses,  Nutzen  d.  Jodoform  43. 
— ,  Behandlung  222. 

Fussphänomen,  diagnost.  Bedeutung  284.  — ,  bei 
Myelitis  transversa  286. 

dabianöl-Kapseln  243. 

Gährung,  d.  Harns  13. 

Galvanokaustik,  b.  Ohrenkrankheiten  204. 

Gangrän,  d.  Vagina  u.  d.  Utenis  durch  Druck  bei  d. 
Entbindung  260. 

Garn  s.  Wollgarn. 

Gasembolie,  durch  Eindringen  von  Luft  in  d.  Girku- 
lationssystem  294. 

Gaslicht,  Verhalten  d.  Sehschärfe  u.  d.  Farbensinns 
b.  solch.  112. 

Gebärmutter,  saure  Bcüchatfenheit  d.  Schleimes  als 
Urs.  von  Sterilität  44.  — ,  desinficirende  Ausspülung 
nach  d.  Entbindung  47.  — ,  syphilit.  Erkrankung  der 
Vaginalportion  139.  — ,  Behandlung  d.  nervösen  Er- 
schöpfung b.  Affektionen  ders.  140.  — ,  Exsudate  in  d. 
Umgebung,  Nutzen  d.  heissen  Scheidenirrigationen  142. 
— ,  Irrigationen  in  d.  Vagina  mit  heissem  Wasser  bei 
Erkrankungen  142.  ->,  Anteflexion,  Heilung  der  durch 
solche  bedingten  Sterilität  143.  — ,  Bezieh,  zwischen 
Affektionen  ders.  u.  d.  Leber  257.  —,  Anteversion, 
Nutzen  d.  Sclieidenpessarien  258.  — ,  Abgang  eines 
voUständ.  Abgusses  d.  Höhle  259.  — ,  Gangrän  durch 
Druck  b.  d.  Entbindung  260.  •—  S.  a.  Para-,  Perimetritis. 

Gebärmutter-Blutung,  im  Wochenbett,  in  Folge 
von  Plaoentaresten  147.  — ,  verschied.  Behandlungs- 
methoden 261.  —  S.  a.  Menorrhagie. 

Gebärmutter-Entzündung,  Abscess  d. Gebärmut- 
ter als  Ausgang  44.  — ,  chronische,  Nutzen  d.  heissen 
Scheidenirrigationen  142.  — ,  dissecirende  260. 

Gebärmutter-Hals,  Amputation  mittels  d.  Thermo- 
kauters  44.  — ,  Statistik  d.  Schanker  257.  — ,  Zer- 
reissung  (Behandlung)  258.  (Folgen  ausgedehnter)  259. 

Gebrechen,  Statistik  der  b. d. Rekrutirung gefundenen 
in  Frankreich  309. 

Geburt,  prophylakt.  Maassi;egeln  gegen  d.  Augenent- 
zundung  d.  Neugebomen  149.  — ,  Hydrocephalus  d. 
Kindes  als  Hindemiss  231.  —  S.  a.  Entbindung. 

Gefässmal  s.  Teleangiektasie. 

Gefangene,  Vorkommen  d. Farbenblindheit  107.  —  S. 
a.  Sträfling. 

Gegenfarben  83. 

Gehen,  d.  Menschen  im  gesunden  u.  kranken  Zustande 
(von  Hermann  Vierordt,  Rec.)  212. 

Gehirn,  Anatomie  u.  Entwicklung  d.  Leitungsbahnen 
16.  — ,  Verletzung,  Erschütterung,  Störung  d.  Farben- 
sinns 105.  — ,  Endarteriitis  b.  hereditärer  Syphilis  138. 
— ,  multiple  Psammome  bei  epilept.  Blödsinn  172.  — , 
Symptome  von  Erkrankung  b.  Katarrh  U.  Tuba  Eusta- 
chii  193.  — ,  Affektion  in  Folge  von  chron.  Mittelohr- 
eiterung 198. 199. 200.  — ,  Thrombose  d.  Gefässe  nach 
Otitis  media  199.   — ,  Abscess  neben  Otitis  (ohne  Zu 


358 


Sach-Begister. 


sammenhang  mit  dersj  201.  — ,  Rindenaffektion  mit 
Verschorfnng  d.  Nase  u.  eines  Theils  d.  Gesichts  245. 
— ,  Hypertropliie  b.  Kindern  yon  an  chron.  Bleivergif- 
tang Leidenden  264.  —  S.  a.  Dura-mater ;  Embolie ; 
Hemiplegie;  Sl^lerose.  — ,  kleines,  Geschwulst  an  d. 
Tonsille  b.  M^ni^re'scher  Krankheit  196. 

Gehörgang,  äusserer  (Entwicklung)  177.  (Epithelial- 
krebs)  185.  (Kondylome)  185.  (Exostosen)  187.  (An- 
häufung von  Gemmen  mit  Symptomen  von  chron.  Bron- 
chitis) 189.  (Entfernung  von  Fremdkörpern)  200.  204. 
(Nutzen  d.  Calciumsulphid  b.  Eiterung)  204. 

Gehörknöchelchen,  Lymphgcfasee  177. 

Gehörnerv,  Geschwulst  an  solch,  in  d.  Kleinhirngrube 
197. 

Gehörempfindung,  subjektive  197. 

Geistesstörung,  Prophylaxe  169.  — ,  Anwendung  d. 
Hyoscyamin  169.  — ,  Nutzen  d.  subcut.  Ergotininjek- 
tion  170.  — ,  b.  Sträflingen,  zur  Behandlung  276.  — , 
Verhalten  d.  Sehnenreflexe  287.  — ,  Beurtheilung  der 
beginnenden  298.  — ,  Zulässigkeit  d.  Verheirathung 
nach  d.  Heilung  298.  — ,  Rückfälle  298.  —  S.  a.  Blöd- 
sinn ;  Hypochondrie ;  Hysterie ;  Manie ;  Sitophobie. 

Gelatine,  elastische  Kapseln  aus  solch.  243.  — ,  mit 
Morph,  muriat.,  Veränderungen  253. 

Gelbblindheit,  Farbensehen  b.  solch.  98. 

Gelenkrheumatismus,  Behandlung  221. 

Geographie,  med.  von  Frankreich  309. 

Gerichtliche  Chemie,  F.  L.  Sonnensehein's  Hand- 
buch (bearb.  von  Alexander  Clanen^  Rec.)  301. 

Gerichtliche  Medicin,  Handbuch  derselben  (von 
Maschka,  1.  Bd.,  Rec.)  299. 

Geschlecht,  Häufigkeit  d.  Farbenblindheit  b.  männl. 
u.  weibl.  103.  165. 

Geschlechtsorgane,  beim  Weibe  (von  solch,  aus- 
gehende Nervenleiden,  Behandl.)  140.  (Hämatome)  143. 

Geschmack,  Anomalien  b. Reizung  d.  Chorda  tympani 
191. 

GeschosB  B.  Kleingewehrgeschoss. 

Geschwüre,  Behandlung  221.  —  S.  a.  Cornea;  Fuss. 

Geschwulst,  bösartige  im  Gehörgange  185.  — ,  gefäss- 
reiche  in  d.  Trommelhöhle  b.  unverletztem  Trommel- 
fell 192.  — ,  an  d.  Tonsilla  cerbelli  bei  M^ni^re'scher 
Krankheit  196.  —  S.  a.  Cholesteatom;  Exostose; 
Hämatom;  Hydromeningocele ;  Lymphom;  Myxosar- 
kom ;  Psammom ;  Sacralgeschwulst. 

Gesicht,  progress.  Atrophie  23.  — ,  Teleangiektasie, 
Operation  71.  — ,  Schorfbildung  in  solch,  b.  Affektion 
d.  Gehirnrinde  245.  — ,  Erysipel,  Phlegmone  d.  Orbita 
273. 

Gesundheitsstatistik,  von  London  176. 

Gewebe,  elastische,  Wirkung  d.  Kleingewehrgeschosse 
auf  dies.  70. 

Gicht,  Schwindel  durch  solche  bedingt  130. 

Giftmord,  gerichtl.  Untersuchung ,  Unterscheidung  d. 
Ptomaine  von  Alkaloiden  6. 

Glas,  farbiges,  Verwendung  zum  Nachweis  d.  Farben- 
bUndheit  93. 

Glaukom,  Beiträge  zur  klin.  u.  operativen  Behandlung 
(von  Albert  Mooren,  Rec.)  298. 

G 1  ü  h  e  i  s  e  n ,  Anwendung  bei  Hämorrhoidalknoten  271 . 
b.  Homhautgeschwüren  274. 

Glycerin  s.  Jodglycerin. 

Gonorrhöe  s.  Blennorrhoe. 

Gotha,  Lebensversicherungsbank ,  Sterblichkeitsstati- 
stik von  1829—1878  310. 

Greis,  Entzündung  d.  Bindehaut  d.  Augapfels  273.  — 
S.  a.  Alter. 

Grosshirn  s.  Gehirn. 

Grünblindheit  88. 

Grundriss  s:  Desinfektionslehre. 


aar,  Erkrankungen  30.   — ,  knotige  iBeschaffenkeit 

31.  — ,  Brüchigkeit  32.  —  S.  a.  Piedra.' 
Haarboden,  Erkrankungen  30. 
Hämatocele,  innerhalb  d.  Beckens  143. 


Hämatom,  d.  weibl. Genitalien  143.  (d.  Vulva  während 
d.  Entbindung)  143.  — ,  traumat.  wanderndes  am  Trom- 
melfell 189. 

Hämoptysis,  Nutzen  d.  Atropin  20. 

Hämorrhagisches  Exsudat  in  der  Pleurahöhle, 
Punktion  134. 

Hämorrhoidalknoten,  chlrurg.  Behandlung  271. 

Hall,  in  Oberösterreich,  Nutzen  d.  Jodsoolenkur  b.  Sy- 
philis 138. 

Halswirbelsäule,  Geschwulst  an  ders.  63.  — ,  Spfaia 
bifida  64. 

Handbuch  s.  Anatomie;  gerichti.  Chemie;  gerichtl 
Medicin;  Pathologie. 

Handfeuerwaffe  s.  Kleingewehrgeschoss. 

Harn,  basenartige  Substanzen  in  solch,  nach  Phosphor- 
einfuhr 7.  — ,  Gährung  13.  — ,  Veränderung  b.  Stehen 
13.  —,  Vorkommen  von  Nitraten  u.  Nitriten  in  solch.  14. 

Harnblase,  chron.  Katarrh,  Behandlung  222. 

Harnincontinenz,  nächtliche,  Behandlung  222. 

Harnröhre,  weibliche  (Vorfall  d.  Schleimhaut)  44.  265. 
(Divertikel)  257.  — ,  männliche,  Blennorrhoe,  Impfong 
d.  Eiters  b.  Pannus  274. 

Harnsäure,  Ausscheidung  b.  Phosphorvergiftnng  126. 

Harnstoff,  Ausscheidung  nach  Anwendung  von  Coffei- 
num citricum  237. 

Haut,  Bildung  von  Adipocire  in  ders.  116.  — ,  schiefer- 
graue  Flecke  auf  ders.  137.  — ,  Verhalten  über  d.  Ge- 
schwulst b.  Spina  bifida  156.  — ,  Transplantation  wegen 
Narben  nach  Verbrennung  219. 

Hautkrankheiten,  Materia  medica  u.  Therapeatik 
223.  — ,  chronische,  Nutzen  d.  Jodkalium  in  grossen 
Gaben  243. 

Hautreflexe,  diagnost.  Bedeutung  284. 

Hebammen,  Zulässigkeit  operativer  Hülfieleistung  b. 
frischen  Dammrissen  147. 

Heftpflaster  verband  b.  Spina  bifida  153. 

Heisswasser-Irrigationen,  b.  Gebärmuti«rleiden 
142. 

H  e  1  v  e  1 1  a  esculenta  s.  Morcheln. 

Hemianopsie  f.  Farben  167. 

Hemiplegie,  cerebrale,  Verhalten  d.  Reflexerregbar- 
keit u.  d.  Sehnenreflexe  auf  d.  gelähmten  Seite  287. 
— ,  Verhalten  d.  latenten  Excitabilität  d.  MoBkeln  288. 

Hemmnngsbildung  s.  Spina  bifida. 

Hernie,  Gangrän,  Darmresektion  160. 

Herpes,  zoster,  Behandlung  227.  — ,  von  Affektion 
trophischer  Nerven  abhängig  244. 

Herz,  Schussverletzung  68.  — ,  Stillstand  d.  Bewegung 
b.  Verschluss  d.  Coronararterien  117.  — ,  Stichwunde 
219.  — ,  Fettentartung,  Diagnose  246.  — ,  Einstechen 
einer  Nadel  behufs  Nachweis  des  Todes  280. 

Herzbeutel  s.  Perikardium. 

Herzfehler,  zur  Statistik  220.  — ,  angeb.  b.  Kindern, 
Nutzen  d.  Alkohol  266. 

Herzkrankheiten,  Dyspnoe,  Nutzend,  subcut.  Mor- 
phiuminjektionen 20.  — ,  Wirkung  d«  Coffeinum  dtricnm 
237.  — ,  Anwendbarkeit  d.  Chloroform  246. 

Herzschmerz  245. 

Historisch-geographische  Pathologie  306. 

Hitzschlag,  Aetiologie  27.  — ,  Behandlung  29.  30. 
— ,  Prophylaxe  29. 

Ho  de  s.  Orchitis. 

Höllenstein  s.  Argentum. 

Hörbarkeit,  musikalischer  Töne,  Grenze  ders.  178. 

Hörschärfe,  Bestimmung  202. 

Holmgren's  Methode  zum  Nachweis  d.  Farbenblin- 
heit  89. 

Hornhaut  s.  Cornea. 

Hospitäler,  Verbreitung  von  Krankheiten  in  d.  Nach- 
barschaft 309. 

Husten,  Nutzen  d.  subcut.  Ergotininjektion  21. 

Hydramnios,  akuter  259. 

Hydrargyrum,  Nutzen  d.  Präparate  bei  Katarrtien, 
Durchfall,  Parametritis  u.  Perimetritis  124.  — ,  hydro- 
chloratum  corrosivum,    antisept.   Wirkung  239.  — i 


Sach-Register. 


359 


hydroehloTatom  mite  (lokale  Anwendung  b.  Schnupfen 

u.  Kehlkopfkatarrh)  124.   (b.  Diarrhöe)  124.   (gegen 

Purmetritis  u.  Perimetritis  im  Wochenbett)  124.  — 

S.  a.  Emplastnim. 
Hydrocephalus,  d.  Kindes  als Gebortshindemiss 261. 
Hydromeningocele,  an  d.  Pfeilnaht  63.  — ,  and. 

Wh-betaänle  s.  Spina  bifida. 
Hjdrophobie,  Symptome  ders.  b .  einem  hyster .  An- 

Me  24. 
Hydrops,  Wirknng  d.  Coffeinum  citricnm  237. 
Hydrotherapie,  b.  Mittelohrkatarrh  205. 
Hygieine,  Lehrb.  ders.  (von  Josef  Nowak,  Reo.)  214. 
Hyoscyamin,  Nutzen  b.  Subsnltns  tendinum  20.  — , 

physiolog.  Wirknng  u.  Anwend.  b.  Geistesstörung  u. 

Neurosen  169. 
Hyoseinnm  hydrochloricnm  u.  hydrojodicum ,   thera- 

peat.  Verwendung  122. 
Hypochondrie,  Bezieh,  zu  Leberabscess  172.  — ,  als 

Verlauf  er  einer  Erkrankung  d.  Rückenmarks  282. 
Hysterie,  Anfall  mit  hydrophob.  Form,  Tod  24.  — , 

Oesophagismus  b.  solch.  25.  — ,  Verhalten  d.  latenten 

Iiritabilitit  d.  Muskeln  288. 

Jaborandi,  Nutzen  b.  lehtbyoftit  227.. 

Jieea  s.  Viola. 

Jahreszeit,  Vorkommen  d.  Selbstmorde  in  yerschied. 

306. 
Ichthyosis,  Nutzen  d.  Jaborandi  227. 
letrogen  13. 

Idiotie,  mit  doppelseit.  Mikrophthalmus  297. 
Iienbation  s.  Puerperalinfektion ;  Syphilis, 
lifektionskrankheiten,  akute,  hlstor.-geograph. 

Pstbologie  306. 
Iijektion  grosser  Mengen  Wasser  gegen  Versehliessung 

d.  Darmkaoals  167.   — ,  von  Blut  in  die  Banchhöhe 

175.  —  S.  a.  Jod;  subcutane  Iijektion. 
Uitizlsklerose,  Ezcision  138. 
Instrument,  zur  Harponirung  behufs  d.  Diagnose  d. 

Trichinoee  40.  — ,  zur  Aussaugung  von  Flüssigkeiten 

tu  d.  Trommelhöhle  206.  — ,  zur  Punktion :  d.  Pleura- 
höhle 133.  d.  Herzbeutels  134. 
Iitercostalyenen  119. 
latermittens  s.  Wechselfieber, 
litestinale  Sepsis  9. 
Utrafoetatio  sacralis  69. 

Jod,  I^jektioo  alkohoUscher  Lösung  b.  Spina  bifida  152. 
Jodglycerin,  Injektion  gegen  Spina  bifida  64.  65.  66. 
iodkalium,  Injektion  gegen  Spina  bifida  64.  65.  66. 

— ,  diuret.  Wirkung  236.  ~,  in  grossen  Gaben :  gegen 

ehroo.  Hautkrankheiten  243. 
Jodoform,  gegen  serpiginöee  Geschwüre  43.  — ,  gegen 

lyphilit.  Erkrankung  d.  Vaginalportton  139.  —,  gegen 

byperplast.  Processe  in  d.  Trommelhöhle  207. 
Jodsoolenkur  in  Hall  in  Oberösterreich,  Nutzen  b. 

SyphUis  138. 
Jodtinktur,  Aufpinseln  b.  Kindern  als  Urs.  von  Albu- 

ndonrie  151.  — ,  Nutzen  b.  Gebärmutterblutung  262. 
Iridocyklitis  tnberoulosa  166. 
Irrenanstalt  f.  Verbrecher  274.  276. 
Iris,  Tnberkelknoten  in  ders.  168. 
Irrigationen  d.  Vagina  mit  heissem  Wasser  142. 
iBchifts,  Nutzen  d.  Kalinmfiuorid  123. 
Jostificirter,    Bfiekkehr   von  Lebenserscheinungen 

nach  £rhenken  279. 

Üälte,  Anwend.  b.  Behandl.  d.  Sonnenstichs  u.  Hitz- 

Behlzgs  29.  — ,  Wirkung  auf  Trichinen  40. 
Kalbfleisch,  Wassergehalt  u.  Nährwerth  43. 
Kali,  aeeticum,  diuret.  Wirkung  235.   — ,  chloricum, 

diuret.  Wirkung  236.   — ,  nitricum,  diuret.  Wirkung 

236.  -  S.  a.  Jodkalium, 
^aliomfluorid,  therapeut.  Anwendung  123. 
Kalk,  Einfi.  d.  Entziehung  dess.  auf  d.  wachsenden  Or- 

Msmus  231. 


Kalkplättchen,  ind.  Arachnoidea  spinalis  22. 

Kampherschleim,  Nutzen  b.  Fussgeschwür  222. 

Kapseln  s.  Gabianölkapseln,  Gelatine. 

Karyokinose  15. 

Katarrh,  chron.  der  Luftwege,  Apomorphin  als  Expcc- 
torans  21.  — ,  d.  Tuba  Eustachii,  mit  Himsymptomen 
193.  — ,  d.  Hainblase,  chronischer,  Behandlung  222. 
—  S.  a.  Bronchialkatarrh. 

Kauterisation,  mit  glühenden  Nadeln  gegen  Telean- 
giektasie 71. 

Kehldeckel  s.  Epiglottis. 

Kehlkopf  s.  Larynx. 

Kehlkopfspiegel  s.  Laryngoskop. 

Kern ,  freie  Bildung  15. 

Kernmetamorphose  15. 

Keuchhusten,  Nutzen  d.  Hyoscinum  hydrojodicum  u. 
hydrochloricnm  122. 

Kind,  Apomorphin  als  Ezpectorans  21.  — ,  allgem. 
Miliartuberkulose  150.  — • ,  chron.  Peritonitis  ohne 
tuberkulöse  Grundlage  151.  — ,  Albuminurie  nach  Auf- 
pinseln Yon  Jodtinktur  161.  — ,  Vorkommen  von  Far- 
benblindheit 165.  — ,  Sommerdiarrhöe,  Nutzen  d.  dän. 
Kindermehls  242.  — ,  Spinalparalyse,  Veränderungen 
im  Rückenmark  243.  — ,  Leukämie  248.  -— ,  Anwend. 
d.  Alkohol  b.  verschied.  Erkrankungen  266.  (Contra- 
indikationen) 266.  — ,  nekrotisirende  Pharyngitis  292. 
— ,  Behandl.  d.  Typhus  abdomin.  mit  Bädern  293.  — 
S.  a.  Harnröhre;  Neugebome;  Säugling.  — ,  in  ge- 
hurtshiÜfUcher  Beziehung  (Hydrocephalus  als  Geburts- 
hindemiss)  261.  (Verkleinerung  d.  Kopfes  durch  Basi- 
lysis)  261.    S.  a.  Foetus ;  Querkige, 

Kindercholera,  Behandlung  294. 

Kinderkrankheiten,  Vorlesungen  über  solche  (von 
Ed.  Henoch,  Reo.)  2Q0. 

Kindermehl,  dänisches, Zusammensetzung u.  Wirkung 
242. 

Kindesmord  300. 

Kleingewehrgeschosse,  Einwirkung  auf  d.  Organe 
ip     d.  menschl.  Körpers  69.  — ,  Sprengwirkung  71. 
^  Kleinhirn  s.  Gehirn,  kleines. 

Klemmapparat,  zur  Abtragung  von  Geschwülsten  64. 

Klemmpincette  i2tzzo/rs  63. 

Klystir,  mit  grossen  Wassermengen  gegen  Verschlies- 
»'       sung  d.  Darmkanals  157.  — ,  mit  Fleischpepton  171. 

Knieclonus,  diagnost.  Bedeutung  284 . 

Kniephänomen,  Verschwinden  u.  Lokalisation  281. 
— ,  Bedeutung  f.  d.  Tabes  dorsalis  281.  282.  286.  — , 
Verhalten  b.  diphtherit.  Lähmung  285.  — ,  diagnost. 
Bedeutung  285.  — ,  Verhalten  b.  allgem.  Paralyse  286. 

Knochen,  Wirkung  d.  Kleingewehrgeschosses  auf  dens. 
70.  — ,  Erweichung  b.  Umbildung  d.  Knochenmarks  in 
Adipocire  116.  116.  — ,  Deformation  durch  Entziehung 
von  Kalk  und  Fütterung  mit  Milchsäure  231 . 

Kn  och  engeschwulst  s.  Exostose. 

Knochenmark,  Bildung  von  Adipocire  in  solch.  115. 
116.  — ,  Bezieh,  zur  Entstehung  d.  Leukämie  248. 

Knorpel  b.  Ohrknorpel. 

Knotenbildung  s.  Haar;  Nabelstrang. 

Körperwärme,  Wirkung  einiger  Alkaloide  auf  dies. 
120.  -— ,  Herabsetzung  durch  Conchinin  123. 

Kohlensäure,  Wirkung  d .  Opiumalkaloide  auf  d.  Ex- 
halation  ders.  121. 

Kolikschmerzen,  Nutzen  :  d.  Hyoscin  122.  d. Stroh- 
mehl 242. 

Kondylom,  im  äussern  Gehörgange  185. 

Kothfistel,  Darmresektion  zur  Heilung  163. 

Kraniotabes,  Aetiologie  53.  (Bezieh,  zu  Syphilis)  53. 

Krankenanstalt,  Rudolph-Stiftung  in  Wien,  Bericht 
vom  J.  1879.  (Bec.)  218. 

Krankenzimmer,  Vermehrung  d.  Luftfeuchtigkeit 
durch  Dampfent Wicklung  175. 

Krankheiten,  Verbreitung  in  d.  Nachbarschaft  von 
Hospitälern  309. 

Krebs,  Bezieh,  d.  Trichinose  zur  Entstehung  40.  — ,  d. 
Unterleibsdrüsen,   Rückenschmerz  b.  solch.  128.  — 


n 


360 


Sach-Register. 


S.  a.  Carcinom;  EpitheUalkrebs ;  Myxosarkom;  Sar- 
kom. 

Kreosotwasser,  gegen  Qeschwfire  n.  Wanden  221. 

Krenzbeingegend  s.  Sacralgeschwulst. 

Kropf,  Nutzen  d.  Flusssäure  124. 

Krystalle,  Auftreten  b.  Fäulniss  4.  — ,  in  der  Milz  4. 
— ,  in  d.  Sputis  b.  chron.  Bronchitis  4.  — ,  im  Pfort- 
aderblute  b.  Anämie  4.  — ,  Charcot'sche  6.  — ,  im 
Sperma  d.  Menschen  5. 

Kngelschüsse,  Vorkommen  u.  Mortalität  67. 

Kuhpockenlymphe,  Wirkung  d.  Antiseptika  auf 
dies.  239. 

liabyrinth,  d.  Ohrs  (endolymphat. Räume)  178.  (Er- 
krankungen) 196. 

Lammblut,  Transfusion  b.  essentieller  Anämie  252. 

Laparotomie,  b.  Darmverschlingung  159.  — ,  wegen 
eines  Fremdkörpers  im  Rectum  160. 

Laryngoskop,  Untersuchung  d.  Oesophagus  mittels 
dess.  254. 

Laryngotomie,  prophylaktische  b.  Exstirpation  von 
Racbengeschwülsten  268. 

Larynx,  Entzündung (Apomorphin  als  Expectorans211. 
(ortl.  Anwendung  d.  Hydr.  chlor,  mite)  124.  (steno- 
sirende  d.  Schleimhaut)  258.  — ,  Stenose  durch  einen 
Fremdkörper  219. 

Lateralsklerose  s.  Sklerose. 

Laterne,  farbige,  Verwendung  d.  Nachweises  d.  Far- 
benblindheit 95. 

Laus  s.  Filzlaus ;  Morpionen  ;  Phthiriasis. 

Leben,  ehem.  Grundlage  114.  — ,  Rückkehr  d. Erschei- 
nungen b.  einem  Qehenkten  279. 

Lebensalter,  hohes  von  mit  Spina  bifida  Behafteten 
66.  — ,  Zusammensetzung  d.  Fettes  in  versch.  113. 

Lebenskraft,  ehem.  Grundlage  114. 

Lebensversicherung,  Bedeutung  d.  Ohrenkrank- 
heiten 181.  — ,  Statistik  d.  Todesursachen,  mit  Rück- 
sicht auf  Alter  d.  Verstorbenen  u.  Dauer  der  Ver- 
sicherung 311. 

Lebensversicherungsbank  zu  Gotha,  Sterblich- 
keitsstatistik von  1829—1878  310.  S.  a.  Mutual  Life 
Insurance  Company. 

Leber,  akute  Cirrhose  b.  einem  Neugebomen  54.  — , 
Bezieh,  d.  Funktion  zu  d.  abnormen  Produkten  d.  Stoff- 
wechsels 126.  — ,  primäres  Carcinom,  Schwangerschaft 
u.  Geburt  erschwerend  146.  — ,  Abscess,  Zusammen- 
hang mit  hypochondr.-melanchol.  Zuständen  172.  — , 
Bezieh,  zu  Affektionen  d.  Uterus  257. 

Lehrbuch,  s.  Hygieine  ;  Neurologie. 

Leitungsbahnen  im  Grosshinie  16. 

Lendenwirbel,  Spina  bifida  62.  65. 

Leprose,  Behandlung  227. 

Leuchten  s.  Phosphorescenz. 

L  e  u  c  i  n ,  als  Fäulnissprodukt  3. 

Leukämie,  KrystaUe  in  d.  Milz  4.  — ,  verschied.  Arten 
u.  Wesen  246  flg.  (medulläre)  248.  (lienale)  248.  249. 
252.  253.  (idiopathische)  249.  (lymphatische)  250  flg. 
—  pathol.-anatom.  Veränderungen  247.  — ,  Symptome 

247.  — ,  prophylakt.  Behandlung  248.   — ,  Prognose 

248.  — ,  b.  Kindern  248.  — ,  Apoplexie  d.  Nebennieren 

249.  — ,  Vermehrung  d.  weissen  Blutkörperchen  249. 

250.  — ,  Verhalten  d.  Eiterzellen  ?51.  — ,  Bluttrans- 
fusion 252.  — ,  Diagnose  d.  verschied.  Formen  253.  — 
S.  a.  Anämie. 

Licht,   Verhalten  d.  Sehschärfe  zum  Farbensinn  bei 

verschiedenem  112. 
Lichtsinn,  Bezieh,  zum  Farbensinn  77. 
Ligatur,  elastische,  bei  Spina  biflda  61.  153.  —  S.  a. 

MetallligatuT. 
Lippe  s.  Oberlippe. 

Logograph,  d.  Trommelfell  als  solch.  178. 
London,  Gesundheitsstatistik  176. 
Luft,  Vermehrung  d.  Feuchtigkeit  in  Krankenzimmern 

durch  Dampfentwicklung  175.  — ,  Unschädlichkeit  d. 

Eindringens  in  d.  Bauchhöhle  175.  — ,  Eintritt  in  d. 


Gefässsystem  b.  Operationen  u.  Verletzungen  294.  (in 

d.  Sinus  longitndinalis)  296.    (Maassregeln  zur  Ver- 
hütung) 296. 
Luftdusche,  b.  Ohrenkrankheiten  204. 
Luft  einblasen,  b.  Aphyzie  d.  Neugebomen  263. 
Lunge,  Erkrankung  als  Todesursache  b.  Otitis  media 

purulenta  201.  — ,  Sarcina  in  solch.  254. 
Lungenemphysem,  mit  Bronchialkatarrh,  Nutzen d. 

Quecksilberpräparate  124. 
Lungenentzündung,   chron.,   Autopbonie  als  ass- i 

kultator.  Erscheinung  d.  Verdichtung  d.  Gewebes  173.  ! 

— ,  akute,  zur  Statistik  220.  —  S.  a.  BronchopneB- 

monie. 
Lnngenkrankheiten,  subcut.  Injektion  mit  Ergotia 

gegen  d.  Husten  21. 
Iiungenphthisis,  Nutzen  d.  Morphiuml22.  — ,  Anto- 

phonie  als  auskultator.  Erscheinung  173. 
Lungentuberkulose,  zur  Statistik  219.  — ,  BebandJ. 

mit  Natron  benzoicnm  220. 
Lungenvene,  obere  rechte,  Einmündung  in  d.  obere 

Hohlvene  263. 
Lupulin,  Vergiftung  12. 
Lymphdrüsen,  Veränderungen  b.  hartem  n.  weicbem 

Schanker  256. 
Lymphge fasse,  d.  Gehörknöchelchen  177. 
Lymphom,    malignes  (subcutane   Injektion  von  Sol. 

Fowleri)  22.    (Bezieh,   zu  Sarkom)  251.    (Diagnose) 

253. 
Lymphatische  Leukämie  250.  253. 

maculae  caeruleae  137. 

Männliches  Geschlecht,  Vorkommen  d.  Farben* 
blindheit  103. 

Magen,  Venae  coronariae  dess.  118. 

Magendarmkrankheiten  d.  Säuglings,  Behandl.  d. 
wichtigsten  (von  Otto  SoUmann,  Rec.)  293. 

Magenfistel,  künstKche,  wegen  Striktar  d.  Oesopha' 
gus  220. 

Magenschwindel  129. 

Mais,  verdorbener  (Gehalt  an  Ptomain)  12.  (Ven^- 
tnng)  12. 

Makrocephalie,  b.  Kindern  an  chron .  Blei vergiftmif 
Leidender  264. 

Mandeln,  bittere,  Vergiftung  120. 

Manie,  Nutzen:  d.  Hyoscyamin  170.  d.  subcut.  IiU«k* 
tion  mit  Ergotin  171. 

Massage,  gegen  Nervenkrankheiten  von  d.  weibi.  Ge* 
schlechtsorganen  ausgehend  140. 

Mastdarm  s.  Rectum. 

Materia  medica  s.  Treatise. 

M  e  d  i  c  i  n  s.  gerichtiiche  Medicin . 

Melancholie,  Bezieh,  zu  Leberabscess  172. 

Membran,  Untersuchung  d.  Resonanz  mittels  d.  Pho- 
nographen 178. 

Meni^re'sche  Krankheit  196. 

Meningitis,  Symptome  ders.  b.  akut,  eitriger  Mittel- 
ohrentzündung 190.  (Diagnose)  199. 

Meningocele  s.  Hydromeningocele. 

Menorrhagie,  Nutzen  d.  Atropin  20. 

Mensch,  Zusammensetzung  d.  Fettes  in  verschiedeBaB 
Lebensaltern  113.  —  S.  a.  Embryo;  EztremititeB. 

Menstruation,  vicariirende  Blutung  ans  einem  0«' 
schwüre  43.  — ,  während  d.  Schwangerschaft  144.  -^ 
S.  a.  Dysmenorrhöe ;  Menorrhagie. 

Metallligatur,  Verwendung  b.  Spina  biflda  62. 

Metallspektrum,  Verwend.  zum  Nachweis  d.  Fa^ 
benblindheit  95. 

Methylenchlorid,  Wirkung  auf  Reflezphanomene  S87. 

Metritis  s.  Gebärmutter-Entzündung. 

Metroperitonitis,  mit  Ausgang  in  Gebärnrntter- 
Abscess  44. 

Mikrokokken,  in  d.  Lymphdrüsen  b.  hartem  a.  wei- 
chem Schanker  257.  —,  in  d.  Blutgefässen  b.  Metriös 
dissecans  260.  — ,  b.  Augenblennorrhöe  d.  Neogebor- 
nen  297. 


Sftch-RegiBt  er. 


361 


Mikrophihalmas  b.  tdiotie  297. 

Mikroskopische  Uiiter8uc>hung  des  Schweine- 
fleisches auf  Trichinen  39.  42. 

Milehsänre,  Einfi.  auf  den  wachsenden  Organisrnns 
231. 

Milchzucker,  abfahrende  Wirkung  19. 

Miliartuberkulose,  allgemeine  b.  einem  Kinde  150. 
— ,  Perikarditis  yon  solch,  abhängig  150. 

Milz,  Krystalle  in  solch,  b.  Leukämie  4.  — ,  Beziehung 
zur  Entstehung  von  Leukämie  248.  249.  252.  253. 
— ,  Auschwellnng  b.  Rhachitis  293. 

Milzbrandblut,  Einwirkung  d.  Antiseptika  239. 

Mineralwasser,  Anwendung  b. Hautkrankheiten  203. 

Missbildnng  s.Exomphalie;  Ohrmuschel;  Spina  bifida. 

Mitralklappe,  Dyspnoe  b .  Erkrankung  solch. ,  Nutzen 
anbeut.  Injektion  von  Morphium  20. 

M i  1 1  e  1  o  b  r ,  krebsige  Wucherung  von  solch,  ausgehend 
186.  — ,  akute  eitrige  Enlzündung  (Häufigkeit)  189. 
(Behandlung)  190.  (mit  Symptomen  von  Meningitis) 
190.  199.  (spontane  Perforation  d.  Warzenfortsatzes) 
190.  — ,  ckron.  eitrige  EntT^indung  192.  (mit  Nekrose 
d.  Waizenfortsatzes)  195.  (intracranielle  Erkrankungen 
dnrch  solche  bedingt)  198.  — ,  Entzündung  (Diagnose 
von  Thrombose,  Meningitis  u.  Abscess  in  Folge  solch.) 
199.  (neben  von  ders.  unabhängigem  Gehimabscess) 
201.  (akute,  Nuti^n  d.  Atropin)  205.  — ,  eiirige  Ent- 
zündung (Gehimabscess  durch  solche  bedingt)  200. 
(Tod  an  Erkrankung  d.  Lunge)  201 .  (antiseptische  Be- 
handl.)  206.  —,  Katarrh ,  Behandl.  (kaltes  Wasser) 
205.  (Injektion  medikamentöser  Flüssigkeiten)  205. 

Mittheilnngen  s.  Lebensversicherungsbank . 

Morbua  Brightii,  Behandlung  220. 

Morcheln,  Vergiftung  8. 

Mord  s.  Kindesmord. 

Morphinismus,  Unterscheidung  von  Hysterie  24. 

Morphium,  Unterscheidung  von Ptomain 6.  — ,  subcut. 
Iijektion  mit  solch,  bei :  Dyspnoe  19.  Tetanus  rheu- 
mat.  219.  Angina  pectoris  246.  — ,  Verhalten  d.  Respi- 
ration während  d.  Narkose  120.  — ,  Einfi.  auf  d.  Che- 
mismus d.  Respiration  121.  — ,  Einfi.  auf  d.  Stoff- 
wechsel 122.  — ,  Nutzen  b.  Phtbisikem  122.  — ,  Einfi. 
auf  d.  Beflezphänomene  287. 

Morphium  hydrochloratum,  Veränderungen  in 
Gelatine-Lamellen  243. 

Morp Ionen,  Bezieh,  zur  Entstehung  schiefergrauer 
Hautflecke  137. 

Morton 'b  Flüssigkeit  zur  Injektion  b.  Spina  bifida  65  fig. 

Mortuary  ezperience  of  the  mutualLife  Insurance  Com- 
pany of  New  York  from  1843  to  1874  (by  Wintton, 
Manh  and  Bartlett,  Reo.)  310. 

Masculns  tibialis,  paradoxe  Contraktion  289.  —  S.  a. 
Serratns. 

MuBkelatrophie,  progressive,  latente  Muskelirritabi- 
fität  288. 

Muskeln,  chrou.  Affektion  b.  Trichinose  40.  — ,  Adi- 
podre-Bildong  116.  — ,  latente  Ezcitabilität  b.  ver- 
schied. Nervenkrankheiten  288.  — ,  paradoxe  Contrak- 
tion 288.  289.  —  S.  a.  Binnenmuskehi. 

Muskeltonns,  Bezieh,  zu  d.  Sehnenreflexen  282. 

Matnal  life  Insurance  Company  of  New  York, 
SterbUehkeitsstatistik  von  1843—1874  310. 

Myelitis  s.  RüdLcnmark. 

Mykosis  sardnica,  d.  Pharynx  u.  d.  Lungen  254. 

Myopie,  chromatische  89 . 

Hyxosarkom  im  Pharynx,  Exstirpation  267. 

Kabel,  Durchbmch  von  Ascitesflfissigkeit  durch  dens. 

150.  —  S.  a.  ExomphaUe. 
Kabelsehnnr,  Knotenbildung  b.  beiden  Zwillingen  51 . 

— ,  Torsion,  Vorkommen  u.  Zustandekommen  51.  — , 

Entzündung  d.  Arterie,  todtl.  durch  Pyämie  150. 
Kaehbilder,  subjektive,  Erzeugung  zur  Correktion  d. 

Farbenblindheit  111. 
Kachgebnrtsperiode,  BehaudlaDg48.    , 

Med.  Jahrbb.  Bd.  ]91 .  Hft.  3. 


Nackengegend,  Geschwulst  in  ders. ,  Behandlung  63 . 

Nadel,  glühende,  Kauterisation  mit  solch,  gegen  Telean- 
giektasien 71.  — ,  Nachweis  des  Todes  mittels  Ein- 
stechen einer  solchen  in  d.  Herz  280. 

Nagel,  Bau  u.  Wacbsthum  im  normalen  u.  abnormen 
Zustande  136. 

Nährwerth  verschiedener  Fleischsorten  43. 

Nahrungsverweigerung  s.  Sitophobie. 

Naht  8.  Darmnaht. 

Narben,  nach  Verbrennung,  Hanttransplantation  219. 

Narcein,  Wirkung  auf  d.  Respiration  121. 

Narcotin,  Wirkung  auf  d.  Respiration  121. 

Narkose,  durch  Morphium  oder  Chloral,  Verhaltend. 
Respiration  120. 

Nase,  Verschorfüng :  b.  Affektion  d.  Hirnrinde  245. 
b.  Nekrose  d.  Schädels  von  tertiärer  Syphilis  245. 

Nationen,  Todesursachen  b.  verschied.  311. 

Natron,  benzoesaures,  gegen  Lungentuberkulose  220. 
— ,  essigsaures,  Einfluss  auf  d.  Eiweissamsatz  230. 
— ,  phosphorsaures  (gegen  Sterilität)  44.  (Einfi.  anf  d^ 
Eiweissumsatz)  231,  — ,  salicylsanres  (Vergleichung  d. 
Wirkung  mit  der  d.  Conchinin)  123.  (diuret.  Wirkung) 
235.  — ,  schwefelsaures,  Einfi.  auf  d.  Eiweissumsatz 
231.  — ,  unterschwefiigsaures,  Nutzen  gegen  Pilze  im 
Ohr  183. 

Natronsalze,  Einfi.  auf  d.  Eiweissumsatz  230. 

Nebengeräusch,  d.  intermittirenden  Stimmgabel,  in 
solch,  enthaltene  Tone  179. 

Nebenhode  s.  Epididjrmitis. 

Nebennieren,  Apoplexie  b.  Leulcämie  249. 

Nekrose,  d.  Warzenfortsatzes  195.  — ,  d.  Scliädels  b. 
tertiärer  Syphilis,  hartnäckige  Ulcerationen  245.  — 
S.  a.  Phosphomekrose. 

Nerven,  Degeneration  u.  Regeneration  zerquetschter  1 7 . 

Nervenkrankheiten,  Beiträge  zur  Lehre  von  dens. 


281. 


latente  Excitabilität  d.  Muskeln  b.  solch.  288. 


— ,  paradoxe  Mubkelkontraktion  b.  solch.  288.  289. 

Nervenleiden,  von  d .  weibl.  Geschlechtsorganen  aus- 
gehend, Behandlung  140. 

Nervensystem,  sympathisches,  Wirkung  d.  Coffeinum 
citricum  auf  dass.  238.  — ,  trophisches,  Affektionen  als 
Urs.  verschiedener  Krankheiten  244. 

NervöseDepression,  von  Verdauungsstörungen  ab- 
hängig 131. 

Nervöse  Erschöpfung  b.  Uterusleiden,  Behandlung 
140. 

Nervosität,  Oesophagismus  b.  solch.  25 . 

Nervus  s.  Acusticus;  Chorda  tympani;  Opticus;  Trige- 
minus;  Vagus. 

Netzhaut  s.  Retina. 

Nengeborne,  akute  Lebercirrhose  54.  — ,  Bestand- 
theile  d.  Panniculus  adiposus  113.  — ,  Verhütung  d. 
Angenentzundung  149.  —  Asphyxie,  Behandlung  262. 
265.  — ,  Micrococcus  d.  Augenblennorrhöe  297. 

Neurasthenie,  b.  Uterusleiden,  Behandlung  140. 

Neurologie,  Lehrbuch  (von  G.  Schwalbe,  Kec.)  212. 

Neurose,  Anwendung  d.  Hyoscyamin  169.  —  S.  a. 
Trophoneurose. 

Niere,  akute  Erkrankung,  Nutzen  d.  Coffeinum  citri- 
cum 238. 

N  i  e  s  s  e n ,  Anfälle  b.  gichtischer Diathese  130.  — ,  durch 
Ohrenaffektion  bedingt  189. 

Nikotin,  Einfi.  auf  d.  Körpertemperatur  120. 

Nitrate,  Vorkommen  im  Harne  14. 

Nitrite,  Vorkommen  im  Harme  14. 

Nordamerika,  Trichinen  in  den  von  dort  eingeführ- 
ten Fleischwaaren  33.  34.  36.  37.  40.  41.  — ,  Statistik 
d.  Todesursachen  311. 

Nystagmus,  Verbindung  mit  angeb.  totaler  Farben« 
blindheit  103. 


berkiefer,  Phosphomekrose  220 . 
Oberlippe,  hartnäckige  Ulceration  b. Nekrose  d . Schä- 
dels in  Folge  von  tertiärer  Syphilis  245. 

46 


362 


Sach-KegiBtef. 


Oedem ,  diuret.  Wirknog  d.  Coffeinum  citricnm  238. 

Oesophagisinns,  Formen  24.  — ,  UrsAChen  25.  — , 
Behandlnng  26. 

^Oesophagus,  Striktur  220.  — ,  Untersuchung  mit  d. 
Kehlkopfspiegel  254. 

Ohren  flu  SB  s.  Otorrhoe. 

Ohrenheilkunde,  Bericht  über  d.  Leistungen  auf  d. 
Gebiete  ders.  177. 

Ohrenkrankheiten,  Bedeutung  f.  d.  Lebensyer- 
sicherung  181.  — ,  Therapie  (Mineralwässer)  203. 
(Luftdusche)  204.  (Galvanokaustik)  204. 

Ohrenschwindel  180. 

Ohrgeräusche,  subjektive,  Entstehung  197.  — ,  ob- 
jektiv wahrnehmbare  198. 

Ohrknorpel,  patholog.  Histologie  187 . 

Ohrlabyrinth  s.  Labyrinth. 

Ohrmuschel,  Missbildung  187. 

Ohrniessen  189. 

Ohrpolypen,  Behandlung  208. 

On^chopathologie  136. 

Ophthalmia  s.  AugenentzGndung. 

Ophthalmologie,  Beiträge  zu  ders.  (Rec.)  297. 

Opium,  Wirkung  d.  Alkaloide  auf  d.  Chemismus  d. 
Respiration  120. 

Opticus,  Farbenblindheit  b.  Affektionen  dess.  105.  — , 
Entzündung  d.  Papille  u.  d.  Retina  b.  TnbertLulose  d. 
Chorioidea  164. 

O  r  b  i  t  a  s.  Augenhöhle. 

Orchitis,  Behandlung  222.  — ,  Verband  254. 

Os  coccygis,  Ankylose  als  Geburtshindemiss  261. 

Otitis,  intermittens  181.  — ,  media  pnrulenta,  mit 
Nekrose  d.  Warzenfortsatzes  195. 

Otorrhoe,  Eintritt  u.  Dauer  b.  eitriger  Mittelohrent- 
zündung 190.  — ,  trockne  Reinigung  b.  solch.  207. 

O  V  a  r  i  e ,  Behandlung  141 . 

Ovaritis,  als  Folge  ausgedehnter  Cervikalrisse  259. 

Ovarium,  Cyste,  Behandlung  220.  — ,  Uebertritt  d. 
Eies  aus  dems.  in  d.  Tuba  231. 

Oxymel  scilliticum,  diuret.  Wirkung  235. 

Palaestina,  Trichinosenepidemie  88. 

Panniculs  adiposus,  Entwickelnng  u.  ehem.  Zusam- 
mensetzung 118. 

Pannus  s.  Cornea. 

Papaverin,  Wirkung  auf  d .  Stoffwechsel  122. 

Papilloretinitis,  b.  Tuberkulose  d.  Chorioidea  1 64. 

Paralyse,  d.  Serratus,  Diagnose  23.  — ,  d.  Vagus  127. 
— ,  der  Facialis ,  Einfl.  auf  d.  Binnenmuskehn  d.  Ohrs 
193.  — ,  spinalen  u.  peripheren  Ursprungs  248.  — , 
nach  Diphtheritis ,  Verhalten  des  Kniephänomen  285. 
— ,  allgemeine,  (Diagnose  von  Tabes  dorsalis)  286. 
(Verhalten  d.  Kniephänomen)  286.  •—  S.  a.  Bleiläh- 
mung; Spinalparalyse. 

Paralysisagitans,  Verhalten  d.  latenten  Irritabilität 
d.  Muskeln  288. 

Parametritis,  im  Wochenbett,  Nutzen  d.  Calomel  124. 

Paris,  Vorkommen  von  Typhus  u.  Pocken  309. 

Pathologie,  historisch-geograph. ,  Handbuch  ders.  (von 
Aug.  Hirsch,  1.  Abth.  Rec.)  806. 

Paukenhöhle  s.  Trommelhöhle. 

Pemphigus,  Behandlung  227. 

Penis,  Amputation  272. 

Pepton  s.  Fleischpepton. 

Perikarditis,  tuberkulöse  258. 

Perikardium,  Diagnose  der  Verwachsung  151.  — , 
Punktion  134. 

Perimetritis,  im  Wochenbett,  Nutzen  d.  Calomel  124. 

Perinaeum,  Riss,  Zulässigkeit  der  operat.  Behandlung 
eines  frischen  durch  die  Hebammen  147. 

Peritonäalhöhle,  Injektion  von  Blut  175. 

Peritonitis,  nach  Zerrelssung  der  Vagina  gegen  d. 
Douglas'schen  Raum  hin  146.  — ,  chroniBohe  idiopa- 
thische b.  einem  Kinde  151.  — ,  sarkomatöse  151.  — 
S.  a.  Metroperitonitis. 

Pernionen,  Behandlung  223.  227. 

Pessarinm,  Nutzen  b.  Anteverdo  uteri  258. 


P  f  e  i  1  n  a  h  t ,  Geschwulst  an  solch.  63. 

Pferd,  Vergiftung  durch  Lupinen  12. 

Pflanze,  Produkte  d.  Vermodems  4. 

Pfortader,  Krystalle  im  Blute  b.  Anaemie  4. 

Pharyngomykosis  sarclnica  254. 

Pharyngotomie,  seitl.  zur  Ezetirpation  von  Rachen* 
gesch Wülsten  269.  — ,  unter  d.  Zungenbein  zur  Ent* 
femung  d.  careinomatös  entarteten  Epiglottts  270. 

Pharynx,  Geschwülste  in  solch.,  Ezstirpation  267» 
(mittels  seitl.  Rachensohnittes)  269.  — ,  isoUrte  Exstir- 
pation  268.  — ,  nekroeirende  Entzündung  b.  Kindern 
292. 

Phlebitis  s.  Vena. 

Phlegmone,  doppelseitige,  in  d.  Augenhöhle  278. 

Phonautograph,  das  Trommelfell  als  solcher  178. 

Phonograph,  nach  Edison,  Verwendung  zur  unter« 
Buchung  d.  akustischen  Eigenschaften  d.  Spraehlaot« 
u.  der  Resonanz  der  Membranen  178. 

Phosphor,  basenartige  Substanzen  im  Harn  nach  Ein* 
führnng  dess.  in  d.  Organismus  7. 

Phosphorvergiftung  (Nachweis  8  Mon.  nach  def 
Beerdigung)  124.  (gleichzeitig  mit  Strychnin)  126» 
(Leuchten  d.  Athems)  125.  (Myelitis  nach  solch.)  125. 
(abnorm  grosse  Harnsäure- Ausscheidung)  126.  (Vermin- 
derung d.  rothen  Blutkörperchen)  126. 

Phosphorescenz,  d.  Athems  80. 

Phosphorige  Säure,  im  Leichnam  nach  Phospbo^ 
Vergiftung  125. 

Phosphornekrose,  des  Oberkiefers  220. 

Phthiriasis  palpebrarum  187. 

Phthisis  s.  Lungenphthisis. 

Physiologie,  der  Zeugung  (v.  F.  Henten,  Rec.)  211. 

Piedra  33. 

Pigment,  Ablagerung  b.  Urticaria  138. 

Pigment  flecke,  symmetrische,  anästhetische  244. 

Pikrotoxin,  Einfl.  auf  d.  Körpertemperatur  120. 

Pilze,  als  Ursache  von  Area  Celsi  30.  — .  Entwickelnng 
im  Ohre  181.  (Diagnose)  203.  —  S.  a.  Mykosis. 

Pityriasis,  Behandlung  226. 

Placenta,  Methoden  d.  Entfernung  48.  — ,  Znrfiek- 
bleiben  von  Theilen  als  Ursache  von  Blutung  147.  — . 
praevia,  spontaner  Abgang  259. 

Plastische  Operation,  b.  Spina  bifida  157. 

Pleurahöhle,  Punktion  132. 

Pleuritis,  zur  Statistik  220. 

Pleuritisches  Exsudat,  Punktion,  Indikationen n. 
Technik  132.  292.  (bei  eitrigem  u.  hämorrhagischem) 
134. 

Plumbum  s.  Blei. 

Pneumonomykosis  sarcinica  254. 

Pneumothorax  s.  Pyopneumothorax. 

Polariskop,  Verwendung  zum  Nachweis  d.  Farben- 
blindheit 95. 

Politzer 's  Ballon,  Modifikation  204. 

Polyp  s.  a.  Ohrpol3rp. 

Preussen,  Ergebniss  d .  Untersuchung  4.  Schweine snf 
Trichinen  33. 

Preusische  Statistik,  LV.  u.  LX. :  die  SterbefUle 
im  pr.  St.  in  d.  JJ.  1878  n.  1879  (Rec.)  302. 

Probetafeln  s.  Tafeln. 

Processus  mastoideus,  Anatomie  177. — ,  spontane 
Perforation  b.  akuter  eitriger  Mittelohrentzündung  140. 
— ,  Sklerose  193.  — ,  Schlag  auf  dens.  als  Urs.  v.  Tkob- 
heit  194.  — ,  cholesteatomatöse  Massen  in  dems.  194. 
— ,  Nekrose  195.  — ,  Entzündung  d.  Venae  emissarise 
195.  — ,  Operationen  an  solch.  208.  — ,  Drainage  nMh 
d.  Ohre  zu  210. 

P  r  o  j  e  k  t  i  1  aus  HandfeuerwalTen,  Wirkung  auf  d.  Orgtne 
d.  menschl.  Körpers  69  flg.  (Sprengwirknng)  71. 

Propylamin,  gegen  Chorea  minor  31. 

Protoplasma,  Unterschied  zwisehen  todtem  a.  leben- 
dem 114. 

Pruritus,  b.  Ekzem,  Behandlung  227. 

Psammom,  im  (Gehirn  eines  epilept.  Blödsinnigen  ITS. 

Psendoleukämie,  lymphatische  250. 

Psoriasis,  Behandlung 226.  (Nutzen d,JodkaIiiu&)M 


Sach-Register. 


363 


Psychiatrische  Wirksamkeit ,  aus  meiner  (v.  C.  M, 
Broäus,  Bec.)  298. 

Ptomaine  (Entstehang  b.  d.  Fäulniss)  3.  (Unterschied 
Ton  Alkaloiden)  6.  (Vergiftung  durch  solch.)  7.  (Reak- 
tionen) 11.  (in  Terdorbenem  Mais)  12. 

Paerperalinfektion,  mit  langer  Incubation  46. 

Pulver,  farbige,  Nachweis  d.  Farbenblindheit  mittels 
ders.  90. 

Punktion,  d.  Pleurahöhle  132.292.  — ,  d.  Herzbeutels 
134.  — ,  d.  Sacks  bei  Spina  bifida  151.  153.  157.  — , 
d.  Colon  b.  BarmyerBchliessnnglÖS.  — ,  einer  Ovarien- 
eyste  wegen  unstillbaren  Erbrechens  220. 

Papillär bewegung,  in  physiol.  u.  pathol.  Bezieh, 
(▼on  J.  LeeseTj  Bec.)  228. 

Pnpillen,  Bez.  d.  Abstandes  zur  Farbenblindheit  104. 

Pnstnla  maligna,  chirur.  Behandlung  272. 

Pyamie,  in  Folge  von  Arteriitis  umbilicalis  150. 

Pyämische  Stoffe,  Wirkung  auf  d.  Darmkanal  8. 

Pjo-Pneumothorax,  Punktion  134. 

Pyosalpinx,  Durchbruch  in  d.  Bauchhöhle  142. 

Pythologie  3. 

f  neeksilber  s.  Hydrargyrum. 
Querlage,  d.  Kindes,  verschleppte,  mechan.  Behand- 
long  46. 

Rsnula,  ongewohnl.  Form  72. 

Ratten,  Trichinen  in  solch.  37. 

Beeherches  histologiques  sur  le  tissu  oonnectif  de  la 
eorn^e  (par  Eioiti,  Bec.)  296. 

Seetum,  Fremdkörper  in  solch.,  Laparotomie  u.  £n- 
terorrhaphie  160. 

Reflexe,  tiefe,  Steigerung,  diagnost.  Bedeutung  284. 
—  8.  a.  Haut-,  Sehnenreflexe. 

Reflexerregbarkeit,  auf  d. gelähmten  Seite  b.cere- 
bnler  Hemiplegie  287. 

Regenbogenhaut  s.  Iris. 

Rekruten,  Statistik  d.  Gebrechen  solch,  in  Frankreich 
309. 

Resektion,  d.  Darms  (wegen  Brand  nach  d.  Laparo- 
tomie b.  Darmverschliessung)  159.  (wegen  gangränöser 
Hernie)  160.  (wegen  Anus  praeternaturalis)  161. 

Resonanz,  d.  Membranen,  Untersuchung  mittels  d. 
Bdison'sehen  Phonographen  178. 

Resorcin,  prophylakt.  Anwendung  gegen  Augenblen- 
norrhöe  d.  Neugebornen  297. 

Resp  irati  o  n ,  Verhalten  b.  Menschen  während  d.  Schla- 
fes 119.  —  ,  Wirkung  d.  Opiumalkaloide  auf  d.  Che- 
mismus 120.  — ,  künstliche ,  b.  Asphyxia  neonatorum 
263. 

Respirationsorgane,  chron.  Katarrh,  Apomorphin 
als  Expectorans  21.  — ,  zur  Statistik  d.  Krankheiten 
219.  — ,  Erkrankungen  b.  Kindern,  Nutzen  d.  Alkohol 
266. 

Retina,  Alf ektion  mit  umschriebenen  Farbenskotom  en 
105. — ,  Entzündung  b.  Tuberkulose  d.Chorioidea  164. 

Retropharyngealsarkom  268. 

RevolYerschfisse,  Gefährlichkeit  69. 

Rhachialgie  s.  Bückenmark. 

Hhachitis,  Nutzen  d.  Alkohol  266.  — ,  Anschwellung 
d.  Milz  293. 

Rhenmatismus,  Nutzen  d.  Kaliumfluorid  293.  —  S.a. 
Gelenkrheumatismus. 

Rheumatoide  Muskelschmerzen  b. Trichinose 40. 

Rindfleisch,  Wassergebalt  u.  Nährwerth  43. 

BizioUi's  Klemmpincette  63. 

Bohr,  elastisches,  Einführung  in  d.  Larynx  zur  Wieder- 
belebung asphyktiscber  Neugebomer  262. 

Rothblindheit  88.  — ,  Sehend.  Farben  b.  solch.  lÖO. 
— ,  einseitige  168. 

Rothgrünblindheit,  Farbensehen  b.  solch.99.  100. 

— ,  Erblichkeit  103.  — ,  Häufigkeit  d.  Vorkommens  106. 

Rotierkrankung  ohne  Affektion  d.  Schleimhäuten. 

Drüsen  219. 
Rndolph-Stiftung  s.  Krankenanstalt. 
Rückenmark,  Verhalten  innerhalb  d.  Sackes  b.  Spina 
bifida  65. 155.  — ,  Bückenschmerz  b.  Knmkheiten  dess. 


128.  — ,  Verhalten  bei  Bleilähmung  243.  —  ,  anatom. 
Veränderung  b.  Spinalparalyse  d.  Kinder  243.  — ,  Hy- 
pochondrie als  Vorläufer  d.  Erkrankung  282.  — ,  dia- 
gnost. Bedeutang  d.  Schnenreflexe  284.  — ,  Sklerose 
d.  Seitenstränge ,  Störung  d.  Mnskelemährung  288.  — 
S.  a.  Arachmoidea ;  Myelitis ;  Sklerose ;  Tabes. 

Bückenschmerz,  Aetiologie,  Diagnose  u. Behandlung 
127.  129. 

Bücken  wir  bei  s.  Brustwirbel. 

Bumpf ,  subcutane  Venen  an  d.  vordem  Wand  119. 

Bundzellensarkom,  vom  Trommelfell  ausgehend 
186. 

B  u  s  s  1  a  n  d ,  Vorkommen  von  Trichinöse  38. 

Saccharum  lactis  s.  Milchzucker. 

Sacralgeschwülste  55.  59. 

Säugling,  über  d.  Behandl.  d.  wichtigsten  Magen-  u. 
Darmkrankheiten  (von  Otto  Soltmann,  Bec.)  293. 

Säuren,  organische  fette  als  Fäulnissprodukte  4.  — 
S.  a.  Fluss-,  Kohlen-,  Salicyl-,  Salpeter-,  Salz-,  Schwe- 
felsäure. 

Same  s.  Sperma. 

Salicylsäure,  Wirkung  auf  Trichinen  35.  — ,  Ver- 
wendung zur  Verhütung  d.  Ophthalmia  neonatorum  149. 

Salpetersäure,  verdünnte,  Nutzen  b.  Erfrierungen 
223. 

Salzquellen,  arsenikhaltige,  gegen  Ohrenkrankheiten 
204. 

Salzsäure,  Nutzen  b.  Chlorose 27. —,  Vergiftung  127. 

Sarcina,  Vorkommen  im  Pharynx  u.  in  d.  Lunge  254. 
— ,  in  d.  Sputis  254. 

Sarkom,  primäres,  d.  Lidbindehaut  274.  —  S. a. Myxo- 
sarkom;  Bundzellensarkom. 

Scarlatina,  nekrotisirende  Pharyngitis  b.  solch.  292. 

Schädel,  Schussverletzung  67.  — ,  Nekrose  b.  tertiärer 
Syphilis,  hartnäckige  Ulcerationen245.  — ,  eigenthüml. 
Form  u.  Vergrössemng  b.  Kindern  von  an  chron.  Blei- 
vergiftung Leidenden  264.  —  S.  a.  Kraniotabes. 

Schaf,  Lupinenvergiftung  b.  solch.  12. 

Schamlippe,  grosse,  Hämatom  während  d.  Entbindung 
144. 

Schanker,  Excision  d.  Initialsklerose  138.  — ,  Ver- 
änderungen an  d.  Lymphdrüsen  b.  hartem  u.  weichem 
256.  —  ,  in  d.  Vagina  u.  an  d.  Vaginalportion  254. 

Schatten,  farbige,  Verwendung  zum  Nachweis  b.  Far- 
benblindheit 93. 

Scheintod,  Verfahren  zum  Nachweis  dess .  280. 

Schläfenbein,  Cholesteatom  187. 

Schlaf,  Verhalten  d.  Bespiration  während  dess.  b.  Men- 
schen 119. 

Schleim  s.  Gebärmutter. 

Schleimhaut,  d.  weibl.  Harnröhre,  Vorfall  44.  265. 
— ,  d.  Larynx  u.  d.  Trachea ,  chron.  stenosirende  Ent- 
zündung 253. 

Schnaps,  Wirkung  auf  Trichinen  34.  35. 

Schnellpökelung  43. 

Schnupfen,  Nutzen  d.  örtl.  Anwend.  d.  Calomel  124. 

Schorf,  d.  Nase  b.  Affektion  d.  Hirnrinde  245. 

Schrotschüsse,  Vorkommen  67. 

Schüler,  Häufigkeit  d.  FarbenbUndheit  106.  167. 

Schussverletzung,  zur  Statistik  67.  — ,  d.  Brust 
67.  — ,  d.  Herzens  67.  68.  — ,  d.  Art.  lingualis  68.  — , 
d.  Art.  mammaria  int.  68.  — ,  Behandlung  88.  —  S.  a. 
Kagelschüsse ;  Bevolverschüsse ;  Schrotschüsse. 

Schwangerschaft,  Menstruation  während  ders .  1 44. 
— ,  b.  primärem  Lebercarcinom  146. 

Schwanz,  Vorkommen  b.  menschl.  Embryo  232. 

Schweden,  Unterbringung  geisteskranker  Verbrecher 
276. 

Schwefeläther,  Wirkung  auf  d.  Beflexphänomene 
285.  287. 

Schwefelquellen,  gegen  Ohrenkrankheiten  204. 

Schweinefleisch,  mikroskop.  Untersuchung  auf  Tri- 
chinen 33.  34.  39.  40.  41.  42.  — ,  Methode,  finniges 
u.  trichinöses  f.  d.  Qenuss  brauchbar  zu  machen  43. 

6  0 h  w  e i a ,  Vorkomnen  von  Trichinen  36. 


364 


Sach-Register. 


Schwindel,  vom  Magen  aasgehend  129.  — ,  von  Ohren- 
affektionen  abhängig  130.' ~,  durch  Gicht  bedingt  130. 
Scilla,  dinret.  Wirknng  235. 
Scorbnt,  b.  Kindern,  Nntzen  d.  Alkohol  266. 
Sero fa lose,  b.  Kindern,  Nntzen  d.  Alkohol  266. 
Seeleute,  Farbenblindheit  b.  solch.  107. 166.  (Gefahren 

ders.)  110.  — -  S.  a.  Signale. 
Sehnenhüpfen,  Nutzen  d.  Hyoscyamin  20. 
Sehnenreflexe,  diagnost.  Bedeutung  281.  284.  286. 
287.  — ,  Bezieh,  zum  Muskeltonus  282.  — ,  Theorie 
ders.  283.  285.  — ,  Wirkung  d.  Anästhetika  auf  dies. 
285.  287.  — ,   Verhalten  auf  d.  gelähmten  Seite  bei 
cerebraler  Hemiplegie  287.  —  S.  a.  Fussclonus ;  Fuss- 
phänomen;  Knieclonus;  Kniephänomen. 
Sehnerv  s.  Opticus.  ^ 

Sehschärfe,   Verhalten  b.  Farbenblindheit  103.  — , 

b.  verschied.  Beleuchtung  112. 
Selbstmorde,   im  prenss.  Staate  in  d.  JJ.   1878  u. 
1879  302.  305.  — ,  zur  Statistik  d.  Todesarten  306. 
— ,  Vorkommen  in  d.  verschied.  Jahreszeiten  306. 
Senfteig,  Einfl.  auf  Anästhesie  u.  normale  Sensibilität 

173. 
Sensibilität,  normale,  Einfl.  d.  Senfteigreizes  173. 
Sepsin,  Entwickelung  b.  d.  Füulniss  3, 
Sepsis,  intestinale  9. 

Septikämie,  Wirkung  d.  Antiseptika  239.  240. 
Septische  Stoffe,  Wirkung  auf  d.  Darmkanal  8. 
SerpiginÖses  Geschwür,   am  Fusse  (Blutung  aus 
solch,  als  vicariirende  Menstruation)  43.    (Nutzen  d. 
Jodoform  48.  — ,  d.  Hornhaut  274. 
Serratus,  Lähmung,  Diagnose  23. 
Signale,  farbige  (Sicherheit  ders.)  109.  (Verwendbar- 
keit f.  d.  Eisenbahndienst)  112.  (Verwendung  zur  Un- 
tersuchung auf  Farbenblindheit)  167. 
Silvester's  Verfahren  zur  künstl.  Respiration  b.  As- 

phyxia  neonatorum  263. 
Simulation  d.  Farbenblindheit  110. 
Sinus,  longitudinalis ,  Eindringen  von  Luft  in  dens.  b. 
Exstirpation  eines  Fungus  dnrae  matris  296.  — ,  tym- 
panicus  177. 
Sitophobie,   Anwendung  d.  Fleischpeptons  171.  — , 

langwierige  Zwangsfütterung  171. 
Sklerom,  d.  Larynx  u.  d.  Trachea  254. 
Sklerose,  d.  Warzenfortsatzes  193.  — ,  primäre syphil., 
Veränderungen  an  d.  Lymphdrüsen  256.  — ,  d.  Gehirns 
u.  Bückenmarks,  multiple,  Verhalten  d.  latenten  Exci- 
tabilität  d.  Muskeln  288.  — ,  d.  Seitenstränge,  Verhal- 
ten d.  latenten  Excitabilität  d.  Muskeln  288. 
Skotom,  umschriebenes  f.  Farben  b.  Afifektion  d.  Netz- 
haut 105. 
Soldaten,  Vorkommen  von  Farbenblindheit  107. 
Sommerdiarrhöe,   d.  Kinder,   Nutzen  d.  dänischen 

Kindermehls  242. 
Sonde,  Einführung  in  d.  Uterus,  Nutzen  g9gen  Dysme- 
norrhöe 258. 
Sonnenstich,  Aetiologie  27. — ,  Behandlung  29.  30. 

— ,  Prophylaxe  29. 
Soole  s.  Jodsoolenkur. 

Speckseiten,  amerikanische,  Vorkommen  von  Trichi- 
nen in  solch.  34.  36.  37.  40.  41. 
Speichelgeschwulst  B.  Ranula. 
Spektroskop,  Verwendung  zum  Nachweis  d.  Farben- 
blindheit 95. 
Sperma,  Krystalle  in  solch,  b.  Menschen  5. 
Spiegel,  elektrischer,  f.  d.  Ohrenuntersuchnng  203. 
Spiegelcontrast  zum  Nachweis  d.  Farbenblindheit  93. 
Spina  bifida,  Entstehung  55.  57.  58.   -r-,  Diagnose 
66.  61.  — ,  Prognose  56.  61.  156.  — ,  Behandlung  56. 
(Chirurg.  Eingriffe)  58.  (elast.  Ligatur)  61.  (Jodinjek- 
tion) 64.  65.  66.  152.   (Punktion)  151.  152.  153.  157. 
(Exstirpation  einer  Hautfalte)  153.  (Compression)  156. 
(plast.  Operationen)  157.   — ;,  Verhalten  d.  Rücken- 
marks 65.  156.  — ,  Erreichung  eines  höheren  Lebens- 
alters bei  solch.  66.    — ,  spontane  Heilung  152.   — , 
Schutzhülle  aus  Heftpflaster  f.  d.  Sack  153.    — ,  Sta- 
tistik 155.  — ,  Sitz  155.  — ,  Verhalten  d^  Haut  über  d. 


Geschwulst  156.  '—^  Zusammensetzung  d.  im  Sack  ent- 
haltenen Flüssigkeit  156. 
Spina  bifida  cervicalis  63.  64.  —  dorsalis  64.  65. 
—  dorso-lumbo-sacralis  154.  —  iumbalis  62.  64.  65. 
151.  —  lumbo-sacralis  57%.  151.  154.  —  aacraUs 
57flg.  151.  152.  —  totalis  154. 
Spinalparalyse  b.  Kindern,  anatom.  Veraaderungen 

im  Rückenmark  243. 
Spiroptera,  Verwechslung  d.  eingekapselten  Larven 

mit  Trichinen  37. 
Sprachlante,  Untersnchung  d.  akust.  Eigenschaften 

mittels  d.  £c{»on'schen  Phonographen  178. 
Sprengwirkung  d.  Kleingewehigeschosse  71. 
Sputum,  Krystalle  in  solch,  (b.  chron.  Bronchitis)  4. 
(b.  Bronchialasthma)  5.  — ,  Vorkommen  von  Sardna  in 
solch.  254! 
Staatsarzneikunde  s.  Adipocire;   Asphyxie;  Blnt- 
spnren ;  Dissimulation ;  Eisenbahn ;  Erdrosselung ;  Er- 
henkung;   Erwürgnng;   Fabrikarbeiter;  Farbenblind- 
heit ;  Fäulniss ;  Fleisch ;  Gefangene ;  gerichtl.  Chemie 
u.Medicln;  Gesundheitsstatistik;  Giftmord;  Hebamme; 
Hitzschlag ;  Hospital ;  Hygieine ;  Justificirter ;  Kindes- 
mord;   Krankenzimmer;  Lebensversicherang ;  Recrn- 
tirung;   Schüler;   Seeleute;  Selbstmord;  Simnlatioa; 
Soldaten;   Sterblichkeit;    Sträfling;   Taubheit;  Tod; 
Todesart;  Todesursache;  T5pfer;  Trichinen;  Trunk- 
sucht ;  Vacoina ;  Verbrennung ;  Vergiftung ;  Verhein- 
thung ;  Verletzung ;  Verwandte ;  Wiederbelebung. 
Statistik,  d.  Taubstummen  210.  — ,  preusslsche  (LV. 
n.  LX.,  Rec.)  302.  —  S.  a.  Gesundheit;  Sterblichkeit 
Status  epileptieus,  Nntzen  d.  subcut. Ergotinii^ektioiten 

171. 
Steissbein,  Ankylose  als  Geburtshindemiss  261. 
Steissdrüse  LttfcAita's,  Degeneration  153. 
Stenose,  d.  Kehlkopfs  (durch  einen  fremden  Körper) 
219.  (durch  Schleimhautentzündung)  253.  (durch  Wir- 
belabscess)  270. 
Sterbefälle,  im  preuss.  Staate  in  d.  JJ.  1878  n.  1879 

302. 
Sterblichkeitsstatistik,  d.  LebensversichenuigB- 
bank  zu  Gotha  310.    — ,   d.  Mutual  Life  Insunnoe 
Company  zu  New  York  310. 
S  t  e  r  i  1  i  t  ä  t  b.  Frauen  (Behandl.  mit  Alkalien)  44.  (doich 

Anteflexio  uteri  bedingt,  Behandlung)  143. 
Stichwunde  d.  Herzens  219. 
Stickmuster  zum  Nachweis  d.  Farbenblindheit  98. 
Stickstoff,  Ausscheidung  (b. Phosphorvergiftnng)  136. 

(in  Gasform)  229. 
Stickstoffhaltige  Basen,  Produkte d.Fäuhiiss 3.4. 
Stimmgabel,  intermittirende,  im  Nebengeräusch  ent- 
haltene T5ne  179. 
Stoffwechsel,  Einfl.  d. Opiumalkaloide  120.  d.Pko«- 

phorvergiftung  126.  d.  Natronsalze  230. 
Sträfling,  geisteskranker,  Unterbringung  276. 
Striktnr,  d.  Oesophagus  220. 
Strohmehl,  therapeut .  Anwendung  242. 
Strychnin,  Einfl.  auf  d.  Körpertemperatur  180.  —i 
Vergiftung  (mit  solch,  u.  Phosphor)  125.    (Nutzen  d. 
Chloralhydrat)  126. 
Studenten,  Vorkommen  von  Farbenblindheit  b.  soleh. 

107. 
Subcutane  Injektion,  von  Wasser  b.  Ovarie  U2. 
— ,  von  Eisenpräparaten  18.  — ,  von  Ergotin  (h.  Lna- 
genafFektionen)  21.    (b.  Geistesstörang)  170.    (gegen 
Gebärmutterblutung)  262.    — ,  von  Hyoscinum  hy^ 
chloricum   u.  hydrojodicum  122.    — ,   von  Moiphinn" 
(gegen  Dyspnoe)  19.   (Nutzen  b.  Tetanns  rheumsÄions) 
219.    (gegen  Angina  pectoris)  246.    — ,   von  Sointio 
Fowleri22. 218.  — ,  von  Veratrum  virideb.Epflep»ie  81. 
Subsultus  tendinum,  Nutzen  d.  Hyoscyamin  80. 
Sutura  saglttalis,  Hydromeningocele  an  ders.  63. 
Sympathicus,   Wirkung  d.    Coffeinum  citricnm  ^^^ 

dens.  238. 
Sympathische  Augenentzündnng  297. 
Syphilis,  Bezieh,  zur  Entstehung  von  Kraniotsbe«  W» 
— •,  hereditäre,  EndartmrUtis  im  Gehini  138.  -,  Nnti« 


Sach-Register. 


365 


d.  Jodsooleokiir  zu  Hall  138.  — ,  Verhfitnng  durch  £x- 
etsion  d.  InitialBkleroBe  138.  — ,  Initialerkrankung  d. 
Vaginalportiou  139.  — ,  Aifektion  d.  Ohrs  183.  ^,  ter- 
tiäre mit  Nekrose  d.  Schädels  u.  hartnäckigen  UIcera- 
tionen  841.  — ,  constitntionelle,  Dauer  d.  Incuhations- 
Stadium  256. 
Syrien,  Triohinosenepidemie  38. 

Tabes  dorsalis,  Bedeutung  d.  Kniephänomen  281.  282. 
— ,  Diagnose  von  allgem.  Paraljrse  286.  — ,  spasmo- 
dica,  latente  Huskelirritabilität  288. 
Taehes  bleues,  ombr^es  u.  ardois6es  187. 
Tafel,  snrPrfiftingd.  Schärfe  d.  Farbensinns  94.  — , 
lam  Nachweis  d.  Farbenblindheit  (nach  Sneüen  u.  Dor) 
94.  (ehromatoptometrische)  96. 
Tageslicht,  Verhalten  d.  Sehschärfe  u.  d.  Farbensinns 

112. 
Tastempfindung,   Anomalie  b.  Beizung  d.  Chorda 

tympani  191. 
Taubheit,  nach  Schlag  auf  d.  Proc.  mastoideus  194. 

— ,  einseitige,  Nachweis  mittels  d.  Telephon  203. 
Taubstumme,  Statistik  210. 
Teleangiektasie,  im  Gesicht,  Operation  71. 
Telephon,  Verwendung :  zur  Prüfung  d .  Hörfahigkeit 

202.   zum  Nachweis  einseitiger  Taubheit  203. 
Temperatursinn,  Einfl.  d.  Senfteigreizes  174. 
Testikel  s.  Orchitis. 
Tetanus  rhenmatieus,  Behandlung  219. 
Thebain,  Einfl.  auf  d.  Chemismus  d.  Respiration  1*21. 
Thermokaater,   Verwendung:   zur  Amputation  des 

Gebärm. -Halses  44.   bei  Pustula  maligna  272. 
Thorax,  Schussverletzuog  67.  — ,  subcutane  Venen  an 

solch.  119. 
Thrombose,  im  Qehim  bei  Otitis  media  199. 
Tod,  in  einem  hyster.  Anfalle  mit  hydrophob.  Sympto- 
men 24.  — ,  Yon  Zwillingen,  in  Folge  von  Knotenbil- 
dung  an  d.  Nabelsträngen  61.  — ,  Mittel  zum  Nachweis 
d.£intritte8.280. 
Todesanzeige,  von  O.  v.  Schiippel  ^^S. 
Todesart,  verschiedene  b.  Selbstmord  306. 
Todesursache,  zur  Statistik  310  flg.  — ,  mit  Bezug 

auf  d.  Lebensversicherung  311. 
Töne,  mangelhaftes  Unterscheidungsvermogen  bei  Far- 
benblindheit 104.  — ,  musikalische,  Grenze  d.  Hörbar- 
keit 178.  — ,  im  Nebengeräusche  einer  intermittiren- 
den  Stimmgabel  179. 
T 0 p  f  e  r ,  chron.  Bleivergiftung,  Einfl.  auf  d.  Kinder  264. 
Tons i IIa,  cerebelli,  Geschwulst  an  solch,  b.  Meniere*- 

scher  Krankheit  196. 
Tonus  s.  Muskeltonus, 

Torsion,  d.  Nabelschnur,  Vorkommen  u.  Entstehung  51 . 
Trachea,  chron.  stenosirende  Entzündung  d.  Schleim- 
haut 253.  — ,  Stenose  durch  Wirbelcnries  bedingt  270. 
Transfusion,  von  Blut  in  d.  Peritonäalhohle  175.  — , 

direkte,  von  Lammblut  b.  essentieller  Anämie  252. 
Transplantation,  von  Haut,   wegen  Narben  nach 

Verbrennung  219. 
Treatise  on  Materia  medica  and  Therapeutics  of  the 

Skin  (von  Henry  G.  Piffard,  Rec.)  223. 
Trepanation,  des  Darmbeins  b.  Beckenabscess  272. 
Trichinen,  Vorkommen  (inPreussen)33.  (in Amerika, 
In  versandten  Fleischwaaren)  34.  36.  37.  40.  41.  (in 
Braunsehweig)  34.  (in  d.  Schweiz)  36.  (in  Frankreich) 
36.  (in  Bussland)  38.  (in  Kleinasien)  38.  — ,  nester- 
weises Vorkommen  in  einzelnen  Muskeln  d.  Schweines 
34.  — ,  Fleischbeschau  zur  Ermittelung  ders.  35.  39. 
40.  41.  — ,  Wirkung  verschied.  Mittel  auf  dies.  (Saly- 
säure)  35.  (Kochen,  Braten  u.  Räuchern)  35.  (Frost) 
40.  (Fäulniss)  40.  — ,  Verwechslung  mit  andern  Hel- 
minthen 37.  — ,  in  Ratten  37.— ,  in  Wildschweinen  38. 
— ,  Färbemittel  zur  Erkennung  des  Abgestorbenseins 
43.  — ,  Verfahren  solche  enthaltendes  Fleisch  geniess- 
bar  lu  machen  48. 
Trichinenschau  39.  40. 

Trichinose,  Vorkommen  u.  geograph.  Verbreitung  (in 
PreoBsen)  88.  (in  Amerika)  88.  86.  87.    (in  Braun- 


sehweig) 34.  (in  Bayern)  35.  (in  Wfirtemberg)  35.  (in 
d.  Schweiz)  36.  (in  Frankreich)  36.  (in  Russland)  38. 
(in  Kleinasien)  38.  ^y  Prophylaxe  (persönliche)  35. 
(difentliche)  39.  40.  41.  43.  — ,  Symptomatologie  n. 
Diagnose  (verschied.  Stadien  u.  Perioden)  39.  (Aifek- 
tion d.  Muskeln)  40.  — ,  Bezieh,  zur  Entstehung  von 
Krebs  40. 

Trichorrhexis  nodosa  32. 

Trigeminus,  Durchschneidung  in  d.  SchädelhShle,  Ein- 
fluss  auf  d.  Gehörorgan  179. 

Tripper  s.  Harnröhre. 

Trochanter  tertius  b.  Menschen  283. 

Trommelfell,  Prüfung  mittels  des  Phonautographen 
u.  des  Logographen  178.  — ,  krebsige  Ablagerung  in 
solch.  186.  — ,  traumat.  wanderndes  Hämatom  189.  — , 
Erschlaffung,  Applikation  von  Collodium  205.  — ,  künst- 
liches 204. 

Trommelhöhle,  akute  Entzündung  189.  — ,  chron. 
eitrige  Entzündung  190.  (Behandlung)  191.  — ,  geföss- 
reiche  Geschwulst  in  solch,  b.  anverletztem  Trommelfell 

192.  — ,  Entzündung  mit  Sklerose  d.  Warzenfortsatzes 

193.  — ,  Injektion  medikamentöser  Fldssigkeiten  205. 
— ,  Ausspülung  206.  — ,  Instrument  zum  Aussaugen 
von  Flüssigkeiten  206.  — ,  Nutzen  d.  Jodoform  u.  des 
Alaun  gegen  hypertroph.  Processe  207. 

Trophoneurosen  30.  244. 

Trunksucht,  Nutzen  des  Eisenfluorid  123. 

Tuba  Eustachii,  Katarrh  mit  Himsymptomen   193. 

— ,  Fallopii,  Uebertritt  des  Eies  aus  dem  Ovarium  in 

solche  231.     S.  a.  Pyosalpinx. 
Tuberkulose,  d.  Auges  (Iris)  163.  (Chorioidea)  164. 

(Bindehaut)  165.    (d.  Iris  u.  d.  CiUarkörpers)  165.  — 

S.  a.  Lungen-,  Miliartuberkulose. 
Typhus  abdominalis,   Behandlung  mit:    Chlnolin  19. 

Conchinin  223.  Bädern  293.  —,  Einspritzung  von  Blut 

in  d.  Bauchhöhle  175.  — ,  Erkrankung  d.  Gehörorgans 

183.  — ,  Veränderungen  an  d.  Darmschleimhaut  223. 

— ,  Metritis  dissecans  b.  solch.  260.—,  Vorkommen  in 

Paris  309. 
Typhus  exanthematicus,  Affektion  d. Gehörorgans  183. 
T  y  r  o  s  i  n ,  als  Fäninissprodukt  3. 

Unfruchtbarkeit  s.  Sterilität. 

Unguentum  diachyli,  Bereitung  22. 

Unterleib,  subcutane  Venen  an  d.  Wandung  119.  — , 
Klappen  in  d.  grossen  Venen  in  solch.  119.  — ,  kreb- 
sige Entartung  d.  Lymphdrüsen  als  Urs.  von  Rücken- 
schmerz 128. 

Urticaria  pigmentosa  138.  — ,  Behandlung  227. 

ITaccina,  Einwirkung  d.  Antiseptika  239. 

Vagina,  saure  Beschaffenheit  d.  Schleims  als  Urs.  d. 
Sterilität  44.  — ,  Irrigationen  mit  heissem  Wasser  142. 
— ,  knöcherner  Verschluss  146.  —,  Zerreissung  nach 
d.  Douglas'schen  Räume  zu,  Peritonitis,  Heilung  146. 
— ,  Statistik  d.  Schanker  in  ders.  257.  — ,  Gangrän 
durch  Druck  b.  d.  Entbindung  260. 

Vaginalpessarium,  Nutzen  b.  Anteversio  uteri  258. 

Vaginalportion  s.  Gebärmutterhals. 

Vagus,  Lähmung  127. 

Variola,  Vorkommen  in  Paris  309. 

Vena,  cava  superior,  Einmündung  d.  rechten  obem 
Lungenvene  in  dies.  233.  — ,  coronaria  ventriculi,  ana- 
tom.  Verhalten  118.  — ,  cruralis,  Verhalten  d.  Klappen 
119.  — ,  emissaria  mastoidea,  Entzündung  195.  — , 
epigastrica  119.  — ,  intercostalls  119.  — ,  portae,  Kry- 
stalle  im  Blute  b.  Anämie  4.  — ,  pulmonalis  superior 
dextra,  Einmündung  in  d.  Cava  sup.  233. 

Venen,  grosse  d.  Unterleibs,  Klappen  in  solch.  119. 
— ,  subcutane  an  d.  vordem  Rumpfgegend  119. 

Vera tr in,  Einfl.  auf  d.  Körpertemperatur  120. 

Veratrum  viride,  günst.  Wirkung  b.  Epilepsie  21. 

Verband,  f.  Orchitis  u.  Epididymitis  254. 

Verbrecher,  Entwicklung  von  Geistesstörung  276. 

Verbrennung,  Verbrühung,  ausgebreitete  Narben, 
Hauttransplantation  219.  — ,  Tod  durch  solche  300.  — , 
Nachweis  d.  Zufügung  vor  u.  nach  d.  Tode  300. 


366 


Namen-Register. 


Verdanan^Bkanal,  Krankheiten  b.  Kindern,  Nutzen 
d.  Alkohol  266. 

Verdauangsorgane,  Krankheiten  (als  Urs.  nervöser 
Depression)  181.  (Statistik)  200.  (Nutzen  d.  Stroh- 
mehls) 242. 

Vereinigte  Staaten  s.  Nordamerika. 

Vergiftung,  Erscheinungen  solch,  b.  Hämatocele  in- 
nerhalb d.  Beckens  143.  —  S.  a.  Blei ;  Lupinen ;  Mais ; 
BKandeln,  bittere ;  Morcheln ;  Phosphor ;  Ptomain ;  Salz- 
säure; Strychnin;  Wurst. 

Verheirathung,  Zulässigkeit  nach  Heilung  von  Gei- 
stesstörung 298.  —  S.  a.  £he, 

Verletzungen,  in  gerichtl.-med.  Beziehung  299.  — , 
durch  Unfälle  im  preuss.  Staate  in  d.  JJ.  1878  u.  1879 
306.  —  S.  a.  Schnssverletzung ;  Stichwunde. 

Vermoderungsprodukte  4. 

Verunglückungen,  im  preuss.  Staate  in  d.  JJ.  1878 
u.  1879  306. 

Verwandte  s.  Blutsverwandte. 

Vinum  chalybeatum  s.  Eisenwein. 

Viola  trieolor,  Nutzen  b.  Hautkrankheiten  226. 

Violettblindheit,  Farbensehen  b.  solch.  98.  — , 
einseitige  168. 

V  i  t  i  1  i  g  o ,  Behandlung  227. 

Vorfall,  d.  Hamrdhrenschleimhant  (b.  einer  Frau)  44. 
(b.  einem  lOjähr.  Mädchen)  266. 

Vorlesungen  s.  Kinderkrankheiten. 

Vulva,  H&maton  143. 

%Warzenfortsatz  s.  Processus  mastoideus. 
Wasser,  subcutane  Injektion  b.  Ovarie  142.  — ,  kaltes, 

Nutzen  b.  Mittelohrkatarrh  206.  —  S.  a.  Heisswasser. 
Wasserbad,  heisses,  Nutzen  b.  Asphyzia  neonatorum 

262.  264.  — ,  b.  Typhus  293. 
Wassersucht  s.  Hydrops. 
Wechselfi  eher,  Nutzen:  d.  Chinolin  19.   d.  Conchi- 

nin  123.  — ,  Vorkommen  u.  Behandlung  218. 


WeiblichesGeschlecht,  Vorkommen  von  Farben- 
blindheit 103.  107.  166. 

Wein,  Anwendung  verschied.  Sorten  b.  Neugebomen  n. 
Kindern  266.  —  S.  a.  Eisenwein. 

Wiederbelebung,  asphyktischer  Nengebomer  268. 
— ,  eines  Erhenkten  279. 

Wien  s.  Krankenanstalt. 

Wirbel,  Abscess  als  Urs.  von  Trachealstenose  270.  — 
S.  a.  Brustwirbel ;  Halswirbel ;  Lendenwirbel ;  Bookeft- 
wirbel. 

Wirbelkörper,  Spaltung  b.  Spina  bifida  166. 

Wirbelsäule,  Bfickenschmerz  b.  Krankheiten  den. 
128.  —  S.  a.  HydronhaohiB ;  Spina  bifida. 

W  i  s  m  u  t  h ,  Färbung  d.  Zunge  nach  Anwend.  dess.  22. 

Wochenbett,  Parametritis  u.  Perimetritis  währeod 
dess.,  Nutzen d.  Calomel  124.  — ,  Subinvolntion  d.  Ute- 
rus, Nutzen  heisser  Scheidenirrigationen  142.  — ,  6e- 
bärmutterblntung  während  dess.  in  Folge  von  Piacents- 
resten 147. 

Wollgarne,  verschieden  gefärbte,  {Verwendung  lam 
Nachweis  d.  Farbenblindheit  89.  91. 

Wfirtemberg,  Triohinenepidemie  36 

Wunden,  Behandlung  221. 

Wurst,  Vergiftung  7. 

X.anthokyanopie,  Xanthokyanopsie  88. 

3S  e  1 1  e ,  Bau  u.  Lebenserscheinungen  16. 

Zeugung,  Physiologie  ders.  (von  V.  Hensen,  Rec.)  211. 

Zink,  salpetersanres,  Nutzen  b.  Pemphigus  227. 

Zittern,  epileptoides,  Zustandekommen  286. 

Zoster,  Behandlung  227. 

Zunge,   gefärbter  Belag  nach  Anwendung  von  Wis- 

muth  2*2. 
Zungenbein,  Pharyngotomie  unter  dems.  270. 
Zwangsfütternng,  b.  Nahrungsverweigerung  171 . 
Zwillinge,  Knotenbildung  an  beiden  Nabelschnüren  51. 


Namen  -  Begister. 


Abegg,  H.,  60.  149. 
Adamkiewicz,  A.,  173. 
Adloflf  277. 
Ahlfeld,  Fr.,  163. 
Alexander,  W.,  106.  244. 
Allan,  James,  21.  43. 
Andersen,  M.  (Aarhns),  242. 
Angus,  Ackwortb,  66. 
Asch,  Morris  J.,  268. 
Atwood,  H.  T.,  37. 

Baber,  E.  Creswell,  203. 

Baginsky,  A.,  281. 

Baker,  J.  B.,  126. 

Balfour,  George  W.,  246. 

Balleray,  G.  H.,  268. 

Barlow,  Thomas,  63. 

Barr,  Thomas,  203. 

Bartlett,  Wm.  H.  C,  310.  (Rec.) 

Baumert,  G.,  13. 

Bayer,  Franz,  273. 

Beck,  Carf,  29. 

Becker,  Otto,  98. 

Becker  207. 

Becker  (Dresden)  180. 

Beckler  (Fischen  b.  Sonthofen)  187. 

Beger,  A.,  270. 

Behrendt,  J.,  143. 

Belfleld,  Wm.  T.,  37. 

Benedikt,  Moriz,  210. 

Benicke,  F.,  142. 

Benzon,  Alfred,  243. 

Berg,  F.  Th.,  310. 

Berger,  Paul,  169. 

Bernhardt,  M.,  193. 

Perry,  Wm.,  67. 


Berthold,  E.,  179. 
Bertillon  sen.  309. 
Bertillon  jun.,  Jacques,  309. 
Beschomer,  Osk.  Herrn.,  133. 
Bezold,  Friedrich,  206. 
Bidder  (Petersburg)  46. 
Bjerrum,  Jannik,  167. 
Bigelow,  Horatio  R.,  179. 
BiUroth,  Theodor,  162.  280. 
Blake,  CUrence  J.,  178. 
Blau,  Louis,  179. 
Bochefontaine  117. 
Bogroflr  (Odessa)  210. 
Bokomy,  Thomas,  114. 
BoUinger,  0.,  8.  40. 
Boutmy  11. 

Brakenridge,  David  J.,  236. 
Breisky,  A.,  60. 
Bremer,  Victor,  198. 
Broeius,  G.  M.,  298.  (Rec.) 
Brouardel  11. 
Brown,  George,  167. 
Browne,  Lennox,  208.  206. 
Bruce,  Robort,  262. 
Brücke,  E.,  83. 
Brückner,  Arthur,  164. 
Brfinniche.  A.,  172. 
Brugnatelli  12. 
Brunner,  Gustav,  197. 
Bruns,  Victor  v.,  69. 
Bmnton,  T.  Lander,  131. 
Bück,  Albert  H.,  183.  192. 
Burkner,  K.,  181.  193. 
Bull,  Ole  B.,  77.  96. 
Bnrkhardt-Merian  201. 
Bomett,  Charles  Henry,  181. 


Bnmier,  H.,  142. 
Burton,  J.  £.,  66. 
Bury,  Judson,  168. 
Bnzzard,  Thomas,  286. 

Callender;  George  W.,  66. 

Cameron,  A.  H.  F.,  267. 

CappelUni,  Baidasare,  62. 

Caradec  161. 

Caspari  (Meinbeig)  147. 

CasseUs,  James  Patterson,  181.  186. 

188.  204.  206. 
Catrin  20. 
Cavafy  138. 
Geppi  274. 
Chandeluc,  A.,  233. 
Charrier,  A.,  44. 
Chatin,  E.,  36. 
Cheever,  Dav.  W.,  162. 
Chervin,  Arthur,  308.  (Rec.)  309. 
Chiari,  Hans,  139. 
CThvostek,  Franz,  22. 
Classen,  Alexander,  301.  (Rec.) 
Coats,  Joseph,  168. 
Coffin,  R.  J.  Maitland,  263. 
Cohn,  Hermann,  90.  92.  112. 
Colin,  L^on,  37.  62. 
Colognese,  Carlo,  61. 
Costa-Pruneda,  Arthur,  164. 
Cred6,  C.  Sigmund  Franz,  48.  U9. 
Cullimore,  D.  H.,  29. 
Czerny,  Vinoenz,  160.  161. 

Daae,  A.  (Krageröe),  91. 
Da  Costa,  J.  M.,  40.  123. 
Danillo  (Petersburg)  126. 
David,  Howard,  66. 


Kamen-ßegistet. 


367 


Dtthittl57. 

Delamire  23. 

Delboeoflll. 

Dele  (ÄDtwerpen)  37. 

Deifltanehe  jon.  185.  187. 

Depaiil58. 

DeBtree,  E.,  260. 

Dittel  (WieD)  162. 

DÖrrenbeig  170. 

Dohrn,  A.,  49. 

Doitald,  James,  125. 

DoDders,  F.  C,  91.  94.  97. 

Dngendorff  (Dorpat)  300. 

Dreyfas-Briesac,  L.,  19. 

Da  Cazal  36. 

Dnfoar,  Marc,  297.  (Rec.) 

Dognet  137. 

Dnhring  Lonia,  22. 

Doplaj,  Simon,  257. 

Ecker,  Alex.,  232. 

Edlefsen  (Kiel)  122. 

Eichenberg,  Friedrich,  8. 

Eisenlohr,  C,  243. 

EUis,  B.,  194. 

EloDi  296.  (Rec.) 

Hoj,  Gh.,  24. 

Emminghana,  A.,  310.  (Rec.) 

Engel  (BerUn)  302.  (Rec.) 

Engelhardt  (Nenstadt  a.  d.  Orla)  34. 

Erlenm^er,  A.,  288. 

d'Espine,  A.,  54. 

Enlenberg,  H.,  33. 

Eolenboig,  Albert,  287. 

Eostache,  G.,  44. 

Falk,  Friedrich,  300. 

Favre  110. 

Fenwick,  E.  Harry,  119. 

Fiedler,  A.,  132. 

Finlayson,  James,  159. 

Piseher,  Georg,  272. 

Fleehsig,  Paul,  16. 

Fleischer,  R.,  249. 

Ftenmüng,  Walther,  15. 

Fluuer,  Max,  9. 

Fontenay,  O.  E.  de,  165.  166. 167. 

Forest,  W.  E.,  261.  262. 

Fraenkel,  A.,  125. 

Fnenkel,  Engen,  186.  200. 

Freadenberger,  Josepi,  122. 

Freund  (Strassbnrg)  49. 

Friedberg,  Herrn.,  124. 

Friedländer,  Carl,  158. 

Frigerio,  Luigi,  172. 

Friedreicb,  N.,  119. 

Fmth,  Wilh.,  43. 

Font,  Carl  M.,  118.  238. 

Pubini,  8.,  120. 

Fnehs,  Ernst,  274. 

CSalezowski,  Xavier,  93. 
Ganghofner,  Friedrich,  253. 
Gay  71. 

Gegcnbanr,  C,  233. 
Getosler,  Arthur,  73. 
▼an  Gelder  11. 
Geofmer,  A.,  296. 
G«wier,  A.  G.,  210. 
Gherini,  Ambr.,  153. 
Gieseler  (Moskau)  38. 
Gfllette  210. 
Ginfl  102. 
Glaa,  P.,  95. 
Glasier  37. 

Guck,  Leopold,  257. 
teteinl96. 


Gonld,  A.  Pearce,  66. 
Graefe,  Alfred,  228. 
Graefe,  F.  B.  Rud.,  163. 
Graham  30. 
Gratter,  Julius,  114. 
Gray,  George,  126. 
Green,  J.,  Orne,  195. 
Grenfell  125. 
Greve  243. 

Gruber,  Jos.,  177.  195. 
Gruning,  Emil,  210. 
Guöniot,  P.,  51. 
Güntz,  J.  Edmund,  255. 
Gu^rin,  A.,  52. 
Guttmann,  Paul,  151. 
Guttetadt  (Berlin)  302. 
Guye  196. 

Haab,  Otto,  297.  (Rec.) 
Häberlein  (Crailsheim)  35. 
Hagen,  R.,  179. 
Hallin,  O.  F.,  276. 
Hamberg  (Stockholm)  243. 
Hamilton,  J.  Lawrence,  22. 
Hammond,  William  A.,  172. 
Hansen,  Edmund,  167. 
Hartmann,   Arthur,   183.  186.  193. 

206.  210. 
Hartmann,  Robert,  289.  (Rec.) 
Hanssmann  (Berlin)  149. 
Hayes,  P.  J.,  72. 
Hebra,  Hans,  136. 
Hedinger  203. 
Heine,  C.  v.,  269. 
Heinrichs,  J.,  287. 
Henoch,  Ed.^  150.  290.  (Rec.) 
Hensen,  V.,  211.  (R«c.) 
Hering,  Ewald,  82. 
Herman,  G.  Emest,  258. 
Hicks,  J.  L.,  190. 
Hierlinger  92. 
HJertström,  Ernst,  171. 
Hiller,  A.,  3.  (Rec.) 
Hippel,  A.  Y.,  100. 
Hirsch,  Aug.,  306.  (Rec.) 
Hirschberg,  J.,  100. 
Hochecker  101. 
Hdgyes,  A.,  120. 
Hofmann,  Ed.,  279. 
Hofmeier,  M.,  47. 
Hofmokl,  J.,  55. 
Holmes,  E.  L.,  198. 
Holmgren,  Frittl^of,  89.  104.  168. 
Holt  268. 

Hudson,  James,  44. 
Hughe  203. 
Hunt,  David,  177. 
Husemann,  Theodor,  6.  12. 

JFaksch,  Rud.  y.,  18. 

Jabin  de  la  Croix,  Nicolai,  240. 

James,  Alexander,  284. 

Jamieson,  Allan,  31. 

Illing  122. 

Ingersley,  Y.,  265. 

Joflfroy,  A.,  286. 

Johnson,  George,  127. 

JoUyet,  A.,  36. 

Israel,  James,  22. 

Iwanowsky,  N.  P.,  256. 

Kaatzer  (Rehburg)  7. 
Kabierske  49. 

y.  Kaczorowski  (Posen)  175. 
Katser,  S.  (Hall),  138. 
Kernig,  W.,  38. 
Kiemann  (Wien)  218. 


Kiönig,  C,  242. 
Kipp,  C.  J.,  198. 
Knapp,  H.,  185.  189. 
Knecht,  Adolph  Emil,  274. 
Knight  268. 
Knoch  (Petersburg)  38. 
Kobert,  R.,  3. 
Kocher,  Theodor,  69. 
Koeberl^,  E.,  159. 
Koemer,  Robert,  67. 
Koerting  202. 
Kolbe,  B.,  96. 
Kormann,  Ernst,  144. 
Krajewski,  A.,  239. 
Krenchel  84. 
Kretschy  (Wien)  199. 
y.  Kries  99. 
Kröwoczynski,  J.,  138. 
Kudlich,  W.  T.,  40. 
Kuhn,  J.,  13. 
Küster,  Friedr.,  99. 
Kuschel  (Oberglogau)  21. 

liaboulb^ne  36. 
Ladreit  de  Lacharriäre  203. 
LaiUer,  A.,  171. 
Landesberg,  M.,  181. 
Langenbeck,  B.  y.,  268. 
Langer,  Ludwig,  113.  127. 
Laroyenne  (Lyon)  61. 
Larrey  264. 
Leber,  Th.,  81. 
Lederer  83. 
Leech,  J.,  238. 
Lees,  David  B.,  53. 
Leeser,  J.  Rudd,  189. 
Le  Roy  de  M^ricourt  36. 
Leube,  W.,  249. 
Levertin  243. 
Levy  (Mflnohen)  144. 
Lewin,  L.,  119. 
Lewinski  (Berlin)  23. 
Lewinsky  (Wien)  282. 
Lichtenberg,  Comel,  204. 
Liebscher,  G.,  13. 
Lochner  (Schwabacb)  35. 
Lodi,  Giovanni,  251. 
Loebl,  Jos.  M.,  254.  258. 
Loew,  Oscar,  114. 
Logerais  158. 
Lucas,  Robert,  259. 
Luce,  J.  B.,  31. 

ni'Clausland  30. 

M'Cllntock,  Alfired  H.,  259. 

Macdonald,  Angus,  44. 

Macdonald,  Archibald,  127. 

M'Gown,  John,  158. 

Mach,  Ernst,  82. 

Mackenzie,  Stephen,  138. 

M'Keown,  William  A.,  205. 

Macquillan,  Charles  F.,  143. 

M'Watt,  John,  66. 

Mader  (Wien)  219.  221. 

Magnus,  Hugo,  88.  94.  97. 

Magnus,  A.,  202. 

Mauz  164. 

Marcet,  William,  175. 

Mar^hal,  J.,  263. 

Marsh,  £.  J.,  310.  (Rec.) 

Maschka,  Joseph,  299.  (Rec.)  300. 

Manrel  235. 

Mauthner,  Ludw.,  91. 

Mayer,  Jaques  (Karlsbad),  230. 

M^gnin,  P.,  37. 

Meissner,  G.  Hermann,  33.  246, 

Mekerttschlants  263. 


368 


Namen-Register. 


Mellberg,  E.  J.,  167, 

Mendel  282. 

Mendelsohn,  Moritz,  288.  289. 

MeBsedaglia  309. 

ter  Meulen,  G.,  287. 

Meyer  (Allershausen)  27. 

Michael,  J.,  195.  201. 

Michel,  Jalias,  297.  (Rec.) 

Michelson  30. 

Minder,  Franz,  92. 

Mobins,  Paul  Jnlias,  27.  281. 

Monsally,  S.,  38. 

Monti,  Aloifl,  160. 

Mooren,  Albert,  298.  (Rec.) 

Moos,  S.,  179.  188.  189.  193.  194. 

196.  208. 
Mordongh,  Edw.  F.,  21. 
Moretti,  Odorico,  58. 
Morris,  Malcolm,  33. 
Morton,  James,  64.  65. 
Mosler,  W.,  247. 
Moarson  137. 
Mracek,  Franz,  139. 
MüUer  (Minden)  10. 
Marri,  Aug.,  251. 

Manwerk,  Colestin,  264. 

Neamann,  E.  (Königsberg),  17. 

Nenss,  H.,  18. 

NeviUe  147. 

Nicaise  61. 

Niooli  63. 

Nowak,  Josef,  214.  (Bec.) 

Nnel  (Loewen)  105. 

Obraszow  256. 
Ogston  jnn.,  F.,  143. 
Oldoini,  Stefano,  62. 
Olshausen,  R.,  149. 
Onorato,  Mich.,  205. 
Osterloh,  Paul,  62. 
Ott,  A.  (Lnzem),  204. 

Parinaud  95. 
Parona,  f^Fancesco,  63. 
Peck,  E.  8.,  274. 
Peebler,  J^H.  M..  37. 
Penzoldt,  Franz,  249. 
Persoons,  H.,  248. 
Peters,  George  A.,  267. 
Pettenkofer,  Max  v.,  229. 
Pflfiger  (Bern)  90.  93.  104. 
Pieree,  F.  M.,  204.  205. 
Piffard,  Henry  G.,  223.  (Rec.) 
Pinner,  0.,  231. 
Playfair,  W.  8.,  140. 
Polaillon  61.  186. 
Politzer,  Adam,  208. 
Pollack,  Josef,  187. 
Pollock,  George,  271. 
Pomeroy,  8.  D.,  192. 
Pooley,  Thos.  R.,  190. 
Prensse  203. 
Prevost,  J.  L.,  285. 
Preyer,  W.,  84.  99.  101. 
Pye,  Walter,  64. 

Radde  92. 
R&hlmann  81. 
Ragona,  Scina,  93. 
Ranke,  H.,  57. 
Raaber,  Angqst,  177. 
Raynaud,  Maurice,  24. 
Rebourgeon  36. 
Rehmann,  R.,  278. 


Rennert,  O.,  264. 

V.  Reuss  91. 

Riehardson,  Benjamin  W.,  203. 

Riebet,  Gh.,  271. 

Richter,  Ubbo,  143. 

Riva,  Gaetano,  169. 

Rizzoli,  Francesco,  63. 

Robin,  Gh.,  11. 

Röhmann,  F.,  13.  125. 

RoUett  78. 

Rose,  Edm.,  81.  95.  97. 

Rosenthal,  M.,  280. 

Roser,  Wüh.,  278. 

Roth,  N.  (Basel),  36. 

Roussy  117. 

Roux  152. 

Roy,  Charles  8.,  117. 

Rfiter,  H.,  164. 

Rupprecht  (Hettstadt)  34.  39. 

Russell,  James,  129.  189. 

i^ansom,  Arthur  Ernst,  158. 

Sawyer,  J..  129. 

Sayre,  Lewis  A.,  152. 

8challe,  Robert,  206.  207. 

Schanta,  Friedrich,  51. 

8chenkl  (Prag)  91. 

Schill,  Ernst,  55.  151. 

Schirmer  93.  96.  105. 

8ch5n,  Wilhelm,  297.  (Rec.) 

Schreiber  59. 

Schreiner,  Ph.,  4. 

Schüler  (Cfistrin)  8. 

Schuller  263. 

Schultze,  H.,  30. 

Schurig,  Edmund,  177, 

Schwabach  177. 

Schwalbe,  G.,  212.  (Rec.) 

Schwartze  Hermann,  206.  208. 

Schwing,  Karl,  146. 

Scolari,  Gaetano,  62. 

S6e,  Germain;  117. 

Seeeligmüller,  A.,  141. 

Seguin,  E.  C.,  170. 

Selmi,  Franc,  6. 

Bemmer  (Dorpat)  239. 

Senator,  H.,  282.  ' 

Seppilli,  Giuseppe,  169.  287: 

Sexton,  Samuel,  204. 

Shapter,  Lewis,  288. 

Silberschlag,  C.,  39. 

Simon,  Jules,  265. 

Simon,  0.,  137. 

Simpson,  Alexander  Russell,  261. 

Slisielderup,  M.,  124. 

Skrzeczka  300. 

Smith,  F.  Sydney,  259. 

Smith,  Noble,  65. 

Smith,  Thomas,  66. 

Smith,  Walter  G.,  31. 

Snellen  94. 

Snyder,  D.  J.,  146. 

Solivetti,  Alexandro,  170. 

Soltmann,  Otto,  21.  293.  (Rec.) 

Sonnenschein,  F.  L.,  301.  (Rec.) 

Spencer,  H.  N.,  207. 

Spiegelberg,  Otto,  49. 

Spring  111. 

Square,  Wm.,  129. 

Btage,  G.  G.,  242. 

Stahr,  Julius,  165. 

Steinbrügge,  H.,  177.  187. 

Stelwagon»  R.  W«,  137. 


Stevens,  Gpo.  T.,  197. 
StUler,B.,  244. 
StiUing  92.  93.  97. 
Stimmel,  EmU  Fr.  Karl,  204. 
Stocks,  A.  W.,  272. 
Störk,  Kaxl,  254. 
Straatmann  (Duisburg)  72. 
Strauss  (Barmen)  85. 
Syromjatnikoif,  8.,  260. 

Tacke  (Wesel)  20. 

Tarnier51. 

Taylor,  John,  261.  263.  279. 

Theobald,  Samuel,  205. 

Th^venot  272. 

Thomas,  T.  Gaillard,  259. 

Thomson,  William,  91. 

Thomson,  W.  Sinclair,  129. 

Tichomirow  38. 

Torrance,  Rob.,  192. 

Toselli  171. 

Traube,  Moritz,  19. 

Treitel  96. 

Tr^lat  159. 

Tripe  12. 

Tschirjew  282. 

Turle,  James,  129. 

Tumbull,  Laurenoe,  197. 

IJhde,  C.  F.  W.,  34. 
Unna,  P.  G.,  1.96. 
Urbantschitsch,  Victor,  190. 

ITachetta,  Andrea  Alfonso,  294.  (Rec.) 
Valenta,  Alois,  147. 
Valentinotti,  F.,  62. 
Veit,  T.  (BerUn),  46. 
Vemeuil,  Aristide,  272. 
Vierordt,  Hermann,  212.  (Rec.) 
Virohow,  Carl,  42. 
Voit,  C,  229. 
Voltolini,  Rud.,  204. 
Vosburgh,  H.  D.,  20. 

ÜTadsworth,  O.  F.,  297.  (Rec.) 
Wagner,  Clinton,  270. 
Walb  273. 
Waller,  A.,  283. 
Watkins,  C.  J.,  146. 
Watt,  Ross,  64. 
Weber,  M.  M.  y.,  108. 
Weber-Liel,  E.,  178.  179. 
Wecker,  L.  V.,  97. 
Weil,  C,  269. 
Weir,  Robert  T.,  192. 
Welch  (Birmingham)  248. 
Welton,  Thom.  A.,  309. 
Wendt,  Edm.  C.,  40. 
Wemich,  A.,  216.  (Rec.) 
Wemitz,  Aug.,  154.  (Rec.) 
Wertheim,  Gust.,  221. 
Westphal,  C.,  281.  289. 
Williams  (Cincinnati)  202. 
Winn,  J.  M.,  169. 
Winston,  G.  L.,  310.  (Rec.) 
Wittelshöfer,  Rieh.,  159.  161.  163. 
Woakes  124. 
Woinow  81.  96.  100. 
Wolf,  Oskar,  178.  196. 
Wortabet,  John,  38. 
Wfinsche  (Dresden)  153. 
Wundt,  W.,  84. 

Zander  (Eschweiler)  27. 
Zenoni  12. 
Zuckerkandl,  £.,  177. 


DmokTon  Walter  Wigand  in  Leipzig. 


SCHMIDTS 

JAHRBÜCHER 


DER 


IN  -  UND  AUSLÄNDISCHEN 


GESÄUMTEN    MEDICIN 


REDIGIRT 


VON 


Prof.  Dr.  ADOLF  WINTER 


HUNDERT  ZWEIUNDNEÜNZIGSTER  BAND. 


LEIPZIG.  1881. 

VERLAG  VON  OHO  WIGAND. 


.1    -  •• 


in-  und  ausländls 


ammteD  Medlcin. 


Bd.  192. 


1881. 


M  1. 


A.    Auszüge. 


I.    Anatomie  u.  Physiologie. 


455.  DasVerhaltnisB  der  Niere  sor  Bauch- 
höhle; von  Prof.  Mathias  Daval  in  Paris. 
(6az.  de  Paris  11.  p.  145.  1881.) 

Die  neuem  entwicklongsgeschichtlichen  Unter- 
sochuDgen  haben  die  ümiere  und  von  hier  ans  die 
bleibende  Niere  in  mehr  oder  weniger  enge  Verbin- 
dimg mit  dem  Peritonäalepithel  gebracht.  Da  in 
den  letzten  Jahren  die  Aufmerksamkeit  der  Kliniker 
sieh  ausgesprochenen  Beziehungen  zwischen  Nieren- 
md  peritonäalen  Erkrankungen  zugewendet  hatte^ 
80  bringt  D  u  v  a  1  die  Erklärung  fOr  dieses  Verhält- 
Di»  der  beiderlei  Erkrankungen  auf  entwickluugs- 
gesehichtlichem  Boden.  Eine  ähnliche  Beziehung  be- 
steht zwischen  Linsenkrankheiten  und  Hautkrank- 
heiten, indem  Linse  und  Epidermis  gleicher  Abkunft 
äod.  Es  ist  in  solchen  Fällen  nicht  die  Contiguität 
deB  Gewebes,  welche  den  Ausschlag  giebt,  sondern 
der  ursprüngliche  Ausgangspunkt  bleibt  selbst  in 
solchen  Fällen  zu  berücksichtigen,  in  welchen  sekun- 
där eine  Trennung  der  Organe  oder  Gewebe  statt- 
gefimden  hat,  wie  in  den  erwähnten  Beispielen. 
Dnval  sprach  bei  Mittheilung  seiner  Untersuchun- 
gen in  der  Soc.  de  Biol.  sein  Bedauern  aus,  dass  die 
Embryologie  bei  den  Pathologen  seines  Landes  noch 
in  geringerer  Gunst  stehe,  aU  sie  es  verdiene. 

Malassez  entgegnete  auf  Du vaTs  Vortrag, 
man  müsse  nicht  nothwendig  die  Niere  als  einen  ab- 
gezweigten, vielverschlungeuen  Serosatheil  des  Peri- 
ton&alsaekes  halten.  Sekundär  habe  sich  der  zum 
Crogenitalapparat  entwickelnde  Theil  zu  einem  Ge- 
bilde von  anderer  Dignität  umgewandelt  und  stelle 
sieht  mehr  eine  Serosa  dar.  (Räuber.) 

456.  lieber  den  Einfluss  des  Büokenmarka 
aufdieHamaekretion;  von  Dr.  Barney  Sachs 

Med.  Jahrbb.  Bd.  192.  Hfl.  1. 


aus  New  York.    (Arch.  f.  Physiol.  XXV.  7  u.  8. 
p.  299.  1881.) 

Der  Einfluss  des  centralen  Nervensystems  auf 
die  Hamabsondeiiing  ist  seit  Claude  Bernard 's 
berühmter  Entdeckung  schon  oft  untersucht  und  als 
sich  in  zahlreichen  Leistungen  wirksam  erweisend  be- 
trachtet worden.  Den  vorliegenden  neuen  Beitrag 
veranlasste  Prof.  Goltz,  unter  dessen  Leitung  B. 
Sachs  arbeitete.  Es  sollten  die  Beziehungen  des 
Rückenmarks  zum  künstlichen  Diabetes,  sowie  auch 
zur  aligemeinen  Sekretionsthätigkeit  der  Nieren  von 
Neuem  geprüft  werden«  B.  berichtet  zunächst  über 
den  letztern  Theil  der  angestellten  Beobachtungen. 
Als  Versuchsthier  diente  meist  der  Hund,  indem  Ka- 
ninchen wegen  geringerer  Widerstandsfähigkeit  sich 
minder  tauglich  erwiesen.  Die  Wirbelsäule  des 
chloroformirten  Thieres  wurde  in  der  Medianlinie 
trepanirt,  unter  das  Mark  ein  stumpfer  Haken  ein- 
geführt und  dasselbe  nunmehr  durchschnitten.  Zum 
Nachweis  stattgefundener  Sekretion  begnügte  sich 
S.,  in  dem  Bestreben,  die  Methode  möglichst  wenig 
eingreifend  zu  machen,  zumeist  der  Auspressung  der 
Blase,  nachdem  links  von  der  Mittellinie  oberhalb 
der  Symphyse  ein  Einschnitt  gemacht  worden  war, 
welcher  die  Einführung  zweier  Finger  zuliess.  Ent- 
gegen anderweitigen  Angaben  findet  S. ,  dass  dem 
Rückenmark  kein  direkter  nervöser  Einfluss  auf  die 
Nierenthäügkeit  zugeschrieben  werden  könne.  Mochte 
das  Mark  ganz  oder  theilweise  an  den  verschieden- 
sten Stellen  durchschnitten  worden  sein ,  so  zeigte 
sich  die  Hamsekretion  nicht  unbedingt  aufgehoben, 
ja  oft  nur  wenig  beeinträchtigt. 

Zu-  diesem  Ergebniss  führten  die  verschiedensten 
Methoden :  Reaktion  mit  chemisch  leicht  nachweis- 
baren Substanzen   (Jodkalium,   gelbes  Blutlaugen- 

1 


I.     Anatomie  u.  Physiologie. 


L 


salz  a.  s.  w.) ,  AaspressuDg  der  Blase  and  Messung 
des    später    eingeflossenen    Sekretes ,     scblüsslich 
auch  Einführung  von  Kanülen  in  die  Haraleiter  und 
Bestinunnng  des  nach  aussen  träufelnden  Harns.    Je 
geringer  die  anderweitigen  operativen  Eingriffe  wa- 
ren, eine  desto  bedeutendere  Hammenge  wurde  nach 
der   Durchschneidung    geliefert.      Blutdruckherab- 
setzung in  Folge  einer  Durchschneidung  des  Hals- 
marks bewirkte  eine  starke  Einbusse  der  sekretori- 
schen Nierenthätigkeit ;  diesem  Ausfall  aber  konnte 
durch  vorausgeschickte  Durchschneidung  des  Brust- 
marks    entgegengewirkt    werden.      Beträchtlichen 
Blutdruckschwankungen  entsprachen  indessen  keines- 
wegs die  Aenderungen  der  Hammengen,  so  dass  auch 
hier  keine   ganz   einfachen  Verhältnisse  vorliegen. 
Das  Dasein  von  Sekretionsfasera ,  welche,  von  der 
MeduUa  oblongata  ausgehend,  durch  das  Rücken- 
mark zur  Niere  gelangen  sollen,  erklärt  S.  hiernach 
für  völlig  unerwiesen .  (R  a  u  b  e  r.) 

457.  Heber  das  Besorptionsvermögen  der 
Harnblase  und  der  Harnröhre. 

Versuche  über  das  Resorpiionsvermögen  von 
Blase  und  Hartiröhre  haben  Prof.  H.  Maas  und 
Dr.  0.  P inner  in  Freiburg  i.  B.  (Chir.  Centr.- 
Bl.  VU.  48.  1880  —  Deutsche  Ztschr.  f.  Chu-. 
XIV.  5  n.  6.  p.  421.  1881)  theils  am  Menschen, 
theils  an  Kaninchen  und  Hunden,  sowohl  im  gesun- 
den, als  im  kranken  Zustand  der  Blase,  mit  allen 
Cautelen  ausgeführt. 

Von  der  gesunden  thierischen  Blase  wurden 
Kaliferrocyanat  und  Natron  saUcylicum  leicht  auf- 
genommen und  durch  die  Nieren  ausgeschieden. 
Eme  sehr  rasche  Aufnahme  erfolgte  bei  Injektionen 
von  CyankcJium  und  Strychrdnum  nitricum.  Nach 
Injektion  von  Atropin  und  Curare  traten  keine  All- 
gemeinwirkungen auf,  weil  langsam  resorbirt  und 
rasch  ausgeschieden  wurde.  Unter  41  auf  Jod- 
iaZitim-Resorption  untersuchten  Menschen,  welche 
zwischen  19  und  70  Jahren  alt  waren,  boten  26  die 
Erscheinungen  der  Resorption  dar  (Nachweis  von 
Jod  im  Speichel  durch  Chloroform  und  Salpeter- 
säure). Die  Wirkung  von  Pilocarpin  war  trotz 
ansehnlichen  Dosen  nur  eine  geringe.  Auf  Grund 
ihrer  Versuche  glauben  Vff.  auch  auf  eine  physio- 
logische Resorption  von  Hambestandtheilen  schlies- 
sen  zu  sollen;  jedoch  da  die  circulirende  Menge  zwar 
einen  constanten ,  aber  nur  geringen  Faktor  bildet, 
so  erwachsen  daraus  keine  Stöiiingen. 

Bei  entzündlichem  Zustande  der  Blasenschleim- 
haut fand  die  Resorption  des  injicirten  Jodkalium, 
Pilocarpin  und  Morphium  mit  grösserer  Lebhaftig- 
keit statt,  als  bei  gesundem  Zustande.  Eben  darum 
können  auch  infektiöse  Stofife  bei  Cjstitis  leichter 
resorbirt  werden. 

Versuche  mit  Pilocarpin  stellten  auch  das  Re- 
sorptionsvermögen der  gesunden  und  kranken  Harn- 
röhre ausser  Zweifel. 

Dr.  R.  Fleischer  und  L.  Brinkmann 
(Deutsche  med.  Wchnschr.  VI.  49.  1880)  heben 


die  Wichtigkeit  der  Eenntniss  von  dem  Absorptions- 
vermögen der  Blasenschleimhaut  für  die  Phyäol 
des  Stoffwechsels  hervor,  da  die  Menge  der  in  dner 
gegebenen  Zeit   ausgeschiedenen  Hambestand&eile 
nicht  als  der  unverfälschte  Ausdruck  des  Stoffwech- 
sels  betrachtet  werden   kann,    wenn  wirklich   bei 
längerem  Verweilen  des  Harns   in  der  Blase  eine 
reichlichere  Resorption  stattfindet,  und  ^e  Gegen- 
wart von  Harnstoff  im  Blute  nicht  mehr  ohne  Weite- 
res als  Beweismittel  gegen  die  Annahme  gelten  kann, 
dass  die  Nieren  die  einzige  Bildungsstätte  des  Hani- 
stoffs  sind.     Sie  wandten  bei  ihren  Versachen ,  die 
sie  an  Menschen  ausführten,  Jodkalium  an ,  das  sie 
in  die  Blase  injicirten.    Im  1.  Versuche,  in  dem  nnr 
eine  VaP^o^*  Lösung  injicirt  wurde,  erhielten  sie  ein 
negatives  Resultat ,  in  den  übrigen  Fällen  war  das 
Resultat  positiv,  namentlich  deutlich  nach  Anwen- 
dung einer  Iproc.  Lösung.     Die  Möghchkeit ,  diBS 
beim  Herausziehen  des  Katheters  geringe  Mengen 
Jodkalium  in  die  Harnröhre  geUngt  und  von  da  ans 
resorbirt  sein  konnten,  wurde  dadurch  ausgeschlossen, 
dass  in  einem  Falle  durch  den  bei  der  Einf&hrong 
mit  einem  Mandrin  verschlossenen  Katheter  kleine 
Kugeln  von  geschmobsenem  Jodkalium  nach  Entfer- 
nung des  Mandrin  sehr  rasch  in  die  Blase  eingefiihrt 
wurden  und  der  Katheter  dann  rasch  entfernt  wurde; 
in  andern  Fällen  wnrde  ein  doppelläufiger  Katheter 
liegen  gelassen.     Nach  dem  Ergebniss  ihrer  Ver- 
suche schreiben  F.  und  L.  der   normalen  Blasen- 
schleimhaut die  Fähigkeit,  Jodkalium  zu  resorbiren, 
zu  und  nehmen  an ,  dass  andere  lösliche  Stoffe  sich 
kaum  anders  verhalten  werden^     Die  Resorption  ist 
aber  eine  äusserst  langsame  und  geringfilgige  und 
wird  wahi'scheinlich  durch  die  beträchüiche  Dicke 
des  Blasenepithel  erschwert. 

Dr«  B.  London  in  Carlsbad  (Berl.  klin.  Wo- 
chenschr.  XVHI.  11.  1881)  hat  zur  Prüfung  der 
Resorptionsvorgänge  der  normalen  Blasenschleim- 
haut  Injektionen  von  erwärmter  7aP'oc.  Jodkaliam- 
lösung  und  Ghlorlithionlösung  in  die  Blase  gespritzt. 
Dieselben  ergaben  bezflglich  der  Resorption  ein  Mai 
ein  negatives  Resultat,  ein  zweites  Mal  konnte  Jod 
im  Speichel  nachgewiesen  werden.  Eine  stattgehabte 
Resorption  des  Chlorlithion  konnte  spektralanalj- 
tisch  festgestellt  werden,  indem  der  charakteristische 
rothe  Streifen  im  Spektrum  hervortrat. 

L.  stellte  femer  Beobachtungen  an  ober  die 
Veränderungen,  welche  das  Epithel  der  Blase  iw 
ausgedehnten  und  contrahirten  Zustand  erfilbri 
Zu  diesem  Zweck  wurden  an  mikroskopischen  Pri* 
paraten  von  ausgedehnten  und  contrahirten  Blasen 
die  Formveränderungen  studirt  und  Messungen  vor- 
genommen. Es  ergaben  sich  auffallende  Dicfcen- 
unterschiede  der  Epithelschicht  je  nach  dem  Zustand ; 
ebenso  auffallende  Formveränderungen.  Trotz  der 
enormen  Ausdehnung,  deren  die  Blase  fthig  ist; 
findet  weder  eine  Contmuitätstrennung,  noch  eine 
Verschiebung  der  Epithelien  statt;  in  Folge  der 
ausserordentlichen  Elasticität  des  Epithel  treten 
allein  Abplattungen  der  emzelnen  EpiÜielzelleo  m 


pperti^ 


I.    Anatomie  u.  Physiologie. 


x^lhpertional  der  Oberfläcbenänderong  des  Gesammt- 

'  In  einer  2.  Arbeit  (Arcb.  f.  Anat.  n.  Physiol. 
1881.  [Physiol.  Abth.]  p.  317—370)  nnterauchte 
li.  die  Veränderung  des  EpiUiel  bei  verschiedenen 
Füllungszuständen  eingebender  und  fQgte  dem  be- 
leits  Angegebenen  einige  neue  Ergebnisse  bei.  Von 
der  höchsten  Contraktion  nämlich  bis  zu  massigen 
Graden  der  Fflllnng  tritt  zn  der  Veränderung  der 
Epithelschicht  das  bekannte  Hülfsmoment,  die  Fal- 
toiig  der  Schleimhaut,  so  dass  die  Vergrösserung 
•der  Oberfläche  hier  der  Vergrösserung  der  Fflliung 
nicht  proportional  geht.  Bei  der  Vergleichung  der 
Blasen  verschiedener  Thiere  ergiebt  sich  ein  dritter 
Satz:  bei  gleichem  Grade  der  Füllung  hat  die 
diekere.  Epithelschicht  diejenige  Blase,  welche  dem 
» grossem  Thier  angehört,  d.  h.  diejenige,  welche  der 
grdssern  Fflllnng  im  Leben  ausgesetzt  ist  Ob  die 
Blase  oontrahirt  oder  ausgedehnt  ist,  das  Volum  der 
einzelnen  Zelle  bleibt  unter  allen  Umständen  gleich 
gross.  Wie  in  einer  elastischen  Membran,  welche 
durch  einen  Druck  gedehnt  wird,  rücken  in  dem 
Blasenepithel  bei  der  Ausdehnung  die  einzelnen 
Theile  auseinander,  behalten  aber  ihren  Zusammen- 
baog  und  ihre  relaÜTe  Anordnung ;  so  ist  es  leicht 
erklärlich,  wie  Alles  wieder  in  die  alte  Ordnung 
lorfickkehrty  wenn  der  Druck  nachlässt.  In  einer 
Beziehung  ist  indessen  eine  Verschiedenheit  bemer- 
keDBwerth.  Der  FüUnngsdruck  auf  das  Epithel  ist 
gerioger  als  der  Gontraktionsdruck,  bei  dem  es  in 
seine  Ruhelage  zurückkehrt.  Das  Epithel  wird  also 
dicker  unter  hohem  Dnick.  Es  ist  hier  wohl  der 
Seitendruck  auf  die  Epithelien  in  Betracht  zu  ziehen, 
welcher  dem  Radialdmck  entgegenwirkt.  Doch  ver- 
mathet  L.,  dass  vielleicht  das  Epithel  während  der 
Contraktion  mit  einer  höhern  Elasticität  begabt  ist 
als  während  der  Ausdehnung. 

F.  Cazenave  und  R.  Lupine  (Gaz.desHöp. 
111.  p.  885.  1881)  stellten  Versuche  an  Hunden 
Aber  die  Resorption  des  Harnsiofs  u.  der  Phosphor^ 
iäure  in  der  lebenden  Blase  in  der  Weise  an ,  dass 
sie  Dieteren  und  Blasenhals  unterbanden,  zu  Anfang 
des  Versuches  den  mittels  Punktion  der  Blase  erhalte- 
nen Harn  untersuchten,  die  Punktionswunde  unterban- 
den und  nach  24  Std.  die  Blase  ausschnitten  und  den 
darin  enthaltenen  Harn  untersuchten.  Es  zeigte 
sieh  dabei  constant  ein  beträchtlich  geringerer  Gehalt 
des  Harnes  an  Harnstoff  bei  der  letzten  Untersuchung. 
Die  Phosphorsäure  fand  sich  in  geringerem  Verhält- 
insse  vermindert.  Auch  die  Dichtigkeit  des  Harns 
War  in  einem  Versuche  vermindert,  der  Chloniatnum- 
gehalt  dagegen  vermehrt.  Demnach  findet  unzwei- 
felhaft in  der  gesunden  Blase  Absoiption  von  nor- 
malen Elementen  des  Hains  statt.  Auch  die  Ab- 
sorption von  Stryohnin  konnten  C.  und  L.  auf  diese 
Weise  nachweisen;  anfangs  zeigten  die  Versuchs- 
thiere  kein  Symptom  von  Strychninvergiftung ,  aber 
Bach  16 — 20  Stunden  traten  Vergiffcungserscheinun- 
gen  auf  und  ftlhrten  rasch  zum  Tode.  Die  Blasen- 
addeimbaut  fand  sich  am  Halse,  also  an  der  untern 


Ligatur,  geröthet,  und  diese  Affektion  halten  C.  und 
L.  fUr  die  Ursache  der  Absorption  des  Giftes,  das 
von  der  gesunden  Blasenschleimhaut  nur  in  geringem 
Grade  absorbirt  zu  werden  scheint.   (Redaktion.) 

458.  Oberflächenmessungen  des  mensoh- 
liohen  Körpers;  von  K.  Meeh.  (Ztschr.  f.  Biol. 
XV.  3.  p.  425.  1879.) 

Bisher  lagen,  abgesehen  von  Schätzungen,  nur 
wenig  direkte  Messungen  der  Körperoberfläche  vor, 
obwohl  die  Untersuchungen  über  die  Funktionen  der 
Haut  (z.  B.  Seh  Weisssekretion,  Perapiration,  Wärme- 
regulirung)  an  genauen  Bestimmungen  jener  Fläche 
ein  bedeutendes  Interesse  haben. 

Die  vorliegende  Arbeit,  zu  welcher  Prof.  Vier  - 
ordt  in  Tübingen  die  Anregung  gegeben,  enthält 
Messungen  an  16  männlichen  Individuen  verschie- 
dener Altersklassen.  M.  bediente  sich  dabei  theils 
einer  Modifikation  der  von  Funke  angegebenen 
Methode,  den  Körper  mit  Flächen  von  bekannter 
Grösse  zu  bedecken ;  theils  bedeckte  er  den  Körper 
mit  Papierstücken,  die  erst  nachträglich  gemessen 
werden  sollten. 

Im  Verlauf  der  Messungen  stellte  sich  eine  an- 
nähernd constante  Beziehung  zwischen  Oberfläche 
und  Gewicht  heraus.  Für  ähnliche  Körper  existiren 
bekanntlich  mathematische  Beziehungen  zwischen 
ihren  homologen  Dimensionen  einerseits  und  den 
Oberflächen  und  den  Volumina  andererseits. 

Eine  constante  Beziehung  zwischen  Oberfläche 
und  Volum  kann  auch  bei  unähnlichen  Körpern 
existiren,  indem  aus  einem  Körper  von  bestimmtem 
Volum  u.  bestimmter  Oberfläche  eine  Menge  einander 
unähnlicher  Körper  hergestellt  werden  kann,  ohne  dass 
jene  Werthe  sich  verändern.  Bei  sämmtlichen  nor- 
mal gebauten  Individuen  zeigten  sich  nun  unabhängig 
von  Alter,  Köi*perstatur  und  Constitution,  zwischen 
Körperoberfläche  und  Gewicht  constante  Beziehungen. 


Die  Constante 


(0/6, 


G 


worin  0  =  Hautareal,  G  = 


Körpergewicht)  liess  bis  in  das  neunte  Lebensjahr 
nur  geringe  Abweichungen  erkennen ;  später  nahm 
sie  einen  etwas  höheren  Werth  an ,  sank  aber  beim 
Erwachsenen  wieder  etwas.  Der  durchschnitt- 
liche Werth  der  Constanten  ist  12.312.     Besonders 

praktisch  ist  die  annähernde  constante  Zahl  12.3  = 
a 

^y  G   fUr  die  Berechnung  der  Gesammtoberflftohe 

G 
irgend  eines  Individuums  aus  seinem  Gewichte.     Ist 
das  Gewicht  z.  B.  60.000  Grmm.,  so  hat  man  für 

die  Oberfläche  den  Werth  12.3.  /60000  = 
18870  Quadratcentimeer. 

Die  obeni  Extremitäten  sammt  dem  obem  Rumpf- 
theil  nehmen  durchschnittlich  ein  Drittel  der  Gesammt- 
oberfläche  ein,  wogegen  Kopf,  Hals,  unterer  Rumpf- 
theil  und  untere  Extremitäten  zusammen  zwei  Drittel 
betragen.  (Raub  er.) 


n.     Hygieine,  Diätetik,  Pharmakologie  a.  Toxikologie. 


459.  Bestimmungeii  der  Körperlänge  und 
des  Körpergewichtes  der  Mannschaften  des 
XI.  Jägerbataillons;  von  Prof.  F.  W.  Beneke 
in  Äfarbnrg.    (Virchow's  Arch.  LXXXV.  1.  p.  177. 

1881.) 

Vf.  nahm  seine  anthropometrischen  Untersuchmi- 
gen  der  Mannschaft  an  dienstfreien  Tagen  Morgens 
nach  dem  1.  Frühstück  am  unbekleideten  Körper 
vor.  Im  Ganzen  sind  339  Mann  gemessen  und  ge- 
wogen worden.  Sechs  derselben  standen  im  Alter 
von  über  24  Jahren ;  sie  sind  bei  der  Berechnung 
der  Ergebnisse  unberücksichtigt  geblieben.  Als 
Mittelzahi  ergiebt  sich  eine  Körperlänge  von 
168.47  Ctmtr.  und  ein  Gewicht  von  63.074  Kilo- 
gramm. Merkwürdiger  Weise  zeigen  die  Körper- 
gewichte im  Laufe  der  Dienstjahre  eine  zweifellose 
Abnahme,  Zwischen  den  Mannschaften  des  21.  und 
des  24.  Lebensjahres  existirt  sogar  ein  Unterschied 
von  ann&hemd  8  Pfund  zu  Ungunsten  der  letz- 
teren. 

Vf.  erblickt  in  diesem  auffallenden  Umstand 
nicht  sofort  einen  Beweis  für  eine  ungenügende  Er- 
nährung, sondern  denkt  auch  an  andere  Ursachen, 
wie  Abnahme  des  Wassergehaltes,  späte  Einstellung 
vieler  von  Haus  aus  schwacher  Jünglinge,  ohne  in- 
dessen für  jetzt  zu  bestimmten  Schlüssen  zu  ge- 
langen. (Raub  er.) 

460.  Beiträge  BurKntwioklungsgesohiohte 
der  knorpeligen  Gehörknöchelchen  bei  Säuge- 
thieren;  von  Prof.  W.  Salensky  in  Kasan.  (Mor- 
phol.  Jahrb.  VL  3.  p.  415—431.  1880.) 

Die  Untersuchungsmethoden  bestanden  theils  in 
der  Präparation  conservirter  Embryonen  vom  Schaf 
und  Schwein ,  theils  in  der  Anfertigung  von  Quer- 
schnitten. Die  jüngsten  zur  Beobachtung  gewählten 
Embryonen  waren  solche,  welche  noch  keine  Spur 
von  Knorpel  in  den  Visceralbogen  besassen  (Schaf- 


embryonen  von  1.5  Ctmtr.).  Bei  solchen  hat  natür- 
lich die  Bildung  der  Gehörknöchelchen  noch  gar 
nicht  begonnen.  Die  erste  Anlage  des  Meckerscben 
Knorpels,  sowie  der  Gehörknöchelchen  beginnt  erst 
mit  der  Ghondrifikation  der  Visceralbogen.  Dass 
das  Labyrinth  mit  dem  Steigbügel  zu  einer  Zeit  der 
Anlage  nach  verbunden  sei ,  in  welcher  sämmtUche 
Anlagen  noch  weich  sind ,  kann  S.  daher  nicht  za- 
geben. Die  Verknorpelung  der  Gehörkapsel  geht 
ziemlich  gleichzeitig  mit  der  Bildung  des  Knorpek 
in  den  Visceralbogen  vor  sich  und  es  giebt  keine 
Entwicklungsperiode,  in  welcher  diese  Theile  in 
Form  von  differenzirten  weichen  Anlagen  voriianden 
wären.  Bei  der  Bildung  des  Hammers  u.  Amboses 
nun  ninmit  ausschliesslich  der  erste  Schlundbogen, 
bez.  der  Meckersche  Knorpel,  Theil;  der  zweite  Bo- 
gen, bez.  der  Seichert'sche  Knorpel,  ist  hierbei,  im 
Gegensatze  zu  der  Behauptung  von  Parker,  an- 
betheiligt. Schon  in  ziemlich  frühem  Stadium  trennt 
sich  von  dem  ersten  Knorpelbogen  ein  hinterer  Theil 
ab  und  stellt  die  Anlage  des  Amboses  dar,  während 
der  übrig  gebliebene  vordere  Theil  zur  Anlage  des 
Hammers  nebst  Meckerschem  Knorpel  wird.  Der 
Steigbügel  dagegen  bildet  sich  unabhängig  von  den 
andern  Gehörknöchelchen.  Er  erscheint  in  Form 
eines  Zellhaufens  um  die  Art.  mandibularis,  bekommt 
später  die  Form  der  trapezoiden  Platte,  die  sich 
darauf  in  eine  fünfeckige  und  endlich  in  eine  glocken- 
förmige verwandelt.  Von  seinem  ersten  Auftreten 
an  ist  er  durchlöchert ,  nicht  eine  solide  Platte ,  wie 
die  meisten  Embryologen  annehmen.  Die  Dnrch- 
löcherung  ist  bedingt  durch  die  Gegenwart  der  Ait 
mandibularis;  eben  daher  rührt  auch  die  rinnen- 
förmige  Aushöhlung  des  vordem  Stapesschenkels. 
Die  genannte  Arterie  spielt  meist  nur  eine  proviso- 
rische, für  die  Entstehang  desStapes  wichtige  Rolle; 
ausnahmsweise  bleibt  sie  bekanntlich  bei  einigen 
Thieren  in  ausgebildetem  Zustande  bestehen. 

(Räuber.) 


II-     Hygieine,  Diätetik,  Pliarmalcoiogie  u.  Toxilcoiogie. 


461.  Ueber  die  phytdologisohe  Wirkung 
des  Alkohol  in  seinen  Beziehungen  sur  ani- 
malischen Wärme  und  über  seinen  Einfluss  auf 
das  vasomotorische  Nervensystem;  von  Dr.  W. 
Bevan  Lewis  in  London.  (Joum.  of  mental  Sc. 
April  1880.  p.  20.) 

Vf.  untersuchte  die  Wirkungen  des  Alkohol  (und 
Chloral)  auf  die  Köi-pertemperatur  mit  Hülfe  des 
Calorimeter  von  Burdon-Sanderson.  Die  Versuchs- 
thiere  waren  meistentheils  Kaninchen ;  der  Alkohol 
wurde  in  den  Magen  eingeführt.  Es  zeigte  sich  bei 
den  Versuchen  ein  Unterschied  grosser  und  kleiner 
Dosen.  Unter  kleinen  Dosen  ist  V/^  Drachme 
(ca.  4.50  Grmm.)  Alkohol  auf  2—2.5  Kilo  Kanin- 
chen verstanden.  Die  Resultate  fasst  Vf.  selbst  am 
Ende  seiner  Arbeit  in  folgende  Sätze  zusammen. 

Anfibiglich  wird  eine  Herabsetzung  der  Wärme- 
bildnng  durch  Alkohol  hervorgerufen  ^    besonders 


wenn  er  in  kleinen  Dosen  gegeben  worden  ist. 
Gleichzeitig  tritt  ein  Temperaturabfall  ein,  der  beson- 
ders deutlich  ist  in  der  ersten  Viertelstunde.  Sodann 
folgt  aber  eine  sehr  gesteigerte  Wärmebildung, 
welche  je  nach  der  Grösse  der  Alkoholdose  verschie- 
den ist.  War  letztere  wirklich  gross,  so  ist  das 
Stadium  der  vermehrten  Wärmebildung  sehr  protra- 
hirt.  Der  Zeitpunkt  der  stärksten  Wärmebildang 
fällt  zusammen  mit  der  niedrigsten  K9rpei*tempe- 
ratur.  Die  Zeit,  welche  versti'eicht,  ehe  Alles  wieder 
normal  ist ,  ist  bei  grossen  Alkoholdosen  eine  sehr 
lange.  Die  gewöhnliche  Ansicht ,  dass  der  Alkohol 
durch  eine  Herabsetzung  der  Wärmebildung  die 
Temperatur  erniedrige,  erklärt  Vf.  nach  seinen  Ver- 
suchen f(ir  falsch.  Dass  trotz  vermehrter  Wärme- 
bildung die  Temperatur  des  Eöipers  nicht  steigt, 
sondern  sinkt,  hat  seinen  Grund  in  einer  Parese  der 
peripheren  Vasomotoren  und  dadurch  bedingter  stftr- 


n.     Hygieiney  Diätetik^  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


k^er  W&rmeabgabe.     Die  Wirkung  des  Chloral  ist 
der  des  Alkohol  ähnlich.  (Robert.) 

462.  Versuche  über  die  physiologischen 
Wirkungen  des  deutschen,  englischen  und 
Duquesnel'schen  krystallinisohen  Aconitin; 
TOD  Dr.  B.  V.  Anrep.  (Arch.  f.  Anat.  n.  Physiol. 
[Physiol.  Abth.]  Snppl.-Bd.  p.  161.  1880.) 

Anrep  benutzte  die  gen.  3  Sorten  des  fragl. 
Alkaloid  als  salz-  oder  Salpetersäure  Salze.  Am 
giftigsten  erwies  sich  das  1873  von  Dnquesnel 
dargestellte  krystallinische  Alkaloid.  Die  Darstel- 
Imig  dieses  wichtigen  Präparates  geschieht  in  fol- 
gender Weise. 

Das  palveriairte  Kraut  des  Aconitum' Napellus  wird 
dnich  eine  Mischung  von  Alkohol  mit  0.01  Th.  Ac.  tartar. 
extrahirt ;  das  Extrakt  bei  einer  Temperatur,  welche  nicht 
höher  als  W*  sein  darf,  abdestillirt,  dann  in  Wasser  ge- 
ISflt  und  mit  Aether  ausgeschüttelt ;  später  wird  die  Lo- 
Mmg  nach  Neutralisation  nochmals  mit  Aether  ausgeschüt- 
telt. Die  Krystalle  sind  farblos,  von  rhomboidaler  und 
hexagonaier  Form  und  haben  wahrscheinlich  die  Formel 
CrHsoNOio-  Sie  sind  leicht  in  Alkohol,  Aether  u.  Chloro- 
fonn  löslich,  in  Wasser  und  Olycerin  unlöslich.  Ihre 
Beaktion  ist  aU^alisch.  Mit  Sauren  bilden  sich  daraus 
toystallinische  lösliche  Salze. 

Anrep  fand  bei  seinen  Versuchen ^  dass  die 
Wirkung  aller  drei  Aconitarten  qualitativ  gleich, 
quantitativ  aber  verschieden  ist,  indem  das  krystalli- 
nische Präparat  natfirlich  das  giftigste  ist.  Schon 
Gaben  von  0.00002  Grmm.  davon  waren  oft  und 
Gaben  von  0.00003  Qrmm.  immer  tödüich  ftlr 
Frösche. 

Die  Wirkung  des  Alkaloid  auf  das  Herz  der 
Warmblüter  erwies  sich  hauptsächlich  als  eine  läh- 
mende. Bei  gewissen  Gaben  liess  sich  eine  reizende 
Wirkung  auf  die  Herzvagnsperipherie  constatiren. 
Eine  Lähmung  der  Vagi  trat  stets  erst  spät  ein. 
Das  vasomotorische  Gentrnm  wurde  erst  gereizt, 
dann  geschwächt,  aber  nie  vollständig  paralysirt. 
Auf  das  sogen.  Erampfcentmm  schien  das  Aconitin 
eine  direkt  reizende  Wirkung  zu  haben,  welche  aber 
wesentlich  unterstützt  wurde  durch  das  schnelle  Ab- 
änken  des  Blutdinicks.  Ebenso  musste  der  erste 
idntritt  einer  häufig  zu  constatirenden  Dyspnoe  auf 
tes  schnelle  Sinken  des  Blutdrucks  bezogen  wer- 
den, da  durch  künstliche  Steigerung  des  Drucks  bis 
zur  normalen  Höhe  (durch  Compression  der  Bauch- 
lorta)  die  Dyspnoe  vorläufig  beseitigt  werden  konnte, 
während  später  die  künstliche  Erhöhung  des  Blut- 
drucks sie  nicht  mehr  beseitigte  und  eine  Aenderung 
der  Gasverhältnisse  des  Blutes  weder  bewiesen,  noch 
wahrscheinlich  ist ,  so  dass  ftlr  dieses  Stadium  eine 
direkt  reizende  Wirkung  auf  das  Athemcentrum  zu- 
gestanden werden  muss,  was  auch  mit  den  Versuchen 
ui  Fröschen  in  Uebereinstimmung  steht.  Die  künst- 
liche Respiration  hatte  entschieden  einen  günstigen 
^Qfluss  bei  Vergiftungen  mit  kleinen  Gaben,  indem 
dadurch  der  Eintritt  des  Todes  verschoben  werden 
konnte. 

Die  Muakelsehtoäche  und  die  Lähmungaerschei" 
*^afi ,  weiche  stets  zu  beobachten  waren ,  lassen 


sich  mit  Wahrscheinlichkeit  auf  Anämie  des  Hinis 
und  Rückenmarks  zurückführen.  Die  Erweiterung 
der  Pupillen  bei  innerlicher  Anwendung  ist  zum 
grössten  Theile  wahrscheinlich  eine  dyspnotische. 

Das  kiystallinische  Aconitin  rief  bei  örtlicher 
Applikation  intensive  Reiznngserscheinungen  an  der 
Conjunctiva,  sowie  Thränenfluss  und  Pupülenver- 
engerung  hervor.  Möglicher  Weise  ist  die  Myose 
durch  die  heftige  sensible  Reizung  bedingt.  Der 
nächste  Grand  des  Todes  war  in  den  meisten  Fällen 
Herzlähmung;  es  gab  aber  auch  Fälle,  wo  der  Herz- 
lähmung die  Athmungslähmung  vorausging,  nament- 
lich war  diess  der  Fall  bei  kleinern  Gaben. 

(Robert.) 

463.  Experimentelle  Untersttohungen  über 
die  Wirkung  der  Borsäure;  von  Dr.  I.  Neu- 
mann,  mitgetheilt  von  Prof.  S  e  m  m  e  r  in  Dorpat. 
(Arch.  f.  exper.  Pathol.  u.  Pharmakol.  XIV.  p.  149. 
1881.) 

Aus  der  von  Vf.  gegebenen  histor.  Uebersicht 
der  therapeut  Verwendung  der  Borsäure  heben  wir 
Folgendes  hervor. 

Homberg,  der  1702  die  Borsäure  aus  borsaurem 
Natron  darsteUte,  empfahl  dieselbe  als  Sedativum  und 
Antispasmodikum.  Mitscherlioh  bezeichnete  1847  die 
Borsaure  als  die  mildeste  aUer  Mineralsänren.  Auf  die 
äussere  unverletzte  Haut  habe  dieselbe  gar  keine  Wir- 
kung; 4  Grmm.  tödteten  ein  Kaninchen  in  17  Std.  durch 
Gastroenteritis  und  Lähmung  vom  Herzen  und  von  der 
Lunge  aus.  Binswanger  steUte  gleichzeitig  an  sich 
selbst ,  sowie  an  gesunden  und  kranken  Menschen  Ver- 
suche an  und  fand,  dass  die  Borsäure  in  kleinen  Gaben 
indifferent  ist ;  nach  Verbrauch  von  12  Grmm.  (in  12  Std. 
in  3  Gaben)  erfolgte  Uebelkeit  und  Erbrechen.  Anfang 
der  70er  Jahre  wies  Gähn  in  Upsala  auf  die  antisepti- 
schen Eigenschaften  der  Borsäure  hin  und  empfahl  sie 
zur  Conservirung  des  Fleisches.  Eine  wasserige  Lösung 
derselben,  welche  in  Schweden  unter  dem  Namen  Aseptin 
käuflich  ist,  schützt  allerdings  gegen  Fäulniss,  aber  nicht 
gegen  Schimmelbildung.  Nach  Nyström  hindert  die 
Borsaore  die  Entwicklung  von  Bakterien  und  Sunde- 
vall  benutzte  dieselbe  zum  Aufbewahren  von  Leichen- 
theilen  *).  Nach  B  u  c  h  h  o  1  z  (1875)  genügt  eine  Lösung 
von  0.75proc.  Borsäure,  um  Bakterienentwicklung  zu  ver- 
hindern. L  i  s  t  e  r  (1875)  empfiehlt  die  Borsäure  bekannt- 
lich als  antiseptisches  Verbandmittel  und  gegen  einige 
Hautkrankheiten ,  wie  Prurigo ,  Ekzem  u.  s.  w.  Auch 
Cane  (1876)  rühm^ die  Borsäure  als  Antiseptikum  und 
Heilmittel  gegen  parasitäre  Hautkrankheiten.  Als  Wnnd- 
verbandmittel  wirkt  sie  nach  ihm  weder  reizend,  noch 
Entzündung  erregend  und  ist  dabei  vollkommen  geruch- 
los. Wertheimer  (1878)  fand  die  Borsäure  wirksam 
gegen  Rachendiphtherie,  Mayer,  Renk  u.  Seitz  em- 
pfehlen dieselbe  bei  syphilit.  Affektionen  und  Blennor- 
rhöen,  sowie  bei  der  Wundbehandlung  und  als  Desinfek- 
tionsmittel. Nach  V.  Ziemssen  kann  eine  4proc.  Lö- 
sung ohne  Gefahr  innerlich  und  äusserlich  angewandt 
werden.  Neumann  wandte  die  Saure  gegen  Hautkrank- 
heiten, wie  Pityriasis  versicolor,  Herpes  tonsurans,  Pru- 
ritus cntaneus  und  Urticaria  mit  Erfolg  an.  Cy  on  em- 
pfiehlt das  borsanre  Natron  als  Vorbengnngsmittel  gegen 
epidemische  Krankheiten. 

Nach  Neumann 's  eigenen  Versochen  vertragen 
Hunde  von  15  Kilo  5 — 6  Grmm.  Borsäure  inner- 
lich ohne  jeglichen  Nachtheil.  Die  Körpertemperatur 


»)  .Vgl.  Jahrbb.  CLIV.  p.  218. 


8 


n.     Hygieine,  Diätetik^  Phannakologie  u.  Toxikologie. 


nimmt  dabei  beträchtlich  ab.  Grössere  Gaben  ver- 
ursachen Erbrechen  n.  Durchfall  unter  Temperatur- 
abnahme. Ebenso  können  Quantitäten  bis  zu  4  Grmm. 
in  3proc.  Lösung  in  die  Bauch-  und  Brusthöhle  in- 
jichi;  werden,  ohne  Peritonitis  und  Pleuritis  zu  ver- 
ursachen ;  5proc.  Lösungen  erregen  dagegen  Peri- 
tonitis. Grosse  Gaben  (10  Grmm.)  führen  den  Tod 
durch  Lähmung  des  Nerven-  und  Muskelsystems 
herbei.  Kaninchen  kann  man  1  Grmm.  Borsäure 
innerlich  ohne  Nachtheil  geben ,  nur  sinkt  die  Tem- 
peratur dabei  um  einige  Grade.  Grössere  Gaben 
verursachen  Gastroenteritis.  Ferkel  von  2  bis  2.5 
Kilo  Gewicht  ertragen  2  Grmm.  der  Säure  innerlich 
ohne  ersichtlichen  Nachtheil.  Pferde  ertragen  In- 
jektionen der  Iproc.  Säurelösung  nicht  in  die  Brust- 
und  Bauchhöhle ;  wohl  aber  in  die  Gelenke.  Inner- 
lich verabreicht,  verursachen  selbst  120  Grmm.  nur 
Temperaturabnahme.  Hühnern  kann  man  1  bis 
1.5  Grmm.  Borsäure  innerlich  ohne  Nachtheil  geben 
und  2proc.  Lösungen  ohne  Gefahr  in  die  Brust-  und 
Bauchhöhle  spritzen. 

Bei  Conservirnngsversnchen  hielt  sich  Fleisch 
frisch  8T.  lang  in  ^/^procUisang,  11  T.  in  Iproc., 
18  T.  in  2proc.,  21  T.  in  4procentiger.  Um  A/üch 
zu  conserviren ,  genügte  ein  Zusatz  von  1  Th.  Bor- 
säure zu  500— -1000  Theilen. 

Bei  therapeutischen  Versuchen  fand  N  e  u  m  a  n  n , 
dass  der  Motz  der  Pferde  durch  Borsäure  zwar  ge- 
bessert, aber  nicht  geheilt  wird.  Bei  Wunden  und 
Hautkrankheiten,  z.  B.  bei  der  Mauke,  wurden  gute 
Resultate  erzielt.  (E  o  b  e  r  t.) 

464.  Zur  therapeutisohen  Verwendung  des 
Nitroglycerin;  von  Wm.  Martindale  (Prac- 
titioner  XXIV.  1.  p.  35.  Jan.  1880)  u.  M'Call 
Anderson  (Glasgow  med.  Joum.  XVI.  1.  p.  33. 
July  1881). 

Das  fragliehe,  neuerdings  bekanntlich  gegen  ver- 
schiedene Krankheitszustände  empfohlene  Präparat 
wird  nach  Martindale  am  zweckmäsaigsten  in 
Form  von  Chokoladenplätzchen  verabreicht,  von 
denen  jedes  Vioo  Grain  (0.6  Mgrmm.)  oder  auch 
eine  grössere  Menge  [genauer  ist  dieselbe  nicht  an- 
gegeben] enthält.  Die  Darstellung  geschieht  in 
folgender  Weise.  Das  Nitroglycerin,  welches  in 
Fetten  und  fetten  Oelen  ohne  Zersetzung  löslich  ist, 
wird  zunächst  in  geschmolzener  Cacaobutter  gelöst 
und  diese  Lösung,  um  eine  ungleichmässige  Aus- 
scheidung zu  verhüten ,  bis  zu  ihrem  Erstarren  ge- 
schttttelt.  Das  so  erhaltene  Präparat  wird  sodann 
in  der  Wärme  mit  Chokoladenpaste  verrohrt  und 
diese  Paste  in  Form  von  Plätzchen  oder  Täfelchen 
gebracht.  In  solcher  Einhüllung  ist  das  Nitrogly- 
cerin beständig,  nicht  flüchtig,  nicht  entzündlich  wie 
die  alkoholische  Lösung  und  kann  nicht  explodiren. 

Die  Lösbarkeit  des  Nitroglycerin  in  Fetten  u.  fetten 
Oelen  ISsst  sich  nach  M.  verwerthen,  nm  dasselbe  (aller- 
dings nur  in  kleinen  Mengen,  denn  es  ist  nur  zu  15%  in 
Gel  löslich),  gefahrlos  zu  versenden,  da  solche  Losungen 
durch  Schlag  nicht  explodiren.  Um  daraus  das  Nitroglycerin 
Wieder  asu  gewinnen,  schüttelt  man  das  es  enthalle&deOel 


mit  methylhaltigem  Alkohol,  lässt  die  Misohnng  sich  klä- 
ren and  schüttelt  dann  den  abgegossenen  Alkohol  mit 
Wasser,  aus  welchem  sich  dann  das  Nitroglycerin  onver- 
ändert  ansacheidet. 

Die  Verschiedenheit  der  Berichte  Aber  die  Wir- 
kung des  Nitroglycerin  führt  M.  darauf  zurück,  dass 
man  unter  diesem  Namen  nicht  ausschliesslich  Tri- 
nitroglycerin,  sondern  Mononitroglycerin  oder  Dmi- 
troglycerin  oder  Mischungen  dieser  Arten  verwendet 
habe. 

M'Call  Anderson  berichtet  Aber  einen  Fall, 
in  welchem  er  das  Nitroglycerin ,  das  seiner  Erfah- 
rung zufolge  nachhaltiger  wirkt  als  das  Amylmtrii, 
bei  einem  46  J.  alten  Manne  mit  gutem  Erfolge 
gegen  die  Symptome  von  Angina  pectoris  anwen- 
dete, welche  auf  Verfettung  des  Herzens  beruhten. 
Eine  deutliche  Vergrösserung  des  Herzens  war  nicht 
vorhanden,  die  Herztöne  waren  aber  schwach,  klang- 
los, der  Puls  zeigte  nur  52  regelmässige  Schläge 
in  der  Minute. 

A.  verordnete  von  einer  Iproc.  Spirituosen  Lö- 
sung des  Nitroglycerin  innerlich,  anfangs  einen 
Tropfen  6mal  täglich,  allmälig  bis  auf  15  Tr.  stei- 
gend, ohne  dass,  abgesehen  von  leichter  Benommen- 
heit des  Kopfes,  eine  nachtheilige  Wirkung  aufbat 
Die  Gabe  von  3mal  tägl.  10  Tr.  erwies  sich  jedoch 
als  zur  Verhütung  der  Anfälle  ausreichend,  unter 
dieser  Behandlung  besserte  sich  der  Zustand  so,  dass 
Pat.  nach  3  Wochen,  als  er  das  Hospital  verb'esa, 
^1%  [^iigl*]  Meile  zu  Fuss  ohne  jede  Beschwerde  sa- 
rücklegen  konnte.  Traten  Erampfsymptome  auf,  so 
wurden  sie  durch  die  Gabe  von  10  Tr.  der  Lösung 
sofort  unterdrückt.  Vier  Wochen  später  war  der 
Zustand  noch  ganz  befriedigend ,  der  Puls  hatte  60 
Schläge,  war  kräftiger,  die  Herztöne  waren  dent- 
licher  hörbar.  Pat.  gab  an ,  dass  jetzt  eine  Oibe 
von  3  Tr.  der  Lösung  zur  Beseitigung  der  anginö- 
sen  Beschwerden  ausreiche.        (0.  Naumann.) 

465.  Der  Salbenmoll- Verband ;  von  Dr.  P. 
G.  Unna  in  Hamburg.  (Berl.  klin.  Wchnschr. XVII. 
35.  1880;  XVIH.  27.  28.  1881.1) 

Vf.  theilt  eine  eigenthümliche  Verbandmethode 
mit,  welche  er  Salben*,  bez.  Pßastermull^  Verband 
nennt  und  die  er  zunächst  bei  Behandlung  von  Ekzem 
des  behaarten  Kopfes ,  der  Ohren ,  des  Gesichts  and 
Halses,  der  Genitalien ,  Intertrigo  haemorrhoidalis 
u.  dergl.,  dann  auch  bei  St/philis  anwendete.  Er 
benutzt  hierzu  einfachen  ungestärkten  (nicht  den?iel 
theurem gereinigten)  Mull,  welcher  in  Binden  ?on  1, 
bez.  2,3,4  Gtmtr.  Breite  und  1  Mtr.  Länge  oder 
auch  in  breite  Stücke  geschnitten  und  mit  der  die 
Arznei  enthaltenden  Salbe  oder  Pflastermasse  ^' 
tränkt  wird.  Von  Wichtigkeit  ist ,  dass  die  betr. 
Stücke  möglichst  glatt  auf  die  erkrankten  Theile  ge- 
bracht werden,  besonders  da,  wo  die  Haut  Falten 
macht ;  desgl.  auch :  dass  man  die  betr.  Stellen  vor- 
her möglichst  gut,  z.  B.  bei  Ekzem  am  Anns  dorch 
vorheriges  Bepudem  und  dann  Abtupfen,  reinigt 

>)  Für  die  Uebersendiung  dankt  veilriMIieli  ^'' 


n.     Hygieine,  Diätetik,  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


Die  Grandlage  von  U.'s  CompositioDen  bildet 
Benzoetalg  npd  Benzoesehmalz ,  deren  ganz  allge- 
meine Verwendung  als  Salbenconstitnentien  (billig, 
haltbar,  schöne  Salben  liefernd)  nach  der  englischen 
Pharmakopoe  U.  den  Revisoren  der  D.  R.  Ph.  drin- 
gend empfiehlt.  Ihre  Zusammensetzung  ist  fol- 
gende. 

1)  S^bum  benzomat. :  Sebi  taarin.  10  Qrmm.,  Benz, 
sobt  pnW.  1  Grmm.,  dlgere  in  balneo  vaporis  per  horas 
dnas  et  oola. 

2)  Adeps  bemainat, :  Adip.  suiU.  10  Gitnm.,  Benz, 
sabt.  pnlv.  1 ,  digere  in  balneo  vaporis  per  horas  dnas  et 
coia. 

Ausser  diesen  Hanptstoffen  lässt  U.  nur  noch 
Süssmandelöl  zum  Anreiben  der  differenten  pulver- 
fitrmigen  Bestandtheile  und  Paraffin  als  erhärtendes 
Corrigens  beim  Znsatz  differenter  flüssiger  Stoffe  zu. 
Fflr  ein  gutes  Prftparat  ist  erforderlich ,  dass  es  bei 
der  gerade  herrschenden  Temperatur,  zwischen  2 
Fingern  leicht  gestrichen,  auf  denselben  bereits  einen 
talgigen  Ueberzug  lässt ,  weil  es  dann  ohne  Spatel 
oder  dergl.  lediglich  durch  sanftes  Streichen  an  jeder 
Hantfläche  dauernd  angeklebt  werden  kann.  Schmie- 
rig anzufühlende  Präparate  sind  zu  vermeiden.  Für 
den  Winter  sind  dieselben  etwas  weicher  herzustellen 
ils  fOct  den  Sommer,  weil  sie  sonst  nur  schwer  kle- 
ben. Wir  geben  hier  die  von  U.  empfohlenen  Compo- 
sitionen  wieder,  wobei  wir  bemerken,  dass  die  erste 
Zahl  fbr  die  Winter-,  die  zweite  für  die  Sommer- 
prlparate  gilt. 

1)  Bleipflaster  -  Salbenmull.  —  Empl.  plamb.  simpl. 
10—10,  Sebi  benzoinat.  10—10,  Adipis  benzoinat.  2. 

2)  Bleipflaster -Salbenmnll  mit  lOo/o  Pernbalsam.  — 
Empl.  plomb.  simpl.  9 — 9,  Sebi  benzoinat.  9 — 8,  Balsam. 
Pemv.  2—2,  Paraffin.  —  1. 

3)  Bor  -  Bleipfiaster  -  Salbenmall.  —  Empl.  plnmb. 
fmpl.  B— 9,  Sebi  benzoinat.  8—8,  Acid.  boric.  sabt. 
p.  2—2,  Ol.  amygdal.  dnlc.  2—1. 

4)  Camphor-Salbenmall.  —  Sebi  benzoinat.  98 — 99, 
Ctonphor.  1 — 1,  Ol.  amygdal.  1 — . 

5)  Carbol-Salbenmall  (IQo/o).  —  Sebi  ben^inat.  8— 
7Vji  Acid.  carbolic.  1—1,  Paraffin.  1—1  Vi- 

6)  Carbol-Salbenmall  (20o/o).  —  Sebi  benzoinat.  6—5, 
Add.  carbolic.  2—2,  Paraffin.  2—3. 

7)  Carbol- Bleipflaster -Salbenmall  (IQo/o).  —  Empl. 
plmnb.  simpl.  9 — 9 ,  Sebi  benzoinat.  8—7 ,  Acid.  carbol. 
8-2,  Paraffin.  1—2.  <* 

8)  Carbol -Bleipflaster- Salbenmnll  (20o/o).  —  Empl. 
ploml).  simpl.  7—6,  Sebi  benzoinat.  6—6,  Paraffin.  3—4, 
Add.  oarbol.  4—4. 

9)  Chloralcamphor  -  Salbenmnll  (5<>/o).  —  Sebi  ben- 
zoinat. 90—96 ,  Adip.  benzoinat.  6— ,  Chloralcampbor. 
5-6. 

10)  Jodoform -Salbenmnll  (6%).  —  Sebi  benzoinat. 
90—96,  Adipis  benzoinat.  6,  Jodoform.  6—6. 

U)  Weisses  Praecipitat  -  Salbenmnll  (10%).  —  Sebi 
^    benioinat  70—76 ,  Adipis  benzoinat.  16—10 ,  Hydrarg. 
Pneeipit.  alb.  10—10,  Ol.  amygdal.  dnlc.  6—5. 

12)  Quecksilber -Salbenmnll  (40/0)  •  —  Hydrargyr. 
^ep.  37—,  Ungt.  hydrargyr.  Ph.  G.  10—,  Sebi  benzoi- 
iist  40,  Adip.  benzoinat.  13. 

13)  QneckBilber- Salbenmnll  (20Vo)-  —  ^^lo  Qaeck- 
"Ober-SalbenmaBse  6—,  Sebi  benzoinat.  4,  Adip.  benzoi- 

I«Ä.l. 
14)  SaUeyl-galbenmnll  (6%).  —  Sebi  benzoinat. 
7^86,  Adip.  benaoinat.  16—5,  Add.  saUoyl.  6—5,  Ol. 
^o^güal.  dnlc.  5--6. 
Uta.  Jafafbb.  Bd.  192.  Hft.  1. 


15)  Salicyl- Salbenmnll  (lOo/o).  —  Sebi  benzoinat. 
86—90,  Acid.  salicyl.  10—10,  Ol-  amygrdal.  6. 

16)  Thymol-Salbenmnll  (5o/o)-  —  Sebi  benzoinat.  96, 
Thymol.  in  panx.  spir.  solat.  5. 

17)  Theer- Bleipflaster -Salbenmnll  (5o/o).  —  Empl. 
plnmb.  simpl.  9 — 10 ,  Sebi  benzoinat.  9 — 9 ,  Adip.  ben- 
zoinat. 1,  Picis  liq.  1 — 1. 

18)  ZinkbenzoS-Salbenmnll.  —  Sebi  benzoinat.  70 — 
76,  Adip.  benzoinat.  16—10,  Zinc.  oxyd.  alb.  10—10, 
Ol.  amygdal.  dnlc.  6—6. 

Diese  arzneilichen  Verbandstoffe  lässt  U.  zumeist 
gleich  beim  Dispensiren  auf  der  einen  Seite  mit  dem 
gewöhnlichen  Verbandmull  (entfetteter  Mull)  belegen, 
wodnrch  der  Salbenmull  leicht  fixirt  werden  kann, 
die  Wäsche  vor  Beschmutzung  geschützt  und ,  was 
besonders  in  heisser  Jahreszeit  von  Wichtigkeit  ist, 
die  Verdunstung  durch  die  Haut  wenig  beeinti'ächtigt 
wird. 

Ausser  dem  genannten  Salben-  empfiehlt  U.  auch 
noch,  /^a^^^mu// als  Verbandstoff  anzuwenden,  und 
benutzt  zu  solchem  Zwecke  Heftpflaster  oder  andere 
entsprechende  Harzmittel.  Diese  Pflastermulle  sind 
da  anwendbar ,  wo  ein  oberflächlicher  Hautreiz  ent- 
weder gleichgültig  oder  sogar  erwünscht  ist,  beson- 
dere bei  den  nicht  oberflächlichen  und  zumal  den 
mit  venöser  Stauung  verbundenen  Entzündunge- 
Processen,  vor  Allem  den  Herdphlegmonen  (Furun- 
kel, Carbunkel),  bei  Akne  und  Sykosis^  den  chro- 
nischen Infiltrationen  der  Lederhaut ,  Psoriasis^ 
Liehen  u.  s.  w.,  bei  Affektionen  der  Lymphdrüsen, 
Muskeln ,  Gelenke  u.  s.  w.  Als  empfehlenswerth 
bezeichnet  U.  folgende  Präparate. 

1)  Jodblei-Pflastermnll.  —  Empl.  adhaes.  Ph.  0. 85, 
Terebinth.  venet.  5,  Plnmb.  jodat.  5. 

2)  Qnecksilber- Pflastermall  (20%).  —  Hydrarg.  10, 
Terebinth.  10,  Empl.  plnmb.  spl.  25,  Resin.  pini  6. 

8)  Bor-Pflastermall  (lO^/o).  —  Empl.  plarab.  spl.  8, 
Resin.  pini  1,  Acid.  boric.  saht.  palv.  1. 

Die  gedachten  Verbandmittel  wandte  U.  bei  fol- 
genden Krankheiten  an. 

1)  Oonorrhoische  Epididymitis.  Mittels  An- 
wendung des  Jodblei-Pflastermulls  verbindet  man  hier 
den  Nutzen  des  Heftpflasterverbandes  mit  dem  des 
Jod  nnd  die  Kranken  können  dabei  herumgehen. 
Auf  die  fertige  Pflasterkapsel  wird  ein  Stück  Ver- 
bandmull geklebt;  es  ist  dabei  nützlich,  abwechselnd 
die  kranke  Seite  allein,  das  nächste  Mal  die  kranke 
nnd  gesunde  zusammen  einzuwickeln;  dieser  Nutzen 
erklärt  sich  wohl  durch  die  veränderte  Lage  der  ge- 
drückten Lymphabflusswege.  Der  Verband  ist  mög- 
lichst frühzeitig  anzulegen. 

2)  Pigmentflecke  (Epheliden,  Chloasmata). 
U.  lässt  vor  dem  Schlafengehen  etwa  von  dem 
weissen  Präcipitat  -  Salbenmull  oder  dem  grauen 
Quecksilber-Salbenmull  den  Ephelidengruppen  oder 
Chloasmaflecken  ziemlich  genau  entsprechende  Stück- 
chen, nach  Entfernung  der  Haut  mittels  Eau  de  Co- 
logne  oder  Spiritus ,  möglichst  lange  und  innig  an 
die  betreffende  Stelle  der  Stirn ,  Nase ,  Wange  an- 
drücken und  des  Morgens  abwaschen.  Während  des 
Tages  lässt  U.  folgende  Salbe  auftragen :  Bismuth. 

2 


10 


II.     Hygieine,  DiAtetik,  Phannakologie  a.  Toxikologie. 


oxychlorati  2.0,  Amyl.  oryz.  2.0,  Kaolin.  4.0, 
Ungt.  Glycerin.  10,  Aq.  rosar.  Gutt.  nonnullae.  Unter 
diesem  abwechselnden  Gebrauch  von  Quecksilber 
und  Wismuth,  ganz  besonders  des  Bism.  oxychlorat. 
schwinden  nach  U.  die  Pigmentflecke  ohne  beson- 
dere Röthung  und  Abschuppung  sehr  rasch ,  wenn 
sie  eben  ihrer  Lage  nach  den  gedachten  Arzneien 
überhaupt  zugänglich  sind. 

3)  Gefichtüüre  am  Penis,  und  zwar:  ulcerirte 
Formen  von  Herpes  progenitalis,  ulcerirte  spitze 
Kondylome f  einfache  Einrisse  und  harte  Schanker, 
nicht  dagegen  multiple  weiche  und  reichlich  secer^ 
nirende  Geschwüre,  werden  hauptsächlich  mit  Queck- 
silber-, Carbolqnecksilber-,  Jodoform-Salbenmull  be- 
handelt. 

4)  Bei  Ekzem  des  Naseneinganges  fand  U. 
Zinkmull  sehr  vortheilhaffc. 

5)  Allgemeine'  SyphiUs- Behandlung  mittels 
Quecksilber-Salben-  und  -Pflastermull ,  wird  zu  glei- 
chen Zwecken  benutzt  wie  die  Schmierkur ,  besitzt 
aber  vor  dieser  nach  ü.  folgende  Vorzüge.  1)  Ab- 
solute Verheimlichung  des  Quecksilbergebrauchs.  — 
2)  Sehr  genaue  Gontrole  über  das  zur  Wirksamkeit 
gelangte  Quecksilber,  da  man  bei  der  Abnahme  des 
Verbandes  sich  überzeugen  kann ,  wie  weit  Resorp- 
tion stattgefunden  hat  (zum  ungefähren  Anhalt  hier- 
für ist  zu  erwähnen,  dass  1  Mtr.  20proc.  Quecksilber- 
Salbenmull  80  Grmm.  wiegt,  mithin  16  Grmm. 
Quecksilber  enthält  und  48.0  der  grauen  Salbe  ent- 
spricht ;  1  Mtr.  des  40proc.  Quecksilber-Salbenmulls, 
an  Gewicht  90  Grmm.,  dagegen  36.0  Hg  und  108 
Grmm.  der  grauen  Salbe  entsprechend  ist).  —  3)  Die 
Methode  gehört  zu  den  rein  ambulatorischen.  — 
4)  Sie  ist  für  den  Kranken  angenehmer  als  die 
Schmierkur.  —  5)  Sie  ist  zugleich  die  rascheste  und 
sicherste  Örtliche  Behandlung  aller  schweren  syphi- 
litischen Exantheme. 

Verfertigt  werden  die  betr.  Verbandstoffe  vom 
Apotheker  Bombelow  in  Hamburg. 

(0.  Naumann.) 

466.  Toxikologiaohe  Mittheilungen. 

In  einer  sehr  ausführlichen  Abhandlung  über 
die  anatomischen  Veränderungen  des  Verdauungs^ 
kanals  durch  Aetzgifte  macht  Dr.  Adolf  Lesser 
in  Berlin  (Virchow's  Arch.  LXXXIU.  2.  p.  193. 
1881)  interessante  Mittheilungen  über  die  gegen- 
wärtig vorzugsweise  zur  Vergiftung  benutzten  Sub' 
stanzen. 

In  den  3  Jahren  1876—1878  kamen  in  Berlin 
etwa  432  wohlconstatirte  Vergiftungen  vor.  Diese 
Angabe  ist  eher  zu  klein  als  zu  gross ,  da  sie  sich 
nur  auf  die  Krankenhäuser  bezieht.  Von  diesen  Ver- 
giftungen waren  32<^/o  durch  Aetzgifte  und  von  die- 
sen wiederum  85%  durch  Säuren  bedingt;  78 Per- 
sonen hatten  Schwefelsäure,  19  Oxalsäure  oder  ozal- 
saures  Kall,  8  Salzsäure,  7  Salpetersäure  oder  Königs- 
wasser, 2  Carbolsäure  getrunken. 

Nur  einem  einzigen  Gifte  sind  mehr  Opfer  ge* 
fallen  als  der  Schwefelsäure:   dem  Kohlenowyd; 


155  Intoxikationen  mit  letzterm  kamen  vor.  Phos- 
phor, der  gegen  Ende  des  sechsten  und  während  dar 
ganzen  Dauer  des  siebenten  Decenninm  ausserordent- 
lich bevorzugt  wurde,  wurde  nur  40mal  genommen; 
Arsenik ,  dem  gegenüber  bis  in  die  Mitte  der  50er 
Jahre  die  übrigen  Gifte  fast  vollkommen  veraohwan- 
den,  ist  noch  beträchtlicher  im  Gebrauche  gesunken: 
nur  12  Personen  griffen  zu  demselben.  Dagegen 
sind  die  erst  in  letzter  Zeit  bei  uns  populär  gewor- 
denen Cyanide,  das  Cyankalium  und  die  Blausäure 
selbst  40nial  und  die  Zuckersäure,  resp.  das  Klee- 
salz  19mal  in  Anwendung  gezogen  worden. 

Wegen  der  Bemerkungen ,  welche  L.,  gestützt 
auf  zahkeiche  Versuche  an  Thieren ,  über  die  Ver- 
änderungen macht,  die  sich  bei  den  einzelnen  Ver- 
giftungen im  Darmkanale  vorfinden ,  müssen  wir, 
da  sie  einen  Auszug  nicht  gut  zulassen  ,  auf  die  vor- 
treffliche Arbeit  selbst  verweisen.  Wir  fügen  hier 
nur  Das  noch  an,  was  L.  über  das  Robert' KUssner'' 
sehe  Symptom  der  Oxalsäureniere  (Jahrbb.OLXXXlL 

p.  13)  sagt. 

„In  einer  vor  etwa  einem  Jahre  veröffentUehtei 
interessanten  Arbeit  gelangen  Kobert  und  Kfissner 
in  Betreff  des  Leichenbefundes  nach  Oxalsäarevergiftmig 
zn  dem  Resultate ,  dass  die  Nieren  allein  nnd  aosschUeBs- 
lich,  aberoonstant  cliaraicteristischeandpathognomoniflche 
Veränderaiigen  darböten ,  and  zwar  dorch  AnfüUnng  d«r 
Haml^anälchen  mit  Oxalaten.  Diesen  Satz  in  seinem  vol- 
len Umfange  anzuerkennen ,  ist  mir  nach  Obigem  nicht 
möglich:  eine  Differenz  der  Meinangen,  die  sich  wohl 
ungezwungen  ans  dem  Umstände  erklärt,  dass  Jene  Aai(K 
ren  nur  diluirte  Lösungen ,  nnd  häufig  mit  Umgehung  des 
Magens  und  Darms  in  Anwendung  gezogen  haben.  Dk 
Constanz  der  Nierenverändemng ,  das  Auftreten  wm  oxalr 
saurem  Kalk  in  den  Hamkanälchen  kann  ich  aber  vollauf 
bestätigen.  Selbst  in  dem  am  schnellsten  lethal  geeadi^ 
ten  Falle ,  den  ich  gesehen  —  der  Tod  trat  et?ra  15  Hin. 
nach  Einnahme  von  16  Grmm.  reiner  Oxalsäure,  gelSst 
in  Va— '/4  Liter  Wasser,  ein  —  fehlten  dieselben  nicht, 
ja  sie  waren  in  so  grosser  Menge  in  den  gewundeneo 
Hamkanälchen  vorhanden,  dass  an  dem  durch  Zusati  tod 
Kalilauge  geklärten  Schnitte  schon  makroskopistth  fiber 
ihre  Existenz  kein  Zweifel  obwalten  konnte :  es  traten  ts 
der  Bindensubstanz  ganz  feine,  weissliche,  stark  glänzende 
Striche  und  Punkte  auf.  Dieselben  bestanden  aber  nieht 
nur  in  Krjstailen,  deren  Formen  gleich  waren  den  der  im 
Tractus  intestinalis  gefundenen ,  sondern  es  fanden  sieh 
hier  wie  dort  ausserdem  noch  eine  Unzahl  amorpher 
Kömchen  von  derselben  chemischen  Zusammensetzong, 
von  demselben  Verhalten  gegen  Reagentien.  Auch  schon 
in  diesem  Falle  liessen  sich  in  einzelnen  geraden  KanäleOi 
selbst  des  Markes,  wenn  auch  häufig  nur  vereinzelte  Kiy- 
stalle  entdecken.  In  den  Gefässen ,  sowie  in  den  Glome- 
ralis  habe  ich  ebenso  wie  Kobert  und  Küssner  stets 
vergeblich  nach  ihnen  gesucht.  Auch  im  Harn  fand  ick 
charakteristische  KrystaUe." 

Folgende  interessante  Beobaektong  ikbetBämO' 

globinurie,   hervorgerufen  durch  Einathmen  vw 

Arsenik 'Wasserstoff ,  theilt  O.-Stabsarzt  Dr.  Eit- 

ner  in  Breslau  mit  (Berl.  klin.  Wchnschr.  XTIH« 

18.  1881). 

Der  Lehrer  der  Physik  X.  erkrankte  am  1.  Nov. 
1880  Abends  gegen  6  Uhr  unter  starkem  Fröstefai.  ^ 
begab  sich  zwar  noch  zu  einem  Abendessen ,  mosste  ^^ 
nach  Genuss  einiger  Löffel  Siq>pe  schleunigst  sich  v»^ 
Hanse  fahren  lassen  und  zn  Bett  gehen.  Bie  Nuht  ▼e^ 
brachte  er  angeblich  fieberhaft,  in  unmhigemSehlafb,  h0- 
Btändig  von  ein  nnd  demselben  Traume  verfolsti  HIttf 


n.    Hygieme,  Diätetik,  Pharmakologie  a.  Toxikologie. 


11 


waobseRe  mit  FrdBtehi;  gegen  Morgen  trat  Sehweiss  ein. 
Am  nicbsten  M eigen  hatte  der  während  der  Nacht  ent- 
leerte Urin  das  Aussehen  yon  flüssigem  Blute,  Im  Uebri- 
gen  klagte  Pat.  fiber  ein  Gefühl  allgemeiner  Abgesehlagen- 
heit,  besonders  fiber  grosse  Mattigkeit  in  den  Beinen ,  so 
diss  Treppensteigen  ihm  sehr  beschwerlich  sei,  nnd  über 
ginsliehe  Appetitlosigkeit.  Der  befragte  Arzt  fand  nor- 
male Temperatur,  etwas  Ikterus  und  Hämoglobinurie. 
Am  8.  Not.  yöUige  Euphorie,  weshalb  Pat.  wieder  in  die 
Sehnle  ging;  Abends  jedoch  bekam  er  wiederum  Frost 
und  fühlte  sieh  elend.  Nachturin  wieder  blutroth.  Die 
ndkTOskopiBche  Untersuchung  desselben  ergab  keine  Blut- 
kSrperehen ,  wohl  aber  die  chemisehe  Hämoglobin.  Am 
5.  Kot.  wieder  ydlUge  Euphorie. 

Am  6.  Nov.  wurde  ermittelt,  dass  anch  *2  Schü- 
ler und  ein  anderer  Lehrer  an  denselben  Erschei- 
nuDgen  erkrankt  waren  nod  als  Ursache  ergab  sich, 
dasB  sie  gemeinsam  mit  dem  Kr.  Sprechversuche  in 
Wasserstoffgas- angestellt  hatten,  nm  zu  zeigen,  dass 
dabei  die  Stimme  ein  anderes  Timbre  annimmt.  Das 
Wasserstoffgas  hatte  Pat.  selbst  aus  rohem  Zink  nnd 
kioflicher  stark  arsenlkhaltiger  Schwefelsäure  her- 
gestellt und  dasselbe  am  1.  Nov.  probeweise  und 
am  3.  zur  Demonstration  zugleich  mit  den  3  genann- 
ten Personen  eingeathmet.  Die  Schüler,  welche 
weniger  geathmet  hatten,  bekamen  Ikterus  und 
HimoglobinnTie ,  und  zwar  erst  Ikterus  und  dann 
erst  methämoglobinhaltigen  Harn. 

Schwefelkohlenstoff  betrachtet  Jules  Simon 
(Gaz.  des  Höp.  65.  1881)  als  Ursache  der  ttblen 
Zoftlle  bei  einem  Kinde ,  weiches  wegen  eines  Ec- 
zema impeügenoeum  eine  Maske  aus  Guttapercha- 
papier erhalten  hatte.  Bald  darauf  traten  Erbrechen 
und  Durchfall  ein,  das  Kind  magerte  ab,  verlor  den 
Appetit,  wollte  nicht  trinken  und  die  Haut  bedeckte 
neb  mit  schwarzen  Flecken  und  Pusteln.  Nach  Ab- 
nahme der  Maske  verschwanden  alle  Erscheinungen. 

Ver^ftungserscheinungen  nach  innerlicher  Ver- 
(Areichung  von  Cantliariden,  [die  jedoch  eigentlich 
Dor  die  bekannte  Wirkung  der  Canthariden  auf 
die  Nieren  darbieten]  beobachtete  T.  F.  Glarke 
(Läncet  L  13.  p.  499.  March  1881.) 

Cl.  pflegt  bei  Gonorrhöe  ^  wenn  das  Stadium 
der  Entzündung  vorüber  ist,  Eisenchlorid  und  Can- 
ttttriden  innerlich  zu  verordnen.  Er  lässt  3mal 
tigl.  0.25  Grmm.  Tinct.  Cantharidum  nehmen  und 
behauptet,  abgesehen  von  den  beiden  nachstehenden 
mien,  stets  sehr  guten  Erfolg,  ohne  flble  Neben- 
erscheinungen, erzielt  zu  haben. 

Im  1.  Falle  hatte  der  Pat.  die  Cantharidentinktnr 
&  Ta^e  lang  eingenommen  und  war  voUstandig  karirt. 
£ine  Woche  nach  dem  Aussetzen  der  Medicin  bekam  er 
jedoch  hedige  Schmerzen  oberhalb  der  Blase  nnd  am 
folgenden  Tage  Strangnrie.  Diese  Symptome,  welche 
taftogB  sehr  heftig  waren,  schwanden  nach  4  Tagen  unter 
Aawendmig  Ton  Hyoscyamns. 

Im  9.  Falle  hatte  der  Pat  schon  nach  der  2.  Dosis 
Cintharidentinktnr  Vergiftungserscheinungen,  namentlich 
Hirndrang,  Schmerz  nach  dem  erschwerten  Wasserlassen 
Qid  Abgang  einzelner  Tropfen  Blnt  nach  der  Urinent- 
loenmg.  Alle  diese  Symptome  schwanden  aber  spontan, 
^^hl  Pat.  den  Gebrauch  der  Arznei  nicht  ausaetzte. 

Ein  Fall  von  Vergiftung  durch  die  Blätter  von 
^Ichicvm  autumnale,  über  welchen  Dr.  T  a  r  t  a  - 
riB  in  BeUegarde  (Gaz.  des  Höp.  54.  1881)  be- 


richtet ,  erscheint  deshalb  bemerkenswerth ,  weil 
Vergiftungszufälle  fast  nur  nach  dem  Genüsse  der 
Tinktur  oder  der  Samen  des  Colchikum  beobachtet 
worden  sind.  Im  vorliegenden  Falle  hatte  eine  Ver- 
wechslung von  Colchikum  mit  der  wilden  Scorzonera 
stattgefunden. 

Drei  Junge  Mädchen  a^sen  die  als  Salat  mit  Essig 
zubereiteten  Blätter  des  Colchikum.  Die  eine,  B.,  welche 
sehr  hungrig  war,  verzehrte  gierig  grosse  Mengen  davon 
nnd  danach  etwas  Brod  und  Käse.  Eine  halbe  Stunde 
darauf,  empfand  sie  Brennen  im  Epigastrinm  und  brach 
schneU  Alles  wieder  aus ,  was  sie  verspeist  hatte.  Die 
Menge  der  ausgebrochenen  Colchikumblätter  betrug  wenig- 
stens 60  Qramm.  Später  trat  unstillbares  Würgen  und 
Erbrechen  ein;  das  Erbrochene  enthielt  Galle  u.  Schleim. 
Nebenbei  bestand  Stuhlzwang  and  heftiger  Schmerz  im 
Epigastrium  und  Hypochondrium.  Die  Zunge  war  ver- 
breitert, glatt  roth,  der  Durst  brennend,  der  Puls  klein, 
zusammeujirezogen ,  die  Extremitäten  waren  kalt ,  der 
Bauch  erschien  kahnf5rmig  eingezogen  und  hart.  Die 
Therapie  bestand  in  Opium  und  Analepticis  und  suchte 
den  kalten  Körper  wieder  zu  erwärmen.  Am  folgenden 
Nachmittage  folgte  auf  ein  Klystir  reichliche  Stnhlent- 
leerung.  Der  Puls  war  jetzt  voll  und  beschleunigt,  die 
Zunge  breit  und  glatt.  Im  Epigastrium  bestanden  noch 
unangenehme  Empfindungen.  Nachmittags  6  Uhr  häu- 
figes Erbrechen  schleimiger  Massen,  Schmerz  im  Epi- 
gastrium, Durst.  Opiumklystir.  In  der  folgenden  Nacht 
gerinue  Besserung.  Am  Morgen  kein  Erbrechen  mehr ; 
nur  noch  Würgen  ;  beständige  Kalte ;  Puls  klein  und  zu- 
sammengezogen ;  Zunge  rauh  u.  trocken ;  Durst,  Schlaf- 
losigkeit; Hauch  weicher,  aber  noch  schmerzhaft.  Am 
Nachmittag  quälende  Kolikanfälle ;  Zunge  trocken,  rauh ; 
Puls  fadenförmig.  Am  folgenden  Tage  Verschlimmerung 
aUer  Symptome,  hochgradige  Cyanose,  Augen  tiefliegend, 
krampfhaft  rollend,  Pupillen  weit,  Augenlider  herabge- 
sunken ;  Zunge  pergamentartig,  trocken ;  reiswasserartige 
unfreiwillige  Stuhlentleerungen;  unaufhörliche  kolik- 
artige Schmerzen;  Bauch  meteoristisch  aufgetrieben; 
Schlucken  unmöglich;  Cyanose  des  ganzen  Körpers; 
krampfhaftes  Zucken  in  den  Gliedern ;  allgemeine  Kälte ; 
Aufhören  des  Radialpnlses  und  des  Herzschlages.  Mit- 
tags erfolgte  der  Tod. 

Bei  den  beiden  andern  Mädchen  waren  die  Erschei- 
nungen ähnlich,  aber  viel  schwächer  und  gingen  bald 
vorüber. 

Vergiftung  durch  Oenanthe  crocata  (rothen 
Steinbruch-Schierling)  beobachtete  Dr.  H.  A.  Bam- 
pton  (Lancetl.  19;  May  21.  1881}  bei  3  Ma- 
trosen. 

Vergiftungen  durch  diese  Pflanze  sind,  wie  B. 
hervorhebt,  schon  wiederholt,  und  zwar  namentlich 
bei  SchiflSsleuten  und  Matrosen,  welche  dieselbe  für 
wilden  Sellerie  gehalten  hatten,  vorgekommen.  Es 
starben  im  J.  1869  zu  Falmouth  von  27  Personen, 
die  davon  gegessen  hatten,  4,  ferner  im  J.  1880  von 
der  Mannschaft  einer  italienischen  Barke  Ö,  endlich 
vor  einigen  Jahren  2  unter  8  schwer  erkrankten 
Matrosen  eines  andeni  Schiffes. 

Der  eine  der  Matrosen,  auf  welche  sich  B.'s  Mitthei- 
Inng  bezieht,  hatte  die  Ueberbleibsel  und  Strünke  von 
2—3  Pflanzen  verzehrt,  die,  wie  er  aussagte,  wie  Zucker 
so  süss  schmeckten.  An  Bord  zurückgekehrt  fühlte  er 
nach  3/4  Stunde  Brennen  in  der  Nase  und  es  traten  Eruk- 
tationen,  sowie  fortwährendes  Ausspucken  einer  dick- 
lichen Masse  auf.  Pat.  klagte  über  Schwäche,  Muskel- 
krämpfe und  Zittern  in  den  Gliedern  und  Qelenken.  In 
der  Meinung,  sich  überarbeitet  zu  haben,  trank  er  circa 
V«  Pinto  Bnm,  worauf  alle  Vergiftungssymptome  alsbald 
sdiwanden. 


12 


m.     Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


Der  2.  Matrose,  der  ein  mehr  als  1  Zoll  (2.5  Ctmtr.) 
grosses  Stück  Wurzel  gegessen  hatte,  rfihmte  gleichfalls 
deren  Geschmack ,  hatte  aber  kein  Brennen  verspürt. 
Nachdem  er  anf  sein  Schiff  zurückgekehrt  war  nnd  dort 
noch  einige  Arbeit  yerrichtet  hatte,  wurde  ihm  nach  circa 
3/4  Stunde  schwindelig,  er  klagte  über  Kältegefühl ,  be- 
kam Zittern  in  den  Beinen,  konnte  weder  sehen,  noch 
hören,  war  V2  Stunde  hindurch  bewusstlos  und  bekam 
nach  Wiederkehr  des  Bewusstseins  heftigen  Kopfschmerz, 
sowie  liagenschmerz.  Dicker  Schleim  sammelte  sich  hin- 
ten im  Schlünde  an.  Nachdem  durch  Zinksulphat  Er- 
brechen hervorgerufen  worden  war,  wurde  Pat.  5  Stdn. 
nach  erfolgter  Vergiftung  in  das  Spital  gebracht.  Hier 
zeigte  er  sich  zwar  scheinbar  bei  Bewusstsein,  konnte 
sich  aber  an  das  Vorgefallene  nicht  recht  entsinnen,  auch 
für  die  Zeit  von  da  bis  zum  nächsten  Tage  fehlte  ihm  Jede 
Erinnerung.  Dabei  bestand  Erweiterung  der  Pupillen, 
starke  Röthung  der  Bindehaut,  Kälte  der  Extremitäten, 
anhaltendes  Räuspern;  der  Puls  war  jedoch  gut.  Es 
wurden  Senfteige  auf  Schenkel  und  Brust,  Wärmflaschen 
an  die  Füsse,  innerlich  heisser  Brandy  mit  Wasser  ver- 
ordnet, welchen  letztern  Pat.  aber  wieder  ausspuckte. 
Am  folgenden  Tage  klagte  er  neben  grosser  Schläfrigkeit, 
bei  gutem  Pulse,  über  Schmerzen  in  den  Augäpfeln ;  die 
Cornea  erschien  glanzlos,  die  Conjunctiva  injicirt,  er  sah 
die  Gegenstände  nur  in  verkleinertem  Maassstabe.  Nach- 
dem noch  wegen  Verstopfung  ein  Abführmittel  verab- 
reicht worden  war,  erfolgte  unter  Expektoration  zäher 
grünlichbrauner  Massen  binnen  3  Tagen  Genesung. 

Der  3.  Kr.,  welcher  IV'2  Wurzel  gegessen  hatte,  war 
noch  1  Stunde  hindurch  im  Stande  gewesen,  auf  dem  Schiff 
seine  Arbeit  zu  verrichten,  aber  plötzlich  umgefallen,  wo- 
bei er  eine  Wunde  an  der  Kopfhaut  erlitten  hatte.  Unter 
Aufschreien  erbrach  er  grünliche  Massen,   das  Gesicht 


färbte  sieh  grünlich,  die  Augäpfel  waren  nach  oben  ver- 
dreht, im  Munde  sammelte  sich  dicker  Schleim  an,  den 
er  nicht  herauszubringen  vermochte,  auch  konnte  ernicht 
schlucken,  die  Hände  waren  fest  geschlossen,  es  erfolgten 
krampfhafte  Zuekungen  der  Bein-  und  Geeiehtsmuskehi. 
Fünf  Stunden  nach  erfolgter  Vergiftung  wurde  er  voll- 
ständig bewusstlos  in  das  Spital  gebracht ;  die  Extremi- 
täten waren  kalt,  die  Pupillen  stark  erweitert,  der  Pols 
war  verlangsamt,  das  Athmen  durch  die  grossen  Schleim- 
massen erschwert,  welche  Mund  nnd  Schlund  füllten. 
Nach  10  Min.  trat  der  Tod  ein.  Sektion  [zu  welcher  Zeit?]. 
Starke  Todtenstarre,  anf  Rücken,  Nacken  und  Schulten 
kleine  rothe  Flecken.  Im  Abdomen  geringe  Menge  voo 
Gas,  Zwerchfell  bogenartig  gespannt,  Magen  dilatirt, 
durch  Gefässinjektion  helhrosa  gefärbt,  Colon  transver- 
sum  contrahirt,  in  ihm  eine  geringe  Menge  trocknerFäoes. 
Irgend  eine  Spur  von  einer  vegetabilischen  Faser  war  in 
letztem,  selbst  bei  starker  Vergröseerung,  nicht  nachweis- 
bar, ebensowenig  im  Mageninhalt.  GaUenblaae  gefüllt, 
Leber  blutreich,  dunkel  geförbt,  Milz  nnd  Nieren  normil, 
Blase  contrahirt,  nur  1  Unze  Urin  enthaltend.  Colon 
descendens  und  Rectum  aufgetrieben,  keine  Fäces  ent- 
haltend. Im  rechten  Herzventrikel  wenig  dnnkles,  flüs- 
siges, im  linken  etwas  geronnenes  Blut,  die  Wandungen 
erschlafft,  das  Muskelgewebe  weich,  blutreich,  Lungen 
mit  dunklem  Blut  erfüllt,  die  Bronchialäste  .voU  Schleim, 
ebenso  Trachea  und  Mund;  nirgends  ein  Bluterguaa, 
kein  Knochenbmoh  an  der  Stelle  der  Schädelwunde. 
Himsinus  ausgedehnt,  Meningeal-  und  Cerebralgefässe 
stark  injicirt.  Pia-mater  beim  Schnitt  leicht  blutend;  tn 
der  Himoberfläche  ein  kleiner  Lympherguss;  Kleinhirn 
sehr  weich,  zwischen  den  hintern  Hirnwindungen  kleine 
dunkle  Blutcoagula;  in  den  Ventrikeln  geringe  Mengen 
Flüssigkeit.  (Kobert.) 


III.     Pathologie,  Therapie  und  medicinische  Klinik. 


467.  Heber  die  Behandlung  der  Hyper- 
ämie des  Qehims  und  der  Hirnhäute  mit 
Hautreizen;  von  Dr.  M.  B.uch  in  Helsingfors. 
(Arch.  f.  Psycbiatr.  u.  Nervenkr.  XII.  1.  p.  189. 
1881.) 

Vf.  empfiehlt  für  die  Fälle,  welche  gewöhnlich 
als  Hirnhyperämie  diagnosticirt  werden,  das  sogen. 
Baunscheidt'sche  Veifahi^en,  von  dessen  gtln- 
stiger  Wlrknng  ihn  zuerst  eine  gelegentliche  Be- 
obachtung überzeugte.  Die  Beschreibung  des  Ver- 
fahrens ist  kurz  folgende. 

An  der  Basis  eines  Metallcyiindersvon  etwa  1.5  Ctmtr. 
Durchmesser  sind  30  scharfe  Nadeln  befestigt.  Das  Ganze 
befindet  sich  beweglich  in  einer  nach  unten  offenen  Hom- 
kapsel.  Die  Nadeln  schauen  aus  derselben  etwas  heraus, 
können  aber  mittels  einer  am  Metallboden  befestigten 
Spiralfeder  binaufgezogen  werden  und  schnellen,  los- 
gelassen, wieder  ans  der  Kapsel  heraus  und,  falls  man 
die  offene  Seite  der  Kapsel  auf  die  Haut  gesetzt  hat,  in 
dieselbe  hinein.  Auf  die  winzigen  Wunden  wird  ein  rei- 
zendes Oel  eingerieben.  Das  Baunscheidf sehe  Oel  ist 
Geheimmittel.  Vf.  ersetzt  dasselbe  durch  ein  Gemisch 
von  Ol.  Terebinth.  gallicum  und  Ol.  Crotonis  tiglii  zu 
gleichen  Theileu.  An  Jeder  Einstichsstelle  entsteht  eine 
kleine  Pustel,  welche  nach  7—10  Tagen  abgeheilt  ist. 
Solche  Pustelgruppen  applieirt  Vf.  auf  dem  Rücken  von 
der  Haargrenze  abwärts  in  5 — 7  senkrechten  Reihen  zu 
je  18—20  und  wiederholt  eventnell  nach  10  Tagen  das 
Verfahren.  Der  Rficken  wird  mit  Watte  bedeckt  und 
Pat.  hütet  während  der  ersten  3  Tage  das  Zimmer. 
Schmerzen  werden  fast  gar  nicht  erzeugt,  nur  ein  circa 
7  Tage  dauerndes  starkes  Jucken. 

Vf.  theilt  5  in  der  beschriebenen  Weise  behan- 
delte Falle  mit;  deren  ersten  wir  kurz  wiedergeben. 


Ein  39jähr.  Arbeiter  Utt  schon  seit  7  J.  an  bestia- 
digen  Kopfschmerzen,  besonders  der  Stimgegend.  Er 
hatte  wegen  der  im  Orte  herrschendeu  Malaria  viel  CbiaiB 
genommen,  war  sehr  anämisch,  abgemagert  und  klagte 
über  Schwindel  und  Flimmern  vor  den  Augen,  Erschei- 
nungen, welche  durch  Backen  gesteigert  worden.  Aber 
Appetitlosigkeit  und  zeitweise  Uebelkeit.  Im  Jan.  1878 
wandte  Vf.  das  Baunscheidt'sche  Verfahren  an  und 
fand  nach  10  Tagen  den  Pat.  voUstäadig  von  seinen  Be- 
schwerden befreit.  Im  Febr.  1880  stellte  sich  derselbe 
wieder  vor  wegen  Intermittens.  Er  war  bis  dahin  yoU- 
ständig  gesund  gewesen. 

Die  nächsten  3  Fälle  sind  ganz  ähnlich.  Im 
5.  handelte  es  sich  um  hypochondrische  Verstim- 
mung  mit  Eopfhitze,  es  trat  keine  Besserung  ein. 
In  Fall  6  glichen  die  Beschwerden  denen  des 
1.  Falles.  Es  wurde  dem  Pat  ein  Streifen  voa 
6 — 7  Ctmtr.  Breite  von  der  Stirn  bis  znm  Scheitel 
rasirt  und  wurde  ihm  täglich  Imal  durch  4  T^ 
eine  Salbe,  bestehend  aus  1  Th.  Tartarus  stib.  nnd 
3  Th.  Axung.  porci,  in  die  Stirn-  und  Kopfhaut  ein- 
gerieben. Die  pockenähnlichen  Pusteln  waren  sehr 
schmerzhaft.  Am  6.  Tage  trat  Besserung  ein  nad 
nach  der  Abheilung  fühlte  Pat.  sich  ganz  wohl. 
In  Fall  7  bestanden  bei  beiderseitiger  Otitis  media 
Kopfschmerzen,  Ohrensausen,  Schwindel,  epilep- 
tische Anfälle.  Nach  Anwendung  der  Pusteisalbe 
waren  die  Kopfschmerzen  und  der  Sehwindei  ge- 
ringer, die  epileptischen  Anfiille  traten  nicht  wie- 
der auf. 

Aehnliche  Fälle  wie  die  seinigen  bat  Vf.  in  der 
Literatur,  von  dem  Mos  1er 'sehen  Falle  (s.  UBten) 


III.     Pathologie,  Therapie  u.  medicimsche  Klinik. 


13 


abgesebeo,  nur  bei  Scbfltzenberger  (Oas.  m6d. 
de  Straaabourg  1880.  p.  11)  gefunden,  welcher 
2  Fälle  von  ,,Pachymeningiti8  oder  Meningo-ence- 
phalitis  diffusa  chronica'^  beschreibt  und  den  einen 
mit  PnsteUalbe,  Abführmitteln  und  Jodkalium,  den 
indem  mit  Fontanellen  im  Nacken  heilte. 

Zar  Erklärung  des  Effektes  der  Hautwirkung 
erinnert  Vf.  u.  A.  an  die  Versuche  0.  Naumann 's 
Ober  die  Wirkung  von  Hautreizen  auf  die  Oefäss- 
weite  tt.  die  Geschwindigkeit  der  Clrkulation  und  an 
die  neueren  Versuche  S  c  h  fl  1 1  e  r  's,  welcher  direkt 
die  Verengerung  der  Pia- Arterien  nach  energischen 
Hautreizen  beobachtete.  Er  ist  der  Ansicht,  dass 
es  sich  wesentlich  um  eine  reflektorische  Gefksscon- 
trsktion  handle,  dass  aber  auch  der  depletirende 
Einfluss  der  peripheren  Congestion  in  Betracht 
komme.  Man  muss  nach  Vf.  von  der  Methode  ver- 
langen, dass  der  Schmerz  nicht  zu  heftig  sei,  dabei 
aber  der  Reiz  möglichst  anhaltend  einen  möglichst 
grossen  Theil  der  Haut  betreffe.  Diesen  Indikatio- 
oen  genflgt  die  Baunscheidt'sche  Methode  in 
der  allervollkommensten  Weise.  Die  Pustelsalbe 
ist  wegen  der  durch  sie  erregten  Schmerzen  nur  für 
sehwerere  Fälle  zu  empfehlen. 

[Die  Behandlung  der  als  Gehirnhyperämie  be- 
zeichneten Zustände  und  der  chronischen  Meningitis 
mit  energischen  Hautreizen,  welche  theils  direkt  auf 
den  Kopf,  theils  auf  Nacken  oder  Rttcken  applicirt 
worden,  die  sogen.  Ableitung  auf  die  Haut,  ist  von 
den  Praktikern  nie  verlassen  worden.  Die  Senf- 
teige, Blasenpflaster,  Fontanelle,  Haarseile  haben 
immer  ihre  Rolle  gespielt.  Sie  kamen,  wie  manches 
Andere,  wegen  mangelnder  „physiologischer^'  Be- 
grttndung  in  Misscredit  Neuerdings  aber,  theils 
weil  man  die  reflektorische  Gontraktion  der  Pia- 
i  geftsse  durch  den  Versuch  kennen  gelernt  hat, 
i  theils  wohl  auch  weil  man  sich  wieder  von  dem 
Bationalismas  ab-  und  der  vorurtheilsfreien  Beobach- 
toDg  zugewendet  hat,  scheinen  die  alten  Methoden 
aoeb  wissenschaftlich  wieder  zu  Ehren  zu  kommen. 
Dm  Sigillum  Jakobi  ist  durch  L.  Meyer  (Berl. 
klin.  Wchnchr.  21.  p.  289.  1877;  15.  p.  211. 
1880)  rehabilitirt  worden.  Ueber  die  Mosler*- 
^n  Publikationen  (Biasenpflaster  auf  den  Kopf 
bei  meningitisohen  Erscheinungen:  Deutsche  med. 
Wchnschr.  23.  24.  1878 ;  Brechweinsteinsalbe  bei 
Hirnhyperämie :  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  XXVI. 
P«  246.  1879)  sind  unsere  Leser  untenichtet  (vgl. 
Jthri)b.  CLXXXIV.  p.  132).  Betz  empfahl,  eine 
Soblimatsalbe  auf  die  Kopfliaut  einzureiben  (Memo- 
rtbiUen XXV.  p.  33. 1 880).  Rumpf  (Der  faradisohe 
I^l  bei  Hyperämien  der  Gentralorgane  und  ihrer 
Htate:  Deutsche  med.  Wchnsclu*.  36.  37.  1881) 
4th,  durch  faradische  Pinselung  des  Rückens  und 
»er  Bmst  eine  intensive  Hautreizung  und  Hyperämie 
^  bewirken.  Dieses  letztere  Verfahren  hat  manche 
Analogie  mit  der  Baunscheidt'schen  Methode 

I^d  dürfte  bei  leichteren  Fällen  dasselbe  leisten^ 
^  diese  bei  schwereren.  Auch  Ref.  hat  sowohl 
^  Anwendung  der  reizenden  Eopftalben^  resp.  der 


Biasenpflaster,  als  bei  faradischer  Pinselung  des 
Rückens  sehr  befriedigende  Erfolge  zu  beobachten 
Gelegenheit  gehabt.]  (M  ö  b  i  u  s.) 

468.  Beiträge  sur  Lehre  von  der  Neuritis; 
von  Dr.  Käst  in  Freiburg.  (Arch.  f.  Psyehiatr.  u. 
Nervenkr.  XII.  1.  p.  266.  1881.) 

Ein  67Jähr.  Kassenbote  erkrankte  im  Mai  1880  mit  den 
Erscheinmigen  des  Rheamatismns  acatus :  hohem  Fieber 
und  Anschwellang  Bämmtlicher  grossen  Gelenke  mit  ganz 
excessiver  Schmerzhaftigkeit  derselben  und  ihrer  Um- 
gebang.  Nach  Rfickgang  des  Fiebers  in  14  Tagen  Streck- 
lähmnng  am  linken  Vorderarm,  8  Tage  später  beim  ersten 
Gehversuch  erhebliche  Motilitatsstörang  im  rechten  Bein. 
Im  Juni:  links,  SadialispanUyse  Inclas.  M.  snpina- 
tor  br.,  exclus.  M.  tiioeps,  Schwache  der  MM.  biceps  und 
brach,  internus.  Geringe  Atrophie.  Ausgesprochene  Atro- 
phie der  kleinen  Handmnskeln  beiderseits,  besonders 
rechts.  Keine  Spur  von  Motilitatsstörnngen  In  den  hoch- 
gradig atrophischen  Muskeln  der  rechten,  nur  ganz  ge- 
ringe in  denen  der  linken  Hand.  An  den  Beinen  allge- 
meine gleichmSssige  Mnskelabmagerung,  am  stärksten  im 
rechten  Quadriceps,  im  Allgemeinen  gute  Motilität,  nur 
rechts  Peronäuslähmung.  Lebhafte  subjektive  Sensibili- 
tätsstörnngen  .*  Formikationen  und  Pelzigkeitsgefühl,  be- 
sonders in  den  Händen  und  Vorderarmen.  Anästhesie 
(Abstumpfung  des  Tast-  u.  Temperatursinnes)  am  Unken 
Arm,  etwa  entsprechend  den  gelähmten  Muskeln  und  auf 
der  Vorderfläche  des  rechten  Unterschenkels.  Leichte 
Steifigkeit  der  Mittelhand-  und  Fingergelenke,  geringe 
Schwellung  des  rechten  Fnssgelenkes.  Zwischen  Muse, 
brach,  int.  u.  Caput  ext.  tricipitis  ein  consistenter,  schnur- 
artiger,  äusserst  leicht  schmerzhafter  Strang :  der  stark 
geschwollene  N.  radialis.  Kniephänomen  rechts  schwach, 
links  fehlend.  Hautreflexe  normal.  Interessant  waren 
die  Verhältnisse  der  elektrischen  Erregbarkeit.  Bei  der 
ersten  Untersuchung:  farad.  Erregbarkeit  vom  Nerven 
aus  normal,  ausgen.  im  M.  radialis,  bei  direkter  Reizung 
erloschen  im  linken  Radialisgebiet,  vermindert  mit  träger, 
langgezogener  Gontraktion  im  rechten  Peronäusgebiet, 
bei  galvan.  Reizung  im  linken  Radialisgebiet  complete,  im 
rechten  Peronäusgebiet  die  Mittelform  der  Entartungs- 
reaktion. Acht  Wochen  später:  überall  complete  Ent- 
artungsreaktion. Allmälige  Besserung.  Ende  Oct.  1880 
konnte  Pat.  seine  Beschäftigung  wieder  aufnehmen. 

Ein  25Jähr. ,  kräftiger  Hausknecht  hatte  in  Folge 
einer  im  8.  Lebensjahre  erlittenen  Fraktur  des  Humer us 
eine  Difformität  des  rechten  Armes  erworben.  Im  20.  J. 
nach  strenger  Handarbeit,  von  , initialen  vasomotorischen 
Erscheinungen  eingeleitet**,  allmälig  zunehmende  Funk- 
tionsschwäche und  Abmagerung  des  rechten  Vorderarms 
und  der  rechten  Hand.  Parese  und  hochgradige  Atrophie 
der  MM.  interossei,  des  Hypothenar,  geringe  Abmagerung 
des  Vorderarms,  massige  Anästhesie  in  der  Ausbreitung 
des  N.  ulnaris.  Der  linke  N.  ulnaris  war  als  verdickter, 
plattrundlicher  Strang  zu  fühlen.  Mittelform  der  Ent- 
artungsreaktion und  auch  hier  die  eigenthümliche  träge 
Contraktionsweise  bei  faradischer  Reizung  des  Hypothe- 
nar,  sowohl  vom  Nerven  aus,  als  bei  direkter  Appli- 
kation. 

Zum  Schluss  bringt  Vf.  Mittheilungen  über  Ver- 
suche im  Cohnheim'schen  Institut,  betr.  die 
„Wandemeuritis.^  In  Uebereinstimmung  mit  Ro- 
senbach gelangte  er  durchweg  zu  völlig  negati- 
ven Resultaten  und  erklärt  den  Widerspruch,  in  den 
er  sich  dadurch  mit  den  Angaben  K 1  e  m  m  's  und 
Feinberg 's  setzt ,  durch  die  von  den  Genannten 
ausser  Acht  gelassene  Complikation  und  Trübung 
der  Verauche  durch  sekundäre  Wunderkrankung. 
Bei  streng  aseptischem  Verlauf  wird  nur  lokalisirte 


14 


m.     Palbologie,  Thenqpie  u.  mediciniBche  Kludk. 


vernarbende  Entzündung,  bei  eitriger  Neoritis  da- 
gegen adecendirende  Phlegmone  des  perineuritiBchen 
Bindegewebes  erzeugt,  welche  aaf  dem  von  Key 
nnd  Retzius  festgestellten  Wege  der  Continuität 
gegen  das  Gentralorgan  aufsteigt.        (M  ö  b  i  u  s.) 

469.  Ueber  Lähmung  der  Hände  und 
Fasse  in  Folge  von  Neuritis;  von  Dr.  Th. 
Grainger  Stewart.  (Edinb.  med.  Journ.XXVI. 
[Nr.  310.]  p.  866.  April  1881.) 

I.  Ein  52jähr.  Mann,  am  18.  Febr.  1880  anfgenom- 
men,  klagte  über  Schwäche,  Steifheit  nnd  Schmerzen  in 
Händen  und  Füssen  seit  6  Wochen.  Anfang  Deceraber 
1879  war  er  eine  Treppe  herunter  gefallen.  In  der  fol- 
genden Woche  nnbeständige  Schmerzen.  Etwa  14  Tage 
später  Gefühl  von  Prickeln  und  Taubheit  in  Händen  und 
Füssen  mit  Steifigkeit  und  Schwellung  der  Hand-  und 
Fnssgelenke,  bald  auch  heftigen  Schmerzen.  Alle  Sym- 
ptome hatten  aUmälig  zugenommen. 

Fat.  klagte  aber  schneidende  intermittirende  Schmer- 
zen in  Händen  und  Füssen,  Empfindlichkeit  bei  Druck 
daselbst,  besonders  auf  Hand-  und  Sohlenfläche  und  bei 
Bewegung,  Taubheitsgefühl ,  kein  Prickeln.  Betracht- 
liche Anästhesie  der  Hände,  geringe  der  Vorderarme  bis 
zum  Ellenbogen.  Verminderung  des  Tast-  und  Tempe- 
raturgefühls der  Fasse  mit  Verlangsamung  der  Schmerz- 
leitung. Lebhafter  Sohlen reflex  bei  stärkerem  Reiz.  Kein 
Kniephänomen.  Schwäche  der  Glieder  nnd  vollständige 
Lähmung  der  Finger  nnd  Zehen.  Verminderung  der  fara- 
dischen Erregbarkeit  „entsprechend  dem  Grade  der  Läh- 
mung"*. Die  Haut  der  Finger  war  glänzend,  die  Zehen 
schienen  etwas  gesehwollen  zu  sein.  Geringe  Atrophie 
der  betr.  Muskeln. 

Ord. :  Extr.  See.  cornuti  und  Faradisation.  Allmä- 
lige  Besserung.  Ende  Mai:  kein  Schmerz,  geringeres 
Taubheitsgefühl,  Aufbesserung  aller  Empflndungsquali- 
täten,  beträchtliche  Zunahme  der  Motilität  trotz  stärkerer 
Atrophie  und  noch  bestehender  Gelenksteiflgkeit.  Im 
Juli  war  die  Sensibilität  normal,  das  Kniephänomen  vor- 
handen, Pat.  konnte  stehen,  wenn  auch  nicht  gehen. 
Im  September  waren  Hautrefleze  und  Kniephänomen  eher 
gesteigert,  die  Bewegungen  bis  aaf  die  von  den  MM.  inter- 
OBsei  abhängenden  normal. 

II.  Ein  61Jähr.  Mann,  am  11.  Juni  1880  aufgenom- 
men, klagte  über  Schwäche  nnd  Taubheitsgefühl  in  Hän- 
den und  Füssen  und  Schmerz  im  Rücken.  Pat.  hatte 
zuerst  am  6.  Juni,  als  er  einige  Stunden  auf  dem  Sopha 
geschlafen  hatte,  das  Gefühl  von  Eingeschlafensein  in 
den  Füssen  empfinden.  Er  hatte  am  nächsten  Tage  noch 
trotz  beträchtlicher  Beschwerden  gearbeitet.  Am  8.  Tage 
war  diess  nicht  mehr  möglich  und  waren  auch  die  Hände 
erkrankt. 

Pat.  klagte  über  massigen  Schmerz  des  Rückens  bei 
jeder  Bewegung,  über  Gefühl  von  Kälte,  Formikation  und 
Taubheit  in  den  Füssen  und  Fingerspitzen.  Das  Tast- 
gefühl war  an  eben  diesen  Stellen  vermindert,  ebenso  das 
Temperatuiigefühl.  Schmerzgefühl  u.  Muskelgefühl  waren 
normal.  Rechte  Hand  und  rechter  Fuss  waren  schlechter 
als  die  linken.  Der  Sohlenreflex  fehlte  am  rechten  Fuss, 
war  am  linken  vermindert.  Kein  Kniephänomen.  Die 
Beweglichkeit  der  Zehen  war  aufgehoben,  die  der  Fuss- 
gelenke  vermindert,  die  der  Knie  und  Hüften  normal. 
Die  Bewegungoi  der  Hand  und  Finger,  besonders  rechts, 
waren  schwach  und  ungeschickt.  Pat.  konnte  nicht 
stehen,  nicht  gehen,  nicht  schreiben,  nur  mit  grosser 
Mühe  einen  Knopf  einknöpfen.  Die  Füsse  und  in  gewis- 
sem Ghrade  anoh  die  Hände  waren  ödematös.  Die  Mus- 
keln waren  schlaff  und  etwas  atrophisoh. 

Ord. :  Extr.  See.  eomuti.  Einige  Wochen  später 
klagte  Pat.  über  ein  Gürtelgefühl  rund  um  den  Bauch.  Im 
Juli  trat  Incontinentia  nrinae  auf.  Im  August  besserte 
sieh  der  Zustand  insofern,  als  dieBeweg^hkeit  der  Hände 


zunahm.  Im  September  wurde  die  Besseraag  eine  all- 
gemeine und  Ende  October  konnte  Pat.  wieder  eine  ziem- 
liche Strecke  weit  gehen. 

lU.  Ein  31jähr.  Mann,  am  8.  Nov.  1880  aufgenom- 
men, klagte  über  allgemeine  Schwäche,  Schmerz,  Steifig- 
keit und  Bewegungshinderung  der  Hände  nnd  Fasse,  Sek- 
störung.  Im  August  hatte  er  zuerst  die  Schwäche  der 
Füsse  bemerkt,  die  Objekte  tanzten  ihm  zeitweise  vor 
den  Aii{;en.  Im  September  trat  ein  prickelnder  Schmerz 
in  den  Füssen  auf,  der  sich  allmälig  steigerte.  Ende 
October  trat  ein  gleiches  Gefühl  in  den  Fingern  nnd  dann 
in  der  Hand  ein. 

Bei  der  Aufnahme  bestand  prickelnder  Schmerz  von 
den  Knieen  bis  zum  Fussrücken,  mit  Taubheitsgefühl  und 
ein  Gefühl  der  Kälte  in  den  Zehen  und  Fusssohlen.  An 
den  Händen  waren  die  Erscheinungen  weniger  ansgeprisfi 
Die  Tastempfindiiohkeit  war  von  den  Knieen  abwärts  iiai 
an  den  Händen  vermindert.  Die  Empfindung  war  ver- 
spätet und  Pat.  hatte  Schwierigkeiten  in  der  Lokalisation. 
Die  Empfindlichkeit  gegen  Hitze  und  Sehmerz  war  eben- 
falls vermindert,  die  Muskelsensibilität  schien  nur  an  den 
Fassen  gestört  zu  sein.  Das  Sehen  schien  normal  zu  seni, 
aber  Pat.  beklagte  sich  über  Tanzen  der  Objekte.  Der 
Sohlenreflex  fehlte,  ebenso  das  Kniephänomen.  Die  Mo- 
tilität der  Unterschenkel  und  Hände  war  stark  beeinträch- 
tigt. Die  Finger  standen  in  Semiflezion.  Die  elefctriselie 
Empfindlichkeit  und  Erregbarkeit  war  an  Händen  und 
Unterschenkeln  vermindert.  Jede  Bewegung  war  schmers- 
haft,  Pat.  war  schläfrig,  gedächtnissschwach,  nannte 
Jeden  Tag  Sonntag  n.  s.  w.  Am  4.  Dec.  starb  er  an 
Pneumonie. 

Die  gemeinsamen  Hauptsjmptome  in  dieseo 
3  Kranicengeschiohten  waren :  das  gleichzeitige  Be- 
stehen sensibler ,  motorischer  nnd  trophisoher  Stö- 
mngen,  die  Lokalisation  an  Händen  nnd  Fassen  mit 
grOsster  Intensität  an  den  vomCentmm  entfemtesten 
Punkten  nnd  mit  Affektion  bestinunter  Abschnitte 
der  Extremitäten,  nicht  bestimmter  Gebiete  einzelner 
Nerven.  Musste  schon  die  klinische  Betrachtang 
eine  Erkrankung  der  peripheren  Nerven  wahrschem- 
lich  machen ,  so  wurde  diese  Diagnose  sieher  darch 
die  Sektion  des  3.  Kranken. 

Die  Sektion  ergab  (Dr.  Hamilton):  Oedem 
der  Arachnoidea  auf  der  convexen  Himoberfläche. 
Leichte  Induration  der  Oblongata  in  der  Nachbar« 
Schaft  der  Oliven.  An  der  Halsanschwellnng  des 
Markes  und  weniger  an  der  LendenanBchwelloDg 
war  degenerirt  ein  Theil  der  Qoirschen  Stränge  and 
der  äusserste  Abschnitt  der  hintern  Seitenstränge. 
Die  NN.  medianns ,  nlnaris  nnd  tibialis  zeigten  be- 
trächtliche Veränderungen.  Bei  schwacher  Vergrde- 
serung  schienen  auf  dem  Querschnitt  einzelne  Bfindel 
gänzlich  fettig  degenerirt  zu  sein ,  andere  theil  weise 
und  einige  gar  nicht.  Im  Medianns  sah  man  kaum 
ein  intaktes  Bttndel.  Bei  stärkerer  VergrOssenog 
sah  man  den  Achsencylinder  theils  knotig  geschwol- 
len, theils  an  seiner  Stelle  eine  Reihe  hügliger,  homo- 
gener,  colloid  erschdnender  Körperohen.  Zahlreiche 
Kdmchenzellen.  An  einzelnen  Stellen  war  die  ner- 
vöse Substanz  ganz  geschwunden  nnd  sah  man  an 
ihrer  Stelle  nur  Bindegewebe.  Einzelne  Nerven  des 
PI.  brachialis,  die  NN.  ischiadici  schienen  ganz  ge- 
sund zu  sein. 

Die  im  Rückenmark  gefhndenen  VerindenDgeB 
betrachtet  Vf.  wegen  ihrer  GeringAtgigkeit  als  sekun- 
däre nnd  wegen  der  Lokaliaation  als  seknudir  auf' 


j 


ni.    Pathologie,  Therapie  u.  medicinisohe  Klinik. 


16 


BtdgeDde  DegeneratioD.  Da  für  dieselbe  sich  keine 
anderweite  Ui'sacbe  fand,  macht  sie  Vf.  von  der 
DegeDeration  der  periphereu  Nerven  abhängig,  dabei 
heiTorhebend,  dasseineContinuit^t  der  Läsion  durch- 
aos  DJclit  bestand  nnd  dieRückenmarkswurzeln  ganz 
D(HnDal  erschienen.  Die  Erkrankung  stellt  sich  dem- 
naeb  wesentlich  als  primäre ,  multiple  Neuritis  dar. 
Eine  primäre  Erkrankung  der  Muskeln  verwirft  Vf., 
weil  die  ersten  Symptome  sensible  waren.  [Auf- 
fälliger Weise  ist  über  den  Befund  an  den  Muskeln 
Diebts  Näheres  gesagt.]  Was  Ursache  der  Neuritis 
gewesen,  lässt  Vf.  unentschieden.  Eine  constitu- 
tioDelle  Ursache  wird  wahrscheinlich  wegen  der  gleich- 
idtigen  Erkrankung  beider  Extremitäten. 

Vf.  reiht  seine  Fälle  den  Beobachtungen  von 
Nearitis  an,  welche  von  Dum^nil  (Gaz.  hebd. 
1864  n.  1866),  Eich  hörst  (Virchow's  Arch. 
LXIX.  1877),  Eisenlohr  (Centr.-BL  f.  Nerven- 
heilk.  u.  s.  w.  1879),  Jeffrey  (Arch.  de  Physiol. 
VI.  p.  172.  1879)  und  Leyden  (Ztschr.  f.  klin. 
Med.  1880)  veröffentlicht  worden  sind. 

Der  Beginn  dieser  Art  von  Neuritis  ist  meist 
akot  and  von  mehr  odei^  weniger  Fieber  begleitet. 
Sensible  Reizerscheinungen  bestehen  von  vorn  herein: 
Schmerz,  häufiger  noch  Tanbheitsgefühl  u.  Prickeln 
in  den  erkrankten  Theilen.  Ihnen  schliesst  sich  An- 
isthesie  an :  Vergrösserung  der  Tastkreise^  Verlang- 
umnng  der  Leitung  und  häufig  Hyperalgesie.  Diese 
sensiblen  Störungen  beginnen  entweder  zugleich  in 
FoBgem  und  Zehen  oder  erst  in  den  einen  und  dann 
Id  den  andern.  Bald  kommen  auch  motorische  Stö- 
nngen  dazu ,  zuerst  reine  Parese ,  welche  von  den 
Endgliedern  nach  oben  steigt,  gruppenweise  die 
Miukeln  ergreifend.  Selten  und  gewöhnlich  erst  in 
spfttem  Stadien  werden  Miktion  und  Defäkation  ge- 
stört. Die  Hautreflexe  sind  entsprechend  der  An- 
iflthesie  vermindert,  oft  fehlend,  zuweilen  nur  bei 
lachten  Reizen  fehlend,  bei  starkem  lebhafter  als  im 
gesunden  Znstande.  Am  ehesten  leidet  natflrlich 
der  Plantarreflex.  Das  Kniephänomen  verschwindet 
tthon  sehr  früh.  Die  Motilität  einiger  Muskeln  ist 
gewöhnlich  ganz  erloschen,  die  anderer  nur  vermin- 
dert. Nach  einer  Woche  sind  vielleicht  nur  die 
Bewegungen  in  den  Fingergelenken  verloren,  nach 
2  auch  die  in  Hand-  nnd  Fussgelenk ,  noch  später 
können  Vorderarm  und  Unterschenkel  ganz  gelähmt 
werden.  Untersuchungen  Aber  den  Eintritt  der  Ent- 
artnngsreaktion  anzustellen ,  hat  Vf.  keine  Qelegen- 
lieit  gehabt.  Ziemlich  rasch  pflegt  Atrophie  der  ge- 
lernten Muskeln  einzutret^.  Die  Haut  wird  oft 
bankhaft  verändert ,  wird  congestionirt  oder  bläu- 
lich and  glänzend,  besonders  an  den  Fingern.  Zu- 
wdlen  tritt  leichtes  Oedem  auf.  Andei*weite  Störun- 
gen pflegen  in  der  Regel  nicht  zu  bestehen.  Nach 
einigen  Wochen  oder  Monaten  hat  der  Process  seine 
Höhe  erreicht ,  nach  einer  Periode  des  Stillstandes 
li^innt  dann  allmäiig  die  Besserung.  Die  Erank- 
kitsdauer  kann  2 — 6  oder  mehr  Monate  sein.  Re- 
zidive icheinen  nicht  selten  zu  sein«  Auch  kann 
vämcfaeinUc^  die  Krankfadt  swh  auf  das  Mark  fort- 


setzen u.  zur  Myelitis  werden.  Während  die  Mehrzahl 
der  Fälle  mit  Heilung  endet,  kommt  doch  auch 
dauernde  Lähmung  und  Atrophie  vor  und  kann  der 
Tod ,  ausser  durch  Gomptikationen ,  durch  Erkran- 
kung lebenswichtiger  Nerven  herbeigeführt  werden. 
Vf.  ist  der  Ansicht,  dass  die  allgemeine  Neuritis 
häufiger  sei,  als  man  gewöhnlich  annimmt,  und  nicht 
selten  mit  spinaler  Congestion,  leichter  Myelitis 
n.  s.  w.  verwechselt  werde.  Vf.  bespricht  ferner 
die  Diiferentialdiagnose  zwischen  der  hier  beschrie- 
benen peripheren  Lähmung  und  der  L  a  n  d  r  y  'sehen 
Paralyse,  der  akuten  und  subaknten  Spinallähmung, 
der  akuten  ti'ansversalen  Myelitis  und  der  diphtheri- 
tischen  Lähmung,  bei  welcher  sich  ganz  ähnliche 
Veränderungen  finden  können ,  und  ist  der  Ansicht, 
dass  im  Laufe  der  Tabes  auch  Neuritiden  peripherer 
Nerven  vorkommen  mögen ,  wie  diess  von  den  sen- 
sorisehen  Nerven  schon  bekannt  ist.  Bezüglich  der 
Behandlung  glaubt  er  nicht  viel  Bestimmtes  sagen 
zu  können.  Ergotin  hält  er  im  Anfang ,  Strychnin 
in  spätem  Stadien  für  nützlich.  Gegen  die  Schmer- 
zen ist  Chinin,  Salicylsäure,  Morphium  zu  empfehlen. 
Während  des  Ansteigens  der  Krankheit  muss  Pat. 
ruhen,  die  Reconvalescenz  kann  durch  Friktionen, 
Elektricität ,  passive  nnd  aktive  Bewegungen  be- 
schleunigt werden. 

Aus  der  an  die  Verlesung  von  Vfs.  Aufsatz 
sich  anschliessenden  Debatte^)  heben  wir  hervor, 
dass  Dr.  Hamilton  erklärte,  in  dem  betr.  Falle 
sei  offenbar  der  Achsencylinder  primär  erkrankt 
gewesen.  Die  Umwandlung  desselben  in  spindel- 
förmige Gebilde  und  sein  Zerfall  zu  coUoiden  Körper- 
chen sei  das  Wesentliche.  Die  Veränderungen  am 
Bindegewebe  seien  sekundärer  Natur.  Daher  „ähnele 
der  vorliegende  neuritisehe  Process  der  grauen  In- 
duration bei  Tabes,  nicht  der  sekundären  Degenera- 
tion''. Die  Veränderungen  des  Rfickenmarks  seien 
leichtester  Natur  (geringer  Unterschied  der  Transpa- 
renz von  der  Umgebung)  gewesen  und  hätten  sich 
auf  die  GoH'schen  Stränge  und  Kleinhimbahnen  be- 
schränkt. 

Vf.  erklärte  auf  Byrom  Bram  welTs  Frage, 
wie  er  die  spinale  Läsion  für  eine  Folge  der  peri- 
pheren Neuritis  halten  könne :  1)  die  spinale  Läsion 
habe  sich  da  gefunden ,  wo  aufsteigende  sekundäre 
Degeneration  vorkomme ,  2)  es  seien  2  Herde  der 
sekundären  Degeneration  dagewesen,  3)  es  fand  sich 
keine  Veränderung  im  Rttckenmarke,  welche  die 
Degeneration  hätte  erklären  können,  4)  der  Sitz  der 
spinalen  Läsion  entsprach  der  Einmttndungsstelle  der 
erkrankten  Nerven  in  das  Mark.  Der  Fall  scheine 
eben  fSr  sich  zu  beweisen ,  dass  auch  periphere  Lä- 
sionen sekundäre  Degenerati*on  des  Markes  bewirken 
könne.  (M  ö  b  1  u  s.) 

470.  Bigenfhümliche  Erkrankung  des  Sym- 
pathions,  der  Nebennieren  und  der  per^heri- 
Bohen  Nerven  ohne  Bronsehaut ;  von  Dr.  Fe* 


>)  1.  0.  p.  929, 


16 


III.     Pathologie,  Therapie  a.  mediciniflche  Kliiuk. 


iix   Marchand   in   Breslau.     (Virchow's    Arch. 
LXXXI.  3.  p.  477.  1880.) 

Der  37J&hr.  Kr.,  Potator,  wahrscheinlich  seit  länge- 
rer Zeit  tuberkulös,  bekam  seit  Juni  1876  ganz  allmälig 
eine  Lähmung  der  rechten  Eörperhälfte,  zunächst  im 
Bein,  seit  Anfang  1877  im  Arm,  später  auch  im  Qebiet 
des  rechten  Facialis.  Unter  der  Behandlung  des  Dr. 
Seeligmüller  in  Halle  seit  Febr.  1877  ging  die  Läh- 
mung des  Beines  zurück,  steigerte  sich  aber  die  des  rech- 
ten Armes  unter  heftigen  Schmerzen  in  der  Schulter  und 
der  Brust ;  dazu  gesellte  sich  Anästhesie  in  der  Schulter 
und  der  Brust.  Allmälig  traten  auch  Schmerzen  in  der 
linken  Schulter  u.  dem  ganzen  linken  Beine  auf,  woselbst 
sie  nach  Dehnung  des  linken  N.ischiadicus  vorübergehend 
sich  auf  den  Fuss  beschränkten.  Die  faradische  und 
galvanische  Erregbarkeit  der  gelähmten  Muskeln  war  be- 
deutend vermindert,  selbst  aufgehoben.  Der  Tod  er- 
folgte etwa  13  Mon.  nach  Beginn  des  nervösen  Leidens. 

Die  Sektion  ergab  ausser  einer  ziemlich   be- 
schränkten chronischen  Taberknlose  beider  Langen 
eine   sehr  ausgedehnte   Erkrankung    des   Nerven- 
systemSy  besonders  desN.sympath.  im  rechten  obem 
Halsganglion  und  im  Plexus  coeliacus ,   sowie  der 
peripherischen  Nerven,   am  stärksten  im  Bereiche 
des  Plexus  brachialis  dexter  und  des  linken  Nerv, 
ischiad. ;  die  Centralorgane  waren  unbetheiligt,  beide 
Nebennieren  in  umfangreiche  Geschwülste  verwan- 
delt.    Ihrem  Wesen  nach  mosste  die  Krankheit  als 
eine  chron.  Neuritis  betrachtet  werden,  welche  ihren 
Ausgangspunkt  höchst  wahrscheinlich  von  der  Ver- 
bindungsstelle desSympathicusmit  den  Spinalnerven, 
als  der  am  meisten  erkrankten  Stelle,  genommen, 
und  welche  sich  von  dem  ausserhalb  der  Dura  ge- 
legenen Theile,  bes.  des  rechten  Plexus  brachialis  und 
des  linken  N.  ischiadicus  in  peripherischer  Richtung, 
dagegen  fast  gar  nicht  nach  dem  Rückenmark  zu 
fortgepflanzt  hatte.  Diese  Affektion  hatte  sich  nach- 
weisbar primär  innerhalb  der  einzelnen  Nervenbün- 
del verbrdtet  und  war  erst  sel^undär  auf  das  peri- 
fascikulare  Bindegewebe   fortgeschritten.     An  den 
Nervenbündeln  war  ausser  der  Scheide,  das  intra- 
fascikulare  Bindegewebe,  und  in  sehr  hohem  Maasse 
die  Nervenfaser  selbst  erkrankt.     Die  entzündliche 
Zelleninfiltration  war  in  der  Umgebung  der  meist 
stark  gefällten  Gefilsse  am  dichtesten  und  hatte  stel- 
lenweise die  Nervensubstanz  gänzlich  verdrängt ;  es 
zeigten  sich  alle  Stadien  der  Degeneration  der  Mark- 
scheiden und  Schwund  der  Achsencylinder,  stellen- 
weise aber  auch  Andeutungen  von  Regeneration. 

Die  Nebennieren  zeigten  weder  eine  charakte- 
ristische Knötchenbildung,  noch  eine  Spur  von  Ver- 
käsung ,  so  dass  an  eine  tuberkulöse  Affektion  der- 
selben nicht  gedacht  werden  konnte ;  doch  war  auch 
keine  einfache  Hyperplasie  der  Marksubstanz  vor- 
handen. Vielmehr  bestand  die  ganze  Gewebsmasse 
aus  einem  engmaschigen  Bindegewebsgerüste  mit 
massenhaften  eingelagerten  Zellen  von  indifferenten 
Formen,  welche  einerseits  den  normalen  Markzellen, 
andererseits  aber  auch  den  lymphoiden  Zellen  ähn- 
lich waren.  Es  bestand  somit  eine  Art  Neubildung, 
welche  vom  ursprünglichen  Mark  auf  die  Rinden- 
Bubstanz  und  das  umgebende  Bindegewebe  überge- 
gangen war,    und  einem  derben  Lymphosarkom 


ähnelte,  aber  dem  Wesen  nach  sich  als  die  Folge 
einer  chron.  Entzündung  darstellte.  . 

Dieser  FaU  stimmt  in  vieler  Beziehung  mit  der 
Beobachtung  von  Hertz  (Virchow's  Arch.  XLIX. 
p.  1.  1870)  überein.  Auch  dort  war  keine  Tuber- 
kulose der  Nebennieren,  sondern  chron.  Entzündung 
derselben  vorhanden,  auch  dort  bestand  eine  erheb- 
liche Affektion  des  Plexus  solaris ;  auch  dort  fehlte 
der  der  Addison'schen  Krankheit  eigenthümliche 
kacheküsche  Zustand,  die  chron.  Verdauungsstörung, 
sowie  jede  Spur  einer  abnormen  Pigmentirung.  Auch 
ist  gleichzeitige  Erkrankung  der  Nebennieren  and 
des  Plexus  solaris  so  oft  beobachtet  worden ,  dass 
ein  inniger  Zusammenhang  des  Sympathicus  mit  den 
Nebennieren  nicht  geleugnet  werden  kann.  Doch  ist 
Mar  eh.  geneigt,  nicht  die  Nebennierenerkranknng 
als  das  Primäre  aufzufassen ,  wogegen  die  Erkran- 
kung des  Sympathicus  an  soweit  auseinander  liegen- 
den Stellen  (am  Halse  u.  am  Plexus  solaris)  spricht, 
sondern  die  schwere  Alteration  der  sympathischen 
Ganglien  als  Ursache  der  Nebennierenerkranknng 
zu  betrachten. 

Die  Muskeln  waren  im  Bereiche  der  veränder- 
ten Nerven  im  höchsten  Grade  atrophirt.  Diese 
Atrophie  war,  da  sie  erst  im  Gefolge  der  Schmerzen 
aufgetreten  war,  ohne  Zweifel  von  der  Nervenerkran- 
kung abhängig  und  wird  von  Mar  eh.  lediglich  als 
Folge  der  Inaktivität  aufgefasst. 

Als  gemeinsame  Ursache  der  multiplen  Affektion 
der  peripherischen  Nerven  und  der  Veränderung  in 
den  Nebennieren  betrachtet  Mar  eh.  die  in  dem 
Sympathicus  gefundene,  gleichfalls  als  chron.  Ent- 
zündung zu  deutende  Veränderung,  und  bringt  diese 
wieder  mit  dem  nachgewiesenen  Grundleiden  der 
Tuberkulose  in  wahrscheinliche  Beziehung.  Wirk- 
liche Tuberkulose  des  Sympathicus  ist  allerdings  erst 
einmal  von  Colomiatti  mit  Sicherheit  nachgewie- 
sen und  einmal  von  Giovanni  mit  Wahrschein- 
lichkeit angenommen  worden.     (H.  Meissner.) 

471.  NeaereMittheiluiigenüberlaeukämie; 
zusammengestellt  von  Dr.  Hermann  Meissner 
zu  Leipzig.    (Schluss;  vgl.  Jahrbb.  CXCI.  p.  251.) 

Akute  diphtheritische  Leukämie  hatte  Boo- 
chut  schon  1868  beobachtet.  Durch  weitere,  in 
Verbindung  mit  Dr.  Dubrisay  in  177  Fällen  vor- 
genommene Zählungen  ist  B.  (Gaz.  des  Hdp.  20. 
1879)  zu  dem  Schlüsse  gelangt,  dass  bei  der  schwe- 
ren septikämischen  Diphtheritis  stets  eine  aknte 
Leukämie  auftritt,  welche  mit  der  Verschlimmemng 
des  Uebels  zunimmt  und  welche  mit  eintretender 
Genesung  wieder  abnimmt,  dass  dagegen  bei  der 
leichtem  Diphtheritis  ohne  Septikämie  keine  Leuk- 
ämie sich  entwickelt  und  die  Kinder  immer  genesen. 

In  den  ersten  Untersuchungen  fanden  B.  nnd 
D.  in  12  Analysen  5—10000,  in  81  andern  10— 
100000  weisse  Blutkörperchen  auf  1  Cnb.-HBitr. 
Blut,  im  mttel  26824,  d.  h.  3mal  so  viel  als  im 
normalen  Zustande.  C  uff  er  fand  bei  den  Control- 
ontersuehungen,  welche  er  bei  13  Kranken  anstoB^ 


ni.    Pathologie,  Therapie  a.  medicinische  Klinik. 


17 


(je  1,  nnr  Imal  2  BlutzählaDgen),  ein  weniger  anf- 
ftUiges  Resoltat ,  indem  er  weder  die  leichten  Fälle 
TOD  Diphtheritis  ausschloss ,  noch  auch  die  Krank- 
beitsperiode  berflcksichtigte ;  immerhin  fand  auch  er 
in  6  F.  eine  beträchtliche  Vermehrung  der  weissen 
BlotkOiperchen,  von  15S70  bis  za  32218. 

Zwei  Beispiele  mögen  znr  Erläatenmg  dienen. 

Bei  einem  4jähr.  Kinde ,  welches  an  septikSmisober 
Diphtheritis  mit  Cronp  litt,  operiit  wurde  und  am  4.  Tage 
stirb,  fanden  sich  am  1.  T.  (vor  der  Operation)  4800S76 
rolhe  n.  23631  weisse,  am  2.  T.  (nach  derselben)  4110126 
rothe  and  31376  weisse,  am  3.  Tage  6490626  rothe  and 
S4612  weisse,  am  4.  Tage  (Tod)  6020000  rothe  n.  84712 
weisse  Blntkörperchen. 

Bei  einem   lljähr.  Mädchen  mit  Diphtheritis  der 

:  Mudeb  ergab  die  1.  Zählung  6490626  rothe  and  47062 

I  weiBse,  die  Zählang  am  folgenden  Tage  6333760  rothe  n. 

{ 15687  weisse,  am  3.  Tage  6239626  rothe  u.  18826  weisse, 

im  4.  Tage  4803126  rothe  and  31375  weisse,  am  6.  Tage 

I  &i26000  rothe  and  16076  weisse,  am  Tage  der  Entlassung 

iber,  1  Woche  später,  6176760  rothe  u.  nnr  6026  weisse 

BfaitkSrperehen,  also  wieder  normale  Verhältnisse. 

[So  interessant  diese  Beobachtungen  sind,  so  dürften 
sie  doch  wohl  kaum  znr  Diagnose  einer  wirklichen  Leuk- 
toie  berechtigen.] 

Diffuse  leuiämtsehe  Infiltration  der  Nieren  ist 
Bieh  Dr.  H.  Stilling  (Virchow's  Arch.  LXXX.  3. 
p.  475.  1880)  äusserst  selten  beobachtet  worden, 
wogten  mehr  oder  weniger  umschriebene  Infiltra- 
tioBen  oder  leukämische  Tumoren  in  denselben  häu- 
figer vorkommen.  Nur  P  o  n  f  i  c  k  (Virchow*s  Arch. 
LYI.)  erwähnt  einmal  eine  kleinzellige  Infiltration 
in  den  interstitiellen  Geweben  der  Rinde  und  in  den 
OlomeniliSy  und  Olli  vier  und  Ranvier  beobach- 
teten eine  ausgedehnte  Durchsprengung  des  inter- 
stitiellen Gewebes  mit  weissen  Blutkörperchen  mit 
inchgradiger  Erweiterung  derCapillaren  durch  dicht- 
gedrängte farblose  Zellen  und  zahlreichen  Hämor- 
Aigien  derselben  in  das  Parenchym  der  Nieren; 
gleichzeitig  bestand  fettige  Degeneration  des  Epi- 
thels der  Hamkanälchen  und  fanden  sich  colloide 
Cylinder.  Es  bietet  daher  folgender  Fall  beson- 
deres Interesse  dar. 

Die  Sektion  eines  18  Mon.  alten  Kindes,  welches  aus 
emerphthisisohen  Familie  stammte,  bei  Lebzeiten  ausser- 
oiüentlich  bUu»,  wachsgelb  ausgesehen  hatte  und  bei  dea 
geriogsten  Verletzungen  Blutungen  in  die  subcutanen  Ge- 
webe bekommen  hatte ,  ergab  zahlreiche  subcutane  £k- 
chynKMen,  IHsche  blutige  Beläge  auf  der  Innenfläche  der 
I^mater,  Schwellung  sämmtlioher  subcutanen  Lymph- 
^füen,  der  Bronchial-,  Mesenterialdrfisen  und  Darmfel- 
le], ohne  spedflsche  Einlagerungen.  In  den  Lungen 
w  man  leichtes  Oedem  und  bronchopnenmonische  Herde 
obne  Taberkel ;  im  Herzen  brfichlge  grauröthliche  Blut- 
g^ioBsel  und  geringe  Mengen  hellrothen  flfissigen  Blutes. 
I  ^e  MOi  war  TeigrSssert ,  mit  undeutlichen  Follikeln ; 
^  Leber  gross,  ziemlich  schwer,  stellenweise  mit  weiss- 
ndieii  Zfigen  im  Verlaufe  der  Pfortaderyerästelnngen, 
^dmit  miliaren  weissen  Herdehen  im  Gewebe.  Beide 
21^  erschienen  gleichmässig  stark  vergrössert,  fast 
*w  bei  ehiem  Erwachsenen,  112  und  108  Grmm.  schwer, 
jMer  bUsB  grangelblichen  Oberfläche  durch  zahlreiche 
l^^ns  Ekchymosen  marmorirt ,  ohne  Herdbildungen  oder 
^^^.  In  den  untersuchten  Knochen  bestanden  keine 
"ctindenmgen. 

IKe  merenvergrOsserung  war  durch  eine  dichte 
^>^tion  des  interstitiellen  Gewebes  mit  farblosen 
^  Jahrbb.  Bd.  192.  Hit.  1. 


Blntkörperchen  bedingt;  hauptsächlich  war  die  Rinde 
betheiligt ,  weniger  das  Mark ,  die  Spitze  der  Pyra- 
miden fast  ganz  frei ;  die  Hamkanälchen  mit  ihrem 
Epithel ,  die  Glomeruli  und  das  Stroma  erschienen 
vollkommen  normal;  die  Gefässe  nicht  erweitert, 
aber  mit  zahlreichen  farblosen  Blutkörperchen  erfflUt. 
Die  charakteristische  Anordnung  der  absondernden 
Kanälchen  und  Gefässe  war  durch  diese  Einlageiung 
in  das  Stroma  nicht  verändert,  die  eigentliche  Nieren- 
substanz nirgends  verdrängt ;  es  schien  demnach  an 
Stelle  der  geringfügigen  Zwischensubstanz  zwischen 
Hamkanälchen  und  Gefässen  ein  breites,  der  adenoi- 
den Substanz  ähnliches  Zwischengewebe  getreten  zu 
sein. 

Sämmtliche  Veränderungen  waren  entschieden 
leukämischer,  nicht  entztlndlicher  Natur.  Es  fehlten 
hier  die  von  Ollivier  u.  Ranvier  geschilderten 
regressiven  Veränderangen  des  eigentlichen  Nieren- 
gewebes, welche  jedoch  auch  bei  0.  u.  R.  nicht  auf  eine 
Entzündung,  sondern  auf  ein  längeres  Bestehen  der 
Infiltration  sich  zurückführen  Hessen ;  es  fehlten  die 
Veränderungen  des  Epithels  der  Hamkanälchen, 
Cylinder  und  sonstige  pathologische  Produkte ;  nir- 
gends war  eine  abscessähnliche  Veränderung  mit  Ein- 
schmelzung  des  Gewebes  nachweisbar.  Für  die 
leukämische  Natur  des  Leidens  sprachen  namentlich 
die  eigenthttmliche  Beschaffenheit  der  in  der  Leiche 
gefundenen  Blutgerinnsel,  welche  durch  eine  ausser- 
ordentliche Vermehrung  der  farblosen  Blutkörperchen 
bedingt  war;  ferner  die  Schwellungen  der  Milz, 
Lymphdrüsen  und  lymphatischen  Follikel,  von  denen 
das  erstere  Organ  gleichzeitig  stark  verfettet  war 
und  eigenthümliche  grosse  Zellen  mit  dunkelkömigem 
Protoplasma  (ähnlich  der  Typhusmilz)  enthielt.  End- 
lich sprach  dafür  der  Umstand ,  dass  die  Leber  der 
Sitz  einer  analogen  Erkrankung  war.  Das  die  Pfort- 
aderverästelungen begleitende  Bindegewebe  wai*  in 
ähnlicher  Weise  wie  das  Nierenstroma  von  Rand- 
zellen  durchsetzt  u.  die  Capillaren  enthielten  gleich- 
falls zahlreiche  farblose  Blutkörperchen.  Doch  unter- 
schied sich  die  Leberaffektion  durch  das  Daneben- 
bestehen von  kleinen  Lymphomen  und  durch  die 
Zerstörang  des  eigentlichen  Lebergewebes,  indem 
die  lymphoiden  Zellen  an  manchen  Orten  in  die  peri- 
pherischen Theile  der  Acini  eindrangen ,  Theile  von 
Leberzellenbalken  abschnüiien  u.  atrophische  Zellen- 
reihen hervorbrachten. 

Nach  alledem  nimmt  S  t.  hier  eine  etwas  eigen- 
thümliche Erscheinungsform  der  Leukämie  an,  glaubt 
jedoch  trotz  der  so  stark  hervortretenden  Nieren - 
affektion  nicht  in  dieser  die  eigentliche  Ursache  der 
Blutveränderong  suchen  zu  dürfen ,  eben  so  wenig 
wie  bei  der  myelogenen  Leukämie  das  vorwiegend 
betroffene  Organ  der  Ausgangspunkt  des  Leidens  zu 
sein  braucht. 

Einen  Fall  von  multiplen  leukämischen  Neubil- 
dungen im  Oehirn  und  in  der  Retina ,  mit  den  kli- 
nischen Erscheinungen  eines  Hirntumor  bekam  Dr. 
Carl  Fried län der  in  Berlin  (Virchow's  Arch. 

3 


18 


III.     Pathologie,  Therapie  n.  medidniBche  Elinik. 


LXXVm.  2.  p.  362. 1879)  im  Sept.  1878  als  Assi- 
Stent  am  patholog.  Institut  za  Strassburg  zur  Sek- 
tion. 

Der  SOjfihr.  Er.  hatte  seit  iVs  J-  an  zunehmendem 
Kopfschmerz,  Taubheit  auf  dem  rechten  Ohre ,  Unsicher- 
heit des  Ganges ,  seit  6  Wochen  auch  an  Schwerhörigkeit 
links ,  später  an  Sehstörung  beider  Augen  f^eWüen.  Die 
Untersuchung  ergab  sehr  starke  Milzschwellung  u.  hoch- 
gradige Blässe.  In  der  folgenden  Nacht  bekam  der  Kr. 
plötzlich  einen  heftigen  Krampfanfall  mit  Bewusstlosigkeit 
und  starb  nach  V2  Stunde  im  Koma.  Die  Sektion  ergab : 
Leukämie,  kolossalen  Milztumor,  nur  geringe  Lymph- 
drüsenschwellnngen,  diffuse  leukämische  Neubildungen  in 
der  Leber  und  im  Knochenmark ;  multiple  leukämische 
Knötchen  im  Gehirn  und  in  derBetina;  Volumenzunahme 
des  Gehirns,  Resorption slacunen  der  Tabula  vitrea  des 
Schädeldachs ,  frische  Hämorrhagie  des  linken  Corpus 
striatum. 

Das  Blut  war  auffallend  dicklich,  hellbraunroth,  ähn- 
lich wie  Milchchokolade ,  zeigte  unter  dem  Mikroskop 
mindestens  eben  so  viele  weisse  wie  rothe  Blutkörperchen, 
sowie  zahlreiche  Charcot-Neumann^Bfühe  Krystalle. 

Als  Ui-sache  des  plötzlichen  Todes  hatte  die 
Sektion  eine  Hirnhämorrhagie  ergeben,  welche  ihrer- 
seits wieder  durch  die  leukämische  Dyskrasie  bedingt 
war ;  als  Ursache  der  im  Leben  beobachteten ,  auf 
einen  Hirntumor  deutenden  Erscheinungen  ergab  sie 
dagegen  lediglich  eine  diffuse  Volumenvermehmng 
des  Gehirns.  Dasselbe  war  entschieden  schwerer 
als  normal  und  die  grosse  Spannung  der  Dura ,  die 
Abplattung  der  Oyri  und  die  Resorptionslacunen  der 
Schädelkapsel  bewiesen,  dass  diese  Volumenvermeh- 
rung eine  erworbene  war.  Dieselbe  war  nach  der 
mikroskopischen  Unterauchung  durch  Einlagerung 
kleinster,  mit  blossem  Auge  nicht  erkennbarer  Knöt- 
chen bedingt ,  die  sich  ganz  wie  leukämische  Neu- 
bildungen verhielten.  Auch  die  mit  blossem  Auge 
sichtbaren  weissen  Fleckchen  auf  der  Retina  ergaben 
sich  als  kleine  leukämische  Neubildungen,  als  Zellen- 
anhäufungen, welche  bei  geringer  Ausdehnung  in 
der  innem  Eörnerschicht  der  Retina  gelegen  waren, 
aber,  wenn  sie  grösser  wurden,  als  1 — 1.2  Mmtr. 
grosse  Knötchen  flber  die  innere  und  äussere  Ober- 
fläche der  Retina  hervorragten. 

Dr.  G.  Heuck  in  Heidelberg  (Virchow's  Arch. 

LXXVm.  3.  p.  475. 1879)  beobachtete  2  Fälle  von 

Leukämie  mit  eigenthümlichem  Blut',  resp.Knocken" 

befund. 

1)  Eine  46jähr.  Näherin ,  welche  in  ihrem  18.  Jahre 
3  Wochen  lang  an  VVechselfieber  gelitten  hatte,  erkrankte, 
nachdem  sie  im  April  1877  schwanger  geworden ,  mit  mi- 
regelmässigem  Fieber,  bekam  zunehmende  Schwäche, 
Abmagerung,  Blässe,  Athem-  und  Herzbeschwerden, 
Schwellung  derFüsse.  Nach  ihrer  vorzeitigen  Entbindung 
im  8.  Schwangerschaftsmonate  bekam  sie  eine  mehrere 
Standen  dauernde  heftige  Metrorrhagie  und  bemerkte  in 
der  linken  Bauchseite  einen  grossen  festen  Tumor.  Bei 
der  Aufnahme  in  die  Elinik ,  16  T.  später ,  erschien  die 
Milz  enorm  vergrossert,  32  Ctmtr.  lang,  19  Ctmtr.  breit, 
die  Leberdämpfang  gleichfalls  vergrössert ,  mit  der  Milz* 
dämpfung  zusammenstossend ;  Lymphdrusenschwellungen 
nirgends  vorhanden;  das  untere  Ende  des  Stemnm  bei 
leichtem  Klopfen  ziemlich  schmerzhaft ,  das  übrige  Ster- 
nnm,  die  Rippen ,  Ciavikeln  u.  s.  w.  unempfindlich.  Die 
Untersuchung  des  Blutes  ergab  beträchtlich  vermehrte 
weisse  Blutkörperchen,  daneben  massig  viele  agglomerirte, 
kleine ,  blasse  Kömchen  {Schultzens  Kömchenbildungen) ; 


die  rothen  Blutkörperchen  meist  normal ,  biconcav ,  ohn« 
Kern ,  einzelne  geschwänzt  oder  in  feine  Spitzen  aosge* 
zogen  (Poikilocyten).  Der  Harn  zeigte  massenhifte  Unt- 
ansscheidungen  und  ziemlich  viele  HamBänrekrystaUe, 
kein  Eiwelss ;  profuse  Schweisse,  heftiges  Fieber  (Temp. 
früh  38.6—39.6 ,  Abends  39.2—40.20  C. ,  Puls  180- 
138),  rasche  Abnahme  der  Kräfte.  Nach  dem  Gebranok 
von  salioyls.  Natron  Hess  das  Fieber  sofort  nach;  der 
Harn  wurde  klarer,  die  Milz  verkleinerte  sich  entschieden, 
die  Kr.  fühlte  sich  kräftiger  und  sah  besser  ans;  gleich- 
zeitig  zeigte  das  Blut  enorm  viele  kleine,  kernlose,  kugel- 
förmige Körperchen  vom  halben  Durchmesser  der  rothen 
Blutzellen,  sog.Mikrocyten,  femer  ziemlich  viele  Poikilo- 
cyten und  blasse  Kömchenbildungen ,  sowie  anscheinend 
verminderte  weisse  Blutkörperchen.  Die  Milz  hatte, 
nachdem  das  salicyls.  Natron  wegen  Ohrensansen  und 
Nausea  nach  8  Tagen  ausgesetzt  worden  war,  eine  LSoige 
von  23  und  eine  Breite  von  13  Ctmtr.,  war  also  in  beiden 
Durchmessern  um  9  und  6  Ctmtr.  kleiner  geworden« 
Später  trat  wieder  Verschlimmerung  ein  trotz  öttßn  wie- 
derholter Salicylsänre ,  die  Mikrocyten  nahmen  ab,  die 
Milz  schwoll  wieder  an ,  die  weissen  Blutkörperchen  stan- 
den 2  Mon.  später  zu  den  rothen  in  dem  VerhältniBs  wie 
1:6,  3  Mon.  später  wie  1 : 3 ;  Decubitus  stellte  sich  ein 
und  der  Tod  schien  nahe  bevorzastehen ,  als  im  4.  Mon. 
wieder  Besserang  eintrat.  Trotzdem  nahm  die  Mili* 
Schwellung  nicht  wieder  ab,  das  Verhältnlss  der  Blnt»- 
körperchen  blieb  wie  ]  :  2  bis  4  und  deshalb  wurde  6  Mon.; 
später  die  34  Ctmtr.  lange,  19  Ctmtr.  breite,  9  Ctmtr.: 
dicke,  3886  Grmm.  schwere  Milz  exstirpirt ,  wonofdie 
Kr.  nach  wenigen  Stunden  unter  CoUapsus  znGmndeghv* 
Die  Sektion  ergab  ausgedehnte  Blutungen  in  die  Bnoek- 
höhle,  lienale  und  myelogene  Leukämie;  im  Uebrigen 
bot  der  Sektionsbefund  nichts  besonders  Auffälliges. 

Bezüglich  der  Frage ,  ob  hier  die  lienale  oder 
die  myelogene  Form  die  primäre  war^  entscheidet 
sich  H.  far  die  erstere  QenesO;  weil  die  Kranke  ror 
27  Jahren  3  Wochen  lang  an  Wechselfieber  gelitten 
habe  [?].  Bemerkens werth  war  aber  besonders  das 
so  plötzliche  massenhafte  Auftreten  von  Mihoeytm 
im  Blute. 

Vanlair  u.  Masins,  welche  die  Mikrocytei 
zuerst  entdeckten,  sowie  Quincke,  betrachten  die- 
selben als  alternde,  dem  Untergänge  nahe  Fonnen 
der  rothen  Blutkörperchen;  Henck  dagegen  hSit 
sie,  in  Uebereinstimmung  mit  Hayem,  Eich- 
horst and  Eisenlohr  fbr  jagendliche ,  nnv^i- 
kommen  entwickelte,  rothe  Blutkörperchen;  dafür 
spricht  im  vorliegenden  Falle  besonders  das  plötz- 
liche Auftreten  derselben  nach  der  Darreichung  der 
Salicylsänre,  anter  gleichzeitiger  Besaemng  des  All- 
gemeinbefindens und  des  Emähmngszostandes,  Ab- 
nahme der  Milzschwellang  and  Vermlndemng  der 
farblosen  Blutelemente.  Da  die  Mikrocyten  aber 
nur  in  einzelnen  Fällen  von  Leokämie  and  schwerer 
Anämie  beobachtet  werden,  also  die  Erkranknsg  der 
blatbildenden  Organe  an  sich  nicht  znr  Entstdioiig 
derselben  genügt,  so  muss  mit  Litten  einverio- 
derter  Salzgehalt  des  Serum  oder  ein  sonsfiges  on- 
bekanntes  Moment  als  Grand  der  FcHrmverändtfimg 
der  rothen  Blutkörperchen  angenommen  werden. 

In  dem  2.  Falle  war  der  Sektionsbefund  wn 

besonderm  Interesse. 

Der  24Jähr.,  seit  1  Vs  J*  leidende  Kr.,  leigte  bei  der 
Aufnahme  in  die  Klinik  von  Friedreicfa  reia  lieriaie 
LenlEämie,  bekam  nach  wenigen  Tagen  einelinlueiti^^' 
sndative  Pleuritis,  welche  in  Empyem  fibeigiogi  dorco 


III.     Pathologie^  Therapie  a.  medidnische  Klinik. 


19 


die  naeh  12  Wochen  yorgenommene  Thorakotomie  warde 
der  Eiter  entleert  und  rasche  Besserung  errielt.  Es  trat 
eine  Dicht  unbeträchtliche  Zunahme  der  Formelemente 
fiberhiopt  und  eine  starke  Verminderung  der  weissen 
Blutkörperchen  ehi,  während  sich  Mikrocyten  nicht  reich- 
licher wie  vorher  zeigten.  Die  Blatuntersuchungen  er- 
gaben 5T.  nach  der  Aufnahme  in  1  Cnb.-Mmtr.  2.25  Mill. 
Blutkörperchen  (weisse  zu  rothen  wie  1 : 4 — 5) ;  14  Tage 
ipüer  1.5  Mill.  (w. :  r.  »  1 :  9) ;  nach  3  Wochen  iVsMill. 
(1:14);  später  3  Wochen  nach  der  Punktion  2V4  Mill. 
(1 :  26) ;  6  Wochen  nach  derselben  3  Mill.  (1  :  28) ; 
12  Wochen  darnach  3Vs  Mill.  (1 :  30).  Im  folgenden 
Winter  verschlimmerte  sich  Jedoch  der  Zustand  des  Kr. 
wieder  and  im  Frühjahr,  nach  2VsJähr.  Krankheit,  starb 
der  Kr.  in  einer  exsudativen  Perikarditis. 

Sektion :  Leukämie ;  beträchtliche  Vergrosserung  von 
fib  and  Leber;  Schwellung  der  Lymphdrüsen;  link- 
idtigeB  abgekapseltes  pleurit.  Exsudat;  Perihepatitis; 
Umorrhagische  Perikarditis.  Die  Untersuchung  der 
iBoehen  ergab  in  den  Röhrenknochen  die  Cortikalsub- 
iteiz  sehr  dick  und  compakt  und  den  Markraum  so  von 
boekenbälkehen  durchzogen  und  ausgefüllt,  dass  von 
ejoer  wirklichen  Markhöhle  und  einem  richtigen  Mark- 
i^iinder  kaum  etwas  vorhanden  war.  Ebenso  waren  das 
Steroom,  die  Rippen  und  das  Schädeldach  so  fest  und 
Kkwer,  dass  man  kaum  einige  Tropfen  zähflüssigen  Mar- 
kes erlangen  konnte.  Das  Mark  selbst  zeigte  unter  dem 
Mikroskop  einen  geringem  Fettgehalt  und  theilweise  Um- 
wadlang  in  lymphoides  Mark ,  also  nur  Veränderungen, 
vie  rie  sekundär  nach  vielen  chronischen  zu  hochgradiger 
iiämie  und  Ifarasmus  führenden  Krankheiten  sich  ent- 
wiekehi. 

Der  hier  bestehende  osteosklerotische  Process 
Mte  das  volle  Qegentheil  des  von  Neamann 
geschilderten  lenkämischen  Processes  in  den  Eno- 
ehen  dar,  wobei  das  Knochenmark  anf  Kosten  der 
umachliessenden  Knochensnbstanz  an  Umfang  zn- 
ummt,  und  sprach  somit  gegen  die  Annahme  von 
Neamann,  dass  wahrscheinlich  jede  Lenkämie 
nedoUaren  Ursprongs  sei.  Vielmehr  war  hier  die 
Unprongsstätte  der  Leukämie  in  der  hochgradig 
geschwellten  nnd  dorchaus  abnorme  Stniktnrverhält- 
msse  zeigenden  Milz  zu  suchen. 

Bemerkenswerth  war  femer  das  Fehlen  kem- 
Utiger  rother  Blntkörperchen  im  Blute  und  das 
Auftreten  derselben  in  dem  Milzsaft,  besonders  aber 
in  dem  abgestrichenen  Lebersaft.  Gleichzeitig  wur- 
den dieselben  in  dem  Pfortadersaft  nur  sehr  spär- 
lich gefunden,  so  dass  sie  nicht  aus  der  Milz  in  die 
Leber  eingeschwemmt,  sondern  in  der  letztern  selbst 
g^iidet  zu  sein  schienen.  Wenn  nun  diese  „Ueber- 
gngsformen'^  auch  bei  Knochenmarksaffektionen  im 
Blnte  erscheinen,  so  ist  man  doch  nicht  berechtigt, 
diB  Vorkommen  derselben  im  Blute  zur  Diagnose 
einer  Erkrankung  des  Knochenmarks  allein  zu  ver- 
werttien. 

Endlich  war  noch  die  enorme  Menge  von  Köm- 
ehenbiidnngen  im  Blute  bemerkenswerth.  H.  hält 
dieselben  mit  M.  Schnitze  und  Riess  für  Zer- 
Ulsprodnkte  der  weissen  Blutkörperchen,  während 
sie  nach  Hayem  nichts  Anderes  als  entfärbte  und 
mit  einander  verschmolzene  Hämatoblasten  sein 
loUen.  Diese  erstere  Ansicht  erhält  eine  neue 
Stttze  dadurch,  dass  Heuck  inmitten  dieser  Körn- 
cbenbildungen  unverkennbare  Bruchstücke  weisser 
Blntkörperchen,  sowie  auch  freiliegende,  im  Zerfall 


begriffene,  mitunter  nur  noch  stellenweise  deutlich 
contourirte  weisse  Blutzellen  fand,  und  dass  diese 
Körochenbildungen  gerade  bei  der  Leukämie,  bei 
der  eine  Ueberproduktion  und  wohl  auch  ein  reich- 
licherer Zerfall  weisser  Blutkörperchen  stattfindet, 
regelmässig  äusserst  zahlreich  im  Blute  sich  finden. 

Bemerkenswerth  hinsichtlicli  der  Veränderungen 
des  Knochenmarks  erscheint  femer  der  von  M.-R. 
Dr.  Birch-Hirschfeld  (Jahresber.  d.  Ges.  f. 
Natur-  u.  Heilk.  in  Dresden  1879.  p.  67)  zuerat 
bei  einem  jugendlichen  Individuum  beobachtete  Fall 
von  medullärer  Leukämie. 

Ein  137s  J*  altes  Mädchen,  welches  ohne  bekannte 
Ursache  an  anämischen  Erscheinangen  erkrankt  war, 
zeis^te  im  Febr.  1878  sehr  beträchtlichen  Milztumor  und 
Vermehrung  der  weissen  Blutkörperchen  (1:7).  In  den 
folgenden  8  Mon.  stellten  sich  starke  Leberschwellnn;? 
mit  Ascites,  allgemeine  Abmagerung,  hektisches  Fieber, 
kaum  stillbare  Durchfalle  mit  Peritonitis,  Dysurie  und 
zuletzt  sehr  heftiges  Nasenbluten  ein,  welches  einen 
CoUapsns  mit  tödtUchem  Ausgang  herbeiführte. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  die  Milz  im  3.  Stadium  der 
lenkämischen  Veränderung,  3  Pfd.  schwer,  die  Leber 
7—8  Pfd.  schwer;  das  Mesocolon  descendens  durch 
difTuse  leukämische  Neubildung  in  eine  starre  Masse  ver- 
wandelt; ebenso  das  Colon  selbst  in  seiner  Muscularis 
und  Serosa  ringförmig  verdickt ;  die  Dünndärme  in  der 
Muscularis  und  Submucosa  gleichfaUs  erheblich  dicker  als 
normal,  die  DarmfolUkel  nicht  geschwollen;  am  Peri' 
tonäum  bestand  fibrinöse  Peritonitis  mit  wenig  freiem, 
trübem  zellenreichen  Exsudat. 

Das  Knochenmark  in  grosser  Ausdehnung  leuk- 
ämisch erkrankt,  von  eiterartigem  lehmfarbigen  Aus- 
sehen,  zeigte  unter  dem  Mikroskop  zahlreiche  grosse 
Mai'kzellen,  doppelt  so  gross  wie  weisse  Blutkörper- 
chen,  erfüllt  mit  Fettdetritus,  femer  kleine  Rund- 
zellen  und  einzelne  sehr  grosse  vielkemige  Zellen, 
sowie  sehr  seltene  kernhaltige  Blutkörperchen.  Kli- 
nische Erscheinungen  dieser  ausgedehnten  Knochen- 
markerkrankung hatten  nicht  bestanden';  Birch- 
Hir Sehfeld  glaubt  daher,  dass  die  von  Mosler 
angegebenen  Symptome  der  medull.  Leukämie  durch 
leukämische  Periostitis  bedingt  sind.  Die  weissen 
Blutköiperchen  waren  vor  dem  Tode  in  dem  Ver- 
hältniss  von  1 : 5  vermehrt ;  sie  waren  sehr  gross, 
die  farbigen  Blutkörperchen  fast  verdeckend,  mit 
mehrfachen,  den  rothen  Blutkörperchen  ähnlichen 
Kernen,  welche  besonders  durch  Methylviolett  dunkel 
gefärbt  wurden. 

Mikrokokken  in  dem  Blute  eines  angeblich  leuk- 
ämischen Kr.  wurden  von  Mac  Gillavry  (Weekbl. 
van  het  Nederl.  Tijdschr.  voor  Geneesk.  1879.  1.) 
in  den  Leukocyten  beobachtet. 

Ausser  den  gewöhnlichen  rothen  Blutkörperchen 
waren  noch  andere  äusserst  kleine  Zellen  von  glei- 
cher Beschaffenheit  (Mikrocyten)  und  äusserst  zahl- 
reiche farblose  Zellen  vorhanden,  von  sehr  verschie- 
dener Grösse,  grössere  Zellen  mit  grossem  blasigen 
Kern,  äusserst  kleine  kernlose  Körperchen  (Trüm- 
mer zerfallener  Leukocyten)  und  endlich  sehr  grosse 
Protoplasmakörper  ohne  Kern,  mit  zahlreichen  Ueber- 
gangsformen.  In  den  grossem  Leukocyten  fanden 
sich  bei  genauerer  Untersuchung  zahlreiche  gleich- 


20 


m.    Pathologie,  Therapie  u.  medioinische  KlmiL 


grosse,  gleich  weit  von  einander  abstehende  Körn- 
chen, welche  den  Eindruck  von  Mikrokokken  mach- 
ten. Nach  Zusatz  von  Pikrocarmin  wurden  die 
Umrisse  dieser  Körnchen  deutlicher,  die  Leukocyten 
platzten  und  hinterliessen  eine  homogene,  schnell 
sich  roth  färbende  Masse  ( —  ein  Zeichen  des  Todes 
der  Leukocyten  — ),  während  die  Kömchen  selbst 
gelbbraun  wurden  und  die  gewöhnlichen  Brown* - 
sehen  Molekularbewegungen  machten,  ohne  jedoch 
die  eigenthümliche  Bakterienbewegung  zu  zeigen; 
ein  Körperchen  hatte  eine  deutliche  Achterform. 
Znsatz  von  5proc.  Kalilauge  löste  die  Kömchen 
nicht  auf. 

Wenn  auch  die  Bakterienbewegnng  hier  fehlte 
(dieselbe  ist  bei  den  Bakterien  nicht  immer  vorhan- 
den), so  spricht  doch  die  gleichmässige  Grösse  und 
Anordnung  der  Körnchen,  ihre  Reaktion  gegen  Kali- 
lange und  gegen  Pikrocarmin,  sowie  die  Zerstörang 
der  sie  einschliessenden  Leukocyten  fttr  die  Mikro- 
kokkennatur  derselben.  Ob  die  Mikrokokken  bei 
allen  Leukämischen  sich  finden,  bedarf  weiterer 
Untersuchungen ;  mittlerweile  schlägt  Vf.  vor,  den 
gemachten  Befund  als  Leukomykosis  zu  bezeichnen. 

Eine  bisher  noch  nicht  beobachtete  Eigenthüm- 
lichkeit  des  leukämischen  Blutes  wurde  von  0.  E. 
Bonsfield  (Lancet  II.  1;  July  5.  1879)  gefun- 
den, nämlich  die  Gegenwart  unregelmässiger  granu- 
lirter  Massen  von  beträchtlicher  Grösse,  welche 
durch  schwache  amöboide  Bewegungen  ihre  Proto- 
plasmanatur und  durch  ihre  meist  cylindrische  Form 
ihren  Ursprung  ans  den  Capillaren  veniethen.  Bei 
dem  betr.  50jähr.  Kr.  war  die  Milz  nicht  sehr  ge- 
schwollen ,  die  weissen  Blutkörperchen  aber  waren 
sehr  stark  vermehrt  und  es  bestand  hochgradige 
Kachexie.  In  einem  andern  Falle ,  bei  einer  sonst 
wohl  genährten  Frau,  mit  massig  vermehrten  weissen 
Blutkörperchen  und  enormer  Milzschwellung,  fan- 
den sich  diese  Körper  nicht. 

Dieser  Befund  erinnert  an  den  von  Dr.  Klein 
beobachteten  Process  in  den  Lymphdrüsen  bei  Miliar- 
tuberkulose, wo  sich  durch  wiederholte  Vermehrang 
einer  Zelle  ohne  Theilung,  oder  durch  Verschmelzung 
mehrerer  kleiner  Zellen  eine  gi*osse  vielkernige  Pro- 
toplasmamasse bildet.  Der  Umstand,  dass  diese  Be- 
schaffenheit des  Blutes  mit  hochgradiger  Kachexie 
verbunden  ist,  spricht  dafür,  dass  die  Lebensthätig- 
keit  herabgesetzt  ist ,  und  deshalb  der  gewöhnliche 
Process  der  Zelltheilung  nicht  vollendet  wird. 

Aehnliche  VerändemDgen  des  Blntes  fand  Dr.  An- 
drew bei  einem  Knaben,  wo  die  Leukämie  tödtlich 
verlief,  undHaywood  in  einem  Falle  im  Westminster 
Hospital. 

Chemische  Untersuchungen  über  die  Beschaffen- 
heit des  Urins  und  der  Fäces  bei  Leukämie  wur- 
den von  Dr.R.  Fleischer  und  Dr.  F.  Penzoldt 
(Deutsch.  Arch.  f.  klin.  Med.  XXVI.  p.  368.  1880) 
veröffentlicht. 

Wegen  der  einzelnen  Angaben  auf  das  Original 
verweisend,  heben  wir  nur  als  Gesammtresultat  her- 
vor, dass  in  schwerem  Fällen  von  Lenkämie  und 


bei  Zunahme  der  Kachexie  eine  absolute  oderrelatiYe 
Erhöhung  der  Stickstoffexkretion  vermuthlioh  immer 
stattfindet.  Da  nun  diese  vermehrte  Sfackstoffaus- 
Scheidung  auch  ti'otz  verminderter  Nahmngsdnfuhr 
fortbesteht,  so  ist  es  wahrscheinlich,  dass  beider 
Leukämie  der  Verlust  an  eiweisshaltigem  Körper- 
gewebe nicht  allein  auf  die  mangelhafte  BesotptioD 
und  Assimilation  des  stickstoffhaltigen  Nährmat^ials, 
sondern  anch  auf  einen  andern  Eiweisszerfali  bewir- 
kenden, aber  bis  jetzt  noch  nicht  genauer  zu  be- 
stimmenden Faktor  bezogen  werden  mosB. 

Ueber  die  chemischen  Verhältnisse  des  Uvkämi' 
sehen  Blutes  und  der  leukämisehen  Milz  madite 
Prof.  E.  Ludwig  (Wien.  med.  Presse  XTIT  5.| 
1881)  in  der  Ges.  der  Aerzte  in  Wien  eingeheodel 
Mittheilungen. 

Scherer  hatte  zuerst  1851  im  leukämischei 
Blute  einen  Körper  nachgewiesen,  dessen  LösaDg: 
das  Vermögen  zu  gelatiniren  besass  und  der  voi 
Gorup  -  Besanez  1874  als  Pseadoglutin  b^ 
zeichnet  wurde.  Femer  wurden  von  verschiedeiMi 
Autoren  Hypoxanthin,  Milchsäure,  Ameisensäure  un{ 
Essigsäure  gefunden,  Stoffe,  welche  ftlr  die  Keimt' 
niss  der  Leukämie  belanglos  sind,  da  sich  Hypo- 
xanthin und  Milchsäure  nach  S  a  1  o  m  o  n  im  Leic^en- 
blute  überhaupt  finden  und  Ameisen-  und  Essigsäars 
durch  Zersetzung  des  Blutfarbstoffes  entstehen,  in 
der  leukämischen  Milz  fand  E.  Salkowski  Xsn- 
thinkörper,  Pepton,  Tyrosin  und  Hypoxantfaitt, 
Scherer  undSalomon  auch  Leim.  Die  (]Kar- 
eoVschen  Krystalle  endlich  im  Blute  und  in  ve^ 
schiedenen  Organen  und  Sekreten  Leukämischer 
sind  durch  Dr.  Philipp  Schreiner  1878  als 
phosphorsaure  Verbindung  einer  organischen  Base 
von  der  Zusammensetzung  CgHsN  nachgewiesei 
worden. 

Die  chemische  Untersuchung,  welche  L.  aiij 
Blute  und  der  Milz  von  5  an  lienaler  Leukämie  Ge- 
storbenen vornahm,  ergab  zunächst  in  keinem  Falle 
einen  leimartigen  Körper  im  Blute ,  wohl  aber  stets 
Eiweisspepton  und  zwar  proportional  der  Vermeh- 
rung der  farblosen  Blutzellen ;  L.  weist  hierbei  auf 
das  Vorkommen  von  Eiweisspepton  im  Eiter,  resp. 
in  den  Eiterköi*perchen  (Hofmeister)  Iüd.  — 
Aus  leukämischer  Milz  erhielt  dagegen  L.  dnidi 
kurzes  Kochen,  Filtriren  und  Eindampfen  rdchliehe 
Leimgallerte,  und  da  dieser  Stoff  auch  bei  nonnalaa 
Milzen  von  Kindern  unter  1  J. ,  aber  nicht  von  Er- 
wachsenen gefunden  wird ,  so  folgert  L. ,  dass  das 
leimgebende  Gewebe  im  Verlaufe  der  Zeit  solche 
Veränderungen  erleidet,  dass  es  beim  Koohen  init 
Wasser  keinen  Leim  mehr  liefert. 

Da  chemische  üntersuchvmgen  leukämischer  Or- 
gane bis  jetzt  nur  in  Bezug  auf  die  Milz  angestellt 
worden  sind,  erscheinen  folgende  Mittheüangen  von 
Prof.  E.  Salkowski  in  Berlin  (Viichow's Arßh. 
LXXXL  1.  p.  166.  1880)  und  von  A.  Bocken- 
dahl  und  H.  A.  Landwehr  (Ibid.  LXXXIV.3. 
p.  561.  J881)  von  besonderem  Interesse.    Dw  D»' 


in.    Pa&ologie,  Therapie  a.  medidnisehe  Klinik. 


r 

:i  temicboBgen  wurden  nach  folgendem  Schema  vor- 
:|      geoommen : 

Der  wäflsrige  Auszug  der  Leber  oder  Milz  ein- 
gedampft und  mit  Alkohol  versetzt  ergab  Fällung : 
Peptone  (Leim?)  und  einen  alkoholischen  Auszug. 
Letzterer  hinterliess  nach  dem  Verdunsten  a)  Ery- 
stalle,  die  mit  heissem  Wasser  behandelt  als  Rttck- 
gtand  Tyrogin  und  in  der  Lösung  Leucin  ergaben ; 
b)  eine  Lösung ,  in  welcher  nach  Ansänernng  mit 
SchwefelsAure  bei  Zusatz  von  Ammoniak  und  Arg. 
nitr.  Xantfdnverbindtmgen ,  ;iach  Schütteln  u.  Aus- 
ziehen mit  Aether  Bemsteinaäure  nachgewiesen 
wurde. 

Im  Ganzen  waren  in  2500  Grmm.  Leber  enthal- 
ten :  peptonartige  Substanzen  in  erheblicher  Menge 
(ein  bisher  noch  nicht  genflgend  beobachteter  und  in 
seiner  Bedeutung  noch  dunkler  Befund);  1.718  Grmm. 
Tyrosin  (ein  nur  pathologisch  in  der  Leber  vorkom- 
mender Körper) ;  0.864  Grmm.  Leucin,  0.246  Grmm. 
Hypoxanthin,  0.538  Grmm.  andere  Xanthinkörper 
and  kleine  Mengen  von  Bemsteinsäure.  S  a  1  o  m  o  n 
bat  die  Gregenwart  von  Hypoxanthin  als  eine  post- 
mortale Bildung  nachgewiesen;  welche  jedoch  nicht 
als  eigentliche  Fäulnisserscheinung,  sondern  als  eine 
Fortsetzung  des  vitalen  Chemismus  zu  betrachten  ist. 
Gleichwohl  hat  das  Hypoxanthin  bei  der  Leukämie 
eine  speeifische,  wenn  auch  nicht  pathognomonische 
Bedeutung,  da  es  hier  gerade  in  doppelt  so  grosser 
Menge,  als  bei  andern  Krankheiten  gefunden  wird. 
Aehnlich  verhält  es  sich  mit  den  übrigen  Xanthin- 
körpem.  Der  Befund  von  Bemsteinsäure  in  der 
Leber  ist  bisher  ein  isolirter  und  hat  schwerlich  eine 
pathognostische  Bedeutung.  Bemerkenswerth  war 
namentlich  der  Mangel  an  Harnsäure,  welche  sonst 
als  constanter  Bestandtheil  der  Leber  gilt. 

Dieser  Befund  in  der  Leber  stimmte,  abgesehen 
von  der  Bernsteinsäure,  sehr  nahe  mit  dem  von 
Salomon  u.  vielfach  auch  mit  dem  von  Scherer 
für  die  Milz  festgestellten  Resultate  tiberein. 

Ganz  ähnlich  war  nach  Salkowski  auch  der 
Befund  in  der  Milz.  Der  sehr  reichliche  Alkohol- 
niederschlag enthielt  als  Hauptmasse  Pepton,  so' 
wie  Sparen  des  Bence  Jones'schen  Eiweisskörpers 
(Kühne*s  Hemialbuminose) ;  dagegen  war  Glutin 
oder  ein  leimartiger  Körper  nicht  sicher  nachweis- 
bar; während  dieses  nach  Schererund  Salomon 
in  der  Milz,  und  nach  Scherer,  Salkowski, 
Gornp-Besanez  und  Salomon  im  Blute  con- 
statirt  worden  ist. .  In  der  alkoholischen  Lösung  fand 
man  femer  0.426  Grmm.  Tyrosin,  0.368  Grmm. 
Hypoxanthin,  0.134  Grmm.  anderweitige  Xanthin- 
körper ;  Bemsteinsäure  war  zweifelhaft,  Harnsäure 
fehlte.  Von  der  Identität  der  sogen.  Charcofochen 
Krystalle  mit  Tyrosin  (Hub er)  konnte  sich  Sal- 
kowski nicht  überzeugen,  da  namentlich  die  Kry- 
stallform  bdder  Körper  durchaus  verschieden  ist. 

Nach  Bockendahl  und  Landwehr  ergab 
die  Untersuchung  einer  exstirpirten  leukämischen 
Milz  (1  Stande  nach  der  Operation)  und  der  Leber, 
des  in  die  Bauchhöhle  ergossenen  Blutes,  der  Peri- 


21 


kardialflüssigkeit  und  des  Knochenmarks  (12  Stdn. 
nach  dem  Tode,  18  Stdn.  nach  der  Operation)  fol- 
gende Resultate : 

Die  3250  Grmm.  schwere  Milz  ergab  kein  Glykogen, 
kein  Tyrosin,  kein  Hypoxanthin  und  keine  Harnsäure, 
aber  1.036o/o  Pepton,  0.012o/o  Milcheänre,  0.002%  Bem- 
BteinsSure,  0.039o/o  Xanthin.  In  der  Leber  fand  sich  das 
ca.  l^/xfache  des  Hilzleucin,  etwa  gleichviel  Pepton,  nur 
O.OOeö/o  Milchsäure,  0.0025%  Bemsteinsanre,  0.044<>/o 
Xanthin,  kein  Hypoxanthin  und  keine  Hamsänre.  In 
dem  ergossenen  Blnte  fanden  sich  ziemlich  viel  Peptone 
(6.8^/o  Alkoholfallung),  femer  Leucin  u.  Tyrosin,  sowie  un- 
geßlhr  0.06%  Milchsäure,  O.OI80/0  Bernsteinsänre,  0.3% 
Xanthin  nnd  0.08<^/o  Hypoxanthin  (ca.  Ve  des  Aether- 
extrakts  war  verschfittet  worden) ;  Harnsäure  fehlte. 
Das  Mark  des  Femur  enthielt  0.655%  Peptone ;  die  klare 
Perikardialfiüssigkeit,  die  frei  von  morphologischen  Ele- 
menten war,  zeigte  dagegen  keine  Peptone. 

Dieser  letztere  Umstand  scheint  bei  dem  gleich- 
zeitigen Vorkommen  des  Pepton  in  den  übrigen  Kör- 
pertheilen  bei  Leukämie  und  bei  dem  Befunde  von 
Pepton  im  Harn  bei  Rrankheitsprocessen  mit  eiter- 
haltigen  Exsudaten  (nach  Maixner  und  Hof- 
meister) dafür  zu  sprechen,  dass  das  Pepton  ein 
normaler  Bestandtheil  der  Wanderzelle  und  dass 
seine  Menge  den  weissen  Zellen  im  leukämischen 
Blute  proportional  ist.  Nach  der  Beobachtung  von 
Ad.  Schmidt-Mühlheim,  dass  Blut,  welches 
nach  dem  Einspritzen  von  Pepton  abgelassen  war, 
seine  Gerinnbarkeit  eingebüsst  hatte  ^),  liegt  die  Ver- 
muthung  nahe,  dass  die  schwer  stillbaren  Blutungen 
bei  Leukämie  nicht  blos  auf  Gh'kulationsstörun- 
gen,  sondern  auch  auf  einer  durch  die  Peptone  be- 
dingten Schwergerinnbarkeit  des  Blutes  beruhen. 
Hypoxanthin  scheint  nach  dem  negativen  Befunde 
in  der  Milz  erst  postmortal  zu  entstehen,  aber  auch, 
wie  das  Fehlen  in  der  Leber  zu  beweisen  scheint, 
durch  Fäulniss  rasch  wieder  zerstört  zu  werden. 

Punktionen  der  Milz,  welche  in  einem  Falle  von 
lienaler  Leukämie  auf  der  Klinik  zu  Strassburg 
unter  Prof.  Kussmaul  in  der  Absicht  vorgenom- 
men wurden ,  durch  Erzielung  einer  grossem  Zahl 
von  Hämorrhagien  in  das  Gewebe  der  Milz  hinein 
eine  wenigstens  theilweise  Verödung  und  Verkleine- 
rung der  Milz  herbeizuführen ,  hatten  nach  der  An- 
gabe von  Jul.  Jäger ^)  allerdings  nicht  den  ge- 
wünschten Erfolg.  Doch  ist  dieser  Fall  noch  von 
besonderm  Interesse  durch  die  merkwürdige  Be- 
obachtung, dass  die  traumat.  Läsionen  der  Milz  con- 
stant  eine  vorübergehende  Polyurie  herbeiführten,  und 
dadurch ,  dass  die  Injektion  einer  verhältnissmässig 
schwachen ,  entschieden  nicht  toxischen  Lösung  von 

Sclerotinsäure  raschen  Tod  zur  Folge  hatte. 

Ein  88jähr.  Mann,  der  seit  4Vs  Jahren  öfters  an 
Stechen  in  der  Unken  Seite  und  seit  IJ.  an  zunehmender 
harter  Milzgeschwulst  gelitten  hatte ,  zeigte  bei  der  Auf- 
nahme alle  Erscheinungen  einer  entwickelten  lienalen 
Leukämie  mit  hämorrhagischer  Diathese.  Die  Zählung 
des  Blutes  ergab  470000  weisse  auf  3590000  rotfae  Blut- 
körperchen («  l ;  7 — 8). 


»)  Vgl.  unten  p.  81.  86.    Wr. 

>)  lieber  Punktionen  der  Milz  zu  therapeutischen 
Zwecken,  insbes.  bei  lienaler  Leukämie.  Inaug.-Diss. 
Strassburg  1880.  B.  Schultz  n.  Comp.  8.  66  S. 


22 


m.    Pathologie^  Theri^ie  u.  medioiiiische  Klinik. 


Da  Punktionen  der  Milz  schon  seit  langer  Zeit  in 
Indien  üblich  und  auch  neuerdings  mit  oder  ohne  Absicht 
(von  P^  de  Laborde,  Schmucker,  Kussmaul, 
L  e  y  d  e  n)  ohne  naohtheiligen  Erfolg  vorgenommen  worden 
sind,  so  wurden  dieselben  auch  hier,  nachdem  4  Wochen 
lang  ohne  Erfolg  Carbolsaure  in  die  Bauchhaut  injicirt 
worden  war,  in  der  Zeit  von  9Mon.  14mal  vorgenommen, 
und  zwar  in  den  4  ersten  Mon.  mit  einer  einfachen  Hohl- 
nadel, später  mit  einer  stählernen  soliden  Nadel  in  Ver- 
bindung mit  Elektropunktur.    Der  unmittelbare  Erfolg 
der  Operation  war  in  der  Regel  ein  geringer  Schmerz, 
Schwellung  und  Härte  der  Milz ,  peritonitisches  Reiben, 
später  anscheinende  Milzverkleinerung.   Die  an  der  Hohl* 
nadel  hängen  gebliebene  blutige  Substanz  bestand  aus 
rothen  Blutkörperchen  von  allen  Grössen,  darunter  ganz 
kleinen  ohne  deutlichen  Kern,  Leukocyten,  sehr  grossen 
weissen  Plasmakugeln ,  die  meist  rothe  Blutkörperchen, 
zum  Theil  auch  einzelne  Fetttröpfchen  einschlössen,  und 
unförmigen,  feinkörnigen  Protoplasmamassen,  die  10  bis 
20mal  so  gross  waren  wie  die  weissen  Blutkörperchen ; 
einmal  zeigten  sich  auch  viele  feinkernige  weisse  Pulpa- 
Zellen    und  Charcot'sche  Krystalle,    die  während  der 
mikroskopischen  Untersuchung  noch  an  Zahl  zunahmen. 
Nach  mehrmonatlieher  Behandlung  war  (wohl  nur  in 
Folge  der  guten  Pflege)  das  Befinden  wesentlich  ge- 
bessert,  das  Körpergewicht  um  6  Pfd.  gestiegen,  die 
Zahl  der  Blutkörperchen  in  1  Cctmtr.  270000  weisse  und 
4340000  rothe  (»1:16);  doch  waren  die  Milzverhält- 
nisse im  Ganzen  unverändert  u.  auch  das  übrige  Befinden 
verschlimmerte  sich  bald  wieder.    Die  Elektropunktur 
mit    einer  nicht  durchbohrten  stählernen  Nadel  blieb 
gleichfalls  ohne  wesentlichen  Heilerfolg.     Bemerkens- 
werth  ist  nur,  dass  jedesmal  den  Tag  nach  der  Punktion 
Polyurie  mit  entsprechender  Verminderung  des  spec. 
Gew.  des  Urins  eintrat,  obwohl  genau  dieselbe  Diät  ein- 
gehalten worden  war.    Das  Mittel  der  täglich  verzeich- 
neten Urinmenge  während  der  Zeit  der  einfachen  Milz- 
pnnktionen  (mit  Ausnahme  der  Tage  nach  der  Punktion) 
betrug  2620  Cctmtr.,  während  der  Zeit  der  Elektropunk- 
tnren   (im  Winter)   2100  Cctmtr. ;   am  Tage  nach  der 
Punktion  stieg  sie  dagegen  regelmässig  auf  2400 — 6000 
(im  Mittel  4300)  Cctmtr. ,  und  zwar  trat  der  Harndrang 
ungefähr  1  Std.  nach  der  Operation  auf  und  dauerte  bis 
zum  nächsten  Morgen.    Häufig  ging  dabei  der  Urin  auch 
unwillkürlich  ab  und  manchmal  war  das  Bett  vollständig 
durehnässt ,  was  für  eine  grössere  Urinmenge  an  jenen 
Tagen  sprechen  würde. 

Nachdem  die  Punktionen  sich  im  Ganzen  erfolglos 
erwiesen  hatten ,  wurde  nach  Ijähr.  Beobachtungsdauer 
eine  Injektion  von  0.1  Grmm.  Sclerotinsäure  in  die  MHz 
voigenonnnen.  Berechtigt  war  diese  Operation  durch 
den  Vorgang  von  M  o  s  1  e  r ,  welcher  2o/o  Carfoolsäurelösung 
ohne  Schaden,  u.  von  Hammond,  welcher  3.75 Grmm. 
Eztr.  secal.  comuti  fluidi  mit  definitiver  Verkleinerung 
des  Organs  eingespritzt  hatte.  Doch  schon  nach  10  Min. 
erfolgte  ein  heftiger  Schüttelfrost ,  und  ein  40  Min.  an- 
haltender tetanischer  Anfall  mit  Schmerzen  und  Starre  in 
den  Beinen  und  der  Bauchmuskulatur  stellte  sich  ein; 
darauf  hochgradige  Cyanose,  hohes  Fieber  (40.1^  C), 
Bewnsstlosigkeit  und  Tod.  Die  Sektion  ergab  lienale 
Leukämie  mit  Betheiligung  des  Knochenmarks,  ohne 
Drüsenaffektion ,  keine  Spur  einer  durch  die  Punktion 
hervorgerufenen  Hämorrhagie  im  Milzparenchym  und  nur 
geringe  Verdickung  der  Milzkapsel ;  keine  Adhäsionen ; 
keine  nachweisbare  Ursache  des  plötzlichen  Todes. 

Man  darf  hiernach  nicht  erwarten,  durch  Punk- 
tionen der  Milz  eine  narbige  Verödung  des  Gewebes 
herbeizuführen.  Den  Tod  erklärt  J.  als  eine  Folge 
der  Flflssigkeitseinspritzang  in  die  Milz  an  sich ,  da 
schon  nach  Einspritzungen  von  geringen  Mengen 
von  dünner  Kochsalzlösung  oder  Brunnenwasser  in 
die  Venen  nach  Albert  und  Stricker  Schüttel- 


fröste und  hohes  Fieber  beobachtet  worden  smd. 
Der  günstige  Ausgang  der  Injektionen  bei  Mosler 
nnd  Hammond  ist  vielleicht  nur  einer  festem  Be- 
schaffenheit der  Milz,  welche  die  Flüssigkeit  hinderte, 
sofort  in  das  Gefässsystem  einzudringen,  zu  danken. 

Die  Transfusion  von  Blut  wurde  in  einem 
Falle  von  subakuter  oder  galoppirender  Leuk- 
ämie  von  Prof.  Qubler  im  Höp.  Beanjon  (Jonm. 
de  Th^r.  VI.  5 ;  Mars  1879)  mit  günstigem  Erfolge 
vorgenommen. 

Der  24Jähr.  Kr.,  früher  immer  gesund,  klagte  seit 
2  Mon.  über  unbestimmtes  Krankheitsgefühl,  hochgradige 
Schwäche  und  unablässiges  Ohrensausen.  Bei  der  Auf- 
nahme am  21.  Jan.  erschien  er  ausserordentlich  bhus 
und  blutarm,  zeigte  deutUche  Schwellung  der  Leber, 
Milz  u.  Lymphdrüsen ;  die  mikroskopische  Untersuchung 
des  Blutes  ergab  enorme  Vermehrung  der  weissen  Blut- 
körperchen, in  dem  Verhältniss  von  1 : 6.  Tonische  Be- 
handlang, Eisen,  Arsen,  Hydrotherapie  hielten  den 
Krankheitsverlauf  nicht  auf ;  am  28.  Jan.  trat  beträcht- 
liche Blutung  aus  der  Nase  auf,  die  sich  später  wied6^ 
holte ;  Oedeme,  Gesichtsstörung  mit  Nebelsehen  und  sub- 
conjunctivaler  Blutung  stellten  sich  ein.  Mitte  Febr.  zeig- 
ten sich  im  Blute  stellenweise  eben  so  viel  weisse  wie 
rothe  Blutkörperchen;  die  kymographische  Curve  stieg 
nur  sehr  langsam  an,  ein  Zeichen  der  Schwäche  und 
energielosen  Herzcontraktion.  Die  Transfusion  warde 
unter  Zustimmung  des  Prof.  L6onLeFortam22.  Febr. 
vorgenommen. 

Aus  der  V.  cephalica  des  kräftigen  und  gesunden 
Bruders  des  Kr.  wurden  100  Grmm.  Blut  entnommen 
und  dem  Kr.  mit  dem  Collin'schen  Transfusionsapparat 
eingespritzt.  Sofort  stellte  sich  ein  steigendes  Wärme- 
gefnhl  im  Arm  und  in  der  Schulter  und  kurz  darauf  ein 
trockner  häufiger  Husten  ohne  Auswurf  ein ;  der  Pols 
war  5  Min.  nach  der  Operation  noch  ebenso  freqnent  wie 
vorher  (104),  aber  kräftiger,  die  sphygmograpbisehe 
Curve  steil  ansteigend ;  die  Temperatur  stieg  von  38* 
auf  as.i^*  C,  fiel  aber  bis  zum  Abend  wieder  bis  auf  SSof; 
der  Kr.  fühlte  sich  viel  kräftiger,  der  Appetit  hatte  sieh, 
zum  I.Mal  seit 2 Wochen,  wiedereingestellt;  derTorpor, 
das  Kopfweh  u.  lästige  Ohrensausen  waren  gesehwunden, 
der  Puls  nur  noch  94. 

Diese  Besserung  war  nur  vorübergehend ,  und  einer 
Wiederholung  der  Transfusion  entzog  sich  der  Kr.  dnreli 
Verlassen  des  Hospitals. 

Durch    die   hämorrhagische  Diathese   werden 

nach  Mosler  (Ztschr.  f.  klin.  Med.  I.  2.  p.  265. 

1879)  operative  Eingriffe  bei  Leukämie   und  Uir 

verwandten  Processen  contraindicirt,  nnd  selbst  in 

Fällen  y  wo  bisher  noch  keine  Blutungen  stattgeiiiD' 

den  haben ,  ist  bei  Operationen  die  grösste  Voraicfat 

angezeigt,  wie  folgender  Fall  beweist. 

Ein  40Jähr.  Mann,  der  1865  Typhus  ezaathematicaB, 
1868  Intermittens  anonoala  überstanden,  bekam  1869 
heftige  Coryza  und  Supraorbitalnenralgie ,  welche  1872 
recidivirte.  Seitdem  war  er  dauernd  krank ;  1877  worde 
lienale  Leukämie  diagnosticirt.  Durch  Eisen  und  Chinin 
wurde  Besserung  erzielt,  doch  blieben  die  weissen  Blnt- 
korperohen  immer  vermehrt  (451200:2106600  «  1:5). 
Der  seit  Kurzem  bestehende  Stemalsehmerz  verlor  sich 
nach  dem  Gebrauche  von  Moorbädern.  Der  Kr.  woUte 
sich  die  Milz  exstirpiren  lassen ,  doch  widerriethen  M. 
und  P^  an  in  Paris  diese  Operation  wegen  der  latent  vor- 
handenen hämorrhagischen  Diathese.  Wie  sehr  dieie 
Besorgniss  begründet  war,  ergab  sich  daraus,  dass  wenige 
Monate  später  in  Folge  der  Oefihung  eines  perianalen 
Abscesses  enorme  Blutungen  sich  einstellten,  welche  erst 
nach  länger  fortgesetzter  Digitaloompreasion  mit  Kisen- 
chloridtampou  gestillt'  werden  konnteii.    Es  blieb  enorme 


III.     Pathologie,  Therapie  n.  medicinische  EXiiik. 


23 


Schwiehe,  namentlich  aber  hochgradifre  DyBpnde  znrüek, 
der  Sternalsehmerz  kehrte  wieder  and  im  Jannar  1878 
erfolgte  der  Tod  in  Folge  einer  retroperitonäalen  Blatang, 
deren  Qnelle  jedoch  bei  der  Sektion  nicht  nachgewiesen 
werden  konnte.  ImUebrigen  ergab  sich  der  belLenkämie 
i;ew5bnliche  Sektionsbefnnd ;  die  Knoehensobstanz  des 
Bnutbeins  nnd  der  Rippen  hatte  normale  Festigkeit,  war 
aber  etwas  bleicher  als  normal,  war  also,  wie  M.  ver- 
mntbet,  wieder  durch  die  Behandlung  normal  geworden. 

Die  hämorrhagische  Diathese  wurde  von  Mos  1er 
10  mehr  als  der  Hälfte  aller  Fälle,  13mal  in  25  Fäl- 
len, beobachtet,  und  zwar  kamen  Nasenbluten  5mal, 
Magen-  u.  Darmblutungen  5mal,  Bronchialblutungen 
3mal,  Blutungen  aus  der  Mundschleimhaut  2  mal,  in 
den  Tonsillen  und  der  Retroperitonäalgegend  je 
Imal  vor,  in  Folge  von  operativen  Eingriffen  3mal. 
In  2  Fällen  erfolgte  unmittelbar  darauf  der  Tod ;  in 
allen  Fällen  blieb  enorme  Schwächung  und  Ver- 
schlimmerung aller  Erscheinungen  zurück.  Aehn- 
liche  Resultate  ergiebt  die  Zusammenstellung  von 
Gowers.  unter  150  Fällen  fanden  in  80  Blu- 
tungen statt,  besonders  aus  der  Nase,  dann  in  Darm 
and  Magen,  aus  Ulcerationen  des  Zahnfleisches,  aus 
dem  Uterus,  ferner  Hautextravasate.  Sämmtliche 
Milzexstirpationen  verliefen  deswegen  auch  tödtlich. 
Es  ist  daher  die  Splenotomie  sowohl  in  frühem  wie 
in  spätem  Stadien  der  Leukämie  contraindicirt ; 
überhaupt  sind  operative  Eingriffe  auf  das  geringste 
Maass  zu  beschränken.  Ebenso  wie  bei  der  Leuk- 
ämie besteht  die  hämorrhagische  Diathese  aber  auch 
in  einer  grossen  Anzahl  von  Fällen  mit  einer  Milz- 
hypertrophie,  bei  Pseudoleukaemia  lienalis,  be- 
sonders auch  bei  chronischem  Intermittenstumor. 
Die  Ursache  dieser  Blutungen  sucht  M.  in  einer  Ver- 
annong  des  Blutes  an  rothen  Blutkörperchen  und  da- 
durch bedingter  mangelhafter  Ernährung,  Schwäche 
nnd  Brttchigkeit  der  Oe&sse,  da  nach  glücklich  ver- 
laufener Transfusion  die  hämorrhagische  Diathese 
?ench windet.  Die  Annahme,  dass  die  Blutungen 
auf  einer  Verstopfung  der  Capillaren  durch  weisse 
Blutkörperchen  beruhen,  und  die  Behauptung  von 
Kretschy,  dass  die  Hämorrhagien  in  einzelnen 
Flllen  gleichzeitig  mit  einer  massenhaften  Auswan* 
dernng  farbloser  Blutkörperchen  aus  der  Milz  und 
andern  lymphatischen  Organen  auftreten,  scheint 
weniger  begründet  zu  sein ,  da  eine  Zählung  [der 
wdssen  Blutkörperchen  vor  und  nach  der  Hämor- 
rhagie  keine  daftlr  sprechenden  Resultate  ergab  nnd 
da  die  therapeutische  Anwendung  von  die  Milz  con- 
trahirenden  Mitteb  bei  Leukämie  durchaus  keine 
Blutungen  zur  Folge  hat. 

Dr.  J.  Admiraal  (Weekbl.  van  het  Nederl. 
Tijdschr.  voor  Oeneesk.  39.  p.  597.  1880)  beob- 
achtete folgenden  Fall  von  zweifelliafier  Leukämie 
(oder  Pseiidoleukämie). 

Ein  27Jähr.  Mann,  früher  immer  gesnnd,  erkrankte 
Ende  1878  mit  Kolikschmerzen ,  welche  14  Tage  lang 
heftig  anhielten  n.  später  nie  ganz  wieder  verschwanden ; 
AnCauDg  1879  bekam  er  Epistazis.  Bei  der  Aufnahme  am 
12.  Jnli  1879  erschien  die  Haut  schwach  ikterisch  ge- 
erbt; die  Herzdämpfnng  beträchtlich  nach  oben  verscho- 
^;  die  Milz-  nnd  Leberdämpfung  stark  vergrössert. 
Wegen  der  KbUkscfamerzen,  des  Ikterus  und  zeitweiligen 


Durchfalls  wnrde  nach  Ansschlnss  von  Echinocoecns  n.  s.  w. 
Gallensteinkolik  vermuthet;  gegen  die  Annahme  einer 
Lenkämie,  an  welche  man  bei  der  starken  Milz-  nnd 
Leberschwellnng  nnd  der  Epistazis  denken  musste,  sprach 
die  Abwesenheit  Jeder  Blntveränderung,  sowie  von  Drü- 
senschwellnngen  n.  Knochenschmerzen.  In  der  Folgezeit 
zeigte  der  Kr.  sehr  schwankende  Temperatur  (zwischen 
H6.2  nnd  39.4<>  C),  Oedeme  der  Beine,  wiederholtes 
Nasenbluten  nnd  erschöpfende  Blutverluste  nach  Blutegel- 
stichen, Parotitis,  zuletzt  enorme  Abmagerung  nnd  be- 
nommenes Sensorium.  Der  Tod  erfolgte  nach  etwa 
IJähr.  Krankheitsdauer,  ohne  dass  die  Erscheinungen  die 
Diagnose  aufgeklärt  hätten.  —  Die  Sektion  ergab  die 
Leber  enorm  gross,  hart,  stumpfrandig,  dunkelblauroth, 
glatt,  ohne  Gallensteine ;  das  Farenchym  mit  schwachen 
Granulationen ;  die  Gefässe  von  einem  weissen  Saum  um- 
geben, im  weitern  Umkreise  von  dunkelrothen,  stellen- 
weise violetten,  langgestreckten  Flecken  eingefasst ;  das 
Pankreas  härter  als  normal  und  vergrössert,  mit  dem 
Duodenum  nnd  der  Milz  durch  kurze  feste  Stränge  ver- 
bunden. Milz  19  Ctmtr.  lang,  10  breit,  4.6  dick,  fest, 
dunkelroth,  homogen. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  der  3  Wochen  in 
Alkohol  gehärteten  Leber  ergab  eine  diffuse  Verände- 
rung des  Leberparenchym.  Das  Parenchym  schien  aus- 
einandergedrängt, die  interacinösen  Räume  sehr  verschie- 
den weit;  die  Vena  centralis  ohne  zwischengelegenes 
Bindegewebe  unmittelbar  durch  Leberzellen  begrenzt. 
Die  Lymphspalten  anscheinend  durch  einen  von  innen 
aus  wirkenden  Druck  auseinander  gedrängt ,  das  Leber- 
parenchym comprimirt,  mit  zahllosen  punktförmigen  Kor- 
perchen  durchsetzt ;  die  Leberzellen  im  Innern  der  Acini 
kleiner,  in  der  Peripherie  grösser,  granulirt,  mit  rundem 
Kern.  Sämmtliche  interacinösen  Gefässe  mit  kernhalti- 
gen Rundzellen  erfüllt,  nur  die  grössten  derselben  mit 
polygonalen  Zellen;  die  in  den  interlobnlaren  Räumen 
verlaufenden  Gefässe  von  einander  isolirt,  vielfach  spur- 
los zwischen  den  Zellen  der  Acini  verschwindend  oder 
kolbige  Enden  an  der  Peripherie  der  Adni  zeigend.  Gal- 
lengefässe  nur  am  Beginn  der  V.  portae  in  Spuren  vor- 
handen; das  ganze  Lebergewebe  schien  nur  aus  Blut- 
gefässen, LeberzeUen  und  wucherndem  Bindegewebe  zu 
bestehen  und  war  dicht  mit  lymphoiden  kernhaltigen 
Zellen  durchsetzt,  als  ob  eine  enorme  Auswanderung  der 
weissen  Blutkörperchen ,  eiqe  Ergiessnng  derselben  aus 
den  Enden  der  Pfortaderverzweignngen  in  die  Lymph- 
spalten und  Acini  mit  Compression  des  Lebergewebes  und 
der  Gallenwege  stattgefunden  habe. 

Während  die*  Leukämie  in  der  Leber  stets  in 
Form  von  Tamoren  auftritt,  so  war  hier  die  Loka- 
lisation eine  diffdse  und  somit  von  der  leukämischen 
durchaus  verscbieden  und  da  auch  der  klinische 
Verlauf  ein  anderer  war,  so  hält  A.  die  Diagnose 
Pseudoleukämie  mit  Lokalisation  in  der  Leber  für 
gerechtfertigt. 

Einen  Fall  von  Pseudoleukämie,  in  welchem 
der  Prosektor  des  Nikolai  -  Militärhospitals  Dr. 
W.  Afanassjew  einen  typhösen  Process  mit  in- 
tensiver Entzündung  der  Hals-,  Achsel-,  Leisten- 
und  Retroperitonäaldrflsen  angenommen  hatte,  theilt 
Dr.  LeoBerthenson  mit  (Petersb. med. Wochen- 
schr.  IV.  12.  1879). 

Der  Kr.  hatte  seit  2  Wochen  über  Kopfschmerz 
mit  trockenem  Husten  geklagt  und  seit  mehreren  Wo- 
chen an  heftigem  Durchfall  gelitten.  Bei  der  Aufnahme 
waren  die  Hals-  und  Achseldrüsen  bis  zu  faustgrossen 
Paqueten  angeschwollei^  schmerzlos,  der  Unterleib  em- 
pfindlich, Milz  nnd  Leber  massig  geschwollen ;  der  Puls 
schwach  und  klein ;  in  den  Lungen  Zeichen  der  Hypo- 
stase. Die  rothen  Blutkörperchen  waren  vermindert,  die 
weissen  aber  relativ  nicht  vermehrt.    Es  wnrde  Pseudo- 


24 


III.     Pathologie,  Therapie  u.  mediciniBche  SLlinik. 


leakämie  mit  Darmgeschwfiren ,  event.  Taberknlose  dia- 
gnosticirt.  Im  Hospital  worden  nur  6  Tage  lang  geringe 
Fiebererscheinungen  mit  einer  Temperatur  von  höchstens 
38.30  0.  beobachtet;  dagegen  schwoll  die  Milz  rasch  an. 
Die  Darmentleeningen  wurden,  trotz  aller  Behandlung, 
immer  häufiger,  schlüsslich  unwillkürlich,  blnthaltig  und 
führten  schnelle  Entkräftung  des  Kr.  mit  todtlichem  Aus- 
gange am  17.  Tage  nach  der  Aufnahme  herbei. 

Für  die  Annahme   eines  Typhus  sprach   nach 
A  f.  zunächst  die  heträchtliche  Milzschweliung ,  da- 
gegen war  die  Milz  nicht  wie  bei  Typhus  weich, 
zerfllesslich ,   sondern   wie   bei   der  Leukämie  und 
Pseudoleukämie  ziemlich  derb  und  von  rother  Fär- 
bung ;  femer  sprach  dafür  die  Schwellung  der  folli- 
kulären Gebilde  im  Darmtraktus,  doch  kommen  mar- 
kige Schwellungen  auf  der  Schleimhaut  auch  bei  der 
Leukämie  (leukämische  Lymphome)  vor  und  spricht 
namentlich  das  Vorhandensein  von  Geschwüren  im 
Dickdarm  bei  Fehlen  von  Geschwüren  und  Narben 
im  Dünndarm  gegen  die  Annahme   eines  Typhus. 
Der  Befund  von  grauen  und  rothen,  hühnerei-  bis 
faustgrossen  Knoten  in  den  untern  Lappen  beider 
Lungen  spricht  nach  Af.   für  die  Diagnose   eines 
Typhus;   doch   kann  Lungenentzündung  auch   als 
Complikation   der  Leukämie  (und  Pseudoleukämie) 
auftreten,  und,  da  eine  mikroskopische  Untersuchung 
der  Knoten  nicht  vorgenommen  wurde,  ist  die  Mög- 
lichkeit, dass  Lymphome  vorlagen,  nicht  ausgeschlos- 
sen.  Der  hier  beobachtete  Zerfall  der  Lymphdrüsen 
in  käsige  und  eitrige  Massen   wird  auch  bei   der 
Leukämie  und  Pseudoleukämie,  wenngleich  selten, 
beobachtet  und  kann  namentlich  der  käsige  Zerfall 
als  chronischer  Process  unmöglich  als  pathologisches 
Symptom    des  Typhus    gelten.     Ebenso   kommen 
Extravasate  auf  der  serösen  Decke  des  Darmrohres 
auch  bei  Leukämie   vor.     Der  Gang   des  Fiebers 
sprach  durchaus  gegen  Typhus ,  entsprach  dagegen 
der  Leukämie,   ebenso  das  längere  Bestehen   der 
Lymphdrüsenschwellungen    vor  dem   Beginne   der 
Durchfälle.     [Diese  —  zum  Theil  polemisch  gehal- 
tenen —  Mittheilungen  des  Dr.  Berthenson  be- 
weisen ,  dass  die  Pseudoleukämie  ähnliche  Sektions- 
befunde ergeben  kann  wie  der  Typhus  und  dass, 
um  Irrthümer  zu  vermeiden,  der  Sektionsbefund  und 
die  klinische  Diagnose  neben  einander  gestellt  und 
verglichen  werden  müssen.] 

Mit  dem  Namen  Chloro- Pseudoleukämie  ^)  be- 
zeichnet Dr.  Luigi  Maria  Petrone  in  Neapel 


*)  Die  Bezeichnung  Chloro-Psendolenkämie  recht- 
fertigt P.  damit,  dass  durch  den  Ansdrack  ,,Chloro"  das 
Wesen  der  Krankheit,  die  Chlorose,  dnrch  den  Ansdruck 
„Pseadoleakämie"  die  Vermehrnng  der  weissen  Blut- 
körperchen, aber  ohne  die  sonstig^en  schweren  Erschei- 
nungen der  Leukämie,  angedeutet  sei.  Da  man  jedoch 
unter  Pseudoleukämie  nach  Wunderlich  allgemein  ein 
unter  dem  Krankheitsbilde  der  Leukämie  verlaufendes 
schweres  Leiden,  besonders  der  Drüsen,  aber  ohne  Ver- 
mehrung der  weissen  Blutkörperchen,  versteht  nnd  der 
Ansdruck  „Leukämie'*  etymologisch  zunächst  nichts  als 
eine  abnorme  Vermehrung  der  ^^eissen  Blutkörperchen 
bezeichnet,  so  dürfte  der  Ansdruck  Chloro-Pseudolenk- 
amie  wohl  nicht  gans  passend  und„Chloroleakämie<'  rich- 
tiger sein,    H.  M. 


(Virchow's  Arch.  LXXVIII.  2.  p.  370.  1879)  eine 
wichtige  und  seltene  Form  der  Chlorose,  bei  welcher 
die  weissen  Blutkörperchen  bis  zu  dem  Verhältnisse 
von  1 : 2  rothen  vermehrt  sein  können  und  welche 
schon  von  Lloyd  Roberts  (Brit.  med.  Jonrn. 
1869)  bei  einem  26jähr.  Mädchen  beobachtet,  aber 
als  ,,Leukämie^'  beschrieben  worden  ist.  Das  Ge- 
sammtbild  einer  Chlorose,  die  Abwesenheit  einer 
jeden  schweren  Lokalstörung ,  die  völlige  Hebung 
durch  Eisen  gestatten  nicht  die  Annahme  einer  wirk- 
lichen Leukämie,  welche  stets  als  schwere  Dyskrasie 
aufzufassen  ist  und  nur  eine  geringe  Wahrschein- 
lichkeit der  Heilung  bietet. 

P.*s  Kr.,  ein  17j&hr.  Mädchen,  hatte  vor  3  Hon.  ia 
Folge  eines  starken  Verdrusses  plötzUch  ihre  Periode 
verloren  und  fühlte  seitdem  zunehmende  Schwäche,  hatte 
blitzartige  Lichtempfindungen,  Schwindel,  Hallucinationeii 
und  anhaltend  nächtliche  Träume.  Sie  wurde  mürrisch, 
reizbar,  gedächtnissschwach  und  bekam  bei  jeder  Arbeit 
schnell  Athembeklemmungen  und  beschleunigte  Herz- 
thätigkeit.  Bei  der  Aufnahme  erschien  Pat.  sehr  blass, 
anämisch,  dfirftig  genährt,  zeigte  Nonnensausen,  arrhyth- 
mischen  verstärkten  Herzstoss,  Auftreibung  des  Unter- 
leibes mitUeocSkalknurren.  Die  Untersuchung  des  Blutes 
ergab  1  weisses  auf  25  rothe  Blutkörperchen.  Unter 
fortgesetzter  Behandlung  mit  Alkalien  nnd  £isen,  kräf- 
tigender Kost  nnd  Landluft  besserten  sich  zunächst  die 
Verdauungsstörungen,  die  Kräfte  nahmen  allmälig  za, 
nach  7  Wochen  nahmen  auch  die  GehimerscheinungeB 
und  das  Herzklopfen  ab,  der  Puls  wurde  kräftiger  nnd 
voller  und  nach  16  Wochen  konnte  das  Mädchen  genesen 
entlassen  werden.  Das  Verhältniss  der  weissen  zo  den 
rothen  Blutkörperchen  war  nach  2  Wochen  wie  1 : 4%, 
nach  4  W.  wie  1 1 81 ,  nach  7  W.  wie  1 :  161  und  naeh 
13  W.  wie  1 :  263. 

Als  ursächliches  Moment  dieser  Form  von  Chlo- 
rose nimmt  P.  eine  besondere  Reizung  der  lymph- 
bildenden Organe  an  ^  vielleicht  unter  dem  Einflass 
der  trophischen  Nerven  und  Centren. 

Eine  ungewöhnlich  hohe  Pulsfrequenz  bei  Pseudo- 
leukämie beobachtete  Dr.  Teschemacher  in 
Neuenahr  (Deutsche  med.  Wchnschr.  IL  51.  52. 

23.  u.  30.  Dec.  1876). 

Der  Kr.,  ca.  60  J.  alt,  Mher  immer  gesund,  litt 
seit  einem  Jahre  an  Mfidigkeit,  Abnahme  der  K5rpe^ 
kräfte  und  Athembeschwerden  und  bemerkte  gleichzeitig 
stetig  zunehmende,  knotige  Schwellungen  am  Halse,  in 
den  Achsel-  und  Inguinalgegenden ;  in  der  letzten  Zeit 
traten  Herzklopfen,  Diarrhöen,  Schlaflosigkeit  hinzu. 
Bei  der  Aufnahme  zeigte  er  ausser  den  erwähnten  über 
mannsfaustgrossen  Drfisenpacketen  zerstreute  Lymph- 
dräsen  am  ganzen  Körper,  besonders  in  den  Intercostsl- 
räumen  und  zu  beiden  Seiten  der  Wirbelsäule  bis  zam 
Os  sacrum.  Der  Kr.  war  abgemagert,  kachektiseh,  blass, 
im  Gesicht  cyanotisch ;  beiderseits  massiger  Exophthal- 
mus ;  die  Haut  am  Halse  und  an  den  obern  Theilen  der 
Brust  leicht  ödematös  geschwollen,  die  Jugular-  o.  ober- 
flächlichen Venen  fiber  den  Tumoren  aufgetrieben ,  die 
Respiration  erheblich  beschleunigt,  zeitweise  dnich 
trocknen  Husten  unterbrochen,  welcher  häufig  Anfälle 
höchster Athemnoth  einleitete;  Puls  klein,  weich,  164 bis 
168  in  der  Minute.  Die  Perkussion  der  Lungen  ergab 
nichts  Abnormes ;  auf  demStemum  dagegen  nnd  dasselbe 
beiderseits  2  Finger  breit  fiberragend  ein  in  die  Here- 
dämpf  ung  übergehender  gedämpfter  Schall ;  beträchtlicher 
Ascites;  Leber  und  Milz  anscheinend  nicht  yeigrSssert; 
massiges  Oedem  derFusse,  geringe  Albuminurie;  keine 
Vermehrung  der  weissen  Blutkörperchen.  Der  Tod  er- 
folgte nach  14  Tagen ;  die  Sektion  wurde  nioht  gestattet 


■ 

f 


if 


ni.    Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


25 


Ans  der  sehr  ansfllhrlichen  Epikrise  heben  wir 
$k  besonders  bemerkenswerth  die  Besprechung  der 
Komthmigkeit  und  der  enorm  hohen  Pulsfrequenz 
hervor.  Erstere  erklärt  T.  mit  T  r  a  u  b  e  als  Folge 
der  mechanischen  Behinderung  des  Athmens  durch 
dieDrflsentnmoren  und  andere  Momente,  welche  eine 
Stanong  des  Blntes  und  Ansammlung  von  CO3  in 
demselben  und  dadurch  eine  Reizung  der  Vagusfasern 
und  der  Respirationscentra  in  der  Mednlla  oblong, 
bewirken.  Eine  Pulsbeschleunigung  von  90 — 120 
SehUgen  in  der  Minute  ist  hiermit  in  der  Regel  ver- 
banden. Hier  aber,  wo  die  Pulsfrequenz  beträcht- 
lich grösser  war  (164),  musste  ausserdem  eine  direkte 
Nervenaffektion,  Reizung  des  Sympathicus  oder  ein- 
seitige Lahmung  des  Vagus  angenommen  werden. 
T.  ist  zu  der  letztem  Annahme  geneigt ,  da  eine  ex- 
perimentelle Reizung  des  Sympathicus  bei  Thieren 
dareh  Elektricität  nur  eine  Pulsbeschleunigung  von 
21 — 30%  hervorruft,  da  in  einigen  entsprechenden 
FUlen  von  Riegel  und  Hajem  der  Vagus  in 
Drflsentnmoren  eingebettet  und  entartet  gefunden 
wurde  und  da  endlich  in  dem  vorliegenden  Falle  die 
bestehende  Heiserkeit  des  Er.  auf  eine  Affektion  des 
Run.  recurrens  vagi  hindeutete. 

472.  Zur  Therapie  der  Hautkrankheiten« 

I.  Goapulver,  Chrysarobin,  ChrysO' 
phansäure. 

Nachdem  durch  die  Mittheilnngen  von  D  a  S  i  1  v  a 
Lima  (Med.  Times  and  Qaz.  March  6.  1876.  -— 
Jahrbb.  CLXX.  p.  9)  das  Goa-  oder  Araroba-Pulver 
als  ein  in  den  Tropen  sehr  häufig  und  mit  vorzttg- 
liehem  Erfolge  bei  Herpes  tonsurans  angewandtes 
Mittel  bekannt  geworden  war ,  wurde  dasselbe  sehr 
bald  von  den  Dermatologen  der  verschiedensten 
Under  in  Bezug  auf  seine  Wirksamkeit  bei  den  ver- 
Mhiedensten  Hauterkrankungen  geprüft ;  und  wenn- 
gteich  der  Enthusiasmus  y  mit  welchem  dieses  Mittel 
infangs  begrflsst  wurde ,  sehr  bald  einen  starken 
Rflckschlag  nach  der  entgegengesetzten  Richtung 
zur  Folge  hatte ,  so  haben  sich  doch  heute  die  An- 
sichten wesentlich  geklärt  und  nach  den  in  der  Lite- 
ratur niedergelegten  Erfahrungen  ist  es  nicht  mehr 
zweifelhaft  y  dass  es  bei  gewissen  Krankheiten, 
namentlich  bei  Herpes  tonsurans  und  Psoriasis ,  als 
ein  ausserordentlich  wirksames  liGttel  betrachtet 
werden  muss. 

Die  pharmakologische  Seite  dieses  Stoffes  hat 
durch  die  Arbeiten  von  Attfield  und  Lieber- 
mann (Jahrbb.  CLXX.  p.  9)  eine  erschöpfende 
Darstellung  erüahren,  n.  daher  kann  dieselbe  an  die- 
Ber  Stelle  nm  so  weniger  Gegenstand  der  Erörterung 
sein,  als  wir  es  hier  nur  mit  seiner  therapeutischen 
Wirkung,  speciell  mit  seiner  Wirkung  bei  Haut- 
krankheiten zu  thun  haben ,  wobei  wir  nur  kurz  die 
n.  A.  von  Thompson  (Brit.  med.  Jonm.  May  19. 
1877)  studirte  drastische  und  emetische  Wirkung 
des  Mittels  erwähnen  wollen. 

Ued.  Jabrbb.  Bd.  102.  Hft.  1. 


Bald  nachdem  die  Mittheilnngen  Da  Silva 
L  i  m  a  *s  ttber  das  Goapulver  bekannt  wurden ,  was 
in  Deutschland  namentlich  durch  Ullersperger 
(Berl.  klin.  Wchnschr.  XIII.  3.  p.  40.  1876.  vgl. 
Jahrbb.  a.  a.  0.)  geschah,  wurde  fast  ausschliesslich 
der  aus  demselben  dargestellte  wirksame  Stoff,  das 
Chfysarobin ,  welches  man  anfangs  mit  der  Chryso- 
phansäure  für  identisch  hielt  ^),  therapeutisch  ver- 
wandt ,  und  zwar  wurde  seine  Wirkung  zuerst  von 
Balmanno  Squire  (Brit.  med.  Journ.  Febr.  10. 
1877  und  Essays  on  the  treatment  of  skin  diseases 
Nr.  IV.  Nov.  3.  1877)  bei  Psoriasis  ausftthrlich 
studirt. 

Therapeutische  Vergleiche  zwischen  dem  Goa- 
pulver und  dem  Chiysarobin  liegen  in  der  Literatur 
nicht  vor.  Gleichwohl  lässt  sich  aus  den  vorhan- 
denen Mittheilungen  schliessen ,  dass  beide  in  glei- 
cher Weise  wirken  und  Gründe  fttr  die  allgemeine 
Bevorzugung  des  letztern  nicht  vorhanden  sind. 

Das  Goapulver  wird  in  den  Tropen  als  Volks- 
mittel in  Form  einer  mit  Essig  angerührten  Paste 
gebraucht.  Da  Silva  Lima  wandte  es  in  der 
Weise  an ,  dass  er  es  auf  die  zuvor  mit  Essig  be- 
feuchteten erkrankten  Hautpartien  aufstreuen  lieds, 
oder  er  bediente  sich  einer  Salbe  aus  Goapulver  und 
Fett  (gewöhnlich  in  dem  Verhältniss  von  1—2 :  24) 
mit  Zusatz  von  einigen  Tropfen  Essig.  Das  Chrysa- 
robin  kam  gewöhnlich  im  Verhältniss  von  1 :  10  Fett 
oder  Gel  als  Einreibung  zur  Anwendung ,  und  zwar 

a)  bei  Dermatomykosen. 

Radcliffe  Orocker  (Lancet  I.  4;  Jan.  27. 
1877.  p.  124)  behandelte  9  Fälle  von  Herpes  ton- 
siirans  des  Stammes  und  der  Extremitäten  mit  Goa- 
pulver :  alle  wurden  im  Laufe  von  8 — 10  Tagen, 
einige  selbst  nach  einer  einmaligen  Applikation  ge- 
heilt. In  mehreren  Fällen  bestand  die  Erkrankung 
mehrere  Monate  und  war  zuvor  schon  mit  andern 
Mitteln  behandelt  worden.  Dagegen  war  der  Erfolg 
in  20  Fällen  von  Herpes  tonsurans  des  Kopfes  keines- 
wegs befriedigend.  Alle  diese  Fälle  bestanden  schon 
längere  Zeit  und  waren  vorher  behandelt  worden ; 
bei  2  trat  eine  Heilung  in  6  Wochen ,  resp.  2  Mon. 
ein,  7  wurden  insofern  gebessert,  als  einzelne  Stellen 
heilten,  während  bei  den  übrigen  11  selbst  nach  3 
Monaten  kaum  ein  Erfolg  zu  verzeichnen  war. 

Während  die 'Einreibungen  an  unbehaarten  Stel- 
len eine  weit  über  die  Grenzen  des  Applikations- 
ortes hinausgehende  entzündliche  Röthe  der  Haut 
mit  darauf  folgender  Desquamation  hervorrief,  war 
dieselbe  an  der  behaarten  Kopfhaut  noch  viel  erheb- 
licher. Zum  Theil  rührte  die  rothe  Färbung  von 
dem  Goapulver  selber  her  und  war  auf  die  Einwir- 
kung des  Alkali  der  zum  Waschen  gebrauchten 
Seife  zurückzuführen. 

Der  geringe  Erfolg  des  Mittels  bei  Affektion  der 
behaarten  Kopfhaut  spricht  nach  Vf.  nicht  gegen 


>)  Vgl.  in  Berag  hierauf  Jahrbb.  GLXXXV.  p.  285. 

4 


26 


III.     Pathologie,  Therapie  a.  medieinische  Klinik. 


die  pilztödtende  Wirkung  des  Mittels,  sondern  ist 
allein  darauf  zurückzuführen ,  dass  die  Pilze  in  der 
Tiefe  der  Follikel  nicht  zu  erreichen  waren. 

Walther  G.Smith  (Dubl.Joum.LXVn.[3.8. 
Nr.  87.]  p.l93.Marchl879)  behandelte  3  Fälle  von 
Pityriasis  v^nco/ormit  Chrysarobinsalbe.  Im  1.  Falle 
wai-en  die  üblichen  Mittel  (Sublimat,  Schmierseife  etc.) 
ohne  daueraden  Erfolg  angewandt  worden;  nach 
einer  einmaligen  Einreibung  am  Rücken  und  einer 
dreimaligen  an  der  Bimst  trat  Heilung  ein  y  nachdem 
zwei  erbsengrosse  Flecke,  die  5  Wochen  später  auf- 
getreten wai*en  y  in  derselben  Weise  behandelt  wor- 
den waren.  Im  2.  Falle  verordnete  er  eine  Salbe 
von  Chiysarobin.  1.75,  Chloroform.  4.0,  Ungt.simpl. 
30.0,  die  in  3  Wochen  vollkommene  Heilung  herbei- 
ftibrte.  Im  3.  Falle,  in  welchem  es  sich  um  aus- 
gedehnte an  beiden  Eörperhälften  symmetrisch  an- 
geordnete Flecke  an  Brust,  Bauch,  Rücken  und  an 
den  Armen  handelte,  wurde  die  eine  Seite  mit  Chrysa- 
robinsalbe  (4:30  Fett),  die  andere  dagegen  des 
Vergleichs  halber  mit  dem  dem  Chrysarobin  chemisch 
nahe  stehenden  AUzarin  (gleichfalls  4 :  30)  behan- 
delt. Die  Einreibungen  wurden  Morgens  und  Abends 
gemacht  und  schon  nach  12  Tagen  waren  die  Flecke 
an  der  mit  Alizarin  behandelten  Seite  weit  mehr 
zurückgegangen  als  an  der  mit  Chrysarobin  behan- 
delten. Einige  Wochen  später  war  vollkommene 
Heilung  eingetreten,  schneller  jedoch  nach  dem  Ali- 
zarin als  dem  Chrysarobin.  Auch  jenes  färbte  wie 
letzteres  die  Wäsche,  die  Flecke  Hessen  sich  jedoch 
ein  wenig  auswaschen.  In  Bezug  auf  die  Wirkung 
des  Chiysarobin  bei  Herpes  tonsurans  stimmt  S  m. 
vollkommen  mit  C  rock  er  flberem. 

Auch  Is.  Neumann  (s.u.)  bestätigt  die  Wirk- 
samkeit des  Mittels  bei  Pityriasis  versicolor,  Herpes 
tonsurans  an  unbehaarten  Eörperstellen ,  sowie  bei 
Eczema  marginaium.  Die  Färbung  an  den  von 
Pityriasis  versicolor  befallenen  Stellen  wird  in  Folge 
der  Salbeneinreibungen  schmutzig  braun,  während 
sie  an  gesunden  Hautstrecken  fleischfarbig  oder  in 
verschiedener  Schattirung  hell-  oder  dunkelroth  ist, 
und  es  genügen  schon  drei  Einreibungen,  um  die  mit 
Pilzen  durchwachsene  Epidermis  in  grossen  Lamellen 
zur  Abstossung  zu  bringen.  Die  schnelle  Wirkung 
dieses  Mittels  bei  Pityriasis  versicolor,  Eczema  mar- 
ginatum  und  Herpes  tonsurans  wi]:d  übrigens  auch 
von  Kaposi  (s.  u.)  bestätigt. 

b)  Bei  nicht  parasitären  Dermatosen» 

Die  Mittheilung  Balmanno  Sqnire's  über 
die  Wirksamkeit  des  Chrysarobin  bei  Psoriasis  (s.  o.) 
wurde  von  andern  Autoren  bestätigt 

Stansbury  (Arch.  of  Dermatol.  IV.  p.  297. 
1878)  berichtet  über  3  Fälle,  von  denen  der  eine 
5^/2  Jahre  lang  bestand  und  mit  den  verschiedensten 
Mitteln  vergeblich  behandelt  worden  war.  Die  Affek- 
tion schwand  nach  5  Wochen  bei  täglich  2maliger 
Applikation  einer  Salbe  aus  5.0  Chrysarobin  auf 
30.0  Fett.  Im  2.  FaUe  hatte  die  Krankheit  gleich- 
falls eine  Dauer  von  mehreren  Jahren ,  hier  wurde 


mit  einer  etwas  schwächeren  Salbe  innerhalb  8  W. 
Heilung  erzielt,  und  ebenso  schwand  bei  einer  22jähr. 
Dame ,  die  schon  16  Jahre  bestehende  Erknunkong 
in  5  Wochen. 

Is.  Nenmann  (Wien. med. Presse  Nr.  14. 15. 
16.  n.  37—40.  1878)  theilt  eine  grössere  Anzahl 
von  Psoriasisfilllen  mit,  die  zum  Theil  schon  viele 
Jahre  lang  bestanden  u.  mit  den  üblichen  Mittein  mit 
mehr  oder  weniger  gutem  Erfolge  behandelt  worden 
waren ,  unter  der  Einwirkung  des  Chrysarobin  aber 
in  kurzer  Zeit  geheilt  wurden.  Zuweilen  genügten 
schon  2  Einreibungen,  wie  bei  einem  16  Mon.  alten 
Kinde ,  in  der  Regel  jedoch  waren  bis  zn  20  Einrei- 
bungen erforderlich  und  die  Behandlungsdauer  be- 
trug etwa  3  Wochen.  Die  Salbe  wurde  auf  die  mit 
dem  scharfen  Löffel  oder  durch  Seife  und  Bäder  von 
den  Schuppen  befreiten  Flecke  eingerieben,  an  stark 
infiltrirten  Partien  dagegen  messerrückendick  auf 
Leinwand  aufgestrichen  aufgelegt  und  mit  einer 
Binde  fixirt. 

Während  nach  Neumann  das  Chrysarobin  bd 
den  Anfangsformen  der  Psoriasis  am  schnellsten 
wirkt,  eignen  sich  nach  Kaposi  (Wien.  med.  Wo- 
chenschr.  Nr.  44.  1878)  diese  Formen  am  wenig- 
sten für  die  Chrysarobinbehandlung ;  es  eignen  sidi 
nach  ihm  hierfür  am  meisten  die  Fälle  von  Psoriasis 
circumscripta  und  dispersa,  weniger  Psoriasis  uni- 
versalis, bei  welcher  wegen  der  reizenden  Eigen- 
schaft des  Mittels  nur  successive  einzelne  Strecken 
zu  behandeb  sind. 

Bei  Psoriasis  des  Kopfes ,  des  Gesichts  nnd  der 
Genitalien  ist  das  Mittel  nicht  oder  nur  mit  äuaser- 
ster  Vorsicht  zn  gebrauchen,  da  es  an  diesen  Stellen 
Oedeme  nnd  an  den  Augen  Conjunctivitis  erzeugt 

Ob  der  ohne  Zweifel  eclatante,  ja,  wir  mdchtoi 
sagen,  unübertreffliche  therapeutische  Effekt  des 
Chrysarobin  bei  der  Psoriasis  von  Dauer  ist,  d.  h. 
ob  nach  Beseitigung  der  vorhandenen  Krankheits- 
symptome  Recidive  gänzlich  ausbleiben  oder  wenig- 
stens nach  einem  langem  Zeiträume  auftreten  sIb 
nach  andern  Behandlungsmethoden ,  ist  eine  Fr^e, 
welche  von  den  Autoren  nicht  hinreichend  beantwor- 
tet worden  ist,  die  aber  gerade  für  die  Benrtheilnng 
des  Werthes  der  Chrysarobin  Wirkung  wesentlich  mit  in 
das  Gewicht  fiUlt.  Nur  Alfred  Sangster  (Lan- 
cet  L  11 ;  March  16.  p.  402.  1878)  theilt  mit,  dass 
von  2  Pat.,  welche  in  kurzer  Zeit  von  ihrer  Psoris- 
m  von  ihm  geheilt  wurden,  der  eine  schon  nach  14 
Tagen  ein  Reddiv  bekam ,  der  andere  jedoch  noch 
3  Monate  später  gesund  war.  Auch  Grellety 
(Presse  m^d.  XXX.  47.  p.  374.  1878),  der  ein  sehr 
überschwenglicher  Lobredner  des  Chrysarobin  bei 
Psoriasis  ist,  hat  Recidive  beobachtet  Dieselben 
kommen  aber  nach  ihm  nur  bei  solchen  Personen 
vor,  die  Excesse  in  Wein,  Schnaps  nnd  —  Ksifee 
lieben,  und  deshalb  ist  auch  die  Femhaltong  dieser 
Schädlichkeiten  wie  überhaupt,  so  auch  besonden 
bei  der  in  Rede  stehenden  Behandlnngsweise  dringen- 
des Erfordemiss. 


III.    Pathologie^  Therapie  u«  medicinische  EUnik* 


27 


Nach  den  Erfahrangen  des  Referenten  in  Bezog 
aof  diesen  Punkt,  steht  die  ansserordentliche  Wirk- 
gtmkeit  des  Mittels  bei  Psoriasis  ohne  Gleichen 
da.  Dagegen  hat  Ref.  Recidive  fast  regeL- 
miSBigy  ja  in  vielen  Fällen  viel  früher  als  nach  an- 
dern Befaandlnngsweisen  auftreten  sehen ,  und  zwar 
waren  die  Efflorescenzen  zuweilen  viel  zaiilreicher 
aufgetreten,  als  sie  flberhanptvor  der  ersten  Behand- 
lung waren.  Hieraus  also  ergiebt  sich  jedenfalls, 
daas  Goapnlver  sowohl  als  Chrysarobin  —  Ref.  hat 
beides  in  Anwendung  gebracht  —  wohl  im  Stande 
und,  die  augenblicklich  vorhandenen  Efflorescenzen 
ni  beseitigen,  aber  nicht  die  Disposition  der  Haut 
zur  Erkrankung.  Ja,  es  hat  ihm  geschienen,  als  ob 
das  Mittel  bei  Recidiven  viel  langsamer  wirke  als 
bd  der  ersten  Applikation. 

Balmanno  Squire  (Med.  Times  and  Gaz. 
Jone  23. 1877.  p.  665)  behandelte  eine  in  der  Meno- 
pause befindliche  Dame,  die  seit  einem  Jahre  an  i46*ne 
TO^acta  mit  erheblicher  Knotenbildung  litt,  mitCbry- 
sarobinsalbe  (anfangs  1.25 :  30,  später  2.5 :  30)  n.  sah 
im  Laufe  von  5  Wochen  vollkommene  Heilung  ein- 
treten. Die  Salbe  wurde  3mal  täglich  unter  sorg- 
dltiger  Schonung  der  Augenlider  eingerieben,  ohne 
dass,  abgesehen  von  einer  zeitweilig  aufgetretenen 
leichten  Schwellung,  irgend  welche  nachtheilige  Ne- 
benwh'kangen  bemerkt  worden  wären. 

N  e  n  m  a  n  n  (a.  a.  0.)  hat  das  Mittel  bei  Chloasma 
uterinwn  angewandt  und  sah  vollständiges  Schwin- 
den der  Flecke  nach  4 — 6täg.  Behandlung.  Die 
Salbe  wurde,  auf  Lappen  gestrichen ,  Morgens  und 
Abends  aufgelegt  und  die  gesunde  Haut  vor  ihrer 
Einwirknng  durch  Heftpflasterstreifen  geschützt. 
Nach  Entfernung  der  Salbe  erscheint  die  Haut  pur- 
püiToth  oder  braun ,  sie  wird  ödematös  und  selbst 
ekzematös,  doch  löst  äch  vom  12.  Tage  ab  die 
donkelgefkrbte  Epidermis  los,  nachdem  die  Schwel- 
lung zuvor  abgenommen  hat ,  und  damit  ist  gleich- 
zdtig  die  krankhafte  Pigmentirung  geschwunden. 

Bei  LupuB  eryfhematosus  ist  nach  demselben 
Autor  der  Erfolg  erst  nach  längerer  Behandlung  zu 
gewärtigen,  und  da  die  Erkrankung  zumeist  an  der 
Gedehtshant  erscheint,  wo  die  unangenehmen  Neben- 
wirkungen der  Salbe  am  intensivsten  auftreten ,  so 
ist  ihre  Anwendung  hier  nur  dann  angezeigt ,  wenn 
die  flbrigen  Mittel  nicht  zum  Ziele  führen. 

N.  erwähnt  -endlich  einen  Fall  von  Lupus  vul" 
garis  (macnlosus  und  tuberosus),  bei  welchem  nach 
Bmonatl.  Behandlung  die  Flecke  geschwunden  wa- 
rn, während  die  hypertrophische  Stelle  unverändert 
blieb. 

Zum  Schluss  fähren  wir  die  Ergebnisse  an ,  zu 
denen  eine  Reihe  italieniseher  Autoren  auf  Qrund 
ihrer  Erfahrungen  in  Bezug  auf  das  in  Rede  stehende 
Mittel  geUngt  sind. 

Scarenzio  (Giom.  ital.  delle  maL  ven.  etc. 
1879.  p.  263)  rtthmt  das  Chrysarobin  als  das  beste 
Mittel  nicht  allein  gegen  Psoriasis,  sondern  auch 
gegen  Lupus  erythematosus  u.  tuberosus,  wiewohl 
«wie  alle  bei  diesen  Erkrankungen  angewandten 


äusserlichen  Mittel  keinen  Schutz  gegen  Recidive 
bietet.  Um  die  Braunfärbung  der  Haut  beim  Ge- 
brauch desselben  zu  verhüten,  empfiehlt  er,  die  ge- 
sunden Partien  vor  der  Einwirkung  desselben  durch 
Collodium  zu  schlitzen.  Nach  seiner  Angabe  über- 
steigt der  Preis  eines  Grammes  in  Mailand  nicht 
20  Centimes.  [Diese  Angabe  muss  unbedingt  auf 
einem  Irrthum  beruhen,  da  unsere  Apotheker  das 
Gramm  dieses  durch  seine  Herstellung  so  theuern 
Mittels  mit  40 — 50  Pf.  berechnen.] 

Camp  an  a  (Giom.  intern,  delle  Sc.  med.  1. 
1880.  p.  76)  kommt  auf  Grund  der  von  ihm  ange- 
stellten Versuche  zu  folgenden  Schlüssen. 

1)  Das  Chrysarobin  ist  ein  vorzügliches  Mittel 
gegen  Psoriasis  in  allen  ihren  Formen. 

2)  Es  vermag  das  paprdöse  und  Knotensyphilid, 
desgleichen  die  Knoten  des  Lupus  hypertrophicus 
zur  Resorption  zu  bringen  und  erweist  sich  nament- 
lich bei  letzterem  als  gutes  Hülfsmittel  nach  voraus- 
gegangener Abschabung. 

3)  Eben  so  wirksam  ist  es  gegen  Lepra,  sowohl 
gegen  die  tuberöse,  als  gegen  die  maculöse  Form 
derselben. 

4)  Es  schützt  in  keiner  der  erwähnten  Erank- 
heitsformen  vor  Recidiven. 

5)  Die  schnelle  Resorption  der  knotigen  und  dif- 
fusen Lepra-Infiltrate  begünstigt  weder  neue  Eruptio- 
nen, noch  führt  sie  zu  irgend  welchen  Störungen  im 
Allgemeinbefinden. 

6)  Gelegentlich  fand  C.  bei  Leprösen ,  die  nur 
an  eiper  Seite  erkrankt  waren,  an  dieser,  gegenüber 
der  gesunden  Seite,  eine  Erhöhung  der  Temperatur. 

G  am  her  in  i  (Giorn.  ital.  delle  mal.  ven.  etc. 
1879.  p.  89)  hat  bei  demselben  Er. ,  welcher  an 
universeller  Psoriasis  litt,  an  einer  Seite  Chrysarobin, 
an  der  andern  Theer  applicirt  und  sah  an  beiden 
Stellen  fast  zu  gleicher  Zeit  Heilung  eintreten ,  je- 
doch hatte  der  Kr.  an  der  Applikationsstelle  des 
Chrysarobin  von  der  durch  dasselbe  erzeugten  aku- 
ten Dermatitis  erheblich  zu  leiden. 

TommasodeAmicis  (II  movim.  med.-chir. 
Maggie  15.  1879)  hat  von  der  Anwendung  des 
Chrysarobin  keine  besondem  Vortheile  beobachtet, 
dagegen  besitzt  es  verschiedene  Nachtheile.  1)  Es 
erzeugt  Erytheme  und  hinterlässt  dunkle  Flecke  auf 
der  Haut,  durch  welche  seine  Anwendung  an  sichtbaren 
Eörperstellen  unmöglich  wird.  2)  Der  Preis  ist  sehr 
hoch.  3)  Die  Reizung  der  Haut  überachreitet  zu- 
weilen die  Grenzen  des  einfachen  Erythem  und  kann 
in  die  schmerzhafteste  ekzemat.  Dermatitis  übergehen. 
4)  Es  hinterlässt  in  der  Wäsche  Flecke ,  die  nicht 
mehr  zu  entfernen  sind.  5)  Es  bietet  keinen  Schutz 
gegen  Recidive.  6)  Es  ist  bei  Favus  nicht  wirksam 
nnd  wegen  der  erwähnten  nachtheiligen  Nebenwir- 
kungen an  der  behaarten  Kopfhaut  nicht  verwendbar. 

Breda  (Gaz.  Venet.  XXH,  2.  3.  1879)  da- 
gegen kommt  auf  Grund  seiner  klinischen  Beobach- 
tungen zu  folgenden  Schlüssen.  Das  Chrysarobin 
ist  zwar  nicht  gegen  nässende  Hautausschläge  ver- 
wendbar, gleichwohl  erweist  es  sich  als  ein  ansgezeich- 


28 


III.    PathologiCi  Therapie  u.  mediciniBohe  Klinik. 


netes  Mittel  bei  der  Behandlung  der  Psoriasis,  des 
Herpes  circinatus  und  im  Allgemeinen  bei  allen  my- 
kotischen Hautkrankheiten  und  ist  ferner  ein  aus- 
gezeichnetes Mittel  gegen  den  symptomatischen  und 
essentiellen  Pruritus,  Er  empfiehlt  jedoch,  auf  dieses 
Mittel  erst  zurückzukommen,  nachdem  andere  Mittel 
vergeblich  versucht  worden  sind  ,  seine  Anwendung 
am  behaarten  Kopfe  und  im  Gesicht  ist  (wegen  der 
Verfärbung  der  Haut)  zu  unterlassen. 

IL  Pyrogallusaäure, 

Die  Pyrogallussäure ,  welche  von  Ja risch  als 
ein  Ersatz  für  das  theurere  Cbrysarobin  in  die  Therapie 
eingeführt  wurde,  steht  dem  letztem,  wie  B  a  1  m  a  n  n  o 
Squire  (Brit.  med.  Journ.  Dec.  11.  1880.  p.922) 
bemerkt,  an  Wu*ksamkeit  nach.  Dasselbe  wird  auch 
von  Finny  (Ibid.  Dec.  18. 1880.  p.972)  bestätigt, 
der  Control versuche,  in  der  Weise  anstellte ,  dass  er 
bei  denselben  Pat.  die  eine  erkrankte  Körperhälfte 
mit  Chrysarobin,  die  andere  mit  Pyrogallussäure  be- 
handelte und  an  der  erstem  die  Efflorescenzen  bei 
Weitem  schneller  schwinden  sah  als  an  der  letztern. 

Jarisch  (Ztschr.  f.  klin.  Med.  I.  3.  p.  631. 
1880)  knüpft  einige  Bemerkungen  über  die  Anwen- 
dung der  Pyrogallussäure  bei  Hautkrankheiten  an  die 
Mittheilung  Neisser's  über  eine  nach  äusserlicher 
Anwendung  der  Pyrog.  bei  Psoriasis  diffusa  tödt- 
lich  verlaufene  Vergiftung  [vgl.  Jahrbb.  CLXXXV. 
p.  237].  J.  weist  darauf  hin,  dass  dieser  Stoff  nach 
den  Untersuchungen  von  J  ü  d  e  1 1 ,  in  einer  Dosis  von 
1 — 3  Grmm.  bei  Hunden  in  den  Magen  oder  unter 
die  Haut  gebracht,  toxische  Wirkungen  gezeigt  habe, 
und  dass  eine  solche  Wirkung  naturgemäss  auch 
beim  Menschen  eintreten  müsse,  wenn,  wie  in  dem 
obigen  Falle ,  grössern  Quantitäten  Gelegenheit  zur 
Aufnahme  in  die  Girkulation  gegeben  werde.  J. 
hat  immer  nur  eine  lOproc.  Salbe  angewandt,  und 
zwar  reichten  bei  mittelgrossen  Individuen ,  welche 
vom  Scheitel  bis  zur  Zehe  eingepinselt  wurden, 
100  Grmm.  derselben  für  6 — 8  Einreibimgen,  resp. 
3 — 4  Tage  aus,  so  dass  pro  die  etwa  3  Grmm. 
Pyrog.  verbraucht  wurden,  und,  da  ein  grosser 
Theil  der  Salbe  in  die  Flanellkleider  des  Kr.  oder 
in  die  Decken,  in  welche  er  gehüllt  wurde,  em- 
drang,  höchstens  die  Hälfte  der  obigen  Menge,  also 
1.5  Grmm.,  zur  Resorption  gelangen  konnte.  Hier- 
nach kam,  das  Körpergewicht  eines  Menschen  zu 
50  Kgrmm.  angenommen,  1  Grmm.  Pyrog.  auf 
33  Kgrmm.  Körpergewicht,  während  nach  Ne is- 
ser's  Untersuchungen  die  intensiven  toxischen  Er- 
scheinungen bei  Kaninchen  eintraten,  wenn  iGrmm. 
Pyrog.  auf  1  Kgrmm.  Körpergewicht  einverleibt 
wurde. 

In  Bezug  auf  die  Wirkung  der  Pyrog.  hebt  J. 
hervor,  dass  sie  derjenigen  des  Chrysarobin  voll- 
kommen gleichkommt,  ohne  die  nachtheiligen  Eigen- 
schaften desselben  zu  theilen.  Die  von  ihm  im 
Jahresberichte  des  Wiener  k.  k.  allgem.  Ejranken- 
hanses  vom  J.  1878  ausgesprochene  Ansicht,  dass 
die  Pyrog.  auf  die  pflanzlichen  Hautparasiten  einen 


schädigenden  Einfluss  ausübe,  habe  durch  Bovet 
(Journ.  f.  prakt.  Chemie  N.  F.  XIX.  Nr.  9.  10. 
1879)  experimentelle  Bestätigung  gefunden.  Diese 
Wirkung  hat  J.  praktisch  beim  Herpes  Umeurans 
maculoeus  erprobt  und  Heilung  desselben  in  3  bis 
5  Tagen  durch  6 — 10  Einreibungen  erzielt,  nach- 
dem im  Laufe  weiterer  10 — 14  Tage  die  Abadiup- 
pung  der  Haut  vollendet  war.  Bei  2  Fällen  trat 
nach  4maliger  Applikation  der  Salbe  hefläges  Jocken 
auf,  so  dass  dieselbe  ausgesetzt  werden  mosste  und 
es  sich  mit  Rücksicht  hierauf  empfiehlt,  bei  dieser 
Erkrankung  eine  5proc.  Salbe  zu  verwenden.  Die 
früher  von  J.  berichtete  günstige  Wirkung  der  Salbe 
beim  Eczema  marginatum  (Wiener  med.  Jahrbb. 
1878)  fand  er  neuerdings  in  einem  feroem  Falle 
bestätigt. 

m.  NaphthoL 

Kaposi  hat  (Wien.  med.  Wchnschr.  Nr.  22— 
24.  1881)  als  Ersatzmittel  für  den  Theer  den  als 
/?-Naphthol  bekannten  Bestandtheil  desselben  niit 
Erfolg  angewandt.  Dasselbe  ist  in  einer  fast  glei- 
chen Menge  Alkohol ,  nicht  aber  in  Wasser  UtolicL 
Wird  zu  einer  alkoholischen  Lösung  Wasser  hinzu- 
gesetzt, so  bleibt  das  Naphthol  so  lange  gelöst,  als 
die  Quantität  des  Wassers  die  des  Alkohol  nicht 
übersteigt.  Eben  so  leicht  löst  es  sich  in  Oelen  mA 
Fetten.  Vor  dem  Theer  hat  es  den  Vorzug,  dass 
es  geruchlos  ist,  weder  Haut,  noch  Haare  fi^bt  und 
in  der  Umgebung  des  Applikationsortes  keine  Ent- 
zündung hervorruft. 

Angewandt  wurde  es  bei  Scabies  in  Salbenform 
(Naphtholi  15.0,  Axungiae  100.0,  Sapon.  virid.  50.0; 
Cretae  10.0  oder  15  Naphthol  auf  100  Fett),  bei 
Ekzem  in  einer  5 — 2 — ^/sproc.  alkoholisch-wässeri- 
gen Lösung,  bei  Psoriasis  in  einer  15 — lOproc. 
Salbe,  bei  welcher  es  eben  so  gnt,  aber  nicht  so  oon* 
stant  wie  Chrysarobin  wirkt  und,  da  es  keine  Ver- 
färbungen erzeugt,  besonders  bei  Erkrankung  der 
Oesichtshaut  dem  letztem  vorzuziehen  ist  Auch  bei 
Pityriasis  versicolor,  Prurigo,  Ichthyosis  u.  Lupus 
erythematosus  hat  es  gute  Dienste  geleistet,  nur  bei 
Lupus  vulgaris  und  Epitheliom  hat  es  nicht  genflgt. 

Das  Naphthol  wird  von  der  Haut  resorbirt  aod 
schon  nach  wenigen  Stunden  durch  den  Urin  aus- 
geschieden.    Auch  wenn  sich  die  Applikatioo  nur 
auf  eine  grössere  Partie  der  Körperoberfläohe  er- 
streckte, war  der  Urin  schon  nach  12  Std.  trfibe, 
von  der  Farbe  eines  „gelbröthlichen  Weinmostes^^ 
und  er  besass  bei  einzelnen  Personen  sdion  nacfa 
den  ersten  Einreibungen,  bei  andern  erst  später  eine 
olivengrüne  Farbe ,  ähnlich  wie  bei  AnsscheidoDgeD 
grösserer  Mengen  resorbirten  Theers.    Ein  mit  Pra- 
rigo  behafteter  Knabe  entleerte  während  der  Be- 
handlung blutigen  eiweisshaltigen  Urin,  er  zeigte  die 
Symptome  eines  akuten  Morbus  Brightii,  Isebone, 
Erbrechen,  Bewusstlosigkeit  und  mehrere  Tage  bin- 
durch  eklamptische  Krämpfe  mit  halbseitigen  Zockna- 
gen ,  die  K.  jedoch  nicht  auf  die  Resorption  des 
Naphthol  zurückführen  zu  dürfen  glaubte,  da  das- 


in.    Pathologie^  Therapie  a.  medicuiische  Klinik. 


29 


lelbe  onr  2  Tage  hindurch  angewandt  worden  war. 
Der  Knabe  genas  und  wurde  alsdann  weiter  in  der- 
selben Welse  behandelt. 

MitRflcksicht  auf  diesen  Fall  macht  Neisser 
(Med.  Centr.-Bl.  Nr.  30.  p.  245.  1881)  auf  die 
eminent  toxischen  Wirkungen  des  Naphthol  auf- 
merksam,  die  er  durch  Experimente  an  Hunden  und 
Kaninchen  constatirte.  Er  fand,  dass  höhere  Dosen 
dieses  Mittels  Hämoglobinurie  erzeugen,  und  zwar 
starben  Kaninchen  von  1000  Grmm.  Gewicht  nach 
sobentaner  Injektion  von  1  Grmm.  (in  concentrirter 
Oelldsung),  Hunde  von  4500  Grmm.  nach  1.5  Grmm. 
des  Mittels.  Der  Befund  des  ausgeschiedenen  Harns, 
die  Se-  und  Exkretionsverhältnisse  desselben,  sowie 
die  Bintverändemngen  unteracheiden  sich  nach  N. 
in  keiner  Richtung  von  andern  Blutdissolutionen,  die 
mm  Freiwerden  von  Hämoglobin  führen,  und  des- 
iudb  ist  bei  der  Anwendung  des  Naphthol  dieselbe 
Vorsicht  wie  bei  der  der  Pyrog.,  namentlich  eine 
sorgßlltige  Controle  des  Urins  erforderlich.  Bei 
schon  vorhandener  Nephritis  ist  die  Anwendung  des 
Mittels  noch  bedenklicher,  einmal  weil  es  die  Nieren- 
affektion  steigern  kann,  sodann  aber,  weil  durch  die 
behinderte  Harnausscheidung  eine  Accumulation  des- 
selben im  Blute  bedingt  und  eine  Dissolution  des 
letztem  begünstigt  wird.    (GustavBchrend.) 

473.  Selbststandige  Syphilis  im  mittleren 
Drittel  der  Traohea. 

Dr.  John  N.  Mackenzie  aus  Baltimore 
(Wien.  med.  Jahrbb.  I.'  p.  75.  1881)  theilt  aus 
Dr.  H.  Chiari's  Prosektur  im  Rndolfspitale  zu 
Wien  den  Sektionsbefund  eines  Falles  mit ,  in  dem 
sieh  eine  unzweifelhaft  syphilitische  Narbe  an  der 
famtern  Wand  der  Trachea  im  mittleren  Drittel  der- 
selben fand  nnd  schickt  Bemerkungen  über  das  Vor- 
kommen der  Syphilis  in  der  Trachea  voraus. 

Während  Nase  und  Kehlkopf  ungemein  häufig 
der  Sitz  von  syphilitischen  Erkrankungen  sind,  findet 
sieh  diese  seltener  in  den  untern  Luftwegen,  in  der 
Trachea  und  den  Bronchien.  Morell  Mackenzie 
io  London  (Diseases  of  the  tbroat  1880.  p.  353. 
365)  fand  nnter  1145  Fällen  von  syphilitischer  Er- 
kruikang  der  Halsorgane,  überhaupt  nur  8  Mal 
Syphilis  der  Trachea.  Meist  ist  in  solchen  Fällen 
die  Syphilis  vom  Larynx  fortgeleitet;  selbstständige 
syphilitische  Erkrankung  der  Trachea,  ohne  gleich- 
zeitige Erkrankung  des  Larynx  oder  doch  wenig- 
stens nicht  in  continuirlichem  Zusammenhang  mit 
den  Veränderungen  im  Larynx  stehend,  kommt  sehr 
selten  vor,  gewöhnlich  ist  sie  im  untern  Drittel  der 
Trachea  lokalisirt  und  erstreckt  sich  von  da  auch 
manchmal  auf  die  Bronchien,  die  übrigens  ebenfalls 
selbstständig  an  Syphilis  erkranken  können.  Von 
selbstständiger  syphilitischer  Erkrankung  der  ganzen 
Tnehea  hat  M.  nur  die  Fälle  von  Z  u  r  h  e  1 1  e  (Berl. 
klin.  Wchnschr.  IX.  35.  1872)  und  Wilks  (Guy's 
Bo8p..Rep.  IX.  1863.  —  Jahrbb.  CXXIU.  p.  178) 
^  der  Literatur  aufzufinden  vermocht ,  von  selbst- 


ständiger Syphilis  im  mittleren  Drittel  nur  eine 
kurze  Angabe  von  Eppinger  (in  seinem  Werke 
ttber  d.  pathol.  Anatomie  des  Larynx  u.  d.  Trachea 
p.289),  deuFall  vonCharnal  (L'ünion21. 1859) 
u.  den  von  B  e  g  e  r  (s.  u.).  Er  selbst  hat  in  folgendem 
Falle  die  genauere  Untersuchung  der  Präparate  an- 
stellen können. 

Ein  46  J.  alter  Mann  war  im  Budolfspital  gestorben 
und  am  10.  April  1881  wurde  die  Sektion  ausgeführt. 
Auf  der  Haut  fanden  sich  zerstreute  bis  Unsengrosse, 
leicht  bräunlich  pigmentirte  Narben,  Hyperostose  des 
Schädels  und  der  rechten  Tibia.  Die  Schleimhaut  des 
Pharynx ,  des  Larynx  und  der  Trachea  war  dunkel  ge- 
rothet  und  etwas  geschwellt.  In  der  Pharynzschleim- 
haut  zeigten  sich  zarte  Narben  nnd  theilweise  eitrige 
Infiltration  des  snbmukösen  Gewebes,  in  der  Larjrnx- 
Schleimhaut  weder  Narben,  noch  Ulceration.  An  der 
hintern  Wand  der  Trachea ,  ziemlich  in  der  Mitte  der- 
selben fand  sich  eine  umfängliche,  alte,  strahlige  Narbe. 
Im  Uebrigen  ergab  die  Sektion  Pleuritis  und  Pneumonie, 
sowie  Taberkulose  der  Lungenspitze  und  der  Bronchial- 
drüsen rechts,  Lebercirrhose,  chronische  Milzgeschwulst, 
chronischen  Morbus  Brightii  und  ausser  den  erwähnten 
Zeichen  der  Syphilis  Anschwellung  der  Leisten-  und 
Acbseldrüsen. 

Die  Narbe  in  der  Trachea  reichte  vom  5.  bis  11. 
Enorpelring,  war  4  Otmtr.  lang  nnd  1.5  Otmtr. 
breit ,  exquisit  strahlig ,  so  dass  von  der  Mitte  ans 
nach  allen  Seiten  hin,  besonders  aber  nach  oben  und 
unten  zu,  Narbenstrahlen  sich  abzweigten.  Die  in 
den  peripheren  Theilen  der  Narbe  zwischen  den 
einzelnen  Strahlen  befindliche  Schleimhaut,  wie  auch 
die  in  der  Nachbarschaft  der  Narbe,  erschien  geröthet 
und  geschwellt  und  zeigte  einzelne  Ekchymosen. 
Epithel  Hess  sich  an  der  Oberfläche  der  Narbe  im 
Centrum  derselben  nicht  nachweisen ;  nach  aussen 
durchsetzte  die  Narbe  auch  die  Muskulatur  der 
Trachea.  Eine  deutliche  Stenose  der  Trachea  hatte 
die  Narbe  nicht  erzeugt,  wenn  auch  die  von  ihr 
betroffene  Stelle  weniger  leicht  dehnbar  war.  Die 
übrige  innere  Oberfläche  der  Trachea  war  ganz 
glatt  und  zeigte  nirgends  Narben. 

Obgleich  sich  in  der  Krankengeschichte  über 
eine  syphilitische  Erkrankung*  der  Trachea ,  über- 
haupt über  eine  syphilitische  Erkrankung  nichts  an- 
gegeben fand,  fasst  M.  doch  die  Narbe  als  ent- 
schieden syphilitisch  auf.  Dafür  spricht  schon  die 
Configuration  der  Narbe,  ihr  strahliger  Bau  und 
ihre  bedeutende  Dicke,  ferner  die  anderweitigen, 
auf  Syphilis  zurückzuführenden  Veränderungen ,  die 
narbigen  Pigmentflecke  auf  der  Haut,  die  Hyper- 
ostose des  Schädels  und  der  rechten  Tibia,  die 
Schwellung  u.  Induration  der  Lymphdrüsen.  End- 
lich spricht  für  die  syphilitische  Natur  der  Narbe 
noch  der  Umstand ,  dass  kein  anderer  Ulcerations- 
process  in  der  Trachea,  weder  scrofulöse,  noch 
tuberkulöse,  noch  phlegmonöse,  noch  auf  Zerfall  von 
Neubildungen  zu  beziehende  Geschwüre,  noch  trau- 
matische Substanzverluste  eine  ähnliche  Narbenbil- 
dung bedingen  können. 

Dr.  Albert  Beger  (Deutsches  Arch.  f.  klin. 
Med.  XXm.  5  u.  6.  p.  614.  1879)  theilt  folgenden 
Fall  mit,  in  dem  ein  syphilitisches  Geschwür  an  der 


30 


ni.    Pathologie,  Therapie  u«  medidiiiache  Klinik. 


hintern  Wand  der  Trachea  in  den  Oesophagus  durch- 
brach. 

Ein  35  Jähre  alter  Gärtner  hatte  wiederholt  an 
BTphilitischen  Affektionen ,  zuletzt  an  einem  tiefen ,  zer- 
Uüfteten  Geschwür  im  Rachen  gelitten,  das  aller  lokalen 
Behandlang  getrotzt  hatte,  nach  Anwendung  von  Jod- 
kalinm  aber  rasch  heilte.  Seit  4  Wochen  bestand  trockner 
Husten,  später  reichlichen  eitrigen  Auswurf  heransbefSr- 
demd;  die  Stimme  wurde  heiser.  Am  31.  Oct-,  zu  An- 
fang der  4.  Kranlüieitswoche ,  trat  Abends  Schüttelfirost 
und  Fieber,  in  der  Nacht  heftiger  Schweiss  ein;  am 
nächsten  Abend  wiederholte  sich  der  Schüttelfrost.  Der 
Kr.  wurde  ganz  aphonisch  und  beim  Schlingen  trat  häufig 
Verschlucken  ein.  Bei  der  am  7.  Nov.  1878  erfolgten 
Aufnahme  in  der  med.  Abtheilung  des  Krankenhauses  in 
Leipzig  fanden  sich  die  Plicae  glosso-epiglotticae  stark 
geschwollen  und  gerdthet,  die  Epiglottis  erschien  normal, 
die  Schleimhaut  über  der  linken  Arjtaena  beträchtlich 
ödematSs,  die  der  rechten  nur  gerötb et ;  die  Glottis  war 
weit  geöffiiet ,  das  linke  Stimmband ,  das ,  wie  auch  das 
rechte ,  sonst  normal  erschien ,  stand  beim  Athmen  wie 
beim  Anlauten  still,  das  rechte  bewegte  sich  normal,  die 
Trachea  zeigte  sich  intensiv  geröthet,  eine  Ulceration  war 
in  ihr  nicht  sichtbar.  Beim  Sprechen  entwich  die  Luft 
zu  schnell ,  so  dass  der  Kr.  immer  nach  wenigen  Worten 
Athem  holen  musste.  Beim  Versuche  zu  trinken  trat 
unmittelbar  nach  dem  ersten  Schluck  ein  heftiger  Husten- 
parozysmus  auf  und  die  genossene  Flüssigkeit  strSmte, 
mit  eitrigem  Auswurfe  vermischt ,  durch  Nase  und  Mund 
zurück.  Ein  Bissen  rohes  Fleisch  dagegen  gelangte  ohne 
Hinderniss  und  ohne  Husten  zu  erregen  in  den  Magen. 
Der  Auswurf  war  reichlich,  gelblich,  nicht  f5tid  riechend, 
und  confluirend.  Die  Temperatur  betrug  39.8<^,  die  Puls- 
frequenz 108,  die  Respirationsfirequenz  32  in  der  Minute. 
Es  bestand  intensive  Bronchitis. 

Die  Diagnose  lautete  auf  Communikation  zwischen 
Ti'achea  und  Oesophagus,  wahrscheinlich  in  Folge 
eines  syphilitischen  Processes ,  Lähmung  des  linken 
Recurrens,  der  in  seinem  Verlaufe  zwischen  Trachea 
und  Oesophagus  an  einer  Stelle  in  den  syphilitischen 
Process  hineingezogen  sein  musste;  die  Schüttel- 
fröste deuteten  auf  durch  eingedrungene  fremde 
Körper  bedingte  Pneumonie. 

Zur  Ernährung  wurden  Eierkljrstire  gegeben,  znr 
Stillung  des  brennenden  Durstes  Wasserklystire.  Täg- 
lich wurde  eine  subcutane  Injektion  mit  0.01  Grmm. 
Sublimat  gemacht ;  auf  seinen  Wunsch  liess  man  den  Kr. 
eine  dünne  Tanninlösung  inhaliren,  ausserdem  wurde 
eine  Eisblase  um  den  Hals  gelegt.  In  den  nächsten 
Taigen  befand  sich  der  Fat.  besser,  das  Fieber  liess  nach, 
doch  stellte  sich  erst  über  dem  linken  untern  Lungen- 
lappen an  einer  umschriebenen  Stelle  Bronchialathmen 
ein,  später  auch  rechts  hinten  unten  mit  Dämpfung.  Am 
11.  Nov.  konnte  der  Kr.  etwas  feste  und  flüssige  Nahrung 
durch  den  Mund  zu  sich  nehmen,  ohne  dass  die  Speisen 
regurgitirten.  Am  Abend  desselben  Tages  überfiel  den 
Kr.  plötzlich  heftiges  Unwohlsein,  er  bekam  Schüttelflrost, 
die  Temperatur  stieg  schnell  auf  42.2 ,  später  auf  42. 6^ 
der  Puls  wurde  klein  und  frequent ,  die  Respiration  sehr 
frequent,  der  Kr.  fühlte  sich  sehr  matt  und  war  stark 
cyanotisch  im  Gesicht.  In  der  Nacht  trat  Trachealrasseln 
ein  und  es  erfolgte  der  Tod  im  Koma. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  die  Schleimhaut  des  Kehl- 
kopfs geröthet,  zum  Theil,  namentlich  in  der  Gegend  der 
linken  Arytaena,  etwas  ödematös  geschwollen,  sonst  war 
der  Kehlkopf  normal ,  Narben  fanden  sich  in  ihm  nicht. 
In  der  Höhe  des  6.  Halswirbels,  dem  Querfortsatz  des- 
selben aufliegend,  fand  sich  eine  fast  wallnussgrosse 
Lymphdrüse  in  eine  käseartige ,  sehr  consistente  Masse 
verwandelt,  am  meisten  einem  in  Verkäsung  begriffenen 
Gummaknoten  ähnlich;  die  umgebenden  Weichtheile 
waren  massig  schwielig  verdickt,  in  diesen  Process  war 


ein  nngefSbr  1  Ctmtr.  langes  8t(kk  deeVagas  mit  Un^- 
gezogen,  das  indessen  bei  der  mikroskop.  Untersucbmig 
nichts  Abnormes  zeigte .  Unmittelbar  an  die  verkäste  Masse 
grenzte  ein  etwa  wallnussgrosser  Sack  zwischen  Trachea 
und  Oesophagus ,  mit  der  erstem  durch  eine  1.25  Ctmtr. 
lange,  0.3  Ctmtr.  breite  Oeffnung,  mit  dem  letztem  durch 
2  ovale  Oeffnungen  in  Verbindung  stehend ,  von  denen 
die  eine  linsengross ,  die  andere  etwas  grösser  war ;  die 
Wände  des  Sackes  wurden  von  der  Trachea  und  vom 
Oesophagus  gebildet ,  die  Innenfläche  war  höckrig ,  mit 
membranösen,  leicht  abziehbaren  Massen  von  weissgdber 
Farbe  bedeckt.  Der  Inhalt  des  Sackes  bestand  am 
einer  massigen  Menge  schleimig  eitriger  Flüssigkeit.  Die 
Perforationsstelle  in  der  Trachea  sass  an  der  Grenze  des 
häutigen  und  knorpligen  Theiles ;  ihr  oberer  Rand  wir 
4*/s  Ctmtr.  vom  Ringknorpel  entfemt;  die  Ränder  dei 
Defektes  waren  glatt ,  nicht  gewulstet ,  die  3  davon  be- 
troffenen Tracheallmorpel  waren  mit  dem  Rande  des  De- 
fektes wie  scharf  abgeschnitten,  nicht  in  die  Oeffoung 
hineinragend.  Oberhalb  und  unterhalb  des  Gksschwnn 
war  die  Schleimhaut  der  Trachea  stark  geröthet,  ge- 
schwellt und  gelockert ,  aber  ohne  weitere  Snbstanzver- 
luste,  stenotische  Stellen  fanden  sich  nicht.  Auch  die 
Ferforationsöfltoungen  in  dem  sonst  keine  weitem  Ver- 
änderungen zeigenden  Oesophagus  hatten  glatte  Ränder. 
Der  N.  recurrens  der  linken  Seite  lag  an  einer  Stelle  in 
der  Wand  des  Sackes  und  zeigte  hier  eine  deutliche 
knotige  Verdickung.  Im  Uebrigen  fanden  sich  die  Zei- 
chen von  Bronchitis  und  von  durch  fremde  Körper  be- 
dingter Pneumonie ,  syphilitische  Veränderungen  an  den 
Tonsillen,  im  Rachen,  an  den  Tibiae  und  Clavioulae  und 
an  beiden  Hoden. 

Wenn  die  Veränderungen  in  den  Lungen,  durch 
die  der  Tod  herbeigeführt  wurde,  nicht  bo  bedeutend 
gewesen  wären,  so  hätte  nach  B.  die  eingeleitete 
antisyphilitische  Behandlung  wahrscheinlich  noch  zu 
einem  befriedigenden  Resultate  gefElhrt,  da  das  Ge- 
schwür nur  noch  einen  kleinen  Umfang  hatte  and 
die  Stenose  nach  vollendeter  Heilung  jedenfalls  nicht 
beachtenswerth  geworden  wäre. 

(Walter  Berger.) 

474.  Ueber  Qammigesohwülate ,  Orann- 
lome, Syphilome ;  von  Prof.  B.v.Langenbeck. 
(Arch.  f.  klin.  Chir.  XXVI.  2.  p.  265.  1881.) 

Diese  Geschwülste  verdienen  insofern  ein  luia- 
esse,  als  sie  mit  andern  Geschwülsten  verwechselt 
werden  können;  diess  kann  namentlich  dann  ge- 
schehen ,  wenn  nur  eine  Geschwulst  vorhanden  ist« 
In  dieser  Hinsicht  wird  folgender  Fall  erwähnt 

Im  Jahre  1850  oonaultirte  den  Vf.  etai  66Jähr.  Heir 
wegen  einer  schmerzhaften  fluktuirenden  Geechwulst  anf 
der  Mitte  der  Tibia,  sie  hatte  die  Grösse  eines  Tanben- 
eies  und  wuchs  unzweifelhaft  aus  dem  Knochen  hervor, 
welcher  in  der  Umgebung  wallartig  aufgetrieben  war. 
Bei  Berührung  war  grosse  Schmerzhaftigkeit  yorhandeo; 
mittels  Probepunktion  wurde  keine  Flüssigkeit  entieert ; 
nirgends  waren  sonst  Auftreibungen  vorhanden ;  syphilit. 
Ansteckung    wurde    nicht   zugegeben.    Die  Entfemnng 
der  Geschwulst  wurde  vorgenommen,  wobei  Vf.  die  be- 
nachbarten Theile  des  Knochens  heransmeisselte ;  hie^ 
bei  entleerte  sich  eine  graurOthliche,  halb  klare,  zähe, 
Bulzige,  einem  dicken  Gummibrei  nicht  unähnliche  Masse, 
in  welcher  ein  feinkörniger  Detritus  mit  vielen  Fetttröpf- 
chen vorhanden  war.  Der  Wundverlauf  war  in  den  ersten 
8  Tagen  gut,  dann  trat  nach  groben  DiUfehlem  Fieber 
und  Schüttelfrost  auf.    Die  nun  zufSllig  vorgenommeBe 
Untersuchung  der  Schenkelbeuge  ergab  ausgedehnte  Kar- 
ben geheilter  Bubonen.    Der  Kr.  starb  an  Pyämie ;  die 
Sektion  wurde  nicht  erlaubt.    Später  erfahr  Vf.  dorcli 


III.     Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


81 


den  frühem  Ant  des  Fat. ,  daBs  der  Kr.  vor  15  Jahren  an 
Syphilis  gelitten  hatte  and  deshalb  mit  Einreibungen  nnd 
Jodkalinm  behandelt  worden  war. 

Im  Anschlnss  an  diesen  Fall  hebt  Vf.  hervor, 
di8B  es  sehr  wichtig   sei,   Mittel  zu  finden,   die 
OuDmigeschwfilste  mit  Sicherheit  zu  erkennen,  da 
selbst  der  makroskopische  und  mikroskopische  Be- 
fand nach  Vf.  nicht  immer  so  charakteristische  Merk- 
male bietet,  am  vor  Irrthom  sicher  zo  sein.     Die 
iwei  Arten   des   Auftretens   der  Gammigeschwulst 
and  die  difiiise   und  die  umschriebene  Form;   die 
Geschwulst  ist  meist  schmerzhaft  in  verschiedenem 
Gnde.  Ein  anderes  Gharakteristikam  ist  die  Art  des 
Waehsthnms;  Vf.  fand  nämlich,  dass  sie  meist  sprung- 
weise wuchsen  und  dann  meist  Entzündungserschei- 
noDgen  in  der  Umgebung  darboten,  und  hierbei  ging 
der  orsprfiDgliche  Charakter  der  Geschwulst  zuweilen 
veiloren ,  es  hatte  sich  dann  eine  entzündliche  In- 
filtration gebildet.     Wenn  nun  der  Ausspruch  Vir- 
chow's  (die  krankhaften  Geschwttlste  II.  p.  390): 
i4^  eigentäche  Gesckwvhihabitus   tritt  sehr   in 
dm  Hintergrund  bei  den  Granulomen.     Niemals 
entsteht   aus   dem   Granulationsgewebe   eine  Ge- 
ichwulst  im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes",  nach 
Vf.  vom  pathologisch-anatomischen  Standpunkte  zu- 
treffend nnd  „vollkommen  berechtigt"  ist,  so  kann 
diese  Behauptung   doch  für   den  Chirurgen   keine 
Geltung  haben,  denn  die  Granulome  können,  wie  Vf. 
iD  Beispielen  lehrt,  den  Umfang  eines  Tauben-  bis 
GtDseeiea  erreichen  und  übertreffen  und  dann  den 
andern  Geschwülsten  vollkommen  ähnlich  sein.  Eine 
Eigenthflmlichkeit  bieten  diese  hier  in  Frage  kom- 
menden Gesehwülste  allerdings  in  Bezug  auf  die 
Art  des  Wachsthums  durch  Agglomeration  isolirter 
Knollen ,  wodurch  zuweilen  ein  höckriges  Ansehen 
erzeugt   wird   wie  bei  Sarcocele  syphilitica.     Sehr 
meriswürdig  fand  Vf.  die  Leichtigkeit,  mit  welcher 
selbst  grosse  Geschwülste  durch  leichte  Einreibungs- 
knr  und  Jodkalium  zur  Resorption  kommen,  so  dass 
nuui  dann  die  Diagnose  auch  ex  juvantibus  stellen 
kann.     Bei  Cardnom  entstand  dagegen  nach  Ein- 
leibungen  ein  rascheres  Umsichgreifen.    [Schon  Ref. 
weist  in   seiner  Schrift:   l^eue  Erfahrungen   über 
die  Behandlung  der  Syphilis  (p.  93)   darauf,  hin, 
t$dass  man  bei  ulcerirenden  Carcinomen  Einrei- 
bungen mit  grauer  Salbe  nicht  vornehmen  darf, 
toeil  hierauf  ein  rapider ,  deletärer  Zerstörungs- 
process,  ein  rasch  fortschreitender  Zufall  einzu- 
treten pßegV] 

Gummigeschwülste  der  Muskeln  können  bei  Man- 
gel an  anderen  Syphüiserscheinungen  mit  Fibrosar- 
kom  verwechselt  werden;  Vf.saheinetaubeDeigrosse 
syphilitische  Geschwulst  amEopfnicker  mit  gleichzei- 
tig vorhandenen  Ekthymapusteln  im  Gesicht,  welche 
in  Folge  einer  ^wöchentlichen  Einreibungskur  heilte. 
Dem  entgegen  weist  Vf.  auf  einen  Fall  von  Sydney 
Jones  (PathoL  Transact.  VII.  p.364  vgl.  H.  S  enft - 
leben:  (Archiv  f.  kli«.  Chir.  I.  p.  109.  1861)  hin, 
in  dem  8  Jahre  nach  einem  syphilitischen  Geschwür 
«nie  Geschwulst  auf  der  Seapola  in   14   Tagen 


unter  bedeutenden  Schmerzen  entstand ;  die  in  der 
Fossa  infraspinata  aufsitzende  Muskelgeschwulst  war 
6^/s  Zoll  lang  und  8  Zoll  breit  und  wurde  mit  dem 
Collum  scapulae,  welches  abgesägt  wurde,  entfernt. 
Hieran  fügt  Vf.  zwei  eigene  Fälle. 

Grosse  Gummigesehtoulst  der  linken  Scapula  mit 
Lipom  verwechselt.    Heilang  durch  Inonktionskar. 

Der  26  J.  alte,  blaas  aussehende  Er.  wurde  von 
einem  Arzt  der  Klinik  mit  der  Bemerkung  überwiesen, 
dass  es  sich  um  die  Exstirpation  eines  Lipom  amSchulter- 
^  blatt  handele.  Eine  syphilitische  Ansteckung  wurde  vom 
Kr.  durchaus  nicht  zugegeben.  Die  Geschwulst  sollte 
sich  seit  5  Mon.  ans  einem  kleinen  Knoten  nach  einem 
Stoss  entwickelt  haben.  Auf  der  Rückseite  des  linken 
Schulterblattes  fand  sich  eine  ziemlich  scharf  begrenzte 
Geschwulst,  welche  die  Fossa  infraspinata  einnahm  und 
sich  6  Ctmtr.  über  das  Niveau  des  Schalterblattes  erhob ; 
die  Umrisse  des  Schalterblattes  waren  scharf  gezeichnet, 
eine  Aaftreibung  des  Knochens  war  nicht  nachznweisen  ; 
die  Geschwulst  folgte  den  Bewegungen  der  Scapula,  war 
auf  derselben  nicht  beweglich  und  unter  der  Haat  nicht 
verschiebbar ;  die  Oberfläche  war  undeutlich  gelappt,  wie 
aus  dem  Zusammenfliessen  von  3 — 4  Geschwülsten  her- 
vorgegangen. Auf  der  Höhe  der  Geschwulst  war  die 
Haut  an  3  verschiedenen  Stellen  durchbrochen.  Diese 
Hautgeschwüre  hatten  gezackte,  etwas  unterminirte  Rän- 
der und  einen  gelblichgrauen,  glatten,  glänzenden  Ge- 
schwürsgrund, als  wäre  derselbe  durch  ein  Stück  nekro- 
tische Fascia  gebildet.  In  der  Umgebung  dieser  Ge- 
schwüre, welche  eni  spärliehes,  schleimig-seröses  Sekret 
absonderten,  war  die  Haut  livid,  phlegmonös  geröthet 
und  gegen  Druck  empfindlich.  Die  Beweglichkeit  des 
Armes  war  erschwert.  Fat.  wünschte  die  Entfemnng 
der  Geschwulst.  Es  war  aus  verschiedenen  Gründen 
anzunehmen ,  dass  es  sich  hier  nicht  um  ein  vereiterndes 
Lipom  bandele,  sondern  dass  vielmehr  eine  Gummi- 
geschwulst vorliege,  was  ausser  allem  Zweifel  war,  als 
sich  eine  höckerige  Geschwulst  des  einen  Hodens  nnd 
eine  strahlige  Narbe  an  der  Corona  glandis  fand.  Ein- 
reibungsknr  und  Jodkalium  bewirkten  schon  nach  8  T. 
eine  beträchtliche  Abnahme  der  Geschwulst  und  der 
Schmerzen;  die  Geschwüre  heilten  bei  Fortsetzung  der 
Knr  ohne  Abstossung  von  Gewebsmassen  mit  tiefen,  ein- 
gesenkten, weissen  Narben,  die  Hodengeschwnlst  ver- 
schwand und  Pat.  konnte  naeh  4  Wochen  geheilt  ent- 
lassen werden.  Er  gestand  nunmehr  eine  Ansteckung, 
"^ '  welche  vor  3  J.  stattgefunden  hatte. 

GummigeachwuUt  [?]  tm  M.  hiceps  brachü  mit  Sar- 
kom verwechselt.    Heilung  durch  Jodkalinm. 

Hauptmann  v.  N.,  36  J.  alt,  von  gesundem  blühen- 
den Aussehen,  kam  im  Juni  1869  zur  Behandlung.  Es  war 
.  längere  Zeit  ein  Gefühl  von  schmerzhafter  Spannung  des 
Arms,  besonders  bei  Streckung  des  Vorderarms  voraus- 
gegangen ,  als  Pat.  vor  3  Wochen  eine  haselnussgrosse 
y,  Geschwulst  im  unteren  Dritttheil  des  rechten  Oberarms 
bemerkte,  welche  unter  Zunahme  von  Schmerzen  bis  zur 
Grösse  einer  Wallnnss  wuchs.    Die  Geschwulst  sass  im 
M.  bioeps  brachü,  6  Ctmtr.  oberhalb  der  Ellenbogenbeuge, 
'   war  fest,  beinahe  hart  anzufühlen,  gegen  Druck  massig 
..  empfindlich  und  bewegte  sich  mit  dem  Muskel.    Eine 
.   Verwachsung  mit  der  Haut  war  nicht  vorhanden,  Jedoch 
bei  dem  noch  fortschreitenden  Wachsthum  alsbald  zu  er- 
warten.   Eine  syphilitische  Ansteckung  war  auf  das  Be- 
stimmteste geleugnet  worden.    Vf.,  welcher  am  meisten 
geneigt  war,    die  Geschwnlst    für   ein  Myosarkom  zu 
j  halten ,    die    Nothwendigkeit    dieselbe    za    ezstirpiren 
,  voraussehend,  hielt  es  vorher  noch  für  angezeigt,  die  Re- 
sorption zu  versuchen ;  die  Geschwnlst  wurde  mit  einem 
.  Pfiaster  bedeckt  und  innerlieh  wurden  täglich  1.5  Grmm. 
Jodkalium  gegeben.    Die  Schmerzen  in  der  Geschwulst 
-  hörten  bald  auf  und  nach  Verbrauch  von  60  Grmm.  Jod- 
'  kalium  war  an  der  Stelle  der  Geschwnlst  nur  noch  eine 
Vertiefung  im  Muskel  zu  bemerken. 


32 


III.     Pathologie,  Therapie  u.  mediciniBche  EUnik. 


Gummigeschwülste  der  Zunge  kommen  sehr 
häufig  zur  Beohachtuog,  während  die  Kranken  glau- 
ben, an  Zungenkrebs  zu  leiden.  Diese  Geschwülste 
können  allerdings,  wenn  sie  tief  sitzen,  manchmal 
zu  einer  Verwechselung  Veranlassung  geben ;  wegen 
der  Fluktuation  können  sie  mit  Zungenabscessen  ver- 
wechselt werden.  Es  ist  zwar  charakteristisch  für 
diese  Geschwulst,  dass  sie  sich  aus  mehreren  Herden, 
welche  in  einander  confluiren,  herausbildet,  doch 
sind  nicht  immer  mehrere  Herde  zu  erkennen,  so 
dass,  wie  es  Vf.  begegnete,  Verwechselung  mit  Car- 
cinom  möglich  ist. 

Eine  36  J.  [alte  Frau  hatte  an  der  Spitze  der  Zunge 
eine  harte,  fast  pilzförmig  gestaltete,  gegen  Berührung 
empfindliche  Geschwulst,  welche  aus  der  Substanz  der 
Zunge  hervorragte  und  fast  wie  ein  Anhängsel  der  Zunge 
erschien.  Auf  der  Hohe  der  Geschwulst  fanden  sich 
*3  Geschwürchen  mit  nnregelmässigen  Rändern  und  mit 
gelblichgrauem  Grund.  Es  soUte  schon  die  Fremdbildung 
mit  dem  Thermokanter  entfernt  werden,  als  in  Erfahrung 
gebracht  wurde,  dass  die  Kranke  früher  an  Syphilis  ge- 
litten hatte.  Einreibungskur  mit  innerlicher  Anwendung 
von  Jodkalium  beseitigte  die  Geschwulst  rasch. 

Isoürt  stehende  Gummigeschtmdst  tn  der  Zunge.  Het- 
lang  durch  Jodkalium. 

Im  J.  1872  kam  ein  sehr  erfahrener,  50  J.  alter  Arzt 
in  grosser  Aufregung  zum  Vf.,  um  sich  einer  Amputation 
der  Zunge  zu  unterziehen.  Er  war  sehr  kraftig  gebaut, 
nie  krank  gewesen,  bis  er  vor  2  Mon.  spannende  Schmer- 
zen beim  Sprechen  und  nach  dem  Essen  bemerkte.  Dann 
fand  er  vor  6  Wochen  einen  Knoten  in  der  Zunge,  wel- 
cher an  Umfang  zugenommen  hatte  und  bei  der  Unter- 
suchung zeigte  sich  die  Geschwulst  seitlich  von  der  Mitte 
links  als  ein  härtlicher  lampertsnnssgrosser  Knoten, 
welcher  empfindlich  war.  Sonst  erschien  die  Zunge  ge- 
sund. Pat.  gab  auf  Beflragen  an,  dass  er  vor  30  J.  an 
einem  Ulcus  dumm  gelitten,  welches  ohne  Folgeerschei- 
nungen geheilt  sei.  Nach  einer  Einreibungskur  von 
5  Wochen  und  nach  dem  gleichzeitigen  Gebrauche  von 
Jodkalium  war  die  Geschwulst  geschwunden. 

Die  Diagnose  wird  dadurch  noch  schwieriger, 
dass  die  syphilitische  Zungenaffektion  zum  Krebs 
der  Zunge  in  einer  gewissen  Beziehung  steht.  Vf. 
stehen  2  Beobachtungen  zu  Gebote,  in  denen  sich 
nachweisen  lässt,  dass  sich  Krebs  der  Zunge  aus 
einer  lange  Zeit  bestehenden  syphilitischen  Affektion 
entwickelt  hatte.  In  einem  Fall  entstand  bei  einem 
Mann  von  30  J.,  welcher  längere  Zeit  an  verschie- 
denen Formen  der  Syphilis  gelitten  hatte  und  bei 
dem  gummöse  Qlossitis  und  Drttsen  am  Halse  noch 
vorhanden  waren,  eine  harte  Geschwulst  der  Zunge. 
In  der  Voraussetzung,  dass  auch  hier  ein  Gumma 
vorliege,  wurde  eine  Einreibungskur  begonnen.  Die- 
selbe mnsste  schon  nach  8  Tagen  abgebrochen  wer- 
den, weil  unter  heftigem  Fieber  und  unter  Schmerzen 
die  ganze  Zunge  von  der  Induration  ergriffen  wurde. 
Grosse  Dosen  Jodkalium  hatten  ebenfalls  keinen 
Nutzen;  es  bildete  sich  ein  Geschwür  mit  buch- 
tigem Gmnde  und  harten  Rändern,  welches,  sich 
vergrössemd,  mit  auf  den  Mundboden  übergriff.  Die 
mikroskopische  Untersuchung  ergab  Carcinom.  Un- 
ter häufigen  Blutungen  aus  der  Znnge  ging  der  Kr. 
nach  4  Wochen  an  Schwäche  zu  Grunde.  Ein  zwei- 
ter solcher  Fall  wird  vom  Vf.  ausführlicher  mit- 
getheilt. 


Sublinguales  Carcinom  mit  gummöser  /n/Q(rafion  der 
Zunge. 

Ein  48  J.  alter,  grosser,  kräftiger,  aber  blass  «os- 
sehender  Mann  gab  an,  als  Kind  schwächlich  gewesen  n 
sein ;  er  zog  sich  1857  einindnrirtesGeschwflran,  welches 
nach  3  Mon.  noch  nicht  verheilt  und  von  einem  pigmen- 
tirten  Ausschlag  gefolgt  war.  Nach  Decoct.  Zittmuni 
und  einer  Kur  in  Kreuznach  erfolgte  HeUung ;  im  darauf 
folgenden  Winter  traten  Kondylome  am  Anus  und  in  den 
Mundwinkeln  auf;  besserten  sich  nach  Anwendung  voo 
Jodkalium,  schwanden  aber  nicht  ganz.  Im  J.  1863  Te^ 
heirathete  sich  Pat. ;  er  war  Vater  von  7  gesunden  Kin- 
dern, von  denen  das  jüngste  zur  Zeit  der  Beobaohtosg 
3/4  J.  alt  war.  Mit  geringen  Unterbrechungen  wnrde  Jod 
bis  1864  fortgebraucht,  in  welchem  Jahre  Erscheinung 
an  der  Zunge  auftraten;  letztere  nahm  ein  rissiges, 
filziges  Aussehen  an,  war  etwas  geschwollen  und  es  stan- 
den kleine,  beim  Essen  schmerzhafte  Geschwüre  au  den 
Rändern,  ausserdem  bestanden  platte  Kondylome  an  den 
Mundwinkeln.  Von  1866  an  wurden  al^ährlich  Schwefel- 
bäder in  Anwendung  gezogen  und  wegen  einer  Lebe^ 
anschwellung  zwei  Mal  Kissingen  gebraucht.  Die  Zungen- 
affektion besserte  sich  dabei,  schwand  aber  nicht  gaax; 
die  Zunge  blieb  geschwollen  und  die  Affektion  der  Mund- 
winkel trat  zeitweilig  wieder  auf.  Im  J.  1879  traten 
sehr  lästige  Schmerzen  in  den  Ohren  und  im  Monde  aaf, 
wodurch  die  Nachtrohe  gestört  wurde.  Die  Znnge  wv 
etwas  geschwollen,  hatte  ein  rissiges  Aussehen  und  eiaea 
fest  anhaftenden  gelblichweissen  Belag.  Mehrere  harte 
Stellen  waren  amRficken  der  Znnge  durchzufühlen.  Unter 
der  Zunge  war  ein  grosses,  von  callösen  Rändern  begrao- 
tes,  bei  Berührung  sehr  schmerzhaftes  Geschwür  vorhan- 
den, welches  wegen  Schwerbeweglichkeit  der  Znnge  niclit 
zu  übersehen  war.  An  den  Seiten  des  Halses  einzelne 
gegen  Druck  empfindliche  Lymphdrüsen.  An  versohie- 
denen  Stellen  des  Körpers  zeigte  sieh  eine  in  ooneen- 
trischen  Kreisen  gestellte  Ekthymaeruption.  Obgleieh 
die  Besorgniss  eines  Mnndcarcinom  entstand,  so  drängte 
doch  das  Vorhandensein  von  deutlichen  Syphilis- 
erscheinnngen  zu  einer  speciflschen  Kur.  Nach  einer 
3  Wochen  dauernden  Schmierkur,  bei  innerlicher  An- 
wendung von  Jodkalium,  war  die  Hautaffektion  geheilt, 
der  filzige  Belag  der  Zungenschleimhaut  und  das  rissige 
Aussehen  waren  geschwunden,  die  Zunge  erschien  glatt 
und  gesund.  Die  früher  von  harten  Stellen  dnrohsetste 
Zunge  war  weich,  dünn  und  atrophisch  geworden.  Bai 
Geschwür  unter  der  Zunge  dagegen  war  grösser  gewo^ 
den  und  verursachte  die  heftigsten  Beschwerden.  Von 
demselben  ausgehend  erstreckte  sich  eine  Härte  bis  rar 
Mitte  der  rechten  Znngenhälfte ;  die  Znnge  war  an  dem 
Mundboden  unbeweglich  fizirt  geblieben.  Eine  Lymph- 
drüse am  Halse  hatte  an  Umfang  zugenommen.  Das  Oe* 
schwur  unter  der  Zunge  stellte  sich  bei  der  mikroskop. 
Untersuchung  als  Epithelialcarcinom  heraus. 

QummigeschwQlste  der  Blutgefässe  sind  in  der 
Literatur ,  welche  Vf.  eingehend  citirt ,  ausführlich 
beschrieben  und  bekannt  Für  den  Chirurgen  sind 
dieselben  von  besonderem  Interesse  j  weil  die  Frage 
der  Operation  oder  der  (Innern)  speoifischen  Behand- 
lung genau  und  sicher  zu  beantworten  ist. 

Gummigeschwulst  im  Bereiche  der  Art.  braehiaHs  in 
der  Innenseite  des  rechte  Oberarms,  anfangs  mit  Newrm 
verwechselt.    Heilung  durch  Innnktionen  und  Jodkaünsu 

Die  Pat.,  28  J.  alt,  steUte  sieh  vor  mit  einer  hasel- 
nussgrossen  Geschwulst  am  Ende  des  obem  DritttbeOs 
des  Oberarms  im  Bereiche  des  Nervus  medianns  und  der 
Arteria  brachiaUs.  Die  Geschwulst  wnrde  we^  11^' 
Schmerzhaftigkeit  in  der  Ghloroformnarkose  untennoht 
und  für  ein  Neurom  gehalten.  Nach  knraer  Zeit  hatte  sie 
die  Grösse  eines  Taubeneies  enreicht  und  war  von  ent- 
zündUcher  Haut  bedeckt.  Jetzt  trat  die  Vermothnng  Wt 
dass  es  sich  um  eine  Gununigesohwalit  haodelef  ^ 
steekung  wurdo  awar  nicht  mgecaben,  aber  die  U^^ 


IV.     Gynäkologie  n.  Pädiatrik. 


33 


fluehoog  der  Kinder  der  Frau  ergab  angebome  Lues ,  so 
dis8  sich  die  Annalime  bestätigte.    Es  war  th eilweise 
Aoästliesie  des  IcranlLen  Arms  vorhanden.  Nunmehr  wur- 
den täglich  2.0  Grmm.  Ung.  hydrarg.  eingerieben  nnd 
ti(^ch  2.0  KalU  Jodat.  eingenommen.    Schon  nach  3  T. 
■ahm  die  Anästhesie  des  Armes  ab ;  die  Geschwulst  war 
;   kleiner  geworden  nnd  die  Hantröthe  auf  derselben  war 
'   Cut  geschwunden.    Nach  16  Einreibungen  war  von  der 
:  Gesehwulst  keine  Spur  mehr  zu  sehen.    Pat.  wurde  als 
geheilt  entlassen. 

Oummigeschwulßt  an  der  rechten  Seite  des  Halses^ 
ExstirpaHon  der  Oeschwtäet  mü  sammt  der  Vena  jugul, 
wmmmis.    Heilung. 

Der  Vater  der  68  J.  alten  Pat.  soll  angeblich  an  Car- 
d&oma  ventriculi  gestorben  sein.  Sie  hatte  11  Kinder 
feboren,  von  denen  noch  6  lebten.  Vor  etwa  4  Mon.  be- 
merkte Pat.  eine  bohnengrosse  Anschwellung  an  der  rech- 
ten Seite  des  Halses  in  der  Höhe  des  Kehlkopfs;  sie 
wuchs  langsam ,  behinderte  Athmen  und  Schlingen  aber 
Dieht.  Pat.  hatte  flrfiher  lange  Zeit  an  Fluor  albus  ge- 
fitten,  sie  war  mager,  bleich ,  von  kleiner  Gestalt.  Auf 
der  rechten  Seite  des  Halses  in  der  Hohe  des  Ringknorpel 
be&nd  sich  eine  hfthnereigrosse  Geschwulst  von  fester 
CooBistenz.  Die  Geschwulst  war  mit  der  Haut  und  mit 
dem  Kopfhick er  verwachsen,  verschiebbar,  aber  möglicher 
Weise  auch  mit  tiefem  Theilen  verwachsen.  An  der 
liöehsten  Stelle  der  Geschwulst  war  die  Haut  roth ;  spon- 
tae  Schmerzen  waren  nicht  vorhanden ,  Berührung  ver- 
naschte aber  Schmerzen ;  eine  Anschwellung  der  Lymph- 
drüsen am  Halse  war  nicht  zu  bemerken.  Vf.  stellte  die 
Diagnose  auf  Carcinom. 

Operation  am  22.  November.  Durch  einen  Haut- 
lehsitt  in  der  Richtung  des  Sternocleidpmastoideus  wurde 
die  Geschwulst  A-eigelegt,  sie  war  mit  der  Umgebung 
durch  viele  feste  Faserstrange  verwachsen,  die  sehr  müh- 
8UD  and  unter  grossem  Zeitverluste  alle  einzeln  mit  dem 
Xesser  getrennt  werden  mussten.  Die  Carotis  communis 
wnide  freigelegt  nnd  es  gelang,  die  Geschwulst  von  dieser 


Arterie  zu  lösen;  der  freigelegte  Nervus  vagus  war  gesund. 
Die  Vena  jugularis  war  vollkommen  von  der  Geschwulst 
umwachsen  und  bei  dem  Versuch  der  Ablösung  riss  die 
Vene  ein  und  Blutung  stellte  sich  ein,  welche  durch 
Sohieberpincetten  gestillt  wurde ;  nach  doppelter  Unter- 
bindung der  Vene  wurde  ein  Stück  derselben  sammt  der 
Gescliwnlst  mit  herausgenommen.  Die  tiefere  Partie  die- 
ser Wunde  heilte  alsbald  durch  Verklebung;  an  den 
äussern  Wnndrandern  trat  unbedeutende  Abstossung  durch 
Gangrän  ein.  In  den  ersten  3  Tagen  nach  der  Operation 
bestand  Fieber ;  am  23.  Dec.  war  die  Wunde  vernarbt. 
Die  mikroskopische  Untersuchung  der  Geschwulst  durch 
Virchow  und  Wegner  ergab  Granulationsgewebe. 
Die  Anamnese  und  der  spätere  Verlauf  ergab  deutliche 
Erscheinungen  einer  veralteten  Syphilis,  obgleich  die  Kr. 
eine  Infektion  nicht  zugab.  Wegen  des  Speciellem  muss 
auf  das  Original  verwiesen  werden. 

Grosse  Gwnmgeschvmlst  in  der  rechten  Schenkelbeuge. 
Unvollständige  Exstirpation.     Tod  an  Pyämie. 

Bei  der  Aufnahme  fand  sich  in  der  rechten  Schenkei- 
benge unterhalb  desLig.  Poupartii  eine  faustgrosse,  rund- 
liche Geschwulst  von  fester  Consistenz  und  unebener, 
höckriger  Oberfläche ;  von  den  tiefern  Theilen  der  Schen- 
kelbeuge war  die  Geschwulst  nicht  zu  isoliren ,  so  dass 
eine  Verwachsung  derselben  mit  den  Gefässen  vorhanden 
sein  konnte;  die  Verwachsung  bestätigte  sich  bei  der 
Operation,  so  dass  der  Theil  der  Geschwulst,  welcher  die 
grossen  Gefässe  umgab ,  zurückgelassen  werden  musste. 
Die  Diagnose  schwankte  vor  der  Operation  zwischen  Sar- 
kom und  Carcinom;  die  mikroskopische  Untersuchung 
ergab  stark  verfettetes  Granulationsgewebe.  Das  exstir- 
pirte  Stück  der  Geschwulst  hatte  die  Grösse  eines  Gänse- 
eies. Die  Kr.  starb  an  Pyämie.  Die  Untersuchung  des 
in  der  Wunde  zurückgebliebenen  Stückes  ergab  eine 
deutliche  Gummigeschwulst,  was  auch  Virchow  be- 
stätigte. Verschiedene  Befunde  bei  der  Operirten  Hessen 
ausserdem  die  Ueberzeugung  gewinnen ,  dass  sie  an  Sy- 
philis gelitten  hatte.  (J.  E  d  m.  G  ü  n  t  z.) 


iV.     Gynäkologie  und  Pädiatrik. 


475.  Ueber  physiologische  und  patho- 
logiBohe  Contrsktionen  des  Levator  ani  beim 
Weibe;  von  P.  Bad  in.  (Progr&s  m6d.  IX.  32. 33. 
34.  35.  1881.) 

Bei  einer  Fraa ,  zu  welcher  er  wegen  Abortus 
gerufen  worden  war,  beobachtete  Vf.,  dass  beim  Tou- 
efairen  hinter  dem  Scheideneingang  eine  momentane 
Yerengemng  entstand,  was  ihm  um  so  mehr  auf- 
fallend war ,  als  Pat.  schon  2mal  normal  geboren 
bitte.  Wahrend  einer  spätem  Untersuchung  wurde  ein 
^er^uMon'sches  Speculum  ohne  Anstrengung  von 
Sdten  der  Pat  herausgeschleudert  und  Vf.  fühlte  ein 
ea.  2  Ctmtr.  langes  Stück  der  Scheide  ringförmig 
eontrahirt  Oberhalb  des  Ringes  war  die  Scheiden- 
wand  weich  nnd  dehnbar  und  mit  dem  hakenförmig 
gekrflmmten  Finger  Hess  sich  die  Entstehung  des 
Biogs  verfolgen.  Aber  nicht  nur  der  Ring  contrahirte 
äch,  sondern  der  Beckenboden  bildete  eine  resistente 
FlSche  und,  wenn  die  Contraktion  aufholte,  ver- 
Khwand  der  Ring ,  er  wurde  weich  nnd  liess  sich 
eiodrflcken.  Als  Ursache  musste  die  Wirkung  des 
abnorm  entwickelten  Levator  ani  angenommen  wer- 
^  Die  Anamnese  ergab,  dass  die  ersten  Cohabi- 
tiäonen  leicht,  schmerzlos  und  unblutig  waren,  dass 
Pat.  die  Contraktion  willkürlich  erzeugen  und  so  die 

MeA,  Jalirbb,  Bd.  t98.  Oft.  1. 


Immissio  penis  verhindern  konnte.  Nach  den  beiden 
Geburten  hatte  sich  diess  zwar  nicht  verloren ,  aber 
sie  konnte  nicht  mehr  mit  der  frühem  Kraft  „klem- 
men'^  Hildebrandt  theilt  folgenden  ähnlichen 
Fall  mit. 

In  dem  Momente,  als  der  Ehemann  den  bis  dahin 
regnlären  Coitns  beendet  glaubte ,  fahlte  er  plötzlich  die 
Qlans  tief  in  der  Vagina  zurückgehalten ,  fest  umschnürt, 
wahrend  das  ganze  Qlled  in  der  Vagina  befindlich  war. 
Alle  Versuche  der  Befreiung  missglückten,  sie  riefen  viel- 
mehr heftige  Schmerzen  bei  beiden  Ehegatten  hervor, 
nnd,  durch  Aufregung,  Besorgniss ,  vergebliche  Versuche 
in  Schweiss  gebadet ,  musste  der  Mann  endlich  in  gedul- 
diges Abwarten  sich  ergeben.  Nach  einigen  Minaten, 
wie  viele  wusste  er  nicht  anzugeben ,  liess  das  Hinderuiss 
von  selbst  nach.  Bei  einer  Exploration  mehrere  Wochen 
spater  fand  sich  eine  massige  Anteflezion  des  hyper- 
trophtrten  Uterus,  sonst  nichts  Abnormes. 

Vf.  selbst  hat  mehrere  Fälle  beobachtet,  in  denen 
sich  der  Levator  ani  willkürlich  contrahiren  liess. 
Als  er  bei  einer  Näherin ,  nachdem  sie  auf  die  linke 
Seite  gelegt  worden  war,  von  der  Vagina  aus  mit 
dem  Zeigefinger  das  Steissbein  aufsuchte ,  konnte  er 
fühlen,  wie  sich  der  Beckenboden  hob  und  zusammen- 
zog in  demselben  Momente,  wo  sich  der  Vaginalring 
bildete.  Bei  einer  andern  Pat.  im  St.  Louis-Hospital 
bot  sich  dieselbe  Erscheinung  dar. 

5 


34 


IV.     Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


Kur  der  Levator  ani  ist  im  Stande ,  wenn  er  bei 
Frauen  stark  entwickelt  ist,  durch  seine  vom  Willen 
abhängigen  Contraktionen  den  Beckeuboden  zu  heben 
und  in  der  Scheide,  in  bestimmter  Entfernung  vom 
Eingang,  einen  vollkommenen  Hing  zu  bilden. 

S  a  V  a  g  e  nimmt  nicht  2,  sondein  3  Muskeln  in 
der  tiefen  Schicht  des  Dammes  an  und  nennt  sie  M. 
pubo-coccygeus ,  obturato-coccygeus ,  ischio  -  coccy- 
geus.  Nach  seiner  Beschreibung  ist  es  der  M.  pubo- 
coccygeus  (einTheil  des  Levator  ani),  welcher  diesen 
Krampf  en'egt. 

Hildebrandt  schreibt  diese  Contraktion  direkt 
dem  Levator  ani  zu.  Die  stärksten  Bündel  des  Le- 
vator ani  entspringen  neben  der  Symphysis  ossium 
pubis,  nämlich  1.5  Ctmtr.  von  der  Mittellinie  des 
Schoossgelenks  und  3.5  Ctmtr.  unter  dem  Ramns 
horizontalis  Oss.  pubis,  also  Vs  Ctmtr.  über  dem 
untern  Rande  der  Schoossfuge ,  kreuzen  die  Seiten- 
wand des  Scheidenkanals  und  vereinigen  sich  theils 
vor,  theils  hinter  dem  Mastdarm,  während  ein  anderer 
Theil  gegen  das  untere  Ende  des  Steissbeins  geht. 
Sie  verlaufen  also  in  der  Richtung  des  geraden 
Durchmessers  des  Beckenausgangs ,  mithin  bei  auf- 
rechter Eöi-perhaltung  beinahe  parallel  dem  Erd- 
boden mit  ein  wenig  Neigung  von  hinten  oben  nach 
vorn  und  unten,  da  die  Steissbeinspitze  16 — 18 
Mmtr.  höher  liegt  als  der  untere  Rand  der  Symphy- 
sis ossium  pubis.  Diese  derben  Bündel  können  durch 
ihre  Contraktion  den  Scheidenkanal  in  doppelter 
Weise  verengem :  erstens,  indem  sie  mit  dem  Mast- 
darm die  hintere  Wand  der  Scheide  der  Symphyse 
näher  bringen,  und  zweitens,  indem  sie  bei  ihrer  Zu- 
sammenziehung im  queren  Durchmesser  annähernd 
so  viel  zunehmen,  als  sie  im  Längendurchmesser  ver- 
lieren. Je  dicker  aber  der  Muskelbauch  eines  sol- 
chen seitlichen  Stranges  wird ,  desto  mehr  wird  die 
Vagina  auch  von  einer  Seite  zur  andern  verengt 
werden.  Es  geht  hieraus  nach  H.  hervor,  dass  der 
Levator  ani  keineswegs  als  vollständiger  Ringmuskel 
gleich  den  andern  Sphinkteren  wirken  und  also  die 
Vagina  ringförmig  zusammenziehen  kann ,  wie  diess 
der  Constrictor  cunni  thnt. 

Da  Vf.  diese  Ansicht  nicht  für  absolut  richtig 
hält,  verfuhr  er  zur  Sicherstellung  folgendermaassen: 
Er  formte  Wachscylinder  von  37  Mmtr.  Durchmesser, 
11.5  Ctmtr.  Länge,  vorn  abgerundet.  Diese  wm*- 
den  bei  Rückenlage  wie  einSpeculum  eingeführt  und 
dann  Hess  er  die  Frauen  pressen.  Die  herausgenom- 
menen Cylinder  zeigten  eine  ringförmige  Depression, 
der  Durchmesser  dieser  Stelle,  von  oben  nach  unten 
gemessen,  betrug  26  Mmtr.  gegen  37  vorher,  der  Um- 
fang war  10.5  Centimeter.  In  einem  zweiten  Falle 
war  die  Depression  noch  tiefer.  Der  Ring  war  ziem- 
lich regelmässig  und  entsprach  keineswegs  der  von 
Ilildebrandt  beschriebenen  Form.  Die  Versuche 
zeigten  auch,  dass  die  hintere  Scheidenwand  während 
der  Contraktion  nach  vom  gegen  die  Symphyse  ge- 
zogen wurde.     Der  Ring  war  wirklich  perivaginal. 

Bei  einer  Anzahl  Frauen  beobachtete  B.  femer, 
dass  durch  die  Contraktion  kein  Ring  erzeugt,  son- 


dern die  hintere  Wand  der  Scheide  als  breites  Band 
gehoben  und  der  vordem  genähert  wurde.  Sims 
nimmt  einen  Constrictor  vaginae  superior  an  und 
schreibt  ihm  die  Wirkung  zu,  in  einem  gewissen 
Momente  die  Eichel  gegen  die  Portio  gewaltsam  za 
drücken.  Er  hat  zwar  die  Existenz  eines  solchen 
anatomisch  nicht  nachgewiesen ,  hat  aber  zahlreiche 
Thatsachen  beobachtet,  welche  aufsein  Vorhanden- 
sein schliessen  lassen.  Der  M.  constrictor  vaginae 
superior  von  Sims  ist  nach  Vf.  sicher  nichts  Anderes 
als  der  Levator  ani.  Die  Differenzen  in  den  Ooo- 
traktionen  berahen  wohl  auf  der  individuell  ver- 
schiedenen Entwicklung  der  einzelnen  Mnskelzflge. 
Die  ringförmige  Contraktion  bedingt  eine  starke  Ent- 
wicklung des  von  Savage  M.  pubo-coccygeus  ge- 
nannten Muskelzuges. 

Der  Levator  ani  kann  Sitz  vorübergehender  und 
permanenter  Contraktion  werden,  ftir  erstem  Zu- 
stand ist  Hildebrandt's  Fall  ein  Beispiel,  für 
letztern  fahrt  Vf.  folgende  Fälle  an. 

Bei  der  Untersachung  einer  Kreissenden  konnte  er 
den  Mattermnnd  nicht  erreichen,  weil  er  durch  eine  feste 
Einschnürang  im  nntern  hintern  Theile  der  Scheide  Ye^ 
hindert  wurde.  Bei  der  leisesten  Berührung  der  aussein 
GenitaUen  klemmte  die  Frau  heftig  die  Oberschenkd 
zusammen.  Als  sie  selbst  die  Schamlippen  auseinander 
hielt,  wurde  ein  weiter  und  voUkommen  durchgängiger 
Soheideneingang  siehtbar.  Der  nun  eingeführte  Finger 
fühlte  deutlich  die  contrahirten  Muskelstränge.  In  tiefer 
Narkose  bestand  nicht  das  geringste  Hlndemlss,  die  hin- 
tere Scheiden  wand  war  weich.  Der  Muttermund  war  Te^ 
strichen  und  begann  sich  zu  erweitern.  Sobald  die  Nar- 
kose schwächer  wurde,  trat  die  Contraktur  wieder  dn ; 
die  Schleimhaut  zeigte  keinerlei  Läsionen  oder  Uloeift- 
tionen.  Die  Geburt  wurde  am  folgenden  Tage  mit  der 
Zange  beendet. 

Einige  Monate  später  untersuchte  Vf.  eine  Dame, 
welehe  in  Folge  von  UteruBflbromen  an  Blntnngen  litt; 
die  Cohabitation  war  sehr  schmerzhaft.  Auch  hier  fShlte 
er  den  Bing,  der  nur  mit  Muhe  und  unter  lebhaften 
Schmerzen  vom  Finger  fiberwunden  wurde.  Der  zurück- 
gezogene Finger  wnrde  fest  umspannt  und  gegen  die 
Sjrmphyse  gedrängt;  auf  der  Höhe  des  Krampfes  hatte 
Pat.  ein  brennendes  Gefühl. 

Simpson  hat  die  Contraktur  einzehier  Mnskel- 
bfindel  mit  einigen  Worten  erwähnt  und  gUtnbt,  dass  diese 
dem  Levator  ani  angehören. 

Die  gewaltsame  Dilatation  ist  entweder  ohne 
Narkose  oder  wenigstens  nm*  bei  anvollständiger 
Betänbnng  auszuführen ,  da  bei  tiefer  Narkose  die 
Contraktur  verschwindet.  Bei  der  Inoision  aber  ist 
der  Schnitt  nicht  in  grosser  Ausdehnung,  wie  Sims 
es  will,  zu  machen,  sondein  sie  braucht  nur  die  be- 
treffenden Muskelbündel  zu  treffen. 

Dass  abnorme  Entwicklung  des  Levator  ani  zum 

Geburtshindemiss  werden  kann,  beweisen  ausser  dem 

schon  erwähnten  noch  folgende  Fälle. 

Bei  einer  Frau  bestand  Beckenendlage  nnd  nach 
ca.  24  Std.  war  der  Steiss  im  Isleinen  Becken.  Es  wurde 
ein  Bein  herabgeschlagen  und  daran  gezogen.  Nachdem 
der  Nabel  geboren  war,  entdeckte  man,  dass  das  Kind 
abgestorben  war.  Die  aufgeschlagenen  Arme  konnten 
nur  mit  grosser  Muhe  gelöst  werden.  Der  Kopf  folgte 
jedoch  dem  mit  grosser  fi^ft  ausgeführten  Prager  Hand- 
griff nicht,  er  war  im  Becken  festgehalten.  Nach  20tfin. 
trat  er  plötzlich  von  selbst  ans.    Das  Frenohun  war  ein- 


IV.     Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


35 


geriflsen,  der  Damm  intakt,  der  Krampf  später  ver- 
soh  wanden. 

Die  beiden  von  RÖTillout  nnd  Benicke  ver- 
dffentiiehten  Fälle  leigen,  wie  beträohtlioh  die  Schwierig- 
keiieo  sein  können. 

B6villoat'8  Fall  betraf  eine  junge  kräftige  Primi- 
pirs,  welche  im  Hdtel-Dieu  niederkam.  Die  Geburt  sog 
sich  in  die  Länge,  es  wurde  die  Zange  an  den  hoch- 
stehenden Kopf  gelegt,  aber  die  Extraktionsversuche  blie- 
beo  Tei^eblich.  Ein  zweiter  Geburtshelfer  war  nicht  im 
8ttnde,  die  Zangenldffel  einzubringen ;  er  fand  die  Vagina 
durch  2  von  vom  nach  hinten  yerlanfeüde  Wülste  in 
2  Hälften  getheilt.  Man  machte  beiderseits  parallel  der 
Seheidenaehse  Incisionen  in  die  fraglichen  Falten,  woraaf 
das  KhMi  leicht  eztrahirt  werden  konnte.  Die  Wöchnerin 
stirb  nach  3  Tagen.  Die  SekHan  ergab  Eiter  in  den  Sinus 
des  Uterus  nnd  in  den  Beckenvenen  als  Ursache  des  todtl. 
Ausgangs.  Die  Scheide  war  Tollkommen  normal  bis  auf 
die  Indsionswunden.   (Gaz.  des  Höp.  100.  1874.) 

Benicke's  Fall  betrifft  «ine  26  J.  alte  Frau,  die 
dch  der  Cohabitation  wegen  heftiger  Schmerzen  und 
grosser  Angst  bei  Annäherung  des  Mannes  nur  unvollstän- 
dig hingeben  konnte.  Der  Mann  vollzog  den  Beischlaf 
während  tiefen  Schlafes  der  Frau  nnd  sie  conoipirte.  Am 
normalen  Ende  der  Sehwangerschaft  traten  Wehen  ein 
und  in  der  Nacht  Wasserabflnss.  Am  folgenden  Tage 
fimd  B.  kolossalen  Vaginismus.  Bei  der  nur  mit  Muhe 
ausfahrbaren  Digitaluntersuchung  contrahirte  sich  die 
Scheide  eng  um  den  Finger,  besonders  hart  war  die 
lihitere.  Scheiden  wand.  Die  2  Tage  später  unter  tiefer 
Narkose  ausgeführte  Anlegung  der  Zange  blieb  erfolglos. 
Es  wurde  daher  die  Perforation  des  lebenden  Kindes 
Döthig ,  nach  welcher  der  Kopf  mittels  des  Kranioklast 
sehr  schwierig,  der  Rumpf  erst  nach  Lösung  eines  Armes 
mittels  des  Hakens  entwickelt  wurde.  Die  Wöchnerin 
genas,  es  blieb  aber  Vaginismus  zurück.  B.  hält  es  für 
sehr  nnwahrseheinlich ,  dass  in  der  tiefen  Chloroform- 
narlsose  der  Muskelkrampf  noch  angehalten  haben  sollte, 
er  nimmt  vielmehr  an,  dass  durch  die  jahrelang  auftreten- 
den krampfhaften  Contraktionen  die  Muskulatur  einen 
abaormen  Orad  von  Unnachgiebigkeit  nnd  Starrheit  er- 
langt hatte.    (Ztschr.  f.  Gebtsh.  u.  Gynäkol.  p.  262. 1878.) 

Bildet  der  Levator  ani  das  Oeburtshindemiss,  so 
riehtet  sich  die  Therapie  nach  den  individaellen  Um- 
ständen. Geht  die  Gebart  nicht  von  Statten ,  weil 
der  stark  entwickelte  Muskel  Widerstand  leistet ,  so 
warte  man  ab,  dann  chloroformire  man  tief  und 
extrahire  mit  der  Zange.  Ist  die  Extraktion  anmög- 
lieb,  so  ist  die  Kraniotomie  des  lebenden  Kindes 
iodiciri  Die  seitlichen  Incisionen  sind  höchstens 
anzuwenden,  wenn  die  Gontraktnr  keine  vorttber- 
gefaende  ist 

Schlflsslich  weist  Vf.  darauf  hin,  dass  bei  Franen, 
die  geboren  haben ,  eine  geringe  Entwicklung  oder 
die  Zerreissong  von  Fasern  des  Levator  ani  ftir  die 
Pathogenese  gewisser  Erkrankungen ,  besonders  der 
Lageverändemngen  von  Scheide  und  Uterus  eine 
gewisse  Bedeutung  haben  dttrfte. 

(Burckhardt,  Bremen.) 

476.  Die  Utemssohleimhaut  in  den  ver- 
schiedenen Altersperioden  und  snr  Zeit  der 
Kenatrastion ;  von  Dr.  R.  Möricke,  Sekundär- 
trzt  an  der  gynäkolog.  Univ.-Klinik  zu  Berlin. 
(Ztschr.  f.  Geburtsh.  u.  Gynäkol.  VII.  1.  p.  84. 
1881.) 

Die  vorliegenden  Untersuchungen ,  über  welche 
Tf.  eme  kurze  Mittheilung  im  Oentr.-Bl.  f.  Gynftkol. 


(Nr.  13.  1880)  gemacht  hatte,  gehört  unstreitig  in 
die  erste  Reihe  der  ausgezeichneten  Arbeiten,  die 
ans  Schröder *s  Klinik  hervorgegangen  sind. 

Vf.  beginnt  mit  dem  Uterus  des  Neugebornen 
und  betrachtet  Cervix  und  Corpus  gesondert.  Die 
Präparate  waren  vollkommen  frisch  u.  zeigten  stets 
die  Epitheldecke  durchaus  wohl  erhalten. 

Der  kindliche  Uterus  unterscheidet  sich  vom  er- 
wachsenen durch  das  zwischen  Corpus  und  Cervix 
bestehende  Grössen verhältniss,  schwankend  zwischen 
1 : 2 — 3.  Dieser  Znstand  bleibt  bis  zur  Pubei^tät, 
von  da  an  tritt  das  Uebergewicht  des  Corpus  deut- 
lich hervor.  Die  Länge  des  kindlichen  Uterus 
schwankt  nach  Wyder  zwischen  2.5  u.  3.5  Centi- 
meter.  Die  Schleimhant  ist  blassröthlich ,  in  der 
Cervix  etwas  weniger  gefärbt,  sie  sitzt  dem  inter- 
muskularen  Gewebe  fest  anf,  da  sie  einer  Submucosa 
entbehrt.  Die  Plicae  palinatae  sind  Verdickungen 
der  Mucosa.  Die  Regelmässigkeit  der  Gestalt  des 
Arbor  vitae  verliert  sicli  erst  nach  der  Entbindung. 
Das  Corpus  uteri  von  Rindern  ist  bisweilen  glatt,  bis- 
weilen zeigt  es  tief  gehende  Faltenbildnng,  letzterer 
Vorgang  ist  der  häufigere.  Bei  menstrnirenden 
Frauen  erreicht  der  Arbor  vitae  selten  das  Orif.  ext., 
bei  Neugebornen  enden  die  Plicae  palmatae  fast  stets 
direkt  am  äussern  Muttermund.  Fast  regelmässig 
finden  sich  Papillen,  und  zwar  über  die  ganze  Länge 
der  Cei-vix  vertheilt. 

Das  Epithel  ist  ein  cylindrisches  und  entbehrt 
der  Flimraerhaare ;  die  Mucosa  uteri  im  Kindesalter 
flimmert  demnach  nicht.  Die  Epithelien  des  Mutter- 
halses  sind  bedeutend  länger  als  die  des  Corpus ;  sie 
schwanken  zwischen  0.024  u.  0.064  Millimeter.  Die- 
selben Grössenverhältnisse ,  sowohl  der  Epithelicu 
wie  der  Interglandular-Elemente,  finden  sich  zur  Zeit 
der  Pubertät. 

Die  Form  der  einzelnen  Zellen  ist  eine  sehr  ver- 
schiedene, cylindrisch,  pallisadenartig ,  bald  mehr 
dreieckig  oder  mehr  flaschenförmig,  manchmal  nach 
nnten  in  einen  fadenartigen  Fortsatz  auslaufend,  der 
mit  den  Zellen  derinterglandularsubstanz  zusammen- 
hängt. Ein  allgemeines  Gesetz  ist  nicht  aufzustellen, 
denn  die  Gestalt  der  Zelle  bildet  sich  durch  den 
gegenseitigen  Druck,  den  sie  während  ihres  Wacbs- 
thums  erleidet,  wodurch  natürlich  unendlich  viele 
Spielarten  entstehen  können.  Das  Protoplasma  der 
Zelle  ist  trübe  und  körnig.  Der  stets  einfache  Kern 
ist  stark  granulirt,  gross,  rundlich  und  liegt  meist 
im  untern  Drittel.  Das  Interglandulargewebe  der 
Cervix  zeigt  kleine  rundliche  und  cylindrische  Ele- 
mente. 

Die  Schleimhaut  besteht  aus  Rund-  und  Spindel- 
zellen, sowie  freien  Kernen,  Bindegewebe  und  amor- 
pher, fein  granuliiier  Masse;  glatte  Muskelfasern 
sind  nicht  nachzuweisen.  Die  Rundzellen  sind  grösser 
als  im  Corpus,  nämlich  0.008  u.  0.018  Millimeter. 
Die  Spindelzellen  haben  einen  eiförmigen,  glänzen- 
den Kern ,  fast  die  ganze  Zelle  ausfüllend  und  mit 
einigen  dunklen  Kemkörperchen.  Die  Spindelzellen 
hängen  durch  zarte  Protoplasmafortsätze  unter  ein- 


36 


IV.     Gynäkologie  n.  P&diatrik. 


1 


ander  zasammen.  Die  freien  Kerne  gleichen  denen 
der  Spindelzellen,  zeigen  im  Corpus  und  Cervix 
0.008--0.01 2  Millimeter.  Ein  sehr  zierliches  Netz- 
werk von  feinen  Bindegewebsfasern  in  der  Schleim- 
haut wiesen  schon  Henle,  Kundrat  a.  Engef- 
mann  nach. 

Diess  die  Resultate  von  frischen  Präparaten. 
Schnittpräparate  zeigten  jedoch ,  dass  eine  scharfe 
Abgrenzung  der  Schleimhaut  gegen  die  Muskulatur 
hin  nicht  existirt.  DerUebergang  ist  verwischt,  nicht 
regelmässig,  sondern  wellig  u.  zackig.  Am  Ost.  e^^t. 
eiTeicht  das  Cylinderepithel  manchmal  fast  das  Plat- 
tenepithel der  Port,  vagin.,  beide  sind  dann  nur  durch 
eine  ganz  dünne  Schleimhautschicht  getrennt.  Ausser- 
dem finden  sich  zwischen  den  eigentlichen  Cylindern 
noch  Zellen  von  eigenthümlicher  Gestalt,  die  sogen. 
(Schleim)  Becherzellen.  Sie  finden  sich  besonders 
in  den  Buchten  der  Plicae  palmatae,  in  den  Drüsen 
und  Naboth'schen  Eiern.  Diese  Zellenform  dürfte 
wohl  als  Bildungsstelle  des  Cervikalschleims  anzu- 
sehen sein. 

Das  Cylinderepithel  geht  nicht,  wie  Fried - 
1  an  der  meint,  direkt  am  Ost.  ext.  in  das  Platten- 
epithel der  Port  vagiu.  über;  wie  Lott  u.  Veit 
gezeigt  haben,  geht  dasselbe  vielmehr  erat  hoch 
oben  im  Cervikalkanal ,  ungefähr  in  der  Höhe, 
wo  auf  der  Aussenseite  der  Portio  die  Umschlag- 
stelle auf  die  Scheide  liegt ,  in  das  Cylinderepithel 
über.  Die  Verbindnngsbrücken  sind  an  ihrer  weiss- 
lichen  Färbung  deutlich  zu  erkennen.  Die  Spindel- 
zellen finden  sich  namentlich  in  den  tiefern  Schichten 
längs  der  Drüsen,  Gefässe  und  Falten,  hier  sind  sie 
bandartig  angeordnet,  mit  ihrem  Längsdurchmesser 
parallel  diesen  Gebilden  verlaufend.  Die  Rundzellen 
liegen  im  übrigen  Gewebe  zerstreut.  Das  Epithel 
ruht  überall  auf  einer  sehr  feinen,  zarten  Basal- 
membran auf,  die  sich  in  die  Buchten  und  Drüsen 
fortsetzt.  Nach  Vfs.  Beobachtungen,  die  sich  denen 
von  Sin^ty  anschliessen ,  enthält  jeder  Uterus 
Neugebomer  eine  grössere  oder  geringere  Anzahl 
Diüsen.  Sie  stellen  in  der  Cervix  entweder  em- 
fache  Hohlkugeln  mit  weitem  Ausführungsgang  dar, 
oder  sie  haben  mehr  die  Flaschenform  mit  etwas 
verengter  Mündung.  Sie  sind  in  den  Buchten  und 
auf  der  Höhe  der  Falten  zu  finden,  nehmen  aber 
gegen  das  untere  Ende  der  Cervix  bedeutend  an 
Zahl  ab.  In  der  Cervix  liegen  noch  die  sogen. 
Naboth'schen  Eier,  es  sind  diess  einfache  Retentions- 
cysten,  Abkömmlinge  der  obliterirten  Cervikaldrüsen. 
Vf.  fand  sie  in  jeder  von  ihm  untersuchten  Cervix. 
Von  ihrer  Innenwand  sprossen  massenhaft  Papillen 
oder  Leisten  hervor ,  die  oft  den  ganzen  Hohlraum 
dm*chziehen  und  abtheilen.  Die  Ovula  Erwachsener 
sind  viel  grösser  und  haben  glatt^e  Wandungen. 
Auch  in  dem  intermuskularen  Gewebe  werden  sie 
angetroffen. 

Corpus  uteri  Neugebomer.  Das  Epithel  ist  ein 
cylindrisches,  nicht  flimmerndes.  Der  Kern  hat  die- 
selbe Gestalt  wie  im  Cervikalepithel,  nur  liegt  er  in 


der  Mitte  der  Zelle  und  ist  letztere  an  dieser  Stelle 
ebenfalls  leicht  aufgetrieben.  Die  Zellen  sind  viel 
kleiner  und  zarter  als  in  der  Cervix,  0.016 — 0.028 
Mmtr.  lang.  Das  Interglandulargewebe  zeigt  die- 
selben Elemente,  nur  tritt  das  Bindegewebe  an  Menge 
sehr  zurück,  ist  zarter  und  feiner  und  bildet  ein  sehr 
zierliches  Netzwerk.  Die  amoi*phe  Zwischensubstanz 
ist  wie  in  der  Oervikalschleimhaut.  Die  Dick^- 
dimensionen  der  Schleimhaut  überwiegen  bedeutend 
die  der  Cervix.  Sie  ist  an  verschiedenen  Stilen 
verschieden  dick,  gegen  den  innem  Muttermund  und 
die  Tubenmtlndungen  verdünnt  sie  sich.  Die  Grenze 
gegen  das  intermuskulare  Gewebe  ist  schärfer,  aber 
keineswegs  überall  distinkt.  Stets  ist  die  Linie  an- 
regelmässig, indem  Schleimhautzacken  oft  tief  in 
die  Muskulatur  eindringen.  Die  Epitbelialdecke, 
von  der  die  Schleimhaut,  sowie  Buchten  und  Drüsen 
überkleidet  werden,  besteht  aus  einem  einfachen 
Cylinderepithel.  Becherzellen  wurden  nicht  im  Cor- 
pus gefunden.  Der  Uebergang  des  Cervixepitheb 
in  das  des  Corpus  erfolgt  allmälig.  Die  Drüsen  sind 
nicht  glelchmässig  vertheilt ,  das  eigentliche  Corpus 
ist  drüsenarm,  der  Fundus  dagegen  weist  einen  mehr 
oder  weniger  grossen  Reichthum  auf.  Sie  sind  ein- 
fache Schläuche  mit  relativ  weitem  Lumen.  Für  die 
Drüsen  des  Corpus  ist  eine  zarte  Membrana  proprii 
anzunehmen,  sie  ist  eine  Fortsetzung  der  Membraoa 
basilaris  der  Oberfläche.  Die  Geßlsswandongen  sind 
dünner,  das  Capillametz  dichter. 

Aus  Vorstehendem  ergeben  sich  folgende  Sätze. 

1)  Das  Cylinderepithel  des  Uterus  Neugebomer 
entbehrt  der  Flimmerhaare ,  es  reicht  meist  bis  zum 
Ost.  ut.  ext.,  manchmal  jedoch  dringt  das  Platten- 
epithel  der  Portio  mehr  oder  weniger  hoch  in  die 
Cervix  ein.  Zwischen  den  Cylinderzellen  der  Cervix 
finden  sich  Schleim-  oder  Becherzellen,  dieselben 
fehlen  im  Corpus.  2)  Das  Epithel  der  Cervix  unter- 
scheidet sich  durch  seine  Länge,  Sitz  des  Kerns  und 
Färbungsverhältnisse  deutlich  von  dem  des  Corpus. 
3)  Die  Rundzellen  des  Interglandulargewebes  der 
Cervix  übertrefifen  die  des  Corpus  bedeutend  an 
Grösse.  4)  Drüsen  finden  sich  in  der  ganzen  Cervix, 
sie  stellen  hohlkugelfftrmige  Buchten  mit  eiusprin- 
genden  Leisten  dar,  öfters  stösst  man  auch  auf 
Schlauchdrüsen.  5)  Das  Corpus  enthält  tubulöee  und 
verzweigte  Drüsen,  letztere  gehören  dem  Fundus  an. 
6)  Die  Uterusschleimhaut  besitzt  eine  Membrana  ba- 
silaris, die  Drüsen  zeigen  eine  Membrana  propria. 

Die  Grösse  der  Gebärmutter  Erwachsener  ent- 
springt zum  grösstenTheile  aus  dem  stärkern  Waeha- 
thum  des  Corpus.  Die  Plicae  palmatae  reichen  ge- 
nau bis  zum  Ost.  int.,  zeigen  nicht  mehr  das  scharfe 
Gepräge  und  verwischen  sich  von  Jahr  zu  Jahr  mehr. 
Das  Cylinderepithel  trägt  Flimmerhaare.  Vf.  schlieaat 
sich  Lottes  Ansicht  an,  dass  die  Weiterbeförderung 
der  Spermatozoon  im  Uterus  nicht  vom  Flunmer- 
strom  abhängig  gemacht  werden  kann.  Die  Eigen- 
bewegung der  Spermatozoon  bewirkt  die  Looomotion 
derselben.  Bei  Weiterbef)(rderung  des  Eies  in  den 
Tuben  ist  die  Wimperung  nicht  unwesentlich. 


IV.    Oynftkologie  a.  Pftdiatrik. 


37 


Die  Certna  uteri  Erwaehsener.  Die  Schleim- 
haat  verhält  sieh  wie  beim  Neugebornen  in  Bezug 
auf  ihren  Ban^  nur  scheinen  die  grössten  Exemplare 
der  Epithelien  etwas  seltener  zu  sein ,  was  in  dem 
nseheren  Wechsel  seine  Erklärung  findet.  Die 
frisehen  Isolirongspräparate  entnahm  Vf.  der  Leben- 
deo,  indem  er  mit  dem  scharfen  Löffel  kleine  Stttck- 
ehen  auskratzte.  Die  Epithelzellen  zeigen  meist 
Bch^ne  Flimmerhaare;  aber  auch  wimperlose  sind 
dtfonter.  Die  Cilien  sind  oft  bedeutend  länger  als 
im  Corpus.  Vf.  fand  keine  Becherzellen ,  während 
Lott  und  Wyder  sie  mehrfach  sahen.  Was  die 
Grenze  des  Cylinderepithels  nach  unten  anlangt ;  so 
ist  dieselbe  individuell  sehr  schwankend.  Bald  findet 
mso  die  ganze  Cervix  mit  cylindrischem  Flimmer- 
epithel bekleidet,  bald  rückt  das  Plattenepithel  mehr 
oder  weniger  hoch  über  den  äussern  Muttermund 
hinauf.  Die  im  untern  Theil  der  Cervix  befindlichen 
Papillen  sind  bei  Erwachsenen  viel  reichlicher  und 
sehdner  gestaltet  als  beim  Neugebornen.  Eine  deut- 
liche Grenze  der  Muscnlaris  gegen  das  intermusku- 
lare  Gewebe  existirt  auch  hier  nicht.  Auch  M. 
konnte  in  der  Cervix  eine  Propria  (Bowman's  base- 
ment  membrane)  constatiren  y  d.  h.  ein  feines  Häut- 
ehen zwischen  Schleimhaut  und  Epithel.  Eine  sehr 
groflse  Menge  Drüsen  liegen  in  der  Cervix ,  in  den 
Bnchten  der  Plicae  palmatae  und  auf  der  Höhe  der 
Falten,  gegen  den  äusseren  Mutteimund  nehmen  sie 
an  Zahl  ab ;  sie  sind  schlauchförmige  und  hohlkuge- 
lige Gebilde,  letztere  viel  seltener  als  erstere  Form 
und  vom  Vf.  mit  Lott  als  Vorstufen  der  schlauch - 
iäratigen  angesehen.  Diese  schlauchförmigen  Drüsen 
and  schmale  langgestreckte  Röhren,  welche  sich 
blnfig  theilen,  tief  in  die  Schleimhaut  eindringen  und 
tn  ihrem  blinden  Ende  oft  phiolenartig  anschwellen. 
Die  Drüsen  sind  mit  flimmerndem  Cylinderepithel 
aosgekleidet  nnd  besitzen  eine  Membrana  propria, 
dne  Fortsetzung  von  Bowman's  basement  membrane. 
Die  Ovula  Nabothi,  Abkömmlinge  derCervicaldrüsen 
sind  beim  Erwachsenen  ^iel  grösser  und  zahlreicher 
und  mit  cylindrischem  Flimmerepithel  ausgekleidet 
Oefters  aber  sieht  man  auch  ein  kubisches  Epithel, 
das  allmälig  in  Plattenepithel  übergeht.  Es  sind 
dieas  unzweifelhaft  Umbildungsprodukte  des  früheren 
Cylinderepithels ,  hervorgerufen  durch  den  vom  In- 
halt ausgeübten  Druck.  Ausser  Schleim  enthalten 
die  Ovula  Zellen  im  Stadium  der  regressiven  Meta- 
morphose. 

Das  Corpus  uteri  Erwachsener.  Epithel  und 
Interglandnliurgewebe  unterscheiden  sich  weder  in 
Grosse  noch  Anordnung  von  dem  des  Neugebornen. 
Die  Epithelien  sind  mit  Flimmerhaaren  besetzt,  doch 
werden  auch  wimpemlose  gefunden  und  stellen  diese 
wohl  den  jungen  Nachwuchs  dar.  Die  Drüsen  sind 
im  Corpus  einfache  Schläuche  oder  Röhren,  die  sich 
^^ßers  an  ihrem  blinden  Ende  gabeln  und  etwas  er- 
weitem. Sie  verlaufen  senkrecht  zur  Oberfläche, 
Biad  öfters  leicht  gewellt  und  münden  trichterförmig. 
Im  Fundus,  wo  sie  am  zahlreichsten  sind,  verlaufen 
4e  mdir  oder  weniger  schräg.     Oft  durchziehen  sie 


die  ganze  Schleimhaut  und  sitzen  mit  ihrem  Ende 
der  Muskulatur  auf.  Die  Spindelzellen  der  Inter- 
glandularsubstanz  hält  Vf.  für  identisch  mit  Leo- 
pold's  ^Zellenplatten ,  plattenförmigen  Zellen^, 
welche  L.  für  Endothelien  erklärt  und  deren  binde- 
gewebigen Charakter  er  leugnet.  Vf.  hält  an  dem 
bindegewebigen  Charakter  dieser  Zellen  fest  und 
betrachtet  sie  als  einfache  Spindelzellen. 

Unter  dem  Epithel  der  Oberfläche  war  deutlich 
ein  feines ,  zartes  Häutchen  zu  erkennen ,  welches 
sich  in  die  Drüsen  ihrer  ganzen  Länge  nach  fort- 
setzte. Die  Membran  stellte  sich  als  ein  homogenes, 
strukturloses,  wasserhelles  Häutchen  dar,  dem  noch 
da  und  dort  Epithelien  aufsassen.  Sie  war  an  frischen 
nnd  Schnittpräparaten  nachzuweisen.  Das  Cylinder- 
epithel der  Drüsen  ist  keilförmig  und  je  enger  das 
Lumen ,  um  so  mehr  nähert  sich  ihre  Gestalt  dem 
Dreieck.  Die  Zellenform  hängt  auch  hier  vom 
Wachsthumsdruck  ab.  Das  Epithel  der  Drüsen 
trägt  Cilien  und  Vf.  konnte  häuflg  die  Flimmerung 
bis  tief  in  die  Drüsen  verfolgen. 

Das  Ergebniss  seiner  Untersuchungen  fasst  Vf. 
in  folgenden  Sätzen  zusammen:  „1)  Das  Cylinder- 
epithel ist  mit  Flimmerhaaren  besetzt,  die  Wimpe- 
rnng  lässt  sich  tief  in  die  Drüsen  hinein  verfolgen. 
2)  Die  Cervix  enthält  neben  schlauchförmigen  Drüsen 
aubh  vereinzelte  mehr  halbkuglige  oder  flaschenför- 
mige.  3)  Die  Drüsen  besitzen  eine  Membrana  pro- 
pria ,  deren  Isolirung  im  Corpus  gelingt.  Dieselbe 
stellt  ein  homogenes,  wasserhelles  Häutchen  dar^. 

Die  Gebärmutter  alter  Frauen.  Zur  Unter- 
suchung gelangten  5  Uteri  von  Frauen  im  Alter  von 
45 — 75  Jahren;  die  jüngste  war  noch  menstruiii;. 
Die  senile  Atrophie  des  Uterus  im  Klimakterium 
kommt  allmälig  zu  Stande.  Die  Processe,  welche 
sich  um  diese  Zeit  in  der  Schleimhaut  abspielen,  ver- 
laufen ganz  langsam ,  bilden  sich  weiter  und  weiter 
ans  und  fähren  zum  Schluss  zu  ganz  bedeutenden 
Strukturveränderungen  des  Gewebes.  Bei  Frauen, 
die  1 — 2  Jahre  erst  die  Regel  verloren  haben,  sah 
Vf.  noch  Cylinderzellen  mit  deutlichem  Flimmerbe- 
satz ,  bei  Frauen  dagegen ,  bei  denen  schon  länger 
Menopanse  bestand,  suchte  er  vergebens  nach  Cilien. 
Da  das  flimmernde  Epithel  erst  bei  geschlechtsreifen 
Individuen  gefunden  wird  und  es  im  Klimakterium 
wieder  verschwindet,  so  darf  der  Satz,  dass  die 
Wimperang  bei  der  Befruchtung  mitzuwirken  hat, 
als  richtig  angesehen  werden. 

Aus  den  genauen  Beschreibungen  der  Präparate 
geht  hervor ,  dass  die  Schleimhaut  im  Dickendurch- 
messer abnimmt.  In  der  Cervix  verschwinden  die 
Plicae  palmatae.  In  der  Schleimhaut  des  ganzen 
Uterus  vermehren  sich  das  Bindegewebe  u.  die  Spin- 
delzellen, die  Rundzellen  nehmen  ab,  Epithelien 
werden  kleiner.  Die  Cervikaldrüsen  nehmen  rasch 
an  Zahl  ab  nnd  verschwinden  endlich  ganz.  Die 
Drüsen  des  Corpus  erweitem  sich,  obliteriren  an 
den  Mündungen  nnd  werden  zu  Hohlräumen,  die 
nicht  selten  in  einander  übergehen  durch  Schwund 
der  sie  trennenden  Septa.     Auch  das  Gefässsystem 


38 


IV.    OyiUikologie  u.  P&diatrik. 


nimmt  Theil  an  der  Atrophie.  Dieses  Verhalten  der 
Drflsen  ist  hei  einzelnen  Formen  der  Endometritis 
chron.  auch  schon  in  jüngeren  Jahren  zu  beobachten. 
Die  ansgebnchteten  Hohlräame  sind  öfters  mit  Epi- 
thelzellen ansgefttUt  und  es  entstehen  hierdurch 
Bilder,  die  beim  ersten  Anblick  lebhaft  an  Drflsen- 
carcinom  erinnern.  Es  wäre  denkbar ,  dass  diese 
Zellen  in  Folge  eines  Reizes  malignen  Charakter  an- 
nehmen könnten. 

Schlußssätze.  1)  Das  Epithel  wirft  im  Alter  seine 
Flimmerhaare  ab.  2)  Epithelien  and  Interglandular- 
Zellen  verkleinem  sich,  das  Bindegewebe  erfiihrt 
eine  starke  Vermehrung.  3)  Die  Drüsen  der  Cerm 
gehen  zu  Grunde  y  die  des  Corpus  wandeln  sich  in 
kleine  Cysten  pm. 

Die  Menstruation.  Vf.  beginnt  mit  der  An- 
fahrnng  der  Autoren  und  ihrer  Ansichten  über  die 
Menstruation;  die  neuesten  Arbeiten  stammen  von 
Leopold  und  Wy der.  Die  Präparate,  welche 
die  Basis  von  M.'s  Untersuchungen  bilden,  ent- 
stammen der  Lebenden ,  zur  Darstellung  derselben 
benutzte  M.  den  scharfen  Löffel;  untersucht  wurde 
nur  die  Schleimhaut  des  Corpus.  Die  Schleimhaut 
von  45  Frauen  aus  den  verschiedenen  Menstruations- 
tagen, sowie  kurz  nach  und  vor  der  Regel  wurde 
durchmustert.  Die  Präparate  wurden  theils  frisch 
untersucht,  theils  in  Spiritus  gehärtet  und  gefärbt. 
Die  frischen  Präparate  zeigten  stets  deutliche  Flim- 
merung, die  sich  oft  bis  in  die  Drüsen  verfolgen 
Hess.  Von  fettiger  Degeneration  war  keine  Spur 
vorhanden ,  weder  im  Epithel ,  noch  im  Interglan- 
dulargewebe,  die  Contouren  waren  scharf  ausge- 
prägt. Messungen  an  Zellen  und  Kernen  ergaben 
keine  Differenzen.  Von  einem  Wucherungsprocess 
oder  Zeilentheilung  war  nichts  zu  finden.  Es  wer- 
den nun  17  gehärtete ,  verschiedenen  Frauen  ange- 
hörige  Präpai'ate  beschrieben.  Aus  ihnen  geht  her- 
vor, dass,  wie  schon  C.  Rüge  behauptete,  ein  auch 
nur  partieller  Untergang  der  Uterusschleimhant  wäh- 
rend des  menstruellen  Processes  nicht  stattfindet. 
Es  handelt  sich  nicht  um  eine  regressive  Metamor- 
phose, sondern  um  einen  einfachen  Congestionszu- 
etand  der  Schleimhaut.  Die  GefStese  erweitem  sich, 
füllen  sich  stäi'ker  mit  Blut ,  es  kommt  zu  kleinen 
Extravasaten  und  zu  einer  Ausschwitzung  in  das 
Gewebe  der  Mucosa.  Diese  kommt  in  einen  Zu- 
stand, der  ftir  die  Aufnahme  und  Einbettung  des  be- 
fruchteten Eies  nur  günstig  sein  kann.  Für  die  Ur- 
sachen der  Menstruation  giebt  die  Pflüg  er 'sehe 
Theorie  genügenden  Aufschluss.  Die  Hämorrhagie 
scheint  nicht  per  rhexin,  sondem  per  diapedesin 
oder  per  anastomosin  stattzufinden.  M.'s  ganz  ab- 
weichende Resultate  erklären  sich  ohne  Weiteres 
aus  dem  Umstände,  dass  er  seine  Präparate  der 
Lebenden  entnahm  und  frisch  unter  das  Mikroskop 
brachte,  während  die  früheren  Beobachter  uns 
Leichenerscheinungen  geschildert  haben. 

Vf.  geht  nun  über  auf  die  Arbeiten ,  welche  die 
neue  von  Sigmund  angegebene  SchwangersehaftS" 
thearie  vertheidigen ,  und  sagt,  nachdem  er  Leo - 


pold's  und  Bisohoff 's  Ansichten  angefahrt,  ^id 
demselben  Sinne  möchten  wir  uns .  aussprechen. 
Unsere  Untersuchungen  haben  auf  das  Schlagendste 
dargethan,  dass  während  der  Menstruation  vob 
einem  auch  nur  theilweisen  Untergang  der  Schleim- 
haut keine  Rede  ist,  dieselbe  wird  nur  aufgelockert, 
gewulstet,  serös  durchtränkt,  d.  h.  sie  wird  zur 
Aufnahme  der  befruchteten  Eier  vorbereitet  Wir 
müssen  demnach  die  neue  Schwangersehaftstheorie 
auf  das  Entschiedenste  bekämpfen  und  als  unrichtig 
zurückweisen  **.  Mit  Bischoff  stimmt  M.  auch  darii 
überein,  dass  es  von  individuellen  und  örtlichen  Ve^ 
hältnissen  abhängt,  ob  der  Follikel  zuerst  platit, 
oder  ob  die  Blutung  sich  schon  früher  einstellt,  oder 
ob  beides  zu  ganz  gleicher  Zeit  auftiitt. 

Auch   Ahlfeld 's   Beweisführungen,  die  afeh 

auf  die  kleinsten  menschlichen  Eier ,  von  denen  die 

Zeit  ihres  Abganges  im  Verhältniss  zur  weggebb'e- 

benen  Periode  bekannt  geworden ,  stützen,  könnei 

M.  in  seiner  Ansicht  nicht  wankend  machen.    ZaiB 

Schluss  wird  zu  Gunsten  der  alten  Ansicht  folgender 

Fall  mitgetheilt : 

Frau  St.,  SO  Jahre  alt,  kam  am  15.  Jan.  1880  inBe- 
handlang.  Mit  16  Jahren  regelmftMig  menatmirt,  wnnte 
sie  im  vorigen  Jahre  leicht  entbanden ,  klagte  aber  seit- 
dem über  Schmerzen  rechts  unten  im  Leib,  Vor  14  Tages 
letzte  Regel.  Uterus  normal  gelagert,  hinter  ihm  peri- 
metritische  Reste.  Pat.  warde  zu  Beginn  der  nächsten 
Regel  wieder  bestellt.  Als  sie  am  6.  Febr.  1880  kam, 
war  die  Regel  seit  einigen  Tagen  eingetreten ,  profnaer 
als  Je  Yorher.  Ein  mit  dem  scharfen  Löffel  entnommeDei 
Schleimhantstückchen  zeigte  unter  dem  Mikroskop,  dass 
das  Endometrium  bedeutende  VeränderuDgen  erfahiea 
hatte,  die  Intersrlandalarzellen  waren  sehr  stark  ▼e^ 
grössert,  der  Kern  fftUte  nicht  mehr  die  ganae  Zelle  ans, 
vielmehr  enthielt  der  Zellenleib  viel  feinkörniges  Proto- 
plasma. 

Diese  Verhältnisse  sprachen  nach  Wyder'i 
Untersuchungen  u.  nach  Vfs.  jetzigen  Anschauungei 
mit  aller  Bestimmtheit  f&r  Gravidität ;  trotzdem  war 
die  Regel  nie  ausgebliehen. 

Als  Resultat  seiner  Untorsnchungen  stellt  Vf.  fol- 
gende Sätze  auf:  „  1)  Während  der Menstmatton  geht 
die  Schleimhaut  weder  theilweise  noch  vollkommefl 
zu  Grunde,  sie  trägt  vielmehr  stets  ihr  flimmerndes 
Cylinderepithel.  2)  Interglandnlarzellen  werden 
nicht  vermehrt  y  noch  vergrössert.  Verfettangen 
auch  nur  geringen  Grades  sind  niemals  nachzuweisen. 
3)  Gefässe  erweitern  sich  und  werden  stark  geAUt 
Extravasate  finden  sich  in  den  obersten  Schleimhaot- 
schichten.  Die  homogene  Gmndsnbstanz  erfiibrt  stets 
eine  Vermehrung.  4)  Das  befruchtete  Ei  entstamat 
der  letzten  Menstruation**.   (Burokhardt|  Bremen.) 

477.  Experimentelle  Untersnohungen über 
die  Physiologie  derütenubewegang;  von  Prof* 
Dr.  A.  Röhr  ig  in  Preiburg.  (Virchow's  Arch. 
LXXVL  1.  p.  1.  1879.) 

Seit  Kilian  die  Frage  nach  dem  Nervensystem, 
welches  die  Bewegung  des  Uterus  befaenrscht,  an- 
geregt hat,  haben  sich  viele  Forscher  nait  äeeßB^ 
Thema  beschäftigt^  aber  in  ihren  Arbeiten  herrseht 


IV.    Gynäkologie  n.  Pädiatrik. 


89 


aoe  DjrdianDOiiie,  die  ihre  Erklärung  findet  in  der 
Sdiwierigkeity  eine  ganz  zuverlässige VersnchBmethode 
md  ein  geeignetes  Versuchsobjekt  zu  finden.  Sohle- 
ginge r  lenkte  unsere  Aufmerksamkeit  endlich  auf 
die  zweckmässige  Benutzung  der  jugendlichen  noch 
Dicht  befruchteten  Kaninchen  im  Zustand  völliger  Oe- 
aehlechtsreife. 

Die  in  der  Rackenlage  fixirten  Thiere  wurden 
Ihireh  Curare  bewegungslos  gemacht  und  dann  die 
kflnstliche  Athmung  eingeleitet.  Bei  der  Curarisa- 
iioD  wurde  immer  nur  das  leichtere  Stadium  der 
Vergiftung,  welches  eben  noch  genflgt,  das  selbst- 
tOodige  Athmen  auszuschliessen  ^  abzuwarten  ge- 
fleht Chloroform  und  Chloralhydrat  wurden  ver- 
wösÄ&iy  da  sie  fOr  den  Gang  der  Wehenbewegung 
seht  bedentongslos  zu  sein  schienen. 

Zur  Beantwortung  der  Frage  nach  der  Uterus- 
imiervatioa  haben  wir  zunächst  das  Centralorgan 
nd  die  Nervenbahnen  nachzuweisen  und  unsschlflss- 
lieh  bekannt  zu  machen  mit  den  Verhältnissen  der 
direkten  Erregung  des  muskulösen  Organs  und  seiner 
Nervenendigungen. 

Budge,  Valentin  und  Spiegelberg  ver- 
kgen  den  Ursprung  der  Uterinnerven  in  das  Cere- 
MniDj  Kehrer,  Körner  n.  später  auch  Schle- 
linger  nehmen  Gehirn  und  Rflckenmark  für  die 
Geoitalbewegungen  in  Anspruch,  Kilian,  sowie 
frfihem  Aensserungen  zu  Folge,  0  s  e  r  und  Schle- 
singer vermuthen  die  motorischen  Uterusceniren 
in  der  Medulla  oblongata  und  Frankenhäuser 
in  Kleinhirn  und  Medullär  Nach  Brächet,  Lon- 
get,  sovne  nach  Barlow's  und  Goltzes  Er- 
mittelungen dagegen  werden  die  Bewegungen  der 
Gebärmutter  vom  untern  Theil  des  Rflckenmarks 
au innervirt,  während  endlich  Simpson,  Scan- 
loni  und  Berti  in  g  sich  daflQr  entscheiden,  die 
Guglien  des  Sympathicus  als  Centralorgan  hinzu- 
itellen,  und  Obernier  neben  den  Lumbal-  und 
Sifflüganglien  des  Sympathicus  noch  den  Lumbal- 
theii  des  Rückenmarkes  dabei  betheiligt  findet.  Vf. 
Tenacht  nun  aus  den  eigenen  Experimenten  zwin- 
gende Grande  für  die  centrale  Lokalisirung  des 
vterinbewegenden  Nervenapparats  abzuleiten. 

Die  eUktrische  Reizung  verschiedener  Partien 
des  unversehrten  Cerebrospinalsystem  lenkte  die  Auf- 
inerksamkeit  auf  das  Lendenmark,  als  der  vomehm- 
rten  und  wirksamsten  Ursprungsstelle  der  motorischen 
Utensnörven.  Diese  Annahme  gewann  an  Berech- 
%nig  durch  die  Versuche  mit  Durchschneidung 
^  ROckenmarks,  welche  der  elektrischen  Rei- 
^  vorangingen.  War  das  Halsmark  zwischen 
Oedput  und  Atlas  durchschnitten,  so  lösten  die  in 
^  Hinterhaupt  eingestochenen  Elektroden  keine 
Voakelerregung  im  Genitalrohr  aus,  unterhalb  der 
^^^htittflSche  eingesenkt  riefen  sie  ausgiebige  Be- 
v^gtingen  hervor.  Dass  der  Lendentheil  des  Rflcken- 
^■'sriui  der  Geburtsthätigkeit  vorstehe ,  hatte  schon 
Goltz  bewiesen  durch  ein  höchst  geniales  Experi- 
^t  Einer  9  Mon.  alten  Hflndin  durchschnitt  er 
^  BOckenmark    am    ersten   Lendenwirbel    und 


brachte  die  Wunde  zur  Heilung.  Sie  wurde  brünstig, 
empfing  und  gebar  ein  lebensfähiges  Junges  ohne 
Kunsthülfe.  Wurde  das  Rückenmark  in  der  Höhe 
des  10.  Brustwirbels  durchschnitten,  so  war  das 
Bild  der  elektrischen  Reizwirkung  verändert.  Man 
erhielt  sehr  ausgiebige,  krampfhafte  Uterusbewegun- 
gen von  der  untern  Rückeumarkspartie  aus,  während 
die  elektrische  Reizung  des  über  dem  Schnitt  be- 
findlichen Brusttheils  resultatlos  verlief.  Damit  war 
allerdings  für  Gehirn,  Medulla  oblongata  und  den 
grössten  Theil  des  Rückenmarks  die  Betheiligung 
an  der  centralen  Gebärmutterinnervation  höchst  un- 
wahrscheinlich geworden. 

Den  frühern  Forschern  stand  fUr  die  direkte 
Erregung  des  Rückenmarks  nur  die  elektrische  Rei- 
zung zur  Verfügung,  seit  Schlesinger  aber  ken- 
nen wir  in  der  venösen  Beschaffen/ieit  des  Blutes, 
welche  wu*  durch  zeitweilige  Unterbrechung  der 
%  Athmung  herzustellen  vermögen,  ein  mindestens 
eben  so  wirksames  Mittel,  die  nervösen  Centren  in 
Thätigkeit  zu  versetzen.  Setzt  man  am  cnrarisirteu 
Thiere  die  künstliche  Athmung  aus,  so  beobachtet 
man  5 -r  10  Sekunden  lang  lebhafte  peristaltische  Be- 
wegungen am  blosgelegten  Uterus.  Je  länger  der 
Eingriff  dauert,  desto  ausgiebigei*  und  nachdrück- 
licher ist  sein  Einfluss  auf  den  Uterusmuskel,  und 
die  umfassendsten  und  nachhaltigsten  revoltirenden 
Bewegungen  kann  man  an  letzterem  wahrnehmen, 
wenn  man  den  Versuch  bis  zur  tödtlichen  Asphyxie 
fortsetzt.  Die  Contraktionen  dauern  unter  nur  merk- 
licher Abschwächung  oft  noch  eine  volle  Stunde 
nach  dem  Erlöschen  der  Herzthätigkeit  fort; 
hieraus  will  Vf.  auch  die  durch  die  gerichtliche 
Medicin  verbürgten  partus  post  mortem  erklären« 
Diese  energischen  Uteruscontraktionen  in  Folge  von 
unterbrochener  Athmung  wurden  mit  derselben  Prä- 
cision  und  Energie  hervorgerufen,  wenn  das  Rücken- 
mark am  10.  Brustwirbel  durchschnitten  war.  In 
der  dyspnotischen  Blutbeschaffenheit  ist  somit  ein 
kräftiger  Reiz  gegeben  für  das  im  untern  Rücken- 
mark gelegene Uterusoentrum.  Es  galt  nun  Cyou*s 
Einwand  zu  beseitigen,  der  angab,  dass  das  an  Zer- 
setzungsprodukten reiche  Blut,  als  peripherer  Reiz, 
ohne  irgendwelche  centrale  Nervenvermittelnng  die 
Uterusmuskulatur  direkt  in  Contraktion  versetze, 
und  in  der  That  nimmt  ja  der  Uterus  gleich  nach 
der  Athmungssuspension  eine  bläulichrothe  Färbung 
an.  Es  wurde  nun  nach  der  Durchschneidung  des 
Rückenmarks  das  ganze  Rückenmark  von  der  Schnitt- 
wunde aus  bis  nach  unten  vollkommen  zerstört,  und 
wenn  alsdann  die  künstliche  Athmung  abermals 
unterbrochen  wurde,  so  konnte  man  auch  nicht 
mehr  die  Spur  einer  Uterusbewegung  gewahren, 
mochte  man  auch  den  Versuch  bis  zum  Erstickungstode 
fortsetzen.  Hiermit  war  Cyon  widerlegt  und  das 
Uteruscentrum  auf  den  Theil  des  Rückenmarks  be- 
grenzt, welcher  von  den  letzten  Brustwirbeln  herab- 
steigt. 

Spiegelberg  führte  die  Aortencompreseion 
als  wirksames  Erregungsmittel  für  den  Uterus  ein ; 


40 


IV.    Gynilkologie  u.  Pädiatrik. 


jedoch  auch  ihre  WirkuDg  ist  an  die  Unversehrtheit 
des  Rückenmarks  gebunden  und  findet  die  Erklä- 
rung wieder  in  jener  direkten  lokalen  Erregung  des 
im  Lendenmark  gelegenen  Uteruscentrum. 

Die  nervösen  Centralapparate  erfahren  bekannt- 
lich auch  durch  gevnaae  Gifte,  welche  dem  Blute 
beigemischt  gleichsam  an  Ort  und  Stelle  reizend 
oder  lähmend  wirken,  entsprechende  Alterationen 
ihrer  Fonktionen.  Die  Wirkung  der  Alkaloide  auf 
das  Uteruscentrum  ist  bisher  wenig  berücksichtigt; 
obgleich  es  nicht  nur  fbr  den  Physiologen,  sondern 
auch  für  den  Gynäkologen  und  Pharmakologen  von 
grossem  Interesse  ist.  Strycknin  ruft  in  geringen 
Dosen  (0.4  Cctmtr.  einer  ^/^proc.  Lösung)  nach 
wenigen  Sekunden  tetanische  Uteruscontraktionen 
hervor,  die  ^/^ — 1  Min.  anhalten  und  nach  10  bis 
15  Sek.  Ruhe  von  Neuem  auftreten.  Sie  werden 
aber  von  kürzerer  Dauer  und  sind  von  grösseren 
Ruhepausen  gefolgt,  bis  sie  dauernd  erlöschen.  Die 
Wirksamkeit  des  Strychnin  besteht  in  einer  lokalen 
Reizung  des  centralen  Herdes,  denn  nach  Zerstörung 
des  Lendenmarks  wird  keine  Wirkung  wahrgenom- 
men. Genau  so  verhält  sich  Pikrotoxin.  Analog, 
aber  weniger  energisch,  wirken  Nicotin  und  Car- 
bolsäure.  Die  heftigste  Wirkung  äussert  das 
Ammoniak;  5 — 8  Cctmtr.  einer  2proc.  Lösung 
erzeugen  tetanische,  oft  1  Stunde  anhaltende  Uteros- 
contraktionen.  Der  Erfolg  ändert  sich  nicht  im 
Mindesten  nach  Zerstörung  des  Lendenmarks,  so 
dass  uns  im  Ammoniak  zum  ersten  Male  eine  Sub- 
stanz entgegentritt,  mit  welcher  wir  auch  ohne  Ver- 
mittelung  des  Centralnervensystem  von  der  Peri- 
pherie aus  den  Uterus  in  Reizzustand  versetzen 
können.  Auch  am  ausgeschnittenen  Uterus  vermisst 
man  bei  Berührung  mit  Ammoniak  den  Tetanus 
nicht;  dass  diess  aber  eine  motorische  Lebens- 
äusserung  des  Muskels  ist,  liegt  auf  der  Hand,  denn 
von  einer  Erstarrung  kann  nicht  die  Rede  sein,  da 
Alkalien  die  Ooagulaüon  nicht  begünstigen.  Die- 
selbe Wirkung  haben  die  Ammoniaksalze. 

Dem  Eintreten  des  allgemeinen  Tetanus  wurde 
bei  den  bisherigen  Mittehi  dm'ch  Curare  begegnet ; 
diess  ist  nicht  nöthig  bei  Calabar  und  Ergotin, 
Beide  beeinflussen  die  Locomotion  des  Uterus  viel 
langsamer  und  die  Ermüdung  tritt  viel  später  ein. 
Nach  8 — 10  Min.  beginnt  die  regelmässige,  wellen- 
förmig fortschreitende  Contraktion.  Vom  Calabar 
wurde  behauptet,  dass  es  auf  die  animalischen  Mus- 
keln einen  lähmenden  Einfiuss  habe  und  dass  es 
analog  dem  Curare  auf  die  peripherischen  Endignn- 
gen  der  motorischen  Nerven  zunächst  wirke.  Vfs. 
Experimente  aber  beweisen  unzweideutig,  dass  stets 
mit  der  Rückenmarkszerstörung  das  Gift  absolut 
unwirksam  fbr  den  Uterus  wird.  Dem  entspricht 
auch  die  weitere  Beobachtung,  dass  seine  Applika- 
tion auf  den  ausgeschnittenen  Uterus  durchaus  er- 
folglos ist.  Zur  Calabarvergiftung  wurden  0.025 
Grmm.  Extrakt  in  die  Drosselvene  gespritzt. 

Zum  Studium  der  ErgoHnwirkung  wurde  das 
£xtr,  Mcal.  com.  aquos.  Pharm.  Germ,  in  Dosen  von 


0.3 — 0.6  Grmm.  intravenös  injicirt.  Nach  spätestens 
8 — 10  Min.  treten  regelmässige  peristaltische  Uterus- 
contraktionen  auf,  die  sich  eine  Stunde  und  darüber 
verfolgen  lassen.  Subcutan  injicirt  wirkte  Ergotin 
nicht  im  Geringsten  auf  die  Thätigkeit  der  Gebär- 
mutter, was  mit  Wem  ich 's  Beobachtung  in  Ein- 
klang steht;  er  fand  nämlich  noch  10  Tage  nach 
del*  subcutanen  Applikation  beträchtliche  Spuren 
jener  charakteristischen  braunen  Ergotinflflssigkeit 
an  der  Einstichstelle  unter  der  Haut,  wonach  die 
Erfolglosigkeit  des  Mittels  mit  seiner  schlechteo 
Resorption  im  Unterhautbindegewebe  zusammenfällt 
Dem  gegenüber  ist  die  Resorptions£ähigkeit  des  Se- 
cale  com.  und  Ergotin  vom  Darm  aus,  besonden 
von  Seiten  desRectum  bei  klyßmatischer  Anwendmig 
durch  die  Erfahrung  genügend  dargethan.  Vf.  saeht 
mit  Wem  ich  den  Grund  der  Wirkungsweise  des 
Ergotin  im  Centralnervensystem,  aber  an  einer  an- 
dern Stelle,  nämlich  wiederum  im  Lendenmark  and 
dafür  sind  seine  Experimente  beweisend.  Dass  dis 
Ergotin,  ähnlich  wie  Strychnin  u.  s.  w. ,  zugleich 
mit  dem  Uteruscentrum  noch  andere  im  Rückenmark 
gelegene  Centralapparate  in  Erregung  versetzt,  da- 
rauf deuten  hin  die  häufig  auftretenden  epilepti- 
formen  Convulsionen  an  nicht  cnrarisirten  Thieren 
nach  grossen  Dosen,  sowie  die  Erfahrung,  dass 
Krämpfe  epileptiformer  Natur  die  gewöhnliche  Be- 
gleiterscheinung der  akuten  Ergotinvergiftung  beim  | 
Menschen  bilden. 

Wir  kommen  zu  den  Anäsiheticis.     Winckel 
sprach  schon  die  hemmende  Wirkung  des  ChlorO' 
form  auf  die  Uteruscontraktionen  aus  und  sie  wird 
auch  beim  unbefruchteten  Kaninchen  nicht  vermiatt; 
sie  äussert  sich  zunächst  darin,  dass  die  als  Folge  ; 
der  Rückenmarksreizung   anzusprechende   Uterus-  | 
contraktion  stets  um  das  achtfache  später  eintritt^  i 
als  beim  nicht  betäubten  Thiere,  wie  denn  auch  der  | 
Versuch,  den  ruhenden  Uterus  durch  eine  Ergotin-  1 
Injektion  zur  Thätigkeit  anzuregen,  vollständig  miss- 
glückte.   Noch  anschaulicher  wurden  diese  Erschei- 
nungen bei   Anwendung   von  Chloralhydrat    Es 
handelt  sich  hier  um  eine  Ermüdung  des  nervdsen 
Centralorgans,   denn  direkte  Reizung  der  Uterin- 
nerven  mit  den  Platinelektroden  erzeugte  prompte 
tetanische  Contraktionen.     Morphium  and  O/num 
haben   den  gleichen  nachtheiUgen  Effekt  fflr  die 
Wehenthätigkeit.  Atropin  ist  ein  Präparat,  welches 
die  Erregbarkeit  des  Uterus  in  einer  Oberraseheo- 
den  Weise  herabsetzt,  besonders  in  verhältnissmässig 
grössern  Dosen.     Bei  einem  trächtigen  ELamnchen 
lähmen  3  Mgrmm.  Atropin.  sulphur.  in  die  Vene 
gespritzt  sofort  die  Peristaltik ,  während  die  direkte 
Muskelerregbarkeit  des  Uterus  intakt  bleibt 

Einige  Abführmittel  und  Diuretika  stehen  Im 
Rufe,  wehenbefbrdemd  zu  wirken«  Von  ersteren 
Aloe  und  Coloqidnten,  welche  beide  Im  Volke  xom 
Abortus  gemissbraucht  werden.  Die  Experim^te  zeig- 
ten nach  Applikation  von  1.0  Grmm.  Extr.  Alo^  hidie 
Vene  mächtige  Darmperistaltik  und  KoÜmÜeeram 
bald  darnach  nngfSrmige,  langsam  fortschreitende 


IV.     Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


41 


EmsehnfiruDgen  an  den  Uterashörnern.  Sabina 
wird  Dicht  selten  mit  dem  besten  Erfolg  al»  Abtrei- 
boDgsmittel  benatzt.  Die  Experimente  zeigten^  daas 
man  nicht  allein  mit  Hfllfe  der  Sabina  den  inihenden 
Uterus  in  den  thfttigen  Zustand  überführen  kann, 
sondern,  dass  wir  es  hier  mit  einem  Stoffe  za  thun 
haben,  dessen  Wirkung  sich  allerdings  nicht  mit 
jener  der  starkem  Rttckenmarksgifte  messen  kann, 
der  aber  nach  ihnen  als  das  einflussreichste  wehen- 
befordemde  Agens  anzusehen  ist,  und  auch  das  Er- 
gotin  an  Wirksamkeit  entschieden  ttbertrifit.  Die 
ContraktioDen  haben  häufig  von  vom  herein  den 
rein  tetanischen  Charakter  und  erst  im  spätem  Ver- 
laofe  wird  der  peristaltische  Modus  vorherrschend. 
Dabei  tritt  der  Effekt  für  den  Uterus  sehr  rasch 
naeh  der  Applikation  auf  und  folgen  sich  die  ein- 
leben Znsammenziehnngen  so  schnell,  dass  nur 
Bohepauaen  von  einzelnen  Sekunden  dazwischen 
liegen.  Während  man  bisher  die  abortive  Wirkung 
dieses  Mittels  mit  der  von  ihm  erzeugten  heftigen 
Entsfindnng  der  Eingeweide  und  Nieren  und  allge- 
meinen Congestion  nach  allen  Unterleibsorganen  in 
Veitnndung  brachte,  so  zeigten  die  Experimente, 
dass  auch  itkr  die  Sabina  der  Angriffspunkt  im  Len- 
denmark  ea  suchen  sei,  nach  dessen  Zerstörung  keine 
Wirkung  mehr  eintrat.  Eine  gewisse  Reizwirkung 
tof  die  Nieren  lässt  sich  nicht  absprechen,  hervor- 
stechender aber  ist  die  krampfhafte  Erregung 'der 
Blasenmnskulatur. 

Was  die  Erregbarkeit  der  Uternscentren  durch 
die  reflektorische  Reizmethode  anlangt,  so  zeigte 
die  elektrische  Erregung  einer  Reihe  centraler  Ner- 
Tenstümpfe  des  Rückenmarks,  dass  diese  reflekto- 
rische Rückenmarksreizung  zu  den  allerwirksamsten 
Uterosreizen  gehört.  Der  Effekt  tritt  sofort  ein  in 
Gestalt  von  Tetanus.  Nach  Zerstörong  des  Lenden- 
marks ist  die  reflektoiische  Reizung  wirkungslos. 
Die  reflektorische  Erregbarkeit  des  Uterus  war  schon 
bdumnt  durch  verschiedene  Thatsachen,  z.B.  Scan- 
ioni*s  Beobachtung,  dass  ein  Reiz  der  nerven- 
reichen Bmstwarze  die  Wehenthätigkeit  verstärke. 
Auf  die  Uteruscentren  wirken  schlflsslich  auch  Ein- 
drücke der  Sinnesorgane  und  psychischer  Natur.  Die 
Intensität,  mit  der  der  Uterus  auf  die  reflektorische 
Ansprache  antwortet,  ist  individuell  und  es  hängt 
die  Wehenthätigkeit  ab  von  Temperament,  Emäh- 
roDgsverhältnissen ,  Erziehung,  Nationalität,  Ver- 
erbung n.  s.  w. 

Fragen  wir  nun  nach  den  motorischen  Nerven" 
höhnen,  auf  welchen  die  Erregungen  dem  Uterus  zu- 
geleitet werden,  so  sind  es  ebenfalls  5  Wege,  weiche 
hier  in  Betracht  kommen  könnten :  der  Vagus ,  der 
obere  Grenzstrang ,  der  Plexus  uterinus ,  die  Sacral- 
nerven  und  die  Ovarialnerven.  Während  Spiegel - 
berg,  Frankenhäuser  und  Obernier  dem 
Vagus  jeden  Einfluss  auf  den  Uterus  absprechen, 
behauptet  Eilian,  dass  jener  ihn  zur  Contraktion 
veranlasse,  ebenso  hält  Kilian  an  der  motorischen 
Natur  des  obera  Orenzstranges  fest ,  entgegen  den 

UCNlt  Jalurbb.  Bd.  198.  Hft.  1. 


Versicherungen  von  Körner  und  Schlesinger, 
welche  ihm  eine  solclie  Bedeutung  absprechen. 
Andererseits  stimmen  Frankenhäuser,  Schle- 
singer, Cyon,  und  zwar  im  Widerspruch  mit 
Kehr  er,  darin  überein,  den  Plexus  uterinus  für  den 
wichtigsten  motorischen  Leitungsnerven  zu  erklären, 
während  Longet,  Valentin,  Budge,  Bert- 
iin g  und  0  b  e  r  n  i  e  r  die  Plexus  aortici  und  uterini 
für  die  leitenden  Bahnen  halten,  Körner  und 
Basch-Hofmann  neben  den  NN.  uterini  noch 
die  NN. saerales  als  Motoren,  Kehrer  nur  die  letz- 
tern als  solche  anspricht,  Frankenhäuser  da- 
gegen die  NN.  saerales  für  Hemmungsnerven  erklärt, 
welcher  Ansicht  übrigens  auch  Obernier  nicht 
ganz  fernsteht.  Auch  Spiegelberg  zählt  die 
Sacralnerven  zu  den  Bewegungsnerven  der  Gebär- 
mutter, aber  der  ganze  Plexus  uterinus  erscheint  ihm 
mehr  wie  ein  Geflecht  von  Ge&ssnerven,  während 
Gyon  die  Sacralnerven  für  sensible  Elemente  hält, 
mit  der  Bestimmung ,  Uterinreize  vom  Uterus  durch 
das  Centralnervensystem  auf  die  motorischen  NN. 
uterini  zu  übertragen.  Reizung  der  Ovarialnerven 
endlich  kann  nach  Obernier  und  Franken- 
häuser Uterinbewegungen  veranlassen ;  die  andern 
Forscher  haben  diesen  Nerven  keine  Beachtung  ge- 
schenkt; Kehr  er  hat  auf  Reizung  der  NN.  sperma- 
tici  keine  Contraktion  erhalten. 

Diese  grosse  Anzahl  divergirender  Ansichten 
lässt  eine  experimentelle  Revision  sehr  wünschens- 
werth  erscheinen. 

Die  elektrische  Reizung  des  N.  vagus,  am  Halse 
sowohl,  als  auch  an  der  Kardia,  war  ohne  Einfluss 
auf  die  Aktion  des  Uterus ;  dasselbe  gilt  von  dem 
obern  Grenzstrange.  Dagegen  haben  R.'s  Experi- 
mente mit  Zuverlässigkeit  den  motorischen  Charakter 
der  Plexus  uterini,  sowie  der  Kreuzbeinäste  erwie- 
sen und  zugleich  diese  beiden  Nervenbahnen  als  die 
einzigen  Wege  bezeichnet,  auf  welchen  centrale  Er- 
regungen überhaupt  Bewegungseffekte  in  der  Gebär- 
mutter auszulösen  vermögen.  Die  ermittelten  That- 
sachen  sind  folgende: 

„1)  Im  Moment«  der  Durchschneidung  der  NN. 
uterini,  wie  der  Kreuzbeinnerven  geräth  der  Uterus 
gewöhnlich  in  eine  einmalige  peristalt.  Contraktion  von 
kurzer  Dauer,  worauf  wieder  vollständige  Ruhe  eintritt. 

2)  Wird  nach  der  Sektion  der  NN.  uterini  das 
Rückenmark  auf  elektrischem  Wege  gereizt  oder 
durch  zeitweilige  Athmungssuspension  oder  reflek- 
torisch durch  Reizung  des  N.  ischiadicus  in  Bewegung 
versetzt,  so  ist  eine  verhältnissmässig  schwache  peri- 
staltische Bewegung  des  Uterus  die  regelmässige 
Folge. 

3)  Viel  kräftigere,  oft  tetanische  Bewegungen 
werden  dagegen  erzeugt,  wenn  nach  Durchschneidung 
der  NN.  saerales  die  genannten  Reize  dem  Rücken- 
mark zugefbhrt  werden. 

4)  Sind  beide  Nervenverzweigungen,  der  sympa- 
thische, wie  derKreuzbeinplexus  abgetrennt,  so  ver- 
mag weder   die   direkte,   noch   die   reflektorische 

6 


42 


IV.     GynKkoIogie  n.  Pftdiatrik. 


RückeDmarksreizuDg  mehr  Znsammenziehangen  in 
dem  Gebärorgane  auszulösen  ^  obwohl  sich  letzteres 
auf  direkte  elektrische  EiTegung  noch  als  sehr  wohl 
contraktionsfähig  erweist. 

5)  Die  schwache  elektiische  Reizung  der  peri- 
pheren NeiTenabschnitte  des  Plexus  uterinus  ver- 
setzt den  Uterus  in  der  Regel  in  TetanuSi 

6)  Schwächere  Uteruscontraktionen  erfolgen  auf 
elektrische  Erregung  der  abgetrennten  peripheren 
Sacralnervenstttmpfe. 

7)  Die  elektrische  Reizung  der  centralen  Nerven- 
abschnitte ergiebt  sowohl  für  den  Plexus  uterinus, 
wie  für  die  Rami  sacrales  die  Anwesenheit  sensibler 
Nervenfasern ;  insbesondere  löst  die  centripetale  Rei- 
zung der  Kreuzbeinnerven  tetanische  Zusammen- 
ziehungen der  Gebärmutter  aus.'' 

PiHfung  der  Ovarialnerven  ergab,  dass  die 
Durchschneidung  der  NN.  spermatici  schmerzlos  nnd 
ohne  jeden  motorischen  Einflnss  ist,  ebenso  die  centri- 
fugale  Reizung  des  peripheren  Nervenabschnitts; 
dagegen  ergab  die  centripetale  Erregung  des  cen- 
tralen Nervenstumpfes  tetanische  Bewegungen  reflek- 
torischer Natur,  ein  Zeichen  dafür,  dass  eine  be- 
trächtliche Menge  sensibler  Fasern  in  diesen  Nerven- 
zttgen  verläuft.  —  Die  ungeahnte  Verbreitung  sen- 
sibler Nervenfasern  im  Uterus  und  in  den  Ovarien 
machen  zahlreiche  normale  und  abnorme  Zustände 
während  der  Menstruation,  Schwangerschaft  und  Ge- 
burt verständlich. 

Die  direkte  Gebärmutterreizung  nun  sollte  die 
Frage  entscheiden ,  ob  wir  das  Lendenmark  als  die 
einzige  Innervationsquelle  filr  die  Locomotion  des 
Uterus  betrachten  dürfen ,  odei*  vielmehr  für  das  Zn- 
standekommen von  Bewegungsäusserungen  im  Ge- 
bärorgan durch  dasselbe  örtlich  treffende  Reizein- 
flüsse, noch  ausserdem  ein  in  sein  Gewebe  eingebet- 
tetes peripheres  Nervencentmm  anzunehmen  genöthigt 
sind.  Der  Uterus  wird  durch  die  lokale  Einwirkung 
mechanischer ,  thermischer  nnd  chemischer  Reize  in 
Contraktion  versetzt;  ebenso  vermögen  wir  auch 
durch  direkte  elektrische  En*egung  dauernde  Con- 
traktionen  za  erzielen,  nur  steht  der  constante  Strom 
dem  inducirten  an  Wirksamkeit  weit  nach.  Wollte 
man  den  constanten  Strom  zur  Erzielung  kräftiger 
Contraktionen  verwenden,  so  wäre  eine  Stromstärke 
erforderlich,  bei  der  die  chemische  Wirkung  nicht  zu 
vermeiden  wäre ,  der  inducirte  Strom  dagegen  ver* 
mag  von  den  Bauchdecken  her  das  Uterusparenchym 
in  so  nachdrücklicher  Weise  zu  reizen ,  dass  neuer- 
dings wieder  Grünwaldt  in  Petersburg  die  In- 
duktionselektricitüt  zur  Einleitung  der  künstlichen 
Frühgeburt  empfohlen  hat.  Glatte  und  quergestreifte 
Muskelfasern  reagiren  in  derselben  Weise  auf  die 
verschiedenen  direkten  Reizeinflüsse.  Der  Herz- 
muskel ,  aus  dem  Körper  herausgenommen ,  schlägt 
eine  Zeit  lang  fort,  das  ausgeschnittene  Darmstück 
zeigt  noch  deutliche  Bewegungen,  dagegen  erlöschen 
die  spontanen  Uteruscontraktionen  sofort,  sobald  die 
nervösen  Verbindungen  mit  dem  Rückenmark  durch- 
schnitten oder  letzteres  zerstört  ist.     Trennt  man 


endlich  den  Uterus  auch  noch  so  behutsam  aus  dem 
Körper,  stets  verhält  er  sich  absolut  ruhig  wie  jeder 
quergestreifte,  ganglienfreie  Muskel.  Hiemach 
scheint  die  absolute  Integrität  der  reflektorischen 
Verknüpfung  sensibler  und  motorischer  Uternsnerven 
im  Rückenmark  die  Voraussetzung  für  das  Zustande- 
kommen der  Utemsperistaltik  zu  sein.  Uebrigens 
kommt  überhaupt  ein  gut  Theil  der  sonst  als  die 
Wirkung  direkter  Uterusreizung  aufgefassten  Be- 
wegungen bei  genauerer  Betrachtung  auf  Rechnong 
der  reflektorischen  Vermittelung.  Was  endlich  das 
Ammoniak  anlangt,  so  haben  die  Experimente  in  er- 
schöpfender Weise  den  Beweis  geliefert,  dass  es  auch 
für  die  organische  Muskelfaser  als  ein  specifiscbes 
Muskelgift  zn  betrachten  ist ,  nnd  dass  wir  in  ihm 
ein  ganz  unzweideutiges  Mittel  besitzen,  nm  den 
Uterus  ohne  Vermittelnng  irgend  eines  centralen 
oder  automatischen  Nerveneinflusses  in  unmittelbare 
Erregung  zn  versetzen. 

Den  quantitativen  Blutversorgangsverbältnissen 
wird  von  vielen  Seiten  ein  gestaltender  Einflnss  auf 
die  Muskelbewegnng  zugeschrieben  nnd  der  Einflnss 
der  lokalen  Blutcirknlation  im  Uterus  vielfach  mias- 
verstanden.     Aber  auch  hier  beweisen  die  Experi- 
mente ,  dass  die  motorische  Innervation  des  Uten» 
wenigstens  von  dem  hyperämischen  Zustande  sdner 
Cirknlationsverhältnisse  nach  keiner  Seite  hin  be- 
rührt wird ;  und  genan  dieselbe  Bewandtniss  hat  es 
mit  der  peripheren  Anämie  desselben.     Kehr  er 
nnd  Spiegelberg  machten  den  Uterus  dnrch  all- 
gemeine Verblutung  anämisch  und  erklärten  die  da- 
nach folgenden  Contraktionen  durch  lokale  Anämie. 
Wird  aber  das  Rückenmark  vom  zehnten  Brustwirbel 
abwärts  zerstört  und  dann  die  Verblntung  des  Ver- 
suchsthieres  aus  der  Carotis  vorgenommen,  so  bldbt 
jedwede   motorische  Veränderung  am   Kaninchen- 
ntems  aus,  wird  er  auch  bis  zum  Eintreten  des  Todes 
durch  den  fortgesetzten  Blutverlust  beobachtet  Nach 
diesen  Thatsachen  kann  gar  kein  Zweifel  darüber 
herrschen ,  dass  die  Blutftllle  des  Utema  an  seinen 
Bewegungen  unschuldig  ist.    Um  aber  die  Wirkung 
der  Anämie  recht  genau  zn  studiren  und  zugleich 
die  Funktionen  des  Gangliensystems  in  seiner  vollen 
Unabhängigkeit  zu  sehen ,  verfahre  man  ebenso  wie 
beim  Herzen,  d.  h.  schneide  mit  zwei  raschen  Schnitten 
den  Uterus  aus  nnd  betrachte  ihn  in  einer  schwaeben 
Kochsalzlösung.     Man  constatirt  dann  niemals  die 
leiseste  Einschnürung,  geschweige  denn  eine  Znsam- 
menziehung  an  dem  anämischen  Muskel ;  genan  wie 
der  ausgeschnittene  ganglienlose,  quergestreifte  Mus- 
kel verharrt  er  dauernd  in  absoluter  Ruhe ,  obgleich 
beide  auf  direkte  elektrische  Erregung  ihre  Lebens- 
fähigkeit ausreichend  beknnden.  „Schwieriger  freilich, 
sagt  R.,  gestaltet  sich  die  Beantwortung  der  Frage, 
welche  physiologische  Bestimmung  denn  sonst  den 
Utemsganglien  zuzuweisen  sein  dürfte  ^  nachdem  wir 
sie  ihrer  motorischen  Bedeutung  verlustig  erklflrt 
Ich  meine  aber,  dass  wir  in  einem  Organ,  wie  es  der 
Uterus  ist ,  dessen  Cirknlationsveriiftltnisse  niefat  nur 
bei  der  periodischen  Wiederkehr  der  MeDStmalion, 


IV.    Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


43 


sondern  auch  bei  der  gewaltigen  Entwicklang  der 
Gewebe  während  der  Schwangerschaft;  und  deren 
rascher  Rflckbildong  während  des  Wochenbetts  eine 
80  eminent  wichtige  Rolle  spielen  und  so  weitgehen- 
den Verändernngen  unterworfen  sind,  entschieden 
gewisse  nervöse  Apparate  voraussetzen  müssen, 
welche  den  Wechsel  der  Blutbewegung  behen*8chen; 
and  dass  wir  ans  ganz  gut  die  Uterusganglien  als 
mit  dieser  Funktion  betraut,  als  sogenannte  periphere 
Oeftssganglien  vorstellen  können.'^ 

Es  folgen  nun  ca.  30  Versuche  aus  der  langen 
Reihe  der  interessanten  Experimente ,  unter  diesen 
sind  2  bestimmt,  den  Einfluss  der  Reizung  des  Ova- 
rinm  auf  den  Blutdruck  zu  eruiren.  Sie  ergaben, 
dass  man  durch  centrale  Reizung  der  Ovarialnerven 
nieht  nnr  den  Uterus  in  Contraktion  zu  versetzen 
vermag,  sondern  auch  beträchtliche  Blutdrucksteige- 
rongen  im  Gesammtorganismus  auszulösen  im  Stande 
ist.  Wir  mttssen  daraus  schliessen,  dass  in  ähnlicher 
Weise,  wie  die  fQr  die  Locomotion  des  Uterus  auf 
reflektorisehem  Wege  wirksamen  Nervenfasern  direkt 
in  die  motorischen  Uteruscenti'en  imRtlckenmark  ein- 
mflnden ,  die  den  Blutdruck  beeinflussenden  Nerven 
unmittelbar  mit  den  vasomotorischen  Centren  ver- 
knüpft sind.  (Burckhardt,  Bremen.) 

478.  Heber  ein  verbesserteB  Mutterrohr 
und  die  Vaginaldusohe  während  der  Hen- 
stroation;  von  Dr.  J.  Eocks  in  Bonn.  (Gynäkol. 
Centr.-Bl.  V.  19.  1881.) 


mehrmals  injicirt  werden.  Besonders  ist  das  Ver- 
fahren zu  empfehlen,  wenn  die  Frauen  genöthigt 
sind,  ein  Pessarium  zu  tragen.  (Höhn  e.) 

479.  Beitrag  zur  Emmef  sehen  Operation 
der  Cervizrisse ;  von  Dr.  Ed.  A r n i n g.  (Wien. 
med.  Wchnschr.  XXXI.  32.  33.  1881.) 

Vf.  stellt  aus  der  Praxis  des  Dr.  A.  Marti  n  in 
Berlin  22  Fälle  tabellarisch  zusammen,  welche  er 
selbst  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte.  Die  Be- 
handlungsweise  M.'s,  welche  in  manchen  wesent- 
lichen Punkten  von  derjenigen  E  m  m  e  t  's  abweicht, 
wird  nun  vom  Vf.  ausführlich  besprochen ;  hier  sol- 
len nur  die  wesentlichen  Momente,  in  denen  diese 
Behandlungsweise  von  derjenigen  E.'s  sich  unter- 
scheidet, mitgetheilt  werden. 

E.  schreibt  als  wesentlich  bei  seiner  Behandlung 
der  Cervixrisse  eine  Monate  lange  der  eigentlichen 
Operation  vorangehende  Kur  vor.  Bei  M.  fällt  diese 
lange  Vorbehandlung  weg ;  derselben  Ansicht  sind 
auch  Breisky,  Schröder  und  Spiegelberg. 
Diese  Differenz  hängt  mit  der  verschiedenen  An- 
schauung über  die  pathologische  Bedeutung  der  Cer- 
vixrisse und  der  Erkrankung  der  Cervikalschleim- 
haut  zusammen.  —  Während  E.  bei  der  Operation 
die  Seitenlage  empfiehlt,  operirt  M.  bei  Steinschnitt- 
lage. Vorher  wird  die  Vagina  mit  einer  5proc.  Car- 
bollösung  ausgespült.  Nachdem  nun  das  Operations- 
feld mit  Hülfe  der  Simon  'sehen  Scheidenrinne  und 
seitlicher  Scheidenhalter  sichtbar  gemacht  worden  ist. 


Die  Beobachtung,  dass  bei  Vaginalinjektionen 'S  beginnt  und  verläuft  die  Operation  unter  fortwähren- 
doch  zuweilen  Erscheinungen  zu  Tage  treten,  welche  ^  der  Berieselung  mit  einerkalten  2proc.  Carbollösnng. 
aof  ein  Eindringen  von  Luft  oder  Flüssigkeit  in  die '  Hierdurch  wird  auf  der  einen  Seite  die  Blutung  bald 
UtemshöUe  schliessen  Hessen,  führte  den  Vf.  zur  «^  gestillt,  auf  der  andern  aber  das  Operationsfeld  durch 
Anwenduog  eines  besonders  construirten,  von  Esch-,  Schwämme  oder  die  Hände  der  Assistirenden  nicht 
bman  in  Bonn  verfertigten  Muttorrohrs,  das  eben  verdeckt.  Endlich  heilen  auch  die  durch  Nähte 
den  Vortheil  hat,  dass  Luft  oder  Flüssigkeit  bei  der  .  verbundenen  Wundflächen  viel  rascher,  da  kein  Ge- 
Injektion nicht  in  den  Uterus  eindringen  kann.  Vf.  *  rinnsei  sich  dazwischen  festsetzen  kann.  Bei  starker 
bttchreibt  selbst  das  Rohr  mit  folgenden  Worten:     Entartung  der  Schleimhaut  wird  dieselbe  mit   der 


„Das  unten  einfache  Rohr  spaltet  sich  an  der  Spitze 
in  zwei  sich  oben  vereinigende  Aeste,  so  dass  es  hier 
die  Form  eines  grossen  Nadelöhrs  von  etwa  5Ctmtr. 
Linge  und  0.5  Ctmtr.  grösster  Breite  gewinnt.  In 
dieses  Oehr  münden  nun  die  Ausflussöffhungen  von 
beiden  Seiten  herein ,  so  dass  das  Rohr ,  welches  an 
der  Aussenfläche  also  keine  Oeffnungen  besitzt,  in 
die  Cervix  eingeführt  diese  tamponirt  und  das  Oehr, 
welches  als  Drain  wirkt,  dem  ausfliessenden  Wasser 
den  Weg  direkt  in  die  Vagina  zu  nehmen  gestattet.'^ 
Die  Oese  ist  aus  Hartgummi  gefertigt,  sie  sitzt  auf 
einem  gewöhnlichen  biegsamen  Rohre.  Ein  längeres 
Zorflekbleiben  von  Flüssigkeit  in  der  Vagina,  wie  es 
bei  den  gewöhnlichen  Vaginalduschen  vorkommt, 
bmn  bei  Anwendung  dieses  neuen  Mutterrohres  nicht 
stattfinden. 

Endlich  befürwortet  Vf.  auch  reinigende  Aus- 
Bpritzongen  der  Vagma  während  der  Menetruationy 
von  welchen  er  bei  vielen  Frauen  die  heilsamsten 
Wirkungen  gesehen  hat.  Das  Wasser  muss  eine 
'Fempenitar  von  280R.  besitzen  und  kann  des  Tages 


/Z^camt^'schen  Curette  abgekratzt.  Bei  starken  en- 
dometritischen  Erscheinungen  wird  die  Auskratzung 
auch  der  Mucosa  der  Uterushöhle  vorgenommen.  Tritt 
starke  Blutung  ein ,  so  wird  eine  Eisenchloridlösung 
injicirt  und  dann  mit  einer  schwachen  Carbollösung 
ausgespritzt.  Hierauf  folgt  die  Anfrischung  der 
Lippen  und  Excision  der  Narbe,  wozu  sich  M.  nicht 
der  Scheere,  sondern  des  von  Schröder  empfohlenen 
zweischneidigen  Lanzenmessers  bedient  Zur  Naht 
verwendet  M.  die  geflochtene  7urner'sche  Seide,  stark 
geki-ümmte  Nadeln  und  einen  Langenbeck'wahßn  Na- 
delhalter. M.  ist  nicht  der  Ansicht ,  dass  die  An- 
finschung  in  sehr  ausgiebiger  Weise,  wie  es  E.  em- 
pfiehlt, zu  machen  sei,  da  sonst  Uebelstände  (Dellen- 
bildung oder  wohl  gar  Stenosirung  des  Cervikal- 
kanals)  eintreten  können.  Femer  wird  auch  vor 
dem  zu  festen  Zuschnüren  der  Nähte  gewarnt ,  da 
sonst  leicht  ein  Durchschneiden  der  untersten  Naht, 
wie  das  in  einigen  Fällen  beobachtet  wurde,  ein- 
treten kann.  Die  obern  Nähte  wurden  am  10.  Tage, 
die  untern  gewöhnlich  noch  später  herausgenommen. 


44 


IV.    Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


Wenn  nöthig ,  müssen  nach  der  Operation  auch  pas- 
sende Pessarien  eingelegt  werden. 

M.  hat  ohne  Schaden  auch  in  Fällen  operirt,  wo 
Empfindlichkeit  und  leichte  Infiltration  des  Scheiden- 
gewölbes vorhanden  war.  In  Fällen,  wo  ausser 
Rissen  an  der  Cervix  noch  Senkung  des  Uterus  und 
Vorfall  der  Scheidenwände  mit  altem  Dammrisse 
vorhanden  war,  verband  M.  die  E  mm  et 'sehe  Ope- 
ration mit  der  chinirgischen  Behandlung  des  Pro- 
lapsus. 

Was  endlich  die  Indikationen  für  die  operative 
Behandlung  der  Cervixrisse  betrifit,  so  sind  nach 
den  Erfahrungen  M.*s  frische  Cervixrisse  unmit- 
telbar nach  der  Geburt  durch  die  Naht  zu  ver- 
einigen. Werden  hingegen  erst  nach  einiger  Zeit, 
aber  noch  vor  der  Rückbildung  des  Uterus  Cervix- 
risse bemerkt,  so  soll  man  abwarten ,  ob  nicht  doch 
noch  eine  Ueberhäutung  des  Risses  eintritt.  Stellen 
sich  aber  Reizei'scheinungen  oder  Blutungen  u.  s.  w. 
ein,  dann  ist  nicht  mit  der  Operation  zu  zaudern. 
Bei  den  alten  Gervixrissen  unterscheidet  Vf.  die  tor- 
piden von  solchen,  die  mit  Reizerscheinungen  einher- 
gehen. Bei  altern  Frauen  ist  die  Operation  nur 
dann  angezeigt,  wenn  durch  die  Cervixrisse  and  die 
dadurch  entstandenen  Narben  Schmerzempfindungen 
hervorgebracht  werden.  Bei  Jüngern  Frauen  ist 
unter  allen  Umständen  zu  operiren.  Ist  leichte  Em- 
pfindlichkeit im  Pen-  und  Parametrium  vorhanden, 
so  kann  trotzdem  die  Operation  vorgenommen  wer- 
den, da  gerade  hierdurch  der  chronische  Reizzustand 
in  Wegfall  gebracht  wird.  (Höhn  e.) 

480.  Eine  Verbesserung  der  Behandlungs- 
methoden der Uterusdeviationen ;  von  Dr.  Ro- 
bert Bell.  (Edinb.  med.  Jouni.  XXVII.  p.  28. 
[Nr.  313.]  July  1881.) 

Nachdem  Vf.  als  die  Ursachen  von  Uterusdevia- 
tionen die  habituelle  Verstopfung,  den  Blasenkatarrh 
und  den  mit  der  Dyspepsie  einhergehenden  Meteoris- 
mus aufgeführt  hat,  bespricht  er  ein  Hülfsmittel,  das 
er  in  den  letzten  2  Jahren  mehr  als  200mal  allein 
angewandt  hat  und  welches  den  Gebrauch  der  Pes- 
sarien überflüssig  macht.  In  Wirklichkeit  hat  auch 
Vf.  letztere  seit  den  letzten  18  Mon.  nicht  mehr  an- 
gewandt. Er  benutzt  Wattetampona  ^  welche  er 
in  eine  Lösung  von  Alum.  depur.  30  Grmm.  und 
Acid.  carbol.  cryst.  3.75  Grmm.  in  Glycerin.  depur. 
240  Grmm.  eintaucht.  Da  das  Glycerin  eine  vor- 
handene Uterushypertrophie  oder  Metrilss  dadurch 
bessert,  dass  es  in  Folge  seiner  grossen  Neigung, 
Wasser  anzuziehen ,  das  Blut  aus  den  Theilen ,  mit 
denen  es  in  Berührung  kommt,  ableitet,  so  ist  die 
Tamponbehandlung  gerade  da  mit  Vortheil  anwend- 
bar, wo  Pessarien  wegen  derSchmerzhaftigkeit  nicht 
vertragen  werden. 

Vf.  wendet  sich  zuerst  zu  dem  Prolapsus  uteri 
in  seinen  verschiedenen  Graden.  Er  ist  die  Folge 
entweder  einer  Gewichtszunahme  des  Organs  oder 
einer  mangelhaften  Stützung  desselben  oder  eines 
Druckes  von  oben^  oder  einer  Combination  dieser 


Faktoren.  Handelt  es  sich  um  eine  Perinftalruptur, 
so  mnss  zuerst  diese  beseitigt  werden.  Bei  j^em 
Prolapsus  aber  handelt  es  sich  um  Hypertrophie  des 
Uterus  und  Schlaffheit  der  Vaginalwandungen  und 
der  Uterusligamente.  Nachdem  der  Uterus  reponirt 
ist,  erhält  man  ihn  in  seiner  Lage  durch  einen  Watte- 
tampon, der  in  die  genannte  Lösung  getaucht  wor- 
den ist,  und  Iftsst  letztern  3 — 4  Tage  liegen.  Dabei 
tritt  eine  reichliche  Wasseransscheidung  ans  der  Va- 
gina ein,  so  dass  die  Kr.  stets  ein  Verbandtach  tra- 
gen muss.  Die  Behandlung  mnss  aber  2 — 7  Mon. 
lang  fortgesetzt  werden. 

Bei  Versionen  imd  Flexionen  des  Uterus,  von 
denen  Vf.  viele  Fiüle  behandelte,  bei  denen  vorha 
Pessarien  und  intrauterine  Stifte  erfolglps  gebraucht 
worden  waren,  brachten  einige  Tampons  meist  grosse 
Erleichterung.  Bei  Retroflexionen  legt  Vf.,  naohdem 
er  die  oft  hartnäckige  Verstopfung  beseitigt  hat, 
einen  kleinen  Tampon  in  das  hintere  Seheiden- 
gewölbe  nach  dem  JDouglas^wAien  Baume  hin,  wäh- 
rend er  einen  zweiten ,  grossem  Tampon  hinter  die 
Cervix  legt ;  er  soll  als  Stütze  des  kleinem  Tam- 
pons dienen.  Auch  bei  Ant^exionen  wendet  Vf. 
zuweilen  zwei  Tampons  an,  obwohl  gewöhnlich  dner 
allen  Anforderungen^  genügt.  Auf  diese  Welse  sah 
Vf.  bei  Anteflexionen  und  Anteversionen  schnell  die 
Symptome  der  Blasenreizung  schwinden. 

(Kormann.) 

481.  Ueber  das  Verhalten  des  xmteren 
Absohnittes  der  Uterus  am  Ende  der  Qravi- 
dität;  von  Dr.  Felix  Marchand,  Assistentam 
patholog.  Inst,  zu  Breslau.  (Breslauer  ärztl.  Ztscbr. 
n.  22.  1880.) 

M.  hat  Gelegenheit  gehabt,  bei  einer  am  Ende 
der  Gravidität  in  Folge  einer  Blntang  ans  einem 
geborstenen  Varix  des  rechten  Unterschenkels  ge- 
storbenen Schwangeren  den  unteren  Abschnitt  des 
Uterus  zu  untersuchen. 

Der  Utems  wurde  uneröfhiet  herausfirenommen  imd 
von  der  Art.  Bperm.  int.  dextr.  mit  blauer  heimmuK 
injicirt.    Sodann  wurde  nach  Erkaltung  der  Masse  das 
Kind  durch  einen  Medianschnitt  an  der  vorderen  Flaebe 
entfernt.    Der  Uterus  wurde  sodann  mit  Miüler'ocha 
Flüssigkeit  gefOllt  und  nach  sorgfältiger  Vemähanf  des 
Schnittes  in  einem  GefEsse  mit  Mil//er'sober  Flüssigkeit 
aufgehängt.     Später  wurde  nach  mehrtägiger  AnswSsse- 
mng  die  Flüssigkeit  durch  Spiritus  ersetzt  und  der  Uterus 
nach  einigen  Tagen  in  der  Sagittalehene  median  durch- 
schnitten.   Hierbei  fielen  zunächst  am  hinteren  Umfito^ 
der  Cervix  in  der  Gegend  des  Os  int.  zahlreiche  weite 
Gefässe  auf,  die  ein  förmliches  Geflecht  bildeten,  welches 
sich  auch  noch  auf  die  hintere  Wand  der  Scheide  fort- 
setzte. Die  Achse  des  Cervikalkanals  war  ebenfalls  oseh 
oben  und  vom  zu  der  des  Uterus  geneigt.    Dielin^ 
der  ganzen  Cervix  betrug,  von  derVorderlippe  bis  ta  des 
Eihäuten,  6  Centimeter.    Nur  der  untere,  3—3.6  Ctmtr. 
lange  Abschnitt  der  Cervix  war  kanalförmig,  in  der  BGtta 
1  Ctmtr.  weit,  am  Os  ext.  etwas  verengt.    Der  obere 
Theil  dagegen,  1.6  Ctmtr.  lang,  war  trichterf5niig  ^ 
oben  erweitert,  so  dass  der  obere  Durohmesser  desTticIi' 
ters  4  Ctmtr.  betrug.  Die  Grenze  dieses  trichterfSrmigeB 
Abschnittes  gegen  den  Uterus  wurde  gebildet  durch  die 
Insertionslinie  der  Eihäute  an  die  Utemswand,  nod  iwsr 
befand  sich  dieselbe  an  der  Yorderwand  3  Ctmtr.,  an  ^^ 


IV.     Gynäkologie  n.  Pädiatrik. 


45 


Binterwaod  nur  etwa  1.5  Ctmtr.  oberhalb  des  oberen 
Endes  des  kanalfSnnigen  Abschnittes,  des  sog.  Miüler'- 
sehen  Binges.  Ueber  die  obere  kreisförmige  Oeffnnng 
dieses  Trichters  spannten  sich  die  Eih&nte  seltartig  hin- 
weg; der  ganze  Baum  des  Kanals  war  unmittelbar  bis 
an  die  letstere  mit  einem  zähen ,  glasigen  Schleimpfropf 
gef&llt.  Nur  im  obersten  Theil  des  Trichters,  namentlich 
Yora,  lagen  die  Eihäute  eng  an  der  Wand  an ;  nur  dieser 
etwa  1  Ctmtr.  betragende  Abschnitt  der  Wand  war  innen 
glatt,  in  dem  fibrigen  Theil  des  Trichters  liessen  sich  so- 
wohl Yom  als  hinten  die  durchschnittenen  Palmae  plicatae 
und  efauelne  Schleimcystchen  erkennen. 

M.  hebt  hervor  y  dasa  das  makroskopische  Ver- 
hilten  dieses  unteren  Segmentes  mit  seinen  früheren 
Beobachtangen  übereinstimme ;  es  komme  auch  den 
Beschreibungen  der  älteren  Qeburtshelfer  nahe,  nur 
mit  dem  Unterschiede,  dass  das  „Verstreichen'*  des 
Cervikalkanals  wähi*end  der  Gravidität  sich  nur  auf 
den  obersten  Theil  desselben  beschränke  und  erst 
in  der  Gebort  vollständig  werde.  Auch  betreffs  der 
mikroskopischen  Untersuchung  könne  er  auf  seine 
früheren  Schilderungen  verweisen.  Das  Cervikal- 
epitbel  setze  sich  in  continuirlicher  Schicht  tiber  die 
Unebenheiten  der  Plicae  palmatae  und  der  ziemlich 
sttfk  entwickelten  Schleimdrüsen  fort,  nach  oben 
alhnälig  niedriger  werdend.  Von  einer  decidualen 
Veränderung  der  Schleimhaut'  sei  nichts  zu  ent- 
decken, auch  an  der  vorderen  Fläche  finde  sich 
nichts,  was  als  solche  gedeutet  werden  könne. 
Die  cystenfthnliche  Ausdehnung  der  Schleimdrüsen 
hänge  mit  der  Sekretion  des  massenhaften  Schleims 
KQSammen,  welcher  den  ganzen  Cervikalkanal  er- 
ftlle. 

Das  fast  cavemös  zu  nennende  Venengeflecht 
in  der  Gegend  des  Os  int.  und  des  oberen  Theils 
der  Scheide  sei  geeignet ,  die  Aufnahme  septischer 
Stoffe  in  dieser  bei  jeder  Geburt  mehr  oder  weniger 
verietzten  Gegend  zu  erleichtem.  Ein  besonderer 
Snos,  welcher  die  Gegend  des  Müller^Bdaen  Ringes 
bezeichnet  hätte,  war  nicht  vorhanden. 

(Zschiesche,  Erfurt.) 

482.  Ueber  den  künstüobenBlasenaprang 
beiPlaoenta  praevia  lateralis ;  von  Dr.  K  u  c  h  e  r 
in  Wien.  (Wien.  med.  Presse  XXI.  19— 21 ;  Mai 
1880.) 

Schroeder  empfiehlt  das  fragliche  Verfahren 
in  seinem  Lehrbuche  (p.  557)  nicht  unbedingt, 
dringt  aber  an  anderer  Stelle  (Ztschr.  f.  Geburtsh. 
II.  Bd.  1.  Heft)  auf  möglichst  frflhzeitige  Ausführung 
desselben,  liit  Bezug  auf  das  so  häufige  Vorkom- 
men einer  Trennung  zwischen  Ghorion  und  Amnion 
nnter  der  Geburt  —  von  175  Plac.  waren  beide 
vollkommen  getrennt  an  46,  zum  Theil  getrennt  an 
33,  vollkommen  verklebt  an  96  —  glaubt  er,  dass 
nach  dem  Blasensprunge  Amnion  und  Ghorion 
adhärent  blieben. 

Vf.  bdiauptet  dagegen,  dass  auch  nach  frtlhem 
Blasensprunge  eine  Trennung  der  Eihäute  erfolgen 
kOnne.  Ueberhaupt  fand  er  von  128  Plac.  die  Ei- 
blnte  vollkommen  getrennt  an  43,  zum  Theil  ge- 
trennt an  20 1  ganz  verklebt  an  65.    Im  Weitem 


weist  Vf.  nun  an  der  Hand  von  einschlagenden  Fällen 
nach,  dass  durch  die  Blasensprengung  eben  so  wenig 
wie  durch  spontanen  frühzeitigen  Blasensprung  bei 
Plac.  praev.  lat.  eine  spätere  Blutung  verhütet  wird, 
sobald  nachher  die  Hoffnung,  die  den  Geburtshelfer 
zu  dem  Eingrifie  bewegt ,  nicht  in  Erfüllung  geht, 
nämlich  dass  der  vorliegende  Kindestheil  die  Plac. 
tamponirt.  Dauert  die  Blutung  nach  dem  Blasen- 
sprung fort,  so  bleibt  nur  die  Wendung  nach 
Braxton  Hicks  oder  die  Tamponade  übrig. 
Denn  eine  frühzeitige  Entbindung  bedingt  viel 
grössere  Gefahren  als  die  Plac.  praev.  lat.  selbst. 
Aber  auch  die  Wendung  nach  Braxton  Hicks 
ist  nicht  immer  leicht ,  besonders  wenn  dem  Arzte 
die  ndthige  Uebung  mangelt. 

Es  bleibt  also  für  die  Praxis  nur  die  Tamponade, 
die  bei  unversehrter  Blase  viel  weniger  Gefahren 
hat,  als  bei  gesprungener  resp.,  gesprengter.  —  Im 
Allgemeinen  räth  Vf.,  den  Blasenstich  nur  bei  ver- 
strichenem oder  nahezu  verstrichenem  Orificium  und 
constatirter  Längslage  des  Kindes  zu  machen.  Denn 
dann'  tritt  entweder  bei  guten  Wehen  der  vor- 
liegende Kindestheil  tamponirend  tiefer  oder  kann 
sofort  extrahirt  werden ;  bei  Wehenmangel  u.  hoch- 
stehendem Kopfe  würde  sich  die  Wendung  leicht  aus- 
führen lassen.  Den  frühzeitigen  künstlichen  Blasen- 
sprung soll  man  nur  für  die  Fälle  in  Aussicht  nehmen, 
in  denen  der  vorliegende  Kindestheil  leicht  tampon- 
nirend  wirken  kann.  In  solchen  Fällen  ist  das  Ver- 
fahren zuweilen  das  beste  Mittel.    (Kor mann.) 

483.  Binleitcuig  derGleburt  und  Anlegung 
der  Zange  während  einer  Puerperalmanie ;  von 

Dr.  V  a  1  e  n  t  i  n  e  B  i  r  d.  (Brit.  med.  Joum.  April  12. 
p.  544.  1879.) 

Ehie  im  9.  Monat  stehende  Viertgeschwängerte, 
deren  Mutter  nach  einem  Abortus  einen  Anfall  von  Pner- 
peralmanie  geseigt  hatte,  kehrte,  nachdem  sie  sich  einige 
Tage  lang  unwohl  gefühlt  hatte,  von  einer  höchst  an- 
strengenden Reise  mit  heftigen  Kopfschmerzen  nnd  Schlaf- 
losigkeit nach  London  zurück.  Nachdem  einige  Zeit  lang 
unter  Gebrauch  von  Abführmitteln,  abwechselnd  mit  einer 
Bromkalinmlösang  mit  Znsatz  von  Hyoscyamns  Beese- 
mng  mit  Verschlimmerang  abgewechselt  hatte,  stellte 
sich  ein  maniakalischerZastand  ein,  der  Inhalationen  von 
Chloroform  n.  inneren  Gebranch  vonChloralhydratnöthig 
machte.  Am  9.  Tage  nach  der  Rückkehr  von  der  Reise 
leitete  Vf. ,  da  keine  Besserang  eintrat,  die  Frühgeburt 
ein  durch  Einlegen  eines  Bongie  nach  dem  Fnndns  uteri 
(Barnes),  welches  aber  während  der  Nacht  herausrutschte. 
Hierauf  wurde  ein  Kolpenrynter  eingelegt ,  der  auch  nur 
schwache  Wehen  erzeugte,  so  dass  Vf.  endHch  die  Blase 
sprengte  nnd  einen  Theil  des  Fruchtwassers  abUess« 
Nach  genügender  Dilatation  des  Orificium  uteri  mit  der 
Hand,  legte  Vf.  (29  Stunden  nach  Einlegen  des  Bougies, 
16  Stunden  nach  Anwendnng  des  Kolpenrynter  und  11 
Stunden  nach  dem  Blasensprengen)  die  Zange  an  und 
extrahirie  einen  gut  entwickelten  Knaben.  Bald  nach 
der  Geburt  begann  die  Manie  nachzulassen  nnd  war  nach 
1—2  Tagen  vollständig  geheilt.  Die  Frau  konnte  9  Mon. 
lang  stillen  und  befand  sich  während  dieser  Zeit  ebenso, 
wie  der  Junge,  ausgezeichnet. 

EpikritiBch  bespricht  Vf.  den  BiDfluss  der  an- 
strengenden Reise ;  namentlich  auch  in  Folge  der 
Unregelmftssigkeit  der  Entleerung  von  Blase  nnd 


46 


IV.    Gynäkologie  n.  Pädiatrik. 


Mastdaim ,  auf  die  Entstehung  der  Puerperalmanie 
im  firagl.  Falle.  Dieselbe  sei  als  der  Ausdruck  einer 
ReflexiiTitation  von  Seiten  einer  hochgradigen  Oon- 
gestion  der  Beckenorgane  zu  betrachten.  Vf.  stellt 
diese  Form  der  Manie  (Mania  hysterica)  jener  Form 
von  Delirium  zur  Seite,  die  zuweilen  beobachtet 
wird,  während  der  Kopf  des  Kindes  die  Vulva  passirt, 
und  die  Folge  der  geistigen  Erreguug  und  des 
Schmerzes  ist.  (K  o  r  m  a  n  n.) 

484.  Verfiahren,  am  Ende  der  Schwanger^ 
sohaft  den  Bücken  des  Kindes  genau  su  füh- 
len lind  die  Herstöne  deutlich  zu  hören ;  von 
Dr.  P.  Budin.     (Qaz.  de  Par.  21.  1881.) 

Von  allen  Methoden ,  am  Ende  der  Schwanger- 
schaft Lage  und  Stellung  des  Fötus  zu  diagnosti- 
dren,  ist  die  Palpation  des  Abdomen  die  wichtigste. 
Pinard  empfiehlt  zur  Aufsuchung  des  Rückens  das 
leise  Palpiren  mit  den  Fingerapitzen  und  weist  darauf 
hin,  dasSy  je  nachdem  der  ROcken  unmittelbar  der 
Uteruswand  anliegt  oder  von  ihr  durch  Fruchtwasser 
getrennt  wird,  die  Empfindung  verschieden  isti  Die 
im  2.  Falle  entstehenden  Zweifel  nun  beseitigen 
Tarnier  und  Chautrenily  indem  sie  eine  Hand 
auf  die  entgegengesetzte  Seite  des  Abdomen  legen 
und  aus  der  Anwesenheit  kleiner  Theile  daselbst 
den  Schluss  auf  die  Lage  des  Rflckens  ziehen.  Liegt 
der  Rttcken  nach  hinten  rechts  oder  links ,  so  fühlt 
man  nur  die  seitliche  Partie.  Diese  Schwierigkeiten 
und  die  Veränderung  der  Lage  sind  störend ,  wenn 
man  die  Stellung  des  Rflckens  demonstriren  will;  in 
diesem  Falle  verfilhrt  Vf.  folgendermaassen.  Be- 
steht eine  Schftdellage  mit  dem  Hinterhaupt  hinten, 
so  legt  er  eine  Hand  auf  den  Steiss  und  schiebt  ihn 
möglichst  von  innen  nach  aussen ,  indem  er  gleich- 
zeitig einen  gewissen  Druck  von  oben  nach  unten 
ausübt.  Der  Fötus,  auf  diese  Weise  fixirt  und  ge- 
nau an  die  Uterus-  und  Bauchwand  geschmiegt, 
krümmt  sich  durch  den  Druck  im  Rumpfe  und  letz- 
terer wird  dadurch  deutlich  ftlr  das  Gef&hl ;  mit  der 
andern  Hand  kann  man  dann  vermöge  der  Finger- 
spitzen die  charakteristischen  Merkmale  des  Rückens 
nachweisen.  Bei  Beckenendlagen  fixirt  man  mit  der 
linken  Hand  den  Kopf  und  palpirt  mit  der  rechten 
Hand ,  indem  man  sich  zur  Rechten  der  Frau  stellt. 
Bei  Querlagen  lässt  man  Kopf  u.  Steiss  durch  Assi- 
stenten fixiren  und  sieht  dann  nach  dem  Rücken, 
dessen  Lage  nach  hinten  allein  Schwierigkeiten  für 
das  Auffinden  macht.  Hat  man  auf  diese  Weise 
Lage,  Stellung  und  Haltung  ermittelt,  so  weiss  man, 
wo  die  Imke  Seite  des  Fötus  ist,  und  dort  setzt  man 
das  Stethoskop  auf.  Wenn  nach  einander  Viele  das 
Ohr  anlegen ,  so  sinkt  der  Rumpf  allmälig  zurück 
und  die  Töne  werden  undeutlicher.  Wenn  man  diess 
vermeiden  will ,  setze  man  das  Stethoskop  an  dem 
nach  oben  liegenden  Theile  auf. 

(Burckhardt,  Bremen.) 

485.  Ueber  die  Bewegungen  des  Kinds- 
kopfes bei  dem  Wege  duroh  den  verengten 
Beckeneingang;  von  Prof.  Wm.  Stephenson 


zu  Aberdeen.  (Obstetr.  Journ.  VUL  p.  513.  [Nr.  91.] 
Sept.  1880.) 

In  Bezug  auf  den  fragl.  Mechanismus  schliesst 
siehst,  ganz  an  Spiegelberg  an,  dessen  An- 
sicht er  wörtlich wiedergiebt.  Ausserden  von  Spie- 
gel borg  für  den  Durchgang  beim  flachen  Becken 
angegebenen  2  Rotationen  theils  um  die  fronto-ocd- 
pitale,  theils  um  die  transversale  Achse  beschreibt 
S  t.  noch  eine  dritte  um  die  vertikale ,  bei  der  du 
Hinterhaupt  sich  nach  vorn,  resp.  nach  hinten  drebt, 
so  dass  dadurch  ein  schmälerer  Theil  des  SchXdels 
zwischen  Promontorium  und  Symphyse  kommt.  Seit 
St.  auf  diese  Rotation  aufmerksam  gewoi'den  iBt, 
hat  er  sich  bestrebt,  dieselbe  bei  der  Zangenextrak- 
tion nachzuahmen)  und  dadurch  die  Entbindung  er- 
leichtert gefunden.  (0  s  t  e  r  l  o  h.) 

486.  Ueber  die  nOeintore  eutooique'^  bd 
fehlerhaften  Kindeslagen;  von  Dr.  Alphonse 
Herrgott  in  Nancy.  (Rev.  m^d.  de  TEsi  XII. 4; 
p.  110—120.  Febr.  1880.) 

In  diesem  woi*treichen  Aiükel,  dessen  erste 
Hälfte  fast  allein  den  Ansichten  des  Hipp okrates 
über  Entstehung  der  Kindeslagen  gewidmet  ist,  em- 
pfiehlt Herrgott,  besonders  für  Fälle ,  bei  denen 
Erschlaffung  der  Bauch*  und  Gebärmutterwäude  in 
Folge  zahlreicher  Entbindungen  die  Entstehung  von 
Schieflagen  befördert,  die  von  Pinard  angegeboie 
Leibbinde.  Dieselbe  hat  an  den  den  beiden  Sdten 
des  Leibes  anliegenden  Theilen  je  einen  wie  dn 
Luftkissen  aufzublasenden  Einsatz,  durch  dessen 
nach  Bedürfniss  vermehrte  Spannung  ein  Abweicben 
des  Kindeskopfes  nach  rechts  oder  links  unmöglich 
gemacht  werden  soll.  Ref  Atrchtet,  dass,  wenn  der 
gewünschte  Erfolg  erreicht  werden  soll ,  der  DraA 
auf  den  Leib  schon  ein  ziemlich  bedeutender  und  Üi 
die  Dauer  wohl  unerträglicher  sein  müsste. 

(Osterloh.) 

487.  Eine  seltene  Kindeslage ;  von  Dr.  J. 
Turner  Parkins.  (New  York  med.  Record  XIX. 
16.  p.  429.  April  1881.) 

Vf.   beobachtete   eine  vollständige  Rückenlage 

(die  er  gut  abbildet)  bei  einer  ca.  30  J.  alten  Pnn, 

die  schon  mehrmals  (vor  6  J.  zuletzt)  geboren  hatte. 

Die  Geburt  hatte   schon  vor  5  T.   begonnen ,  seit 

48  Std.  aber  keine  Fortschritte  gemacht. 

In  der  Vulva  waren  beide  Hände  des  Kindes  n 
sehen;  ihre  Palmarflächen  waren  gegen  einander  ge- 
richtet.    Mit  dem   eingeführten  Finger  gelangte  Vf.  u 
die  Soapulae  nnd  die  Halswirbel,  fand  also  weder  Kopf 
noch  Füsse,  welche  znsammen  im  Fundus  uteri  lageo. 
Wegen    heftiger  Uterusoontraktionen ,  Folge  von  ter- 
abreiohtem  Ergotin  [!],  war  der  Muttennnnd  so  oontit- 
hirt,  dass  Vf.  weder  die  Arme  zurückbringen,  noch  die 
Ffisse  erreichen  konnte,  selbst  nicht  belKnie-Ellenbogeii- 
läge.    Erst  bei  tiefer  Chloroformnarkose  erochlafite  der 
Uterus,  wonuf  Vf.  die  Hände  des  Kindes  snrfiekbnehte, 
die  Füsse  herabholte,  das  Kind  wendete  und  ohne  weitere 
Schwierigkeit  die  Entbindung  vollendete.  JTDas  Kind  wv 
mindestens  seit  24—48  Std.  abgestorben.  ~  Die  Fran  ge- 
nas ohne  Zwischenfall.  (Kormaan.) 


IV.     Gynäkologie  n;  Pädiatrik. 


47 


488.  Sohlinge  sur  Vollendung  der  Geburt 
bei  fieekenendlagen;  von  Dr.  0.  Bunge  in 
BerliD.     (Gynftkol.  Centr.-Bi.  V.  8.  1881.) 

Die  vom  Vf.  in  einem  Falle  mit  sehr  gutem  Er- 
folge benutzte  Schlinge  besteht  ans  einer  1  Mtr.  lan- 
gen, 3  Mmtr.  dicken  Hanfscbnur,  welche  mit  dem 
einen  Ende  in  den  Hals  eines  vom  olivenförmigen 
Metallknöpfchens  von  etwa  8  Mmtr.  Dicke  einge- 
lassen ist  üeber  die  Schnur  ist  ein  Gummischlanch 
gezogen  und  mit  einem  Seidenfaden  auf  den  Hals 
des  Endpfchens  festgebunden.  Auch  das  hintere 
Ende  des  Schlauches  kann  man  auf  die  Hanfschnur 
fest-  und  am  äussersten  Ende  zubinden,  um  die 
Schnur  vorDurchn&ssung  zu  schätzen.  In  eine  Riefe 
im  vordem  Ende  des  Knöpfchens  kann  man  einen 
Faden  binden,  an  den  beim  Einlegen  der  Schlinge 
in  die  Httftbeuge  der  von  der  andern  Seite  des 
Schenkels  her  entgegengeftlhrte  Finger  besser  haftet 
iIb  an  dem  glatten  Metallknöpfchen.  Als  Vorzüge 
dieser  Schlinge  vor  andern  werden  angegeben :  Sie 
biete  nur  abgerundete  glatte  Flächen  dar  und  ge- 
ehrte also  die  Weichtheile  des  Kindes  nicht  im  Ge- 
ringsten ;  sie  lasse  sich  gut  reinigen  und  desinficiren ; 
sie  habe  nicht  nur  die  Weichheit  des  Fingers ,  son- 
dern sogar  noch  eine  gewisse  Elasticität  vor  ihm 
rorans ;  sie  lasse  sich  leichter  mit  Hfllfe  des  glatten 
Metallknöpfchens  durch  dieHflftbeugehindurchschie- 
boi  als  ein  Seidenband.       (Zschiesche,  Erfurt.) 

489.  Ueber  die  Herkunft  des  Fruohlr 
WBSsera;  von  Dr.  M.  Wiener,  Priv.-Docent  der 
Gynäkol.  zn  Breslau.  (Arch.  f.  Oynäkol.  XVII.  1. 
p.  24.  1881.) 

Ahlfeld  ondFehling  gestehen  eine  (wenn 
loeh  minimale)  Thätigkeit  der  Fötalniere  zu,  bestrei- 
ten aber  die  Entleemng  des  Harns  in  das  Frucht- 
wasser während  der  Schwangerschaft  und  fassen 
letsteres  einzig  und  allein  als  Transsudat  auf.  Diese 
Ansicht  scheint  unterstfltzt  zu  werden  durch  die  Ver- 
Boehe  von  Znntz,  der  nach  Injektion  von  indig- 
schwefelsaurem  Natron  in  die  Jugularvene  des 
Mntterthieres  den  Farbstoflf  im  Fruchtwasser,  nir- 
gends aber  im  Fötus  gesehen  hatte.  Der  Farbstofif 
fand  sich  in  gleicher  Weise  vor,  wenn  der  Fötus  vor 
der  Injektion  getödtet,  der  fötale  Kreislauf  also  aus- 
geschaltet war.  Es  folgt  daraus,  dass  Substanzen 
«n  dem  mfltterlichen  Blute  in  den  Ldq.  Amnii  flber- 
gehen  können,  ohne  den  Fötus  passirt  zu  haben, 
womit  die  Abstammung,  wenigstens  eines  Theiles 
dieser  Flüssigkeit,  direkt  aus  dem  mütterlichen  Blute 
erwiesen  ist  Der  weitere  Schlnss  aber,  dass  diese 
Versaehe  gegen  eine  Betheilignng  der  Fötusniere  an 
der  Fmehtwasserbildung  sprächen,  ist  nach  W.  nicht 
bereehtigt 

W.  hat  nun  versucht ,  diese  Betheiligung  durch 
Experimente  festzustellen.  Er  wiederholte  zunächst 
^  Versuche  von  Znntz  mit  demselben  Erfolge. 
^Qn  versuchte  er  dem  Fötus  (Eanmchen)  den  Farb- 
^ff  direkt  beizubringen,  indem  er  durch  die  Bauch- 
deckea  der  Mutter  hindurch  eine  Pravo^^'sche  Spritze 


voll  Farbstofflösung  unter  die  Haut  injicirte,  was 
nach  einiger  Uebung  leicht  gelang.  Schon  nach 
20  Min.  trat  der  auf  diese  Weise  beigebrachte  Farb- 
stoff in  den  Nieren  der  Fötus ,  sowohl  sehr  junger 
wie  nahezu  reifer  auf.  Damit  war  erwiesen,  dass 
der  Niere  des  Fötus  die  gleichen  Eigenschaften  zu- 
kommen wie  der  des  Geborenen.  Ausser  Zweifel 
gestellt  wurde  diess  durch  die  Beobachtung,  dass  bei 
einem  so  behandelten  Fötus,  der  nach  wenigen  Stun- 
den ans  der  Fruchtblase  herausgenommen  wurde, 
sich  ein  Tropfen  schön  blau  gefärbten  Urins  aus  der 
Blase  exprimiren  Hess ;  bei  einem  andern  Versuche 
konnten  schon  nach  25  Min.  3 — 4  Tropfen  heraus- 
gedrückt werden.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
der  Nieren  ergab ,  dass  nahezu  aller  Farbstoff  be- 
reits ausgeschieden  war.  Diese  verhältnissmässig 
rasche  Ausscheidung  war  natürlich  ohne  eine  ent- 
sprechend rasche  Harnsekretion  nicht  zu  erklären ; 
es  musste  also  wohl  schon  vorher  eine  Entleerung 
der  Blase  stattgefunden  haben. 

W.  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  Sekretion 
der  fötalen  Niei'e  keineswegs  langsam  sei ,  sondern 
dass  die  Harnproduktion  in  der  Schwangerschaft  so 
lebhaft  vor  sich  gehe,  dass  es  wiederholt  zur  Füllung 
der  Harnblase  des  Fötus  und  zur  Entleerung  .der- 
selben in  das  Fruchtwasser  komme.  Wenn  auch 
im  Anfange  der  Schwangerschaft  dieTheilnahme  der 
sehr  geftssreichen  f5talen  Köi*peroberfläche ,  worauf 
Scher  er  besonders  hingewiesen  hat,  sehr  wahr- 
scheinlich ,  in  den  spätem  Monaten  aber  ein  Antheil 
des  mütterlichen  Blutes  nicht  in  Abrede  zu  stellen 
sei,  so  scheine  es  doch  ausser  aller  Frage,  dass  die 
Hanptquelle  des  Fruchtwassers  in  den  fötalen  Nie- 
ren zu  suchen  sei.  (Zschiesche,  Erfurt.) 

490.  Zur  Frage  nach  der  üraache  des 
ersten  Athemzuges  des  Neugeborenen;  von 
Dr.  M  a  X  R  u  n  g  e  in  Berlin.  (Ztschr.  f.  Oeburtsh. 
u.  Gynäk.  VI.  2.  p.  395.  1881.) 

R.  vertheidigt  in  ausgezeichneter  Weise  die 
Schwartz'sche  Theorie,  dass  der  gehemmte  Gas- 
austausch zwischen  Mutter  und  Frucht  und  die 
dadurch  gesetzte  Veränderung  des  fötalen  Blutes 
das  primum  movens  des  ersten  Athemzuges  sei, 
gegen  ihre  Gegner  v.  Preuschen  und  Preyer. 
Letztere  behaupten,  dass  die  Erregung  der  Haut- 
nerven ein  starker,  ja  nach  Preyer  der  ausschliess- 
liche Inspirationsreiz  für  den  Fötus  sei.  Beide  lassen 
aber  die 2.  Arbeit  von  Schwartz  unberücksichtigt, 
in  der  er  bereits  überzeugend  nachwies,  dass  es  un- 
möglich ist,  in  der  von  Beiden  angewandten  Methode 
den  Fötus  in  seiner  normalen  intrauterinen  Apnoe 
mit  Sicherheit  zu  fassen,  da  derselbe  meist  durch  den 
Eingriff  mehr  oder  weniger  asphyktisch  wird.  R.  wie- 
derholte die  Schwartz  'sehen  Versuche,  erhielt  aber 
keine  befriedigenden  Resultate,  ebensowenig  durch  die 
von  Zweifel  angewandten  Operationen  unter  Koch- 
salzlösung. Endlich  suchte  er,  wie  Schwartz, 
bei  möglichst  jungen  Thieren  Apnoe  herzustellen  und 
die  Resultate  waren  dieselben,  wie  sie  Schwarte 


48 


IV.    Oynftkologie  n.  Pftdiatrik. 


erhalten  hat.  Nach  R.  gelingt  es  am  trächtigen 
Thiere  niemals,  den  Fötus  znm  Experiment  zu- 
gänglich zu  machen,  ohne  den  Placentarverkehr 
zu  stören;  bei  künstlich  durch  Lungenventilation 
apnoisch  gemachten  jungen  Thieren  befördert  Rei- 
zung der  Hautnerven  den  Eintritt  der  Inspiration 
nicht.  Hiermit  ist  der  Beweiskraft  der  Versuche 
von  V.  Preuschen  und  Preyer  die  Spitze  abge- 
brochen. Bei  einem  Versuche  aber  schloss  Preyer 
aus  dem  Verhalten  des  Blutes  in  den  Nabelgefilssen, 
dass  eine  reguläre  Athmung  ohne  Sauerstoffmangel 
und  ohne  chemische  Veränderung  des  Blutes  ange- 
facht und  unterhalten  werden  könne,  und  dieser  Ver- 
such schien  in  der  That  der  Schwartz 'sehen 
Theorie  den  Boden  auszuschlagen. 

R.  wies  aber  durch  eine  Reihe  sehr  sorgfältiger 
Versuche  nach,  dass  jenes  von  Preyer  beobach- 
tete Verhalten  der  Gefksse  während  der  Lnngen- 
athmung  nicht  als  Beweis  dafür  angesehen  werden 
kann,  dass  die  placentare  Respiration  völlig  unge- 
stört ist,  dass  ferner  auch  physiologische  Gründe 
dagegen  sprechen,  denn  wie  Schnitze  nachge- 
wiesen hat,  können  Lungenathmung  und  ungestörte 
placentare  Respiration  nicht  nebeneinander  bestehen, 
sondern  schliessen  sich  ans. 

Wenn  Preyer  behauptet,  dass  das  Venöswer- 
den  des  fötalen  Blutes  beim  Geborenwerden  nur  ein 
begünstigender  Nebenumstand  sei,  welcher  für  sich 
allein  die  Athemcentra  nicht  erregt,  so  kann  man 
als  Gegenbeweis  nur  die  durch  nichts  anzufechten- 
den Fälle  von  vorzeitiger  Athmung  des  menschlichen 
Fötus  anfahren.  Umgekehrt  hatSchwartz  leichte 
Wendungen  nnd  Nabelschnurrepositionen  gemacht, 
ohne  inspiratorische  Zuckungen  auszulösen. 

Hoppe  sagt:  „Der  erste  Athemzug  ist  wohl 
unzweifelhaft  die  Folge  der  Reizung  der  sensiblen 
Nerven  durch  den  jetzt  beginnenden  Wärmeverlust 
der  Hanf  „Bleibt  er  aus,  so  wendet  sich  der 
Geburtshelfer  nicht  an  das  Athemcentrum,  sondern 
er  reizt  die  Haut .  .  J^  R.  macht  dem  gegenüber 
geltend,  dass  ein  Kind,  das  nach  der  Geburt  nicht 
athmet,  fast  ausnahmslos  im  Zustande  der  Asphyxie 
nnd  nicht  im  Zustande  der  Apnoe  ist.  Nach  der 
Sc hwartz 'sehen  Lehre  aber  sind  Hautreize  bei 
bestehender  Asphyxie  ein  sehr  kräftiger  Reiz  fQr 
die  MeduUa  oblongata.  Bei  schwerer  Asphyxie  da- 
gegen wendet  sich  der  Geburtshelfer  direkt  an  die 
Medulla  oblongata,  indem  er  die  künstliche  Athmung 
einleitet.  „Die  Wirksamkeit  der  Hautreize  auf  das 
Athmungscentrum  bei  Früchten,  welche  nach  der 
Geburt  nicht  sofort  inspirirten,  kann  demnach  nicht 
als  Beweis  angefahrt  werden,  dass  diese  den  ersten 
Athemzug  überhaupt  anfachen,  denn  diese  Früchte 
sind  unter  der  Geburt  bereits  asphyktisch  geworden 
und  haben  fast  ausnahmslos  den  ersten  Athemzug 
intrauterin  gethan.'^  Schwartz  hat  wiederum 
gezeigt,  dass  die  Frucht  intrauterin  durch  Sauer- 
Btoffinangel,  z.  B.  bei  Nabelschnurcompression  zu 
Grunde  gehen  kann,  und  dass  sich  bei  solchen  todt- 
geborenen  Kindern  in  den  Luftwegen  Fruchtwasser 


findet,  wie  wir  solches  auch  bei  asphyktisch  ge- 
borenen Kindern  mittels  Katheten  entfernen.  Hier 
sind  also  Beweise  für  Inspiration,  dagegen  fehlen  Haut- 
reize, während  die  Sauerstoffzufuhr  beschränkt  ist 

Den  einzigen  Angriffspunkt,  den  die  Schwartz'- 
sche  Beweisführung  bietet,  findet  R.  in  der  Identi- 
fikation intrauteriner  und  künstlicher  Apnoe.  Vor- 
läufig bleibt  aber  die  Schwartz'sche  Lehre  an- 
widerlegt bestehen,  ihre  Hauptsätze  lauten : 

„Erregung  der  Hautnerven  allein  vermag  den 
apnoischen  Zustand  des  Fötus  nicht  zu  stören,  sie 
ist  aber  ein  sehr  wirksames  Mittel  zur  Einldtnog 
der  Athmung  bei  bestehender  Asphyxie  (leichten 
Grades). 

Der  gestörte  Gasaustausch  zwischen  Mutter  nnd 
Frucht  und  die  dadurch  geschaffene  Veränderung 
des  fötalen  Blutes  ist  dasjenige  Moment,  welclM» 
allein  die  Apnoe  des  Fötus  zu  stören  vermag,  dem- 
nach als  primum  movens  des  ersten  Athemzuges,  sei 
er  extra-,  sei  er  intrauterin,  anzusehen  ist.'^ 

(Burckhardt,  Bremen.) 

491.  loteroa  neonatoram  und  seine  Be- 
siehung  sur  Nabelblutung ;  von  Dr.  Board- 
man  Reed.  (Philad.  med.  and  surg.  Reporter 
XLIV.  13.  p.  342.  March  1881.) 

Spontane  Nabelblutungen  während  der  ersten 
8 — 14  Lebenstage  sind  ziemlich  selten.  Unter 
2000  Geburten  {Emigrant^s  Refuge,  Ward's  Island) 
kamen  nur  2  Fälle  von  Nabelblutung  vor;  unter  Aber 
9000  Kindern,  die  binnen  2  Jahren  im  Pariser  Fin- 
delhause  beobachtet  wurden,  kam  nur  ein  Fall  von 
Nabelblutung  vor.  Im  Dubliner  Geburtshause  wurde 
in  den  letzten  12  Jahren  unter  6664  Geburten  kdn 
einziger  Fall  beobachtet    Vf.  sah  folgende  2  Fälle. 

Im  ersten  Falle  handelte  es  sieh  um  ^nen  reifen, 
oa.  8  Pfand  schweren  Knaben.  Weder  bei  den  Eltern, 
noch  bei  dem  Knaben  war  eine  Spur  vonSyphUis  sichtbv. 
Am  6.  Tage  fiel  der  NabelBchnnrrest  ab  und  der  Nabel 
bellte  wie  g^wöhnUoh.  Am  10.  Tage  trat  Iktenu  ein, 
der  aber  auf  kleine  Dosen  von  blaaen  Pillen  (calomel- 
haltig)  allmälig  geringer  wurde.  Am  19.  Tage  war  eine 
Nabelblutung  aufgetreten,  die  seit  1—2  Tagen  bereits 
spurweise  sichtbar  gewesen  war.  Es  trat  ein  wenig  Blnt 
ans  der  wiedergeöiftaeten  Oberfläche  des  Nabels.  P> 
Applikation  eines  Adstringens  erfolglos  blieb,  legte  Vf- 
benzoShaltige  Zinkoxydsalbe  auf,  worauf  in  einigen  Tsgen 
die  Wunde  geheilt  war. 

Im  zweiten  Falle  hatte  die  Mutter  vor  1  Jahr  « 
Anfimie,  Herzpalpitationen  und  andern  Symptomen  dner 
gestörten  Ernährung  gelitten  nnd  einige  Monate  nach  der 
Geburt  war  eine  Endometritis  cervicis  nachweisbar.  - 
Der  Vater  des  Kindes  litt  an  Dyspepsie,  Kopfschmenen 
und  nervöser  Erschöpfking.  —  In  den  lotsten  Schwange^ 
schaftsmonaten  nahm  bei  der  Matter  das  Erbrechen  m, 
so  dass  sie  nur  wenig  Nahrung  bei  sich  behielt.  SohlfiiB- 
lieh  wurdo  das  Erbrechen  so  hartnäckig,  dass  es  nur  nacb 
subcutanen  Morphiumiiuektionen  8—12  Stdn.  lang  aus- 
blieb. Vf.  hatte  die  Ernährung  vom  Rectum  ans  nllt8^ 
halten ;  die  Geburt  war  4  Wochen  vor  der  erwarteten 
Zeit  eingetreten,  das  Kind,  6  Pfd.  schwer,  sefaiemAe«0e- 
ren  nach  aber  nur  um  1 — 2  Wochen  zu  frfih  geboren.  Bei 
der  Mutter  steUte  sich  fast  gar  kehie  MUchsckretioo  ein 
und  das  Kind  musste  künstlich  ernährt  werden,  j^ 
4.  Tage  war,  nachdem  Pnrpurafleoken  an  der  Stin  ^  ; 
an  andern  Stellen  anfgetreten  waren,  die  Sbbelbiade  m 


j 


V.     Chirurgie,  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


49 


JBfait  getraokt.  DasBlnt  drang  von  den  Seiten  des  weichen 
Nabeistranfi^eates  an  mehrera  Stellen  aas.  Styptika,  mit 
oad  ohne  CompresBion  angewandt,  hatten  nar  vorüber- 
gehenden Erfolg.  In  VfB.  Abwesenheit  legte  Dr.  Ben - 
DettHasensehartennadeln  durch  die  (Gewebe  unter  dem 
Nabel  oad  unterband  die  ganze  Masse.  Hierdnreh  wurde 
die  BlutoBg  sehr  gemässigt  und  stand  schlfisslich  anter 
ism  Gebraoehe  von  Ergotin  undLiq.  ferri  sesquiohlorati. 
Ehiige  Tage  später  trat  deutlicher  Ikterus  ein.  Am 
U.  Tage  wurden  die  Nadeln  entfernt ;  am  14.  Tage  war 
der  Kabel  geheilt.  In  der  letitem  Zeit  war  das  Kind 
mehrere  Male  täglich  von  einer  Jungen  Frau  in  der  Nach- 
buBchaft  gestillt  worden.  Als  die  Krankheit  geheilt 
lehien,  kehrte  man  wieder  zur  Kuhmilchnahrnng  zurück. 
Es  tmi  Diarrhöe  mit  Zunahme  des  Ikterus  auf,  welcher 
das  Kind  am  17.  Tage  des  Lebens  erlag. 

In  einem  weitem  Falle ,  den  Vf.  nicht  selbst  sah, 
lionnte  die  Blutung  auf  keine  Weise  gestillt  werden.  Das 
Kind  starb,  aber  ohne  ikterisch  zu  werden. 

Unter  196  andern  Fällen  von  Nabelblutung; 
die  zu  Vfi9.  KenntniBS  gelangten  [Literatur  ist  nicht 
angegeben],  kun  70mal  Ikterus,  ITmal  Purpura 
nid  5mal  Ekchymosenbildnng  vor.  Es  bestand  also 
in  nahezu  der  Hälfte  der  Fälle  eine  fehlerhafte  Blut- 
mischung.  Wenn  Vf.  obige  3  Fälle  zuzählt,  so 
YerUefien  von  199  Fällen  165  tödtUch  (830/^). 

Weiterhin  geht  Vf.  näher  auf  das  Verhältniss 
zwischen  Blntong  und  Ikterus  ein  und  nimmt  nach 


den  experimentellen  Untei^uchungen  von  Austin 
Plint  jun.  und  is:oloman  Malier  (1873)  an, 
dass  in  Folge  mangelhafter  exkretorischer  Thätig- 
keit  der  Leber  sich  Ohdestearin  im  Blute  anhäuft 
und  eine  Reihe  von  VergiftungseiBcheinungen  er- 
zeugt, die  unter  dem  Namen  Cholesterämie  zusam- 
menzufassen sind.  Es  ist  zwar  nicht  bewiesen,  dass 
hierauf  die  Blutungen  bei  Neugeborenen  beruhen, 
aber  mindestens  nicht  unmöglich,  wenigstens  für  die 
schweren  Formen  des  Ikterus  im  zarten  Alter.  Es 
kann  jedoch  in  allen  diesen  Fällen  sowohl  der 
Ikterus,  als  die  Cholestearinanhäufung  im  Blute  nur 
die  Folge,  nicht  die  Uraache  der  Blutvergiftung 
sein ,  während  ^  eine  Ernährungsstörung  das  erste 
Glied  der  Kette  darstellt.  Vf.  stellt  daher  die 
,  Sohlnssfolgerang  auf,  dass  es  verschiedene  Ursachen 
des  Ikterus  neonatorum  (wie  der  Gelbsucht  beim 
l^rwachsenen)  giebt  und  dass,  wenn  er  mit  Blutung 
zusammentrifft,  eine  Verschleohterung  der  Blut- 
beschaffenheit vorhanden  sein  muss.  Wodurch  das 
Blut  vergiftet  wird,  ist  zwar  noch  nicht  bewiesen, 
wahrscheinlich  aber  geschieht  es  durch  Anhäufung 
exkrementitieller  Stoffe  in  ihm,  welche  normaler 
Weise  durch  die  Leber  ausgeschieden  und  durch 
den  Darmkanal  entfernt  werden.     (K  o  r  m  a  n  n.) 


V.     Chirurgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrilc. 


492.  Beiträge  aur  operativen  Behandlung 
des  Srebees;  zusammengestellt  von  Dr.  Deahna 
n  Stuttgart. 

Die  Behandlung  der  Carcinome  an  Eörperregio- 
neu,  an  welchen  eine  operative  Beseitigung  derNeu- 
bildung  theüs  für  schwierig  und  gefilhrlich ,  in  ihren 
Endaussichten  auf  Erfolg  als  ganz  besonders  trost- 
los, theüs  &\r  gänzlich  unzulässig  galt,  hat  neuer- 
dings bedeutend  bessere  Besnltate  aufzuweisen ,  die 
dnrehaos  der  verbesserten  Methodik  und  der  streng 
dniehgefllhrten  Antisepsis  zuzuschreiben  sind. 

Das  von  Volkmann  bei  der  Exstirpatio  mam- 
mae  anfgestdlte  Prineip ,  dass  nicht  die  Entfernung 
einzelner  DrOsen,  sondern  nur  die  gänzliche  Aus- 
ränmimg  der  Achselhöhle  einige  Sicherheit  biete, 
oiU  DrusengußLwiUsU  zu  entfernen ,  ist  von  Prof. 
Kocher  in  Bern  verallgemeinert  worden  (Dentsohe 
Zteohr.  f.  Ohir.Xin.  1. 2.p.  134. 18B0),  indem  der- 
selbe die  Mitentfenrang  der  ersten  DrOsenstalion  und 
der  Lymphwege  von  da  rflckwärts  bis  zam  ur- 
8pi%^liaben  Iterde,  prindpiell  bei  der  Regelung 
dos  Operatioiiaver&ihreni  zur  Ausrottung  der  Krebse 
mit  k  Betracht  gezogen  und  ausgeführt  wissen  will, 
da  m  den  zur  Operation  kommenden  Fällen  gewöhn- 
M  eine  Infektion  d^ir  nächstgelegenen  DrOsen  be- 
1^  atattgefimden  habe. 

A.  Krebs  dea  Pharynx. 

Fftr  die  ExBtirpatio  pharyngis  muss  die  Schnitt- 
Athnmg  von  der  Absicht  bestimmt  werden,  dicFossa 
8QbII^l^dibalaris  vollständig  freizulegen  |  die  grossen 
Mea*Jahrbb.  Bd.  192.  Hft.l. 


Halsgeftsse  frei  zu  präpariren  und  endlich  die  Innen- 
fläche des  aufsteigenden  Kieferastes  leicht  zugäng- 
lich zn  machen.  Am  besten  entspricht  diesen  Indi- 
kationra  ein  Winkelschnitt ,  der  in  der  Medianlinie 
oder  senkrecht  unter  dem  Mundwinkel  am  ünter- 
kieferrand  beginnt,  bis  zur  Höhe  des  Zungenbeins 
ab-,  dann  rückwärts  zum  Vorderrände  des  Stemo- 
cleidomastoideuB  verläuft  und  von  da  aufwärts  am 
Hinterrande  des  aufsteigenden  Kieferastes  entlang 
bis  in  die  Höhe  des  Ohrläppchens  und  abwärts  bis 
in  die  Höhe  des  Larynx  g^t.  Der  dadurch  erzielte 
dreieckige  Lappen  wird  nun  in  die  Höhe  geschlagen, 
am  Vorderrande  des  Sternodeldom.  bis  auf  die  grossen 
Halsgefilsse  eingegangen,  vorwärts  bis  auf  das  grosse 
Zungenbeiohom  und  entlang  dem  vordem  Rande  des 
Digastrieus  bis  auf  den  Kieferrand ,  diesem  entlang, 
auf  den  Knochen  schneidend,  rückwärts  bis  zum 
Kieferwinkel.  Die  Glandula  submaxillaris  muss  mit 
den  Lymphdrüsen  gleichzog  entfernt  werden,  häu- 
fig audi  der  untere  Theil  der  Parotis  wegen  fester 
Verwachsungen.  Die  MM.  digastrieus  und  stylo- 
hyoideus  können  nach  Bedttrfniss  entweder  durch- 
schnitten od^r  excidirt  werden ,  die  Artt.  Ungualis 
und  maxill.  ext.  werden  vor  der  Durchschneidung 
doppelt  unterbunden,  ebenso  die  zahlreichen  venösen 
Gefässe. 

41s  einleitende  Operation  ist  die  Tracheotomie 
unumgänglich  nothwendig ;  die  T  r  e  n  d  e  1  e  n  b  u  r  g'- 
sche  Tamponade  kann  durch  Verschluss  des  Aditus 
laryngis  mit  einem  grossen,  in  vollständiger  Narkose 
tief  eingepressten  Schwämme  gut  ersetzt  werden. 

7 


50 


V.    Ohirorgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


Die  Mundhöhle  eröffnet  man  an  der  Innenfläche  des 
Kiefers  durch  den  M.  mylohyoideus  hindorchy  was  den 
Vortheil  hat^dass  der  Finger  in  die  Mund-  u.  Bachen- 
höhle eingeführt  werden  kann^  um  die  Grenzen  der 
Neubildung  zu  controliren  und  die  Weichtheile  zu 
leichterer  SchnittfUhrung  hervorzudrftngen ,  bez.  zu 
unterbinden.  Die  weitere  Trennung  beginnt  am 
Zungenbein  und  von  da  vorwärts.  Die  Trennung 
der  seitlichen  und  hinteni  Rachenwand  kann  von 
unten  her  mit  grosser  Genauigkeit  ausgeführt  wer- 
den. Die  Ablösung  im  weichen  Gaumen  und  an  der 
Innenfläche  geschieht  besser  vom  Munde  ans,  wenn 
man  nicht  die  Dureksägung  des  Unterkiefers  am 
vordem  Rande  des  Masseter  vorzieht  Dadurch 
wird  es  möglich,  den  aufsteigenden  Kieferast  nach 
aussen  zu  hebeln,  so  dass  man  ihn  an  der  Innenfläche 
des  Pterygoideus  internus  nach  oben  zu  lösen  ver- 
mag. Doch  ist  diese  Trennung  möglichst  zu  ver- 
meiden y  da  trotz  Knochennaht  keine  solide  Heilung 
wieder  eintritt. 

Bei  der  Nachbehandlung  sind  ausser  der  sep- 
tischen Infektion  insbesondere  die  Verschluckpneu- 
monien  in  Betracht  zu  ziehen.  Diess  wird  d 
erreicht,  dass  nicht  nur  die  Wunde  mit  Seh 
oder  mit  m  concentrirter  Borlösung  ge 
gaze  austampomrt  wird,  sondern  dass 
Pharynzraum  undAditns  laryngis  als  zur 
gehörig  betrachtet ,  gehöiig  ausgefüllt  und 
ein  antiseptischer ,  nur  unter  Spray  zu  wechs 
Occlusivverband  angelegt,  zugleich  aber  die 
Sepsis  mit  einer  forcirt  offnen  Wundbehandlung  ver- 
bunden wird.  Der  zurückgeschlagene  Hautiappen 
wird  durch  Nähte  an  der  Umgebung  fixirt  erhalten. 
Auf  diese  Weise  wird  auch  das  seitliche  Einfliessen 
von  Wundsekreten  in  den  Larynx  verhütet.  Die 
Ernährung  des  Kr.  findet  nur  durch  die  Schlond- 
sonde  unter  Spray  statt.  Die  Trendelenbiofg'aebe 
Kanüle  ist  zu  schwierig  zu  handhaben,  als  dass  man 
sich  auf  sie  aligemein  verlassen  könnte :  die  Tampo- 
nade kann  sich  lockern,  bei  stärkerer  Spannung  tritt 
Ulceration  oder  Gangrän  der  Tracheaischleimhaut 
auf.  K  ö  n  i  g  *s  Vorschlag,  den  Operirten  eine  Stel- 
lung mit  gesenktem  Kopf  einnehmen  zu  lassen,  und 
den  Barker's,  ein  iJrainagerohr  in  Carbolwasser 
zu  leiten,  hält  Kocher  für  unzuverlässig. 

K  0  c  h  e  r  hat  die  Operation  5mal  ausgeführt  und 

in  einem  Falle  Kadikaiheilung  erzielt. 

1)  Bei  einem  46Jfihr.  Manne  war  im  Mai  1879  die 
Zange  bis  auf  eloen  schmalen  Streifen  des  rechten  Ban- 
des und  die  Spitze  vom  Halse  aus  excidirt  worden.  Am 
6.  uct.  1879  bestand  ein  ausgedehntes  Kecidiv  vom  vor- 
dem Bande  des  iklaseeter  bis  zum  Zungenbein ,  den  wei- 
chen Gaumen  bis  zum  Zäpfchen,  die  ganze  seitliche 
Maudelgegend  and  seitliche  Pharynxwand  bis  in  denobem 
Nasenrachenraum  einnehmend.  Ein  Winkelschnitt  vom 
linken  Mundwinkel  u.  vom  Ohrläppchen,  mit  Vereinigung 
am  Vorderraud  des  Stemocleidom.  in  der  Höhe  des  Zungen- 
beins, legte  das  Operationsfeld  frei.  Nach  Freilegung 
von  Carotis  und  Jugularis  wurde  der  Tumor  anten  herum 
nmgangen  bis  auf  das  Zungenbein  and  an  dem  Kiefer, 
welcher  in  der  Medianlinie  wegen  fester  Verbindung  mit 
der  Geschwulst  getrennt  werden  masste.  Nan  wurde  von 
oben  her  bis  aof  die  Mondsohleimhaut  präparirt  and  Mn- 


ten  anter  querer  Durchschneldang  des  Masseter  bis  lam 
aufsteigenden  Kieferast.  Dann  wurde  am  Zongenbdn 
and  gegen  die  Wange  zu  die  Schleimhaat  getrennt  nnd 
der  Zangenrest  weggenonunen.  Die  Trennung  desTnmots 
konnte  nun  bequem  in  der  Pharynxwand  bis  gegen  die 
Basis  oranii  hinauf  ansgef&hrt  werden,  woranf  der  welche 
Gaomen  getrennt ,  die  Muskeln  am  Flfigelfortsati  abge- 
löst, der  hintere  Rand  des  obemAlveolarfortsataes  sammt 
anstossendem  Gaumenüberzug  abgetragen  and  sehlfissUeh 
die  Ezartikulation  der  Unterkiefer  nach  Abtrennung  der 
Spitze  des  Proc.  coronoid.  aasgef&hrt  wurde.  Der  Ver- 
lauf war  ein  sehr  günstiger.  Die  TrachealkanfUe  wnrde 
nach  14  Tagen  entfernt ,  nach  4  Woohen  konnte  der  Kr. 
aufstehen.  Nach  7  Wochen  zeigte  sich  indessen  an  der 
hintern  Pharynxwand  nnd  am  Zangenbein  ein  Beddi?, 
worauf  derselbe  das  Hospital  verliess ,  ohne  eine  weitere 
Operation  zu  gestatten. 

2)  Ein  63jähh.  Herr  litt  an  einem  aof  den  vordem 
Ganmenbogen  nnd  die  Zungenbasis  fibeigreifenden  Car- 
einom  der  linken  Mandel,  in  Folge  dessen  grosse  Drosen- 
packete  von  der  Fossa  retromandibularis  bis  cur  GUtI- 
cala  entstanden  waren,  welche  anter  Freilegnng  der 
grossen  Halsgefässe  nnd  unter  Mitexcision  des  Sterao- 
cleidomastoid.  in  etwa  Ys  seiner  Länge,  ezstirpirt  wurden. 
Nach  8  Wochen  stellte  sich  unterhalb  des  Kieferwinkels 
ein  Recidiv  ein ,  woranf  (80.  Sept  1879)  die  Pharyngo- 

enommen  wnrde.    Der  Reddivknoten  war  mit 

alsgefSssen  verwaelisen ,  so  dass  deren  Ex- 

oision  mir  d^pli(ter  Unterbindung  oben  nnd  nnten  notfa- 

die  Neubildung  bis  znm  linken  Hon 

eichte,  so  wnrde  dasselbe  exsttrpirt, 

iröihiet  nnd  aufwärts  bis  gegen  die 

{deiinhaat  ^es  Sandbodens  von  aussen  her  eingedron- 

delenbarg*8che  Tamponade  wnrde 
so  dass  eine  einfache  Kanüle  eingelegt 
8  laryngis  mit  einem  Sehwamme  versohlosses 
warne.  Nun  erfolgte  die  Durchschneidong  der  Zonge  tos 
vom  nach  hinten  her  unter  Abtragung  des  hintern  Drittek 
der  Zungenbasis  links.  Da  die  Resektion  des  Kiefers 
vermieden  werden  sollte,  so  konnte  nur  die  seitUehe 
Pharynxwand,  welche  oben  bis  zur  Medianlinie  an  der 
Rfiekfläche  erkrankt  war,  von  nnten  her  exoidirt  werden; 
die  Excision  des  bis  aum  Zäpfchen  caroinomatösen  wei- 
chen Gaumens  nnd  vordem  Qaumenbogens  mnsste  vom 
Munde  aus  vorgenommen  werden.  Der  Digastricus  und 
die  sämmtliohen  Stylomnskeln  wurden  mitexstirpirt.  Der 
Verlauf  war  ein  aseptischer.  Am  6.  Tage  nach  der  Ope- 
ration trat  in  Folge  vonEmbolie  der  Art.  centralis  retinae 
vollständige  Amaurose  des  linken  Auges  ein.  Am  28.  Oet. 
mnsste  ein  am  obem  Ende  der  Wunde  auftretendes  Bed- 
div  durch  Entfernung  der  Weichtheile  bis  zur  Spitze  dei 
Proc.  mastoid.  und  die  Querfortsätze  der  obersten  Wirbel 
operirt  werden.  Wegen  grosser  Beschwerden  wnrde  die 
KanQle  ans  der  Trachea  entfernt,  es  entwickelte  licli 
rasch  eine  Bronchopneumonie  und  Pleuritis  links,  weioher 
der  Kr.  am  11.  Nov.  erlag. 

3)  Einem  68Jähr.  Kr.  wnrde  am  5.  Juli  1876  ein 
Caroinom  exstirpirt,  welches  sich  vom  linken  Zungeniand 
bis  an  die  Mandel ,  die  Uebergangsfalte  des  Kiefers  oad 
über  den  vorderen  Qanmenlwgen  bis  zum  Zäpfchen  siu^ 
breitete.   Der  Schnitt  erstreckte  sich  amVorderraadedee 
Stemocleidom.  dem  Unterkieferrande  entlang  vorwärts» 
der  Unterkiefer  wurde  am  Yorderrande  des  Masseter 
durchsägt,  die  Geschwulst  theiis  durch  Messer,  theU» 
durch  Galvanokaustik    entfernt.     Die  Tampoaade  der 
Trachea  blieb  6  Tage,  die  Kanfile  18  Tage.    Der  Kr. 
wurde  nach  6  Wochen  entlassen.    Am  86.  Oet  bestauid 
eine  kleine  Fistel,  die  Zahnreihen  konnten  danmenbreitvoB 
einander  entfernt  werden ,  der  rechte  vordere  Gaomes- 
bogen  mit  dem  Rest  des  Gaumens  war  stark  nsdi  vom 
gezogen  nnd  der  Isthmus  fkucinm  bildete  ebie  einüMlie 
runde  Oeffiaung,   nach  linlu  hin  durch  den  vertikalen 
Kieferast  gesehlossen.    Der  durchsägte  Kiefer  wir  mit 
Pseudarthrose  geheilt,  die  Sprache  ventändüeh,  dns 


V.     Chirurgie^  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


51 


SeUneken  gat.  Am  17.  Jan.  1877  mnsste  eine  Drfisen- 
exstirpation  vor  der  alten  Operationsstelle  gemacht  wer- 
den. Seither  (bis  Febr.  1880)  befand  sich  der  Oper.  wohl. 

4)  Bin  56Jähr.  Mann  litt  an  einer  Ulceration  mit 
liarter  Infiltration  der  Basis  lingoae  links ,  die  bis  znm 
Fülatom  dnmm  anf  die  seitliche  Pharynzwand  fiberge- 
griffen  hatte.  Behnfs  TollBtiindiger  Excision  mnsste  der 
Untere  Theil  des  Kiefers  ezarticnlirt  werden.  Die  Tam- 
ponade der  Trachea  wurde  nach  der  Operation  nicht 
fortgesetzt,  der  Kr.  starb  am  5.Tage  an  Bronchopnenmonie. 

5)  Einem  62j&hr.  Hanne  war  im  Hai  1875  mittelst 
Otlranokaustik  die  linke  Znngenhalfte  exstirpirt  worden. 
Im  Febr.  1876  bestand  ein  mit  dem  Kiefer  Terwachsenes, 
Ms  snm  Znnsrenbein  reichendes  Beeidiy,  welches  aach  in 
den  Znngenstnmpf  hineinragte.  Am  39.  Febr.  wnrde 
ron  dem  gewöhnlfehen  Schnitte  ans  die  Excision  mit  dem 
Messer  nnd  dem  Ecrasenr  vorgenommen.  Das  linke 
grosse  Znngenbeinhom  nnd  ein  Stfick  d^s  Unterkiefers 
mnssten  mit  entfernt  werden.  Der  Pat.  konnte  bei  der 
Eatlassnng  am  4.  April  schlucken  nnd  sich  yerstfindlich 
machen,  starb  aber  am  19.  Jan.  1878  an  Recidiv;  (»er 
mosste  nach  nnd  nach  förmlich  verhungern*'). 

B«   Krebs  der  Zunge. 

Der  Sohnitty  welchen  Kocher  (a.  a.O.  p.  162) 
Ar  die  Excision  der  Zange  benutzt,  ist  zonächst 
darauf  angelegt ,  alle  etwa  erkrankten  oder  ttber- 
hanpt  sichtbaren  DrflseDgeschwfllste  in  der  Richtung 
des  Lymphabflnsses  entfernen  za  können.   Der  erste 
Schnitt  geht  entlang  dem  Vorderrand  des  Stemo- 
dddom.  bis  anf  das  Mnskelfleisoh  desselben  n.  endigt 
am  Kieferwinkel,  ein  zweiter  geht  von  der  Mitte  des 
genannten  Muskels  in  der  Mundbodenhalsfialte  nach 
vorn  bis  zum  Zungenbeinkörper  und  dem  vorderen 
Banche   des  Digastricus   entlang  bis   znm  Kiefer. 
Hierdurch   wird  ein  dreieckiger  Lappen  gebildet, 
welcher  als  Hautlappen  bis  zum  Kiefeirande  nach 
aufwärts  losgelöst  und  emporgeschlagen  wird.    Das 
weitere  Verfahren  gleicht  dem  bei  der  partiellen 
Phaiyngotomie.     Regelmässig  wurde  die  Vena  fac. 
aot,  die  Art.  max.  ext.  und  lingualis  unterbunden 
and    eine    vollständige    Ausräumung    der    Fossa 
nbmandibnlaris  mit  Einsehluss  der  Glandula  sub- 
maxillariSy  oft  auch  der  subungualis  ausgefQhrt  Die 
Sdileimhaut  der  Mundhöhle  wird  entlang  dem  Unter- 
kiefer getrennt,  mit  mehr  oder  weniger  weiter  Los- 
lösong.     Nun  ist  die  ganze  Seitenfläche  der  Zunge 
von  der  Spitze  bis  zur  Basis  zugänglich  und  kann 
▼OD  der  Seite  her  eben  so  gut,  ja  noch  besser,  in 
tote  entfernt  werden ,  als  von  einem  Medianschnitt 
taa.    Selbst  ein  kleuierer  Knoten  aber  kann  in  der 
Riektung  gegen  das  Zungenbein  sehr  grflndlich  ex- 
ddirt  werden ,  und  diese  ist  im  Interesse  einer  radi- 
kalen Entfernung  von  sehr  hohem  Werthe.     K.  be- 
innnt  seine  Schnittftlhrung  zur  Bezeichnung  des  an 
flff  wichtigsten  Punktes  als  Methode  der  Zungen- 
^»^ifpation  von  der  Ztmgenbarie  aue. 

Die  fllr  die  Zungenexstirpation  aufzustellenden 
Postolate,  1)  Sicherheit  der  Blutstillung,  2)  Ueber- 
«eiitliohkeit  des  Operationsfeldes,  3)  Sicherung  des 
AbfloBses  der  Mundsekrete  nach  der  Operation,  wer- 
den durch  die  Operation  vom  Munde  aus  nicht  vollstän- 
dig erfDllt.  Letztere  ist  des  wegen  (L  a  n  g  e  n  b  e  c  k) 
^  ganz  drcumscripte  Krebse  der  Zungenspitze  zu 
Iwiehränken.   Die  grosse  Mortalität  bei  der  Halsope- 


ration ist  ausschliesslich  der  R  e  g  n  o  11  -  B  i  1 1  r  o  t  h '  - 
sehen  Methode  zuzuschreiben,  weil  durch  die  Re- 
sektion des  Kiefers  eine  bedeutende  Schwierigkeit 
beim  Schlucken  entsteht,  die  die  Entstehung  von 
Fremdkörper-Pneumonie  ausserordentlich  begünstigt, 
femer  eine  Pseudarthrose  eintritt  und  endlich  die 
Eröffnung  der  Markhöhle  im  Bereich  einer  krebsigen 
Infiltration  in  Rücksicht  auf  ein  Recidiv  sicher  nicht 
gleichgültig  ist.  Nothwendig  ist  die  Kiefertrennung 
(oder  besser  gleich  partielle  Resektion)  nichts  desto- 
weniger  in  allen  Fällen,  in  welchen  der  Mandboden 
mit  ergriffien,  und  die  Infiltration  an  der  Innen- 
fläche des  Kiefers  nicht  mehr  vollständig  beweglich 
ist.  Die  Galvanokaustik  schützt  eben  so  wenig  wie 
das  Ecrasement  vor  Nachblutung,  allein  der  Schutz 
gegen  Diphtherie  und  Recidiv  ist  ein  grösserer,  da 
nachträglich  an  der  Durchschneidungsstelle  noch 
ein  dicker  Schorf  abfällt.  Die  Ligatur  der  Lingualis 
ist  ein  Hauptmittel  zur  Erzielung  voller  Sicherheit 
im  gesunden  Gewebe.  Wenn  die  Operation  irgend 
ausgedehnt  ist,  so  ist  principiell  anf  die  Naht  zu 
verzichten,  die  exakte  Lister 'sehe  Behandlung  ist 
absolut  nothwendig.  (Die  Ausführung  ist  wie  bei 
der  Pharyngotomie.) 

Unter  K.'s  14  Fällen  von  Zungenexstirpation 
kam  ein  einziger  Todesfall  vor  (in  Folge  von  Naeh- 
blutqng  aus  der  Tracheotomiewunde,  die  zu  lethaler 
Pneumonie  führte).  In  den  übrigen  13  Fällen  trat 
8mal  Recidiv  ein ,  5  wurden  geheilt.  Die  Lebens- 
dauer schien  da,  wo  es  zum  Recidiv  kam,  überhaupt 
durch  die  Operation  nicht  wesentlich  beeinfiusst. 
Die  5  Kr.,  bei  denen  Heilung  erfolgte ,  waren  ver- 
hältnissmässig  früh  zur  Operation  gekommen,  4 
davon  waren  Privatkranke. 

1)  Ein  Herr  wnrde  am  3.  Aog.  1874  wegen  einer 
harten  Ulceration  am  rechten  Znngenrand  operirt.  Von 
einem  Schnitte  über  dem  Zangenbein  ans  wurde  znerst  die 
galvanokaastiBche  Schlinge ,  und,  als  diese  versagte ,  die 
Ecrasenrkette  eingeführt  n.  in  4  Schnitten  hinten,  vorn, 
aussen  nnd  in  der  Medianlinie  der  Zange  die  Trennnng 
vorgenommen.    Der  Kr.  ist  seither  gesnnd  geblieben. 

2)  Ein  Herr  litt  (20.  März  1875)  an  einer  das  mitt- 
lere Drittel  der  rechten  Zangenhälfte  einnehmenden  Ver- 
härtung nnd  Ulceration,  die  eine  zapfenformige  Verlänge- 
rung des  hinteren  Endes  nach  abwärts  gegen  den  Kiefer- 
Winkel  zu  trug.  Am  Kieferrande  wnrde  an  der  SteUe  der 
Art.  maxill.  ext.  incidirt,  dann  in  der  Medianlinie  über 
dem  Zungenbeinkörper ;  von  diesen  2  Oeffnungen  aas  wur- 
den von  unten  her  die  PlatindrShte  des  Qalvanokauter 
nm  die  Zunge  geführt,  mit  Trennung  erst  der  Basis 
rechterseits  bis  zum  Gaumenbogen ,  dann  der  Mittellinie 
der  Zunge,  hierauf  Abtrennung  von  der  Spitze  u.  endlich 
entlang  der  Innenseite  des  Unterkiefers.  Am  10.  Tage 
erfolgte  eine  Nachblutung.  Seitdem  ist  der  Kr.  gesnnd 
geblieben. 

8)  Ein  64J&hr.  Bauer  hatte  am  rechten  Zungenrand 
in  der  Mitte  zwischen  Spitze  und  vorderm  Gaumenbogen 
ein  Geschwür.  Mittels  eines  Bogenschnittes  (17.  Jan. 
1879)  um  den  Kieferrand  herum  wurde  die  Fossa  sub- 
mandlbnlaris  freigelegt,  um  die  vorhandenen  weichen 
Drüsen  in  toto  mit  der  Glandala  submax.  auszuräumen 
(dieselben  waren  nur  hyperplastisch  vergrössert).  Nach 
Unterbindung  der  Art.  lingualis  wurde  das  Krebsgeschwür 
mit  der  Scheere  Je  1  Gtmtr.  vom  Rande  entfernt  ge- 
trennt und  ein  gegen  die  Fossa  sabmaodibularis  zu  sich 
veijüngender  Keil  ezcidirtp    Am  1.  März  war  der  Ope- 


52 


V.     Chirurgie,  Ophthalmologie  u.  Otiafoik. 


rirte  noch  vollständig  wohl,  und  konnte  ohne  HinderniBS 
sprechen,  schlacken  and  kaaen. 

4)  Ein  im  Jali  1875  wegen  eines  kleinen  krebsigen 
Geschwürs  an  der  Zungenspitze  operirter  Herr  starb  ein 
Jahr  nachher  an  Pneamonie,  ohne  dass  er  bis  zn  der  Zeit 
ein  Becidiy  bekommen  hatte. 

5)  Ein  am  6.  Jnni  1873  mittels  Galvanokaastik  ope- 
rirter Er.  befand  sich  bis  April  1880  vollständig  wohl. 

Prof.  Billroth  hat  nach  Dr.  A.  Woelfler 
(Zur  Geschichte  u.  operat.  Behandlung  des  Zungen 
krebses ;  Arch.  f.  klin.  Chir.  XXVI.  2. 1881.  *)  in  den 
letzten  Jahren  die  partielle  oder  totale  Zungenexstir- 
pation  fast  ausschliesslich  nur  nach  vorausgeschickter 
einseitiger  oder  doppelseitiger  Unterbindung  der  Art. 
lingualis  vorgenoromen ,  ohne  jede  grössere  weitere 
Hülfsoperation.  Abziehen  der  Mundwinkel  und  der 
Unterlippe,  Aufsperren  des  Mundes  mittels  des 
H^^^r'schen  Mundspiegels  schaffen  genflgenden 
Einblick  und  Raum  zum  Operiren ;  ist  ein  grösserer 
Theil  des  Mundbodens  mit  erkrankt ,  so  müssen  die 
Zähne  der  erkrankten  Seite  extrahirt,  oder  auch 
Theile  des  Alveolarfortsatzes  resecirt  werden. 

Die  Operation  wurde  meist  mit  der  Hohl- 
scheere  ausgeführt  und  die  Abtrennung  am  Mund- 
boden begonnen.  Nach  Durchtrennung  des  Frenu- 
lum  kann  die  Zunge  mit  einer  MtLzeua'schen  Zange 
ausserordentlich  weit  hervorgezogen  werden,  ebenso 
auch  der  Zungenstumpf,  so  dass  eine  event.  Blutung 
sich  gut  überblicken  und  beherrschen  lässt.  Bei 
der  Amputation  der  halben  Zunge  in  der  Richtung 
ihrer  Länge  wurde  zuerst  die  Längsspaltung  und 
dann  die  Trennung  in  der  Quere  am  Zungengrunde 
vorgenommen.  Bei  der  Entfernung  kleinerer  Theile 
der  Zunge  wurde  von  der  präventiven  Lingualis- 
Unterbindung  abgesehen  und  die  Excision  so  vor- 
genommen, dass  unter  starker  Hervomehung  des 
zurückzulassenden  Zungenstumpfes  successive  durch- 
trennt und  nach  jedem  Scheerenschlag  die  nothwen- 
dige  Blutstillung  vorgenommen  wurde.  Der  Schnitt 
für  die  Lingnab's-Unterbindung  ist  femer  ein  aus- 
reichender Htllfsschnitt  Hlr  die  Exstirpation  aller 
Drüsen  und  bei  Verlängerung  nach  vorn  selbst  fElr 
die  Exeision  des  Mundbodens.  In  einigen  Fällen, 
wo  die  Erkrankung  weiter  fortgeschritten  war, 
mnsste  der  Stamm  der  Art.  lingualis  am  Znngen- 
grunde  unterbunden  werden,  wobei  man  die  Ueber- 
zeugung  gewann,  dass  auch  die  totale  Zungenexstir- 
pation  selbst  ohne  Lingnalis-Unterbindung ,  aller- 
dings mit  grösserem  Blutverlust  und  geringerer  Be- 
quemlichkeit ausfiihrbar  sei. 

Nach  der  Operation  wurde  eine  exakte  Drainage 
angebracht  und  die  ganze  Wundfläche  mit  Kali  hyper- 
manganicum,  entweder  in  Substanz  oder  in  satnrirter 
wässeriger  Lösung  geätzt.  In  allen  den  Fällen,  in 
welchen  ausgiebig  drainirt  u.  zugleich  geätzt  wurde, 
waren  keine  Phlegmonen  im  Halszellgewebe  zu  beo- 
bachten, keine  Munddiphtheritis  und  keine  capillare 
Bronchopneumonie.  Die  Kr.  fühlten  sich  verhält- 
nissmässig  sehr  wohl,  Fieber  war  meist  gering.   Die 


1)  Für  dea  Sep.-Abdrack  dankt  verbindlieh    Wr. 


Drainrdhren  konnten  am  5.  bis  7.  Tage  entfenrt 
werden.  Bis  dahin  und  bis  zur  Schliessung  der 
Drain  wunden  wurde  mit  der  Schlundsonde  ernährt 
Die  Unterbindnngswunde  heilte  in  der  EegA  raak- 
tionsloe.  Abgesehen  von  der  guten  AosMurbarkeit 
der  Exstirpation,  der  leichten  Beherrschung  der 
Blutung,  war  die  Zahl  der  Recidive  eine  geringere 
und  die  Zahl  der  unmittelbar  nach  der  Opwaikm 
Gebeilten  (84.2^/o)  eine  wesentlich  höhere,  als  bei 
anderen  Operationsmethoden.  Eine  Wiedergabe  des 
weiteren  Inhalts  von  W.'s  Abhandlung,  welche  ihren 
Gegenstand  von  den  verschiedensten  Gesichtaponkten 
aus  erschöpfend  behandelt ,  müssen  wir  hier  leider 
unterlassen  und  auf  das  Original  verweisen. 

Prof.  Verneuil  (Gaz.  des  Höp.  141«  p.ll2o. 
D^.  1880)  verwirft  bei  grösseren  Eingriffen  an  der 
Zunge  die  Operation  vom  Munde  ans  und  zieht  die 
Regnoli-Billroth'sche  Operation  vor.  Vom 
Munde  aus  soll  man  nur  bei  kleinen  Abtragungen 
operiren.  Die  Wahl  des  trennenden  Instrumentes, 
Messer,  Ecraseur  u.  s.  w.  sei  gleichgiltig. 

Für  Fälle,  in  welchen  mindestens  die  halbe 
Zunge  entfernt  werden  mnss  und  wenn  dieRced^tieD 
des  Unterkiefers  nicht  nothwendig  erscheint,  em- 
pfiehlt Dr.  W.  Morrant  Baker  (Lancet  1.15. 
17 ;  April  1880.  p.  559.  635)  die  Trennung  der 
Zunge  in  der  Mittellinie,  da  wegen  der  geringeo 
Zahl  von  Anastomosen  beim  Gebrauch  des  MeseerB 
die  Blutung  geringer,  und  beim  Gebrauch  des  Een- 
seur  [welchen  B.  dem  Messer  voRsuziehen  scheint] 
die  Anlegung  desselben  leichter  sei,  zudem  anoh 
noch  die  halbe  Zunge  leichter  hervorgezogen  wer- 
den könne,  nach  Trennung  des  Frennlnm  und  der 
Mnskelverbindungen  nach  vom.  Dieselben  Vor- 
theile  machen  die  Spaltung  in  der  Mittellinie  auch 
Air  die  Entfernung  der  ganzen  Zunge  empfehleoB- 
werth. 

B.  verfilgt  über  9  Beobachtungen,  bei  denen  nach 
diesem  Plane  operirt  und  ohne  Ausnahme  die  Nea- 
bildung  mit  der  Drahtschlinge  entfernt  wurde.  Da- 
bei wurde  auf  die  Entfernung  bereits  erkrankter 
Drüsengeschwülste  stets  verzichtet. 

1)  Eine  87J&hr.  Frau  hatte  an  der  linken  Znogeii- 
hälfte  ein  ca.  1  ZoU  langes ,  bis  sum  leisten  Malilsalio 
reichendes  carcinomatöses  Geschwür,  dessen  Entfemiuis 
(7.  Oct.  1876)  ohne  bedeutende  Blatung  gelang.  Am 
18.  Oct.  erkrankte  die  Fat.  mit  Hals-  und  Brostschmenen 
n.  starb  am  folgenden  Tage  plötzüch  asphyktlsch.  Beider 
Sektion  waren  Sachen  und  Trachea  mit  einer  diphtheri- 
tlBchen  Membran  ausgekleidet.  Der  rechte  Bronefavs 
war  von  einem  losgelösten  Membranstuck  ganz  verstopft. 

2)  Bei  einem  64Jähr.  Manne  sass  ein  grosses  Carci- 
nomgeschwflr  in  der  Mitte  der  Zunge,  der  Zangenboden 
war  hart  und  die  benaehbaiten  Drüsen  am  Kto  iiwea 
infiltrirt.  Am  26.  Mai  1877  wurde  die  Zunge  in  der 
Mitte  gespalten  u.  Jede  Hälfte  besonders  entfernt.  Eäoige 
Wochen  später  war  noch  kein  Becidiv  yorhanden. 

3)  Ein  46Jähr.  Mann  hatte  seit  4  Monaten  (27*  ^^' 
1877)  eine  SchweUung  der  rechten  Parottegegendbemerti 

Erst  2  Mon.  später  trat  eine  Oesohwürsbildung  u  ^^ 
rechten  Seite  der  Zunge  auf.  Bei  der  Aufhalune  (o» 
sich  von  der  rechten  Parotis  bis  nach  der  SubnuuiU^' 
gegend  und  dem  Hals  zu  eine  harte  Schwellniig.  An  der 
Znnge  konnte  die  hhitere  Grenze  derNeubUdiug  lalt  de« 


V.    Chirurgie^  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


53 


Fiiger  meht  erreicht  werden.  Am  12.  Sept.  wurde  wegen 
dergroBsen  Schmerzen  die  rechte  Zungenhälfte,  ohne  im 
Oesonden  m  Operiren,  abgetragen.  Die  Schmerzen  Hessen 
etwas  nach,  doch  ging  der  Kr.  4  Tage  später  septisch  zu 
Grande. 

4)  Ein  62Jähr.  Mann  litt  seit  14  Mon.  an  einer  Ge- 
scbwuist  der  rechten  Znngenhälfte.  Die  Neubildung  er- 
Btreekte  sich  sehr  weit  nach  hinten,  der  Mundboden  war 
frei,  ebenso  anscheinend  die  linke  Zungenpartie.  Bei  der 
Operation  (28.  Nov.  1877)  wurde  der  vordere  Bogen  des 
weiehen  Gaumens,  bis  zu  welchem  das  Carcinom  reichte, 
gespalten.  Der  Kr.  starb  im  Dec.  1878  an  einem  Drüsen- 
recidiv,  welches  sich  am  rechten  Kieferwinkel  wenige 
Monate  nach  der  Operation  entwickelt  hatte. 

5)  Bei  einem  44jähr.  Mann  hatte  B.  am  26.  Dec. 
1873  Ton  der  rechten  Zungenseite  ein  Carcinom  entfernt, 
welebes  2  Mon.  vor  der  Auftiahme  des  Kr.  (22.  Mai  1878) 
reddivirte.  Die  Zunge  wurde  nach  der  Spaltung  in  der 
lOttelliDie,  mit  einem  Theii  der  Schleimhaut  des  Mund- 
bodens  <26.  Mai)  entfernt.  Die  weitere  Beobachtung 
dnerte  nur  Us  81.  Jmil. 

6)  Bei  einem  60Jähr.  Manne  hatte  sich  innerhalb 
}  MoD.  ^ne  Ton  der  Spitze  bis  zu  den  Papulae  circum- 
TsItatM  reichende  Neubildung  entwickelt;  der  Mund- 
boden  war  nicht  betheiUgt,  aber  benachbarte  Drfisen 
waren  ioflcirt.  Am  80.  Juni  1878,  9  Mon.  nach  der 
Operation,  fand  sich  an  der  Zunge  kein  Recidiv,  wohl  aber 
tu  den  Drusen.    Der  rechte  Nerrus  facialis  war  gelähmt. 

7)  Ein  66Jähr.  Mann  bemerkte  seit  15  Mon.  die  Ent- 
wiekelung  efaies  Geschwfirs  auf  der  linken  Seite  der  Zunge. 
Bei  der  Aufnahme  (3.  Dec.  1878)  nahm  die  Neubildung 
fie  Zunge,  den  Mundboden  und  den  Unterkiefer  linker- 
witB  ein.  Drfisenschwellung  war  nicht  vorhanden.  Nach 
Spaltung  der  linken  Wange  bis  zum  vorderen  Rande  des 
Masseter  (14.  Dec.  1878),  wurde  die  Zunge  in  der  Mittel- 
linie bis  zur  Epiglottis  gespalten  und  jede  Hälfte  mit  dem 
Eerasenr  entfernt.    Die  Heilung  erfolgte  rasch. 

8)  Ein  45jähr.  Metzger  bemerkte  seit  6  Mon.  ein 
Geschwfir  auf  der  linken  Zungenseite,  welches  sich  bei 
der  Aufnahme  you  der  Spitze  bis  zum  letzten  Mahlzahn 
entreckte.  Die  Drfisen  am  Kinn  und  Kieferwiukel  waren 
beträchtlich  geschwollen.  Am  18.  Jan.  1879  wurde  die 
befallene  Zungen hälfte  entfernt.  Bis  zum  15.  Febr.  war 
zwar  die  Wunde  geheilt,  es  war  aber  Drüsenschwellung 
rechts  und  bedeutende  Vergrosserung  der  bereits  vorhan- 
den gewesenen  Tumoren  links  aufgetreten. 

9)  Ein  52Jähr.  Schuhmacher  litt  seit  10  Wochen  an 
einem  Oeschwfir  an  der  linken  Zungenhälfte,  welches 
ingefähr  an  der  Mitte  des  Bandes  sass.  Eine  Drüse  am 
Kiefer  war  bedeutend  vergrössert.  Die  Zunge  wurde  ui 
8  Hälften  (1.  Nov.)  vermittelst  des  Ecraseur  entfernt, 
der  nicht  ganz  durchtrennte  Stumpf  aber  beiderseits  in  je 
eine  Ligatur  gefasst  und  die  Abtrennung  vermittelst  des 
Messers  vollendet.  Die  vergrösserte  Drüüc  wurde  heraus- 
gesohält.  Der  Kr.  verliess  das  Hospital  am  24.  November. 

Eine  Debatte  Id  der  Ges.  der  Cbir.  zu  Paris 
(6m.  des  H6p.  147.  p.  1172.  1880)  gab  den  fran- 
><^li6n  Chirurgen  Veranlassung,  ihren  Standpunkt 
gcgenflber  der  Behandlung  des  Zungenkrebses  dar- 
zulegen. 

MaurieePerrin  theilt  vom  klinischen Stand- 
puikte  die  Zangenoardnome  in  2  grosse  Omppen : 
1.  lolehe,  die  mit,  und  2*  solche,  die  ohne  Bethei- 
%mg  der  Lymphdrttsen  einhergeheo.  Fttr  die 
('Unvgie  sind  entere  kein  Gegenstand  der  Behand- 
lung mehr,  die  2.  Gruppe  erheisoht  schon  bei  einiger 
Dehnung  die  schleunige  und  gründliche  Bntfer- 
i^g  des  Erkiankten ,  dann  wird  man  auch  noch 
^  HdUmgen ,  die  Monate  bis  Jahre  anhalten 
CTrilat:  8  J.)  erfi^ai    FttrDespris  giebtes 


keine  definitive  Heilung  des  Leidens,  der  Er.  ttber- 
lebt  nur  die  Operation  eine  kürzere  oder  längere 
Zeit  [!].  Verneuil  räth  noch  zu  der  Operation, 
wenn  nur  die  snbmaxillaren  Drüsen  erkrankt  sind, 
häufig  wird  man  sich  zur  Erleichterung  des  Er.  bei 
sehr  ausgedehnten  Zerstörungen  zu  einer  Palliativ- 
Operation  gedrängt  sehen. 

Die  Frage  der  principiellen  Ausräumung  des 
Mnndbodens  wurde  von  keinem  der  Redner  erörtert 
oder  nur  berührt.  Der  suprahyoideale  Schnitt,  Ecra- 
seur, Thermo-  und  Galvanokauter  werden  für  die 
Operation  bevorzugt,  die  Unterbindung  der  Art. 
lingualis  scheint  nur  selten  angewendet  zu  werden. 
Dr.  T  e  r  r  i  1 1  o  n  betont  deswegen  die  Nothwendig- 
keit,  nach  E  o  c  h  e  r  *s  Vorgang,  mehr  als  bisher  ge- 
schehen, eine  Radikalkur  anzustreben.  (Bull,  de 
Thor.  C.  p.  247.  Mars  30.  1881.) 

Dagegen  wird  die  Unterbindung  der  Art.  lingualis 
nahe  ihrem  Ursprung  als  vorbereitende  Operation 
zur  Exstirpation  der  Zunge  von  Dr.  George  P. 
Shrady  (New  York  med.  Record  XIV.  11.  p.204. 
Sept.  14.  1878)  befürwortet. 

Sh.  räth,  behufs  der  Exstirpation  von  Neubil- 
dungen an  der  Zunge  stets  den  Weg  vom  Munde 
aus  zu  wählen.  Ist  die  Art,  lingualis  vorher  unter- 
bunden worden,  so  ist  das  Messer  oder  die  Scheere 
weitaus  allen  anderen  Instrumenten  vorzuziehen,  da 
nur  dadurch  eine  übersichtliche,  glatte  und  rasch 
heilende  Wunde  erzielt  werden  kann.  Die  Arterie 
soll  stets  unter  dem  hinteren  Bauche  desM.digastri- 
cus  aufgesucht  und  unterbunden  werden,  weil  von 
da  aus  der  Blutzufluss  zu  der  betreffenden  Zungen- 
hälfiie  vollständig  aufgehoben  wird.  Operirt  man 
oberhalb  des  Digastricus,  so  wird  man  meistens  die 
Ligatur  vor  der  Ai*t.  dorsalis  linguae  anlegen, 
und  unter  Umständen  aus  der  Basis  der  Zunge  noch 
eine  schwer  zu  bewältigende  Blutung  bekommen 
können.  Die  Unterbindung  der  Arterie  könnte  viel- 
leicht auch  noch  in  dem  Sinne  günstig  wirken,  dass 
durch  sie  einem  Recidiv  der  Neubildung  vorgebengt 
wird.  [?  Demarquay.] 

Die  von  Sh.  operirte  Kr.  war  eine  32jähr.,  mit  ge- 
spaltenem Gaumen  behaftete  Frau,  bei  welcher  vor  8  Mon. 
an  der  linlcen  Seite  der  Zunge,  gegenüber  einem  cariösen 
Zahne  sich  eine  Ulceration  entwiolcclt  hatte.  Eine  Vatera- 
Schwester  der  Frau  war  an  Brustkrebs  gestorben.  Bei 
der  Aufnahme  (12.  Juni  1878)  war  die  linke  Seite  der 
Zunge  von  beinahe  der  Spitze  an  bis  zum  weichen  Gau- 
men von  einer  indurirten,  stark  wuchernden  Neubildung 
eingenommen.  Auch  die  innere  Seite  des  Zahnfleisches 
und  des  Bodens  der  Mundhöhle  war  der  Sitz  einer  solchen 
Wucherung.  Die  benachbarten  Lymphdrüsen  waren  nicht 
inHcirt.  Die  Entfernung  des  Tumor  auf  der  linken  Seite 
verlief  ganz  ohne  Blntnng.  Auf  der  rechten  Seite,  auf 
welche  sich  die  Incision  eine  kurze  Strecke  weit  er- 
streckte, musste  eine  Arterie  unterbunden  werden,  eine 
kleine  Blutung  am  Mundboden  wurde  durch  Eis  gestillt. 
Die  Neubildung  erwies  sich  als  Epitheliom.  Die  Wunde 
war  nach  10  Tagen  geheilt.  Zwei  Wochen  nach  der 
Operation  wurde  die  Kr.  von  einer  Entzündung  des  lin- 
ken Obern  Lungenlapper.s  befallen,  der  sie  in  3  Wochen 
erla?.     Eine  Sektion  durfte  nicht  gemacht  werden. 

Den  Fällen  von  Radikalheilung  des  Zungen- 
krebses schliesst  sich  der  folgende  von  Christo- 


54 


V.     Ohirnrgie;  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


pher  Heath  an.     (Lancet  IL  25;  Nov.  1880. 

p.  812.) 

Ein  68jähr.Mann  bemerkte  seltOct.  1878  ein  kleines 
Geschwür  auf  der  linken  Seite  des  Mnndbodens,  welches 
sich  langsam  vergrosserte  und  mit  Aetzmitteln  behandelt 
wurde.  Bei  der  Aufnahme  (9.  Jan.  1879)  nahm  eine 
nloerirende  Geschwulst  die  linke  Hälfte  des  Mundbodens 
und  des  angrenzenden  Unterkiefers  ein ,  und  erstreckte 
sich  nach  hinten  bis  zum  aufsteigenden  Ast  des  Unter- 
kiefers, nach  innen  bis  zur  Mittellinie  und  nach  yorn  über 
letztere  hinaus  bis  zum  rechten  Eckzahn.  Drüsen  waren 
nicht  infiltrirt.  Die  Zunge  war  frei.  Die  Neubildung 
(uloerirendes  Epitheliom)  wurde  mit  Resektion  des  be- 
fallenen Unterkieferabschnittes  entfernt.  Im  Nov.  1880 
war  der  Kr.  noch  ganz  wohl. 

Dr.  William  Dunnet  Spanton  (Lianoetl.  23; 
June  1881.  p.  911)  berichtet  über  3  Totalezstirpationen 
der  Zunge  wegen  Carolnom,  die  er  mittels  des  Ecraseur 
ausführte,  einmal  mit  Spaltung  der  Wange,  eine  Methode, 
für  welche  er  sehr  eingenommen  ist.  In  letzterem  Falle 
trat  4  Stdn.  nach  der  Operation  eine  sehr  heftige  Nach- 
blutung auf,  der  man  erst  nach  Wiedereröffhung  der 
Wangenwunde  Herr  werden  konnte.  —  Die  ersten  beiden 
Kr.,  eine  40Jähr.  Frau  und  ein  34jähr.  Mann,  starben  18, 
resp.  5  Mon.  nach  der  Operation  an  lokalem  und  Drüsen- 
recidiv,  bei  dem  3.  Kr.  reichte  die  Beobachtung  nur  bis 
8  Wochen  nach  der  Entlassung. 

Heiiang  Dach  Excision  eines  an  der  Seite  der 
Zange  sitzenden  Epitheliom  beobachtete  Dr.  J.  C. 
Ogilvie  Will  (Lancet  II.  1;  July  1877.  p.  4) 
bei  2  Männern  im  Alter  von  49  nnd  50  Jahren. 

In  beiden  Fallen  wurde  (nach  Annandale 's  Me- 
thode) unter  Chloroformnarkose  eine  Incision  durch  die 
Mittellinie  der  Unterlippe  bis  ca.  1  Zoll  unterhalb  des 
Kinnes  ausgeführt  u.  alsdann  nach  Loslösung  der  Weich- 
theile  vom  Knochen  die  Symphyse  des  Unterkiefers  durch- 
gesägt, jede  Hälfte  aber  mit  einer  Schlinge  zur  Seite  ge- 
zogen. Dann  wurde  durch  die  Spitze  der  Zunge,  zur 
Seite  der  Mittellinie,  Je  eine  starke  Ligatur  eingelegt  und 
mittels  derselben  die  Zunge  nach  vom  und  oben,  nach 
der  der  afficirten  Stelle  entgegengesetzten  Seite  gezogen, 
während  die  Verbindungen  der  Zunge  mit  dem  Boden  der 
Mundhohle  an  der  afflcirten  Seite  mit  einem  Scalpell  durch- 
trennt wurden.  Nach  Ligatur  der  Blutgefässe  mit  Catgut, 
wurde  ein  Scalpell  durch  die  Zungenwurzel  genau  in  der 
Mittellinie  durchgestossen  und  bis  zur  Zungenspitze  durch- 
gezogen, endlich  mittels  der  rund  um  die  Basis  der  affl- 
cirten Seite  so  weit  als  möglich  nach  hinten  angelegten 
Kette  eines  Ecraseur  die  eine  Zungenhälfte  entfernt,  wo- 
bei kein  Blut  floss.  Dann  wurde  die  durchsägte  untere 
Kinnlade  Jederseits  mit  zwei  Bohrlöchern  versehen  und 
mit  starkem  Silberdraht  in  Apposition  gebracht,  worauf 
die  Weichtheile  vereinigt  wurden.  Durch  den  Boden  der 
Mundhöhle  wurde  ein  Drainrohr  eingelegt  u.  nach  aussen 
in  die  Gegend  des  Zungenbeins  geleitet.  Drei  Tage  nach 
der  Operation  wurde  eine  äussere  Guttaperchaschiene,  mit 
Borlint  gefuttert,  um  das  Kinn  gelegt. 

Der  eine  Fat.  wurde  in  der  5.  Woche,  der  2.  am 
18.  Tage  nach  der  Operation  geheilt  entlassen.  Letzterer 
ging  später  an  einem  Recidiv  in  den  benachbarten  Lymph- 
drüsen zu  Grunde.  Ob  bei  dem  erstem  die  Heilung  Be- 
stand gehabt  hat,  ist  nicht  angegeben.  Bei  ihm  war  beim 
Bohren  der  Kinnlade  eine  Nadel  abgebrochen  und  hatte 
im  Knochen  zurückgelassen  werden  mfissen. 

Dr.  Charles  B.  Crandall  (Philad.med.andsurg. 
Rep.  XLn.  21 ;  May  1880)  exstirpirte  die  krebsig  ent- 
artete linke  Hälfte  einer  Zunge  mittels  des  Ecraseur, 
dessen  Kette  er  zunächst  mittels  Nadeln  um  den  Tumor 
flxirt.  Die  Zunge  lässt  er  mittels  einfacher  Zangen  nach 
vorwärts  ziehen.  Die  Operation,  welche  19  Min.  dauerte, 
wurde  unter  Narkose  mittels  Bromäihyl  ausgeführt,  von 
dem  10  Drachmen  (37.5  Grmm.)  verbraucht  wurden. 

(Schluss  folgt.) 


493.  Pharyngotomia  subhyoidea  sur  Ez- 
stirpation  der  krebsig  entarteten  BpiglottiB; 
von  Dr.  M.  W.  af  S  c  h  n  1 1 6  D.  (Finska  läkaresäiUk. 
handl.  XXIII.  2  och  3.  8.  147.  1881.) 

Der  Kr.,  ein  54  J.  alter  Mann,  hatte  ungefähr  1 J. 
vor  seiner  am  6.  Dec.  1880  erfolgten  Aufnahme  in  die 
chirurgischen  Klinik  des  Krankenhauses  in  Helsiogfon 
Schmerzen  beim  Schlucken  bekommen;  die  Schling- 
beschwerden hatten  immer  mehr  zugenommen  und  die 
Speisen  geriethen  oft  in  den  Kehlkopf,  seit  einigen  Wo- 
chen hatte  sich  Heiserkeit  hinsugesellt.  An  Steile  der 
Epiglottis  fand  sich  eine  knollige,  theil weise  geschwfliige 
Geschwulst  von  harter  Consistenz,  die  den  Kehlkopf- 
eingang verdeckte.  Sie  wurde  als  Epitheliom  diagnoeü- 
cirt  und  ihre  Entfernung  mittels  der  Pharyngotomia  sab- 
hyoidea  beschlossen. 

Am  6.  Jan.  1881  wurde  die  vorbereitende  Tracbeo- 
tomie  ausgeführt,  wobei  eine  ziemlich  bedeutende  Blu- 
tung eintrat,  so  dass  die  ganze  Operation  nicht  sofort  be- 
endigt werden  konnte.  In  Folge  des  Eindringens  von 
Blut  in  die  Luftwege  stellte  sich  in  den  folgenden  Tages 
Bronchitis  mit  hohem  Fieber  ein  und  im  Verlaufe  dieser 
Bronchitis  entwickelte  sich  eine  Phlegmone  am  reehteo 
Schenkel.  Nach  Beseitigung  dieser  Complikationen  ward« 
am  14.  Febr.  mittels  eines  ungef&hr  7  Ctmtr.  langen  Schnit- 
tes die  Pharyngotomia  subhyoidea  nach  Malgaigne'8 
Vorschriften  ausgeführt  und  bei  niederhängendem  Kopfe 
des  Pat.  eine  Tamponkannle  eingeführt.  Die  Ghlorofor- 
mirung  wurde  durch  die  Trachealkanüle  bewerkstelligt 
Nachdem  alle  Weichtheile  bis  auf  die  Schleimhaut  dan^ 
schnitten  worden  waren,  wurde  diese  an  der  Seite  der 
Geschwulst  durchtrennt  und  nun  konnte  man  mit  dem 
Finger  fühlen,  dass  die  Epiglottis  in  ihrer  ganzen  A»- 
dehnung  entartet  war.  Die  Schleimbaut  zwischen  Zu- 
genwurzel  u.  Geschwulst  wurde  hierauf  vollständig  doroh- 
trennt  und  die  Geschwulst  theils  mit  dem  Messer,  theOs 
mit  dem  Thermokauter  nicht  ohne  Schwierigkeit  ezstir- 
pirt;  sie  hatte  ungefähr  6 — 7  Ctmtr.  Durchmesser  nnd 
erwies  sich  als  Epitheliom.  Bei  der  Operation  drang  kern 
Blut  in  die  Trachea.  Die  Tamponkannle  wurde  bis  vm 
nächsten  Tage  liegen  gelassen.  Am  folgenden  Tage 
stellte  sich  massige  Bronchitis  mit  Fieber  ein.  Der  Er. 
wurde  durch  die  Oesophagussonde  ernährt. 

Am  3.  März  wurde  die  Trachealkanüle  entfent, 
musste  aber  wegen  durch  Perichondritis  in  dem  bei  der 
Operation  theilweise  biosgelegten  Schildknorpel  bedingter 
Athemnoth  am  23.  März  wieder  ehigelegt  werden.  Un- 
gefähr 8  Wochen  nach  der  Operation,  als  die  Haotwnnde 
fast  geheilt  war,  begann  der  Kr.  wieder  selbst  zu  essen 
und  konnte  diess  bald  ohne  Schwierigkeit  thun.  Am 
11.  Juni  wurden  einige  halb  nekrotische  Knorpelstfickchen 
entfernt ;  die  Trachealkanfile  musste  noch  liegen  bleiben. 
Von  einem  Recidiv  war  bis  dahin  noch  keine  Spur  zu  b^ 
merken.  (Walter  Berger.) 

494.  üeber  die  Behandlimg  der  suppn- 
rirenden  Bubonen;  von  Dr.  Cäsar  Boeck. 
(Tidsskr.  f.  prakt.  Med.  9.  10.  1881.) 

Behufs  der  Zertheilang  der  Geschwülste  zieht  B. 
Bleiwasserumschlftge  mit  Oammipapier  bedeckt  dem 
AafpiDseln  von  Jodtinktur  nnd  der  Anwendung  an- 
derer Hautreizmittel  vor  in  Hinsicht  anf  die  in  Zu- 
kunft möglicher  Weise  nötiiig  werdenden  operativen 
Eingriffe  y  fttr  welche  eine  intakte  Haut  wttnsebens- 
werth  ist.  Wenn  man  indessen  nach  einigen  Tsgen 
noch  kein  Zurückgehen  der  Geschwulst  bemerkt,  iat 
nach  B.  sofort  zur  Punktion  zu  schreiten,  die  jedoch 
nur  anwendbar  ist,  wenn  die  Krankheit  ein  gewisses 
Stadium  noch  nicht  Oberschritten  hat.     Am  meisten 


T.     Chirurgie;  Ophttialmologie  n.  Otiatrik. 


55 


kwsaM  auf  em  gflDstiges  Resultat  bietet  die  Punk- 
tkni;  wcDu  die  EutzflnduDg  noch  nicht  das  periglan- 
duläre Gewebe  ergriffen  hat ;  aber  selbst  wenn  dieses 
nnd  sogar  die  bedeckende  Haut  entzündet  und  ge- 
r5tbetist|  kann  man  immer  noch  die  Punktion  mit 
Anneht  auf  Erfolg  versuchen^  sobald  noch  nicht  die 
Drttee  und  das  Zellgewebe  in  der  Umgebung  eine 
emage  fluktnhrende  Abscesshöhle  bilden.  Wenn  es  so 
weit  gekommen  ist,  bleibt  nur  die  Eröfihung  des 
Abseeflses  ttbrig. 

Die  Methode  der  abortiven  Punktion,  die  B.  an- 
wendet, weicht  in  manchen  Punkten  von  den  ge- 
brloeblichen  ab.  Die  Drttse  wird,  so  weit  sie  noch 
iBoIiit  von  dem  umgebenden  Zellgewebe  fühlbar  ist, 
iwisehen  Daumen  und  Zeigefinger  der  linken  Hand 
gefant  und  gegen  die  bedeckende  Haut  gedrückt, 
mit  einem  spitzen  Bistouri  wird  an  dem  hervor- 
ragendsten Punkte  ein  senkrechter  Einstich  durch 
&  Haut  und  in  die  Drüse  hinein  gemacht,  eine 
ilbeioe  Enopfsonde  eingeführt  und  in  der  Drüse 
beramgeftlhrt,  um  möglicher  Weise  noch  bestehende 
Biadegewebsbalken  zu  zerstören  und  den  Ausfluss 
MB  der  kleinen  Oeflhung  zu  erleichtem ,  die  durch 
&  Bewegung  der  Sonde  etwas  erweitert  wird. 
Während  der  ganzen  Operation  wird  die  Drüse  mit 
den  Fingern  zusammengedrückt  und  man  fühlt  sie 
nttmmenfallen  und  fast  verschwinden.  Wenn  der 
hhalt  nach  Möglichkeit  entleert  ist,  wird  mittels 
«mer  Glasspritze  Iproc.  Carbolsäurelösung  durch 
a€D  engen  Stichkanal  langsam  eingespritzt,  das 
Cwbolwasser  wieder  ausgepresst  u.  die  Einspritzung 
wiederholt,  bis  sich  in  der  ausgepressten  Flüssigkeit 
kein  Eiter  mehr  findet.  Schlüsslich  wird  wieder  ein 
BWwMserumschlag  aufgelegt.  Die  Einspritzung  von 
Ctfbolwasser  wird  2— 3mal  täglich  wiederholt,  bis 
iKfa  die  Punktionsöflbung  geschlossen  hat.  In  den 
^  Tagen  der  Behandlung  muss  der  Pat  das 
^  boten. 

Alle  Fälle,  in  denen  B.  diese  Metiiode  der  Punk- 
tKHi  anwendete  und  in  denen  die  Nachbehandlung 
gewigaenhaft  durchgeffthrt  wurde,  sind  günstig  ver- 
l^ofen;  die  Heilung  erfolgte  meist  rasch,  in  2  Fialen 
konnten  die  Er.  schon  nach  2  Tagen  wieder  ihre 
^häfte  verrichten.  Nur  in  einem  Falle  hat  B. 
Reber  nach  der  Operation  folgen  sehen,  dessen  Ur- 
'^  er  indessen  nicht  anzugeben  vermag;  im 
Debrigen  verlief  der  Fall  in  jeder  Hinsicht  günstig. 
^  einer  Frau  hat  B.  diese  Operation  nur  ein  ein- 
ziges Mal  ausgefthrt 

Wenn  es  für  die  Punktion  zu  spät  ist,  muss  man 
ue  Abscessbildung  zu  beschleunigen  suchen ,  den 
Abecess. öffnen  nnd  die  Höhle  fleissig  mit  Carbol- 
waner  ausspritzen ,  damit  nicht  die  virulente  Masse 
^  in  der  Eiter-  oder  „Schankerhöhle'<  —  als 
^e  ist  die  Abscesshöhle  nach  B.  in  der  Regel  zu 
P^achten ,  wenn  sie  von  weichem  Schanker  ihren 
^isprong  hat  —  ansammelt  und  destruu-end  auf  die 
^vebe  wirkt,  wobei  Eitersenkungen  zu  befürchten 
^*  Die  Eitmenknng  oder  FistelbUdung  vermeidet 


man  am  sichersten  durch  Ausstopfen  der  Höhle  mit 
in  irgend  einer  desinficirenden  Flüssigkeit  getränkter 
Charpie ,  sobald  diess  die  Empfindlichkeit  gestattet. 
Die  Charpie  muss ,  wenigstens  anfangs ,  öfters  ge- 
wechselt werden.  Als  desinficirende  Flüssigkeit  be- 
nutzt B.  ein  Infusum  aus  Species  resolventes  mit 
Eampherspiritus ;  B.  taucht  die  Charpie  erst  in  den 
Kampherspiritus  und  dann  in  das  Infus  und  hat  bei 
dieser  Mischung  selbst  bei  sehr  empfindlichen  Indi- 
viduen keinen  Schmerz  auftreten  sehen  wie  bei  der 
früher  von  ihm  angewendeten,  mehr  Eampherspiritus 
enthaltenden  Mischung.  Die  Oranulationsbildung 
wird  durch  diese  Behandlung  sehr  befördert ;  selbst 
grosse  Abscesshöhlen  mit  Buchten  und  Vertiefungen 
können  binnen  3 — 4  Wochen  nach  der  Eröfinung 
zuheilen ,  kleinere  noch  rascher ,  und  der  Er.  kann 
fast  während  der  ganzen  Zeit  seine  Geschäfte  ver- 
richten. 

Das  Gesagte  gilt  für  die  Fälle  mit  stark  aus- 
gesprochenem entzündlichen  Charakter  und  rascher 
Entwicklung,  bei  lentesch'enden  Fällen  empfiehlt  B. 
Bleiwasserumschläge  allein  oder  mit  gleichzeitiger 
Compression  oder  ableitende  Mittel.  Wenn  damit 
keine  Heilung  erzielt  wird,  soll  man  Eiterung  zu  er- 
regen suchen  und  dann  den  Abscess  in  der  ange- 
gebenen Weise  behandeln.        (W  a  1 1  e  r  B  e  r  g  e  r.) 

495.  Hydrooele,  geheilt  durch  eine  Chlor- 
zinkinjektion ;  von  Dr.  Cäsar  Boeck.  (Tidsskr. 
f.  prakt.  Med.  11.  1881.) 

Bei  einem  17  J.  alten  Er.  wurde  eine  seit  Monaten 
bestehende  ziemlich  hühnereigrosse  Hydrooele  2mal  mit- 
tels Punktion  entleert  und  bildete  sich  danach  rasch  wie- 
der. Am  18.  März  spritzte  B.  von  einer  lOproc.  Chlor- 
zinklösung einige  Tropfen,  zu  gleichen  Theilen  mit  Wasser 
verdünnt,  ein,  mitten  in  die  vorher  nicht  entleerte  Hydro- 
celenflüssigkeit  hinein.  Einige  Minuten  nach  der  Ii\)ek- 
tion  fühlte  Pat.  ein  leichtes  Brennen  längs  des  Samen- 
strangs in  die  Höhe,  aber  keinen  eigentlichen  Schmerz. 
Am  nächsten  Tage  war  die  Geschwulst  deutlich  kleiner 
und  weniger  gespannt ;  es  bestand  geringe  Empfindlich- 
keit bei  Druck  und  Bewegungen ;  5  Tage  nach  der  In- 
jektion (am  23.  März)  war  die  Geschwulst  fast  ganz  ver- 
schwunden, am  30.  März  fühlte  man  nur  noch  eine  Ver- 
dickung am  Samenstrang  von  ungefähr  IVs  Zoll  Ausdeh- 
nung. Am  10.  Mai,  als  B.  den  Kr.  wieder  sah,  war  Alles 
normal. 

Wenn  es  sich  zeigen  sollte,  dass  man  in  der 
Regel  auf  gleich  gute  Resultate  rechnen  könnte, 
würde  diese  Behandlungsweise  als  grosser  Gewinn 
zu  betrachten  sein.  Wie  weit  sie  bei  Hydrocelen, 
die  mit  der  Peritonäalhöhle  communiciren,  zu  ver- 
suchen sei  f  lässt  sich  erst  beantworten ,  wenn  eine 
grössere  Erfahrung  erreicht  ist.  Wie  im  mitgetheil- 
ten  Falle  das  Chlomnk,  ohne  irgend  welche  be- 
deutendere Reaktion  hervorzurufen,  die  Absonderung 
zum  Stillstand  und  die  angesammelte  Flüssigkeit  zur 
Resorption  bringen  konnte,  ist  nicht  leicht  zu  erklä- 
ren, aber  man  sieht ,  dass  es  auch  als  Aetzmittel, 
ausser  seinen  rein  destruktiven  Eigenschaften,  einen 
ganz  eigenthümlich  modificirenden  Einfluss  auf  ver- 
schiedene pathologische  Processe  in  der  Haut  be- 
sitzt.    Ob  der  Umstand ,  dass  die  Hydrooele  kurz 


56 


VI.     Chirorgie,  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


vorher  2mal  durch  Punktion  entleert  worden  war, 
einen  Einfluss  in  der  Weise  ausgeübt  hat,  dass  die 
seröse  Membran  vielleicht  in  Folge  davon  leichter 
beeinflnsst  werden  konnte,  lässt  B.  dahingestellt.  B. 
veimuthet,  dass  diese  Behandlungsweise  auch  bei 
Hygroma  patellare,  vielleicht  auch  in  verzweifelten 
Fällen  von  Ovariencysten,  in  denen  aus  irgend  einem 
Grunde  eine  radikalere  Behandlung  nicht  thunlidi 
ist,  natürlich  mit  der  nöthigen  Vorsicht,  angewendet 
werden  könnte.  (W  a  1 1  e  r  B  e  r  g  e  r.) 

496.  Fall  von  intraabdomineller  Hämato- 
oele;  von  Dr.  H.  Till  man  ns  zu  Leipzig.  (Arch. 
f.  klin.  Ohir.  XXVI.  4.  p.  1009.  1881.) 

Der  betr.  Kr.,  ein  30  J.  alter  Cigarrenarbeiter ,  gab 
ao,  seit  frühester  Kindheit  an  rechtseitiger  Hydroeele  des 
Scrotnm  gelitten  zn  haben ,  welche  etwa  12mal ,  zuletzt 
vor  2  Jahren ,  punktirt  worden  sei.  Von  da  ab  erfuhr 
eine  angeblich  schon  früher  bemerl^te  Geschwulst  in  der 
rechten  untern  Bauch-,  resp.  Leistengegend  in  kurzer 
Zeit  eine  betrachtliche  Zunahme. 

Die  Untersachung  wies  eine  etwa  mannskopfgrosse, 
prall  elastische,  massig  bewegliche,  mit  den  Bauchdecken 
scheinbar  nur  locker  verwachsene  Unterleibagesohwulst 
nach ,  welche  von  der  rechten  untern  Bauchgegend  über 
dem  Ligam.  Foupart.  ausging ,  über  die  Linea  alba  nach 
links  hinfiberragte  und  bis  über  den  Nabel  hinaufetieg. 
Wie  bei  Jeder  grossem  intraabdominellen  Hydroeele  war 
auch  hier  die  rechte  Leistengegend  durch  die  von  deren 
Kanäle  aus  sehr  deutlich  fühlbare  Geschwulst  vorgedrängt. 
Keine  Hydroeele  des  Scrotum.  Die  Untersuchung  per 
Rectum  ergab  nichts  Besonderes.  Athem-  und  Stahl- 
beschwerden in  Folge  von  Compression  Seitens  der  Ge- 
schwulst; ziehende  Schmerzen  nach  der  rechten  Niere 
hin ;  Urin  ohne  Abnormität.  —  Die  Diagnose  wurde  auf 
intraabdominelle  Hydroeele  funiculi  gestellt  und,  da 
der  Kr.  radikal  geheilt  zu  werden  wünschte ,  die  Exstir- 
pation  derselben  unternommen. 

Nachdem  von  der  Linea  alba  aus  unter  antisept.  Gau* 
telen  die  Laparotomie  gemacht  worden  war,  zeigte  es  sich, 
dass  die  Geschwulst  mit  einem  Stiele  aus  dem  erweiter- 
ten rechten  Leistenkanal  entsprang  n.  zwischen  Perito- 
näumu.  der  vordem  Bauchwandung  lag.  Diese  Geschfrulst, 
bes.  in  ihrem  obem  Theile  mit  dem  abgehobenen  u.  nach 
oben  gedrängten  Bauchfelle  fest  verwachsen ,  Hess  sich 
von  den  Bauchwandungen  mit  den  Händen  leicht  ablösen. 
Die  Probepunktion  lieferte  eine  bräunlich-blutige  Flüssig- 
keit ,  von  welcher  etwa  4  Liter  abflössen.  Da  die  staik 
verkalkten ,  starren  Wände  der  Hämatoceie  nach  deren 
Entleerung  nicht  zusammenfielen,  so  schien  es  zweck- 
mässig ,  die  Geschwulst  vollständig  mit  den  Händen  und 
unter  Ligatur  verwachsener  Stränge ,  Adhäsionen  u.  s.  w. 
auszuschälen.  Diess  geUing  auch  bis  auf  den  obem  Theil 
der  Geschwulst,  wo,  wie  gesagt,  das  stark  verdünnte 
Peritonäum  so  fest  mit  der  Gystenwand  verwachsen  war, 
dass  es  einriss  und  mit  letzterer  entfernt  werden  musste. 
Ehie  10  Ctmtr.  grosse  Verwachsung  der  Hämatoceie  an 
ihrer  hintern  untem ,  vom  Bauchfelle  bedeckten  Fläche 
mit  einer  Dünndarmschlinge  Hess  sich  dagegen  sehr  leicht 
mit  den  Fingern  ablösen.  Mit  Anlegung  von  2  Garbol- 
seideligaturen  um  je  eine  Hälfte  des  im  erweiterten  rech- 
ten Leistenkanale  befindlichen  Stieles  der  Hämatoceie, 
auf  welchem  mehrere  etwa  linsen-  bis  erbsengrosse ,  eine 
klare,  seröse  Flüssigkeit  enthaltende  Cysten  aufeassen, 
wurde  die  Operation  beendet. 

Nach  sorgfältiger  Blutstillung ,  Reinigung ,  Drainage 
des  von  der  Geschwulst  eingenommeuen  Raumes ,  Bauch- 
naht, antiseptischer  Ocdusions-Verband.  Tod  an  Peri- 
tonitis am  Morgen  des  3.  Tages  nach  der  Operation. 

Die  Sektion  wurde  nicht  gestattet. 


Wie  Vf.  meint ,  hat  hier  vielleicht  die  Drainage 
mehr  geschadet  als  genützt,  weil  durch  sie  ein  voll- 
st&ndiger  Verschluss  der  Bauchwunde  verhindert  und 
dadurch  der  Entstehung  der  Peritonitis  Vorschub 
geleistet  wurde.  Wahrscheinlich  wäre  es  zweck- 
mässiger gewesen,  den  Rest  des  von  den  Bauchwän- 
den abgelösten  Bauchfells  vollständig  eu  entfernen, 
dft  ja  ohnehin  schon  ein  Theil  desselben  mit  hatte 
entfernt  werden  müssen ,  und  weil  dann  keine  Hoble 
zwischen  dem  Peritonäum  und  den  Bauchwandungen 
vorhanden  und  damit  ^e  Drainage  flberflüsslg  ge- 
wesen wäre. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  der  Wandug 
der  Hämatoceie  ergab  im  Wesentlichen  nur  reich 
vaskularisirtes  Bindegewebe  mit  an  der  Innenwand 
aufliegendem  Blutdetritus ,  während  nach  der  von 
Prof.  Hof  mann  ausgeführten  Analyse  in  dm 
Cysteninhalte  ausser  den  bekannten  Befunden  wenig 
Cholestearinkrystalle  vorkamen. 

Ausgezeichnet  war  diese  Hämatoceie  durch  ihre 
bedeutende  Grösse,  ihr  rapides  Wachsthom  seit  %m 
Jahren  und  besondera  durch  das  Fehlen  eiaer  gldeh- 
zeitigen  Scrotalhydrocele ,  welche  früher  angebM 
vorhanden  gewesen  war. 

Dass  nach  dem  Verschwinden  der  früher  vor- 
banden  gewesenen  Hydroeele  scrotalis  die  Hämato- 
ceie so  rasche  Fortschritte  machte ,  hing  vielleicht 
davon  ab ,  dass  es  eine  Hydroeele  funiculi  war  und 
tief  in  den  Hodensack  herunterreichte ,  welche  fleh 
nach  der  letzten  Punktion  in  ihrem  untern  Theile 
schloss ,  während  sie  in  ihrem  obem  nun  nach  der 
Bauchhöhle  hin  an  Umfang  um  so  schneller  zunahm. 
Ob  die  Hämatoceie  irgend  einem  Trauma  ihre  Ent- 
stehung verdankte^  hat  nicht  ermittelt  werden  kön- 
nen. 

Vf.  erinnert  hierbei  daran,  dass  Prof.  Kocher 
{Pitha-BülroUi,  Handbuch  d.  Ohir.  III.  2.  p.  279) 
10  Fälle  von  abdomineller  Hydroeele,  resp.  Häouito- 
cele  zusammengestellt  hat,  in  welchen  gleichzeitig 
eine  damit  communicirende  Scrotal-Hydrocele  vor- 
handen war,  und  dass  Prof.  Trendelenbarg 
(Beri.  klin.  Wchnschr.  XIH.  2. 1877)  unter  Verweis 
auf  eine  früher  von  ihm  in  v.  Langenbeck's 
Klinik  gemachte  ähnliche  Beobachtung  einen  neuen 
Fall  von  Hydroeele  intraabdominalia  bilocularü 
veröffentlicht  hat.  Er  theilt  die  von  T  r.  bei  dem 
letzten  Chirurgen-Congress  (vgl.  Arch.  f.  klin.  Chir. 
XXVI.  4.  p.  867)  ausgesprochene  Ansicht  von  der 
anatom.  Analogie  zwischen  Hernia  ingianali*  pfO" 
periionaealis  und  Hydroeele  iniraabdom,  biloeu- 
laris.  Beide  Zustände  beruhen  auf  abaormer  Bil- 
dung des  Proc.  vaginalis  peritonaei ;  in  d^oii  eioeii 
Falle  ist  die  abnorme  Ektasie  des  gen.  P)foc.  g«geo 
die  Peritonäalhöhle  hin  offen  geblieben,  in  dem 
andern  hat  sie  sich  geschlossen. 

Bei  der  Seltoiheit  der  HydroceU  väraabdommalif 
büocularis  lassen  wir  die  von  Prof.  TrAPdoJeatff't 
gemachte  Beobachtung  kurz  folgen. 

Einiejähr.  Bursche  Utt  an  einer  rechtBcitigcn  Hyw 
cele,  welche  vor  1%  J.  sich  zuerst  als  eine  Amtwemg 
am  Hoden  bemerkbar  gemacht  und  von  da  raish  nf^' 


V.     Chirurgie,  Ophthalmologie  a.  Otiatrik. 


57 


BoauBOi  hatte.  Dieselbe  erstreckte  sieh  durch  den  gleich- 
seitigen Leistenkanal  bis  hinter  die  vordere  Bauchwand. 
In  Folge  dessen  war  eine  dentlich  fühlbare  Gedchwulst 
entstanden t  welche  aus  2  eiförmigen  Abtheilungen,  einer 
grossem  in  der  Bauchhöhle  und  einer  kleinem  im  Scro- 
tBffl  gelegenen ,  bestand.  Erstere ,  die  vordere  Bauch- 
wand  in  der  Regio  iliaca  dextra  etwas  henrorwdlbend, 
liitke  nach  oben  und  aussen ,  an  welcher  letstem  Stelle 
ihre  Grenze  nur  2  Querfinger  breit  von  der  Spina  anter. 
rap.  entfernt  war ,  ihre  grösste  Ausdehnung  und  reichte 
nadi  innen  bis  zur  Medianlinie ,  während  mit  dieser  Qe- 
flchwnlstpartie  die  kleinere,  scrotale,  durch  ein  etwa  3 
Qoerfinger  breites ,  im  erweiterten  Leistenkanale  liegen- 
des Mittelstnck  commnnicirte. 

Die  Geschwulst  war  deutlich  fluktuirend,  durchschei- 
nend und  unempfindlich.    Bei  Compression  des  scrotalen 
Ttieils  entleerte  sich  derselbe  etwas  und  füllte  sich  ent- 
sprechend der  abdominale  und  umgekehrt.    Hustete  der 
Kr.,  so  drängte  sich  die  ganze  Geschwulst  etwas  aus  der 
Baaehhöhle  und  der  serotale  Theil  schwoll  stärker  an. 
Da  Punktion  u.  Compression  erfolglos  angewendet  waren, 
unternahm  Tr.  die  Badikaloperation.    Er  machte  vom 
Obern  Theile  der  vordem  Scrotalfläche  nach  oben  und 
aossen  bis  zur  Apertur  des  Leistenkanals  einen  Schnitt, 
der  die  Hautdecken  und  dieScheidenhant  in  gleicher  Aus- 
dehnung erdihiete.  In  der  Höhle  der  Hydrocele  fand  sich 
ein  in  der  Flüssigkeit  schwimmendes ,  festes,  gelblich  ge- 
erbtes Fibringerinnsel  von  der  Grösse  eines  kleinen  Fin- 
gers.   Nach  Entleemng  des  Inhalts  und  Einlegnng  eines 
langen  Drainrohrs  in  den  Bauehtheil  der  Geschwulst  und 
eines  kleinem  in  die  untere  Wundöffiaung  folgte  die  Ver- 
einigung der  Rander  der  Scheidenhaut  mit  denen  der 
Hant  durch  Snturen.     Bei   der  Operation  wurde  das 
List  er 'sehe  Verfahren  eingehalten,  jedoch  mit  Wegfall 
des  Carbolspray ,  welchen  Vf.  für  entbehrlich  und  lästig 
batt.    Hieran  schloss  sieh  der  von  Volk  mann  ange- 
gebene Verband ,  mit  dem  noch  die  Vorsichtsmaassregel 
Tttbonden  wurde ,  dass  den  obem  Recessus  Schwämme 
und  Bäusche  von  Salii^lwatte  gehörig  comprimirten.    Es 
erfolgte  Heilung.  (Pauli,  Cöln.) 

497.  Ueber  die  Behandlung  versohiedener 
Formen  von  Hamretention ;  von  Prof.  Carl 
Weil.  (Prager  med.  Wchnschr.  VI.  17.  18  u.  19. 

1881.) 

Vf.  knflpft  seine  Bemerkungen  an  eine  Anzahl 
von  ihm  beobachteter  Fälle. 

1.  FaU.  Ein  Junger  Mann  von  24  J.,  welcher  seit 
6  Wochen  an  einem  Tripper  ohne  wesentliche  Harn- 
besehwerden  litt,  konnte  plötzlich  nach  einer  lustig  durch- 
lebten Nacht  den  Urin  nicht  entleeren. 

Da  der  hinsngerufene  Arzt  die  Harnblase  bedeutend 
aoagedehnt  fand,  so  versuchte  er  vielfach  den  Kathete- 
rismos,  Jedoeh  ohne  Erfolg,  und  da  auch  warme  Bäder 
ond  Eataplasmen  auf  den  Damm  nichts  nutzten,  so  wurde 
die  Pu^tion  der  Blase  über  der  Symphyse  gemacht,  die, 
mit  Ausnahme  eines  einmaligen  Schüttelfrostes,  keine 
weitem  üblen  Folgen  hatte.    Hiemach  entleerte  der  Kr. 
Bsoh  5  Tagen  zum  1.  Male  etwas  Urin  durch  die  Urethra 
und  im  weitem  Verlaufe  immer  mehr,  so  dass  nach  12  Ta- 
gen die  Kanüle  aus  der  Stichwunde,  die  rasch  zuheilte, 
entfernt  werden  konnte.  Vf.,  3  Wochen  nach  dieser  Ope- 
ntlon  hinzugezogen,  führte  leicht  einen  Katheter  Nr.  6 
engl.  M.  in  die  Blase  und  wenige  Tage  später  einen  sol- 
ehen  Nr.  12  in  gleioher  Weise  ein. 

Ab  Ursache  der  Harnverhaltung  in  solchen  Fäl- 
len betrachtet  man  gewöhnlieh  einen  Krampf  des 
Blasenhabes«  Nach  Meroier,  welcher  diese  An- 
rieht nameDtlich  vertritt ,  wird  in  Folge  von  Con- 
tmktor  der  hintern  Lippe  des  Orifioiam  vesicale  die 

IM.  Jahrbb.  Bd.  198.  Hft.  1. 


Spitze  des  Trigonum  Lieutaudii  nach  oben  und  vorn 
über  die  untere  Wand  der  Harnröhre  erhoben  und 
so  eine  einen  Verschluss  bedingende  Klappe  (Valvule 
du  col  vesicale)  gebildet.  Coudmont  nahm  einen 
Krampf  beider  Sphinkteren  des  Blasenhalses  an, 
während  Civiale  die  Ursache  in  einem  Spasmus 
colli  vesicae  et  urethrae  (R^tr^cissementspasmodique) 
suchen  zu  mflssen  glaubte. 

Diesen  Anschauungen  trat  H.  Thompson  (Vor- 
lesungen über  die  chirurg.  Krankh.  der  Harawege, 
übers,  von  Dr.  Depuis.  Berlin  1877)  mit  der  Be- 
hauptung entgegen,  dass  es  sich  in  diesen  Fällen 
nicht  um  eine  Striktur,  sondern  um  eine  sich  bis  zum 
Blasenhalse  erstreckende  Entzündung  des  prostati- 
schen Theiles  der  Urethra  handle.  Neuerdings  hat 
sich  jedoch  Esmarch  wieder  für  die  spastische 
Natur  dieser  Ischurie  ausgesprochen.  Vgl.  Jahrbb. 
CLXXXVffl.  p.  160. 

Bei  dieser  Meinungsverschiedenheit  liegt  die  An- 
nahme nahe,  dass  unter  solchen  Umständen  bald  eine 
entzündliche  Schwellung,  bald  Krampf,  bald  eine 
Combination  beider  Zustände ,  wobei  der  eine  oder 
der  andere  prävaliren  kann ,  als  Causa  proxima  in 
Frage  kommt. 

Anders  steht  es  dagegen  um  die  Beseitigung 
dieses  deuteropathischen  Leidens,  das  bei  irgend  er- 
heblichem Grade  den  Katheterismus  nothwendig 
macht.  Hängt  die  Ischmüe  hauptsächlich  von  An- 
schwellung der  Prostata  ab,  so  empfiehlt  es  sich, 
einen  dünnen  elastischen  Katheter  mit  starker  Krüm- 
mung oder  den  Mercier'schen  zu  wählen.  Scheitern 
indessen  diese,  selbst  in  der  Chloroformnarkose  an- 
gestellten Versuche,  so  bleibt  nichts  weiter  übrig, 
als  die  eben  so  leicht  ausfahrbare  als  ungefährliche 
Punktion  der  Blase  über  der  Symphyse  nach  der 
D  i  e  u  l  a  f  0  y  'sehen  Adspirationsmethode. 

2.  Faü.    J.  K.,  62  J.  alt,  erlitt  vor  30  J.   durch 
Sturz  auf  eine  Stuhllehne  ehie  Wunde  des  Mittelfleisches, 
aus  welcher  sich  2  Mon.  hindurch  Harn  entleerte.    Der- 
selbe floss  bald  nach  der  Verheilung  der  Wunde  in  einem 
nur  sehr  dünnen  Strahle  und   später  nur  tropfenweise 
ab,  worauf  es  zu  wiederholten  Malen  zur  vollständigen 
Retention  kam,  die  aber  immer  wieder  durch  Anwendung 
von  Hansmitteln  behoben  wurde.    Eine  solche  complete 
Harnverhaltung  trat  auch  am  8.  Juni  1878  auf,  welche 
dem  Gebrauche  von  Bädern  und  Kataplasmen  nicht  wich. 
Da  nun  aber  alle  Versuche,  den  Urin  auf  künstlichem 
Wege  zu  entleeren,  fruchtlos  blieben,  kam  der  Kr.  in  die 
vom  Vf.  zur  Zeit  dirigirte  Klinik.    Hier  ergab  die  ünter- 
snohnng  am  12.  Jnni  Folgendes.   Enorme  Ausdehnung  der 
Harnblase,  ehie  von  der  frühem  Verletzung  herrührende 
Narbe  des  Mittelfleisches  und  ein  fingerdicker,  fester,  die 
Harnröhre  umgebender  Strang,  dessen  hinteres  Ende  nicht 
abzugrenzen  war.    Ausserdem  bestanden  Collapsus,  Anf- 
stossen  und  Brechneigung. 

Der  Katheterismus  führte  nicht  zum  Ziele,  weshalb 
alsbald  zur  Bontonnifere  geschritten  wurde ,  die  nach  ca. 
8  Wochen  vollständige  Heilung  zur  Folge  hatte. 

Dass  hier  die  Verengerung  das  Hindemiss  für  die 
Entieemng  des  Exkrets  abgab ,  beweist  besonders  der 
Umstand,  dass,  wie  sich  bei  der  Operation  herausstellte, 
der  hinter  der  Stenose  gelegene  dilatlrte  Theil  der  Urethra 
Btagnirenden  Urin  enthielt. 


58 


V.     Chirurgie^  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


Ob  nnter  solchen  Umständen  der  Blasenstich  oder 
die  Urethrotomia  exteina  den  Vorzng  verdient,  hän^ 
von  vielen  änsseni  Umständen ,  sowie  von  der  indi- 
viduellen Ansicht  der  Aerzte  ab,  indessen  spricht 
sich  die  Mehrzahl  fflr  die  sofortige  Vornahme  der 
letztem  Operation  aus. 

3.  Fiül,  Bei  einem  46J&hr.  Tischler,  welcher  sich 
am  16.  Jan.  1875  eine  Contnsion  der  Perinäalgegend  zu- 
zog, erflchienen  daselbst  sogleich  heftige  Schmerzen,  zu 
welchen  sich  in  der  folgenden  Nacht  heftiger  Harndrang, 
wobei  nur  einige  Tropfen  Blnt  aas  der  Harnr5hre  ab- 
flössen, gesellte.  Am  andern  Tage  wurde  yermittelst  eines 
elastischen  Katheters  die  sehr  angefüllte  Blase  entleert 
und  die  hierdurch  veranlasste  Blntong  aus  der  Urethra 
durch  Einspritzungen  von  Eiswasser  u.  Applikation  eines 
Eisbeutels  auf  das  Perinäum  gestillt. 

Da  der  Harndrang  fortdauerte,  so  kam  Abends  der- 
selbe Katheter  wieder  zur  Anwendung,  der  liegen  blieb, 
aber  am  folgenden  Tage  wieder  herausgenommen  werden 
musste,  weil  neben  ihm  bestandig  Blut  aus  der  HamrQhre 
abfloss.  Am  folgenden  Tage  ging  die  Entleerung  des 
Harns  auf  natürlichem  Wege  von  Statten,  doch  nahm  die 
Geschwulst  und  Schmerzhaftigkeit  des  Dammes  zu  und 
erfolgte  schlnsslich  Suppuratlon. 

Eine  am  23.  Jan.  gemachte  Incision  entleerte  eine 
reichliche  Menge  eines  übehriechenden,  mit  Harn  ver- 
mischten Eiters.  Jener  nahm  am  24.  zum  Theil  durch 
die  Wunde,  zum  Theil  durch  die  Harnröhre  und  vom  29. 
ab  nur  durch  dieselbe  seinen  Ausgang.  Am  8.  Febr. 
wurde  der  Kr.  geheilt  entlassen  mit  der  Weisung,  sich 
anfänglich  täglich  und  später  alle  2  Tage  einen  Katheter 
Nr.  13  engl.  M.  einzuführen. 

4.  Fall.  Ein  25  Jahre  alter  Fabrikarbeiter  fiel  am 
1.  Mai  1878  in  ein  leeres  Fass,  wobei  er  auf  den  Rand 
desselben  mit  dem  Damme  aufstiess.  Die  sofort  ein- 
getretene heftige  Blutung  aus  der  Urethra  und  complete 
Harnverhaltung  machten  die  Aufnahme  in  das  Hospital 
nothwendig.  Hier  fand  man  eine  fast  kindskopfgrosse 
Anschwellung  des  Scrotum,  dunkelblaue  Färbung  des- 
selben und  des  stark  geschwellten  Penis,  hochgradiges 
Oedem  des  Präputium,  bedeutende  Vorwölbung  des  sugil- 
lirten  Perinäum,  fast  bis  zum  Nabel  sich  erstreckende 
Ausdehnung  der  Blase.  Der  vorsichtig  eingeführte  Ka- 
theter gelangte  am  Ende  der  Pars  spongiosa  in  eine  dicht 
nnter  der  Haut  'gelegene  geräumige  Höhle,  jedoch  nicht 
weiter,  weshalb  Vf.  sogleich  die  Boutonniere  machte. 

Nach  Dnrohschneidung  der  Haut  drang  er  in  eine 
grosse,  mit  Jauche,  Blutcoagulis  und  Gewebsfetzen  aus- 
gefüllte Höhle,  in  welcher  nach  sorgfältiger  Desinfektion 
die  Corpora  cavemosa  penis  quer  durchtrennt  erschienen, 
nicht  aber  die  einzelnen  Gewebe  an  den  gequetschten 
Wandungen  unterschieden  werden  konnten.  Mit  einem 
vom  Oriflcium  ext.  urethrae  eingeführten  Katheter  gelang 
es  nun,  das  eingerollte  periphere  Ende  der  Harnröhre 
und  das  retrahirte  centrale  Ende  derselben  durch  das 
Erscheinen  eines  Urintröpfchens  nach  Druck  auf  die  Blase 
zu  entdecken.  Nachdem  hierauf  die  eingerollten  Läpp- 
chen der  Hamröhrenschleimhaut  mit  Häkchen  aufgerichtet 
und  auseinander  gezogen  worden  waren,  Hess  sich  vom 
centralen  Ende  aus  ein  dicker  Nelaton'aeher  Katheter 
leicht  in  die  BUse  leiten  und  eine  reichliche  Menge  klaren 
Harns  entleeren.  Nach  mehreren  noch  gemachten  In- 
cisionen  in  die  blutig  infiltrirten  und  prall  gespannten 
Partien  des  Scrotum  und  Penis,  wurde  der  Katheter  ent- 
fernt und  ein  anderer,  vom  Oriflcium  cutaneum  aus  bis  in 
die  Wunde  und  von  da  in  das  mit  Häkchen  auseinander 
gehaltene  centrale  Ende  geleitet  und  liegen  gelassen. 

Von  jetzt  ab  ging  Alles  gut,  das  bereits  vorhandene 
hohe  Fieber  nahm  rasch  ab  und  war  nach  3  Tagen  voll- 
ständig verschwunden.  Am  4.  Tage  fand  ein  Wechsel 
des  iV^Za/ori'schen  Katheters  statt,  der  vom  10.  Tage  an, 
da  er  eine  leichte  Urethritis  veranlasst  hatte,  täglich  nur 
auf  kurze  Zeit  zur  Anwendung  kam.    Gegen  diese  sekun- 


däre Hamröhrenaffektion  erwiesen  sich  Einspritznogea 
von  Borwasser  nützlich.  Die  grosse  Wundhöhle  f&Ute 
sich  rasch  mit  Granulationen  und  hatte  sich  am  16.  Juni 
geschlossen.  Der  Kr.,  vertraut  gemacht  mitder  AppU- 
kation  des  Slatheters  Nr.  12  engl.  M.,  wurde  mit  der  Wei- 
sung, durch  lange  Zeit  den  Katheterismus  fortzusetzen, 
entlassen. 

6.  Fall.  Ein  d2Jähr.  Dienstmann  wurde  von  ehier 
herabrutschenden  schweren  Kiste  im  Rücken  und  nament- 
lich in  der  Kreuzbeingegend  getroffen  und  hingeworfen. 
Er  war  unfähig,  sich  selbst  zu  erheben,  und  wurde  in  dai 
Krankenhaus  geschafft,  wo  ein  shockartiger  Zustand, 
Schmerz  im  Kreuz  und  an  der  Schambeinfuge  und  Stilli- 
cidium  sanguinis  aus  der  Urethra  constatirt  wurde. 

Nach  Einwiekelung  des  ganzen  Körpers  in  warme 
Tücher  und  Darreichtmg  von  Kaffee  und  Weinsuppe  und 
dadurch  bewirkter  Hebung  des  Collapsus  constatirte  man 
eine  Fraktur  des  rechten  horizontalen  und  linken  abstei- 
genden Schambeinastes,  abnorme  Beweglichkeit  u.  groBse 
Schmerzhaftigkeit  der  Synchondrosis  sacroiliaca. 

In  der  Nacht  trat  starker  Harndrang  auf,  jedoch  floes 
bei  Versuchen  zu  uriniren  nur  Blut  aus  der  Urethra  ab. 

Der  applioirte  Katheter  verfehlte  insofern  seinen 
Zweck,  als  derselbe,  nur  bis  an  das  Ende  der  Pars  pen- 
dula dringend,  hier  in  einem  leeren  Räume  stecken  blieb, 
der  sich  bei  der  am  andern  Tage  ausgeführten  äusseren 
Urethrotomie  als  eine  mit  BlntcoaguUs  angefüllte  Hoble 
auswies ,  in  welcher  man  den  scharfen  Rand  des  oben 
Fragments  des  linken  absteigenden  Schambeinastes  fühlte. 

Nach  Ausräumung  aUer  Blntcoagula  und  Desinfektion 
der  Wundhöhle  wurde  der  Näaton*BChe  Katheter  vom 
Orific.  urethrae  ext.  in  die  Wundfläche  und  ron  da  dordi 
das  centrale  Ende  der  vollkommen  dorchrissenen  Harn- 
röhre, welches  durch  Häkchen  auseinander  gezogen  wurde, 
in  die  Bhise  geführt  und  ein  halbes  Liter  klaren  Hanu 
entfernt.  Auch  dieses  Mal  blieb  der  Katheter  liegen ,  im 
Uebrigen  war  das  Verfahren  wie  im  vorhergehenden  FÜle. 
Trotzdem  und  trotz  dem  ft*eiesten  Abflüsse  der  Wund- 
Sekrete  durch  Einlegen  dicker  Drainröhren  und  troti 
immerwährender  Irrigation  mit  Borwasser  kam  es  zu  eite- 
riger Phlebitis  des  Beckenzellgewebes,  an  der  der  Kr. 
septisch  zu  Grunde  ging. 

Sektion.  Fraktur  des  rechten  und  Impreaskm  dei 
linken  horizontalen  und  absteigenden  Sohambeinastes  mit 
Missfarbigkeit  der  Bruchenden ,  eine  Fraktur  des  Kreuz- 
beins ,  welche  von  der  rechten  Synchondrosis  saoroilinen 
nach  links  und  aufwärts  verlief.  Femer  fand  man  eitrige 
Infiltration  der  Weichtheile  des  kleinen  Beckens ,  eitrige 
Thrombose  der  Venen  desselben ,  sowie  eine  vollständige 
Durchreissung  der  Harnröhre  am  Uebeigange  der  Fan 
bulbosa  in  die  Pars  membranacea. 

Dass  complete  Trennungen  der  Hamrölire  nach 
Traamen  anf  den  Damm  niclit  zu  den  SeltenlieiteD 
geliören,  gellt  einestheila  aue  den  HitthdlnngeD 
Orlowski's,  andemüieils  ans  den  vom  Vf.  be- 
scliriebenen  Fällen  henror.  Aber  auch  indirekt 
kommt  jene  Läsion  dem  Obigen  zufolge  nach  Bmch 
der  Beckenknochen  vor ,  indem  die  disloeirten  Frag- 
mente diesen  Kanal  entweder  anspiessen  oder  gegen 
einen  andern  Beckenknochen  andrückend  dessen 
Continuität  völlig  anfheben. 

Anlangend  die  Diagnose  der  HamröhrewrHP' 
tur,  so  kennzeichnen  dieselbe  im  Verein  mit  der 
Aetiologie  sofort  anftretender  heftiger  Schmerti 
Schwellang  nnd  Blntnnterlaufnngen  der  Regio  peri- 
naeiy  sowie  beständiger  den  Ansflnss  einiger  Trojrfen 
Blnt  ans  der  Harnröhre  begleitender  Harodruig* 
Völlige  Gewissheit  verschafft  aber  erst  der  Kathete- 
lisrnnSy  der  immer  anf  ein  Hindemiss  stMt  uocl  ge- 
wöhnlich misslingt. 


r 


V.    Chiiurgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


59 


Sehlflsslich  stellt  Vf.  fltlr  die  Behandlang  der 
bchorie  folgende  Regeln  auf.  ^yEntzttndliche  und 
sptgtische  Retentionen  8ind  durch  Eatheterismos  zn 
beseitigen.  Das  wichtigste  Hülfsmittel  zur  Erleichte- 
rmg  des  Eatheterismos  ist  in  diesen  Fällen  die  tiefe 
Narkose.  Es  ist  nicht  gestattet,  bei  geftillter  Blase 
iDZQwarten  y  ob  nicht  durch  Bäder ,  Opium ,  Atropin 
Dod  ähnliche  Mittel  die  Hamentleeining  erzielt  wer- 
den konnte ;  da  neben  den  Qualen  des  Kranken  auch 
die  Gefahr  der  folgenden  Blasenatonie  vorliegt. 
Retention  in  Folge  von  alten,  meist  traumatischen, 
Mgen.  hnpermeaUen  Strikturen  ist,  wenn  die  Ein- 
fiihnuig  eines  Instruments  nicht  gelingt ,  durch  die 
iossere  Urethrotomie  zu  beseitigen,  da  damit  gleich- 
zeitig das  Grundübel  behoben  wird;  nur  in  Aus- 
lahmefimen  ist  die  Punktion  der  Blase  über  der 
Symphyse  auszufahren.  Retention  nach  Ruptur  der 
Drellu«  erfordert  die  sofortige  Vornahme  der  Drethro- 
tomia  externa,  und  nur  in  den  leichtesten  Fällen  den 
Katheterismus,  in  den  schwersten  die  Punktion  neben 
ierlndaion.  (Pauli,  GOln.) 


498.  XTeberCommtinikation  smriBOhen  dem 
Darmrohr  tind  den  mitem  Hamorganen;  von 
Prof.  Dittel  in  Wien.  (Wien.  med.  Wchnschr. 
nXI.  10.  11.  12.  1881.) 

Direkte  Verbindungen  derBlasenhöhle  mit  einem 
Abschnitte  des  Dünndarms  odei*  des  Colon  transver- 
üQiD,  sowie  des  prostatischen  oder  häutigen  Theiles 
der  Harnröhre  oder  beider  zugleich  mit  dem  Rectum, 
wodurch  die  Hamröhren-Mastdarmfistel  zu  Stande 
kommt,  gehören  nicht  zu  den  Seltenheiten. 

Im  ersten  Falle  kann  der  Inhalt  des  Darms  in 
die  Blase  übergehen  und  umgekehrt  der  Harn  in  den 
Darm.  Letzteres  Vorkommniss  lässt  sich  indessen 
sehr  schwer  nachweisen,  weil  zur  Feststellung  seiner 
beiden  charakteristischen  Kennzeichen,  des  urinösen 
Gemches  und  der  Gegenwart  von  Harnstoff,  wieder- 
holt eine  grössere  Menge  Urin  in  den  Darm  fliessen 
Qsd  sich  schlüsslich  im  Mastdarme  ansammeln  oder 
dnrch  denselben  entleeren  mflsste,  Bedingungen,  die 
eme  sehr  grosse  Gommunikationsöffiiung  voraus- 
setzen. 

Anders  verhält  es  sich  dagegen  mit  dem  Ueber- 
gsoge  des  Darminhalts  in  die  Blase,  insofern  den- 
selben feste,  dunkelbraune  oder  braunschwarze  Par- 
tikelchen im  Urin  hinreichend  kennzeichnen,  welche 
sich  bei  der  mikroskop.  Untersuchung  als  pflanz- 
Uebe  oder  animalische  Speisereste  (quergestreifte 
Moflkelfasem)  ausweisen  und  jedenfalls  Oallenfarb- 
stoffentiialten. 

Es  liegt  nahe,  anzunehmen,  dass,  wenn  sich 
Gallenfarbstoff  nachweisen  lässt,  die  Blase  mit  dem 
Dickdarme  conmiunicire  |  dagegen  eine  Communi- 
kation  mit  dem  Dünndarme  bestehe,  wenn  dieser 
Farbstoff  fehle,  wohl  aber  Speisereste  nachweisbar 
«Dd.  Dieser  Schluss  ist  indessen  nicht  zutreffend, 
weil  sehen  im  Dünndarme  Fäkalstoffe  vorkommen, 
welehe  Gattenfarbstoff  enthalten,  und  weil  anderer- 
setts  auch  Speisereste  mit  den  Fäces  nicht  selten  bis 


in  das  Colon,  ja  selbst  bis  in  das  Rectum  mitge- 
schleppt werden. 

Mehr  Aufschlüsse  giebt  die  klinische  Beobach- 
tung und  die  Anamnese.  Ist  z.  B.  die  fragl.  Ano- 
malie in  einem  Falle  nach  Typhus,  in  einem  andern 
nach  Dysenterie  entstanden,  so  liegt  die  Annalime 
sehr  nahe,  dass  im  ersten  Falle  eine  Communikation 
mit  dem  Dünndarme  und  im  zweiten  eine  solche  mit 
dem  Dickdarme  bestehe. 

Aber  auch  wenn  keine  festen  Bestandtheile  mit 
dem  Urin  ausgeschieden  werden,  sichert  schon  das 
Vorhandensein  von  Gasen  in  der  Blase  die  fragliche 
Verbindung.  Eine  Ausnahme  hiervon  macht  aller- 
dings die  diphtheritische  oder  jauchige  Cystitis,  da 
sich  auch  hier  in  dem  Eiter  Fäulnissgase  entwickeln. 
Der  Umstand,  dass  es  sich  hier  um  einen  akuten, 
von  vornherein  allein  auf  die  Blase  beschränkten 
Process,  welchen  die  Kranken  gewöhnlich  nicht 
lange  überleben,  handelt,  sowie  der  fürchterliche 
Gestank  des  Blasensekrets  lassen  jedoch  eine  Ver- 
wechselung mit  Darmgas  nicht  zu. 

Ist  die  Menge  desselben  eine  bedeutende  und 
mit  ziemlich  rapiden  Nachschüben  verbundene,  was 
wahrscheinlich  von  der  Grösse  und  Lage  der  Com- 
munikationsöffnung  abhängt,  so  sammelt  sich  das 
Gas  in  den  obern  Theilen  der  Blase  an,  reizt  die- 
selbe zu  Contraktionen  und  entweicht  durch  die  Harn- 
röhre mit  wenigem  oder  gar  keinem  Urin.  Einen 
solchen  Fall  hat  Vf.  mit  Prof.  Zeissl  bei  einem 
phthisischen  Jüngling  beobachtet,  bei  welchem  sich 
durch  tuberkulöse  Darmulceration,  Verwachsung  und 
Perforation  der  Blase  eine  Communikation  zwischen 
dieser  und  wahrscheinlich  einem  Dünndarmstücke  ge- 
bildet hatte. 

In  andern  Fällen  dringt  das  Darmgas  in  kleinen 
Mengen  nicht  continuirlich,  sondern  nur  zeitweise  in 
die  Blase.  Wahrscheinlich  ist  dann  die  Oeffnung 
klein  und  der  Uebertritt  des  Gases  vielleicht  durch 
eine  klappenförmige  Verschiebung  der  Randschleim- 
haut zeitweise  gehindert.  In  Folge  dessen  fiiesst 
der  Urin  zu  gewissen  Zeiten  in  vollständig  normaler 
Weise  ab,  während  ein  anderes  Mal  am  Schlüsse 
der  Harnentleerung  Luft  austritt,  ein  Zustand,  wel- 
cher, den  Harnstrahl  zersplitternd,  den  Eindruck 
macht,  als  ob  die  letzten  Tropfen  mit  einem  ge- 
wissen Geräusche  herauskämen. 

Hierher  gehört  auch  der  folgende  von  Dr.  P  i  c  h  - 
ler  in  Carlsbad  (Allg.  Wien.  med.  Zeitung  I.  1881) 
unter  der  Diagnose  „Pneumaturie''  mitgetheilte  Fall. 

Am  11.  Aug.  wurde  Dr.  P  i  c  h  1  e  r  von  einem  kräftig 
gebauten,  wohlgenährten,  vollkommen  gesand  aasaehen- 
den  Mann  in  den  besten  Jahren,  welcher  wegen  einer 
Cystitis  und  arthritiBoher  Beschwerden  nach  Carlsbad  ge- 
kommen war,  consoltirt,  weil  ihm  seit  8  Jahren  „ein 
Wind  durch  die  Blase  gehe**.  Als  der  Kr.  vor  den  Angen 
P.'s  nrinirte,  fiberzengte  sich  Letzterer,  dass  in  der  That 
mit  den  letzten  Urintropfen  nnter  lant  hörbarem,  zischen- 
dem Geräusche  eine,  nach  der  Menge  der  sich  bildenden 
Luftblasen  zu  artheilen,  ziemlich  bedeutende  Menge  Luft 
ausströmte.  Dieses  wiederholt  angestellte  Experiment 
gelang  jedoch  nicht  immer,  indem  manchmal  die  Ent- 
leerung des  Harns  ganz  normal  von  Statten  ging.    Zwei 


L 


60 


V.    Ghimrgie;  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


Mal  während  der  Öwöchentl.  Beobachtnng  fonden  sich 
auch  bedeutende  Quantitäten  Eiter  im  Harne ,  welcher, 
sonst  von  saurer  Reaktion,  unter  diesen  Umständen  die 
alkalische  annahm.  In  normaler  Menge  entleert,  zeigte  der 
Harn  bei  einem  spec.  Gew.  von  14 — 19  u.  einer  hellgelben 
Farbe  mit  mehr  oder  weniger  trübem  Aussehen,  gewöhn- 
lich einen  nicht  sehr  reichlichen,  aber  zahlreiche  Eiter- 
und  Blutkörperchen  enthaltenden  Niederschlag,  Eiweiss 
in  einer  grössern  als  dem  Eiter-  und  Blutgehalte  ent^ 
sprechenden  Menge  (1.6%),  sowie  endlich  noch  die  be- 
kannten Charaktere  des  chron.  Blasenkatarrhs.  In  sub- 
jektiver Hinsicht  klagte  der  Kr.  nur  über  zeitweilige 
Stiche  in  der  Blase  und  über  das  von  Zeit  zu  Zeit  wieder- 
kehrende Gefühl  des  Eintritts  von  Luft  in  dieselbe. 

Hiernach  blieb,  wie  Dr.  P.  hervorhebt,  nur  die 
Annahme  übrig,  die  Pneumatosis  vesicae  arinariae 
sei  von  einer  Verwachsung  der  Blasen-  und  Darm- 
wandungen  mit  Perforation  abhängig.  Für  diese 
Annahme  sprach  auch  die  Anamnese,  indem  das 
fragl.  Symptom,  den  Angaben  des  Er.  zufolge,  nach 
einer  schweren,  mit  wochenlanger  Bewosstlosigkeit 
verlaufenden  Krankheit,  jedenfalls  einem  Tjrphus, 
aufgetreten  war,  während  welcher  der  Urin  längere 
Zeit  hindurch  mittels  des  Katheter  hatte  entleert 
werden  müssen  und  jedenfalls  eine  Verldthung  der 
Wand  des  Ilenm  mit  der  Blase  und  Perforation 
der  letztem  stattgefunden  hatte.  Dass  diese  Con- 
tinuitätstrennung  nicht  im  Mastdarme  ihren  Sitz 
hatte,  ging  aus  der  Gemchlosigkeit  der  ausströmen- 
den Gase  und  dem  vollständigen  Fehlen  von  Fäkal- 
stoffen  im  Urin  hervor. 

Desgleichen  Hessen  die  erwähnten  Erscheinangen 
in  Rücksicht  darauf,  dass  zu  manchen  Zeiten,  wahr- 
scheinlich wegen  katarrhalischer  Schwellung  oder 
Verlegung  durch  Eiter  von  zäher  Gonsistenz  u.  s.  w., 
die  Gasausströmnng  aufhörte,  eine  sehr  feine  und 
dünne  Dnrchbruchs-  oder  Fistelöfiiinng  vermnthen. 
Die  Albuminurie  dürfte  mit  grosser  Wahrscheinlich- 
keit auf  Rechnung  eines  nephritischen  Processes  in 
Folge  der  Fortpflanzung  der  Blasenentzündung  auf 
die  Nieren  zu  setzen  sein,  als  auf  den  Eintritt  von 
Eiweiss  vom  Darm  ans  in  den  Urin,  da  dasselbe 
jene  Flüssigkeit  beständig  enthielt. 

Nach  Prof.  Dittel  steht  es  ziemlich  fest,  dass 
ein  Typhus  vorausgegangen  ist,  obschon  zwischen 
diesem  und  dem  Auftreten  der  fraglichen  Erschei- 
nungen ein  Zeitraum  von  beinahe  5  Jahren  liegt. 

Im  October  desselben  Jahres  erschienen  gelbliche 
Partikelchen  im  Urin  des  betr.  Er.,  welche  aus  Pflanzen- 
zellen  und  quergestreiften  Muskelresten  bestanden,  aber 
nach  Ultzmann's  Untersuchung  keinen  Gallenfarbstolf 
enthielten.  Am  2.  Nov.  berichtete  Pat.  aus  Manchester, 
dass  Jetzt  deutliche  Kothpartlkelchen  im  Urin  vorhanden 
seien.  Auch  enthalte  der  Harn  nach  Einspritzungen  von 
Stärkemehl  in  den  After  deutliche  Spuren  davon  und  biete 
die  Jodreaktion  dar,  weshalb  sein  Arzt  sich  für  eine  Ver- 
bindung der  Blase  mit  dem  Rectum  ausspräche.  Auf- 
fallend bleibt  dabei,  wie  Prof.  Dittel  bemerkt,  dass 
nicht  auch  zeitweise  Urin  in  den  After  gedrungen  und 
wahrgenommen  ist. 

Bei  einem  von  D.  behandelten  Landmanne  ge- 
lang es,  vermittelst  des  iVt>f2:tf-Z«tWschen  Endos- 
kop an  der  lachten  Seite  des  Blasengrundes  eine 
runde,  etwa  1  Ctmtr.  im  Durchmesser  haltende 
Stelle  wahrzunehmen,  welche,  wie  eine  granulirende, 


in  ihrer  Mitte  eingetiefte  Wundfläche  aussehend,  bd 
dem  sonst  normalen  Verhalten  der  Blasenwand  flu 
die  Communikationsstelle  gehalten  wurde.  Wahr« 
scheinlich  hätte  sich  auch  auf  die  angegebene  Wdso 
bei  dem  Patienten  H.  eine  solche  Oontinuitätstren 
nung  nachweisen  lassen.  Indessen  wäre  dadurch 
bei  der  Unsicherheit  und  Gefiüirlichkeit  eines  opera- 
tiven EingrilBb  —  Laparotomie,  Ablösung  der  Ver- 
wachsung, Vernähen  des  Loches  an  der  Blase  uod 
des  Darmrohrs  u.  s.  w.  —  nichts  gewonnen  ge- 
wesen. 

Auch  Fremdkörper  bedingen  höchst  wahrschein- 
lich eine  solche  Perforation.  So  operirte  Vf.  im 
Jan.  1880  einen  66  J.  alten  Tagelöhner  vermitleM 
des  hohen  Blasenschnitts,  weil  ihm  das  6  Ctmtr. 
lange  Schnabelstack  eines  schadhaften  Metallkathe« 
ter,  welchen  er  sich  27  Tage  vor  der  Operation  ein- 
geführt  hatte,  abgebrochen  und  in  der  Blase  unbe« 
weglich  eingekeilt  zurflckgeblieben  war.  Nach  dem 
durch  Peritonitis  erfolgten  Tode  zeigte  die  SektioB 
einen  durch  das  eingekeilte  Katiieteratflok  berate 
entstandenen  perforirenden  Deeabitns  an  der  hintern 
Blasenwand.  Wäre  vorher  eine  Verwachsung  die-" 
ser  Stelle  mit  einer  Dannwand  zu  Stande  gekom- 
men, so  würde  auch  hier  sicherlich  eine  Oommmi- 
kation  zwischen  Darm  und  Blase  eingetreten  sein. 

BZo«^  -  Mastdarm  -  Fisteln  können  mancherid 
Bedingungen  ihre  Entstehung  verdanken. 

1)  Es  können  epitlieliale  Neubildungen  sein, 
welche  vom  Rectum  aus  in  die  Blase  oder  von  der  Pro- 
stata aus  in  das  Rectum  hineinwuchem,  ein  Prooefls, 
der  bei  Frauen  besonders  häufig  von  der  Scheide  aofl 
stattfindet  und  zu  unheilbaren  Blasenscheidenfisteln 
fahrt.  Vf.  beobachtete  einen  Fall,  wo  einNeopbsma 
der  Prostata  nach  jahrelangen,  zeitweise  profuseD 
Blutungen,  bei  sonst  nnverändertem  Bestände,  dnige 
Monate  vor  dem  Tode  in  den  Mastdarm  und  di8 
Perinänm  durchbrach  und  ein  Durchsickern  desürios 
nach  beiden  Richtungen  hin  veranlasste. 

2)  Es  gehört  nicht  zu  den  Seltenheiten,  dass 
Fremdkörper  die  Harnblase  mit  dem  Rectum  in 
Verbindung  bringen,  wie  folgender  vom  Vf.  am 
16.  Febr.  1854  in  der  k.  k.  Oes.  d.  Aerzte  mit- 
getheilter  Fall  beweist. 

Von  einem  an  Tuberkulose  leidenden  35Jähr.  Maoae 
war  mit  einem  Bissen  Brod  eine  3  Ctmtr.  lange  und  vit 
einem  dicken  Kopfe  versehene  Stecknadel  verscUnekt 
worden.  Nach  ihrem  Durch tritte  durch  den  Magen  und 
Darm  in  die  Blase  und  nach  Bildung  eines  phosphatisebeo 
Conkrements  von  ovoider  Qestalt  von  3V2  Ctmtr.  Läog« 
und  2  Vs  Ctmtr.  Breite  um  den  Kopf  der  Nadel  hatte  deren 
Spitze  den  Blasengrnnd  und  die  vordere  Mastdaimwaad 
perforirt  und  so  eine  Blasenmastdarmflstel  gebildet,  dnrch 
welche  Vf.  nach  vorausgegangener  hinreichender  £hrweite- 
rung  in  der  Längsrichtung  mit  dem  Knopfbistonri  sm 
31.  Jan.  1854  den  Stein  entfernte. 

Viel  häufiger  noch  ist  die  m  Rede  stehende  Pw- 

foraüon  eine  Folge  des  Bltuenachnüts,  * 

Am  12.  Jan.  1880  bef^ite  Vf.  einen  S8J&hr.  Baaeni- 
bnrsohen  mittels  des  Seitenblasenschnitts  von  eiaam 
grossen,  47  Grmm.  schweren  Oxalsäuren,  auf  seiner  gas- 
len  Oberfläche  mit  2— 3Mmtr.  langen  Warsen  u.  staobel- 
förmigen,  sehr  harten  Fortsätzen  versehenen  Stefai,  wel* 


V.    Chirurgie,  Ophthalmologie  xl  Otiatrik. 


61 


eher  wihrend  des  Anziehens  die  Sehnittwunde  imgewölm- 
Bdi  stark  serrte.  Nachdem  endlich  das  Conkrement  ent- 
ferst worden  war,  fand  sich  in  der  yordem  Wand  des 
Beetom  du  etwa  1  Ctmtr.  langer  nnregelmSssiger  Riss, 
denen  Heilnng  lange  an  schaffen  machte. 

Weiter  gehören  als  Ätiologisches  Moment  dieser 
tbnormen  Verbindungen  die  mit  Metailsonden  oder 
Katheter  gemaehten  faleehen  Wege  hierher.  An- 
lasB  ni  letitem  giebt  in  der  Regel  der  nngeschiekt 
aoBgefllhrteEatheterismas,  besonders  wenn  denselben 
Ischnrie  dringend  nothwendig  macht. 

Am  hXofigsten  aber  entstehen  Perforationen  der 
genannten  Sjttegorie  ans  Entzündungen  mit  Ab^ 
mubädung  m  der  V&rateherdrüee  und  in  der 
Pars  tnembranaeea  urethrae. 

Die  Prostata-Abeeeeee  können  nftmlich  nach 
drei  Riehtangen  hin  perforiren.  Am  gewöhnlichsten 
üodet  dieser  V<Hrgang  nach  der  Harnröhre  hin  nnd 
bd  blennorrhoischer  Prostatitis  statt.  Bleibt  es  bei 
dieser  Continnitätstrennnng  allein ,  so  kommt  keine 
Fistel  zn  Stande  nnd  in  der  Mehrzahl  der  Fälle^ 
Bimentlich  bei  jflngem  Snbjekten ;  heilen  diese  Ab- 
Messe  vollstftndig,  wenn  man  sie  sorgfältig  vom 
Rectum  ans  ansdrflckt  nnd  von  der  Harnröhre  ans 
mittels  eines  bis  dahin  vorgeschobenen  Katheter  aus- 
q>fllt.  Wenn  aber  ein  solcher  Abscess  noch  das 
Perinänm  oder  Reotnm  durchbohrt,  so  sind  Perinäal- 
oder  Drethrorectalfisteln  die  unvermeidliche  Folge. 

l^Agegen  bedingen  Processe  dieser  Art  im  caver- 
sdMnTheile  der  Harnröhre  nach  Vfs.  Beobachtungen 
niemals  eine  Hamröhren-Mastdarmfistel,  da  dieselben 
in  irgend  eine  Partie  von  der  Lamina  media  fasciae 
peiinaei,  sei  es  indasMitteifleisch,  Scrotnm,  Leisten- 
gegend und  noch  weiter  hinauf,  münden.  Die  auf 
die  beschriebene  Art  zu  Stande  gekommenen  Harn- 
röbren-Mastdarmfisteln,  welche  ein  vorausgegangenes 
Trauma  oder  eine  stattgehabte  Entzflndung  der  be- 
treffenden Lokalität,  Ausfluss  von  Eiter  und  Blut  aus 
der  Urethra  nnd  von  Urin  aus  dem  Mastdarme  kenn- 
zeichnen, haben  einen  verschiedenen  Verlauf.  Meist 
heilen  sie  von  selbst  unter  Hinterlassung  einer  wenig 
▼endiiebbaren  eingezogenen  Narbe  im  Rectnm. 

Bei  der  Behandlung  einer  derartigen  Fistel  muss, 
80  lange  sich  dieselbe  noch  im  Stadium  der  Eiterung 
und  Orannlationsbildung  befindet,  das  Hauptaugen- 
merk darauf  gerichtet  sein ,  dass  der  Urin  nicht  be- 
ständig durch  die  Fistel  dringt,  ein  Ziel,  welches 
das  Einlegen  eines  Verweilkatheters  oder,  falls  der- 
selbe nicht  vertragen  wird,  durch  das  regelmässige 
Ablassen  des  Harns  aus  der  Blase  erstrebt  wird. 
Ausserdem  kommen  Granulationen  befördernde  Me- 
dikamente: CarboUiniment,  Ealilösung,  Eampher- 
oder  Präeipitatsalbe  und  warme  Bftder  zur  Anwen- 
dung. Dieses  Verfahren  muss,  wie  Vf.  hervorhebt, 
wohl  jene  Läsion,  wenn  dieselbe  sich  noch  nicht  mit 
«iner  Narbenmembran  bedeckt,  sich  also  noch  nicht 
in  eine  nicht  spontan  heilende  Narbenfistel  verwan- 
delt hat,  und  wenn  der  Substanzverlnst  in  der  Harn- 
rohre ein  nicht  zn  grosser  ist,  in  der  Regel  zur  Hei- 
lung fähren,  weil  sonst  nicht  die  Literatur  so  wenige 
favttge  ungeheOte  FäUe  —  in  den  47  Jahrgängen 


unserer  Jahrbücher  ist  kein  einziger  mitgetheilt  — 
aufzuweisen  hätte. 

Diese  hat  Vf.  veranlasst,  seine  nach  dieser  Rich- 
tung hin  gemachten  Erfahrungen,  welche  sich  auf 
4,  aber  nur  auf  3  genau  beobachtete  Fälle  beziehen, 
zu  veröffentlichen,  indem  er  zugleich,  in  Rtick- 
sicht  auf  den  wenig  befriedigenden  Erfolg  des  von 
ihm  eingeschlagenen  Enrverfahrens ,  weitere  Unter- 
suchungen zur  Ermittelung  eines  bessern  anzuregen 
wünscht.  Die  ausführlichere  Mittheilung  dieser  Fälle 
erscheint  daher  gerechtfertigt. 

1.  Faü,  B.  J.,  Kanftnann,  anfgenommen  itm  28.  Joni 
1876,  entlassen  am  88.  Augf.  ejnsdem.  AnaUblösong  wegen 
FistnU  nrethrorectalis.  Näheres  kann  nicht  angegeben 
werden,  da  die  Krankengeschichte  verloren  gegangen  ist. 

2.  Faü.  F.  ans  Constantinopel ,  ein  stämmig  ge- 
bauter Jfingling  von  16  J.,  gnt  genährt,  von  blähendem 
Aussehen,  erkrankte  vor  8  J.  am  Typhns.  Gegen  Ende 
desselben  machte  anhaltende  Ischnrie  den  Katheterismns 
ndthig,  welcher  dem  Operateur  viel  Schwierigkeiten  be- 
reitet haben  soll.  Es  floss  viel  Blut  durch  den  Katheter 
nnd  nach  einigen  Tagen  bei  jeder  HarncDtleemng  Harn 
durch  den  Mastdarm  ab.  Seit  8  J.  bestand  eine  Mast- 
darm-Hamr5hren-Narbenfistel  mit  chronischem  Blasen- 
katarrh nnd  nnregelmässigen  Stnhlentleemngen,  nament- 
lich mit  Diarrhöe  abwechselnder  Verstopfung.  Vf.,  im 
Voraus  fiberzengt,  dass  dieser  Narbenflstel  mit  Verweil- 
katheter nnd  Aetzen  der  Oefftiung  nicht  beizukommen, 
sondern  nur  von  einer  Keotalabldsung  ein  sicherer  Erfolg 
zu  erwarten  sei,  besohloss,  ausserdem  von  dem  bisheri- 
gen steten  Misslingen  des  Katheterismns  in  Kenntniss  ge- 
setzt, von  einer  vorläufigen  Untersaohung  Abstand  zu 
nehmen  und  dieselbe  unter  Narkose  mit  der  genannten 
Operation  zu  verbinden,  die  am  11.  Juli  1878  in  folgender 
Weise  gemacht  wurde. 

In  dem  zuerst  untersuchten  Rectum  fand  sich  an  der 
vordem,  der  Gegend  der  Pars  membranacea  urethrae 
entsprechenden  Wand  eine  narbig  eingezogene  Oeffiiung 
von  der  Grösse  einer  Lhise,  durch  welche  eine  gebogene 
Knopfsonde  unmittelbar  vor  der  Prostata  auf  den  vorher 
ohne  besondere  Schwierigkeiten  in  die  Blase  geleiteten 
Katheter  stiess.  Nach  der  hierauf  ausgeführten  Ablösung 
der  vordem  Mastdarmwand  bis  zur  Prostata  wurde  oben 
die  Contionitätstrennung  im  häutigen  Theile  der  Urethra 
und  unten  die  vordere  Wand  des  Mastdarms  mit  ihrem 
Loch  sichtbar.  Erstere  wurde  geätzt,  letzteres  nach  Ab- 
tragung der  Narbenränder  mit  2  Catgutnähten  geschlos- 
sen und  die  Hamblase  hierauf  durch  einen  in  dieselbe 
von  der  Wunde  aus  durch  dieOeffnung  geleiteten  weichen 
Kautschukkatheter  drainirt.  Blutung  aus  beiden  Art. 
transvers.  perinaei  unbedeutend.  CarboUiniment.  Kein 
Wnndfleber.    Uria  klarer. 

Am  13.  Juni  trat  Diarrhöe  auf,  in  deren  Folge  die 
Nähte  ausrissen  und  Koth  in  die  Wunde,  Harnröhre  und 
sogar  in  die  Blase  drang ;  hierzu  kam  am  13.  Juli  noch 
eine  parenchymatöse  Blutung,  welche  die  Prima-intentio 
vollständig  vereitelte. 

Vom  25.  Juni  bis  4.  Juli  zeij<ten  sich  Erscheinungen 
einer  akuten  Nierenrelznng  und  eines  intensivem  Blasen- 
katarrhs,  welche  indessen  die  Wunde  durchaus  nicht  nach- 
theilig beeinflussten,  im  Gegentbeile  sah  dieselbe  sehr  gut 
aus,  granulirte  lebhaft  und  verkleinerte  sich. 

Am  8.  Juli  hatte  sich  die  Wunde  fast  gänzlich  ge- 
schlossen. Von  Jetzt  ab  wurde  die  Drainage  durch  einen 
durch  die  Harnröhre  angebrachten  englischen  Katheter 
ersetzt.  Ende  JuU  floss  auch  ohne  diesen  kein  Tropfen 
Urin  mehr  durch  die  Wunde.  Der  Kr.  wurde  mit  dem 
Rathe  entlassen ,  Vorsichts  halber  etwa  noch  4—6  Wo- 
chen den  Urin  vermittelst  des  Katheter  zu  entleeren. 

8.  Fall.  F.  H.,  31  J.  alt,  welcher  sich  bei  schwäch- 
licher Körperconstitution  stets  einer  guten  Gesundheit  er- 
freute, erkrankte,  angeblich  am  6.  Mai  1874,  an  einer 


62 


V.     Chirurgie^  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


Urethritis,  welche  sehr  bald  die  Harnentleeniiiff  sohmen- 
haft  und  schwierig  machte  und  am  8.  Mai  Ischnrie  zur 
Folge  hatte,  weshalb  an  demselben  Tage  ein  Arzt  einen 
elastischen  Katheter  zn  applioiren  versnohte.  Diese  Ope- 
ration verursachte  so  heftige  Schmerzen,  dass  plötzlioh 
Bewusstlosiglceit  eintrat.  Ob  Urin  durch  den  Katheter 
abgeflossen  ist,  Iconnte  der  Kr.  nicht  angeben.  Als  Pat. 
wieder  zu  sich  kam,  war  der  Katheter  weit  aus  der  Harn- 
röhre herausgeschlendert  und  der  Arzt  nicht  mehr  da. 
Die  Jetzt  sieh  einstellende  Dysurie  verwandelte  sich  bald 
in  Strangurie  mit  Entleerung  eines  blutig  gefärbten  Urins. 
Vier  Tage  nach  dem  Katheterismus  erschienen  Stuhl- 
beschwerden, eine  fühlbare  Geschwulst  im  Rectum  und 
heftige  Schmerzen  im  Kreuze,  welche  den  Kr.  mehrere 
Tage  an  das  Bett  fesselten.  Am  folgenden  Tage  be- 
merkte derselbe,  dass  am  Schlüsse  jeder  Entleerung  Urin, 
welcher  anfangs  zum  grossten  Theile  durch  die  Urethra 
gin|,  durch  den  Mastdarm  abfloss,  was  auch  dann  spontan 
der  Fall  war,  wenn  der  Harn  längere  Zeit  nicht  entleert 
worden  war. 

Bei  der  Untersuchung  erwiesen  sich  die  innem  Or- 
gane, sowie  die  Genitalien  änsserlich  normal.  Der  in  den 
Mastdarm  geschobene  Finger  fühlte  an  der  yordem  Wand, 
nahe  der  Aftermündung ,  einen  etwa  linsengrossen ,  mit 
glatter  Narbenmembran  überdeckten  Substanzverlust ; 
auch  erschien  in  diesem  Darmstück  in  die  Harnröhre  ein- 
gespritzte Flüssigkeit.  Femer  Hess  sich  nach  Einführung 
einer  Steinsonde  eine  Communikation  des  Rectum  mit  der 
Harnröhre  in  der  Pars  membranacea  mit  Hülfe  einer  ge- 
krümmten Sonde  nachweisen.  Ausserdem  bestand  noch 
Cjstitis. 

Operation  am  9.  Nov. :  Ablösung  des  Mastdarms  bis 
an  die  Prostata,  Vordringen  bis  zur  Fistel,  Durchtrennung 
derselben ;  Naht  der  gesetzten  Mastdarmspalte,  6  Catgnt- 
nähte,  Einführung  eines Kautsohukkatheters,  welcher  lie- 
gen bleibt. 

18.  Nov. :  In  der  Nacht  drei  Mal  Urinentleerung  und 
am  Morgen  ein  Mal  Stuhlgang;  Entfernung  des  Kathe- 
ters, Ausspritzung  der  Harnröhre  mit  OarboUösnng ,  Ein- 
spritzung in  den  Mastdarm,  wobei  fäknlente,  mit  Blut 
vermischte  Massen  aus  der  Wunde  hervordringen,  ein 
Beweis ,  dass  die  Naht  nicht  gehalten  hatte.  Irrigation 
des  Rectum.  Einlegung  von  Drainageröhren  in  die  Wuhd- 
decken. 

25.  Nov. :  Die  Wunde  zieht  sich  zusammen. 

14.  Dec. :  Von  der  Wunde  ausgehendes  und  über  den 
ganzen  Körper  wanderndes  Erysipel. 

31.  Dec.:  Wunde  Im  Mittelfleische  kaum  für  die 
Spitze  des  kleinen  Fingers  durchgängig.  Wundrose  ver- 
schwunden. 

9.  Jan.  1880 :  Touchiruug  der  sehr  kleinen  Wunde ; 
beim  freien  Urinlassen  fliesst  derselbe  theilweise  in  den 
Mastdarm  und  von  da  durch  die  Wunde  ab. 

17.  Jan.;  Zweite  Operation.  Da  die  Perinäal wunde 
sich  zn  schliessen  droht ,  wird  der  Mastdarm  wieder  so 
weit  abgelöst ,  bis  die  Sonde  auf  den  durch  die  Urethra 
eingeführten  Katheter  stösst  und  der  Defekt  in  jener  zu 
Tage  tritt.  Ein  hierauf  durch  die  Urethralfistel  einge- 
führter Katheter  wird  daselbst  mit  Hülfe  eines  Stativs 
befestigt. 

30.  Jan. :  Substanzverlust  kleiner ,  Touchirungen 
Jeden  3.  Tag.  Der  in  der  Urethralfistel  befindliche  E[a- 
theter  wird  durch  einen  durch  die  Harnröhre  eingeführten 
ersetzt. 

5.  Febr. :  Wegnahme  des  M/a^on'schen  Katheter. 
Bei  Jedesmaligem  Bedürfnisse  wird  der  Urin  in  der  ge- 
wöhnlichen Weise  künstlich  entleert. 

16.  Febr. :  Pat.  katheterisirt  sich  selbst  mit  einem 
Nelaion'Bcheu  Katheter ,  da  es  öfters  gelingt ,  denselben 
in  die  Blase  zu  bringen ,  ohne  vom  Mastdarme  aus  die 
Fistelöffiiung  mit  dem  Finger  verschliessen  zu  müssen. 

29.  Febr.:  Dritte  Operation,  Mastdarmablösung 
durch  2  bogenförmige  Schnitte  bis  zur  Fistelmündung  der 
Barnröhre ,  welche  auch  abgelöst  wird.    Substanzverlast 


im  Rectum  ungefähr  noch  2  Centimeter.  Nach  Veraiiilr 
gung  der  Urethralfistel  durch  4  Nähte  wird  auf  dem  ge* 
wohnlichen  Wege  ein  Kautschukkatheter  eingeführt,  der 
liegen  bleibt. 

1.  März:  Kein  Fieber.  In  die  Harnröhre  injictite 
Flüssigkeit  dringt  nicht  mehr  in  den  Mastdarm.  Von 
Jetzt  ab  liegt  der  Netaton^aohe  Katheter  nur  Nachts  in  der 
Blase. 

2.  März :  Nach  Herausnahme  des  Katheter  am  Mor- 
gen stellte  sich  plötzlicher  Harndrang  ein ,  weshalb  siek 
der  Kr.  den  Katheter  selbst  ehiführte,  was  Jedoch  ent 
nach  einigen  Schwierigkeiten  geUing.  Nach  der  bei  der 
Visite  vorgenommenen  Entfernung  dieses  Instrumeati 
zeigte  dasselbe  in  seinem  Lumen  und  an  seiner  Spitn 
Koth ,  ein  Beweis ,  dass  der  Katheter  in  dem  Mastdime 
gewesen  war.  Der  wieder  appücirte  Näatan^uche  Kathe- 
ter bleibt  liegen. 

7.  März :  Wunde  in  der  Tiefe  belegt,  sonst  normales 
Befinden. 

10.  März:  Dasselbe  gilt  von  dem  Snbstanzverlnste 
in  der  Urethra.  Das  vom  Pat.  selbst  ausgeführte  Kathe- 
terisiren  geht  leicht  von  Statten. 

14.  März:  Pat.  rutschte  ans  und  fiel  auf  die  Bett- 
kante, wobei  er  sich  den  linken  Hoden  quetschte,  welcber 
in  Folge  dessen  stark  vergrössert ,  hart  und  sohmerzhaft 
erschien. 

20.  März :  Starkes  Oedem  der  linken  Sorotalhälfte. 
Scarifikation. 

26.  März :  Abscessbildnng  im  Hodenparenohjrm.  In- 
cision.  Entfernung  mortificirten  Hodengewebes.  Lister- 
verband. 

5.  April:  Inoision  dreier  kleiner Absoesse  am  Hoden- 
sacke, Entleerung  des  Eiters.  Die  Wunde  von  der  frühen 
Incision  fast  vollständig  vernarbt.  Substanzverlust  in  der 
Harnröhre  wie  früher. 

29.  April :  FistelöfFnung  touchirt. 
1.  Mai:  Die  Fistelöffnung  so  klein,  dass  nur  geringe 
Mengen  injicirter  Flüssigkeit  nach  anssen  dringen. 

20.  Mai :  Pat.  giebt  an,  dass  er  ohne  Katheter  nrinire, 
ohne  dabei  nass  zu  werden. 

21.  Mai,  10.  Juni  u.  18.  Juli :  Fistelöffnung  mit  Lapifl 
touchirt.  Bei  der  Entleerung  des  Urin  fiiesst  nur  noek 
wenig  davon  in  den  Mastdarm. 

29.  Juli :  FistelÖffnnng  in  demselben  kaum  anfltad- 
bar.    Pat.  wird  gebessert  entlassen. 

4.  Fall.  B.  Seh.,  22  J.  alt,  sehr  anämisch  und  toi 
sohwächlicbem  Körperbau ,  zog  sich  im  Mai  1879  daen 
Tripper  zn ,  auf  welchen  gegen  Ende  dieses  Monats  eine 
bedeutende  Schwellung  im  Perinäum,  Mitte  Juni  eine 
plötzliche  Entleerung  einer  erhebliohen  Menge  eines  etw» 
blutig  gefärbten  Eiters  ans  der  äussern  q^rnröhreamnii- 
düng  und  hierauf  Abschwellung  der  Dammgeschwukt 
folgte. 

Vom  2.  August  ab,  an  welchem  Tage  zuerst  der  Ans- 
flnss  von  Urin  ans  der  Aftermfindung  wahrgenommeD 
wurde,  trat  oft  Tenesmns  derselben  auf,  welcher  den  Kr. 
nöthigte ,  sich  auf  einen  Topf  zu  setzen ,  wobei  nicht  sel- 
ten nur  Urin,  nicht  aber  Fäces  zum  Vorschein  kamen. 

Die  Untersuchung  des  Rectum  wies  eine  an  seiner 
vordem,  dem  hintern  Ende  des  häutigen  Theiles  der  Harn- 
röhre entsprechenden  Wand  eine  beilänflg  linsengroae, 
mit  glatter  Haut  überzogene  Oeihinng  nach. 

Am  13.  Nov.  wurde  die  Operation  unter  Narkose  anf 
folgende  Weise  ausgeführt : 

Zuerst  brachte  Vf.  ein  breitgefurohtes  Itinerarinm 
ein,  auf  welches  nach  einigen  Versuchen  eine  von  der 
Rectalfistel  aus  eingeleitete  Sonde  am  hintern  Ende  der 
Pars  membranacea  urethrae  stiess.  Nach  einem  bogen- 
förmigen Schnitt  in  das  Mittelfieisch  begann  Jetzt  die  Ab- 
lösung des  Mastdarms ,  und  zwar  zuerst  die  der  vorderVi 
dann  der  linken  und  zuletzt  der  rechten  Seitenwand  des- 
selben. An  letzterer  Stelle  entleerte  sich  etwas  dönner, 
hellgelber  Eiter  aus  einem  HoUgsnge,  welcher  geq^^ 


V.     Chinu^e,  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


6a 


wirde.  Jedes  Mutende  GefSss  ligirte  sofort  ein  Assistent 
Vit  Cat^t.  Naeh  Abldsong^  der  ganzen  vordem  Wand 
des  Rectum  rings  am  den  mit  demselben  fest  verwach- 
leoen  Fistelkanal  bis  über  die  Mitte  der  Prostata  lag  der- 
lelbe  frei,  die  vomBectnm  aus  eingeführte  Sonde  bergend 
nd  die  einzige  Verbindung  zwischen  der  EEamrohre  und 
jenem  Darmstüek  bildend.  Dadurch,  dass  hierauf  der 
Bit  einer  gekrümmten  Hohlsonde  nach  vom  gedrängte 
Fbtelkanal  etwas  näher  seiner  Insertion  am  Rectum  mit 
dem  Bistouri  durehschnitten  worden  war ,  hatte  sich  das 
liBgiiebe  Loch  im  Rectum  in  einen  mehr  ovalen ,  ca.  25 
Mmtr.  langen  und  15  Mmtr.  breiten  Schlitz  und  die  Ham- 
ifthrendlfnung  in  einen  eben  solehen ,  ca.  1  Ctmtr.  langen 
rerwandelt.  Bei  dieser  Qelegenheit  fand  sich  noch  ein 
10  gearteter  akuter  Oewebszerfall  am  rechten  Lappen  der 
Prostata,  dass  von  demselben  nur  noch  eine  kleine  Brücke 
äbrig  geblieben  war ,  welche  Vf.,  um  Eiterverhaltung  zu 
rerhfiten  und  ArzneistofFe  in  diese  Drüsenhöhle  appliciren 
la  kQimen ,  durchschnitt.  Auf  die  sodann  gemachte  Ab- 
tngnag  der  Ränder  der  im  Rectum  befindlichen  Oeffnung 
folgte  die  Vereinigung  derselben  mit  4  Catgutnähten  und 
Khlösslich  noch  die  vorläufige  Touchirung  der  Hamröhren- 
btel  mit  Lapis.  Bedeckung  der  Wunde  mit  CarboUini- 
BMDt  und  Applikation  einer  iV/toton'schen  Sonde  ä 
demeure. 

Nach  der  Operation,  die  einen  Zeitraum  von  ungefähr 
eiser  Stunde  in  Anspruch  genommen  hatte ,  trat  in  ver- 
sehiedenen  Zeiten  wiederholte  Cystitis  und  Pyelitis  auf; 
2Dal  auch  Ersoheinnngen  von  rechtseitiger  Pleuritis.  Da 
alle  diese  Umstände  das  Aussetzen  des  Katheterismus  er- 
keiwhten,  so  war  die  Folge  hiervon,  dass  bei  jeder  Ham- 
estleerong  einige  Tropfen  Urin  in  das  Rectum  sickerten, 
was  jedoch  nicht  geschah ,  wenn  während  dieses  Aktes 
ein  gelinder  Druck  auf  das  Perinänm  ausgeübt  wurde. 

Obgleich  noch  eine  kleine,  etwa  stecknadelkopfgrosse 
Oefhung  in  der  Harnröhre,  durch  welche  zuweilen  ein 
Tropfen  Urin  abfloss,  bestand ,  so  wurde  doch  der  Pat. 
am  2.  Juni  nach  einem  Aufentbalte  von  61/2  Mon.  in  der 
Anstalt  auf  seinen  Wunsch  entlassen.  Da  derselbe  der 
Tuberkulose  verdächtig  war,  so  konnte  man  von  dem 
beabsiebtigten  Aufenthalte  in  der  frischen  Karpathen- 
Inft  am  ehesten  eine  Besserung  seiner  constitutionellen 
Veriiältnisse  und  eine  vollständige  Schliessung  des  Flstel- 
restes  erwarten. 

Sehlüaslich  hebt  Vf.  nochmals  die  hauptsächli- 
ehen  Punkte  der  3  voretehenden  Beobachtungen 
hervor. 

Was  zonflchst  deren  Aetiologie  betinfift,  so  ist 
bei  Pat.  F.  (Fall  2)  die  Harnröhre  darch  den  Eathe- 
terismoSy  welchen  Ischarie  während  eines  Typhus 
iwthwendig  machte ,  zweifellos  erheblich  verletzt 
worden.  Im  3.  Falle  (H.)  sprach  Alles  für  einen 
miaslangenenEatheterismaS;  da  derselbe,  gegen  eine 
ans  Urethritis  hervorgegangene  Retentio  urinae  in 
Anwendung  gezogen,  2  Tage  hindurch  den  Aosfluss 
^68  blutigen  Urins  ans  der  äussern  Harnrdhren- 
Öffaimg  und  am  5.  Tage  den  von  unvermischtem 
Urin  in  das  Bectam  zur  Folge  hatte.  Im  4.  Falle 
(B.  Seh.)  war  ganz  entschieden  ein  blennorrhagi- 
Kher  Prostataabseess  als  Ursache  zu  betrachten, 
welcher  zaerst  eine  Eiterentleemng  durch  die  Ure- 
thra mit  nachfolgender  Abschwellong  des  Mittel- 
fl^hes  veranlasste  und  später  das  Rectum  perfo- 
rirte.  Es  ist  diess  ein  Fall  von  Urethrorectalfistel, 
welcher  ohne  Intervention  des  Eatherismus  zu  Stande 
gekommen  ist. 

Was  nun  schlflsalich  die  Therapie  dieser  Fisteln 
»lagt,  so  fehlten  VorbOder  nach  dieser  Richtung 


hin  gänzlich,  und  auch  Billroth  u.  Thompson 
standen  bezügliche  Erfahrungen  nicht  zu  Gebote. 

Der  angestrebte  Verschluss  der  Oeffnung  in  der 
vordem  Mastdarmwand  gelang  in  keinem  Falle  voll- 
ständig ,  wahrscheinlich  wegen  der  unvermeidlichen 
Verunreinigung  der  Wunde.  Aber  auch  die  anato- 
mische Struktur  und  die  Funktion  dieses  Intestinum 
mögen  wohl  hierzu  beigetragen  haben,  denn  so  lange 
dasselbe  nicht  uuterbroclien  ist,  verengert  es  sich 
durch  die  Gontraktionen  der  Ringfasern;  kommt 
aber  jener  Umstand  in  Frage,  so  muss  sich  bei  die- 
sen Gontraktionen  dieGontinuitätstrennung  nothwen- 
diger  Weise  erweitern ,  also  die  genähte  Stelle  aus- 
einander gezerrt  werden,  ein  Uebelstand ,  welchem 
sich  vielleicht  durch  die  Dnrchschneidung  des  Sphink- 
ter nach  rückwärts  gegen  das  Steissbein  zu  begeg- 
nen Hesse. 

Dazu  kommt  endlich  noch,  dass  das  Andrängen 
von  Koth  schwer,  von  Gasen  aber  gar  nicht  zu  ver- 
meiden ist. 

Nicht  besser  steht  es  in  curativer  Hinsicht  um 
die  Hamröhrenfisteln ,  welche  sich  dem  Verschlusse 
dadurch  widersetzen ,  dass  das  durch  den  Vernar- 
bungsprocess  eingeschrumpfte  Gewebe  zur  Ausfallung 
der  Oeffnung  und  zur  Granulationsbildung  nicht  aus- 
reicht, dass  also,  wenn  auch  kleine,  etwa  stecknadel- 
kopfgrosse Oeffnungen  zurückbleiben ,  welche  mög- 
licher Weise  eine  wiederholt  ausgeführte  Operation 
noch  zum  Verschlusse  zu  bringen  vermag. 

(Pauli,  Göb.) 

499.  Cellulitis  progressiva  septioa  perinaei, 
scroti  et  regionishypogastricae ;  von  Dr.  E.  Rade. 
(Petersb.  med.  Wchnschr.  VI.  10.  1881.) 

Ein  in  den  besten  socialen  und  hygleinischen  Ver- 
haltnissen  lebender  schmächtiger  Mann ,  noch  nicht  40  J. 
alt ,  verbeirathet  nnd  Vater  gesunder  Kinder ,  fühlte  am 
4.  Nov.  ischiasartige  Schmerzen  in  dem  reehten  Unter- 
schenkel ,  die ,  sich  augleich  anch  auf  den  linken  verbrei- 
tend, trotz  den  angewandten  subcutanen  Morphiuminjek- 
tionen bald  einen  so  hohen  Grad  erreichten,  dass  der  Kr. 
zur  Beschwichtigung  derselben  sich  gegen  das  Tuber 
ischii  mit  den  Fersen  geschlagen  und  sich  auf  dieselben 
gesetzt  haben  soll.  Diese  Schmerzen  waren  in  der  Nacht 
vom  6.  und  7.  Nov.  so  heftig ,  dass  der  Kr.  zu  einem  in 
der  Nähe  wohnenden  Arzte  ging  nnd  sich  eine  Morphium- 
injektion machen  Hess.  Dieselbe  erzielte  Anfangs  eine 
Remission  der  Schmerzen,  welche  jedoch  bald  wieder 
verschwand.  Ein  am  7.  Nov.  gerufener  Arzt,  Specialist 
für  Hirn-  und  Nervenkrankheiten,  erklärte  auf  Grund  der 
Resultate  einer  elektrischen  Untersuchung  die  Schmerzen 
ffir  solche ,  wie  sie  im  Beginne  und  Verlaufe  der  Tabes 
aufzutreten  pflegen ,  obgleich  bis  dahin  weder  der  Hans- 
arzt noch  die  Familie  Je  tabesartige  Symtome  am  Kr.  be- 
obachtet hatten.  Am  8.  Nov.  traten  zum  ersten  Male 
Schmerzen  im  rechten  Hoden  auf,  der  sich,  sowie  der  ent- 
sprechende Nebenhode  bei  der  Untersuchung  geschwol- 
len erwies,  desgleichen  zeigte  das  Scrotnm  nnd  Perinänm 
eine  ödematöse  Infiltration. 

Da  ehie  vorhergegangene  Tripperinfektion  entschie- 
den in  Abrede  gestellt  wurde ,  so  glaubte  man  die  eben 
genannten  Befunde  auf  ein  durch  die  oben  beschriebenen 
Manöver  gesetztes  Trauma  beziehen  zu  müssen.  Am  7. 
Tage  der  Krankheit  (11.  Nov.)  sah  Vf.  den  Kr.  zum  1. 
Male  und  nahm  gleich  beim  Eintritt  in  das  Zimmer ,  in 
dem  der  Kr.  mit  angezogenen  Beinen  auf  einem  Divan 


64 


V.    Ghimigie;  Ophthalmologie  lu  Otiatrik. 


lag ,  einen  penetranten ,  die  Atmosphäre  des  geräumigen 
Zimmers  verpestenden  Brandjanche-Gemch  wahr. 

Die  Untersnchnng  ergab  hochgradige  Schwellong  nnd 
Infiltration  des  Perinanm  vom  vordem  Afterrande  bis  zur 
Hodensackwurzel,  des  Scrotum  und  der  ganzen  Unter- 
bauchgegend über  der  Symphyse  und  den  horizontalen 
Schambeinästen  hinauf  bis  zu  den  Spinae  ilei.ant.  super., 
an  letztem  beiden  Partien  rechts  mehr  als  linlcs.  Neben 
der  Zellgewebsinfiltration  bestand  in  der  ganzen  Region 
deutliche  Luftcrepitation  und  deutliches  Luftgurren  mit 
tympanitischem  Perkussionsschall;  an  mehreren  Stellen 
des  Perinanm,  welches  dicht  vor  dem  vordem  Aiterrande 
eine  kleine  Oeffhung  darbot ,  aus  welcher  bei  Drack  stin- 
kende Jauche  mit  Luft  sich  entleerte ,  sowie  am  Scrotum 
zeigten  sich  schwarze,  gangränescirende  Flecke  der  Haut. 
Temperatur  40— 41»,  Pnls  beschleunigt  und  klein ,  grosse 
Unruhe  und  Jaktation ,  Extremitäten  und  Gesicht  kühl, 
dem  Anschein  nach  beginnende  Agonie. 

Vf.  machte  ergiebige  Incisionen  am  Perinäum  und 
Scrotum  zu  beiden  Seiten  der  Rhaphe  und  im  Hypogastrium 
in  der  Höhe  der  rechten  Spina  ilei  ant.  sup.,  wobei  sich 
überall  ein  eitrig  seröses ,  jauchig  stinkendes  Exsudat  mit 
viel  Gas  und  nekrotischen  Zellgewebsfetzen  entleerte ,  jso 
dass  eine  Harninfiltration  ausgeschlossen  werden  konnte. 
Das  Zellgewebe,  überall  von  weit  decollirter  Haut  be- 
deckt ,  war  in  grosser  Ausdehnung  zerstört ;  es  bestand 
eine  continuirliehe  Höhle  vom  Afterrande  bis  zum  Hypo- 
gastrium, mit  nur  wenigen  erhalten  gebliebenen  Zwischen- 
wänden, so  dassE.  den  Finger  unbehindert  vom  Perinäum 
in  das  Scrotum,  vom  Scrotum  in  den  Ingninalkanal,  von  hier 
bis  zar  Spina  ant.  sup.  einführen  konnte.  Nach  den  In- 
cisionen wurden  Ausspülungen  nnd  AuswaschuDgen  mit 
5proc.  Carbollösnng,  bis  diese  ungetrübt  abfloss,  gemacht, 
ein  antiseptischer  Verband  angelegt. 

Am  folgenden  Tage  war  die  Temperatur  unter  SS^ 
gesunken  (CoUapsustemperatar).  Auf  der  rechten  Seite 
hatten  die  Einschnitte  die  Cellulitis  begrenzt,  auf  der 
linken  aber  schritt  sie  unaufhaltsam  bis  zum  linken  Hypo- 
chondrium  vor ,  überall  durch  entzündete  Lymphgefässe 
und  Luftcrepitation  angedeutet.  Bei  der  stetigen  Zu- 
nahme des  Collapsus  war  nicht  daran  zu  denken,  der 
fortschreitenden  Infiltration  durch  erneuerte  Incisionen 
Einhalt  zu  thun.  Die  Temperatur  stieg  auch  einmal  wie- 
der unerwartet  auf  gegen  41^,  Frösteln  weehselte  mit 
Hitze,  es  traten  septikamlsohe  Delirien  mit  Bewusstlosig- 
keit  ein  nnd  am  Nachmittage  des  IS.  Nov.  verschied  der 
Kr.,  am  9.  Tage  nach  Beginn  der  ICrankheit,  weniger  als 
zweimal  24  Std.  nach  den  Incisionen. 

Die  DiagDose  einer  Gelinlitis  progressiva  septica 
war  mithin  unzweifelhaft ,  die  Aetiologie  derselben, 
die,  wie  die  Digitalnntersnchnng  nachwies ,  mit  dem 
Mastdarme  in  keinem  Zusammenhange  stand ,  ganz 
dunkel.  Auch  eine  Haminfiltration  konnte  nicht  als 
veranlassendes  Moment  angenommen  werden,  da  der 
Urogenitalapparat  vollständig  intakt  war. 

Somit  blieb  also  weiter  nichts  übrig ,  als  diese 
Bindegewebsentzflndung  entweder  als  eine  trauma- 
tische oder  als  eine  idiopathisch  entstandene  aufzu- 
fassen. Im  ersten  Falle  lässt  sich  die  Entstehung 
der  Neuralgie  nicht  erklären ,  selbst  wenn  man  an- 
nimmt, dass  die  gegen  die  fraglichen  Partien  gerich- 
teten Insulte  zur  Hervorrufung  der  entzündlichen 
Erscheinungen  ausgereicht  h&tten.  Es  liegt  daher 
die  Annahme  einer  idiopathischen  Cellulitis  um  so 
näher,  als  die  Neuralgie  in  der  akuten  Schwellung 


und  InBltration  der  Gewebe  in  der  Tiefe  und  m  Aem 
dadurch  veranlassten  Druck  auf  die  Nerven  leicht 
ihre  Begründung  findet. 

Das  Wesen  der  fragl.  Bindegewebsentzündnng 
{Oedema  acutum  pundentum  nach  Pirogoff; 
Phlegmon  diffus  der  Franzosen)  .besteht  namentlich 
in  ihrem  progressiven  und  septischen  Charakter,  der 
sie  der  Angina  Ludovici  {Cellulitis  septiea  der 
Engländer)  zur  Seite  setzt.  (Pauli,  COln.) 

500.  Epitheliom  der  Augenlider ;  von  Dr. 
M.  Landesberg.  Philad.  med.  Bull.  UI.  5;  May 
1881.) 

Vf.  erzählt  3  Fälle,  in  welchen  mittels  cUor- 
sauren  Kali* s  vollständige  Herstellung  erzielt  wurde, 
und  zwar  ohne  dass  es  zur  Bildung  eines  Ektropion 
kam ,  auch  nach  2  Jahren  kein  Recidiv  eingetreten 
ist.  Die  Applikation  geschah  anfangs  täglich,  dann 
jeden  2.  Tag  einmal  einfach  in  der  Weise,  dass  anf 
die  Geschwüre  eine  dünne  Schicht  des  fein  gepulv^- 
ten  Salzes  aufgestreut  wurde.  Wenn  die  OeschwOre 
an  der  Lidkante,  sowie  auf  der  Bindehaut  selbst 
sitzen ,  ist  die  Applikation  einigermaassen  schmen- 
haft.  Der  Heilungsprocess  geht  allerdings  langsam 
und  zögernd  vor  sich ,  es  brechen  frische  KnOteheo 
auf,  aber  endlich  verschwindet  doch  die  Infiltration 
volliBtändig  und  das  Geschwür  heilt  mit  einer  weissen 
glatten  Narbe.  [Vgl.  über  den  Nutzen  des  chlor- 
sauren Kali  bei  Cardnomen :  Jahrbb.  OLXI.  p.  93.] 

(Geissler.) 

501.  Beitrag  sur  Behandlung  der  an- 
steckenden Augenkrankheiten ;  von  Dr.  Lad - 
wigSchaffer.  (Wien.  med. Presse XXII. 24. 25. 
1881.) 

Bei  Gelegenheit  einer  unter  der  Bemannung  eioeB 
Kriegsschiffes  ausgebrochenen  AugenblennorrhOe  ist 
Vf.  von  der  üblichen  Therapie  abgewichen  und  in 
folgender  Weise  verfahren. 

Nach  jedesmaligem  Erwachen  wurde,  so  oft  sich 
eitriges  Sekret  zeigte,  bei  geschlossenen  Augen  (V- 
bobpray  gegen  die  Augen  gerichtet,  dann  die  Angen- 
gegend  mit  Calicotläppchen  getrocknet  Jeder  Er. 
musste  sich  öfters  in  Carbolwasser  die  Hände  waschen. 
Bei  der  ärztlichen  Visite  wurde  der  Carboloebd 
ebenfalls  angewendet,  dabei  aber  das  Auge  geöffbet 

Jeder  Kranke  erhielt  bei  Beginn  der  Krankheit 
1  Grmm.  Jodkalium  innerlich,  nnd  darauf  in  ein- 
tägigen Pausen  noch  2mal  je  ^/^  Grmm.  desselben 
Mittels. 

Eine  lokale  Therapie  wurde  im  üebrigen  nicht 
angewendet. 

Der  Erfolg  war  ein  auffallend  günstiger,  da  i^in 
wenigen  Tagen  Das  erreicht  wurde,  was  inHooatan 
nicht  gründlich  gelingen  wollte.^'     (Geissler.) 


f 


Hflller,  Beiträge  znr  Lehre  von  der  Verdaaang. 


65 


X. 


B.   Orig^alabhandlimg^en 

und 

Ueberslchten. 

Beitrage  zur  Lehre  von  der  Verdauung  und  Absorption 

der  Nahrungsstoffe. 

ZnaammengeBtellt  von 
Dr.  Rudolph  Müller  in  Dresden^). 


Noch  immer  wendet  man  sich ,  wie  es  scheint, 
mit  einer  gewissen  Vorliebe  dem  Stadium  der  Ver- 
daaongsvorgänge  zu ,  denn  wiederum  liegt  ein  fast 
überreiches  Material  znr  Berichterstattung  über  die- 
sen allerdings  eben  so  interessanten ,  wie  praktisch 
wichtigen  Theil  der  Physiologie  vor. 

Literatur. 

1}  Hoppe-Seyler,  Felix  (Strassbarg  i. E.),  Die 
VerdannDg  n.  Besorption  der  Nährstoffe  .*  Desselben  Phy- 
■iol.  Chemie  2.  TheU  p.  175—863.  Berlin  1878.  Ang. 
Hirsehwald. 

2)  Smith,  Robert  Meade  (Philadelphia),  Lecta- 
res  OD  Digestion:  Philad.  med.  and  sarg.  Reporter 
Vol.  XXXIX— XLI.  1878  and  1879. 

3)  Roberts,  Wm.  (Manchester),  Lectnres  on  the 
Digestive  Ferments,  and  the  Preparation  and  Use  of  ar- 
tificiaUy  digested  Food :  Lancet  I.  14—22;  April,  May. 
1880. 

4)  Ewald ,  CA.  (Berlin),  Die  Lehre  von  der  Ver- 
daniuig.  Einleitung  in  die  Klinik  der  Yerdanungskrank- 
heiten.  12  Vorlesungen.  Berlin  1879.  Ang.  Hirsch wald. 
8.  Vm  u.  132  S.     3  Mk.  60  Pf. 

5)Ellenberger,  Prof.  Dr. ,  Der  gegenwärtige 
Standpunkt  der  Verdanongslehre.  (Vortrage  für  Thier- 
inte.)  Jena  1880.  Dege  n.  Haenel.  8.  46  S.  1  Mk. 
50  Pf. 

6)  Heidenhain,  R. ;  R.  Maly;  W.  v.  Wittich, 
Physiologie  der  Absondemngsvorgänge.  Chemie  der  Ver- 
daoungssafte  u.  Verdauung.  Aufsaugung,  Lymphbildung, 
Animüation :  HermanrCs  Handbuch  d.  Physiologie  Bd.  V. 
Leipzig  1880  u.  1881.   F.  C.  W.  Vogel. 

7)  Astaschewsky,  P.  (Kasan),  Reaktion  des  Pa- 
rotisspeichels  beim  gesunden  Menschen :  Med.  Centr.-Bl. 
XVL  16.  p.  267—260.  1878. 

8)  von  denVelden,  Reinhard  (Strassbnrg  im 
Sls.) ,  Zur  Lehre  von  der  Wirkung  des  Mundspeichels 
im  Magen:  Ztschr.  f.  physiol.  Chemie  HI.  3.  p.  206  u. 
206.  1879. 

9)  Derselbe,  lieber  die  Wirksamkeit  des  Mund- 
speichels im  Magen :  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  XXV. 
1.  p,  106—114.  1879. 

10)  Defresne,  Tb.  (Paris),  ^tudes  exp^rimen- 
tales  sur  la  digestion.  Paris  1880.  J.  B.  Bailli^re  et  Als. 
8.  48  pp. 

11)  D  e  f  r  e  s  n  e ,  T  h. ,  ]ätudes  comparatives  sur  la 
ptyaline  et  la  diastase:  Compt.  rend.  LXXXIX.  26. 
p.  1070.  D^.  22.  1879. 

»)  Vgl.  Jahrbb,  CTAXl.  p.  113—128;  CLXXIX. 
p.  Ii8--161 1  CZC.  p«  8—10. 

Med.  Jabrbb.  Bd.  192.  Hft.  1. 


12)  Musculus,  F.,  u.  Arthur  Meyer,  lieber 
Erythrodextrin :  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  IV.  6.  p.461 — 
464.  1880. 

13)Watson,  William  H. ,  Notes  on  the  effect 
of  Alcohol  on  Saliva,  and  on  the  Chemistry  of  Digestion  : 
Joum.  of  the  Chem.  Soc.  XXXV.  p.  639—644.  1879. 

14)  Vulpian,  A. ,  Comparaison  entre  les  glandes 
salivaires  et  les  glandes  sudoripares,  relativement  ä 
Taction  qu*  exerce  sur  leur  fonctionnement  la  section  de 
leurs  nerfs  excito-s^cr^tenrs :  Compt.  rend.  LXXXVU. 
9.  p.  360—364.  Aoüt  26.  1878.  —  Oaz.  de  Paris  37. 
1878.  p.  464. 

16)  Jaenicke,  Adolph  (Königsberg),  Unter- 
suchungen über  die  Sekretion  der  Glandula  parotis :  Arch. 
f.  Physiol.  XVIL  p.  183—214.  1878. 

16)  F  u  b  i  n  1 ,  S. ,  Beiträge  zur  Physiologie  des  Pa- 
rotisspeichels  u.  des  Seh  weisses:  Moleschott's  Untersuch. 
Xn.  2.  p.  161—174.  1879. 

17)  Aschenbrandt,  Th. ,  Ueber  reflectorischen 
Speichelfluss  nach  Coi^anctivalreizung,  sowie  über  Ge- 
winnung isolirten  Drusenspeichels:  Arch.  f.  Physiol. 
XXV.  3  u.  4.  p.  101—112.  1881. 

18)  Unna,  P.  G.  (Hamburg),  Zur  Theorie  der 
Drfisensekretion ,  insbesondere  des  Speichels:  Med. 
Centr.-Bl.  XIX.  14.  p.  267—263.  1881. 

19)  Kronecker,  H. ,  u.  F.  Falk,  Ueber  den 
Mechanismus  der  Schlackbewegung:  Arch.  f.  Anat.  u. 
Physiol.  (physiol.  Abth.)  1880.  p.  296—299. 

20)  Kronecker,  H. ,  u.  S.  Meltzer,  Ueber  die 
Vorgänge  beim  Schlucken :  Das.  p.  446  u.  447. 

21)  Dieselben,  Ueber  den  Schluckmechanismus 
u.  dessen  nervöse  Hemmungen:  Mon.-Ber.  d.  Akad.  d. 
Wiss.  zu  Berlin  1.  p.  100—106.  Jan.  1881. 

22)  Weissgerber,  P. ,  Ueber  den  Mechanismus 
der  Ructus  und  Bemerkungen  über  den  Lufteintritt  in 
den  Magen  Neugeborner:  Berl.  klin.  Wchnschr.  XV.  36. 
p.  621—626.  1878. 

23)  Arnozan,  Etüde  exp^rimentale  sur  les  actes 
möcaniques  du  vomissement:  Gaz.  des  Höp.  111.  1880. 
p.  886. 

24)  Mellinger,  Carl,  Beitrage  zur  Kenntniss  des 
Erbrechens :  Arch.  f.  Physiol.  XXIV.  6  u.  6.  p.  232—246. 
1881. 

26)  Cnstor,  J. ,  Ueber  die  relative  Grosse  des 
Darmkanals  u.  der  hauptsiichlichsten  Körpersysteme  beim 
Menschen  u.  bei  Wirbelthieren.  Inaug.-Diss.  Bern  1873. 
8.   31  S. 

26)  Beneke,  F.  W.  (Marburg),  Vorlaufige  Mitthei- 
lungen über  die  Länge  u.  Capacitat  des  menschlichen 
Dannkanals:  Marburger  81tz.-Ber.  Nr.  7.  Oct.  1879. 

27)  Derselbe,  Ueber  die  Länge  des  Darmkanals 
bei  Kindern,  sowie  über  die  Capacitat  des  Magens  Neu- 

9 


66 


Hüller,  Beiträge  zar  Lehre  von  der  Verdaanng. 


gebomer :  Deutsche  med.  Wchnschr.  VI.  82.  p.  433—436 ; 
33.  p.  448—449.  1880. 

28)  Henning,  C. ;  lieber  d.  vergleichende Hessang 
der  Darmlänge :  Med.  Centr.-Bl.  XIX.  24.  p.  433—434. 
1881. 

29)  Kupfer,  lieber  die  Schleimhaut  des  mensch- 
lichen Magens :  Berl.  klin.  Wchnschr.  XV.  47.  p.  703. 
1878. 

30)  Edinger,  Ludwig  (Sirassburg  i.  £.),  Zur 
Kenntniss  der  Drusenzellen  des  Magens,  besonders  beim 
Menschen :  Arch.  f.  mikrosk.  Anat.  XVII.  2.  p.  193—211. 
1879. 

31)  Stöhr, Philipp,  lieber  d.  Epithel  des  mensch- 
lichen Magens :  Verh.  d.  physik.-med.  Gesellsch.  zu  Würz- 
bürg.  N.  F.  XV.  1  u.  2.  p.  101—119.  1880. 

32)Coudereau,  Sur  Testomac  du  porc:  Gaz.  de 
Paris  49.  1879.  p.  632. 

33)  Part  seh,  Carl,  Beiträge  zur  Kenntniss  des 
Vorderdarms  einiger  Amphibien  u.  Reptilien:  Arch.  f. 
mikrosk.  Anat.  XIV.  2.  p.  179—203.  1877. 

34)  Edinger,  Ludwig,  Notiz,  betreffend  den 
Magen  von  Tropidonoius  natrix:  Das.  XVII.  2.  p.  212. 
1879. 

35)  Motta  Mala,  Cl. ,  et  J.  Renaut,  Note  sur 
la  structure  et  la  signiflcation  morphologique  des  glandes 
stomacales  de  la  cistude  d^Europe:  Arohives  de  Phjsiol. 
2  S^r.  V.  1.  p.  66—75.  Janv.-Fövr.  1878. 

36)  L  o  r  e  n  t ,  H. ,  Üeber  den  Mitteldarm  von  Cobitia 
fossilis:  Arch.  f.  mikrosk.  Anat.  XV.  4.  p.  429—442. 
1878. 

37)  Wrzeiiniowski,  August  (Warschau),  lieber 
den  Darmkanal  einiger  Amphipoden :  Zool.  Anzeiger  II. 
39.  p.  511—516.  1879. 

38)  Joyeuz-Laffuie,  J. ,  Recherches  anatomi- 
ques  sur  les  appareils  digestif,  nerveux  et  reproducteur 
de  YOncMdie:  Ck)mpt.  rend.  XCU.  3.  p.  144—146. 
Janv.  17.  1881. 

39)Ro8sacha,  Louis,  lieber  eine  Methode  zur 
Bestimmung  der  Lage  der  Kardia ,  sowie  über  den  im 
Oesophagus  und  im  Magen  herrschenden  Druck.  Inaug.- 
Diss.  Königsberg  1880.  8.  31  S.  n.  3  Curven-Tafeln. 
1  M.  50  Pf. 

40)  Oser  (Wien),  lieber  das  Ausheben  von  Magen- 
luft zu  wissenschaftlichen  u.  therapeutischen  Zwecken: 
Wien.  med.  Presse  XX.  3.  p.  73—76.  1879. 

41)  K  0  r  a  c  h ,  8. ,  AUgemehies  Hautemphysem  mit 
Ansammlung  brennbarer  Gase  nach  Perforation  eines  Ul- 
cus yentriculi:  Deutsche  med.  Wchnschr.  VI.  21.  p.  275 ; 
22.  p.  290.  1880. 

42)  Kronecker,  H. ,  u.  M.  Ph.  Meyer,  Ein 
neues,  einfaches  Verfahren,  die  maximale  Binnentempe- 
ratur von  Thieren  zu  bestimmen:  Arch.  f.  Anat.  u. 
Physiol.  (physiol.  Abth.)  1878.  p.  546  u.  547. 

43)  Winternitz,  Wilhelm  (Wien),  Temperatur- 
messungen  im  menschlichen  Magen  (Vorläufige  Mitthei- 
lung): Med.  Centr.-Bl.  XVH.  24.  p.  420^422.  1879. 

44)Leven,  La  thermomötrie  de  la  r^onstoma- 
cale :  Gaz.  de  Par.  29.  1879.  p.  375. 

45)  Maly,  Richard  (Graz),  üeber  die  Wärme- 
tonung  bei  der  künstlichen  Verdauung :  Arch.  f.  Physiol. 
XXn.  3  u.  4.  p.  111—125.  1880. 

46)  Kostjurin,  Stephan,  Der  Einfluss  heissen 
Wassers  auf  die  Schleimhaut  desMagen-Darm-Kanals  des 
Hundes:  Petersb.  med.  Wchnschr.  IV.  10.  p.  84—86. 
1879. 

47)  Leared,  Arthur,  A  neglected  prozlmate 
cause  of  dyspepsia:  Brit.  med.  Joum.  April  26;  May  8, 
1879. 

48)  Kussmaul,  A. ,  Die  peristaltische  Unruhe  des 
Magens.  {Volkmarm*8  Sammig.  klin.  Vorträge  Nr.  181.) 
Leipzig  1880.  Breitkopf  u.  Härtel.   8.   88  S.     75  Pf. 

49)  Strfimpell(Leipzig),Eigenthflmliohe auskulta- 
torische u.  perkutorische  Ersdieinungen  yon  Seiten  des 
Magens :  Allg.  med.  Centr.-Zig.  XLVHL  62.  p.  799. 1879. 


50)  Lohmann  (Loevenich),  Ein  Fall  von  eiges- 
thümlichen  Magengeräuschen :  Das.  67.  p.  857. 1879. 

51)  Ebstein,  Wilhelm,  lieber  die  Nichtsehloss- 
fähigkeit  des  Pylorus  (Incontinentia  pylori).  (Sammig. 
klin.  Vortr.  Nr.  155.)  Leipzig  1878.  Brdtkopf  u.  Härtd. 
Lex.-8.   16  S.     75  Pf. 

52)  Kundrat,  Hanns  (Graz),  Die  Selbstverdao- 
ungsprocesse  der  Magenschleimhaut.  Graz  1877.  Lenacli- 
ner  u.  Lubensky.   Lex.-8.   34  S.     1  M.  20  Pf. 

53)  Samelson,  Bernhard  (Kowno),  Die  Selbsl- 
verdanung  des  Magens.  Jena  1879.  Gustav  Fischer.  8. 
37  S.     80  Pf. 

54)  Bufalini,  Dell'  Influenza  dell'  eccitarione  delli 
corteccia  cerebrale  sulla  secrezione  gastrica:  pendle. 
delle  ricerche  sperim.  eseguite  nel  Gabinetto  fisiol.  defli 
R.  Univ.  di  Siena.  Anno  1878 — 79,  seoondo  quadri- 
mestre,  p.  57 — 59. 

54b)  Zander,  Richard,  Einfluss  der  Vagus- 
durchschneidung  auf  die  Digestionsapparate  der  VSgel: 
Arch.  f.  Physiol.  XIX.  6  u.  7.  p.  832.  1879. 

55)  von  den  Velden,  Reinhard  (Strassb. i. E.), 
Zur  Lehre  von  der  Dyspepsie  beim  Typhus :  Berl.  klin. 
Wchnschr.  XIV.  42.  p.  613—615.  1877. 

56)  Sassezki,  N.,  lieber  den  Magensaft  Fiebera- 
der :  Petersb.  med.  Wchnschr.  IV.  19.  p.  185—187. 1879. 

57)  von  den  Velden,  Reinh.,  lieber  Voikom- 
men  und  Mangel  der  freien  Salzsäure  im  Magensaft  bei 
Gastrektasie :  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  XXni.  4. 
p.  369—399.  1879. 

58)  Ewald,  0.  A.,  lieber  das  Verbalten  der  freia 
Salzsäure  im  Magensaft :  Deutsche  med.  Wchnschr.  VL 
30.  p.  418.  1880. 

59)  Derselbe,  lieber  das  angebliche  Fehlen  der 
fireien  Salzsäure  im  Magensaft :  Ztschr.  f.  klin  Med.  L  S. 
p.  619—630.  1880. 

60)  von  den  Velden,  R.,  üeber  das  Fehlen  der 
freien  Salzsäure  im  Magensafte :  Deutsches  Arch.  f.  kÜD. 
Med.  XXVU.  1  u.  2.  p.  186—192.  1880. 

61)Edinger,  L.,  Das  Verhalten  der  freien  Sslc* 
säure  des  Magensaftes  in  zwei  Fällen  von  amyloider  De- 
generation der  Magenschleimhaut:  Berl.  klin.  Wchnschr. 
XVH.  9.  p.  117—120.  1880. 

62)  Uf feimann,  J.  (Rostock),  lieber  d.  MeUiode 
d.  Untersuchung  des  Mageninhalts  auf  fiele  Säuren.  Ver- 
suche an  einem  Gastrotomirten :  Deutsches  Arch.  f.  klis. 
Med.  XXVI.  5  u.  6.  p.  431—454.  1880. 

63)  F 1  e  i  s  c  h  e  r ,  R.  (Erlangen) ,  lieber  Mag6nTe^ 
dauung :  Jahresbericht  d.  Gesellschaft  f.  Natur-  u.  Heilt 
in  Dresden  (Sitzungsperiode  1880—1881).  p.  77.  1881. 

64)  Kietz,  Albert,  Beiträge  zur  Lehre  von  der 
Verdauung  im  Magen.  Inaug.-Dlss.  Erlangen  1881.  8. 
SOS. 

65)  Sassezki, N.,  lieber  d.  Einfluss  des  Schwitzens 
auf  die  verdauende  Kraft  des  Magensaftes,  sowie  auf  des 
Säuregrad  des  Magensaftes  u.  des  Harnes :  Petersb.  med. 
Wchnschr.  IV.  2.  p.  9—12.  1879. 

66)  Görges,  Th.  (GSttingen),  Ueber  die  mter 
physiologischen  Bedingungen  eintretende  Alkalescens  des 
Harns:  Arch.  f.  ezper.  Pathol.  u.  Pharmak.  XI.  S* 
p.  156—188.  1879. 

67)  Ralfe,  C.  H.  (London),  A  form  of  dyspepaift 
usnaUy  associated  with  an  alcallne  condition  ofthe  nrine: 
Lancet  H.  8.  p.  86 ;  4.  p.  127 ;  July  17  and  24. 1880. 

68)  Heidenhain,  R.  Breslau),  Ueber  die  Alh 
sonderung  d.  Fnndusdrüsen  des  Magens :  Arch.  f.  Physid. 
XIX.  2  u.  3.  p.  148—166.  1879. 

69)  Derselbe,  lieber  die  Thätigkeit  der  Drfisea 
des  Fundns  ventricuU :  Bresl.  ärztl.  Ztschr.  I.  4.  p.  32. 
1879. 

70)  Derselbe,  lieber  die  Pepsinbildung  in  den 
Pylorusdrfisen :  Arch.  f.  Physiol.  XVHI.  p.  169-1^. 
1878.  ^ 

71)  Nnssbaum,  Moritz  (Bonn),  Die FenneoWl- 
dnng  in  den  Drflsen :  Aroh.  f.  mikrosk.  Anat  XYI*  3. 
p.  688^544. 1879. 


r 


Müller ;  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdaaaiig. 


67 


72)  Grfitzner,  P.  (Breslau),  lieber  Bildimg  n. 
Aoaiefaeidiiiig  von  Fermenten:  Aroh.  f.  Physiol.  XX.  8  u. 
9.  p.  395—420.  1879. 

73)  Langendorf f ,  Oscar,  Ueber  d.  Entstehung 
der  Yerdaunngsfermente  beim  Embryo:  Arch.  f.  Anat. 
IL  Physiol.  (physiol.  Abth.)  1  u.  2.  p.  96—112.  1879. 

74)  Albertoni,  P.  (Padua),  Ueber  die  Wirkung 
des  Pepsin  auf  das  lebende  Blut :  Med.  Centr.-Bl.  XVI. 
96.  p.  641—644.  1878. 

75)  Salko  wski ,  £.  (Berlin),  Ueber  die  Wirksam- 
keit erhitzter  Fermente ,  den  Begriff  des  Pepton  u.  die 
Bemialbumose  Kühne^s:  VirohoVs  Aroh.  LXXXI.  3. 
p.  552—567.  1880. 

76)8ehmidt-Mülheim,  Adolf,  Untersuchun- 
gen über  die  Verdauung  der  Eiweisskörper :  Arch.  f.  Anat. 
a.  Physiol.  (physiol.  Abth.)  1879.  p.  39—58. 

77)Rttbner,Max  (Hünchen),  Ueber  d.  Ausnutzung 
einiger  Nahrungsmittel  im  Darmkanale  des  Menschen: 
ZtBChr.  f.  Biol.  XV.  1.  p.  115—202.  1879. 

78)  D  e  r  s  e  1  b  e ,  Ueber  die  Ausnützung  der  Erbsen 
iffl  Dzrmkanale  des  Menschen :  Das.  XYI.  1.  p.  119 — 128. 
1860. 

79)  Kessler,  Friedrich,  Versuche  über  d.  Wir- 
kung des  Pepsins  auf  einige  animalische  u.  vegetabilische 
Kahrungsmittel.  Inang.-Diss.  I>orpatl880.  8.  49  8.  IM. 

80)  Ludwig,  E. ,  Ueber  die  durch  die  Magenver- 
dannng  bewirkten  Veränderungen  der  EiweisskSrper : 
Mittheil,  des  Ver.  d.  Aerzte  in  Nieder-Oesterr.  VII.  4. 
p.  46-49. ;  5.  p.  62—64.  1881. 

81)  Leven,  Dujardin-Beaumetz,  Budin, 
Oiseossion  sur  lliygiöne  de  l'estomac :  Bevue  d'byg.  I.  2. 
p.  148—152 ;  8.  p.  243—247.  1879. 

82)  V  u  1  p  i an ,  Sur  Taction  des  ferments  digestifs 
employ^  dans  le  traitement  de  la  dyspepsie:  Bull,  de 
rAead.  2  8ör.  Vni.  32.  p.  901—903.  1879. 

I         88)Moarrut,  Beeherches  sur  les  digestions  arti- 

I   lldeUes:  Ibid.  p.  903— 905. 

I         84)  Leven,  Petit  et  8^merie,  Exp6riences  sur 

ia  digestion :  Gaz.  de  Par.  13.  1880.  p.  162. 
I         85)  Henninger,  A.  (Paris),   Beeherches  sur  les 
'   peptones:  Gompt.  rend.  LXXXVI.  23.  p.  1464—1466. 

Jiiin  10.  1878. 

86)  Henninger,  A.,  De  lanatureetdurdlephysio- 
logiqae  des  peptones.    Paris  1878.  F.  8avy.   8.   68  pp. 

87)  Hofmeister,  Franz  (Prag),  Ueber  d.  Bück- 
biidnng  von  Eiweiss  aus  Pepton :  Prager  med.  Wchnschr. 
m.  27.  p.  271 ;  3.  Juli  1878.  —  Ztschr.  f.  physiol.  dhem. 
n.  2  a.  8.  p.  206.  1878. 

88)KoBsel,  Albrecht  (Strassburg  i.  E.),  Ueber 
die  ehemisehe  Zusammensetzung  der  Peptone :  Ztschr.  f. 
physiol.  Chem.  III.  1  u.  2.  p.  58—62.  1879. 

89)  Maly ,  Bichar d  (Graz),  Ueber  die  Verwirrun- 
gen u.  Entstellungen  in  der  Peptonlehre :  Arch.  f.  Phy- 
dol.  XX.  6  u.  7.  p.  315—331.  1879. 

90)  Kossei,  Alb r.,  Ueber  die  Peptone  n.  ihr  Ver- 
hälüdss  zu  den  Eiweisskörpem :  Das.  XXI.  3  u.  4. 
p.  179—184.  1880. 

91)  Adamkiewicz,  Albert,  Ist  die  Besorption 
des  verdauten  Albumin  von  seiner  Diffusibilität  abh&ngig, 
Qod  kann  ein  Mensch  durch  Pepton  ernährt  werden? 
Virchow's  Arch.  LXXV.  1.  p.  144—161.  1879. 

92)Pekelharing,  C.  A.  (Utrecht),  BiiJdrage  tot 
de  kennis  van  het  pepton:  Weekbl.  van  het  Nederl. 
TUdschr.  voor  Geneesk.  5.  1880.  p.  65—76. 

93)  D  e  r  s  e  1  b  e ,  Beitrag  zur  Kenntnlss  des  Pepton : 
Arch.  f.  Physiol.  XXU.  6  u.  6.  p.  185—206.  1880. 

94)  Schmidt -Mülheim,  Adolf  (Hannover), 
Beiträge  zur  Kenntnlss  des  Pepton  u.  seiner  physiol.  Be- 
dentung:  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  (physiol.  Abth.) 
1880.  p.  33—66. 

95)  Adamkiewicz,  Albert  (Krakau),  Schmidt- 
UmemeB  «Propepton*' :  Virchow's  Arch.  LXXXI.  1. 
p.  185-189.  1880. 


96)  Schmidt-Mülheim,  A.,  Zur  Richtigstellung 
der  Geschichte  des  Propepton:  Das.  8.  p.  575—577. 
1880. 

97)  A 1  b  e  r  1 0  n  i ,  P.  (Genua),  Ueber  die  Peptone : 
Med.  Centr.-Bl.  XVHI.  32.  p.  577.  1880. 

98)  Ewald,  C.  A.,  Versuche  über  die  Wirksamkeit 
künstlicher  Verdauungs-Präparate:  Ztschr.  f.  klin.  Med. 
L  1.  p.  231—237.  1879. 

99)  Dowdesnell,  G.  F.,  Observatlons  on  medical 
pepsin  and  artificial  digestion:  Practitioner  XXTV.  3. 
p.  192—201.  March  1880. 

100)  Lees,  Arnold,  Therapeutical  ezperiences 
with  the  digestive  ferments:  Brit.  med.  Journ.  March 20. 
27 ;  April  3.  1880. 

101)  Söe,  Des  pepsines:  Journ.  de  Th6r.  VHI.  4. 
p.  125—131.  1881. 

102)Chapoteaut,  P.,  Remarques  sur  les  peptones 
de  viande  de  diff^rentes  origines:  LUnion  74.  p.  947. 
Juin  12.  1880. 

103)  Laprade,  Contribution  k  T^tude  des  peptones 
et  spöcialement  de  la  peptone  phosphat^e:  Ibid.  153. 
p.  832.  Nov.  20.  1880. 

104)  Sanders,  H.  (Amsterdam),  Die  Bedeutung 
der  Verdauung  für  die  Ernährung  u.  die  Ernährung  mit- 
tels Peptonen.    S.  1.  e.  a.   8.  24  S. 

105)  Catillon,  A.  (Paris),  Des  peptones :  Bull,  de 
Th6r.  XCVm.  3.  p.  116—122 ;  4.  p.  169—178 ;  F6vr. 
15.  29.  1880.  —  Auch  separat:  Paris  1880.  Octave 
Dein.   8.   16  p.     1  Fr. 

106)  Raymond,  Contribution  k  Tötude  de  lavaleur 
nutritive  des  peptones  :  L'Union  24.  p.  319.  1880. 

107)  Bergeron,  P.  J.,  Contribution  k  Tötude  des 
peptones :  Gaz.  des  Hdp.  65.  p.  515.  1880. 

108)  Defresne,  Contribution  k  T^tude  physio- 
logique  des  peptones :  Bull,  de  Thor.  XCIX.  10.  p.  453— 
463.  1880. 

109)  Catillon,  Remarques  critiques  sur  les  pep- 
tones. Valeur  nutritive  des  Solutions  fix6e  d'aprös  le 
dosage  de  Tazote:  Bull,  de  Thor.  C.  1.  p.  22—25.  1881. 

110)  D  e  f  r  e  s  n  e ,  T  h.,  Sur  la  valeur  des  peptones : 
Ibid.  5.  p.  221.  1881. 

111)  C  a  t  i  1 1 0  n ,  A  propos  des  peptones :  Ibid.  6. 
p.  259.  1881. 

112)  8  6  e ,  Peptones  m^idnales  de  diverses  espöces : 
Journ.  de  Th^r.  VHI.  5.  p.  164—168.  1881. 

113)  Wildt,  E.  (Posen),  Entgegnung  auf  die 
Wilckeru^Bdhe  Kritik  meiner  Arbeit  » Ueber  Resorption 
im  Verdaunngskanal  des  Schafes  <* :  Ztschr.  f.  Biol.  XIV. 
8.  p.  415-421.  1878. 

114)  Wilckens,  M.  (Wien),  Entgegnung  auf  die 
Antikritik  des  Herrn  Dr.  E.  Wüdt:  Das.  XV.  1.  p.  203 
u.  204.  1879. 

115)  Wildt,  E.,  Eine  kurze  Bemerkung  zur  letzten 
Entgegnung  des  Herrn  Prof.  Dr.  Wilckens:  Das.  2. 
p.  348.  1879. 

116)  Riebet,  Ch.  (Paris),  Sur  Facide  du  suc 
gastrique  (des  poissons):  Compt.  rend.  LXXXVI.  10. 
10.  p.  676—679.  Mars  11.  1878.  —  Gaz.  de  Par.  14. 
1878.  p.  170. 

117)  Riebet,  Ch. ,  et  Mourrut,  De  quelques 
faits  relatifs  k  la  digestion  gastrique  des  poissons:  Compt. 
rend.  XC.  15.  p.  879—881.  Avrii  12.  1880. 

118)  Riebet,  Ch.,  Du  suc  gastrique  chez  Fhomme 
et  les  animaux,  ses  propri6t^s  chimiques  et  physiologi- 
ques.    Paris  1878.    Germer  Bailliöre  et  Cie.    8.    165  p. 

119)  Krukenberg,  C.  Fr.  W. ,  Veigleichend- 
physiol.  Beiträge  zur  Kenntnlss  der  Verdauungsvorgänge: 
Untersuch,  aus  d.  physiol.  Inst,  zu  Heidelb.  U.  1.  p.  1 — 
45.  1878. 

120)  Haller,  Graf  B. ,  u.  Krukenberg,  Der 
Verdauungsapparat  u.  die  Eigenschaften  der  verdauen- 
den Sekrete  bei  Luvarua  mperiaUs  Baf,:  Krukenberg^a 
Vergl.-physiol.  Studien  I.  4.  p,  9—14 ;  p.  36—44.  1881, 
(Heidelberg,  C.  Winter.) 


68 


Müller;  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdanong. 


121)Erakeiiberg,  C.  Fr.  W. ,  Zur  Verdaunng 
bei  den  Krebsen:  Untersncli.  aus  d.  physiol.  Inst,  in 
Heidelb.  H.  3.  p.  261—272.  1878. 

122)  Weber,  Max  (Amsterdam),  Ueber  den  Bau 
u.  die  Tbatigkeit  der  sog.  Leber  der  Cmstaeeen :  Arch. 
f.  mikroskop.  Anat.  XVU.  4.  p.  385—467.  1880. 

123)  Fr^deriqne,  L^on  (Gand),  Snr  la  digestion 
des  albuminoldes  chez  quelques  invertöbr^s:  Bull,  de 
VAcad.  Roy.  des  Scienees  de  Belg.  2.  S6r.  XLYI.  8. 
p.  213—228.  1878. 

124)Met80hnikoff,  Elias  (Odessa),  Ueber  die 
Verdauungsorgane  einiger  Süsswasserturbellarien :  Zool. 
Anzeiger  I.  17.  p.  387—390.  1878. 

125)  Jousset  de  Bellesme,  Recherohes  sur  le 
foie  d es  mollusques  c^phalopodes :  Compt. rend. LXXXVIII. 
6.  p.  304—306.  Pövr.  10.  1879. 

126)  Jousset  de  Bellesme:  Recherches  sur  la 
digestion  chez  les  mollusques  c4phalopodes :  Ibid.  9. 
p.  428  et  429.  Mars  3.  1879. 

127)  Krukenberg,  C.  Fr.  W. ,  Ueber  die  En- 
zymbildung in  den  Geweben  u.  Geissen  der  Evertebra- 
ten :  Untersuch,  ans  d.  physiol.  Inst,  zu  Heidelb.  II.  3. 
p.  338—366.  1878. 

128)  Krukenberg,  Nachtrag  zu  den  Untersuchun- 
gen über  die  Emährungsvorgange  bei  C51enteraten  und 
Echlnodermen ;  Das.  p.  366—377. 

129)  Krukenberg,  Ueber  den  Verdauungsmodus 
der  Actinien:  Desselben  Vergl.- physiol.  Studien  I.  1. 
p.  38—66.     (Heidelberg  1880.   C.  Winter.) 

130)  Krukenberg,  Weitere  Studien  über  d.  Ver- 
danungSYorgange  bei  Wirbellosen :  Das.  p.  67 — 76. 

131)  Krukenberg,  Nachträge  zu  meinen  vergl.- 
physiol.  Untersuchungen  über  die  Verdanungsvorjänge : 
Das.  6.  p.  68—71.  1881. 

132)  Krukenberg,  Ueber  ein  peptisches  Enzym 
im  Plasmodium  der  Myxomyceten  und  im  Eidotter  vom 
Huhne :  Unters,  d.  physiol.  Instit.  zu  Heidelberg  U.  3. 
p.  273—286.  1878. 

133)  Albertoni,  Pietro,  Sui  poteri  digerenti 
del  pancreas  nella  vita  fetale :  Lo  Spcrimentale  XLII.  7. 
p.  16—20.  1878. 

134)  Albertoni,  P.,  Azione  della  pancreatina  sul 
sangne:  Ibid.  XLI.  6.  p.  596—614.  1878. 

136)  Langendorff,  Oscar  (Königsberg),  Ver- 
suche über  die  Pankreasverdauung  der  Vogel:  Arch.  f. 
Anat.  u.  Physiol.  (physiol.  Abth.)  1879.  p.  1—35. 

136)  H  e  r  z  e  n ,  A. ,  La  glicerina,  e  la  digestione  pan- 
creatica :  Atti  della  R.  Accad.  dei  Lincei.  Serie  terza. 
m.  7.  p.  211—216.  Giugno  1879. 

137)  Roberts,  William  (Manchester),  Note  on 
the  Existence  of  a Milk-curdling Ferment  in  the Pancreas: 
Proceed.  of  the  Roy.  Soc.  of  London  XXIX.  197.  p.  167. 
June  1879. 

138)  Renan t,  J.,  Sur  les  organes  lympho-glandu- 
laires  et  le  pancreas  des  vert^br^s:  Compt.  rend. 
LXXXIX.  4.  p.  247—250.  Juillet  28.  1879. 

139)  Renaut,  J.,  Sur  la  structure  des  glandes  ä 
mucuB  du  duodönum  (glandes  de  Brunner) :  Gaz.  de  Par. 
41.  p.  515—617.  1879. 

140)  Brown,  T.  Horace,  u.  John  Heron, 
Ueber  die  hydrolytischen  Wirkungen  des  Pankreas  u.  des 
Dünndarms:  Ann.  d.  Chem.  CCIV.  2.  p.  228—251. 
1880. 

141)  Herter,  Erwin,  Ueber  Pankreas  -  Sekret 
vom  Menschen :  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  IV.  2.  p.  160— 
164.  1880. 

142)  B6champ,  A.,  Sur  les  parties  du  pancr^ 
capables  d'agir  comme  ferments :  Compt.  rend.  XCU.  3. 
p.  142—144.  Janv.  17.  1881. 

143)  Salomon,  Georg,  Bildung  tou  Xanthinkor- 
pem  aus  Eiweiss  durch  Pankreasverdauung :  Bericht  d. 
deutschen  chem.  Ges.  XI.  6.  p.  674 --576.  1878.  — 
Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  (physiol.  Abth.)  1878.  p.  320. 


144)  Salkowski,  E.,  Zur  Kenntniss  d.  Pankreas- 
verdauung :  Ztschr.  f.  physiol.  Chem.  H.  6.  p.  420—424. 
1879. 

145)  Salkowski,  £.,  u.  H.  Salkowski,  Ueber 
d.  Bildung  von  Hydrozimmtsätire  b.  d.  Pankreasverdauong: 
Bericht  d.  deutschen  chem.  Ges.  XII.  1.  p.  107  u.  108. 

1878.  —  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  (physiol.  Abth.)  1879. 
p.  374. 

146)  Ossikovszky,  J.  (Klausenburg),  Ueber 
Zünmtaldehyd  als  Spaltungsprodukt  bei  der  Fibrin-Fuh 
kreasverdauung :  Berieht  d.  deutschen  chem.  Ges.  XIIL 
4.  p.  326—828.  1880 

147)  Engesser,  H.  (Freiburg  i.  Br.),  Beitrage  snr 
therapeut.  Verwendung  der  Bauehspeieheldrtse  Yon 
Sohlachtthieren  u.  deren  Präparate :  Deutsches  Arch.  f. 
kUn.  Med.  XXIV.  6.  p.  639—582.  1879. 

148)  Ewald,  C.  A.,  Das  Efigesser^acitie  Pankreas- 
praparat :  Berl.  klin.  Wehnschr.  XVIL  8.  p.  112. 1880. 

—  Ztschr.  f.  klin.  Med.  I.  3.  p.  615—619.  1880. 

149)  Engesser,  Zur  Wirksamkeit  d.  kfinstliehen 
Pankreaspräparate:  Berl.  klin.  Wehnschr.  XVH.  21. 
p.  296—298.  1880. 

150)  Ewald,  Das  Engesser^Bche  Pankreaspulver: 
Das.  25.  p.  359.  1880. 

161)  Derselbe,  Ueber  Eiweissverdaanng  durah d. 
Pankreas  nach  Milzexstirpation :  Arch.  f.  Anat.  u.  Pliy- 
siol.  (physiol.  Abth.)  1878.  p.  637. 

151b)  Corso,  Francesco,  n  panoreas  degU aiu- 
mall  smüzati  digerisce?  Firenze  1878.  Tipogr.  eoopen- 
tiva.  8.   31  pp.     1  Lira. 

162)  B  u  f  a  1  i  n  i ,  G.,  SuU'  attivitä  digerente  del  pan- 
creas negli  animalismilzati :  Rendie.  deUericerchesperim. 
eseg.  nel  gabinetto  flsiol.  delle  R.  Univ.  di  Siena.  1878— 

1879.  p.  35—64.     (Slena  1879.) 

153)  Stolnikoff,  J.,  Ueber  d.  Wirkung  d.  GaUe 
auf  d.  Fäulniss  von  Fibrin  u.  Fett.  Ztsohr.  f.  physiol. 
Chem.  I.  6.  p.  343  u.  344.  1878. 

154)  Hammarsten,  Olof,  Beitrag  zur  KenntniB 
d.  Galle  behn  Menschen:  Upsala  läkarefSren.  f5rh.  Xin. 
6  och  7.  p.  574.  1878. 

156)  H  ü  f  n  e  r ,  Zur  Chemie  d.  GaUe :  Joam.  f.  prakt. 
Chem.  N.  F.  XIX.  6—7.  p.  302—309.  1879. 

166)  Tapp  einer,  H.,  Ueber  die  Auftougung  der 
gallensauren  Alkalien  im  DGnndarme:  Sitz.-Ber.  d.  k. 
Akad.  d.  Wiss.  zu  Wien  LXXVH.  3.  Abth.  April  1878. 

—  Auch  separat :  Wien  1878.    Gerold's  Sohn.    24  S. 
40  Pf. 

157)  Kunkel,  Ueber  die  Wiederanfkiahme  von 
Gallenbestandtheilen  im  Darm :  Sitz.-Ber.  d.  phy8.-med. 
Gesellsoh.  zu  Wfirzburg  auf  d.  Jahr  1878.  p.  28. 

158)  Rosenkranz,  Ueber  das  Sohicksal  n.  die 
Bedeutung  einiger  Gallenbestandtheile :  Verh.  d.  phys.- 
med.  Gesellsch.  zu  Wnrzb.  N.  F.  ^JJl.  3  u.  4.  p.  218- 
232.  1879. 

159)  Quincke,  Georg,  Ueber  Emulaionsbildimg 
u.  den  EinfluBs  der  GaUe  bei  der  Verdauung :  Arch.  f. 
Physiol.  XIX.  2  u.  3.  p.  129—144.  1879. 

160)  Spiro,  P.,  Ueber  die  Gallenbildnng  bein 
Hunde :  Arch.  f.  Anat.  n.  Physiol.  (physiol.  Abth.)  1880. 
Suppl.-B.  p.  50—94. 

161)  Audouard,  A.,  La  bile  bleue :  Ann.  d'Hyg. 
2.  S6r.  XLTX.  p.  361—365.  1878. 

162)  Gad,  Johannes  (Berlin),  Zur  Lehre  von  der 
Fettresorption :  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  (physiol.  Abth.) 
1878.  p.  157  u.  p.  181—206. 

163)  Brücke,  E.,  Ueber  den  Zusammenhang  iwi- 
schen  der  freiwilligen  Emulgirung  der  Gele  u.  dem  Ent- 
stehen sogenannter  Myelinformen :  Sitz.-Ber.  d.  k.  Akad. 
zu  Wien.  LXXIX.  3.  Abth.  p.  267—276.  1879.  —  Auch 
separat :  Wien  1879.  Gerold's  Sohn.  10  S.    24  Pf. 

164)  Munk,  Immanuel  (Berlin),  UeberdieBe- 
Sorption  der  Fettsäuren,  ihre  Schicksale  u.  ihre  Ver- 
werthung  im  Organismus:  Aroh.  f.  Anat.  u.  Physiol. 
(physioL  Abth.)  1879.  p.  371—374.  —  Auch:  rirchoWs 
Arch.  LXXX.  1.  p.  10—39.  1880. 


Müll  er  y  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdanung. 


69 


165)  Will,  Alfred,  Vorläufige  Mittheilang  über 
Fettresorption:  Arch. f.  Pbysiol.  XX.  4a.  5.  p.  255—262. 
1879. 

166)  Lash,  Tb.,  lieber  den  Antbeil  des  Magens 
B.  des  Pankreas  an  der  Yerdaanng  des  Fette#:  Arcb.  f. 
Anat.  n.  Physiol.  (pbysiol.  Abtb.)  1880.  p.  323—333. 

167)  Demme,  R.  (Bern),  Weitere  Beitrage  zar 
Kenntniss  d.  Fettdiarrböe  im  Säuglingsalter:  XV.  med. 
Bericht  über  d.  Jenner'ache  Kinderspital  in  Bern  im  Laufe 
d.  J.  1877.  p.  20--23.  (Bern  1878.  Dalp'BChQ  Bucbbdlg.) 

168)  Biedert,  Tb.,  lieber  das  Verbalten  des  Fettes 
im  Kinderdann  n.  Aber  Fettdiarrböe :  Jabrb.  f.  Kinder- 
heilk.  N.  F.  XIV.  4.  p.  336—352  n.  p.  382.  1879. 

169)  8  e  7  d  e  1  e  r ,  R.  (Bromberg) ,  Diarrboea  adiposa : 
B&l  klin.  Wcbnsohr.  XVI.  7.  p.  94.  1879. 

170)  Block,  L. ,  Beobacbtnngen  über  die  EUiwir- 
kimg  qualitativ  yersobiedener  Kost  u.  die  Resorption  von 
Fett  im  Diabetes :  Deutscb.  Arob.  f.  klhi.  Med.  XXV. 
4  a.  5.  p.  470.  1880. 

171)  Uffelmann,  Julius  (Rostock),  lieber  den 
Fettgebidt  der  Fäces  gesunder  Kinder  des  ersten  Lebens- 
jahres:  Arcb.  f.  Kinderheilkunde  II.  1881. 

172)  M  a  8 1 0  f  f ,  A. ,  Zur  Dünndarmverdauung :  Un- 
tersaehungen  ans  dem  physiol.  Inst,  zu  Heidelberg  II.  3. 
p.  290—306.  1878. 

173)  Ewald,  CA.  (Berlin),  lieber  das  Verhalten 
desFlstdsekretes  u.  über  Phenol-  u.  Indican-Ausscbeidnng 
bei  einem  an  Anus  praeternaturalis  leidenden  Kranlsen : 
Yirchow's  Arch.  LXXV.  3.  p.  409—419.  1879. 

174)  Demant,  Bernhard,  lieber  die  Wirkungen 
d»  menschlichen  Darmsafts :  Das.  p.  419—430. 

175)  Salvioli,  Gaetano,  Eine  neue  Methode 
für  die  Untersuchung  der  Funktionen  des  Dünndarms : 
Ai«h.  f.  Anat.  u.  Physiol.  (physiol.  Abtb.)  1880.  Suppl.- 
Bd.  p.  95—112. 

176)  Nencki,  M.  (Bern),  Vortheilbafte Darstellung 
desSkatols:  Med. Centr.-Bl.  XVL47.  p.  849— 851.  1878. 

177)  Derselbe,  Die  empirische  Formel  des  Ska- 
tols:  Joom.  f.  prakt.  Chemie  N.  F.  XX.  9  u.  10. 
p.  466—469.  1879. 

178)  Derselbe,  Zur  Kenntniss  der  Skatolbildung : 
Zisehr.  f.  pbysiol.  Chemie  IV.  5.  p.  371  u.  372.  1880. 

179)  Brieger,  L.,  lieber  die  flüchtigen  Bestand- 
tkeUe  der  menschlichen  Excremente:  Jonm.  f.  prakt. 
(Jhcm.  N.  F.  XVn.  2—4.  p.  124—138.  1878. 

180)  Derselbe,  Zur  Kenntniss  der  Fäulnisspro- 
dokte  im  Darm:  Ztschr.  f.  pbysiol.  Chem.  III.  1  u.  2. 
p.  147  u.  148.  1879. 

181)  Derselbe,  lieber  Skatol:  Ber.  d.  deutscb. 
ehem.  Gesellscb.  XII.  15.  p.  1985—88.  1879. 

182)  Derselbe,  Weitere  Beiträge  zur  Kenntniss 
des  Skatols :  Ztschr,  f.  pbysiol.  Chem.  IV.  6.  p.  414—418. 
1880. 

183)  Salkowski,  £.  u.  H.  (Berlin  u.  Münster), 
Ueber  eine  skatolbildende  Substanz :  Bcr.  d.  deutschen 
ehem.  Gesellscb.  Xin.  2.  p.  191.  1880. 

184)  Dieselben,  lieber  die  skatolbildende  Sub- 
stanz: Das.  18.  p.  2217.  1880. 

185)  Szydlowski,  Joseph,  Beiträge  zur  Mikro- 
skopie der  Fäces.  Inaug.-Diss.  Dorpat  1879.  8.  54  S. 
tt.  1  Taf . 

186)  Nothnagel,  H.  (Jena),  Bacilhu  Amylobacter 
(Clostridium  hulyricum)  im  Darminhalt:  Med.  Centr.-Bl. 
XIX.  2.  p.  19.  1881. 

Hehr  oder  weniger  umfassende  Uebei'sichteu 
Aber  den  gegenwärtigen  Stand  des  Wissens  von 
den  Vorgängen  bei  der  Verdauung  und  der  Absorp- 
tion der  Nabmngsstoffe  erschienen  von  Hoppe - 
Seyler  (1),  Smith  (2),  Roberts  (3),  Ewald 
(4),  Ellenberger  (5),  sowie  von  Heidenhain, 
Kalynndv.  Wittich  (6). 


Die  Reaktion  des  ParotiasipeicheU  vom  gesun- 
den Menschen  prüfte  Astaschewsky  (7). 

Der  (durch  eine  Glasröhre  abfliessende)  Parotis- 
Speichel  reagirt  nicht  alkalisch^  sondern  im  Anfange 
amphichromatischy  d.  h.  er  bläut  das  rothe  Lackmus- 
papier und  röthet  das  blaue.  Bei  längerem  Abfluss 
verliert  das  Sekret  aber  die  sanre  Reaktion.  [Nähe- 
res siehe  Jahrbb.  CLXXX.  p.  117.] 

Untersuchungen  über  die  Wirksamkeit  des 
Mundspeichels  im  Magen  ^)  stellte  von  den 
Velden  (8  u.  9)  an. 

Das  Ergebniss  von  über  200  Versuchen  war 
folgendes:  ,,In  Magensaft,  der  seine  Acidität  der 
Anwesenheit  von  freier  Salzsäure  verdankt,  gelang 
es  nie,  durch  Zusatz  von  Speichel  Kleister  so  weit  zu 
saccharificiren,  dass  beim  Hinzuftlgen  von  Jodkaliom- 
jodlösnng  keine  blaue  Färbung  mehr  anfgetreten  wäre. 

Dagegen  gelang  diess  stets,  wenn  die  Acidität 
des  Magensaftes  zwar  noch  so  hochgradig,  aber 
nur  durch  organische  Säuren  bedingt  war. 

War  in  den  zur  Untersuchung  genommenen 
Magensäften  von  vornherein  noch  Amylnm  enthal- 
ten, so  blieb  bei  den  salzsäurehaltigen  zugesetzter 
Speichel  unwirksam,  bei  den  salzsäurefreien  dagegen 
bewirkte  er  jedes  Mal,  dass  Jodkaliumjodlösnng 
nicht  mehr  die  vorher  beobachtete  blaue  oder  bor- 
deauxrothe,  sondern  sehr  bald  nur  eine  leicht  gelb- 
liche Färbung  gab.'' 

Ebenso  wie  das  Speichelferment  verhielt  sich 
(in  den  verschiedenen  Magensäften)  pflanzliche 
DiastasCf  worauf  v.  d.  V.  mit  Rücksicht  auf  die  in 
neuerer  Zeit  in  Aufnahme  gekommene  therapeutische 
Verwendung  derselben  aufmerksam  macht. 

Durch  eine  andere  Reihe  von  Versuchen  zeigte 
V.  d.  V.,  dass  im  gesunden  menschlichen  Magen  und 
bei  gemischter  Kost  Salzsäure  —  wie  mit  Fuchsin, 
Tropäolin  und  Methylanilinviolett  [vgl.  Jahrbb. 
CLXXIX.  p.  124]  nachgewiesen  wurde  —  erst 
1 — 2  Stdn.  nach  Beendigung  der  Mahlzeit  auftritt. 
Zwar  reagirt  auch  der  ^/^  Stunde  nach  der  Mahlzeit 
heraufgeholte  Magensaft  schon  stai'k  sauer,  diess 
rührt  aber  von  organischen  Säuren  her.  Dass  die 
Einen  im  Magensaft  des  Gesunden  Salzsäure  fanden. 
Andere  nicht,  erkläii;  sich  also  daher,  dass  der 
Magensaft  in  letzterem  Falle  zu  Anfang  der  Ver- 
dauung dem  Magen  entnommen  war. 

Zieht  man  nun  die  Ergebnisse  beider  Versuchs- 
reihen zusammen  in  Betracht  —  nämlich  einerseits 
die  Fähigkeit  des  Mundspeichels,  seine  diastatische 
Wirksamkeit  wohl  in  saurem  Magensafte,  aber  nicht 
in  solchem,  der  Salzsäure  enthält,  auszuüben,  an- 
dererseits den  Mangel  der  Salzsäure  in  der  ersten 
Zeit  der  Magenverdauung  — ,  so  scheint  hinsicht- 
lich der  Umwandlung  der  beiden  wichtigsten  Nah- 
rungsstoflfe  die  Magenverdauung  in  zwei  Perioden 
eingetheilt  werden  zu  können.  In  der  ersten  Periode 
(der  des  salzsäureireien  Magensaftes)  ist  der  mit  den 


i)Vgl.  hierzu  namentlich  BrüclLC:  Jahrbb.  CLXXI. 
p.  115. 


70 


Müller^  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdaaang. 


Speisen  verschlackte  Speichel  noch  im  Stande,  Amy- 
lum  in  Dextrin  nnd  Zucker  zu  verwandeln,  in  der 
zweiten  Periode  (der  des  salzsäurehaltigen  Magen- 
saftes) kann  von  den  ungeformten  Fermenten  im 
Magen  nur  noch  das  Pepsin  seine  Tbätigkeit  ent- 
falten. Dem  entsprechend  zeigt  sich  auch,  dass 
der  Magensaft  nur  in  der  zweiten  Periode  reichlich 
Peptone  enthält,  während  man  in  der  ersten  Periode, 
neben  viel  Syntonin,  nur  wenig  Peptone  findet. 
Gleichwohl  darf  man  nicht  eine  Periode  der  Amy- 
lumverdauung  und  eine  der  Eiweissverdauung  im 
Magen  statuiren,  da  das  Pepsin  schon  zu  wirken 
beginnt,  sobald  überhaupt  Säure  auftritt,  sei  es  auch 
nur  organische. 

Dem  Vorstehenden  gemäss  wird  in  Krankheiten^ 
bei  welchen  dem  Magen  die  Salzsäure  fehlte  die 
Umwandlung  des  Amylum  durch  Speichelferment 
während  der  ganzen  Dauer  der  Magenverdauung 
vor  sich  gehen  können,  während  die  Eiweissver- 
dauung, wenn  der  Magensaft  nur  überhaupt  sauer, 
zwar  nicht  aufgehoben  ist,  aber  doch  durch  das 
Fehlen  der  Salzsäure  eine  erhebliche  Erschwerung 
und  Verlangsamung  erfährt.  Salzsäuremangel  ist 
aber  hauptsächlich  bei  drei  Erankheitsformen  nach- 
gewiesen :  bei  der  im  Verlauf  fieberhafter  Krankhei- 
ten auftretenden  Dyspepsie  (speciellbeimlleotyphus), 
bei  dem  mit  reichlicher  Schleimabsonderung  verbun- 
denen MagenkataiTh  und  bei  in  Folge  eines  steno- 
skenden  Pyloruscarcinom  entstandener  Gastrektasie. 

„Seit  den  Zeiten  des  Hippokrates  —  sagt  v.  d.  V. — 
giebt  deswegen  eine  rationelle  Diätetik  Fiebernden  fast 
ausschliesslich  amylaceenhaltige  Kost  und  eine  gleiche 
Emährnngsweise  wird  bei  den  akuten  Magenkatarrhen 
eingeschlagen,  bei  denen  eine  Fleischspeise  eben  aas 
Hangel  der  verdauenden  Salzsaure  wie  ein  Fremdkörper 
im  Magen  Uegt  nnd  dann  nicht  selten  durch  Erbrechen 
entfernt  wird." 

Ganz  entgegengesetzte  Ansichten  über  die  Zeit, 
zu  welcher  Salzsäure  im  Magensafte  vorhanden  ist, 
hatte  früher  Riebet  [vgl.  Jahrbb.  CLXXIX.  p.  125] 
ausgesprochen. 

Nach  ihm  enthält  —  beim  Menschen  —  der 
reine  frische  Magensaft  anfange  hauptsächlich 
eine  Mineralsäure  (Salzsäure),  daneben  eine  orga- 
nische Säure ,  wahrscheinlich  Fleischmilchsäure. 
Wird  er  mit  Speisen  zusammengebracht,  so  ver- 
mehrt sich  die  Menge  und  die  Zahl  der  organischen 
Säuren,  —  durch  eine  Art  Gährung,  wie  R  i  c  h  e  t 
meint,  während  Defresne  (10),  der  die  Richtig- 
keit der  Angaben  von  Riebet  auch  beim  Kanin- 
chen bestätigen  konnte,  die  Erklärung  für  die  stei- 
gende Addität  darin  findet,  dass  die  Sabssäure  im 
Verlaufe  des  Verdauungsprocesses  die  phosphor- 
sauren, milchsauren,  fleischmilchsauren  und  fhicht- 
sauren  Salze  der  Nahrungsmittel  und  der  säurehal- 
tigen Getränke  (Wein)  zersetzt  und  die  entsprechen- 
den Säuren  frei  macht,  wobei  sie  selbst  sich  ver- 
mindert, ja  verschwindet,  indem  sie  an  die  Stelle 
der  freigemachten  Säuren  tritt. 

Die  Ldsung  des  Widerspruchs  zwischen  den 
Befunden  von  v.  d.  Velden  einerseits  und  denen 


von  Riebet  und  Defresne  andererseits  mnss 
weiteren  Untersuchungen  überlassen  bleiben. 

Nach  Defresne  (11)  wird  das  Speiehelfer- 
ment  anftuglich  durch  den  reinen,  wie  D.  mit 
Riebet  [vgl.  Jahrbb.  CLXXIX.  p.  126]  annimmt, 
Salzsäure  in  Verbindung  mit  Leucüi  enthaltenden 
Magensaft  ausser  Wirksamkeit  gesetzt;  später  aber, 
in  dem  mit  Speisetheilen  gemischten  Magensaite, 
der  seine  starke  Acidität  organischen  Säuren  ver- 
dankt, geht  die  Zuckerbildung  so  gut  vor  sich,  wie 
im  Munde.  [Abgesehen  von  der  Differenz  in  Bezog 
auf  die  Zeit  des  Eintritts  der  StärkeumwandluDg 
stimmt  diese  Angabe  mit  der  von  v.  d.  Velden 
überein.] 

Ein  wesentlich  anderes  Verhalten  als  das  Spei- 
chelferment zeigt  die  Diastaee.  Während  das 
Ptyalin  sein  saccharificirendes  Vermögen  nur  kurze 
Zeit,  in  der  Periode  des  rein  salzsauren  Magen- 
saftes, verliert  und  dasselbe  im  vermischten  Magen- 
saft, noch  vollkommener  im  Duodenum  wieder  erlangt, 
wird  die  Diastase  durch  verdünnte  Salzsäure  oder 
durch  reinen  Magensaft  tief  und  dauernd  alterirt, 
was  daraus  hervorgeht,  dass  sie  in  dem  gemischten 
Magensaft  der  späteren  Verdauungszeit  Stäi^emebl, 
wenn  sie  es  überhaupt  noch  löst,  wenigstens  nicbt 
mehr  in  Zucker  überführt. 

Musculus  und  Meyer  (12)  kamen  auf  Grand 
verschiedener  (im  Originale  nachzusehender)  chemi' 
sehen  Reaktionen  zu  der  Ansicht,  dass  die  bei  der 
Magenverdauung  der  Kohlehydrate  auftretende,  mit 
Jod  sich  roth  färbende  und  darum  von  Brücke 
[Jahrbb.  CLXXl.  p.  114]  Erythrodextrin  genannte 
Substanz  nicht  eine  Modifikation  des  Dextrin  sei, 
sondern  aus  einem  Gemisch  von  einer  (mit  Jod  sieh 
rotli  färbenden)  Modifikation  löslicher  Stärke  und 
reinem  Dextrin  bestehe.  Ihnen  zufolge  haben  da- 
her die  Ausdrücke  Erytftrodextrin  und  Achroodex- 
trin  [vgl.  ebenfalls  Jiüirbb.  1.  c]  ihre  Berechtigong 
wohl  verloren. 

Watson  (13)  prüfte  den  Einfluss  des  Alkohol 
auf  die  Speichelwirkung. 

Er  fand,  dass  Speichel,  dem  etwa  ein  Zehntel 
absoluter  Alkohol  zugesetzt  war,  ungefähr  um  den 
vierten  Theil  weniger  Glukose  bildete,  als  reiner 
Speichel. 

Ein  geringer  Säureznsatz  begünstigte  die  Wir- 
kung des  Speichels,  der  verzögernde  Einfluss  des 
Alkohol  wurde  aber  durch  die  Gegenwart  der  Säure 
nicht  vermindert. 

Die  Arbeiten  vonVulpian  (14),  Jaenicke 
(15),  Fnbini  (16),  Aschenbrandt  (17)  nnd 
Unna  (18)  behandeln  fast  ausschliesslich  dieinn^r- 
vaüonsverhältnisse  der  Speicheldrüsen  ^  nicht  die 
verdauende  Wirkung  des  Sekretes  der  Letzteren, 
daher  sie  an  dieser  Stelle  nur  erwähnt,  nicht  näher 
berücksichtigt  werden  können. 

Nach  Eronecker  nnd  Falk  (19)  erfolgt  die 
Beförderung  der  Speisen  in  der  Speiseröhre  nicht 
durch  die   langsame  peristaltische  Bewegung  der 


Müller,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdauung. 


71 


Olganischen  Muskelfasern  dieses  Organs,  sondern 
durch  die  schnelle  Contraktnr  quergestreifter  Mus- 
keb,  und  zwar  der  der  Zungenwurzel. 

4,Die  Rachenhöhle  —  sagt  Eronecker  —  ist 
beim  normalen  Schlucken  luftdicht  abgeschlossen, 
einem  Spritzenraume  vergleichbar,  dessen  Stempel 
die  Znngenwurzel  nebst  Kehlkopf  bildet.  Hierdurch 
werden  alle  in  diesem  Räume  angesammelten  Massen 
(anch  flüssige  und  gasförmige)  nach  dem  Orte  des 
geringsten  Widerstandes  verdrängt,  d.  h.  in  den 
schlaff  zusammengelegten  Oesophagus,  während  die 
Constriktoren  des  Pharynx  und  das  straffgespannte 
Yelom  relativ  starre  Resistenz  bieten.  Falls  die 
Mnnd-Contenta  nicht  durch  besondere  Grösse  Wider- 
stand finden,  werden  sie  bei  dem  gewöhnlichen 
Sehlneken  durch  den  Oesophagus  gespritzt^  so  dass 
sie  häufig,  noch  bevor  die  Peristaltik  sich  geltend 
zo  machen  vermag,  den  mittels  der  contrahirten 
Lftngsmuskulatur  klaffend  gemachten  Schlauch  pas- 
art  haben." 

[Nach  dieser  Auffassung  wird  dem  Ref,  die  ihm 
bisher  unerklärliche  Thatsache  verständlich,  dass 
es,  freilich  nicht  sehr  häufig,  Menschen  giebt,  welche 
Vs  Liter  Flüssigkeit,  ohne  zu  schlucken  (wie  er  ge- 
nan  gesehen  zu  haben  meint),  in  den  Magen  hinunter 
ZV  giessen  vermögen,  in  viel  kürzerer  Zeit,  als  sie 
diese  Quantität  bewältigeif,  wenn  sie  in  gewöhn- 
lieber Weise  schlucken.  Derartige  Individuen  be- 
sitzen jedenfalls  die  Fähigkeit,  den  Kehlkopf  mittels 
der  Zungenwurzel  und  des  Kehldeckels  zu  schliessen 
imd  die  Speiseröhre  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung 
zam  Klaffen  zu  bringen,  so  dass  die  Flüssigkeit 
direkt  in  den  Magen  hinunter  fallen  kann.] 

Ueber  weitere  hierher  gehörige  Untersuchungen 
von  Kronecker  u.  Meltzer  (20),  ist  in  unsem 
Jahrbflchem  [CLXXXVm.  p.  6]  schon  Mittheilung 
gemacht  worden. 

Eme  spätere  Versuchsreihe  derselben  Foi'scher 
(21)  lehrt  Folgendes: 

1)  Jeder  Anfangsschluckakt  regt  nicht  nur  die 
dazQ  gehörige  Oesophaguscontraktion  an,  sondern 
benmt  zugleich  die  zuvor  etwa  ausgelösten,  aber 
nocb  nicht  manifesten  Oesophaguscontraktionen. 

2)  Der  zweite  motorische  Reiz  wird  erst  wirk- 
st, wenn  die  dem  ersten  folgende  Bewegung  vor- 
über ist. 

3)  Wenn  der  gesammte  Olossopharyngeus  er- 
'cgt  wird,  so  kommt  auch  bei  stärksten  Schluck- 
Beizen  (durch  Füllen  des  Rachens  mit  Flüssigkeit 
^^T  Reizung  der  Nn.  laiyngei  superiores)  kemerlei 
Schluckbewegung  zustande:  weder  der  erste  reflek- 
^^^beSchluckakt,  noch  eine  Oesophaguscontraktion. 

^)  Wenn  Pharyngealäste  einzeln  gereizt  wer- 
den, 80  machen  sich  die  Hemmungserscheinungen  in 
^  Hals-  oder  in  dem  Bmsttheile  des  Oesophagus 
geltend. 

^)  Wenn  der  Nervus  glossopharyngeus  durch- 
ist ist,  so  geräth  der  Oesophagus  in  tonischen 

p^pf,  welcher  mehr  als  einen  Tag  lang  andauern 

Unn. 


Dass  die  Wandungen  des  Schlundes  nur  ganz 
leicht,  ^gleichsam  flottirend",  an  einander  liegen, 
hatte  schon  Weissgerber  (22)  angegeben.  Dass 
dennoch  für  gewöhnlich  Nichts  aus  dem  Magen  in 
den  Schlund  zurücktritt,  liegt  nur  an  der  Kardia; 
und  dass  von  oben  her  bei  auftretendem  negativen 
Druck  im  Thorax,  also  bei  der  Inspiration,  keine 
Luft  in  den  Oesophagus  tritt,  beruht  auf  dem  festen 
Anliegen  des  Kehlkopfes  am  Oesophagus. 

Der  Mechanismus  der  normalen  Ructus  nun, 
d.  h.  der  bei  jedem  Gesunden  nach  dem  Essen  oder 
dem  Genüsse  gashaltiger  Getränke  durch  Entweichen 
von  Gas  ans  dem  Magen  durch  den  Rachen  zu  Stande 
kommenden  Geräusche  ist  ein  vierfach  verschiedener. 

„1)  Durch  blosse  Contraktion  des  Magens  ent- 
weicht das  Gas  direkt  nach  aussen.  Die  Luft  wird 
hier  (ohne  Mithilfe  der  Banchpresse)  mit  solcher 
Kraft  durch  die  Kardia  getrieben,  dass  sie  auch  den 
am  Oesophagus  anliegenden  Kehlkopf  noch  abzu- 
heben vermag.  —  2)  Durch  Contraktion  des  Magens 
wird  Magengas  in  den  Schlund  gedrängt;  bei  der 
nächsten  Exspirationsbewegung  schliesst  oder  ver- 
engert sich  die  Glottis;  dadurch  wird  im  Thorax  ein 
positiver  Druck  erzeugt  und  durch  diesen  die  im 
Oesophagus  enthaltene  Luftblase  hinter  dem  Kehl- 
kopf her  nach  aussen  gedrängt.  —  3)  Durch  die 
Bauchpresse,  vielleicht  auch  durch  gleichzeitige  Con- 
traktion des  Magens,  wird  das  Gas  aus  dem  Magen 
direkt  in  den  Rachen  getrieben.  —  4)  Während  der 
Magen  sich  nur  schwach  contrahirt,  so  dass  er  allein 
den  Widerstand  in  der  Kardia  nicht  überwindet,  wird 
durch  eine  Inspirationsbewegung  bei  geschlossener 
oder  verengter  Glottis  ein  negativer  Druck  im  Tho- 
rax erzeugt  und  das  Magengas  sowohl  durch  den 
gesteigerten  Magendruck  in  den  Oesophagus  ge- 
drängt, als  auch  durch  den  negativen  Thoraxdruck 
in  den  letzteren  adspiiirt.  Bei  der  nächsten  Exspi- 
rationsbewegung wird  dann  das  Gas  aus  dem  Oeso- 
phagus in  derselben  Weise  wie  bei  dem  sub  2.  an- 
gegebenen Mechanismus  nach  aussen  getrieben.'^ 
Diese  vierte  Art  des  Zustandekommens  der  nor- 
malen Ructus  bedarf  noch  genauerer  Beobachtung. 

Hiergegen  ist  der  Mechanismus  deijenigen  Ruc- 
tus, welche  Weissgerber  (wie  mancher  Andere) 
willkürlich  erzeugen  kann  und  die  immer  aus  zwei 
Geräuschen  bestehen  (eine  Eigenthümlichkeit,  die 
nach  seinen  Beobachtungen  auch  den  meisten  Ruc- 
tus Hysterischer  zukommt)  folgender : 

n  Durch  Inspirationsbewegung  bei  geschlossener 
Glottis  entsteht  im  Thorax  negativer  Druck.  Wird 
dann  der  Kehlkopf  nach  oben  oder  vorne  gezogen, 
80  stürzt  die  Luft,  um  den  negativen  Druck  im  Tho- 
rax auszugleichen,  in  den  Oesophagus  und  bläht 
denselben  auf.  Hierauf  wird,  nachdem  der  Kehl- 
kopf sich  wieder  angelegt  hat,  durch  Exspirations- 
bewegung bei  geschlossener  Glottis  positiver  Druck 
im  Thorax  erzeugt  und  dadurch  die  Luft,  welche 
den  Oesophagus  ausdehnt,  nach  aussen  gedrängt.  •  • 
Der  Magen  ist  hiemach  bei  den  in  Rede  stehenden 
Geräuschen ,  welche  für  das  Ohr  von  den  gewöhn- 


72 


M Aller,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  VerdauuDg. 


liehen  Ractus  nieht  verschieden  sind,  gar  nicht  be- 
theiligt, und  der  Ausdruck  Ructu8  für  dieselbe, 
wenn  man  hierunter  ein  Geräusch  versteht,  das 
durch  Entweichen  von  Oas  aus  dem  Magen  durch 
den  Rachen  entsteht,  ungeeignet;  passender  wäre 
die  Bezeichnung  Schlundaufblähung.  —  Es  liegt 
nahe,  anzunehmen,  dass  der  Mechanismus  der 
Schlundaufblähungen  auch  bei  den  sog.  Ructns 
Hysterischer  statt  hat,  und  ich  (W.)  nehme  unter 
Vorbehalt  weiterer  Beobachtungen  am  Krankenbette 
denselben  Mechanismus  für  alle  die  Fälle  an,  wo  die 
sog.  Ructus  in  grösserer  Zahl  rasch  hinter  einander 
erzeugt  werden,  und  wo  sie  doppelschlägig  sind.^ 

Wegen  des  Näheren  muss  durchaus  auf  die  Ab- 
handlung selbst  verwiesen  werden. 

Hinsichtlich  des  Lufteintritis  in  den  Magen  und 
Dannkanal  Neugeborner,  eines  normalen  Vor- 
ganges, bestreitet  Weissgerber,  auf  Grund  der 
mechanischen  Verhältnisse,  die  Richtigkeit  der  An- 
sicht von  Kehr  er,  dass  das  freie  Magen-  und 
Darmgas  der  athmenden  Neugeborenen  durch  inspi- 
ratorische Thoraxbewegungen  in  den  Darmkaual 
gelange,  stellt  aber  seinerseits  keine  abgeschlossene 
Theorie  aber  diesen  Punkt  auf,  sondern  hält  noch 
fernere  Untersuchungen  darüber  fllr  nöthig,  ob  der 
Neugeborene,  um  zum  Zwecke  des  Druckausgleichs 
Luft  in  den  Magen  zu  bringen,  sich  der  Schlnndauf- 
blähung  mit  darauffolgender  Schlnckbewegnng  be- 
dient, oder  ob  er  die  Kunst  des  Luftschlnckens  ver- 
steht. 

Den  Mechanismus  des  Erbrechens  studii-ten 
neuerdings  Arnozan  und  Mellinger. 

Arnozan  (23)  unterscheidet  beim  Erbrechen 
zwei  Phasen :  die  der  Adspiration  des  Mageninhalts 
in  den  Oesophagus  —  sie  geht  einher  mit  positivem 
Druck  im  Unterleibe  und  negativem  Druck  im  Tho- 
rax —  und  die  der  Ausstossung  der  Massen  —  sie 
kommt  zu  Stande  unter  Drucksteigerung  im  Thorax 
und  im  Unterleib.  (Die  Druckunterschiede  wurden 
mittels  Kantschukblasen  und  Sonden  controlirt, 
welche  A.  in  den  Magen,  ins  Rectum,  in  die  Bauch- 
höhle und  in  die  Brusthöhle  einführte.  Mit  den 
Sonden  in  VeiHbindung  stehende  Hebel  zeichneten 
die  Druckschwankungen  auf  eine  Trommel  auf.  Wie 
es  scheint,  experimentirte  A.  an  Hunden.) 

Der  Magen  und  der  Oesophagus  nehmen  an  den 
Erscheinungen  nur  einen  sehr  untergeordneten  An- 
theil.  Die  Hauptrolle  fällt  dem  Zwerchfell,  den 
Binist-  und  den  Bauchmuskeln  zu. 

Viel  eingehender  als  Arnozan  beschäftigte  sich 
Mellinger  (24)  mit  den  Voigängen  beim  Erbrechen. 
Ueber  das  Ergebniss  seiner  Untersuchungen  ist  bereits 
in  nnsem  Jahrbüchern  [CXC.  p.  188]  berichtet  worden. 

Eine  Reihe  von  Arbeiten  behandelt  die  Grössen' 
Verhältnisse  des  Verdauungskanals» 

Sehr  mühsame,  unter  Leitung  u.  Mitwirkung  von 
Aeby  ausgeführte  Untersuchungen  von  Custor 
(25)  zeigen  unter  Anderem,  dass  in  allen  Klassen 
der  Wirbelthiere  die  relative  Grösse  desVerdauungs- 
kanalesy  worunter  C.  nicht  das  Verhältniss  der  Länge, 


resp.  der  Schleimhantflächenausdehnung  des  Ver- 
dauungskanales  zur  Körperlänge,  sondern  das  Ver- 
hältniss  der  Schleimhautfläche  des  letzteren  zum 
absoluten  Körpergewicht  versteht,  sehr  beträcht- 
lichen Schwankungen^  wenngleich  in  verschiedenem 
Grade,  unterworfen  ist.     [Näheres  siehe  im  Orig.] 

Aus  den  von  C.  gefundenen  Verhältnisszahlen 
geht  femer  hervor,  dass  entgegen  den  bisherigen 
Annahmen  die  Darmgrösse  in  keinem  bestimmten 
Verhältnisse  zur  Fleisch-  oder  Pflanzennahrung  steht. 

^Die  Kaltblüter  lassen  allei'dings  hinsichtlich 
der  Nahrung  keine  allzu  scharfe  Scheidung  zu,  aber 
es  darf  doch  hervorgehoben  werden,  dass  bei  den 
Fischen  gerade  solche,  welche,  wie  Ohondrostonut, 
Leuciscus  u.  A.,  in  ausgiebiger  Weise  auch  Pflan- 
zenkost gemessen,  einen  weit  kleineren  Darm  be- 
sitzen als  solche,  bei  denen,  wie  bei  Gadns,  Salmo 
und  Perca,  die  Fleischkost  sehr  entschieden  in  den 
Vordergrund  tritt.  —  Ebensowenig  liefern  die  Vögel 
eine  Stütze  für  die  hergebrachte  Ansicht ;  denn  es 
sind  gerade  die  entschiedensten  Fleischfresser  (Faleo, 
Strix,  Gallinago),  welche  unter  allen  den  untersuchten 
die  ergiebigste  Darmfläche  besitzen.  Freilich  mögen 
die  Kömerfresser  einigermaassen  einen  Ersatz  im 
Kröpfe  finden ,  der  nicht  mitgerechnet  wurde,  aacb 
stellenweise  (z.  B.  bei  der  Taube)  einen  sdir  an- 
sehnlichen Umfang  erreicht.  Die  Säugethiere  allein 
unterziehen  sich ,  wenigstens  in  der  Mehrzahl ,  dem 
herkömmlichen  Gesetze.  Hier  ist  der  Darmkmuü 
der  eigentlichen  Fleischfresser  entschieden  kleiner 
als  derjenige  der  Pflanzenfresser.  Er  zeigt  freilich 
beträchtliche  Schwankungen,  aber  auch  sein  kleinster 
Werth  steht  noch  ansehnlich  über  dem  grössten  bei 
Pflanzenfressern.  Diese  wiederum  scheiden  sich  sehr 
bestimmt  in  Wiederkäuer  und  Nagethiere.  Letztere 
besitzen  unter  allen  Wirbelthieren  verhältnissmässig 

den  grössten  Darmkanal Der  untersuchte 

Affe  stimmt  mit  den  Pflanzenfressern,  was  kanm 
überraschen  kann.  Dagegen  widerspricht  die  vom 
Menschen  und  vom  Schweine  eingenommene  Stellang 
allen  theoretischen  Voraussetzungen.  Beide  erschei- 
nen mitten  unter  den  Fleischfressern  und  sogar  in 
der  oberen  Hälfte  derselben.^ 

Die  relative  Grösse  des  Magetis  zeigt  sehr  un- 
gleiche Werthe.  Sie  schwankt  zwischen  3  %  xaA 
56  <^/o  der  ganzen  Darmfläche. 

^Den  beträchtlichsten  Schwankungen  unterli^ 
die  Fische.  Mächtig  ausgeweitet  erscheint  der  Hagen 
einiger  Räuber,  wie  Esox  [Hecht],  Plenronectes 
[Scholle]  und  Gadus  Iota  [Quappe,  Aalraupe],  wäh- 
rend andere,  die  ebenfalls  thierische  Nahrong  2a 
sich  nehmen,  jedoch  in  feiner  vertheiltem  Zustande 
als  Gewürm  u.  s.  w. ,  das  gerade  Widerspiel  ab- 
geben. Beispiele  dieser  Art  liefern  der  Aal,  die 
Forelle,  der  Barsch  und  Gadus  Merlangns  [Witt- 
ling].  Pflanzenfresser,  wie  Chondrostoma,  Lencis- 
cus  [Plötze,  Rothauge],  Cyprinns  [Karpfen],  halten 
so  ziemlich  die  Mitte.  Bei  Amphibien  und  Reptilien 
beträgt  der  Magen  zum  mindesten  ein  Viertheil  der 
ganzen  Dannfläche,  en'eicht  aber  daneben  aach  das 


Müller 9  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdaunng. 


73 


volle  Dritttheil.  Niedriger,  aber  ebenfalls  sehr  un- 
gieioh  stellen  sich  die  Vögel  mit  2 — 18^/o>  ohne 
dass  für  die  einzelnen  Fälle  sich  etwas  Typisches 
erkennen  liesse.  Die  Säagethiere  ordnen  sich  in 
drei  Gruppen.  Der  kleinste  Magen  (3 — 12®/o)  ge- 
hört den  Nagern;  der  grösste  (31 — 34®/o)  den 
Wiederkäuern.  Die  Ranbthiere  halten  mit  19 — 
28%  die  Mitte.     Ihnen  gesellt  sich  der  Mensch  mit 

20o/o  zu.** 

lieber  die  von  Beneke  (26)  ansgeführten  Unter- 
snebimgen  über  die  Läjnge  fmd  Capacität  des  menschlichen 
Darmkanals  wurde  in  luiBem  Jahrbüchern  (CLXXXYI. 
p.  114)  bereits  berichtet. 

Beneke  (27)  theilt  femer  mit;  dass  die  Capa- 
cität des  Darms ;  berechnet  anf  das  normale  Körper- 
gewicht, bei  Kindern  entschieden  grösser  ist,  als  bei 
Erwachsenen ,  woraus  sich ,  nach  B. ,  die  Folgerung 
entnehmen  lassen  dürfte ,  dass  in  dieser  relativ  be- 
trüchtlichen  Grösse  der  Darmfläche  bei  Kindern  eine 
der  Bedingungen  für  die  Möglichkeit  des  Wachs- 
thums  der  Individuen  liegt;  denn  zu  der  Zeit,  wo  das 
Wachsthnm  aufhört,  d.  h.  also  etwa  im  20.  Lebens- 
jahre ,  hört  auch  diese  Bedingung  für  relativ  gestei- 
gerte Resorption  der  Nahrungsstoffe  auf. 

Die  (durch  Einfüllen  von  Wasser  ermittelte) 
Capacität  des  Dünndarms  bei  Neugebomen  und 
Kindern  von  3,  6,  ja  12  Jahren  ergab,  auf  ein 
Körpergewicht  von  100  Pfd.  berechnet,  einen  Inhalt 
von  5000,  8000,  9000,  7700,  7400  Cubikcenti- 
meter.  Bei  Erwachsenen  hingegen  resultirten  nur 
Zahlen  von  4400, 3700, 4200, 4100  u.  s.  w.  Cctmtr. 
Capacität  auf  je  100  Pfd.  Körpergewicht. 

Die  Magencapadiäi  betrug  bei  gut  entwickel- 
ten „gesunden^'  (aber  asphyktisch  zu  Grunde  ge- 
gangenen) Nengebomen  35 — 43  Cnbikcentimeter. 
Bei  14  Tage  alten  Kindern  ist  die  Capacität  schon 
anf  153—160  Gotmtr.,  bei  2jähr.  Kindern  bis  auf 
740  Ctmtr*  gestiegen. 

Henning  (28)  stellte  am  Menschen  verglei- 
^nde  Meflsnngen  der  Darmlänge  an. 

Wird  die  Darmlänge  des  Menschen  mit  seiner 
vergleichend  anatamieohen  Körperlänge ,  also  dem 
Oberkörper  (vom  Kopfscheitel  bis  zum  Sitzhöcker) 
verglichen ,  so  ergiebt  sich  nach  18  von  H.  vorge- 
nommenen Messungen  die  Verhältnisszahl  von  1 :  10, 
bei  Kindern  ebenso,  wie  bei  Erwachsenen. 

„Somit  —  sagt  H.  —  ist  jene  Behauptung  so 
vider  Naturforscher,  mit  welcher  sie  die  Berechtigung 
des  Menschen  als  ammal  omnivomm  zu  beweisen 
flacbten,  unhaltbar  geworden ;  denn  die  richtige  Ver- 
hältnisinahl  ftllt  schon  in  das  Gebiet  der  pflanzen- 
fressenden Säagethiere  und  kommt ,  laut  meinen  im 
zootomischen  Institute  des  Herrn  Prof.  Brühl  an 
3  Ohimpanmi  ausgeführten  Messungen,  den  früohte- 
fressenden  Affen  so  ziemlich  gleich.'' 

SchlttflsUch  giebt  H.  zu  bedenken ,  ob  es  nicht 
vortheilhafter  wäre,  beim  Vergleichen  der  Darmlänge 
mit  der  Körperlänge  der  Wirbelthiere  Kopf  und  Hals 
ganz  ausser  Acht  zu  lassen^und  den  Pannkanal  mit 

IM,  Jalirbb.  Bd.  192.  Hft.  1. 


dem  eigentlichen  Rumpf,  vom  7.  Halswirbel  (Vertebra 
prominens)  bis  zum  Sitzhöcker  zu  messen.  Kopf 
und  Hals  zeigen  besonders  bei  Vögeln  ganz  ausser- 
ordentliche Längenverschiedenheiten  und  sind  in  der 
Säugethieiklasse  gerade  bei  Pflanzenfressern  sehr  in 
die  Länge  gezogen. 

Mit  der  Anatomie  und  Histologie  des  Ver^ 
dauungskanals  beschäftigen  sich  folgende  Autoren 
(29—38). 

Kupfer  (29)  hatte  Gelegenheit,  drei  absolut 
fiische  und  gesunde  menschliche  Magen  zu  unter- 
suchen. 

Bei  zwei  von  den  Magen  zeigte  sich  das  Ober- 
flächenepithel in  continuo  intakt;  im  dritten  Falle  er- 
schien dasselbe  wie  abgesprengt.  Die  Drüsen  waren 
vollständig  der  Art,  wie  sie  Rolle tt  vom  normalen 
Hundemagen  beschreibt.  Die  Angabe  von  H  e  n  l  e , 
daas  auf  den  Riffen  der  Magenschleimhaut  das  Epi- 
thel fehle,  konnte  K.  nicht  bestätigen.  Das  Epithel 
ist  ein  exquisit  cylindrisches.  Während  an  Alkohol - 
Präparaten  die  Zellen  oben  offen  erscheinen ,  bieten 
sich  bei  Oamiumsäurebebandlung  durchaus  geschlos- 
sene Zellen  dar;  man  muss  also  annehmen,  dass  der 
Alkohol  eine  Destruktion  der  Gebilde  bewirkt  hat. 
Das  Epithel  hat  zwei  Zonen.  Die  obere  Zone, 
welche  den  grössten  Theil  der  Dicke  des  Epithels 
ausmacht ,  wird  von  Vielen  als  Schleim  bezeichnet ; 
sie  besteht  jedoch  nicht  aus  r^tnem  Schleim,  sondern 
vielmehr  aus  einem  modificirten  Protoplasma,  für 
welches  K.  den  allgemeinen  Namen  t^Paraplasma^' 
vorgeschlagen  hat.  Die  untere  Zone  ist  echt  proto- 
plasmatisch und  enthält  den  Kern  der  Zellen.  In 
den  Gruben  liegt  der  Kern  ganz  an  der  Basis  der 
Zellen;  hier  kommen  auch  wirkliche  Becherzellen 
vor. 

Die  Drüsen  der  Mucosa  zeigten  im  obersten, 
zugleich  engsten  Abschnitt  einen  Saum  von  cnbischen 
Zellen,  Im  mittlem  Abschnitt  fanden  sich  in  zwei 
Fällen  sowohl  Haupt-  als  Belegzellen,  im  dritten 
Falle  aber  waren  daselbst  keine  Hauptzellen  auffind- 
bar ;  im  Fundus  waren  stets  beide  Kategorien  vor- 
handen. 

Die  Fgloruszone  ist  durch  eine  mächtige  Ent- 
wicklung der  Gruben  ausgezeichnet ;  die  Drüsen  hat- 
ten daselbst  keine  Beleg(Lab)-Zellen ,  sondern  nur 
eine  Sorte  von  Zellen ,  die  K.  aber  doch  nicht  ganz 
mit  Hauptzellen  identificiren  möchte.  Die  Drüsen 
winden  sich  hier  eigenthümlich  auf,  so  dass  das  Bild 
wahrer  Knäueldrüsen  entsteht. 

Nach  Edinger  (30)  sprechen  viele  Gründe 
dafür,  dass  aus  den  Hauptzellen  durch  Zunahme 
des  Volumens  und  Füllung  mit  Ferment  Beleg- 
Zellen  werden^  dass  also  der  Magen  nur  eine  Zell" 
art  besitzt. 

Den  Vorgang  ganz  sicher  zu  stellen,  ist  ihm  nicht 
gelungen,  aber  er  wird  doch  äusserst  wahrscheinlich 
1)  durch  das  Vorkommen  von  Uebergangsformen  zwi- 
schen Haupt-  und  Belegzellen ;  2)  durch  die  Analogie, 
die  eine  solche  Veränderung  mit  den  uns  schon  be- 

10 


74 


Hüll  er,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdauung. 


kannten  Vorgängen  in  andern  Drüsen  während  der 
Sekretion  bietet ;  3)  durch  die  Thatsache ,  dass  viele 
Pepsin  absondernde  Thiere  nur  Belegzellen  besitzen ; 

4)  durch  den  Befund  am  Magen  von  hungernden 
ludividaen ,  bei  denen  sich  nur  Hauptzellen  finden ; 

5)  durch  die  Thatsache,  dass  viele  Forscher  mit  ge- 
wichtigen Gründen  für  die  Hauptzellen  und  viele 
andere  für  die  Belegzellen  als  Pepsinbildner  einge- 
treten sind.  —  Ob  die  Salzsäureabsonderung  über- 
haupt mit  den  Zellen  etwas  zu  thunhat,  bleibt  dahin- 
gestellt. 

Wegen  der  Arbeit  von  Stohr  (31)  können  wir  auf 
die  in  nnsern  Jahrbüchern  (CLXXXym.  p.  7)  schon  ent- 
haltene Mittheilnng  verweisen. 

Gondereau  (32)  beschreibt  ein  eigenthumliches 
Divertikel  am  fötalm  Schweinemagen. 

Dasselbe  findet  sich  am  hintern  linken  Theil  der 
Kardia.  Am  Magen  des  erwachsenen  Schweines  sieht 
man  an  der  dem  fötalen  Divertikel  entsprechenden  Stelle 
eine  ziemlich  kreisrunde  Ausbnchtnng  von  7 — 8  Ctmtr. 
Durchmesser,  die  von  dem  übrigen  Magen  dnrch  eine  2 — 
4  Ctmtr.  hohe  Leiste  abgegrenzt  und  dnrch  eine  klappen- 
artige Schleimhautfalte  in  zwei  Abtbeilungen  zerlegt  wird. 
Auf  die  morphologischen  und  entwicklungsgeschichtlichen 
Details  kann  hier  nicht  näher  eingegangen  werden. 

Erwähnt  sei  nur  noch,  dass  nach  Gondereau 
diese  Ausbuchtung  den  It^en  des  Schweines  dem 
Magen  der  Wiederkäuer  nahestehend  erscheinen  lässt 
und  dass  der  Genannte  das  Schwein  als  ein  Mittel- 
glied zwischen  den  Thieren  mit  zusammengesetztem 
und  denen  mit  einfachem  Magen  betrachtet. 

Den  Untersuchungen  von  Part  seh  (33)  lag  die 
Idee  zu  Grunde ,  der  Frage ,  welchen  Zellen  der 
Magendrüsen  der  Sänger  die  Pepsinbereitnng  zuzu- 
sprechen sei,  auf  dem  Wege  der  vergleichenden 
Physiologie  und  Histologie  näher  zu  treten. 

Nach  P.  sind  bei  Rana  (Wasserfrosch)  die  das 
alkalische ,  pepsinhaltige  Sekret  bereitenden  Zellen 
im  Oesophagus  lokalisirt,  scharf  getrennt  von  den 
im  Magen  vorkommenden  säurebildenden  Zellen. 
[Vgl.  hierzu  auch  v.  S  w  i  e  c  i  c  k  i ,  Jahrbb.  CLXXIX. 
p.  132.]  ,yNun  ist  die  Identität  der  im  Froschmagen 
vorkommenden  Drüsenzellen  mit  den  Belegzellen  der 
Säuger  stets  und  von  allen  Forschern  behauptet  und 
anerkannt  worden.  Eben  so  wenig  lässt  sich  aber 
auch  bezweifeln ,  dass  die  Drüsenzellen  des  Frosch- 
Oesophagus  analog  den  Hauptzellen  der  Säuger  seien. 
Der  daraus  zu  ziehende  Rückschluss  kann  nur  zu 
Gunsten  der  Heidenhain  'sehen  Hypothese  dahin 
ausfallen  y  dass  auch  bei  den  Sängern  den  Barq>U 
Zellen  die  Pepsinbildung  ^  den  Belegzellen  die 
Säurebildung  zuzuschreiben  ist" 

Ganz  anders  als  bei  Rana  fand  P.  die  Verhält- 
nisse bei  Hyla  (Laubfrosch) ,  Bufo  (Kröte) ,  Triton 
(Wassersalamander) ,  femer  bei  Lacerta  (Eidechse), 
Coluber  natria  (Ringelnatter)  und  Vipera  Berus 
(Kreuzotter).  Während  beim  Wasserfrosch  die  Be- 
reitung des  verdauenden  Sekrets  zwei  Zellformen  zu- 
gewiesen ist;  von  denen  jede  einen  besondern  Ab- 
schnitt des  Vorderdarms  fOr  sich  allein  in  Anspruch 
nimmt ,  muss  bei  den  erwähnten  Thieren  eine  Zell- 
form ;  die  nicht  über  den  ganzen  Vorderdarm  ver- 


breitet ist  y  sondern  nur  in  einem  bestimmten  Thdle 
desselben  vorkommt ,  die  Absondemng  des  saureo, 
pepsinhaltigen  Sekrets  besorgen. 

Bei  den  erwähnten  Schlangenarten  beobachtete 
P.  während  der  ersten  24  Verdauungsstunden  dne 
auffilllige  Vermehrung  der  Schleimzelletu  Im 
Pylorustheile  von  Coluber  natrix  vermisste  er  die 
Schleimzellen. 

Nach  Edinger  (34)  finden  sich  dieselben  aber 
doch  daselbst  vor ,  auf  einer  Strecke  von  etwa  '/i 
Ctmtr.  Breite. 

Das  Extrakt  aus  dem  Magen  von  Coluber  (Tropi- 
donotus)  natrix  fand  E.  sauer,  doch  gab  dasselbe 
nicht  die  Tropäolinreaktion;  enUiielt  also  keine  fme 
Mineralsänre.  Mit  Salzsäure  versetzt  verdaute  es  got 

Der  Verdauungskanal  ^ex  gemeinen  TeiehschUd" 
kröte  (Cistudo  Europaea)  zeigt  nach  MottaMaia 
und  Ren  au  t  (35)  einen  Uebergangsiypus  von  den 
Reptilien  zu  den  hohem  Wirbelthieren.  Das  Nähere 
sehe  man  im  Originale. 

Während  nach  Leydig  und  nach  Edinger 
dem  Mitteldarme  von  Cobitis  fossiUs  (Schlammpeits- 
ger)  ein  Epithel  völlig  abgeht,  fand  Lorent  (36) 
nach  Silberinjektion  in  das  Darmlumen,  dass  ein  sol- 
ches allerdings  vorhanden  ist,  dass  dasselbe  aber  in 
eigenthümlicher  Weise  mit  einem  äusserst  reichen 
Capillarnetze  in  Verbindung  tritt,  so  dass  es  nur 
schwer  gelingt,  die  Epithelzellen  zwischen  den 
Maschen  desselben  zu  erkennen. 

Bezüglich  der  Schilderung  der  grobem  anato- 
mischen Verhältnisse  und  der  übrigen  mikroskoi»- 
schen  Straktur  des  Darmes  von  Cobitis  muss  auf  die 
Originalarbeit  verwiesen  werden. 

Wrzedniowski  (37)  veröffentlicht  vorläufig  Mit- 
tlieilnngen  über  die  HiBtologie  des  Dannkanals  einiger 
Amphipoden  (Flohlurebse)  und  der  drüsigen  Anhänge  des- 
selben. 

Joyenz-Laffaie  (38)  giebt  a.  A.  einige  Details 
Über  den  Bau  des  Verdanangskanales  von  Onchidiumt 
einer  zur  Familie  der  Doppelathmer  (Amphipnenstea)  g^ 
hörigen  Lnngenschnecke. 

Rossacha  (39)  versuchte,  in  Anknüpfung  an 
die  Untersuchungen  von  Gerhardt,  Emming- 
haus  undPurgesz,  folgende  Fragen  zu  beant- 
worten. 

A.  Geht  der  von  allen  Untersnchem  überein- 
stimmend gefundene  negative  Druck  im  Oesophagus 
in  einen  positiven  über,  sobald  die  Sonde  den  ffiatos 
oesophageus  passirt,  so  dass  aus  dem  Auffareten  dee 
positiven  Drucks  mit  Bestimmtheit  der  KardialtheS 
des  Magens  an  der  Sondenlänge  anzugeben  ist? 

B.  Treten  im  Magen  respiratorische  Sdiwankun- 
gen  der  mit  der  Sonde  m  Verbindung  gesetzten 
Magenlufk  auf ,  so,  wie  sie  im  Oesophagus  überein- 
stimmend angenommen  werden? 

R.  bediente  sich  bei  seinen  Untersnchnngen  einer 
guten  englischen  Magensonde,  die  durch  einen  stark- 
wandigen  Gnmmischlauch  mit  einem  Qnecksilber- 
manometer  (später  mit  ehiem  Wassermanometer)  in 
Verbindung  gesetzt  wurde.     Von  den  Ergehninen, 


Hflller,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdauung. 


75 


so  denen  er  gelangte ,  seien  die  folgenden  hervor- 
gehoben : 

unter  normalen  Verhältnissen  entsteht  im  Magen 
mid  in  speeie  an  der  Uebergangsstelle  des  Oeso- 
phagus in  den  Magen  kein  positiver  Druck;  der 
o^tive  Thoraxdrnck  gleicht  sich,  sobald  die  Sonde 
die  Kardia  ttberschritten  hat,  nur  allmälig,  doch 
meistens  nicht  ganz  aus. 

Ein  positiver  Druck  im  Magen  wkd  ei*8t  dann 
hervorgerufen,  wenn  durch  zu  weites  Hineinschieben 
der  Sonde  Contraktion  der  Magenwand  ausgelöst 
wird. 

Eine  solche  Contraktion  des  Magens  besteht  im 
Sinne  einer  positiven  Druckwirkung  auf  die  Luft  im 
Magen  für  längere  Zeit  während  der  Verdauung  und 
Termnthlich  bei  pathologischer  Gasansammlung  im 
Magen. 

Die  Respirationsschwankungen  verhalten  sich  im 
Magen  und  im  Oesophagus  gleich ,  d.  h.  es  tritt  bei 
der  Inspiration  eine  Abnahme ,  bei  der  Exspiration 
ein  Zuwachs  des  jeweiligen  Durchschnittswerthes  auf. 

Nach  Oser  (40),  der  verschiedene  Methoden, 
die  Magenluft  zu  entleeren,  angiebt,  befindet  sich 
die  letztere  „in  der  Regel^'  unter  positivem  Druck 
nnd  es  entweicht  Luft,  wenn  die  Sonde  in  den  Magen 
eindringt. 

Kor  ach  (41)  berichtet  über  einen  Fall  von 
allgemeinem  i7au^mpAy««m  nach  Perforation  eines 
Magengeschwürs. 

Das  gesammelte  Gas  brannte  angezündet  mit  den 
diarakteristischen  Eigenthümlichkeiten  der  Wasser^ 
fiofflamme.  (Eine  genauere  Analyse  desselben 
wurde  wegen  Bfangels  der  dazu  nothwendigen  Ap- 
parate nicht  vorgenommen.)  Das  Auftreten  von 
Wasserstoff  ist  um  so  weniger  aufßlllig,  als  der 
(moribund  in  das  Hospital  gebrachte)  Pat.,  wie  sich 
bei  der  Sektion  ergab,  ausser  an  einem  Magen- 
geschwür auch  an  hochgradiger,  durch  eine  narbige 
Pyiomsstriktur  bedingter  Ektasie  des  Magens  ge- 
litten hatte,  bei  letzterer  aber  sich  die  Organismen, 
welche  Buttersäuregährung  und  damit  Wasserstoff- 
entwicklung hervorrufen,  besonders  häufig  im  Magen 
vorfinden.  Hierzu  kommt,  dassDenatus,  wie  die 
Sektion  zeigte,  am  Tage  der  Katastrophe  eine  grosse 
Quantität  Brod  und  Kartoffeln  gegessen  hatte ,  also 
sehr  stärkemehlreiche  Nahrungsmittel,  welche  die 
Buttersäuregährung  besonders  begünstigen. 

[Das  Nähere  über  den  FaU  vgl.  Jahrbb.  GLXXXYU. 
p.  846.  —  Ueber  brennbare  Magengase  vgl.  anch 
Popoff  (Jahrbb.  CXLIX.  p.  169),  Ewald  (Jahrbb. 
CUV.  p.  8)  nnd  Poensgen  (Jahrbb.  CLXXXVII. 

P.  244).] 

Um  ^Qfnaaimale  Temperatur  im  Verdauungs* 
Kaktus  zu  bestimmen,  bedienten  sich  Kronecker 
1. Meyer  (42)  eines  Thermometers,  welches  nach 
Art  des  von  Dnlong  und  Petit  angegebenen  Ge- 
^ts-  oder  Ausflussthermometer  geblasen  ist. 

»Dieses  (yom  Glasbläser  Florenz  Müller  in  BerUn 

HergeBteUte)  llazimamthermometer  besteht  aus  einem 

I  Gliben  kngeligen  GlasgeflUs,  das  in  ein  feines,  etwa 

L  1  CtQtr.  langes  (nach  Bedürfniss  mit  ehier  Erweiterung 


▼ersehenes)  CapUlarrohrchen  ausläuft.  Dieses  kleine 
System  wird  bei  Zimmertemperatur  mit  Quecksilber  ge- 
füllt, in  eine  passende,  innen  lackirte  Kapsel  von  gut 
Wärme  leitendem  Metall  (am  besten  Silber  oder  auch 
Messing)  eingelegt,  die  Ausflnssspitze  durch  Korkfütte- 
rung fizirt  und  der  Deckel  der  Kapsel  fest  aufgesetzt. 
Diese  Kapsel  lässt  man  von  einem  Thiere  verschlucken. 

Um  die  höchste  Temperatur  zu  finden,  welche  die 
Thermometer  während  ihres  Aufenthaltes  im  Darmkanale 
ausgesetzt  waren,  versenkt  man  sie,  von  der  HüUe  be- 
freit, in  ein  Wasserbad,  durch  dessen  Wände  man  das 
aufrecht  gestellte  CapUlarrohrchen  mittels  einer  Lupe  ge- 
nau beobachten  kann.  In  dem  Bade  von  Zimmertempe- 
ratur sieht  man  nunmehr  das  CapiUarrdhrchen ,  dessen 
Erweiterung  und  zuweilen  auch  einen  TheU  des  Kugel- 
gefässes  frei  von  Quecksilber.  Nunmehr  steigert  man  die 
Temperatur  des  Bades  allmälig  so  weit,  bis  das  sich  aus- 
dehnende Quecksilber  das  kleine  thermometrische  System 
bis  zur  Spitze  gefüllt  hat,  und  bestimmt  mit  Hülfe  eines 
Normalthermometers  die  jetzt  im  sorgfältig  gemischten 
Bade  herrschende  Temperatur. 

Die  Temperatur  des  Bades,  bei  welcher  das  Ausfluss- 
thermometer gerade  voll  Quecksilber  ist,  kann  man  als 
die  höchste  Temperatur  ansehen,  welcher  das  Thermo- 
meter vorher  ausgesetzt  war.  ^ 

Verschiedene  von  einem  Hunde  (dessen  Rectal- 
temperatur  37.8<^  bis  38.2^  betrug)  entleerte  Aus- 
flussthermometer (deren  Angaben  bis  auf  0.1^  0. 
genau  sind)  ergaben  bei  obigem  Verfahren  eine 
Maaimaltemperatur  von  39.2<^  C. 

Auch  Hoppe-Seyler  (1)  fand  im  Pansen 
von  Rindern  in  mehreren  Fällen  die  Temperatur 
ziemlich  hoch,  bis  über  39^  (1.  c.  p.  206). 

Winternitz  (43)  brachte  vom  Optiker  (rr^tVier 
in  München  gefertigte ,  6  Ctmtr.  lange  Maximai - 
thermometer,  welche,  um  leichter  die  Zungonwurzel 
und  den  Kehlkopf  passiren  zu  können,  in  ihrem 
untern  Drittel  ein  wenig  von  der  geraden  Linie  ab- 
gebogen sind,  mittels  der  Magensonde  oder  des 
Magenschlauchs  in  den  Magen  hinab. 

Ueber  die  Temperaturverhältnisse  während  der 
Verdauung  macht  W.  (1.  c.)  keine  Mittheilung, 
wohl  aber  über  den  Einflnss  kalter  Irrigationen  des 
Rectum  auf  die  Magentemperatur. 

Es  wurden  lOOOCctmtr.  eines  Wassers  von  ll® 
in  das  Rectum  irrigirt;  25  Min.  nach  Beginn  der 
Irrigation ,  5  Min.  nach  ihi*er  Beendigung  war  die 
Temperatur  im  nüchternen  Magen  um  0.9<^  C.  ge- 
sunken (von  der  Anfangstemperatur,  37.15<^,  auf 
36.250).  Zu  dieser  Zeit  war  der  Magen  kühler  als 
die  Achselhöhle,  mit  36.700.  Noch  4  Std.  lang, 
d.  h.  bis  zur  nächsten  Mahlzeit,  liess  sich  ein  niedri- 
ger Stand  der  Magentemperatur  als  Folge  der  Irri- 
gation des  Rectum  wahrnehmen. 

Das  Resultat  war  ein  ganz  constantes,  so  oft 
auch  der  Versuch  wiederholt  wurde. 

Da  schon  bisher  bekannt  war ,  dass  man  durch 
Einspritzung  kalten  Wassers  in  den  Mastdarm  die 
Körpertemperatur  im  Ganzen  herabzusetzen  vermag, 
bezeichnet  W.  als  neu  und  nur  durch  seine  Unter- 
suchungsmethode feststellbar,  dass  bei  Kälteeinunr- 
kung  vom  Mastdarme  aus  die  grösste  Abkühlung 
die  Organe  in  der  Tiefe  der  Bauclihöhle  treffe. 

Leven  (44)  stellte  äusserlich  Temperaturmes- 
sungen am  Magen  an^  und  zwar  indem  er  das  Ther- 


76 


Müller 9  Beiträge  zor  Lehre  von  der  Verdaaung. 


mometer  einfach  auf  die  Banchwand  legte  and  mit 
einer  Schicht  Watte  bedeckte. 

Die  Temperatur  differirt  nach  ihm  auf  der  rech- 
ten und  linken  Seite  der  Magengegend  mindestens 
um  0.1^,  mitunter  um  1.0<>,  was  davon  herrührt, 
dass  die  rechte  Seite  des  Magens  eine  andere  phy- 
siologische Funktion  hat  als  die  linke.  [Der  drüsen- 
reiche Fundns  ist  nach  L  e  v  e  n  wesentlich  ein  Speise- 
reservoir, während  die  muskelreiche  Portio  pylorica 
die  Bedeutung  eines  Trituritionsapparates  hat ;  vgl, 
hierüber  Jahrbb.  CLXXL  p.  119.] 

Bald  ist  die  rechte,  bald  die  linke  Seite  der 
Magengegend  höher  temperirt.  Die  Temperatur 
vanirt  nach  den  Tageszeiten.  Früh,  bei  nüchternem 
Zustande,  zeigt  das  Thermometer  links  35.9^,  rechts 
35.70,  in  der  Achselhöhle  35.6<>.  Je  mehr  man 
sich  der  Mittagsstunde  nähert,  desto  mehr  sinkt  die 
Temperatur.  Sie  beträgt  um  12  Uhi-  links  34.9», 
rechts  35.1^ 

Eine  Stunde  nach  der  nun  eingenommenen  zwei- 
ten Mahlzeit  ist  die  Temperatur  links  auf  35. 2<^  ge- 
stiegen ,  rechts  dieselbe  geblieben.  Um  die  dritte 
Stunde  beträgt  sie  links  35.50,  rechts  36.5o.  Die 
Achselhöhlentemperatur  ist  zu  dieser  Zeit  um  0.4^ 
gesunken,  was  das  Frösteln  (Verdanungsfleber)  er- 
klärt ,  welches  sich  im  Verlaufe  der  Verdauung  bei 
Manchen  einstellt.  Um  die  vierte  Stunde  nach  der 
Mahlzeit  beginnt  die  Temperatur  zu  sinken.  Sie 
beträgt  jetzt  links  34. lo,  rechts  34.80,  welche  Diffe- 
renz sich  um  die  fünfte  Stunde  noch  mehr  ausge- 
glichen hat. 

Bei  Dyspepükem  beträgt  die  Temperatur  in 
der  Magengegend  36 — 37o  (d.  h.  1— 20  mehr  als 
noimal),  bei  Dilatation  u.  bei  Cardnom  des  Magens 
36.5 — 370,  links  sowohl  als  rechts. 

Während  die  Angaben  von  Leven  zu  der  An- 
nahme berechtigen,  dass  während  der  Verdauung 
die  Temperatur  im  Magen  (streng  genommen  aller- 
dings nur  in  der  Magenwand)  steigt,  scheinen  künst- 
liche Verdauungsversuche,  welche  Maly  (45)  an- 
stellte, das  Gegentheil  zu  beweisen. 

Wie  nämlich  schon  v.  Vintschgau  und 
Dietl^)  angeben,  dass  —  beim  Hunde  —  die  Tem- 
peratur des  Speisebreies  während  der  Verdauung 
sinkt,  und  zwar  etwa  in  dem  Maasse,  dass  2  bis 
3  Std.  nach  der  Mahlzeit  eine  Verminderung  um 
0.2—0.60  C.  eintritt,  so  fand  Maly  durch  künst- 
liche Verdauungsversuche,  dass  bei  der  bei  Körper- 
temperatur  ablaufenden  Verdauung  van  Fibrin 
und  Eiweise  durch  Pepsin  und  bei  der  von  Starke 
durch  diaetatische  Fermente  ein  so  bedeutender 
Wärmeverbrauch  eintritt,  dass  derselbe  schon 
durch  einfache  calorimetrisehe  Mittel  unzweideutig 
nachweisbar  ist,     [Eine   genaue   quantitative  Be- 

>)  M.  V.  Vintschgau  und  M.  Dietl,  Unter- 
Buchangen  über  das  Verhalten  der  Temperatur  im  Magen 
und  Rectum  während  der  Verdauung:  Sitz.-Ber.  der 
Wiener  Akad.  LX.  2.  Abth.  p.  693—749.  1869.  —  Auch 
separat :  Wien.  1869.  Gerold'ß  Sohn.  8.  63  S.  (1  Mk. 
60  Pf.) 


Stimmung  des  Wärmeverbrauchs  wurde  nicht  Tor- 
genommen.] 

Kostjurin  (46)  eTtonchtedenEinßussheissen 
Wassers  auf  die  Schleimhaut  des  Magen-Darm' 
Kanals  beim  Hunde. 

Vier  ca.  4  Mon.  alte  Hunde  desselben  Wurfes  er- 
hielten jeder  Morgens  u.  Abends  60  Grmm.  xerklehiertes 
rohes  Fleisch  und  SOOQrmm.  unverflUschte  fUsche  MUeh. 
Zweien  der  Hunde  (Nr.  3  und  4)  ward  16  Ifin.  nach  der 
Fütterung  260—330  Grmm.  Wasser,  das  auf  46-~65o  G. 
erwärmt  war,  mittels  der  Schlundsonde  beigebracht.  Den 
andern  Hunden  (Nr.  1  und  2)  wurde  nur  die  Sonde,  keine 
Flüssigkeit  eingeführt. 

Die  Hunde  Nr.  1  und  2  blieben  frisch  und  munter, 
frassen  gut  und  wuchsen  sichtlich.  Dagegen  wnrdeo 
Nr.  3  und  4  schon  am  2.  Tage  missmuthig,  y erkrochen 
sich  in  die  Ecke  und  frassen  nicht,  so  dass  sie  gewaltsam 
gefüttert  werden  mnssten.  Sie  hatten  flässige  Auslee- 
rungen und  verfielen  zusehends.  Hund  Nr.  3  starb  81 T. 
nach  Beginn  des  Versuchs,  nachdem  er  in  dieser  Zeit 
620  Grmm.  an  Gewicht  verloren  hatte,  Hund  Nr.  4  3  T. 
später,  nachdem  er  720  Grmm.  an  Gewicht  verloren  hatte. 

Die  Sektion  zeigte,  dass  die  Einführung  heissen 
Wassers  sowohl  parenchymatöse,  wie  interstiUelk 
Entzündung  der  Magenschleimhaut  hervorgerufen 
hatte. 

Im  Anschluss  an  diese  Beobachtungen  warnt  E. 
angelegentlich  vor  dem  Genüsse  heisser  Speisen  und 
Getränke. 

Die  Bewegungen  des  Magens  haben  nadi 
Leared  (47)  eme  viel  grössere  Wichtigkeit  ftr 
den  normalen  Verlauf  der  Verdauung,  als  man  ihneo 
gemeinhin  zuzuschreiben  pflegt,  und  eine  Verminde- 
rung der  peristaltischen  Bewegungen  des  Magens 
soll  in  der  bei  Weitem  grossem  Mehrzahl  der  Fälle 
von  Dyspepsie  das  nächste  ursächliche  Moment 
bilden. 

L.  theilt  daher,  indem  er  den  Begriff  eOonüehe 
Dyspepsie  als  zu  unbestimmt  und  den  Begriff  6ra9&t- 
tis  oder  Magenkatarrh  als  zu  eng  ganz  bei  Seite 
lässt,  alle  Fälle  von  wahrer  Dyspepsie  ein  in  solehe, 
die  auf  gestörter  Magenbewegung  und  in  solche,  die 
auf  (quantitativ  oder  qualitativ)  mangelhafter  Sekre- 
tion von  Magensaft  beruhen.  Die  Dyspepsie  der 
erstem  Art  [mit  welcher  sich  Leared  (1.  c.)  allein 
beschäftigt],  die  durch  Unbehagen  nach  der  Mihl- 
zeit  (Gefbhl  von  Druck  und  Vollsein  in  der  Magen- 
gegend), seltener  durch  eigentlichen  Magenschmen, 
besonders  aber  durch  Flatulenz ,  fast  immer  durch 
Verstopfung  charakterisii*t  ist,  hat  ihre  entferntem 
Ursachen  in  allen  denjenigen  Momenten,  welche  die 
Energie  des  Nervenlebens  und  somit  aveh  die  In- 
nervation der  Magenmuskulatnr  beeinträchtigen,  näm- 
lich in  anstrengender  geistiger  Arbeit,  deprimiren- 
den  Affekten,  fortgesetzten  körperlichen  Ueber- 
anstrengungen  u.  s.  w. 

Dass  L.  in  allen  diesen  Fällen  von  Dyspepsie 
das  auf  die  Muskulatur  wirkende  Strychnin  sdion 
seit  länger  als  20  Jahren  (in  Dosen  von  höchstens 
0.003  Grmm.)  sehr  wirksam  findet,  bestätigt  ihm 
die  Richtigkeit  seiner  Ansicht  ttbei*  die  Entstehns^ 
dieser  Art  von  Dyspepsie« 


Müller,  Beitrftge  zur  Lehre  von  der  Verdammg. 


77 


Wie  sehr  die  Bewegungen  des  Magens  die  Ver- 
dauong  begünstigen,  sachte  L.  experimentell  dadurch 
sa  zeigen,  dass  er  Verdauungsgemische  in  Glas- 
cjrliDder  mit  innen  gefurchten  Wftnden  brachte  und 
die  Gylinder  mittels  eines  Uhrwerks  in  Rotation  ver- 
setzte. Der  Inhalt  des  Glases  geräth  dann  in  leichte 
Bewegung  und  die  Lösung  stickstoffhaltiger  Sub- 
stanzen volbsieht  sich  früher  als  in  Gläsern ,  welche 
nicht  bewegt  oder  nur  gelegentlich  geschüttelt  wer- 
den. [Genaueres  über  diese  Versuche  wird  (1.  c.) 
nicht  mitgetheilt.] 

Eigenthnmlieh ,  und  zwar  pathologisch  gssidgerte 
Bewegungen  de»  Magens  beobachteten  K  u  s  s  m  a  u  1  (48) , 
Strümpell  (49)  und  Loh  mann  (50),  indessen  muss 
bezüglich  dieser  Hittheilungen  auf  die  Orig. -Artikel  ver- 
wiesen werden. 

Die  Frage,  ob  der  Pylorus  im  Stande  ist,  unter 
normalen  Verhältnissen  einen  vollkommenen  Ab- 
sehluss  gegen  das  Duodenum  hin  zu  bilden ,  wurde 
ni  diagnostischen  Zwecken  von  Ebstein  (61)  ex- 
perimentell erörtert. 

E.  entwickelte  im  Hagen  der  Versuchsthiere 
(4  Hunde  und  1  Katze),  die  theils  nüchtern ,  theils 
in  voller  Verdauung  begriffen  waren ,  mittels  Wein- 
slore  und  doppeltkohlensauren  Natron  eine  reich- 
behe  Menge  von  Kohlensäure.  So  sehr  sich  aber 
auch  der  BCagen  ausdehnte ,  so  entwich  doch  keine 
Kohlensäure  durch  das  Glasrohr,  welches  in  den  An- 
fangstheil  des  Dünndarms  eingebunden  war.  Selbst 
anige  Zeit  (V«  Std.)  nach  der  Tödtung  des  einen 
derThiere  bedurfte  es  des  vollen  Druckes  einer  kräf- 
I  Sgen  Mannsfaust,  um  den  Widerstand  des  Pylorus 
zu  überwinden.  (Ob  die  Kohlensäure  bei  diesen 
Versuchen  eine  specifische  Rolle  spielte,  musste 
dahingestellt  bleiben.) 

\  Nichtsehlussfä/dgkeit  (Incontinentia)  des  Pylorus, 
^  die  E.  in  8  klinischen  Fällen  mittels  im  Magen  ent- 
wickelter Kohlensäure  constatirte ,  beruht  nach  ihm 
meiBt  auf  carcinomatösen  oder  ähnlichen  Erkranknn- 
I  gen  des  Organs.  Doch  ist  es  ihm  höchst  wahr- 
scheinlich, dass  auch  lediglich  nervöse  Ursachen 
(Hysterie)  Incontinenz  des  Pförtners  hervorrufen 
können. 

Kundrat  (52)  bespricht  die  anatomische  An- 
ordnung der  Gefässe  der  Magenmucosa,  durch 
welche  die  Seibetverdauung  des  Organs ,  der  herr- 
schenden (Pavy 'sehen)  Ansicht  nach,  verhindert 
wird,  und  erörtert  im  Anschlnss  daran  die  Ent- 
stehang  der  hämorrhagischen  Erosionen  und  des 
Ulcus  rotundum  in  Folge  von  Oirkulationsstörungen, 
sowie  die  Bedingungen  für  das  Zustandekommen  der 
Magenerweichnng  während  des  Lebens  und  in  der 
Leiche. 

Samelson  (53)  glaubt,  wie  früher  bereits 
Vierordt,  die  Ansicht,  dass  die  Alkalescenz  des 
Blutes  ein  Schntzmittel  gegen  die  Selbstverdauung 
der  Magenwandungen  bilde,  als  eine  unzutreffende 
bezeichnen  zn  müssen.  Ehr  zeigt  durch  Versuche  an 
Kaninchen  zunächst,  dass  man  die  Ursache  der 
Solbstverdaaung  nicht  im  Nervensystem  zu  suchen 


habe,  wie  J  ä  g  e  r  und  C  a  m  e  r  e  r  wollten.  Durch- 
schneidung der  Vagi  und  des  Sympathicus  machten 
in  keinem  Falle  den  Magen  weniger  widerstands- 
fähig gegen  die  Einwirkung  des  Verdauungssaftes. 

Weitere  Experimente  lehrten,  dass  beträchtliche 
Steigerung  des  Säuregehaltee  des  Mageneaftee 
(durch  Einbringung  von  Salzsäure  in  den  Magen) 
nicht  zur  Selbstverdauung  fahrt,  dass  aber  anderer- 
seits auch  bedeutende  Verminderung  der  Alkale^ 
scenz  des  Blutes  (durch  Injektion  von  saurem,  phos- 
phorsaurem Natrium,  von  Citronensäure,  von  Phos- 
phorsäure in  das  Blut,  unter  die  Haut  und  in  das 
Rectum)  keine  Selbstverdauung  des  Magens  hervor- 
ruft. 

Diese  Versuche  scheinen  S.  zur  Genüge  den  Be- 
weis zu  liefern ,  dass  durch  Herabsetzung  der  Alka- 
lescenz des  Blutes  keine  Selbstverdauung  des  Magens 
eintritt,  und  er  glaubt  daraus  den  Schluss  ziehen  zu 
dürfen,  dass  es  nicht  die  Alkalescenz  des  Blutes  ist, 
welche  normaler  Weise  die  Selbstverdauung  ver- 
hindert. 

[lieber  die  Unverdaulichkeit  der  lebenden  Magen- 
wand vgl.  auch  ClandeBernard  ( Jahrbb.  CIL  p.  865), 
Harley  (Jahrbb.  CVI.  p.  152),  Pary  (Jahrbb.  CXXI. 
p.  154).] 

Bufalini  (54)  beobachtete  bei  in  der  Ver- 
dauung begriffenen  Meerschweinchen  und  Kaninchen, 
dass  elektrische  Reizung  der  Hirnrinde  in  der 
l^ähe  des  Kaumuskelcentrum  vermehrte  Absonderang 
eines  klaren,  stark  säuern  Magensaftes  hervorrief. 

Zu  den  Folgen  der  Vagusdurchschneidung  bei 
Vögeln  gehört  nach  Zander  (54b)  auch  die  Läh- 
mung des  obem  Theils  des  Digestionstraktus. 

Der  Oesophagus,  resp.  der  Kropf  verliert  seine 
Motilität.  Das  Hungergefühl  bleibt  erhalten.  Die 
Thiere  füllen  daher  die  Speiseröhre  oft  kolossal  mit 
Futter,  vermögen  es  aber  wegen  Lähmung  der 
erstem  nicht  in  den  Magen  zu  befördern.  Die  Nah- 
rung fault  nun  und  kann,  wenn  sie  in  die  Lunge  ge- 
räth ,  eine  septische  Pneumonie  veranlassen  und  so 
zum  Tode  filhren.  Im  Allgemeinen  gehen  aber 
Vögel  nach  Durchschneidung  des  Vagus  an  Inanition 
zu  Grunde,  weil  keine  Nahrung  in  den  Magen 
kommt. 

Die  Sekretion  der  Kropfschleimhaut  wird  durch 
die  Vagotomie  nicht  unterbrochen. 

Der  Magen  wird  bei  der  Autopsie  leer  gefun- 
den ,  weil  der  gelähmte  Schlund  keine  Nahrang  in 
denselben  befördert,  aber  die  Nahrung,  die  zur  Zeit 
der  Operation  unbedingt  darin  vorhanden  gewesen 
sein  muss,  war  daraus  entfernt.  Die  Magenverdauung 
ist  also  nicht  beseitigt,  höchstens  etwas  geschwächt. 

Die  Leber  sondert  reichlich  Oalle  ab.  Glykogen 
und  Zucker  verschwinden  sehr  bald  nach  der  Opera- 
tion daraus.  Bei  der  Sektion  wird  das  Organ  mei- 
stens atrophisch,  hart,  heller  als  normal  gefärbt  ge- 
funden, was  durch  die  Inanition  bedingt  ist. 

Das  Pankreas  scheint  zu  secerniren ,  denn  bei 
zwei  Thieren,  denen  Z.  durch  eine  Darmfistel  ober- 
halb   der   ESnmündungsstelle    der  Pankreasgänge 


78 


M  ü  1 1  e  r  y  BeiMge  zar  Lehre  von  der  Verdannog. 


Hartenstein  'sehe  Leguminose  beibrachte,  wurde 
diese  verdaut. 

[Nach  Arloing  und  Tripier  scheint  es,  als 
ob  —  beim  Hunde  —  die  Durchschneidung  beider 
Vagi  die  Magenverdauung  aufhebe,  letztere  aber  bei 
Durchschneidung  nur  eines  Nerven  nugestöii;  ihren 
Fortgang  nehmen  könne ;  vgl.  Jahrbb.  CLVIU.  p.  10.] 

Während  U  f  f  e  l  m  a  n  n  [vgl.  Jahrbb.  CLXXXIL 
p.  75]  bei  fieberhaften  Krankheiten  nur  eine  Ver^ 
mindemng  der  freien  SaUeättre  des  Magensaftes  con- 
statii*en konnte,  beobachtete  von  den  Velden  (55) 
bei  einem  60jähr.  Manne,  den  er  seit  mehreren  Mo- 
naten wegen  Gastrektasie  in  Behandlung  hatte ,  ein 
vollkommenes  Verschwinden  der  früher  stets  vor' 
handenen  Salzsäure,  als  Fat.  an  lleotyphus  er^ 
krankte. 

Dieser  Mangel  der  freien  Salzsäure  zog  sich  bis 
in  die  Reconvalescenz  hinein.  Erst  am  8.  fieber- 
freien Tage  Hessen  sich  wieder  Spuren  der  Säure 
nachweisen.  —  Ein  Mangel  oder  auch  nur  eine  merk- 
liche Verminderung  des  Pepsin  wurde  während  dieser 
ganzen  Zeit  nicht  beobachtet. 

„Von  Neuem  —  bemerkt  v.  d.  Velden  — 
ergiebt  sich  hieraus  die  grosse  Zweckmässigkeit  der 
Darreichung  von  Acidum  muriaticum  in  fieberhaften 
Zuständen,  und  ausserdem  scheint  der  Termin  des 
Wiederauftretens  der  Salzsäureausscheidung  (8.  fie- 
berfreier Tag)  mit  dem  empirisch  für  die  erste  Dar- 
reichung substantiellerer  Nahrungsmittel  nach  einem 
überstandenen  lleotyphus  festgestellten  aufs  Schönste 
zu  harmoniren.'^ 

Sassezki  (56)  schliesst  aus  Fibrinverdauungs- 
versuchen mit  dem  Magensaft  von  9  fiebernden 
Kranken,  „dass  nicht  bei  allen  fiebernden  Sub- 
jekten der  quantitative  Qehalt  an  Säure  im  Magen- 
saft verringert  wird,  aber  dass,  wenn  diese  fiebern- 
den Subjekte  an  Dyspepsie  leiden,  letztere  eintritt 
in  Folge  von  Mangel  an  SäureJ^  Nur  in  einem 
Falle,  und  zwar  bei  einem  Potator,  dessen  chronische 
Gastro  -  Enteritis  eine  fieberhafte  akute  Steigerung 
zeigte,  war  ein  Mangel  an  Pepsin  im  Magensafte  zu 
beobachten. 

Von  den  Velden  (57)  prüfte  das  Verhalten 
des  Magensaftes  in  18  Fällen  von  Gastrektariej 
und  zwar  hauptsächlich  hinsichtlich  der  An-  oder 
Abwesenheit  von  freier  Salzsäure. 

Der  Magensaft  wm*de  durch  Auspumpen  des 
Magens  gewonnen.  Zur  Prüfung  auf  die  Salzsäure 
dienten  Methylanilinviolett ,  salzsawres  RosanHin 
(Fuchsin)  und  TropäoUn  (phenylamidoazobenzol- 
snlfonsaures  Kalium).  Die  gewonnenen  Resultate 
sind  die  folgenden:  „1)  Der  morgens  früh  Kranken 
mit  typischer  Magenerweiterung  entnommene  Magen- 
saft enthielt  stets  Pepsin  und  war  stets  sauer. 

2)  Die  Acidität  desselben  war  entweder  durch 
Salzsäure  (wohl  meist  in  Verbindung  mit  organischen 
Säuren)  oder  durch  organische  Säuren  allein  bedingt. 

3)  Fand  sich  Salzsäure  im  Magensaft,  so  war 
die  Magenerweiterung  nie  durch  eine  carcinomatöse 
Pylorusstenose  bedingt. 


4)  Fand  sich  keine  Salzsäure,  so  war  daran 
entweder  ein  durch  die  Stagnation  der  Contenta  er- 
zeugter oder  doch  unterhaltener  Magenkatairh,  oder 
Fieber,  oder  Magencarcinom  schuld.^' 

Im  ersteren  Falle  gelang  es  durch  eine  metho- 
dische  mechanische  und  diätetische  Behandlung  Idcht, 
die  Salzsäure  wieder  zum  Erscheinen  zu  bringen,  im 
zweiten  Fall  trat  sie  nach  Beendiguig  des  fieber- 
haften Processes  wieder  auf,  im  letzten  Falle  blieb 
sie  verschwunden. 

Ewald  (58  u.  59)  bestreitet  die  genügende 
Feinheit  und  Zweckmässigkeit  der  von  v.  d.  Vel- 
den zur  Auffindung  freier  Salzsäure  in  Anwendung 
gezogenen  Reaktionen  und  kann  die  Angaben  des 
Ebengenannten,  dass  nämlich  die  freie  Salzsäure 
bei  durch  Caroinom  heiTorgerufener  Dilatatio  ven- 
triculi,  ja  bei  Magenkrebs  überhaupt  im  Magensaft 
fehlen  soll  [vgl.  indessen  (60) !],  ferner  dass  sich  im 
Anfange  der  Verdauuug  gesunder  Menschen  nacii 
Aufnahme  gemischter  Nahrung  keine  freie  Salzsämie 
finden  soll,  endlich,  dass  währand  der  zweiten 
Periode  der  Verdauung  die  diastatische  Wirkung 
des  Speichelferments  zerstört  sei  [vgl.  oben  (8  u.  9)], 
nicht  durchgehende  bestätigen.  , 

Seinen  Versuchen  nach  hat  ein  typisches  Fehlen 
der  Salzsäure  beim  Magenkrebsy  mag  derselbe  mit 
oder  ohne  Dilatation  einhergehen,  selbst  anter  Aner- 
kennung der  Anilinreaktion  nicht  statt.  Unter 
23  Untersuchungen  von  Magensaft  carcinomatöser 
Personen  fiel  die  Reaktion  auf  Salzsäure  13  Mal 
positiv,  5  Mal  zweifelhaft,  5  Mal  negativ  aus. 

Auch  das  constante  Vorkommen  von  zwei  Perio- 
den  der  Magenverdauung,  in  deren  ersterer  die 
Methylanilinviolett-Reaktion  fehlt,  in  deren  zweiter 
sie  vorhanden  ist,  konnte  Ewald  nicht  nachweisen. 

Die  diastatische  Wirkung  des  Speichels  fand  er 
in  saui'em,  die  Methylviolett  -  Reaktion  gebendem 
(salzsäurehaltigem?)  Magensafte  nicht  aufgehoben, 
sondern  nur  vermindert. 

Den  Einwänden  Ewald 's  gegenüber  hebt  von 
den  Velden  (60)  hervor,  dass  er  ein  Fehleo  der 
Salzsäure  bei  Magencarcinom  im  Allgemeinen  nicht 
behauptet,  sondern  nur  von  solchen  Fällen  ge- 
sprochen habe,  die  zu  Pylorusstenose  ftlhren.  Im 
Uebrigen  bleibt  er  bei  der  Ueberzeugung,  dass  die 
von  ihm  zur  Auffindung  freier  Salzsäure  benutzten 
Anilinfarbstofitoaktionen  ihrem  Zwecke  vollständig 
entsprechen. 

Edinger  (61)  beobachtete  —  mittels  dersel- 
ben Methode  wie  v.  d.  Velden  —  das  Fehlen  der 
freien  Salzsäure  in  zwei  Fällen  van  amyloider 
Degeneration  der  MagenschleinAaut, 

Uffelmann  (62)  benutzte  zur  Prüfung  auf 
freie  Salzsäure  eine  amylalkoholische  Lösung  ven 
Rothweinfarbstoff.  Eine  solche  Lteung,  welche 
auch  zur  Herstellung  eines  Reagenzpapiers  dienen 
kann,  wird  von  Salzsäure  rosa  gdäb'bt.  —  Auf 
Milchsäure  prüfte  U.  den  Mageninhalt  mit  einer 
Mischung  von  EisencUorid  u.  Carbolsäure,   Diese 


Mflller,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdannng. 


79 


ametbyBtblaiie  Flüssigkeit  wird  von  Milchsftare  gelb- 
grfln  geftrbt. 

Die  an  dem  früher  [vgl.  Jahrbb.  CLXXIX. 
p.  130]  erwähnten  gastrotomirten  Knaben  ^)  ange- 
fltellteD  Versnche  ergaben  nun,  dass  bei  diesem  in 
den  ersten  30 — 40  Min.  nach  der  Mahlzeit  die  Um- 
windloDg  von  £iweiss  in  Pepton  neben  derjenigen 
TOD  Amylnm  in  Dextrin  und  Zucker  statt  hatte,  dass 
aber  in  diesem  Stadium  mit  den  benutzten  Methoden 
freii  Salzsäure  nicht  nachzuweisen  war.  Da  diese 
Methoden  es  ermöglichen,  einen  Gehalt  von  nur 
7sVoo  ^i>d  i^<x^h  weniger  zu  constatiren,  so  ist  jene 
Säure,  wenn  überhaupt,  nur  in  der  mmimalsten  Menge 
vorhanden  gewesen. 

Mitunter  liess  sich  freie  Salzsäure  schon  nach 
45  Min.,  in  einigen  Fällen  erst  nach  60  Min.,  ein 
Mal  aach  dann  noch  nicht  nachweisen. 

Das  Ergebniss,  dass  freie  Salzsänre  erst  eine 
gewisse  Zeit  nach  der  Einführung  von  Speisen  auf- 
zufinden war,  stimmt  mit  der  zuerst  von  Leh- 
mann, neuerdings  von  v.  d.  Velden  [siehe  oben] 
gemachten  Angabe  überein. 

Die  freie  Säure,  welche  sich  bei  dem  Oastro- 
tomirten  in  der  ersten  Zeit  nach  Speisezufuhr  ganz 
regeUnässig  nachweisen  liess,  war  Milchsäure  und 
mehrere  Versuche  machten  es  sehr  wahrscheinlich, 
dass  wenigstens  ein  Theil  dieser  Milchsäure  nicht 
ans  den  eingeftlhrten  Nahrungssubstanzen  herstammte. 

Fleischer  (63)  fand  [wie  er  in  einem  in 
Dresden  gehaltenen  Vortrage  mittheilte]  im  norma- 
len Magensafte  keine  Milchsäure.  Dagegen  liess 
sieh  die  Gegenwart  freier  Salzsäure  2  Stdn.  nach 
dem  Genüsse  von  250  Cctmtr.  Milch  nachweisen. 

Vorhandene  chronische  Katarrhe,  allgemeine 
Anämie,  Garcinom  des  Magens  schoben  das  Auf- 
treten freier  Salzsäure  noch  weiter  hinaus  und 
mitunter  fehlte  in  solchen  Fällen  die  freie  Säure 
gänzlich. 

Eine  von  Kietz  (64)  unter  Leube's  Leitung 
ausgeführte  Reihe  von  Versuchen  führte  zu  folgen- 
den Resultaten : 

„1)  Im  normalen  Magensaft  und  in  den  ersten 
Stunden  normaler  Verdauung  ist  Milchsäure  in  nen- 
nenswerther  Menge  nicht  nachweisbar.  Ebenso  ist 
das  Vorkommen  derselben  im  Mageninhalt  von 
Magenki*anken  nicht  so  häufig,  wie  früher  ange- 
nommen. 2)  Die  Magensäure  besteht  aus  Salz- 
sänre. 3)  Auf  das  fiHhere  oder  spätere  Auftreten 
der  freien  Säure  im  Magensaft  ist  neben  individuellen 


0  Derselbe,  nunmehr  10  Jahre  alt,  ernährt  sich  noch 
immer  in  der  Weise,  dass  er  die  Speisen  zerkant  und  sie 
dann  yom  Monde  mittels  eines  Schlancbes  in  den  Magen 
bringt.  —  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  erwähnt,  dass,  wie 
das  Brit.  med.  Jonm.  vom  6.  Sept.  1879  (p.  381)  mit- 
theilt, der  Kanadier  mit  der  Magenfistel,  an  welchem 
Beanmont  ezperimentirte  (vgl.  Jahrbb.  I.  p.  58;  IV. 
p.  344;  y.  p.  5)  ebenfalls  noch  immer  am  Leben  ist. 
1879  stand  er  im  79.  Jahre.  Die  Oeflhnng  in  seinem 
Magen  betragt  ungeiähr  1  Zoll.  Er  ist  für  sein  Alter 
^ftig  und  vollkommen  gesnnd.  Bei  strenger  Arbeit  ist 
■^  Verdannng  Immer  eine  gnte  gewesen.    Ref, 


Schwankungen  die  Qualität  oder  Quantität  der  Nah- 
rung von  Einfluss.  4)  Das  Fehlen  oder  Vorhanden- 
Bein  freier  Säure,  wie  es  v.  d.  Velden  für  die  ein- 
zelnen Fälle  von  Magenektasie  angegeben,  ist  nicht 
constant.'^ 

Versuche,  welche  Sassezki  (65)  an  Gesunden 
und  Kranken  über  den  Einfluss  des  Schwitzens  auf 
Magensaft  und  Harn  anstellte,  fahrten  ihn  zu 
folgenden  Schlusssätzen : 

„1)  Das  Auftreten  von  Seh  weiss  vermindert  die 
verdauende  Kraft  des  Magensaftes.  2)  Der  Säure- 
grad des  Magensaftes  wird  dabei  herabgesetzt. 
3)  Die  absolute  (aus  der  ganzen  24stttndigen  Menge 
berechnete)  sowohl  als  die  relative  (aus  10  Cctmtr. 
berechnete)  Acidität  des  Harns  wird  ebenfalls  ver- 
mindert. 4)  Je  stärker  der  Schweiss,  in  desto 
höherem  Maasse  modificirt  er  die  verdauende  Kraft 
des  Magensaftes,  seinen  Sänregrad  und  denjenigen 
des  Harns.'' 

Von  den  Resultaten,  zu  welchen  Görges  (66) 
bei  einer  Untersuchung  über  die  unter  physiolo- 
logischen  Bedingungen  eintretende  Alkalescenz  des 
Harns  gelangte,  seien  die  folgenden  hervorgehoben : 

„1)  Nach  jeder  Mahlzeit,  mochte  dieselbe  in  ge- 
mischter, in  animalischer  oder  vegetabilischer  Nah- 
rung bestanden  haben,  fand  eine  Abnahme  der  Säure 
des  Urins  statt,  in  der  Weise,  dass  bei  animalischer 
und  gemischter  Kost  nach  2  Stdn.  die  saure  Reak- 
tion in  die  alkalische  überging ,  in  der  3.  bis  zur 
5.  Stunde  nach  der  Mahlzeit  die  Alkalescenz  des 
Urins  ihren  Höhepunkt  erreichte,  worauf  derselbe 
meist  ziemlich  schnell  wieder  seine  saure  Reaktion 
bekam.  Diese  Säureabnahme  war  ceteris  parlbns 
nach  einer  gemischten  Mahlzeit  grösser  als  bei  einer 
aus  rein  animalischer  Kost  bestehenden.  Bei  ledig- 
lich vegetabilischer  Nahrung  (excl.  pflanzensaure 
Alkalien)  war  die  Abnahme  der  Säure,  wenn  auch 
constant,  doch  nicht  immer  genügend,  eine  alkalische 
Reaktion  zu  veranlassen. 

2)  Die  Säureintensität  des  Urins  war  des  Mor- 
gens beim  Erwachen  am  grössten,  und  nahm  dann 
von  Stunde  zu  Stunde  ab,  bis  sie  zwischen  Früh- 
stQck  und  Mittagessen  ihren  niedrigsten  Punkt  er- 
reichte. 

3)  Die  alkalische  Reaktion  des  Urins  trat  früher 
ein  und  dauerte  kürzere  Zeit,  wenn  die  Hauptmahl- 
zeit zu  einer  frühern  Stunde  eingenommen  wurde. 

4)  Die  saure  Reaktion  des  Urins  wurde  erhöht 
durch  die  Einführung  verdünnter  Salzsäure ;  wurde 
dieselbe  gleichzeitig  mit  der  Mahlzeit  einverleibt,  so 
wurde  der  Einfluss  der  Mahlzeit  auf  die  Säui*e  des 
Urins  so  beschränkt,  dass  die  saure  Reaktion  nicht 
aufgehoben,  aber  vermindert  wurde. 

5)  Wurden  neben  den  Nahrungsmitteln  kohlen- 
saure Alkalien  in  den  Magen  eingeführt,  so  trat  die 
alkalische  Reaktion  des  Urins  früher  ein,  erreichte 
eine  grössere  Intensität  und  dauerte  längere  Zeit  an 
als  nacl)  einer  gewöhnlichen  Mahlzeit. 

6)  Die  alkalische  Reaktion  des  Harns  nach  der 
Nahrungsaufnahme  wurde  wahrscheinlich  durch  die 


80 


Mflller,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdanang. 


basischen  Ealkm-  und  Natriumphosphate,  besonders 
das  zweibasisohe  y  alkalisch  reagirende  phosphor- 
saure Natrium^  und  die  kohlensauren  Alkalisalze^ 
vor  Allem  das  kohlensaure  Natrium  verursacht/' 

[Vgl.  zu  YorBtefaendein  Quincke  (Jahrbb.  GLXIV. 
p.  157),  Maly  (Jabrbb.  CLXXIX.  p.  123)  und  Stein 
(Ibid.  p.  130).] 

Ralfe  (67)  beobachtete  12  Fälle  von  Dyspep- 
sie, bei  welchen  Alkalescenz  des  Harnes  auftrat,  die 
nicht  von  flüchtigem  Alkali,  sondern  von  kohlen- 
saurem Natrium  und  Kalium  herrührte.  In  vier  von 
diesen  Fällen  zeigte  sich  auch  der  Gehalt  des  Harns 
an  Brdphosphaten  bedeutend  gesteigert. 

R.  nimmt  an,  dass  die  dyspepüsohen  Erschei- 
nungen in  diesen  Fällen  durch  einen  abnorm  grossen 
Gehalt  des  Blutes  an  kohlensauren  Alkalien  bedingt 
waren.  Die  Erscheinungen  wichen  nach  Verab- 
reichung von  verdünnter  Salzsäure  und  von  Nux 
vomica. 

Da  man  bei  den  üblichen  Methoden,  Magen- 
fisteln anzulegen,  nur  ein  Gemisch  des  Fundns-  und 
des  Pylonissaftes  gewinnt,  noch  dazu  verunreinigt 
durch  verschluckten  Speichel,  Mund-  und  Oesopha- 
gnsschleim,  auch  wohl  durch  Speisebestandtheile 
und  deren  Verdauungsprodukte,  so  suchte  Heiden- 
hain  (68  u.  69)  einen  Theil  des  Magenfundns  aus- 
zuschalten und  zu  einem  nach  aussen  mündenden 
Blindsack  umzugestalten. 

Der  Erfolg  der  Operation  war,  obgleich  eben- 
falls das  antiseptische  Verfahren  in  Anwendung  kam, 
nicht  so  günsüg,  wie  der  bei  Isolimng  des  Pylorns 
[siehe  (70)] ;  indessen  gelang  es  doch,  von  8  Hunden 
zwei,  und  zwar  den  einen  14  Tage,  den  andern 
über  4  Wochen  lang,  am  Leben  zu  erhalten. 

Die  Schleimhaut  des  Fundus  liefert  ein  Abson- 
derungsprodukt, welches  sich  aus  dem  zähen  Schleim 
der  Oberflächenepithelien  und  dem  dünnfllüssigen  Se- 
krete der  Drüsen  zusammensetzt.  Die  Schleün- 
produktion  ist  sehr  gering.  Das  Sekret  war  stets 
wasserhell,  selten  schwach  opalescent,  niemals  gelb- 
lich, wie  Bidder  u.  Schmidt  [Jahrbb.LXXVHI. 
p.  248]  ab  und  zu  den  gemischten  Magensaft  fan- 
den. Die  Reaktion  war  ausnahmslos  stark  sauer. 
Der  Gehalt  an  festen  Bestandtheilen  betrug  im  Mittel 
von  42  Bestimmungen  0.45<>/o,  der  an  freier  Salz- 
säure im  Mittel  von  36  Bestimmungen  O.ö20/o. 
Diese  hohe  Ziffer  hat  nichts  Auffälliges.  Es  ist 
selbstverständlich,  dass  reines  Fundussekret  stärker 
sauer  ist,  als  gemischter  Magensaft,  da  in  dem  letz- 
teren ein  Theil  der  freien  Säure  durch  das  alkalische 
Pylorussekret,  sowie  durch  Mund-  und  Oesophagus- 
Bchleim  neutralisirt  wird. 

Eine  Zunahme  des  Säuregehalts  bei  längerem 
Stehen,  wie  sie  Riebet  beim  gemischten  (mensch- 
lichen) Magensaft  beobachtet  haben  will ,  vermochte 
H.  beim  Fundussekret  des  Hundes  nicht  wahrzuneh- 
men, auch  dann  nicht,  als  dem  Fnudnssekret  das 
Pylorussekret  eines  andern  Hundes  beigemischt,  so- 
mit gemischter  Magensaft  heigestdlt  wurde. 


Hinsichtiich  der  Absonderungsbedingungen  fthr- 
ten  die  Beobachtungen  zu  folgenden  Schlüssen: 
1)  Rein  mechanische  Reizung  der  Schleimhaut  wirkt 
nur  örtlich  auf  die  Absonderung  ein.  2)  Die  Ab- 
sonderung breitet  sich  aber  über  den  Reizort  auf  fern 
davon  liegende  Schleimhantpartien  aus,  wenn  an 
jenem  Resorption  stattfindet.  Resorption  von  Wasser 
liat  nm*  vorübergehenden  Effekt. 

Der  Pepringehalt  des  Fundussekrets  sinkt  [ähn- 
lich wie  der  des  gemischten  Magensaftes;  vergl. 
Qrützner,  Jahrbb.  GLXXI.  p.  121]  mit  Beginn 
der  Absonderung  schnell,  erreicht  während  der  2. 
Stunde  den  geringsten  Werth,  steigt  dann  gegen  die 
4.  bis  5.  Std.,  und  zwar  fast  stets  über  den  Anfangs- 
werth  hinaus  und  htit  sich  in  den  spätem  Stunden 
in  der  Regel  auf  einer  nur  wenig  geringeren  HGbe. 

Was  Klemensiewicz  [vgl.  Jahrbb.  CLXXl. 
p.  122]  vergeblich  erstrebt  hatte,  Hunde  nach  An- 
legung einer  Pyloruafiatel  auf  die  Dauer  am  Leben 
zu  erhalten,  ist  Heidenhain  (70)  unter  Anwen- 
dung des  antiseptischen  Verfahrens  nach  Lister 
in  6  Fällen  3mal  gelungen. 

Soweit  die  Thiere  nicht  aus  andern  Gründen  ge- 
tödtet  wurden,  lieferten  die  Fisteln  ein  constant 
alkalisches,  zäh  schleimiges,  glashelles,  an  Pepm 
und  an  Labferment  reiches,  nach  Zusatz  von  Salz- 
säure Fibrin  energisch  verdauendes  Sekret.  H.  hilt 
hiernach  die  letzten  Zweifel  an  der  Pepsinbildung  in 
den  Pylorusdrüsen  für  beseitigt. 

Nussbaum(71)  findet  sich  durch  die  Beob- 
achtung von  Heidenhain  in  der  üeberzeugaog 
bestärkt,  dass  die  Belegzellen,  nicht  aber  die  Haapt- 
zellen  die  Pepsmbildner  smd ,  denn  er  fand  „proto- 
plasmatische'', mit  Ueberosmiumsäure  sich  schwär- 
zende, also  nach  N.  fermenthaltige  Zellen,  die  ihm 
identisch  mit  Belegzellen  zu  sein  schienen ,  in  der 
Pylorusschleimhaut  auf.  Ihnen  schreibt  er  den 
Pepsingehalt  des  Pylorussekrets  zu. 

Nach  Grützner  (72)  haben  indessen  diesa 
von  Nussbaumim  Pylorns  entdeckten  Zellen  ein« 
andere  Gestalt  als  die  Belegzellen.  Sie  haben  femer 
eine  andere  Färbung  und  ein  ganz  anderes  Gefttge 
als  diese.  Auch  verhalten  sie  sich  zu  Färbeflflsslg* 
keiten  (Anilinfarbe)  anders  als  Belegzellen.  Ana 
ihrer  Lage  und  Gestalt  glaubt  Gr.  schliessen  zu  dür- 
fen, dass  es  sich  um  Hauptzellen  handelt,  also  uai| 
dieselben  Zellen,  wie  sie  in  den  PylomsschläucheDi 
durchweg  vorkommen,  die  sich  aber  in  irgend  einem 
bestimmten  physiologischen  oder  pathologischen  — 
vielleicht  der  Verfettung  ähnlichen  —  Zustande  be- 
finden, kurz  in  einem  Zustande,  in  welchem  ihr  Proto* 
plasma  stärker  reducirend  wirkt  als  gewöhnlich  and.' 
aich  demzufolge  mit  Ueberosmiumsäure  schw&rzt. 
Gr.  beharrt  daher  betreffs  der  Pepsinbereitang  iQi 
den  Drüsen  des  Pylorns  bei  der  Ansicht ,  datf  dasj 
Ferment  in  den  untern  Sohlauchabschnitten ,  den 
Drttsenkörpem,  von  den  daselbst  befindlichen  Zellen 
gebildet  werde. 

Langendorff  (73)  macht  Mittheihmgen  Aber 
von  ihm  angestellte  experimentelle  Vorstadien  20 


Müller,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdauung. 


81 


dner  Entsieliungsgesehiehte    der   Verdauungsfer- 
mente. 

Er  untersnehte  mehrere  Hundert  thierische  und 
menschliche  Embryonen  und  Neugeborne  (so  allein 
289Sehwein8embryonen)  hinsichtlich  des  Vorhanden- 
seins von  Pepsin,  Trypsin  und  Pankreatin  (welchen 
letzteren  Namen  er  dem  diastatischen  Fermente  des 
Pankreas  beilegt)  und  gelangte  zu  folgenden  Ergeb- 
nissen. 

Die  Verdauungsfermente  erscheinen  bei  verschie- 
denen Thierklassen  zu  sehr  verschiedenen  Epochen 
des  fötalen  Lebens  zum  ersten  Male.  Während  z.  B. 
das  Pepsin  bei  den  pflanzenfressenden  Thieren 
(Wiederkäuern  und  Nagern)  und  beim  Menschen 
dnrcbgehends  bereits  in  sehr  frühen  Fötalzeiten  auf- 
tritt,  erscheint  es  beim  Schweine  meistens  erst  kurz 
vor  der  Geburt,  bei  Fleischfressern  erst  während  des 
extraaterinen  Lebens.  Trypsin  tritt  bei  allen  darauf 
nntersnchten  Thieren  (Embryonen  von  Hund  und 
Katze  wurden  nicht  untersticht)  schon  sehr  früh  auf. 
Das  Pankreatin  fehlt  beim  neugebomen  Menschen 
nnd  beim  neugebomen  Kaninchen,  erscheint  aber  bei 
Sehweinen;  Ratten  u.  Rindein  in  frühester  Fötalzeit. 

Es  zeigte  sich  femer ,  dass  verschiedene  Fer- 
mente einer  und  derselben  Drüse  zu  verschiedenen 
Zeiten  auftreten.  Im  Pankreas  erscheint  bald  das 
tryptische,  bald  das  diastatische  Ferment  früher; 
das  eine  kann  schon  sehr  reichlich  vorhanden  sein, 
während  das  andere  noch  gänzlich  fehlt.  Es  wird 
hierdnrch  ersichtlich ,  dass  die  Bildung  der  verschie- 
denen Fermente  einer  Drüse  nicht  ein  einheitlicher 
Vorgang ,  sondern  das  Resultat  mehrerer  neben  ein- 
ander einhergehender  Processe  ist.  Ja  L  a  n  g  e  n  - 
dorff  ist  geneigt;  anzunehmen ,  dass  es  sich  gar 
nicht  um  eine  FeTmenÜildung  in  der  Drüse  selbst 
handelt.  Vielmehr  ist  es  ihm  wahrscheinlich ,  dass, 
wenigstens  für  gewisse  Fermente ;  der  Entstehungs- 
ort ein  ganz  anderer,  die  Drüse  aber  nur  der  Ort 
ihrer  Anhäufung  und  ihrer  Ausscheidung  ist.  Es 
lässt  sich  nämlich  zuweilen  zu  einer  Zeit ;  wo  die 
Banchspeicheldrflse  noch  keine  Spur  von  Pankreatin 
enthält,  diastatisches  Ferment  in  andern,  der  Ferment- 
usacheidmig  sonst  fernstehenden  Organen  (Muskelo, 
liQngen)  nachweiflen.  Aus  diesen  Beobachtungen 
schehit,  nach  L.;  hervorzugehen;  dass  wenigstens 
das  diastatische  Ferment  diffus  im  Embryonalkörper 
entsteht  und  sich  dt^j^  aufspeichert;  um  erst  zu  einer 
spätem  Fötalzeit  sich  auf  bestimmte  Organe  zu  con- 
eentriren. 

Ans  einer  Reihe  von  Albertoni  (74)  ange- 
BteUter  Versuche  geht  hervor,  dass  da$  einem  Hunde 
Meh  Emtpriizung  einer  genügenden  Menge  guten 
Pipms  entzogene  Blut  sehr  langsam  und  unvoll-' 
hfnmen  gerinnt  und  eine  viel  geringere  Menge 
Rififi  giebt^  als  das  vorher  entnommene  Blut. 
[Vgl.  hierzu  auch  (134).] 

Daas  Pepsin  im  Blute ,  also  in  einem  alkalischen 
KediniD;  eine  Wirkung  ausübt;  erklärt  sich  dadurch; 
^  das  Blutserum  ungeachtet  der  alkalischen  Reak^ 
V«(UJahrbb,  B4.m.  mt.1. 


tion  einige  saure  Salze  enthält  (NaH3P04  und 
Na  Ha  CO3).  [Vgl.  hierzu  M  a  1  y ,  Jahrbb.  CLXXK. 
p.  124.] 

Da  im  Blute  und  in  andern  Eörpersäften  mehr- 
fach Pepsin  gefunden  worden  ist  und  da  die  Thiere, 
welchen  er  Pepsin  einspritzte,  keine  Aenderung  ihres 
Gesundheitszustandes  zeigten,  so  glaubt  A.,  dass  die 
Wirkung  der  verdauenden  Fermente,  welche  man 
bis  jetzt  fast  nur  auf  Magen-  und  Darmkanal  be- 
schränkt glaubte,  sich  vielmehr  bis  auf  das  Blut  und 
die  Gewebe  erstreckt  und  hier  vielleicht  keine  un- 
bedeutende Rolle  bei  den  Processen  des  Stoffwechsels 
spielt. 

Im  Gegensatze  zu  der  Angabe  von  F  i  n  k  l  e  r , 
dass  Pepsin  durch  Temperaturen  zwischen  40<>  und 
70<^C.  in  eme  (von  ihm  Isopepsin  genannte)  Modi- 
fikation übergeführt  werde ,  welche  coagulirtes  Ei- 
weiss  hauptsächlich  in  Parapepton,  nur  zum  kleinern 
Theile  in  Pepton  umwandele  [vgl.  Jahrbb.  CLXXIX. 
p.  120],  fand  Salkowski  (75)  zwischen  der  Wir- 
kung des  genuinen  nnd  des  in  trocknem  Zustande 
3 — 4  Std.  lang  auf  100^  erhitzten  Pepsin  keinerlei 
Unterschied, 

Das  erhitzte  Ferment  bildete  dieselben  Produkte, 
wie  das  nicht  erhitzte,  nämlich  Syntonin,  Hemialbu- 
mose  (Kühne ;  das  durch  Essigsäure  und  Kochsalz 
filllbare  Produkt  der  Pepsinverdauung,  nach  S.  höchst 
wahrscheinlich  identisch  mit  dem  sogenannten  Bence 
t7on««'schen  Eiweisskörper)  und  Pepton,  worunter 
S.  die  durch  Essigsäure  und  Kochsalz  nicht  fällbaren 
Verdauungsprodukte  der  Eiweisskörper  versteht. 
Auch  die  Menge  der  gebildeten  Produkte  war  in 
beiden  Fällen  dieselbe. 

Da  methodische  Untersuchungen  über  die  Ver- 
änderungen der  Eiweisskörper  innerhalb  des  Ver- 
dauungsapparates  selbst  bis  jetzt  nicht  vorgelegen 
haben,  sich  vielmehr  unser  Wissen  von  dem  Chemis- 
mus der  Verdauung  hauptsächlich  auf  künstliche 
Verdauungsversuche  stützt,  so  suchte  Schmidt- 
Mülheim  (76)  die  Verhältnisse  bei  der  natürlichen 
Eiweissverdauung  innerhalb  des  Digesiionsappa- 

rates  des  Hundes  kennen  zu  lernen. 

£8  wurde  bei  6  Hunden ,  die  nach  Körpergewicht, 
Bau ,  RaBse  nnd  Temperament  moglichBt  genan  überein- 
stimmten, der  Verdannngsapparat  durch  2tägi^es  Hangern 
von  alten  Futterrückstanden  mögUchst  zu  befreien  ge- 
sucht; 24  Std.  vor  der  y erabreichnng  desVersuchsfatters 
erhielten  die  Thiere  je  50  Grmm.  Kalbsknochen  zur  Ab- 
grenzung des  Darminhalts.  Das  Versuchsfutter  bestand 
aus  bestem  Pferdefleisch,  welches  zerkleinert  und  alsdanu 
eine  Viertelstunde  hindurch  gekocht  wurde.  Jeder  Hand 
erhielt  davon  200  Gramm.  Nach  Verlanf  bestimmter  Zeit- 
räume (nämlich  1,  2,  4,  6,  9  u.  12  Std.  nach  der  Ffitte- 
rang)  tödtete  man  die  Thiere  darch  Injektion  von  Cyan- 
kaliam  in  den  Thorax.  Magen-  und  Darminhalt  wurden 
alsdann  getrennt  untersucht  und  auf  ihren  Gehalt  an  ein- 
fach gelöstem  Eiweiss ,  an  Pepton  nnd  an  ungelöstem  £i- 
weiss  geprüft.  (Das  Nähere  siehe  im  Original.)  Im 
Darminhalt  wurde  aueh  aaf  krystaUinische  Zersetzangs- 
prodakte  (Leacln,  Tyrosin)  Rücksicht  genommen. 

Hinsichtlich  der  Magenverdauung  geht  aus  den 
mitgetheilten  Versuchen  hervor,  dass  zu  dem  Ablaufe 
derselben  eia  viel  grosserer  Zeitraum  erforderlich 

11 


82 


Müller,  Beiträge  zar  Lehre  von  der  Verdauung. 


ist ,  als  man  gewöhnlich  annimmt.  Während  viel- 
fach angegeben  wird,  das  Fleisch  verschwinde  schon 
nach  5 — 6  Std.  aus  dem  Magen,  zeigte  es  sich,  dass 
nach  Verabreichung  massiger  Quantitäten  eines  Flei- 
sches, dem  durch  tüchtiges  Zerkleinem  auf  der 
Fleischschneidemaschine  und  durch  Kochen  die  leich- 
teste Verdaulichkeit  gegeben  wurde ,  noch  nach  Ab- 
lauf von  9  Std.  eine  nicht  unbedeutende  Menge  un- 
verdauten Futters  im  Magen  angetroffen  wurde  und 
dass  erst  nach  12  Std.  der  Verdauungsprocess  als 
vollendet  betrachtet  werden  kann.  Die  Magenver- 
dauung begann  bald  nach  erfolgter  Einfuhr  des  Fut- 
ters, erreichte  ihre  grösste  Intensität  um  die  2.  Std., 
nahm  von  dieser  bis  gegen  die  9.  Std.  langsam  ab 
und  erreichte  gegen  die  12.  Std.  ihr  Ende.  Ueber- 
raschend  war  die  physikalische  Beschaffenheit  des 
Mageninhalts.  Derselbe  war,  wenigstens  in  den 
ersten  6  Stunden  der  Verdauung ,  von  so  trocknei* 
Beschaffenheit,  dass  er  krümelig  aus  einander  fiel. 

Hinsichtlich  der  bei  der  Magenverdauung  gebil- 
deten Produkte  ergab  sich,  dass  das  Pepton  zu  allen 
Zeiten  der  Verdauung  die  einfach  gelösten  Eiweiss- 
stoffe  nicht  unerheblich  an  Menge  übertrifft,  dass 
aber  in  dem  Mengenverhältnisse  der  beiden  Eiweiss- 
arten  zu  einander  in  den  verschiedenen  Stadien  der 
Verdauung  wesentliche  Differenzen  nicht  bestehen. 
Die  Menge  der  im  Magen  vorhandenen  gelösten  und 
verdauten  Eiweissstoffe  war  zu  allen  Zeiten  der  Ver- 
dauung annähernd  dieselbe  (ungefähr  5  Grmm.), 
ohne  dass  man  bis  jetzt  eine  Erklärung  für  diese  Er- 
scheinung zu  geben  im  Stande  wäre. 

Die  Versuche  zeigen  femer,  dass  die  Peptonisi- 
rung  der  Eiweisskörper  schon  innerhalb  des  Magens 
in  einem  viel  grossem  Umfange  erfolgt ,  als  bisher 
angenommen  wurde. 

Hinsichtlich  der  Darmverdauung  erscheint  be- 
merkenswerth ,  dass  der  Dünndanninhalt  —  beim 
Hunde  und  bei  Fleischfütterang  —  durchgängig 
saure  Reaktion  zeigte.  Durch  diesen  Befund  wird 
die  allgemeine  Angabe  widerlegt,  dass  der  Znfluss 
der  alkalischen  Verdauungssäfte  des  Dünndarms  im 
Stande  sei,  den  in  diesen  Darmabschnitt  übertreten- 
den Massen  sofort  alkalische  Reaktion  zu  verleihen. 

Schm. -M.  weist  hierbei  darauf  hin,  dass  die 
Reaktion  des  Danninhalts  für  die  Einwirkung  des 
Bauchspeichels  insofern  nicht  ohne  Bedeutung  ist, 
als  in  alkalischen  Verdauungsgemischen  sehr  schnell 
Fäulnisserscheinungen  u.  krystallinische  Zersetzungs- 
produkte (Leucin ,  Tyrosin) ,  sowie  Indol  auftreten, 
während  bei  Einwirkung  eines  sauren  Pankreasinfases 
auf  die  Eiweisskörper  der  Process  den  Charakter 
eines  reinen  Verdauungsvorganges  hat.  Dasselbe 
wird  von  der  natürlichen  Verdauung  gelten. 

Aber  auch  nach  einer  andern  Richtung  hin,  sagt 
S  c  h  m.  -  M.,  erscheint  die  saure  Reaktion  des  Darm- 
inhalts von  Bedeutung ,  nämlich  für  die  Entstehung 
des  zähen  gelben  Niederschlags,  den  man  im  Dünn- 
darm antrifft.  Bei  der  Anwesenheit  dieses  Nieder- 
schlags könne  mit  Sicherheit  auf  saure  Reaktion  ge- 
schlossen werden.  Die  zähen  Massen  lösen  sich  aber 


leicht,  sobald  die  Säure  abgestumpft  wird,  daher 
finde  man  den  Niederschlag  in  den  allerletzten  Ab- 
schnitten des  Dünndarms  in  der  Regel  nicht  mehr. 
Der  Dünndannniederschlag  dürfte  nun  ftlr  die  Sisti- 
mng  der  Pepsinverdauung  von  der  grössten  Wichtig- 
keit sein.  Mit  ihm  wird  das  Pepsin  ausgefällt  und 
der  Möglichkeit  beraubt,  das  pankrealasche  Ei  weiss- 
ferment  zu  zerstören.  Erst  wenn  der  Qallennieder- 
schlag  in  Folge  der  alkalischen  Reaktion  am  End- 
abschnitte des  Dünndarms  wieder  in  Lösung  geht, 
wird  das  Pepsin  wieder  frei ,  vermag  aber  keinen 
Schaden  mehr  zu  stiften ,  weil  es  in  alkalischer  Lö- 
sung unwirksam  ist. 

In  Betreff  der  Umwandlungsprodukte  der  EXr 
weiaskörper  im  Darmkanal  zeigte  sich,  dass  auch 
hier  das  Pepton  am  reichlichsten  vertreten  ist 
Neben  diesem  fanden  sich  stets  nicht  unbeträcht- 
liche Mengen  einfach  gelöster  Eiweisskörper  vor, 
und  zwar  zeigte  das  Mengenverhältniss  beider  Sab- 
stanzen  zu  einander  nicht  wesentliche  Differenzen 
von  demjenigen ,  welches  für  den  Magen  festgestellt 
wurde.  Da  nun  bei  der  Einwirkung  des  pankrea- 
tischen  Saftes  auf  Eiweisskörper  eineeinüacheLösnng 
nicht  erfolgt,  so  dürfte  dieser  Befund  ein  wichtiges 
Zeugniss  für  die  untergeordnete  Rolle  des  paukrea- 
tischen  Saftes  bei  der  Eiweissverdauung  der  Fleisch- 
fresser sein  und  es  dürfte  die  Annahme  begründet 
sein,  dass  bei  diesen  Thieren  fast  die  ganze  Eiweiss- 
verdauung durch  Pepsinbildung  in  sauerer  Lösung 
zu  Stande  kommt.  Für  eine  solche  Anschauung 
spricht  auch  der  Umstand,  dass  der  Darm  stets  eine 
bedeutend  geringere  Menge  von  Verdauungsprodnk- 
ten  enthält  als  der  Magen  und  dass  niemals  ein 
grösseres  Quantum  verdaubaren  Futters  in  ihm  an- 
getroffen wird.  —  Noch  sei  bemerkt,  dass  sichLen- 
cin  und  Tyrosin  im  Dünndarm  nur  in  äusserst  ge- 
ringen Mengen  fanden. 

Die   herrschende  Lehre   von   der   Eiweisgüer- 

dauung  im  Dünndarm  hat  durch  die  Versuche  von 

Schm. -M.  also  keine  Bestätigung  gefunden. 

Rabner  (77  n.  78)  stellte  am  Menschen  eingehende 
Untersuchungen  fiber  die  seitens  des  Yerdauungskanals 
erfolgende  Ansnützong  von  Fleisch,  Speck,  Eiern,  Ifileh. 
Butter,  Käse,  Mais,  Reis,  Kartoffehi,  Wirsing,  gelben 
Rfiben,  Weiasbrod,  Schwarzbrod,  Maccaroninudehi  und 
Erbsen  an.  —  Da  sich  in  Kürze  über  die  sehr  omfiuig- 
reichen  Arbeiten  nicht  berichten  ULsst,  muss  auf  die  leicht 
zugänglichen  Orig.-Artilcel  verwiesen  werden. 

Kessler  (79)  prUfte  die  Verdaulichkeit  der 
verschiedensten  animalischen  und  vegetabilischen 
Nahrungsmittel  y   und  zwar  mittels  Pepsin-Essens 

von  Friedr.  Witte  in  Rostock. 

Zur  Verwendung  kam  Jedes  Mal  eine  Menge  des 
Kahrnngsmittels ,  welche  0.76  Grmm.  der  Trookensnb' 
stanz  desselben  entsprach.  Die  Substanz  wurde  fein  se^ 
theilt,  alsdann  100  Cctmtr.  Wasser,  1  Cctmtr.  PepshH 
essenz,  sowie  2  Cctmtr.  13  procentiger  Salzsaare  zuge- 
setzt und  das  Gemisch  bis  zur  erfolgten  Peptonisinag 
einer  Temperatur  von  40  ®  ausgesetzt. 

Bezuglich  der  gewonnenen  Resultate  muss  dnrcbios 
auf  die  Tabellen  des  Originals  verwiesen  werden. 

HeiTorgehoben  sei  nur,  „dass  durch  das  Pep- 
sin sämmtliche  stickstoffhaltigen  Bestandtheile  der 


Mflller,  Beitrflge  znr  Lehre  von  der  VerdaauDg. 


83 


nntennchten  vegetabilischen  Nahrnngsmittel  in  den 
geUtoten  Zustand  flbergeftUirt  werden  können,  dass 
also  auch  derjenige  Theil,  welcher  weder  durch 
Wasser  noch  dnrch  verdünnte  Säuren,  noch  durch 
verdflante  Alkalien  gelöst  wird,  durch  das  Pepsin 
veidaniich  gemacht  werden  konnte.** 

Ludwig  (80)  giebt  eine  Zusammenstellung 
einiger  der  neueren  Errungenschaften  auf  dem  Ge- 
biete der  Verdauungslehre. 

Eine  Debatte  über  die  Wirkung  der  alkohol- 
haltigen Getränke  auf  die  Verdauung  fand  in  der 
Pariser  Gesellschaft  für  öffentliche  und  gewerbliche 
Gesundheitspflege  statt  (81). 

L  e  V  e  n  sprach  die  Ansicht  aus,  dass  der  Mensch, 
wie  der  Bau  seines  Magens  zeige,  von  Natur  Cami- 
?or,  nicht  Omnivor  sei.  Er  solle  also  so  viel  als 
möglich  Fleisch  essen,  dazu  aber  keinen  Wein 
trinken  [doch  wohl  weil  derselbe  die  Verdauung  des 
Fleisches  hindere]. 

Dujardin-Beaumetz  belehrte  Herrn  Leven 
darüber,  dass  bei  Beurtheilung  des  natürlichen  Er- 
nähmngsmodus  eines  Organismus  nicht  nur  einTheil 
,  deaVerdauungstractus,  sondern  dieGesammtbeschaf- 
I  fenbeit  des  letzteren  in  Betracht  zu  ziehen  ist.  Er- 
I  fahrongsgemäss  sei  der  Mensch  auch  nicht  im  Stande, 
I  aeh  ausschliesslich  von  Fleisch  zu  ernähren.  Was 
den  Weingenuss  betreffe,  so  sei  daran  zu  erinnern, 
dass  die  Fleischnahrung  gerade  den  Weingenuss 
nach  sich  adehe,  was,  wie  Riebet  zeigte,  physio- 
logisch darin  begründet  ist,  dass  der  Wein  die 
Addität  des  Magensaftes  erhöht  [vergl.  Jahrbb. 
CLXXIX.  p.  126],  also  die  Verdauung  des  Fleisches 
erieichtert.  Daher  rühre  auch  die  Erscheinung,  dass 
alle  Völker ,  welche  viel  Fleisch  verzehren ,  gleich- 
zeitig viel  alkoholhaltige  Getränke  gemessen.  An- 
dereiseits  vermöchten  Diejenigen,  welche  nur  Vege- 
tabilien  ässen ,  lediglich  mit  Wasser  auszukommen 
and  die  Legumisten  [so  werden  in  Frankreich  die 
Vegetarianer  genannt],  welche  den  Menschen  nur 
mitPflanzenstoffen  ernähren  wollen,  verführen  wenig- 
stens in  physiologischer  Beziehung  ganz  logisch, 
wenn  sie  auch  die  alkoholhaltigen  Getränke  aus- 
sclüiessen.  Nach  reichlichem  Fleischgenusse  aber 
nnd  besonders  bei  putrider  Dyspepsie  sei  nach  jeder 
Mahlzeit  ein  kleines  Glas  Liqueur ,  am  besten  alter 
Franzbranntwein  zu  empfehlen.  Und  bei  Fleisch- 
gennss  die  alkoholhaltigen  Getränke  ganz  zu  ver- 
bieten, sei  eben  so  unrichtig,  als  eine  ausschliessliche 
Fleischnahrung  zu  empfehlen. 

Badin  theilte  der  Oesellsohaft  mit,  dass  er  bis  zu 
Minem  23.  oder  34.  Jahre  nur  wenig  Fleisch  und  so  gut 
wie  keinen  Wein  genossen  habe.  Er  war  dabei  oft  un- 
wohl ukd  kränklich.  Dann  in  einem  Hospitale  angestellt, 
in  er  mehr  und  begann  namentlich  Wein  zu  trinken. 
Von  da  an  hatte  er  alltaglich  und  fast  bestandig  Magen- 
Bcbmerzea,  mitunter  sehr  lebhafte,  ohne  die  Ursache  der- 
lelben  aosflndig  machen  zu  können.  Im  J.  1876  ging  er 
^  3  Monate  nach  England,  wo  er  fast  nur  Wasser  trank 
—  sefaie  Magenschmerzen  waren  vollständig  verschwun- 
den. Und  doch  arbeitete  er  mindestens  eben  so  viel,  wenn 
bM  mehr,  als  In  Paris.   Nach  Frankreich  zurückgekehrt, 


nahm  er  seine  alte  Lebensweise  wieder  auf  und  litt  von 
Neuem  sehr  lebhaft.  Im  J.  1877  reiste  er  nach  Oester- 
reich  und  Deutschland.  In  Wien  konnte  er  das  Bier  nicht 
vertragen ;  er  trank  daher  nur  Wasser  —  und  niemals  trat 
der  Magenschmerz  auf,  eben  so  wenig  wie  später  in  Sachsen 
und  Preussen.  Wieder  in  Paris  angekommen,  hütet  er 
sich  nun  auch  da,  Wein  zu  trinken  und  befindet  sich  fort- 
während sehr  wohl,  bei  sehr  thätigem  Leben  und  reich- 
lichem Fleischgenuss.  Wenn  er  gegenwärtig  ausnahms- 
weise bei  einem  Diner  mehr  als  ein  kleines  Glas  voll 
Wein  trinkt,  so  kann  er  mit  Sicherheit  darauf  rechnen, 
den  Tag  darauf  in  der  alten  Weise  zu  leiden. 

Dagegen  nimmt  er  jetzt  nach  jeder  Hauptmahl- 
zeit ein  Qlas  Cognac ;  unterlässt  er  diess,  so  stockt 
die  Verdauung  (ne  se  fait  pas).  B.  findet  in  letzte- 
rer Thatsache  eine  Bestätigung  für  die  Richtigkeit 
der  Ansicht  von  Dujardin-Beaumetz  über  die 
Beziehung  zwischen  Fleisch-  und  Alkoholgenuss. 

Vulpian  (82)  und  Mourrut  (83)  fanden, 
dass  Alkohol  die  Pepsinwirkiing  aufhebt  oder  min- 
destens verzögert,  selbst  wenn  der  procentische  Ge- 
halt des  Verdauungsgemisches  geringer  als  der  von 
Bordeaux-  oder  Burgunderwein  ist.  Mourrut  be- 
obachtete auch  einen  verlangsamenden  Einfluss  des 
Alkohol  auf  die  Wirkung  der  Diastase  und  des 
Pankreatin. 

Leven,  Petit  u.  S6merie  (84)  gaben  zwei 
Hunden  je  200  6rmm.  gekochtes  Fleisch  und  dem 
einen  (Hund  I)  75  Grmm.,  dem  andern  (Hund  U) 
25  Ormm.  Branntwein, 

Nach  53/4  Std.  wurden  die  Thiere  getödtet. 
Bei  Hund  I  war  das  Fleisch  nicht  angegri£fen.  Mit 
destill.  Wasser  behandelt  gab  es  kein  Eiweiss  ab 
und  ertheilte  dem  Wasser  keine  saure  Reaktion  — 
der  Verdauungsprocess  war  vollkommen  gehemmt. 

Bei  Hund  II  fanden  sich  im  Magen  noch  50 
Grmm.  feinzertheilter  Rückstand ,  der,  mit  Wasser 
behandelt,  dasselbe  stark  sauer  machte  und  sich  fast 
vollständig  darin  auflöste  —  die  Verdauung  kann  so- 
mit als  eine  vollkommene  bezeichnet  werden. 

Auch  bei  einem  dritten  Hunde,  dem  300  Grmm. 
Wein  gegeben  worden  waren ,  zeigte  sich  die  Ver- 
dauung weit  vorgeschritten.  In  geringer  Menge 
schien  Alkohol  also  die  Verdauung  nicht  zu  hindern. 

Fleischer  (63)  fand,  dass  im  Verdanungs- 
ofen  ein  Zusatz  von  1 — 3^/q  Alkohol  die  Eiweiss- 
verdauung  nicht  beeinträchtigte.  Von  b^Q  an  trat 
eine  Verlangsamung  derselben  ein,  bei  14<^/o  hörte 
sie  auf.  Bier  (Erlanger,  das  [am  Erzeugungsorte, 
wo  F 1.  experimentirte]  etwa  3 — 4®/o  Alkohol  ent- 
hält), sowie  mittelstarke  Weine  hinderten  im  Ver- 
dauungeofen  gleichfalls  die  Verdauung.  Hier  ist  es 
also  nicht  der  Alkohol,  sondern  ein  anderer  Stoff, 
der  hindernd  einwirkte ,  im  Weine  vielleicht  unter 
Anderem  die  Gerbsäure.  Aus  weiteren  Versuchen 
ergab  sich,  dass  bei  allen  gesunden  Mägen  Bier 
oder  Wein,  in  nicht  zu  grossen  Quj&titäten  ge- 
nossen, keine  Verlangsamung  der  Verdauung  be- 
wirkten, wohl  deshalb,  weil  diese  Flüssigkeiten 
durch  die  Magengeftsse  schnell  resorbirt  werden. 

Henninger   (85  u.  86)  giebt  einen  Ueber- 
blick  über  die  chemische  Geschichte  der  Peptone, 


84 


Müller,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdaausg. 


bespriofat  die  DarstelluDg  der  letzteren,  und  macht 
Mittheilungen  über  von  ihm  ausgeführte  Analysen 
von  Peptonen  verschiedener  Herkunft,  über  salz- 
ai'tige  Verbindungen  der  Peptone,  sowie  über  re- 
gressive Umwandlung  des  Fibrin-Pepton. 

Um  die  Peptone  zum  Zwecke  der  Elementar- 
analyse möglichst  aschefrei  herzustellen,  verwandte 
H.  zur  Verdauung  der  Eiweisskörper  Schwefelsäure 
(die  durch  Baryt  leicht  entfernt  wird).  Diese  Säure 
ist  zwar  weniger  wirksam,  als  Salzsäure,  abei*  durch 
Verdoppelung  oder  Verdreifachung  der  Digestions- 
zeit lässt  sich  die  geringe  Intensität  der  Wirkung  aus- 
gleichen. 

Die  Peptone,  und  zwarFibrinpepton,  Albnminpeptoii 
and  Caseinpepton ,  wurden  bei  110<*  bis  zur  Gewichts- 
ooDBtanz  getrocknet.  Die  Verbrennungen  erfolgten  im 
Sauerstoffstrom  und  anter  Verwendung  von  Kapferoxyd, 
chromsaurem  Blei  and  metailischem  Kupfer. 

Es  ergab  sich  folgende  procentiBche  Zosammen- 
Setzung  der  aschefreien  Peptone : 

C  H  N 

irshr5««o«t««         i  51.58  7.02  16.66 

Fibnnpepton        |  ^^^^         ^^g  _ 

Aih««;««o«f««     )  Ö2.31  7.05  16.38 

Albummpepton     |  ^^.26         7.01  - 

Caseinpepton  52.13         6.98  16.14 

Diese  Zahlen  zeigen ,  dass  die  Peptone  sich  in 
ihrer  elementaren  Zusammensetzung  zwar  den  £i- 
weisskörpern  sehr  nahem,  sich  aber  durch  einen  um 
0.5 — l^/o  geringeren  Gehalt  an  Kohlenstoff  von 
ihnen  unterscheiden.  Auch  der  Stickstoffgehalt  ist 
etwas  geringer. 

Auf  Grund  seiner  analytischen  Befunde  hält 
H.,  wie  Kossei  und  Hoppe-Seyler  [vergl. 
Jahrbb.  CLXXII.  p.  231  und  (1)  p.  227]  den 
Vorgang  bei  der  Umwandlung  der  Eiweisskörper  in 
Peptone  für  eine  Hydratation  und  in  der  That  ge^ 
lang  es  ihm  andererseits,  durch  Yr2Ja»^Tentziehende 
Substanzen  (Phosphorsäui^eanhydrid ,  Phosphoroxy- 
Chlorid,  Essigsäureanhydrid)  Fibrinpepton  in  einen 
Körper  zurückzuverwandeln,  der  fast  alle  Eigen' 
Schäften  des  Syntonin  zeigt, 

H.  schliesst  seine  Arbeit  mit  folgenden  Sätzen  : 
^1)  Den  verschiedenen  Eiweisssubstanzen  ent- 
sprechen verschiedene  Peptone,  die  sehr  ähnliche 
Eigenschaften  besitzen  und  eine  Gruppe  ziemlich 
gut  charakterisirter  Körper  bilden. 

2)  Ihrer  Zusammensetzung  und  ihren  Eigen- 
schaften nach  stellen  sich  die  Peptone  als  Eiweiss- 
snbstanzen  dar,  die  durch  chemische  Einfügung  von 
Wasser  (Hydratation)  modificirt  sind;  sie  besitzen 
die  Eigenschaften  der  Amidosäuren  [d.  h.  sie  ver- 
einigen sich  sowohl  mit  Säuren  als  auch  mit  Basen]. 

3)  Umgekehrt  kann  man  Fibrinpepton  durch 
Entziehung  der  Elemente  des  Wassers  (Deshydra- 
tation)  in  einen  Körper  «umwandeln ,  dessen  Reak- 
tionen denen  der  Eiweisssubstanzen  sehr  ähnlich 
sind." 

Hofmeister  (87)  beobachtete  ebenfalls  eine 
Ruckbildung  von  Pepton  in  Eitoeiss. 

Erhitzte  er  trockenes,  bis  auf  eine  kleine  Menge 
Chloride  von  fremden  Beimengungen  freies  Fibrin- 


pepton einige  Stunden  auf  140^  oder  kflnere  Zeit 
auf  160 — 170<>,  so  wurde  es  unter  Bräunnng  und 
Entwicklung  alkalischer  Dämpfe  zum  Theil  in  eiweias- 
ähnliche  Substanzen  umgewandelt.  Kaltes  Wasser 
löste  einen  grossen  Theil  des  Produktes  auf,  wäh- 
rend ein  flockiger  Rückstand  zurflckblieb,  weldur 
die  Reaktionen  des  frisch  gefällten  Protein  zeigte. 
Kossei  (88),  der  im  Pepton  einen  am  ca.  2<^/| 
niedrigeren  Kohlenstoffgehalt  gefunden  hatte  aU 
Henninger,  erklärt  sich  diese  Verschiedenheit 
durch  die  Annahme,  ^dass  das  Pepsin  auf  die  an- 
fangs entstandenen  Produkte  [die  Henninger 
analysirt  haben  möge]  weiter  einwirke  und  dass  die 
Zusammensetzung  der  Verdanungsprodokte  von  der 
Stärke  der  Pepsinwirkang  abhängt.** 

Maly  (89),  der  schon  1874  ähnliche  Zahlen 
wie  Henninger  gefunden  hatte,  bestreitet  die 
Statthaftigkeit  dieser  Erklärung  und  stellt  in  Ab- 
rede, dass  Kossei  nach  der  Art,  wie  er  seine  Pep- 
tone bereitete  (mittels  Schweinsmagen-Infus),  reine 
Substanzen  unter  den  Händen  gehabt  haben  könne. 
Kossei  (90)  vertheidigt  aber  die  Anwendung 
von  Magenschleimhaut-Infns  zur  Herstellung  von 
Pepton ,  weil  dasselbe  kräftiger  wirke  als  gereinigte 
Fermentlösung,  und  betrachtet  als  nunmehr  fest- 
stehend, dass  Pepton  aus  Eiweiss  unter  Wasser- 
aufnähme  entstehe ,  aber  kein  Eiweiss  sei  [während 
Maly  das  Pepton  als  ein  nicht  fällbares  Eiweifls 
auffasst]. 

Adamkiewicz  (90)  versteht  unter  Pepton 
das  erste  Produkt  einer  wahren  Verdauung,  eine 
in  der  Kälte  durch  die  bekannten  Fällnngsmittel 
des  Eiweisses  ebenfalls  fällbare  Snbstans ,  während 
der  gewöhnlich  Pepton  genannte  unfäübare  Körper 
erst  in  dem  zweiten  Stadium  einer  künstlichen  Ver- 
dauung sich  bilde  [vgl.  auch  Jahrbb.  GLXXIX. 
p.  127].  Er  sachte  nun  festzustellen,  ob  dieses 
filllbare  [nicht  mit  Syntonin  zu  verwechselnde]  Pro- 
dukt derEiweissverdanungein  erstens  zur  Resorption 
und  zweitens  zur  Ernährung  der  Glewebe  geeignetes 
Material  ist. 

Schon  mehrere  Forscher  hatten,  im  Gegensatze 
zu  der  von  Funke  herrührenden  Angabe,  dass  dss 
Pepton  ein  sehr  diffusibler  Körper  sei,  die  Beobach- 
tung gemacht,  dass  dasDifTusionsvermögen  der  nicht 
fällbaren  Produkte  der  Eiweissverdauung  keineswegs 
ein  sehr  bedeutendes  sei.  Das  fällbare  Produkt 
der  Eiweisskörper  besitzt  aber  selbst  nicht  den  ge- 
ringsten Grad  von  Diffnsibilität,  weil  es  sogar  dareh 
Wasser  gefällt  wird.  Trotzdem  zeigte  sich  bei  Ver- 
suchen am  Hunde ,  und  zwar  durch  den  Gang  der 
Indolbildung ,  resp.  der  Indtean-  und  Hamstoffans* 
Scheidung  1)  nach  Fütterung  mit  Leim,  dann  mit 
Pepton  und  hierauf  mit  Fleisch ,  dass  das  fäUbare 
Pepton  mit  Leichtigkeit  resorbirt  toird,  während 
das  unveränderte  Eiweiss  nur  schwer  der  Resorption 
anheimfällt.     Nun  war  das  zu  den  Versuchen  ver- 


0  Ueber  die  Beziehungen  swiflchea  Indol  tl  Indieu 
vgl.  Jahrbb.  CLXXIV.  p.  134  u.  135. 


Müller,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdaaung. 


35 


wandte  Pepton  ein  ganz  indiffdsibler  Stoff.  „Folg- 
Uck  steht  die  IHffusibilität  des  verdauten  Albumin 
zur  Resorption  desselben  vom  Darm  aus  in  keiner 
Beziehung**. 

Dass  das  fiUlbare  nnd  indiflfiisible  Verdauungs- 
prodakt  der  Eiweisskörper  die  Eigenschaft  besitzt, 
die  Ernähmng  und  das  Wachsthum  der  Gewebe  zu 
unterhalten,  hatte  A.  schon  früher  gezeigt.  Neuere 
Pfl^rongsversuche  am  Hunde  und  Ernährungsver- 
ssehe  beim  Menschen  mittels  Peptonklystiren  bestätig- 
ten diese  seine  Fähigkeit. 

Mach  allen  diesen  Ergebnissen  betrachtet  es 
Adamkiewicz  als  sichergestellt,  dass  „das  fäll- 
bare Produkt  der  Eiweissverdauung  alle  Quali' 
täten  eines  wahren  Pepton  besitzt*'. 

Da  bei  der  Darstellung  von  Pepton  mittels 
Alkoholfällnng  vielleicht  noch  andere  Stoffe  nieder- 
geschlagen werden,  welche  die  Reaktionen  beein- 
flussen können,  so  bediente  sich  Pekelharing 
(92  u.  93)  zur  Abscheidung  des  Pepton  aus  der  Ver- 
dauangsflüssigkeit  einer  Methode,  welche  darauf  be- 
robt,  dass  die  genannte  Substanz  bei  saurer  Reaktion 
Ib  der  Kälte  durch  Mittelsalze  aus  ihrer  Lösung  ge- 
flUit  wird,  bei  Erwärmung  aber  sich  wieder  löst. 
(Die  Einzelheiten  des  Verfahrens  sehe  man  im  Ori- 
ginale ein.) 

Da  die  gewonnene  Substanz,  von  vollkommen 
neatraler  Reaktion,  mit  Hülfe  eines  Minimum  von 
Salz  sich  in  heissem  Wasser  zu  einer  völlig  klaren 
Flflssigkeit  löst,  aus  der  sie  bei  Abkühlung  wieder 
zam  grössten  Theile  niederfsilit ,  und  da  sie  mit 
Essigsäure  und  4proc.  Kochsalz  in  der  Hitze  keine 
Spur  von  Trübung  zeigt,  so  bezweifelt  P.  nicht, 
dass  sie  ein  ganz  eiweissfreies  Pepton  ist. 

Zwischen  dem  aus  Rindsfibrin  und  dem  aus 
Hfihnereiweiss  erzeugten  Pepton  konnte  P.  irgend 
welche  Differenzen  nicht  auffinden,  namentlich  auch 
nicht  hinsichtlich  des  optischen  Drehungsvermögens. 

In  einer  Untersuchung  über  die  Schicksale  des 
Pepton  im  Organismus  theilt  Schmidt-Mül- 
heim (94)  unter  Anderem  eine  coloriraetrische  Me- 
thode zur  quantitativen  Bestimmung  des  Pepton^) 
niit.    (Näheres  hierüber  siehe  im  Original.) 

In  dem  von  Witte  in  den  Haiulcl  gebrachten 
Peptonum  siecum  fand  Schm.-M.  einen  (schon 
vonBenceJones  gekannten)  Ei  weisskörper,  der 
doich  einen  Zusatz  von  Salpetersäure  in  der  Kälte 
ansfUlt,  sich  —  im  Gegensatze  zu  Syntonin  —  beim 
Erhitzen  mit  dieser  Säure  löst  nnd  beim  Erkalten 
wieder  unlöslich  wird.  Schm.-M.  nennt  diesen 
Körper ,  der  im  Anfange  jeder  Pepsinverdauung  in 
reichlicher  Menge  anzuti-effen  ist,  Propepton. 

Verschiedene  von  Schm.-M.  ausgeführte  Blut- 


0  Schm.-M.  versteht  unter  Pepton  einen  Körper, 
dessen  Lösmig  weder  dmcb  Salpetersäure,  noch  durch 
Zusatz  von  Essigsäure  und  Blutlaugensalz  getrübt  wird, 
Qid  dem ,  wenn  er  in  trockenem  Znetande  auf  100<>  C. 
erhitst  wird ,  die  Beaktmen  des  Albumin  wieder  ertheüt 
worden  k5nnen« 


analysen  zeigten,  dass  das  Blut  nüchterner  Thiere 
(Hunde)  kein  Pepton  enthöbt. 

Es  wurde  nun  Hunden,  die  mehrere  Tage  nichts 
zu  fressen  erhalten  hatten,  eine  vorzugsweise  eiweiss- 
haltige  Nahrung  gegeben.  Nachdem  sie  diese  ge- 
fressen, wurden  beide  Ductus  Hioraciei  unterbtm" 
den  und  einige  Stunden  nachher  ein  Aderlass  vor- 
genommen. In  zwei  auf  die  angegebene  Weise  an- 
gestellten Versuchen  fand  sich  in  dem  Blute  Pepton 
vor,  weshalb  man  als  bewiesen  ansehen  darf,  dass 
die  Blutgefässe  aus  dem  Darminhalte  Pepton  auf- 
zunehmen  vermögen. 

Dagegen  Hess  sich  weder  in  der  ans  dem  Duct. 
thorac.  ausgeflossenen,  noch  in  der  durch  Lymph- 
stauung in  die  Bauchhöhle  getretenen  Flüssigkeit 
Pepton  auffinden,  obwohl  die  milchweisse  Farbe  des 
Chylus  den  Beweis  lieferte,  dass  er  ans  einem  in 
Verdauung  begriffenen  Darme  abfloss,  und  obgleich 
im  Blute  des  Thieres  Pepton  vorhanden  war. 

Ob  der  in  den  Chylus  flbergegangene  Theil  des 
Pepton  dort  rascher  als  im  Blute  umgewandelt  oder 
ob  das  Pepton  unter  Vermeidung  der  Lymphwege 
allein  durch  die  Blutgefässe  aufgesaugt  wird ,  Hess 
sich  nicht  mit  Sicherheit  entscheiden. 

Da  bei  der  PiHfung  des  Blutes  der  Art.  carotis 
und  der  V.  portarum  auf  den  Peptongebalt  sich 
theils  ergab,  dass  die  Peptonprocente  der  beiden 
Blutarten  nur  innerhalb  der  Fehlergrenzen  von  ein- 
ander verschieden  sind ,  theils ,  dass  in  keiner  der 
beiden  Blutai*ten  Peptonreaktion  vorhanden  war, 
so  scheint  das  Pepton  fast  augenbHokHch  mit  seinem 
Eintritte  in  das  Blut  um  seine  charakteristische 
Reaktion  gebracht,  also  in  einen  andern  Körper  um- 
gewandelt zu  werden. 

Schm.-M.  beobachtete  femer  eine  eigenthüm- 
Hche  Wirkung  des  Pepton  auf  das  lebende  Blut. 

Wurden  einem  Hunde  auf  je  1  Kilo  seines  Kör- 
pergewichts 0.3 — 0.6  Grmm.  Pepton  in  das  Blut 
injicirt,  so  erhielt  das  letztere  im  Verlaufe  von  einer 
Minute  die  Eigenschaft ,  auch  ausserhalb  der  leben- 
den Gefi&sse  flüssig  zu  bleiben.  Diese  Eigenschaft 
bewahrt  das  lebendige  Blut  nach  voUzogener  Ein- 
spritzung mindestens  ^/s  Std.,  öfter  auch  über  1  Std. 
lang,  selbst  wenn  kein  Pepton  mehr  darin  nachweis- 
bar ist. 

Dass  hierbei  nicht  an  eine  Verunreinigung  des 
Pepton  mit  Verdauungsfermenten  zu  denken  ist, 
welche  letztere  eine  ähnliche  Veränderung  des  Blutes 
herbeiführen  können  [s.  Albertoni  (74  u.  134)], 
geht  daraus  hervor,  dass  das  Pepton  auch  dann  die- 
selbe Wirkung  ausübte,  wenn  es  wiederholt  gekocht 
war. 

Adamkiewicz  (95)  erklärt  Schmidt-Mül- 
heim's  Propepton  [s.  oben]  ftlr  identisch  mit  dem, 
was  er  (A  d.)  Pepton  nennt.  [Vgl.  hierzu  Jahrbb. 
CLXXIX.  p.  127.] 

Schmidt-Mülheim  (98)  dagegen  hält  seine 
Ansicht  aufrecht,  dass  der  von  ihm  untersuchte  Kör- 
per eine  Mittelstufe  zwischen  Pepton  und  Eiweiss 
einnimmt,  und  theilt  mit,  dass  es  ihm  gelungen  ist. 


86 


Müller,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdanung. 


nach  einem  ungemein  einfachen  Verfahren  das  Pro- 
pepton  krystaliinisch  darzustellen. 

Das  reine  Propepton  besitzt  nämlich  basische 
Eigenschaften  und  verbindet  sich  mit  der  Salpeter- 
säure zu  krystallisirbaren  Verbindungen.  Die  Kry- 
stalle  sind  mehr  oder  weniger  kubisch  und  völlig 
durchsichtig.  Sie  besitzen  nicht  selten  einen  Durch- 
messer von .  mehr  als  1  Mmtr.  und  enthalten  nur 
äusserst  minimale  Spuren  von  Asche.  Man  kann 
aus  ihnen  durch  geeignete  Mittel  mit  Leichtigkeit  das 
Propepton  abscheiden. 

Auch  Albertoni  (97)  hat  gefunden,  dass 
Peptone,  in  das  Blut  des  Hundes  gespritzt,  dasselbe 
un^erinnbar  machen.  Beim  Kaninchen  dagegen  war 
die  Wirkung  unbedeutend. 

UeberdieUntersnchimgen  von  Ewald  (98)  fiber  die 
Wirksamkeit  künstlicher  Verdauungspräparate  ist  bereits 
an  anderer  Stelle  berichtet  worden  (Jahrbb.  CLXXXVI. 
p.  229). 

Auch  Dowdesnell  (99)  nndLees  (100)  prüften 
verBchiedene  (meist  englische)  Pepsinpräparate.  Die 
Mehrzahl  derselben  zeigte  energische  Wirkung. 

86 e  (101)  theilt Resultate  mit,  die  bei  Prüfung  fran- 
zösischer Pepsinsorten  erhalten  wurden.  Die  Präparate 
erwiesen  sich  meist  wirksam. 

[lieber  die  Prnftmgsmethode  und  die  Wirksamkeit 
von  Pepsinpräparaten  vgl.  auch  Jahrbb.  CLXIX.  p.  234.] 

Chapoteaut  (102)  unterwirft  die  verschie- 
denen Methoden  y  Fleischpepton  herzustellen ,  einer 
kurzen  kritischen  Betrachtung. 

Zur  Umwandlung  des  Fleisches  in  Pepton  kön- 
nen drei  Substanzen  in  Anwendung  kommen :  Pan- 
kreatin,  der  Saft  von  Carica  Papaya  [vgl.  Jahrbb. 
CXC.  p.  8]  und  Pepsin.  Man  erhält  je  nachdem 
Fankreatinpepton ,  Papainpepton ,  Pepsinpepton. 

Das  Pankreatinpepton  wird  hergestellt,  indem 
man  Pankreas  vom  Schweine  unter  Zusatz  von  sehr 
verdünnter  Salzsäure  oder  Milchsäure  bei  30^  oder 
AO^  auf  Fleisch  einwirken  lässt.  Diese  Methode  er- 
fordert beträchtliche  Mengen  Pankreas  und  führt 
dennoch  nur  zu  partieller  Verdauung.  Die  Operation 
darf  nicht  lange  fortgesetzt  werden ,  weil  sonst  Zer- 
setzung eintritt,  die  sich  durch  Entbindung  von  SH^ 
kundgiebt.  Hierzu  kommt,  dass  das  Pankreas  vom 
Schweine  sich  sehr  schwer  aufbewahren  lässt ,  dass 
es  leicht  einen  ekelerregenden  Genich  bekommt,  der 
sich  den  Peptonen  mittheilt,  und  dass  diese  letztem, 
auch  wenn  eigentliche  Fäulniss  nicht  aufgetreten 
war,  einen  unangenehmen  Geschmack  haben  und 
leicht  der  Zersetzung  unterliegen. 

Die  Papainpeptone  werden  dargestellt  mittels 
des  aus  dem  Stamme,  den  Blättern  und  den  Früch- 
ten der  Carica  Papaya  gewonnenen  Saftes.  Der- 
selbe bildet  eine  ölige  Substanz  von  unangenehmem, 
sehr  lange  haftendem  Geruch  und  Geschmack.  Die 
lösende  Kraft  des  Papayasaftes  ist  sehr  schwach ; 
man  braucht  25  Otgrmm.  bis  1  Grmm. ,  um 
10  Ctgrmm.  Fleisch  in  Pepton  zu  verwandeln.  Nach 
der  Operation  giebt  die  Flüssigkeit  mit  Salpeter- 
säure beständig  einen  Niederschlag  —  ein  Beweis, 
dass  das  Fleisch  wohl  mehr  oder  weniger  umgewan- 
delt, aber  nicht  vollständig  verdaut  worden  ist 


Weit  bessere  Resultate  erhält  man  mit  Pepsin^ 
daher  Chapoteaut  fiir  die  Praxis  nor  sein Pepmn- 
pepton  zu  empfehlen  vermag.  Er  stellt  ein  Pepön 
dar,  welches  die  15 — ISOOfache  Fibrinmenge  ver- 
daut, und  verwendet  dasselbe  zur  Fleischverdanimg. 
Das  so  gewonnene  Verdauungsprodukt  bildet  bk 
15®  eine  gallertige  Masse,  die  sich  bei  35®  ver- 
flüssigt nnd  die  Reaktionen  der  Peptone  zdgi.  Die 
gut  haltbare  Masse  reagirt  neutral,  besitzt  einen  an- 
genehmen Geschmack  und  ist  leioht  assimiliibar. 
Ein  Kaffeelöffel  voll  dieser  yfiomerve  de  peptom 
de  Chapoteaui^^  entspricht  20  Grmm.  vom  besten 
Rindfleisch.  Die  Masse  kann  auch  in  Wein  (Lunel 
oder  Frontignac)  verabreicht  werden. 

Mit  Rücksicht  darauf,  dass  Demarquay  bei 
Hunden,  welche  Fleisch  mit  einem  Znsatze  von 
Kalkphosphat  erhielten,  besseres  Aussehen  und  leb- 
liafteren  Stoffwechsel  (reichlichere  Harnstoffausscbei- 
dung)  beobachtete,  als  bei  Hunden,  welche  nur 
Fleisch  erhielten,  empfiehlt  Laprade  (103)  ein 
von  Bayard  hergestelltes  Phosphaipepton j  — 
„ein  vollkommenes,  direkt  assimilirbares  Nährmittel 
und  gleichzeitig  ein  unvergleichliches  Eupeptikam": 
Dasselbe  wird  in  altem  Malaga  gegeben. 

Sanders  (104)  empfiehlt  sieh  mit  folgenden  Pii- 
paraten: 

1)  Fleischpepton;  es  entspricht  ungefähr  der  drei- 
fachen Menge  Muakelfleiseh.  2)  Brodpepton;  es  ent- 
spricht  ungeföhr  der  dreifachen  Menge  Weizenbrot 
3)  Fleisch' Brod- Pepton \  V4  Kilo  entspricht  nngefihr 
Va  Kilo  Fleisch  nnd  »/«Kilo  Brod.  4)  Pepton-Syrvp ;  wird 
dargestellt  durch  Verdauang  des  Fleisches  zugleich  mit 
Honig  und  etwas  Citronensaffc.  5)  Pepton -Chokolade, 
Dieselbe  enthält  auf  ehien  Theil  Cacao  zwei  Theiie  des 
reinen  Fleischpepton. 

Ueber  den  Emährungswerth  der  Peptone  liegt 
eine  grössere  Reihe  von  Beobachtungen  vor. 

Catillon  (105)  prüfte  die  Wirkung  der  Pep- 
tonzufuhr  an  sich  selbst  und  an  zwei  Hunden. 

Es  zeigte  sich,  dass  bei  ihm  die  ausgeschiedene 
Menge  von  Harnstoff  proportional  der.  Zufuhr  von 
Pepton  stieg,  mochte  letzteres  durch  den  Mund  oder 
durch  das  Rectum  eingeführt  werden.  [Die  Zablen- 
nachweise  siehe  in  der  Tabelle  des  Original.]  Bei 
Zufuhr  durch  das  Rectum  erwies  sich  die  Harnstoff- 
menge  noch  grösser  als  bei  Zufuhr  durch  den  Mund. 
Das  Körpergewicht  vermehrte  sich  unter  dem  Ein- 
fluss  der  Peptonnahrang.  Täglich  160  Grmm.  ge- 
sättigte Fleischpepton-Lösung  genügen  nach  C,  nm 
einen  Erwachsenen  zu  erhalten. 

Bei  Hunden  bedurfte  es  verhältnissmässig  viel 
grösserer  Peptonmengen ,  um  sie  genflgend  zu  er- 
nähren. 

Raymond  (106)  ernährte  einen  Mann,  der  im  Älter 
von  38  Jahren  wegen  atoniscfaer  Dyspepsie  (mit  Magen- 
saftmangel) in  seme  Behandlung  kam  and  weder  feste 
Nahrung,  noch  Milch  oder  andere  Flüssigkeiten  bei  sich 
behielt,  zwei  Jahre  lang  ausschliesslich  [?  Ref.]  mit  tag* 
lieh  125  Qrmm.  Fleischpepton  (von  Defresne),  wis 
250  Grmm.  Fleisch  entsprechen  soll.  Pat.  kam  dabei  n 
Kräften  nnd  Wohlbeleibtheit. 

Eine  56jähr.  Fran  war  von  B.  zur  Zeit  seüies  Be- 
richtes bereits  4  Monate  lang  mit  bestem  Erfolge  diveii 
Peptonklystire  (2mal  tSglich  45Grmm.)  emihrt  worden. 


Müll  er  y  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdauung« 


87 


Aoeh  Bergeron  (107)  and  Defresne  (108)  er- 
Belten  gute  Erfolge  mit  Peptonverabreichang.  Gatil- 
Ion  (109)  bemäkelt  aUerdings  die  Zahlenangaben  des 
LetrtereD.  [Es  mnss  hierbei  bemerkt  werden,  dass  beide 
letztgenannten  Pharmaceaten  Conknrrenten  sind ,  indem 
Beide  Peptonprüparate  in  den  Handel  bringen.  Jeder 
experimentlrte  natürlich  mit  seinem  Präparate.]  De- 
fresne (110)  bleibt  die  Antwort  nicht  schuldig,  nichts- 
destoweniger verharrt  Catillon  (111)  bei  seiner  Mei- 
BBOg.  Es  mnss  dem  specieUen  Interesse  überlassen 
Meil>en,  die  Originalarbeiten  einzusehen. 

S^e  (112)  konnte  in  mehreren  Fällen  von  Dys- 
pepsie und  Magenkrebs  eine  genügende  Ernährung 
dareh  Peptone  nicht  erzielen. 

Zahlreiche  Arbeiten  behandeln  die  Verdanungs- 
Toigftnge  bei  höheren  und  niederen  Thieren. 

Wildt  (113)  hält  seine  Ansicht  von  der  Nicht- 

wimiUrbarkeit  der  Kiesehävre  im  Darmkanale 

des  Schafes  aufrecht^  stellt  auch  weitere  Versuche 

io  Aussicht. 

Er  bezeichnet  die  früher  erwähnte  Kritik  von 
Wilekens  [vgl.  Jahrbb.  CLXXIX.  p.  131]  als  auf  fal- 
leheD  Berechnnngsweisen  nnd  Trugschlüssen  beruhend 
nd  sncbt  hierfür  den  Nachweis  zu  führen. 

Wilekens  (114)  findet  seine  Kritik  durch  die  eben 
erwähnte  Antikritik  nicht  entkräftet,  in  Folge  dessen  sich 
Wildt  (115)  zu  einer  nochmaligen  Bemerkung  veranlasst 
iielit.  — Die  genannten  Autoren  beabsichtigen,  ihren  Streit 
Bim  in  landwirthschaftUchen  Journalen  zum  Anstrag  zu 
Mögen. 

Riebet  (116)  bestätigte  von  Heuern,  dass 
uch  der  Magensaft  der  Fische^  der  eine  schleimige, 
mit  Wasser  schwer  mischbare  Masse  bildet ,  Salz- 
sänre  enthält,  und  zwar  in  Verbindung  mit  einer 
organischen  Substanz  (Tyrosin,  Leucin  und  vielleicht 
andern  ähnlichen  Körpern). 

In  Gemeinschaft  mit  Mourrut  untersuchte 
Riebet  (117)  das  Verhalten  des  Magensaftes  beim 
Seeteufel  oder  Angler  {Lophius  piacatoriua)  und 
bei  verschiedenen  Haifisch-  (/So^/Ztum*)  Arten. 

Es  fanden  sich  bei  diesen  Thieren  beträchtliche 
graduelle  Unterschiede  hinsichtlich  der  Verdaunngs- 
baft  (d.  h.  also  hinsichtlich  des  Pepsingehalts)  der 
äefaieimhaut.  Während  6  Grmm.  Magenschleimhaut 
»oes  Scyllinm  6  Grmm.  Fibrin  in  einigen  Stunden 
mit  Leichtigkeit  verdauten,  so  bewältigten  40  Grmm. 
der  Mucosa  des  Seeteufels  [der  bekanntlich  ebenfalls 
ein  Raubfisch  ist]  auch  bei  genügender  Ansäuerung 
kanm  3  Grmm.  Fibrin.  So  oft  und  unter  so  ver- 
lehiedenen  Bedingungen  dieser  Versuch  angestellt 
wurde,  das  Resultat  war  immer  dasselbe. 

DieAdditätdesMagensaftes  der  Fische  schwankte 
zwischen  6  und  15<>/oo*  Mit  Wasser  verdünnt  nnd 
fiitrirt  war  er  viel  weniger  wirksam,  als  vorher.  Es 
Bebeint,  dass  das  Pepsin  das  Filter  nicht  passiren 
^nnn.  Vielleicht  ist  das  Ferment  nicht  in  gelöstem 
Zustande  vorhanden,  sondern  in  Drüsenzellen  ein- 
gesebloasen,  die   sich  nicht  vollkonunen  zertheilt 


Temperatitferhöhung  steigert  die  Wirksamkeit 
des  Magensaftes,  indessen  wird  Fibrin  schon  bei  ver- 
hUtnisamäsfflg  niedrigen  Temperaturen  (12<^  C.)  in 
P^n  umgewandelt.   Ein  kräftigee  Pepsinpräparot 


vom  Schwein  Hess  bei  dieser  Temperatur  keine  deut- 
liche Wirkung  erkennen.  Ein  Vergleich  zwischen 
dem  Magensafte  der  genannten  Fischarten  mit  dem 
vom  Hunde  zeigte,  dass  bei  40^  der  Magensaft  des 
Hundes,  bei  32^  der  der  Fische  der  wirksamere 
war.  [Vgl.  hierzu  die  Beobachtungen  von  Hoppe- 
S  e  y  1  e  r ,  Jahrbb.  GLXXIX.  p.  1 33.]  Auf  Stärke- 
mehl wirkte  der  Magensaft  der  Fische  nicht 

[An  dieser  SteUe  sei  bemerlct,  dass  die  frfiher  (Jahrbb. 
CLXXIX.  p.  126)  erwähnten  eingehenden  Untersuchungen 
von  Riebet  (118)  über  den  Magensaft  des  Menschen  und 
der  Thiere  später  auch  separat  erschienen  sind,  also  leicht 
durch  den  Buchhandel  bezogen  werden  können.] 

Nach  Krukenberg  (119)  sind  wir  berech- 
tigt, bei  den  Fhchen  die  sog.  Leber,  ein  oberfläch- 
lich als  einheitlich  ei'scheinendes  Drüsenorgan,  als 
2:11^^'  Organe  zu  betrachten.  Das  complicirt  zu- 
sammengesetzte Sekret  dieser  Drüse  stammt  aus 
funktionell  verschiedenen  Zellen.  Was  als  Leber 
bezeichnet  wurde,  ist  Leber  und  Pankreas  zugleich, 
es  ist  ein  Hepatopankreaa, 

Entgegen  der  auf  grob  anatomische  Befunde  sich 
stützenden  Ansicht,  dass  Machen  (und  Wassersäuge- 
thieren)  die  Speicheldrüsen  vollständig  fehlen,  fand 
Kr.,  dass  sich  aus  der  Mundschleimhaut  von  Cypri-- 
nus  ^mca [Schleie]  \iiidLeuciscusfnelanotus[k[9iXidi\ 
ein  kräftig  wirkendes  diastatisches  Enzym  durch 
Wasser  extrahiren  lässt.  —  Wie  es  sich  mit  den 
Wassersäugem  in  dieser  Beziehung  verhält,  müssen 
fernere  Untersuchungen  lehren. 

Krukenberg  und  Haller  (120)  waren  in 
der  Lage,  ein  im  Meerbusen  von  Triest  gefangenes 
Exemplar  eines  ausserordentlich  seltenen  Fisches, 
des  Luvarns  imperiaUs  Raf,,  wie  im  Allgemeinen, 
so  auch  hinsichtlich  der  Verdauungsorgane  zu  unter- 
suchen. 

Bei  diesem  den  Thunfischen  nahe  stehenden 
Thiere  ragen  mächtige,  bis  1.5  Zoll  lange  nnd  fast 
fingerdicke  Zotten  von  der  Wandung  in  den  Magen- 
raum hinein.  —  Der  Mageninhalt  besass  eine  stark 
sauere  Reaktion  und  lieferte  mit  Olycerin  verrieben 
ein  äusserst  kräftig  peptisch  wirkendes  Filtrat. 
Dieses  verdaute  in  0.2  procentiger  Salzsäure  rohes 
und  gekochtes  Fibrin  bei  38 — 40^  C.  in  wenigen 
Minuten ,  unter  Bildung  von  Peptonen,  und  besass 
keine  Eigenschaften,  welche  an  einen  Unterschied 
zwischen  dem  Pepsin  der  Fische  und  dem  der  Warm- 
blüter denken  Hessen. 

Beiläufig  bemerkt  Krukenberg  (der  den 
physiologisch -chemischen  Theil  der  Arbeit  über- 
nommen hatte),  dass  die  Angaben  von  Riebet  und 
Mourrut  hinsichtlich  der  versclüedenen  Wirksam- 
keit der  Magensäfte  verschiedener  Thierspecies  bei 
verschiedenen  Temperaturen  [siehe  oben  (117)]  sei- 
nen Erfahrungen  nach  unrichtig  seien ;  vielmehr  sei 
bei  allen  Vertebraten  die  verdauende  Kraft  des 
Magensaflies  bei  40^  am  gr(issten  und  verringere 
sich  bei  allen  Species  proportional  der  sinkenden 
Temperatur. 

Der  Glycerinauszug  der  Magenschleimhaut  von 
Luvarus  erwies  sich  frei  von  diastatischem  und  frei 


88 


Müller,  Beiträge  zur  Lehre  vod  der  Verdauung. 


von  tryptiBchem  Enzym,  denn  gekochte  Stärke  er- 
fuhr keine  Umwandlung  in  Zucker  und  rohes  Fibrin 
wurde  bei  neutraler  oder  alkalischer  Reaktion  nicht 
verdaut. 

Die  Leber  von  Luvams  weicht  von  dem  Ver- 
halten dieses  Organes  bei  anderen  Fischen  msofem 
bemerkenswerth  ab,  als  sie  eine  echte  Leber  ist, 
während  die  sogenannte  „Leber'^  vieler  anderer 
Fische  ein  Hepatopankreas  darstellt. 

Der  Darminhalt  von  Luvarus  reagirte  stark 
alkalisch  und  löste,  filtni*t,  bei  40^  C.  rohes  und  ge- 
kochtes Fibrin  sehr  rasch  auf.  Er  enthält  demnach 
Trypsin,  als  dessen  Bildungsstätte  die  Schleimhaut 
des  Mitteldarms  anzusehen  sein  wird.  Peptische 
Wirkung  fehlte  dem  Darmsafte  gänzlich.  Wohl 
aber  enthielt  derselbe  ausser  Trypsin  ein  diasta- 
tisches Ferment  in  reichlicher  Menge. 

Krukenberg  hatte  bereits  in  einer  früher 
[Jahrbb.  CLXXIX.  p.  133]  erwähnten  Arbeit  die 
Beobachtung  mitgetheilt,  dass  beim  Fluaskrebse 
(Astacus  fluviatilis)  und  ebenso  bei  noch  anderen 
Arthropoden  sowohl  der  Auszag  der  sog.  „Leber^^, 
als  auch  das  natürliche  Sekret  dieses  Organs  zwei 
eiweissverdauende  Enzyme  enthält,  ein  tryptisches 
und  ein  peptisches. 

Der  Genannte  giebt  nun  (121)  weitere  hierher- 
gehörige  Thatsachen  bekannt,  von  denen  nur  die 
folgende  hervorgehoben  sei.  Beim  Hummer  (Ho- 
marus  vulgaris),  bei  welchem  das  tryptische  Enzym 
der  Leber  sehr  zurücktritt,  zeigt  das  peptische 
Enzym  —  von  Erukenberg  Homaropepnn  ge- 
nannt —  die  Eigenthümlichkeit,  dass  es  in  0.2proc. 
Salzsäure  rohes  Fibrin  auf  das  Schnellste  verdaut, 
während  es  gekoehtes  Fibrin  ganz  unverändert  lässt. 
Es  kann  hiernach  kein  Zweifel  sein,  dass  das  Pep- 
sin des  Hummers  (und  ebenso  das  aller  übrigen  bis 
jetzt  untersuchten  Arthropoden)  von  dem  echten 
Pepsin  wesentlich  verschieden  ist,  da  letzteres  auch 
gekochtes  Fibrin  in  kurzer  Zeit  verdaut. 

Weber  (122)  fand  in  der  Mitteldarmdrüse  der 
OruBtaceen,  der  sog.  Leber,  „Fermentzellen^^  und 
„Leberzellen^^,  betrachtet  die  Drüse  daher  als  ein 
doppelt  funktionirendes  Organ  und  schlägt  auch  für 
sie  den  [zuerst  von  Krukenberg  (119)  ge- 
brauchten] Namen  Hepatopankreas  vor. 

Krak6nberg(119)  giebt  auch  Mittheilnngen  über 
die  Verdanungsvorgange  beim  Regenwurm  (Lambricus 
terrestris),  bei  verschiedenen  Insekten  (Periplaneta  s. 
Blatta  orientaUs ,  Hydrophtlns  piceus),  sowie  bei  einigen 
I\ibnonaten  and  Cepkalopoden. 

Hier  sei  nur  hervorgehoben,  dass  sich  in  den 
sogenannten  Lebern  einiger  Mollusken  (z.  B.  Myülus 
edulis ,  Miessmnschel)  ein  peptisches  Enzym  findet, 
welches  durch  2proc.  Oxalsäure  in  kurzer  Zeit  (nach 
2 — 3  Std.)  zerstört  wird ,  während  das  Pepsin  der 
Vertebraten  selbst  durch  3  Tage  lang  anhaltendes 
Digeriren  mit  Oxalsäurelösung  von  gleicher  Stärke 
nichts  von  seiner  Wirksamkeit  einbttsst.  K  r.  nennt 
dieses  Enzym  Conchopepsin. 

Dagegen  findet  sich  bei  den  HeUeiden  (z.  B.  bei 
Helia  pomaHa,  Weinbergsschnecke)  ein  Enzym| 


welches  eben  so  wenig  wie  das  Pepsin  der  Verte- 
braten ,  mit  welchem  es  jedoch  keineswegs  identisch 
ist,  von  Oxalsäure  zerstört  whrd.  Dieses  Enzym 
wird  von  Kr.  Helieopepein  genannt. 

Eine  mehrstündige  Digestion  mit  Soda  (die 
enzymatische  Flüssigkeit  wurde  dabei  auf  einen  Gle- 
halt  von  I^/q  an  diesem  Salze  gebracht)  vernichtete 
bei  40^  sowohl  das  Pepsin  und  das  Heltcopepsiii, 
als  auch  das  Conchopepsin. 

Unter  Leitung  von  Hoppe-Seyler  unter- 
suchte Fr^deriqne  (123)  die  Verdauungsenzyme 
des  Regenwurms,  der  rothen  Nacktschnecke  (Arion 
rufus)  und  einiger  anderer  Invertebraten.  Er  fand, 
dass  das  eiweissverdauende  Ferment  bei  den  unter- 
suchten Species  immer  ein  tryptisches  war.  Im  Ex- 
trakte aus  der  den  Dünndarm  des  Hundes  bewoh- 
nenden Taenia  serrata  liess  sich  keine  Spur  h^nd 
eines  Fermentes  entdecken.  Gegen  die  Verdanoogs- 
fermente  ihrer  Wirthe  scheinen  die  Entozoen  doreh 
ihr  Tegument  geschützt  zu  werden.  Wenigstens 
wurden  Exemplare  von  Ascaris  marginata  (aus  dem 
Dünndarme  des  Hundes)  von  künstlichem  Pankreas- 
saft  nicht  angegriffen ,  so  lange  sie  nicht  in  Stücke 
zerschnitten  waren ,  während  sie  im  letztem  Falle 
schnell  der  Verdauung  anheimfielen. 

Metschnikoff  (124)  untersuchte  die  Ver- 
dauungsorgane  einiger  SOsswasser-  Turhellanen 
(Strudelwürmer). 

Es  giebt  nach  ihm  Turbellarienarten ,  welehe 
entweder  eines  gesonderten  Verdauungssystems  noch 
ganz  entbehren  oder  im  Falle  des  Vorhandenseins 
eines  solchen  noch  den  ursprünglichen  Modus  der 
Verdauung  durch  die  Aufnahme  der  Nahrungskorper 
ins  Innere  der  Darmzellen  beibehalten  haben,  anderer- 
seits solche  Arten ,  welche  die  aufgenommene  Nah- 
rung auf  gewöhnliche  Weise  verdauen,  ohne  dieselbe 
zuerst  in  die  Epithelzellen  des  Darmkanals  gelangeo 
zu  lassen. 

Das  Sekret  der  „Leber*'  von  Oeiopus  mdgarifi 
dem  gemeinen  Meerpolypen ,  fand  Joa8set(12ö) 
deutlich  sauer.  Es  löst  Eiweisskörper ,  zdgt  aber 
keine  Einwirkung  auf  Stärke  und  emulsionirt  weder 
Fette,  noch  spaltet  es  dieselben. 

Das  Sekret  der  untern  Speicheldrüsen  von 
OctopuSs  welches  sich  in  den  Kropf  des  Thieres  ent- 
leert, lässt  nach  Jousset(126)  Kohlehydrate,  Ei- 
weisskörper und  Fette  unverändert  und  hat  nur  die 
Wirkung,  den  Zerfall  der  Muskelbflndel  herbeiso- 
ftthren.  Die  Primitivbündel  zerfallen  nnter  seinem 
Einflüsse,  das  Sarkolem  scheint  sich  zu  lösen,  aber 
die  Muskelfaser  selbst  wird  nicht  angegriffen. 

DasSeki-et  der  ohem  Speicheldrüsen  scheint  nor 
mechanischen  Zwecken  zu  dienen,  da  es  keineriei 
chemische  Wirkung  ausübt. 

Da  also  keiner  der  Drüsenanhänge  des  Dann^ 
von  Octopus  ein  Sekret  liefert ,  welches  un  Stande 
ist ,  Stärkemehl  in  Zncker  umzuwandeln  und  Fette 
zu  emulsionii-en ,  so  ist  Octopus  ein  Thier,  dessen 
Verdauungsvermögen  darauf  beschränkt  Ist,  Eiweiss- 
körper und  bindegewebige  Substanz  zu  veidanen« 


Müller,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdauung. 


89 


Diess  ist  um  so  auffälliger ,  als  einige  seiner  eignen 
Organe,  z.  B.  gerade  die  sogenannte  Leber,  eine  be- 
triehtliche  Menge  Fett  enthalten.  Wenn  man  nicht 
annehmen  will ,  dass  sich  die  Resorption  dieser  Sub- 
stanz auf  andere  Weise  als  nach  vorhergehender 
Emulsionirung  und  Spaltung  vollzieht ,  so  mnss  man 
sdiliessen ,  dass  der  Organismus  von  Octopus  sein 
Fett  selbst  bildet. 

In  einer  Untersuchung  über  die  Enzymbildung 
in  den  Geweben  und  Ge fassen  der  Evertebraten 
kam  Krukenberg  (127)  unter  Anderm  zu  folgen- 
den Resultaten. 

Selbst  bei  sehr  wenig  organisirten  Wesen  (Myxo- 
myceten  und  Poriferen)  finden  sich  verdauende  En- 
zyme, eine  funktionelle  Bedeutung  derselben  ist  aber 
Dicht  nachgewiesen. 

Das  peptische  Enzym  ist  bei  den  niedem  Thie- 
ren  viel  verbreiteter  im  Vorkommen ,  als  das  tryp- 
tehe ,  und  nur  bei  den  Würmern  und  den  Ärihro- 
poden  scheint  das  letztere  constanter  als  das  erstere 
ZD  sein. 

Der  Annahme  von  enzymatischen  Verdauungs- 
sekreten bei  den  Cölenteraten  fehlt  jeder  experimen- 
telle Anhalt. 

Die  Verdauungsvorgänge  der  untersuchten  Asd- 
dien  sind  unvollkommener  als  die  mancher  Echino^ 
dermen  und  nähern  sich  mehr  den  Verhältnissen  bei 
den  AcaUphen. 

Das  tiTptische  Enzym  der  Würmer  [von  Kru- 
kenberg Isoirypsin  genannt]  unterscheidet  sich 
von  dem  Trypsin  der  Vertebraten,  Arthropoden  und 
Mollusken  und  ist  vielleicht  mit  dem  der  Asteriden 
identisch. 

Bei  keinem  Wirbellosen  ist  ein  dem  Magen  der 
Vertebraten  funktionell  vergleichbarer  Darmabschnitt 
Dichgewiesen ;  stets  wurden  kropfartige  Darmerwei- 
terungen  als  Magen  bezeichnet. 

Auch  weitere  Untersuchungen  von  Kruken - 
berg  (128)  bestätigten,  dass  der  Organismus  der 
Cölenteraten  nur  eine  Ernährung  per  resorptionem 
kennt  Diese  Thierklasse  ist,  wie  schon  Kflhne 
vermnthete,  vorzugsweise  auf  die  Enzyme  ihrer 
Beute  angewiesen  und  nur  mittels  dieser  ist  eine 
enzymatische  Verdauung  in  dem  sogen,  cölenterischen 
Räume  möglich.  Fibrin  erfuhr  in  letzterem  so  gut 
wie  keine  Veränderung ,  vielmehr  wurde  es  regel- 
^^l^^  in  ^/s  his  2  Tagen  von  dem  Thiere  ausge- 
stossen.  Wohl  aber  verschwanden  Fibrinoiden, 
welche  mittels  Nadeln  durch  das  Gewebe  von  Acti- 
men  hindurch  gezogen  wurden  und  liegen  blieben, 
im  Verlaufe  von  8  —14  Std.  vollständig.  Die  bei- 
den ans  dem  Körper  hervorstehenden  Enden  der 
Flocke  fanden  sich  dann  im  Wasser. 

Krukenberg  (12  9)  stellte  endlich  Ffltterungs- 
verauche  heiActinien  mit  rohem  und  mit  gekochtem, 
in  einem  Beutel  von  feinem  Mull  oder  m  einer  durch- 
löcherten Federspule  befindlichem  Fibrin  an.  Es 
zeigte  sich  wiederum ,  dass  verdauende  Sekrete  von 
diesen  Thieren  nicht  abgesondert  werden ,  sondern 

Med.  Jahrbb.  Bd.  192.  Hft.  1. 


dass  das  Fibrin  nur  an  denjenigen  Stellen  erweicht 
und  verflüssigt  wurde,  wo  sich  ihm  die  sogen.  Mesen- 
terialfilamente anlegen  konnten. 

Aach  noch  in  drei  andern  Arbeiten  giebt  K  r  u  Ic  e  n  - 
berg  (130—132)  Mittheilangen  aber  die  Verdanungsvor- 
gänge  bei  den  untersten  Thlerklassen.  Wegen  derselben 
muss  auf  das  Original  verwiesen  werden. 


Zahlreiche  Arbeiten  erschienen  ttber  die  Pati- 
kreasverdauung  der  höheren  Thiere, 

Albertoni  (133)  untersuchte  das  Pankreas 
von  Schweins-  und  von  Kalbsembryonen  hinsichtlich 
der  Zeit  des  Auftretens  von  Zymogen. 

Es  ergab  sich,  dass  die  verdauende  Wirkung 
des  Pankreas  auf  Eiweisskörper  sich  gegen  Anfang 
des  letzten  Drittels  des  intrauterinen  Lebens  wahr- 
nehmen lässt.  Sie  fehlt  noch  im  Kalbsfötus  von  4 
Mon.  und  im  Schweinsf9tus  von  10  Wochen. 

Hinsichtlich  der  Wirkung  des  Pankreatin  auf 
das  lebende  Blut  beobachtete  Albertoni  (134), 
dass  das  erstere,  ähnlich  dem  Pepsin  [vgl.  (74)],  die 
Gerinnbarkeit  des  Blutes  verlangsamt  oder  aufhebt. 
In  cirkulirendes  Blut  gebracht,  zerstöi*t  das  Pankrea- 
tin die  weissen  Blutkörperchen. 

Langendorff  (135)  stellte  Versuche  über  die 
Pankreasverdauung  der  Vögel,  speciell  der  Tau- 
ben an. 

Werden  bei  Tauben  die  Pankreasgänge  unter- 
bunden ,  so  fangen  die  Thiere  kurze  Zeit  nach  der 
Operation  wieder  zu  fressen  an.     In  einigen  Tagen 
hat  ihre  Fresslust  eine  ganz  abnorme  Höhe  er- 
reicht.    Das  Auftreten  dieses  schon  von  C 1.  B  e  r  - 
nard  in  ähnlichen  Fällen  bemerkten  und  von  vielen 
ärztlichen  Beobachtern  bei  Erkrankung  der  mensch- 
lichen  Bauchspeicheldrüse    hervorgehobenen   Sym- 
ptoms konnte  auf  das  Bestimmteste  constatiii;  wer- 
den. Aber  die  in  so  beträchtlicher  Menge  aufgenom- 
mene Nahrung  verlässt  den  Körper  fast  unverändert. 
Im  Koth  finden  sich  grosse  Mengen  unveränderter 
Stärke;  die  Amylaceenverdauung  scheint  somit  völlig 
aufgehoben  zu  sein.     Die  Thiere  magern  in  Folge 
dessen  ab,  verlieren  stetig  an  Körpergewicht  und 
gehen  in  kurzer  Zeit  unter  den  Erscheinungen  der 
Inanition  zu  Grunde.  Durch  Dan*eichung  von  Zucker 
kann  der  tödtliche  Ausgang  etwas  hinausgeschoben 
werden.     Im  Blute  der  operirten  Thiere  lässt  sich 
Zymogen  (Trypsinogen)  und  diastatisches  Ferment 
(Pankreatin)  nachweisen ,  selbst  zu  einer  Zeit ,  wo 
die  Drüse  schon  in  Folge  der  Unterbindung  ihrer 
Gänge  völlig  funktionsunfähig  geworden  ist.     Das 
Blut  der  operirten  Thiere  ist  reicher  an  Pankreatin, 
als  das  gesunder. 

Herzen  (136)  prüfte  die  Angabe  von  Lus- 
sana,  dass  das  Glycerin  an  und  für  sich  Ei  weiss 
löse,  dass  man  also  mittels  Glycerineiirsikt  des  Pan- 
kreas nicht  den  Nachweis  führen  könne ,  dass  das 
letztere  Albumin  verdaue. 

H.  fand  nun  in  der  Tliat,  wenn  er  30  Cotmtr.  reines 
Glycerin  (von  Merck  in  Darmstadt)  auf  30  Cctmtr.  coas 
galirtes ,  in  Icleino  Würfel  zerschnittenes  Hühnereiweis- 

12 


90 


Mfliler,  Beiträge  zar  Lehre  von  der  Verdaanng. 


brachte  und  das  GemiBch  24  Std.  lang  bei  12 — 16<>C. 
stehen  Hess,  dass  das  Glycerin,  mit  Wasser  verdünnt  und 
gekocht,  keinen  Niederschlag  gab,  dass  es  aber  durch 
Millon'sches  Keagens,  in  der  Wärme  zugesetzt,  rothe 
Färbung  annahm ,  während  durch  Zusatz  des  genannten 
Eeagens  in  der  Kälte  eine  leichte  Opalescenz  hervor- 
gerufen wurde ,  die  sich  sehr  allmälig  in  ein  fein  vertheil- 
tes  weisses  Coagulum  umwandelte.  Beim  Erwärmen  löste 
sich  das  letztere  wieder  und  die  nun  ganz  klar  werdende 
Flüssigkeit  nahm  eine  dunkelrothe  Farbe  an  (wie  von 
Himbeersaft). 

Das  Glycerin  enthält  also ,  nachdem  es  mit  den 
Eiweisswürfehi  in  Berühmng  gewesen  war,  einen 
eiweissähnlichen  Körper  ^  welcher  sich ,  nach  Her- 
zen, vom  £iweiss  selbst  dadurch  anterscheidet|  dass 
er  durch  die  Siedehitze  nicht  gerinnt,  vom  Pepton 
aber  dadurch ,  dass  er  mit  M  i  1 1  o  n  'schem  Reagens 
ein  Coagulum  giebt,  welches  beim  Erwärmen  statt 
die  charakteristische  Farbe  anzunehmen  und  die 
FlOssigkeit  farblos  zu  lassen,  sich  wieder  auflöst  und 
die  Flüssigkeit  &rbt 

[Nach  Pekelharing  (93)  verhält  sich  frei- 
lich eine  Peptonlösung  unter  Umständen  ähnlich: 
,,Die  durch  Mi  Hon 's  Reagens  veranlasste  Fällung 
löst  sich,  wenn  sehr  wenig  von  dem  Quecksilber- 
salze  zugeßgt  ist ,  in  der  Wärme  mit  rother  Farbe 
auf.  Eüi  Mehrgehalt  des  Reagens  verursacht  ein 
auch  beim  Erwärmen  bleibendes,  sich  röthendes 
Präcipitat"  (1.  c.  p.  192).] 

Herzen  ist  trotz  seinem  Befunde  der  Ueber- 
zeugung,  dass  die  zahlreichen  mit  Glycerin-Pankreas- 
extrakt  angestellten  Versuche  über  die  Verdauung 
des  Albumin  ihren  ganzen  wissenschaftlichen  Werth 
behalten. 

Vnlpian  (82)  giebt  an,  dass  Diastase  sowohl 
als  auch  Pankreatin  in  natürlichem  oder  künst- 
lichem Magensäfte  bei  Weitem  nicht  so  energisch 
auf  Amylaceen  wirken ,  wie  wenn  man  letztere  nur 
in  Wasser  mit  den  Fermenten  zusammenbringt. 
Diese  Erscheinung  bestätigt  also  den  hindernden 
Einfluss  der  Säuren  auf  das  Saccharificirungsvermö- 
gen  der  genannten  Fermente. 

Auch  Mourrut  (83)  fand,  dass  Salzsäure  in 
dem  Verhältnisse ,  wie  sie  sich  im  Magensaft  findet, 
die  Wirkung  der  Diastase  verzögert ,  die  des  Pan- 
kreatin aufhebt ,  und  zwar  bei  letzterem  auch  hin- 
sichtlich der  Eiweisskörper. 

Neutralisirte  M.  die  Verdauungsgemische  nach 
zweistündigem  Aufenthalte  im  Verdauungsofen, 
so  gewann  die  Diastase  ihre  Kraft  wieder,  das  Pan- 
kreatin aber  blieb  dauernd  unwirksam  auf  Amylaceen. 
Auch  die  peptonisirende  Wirkung  des  Pankreatin 
schien  nicht  wiederzukehren,  doch  war  hier  das  Re- 
sultat weniger  bestimmt. 

Defresne  (10)  kam  auf  Qrund  seiner  Ver- 
suche zu  der  Ueberzeugung ,  dass  das  Pankreatin 
nach  zweistündigem  Aufenthalte  in  reinem  Magen- 
saft (dessen  saure  Reaktion  von  Salzsäure  in  Ver- 
bindung mit  Leucin  herrührt)  und  nachheriger  Neu- 
tralisation allerdings  keine  merkliche  Wirkung  auf 
Stärkemehl  ausübt,  dass  es  aber  nach  Berührung  mit 
Magensaft,  der,  wie  es  physiologischer  Weise  im 


Chymns  der  Fall  sei,  seine  Aeidität  organischen 
Säuren  verdankt ,  durch  Neutralisation  (also  auch 
im  Dünndarm)  seine  Wirksamkeit  auf  Stärke  wieder 
erlangt.  —  Ganz  Aehnliches  gilt  hinsichtlich  der 
Wirkung  des  Pankreatin  auf  Eliweisskörper. 

Für  die  drei  Fermente  des  Pankreas  schlägt 
Defresne  die  sich  selbst evklärenden Namen  Amy* 
lopsin,  Myopsin  und  Steapsin  ^)  vor. 

Roberts  (137)  beobachtete,  dass  das  Pan- 
kreas, wenigstens  das  vom  Schwein,  vom  Rind  und 
vom  Schaf,  ein  Ferment  enthält,  welches,  gleich 
dem  Magensafte,  Milch  von  neutraler  oder  alka- 
lischer Reaktion  zur  Gerinnung  bringt»  Nament- 
lich die  mit  gesättigter  Kochsalzlösung  hergestellten 
Pankreasextrakte  besassen  diese  Eigenschaft,  weniger 
die  Glycerinextrakte. 

Auf  die  rein  anatomischen  n.  histologischen  Arbeiten 
vonBenant  (138  a.  139)  Aber  das  Poiikreas  and  die 
Brtmner'schen  Drüsen  verBohiedener  Wirbelthiere  kann 
an  dieser  Stelle  nicht  naher  eingegangen  werden. 

Brown  und  Heron  (140)  stellten  Unter-  ! 
suchungen  über  die  hydrolytischen  Wirkungen  des  < 
Pankreas  und  des  Dünndarms  an*  i 

Sie  kamen  zu  folgenden  interessanten  Resultaten: 
„1)  Die  Einwirkung  des  künstlichen  Pankreas- 
Saftes  auf  Stärkekleister  oder  lOsliohe  Stärke  bei  40* 
ist  in  den  ersten  Stufen  der  Reaktion  derjenigen  von 
unerhitztem  Malzextrakt  bei  60®  und  darunter  gleich; 
die  Zusammensetzung  der  Stärkeprodukte  ändert  sieh 
in  beiden  Fällen  nicht  mehr  erheblich,  wenn  80.8^/o 
an  Afaltose  gebildet  worden  sind. 

2)  Malzdiastase  sowohl,  wie  Pankreasdiastase 
sind  fkhig,  das  niedrigste  Achroodextrin-  in  Maltose 
zu  verwandeln. 

3)  Die  Pankreasdiastase  ist  bei  lange  fortgeeeti- 
ter  Einwirkung  bei  40<>  im  Stande,  eine,  wenn  auch 
langsame,  so  doch  merkliche  Verwandlung  der  Mal- 
tose in  Dextrose  zu  veranlassen ;  eine  solche  Ver- 
wandlung vermag  jedoch  Malzdiastase  selbst  unter 
den  günstigsten  Umständen  nicht  hervorzubringen. 

4)  Weder  der  künstliche  Pankreassaft,  noch  dss 
Gewebe  der  Drüse  selbst  enthält  irgend  ein  Ferment, 
welches  fähig  wäre,  den  Rohrzucker  zu  invertiren. 

6)  Der  Dünndarm  besitzt  die  Fähigkeit,  den 
Rohrzucker  zu  invertiren,  die  Maltose  zu  hydro- 
lysiren  [d.  h.  in  Dextrose  (Traubenzucker)  zu  ver- 
wandet] und  als  ein  schwach  stärkeverwandelndes 
Ferment  zu  wirken. 

6)  Die  Energie ,  mit  welcher  diese  Verwandlon- 
gen hervorgebracht  werden,  ist  bei  dem  Gewebe  des 
Dünndarms  eine  bei  Weitem  grössere  als  bei  seinem 
wässerigen  Auszuge  und  ist  bei  den  einzelnen  Thei- 
len  des  Dünndarms  wieder  wesentlich  verschieden« 

7)  Die  Verschiedenheit  der  hydrolytischen  Wir- 
kungen verschiedener  Partien  des  Dünndarms  steht 
mit  der  relativen  Häufigkeit  des  Vorkommens  der 

0  Jedenfalls  mit  dem  Verbum  fyny  (kochen,  gv 
machen)  gebildet.  Aber  es  müsste  dooh  wolü  keinsB 
Steatopsm  oder»  noch  richtiger»  Steathepsmt  —  Brf» 


Mflller^  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdaunng. 


91 


Idebefkähn'achen  oder  Brunner'achen  Drüsen  in 
keinem  ZoBammenhange,  sie  scheint  vielmehr  in  der 
Vo^heilang  der  Pet/er^mhen  Drüsen  begründet  zu 
sein. 

8)  Bei  der  Ueberfühning  der  colloidalen  Stärke 
in  die  leicht  diflfüsibie  und  assimilirbare  Dextrose 
finden  wir  die  Wirkungen  des  Pankreas  und  der 
Pet/et'Bchen  Drüsen  wechselseitig  von  einander  ab- 
hängend und  gegenseitig  sich  wieder  ergänzend. 
Das  Pankreas  bewirkt  ohne  Schwierigkeit  eine  Ver- 
wandlung der  Stärke  in  Maltose,  aber  es  vermag 
die  entsprechende  Maltose  nur  äusserst  langsam  in 
Dextrose  flberzuftihren.  Die  P^y^'schen  Drüsen, 
die  auf  Stärke  selbst  keine  Wirkung  ausüben ,  neh- 
men nun  ihrerseits  die  Arbeit  da  auf,  wo  das  Pan- 
kreas beinahe  aufhört,  wirksam  zu  werden,  und  füh- 
ren somit  die  Umwandlung  der  Stärke  in  Dextrose 
zn  Ende.'^ 

Herter  (141)  hatte  Gelegenheit,  Pankreas- 
wkret  zu  untersuchen ,  welches  sich  in  einem  Falle 
Ton  Oarcinom  des  Duodenum  im  Ductus  Wirsingianus 
ingestaut  hatte.  Das  Pankreas  selbst  hatte  eine 
derbe  Beschaffenheit ,  zeigte  aber  normale  Struktur. 

Das  Sekret  enthielt  kräftiges  diastatisches  Fer- 
ment, bewirkte  gute  Emnlgirung  und  schnelle  Spal- 
tang  von  Fett  und  verwandelte  Fibrin  in  Pepton. 
Dasselbe  enthielt  24.1<^/oo  feste  Bestandtheile,  näm- 
lich Pepton  und  Ferment  11.5,  in  Alkohol  lösliche 
organ.  Stoffe  6.4,  Asche  6.2. 

Der  von  Prof.  Hoppe-Seyler  untersuchte,  in 
ähnlicher  Weise  gestaute  Saft  eines  atrophischen 
Pankreas  zeigte  keine  fermentative  Wirkung. 

B^champ  (142)  suchte  die  fermentativ  wirk- 
samen Theile  des  Pankreas  zu  isoliren.  Er  be- 
handelte zerriebenes  Rindspankreasmtt  schwach  alko- 
holischem Wasser.  Nach  der  Filtration  setzt  sich 
eine  Masse  ab,  welche  im  Grossen  wie  gute  Weiss- 
hierhefe  aussieht.  Die  Eörperchen  („Mikrozymen"), 
welche  diese  Masse  bilden,  sind  jetzt  noch  mit 
einer  Fetthülle  umgeben,  von  der  man  sie  durch 
Waschen  mit  schwach  alkoholhaltigem  Aether  be- 
freit Durch  nochmaliges  Waschen  mit  Wasser 
werden  nun  alle  darin  löslichen  Substanzen,  so 
auch  jede  Spur  von  Leucin  u.  s.  w.  entfernt.  Die 
Kdrperchen  zeigen  dann  einen  Durchmesser  von 
weniger  als  0.0005  Millimeter.  Ihre  Farbe  ist  grau- 
bräunlich.  Man  entdeckt  an  ihnen  keine  Spur  von 
Bakterien.  Zwanzig  Stück  Ochsenpankreas  liefern 
mehr  als  130  Grmm.  feuchte  Mikrozymen,  die  un- 
gefthr  12%  Trockensubstanz  enthalten. 

Bringt  man  etwas  von  der  Masse,  von  B.  Pari' 
breazymase  genannt,  zu  Stärke,  so  wird  dieselbe 
schnell  verflüssigt. 

Ebenso  werden  die  verschiedenen  Arten  von  Ei- 
v^Bskörpem  durch  Pankreazymase  gelöst.  (So  ver- 
daaten  3—4  Grmm.  der  Substanz  36—45  Grmm. 
feuchtes  Fibrin  bei  36—45«  C.  in  Zeit  von  1—2 
Stunden.  Die  übrigen  Eiweissarten  erfordern  etwas 
^^^^  Zeit.)  Dabei  tritt  immer  Leucinbildung  auf, 
*ber  kdne  Fäulniss ;  selbst  nach  24stündig6m  Aufent- 


halt des  Verdaunngsgemisches   im  Ofen  zeigt  sicli 
keine  Spur  von  üblem  Geruch. 

Die  Mikrozymen  erschöpfen  ihr  Wirkungsvermö- 
gen nicht  dnrch  einmalige  Thätigkeit.  Sie  können 
ein  zweites  Mal  zu  Versuchen  dienen  und  gehen  aus 
denselben  hervor,  ohne  ihre  Form  wahrnehmbar  ge- 
ändert zu  haben. 

Die  Erscheinung,  dass  unlösliche  Körper,  wie 
diese  körnigen  molekularen  Gebilde  des  Pankreas, 
andere  unlösliche  Körper,  wie  Casein,  Fibrin  u.  s.  w. 
löslich  machen,  ohne  sich  selbst  zu  lösen,  ist 
B  6  c  h  a  m  p  diu'ch  die  Annahme  zu  erklären  geneigt, 
dass  diese  Granulationen  Zellen  sind ,  die  einen  lös- 
lichen Inhalt  in  einer  unlöslichen  Hülle  besitzen, 
durch  welche  letztere  der  erstere  in  Folge  von  Osmose 
entweicht. 

S  a  1 0  m  0  n  (1 43)  gelang  es ,  durch  die  Einwir- 
kung von  Pankreasferment  auf  reines  Blutfibrin 
Hypoxanihin  und  Xant/iin  darzustellen.  Auch  bei 
der  Pepsinverdauung  beobachtet  man  bereits  nach 
24  Std.  eine  reichliche  Ilypoxanthinbildung ,  die  in- 
dessen wohl  ausschliesslich  auf  Rechnung  der  ver- 
dünnten Salzsäure  zu  setzen  ist. 

E.  und  H.  Salkofvski  (144  n.  145)  beobachteten 
bei  Pankreasyerdanung  von  Homsnbstanz  (Wolle)  das 
Auftreten  von  Phenylessigsäure  (Alphatolaylsaure),  bei 
der  von  Eiweiss  das  Auftreten  von  Phenylpropionsäure 
{Hydrozimmt8äure).  Ossikovszky  (146)  wies  nach, 
dass  bei  der  Verdauung  yon  Fibrin  durch  Pankreas  auch 
Zimmtaldehyd  auftritt.  [Ueber  andere  im  Darmkanale 
entstehende  aromatische  Fanlnissprodnkte  siehe  (176 — 
184).] 

Im  Anschlüsse  an  seine  frühern  Untersuchungen 
über  die  Verwerthbarkeit  der  Pankreasdrüse  als 
diätetisches  Heilmittel  [vgl.  Jahrbb.  CLXXIX. 
p.  139]  berichtet  Engesser  (147)  über  die  gün- 
stigen Erfolge,  die  er  in  14  ausführlich  beschrie- 
benen Fällen  von  Verdauungsstörungen  i)  durch  Ver- 
abreichung von  frischem  Drüsengewebe  oder  von 
einem  nach  seinen  Angaben  in  der  Fabrik  der  Ge- 
brüder K  e  1 1  e  r  in  Freiburg  i.  Br.  hergestellten  Pan- 
kreaspräparate  erzielte.  Die  Zubereitung,  des  Prä- 
parates ist  die  folgende.  Die  fein  zerkleinerte 
Drüse  wird  im  Vacuum  bei  40**  C.  auf  Extrakt- 
consistenz  eingedampft  und  die  Masse  ca.  48  Std. 
lang  mit  absolutem  Alkohol  behandelt.  Letztem 
lässt  man  alsdann  abtropfen,  bez.  im  Trockenraume 
oder  im  Vacuum  abdampfen.  Das  so  gewonnene 
Präparat  stellt  ein  hellbraunes  grobes  Pulver  dar, 
welches  sich  leicht  in  Oblaten  oder  einfach  mit  Was- 
ser nehmen  lässt.  Da  es  in  hohem  Grade  hygro- 
skopisch ist,  muss  es  stets, trocken  aufbewahrt  wer- 
den. Die  Masse  ist  nicht,  wie  E.  hervorhebt,  durch 
Alkohol  gefeites  Ferment,  sondern  das  ganze,  durch 
Alkohol  nur   gehäi-tete  Parenchym   des  Pankreas, 


>)  Es  handelt  sich  um  Je  1  Fall  von  Dyspepsia  ner- 
vosa, Geschwulst  der  Bauchspeicheldrüse,  Dyspepsia 
acida,  3  Fälle  von  atonisoher  Dyspepsie,  8  Fälle  von 
„sekundärer  (d.  h.  als  Folgeznstand  und  Theilglied  einer 
allgemeinen  autogenetischen  Ernährungsstörung  auftreten- 
der) Dyspepsie*'. 


92 


Hüll  er,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdauung. 


' 


daher  es  die  volle  Wirksamkeit  des  letztem  besitzt, 
während  sich  verschiedene  andere  Pankreaspräparate 
(von  Savory  und  Moore  in  London,  Defresne 
in  Paris,  Witte  in  Rostock)  unwirksam  erwiesen, 
weil  sie  nicht  widerstandsfähig  gegen  die  Einwirkung 
des  Pepsin  sind.  In  dem  Parenchym  der  Bauch- 
speicheldrüse dagegen  ist  ein  Stoff  enthalten,  welcher 
durch  die  Magenverdauung  in  seiner  Wirksamkeit 
nicht  beeinträchtigt  wird.  Aus  diesem  Stoffe,  der 
wahrscheinlich  identisch  ist  mit  dem  Zymogen  H  e  i  - 
denhain's  [vgl.  Jahrbb.  CLXIX.  p.  230]  spalten 
sich  erst  im  weitem  Verlaufe  die  wirksamen  Fer- 
mente ab. 

Man  lässt  von  dem  Präparate  zu  jeder  Mahlzeit 
1 — 3  Kaffeelöffel  voll  nehmen.  Zu  grosse  Mengen 
bewu*ken  leicht  ein  unangenehmes  Aufstossen  von 
Gasen. 

Dass  Ewald  (148)  wie  alle  andern  Pankreaspräpa- 
rate auch  das  von  Keller  angefertigte  unwirksam  fand, 
kann  nach  Engesser  (149)  nur  dnrch  die  Annahme  er- 
klärlich werden ,  „dass  entweder  ein  verdorbenes  Prä- 
parat zur  Yerwendang  kam , oder  dass  zu  den 

Untersachungen  eine  andere  als  die  angegebene  Methode 
angewendet,  oder  aber  endlich,  dass  bei  der  richtigen 
Methode  Fehlerquellen  zugelassen  wurden,  welche  das 
Resultat  illaBorisch  machten". 

Ewald  (150)  stellt  diess  in  Abrede  und  findet  keinen 
Qrund,  den  von  ihm  vertretenen  Standpunkt  zu  yerlassen. 


Ueber  die  Beziehung  der  Milz  zur  Pankreas- 
Verdauung  liegen  mehrere  neuere  Untersuchungen  vor. 
Schiff  [Jahrbb.  CXIV.  p.  165;  CXIX.  p.  11; 
CLXXX.  p.  233]  und  Herzen  [Jahrbb.  CLXXIX. 
p.  140]  haben  bekanntlich  die  Behauptung  aufge- 
stellt, dass  nach  Wegnahme  der  Milz  der  pankrea- 
tische  Saft  nicht  mehi*  verdauend  auf  Eiweisskörper 
einwirke  (unbeschadet  seiner  Wirkung  auf  Kohle- 
hydrate und  Fette).  Indessen  so  wenig  wie  Lus- 
sana  und  Andere  [vgl.  Jahrbb.  CLXXIX.  p.  140] 
konnten  neuere  Beobachter  die  Richtigkeit  dieser 
Angaben  bestätigen. 

Ewald  (151)  erhielt  von  einem  Hunde,  bei 
dem  die  Milz  entfernt  und  6  Tage  später,  als  das 
Thier  sich  vollkommen  wohl  befand,  eine  Pankreas- 
fistel  angelegt  worden  war,  ein  Sekret,  welches 
Fibrin  vollkommen  löste,  Eiweisswürfel  an  den  Kan- 
ten lockerte.  In  den  eiweiss-  und  fibrinhaltigen 
Flüssigkeiten  Hess  sich  überall  eine  deutliche,  resp. 
starke  Peptonreaktion  constatiren. 

Auch  Cor  so  (151b)  erhielt  positive  Resultate 
mit  dem  Inihse  der  Bauchspeicheldrüse  entnülzter 
Hunde  und  kam  dadurch  zu  der  Ueberzeugung, 
„dass  das  Pankreas,  um  sein  Ferment  zu  bilden,  der 
Milz  nicht  bedarf'. 

Ebenso  fand  Bufalini  (152)  durch  vielfach 
wiederholte  Versuche,  dass  das  Extrakt  des  Pan- 
kreas von  Hunden  und  Kaninchen,  denen  Monate 
lang  vor  der  Tödtung  die  Milz  exstirpirt  worden 
war,  seine  volle  Wirksamkeit  besass. 

Auch  Heidenhain  (69)  theilt  gelegentlich 
mit,  dass  seine  Prüfung  der  Angaben  von  Schiff 
zu  Ungunsten  des  Letzteren  ausgefallen  ist. 


Bei  Ausschluss  der  Galle  vom  Darmkanale  tritt 
bekanntlich  starke  Gasentwickelung  und  sehr  übler 
Geruch  der  entleerten  Kothmassen  auf.  Diese  Er- 
scheinungen könnten  verursacht  sein  durch  schnellere 
Fäulniss  des  Darminhalts  bei  Abwesenheit  der  Galle 
oder  durch  eine  Beeiuträchtigung  der  Resorptios 
desselben.  Um  hierüber  Aufschluss  zu  gewinnen, 
Hess  Stolnikoff  (153)  Gemische  von  a) Galle  und 
Wasser,  b)  Fibrin,  Galle  und  Wasser,  c)  Fibrin, 
Fett  und  Wasser,  d)  Fibrin,  Fett,  Galle  und  Wauer 
2Mon.  lang  bei  Sommertemperatur  in  Kolben  steben, 
die  so  vorgerichtet  wurden,  dass  man  die  entweichen- 
den Gase  unter  Quecksilber  auffangen  konnte. 

In  allen  Kolben  stellte  sich  Fäulniss  ein,  aber 
die  Gasentwickelung  war  eine  verschiedene.  Zuerst 
wurde  dieselbe  bei  der  Mischung  von  Fibrin,  Fett 
und  Galle  beobachtet.  Die  nur  mit  Wasser  ver- 
dünnte Galle  zeigte  gar  keine,  die  Mischung  von 
Fibrin  und  Fett  ohne  Galle  die  reichlichste  Gasent- 
Wickelung.  Die  entwickelten  Gase,  die  in  den  ver- 
schiedenen Kolben  keine  wesentliche  Verschieden- 
heit zeigten,  bestanden  hauptsächlich  ans  Koblm- 
säure  (bis  über  92^ U) ;  ausserdem  fand  sich  ein 
Wenig  brennbares  Gas  (0.8—5%)  ^^y  ^^  Rück- 
stand der  in  den  Kolben  eingeschlossenen  atmosphä- 
rischen Luft,  ein  wenig  Stickstoff.  —  Bei  Unter- 
suchung des  Inhalts  der  verschiedenen  Kolben  zeig- 
ten sich  die  Gallensäuren  in  Cholalsäure,  Taurin 
und  GlykokoU  gespalten  und  die  Fette  grösstentheilB 
in  die  Calciumverbindung  der  fetten  Säure  umge- 
wandelt. Die  Zersetzungsprodukte  des  Fibrin  wur- 
den nicht  weiter  untersucht. 

Stolnikoff  schliesst  ans  seinen  Versuchen, 
dass  die  Galle  die  Fäulniss  vielleicht  sehr  kurze  Zeit 
zu  verzögern,  aber  nicht  aufzuheben  vermöge.  „Hure 
Wirkung  im  Darmkanale  ist  durch  Hinderung  der 
Fäulniss  nicht  zu  erklären  und  es  wuxl  um  so  wahr- 
scheinlicher, dass  sie  die  Resorption  der  Stoffe  be- 
günstigt, die,  im  Darmkanale  länger  verbleibend, 

der  Fäulniss  unterliegen  müssen.'' 

An  die  rein  chemischen  Arbeiten  von  Hammar- 
sten  (164),  über  welche  bereits  in  unsern  Jahrbüchern 
[CLXXXI.  p.  4]  berichtet  worden  ist,  sowie  von  Haf- 
ner (155)  kann  hier  nnr  erinnert  werden. 

Die  Richtigkeit  der  Angaben  von  Liebig  nnd 
von  Schiff,  dass  die  Galle  im  Darme  theilweise 
wieder  aufgenommen  und  der  Leber  wieder  zn- 
geführt  werde,  war  bereits  mit  einer  gewissen 
Einschränkung  von  Tapp  ein  er  (156)  bestätigt 
worden.     Vgl.  Jahrbb.  CLXXXVHI.  p.  113. 

Die  Arbeit  von  Quincke  über  Emnlsionsbü- 
dung  und  den  Einfluss  der  Galle  bei  der  Verdanong 
(159)  ist  bereits  in  unsern  Jahrbüchern  (a.  a.  0. 
p.  5)  besprochen  worden. 

Unter  der  Leitung  von  Kunkel  unterzog  auch 
Rosenkranz  [siehe  (157  u.  158)]  die  Behanp- 
tung  von  Liebig  und  Schiff  einer  experimen- 
tellen Prüfung.  Die  Versuche,  die  an  Hnndeo  mit 
Gallenfistelu  angestellt  wurden,  bestätigten  im  Gros- 
sen und  Ganzen  durchaus  die  Meinung  der  genann- 
ten Forscher. 


' 


Müller;  Beiträge  zur  Liehre  von  der  Verdannng. 


93 


Die  Untersachangen  von  Spiro  (160)  über  die 
Hmdegalle  ergaben,  dass  der  Procentgehalt  der 
festen  Galle  an  Schwefel  ausser  aller  Beziehung  zur 
Art  und  Menge  der  gereichten  Nahrung  steht.  Auch 
Vermehrung  der  Blutmenge,  mit  Hülfe  der  Trans- 
fmoBf  blieb  ohne  allen  Einfluss  auf  die  Abscheidung 
der  schwefelhaltigen  Gallenbestandtheile. 

Der  Stickstoffgehalt  der  Galle  wächst  mit  Ver- 
mehmog  der  Aufnahme  stickstofifhaltiger  Nahrung, 
doch  keineswegs  in  geradem  Verhältnisse,  sondern 
in  geringerem  Maasse. 

I  Der  procentische  Wassergehalt  war  bei  einer 
N&hmng  ans  Kohlehydraten  nicht  grösser,  als  bei 
einer  solchen  aus  Fleisch.  Eben  so  wenig  stieg  der 
Wassergehalt  mit  Zusatz  von  Wasser  zur  festen  Nah- 
roDg.  Während  des  Hungems  wurde  eine  unge- 
wöhnlich wasserarme  Galle  abgeschieden. 

Die  Absonderungsgeschwindigkeit  der  Galle, 
die  bekanntlich  continuirlich  secemirt  wird,  sinkt, 
wenn  man  das  Thier  hungern  lässt,  langsam  ab. 
hidessen  ist  dieses  Absinken  kein  stetiges ,  denn  es 
wurde  in  den  Nachmittagsstunden  mehr  als  in  der 
Naeht  und  in  den  darauf  folgenden  Morgenstunden 
wieder  etwas  mehr  ausgeschieden.  —  Sehr  ähnlich 
wie  in  den  Hungertagen  verhält  sich  die  Gallen- 
bildnng  bei  der  Darreichung  eines  Futters,  das  vor- 
zDgsweise  aus  Kohlehydraten  besteht. 

(lieber  einen  Fall  von  mehrmaligem  Erbrechen 
blauer  Galle  berichtet  Andouard  (161).  Da  die 
Pat.  bald  nach  dem  Erbrechen  starb,  entstand  das 
Gerücht,  sie  sei  von  ihrem  Gatten  mit  einem  Kupfer- 
salz  vergiftet  worden.  Die  chemische  Analyse  er- 
wies die  Grundlosigkeit  dieser  Ansicht.) 


Eme  Reihe  von  Gad  (162)  angestellter  Ex- 
perimente über  die  Emulgirung  der  Fette  führte 
unter  Anderem  zu  folgenden,  zum  Theil  sehr  über- 
raschenden Ergebnissen : 

1)  Ein  Tropfen  ranzigen  Fettes  liefert  bei  der 
blossen  Berührung  mit  einer  alkalischen  Flüssigkeit 
so  viel  Emulsion  von  der  für  die  Resorption  erforder- 
lichen Feinheit,  als  er  bei  den  gewählten  Bedingun- 
gen überhaupt,  selbst  unter  Anwendung  äusserer 
mechanischer  Kräfte  zu  liefern  im  StaLile  ist. 

2)  Die  Emulgirbarkeit  verschiedener  Fette  bei 
Berührung  mit  derselben  Flüssigkeit  ist  abhängig : 
a)  vom  Säuregrade  des  Fettes,  b)  von  der  Ldslich- 
keit  der  aus  den  Säuren  des  Fettes  gebildeten  Seifen 
in  der  betreffenden  Flüssigkeit,  c)  von  der  Zäh- 
flüssigkeit des  Fettes. 

3)  Die  Emulgirbarkeit  desselben  Fettes  bei  Be- 
rührung mit  verschiedenen  Flüssigkeiten  ist  abhängig : 

a)  von  dem  Grade  der  Alkalescenz  der  Flüssigkeit, 

b)  von  ihrer  sonstigen  Zusammensetzung,  nament- 
lich insofern  diese  die  Löslichkeit  der  gebildeten 
Seifen  beeinflusst. 

4)  Kochsalz  und  Galle  sind  geeignet,  Verhält- 
nisse, welche  dem  Entstehen  einer  guten  Emulsion 
imgttnstig  sind^  in  entgegengesetztem  Sinne  zu  cor- 
rigiren. 


5)  Leberthran  besitzt  einen  auffallend  hohen 
Grad  der  Emulgirbarkeit  innerhalb  sehr  breiter 
Grenzen.  (Dagegen  lieferte  Ricinusöl  bei  gleichen 
Bedingungen  überhaupt  keine  Emulsion.) 

6)  Fetttropfen  zeigen  unter  gewissen  beherrsch- 
bai*en  Bedingungen  amöboide  Bewegungen. 

Daraus,  dass  Fett  nur  so  lange  gute  Emulsion 
liefert,  als  es  noch  freie  Säure  enthält,  und  dass  es 
an  dieser  durch  den  Emulgirungsprocess  selbst  er- 
schöpft wird,  ergiebt  sich  die  Bedeutung  der  Fähig- 
keit des  pankreatischen  Saftes,  die  Fette  in  Fett- 
säuren und  Glycerin  zu  spalten.  Letztere  Substanz 
scheint  die  Emulgirung  nicht  in  bemerkbai*er  Weise 
zu  beeinflussen. 

Der  Nutzen  der  Galle  Air  die  Resorption  der 
Fette  dürfte,  nach  Gad,  darin  bestehen,  „dass  sie 
erstens  die  Bildung  fester  Seifen  verhindert,  welche 
für  die  Resorption  ganz  ungeeignet  wären,  zweitens, 
dass  sie  bei  gewissen  Zusammensetzungen  des  Darm- 
iohaltes  das  Zustandekommen  einer  Emulsion  von 
solcher  Feinheit  bewirkt,  dass  das  Fett  die  Darm- 
wand passiren  kann,  ohne  das  Lumen  der  hypo- 
thetischen Capillaren  auszufüllen,  drittens,  dass  sie 
in  den  Fällen,  wo  sich  wegen  ihres  Ueberwiegens 
im  Darminhalt  eine  Emulsion  von  dieser  Feinheit 
nicht  bilden  kann,  den  Durchtiütt  des  das  Lumen 
der  Capillarröhren  erfüllenden  Fettes  durch  diese 
begünstigt 

Von  der  peristaltischen  Bewegung  des  Darmes 
wird  fernerhin  nicht  mehr  anzunehmen  sein,  dass 
sie  die  zur  Herstellung  einer  Emulsion  von  der 
nöthigen  Feinheit  erforderliche  mechanische  Kraft 
liefere.  [Vgl.  hierzu  Steiner,  Jahrbb.  CLXXL 
p.  123.] 

Bei  der  Wiederholung  der  Versuche  von  Gad 
fiel  es  Brücke  (163)  auf,  dass  die  dabei  wahr- 
nehmbaren Erscheinungen  in  continuirlicher  Reihe 
übergeführt  werden  können  in  solche,  wie  man  sie 
beim  Entstehen  sogen.  MyeUnbildungen  beobachtet. 
Namentlich  wenn  man  den  Zusatz  von  Oelsäure  zu 
dem  Olivenöle,  mit  dem  man  arbeitet,  und  auch  die 
Menge  des  kohlens.  Natron  nach  und  nach  steigert, 
treten  die  Myelinformen  sehr  charakteristisch  hervor. 
[Das  Nähere  siehe  im  Originale ;  über  Myelin  vgl. 
Jahrbb.  OXIV.  p.  398 ;  CXVIL  p.  258 ;  OXXXIV. 
p.  147  und  p.  276.] 

Um  der  Beantwortung  der  Frage  näher  zu  kom- 
men, wie  gross  der  Antheil  von  Nahrungsfett  ist, 
welcher  im  Darmrohre  nicht  emulgirt  wird,  sondern 
der  Spaltung  durch  Pankreas-  und  Fäuhiisaferment 

-  unterliegt,  fütterte  J.  Munk  (164)  Hunde  abwech- 
selnd mit  Fett  und  mit  Fettsäuren,  und  controlirte 
die  Ausnutzung  dieser  Substanzen  im  Darmkanale, 
.sowie  ihre  Einwirkung  auf  die  Ei  Weisszersetzung  im 
Organismus  durch  eine  Reihe  von  Harn-  und  Koth- 
analysen. 

^/        Es  ergab  sich,  dass  ein  Hund,  der  mit  einem 
Futter  aus  Fleisch  und  Fett  in  N-  undKörpergleich- 

\  gewicht  sich  befindet,   im  Gleichgewicht  vei'harrt, 

(  auch  wenn  21  Tage  hindurch  statt  des  Fettes  nur 


94 


Müll  er  y  Beitrüge  zar  Lehre  von  der  Verdaanng. 


die  in  letzterem  enthaltenen  Fettsäuren  gegehen 
werden ;  es  kommt  also  den  Fettsäuren  die  gleiche 
Bedeutung  als  Sparmittel  zu,  une  dem  Fett. 

Eine  zweite  Reihe  von  Versuchen  ergab ,  dass 
die  Fettsäuren  überwiegend  in  emnlgirter  Form  zur 
Resorption  gelangen  dtiiften.  Die  Cnrve  der  Resorp- 
tion der  Fettsäuren  verläuft  ähnlich  der  von  Za- 
wilski  [vgl.  Jahrbb.  CLXXIX.  p.  142]  für  das 
Fett  gefundenen.  Die  Fettsäuren  scheinen  nicht  nur 
resorbirt,  sondern  auf  dem  Wege  von  der  Darmhöhle 
bis  zum  Brustgang  —  durch  Synthese  mit  Glycerin 
—  einer  Umwandlung  zu  Fett  zu  unterliegen. 

Anknüpfend  an  die  Arbeit  von  Perewozni- 
koff  [vergl.  Jahrbb.  CLXXIX.  p.  141]  stellte 
Will  (165)  an  Fröschen  eine  Reihe  von  Fütterungs- 
versuchen mit  Oel  y  Fettsäuren ,  Glycerin  nnd  Seife 
an,  deren  Ergebnisse  ihn  zu  der  (ähnlich  bereits  von 
Perewoznikoff  ausgesprochenen)  Ansicht  führ- 
ten, ,,da8S  die  Fette  nicht  in  Form  von  Emulsion  als 
Fettkügelchen  aufgenommen  werden ,  sondern  dass 
sie  innerhalb  des  Darmrohrs  zuerat  zersetzt  und  da- 
bei in  Fettseifen  und  Glycerin  verwandelt  werden, 
welche  in  Wasser  löslich  auf  dem  Wege  der  Diffusion 
in  das  Epithelprotoplasma  eindringen ,  um  daselbst 
aufs  Neue  als  Fettregeneratoren  zu  dienen. ^^ 

Den  Beweis ,  dass  die  Zertheilung  der  Fette  in 
feinste  Tröpfchen  und  deren  Umkleidung  mit  einer 
Seifenhaut,  wie  beides  in  den  Chylusgefässen  in 
höchster  Vollendung  auftritt,  schon  innerhalb  des 
Darmes  geschehen  sei,  erachtet  Cash  (166)  erst 
dann  fiir  erbracht ,  wenn  es  gelänge ,  auf  der  freien 
Schleimhautfläche  des  Dünndarms  eine  Emulsion 
nachzuweisen. 

Es  zeigte  sich  nun  aber  bei  Versuchen  an  Hun- 
den ,  dass  nach  Fütterung  mit  einem  Gemenge  von 
Fetten  und  Stärke  der  Inhalt  des  Dünndarms  vom 
Pfortner  bis  zum  Blinddarm  hin  stets  und  überall 
sauer  reagirte  und  dass  auf  der  dem  Darm  entnom- 
menen und  centrifugirten  Flüssigkeit  jedes  Mal  Oel- 
tropfen  schwammen.  Niemals  fand  sich  der  ge- 
ringste Anflug  der  weisslichen  Emulsionsfarbe. 
Da  dennoch  die  Lymphgefässe  mit  Chylus  gefüllt 
waren ,  so  muss  das  Fett  im  freien  Zustande  aufge- 
saugt worden  und  seine  Uebeiführung  in  eine  Emul- 
sion erst  nach  der  Aufnahme  in  die  resorbirenden 
Wege  vor  sich  gegangen  sein. 

Wenn  nüchternen  Hunden  Gemenge  ans  ver- 
schiedenen neutralen  Fetten  gereicht  wurden,  so 
fanden  sich  nach  4  Std.  im  J/a^eninhalt  neutrale 
Fette,  Fettsäure  und  eine  andere  Säure,  die  mit 
Zinkoxyd  ein  in  Nadeln  krystaUisirendes  Salz  bil- 
dete. 

Wurden  die  Ausführungsgänge  des  Pankreas 
unterbunden,  so  zeigten  sich,  wenn  einige  Tage  nach 
gelungener  Operation  neutrale  Fette  verabreicht 
wurden,  einige  Stunden  später  die  Chylusgefässe 
mit  Emulsion  gefallt.  Der  Inhalt  des  Dünndarms 
reagirte  in  allen  Abschnitten  des  letzteren  sauer; 
eine  Emulsion  Hess  sich  aus  demselben  nicht  ge- 
winnen. 


Hieraus  geht  hervor,  dass  eine  Emulsion  in 
den  Chylusgefässen  anwesend  sein  kann,  ohne  dass 
pankreatischer  Saft  im  Darmrohre  vorhanden  ist 
Die  Bildung  der  Fettsäure  kann  also  unabhängig 
von  dem  Pankreas  und  bereits  im  Magen  vor  sid^ 
gehen.  In  der  That  zeigten  weitere  Versuche,  daas 
die  SchleimhaiU  des  Magens  vom  Bunde  zur  Zer^ 
legung  neutraler  Fette  befähigt  ist.  Am  kräftig- 
sten wirkte  die  Schleimhaut  in  dieser  Beziehung, 
wenn  0.2pi*oc.  Salzsäure  beigemischt  war ;  aber  sie 
äusserte  ihre  fettzerlegende  Kraft  auch,  wenn  sie  mit 
Wasser  oder  0.5proc.  Kochsalzlösung  gemengt  war. 

Dafür,  dass  diese  Wirkung  auf  der  Anwesenbdt 
eines  Fermentes  beruht ,  spricht  die  Leistungsfähig- 
keit des  Auszuges ,  welcher  niit  Hülfe  des  Glycerin 
aus  der  Magenschleimhaut  dargestellt  war. 

In  das  Gebiet  der  Pathologie  der  Fettverdauaiig 
nnd  Fettresorption  gehören  die  Beobachtungen  ?<mi 
Demme  und  von  Biedert,  vielleicht  auch  die 
von  Seydeler. 

Demme  (167)  beobachtete  wiederum  5  sehr 
deutlich  ausgesprochene  Fälle  von  Fettdiarrhöe  der 
Säuglinge. 

Es  handelte  sich  um  Kinder  der  3.  bis  15. 
Lebenswoche.  Bei  allen  5  Kindern  traten  die  cha- 
rakteristischen schmierigen,  fettglänzenden,  einen 
penetranten  Fettsäuregeruch  verbreitenden,  meist 
reichlichen  Darmausleerungen  auf.  Drei  Kinder  ge- 
nasen, zwei  starben.  Das  Pankreas  erschien,  wie  in 
3  fiüher  zur  Sektion  gekommenen  Fällen ,  gröflser 
und  massiger  als  gewöhnlich,  von  blassgrauer  Farbe 
und  derber,  trockner  Consistenz ;  die  Acini  fest  an- 
einander gedrückt.  D.  ist  geneigt,  die  Ursache  der 
Fettdiarrhöe  in  einer  Funktionsinsufficienz  des  Pan- 
kreas und  der  Leber  zu  suchen. 

Ueber  die  Arbeit  von  Biedert  (168)  ist  bereits 
in  unsern  Jahrbüchern  (CLXXXV.  p.  45)  berichtet 
worden. 

Seydeler  (169)  fand  bei  einer  ISjähr.  Phthi- 
sika,  die  sich  vorzugsweise  von  Fleischbrühe  nnd 
Milch  nährte,  im  Stuhle  weissliche  höhnen-,  basel-, 
selten  wallnussgrosse  Massen ,  die  er  für  Fett  hXlt 
Er  neigt  zu  der  Annahme,  dass  die  gute  Landmilch, 
welche  von  der  Pat.  genossen  wurde,  in  Folge 
[vorausgesetzter,  nicht  durch  die  Autopsie  consta- 
tirter]  tuberkulöser  Degeneration  der  Leber  und  des 
Pankreas  nicht  verdaut,  sondern  im  Magen  und  im 
Darm  wie  in  einem  Butterfasse  geschüttelt  und  so  in 
Butter  umgewandelt  wurde. 

[Ob  die  Massen,  welche  S.  vor  sich  hatte,  nicht 
als  etwas  Fett  einschliessende  Kalkseifen  aufzufassen 
sind,  wie  sie  nach  reichlicher  Milchnahrnng  bei  Kin- 
dern und  Erwachsenen  häufig  gefunden  werden  (vgl* 
z.  B.  Forster,  Jahrbb.  CLXXES.  p.  146)  muss 
dahingestellt  bleiben.] 

Die  Arbeiten  von  Block  (170)  und  von  üffel- 
mann  (171)  haben  schon  früher  Erwähnung  geta 
(Jahrbb.  OLXXXVm.  p.  299  u.  GXC.  p.  160). 

Masloff,  Ewald  und  Demant  geben  Bei- 
träge zur  Kenntniss  des  Dünndarmsaftes. 


iD 


Müller,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Verdanung. 


95 


Masloff  (172)  experimentirte  theils  mit  dem 
nach  verschiedenen  Methoden  isolirten  Dttnndarm- 
eazyme  von  Hunden  nnd  Schweinen,  theils  mit  dem 
mittels  T  h  i  r  y  'scher  Fisteln  gewonnenen  Darmsafte 
Tou  Hunden. 

Die  Wirkung  des  letztern ,  der  eine  weingelbe, 
mdurchsichtige ,  schwach  opalescirende  Flüssigkeit 
TOD  eigenthflmlich  aromatischem  Gemche  and  alisa- 
Bacher  Reaktion  darstellt ,  war  fast  gleich  der  Wir- 
kung der  kflnstlich  gewonnenen  Dttnndatmenzyme 
ia  beiden  genannten  Thierspecies.  Es  zeigte  sich, 
dsss  rohes  Fibrin  (nicht  aber  rohes  oder  gekochtes 
Fleisch  und  gekochtes  Hühnereiweiss)  bei  saurer 
Reaktion  gelöst,  Stärke  —  am  schnellsten  bei  alka- 
heher  Reaktion  —  in  Zacker  nmgewandelt  ward. 
Stark  saure  Reaktion  hinderte  die  Zackerbildung. 
Ein  in  neutraler  oder  alkalischer  Lösang  Eiweiss 
Terdauendes  Enzym  fand  sich  im  Dünndarm  nicht 

TOT. 

Ewald  (173)  prüfte  das  Sekret  einer  Dann- 
darmfistel,  welche  sich  bei  einem  Manne  nach  Darm- 
incarceration  gebildet  hatte. 

Dasselbe  enthielt  anveränderte,  wenig  veränderte 
oder  ganz  zerfallene  Reste  der  Nahrungsmittel,  näm- 
lich Muskelfasern  in  den  verschiedensten  Stadien  der 
I  Verdauung,  Stärkekömer  und  Detritus.  Femer  in 
der  Hitze  coagulh-bares  Eiweiss,  Globulinsubstanzen, 
vielleicht  Syntonin,  Peptone  und  wahrscheinlich 
Tyrosin.  Endlich  Gallenfarbstoff,  Gallensäuren, 
Maein. 

Das  Sekret  zeigte  eine  Wirkung  auf  Fibrin, 
Stärke  und  Fett,  welche  der  des  frischen  pankrea- 
tiichen  Saftes  nur  wenig  naclistand,  jedenfalls  alle 
aktiven  Eigenschaften  desselben  besass. 

Auch  Demant  (174)  hatte  Gelegenheit,  unter 
der  Leitung  vonLeube,  die  Wirkung  des  Darm- 
8^8  bei  einem  Kranken  mit  einer  Dünndarmfistel, 
die  nach  einer  Hemiotomie  entstanden  war ,  genau 
zu  untersuchen. 

Er  fasst  seine  Erfahrungen  in  folgenden  Sätzen 
losammen :  „1)  Der  menschliche  Darmsaft  ist  eine 
dfinne  helle  Flüssigkeit  von  stark  alkalischer  Reak- 
tion.   2)  Seine  Sekretion  war  im  vorliegenden  Falle 
keine  bedeutende;  während  der  Verdauung  wurde 
mehr  Saft  abgesondert ,  als  zur  gewöhnlichen  Zeit ; 
während  der  Nacht  fand  fast  gar  keine  Sekretion 
statt.    Abfiilhrmittel  übten  gar  keinen  Einfluss  auf 
die  Sekretion,  Beschaffenheit  und  Verdauungskraft 
^Iben  aus.     3)  Der  Darmsaft  enthält  kein  pep- 
tiflches  Ferment  und  ist  ganz  indifferent  gegen  die 
venchiedensten  Proteinkörper.     4)   Amylum   wird 
donsh  die  Einwirkung  des  Darmsaftes  in  Trauben- 
zneker  umgewandelt.    5)  Rohrzucker  wird  ebenfalls 
ui Tranbenzucker  umgewandelt  [vgl.  hierzu  Brown 
^  Heron  (140)].    6)  Fette,  die  freie  Fettsäuren 
^ftalten,  wurden  vom  Darmsalfc  emulgirt,  dagegen 
Beotrale  Fette  durch  denselben  nicht  angegriffen.^' 


[Ueber  den  Dannsaft  siehe  namentlich  auch  Zan- 
der (Jahrbb.  LXIX.  p.  4),  Kölliker  und  H.  Müller 
(Jahrbb.  LXXXVI.  p.  4.  u.  XCH.  p.  169),  Funke 
(Jahrbb.  LXXXVI.  p.  268),  Busch  (Jahrbb.  CI.  p.  33), 
Czerny  u.Latschenberger  (Jahrbb. CLXXI.p.  125) 
u.  Marckwald  (Ibid.  p.  126).J 

Salvioli  (175)  theilt  eine  neue  Methode  für 
die  Untersuchungen  der  Funktionen  des  Dünn- 
darms mit.  Dieselbe  ermöglicht  es,  ein  ausgeschnit- 
tenes Stück  des  Dünndarms  mittels  Durchleitung  ge- 
eigneter Flüssigkeiten  durch  die  Blutgefässe  4 — 5 
Stunden  lang  lebendig  zu  erhalten  und  die  Bewegun- 
gen der  Muskelhaut,  sowie  das  Resorptionsvermögen 
der  Schleimhaut  unter  den  mannigfaltigsten  willkür- 
lich abgeänderten  Bedingungen  zu  studiren. 

Hinsichtlich  des  Ergebnisses  der  von  Nencki  (176 
bis  178)  und  von  Brieger  (179  biBl82)  über  das  Skaiol 
angesteUten  Untersuchungen  können  wir  auf  die  in  nnsem 
Jahrbüchern  (CLXXXIX.  p.  220  flg.)  bereits  enthaltene 
Mittheilung  verweisen. 

£.  und  H.  Salkowski  (183)  entdeckten  bei  Fäul- 
nisBversuchen  mit  Eiweisskörpem  eine  skatoUnldende  Sub- 
stanz, Diese  Muttersabstanz  des  Skatol  erwies  sich  später 
(184)  als  Skatolcarhonsäure. 

Szydlowski  (185)  unterwarf  zahlreiche  nor^ 
male  und  patlwlogische  Stülde ,  meist  solche ,  wie 
sie  bei  gemischter  Nahrung  vom  Menschen  deponirt 
werden,  der  mikroskopischen  Untersuchung.  Die 
Resultate ,  zu  denen  er  kam ,  fasst  er  in  folgende 
Sätze  zusammen:  1)  Es  giebt keine  Unterscheidungs- 
grenzen ,  um  zu  bestimmen ,  wann  ein  Stuhl  physio' 
logisch  ist  und  wann  derselbe  als  pathologisch  be- 
zeichnet werden  muss.  —  2)  Es  giebt  entschieden 
keine  specifischen  Gebilde  im  Stuhle ,  welche  einer 
besondem  Krankheit  eigen  wären.  —  Wenn  schon 
diess ,  z.  B.  hinsichtlich  der  Bakterien  zuweilen  be- 
hauptet werde,  so  seien  unsere  Eenntniss  dieser 
Organismen  und  unsere  Untersuchungsmethoden  zu 
mangelhaft ,  um  irgend  welchen  positiven  Schluss  in 
dieser  Beziehung  zu  machen. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  mensch- 
licher Darmdejeküonen  fand  Nothnagel  (186) 
neben  andern  kleinsten  parasitären  Organismen  sehr 
häufig  Bacillus  Amylobacter  (Clostridium  buty- 
ricum). 

Dass  es  sich  in  der  That  um  das  Clostridium 
butyricum  Prazmowski's  (Vibrion  butyriqne  Pa- 
steur's  Bacillus  Amylobacter  van  Tieghem's)  han- 
delt, lehrt  ausser  der  Form  der  Gebilde  zweifellos 
der  Umstand ,  dass  dieselben  auf  Jodzusatz  sich  in 
höchst  charaktenstischer  Weise  intensiv  blau  färben, 
auch  in  solchen  Stühlen,  in  welchen  keine  freie  Stärke 
nachzuweisen  ist  (zum  Unterschiede  von  Clostridium 
Polymjxa  gemäss  den  Angaben  P  r  a  z  m  o  w  s  k  i  's) . 

Da  wiederholt  im  Darminhalt  und  in  den  Dejek- 
tionen  Buttersäure  gefunden  worden  ist,  so  liegt  es 
nahe ,  das  Auftreten  dieser  letztem  mit  dem  Clostri- 
dium butyricum  in  Verbindung  zu  bringen. 

[Ueber  die  neuem  Beobachtungen  von  Ver^ 
dauungserscheinungen  im  Pflanzenreiche  vergl. 
Jahrbb.  CXC.  p.  3—10.] 


96  Ecker^  Anatomie  d.  Frosches.  —  Winckel^  die  Pathologie  d.  weibl.  Sexaal-Organe. 


G.  Kritiken. 


54.  Die  Anatomie  des  Frosches.  Ein  Hand- 
buch  für  Physiologen^  Aerzte  und  Studirende ; 
von  Dr.  Alexander  Ecker,  Prof.  d.  Ana- 
tomie n.  d.  vergl.  Pathologie  an  d.  Univ.  zu 
Freiburg.  2.  Abth,:  Nerven-  und  Gefäes" 
lehre ;  mit  Beiträgen  von  Prof.  R.  W  i  e  d  e  r  s  - 
heim.  Brannschweig  1881.  Fr.  Vieweg  u. 
Sohn.  gr.  8.  115  S.  Mit  1  Tafel  u.  ein- 
gedr.  Holzstichen.     (9  Mark.) 

Als  vor  nunmehr  16  Jahren  der  erste  Theil  dieser 
Anatomie  des  Frosches  (Knochen  und  Muskeln)  den 
physiologischen  Kreisen  dargeboten  wurde,  da  ahnte 
wohl  Keiner  der  Interessenten,  welch' ein  langer  Zeit- 
raum die  zweite  von  der  ersten  Abtheilnng  trennen 
werde,  am  wenigsten  vielleicht  der  Vf.  selbst.  Von 
literarischen  Arbeiten  anderer,  besonders  anthropolo- 
gischer Art  vollauf  in  Anspruch  genommen,  hatte 
der  Vf.  die  Nerven-  und  Geßisslehre  des  Frosches 
zwar  bald  in  der  Hauptsache  zu  vollenden  ver- 
mocht ;  nur  einzelne  Abschnitte  bedurften  einer  Re- 
vision, so  vorwiegend  die  Gehirnnerven.  Lebhaft 
ist  es  darum  zu  begrüssen ,  dass  dem  Unternehmen, 
welches  zum  Schaden  für  den  Fortschritt  der  Wissen- 
schaft schon  so  lange  in  seiner  Vollendung  zögerte, 
wider  Erwarten  doch  noch  ein  neuer  Lebenshauch 
zu  Theil  geworden  ist.  Dieser  wird  die  retardirte 
Entwicklung  in  einen  sehr  raschen  Gang  bringen, 
indem  die  Schlussabtheilung  des  Werkes,  Eingeweide 
und  Sinnesorgane ,  schon  ftlr  das  Frühjahr  1882  in 
bestimmte  Aussicht  gestellt  ist.  Die  Anatomie  des 
Frosches  erfüllt  den  Zweck,  allen  Denen,  welche 
dieses  physiologische  Hausthier  zu  wissenschaftlichen 
Zwecken  benutzen ,  als  ein  Leitfaden  zu  dienen  für 
ihre  physiologischen  und  histologischen  Arbeiten. 
Vielfältig  empfundene  Klagen  über  mangelhafte 
Orientirung  auf  einem  wichtigen  Arbeitsfelde  werden 
damit  endlich  beseitigt.  Es  lag  in  der  Absicht  des 
Vfs.,  eine  möglichst  vollständig  descriptiv-anato- 
mische Monographie  zugeben;  auf  den  histologischen 
Ban  des  Centi*alnervensystems  z.  B.  einzugehen,  war 
dagegen  ausserhalb  des  Planes.  Vorzügliche  und 
zahlreiche  Abbildungen  fördern  die  Zwecke  des 
Werkes  sehr  wesentlich.  R  a  u  b  e  r. 

55.  Die  Pathologie  der  weiblichen  Sexual- 
organe in  lAchtdrtiek' Abbildungen  nach  der 
Natur  in  Originalgrösse,  durch  anatomische 
und  klinische  Erfahrungen  erläutert  von  Dr. 
F.  Win  ekel,  G.  M.-R.  Prof.  d.  Gynäkologie, 
Dir.  d.  k.  Entbindungs-Instituts  in  Dresden 
u.  8.  w.  Lief.  I— XVL  Leipzig  1878—81. 
S.  Hirzel.  4.  VUI  u.  439  S.  mit  40  Tafeln. 
(85  Mk.) 

Die  günstige  Aufnahme,  welche  W.'s  Werk  in 
der  Natarforacher-Versammlnng  seu  München  1877 


fand,  veranlasste  den  geehrten  Vf.,  der  damaügeo 
1.  Lieferung  ein  anderes  Gewand  zu  geben,  in  wd 
chem  nun  das  vollendete  Werk  vor  uns  liegt 

Es  gehörten  4  Jahre  dazu ,  um  das  gesammt^ 
Gebiet  der  jetzt  so  fein  ausgebauten  Oynäkologiai 
auf  Grund  frischer  Präparate  zn  illostriren.    Noch] 
nicht  berücksichtigt  werden  konnten  nur  zwei  Ano« 
malien:    das   Utemssarkom   und   die   Haematocela 
pelvis.     Zwar  besitzt  W.  das  Lichtbild  einer  Haem. 
antenterina  [welche  auch  dem  Ref.  einmal  begeg< 
nete],  doch  eignete  sich  dasselbe  nicht  zor  Verviel 
fältigung. 

Die  Unbequemlichkeit,  welche  das  fertige  Werl 
einschliesst ,  dass  die  Gegenstände  je  nach  der  Ge- 
legenheit frischen  Materials  aneinander  gereiht  mä^ 
wird  durch  genaue  Inhaltsverzeichnisse  nnd  Registec 
ziemlich  ausgeglichen. 

Wenn  diese  stattliche  Reihe  von  sorgfllltig  aiUK 
gewählten  Bildern  auch  nicht,  wie  W.  hoffl,  die  dia- 
grammatischen nnd  schematischen  Zeichnungen  ftK 
den  Unterricht  entbehrlich  macht  und  als  Lichtdrock 
die  unvermeidliche  Schattenseite  hat ,  dass  bei  ge- 
nauer Wiedergabe  Alles,  auch  das  NebensächlidM 
und ,  weil  störend ,  Nichtgewttnschte  mit  peinlicher' 
Treue  wiedergegeben  ist,  so  ist  doch  durch  W.'s 
Bilder  die  klinische  Anschauung  mit  einem  Schlage 
wesentlich  gefördert.  Zn  einigen  Wiedergaben  hat 
man ,  wie  zur  kleinwarzigen  Oberfläche  eines  Eier- 
stocks (Taf.  XXXVL,  Fig.  1)  und  zur  feinem  Auf- 
fassung der  leider  nur  stückweise  vorhandenen  Deeidot 
menstrualis  nicht  nur  eine  gute  Lupe  nöthig ,  son- 
dern mittels  derselben  sogar  einen  besondem  Ge- 
nuss. 

Die  Erklärung  der  Figuren  ist  in  der  gegenwär- 
tigen Ausgabe  gleich  nebenan  auf  die  Tafel  gedruckt. 
Sämmtliche  Bilder  sind  Originale. 

Dem  Texte  zu  den  einzelnen  Krankheiten  axA 
geschichtliche  Vorbemerkungen,  an  passenden  Stellen 
auch  Krankengeschichten,  einverleibt  —  kurz,  das 
Werk  hat  die  Bedeutung  eines  cnrsorisoben  Lehr- 
buchs —  man  fühlt  sich  in  die  Dresdener  Klinik  ver- 
setzt. Dazu  kommen  Originalbeiträge  für  Raritäten. 
Das  Material,  welches  Vf.  benutzt  hat,  bilden  an 
3000  Patientinnen  und  Sektionsbefnnde. 

Einzelne  Vorkommnisse  sind  mehrfach  vertfeten 
und  von  verschiedenen  Seiten  zur  Ansicht  gestellt 
worden,  insofern,  als  ein  Präparat  bisweilen  mehrere 
pathologische  Species  zugleich  enthielt. 

Unter  den  Einzelheiten  fällt  z.  B.  anf  Taf.  VH 
Fig.  4,  ein  Hymen  mit  einer  mittlem  obem  Schnappe 
[Andeutung  der  Mittelsäule?  Ref.]  auf.  Merkwürdig 
ist ,  dass  unter  der  verhältnissmässig  kleinen  Reibe 
von  Befunden  mehrmals  das  Vorkommen  von  dra 
Ovarien  in  einem  Individuum,  einmal  das  3.  median  1 
constatirt  ist. 


M  i  n  a  t  i ,  Ostetricia  minore. 


97 


Der  Zeichnung  unmöglich,  im  Lichtbild  glänzend 
ist  der  Hymen  fimbriatus  papiilosus  Taf.  II.  S.  35 
ist  ein  Befand  des  Ref.  [vgl.  Gerhardt's  Handb.  d. 
Kioderkrankh.  IV.  3.  p.  70]  erwähnt  und  dazu  be- 
merkt, Infektion  als  Ursache  des  Papillom  der 
Klitoris  bei  dem  betr.  6jähr.  Mädchen  sei  mit 
Wahrseheinlichkeit,  aber  nicht  absolut  sicher  aus- 
zDscbliessen.  Hierzu  habe  ich  zu  bemerken ,  dass 
ich  die  Eltern  des  betr.  Kindes  seit  vielen  Jahren  als 
frei  von  Lues  (W.  erwähnt  nämlich  ,, syphilitische 
Geschwflre'O  kenne  und  als  Consiliar  öfter  besuche. 
Äneh  weiss  ich  genau,  dass  betr.  Kind  nicht,  wie 
ich  von  einem  andern  gleich  alten  Eande  weiss,  dem 
dn  Wüstling  den  Penis  in  den  Mund  gesteckt  hatte, 
Ton  dergleichen  Unholden  in  Verstecke  gelockt  wor- 
den ist.  Endlich  ist  allgemein  bekannt ,  dass  ftpitze 
Kondylome,  womit  obiges  Papillom  verglichen  wer- 
den mag,  mit  Syphilis  nichts  zu  thun  haben,  sondern 
mit  Blennorrhoe,  und  dass  solche  Warzen  fast  bohnen- 
grofis  an  sonst  gesunden  Schwängern  bisweilen  zahl- 
reich vorkommen,  der  Behandlung  ti*otzen,  aber 
nach  der  Entbindung  schrumpfen  und  abfallen. 

Umfassend  und  ein  Ergebniss  grtlndlicher  Er- 
fahrung ist  die  Abhandlung  von  den  Myomen  und 
Fibromen,  denen  der  therapeutische,  bez.  operative 
Theil  nicht  abgeht.  In  dem  schwierigen  Capitel 
der  Flexionen  und  Versionen  ist  die  neueste  Litei*atur 
berfleksiehtigt.  Das  Drehen  der  Sonde  um  ihre 
Längsachse  in  einem  retrolSektirten  Uterus  (S.  132) 
sollte  für  Anftnger  den  wichtigen  Zusatz  enthalten, 
dass  man  meist  Schmerzen ,  manchmal  Metritis  ver- 
anlasst, wenn  man  diese  Achsendrehnng  ohne  Wei- 
teres und  nicht  so  unternimmt,  dass  der  im  Uterus 
Tvhende  Schnabel  der  [kupfernen]  Sonde  den  allei- 
nigen Drehpunkt  bildet,  um  welchen  der  Ghiff  des 
Instruments  in  entspr<H^hendem  Kegelscheitel  bewegt 
wild ,  so  dass  die  gi*össte  Exkursion  in  der  OrifT- 
spitze liegt.  —  Die  von  Courty  (S.  135)  erfundene 
kleine  Hohlkugel  mit  galvanisch  wirkendem  Zink- 
Knpferstifte  war  schon  von  Sir  Simpson  (1848) 
einmal  erfunden  worden. 

Auf  Verdeutlichung  der  Ovarienkrankheiten  ist 
besondere  Mflhe  verwendet  worden ;  Seite  141  und 
Taf.  XXXVI.  bringen  eine  fötale  erhebliche  Cysten- 
bildnng  und  die  Cyste  eines  tlberzähligen  Eierstocks, 
bedeutend  fOr  die  Menstruation  nach  Oophorotomie. 

W.  hält  das  Carcinoma  uteri  fflr  eine  nicht  ab- 
znlengnende  Folge  sehr  zahlreicher  Geburten,  sowie 
solcher,  die  im  gegebenen  Falle  mit  einer  besondern 
Beizung  der  Genitalien  verknüpft  waren.  Er  unter- 
wirft die  G  0  h  n  h  e  i  m  'sehe  Theorie  vom  embryonalen 
Anstoese  zu  Gesohwfllsten  einer  Kritik,  legt  aber  mehr 
Oewicht  auf  Traumen  nach  der  Geburt,  als  auf  An- 
bige  im  Keime  und  als  Erbfehler. 

Die  Erkrankungen  des  Muttermundes  (Taf.  XII.), 
der  Alveolarkrebs  des  Uterus  (XXIII  c)  gaben  schö- 
nere Bilder  als  der  Echinococcus  desselben  Organs 
"^  das  liegt  eben  an  dem  nicht  fiberall  zu  contro- 
firenden  Lichteffekte. 

KeO«  Jahrbb.  Bd.  192.  Hft.  1. 


Seltene  Geschwülste  der  runden  Bänder  kom- 
men auf  Taf.  XXXr.  zur  Anschauung. 

S.  248  erläutert  ein  Diagramm  die  von  Simon, 
Bischoff  u.  Hegar  abweichende  W i n c k e Tsche 
Methode  der  Opemtion  gegen  Vorfall  der  Gebär- 
mutter, welche  Methode  die  Möglichkeit  einer 
Schwängerung  nicht  aufhebt. 

Ein  Curiosum  ist  S.  321  der  an  der  hintern 
Wand  des  Uterus  vorgefundene  verkalkte  Spulwurm. 

Gut  abgebildet  ist  auf  Taf.  lUa  eine  Hernia 
labialis  posterior  mit  Divertikel  des  Bruchsackes. 

Eine  Tubo-Ovarialcyste  ist  beschrieben  S.  407, 
eine  merkwtlrdige  Tuberkulose,  welche  zu  Operation 
Anlass  gab,  S.  409. 

Das  Sondiren  der  Tuben,  dessen  Ausführbarkeit 
bei  normalen  Verhältnissen  Vf.  (S.  414)  als  noch 
nicht  bewiesen  bezeichnet ,  ist  mir  gelungen ,  aber 
nicht  zuverlässig. 

Auch  die  Krankheiten  der  Harnblase  finden  Be- 
rücksichtigung ;  einzig  in  ihrer  Art  ist  eine  in  die 
Blase  gewachsene  Ovariencyste  Taf.  VI. 

Bemerkenswerth  ist  eine  Salpingitis  puerperalis 
bei  Uterus  septus  Taf.  XXV.  --  S.  403  demonstrirt 
W.  die  ihm  eigenthümliche  Methode  der  doppelt- 
keilförmigen  Exddon  des  gespaltenen  Os  uteri  ext. 
wegen  Stenose. 

Nur  Taf.  XXII.  enthält  eine  Abbildung,  welche 
kleiner  als  das  Original  (Myoma  uteri)  aufgenommen 
ist;  die  Geschwulst  ist  verkalkt  und  wird  S.  418 
ausführlich  beschrieben. 

W.  vertheidigt  den  Carbolspray  während  der 
Laparotomie  mit  triftigen  Gründen  und  legt  seine 
Ergebnisse  in  Bezug  auf  Gebärmutter-  und  Eier- 
stocksgeschwülste offen  dar.  Die  dreifache  Oopho- 
rotomie (S.  365)  ist  der  höchsten  Beachtung  wertb. 

Wir  empfehlen  das  vorliegende  Werk  —  über 
dessen  Inhalt  wir  nur  eine  allgemeine  Uebersicht  geben 
konnten  —  dem  eigenen  Studium  angelegentlich. 
Namentlich  wird  es  ftlrSpecialistenvon  hohem  Nutzen 
sein,  welche  entfernt  von  grössern  gynäkologisch- 
obstetricischen  Anstalten  ihren  Wohnsitz  haben. 

Die  sehr  exakte  Ausführung  des  Lichtdrucks 
(durch  Römmeler  und  Jonas  in  Dresden),  sowie 
überhaupt  die  Ausstattung  des  Buches  von  Seiten  der 
Verlagshandlnng  verdienen  alle  Anerkennung. 

C.  H  e  n  n  i  g. 

56.  Ostetrioia  minore.  Lezioni  di  Carlo 
Minati,  Prof.ord.  nella R. Universitä  di  Pisa. 
Con  102  incisioni.  Milano  1881.  U.  Hoepli. 
gr.  8.  XIV  e  400  pp. 

Ein  Hebammenbuch  für  Italien  steht  zwar  unse- 
rem Leserkreise  einigermaassen  fem.  Doch  ist  die- 
ser ,, kleine  Katechismus^  ein  fast  vollständiges  Lehr- 
buch der  Geburtshülfe  und  stellt  den  gewiss  auch 
für  uns  wichtigen  Zustand  der  gegenwärtigen  Ge- 
burtskunde in  Italien  dar,  lehnt  sich  aber  mehr  an 
englische  und  französische  als  an  deutsche  Vorti*äge 
an,  wogegen  wieder  unter  den  zahlreichen,  recht 

13 


98 


M  i  n  a  t  i ,  Ostetricia  minore. 


klaren  Holzschnitten,  deren  eine  Anzahl  Originale 
zu  sein  scheinen ,  uns  Copien  aus  B.  Schultzens 
Atlas  begegnen. 

Das  Ganze  ist  in  46  Vorlesungen  eingetheilt, 
deren  30  die  Physiologie,  13  die  Pathologie,  3  die 
wenigen  den  Hebammen  anzuvertrauenden  Opera- 
tionen erläutern ;  doch  ist  den  Schülerinnen  mit  ge- 
hörigem Vorbehalt  ein  ihnen  dienlicher  Einblick  in 
den  ärztlichen  hohem  Cursus  und  die  rein  ärztl. 
Hülfeleistungen  verschafft.  Hier  sei  gleich  bemerkt, 
dass  dort  auch  die  Wendung  den  Händen  der  Heb- 
ammen anvertraut  ist,  nicht  aber  die  Zange. 

Vf.  warnt  (p.  2)  ernstlich  die  Frauen  vor  dem 
modischen  Einschnüren  des  Hypochondrium  und 
leitet  die  Anlage  zu  den  gefürchteten  Krämpfen  der 
Schwängern  zum  grossen  Theile  von  dem  Drucke 
her,  welchen  von  Seiten  der  Rockbänder  und  Leib- 
chen Magen  und  besonders  Leber  erfahren,  die  hin- 
wiederum auf  den  Fruchtträger  und  dieser  vom 
6.  Monat  an  auf  die  Nieren  stauend  drücken.  [In 
dieser  Hinsicht  wäre  es  wichtig,  zu  eifahren,  ob 
nackt  gehende  Frauen  überhaupt  und  in  welcher 
Häufigkeit  sie  von  puerperalen  Krämpfen  befallen 
werden.] 

Durch  das  ganze  M.'sche  Werk  geht  ein  Bestre- 
ben ,  die  einschlagenden  Verhältnisse  mathematisch 
und  geometrisch  zu  verdeutlichen,  dieses  setzt  wie- 
der eine  ungewöhnlich  ausgebildete  Fassungskraft 
der  Lehrtöchter  voraus  —  und  allerdings  zeichnen 
sich  die  Italieneiinnen  durch  natürliche  Anstellig- 
keit aus. 

Die  instinktive  starke  Beugung  der  Oberschenkel 
und  der  Beine  nach  dem  Unterleibe  herauf  läast  Vf. 
(p.  29)  der  Kreissenden  während  der  Wehe  zu  Stat- 
ten kommen ,  insofern  als  durch  diese  Haltung  die 
den  Beckeneingang  beschränkenden  Bäuche  beider 
lliopsoas-Muskeln  auf  den  kleinsten  Raum  zurück- 
gebracht werden. 

Neu  ist  die  Auffassung  (p.  32) ,  dass  ^die  Bar- 
tholin'schen  Drüsen  in  ihrer  Entwicklung  den  Ova- 
rien entsprechen.^  Vf.  ist  überhaupt  Teleolog;  so 
(p.  45)  scheinen  ihm  die  Montgomery'schen  Drüsen 
dazu  bestimmt,  die  Reizung  des  Warzenhofes  dann 
zu  mindern,  wann  Milch ,  an  der  Luft  säuernd ,  auf 
demselben  liegen  bleibe ;  jene  Drüsen  sondern  eine 
schützende  [und  nicht  ranzig  werdende?]  Fettigkeit 
ab.  So  ist  es  ferner  (p.  46)  von  der  Natur  weise 
vorgesehen,  dass  die  einzelnen  Abtheilungen  der 
Milchdrtlse  gesondert  münden ,  damit  nicht  bei  Er- 
krankung eines  Lappens  dessen  verdorbener  Saft 
sich  mit  dem  der  gesunden  mische. 

Eine  ausführliche,  auch  bildliche  Darstellung 
erfahren  die  verschiedenen  Muskelschichten  des 
schwängern  Uterus,  dessen  „Grund  und  Flanken 
die  mächtigere  Schicht  besitzen." 

Hierbei  stellt  Vf.  sogar  (p.  71)  das  dem  Ref.  von 
mehreren  Seiten  streitig  gemachte  Axiom  auf,  dass 
der  Uterusgrund ,  weil  er  am  reichsten  an  glatten 
Muskelfasern  sei,  auch  am  kräftigsten  in  der  Oeburt 
wirke.  —  Ein  ferneres  physiologisches  Dogma  ist. 


dass  der  Uterus  während  der  Schwangerschaft  ein 
sehr  geringes  Empfindungs-  und  Reaktionsvermögen 
besitze,  daher  er  erst  in  den  letzten  Wochen  norma- 
ler Schwangerschaft  zu  Wehen  aufgelegt  sd  (ent- 
gegen der  Lehre  M.  Dune  an 's)  und  auch  diese 
meist  schmerzlos  erfolgen.  Vf.  trennt  scharf  die 
Oebärmutter-Elasticität  von  der  Gontraktilität. 

Auf  p.  76  ist  zu  lesen :  die  Membran,  in  welche 
sich  das  Ei  zuerst  einsenkt,  heisst  Serotina,  weil  sie 
später  verschwindet;  noch  eher  verschwinden  (p.79) 
Reflexa  n.  Vera ;  auch  das  Nabelbläschen  sei  (p.  83) 
vom  3.  Mon.  an  nicht  mehr  auffindbar.  —  Nach 
den  (p.  88)  aufgeführten  Maassen  sind  die  Schädel 
der  ital.  Neugebornen  etwas  länger,  niedriger  und 
breiter  als  die  der  mitteldeutschen.  Der  Kuchen 
würde  nach  Vfs.  Angaben  durchschnittlich  kleiner 
und  dünner  sein,  als  bei  unsem  Frauen. 

Vf.  nimmt  (p.  91)  an,  dass  das  Fruchtwasser  in 
den  letzten  Monaten  wahrscheinlich  absolut  noch  za- 
nehme,  relativ  zum  Volumen  der  Frucht  aber  ab- 
nehme. Vf.  meint  (p.  92),  dass  die  Annahme,  die 
Knaben  seien  etwas  schwerer  und  haben  emen 
etwas  umfiinglichem  [und  hartem]  Schädel  als  die 
Mädchen ,  noch  nicht  hinreichend  bewiesen  sei.  In 
dieser  Beziehung  ist  auf  die  Gewichte  und  MaasK 
zu  verweisen,  welche  Spiegelberg  veröffentlicht 
hat  (Mon.-Schr.  f.  Oebu^tsk.  XXXIL  p.  276.  1868). 

Gefilhrlich  für  den  Ruf  einer  Jungfraa  kann  der 
Ausspruch  Vfs.  werden  (p.  103) ,  dass  die  weissen 
Striae  am  Bauche  unleugbar  auf  voraosgegangene 
Schwangerschaft  deuten,  während  sie  doch  bekannt- 
lich auch  an  Personen  vorkommen,  die,  nie  schwanger, 
nur  schnell  fett  oder  wassersüchtig  wurden.  Die  rothen 
oder  bläulichen  Striae  ftlhrt  er  auf  eine  andere  Ge- 
nese zurück. 

Carbol  oder  andere  Desinficientia  behufis  der 
Untersuchung  per  vaginam  sind  in  Pisa  noch  nicht 
eingeführt,  wohl  aber  behufs  Ansspfilung  nach  der 
Geburt. 

Vf.  unterscheidet  Ballotement  und  Rückprall 
(„rimbalzo'^  p.  113);  ersteres  kommt  auch  andern 
Geschwülsten,  letzterer  nur  dem  schwängern  Ute- 
rus zu. 

Vf.  sucht  den  Herzschlag  der  Frucht  näher  deren 
Kopfende  als  dem  Steissende.  Für  die  Kliniken  bat 
Tibone  einen  Schwangerschaftskalender  mit  stell- 
barem Zeiger  angegeben ;  letzterer  bildet  mit  dem 
den  Anfang  der  Schwangerschaft  angebenden  Zeiger 
einen  Winkel  von  85®  und  lässt  somit  nach  rflcic- 
wärts  das  Datum  der  Geburt  ablesen. 

Auf  p.  126  hätte  das  bisweilen  schon  am  Ende 
des  4.  Mon.  vorhandene  Arteriengeränsch  der  Mutter 
erwähnt  werden  können.  Fünflinge  (p.  129)  rechnet 
Vf.  unter  die  Fabeln  [I] ;  auch  die  nähere  Beschaf- 
fenheit des  Blutiaufes  bei  Zwillingen  verschiedener 
Grösse  (p.  132)  ist  ihm  unbekannt;  ausserdem  ist 
das  oft  vorkommende  Beiwort  „  anormale  **  [statt 
anomale]  inoorrekt. 

Vf.  Üieilt  die  1.  (vorbereitende)  Gebartsperiode 
noch  in  2  Abschniti»  und  behält  mit  Recht  die  vor- 


r 


Karpinskiy  künstliche  Qlieder. 


99 


benagenden,  den  Mntterhals  verstreichenden  Wehen 
als  ersten  bei. 

Den  Vorgang  bei  der  natürlichen  Lösung  der 
Nachgeburt  Iftsst  er  in  drei  verschiedenen  Weisen 
geschehen :  1)  als  marginale,  2)  als  centrale  (wie 
B.  Schnitze),  3)  als  obere  marginale  Trennung. 
Vorsichtiges  Ziehen  am  Nabelstrang  behnfs  Heraus- 
befördemng  billigt  er. 

Primäre  Rücken-  und  Bauchlagen  der  Frucht 
werden  zn  Ende  der  Schwangerschaft  nicht  ange- 
nommen. 

Die  aktiven  Bewegjmgen  der  Frucht  findet  Vf. 
in  der  Gegend  der  Füsse  derselben  am  deutlichsten ; 
nach  ihm  (p.  152)  entwickelt  sich  der  Schädel  aus 
vorderer  linker  Hinterhauptslage  immer  mit  der  klei- 
nen Fontanelle  von  hinten  links  her;  wenigstens 
bcBennt  man  in  Italien  (p.  21)  die  schrägen  Durch- 
messer nicht,  wie  wir,  nach  ihrem  hintern,  sondern 
nach  ihrem  vordem  Endpunkte.  Bei  Steisslagen 
(p.  168)  hätte  zur  Erkennung  der  Gegend  des  Fö- 
tnskopfes  die  Nackenteile  der  Frucht  angeführt  wer- 
den können. 

Eine  seltene  Entwicklung  des  nachfolgenden 
Kopfes  ist  auf  p.  145  abgebildet,  wo  das  Hinterhaupt 
firflher  als  das  nach  vom  sehende  Gesicht  ans  dem 
Damme  hervorgeht.  Einmal  sah  Vf.  die  Schulter- 
glae  sich  zmiächst  in  Schädel-,  sofort  aber  inBecken- 
eodlage  verwandeln  (Selbstentwicklung  p.  184). 

Nach  der  Angabe  auf  p.  191  müssen  die  Ita- 
lienerinnen ihre  Lochien  schneller  abmachen  als  un- 
sere Weiber,  daher  mag  es  auch  kommen,  dass  um 
die  5.  Woche  nach  der  Geburt  sich  dort  eine  Nach- 
blutung einstellt,  deren  Ausbleiben  von  Nichtstillen- 
den fftr  Zeichen  eines  Uterinleidens  genommen  wird 
(p.  197). 

Die  Unterweisung  zum  Beistand  während  der 
Gebiurt  geschieht  ausführlich;  der  dortigen  Hebamme 
wird  viel  Spielraum  gegeben  zur  Nachhülfe  mit/;els 
der  Finger  bei  zögernder  Erweiterung  des  Mutter- 
mundes und  bei  unpassender  Einstellung  des  Kopfes. 
Vf.  räth  sogar,  bei  Vorliegen  beider  Füsse  den  einen 
oder,  wo  thunlich,  beide  Schenkel  wieder  hinauf  zu 
bringen,  um  eine  unvollkommene  oder  sogar  voll- 
kommene Steisslage  herzustellen  (p.  209). 

Die  Nabelbinde  darf  in  Pisa  noch  2 — 3mal  um 
den  Leib  des  Neugebornen  gehen.  Warum  eine 
kräftige  Amme  nicht  zum  2.  Male  stillen  solle ,  ist 
mierfindlich.  In  Pisa  reicht  man  schon  am  2.  Tage 
nach  der  Geburt  ein  Abführmittel ,  wofern  nicht  von 
selbst  Stnhlentleerung  erfolgt. 

Bei  der  Nachforschung  nach  Schiefheit  des  Beckens 
einer  Lebenden  (p.  251)  vermisst  man  das  Auflegen 
der  Hflnde  auf  die  Httftkämme  der  zn  Untersuchen- 
den ;  unter  den  Ursachen  der  Osteomalacie  das  zu 
lange  Stillen ,  bei  den  Zeichen  der  Gravid,  extraut, 
den  Abgang  von  Decidna.  Vf.  erkennt  einen  Teta- 
nus uteri  nicht  an.  Er  scheidet  die  Wendung  aus 
Schulter-  oder  Schieflage  von  der  Umdrehung  (Ri- 
Yolgimento)  aus  vollkommener  Quer-  oder  Kopflage. 


Der  Druck  ist  vortheilliaft  gross  und  deutliche 
Druckfehler  giebt  es  wenige:  p. 317  fisiometra  statt 
fisometra ;  p.  327  ammios  statt  amnios. 

C.  Hennig. 

57.    Stadien   über  künstliohe  Glieder;   im 

Auftrage  des  kön.  preuss.  Eriegs-Ministerium 
bearbeitet  von  Dr.  0.  K  a  r  p  i  n  s  k  i ,  Oberstabs- 
und Regiments-Arzt  des  3.  Garde- Grenadier- 
Regiments  Königin  Elisabeth.  Berlin  1881. 
E.  S.  Mittler  u.  Sohn.  8.  XI  u.  231  S.  nebst 
88  S.  Beilagen  und  1  Atlas  von  öOTaf.  in  4o. 
10  Mk.  (Beilage  zu  Heft  4  u.  5  der  Deutschen 
milit.-ärztl.  Ztschr.  1881.) 

Der  im  J.  1878  dem  Vf.  gewordene  ministerielle 
Auftrag  lantete  dahin,  die  in  seiner  damaligen  Stel- 
lung als  Stabsarzt  beim  Bezirks-Commando  des  Re- 
serve-Landwehr-Regiments (Berlin)  Nr.  35  gewon- 
nenen praktischen  Erfahrungen  über  die  verschiedenen 
kflnstlichen  Glieder,  ihre  besondern  noth wendigen 
Eigenthflmliciikeiten  mit  Rücksicht  auf  die  Amputa- 
tionsstümpfe, die  Vorzüge  und  Nachtheile  der  ein- 
zelnen Fabrikate  nach  den  Verfertigem  derselben 
u.  s.  w.,  in  Form  einer  dienstlichen  Zusammen- 
stellung zu  bearbeiten ;  —  ein  Thema,  welchem  Vf. 
schon  früher  seine  Aufmerksamkeit  geschenkt  hatte. 
Trotzdem,  dass  Vf.  mehr  eine  compilatorische  Arbeit 
geliefert,  ist  schon  die  Uebemahme  einer  solchen 
und  noch  mehr  die  sorgfältige,  objektive  Art  ihrer 
Durchführung  mit  grösstem  Danke  anzuerkennen 
und  der  allseitigen  Beachtung  und  Prüfung  anzu- 
empfehlen. An  mancher  Stelle  wäre  vielleicht  eine 
übersichtlichere  Ordnung  und  Vertheilung  des  reich- 
haltigen, dabei  aber  etwas  trockenen  Materials  er- 
wünscht gewesen,  wobei  das  Charakteristische  der 
einzelnen  Apparate  schärfer  hervor-,  das  minder 
Wichtige  mehr  zurückgetreten  wäre.  Allerdings 
durfte  das  viele  Fehlerhafte  und  Unbrauchbare  — 
sei  es  auch  nur  zur  Lehre  und  Warnung  —  nicht 
ganz  mit  Stillschweigen  übergangen  werden,  wie 
auch  gerade  die  Beachtung  sogenannter  Kleinig- 
keiten auf  diesem  Gebiete  oft  genug  von  recht  grosser 
Bedeutung  wird. 

Bei  der  heutigen  Richtung  der  Medicin  ist  be- 
kanntlich das  Studium  der  Geschichte,  die  Berück- 
sichtigung der  Leistungen  unserer  Vorfahren  in  den 
Augen  Vieler  etwas  ganz  Ueberflüssiges,  eine  reine 
Zeitverschwendnng.  Wäre  Solches  nicht  auch  auf 
dem  vorliegenden  so  beschränkten  Gebiete  der  Fall, 
so  würden  nicht  —  wie  Vf.  wiederholt  constatiren 
konnte  —  alte,  längst  als  Irrthümer  widerlegte  Con- 
struktionen  neuerdings  als  ganz  frisch  entdeckte 
Wahrheiten  reproducirt  werden. 

Die  Mittheilungen  des  Vfs.  beziehen  sich  nur  auf 
den  Ersatz  durch  verstümmelnde  Operationen  ver- 
lorener Extremitäten  (Arme  und  Hände,  Beine  und 
Füsse),  nicht  aber  auf  den  Ersatz  für  angeborene 
Formdefekte  oder  verlorene  Organe  (Nase,  Ohr, 
Auge).  Ebenso  sind  ausgeschlossen  die  mechan.  Vor- 
richtungen, welche  zum  Ersatz  für  vorhandene,  aber 


100 


Earpinski,  künstliche  Glieder. 


in  ihrer  Fanktion  gestörte  Glieder  bestimmt  sind. 
Insbesondere  beschäftigt  sich  Vf.  mit  der  Kunst  des 
Baues  von  Gelenken  (Arthroplastik).  Von  einer 
statistischen  Verweiihung  des  vorhandenen  Materials 
wurde  abgesehen,  weil  dasselbe  einestheils  zahlen- 
mässig  zu  gering,  andemtheils  nicht  gleichartig  ge- 
nug erschien. 

Trotz  allen  Fortschritten  der  modernen  Chirurgie, 
namentlich  der  sogen,  conservirenden  mit  strenger 
Durchführung  der  Antisepsis,  trotz  den  Staunens- 
werthen  Vervollkommnungen  des  militärischen  Kran- 
kentransportwesens und  Zerstreuungssystems,  wer- 
den in  Kriegszeiten  immer  noch  eine  Anzahl  Fälle 
übrig  bleiben,  in  denen  das  Leben  des  verwundeten 
Kämpfers  nur  mit  theilweiser  oder  gänzlicher  Auf- 
opferung eines  Gliedes  erhalten  werden  kann,  — 
und  auch  hier  gilt  es,  wie  Vf.  sehr  richtig  bemerkt, 
neue  Mittel  und  Wege  zu  finden,  um  für  die  Krüppel 
so  gut  wie  möglich  zu  sorgen,  denn  es  entspricht 
nicht  mehr  dem  patriotischen  Gefühl,  dem  heutigen 
Zeitgeiste,  den  Invaliden  einfach  mit  Krücke  oder 
Leierkasten  abzufinden  und  ihn  dem  seiner  harren- 
den Elende  preiszugeben.  Der,  wenn  auch  oft  arg, 
Verstümmelte  soll  der  Gesellschaft  als  ein  noch 
nützliches,  möglichst  erwerbsfähiges  Mitglied  — 
nicht  als  Bettler  —  erhalten  bleiben.  Man  stattet 
ihn  deshalb  aus  mit  dem  künstlichen  Bein  oder  Arm, 
die  einerseits  ihn  arbeitsfähig  machen,  andererseits 
ihn  gleichzeitig  über  den  Verlust  gesunder  Glieder 
trösten,  ihm  das  Frohgefühl  am  Lebensgenuss  er- 
halten oder  seine  Entstellung,  wenn  auch  nicht  voll- 
kommen, so  doch  oft  recht  glücklich  verdecken 
sollen. 

Mit  Recht  wird  bei  Schätzung  des  Werthes  der- 
artiger Construktionen  das  Hauptgewicht  weniger 
auf  die  Empfehlung  oder  den  Ruf  des  Fabrikanten 
gelegt,  sondern  weit  mehr  auf  das  Urtheil  und  die 
praktische  Erfahrung  der  verstümmelten  Träger 
selbst.  Man  vergleiche  bezüglich  dieses  Punktes 
besonders  die  Beilagen  A  und  B.  Diese  liefern  zu- 
gleich auch  den  Beweis,  dass  nach  richtigen  Prin- 
cipien  constiiiirte  künstliche  Glieder  den  Verstüm- 
melten in  zahlreichen  Fällen  und  besonders  bei 
Voraussetzung  eines  gewissen  Bildungsgrades  einen 
wirklichen  praktischen  Nutzen  und  eine  nicht  zu 
unterschätzende  Verbesserung  ihrer  sonst  oft  recht 
tramngen  Lage  zu  verschaffen  vermögen  —  eine 
Thatsache,  die  bei  den  nicht  wegzuleugnenden 
mancherlei  Unvollkommenheiten  der  bisherigen  Lei- 
stungen auf  dem  Gebiete  der  Prothese  selbst  von 
einzelnen  Chirurgen  immer  noch  angezweifelt  wird. 
Die  Funktionen  des  natürlichen  Gliedes  vollkommen 
zu  ersetzen,  darf  allerdings  Nienuind  von  einem  künst- 
lichen Gliede  verlangen.  Das  bis  jetzt  —  zumal  in 
Nordamerika  und  theil weise  auch  in  Deutschland  — 
Erreichte  ist  doch  etwas  mehr  als  blosse  Künstelei 
und  Spielerei  der  Fabrikanten  und  nichts  weniger 
als  eine  unnütze  Verschwendung  oder  eine  Quälerei 
der  Verstümmelten.  Um  jenes  Vorurtheil  noch  nach- 
haltiger, als  bereits  geschehen,  zu  beseitigen,  ist  es 


jedoch  ein  ganz  wesentliches  Erfordemiss,  dass  dag 
seither  vielfach  übliche  Verhältniss  des  Arztes  zum 
Techniker  ein  anderes,  richtigeres  werde;  denn  der 
Arzt  muss  wissen,  wie  am  zweckmässigsten  zu 
operii*en  und  der  Stumpf  zu  behandeln  ist,  wann  und 
wie  das  künstliche  Bein  angelegt  werden  soll,  der 
Arzt  soll  den  Mechaniker  anweisen  and  onterrichten, 
nicht  aber  von  ihm  abhängig  sein  und  durch  seine 
Principien  sich  leiten  lassen.  Am  richtigsten  ist 
wohl  ein  consequentes  Ehuid  in  Hand  Gehen  dieser 
beiden  Faktoren. 

Nachdem  Vf.  nochmals  in  Kürze  dargelegt,  dnreh 
welche  verschiedenen  Verhältnisse  möglichst  voll- 
kommene Ersatz-Apparate  fElr  verlorene  Theile  ver- 
langt werden  und  was  die  Arthroplastik  überhaupt 
leisten  soll  und  will,  auch  die  physiologischei\  Grund- 
sätze für  das  Gehen  und  Stehen  des  Menschen  (nach 
Gebrüder  Weber,  H.  Meyer  u.  A.)  in  Kflize 
dargelegt  hat,  geht  er  zum  historischen  Theil  semer 
Arbeit  über. 

An  erster  Stelle  werden  künstliche  Arme  und 
Hände  besprochen. 

Das  in  historischer,  wie  technischer  Beziehmig 
interessanteste  Stück  ist  hier  die  weltbekannte  dserse 
Hand  des  Ritters  Götz  von  Berlichingen,  welcher  in 
seinem  23.  Lebensjahre  1504  seine  rechte  Hasd 
durch  einen  Schuss  verlor.  Ueber  den  Mechanis- 
mus derselben  hat  Ref.  schon  früher  (Jahrbb.  CXV) 
Mittheilung  gemacht.  Von  künstlichen  Armen  aos 
späterer  Zeit  werden  näher  beschrieben  der  vomMe- 
chanikns  C.  H,  Klingert  in  Breslau  construirte,  dana 
die  von  Bollif  und  Geissler  aus  dem  Anfange  an- 
seres  Jahrhunderts,  ebenso  dx(d^&[  Margareihe  Caro- 
line Eichler  in  Berlin  (1836).  Aus  neuerer  Zelt 
ist  besondera  der  von  Charriire  &\r  den  Pariser 
Opernsänger  Roger  gefertigte  künstliche  Arm  zu  er- 
wähnen, sowie  der  vom  Grafen  de  Beaufort  er- 
fundene künstliche  Arm  mit  Selbstbewegung.  Unter 
den  Berliner  Fabrikaten  der  Jetztzeit  sind  nameot- 
lich  die  Arbeiten  von  Pfister  wegen  ihrer  nicht 
schablonenmässigen  Gonstruktion  rühmend  hervor- 
zuheben, desgleichen  die  patentirten  künstlichen 
Arme  des  Mechanikers  0.  DaUsch,  welchem  als 
14jähr.  Knaben  die  linke  Hand  dui-ch  Pulverexplo- 
sion zerrissen  und  deshalb  exartikulirt  worden  war. 
Um  seiner  künstlichen  Hand  eine  gewissennaassea 
vollkommene  willkürliche  Bewegung  zu  verschaffen, 
bediente  sich  dieser  Verstümmelte  zuletzt  einer  Luft- 
druck-Einrichtung, über  deren  praktischen  Werth 
sich  allerdings  noch  nicht  uriheilen  lässt.  Vf.  meiiit, 
dass  alle  Versuche,  dem  Ersatzmittel  ftlr  Arm  und 
Hand  durch  complicirte  Mechanismen  eine  scheinbar 
selbstständige  Bewegung  zu  verschafifen,  ohne  jeden 
praktischen  Werth  sind.  Es  genüge  in  den  meisten 
Fällen,  dem  künstlichen  Arm  eine  passive,  dnieh 
den  natttriichen  bestimmbare  Beweglichkeit  zu  geben, 
und  dazu  einfache  aber  dauerhafte,  den  VerstfiDunel- 
ten  wirklich  unterstützende,  ihn  nicht  unnöthig  be* 
lästigende  Mechanismen  zu  verwenden.    Stets  riebte 


K  a  r  p  i  n  8  k  i ,  kflnstliche  Glieder. 


101 


ach  die  Ck>n8trnktion  im  Einzelfalle  nach  der  socia- 
len Stellung  des  Anszurüstenden.  In  neuerer  Zeit 
ist  man  flberhanpt  von  allen  eomplicirten  Vomeh- 
tnngen  znrfickgekommen  und  zu  einfacheren  Modellen 
znrflekgekehrt;  die  dem  Verstümmelten  wenigstens 
den  Genuss  bereiten,  den  leeren  Rockäimel  nicht  auf 
der  Brust  angeknflpft  tragen  zu  müssen  und  den 
Doppeltampntirten  vor  völliger  Hülflosigkeit  und 
Abhängigkeit  bewahren.  Hierzu  genügen  schon  die 
einfachen  Construktionen  von.  Reindl  in  München, 
Pfister  in  Berlin  n.  A. 

Ein  reicheres  und  zugleich  auch  dankbareres 
Feld  bieten  diejenigen  künstlichen  Apparate,  welche 
zam  Ersatz  der  verlorenen  Beine  und  Füsse  ange- 
geben worden  sind,  zumal  als  man  die  alten  Krücken 
nod  die  alten  Stelzftlsse  wegen  ihrer  mannigfachen 
Uebelstftnde  und  Unzuträglichkeiten  immer  mehr 
verlassen  musste.  Die  Franzosen  begannen  zuerst 
die  Stelze  in  ein  künstliches  Bein  umzuwandeln, 
dann  folgten  die  Engländer,  später  mit  ziemlich 
gutem  Erfolge  die  Nord- Amerikaner  und  Deutschen. 
Es  ist  jetzt  —  trotz  den  vielfachen  an  solche  Appa- 
rate zu  stellenden  wichtigen  Anforderungen  —  in 
der  That  gelungen,  künstliche  Beine  zu  construiren, 
▼eiche  die  Verstümmelung  nicht  nur  verdecken, 
sondern  aneb  im  wirklichen  Sinne  des  Wortes  einen 
gewissen  Fonktionsersatz  bieten.  Vf.  folgt  auch  in 
diesem  Abschnitte  dem  historischen  Entwickelungs- 
gange. 

Die  Erfindung  der  künstlichen  Beine  gehört 
keineswegs  unserem  Jahrhunderte  an,  denn  bereits 
aas  dem  16.  Jahrhunderte  sind  uns  von  A.  Par6 
Aber  ein  solches  Nachrichten  zugekommen.  Nach 
dieser  Zeit  finden  wir  erst  im  J.  1696  wieder  ein 
kflnstliches  Bein  (für  den  Untei*schenkel)  von  dem 
holländischen  Chirurgen  Verduin  beschrieben; 
dann  constmirte  erst  im  J.  17^5  Hugo  Ravaton 
einen  künstlichen  Fuss  für  einen  dicht  über  dem 
reehten  FuBSgelenk  amputirten  Dragoner,  welcher 
damit  noch  an  3  Feldzügen  Theil  nehmen  konnte. 
Von  späteren  Arbeiten  sind  zu  erwähnen  die  Appa- 
rate der  Engländer  Ch.  White,  G.  Wilson  und 
Addison.  In  Deutschland  war  es  zuerst  Professor 
Brflnninghausen,  welcher  einen  Apparat  zum 
Ersatz  des  Unterschenkels  constmirte;  derselbe 
wurde  von  Prof.  Dr.  Stark  auch  zum  Ersatz  des 
Oberschenkels  eingerichtet.  Andere  mehr  oder  weni- 
ger unbrauchbare  Apparate  rühren  von  Gechter, 
Behrens,  Scheuring,  J.  G.  Heine,  C.  F. 
Gräfe  her;  von  besserer  Oonstruktion  sind  die 
Konstbeine  des  russischen  Leibarztes  Dr.  v.  Rühl, 
dessen  Sohne  in  der  Schlacht  beiBorodino  das  rechte 
Bein  unter  der  Wade  durch  eine  Kanonenkugel  ab- 
gerissen worden  war,  sowie  der  Stelzfuss  des  1814 
Aber  dem  ELnie  amputirten  Leutnants,  später  Geh. 
Postrath  Schmückert  in  Berlin,  welcher  in  seiner 
Oonstruktion  wesentliche  Neuerungen  zeigte,  dabei 
sehr  leicht,  dauerhaft,  brauchbar  und  von  gewöhn-' 
liehen  Handwerkern  anzufertigen  war.  Nicht  min- 
to  vollendet  und  sinnreich  war  das  vom  Hofirath 


P.  Ballif  in  Berlin  fast  in  der  nämlichen  Zeit  an- 
gegebene künstliche  Bein,  das  nur  den  Fehler  der 
Kostspieligkeit  (90  Thaler)  hatte.  Weniger  zweck- 
mässig war  das  von  Prof.  Dr.  Autenrieth  in 
Tübingen  1818  constmirte  künstliche  Bein.  Von 
grösserer  Bedeutung  sind  dagegen  die  Apparate  des 
Schwerin'schen  Ereisphysikus  Dr.  Dornblüth 
(1826),  welche  sich  auch  dadurch  auszeichneten, 
dass  sie  in  jedem  einzelnen  Falle  der  Individualität 
des  Verstümmelten  angepasst  waren.  Vf.  beschreibt 
D.'s  künstlichen  Oberschenkel  und  künstlichen  Unter- 
schenkel mit  beweglichem  und  unbeweglichem  Knie. 
Margarethe  Caroline  Eichler  in  Berlin,  deren  künst- 
liche Hand  schon  oben  Erwähnung  gefunden,  unter- 
nahm es  auch,  ein  künstliches  Bein  zum  Ersätze  des 
Ober-  und  Unterschenkels  zu  constniiren.  Die  Be- 
schreibung datii*t  vom  J.  1834.  Die  Eiehler  ver- 
warf alle  bisher  bekannt  gewordene  derartige  Ap- 
parate als  unzweckmässig  und  mehr  oder  weniger 
unbrauchbar,  weil  sie  nach  falschen  Principien  con- 
struirt  seien.  Bei  den  Kunstbeinen  ^ex  Eichler  wird 
die  Polsterung  nicht  an  dem  (blechernen)  Trichter 
befestigt,  sondern  der  Stumpf  selbst  von  oben  nach 
unten  zu  mit  einer  Bandage  von  weisser  Leinwand 
umwickelt,  und  zwar  so,  dass  dadurch  der  Stumpf 
unten  an  der  Ampntationsstelle  dui*ch  das  Hervor- 
treten der  Fleischmasse  gleichsam  eine  natürliche 
Polsterung  erhält.  Ferner  darf  der  Trichter  für 
den  Oberschenkel  nicht  bis  an  den  Sitzknochen 
reichen,  sondern  muss  wenigstens  1 — 1^/^  Zoll  da- 
von entfernt  bleiben.  Endlich  sucht  die  E.  dem  Fusse 
seine  gehörige  Gelenkigkeit  dadurch  zu  verschaffen, 
dass  sie  im  Innern  des  Apparates  drei  starke  Spiral- 
federn anbringt,  von  denen  Darmsaiten  nach  dem 
Fussstücke  gehen.  Diese  Federn  und  Darmsaiten 
vertreten  die  Stelle  der  Muskeln,  welche  durch  ihr 
Zusammenziehen  und  Auseinanderdehnen  die  Hebel 
bewegen,  d.  b.  den  Unterschenkel  und  Fuss,  wie  es 
bei  dem  natürlichen  Gehen  der  Fall  ist.  Dieses 
Princip  des  Innern  Mechanismus,  namentlich  dessen 
Einfachheit,  Anordnung,  Zugänglichkeit  und  Zuver- 
lässigkeit, glaubt  Vf.  als  neu  und  eigenthümlich  be- 
zeichnen zu  müssen.  Der  Preis  eines  solchen  Beines 
betrug  30  —  40  Thaler,  das  Gewicht  des  künstlichen 
Oberschenkels  mit  allem  Zubehör  4  Pfund  15  Loth, 
dasjenige  des  Unterschenkels  3  Pfund  17  Loth. 

In  Frankreich  construirte  Anfangs  der  30er  Jahre 
der  Orthopäd  Mille  zu  Aix  in  der  Provence  ein 
künstliches  Bein ,  dessen  ausführliche  Beschreibung 
wir  dem  Chirurgen  Goyrand  verdanken.  G. rühmt 
dieses  Bein  als  etwas  ganz  Ausserordentliches  und 
zugleich  in  dem  Principe  seiner  Oonstruktion  als 
etwas  ganz  Neues,  was  indessen  keineswegs  der  Fall 
ist.  Charriöre  und  Martin  brachten  an  diesem 
Apparate  noch  Verbesserungen  an.  Ein  von  dem 
amputirten  Studenten  der  Medicin  RichardOante- 
gril  der  Akad. d.Med. zuPains  im  J.  1835  vorgeleg- 
tes künstliches  Bein  wurde  als  zu  complicirt  von  die- 
ser verworfen  und  dem  einfachen  Stelzfuss  als  dem 
bequemsten  und  dauerhaftesten  Apparate  der  Vorzug 


102 


K  a  r  p  i  n  s  k  i ,  künstliche  Glieder. 


gegeben.  Weitere  in  neuerer  Zeit  in  Frankreich  aof- 
getauchte  Apparate  rtthren  von  Serre,  Char- 
riöre,  Mathieu,  Bichard,  Graf  de  Beau- 
fort,  de  la  Hayrie  n.  A.  her. 

Von  den  40er  bis  zu  den  60er  Jahren  ist  aaf 
dem  Gebiete  der  Arthroplastik  wenig  Brauchbares 
geleistet  worden.     Im  J.  1871  erschien  die  Schrift 
des  (selbst  an  dem  einen  Unterschenkel  amputirten) 
Dr.  D.E.Meier:  „üeber  künstliche  Beine",  welche 
neben  manchen  eigenthümlichen ,    heutzutage  nicht 
mehr  zulässigen  Anschauungen ,  besonders  über  die 
englischen  und  amerikanischen  Modelle  und  deren 
Entwicklungsgang  Näheres  mittheilt.    Vf.  folgt  hier 
der  Beschreibung  M  e  i  e  r  's.    Hervorzuheben  ist  zu- 
nächst das  von  Pott  (oder  Potts)  im  J.  1816  fOr 
den  bei  Waterloo  eines  Beins  beraubten  Marquis  of 
Anglesey  construirte  künstliche  Bein  (Anglesey-Bein), 
welches  später  durch  Palmer,  Selpho,  Jewett, 
DouglasBly  in  Nordamerika  vielfach  verbessert 
wurde.     Namentlich   waren   es  die  Construktionen 
von  P  a  1  m  e  r  und  B 1  y ,  welche  auch  auf  dem  Con- 
tinente  Anerkennung  und  grössere  Verbreitung  fan- 
den.    In  Oesterreich  war  es  der  Oberstabsarzt  Dr. 
Russheim,  welcher  ein  von  Dr.  Hermann  in 
Prag  beschriebenes  künstliches  Bein  für  Oberschenkel- 
amputii*te  con8truii*te.   Die  ausserordentlich  vortheil- 
hafte  Befestigungsweise  wird  hier  besonders  gerühmt. 
Einen  ähnlichen  Apparat  hatte  sich  bereits  Ende  der 
40er  Jahre  der  Telegraphist  Gärtner  in  Tharandt 
bei  Dresden  für  seinen  in  der  Mitte  amputirten  Ober- 
schenkel zusammengestellt  und  haben  wir  in  nnsem 
Jahrbb.  Bd.  CXV.  seiner  Zeit  den  ersten  Bericht 
hierüber  gebracht.     Sehr  wesentliche  Vorzüge ,  als 
Einfachheit  der  Construktion ,  leichten  und  sichern 
Gang,  billigen  Preis  u.  s.  w.  rühmt  Prof.  W.  Busch 
an  seinem  1863  beschriebenen  künstlichen  Beine  für 
den  Amputationsstumpf  des  Oberschenkels.     Nach 
dem  zweiten  Schleswig  -  Holsteinischen  Kriege  war 
Prof.  Esmarch  in  Gemeinschaft  mit  dem  Instru- 
mentenmacher Beckmann  in  Kiel  bemüht,  zweck- 
mässige Apparate  zum  Ersatz  des  verlornen  Ober- 
und  Unterschenkels  zu  beschaffen  und  glaubt,  die 
bisherigen  Leistungen  auf  diesem  Gebiete  übertroffen 
zu  haben.     Die  Berliner  Fabrikanten  haben  theil- 
weise  nach  amerikanischen  Mustern  gearbeitet.   Ni- 
colas und  Geffers  wendeten  statt  der  Holzftlsse 
an  ihren  Beinen  GummifÜsse  an.     Kugelgelenke  an 
Stelle  von  Chamiergelenken  für  das  künstliche  Fuss- 
gelenk  haben  sich  nicht  bewährt.      Pfieier  fertigt 
die  Hülsen  für  den  Stumpf  aus  Metall  (Eisenblech, 
Neusilber,  Aluminium-Bronze).  Lange  Unterschenkel- 
stümpfe sind  für  das  Gehen  mit  künstlichen  Beinen 
geeigneter,  als  kurze.   In  neuerer  Zeit  ist  von  einem 
gewissen  Munique,   dicht  unter  dem  Knie  ampu- 
tirt,  ein  Kunstbein  gefertigt  und  mit  Patent  versehen 
worden.     Am  Schlüsse  dieses  Abschnitts  bespricht 
Vf.  noch  einige  Apparate  für  Leute  mit  exartikulir- 
tem  Oberschenkel,  für  Solche,  welche  nach  Gritti 
oder  Garden  im  Knigelenk  oder  nach  C  h  o  p  a  r  t 
pder  Lisfranc  im  Fusse  amputirt  sind. 


Das  „Kritik"  fiberschriebene  Capitel  verbratet 
sich  hauptsächlich  nach  3  Gesichtspunkten,  nämlieh 
a)  die  Arbeit  des  Techniken ,  b)  das  Mitwirken  de« 
Arztes  dabei  u.  c)  das  Verhalten  des  Verstümmdten. 

a)  Bei  dem  Technischen  werden  zuerst  die  ver- 
schiedenen Materialien  besprochen,  dann  die  Anbiio- 
gnng  des  Polsters  (eine  gepolsterte  Hülse  ist  gm 
fehlerhaft),  die  Construktion  der  Gelenke  (deren  Be- 
standtheile  müssen  aus  Eisen ,  bez.  Stahl  gefertigt 
sein,  desgleichen  etwa  nöthige  Seitensohienen).  Am 
besten  sind  doppelt  gefensterte  Charniergelenke  mit 
Gummieinlagen  nach  Pßeter.  Vf.  kommt  auf  Grand 
seiner  Studien  und  Beobachtungen  zu  dem  ResaltatCj 
dass  die  unbedingt  zu  stellenden  Anforderungen,  als: 
geringe  Schwere  bei  dauerhaftem  Material,  einfaehe, 
bequeme  und  doch  sichere  Befestigang  am  Glied- 
stumpf, naturgemässe ,  leichte,  der  Art  und  dem 
Grade  nach  zu  modificirende  Bewegnogsfthigkeit 
der  Gelenke ,  einfacher ,  zuverlässiger  und  zo^g- 
lieber  Mechanismus ,  relative  WohifeUheit  in  Bezog 
auf  Anschaffung  u.  nöthige  Reparaturen  you  Pfister^t 
künstlichen  Metallbeinen  im  vollsten  Maasse  erfüllt 
werden. 

b)  Was  das  Zusammenwirken  des  Arztes  and 
des  Technikers  betrifft,  so  wird  der  Erstere  znnäebat 
mit  Rücksicht  auf  Erhaltung  der  Kraft  des  Stumpfes 
diesem  selbst  die  grdsstmögliche  Länge  geben.  Im 
Allgemeinen  verdient  der  Lappenschnitt  den  Vorzog. 
Die  Spitze  des  Amputationsstumpfes  darf  niemaJi 
allein  als  Stützpunkt  im  künstlichen  Bein  gewählt 
werden.  Das  künstliche  Glied  soll  erst  dann  ange- 
legt werden ,  wenn  die  Amputationswunde  vollstio- 
dig  fest  vernarbt  ist  (nach  6 — lOMon.).  DerAmpo- 
tirte  muss  sich  auf  alle  Fälle  dem  Techniker  persön- 
lich vorstellen. 

c)  Der  Verstümmelte  muss  erst  allmälig  mit  dem 
künstlichen  Beine  gehen  lernen  und  dabei,  wenig- 
stens in  der  ersten  Zeit,  vom  Arzt  und  Techniker 
beobachtet  werden,  um  etwaige  Fehler  des  Apparats 
corrigiren  zu  können.    Der  Träger  eines  kttnstlicheB 
Beins  muss  sich  die  Conservirung  desselben  ange- 
legen sein  lassen ,  namentlich  seinen  Stumpf  richtig 
behandeln.    Das  abwechselnde  Tragen  eines  Eonst- 
beins   und   eines  Stelzfusses  ist  ans  naheliegenden 
Gründen  nicht  zulässig.     Am  besten  wäre  es  vid- 
leicht,  wenn  jeder  Verstümmelte  nicht  blos  ein,  son- 
dern zwei  künstliche  Glieder  erhielte ;  doch  ist  ene 
solche  Beschafixing  nicht  nur  äusserst   kostspielig, 
sondern  die  Erfahrung  lehrt  uns  auch ,  daas  selbst 
dadurch  keineswegs  alle  Hoffnungen  auf  wirkliehe 
Arbeits-  und  Erwerbsfilhigkeit  reatisirt  werden  k(Hi- 
nen.     Die  Beobachtungen  des  Vfs.  an  Invaliden  er- 
geben nämlich,  dass  von  25  mit  künstliehen  Unter- 
schenkeln Ausgestatteten  1  gar  nicht  orwerbsfthig, 
7  kaum  theil weise,  17  nothdürftig  arbeitsfthig  sind, 
von  20  mit  künstlichen  Oberschenkeln  Ausgestatteten 
1  gar  nicht,  7  kaum  theil  weise,  12  auch  nnr  noth- 
dürftig zu  bestimmten  ganz  leichten  Arbeitsleistangen 
befähigt  sind.    Der  Grund  hierfür  li^  zum  gering- 
sten Theil  bei  Arzt  und  Techniker,  sondem  in  der  J 


Handbuch  d.  öffentl.  Gesundheitspflege. 


103 


Haaptsache  in  dem  Bildungsgrade  des  Verstflmmel- 
ten.  Nach  Vfs.  Ansicht  muss  man  gegenüber  dieser 
Thatsaehe  bei  der  Beschaffung  prothetischer  Appa- 
rate ftir  Kriegsverstümmtelte  zwei  Kategorien ,  nach 
ihrem  Bildungsgrade,  nach  ihrer  fillhem  Beschäf- 
tigimg als  Handwerker  u.  s.  w.  unterschieden ,  ge- 
trennt aufstellen.  Während  sich  für  die  eine  Klasse 
Besehaffong  der  besten  künstlichen  Glieder  in  der 
That  eignet  y  hat  die  andere  nur  Plage  und  Last 
diTon  und  keinen  grossem  Vortheil,  als  von  minder 
kostspieligen,  einfachen  Apparaten.  Die  grösste 
Zihl  unserer  Yei-stümmelten  hält  K.  ausserdem  nicht 
Dir  fflttlich  reif  genug,  oder,  milder  ausgedrückt,  für 
intellektuell  nicht  befähigt  genug ,  die  Wohlthat  in 
der  Lieferung  ktlnstlicher  Glieder  zu  würdigen  und 
den  Zweck ,  der  damit  erreicht  wei*den  soll ,  einzu- 
gehen. Für  solche  Leute  kann  sich  der  Staat  das 
kflnstliehe  Bein  sparen,  denn  der  Stelzfnss  leistet 
hier  in  Bezng  auf  ErwerbsfUiigkeit  noch  gerade  ge- 
rn^. Stromeyer  gebrauchte  bei  der  Vertheilung 
kflnstiicher  Glieder  die  Vorsicht ,  dieselben  erst  zu 
bezahlen,  nachdem  die  Amputirten  eine  Zeit  lang 
diTon  Gebrauch  gemacht  und  dem  Künstler  ein 
Attest  ausgestellt  hatten,  dass  sie  vollkommen  befrie- 
digt seien  —  ein  heutzutage  von  den  Fabrikanten 
wohl  schwerlich  acceptirter  Modus.  Er  erklärt  übri- 
^ns  die  allgemeine  Anwendung  künstlicher  Glieder 
ebenfalls  für  eine  unnütze  Verschwendung.  Sehr 
empfehlenswerth  ist  das  Verfahren  des  Stuttgarter 
Vereins  für  künstliche  Glieder,  welcher  bezüglich  der 
Verabreichung  solcher  Apparate  seine  Entscheidung 
nur  von  Fall  zu  Fall  trifft.  Unter  457  von  diesem 
Vereine  mit  yerschiedenen  ktlnstlichen  Gliedern  Aus- 
gerüsteten befanden  sich  nicht  weniger  als  186  Stelz- 
ftlsfle.  Die  Entscheidung  der  filr  künstliche  Metall- 
heine und  der  für  vervollkommnete  Stelzftisse  ge- 
eigneten Fälle  wird  am  richtigsten  aus  competenten 
Kräften  zusammengesetzten  Vereinen  oder  Comit^'s 
flberlassen.  Vf.  macht  einige  Vorschläge ,  wie  sich 
diese  Vereine  u.  der  Staat  den  Verstümmelten  gegen- 
flher  zu  verhalten  haben,  um  diesen  wirklich  zu 
nStzen  und  den  Kostenaufwand  nicht  allzu  bedeutend 
werden  zu  lassen. 

Von  grossem  Interesse  sind  die  „Beilagen^'  der 
vorliegenden  Arbeit.  Dieselben  bringen  in  tabella- 
rischer Form  zunächst  Fälle  von  künstlichen  Beinen 
ond  Armen ,  wobei ,  soweit  Solches  zu  ermöglichen, 
m  besondem  Golonnen  Mittheilungen  über  folgende 
Punkte  geliefert  werden :  Charge  und  Tmppentheil ; 
Vor-  und  Zuname ,  jetziger  Stand ;  Ai*t  und  Ort  der 
Verwundung,  bez.  Verstümmelung,  sowie  der  spätem 
Operation ;  erste  Verabreichung  künstlicher  Glieder, 
Bezeichnung  des  Bandagisten  und  der  Art  des  ge- 
lieferten Ersatzes;  Kosten  der  ersten  Verabreichung 
in  Mark ;  Reparaturkosten  der  ersten  Verabreichung, 
von  welchem  Bandagisten ,  in  Mark ;  zweite  Verab- 
leiehong  von  künstlichen  Gliedern;  Kosten  der  zwei- 
ten Verabreichung  in  Mark ;  Reparatnrkosten  der 
zweiten  Verabreichung ,  von  welchem  Bandagisten ; 
l'ngezeit  der   kflnstliohen  Glieder;    Seitens    des 


Arztes ,  bez.  Fat.  gemachte  Beobachtungen  von  An- 
fang 1873  bis  Anfang  1880. 

Künstliche  Beine  erhielten  46  Mannschaften, 
5  Officiere,  sowie  2  Privatpersonen,  künstliche 
Arme  13  Mannschaften,  1  Officier.  Von  Mannschaften 
mit  Krücken  werden  6  Fälle  erwähnt.  In  ausführ- 
licherer Weise  berichten  über  die  mit  ihren  künst- 
lichen Gliedmaassen  nach  längerem  Gebrauche  ge- 
machten Erfahrungen  einzelne  Invaliden  und  Offi- 
ciere. 

Eine  sehr  wichtige  Beigabe  zu  den  „Studien  über 
künstliche  Glieder^'  ist  ein  ebenfalls  von  K  a  r  p  i  n  s  k  i 
bearbeiteter  Atlas,  welcher  in  chronologischer  Reihen- 
folge auf  50  Tafeln  die  Abbildungen  der  beschrie- 
benen Arme,  Hände,  Beine  und  Füsse  vorführt. 

Martini. 

58.  Handbuch  des  offentliohen  Geaund- 
heitswesens.  Im  Vereine  mit  Fachmännern 
bearbeitet  und  herausgegeben  von  Dr.  Her- 
mann Eulenberg,  Geh.  O.-M.-R.  u.  s.  w. 
Erster  Band.  Berlin  1881.  Hirschwald.  gr.  8. 
751  S.   Mit  Holzschnitten.     (17  Mk.) 

Anlass  zum  Erscheinen  desV^erkes  gab  das  Ver- 
griffensein von  Pappenheim 's  bekanntem  Hand- 
buch der  Sanitätspolizei.  Die  einzelnen  Artikel, 
welche  in  alphabetischer  Reihe  aufeinander  folgen, 
sind  bewährten  Fachmännern,  die  mit  dem  betreffen- 
den Gegenstande  besonders  vertraut  sind ,  zur  Be- 
arbeitung übergeben  worden.  Die  Privathygieine 
blieb  ausgeschlossen. 

Dem  speciellen  Theile  ist  eine  vom  Herausgeber 
geschriebene  historische  Einleitung  vorausgeschickt, 
welche  eine  kurze  Geschichte  der  Seuchen,  sowie  die 
Entwicklung  des  öffentlichen  Gesundheitswesens  in 
den  verschiedenen  Staaten  in  sich  schliesst.  Dem 
Buche  ist  folgender  Plan  zu  Grunde  gelegt,  in  den 
sich  die  besondem  Capitel  organisch  einreihen  lassen. 

I.  Oeffentliche  Gesundheitspflege:  A.  Mittel 
zur  Erhaltung  und  Förderung  der  allgemeinen  Ge- 
sundheit. B.  Sorge  für  die  Beseitigung  allgemeiner 
GesundheitsgeAhrdungen. 

II.  Sarge  für  die  Beseitigung  einzelner  Ge^ 
aundheitsgefä/irdungen ;  Sanitätepolizei, 

III.  Das  Heilweeen.  MedicinalpoUzei :  A.  Das 
Medicinalpersonal  u.  Apothekenwesen.  B.  Kranken- 
anstalten.    C.  Statistik.     D.  Veterinärwesen. 

Von  den  im  vorliegenden  eraten  Bande  ent- 
haltenen Artikeln  sind  hervorzuheben  unter  I. :  All- 
gemeine Ernährung  von  Dr.  Flu  egge  (Göttingen), 
Kinderernährung  von  Dr.  Lothar  Meyer  (Ber- 
lin). Die  gegenwärtig  im  Vordergrunde  stehende 
Frage  Mer  Beschaffenheit  derNahrungs-  und  Genuss- 
mittel findet  Erörterung  in  den  Aufsätzen  von  Prof. 
Tollens  (Göttingen)  über  Butter,  von  Thierarzt 
D  u  n  c  k  e  r  (Berlin)  über  Fleisch,  von  M.-R.  P  i  s  t  o  r 
über  Conserven,  vom  Herausgeber  über  Branntwein 
und  Liqueure ;  der  Alkoholismus,  seine  Folgen  und 
die  gegen  denselben  in  Anwendung  zu  bringenden 
Mittel  und  Maaasnahmen   sind  von  San.-R.  B  aer 


104 


Jahresbericht  d.  k.  aächs.  Landes-Med.-Colleginms. 


(Berlin)  bearbeitet.  Badeanstalten,  Baden  u.  Bäder 
sind  von  San.-R.  Lehmann  (Oeynhausen),  die 
Hygieine  des  Auges  von  Dr.  Katz  (Berlin),  Ammen- 
nnd  Findelwesen  von  Dr.  L.  Meyer  besprochen 
worden. 

Die  Reinhaltung  des  Bodens  haben  die  Artikel : 
Boden  von  Prof.  Orth,  Kanalisation  u.  Berieselung 
von  Baurath  Wiebe,  Abfälle  von  Prof.  Alex. 
Mueller,  A-B-C-Process  vom  Herausgeber  zum 
Gegenstande,  die  der  Flüsse  u.  öffentlichen  Wasser- 
läufe der  Artikel  Algen  von  Prof.  Magnus  (Berlin). 
Der  Prophylaxe  der  Seuchen  sind  die  Aufsätze: 
Blattern  u.  Impf wesen  von  Dr.  L.  Meyer,  Cholera 
asiatica  von  Dr.  Bugen  Fraenkel  (Hamburg), 
Diphtheritis  von  Prof.  Ewald  (Berlin),  Bau-  und 
Wohnungspolizei  von Stadtbaurath  Blankenstein 
(Berlin),  Desinfektion  von  Dr.  Flu  egge,  Fäulniss 
von  Stabsarzt  H  i  1 1  e  r  (Berlin)  und  Bakterien  von 
Prof.  Birch-Hirschfeld  (Dresden)  gewidmet. 
Bemerkenswerth  sind  folgende  Schlusssätze  des  Letz- 
tem in  der  Bakterienfrage :  „Die  Vertreter  der  prak- 
tischen Hygieine  werden  sich  dagegen  verwahren 
müssen,  dass  man  ihnen  von  hypothetischen  und  auf 
ein  unvollständiges  Beweismaterial  gegründeten  An- 
schauungen aus  die  Direktive  für  ihr  Handeln  an- 
geben will,  und  um  so  mehr  wird  diess  der  Fall 
sein,  wenn  solche  Forderungen  in  Widerspruch  treten 
mit  Gnmdsätzen,  welche  durch  die  Erfahrung  bisher 
bewährt  erachienen  sind.  Die  praktischen  Maass- 
regeln der  Gesundheitspflege  gegenüber  den  Infek- 
itonskrankheiten  werden  sich  immerhin  sicherer  auf 
die  Erfahrung,  welche  die  Geschichte  der  Epidemien 
ergeben  hat,  stützen  als  auf  Hypothesen,  welche 
jeden  Tag  durch  eine  neue  Erfahrung  in  Frage  ge- 
stellt werden  können.'' 

Zu  U.  gehören  die  Artikel  sanitätspolizeilichen 
Inhalts:  Abdeckereien  von  Prof.  Esser  (Göttingen), 
Gefängnisswesen  von  Dr.  Knecht  (Waldheim i/S.), 
Gifte  und  Gegengifte,  giftige  Pflanzen  von  Prof. 
F  a  1  c  k  (Kiel) ,  Bordellwesen ,  Syphilis  und  Prosti- 
tntion von  Dr.  L.  Meyer. 

Die  gewerbliche  und  Industrie-Hygieine  nimmt 
in  dem  Werke  entsprechend  ihrer  hohen  Bedeutung 
einen  erheblichen  Raum  ein  und  ist  von  Autoren,  die 
auf  diesem  Gebiete  wohl  bewährt  sind ,  bearbeitet. 
Im  allgemeinen  Theile  wird  von  Prof.  Hirt  (Breslau) 
die  Arbeiterhygieine  im  Allgem.,  von  M.-R.  Pistor 
die  Gewerbe-Sanitätspolizei  besprochen ;  der  Artikel 
Gewerbekrankheiten  istvonPriv.-Doc.  Dr.  Popper 
(Prag)  verfasst.  Noch  immer  wird  hier  eine  zuver- 
lässige und  rationelle  Statistik  vermisst.  Zur  Aus- 
übung der  Gewerbe-Sanitätspolizei  hält  P  i  s  t  o  r  die 
Ueberwachung  der  gewerblichen  Anlagen  durch 
eigene  Aufsichtsorgane  für  erforderlich,  denselben 
dürfe  jedoch  eine  gute  medicinische  Vorbildung  nicht 
fehlen,  wie  denn  auch  unter  den  schweizerischen 
Fabrik-Inspektoren  sich  zwei  Aerzte  befinden. 

Von  bekannter  Gründlichkeit  und  Klarheit  sind 
die  von  dem  Herausgeber  geschriebenen  Artikel: 
AkroleiOy  Alaun-Industrie,  Ammoniak  und  Ammon- 


salze,  Baumwollen -Industrie,  Blei-Industrie;  von  Dr. 
Uloth  (Bensheim)  rühren  diejenigen  über  Arsen, 
sein  Vorkommen  u.  seine  Verwendung,  über  Bronce- 
Industrie,  Cyan,  Farben,  Fimiss-Indnstrie ;  von  Hof- 
apotheker Dr.  Hoermann  (Berlin)  diejenigen  über, 
Aether  u.  Alkoholpräparate,  Bor-,  Baryum-,  Chinin-, 
Chrom-,  Cichorien  -  Industrie ;  von  Dr.  Grand- 
h  0  m  m  e  (Hof  heim)  diejenigen  über  Anilismus,  Ad- 
thracen  und  Fuchsin.  Das  Capitel  Bergbau  hat  den,' 
Berg-Ingenieur  Dr.  Purlt  (Bonn)  zum  Verfasser.  I 
Ferner  finden  sich  Artikel  über  Bierbrauerei  von 
Dr.  Griessmayer  (München),  über  Düngerfabri- 
kation vom  techn.  Direktor  Dr.  B  l  u  e  g  e  1  (Oranien- 
bürg),  über  Gerberei  von  Gewerberath  Dr.  Ber- 
noulli  (Oppeln),  über  Glas-Industrie  von  Med.- 
Assessor  Dr.  Kind  (Kassel),  über  Gold-Industrie 
von  Chemiker  Dr.  Bise  hoff  (Berlin).  Die  hygici- 
nischen  Verhältnisse  des  Eisenbahnpersonals  aod 
von  Geh.  M.-R.  Prof.  Finkeinburg  (Bonn)  dar- 
gestellt. 

unter  III.  handelt  M.-R.  Pistor  vom  Apotheken- 
wesen,  von  der  Beaufsichtigung  der  Arzneien  und 
der  Arzneimittel-Polizei ;  insbesondere  giebt  P.  ein- 
gehende Anleitung  zur  staatlichen  Beaufsiohtigang 
der  Apotheken  und  entwickelt  die  Gesichtspunkte, 
welche  für  die  Concessionirnng  derselben  von  Be- 
deutung sind. 

Die  Erwartungen ,  die  sich  an  die  Namen  der 
VfT.  dieser  wichtigen  Ai*tikel  knüpfen ,  sind  in  dem 
Werke  voll  und  ganz  erfüllt,  so  dass  dasselbe  jedem 
mit  der  Verwaltungsmedicin  in  Berührung  stehenden  ; 
Beamten  und  Privaten  ein  zuverlässiger  Führer  and 
Rathgeber  sein  wird.  Schlockow. 

59.  Elfer  Jahresbericht  des  Landes -Medi- 
cinal  -  CoUegiums  über  das  Medioinal- 
wesen  im  Königreich  Sachsen  auf  das 
Jahr  1879.  Leipzig  1881.  F.  C.  W.  Vogel, 
gr.  8.   VI  u.  81  S.     (4  Mk.) 

Der  vorliegende  Bericht  reiht  sich  seinen  Vor- 
gängern in  jeder  Beziehung  würdig  an. 

Wie  früher  wird  in  der  Einleitung  der  Fort- 
schritte der  Medicinal'Gesetzgebung  im  J.  1879 
gedacht.      Die  Reicfisgesetzgebung   zunächst  hat 
ausser  Verordnungen  gegen  die  von  Russland  dro- 
hende  Pestgefahr   2   wichtige  Gesetze   gebracht: 
das  Gesetz  vom  14.  Mai  1879  „der  Verkehr  mh 
Nahrungsmitteln,  Genussmitteln,  Gebrauchsgegen- 
ständen^ (Ergänzung  und  Erweiterung  des  §  S67. 
sub  7  d.  d.  Strafgesetzbuches)  und  das  Gesetz  Tom 
2^.  Juli  1879,  die  Abänderungen  einiger  Bestim- 
mungen  der  Gewerbeordnung   betr.  (Art.  1.  Er- 
ziehung von  Kindern  gegen  Entgelt  —  Ziehkinder 
wesen  —  Art.    2.   strengere   und  sachgemässere 
Bedingungen   bei   der   Ooncessionsvertheilniig  ^ 
Unternehmer  von  Privat-Kranken-,  Entbindungs-  u. 
Irrenanstalten),  femer  bundesräthliche  BestiouDan* 
gen  über  Beschäftigungen  von  Arbeiterinnen  no^ 
jugendlichen   Arbeitern   in   Walz-   und  Hammer- 
werken ^   beziehentlidi  dieser  letsteni  in  Spa»- 


Jahresbericht  d.  k.  sftchs.  Landes-Med.-Collegiums. 


105 


reien  nnd   Aber  Terminverlegnng  der  PrttfaDgen 
von  Apothekergehttlfen.  — 

Von  Seiten  der  Landesgesetzgebung  sind  fünf 
nicht  anwichtige  Verordnungen  des  k.  CultuBmini- 
steriams  verzeichnet :  Die  Berechtigung  zur  Füh- 
roog  akademischer  Würden  betr.  (nur  die  von 
Dicht-deutschen  Universitäten  verliehenen  bedürfen 
der  Genehmigung  des  k.  Cultusmipisteriums),  Re- 
vision der  Verordnung  über  Anlage  und  Einrich- 
toDg  von  Schulgebäuden  betr.  vom  24.  März  1879 
(die  Normativbestimmungen  sind  den  jeweiligen 
örtlichen  Verhältnissen  anzupassen  und  auch  die 
Baupläne  für  Schulgebäude  den  Bezirksärzten  vor- 
sulegen),  Bestimmungen  über  die  Einrichtung  von 
Schalimpflisten  betr.  vom  2.  Jan.  1879,  Errichtung 
der  Irrenstation  beim  Zuchthause  Waldheim  betr. 
Tom  27.  Märzl8799  Verbot  an  die  Apotheker,  Ge- 
währung von  Vortheilen  an  Kurpfuscher  f&r  ent- 
nommene Arzneien  betr.  vom  21.  Mai.  Schlüss- 
lich gedenkt  die  Einleitung  noch  der  Berichte  der 
Fabrikinspektoren  des  Königreichs  Sachsen. 

/.  Abschnitt    Die  ärztlichen  und  pharmaceatischen 
Orguie  der  Medicinalyerwaltang  haben  beim  Medicinal- 
eolleginin  nur  zwei  Veränderungen  erfahren :  5  Aerzte 
haben  die  staatsärztliche  Prüfung,   76  Lehrtöchter  in 
Breeden  die  Hebammenprüfnng  bestanden.  Es  worden  18 
gewöhnliche  Sitzungen  und  1  Plenarsitzung  abgehalten. 
In  ersteren  worden  18  Gegenstände  der  Medicinalyerwal- 
tang erledigt  nnd  10  juristische  Obergntachten  (6  zweifei- 
hilto  Seelenzustände)  erstattet.     In  der  Plenarsitzung 
worde —  zum  1.  Kaie  öffentlich  —  über  die  Anregung 
des  Beichslcanzlers  „dauernde  Entziehung  der  ärztlichen 
vdA  phannaceutlschen  Approbation  betr.*^  über  „Begräb- 
ninwesen'*,  « Aerzte  und  die  Bestimmung  der  Gewerbe- 
,  oidnimg''  und  ^yVerkauf  von  Arzneistoffen  ausserhalb  der 
i  Apotheken*  (diese  2  letzteren  Anträge  vom  ärztlichen 
Bezirksverein  Pirna  nnd  pharmaceutischen  Kreisverein 
Leipzig)  verhandelt.    Ueberdem  worden  die  Irrenanstalt 
Hnbertosburg,  die  Heil-  ond  Pfleganstalt  für  Epileptiker 
in  Rönigswarthe  und  die  Blindenvorschnle  und  Hfilfsan- 
stilt  für  erwachsene  Blinde  in  Moritzbnrg  von  einzelnen 
IfitgUedem  des  CoUegioms  besocht  ond  über  den  Befund 
sn  das  k.  Hinisteriom  des  Innern  Bericht  erstattet. 

Die  Thätigkeit  der  ärztlichen  und  pharmaceutischen 
Bezirks-Vereine  ist  auch  im  J.  1879  mehr  lokaler  Nator 
gewesen,  wenn  schon  ans  den  Mittheilongen  einzelner 
Vereine  regeres  Leben  sich  folgern  lässt.    Neo  ist  das 
Capitel  ^städtische  Gesundheitsausschüsse,  *"  Gemäss  §  121 
f'  d.  revid.  St.-Ordng.  war  1874  in  Dresden  ein  Gesond- 
keitszosschoss  aus  9  Personen  bestehend  (je  2  Mitglieder 
des  Stadtraths,  der  Stadtverordneten,  dem  Stadtbezirks- 
uzte,  eisern  Mitgliede  der  k.  Polizeidirektion,  2  desgl. 
des  ärztlichen  Bezirksvereins  und  einem  des  Ingenienr- 
nnd  Arehitektenvereins),  1878  in  Leipzig  desgl.  aus  12 
I»estehend  Oe  8  Mitglieder  des  Bathes  nnd  der  Stadtver- 
ordneten, dem  Stadtbeeirksarzte ,  den  Direktoren  der 
innen  Klinik  des  Stadtkrankenhauses  und  der  Distrikts- 
poÜkUnik,  2  vom  Bezirksverein  zu  wählenden  Aerzten 
^  1  Chemiker,  letzterer  ohne  Stimmrecht)  errichtet 
werden.  Der  Dresdner  Ausschoss  hat  eine  nur  berathende, 
Bieht  verfOgende  Stellung,  im  J.  1878  2  und  1879  4Sitz- 
VBgen  gehiüten,  der  Leipziger,  dem  ein  Dispositionsfond 
▼on  1500  Mark  zur  selbstständigen  Verfügong  überwiesen 
^f  bat  eine  einflnssreichere  Stellnng;   er  hielt  ausser 
■^UreiehenSItsnngen  vonSoboommissionen  1878  7,  1879 
4  flttniagen  und  erreiohte,  dass  der  Rath  den  meisten 
"Qte  Qutaehten  Folge  ga^.    Beide  Aosschosse  haben 
■dt  grossem  Flelsse  ond  grosser  Sachkenatniss  Gegen- 

I       Med.  Jahrbb.  Bd.  192.  Hft.  1 . 


stände  aos  den  verschiedensten  Gebieten  der  Hygieine, 
auch  schwierigster  Art,  erledigt. 

lieber  Heilpersonal  ond  Heilanstaüen  berichtet  Ab- 
schnitt III.,  dass  die  Zahl  der  Aerzte  sich  seit  I.Jan.  1879 
bis  1.  Jan.  1880  von  1009  anf  1026  erhöht  hat  (daronter 
ein  Zahnarzt  mehr) ,  davon  die  eine  Hälfte  in  Dresden, 
Leipzig,  Chemnitz,  die  andere  im  übrigen  Lande  (im 
Regiernngsbez.  Baotzen  ist  die  Zahl  gefallen  von  95  anf 
85  am  1.  Jan.  1880,  Dresden  gestiegen  von  144  aof  152, 
Leipzig  von  123  anf  126,  Zwickau  von  183  aof  184),  33 
Aerzte  haben  das  Extemat  benotzt,  davon  27  an  dem 
kgl.  Entbindongsinstitnt. 

Die  Zahl  der  Apotheken  ist  um  3  gestiegen  (Dresden, 
Planen  i/V.,  Molda  b/Freiberg).  Von  den  242  überhaopt 
vorhandenen  sind  80  revidirt  worden,  17  mit  Ergebniss 
„vorzfiglich**  (eine  als  Mosterapotheke  bezeichnet),  88 
„sehr  got**,  18  «got",  6  „genügend'',  1  nongenügend** ; 
nnr  bei  8  ist  gar  keine  Erinnernng,  betr.  Droguen, 
Waagen  o.  s.  w.  nöthig  gewesen;  50  betrieben  aus- 
schliesslich das  Apothekergeschäft.  Der  Mangel  an  Hülfs- 
personal  scheint  verschwonden  zo  sein:  41  CandiÜatcn 
sind  geprüft  worden,  1  ohne  Erfolg.  Aerztliche  Hans- 
apotheken wurden  10  revidirt,  fast  alle  mit  dnrchans 
befHedigendem  Ergebniss. 

Die  Zahl  der  Hebammen  ist  von  1714  aof  1703 ,  die 
der  Bezirke  von  943  anf  935  gefallen  (82NeoangestelIte). 
Wegen  Pflichtwidrigkeiten  ist  eine  ziemliche  Anzahl 
bestraft  worden  (3mal  wegen  Vemachlässigong  von 
Ophthalm.  neonat.),  je  eine  ist  wegen  Ansteckong  mit 
SyphUis  —  nach  einem  Aussprache  desL.-M.-CoU.  sollen 
mit  constitationeller  Syphilis  behaftete  Hebammen  nicht 
daoernd,  sondern  nur  während  der  Krankheit  von  der 
Berofsaosübong  sospendirt  sein,  nach  erfolgter  Genesong 
wieder  zngelassen  werden  —  nnd  HäofüngvonPoerperal- 
fleberfSUen  in  ihrer  Praxis  auf  Zeit  sospendirt  worden. 
Die  Gebnrtstabellen  nach  dem  neuen  Formolare  vom 
1.  Jan.  1880  wurden  im  Allgemeinen  befriedigend  ge- 
führt. In  einzelnen  Bezirlcen  sind  die  Hebammen  durch 
bezirksärztliche  Instntktionen  zom  Gebrauch  von  Carbol- 
sänrelösong  ond  Carbolöl  verpflichtet  worden.  Die  Liefe- 
rong  dieser  Präparate  hat  in  Dresden  der  Stadtrath  aof 
seine  Kosten  übernommen  (90%  wässr.  Losung,  in  Leipzig 
70%  spiritoöse,  bei  Anwendung  anf  2%  zo  verdünnen). 
Die  Klagen  über  mangelhafte  Bezahlung  sind  die  gleichen. 

Unter  Nr.  IL,  Heilanstalten,  ist  erwähnt,  dass  neue 
Krankenanstalten  gebaot  ond  errichtet  sind  von  Gebr. 
Preihiesch  in  Reichenau,  vorzüglich,  für  40  Betten,  in 
Volkmarsdorf  b/Leipzig  für  17  Betten,  in  Colditz  neues 
Krankenhans,  vorzüglich.  Verträge  sind  abgeschlossen 
Seitens  der  bezüglichen  Bezirksverbände  zor  Verpflegung 
der  Kranken  von  Landgemeinden  mit  den  Städten  Borna, 
Pegao,  Groitzsch  einer-,  Grimma,  Würzen  ond  Colditz 
andrerseits.  Neubaoten  beabsichtigt  ond  Pläne  zor  Prü- 
fong  vorgelegt  sind  in  Borna,  Riesa  (Johanniterhans), 
Colin  b/Meissen,  Sebnitz,  Döbeln  —ist  im  Sept.  1881 
eingeweiht  worden.  Arzt  Dr.  med.  Korb.  Ref.  — 
Dr.  B.  C  r  e  d  e  hat  in  Dresden  ein  vorzügliches  Privat- 
krankenhaus mit  einer  Anzahl  Freibetten  für  unbe- 
mittelte Kranke  eingerichtet,  das  planmässiger  Erweite- 
rong  zogeführteCarobihaoserlreot  sich  zonehmender  Fre- 
qoenz.  Die  von  der  Staatskasse  unterhaltenen  Frei- 
betten in  der  Diaconissenanstalt  und  dem  Carolahause 
sind  mit  4380  und  2185,  die  in  den  Stadtkrankenhäusem 
zo  Freiberg  ond 'Grossenhain  mit  1932  ond  1253  Ver- 
pflegtagen benutzt  worden.  Die  vortrefflichen  Siechen- 
hänser  Bethesda  (Lossnitz  b/Dresden) ,  zu  Tancha  und 
das  Friedrichsstift  in  Trachenau  b/Botha  (Schöpfung  der 
Freifrau  v.  Friesen)  sind  fast  immer  überreich  gefüllt. 

Von  den  Irrenanstalten  betrug  in  Sonnenstein  bei 
Beginn  des  Jahres  die  Zahl  der  Verpflegten  435;  im 
Laufe  des  Jahres  wurden  248  aufgenommen ;  nach  Ab- 
gang von  131  geheilt  oder  gebessert ,  14  ungeheilt  Ent- 
lassenen, 64  als  unheilbar  an  die  Pflegeanstalten  Abge- 

14 


106 


Jahresbericht  d.  k.  sächs.  Lande8-Med.-Colleginm8. 


gebenen  n.  36  Gestorbenen  stellte  sich  die  Zahl  am  Schlosse 
des  Jahres  auf  436  Köpfe  heraus.  Der  beantragte  Neu- 
bau für  50  Köpfe  ist  bisher  an  der  ungunstigen  Finanz- 
lage des  Landes  gescheitert.  Colditz  begann  mit  845  und 
schloss  mit  875  Köpfen  —  neu  aufgenommen  169,  ge- 
storben 76,  nach  Hochweitzschen  versetzt  84,  entlassen 
9 ;  die  Meierei  Zschadras  hatte  gewöhnlich  ca.  280  Köpfe. 
An  Stelle  des  in  Ruhestand  getretenen  M.-R.  Voppel 
ist  Dr.  Köhler,  früher  in  Hubertosbnrg,  zum  Direktor 
ernannt  worden.  Hnbertusbnrg  mit  Colonie  Reckwitz 
umfasste  am  Jahresanfänge  einen  Bestand  von  1228 
Personen  und  schloss  mit  1279  Köpfen  —  (207  auf  der 
Kinderstation)  —  neu  aufgenommen- 170,  gestorben  81, 
beurlaubt  36,  entlassen  14,  nach  Colditz  versetzt  15. 
Hochweitzschen  mit  367  Köpfen  beginnend,  schloss  mit 
371  —  gestorben  104,  neu  aufgenommen  108.  —  Ueber- 
all  sind  die  Gesundheitsverhältnisse  günstige  gewesen. 
Die  Irrenstation  Waldheim  -  Zuchthaus  begann  mit  26 
Köpfen  und  schloss  mit  31. 

Das  Capitel  Bäder  berichtet  von  Elster  (4998  Be- 
sucher und  2585  eigentliche  Kurgäste)  und  Warmbad 
Wolkenstein  Erfreuliches,  sowie  die  Neuerriohtung  eines 
Eisenbades  im  Dorfe  Zittel  b/Zittan. 

Abschnitt  11  beschäftigt  sich  nnter  B.,  wie 
bisher  mit  ^der  öffentlichen  Gesundheitspflege^ 
Capitel  1  und  2.  ^Nabrangsmittel  und  Getränke^ 
lassen  schon  jetzt  den  Einflnss  des  Reichsgesetzes 
vom  14.  Mai  1879  ^  Verkehr  mit  Nahrungsmitteln 
u.  8.  w.^  erkennen  y  obschon  die  im  §  5  des  Ge- 
setzes vorgesehenen  kaiserlichen  Verordnungen 
noch  nicht  erschienen  sind.  Wie  bisher  ist  auch 
in  diesem  Berichtsjahre  die  Fleisch-  und  Milchcon- 
trole  die  hauptsächlichste  Arbeit  der  Verwaltungs- 
behörden gewesen^  in  viel  minderem  Grade  die  der 
übrigen  Nahrungsmittel. 

Allgemeiner  ist  zunächst  dieUeberzeugung  von 
der  Nothwendigkeit  eines  Centralschlachthofes  und 
Schlachtzwanges  geworden.  Dass  dieselbe  nicht  mit 
den  thatsächlichen  Verhältnissen  gleichen  Schritt  hält, 
liegt  an  dem  Widerspruche  der  verschied .,  in  Frage 
kommenden  Interessen.  Dresden,  Leipzig,  Chemnitz 
haben  solche,  oder  ernsthaften  Anfang  gemacht; 
Plauen,  Borna,  Bad  Elster  ergriffen  Maassregeln 
gegen  den  Verkauf  unbankwdrdigen  Fleisches ;  all- 
gemeiner ordnete  man  behördlich  die  Trichinenschau 
an,  in  zahlreichen  Orten  hat  man  sie  eingeführt  oder 
sind  die  Fleischer  freiwillig  zu  dieser  Einrichtung 
zusammengetreten.  Von  8  Orten  werden  „Trichi- 
nen^ gemeldet,  ausserdem  sind  in  Dresden  in  einer 
grösseren  Anzahl  geschlachteter  Schweine ,  häufig 
auch  in  amerikanischen  Schinken  und  Speckseiten 
Trichinen  gefunden  worden.  Deshalb  sind  zur  Er- 
lernung der  Trichinenschau  an  der  k.  Thlerarznei- 
schule  ünterrichtscurse  und  Prüfungen  in  der 
mikroskop.  Fleischschau  eingerichtet  und  ist  die 
Prüfung  von  118  Personen  bestanden  worden. 

Zwölf  oder,  eine  unsichre  eingerechnet,  13 
Gruppen-Erkrankungen  an  Trichinose  sind  vor- 
gekommen mit  mindestens  150  Erkrankungs-,  3 
Todes-Fällen  (2  in  Zittau  und  1  in  Cannewitz  bei 
Grimma.)  —  In  7  Orten  sind  Massenerkrankungen 
(in  Chemnitz  243,  Zittau  80  Soldaten;  Boden- 
bach bei  Nossen  80  Eisenbahnarbeiter,  Nähe  von 
Oschatz  10  Personen ,  auf  1  Rittergute ,  Langen- 


chursdorf  —  Bez.  Glauchau  —  18  Personen)  in 
Folge  von  Fleischvergiftung  vorgekommen. 

Betreffs  derMilchcontrole  ist  Neues  nicht  hinzu- 
gekommen. —  Neue  Wasserleitungen  erhielten  nur 
Bautzen  und  Schellenberg -Augustusburg,  erheb- 
liche Untersuchungen  der  bestehenden  Leitungen 
und  ihrer  Wässer  machten  sich  in  emstrer  Weise 
nöthig  in  Leipzig  und  Chemnitz  (Papierfabrik-Ab- 
wässer drohen  den  Boden  zu  infiltriren) ,  Franken- 
berg hat  die  meisten  seiner  Holzröhren  durch  u- 
phaltirte  Eisenrohre  ersetzt;  die  Correktionsan- 
stalt  Sachsenburg  bei  Frankenberg  hat  eine  —  oft 
gestörte  —  Leitung  durch  hydraulischen  Widder 
erhalten;  Pumpbrunnen  sind  wiederum  vielfach  von 
den  Bezirksärzten  untersucht  worden  (das  Nähere  da- 
rüber siehe  im  Berichte  selbst).  —  Die  ^Bau-  und 
Wohnungspolizei^  hat  auch  im  J.  1879  zu  viel- 
fachen Verhandlungen  Anlass  gegeben.  Localbaa- 
Ordnungen  sind  in  einzelnen  Städten  and  Dörfern 
fertiggestellt  oder  in  Berathung  [vorläufig  mflssen 
die  Gemeinden  wohl  davon  absehn,  da  der  Ent- 
wurf der  Stadt  Dresden  vom  k.  Ministerium  Geneh- 
migung nicht  erlangt  hat,  weil  ein  Landeabaugesett 
in  Vorbereitung  ist.  Ref.].  Bebauungspläne  von 
Ortstheilen  haben  weniger,  Pläne  zu  EinzelneB- 
bauten,  sowie  die  Untersuchung  bestehender  Wohn- 
gebäude  häufig  den  Bezirksärzten  zur  Begutaeh- 
tung  vorgelegen.  Namentlich  häufen  sich  diese 
Arbeiten  in  grossen  Städten  (Dresden,  Leipzig). 

Betreffs  der  Reinhaltung  der  Städte  und  Dörfer^ 
dieser  wichtigen  Aufgabe  der  öffentlichen  Gesund- 
heitspflege, hat  das  L.-M.-C0II.  Anträge  auf  ErUse 
gesetzlicher  Bestimmungen  für  deren  Regelung  ge- 
stellt. Ist  dieser  auch  noch  nicht  Folge  gegeben 
worden,  so  sind  die  Vorbereitungen  doch  im  voUen 
Gange  und  sollen  die  Bezirksärzte  unter  Zugrunde- 
legung ihrer  Erfahrungen  sich  nochmals  über  des 
Gegenstand  aussprechen.  Mit  Recht  constatiit 
man  schon  jetzt  gegen  2  Jahrzehnte  früher  erheb- 
liche Fortschritte,  die  ihren  bestimmten  Ausdruck 
in  der  Sterblichkeitsziffer  finden  (z.  B.  Zittau  weift 
ein  Fallen  der  Sterblichkeit  auf  von  34,  bez.30*/»« 
auf  27<^/oo  86^^  Trinkwasserversorgung,  guter  Be- 
schleussung,  besseren  Düngergruben  und  Regelong 
der  Dflngerabfbhr).  Erfreulicher  Weise  sind  von 
vielen  Orten  Schleussenbauten  zu  verzeidmen, 
wenige  von  Flussverunreinigungen;  von  manchen 
Orten  wird  Revision  der  Abtrittsgruben  gemeldet 
—  ein  Capitel,  reich  an  guten  Wünschen.  Aehn- 
lich  wie  die  Abtrittsgruben  und  Dflngerhaufen 
haben  die  Schlächtereien  und  gewerbliche  Anlngco 
Strassen  und  Höfe  verunreinigt  und  deshalb  den 
Bezirksärzten  viel  Arbeit  gemaeht.  Von  groisen 
Interesse  ist  die  Häufnng  von  IntermitUnsfäUm 
bei  Leipzig  in  Gohlis,  Möckem  und  Stahmeln. 

Dieselben  sind  nach  M.-R.  SiegeTs  IJnte^ 
suchungen  auf  die  durch  den  Ziegeleibetrieb  ent-  « 
stehenden  Lachen  zurückzuführen,  weil  sie  leicU^ 
wenn  nicht  wieder  zugeschüttet  und  planirt,  bei* 
zu  rationeller  Weidencultur  benutzt .  lu  Teidifli 


Jahresbericht  d.  k.  Bachs.  LaDdes-Med.<Collegiaiii8. 


107 


mit  dem  Zwecke  der  winterlichen  Eisgewinnang, 
oder  gar  zn  zwecklosen  Sümpfen  mit  sehr  wechseln- 
dem Wasserstande  umgebildet  werden  oder  sich 
entwickeln.  Einige  Teiche  haben  sich  durch  die 
ilmen  zngeführten  Abgänge  als  Last  erwiesen^ 
ebenso  Haldenbr&nde  bei  Zwickau.  Lobend  wird 
der  Errichtung  der  Stadtparke  in  Grossenhain  und 
Biesa  gedacht. 

Aus  dem  reichen  Arbeitsgebiete  der  Bezirks- 
ärzte „der  gewerblichen  Geaundheitepolizei^  wird 
namentlich  der  Schlftchtereien,  besonders  der  — 
snnehmenden  —  Rossschlächtereien  gedacht.  Drei 
Mal  musste  über  Leimfabriken  entschieden  wer- 
den. —  Einmal  hat  sich  wegen  eingegangener  Be- 
schwerden Bez.-A.  N  i  e  d  n  e  r  (Dresden)  über  eine 
—  nicht  unter  §  16.  d.  d.  Gew.-O.  fallende  — 
Fabrik  pkotographücker  Papiere  auszusprechen 
gehabt.  Das  Papier  wird  mit  Eiweiss  benetzt  und 
in  stark  geheizten  Stuben  schnell  getrocknet.  Ein- 
mal kann  beim  Gähren  des  Eiweisses  —  durch 
Versetzen  mit  Wasser  —  durch  Verspritzen  übler 
Gerueh  sich  in  lästiger  Weise  geltend  machen^ 
iuioptsächlich  aber  durch  das  Abtropfen  in  den 
Trockenstuben,  wo  thatsächlich  ein  süsslich-ekel- 
liafter  Geruch  herrscht,  der  die  bewohnte  Nach- 
barschaft sehr  belästigt.  Trotz  strengerer  Mass- 
nahmen beim  Neubau  derartiger  Anlagen  ist  ihnen, 
da  sie  nicht  unter  §  16  fallen,  doch  nicht  beizu- 
kommen. —  Eine  Droguenfahrik  hat  erhebliche 
üebelstände  für  die  Arbeiter  bei  der  Revision  er- 
geben, die  Arsenentwicklung  beim  Fachen  der 
Wollhaare  in  einer  dieserhalb  bezichtigten  Filz- 
fabrik  sich  aber  nicht  bestätigt.  Zwei  Phosphor- 
nekrosen  sind  1879  zur  Kenntniss  gekommen. 
Das  Ziehkinderwesen  ist  in  einigen  Orten  energisch 
in  die  Hand  genommen,  ebenso  sind  Maassregeln 
bei  der  Verwaltung  der  Nickel-  und  Kobaltgruben 
des  Sehneeberger  Reviers  zur  Verhütung  der  sich 
h&nfenden  Lungenkrebse  bei  den  betreffenden  Berg- 
leuten von  Bez.-A.  Dr.  Hesse  und  Dr.  Härting 
l)«uitragt  worden. 

Die  Sehdgeeundheitspflege  hat  gemäss  den 
Verordnungen  vom  3.  April  1873  und  24.  März 
1879  ^Anlage  und  Einrichtung  von  Schulgebäuden  "^ 
^beziehentlich  Begutachtung  der  Pläne  zu  Um-  und 
Neubauten  von  diesen  durch  die  Bezirksärzte^ 
betr.  wiederum  in  110  Fällen  deren  Mitwirkung 
vernraaeht.  Trotz  dieser  erheblichen  Thätigkeit 
sof  dem  Schnlgebiete  sind  aber  doch  noch  viele 
Wunsche  unerftlllt  geblieben  und  EJagen  laut  ge- 
worden in  Bezug  auf  ungenügende  Luftmenge 
(BeK.-A.  Hesse,  in  Schwarzenberg,  in  19  Land- 
«dmlen  unter  2.5  Cub.-Mtr,  resp.  2.0  Cub.-Mtr.), 
Ueht  und  Trockenheit,  Beleuchtung  [s.  die  im 
letzten  Beridite  erwähnten  Normalbaupläne  des 
SehulrathDr.  Hahn]  Beheizung.  Betr. der ^tVte«/- 
^'^^^M  werden  viele  Klagen  und  wiederum 
Wünadie  nach  einem  nMinisteriahiormalschulofen'* 
Ü?]  erhoben.  Grossen  Beifall  fanden  die  Born'" 
•c4«n  (kfen  und  die  Kmerelautemer  Wolpert-  w. 


Meidinger  Oefen  (in  der  Boruaer  Realschule  rühmt 
man  sie  sehr  mit  Rücksicht  auf  Ventilation  und 
Heizung  und  Billigkeit  des  Aufwands  =  27.5  Pf. 
durchschnittlich  pro  Heizung  und  Ofen ;  man  be- 
nutzt Würfelbraunkohle  aus  der  Nachbarschaft, 
aber  auch  Coak  und  Steinkohlen  eignen  sich  zur 
Beheizung).  Ueber  die  Centralheizungen,  beson- 
ders Luftheizungen  lauten  die  Berichte  günstig  — 
interessante  Versuche  über  Luftbewegung,  Luftrich- 
tung, Verdunstung  hat  Bez.-A.  N  i  e  d  n  e  r  (Dresden) 
angestellt.  —  Noch  immer  ist  häufig  die  Herstellung 
der  Subsellien  mangelhaft,  anstosserregend  viel- 
fach die  Anlage  der  Abtritte.  Merkwürdigerweise 
hat  der  Bericht  rügend  zu  erwähnen,  dass  ein 
Bezirksarzt  sich  gegen  die  Nordlage  eines  Schul- 
zimmers erklärt  hat.  In  einer  Anzahl  Dresdner 
Schulen  hat  sich  follikuläre  Augen 'Entzündung 
epidemisch  gezeigt  (einige  Tansende  Kranke), 
ebenso  in  der  Fürstenschule  St.  Afra  zu  Meissen 
so  arg,  dass  sie  auf  Wochen  geschlossen  werden 
musste. 

Endlich  ist  die  Verfügung  des  Cultusministeriu  ms 
mitgetheilt,  dass  die  Bezirksärzte  die  Schulen  ohne 
vorherige  Erlaubniss  der  Schulbehörden  auch  wäh- 
rend des  Unterrichts  revidiren  dürfen. 

So  ist  zweifellos  viel  und  nützliche  Arbeit  auf 
die  Schulgesundheitspflege  verwandt  worden ;  mit 
Bedauein  aber  vermisst  Ref.  im  Berichte  des 
L.-M.-G0II.  und  nach  diesem  in  den  bezirksärztl. 
Berichten  die  Fürsorge  für  den  nicht  minder  wich- 
tigen Theil  der  Schulgesundheitspflege ,  die  Sorge 
für  die  körperl.  Entwicklung,  d.  h.  das  Turnen. 
Dass  die  Lehrerwohnungen  hier  u.  da  als  zu  luxu- 
riös im  Widerspruch  mit  dem  Hausgeräth  des 
Lehrers  stehend  angelegt  werden  und  in  Lehrer- 
kreisen gewissen  Widerspruch  erregen,  erwähnt 
ein  Bericht,  aber  keiner,  wie  es  um  den  Sommer- 
tumplatz ,  um  den  Wintertumraum,  um  die  Unter- 
richtsentwicklungy  die  Turnlehrmittel  steht.  Man 
baut,  wie  Ref.  aus  seiner  nächsten  Nähe  durch 
täglichen  Augenschein  bekannt  ist,  schöne  und  guta 
Schulhäuser  —  in  keinem  einen  Turnraum.  Ist 
für  die  Bezii'ksärzte  das  Schulgesetz  vom  26.  April 

1873  u.  die  AusfUhrungsverordnung  vom  25.  Aug. 

1874  nicht  da,  welches  unter  §2  das  Turnen  unter 
die  nothwendigen  Lehr-Qegenstände  der  einfachen 
Volksschule  rechnet?  Kennen  sie  nicht  die  schöne 
Bekanntmachung  des  k.  Cultusministeriums  vom 
20.  November  1878,  welche  in  §  9  sich  über  die 
Ertheilung  des  Turnunterrichts  auslässt,  diesen  für 
einfache  Verhältnisse  in  den  denkbar  einfachsten 
Grenzen  festsetzt  und  als  Zweck  desselben  ^die 
Entwicklung  der  körperlichen  Kraft  und  Gewandt- 
heit der  Schulkinder  unter  Gewöhnung  derselben 
zu  anständiger  Haltung  und  pünktlichem  Gehor- 
sam^ hinstellt?  Oder  ist  für  diese  „Leibsorger 
ex  officio^  nur  die  Bekanntmachung  desselben 
hohen  Ministeriums  vorhanden  vom  15.  März  1878, 
welche  in  »Orten,  wo  sich  die  dazu  nöthige  Ein- 
richtung nicht  sofort  treffen  lässt;  den  Turnunter- 


108 


Jahresbericht  d.  k.  sächs.  Landes-Med.-GoUegiams. 


rieht  in  der  einfachen  Volksschale  bis  Ostern  1883 
zu  beanstanden  gestattet?^  Liegt  ihnen  nicht  viel- 
mehr die  Pflicht  ob,  die  einer  harmonischen  Ent- 
wicklung von  Geist  und  Körper  im  Turnen  noch 
hinderlichen  irrigen  Auffassungen  durch  die  Macht 
ihrer  Stellung  und  Wissenschaft  zu  verbessern? 
Recht  sehr  zu  wünschen  wäre  auch  die  Revision 
während  des  Unterrichts  und  der  Zwischenpausen^ 
um  zu  sehen ,  mit  welchem  Verständniss  und  Ge- 
schick der  Lehrer  die  Kinder  ausruhen  lehrt.  Denn 
es  ist  wahrlich  nicht  genug ,  durch  irgend  welche 
Ventilationsapparate,  mit  Unbeachtetlassung  der 
natürlichen  Lüftung  durch  Fensteröffnen  —  s. 
Bez.-Aerzte  Hesse  L  und  IL  im  vorigen  Berichte 
—  gute  Luft  zuzuführen ,  wenn  die  Kinder  nicht 
einmal  athmen  können.  Man  halte  diese  Behaup- 
tung nicht  ftir  übertrieben !  Wie  viele  Erwachsene 
benutzen  ihren  Athmungsapparat  ausgiebig  und  in 
noch  höherem  Grade  wie  wenig  Kinder !  Ref.  ist 
überzeugt,  dass  weniger  Schwindsüchten  mit  Noth- 
wendigkeit  aus  den  äussern  Verhältnissen  sich  ent- 
wickeln y  als  aus  dieser  jähre  -  und  jahrzehnte- 
lang geübten  Trägheit  des  Athmens. 

Der  Lehrer  und  die  Schule  kann  hier  viel 
nützen,  wenn  jener  die  Kinder  in  jeder  Pause 
einige  Minuten  stehen  und  stehend  mit  erhobenen 
Armen  tief  athmen  und  den  Athem  halten  lässt. 
Diese  Schulgesundheitspflege  ist  ein  weites  Feld 
und  hat,  wenn  recht  geübt,  das  Gute,  dass  sie  bei 
aller  Billigkeit  manche  andere  gesundheitliche, 
geldkostende  Maassnahme  überflüssig  macht. 

Die  Hygieine  der  Armenhäuser  hat  sich  im  Be- 
richtsjahre erfreulich  entwickelt,  indem  an  dessen 
Schlüsse  für  9  Amtshauptmannschaften  Armen- 
anstalten vorhanden  waren,  wovon  5  auch  Sieche, 
zum  Theil  in  getrennten  Gebäuden  aufnehmen. 
Ausserdem  besteht  noch  eine  Anzahl  andrer,  von 
freiwillig  zu  diesem  Zwecke  zusammengetretenen 
Gemeinden  gegründeter  „Bezirks -Armenhäuser'^, 
die  in  Bezug  auf  Reinlichkeit  und  Ordnung  manches 
Gute  geleistet  haben.  Hier  und  da  freilich  blieb 
auch  da  noch  zu  wünschen  übrig.  Rühmend  sind 
noch  das  Siechenhaus  Bethesda  in  der  Lössnitz  bei 
Dresden,  das  Kinderrettungshaus  zu  Oppach  (Bez. 
Löbau),  die  Asyle  für  blödsinnige  Kinder  in  Soh- 
land  am  Rothstein,  in  Bethesda  -  Lössnitz  und 
Hubertusburg  erwähnt.  Leider  aber  genügen  diese 
noch  lange  nicht,  alle  die  stummen  Hülferufe  dieser 
vielen  Jammergeschöpfe  im  Lande  um  Erlösung 
aus  dem  geistigen  Banne  zu  erhören.  Das  Meiste, 
was  geschehen  ist,  haben  Geistliche  gethan,  etwas 
der  Staat,  Aerzte  fast  nichts,  etwa  Dr.  Kern  und 
den  Grafen  Recke  ausgenommen. 

Im  Capitel  nGefängnisee'*  macht  die  Beköstig- 
ungsfrage einen  Haupttheil  aus.  Nach  den  ange- 
stellten Untersuchungen  —  s.  8.  u.  9.  Jahresbericht 
der  ehem.  Centralstelle  von  Prof.  Dr.  Fleck  — 
i^  die  Kost  überwiegend  pflanzlich  gewesen.  Des- 
halb hat  das  L.-M.-Coll.  in  seinem  Vortrage  an  die 
Minist,  des  Innern  und  Cultus  auf  das  Unzuläng- 


liche dieser  Nahrung  hinweisend  Verminderung  der 
Brodmenge  und  4 — 5mal  wöchentliches  Verab- 
reichen von  magerem  Käse  beantragt.  Das  k.  Justiz- 
ministerium hat  dem  entsprechende  Verfügung  e^ 
lassen.  Die  Gerichtsgefängnisse  sind  vorschrifis- 
massig  revidirt  worden. 

Im  Männerzuchthause  Waldheim  ist  die  Zahl 
der  Sträflinge  von  1686  auf  1750  gestiegen  (883 
erkrankten,  42  starben,  20  wurden  in  die  Irren- 
anstalt versetzt,  überhaupt  50  wegen  Geistesstö- 
rung in  Behandlung  genommen).  Im  Ganzen  wurden 
52  auf  der  Irrenstation  verpflegt,  wovon  12  ent- 
lassen, einer  in  die  Strafanstalt  zurückversetit 
wurde  und  6  starben.  Ueberhaupt  sind  29  an 
Tuberkulose  der  Lungen  und  des  Bauchfells  — 
über  die  Hälfte  schon  bei  der  Einlieferung  schwer 
krank  —  gestorben.  —  Das  Weiberzuchthans 
Hoheneck  hatte  einen  Bestand  von  399Sträflingeny 
131  in  der  Krankenstation  Behandelte  u.  6  Todte, 
die  Filiale  Voigtsberg  68  Detinirte  mit  18  Er- 
krankungen, 7  Entbindungen  und  1  Todesfall  eines 
kleinen  Kindes.  — 

Die  Männerstrafanstalt  Zwickau  hatte  eme  Be- 
legschaft von  1753  Mann,  wovon  320  auf  der! 
Krankenstation  Aufnahme  &nden  (Typh.  abd.  2, 
Diphtherie  6,  Rheum.  art.  acut.  18,  Lues  12Fill6y 
keine  Geisteskrankheit),  15  starben  (1  Phthis.), 
7  sind  in  Behandlung  geblieben. 

Nr.  9  ^Begrähnisswesen"'  hat  das  L.-M.-Coü 
im  Berichtsjahre  ungewöhnlich  beschäftigt,  u.  zwar 
bes.  in  der  Richtung  einer  zeitgemässen  Um- 
änderung der  hierher  gehörigen  gesetzlichen  Be- 
stimmungen vom  20.  Juli  1850,  welche  den  £^ 
gebnissen  der  Wissenschaft  nicht  mehr  entsprechei 
und  häufig  deshalb  bei  Entscheidungen  praktisebe 
Widersprüche  herbeiführen.  In  Verfolg  dessen  hai 
das  Collegium  den  Bezirksärzten  eine  Anzahl 
Fragen  zugehen  lassen ,  die  sie  auf  Grund  von  Be- 
obachtungen bei  Exhumationen  zu  beantwortei 
hatten.  'Die  Gesammtsumme  dieser  stellenweifie 
allerdings  lückenhaften  Beantwortungen,  sowie 
eigene  gründliche  Untersuchungen  und  Rücksicht- 
nahme auf  diessbezttgliche  Arbeiten  von  Fleck 
und  andern  Forschern  ist  in  der  sub  G.  als  Beilage 
enthaltenen  werthvoUen  Arbeit  vom  Präs.  Dr.  R  e  i  fl* 
hard  y^ Beobachtungen  über  die  2^seiz\mg8^ 
gänge  in  den  Gräbern  und  Grüften  der  Fried- 
höfe^ zusammengefasst.  Leider  können  wiranaeni 
Lesern  nur  die  12  Folgerungen,  womit  die  Arbeit 
schliesst,  wiedergeben: 

1)  In  Kies-  und  Sandboden  ist  die  ^ersetzmig 
von  Kinderleichen  spätestens  nach  4 ,  die  von  Er- 
wachsenen nach  7  Jahren  so  weit  vollendet,  dztf 
nur  noch  Knochen  und  etwas  amorphe  Homius^'^ 
stanz  übrig  smd. 

2)  Verzögerungen  der  Zersetzung  kommen  hier 
selten,  und  zwar  nur  in  feinkörnigem  Sande  vorj 
im  Verhältniss  etwa  von  1 :  16,  und  beruben  nur 
auf  Zurückbleiben  von  Gehimresten. 


Jahresbericht  d.  k.  sftchs.  Landes-Med.-GoUeglams. 


109 


3)  Id  Lehmboden  ist  die  Zersetzung  von  Einder- 
leiehen in  der  Regel  spätestens  nach  5 ,  die  von 
Erwachsenen  nach  9  Jahren  beendet. 

4)  Verzögerangen  der  Zersetzung  kommen 
hftnfiger  vor,  etwa  im  Verhältniss  von  1 : 5.  Siebe- 
rohen  theils  anf  Fettwachsbildnng  in  geringer  oder 
grösserer  Ausdehnung  und  mit  oder  ohne  Zurück- 
bleiben von  Gehimresten,  theils  im  letzteren  allein. 

5)  In  Grütlien  auf  Kirchhöfen  erfolgt  die  Zer- 
setzung der  Leichen  nicht  langsamer,  als  in  durch- 
liBsigem  Boden. 

6)  Mumification  einzelner  Körpertheile  kommt 
auf  Kirchhöfen  selten  (ca.  1 :  50)  zur  Beobachtung 
and  nur  in  besonders  trocknem  Boden. 

7)  Alle  Beobachtungen  an  Adipocireleichen 
imterstfitzen  die  Ansicht,  dass  sich  Fettwachs  nur 
ans  präformirtem  Fettgewebe,  nicht  aus  andern 
Organgeweben  bilde. 

8)  Der  Fäulnissgeruch  der  Leichen  ist  in  der 
Regel  schon  nach  3  Monaten,  spätestens  aber  nach 
einem  Jahre  verschwunden.  Die  seltenen  Aus- 
nahmen sind  durch  aussergewöhnliche  Umstände 
bedingt. 

9)  An  der  Zersetzung  der  Leichen  wirken  in 
mindestens  einem  Drittel  der  Fälle  die  Larven  ^er 
Fliegen  und  andere  niedere  Thiere  mit;  ebenso 
anch  niedere  Pilze. 

10)  Die  Kleidungsstücke  der  laichen  zerfallen 
meist  langsamer,  als  diese  selbst,  am  frühesten  die 
ans  vegetabilischen  Fasern ,  erst  spät  die  aus  ani- 
malischen hergestellten.  Am  längsten  widersteht 
Seide  und  Leder. 

11)  Eine  Veruni*einigung  der  Brunnen  von  den 
Kirchhöfen  aus  findet  mit  äusseret  seltnen  Aus- 
nahmefällen nicht  statt.  In  der  Regel  ist  das 
Wasser  der  Kirohhofsbrunnen  reiner ,  als  das  der 
Brunnen  in  bewohnten  Statten. 

12)  Gesundheitsschädigungen  der  nahe  bei 
Kirchhöfen  Wohnenden  von  den  Kirchhöfen  aus, 
sind  nirgends  zu  constatiren  gewesen. 

Auf  Grund  dieser  Schlüsse  hat  die  Plenarver- 
Banunlung  vom  24.  November  1879  eingehende 
Berathungen  gepflogen  und  eine  Anzahl  Anträge 
&n  das  k.  Ministerium  des  Innern  gerichtet,  lieber 
den  Erfolg  derselben  wird  der  nächste  Jahresbe- 
richt Aufschluss  bringen. 

Ueber  Fragen  der  Giftpolizei  hat  dasL.-M.-CoU. 
sich  3mal  auszusprechen  gehabt,  „Farben  in  Kin- 
derfarhekästen  betr.",  „anilingefärbte  Wollwaaren 
betr.^  n.  „Arsengrün  zur  Färbung  von  künstlichen 
Blumen  betr."  Ein  Mal  ist  eine  Benzinvergiftung 
bei  2  in  einer  chemischen  Wäscherei  beschäftigten 
Hännem,  bei  dem  jungem  17jährigen  mit  tödt- 
Uchem  Ausgange,  vorgekommen,  2mal  Kohlenoxyd- 
guvergiftung  (Kanonenofen  und  glühende  Kohlen 
im  Ascheuraum),  Imal  eine  Leuchtgasvergiftung. 

Geheimmittelwesen  und  Kurpfuscherei  sind  un- 
verändert geblieben ;  57  Personen  sind  wegen  Ge- 
heimmittel-  und  unbefugten  Arzneiverkaufes  als  mit 
Hift.  und  Gddatnfen  belegt  verzeichnet  —  frei- 


lich gegenüber  dem  thatsächlichen  Verhältnisse 
eine  lächerlich  kleine  Zahl. 

Der  letzte  Theil  des  Berichts  umfasst  unter 
Abschnitt  IL  Oeffentliche$  Gesundheitswesen,  A. 
öffentliche  Gesundheitszustände,  1  u.  2.  Sterblich^ 
keitS'  und  Krankheits-  Verhältnisse  im  Allgemeinen 
und  epidemische  Krankheiten  im  Besonderen. 

Gegenüber  den  früheren  Jahren  sind  iie  Sterb' 
liclikeitsverhältnisse  1879  absolut  und  relativ  zur 
Bevölkerungszahl  günstigere  gewesen.  Die  Morta- 
lität fiel  von  28.31<>/oo  auf  27.61^00,  niedrigster 
Stand  seit  1870.  Leider  allerdings  gestaltet  sich  die 
Sachlage  dadurch  unvortheilhafter,  dass  an  dieser 
Sterblichkeit  weniger  das  Kindes- Alter,  aber  er- 
heblich mehr  —  um  3.2®/o  —  die  produktiven 
Jahre  und  das  Greisenalter  über  60  Jahre  —  um 
6.7%  —  betheiligt  sind. 

Im  1.  Jahre  sind  gegen  1878  gestorben  Ll^o  mehr, 
vom  1.-6.  J.  170/0,  -10.  J.  24.70/0,  —14.  J.  90/0 
weniger,  —20.  J.  6.7%  mehr,  —30.  J.  2.00/0  mehr, 
—40.  J.  0.6%  weniger  und  von  da  jedes  Jahrzehnt  bis 
über  80  Jahre  7.3%,  2.90/0,  8.70/0,  6.20/0,  50/0  mehr. 

Auf  die   günstige  Eindersterblichkeit  ist  der 

Mangel  der  epidemischen  Krankheiten  von  hohem 

Einflüsse    (Scharlach   und  Diphtherie   allein    um 

2000  =  320/0  weniger),  die  Ursache  der  erhöhten 

Sterblichkeit  der  übrigen  Altersgruppen  dagegen 

nicht  völlig  durchsichtig.    Bemerkenswerth  ist  das 

gleiche  Verhältniss  im  Greisenalter  in  den  übrigen 

deutschen  Städten  über  15000  Einwohner.     Diese 

Durchschnittssterblichkeit  wird  in  den  Reg.-Bez. 

Bautzen,  Dresden,  Leipzig  nicht  erreicht,  dagegen 

überschritten  im  Reg.-Bez.  Zwickau  (29.07Voo)- 

Eine  Ueberschreituns^  findet  sieh  auch  in  den  Amts- 
haoptmannschaften :  Zittau  (32.05),  Dresden  (27.76), 
Freiberg  (27.98),  Leipzig  (28.71),  Borna  (290/00),  Oschatz 
(30.56),  Döbeln  (27.87),  Rochlitz  (29.78),  Chemnitz 
(32.97),  Flöha  (29.40),  Annaberg  (30.69),  Schwarzen- 
berg  (29.15),  Zwickau  (28.13),  Glauchau  (31.60)  —  und 
von  den  24  Städten  über  8000  Einw.  in  13 :  Chemnitz, 
Crimmitzschan,  Döbeln,  Frankenberg,  Freiberg,  Glauchau, 
Grossenhain,  Meerane,  Meissen,  Mitweida,  Zwickau  nnd 
am  höchsten  —  fast  regelmässig  wiederkehrend  —  Werdau 
und  Zschopan  mit  35.84<»/oo  und  39.49o/oo.  Unter  dem 
Mittel  steht  die  Sterblichkeit  in  13  Amtshauptmannsch., 
am  niedrigsten  ist  sie  in  Hainichen  und  Leipzig  mit  22.03 
und  23.46o/oo- 

Die  Geburtenfrequenz  ist  wieder  von44.31^/oo 
im  J.  1878  auf  44.417oo  gestiegen.  Weniger 
als  diese  Durchschnittsziffer  zeigen  die  Reg.-Bez. 
Bautzen  u.  Dresden,  sowie  die  Amtshauptmannsch. 
Zittau,  Löbau,  Kamenz,  Bautzen,  Pirna,  Dippoldis- 
walde,  Meissen,  Grossenhain,  Grimma,  Oschatz, 
Döbeln,  Plauen,  Oelsnitz  i/V. ,  und  von  den  24 
Städten  über  8000  Einw.  12 :  Annaberg,  Bautzen, 
Dresden,  Freiberg,  Grossenhain,  Leipzig,  Hainichen, 
Meissen,  Mitweida,  Pirna,  Schneeberg,  Zittau. 

Ueber  die  Todesursachen  geben  noch  immer 
die  fast  ausschliessliche  Erkennungsquelle  die  offi- 
ziellen Todtenbestattungsscheine  ab.  Die  ärztliche 
Beglaubigung  auf  diesen  Leichenscheinen  ist  gegen 
das  Vorjahr  nur  von  42.6  auf  42.7^/o  gestiegen. 
Im  Reg.-Bez.  Bautzen  nnd  Zwickau  beträgt  sie  nur 


110 


Jahresbericht  d.  k.  sftchs.  Landes-Hed.-Collegiams, 


35.6  und  32.5<^/o ;  von  den  30  Medicinalbezirken 

erreiclien  17  nicht  das  VerhältniBS  des  Vorjahres, 

bes.  im  Reg.-Bez.  Bautzen  und  Dresden,  während 

im  Beg.-Bez.  Leipzig  und  Zwickau  dasselbe  etwas 

überschritten  wird. 

Die  Beglaubigung  in  den  einzelnen  Altersklassen  ist 
die  gleiche  geblieben,  nämlich  — -IJ.  18.2Vo>  — 6  J.  52.2, 
—10  J.  73.3,  —14  J.  71.6,  —20  J.  76.0,  —30  J.  79.6, 
—40  J.  70.8,  —50  73.7,  —60  J.  67.3,  —70  J.  68.4, 
— 80  J.  41.2,  fiber  80  J.  29.6%.  Beglaubigt  waren  Ton  100 
Todesföllen  an  Kenohhnsten  47.8,  Masern  63.5,  Schar- 
lach 67.9,  Pocken  70.0,  Lnngensohwindsnoht  74.8,  Croap 
n.  Diphtherie  76.4,  Rohr  81,  Krebs  87.3,  Kindbettkrank- 
heiten 90 ,  Abdominaltjrphus  93.2 ,  Fleektjrphus  lOOmaL 

Pocken   M«.rn  8ch«l«h  J^^J^p    fÄ 

1878.  31     614    2033    3938     386 

1879.  30     370    1101    2963     667 


Hat  sich  sonach  in  der  ftrxtlichenBeglanbignDg 
der  Todesursachen  kaum  eine  Besserung  gezeigt, 
so  ist  sie  deutlich  beim  Urmaterial,  den  Leiohen- 
scheinen;  denn  die  Differenz  in  der  Zahl  der  Todes- 
fälle aus  den  Zählkarten  der  Standesamter  (k.  Statist 
BüreaU)  und  den  Listen  der  Bezirksärzte  betrügt 
gegen  eine  solche  von  1878  von  0.8<^/o  nur  noch 
O.ÖO/o  (dort  81292,  hier  80869  Todesfillle). 

Die  näheren  Einzelheiten  über  die  ermittelten 
Todesursachen  sind  in  den  ausführlichen  Tabellen 
des  Anhanges  B.  enthalten.  Hier  muss  eine  kune 
üebersicht  genügen.     Es  starben  an : 

Abdom..  FledL-  Kindbett-  ^^  ^^^^^^  ^^f', 

Typhus  Typh.     fieber  sehwindsodit 

780          8          696  67  1878  7410 

887         12           692  42  2066  7461 


Ein  EinfluBs  der  Bevölkemngsdichtjgkeit  auf 
Erkrankung  und  Sterben  an  genannten  Krankheiten 
ist  nur  bei  der  Phthise  ersichtlich ,  die  etwaigen 
übrigen  Schwankungen  sind  belanglos. 


Auffällig  ist  die  Abnahme  von  Masern,  Schar- 
lach, Group  und  Diphtherie,  die  Zunahme  von 
Keuchhusten,  in  welcher  Kategorie  wohl  manche 
Bronchitis  oder  Lungen-Entzündung  enthalten  sein 
mag.  Dem  ersteren  Umstände  dürfte  der  Rück- 
gang der  Kindersterblichkeit  zuzuschreiben  sein. 

Es  waren  nämlich  von  100  Todesfällen  in  Jeder  Gruppe  gestorben  an : 

Masern     Scharlach   Diphtherie  Typhös 
in  den  Städten  fiber  8000  Ehiw.        0.77            1.22           3.48  1.06 

im  übrigen  Lande  0.84  r.41  3.73  1.11 

Pocken ,  Fleoktyphns  und  Ruhr  sind  der  Geringffigigkeit  der  Zahlen  wegen  in  den  Uebersichten  io  der 
Folge  überhaupt  weggebUeben. 


Ph^ise 
12.0 
8.22 


Addirt  man  die  Relativzahlen  der  zymotisohen 
Krankheiten  besonders,  so  stellt  sich  deren  Ge- 
sammtantheil an  der  Summe  der  Todesfälle  über- 
haupt auf  7.490/09  die  geringste  Ziflfer  seit  1873, 
(seit  Einfähmng  dieser  Statistik  der  Todesursachen), 
der  von  Krebs,  Kindbettfieber,  Phthise  auf  12.51<>/o. 


Wie  gewöhnlich  ist  an  jenen  die  Altersgruppe  vom 
6. — 10.  Jahre  am  stärksten  betheiligt:  nämlich 
47.72<^/o  aller  in  diesem  Alter  Gestorbenen  sind  an 
genannten  zymotlschen  Krankheiten  gestorben. 

Zum  Schlüsse  dieses  Capitels  mögen  nochemige 
tabell.  Uebersichten  folgen.  Sie  vergegenwärtigen: 


Fruchtbarkeit  und  SterbUehkät  im  Jahre  1879  a) 

m  den  Städten  mit  mehr  als  8000  EinwokMm, 

Bevölk. 

Sterbefälle 

Geburten 

Reihenfolge  0  in  der 

Städte-        »'»^  Mitte 

von  1000  Lebenden 

SterbUchkeit 

Fruchtbarkeit 

ezclos. 

inelus. 

berechnet 

Todtgeb. 

Todtgeb. 

73. 

74. 

75. 

76. 

77. 

78. 

79. 

73. 

74. 

76. 

76.  77.  78.  79. 

1)  Annaberg           11760 

24.75 

41.33 

15 

18 

1 

4 

4 

2 

4 

14 

16 

19 

18     16   22  15 

2)  Bautzen              16092 

25.54 

33.88 

5 

14 

5 

5 

7 

9 

7 

21 

21 

24 

24     28   24  83 

3)  Chemnitz            87156 

30.08 

45.11 

19 

15 

17 

15 

19 

14 

16 

4 

6 

6 

6       9     9  18 

4)GrimmitMchau    19776 

28.32 

48.19 

13 

17 

21 

20 

14 

22 

12 

2 

2 

2 

8       3     3    7 

5)  Döbehi                11770 

35.43 

46.13 

18 

16 

20 

19 

8 

21 

21 

11 

7 

9 

10     10     7    9 

6)  Dresden            215400 

24.02 

37.84 

6 

6 

3 

3 

3 

3 

3 

15 

17 

20 

20     20    19  80 

7)  Frankenberg      112S0 

30.28 

45.86 

7 

12 

14 

12 

18 

6 

17 

8 

9 

13 

11     12    11   11 

8)  Freiberg             25260 

28.67 

38.30 

8 

10 

9 

11 

10 

13 

13 

13 

13 

18 

19     21    18  19 

9)  Glauchau            21360 

37.17 

54.12 

21 

13 

22 

21 

22 

20 

23 

3 

5 

3 

4       4     4     3 

10)  Grossenhain        10908 

28.97 

39.05 

10 

2 

10 

23 

12 

15 

14 

16 

14 

16 

16     17   13  17 

11)  Hainichen             8680 

22.03 

38.93 

3 

1 

11 

6 

15 

7 

1 

12 

12 

14 

14     13   14  18 

12)  Leipzig             145720 

23.46 

35.27 

4 

4 

2 

2 

1 

1 

2 

18 

18 

23 

21     22   20  81 

13)  Meerane             23160 

34.15 

54.45 

12 

21 

18 

18 

20 

18 

20 

1 

1 

1 

113    8 

14)  Meissen              14390 

32.31 

41.49 

9 

9 

16 

17 

13 

16 

19 

17 

15 

17 

16     15   17   14 

15)  Mitweida              9315 

29.20 

40.79 

11 

7 

13 

13 

6 

19 

15 

15 

11 

15 

17     18   16  16 

16)  Pirna                   12080 

27.57 

32.20 

17 

11 

8 

14 

21 

11 

10 

20 

20 

22 

23     24   21  84 

17)  Plauen                33586 

24.92 

47.25 

1 

5 

7 

1 

2 

4 

5 

9 

10 

12 

13     11    18    8 

18)  Reichenbach       16135 

25.47 

48.59 

16 

3 

19 

16 

16 

5 

6 

7 

6 

5 

5      5     8    6 

19)  Bchneeberg          8150 

27.48 

41.84 

6 

8 

11 

8 

9 

>— 

11 

9    14  15  13 

20)  Werdau              12110 

35.84 

58.96 

20 

20 

23 

22 

23 

23 

22 

5 

3 

4 

3      2     11 

21)  Würzen                8415 

28.16 

50.98 

— 

15 

10 

6 

12 

11 

— 

10 

12      6     5    4 

22)  Zittau                  22704 

26.60 

36.06 

2 

8 

4 

7 

9 

10 

8 

19 

19 

21 

22    19  83  88 

28)  Zsohopau              8180 

39.49 

48.90 

— 

— 

24 

24 

24 

24 

24 

— 

— 

7 

8      8  10    5 

24)  Zwiokan              35225 

30.92 

46.10 

14 

19 

12 

9 

17 

17 

18 

6 

8 

8 

7      7     6  10 

0  Die  niedrigste  SterbUohkeits-  und  die  höchste  Oebortsiiffer  sind  mit  1  bezeichnet,  aof-  u.  absteigend  bisssf  84. 


JahreBbeiicht  d.  k.  sftchs.  Landes-Med.-CoUegiams. 


111 


Abb  den  zwei  letzten  Reihen  ist  die  grössere     ihr  Einfluss   anf  die  Sterblichkeit,  die  beständig 
Gleichheit  bei  der  Fruchtbarkeit  ersichtlich,  sowie     hoch  bleibt  bei  grosser  Gebortenfreqnenz. 

b)  SierhUchkeU  und  Fruchtbarkeit  1879  in  den  Verwaltungsbexirken  (ohne  die  Städte  mit  mehr 

als  8000  Einwohnern). 


Auf  1000  Lebende  kommen  in  den  Begiemngsbeslrken : 


Amtshanptmann- 
Schäften : 

Zittau 
Löban 
Bantien 
Kamens 


BantEOn 
Qebome  Gestorbne 
incl.  Todtgeb.  exd. 
39.33  32.06 

37.60  27.23 

38.81  23.64 

38.07  23.24 


Leipoig 


schatten: 

Geb. 
incl. 

Gest. 
exd. 

Leiprig 

64.11 

28.71 

Borna 

47.10 

29.0 

Grimma 

41.74 

26.03 

Oschats 

43.0 

30.66 

Döbehi 

42.20 

27.87' 

BochUts 

47.34 

29.73 

Amtshauptmann- 
Bchaften : 

Dresden 

Pirna 

Dippoldiswalde 

Frdberg 

Meissen 

GroBsenhain 

Amtshanptmann- 
Bchaften : 

Chemnitz 

F16ha 

Marienberg 

Annaberg 

Schwarzenberg 

Zwickau 

Planen 

Anerbach 

Odsnitz 

Glauchau 


Dresden 


Geb. 
ind. 
46.37 
38.66 
41.41 
46.81 
43.14 
41.19 


Gest. 
exd. 
27.76 
24.10 
26.63 
27.98 
26.69 
26.62 


Zwickau 


Geb. 

incl. 
63.86 
48.70 
46.06 
47.62 
48.69 
63.60 
42.66 
46.04 
36.66 
49.37 


Gest. 

excl. 

32.97 

29.40 

26.39 

30.69 

29.16 

28.13 

23.88 

26.07 

20.93 

31.60 


c)  Im  ganzen  Lande  mit  Einichluse  der  Städte  über  8000  Einwohner, 


Beg.-Bex. 

Bautzen 
Dresden 
Leipsig 
Zwickau 


BeT6lk.  in 
der  Mitte 

1879 

346600 

814820 

684096 

1098836 


Lebend-,  Todt- 
geborne 

12666  607 

32244  1646 

29396  1136 

61266  2013 


Gestorbene 
excLTodtgeb. 

9227 
21282 

18842 
31941 


auf  1000 
Geb. 
induB. 
37.97 
41.47 
44.63 
48.48 


Lebende 
Gest. 
exduB. 
26.62 
26.12 
27.64 
29.06 


Königreich      2944360        126449    6301 


81292 


44.41       27.61 


d)  Den  Antheil  der  einzelnen  AlterskUueen  an  den  einzelnen  tödtlich  gewesenen  Krankheilen. 
Von  Je  100  SterbefUlen  der  dnzelnen  AttersUassen  kommen  auf : 


—IJ.    — 6J.   — lOJ.    —14 


Pocken 

Msflem 

Sehariaeh 

Croup  u.  Diphth. 

Keuchhusten 

Abdom.-Typhns 

Rohr 


0.02 
0.24 
0.18 
0.69 
0.96 
O.Ol 
0.06 


0.02 
2.42 
7.07 
20.64 
2.94 
0.41 
0.11 


0.07 
l.§2 
12.69 
28.96 
0.88 
3.61 


0.16 
0.47 
9.46 
9.78 
0.32 
8.36 


—20 
0.29 

1.16 
1.16 

9.46 
0.07 


—30 
0.11 

0.11 
0.27 

6.72 
0.06 


—40 

0.08 
0.08 
0.03 
0.08 

3.37 


—60 
0.09 

0.06 
0.09 

2.80 
0.02 


—60  —70 
0.02     0.03 


—80   üb.  80 
0.03      — 


0.06     O.Ol     0.02      — 

1.48     0.60     0.19      — 
0.04    0.04     0.03      — 


alle 
Alterski. 
0.04 
0.46 
1.36 
3.67 
0.81 
1.10 
0.05 


2.06     38.61     47.72    28.66     12.12     6.26     3.69     3.06     1.69    0.68     0.27      — 


0.18       2.10 


2.24     36.61 


_6j61     14.67     37.43  66.34  60.04  39.37  31.87  17.96 
64.33"  43.22^4^.66  6^60  63763  4V.42  33.46^^^^^ 


7.49 


lündbettkrankh.      —         —         —         —        1.61     6.68    6.45     1.68    0.02     —       —        ^        0.73 
Krebs  —         0.07       0.13      0.32      0.22    0.67     3.16     8.07  12.19     9.14     3.71     1.11       2.66 

Ungensehwinds.    0.18      2.08      6.48     14.36     36.70  49.19  40.43  29.62  19.66    8.81     1.78    0.34      9.22 


6.49     1.46     12.61 


5.76     1.46     20.00 


e)  Den  Einfluss  der  einzelnen  Krankheiten  auf  die  Altersgruppen, 
Es  standen  Ton  je  100  an  nebenstehenden  Krankheiten  Gestorbenen  im  Alter  von : 


therhanpt 
Kttern 
Seharlach 
Croup  u.  Diphth. 
Keuehhusten 
Abdom.-Typhu8 
Kbdbettkiankh. 
Krebs 

Umgensehwiiidi. 


41.89 

21.36 

6.46 

6.66 

49.01 

0.84 


0.82 


13.46 
71.08 
69.86 
75.40 
48.71 
5.07 

0.89 
2.97 


1.83 
6.49 
17.08 
14.48 
1.98 
6.86 

0.10 
1.29 


0.78 
0.81 
6.46 
2.09 
0.30 
6.98 

0.10 
IM 


1.73    4.69  4.85    6.21     6.85  8.51  7.81  2.56 

—        —  0.27      —        —  —  —  — 

1.45    0.36  0.09    0.18      —  —  —  — 

0.54    0.84  0.10    0.13    0.10  0.03  0.08  — 

14.88  23.90  14.88  13.30    9.24  4.62  1.36  — 

8.55  41.22  42.74  12.0      0.17  _  --  — 

0.15     1.02  6.0    16.46  82.72  80.44  11.33  1.11 

6.69  24.48  21.27  16.75  14.68  8.14  1.60  0.09 


112 


Jahresbericht  d.  k.  sächs.  Landes-Med.-Gollegiums. 


Die  Morbiditätsstatistik  zeigt  scheinbar  in  den 
einzelnen  Medicinalbezirken  einen  Rückgang ,  die 
der  Krankenhäuser  aber  giebt  fttr  die  Morbidität 
der  Gesammtbevölkerang  des  Landes  nur  einen 
sehr  unzuverlässigen  Maassstab.  Die  bezüglichen 
Berichte  auf  1879  hat  Assessor  Dr. Geis s  1er  er- 
stattet. Demnach  sind  in  den  allgemeinen  Kranken- 
häusern 1879  27317  aufgenommen  worden  (1878 
nur  24833),  die  Verpflegdauer  für  den  einzelnen 
Kranken  betrug  aber  nur  32.7  Tage  gegen  33.9  im 
Vorjahre,  die  Mortalität  aber  ist  ungefähr  gleich 
geblieben.  Erheblich  .zugenommen  hat  die  Be- 
nutzung der  Krankenhäuser  der  mittleren,  kleinen 
Städte  und  Dörfer,  wahrscheinlich  zum  Theil  in 
Folge  von  Zuzug  stromernder  Arbeiter.  Dafbr 
spricht  das  Steigen  der  KrätzefäUe  von  2129  im 
Vorjahre  auf  3826,  ebenso  wie  die  zahlreich  im 
Berichtsjahre  verzeichneten  Fälle  von  Rückfall- 
fieber fast  alle  auf  diese  Leute  kommen. 

üeber  die  epidemischen  Krankheiten  (Abschn.  IL 
Nr.  2.)  theilt  der  Bericht  betr.  der  Pocken  mit, 
dass  sie  nur  vereinzelt  sich  zeigten  (30  Todesfillle), 
eingeschleppt  aus  Böhmen  in  der  Lausitz,  im  Voigt- 
land mit  35  Erkrankungen  in  2  Dörfern  und  bez. 
4  Todesfällen,  wie  der  Bez.-Arzt  vermuthet  als 
Fortsetzung  der  im  vorigen  Jahre  dort  herrschenden 
Seuche.     Das  Impfwesen    zeigt   eine   erfreuliche 

Besserung. 

Die  Erstimpfungen  nahmen  zn  von  84560  auf  87707 
(Reg.-Bez.  Bautzen  von  8302  auf  8511,  Dresden  22276 
fallend  auf  22037,  Leipzig  von  20610  aaf  21419,  Zwickau 
von  33372  anf  35740) ,  die  Zahl  der  vorlänflg  Zarück- 
gestellten  fiel  von  19312  auf  18241,  die  der  pflichtwidrig 
Entzognen  betrug  3205,  die  Wiederimpfungen  fielen  von 
64697  anf  63064  (Bautzen  6859  im  Vorjahre  und  6923 
im  J.  1879,  Dresden  17329  und  16839,  Leipzig  14664 
und  14321,  Zwickau  25845  und  24981),  die  der  pflicht- 
widrig entzognen  Wiederimpflinge  von  1214  anf  820. 
Ohne  Erfolg  blieb  die  Erstimpfung  b.  2.68%  ( 1878  2. 75o/o), 
die  Wiederimpfung  b.  11.18%  C1878  13.4%),  unbekannt 
blieb  der  Erfolg  dort  b.0.96o/o,  hier  b.  0.597o;  mitTbier- 
lymphe  wurden  3070  Erstimpfungen  =  3.50%  n.  1.22% 
Wiederimpfungen  ausgeführt. 

Die  Fflhrung  der  Impf  listen  lässt  noch  Manches 
zn  wünschen  übrig ,  doch  scheint  es  allmälig  besser 
zu  werden.  Die  Agitation  gegen  das  Impfen  hat 
nicht  viel  Klagen  veranlasst;  mehr  wie  früher  die 
Weigerung  der  Mutter,  Lymphe  abnehmen  zu  lassen. 
Angebliche  Gesundheitsbeschädigungen  sind  den 
Bez.-Aerzten  theils  in  Folge  ausdrücklicher  Auf- 
forderung ihrerseits  in  einer  ziemlichen  Anzahl  von 
Fällen  zur  Kenntniss  gekommen,  aber  kein  Todes- 


fall und  keine  Uebertragung  von  Syphilis  ist  con- 
statirt  worden ;  eine  Erkrankung  in  Leipzig  stellte 
sich  bei  der  Untersuchung  als  nicht -syphilitisch 
heraus.  In  den  vermeintlichen  Impftode^Uen  er- 
gab die  Sektion  mit  dem  Impfen  nicht  zusammen- 
hängende Todesursachen;  bei  einem  Todesfalle, 
der  zu  spät  angezeigt  und  erörtert  wurde,  war 
die  Todesursache  nicht  zu  ermitteln.  Leichtere 
Erkrankungen  sind  allerdings  vorgekommen,  ent- 
weder abhängig  vom  Impfen  (leichte  Hautausschläge 
u.  s.  w.)  oder  unabhängig  davon. 

Verbreitetere  nnd  schwerere  Epidemien  an  Scharlach 
herrschten  im  Med.-Bez.  Kamenz,  Freiberg,  Annabeig, 
Schwarzenberg ,  Zwickau ,  Plauen ,  Auerbach ,  im  Allg. 
wie  erwähnt  mit  der  Hälfte  der  TodesfaUe  des  Voijahn. 
Dasselbe  gilt  von  den  Masern,  Verbreitet  traten  sie  auf 
im  Bez.  Planen,  Chemnitz ;  in  16  Bezirlcen  kamen  keine 
TodesfäUe  an  Masern  vor.  Hervorgehoben  ist  schon  die 
Abnahme  der  Mortalität  an  Croup  und  Diphtherie  um 
nahezu  1000  Fälle  (25o/o)  und  zwar  in  allen  Bezirken. 

Aus  der  TyphustlaiistUc  ist  erwähnenswerth  die 
Hartnäckigkeit,  mit  welcher  der  Typhuskeim  dem  Woho- 
hause  eines  Bauerngutes  in  Hohbarg  b/Wnrzen  anhaftet 
(s.  darüber  8.  Jahresber.  des  L.-M.-CoII.  v.  J.  1876}. 
Von  1874 — 1876  hatte  er  dort  geherrscht  und  trat  enient 
aaf  1878  und  1879.  Alle  Erkrankten  hatten  sich  in  der 
Wohnstube  aufgehalten.  Die  chemische  Untersnchrni;? 
von  bezüglichen  Bodenproben  ergab  keine  aufi^Uige  Ve^ 
uoreinigung,  die  mikroskopische  ziemlich  reichliehe 
Bakterienentwicklung.  Angerathen  wurde  Entfemiuig 
des  Untergrunds,  Ersetzen  durch  reinen  Boden,  bezieheal- 
lieh  Bedecken  desselben  mit  einer  Cementschicht.  Epi- 
demisch herrschte  der  Typhus  in  einigen  Dörfern  an  drr 
Jahna (Med.-Bez.  Oschatz),  in  der  Stadt  D5beln,  imDorfe 
Heinrichsort  b/Callnberg  (dabei  starb  eine  von  2erkranl[- 
ten  Diakonissen),  in  kleinerer  Häufung  von  Fällen 
noch  in  einzelnen  Orten.  —  Typhus  exanthem.  kam  nnr 
spärlich  und  nicht  immer  zweifellos  vor ,  (6  im  Kranken- 
hause  zu  Frauenstein ,  durch  einen  Oesterreicher  eiDg^ 
schleppt,  8  starben,  7  ebenda  in  Meissen,  2  starben  — 
in  Snmma  16  FäUe  mit  6  TodesflUlen  «  37.6Vo-  —  Zahl- 
reich waren  die  FäUe  von  Recurrens,  sämmtlich  tnf 
wandernde  Arbeiter  beschränkt,  seit  1872  zum  1.  Male 
wieder  in  Sachsen,  in  Snmma  807  Kranke  mit  7  Todes- 
nUlen  =  2.3%  (leider  darunter  der  verdiente  Dr.  Walther 
in  Freiberg).      ^ 

Von  Cerebrospinalmeninffitis  kamen  einzelne  Fälle 
in  den  Kasernen  von  Dretsden  nnd  Leipzig  nnd  17 
FäUe  im  Jacobshospital  in  Leipzig  vor  (6  Todesfälle). 
Puerperalfieber,  wahrscheinlich  gemischt  mit  andern 
Todesfällen  im  Wochenbett  hat  seit  1873  abgenommea  i 
von  718  anf  635  im  J.  1877,  1878  und  1879  etwas  la« 
genommen  anf  690  n.  592. 

Von  Epizootien  sind  nur  Milzbrandpustein  bekaool 
geworden  in  40  Orten.    Unter  60  von  der  ToUwnth  ver 
däohtigen  Thieren  Gebissenen  starben  nnr  4  an  Lyssa, 
Im  Qanzen  sind  sonach  in  Sachsen  Lyssafälle  selten. 

B.  Meding. 


JAMBOCHEß 


der 


io-  und  ausländischen  gesammten  Medlcin. 


Bd.  Id2. 


1881. 


M  2. 


A.    Auszöge. 

I.     Medicifiische  Physik,  Ohemie  und  Botanik. 


602.  Neue  Methode  snrüntersnobiiiig  der 
StaentoffaTissoheidiixig  pßamUeher  und  thie- 
liieher  Organimien;  von  Prof.  Th.  W.  Engel- 
mann  in  Utrecht.  (Arch.  de  PhyBiol.  XXV.  5—6. 
p.  286.  1881.) 

Die  bisher  zur  Untersachong  der  Sanerstoffans- 
ttbddiing  angewandten  Methoden  sind  die  gasanaly- 
tiKhen  von  Ingenhousz^  Th.  de  Sanssare^ 
Bonssinganlt  n.  A.,  die  Methode  des  Blasen- 
dhlens  von  Datrochet^  Sachs,  Pfeffer  n.  A. 
und  die  Phosphormethode  von  Bonssinganlt. 

Die  von  Engelmann  eingeführte  verwendet 
ils  Reagens  die  gewöhnlichen  Fävlnissbaklenen, 
nimentlieh  Bacterium  termo  Cohn.  Diese  Methode 
eignet  sich  vorzflglich  zn  Mikroreaktionen  nnd  ist  so 
empfindlich  y  daas  Sanerstoffmengen  von  einem  Hun- 
dertbillionstel  Milligramm  nnd  noch  weniger  noch 
bequem  damit  nachgewiesen  werden  können.  Die 
Methode  ist  femer  sehr  schnell  ansfilhrbar  nnd  er- 
ianbt,  die  Abhängigkeit  der  Sanerstoffiinsscheidnng 
von  verschiedenen  ph3r8ikalischeny  chemischen,  mor- 
phologischen und  physiologischen  Bedingungen  zn 
untersuchen.  Sie  beruht  auf  dem  aueserordenüieh 
yronen  Saueretoffbedürfinee  der  beweglichen  Zu- 
ttände  der  Bakterien,  namentlich  der  frisch  ge- 
sQcfateten.  In  einem  an  beweglichen  Bakterien  sehr 
rächen  Tropfen,  der  auf  einen  Objektträger  gebracht 
und  mit  ehiem  gewöhnlichen  Deckglas  bedeckt  wird, 
^Angen  sie  sich  alsbald  in  dichtem  Gewimmel  an 
^  Bändern  des  Tropfens  zusammen;  sind  Luft- 
bbsäi  unter  dem  Deckglas  im  Tropfen  eingeschlossen, 
auch  mn  diese.  Nach  einiger  Zeit,  und  zwar  desto 
&tt^  je  mehr  Bakterien  der  Tropfen  enthält ,  er- 
Uunt  die  Bewegung  und  hört  endlich  ganz  auf,  zu- 
^  in  der  Mitte  des  Tropfens ,  später  im  Umkreise 

M.  Jabrbb.  Bd.  192.  Hft.  8. 


etwaiger  Luftblasen  und  zuletzt  an  der  Peripherie, 
und  zwar  hier  nur,  wenn  daselbst  sehr  viele  Bakte- 
rien liegen.  Lüftet  man  das  Deckglas  einen  Moment, 
so  tritt  wieder  für  einige  Zeit  lebhafte  Bewegung  ein. 
In  der  Gaskammer  einem  Strome  möglichst  reinen 
Wasserstoffgases  ausgesetzt  nimmt  die  Bewegung, 
wie  Grossmann  u.  Mayerhausen  im  Utrech- 
ter Laboratorium  zeigten,  bald  bis  zum  völligen  Still- 
stand ab.  Dieser  kann  durch  atmosphärische  Luft 
sofort  wieder  aufgehoben  werden.  Bringt  man  in 
einen  an  bewegungsfähigen  Bakterien  reichen  Tro- 
pfen einige  grüne  Zellen,  z.  B.  Stückchen  von  Faden- 
algen, bedeckt  mit  dem  Deckglas  und  stellt  das 
Ganze  im  gut  erleuchteten  Gesichtsfelde  des  Mikro- 
skopes  bei  2 — SOOmaliger  Vergrösserung  ein,  so 
sieht  man ,  wie  sich  in  kurzer  Zeit  lebhaft  schwär- 
mende Bakterien  um  diese  Zellen  anhäufen.  Ver- 
dunkelt man  aber  das  Gesichtsfeld  etwas ,  so  hört 
die  Bewegung  schnell  auf,  während  sie  beim  Wieder- 
einfallen des  Lichtes  schnell  wieder  beginnt  Die 
Erklärung  dieser  sehr  constanten  Erscheinung  liegt 
darin ,  dass  die  chlorophyllhaltigen  Zellen  im  Lichte 
Saaerstoff  abscheiden  und  dieser  die  Bakterien  ver- 
anlasst, sich  zu  bewegen  nnd  an  der  Sauerstoffquelle 
sich  anzusammeln.  Die  Bewegung  der  Bakterien 
ist  demnach  ein  Reagens  auf  Sauerstoff. 

Mit  Hülfe  dieser  Methode  kam  Engelmann 
zu  folgenden  Resultaten. 

Alle  chlorophyllhaltigen  Zellen  niederer  und 
höherer  Pflanzen  scheiden  im  Lichte  (es  genügt  auch 
Lanqienlicht)  Sauerstoff  ab.  Diess  gilt  auch  von 
denjenigen  niedem  Pflanzen,  welche  statt  der  grünen 
Farbe  eine  braune  haben,  wie  die  Diatomeen,  oder 
eine  oUven-,  resp.  spangrflne,  wie  die  Flagellaten 
nnd  Osciilarien.     Auch  chlorophyllhaltige  Thiere, 

16 


114 


L    Medicmische  Physik,  Chemie  n.  Botanik. 


wie  Panunaeciam  bursaria  und  Hydra  viridis,  ent- 
wickeln im  Lichte  Oj.  Chloropbyilfi*eiey  aber  etiolin- 
haltige  Zeilen  des  Blattparenchym  im  Dunkeln  ge- 
keimter  Pflänzchen  von  Nastartium  scheiden,  was 
sehr  anfiällig  ist ,  im  Licht  augenblicldich  Og  ab. 
Zellen  mit  farblosem  Protoplasma  scheiden  keinen 
Sauerstoff  ab  (Monaden ,  Mycelfäden  von  Schimmel- 
pilzen, farblose  Zellen  albinotischer  Ahomblätter, 
endlich  alle  chlorophyllfreien  thierischen  Zellen). 
Licht  verschiedener  WellenlAnge  hat  einen  specifisch 
verschiedenen  Einflnss  anf  die  Energie  der  Saner- 
stoffentwicklong.  Ultraroth  blieb  stets  inaktiv; 
sehr  aktiv  dagegen  war  Roth,  Orange  und  Gelb 
ebenfalls,  vielleicht  noch  stärker.  Grün  wirkte  fast 
immer  am  schwächsten ,  Blau  oft  merklich  stärker. 
Zwischen  dem  Momente  des  Lichteinfalls  und  dem 
Beginne  der  Sauerstoffentwicklnng  verläuft  keine 
merkbare  Zeit ;  ebenso  scheint  im  Momente  der  Licht- 
entziehuDg  auch  die  Sauerstoffproduktion  still  zu 
stehen.  —  Defibrinirtes  mit  Luft  geschütteltes  Blut 
giebt  Sauerstoff  ab  und  versetzt  die  als  Reagens 
dienenden  Bakterien  in  Bewegung ,  Kohlenoxydblut 
aber  nicht.  (Robert) 

503.  Zur  Frage  über  die  Bildung  ozal- 
saurer  Sedimente  and  Conkremente  im  Harn 
des  Menschen;  von  Prof.  A.  J.  Schtscherba- 
kow  zu  Kasan.  (Petersb.  med.  Wchnschr.  Nr.  51. 
p.  427.  1880.) 

Wenn  Seh  unk  behauptet,  der  oxalsaure  Kalk 
bilde  sich  erst  bei  der  sauren  Gährung  des  Harns 
durch  Zerfall  complicirterer  Gruppen,  so  scheinen 
doch  gegen  ihnVoit  und  Hoffmann  die  Nicht- 
existenz  einer  sauren  Hamgährung^)  zur  Genflge 
nachgewiesen  zu  haben.  Andererseits  lässt  sich  auch 
die  Hypothese  Neubauer 's  nicht  halten,  nach 
welcher  bei  der  Verwandlung  des  einbasisch  phos- 
phors.  Natron  in  das  zweibasische  Salz  durch  Wechsel- 
wirkung mit  dem  hams.  Natron  das  schon  frUher  als 
solches  im  Harn  vorhandene  Kalkoxalat  aufhört  lös- 
lich zu  sein  und  neben  Harnsäure  im  Sedimente  er- 
scheint, denn  das  Calciumoxalat  ist  allerdings  fttr 
sich  allein  in  einer  Solution  von  einbasisch  phospfaors. 
Natron  löslich,  nicht  aber  bei  gleichzeitigem  Vor- 
handensein von  phosphors.  Kalke,  der  doch  ein  con- 
stanter  Hambestandtheil  ist 

Die  Methoden,  nach  welchen  Neubauer  und 
Lehmann  den  oxals.  Kalk  in  frisch  gelassenem 


0  Vgl.  über  dieselbe  unsere  Jahrbb.  CXC.  p.  10. 
Ferner  sei  angeführt,  was  Cohnheim  in  seinen  Vor- 
lesungen über  aUgemeine  Pathologie  1880.  p.  411  n.  413 
sagt :  ff  Was  im  entleerten  Harne  die  sogen,  saure  Gäh- 
rung bewirkt ,  das  mnss  unter  Umständen  schon  im  Orga- 
ganismus  innerhalb  der  Hamwege  vor  sich  gehen ,  denn 
es  giebt  zahlreiche  Menschen ,  deren  Harn  schon  bei  der 
Entleerung  KrystaUe  von  Hamsäore  enthält.  —  Im  Einzel- 
falle ist  es  in  der  Begel  kaum  festzosteUen ,  ob  der  Harn 
von  der  Niere  mit  stark  saurer  Reaktion  secemirt  worden 
oder  ob  er  nach  der  Absonderung  in  Folge  einer  Art  sau-  *" 
rer  Gäbrang,  die  aber  noch  innerluilb  der  Hamwege  ein- 
getreten, naohgesänert  ist.  ** 


Harne  nachwiesen ,  sind  durchaus  nicht  frei  von 
Fehlerquellen ,  und  wenn  man  die  Einwirkung  von 
Sänren  und  sauer  reagirenden  Substanzen  eUminirti 
unter  deren  Einfluss  eine  Reihe  von  Zersetsungen 
vor  sich  geht,  so  gelingt  es  nach  Schi  nie^  auch 
nur  eine  Spur  des  fraglichen  Salzes  im  frischen  Harne 
aufzufinden.  Seht,  bestreitet  feilier  die  Bjchtigkeit 
der  Voit 'sehen und  Hoffmann 'sehen  Auffassung, 
wonach  eine  saure  Hamgährung  flberhanpt  nicht 
existirt.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  lässt  sie  sidi 
allerdings  beobachten ,  wie  Vf.  in  Gemeinschaft  mit 
Ghomiakow  nachgewiesen  hat  und  wie  aadi 
Potechin  und  Riassenzew  constattrt  haben. 
Die  Frage  nach  der  Präexistenz  des  Kalkoxalat  im 
frisch  gelassenen  Harne  ist  somit  im  negativen  Sinne 
erledigt. 

Ist  aber  der  oxals.  Kalk  im  Harne  nicht  pri- 
formirt,  so  entsteht  die  Frage,  woraus  er  sich  bil- 
det. Zur  Beantwortung  dieser  Frage  schemt  die 
Schunck'sche  Hypothese  am  meisten  geeignd, 
wonach  ein  Zerfall  der  Oxalursäure  in  Harnstoff  und 
Oxalsäure  stattfindet.  Versuche  ausserhalb  des  Kör- 
pers zeigen  allecdings,  dass  das  oxalurs.  Ammoniik 
nur  durch  starke  Mineralsänren  rasch  in  Harnstoff 
und  Oxalsäure  umgewandelt  wird;  aber  Potechin 
und  Riassenzew  haben  nachgewiesen,  dass  bei 
der  sauren  Elamgährung  constant  Schwefelsäure  eit- 
steht, welche  geeignet  ist,  aus  den  Chlorverbindungen 
des  Harns  Salzsäure  frei  zu  machen,  und  diese  letz- 
tere könnte  somit  wohl  jene  Zersetzung  einleiten. 
Dem  widersprechen  indessen  die  Resultate  einer 
Reihe  von  Versuchen,  die  Vf.  angestellt  hat,  nnd 
welche  zu  derUeberzeuguug  drängen,  dass  das  oxal- 
ursäure Ammoniak,  welches  nach  Schnnk  nnd 
Neubauer  als  normaler  Hambestandtheil  aozn- 
sehen  ist,  im  normalen  Harne  eben  so  wenig  vor- 
kommt wie  der  oxals.  Kalk ,  dem  es  mithin  nach 
nicht  als  Entstehungsqnelle  dienen  kann.  Auf  Orond 
verschiedener  Thatsachen  nnd  Erwägungen  kommt 
Vf.  zu  dem  Schlüsse,  dass  das  Erscheinen  des  Kalk- 
oxahit  coincidirt  mit  der  sauren  Harngährung,  dn» 
die  Gruppe  von  Körpern  jedoch^  durch  deren  Zer- 
setzung sich  jenes  Salz  bildet,  wegen  ihrer  lebhten 
Zersetzlichkeit  im  sauren  Vehikel  schwer  zu  isoUren 
und  einstweilen  noch  unbekannt  int 

In  einem  weitem  Theile  seiner  Arbeit  bespricht 
Vf.  die  Bildungsweise  oxals.  Conkremente.  Hier 
wird  zunächst  constatirt,  dass  oxals.  Schichten  inner 
halb  eines  Conkrementes  stets  auch  mehr  oder  weni- 
ger Harnsäure  enthalten  und  femer,  dass  fflch  in 
diesen  Schichten,  in  demMaasse,  als  sieKalkoxalate 
enthalten  und  tief  geftrbt  erscheinen ,  Eisen  nndi- 
weisen  lässt,  wie  denn  auch  die  bekannte  Färbong 
.der  Haulbeersteine  von  einem  Eisengehalte  herrührt 
Dieses  Eisen  stammt  aus  dem  Blute ,  denn  es  lassen 
sich  an  solchen  Steinen  auch  andere,  namentlich 
spektral-analytische  Beweise  ftlr  die  Gegenwart  von 
Zerfallprodukten  des  Hämoglobin  beibringen,  l^ 
Ursache  dieser  Coinddenz  von  Blntergttssen  nnd 
Kalkoxalatansscheidungen  lässt  sich  mit  Besfiomt' 


L    MedidniBche  Physik,  Chemie  u.  Botanik. 


115 


beü  nicht  nachweisen ;  ein  Cansalnezas  zwischen  bei- 
den iit  eben  noch  nicht  entdeckt. '  Bezeichnend  und 
mteresBant  ist  aber  immerhin  ein  Experiment  y  wel- 
ches Vf.  hinfig  und  mit  stets  gleichem  Erfolge  ge- 
macht hat.  Uebergoss  er  eine  dflnne  Schicht  frischen 
Blnies  mit  Harn,  so  beobachtete  er,  dass  in  dem 
Maaase ,  als  die  Blntkffrperchen  in  den  sich  bilden- 
doi  Gerinnseln  sowohl,  als  in  der  darttber  stehenden 
FlttBsigkeit  zerfallen ,  sich  Kalkoxalatkrystalle  ans- 
sehaden.  Ob  das  Erscheinen  dieses  Salzes  unmittel- 
bare Folge  des  Zerfalles  von  Blutkörperchen  ist  oder 
ob  das  Vorhandensein  des  Blutgerinnsels  im  Harn 
die  Bildung  dieses  Salzes  anregt,  Iftsst  Seht,  dahin- 
gestellt. (Kobert.) 

504.  Ueber  Indioan;  von  Dr.  R.  Robert^). 

Die  nachstehenden  Mittheilungen  schliessen  sich 
an  die  von  uns  (Jahrbb.  CLXXXIX.  p.  220)  be- 
gonnene Zusammenstellung  über  die  aromatischen 
Fcadnissprodukie  an ,  auf  welche  wir,  um  Wieder- 
holungen zu  vermeiden,  verweisen  müssen. 

Wir  beginnen  mit  einer  Aufzählung  der  seit 
1877  erschienenen  wichtigsten  das  Indican  betreffen- 
den Arbeiten. 

1)  Jaff^,  Ueber  die  Ausscheidung  des  Indican 
unter  physiol.  n.  pathol.  Verhältnissen.  Virohow's  Arch. 
IC.  p.  72.  1877. 

2)  Penroseh,  Beiträge  zur  Lehre  fiber  die  £nt- 
stehnng  des  Indican  im  Thierkörper.  Inaug.-Diss. 
KSoigsberg  1877. 

3)  Senator,  Ueber  Indican-  u.  KaUcausscheidungen 
in  Kranklieiten.    Med.  Gentr.-Bl.  20.  21.  22.  1877. 

4)Brieger,  Ueber  die  flficbtigen  Bestandtheile  der 
messdüiehen  Exkremente.  Jonm.  f.  prakt.  Chem.  N.  F. 
(2)  17.  p.  124.  1878. 

6)  Nencki,  Ueber  die  Zersetzung  des  Eiweisses 
tooh  schmelzendes  Kali.  Jonm.  f.  prakt.  Chem.  N.  F. 
(»)  17.  p.  97.  1878.  —  Med.  Centr.-Bl.  17.  1878. 

6)  Odermatt,  Zur  Kenntniss  der  Phenolbildung 
bei  der  Fäulnlss  der  Eiweissk5rper.  Inang.-Dlss.  Bern 
1878.  —  Jonm.  f.  prakt.  Chem.  N.  F.  (2)  5.  p.  249. 
1878. 

7)ChriBtiani,  Ueber  das  Verhalten  von  Phenol, 
Indol,  Benzol  in  Thierkörpem.  Ztsohr.  f.  physiol.  Chem. 
n.  p.  273.  1878. 

8)  Jaqaet,  Note,  das  Stadium  der  Addis&n'atihen 
Knnkheit  betreffend.  Arch.  de  Physiol.  norm,  et  pathol. 
p.  679. 1878. 

9)  Ord,  Ein  Nierenstein  ans  Indigo.  Berl.  klin. 
WehnBchr.  25.  1878. 

10)Baamann  n.  Brieger,  Ueber  Indozylsehwe- 
fotefiore  das  Indican  des  Harns.  Ztschr.  f.  physiol.  Chem. 
nL  p.  264.  1879. 

11)  £.  n.  H.  Salkowski,  Weitere  Beiträge  zur 
Keoatnlss  der  Fänhiissprodakte  des  Eiweiss.  Berl.  ehem. 
Berichte  XH.  p.  448.  1879. 

12)  Brieger ,  Ueber  die  aromatischen  Produkte  der 
^"nbiBs  des  Eiweisses.  Ztsohr.  f.  physiol.  Chem.  ni. 
p.  134. 1879. 

13)  Ma^on,  Ueber  die  färbenden  Stoffe  der  Indigo- 
gnippe  mit  R&cksicht  auf  ihre  physiologisohe  Bedentnng. 
hnng.-DlBs.    Bern  1879. 

14)  Ewald,  Ueber  das  Verhalten  des  Fistelsekretes 
«.  über  diePhenol-  n.  Indican-Aussoheidung  bei  einem  an 

*)  Nach  einer  unter  Leitnng  des  Referenten  von 
^Stephan  angefertigten  Dissertation.  Halle  1881. 
8^  33  8. 


Anns  praetemataralis  leidenden  Kranken.  IVirchow's  Arch. 
LXXV.  p.  409.  1879. 

16)  Nothnagel,  Experimentelle  Untersachungen 
aber  die  Addi8on*BChe  Krankheit.  Ztsohr.  f.  klin.  Med. 
I.  p.  77.  1879. 

10)  Baumann-Tiemann,  Znr  Constitution  des 
Indigo.  Berl.  ohem.  Berichte  XII.  p.  1098.  1192. 
1879. 

17)  Hennige,  Die  ludicanausscheidung  in  Krank- 
heiten. Deutsch.  Arch.  f.  klin.  Med.  XXIU.  p.271.  1879. 

18)  Wer n ich.  Die  aromatischen  Fäulnissprodukte 
in  ihrer  Einwirkung  auf  Spalt-  u.  Sprosspilze.  Virchow's 
Arch.  LXXXVm.  p.  61.  1879. 

19)  Heinemann,  Indican  bei  gesundem  u.  kran- 
kem Zustande.    Arch.  of  med.  IV.  1.  p.  24.  1880. 

20)  Olof  Hammarsten,  Prfiftang  des  Harns  auf 
Indican.  Upsala  läkaref5ren.  Förhandl.  XV.  S.  213. 1880. 

21)  Baeyer,  Darstellung  von  Skatol  aus  Indigo. 
Berl.  chem.  Berichte  Xm.  p.  2339.  1881. 

22)  B  r  i  e  g  e  r ,  Einige  Beziehungen  der  Ei  weisskör- 
per  zu  den  Krankheiten.  Ztschr.  f.  klin.  Med.  UI.  p.  466. 
1881. 

23)  L  0  e  b  i  s  0 h ,  Anleitung  zur  Harnanalyse.  Wien 
u.  Leipzig  1881.  p.  160. 

24)Hoppe-Seyler,  Physiol.  Chemie.  IV.Theil. 
p.  660.  1881. 

Der  nnter  dem  Namen  Indigo  (IvSmov)  seit 
uralten  Zeiten  bekannte  blane  Farbstoff  entstammt 
dem  Pflanzenreiche,  und  zwar  verschiedenen  Species 
der  Gattung  Indigofera,  Polygonnm  tinetorium,  der 
Isatis  tinctorla,  sowie  einer  grossem  Anzahl  von 
andern  Gattungen  angehdrigen  Pflanzen^).  Der 
chemisch  reine  Indigo,  Indigotin  genannt,  hat  die 
Zusammensetzung  CieHioNsOs.  Diese  Formel  war 
lange  Zeit  fraglich,  bis  sie  durch  die  in  neuerer  Zeit 
von  Baeyer  (21)  glucklich  gelungene  synthetische 
Darstellung  des  Indigo  endgültig  festgestellt  wurde. 
Derselbe  stellte  Indigoblau  künstlich  aus  o-Nitro- 
phenylpropinolsäure  und  ans  o-Nitrophenyloxyacryl- 
säure  dar.  Erstere  geht  unter  Einwirkung  alka- 
lischer Reduktionsmittel  leicht  und  vollständig  in 
Indigoblan  über,  während  letztere  schon  bei  blossem 
Erhitzen  mit  und  ohne  Lösungsmittel  Indigoblau 
liefert. 

Für  den  Arzt  und  Physiologen  war  der  Indigo 
von  keinem  Interesse,  so  lange  er  mit  der  thierischen 
Natur  in  keinem  Znsammenhange  stand.  Dieses 
Interesse  weckte  zunächst  Hill  Hassal  (1853), 
indem  er  auf  das  häufige  Vorkommen  und  Auftreten 
von  Indigo  im  menschlichen  Urin  aufmerksam  machte. 
Der  von  ihm  aus  Harn  nach  langem  Stehen  gewon- 
nene Indigo  war  natürlich  noch  sehr  verunreinigt 
mit  Erdphosphaten,  Vibrionen,  Schleun,  Epithelien 
u.  s.  w. ,  er  gab  aber  doch  die  charakteristischen 
Indigoreaktionen,  d.  h.  er  war  löslich  in  concentrir- 
ter  Schwefelsäure  und  wurde  durch  Zuckerlösung 
reducirt.  Nicht  allzulange,  nachdem  Hassal  einen 
indigohaltigen  Drin  untersucht  hatte,  fand  er  andere 
zahh*eiche  Indigo  liefernde  Urine,  welche  in  ihrem 
Verhalten  mit  dem  erwähnten  gut  übereinstimmten, 
nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  die  Indigomeuge 
manchmal  grösser  u.  mauclunal  kleiner  war.   Uebri- 


0  Das  Nähere  s.  in  FehUug's  u.Dammer's  chom.  Hand- 
wörterbuehe. 


n 


116 


L    Medicinische  Physik;  Ghenue  u.  Botanik. 


gens  erkannte  H.  sehr  bald^  daas  die  blaue  Sub' 
stanz  niemals  im  Urin  präformirt  ist,  sondern 
sich  erst  dnrch  eine  Art  Oxydation  beim  frden  Zu- 
tritt der  Lnft  bildet. 

Fflr  die  Bildung  des  Indigo  ist  es  n&mlich  im 
Allgemeinen  nothwendig,  dass  der  Urin  einige  Tage 
lang  in  einem  offeuen  Geftsse  der  Luft  ausgesetzt 
wird;  indem  dabei  Sauerstoff  aufgenommen  wird, 
kommt  der  Indigo  zum  Vorscheio.  Alles,  was  die 
,,Oxygenation''  erleichtert,  als  freies  Aussetzen  dem 
Lichte,  der  Luft,  der  Wärme  und  dem  Sonnen- 
scheiu,  befördert  das  Erscheinen  des  blauen  Indigo. 
Daher  gehen  im  Sommer  die  beschriebenen  Verän- 
derungen viel  schneller  vor  sich,  als  im  Winter; 
umgekehrt  werden  diese  Erscheinungen  ganz  ver- 
zögert, ja  gänzlich  aufgehoben  durch  Abschluss  von 
der  Atmosphäre.  Selbst  schon  fertig  gebildeter 
blauer  Indigo  kann  seiner  Farbe  beraubt  und  zu- 
rückgebildet werden,  wenn  man  den  Luftzutritt  auf- 
hebt. Nur  in  einigen  wenigen  Fällen  schien  es^ 
als  ob  der  Indigo  im  Hamsystem  bereits  fertig  ge- 
bildet worden  und  als  solcher  mit  dem  Harn  entleert 
worden  wäre.  So  beobachtete  B  e  n  e  k  e  einen  Fall 
von  Morbus  Brightii,  wo  geradezu  blauer  Harn  (In- 
digurie)  längere  Zeit  hindurch  aus  der  Blase  entleert 
wurde. 

Nachdem  Hill  Hassal  seine  Beobachtungen 
veröffentlicht  hatte,  fand  Schunk  (1857)  eine  con- 
stant  im  Harn  auftretende  Substanz,  welche  bei 
gährungsartigen  Zersetzungen  oder  Kochen  mit 
Mineralsäure  Indigoblau  lieferte.  Hingeleitet  zu 
dieser  Entdeckung  wurde  Schunk  durch  seine  Un- 
tersuchungen des  Pflanzenindigo.  Er  hatte  nämlich 
kurz  vorher  (1855)  nachgewiesen,  dass  die  Pflan- 
zen, aus  welchen  Indigoblau  gewonnen  wird,  dieses 
Pigment  nicht  fertig  gebildet  enthalten,  sondern 
nur  einen  ganz  besonderen  gb/kosidartigen  Stoff, 
welcher  erst  durch  Gährung  oder  Säuren  in  Indigo- 
blau übergeftlhrt  werden  muss.  Schunk  führte 
für  diese  Substanz  den  Namen  „Indiean"  ein. 
Dieses  Pflanzen-Indican  (CseHsfNOiy)  ist  meist  ein 
hellbrauner,  bitter  n.  übel  schmeckender  Syrup,  wel- 
cher sauer  reagirt  und  leicht  zersetzlich  ist,  wobei 
er  dnrch  Aufnahme  von  H^O  in  Indigoblau  und 
Indigglucin  zerfUlt. 

Zur  Gewinnung  jener  oben  erwähnten  constant 
im  Harn  befindlichen  thierischen  Indican- Substanz 
verfolgte  Schunk  ganz  denselben  Weg,  wie  zur 
Darstellung  des  Indican  der  Pflanzen  und  folgerte 
daraus,  dass  auch  das  im  Ham  gebildete  Indigo^ 
blau  vom  Indican  abstammen  müsse,  zumal  die- 
selben Reagentien ,  welche  den  Pflanzenindigo  aus 
dem  Indican  der  Pflanzen  entstehen  lassen,  in  den 
meisten  Fällen  den  Hamindigo  aus  dem  Indican  des 
Harns  erzeugen.  Ausserdem  hielt  er  das  Ham- 
indican  für  identisch  mit  dem  in  den  Pflanzen  vor- 
kommenden Glykosid  und  glaubte  es  zusammen- 
gesetzt aus  Zucker  und  Indigoblau. 

Schunk 's  Angaben  bezüglich  des  Indican  als 
constanten  Bestandtheiles  des  Harns  wurden    von 


Hoppe-Seyler  (1863)  durch  Untersnehnngea 
bestätigt,  welche,  gleichzeitig  eine  Indicanvermeh- 
rung  im  Harn  einer  mit  Carcinoma  orbitae  behaf- 
teten Frau  nachwiesen  und  einen  reichen  Indicaa- 
gehalt  im  Pferdehani,  sowie  im  Ham  von  rdch- 
lieh  mit  Fleisch  geftltterten  Hunden  conatatirtcD. 
Hoppe-Seyler  hielt  anfangs  in  Uebereinstiin- 
mung  mit  Schunk  die  Muttersubstanz  des  aus  dem 
Ham  gewonnenen  blauen  FarbstofilB  fär  identisch  ouk 
der  des  Pflanzenfarbstoffs  (in  Folge  der  Identittt  der 
Tochtersubstanzen  vor  dem  Spektroskope),  während 
er  später  die  Identität  derselben  mit  der  Indigo  ba- 
denden Substanz  des  Harns  bezweifelte. 

Baumann  und  Brieger  (10)  haben  nun  den 
Nachweis  geliefert,  dass  d^  Indigo  bildende  Sub- 
stanz des  Harns  im  Osgensatz  zum  Indican  der 
Pflanzen  kein  Glykosid  ist,  sondern  die  Eigeo- 
Schaft  einer  Säure  besitzt  und  bei  ihrer  ZersetEong 
mit  Salzsäure  in  Schwefelsäure  und  einen  in  AlkoM 
mit  purpurrother  Farbe  Utelichen  Farbstoff  der  Ib- 
digograppe  gespalten  wird,  wobei  sich  kein  Zociur 
bildet.  Das  Hamindican  ist  also  kein  Glykosid, 
sondern  als  gepaarte  Aetherschwefelsäure  aufssr 
fassen.  Diese  Ansicht  wird  durch  die  Darstellnng 
und  Untersuchung  des  reinen  Hamindican  bestätigt, 
wobei  man  nach  den  genannten  Autoren  folgender- 
maassen  verfilhrt 

Ein  an  Indioaa  sehr  reicher  Ham  wird  inr  Kryitilli- 
salion  eingedampft  und  die  von  Salzen  und  kiyetalli- 
nisohem  Hamstoff  getrennte  brannrothe  Mntterlaige  wtzd 
mit  90proc.  Allcohol  extrahirt.  Der  allcoholiBOhe  Anzog 
wird  in  der  Kälte  mit  alkohoHsoher  Lösung  von  Ozabiiin 
versetst,  so  lange  noeh  ein  Niedeisohlag  erfolgt.  Der 
ahfiltrirte  Niederschlag  wird  mit  weingeistiger  Kalilfiinf 
bis  zur  schwach  alkalischen  Beaktioa  versetzt,  von  in- 
geschiedenem  ozalsanren  KaU  abflltrirt,  eingedamirfl  ond 
der  Best  mit  einem  gleichen  Volomea  Aettier  geflUlt.  Si 
bildet  sich  ein  reichUeher  sympöser  NiedendUiK,  der 
neben  Salzen,  Harnstoff,  Extraktiv-  und  Farbstoffes  des 
grössten  Thett  der  Indigo  bUdenden  Substana  eatfaih. 
Dieser  Symp  wird  mit  96proc.  Alkohol  wiederholt  sasg^ 
kocht  und  wieder  mit  dem  gleiehen  Volnmen  Aether  ge- 
flUlt Doreh  diese  wiederholte  FäUung  der  aftaBsehei 
Lösung  mit  Aether  gelingt  aUm&Ug  eine  voUkommese 
Abtrennung  des  Harnstoffs,  während  beim  Wiedersnf- 
lösen  des  Niederschlages  in  Alkohol  ein  Theil  derEitnk- 
tivstoffe  ungelöst  zoriickbleibt.  Die  so  gereinigte  sflcoho* 
lisehe  Lösung  wird  nun  mit  Aether  so  hinge  versetst,  Mb 
ehie  bleibende  Trftbung  entsteht.  Beim  Stehen  is  der 
Kälte  scheiden  sich  dann  an  den  Wänden  des  GefSieei 
KrystaUe  von  mikroskopischen  Blättehea  ab;  snweilei 
finden  sich  auch  in  der  Flflssli^eit  grosse,  dorehäelitige 
Nadehi  und  Tafeln ;  beide  Krystaüisationsformen  bestehei 
aus  der  Kalinmverbindung  der  Indigo  bUdenden  Sobsten- 
zen.  Diese  KrjrstaUe  werden  nun  durch  mehrmsUces 
ümkrystallisiren  ans  siedendem  Alkohol  gereinigt  y^ 
erhält  sie  so  in  blendend  weissen,  glänzenden  Tafetai  nsd 
Blättehen,  welehe  die  Formel  haben  G^HcNSO«!.  Die« 
Verbindung  zeigt  in  ihrem  chemisohen  Verhattes  die 
grösste  Uebereinstimmung  mit  dem  phenolsohwsfebaoreo 
KaUnm ;  ihre  KrystaUe  sind  leicht  in  Wasser,  sehr  seliwer 
in  kaltem,  leichter  in  heissem  AUiohol  löslich.  Mm  Er- 
wärmen mit  verdflnater  Salzsänre  werden  sie  leiekt  in 
Sohwefelsänre  und  einen  pheaolartigea  Körpei  gesp*^' 
Das  erste  Spaltungsprodukt  ist  daslndozyl,  das  sidi  sber 
leicht  weiter  verändert  und  wahrscheinlich  dandi  eise 
Condensation  in  einen  rothen  Farbstoff  fibergeht,  deeeee 
Formel  bis  Jetzt  noch  nicht  festgesteUt  werden  kosate. 


I.    Medicinisohe  Physik,  Chemie  u.  Botanik, 


117 


Mit  (hydatioBsmittehi  (Eiteiiclilorid ,  Chlorwaaser  oder 
nntereUorigBaiires  Natron)  wird  das  Indozyl  in  Indigo 
ibeiie^effihrt.  Erhitzt  man  indoxylscliwefelsaares  Kali  in 
wtoeriger  LQsnng,  so  tritt  vollBtändige  Zersetanng  ein  ; 
es  entsteht  ein  brauner  Niedereehlag,  der  neben  Indigo 
den  lothen  Farbstoff  enthfilt.  Wird  er  als  troeltene  Snb- 
stsns  in  einem  Beagenxglase  raseh  bis  znm  sehwaohen 
Glühen  fiber  einer  starken  Flamme  erhitzt,  so  entwickeln 
Bieh  unter  Zersetzung  purpurne  D&mpfe  von  Indigo,  der 
rieh  im  kSttem  Theile  verdiehtet.  Zugleich  tritt  der 
Oemch  auf,  der  sich  beim  Snblimiren  von  Indigo  ent- 
wickelt. 

Das  Indiean  des  Hama  ist  also,  wie  aas  der 
Analyse  und  den  vorstehend  beschriebenen  Eigen- 
Behaften  hervorgeht ,  die  Alkaliverbindung  eines 
hfdroxyUrtenlndolj  welches  Baumann  n.  Brie- 
ger  „Indoxylschwefelsäure''  nennen,  während  sie 
den  Namen  Indiean  ausschliesslich  fllr  die  Indigo 
bildende  Substanz  der  Pflanzen ,  die  ja  von  der 
lodoxylachwefelsäure  vollständig  verschieden  ist,  an- 
gewandt wissen  wollen.  Da  sich  indessen  der  Aus- 
drock  Indoxylschwefelsänre  bei  den  Aerzten  noch 
Dieht  eingebürgert  hat,  so  ist  auch  für  diese  Zusam- 
menstellnng  noch  die  alte  Bezeichnung  thierisches 
bdiean  fOr  die  Indigo  bildende  Substanz  des  Harns 
beibehalten  worden. 

Um  nun  die  Anwesenheit  des  Indiean  im  Urin 
Dsehzuweisen ,  benutzt  man  seine  Eigenschaft ,  sich 
bei  Behandlang  mit  Mineralsänren  so  zu  zerlegen, 
dasB  Indigoblau   abgeschieden  wird ,   während   die 
flbrigen  Spaltungsprodukte  (Indigglucin  etc.)  in  Lö- 
soog  bleiben.     Man  schliesst  also  von  dem  Nach- 
mse  des  Indigo  auf  das  Vorhandensein  des  Indi* 
ttau    Die  altem,  einfachen  Methoden  der  Indiean^ 
bestimmung,  die  sich  meistens  damit  begnügten,  einen 
Urin  fllr  indicanreich  zu  erklären,    wenn  er  beim 
Kochen  mit  Mineralsäuren  sich  roth,   violett  oder 
bbm  färbte,  fttr  indicanarm,  wenn  die  Färbung  we- 
niger intensiv  ausfiel,   sind  absolut  unzureichend. 
Denn  abgesehen  davon,  dass  auf  diese  Weise  nur 
der  relative  Gehalt  an  Indiean ,  nicht  der  absolute 
gesehätzt  werden  konnte,   abgesehen  davon,   dass 
Bolehe  Farbenschätzungen  der  subjektiven  Willkür 
anbdmgesteUt  sind,  so  sind  die  Resultate  einer  der- 
artig gewonnenen  Bestimmung  schon  ans  dem  Grunde 
vdUig  werthlos,  weil  der  Urin  auch  andere  zufällig 
in  ihn  übergegangene  Substanzen  enthalten   kann, 
welche  beim  Kochen  mit  Säuren  ähnliche  Farben- 
Reaktionen  geben.      So  berichtete    Julia  Fön- 
ten eile  von  einem  Knaben,  der  Tinte  verschluckt 
bitte,  und  dessen  Harn  mehrere  Tage  Berliner  Blau 
enthielt.   Auch  Monj ou  fand  im  blauen  Harn  eines 
Mädchens,  welches  täglich  6  Grmm.  Aethiops  mar* 
tiiUs  (Fexrum  oxydulatnm  nigrum  —  Eisenoxydul) 
^el^  blauen  Farbstoff.      Eine  indigoblaue,   in 
Wasser  Ideliche  Substanz ,  die  durch  Alkalien  und 
Bebwache  Säuren  nicht  verändert,  jedoch  durch  con- 
^trirte  Salpetersäure  und  starkes  Erhitzen  zerstört 
^^e,  fanden  Granier  u.  Dolens  imHarn.  Der 
Btfn  eines  seit  2  J.  blaue  Massen  erbrechenden  und 
blauen  Han  entleerenden  Mannes  enthielt  nach  B  r  a  - 
tonnet  Melanurin  u.  pechartige  Harze.    Man  sieht 


also  aus  diesen  Beispielen,  dass  eine  einfache  Blau&r- 
bung  des  Urins  nicht  immer  auf  Indiean  bezogen  werden 
darf.  Die  Anwesenheit  dieses  Körpers  ist  erst  dann 
sicherer  gestellt,  wenn  es  gelingt,  Indigo  daraus 
darzustellen,  ein  Erforderniss,  dem  noch  bei  minima- 
lem Indicangehalte  durch  ein  höchst  einfaches^  in 
wenigen  Minuten  auszuführendes  Verfahren  entspro- 
chen werden  kann.  Das  Verfahren,  welches  von 
Jaff6  (1870)  angegeben  ist,  besteht  in  dem  Zu- 
satz von  Chlorkalk  zu  einer  angesäuerten  Indiean' 
lösung.  Wenn  man  nämlich  eine  farblose  oder  nur 
schwach  gelb  gefärbte  Indicanlösung  mit  dem  glei- 
chen Volumen  von  reiner  Salzsäure  versetat  u.  dann 
vorsichtig  unter  Umschtttteln  einige  Tropfen  Chlor- 
kalklösung zuftlgt,  so  fäi'bt  sich  das  Gemisch  äugen* 
blicklich  intensiv  blau,  trflbt  sich  sofort  durch  den 
ausgeschiedenen  Indigo  und  nach  wenigen  Minuten 
schon  sieht  man  denselben  in  deutlichen  Flocken 
vereinigt,  die  sich  in  einigen  Stunden  vollständig 
abgesetzt  haben.  Aus  der  abfiltrirten  Flflssigkeit 
gelingt  es  nie,  selbst  nach  Tage  langem  Stehen,  eine 
weitere  Spur  Indigo  zu  gewinnen.  Diese  Reaktion 
fällt  eben  so  schön  aus,  wenn  die  Indicanlösung  un- 
rein ist.  Indicanreicher  Harn  giebt  ohne  jede  Vor- 
bereiteng eine  eben  so  prompte  Ausscheidung  des 
Indigo,  wie  Lösungen  von  reinem  Indiean.  Selbst- 
verständlich wird  namentlich  bei  geringem  Indican- 
gelialte  die  auf  Ghlorkalkzusatz  erfolgte  Färbung 
durch  die  ursprüngliche  Färbung  der  Flflssigkeit 
etwas  modificirt,  so  dass  sie  manchmal  mehr  dunkel- 
gi'ün,  in  andern  Fällen  mehr  violett  erscheint ;  fil- 
trirt  man  aber  nach  einigen  Minuten,  so  bleibt  stets 
reiner  blauer  Indigo  auf  dem  Filter,  gleichgültig  wie 
die  Flüssigkeit  vor  dem  Filtriren  aussah.  Mensch- 
licher Harn ,  der  in  der  Norm  nur  Spuren  von  Indi- 
ean enthält ,  wird  nur  sehr  selten  blau  oder  grün ; 
vielmehr  zeigt  er  nach  Zusata  von  Chlorkalklösung 
eine  rothe  oder  violette  Färbung,  die  von  andern 
Stoffen,  vielleicht  Zersetaungsprodukten  des  Harn- 
stoffs, herrührt.  Gleichwohl  hinterlässt  eine  solche 
Probe  selbst  bei  überaus  geringem  Indicangehalte 
nach  dem  Filtriren  einen  deutlichen  blauen  Anflug 
auf  dem  Papier.  Nur  in  seltenen  Ausnahme&Uen 
kann  eine  reine  blaue  Farbe  auch  bei  geringem  In- 
dicangehalt  auftreten,  dann  nämlich,  wenn  jene  an- 
dern durch  Chlor  gefüllten  Hambestandtheile  fehlen 
oder  nur  in  geringern  Mengen  vorhanden  sind. 
Uebrigens  wurde  zumNachweiB  des  Indiean  im  Men- 
schenharne diese  von  Jaff6  angegebene  Methode 
von  Senator  und  Salkowski  etwas  modificirt. 
Nach  den  genannten  Autoren  wird  eine  gleiche  Menge 
Harn  und  rauchende  Salzsäure  in  einem  Reagens- 
glase gemischt,  allmälig  tropfenweise  eine  concen- 
trirte  ChlorkalklöBung  bis  zur  vollständig  eingetrete- 
nen Blaufärbung  zugesetat  und  mit  Chloroform  ge- 
schüttelt, welches  letatere  den  frisch  entstandenen 
Indigo  leicht  aufnimmt  und  sich  je  nach  der  Menge 
desselben  in  verschieden  tiefen  Färbungen  von  Blau 
am  Boden  des  Glases  absetat.  Nach  einer  Modifi- 
kation von  Hammarsten  (20)  wird  stett  der  ge- 


118 


L    Medicinische  Physik,  Chemie  n,  Botanik. 


flftttigten  ChlorkalklösuDg  eine  VaP^'o^*  Lösang  von 
Ealipermanganat  tropfenweise  zngefdgt.  Bei  blas- 
sem Harn  wird  die  Probe  direkt  vorgenommen; 
dnnkler  Harn  muss  vorher  durch  Ausftllen  mit  Blei- 
essig,  Bleizacker,  Thierkohle,  wobei  man  sich  vor 
einem  za  grossen  Ueberschuss  dieser  Mittel  zu  hflten 
hat,  entfärbt  werden.  Allerdings  erhält  man  hier- 
durch quantitativ  einen  recht  bedeutenden  Ausfall 
an  Indigo,  den  grössten  bei  Thierkohle.  Aus  eiweiss- 
haltigem  Urin  ist  das  Eiweiss  vorher  zu  entfernen. 

Die  quantitative  Bestimmung  des  Indican  grün- 
det sich  auf  dieselbe  Chlorkalkreaktion  und  besteht 
im  Wesentlichen  darin,  dass  in  einer  gemessenen 
Menge  Indigolösung ,  resp.  Harn ,  die  Ausscheidung 
des  Indigo  durch  Salzsäure  und  Chlorkalk  vorge- 
nommen, der  ausgefällte  Farbstoff  auf  einem  ge- 
wogenen Filter  gesammelt ,  mit  kaltem  und  heissem 
Wasser,  endlich  mit  heissem  Ammoniak  gewaschen, 
getrocknet  und  gewogen  wird.  Bei  indicanreichem 
Urin  genflgen  200 — 500  Cctmtr.  zur  Untersuchung. 
Diese  Reaktion  ist  also,  umsomehr,  da  sie  durch 
Verunreinigung  nicht  im  mindesten  gestört  wird  und 
überaus  empfindlich  ist,  flberall  anwendbar.  Man 
findet  bei  ihrer  Anwendung,  dass  menschlicher  Harn 
noch  deutliche  Indicanreaktion  giebt,  wenn  er  0.4 
Mgrmm.  in  100  Cctmtr.  enthält.  Normaler  Weise 
ist  nach  Jaff  6  im  menschlichen  Urin  in  1500  Cctmtr. 
4.5 — 19.5  Mgrmm.,  im  Durchschnitt  in  1000  Cctmtr. 
6.6  Mgrmm.,  Indigo  enthalten,  in  den  Tropen- 
ländem  mehr ;  Pferdeharn  enthält  23mal  mehr  als 
menschlicher. 


Die  Frage  nach  der  Abstammung  des  Indican 
im  Harn  macht  es  zunächst  nöthig,  zu  untersuchen, 
ob  dasselbe  im  thierischen  Organismus  gebildet  oder 
mit  der  Nahiiing  in  denselben  eingeführt  wii'd.  Im 
letztem  Falle  sind  uneder  zwei  Möglichkeiten  denk- 
bar, indem  entweder  fertiger  Indigo  in  der  Nahrung 
enthalten  ist,  oder  wenigstens  ein  Körper  der  Indigo- 
gruppe, welcher  im  Organismus  oder  im  Harn  in 
Indigo  übergeht.  Da  aber  die  Nahrung  der  Men- 
schen und  meisten  Thiere  keinen  Indigo  enthält,  so 
kommt  es  nur  darauf  an,  die  in  den  Nahrungsmitteln 
enthaltenen  Substanzen  der  Indigogruppe  oder  viel- 
leicht auch  die  der  aromatischen  Gruppe  überhaupt 
auf  ihren  Uebergang  in  Indican  zu  prüfen ,  sei  es, 
dass  aromatische  Substanzen  als  solche  in  den  Or- 
ganismus eingeführt  werden,  oder  erst  innerhalb 
desselben  aus  complicirten  Verbindungen  entstehen ; 
zahlreiche  Reaktionen  lassen  ja  bekanntlich  eine 
nahe  Beziehung  der  aromatisehen  Substanzen  zur 
Indigogruppe  mit  Gewissheit  erkennen.  In  dieser 
Hinsicht  hat  Eletzinski  (1859)  die  interessante 
Beobachtung  gemacht,  dass  Kreosot  und  Bitterman- 
delöl, schon  in  kleinen  Gaben  genommen,  die  Menge 
des  Indigoblau  im  Urin  auffallend  vermehren.  Auch 
beim  Gebrauche  von  Terpentinöl  und  Nux  vomica 
soll  die  Menge  des  Hamindican  zunehmen.  Wenn 
nun  auch  solche  aromatische  Körper  für  gewöhnlich 
direkt  nicht  in  der  Nahrung  enthalten  sind ,  so  kön- 


nen sie  sich  doch  ans  complicirten  Verbindungen  im 
Organismus  abspalten.     Von  derartig  complicirten 
Verbindungen  interessh'en  uns  hier  hauptsäcblidi  die 
Ei  Weisskörper.  Durch  zahlreiche  Untersuchungen  von 
Kühne,  Nencki,  Brieger,  Salkowski  und 
vielen  Andern  ist  nachgewiesen  worden ,  dass  beim 
Faulen^  sowie  beim  künstlichen  2^sstzen  und  na^ 
türlichen  Verdauen  des  Eiufeisses  aus  dem  Eiweist- 
moleküle  ein  aromatischer  Atomcompka  abgespal- 
ten wird.      (Dieser  wichtige  Satz   ist  zuerst  von 
Guckelberger  andeutungsweise  ausgesprochen 
worden :  Ann. d.  Chem.  u.  Pharm.  LXIV. p.  39. 1847.) 
Bei  der  natürlichen  Verdauung  wird  im  Darm- 
kanale  durch  dasPankreasferment  eine  Spaltung  der 
Peptone  bewirkt.  Ein  Theil  dieser  Spaltungsprodukte 
gehört  der  aromatischen  Gruppe  an,    aus  welcher 
wir  hier  nur  das   Indol   berücksichtigen  mttnen. 
Dieses  Indol  wird  resorbirt,  setzt  sich  im  Organis- 
mus in  Indigo  um  und  wird  unter  Paarung  mit  an- 
dern  Substanzen   im  Harn   als  Indican    (Indoxyl' 
Schwefelsäure)   ausgeschieden.     Fflr  diese  Ansicht 
spricht  zunächst  der  Umstand,  dass  Ktthne  (1868) 
unter  den  letzten  Produkten  der  Eiweissverdanung 
durch  Pankreassaft  eine  Substanz  fand ,  welche  mit 
grosser  Wahrscheinlichkeit  fOr  Indol  zu  halten  var. 
Später  ist  es  Nencki  in  Gemeinschaft  mit  seinem 
Schüler  Frankiewicz  (1875)  gelungen,  Indd 
als  ein  bei  Digestion  von  Pankreas  mit  Eiwmty 
und  zwar  sowohl  Serum-  wie  Eiereiweiss,  entstehen^ 
des  Produkt  darzustellen ;  gleichzeitig  fand  er,  dass 
Leim  mit  Ochsenpankreas  digerirt  kein  Indol  liefert. 
Es  ist  nun  allerdings  von  Hüfner  und  Kühne 
gezeigt  worden,  dass  die  ungeformten  Fermente  des 
Pankreas  kein  Indol  aus  Eiweiss  bilden  können,  dass 
das  Indol  in  künstlichen  Verdauungsgemischen  nwt 
unter  Mitwirhing  von  Bakterien  entsteht^  also  ein 
wahres  Fäulnissprodukt  ist;  allein  es  ist  anerkannt, 
dass  Fäulnissprocesse  auch  im  lebenden  Darmkanale 
an  dem  Zerfall  des  Eiweisses  wesentlich  mit  bethei- 
ligt sind  und  dass  es  im  Inhalt  des  Dünn-  und  Dick- 
darmes von  niedem  Organismen  winunelt.     Es  üt 
also  das  Indol  ein  Spaltungsprodukt  der  Eiweiss- 
moleküle.     Radziejewski's   zahlreiche   Fäkal- 
analysen  (1870)  zeigten  denselben  Körper  in  den 
Exkrementen ;  später  fand  auch  Brieger  (27)  bei 
seinen  Untersuchungen  über  die  flüchtigen  Exkre- 
menten-Bestandtheile  im  Destillate  der  Fäces  neben 
flüchtigen  Fettsäuren  Indol  im  Verein  mit  Skatol 
und  Phenol.   Im  Darmkanale  von  Menschen,  welche 
durch  äussere  Ursachen  plötzlich  verstorben  waren^ 
wurde  constant  auch  Indol  gefunden.     Es  ist  mitiiin 
das  Indol  ein  normales  Spaltungsprodukt  des  Ei- 
weisses bei  der  Darmverdauung.     Jaff^  (1)  end- 
lich lieferte  den  Nachweis,  dass  Indol  ein  spätres 
Produkt  der  Pankreasverdauung  ist,  welches  sich  in 
erheblichen  Mengen  nur  dann  bildet,  wenn  der  Darm- 
inhalt längere  Zeit  stagnirt;  zu  dieser  Stagnation 
bei  weiterem  ungestörten  Fortgange  der  Pankreas- 
verdauung muss  aber  als  zweiter  Faktor  noch  hin- 
zukommen,  dass   das  Bindemiss  für  die  Koth- 


I.    MediciiiiBche  Physik ,  Chemie  u.  Botanik. 


119 


biwegung  in  Dünndarm  sitzt;  denn  wenn  es  im 
Dickdarm  liegt,  so  ist  das  Material  fflr  die  Indolbii- 
doQg  bereits  resorbirt  and  eine  weitere  Abspaltang 
desselben  anmöglich. 

Abgesehen  von  der  natürlichen  Verdaaang 
liodet  sich  Indol  auch  bei  künstlicher  Zersetzung 
md  bei  Fäulniss  des  Eiweisses,  So  erhielt  Kühne 
(1875)  dorch  Einwirken  von  schmelzendem  Kali 
inf  Eiweiss  einen  Körper ,  dessen  Identität  mit 
Indol  von  ihm  angezweifelt  wurde;  Engler  und 
Janecke  (1876)  nannten  diesen  Körper  Pseado- 
indol.  Nencki  (5)  gelang  es  indessen,  beim  Zer- 
Ktien  des  Eiweisses  mit  demselben  Mittel  Pepton, 
Lenein,  T^osin,  späterhin  Wasserstoff,  fltichtige 
Fettsäuren,  Skatol  and  Indol  za  bilden  and  den 
Nachweis  za  liefern,  dass  die  Sabstanz,  welche 
Ktthne,  Engler  and  Janecke  anter  den  Hän- 
den hatten,  kein  einheitliches  Prodakt,  sondern  ein 
Gemisch  von  Skatol  and  Indol  war.  Weitere  Zer- 
letsongsversache  des  Eiweisses  stellten  E.  und  H. 
Salkowski  (11)  an.  Sie  tibergossen  Eiweisssub- 
itanzen  mit  einer  sehr  verdflnnten  Lösung  von  koh- 
lens.  Natron  and  digerirten  bei  9CH>  mit  und  ohne 
Zosatz  weniger  Tropfen  faulender  Fleischfltlssigkeit, 
die  vorwiegend  Bacillas  snbtilis  enthielt.  Nach 
2  Vi— 60  Tagen  wurde  die  Mischung  bis  auf  Ve 
ihres  Volumens  abdestillirt,  der  Rtlckstand  und  das 
Destillat  getrennt  untersucht.  Bei  der  Untersuchung 
&Dden  sich  stets  aus  dem  Eiweiss  durch  Spaltung 
entstandene  aromatische  Körper ;  unter  den  in  das 
Destillat  übergegangenen  flüchtigen  Produkten  beob- 
aehteten  sie  neben  einer  unbekannten  organischen 
Sehwefelverbindung  stets  Indol,  Skatol  und  Phenol. 
Bemerkenswerth  war  hierbei  die  grosse  Quantität 
hdol,  welche  in  einem  Falle  aus  Blutfibrin  erhalten 
wurde;  ein  etwa  100  Ormm.  Trockensubstanz  ent- 
sprechendes Quantum  lieferte  nämlich  0.9  Qrmm. 
leines  Indol.  Diese  Versuche  erklären  recht  deut- 
lich die  Vorgänge  der  bereits  oben  erwähnten  Indol- 
bildong  im  Darm  bei  Stagnation.  Indol  bildet  sich, 
wie  wir  gesehen ,  erst  im  spätem  Stadium  der  Pan- 
kreasverdauung  in  grossem  Mengen  unter  Einwir- 
knng  von  Fftulnissbakterien«  Bei  normalem  Ver- 
daanngskanal  wird  das  Eiweiss  bald  resorbirt  und 
es  bleibt  wenig  Material  zur  Indolbildung.  Ist  aber 
der  Darmkanal  unwegsam  und  noch  gefüllt,  so  ver- 
hält sich  sein  Inhalt  wie  ein  künstliches ,  lange  im 
Topf  befindliches  Verdanungsgemisch,  das  unter  dem 
Einfluss  der  Verdaunngssäfte  und  der  verlängerten 
Bakterienkultur,  eine  reichlichere  Bildung  von  Indol 
veranlasst ,  welches  dann  resorbirt,  reichliches  Indi- 
can  geben  muss,  wie  wir  weiter  anten  sehen  wer- 
den. 

Aehnliche  Versuche  stellte  auch  Brieger  (12) 
ui,  wobei  es  ihm  darauf  ankam,  die  Bedingungen 
der  Fäulniss  kennen  zu  lernen ,  unter  welchen  Indol 
entsteht  Er  unterzog  dabei  nachstehende  Umstände 
<iiner  eingehenden  Prüfung,  nämlich :  die  Natur  der 
{'tahüssfermente,  die  Form,  in  der  das  Eiweiss  sich 
der  FäulmsB  darbietet,  die  Temperaturverhältnisse 


und  die  Betheiligung  des  Sauerstoffs  an  der  Fäulniss. 
Da  Hoppe-Seyler  (Lehrb.  d.  pbysiol.  Chemie 
1879)  Cloakenschlamm  als  reich  an  besonders  kräf- 
tig wirkenden  Fermenten  empfohlen  hatte,  so  be- 
nutzte Brieger  als  Fäulnisserreger  den  Schlamm 
der  Panke  in  Berlin,  der  an  und  für  sich  selbst  nach 
tagelangem  Erwärmen  bei  40^  frei  von  Indol  ist. 
Liess  er  dieses  Schlammferment  auf  Lebersubstanz 
einwirken ,  die  für  die  Fäulniss  ein  sehr  günstiger 
Boden  ist,  so  entstand  in  kurzer  Zeit  Indol.  Diese 
Indolbildung  ging  selbst  bei  nur  3 — 9<>  Wärme  vor 
sich ,  wai'  jedoch  bei  höherer  Temperatur  bedeuten- 
der. Von  Einfluss  war  ferner  der  Luftzutritt ;  nur 
wenn  er  reichlich  war ,  war  auch  die  Indolbildung 
reichlich.  Einige  Versuche ,  welche  zehn  Tage  und 
länger  fortgesetzt  wurden ,  zeigten ,  dass  das  Indol 
im  weitem  Verlaufe  der  Fäulniss  schlüsslich  vne- 
der  vollständig  verschwindet,  Odermatt  (6) 
suchte  Indol  dai'zustellen  durch  Faulenlassen  ver- 
schiedener eiweisshaltiger  Substanzen,  z.  B.  Mnskel- 
fleisch,  Hühnerei  weiss.  Er  fand  in  allen  Fällen 
Indol ,  und  zwar  nahm  seine  Menge  mit  der  Länge 
der  Einwirkung  der  Fäulniss  zu.  Ferner  constatirte 
Eoukol  (1875),  dass  sowohl  die  Leber ,  wie  die 
Muskeln,  wenn  man  sie  unmittelbar  nach  ihrer  Ent- 
fernung aus  dem  Körper  unter  Bedingungen  bringt, 
welche  den  Zutritt  von  Bakterien  von  aussen  anmög- 
lich machen,  gleichwohl  einen  wahren  Fäulniss- 
process  durchmachen ,  unter  dessen  Produkten  stets 
Indol  auftritt. 

Ueber  die  weitere  Thatsache,  dass  das  Indol, 
welches,  wie  wir  eben  gesehen,  beim  Zerfall  der  Ei- 
weisskörper  gebildet,  zu  Indigo  oxjdirt  wird,  muss 
die  Frage  entscheiden,  ob  das  dem  Organismus  ein" 
verleibte  Indol  die  Indicanausscheidung  im  Harn 
vermehrt.  An  der  Beantwortung  dieser  Frage  be- 
theiligte sich  zunächst  Christi  an  i  (7),  indem  er 
die  Indolverhältnisse  an  Thieren  nntersuchte.  Er 
fand,  dass  Hühner,  die  Indol  mit  dem  Futter  erhiel- 
ten ,  daraus  Indican  bildeten.  Der  direkte  Beweis 
jedoch  wird  durch  subcutane  Injektionen  von  Indol 
geliefert.  Dieselben,  von  Jaff6  an  Hunden  aus- 
geführt, hatten  constaint  eine  bedeutende  Indicanver- 
mehrang  im  Harn  zur  Folge.  Ma9on  (13)  wieder- 
holte dieselben  Versuche  mit  dem  gleichen  Resultate. 
Einen  weitern  Beleg  für  die  Umwandlung  des  Indol 
in  Indigo  müssen  Fütterungsversuche  mit  eiweiss- 
reicher ,  resp.  eiweissarmer  Nahmng  geben ,  da  ja 
Eiweiss,  wie  erwähnt,  in  Indol  umgesetzt  wird. 
Solche  Versuche  wurden  wiederum  von  Jaff^  und 
unter  dessen  Leitung  von  Penrosch(2)  angestellt 
mit  dem  Ergebniss,  dass  bei  eiweissreicher  Kost 
Indiean  reichlich  im  Harn  enthalten  ist,  während 
es  bei  eiweissarmer  Diät  fast  vollständig  daraus 
verschwindet.  Ferner  fand  Salkowski  1876 
nach  Fütterung  von  Fibrin  oder  Fleisch  eine  erheb- 
liche Zunahme  des  Indican ,  während  dieselbe  nach 
Leimfätterang  ausblieb  ^  entsprechend  der  oben  er- 
wähnten und  von  Nencki  gefundenen  Thatsache, 
dass  Leim  bei  der  Pankreasverdauung  kein  Indol 


120 


I.    Medicinische  Physik^  Chemie  n.  Botanik. 


giebt.  Schlusslich  ist  N  e  n  c  k  i  auch  die  hünstliche 
Oxydation  des  Indol  zu  Indigo  durch  Ozon  ge- 
lungen. Somit  ist  also  bewiesen  y  dass  das  Indol 
im  Organismus  zu  Indigo  oaydirt  und  nach  Paa^ 
rung  mit  andern  Substanzen ,  von  denen  hier  nicht 
weiter  die  Rede  sein  soll ,  als  Indican  ausgeschie^ 
den  xmrd. 

Ebenso  wie  ans  den  Eiweissstoffen  der  Nahrang 
kann  auch  aus  den  Albuminaten  des  Körpers  selbst 
Indigo  entstehen.  Diess  wird  dnrch  die  von  Sal- 
kowski  constatirte  Thatsache  festgestellt,  dass  bei 
vollständiger  Nahrungsentziehung  die  Indicanaus* 
Scheidung  nicht  aufhört ,  ja  dass  sie  im  Hunger* 
zustande  bedeutender  ist,  als  bei  ausreichender, 
aber  eiweissarmer  Nahrung.  Jaff6  machte  die- 
selbe Beobachtong  in  einem  Falle  von  Inanition,  be- 
dingt durch  vollständigen  Verschluss  der  Speiseröhre 
durch  Carcinom.  Mehrere  Tage  vor  dem  Tode  hatte 
nicht  die  geringste  Nahrungszufuhr,  auch  nicht  per 
Klysma  stattgefunden.  Der  Urin  der  kolossal  ab- 
gemagerten Pat.  enthielt  am  Todestage  17  Mgrmm. 
Indigo. 

Mit  Bezug  auf  diese  Thatsachen  sind  die  Ergeb- 
nisse der  Beobachtungen  Ober  die  quantitative  Ver- 
änderung der  Indicanausscheidung  unter  pathologi- 
schen Verhältnissen  von  besonderem  Interesse.  Voran 
stehen  hier  die  Beobachtungen  und  experimentellen 
Versuche  Jaf  f  6's.  Er  fand  nämlich ,  dass  die  im 
menschlichen  Harn  enthaltene  Indigomenge  bei 
Ileus  beträchtlich  gegen  die  Norm  vermehrt  ist. 
Daher  untersuchte  er  an  Thieren  den  Einfluss  von 
Darmunterbindungen  auf  die  Indicanausscheidung 
und  fand  dabei  anal(^  den  Verhältnissen  beim  Men- 
schen die  Indicanmenge  vermehrt ,  wenn  der  Dflnn- 
darm  unterbunden  wurde ,  während  Unterbindungen 
des  Colon  niemals  dieses  Resultat  hatten.  Dieses 
verschiedene  Verhalten  von  Dfinndarm  und  Colon 
beruht  auf  einer  vermehrten  Bildung  von  Indol, 
nicht  auf  vermehrter  lÜsorption  der  in  normaler 
Weise  mit  den  Fäces  entleerten  geringen  Indolmen- 
gen.  Denn  im  letzteren  Falle  mflsste  man  bei  allen 
länger  dauernden  Stuhlverstopfungen  eine  Zunahme 
des  Indican  finden,  was  aber  durchaus  noch  von  kei- 
nem Beobachter  constatirt  ist.  Es  sind  Fälle  von 
lAtägiger  Obstruktion  beobachtet  worden,  ohne 
dass  man  jemals  vermehrtem  Indicangehalt  be- 
gegnete.  Auch  Ewald  (14)  findet  es  nicht  zulässig, 
eine  andere  Quelle  des  Indican  anzunehmen,  als  den 
untern  Dttnndarmabschnitt.  Er  untersuchte  nämlich 
das  Verhalten  des  Fistelsekretes  und  die  Indicanaus- 
scheidung bei  einem  an  Anus  praeternaturalis  leiden- 
den Patienten.  In  Folge  einer  Hemiotomie  war 
demselben  ein  Stück  incarcerirten  gangränösen  Dünn- 
darms excidirt  worden.  Vier  Monate  lang  fand 
keine  Communikation  zwischen  dem  obem  u.  untern 
Darmstück  statt  und  war  letzteres  vollständig  ausser 
Funktion  gesetzt;  dann  wurde  die  Communikation 
auf  operativem  Wege  wieder  hergestellt.  Vor,  wäh- 
rend und  nach  der  Herstellung  der  Verbindung  zwi- 
schen beiden  Darmstfloken  wurde  der  Harn  und,  so 


lange  es  anging,  das  Sekret  auf  Indican  untersneht 
Es  fand  sich ,  so  lange  die  Verbindung  nicht  her- 
gestellt war ,  keine  Spur  von  Indican  im  Sekret  und 
Harn.  Daraus  geht  hervor,  dass  während  des  Be- 
stehens der  Fistel  weder  in  dem  in  Gebrauch  stehen- 
den obem  Darmstück  Produkte  der  Pankreasrer 
dauung  (vielleicht  mit  Ausnahme  von  Tyrosin  und 
Leucin)  gebildet  wurden ,  noch  auch  in  dem  jensei- 
tigen Darmabschnitt  oder  den  andern  Oeweben  oder 
Drüsen  Indican  vorhanden  oder  erzeugt  war;  36Std. 
nach  der  Eröffnung  des  Weges  dnrch  den  ganzes 
Darmkanal  traten  anfänglich  Spuren,  dann  reidi- 
lichere  Mengen  von  Indican  im  Harn  auf,  während 
die  letzten  Reste  des  Fistelsekrets  immer  noch  davon 
frei  blieben. 

Weiterhin  suchte  Jaff6  festzustellen,  ob  bd 
einer  allgemehxen  Steigerung  des  Eixoeiesumsatsa 
im  Körper,  uns  ihn  das  Fieber  bedingt,  auch  dii 
Indieanproduktion  über  die  Norm  vermehrt  sei. 
Bei  zahlreichen  in  dieser  Richtung  bei  den  verBchie- 
densten  fieberhaften  Krankheiten  unternommenen 
Harnanalysen  konnte  niemals  eine  Indicanvermeb- 
rung  nachgewiesen  werden.  Senator  (3)  gelangte 
bei  seinen  Untersuchungen  über  die  vermehrte  h- 
dicanausscheidung  in  patholo^schen  Zuständen  sa 
dem  Resultate,  dass  eine  abnorme  Ausseheidm^ 
viel  häufiger  bei  chronischen,  als  bei  akx^ 
Krankheiten  auftritt  und  dass  es  vorzugswAt 
Consumpüons*  und  Inanitiotiskrankheiten  sind,  bei 
denen  eine  solche  Vermehrung  des  Indigo  stattfindet 
Kranke,  die  wenig  oder  nichts  gemessen  oder  das 
Genossene  schlecht  verarbeiten ,  zeigen  oft  enonne 
Indicanmengen  im  Harn,  zumal  im  Vergleich  mit 
Personen,  welche  dieselbe  Kost  haben,  dieselbe  aber 
besser  verdauen.  Für  die  einzelnen  Krankheiteo 
hat  sich  Folgendes  ergeben.  Ausser  bei  Ileus  scbeiiit 
von  den  akuten  Krankheiten  die  diffuse  Peritoniü 
die  einzige  zu  sein,  bei  der  eine  abnorme  Indican- 
ausscheidung stattfindet,  wohl  hauptsächlich  ans  dem 
Grunde,  weil  hier  in  Betreff  der  Fortbewegung  ond 
Resorption  der  Darmcontenta  ganz  analoge  Verliilt- 
nisse  bestehen  wie  bei  der  Darmverschlingong. 
Schon  bei  circumscripter  und  siAakuter  Peritoniü 
findet  sich  eine  beträchtliche  Steigerung.  Bei  Pn^ 
monie,  Pleuritis  ist  häufig  ein  mit  Rücksicht  aof 
die  geringe  Nahrungszufuhr  ansehnlicher  Indican- 
gehalt gefunden  worden,  zuweilen  auch  bei  T^iCi 
Cholera  asiatica  (Wyss)  und  Cholera  nostrat. 
Von  den  chronischen  Krankheiten  zeigt  vor  AUeD 
das  Magencarcinom  eine  enorme  Vermehrung  des 
Indican ,  unabhängig  von  dem  Verhalten  des  Stuhl- 
ganges ;  geringer  ist  sie  bei  Magengeschwür.  BSne 
auffallende  Vermehrung  ist  auch  gefunden  worden 
bei  multiplen  Lymphomen  und  Lymphosarkome 
der  Bauchhöhle,  bei  Kindern  mit  multiplen  Drusm' 
anschwellungen^  bei  Tabes  meseraica,  vorgeseknt' 
tener  Phthise  mit  Durchfällen  und  amyloider  Gnt* 
artung  der  Organe,  Cirrhose  der  Nieren,  J^wWw^» 
Chlorose,  Morbus  Addisonii,  bei  welcher  Krtxk' 
heit  Rosenstirn  (1872)  zuerst  vermehrte bdicftn^ 


n.    Anatomie  n*  Physiologie. 


121 


unsheidiisg  beobachtete.  Ans  der  betrftchtlichen 
yermefaniDg  des  Indican  im  Urine  bei  der  zuletzt 
erwfthnten  Krankheit  glaubt  Jaqa et  (8)  schliessen 
n  dttrfen,  dass  die  Funktion  der  Nebenniere  darin 
beitihe,  die  aus  den  Blutkörperehen  stammenden 
färbenden  Substanzen  durch  Zerstörung  oder  Um- 
wandlung wieder  für  den  Körper  zu  verwerthen 
nod  dass  bei  aufgehobener  Funktion  derselben  diese 
Farbstoffe  in  das  Blut  übergehen  und  Vergiftungs- 
eneheinungen  erregen  [?].  Nothnagel  (15)  sagt 
jedoch,  er  habe  zwar  bei  seinen  an  Broncekrankheit 
leidenden  Patienten  Vermehrung  deslndican  im  Harn 
bemerkt,  nicht  aber  anThieren,  denen  er  dieNeben- 
liere  zerstörte.  Hennige  (17),  welcher  sich  eben- 
falls mit  der  vermehrten  Indioanausscheidnng  in 
Kraolcheiten  besohftftigte ,  machte  bei  den  schon  er- 
wlhnten  pathologischen  Zustftnden  dieselben  Beob- 
aebtongen.  Ausserdem  constatirte  er  Indicanvermeh- 
nmg  bei  pemieiöser  progressiver  Anämie  und 
Mushelatrophie^  ckronisehemDarmkatarrh^Leber' 
tertinom  und  mehreren  ekronisehen  Eiterungen 
(Oberschenkel -Phlegmonen,  fungöse  Kniegelenks- 
entsflndung,  Fusswurzelcaries).  Schlflsslich  sei  noch 
da  einzig  bis  jetzt  beobachtete  und  von  Ord  (32) 
mitgetheilte  Fall  über  das  Auftreten  von  Indigo  in 
emem  Nierensteine  erwähnt.  Der  Stein  stammte 
aus  einer  durch  Rundzellensarkom  und  Ureteren- 
abeehluss  zerstörten  Niere.  Er  war  lang,  zackig, 
▼OB  dunkelbrauner  Farbe,  wog  2.5  Qrmm.  und  gab 
auf  dem  Papiere  einen  blanschwarzen  Strich.  Ausser 
aas  Indigo,  der  durch  Sublimation  gewonnen  wurde, 
bestand  er  aus  phosphorsaurem  Kalk  und  einem  Blut^ 
gerinnsei.  Bizio  (Sitz.-Ber.  d.  Wiener  Akad.  d. 
Wiss.  1860.  p.  33)  fand  Indigo  auch  im  Schweisse ; 
es  scheint  sonach  auch  eine  Bildung  von  Indican  in 
des  Schweissdrüsen  stattzufinden,  ein  Vorgang,  über 
des  wir  indessen  nichts  Nilheres  wissen. 

In  Bezug  auf  die  Frage,  ob  das  Indol  und  dessen 
Derivate  irgend  eine  physiologische  oder  pharmako- 
logische Wirkung  auf  den  Organismus  besitzt,  ist 
eine  Arbeit  von  Wernich  (18)  von  Interesse, 
welche  das  Indol  als  ein  bakterienuridriges  Mittel 
erkennen  Iftsst.  Die  sehr  zahlreichen  Vei-suche,  auf 
deren  hiteressante  Einzelheiten  wir  hier  nicht  wieder 
einzogehen  brauchen,  da  wir  sie  bei  Gelegenheit  der 


Skatolznsammenstellung  eingehend  besprochen  haben, 
bewiesen  bekanntlich  den  paradoxen  Satz,  dass  jedes 
Fänlnissprodukt ,  welches  untersucht  wurde,  nicht 
wieder  Fäulniss,  sondern  im  Oegentheil  Antisepsis 
bewirkt.  Gleichzeitig  constatirten  sie,  dass  die 
bakterienwidrige  Wirkung  des  Indol  weit  stärker 
ist  aU  die  der  bekannten  Carbolsäure,  welche  man 
als  das  hauptsächlichste  Antiseptikum  zu  betrachten 
gewohnt  ist 

Der  Vollständigkeit  wegen  sei  noch  erwähnt, 
dass  man  das  Indplderivat  Indigo  auch  innerlich 
angewendet  hat,  und  zwar  in  älterer  Zeit  gegen 
Gelbsucht,  in  diesem  Jahrhundert  eine  Zeit  lang  gegen 
die  Epilepsie.  Die  therapeut.  Verwendung  des  In- 
digo ist  jedoch  jetzt  in  Vergessenheit  gerathen  und 
scheint  auch,  so  weit  zuverlässige  Mittheilungen  über 
seine  physiologischen  Wirkungen  vorliegen,  kaum 
Grund  zu  neuen  Versuchen  vorzuliegen.  Nach  Roth 
bewirkten  grosse  Dosen  besten  Guatemala-Indigos 
(vielleicht  nur  auf  mechanische  Weise  oder  reflekto- 
risch vermöge  seines  herben  metallischen  Geschmacks) 
meist  Wflrgen  und  Erbrechen  dunkelblau  gefärbter 
Magencontenta,  welche  Erscheinungen  sich  bei  Fort- 
gebrauch des  Mittels  in  3 — 4  Tagen  verloren,  später 
weiche  dunkelblauschwarze  Sttthle  mit  oder  ohne 
Koliken ,  allmälig  Gastricismus  mit  Kopfschmerzen. 
Dass  der  Indigo  nicht  zur  Resorption  gelange ,  lässt 
sich  allerdings  nicht  behaupten,  obschon  der  weitaus 
grOsste  Theil  unverändert  mit  den  Fäces  wieder  ab- 
geht. Nach  dem  Einnehmen  von  Indigo  ist  vielmehr 
wiederholt,  jedoch  nicht  constant  das  Auftreten  eines 
blauen  Farbstoffs  im  Urin  und  Schweiss  beobachtet 
worden ,  welcher  sich  erst  nach  dem  Stehen  an  der 
Luft  bildete.  In  diesen  Fällen  scheint  nach  Ranke 
das  Indigoblau  in  den  untern  Theilen  des  Darms  zu 
Indigweiss  reducirt  und  als  solches  aufgesogen  zu 
sein.  Nach  Hubert-Rodriguez  soll  nicht  das 
Indigbku  bei  der  Epilepsie  das  Wirksame  im  Indigo 
sein,  sondern  eine  eiweissartige ,  dem  Leucin  ähn- 
liche Substanz,  welche  zur  Bildung  von  Valerian- 
säure  Anlass  geben  soll.  Kletzinsky  hat  statt 
des  Indigblau  indigblauschwefelsaures  Alkali  zu  geben 
vorgeschlagen,  da  dieses  in  Wasser  löslich  ist.  Auch 
dieser  Vorschlag  findet  jedoch  gegenwärtig  keine 
Befolgung  mehr. 


IL    Anatomie  u.  Physiologie. 


505.  Ueber  Vermehrang  oder  Verminde- 
nmg  der  Zahl  der  Wirbel;  von  Prof.  H.  Welcker. 
(Aich.  f.  Anat.  u.  Physiol.  [Anat.  Abth.]  2  u.  3. 
p.  174.  1881.) 

Von  der  normalen  Zahl  der  freien  oder  wahren 
Wirbel  des  Menschen  giebt  es  bekanntlich  Abwei- 
chungen. Vor  mehreren  Jahren  hatte  nun  Rosen- 
berg  die  interessante  Hypothese  aufgestellt,  dass 
<Ue  Hflftbeiae  des  menschlichen  Embryo  zunächst 
■Mit  den  25«,  sondern  den  26.  Wirbel  ergreifen,  so 
Med.  JalvM.  Bd.  IM.  Hft.  S. 


dass  jeder  menschliche  Embryo  ursprünglich  25 
wahre  Wirbel  besitze.  Deren  Zahl  werde  durch 
Vorwärtswanderung  der  Hüftbeine  und  allmälige 
Ergreifung  auch  des  25.  Wirbels  der  Regel  nach 
auf  24  beschränkt.  Der  Besitz  25  wahrer  Wirbel 
würde  hiemach  als  Entwicklungshemmung  zu  gelten 
haben.  Menschliche  Wirbelsäulen  mit  nur  23  Wir- 
beln nannte  R.  darum  eine  Zukunftsform ;  in  der 
Vermehrung  der  Wirbel  erblickt  er  einen  atavistischen 
Rückschlag.    Der  30.  Wirbel  eines  Thieres  ist  nach 

16 


122 


U.    Anatomie  n.  Physiologie. 


1 


R.  dem  30.  Wirbel  eines  andern  Thieres  homolog, 
d.  h.  genetisch  entsprechend,  mag  dieser  30.  Wirbel 
nun  hier  Lendenwirbel ,  dort  Beckenwirbel ,  dort 
Schwanzwirbel  sem. 

Von  dieser  Ansicht  weicht  W  e  1  c  k  e  r  ab.  Der 
Haupt  Wirbel  des  Sacrum  (der  Stützwirbel  W.'s)  ent- 
spricht nach  ihm  dem  Stützwirbel  des  2.  Thieres, 
mag  die  Nummer  der  Wirbel  welche  immer  sein. 
Die  Halswirbel  des  einen  Thieres,  hier  5,  dort  7,  ja 
11,  entsprechen  den  Halswirbeln  des  andern  Thieres. 
Je  nach  den  verschiedenen  Leistungen  der  Thiere 
gliedert  sich  der  dem  Brust-  oder  Lendenabschnitt 
zufallende  Theil  des  Keimes  hier  reichlicher,  dort 
weniger  reichlich«  aber  die  Wirbel  sind  einander  den 
Regionen  nach ,  nicht  den  Nummern  nach  homolog. 
Nach  W.'s  ausgedehnten  Untersuchungen  sind  26 
wahre  Wirbel  die  Zahl  der  anerkannt  niedrigsten 
Säugethiere  (Schnabelthier,  Echidna) ;  den  nachweis- 
bar ältesten  Säugethieren,  den  Bentlem,  kommt  die- 
selbe Zahl  zu ;  26  wahre  Wirbel  ist  zugleich  aber 
die  weitaus  häufigste  Zahl  in  der  ganzen  Säugethier- 
klasse.  Sie  ist  als  die  Zahl  der  primitiven  Sftnge- 
thierform  anzusehen.  Von  ihr  ausgehend,  nimmt  W. 
einen  divergirenden  Gang  der  Entwicklung  an.  Die 
sekundären  Thierformen  bildeten  sich  dadurch,  dass 
neben  andern  Umwandlungen  einzelne  Descendenten 
Wirbel  ablegten  (lipospondjle  Thiere),  so  die  unge- 
schwänzten Aflfen  und  der  Mensch,  während  andere 
Formen  die  Wirbel  vermehrten  (auxispondyle  Thiere), 
wie  niedere  Affen,  Fleischfresser  u.  s.  w. 

(Rauber.) 

506,  Ueber  Nervenendigungen  im  quer- 
gestreiften Muskel;  von  Dr.  W.  Wolff.  (Arch. 
f.  mikroskop.  Anat.  XIX.  3.  p.  331—346.  1881.) 

Die  Muskeln  von  Oliederthieren  und  allen  Klas- 
sen der  Wirbelthiere  dienten  W.  zur  Untersuchung, 
welche  ihr  Objekt  theils  frisch ,  theils  mit  verschie- 
denen Keagentien  (Goldchlorid,  Silbemitrat,  Essig, 
pikrin-schweflige  Säure),  sowohl  im  Zusammenbang 
als  an  der  isolirten  Faser  prüfte.  Einen  wesentlichen 
Unterschied  der  motorischen  Nervenendigungen  der 
verschiedenen  Wirbelthierklassen  erkennt  W.  nicht 
an,  sondern  setzt  fär  sämmtliche  untersuchte  Thiere 
dasselbe  Princip  fest.  Diess  ist  folgendes :  Die  End- 
verzweigungen liegen  ausserhalb  des  Sarkolemma- 
schlauchs ;  dieselben  sind  stets  markhaltig  und  be- 
sitzen die  Schwann'sche  Scheide.  Der  Endigungs- 
punkt  der  einzelnen  Ausläufer  ist  dadurch  gegeben, 
dass  die  Schwann'sche  Scheide  (Neurilemma)  con- 
tinuirlich  in  das  Sarkolemma  übergeht,  der  Nerven- 
inhalt (Achsencylinder  und  Markmantel)  aber  an 
dieser  Stelle  die  quergestreifte  Substanz  berührt. 
An  diesem  Punkte  hört  der  Nerv  auf.  Ob  er  con- 
tinuirlich  mit  einer  Fibrille  zusammenhängt  oder 
sich  nur  in  Contiguität  befindet,  lässt  W.  unentschie- 
den ;  der  Zusammenhang  ist  jedenfalls  ein  inniger. 
Das  Perineurium  zusammen  mit  dem  intermuskularen 
Bindegewebe  Ist  der  Ursprung  der  um  die  Nerven- 
endigungen herumliegenden  Kerne*     (R  a  u  b  e  r.) 


507.  Zur  Anatomie  des  Miuoiilaa  stenuh 
cleidomastoideus ;  von  Prof.  L.  H.  Farabenf 
in  Paris.     (Progrös  m^d.  IX.  15.  1881.) 

AmStemocleidomastoideus  unterscheidet  Fara« 
beuf  (wie  Theile)  2  Muskeln,  den  Stemomastoi« 
deus  (Stemo-cleido-occipito-mastoideus)  und  Cleid0< 
mastoideus.  Der  erstere,  oberflächliche,  heftet  aiek 
an  die  Linea  semiciroularis  sup.,  die  äussere  FUebi 
und  den  vordem  Rand  des  Proc.  mastoideus,  indes 
er  hier  ein  wenig  mit  dem  andern  Muskel  Ye^ 
schmilzt.  Die  meisten  seiner  Bündel  gehen  in  dls 
Stemalsehne  über,  die  übrigen  breiten  sieh  rneoh 
branartig  aus  und  gelangen  zu  dem  Innern  Abschnitt 
der  Glavicula  in  einer  Linie,  welche  bis  anf  6  Ctmitr« 
auswärts  des  Qelenkes  betragen  kann.  Der  Cleido* 
mastoideus  heftet  sich  an  die  Spitze  und  die  beidea 
Ränder  des  Proc.  mastoideus  und  geht  zur  Clan 
cula  längs  einer  Rauhigkeit,  welche  einen  Querfing« 
breit  auswärts  des  Gelenkes  beginnt 

Der  oberflächliche  Muskel  ist  oben  fastebeDa0 
breit,  als  unten.  Das  stemale  Bündel  variirt  sv; 
wenig,  beträchtlich  aber  das  daviculare.  Bd  sttf* 
ker  Entwickelung  verbirgt  es  den  tiefen  Mnakd 
völlig.  Wenn  es  dünn  ist,  schimmert  der  tieft 
Muskel  durch ;  ist  es  von  der  Stemalsehne  getreont^ 
so  tritt  der  tiefe  Muskel  im  Zwischenraum  henroE. 
Selten  nur  erstreckt  sich  das  daviculare  Bfiodd 
weniger  wdt  nach  aussen,  als  der  tiefe  MoskeL 
Einmal  in  24  Fällen  fehlte  das  oberflächliche  clavh 
culare  Bündel  reohterseits  völlig,  linkerseits  war  tf 
sehr  dünn.  (R  a  u  b  e r.)    } 

508.  Ueber  einen  SpannmuBkel  der  ob6^ 
fläohliohen  Halsfasoie  (Musculus  ansi/armis  mr 
praclavicularis) ;  von  Prof.  LouisDubarin  Paris. 
(Progr^s  m4d.  IX.  8.  1881.) 

Dubar  stiess  bei  dem  Versuche,  die  Arterii 
subclavia  zu  unterbinden,  auf  einen  kleinen  Muskelt 
welcher  bei  genauerer  Nachforschung  von  der  oben 
Fläche  der  Clavicula,  5—6  Mmtr.  hinter  dem  clavi- 
cularen  Ursprung  des  Sternocleidomastoideos  aus- 
ging und  sich  auf  der  untern  Fläche  der  Clavicoli, 
in  der  Nähe  des  Ansatzes  des  Lig.  coracodaviGuUre, 
1  Ctmtr.  vor  der  Insertionssehne  des  Subelavios, 
festheftete.  Der  Muskel  bildet  einen  Bogen  mit 
nach  oben  gerichteter  Convexität  und  befindet  oA 
zwischen  2  Lagen  der  oberflächlichen  Halsfiscie, 
die  er  durch  seine  Contraktion  zu  spannen  vermag. 
Linkerseits  und  reohterseits  war  er  in  gleicher  Weise 
entwickelt.  Man  kennt  den  sehr  seltenen  MasU 
unter  dem  Namen  M.anomalus  daviculae  odersapn- 
clavicularis  proprius.  (Rauher.) 

509.  Ueber  das  Verhalten  der  Vorderarm- 
muskeln  zu  den  Band-  und  Fussgelenken;  von 
E.  Weber.  (Verb.  d.  phys.-med.  Ges.  zu  Wfln- 
bürg.  XV.  1  u.  2.  p.  63.  1881.) 

Man  vermag  bekanntlich  in  der  durch  Beogong 
der  Finger  geschlossenen  Hand  sehr  bedeutende 
Lasten  zu  tragen,  ohne  dass  die  finger  in  Streck- 


II.     Anatomie  u.  Physiologie. 


123 


steUoDg  ttbergehen.  W.  suchte  nun  experimentell 
zn  eotseheidai,  ob  die  Spannnng  der  contrahirten 
Yorderannmuskeln  dem  an  den  Fingern  entgegen- 
wirkenden Zag  des  Gewichtes  gleich,  ob  grösser 
odtf  kleiner  sei.  Es  konnte  von  ihm  festgestellt 
werden,  wie  gross  die  Belastung  an  der  Hand 
gegenflber  einer  gewissen  Spannung  der  Benge- 
nmskeln  sein  musste,  bis  die  gebengten  Finger  sich 
ZD  strecken  begannen.  Dabei  stellte  sich  ein  be- 
deotender  Ueberschnss  von  Belastung  an  der  Hand 
aber  die  Moskelspannung  heraus.  Diess  schien,  wie 
fermnthet  worden  war,  fttr  die  Gegenwart  beson- 
derer Einrichtungen  in  den  Fingergelenken  zu 
ipreehen.  Indessen  war  auch  wieder  bei  bestimm- 
ter Belastung  der  gebeugten  Finger  ein  sehr  grossei* 
SptDoungsttberschuss  an  den  Beugemuskeln  nöthig, 
um  die  Finger  ein  wenig  stärker  zu  beugen.  Es 
effcUrt  sich  diess  leicht  durch  die  starke  Reibung 
der  Sehnen  an  ihren  Scheiden  in  Folge  des  auf  die- 
selben ausgeübten  Druckes.  Der  Flexor  profundus 
ergab  sich  als  der  stftrkere  der  beiden  gemeinsohaft- 
li^en  Fingerbenger. 

W.  untersuchte  sodann  das  gegenseitige  Ver- 
hlitDiss  der  Vorderarmmuskeln  in  ihrer  Wirksam- 
keit auf  Streckung  und  Beugung  der  Finger  und 
der  Hand.  Er  gelangt  dabei  zu  dem  zahlenmässigen 
Nachweis  der  Intensität,  mit  welcher  jeder  einzelne 
Muskel  das  Hand-  und  die  Fingergelenke  zu  beugen 
und  zu  strecken  und  das  Handgelenk  zu  ab-  und 
adduciren  vermag.  (Rauber.) 

510.  Von  der  Bewegung  der  Bippen  und 
des  Stemum;  von  Dr.  L.  Ghabry.  (Journ.  de 
TAnat.  et  de  la  Physiol.  XVH.  4.  p.  301.  1881.) 

Die  Bewegungen  der  Rippen  und  des  Stenium, 
welehe  die  Elrweiterung  der  sagittalen  Durchmesser 
des  Thorax  hervorbringen,  lassen  sich  nicht  genau 
doith  einen  Gelenkapparat  herstellen,  in  welchem 
die  Rippen  durch  starre  Hebel  ersetzt  wären.  Es 
ist  vielmehr  auch  die  Elasticität  der  Rippen  in  An- 
8cUag  zu  bringen.  Sie  hat  bei  dem  Menschen  zur 
Folge  die  theilweise  Unabhängigkeit  von  der  Er- 
bebimg  der  ersten  und  letzten  Rippen.  Dadurch 
werden  dem  Thorax  zwei  respiratorische  Typen  ge- 
siehert,  die  Ober-  und  Unterrippenathmung.  Die 
Eigenbewegungen  der  Rippenknorpel,  zuerst  durch 
Sibson  genauer  untersucht  und  als  Streckung  bei 
der  Inspiration,  als  Beugung  bei  der  Exspiration 
cikannt,  smd  im  normalen  Zustand  nur  von  geringer 
Bedentimg  und  können  vernachlässigt  werden.  Ano- 
nuderweise  kommt  hier  und  da  eine  Rflckwäi-tsbeu- 
^g  der  Knorpel  während  der  Inspiration  vor. 

In  der  mittlem  Gegend  des  Brustkorbes  ist  die 
^cigrösserung  des  queren  Durchmessers  minder  be- 
trichtli<^  für  jeden  Rippenbogen  an  der  Stelle  seiner 
gröflsten  Breite,  als  weiter  vorn  an  der  Grenze  zwi- 
aehen  Knochen  und  Knorpel.  In  Folge  ihrer  doppel- 
^  Gelenkverbindung  hat  jede  Rippe  eine  natOrliche 
Rotationsachse,  welche  schräg  nach  vorn,  innen  un^ 
^ten  geriditet  ist*    Die  wirkliche  Bewegung  der 


Rippe  besteht  nur  aus  einer  einzigen  Rotation  um 
diese  Achse.  In  der  obern  Brustgegend  zeigen  die 
Rippen  zwei  deutliche  Bewegungen,  Elevation  und 
Rotation.  In  der  untern  Brustgegend  finden  sich 
ebenfalls  zwei  Bewegungen  vor ;  es  sind  diess  aber 
Elevation  nnd  Abdnktion .  (R  a  u  b  e  r.) 

511.  neber  die  untere  und  obere  Fleura- 
grenze;  von  Prof.  Ad.  Pansch.  (Arcb.  f.  Anat. 
u.  Phys.  [Anat.  Abth.]  2  u.  3.  p.  111.  1881.) 

Die  schräg  liegende  Ebene  der  ersten  Rippe 
wird  durch  die-  Pleura  und  die  Lunge  mit  2  Wöl- 
bungen überschritten,  die  durch  eine  von  der  Sub- 
clavia herrührende  Querfurche  (Sulcus  subclavius) 
getrennt  werden.  Die  hintere  Wölbung  ist  kleiner, 
aber  stärker,  die  vordere  grösser,  aber  schwächer. 
Diese  Wölbungen  überragen  die  Fläche  des  ersten 
Rippenbogens  im  Mittel  etwa  1.5  Centimeter.  Auf 
die  Horizontale  bezogen,  beträgt  bei  einer  mittlem 
Thoraxsenkung  die  senkrechte  Höhe  der  hintern 
Wölbung  etwa  1,  die  der  vordem  etwa  2  Centi- 
meter. Die  senkrechte  Höhe  der  ganzen  Lungen- 
spitze über  dem  vordem  Ende  der  ersten  Rippe  be- 
trägt im  Mittel  3.5  Ctmtr.,  indem  sie  zwischen  2.5 
und  5.5  schwankt.  Ein  durchgehender  Unterschied 
zwischen  rechts  und  links  war  für  die  absolute  Höhe 
nicht  nachzuweisen. 

Die  häufige  Angabe,  dass  die  Lunge  3— 5  Ctmtr. 
über  das  Steraalende  der  Clavicula  hinausrage,  ist 
demnach  unrichtig.  Durch  die  Clavicula  wird  das 
Sternalende  der  1.  Rippe  um  1.5 — 2  Ctmtr.  über- 
schritten, so  dass  ftlr  die  Lunge  nur  1 — 3  Ctmtr. 
senkrechter  üeberragung  übrig  bleiben.  Der  Wechsel 
in  der  Höhe  der  Lungengrenzen  wird  nicht  dm*ch 
eine  wechselnde  Höhe  der  Lungenspitze,  sondem 
durch  die  wechselnde  Höhe  der  Clavicula  bedingt. 
Was  das  anatomische  Verhalten  der  Lungenspitzen 
bei  der  Inspiration  und  bei  dem  Emphysem  betrifft, 
so  hebt  P.  hervor,  dass  am  Rippenhalse  kaum  eine 
Hebung  vorkommt,  so  sehr  das  Sternum  auch  auf- 
steigen mag.  Die  vordere  Wölbung  der  Lungen- 
spitze wird  sich  heben,  normalerweise  jedoch  nie  so 
hoch,  dass  sie  die  horizontale  Höhe  der  hintern 
Wölbung  übertrifft.  Die  senkrechte  Erhebung  der 
Lungenspitze  über  dem  Steraaltheil  der  Clavicula 
nimmt  also  bei  der  Inspiration  ab :  die  Lungenspitze 
ändert  ihren  Ort  nicht,  während  die  Clavicula  auf- 
steigt. Anders  ist  das  Verhältnlss  beim  Emphysem, 
da  hier  bei  der  Exspiration  ein  aktives  Andrängen 
der  Lunge  stattfindet.  Aber  auch  hier  wird  der 
hinter  der  Subclavia  gelegene  Theil  sich  in  ge- 
ringerem Grade  ausdehnen  können,  da  er  eine  feste 
Ueberlagerung  besitzt.  Der  vor  der  Subclavia  ge- 
legene Theil  dagegen  kann  vorgedrängt  werden. 

Die  untere  Pleuragrenze  entspricht  im  mittlem 
Verhalten  hinten  der  halben  Höhe  des  Vertebral- 
randes  der  12.  Rippe  und  zieht  von  da  zuerst  hori- 
zontal, dann  sanft  aufsteigend  weiter  und  an  der 
vordem  Seite  des  Thorax  über  die  Vereinigungs- 
stelle   zwischen  dem  Knochen  und   Knorpel   der 


124 


lU.     Hygieine;  Difttetik,  Phannakologie  n.  Toxikologie. 


7.  Rippe  weg.  ZwischeD  rechts  und  links  ist  hin- 
ten kein  durchgreifender  Unterschied,  während  an 
der  vordem  Seite  rechts  gerade  die  genannte  Stelle 
der  7.  Rippe  geschnitten  wird,  links  dagegen  die 
Linie  etwas  tiefer  liegt. 

Die  Abweichungen  vom  mittlem  Verhalten  sind 
besonders  hinten  beträchtlich.  Zu  wiederholten 
Malen  fand  P.  die  Pleura  bis  zum  Querfortsätz  des 
ersten  Bauchwirbels,  ja  zuweilen  selbst  bis  zu  dessen 
unterm  Rand  hinabsteigend.  Diese  Tieflage  kann  sich 
auch  noch  weiter  seitlich  geltend  machen.  Bis  auf 
9  Ctmtr.  Abstand  von  der  Medianlinie  fand  P.  die 
Pleura  über  die  12.,  oder  bei  abnormer  Eflrze  der- 
selben über  die  11.  Rippe  hinausragend.  Beim 
operativen  Eindringen  in  die  Bauchhöhle,  d.  i.  beim 
Durchschneiden  des  Quadratus  lumborum,  darf  man 
also  nicht  näher  als  etwa  2  Fingerbreiten  an  die 
letzte  fühlbare  Rippe  hinangehen.  Beim  Abzählen 
der  Rippen  darf  man  sich  nie  auf  die  letzte  fühlbare 
Rippe  verlassen,  da  diess  eben  so  gut  die  11.,  wie 
die  12.  sein  kann.  (Raub er.) 

512.  Anatomische  Betraohtongen  über  die 
Paaoia  transversa;  von  Prof.  Pietro  Lnpö  in 
Neapel.  (Giom.  intemaz.  delle  Scienze  med.  Nuova 
Ser.  Anno  I.  Fase.  12.  1879.) 


Entgegen    der    gewöhnlichen    Ansieht 
Thompson  die  F.  transversa  anfgefassfc  alsttnt 
Fortsetzung   der  Fascia  lata,   welche,   unter  d< 
Poupart'schen  Bande   durchtretend,  sieh  anf  de 
Innenfläche    verbreitet,    bis   sie  allmälig  oelli 
werde.   Lupö  glaabt  sich  dieser  Ansicht  auf< 
der  Analogie  und   genauestw  Präparationen  voU^ 
ständig  anschliesaen  zu  müssen. 

Die  Fascia  lata  spaltet  sich  nämlich  in  der  Hdl 
der  Fossa  ovalis  in  zwei  Blätter,  ein  o1 
nnd  ein  tiefes.  Das  oberflächliehe  Blatt,  welohes 
mit  einem  die  Fossa  ovalis  deckenden  Zuge  die 
Lamina  cribrosa  bildet,  gelangt  zom  Poapart'sebtt 
Bande  and  spaltet  sich  seinerseits  in  zwei  Blätter. 
Das  eine  ist  ein  fibröser,  als  Membran  sdiwer  dar- 
zustellender Faserzug,  welcher  das  Poupart'ache 
Band  überschreitet  u.  sich  in  dorFascie  der  vorden 
Bauchwand  verliert  Ein  anderes  stärkeres  Stratum 
dringt  unter  dem  Bande  durch  and  breitet  sich  is 
der  innem  Fasele  des  untern  Abschnitte  der  vorden 
Banchwand  aus.  Diess  ist  eben  die  Fasoia  trani- 
versa.  So  ist  die  ganze  Dicke  der  vordem  Banch- 
wand umfasst  von.  zwei  aponeurotischen  Blatten, 
besonders  mächtig  in  jenem  Theil  der  Baachwaiid, 
welcher  an  Muskeln  schwächer  erscheint. 

(Raaber.) 


Hl.     Hygieine,  Diätetik,  Pliarmalcologie  u.  Toxilcologie. 


513.  Ueber  Piaoidin,  Fikrotin,  Tulipin, 
Golohioum. 

Ueber  die  physiolog.  Wirkung  des  wirksamen 
Bestandtheils  von  PiscicUa  erythrina  (Jamaiea" 
nischer  Hartriegel)  hat  Dr.  Isaac  Ott  (Aroh.  of 
Med.  V.  1.  p.  69.  1881)  mit  einem  von  Prof.  Ed. 
Hart  dargestellten  Präparate:  Piscidia  oder  Pm- 
ddin  an  Kaninchen  und  Fröschen  Versuche  ange- 
stellt. 

DasPiscidin  ist  löslich  in  Alkohol,  aber  unlöslich 
in  Wasser  und  wurde  daher  meist  in  Wasser  oder 
Glycerin  und  Wasser  suspendirt  eingespritzt.  Die 
Allgemeinwirknng  unterscheidet  sich  von  der  des 
Extraktes  der  Piscidia  in  keiner  Weise.  Es  steigert 
zunächst  die  Respirationsthätigkeit,  bringt  dann  in- 
coordinirte  Bewegungen  hervor,  stumpft  die  Sensi- 
bilität ab ,  verlangsamt  die  Herzcontraktionen ,  ver- 
engert vorübergehend  die  Pupille,  die  sich  später  er- 
weitert, und  bewirkt  endlich  Convulsionen,  Asphyxie 
und  Tod.  Das  Nervensystem  anlangend ,  so  erregt 
das  Mittel  zunächst  Tetanus  und  hebt  dann  die  Sensi- 
bilität ganz  auf.  Letzteres  kommt  zu  Stande  durch 
eine  Beeinflussung  der  Centra,  während  die  peri- 
pheren Nervenenden  ganz  intakt  bleiben.  Die  Mus- 
keln sind  dagegen  an  den  Krämpfen  mit  betheiligt, 
so  dass  man  die  Krämpfe  wohl  als  spino-muskularen 
Urspmngs  bezeichnen  kann.  Durchschneidung  des 
Halsmarkes  hebt  die  Krämpfe  nicht  auf,  wodurch 
bewiesen  wird,  dass  das  Oehim  daran  unbetheiligt  ist 
Dnrchschneidung  der  Ischiadici  hebt  die  Zuckungen 
in  den  hintern  Extremitäten  nicht  ganz  anf,  wodurch 


bewiesen  ist ,  dass  sie  theilweise  mnakolaren  Dr- 
sprangs  sind.  Die  Reflexthätigkeit  wird  anfioigi 
durch  Reizung  der5«focA«nouy'schen  Hemmungsoenta 
vermindert,  später  durch  Lähmung  der  sensorischen 
Ganglien  und  des  Rückenmarkes  ganz  aufgehobeo. 
Die  Zuekungscurve  des  MuskeLs  wird  erst  an  H5be 
vermehrt,  dann  vermindert,  im  Ganzen  aber  lang- 
gezogen ,  wie  nach  Einwirkung  von  Veratrin.  Im 
Bereiche  der  Cürknlationsorgane  setzt  das  PisddiB 
den  Puls  nnd  die  arterielle  Spannung  henA,  und 
zwar  wahrscheinlich  durch  Beeinflnssong  des  Ben- 
muskels.  Der  Blutdmck  steigt  anftnglich  daroh 
Reizung  des  vasomotorischen  Gentmm  und  fällt  dum 
durch  Lähmung  desselben  nnd  des  Herzmuskels 
rasch  ab. 

lieber  die  physiologische  Wirkung  des  Pibratin 
hat  Dr.  Vincenzo  Ghirone  (Ann.nniv*Vol.2Ö5. 
p.  128.  Febbr.  1881)  Versuche  angestellt  —  jedoch 
ohne  Berücksichtigung  der  letzten  ohem.  Arbeit 
über  das  Pikrotoxin  von  Löwenhardt  (Jahibb. 
CLXXXVm.  p.  246). 

Er  ist  dabei  zu  dem  Resultate  gelangt,  dass  das 
Hydrat  des  Pikrotoaid,  welches  von  Barth  mid 
Kretschy  den  Namen  Pikrotin  erhalten  hat,  weil 
Dieselben  es  für  bitter,  aber  nicht  für  giftig  hielten, 
diesen  Namen  nicht  verdient,  da  es  bitter  und  giftig 
ist.  Die  Giftigkeit  des  Hydrat  des  Pikrotoxid  ver- 
hält sich  zu  der  des  Pikrotoxin  nngefiUir  wie  1 :30. 
Die  vom  gen.  Hydrate  hervorgerufenen  epUeptifloto 
Krämpfe  sind  denen,  welche  bei  der  Hkrotozin-Ver- 
giftung  auftreten,  sehr  ähnlich,  aber  sohwidier 


in.    Hygieine,  Diftteiik,  Phannakologie  a.  Toxikologie. 


125 


entspieeheii  mehr  dem  EmprosthotoniiB  als  dem 
Opisthotonus.  Die  Todtenstarre  tritt  gleich  nach 
dem  lethalen  Exitus  ein.  Die  Krämpfe  werden  her- 
Torgerofen  durch  Einwirkung  des  Pikrotoxid  auf  die 
motorischen  Centren  im  verlängerten  Marke  und 
Bflckenmarke,  weshalb  sie  an  decapitirten  Fröschen 
und  enthimten  Tauben  besonders  deutlich  zur  Beob- 
achtung kommen. 

Die  physiologische  Wirkung  des  Tulipin  ist  von 
Prof.  Sidney  Ringer  (Practitioner XXIV. p. 241. 
Oct.  1880)  geprflfi;  worden. 

Das  genannte  Alkaloid  wird  aus  den  KnoUeu, 
Blftttem  und  Blfltben  der  Gartentulpe  dargestellt, 
nnd  zwar  lieferte  jedes  Pfund  (ca.  500  Grmm.)  der 
Pflanze  einen  Gran  (0.06  Grmm.)  des  Nitrat  dessel- 
ben. Das  Ergebniss  der  mit  5proc.  Lösung  an 
FrOschen  nnd  am  Auge  der  Katze  angestellten  Ver- 
nche  fasst  Ringer  selbst  in  folgenden  Sätzen  zu- 
nnunen. 

Tulipin  unterscheidet  sich  in  seiner  Wirkung 
sdir  von  den  Alkaloiden,  welche  aus  den  Amarylli- 
daeeen  gewonnen  werden  können.  Es  ist  ein  Mus- 
kelgift und  wirkt  auf  die  Muskeln  wie  Veratrin  y  ist 
jedoch  schwächer  als  dieses.  Es  paralysirt  wahr- 
scheinlich die  zuführenden  Nerven.  Seine  Wirkung 
auf  die  motorischen  Nerven  ist  eine  sehr  geringe 
oder  gar  keine.  Auf  das  Froschherz  wirkt  es  wie 
Veratrin.     Die  Pupille  afficirt  es  nicht. 

Die  Einwirkung  von  Colchicum  auf  den  Intesti^ 
naltractus  bat  Dr.  Gh.  Roy  aus  Vevey  (Arch.  de 
Physiol.  2.S^r.  V.  5.  6.  p.648.  1878)  mittels  sub- 
ciilaner  und  intravenöser  Einverleibung  von  Infusum 
seminum  colchici  bei  Meerschweinchen  und  Katzen 
erforscht  Injicirt  wurden  meist  10  Cctmtr.  eines 
hiinses  von  10 :  50,  eine  Dose,  welche  stets  toxisch 
virlLte.  Die  gewöhnlichen  Symptome  waren  Dys- 
pnoe, Convnlsionen,  heftige  Diarrhöe  mit  wässrigen 
Stuhlen,  Erbrechen  galliger  Massen,  Schmerzhaftig- 
keit  des  Abdomen.  Diese  Erscheinungen  traten  erst 
1—3  Std.  nach  der  Injektion  auf;  nach  Verlauf 
von  1—2  Std.  folgte  dann  der  Tod.  In  allen  Fällen 
ergab  die  Autopsie  eine  lebhafte  Entzündung  der 
Darmschleimhaut.  Bei  interner  Applikation  waren 
die  Symptome  und  der  Sektionsbefund  ganz  ähnlich. 
Bei  Meerschweinchen  traten  alle  Erscheinungen  schon 
nach  Snbcutaninjektion  von  1  Octmtr.  des  Infuses 
anf. 

Vf.  nimmt  an ,  dass  das  Gift  durch  die  Darm- 
winde ausgeschieden  wird  nnd  dabei  dieselben  in 
^tsflndnng  versetzt.  Bisweilen  fand  sich  auch  ein 
Krttaer  Ergnss  im  Herzbeutel  und  Oedem  der  Nie- 
ren. (Kobert.) 

514.  Ueber  einige  Wirkungen  des  salz- 
aauren  Ozal%thylin;  von  Dr.  Hugo  Schulz  in 
Bonn.  (Ärcb*  f*  exper.  Pathol.  u.  Pharmakol.  XIII. 
5.  p.  304.  1881.) 

Binz  und  Hertz  untersuchten  1875  die  Wir- 
bogen  des  Chlorozaläthylin.  Harnack  bestätigte 
&  Sesnltate  und  wies  zugleich  auf  die  Aehnlichkeit 


der  Wirkungen  zwischen  Ghloroxaläthylin ,  Spartein 

und  Lobelin  hin.   Das  ehlorfreie  Oxaläthylin  ist  von 

Stricker  u.  Wallach^)  dargestellt,  aber  noch 

nie  auf  seine  Wirkung  untersucht  worden. 

Zur  Dantellung  des  letistgenannten  Korpers  worden 
10  Gnnm.  Jodwasserstoffs.  Ghloroxaläthylin  mit  4.5—6.0 
Grmm.  Jodwasserstoffsäure  vom  spec.  Gewichte  1.825 
nnd  0.8  Grmm.  amorpher  Phosphor  im  verschlossenen 
Bohre  8—9  Standen  lang  anf  170—1800  erhitzt.  [Die 
Ansbente  an  oonstant  siedender  Basis  betrog  78— 80<^/o.] 
Die  so  dargestellte  Base  siedet  bei  212.5— 213.0<>  und 
stellt  in  frischem  Zustande  eine  wasserhelle,  ölige  Flüssig- 
keit dar ,  die  bei  längerem  Stehen  im  Sonnenlichte  sich 
schwach  gelblich  fSrbt.  Der  Geruch  derselben  ist  stark 
narkotisch,  wenn  aoch  weniger  intensiy  als  der  des  Mono- 
chlorprodoktes.  Der  Korper  brennt  leicht  mit  bläulicher 
Flamme,  ohne  die  für  Chlor  charakteristische  grüne  Fär- 
bung. In  Wasser  löst  er  sich  leicht ,  zum  Unterschiede 
von  Chlorozaläthylin ,  welches  in  kaltem  Wasser  leichter 
als  in  warmem  löslich  ist;  femer  wird  er  von  Alkohol 
nnd  Chloroform  au^enommen.  Ein  weiterer  Unterschied 
zwischen  dem  Oxaläthylin  und  dem  Ghloroxaläthylin  be- 
steht in  dem  verschiedenen  spec.  Gewichte,  indem  die 
chlorfreie  Base  leichter  als  Wasser  (spec.  Gew.  o^  0.982), 
die  chlorhaltige  schwerer  als  dieses  («=>  1.142)  ist.  Die 
Elementaranalyse  fährte  für  das  Oxaläthylin  zn  der  For- 
mel CßHioNs,  während  die  des  Ghloroxaläthylin  CsHgClNa 
ist.  Neutralisirt  man  eine  wässrige  Lösung  von  Oxal- 
äthylin mit  Salzsäore ,  so  scheidet  sich  beim  Verdonsten 
onter  dem  Exsiccator  eine  weisse  krystallinisohe  Blasse  ab. 
Diese  ist  stark  hygroskopisch ,  snblimationsfShig  ond  er- 
starrt nach  dem  Schmelzen  zo  einem  krystallinischen 
Aggregate.  Die  Analyse  führte  zo  der  Formel  CeHioNsHCl, 
d.  h.  der  Körper  ist  das  salzsäore  Salz  des  Oxaläthylin. 
Lösungen  dieses  Salzes  in  Wasser  (1 :  10)  dienten  so  den 
nachstehenden  Yersochen.    Sie  reagirten  neotral. 

Die  ersten  Versuche  an  Kaltblütern  ergaben  fol- 
gendes Vergiftnngsbild.  Es  treten  zuerst  Lähmungs- 
erscheinungen  im  motorischen  Systeme  aof^  nach 
Anwendung  kleiner,  allmälig  steigender  Dosen  deut- 
lich an  den  Hinterbeinen  beginnend  nnd  von  da  aus 
aufsteigend.  Dio  Reflexerregbarkeit  ist  nach  klei- 
nen Gaben  anftoglich  in  eigentbümlicher  Weise  ge- 
steigert y  so  dass  y  während  die  Lähmung  der  Bein- 
muskeln schon  ziemlich  weit  gediehen  ist,  ein  leises 
Berühren  der  Zehen  genügt  y  um  partielle  Muskel- 
contraktionen  hervorzurufen.  Nach  grösseren  Dosen 
sind  schon  stärkere  Reize  nöthig  y  um  diese  eigen- 
thflmlichen  Muskelzuckuugen  auszulösen,  hier  jedoch, 
wie  auch  im  weitem  Verlaufe  der  Vergiftung  mit 
mehrfachen  kleinen  Dosen  treten  die  Muskelbewegun- 
gen allmälig  auch  spontan  auf.  Gleichwohl  nimmt 
die  Lähmung  der  motorischen  Nerven  zu ,  so  dass 
Bchlüsslich  selbst  die  Durchschneidung  des  Ischiadicus 
kaum  noch  von  sichtbarem  Effekte  begleitet  wu*d. 
Jedenfalls  werden  die  motorischen  Nerven  früher  und 
energischer  afficirt  als  die  sensibeln ,  ja  es  scheint, 
als  ob  letztere  längere  Zeit  hindurch  sich  in  einem 
Stadium  erhöhter  Erregbarkeit  befänden.  Das  Sen- 
sorium  scheint  rasch  benommen  zu  werden.  Einige 
Zeit  nach  der  subcutanen  Injektion  des  Giftes  tritt 
Dilatation  der  Pupillen  ein  (während  das  Ghlor- 
oxaläthylin auf  die  Pupille  absolut  nicht  einwirkt). 
Athmung    und    Herzthätigkeit    sinken    progressiv. 


1)  Bericht  d.  deotsohen  ehem.  Qes.  1880.  XUI.  p.  511, 


126 


m.     Hygieise^  Diätetik^  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


Durch  Atropin  geliogt  ea  nicht,  die  immer  mehr  zu- 
Dehmende  Verlangsamung  der  Herzaktion  anfzuheben, 
dagegen  lässt  sich  durch  Oxaläthylin  der  Mnscarin- 
stillstand  beseitigen.  Dieses  Verbalten  des  Giftes 
spricht  deutlich  für  seine  Beziehungen  zum  Herz^ 
vagus.  Die  gewaltige  Reizung,  welche  der  letztere 
durch  Muscarin  erleidet,  wird  durch  die  lähmende 
Kraft  des  Oxaläthylin  wie  die  des  Atropin  aufge- 
hoben, so  dass  der  Herzmuskel  seine  Thätigkeit  wie- 
der beginnen  kann.  Die  besonders  hervortretende 
starke  systolische  Contraktion  des  Ventrikels  unter 
dem  Einflüsse  des  Oxaläthylin  gleicht  durchaus  der, 
welche  wir  auch  durch  Atropin  hervorzurufen  im 
Stande  sind ;  nur  ist  die  Dosis  Oxaläthylin ,  welche 
ndthig  ist,  um  dauernd  den  Muscarinstillstand  zu 
überwinden ,  eine  grössere  wie  die  des  Atropin  zu 
gleichem  Zwecke. 

Vergleicht  man  nun  die  Wirkungen  des  Oxaläthylin 
auf  den  Frosch  mit  denen  des  Ckloroxaläihylin  nach 
Hertz,  80  findet  man  hinsichtlich  des  Allgemein- 
verhaltens, dass  beide  Stoffe  narkoiinrende  Kraft 
haben.  Jedoch  zeigt  sich  der  Unterschied,  dass  Läh- 
mung der  sensibeln  Nerven  beim  Chloroxaläthylin 
viel  schneller  und  intensiver  zu  Stande  kommt  wie 
bei  der  chlorfreien  Verbindung.  Letztere  bewirkt 
vielmehr  eine  Art  von  Hyperästhesie,  die  sich  dadurch 
manifestirt,  dass  das  vergiftete  Tbier  auf  ganz  sanfte 
Berührung  der  Zehen  mit  partiellen  Muskelzuckun- 
gen antwortet,  entsprechend  der  bereits  vorgeschrit- 
tenen Lähmung  der  motorischen  Nerven,  die  es  nicht 
mehr  zu  einer  ausgeprägten  Allgemeinzuckung  der 
ganzen  Extremität  gelangen  lässt.  Auch  die  spon- 
tan auftretenden  Contraktionen  in  einzelnen  Muskel- 
gruppen ,  wie  sie  nach  grösseren  Dosen  von  Oxal- 
äthylin sich  zeigen,  lassen  sich  auf  Hyperästhesie 
der  sensiblen  Nerven  oder  auf  einen  Reizzustand 
ihrer  Gentren  in  der  MeduUa  zurQckftlhren.  Was 
das  Verhalten  des  Herzens  unter  dem  Einflüsse  bei- 
der Gifte  anlangt,  so  ist  dieses  in  beiden  Fällen  das- 
selbe. Die  antagonistische  Wirkung  zwischen  dem 
Chloroxaläthylin  und  dem  Muscarin  zeigt  sich  auch 
bei  der  Anwendung  der*  chlorfreien  Base.  Ebenso 
existirt  ein  Antagonismus  in  Bezug  auf  das  Herz 
zwischen  Spartein  und  Muscarin. 

Was  die  Allgemeinwirkung  des  sabssauren  Oxal- 
äthylin auf  Warmblüter  anlangt ,  so  zeigte  sich  ein 
auffallender  Unterschied  gegenüber  dem  Verhalten 
der  chlorhaltigen  Base,  indem  bei  Katzen  ersteres 
Krämpfe,  letzteres  aber  Betäubung  verursachte.  Das 
Oxaläthylin  mrkt  also  tüie  Atropin,  das  Chlor- 
oxaläthylin wie  ChloraL  Die  Atropinwirkung  spricht 
sich  auch  in  der  Pupillendilatation  aus.  Der  Grund 
der  Verschiedenheit  der  Wirkung  beider  Präparate 
ist  der ,  dass  von  dem  chlorhaltigen  im  Körper  sich 
das  Chlor  abspaltet  und  narkotisch  wirkt  und  daher 
die  excitirenden  Wirkungen  des  nicht  chlorhaltigen 
Präparates  verdeckt.  (K  o  b  e  r  t.) 


Wolberg.  (Arch.  f.Physiol.  XXIL  7u.8.  p.291. 
1880.) 

Vf.  weist  zunächst  darauf  hin,  dass  die  bekannte 
Thatsache,  dass  durch  manche  Salze  (z.  B.  Natrium 
chlor.,  Magnes.  sulph.,  Natrum  sulphur.)  die  Fäal- 
niss,  bez.  die  letztere  bedingende  Fermentbildnng 
gehemmt  wird ,  bei  der  ausgedehnten  Verwendung 
der  Salze  in  der  Diätetik  und  Therapie  alle  Beach- 
tung verdiene.  Es  sei  daher  von  Wichtigkeit,  zu 
untersuchen :  welche  Salze  die  Fermentfoildung  hem- 
men, bei  welcher  Menge  diess  geschieht,  ob  dasselbe 
Salz  auf  verschiedene  Fermentationen  die  gleiche 
Wirkung  ausübt,  ob  es  Salze  giebt,  welche  eine  Be- 
schleunigung anstatt  einer  Hemmung  der  Fermen- 
tation bedingen,  endlich  ob  die  Beeinflussung  der 
Fermentation  durch  die  Basis  oder  die  Säure  erfolgt 
Vf.  giebt  eine  kurze  Uebersicht  der  in  der  Literatur 
über  die  Wirkung  der  Salze  auf  die  Fermentwirkung 
vorhandenen  Angaben  i)  und  führt  dann  die  Resnl- 
tate  der  von  ihm  selbst  mit  10  Salzen  und  6  Alka- 
leiden  hinsichtlich  des  Einflusses  derselben  auf  die 
Verdauung  angestellten  Versuche  ^  an. 

Um  die  Magenfermentation  künstlich  herzustellen^ 
benutzte  Vf.  wohlgereinigten  Blutfaserstoff,  dessen 
Wassergehalt  vorher  durch  Austrocknen  bestimmt 
worden  war,  so  dass  alle  Resultate  auf  wasserfreies 
Fibrin  berechnet  worden  sind.  Als  Verdauungs- 
flüssigkeit  diente  ein  Glycerininfus  der  Schleimhant 
des  Pylorustheils  eines  Rindsmagens ;  bei  Verwen- 
dung von  gleichen  Gewichtsmengen  von  Glycerin 
und  Schleimhaut,  war  das  Infus  schon  nach  5 — 6T. 
brauchbar.  Der  Znsatz  von  7  Cctmtr.  desselben  zu 
100  Cctmtr.  einer  0.5proc.  Salzsänrelösung  lieferte 
ein  die  Verdauung  des  Fibrin  bewirkendes  Prä- 
parat. 

Von  dieser  Verdauungsflüssigkeit  wurden  100 
Cctmtr.  mit  einer  bestimmten  Menge  (gew.  1  Graun.) 
Fibrin  in  einem  ballonähnlichen  Glasgef^  zusam- 
mengebracht und  dasselbe  in  ein  Wasserbad  gestellt, 
dessen  Temperatur  beständig  auf  40 — 45^'  C.  er- 
halten wurde.  Nach  24 — 48  Std.  wurde  die  ganxe 
Flüssigkeit  durch  gewogenes,  sehr  trockenes  schwe- 
disches Papier  filtrirt,  das  auf  dem  Filter  bleibende 
unverdaute  Fibrin  einige  Male  mit  heissem  Wasser 
gewaschen,  dann  sammt  dem  Filter  so  lange  bei 
100^  C.  getrocknet,  bis  es  bei  2  nach  einander  fol- 


L' 


515.  Ueber  den  EinfluBs  einiger  Salse  und 
Alkaloide  auf  die  Verdauung;  von  Dr.  Louis 


0  L 1  e  b  i  g :  Ueber  Gähnmg,  Quelle  der  MuskeUanft 
und  Emährnng;  Ann.  d.  Chem.  u.  Pharm.  1870.  — 
Heidenhain:  Beiträge  zur  RenntniBs  des  Pankreas; 
Arch.  d. ges. Physiol.  X.  p.557. 1875.  —  Wm.  Ebstein 
u.  JnL  Mfiller:  Ueber  den  Einfl.  der  Sauren  und  Al- 
kalien auf  das  Leberferment ;  Ber.  d.  deutsch,  ehem.  6«. 
Vm.  p.  679.  1875.  —  K.  Knapp:  Ueber  den  Einfl. 
der  Kali-  n.  Natronsalze  auf  die  Alkoholgahmiig ;  Abb. 
d.  Obern,  n.  Pharm.  CLXin.  p.  65.  1878.  —  Alex. 
Schmidt:  Ueber  d.  Bezieh,  d.  Kochsalzes  m  einigen 
thier.  Fermentationsprocessen ;  Arch.  d.  ges.  PhysioL 
Xm.  p.  591.  1876.  —  Otto  Nasse:  Untersnchnngen 
über  die  angeformten  Fermente ;  Das.  XI.  p.  138. 1875. 

>)  Dieselben  wurden  im  J.  1878  im  Institut  f.  plijsioL 
Ohem.  zu  Warschan  unter  Prof.  F  udako  WS  tanflgeffifert 


m«    Hygieioe,  DiAtetik,  Phannakologie  n*  Toxikologie. 


127 


geDden  Wftgongeii  keinen  unterschied  mehr  zeigte. 
Durch  Abziehen  des  Gewichtes  des  Filtrirpapiers 
TOD  dem  jetzt  gefnndenen,  ergab  sich  das  Gewicht 
des  unverdaut  gebliebenen  Fibrin.  In  ein  und  das- 
selbe Wasserbad  stellte  Vf.  gewöhnlich  2—4  Bal- 
lons; einen  von  denselben  liess  er  ohne  Salz,  behnfs 
der  Vergleichnng  mit  den  andern ,  in  denen  ver- 
Mbiedene  Quantitäten  verschiedener  Salze,  resp. 
Alkaloide  enthalten  waren. 

Um  den  Einfloss  der  Salze  9x£  die  Verdauung 
IQ  prflfen,  benutzte  Vf.  Kalium  chloratum^  Kali 
nJfhuncum  und  nitrieum,  Natrium  chloratum, 
Natnm  tulphurieum  und  nitneum;  Ammonium 
chloratum,  sulphuricum  und  nitricum;  Natrum 
liboraeicum*  Jedes  dieser  Salze  wurde  in  6  Dosen, 
Dimlich  zu  0.5 ;  1.0 ;  2.0 ;  4.0 ;  6.0 ;  8.0  Grmm. 
nur  Verwendung  gebracht.  Das  Resultat  seiner  Ver- 
ndbe  —  wegen  des  Genauem  muss  auf  das  Original 
verwiesen  werden  —  fasst  Vf.  selbst  in  folgende 
Sätie  zusammen. 

1)  Die  Verdauung  wird  durch  die  genannten 
Verbindungen  gehemmt. 

2)  Die  Grösse  der  hemmenden  Wirkung  hängt 
ucht  nur  von  der  Salzart  ab,  sondern  auch  von  der 
Qualität  der  in  der  Verbindung  befindlichen  Säure. 

3)  Dem  Hemmungsgrade  nach  kann  man  die  ge- 
ounten  Salze  in  nachstehende  Reihenfolge  bringen : 

Katr.  snlphurio.  (wasserfrei)  69.6%  Dorchachn.-Zahl. 

Natr.  biboracic.  (wasserfrei)  63.3  n  -n  n 

Kalinm  cliloratam  24.0  „  n  „ 

Natnim  nitricum  16.1  ^  n  » 

Kali  sniphnTieiim  14.8 «  »  » 

Ammomom  solpharicnm        14.4  ^  „  , 

Natrium  chloratum  11.7 »  «  n 

Kali  nitricum  10.8 »  »  » 

Ammonium  nitricum  4.8 ,  »  » 

Ammonium  elüoratnm  8.0 «  ^  » 

4)  Was  die  Wirkung  des  Kalium,  Natrium  und 
Ammonium  —  abgesehen  von  den  Säuren  —  be- 
triilt,  so  hemmt  Ammonium  in  kleinen  Mengen  stär- 
ker als  Ka  und  Na,  von  4  Grmm.  ab  aber  ist  die 
Wirkung  der  letztem  stärker;  zwischen  der  Wir- 
kimg des  Ea  und  Na  kam  kein  besonderer  Unter- 
aehied  zur  Beobachtung. 

5)  Die  mächtigste  hemmende  Wirkung  übt  die 
SehwefS^änre  aus;  die  Salpetersäure  ist  der  Salz- 
alne  nur  um  Weniges  flberlegen. 

6)  Nur  bei  6  Grmm.  trat  bei  allen  Salzen  eine 
kenunende  Wirkung  ein ;  Natr.  chlor.,  Natr.  sulph., 
Natr.  biborac.  und  Ammon.  cblorat  ergaben  bei  der 
6abe  von  0.5 ,  letzteres  sogar  bei  solcher  von 
4  Grmm.  eine  Beschleunigung. 

Zur  Ermittelung  des  Einflusses  der  A  Ikaloide 
auf  die  Verdauung  benutzte  Vf.  Morphium  hydro- 
däaratum,  Stryehmnum  purum,  Veratrinum  pu* 
nun,  Narcotinum,  Digitaünum,  Ckimnum  sulphw 
rxeum.  Jedes  dieser  Alkaloide  wurde  in  3  Dosen : 
0.006;  0.012;  0.03  Grmm.  verwendet  und  es  er- 
giebt  sich  aus  VCb.  Versuchen  Folgendes. 

1)  Die  5  zuerst  genannten  Alkaloide  wirken 
■ifluitlieh  hemmend  auf  die  Verdammg,  und  zwar 


Morphium,  Veratrin  und  Digitalin  in  allen  3  erwähn- 
ten Gaben,  dagegen  Strychnin  nur  bei  der  Gabe  von 
12  und  30  Mgrmm.,  Narcotin  bei  der  von  6  und 
30Mgramm.  Chinin  wirkt  bei  allen  Gaben  beschleu- 
nigend, Strychnin  bei  der  Gabe  von  6,  Narcotin  bei 
solcher  von  12  Milligrammen. 

2)  Nach  der  Stärke  der  Hemmung  —  die  wegen 

der  geringen  Gaben  keine  grosse  ist  — ,  ergiebt  sich 

nachstehende  Reihenfolge. 

Morphium  hydrochloratnm  1.466o/oDnrchBchn.-Zahl. 
StiychniDum  0.960 »  n  ** 

Digitalinam  0.933  n  »  » 

Narcotinum  0.866 «  n  » 

Veratrinam  0.440  „  n  n 

Ffac  die  beschleunigende  Wirlcnng  des  Chinin  ist  die 
DnrchBChn.-Zahl  0.683%. 

3)  Die  hemmende  Wirkung  des  Morphium  ist 
nur  bei  der  Gabe  von  30  Mgrmm.  am  stärksten,  bei 
der  von  6  und  12  Mgrmm.  hingegen  viel  schwächer, 
als  die  der  übrigen  geprüften  Alkaloide. 

In  Bezug  auf  die  Eingangs  erwähnten  Fragen 
ergiebt  sich  aus  Vfs.  Versuchen  noch,  dass  ein  und 
dasselbe  Salz  auf  zweierlei  Fermente  verschieden 
wirken  kann.  Er  fand,  dass  das  Natr.  sulphur.  auf 
die  Magenverdauung  stark  hemmend  wirkt,  während 
dasselbe  nach  Knapp 's  Beobachtungen  einen  be- 
schleunigenden Einfluss  auf  die  Alkoholgährung  aus- 
übt. Dasselbe  gilt  hinsichtlich  der  Hemmungswir- 
kung der  Kalisalze,  welche  nach  Knapp  die  Fer- 
mentation für  kurze  Zeit  beschleunigen,  bei  längerer 
Einwirkung  aber  indifferent  werden,  so  dass  weder 
Hemmung  noch  Beschleunigung  des  Fermentations- 
processes  bemerkbar  wird.  (Winter.) 

516.  Natron&thyl  und  seine  Anwendung 
bei  Nävus  und  andern  Erankheitsformen ;  von 
Dr.  Benjamin  Ward  Richardson.  (Lancet  I. 
5.  7  ;  Jan.,  Febr.  1881.) 

Vf.  thdlt  zunächst  9  Fälle  von  Naevus  cutanens 
bei  Kindern  mit^  welche  er  mittels  lokaler  Appli- 
kation von  Natronäthyl  sämmtlich  binnen  kurzer 
Zeit  dauernd  beseitigt  hat. 

Der  1.  Fall  betrifft  einen  Nävus  auf  der  Kopfhaut 
eines  Smonatl.  Kindes  von  der  Grösse  einer  mittlem 
Haselnnss.  Nach  Anftragang  des  Natronäthyl  mittels 
eines  Glasstäbchens  bildete  sich  zanächst  ein  derber 
Schorf,  welcher  am  6.  Tage  sich  ablöste.  Diese  AppU- 
kation  wurde  noch  7mal  in  gleichen  Zwischenzeiten  und 
mit  gleichem  Erfolge  wiederholt,  worauf  der  Tumor  voll- 
ständig ohne  Narbenbildung  verschwunden  war.  Con- 
stitutionelle  Nebenerscheinungen  waren  während  der  Be- 
handlung nicht  aufgetreten. 

Im  2.,  sonst  ganz  analogen  nnd  mit  gleich  gutem  Er- 
folge binnen  6  Wochen  beendeten  Falle  musste  das  Mittel, 
weil  das  Kind  sehr  widerspenstig  war  und  dasselbe  stets 
wieder  abkratzte,  während  des  tiefen  Schlafes  aufgetra- 
gen werden,  ein  Verfahren,  das  Vf.  bei  renitenten  Pat. 
als  nachahmenswerth  empfiehlt. 

Der  3.  Fall  war  insofern  weniger  günstig,  als  der 
Nävus  nahe  der  vordem,  noch  sehr  weiten  Fontanelle 
sass  und  die  deutlich  ausgesprochene  Uirnpulsation  sich 
demselben  mittheilte,  woraus  Vf.  anf  Communikation  des 
Nävus  mit  einer  Gefässerweiterung  an  der  Innern  Schädel- 
decke schloss.  Das  Kind  war  8  Mon.  alt,  blass  und 
schwächlich  nnd  hatte  einen  sehr  grossen  Kopf,  der  Nävus 


128 


ni.    Hygieine^  Diiltetik^  Phannakologie  n.  Toxikologfe. 


war  wallnnssgross  imd  stark  prominirend.  Die  erste 
Kroate  wurde  am  5.  Tage  entfernt,  die  zweite  blieb  eine 
Woclie  lang  sitzen ;  nach  ihrer  Losung  erschien  der  Nävus 
wesentlich  kleiner,  aber  stark  ger5thet  und  sehr  gefäss- 
reich.  Während  der  dritten  Krustenbildung  wurde  das 
Kind  fiebernd.  Temp.  10S<>  F.  (ca.  39.6o  C),  der  Nävas 
zeigte  sich  sphacelös  und  verbreitete  Zersetzungsgeruoh. 
Er  wurde  mit  Watte  sorgfältig  abgetupft  und  das  dann 
aufgetragene  Natronäthyl  durch  einen  Watteverband  leicht 
bedeckt.  Sofort  liess  der  Zersetzungsprocess  nach,  es 
bildete  sich  ein  fester  Schorf,  das  Kind  erholte  eich  und 
schlfisslich  verschwand  der  Nävus,  eine  kanm  sichtbare 
Narbe  hinterlassend. 

Vf.  glaubt,  dass  in  diesem  Falle  die  Lösniig  der 
Kruste  vielleicht  zu  frQh  und  etwas  gewaltsam  er- 
folgt und  dadurch  der  Zersetzungsprocess  in  dem 
Nävus  angeregt  worden  sei.  Er  räth  daher,  in  ähn- 
lichen Fällen  ruhig  zu  warten,  bis  die  Ernste  locker 
wird  und  von  selbst  sich  abhebt. 

Fall  4 — 7  bieten  nichts  wesentlich  Besonderes, 

nur  dass  in  einem  2  Gewächse  bei  demselben  Pat. 

vorhanden  waren,  welche  Vf.  zu  verschiedenen  Zeiten 

beseitigte;  beide  Male  war  der  Erfolg  ein  gleich 

günstiger. 

Im  8.  Falle,  ^ähr.  Kind,  sass  der  Nävus  über  dem 
linken  Augenlid ;  er  hatte  den  Umfang  einer  mittelgrossen 
Erdbeere  und  war  annähernd  in  2  Hälften  getheilt.  Vf. 
behandelte  erst  das  eine,  später  das  andere  Segment  mit 
dem  Aethyl  und  Hess  erst  nach  der  4.  Applikation  ehie 
allgemeine  Inkrustation,  welche  7  Wochen  stand,  nach- 
folgen, ja  wiederholte  dieselbe  dann  nochmals.  Nach 
weiterem  Verlauf  einiger  Wochen  war  der  Nävus  bis  auf 
einen  kleinen  Rest  beseitigt.  Auch  hier  blieb  keine  auf- 
fallende Narbe  zurück,  die  eine  Zeitlang  noch  vorhandene 
Rothang  der  Stelle  verschwand,  ond  die  Angenbrauen 
begannen  sich  normal  zu  entwickeln. 

Der  9.  Fall  betrifft  ein  lOmonatl.  Kind  mit  einem 
Nävus  von  der  Grösse  eines  Halbkronenstücks  an  der 
Vorderseite  des  Halses,  unmittelbar  über  dem  Larynz. 
Die  Behandlung  wnrde  hier  dadurch  erschwert,  dass  nach 
jedesmaligem  Auftragen  des  Aethyl  ein  eigenthümHcfaer, 
scharfer,  croupartiger  Husten  sieh  einstellte  und  daher 
nur  einen  moderirten  Gebrauch  des  Mittels  gestattete. 
Trotzdem  verlief  auch  dieser  Fall  günstig  und  olme  stö- 
rende Narbenbildung. 

Nach  diesen  Erfahrungen  glaubt  Vf.  das  Natron- 
äthyl als  ein  liittel  empfehlen  zu  können ,  welches 
sicher  und,  ohne  entstellende  Narben  zu  hinterlassen, 
den  Nävus  beseitigt.  Nur  muss  das  Präparat  rein 
sein  und  es  dürfen  gleichzeitig  weder  Brei-  noch 
Wasserumschläge  applicirt  werden.  Ebenso  darf 
man  die  Kruste  nicht  früher  entfernen,  als  bis  sie 
sich  selbst  ablöst ;  man  muss  überhaupt  den  Verlauf 
des  Ablösungsprocesses  geduldig  abwarten. 

Als  Affektionen ,  bei  denen  er  das  Natronäthyl 
ebenfalls  mit  gutem  Erfolge  angewendet  hat,  fülurt 
Vf.  fdgende  auf. 

1)  TätoxDvm<xrben  und  Muttermale. 

2)  Nasenpolypen,  namentlich  wenn  dieselben 
klein ,  leicht  erkennbar  und  leicht  erreichbar  sind. 
Vf.  applicirt  dann  das  Aethyl  auf  den  Stiel  des  Po- 
lypen mittels  eines  mit  dem  Mittel  getränkten  Stück- 
chens Baumwolle,  was  mit  einer  gekrümmten  Zange 
eingeführt  wird.  Gewöhnlich  genügte  eine  einmalige 
Applikation ,  um  nnter  etwas  Nasenbluten  den  Po- 
lypen SU  entfemeD. 


In  einem  Falle,  bei  einem  Jungen  Manne,  bei  dem 
der  Polyp  schon  2mal  operirt  worden,  aber  immer  wieder 
gewachsen  war  und  die  ganze  Nasenhöhle  ausfüllte,  ao 
dass  die  Ursprungsstelle  nicht  zu  sehen  war,  applicirte 
Vf.  das  Mittel  in  der  Weise,  dass  er  eine  mit  demAethylat 
gesättigte  BanmwoUkugel  mittels  gekrümmter  Zange  li 
die  Polypengeschwulst  eindrückte  und  hier  3  Min.  lang 
liegen  liess.  Es  erfolgte  nach  Entfernung  des  Tampon 
starkes  Niessen  und  Massenabgang  dicken,  mit  etwu 
Blut  vermischten  Schleims,  worauf  die  Na^engänge  frei 
wurden,  so  dass  man  mittels  gekrümmter  Sonde  ohne 
Hindemiss  bis  zu  den  hintern  Gängen  gelangen  konnte. 
Schon  nach  einigen  Wochen  war  die  polyp&se  Wncbe- 
mng  in  gleicher  Weise  zwar  wieder  bemerkbar,  wurde 
aber  abermals  mittels  derselben  Methode  zerstört.  Jetzt 
konnte  Vf.  mittels  des  Speculum  die  AnsatzsteUe  des 
Polypen  erkennen  und  dieselbe  nochmals  auf  die  ange- 
gebene Weise  touchiren,  worauf  nach  kurz  dauernder  UI- 
ceration  der  tonchirten  Stelle  vollständige  DurehgäBgig- 
keit  des  Nasenkanals  eintrat,  welche  11  tfon.  nach  der 
Operation  noch  erhalten  war. 

Vf.  glaubt,  dass  in  iUinlicber  WelM  Ohren"  find 
selbst  üteruS'Polypen  sich  würden  behandeln  las- 
sen, obwohl  er  selbst  darüber  noch  kdM  Er&hroog 


3)  Oegen  Ozaena  fand  Vf.  diese  Behandlungs- 
methode bei  einem  jungen  Mädchen  erfolgreich,  ba 
welchem  in  dem  einen  Nasengang ,  ungefähr  1  Z41 
hinter  dem  Naseneingang  eine  deutliche  ülceratioD 
der  Schleimhaut  mit  höchst  fibelriechender  Ab8ond^ 
rung  vorhanden  war.  Vf.  liess  den  mit  Natronifli^ft 
getränkten  und  mittels  gekrümmter  Zange  einge- 
führten  Banmwolltampon  5  liin.  lang  liegen  nnd 
wiederholte  die  Applikation  aller  3 — 4  Tage  mehrere 
Male,  worauf  der  fötide  Geruch  verschwand  md 
mehrere  Monate  später  noch  nicht  wiedergekehrt 
war. 

4)  Bei  Lupus  non  exedens  fand  Vf.  die  Aethyl- 
behandlung  erfolglos,  während  er  beiLnpns  ecedm 
gute  Erfolge  mit  derselben  ersielte,  so  z«  B.  bei 
einem  Manne  mit  einer  fongösen ,  schnell  wadisen- 
den  Qefässgeschwnlst  neben  dem  Ohr,  deren  ulee- 
rhrte  Umgebung  einen  pene^anten,  selbst  aus  der 
Feme  wahrnehmbaren  Oestank  verbreitete.  Bd  der 
ersten  Applikation  des  Mittels  trat  massige  Blutimg 
ein,  welche  aber  mittels  Spray  von  Alkohol,  Aettjl- 
äther  und  Tannin  gestillt  wnrde.  Es  bildete  ach 
dann  eine  feste  Kruste ,  mit  welcher  scfatösslich  die 
Qeschwnlst  entfernt  worde,  wähxcDd  die  uloerirte 
Umgebung  mit  Hülfe  des  alkoholischem  Tanninspray 
zur  Vemarbung  kam.  Jedoch  hielt  diese  gfls- 
stige  Wendnng  nicht  lange  an ,  indem  des  Pai  All- 
gemeinbefinden bei  anhaltend  feachtkalter  Wittenng 
zurückging  und  der  Ulcerationsprooess  auf's  Neoe 
zum  Ausbruch  kam.  Immerhin  aber  ist  die  von  Vf. 
eingeschlagene  Methode  als  palliative  Hülfe  bei  Lupus 
exedens  beachtenswerth ,  da  sie  die  Zersetzung  n 
verhindern,  die  Gef&BSgeschwulst  zu  zerstüren^  die 
Eiterung  zu  massigen  vermag. 

5)  Endlich  empfiehlt  Vf.  das  Natronätbyi  ^^ 
zu  subcutanen  Injektionen  in  derart2ge  Oesdiwdbte 
und  theilt  den  Fall  einer  Dame  von  56  Jahren  mi^ 
welche  seit  Jahren  an  enormer  Bjfperttcftie  i» 


III.     Hygieine,  Diätetik,  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


129 


Thyreoidea  litt  xmA  seit  einiger  Zeit  mittels  der  Gal- 
Tsookaostik  bebandelt  worden  war. 

Dabei  war  die  verwendete  Nadel  abgebfocben  nnd 
ein  3—4"  langes  Stück  derselben  in  der  Geschwnlst 
stecken  geblieben,  wodnrcb  der  Fat.  keine  wesentlichen 
Unbeqnenilichkeiten  erwacbsen  waren.  Die  Stmma  hatte 
.  dagegen  in  einer  Weise  sngenommen,  dass  schlüsslich  die 
Trachea  nach  der  Seite  gedrängt,  der  Oesophagus  zn- 
sammengedrückt,  die  Halsvenen  mehr  oder  weniger  com- 
primirt  wurden,  so  dass  Fat.  nnr  noch  etwas  flüssige 
Kahrong  in  sich  nehmen  konnte.  Vf.  injicirte  30  Tr. 
derSolntion  [welche  Concentration?]  ca.  1''  tief  in  die 
Geachwnlstmasse  an  verschiedenen  Stellen,  woranf  schon 
nach  wenigen  Tagen  an  den  betreffenden  Stellen  eine 
Verkleinemng  der  Geschwnlst  nachzuweisen  nnd  dieselbe 
nach  6  weitem  Injektionen  auf  das  Viertel  ihrer  frühem 
OiOsBe  zurückgegangen  war.  Einer  jetzt  intercurrirenden 
durch  Erkältung  herbeigeführten  Bronchitis  mit  heftigem 
Husten  nnd  Answarf  folgte  sehr  bald  Congestion  und  Ent- 
zfindnng  der  Thyreoidea,  es  bildete  sich  ein  Abscess  in 
derselben  mit  freiem  Eiterabflnss,  wobei  sich  Fat.  aber 
trotzdem  allmälig  wieder  so  weit  erholte,  dass  sie  ihre 
gewöhnlichen  häuslichen  Arbeiten  verrichten ,  auch  sich 
besser  ernähren  konnte.  Eines  Abends  fand  man  jedoch 
Fat.,  während  sie  noch  häusliche  Arbeiten  verrichtet 
liatte,  todt  anf  dem  Yorsaale.  Die  Untersuchung  ergab, 
dass  sie  den  Wnndverband  abgerissen  nnd  hierbei  eine 
mit  demselben  verklebte  Vene  zerrissen  hatte,  ans  welcher 
Yerblntmig  erfolgt  war. 

Näehstdem  hat  Vf.  diese  Methode  der  Applika- 
tion des  Natronftthyl  anoh  bei  Warzen  y  kleinen 
melanoiUchen  Geschwülsten  im  Gesicht,  Hämor- 
rhoidalknoten ,  bei  einer  kleinen  Gefässgesehwulst 
m  Folge  eingewachsenen  Nagels  ^  sowie  bei  Area 
Celsi,  welche  schon  längere  Zeit  vergeblich  mit  an- 
dern Mitteln  behandelt  worden  war,  mit  bestem  Er- 
folg angewendet. 

Um  die  mit  der  Applikation  des  Mittels  verbun- 
dene Schmerzhaftigkeit  zu  mildem,  setzt  Vf.  bisweilen 
eine  alkoholische  Opiamlösnngza,  widerräth  dagegen 
ansdrflcklich  die  Anwendung  des  Chloroform ,  weil 
dasselbe ,  mit  dem  Natronäthyl  gemischt ,  leicht  ex- 
plodirt.  (Winter.) 

517.  Toxikologisohe  Mittheilungen  aus  der 
Aandinavischen  Literatur» 

Die  Frage,  in  wie  weit  das  Vermögen  derSchmerz- 
empfindong  bei  Curarevergiftung  fortbesteht,  dOrfte 
sieh  schwer  experimentell  entscheiden  lassen.  H  o  1  m  - 
gren  ([Jpsalaläkaref5ren.f9rhandl.XVI.  7.  S.  557. 
1881)  hat  indessen  versucht,  einen  Wahrscheinlich- 
keitsbeweis dadurch  zu  erlangen,  dass  er  als  Maass- 
stab  f&r  das  Empfindungsvermögen  das  Erweite- 
rongsphänomen  der  Pupille  verwendete.  Dieses  Phä- 
nomen zeigt  sich  nämlich  in  allen  Fällen,  wenn  ein 
plötzlicher  Eindruck  das  unvorbereitete  Sensorium 
commune  trifft  oder  durch  das  Organ  des  Bewusst- 
sems  im  Gehirn  geht,  es  fehlt  aber,  wenn  das  Organ 
des  Bewusstseins  durch  Aether,  Chloral  oder  eine 
andere  Einwirkung  gelähmt  ist.  Bei  der  Curare- 
vergiftung bleibt  es  nicht  aus  und  daraus  kann  man 
achliessen ,  dass  entweder  bei  der  Curarevergiftung 
das  Bewusstselu  nicht  erloschen  ist,  oder  dass  das 

Med.  Jahrbb.  Bd.  198.  Hfl.  8. 


erwähnte  Pnpillenpbänomen  zugleich  ein  Phänomen 
des  unbewussteu  Reflexes  sein  kann.  Um  diese  Frage 
zu  entscheiden,  exstirpiiiie  H.  bei  Kaninchen  die 
Grosshirnhemisphären  und  es  zeigte  sich  nun ,  dass 
trotz  der  vollständigen  Exstirpation  das  Pupillen- 
erweiterungsphänomen vorhanden  war,  wenn  auch 
in  etwas  modificirter  Form,  sehr  ähnlich  wie  bei  der 
Curarevergiftung.  Es  könnte  demnach  das  erwähnte 
Phänomen  auch  als  unbewusster  Reflex  vorkommen 
und  die  Wahrscheinlichkeit  spräche  mithin  im  Gan- 
zen fQr  die  Abwesenheit  des  Bewusstseins  bei  Curare- 
vergiftung. 

Prof.  Adolf  Kjellberg  (Nord.  med.  ark. 
XIII.  4.  Nr.  28.  S.  7.  1881)  theilt  einen  Fall  von 
Airopinvergifiung  nach  äusserlicher  Anwendung  bei 
einem  7  J.  alten  Knaben  mit,  der  im  Kinderkranken- 
hause  zu  Stockholm  unter  specieller  Behandlung  des 
Dr.  P.  Silfverskjöld  beobachtet  wurde. 

Das  Kind  war  wegen  Verbrennungen  1.  bis  S.Grades 
an  einem  Arme  aufgenommen  worden  nnd  durch  Versehen 
der  Wärterin  war  eine  gleichzeitig  mit  der  für  den  Kr. 
bestimmten  Höllensteinlösung  zu  andern  Zwecken  aus  der 
Apotheke  gekommene  Atropinlösung  zur  Befeuchtung  von 
Compressen  benutzt  worden.  Nach  einigen  Minuten  wurde 
das  Kind  roth  im  Gesicht,  klagte  über  Trockenheit  im 
Halse  und  Durst,  schlief  ein,  wachte  aber  plötzlich  anf, 
schrie,  hatte  Zuckungen  an  Kopf  nnd  Armen  und  schlüss- 
lieh  erfolgte  heftiges  Erbrechen.  Das  Versehen  wurde 
Vi  Stde.  nach  Anflogen  der  Compressen  entdeckt,  die 
Compressen  wurden  entfernt  nnd  die  Wunden  mit  Wasser 
gut  abgespült.  Bald  wurde  das  Gesicht  blass,  Delirien 
heiterer  Art  stellten  sich  ein  und  nahmen  rasch  zu,  mit 
Unruhe  und  vielen  Bewegungen,  später  schlug  die  Stim- 
mung um ;  das  Gesicht  wurde  oft  zu  einem  eigenthüm- 
liehen  boshaften  sardonischen  Lachen  verzogen.  Die 
Zuckungen  breiteten  sich  immer  mehr  aus,  von  Zeit  zu 
Zeit  schlössen  sich  die  Finger  krampfhaft,  die  Arme  wur- 
den im  Ellenbogengelenk  flektirt  und  V2  ^is  i  Min.  lang 
von  klonischen  Krämpfen  geschüttelt ;  später  traten  die 
Krämpfe  am  ganzen  Körper  auf  und  waren  auf  der  Höhe 
der  Vergiftung  (ungefähr  3  Std.  nach  der  Auflegung  des 
Giftes)  unaufhörlich.  Die  klonischen  Krämpfe  gingen  in 
tonische  über,  oft  stellte  sich  Opisthotonus  ein  mit  Starre 
in  aUen  Gliedern,  wobei  sich  die  Gelenke  nicht  ohne 
Schwierigkeit  passiv  fiektiren  Hessen.  Die  Pupillen  waren 
im  höchsten  Grade  erweitert  und  reagirtcn  nicht  gogen 
heUes  Licht,  die  Augen  schienen  ans  den  Orbitae  hervor- 
getreten, die  Augenlider  weit  anfgerissen.  Reizung  der 
Corneae  erregte  keinen  Reflex.  Das  Hörvermö^^cn  schien 
ganz  aufgehoben  zu  sein,  Schleim-  oder  Speichelsekretion 
wurde  nicht  wahrgenommen,  das  Schlingen  war  nicht  un- 
nKögUeh,  aber  sehr  erschwert ;  beim  Schlucken  von  Flüs- 
sigkeit, kam  oft  etwas  in  die  Luftröhre.  Die  Sprache 
war  unverständlich,  die  Stimme  heiser,  die  Hantsensibili- 
tät vollständig  aufgehoben,  ebenso  die  Schweisssekretion, 
die  Haut  kühl,  bläulich  blass.  Die  Temperatur,  imRei^tum 
gemessen,  betrug  87. 2^^  C.  auf  der  Höhe  der  Vergiftung, 
der  Puls  war  klein,  weich  und  rasch,  wiederholt  bis  zu 
160  Schlägen  in  der  Minute  ansteigend,  die  Respiration 
war  beschleunigt,  oberflächlich.  Harn-  und  Stuhlent- 
leemng  waren  angehalten.  Die  angeführten  Symptome 
hielten  die  ganze  Nacht  hindurch  an.  Am  nächsten  Mor- 
gen kehrte  das  Bewusstsein  wieder,  Harn-  nnd  Stuhle ut- 
leemng  erfolgten  nnd  es  trat  überhaupt  Besserung  ein, 
doch  hatten  die  krampfhaften  Bewegungen,  namentlich 
im  Gesicht,  noch  nicht  aufgehört,  der  Kr.  war  noch  som- 
nolent,  der  Puls  noch  rasch  (130  Schläge  in  der  Minute) 
nnd  aussetzend,  die  Sensibilität  herabgesetzt  und  die 
Haut  kühl  und  trocken,  diePnpiUen  waren  noch  erweitert 

17 


130 


in.     Hygieine,  Diätetik,  Fhannakologie  n.  Toxikologie. 


nnd  unbeweglich.  Nach  nihif^em  Schlaf,  der  zn  Mittag 
eintrat  und  einige  Standen  lang  dauerte,  war  nur  noch 
etwas  Erweitenmg  der  Papillen  vorhanden.  Die  Behand- 
lung hatte  ausser  Klystiren  mit  Terpentin  in  innerlicher 
Darreichung  von  Cognac  mit  Wasser,  2  bis  3mal  in  der 
Stande  1  Theelö£fel  voll,  bestanden.  Der  Cognac  zeigte 
eine  deutliche  Wirkung,  aber  nur  vorübergehend,  das 
Gesicht  färbte  sich  etwas,  der  Puls  hob  sich,  die  Delirien 
nahmen  etwas  ab. 

Das  hervortretendfite  Symptom  waren  die  Stö- 
rungen im  motorischen  Nervensystem ;  auch  die,  wie 
es  schien,  vollständige  Aufhebung  der  Hautsensibili- 
tät verdient  hervorgehoben  za  werden.  In  Bezug 
auf  die  Behandlang  hebt  Ej.  hervor ,  dass  weder 
Opium  oder  Morphium^  noch  Calabar  als  Antidote 
angewendet  worden ,  und  meint ,  dass  in  solchen 
Fällen,  wie  der  angeführte,  diese  Mittel  gegen  die 
Anwendung  der  Stimulantia  in  den  Hint^gmnd 
treten  müssen.  Die  am  meisten  zu  befürchtende 
Gefahr  bei  schwerer  Atropinvergiftung  ist  wohl  die 
Herzlähmung  und  diese  lag  auch  im  vorliegenden 
Falle  sehr  nahe,  wie  der  kleine,  aussetzende  Pols 
zeigte ;  nur  der  energischen  Anwendung  des  Cognac 
als  Stimnlans  ist  nach  Ej.  der  glflckliche  Ausgang 
zu  verdanken. 

Arsenikvergiftung  dnroh  arsenikhaltige  Ma^ 
tratzenüberzüge  stellte  Prof.  Adolf  Ejellberg 
(Hygiea  XLUL  8.  S*  456.  1881)  bei  einer  Frau 
fest,  bei  der  auch  die  Untersuchung  des  Harns 
Arsenikgehalt  desselben  ergab.  Der  Deberzug  be- 
stand ans  roth-,  mit  einem  Stich  in  das  Braune  ge- 
streiftem Zeug  und  das  in  einer  Fläche  von  18  Qu.- 
ZoU  enthaltene  Arsenik  gab  einen  dunkeln,  undurch- 
sichtigen Arsenikspiegel.  Bald  nach  Entfernung  der 
schädlichen  Matratzen  schlief  die  Frau  gut  und 
die  Erankheitserscheinnngen  verschwanden  allmälig, 
doch  fand  sich  noch  lange  danach  immer  noch  eine 
Spur  von  Arsenik  im  Harne  (alle  zur  Untersuchung 
verwendeten  Reagentien  waren  vorher  untersucht 
und  arsenikfrei  gefunden  worden) ;  ziemlich  1  Jahr 
später  untersuchter  Harn  war  aber  frei  von  Arse- 
nik. 

In  einem  andern  Falle  von  Arsenikvergiftong, 
den  Ej.  beobachtet  hat,  war  ebenfalls  das  arsenik- 
haltige Bettzeug  als  Ursache  zu  betrachten. 

In  Bezug  auf  die  Gefilhrh'chkeit  arsenUckaUiger 
Bronze^  auf  dieHamberg  aufmerksam  gemacht 
hatte,  erwidert  N.  J.  Berlin  (Hygiea  XLHI.  6. 
Svenska  läkaresällsk.  förhandl.  S.  147.  1881),  dass 
sich  im  Messing  zwar  Arsenik  finde,  aber  wohl 
nicht  in  hinreichender  Menge ,  um  Schaden  verur- 
sachen zu  können.  Als  gefährlicher  müssten  nach^ 
B.  die  Zinkgefässe  betrachtet  werden ,  die  bis  zu 
V4^/o  Arsenik  enthalten  könnten,  namentlich  wenn 
sie  für  Milch  verwendet  würden;  Milch  löst  das 
Zink  und  die  arsenige  Säure  würde  dann  frei. 
Uamberg  (a.  a.  0.  S.  148)  erwiderte  darauf, 
dass  er  hauptsächlich  die  Bronze  auf  Tapeten  im 
Sinne  gehabt  u.  nur  die  Vermuthung  ausgesprochen 
habe,  dass  diese  eine  schädliche  Wirkung  äussern 
könne. 


Bleigehali  in  Zinnge fassen  kommt  nach  Hey- 
mann  (a.  a.  0.  S.  150)  oft  in  nicht  geringer  Menge 
vor.  Wenn  der  Bieigehalt  eine  gewisse  Menge  über- 
steigt, werden,  wie  Hamberg  (a.  a.  0.)  hervor- 
hebt, die  darin  aufbewahrten  Speisen  bleihaltig,  er 
meint  indessen,  dass  die  Gefahr  nicht  besonder! 
gross  sei,  weil  Zinngefässe  fast  kaum  mehr  benotit 
würden,  die  Zinnlöffel  aber  nach  jedesmaligem  Ge- 
brauch gereinigt  werden«. 

Nach  Prof.  Hamberg  (Hygiea  XLIH.  7.  8. 
Svenska  läkaresällsk.  förhandl.  S.  170.  181.  1881) 
haben  die  Phosphorvergiftungen  in  Schweden  seit 
einigen  Jahren  in  bedenklicher  Weise  zugenommeo, 
während  die  Arsenikvergiftnngen  bedeutend  abge- 
nommen haben,  seit  die  Beschaffung  dieses  Giftes 
bedeutend  erschwert  worden  ist.  Die  meisten  Phos- 
phorvergiftungen  betrafen  junge  Frauenzimmer,  die 
das  Oift  behufs  der  Fruehtabtreibung  eingenommeo 
hatten.  In  15  von  16  Fällen,  die  junge  Franen- 
Zimmer  betrafen,  fanden  sich  bei  der  Sektion  im 
Uterus  entweder  Früchte  oder  die  Zeichen  dner 
kurz  vorher  stattgefundenen  Entbindung.  In  vielen 
Fällen  waren  PhosphorzündhöbEchen  zur  Veigifl&og 
benutzt  worden,  wahrscheinlich  in  den  meisten,  mir 
selten  Phosphorpaste.  H.  ist  der  Ansicht,  dass  die 
Phosphorstreichhölzchen  gänzlich  zu  verbieten  setes 
[nach  N.  J.  Berlin  (a.  a.  0.  6.  Svenska  läkare- 
sällsk. fSrh.  S.  148)  sind  die  Phosphorzündhölzeben 
in  Dänemark  verboten].  Terpentinöl  hält  er  wegen 
seiner  reizenden  Wirkung  nicht  für  passend  als  Anti- 
dot gegen  Phosphorvergiftung. 

Auch  Prof.  Jäderholm  (a.  a.  0.  S.  181)  be- 
stätigt die  Thatsache,  dass  seit  einigen  Jahren  in 
Schweden  Arsenikvergiftnng  abgenommen,  Pboe- 
phorvergiftnng  aber  zugenommen  hat  und  dass  dns 
Gift  vorzugsweise  als  Mittel  zur  Fruchtabtreibang 
angewendet  worden  sei ;  firüher  verhielt  es  sich  an- 
ders ,  von  den  16  Fällen  von  PhosphorvergiftaDg, 
die  von  1866  bis  1870  vorkamen,  betrafen  7  Männer 
und  9  Weiber.  Unter  den  15  Fällen  von  Phos- 
phorvergiftung, die  J.  binnen  fast  12  J.  beobachtet 
hat,  betrafen  3  Männer  und  12  Weiber,  von  den 
12  Weibern  waren  2  schwanger  und  3  hatten  kurz 
vorher  abortirt  Von  diesen  5  Fällen,  in  denen 
Fruchtabtreibung  oder  der  Versuch  dazu  mit  Sicher- 
heit als  Ursache  der  Vergiftung  zu  betrachten  war, 
war  die  Form,  in  der  der  Phosphor  genommen  wor- 
den war,  in  3  unbekannt,  nur  in  einem  waren  Phos- 
phorzündhölzchen nachweisbar  angewendet  worden, 
dieser  Fall  betraf  kein  unverheirathetes  Frauen- 
zimmer, sondern  eine  verheirathete  junge  Frau,  die 
Phosphor  als  Fruchtabtreibungsmittel  genommen 
hatte.  Die  Anwendung  des  Phosphor  als  Fmcht- 
abtreibungsmittel  Ist  nach  J.  sehr  verbreitet,  so  dasi 
J.  kaum  Zweifel  gehegt  hat,  dass  eine  Phosphor- 
Vergiftung  vorlag,  wenn  er  bd  einer  Sektion  eine 
Frucht  im  Uterus  oder  Zeichen  von  vorausgegan- 
genem Abortus  und  die  ftlr  Phosphosvergiftongen 
charakterist.  Erscheinungen  fand,  selbst  wenn  dorch 
die  chemische  Untersuchung  kein  Phosphor  mebr 


in.     Hygieine,  Diätetik,  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


131 


nacbgewieseD  werden  konnte  oder  andere  anamne- 
stische Tbatsachen  fehlten.  In  einem  solchen  in 
pathologischer  Hinsicht  vollständig  typischen  Fall, 
in  dem  die  Untersnchung  auf  Phosphor  ein  nega- 
tives Resultat  ergab,  fand  J.  bei  fortgesetzter  che- 
mischer Untersuchung  unzweideutige  Spuren  von 
Strychnin  in  den  Eingeweiden,  aber  die  Erschei- 
nuDgen  sprachen  im  Uebrigen  mit  solcher  Bestimmt- 
heit für  Phosphorvergiftung,  dass  J.  das  Strychnin 
snr  als  ein  zufälliges  Plus  bei  der  Vergiftung  an- 
sehen musste,  möglicherweise  konnte  auch  Tinct. 
nucis  vomicae  als  Heilmittel  gegeben  worden  sein. 

Von  den  15  an  Phosphorvergiftung  Gestorbenen, 
an  denen  J.  die  Sektion  gemacht  hat,  waren  4  am 

1.  Tage  der  Erkrankung  gestorben;  die  kürzeste 
Zeit,  binnen  der  nach  Einnahme  des  Giftes  der  Tod 
erfolgte ,  waren  7  Stunden ,  in  einem  Falle  waren 
11  Stunden  verflossen,  in  einem  andern  14^/^  Stun- 
den, im  4.  konnte  keine  Aufklärung  über  die  Dauer 
der  Erkrankung  erhalten  werden,  doch  musste,  nach 
dem  Sektionsbefunde  zu  urtheilen,  der  Tod  bald  ein- 
getreten sein.  In  1  von  den  4  Fällen  war  durch 
die  Anamnese  die  Phosphorvergiftung  sicher  fest- 
gestellt, in  2  wahrscheinlich,  im  4.  unsicher.  In 
diesen  Fällen  mit  raschem  Verlaufe  waren  die  ana- 
tomischen Kennzeichen  der  Phosphorvergiftung  ent- 
weder gar  nicht  oder  nur  andeutungsweise  vorhan- 
den, nur  kleinere  Blutaustritte  oder  beginnende  Fett- 
entartung, kein  Ikterus.     In  der  Leiche  einer  am 

2.  Tage  Verstorbenen  fanden  sich  kleine  Blutaus- 
tritte an  einzelnen  Stellen  mit  Fettentartung  in 
Herzmuskulatur,  Leber,  Niere  und  Pepsindrttsen  des 
Magens,  aber  ebenfalls  kein  Ikterus.  Nach  einem 
Verlaufe  von  3  Tagen  erfolgte  der  Tod  in  3  Fällen, 
m  4  Fällen  betrug  die  Dauer  mehr  als  3  Tage,  in 
4  Fällen  war  sie  unbekannt,  obwohl  der  Sektions- 
befund darauf  schliessen  Hess,  dass  der  Tod  erst 
nach  mehreren  Tagen^erfolgt  war. 

Dr.  J.  L.  Lundblad  (Upsala  läkarefören. 
fftrhandl.  XVH.  1.  S.  41.  1881)  theilt  2  Fälle  von 
festgestellter  und  einen  von  vermutheter  Phosphor- 
Vergiftung  mit,  von  denen  in  den  beiden  ersten  Fäl- 
len das  Gift  als  Mittel  zur  verbrecherischen  Frucht- 
abtreibnng  genommen  worden  war;  im  1.  dieser 
beiden  Fälle  blieb  die  Mutter  am  Leben  und  die 
Frucht  starb,  im  2.  starben  beide. 

1)  Ein  Frauenzimmer  hatte  Abends  ein  Bund  Phos- 
phurzündhölzchen  in  einer  halben  Tasse  Flflseigkeit  (aus 
Kaffee,  einer  wahracheinlioh  qaecksilberhaltigen  Salbe 
und  einer  Tinktur  aus  Sassafras,  Jnniperns,  Santalnm 
and  Qnajak  mit  Tinctura  asae  foetidae  bestehend)  gelöst 
imd  die  Mischnng  getmnken.  Am  andern  Morgen  er- 
wachte sie  mit  heftigem  Schmerz  im  Unterleibe  nnd  an- 
haltendem starken  Erbrechen,  später  trat  Abortus  ein. 
Die  todte  Frucht  wurde  später  im  Ofen  verbrannt  nnd  nur 
ehizelne;Enoohen  wurden  vorgefunden. 

L.  hatte  ein  gerichtliches  Gutachten  über  den  Fall 
üi  Bezog  darauf  abzugeben »  ob  die  angewandten  Mittel 
Froehtabtreibnng  bewirken  könnten,  und  über  die  Iden- 
ti^t  der  Knochen.  Die  Bestandtheile  der  Tinktur  mnss- 
ten,  wenigstens  in  den  angewendeten  Gaben,  als  unschäd- 
lich erkannt  werden ,  ob  die  Flüssigkeit  wirklich  queck- 
sUberhaltig  war,  konnte  bei  der  geringen  Menge ,  die  von 


derselben  noch  vorhanden  war,  nicht  mit  Bestimmtheit 
festgestellt  werden.  Der  Phosphorgehalt  in  der  Flüssig- 
keit muss  indessen  als  genügend  bezeichnet  werden ,  in 
Folge  seiner  reizenden  Wirkung  auf  den  Organismus  eine 
den  Abortus  herbeiführende  Wirkung  zu  äussern  und  die 
Frucht,  die  nach  allen  vorhandenen  Anzeichen  nicht  alter 
als  165  Tage,  also  ausserhalb  des  Uterus  noch  nicht 
lebensfähig  war,  zu  todten. 

2)  Ein  25  J.  altes  Frauenzimmer ,  der  Schwanger- 
schaft verdächtig,  erkrankte  am  6.  Jan.  1881  an  Mattig- 
keit ,  mit  blasser  Gesichtsfarbe ,  die  später  in  das  Gelbe 
überging;  die  Haut  war  mit  kaltem  Schweisse  bedeckt, 
die  Kr.  klagte  hauptsächlich  über  Kopfschmerz ,  Kälte- 
gefühl im  ganzen  Körper  und  Schmerz  in  der  Magengegend. 
Nach  vorübergehender  Besserung  trat  wieder  Verschlim- 
merung ein  und  am  11.  wurde  die  Kr.  von  einem  nnaus- 
getragenen  todten  Fötus  entbunden.  Die  Entbundene 
lag  in  einem  komatösen  Zustande  und  starb  kurz  nach  der 
Entbindung,  Erbrechen  oder  Durchfall  waren  während 
der  ganzen  Krankheitsdauer  nicht  vorhanden  gewesen. 
Durch  die  gerichtliche  Untersuchung  wurde  nachgewiesen, 
dass  die  Verstorbene  Phosphor  genommen  hatte. 

Die  Sektion  ergab  die  für  die  Phosphorvergiftung 
charakteristischen  Erscheinungen  in  sehr  ausgeprägtem 
Grade,  die  chemische  Untersuchung  des  Mageninhalts 
wies  die  Gegenwart  von  freiem  Phosphor  nach. 

3)  Ein  43  J.  altes  unverheirathetes  Frauenzimmer 
erkrankte  am  30.  April  1881  mit  Schwindel ,  Schmerzen 
in  den  Gelenken  und  starkem  Durst.  Nach  Trinken  von 
abgekochter  Milch  mit  Branntwein  erfolgte  heftiges  Er- 
brechen und  anhaltender  Durchfall.  Am  nächsten  Tage 
war  die  Kr.  nicht  ganz  bei  Bewusstsein ,  verlangte  aber 
unaufhörlich  nach  Wasser.  Sie  starb  am  Abend  und  meh- 
rere Stunden  vor  dem  Tode  zeigte  sich  der  Körper  überaU 
bedeckt  mit  zerstreuten  rothblauen ,  grössern  oder  klei- 
nem Flecken,  Ekchymosen,  die  sich  bei  der  Sektion  auch 
an  der  Conjunctiva  und  am  Zahnfleische,  sowie  unter  der 
Peritonäalbekleidung  des  Darmes  u.  unter  der  Pleura  vor- 
fanden. Im  Uebrigen  zeigte  sich  der  gewöhnliche  Befund 
bei  Phosphoivergiftung. 

Obgleich  durch  die  chemische  Untersuchung  kein 
Phosphor  in  den  Leichentheilen  nachgewiesen  wer- 
den konnte  y  hält  L.  doch  Phosphorvergiftung  für 
wahrscheinlich.  Die  Leiche  hatte  bis  zur  Ausführung 
der  Sektion  11  Tage  lang  gelegen  und  der  Phos- 
phor konnte,  wie  L.  meint ,  unterdessen  Verbindun- 
gen mit  andern  Stoffen  eingegangen  sein. 

Von  der  äusserst  selten  vorkommenden  Vergif- 
tung mit  salpetersaurem  Baryt  theilt  Oberarzt 
Eschrichtin  Farum  (ügeskr.  f.  Läger  4.  R.  IV. 
16.  1881)  einen  Fall  mit. 

Eine  47  J.  alte  Frau  hatte  statt  doppeltkohlensaures 
Natron,  das  sie  gegen  Kardialgie  nehmen  wollte,  salpeter- 
sauren Baryt  bekommen  und  davon  1  Theelöffel  in  einem 
Glas  Wftsser  am  18.  Aug.  1881  Abends  7  Uhr  genommen. 
Gleich  darauf  trat  heftiger  Schmerz  im  Unterleib  und  Er- 
brechen auf,  die  Kr.  hielt  es  aber  fQr  eine  Exacerbation 
ihrer  Kardialgie  und  Hess  E.  erst  Abends  10  Uhr  holen. 
Sie  war  cyanotisch  und  kalt  an  Gesicht  und  Extremitäten, 
mit  kaltem  Seh  weiss  bedeckt,  mit  kleinem,  unregelmässi- 
gem, intermittirendem  Pulse»  klagte  über  beständigen 
Schmerz  in  der  Kardia  und  Unruhe ,  Erbrechen ,  bei  dem 
nur  etwas  Schleim  trotz  aller  Anstrengung  entleert  wurde. 
Anätzung  in  Mund  oder  Schlund  war  nicht  vorhanden. 

Bei  dem  fortwährenden  Erbrechen  und  der  langen 
seit  der  Einführung  des  Giftes  vergangenen  Zeit  konnte 
E.  von  der  Anwendung  der  Magenpumpe  absehen;  er 
verordnete  kräftige  Incitantien  u.  machte  eine  Morphinm- 
injektion ,  um  der  Kr.  Ruhe  zu  verschaffen.  Erbrechen 
nnd  Schmerzen  im  Unterleib  hörten  bald  auf  und  der  Puls 
wurde  kraftig  und  regelmässig,  aber  gegen  Mitternacht 


132 


m.     Hygieine^  Diätetik^  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


hatte  sich  voUständigre  Paralyse  des  Stammes  und  der 
Extremitäten  eingestellt,  Lähmnng  der  Zange  und  des 
Pharynx  und  in  Folge  dessen  Unmöglichkeit  zu  schlucken ; 
die  Hau^ßensibilität  war  stark  geschwächt,  vielleicht  auch 
ganz  aufgehoben ;  das  Sensorinm  war  dagegen  frei ,  die 
Er.  antwortete  und  sprach  vernünftig ,  aber  schwer  ver- 
standlich wegen  der  Zungenlähmung.  Seh-  und  Hor- 
vermogen  waren  normal,  ebenso  auch  Geschmack  und 
Temperatursinn  im  Munde.  Besonders  klagte  die  Er. 
über  Schmerz  an  einer  umschriebenen  Stelle  im  Nacken, 
der  durch  Druck  gelindert  wurde ,  und  über  Athemnoth. 
Die  Behandlung  bestand  in  subcutanen  Injektionen  von 
Spir.  camph.  aethereus.  Am  nächsten  Morgen  ging  der 
Harn  unwillkürlich  ab;  am  Vormittag  trat  ein  Agonie 
ähnlicher  Zustand  ein,  ging  aber  vorüber  und  der  Zustand 
blieb  den  Tag  über  unverändert ,  Lähmung  und  Athem- 
beschwerden  blieben ,  der  Puls  war  unregelmässig ,  das 
Sensorium  klar.  Am  19.  Aug.  Abends  7  Uhr  (24  Std. 
nach  Einverleibung  des  Giftes)  trat  der  Tod  ziemlich 
plötzlich  ein. 

Bei  der  Sektion  fand  man  den  After  offenstehend  und 
die  Haut  um  denselben  herum  bläulich-roth ,  die  Lungen 
ödematos,  an  der  hintern  Fläche  hypostatisch  bluterfüllt, 
den  Herzbeutel  leer,  das  Herz  schlaff  mit  etwas  flüssigem 
Blut  im  rechten  Ventrikel ,  den  Magen  längs  der  grossen 
Curvatur  stark  injicirt ,  den  Dünndarm  an  einzelnen  Stel- 
len gangränescirend ,  die  Nieren  stark  mit  Blut  gefüllt, 
die  Milz  matschig,  die  Leber  gesund.  Das  Hirn  war 
etwas  blutreich,  die  Ventrikel  waren  leer,  die  Plexus 
chorioidei  mit  Blut  gefallt. 

Von  den  Barytsalzen  findet  nur  Chlorbaryum, 
neuerdings  auch  Jodbaryam  Verwendang  zu  medici- 
nischen  Zwecken ,  die  übrigen  werden  nnr  zu  tech- 
nischen Zwecken  angewendet;  man  weiss  deshalb 
nur,  dass  sie  in  geringer  Menge  schon  giftig  wirken, 
die  lethale  Dosis  kennt  man  aber  nicht.  Parkes 
hat  indessen  einen  Fall  mitgetheilt ,  in  dem  der  Tod 
nach  4  Ormm.  kohlensauren  Baryts  eintrat  (Eulen- 
bnrg's  Real  -  Encyklopädie  II.  S.  14.  1880)  und 
La  gar  de  (ügeskr.  f.  Läger  3.  R.  XVI.  8.  9) 
einen  tödtlich  verlaufenen  Fall  von  Vergiftung  mit 
etwa  10  Grmm.  essigsaurem  Baryt.  In  Esch- 
r  i  c  h  t  's  Falle  betrug  die  Gabe  einen  Theelöffel  voll 
(also  4 — 5  Grmm.)  und ,  da  das  Salz  in  8  Theilen 
kalten  Wassers  aufgelöst  war,  ist  wohl  anzunehmen, 
dass  diess  in  den  Magen  gelangte ,  hingegen  ist  un- 
gewiss ,  wie  viel  davon  wieder  ausgebrochen  wurde. 

Von  den  Symptomen  stimmten  im  vorliegenden 
Falle  das  Erbrechen,  die  Schmerzen,  die  Athemnoth 
und  die  Prostration  mit  den  Beobachtungen  in  andern 
Fällen  von  Vergiftung  mit  Barytsalzen  überein ;  eine 
Wirkung  als  Herzgift  hingegen,  die  den  Baiytsalzen 
sonst  zugeschrieben  wird ,  war  in  diesem  Falle  nicht 
vorhanden.  Der  Puls  war  allerdings,  als  E.  die  Er. 
zuerst  sah ,  klein  und  unregelmässig ,  aber  die  Kr. 
hatte  auch  seit  3  Stunden  heftiges  Erbrechen  gehabt 
und  der  Puls  hob  sich  bald  und  bUeb  bis  zum  Tode 
voll  und  regelmässig.  Das  am  meisten  hervortretende 
Symptom  in  E.'s  Falle  war  die  Lähmung,  die  unge- 
fähr 5  Stunden  nach  Einverleibung  des  Giftes  eintrat 
oder  doch  vollständig  ausgesprochen  war ;  auch  in 


Lagarde's  Falle  trat  Lähmung  auf,  aber  rascher, 
entsprechend  der  bedeutenderen  Menge  des  emge- 
nommenen  Giftes.  Gesichts-  und  Gehörsinn ,  sowie 
die  andern  Funktionen  des  Gehirns  waren  nnge- 
schwächt,  so  dass  es  sich  um  eine  Affektion  der 
MeduUa  zu  handeln  schien. 

Dr.  Warfvinge  (Hygiea  XLIII.  6.  Svenska 
läkaresäUsk.  förh.  S.  145. 1881)  machte  Mittheilung 
über  Leuchtgasvergiftungen  in  einem  Hansei  in  dem 
sich  keine  Gasleitung  befand. 

Mann  und  Fran,  beide  ungefähr  40  J.  alt,  waren  am 
Morgen  des  16.  März  1880  mit  Unwohlsein,  Beklemmon; 
in  der  Herzgrube ,  Brechneignng ,  Schwere  und  Böhmen 
im  Kopfe  und  grosser  Mattigkeit  erwacht  (die  10  J.  alte 
Tochter  hatte  nnr  Kopfsehmers ,  eine  alte  Frau  war  nicht 
erkrankt) ,  nachdem  sie  am  vorhergegangenen  Abend  in 
der  Schlaf  kammer  einen  eigenthümlichenphosphorartigeB 
Geruch  bemerkt  hatten,  der  auch  am  nächsten  Morgen 
noch  wahrgenommen  wurde ,  aber  fast  nnr  in  der  Sehlsf- 
kammer ,  nar  wenig  oder  gar  nicht  in  den  andern  Wohn- 
räumen. Genaue  Nachforschnngen  im  ganzen  Hanse, 
auch  im  Keller  führten  nicht  zur  Entdeckung  der  Quelle 
dieses  Geruchs ,  bei  der  genauem  Nachforschung  tat  der 
Strasse  durch  Beamte  der  Gasanstalt  fand  sieh  aber  eine 
defekte  Gasrohre ,  ungefähr  3  Fnss  von  der  Ecke  des 
Hauses  entfernt,  an  welcher  die  Schlafstube  gelegen  war. 
Die  Erkrankten  erholten  sich  rasch  unter  der  Einwirkung 
der  frischen  Luft,  nur  die  Frau  blieb  noch  einige  Woefaen 
lang  matt  und  litt  an  Schwere  im  Kopfe  undBeklenunong 
in  der  Magengrube. 

W.  nimmt  es  als  wahrseheinlieh  an ,  dass  dts 
Gas  aus  dem  der  Ecke  des  Hauses  nahe  liegendei 
schadhaften  Gasrohre  durch  den  Boden  und  eine 
Mauerspalte  den  Weg  in  das  Haus  und  die  Sehlaf- 
kammer  gefunden  habe,  inderderGeruch;  der  merk- 
würdiger Weise  an  Phosphor  erinnerte,  am  stärksieD 
war. 

Jäderholm  (a.  a.  0.  S.  147)  erwähnt  eben- 
falls einen  Fall ,  in  dem  der  Geruch  des  aus  eioer 
gesprungenen  Gasröhre  in  einen  Fabrikraam  dnge- 
drungenen  Gases  durch  andere  Gerüche  so  vermiseht 
und  verdeckt  war,  dass  er  schwer  zu  erkennen  war. 
Mehrere  Personen  zeigten  starke  Vergiftangserschei- 
nungen.  Bamberg  (a.  a.  0.  S.  146)  erwähnte 
einen  Fall ,  in  dem  in  ein  mit  Gasleitung  versehenes 
Haus  das  Gas  aus  einer  gesprungenen  Röhre  von  der 
Strasse  aus  eingedrungen  war;  alle  Röhren  im 
Hause  wurden  unversehrt  gefunden.  Vergiftungen 
wurden  dadurch  nicht  bedingt ,  da  die  betr.  Räume 
in  der  Nacht ,  in  welcher  der  Fall  sich  ereignete, 
nicht  bewohnt  waren. 

Jäderholm  knüpfte  ferner  daran  eine  Beme^ 
kung  über  den  Vorschlag ,  durch  Verwendung  einer 
Gasmischung  die  Zimmer  zu  'heizen.  Diese  6as- 
mischnng  enthält  mehrere  Male  so  viel  Eohlenoxjd 
als  Leuchtgas  und  ist  deshalb  ohne  Geruch.  Die 
Gefahr  von  Vergiftung  ist  demnach  immer  gross  bei 
der  Anwendung  dieses  Gases. 

(Walter  Berger.) 


IV»    Pathologie,  Therapie  n.  medicüiiache  Eluiik. 


133 


IV.     Pathologie,  Therapie  und  medicinische  Klinilc. 


518.  Fall  von  Heilnng  bei  organischer 
Gehimkrankheit ;  von  J.  Hughlings  Jack- 
80D.    (Brit  med.  Journ.  Oct.  23.  1880.) 

Ein  2fU&hr. ,  gatgenfthrtes  Mädchen  wurde  am 
Sl.  Deo.  1879  als  Hysterische  in  das  Londonhospital 
gebracht.  Sie  war  nicht  erblich  belastet,  ihre  innem 
Organe  waren  gesund,  keine  Zeichen  von  Syphilis  bestan- 
den. Im  J.  1878  war  ihr  ein  Karren  über  die  Beine  gefahren, 
doch  ohne  sie  ernstlich  zn  verletzen.  Sie  befand  sich  bis 
)lai  1879  wohl  bis  auf  Schwäche  der  Beine.  Letztere 
katte  dann  langsam  zugenommen,  so  dass  sie  bei  der 
AafDahme  weder  gehen,  noch  stehen  konnte.  In  letzter 
Zeit  war  zeitweise  der  rechte,  dann  auch  der  linke  Arm 
lefameh  geworden,  sie  hatte  Prickeln  in  den  Beinen  ge- 
fühlt und  seit  8—8  Wochen  hatte  das  Gesicht  abge- 
noinineB« 

Die  Symptome  waren  nach  J.'s  Auffassung  theils 
Bolehe,  welche  nur  auf  ein  oiganisches  Hirnleiden  hin- 
wieseo,  theils  solche,  welche  eine  Lokalisation  gestatteten. 
Zn  jenen  zählt  er  die  Neuritis  opt.  dupl.  und  den  heftigen 
Kopfschmerz.  C  o  u  p  e  r  fand  ophthalmoskopisch  am  lin- 
ken Auge:  ödematöse  Schwellung  der  Papille  mit  Blut- 
extravasaten.  Auch  die  der  Papille  benachbarte  Retina 
war  OdematÖB ,  d.  h.  opak ,  gelblichgrau,  fleckig.  Die 
Mienia  zeichnete  sich  als  blutrother  Fleck  ab.  Obwohl 
rechts  die  Schwellung  der  Papille  noch  starker  war,  war 
doch  das  umgebende  Oedem  viel  geringer  und  man  sah 
die  natfirliche  Farbe  der  Chorioidea.  An  der  Macula 
fehlte  das  Pigment  fast  ganz,  sie  war  daher  schwer  zu  er- 
kennen. Auch  hier  zahlreiche  Hämorrhagien.  Die  Venen 
breit  und  gewunden.  Drittens  sprach  im  Allgemeinen  für 
eine  organische  Hirnkrankheit  dieAnosmIe,  wiewohl  diese 
neb  ein  lokalisirendes  Symptom  sein  konnte.  Pat.  wollte 
früher  gut  gerochen  haben.  Als  lokalisirende  Erschei- 
vm^en  bezeichnet  J.  a)  das  Fehlen  des  Kniephänomen, 
b)  euien  unterhalb  des  linken  Knies  zeitweise  auftreten- 
den heftigen  Schmerz  (der Kopfschmerz  hatte  keinen  lan- 
einirenden  Charakter),  c)  den  schwankenden  Gan^,  der 
dem  einer  Betrunkenen  glich  und  durch  Augenschluss 
nieht  verändert  wurde  (während  der  Besserung  beobach- 
tet), vielleicht  d)  Schwäche  des  Arms  und  Empfindlich- 
keit im  untern  Theil  der  Wirbelsäule. 

Durch  eine  Schmierkur  und  kleine  Gaben  von  Jod- 
kafiom  trat  rapide  Besserung  ein.  Während  Pat.  anzüg- 
lich nor  den  Lichtschein  sehen  konnte,  las  sie  am  26.  Jan. 
Snellen  Nr.  I  anf  6  Zoll  mit  dem  linken  Auge,  Nr.  III  mit 
dem  rechten.  Bei  ihrem  Anstritt  am  23.  März  konnte 
sie  mit  beiden  Augen  Nr.  I  lesen  und  war  gesund  bis  auf 
Anosmie  und  Fehlen  des  Kniephänomen.  Die  Augenunter- 
sachnng  am  31.  Jan.  ergab  folgenden  Befund.  Links: 
kerne  Schwellung,  normale  Gefasse,  Chorioidealrand  der 
Papille  verschwommen,  Papille  blass  und  undurchsichtig, 
MacnUi  gut  pigmentirt,  bis  auf  blasse  punktförmige 
Fleeke,  welche  sich  auch  zwischen  Macula  und  Papille 
^nden.  Rechts:  Papille  ebenfalls  blass,  Bindegewebs- 
vermehmng  stärker,  Verdickung  der  Ge^sscheiden, 
▼erschwommener  Hand  der  Papille,  massige  I^gment- 
atrophie  der  Macula  mit  einzelnen  hellen  Flecken,  welche 
zahlreicher  als  links  waren.  Coup  er  fand  nichts  Spe- 
ciflsehes  in  dem  Beftind ,  bis  auf  die  runde  Gestalt  der 
kldnen  atrophischen  Flecke,  als  welche  bei  speciflscher 
Chorioiditis  oft  gesehen  werden  sollen. 

In  der  Epikrise  bespricht  J.  zunächst  die  Unter- 
scheidung solcher  Fälle  von  Hysterie  und  betont 
nachdrücklich  die  Wichtigkeit  der  ophthalmoskopi- 
Khen  Untersnchnng.  Zeigt  dieselbe  Neuritis  opt., 
80  besteht  auf  keinen  Fall  nar  Hysterie.  Von  be- 
sonderer Wiehtigkeit  ist,   dasa  Neoi-itis  opt.  be- 


stehen kann,  lange  bevor  Sehstörungen  eintreten, 
ja  dass  trotz  jener  diese  ganz  fehlen  können. 
J,  weist  auf  den  Fall  eines  jungen  Arztes  hin,  wel- 
cher sich  bei  einer  geburtshülflichen  Operation  in- 
ficirt  hatte.  Derselbe  hatte  heftigen  Kopfschmerz 
und  deutliche  doppelseitige  Neuritis  opt.,  später 
Paraplegie,  er  wurde  vollständig  geheilt  und  hatte 
während  der  ganzen  Krankheit  nie  Sebstörungeii. 
Man  soll  daher  bei  schwerem  Kopfschmerz  die 
Augen  nntersuchen  und  findet  man  Neuritis  opt.,  so 
soll  man  Hg  und  Jodkalium  geben.  Manche  Blind- 
heit würde  auf  diese  Weise  verhindert  werden. 
Beide  Symptome  zusammen  sind  der  beste  Beweis 
für  eine  örtliche  organische  Himläsion.  Weiter  be- 
spricht J.  die  Differentialdiagnose  von  Tabes.  Er 
nimmt  an,  dass  in  seinem  Falle  auch  eine  Erkran- 
kung des  Lendenmarkes  bestanden  habe,  welche 
das  Fehlen  des  Kniephänomen  und  den  oben  ge- 
schilderten Schmerz  veinirsachte.  üeber  die  Pu- 
pillen fand  sich  keine  Notiz.  J.  urgirt  den  Unter- 
schied zwischen  Neuritis  und  Atrophia  simpl.  opt., 
jene  komme  bei  Tabes  nicht  vor.  Der  Gang  der 
Krauken  deutete  auf  ein  Leiden  des  Kleinhirns  hin 
und  J.  hält  in  der  Tbat  einen  Tumor  desselben  für 
die  wahrscheinlichste  Krankheitsursache.  Die  Natur 
der  Krankheit  war  wahrscheinlich  syphilitisch,  aber 
J.  leugnet  ausdrücklich,  dass  der  Erfolg  der  anti- 
syphilitischen Behandlung  ein  Beweis  für  Syphilis 
sei.  Er  würde  dieselbe  Behandlung  angewandt 
haben,  wenn  er  gewiss  gewesen  wäre,  dass  es  sich 
nicht  um  Syphilis  handelte.  Bemerkenswerth  er- 
schien J.  das  Fehlen  von  Taubheit.  Abgesehen  von 
den  Fällen  mit  Felseubeinerkrankung,  ist  Taubheit 
aus  nervöser  Ursache  ein  lokalisirendes  Symptom, 
ein  Beweis  für  direkte  Läsion  des  Acusticus,  im 
Gegensatz  zur  Blindheit,  welche  nur  eine  organische 
Hirnläsion  im  Allgemeinen  anzeigt.      (Möbius.) 

519.  Doppelseitige  sekundäre  Degenera- 
tion des  Büekenmarkes  bei  einseitigen  Him- 
herden ;  von  A.  P  i  t  r  e  s.  (Gaz.  hebd.  2.  S.  XVIII. 
27.  1881.) 

Unter  20  Rückenmarken,  welche  alten  Hemi- 
plegikern  entstammten,  fand  P.  4,  bei  welchen  sich 
in  beiden  Seitensträngen  eine  symmetrische  Dege- 
neration zeigte,  obwohl  nur  eine  Hemisphäre  er- 
krankt war. 

I.  S.  M.,  72Jähr.  Frau,  hatte  eine  totale  und  com- 
plete  linkseitif^e  Hemiplegie  gehabt,  mit  starker  Oon- 
traktur  des  Armes.  Der  rechte  Arm  war  nicht  oontrak- 
turirt  gewesen,  die  Kranke  konnte  ihn  langsam,  aber 
präcis  nach  aUen  Richtungen  bewegen.  Beide  Beine 
waren  rigid  gewesen  mit  leichter  Beugung  im  Knie,  doch 
waren  noch  einige  willkfirHche  Bewegungen,  besonders 
rechts,  möglich  gewesen.    Es  hatte  Demenz  bestanden. 

Bei  der  Autopsie  fand  man  im  Innem  der  rechten 
Hemisphäre  2  Herde,  deren  einer  dieCapsuU  int.  lädirte. 
Die  linke  Hemisphäre  war  gesund.  Die  rechte  Hälfte 
der  Brücke  war  etwas  verkleinert,  die  rechte  Pyramide 


134 


IV.     Pathologie,  Therapie  a.  mediomiBche  Klinik. 


Bohmachtiger,  als  die  linke,  ohne  deutliche  Verförbuni;. 
Mikroskopisch  erwies  sich  die  rechte  Pyramide  sklero- 
tisch, doch  sah  man  im  sklerotischen  Gewebe  noch  eine 
Anzahl  normaler  Fasern.  Im  Rückenmark  fand  sich 
symmetrische  Sklerose,  das  bekannte  Dreieck  in  den 
Seitensträngen  einnehmend.  Sowohl  rechts,  als  links 
war  im  sklerosirten  Gewebe  eine  nicht  geringe  Zahl 
gesunder  Fasern  za  sehen.  Die  Tfirck'schen  Bündel 
waren  d^enerirt,  rechts  sehr  deutlich,  links  kaum  wahr- 
nehmbar. 

II.  70jähr.  Frau,  seit  6  Jahren  totale  und  complete 
linkseitige  Hemiplegie;  tardive  Contraktur,  besonders 
des  Armes ;  Gang  unmöglich ;  Schwachsinn. 

In  der  rechten  Hemisphäre  ein  Herd,  die  vordere 
innere  Kapsel  lädirend.  In  der  iitfken  Hemisphäre  die 
motorische  Region  normal,  ein  erbsengrosser  Herd  im 
Lob.  sphenoidalis.  Im  Rückenmark  symmetrische  Dege- 
neration, gleich  der  im  Fall  I.  Geringe  Bindegewebs- 
vermehrung  in  den  Türck'schen  Bündeln. 

HI.  Seit  1879  totale  nnd  complete  linkseitige  Hemi- 
plegie, mit  permanenter  Rigidität  der  gelähmten Mosk ein. 
Die  Kranke  hatte  nie  allein  aufstehen  können,  sie  lag 
stets  im  Bett,  konnte  sich  der  rechten  Hand  zum  Essen 
bedienen.    Abstumpfung  der  Sensibilität.     Stumpfsinn. 

Linke  Hemisphäre  gesund,  rechts  ein  Herd  in  der 
Capsula  interna.  Sjrmmetrische  SIclerose  des  Pyramiden- 
bündels, mit  zahlreichen  gesunden  Fasern.  Türck'sches 
Bündel  normal. 

rv.  56jähr.  Frau;  seit  1875  rechtseitige Hemiplegie ; 
sekundäre  Contraktur  nur  an  der  Hand  intensiv.  Paf. 
konnte  bis  1879  gar  nicht  gehen,  seitdem  mit  Hülfe  einer 
Krücke. 

Rechte  Hemisphäre  gesund,  links  ein  Herd  im  Lin- 
senkem  und  der  benachbarten  innem  Kapsel.  Im  Rücken- 
marke rechts  intensive  Sklerose  des  Hinterseitenstranges, 
mit  wenigen  gesunden  Fasern,  links  nnr  massige  Binde- 
gewebsvermehrung  mit  geringer  Abnahme  der  Nerven- 
faserzahl. 

P.  betrachtet  die  doppelseitige  Degeneration  bei 
einseitigen  Himherden  als  Ausdruck  einer  ungewöhn- 
lichen Vertheilnng  des  Pyramidenbitndels,  giebt  aber 
nicht  näher  an,  wie  er  sich  dieselbe  denkt. 

Er  erinnert  an  das  doppelseitige  Auftreten  von 
Spinalepilepsie  bei  Hemiplegie^  an  die  doppelseitige 
Contraktur  der  Beine,  welche  Brissaud  beobach- 
tet hat.  Während  die  meisten  Hemiplegischen 
ganz  leidlich  gehen,  konnten  die  3  ersten  Kranken 
P.'s  gar  nicht,  die  4.  nur  mit  einer  Erttcke  wenige 
Schritte  gehen.  Dieses  Unvermögen  zugehen,  dürfte 
nach  P.  auch  auf  die  Doppelseitigkeit  der  sekun- 
dären Degeneration  zu  beziehen  sein.      (M  ö  b  i  n  s.) 

520.  Fall  von  sogenannter  Compressions- 
myelitlB  mit  hochgradiger  Steigerung  des  Tast- 
sinnes der  gelähmten  XJnterextremitaten ;  von 
D.  de  Jonge.  (Deutsche  med.  Wchnschr.  VII.  35. 

1881.) 

Der  zur  Zeit  27jahr.  Kranke  hatte  im  3.  Lebensjahr 
nach  den  Masern  eine  Bückgratsverkrfimmnns^  acqnirirt, 
welche  allmalig  zunahm.  Im  13.  J.  trat  Schwäche  der 
Beine  auf.  Nach  weiteren  3  J.  war  die  Paraplegie  com- 
plet.  Um  diese  Zeit  traten  dumpfe  anhaltende  Schmer- 
zen in  der  Lenden  Wirbelsäule  auf,  desgleichen  Blasen- 
störungen,  in  Harndrang  nnd  zeitweiliger  Inoontinenz  be- 
stehend, Obstipation  und  nnzeitige  Entleerungen,  häu- 
fige Erektionen  und  Samenergfisse.  Starke  Kyphose  der 
Brnstwirbelsänle.  Normales  Verhalten  des  OberkSrpers. 
Beide  Beine  sehr  abgemagert,  die  Füsse  in  Equinus- 
BteUung,  vollständige  Aufhebung  der  Motilität;  hooh- 
gtadige  Steigerung  der  oberflächlichen  und  tiefen  Re- 


flexe. An  den  Beinen  wurden  die  leisesten  Berührniifei 
sehr  deutlich  empfunden  und  genau  lokalisirt.  Am  auf* 
fälligsten  war  die  Verkleinerung  der  Tastkreise.  Auf  der 
Vorderfläche  des  Unterschenkels,  wo  nach  G.  Vierordt 
die  Raumschwelle  36—40  Mmtr.  beträgt,  konnten  di« 
Nadelspitzen  bis  auf  8  Mmtr.  genähert  werden,  ohne  da« 
die  Doppelempflndung  aufhörte,  am  Fussrueken  (nonnl 
25  Mmtr.)  bis  auf  5  Mmtr. ;  zahlreiche  Vezirversnche  onfl 
häufige  Wiederholung  der  Versuche  bestätigten  nur  die 
Angaben  des  intelligenten  Patienten.  Die  Stöigenmg  d« 
Tastsinnes  war  beiderseits  dieselbe.  Auch  die  Empfiad- 
lichkeit  der  Haut  für  elektrische  Reize  war  gesteift 
ebenso  die  Feinheit  des  Temperatursinnes.  "Die  Sehmen- 
leitnng  war  nicht  verlangsamt,  es  bestand  keine  Hyper- 
algesie. 

Vf.  meint,  dass  in  diesem  Falle  vielleicht  sen- 
sible Hemmongsvorrichtangen ,  welche  man  nadi 
den  Versuchen  von  Woroschiloff  in  den  Seiten- 
Strängen  vermathen  kdnne,  zerstört  seien. 

(Möbins.) 

521.  lieber  Alloohirie;  von  H.  Ober- 
st e  i  n  er  i).     (Brain  IV.  p.  153.  Joly  1881.) 

Mit  dem  Namen  ,,sen8ori8che  Allochirie''  oder 
schlechtweg  „Alloohirie^'  (äHog^  X^^Q)  bezeichoet 
0.  den  Zastand  eines  Kranken  ^  wo,  bei  relativem 
Erhaltenbleiben  der  Sensibilitftt,  derselbe  nicht  oder 
nicht  sicher  weiss,  ob  der  Reiz  die  rechte  oder  die 
linke  Körperseite  getroffen  hat,  resp.  die  sooil 
richtig  lokaliairte  Empfindung  auf  die  falsche  Edr- 
perhftlfte  verlegt.     0.  giebt  folgende  Beispiele. 

I.  Ein  S5JShr.  Chemiker,  früher  syphilitisch,  bemu 
nach  intensiver  Erkältung  an  Tabess3rmptomen  zn  leidra 
und  wurde  zeitweise  melancholisch.  Der  Muskelsinn  d«r 
Beine  war  gut,  Temperaturunterschiede  wurden  riehtis, 
leichte  Betastungen  nicht  empfunden.  Die  LokalisaHoa 
war  nicht  deutlich  beeinträchtigt.  Die  Empfindung  wir 
beträchtlich  verlangsamt.  Oft  empfand  Pat.  einen  Eil- 
druck ,  welcher  den  einen  Fuss  getrolTen  hatte,  an  der 
richtigen  Stelle  des  Fusses,  aber  auf  dem  andern  Föne. 

II.  Ein  Arbeiter  war  nach  einem  Schlag  auf  dei 
Rucken  paraplegisch  geworden.  Die  Sensibilität  mr 
nicht  wesentlich  beeinträchtigt,  aber  Pat.  lokalinite 
schleclit  und  verwechselte  gewöhnlich  die  Seite.  Der  Kr. 
ging  zu  Grunde  und  die  Sektion  ergab  dliftise  Myelitis  tob 
Conus  medullaris  bis  zum  obersten  Theil  der  Lenden- 
anschwellung  mit  aufsteigender  Degeneration  in  den  Hii- 
tersträngen  und  allgemeiner  Bindegewebszunahme  in 
Marke. 

III.  Ein  Tabeskranker  gab,  wenn  er  mit  dem  Kopf 
der  Nadel  oder  leicht  mit  der  Spitze  berCUirt  wurde,  p- 
wohnlich  den  falschen  Fuss  an,  während  bei  krafUgw 
Reizen  er  richtig  lokalisirte. 

IV.  Ein  12VsJ&l^r.  Mädchen,  mit  eigenthnmlieb« 
Erampfanfällen  und  zahlreichen  intervallären  Störangw. 
zeigte  eine  allgemeine  Abnahme  der  Sensibilität.  Se 
empfand  den  Reiz  des  rechten  Fusses  im  linken.  Vf« 
lenkte  ihre  Aufknerksamkeit  ab  und  knipp  sie  heftiger 
und  heftiger  in  den  linken  Arm;  bei  einer  gewissen  Stärke 
des  Reizes  schrie  sie  plötzlich  und  griff  nach  der  n^ 
sprechenden  Stelle  des  rechten  Armes. 

0.  erinnert  an  die  der  Aliochirie  mehr  oder 

minder  verwandten  Erscheinmigen  der  Mitt>ew^' 

gen,  der  bilateralen  DrOsenthätigkeit,  des  Trani' 

fert.     Der  Aliochirie  wesentlich  ist,  dass  zwiflohflo 

der    Sensibilität    correspondirender    KöipenteDeD 


1)  Ffir  die  Uebersendong  dankt  verUadBoh  V* 


IV.    Pathologie,  Therapie  o.  medicinisdie  Klinik. 


135 


Hieiehaiiiiigey  nicht  antagoniatische  Beziehnngen  be- 
sfeeheiL 

Vor  0.  haben  das  Faktum  der  Allochirie  auf- 
gefimden  (wie  er  selbst  erwähnt)  Leyden,  Hertz- 
berg (Beitr.  zur  Kenntniss  der  Sensibilitätsstdrnn- 
gen  bei  Tabes  dorsalis.  Jena  1875)  a.  G.  Fischer. 
Doch  irrten  die  Autoren ,  wenn  sie  die  AUoehirie 
inr  fdr  eine  Erscheinnng  grosser  Unfthigkeit  zu 
lokaliaren  ansahen,  da  doch  oft  trotz  der  Allochirie 
ie  gereizte  Stelle  sehr  genau  angegeben  wird. 

Da  das  Phftnomen  am  häufigsten  bei  Tabes  zu 
KJn  seheint,  glaubt  0.  es  in  Beziehung  zur  Dege- 
neration der  Hinterstränge  bringen  zu  dflrfen. 

(Mdbius.) 

522.  lieber  die  nervösen  A£fektionen  der 
Hand;  von  Dr.  G.  VivianPoore.     (Lancetü. 

10. 12;Sept.  1881.) 

Nach  einer  anziehend  geschriebenen  Einleitung 

Aber  die  anatomischen  Verhältnisse  des  Plexus  brach., 

welche  durch  ein  aus  farbigen  Fäden  construirtes 

Sefaema  iUustnrt  wird,  bespricht  P.  die  verschiedenen 

libmongsformen  der  Hand*     Wir  beschränken  uns 

danaf,  2  Fälle  von  Neuritis,  welche  den  Schlnss 

der  Abhandlung  bilden,  kurz  zureferiren.  Im  erstem 

blieb  es  nach  P.  zweifelhaft,  ob  es  sich  um  eine 

Poliomyelitis  oder  Neuritis  handelte. 

Eine  24jähr.  schwangere  Fraa  hatte  sich  nach  er- 
Mtunder  Arbeit  einem  kalten  Laftznge  ausgesetzt  mid 
nr  darfiber  eingeschlafen.  Zwei  Tage  später  bekam  sie 
fichmenen  Unks  im  Nacken,  Erbrechen  u.  Fieber.  Nach 
S6  8td.  hörte  der  Schmerz  auf,  aber  der  linke  Arm  war 
selihmt.  Bewegungen  desselben  waren  schmerzhaft, 
seine  Sensibilit&t  nicht  gestört.  Der  Nacken  blieb  em- 
pflodücli.  Schulter  und  Annmuskeln  mit  Ausnahme  der 
Bhomboidei  waren  gel&hmt ,  zeigten  Entartungsreaktion. 
Keine  trophischen  Veränderungen  der  Haut,  keine  Nei- 
gung, kalt  zu  werden.  Ffinf  Mon.  später  gebar  Fat.  ein 
gesiindes  Kfaid.  Ihre  aUgemebie  Gesundheit  war  treff- 
fieh,  aber  der  Arm  blieb  trotz  Galvanisation,  Stiyehnin, 
Jod  0.  8.  w.  gelähmt.  Nur  massige  Atrophie  trat  ein, 
keine  Contraktnren. 

Ehie  ÖOJähr.  Dame  fiel  mehrere  Stufen  herunter  auf 
fie  rechte  Schulter.  Bald  wurde  der  rechte  Arm  be- 
wegDugs-  n.  empfindungslos.  Drei  Monate  sp&ter  bestand 
bcMchtliehe  Atrophie,  in  den  meisten  Muskeln  von  der 
Schulter  abwärts  Entartungsreaktion.  Anästhesie  von  der 
IGtte  des  Vorderarms  abwärts.  Auf  den  anästhetischen 
Stellen  war  die  vasomotorische  Reaktion  hmgsam  und  un« 
regefanässig.  Die  Finger  schilferten  ab,  ihre  Spitzen 
waren  kolbig,  Fat.  empfand  Hitze  in  ihnen.  Bei  regel- 
Däasiger  Galvanisation  kehrte  nach  8  Mon.  die  Sensi- 
Uütfit  in  die  Fingerspitzen  zurück;  Beweglichkeit  im 
Handgelenk ;  Klauenhand ;  Nägel  gefurcht  und  weiss.  Im 
Winter  bedeckte  sich  die  Hand  mit  Frostbeulen.  Nach 
einem  Jahre  war  der  Arm  leidlich  wieder  hergestellt,  aber 
die  klehien  Handmuskeln  blieben  gelähmt,  zeigten  Ent- 
Artongsreaktion,  die  Nägel  behielten  ihr  mattes  Weiss. 
Erst  nach  2  Jahren  begannen  die  Handmuskeln  wieder 
anf  den  fkradischen  Strom  zu  reagiren.  Noch  im  folgen- 
den Jahre  war  der  Zustand  ziemlich  derselbe,  Parese  der 
Hand,  Taubheitsgefühl,  trophische  Störungen  der  Nägel, 
Neigung  zur  Bildung  von  Frostballen.  Erst  n^ch  4Vs  J* 
^^  die  Heilung  voUständig  bis  auf  Unbehfilflichkeit  des 
l^somens  und  Zeigefingers. 

In  der  Epikrise  polemisirt  P.  gegen  tropblsche 
Fnoktionen  im  engem  Sinne.    Die  Degeneration 


der  Nerven  und  die  Atrophie  der  Muskeln  hängen 
von  dem  Mangel  an  Erregungen  ab.  P.  glaubt 
sogar  noch  ^  dass  ein  Muskel  dnrch  künstliche  Er-  ^ 
regnng  vor  der  Atrophie  bewahrt  werden  könne. 
Die  anderweiten  trophischen  Störungen  bei  Lähmun- 
gen sollen  von  Unregelmässigkeiten  der  Cirkulation 
abhängen.  Dieselbe  werde  nicht  mehr  durch  Muskel- 
contraktionen  unterstützt  und  die  cutanen  Erregun« 
gen  seien  wegen  der  Läsion  sensibler  Nerven  ausser 
Stande,  die  Vasomotoren  reflektorisch  zu  erregen. 

(Möbius.) 

523.  Gongenitale  Atrophie  der  rechten 
Handy  verbunden  mit  einer  umschriebenen  AtrO' 
p/iie  des  rechten  Yorderhoms  der  HalsanschweU 
lung;  von  Dr.  P.  Spill  mann.  (Revae  m^d.  de 
l'Est  XIL  p.  208.  Avril  1.  1880.) 

Bei  einem  24Jähr.  Manne,  welcher  in  Folge  einer 
Fraktur  an  der  Schädelbasis  starb,  fand  sich  eine  Atro- 
phie der  rechten  Hand.  Metacarpus  und  Finger  waren 
hochgradig  verkämmert ;  der  Daumen  war  halb  so  gross 
wie  der  linke,  Zeige-  und  Mittelfinger  glichen  Zehen,  nur 
der  5.  Finger  war  leidlich  entwickelt.  Alle  Fingerradi- 
mente  waren  in  Hyperflexion,  die  Hand  war  gebeugt  und 
abduoirt ;  auch  Arm  und  Vorderarm  waren  rechts  weni- 
ger entwickelt  als  links,  die  Differenz  betrug  4  Centimeter. 

Dss  Yorderhom  der  rechten  Halsanschwellung  war 
in  einer  Höbe  von  einigen  Millimetern  deutlieh  klehier 
als  das  linke.  Die  atrophische  Stelle  fand  sich  im  obem 
Abschnitt  der  Halsanschwellung.  Mikroskopisch  con- 
statirte  man  die  Abwesenheit  einer  Zellengruppe,  welche 
am  linken  Hom  den  Innern  Winkel  desselben  einnahm. 
Auch  mit  blossem  Auge  sah  man  hier  den  Rand  des 
Yorderhoms,  dessen  Dimensionen  überhaupt  verkleinert 
waren,  eingezogen.  [Ueber  die  weitere  mikroskopische 
Beschaffenheit  und  fiber  den  Zustand  der  Nervenfasern, 
der  Muskeln  u.  s.  w.  ist  nichts  gesagt.]       (Möbius.) 

524.  KopfisohmerB  und  nervöse  Ersohöpfting, 
ihre  Ursache  und  Behandlung;  von  Dr.  Edwin 
Hill.  (Philad.  med.  and  sarg.  Rep.  XLV.  4 ;  Jnly 
23.  1881.) 

Hill  erzählt  einige  Fälle,  woNenrasthenie  durch 
Gorrektor  der  Refraktionsfehler  des  Auges  geheilt 
worde.  Es  handelt  sich  in  allen  Fällen  um  AsHg^ 
matismus  und  die  Diagnose  war  öfters  dadurch  er- 
schwert y  dass  die  Pat.  zwar  über  ihre  nervösen  Be- 
schwerden, aber  nicht  über  die  Augen  klagten.  In 
allen  Fällen  brachte  eine  passende  Brille  Heilung. 

Hier  nur  2  Beispiele. 

I.  Ein  48Jähr.  Geschäftsmann,  dessen  linkes  Auge 
leicht  astigmatisch,  dessen  rechtes  Auge  normal  war, 
klagte  darüber,  dass  er  Abends  nur  wenig  lesen  könne, 
ohne  dass  ihm  die  Buchstaben  durch  einander  liefen  und 
dass,  wenn  er  im  Geschäft  angestrengt  gearbeitet  habe, 
etwa  am  Zahltag,  er  sieh  fibel  und  unwohl  befinde.  Er 
bekam  dann  eine  „biliöse  Attaque**,  welche  3  Tage  dauerte. 
Nach  Correktur  des  Astigmatismus  blieben  alle  Beschwer- 
den weg. 

IL  Ein  kräftiges  Junges  Mädchen  hatte  während  ihrer 
Bchukeit  mit  fortwährender  Erschöpfung  und  unaufhör- 
lichem Kopfschmerz  zu  kämpfen  gehabt  und  hatte  im 
letzten  Jahre  an  ehiem  so  heftigen  Schmerz  im  untern 
Theile  der  Wirbelsäule  gelitten,  dass  sie  eine  Bfioken« 
marks-  oder  Uteruskrankheit  ffirohtete.  Ein  Jahr  lang 
war  sie  wegen  Nervosität  ohne  Erfolg  behandelt  worden. 
Sie  hatte  zwar  eine  Brille,  aber  diefle  corrigirte  ihren 
Astigmatismus  nicht  vollständig.  H.  gab  ihr  die  passende 


136 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


Brille  und  beseitigte  die  Erechlaffang  der  überanstrengten 
MM.  recti  int.  darch  Anwendung  von  Prismen.  Nach 
4  Wochen  war  sie  wohlan f  und  begann  Zeichen-  nnd 
^  Mnsikstnnden  zn  nehmen,  wozu  sie  sich  früher  ganz  un- 
fähig gefühlt  hatte. 

H.  fasst  seine  Ansicht  in  folgenden  Sätzen  zu- 
sammen. 1)  Der  habitnelle  sowohl,  wie  der  perio- 
dische Kopfschmerz  beruht  gewöhnlich  auf  Ueber- 
anstrengung  der  Augen.  2)  Diese  letztere  ver- 
ursacht ansserdem  Schmerz  im  Nacken  und  längs 
der  Wirbelsäule,  Uebelkeit,  Schlaflosigkeit,  nervöse 
Gereiztheit  und  Hinfälligkeit,  Neuralgien,  Palpita- 
tionen,  Dyspepsie.  Alle  diese  Erscheinungen  wer- 
den nicht  durch  Medikamente,  sondern  durch  Brillen 
oder  Prismen  beseitigt.  [So  einseitig  diese  Ansichten 
sind,  so  haben  sie  doch  vielleicht  das  Verdienst,  bei 
Neurasthenie,  insbesondere  bei  Schulneurasthenie, 
zur  regelmässigen  Untersuchung  auf  Astigmatismus 
Anstoss  zu  geben.]  (M  ö  b  i  u  s.) 

525.  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Perikar- 
ditis, mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Be- 
handlung mittels  Punktion.  Nach  neueren  Beob- 
achtungen zusammengestellt  von  Dr.  Krug  in 
Chemnitz. 

Die  Diagnose  der  Perikarditis  ist  nach  Prof. 
Wagner  in  Leipzig  (Berl.  klin.  Wchnschr.  XVIII. 
25.  p.  261.  1881)  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  leicht, 
in  einzelnen  jedoch  geradezu  unmöglich;  er  be- 
tont namentlich,  dass  Beibegeräusche  nicht  immer 
das  Vorhandensein  von  Perikarditis  beweisen,  da  sie 
auch  ohne  dieselbe  vorkommen  können.  W.  erwähnt 
einen  Fall ,  in  dem  zahlreiche  kleine  Blutergüsse  in 
das  Gewebe  des  Perikardium  das  Reibungsgeräusch 
vermittelten ,  sowie  einen  zweiten ,  in  dem  bei  der 
Autopsie  Perikarditis  mit  reichlichem  Exsudat  und 
FlUssigkeitsansammlungen  in  Pleura  u.  Peritonäum 
gefunden  wurden ,  während  des  Lebens  aber  nicht 
diagnosticirt  werden  konnten^  weil  in  Folge  von  Ver- 
wachsung der  obernTheile  des  Perikardium  mit  den 
grossen  Gewissen  der  typische  dreieckige  Dämpfungs- 
bezirk  fehlte. 

In  einem  Falle  von  Pericarditis  exsudativa  machte 
W.  wiederholt  die  Punktion  bei  einem  12Jähr.  Knaben 
von  toberknlösem  Habitns  mit  Entzündung  des  linken  un- 
tern Lnngenlappens.  Am  10.  Tage  nach  Ablauf  der  letz- 
tern stellte  sich  Dyspnoe  ein,  W.  fand  Reibungsgerausche 
am  Herzen,  den  Dämpfnngsbezirk  desselben  auffallend 
nach  rechts  verschoben,  Puls  klein.  Punktion  erst  rechts, 
neben  dem  Sternnm,  wo  mittels  Adspiration  nur  Spuren 
von  seröser  Flfissigkeit  sich  entleerten,  dann  links  neben 
dem  Btemum,  wobei  120  Grmm.  sero-fibrinoses  Fluidum 
adspirirt  wurden.  Hierauf  vorübergehende  Abnahme  der 
Dämpfung,  Reibungsgerausche  am  Herzen  wieder  hörbar; 
am  nächsten  Tage  jedoch  dasselbe  Krankheitsbild  wie 
vor  der  Punktion.  Nach  einer  deshalb  yor(;enommenen 
3.  Punktion  während  der  nächsten  14  Tage  erhebliche 
Besserung,  dann  aber  plötzlich  neue  Dyspnoe  und  schnel- 
ler Exitus  letbalis.  Die  Sektion  ergab  tuberkulöse  Peri- 
karditis, Tuberkel  in  den  Langen,  in  den  verwachsenen 
Pleuren,  sowie  ältere  käsige  Herde  in  den  Bronchial- 
drfisen. 

Trotz  dem  tödtlichen  Aasgang  ist  der  Fall  mit 
Bezug  anf  den  Nntzen  der  Punktion  bei  exsudativer 
Perikarditis  lehrreich. 


Mit  Bezug  anf  die  Diagnose  der  latenten  Peri- 
karditis hat  Maurice  Letulle  (Oaz.  de  Par.  22. 
24.  27.  31.  35.  38.  41.  44.  45.  47.  50.  1879; 
8.  9.  1880)  Experimente  zur  Feststellung  derLag^ 
des  Herzens  und  seiner  Adnexa  angestellt  in  der 
Weise,  dass  er  2  gerade  Nadeln  vertikal  in  die  In- 
tercostalräume  verschiedener  Leichen  einstach ,  und 
zwar  die  eine  in  den  2.  linken  Intercostalranm  in 
einer  Entfernung  von  2  queren  Fingern  vom  Stemal- 
rand ,  die  andere  in  den  4.  linken  Intercostalnuffl 

am  linken  Sternalrande. 

1)  An  der  Leiche  einer  im  26.  Lebensjahre  an  Lun- 
gentuberkulose Verstorbenen  glitt  die  erste  Nadel  in  einen 
Ranm  zwischen  dem  linken  Rande  der  Art.  pulmonalis, 
der  linken  Auricnla  und  dem  Perikardinm  bis  in  eine  Pol* 
monalvene ;  eine  zweite  drang  in  das  Herz  im  Niveaa  der 
Intraventriknlarfnrche,  ungefähr  8  Ctmtr.  von  der  Hen- 
spitze. 

2)  An  der  Leiche  einer  an  Uternscarcinom  mit  üri- 
mie  verstorbenen  47  J.  alten  Frau  drang  die  erste  Nadel 
genau  zwischen  dem  rechten  Aortenrand  und  der  rechten 
Anricula  ein,  die  zweite  traf  nicht  das  Herz,  sondeni 
streifte  nur  den  rechten  Rand  des  rechten  Ventrikels. 

3)  An  der  Leiche  eines  an  Tuberkulose  mit  CsTer- 
nenbildnng  nnd  frischer  linkseitiger  Pleuritis  im  35.  L^ 
bensjahre  Gestorbenen  drang  die  erste  Nadel  mittn  in 
die  Pulmonalarterie  in  gleicher  Distanz  vom  Ursprang 
dieses  Gefasses  und  der  Reflexstelle  des  Perikardium  anf 
dieGefässe,  die  zweite  In  den  rechten  Ventrikel,  2  Ctmtr. 
von  der  Intrayentriknlarfurche,  6  Ctmtr.  von  der  Herz- 
spitze entfernt. 

4)  An  der  Leiche  eines  an  chron.  Pneumonie  im 
40.  J.  Gestorbenen  stiess  die  erste  Nadel  unmittelbar  an 
der  Reflexstelle  des  Perikardium  anf  die  Ge fasse,  ca.  5 
Ctmtr.  von  der  Ursprungsstelle  der  PulmonaUs,  die  zweite 
drang  IVs  Ctmtr.  von  letzterer  und  2  quere  Finger  von 
der  Intravcntrikularfnrche  in  den  rechten  Ventrikel. 

5)  An  der  Leiche  eines  an  akuter  Miliartuberlciilose 
im  35.  J.  gestorbenen  Individuum  drang  die  erste  Nadel, 
V/t  Ctmtr.  von  der  Pulmonalis  und  ca.  2  Ctmtr.  von  der 
Intraventriknlarfurche  entfernt,  direkt  in  das  Fleisch  des 
rechten  Ventrikels. 

Aus  diesen  Experimenten  ergiebt  sich  nach  L: 
1)  dass  im  Niveau  des  untern ,  nach  dem  Stemao 
zu  gelegenen  zweiten  Zwischenrippenraumes  eloe 
grosse  Unregelmässigkeit  in  der  Lage  der  Ober- 
flächen der  intraperikardialen  Organe,  also  auch  der 
Gegend,  wo  die  intraperikardialen  Reibnngsgerftosdie 
zu  hören  sind ,  vorherrscht.;  2)  dass  der  4.  linke 
Intercostalranm  am  Bande  des  Stemum,  stets,  auch 
bei  den  verschiedensten  Herzaffektionen ,  dem  rech- 
ten  Ventrikel  entspricht ;  hier,  sowie  an  der  Hea- 
spitze,  werden  daher  auch  die  Reibungsgerausche 
voi^ugsweise  zu  hören  sein. 

Aber  auch  beim  Vorhandensein  dieser  Oeräoscbe 
kann  die  Diagnose  der  latenten  Perikarditis  zweifel- 
haft bleiben ,  zumal  wenn  dieselben  auf  bestimmte 
Gegenden  beschränkt,  wenn  sie  rauh  sind  oder  mehr 
den  Charakter  wirklicher  Blasegeräusche  haben. 
Graves  bezeichnet  diese  Art  Geräusche  mit  dem 
Namen  „Souffles  frottements"".  Fehlt  aber  das  Hei- 
bungsgeräusch  gänzlich,  so  wird  die  Diagnose  noch 
schwerer  sein,  und  es  muss  dann  um  so  BOTgtÜ^ff^ 
nach  den  funktionellen  und  physikalischen  Symp^' 
men  geforscht  werden,  da  auch  nach  Stokes  die 
Abwesenheit  der  Reibungsgeräusche  noch  nicht  m 


IV.     Pathologie;  Therapie  n.  medicioische  Klinik. 


137 


Integrität  des  Perikardinm  schliessen  lässt;  ist  an 
der  Vorderfläche  des  Thorax  eine  weit  ausgebreitete 
Dftmpfong,  unterhalb  derScapula  an  der  Hinterfläche 
dagegen  ein  abnorm  sonorer  Schall  vorhanden ,  so 
wird  man  nach  L.  stets  ein  intraperikardiales  Exsu- 
dat diagnosticiren  können.  Nächstdem  lässt  aber 
aach  plötzlich  auftretende  Unregelmässigkeit  des 
PolseS;  ein  charakteristisches^  von  Prof.  Peter  als 
„doolenr  phränique^  bezeichnetes  Schmerzgefühl  an 
der  Basis  des  Halses,  sowie  endlich  ein  plötzlich  auf- 
tretender Temperatnrabfall  die  Vermuthung  einer 
latenten  Perikarditis  gerechtfertigt  erscheinen. 

Trotzdem  gesteht  L.  zu,  dass  von  allen  akuten 
oder  chronischen  Entzündungen  die  Perikarditis  am 
häufigsten  latent  verläuft.  Die  allgemeinen  oder 
lokalen  Bedingungen ,  welche  dieses  Latentbleiben 
begünstigen  j  sind  theils  auf  die  Natur  der  Erkran- 
koDg,  welche  die  Perikarditis  zur  Folge  hat,  theils 
anf  das  Allgemeinbefinden  des  Kr. ,  theils  auf  die 
Entzflndnngaform  des  Perikardium,  theils  auf  Com- 
plikationen  in  der  Nachbarschaft  zu  schieben.  Da- 
neben giebt  es  aber  einzelne  allgemeine  und  eine 
gewisse  Anzahl  funktioneller  Symptome,  welche  auf 
das  Perikardinm  hinweisen  und  bisweilen  die  Dia- 
gnose der  latenten  Perikarditis  erleichtem.  Zu  die- 
sen gehören  vor  Allem  die  perikardialen  Reibungs- 
gerftosche,  welche  mit  Vorliebe  an  gewissen  Stellen, 
die  man  als  Auskultationsherde  bezeichnen  könnte, 
anitreten,  und  zwar  in  erster  Linie  in  der  Nähe  der 
Herzspitze,  dann  im  linken  4.  Intercostalraume  gegen 
das  Sternnm  hin ,  endlich  in  beiden  2.  Intercostal- 
rinmen  in  der  Nähe  des  Sternnm. 

Einen  Fall  von  Perikarditis  mit  zaiilreichen 
CompUkationen  theilt  HenryThompson  (Med. 
Times.  Nov.  15.  1879)  mit. 

Eine  46  J.  alte,  aus  gesunder  Familie  stammende 
Fraa  hatte  zeitweise  über  rhenmatlBChe  Schmerzen  in  den 
Fiogergelenken  geklagt»  war  im  letzten  Jahre  abgemagert 
und  blass  geworden  und  litt  seit  2  Mon.  an  Kurzatbmig- 
keit  and  Hosten,  ohne  dass  letzterer  schmerzhaft  ge- 
wesen wäre;  seit  14 Tagen  war  Oedem  der  Untereztremi- 
tatea  aofgetretea.  Bei  der  Aufnahme  am  3.  Jan.  fand 
Th.  die  Kr.  sehr  anämisch,  gedunsen,  die  Beine  bis  zum 
Knie  geschwollen,  sonst  aber  war  nirgends  Geschwulst 
vorhanden;  kein  Bmstschmerz.  Lungenresonanz  über 
der  linken  Bmsthälfte  vermindert,  hinten  über  beiden 
Lasgenspitzen  ganz  fehlend,  nur  im  Centram  der  hintern 
Imken  ThorazhaUte  noch  erhalten.  Herzstoss  nicht  za 
fahlen,  Herztöne  schwach  und  undeutlich,  Präcordial- 
dimpfong  bis  zum  2.  linken  Zwischenrippenranm  reichend. 
Hosten  paroxysmenweise  auftretend,  Sputa  dünn,  wäs- 
serig. Jognlarvenen  varikös,  beim  Husten  anschwellend. 
Der  Harn  hatte  ein  spec.  Gewicht  von  1016  und  enthielt 
kein  Eiweiss.  —  Am  5.  Jan.  war  schwacher  Herzimpnls 
Jlber  dem  6.  Intercostalranm ,  über  dem  3.  deutliches 
systolisches  (}erSnsch  wahrnehmbar;  am  7.  waren  die 
Herztöne  über  dem  4.  Intercostalranm  kaum,  über  dem 
3.  sehr  schwach  hörbar,  ihr  Rhythmus  galoppartig  (can- 
^lBg)i  Oeränsoh  nicht  vorhanden.  Am  9.  fand  man  rechts 
gute  Resonanz,  nur  1"  breit  längs  des  Stemalrandes 
Dimpfuig,  links  absolute  Dämpfung  über  dem  3.  bis 
&•  lotercostalRinm ,  über  dem  2.  und  am  hintern  Rand 
der  Azilla  verminderte  Resonanz ;  am  18.  Dämpfung  in 
Nden  Axillargegenden  von  oben  bis  zum  4.  Intercostal- 
i^vm,  feine  Rasselgeräusche  über  dem  untern  Lungen- 

Med.  JafarM).  Bd.  192.  Hft.  2. 


läppen;  am  21.  links  weder  vom  noch  seitlich  Resonanz, 
ansser  an  der  Aussenseite  der  beiden  ersten  Intercostal- 
raume, in  der  Axilla  Dämpfung  bis  zur  Spitze.  Am  24. 
war  deutliches  Schwappen  bei  Perkussion  des  Abdomen 
bemerkbar ;  am  28.  ein  kratzender  Ton  (graziug  sound)  bei 
Systole  und  Diastole  zu  hören;  am  6.  Febr.  Reibungs- 
geränsch  in  der  Präcordialgegend ;  am  8.  Schwellung  der 
Hände  und  Arme;  am  11.  erfolgte  der  Tod.  Eiweiss 
war  nie  im  Harne  gefanden  worden. 

Sektion,  Beide  Langen  mit  den  Brnstwan düngen, 
dem  Perikardinm  und  Diaphragma  vollständig  verwachsen, 
der  Herzbeutel  sehr  vergrössert,  seine  Anssenseite  sehr 
fettreich  und  verdickt,  ebenso  seine  Visceralfläche  in 
massigem  Grade  verdickt,  das  Herz  mittels  einer  Lage 
rauhen  granulirten  Lymphgewebes  fest  mit  dem  Herz- 
beutel verwachsen.  Das  Herz  selbst  war  mit  reich- 
licher Fettlage  überzogen,  seine  Spitze  abgerundet,  der 
rechte  Ventrikel  durch  Blutcoagula  ausgedehnt,  seine 
Wandungen  verfettet ,  das  Myokardinm  in  eine  ans  zer- 
reiblichem  blassbräunlichen  Gewebe  bestehende  Lamelle 
verwandelt ;  die  Wandung  des  linken  Ventrikel  ähnlich 
gefärbt,  aber  noch  weicher  und  brüchiger  im  Gewebe. 
Die  Klappen  beider  Ventrikel  waren  ziemlich  normal,  die 
innere  Aortenmembran  zeigte  atheromatöse  Entartung. 
Die  Substanz  beider  Lungen  wesentlich  verdickt,  zähe, 
die  linken  Lappen  halb  camificfrt,  beim  Einschnitt  trat 
ans  der  glatten,  dunkelrothen  Schnittfläche  etwas  seröse 
Flüssigkeit  ans.  Dio  Leber  zeigte  die  charakteristischen 
Veränderungen  der  Muscatnnssleber,  die  Milz  war  welch, 
dem  linken  Leberlappen  adhärirend,  ihre  Kapsel  mit 
gelben ,  halb  knorpeligen  Knötchen  besetzt ;  die  Nieren 
dunkelrotb,  blutreich,  an  ihrer  Oberfläche  granulirt  und 
wesentlich  verhärtet. 

Von  Pericardiüs  tubereuloaa  beschreibt  Dr. 
Arthur  Ernest  Sansom  (Brit.  med.  Journ. 
Dec.  27.  1879)  folgenden  Fall. 

Ein  6  J.  altes  Mädchen ,  das  ansser  an  Scharlach  im 
3.  Lebensjahre  nie  ernstlich  krank  gewesen  war,  wurde 
am  27.  Juni,  an  Husten  und  allgemeiner  Mattigkeit  lei- 
dend, im  North-Eastem- Kinderhospitale  aufgenommen. 
DieUntersnchnng  ergab  vergrössertePräcordialdämpfung, 
deutliches  Reibungsgeräusch  in  der  Nähe  des  Manubrium 
sterni-,  über  der  linken  Lungenspitze  Mangel  des  Brust- 
tons und  Fehlen  der  Lungenresonanz.  Das  Kind  war  nicht 
schlecht  genährt,  das  subcutane  Fettpolster  gut  ent- 
wickelt. Die  Diagnose  lautete  auf  Perioarditis  exsudativa 
mit  Bronchopneumonie.  Die  Behandlung  bestand  in  Ein- 
reibnng  von  Ungt.  einer,  mit  Belladonnaextrakt  im  Prao- 
cordlum  und  innerlicher  Anwendung  von  Jodkalium  mit 
Natronbicarbonat.  Bis  zu  Ende  Juli  waren  alle  Symptome 
der  Perikarditis  verschwunden,  doch  blieb  ein  eigenthüm- 
licher  Torpor  bei  dem  Kinde  zurück ;  Ende  August  trat 
bei  kleinem ,  schnellem  Puls  kurzer  stossweiser  Husten 
anf,  mit  starker  Dyspnoe  (56  Athemzüge  in  der  Minute), 
zwei  Tage  später  vollständige  Dämpfung  anf  der  ganzen 
rechten  Seite,  unbestimmter  Brustton  mit  Crepitations- 
geränsch,  wobei  sich  die  betroffene  Brusthälfte  nur  un- 
vollkommen ausdehnte ;  doch  auch  diese  Symptome  eines 
pleuritischen  Exsudats  schwanden  wieder  und  es  blieben 
nur  an  einzelnen  Stellen  Zeichen  von  Bronchopneumonie 
zurück.  Am  15.  Sept.  schweres  Athraen,  neue  Ansamm- 
lung von  Flüssigkeit  in  der  Brust,  Bauch  aufgetrieben, 
Decubitus  mit  Zeichen  von  Peritonitis,  aber  kein  Ascites. 
Unter  fortdauerndem  Torpor  starb  das  Kind  am  17.  unter 
Convulsionen.  Die  während  des  Lebens  vorgenomme- 
nen Untersuchungen  des  Auges  hatten,  ausser  etwas 
BlntfüUe  der  Iris,  nur  negative  Resultate  ergeben;  dio 
Temperatur,  in  den  ersten  8  Tagen  subnormal,  hatte  sich 
später  bis  zum  22.  Jnli  auf  37.8^  0.  gesteigert,  war  dann 
wieder  zur  Norm  abgefallen,  vom  4.— 17.  Sept.  war  wie- 
der eine  nächtliche  Steigerung  von  37.8»  bis  38.7»  C. 
beobachtet  worden. 

18 


138 


IV.     Pathologie^  Therapie  n.  medicinische  Klinik. 


Bei  der  Sektion  fand  man  die  Lungen  mit  kleinen 
Tnberkelknötchen  durchsetzt,  in  der  rechten  Spitze  einen 
orangengrossen  verkästen  Knoten,  einzelne  Stellen  bron- 
chopneumonisch  verdichtet,  in  der  rechten  Pleurahöhle 
IV2  Finten  Flüssigkeit,  das  Perikardinm  stark  verdiekt, 
seine  Aussenwand  mit  Miliartaberkeln  reichlich  besetzt, 
das  Visceralblatt  glatt,  im  Herzbeutel  15  Grmm.  gelb- 
liche Flüssigkeit ;  die  Herzoberflache  mit  Lymphplatten 
bedeckt,  das  Herzfleisch  blass  n.  degenerlrt;  keine  Endo- 
karditis, die  Klappen  alle  gut  schliessend.  Leber  und 
Milz  fand  mau  tuberkulös,  in  der  Bauchhöhle  kein  Exsu- 
dat, die  Nieren  gesund.  Zwischen  den  Hirnwindungen 
zeigten  sich  auf  der  Qehirnoberfläche  hier  und  da  kleine 
Exsudatflecke ,  auf  jeder  Seite  des  Sinus  longitudinalis 
tuberkulöse  Ablagerungen,  ein  haseloussgrosser  Knoten 
auf  der  Oberfläche  des  rechten  Corpus  striatum,  das  nach 
unten  bis  in  den  Seitenventrikcl  reichte-,  derselbe  war 
leicht  zu  eoucleiren  und  zeigte  sich  beim  Durchschnitt  als 
verkäster  Tuberkel.  Im  Ventrikel  ziemlich  viel  Flüssig- 
keit, um  die  FossaSylvii  zahlreiche  graue  Miliartuberkeln 
zerstreut. 

Richard   (Rec.  de  m^m.  de  m^d.  etc.  milit. 

3.  S.   XXXVL  p.  97.  Mars  — Avril  1880)  theilt 

ebenfalls  2  Fälle  von  Pericarditis  tuberculosa  mit. 

Der  erste  Fall  betraf  einen  23  J.  alten  Soldaten,  bei 
dem  nach  Wechselfleber  mit  quotidianem  Typus  hoch- 
gradige Anämie  zurückgeblieben  war.  Am  15«  Nov.  1878 
trat  wieder  Frost  mit  nachfolgendem  Fieber  und  Dyspnoe, 
kleinem,  unregelmassigem  Puls  auf.  Es  wurde  ein  be- 
deutendes perikardiales  Exsudat  nachgewiesen  mit  Däm- 
pfung, 2  Ctmtr.  nach  aussen  vom  rechten  Stemalrand 
bis  zum  obem  Band  der  2.  Rippe  sich  erstreckend  und 
die  linke  Axillarlinie  um  2  Ctmtr.  überschreitend,  kein 
Herzstoss  fühlbar,  Herztöne  schwach,  wie  aus  der  Ferne 
zu  hören.  Vesikator  auf  die  Pericordialgegend  und  Digi- 
talis, sowie  starker  Kaffee  blieben  ohne  Wirkung.  Am 
27.  leichtes  Blasegeräusch  und  matter  Ton  hinten  unten 
an  der  linken  Brusthälfte.  Athembewegnng  des  Brust- 
korbes noch  vorhanden,  kein  Seitenstechen,  leichter 
Husten  ohne  Auswurf,  Temp.  88<>  C. ,  mit  geringen 
Schwankungen.  Pat.  will  nie  vorher  an  Husten  gelitten 
haben,  hereditäre  Verhältnisse  günstig.  Man  diagnosti- 
cirte  Compression  des  linken  untern  Lungenlappens  durch 
das  ausgedehnte  Perikardinm.  Während  der  nächsten 
4  Wochen  trat  keine  Veränderung  in  der  Dyspnoe  ein, 
der  Puls  war  klein ,  unregelmässig ,  oft  unzählbar ,  der 
Herzstoss  nicht  fühlbar,  die  Periliardialwölbung  stark 
markirt;  Anfang  Dec.  stellten  sich  schleimig  -  eitrige 
Sputa  ein,  aber  ohne  Beimischung  von  Blut.  Milz- 
dämpfung war  nicht  vorhanden.  Die  Auskultation  ergab 
an  den  Lungenspitzen  puerile  Respiration,  ohne  Rhonchi. 
Dabei  war  der  Appetit  gut,  die  Zunge  roth  und  feucht, 
Diarrhöe  war  nicht  vorhanden,  der  dunkle  Harn  enthielt 
kein  Eiweiss  und  hatte  1021  spec.  Gewicht.  In  den 
letzten  Tagen  des  Jahres  konnte  Pat.  zeitweilig  das  Bett 
verlassen.  Am  3.  Januar  1879  trat  plötzlich  ein  heftiger 
Schmerz  in  der  rechten  Wade  auf,  Unterschenkel  und 
Fuss  schwollen  ödematös  an  und  man  constatirte  eine 
Thrombose  der  Anfangsstränge  der  V.  saphena  interna. 
Am  5.  war  die  Dyspnoe  so  gesteigert,  dass  Pat.  im  Bett 
nur  sitzen  konnte.  Puls  nicht  zu  fühlen,  Herzgeränsch 
nicht  zu  hören,  Dämpfung  bis  zur  ersten  Rippe  aufstei- 
gend, seitlich  4  Ctmtr.  nach  aussen  vom  rechten  Stemal- 
rand bis  zum  3.  Intercostalraum  reichend  und  die  linke 
Axillarlinie  um  5  Ctmtr.  überschreitend,  nach  unten  be- 
grenzt durch  eine  massig  schräge,  die  Mamillarlinie 
7  Ctmtr.  unterhalb  der  linken  Brustwarze  kreuzende 
Linie;  rechter  Unterschenkel  und  Fuss  noch  geschwollen, 
aber  weniger  schmerzhaft,  Oedem  am  linken  Knöchel. 
Pat.  war  sehr  matt,  schlafsüchtig,  erwachte  aber  sofort, 
wenn  der  Kopf  beim  Einschlafen  nach  der  Brust  herab- 
sank. Am  8.  beginnender  Ascites,  vermehrtes  Oedem 
am  linken  Knöchel,  Urin  sehr  spärlich,  hoch  gef^bt, 
beim  Erkalten    stark   sedimentirend ,    weder  Albumin, 


noch  Cylinder  enthaltend,  spec.  Gew.  1029.  In  den  fol- 
genden Tagen  zunehmendes  Anasarka  der  untern  Extre- 
mitäten, Ascites  bis  zum  Nabel  gestiegen,  trotzdem  keine 
vermehrte  Orthopnoe.  Am  15.  Venenthrombose  am  lio- 
ken  Arm  und  rechten  Schenkel  von  grossem  Umfange 
und  schmerzhaft ;  schweres  Athmen,  einzelne  Blntstreifei 
im  Auswurf.  Auch  die  zweite  Hälfte  des  Januar  verlief 
ohne  wesentliche  Aenderang  der  Symptome;  Anfaog 
Februar  aber  trat  vollkommene  Asystolie  auf  und  am  7. 
erfolgte  der  Tod,  am  85.  Tage  nach  Auftreten  der  Peri- 
karditis. 

Sektion.  Bei  Oeffnung  der  Bauchhöhle  flössen  iUia 
citronengelbe  Flüssigkeit  ab.  Mnscatnussleber ,  1676 
Qrmm.  schwer,  Bfilz  normal,  Nieren  klein,  congestioniit. 
Bei  Oeffiaung  des  Thorax  fand  sich  eine  die  BrnsUiSlde 
zum  grossen  Theil  ausfüllende,  durch  das  enorm  aoage* 
dehnte  Perikardinm  gebildete  eiförmige  Geschwulst,  im 
Qnerdurchschnitt  26,  im  kleinen  Durchschnitt  20,  im  Um- 
fang des  grossen  Durchmessers  G6,  des  kleinen  56  Ctmtr. 
messend.  Aeusserer  Ueberzug  des  Perikardium,  beua- 
ders  in  der  Höhe  des  rechten  N.  phrenicus,  getöthet, 
gefässreich,  mit  grauen,  tuberkulösen  Qranulationen  über- 
säet, wie  auch  das  (ausserdem  serös  infiltrirte)  ZeUgewebe 
des  Mediastinum.  Linke  Lunge  klein,  crepitirend  oad 
lufthaltig  im  obem  Lappen;  der  untere  camifloirt,  er- 
weicht, nicht  lufthaltig,  ütelektatisch,  weder  Lunge,  aoek 
Pleura  enthielten  Tuberkel.  Bechte  Lunge  der  Pleon 
parietalis  adhärent,  mit  fibrinösen  Pseudomembranen  be- 
deckt, Gewebe  hyperämisch  und  in  massiger  Menge  graae, 
harte,  für  Gesicht  und  Gefühl  wahrnehmbare  Gnaala- 
tionen  enthaltend.  Die  rechte  Pleura  zeigte  auf  ihrer 
Oberfläche  Tuberkel  in  grosser  Anzahl,  und  zwar  haapt- 
sächlich  da,  wo  die  Pleura  mit  dem  Perikardium  verboa- 
den  ist;  dasselbe  wurde  an  der  Uebergangsstelle  der 
Mediastinalpleura  auf  das  Zwerchfell  bemerkt.  Das  Ge- 
sammtgewieht  der  Brusteingeweide  betrug  3.0S6  KiKi. 
Nach  Punktion  des  Perikardium  flössen  2.800  Liter  efawr 
bräunlichen,  trüben  Flüssigkeit  ab.  Am  Herzen  sassea 
aussen  fibröse  Excrescenzen  auf  den  Ventrikeln  atalakti- 
tenartig  oder  Eiszapfen  ähnlich,  welche  durcheohnittlidi 
3  Ctmtr.  lang  waren,  in  sehr  feinen  Spitzen  endigten  aad 
gelb  gefärbt  erschienen.  Aehnlich  verhielt  sich  das 
Visceralblatt  des  Perikardium,  ebenso  war  dessen  oben 
Wölbung  fibrinös  durchsetzt,  glatt  an  ihrer  Innenflaehe 
und  ähnlich  der  innem  arterieUen  Gefässfläehe  von  glia- 
zendemBefiex,  dabei  gelblich  geßrbt,  mit  ekchymotisebea 
Flecken  durchsetzt,  und  ausserdem  mit  einer  Anzahl 
weisslicher,  opaker  Miliartuberkel  und  zwei  rundlidieB, 
graulich  gefärbten  tiefen  tuberkulösen  Geschwüren,  voa 
der  Grösse  eines  5  Centimesstückes  besetzt.  Aussödem 
war  das  Perikardium  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  fibri- 
nös durchsetzt,  5  Mmtr.  dick,  und  ähnelte  seiner  Ooa- 
sistenz,  wie  seiner  gelblichen  Farbe  nach  der  Aorta  eiaes 
grösseren  Thieres,  z.  B.  eines  Ochsen.  Die  InnenflSehe 
war  mit  weissen,  confinirenden  Granulationen  bedediii 
neben  der  Herzspitze  bis  auf  4  Mmtr.  verdickt;  maa 
konnte  deutlich  drei  Lagen,  eine  superflcielle,  eine  tiefe, 
weissliche  und  eine  intermediäre  speckige  nnterscfaeidea. 
—  Herz  klein,  wie  atrophirt,  seine  Muskelsubstanz  gelb- 
lich verfärbt,  Myokardium  und  Endokardinm  gemd, 
nicht  tuberkulös  granulirt ;  das  subseröse  Fettgewebe  e^ 
halten,  theilweise  mit  kömiger  Proliferation,  hier  und  da 
auch  mit  im  Verkäsen  begriffenen  tuberkulösen  Granula- 
tionen durchsetzt.  Das  Visceralblatt  des  Perikardium  zeigte 
Granulationen  Jeder  Entwicklungsstufe,  meist  mit  der 
Tendenz  zur  Verkäsung;  in  den  Zwisehenrftumen  der 
GranulaÜonen  zeigten  sich  die  Bindegewebszellen  im  an- 
stände kömiger  Proliferation.  Das  Parietalblatt  des  Peri- 
kardium zeigte  analoge  Veränderungen,  doeh  beechiänktea 
sich  dieselben  auf  dessen  innerste  Gewebslage,  wäkread 
sonst  seine  Faserbfindel  parallel,  und  zwar  nicht  wdlea- 
förmig,  sondern  gradlinig  an  der  Oberfläche  yeriieftfi 
woraus  hervorgeht,  dass  das  Perikardinm  während  dei 
Lebens  lange  Zeit  hindurch  eine  bedeutende  SpamniBf 
und  Ausdehnung  erlitten  hab^  mnss«    Die  daas^ihe  be- 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  mfidicinisohe  Eliiiik. 


139 


deekendepBeodomembran  variirte  in  ihrer  Bescbaifenheit, 
je  oaehdem  sie  von  der  Tnberkalisirnng  bereits  ei^iffen 
war,  oder  niobt.  Im  letztem  Falle  bestand  sie  ans  einer 
oberflaehliehen  aus  granulirtem  Faserstoff  gebildeten  Lage, 
über  weieher  eine  zweite  ans  embryonalem  Gewebe,  6e- 
w^tzeOen  und  Blntcapillaren  bestehende  Sohioht  sich  aus- 
breitete ;  an  andern  Stellen  bestand  die  Pseudomembran 
ans  einer  festen  Sehicht  nicht  mehr  embryonaler,  sondern 
ToMstandig  verkäster  Granulationen. 

Die  Exsudatflüssigkeit  enthielt  keinen  Faserstoff, 
I  aber  Eiweiss  in  grosser  Menge,  zahlreiche  rothe  Blut- 
:  kn^elchen,  theil weise  in  ihrer  Form  erhalten,  zum  Theil 
gezackt,  oder  auch  ihres  Inhalts  baar,  als  blasses,  kaum 
wahrnehmbares.  Stroma  sich  darstellend;  femer  eine 
grosse  Anzahl  Leukocythen  mit  2 — 3  Kernen  und  feinen 
Fetttröpfchen.  Feine  Leberschnitte  Hessen  Compression 
der  Licbertrabekel ,  Erweiterung  der  Centralveno  der 
Acini  mit  strahlenförmigen  Capillaren  im  Gentrum  der- 
selben, nebst  Infiltration  der  am  meisten  nach  aussen 
liegenden  Leberzellen  mit  dicken  Oeltröpfchen,  und  ausser- 
dem einzelne  zerstreute  embryonale  Tuberkelgranulatio- 
aen,  thells  im  intralobularen  Bindegewebe,  theils  mehr 
der  Aussenseite  der  Acini,  erkennen. 


Der  2,  Fall  betrifft  einen  28  J.  alten  Maroccaner  von 
kraftiger  Constitution,  der  früher  nie  krank  gewesen  war 
und  trotz  in  Folge  von  Erkältung  entstandenem  Fieber 
mit  Oppression  sieh  fortwährend  den  Witternngseinflüssen 
aoasetzte.    Bei  seiner  Aufnahme  am  12.  Febr.  fand  man 
ersehwerte  Bespiration,  kurzen,  trockenen  Husten,  klei- 
aen,  frequenten,  aber  regelmässigen  Puls  (108  Schlage 
In  der  Hin.),  etwas  Rhonchus  sibilans.    Die  Präcordial- 
dämpfnng  erstreckte  sich  bis  4  Ctmtr.  nach  rechts  vom 
Sternalrand  in  der  Höhe  der  4.  Rippe  und  12  Ctmtr.  nach 
anssen  vom  linken  Sternalrand  in  der  Höbe  des  untern 
Bandes  der  4.  Rippe.    Die  DämpAingsfigur  war  fächer* 
artig,  mit  der  untern  Spitze  10  Ctmtr.  unterhalb  der  lin- 
ken Brustwarze  gelegen ,  am  rechten  Rand  18,  am  lin- 
ken 9  Ctmtr.  messend,  die  obere  Grenze  bis  über  die 
2.  Hippe  hinansreichend ;  bedeutende  Yorwölbung,  Herz- 
sehlag  weder  bei  sitzender,  noch  liegender  Stellung  wahr- 
aehmbar,  die  Herztöne  daroh  starkes  perikardiales  Rei- 
bimgvgeränsch  verdeckt.  Es  wurden  Vesikatore  u.  Tinct. 
digitalis  verordnet.    Am  16.  reichte  die  Dämpfung  bis 
zur  Axinarllnie,  dasReibungsgeräusch  war  woniger  stark, 
Sespirattonsgeränsoh  Jenseits  der  Dämpfungsgrenzen  über- 
all lidrbar,  links  mit  leichtem  Blasegeräusch  verbunden. 
Am  18.  heisse  Haut,  starke  Dyspnoe,  viel  Husten  wäh- 
rend der  Naeht  mit  reiohliehem ,  schaumigem ,  ungefärbtem 
Aoswoif;  disseminirter  Rhonchus  sibilans  über  der  gan- 
zen Brust  hörbar,  Herssymptome  unverändert,  Puls  klein, 
UBiegelmässIg.    Es  wurde  Queokenanfguss  mit  Nitram 
verordnet.    Am  19.  und  20.  reichliche  Urinabsonderang, 
Athmen  freier.  Puls  wieder  regelmässig,  Herzstoss  noch 
nicht  sn  fühlen.    Die  Ausdehnung  der  Dämpfnng  war 
wesentlieh  kleiner,  sie  reichte  nicht  über  das  Sternum 
hinaus,  die  obere  Grenzewarum  8  Ctmtr.  niedriger,  ebenso 
nach  anssen  und  unten,  dagegen  das  Reibnngsge  rausch 
stärker,  aber  nur  an  einer  einzigen  gegen  die  Basis  hin 
finics  vom  Stemum  gelegenen  Stelle  hörbar ;  an  der  Herz- 
basis ideder  unbestimmte  Geräusche,  am  nächsten  Tage 
als  swei  Geräusche  deutlich  untersoheidbar  zu  hören. 
Dagegen  war  die  Temperatur  auf  89.4 — 39.6<>  gestiegen, 
anch  der  Rhonohus  sibilans  in    beiden  Lungenhälften 
stärker   und   reichliehe   schaumige  Expektoration  vor- 
handen.   Am  28.  neue  Zunahme  der  Dämpfung,  Puls 
äusserst  klein  und  unregelmässig,  Reibungsgeräusoh  nicht 
vorlianden,  Dyspnoe  nicht  beträ<ditlioh,  wohl  aber  grosse 
Prostaitlon.  AehnUche  Schwankungen  auch  in  den  näch- 
sten Tagen.  Anfang  März  Herzgeräusche  kaum  zu  hören, 
Tom  5.  bis  12.  wesentliche  Verschlimmerang  der  allge- 
mefaien  wie  der  lokalen  Erscheinungen,  Puls  kaum  zu 
fühlen,  groBse  Dyspnoe  (86  Athemafige  in  der  Min.)  unter 
starker  Anstrengnng  der  Inspirationsmuskeln ;  kein  Herz- 
geiänseli  xa  kören,  enorme  Erweiterung  der  Dämpfüngs- 


grenzen  bis  zu  33  Ctmtr.  nach  links,  während  sie  vertikal 
nach  vom  14,  in  der  Achselgrube  12,  noch  mehr  nach 
hinten  11  Ctmtr.  weit   sich  ausbreitete;   kein  Athem- 
geräusch  zu  hören,  keine  Thorazschwingungen  zu  sehen, 
im  übrigen  Brusttheil  nur  sonores  Rasseln.    Unter  diesen 
Umständen  wurde  am  IS,  die  Punktion  mittels  des  Po^asV- 
schen  Ädtpitator  im  4.  Intercostalraum,  5V'a  Ctmtr.  nach 
aussen  vom  linken  Stemalrande  gemacht  und  1180  Grmm. 
einer  stark  röthlich-braun  gefärbten  Flüssigkeit  entfernt, 
wobei  kein  Anschlagen  der  Herzspitze  an  die  Kanüle  be- 
merkt wurde.    Die  Flüssigkeit  setzte  nach  dem  Erkalten 
zwar  kein  Fibrincoagulum,  wohl  aber  eine  dicke,  lebhaft 
rothe,  aus  Blutkörperchen  gebildete  Lage  ab,  welche  ca. 
Vso  der  Flüssigkeitshöhe  betrug.  Die  Flüssigkeit  schäumte 
stark  beim  Umschütteln,  hatte  ein  speo.  Gew.  von  1030, 
beim  Kochen  bildete  sich  eine  so  consistente  grauliche 
Masse,  dass  man  das  Reagensglas  umkehren  konnte,  ohne 
dass  etwas  herauslief.    Die  Masse  bestand  zunächst  vor- 
wiegend aus  rothen,  verschieden  grossen,  zum  Theil  in 
ihrer  Form  veränderten  und  gezahnten  Blutkügelchen, 
während  weisse  nur  in  geringer  Menge  (1 :  400  rothe) 
vorhanden  waren,  die  in  ihrem  Innern  1—2  Kerne  und 
Fettkügelchen  zeigten.  —  In  den  nächsten  Tagen  war 
wesentliche  Besserang  des  Allgemeinbefindens  eingetre- 
ten, der  Ascites  war  ganz,  das  Oedem  der  Füsse  und  des 
subcutanen  Zellgewebes  der  Unterschenkel  fast  ganz  ge- 
schwunden ;  auch  der  Perikardialergnss  schien  nicht  zu- 
genommen zuhaben,  man  hörte  deutlich  die  Herzgeräusche 
und  nur  sehr  schwaches  Reibungsgeräusch.    Da  aber  in 
den  nächsten  Tagen  ein  vorher  nicht  gehörtes  leichtes 
Blasegeräusch  an  der  hintern  linken  Lungenbasis  auftrat, 
die  Dämpfung  bis  zur  Spitze  des  Schulterblatts  aufgestie- 
gen,  auch  hier  keine  Thorazvibrationen  zu  bemerken 
waren ,  so  schloss  man  anf  einen  Erguss  in  den  Pleura- 
sack und  es  lag  die  Vermuthung  nahe,  dass  letzterer  bei 
der  Operation  angestochen  worden  sei  u.  die  perikardiale 
Flüssigkeit  durch  diese  Oeffnung  in  den  Pleurasack  über- 
gesickert sei.    Es  wurde  daher  am  24.  eine  nochmalige 
Punktion  hinter  dem  Vorderrand  des  grossen  Dorsal- 
muskels im  7.  Intercostalraum  gemacht  und  1200  Grmm. 
einer  gelblichen  sohillernden  Flüssigkeit  adspirirt,  welche 
nach  dem  Erkalten  die  gleiche  Beschaffenheit  wie  die 
zuerst  entleerte  zeigte.    In  den  nächsten  Tagen  wesent- 
liche Besserang.     Vom  1.  April  ab  zeigten  sich  jedoch 
kleine  Blutstreifen  im  Auswurf,   das  Athmungsgeräusch 
war  zwar  über  beiden  Lungen  zu  hören,  aber  rauh  und 
mit  sonorem  Rasseln  vermischt,  die  Herzdämpfung  nahm 
wieder  zu,  obwohl  beide  Herztöne  zu  hören  waren.  Epi- 
gastrinm  aufgetrieben,  gegen  Druck  empfindlich,  gleich- 
zeitig eine  schmerzhafte  Empfindung  hinter  dem  Sternum 
beim  Verschlucken  fester  Nahrang;  noch  kein  Ascites, 
aber  leichtes  Oedem,  welches  vom  4.  ab  zunahm,  wäh- 
rend das  Athmen  wieder  immer  beschwerlicher,  der  Puls 
kleiner  wurde.    Die  Herzdämpfnng  stieg  wieder  bis  zum 
Obern  Rand  der  2.  Rippe  mit  einem  Yertikaldurchmesser 
von  12V2  Ctmtr.,  während  sie  nach  rechts  bis  4  Ctmtr. 
nach  aussen  vom  Stemalrande,  im  3.  und  4.  Intercostal- 
raume,  nach  links  4  Ctmtr.  nach  aussen  von  der  Brust- 
warze sich  verbreitete.    Trotz  dieser  enormen  Exsudat- 
ansammlung hörte  man  aber  doch,  wenn  auch  schwach, 
beide  Herztöne  sowohl  an  der  Basis  wie  an  der  Spitze, 
was  die  Räthlichkeit  einer  nochmaligen  Panktion  zweifel- 
haft erscheinen  Hess,  da  bei  der  wahrscheinlichen  Ver- 
wachsung zwischen  Herz  u.  Thoraxwand  eine  Verletzung 
des  erstem  leicht  möglich  war.  Die  Sputa  blieben  blutig, 
die  Quantität  des  gelassenen  Urins  wurde  sehr  gering  und 
unter  Zunahme  der  Athemnoth  und  eintretender  vollstän- 
diger Asystolie  starb  Pat.  am  11.  April,  71  Tage  nach 
Beginn  der  Perikarditis. 

Sektion,  In  der  Bauchhöhle  ca.  2  Liter  Serum,  Bauch- 
eingeweide gesund,  nur  an  einzelnen  Punkten  auf  der 
Serosa  Grappen  grauer  Granulationen ;  Leber  gross,  von 
Weinhefenfarbe,  auch  auf  ihren  Oberflächen  ähnliche 
Granulationen,  ebenso  links  vom  Ligamentum  falciforme 
auf  dem  Zwerchfellperitonäum  auf  der  nach  dem  Perikar« 


140 


IV.    Patholo^ey  Therapie  n.  medieiniflche  Klinik. 


dium  zu  gelegenen  Seite  Gruppen  confluirender  Granula- 
tionen, sowie  mehr  vereinzelt  an  andern  Stellen  desselben. 
Milz  yergi-össert,  bläulich  gefärbt,  ihre  Oberfläche  eben- 
falls mit  Granulationen  übersät,  in  ihrem  Parencbym,  wie 
aueh  in  dem  der  Leber  mit  blossem  Auge  keine  Tuberkel 
wahrzunehmen.  Bei  Eröffnung  des  Thorax  wurde  ein 
umfänglicher,  fluktuirender  Sack  (das  enorm  ausgedehnte 
Perikardium)  blossgelegt,  welcher  den  ganzen  vordem 
Theil  der  Brusthöhle  vom  Zwerchfell  bis  zum  untern  Band 
der  1.  Rippe  einnahm  und  in  dessen  Innern  man  bei 
leichtem  Druck  einen  harten  Gegenstand,  das  Herz, 
fühlte.  Das  zwischen  Perikardium  und  Sternum  gelegene 
l^ellgewebe  war  zwar  nicht  indurirt,  enthielt  aber  eine 
traubenartige  Anhäufung  von  weisslichen  Miliargranula- 
tionen,  welche,  längs  einer  Arterie  gruppirt,  nicht  weit 
von  der  Medianlinie  aufsassen.  Der  obere  Theil  des 
Perikardium  war  von  einer  compakten  Masse  geschwol- 
lener, umfänglicher,  augenscheinlich  tuberkulöser  Knoten 
besetzt,  welche  die  Ursprungsstelle  der  grossen  Gefässe 
umgab ;  andere,  ebenfalls  sehr  umfängliche  Knoten,  welche 
am  Perikardium,  wo  letzteres  sich  zum  Diaphragma  um- 
beugt, aufsassen  und  während  des  Lebens  jedenfalls  die 
epigastrischen  Schmerzen  veranlasst  hatten,  waren  eben- 
falls mit  Tnberkelmasse  erfüllt  und  theilweise  verkäst. 
Aehnliche  Miliargranulationen  auf  Pleura  parietalis  und 
visceralis,  namentlich  links,  wo  letztere  auf  das  Peri- 
kardium übertreten.  Die  Pleura  pericardii  war  rechts  mit 
der  Lunge ,  links  mit  der  Pleura  parietalis  verwachsen, 
und  zwar  vom  5.  bis  10.  Intercostalraum,  vom  rechten 
Stemalrande  ab  bis  zu  einer  schräg  von  der  linken  Brust- 
warze zum  Yorderrand  des  M.  dorsalis  major  an  der 
11.  Rippe  gezogenen  Linie.  Aus  dem  Herzbeutel  wur- 
den noch  2100  Grmm.  einer  braunen,  dicklichen,  fast 
öligen  Flüssigkeit  entleert.  Das  Herz  erschien  von  zotten- 
und  stalaktitenartigen  Faserstofflagen  bedeckt  und  sehr 
vergrössert,  die  ganze  Vorhofsgegend  mit  der  entsprechen- 
den Perikardialfläche  durch  feste  Fibrinadhäsionen  ver- 
wachsen. Das  Parietalblatt  des  Perikardium  war  an  sei- 
ner Innenfläche  ebenfsüls  mit  einem  fibrinösen  Ueberzug 
bekleidet,  nur  eine  handbreite  Stelle  desselben  war  frei 
davon  und  an  ihrer  Oberfläche  so  glatt  wie  die  der  innem 
Arterienwandungen ;  inmitten  dieser  glatten  Stelle  befand 
sich  ein  tuberkulöses,  mit  erhabenen  Rändern  versehenes 
erbsengrosses  Geschwür.  Das  Parietalblatt  des  Perikar- 
dium war  8  Mmtr.  dick  und  hatte  eine  feste  elastische 
Consistenz.  Ein  Einschnitt  in  das  Perikardium  an  der 
Stelle,  wo  es  den  vordem  Rand  des  Diaphragma  berührt, 
drang  neben  einer  dicken  käsigen  Masse  in  die  Muskel- 
bnndel  des  letztern,  welche  ebenfalls  mit  Stecknadelkopf- 
grossen  weisslichen  Granulationen  durchsetzt  waren.  Das 
Herz  wog  mit  dem  entleerten  Perikardiom  1760  Grmm., 
das  Herz  allein  nach  Entleerung  der  Blutcoagula  680 
Grmm.,  also,  da  ein  gesundes  Herz  im  Mittel  280  Grmm. 
scbwer  ist,  400  Grmm.  zu  viel ;  der  linke  Ventrikel  war 
3,  der  rechte  2,  die  Vorhöfe  1  Ctmtr.  dick.  Die  grossen 
GefäsBstämme  an  ihrer  Austrittsstelle  in  Ezsudatmassen 
eingebettet,  welche  um  die  Aorta  in  einer  Ausdehnung 
von  6  Ctmtr.  eine  weite,  nicht  adhärente  Schale  bildeten. 
In  beiden  Pleurahöhlen  nur  geringe  Mengen  Flüssigkeit, 
linke  Lunge  hinten  und  seitlich  am  Perikardium  adhärent, 
eine  nach  vom  und  unten  liegende  Schicht  ihres  obeni 
Lappens  atelektatisch  und  zwischen  Costalwand  und  Peri- 
kardialsack  eingeklemmt,  der  übrige  Theil  der  Lungen 
emphysematös  und  sowohl  oberflächlich  als  in  der  Tiefe 
eine  grosse  Anzahl  Miliargranulationen  enthaltend.  Nie- 
ren klein,  nur  Spuren  von  Granulationen  enthaltend,  sonst 
gesund. 

Dr.  0.  Hindenlang  (Deutsches  Arch.  f.  klin. 
Med.  XXIV.  4  u.  5.  p.  452.  1879)  iheilt  2  Fälle 
mit,  in  denen  die  Paracentese  des  Perikardium  aas- 
geführt wurde. 

Der  1.  Fall  betrifft  einen  20  J.  alten  Kr.,  welcher 
nach  kaltem  Trunk  bei  erhitztem  Körper  Bauchgrimmen 
und  Durchfall,   später  Schüttelfrost  mit  nachfolgender 


Hitze  und  Sohweiss  bekam  und  14  Tage  spater  Anschwel- 
lung der  Ffisse  und  Ascites  mit  zunehmender  Dyspnde, 
wozu  sich  bald  starker  Hustenreiz  und  profttser  Auswurf 
gesellten.  Bei  der  Aufnahme  (am  26.  Oct.)  zeigte  sicii 
die  Gesichtsfarbe  leicht  cyanotisch,  Lippen  und  Nigd 
bläulich  gefärbt;  an  der  Innenfläehe  der  Obersehenkd 
und  an  den  Malleolen  starkes  Oedem,  Halsyenen  nicht 
stark  überfüllt,  nur  Jngularis  ext  sichtbar,  mehr  au- 
gedehnt,  bei  der  Inspiration  kleiner  werdend.  Der  Hen- 
stoss  war  weder  sichtbar,  noch  fühlbar,  die  Bespiratioo 
äusserst  beschleunigt  (58  Athemzüge  in  der  Minute),  ortiio- 
pnoisch,  vorwiegend  costal ;  der  sehr  beschleunigte  Pub 
(124  Schläge  in  der  Minute)  war  unregelmässig,  aussetsesd, 
namentiich  bei  jeder  Inspiration.  Der  Unterleib  warge^ 
spannt,  das  Epigastrinm  gegen  Druck  empflndlieh,  Fluk- 
tuation aber  nirgends  nachweisbar.  Die  Perkussion  ogA 
an  den  Lungenspitzen  hellen  Schall ,  über  dem  ganzea 
Sternum  absolute  Dämpfung,  die,  nach  unten  breiter  wer- 
dend, links  bis  zur  Mamillariinie,  rechts  in  der  Höhe  der 
Mamilla  bis  zur  vordem  Azillarlinie  sich  erstreckte,  rechte 
vorn  in  die  Leberdämpfung  überging ;  über  der  Symphyse 
und  in  der  linken  Lumbargegend  hell  tympanitischer 
Schall,  halbmondförmiger  Baum  ziemlich  gross.  HerztSne 
schwach,  kaum  hörbar,  aber  rein,  2.  Pulmonalton  etwas 
lauter,  nirgends  perikardiales  Beiben.  Athmnngsgeräiueh 
rechts  vom  rauh  vesikular,  unten  und  nach  dem  Stemu 
bin  abgeschwächt,  kein  Baseein,  Ijnks  scharfer,  in  to 
Gegend  des  zungenförmigen  Lappens  feinblasiges  BasselB 
trotz  absoluter  Dämpfung.  Hinten  oben  begann  die  DiiD- 
pfung  rechts  an  der  9.,  links  an  der  11.  Bippe,  Stimn- 
fremitus  hinten  rechts  abgeschwächt;  Athemger&ouk 
vesikular,  nur  rechts  unten  schwaches  Bronchialathmen, 
links  verschärftes  Athmen,  links  unten  feinblasiges  Bas- 
sein. 

In  den  nächsten  Tagen  Zunahme  der  Dyspnoe ,  bei- 
derseits Basselgeräusche ,  Temp.  37. 8^  Puls  184,  paii- 
dox,  pleuritisches  Beiben  beim  Exspirium.  Am  28.  Oet 
wiederholte  vergebliche  Versuche,  das  Perikardialezsodat 
mittels  D<6t«^o^'«Hohb[iadelapparat  zu  entfernen;  jedes- 
mal fühlte  man  die  Spitze  an  einen  rauhen  Gegenstand, 
der  sich  an  ihr  bewegte,  anstossen.  Am  nächsten  Mozgea 
Wiederholung  der  Punktion  mit  einem  feinen,  1.5  Motr. 
dicken  Trokar  bei  Chloroformnarkose.  Es  wurden  300 
Grmm.  dunkebrother,  dünner  Flüssigkeit,  welche  viel  Ei- 
weiss  und  wenig  Fibrinflooken  enthielt,  adspirirt;  aoek 
diessmal  wurde  das  kratzende  Anstreifen  des  Herzens  ai 
das  Ende  der  Kanüle  gespürt.  Nach  der  Operation  Flanell- 
drackverband ,  Eisblase.  Nach  der  Punktion  fühlte  sieh 
Pat.  wesentlich  erleichtert,  der  Puls  war  kräftig  u.  faiter- 
mittirte  nicht  mehr,  die  Qyaaose  und  die  Anabreitong  der 
Dämpfung  hatten  abgenommen ,  man  sah  diffhses  systo- 
lisches Heben  in  der  Herzgegend.  Die  Haramenge  nahm 
zu.  Trotz  Anwendung  von  Pilocarpin,  *Ck)palvbaIsaiB, 
salicyls.  Natron ,  Digitalis  und  andern  Mitteln  versehlim- 
merte  sich  in  den  nächsten  4  Wochen  der  Zustand  wie- 
der so ,  dass  am  11.  Dee.  nochmals  die  Punktion  taag^ 
führt  werden  musste ,  wobei  der  Trokar  nur  schwer  ?o^ 
wärts  geschoben  werden  konnte ,  als  wenn  er  eine  dieke 
Membran  zu  durchdringen  hätte ;  auch  die  HenbewegsB- 
gen  waren  an  der  Kanüle  wieder  deutlich  zu  fühlen.  Naeli 
langsamer  Adspbration  von  100  Cctmtr.  Flüssigkeit  nak- 
men  die  Intermissionen  des  Pulses  ab ,  nach  Adspiratioa 
von  weitern  500  Cctmtr.  wurde  der  Puls  gleichmässiger, 
nur  kleiner  bei  der  Inspiration ,  jedesmal  nach  der  Is- 
spüration  um  so  stärker ;  die  Herztöne  waren  auch  wih- 
rend  der  Inspiration  regelmässig  zu  hören ,  laut  und  reia, 
der  2.  verstärkt,  Beibungsgeränseh  war  nicht  hörbar;  der 
Herzstoss  wurde  nicht  sichtbar  oder  fühlbar.  An  den 
Halsvenen  war  Pulsation  in  Form  eines  Erzittems  neben 
ezspiratorischer  Schwellung  der  Jugularis  ext.  wahniehn- 
bar ,  die  zitternden  Bewegungen  der  Jug.  interna  warea 
dicrot.  Die  klare,  gelblich-grünliehe  Flüsslfl^eit  enOielt 
Fetttröpfchen,  Körnchen,  Zellen,  weisse  verfottendeBlit- 
körperchen ,  die  rothen  theilweise  mit  langen  AiuBb>^ 
lungen ,  theilweise  in  Morgenstemform ,  ausBeidem  selioi' 


IV.    Pathologie,  Therapie  a.  medicmische  Eliiük« 


141 


Ijge  PigmentmABsen  mit  zahlreidh  elBgelagerten  Fett- 
körnchen. —  Aach  diesamal  folgte  grosse  Erleichterong ; 
Dyspnoe  nnd  Gyanose ,  Hasten  und  Auswarf  wurden  ge- 
ringer ,  das  Oedem  der  Fasse  nahm  ab ,  die  Lebergrenze 
rnekte  wesentlich  nach  oben ,  die  Hammenge  nahm  be- 
deutend zn.  Später  nahm  die  Dämpfung  über  dem  Ster- 
nom  stetig  ab,  deatliohes  Heben  in  der  Herzgegend  wurde 
bemerkbar.  Aber  anch  diese  Besserung  war  nur  eine 
Torfibergehende,  obwohl  Fat.  bis  Ende  Februar  des  fol- 
genden Jahres  Tollständig  fieberfrei  blieb  nnd  auch  einige 
Stunden  aosser  Bett  sein  konnte.  Von  da  ab  erschienen 
wieder  leichte  abendliche  Temperatursteigerungen ,  zeit- 
weilig zeigte  sich  Oedem ,  Dyspnoe  und  Qyanose ,  später 
Sobmen  undEmpflndliehkeit  gegen  Druck  imEpigastrium 
laoh  dem  Essen.  Als  Fat.  am  20.  März  auf  seinen 
Wunsch  entlassen  wurde ,  war  er  cjranotisch ,  die  Ober- 
baachgegend  stark  vorgewölbt,  die  untere  Brustapertur  er- 
weitert ;  die  rechte  Seite  erschien  gegen  die  linke  auffallend 
•higezogen ,  letztere ,  namentlich  beim  Stehen  von  hinten 
betrachtet,  stark  ausgeweitet,  der  Umfang  betrug  in  der 
Höhe  der  Mamllla  rechts  41 ,  links  44  Ctmtr.,  der  Per- 
kassionsechall  war  rechts  nicht  so  voll  wie  links,  die  Däm- 
pftrag in  dw  Hamillarlinie  links  am  untern  Rande  der  4., 
m  der  Axillarlinie  an  der  6.  Bippe.  Athemgeräusch  links 
vom  oben  scharf  vesiknlar,  rechts  oberhalb  der  Clavicula 
unbestimmt ,  schwächer ,  Exspirium  verlängert.  Bechts 
hinten  oben  erschien  der  Perkussionsschall  etwas  höher, 
von  der  Spina  scapulae  ab  deutliche  Dämpfung ;  links  lee- 
rer Schall  bis  zum  obem  Rand  der  9.  Rippe  in  der  Axillar- 
Unle.  Athemgeräusch  links  hinten  oben  scharf  vesiknlar, 
fan  Bereich  der  Dämpfung  abgeschwächt ,  unten  fehlend, 
ebenso  der  Stimmfremitus ;  keine  Rhonchi.  Rechts 
hinten  oben  Inspiration  vesiknlar,  schwächer  als  links, 
Exspiration  bis  zum  Angnlus  scap .  verlängert,  unbestimmt, 
von  der  Mitte  derScapula  anlnspiration  schwach,  vom  An- 
gnlus an  fehlend,  Stimmfremitus  abgeschwächt ;  unter  der 
Ifitte  der  rechten  Scapnla  verschärftes  saccadirtes  Ath- 
men ;  Exspirium  bis  unten  unbestimmt ,  verlängert ,  am 
Ende  des  Inspirinm  fein  blasiges  Rasseln.  Herzstoss 
weder  fShlbar  noch  sichtbar ,  nur  leichte  Erschütterung 
in  der  linken  Parastemalgegend  wahrnehmbar,  an  den 
Halsvenen  sehwache  Doppelpulsation ,  Venen  am  obem 
Thorax  nnd  Armen  erweitert ;  Leber  nicht  tastbar.  Die 
Wirbelsänle  zeigte  im  obemBrusttheil  leichte  Ausbiegung 
naeh  Hnks ,  im  untern  nnd  im  Lumbaltheil  nach  rechts ; 
der  Domfortsatz  des  3.  Lendenwirbels  trat  stärker  her- 
vor. Der  Puls  hatte  114 — 128  Schläge ,  die  Temperatur 
betrag  Abends  38<>C.  Mitte  Juni  starb  Fat.  in  Frivat- 
pflege,  weshalb  die  Sektion  nicht  gemacht  werden  konnte. 
Der  2.  Fall  betraf  einen  27  J.  alten  Mann ,  mit  erb- 
Beher  Anlage  an  Fhthisis.  Er  erkrankte  Anfang  Novenr- 
ber  1876  an  rechtseitiger  Flenritls,  war  deshalb  am 
7.  Jan.  1877  M  Hospital  zu  Kehl  punktirt  nnd  am  11.  in 
das  Hospital  zu  Strassburg  aufgenommen  worden.  Star- 
kes Oedem  der  nntem  Körperhälfte  und  Ascites ,  ausser 
einem ,  vom  in  der  Mammarlhiie  bis  zum  obem  Band  der 
4.  mppe ,  Unten  bis  zur  Mitte  der  Scapnla  reichenden, 
re^tseitigen  pleoritischen  Exsudat  fand  sieh  ein  grosser 
Perikardialergass  mit  oben  zu  beiden  Seiten  des  Steranm 
durch  die  2.  Rippenknorpel,  naeh  links  durch  die  Axillar- 
linie begrenzter  Dämpfung.  Unterer  Leberrand  dicht  ober- 
halb des  Nabels ;  grosse  Athemnoth  bis  zur  Orthopnoe, 
Foto  klein,  anregelmässig,  100—180.  Am  14.  Thorax- 
punktion  durch  Frof.  Kussmaul  mittels  des  I)ieula- 
/oy'sehen  Apparates  im  rechten  6.  Intercostalraume  1.5 
Ctantr.  nftch  aussen  von  der  Mammarlinie.  Nach  Abfluss 
von  20  Cctmtr.  khuren  hellen  Serams  wurde  die  Nadel 
tiefer  eingeschoben  und  jetzt  entleerten  sich  750  Cctmtr. 
trüber,  brannrother  Flfissigkeit,  welche  eine  Menge  ver- 
änderter ,  aber  keine  frischen ,  normalen  Blutkörperchen 
enädelt.  Knssmanl  schloss ,  dass  die  Nadel  zuerst  in 
den  Plenxasaok  and  dann  erst  in  den  Herzbeutel  einge- 
droBgen  sei.  Die  Funktion  wurde  am  18.  wiederholt  und 
genau  in  derselben  W^e  verfahren;  es  flössen  wieder 
zanäehst  660  Getmtr.  klares,  seröses  Fluidom ,  und  beim 


tiefem  Einschieben  der  Nadel  250  Cctmtr.  heUrothes, 
blutiges  Seram  mit  frischen,  normalen  Blutkörperehen  ab. 
Beide  Funktionen  brachten  wesentliche  Erleichterung, 
obgleich  eine  Abnahme  des  perikardialen  Exsulats  sich 
durch  Ferkussion  nicht  nachweisen  Hess.  Oedem  und 
Ascites  waren  bis  März  ganz  verschwunden ,  die  Brust* 
schmerzen  seltener,  die  Athemnoth  geringer,  der  Fuis 
regelmässig,  aberfrequent(90-— 100  Schläge).  Ende  März 
reichte  das  pleuritische  Exsudat  noch  hinten  bis  zum 
nntem  Sohulterblattwinkel,  in  der  Axilla  bis  zum  6.1nter- 
costalraum ;  Wölbung  der  Herzgegend  geringer ,  die  per- 
kutorische Herzflgnr  Jedoch  nur  wenig  verkleinert.  Fat. 
konnte  Anfang  Mai  wesentlich  gekräftigt  in  seine  Heimath 
entlassen  werden. 

H.  scbliesst  an  diese  2  Fälle  noch  eine  kurze 
Uebersicht  der  bis  1879  ausgeführten  71  Paracen- 
tesen  des  Perikardium ,  deren  erste  durch  Incision 
1798  von  D esaalt  gemacht  wurde.  Von  diesen 
71  Fällen  ist  bei  6  die  Paracentese  nur  versucht,  bei 
65  wirklich  ausgeführt  worden,  und  zwar  in  21  Fäl- 
len mit  mehr  oder  weniger  vollständiger  Genesung, 
in  44  Fällen  ohne  Erfolg,  was  zu  Onnsten  der  Ope- 
ration einen  Procentsatz  von  32.3  ergiebt.  Die  Ur- 
sachen des  ungünstigen  Ausgangs  waren  zum  grossen 
Theil  auf  sekundär  hinzugetretene  Complikationen 
zurückzuführen,  namentlich  Tuberkulose ,  sekundäre 
Herzaffektionen,  aber  auch  intercuiTente  Krankheiten. 
H.  kann  nach  diesen  Beobachtungen  die  Paracen- 
tese des  Herzbeutels  nicht  blos  als  ein  Palliativ- 
mittel hinstellen,  sondern  vlndicirt  ihr  das  Prädikat 
eines  lebensrettenden,  wirklichen  Heilmittels. 

Was  schlüdslich  die  Operationsmethode  anlangt, 
so  lassen  sich  3  Hauptarten  deraelben  annehmen,  die 
In(dsion,  die  Incision  mit  Punktion,  die  Punktion, 
letztere  zerfUlt,  je  nach  dem  dazu  verwandten  In- 
strumente, in  die  Punktion  mit  dem  Trokar  und 
in  die  Punktion  mit  der  Hohlnadel,  beide  mit 
und  ohne  Adspu'ation.  Von  diesen  verschiedenen 
Operationsmethoden  ist  wohl  die  Pnnktion ,  u.  zwar 
in  Verbindung  mit  der  Adspiration  am  häufigsten 
ausgeführt  worden  und  dürfte  auch  am  meisten  zu 
empfehlen  sein.  In  einzelnen  Fällen  wurden  nach 
Entleerung  des  Exsudats  noch  Ausspülungen  oder 
Injektionen  von  Flüssigkeiten,  wie  Jodtinktur,  Koch- 
salzlösung n.  A.  mit  gutem  Erfolge  vorgenommen. 
Als  Einstichstelle  hat  sich  der  4.,  5.,  6.  Intercostal- 
raum  je  nach  Ausdehnung  nnd  Gestalt  der  Herz- 
dämpfung 3—4  Ctmtr.  nach  auswärts  vom  linken 
Sternalrand  als  praktisch  erwiesen. 

Dr.  H.  Kümmell  (Berl.  klin.  Wchnschr. XVII. 
23.  1880)  theilt  folgenden,  einen  50  J.  alten  Mann 
betreffenden  Fall  mit,  in  dem  die  Punktion  des  Peri- 
kardium ausgeführt  wurde. 

Der  Kr.  war  cyanotisch ,  mit  ängstlichem  Gesichts- 
ausdruclc ,  die  Respiration  sehr  freqiient  (52  Athemzüge 
in  der  Minute),  costal.  Der  normal  gebaute  Thorax  dehnte 
sich  gleichmässig  aus.  lieber  beiden  Lungen  war  der 
Perkussionsschall  voll  und  laut ,  das  Athemgeräusch  vom 
oben  yesikular,  hinten  giemend  und  schnurrend.  Pat. 
hatte  massigen  Husten  mit  geringem,  zähem,  schleimigem 
Auswurf.  Der  Herzstoss  war  weder  fühl*  noch  sichtbar, 
Druck  auf  die  Präcordialgegend  massig  schmerzhaft.  Die 
Herzdämpfung  reichte  nach  oben  auf  dem  Stemum  bis 
zum  nntem  Rand  des  2.  Rippenknorpels ,  fiel  dann ,  die 
Figur  eines  Dreiecks  bildend ,  bis  inr  rechten  Mamillar- 


142 


IV.    Patiiologie,  Therapie  u.  mediciniBche  EUsik. 


Unie  ab,  nach  links  dieselbe  um  3  Otmtr.  überschreitend ; 
Herztöne  an  allen  Ostien  wenig  hörbar ,  an  der  Mitralis 
fast  vollständig  aufgehoben ,  an  der  Aorta  leises  systoli- 
sches Blasen.  Puls  30  [?],  Temp.  37.5^.  Die  Leber  über- 
ragte den  Rippenbogen  handbreit ,  die  Milz  schien  nicht 
▼ergrössert.  Der  Unterleib  war  weich ,  Heteorismus  oder 
Ascites  nicht  vorhanden ,  der  Harn  schwach  saner ,  trüb, 
rothgelb,  ei  weiss-  und  zuckerfrei,  das  spec.  Qe  wicht  be- 
trug 1023.  Die  Behandlung  bestand  in  Anwendung  einer 
Eisblase  in  der  Hersgegend ,  Digitalisinfus  mit  Liq.  Kali 
acet.  und  Oxym.  squill.,  Abends  Ohloral.  Trotzdem  trat 
in  den  nächsten  Tagen  schnelle  Zunahme  der  Symptome 
ein,  namentlich  der  Athemnoth ,  so  dass  am  6.  Tage  nach 
der  Aufnahme  die  Punktion  im  4.  Intercostalraume, 
4  Ctmtr.  vom  linken  Sternalrande  mit  nach  der  Mitte  des 
Stemum  gerichteter  und  der  Tborazwand  möglichst  ge- 
näherter Spitze  einer  ca.  2.5  Mmtr.  dicken  Hohlnadel  der 
i2i>55'schen  Adspirationssprltze  gemacht  und  750  Grmm. 
klares,  seröses,  erst  zuletzt  leicht  sanguinolent  werdendes 
Fluidnm  entfernt  wurden.  Letzteres  hatte  1024  spec. 
Gewicht,  enthielt  wenig  Fibrin ,  viel  Albumin ,  einzelne 
veränderte  Blutkörperchen ,  keine  organischen  Elemente. 
Gleichzeitig  wurden  350  Grmm.  klaren,  serösen  Fluidums 
durch  Punktion  aus  dem  linken  Pleurasack  entleert. 
Hierauf  trat  momentane  Besserung  ein,  aber  sehr  bald 
wieder  rapide  Ansammlung  neuen  perikardialen  Exsudats, 
60  dass  nach  2  Tagen  neben  der  ersten  Einstichöflhung 
die  Punktion  wiederholt  und  840  Grmm.  einer  gleich  be- 
schaffenen Flüssigkeit  entleert  wurden.  Hierauf  verklei- 
nerte sich  die  Herzdämpfung  bis  fast  zur  normalen  Grenze, 
überall  war  deutlich  perikarditisches  Reiben  zu  consta- 
tiren,  Herztöne  an  allen  Ostien  laut  hörbar ,  an  der  Aorta 
lautes  systolisches  Geräusch ,  Herzaktion  unregelmässig, 
der  Puls  war  stark  gespannt,  intermittirend,  dicrot.  Auch 
aus  dem  Pleurasack  wurden  durch  nochmalige  Punktion 
55  Grmm.  seröser  Flüssigkeit  entleert ,  wonach  die  Däm- 
pfung abnahm,  Athemgeräusch  und  Stimm  fr  emitus  beider- 
seits fast  gleich  wurden.  —  Trotzdem  verschlimmerte 
sich  der  Zustand  in  den  folgenden  Tagen  und  der  Kr. 
starb  4  Tage  nach  der  letzten  Punktion. 

Bei  der  Sektion  fand  man  den  Zwerchfellstand  rechts 
am  obem  Rande  der  6.,  links  an  dem  der  7.  Rippe.  Das 
kolossal  ausgedehnte  Perikardium  reichte  von  der  rech- 
ten Mamillarlinie  nach  links  bis  in  die  Axillarlinie  hinein 
und  nahm  fast  die  Hälfte  des  ganzen  Brustraumes  ein.  Es 
enthielt  noch  fast  1  Liter  leicht  roth  tingirter,  mit  Fibrin- 
flocken versehener  Flüssigkeit ;  sein  äusseres  Blatt,  2 — 3 
Mmtr.  dick,  bestand  aus  einer  röthlichen  Substanz  mit 
eingesprengten  weissen  Knötchen ;  die  Oberfläche  erschien 
leicht  zottig ;  auch  das  Epiicardium  war  durch  zottige,  nicht 
leicht  entfembare  Auflagerungen  verdickt,  nach  deren 
Abkratzung  sich  in  der  stark  verdickten  Serosa  graue 
Knötchen  reichlich  eingesprengt  zeigten.  Wand  des  lin- 
ken Ventrikels  verdickt,  rechter  normal,  Klappen  überall 
frei,  nur  die  Aortenklappen,  namentlich  die  hintere,  zeig- 
ten Verdickung  des  Bandes  und  Verkürzung  ohne  In- 
sufflcienz.  In  der  linken  Pleurahöhle  1  Liter  hellröth- 
liches  Serum,  beide  Lungenspitzen  leicht  adhärent,  Bron- 
chialdrüsen  beiderseits ,  besonders  links ,  schieferig  indu- 
rirt  und  geschwollen,  links  eine  derselben  stark  verkalkt, 
das  Perikardium  mit  dieser  von  aussen  adhärent.  Beide 
Lungen  waren  massig  bluthaltig  und  zeigten  kleine  Herde 
rother  Hepatisation.  Im  Abdomen  kaum  Va  Liter  helles 
Serum ,  Milz  und  Nieren  wenig  vergrössert ,  etwas  derb 
und  blutreich ,  leichte  rothe  Atrophie ,  feste  Gonsistenz, 
geringe  Unebenheit  der  Oberfläche ;  Darmkanal  und  Ge- 
hirn frei.  —  Die  kleine  Punktionsöffnung  war  vollständig 
geheilt,  der  Einstich  hatte  in  kehser  der  Gewebsschichten 
irgend  welche  Reaktion  hervorgerufen;  auch  zeigte  die 
Oberfläche  des  Herzens  selbst,  dessen  Anstreichen  an  die 
Spitze  der  Hohlnadel  mehrfach  deutlich  zu  fühlen  war, 
kefaie  Spur  einer  Verletzung. 

Kümmel  hat  zwar  im  vorliegenden  Falle  die 
Funktion  mit  Hohlnadel  und  nachfolgender  Adepira- 


tion  mittels  des  Riess'sobsa.  Apparates  gewftUt, 
glaubt  aber,  dass  mittels  der  Ineidon,  mter  An- 
wendung der  antiseptiscben  Gauteleni  sich  gleich 
gute  Resultate  werden  erzielen  lassen;  ihm  sdbst 
fehlt  darüber  die  eigene  Erfahrung. 

Prof.  S.  Rosenstein  in  Leiden  (Berl.  klin. 
Wchnschr.  XVIIL  5.  1881)  führte  die  Inddon  des 
Perikardium  bei  einem  10  J.  alten,  vorher  gesunden 
Knaben  in  folgendem  Falle  aus ,  nachdem  die  Punk- 
tion mit  Adspiration  zwar  wesentliche,  aber  nur  ganz 
vorübergehende  Besserung,  eine  2.  Punktion  nur  an- 
genügende  Entleerung  herbeigeführt  hatte.  Nach 
der  Incision  wurde  schlttsslich  Heilung  erzielt. 

Pat.  war  14  Tage  Torher  unter  gastrischen  Enchei- 
nungen  mit  geringem  Husten  und  Fieber  erkrankt ;  er  tag 
am  liebsten  auf  dem  Bücken ,  konnte  aber  auf  beiden 
Seiten,  am  besten  auf  der  rechten,  liegen.  IMe  Waagea 
waren  sehr  bleich,  Lippen  und  Zunge  blaaaroth,  Haat 
feucht  und  elastisch.  Die  Temperatur  betrug  37.6«  C, 
der  Puls  hatte  108  Schläge  in  der  Minute,  war  regel- 
mässig, aber  klein  und  weich,  die  Bespiration  war  sebr 
beschleunigt  (40  Athemzüge  in  der  Minute)  mit  costo- 
abdominalem  Typus,  wobei  Scaleni,  Stemocleidomastoidei 
undLevatoresalar.  nasi  stark  mitwirkten,  der  Thorax  er- 
weiterte sich  mehr  von  unten  nach  oben,  als  von  von 
nach  hinten,  und  zwar  links  weniger  als  rechts.  Die 
linke  Brusthälfte  erschien  in  der  Mammargegend  stärker 
vorgewölbt  (Stemovertebraldnrchmesser  rechts  18,  lUiks 
20  Ctmtr. ;  Brustumfang  in  der  Höhe  des  3.  Brustwirbeb 
links  36,  rechts  34,  in  der  Höhe  des  6.  links  37,  reehti 
36,  Abstand  der  Mamillarlinie  von  der  Medianlinie  dei 
Stemum  links  8,  rechts  6  Ctmtr.).  Herzstoss  weder  sicht- 
noch  fühlbar,  Herztöne  nirgends  hörbar.  PerknssionB- 
schall  rechts  vom  normal  bis  zur  6.  Bippe ;  links  von 
begann  die  Dämpfung  zwischen  1.  und  2.  Bippe  und  setzte 
sich  nach  imten  bis  zum  Proc.  ziphoid.  in  schräger  Bieh- 
tung  seitlich  links  bis  zur  Axillarlinie,  rechts  seitlich  bis 
zur  Mamillarlinie  fort,  so  dass  die  Dämpftingaflgnr  ein 
abgestumpftes  Dreieck  mit  der  Basis  nach  unten  darstellte, 
dessen  Höhe  in  der  linken  vordem  Axillarlinie  6,  In  der 
linken  BfamiUarlinie  16,  in  der  Sternallinie  13,  in  der 
rechten  Mamillarlinie  9  Ctmtr.  maass.  Uebeigaag  au 
liegender  in  sitzende  Stellung  veränderte  nichts  an  der 
Dämpftingsfigur.  Hinten  fand  sich  lauter  Longentw 
rechts  bis  zum  11.,  links  bis  zum  10.  Brastwirbel,  von 
wie  hinten  vesikuliures  Athmen.  Linker  Leberlappen  nach 
abwärts  gedrängt,  Milz  nicht  vergrössert  Appetit  gut, 
Stuhl  geregelt,  Urinblass,  in  24  Std.  1100  Cctmtr.  tob 
1007  spec.  Gew.,  ohne  Biweiss. 

Eine  mittels  /Vovoz'seher  Spritze  genialste  Probe- 
pnnktion  entleerte  reinen  Eiter.    Da  die  Dy^aöe  sieh 
bis  auf  62  Athemzfige  in  der  Minute,  die  PnlsArequenz  auf 
140  steigerte,  so  wurde  mit  dem  jPotom'sefaen  Apipant 
zwisehen  4.  und  5.  Bippe  nahe  dem  Sternalrande  ein- 
gestochen und  620  Grmm.  rein  eitriger  Fifissigkeit  adspi- 
rirt,  wonach  die  Bespirationsftrequenz  auf  28,  die  Puls- 
frequenz auf  92  fiel  und  Pat.  sich  fQr  kurze  Zeit  wesent- 
lich erleichtert  fühlte.    Allein  bald  darauf  trat  neues 
Fieber  mit  intermittirendem  Typus  auf  mit  Abnahme  der 
Haramenge,  Zunahme  des  Perikardialexsudat.  Ausserdem 
trat  linkseitige  Pleuritis  auf  mit  Ezsudatbildnng ,  von 
welchem  1100  Cctmtr.  adsplrirt  wurden,  w&hrend  doroh 
eine  zweite  Punktion  des  Perikardium  nur  110  Cotmtr. 
reinen  Eiters  entfernt  werden  konnten.  Da  nun  aber  aneh 
diese  zweite  Operation  kein  für  den  Pat.  gSnstIges  Re- 
sultat ergab,   vielmehr  die  Athembesohwerden  bis  snr 
Orthopnoe  sich  steigerten,  das  Hamvolnmen  auf  eis  Mi- 
nimum sank  und  Oedem  an  Sorotnm  und  Ffissen  aaftnt, 
so  entsohloss  sich  B.  zur  Incision  des  Perikardium.  Unter 
antiseptischen  Cautelen  wurde  zwischen  4.  nnd  5.  Bippe 
nahe  dem  linken  Stemalraad  ein  3  Ctmtr,  langer  Htet- 


IV.    Paäiologie,  Therapie  n.  mediciiiische  Klinik. 


143 


Kbnltt  genttcht,  dann  Sohioht  für  Schicht  Fascie  nnd 
Muskel  bis  auf  den  Herzbeutel  getrennt,  dieser  mit  der 
Spitze  des  Bistonri  angeschnitten  und  der  Schnitt  dann 
mit  dem  geknöpften  Bistouri  erweitert ;  nach  Entleerung 
einer  grossen  Menge  Eiter,  Drainage  nnd  Lister^scher 
Verband.  Sofort  folgte  wesentliche  Erleichterung,  die 
Rickenlage  war  möglich,  Puls  deutlich  fQhlbar;  910 
Cctmtr.  Harn  mit  1013  spec.  Gew.  wurden  entleert,  das 
Oedem  yerschwand.  In  den  nächsten  6  Tagen  war  kein 
Fieber  vorhanden,  die  Herztöne  waren  überall  zu  hören 
mit  Beibungsgerauscb ;  Dämpfangsfigur  links  noch  nn- 
Teiindert,  rechts  tympanitischer  Ton.  Am  19.  Tage  war 
die  Operationswonde  geschlossen.  Von  Seiten  des  Her- 
zens traten  keine  neuen  Complikationen  auf,  dagegen 
steigerte  sich  auf's  Neue  die  linkseitige  Pleuritis  und  ent- 
sehloss  sich  B. ,  nachdem  durch  eine  Punktion  1000  Cctmtr. 
Flfissigkeit  ohne  wesentliche  Besserung  des  Befindens 
entleert  worden  waren,  auch  hier  zur  Incision,  welche 
Boeh  1600  Cctmtr.  entleerte.  Die  Temperatur  sank  so- 
fort auf  36.  go,  Pat.  blieb  von  nun  an  fieberfrei,  die  Hei- 
bmg  der  Pleuritis  ging  in  gewohnter  Weise  von  Statten 
and  Pat.  konnte  nach  einigen  Wochen  geheilt  enthissen 
werden. 

Bei  der  EntUuemig  fand  sich  noch  an  der  vordem 
Brostfläche  ein  stark  entwickeltes  Venennetz.  Linke  Sub- 
elaviknlargegend  etwas  eingesunken,  die  ganze  linke  Seite 
weniger  gewölbt  als  die  rechte ,  Spitzenstoss  sieht-  nnd 
fiällMkr  zwischen  linker  Parastemal-  nnd  Mamillarlinie, 
PerkuBsionsschall  über  nnd  unter  linker  und  rechter  Chi- 
Tienhi  fast  gleich  laut.  Die  Herzdampfnng  begann  links 
m  nntem  Bande  der  3.  Bippe ,  reichte  nach  rechts  bis 
am  linken  Stemalrand,  nach  links  bis  dicht  an  die 
MunUhurlinie.  Herztöne  an  Spitze  nnd  Ostien  rein;  an 
der  hintern  Bmstfiäche  lauter  Perknssionsschall  rechts 
bis  zum  12.,  links  bis  zum  10.  Brustwirbel,  das  sonst 

;  überall  normale  Athemgeräusch  links  schwächer  als  rechts, 

I  Fremitos  pectoralis  beiderseits  sehwach. 

Dr.  Mc  Call    Anderson    (Glasgow  med. 

hm.  Xn.  9.  p.  214.  Sept.  1879}  gelang  es,  mit- 

teb  Pimktioii  nnd  Adspiration  die  Entleerung  eines 

Perikardialergnsses  zu  bewirken. 

Der  17  Jahre  alte  Er.  hatte  schon  lange  an  Husten, 
Aimentlich  im  Winter,  gelitten  und  wiederholt  Hämoptyse 
gebibt.  Bei  der  Aufnahme  war  er  hydropisch ,  mit  livi- 
;  der  Qesichtsfarbe ,  hatte  Dyspnoe  und  häufige  heftige 
;  Hostenparozysmen.  Am  Thorax  bestand  links  vom  weit 
'  TttrbreiteteDämpftmg,  welche  sich  bis  2"  nach  rechts  von 
der  Mittellinie ,  nach  oben  bis  in  die  Kähe  des  Sdilüssel- 
beins  erstreckte ;  hinten  war  nur  an  der  Basis  etwas  Däm- 
phng  vorhanden.  Dabei  war  die  linke  Brusthälfte  mehr 
bervoiigewölbt,  als  die  rechte ,  die  Intercostalräume  ober- 
bilb  der  Dämpfungsgrenze  hervorgetrieben ,  rauhes  sono- 
K8 Bassein  fiber  beiden  Brusthälften  hörbar,  die  Herz- 
tüiie  normal,  aber  schwach,  wie  ans  der  Feme  kommend. 
Herapitzenstoss  nicht  zu  fühlen,  Puls  schnell,  klein, 
£idenförmig.  Der  Urin  enthielt  Spuren  von  Eiweiss  und 
C{>Be.  —  Da  eine  verordnete  Hustenmixtnr  und  Diuretika 
Bifihts  halfen ,  so  wurde  Entfernung  des  Perikardialexsu- 
dits  durch  Adspiration  beschlossen  nnd  das  Instrament  in 
dem  5.  Interoostalraum  1"  weit  nach  rechts  von  der 
KamillarUnie  eingestossen ,  worauf  sich  38  Unzen  einer 
beUstrohfarbigen  Flüssigkeit  entleerten.  Die  Kanüle,  an- 
^^Bgs  nicht  bis  zum  Herzen  dringend,  wurde  gegen  Ende 
dtt  Operation  durch  die  Herzimpulse  deutlich  typisch  be- 
wegt. —  Unmittelbar  nach  der  Operation  konnte  Pat. 
I^diter  athmen ,  die  Qyanose  verlor  sich ,  die  Dämpfung, 
namentlieh  naeh  rechts  und  oben ,  hatte  wesentlich  abge- 
nommen, die  Herztöne  waren  deutlicher  und  näher  der 
^nistfläehe  zu  hören,  der  Puls  war  kräftiger,  regelmässi- 
ger, jedoch  noch  etwas  fVequent.  —  Die  chemische  Unter- 
■oehong  derPerikardialflüssigkeit  ergab:  92. 26o/o Wasser 
BBd  7.74%  feste  Bestandtheile ,  davon  Seralbnmen  6.1, 
^Mb«mei^0.69,  Ohloride  1.8,  Urate  O.löo/o. 


Joseph  W.Hnnt  (Lancet  I.  21;  May  1881) 
versuchte  in  folgendem  Falle  die  Funktion  des  Peri- 
kardium^  aber  ohne  Erfolg. 

Der  23  J.  alte ,  an  akutem  Gelenkrheumatismus  lei- 
dende Kr.  hatte  schon  früher  eine  gleiche  Erkrankung 
mit  Atfektion  der  Aortenklappen  und  linkseitigem  plenri- 
tischen  Exsudat ,  das  durch  2malige  Adspiration  beseitigt 
wurde ,  überstanden ,  später  an  Pleuritis  auf  der  rechten 
Seite  gelitten,  gegen  welche  Blutegel  angewendet  worden 
waren.  Bei  der  Aufnahme  fand  man  lautes  diastolisches 
Aortengeräusch ,  sehr  vergrössertes  Herz  mit  perikardia- 
lem Reibungsgeränsch ,  das  über  dem  grössern  Theile  der 
Herzzone  zu  hören  war.  H.  sehloss  hieraus  auf  An- 
wesenheit von  Exsudat  im  Herzbeutel  nnd  beschloss,  das- 
selbe durch  Adspiration  zu  entfernen.  Die  vorher  noch- 
mals vorgenommene  physikalische  Untersuchung  ergab 
schwache  Pulsation  über  der  Herzgegend,  den  Spitzenstoss 
ca.  21/2  Zoll  unterhalb  der  Brustwarze ,  schwach ,  difTna, 
die  Intercostalräume  über  der  untern  Partie  der  Herz- 
gegend verstrichen,  deren  obere  Hälfte  durch  eine  von  der 
Stemalspitzo  zur  linken  Brustwarze  gezogene  Linie  mar- 
kirt  wurde.  Herztöne  nach  unten  sehr  schwach ,  über  der 
Mitte  des  Stemum  laut  und  von  deutlichem  systolischen 
und  diastolischen  Geräusch  begleitet ,  was  durch  Druck 
nicht  verstärkt  wurde;  daneben  leichte  epigastrische  Pul- 
sation, die  Jngulares  nicht  gefüllt.  Puls  sehr  unregel- 
mässig, weich,  leicht  wegdrückbar,  60—80  Schläge  in  d. 
Min.,  Resp.  60—60,  starke  Orthopnoe.  H.  stach  im  4. 
Intercoetahranm  neben  dem  Stemum  eine  feine  Hohlnadel  in 
gerader  Richtung  nach  aufwärts  ca.  1  Zoll  tief  ein ,  wo- 
nach keine  Flüssigkeit  abfloss ;  wohl  aber  sah  H.  an  den 
heftigen  Pulsationsbewegungen  der  Nadel,  dass  sie  die 
Herzwandung  getroffen  hatte,  auch  zeigte  sich  an  der 
Stichstelle  etwas  Blut.  Weitere  Symptome  traten  nicht 
ein.  H.  wollte  am  nächsten  Tage  die  Operation  ein  oder 
zwei  Intereostalränme  höher  wiederholen,  als  Pat  in 
Folge  von  Herzschwäche  starb.  Die  Behandlung  hatte 
im  Wesentlichen  in  Darreichung  von  Digitalis,  Ammonium- 
carbonat  und  Stimulantien  bestanden. 

Bei  der  Sektion  fand  man  das  Herz  enorm  veigrössert, 
vom  rechten  Stemalrand  bis  zur  linken  Brustwarze  und 
bis  zur  Stemalspitze  reichend ,  sein  rechter  Band  kreuzte 
sich  mit  der  rechten  Lunge ,  welche  emphysematös  war 
nnd  sich  bis  über  die  Mittellinie  ausdehnte ,  das  Perikar- 
dinm  vollständig  verwachsen,  die  obem  Adhäsionen  fester. 
Jedenfalls  altera  Datums,  als  die  nntem,  wo  die  Verwach- 
sung von  Herz  nnd  Perikardium  keine  feste  war,  sondern 
sich  maschenartige,  mit  Flfissigkeit  gefüllte  Interstitien 
vorfonden.  Das  Herz  selbst  war  28  Unzen  (840  Grmm.), 
mit  dem  Blntinhalte  81  Unzen  (980  Grmm.)  schwer,  die 
Aortenklappen  nicht  schliessend ,  der  linke  Ventrikel  be- 
deutend erweitert,  seine  Wandungen  verdickt,  in  Degene- 
ration begriffen ;  der  linke  Vorhof  ebenfaUs  hypertrophirt 
nnd  erweitert,  der  rechte  Ventrikel  nur  unbedeutend  ver- 
grössert;  die  Mitralklappen  verdickt,  ebenso  deren  Chor- 
dae  tendineae,  was  jedenfalls  einen  unvollkommenen  Ver- 
schluss der  Aurlonlo-Ventriknlarklappe  zur  Folge  gehabt 
hatte.  Der  Stich  der  Adspirationsnadel  war  an  dem  den 
rechten  Ventrikel  überkleidenden  Perikardinm  deutlich 
wahrzunehmen ;  dieselbe  hatte  ihren  Weg  durch  die  Wan- 
dung des  rechten  Ventrikels  einen  Zoll  tief  in  das  hyper- 
trophische Septum  ventriculoram  genommen ,  sonst  aber 
keinen  Ventrikel  weiter  verletzt ;  auch  fehlte  Jede  Spur 
einer  Entzündung  oder  sonstiger  krankhafter  durch  den 
Nadelstich  bedingter  Veränderang. 

In  einem  andern  Falle  von  perikardialem  £r- 
gnsa  nach  rheomatischem  Fieber  kamen  bei  der  Ad- 
spiration anch  nur  einige  Tropfen  der  Flüssigkeit  zu 
Tage ;  auch  hier  zeigte  sich  das  Perikardinm  bei  der 
spätem  Sektion  an  der  Stichstelle  wesentlich  ver- 
dickt nnd  hatte. sieh  die  Nadel  in  den  Schichten  der 


144 


IT.    Pathologie;  Therapie  n.  medieiiiiflehe  Klinik. 


verdickten  Paiiie  gefangen,  während  sonst  das  Herz 
nirgends  verwachsen  nnd  eine  grosse  Menge  Flüssig- 
keit im  Herzbeutel  vorhanden  war. 

526.  Beiträge  zur  Eenntniss  der  StenoBen 
der  Beapirationswege  in  Folge  von  Syphilis, 
hauptsäehlieh  nach  neuem  Beobachtungen  zusam' 
mengeeielli  von  Walter  Berger^). 

unter  den  Lokalisationen  der  Syphilis  und  den 
durch  dieselben  bedingten  Folgeznständen  gehören 
unstreitig  za  den  beachtenswerthesten  diejenigen  in 
den  Respirationswegen,  namentlich  wegen  ihrer  Nei- 
gung, grössere  Zerstörungen  zu  bedingen,  und  wegen 
der  Gefahr,  die  sie  fbr  das  Leben  bringen  können. 
Oft  finden  sich  an  den  Schleimhäuten  Zerstörungen, 
die  von  syphilitischen  Processen  herrühren,  auch  dann, 
wenn  sonst  keine  oder  nur  unbedeutende  Zeichen 
von  allgemeiner  Lues  vorhanden  sind,  und  es  giebt 
gewisse  Lieblingssitze  für  die  syphilitischen  Affek- 
tionen im  Rachen  nnd  den  obem  Luftwegen,  an 
denen  frflhzeitig  grosse  Snbstanzverlnste  und  Defor- 
mitäten entstehen.  Am  Kehlkopfe  sind  gerade  die- 
jenigen Stellen  am  häufigsten  der  Sitz  syphilitischer 
Ulcerationen ,  an  denen  die  Narbenbildong  das  Lu- 
men fUr  den  Durchgang  der  Luft  am  leichtesten  zn 
beeinträchtigen  geneigt  ist. 

A.  LarynsD  und  obere  Luftwege* 

Akut  sich  entwickelnde,  auf  syphilitischer  Grund- 
lage beruhende  Larynxstenosen  sind  selten.  K  r  i  s  - 
haber   (Oaz.  hebd.  2.  S.  X.  45.  46.47.  1878) 

theilt  folgende  Fälle  mit. 

Ein  35  J.  alter  Mann,  von  robustem  Anesehen  und 
Wohlgenährt,  litt  seit  2  Mon.  an  RespirationsstÖningen 
und  Comage,  die  anCangs  nur  in  der  Nacht,  später,  bei 
Zunahme  der  ErsticknogsanfäUe,  fast  stets  yorhanden 
war.  Der  ganze  Larynx  war  nach  links  verschoben  in 
Folge  des  Druckes  einer  (Geschwulst  des  Schildknorpels, 
die  hanptsächUch  rechts  nnd  nach  hinten  zn  ihren  Sitz 
hatte  und  unter  der  Schleimhaut  sass.  Die  Larynx- 
Bchleimhant  war  gerSthet  nnd  leicht  geschwellt,  die  ge- 
rStheten  Stimmbänder  standen  nnbeweglich  einander  so 
nahe,  dass  die  Glottis  linienfSrmig  nnd  im  änssersten 
Grade  verengt  war;  selbst  bei  den  grössten  Respira- 
tiionsanstrengnngen  wichen  die  Stimmbänder  kaum  2  bis 
8  Mmtr.  auseinander.  Bei  der  Inspiration  entstanden 
deshalb  tönende  Schwingungen ,  so  dass  in  diesem  Falle 
dieCornage  durch  die  Stimmbänder  selbst  erzeugt  wurde. 
Ueber  dem  Stemnm  bestand  eine  mit  diesem  in  innigem 
Znsammenhang  stehende  Knochengeschwulst.  Dnroh 
antisyphiUtische  Behandlnng  wnrde  binnen  14  Tagen  Hei- 
lung  erzielt,  wobei  der  Larynx  aUmälig  seine  normale 
Gestalt  wieder  annahm ;  auch  dieGeschwnlst  am  Stemum 
schwand  dabei. 

Die  Geschwulst  am  Schildknorpel  in  diesem  Falle 
war  nach  Kr.  eine  Exostose  nnd  diese  Beobachtung 
beweist  nach  ihm  peremptorisch ,  dass  syphilitische 
Stenosen  des  Larynx,  selbst  dann,  wenn  die  Störun- 
gen die  höchste  Intensität  erreicht  haben,  ohne  chi- 
rurgischen Eingriff  heilen  können.  Die  specifische 
Behandlung  muss  indessen  energisch  und  gentlgend 

«)  Vgl.  Jahrbb.  CXLVn.  p.  40.  CL.  p.  168.  194. 
CLIV.  p.  301.  CLEK.  p.  264.  CLXIV.  p.  166.  CLXIX. 
p.  256.  257,  CLXXI..  p.  168.  CLXXU.  p.  140. 


lange  fortgesetzt  werden ,  wie  der  folgende  Fall  be- 
weist. 

Ein  45  J.  alter  Mann  litt  seit  Monaten  an  Respin- 
tionsstörnngen  mit  Empfindlichkeit  des  Larynx  nnd  fast 
vollständiger  Aphonie.  An  den  gerStheten  und  geschwol- 
lenen Stimmbändern  bestanden  mehrfache  Erosionen,  d» 
linke  war  besonders  stark  geschwollen  und  unbeweglich ; 
anch  an  den  Plicae  thyreo-arytaenoideae  zeigten  sich 
Ulcerationen  mit  Injektion  der  Schleimhaut,  die  Plicae 
aryepiglotticae  waren  entzündet.  Unter  speciflscher  Be- 
handlung trat  nach  einigen  Wochen  eine  gewisse  Besse- 
rung ein  nnd  die  Respiration  wnrde  freier.  Nach  Aus- 
setzen der  Behandlnng  wurde  der  Zustand  aber  wieder 
schlimmer  nnd  die  Respiration  so  mühsam,  dass  die 
Trachcotomle  unvermeidlich  schien.  Die  Erosionen  hattea 
au  Menge  und  Tiefe  zugenommen  und  das  Oedem  wir 
ausgesprochener  als  bei  der  ersten  Untersuchung.  Da 
der  Kr.  Heber  sterben,  als  sich  der  Trachcotomle  unter- 
ziehen wollte,  wurde  Liquor  van  Swieten  nnd  Jodkalian 
verordnet.  Die  Respirationsbeschwerden  nahmen  schritt- 
weise ab,  aber  erst  nach  2  Mon.  lang  fortgesetzter  Be- 
handlung hatten  die  Respirationsstomngen  ganz  aolge 
hört.  Oedem  und  Erosionen  waren  verschwunden,  das 
linke  Stimmband  war  beweglich  geworden  und  das  Innere 
des  Larynx  erschien  fast  normal,  nnr  leichte  aUgemeise 
Injektion  war  noch  zurückgeblieben ,  die  aber  nach  Ver- 
lauf von  14  Tagen  ebenfalls  verschwand. 

Bei  einer  Frau  waren  die  auf  syphilitischer  Erkraa- 
kung  des  Larynx  beruhenden  Respirationsstdmngen  duek 
antisyphilitische  Behandlnng  beträchtlich  gebessert  wor- 
den, kehrten  aber  so  bedeutend  gesteigert  wieder,  da« 
die  Tracheotomie  nöthig  erschien.  Durch  eine  ene^iiaehe 
Einreibnngsknr  wurde  rasche  definitive  Heilung  mielt, 
die  Einreibungen  wurden  aber  2  Mon.  lang  fortgesetzt. 

Bei  einer  25  J.  alten  Frau  hatte  Kr.  wegen  Dnsea- 
geschwnlst  am  Halse  nnd  tiefer  Ulceration  an  der  hinten 
Larynxwand  nnd  am  linken  Gaumenpfeiler  mittels  anti- 
syphilitischer  Behandlnng  binnen  25  T.  Heilung  erzielt 
Nach  7  Mon.  waren  Stenosenerscheinungen  mit  Comage 
nnd  beträchtlicher  Dyspn5e  vorhanden.  Die  Aiytaenea 
waren  ödematos  geschwollen,  wie  anch  die  Plicae  tkyreo- 
arytaenoideae  snp.  und  die  Plicae  ary-epiglotticae,  aber 
den  ganzen  Kehldeckel  verbreitet  zeigten  sich  zeretreate 
Erosionen  an  der  hintern  Fläche.  Der  Larynxeingaag 
war  so  verschwollen,  dass  die  Stimmbänder  nicht  sichtbar 
zu  machen  waren.  Mittels  speciflscher  Behandlung  wurde 
ausserordentlich  rasche  Besserung  und  binnen  18  T.  voll- 
ständige Heilung  erzielt. 

In  einem  von  Duplay  beobachteten  Falle  war  d» 
ganze  Kehlkopf  lumen  vollständig  obliterirt,  so  dass  die 
Tracheotomie  nöthig  wurde.  Schlüsslich  wurde  durch  eiae 
energische  specifische  Behandlnng  Heilung  erzielt ,  nach- 
dem verschiedene  Versuche  mit  gleicher  Behandhing  er- 
folglos geblieben  waren,  weil  sie  nicht  lange  genug  fort- 
gesetzt worden  war. 

Bei  einer  42  J.  alten  Frau,  die  schon  wiederholt  aa 
syphilit.  Erscheinungen  gelitten  hatte,  waren  seit  meh- 
reren Wochen  Respirationsstorungen  aufgetreten,  die  licb 
in  den  letzten  Tagen  bis  zu  heftigen  ErstickungsanflUlea 
gesteigert  hatten.  Es  bestand  Schwellung  im  Laryai- 
eingang  nnd  eine  ausgebreitete  Schwellung  unterhalb  der 
Glottis.  Die  Kr.  verlangte  durchaus  die  Tracheotomie 
und  K  r.  hatte  Mühe,  sie  davon  abzubringen  nnd  zu  einer 
energischen  antisyphilitischen  Behandlung  zn  bew^^ 
Die  Epiglottis  atzte  Kr.  mit  dem  Hollensteinstift,  die 
übrigen  afficirten  Theile  aber  nicht.  Trotzdem  war  die 
Geschwnlst  unterhalb  der  Glottis  bereits  vollständig  ver- 
schwunden, als  die  Epiglottis  immer  noch  gerdthet  war, 
obgleich  etwas  weniger  als  zu  Anfang.  Nach  14  T.  wv 
die  Respiration  normal ,  vollständige  Heilung  der  Kehl- 
kopfaffektion  erfolgte  erst  später.  Die  antisyphiUtische 
Behandlnng  wnrde  noch  lange  Zeit  fortgesetzt. 

Dieser  schon  im  J.  1865  zu  Kr.'s  Beobachtoog  J 
gelcommene  Fall  überzeugte  ihn  euersty  d«w  ^ 


IV.    Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  EQinik. 


145 


lokale  BehandloDg  in  solchen  Fällen  nutzlos  ist,  im 
O^ensatz  zn  gewissen  sekundären  Affektionen,  wie 
Schleimplaqnes,  bei  denen  sie  die  Wirkung  der  anti- 
syphilitischen  Behandlang  wesentlich  beschleunigt. 

Bei  einem  32  J.  alten  Manne,  der  seit  2  J.  an  Syphilis 
litt,  war  plötzlich,  angeblich  nach  einer  Erkältang,  Aphonie 
eingetreten.  Es  bestand  so  bedeutende  Anschwellung  der 
Plioae  thyreo-arytaenoideae  snp.,  dass  ein  tieferer  Ein- 
hHok  in  das  Innere  des  Kehlkopfs  unmöglich  war.  Ero- 
sionen konnte  Kr.  nicht  sehen,  er  yermnthete  aber  ihr 
Yorhandensein  an  nicht  sichtbar  an  machenden  Stellen, 
weil  sonst  das  so  rasche  Auftreten  einer  so  bedeutenden 
Sdiwelhmg  nicht  zu  erklären  gewesen  wäre.  Obgleich 
die  SeepirationsstSrungen  bedeutend  waren,  fehlten  doch 
die  chaiakteristischen  Kennzeichen  der  Asphyxie;  Kr. 
iah  deshalb  yon  der  Tracheotomie  ab.  Mittels  einer 
Innnktionskur  wurde  die  Schwellung  rasch  beseitigt ;  man 
fimd  dann  Böthung  und  oberflichliche  Exfoliationen  an 
den  Stimmbändern.  Nach  ungefähr  4  Wochen  war  yoll- 
staMdige  und  dauernde  Heilung  eingetreten. 

In  diesem  Falle  war  der  Mechanismns  der  Cor- 
nage  mittels  des  Kehlkopfspiegels  genan  zn  beob- 
achten, die  ungewöhnlich  laut  vorhanden  war.  Wäh- 
rend der  Inspiration  machten  die  geschwollenen  Ge- 
webe tönende  Vibrationen,  indem  die  einströmende 
Luft  sie  einander  zn  nähern  sich  bestrebte,  während 
bei  der  Exspiration  der  anstretende  Luftstrom  i^e 
von  einander  entfernte,  wobei  kein  Geräusch  hörbar 
war.  Die  Intendtät  des  Comagegeräusches  hängt 
übrigens  nach  Er.  nicht  allein  von  den  Vibrationen 
der  erkrankten  Gewebe  ab ,  sondern  auch  von  der 
Verstärkung,  die  dieses  Geräusch  durch  die  Fort- 
pflanzung auf  die  Trachea  und  die  Bronchien  erfährt. 
Wenn  der  Hals  des  Er.  mit  einem  nassen  Tuche 
umgeben  wurde,  wnrde  das  Geräusch  viel  schwächer 
und ,  wenn  das  Tuch  entfernt  worden  war ,  wieder 
stärker.  Die  Intensität  des  Comagegeräusches  steht 
nach  Kr,  überhaupt  nicht  im  geraden  Verhältniss 
zur  Enge  der  Stenose ;  wenn  die  Enge  bedeutend  ist 
und  besonders  wenn  der  Sitz  der  Verengung  die 
Theilnahme  der  Stimmbänder  an  den  tönenden  Vibra- 
tionen hindert,  ist  das  Geräusch  nur  eine  Art  rauhes 
Rdben,  laut  wird  es  hingegen,  wenn  die  Stimmbänder 
mit  in  tönende  Schwingungen  versetzt  werden,  selbst 
wenn  die  Verengung  nicht  so  bedeutend  ist. 

Folgender  Fall  zeigt,  wie  schwer  ein  Recidiv 
sein  kann,  wenn  die  ersten  Anfälle  ungenflgend  be- 
handelt worden  sind. 

Ein  86  J.  alter  Mann,  der  seit  Jahren  an  syphiliti- 
schen Erscheinungen  gelitten  hatte,  seigte  hypertrophische 
Entsfindung  des  Itaiken  Stimmbandes.  Eine  mit  Wider- 
streben begonnene  antisyphilitisehe  Behandlung  wurde 
nachlässig  durchgeführt,  aber  trotsdem  Besserung  dadurch 
enielt.  Kach  4  Mon.  waren  Athembeschwerden  aufge- 
treten. Der  Er.  duldete  keine  laryngoskopische  Unter- 
Bodiong  und  verstand  sich  auch  nicht  cur  Durchffihmng 
einer  Innnktionskur.  Er  starb  nach  kurzer  Zeit  in  einem 
Erettckngsanfalle. 

Ein  anderer  Er.  hatte  sich  1867  Schanker  zagezogen 
und  seit  1870  wiederholt  antisyphilitische  Kuren  durch- 
gemacht. AllmäUg  hatte  die  Stimme  gelitten ,  im  Nov. 
1877  zeigten  sich  Uloerationen  auf  den  Stimmbändern, 
leichte  Bespirationsbeschwerden  hatten  sich  eingestellt, 
die  deh  allmäUg  vermehrten.  Energische  antisyplülitische 
Behandlung,  4  Wochen  lang  fortgesetzt,  fährte  Heilung 
herbei. 

Med.  Jahrbb.  Bd.  19S.  Hft  S. 


Die  mitgetheilten  Fälle,  von  denen  nur  emer  bei 
schlechter  Dnrchfahrung  der  antisyphilitischen  Kur 
mit  Tod  endete,  zeigen  den  Nutzen,  den  energische 
specifische  Behandlung  zu  bringen  vermag.  Nur 
ein  einziges  Mal  hat  Kr.  einen  von  syphilitischer 
Larynxstenose  befallenen  Er.  nach  der  Tracheo- 
tomie sterben  sehen,  trotz  genügender  specifischer 
Behandlung. 

Auch  W.  Macneill  Whistler  (Med.  Times 
and  Oaz.  Nov.  9.,  Dec.  7.  1878)  theilt  2  Fälle  mit, 
in  denen  es  in  früher  Periode  der  Syphilis  zu  Stö- 
rungen der  Respiration  in  Folge  von  Schwellung  am 
Larynxeingange  kam.  In  beiden  Fällen  wurde 
durch  antisyphilitische  Behandlung  rasche  Besserung 
erzielt.. 

Die  langsam  entstehenden  Stenosen  führen 
manchmal  nur  bis  zu  einem  gewissen  Grad  der  Ver- 
engung des  Larynx,  ohne  dann  noch  weitere  Fort- 
schritte zu  machen,  oft  aber  sind  die  Fortschritte  des 
Stenosirenden  Processes  unaufhaltsam  und  es  bleibt 
nur  die  Tracheotomie  zur  Rettung  des  Er.  übrig. 

Bei  einem  40  J.  alten  Manne,  der  sich  im  Aug.  1867 
Syphilis  zugezogen  hatte,  zeigten  sich  die  ersten  Sym- 
ptome der  Eehlkopferkranknng  Ende  desselben  Jahres. 
Seitdem  traten  wiederholt  Kehlkopfaffektionen  auf  und 
auch  mit  BoBpirationsstorungen,  die  allmälig  häufiger  und 
heftiger  wurden ;  seit  1871  war  fortwährend  Comage  vor- 
handen ,  am  stärksten  Morgens  und  Abends.  Zahlreiche 
kleine  Vegetationen  sassen  auf  den  Stimmbändern ,  deren 
wiederholt  ausgeführte  Zerstörung  mittels  Galvanokaustik 
stets  Besserung  der  Athembeschwerden  hervorbrachte. 
Specifische  Behandlung  übte  keinen  Einfluss  auf  diese 
Vegetationen. 

Eine  Frau ,  die  seit  26  J.  an  Syphilis  litt ,  hatte  seit 
ungefähr  9  Jahren  Besplrationsbeschwerden ,  die  sich 
immer  so  ziemlich  gleich  blieben.  Die  Epiglottis  war 
durch  ein  Narbenband  herabgezogen  und  deckte  den 
Larynxeingang. 

In  einem  Falle,  den  Krishaber  mittheilt,  war 
durch  die  Narben  nach  syphilitischer  Ulceration  im  La- 
rynx Ankylose  der  Gelenke  in  demselben  entstanden  und 
fortschreitende  Verengung ,  die  die  Tracheotomie  n5thig 
machte,  obgleich  die  Glottis  noch  genug  durchgängig  war, 
um  Stimmbildung  beim  Sprechen  zu  ermöglichen. 

Ein  38  J.  alter  Mann  litt  seit  6  J.  an  syphilitischer 
Erkrankung  des  Kehlkopfs  mit  Aphonie ;  letztere  verlor 
sich  von  Zeit  zu  Zeit,  kehrte  aber  immer  wieder.  Seit  3 
bis  4  Jahren  waren  auch Bespirationsstörnngen  vorhanden, 
die  immer  schlimmer  wurden  und  schl&sslich  zu  häufigen 
SuffokationsanfäUen  fUhrten.  Es  war  deutliche  Comage 
vorhanden,  die  schlnsslich  so  stark  und  laut  wurde ,  dass 
sie  die  in  der  Nähe  liegenden  Kr.  am  Schlafen  hinderte. 
Nach  der  Tracheotomie  mnsste  die  Kanüle  liegen  bleiben 
und  noch  9  J.  später  fand  sich  keine  Veränderung  im  Zu- 
stande des  Larynx. 

Schlüsslich  theilt  Er  ish  ab  er  einen  Fall  mit, 
in  dem  durch  Schwellung  der  Plicae  thyreo-arytae- 
noideae fast  vollständiger  Verschluss  des  Eehlkop& 
bewirkt  wurde,  der  zwischen  beiden  Geschwülsten 
übrig  gebliebene  Raum  war  ungenügend,  Luft  durch- 
zulassen. Der  Er.  trug  schon  seit  mehrem  Jahren 
eine  Trachealkanüle. 

Dr.  8.  Seabury  Jones  in  New  York  (New 
York  med.  itecord  XIV.  20;  Nov.  p.  385.  1878) 
war  in  einem  Falle  von  syphilitischer  Erkrankung 

19 


146 


IV.    Pathologie^  Thempie  u.  medicinische  Klinik. 


des  Larynx  genöthigt,   wegen  Glottiskrampf  die 

Tracheotomie  anszuführen. 

Der  Kr.  litt  an  heftigem  Hnsteii  und  blotig-eitrigem 
Aaswarf,  aasgedehnterUlceration  im  Pharynx  and  Larynx 
mit  Schwellung  in  letzterem.  Nach  vorübergehender 
Bessening  durch  Anwendung  von  Jodkalium  wurde  der 
Husten  spasmodisch  und  wiederholt  wurden  nekrotische 
Knorpelstückchen,  anscheinend  vom  Ringknorpel  stam- 
mend, ausgehustet.  Wiederholte  Anfalle  von  Glottis- 
krampf traten  auf  und  am  22.  Jan.  1878  ein  äusserst  hef- 
tiger, für  dessen  Ursache  J.  die  Lockerung  eines  grossem 
nekrotischen  Knorpelstücks  hielt.  Am  folgenden  Tage 
traten  wiederholt  gleiche  Anfälle  von  grosser  Heftigkeit 
auf.  Nach  Ausführung  der  Tracheotomie  ging  eine  grosse 
Menge  blutig-eitriger  Massen  durch  die  Kanüle  ab,  wonach 
der  Kr.  freier  athmen  konnte.  Unter  Anwendung  von 
Jodkalium  und  Jodeisen  besserte  sich  der  Zustand  des 
Kehlkopfs.  Erst  am  I.Juni  wurde  die  Kanüle  auf  Wunsch 
des  Fat.  entfernt.  Die  laryngoskopische  Untersuchung 
ergab  zu  dieser  Zeit  Congestivzustand  und  Verdickung  der 
Epiglottis  und  der  Stimmbänder  ohne  Ulceratlon;  das 
rechte  Stimmband  war  ganz  unbeweglich,  das  linke 
näherte  sich  bei  der  Phonation  der  Mittellinie;  ausser- 
dem fand  sich  eine  Deformität  des  Larynx,  die  J.  auf 
Substanzverlust  am  ^ngknorpel  bezieht.  Die  Bespira- 
tion  auf  dem  natürlichen  Wege  war  frei. 

M  c  D  0  w  e  1 1  (Med.  Press  and  Circnlar  March  28. 
1877)  berichtet  über  einen  andern  Fall ,  in  welchem 
die  Tracheotomie  bei  Spasmns  glottidis  mit  Erfolg 
ausgeführt  wurde  y  und  2  Fälle  von  Tod  an  Glottis- 
krampf in  Folge  von  ausgedehnter  syphilitischer 
Ulceratlon  des  Larynx.  Cartier  und  Mason 
(Lyon  m6d.  39. 1876)  theilen  ebenfalls  2  Fälle  mit, 
in  deren  ersterem  bei  syphilitischer  Nekrose  im  La- 
rynx wegen  Spasmus  wiederholt  die  Tracheotomie 
ausgeführt  wurde,  während  im  2.  die  Kr.  starb,  ehe 
die  Operation  ausgeführt  werden  konnte.  In  L  e  1 1  ^  - 
vant's  Abtheilung  (Lyon  m6d.  26.  1876)  wurde 
bei  rasch  auftretender  Asphyxie  bei  syphilitischer 
Erkrankung  des  Larynx  ebenfalls  durch  die  Tracheo- 
tomie das  Leben  der  Kr.  gerettet. 

Dr.  C.  C.  Schuyler,  Assistent  am  Troy 
Hospital  in  New  York  (Philad.  med.  and  surg.  Re- 
poi-ter  XXXIX.  7.  p.  133.  Aug.  1878)  führte  die 
Tracheotomie  in  ememFsüleYou  Stenose  des Lart/na 
durch  Oedem  in  Folge  von  syphilitischer  Erkrankung 
bei  einem  Manne  aus,  der  schon  im  J.  1870  nach 
Schanker  an  einer  syphilitischen  LarynxafTektion  ge- 
litten hatte. 

Nachdem  der  Kr.  nach  Beseitigung  der  ersten  Er- 
krankung 3  J.  lang  frei  von  Störungen  gewesen  war ,  er- 
krankte er  von  Neuem  an  Halssymptomen,  die  nur  vorüber- 
gehend gebessert  wurden  und  bald  mit  grosserer  Heftig- 
keit wieder  auftraten.  Bei  der  geringsten  Anstrengung 
stellten  sich  Mattigkeit  und  Dyspnoe  ein ,  der  Kr.  konnte 
nur  weiche  Nahrungsmittel  schlucken  und  auch  diese  nur 
mit  Schwierigkeit.  Wiederholt  traten  Suffokationsanfälle 
auf.  Seh.  fand  fast  vollständige  Zerstörung  des  Qaumen- 
segels  und  Adhäsion  der  Reste  desselben  an  der  hintern 
Pharynxwand ,  Verzerrung  der  Epiglottis  mit  Ulceration 
an  der  vordem  Fläche  derselben ,  Verdickung  und  ober- 
flächliche Ulceratlon  der  Taschenbänder  und  der  Arytae- 
nen,  theilweise  Zerstörung  des  rechten  Stimmbands  an 
der  hintern  Commissnr  und  Ulceration  und  Verdickung  des 
linken.  Der  ganze  Larynx  war  etwas  ödematös,  die 
Stimmritze  klaffte  bei  der  Inspiration  kaum  1  Linie  weit 
und  3  oder  4  in  der  Länge.  Speciflsche  und  lokale  Be- 
handlung brachten  keine  Besserung.    Die  Bespiration 


wurde  stertoros  und  weithin  hSrbar  und  wegen  drohender 
Suffokation  wurde  die  Tracheotomie  nöthig,  die  am 
19.  April  1877  unterhalb  des  Isthmus  der  Thyreoidea  aus- 
geführt wurde.  Nach  der  Ausführung  der  Operatioa 
besserte  sich  der  Znstand  des  Kehlkopfs  ohne  örtliche 
Behandlung  ziemlich  rasch.  Die  Kanfile  behielt  der  Kr., 
der  eine  Wiederkehr  seines  Leidens  fürchtete ,  bis  Ende 
Juli,  trug  sie  aber  seit  dem  1.  Juni  geschlossen,  ohne 
dass  die  Athmung  auf  natürlichem  Wege  irgendwie  be- 
einträchtigt war.  Ein  Jahr  später  sah  Seh.  denHaoo 
wieder,  der  sich  ganz  wohl  befand. 

In  einem  von  Dr.  Whitefield  Ward  (New 
York  med.  Record  XIX.  9 ;  Febr.  p.  233.  1881) 
mitgetheilten  Falle  war  in  Folge  von  Schwellung 
des  rechten  Taschenbands  mit  ausgedehnter  Ulcera- 
tion des  linken  Stimmbands  und  intensiver  Hyper- 
ämie der  ganzen  Larynxschleimhaut  Dyspnoe  auf- 
getreten. Unter  Anwendung  von  Jodkalinm  nahmeo 
Schwellung  und  Dyspnoe  bald  ab. 

Dr.  Solsono  (Revista  deCiencias  med.  de  Bar- 
celona. —  Gazz.  Lomb.  8.  S.  I.  1.  p.  10.  1879] 
beobachtete  einen  Fall  y  in  welchem  bei  einem  38  J. 
alten  Manne  gummöse  Infiltration  der  EpigloUü 
zu  schweren  asphyktisohen  Erscheinungen  führte. 

Die  Epiglottis  hatte  die  Form  einer  runden  G^ 
schwulst  von  der  Grösse  einer  Mandel,  war  glatt, 
glänzend  und  unbeweglich,  ohne  Granulationen  oder 
Ulceration,  den  grdssten  Theil  des  Kehlkopfs  be- 
deckend. S.  verordnete  eine  Inunktionsknr.  Nadi 
9  Tagen  war  die  Respiration  freier  und  binnen  1 
Monate  wurde  vollständige  Heilung  erzielt. 

Dr.  Bennett  (Dubl.  Joum.  LXVII.  p.  265. 
[3.  S.  Nr.  87.]  March  1879)  machte  die  Tracheo- 
tomie wegen  Erstickungsgefahr  bei  einem  Manne, 
der  an  ausgedehnter  Syphilis  des  Rachens  und  des 
Kehlkopfs  litt.  Nach  dem  später  an  Pleuritis  er- 
folgten Tode  zeigte  sich  bei  der  Sektion  die  Epi- 
glottis sehr  verunstaltet  durch  Narbenzüge,  diePIieae 
ary-epiglotticae  waren  verzogen  und  legten  sieh, 
wenn  man  den  Kehlkopf  seitlich  zusammendrfickte, 
über  einander  weg,  wie  diess  während  des  Lebens 
bei  der  laiyngoskopischen  Untersuchung  sich  dar- 
gestellt hatte. 

Maunoir  (Bull,  de  la  Soc.  anatom.  3.  S.  X. 
p.  269.  Mars— Avril  1875)  theilt  einen  Fall  von 
syphilitischer  Larynxstenose  mit,  in  dem  wegen 
wiederholt  auftretender  Erstickungsanfälle  die  Tra- 
cheotomie ausgef})hrt  wurde.  Danach  traten  Zdcben 
von  Bronchitis  auf  und  pumlente  Infektion  mit  Fie- 
ber und  Vei*fall  der  Kräfte.  Die  Kr.,  eine  40  J. 
alte  Frau,  starb  12  Tage  nach  der  Operation.  Eine 
laryngoskopische  Unterauchung,  die  versucht  warde^ 
führte  einen  Suffokationsanfall  herbei  u.  man  könnt» 
nur  feststellen ,  dass  die  Stimmbänder  unregelmSssig 
waren  und  bei  der  Inspiration  Sine  sehr  enge  nn* 
regelmässig  sinuöse  spaltförmige  Oeffnung  bildeten. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  bedeutende  Fi^^iVisiv"? 
der  Stimmbänder  ohne  Ulceration.  Dicht  ont^ 
halb  der  Glottis  zeigten  sich  polypenfttrmige  rathe 
Vegetationen ,  die  über  den  freien  Rand  der  Stimoi' 
bänder  hervorragten.  Die  Schleimhaut  der  Trachea 
und  der  Bronchien  war  geröthet 


IV.     Pathologie;  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


147 


Ferner  sei  hier  ein  Fall  von  Holmberg  er- 
wähnt, über  den  wir  bereits  früher  (Jahrbb.  CXG. 
p.  3^)  mit  Bezug  auf  die  gleichzeitig  vorhandene 
syphilitische  Lungenaffektion  referirt  liaben,  und  der 
vonPippingsköld  (a.  a.  0.  p.  37). 

In  einem  von  Dr.  H.  Allen  beobachteten ,  von 
Dr.  J.  Wm.  White  (Philad.  med.  Times  III. 
Nr.  87.  p.  613.  1873)  mitgetheilten  Falle  trat  bei 
it/pkilitücher  Ulceration  am  linken  Slimmbande 
plötzlich  Snffokation  und  Asphyxie  ein.  Sofort  wurde 
die  Tracheotomie  gemacht  und  die  Kr.,  eine  46  J. 
alte  Frau,  wieder  belebt  Ansammlung  von  Schleim 
in  der  Trachea  erregte  oft  heftigen  Husten  mit  Cya- 
Dose.  Pulsfrequenz  und  Temperatur  waren  hoch, 
die  Respiration  beschleunigt.  Die  Kr.  wurde  koma- 
tös und  stuporös  und  starb  nach  2  Tagen ,  wahr- 
seheinlich  an  Himödem. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  an  der  linken  Seite  des 
Laiynx  ein  4  bis  5  Linien  grosses ,  elliptisches  6e- 
schwttr  längs  des  Stimmbandes ,  der  Processus  voca- 
lis  war  nekrotisch  y  die  Schleimhaut  an  der  hintern 
LaxjDxwand  in  hohem  Grade  ödematös.  In  den 
LoDgen  bestand  hypostatische  Congestion,  aber  keine 
Poeamonie. 

Einen  Fall  von  Verengtmg  des  Larynxlumens 
in  Folge  von  syphilitischer  Nehose  des  Ringhiorpeh 
okne  Dyspnoe  und  Stenosenerscheinungen  theilt 
De  Lamaller^e  aus  Dr.  Br6mond'a  Abthei- 
Inng  im  Asyl  von  Vincennes  mit  (Ann.  des  malad, 
de  Toreille,  du  larynx  etc.  IV.  5.  p.  261.  Nov. 

;  1878). 

Der  Kr.,  ein  56  Jahre  alter,  seit  1848  syphilitischer 
Mann  bekam  schon  kurz  nach  dem  ersten  Auftreten  der 
Syphilissymptome  eine  Aifektion  des  Larynx;  hänflg  traten 
Stimmstornngen  auf,  Aphonie  aber  erst  seit  dem  J.  1868. 
Gleichzeitig  zeigten  sich  am  Halse  2  kleine  rothe  Punkte, 
TOD  denen  der  eine  in  der  Höhe  des  Ringknorpels  links, 

I  der  andere  an  der  untern  Insertion  des  8temo-mastoideas 
lag ;  aoB  diesen  Punkten  bildeten  sich  allmälig  Geschwülste, 
TOD  denen  die  obere  die  grössere  war  und  im  J.  1869  die 
Groeae  eines  Taubeneies  erlangt  hatte,  die  untere  Ge- 
ichwalst  verschwand  allmälig  wieder  bis  auf  einen  röth- 
liehen  Fleck  auf  der  Haut.  Die  obere  Geschwulst  er- 
weichte sich ,  wurde  schmerzhaft  bei  Druck ,  fluktuirend 
mit  einem  weisslichen  Punkte ,  der  sich  öffnete  und  aus 
dem  dann  eine  seropnmlente  Flüssigkeit  in  geringer 
Menge,  aber  fortwahrend  abfloss;  später  sank  die  Ge- 
Behwnlst  eüi  und  verschwand  ebenfalls  im  Laufe  von  5 
Jahren ,  es  blieb  aber  die  fistulöse  Oeffnung  und  der  Aus- 
floss  dauerte  fort.  Anfang  1876  zeigte  der  Ausfluss  einen 
fötiden  Geruch  und  der  Kr.  zog  aus  der  Fistel  2  harte 
Pngmente,  die  der  Beschreibung  nach  Stückchen  vom 
^ngknorpel  waren.  Im  J.  1877  wuchs  die  Geschwulst 
wieder;  Broca  diagnosticirte  damals  ein  ulcerirtes 
Gamma  q.  Nekrose  des  Ringknorpels.  Nach  antisyphili- 
Uacher  Behandlung  verschwand  die  Geschwulst,  kehrte 
aber  im  Frühjahr  1878  wieder ;  es  wurde  wieder  eine 
tttlByphilitische  Behandlung  eingeleitet  und  der  Kr.  war 
sehr  gebessert,  als  er  aus  Broca 's  Klinik  in  das  Asyl 
▼on  Vhicennes  kam.  Er  litt  seit  6  J.  an  leichtem  Husten, 
^tte  3  Mal ,  das  letzte  Mal  vor  5  Jahren ,  ziemlich  be- 
deutende Hämoptysen  gehabt  und  dazwischen  mitunter 
dicke  schwärzliche  Blntklumpen  ausgeworfen.  In  der 
Gegend  des  Ringknorpels  bestand  lanoinirender  Schmerz, 
bei  Bewegungen  des  Schildknorpels  auf  dem  Ringknorpel 
fühlte  man  Reiben  und  an  letzterem  einen  Substanzverlust 
nit  rauh  ansafthleiidem  Grunde.  An  der  hintern  Pharynz- 


wand  und  am  Zäpfchen  zeigten  sich  hypertrophische  Drü- 
sen,  an  den  hintern  Gaumenpfeilern  die  Spuren  von  alten, 
angeblich  seit  8  Jahren  verheilten  Schleimplaques,  diffuse 
Röthe  im  Kehlkopfeingang,  Hypertrophie  der  Taschen- 
bänder, besonders  rechts;  die  Stimmbänder  zeigten  im 
Aussehen  nichts  Abnormes ,  entfernten  sich  aber  nur  un- 
vollkommen von  einander  (ungefähr  2  Mmtr.)  bei  tiefer 
Inspiration.  Unmittelbar  unterhalb  der  Glottis  fand  sich 
hochgradige  unregelmässige  Verengung  des  Kehlkopf- 
lumens im  Querdurchmesser,  während  der  sagittale 
Durchmesser  normal  zu  sein  schien ,  die  Schleimhaut  an 
der  verengten  Stelle  war  gefaltet  und  mit  vorspringenden 
Narbenstreifen  besetzt.  Unter  weiter  fortgesetzter  anti- 
syphilitischer  Behandlang  schloss  sich  die  Fistel  am 
Halse. 

Narbencontrakiur  im  Kehlkopfe  bei  syphili- 
tischer Erkrankung  der  Hoden  führte  in  einem  von 
Nunn  (Med.  Times  and  Gaz.  March  16.  p.  311. 
1872)  mitgetheilten  Falle  durch  rasch  aufgetretene 
Erstickung  zum  Tode,  ohne  dass  vorher  Erscheinun- 
gen vorhanden  waren,  die  einen  solchen  Ausgang 
hätten  vermuthen  lassen  können. 

Schrötter  (Laryngoskop. Mittlieilungen  1871 
bis  1873.  Wien  1876.  S.  49  —  vgl.  die  Inaug.- 
Dissertation  von  Photios  Demetrii  Photia- 
des:  Über  Verengung  des  Kehlkopf Inmens  durch 
membranoide  Narben.  Strassburg  1876.  p.  27) 
theilt  2  Fälle  von  direkter  Verwachsung  der  Stimm- 
b ander  als  Folge  von  syphilitischer  Affektion  mit 
und  einen  Fall  von  Bildung  einer  Narbenmembran. 

Bei  einem  31  J.  alten  Frauenzimmer  war  die  rechte 
Innenwand  des  Larynx  bis  zur  Kante  des  Taschenbandes 
herab  mit  zarten  weisslichen  Narben  besetzt.  Beide  bedeu- 
tend geschwollenen,  an  der  Oberfläche  massig  gerötheten, 
mit  der  Länge  nach  verlaufenden  seichten  Narben  besetzte 
Stimmbänder  berührten  einander  nach  vom  zu  vollstän- 
dig und  Hessen  nach  hinten  zu  eine  kleine,  im  höchsten 
Moment  der  Inspiration  an  der  breitesten  Stelle  IV2  Linie 
weite  Spalte  oflTen ;  hierbei  retrahirte  sich  der  obere  Theil 
der  Stimmbänder  nach  aussen,  während  der  untere  starr 
blieb;  beim  Intoniren  näherten  sie  sich  einander,  aber 
nicht  bis  zur  Berührung.  Am  rechten  Aryknorpel  war 
kaum  eine  Bewegung  zu  bemerken,  am  linken  nur  eine 
sehr  unbedeutende.  Mittels  des  gedeckten  Messers  und 
mittels  täglichen  Einfahrens  des  Katheters  wurde  die 
Glottis  so  erweitert,  dass  man  bis  in  die  Trachea  hinab 
zu  sehen  u.  am  untern  Rande  des  vordem  Schildknorpel- 
theils  leistenartig  vorspringendes  Narbengewebe  wahrzu- 
nehmen vermochte.  Das  Athmen  war  sehr  erleichtert, 
die  Glottis  wurde  nun  bei  der  Intonation  völlig  ge- 
schlossen. 

Im  2.  Falle,  bei  einem  30  J.  alten  Manne,  war  die 
Stenose  genau  so  beschaffen,  wie  im  vorhergehenden, 
auch  Therapie  und  Erfolg  waren  gleich,  nur  die  Stimm- 
bänder zeigten  nicht  denselben  Befund. 

Im  3.  Falle,  der  einen  26  J.  alten,  an  angebomer 
Syphilis  und  seit  8  J.  an  Heiserkeit  leidenden  Mann  be- 
traf, war  die  hintere  Larynxwand  in  geringem  Grade  ge- 
schwollen, der  linke  Giesskannenknorpel  weniger  beweg- 
lich, als  der  rechte.  Eine  V3  der  Glottis  einnehmende, 
weissliche,  von  stark  injicirten  Gcfässen  durchzogene, 
nach  hinten  zu  mit  freiem  Saume  endigende  Membran 
verschluss  den  vordem  Theil  der  Glottis  und  Hess  nur 
eine  bleistiftdicke  Oeffnung  für  den  Durchtritt  der  Luft 
offen.  Die  Stimmbänder  waren  nicht  zu  unterscheiden, 
nur  rechts  nach  hinten  zu  erkannte  man  an  einem  un- 
mittelbar unter  dem  Taschenbande  liegenden  röthlichen 
Wulste,  der  offenbar  dem  Proc.  vocalis  entsprach,  dass 
die  Membran  auf  Kosten  und  mit  Herbeiziehung  der 
Stimmbänder  entstanden  war.    Beim  Intoniren  legten 


148 


IV.    Pathologie,  Therapie  iL  mediciiiisoh6  Klinik. 


sieh  die  Taschenbänder  mit  grosser  Schnelligkeit  an  ein- 
ander nnd  man  sah  den  beschriebenen  Wnlst  die  Be- 
wegungen mitmachen.  Mittels  Galvanokaustik  und  nach- 
folgender Aetznng  mit  Kali  caustionm  wnrde  ungeAhr  in 
der  ttitte  der  Membran  eine  Grabe  gemacht,  die  mit  der 
Sonde  zn  einem  Loche  umgewandelt  wurde.  Letzteres 
wurde  dnrch  Messer,  Sonde  und  Aetsung  mit  Kali  causti- 
cum  erweitert  nnd  die  Membran  allmSlig  zerstört. 

Prof.  L.  Eisberg  ond  Dr.  C.  C.  Rice  (Arch. 
of  laryngoL  I.  1.  p.  70.  1880)  tbeilen  folgenden 
Fall  von  Verengung  des  Kehlkopf  lamens  durch  eine 
Narbenmembran  bei  gleichzeitigem  Bestehen  einer 
grossen  Geschwulst  an  der  rechten  Arytaena  mit. 

Ein  41  J.  alter,  seit  dem  19.  Jahre  mit  SyphiUs  be- 
hafteter Mann,  wurde  Anfang  1877  plötzlich  heiser  und 
bald  ganz  aphonisch.  Die  Plicae  ary-epiglotticae  und  die 
TaschenbSnder  waren  geschwollen,  so  dass  die  Stimm- 
bänder nicht  sichtbar  waren.  Nach  Bes^tigung  dieser 
Schwellung  blieb  die  rechte  Arytaena  geschwollen  und 
das  bei  der  Phonation  sich  kaum  bewegende  rechte 
Stimmband  schien  durch  SchweUung  der  Umgebung  gegen 
die  Mittellinie  hin  gedrimgt  zu  werden.  Seit  dem  Febr. 
1878  bestand  Dyspnoe,  in  Folge  Yon  Verdickung  der  Ge- 
webe an  der  rechten  Larynxhälfte ;  Ulceration  war  nicht 
▼orhanden.  Im  Juli  entdeckte  Eisberg  eine  Narben- 
membran, welche  fast  3/^  vom  yordem  Tbeile  der  Stimm- 
bänder yerschloss,  sie  war  blass  und  fast  von  der  Farbe 
der  Stimmbänder ;  rechts  begann  sie  vom  Innern  Sande 
des  Taschenbandes,  links  setzte  sie  sich  am  Stimmband 
an.  Sie  wurde  nach  und  nach  mittels  Galvanokanstik 
und  Messer  entfernt,  hatte  sich  aber  im  Jan.  1879  wie- 
der gebildet  und  wurde  nun  nur  mittels  Galvanokaustik 
abgetragen. 

Dr.  0.  Chiari  (Mon.-Schr.  f.  Ohkde.  u.  s.  w. 

XV.  7.  p.  117.  118.  1881)  fand  bei  einem  31  J. 

alten  Manne  eine  nahezu  ringförmige  Membran. 

Zwischen  beiden,  massig  gelbroth  gefärbten  Stimm- 
bändern befand  sich  eine  von  hinten  nach  vom  hervor- 
ragende, wenigstens  5  Mmtr.  lange  membranöse  Brücke, 
ein  ähnlicher  narbiger  Streifen  zog  sich  unterhalb  des 
inken  Stimmbandes  am  vordem  Winkel  bogenfSrmig 
unter  das  rechte  hinüber,  so  dass  die  Glottis  eine  ovale 
Gestalt  und  höchstens  ein  Drittel  ihres  normalen  Um- 
fanges  hatte.  Beim  Athmen  gingen  die  Stimmbänder  gut 
auseinander  und  es  zeigte  sich  dabei,  dass  die  vordere 
und  die  hintere  Narbenmembran  unter  dem  linken  Stimm« 
bände  mit  einander  durch  einen  schmalen  Streifen  ver- 
bunden waren,  so  dass  es  sich  um  eine  nahezu  ringförmige 
Membran  unter  beiden  Stimmbändem  handelte.  Es  be- 
stand Dyspnoe,  Inspiration  und  Exspiration  waren  laut 
hörbar.  Schrötter  hatte  die  Absicht,  die  Narbenmem- 
branen mit  dem  Messer  zu  durchschneiden,  aber  schon 
die  ersten  Katheterisirangsversuche  zeigten  sich  so  wirk- 
sam, dass  man  ganz  bei  dieser  Methode  blieb.  Nach 
6  Wochen  war  die  Membran  fast  gar  nicht  mehr  zu  sehen, 
eine  Stenose  nicht  mehr  nachzuweisen,  dagegen  sah  man 
in  der  Trachea  bis  tief  hinunter  überall  grauweisse,  höck- 
rige,  narbige  Schleimhaut.  Die  Respiration  war  fast  ganz 
frei.  Am  Tage  der  Entlassung  berauschte  sich  der  Fat. 
derart,  dass  er  auf  der  Strasse  liegen  blieb  und  wegen 
Dyspnoe  zur  Ausführung  der  Tracheotomie  in  das  Ru- 
dolph-Spital gebracht  wurde,  wo  der  Larynxkatheter  ein- 
geführt wurde.  Syphilis  war  in  diesem  FaUe  am  wahr- 
scheinlichsten die  Ursache  der  Stenose,  wenn  auch  Fat. 
eine  Infektion  leugnete. 

Dr.  Alex.  Hasland  (Hoep.-Tidende  2.  R. 
Vm.  12.  13.  1881)  theUt  3  Fälle  von  Verwach- 
sung der  Stimmbänder  und  dadurch  erzeugter 
IHaphragmabildung  im  Kehlkopf  in  Folge  von  Sy- 
philis mit  nnd  erwähnt  ans  dervorlaryngoskopischen 


Zeit  einen  Fall,  in  welchem  EngeUted  bei  einem 
nnter  heftigen  Erscheinnngen  der  Laryngostenose 
gestorbenen  Syphilitischen  eine  vollständige  Dia- 
phragmabildang  im  Kehlkopfe  bei  der  Sektion  fand. 

In  dem  ersten  der  von  H.  mitgetheilten  Fälle, 
der  ein  42  J.  alteS|  nnverheirathetes  Franenzimmer 
betraf,  war  bei  der  Aufnahme  eine  Ulceration  tn 
der  vordem  Gommissnr  der  Stimmbänder  vorhandeo 
nnd  nnge&hr  1  Monat  danach  war  die  Verwachsoog 
bereits  eingetreten. 

Seit  ungefähr  3/4  J.  bestand  Helsertceit,  die  immer 
mehr  zunahm,  seit  3  Mon.  Kurzathmigkeit  n.  bM  eiaig« 
Zeit  eine  gewisse  Unbequemlichkeit  in  der  LarynzgegSBd 
beim  Schlucken  fester  Substanzen.  Bei  der  laiyogo- 
skopischen  Untersuchung  fand  sich  dieEpiglottis  steif  md 
unbeweglich ,  aber  sonst  von  normalem  Aussehen  und 
nieht  geschwollen,  sum  Theil  die  gerOtheten  Stimmbis- 
der  bedeckend.  Tasohenband  undStimmband  der linkn 
Seite  waren  knoUig,  an  mehr  als  der  vordem  Hälfte  nleeikt 
und  an  der  yordem  Oommissur  fand  sich  eine  etwas  in- 
flltrirte,  unter  den  Stimmbändern  und  zwisehea  diesäbet 
sich  erstreckende  längUche  Ulceration  mit  einer  kletBes 
papillomatteen  Exkresoenz  am  Bande.  Nach  etwa  14  T. 
war  unter  Anwendung  von  Jodkalium  merkliche  Bessennf 
eingetreten;  die  vordere  Ulceration  schien  fast  geheitt. 
Nach  weiteren  9  Tagen  fand  sich  am  freien  Bande  des 
linken  Stimmbandes  eine  stecknadelkopfgrosse  weissttebe 
Prominenz  und  nach  vorn  eine  dicke,  einige  Bfmtr.  breite, 
rOthliche  Schleimhautfalte,  die  sich  über  die  vorden 
Conunissur  nach  dem  Bande  des  rechten  Stimmhaadw 
hinfiber  zog.  Unterhalb  der  Stimmbänder  zeigte  M 
etwas  Geschwulst  und  Unebenheit  an  der  SehlehnhaaL 
Das  Narbengewebe  an  der  vordem  Commissur  wurde 
später  etwas  blasser,  nahm  aber  an  Ausdehnung  nidit  n 
und  erstreckte  sich  am  linken  Stimmbande  weiter  sack 
hinten,  ahi  am  rechten. 

In  einem  andem  von  H.  erwähnten  FaU,  in  dem  er  mr 
gelegentlich  untersucht  hat,  ging  die  Verwaohsmig  gaii 
langsam  von  Statten  bei  einem  f^fiher  wegen  mehrftudier 
syphilitischer  Affektionen ,  unter  anderm  auch  an  Hab- 
affektionen  behandelten  Dienstmädchen.  Späterhin  sdüa 
sich  eine  Perichondritis  der  linken  Arytaena  zu  eafe- 
wickeln,  die  in  Folge  dessen  unbeweglich  wurde.  Eni 
im  Laufe  der  lotsten  Jahre  begann  eine  Verwachsung  der 
Stimmbänder  nach  vorn  zu,  die  sehr  langsam  forteäittt 
und  schlfisslich  ungefähr  das  vordere  Drittel  der  StiniB- 
bänder  einnahm.  Ulceration  hat  H. ,  der  die  Kr.  sur 
sehr  selten  zu  sehen  bekam,  nicht  beobachtet.  Die  Ver- 
wachsung bildete  sieh  in  der  Weise,  dass  anfangs  mur  eise 
röthliche  Schleimhautgesohwulst  zwischen  den  StimmUa- 
dem  an  der  yordem  Commissur  bestand ;  diese  Oeschwibt 
war  an  die  Bänder  der  Stimmbänder  festgeheftet  nnd  giig 
in  die  unterhalb  der  Glottis  Hegende  Sohleiniihaiit  aa  der 
hintern  Fläche  des  Schildknorpels  gldehmässig  fiber.  Ii 
dem  Maasse ,  als  sie  sieh  mehr  nach  hinten  längs  der 
Stimmbaadränder  ausbreitete,  wnrde  ihre  Farbe  bbwer 
und  zuletzt  der  der  Stimmbänder  ganz  gleioh.  Die  lieB* 
bran  war  nicht  breit  (sie  hatte  kaom  die  Breite  eiaei 
Stimmbandes),  glatt  an  der  Oberfläche,  weiss,  mit  g^ 
ringer  Gefässinjektion,  am  hintem  Bande  etwas  eonesT, 
bei  der  Intonation  faltete  sich  die  Membran,  üeber  des 
weitem  Verlauf  hat  H.  kefaie  Kenntniss  erhatten. 

Eine  32  J.  alte  Frau,  die  wiederholt  aasyphilitisdieB 
Affektionen,  daranter  syphilitische  Affektion  derNases- 
knochen  mit  Perforation  des  Septom,  gelitten  hatte,  wirde 
vor  5  J.  heiser,  bekam  Athembesehwerden  bei  lebhaften 
Bewegungen  und  sehlflsslieh  AnfäUe  von  DyspnSe  !b  der 
Nacht«  Schmerzen  im  Larynz,  Husten  und  AxuwuH 
waren  nicht  vorhanden  gewesen,  die  Deglntitioa  w 
nicht  erschwert.  Die  Glottis  zeigte  bei  rahiger  Bespii«- 
tion  die  Form  eines  Ovoids  mit  dem  spitaen  Sode  aaeh 
vom,  dem  breiten  nach  hinten,  von  imeeflUir  der  bafliei 


IV.    Pathologie,  Therapie  u.  medidmeche  Eliiiik. 


149 


liage  der  nonnaleii  Glottis.  Eine  Membran  füllte  den 
saazen  Baom  zwiBohen  denStimmbSndem  an  der  vordern 
Commiasor  ans,  von  da  an  «ich  längs  des  Bandes  des 
rechten  Stimmbandes,  mit  einem  concaven  Rande  naeb 
innen  so,  über  den  Proc.  Toealis  und  die  innere  Flache 
der  reehten  Arytaena  hinweg  erstreckend  und  an  der 
innem  Seite  des  linken  Proc.  vocalis  sich  verlierend, 
naeh  vom  zn  nngeßhr  zwischen  vorderem  und  mittlerem 
Drittel  unmittelbar  in  den  Band  des  linken  Stimmbandes 
ibeisehend.  Die  Membran  war  welssUoh,  sehnenartig, 
wie  das  rechte  Stimmband,  dessen  Band  sich  übrigens  in 
der  ganzen  Aosdehnnng  an  seiner  Contonr  deutlich  er- 
kennen Hess.  Das  linke  Stimmband  war  etwas  injicirt, 
uiterhalb  der  Membran  befand  sich  etwas  Gfeschwoist  der 
Sehlelmhant,  ebenso  an  der  linken  Aiytaena  und  der  ent- 
sprechenden Plica  ary-epiglottica.  Bei  der  Intonation 
zeigte  sich  lebhafte  Beweglichkeit  der  linken  Arytaena 
and  des  linken  Stimmbandes,  während  die  ganze  rechte 
Hilfle  des  Larynz  fast  ganz  unbeweglich  erschien,  nur 
das  Taschenband  schien  sich  etwas  anzuspannen  n.  gegen 
die  MItteUinie  hin  etwas  zn  bewegen.  Die  Membran 
fühlte  sieh  resistent  an  und  schien  nicht  sehr  dick  zu  sein. 
Zur  Operation,  die  mittels  Galvanokaustik  ausgeführt 
werden  sollte,  kam  es  nicht,  weil  sich  die  Kr.  durch  die 
Membran  nach  einiger  Zelt  nicht  weiter  gestört  fühlte. 

Ein  24  J.  altes  unverheirathetes  Frauenzimmer,  mit 
Narben  an  den  Schienbeinen,  einer  bedeutenden  Ver- 
dieknng  des  rechten  Oberarmknochens  und  Schwellang 
der  reehten  Achseldrüsen  behaftet,  zeigte  Geschwulst  und 
BSthe  der  Schleimhaut  über  beiden  Arjrtaenen  und  Ver- 
waehsnng  der  Stimmbänder  an  der  vordem  Commissur 
bis  etwa  zur  Grenze  zwischen  vorderem  und  mittlerem 
Drittel.  Die  Verwachsung  bestand  aus  keiner  eigent- 
lichen Membran,  sondern  es  sah  aus,  als  ob  die  B^der 
der  tojicirten  und  merkwürdig  breit  erscheinenden  Stimm- 
bänder znsammengel5thet  wären;  in  der  Mittellinie  zeigte 
sich  eine  schwache  Furche.  Ulceration  und  Narbenbil- 
dnng  war  nicht  siebtbar,  die  obere  Fläche  der  Verwach- 
sungsstelle erschien  vollständig  glatt.  Die  Bewegungen 
der  Stimmbänder  waren  etwas  trage,  aber  gleich  anf  bei- 
den Seiten.  Mit  einem  geknöpften  Messer  wurden  wie- 
derholt kleine  Incisionen  an  der  Stelle,  wo  die  Verwach- 
sung begann,  nach  der  vordem  Commissur  zu  gemacht 
und  danach  Erweiterang  mit  Sonden  angewendet.  Auf 
diese  Welse  gelang  es,  die  Verwachsung  bis  ungefähr  zur 
Hilfle  zu  trennen  und  die  Stimme,  die  vorher  rauh  und 
heiser  gewesen  war,  wesentlich  zu  bessern.  Das  gewon- 
nene Besnltat  blieb,  wie  sich  H.  durch  spätere  Untere 
snchungen  fiberzeugte,  unverändert. 

In  emem  weitem  von  H  a  s  1  u  n  d  mitgetheilten 
FaUe  betraf  dieNarbenbildiiDg  zwar  nicht  den  Kehl- 
kopf selbst,  Bondern  den  Pharynx,  aber  sie  befand 
sich  doch  nngefilbr  in  der  Höhe  des  Kehlkopfes  und 
hinderte  den  freien  Durchtritt  der  Luft. 

Die  82  J.  alte  syphilitische  Kr.  litt  seit  ungefäBr 
1  Jahre  an  Schlingbeschwerden  und  Schmerzen  beim 
Spreehen,  sie  war  vollständig  aphonisch  und  die  Bespira- 
tion  war  lirmend,  sowohl  bei  der  Inspiration ,  als  auch 
bei  der  sehr  langgezogenen  Exspiration.  Ausser  ver- 
sehiedenen  Narben  im  Bachen  und  einer  Verwachsung 
des  welchen  Gaumens  mit  der  hintern  Bachen  wand,  fand 
sich  in  der  Höhe  des  Kehlkopfs  eine  dlapbragmaartige 
Membran  ausgespannt,  die  nur  in  der  Mitte  eine  ovale 
Oeibiang  von  lange  noch  nicht  1  Ctmtr.  Durchmesser 
hatte ;  die  Bänder  der  Oeißiung  waren  glatt  und  narbig, 
wie  die  Oberflache  der  Membran.  Mit  dem  gedeckten 
Messer  wurden  mehrere  Einstiche,  bei  denen  man  in  dem 
troekaen  und  harten  Gewebe  bedeutenden  Widerstand 
fimdy  gemacht  und  danach  mit  Höllenstein  geätzt.  Es  ge- 
lang ailm&llg,  die  Oefftoung  so  zu  erweitern,  dass  das 
SeUingen  keine  Beschwerde  mehr  machte  und  man  den 
ganzen  Kehlkopf,  an  dem  sich  nichts  Krankhaftes  zeigte, 
ibeneben  konnte. 


H.  hält  diesen  Fall  für  ein  Unicum^  das  ist  er 
zwar  nicht,  aber  jedenfalls  gehört  er  zu  den  Selten- 
heiten. Sc  hoch  (Deutsches  Arch.  f.  klin.  Chir. 
XVn.  p.  259.  1875  —  Jahrbb.  CLXK.  p.  254), 
Gerhard  (Virchow's  Arch.  XXI.  p.  40),  Tren- 
delenburg  (Arch.  f.  klin.  Chir.  XIII.  p.  372.  — 
Jahrbb.  CLIU.  p.  192),  Schrötter  (Jahresber. 
d.  Klin.  f.  Laryngosk.  1870.  S.  66.  —  Jahrbb. 
CLXIX.  p.  255),  Martini  (Jahrbb.  CXI.  p.203), 
Zimmer  (Inaug.-Diss.  Leipzig  1868),  Fiedler 
(Jahrbb.  CL.  p.  294),  West  (Jahrbb.  CLXIX. 
p.  257),  Catti  (Jahrbb.  CLXIX.  p.  256),  To- 
bold  (Daselbst),  Langreuter  (Deutsches  Arch. 
f.  kUn.  Med.  XXVII.  3  u.  4.  p.  328.  1880.  — 
Jahrbb.  CLXXXIX.  p.  143)  and  Gilbart  Smith 
und  Wal sh am  (Med.  Times  and  6az.  April  24. 
1880.  —  Jahrbb.  CLXXXIX.  p.  144)  haben  ganz 
gleiche  oder  sehr  ähnliche  Fälle  mitgetheilt  nnd  auch 
der  folgende  von  Dr.  0.  Heinze  in  Leipzig  (Wien, 
med.  Presse  XXI.  44.  1880)  mitgetheilte ,  noch  in 
anderer  Beziehung  höchst  interessante  Fall  bietet 
eine  ganz  ähnliche  Art  von  Narbenstenose  oberhalb 
des  Kehlkopfs  dar. 

Eine  51  J.  alte  Frau,  die  im  18.  Lebensjahre  syplii- 
litiscli  infldrt  worden  war,  aber  nie  allgemeine  Ersohei- 
nnngen  von  Lnes  gebabt  haben  wollte ,  litt  seit  längerer 
Zeit  an  Athembeseh werden .  die  stetig  zunahmen.  Die 
Kespiration  zeigte  stenotischen  Charakter,  stärker  bei  der 
deutlich  verlängerten  Exspiration  und  bei  raschem  Be- 
wegungen. Der  linke  hintere  Gaumenbogen  stand  tiefer 
und  war  breiter  aU  der  rechte,  er  erschien  als  eine  etwa 
2  Ctmtr.  breite,  straff  gerade  nach  unten  gespannte  blass- 
r5thliche  Membran ;  der  viel  kürzere  rechte  Gaumenbogen 
war  durch  Narbenstränge  nach  der  Mitte  und  nach  links 
verzogen.  Die  rechte  Tonsille  fehlte,  an  ihrer  Stelle  be- 
fanden sich  weiss  glänzende  Narben ,  die  linke  war  nur 
noch  in  Besten  vorhanden.  An  der  hintern  Pharynxwand 
verliefen  nach  nuten  zn  verschieden  dicke,  rothe,  stellen- 
weise oberflächlich  exulcerirte  Stränge,  die  nach  unten 
zn  immer  dicker  und  breiter  wurden ,  allmälig  von  der 
Pharynxwand  nach  vorn  zu  abtraten  und  sich  mit  andern 
rechts  vom  Zungenrficken,  links  von  der  Epiglottls  nach 
hinten  nnd  unten  verlaufenden  Strängen  vereinigten,  un- 
gefähr in  der  Höhe,  in  der  sich  unter  normalen  Verhält- 
nissen die  aufgerichtete  Epiglottls  befindet.  Die  ^unmt- 
liohen  Stränge  begrenzten  eine  nahezu  dreieckige,  trichter- 
förmige Oeftanng,  deren  grdsster  Durchmesser  ungefähr 
1  Ctmtr.  betrug,  so  dass  die  Oeffnung,  die  einzige  zum 
Oesophagus  nnd  zum  Kehlkopfeingange  führende,  mit  der 
Spitze  eines  kleinen  Fingers  vollständig  verschlossen  wer- 
den konnte.  Durch  diese  Oeflbnng  inspirirte  u.  schluckte 
die  Pat.,  letzteres  ohne  Jede  Beschwerde.  Die  Epiglottls 
war  eigenthümlioh  verkrüppelt  und  halb  dachartig,  halb 
hufeisenfömig  gekrfimmt,  die  linke  Hälfte  schmal,  dünn, 
blass,  steil  naeh  links  und  abwärts  abfallend  mit  abge- 
Aressenem  vordem  Eande  und  durch  die  Sohleimhant 
durchschimmerndem  Knorpel.  In  der  Mitte  der  Epiglottls 
zeigte  der  vordere  Rand  eine  starke  Einbuchtung,  offen- 
bar durch  Ulceration  mit  Substanzverlust  entstanden. 
Die  rechte  Hälfte  der  Epiglottls  war  stark  verdickt  und 
gerothet,  mit  einem  grossen  Gumma,  dem  ein  kleineres 
aufsass,  auf  der  Zungenfläohe,  mit  dem  seitlichen  und 
vordem  Rande  vollständig  mit  den  erwähnten  Strängen 
und  der  hintern  Pharynxwand  verwachsen.  Alles  Ge- 
schluckte glitt  über  die  kleinere  und  dünne  linke  Hälfte 
der  Epiglottls  hinweg.  Tief  unterhalb  der  linken  Epi- 
glottishälfte  war  undeutlich  das  unversehrt  erscheinende 
linke  Stimmband  sichtbar,  sonst  nichts  weiter  vom 
Laiynx. 


150 


IV.    Pathologie^  Therapie  u.  medioinisohe  Klinik. 


Mittels  Galvanokaustik  dorohtrennte  H.  zonächst  die 
BammtUchenvomZuDfifeDgruiide  nach  der  Epiglottis  gehen- 
den Stränge,  zerstörte  dann  das  Gumma  und  allmälig 
auch  den  kreisförmigen  Strang,  der  den  linken  und  zum 
Theil  den  hintern  Rand  bildete.  Schon  nach  der  ersten  Ope- 
rationssitzung hörte  das  stenotische  Athmen  auf.  SchlQss- 
lieh  war  nur  noch,  wie  es  schien,  ein  kurzer  Narben- 
strang zu  durchtrennen.  Während  vorher  bei  der  Ope- 
ration fast  gar  keine  Blutung  aufgetreten  war,  entstand 
dabei  plötzlich  eine  unverkennbar  arterielle  Blutung, 
ohne  dass  es  möglich  war ,  die  blutende  Stelle  oder  das 
blutende  Gefäss  selbst  zu  erkennen.  Compression  stillte 
die  Blutung  nicht  ganz,  die  Er.  bekam  Ohnmachtsanwand- 
lungen.  Erst  nach  Verlauf  einer  Stunde  wurde  es  mög- 
lich, die  nöthige  Hülfe  zur  Unterbindung  der  Carotis 
herbeizuschaffen,  die  von  Geh.  Med.-R.  T  hier  seh  aus- 
geführt wurde.  Nach  Vollendung  der  Operation  stand 
die  Blutung  sofort,  eine  Nachblutung  trat  nicht  ein. 

Die  Quelle  der  Blutung  liess  sich  nicht  mit  Sicher- 
heit ermitteln,  am  wahrscheinlichsten  ist  es,  dass  die 
Art.  laryngea  sup.,  dorch  das  Narbengewebe  und 
dessen  starke  Contraktion  in  den  Bereich  der  Nar- 
ben mit  hineingezogen  und,  von  ihrem  gewöhnlichen 
Verlaufe  abgelenkt,  direkt  verletzt  wurde. 

J.  D.  Arnold  (Arch.ofLaryngol.  U.  3.p.  221. 
1881)  hat  bei  Behandlung  der  Larynxstenosen  die 
Dilatation  mittels  der  von  Schrötter  (Beitrag 
zur  Behandlang  der  Larynxstenosen.  Wien  1876. 
W.  BraumflUer.  8.  III  u.  47  S.  mit  eingedr.  Holz- 
schnitten) empfohlenen  Katheter  sehr  zweckmässig 
gefunden.  Sie  existiren  in  12  verschiedenen  Num- 
mern, von  denen  Nr.  I.  am  dünnsten  ist  (8  Mmtr. 
von  vorn  nach  hinten,  6  Mmtr.  im  seitlichen  Durch- 
messer), Nr.  XII.  am  stärksten  (20  Mmtr.  von  vom 
nach  hinten,  16  Mmtr.  im  seitlichen  Durchmesser), 
bei  jeder  dazwischen  liegenden  Nummer  steigt  der 
Durchmesser  von  vom  nach  hinten  um  1  Mmtr.,  der 
seitliche  nicht  ganz  um  1  Millimeter.  Wenn  die 
Stenose  so  bedeutend  ist,  dass  Nr.  I.  noch  nicht  hin- 
durch gebracht  werden  kann,  beginnt  man  mit  ge- 
wöhnlichen engÜBchen biegsamenEathetern.  Arnold 
räth,  überhaupt  in  allen  Fällen  mit  den  gewöhnlichen 
Kathetern  zu  beginnen ,  bis  der  Er.  an  deren  Ein- 
führnng  gewöhnt  ist,  weil  biegsame  Eatheter  besser 
vertragen  werden  als  starre.  Zu  Anfang  reagirt  der 
Larynx  ziemlich  heftig  gegen  die  Einführung ,  lernt 
sie  aber  bald  ertragen.  Ein  Einwurf,  der  gegen 
das  Liegenlassen  dieses  Instruments  im  Larynx  er- 
hoben worden  ist,  ist  die  Behauptung,  dass  dadurch 
heftige  Salivation  erregt  werde,  Schrötter  hat  sie 
aber  nie  in  so  hohem  Grade  beobachtet,  dass  sie  ihn 
von  dieser  Behandlungsweise  hätte  abschrecken  kön- 
nen ;  wenn  die  Er.  mit  vornüber  gebeugtem  Kopf 
und  Oberkörper  sitzen ,  wird  der  Ausflnss  des  Spei- 
chels aus  dem  Munde  bewirkt. 

Wenn  die  Narbenbildung,  welche  die  Stenose 
bedingt ,  so  breit  aufsitzt  und  so  fest  ist ,  dass  die 
Dilatation  allein  nicht  genügt ,  kann  man  mit  dem 
Messer  oder  dem  Qalvanokanter  nachhelfen  und 
direkt  nach  Ausführung  der  Einschnitte  den  Katheter 
einführen.  Kleine  papilläre  Hyperplasien  am  Rande 
der  Strikter  beseitigt  Voltolini  mittels  Galvano- 
kaustik, 


Auch  für  die  Trachea  ist  der  Katheterismos  an- 
wendbar, aber  mit  mehr  Schwierigkeit  verbunden; 
Schrötter  benutzt  zu  diesem  Zwecke  Eatiieter 
mit  einer  doppelten  Krümmung,  emem  lang  gezogenen 
S  gleichend. 

Dr.  Sceparowski  (Przeglad  lekarski  14— 
20.  1880.  —  Mon.-Schr.  f.  Ohkde.  u.  s.  w.  XV.  3. 
p.54.  1881)  hat  das  Schrötter 'sehe  DiiatatioM- 
verfahren  in  einer  Reihe  von  Fällen  mit  bestem  Er- 
folge angewendet. 

Dr.  0.  Chiari  (Mon.-Schr.  f.  Ohkde.  n.  8.  v. 

XV.  7.  p.  118.  119.  120.  1881)  theilt  mehrere 

Fälle  von  syphilitischer  Erkrankung  des  Larynx  mit, 

in  denen  die  Katheterisation  angewendet  wurde. 

Bei  einem  44  J.  alten  Manne/  der  wiederliolt  to 
S3rphiliti8chen  Affektionon  gelitten  hatte ,  war  die  Kehl- 
kopfschleimhaut bis  auf  die  Epiglottis  stark  gerOthet, 
beide  Arytaenen  fanden  sich  stark  geschwollen,  die  rechte 
ganz  unbeweglich ,  die  linke  nur  sehr  wenig  bewegfUeh, 
die  Taschenbänder  waren  geschwollen ,  hockrig ,  beide 
•Stimmbänder  sehr  roth,  verdickt,  höckrig,  uneben,  voh 
den  Taschenbändem  kaum  zu  unterscheiden,  das  linke 
stand  ganz  nahe  der  Mittellinie,  das  rechte  machte  ov 
eine  sehr  geringe  Abduktion.  In  Folge  dessen  war  die 
Qlottis  bis  auf  einen  höchstens  2  Umtr.  breiten,  onregel- 
mässig  begrenzten,  länglichen  Spalt  verengt.  Die  Athen- 
noth  war  sehr  gross.  Da  es  nicht  sicher  war,  ob  die 
Entzündung  ganz  abgelaufen  war,  wurde  von  der  Kath^ 
terisatioo  so  lange  Abstand  genommen,  bis  durch  aati- 
syphilitische  Behandlung  (Inunktlonskur  und  JodkaUoB 
innerlich)  die  Schwellung  im  Larynxeingange  abgenoB- 
men  hatte;  die  Athemnoth  hatte  nicht  naohgeUaMo, 
wurde  aber  dann  durch  Katheterisation  beseitigt. 

Bei  Einfbhmng  des  Katheters  ist  Vorsicht  vor 
Allem  erforderlich ,  weil  in  F&llen ,  denen  man  es 
von  vornherein  nicht  ansehen  kann,  der  Reiz  dei 
Katheters  ernste  Störungen  hervorrufen  kann. 

In  einem  Falle  von  hochgradiger  Narhenstenoie 
des  Kehlkopfs  in  Folge  von  Syphilis  hatte  Chiari 
einen  dünnen  Katheter  eingeführt;  nach  nngefthr 
Vs  Min.  riss  der  Pat.  den  Katheter  herans,  wsrd« 
blau  im  Gesicht  und  war  dem  Ersticken  nahe.  Er 
erholte  sich  nach  einigen  Minuten  ^  bekam  aber  io 
kurzer  Zeit  wieder  einen  Erstickungsanfall  u.  wurde 
schnell  bewnsstlos  und  asphyktisch,  so  dass  Ch.  so- 
fort die  Tracheotomie  ausführen  musste. 

Ferner  räth  Ch.  die  Vorsichtsmaassregel  an^ 
Kr.  mit  sehr  hochgradigen  Stenosen  nie  ambulatorisch 
zu  behandeln.  Denn  während  der  ersten  Zeit  der 
Dilatation ,  so  lange  das  Lumen  noch  eng  ist ,  kann 
immer  eingedickter  Schleim,  besonders  in  der  Nacht, 
Erstickungsgefahr  bedingeni  welche  der  Arzt  dorch 
den  Katheter  leicht  behebt ,  der  aber  der  allein  ge- 
lassene Kr.  schnell  erliegt. 

Bei  einem  6  3  J.  alten  syphilitischen  Manne  waren 
alle  Theile  des  Kehlkopfeingangs  bis  auf  die  Epi« 
glottis  durch  kleinhöckeriges,  weissliches  Narben- 
gewebe ersetzt,  das  an  der  Stelle  der  Glottis  einen 
unregelmässigen,  gewundenen  Spalt  von  hdohstens 
2  Mmtr.  Breite  freiliess,  nach  vom  zn  lagen  aber 
die  Ränder  fest  an  einander.  Die  Einfilhraog  der 
Röhre  ging  gut  von  Statten  nnd  es  wurde  der  Ka- 
theter Nr.  I.  eingeführt,  als  der  ti'otz  Abratben  aof 


IV.    Pathologie^  Therapie  n.  medicinische  Klinik. 


151 


seiDen  Wunsch  ambulatorisch  behandelte  Er.  aus- 
blieb.    Er  war  plötzlich  in  der  Nacht  gestorben. 

Dr.  Carlo  Labus  (Annali  univers.  Vol.  237. 
p.  117.  Agosto  1876)  benutzt  zur  Erweiterung  von 
Laiynxstenosen  nach  vorausgegangener  Tracheotomie 
an  beiden  Enden  abgerundete  Cylinder  aus  Zinn 
von  verschiedener  Weite^  die,  an  einem  Katheter  be- 
festigt, in  den  Laryox  eingeführt  werden ,  mit 
ihrem  untern  Ende  durch  eine  in  der  Kanüle  nach 
oben  zu  angebrachte  Oefifhung  in  diese  hineinreichen 
nnd  an  einer  durch  das  Lumen  der  Trachealkanüle 
geschobenen  Klemmvorrichtung  befestigt  werden, 
wShrend  das  Griffende  des  Katheters  mit  Fäden  be- 
festigt wird. 

Nach  W.  Macneill  Whistler  (Arch.  of  La- 
ryngol.  II.  1.  p.  23.  1881)  ist  Erfolg  von  der  Dila- 
tation bei  syphilitischen  Larynxstrikturen  nur  dann 
SU  erwarten,  wenn  es  sich  nicht  um  Narbendifforml- 
titen  und  chronische  Fibroide  handelt.  In  solchen 
Pillen  ist  nach  ihm  die  Tracheotomie  erforderlich, 
mit  der  man  nicht  so  lange  warten  soll,  bis  die  Re- 
spiration ernstlich  gestört  ist.  Wh.  empfiehlt  über- 
haupt die  frühzeitige  Tracheotomie,  um  das  Blut  zu 
deearbonisiren  und  Reizung  der  Lunge  zu  vermeiden, 
darauf  aber  zeitige  Versuche,  die  Dilatation  zu  be- 
wirken, um  die  krankhaften  Processe  zu  vermeiden, 
die  vom  Drucke  der  Kanüle  oder  von  Extension  in 
den  Lungen  herstammen.  Die  ELanflle  darf  nicht  zu 
zeitig  wieder  entfernt  werden. 

J.  Morris  Ash  (Arch. ofLaryngol.  1.1.  p.62. 
1880)  theilt  folgenden  Fall  von  Stenose  des  Larynx 
in  Folge  von  syphilitischer  Erkrankung  mit,  in  wel- 
chem die  Tracheotomie  ausgeführt  und  durch  nach- 
folgende Dilatation  mit  metallischen  Sonden  Heilung 

erzielt  wurde. 

Bei  der  36  J.  alten  Kr.  fand  sich  im  LaryoxeiDgange 
Uffigebreitete  Ulceration  und  derartige  Deformation  der 
eatsprecheDden  Larynitheile ,  dass  diese  kaum  sn  er- 
kennen waren;  die  Epiglottis  war  ganz  zerstört,  die 
Plicse  aiy-epiglotticae  waren  verdickt  und  die  Taschen- 
bänder mit  einander  verwacbsen ,  so  dass  nur  eine  kaum 
bohnengrosse  Oeifnnng  für  den  Durchgang  der  Luft  übrig 
blieb.  DieDyspndewar  so  betrSohtliob,  dass  am  13.  Dec. 
1S76  die  Tracheotomie  ansgeffibrt  werden  mnsste.  Am 
5.  Febr.  1877  wurden  die  Adbäsionen  der  Tasehenbander 
mit  einer  Sonde  so  weit  als  möglieh  getrennt.  Danach 
trat  ausserordentliche  Empfindlichkeit  des  Larynzeingan- 
ges  auf,  so  dass  selbst  auf  die  leiseste  Berührung  heftige 
HnstenanfiUle  folgten.  Nach  lokaler  Anwendung  von 
Jodglyeerin  wurde  im  Juni  die  allmälige  Erweiterung 
durch  Einführung  immer  dickerer  Metallsonden  begonnen, 
und  zwar  mit  so  gutem  Erfolge,  dass  die  Trachealkanüle 
am  17.  Oct.  entfernt  werden  konnte.  Am  16.  Nov.  fand 
JL  bei  einer  laryngoskopischen  Untersuchung,  dass  beide 
Sümmbänder  bis  auf  einen  kleinen  Rest  des  rechten  nach 
vom  zu  zerstört  waren,  das  Lumen  des  Kehlkopfs  war 
weit  genug,  um  einen  Einblick  bis  zum  3.  Ringe  in  die 
Trachea  zu  gestatten. 

Whistler  (Arch.  of  Laryngol.  I.  4.  p.  322. 
1880.  II.  1.  p.  23.  1881)  theilt  2  Fälle  ausfür- 
lieh  mit,  in  denen  er  mit  einem  von  ihm  eigens 
constrmrten  Instrumente  operirte ,  das  zugleich  als 
Messer  und  als  Dilatator  wirkt.  Es  besteht  aus 
eiuem  an  einem  mit  der  nöthigen  Erttmmung  ver- 


sehenen Stiele  befestigten  mandelförmigen  Dilatator, 
in  welchem  ein  Messer  verborgen  ist,  das  durch 
Druck  auf  einen  am  Handgriff  angebrachten  Hebel 
vorgeschoben  wird.  W  h.  rühmt  an  seinem  Instru- 
mente die  Leichtigkeit  der  Einfbhrung  und  den  Vor- 
theil ,  den  der  Umstand  bietet ,  da^  das  Instrument 
zugleich  schneidet  und  dilatirt 

Eine  31  Jahre  alte  verheirathete  Frau  hatte  Im  llfirz 
1876  ausgedehnte  syphilitische  Geschwüre  an  der  hintern 
Rachenwand,  der  Larjrnx  war  noch  gesund  bis  auf  leichte 
Schwellung  der  linken  Arytaena.  Nach  Anwendung  von 
Jodkalinm  heilte  das  Geschwür  an  der  hintern  Rachen- 
wand ,  kehrte  im  Juni  wieder  und  vernarbte  wieder  rasch 
unter  Anwendung  von  Jodkalinm.  Am  21.  Juni  fand  sich 
eine  Schwellung  über  der  linken  Arytaena,  die  jedoch 
von  der  Rachen  wand  auszugehen  schien;  der  Larynx 
selbst  war  noch  gesund.  Am  21.  Februar  1877  aber  fand 
sichRÖthnng  und  Schwellung  der  Epiglottis,  Anschwellnng 
und  intensive  Entzündung  der  Tasehenbander  mit  serpl- 
ginöser  Ulceration  am  vordem  Theile  und  Röthnng,  Ver- 
dickung und  Unbeweglichkeit  der  Stimmbänder,  wodnrch 
die  Glottis  bedeutend  verengt  und  Dyspnoe  verursacht 
wurde ;  die  von  der  Rachenwand  ausgehende  Geschwulst 
über  der  linken  Arytaena  hatte  an  Grösse  zugenommen. 
Unter  innerlicher  Anwendung  von  JodkaUnm  nnd  Inhala- 
tion von  Benzoedämpfen  wurde  Heilung  erzielt.  Am 
30.  März  aber  fand  sich  wieder  intensive  Röthung  des 
ganzen  Larynzeinganges ,  so  starke  Schwellung  beider 
Taschenbänder,  dass  die  vordere  Hälfte  der  Glottis  davon 
ganz  verdeckt  wurde,  nnd  Oedem  beider  Arytaenen. 
Antisyphilitische  Behandlung  blieb  ohne  Wirkung  auf  die 
Eehlkopfaffektion ;  am  19.  Juni  war  das  Kehlkopf lumen 
fast  ganz  verschlossen  und  wegen  Erstickungsgefahr 
musste  die  Tracheotomie  ausgeführt  werden.  Danach 
nahm  die  Schwellung  im  Laiynz  allmälig  ab,  aber  es 
hatte  sich  Adhäsion  zwischen  den  Taschenbändem  ge- 
bildet. Durch  Anwendung  eines  Dilatators,  der  aus  3 
durch  Umdrehung  einer  Schraube  auseinander  tretenden 
Blättern  bestand ,  wurde  die  Striktur  erweitert ,  aber  im 
September  hatte  sie  sich  wieder  gebildet  und  die  Narbe 
war  so  fest,  dass  Dihitation  nichts  mehr  nützen  konnte. 
Nach  Einschneiden  der  Narbe  mittels  des  beschriebenen 
Instruments  am  3.  Oct.  1877  konnte  der  Dilatator ,  der 
an  der  dicksten  Stelle  14  Mmtr.  Durchmesser  von  hinten 
nach  vom  nnd  8  Mmtr.  seitlichen  Durchmesser  hatte ,  bis 
in  die  Glottis  geführt  werden.  Da  die  Kr.  in  der  Folge 
zu  selten  sich  wieder  vorstellte ,  konnte  eine  Wiederver- 
einigung der  Narbe  nicht  ganz  verhütet  werden  und  am 
14.  Nov.  wurde  ein  neuer  Einschnitt  nöthig,  der  tiefer 
als  der  erste  gemacht  wurde.  Jetzt  wurde  Jeden  4.  Tag 
die  Dilatation  ausgeführt  und  der  fernere  Verlauf  war 
sehr  günstig.  Die  Kr.  trug  die  Trachealkanüle  noch 
lange,  konnte  aber  auch  athmen,  wenn  diese  verschlossen 
wurde ,  sie  trug  anfangs  zeitweise ,  später  immer  einen 
Kork  in  der  Kanüle  und  im  Dec.  1878  wurde  diese  ent- 
fernt. Im  Jannar  1880  befand  sich  die  Kr.  ganz  wohl, 
Narbencontraktion  hatte  sich  nicht  wieder  gebildet ;  die 
Stimmbänder  waren  roth  und  etwas  uneben ,  aber  ihre 
Bewegungen  frei  und  die  Glottis  stand  bei  tiefer  Inspira- 
tion weit  offen.  Von  der  Trachealwunde  war  noch  eine 
kleine,  nur  für  eine  dünne  Sonde  durchgängige  Fistel  ge- 
blieben. 

Bei  einem  33  J.  alten  Manne ,  der  seit  1869  wieder- 
holt an  syphilitischen  Affektionen,  auch  an  larjmgitischen 
Symptomen,  gelitten  hatte,  fand  Wh.  am  6.  Oct.  1876 
Hyperämie  des  Larynxeinganges  mit  Röthnng  und  Schwel- 
lung der  Stimmbänder ,  aber  keine  Ulceration.  Im  April 
1878  war  R5thung  des  ganzen  Larynxeingangs ,  Schwel- 
lung der  Epiglottis  und  der  Taschenbänder  und  Ulceration 
an  letztern  und  den  Stimmbändern  vorhanden ;  die  Ab- 
dnktion  der  Stimmbänder  war  vermindert  nnd  die  Glottis 
verengt.  Wegen  zunehmender  Dyspnoe  musste  am  22.  Mai 
die  Tracheotomie  ausgeführt  werden.    Am  3.  Juni  waren 


152 


IV.    Pathologie,  Therapie  n.  medioiniflche  Klinik. 


die  Taschenbander  noch  immer  tief  ulcerirt  und  so  ge- 
schwollen, dass  sie  am  vordernTheile  Iceinen  tiefern  Ein- 
blick in  den  Larynx  gestatteten.  Unter  fortgesetzter 
antisjrphilitisoher  Behandlung  wurde  allmälig  Besserung 
der  Larynxaffektion  erzielt.  Am  17.  Sept.  waren  zwar 
die  Geschwüre  vernarbt,  die  Stimmbänder  ^ber  nach 
vom  zu  verwachsen.  Die  Dnrchtrennung  der  Narbe  wurde 
am  27.  Sept.  mittels  des  schon  erwähnten  Instruments 
ausgeführt  und  danach  tägliche  Dilatation  vorgenommen. 
Am  3.  Nov.  wurde  der  Kr.  (mit  der  Traohealkanfile)  ent- 
lassen; die  Kanüle  wurde  erst  im  Mai  1878  entfernt. 
Noch  im  Frühjahr  1880  befand  sich  der  Kr.  ganz  wohl, 
an  der  vordem  Commissur  der  Stimmbänder  fand  sich 
noch  etwas  Verdickung ,  sie  konnten  aber  genügend  weit 
von  einander  entfernt  werden ,  um  einen  ungehinderten 
Einblick  in  die  Trachea  zu  gestatten. 

B.  Trachea  und  Bronchien. 

Unter  3  Fällen  von  Trachealsyphilis ,  die  Dr. 
Albert  Beger  in  Leipzig  (Deutsches  Arch.  f. 
klin.  Med.  XXIII.  5  u.  6.  p.  608.  1879)  beobach- 
tete y  von  denen  wir  den  einen ,  in  dem  sich  keine 
Stenose  fand ,  bereits  (Jahrbb.  CXCII.  p.  29)  mit- 
getheilt  haben,  waren  in  2  Stenosen  vorhanden.  Der 
1.  Fall  stammt  aus  der  med.  Abtheilang  des  Kran- 
kenhauses in  Leipzig. 

Ein  33  J.  alter  Mann  erkrankte  unter  den  Erschei- 
nungen einer  akuten  Bronchitis  mit  Verdacht  aufPhthisis. 
Der  Auswurf  war  sehr  reichlich  und  bestand  aus  gelblichen, , 
confluirenden ,  nicht  fStid  riechenden  Massen  (Schleim, 
Eiterkorperchen,  Epithelien  und  Detritus),  elastische  Fa- 
sern waren  darin  nicht  nachweisbar,  einmal  aber  fand 
sich  ein  Qewebsfetzen  von  der  halben  Grösse  einer  Linse, 
der  aus  längs  verlaufenden ,  breiten ,  seitlich  stellenweise 
zusammenhängenden  eUstischen  Fasern  bestand,  zwischen 
denen  überaU ,  stellenweise  sehr  zahlreiche ,  runde ,  wohl 
erhaltene  Keme ,  nirgends  Zellen  lagen ;  später  zeigte  es 
sieh  ganz  zweifellos ,  dass  der  Fetzen  aus  der  syphUitisch 
inflltrirten  Trachealschleimhaut  stammte.  Das  Gesicht 
war  in  geringem  Grade  cyanotisch,  das  Athmen  ange- 
strengt ,  wie  bei  Emphysem ,  übrigens  geräuschlos.  Der 
Kr.  magerte  ab,  in  der  Unken  Fossa  suprach&vicularis 
zeigte  sich  eine  indolente  Lymphdrüsengeschwnlst ,  sonst 
waren  nur  die  Leistendrüsen  fühlbar.  Es  entwickelte  sich 
Pneumonie,  zuerst  des  rechten,  dann  auch  des  linken 
untern  Lungenlappens.  Die  Respirationsfrequenz  stieg, 
die  Respiration  wurde  sehr  mühsam,  aber  nicht  tönend, 
BChlüssUch  war  das  Ezspirium  verlängert  und  Jede  Ex- 
sphratioB  bestand  aus  mehreren  Stössen,  die  sich  wie 
unterdrückter  Husten  anhörten;  bei  der  Inspiration  zeigte 
sich  Einziehung  der  hintem  untem  Zwischenrippenräume. 
Der  Kr.  starb  an  Pneumonie. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  Verschluckungspneumonie, 
cylindrische  Ektade  der  kleinen  Bronchien ,  Schwellung 
der  Bronchialdrüsen,  der  Leistendrüsen  u.  einiger  Retro- 
peritonäaldrüsen ,  ausserdem  am  Penis  eine  hufeisenför- 
mige, weissliche,  ganz  leicht  erhabene  Narbe,  sonst  kein 
Zeichen  von  abgelaufener  oder  fHscher  Syphilis ,  ausser 
den  noch  zu  erwähnenden.  Der  Kehlkopf  erschien  ge- 
sund. Die  Trachea  war  In  der  Gegend  der  Bifnrkation 
verengt  bis  zu  2.8  Ctmtr.  Umfang,  während  dieser  im 
obera  Theile  der  Trachea  6.5  Ctmtr.  betrag.  Auch  der 
Anfangstheil  der  abgehenden  Bronchien  war  verengt  bis 
zu  1.8  Ctmtr.  Umfang  (im  weitem  Verlaufe  S  Ctmtr.  Um- 
fang). Oberhalb  der  Verengung  befand  sich  an  der  vor- 
dem Wand  der  Trachea  ein  4  Ctmtr.  langer,  durchschnitt- 
lich 8  Ctmtr.  breiter  Substanzverlust ,  die  ganze  vordere 
Wand  der  Trachea  fehlte  an  dieser  Stelle  und  es  zeigte 
sich  ein  meist  Vs  Ctmtr.  tiefes  Geschwür,  aus  dessen 
Rande  hier  und  da  Blnorpelstüokchen  hervorragten ;  vom 
obem  Rande  dieses  Snbstanzverlustes  ging  eine  IVs  Ctmtr. 
tiefe  sinaöse  Tasche  ans.  Der  Grund  des  Defekts  wurde 
aum  grössten  Theile  von  rdthlichem,  weichem  Binde- 


gewebe gebildet,  am  rechten  Rande  desselben,  nemlieh 
in  der  Mitte,  zeigte  sich  eine  schwärzliche  St<^e  im 
Grande  dicht  vor  dem  angefressenen  Trachealrtnde;  am 
untern  Ende  desselben  fanden  sich  rechts  schwäizKehe, 
links  weissliche  rauhe  Stellen.  Letztere  ergaben  sieh  all 
obere  Fläche  einer  kirschengrossen ,  unregelmässiges, 
aber  ziemlich  scharf  begrenzten ,  weisslich-gelben ,  ziem- 
lich derben ,  von  reichlichem  Bindegewebe  nmgelMiei 
Einlagerang  in  dem  Gewebe  an  der  vordem  Wand  der 
Trachea ;  die  schwärzlichen  Stellen  entspraehen  uleem^ 
ten  Lymphdrüsen.  An  der  Bifhrkation  fand  sich  ein  7 
Mmtr.  hohes ,  ringfSrmiges ,  nicht  tief  gehendes ,  aber 
nach  links  hin  doch  bis  auf  eine  melanotische  Lymph- 
drüse dringendes  Geschwür,  das  einerseits  mit  dem  Bab- 
stanzverluste  an  der  vordem  Wand  der  Trachea,  anderer- 
seits mit  einem  Geschwür  an  der  hintem  Wand  der  Tra- 
chea in  Zusammenhang  stand,  das  weniger  tief  war,  als 
das  an  der  vordem  Wand ,  aber  doch  die  Wandung  tot 
volUKommen  zerstört  hatte.  In  der  Umgebung  der  Qt- 
schwüre  war  die  Schleimhaut  höckerig  geschwellt  nad 
trübe.  In  den  An£angstheilen  der  Bronchien  fanden  aieli, 
mit  den  Geschwüren  in  der  Trachea  zusammenbäogead, 
unregelmässige  buchtige  Ulcerationen. 

Ausser  der  Einziehung  an  den  untem  hinten 
Zwischenrippenräumen  bei  der  Inspiration,  die  aber 
auch  bei  andern  Krankheitszuständen  vorkoauot, 
war  während  des  Lebens  kein  charakteristiaehei 
Symptom  der  Stenose  vorhanden,  die  überhaupt  zno 
Grade  der  Stenose  nicht  im  Verhältniss  zu  stehen 
scheinen.  In  Vierling's  Falle  (vergl.  Jahrbb. 
CLXXIX.  p.  242)  waren  die  intensivsten  Steuofl»- 
erscheinungen  vorhanden ,  obgleich  der  Umfang  der 
verengten  Stelle  viel  mehr  betrug  (4.5  Ctmtr.)  all 
in  dem  von  Beger  mitgetheilten ;  dagegen  war  die 
Länge  der  verengten  Stelle  eine  bedeutende  vd 
ausserdem  ragten  noch  kleine  Wnlstungen  und  Ntf- 
benleisten  in  das  Lumen  der  verengten  Trachea  her- 
vor. In  Gharnars  Falle  (vergl.  Jahrbb.  CIL 
p.  100)  fehlten  die  Stenosenerscheinnngen  eine  M 
lang  bei  einem  Umfange  des  durch  eine  2.8  Ctmtr. 
lange  Narbe  verengten  Theiles  der  Trachea  von  2.7 
Centimetem.  Indessen  ist  hierbei  zu  berdckächtigei} 
dass  nicht  immer  der  bei  der  Sektion  gefundene 
Grad  der  Verengung  dem  während  des  Lebens  be- 
stehenden zu  entsprechen  braucht  EntzOndliehe 
Schwellung ,  namentlich  Oedem  der  Schleimhant  an 
der  verengten  Stelle,  kann  die  Stenose  rasch  ver- 
mehren ;  wenn  die  Schleimhaut  an  der  betreffendea 
Stelle  rauh,  gewulstet,  mit  Maschen  versehen  läj  w 
wird  sich  sehr  leicht  das  Sekret  daselbst  festBeüen 
und  die  Verengung  vermehren.  Oed^n  und  auf- 
gelagerte Sekretmassen  sind  aber  bei  der  Sektieo 
nicht  oder  nur  unvollkommen  sichtbar.  Das  Zu- 
standekommen der  schweren  eitrigen  Bronehitifl  i0 
vorliegenden  Falle,  die  als  InitialencheiniiDg  dfl 
Trachealstenose  fast  nirgends  sich  erwähnt  findet, 
lässt  sich  durch  den  raschen  Verlauf  und  die  grosse 
Ausdehnung  und  Tiefe  der  Geschwflre  erkUien. 
Von  den  stark  secemirendenGeschwttisflächenl^eteD 

sich  Eiterzellen  und  selbst  Qewebsfetzen  ab,  wniden 
in  die  grossem  und  kleinern  Bronchien  adspirirt  nod 
bewirkten  anfangs  nur  Entzündung,  später  aber,  aj« 
die  Kräfte  des  Er.  immer  mehr  abnahmen  und  die 
Expektoration  unvollkommen  wurde,  blieben  diese 


IV.    Pathologie,  Therapie  u.  medidnische  Klinik. 


153 


OtfchwflrBaekrete  und  die  in  den  Bronchien  selbst 
gebildeten  Sekrete  in  den  kleinsten  u.  am  tiefsten  ge- 
legenen Bronchien  liegen  n.  erzeugten,  als  Fremdkör- 
per wirkend,  die  pneumonischen  Herde  in  den  untern 
Lappen.  B.  hebt  noch  hervor,  dass  man  dann,  wenn 
eine  porulente  Bronchitis  ohne  auffindbaren  Qrund, 
namentlich  ohne  phthisische  £i*scheinnngen ,  auf- 
fallend lange  dauert  und  jeder  Therapie  trotzt,  jeden- 
falls sein  Augenmerk  auf  die  Trachea,  in  zweiter 
Linie  auf  luätische  Erkrankung  derselben  zu  richten 
habe.  Im  mitgetheilten  Falle  fand  sich  zwar  ausser 
der  Narbe  am  Penis  nichts  fllr  Lues  Charakteristisches, 
aber  die  Geschwüre  in  der  Trachea  trugen  die  un- 
Terkennbarsten  Kennzeichen  des  syphilitischen  Ur- 
i^nnigs. 

Der  2.  Fall  (p.  618)  kam  auf  der  chirurgischen 
Abtheilung  des  Krankenhauses  zu  Leipzig  zur  Beob- 
achtung und  betraf  uncomplicirte  Stenose  beider 
Hauptbronchien  in  Folge  von  syphilitischen  Narben 
bei  ei^em  schon  früher  an  Syphilis  behandelten 
Fraaennmmer  von  42  Jahren. 

Im  Aug.  1878  traten  Hosten  und  Athembeschwerden 
saf  and  letztere  steigerten  sich  bis  zu  drohender  Er- 
8tickmig8gefahr.  Bei  der  am  14.  Nov.  erfolgten  Aufnahme 
athmete  die  Kr.,  im  Bette  sitzend,  mit  lusserster  An- 
Btreagnng  unter  Znhfilfenahme  aller  aooessorischenAthem- 
I  mukeln ;  die  einzelnen  Athemzüge  waren  sehr  tief  und 
\  namentlieh  die  starlK  verlängerte  Inspiration  von  einem 
lanten,  tönenden,  weithin  hörbaren  Stenosengeräasch  be- 
gleitet; die  Exspiration  war  kürzer  n.  weniger  behindert. 
Im  Bachen  nnd  Kehlkopf  fanden  sich  alte  geheilte  De- 
fekte ,  aber  keine  Geschwüre ,  die  verengte  Stelle  in  der 
Trachea  war  nicht  sichtbar.  Nach  der  am  15.  Nov.  aus- 
geführten Traeheotomie  trat  anfangs  keine  Besserung  ein, 
erst  als  eine  l&ngere  H^Ao'sche  Kanüle,  mit  der  man 
übrigens  auch  nicht  aof  die  Stenose  stiess,  eingelegt  wor- 
den war,  athmete  die  Kr.  etwas  leichter  und  expektorirte 
besser ,  doeh  am  22.  Nov.  zeigte  die  Bespiiation  wieder 
genan  den  Stenosentypns  wie  vor  der  Traoheotomie. 
Pnemnonie  der  beiden  nntem  Lappen  entwickelte  sich 
ond  die  Kr.  starb  am  23.  Nov.  früh  1  Uhr  an  Lungen- 
ödem. 

Bei  der  Sektion  fanden  sich  zahlreiche  Narben  im 
Bachen  und  Kehlkopf,  die  Epiglottis  fehlte  ganz.  Die 
Sehleimliant  des  untern  Theils  des  Kehlkopfs ,  der  Tra- 
diea  nnd  der  grossem  und  kleinem  Bronchien  war  mehr 
oder  weniger  stark  geschweUt  und  geröthet ,  an  manchen 
Stellen  schiefergran  u.  missfarbig,  unterhalb  derTracheo- 
tomiewunde  und  oberhalb  der  Bifurkation  fanden  sich 
kleinere ,  bis  auf  den  Knorpel  gehende  Snbstanzverluste. 
Beide  Hauptbronchien  zeigten  sich  gleich  nach  ihrem  Ab- 
gang bedeutend  verengt,  der  Unke  kaum  für  einen  Raben- 
federkiel, der  rechte  kaum  für  einen  Qansefederkiel 
durchgängig;  an  diesen  nur  wenige  Ifillimeter  langen 
stenotischen  Stellen  war  die  Wand  verdickt  und  aus  einer 
derben  bindegewebigen  Masse  gebildet,  die  Schleimhaut 
stark  geschwellt.  Der  vor  den  Stenosen  liegende  Theil 
der  Luftröhre  und  die  hinter  denselben  liegenden  Theile 
der  Bronchi  waren  etwas  erweitert.  In  den  Lungen 
fimden  sich  Oedem  und  pneumonische  Herde ,  im  linken 
untern  Lappen  neben  einer  geringen  Anzahl  fHscher  milia- 
rer, in  Yerküsnng  begrilTener  Tuberkel  im  untern  Theile 
desselben  eine  nicht  ganz  günseeigrosse,  fScfarigeCaverae 
im  obem  TheUe ,  die  mit  einem  Bronchus  communioirte, 
mit  schleimig  eitrigen  Massen  erfüllt  nnd  von  schwarz- 
töthliohem ,  missfarbigem  Qewebe  umschlossen  war ;  im 
rechten  Oberlappen  fand  sich  eine  gleiche  Caverae  von 
BfAsaeaggdme.    Ausserdem  waren  die  Lymphdrüsen  an 

Med.  Jabrbb.  Bd.  192.  Hft.  2. 


der  Zungenwurzel  bis  zu  Wallnussgrösse  geschwollen  und 
hämorrhagisch  inflltrirt ,  eine  derselben  im  Centram  ver- 
käst ;  die  Tibiae  zeigten  periostitische  Verdickungen. 

Eine  Verengung  der  Bronchi  wurde  schon 
während  des  Lebens  vermnthet ,  weil  man  ziemlich 
weit  in  die  Trachea  hinab  sehen  konnte  ohne  eine 
Verengung  zu  entdecken;  u.  weil  die  lange  Tracheal- 
kanüle auf  kein  Hinderniss  stiess.  Der  (allerdings 
nur  vorübergehende)  Nutzen,  den  die  Tracheotomie 
gewahrte,  ist  nach  B.  darin  zu  sachen,  dass  der  Weg, 
den  die  Sputa  zurückzulegen  hatten ,  dadurch  ver- 
kürzt, die  Expektoration  erleichtert  und  dadurch  die 
Athemnoth  vermindert  wurde.  Die  Cavernen  sind 
nicht  auf  Sypbilis  zurückzufahren ,  sondern  nach  B. 
auf  Fremdkörperpnenmonien ,  die  zu  Gangrän  der 
betreffenden  Lungenpartien  und  danach  znr  Höhlen- 
bildung geführt  haben. 

Oudin  (Progr^s  m^d.  IX.  18.  p.  345.  1881) 
theilt  einen  Fall  von  Verengung  der  Trachea  in  Folge 
von  Syphilis  mit ,  in  dem  Schwellung  der  Schleim- 
haut die  Stenose  bedingte. 

Der  mit  Ausnahme  von  Syphilis  vorher  stets  gesunde 
Kr.  litt  seit  April  1880  an  Husten,  der  immer  ärger  wurde ; 
..  im  August  erschienen  die  ersten  Erstickungsanfälle,  die 
indessen  leichterer  Art  waren  und  rasch  vorübergingen. 
Der  Husten  wurde  aber  so  schlimm,  dass  der  Kr.  sefaie 
Beschäftigang  aufgeben  musste,  Anfang  October  trat  ein 
fortwährendes  Oppressionsgefühl  auf  der  Brust  auf  und 
Stenosenerscheinnngen  nothigtendenKr.,  sich  am  29.  Oct. 
im  Hötel-Dieu  aufnehmen  zu  lassen.  Die  Athemnoth  war 
sehr  bedeutend,  der  Puls  klein,  das  Gesicht  blass ,  mit 
Schweiss  bedeckt,  auch  intensive  Coraage  vorhanden. 
Trotz  der  ausgeführten  Tracheotomie  blieben  die  Erschei- 
nungen unverändert;  das  Hinderniss  musste  also  tiefer 
unten  in  der  Trachea  liegen.  Vorübergehend  erfolgte 
zwar  einige  Besserung,  aber  bald  wieder  Verschlimmerung 
und  der  Kr.  starb  am  5.  November. 

Bei  der  Sektion  fand  man  die  umgebenden  Drüsen 
am  untern  Drittel  der  Trachea  massig  geschwollen ,  aber 
die  Trachea  nicht  comprimirend,  im  Innern  der  Trachea 
indessen  das  Volumen  derselben  im  untern  Viertel ,  von 
den  Bronchis  an  2  und  3  Ctmtr.  nach  oben  fast  bis  zur 
vollständigen  Obliteration  verengt  durch  beträchtliche 
Schwellung  der  Schleimhaut,  auf  deren  Oberfläche  sich 
zerstreut  kleinere  und  grössere  Ulcerationen  zeigten ;  in 
der  Tiefe  solcher  Ulcerationen  fand  sich  theilweise  blos- 
gelegter  nekrotischer  Knorpel.  Ausserdem  erschien  die 
Schleimhaut  an  manchen  Stellen  durchsetzt  von  kleinen 
subcutanen  Fistelgängen,  auf  deren  Grand  sich  kein  blos- 
gelegter  Knorpel  zeigte ;  einer  dieser  Fistelgänge  perfo- 
rirte  die  Wandung  der  Trachea  und  führte  in  eine  von 
einem  kleinen  Oonkrement  ausgehöhlte  Drüse.  In  den 
Bronchis  wurde  die  Schleimhaut  allmälig  normal. 

Einen  Knocfienvorsprung  in  der  Trachea,  wahr- 
scheinlich syphilitischen  Ursprungs ,  beobachtete 
Krishaber  (Qaz.  hebd.  2.  S^r.  X.  47.  p.  746. 
1878)  bei  einem  Manne,  der  an  Respirationsbe- 
schwerden mit  Cornage  leichtern  Grades  bei  Inspi- 
ration und  Exspiration  schon  seit  10  Jahren  litt. 
Die  Stömng  steigerte  sich  indessen  nicht  und  war 
nicht  sobedentend,  dass  ein  chimrglscher  Eingriff 
nöthig  gewesen  wäre. 

Alexander  Jacobson  (Ueber  Narbenstrik- 
tnren  im  obem  Abschnitte  der  Respirationswege 
[Samml.  klin.  Vorträge,  herausg.  von  R.  Volkmann 

20 


154 


V.    Gynäkologie  n.  Pädiatrik. 


Nr.  206;  innere  Med.  Nr.  68.]  Leipzig  1881.  Breit- 
kopf u.  Härtel.  S.  1819  flg.)  hat  2  Fälle  beobachtet, 
von  denen  im  ersten  dieStriktur,  durch  Narben  nach 
Syphilis  bedingt,  vom  4.  Tracheairinge  nach  auf- 
wärts sich  erstreckte  und  wegen  Suffokationsanfällen 
die  Tracheotomia  saperior  gemacht  wurde. 

Nach  der  Tracheotomie  waren  die  Athembe- 
schwerden  beseitigt  und  die  Respiration  war  17  Tage 
lang  ungestört ;  dann  wiederholte  sich  die  Suffoka- 
tion ,  die  Exspiration  war  mit  Pfeifen  und  Röcheln 
verbunden,  in  den  Lungen  vernahm  man  Pfeifen  und 
Rasselgeräusche.  Nach  durch  Ipecacuanha  hervor- 
gebrachtem Erbrechen  wurde  die  Respiration  freier 
und  der  Husten  Hess  nach.  Wiederholt  kehrten  Er- 
stickungsanfillle  wieder  und  in  einem  solchen  colla- 
bii-te  die  Pat.  und  starb ,  43  Tage  nach  der  Opera- 
tion. Bei  der  Sektion  fand  sich  ausser  mehrfachen 
Zeichen  visceraler  Syphilis  eine  Narbenstriktur  der 
Trachea,  unterhalb  der  Tracheotomieöffhung  gelegen ; 
die  Kanüle  hatte  nicht  den  untern  Rand  der  Striktnr 
erreichen  können,  die  am  4.  und  5.  Tracheairinge 
sass,  2Vs  Ctmtr.  lang  war  und  das  Lumen  der  Tra- 
chea bis  zum  Umfange  eines  Gänsekiels  verengt 
hatte. 

Bei  dem  2.  Er.,  der  sich  zur  Zeit  der  Veröffent- 
lichung noch  in  Behandlung  befand,  war  die  Striktur 
in  der  Höhe  des  Ringknorpels. 


J.  D.  A  r  n  0 1  d  (Areh.  of  Laryngol.  II.  3.  p.  235. 
1881)  hat  in  einem  Falle  von  Stenose  der  Trachea, 
die  durch  Narbenmembran  in  Folge  eines  syphiliti- 
schen Geschwürs  bedingt  war,  mittels  desEatheteris- 
mos  Heilang  erzielt. 

Im  Juli  1879  fand  A.  bei  dem  Kr.,  der  an  Hosten 
und  Athembeflchwerden  litt,  ein  Geschwur  an  der  reehten 
Wand  der  Trachea,  offenbar  syphilitischer  Katur.  Ende 
Angnst  stellte  sich  der  Kr.  wieder  vor  mit  sehr  heftiger 
Dyspnoe,  n.  bei  der  Untenmehnng  fiuid  sieh  eine  Naitei- 
membran,  die  so  breit  war,  dass  fast  das  gmnse  LunieB 
der  Trachea  von  ihr  aosgefÜUt  wurde  und  nnr  an  der 
linken  Wand  eine  kleine  Oeffiiang  f3r  den  Durchgang  der 
Luft  übrig  gebUeben  war.  A.  begann  sofort  mit  der  2ii' 
führnng  des  Katheters,  die  grosse  Sdiwieilgkeit  fi»A, 
theils  wegen  der  Enge  der  Oeffinong,  theils  weil  diese  so 
weit  vom  Centmm  der  Trachea  entfernt  gelegen  war, 
dass  sie  schwer  mit  der  Spitse  des  biegsamen  Instrumen- 
tes m  treffen  war.  Neben  der  KatheterisaAioQ,  woso  la- 
fangs  nur  gewohnUche  Sonden  verwendet  worden,  ätite 
A.  die  Membran.  Am  2.  Dec.  konnte  er  einen  stamn 
Katheter  von  der  Stärke  Nr.  II  einführen,  am  4.  Nr.  XU, 
am  6.  Nr.  IV,  am  12.  Nr.  V  mid  am  15.  Nr.  TL  Auf 
seinen  Wunsch  wurde  der  Kr.,  snfrleden  mit  dem  bis  di- 
hin  erlangten  Resultat,  am  16.  Deo.  entlassen,  mit  der 
Weisung,  2mal  tfiglich  einen  Katheter  Nr.  VI  einsnßb- 
ren  und  sich  sofort  wieder  einznsteUen,  wenn  er  die 
geringsten  Athmungsbeschwerden  bemerken  soUte;  bis 
zur  Zeit  der  Mittheilnng  war  diess  indessen  nicht  ge- 
schehen. 


V.     Gynäkologie  und  Padiatrik. 


527.  Zur  Casuistik  der  STeabilduzigen  an 
den  äussern  weiblichen  Genitalien;  von  Dr. 
C.  J.  Müller.  (Berl.  klin.  Wchnschr.  XVIII.  31. 
1881.) 

Von  den  ans  Dr.  A.  Martinas  Praxis  mitge- 
theilten  8  Fällen  geben  wir  hier  nur  Fall  IV  u.  VII 
wieder. 

Der  erstere  Fall  betrifit  eine  49jähr.  Fran, 
welche  8mal  geboren  und  3mal  —  znletztTor  5  Jah- 
ren —  abortirt  hatte.  Vor  7  J.  war  nach  einem 
mit  starkem  Blutverlust  verlaufenen  Abortus  an  der 
rechten  Seite  ihrer  Genitalien  eine  kleine  Geschwolst 
bemerkbai'  geworden,  welche  allmälig  an  Grösse  zn- 
nahm.  Bei  der  Untersuchung  zeigte  sich  an  der 
rechten  grossen  Schamlefze  eine  theilweise  mit  Haa- 
ren bedeckte ,  etwas  dunkel  pigmentirte  Geschwolst 
von  der  Gestalt  einer  grossen  Birne.  Sie  ftthlte  sich 
weich  an,  die  Haut  erschien  geftssreich.  Die  Opera- 
tion bestand  in  Abschnfirung  mit  einem  Seidenfaden 
an  der  Basis  u.  Abtragung  mit  dem  Messer.  Darauf 
Aetznng  der  Wundfläche  mit  Liqu.  ferr.  sesquichlo- 
rati.  Nach  8  Tagen  war  die  Ligatur  abgefallen 
und  der  Stumpf  eingetrocknet. 

Es  lag  mithm  ein  Molluscum  pendulum  vor, 
dessen  Länge  8  Ctmtr.,  dessen  Umfang  an  der  brei- 
testen Stelle  8Vs  Ctmtr.  betrug.  Die  Fettzellen 
zeigten  sich  bei  mikroskopischer  Betrachtung  von 
ausserordentlicher  QrOsse. 

Der  andere  Fall  betrifft  eine  24jähr.  Fran, 
welche  2mal ,  zuletzt  im  7.  Mon.  geboren  und  seit 


Monaten  an  der  linken  Seite  der  Vulva  eine  Ge- 
schvnilst  bemerkt  hatte.  Die  Untersuchnng  eiigab 
eine  pralle  haselnussgrosse  Geschwulst  an  der  innen 
Seite  der  kleinen  Labien  nach  vom  von  der  Ausmfin- 
dungsstelle  der  BarthoUni'schen  Drüsen.  Drfickle 
man  auf  die  Geschwulst,  so  floss  aus  einer  fllr  eise 
Sonde  nicht  durchgängigen  Oeffhung  gelber  Eiter 
ab.  Schmerz  war  angeblich  nie  vorhanden  gewes». 
Es  wurde  die  Cyste  gespalten,  der  Balg  mit  der 
Cooper^achen  Soheere  weggenommen  and  die  staA 
blutende  Wunde  durch  Naht  geschlossen.  Die  Hel- 
lung ging  ohne  Eiterung  von  Statten. 

Nach  dem  Ergebniss  der  mikroskopiseben  Unter- 
suchung ist  es  wahrscheinlkih,  dass  die  Entwicklong 
der  Cyste  von  den  BarihoKrdsehen  Drüsen  ans  er- 
folgt ist.  (Höhne.) 

528.  Neue  Behandlungsmethode  derdoroh 
Cervizstenose  bedingten  Menatmationflb»* 
schwerden  und  der  auf  gleicher  Uraaehe  be- 
ruhenden Sterilität;  von  Frot.  F.  Ahlfeld. 
(Arch.  f.  Gynäkol.  XVUL  2.  p.  341.  1881.) 

Die  Molimina  menstrualia  haben  zum  Theä  ihren 
Grund  in  Cervikalstenosen.  Die  Erweiterung  des 
Gervikalkanals  befriedigt  ftlr  die  klinisehe  Pnztfr 
für  Pat,  denen  ein  Aufenthalt  in  einer  E^linik  nieht 
möglich  ist ,  empfiehlt  A.  ein  von  ihm  seit  2  Jahren 
geübtes  Verfahren:  die  Behandlung  mit  Cervikil- 
stiften.  Letztere  bestehen  aus  einem  dorefabohrteB 
olivenförmigen  Knopf  und  einem  ebenfaUa  derUnge 


V.     Gynäkologie  u.  Pftdiatrik. 


155 


nach  darchbohrteD  Stiele.  Sie  sind  ca.  5  Ctmtr. 
(nach  der  beigefügten  ZeichnaDg)  lang  und  ausHart- 
gommi  gefertigt.  Zar  Behandlang  gehört  eine  Serie 
dieser  Stifte,  deren  Knöpfe  in  ihren  Darchmessem 
Dach  liillimetem  gradairt  sind ;  Cervikalstift  4  hat 
einen  Knopf  von  4  Mmtr.  Dorchmesser. 

Einige  Tage  vor  Beginn  der  Beschwerden  wird 
die  Pat  mit  der  Sehultze^achen  Sonde  nntersacht, 
der  Grad  der  Stenose  constatirt  und  dann  ein  der 
Verengerang  entsprechender  Stift ,  nachdem  ihm  die 
Biegung  des  Gebärmntterkanals  gegeben  worden  ist, 
mit  einer  Komzange  hineingeschoben ,  während  die 
vordere  Muttermandslippe  mit  einem  Haken  fixirt  ist. 
In  der  Regel  wird  der  Stift  binnen  24  Std.  heraus- 
getrieben, ohne  nennenswerthe  Schmerzen.  Es  glückt 
DOD,  wenn  die  Pat.  nach  der  Austreibung  des  Stiftes 
oder  nach  3  Tagen  wiederkommt ,  meist,  einen  2 
Mmtr.  starkem  Stift  einzufahren  und  man  kann  auf 
diese  Weise  eine  beliebige  Erweiterung  des  Innern 
Muttermunds  erzielen.  Fflr  die  bevorstehende  Men- 
itnation  ist  der  Erfolg  fast  immer  auffallend. 

Ebenso  verfährt  A.,  wenn  er  in  der  Cervikal- 
stenose  die  Ursache  fflr  die  Sterilität  sieht ,  ü.  zwar 
wlhlt  er  dieselbe  Zeit.  Unangenehme  Zuftlle  wur- 
den nicht  beobachtet ;  am  Tage  des  Einlegens  treten 
bisweilen  geringe  Blutungen  ein ,  nicht  selten  ante- 
poDirt  die  Menstruation.  Auch  bei  Flexionsstenosen 
bat  Vf.  gflnstige  Erfolge  mit  den  (genannten)  Stiften 
erzielt;  hier  lässt  er  die  Knöpfe  mehr  walzenförmig 
machen.  (Bnrckhardt,  Bremen.) 

529.  Ein  Fall  von  Molenaohwangerschaft ; 

?0D  Dr.  L  e  d  e  t  s  c  h  in  Gablonz  a.  N.  (Prager  med. 
Wchnschr.  14.  1880.) 

Bei  einer  20Jähr.  gesunden  Frau  waren  seit  Mitte 
Febniar  1879  die  Menses  ausgeblieben.  Sie  hielt  sich 
desludb  im  Monat  März  für  schwanger.  Diese  Ansicht 
wurde  auch  durch  Eintritt  von  Uebelkeit  und  Erbrechen, 
welches  4  Wochen  dauerte ,  bestätigt.  Nach  Aufhören 
des  Erbrechens  be£uid  sich  die  Frau  bis  Anfang  Jani 
wieder  Yöllig  wohl.  Von  Jetzt  an  aber  bemerkte  dieselbe 
einen  geringen  Abgang  von  wässerigem  Blute,  der  nach 
Liegen  im  Bett  wieder  verschwand,  Jedoch  nach  einiger 
Zeit  etwas  stärker  wieder  hervortrat.  Vf.  fand  die  Brüste 
angeschwollen  und  mit  sogen.  Sohwangersohaftsnarben 
▼ersehen,  die  ebenfalls  an  der  untern  Banchgegend  be- 
standen. Eine  Geschwulst  über  der  Symphyse  war  nicht 
>a  ffihlen.  Bei  der  innem  Untersuchung  Ende  Juni  fand 
sieh  die  Yaginalportion  verkürzt,  der  Muttermund  rnnd- 
Heh  ttod  geschlossen.  Im  Juli  war  ein  Tumor  über  der 
Symphyse  zu  bemerken,  die  vordere  Scheiden  wand  etwas 
Iieryoigewölbt.  Die  Frau  befand  sich  übrigens  zur  Zeit 
Kuu  wohl  und  hatten  anch  die  Blutungen  ganz  aufgehört. 
Unter  solchen  Umständen  war  eine  Schwangerschaft  an- 
»inehmen,  welche  etwa  Anfang  März  begonnen  hatte. 
AnfiEUlend  blieb  es  Jedoch,  dass  der  Uterus  auch  Ende 
Angnst  nooh  keine  Zunahme  erkennen  lless.  Ebenso 
waren  in  der  folgenden  Zeit  Eindesbewegnngen  nicht  ge- 
Hihlt  worden.  Ende  October  trat  wieder  Abgang  von 
rtthfichgelber  Flüssigkeit  ein,  während  der  Uterus  wieder 
platter  geworden  war.  Das  Allgemeinbeflnden  blieb  immer 
gat.  j^Q  November  erfolgte  geringer  Blntabgang  und 
^  Tage  darauf  traten  starke  Wehen  ehi,  die  4  Std.  währ- 
jen.  Ans  dem  Muttermunde  hing  eine  fleischige  Masse 
wrans,  bald  wurde  ein  eiförmiges  fleischiges  Gebilde  aus- 
MoMen,  ohne  dass  eine  Blutung  nachfolgte.    Das  Ge- 


bilde war  in  der  That  eine  Fleischmole,  wie  Vf.  vorher 
bereits  angenommen  hatte.  Ein  Embryo  war  nicht  zu 
finden.    Die  Frau  überstand  Alles  sehr  gut. 

Als  bemerkenswerth  hebt  Vf.  das  gute  Befinden 
während  der  Schwangerschaft,  das  Fehlen  von  Blu- 
tungen und  die  lange  Dauer  des  Verbleibens  des 
degenerirten  Eies  im  Uterus  hervor.      (Höhne.) 

530.  lieber  Indikationen  zum  künstliohen 
Abortus  und  über  Ausführung  desselben ;  von 
Prof.  F.  Ahlfeld.  (Ärch.  f.  Gynäkol.  XVIII.  2. 
p.  307.  1881.) 

A.  sagt  in  seinem  in  der  Ges.  für  Geburtsh.  zu 
Leipzig  gehaltenen  Vortrag,  dass  die  Ansichten 
über  die  Indikationen  zum  künstlichen  Abortus  noch 
weit  auseinander  gehen,  weil  die  ethische  Seite  dabei 
stark  in  den  Vordergrund  tritt;  in  Deutschland 
herrschen  hierüber  durchweg  strengere  Ansichten. 
Die  Indikationen  sind  mehr  eingeschränkt  worden, 
weil  man  weiss,  dass  die  Besserung  nach  Ausstossung 
der  Frucht  bei  Uterovaginal-Carcinom,  bei  Herz-  und 
Lungenerkrankungen,  bei  Tuberkulose  u.  s.  w.  nur 
eine  scheinbare  ist,  und  weil  man  das  gesunde  Kind 
nicht  mehr  der  unheilbar  kranken  Mutter  opfert. 
Bei  absoluter  Beckenenge  würde  A.  den  künstlichen 
Abortus  nm*  dann  ausführen,  wenn  die  Schwangere 
bisher  absolut  keine  Kenntniss  von  ihrem  Gebär- 
unvermögen hatte  und  nach  Auseinandersetzung  der 
Sachlage  sich  für  den  Abortus  entscheidet.  Würde 
dieselbe  aber  dann  zum  zweiten  u.  s.  w.  Male  mit 
dem  gleichen  Anliegen  kommen,  so  würde  er  die 
Ausführung  verweigern.  Im  Ganzen  scheint  der 
Anlass  zum  künstlichen  Abortus  sehr  selten  zu  sein. 
Wegen  absoluten  Gebärnnvermögens  führte  ihn  A. 
nie  aus;  in  einem  Falle  von  eingekeiltem  Uterus- 
fibrom  wurde,  nachdem  die  Geburt  spontan  begon- 
nen, im  7.  Monat  die  Sectio  caesarea  mit  Erfolg  ge- 
macht. Anch  perniciöse  Anämie,  Hämophilie,  Retro- 
flexio  uteri  gi*avidi  machten  den  artificiellen  Abortus 
nie  nöthig,  dagegen  wurde  er  in  3  Fällen  von  sogen, 
unstillbarem  Erbrechen  in  Frage  genommen,  aber 
nicht  ausgeführt  u.  in  allen  3  Fällen  wurden  lebende 
Kinder  geboren.    Der  3.  Fall  ist  der  interessanteste. 

Eine  wohlhabende  Fabrikantenfrau  hatte  während 
der  ersten  Gravidität  an  unstillbarem  Erbrechen  gelitten, 
gebar  aber  normal  ein  lebendes  Kind.  Ohne  sieh  erholen 
zu  können,  wurde  sie  bald  wieder  schwanger  und  im 
2.  Monat  begann  das  Erbrechen  mit  PtyaüÜsmns  und 
hysterischen  Krämpfen  der  heftigsten  Art.  Frau,  Mann 
und  Verwandtschaft  wünschten  den  künstlichen  Abortus, 
daher  wurden  die  ärstlichen  Verordnungen  nur  oberfläch- 
lich ausgeführt.  Pat.  wurde  In  A.'s  Klinik  aufgenommen, 
der  retrovertirte  Uterus  in  der  Narkose  reponirt  und  die 
Diät  entsprechend  geregelt,  da  wiederholte  Aetznngen 
des  Cervkialkanals  erfolglos  blieben.  Flüssige  und  leicht 
verdauliche  Kost  wurde,  in  horizontaler  Lage  eingenom- 
men, behalten ,  oder  wenigstens  nur  sehr  spät  and  zum 
kleinsten  Theile  ausgebrochen.  Der  Pat.  fehlte  aber 
jede  Energie,  obgleich  diese  Methode  Erfolg  versprach, 
sie  liess  sich  allerhand  Speisen  zustecken  und  wurde  ge- 
legentlich ertappt.  Da  die  Umgebung  auf  die  hysterischen 
Krämpfe  nicht  reagirte,  so  hörten  dieselben  fast  ganz  auf, 
das  Erbrechen  dauerte  aber  fort  und  der  Speichelflnss 
wurde  nur  auf  kurze  Zeit  durch  Vermehrung  der  Barn- 


156 


y.     Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


sekretiOB  vennindert.  A.'b  Behandlungsmethode  war 
nicht  durchzufahren,  Nahrung  wurde  genügend  behalten 
und  daher  Pat.  entlassen.  Nach  einiger  Zeit  Hessen  die 
tetaniBchen  Krämpfe  nach ,  wie  der  Hausarzt  berichtete, 
Erbrechen  und  die  grosse  Hinfälligkeit  blieben.  Die 
Krankheit  eines  Kindes  brachte  die  Frau  plötzlich  auf  die 
Beine,  sie  blieb  halbe  Nächte  bei  ihm  sitzen  und  wurde 
bald  frisch  und  kräftig,  als  das  Kind  genas.  Das  Er- 
brechen bestand  noch  8  Wochen  vor  der  Geburt,  yon  wo 
die  Nachricht  datirt. 

Es  scheint  demnach  auch  das  unstillbare  Er- 
brechen nur  selten  zum  künstlichen  Abortus  Veran- 
lassung zu  geben  und  mehr  zur  exspektativen  Be- 
handlung aufzufordern.  Ein  werthvoUes  Mittel  ist 
die  Nahrungszufuhr  in  der  horizontalen  Lage  und 
der  erste  Theil  der  Verdauung  in  dieser  Weise. 
Nach  A.'s  Ansicht  beruht  die  Wirkung  dieser  Vor- 
schrift in  einer  Behinderung  der  durch  Aufrichten 
entstehenden  Hirnanämie. 

Ein  Mal  hat  A.  den  künstlichen  Abortus  bei 
einer  auffallend  starken  Bydropsie  ausgefQhrt.  Die 
akuU  Nephritis  bildet  eine  wesentliche  Indikation 
zum  Abortus,  denn  für  die  Frucht  ist  die  Aussicht, 
lebensfähig  geboren  zu  werden,  sehr  gering  und  die 
Frau  geht  mit  fortschreitender  Schwangerschaft 
immer  grossem  Gefahren  entgegen. 

Die  Degeneration  des  Eies  gab  in  einem  Falle 
die  Veranlassung  zur  Unterbrechung  der  Schwanger- 
schaft; es  fanden  wiederholt  Blutungen  statt  und 
Abgang  älterer,  zum  Theil  zersetzter  Blutmassen, 
wonach  ein  deutliches  Eleinerwerden  des  Uterus 
constatirt  wurde.  Die  Frucht  war  frisch,  Placenta 
ausgedehnt  degenerirt. 

Interessant  ist  ein  schwerer  Fall  von  Chorea. 

S.  0.,  23  J.  alt,  wurde  am  6.Dec.  1880  im  6.  Monat 
der  Schwangerschaft  im  S^nkenhause  aufgenommen.  An 
Veitstanz  hat  sie  nie  gelitten,  im  Jahre  yorher  aber  an 
Rheumatismus  des  linken  Armes.  Vor  3  Wochen  be- 
merkte sie  ein  abnormes  Gefühl  in  dem  Arme  und 
Zuckungen  traten  ein,  an  denen  nach  und  nach  alle  Ex- 
tremitäten, Gesicht  und  Rumpf  sich  betheiligten.  Die 
Sprache  war  durch  die  Zuckungen  der  Lippen  und  der 
Gesichtsmuskeln  erschwert.  Die  Chorea  war  eine  auf- 
fiftllend  schwere,  zeitweise  waren  die  Zuckungen  so  be- 
deutend, dassPat.  aus  dem  Bett  geschleudert  wurde.  Die 
Sensibilität  war  firei,  Harn-  und  Stuhlentleerung  normal. 
Bromkalium  hatte  nur  vorübergehend  Erfolg,  die  Krämpfe 
nahmen  zu,  Bissverletzungen  kamen  vor,  endlich  folgte 
allgemeine  Erschöpfung.  Am  11.  Dec.  wurde  zur  Er- 
weiterung derCervix  Laminaria  eingeführt,  unter  grossen 
Schwierigkeiten  wegen  der  Krämpfe.  Da  am  Abend  eine 
Besserung  nicht  eingetreten  war,  wurde  ein  elastischer 
Katheter  eingeschoben  und  um  2  Uhr  Nachts  das  unver- 
letzte Ei  mit  der  Placenta  ausgestossen.  Die  Zuckungen 
blieben  noch  sehr  heftig,  nach  Morphium  trat  Schlaf  bis 
gegen  Morgen  ein.  Am  13.  Dec.  war  der  Zustand  be- 
deutend besser,  die  Chorea  hatte  zwar  nicht  aufgehört, 
war  aber  viel  milder.  Im  Liegen  zeigten  sich  auch  dann 
noch  die  unfreiwilligen  Bewegungen  stärker  als  im  Sitzen. 
Allmälig  besserte  sich  der  Zustand,  so  dass  Pat.  am 
28.  Dec.  geheilt  entlassen  werden  konnte. 

Dohrn  hatte  Gelegenheit^  bei  frischer  Osteo- 
malacie  den  Abortus  einzuleiten  im  3.  Monate  der 
Schwangerschaft. 

Spiegelberg,  Schröder  und  Fritsch 
empfehlen  die  Zerstörung  des  Eies  durch  die  Sonde ; 
A.  sucht,  um  den  Abortus  so  gefahrlos  als  möglich 


zu  beenden,  die  Austreibung  des  Eies  in  toto  zu  be- 
wirken, wie  beim  spontanen  Abortus.  Er  legtPresB- 
schwamm  oder  Laminaria  ein  und  filgt,  wennnÖÜiig, 
die  Eatheterisation  hinzu. 

In  der  sich  anschliessenden  Diskussion  flünte 
Leopold  an,  dass  ihm  in  2  Fällen  die  Rttokeulsge 
nicht  die  gewünschten  Dienste  leistete;  Fflrstaah 
dagegen  sehr  guten  Erfolg  davon  in  einem  sehr 
schweren  Fall  von  unstillbarem  Erbrechen  nndP^* 
lismus  höchsten  Grades. 

(Bnrckhardt,  Bremen.) 

531.  Placenta  praevia  oomplioirt  mit  Quer- 
läge  und  Nabelsohnurvorffldl;  von  Dr.Barabol 
in  Nfii-nberg.   (Bayer,  ftrztl.  Intell.-Bl.  XXVm.  40.  | 

1881.) 

Am  29.  Mftrz  Nachts  11  Uhr  wurde  B.  zu  einer 
6.-Gebärenden  gerufen.  Um  10  Uhr  war  angeb- 
lich das  Wasser  abgegangen  und  die  inzwischen  an- 
gekommene Hebamme  hatte  eine  profuse  Blatoog 
und  vor  der  Vulva  Nabelschnursohlingen  vorgefim- 
den.  B.  fand  die  Blutung  fast  erloschen,  die  Nabel- 
schnur sehr  schwach  pnlsirend,  den  Huttermuod  fitft 
vollständig  erweitert,  links  über  demselben  die  ge- 
löste Placenta.  Es  bestand  Querlage,  Kopf  lechts, 
Rflcken  hinten,  rechter  Arm  vorliegend.  Mittoli 
vorsichtiger  Extraktion  am  herabgeleiteten  FiiBse 
wurde  ein  fast  ausgetragener  todter  Knabe  entfent 
Die  Nabelschnur,  lang  und  dOnn,  zeigte  maigioale 
Insertion.  Die  Wöchnerin  coUabirte,  genas  aber 
unter  entsprechender  Behandlung. 

Als  unmittelbare  Veranlassung  sieht  B.  die  bis 
zum  Tage  der  Geburt  betriebene  Feldarbeit  an. 
„Eine  übergrosse  Conceptionsfilhigkeit  in  Verbin- 
dung mit  Schlaffheit  des  Uterus^'  hält  er  für  das 
ätiologische  Moment  fflr  die  Placenta  praevia. 

(Bnrckhardt,  Bremen.) 

532.  Zur  Behandlung  der  Steisslagen  mit 
der  Schlinge ;  von  Dr.  H.  v.  Weckbecker- 
Sternefeld  in  München.  (Arch.  f.  Gynftkol.  XVIII. 
2.  p.  319.    1881.) 

Für  die  im  Becken  stehenden  Steisslagen  em- 
pfehlen die  Lehrbücher  rein  manuelle  Hülfe,  die 
Kopfzange,  besonders  construirte  zangenförmige  In- 
strumente, den  stumpfen  Blaken  und  die  Schlinge. 
In  der  Münchener  Gebftranstalt  und  geburtshülfiicheD 
Poliklinik  ist  letztere  eingeftthrt  und  von  bestem  Er- 
folge begleitet.  Allgemeine  Anerkennung  hat  sie 
nicht,  weil  die  Anlegung  Uebung  verlangt  und  diess 
hat  die  Anwendung  von  Hülfsapparaten  herbeigef&brt. 
Auch  Vf.  hat  sich  veranlasst  gesehen,  ^eine  Vorrichtoog 
in  Anwendung  zu  ziehen,  welche  es  unter  Zohfllfe- 
nähme  der  Vortheile  der  Röhre  mit  Vermeidung  des 
Mechanismus  von  Belloc  ermöglichen  soll,  eine 
Schlinge  direkt  in  die  Höhe  der  Hüftbeuge  zu  brin- 
gen und  durch  eine  ausserhalb  des  Gebnrtskanalfl 
wirkende  Kraft  die  Fortbewegung  über  die  HOft- 
beuge  zu  bewirken ,  indem  die  Richtung  durch  die 
Form  des  obem  Endes  der  Röhre  unter  Wegfall  einer 


V.     Gynäkologie  u.  Pädiatnk. 


nl 


stark  hakeDftnDigen  Erflinmung  bestimmt  wird/' 
YermittelBt  dieses  Instramentes  wird  die  Schlinge 
Aber  den  vordem  kindlichen  Oberschenkel  gebracht 
ond  die  Extraktion  immer  an  beiden  Enden  der 
Seblinge  ansgtf&hrt.  (Znm  Verständniss  des  Appa- 
ntes  nnd  dieser  Manipalation  vergleiche  man  das 
OrigiDal  mit  seinen  Abbildungen.)  Die  Schlinge  ist 
ein  Bleiband. 

Vf.  rflhmt  an  sdnem  Apparate  Ein&chheit,  Ab- 
Ittitang  störender  Einflösse  von  Seiten  der  feuchten 
Wdchiheile  und  die  Unmöglichkeit,  sich  zu  einem 
BchDorförmlgen  Strange  zusammenzul^en.  Eine 
Bchftdliche  Wirkung  der  Schlinge  auf  die  Weichtheile 
giebt  er  nicht  zu.  Die  Brauchbarkeit  dieses  relativ 
nngefilhrlichen  HOlfsmittels  glaubt  er  durch  eine 
E^  von  Beobachtungen  erwiesen. 

Es  folgen  nun  12  ausführlich  beschriebene  Ge- 

bortsftlle;  wo  die  Beckenendlage  mit  der  Schlinge 

behandelt  wurde.     Die  Häufigkeit  der  Beckenend- 

Itgen  scheint  zu  differiren,   nach   v.  Schrenk's 

Zoeanmienstellung  betragen  sie : 

1.3%  (-»1:77)  nach  Hegar,  l.i9/o  (-=  1:70) 
naeii  Schröder,  2.1  (—  1:47)  nach  Schrenk  (bei 
den  Estinnen),  2.6o/o  (»  1:  39)  nach  Bidder,  I.80/0 
(a  1 :  65)  nach  Heck  er. 

Die  Mortalität  der  Kinder  beträgt  dabei  nach 
Becker  13.6%,  Spiegelberg  giebt  über  200/0  an  n. 
Schrenk  sogar  39.1%. 

In  den  12  Fällen  Vfs.  waren  3  Kinder  todt 
(1  macerirt)  und  1  starb  kurz  nach  der  Geburt ;  8 
Kinder  wurden  gesund  entlassen^  ebenso  alle  Wöch- 
nerinnen. 

Was  die  Wirkung  der  Schlinge  auf  die  kindli- 
chen Theile  betrifft,  so  fanden  sich  nach  theilweise 
ganz  energischen  Extraktionen  4mal  tiefe  Drucknar- 
ben,  2mal  oberflächliche  Excoriationen ,  sonst  nur 
leichte  Dmckspuren  und  Streifen.  Knochenverletzun- 
gen wurden  in  3  Fällen  beobachtet,  Infraktion  des 
Homerus  bei  erschwerter  Armlösung  und  zwei  Frac- 
toraefemoris.  Fünf  Mal  ist  Buptura  perinaei  verzeich- 
net. Auf  das  Puerperium  war  die  Extraktionsme- 
tbode  ohne  Einfluss.     (Burckhardt,  Bremen.) 

533.  Mehrfache  Bildung  von  Cysten  des 
Dannrohres  und  accessorisoher  Qallenwege 
als  Gtoburtshindemiss^  nebst  Bemerkungen  über 
(xngeborene  Baucheyeten;  von  DDr.M.  Sänger  u. 
A.  Klopp.  (Arch.  f.  Gynäkol.  XVI.  3.  p.  415. 
1880.) 

Die  von  Vff.  mitgetheilte  Beobachtung  betiifit 
eine  weibliche^  44  Ctmtr.  lange  Frucht,  ungefähr 
ans  der  36.  Woche.  Bei  der  Geburt  war  der  hoch- 
gradig ausgedehnte  Unterleib  der  Frucht  stecken  ge- 
blieben und  erst,  nachdem  durch  kräftige  Traktionen 
die  Bauchhöhle  des  Fötus  gesprengt  worden  war, 
geboren  worden.  Bei  der  Sektion  fanden  sich  in 
der  Dnterleibshöhle  5  Cysten  vor,  durch  welche  die 
kolossale  Auftreibung  des  Leibes  verursacht  worden 
war.    Die  grössten  Cysten  lagen   in  der  rechten 

Bauchseite. 

Die  grOsBte  derselben  war  eben  so  gross ,  als  der 
Kopf  des  F5taB.    Auf  der  Oberfläche  derselben  war  eine 


flache  Ausbreitung  von  Lebersubstanz  zu  erkennen.  Der 
Stiel  dieser  Cyste  fahrte  nach  der  Gegend  des  Duode- 
mum,  zeigte  anf  dem  Durohsohnitte  3  Lumina  von  ge- 
fössartigen  Kanälen.  Der  reichliche  Cysteninhalt  ent- 
hielt Macin  and  GaUenfarbstoff.  Die  genanere  Unter- 
sachung  zeigte,  dass  die  Cystenwand  selbst  ans  2  Lamel- 
len zusammengesetzt  ist,  deren  innere  nar  aas  dicht  mit 
einander  verfilzten  Bindegewebsfibrillen  besteht,  während 
die  äussere  von  lockerem,  steUenweise  wellenförmigem 
Bindegewebe  gebUdet  wird.  Erstere  stellt  die  eigentliche 
Cystenwand,  letztere  die  peritonäale  Serosa  dar.  Neben 
der  Insertion  des  Stieles  der  1.  Cyste  lag  nach  dem  Zwerch- 
fell za  eine  zweite,  ebenfalls  mit  einem  Ueberzog  von  Le- 
bergewebe; dieWandang  dieser  zweiten  Cyste  war  bedeu- 
tend dfinner  und  nicht  in  Lamellen  za  zerlegen.  Schlag 
man  das  über  dem  Stiel  der  ersten  Cyste  gelegene  Netz 
nach  oben  zurück,  so  gelangte  man  zur  3.  Cyste,  die  mit 
breitem  Grande  hinter  dem  Magen  lag  und  einen  Fortsatz 
über  die  nach  rechts  sehende  grosse  Cnrvatur  des  Magens 
hinanssendete.  Die  mikroskopische  Untersuohung  wies  in 
dieser  wallnussgrossen,  an  der  Innenfläche  schleimhaut- 
ähnlichen  Cyste  alle  Merkmale  sämmtlicher  Schichten  des 
Darmkanals  nach.  Dasselbe  gilt  bei  der  4.  Cyste,  die 
unmittelbar  neben  der  3.  lag,  auf  ihrer  Oberfläche  insel- 
f5rmige  Flecke  von  Lebersubstanz  zeigte  und  von  einer 
etwa  bohnengrossen  5.  Cyste  überlagert  wurde,  die  den 
2  letztem  analog  sich  verhielt. 

Die  5  Cysten  zerfallen  in  2  Gruppen,  je  nach- 
dem die  Struktur  ihrer  Wand  der  der  Darmwand 
gleicht  (die  3  zuletzt  beschriebenen  Cysten)  oder 
nicht  (die  2  zuerst  erwähuten  Cysten).  Die  3 
Darmcysten  (Cystides  intestinales),  von  denen  2  auf 
ihrer  Oberfläche  Autlagerung  von  Lebergewebe  zei- 
gen y  halten  Vff.  nicht  für  aus  dem  Meckerschen  Di- 
vertikel hervorgegangen ,  vielmehr  glauben  sie,  dass 
durch  die  Entwicklung  der  Cysten  selbst,  ebenso  wie 
eine  völlige  Zertheilung  der  Milzanlage  in  16  Neben- 
milzen, auch  Absprengungen  der  Leberanlage  statt- 
fanden und  'sich  so  Nebenlebem  bildeten  mit  Aus- 
breitung des  Lebergewebes  auf  der  Wand  der  Cysten, 
die  sich  also,  ebenso  wie  die  Leber,  aus  dem  Duo- 
denalabschnitte  des  Darmrohres  entwickelt  haben 
mttssen.  Die  Abstammung  der  andern  Cystengmppe 
leiten  Vff.  von  den  Anlagen  der  Leber  und  der  Gal- 
lenwege ab.  Die  erste  Cystengrnppe  stellt  also  Ne- 
benlebern ohne,  die  zweite  solche  mit  Communika- 
tion  mit  den  Hauptgallenwegen  dar.  Nirgends  ist 
bisher  die  cystöse  Degeneration  abgeschnürter  Par- 
tien der  Embryonalanlage  von  Leber  und  Gallen- 
wegen, also  von  Nebenlebern  mit  Gallengängen  oder 
Gallenblasen,  erwähnt  worden.  Vff.  betonen  daher 
nochmals ,  dass  sie  die  zuerst  beschriebene  Cyste  fftr 
eine  Nebenleber  ansehen,  deren  primitive  Nebengal- 
lenblase aus  einem  peripheren  primitiven  Gallengange 
hervorgegangen  und  zu  einem  Hydrops  cystidis  fel- 
leae  entartet  sei  (Nebenleber-Gallenblasencyste),  wäh- 
rend der  Ausgangspunkt  der  zweiten  Cyste  ein  mehr 
central  gelegener  wahrer  Gallengang  gewesen  sei 
(Nebenleber-Gallengangcyste).  Muss  die  Entstehung 
der  Nebenlebern  in  die  3.  bis  4.  Embryonalwoche 
verlegt  werden,  so  kann  die  cystöse  Degeneration  der 
aus  den  sich  aushöhlenden,  anfangs  soliden  Leber- 
cylindem  hervorgegangenen  primitiven  Nebengallen- 
blasen erst  nach  dem  3.  Monate,  vor  welchem  ja 
keine  Gallensekretion  eintritt,  vor  sich  gehen. 


168 


V.    Gynäkologie  a.  Pftdiatrik. 


In  Betreff  der  Behandlang  derartiger  Missbildon- 
gen,  bei  denen  ein  Ascites  bereits  anter  der  Geburt 
diagnosticirt  werden  müsste,  rathen  Vff.  von  den 
,,Traktionen  um  jeden  Preis''  ab  und  lenken  die 
Aufmerksamkeit  auf  die  Panktion  des  Abdomen ,  be- 
sonders bei  bereits  abgestorbener  Frucht,  oder  auf 
die  Anlegung  der  Eephalotribe  an  den  Bauch  der- 
selben. (Kor  mann.) 

534.  Deoiduaretentioii ,  Deciduom,  Ade« 
noma  uteri;  von  Prof.  Kttstner  in  Jena.  (Arch. 
f.  Gynäkol.  XVm.  2.  p.  252.  1881.) 

Bei  einer  42jähr.  Frau,  wurde  im  3.  Monat  der 
9.  Schwangerschaft  ein  taubes  Ei  entfernt.  Vier 
Wochen  später  warde  sie  wegen  profuser  Blutungen 
in  die  Klinik  aufgenommen.  Die  ganze  Cervix  war 
fflr  einen  Finger  durchgängig ;  derselbe  ftahlte  flache 
Prominenzen  mit  glatter  Oberfläche,  welche  mit 
Schultzens  LOffelzange  entfernt  wurden. 

Vf.  glaubt,  da  keine  Blutungen  vor  der  letzten 
Schwangerschaft  bestanden,  diese  Schleimhautex- 
krescenzen  als  von  der  Gravidität  herrtthrend  betrach- 
ten zu  dürfen ;  die  Drüsen  zeigten  einen  deutlich  de- 
cidaalen  Bau.  Die  entfernten  Gewebsstücke  ent- 
sprechen demnach  einem  Stück  Schleimhaut,  welches 
kurze  Zeit  vorher  zurDecidua  hypertrophirt  gewesen 
war,  sohlüsslich  aber  bei  der  Ausstossung  des  Eies 
sitzengeblieben  ist.  Es  hat  auch  als  Decidna  fnnk- 
tionirt  nnd  den  Chorionzottenköpfchen  zur  Aufnahme 
gedient,  was  dieOhorionreste  bewiesen,  die  sich  noch 
im  Zusammenhange  mit  den  Neubildungen  vorfanden. 
„Wir  sehen  sonach  Vor  uns  die  Umwandlung  eines 
sitzengebliebenen  Dedduarestes  in  ein  alle  Charak- 
tere der  Lebensfl&higkeit  tragendes  Gewebe  vom  Bau 
eines  Schleimpolypen.'^  K.  lässt  Polypen  aus  orga- 
nisirtem,  lebensfilhigem  Gewebe  im  Uterus,  wenn  sie 
nach  einem  Abortus  oder  Geburt  gefunden  werden,  nur 
aus  Deciduaresten,  die  mit  der  Unterlage  in  regem 
Nutritionsverkehr  stehen,  entstehen,  nur  so  „organi- 
sire^'  sich  ein  Placentarpolyp.  Daher  schlägt  auch 
K.  den  Namen  Deciduom  für  die  besprochene  Neu- 
bildung vor.  (Burckhardt,  Bremen .) 

535.  ITeber  die  Naht  friaoher  Dammrisse, 
von  Docent  Dr.  J.  Veit  in  Berlin.  (Deutsche  med. 
Wchnschr.  VII.  20.  1881.) 

Ueber  die  Vortheile,  welche  die  sofortige  Verei- 
nigung der  während  der  Entbindung  entstandenen 
Verletzangen,  besonders  der  Dammrisse,  gewährt, 
ist  man  allgemein  jetzt  einig.  Wenn  sie  trotzdem 
nicht  immer  ausgeführt  wird,  so  liegt  diess  an  der 
Complicirtheit  des  dazu  nöthigen  Apparates.  Vf. 
braucht  nur  eine  krumme  Nadel,  Nadelhalter,  Scheere 
und  Seide,  weil  er  die  Risse  nicht  glättet  und  alle 
Nähte  perinäal  anlegt. 

Die  Neigung  zur  Heilung  ist  in  dieser  Gegend 
nach  der  Geburt  sehr  gross,  denn  die  stark  peripher 
ausgedehnte  Scheide  und  der  in  die  Länge  gezogene 
Damm  ziehen  sich  wieder  zusammen  und  diese  Re- 
aktion ist  sehr  stark,  die  nicht  aUzueng  aneinander 


gelegten  Nähte  berühren  sich  oft  schon  nach  ^gen 
Tagen.  In  Folge  dessen  verschwinden  auch  die 
kleinen  Fetzen  emer  Perinäalruptnr,  sowohl  ohne 
Stttur,  als  nach  einer  Damranaht,  und  die  Ränder  er- 
scheinen linear.  Die  Glättung  gab»  Vf.  in  Folge 
einer  an  einer  Scheidenmptur  gemachten  Er&biUBg 
auf.  '  Bei  einer  jugendlichen  Primipara  riss  der 
Damm  und  die  Scheide  fast  bis  an  die  Portio;  die 
Wunde  wurde  mit  zahlreichen  tiefen  und  eberflielrii- 
chen  Nähten  geschlossen.  Am  2.  Tage  tot  Fid« 
ein  und  die  perinäalen  Soturen  wurden  gelöst,  ohne 
dass  der  Riss  klaffte.  Es  wurde  eine  Infektion  des 
Uterus  angenommen  nnd  derselbe  darum  irrigirt,aber 
ohne  Erfolg.  Nach  Entfernung  der  Scheideimlhte 
klaffte  der  Riss  und  diphtheritisoher  Belag  zeigte 
sich  auf  der  ganzen  Fläche.  Am  6.  Tage  erfolgte 
der  Tod  und  die  bei  der  |Sektion  gefundene  septiidie 
Peritonitis  musste  auf  die  Wunde  zurüd^efilhrt  wer- 
den. Bei  der  Tiefe  des  Douglas'schen  Raumes  ist 
es  ja  auch  erklärlich,  dass  hoch  hinanf  steigende 
Scheidenrisse  das  Bauchfell  leicht  in  Mitleideusehifl 
ziehen.  Wegen  der  Gefahr  der  Infektion  des  Damm- 
risses sind  alle  tiefen  Scheidennähte  zu  verwerfen, 
um  nicht  ev.  Infektionsherde  zu  verstecken. 

Die  Blutung  erfordert  keine  Scheideonähte,  son- 
dern Umstechung.  Auch  die  Möglichkeit  der  Nieht- 
heilung  oder  die  Bildung  einer  Mastdarmfistel  bsn 
nach  Vf.  tiefe  Scheidennähte  nicht  rathsam  erscheiaen 
lassen,  denn  Rectal-  und  Yaginalsuturen  dflrften  sich 
nicht  berühren,  da  ein  Aneinanderdrücken  diener 
beiden  Organe  leichter  eine  Communikation,  wem 
auch  nur  den  tief  einschneidenden  Stichkanälen  ent- 
lang, befürchten  lässt.  Da  Vf.  die  lineare  Vereini- 
gung der  Scheide  nicht  ftlr  nothwendig  hält,  so  legt 
er  auch  keine  oberflächlichen  Scheidennähto  an,  di 
man  auch  vom  Damm  aus  eine  lineare  Vereinigang 
des  Scheidenrisses  bewirken  kann.  „Zu  diesem 
Zwecke  näht  Vf.  bei  einem  tiefen  Mastdarmscheiden- 
riss  stets  derart,  dass  er  unter  2proc.  Carbolsäore- 
irrigation  auf  dem  Querbett  die  mit  kräftig  carboli- 
sirter  Seide  veraehene  Nadel  nach  Vereinigung  der 
Mastdannschleimhaut  in  gewöhnlicher  Weise  didit 
hinter  dem  Frenulum  auf  dem  Damm  einsticht  und 
sie  nun  parallel  mit  dem  Riss  der  Scheide  ma  gatf 
wenig  unter  der  Oberfläche  entlang  fahrt  und  erst 
in  der  ^Spitze  des  Scheidenrisses  heraustreten  länt, 
um  sie  dann  analog  auf  der  entgegengesetzten  Seite 
hernnterzufOhren.  Ist  diese  wichtigste  Naht  ange- 
legt, so  legt  Vf.  die  zweite  tiefe  etwal — iVjCtmtr. 
von  dieser  entfernt,  ihr  absolut  parallel  an,  und  zwar 
bis  in  die  Tiefe  des  Risses.  Dass  nach  dem  Mist- 
dann  zu  die  Tiefe  meist  abnimmt,  ist  bekannt,  daher 
ist  auch  die  Anlegung  dieser  Nähte  einfacher.  In 
der  Mitte  zwischen  dieser  und  dem  Mastdannrapd 
folgt  dann  die  3.  Naht,  die  wiederum  weniger  tief 
ist,  weil  eben  der  Riss  wieder  geringere  Tiefe  beafet. 
Erst  nach  Anlegung  aller  tiefen  Nähte  knotet  Vf. 
und  lässt  nach  Bedürfniss  oberflächliche  Danunnfthte 
folgen.  Ist  die  erste  correkt  angelegt,  so  liegen 
auch  die  Scheidenwände  Unear  aneinander.'^ 


f 


V.     Öynikologie  q.  Pftdiatrik. 


l&d 


Complieirende  Mafitdannrisse  werden  vorher  durch 
oberflächliche  Nähte  vereiDigt.  Aach  die  Y-förmigen 
Sitte  sind  anf  diese  Weise  zu  BchliesseD,  bei  ihnen 
isl  die  Schetdenschleimhant  za  beiden  Seiten  der  Co- 
huDDa  rogamm  gerissen.  Der  zangenförmig  vor- 
ffipringende  Lappen  wird  also  ganz  wie  die  kleineren 
Fetsen  behandelt. 

In  einem  Falle  fand  Vf.  einen  vollständigen  Mast- 
dtfmseheidenriss  und  noch  einen  zweiten  erheblich 
I  blutenden  parallelen  Scheldenriss ;  letzterer  wnrde 
dordi  zwei  tiefe  Sutoren  geschlossen,  die  flbrige  Ver- 
letsEong  dann  in  der  eben  angegebenen  Weise  behan- 
delt   Die  Heilung  erfolgte  durch  Prima-intentio. 

Handelt  es  sich  um  das  Weiterreissen  einer  In- 
daioD,  80  werden  beide  geschlossen,  ist  aber  ausser 
den  Incisionen  ein  medianer  Riss  vorhanden,  so  ist 
toent  letzterer  zu  schliessen,  jene  nur  dann ,  wenn 
keine  Spannung  zu  fürchten  ist. 

Sogar  tief  sitzende  Scheidenrisse  umsticht  Vf. 
vom  Damm  aus  und  in  einem  Falle  verwandelte  er 
deo  Scheidenriss  erst  m  einen  Dammscheidenriss 
doreh  Spaltung  des  Introltus. 

Als  Nähmaterial  benutzt  Vf.  Seide,  Catgut  ist 
seUeoht  transportabel  und  schneidet  beim  Knoten 
Idebt  durch,  Serres  fines  bieten  keinen  Vor&eil. 
Narkose  ist  nicht  nöthig,  wenn  sofort  nach  der  Ent- 
bindung genäht  wird,  da  eme  gewisse  Anästhesie 
bertebt,  wflnschenswerth,  wenn  erst  nach  Stunden 
dieSutuen  angelegt  werden.  Wenn  kein  Fieber  ein- 
tritt, bleiben  die  Nähte  8—10  Tage  Uegen. 

(Burckhardt,  Bremen.) 

536.  lieber  Ernährung  kleiner  Kinder, 
besonders  im  Säuglingsalier;  von  Dr.  Ernst 
Kormann  in  Coburg. 

Wir  geben  hier  eme  weitere  Zusanunenstellung 
dordasso  ausserordentlich  wichtige  Thema  betref- 
fenden Arbeiten ,  soweit  sie  in  dem  frOhem  Artikel 
(Jafarbb*  CXC.  p.  167)  entweder  nicht  berücksichtigt 
Verden  konnten  oder  seitdem  erschienen  sind.  Was 
smäohst  d«s  Hanptnahrungsmittel  in  dem  genannten 
Lebensatter,  die  Milch,  betrifft,  so  haben  wir  als 
Nachtrag  zn  den  von  uns  früher  über  die  Unter- 
nohong  und  Prüfung  derselben  gemachten  Mitthei- 
Imigen  die  mit  eingehender  Sachkenntniss  veifasste 
Himographie  zu  erwähnen,  welche  von  Dr.  phil.  W. 
Kirchner  nnter  dem  Titel:  Beiträge  zur  Kennt-' 
*m  der  Kuhmilch  und  ihrer  Bestandtheüe  nach 
dem  gsgenwärtigen  Standpunkte  wissenschaftlicher 
Forschung  ^)  veröffentlicht  worden  ist 

Vf.,  weldier  zum  Meierei-Consulenten  für  die 
Provinz  Schleswig-Holstein  und  zum  Vorstande  der 
nnlehwirthschaftllchen  Versuchsstation  zu  Kiel  beru- 
fen wnrde,  hebt  bei  Darlegung  der  Entstehung  der 
Kuhmilch  zuvOrderst  hervor,  dass  fettarmes  Futter 
fettarme  Milch  liefert  und  umgekehrt  (Stohmann, 
Kühn  u.  A.),   während  beim  Fleischfresser  die 

<)  Dresden  1877.  Sohdnfeld.  8.  98  S.    (S  Ifk.) 


meiste  u.  fetteste  Ifileh  bei  ausschliesslicher  Fleisch- 
nahrnng  erzeugt  wird  (Ssnbotin).  Trotzdem 
kann  man  aber  im  Allgemeinen  durch  verändertes 
Futter  nicht  oder  wenigstens  nur  in  sehr  geringem 
Maasse  auf  die  Zusammensetzung  der  Milch  einwir- 
ken. Denn  es  concurriren  bei  der  Bildung  der  Milch 
2  Vorgänge,  die  Degeneration  (Zerfall)  der  Drüaen- 
zellen  in  zum  Theil  der  Milch  eigenthttmliche  Sub- 
stanzen (Fett,  Casein,  Zucker  und  Aschebestand- 
theile)  und  die  Diffusion  aus  dem  Blute  (Albumin 
und  Wassei*).  Hierauf  wendet  sich  Vf.  zu  den  Be- 
standtheilen  der  Milch  und  führt  zuerst  durch ,  dass 
das  Casein  kein  Alkalialbuminat  ist,  sondern  dass 
das  Casem,  um  das  ihm  eigenthümliche  Verhalten  in 
frischer  Milch  sowohl  als  gegen  Lab  zu  zeigen ,  des 
phosphorsauren  Kalkes  bedarf.  Es  findet  sich  in 
der  Milch  in  gequollenem  Zustande,  wird  nicht  durch 
Kochen,  wohl  aber  durch  Säuren  und  Lab  gefllllt, 
durch  letzteres  in  veränderter  Form  als  Käse.  Die 
einschlägige  reiche  Literatur  wird  hierbei  eingehend 
gewürdigt  und  ist  im  Original  einzusehen.  Die  Ge- 
rinnung der  Milch  durch  Labzusatz  beruht  nicht  auf 
Bildung  von  Milchsäure,  sondern  auf  Coagulation 
des  Casein,  das  durch  Säuren  nur  geMt  wird,  wie  es 
beim  Sauerwerden  der  Milch  (Umwandlung  des  Milch- 
zuckers in  Milchsäure)  der  Fall  ist.  In  dem  Casein 
ist  Nudein  bestimmt  nachgewiesen,  weshalb  Hoppe 
undLubavin  das  Casein  als  Nucleoalbumin  auf- 
fassen. Mit  dem  Nuclem  scheint  der  Phosphor  or- 
ganisch verbunden  zu  sein.  Die  Menge  des  Nudein 
in  den  verschiedenen  MUchsorten  ist  noch  nicht  be- 
stimmt worden.  Die  Milch  mit  dem  geringsten  Nu- 
cleingehalte  müsste  den  höchsten  Nährwerth  besitzen 
und  umgekehrt.  —  Femer  kommt  in  der  Milch  stets 
Albumin  vor ;  es  ist  nicht  durch  Essigsäure  Mbar, 
wohl  aber  durch  Hitze  coagulirbar,  identisch  mit 
dem  Serumalbumin  oder  Eiweiss  des  Blutes.  Eis 
diffhndirt  bei  der  MUchbildnng  im  Euter  lediglich 
aus  dem  Blute  in  die  Drüsengänge.  Es  ist  in  der 
Clolostrummilch  am  reichlichsten  enthalten ,  weshalb 
man  den  jungen  Thleren  diese  erste  Milch  nicht  ent- 
ziehen soll.  Ausser  Casein  und  Albumin  sind  noch 
andere  Eiweisskörper  in  der  Kuhmilch  vorhanden 
(Pepton,  Albuminose,  identisch  mit  dem  Lakto- 
protein,  y,Ziger**,  ein  Gemenge  von  wenig  Casein 
und  viel  Albumin).  —  Das  BuUerfett  ist  in  den 
mikroskopischen  Milchkflgelchen  enthalten ,  von  de- 
nen in  1  Ormm.  Milch  wdt  über  80  enthalten  sind. 
Bei  Winterfütterung  enthält  die  Butter  mehr  feste, 
im  Sommer  bei  Grünfbtterung  mdir  flüssige  Fette ; 
auch  ist  im  Butterfett  Ledthin  nachgewiesen.  Den 
grössten  Theil  der  Butterfette  bilden  die  Triglyceride 
der  Olein-,  PaUnitin-  und  Stearinsäure.  Je  mehr 
Olein  zugegen  ist,  desto  flüssiger,  je  mehr  Palmitin 
nnd  Stearin,  desto  fester  ist  die  Bntter.  Das  Ranzig- 
werden der  Butter  beruht  auf  der  Zersetzung  der 
Fette,  aufFrdwerden  flüchtiger  Fettsäuren,  wobei 
das  Olein  am  stärksten  bethdligt  ist.  Ob  die  Milch- 
kügelchen  eine  Hülle  haben  oder  nicht ,  lässt  sich 
noch  nicht  endgiltig  behaupten.     Die  3  sich  hier 


160 


V.    Gynäkologie  n.  Pfldiatrik. 


gegenüber  stehenden  Ansichten  setzt  Vf.  eingehend 
anseinander.  Nach  ihnen  neigt  man  neuerdings  zu 
der  Annahme,  dass  eine  eigentliche  CaseinhüUe  nicht 
vorhanden  ist  (Soxhlet);  vielmehr  sind  die  Kfl- 
gelchen  von  einer  Hülle  von  Milchsernm  umgeben, 
welches  durch  Flächenattraktion  auf  den  Kügelchen 
verdichtet  ist.  Beim  Stehen  der  Milch  steigen  die 
Bntterkügelchen  nach  oben  (Rahm) ,  und  zwar  um 
so  schneller,  je  dünner  die  Milchschicht  ist ,  in  der 
sie  nach  oben  steigen  müssen.  Der  bei  höherer  Tem- 
peratur gebildete  Rahm  hat  ein  kleineres  Volumen, 
aber  einen  relativ  höhern  Fettgehalt.  Bei  niedriger 
Temperatur  wird  also  ein  grösseres  Rahmvolumen, 
ein  höheres  Rahmgewicht,  aber  eine  geringei*e  Fett- 
menge erzielt  (Swartz'sches  Eühlverfahren).  — 
Der  Milchzucker  (Laktine)  bildet  sich  bei  längerem 
Stehen  der  Milch  in  Milchsäni'e  um.  Die  Ursache 
der  Umsetzung  des  Milchzuckers  ist  ohne  Zweifel  das 
Vorhandensein  eines  ungeformten  Fermentes  (Küh- 
ne 's  Enzym)  in  der  Milch.  Mit  dem  Steigen  der 
Temperatur  wu'd  die  Umwandlung  des  Milchzuckers 
beschleunigt,  so  lange  nicht  das  müchsäurebildende 
Ferment  durch  Hitze  zerstört  ist  Bei  der  Umwand- 
lung des  Milchzuckers  in  Milchsäure  wird  ein  gäh- 
rungs&higer  Zucker  gebildet,  auf  dessen  weiterer  Um- 
wandlung in  Alkohol  und  Kohlensäure  die  Kumys- 
bereitung beruht.  —  Die  Aschebestandt/ieile  (0.4 — 
0.8%)  enthalten  vorzüglich  phosphorsanren  Kalk  und 
phosphors.  Kali.  Bei  auaschliesslichem  Futter  mit 
sehr  kalireichen  Stoffen  (Klee)  wird  das  gewöhnliche 
Verhältniss  des  Kali  zu  Natron  (gewöhnlich  iVs — 
2^3  Kali  auf  1  Natron)  in  der  Kuhmilch  geändert. 
—  Von  Müchgaaen  findet  sich  hauptsächlich  Koh- 
lensäure, dann  Sauerstoff  und  Stickstoff.  —  Es  sol- 
len auch  Kroatin,  Kreatinin,  Leucin  und  Tyrosin  in 
der  Milch  gefunden  worden  sein,  wahrscheinlich  als 
Zersetzungsprodukte  von  Eiweissstoffen  der  Milch. 

W.  S.  Playfair  giebt  (Brit.  med.  Joarn.  May  31. 
1881)  eine  kurze  Notiz  über  künstliche  Frauenmilch,  die 
von  der  Aylesbary  Dairy  Company  zu  einem  den  der 
besten  Eindermilch  (nnrsery  milk)  wenig  übersteigenden 
Preise  hergesteUt  wird.  Die  zn  Grunde  liegende  Methode 
der  Behandlnng  der  KnhmUch  war  dem  Vf.  bereits  vor 
einigen  Jahren  von  dem  bekannten  Chemiker  Dr.  Frank- 
land  mitgetheilt  worden,  der  sie  für  eines  seiner  eigenen 
Kinder,  das  krank  war,  anwandte.  Seitdem  hat  PI. 
einen  ausgedehnten  Qebranch  davon  in  seiner  Praxis  ge- 
macht. Die  Zusammensetzung  [auch  die  yerdanllchkeit 
wegen  des  Kuhcaseins?]  ist  absolut  identisch  mit  der  der 
Frauenmilch  (human  mUk),  so  dass  durch  ihre  Verwen- 
dung die  Gefahren  der  künstlichen  Ernährung  (bottle- 
feeding)  der  Kinder  auf  ein  Minimum  reducirt  werden. 
P 1.  pflegt  die  Wärterinnen  zu  instmiren,  die  Milch  zu 
Hause  nach  Frankland 's  Recept  zu  bereiten,  aber  die 
allgemeine  Verbreitung  scheiterte  an  der  Schwierigkeit 
und  Unbequemlichkeit  ihrer  Darstellung.  Daher  schlug 
PI.  der  gen.  Company  die  Bereitung  vor,  welche  ihn  bis 
Jetzt  sehr  befriedigte,  da  die  gewonnene  Milch  nur  bis  zur 
richtigen  Temperatur  erwärmt  zn  werden  braucht.  Sie 
übertrim:  bei  Weitem  die  Eselinnenmilch  und  dient  be- 
sonders fär  Kinder,  die  nicht  an  die  Brust  gelegt  werden 
k5nnen.  Leider  hat  PI.  die  Vorschrift  znr  Bereitung  der 
flragl.  Milch  nicht  mitgetiieilt ! 

J.-A.  Pabst  verbreitet  sich  in  einem  langem 
Artikel  (Ann,  d'Hyg.  3.  S^r.  VI.  p.  56.  [Nr.  31.] 


Juillet  1881.  —  Rev.  d»Hyg.  III.  6.  p.  502.  1881) 
über  die  MilchfäUchungen  zu  Paris. 

Eine  gewisse  Menge  Knhmilch  wird  innerhalb  der 
Mauern  dieser  Stadt  selbst  produdrt  nnd  nm  den  Pnia 
von  60—70  Centimes  pro  Liter  [40—56  Pf.]  veikanft. 
Die  grQsste  Menge  derselben  kommt  aber  ans  der  Um- 
gegend der  Stadt,  aus  Entfernungen  bis  zu  80  u.  lOOKilo- 
Mtr.  (Normandie  nnd  Brie),  von  wo  die  Milch  in  grotses, 
30—50  Liter  und  mehr  haltenden  K&beln  ans  Wdssbleek 
mit  den  Nachtzügen  nach  Paris  gelangt,  wo  sie  gegeo 
3  Uhr  Morgens  in  den  Bahnhöfen  eintrifft,  dann  per  Wa^ 
bis  gegen  6  Uhr  Morgens  zn  den  Kunden  geschafft  wirl. 
Die  per  Bahn  ankommende  Miloh  ist  selten  gewässert, 
me  Verfälschungen  geschehen  nicht  vondenProducenteo, 
sondern  von  Zwischenhändlern ,  die  mit  Verkfiofera  m 
Paris  in  Verbindung  stehen.  Der  Zwischenhändler  ent- 
rahmt die  Milch  und  setzt  anstatt  der  Butter  Mehl  so, 
sendet  sodann  das  Falsifikat  nach  Paris,  wo  der  Empfia- 
ger  sie  wässert  nnd  dann  verkauft.  Andere  Verfil- 
schungsmethoden  sind  Zusätze  von  Oelarten,  Snlpholeatea, 
Malzmehl  oder  Hammelhim.  AUe  diese  FÜschnngen 
werden  ausserhalb  Paris  vorgenommen.  Inneriialb  der 
Stadt  sind  die  häufigsten  die  Abrahmnng  und  die  Wls- 
semng.  Die  Milchhändler  haben  meist  2  Sorten :  »reüie* 
Milch  mit  Zusatz  von  10—25%  Wasser  zn  50—60  Gen- 
times  pro  Liter  —  nnd  sogenannte  Abendmilch  (lait  de  b 
veille) ,  die  möglichst  gründlich  abgerahmt  ist  nnd  so 
30—40  Centimes  verkauft  wird.  Endlich  fügen  noch  die 
Kntscher  oder  Milchjnngen  gewöhnlich  Wasser  zn.  Zn- 
weüen  wird  auch  condensirte  Milch  (Schweizer  Fabrikat) 
den  französischen  Produkten  zugesetzt.  Wegen  des  hohen 
Zuckergehaltes  kann  man  aber  nicht  mehr  als  20 — 25% 
einer  mittels  condensirter  Miloh  hergestellten  Milch  Aet 
französischen  Milch  znsetzen;  der  Polarisationsappiiat 
weist  diese  Fälschung  sofort  nach. 

Für  normale  Verkaufsmilch  (Mischnngsmilch  eines 
Euhstalles)  stellt  P.  nach  den  bisherigen  Analysen 
der  Autoren  folgende  Maxima  und  Minima  ihrer  Be- 
standtheile  zusammen:  auf  1  Liter  kommen  Exlarakt 
150—100  Grmm.,  Zucker  60—53.7,  Butter  45— 
40,  Casein  50 — 36  und  Asche  8—4  Gramm.  Jede 
Milch,  die  weniger  Bestandtheile  enthält,  musa  als 
gewässert  betrachtet  werden.  Die  Untersachung 
geht  mit  Mikroskop,  Laktodensimeter  and  Lakto- 
butyrometer  vor.  Haben  unter  dem  Mikroskop  die 
Fettkügelchen  einen  gi'össern  Durchmesser  als  2  bis 
10  Mlkro-Mmtr.,  so  soll  man  auf  Gegenwart  von 
öelen  oder  Sulpholeaten  (Produkte  der  Einwirkung 
der  Schwefelsäure  auf  Oele,  besonders  Olivenöl) 
untersuchen.  Gleichzeitig  findet  man  die  Bestand- 
theile von  Mehl,  Boden*  oder  Wurzelmehl  (f<^le) 
oder  Hammelhim.  Für  das  Laktodensimeter  von 
Bouchardat  und  Quevenne  giebt  P.  folgende 
Tabelle  itlr  reine  und  entrahmte  Milch  mit  und  ohne 
Wasserznsatz,  wobei  er  annimmt,  dass  die  reine 
Müch  bei  15— IT^Temp.  nie  weniger  als  30^  (d.h. 
spec.  Gew.  «=  1.030)  ergiebt,  aber  sofort  himu' 
fügt,  dass  zuweilen  sehr  fettreiche  Milch  26<»  (1.026) 
wiegt. 

Bei  15— 17<^  erglebt  des  Laktodensimeter  bei: 

Wassersusatz      Reine  Milch      Abgerahmte  Milefa 
0  83—29  (26)  36.5—32.5 

32.5—29 
29--26 
26—23 
23—19 
19—16  Gmde 


•/.. 

29—86 

V.. 

26—23 

»/.. 

23—20 

Vi. 

20—17 

V.. 

17—14 

V.     Gynäkologie  a.  Pädiatrik. 


161 


Für  die  yenchiedenea Temperaturen  fögt  P.  folgende  Gorrektionstabelle  bei: 


Beine  Milch. 

Abgerahmte  Miloh. 

Grade  des 

Laktoden- 

6« 

100 

200 

26« 

6« 

10« 

20« 

25» 

simeter 

15 

—0.9 

—0.6 

+0.8 

+1.8 

— 

— 

— 

20 

—1.1 

—0.7 

+0.9 

--1.9 

—0.7 

—0.6 

+0.8 

+1.7 

22 

—1.2 

—0.7 

+1.0 

--2.1 

—0.7 

—0.6 

4-0.8 

+1.7 

24 

—1.2 

—0.7 

+1.0 

--2.1 

—0.9 

—0.6 

-i-0.8 

+1.7 

26 

—1.3 

—0.8 

+1.1 

--2.2 

—1.0 

—0.7 

+0.8 

+1.8 

28 

—1.4 

—0.9 

+1.2 

--2.4 

—1.0 

—0.7 

4-0.9 

+1.9 

30 

—1.6 

—1.0 

+1.2 

--2.6 

—1.1 

—0.7 

+0.9 

4-1.9 

32 

—1.7 

—1.0 

+1.3 

--2.7 

—1.1 

—0.7 

+1.0 

+2.1 

34 

—1.9 

—1.1 

+1.3 

+2.8 

—1.2 

—0.8 

4-1.0 

+2.2 

Es  hat  also  eine  Milch,  welche  bei  5^  amLakto- 
densimeter  26^  ergiebt,  einen  Abzug  von  1.3  zu  er- 
fahren, zeigt  also  bei  15 — 11^  nor  24.7o,  d.  h.  ein 
spee.  Gew.  von  1.0247  an,  ist  also  mit  ^5  Wasser 
versetzt. 

Hieran  schliesst  sich  die  Untersuchung  mit  Mar- 
chan d '  s  Laktobutyrometer  nach  Zusatz  bestimmter 
Mengen  einer  Lösung  von  Kali  cansticum  (specGew. 
»1.42)  und  absolutem  Aether  aus  Alkohol  von  86^ 
£ar  Milch,  die  im  Normalzustande  10 — 12^,  d.  h.  einen 
Oehalt  von  36 — 40  Grmm.  Butter  im  Liter,  anzeigen 
soll.  —  Eine  complete  Analyse  erfordert  ausserdem 
die  quantitative  Bestimmung  des  Extraktes,  des  Ca- 
sein,  des  Zuckers,  der  Butter,  der  Asche  u.  die  Auf- 
findung von  Zusätzen  (Borax  oder  Natr.  bicarboni- 
enm  oder  Salicylsänre  zum  Zwecke  der  Conservirung). 
W^en  der  hier  zu  beachtenden  Methoden  müssen 
wir  auf  das  Original  verweisen. 

Bei  der  sehr  lebhaften  Diskussion,  welche  P.'s 
Ifittheilung  in  der  Soc.deM6d.  publique  veranlasste, 
fragte  zuerst  Dr.  Valiin,  ob  man  Wasserzusatz  zur 
Ifileh  von  einer  durch  Fütterung  sehr  wasserreichen 
Mikh  nnterscheiden  könne.  Pabst  bejaht  diess 
zwar  in  gewisser  Beziehung  durch  Hinweis  auf  das 
Extrakt,  dessen  Menge  pro  Tag  durch  die  Nahrung 
wenig  verändert  wird ,  obschon  durch  wasserreiche 
Nahrung  die  tägliche  Milchmenge  vermehrt  wird.  Die 
Grenze  sei  jedoch  nicht  anzugeben,  da  eine  sehr  was- 
serreiche Milch  für  Nahrungszwecke  stets  als  gewäs- 
sert bezeichnet  werden  muss,  gleichviel,  ob  das  Wasser 
der  Milch  zugesetzt  oder  in  den  Magen  der  Kuh  ein- 
geführt worden  ist.  —  Ch.  Girard  betonte,  dass 
er  Untersuchungen  anstelle,  um  die  von  Valiin 
angeregte  Frage  zu  lösen,  während  Brouardel 
behauptet,  dass  es  jedem  Oekonomen  frei  stehe, 
seine  Kflhe  zu  ernähren,  wie  er  wolle;  in  Paris 
pflege  man  den  Kühen  viel  Salz  zu  geben,  um  sie 
zum  Saufen  zu  veranlassen.  Eine  Verfolgung  der 
Müehhändler  sei  aber  nur  dann  möglich,  wenn  nach- 
gewiesen wird,  dass  die  Milch  schädliche  Stoffe  ent- 
hält. Desconst  verlegt  den  Schwerpunkt  bei  der 
Emfthrong  der  Säuglinge  durch  Kuhmilch  auf  die 
sorgfiUtige  Reinigung  der  Trink&tschen,  deren  man 
mindestens  2  in  Gebranch  haben  müsse,  Pabst 
liob  jedoch  die  Schwierigkeit  einer  completen  Rei- 
idgung  der  Trinkflaschen  hervor. 
Med.  Jahrbt).  Bd.  192.  Hft.  2. 


Das  Abrahmen  der  Milch  und  dessen  Ge- 
fahren  in  Bezug  auf  die  künstliche  Ernährung  der 
Kinder  hat  Prof.  Alf  r.  H  0  n  z  ^  d  e  TA  n  l  n  0  i  t  (Bull, 
m^d.  du  Nord  Nov.  1878.  —  Ann.  d'Hyg.  3.  S6r. 
VL  p.  78.  [Nr.  31.]  JuiUet  1881)  eingehend  be- 
sprochen. Er  geht  dabei  von  dem  Satze  aus,  dass 
der  menschliche  Körper  täglich  eine  gewisse  Menge 
von  Stickstoff  und  Kohlenstoff  verliert.  Diesen  Ver- 
lust auszugleichen,  vermögen  die  Milch  und  das  Ei. 
Entfernt  man  aber  dm*ch  das  Abrahmen  einen 
wesentlichen  Theil  des  Gehaltes  an  Kohlehydraten 
der  Milch,  die  Butter,  so  steigeii;  man  im  genauen 
Verhältnisse  die  Menge  der  plastischen  Ernährungs- 
stoffe (Casein,  Albumin),  als  man  die  respiratorischen 
Nährstoffe,  also  die  Wärmeprodnktion ,  mindert. 
Hieraus  folgt  eine  Abkühlung  des  Organismus  in 
Folge  des  Mangels  der  zur  Respiration  nöthigenCom- 
bustibilien.  Da  3  Th.  Rahm  1  Th.  Butter  gleichkom- 
men, so  muss,  wenn  die  Milch  zur  Hälfte  abgerahmt 
ist,  das  Verhältniss  der  Butter  in  einem  Liter  Milch 
von  35  auf  17V9Grmm.  sinken,  d.  h.  sie  wird  dann 
7^/2  Grmm.  Butter  weniger  enthalten,  als  die  gleiche 
Menge  Frauenmilch  (25  Gimm.),  was  um  so  schlim- 
mer ist,  da  die  Kuhmilch  bereits  einen  Ueberschuss 
von  stickstoffhaltigen  Nährstoffen  (48.6  Grmm.  Ca- 
sein gegen  28.8  Grmm.  in  der  Frauenmilch)  hat. 
Abgerahmte  Milch  kommt  daher  der  Milch  der 
Frauen  gleich,  welche  in  Folge  mangelhafter  Er- 
nährung oder  Entbehrung  eine  fettarme  und  wasser- 
reiche Milch  erzeugen.  Die  Fettverarmnng  der 
Frauenmilch  kann  unter  solchen  Bedingungen  75% 
des  normalen  Verhältnisses  betragen.  Wie  aber 
eine  solche  Milch  zur  Einährang  eines  Säuglings 
unpassend  ist,  so  ist  es  auch  die  abgerahmte  Kuh- 
milch. Das  Abrahmen  ist  daher  unter  die  Milch- 
fälschungen zu  rechnen,  wie  diess  schon  von  nam- 
haften französischen  Hygieinikern  (Payen  1865; 
später  von  einer  eigenen  Commission  von  Sachverstän- 
digen) geschehen  ist.  Auf  der  andern  Seite  aber 
erwächst  für  die  öffentlichen  Wohlthätigkeits-Anstal- 
ten  die  Verpflichtung,  dafür  Sorge  zu  tragen,  dass 
die  Kinder  von  Armen,  welche  ganz  oder  theilweise 
künstlich  ernährt  werden,  nur  unabgerahmte  Milch 
erhalten. 

Schlttsslich  wollen  wir  hier  noch  kurz  auf  die 
gut  ausgearbeitete  Instruktion  zur  Beschränkung 

21 


162 


V.     OynSkologie  a.  Pädiatrik. 


des  Betrugs  beim  Milchhandel  aufmerksam  macheD, 
welche  die  Polizeipräfekivr  zu  Paris  erlassen  hat 
(Ami.  d'Hyg.  3.  8^r.  VI.  p.  84.  [Nr.  31.]  Juillet 
1881).  In  21  Sätzen  sind  die  Forderungen  formu- 
lirt^  welche  die  Untersuchungsbeamten  des  städtischen 
Laboratorium  einzuhalten  haben^  um  die  zahlreichen 
Milchfälschungen  zu  constatiren.  Femer  enthält  die 
Instruktion  eine  Anweisung,  wann  und  wie  die  zu 
untersuchenden  Milchproben  abzunehmen,  wie  die 
Listen  über  die  Milchhändler  zu  führen,  über  welche 
Punkte  die  Milchverkäufer  zu  befragen  und  endlich 
in  welcher  Form  und  Menge  und  Zeit  die  abgenom- 
menen Proben  an  das  chemische  Laboratorium  ab- 
zuftlhren  sind. 

H.  Fauvel  (Bull,  de  TAcad.  2.  S^r.  X.  29. 
p.  918.  1881.  —  Ann.  d'Hyg.  3.  S^r.  VL  p.  83. 
[Nr.  31.]  Juillet  1881)  führte  im  städt.  Laboratorium 
auf  Anregung  des  Dr.  Du  Mesnil  die  Untersuchung 
von  Säuglingstrinkflaschen  aus,  welche  Letzterer 
aus  einer  Krippe  flberbracht  hatte.  In  allen  Flaschen 
hatte  die  Milch  einen  ekelhaften  Geruch  angenom- 
men, ohne  dass  man  die  Gegenwart  von  Schwefel- 
wasserstoff entdecken  konnte.  Die  Milch  war  sauer, 
halbgeronnen;  unter  dem  Mikroskop  waren  die 
Butterkügelchen  missförmig,  von  birnenförmiger  Ge- 
stalt und  in  der  Flüssigkeit  waren  zahlreiche,  sehr 
lebhaft  sich  bewegende  Bakterien  und  spärliche 
Vibrionen  vorhanden.  Die  zum  Saugen  bestimmte 
Eautschukröhre,  die  der  Länge  nach  aufgeschnitten 
wurde,  enthielt  stets  coagulirte  Milch  und  dieselben 
Mikroorganismen,  wie  die  Milch  selbst.  In  dem 
Saughütchen,  welches  das  Ende  der  Eautschukröhre 
bildete,  fand  sich  stets  eine  mehr  oder  weniger 
reichliche  Anhäufung  von  Eryptogamen.  Diese 
Vegetationen  erzeugten ,  wenn  sie  in  Molken  aus- 
gesät wurden,  nach  einigen  Tagen  ovoide  Zellen, 
die  sich  zu  Mycelien  ausbildeten,  deren  Fruchtträger 
F.  jedoch  noch  nicht  beobachten  konnte.  —  In 
Folge  dieses  Resultates  wm*den  die  Trinkflaschen 
aller  Krippen  von  Paris  untersucht.  Unter  31  in 
10  Krippen  geprüften  Flaschen  enthielten  28 
in  dem  Saugansatz  und  in  der  Kautschukröhre, 
einige  selbst  in  der  Glasflasche  die  analogen  Vege- 
tationen. Mehrere  dieser  Apparate  enthielten  sie 
noch  in  grosser  Menge,  nachdem  sie  sorgfältig  ge- 
waschen und  also  wieder  „gebrauchsfähig''  gemacht 
worden  waren.  In  2  sehr  schlechten  Flaschen  fan- 
den sich  in  der  Kautschukröhre  sogar  Eiter-  und 
Blutkörperchen,  als  deren  Ursache  sich  Erosionen  in 
der  Mundhöhle  der  Kinder,  denen  sie  gehörten,  vor- 
fanden. Es  gelangt  demnach  der  Speichel  u.  s.  w. 
des  Säuglings  in  die  Flaschen  und  kann  dort  die 
ihm  eigenen  Feimente  denen  der  Milch  beimengen. 
Das  Sauerwerden  der  letztern  ist  wahrscheinlich  Folge 
der  Bildung  der  Bakterien ,  deren  Keime  sich  selbst 
in  gewaschenen  Flaschen  noch  vorfanden.  Wie  gross 
der  Einfluss  ist ,  welchen  diese  veränderte  Milch  auf 
die  Entwickelung  von  Darmleiden  hat,  welche  so  zahl- 
reiche Opfer  unter  den  künstlich  ernährten  Säuglingen 
fordern,  lässt  F.  vorläufig  noch  unentschieden. 


Hieran  reiht  sich  ein  Artikel  von  Dr.  E.  Val- 
iin über  die  Verunreinigung  der  Milch  durch 
krankhafte  Keime  (Rev.  d'Hyg.  III.  6.  p.  457. 
1881)  mit  Bezug  auf  die  bekannten  in  den  letzten 
Jahren  in  England  gemachten  Erfahrungen  hinsicht- 
lich der  Verbreitung  von  Typhus,  Diphtherie  und 
akuten  Exanthemen  durch  die  Milch.  Trotz  der 
Schwierigkeit ,  die  ätiologischen  Momente  auf  die 
aus  einer  bestimmten  Meierei  stammende  Milch  zu 
fixiren,  müsse  man  diese  Möglichkeit  doch  stets  im 
Auge  behalten,  da  die  Leichtigkeit  bekannt  ist,  mit 
welcher  Kryptogamen  u.  s.  w.  sich  in  der  Milch 
zu  entwickeln  pflegen.  Aus  dem  gleichen  Grunde 
stammt  vielleicht  die  noch  unbewiesene ,  auf  dem 
Lande  verbreitete  Annahme,  dass  die  mit  der  Milch- 
wirthschaft  sich  beschäftigenden  Weiber  zur  Zeit 
der  Regeln  nicht  in  die  Milchkammern  n.  s.  w.  gehen 
dürfen,  weil  sonst  die  Milch  gerinnt.  Leugnen  kann 
man  das  Faktum  von  vornherein  nicht,  da  man 
weiss,  dass  es  genügt,  wenn  einige  putride  Keime  in 
die  Luft  kommen,  um  die  Milch  zur  Fermentation 
zu  bringen.  In  inehrern  sogen.  Milchepidemien  hat 
man  übrigens  die  Quelle  der  Verunreinigung  der 
Milch  direkt  nachzuweisen  vermocht.  Selff  aner- 
kennend spricht  sich  Valiin  fübeat  FauveTs  Un- 
tersuchungen aus,  welche  darthun,  mit  wdcher 
Leichtigkeit  die  kleinsten  Organismen  sich  in  der 
Milch  vermehren  können.  Er  erinnert  an  die  ähn- 
lichen Untersuchungen  vonPasteur,  Hessling 
(1866)  und  M Osler  (1868). 

Während  Fauvel  sich  in  Bezug  auf  die  Schäd- 
lichkeit der  Pilzbildungen  f&r  den  kindlichen  Orga- 
nismus sehr  reservirt  aussprechen  zu  müssen  glaubt, 
hielt  Descoustin  derSoc.  de  mM.  publique  einen 
Vortrag  über  die  Wichtigkeit  von  eigenen  Beobach- 
tungen in  Betreff  der  Milchemährung  mit  Flaschen, 
die  gegen  jede  Verunreinigung  geschützt  sind. 

In  Bezug  auf  die  Ersatzmittel  der  Milch  er- 
wähnen wir  zunächst  eine  Mittheilung  von  H.  t. 
Lieb  ig  (Bayr.  ärztl.  Intell.-Bl.  XXVIÜ.  32. 1881] 
über  candensirte  Milch  und  ihre  Anwendung  bei 
solchen  Säuglingen,  welche  beste  Kuhmilch  mit  Auf- 
wendung aller  Vorsichtsmaassregeln  zeitweise  nicht 
vertragen.  Selbst  das  so  leicht  verdauliche  lAebig*' 
sehe  Suppenextrakt  wird  nicht  von  allen  Kindern 
verti'agen.  Als  Beleg  fährt  v.  L.  einen  Fall  an,  in 
welchem  das  erste  Kind  einer  Familie  beiEmährong 
mit  Kindermehl  und  Kuhmilch  8  Wochen  lang  ge- 
diehen war,  dann  aber  eine  Diarrhöe  eintrat,  die 
auch  durch  Liebig's  Suppenextrakt  nicht  gestillt 
werden  konnte,  so  dass  eine  Amme  genommen  wer- 
den musste,  worauf  später  condensirte  Milch  mit  Zu- 
sätzen gut  vertragen  wurde.  Das  zweite  Kind  die- 
ser Familie  wurde  sofort  mit  condensifter  Milch  er- 
nährt, wobei  nur  sehr  geringe  Gewichtszunahme  ein- 
trat; nachdem  aber  auf  v.  L.'s  Bath  ein  Zosate  von 
Liebig* s  Snppenextrakt  gegeben  wurde,  gedieh  dtf 
Kind  gut. 

Das  eigene  Kind  v.  L.'s  (am  1.  JuU  1880  ge- 
boren) gedieh  bis  zum  15.Sept  beilGlch  einer  Kob 


y.     Gynäkologie  o.  Pädiatrik. 


163 


mit  Liebig'a  Suppenextrakt.  Vom  18.  Sept.  erhielt 
das  Kind  (bei  Ortswechsel)  beste  Kindermilch  mit 
Liebigsuppe,  was  nur  10  Tage  vertragen  wurde. 
Nach  vielfachen  vergeblichen  Versuchen  griff  v.  L. 
zur  condensirten  Milch  mit  der  gleichen  Menge  Lie- 
big'achea  Suppenextraktes ,  worauf  normale  Ver- 
dMinng  eintrat.  Aus  einer  Milchkuranstalt  genomr 
mene  Kuhmilch  hatte  später  sofort  wieder  Eintritt 
von  Durchfällen  zur  Folge  y  welche  abermals  durch 
das  Gemisch  von  condensirter  Milch  und  Liebig''- 
schem  Suppenextrakt  gestillt  wurden.  Wo  also 
Diarrhöen  von  Fermenten  in  der  frischen  Milch  her- 
rflhren,  ist  daher  der  condensirten  Milch  der  Vorzug 
tu  geben. 

Nach  Dr.  Immanuel  Munk  in  Berlin  (Deut- 
sdie  med.  Wchnschr.  VII.  36.  p.  492)  besitzt  die 
Seherff'sche  conservirie  Milch  vor  der  condensirten 
Milch  den  Vorzug ,  dass  Nichts  hinzugefügt  worden 
ist    Die  Gonservirung,  deren  Resultate  M.  auf  Ver- 
anlassung des  Prof.  Roloff  seit  15  Mon.  geprüft 
hat,  geschieht  dadurch ,  dass  fiische  gute  Kuhmilch 
auf  mit  gut  gedichteten  Korkstöpseln  verschlossene 
Flaschen  gefüllt,   dann   unter  dem  Drucke  von  3 
Atmosphären  einer  Temperatur  von  ca.  100^  C.  eine 
bis  mehrere  Stunden  ausgesetzt  wird,   worauf  die 
Oberfläche  des  Korkes  und  der  Flaschenöffnung  mit 
einer  undurchdringlichen  Pai'affinschicht  überzogen 
wird.   Solche  Milch  bleibt  Monate  lang  unverändert. 
Nach  mehrmonatlichem  Stehen  bäckt  nicht  selten  der 
sn  die  Oberfläche  gestiegene  Rahm  klumpig  zusam- 
men; wenn  dann  die  Flasche  in  30 — 40^0.  warmes 
Wasser  gestellt  und  umgeschüttelt  wird ,  erfolgt  fast 
gleiehmässige  Vertheilung   der  Milchfette.  —  Die 
wenigen  Versuche  betreffs  der  Verdaulichkeit  dieser 
Milch  ergaben  ein  günstiges  Resultat.     Bei  Magen- 
katarrhen kleiner  Kinder,  die  frische  Kuhmilch  nicht 
vertrugen ,  und  als  Ersatzmittel  der  Muttermilch  für 
Säuglinge  erschien  das  Präparat  von  Vortheil.  Auch 
imThiermagen,  sowie  künstlichem  Magensaft  gegen- 
ftber  zeigt  die  Scherf^acho  Milch  ein  anderes  Ver- 
halten, als  gewöhnliche  Kuhmilch.   Denn  im  Hunde- 
magen  war  die  Milch  nach  15  Min.  zu  feinern  u.  gro- 
bem Flocken ,  nie  zu  compaktem  Ballen  geronnen. 
Mit  Lab  versetzt,  kommt  bei  35<^C.  die  Scherff^ochQ 
Milch  erst  nach  frühestens  2  Std.  zur  Qerinnung. 
Mit  Lab  und  künstlichem  Magensaft  versetzt,  gerinnt 
dasCasein  der  Sc/i^^'schen  Milch  in  feinen  Flocken. 
Darob  Erhitzen  der  Milch  auf  100^  C.  unter  hohem 
Druck  scheint  das  Kuhmilchcasein  eine  solche  Ver- 
änderung zu  erfahren,  dass  es  dem  Frauenmilch- 
caaem  näher  kommt.     (Nach  Radenhausen  ent- 
hält die  Frauenmilch  gar  kein  Casein,  sondern  nur 
Albumin  mit  Spuren  von  Peptonen.)     Der  Preis  der 
Seherf^aehen  Milch  (45  Pf.  pro  Liter)  kann   bei 
Abnalune  von  ca.  500  Liter  pro  Tag  auf  30  Pf.  pro 
Liter  ermässigt  werden. 

Wir  erinnern  hierbei  an  das  von  Prof.  E.  K 1  e  b  s 
sehen  vor  mehreren  Jahren  empfohlene  Verfahren 
zw  Conservirung  der  Milch ,  varzugsweiae  für  die 
künstliche  Em^rung  kleiner  Kinder ,  welches  auf 


der  Anwendung  höherer  Temperaturen  (65 — 75®C.)^ 
welche  er  gleichzeitig  mit  einer  von  Wasserdämpfen 
gesättigten  Luft  im  geschlossenen  Räume  auf  die 
Milch  einwirken  Hess,  beruht^).  Die  Milch  whrd  da- 
durch auf  2 — 3  Tage  völlig  imverändert  erhalten. 
Sie  gerinnt  nicht ,  bleibt  leicht  alkalisch  und  zeigt 
nur  spärliche  rotirende  Körperchen,  die  übrigens  auch 
in  frischer  Milch  nicht  fehlen.  Das  Vorkommen  von 
Bacillen  in  der  Milch  bringt  Prof.  Klebs  mit  dem 
reichen  Gehalte  des  Heues  an  Spaltpilzen  in  Verbin- 
dung. 

Dr.  E.  Pfeiffer  in  Wiesbaden  giebt  (Berl. 
klin.  Wchnschi«.  XVIIL  35.  p.  507.  1881)  eine 
scharfe  Kritik  über  die  Nachahmung  des  Lactin 
durch  /2.  H,  Paulcke's  Milchsalz.  Er  behauptet,  dass 
sowohl  Lactin  als  auch  das  Milchsalz  nichts  wei- 
ter seien,  als  Milchzucker ,  höchstens  mit  Zusatz  von 
geringen  Mengen  Kochsalz.  Ferner  findet  es  Pf. 
mindestens  ftlr  naiv,  die  im  Prospekt  angeführten 
Analysen  von  Milchsalzmilch  als  solche  auszugeben, 
da  sie  nur  durch  Umrechnung  der  von  Gorup- 
Besanez  angegebenen  Verhältnisse  der  Milch - 
bestandtheile  (Casein,  Butter,  Milchzucker)  erzielt 
worden  seien.  (Praktische  Versuche  sind  nicht  an- 
gestellt worden.) 

Nach  den  Erfahrungen  des  Ref.  (über  welche  im 
Jahrb.  f.  Khkde.  ein  ausführlicher  Bericht  erscheinen 
wird)  bleibt  die  Kuhmilch  bei  Zusatz  des  Paidcke'- 
sehen  Milchsalzes  haltbarer,  was  bes.  zur  Sommers- 
zeit von  Nutzen  ist,  auch  wird  dieselbe  leichter  ver- 
daulich, wie  aus  der  Beschaffenheit  der  Dejektionen 
von  Säuglingen,  selbst  von  solchen,  die  vorher  dys- 
peptisch  waren,  hervorgeht.  Ref.  muss  jedoch  her- 
vorheben ,  dass  er  nicht  nach  der  Gebrauchsanwei- 
sung, die  Paule ke  dem  Milchsalz  beigegeben  hat, 
verfahren  ist ,  weil  die  dort  empfohlenen  Milchver- 
dünnungen zu  gering  sind.  Ref.  hat  vielmehr  zu 
einer  in  250Grmm.  Graupenschleim  gelösten  Milch- 
salzportion (12  Grmm.)  im  ersten  Lebensmonate  80 
Grmm.  Kuhmilch  (am  besten  Trockenfütterungs- 
milch),  im  2.  Mon.  125  Grmm.,  im  3.  Mon.  250, 
im  4.  Mon.  500,  im  5.  750  und  vom  6.  bis  9.  Mon. 
1000  Grmm.  Kuhmilch  zusetzen  lassen.  In  2  Fäl- 
len, in  denen  fortgesetzte  Wägungen  stattfanden,  ei'- 
hielten  die  Darmentleerungen  während  der  Anwen- 
dung des  Milchsalzes  allerdings  ein  besseres  Aus- 
sehen. Allein  die  in  beiden  Fällen  vorhandenen 
Gewichtsdefekte  wurden  während  der  Beobaohtungs- 
zeit  nicht  gedeckt.  Im  ersten  Falle  (20wöchentliche8 
Kind,  das  anfangs  1955  Grmm.  Minusgewicht  hatte) 
fielen  in  die  Beobachtungszeit  eine  suppurative  Ma- 
stitis ,  eine  Bronchitis ,  die  erfolgreiche  Impfung  und 
die  ersten  2  Dentitionsepochen.  Hier  gerade  glaubt 
Ref.,  dass  ohne  die  Verwendung  des  Milchsakses  die 
Abnahme  oder,  besser  gesagt,  die  zu  geringe  Ge- 


0  Prag.  med.  Wchnsohr.  22.  1878.  —  Beitr.  zur 
pathol.  Anat«  II.  p.  59.  1880.  —  Vgl.  Jahrbb.  CLXXX. 
p.  264. 


164 


V.     Gynäkologie  n.  Pädiatrik. 


wichtsznnahme  des  Kindes  noch  weit  schiechtere 
Verhältnisse  gezeigt  haben  würde.  Die  Beobachtung 
schloss  mit  demselben  Minnsgewichte,  wie  sie  be- 
gonnen hatte.  Im  zweiten  Falle  begann  die  Beob- 
achtung (7  wöchentliches  Kind  mit  Minusgewicht  von 
760  Grmm.)  zur  Zeit  einer  durch  unvernünftige  Er- 
nährung (reine  Kuhmilch)  hervorgerufenen  schweren 
Dyspepsie  y  welche  in  Darmkatarrh  überzugehen 
drohte.  Hier  waren  3  Wochen  nothwendig,  um  die 
vorhandenen  Störungen  durch  Aenderung  der  Milch- 
diät und  Zusatz  von  Milchsalz  zu  heben.  Von  da 
ab  waren  erst  die  Stuhlgänge  zufriedenstellend  y  und 
zwar  zur  Zeit  der  grössten  Sommerhitze  (Juli  j  Au- 
gust),  in  welcher  derartige  Fälle  so  leicht  in  Kinder- 
cholera enden.  Die  Beobachtung,  die  hier  nicht 
lange  genug  fortgesetzt  werden  konnte ,  schloss  mit 
einem  sich  allmälig  verringernden  Minusgewichte 
von  939  Gramm.  Trotzdem  ist  auch  dieser  Fall 
nicht  dazu  angethan,  gegen  die  Verwendung  des 
Milohsalzes  zu  sprechen,  da  gerade  der  drohende 
Ausbruch  des  akuten  Darmkatarrhs  durch  dasselbe 
hier  verhütet  worden  zu  sein  scheint.  Natürlich  ge- 
hören noch  weitere  Erfahrungen  zur  Erhärtung  der 
von  Ref.  gemachten  Erfahrungen. 

Dr.  Glosset  in  Langenberg  liefert  (Berl.  klin. 
Wchnschr.  XVIII.  41.  1881)  einen  Beitrag  zur 
künstlichen  Ernährung  der  Säuglinge ,  in  Sonderheit 
mit  Dr.  B  i  e  d  e  r  t  's  Rahmgemenge.  Er  betont  mit 
vollem  Rechte  die  grosse  Differenz  in  der  individuel- 
len Leistungsfähigkeit,  resp.  in  der  ursprünglichen 
Anlage  des  Verdauungskanales  der  Säuglinge.  Als 
eines  der  besten  Ersatzmittel  der  Muttermilch  muss 
bei  Erkrankungen  des  Magendarmkanals  Cl.  nach 
3jähr.  Erfahrung  Biederfs  Rahmgemenge  bezeich- 
nen, obwohl  es  auch  Fälle  giebt,  in  denen  es  im 
Stiche  lässt.  Cl.  hat  nur  die  erste  Mischung  (7$ 
süssen  Rahm ,  ^/g  gekochtes  Wasser  und  15  Grmm. 
Milchzucker)  benutzt,  und  zwar  mindestens  in  50 
Fällen,  wovon  30  genauer  notirt  sind.  Nur  3  dieser 
Kinder  verdauten  normal,  27  litten  an  Krankheiten 
des  Magendarmkanals  bis  zur  Cholera  infantum  acu- 
tissima  (2  an  akutem  Darmkatarrh,  7  an  chron. 
Darmkatarrh ,  2  an  akutem  Magenkatarrh ,  10  an 
Brechdurchfall,  6  an  Atrophie).  Ausser  in  2  Fällen 
von  chronischem  Darmkatarrh  und*3  Fällen  von 
Brechdurchfall  zeigten  alle  Fat.  dieser  Art  bald  nach 
Einführung  des  Rahmgemenges  bessere  Stühle  und 
erholten  sich  in  relativ  kurzer  Zeit.  Gerade  aber 
die  3  Fälle  von  Brechdurchfällen  beweisen,  dass 
auch  bei  vorschriftsmässiger  Anwendung  des  Rahm- 
gemenges Todesfälle  eintreten  können.  Denn  wenig- 
stens 2  von  diesen  Kindein  waren  vor  Beginn  der 
Erkrankung  vollkommen  gesund.  Von  den  3  Kin- 
dern, denen  bei  völliger  Gesundheit  das  Rahm- 
gemenge als  Nahrung  gereicht  wurde ,  gediehen  2 
sehr  gut  ohne  alle  Verdauungsstörungen;  das  3. 
aber,  das  aus  emer  exquisit  scrofulösen  Familie 
stammte ,  zeigte  bald  rhachitisch-scrofulöse  Erschei- 
nungen. Sicher  haben  bei  der  Ernährung  mit  Rahm- 
gemenge sowohl  Eltern  wie  Arzt  die  Beruhigung, 


dass  sie  wissen,  was  das  Kind  bekommt,  was  bei 
Kindermehlen  etc.  nicht  der  Fall  ist. 

Oberamtsarzt  Pflüger  und  Stadtarzt  Dr. 
Stützle  empfehlen  (Wflrtemb.  Corr.-Bl.  LI.  24. 
p.  191.  1881)  das  in  der  Keppner^oßhen  Knnst- 
mühle  in  Mergentheim  dargestellte  und  per  Pftmd 
zu  60  Pf.  verktLutte  Habermehl  alsEmährongsmittel 
für  Kinder,  bei  welchem  diese  gut  gediehen,  wenn  sie 
Kuhmilch  nicht  vertragen  hatten.  Alter  der  Kinder 
und  etwaiger  Milchzusatz  sind  nicht  ang^eben, 
wohl  aber  bemerkt  hierzu  die  Redaktion ,  dass  es 
ein  milchersetzendes  Nahrungsmittel  fttr  Sänglinge 
der  ersten  6  Mon.  nicht  giebt  und  dass  Jacobi 
(New -York)  Abkochungen  von  Habermehl  oder 
Geratenmehl  als  Verdünnungsmütel  der  KvhmUeh 
empfohlen  habe. 

Dr.  Eustace  Smith  (Brit.  med.  Jonrn.  Jone 
4.  1881)  verbreitet  sich  eingehend  über  die  Fer- 
dauungeatörungent  welche  gewöhnlich  plötzlich  bei 
Kindern  auftreten,  die  mit  Milch  und  milehhaliigen 
Speisen  ernährt  werden.  Bei  künstlich  emährteD 
Kindern  (hand-fed  babies)  Ist  diess  sehr  häufig,  aber 
wird  auch  bei  12 — ISmonatlichen  Kindern  beob- 
achtet. Meist  sind  die  ersten  Symptome  die  der  Du- 
fähigkeii,  Kuhmilch  zu  verdauen.  Sie  entsteht  meist 
durch  eine  zufällige  Stöinrng  in  dem  Magen  und  des 
Därmen,  wodurch  eine  Säurebildung  in  derNabnmg 
entsteht.  Weniger  häufig  sind  die  Fälle,  in  denen 
der  Fehler  in  der  Milch  liegt,  die  zu  schwer  fftr  das 
Kind  ist,  oder  die  zu  reichlich  oder  zu  oft  ihm  Yer- 
abreicht  wird,  ti*otzdem  dass  dessen  Digestionsorgane 
gesund  sind.  S  m.  spricht  hier  nur  von  den  Fällen, 
in  denen  reine  frische  Milch  in  geeigneter  Menge  n. 
mit  aller  Vorsicht  in  digestionsfähiger  Weise  (ent- 
weder mit  Gerstenschleim  oder  Gelatine  oder  mit 
Kalkwasser  gemischt)  verabreicht,  nicht  vertragen 
wird.  Er  theilt  die  Fälle  in  3  Klassen,  je  nach- 
dem Verstopfung,  oder  Erbrechen,  oder  Diarrhöe 
das  vorwaltende  Symptom  abgiebt  Die  von  S  m. 
gegebene  Schilderung  dieser  Erscheinungen  enthält 
nur  das  Bekannte.  Dasselbe  gilt  auch  von  den  filr 
die  Behandlung  im  Allgemeinen  aufgestellten  Grand- 
sätzen. Auch  S  m.  legt  das  Hauptgewicht  dannf, 
dass  keine  gährangsfähige  Nahrung  in  die  mit  6ib- 
iTingsprodukten  schon  angefüllten  Verdauungsw^ 
des  Kindes  eingeftihrt  wird.  Als  beste  Ersatzmittel 
der  in  solchen  Fällen  unbedingt  zu  vermeidenden 
Milch  und  mehlhaltigen  Substanzen  bezeichnet  Sm. 
Kalbsbouillon  und  Gerstenschleim  (zu  gleichen  Thei- 
len),  oder  Rahm  und  Molken  (1  Theelöffel  voll  auf 
120.0),  oder  Eidotter  (bei  kleinen  Kindern  mit  Mol- 
ken oder  Kalbsbouillon  zusammengequirlt).  Hflbne^ 
bouillon  ist  besser  als  Beef-tea,  da  letzterer  oft  die 
Digestionsorgane  kleiner  Kinder  zu  stark  reizt,  be- 
sonders bei  Durchfällen.  Zuweilen  eignet  sich,  wenn 
Kuhmilch  nicht  verdaut  wird,  Eselinnen-  oder  Zie- 
genmilch besser ;  wenn  ein  Kind  durch  unzweoknds- 
sige  Ernährung  heruntergekommen  ist,  erholt  es  sieh 
oft,  sobald  es  wieder  an  die  Brust  gelegt  wird.  Oef- 
ters  aber  wirkt  jede  Milch  als  ein  reisendes  Oift  ^ 


V.     Gynäkologie  n.  Pädiatrik. 


165 


es  kann  dann  keine  Heilung  erzielt  werden^  bis  sie 
vollständig  ans  der  Nahrung  ansgeschlossen  ist. 

Dr.  E.  Le  Menant  des  Chesnais  zu  Au- 
tton-dn-Perche  verbreitet  sich  (Gaz.  hebdom.  2.  S^r. 
XVm.  16.  p.  250.  22.  1881)  Aber  die  3  Arten  der 
Ernährung  der  Kinder  durch  Milch  und  über  die 
Kinderdiarrhöe.    Er  versteht  damnter  die  Emäh- 
rmig  dnrch  die  Brost  allein  (Allaitement  natarel), 
ferner  dieselbe  nnter  Beigabe  von  Kuhmilch  (Allaite- 
ment mixte)  und  an  3.  Stelle  die  kttnstliche  Emäh- 
rang  durch  Kuhmilch  (Allaitement  artificiel).     Von 
141  Ziehkindern,   welche  Le  Men.  beobachtete, 
starben  16(1  an  sekundärer  Bronchopneumonie  nach 
Keachhnsten,  15  an  Diarrhöe).     Nur  9  wurden  na- 
tftrh'cb,  d.  h.  ausschliesslich  mit  der  Brust,  3  Monate 
lang  ernährt ;  51  wurden  theils  mit  der  Brust,  theils 
mit  Kuhmilch  aufgezogen ,  78  erhielten  die  letztere 
nur  aus  der  Flasche ;  unbekannt  blieb  die  Emäh- 
rangsmethode  bei  3.    Von  diesen  Kindern  erkrank- 
ten 57  an  Diarrhöe  (6  bei  1.,  10  bei  2.,  41  bei  3. 
Ernährungsmethode) ;  davon  wurden  42  geheilt  (6 
bei  1.,  10  bei  2.,  26  bei  3.  Methode),  15  starben, 
welche    ausschliesslich  Kuhmilch    erhalten    hatten 
(36.05%).     Die  hohe  Erkrankungszahl  der  Brust- 
kinder (66.06%)  erklärt  Le  Men.  durch  die  kleine 
Zahl  der  Fälle,  durch  den  Umstand,  dass  meist  nur 
schwächliche  Kinder,  die  leicht  Diarrhöen  sich  zu- 
ziehen, ausschliesslich  an  der  Brust  aufgezogen  wor- 
den, und  dadurch,  dass  4  von  den  6  Erkrankten  be- 
reits seit  1  oder  2  Monaten  abgewöhnt  worden  wa- 
ren.   Trotzdem  kann  auch  schlechte  Beschaffenheit 
der  Ammenmilch  die  Ursache  der  Dian*höe  bei  aus- 
sebliesslich  mit  der  Brust  ernährten  Kindern  sein. 
Hier  kann  der  Fall  eintreten,  dass  bei  ausschliessli- 
ehem  Gebrauche  von  Ammenmilch  Erbrechen  und 
Diarrhöe  eintreten,  die  nach  Zugabe  von  Kuhmilch 
verschwinden,  während  Kuhmilch  allein  auch  wieder 
dieselben  Erscheinungen  macht,  so  dass  man  in  sol- 
chen Fällen  mit  Vorthell  gemischte  Milchnahrung  an- 
wendet.    Die  schlechtesten  Resultate  aber  giebt  die 
Ernährung   durch  Kuhmilch  allein,  und  zwar  darf 
man  dieselben  nicht  der  Sommerhitze  Schuld  geben, 
sondern  dem  Foilgebrauche  der  Flasche,  wenn  der 
Ernährungszustand  der  Kinder  schlecht  wird.   Unter 
den  erwähnten  15  Kindern,  die  bei  allemigerEmäh- 
ning  mit  Kuhmilch  starben,  waren   7   noch  nicht 
1  Monat  alt,  4  noch  nicht  2,  eines  war  3  Monat  und 
ein  firflh  geborenes  Kind  5  Monat  alt  geworden,  wäh- 
rend 2  trotz  sohlechter  Constitution  4,  resp.  9  Mo- 
nate lang  die  Flasche  erhalten  hatten.     E}s  sind  also 
mmdeetens  11  von  diesen  15  gestorben,  weil  ihnen 
die  Flasche  nicht  zusagte.    Man  wtirde  diese  Todes- 
fälle wohl  verhindern  können,  wenn  man  in  diesen 
Ffillen  zur  gemischten  oder  natttrlichen  Aufziehung 
zoräckkehrte,  resp.  überginge. 

LeM.  gelangt  zu  folgenden  Schlussätzen :  1)  Ob- 
wohl die  natflrliche  Milchemährung  (Frauenmilch) 
als  die  beste  Ernährungsweise  bekannt  ist,  wird  sie 
dock  von  den  [französischen]  Ammen  auf  dem  Lande 
>o  wenig  ansgeflbt,  dass  man  nicht  viel  auf  ihre  Re- 


sultate rechnen  kann,  um  die  Mortalität  der  kleinen 
Eander  zu  mindern.  2)  Dagegen  kann  die  gemischte 
Milchernährung  (Fi'auen-  und  Kuhmilch),  so  wie  sie 
Vf.  auf  dem  Lande  ausführen  sah,  sehr  gute  Resul- 
tate erzielen.  3)  Die  Flasche  ist  an  und  für  sich 
selbst  schädlich  und  kann  nur  Nutzen  haben ,  wenn 
ihre  Anwendung  sorgfältig  von  erfahrenen  Personen 
überwacht  wird.  4)  Es  ist  daher  bedauemswerth, 
dass  das  Gesetz  den  Aerzten,  di<)  die  Inspektion  der 
Pflegekinder  übernehmen,  nicht  eine  absolute  Auto- 
rität in  allen  den  Fragen,  welche  direkt  Hygieine 
oder  Arzneikunde  betreffen,  eingeräumt  hat,  anstatt 
ihnen  nur  eine  einfach  consultative  Stimme  im 
Schoosse  der  Körperschaften  zu  geben,  in  denen  sie 
am  häufigsten  die  einzig  Competenten  sind. 

Schlüsslich  geben  wir  noch  eine  Uebersicht  des 
Inhaltes  des  Berichtes,  welchen  Dr.  de  Vi l Hers 
(Bull,  de  TAcad.  2.  Sdr.  X.  Nr.  29.  p.  913.  1881) 
im  Namen  der  permanenten  Commission  für  Hy- 
gieine des  Kindesalters  über  das  J.  1880  erstattet 
hat. 

Zunächst  finden  sich  3  Mittheilungen  über  den 
Erfolg  des  Gesetzes  Roussel  in  Betreff  des  Schutzes 
kleiner  Kinder. 

Dr.  Viard  (za  RambouiUet)  berichtet,  dass  von 
167  Frauen  70  ihre  Kinder  stiUten ;  es  sind  diess  solche, 
die  bereits  mehrmals  gestillt  hatten.  Unter  97  Frauen, 
die  ihre  Kinder  künstlich  ernährten ,  waren  die  meistsn 
verhelrathet  und  reichten  jenen  trotz  der  Ueberwachnng 
oft  eine  unzweckmSssige  Nahrung.  Von  188  Kindern 
wurden  114  künstlich,  74  an  der  Brust  ernährt;  50  von 
ihnen  wurden  vorzeitig  entwohnt.  Es  fanden  nur  16  To- 
desfälle, meist  in  den  ersten  Lebensmonaten  und  an 
Darmkrankheiten  statt.  Die  Ausführung  des  Gesetzes 
hatte  gute  Erfolge.  Als  einen  grossen  Mangel  bezeichnet 
es  aber  D.,  dass  die  Ammen,  resp.  Ziehmütter,  keine  ge- 
setzliche Sicherheit  ffir  das  Eingehen  des  Ziehgeldes  ha- 
ben. Das  Ausbleiben  desselben  zieht  die  Vernachlässi- 
gung der  Kinder  nothwendig  nach  sich. 

Dr.  B  i  b  a  r  d  (zu  Pontoise)  betont,  dass  viel  zu  we- 
nige Aerzte  mit  der  Inspektion  betraut  seien ,  und  dass 
deren  Remuneration  mit  ihren  Pflichten  nicht  in  Einklang 
stände.  Es  starben  1880  gegen  7.47^0  gestillter  und 
10.5^0  künstlich  ernährter  Kinder;  die  Sterblichkeit 
wurde  durch  die  Einführung  des  Gesetzes  wesentlich  ge- 
mindert. Vf.  empfiehlt  eine  Belohnung  guter  Ziehmütter. 

Dr.  Vieu  (zu  Dünkirchen)  lobt  nur  Im  Allgemeinen 
die  neuen  Einrichtungen,  ohne  Thatsachen  mitzntheilen. 

Eine  Anfrage  des  Polizeipräfekten ,  ob  kleine 
Kinder  Leberthran  vertrügen^  hat  Dr.  Langnean 
im  Namen  des  Comit^  d'Hyg.  pnbL  dahin  beantwor- 
tet,  dass  Kinder  unter  einem  Jahr  denselben  nicht 
vertragen,  wenn  sie  an  Dannkrankheiten  leiden. 

Ein  Anfsatz  des  Dr.  Ren^  B lache  über  die 
Vortheile  des  Stillens  der  Mütter  sowohl  für  letz^ 
tere  selbst  als  für  die  Kinder  enthält  die  bekannten 
Thatsachen.  Bl.  berichtet  12  Beobachtungen,  in 
denen  Mütter,  die  ihre  ersten  Kinder  nicht  gestillt 
hatten  und  erkrankt  waren,  durch  das  Stillen  späte- 
rer Kinder  ihre  Gesundheit  wieder  gewannen.  Zwan- 
zig andere  Frauen ,  die  stillten ,  blieben  sftmmtlich 
von  den  sonst  so  häufigen  Wochenbettskrankheiten 
verschont,  weil  die  Bflckbildnng  des  Uterus  durch 
die  Laktation  schneller  und  vollständiger  von  Statteii 


166 


V.     Gynäkologie  u.  Pädiatrik. 


geht.  Bei  Besprechang  der  UmBtäode,  welche  das 
Stillen  verbieten,  stellt  El.  den  Satz  auf,  dass  Syphilis 
des  Kindes  die  Matter  zam  Selbststillen  zwingt, 
selbst  wenn  sie  selbst  von  der  Krankheit  noch  nicht 
ergriffen  ist.  Auf  Grund  seiner  Beobachtungen  nimmt 
B 1.  an,  dass  unter  5  Wöchnerinnen  des  Mittelstandes 
nicht  eine  einzige  selbst  stillt,  während  man  bei  Vor- 
nehmen nur  ein  Verhältniss  von  1 :  10  fände. 

Dr.  Mignot  (zu  Chantelle)  theilt  seine  Beobach- 
tuDgen  über  künstliche  Ernährung  mit,  welche,  obachon 
sie  in  den  grossen  Städten  wegen  der  Schwierigiceit ,  gute 
Milch  zu  erhalten  u.  s.  w.,  so  sohlechte  Resultate  ergiebt, 
auf  dem  Lande  und  in  kleinen  Städten  gnt  von  Statten 
ginge,  wenn  sie  im  Scfaoosse  der  Familien  ausgeführt 
wird. 

Dr.  Bernard  berichtet  über  die  Art  der  Ernäh- 
rung und  Entwöhnung  der  Kinder  innerhalb  der  Bann- 
meile von  Grönoble.  Unter  155  Kindern,  die  er  1880  be- 
suchte, wurden  128  gestillt,  14  mit  der  Flasche ,  13  halb 
mit  der  Brust,  halb  mit  der  Flasche  (Allaitement  mixte) 
ernährt.    AUe  erhielten  von  den  ersten  Monaten  an  Sup- 
pen a.  s.  w.    Die  mit  der  Flasche  aufgesogenen  Kinder 
hatten  ein  viel  gesünderes  Aussehen,  als  die,  welche  von 
der  eigenen  Mutter  gestillt  wurden.    Zur  Milchmischung 
benutzt  Bern,  mit  Vorliebe  Fenchelwasser,  und  zwar 
setzt  man  in  der  Umgegend  von  Gr^noble  von  den  ersten 
Lebenstagen  die  Hälfte  Wasser ,  vom  ersten  Vierteljahr 
Vs  Wasser  zu  und  giebt  vom  7.  Mon.  ab  reine  Milch,  die 
Andere  von  der  Geburt  an  schon  geben.    Gemischtes  Auf- 
ziehen und  Ernährung  mit  der  Flasche  können  also  bei 
Kindern,  die  im  Schooss  der  Familie,  sorgsam  behütet, 
aufgezogen  wurden,  gute  Resultate  gewähren.    Was  das 
Entwöhnen  betrifft,  so  waren  von  80  Kindern  21  vor  dem 
Ende  des  1.  Jahres  entwöhnt,  7  mit  dem  1.  Geburtstag, 
17  nach  demselben,  während  28  zwischen  1.  u.  2.  J.  noch 
gestillt  wurden  (8  von  ihnen  hatten  noch  keine  Zähne). 
Viele  Frauen  stillen  hier  weiter,  um  Ziehkinder  zu  erhal- 
ten.   Leider  schweigt  Vf.  über  die  Resultate  dieses  pro- 
trahirten  Stillens  und  die  Mortalität  der   betreffenden 
Säuglinge,   leider  behauptet  auch  er,   dass  der  Eintritt 
der  Zahnungsepochen  ganz  unabhängig  von  der  Ernährung 
wäre.  SchlüsslichverlangtBern.,  dass  die  inspicirenden 
Aerzte  jährlich  1—2  mal  in  jeder  Gemeinde  Vorlesungen 
über  Kinderhygieine  für  die  Ziehmütter  halten  soUen. 

Dr.  Sagnier  (zu  Grand'  Combe,  Gard)  berichtet, 
dass  1878  von  den  Kindern  29%,  1879  aber  nur  23% 
und  1880  nur  20o/o  der  Geborenen  gestorben  sind.  Unter 
den  234  Todesfällen  sind  Affektionen  der  Respirations- 
Organe  67mal ,  Affektionen  des  Verdauungsapparates 
70mal  (meist  vorzeitiges  Füttern,  mindestens  in  43  Fäl- 
len), Lebensschwäche  23mal  (in  Folge  der  Gewohnheit 
der  Bergleute,  Alkoholika  in  grossen  Mengen  zu  sich  zu 
nehmen)  vertreten.  Das  Entwöhnen  findet  im  Alter  von 
18 — 20  Monaten  statt  oder  nach  Durchbruch  der  ersten 
12  Zähne  und  stets  erst  nach  Aufhören  der  Sommerhitze. 
SchlÜBslich  verbreitet  sich  S.  über  die  günstigen  klima- 
tischen Verhältnisse  von  Grand'  Combe  und  über  die 
durch  die  reichen  Hülfskassen  der  dortigen  Bergwerke 
ermöglichten  guten  socialen  Verhältnisse  der  Bergleute 
daselbst. 

Dr.  J  e  a  n  n  e  1  (zu  Lille)  berichtet  über  eine  metrische 
Wage,  um  Neugeborene  zu  wägen.  Sie  ist  der  graduir- 
ten  Wage  Charriöre's  sehr  ähnlich,  besteht  aber  nicht 
aus  Eisen,  sondern  aus  Holz,  das  vor  Metall  verschiedene 
Vorzüge  hat. 

Dr.  Louis  Penard  verbreitet  sich  über  die 
Wiedereinführung  der  Tours  (das  Drehbret  an  den 
Findelhänsem  zur  Aufnahme  von  Säuglingen),  welche 
die  Anzahl  der  Abortus  und  Kindestödtungen  ver- 
mindern sollen.  Mit  den  Fehlgeburten  haben  aber 
die  Tours  nichts  zu  thun;  denn  dadurch  versucht 


man  die  Schande  der  Niederkunft  überhaupt  su  um- 
gehen. Die  Kindestödtungen  aber  haben  seit  1858 
zugenommen y  also  zu  einer  Zeit,  zu  welcher  die 
Tours  noch  bestanden.  Die  Tours  haben  vielmehr 
ihre  hauptsächlichste  Bestimmung  nicht  erfl&Ut;  de 
nnd  eine  Ermuthigung  zum  Leiehtsinn  geworden, 
schwächen  das  Familiengeftthl;  stumpfen  das  Mutter- 
gefühl ab  und  lehren  das  Vatergef&hl  vergeaBen. 
Kurz  ein  Findelhaus  mit  Tour  hat  nie  etwas  Andera 
ergeben,  als  eine  Beschönigung  der  Kindestödton- 
gen.  Das  Findelhans  ohne  Tour  versichert  niebt 
die  Existenz  des  Kindes,  wAhrend  die  h&asUche 
Pflege  es  am  Leben  erhadten  kann,  indem  es  ixx 
Aufsicht  der  Mutter  oder  der  Familie  unterworfes 
bleibt.  Auf  der  andern  Seite  ist  aber  der  Tour 
eine  der  Ursachen  der  Verhinderung  des  Selbsi- 
stillens  Seitens  der  Mutter.  Man  soll  daher  lieber 
die  niedergekommenen  Mädchen  soweit  als  irgend 
möglich  unterstützen,  in  reichem  Maasse  den  Hau* 
haltungen  der  Armen  aufhelfen,  das  SelbststilleB  der 
Mütter  erleichtem.  Schlüsslich  verlangt  P.  die  Re- 
vision der  Artikel  (340  und  341  des  Code  civil), 
deren  einer  die  Nachforschungen  nach  dem  Vater 
untersagt,  während  der  andere  einzig  und  allein  die 
Nachforschung  nach  der  Mutter  zul&sst.  Man  be- 
darf vielmehr  eines  Gesetzes  gegen  die  Verführun- 
gen, nie  der  Wiedereinführung  der  Toors,  senden 
oflfener  Bureaux,  welche  die  entsprechenden  Unter- 
stützungen vertheilen.  Die  Ausführung  des  GesetuB 
Roussel  kann  viel  zur  Lösung  dieser  Frage  bei- 
tragen. 

Dr.  Zinn  is,  Direktor  des  Findelhanses  zu  AÜien, 
hat  der  Akademie  einen  gedruckten  Bericht  üb»  dk 
haupiaäehlichen  Todesuraaehen  bei  Kindern  tmUr 
h  J.  u.  besondere  bei  solchen  unter  \  J.in  AAe^ 
überreicht. 

Die  Mortalität  der  ersten  5  LebenEjahre  betrug  in 
J.  1879  gegen  46o/o  aller  Todesfälle  der  Stadt  Atfaei- 
Dabei  überwiegen  die  Knaben  und  die  Findelkinder,  die 
in  der  Stadt  erzogen  werden ;  die  Mortalität  der  letiten 
belauft  sich  auf  22o/o.  Die  Sterblichkeit  der  Kinder  W 
am  stärksten  im  Juni,  Juli,  Mai  und  August,  am  häaflg- 
sten  bedingt  durch  Darmkrankheiten ,  unter  denen  die 
endemisohe  Diarrhoe  in  ihrer  Sfaohen  Form  (katsrrlu- 
liseh,  dysenteriseh  und  choleriform)  besonders  die  Jab^ 
kinder  dedmirt  (80<>/o).  Vorzeitiges  Entwöhnen  und  vn- 
zeitiges  Füttern  sind  hier  die  Hauptnrsaehen.  Kieätt- 
dem  sind  es  die  Stürungen  der  Respiratlonsoigane  in 
Winter  und  Frühjahr,  die  I80/9  der  Todesfälle  aller 
5Jähr.  Kinder,  67%  alter  Jahrkinder  bedingen ;  am  bi»- 
figsten  ist  lobulare  und  katarrhalische  Pneumonie.  'Dit 
Zahl  der  Todesfälle  durch  Gehirnkrankheiten  (13Vo)  '^ 
niedriger,  als  in  andern  europäischen  Ländern ;  am  nied- 
rigsten ist  die  Sterblichkeit  an  Eruptionsflebem  (SVs^/*)* 
Variola  ist  seit  Einführung  der  obligatorlBOhen  Impfoog 
in  Griechenland  (1825)  sehr  selten.  Diphtherie  n.  Croop 
bedingen  nur  4 Va%  der  Todesfälle.  Sehr  selten  sind  ifl 
Athen  Todesfalle  an  Typhoid,  Intermittens,  Tetanus,  eoB- 
genitaler  Syphilis  und  Bhaohitis. 

Besonders  heht  Z.  noch  die  grosse  Sterblichkeit 

der  Kinder  in  den  2  ersten  Lebenawochen  und  im 

9.  bis  12.  Lebensmonat  hervor.   Als  hauptsäciilielie 

Todesursache  bezeichnet  er  congenitale  Sdiwieiie 

für  die  ersten  beiden  Lebenswocheni  gastfo-lntesti' 


VI.     Ghirargie;  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


167 


Dale  Stönmgen  fflr  die  folgenden  6  Monate ,  Affek- 
tionen  der  Athmnngsorgane  ftlr  die  spätere  Zeit. 
Der  Antheil  der  Findelkinder  an  der  Mortalität  des 
1.  Lebensjahres  beträgt  über  29^]o. 

Eine  unter  dem  Titel  Hygieine  und  Erziehung 
in  der  ersten  Kindheit  von  der  Soci6t6  frangaise 
d'hygi^ne  veröffentlichte  Schrift  enthält  einen  Ans- 
zng  der  besten  Arbeiten,  welche  znr  Bewerbung  um 
den  von  der  gen.  Ges.  ausgesetzten  Preis  einge- 
gangen sind. 

Das  1.  Cap.  befasst  sich  mit  Batbschlägen  für  die 
Mutter  vor  der  Geburt  ihres  Kindes  (n.  A.  Vorbereitung 
der  Bmstwansen  zum  Stillen,  Nothwendigkeit  des  Selbst- 
itineDS  und  die  Gefahren  des  Stillens  durch  bezahlte 
Ammen),  das  2.  mit  den  verschiedenen  Methoden,  die 
Kinder  zu  ernähren  (unter  welchen  besonders  die  Yor- 
theile  des  SelbststiUens  der  Mütter  [Gesundheit]  geschil- 
dert werden,  selbst  wenn  daneben  noch  die  Flasche  mit 
Kidnnilch  gegeben  werden  muss — Allaitement  mixte  — ). 
Ab  8.  SteUe  wird  besprochen  die  Controle  der  Gesundheit 
der  Kinder  (Wägen)  und  das  Entwöhnen,  sodann  dieZah- 
img  und  Kleidung,  die  Sorge  für  die  Pflege  des  Körpers, 
wobei  auch  des  Herumtragens  bald  auf  dem  einen,  bald 
auf  dem  andern  Arme  gedacht  wird. 


Diese  Vorschriftsmaassregeln  sind  bereits  in  das 
Englische,  Deutsche,  Italienische  und  Spanische  über- 
setzt und  die  Soci^tö  d'hygi^oe  hat  eine  grosse  Anzahl 
dieser  Broschüren  durch  die  Standesämter  bei  der  An- 
meldung der  Geburten  yertheilen  lassen. 

Ausserdem  hat  die  Commlssion  noch  2  Werkchen 
zugesandt  erhalten,  welche  in  Brüssel  in  grosser  Anzahl 
verbreitet  worden  sind ;  es  sind  dieses :  Rathschläge  für 
die  Familienmütter  (Reinlichkeit,  Kleidung,  Bett,  Schlaf, 
Ernährung  des  Kindes),  die  den  französischen  sehr 
ähneln  —  und :  Summarische  Instruktionen  für  die  ersten 
Symptome  übertragbarer  Krankheiten,  für  die  Lehrer  an 
Volksschulen  aufgesteUt. 

Schlüsslich  macht  de  Villi ers  noch  auf  das  Jour- 
nal :  L'Hygi^ne  de  Tenfance,  conseilles  des  mores  de  famil- 
les  aufmerksam,  welches  Dr.  Laurent  zu  Ronen  redigirt, 
undauf  den  Bericht  des  Dr.  Emil  Bessiöres  über  die 
Wledereinfahrung  der  Tours,  welcher  von  der  Soci6tö 
d'Economie  charitable  (Sitzung  von  1879)  veröffentlicht 
worden  ist.  B.  ist  für  Wiedereinführung  der  Tours, 
aber  nebenbei  auch  für  Einrichtung  offener  Bureaux  für 
die  Mütter,  die  Namen  und  Stand  nicht  verheimlichen 
wollen,  (Bewährung  von  Unterstützungen  in  der  Häuslich- 
keit aur  für  rechtschaffene  Frauen,  femer  für  die  Beför- 
derung des  Selbststillens  der  Mütter  und  für  Inspektionen 
durch  Aerzte,  nicht  durch  Angestellte. 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


537.  Beiträge  aur  operativen  Behandlung 
daa  Erebees ;  ensammengestellt  von  Dr.  D  e  a  h  n  a 

in  Stuttgart  ^)« 

Als  Nachtrag  geben  wir  zunächst  eine  Uel)er- 
Bicht  des  Inhaltes  der  hochwichtigen  Abhandlung,  in 
welcher  Prof.  B.  v.  Langenbeck  (Arch.  f.  Jilin. 
Chir.  XXVII.  1.  p.  162.  1881)  seme  Erfahrangen 
Über  die  Operation  des  Zungenkrebses  niedergelegt 
hat^  die  jedoch  zu  spät  erschienen  ist,  um  in  nn- 
Berar  ersten  HittheiloDg  Bertlcksichtigiuig  finden  zu 
kdonen. 

Der  bertthmte  Vf.  schickt  seinen  Bemerkungen 
eine  Uebenacht  der  von  ihm  nach  seiner  Methode 
der  temporären  seitlichen  Darchsägong  des  Unter- 
kiefers ansgeftlhrten  totalen  Zungenexstirpationen 
voraus.  In  Bezug  auf  die  vollständige  Entfernung 
des  Erkrankten,  Verhindening  der  Blutung  und  des 
Hineingelangens  von  Blut  in  die  Luftwege,  endlich 
die  Ableitung  des  Wundsekretes  nach  aussen,  lässt 
die  Methode  zwar  nichts  zu  wünschen  ttbrig. 
Allem,  ganz  abgesehen  von  der  Unannehmlichkeit 
der  Knochendurchsägnng,  bedingen  die  häufig  nach- 
folgenden tiefen  Halsphlegmonen  und  das  Einfliessen 
fiuiliger  Wnndsekrete  und  der  Mundflflssigkeiten  in 
die  Athemwege  eine  ausserordentlich  hohe  Sterblich- 
k^tsziffer.  Von  14  (12  M.,  2  W.)  in  dieser  Weise 
Opernrtea  starben  5,  und  zwar  je  einer  an  pumlen- 
tem  Oedem  des  Mediastinum  anticum ;  Schlnckpneu- 
monie  und  eitriger  Pleuritis;  Fettherz  mit  starker 
Dilatation  der  Ventrikel,  Oedem  und  Emphysem  der 
Lungen ;  bei  zweien,  welche  unter  Pulmonalerschei- 
miagen  gestorben  waren,  wurde  die  Sektion  ver- 
^igert.     Efaimal   kam   eine  ziemlich  bedeutende 


')  Fortseteiiig^  s.  Jahrhb,  CXCU.  p.  49  flg. 


parenchymatöse  Nachblutung  vor.  Freibleiben  von 
Becidiv  wurde  2mal  nach  9  (davon  in  einem  Falle 
nach  Operation  eines  lokalen  Reddiv),  Imal  noch 
nach  12  Mon.  constatirt. 

Bei  dem  Verfahren  Kocher 's  fallen  allerdings 
die  eben  erwähnten  Gefahren  weg,  doch  glaubt  V.L., 
dass  dabei  die  Blutung  nicht  sicher  beherrscht  und 
die  künstliche  Ernährung  nur  unter  grossen  Schwie- 
rigkeiten ausgefflhrt  werden  könne. 

Seit  einigen  Jahren  bedient  sich  v.  L.  zur  Ent- 
fernung ausgedehnter  Zungen-  und  Mundboden- 
Carcinome,  sofern  noch  keine  SubmaxillardrQsen- 
Infektion  vorhanden  ist,  des  Paquelin'sehen  Ther- 
mokauter.  Als  Vorzüge  der  Methode  werden  her- 
vorgehoben, dass  bei  theilweisen  Exstirpationen  das 
Instrument  noch  beliebig  tief  auf  Zungenstumpf  nnd 
Mundboden  einwirken  könne.  Dieser  weit  über  die 
Grenzen  des  Kranken  hinausgreifenden  Kauterisation 
ist  es  zuzuschreiben,  dass  einRecidiv  an  den  Zungen- 
resten oder  im  Mundboden  bei  den  bis  jetzt  in  dieser 
Weise  operirten  Fällen  nicht  vorgekommen  ist.  Auch 
der  Gefahr  einer  tiefen  Halsphlegmone  dürfte  durch 
das  Canterium  am  besten  zu  begegnen  sein,  dagegen 
hält  V.  L.  eine  vollständige  nnd  dauernde  Desinfek- 
tion der  Mundhöhle  bis  jetzt  noch  nicht  für  erreich- 
bar. Die  Gefahr  der  Schluckpneumonie  ist  demnach 
auch  hier  nicht  ausgeschlossen. 

Was  die  Einzelheiten  der  Operation  betrifil,  so 
kann  man  mit  dem  rothglühenden  Instrument  bei 
langsamem  Vorgehen  beinahe  jede  Blutung  (in  einem 
Falle  auch  die  aus  der  Art.  lingualis)  vermeiden, 
doch  wird  beabsichtigt,  künftig  die  genannte  Arterie 
oberhalb  des  Zungenbeines  zu  unterbinden,  um  die 
Dauer  der  Operation  abzukürzen.  Zum  Schutze  der 
Lippen-   nnd  Wangenscbleimhant  gegen  die  Glüh- 


168 


VI.     Ohiroi^e;  Ophthalmologie  a.  Otiatrik. 


hitze,  wurde  das  Wftitehead'Bßhe  Speculum  in  der 
Weise  verändert ,  dass  an  dem  obern  Bflgel  noch 
eine  bis  an  das  Gaumensegel  reichende  Gaumen- 
platte angebracht  wm*de.  Der  vordere  Rand  dieser 
Platte  trägt  eine  veiiiikal  gestellte  Stahlplatte,  welche 
die  Oberlippe  schützt,  mit  den  Seitenrändern  der 
ersteren  sind  dann  noch  2  seitliche  schmälere  Plat- 
ten zum  Schutze  von  Wangenschleimhaut  und  Mund- 
winkeln beweglich  verbunden.  Der  untere  Bügel 
trägt  noch  eine  Platte  für  die  Unterlippe.  (Das 
Zungenstück  ist  natürlich  fortgelassen.)  Um  die 
senkrechten  Schnitte  weit  hinten  im  Munde  exakt 
zu  führen,  bedient  man  sich  am  besten  hakenförmig 
gekrümmter  Messer. 

Die  Abtragung  der  Zunge  mit  dem  Thermo- 
kauter  wurde  an  8  Personen  (7  M.,  1  W.)  ausge- 
führt. Einmal  trat  Nachblutung  aus  der  A.  llngualis 
auf,  1  Er.  starb  an  Schluckpneumonie.  Lokale  Re- 
cidive  wurden  nicht  beobachtet,  wie  bereits  erwähnt 
wurde,  aber  nochmals  hervorgehoben  werden  soll. 

Eine  2.  nachträglich  zu  erwähnende  Mittheilnng 
über  Exstirpation  der  ganzen  Zunge  hat  Dr.  P  u  r  c  e  1 1 
(Lancet  L  3 ;  Jan.  22.  p.  134.  1881)  veröffentlicht. 
Die  Operation  wurde  mittels  der  galvan.  Schneide- 
schlinge bei  einem  38  J.  alten  Manne,  welcher  aus- 
serdem noch  an  einem  Herzfehler  litt,  und  zwar  ohne 
Blutverlust  ausgeführt.  Der  Operirte  stand  am  2.  Tage 
bereits  auf,  amS.T.,  nach  Lösung  des  Brandschorfes, 
entstand  aber  eine  enorme  Blutung,  die  den  Pat.  auf 
das  Aensserste  erschöpfte  n.  deren  man  nur  mit  Mühe 
durch  Eisenchlorid  Herr  wurde.  Der  Tod  erfolgte 
12  Tage  nach  der  Operation.  Bei  der  Sektion 
wurde  nur  das  Vorhandensein  organischer  Herz- 
erkrankung constatirt. 

G.  Krebs  des  Oesophagus, 

Der  Vorschlag,  den  hochgelegenen  Krebs  des 
Oesophagus  durch  Resektion  des  erkrankten  Theils 
zu  entfernen,  wurde  von  Billroth  im  Jahre  1870 
gemacht  (Arch.  f.  klin.  Chir.  XHL  p.  66).  Am 
Lebenden  wurde  die  Operation  bis  jetzt  nur  von 
Prof.  Ozerny^)  ausgeführt.  Die  Verhältnisse  lie- 
gen bei  diesen  Krebsen  günstiger  als  bei  den  meisten 
übrigen  Organen.  Die  Neubildung  ist  gewöhnlich 
ringförmig  und  von  geringer  Längenausdehnung,  oft 
greift  sie  nicht  über  die  Mucosa  hinaus,  infidrt  nicht 
constant  oder  erst  spät  die  Lymphdrüsen  und  ver- 
ursacht seltner  Metastasen  in  andern  Organen.  Von 
der  Oesophagotomia  interna  ist  nicht  viel  zu  erwar- 
ten, die  Erfolge  der  externa  aber  waren  bisher  äus- 
serst ungünstig. 

Eine  51j&hr.  Frau  hatte  im  J.  1875  vorübergehend 
an  Sohlnckbeschwerden  gelitten ,  die  erst  im  Dec.  1876 
mit  erneuter  Heftigkeit  wiederkehrten  und  allmälig  nur 
noch  den  GenuBS  flüssiger  Speisen  zoliessen.  Die  Ein- 
führnng  derSchlnndsonde  war  ganz  unmöglich,  auch  liess 
sich  durch  Palpation  n.  s.  w.  keine  Yorstellang  darüber 
gewinnen,  wie  weit  der  Tnmor,  der  ohne  Zweifel  als  Car- 


0  Czerny's  Beitrage  zur  operatChir. :  Dr.Hein- 
rich  Brann,  Beiträge  zur  Chirurgie  des  Sehlnndrohrs. 
Stattgart  1878.  Enke. 


cinom  aafzufassen  war ,  sich  nach  nnten  erstreckte.  Bt 
die  Kr.  nach  ihrem  Allgemeinbefinden  noch  eine  eingrei- 
fende Operation  gut  aoszuhalten  im  Sbinde  zu  sein  schien, 
so  wurde  von  den  üblichen  Palliativ -Biitteln  abgesehen 
und  die  Exstirpation  auszuführen  yersucht.  Von  der 
Höhe  des  Zungenbeins  bis  gegen  dieincisnra  stemi  worde 
ein  ca.  8  Ctmtr.  langer  Schnitt  am  vordem  Bande  des 
linken  Sternodeidom.  geführt  (2.  Mai  1877).  Der  M.om(h 
hyoidens  und  die  VY.  thyreoideae  mussten  dnrchsebnittea 
werden,  die  Schilddrüse  wurde  nach  oben  und  innen ,  die 
A.  thyreoidea  sup.  nach  nnten  gezogen.  In  der  Wand 
des  Oesophagus  konnte  nunmehr  eine  leieht  bewegliehe 
Verdickung  gefühlt  und  die  infiltrlrte  Partie  nach  oben 
und  unten  von  dem  umgebenden  Gewebe  abgegrenzt  wer- 
den ,  wodurch  sich  die  Möglichkeit  der  totalen  Entfern- 
barkeit  der  Gesehwulst  ergab.  Die  Neubildung  wnrdo 
nun  von  der  Seite  gelöst ,  der  Oesophagus  etwa  in  der 
Gegend  seines  Ueberganges  in  den  Pharynx  abgeschnitten, 
von  der  Wirbelsäule  getrennt  und  zuletzt  unterhalb  des 
Kehlkopfes  qner  abgeschnitten.  Das  Magenende  konnte 
nicht  mit  dem  Pharynx  vereinigt  werden  und  wurde  des- 
halb an  die  änssere  Haut  genäht  und  ein  iV^toton'seher 
Katheter  eingelegt.  Verband  mit  Salioylwatte.  Die 
Länge  des  exstirpirten  Stücks  betrug  6  Ctmtr.,  dieKen- 
bildnng  erwies  sich  als  Epithelialcaroinom. 

Der  Wnndverlanf  gestaltete  sich  sehr  günstig,  die 
Emahmng  ging  mittels  derSchlnndsonde,  die  8 Tage  per- 
manent liegen  blieb,  gut  von  Statten.  Späterhin  handelte 
es  sich  um  die  Frage ,  ob  man  die  Fistel  am  Halse  b^ 
stehen  lassen,  oder  ob  man  eine  Communikation  zwischen 
Mund  und  Oesophagus  herstellen  solle.  Liess  man  näm- 
lich die  Pat.  bei  geschlossener  Fistel  echlnoken ,  so  ge- 
langte die  Flüssigkeit  in  das  Schlnndrohr ,  ebenso  wenn 
man  eine  Communikation  durch  eine  Kantschukröhre 
herstellte.  Die  Frau  war  indessen  mit  ihrem  Zustande 
zuftrieden  und  n&hrte  sich  durch  eine  Kanüle  mit  flüssiger 
und  halbflüssiger  Nahrung.  Fünf  Monate  später  befud 
sich  die  Kr.,  die  im  Hause  und  auf  dem  Felde  arbeitete, 
ganz  wohl.  Die  lippenformige  Fistel  hatte  einen  Dnreh- 
messer  von  2  Centimetem. 

Von  der  verbältnissmässig  selten  ausgeführten 
Oesophagotomia  externa  wegen  carcinomatöserStrik' 
tur  sind  2  Beispiele  veröffentlicht  worden. 

Prof.  Gustav  Simon  (Czerny,  Beitrilge 
zur  operat.  Chir.  p.  44)  führte  die  Operation  am 
20.  Febr.  1875  bei  einer  im  7.  Mon.  achwangern 
Frau  ans. 

Die  Beschwerden  datirten  seit  Sommer  1874,  eine 
Sonde  einzuführen  gelang  nicht.  Die  G^eschwnlst  sass  ii 
der  hintern  Wand  des  Kehlkopfs  und  ragte  gegen  die 
Pharynzhöhle  vor.  Der  Oesophagus  wurde  unterhalb  des 
Hindernisses  incidirt  und  mit  der  äassem  Haut  vereiiugti 
beiderseits  wurden  Entspannungsschnitte  gemacht.  Die 
E>.  wurde  durch  eine  Schlnndsonde  ernährt.  Am  folgeo- 
den  Tage  abortirte  die  Frau  Abends  8  Uhr  und  staib  vd 
10  Uhr  an  Erschöpfung,  34  Std.  nach  der  Operation. 

Die  2.  Beobachtung  ist  von  Prof.  Weinleeh- 
ner  mitgetheiit  (Wien.  med.  Wchnschr.  XXX.  15. 
p.  404.  1880). 

Bei  einer  d4jähr.  Frau  war^  seit  ca.  7  Mos. 
Schluckbeschwerden  aufgetreten.  Mit  dem  f^Bg^ 
konnte  man  im  Schlünde  die  den  Oesophagus  ver- 
schliessenden  Wucherungen  fühlen.  Am  Hals  &d- 
den  sich  einige  erbsen-  bis  haselnussgrosse  Drflsen. 

Am  17.  Juli  1868  wurde  die  Operation  ohne  weitem 
Zwischenfall  ausgeführt  (keine  Narkose).  An  der  Opei»^ 
tionsstelle  ging  Alles  nach  Wunsch,  alldn  am  ^»/^ 
p.  0.  trat  eine  rechtseitige  Pneumonie  auf,  der  dieK'« 
nach  14  Tagen  erlag.  —  Die  obersten  3Vi  C*«"^'  :^ 
Oesophaguswand  waren  in  sammtUchen  ScUehten  i»  ^^ 


VI.     Ghimrgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


169 


karte  Huse  —  Epithelialearoiiiom  —  verwandelt,  die 
aaeh  anf  einzelne  Theile  derFossae  navlcalares  fibergriff. 
Die  Keubildiing  wäre  ein  siemlich  gutes  Objekt  für  die 
Resektion  gewesen. 

Dr.  M.  Krishaber  in  Paris  (Gaz.  des  Hdp. 
27.  1881.  p.  211)  hatte  bei  der  Eatheterisation 
einer  hoch  oben  befindlichen  carcinomatOsen  Oeso- 
pbagnsstriktar  einer  50jähr.  Fran  die  Besorgniss, 
dm  die  schwierige  nnd  mühsame  Einfübrang  der 
Sonde  nicht  wieder  gelingen  würde,  nnd  beschloss 
deshalb,  dieselbe  permanent  liegen  zu  lassen. 

Die  Einfnhmng  geschah  von  der  Nase  ans,  das  freie 
Ende  wurde  mit  einer  Nadel  durchbohrt  und  an  dieser 
tin  Fixationsband  an  der  Stime  befestigt.  In  den  ersten 
Tagen  entstand  eine  leichte  Entzündung  des  betr.  Nasen- 
gaages,  nach  nnd  nach  aber  wurde  die  Kr.  von  der  Sonde 
dnrchans  nicht  mehr  belästigt.  Die  Krankheit  schritt 
natärlich  weiter  fort  und  die  Fat.  erlag  derselben  S05 
Tage  nach  Einföhrung  der  Venoeilsande,  Die  Sonde 
konnte  Kr.  nicht  mehr  sehen,  da  sie  fortgeworfen  wor- 
den war,  die  Angehörigen  versicherten  indessen,  dass  die- 
selbe selbst  an  dem  Magenende  nicht  verändert  gewesen 
«L    (Die  Sektion  wurde  nicht  gemacht.) 

Kr.  hebt  dieBedeotang  dieser  Beobachtung  auch 
ftr  die  Behandlung  nicht  maligner  Strikturen  her- 
vor. 

Wegen  Carcinom  des  Oesophagus  wurde  in  4 
FiUen  die  Gastrostomie  als  letztes  Mittel,  den  Hunger- 
tod hintanzahalten,  ausgeführt.  Wir  reihen  hieran 
gleich  3  weitere  Fälle  dieser  Operation ,  in  denen 
narbige  Striktnr  die  Indikation  bildete. 

l)Dr.  Theodor  Escher  (Centr.-Bl.  U  Chir.  VII. 
39.  p.  625.  1880).  —  Ein  56Jähr.  Capitän  hatte  im  Spät- 
berbst  1879  die  ersten  Schlingbeschwerden,  am  16.  Febr. 
1880  war  die  Speiseröhre  absolut  undurchgängig,  weshalb 
am  20.  Febr.  die  Gastrotomie  in  2  Zeiträumen  ausgeführt 
wurde.  Da  der  Bauch  stark  eingefallen  und  der  Thorax 
des  Kr.  sehr  breit  war ,  so  bildete  die  Stelle ,  wo  inddirt 
werden  soUte ,  eine  stark  geneigte  Ebene ,  wodurch  die 
Operation  sehr  erschwert  wurde.  Der  Schnitt  (unter 
Carbolspray)  begann  8  Ctmtr.  nach  links  von  der  Median- 
lüüe  and  verlief  2  Ctmtr.  vom  Rippenrand  und  parallel 
dftaem  nach  links  und  unten.  Nach  Eröffnung  derBauch- 
hShle  wurde  die  in  der  Tiefe  liegende  Magenwand  gegen 
den  Fundns  hhi  mit  einer  Hakenpincette  erfasst  und  eine 
etwa  danmen^^edgrosse  Falte  hervorgezogen,  durch 
welehe  eine  16  Ctmtr.  lange  goldene  Acupressumadel  ge- 
•toflsen  wurde.  Zur  Naht  wurde  das  von  Max  Miller 
(vgl  Jahrbb.  CLXKXm.  p.  191)  angegebene  Verfahren 
benutzt.  Nach  der  Operation  befand  sich  der  Kr.  relativ 
wohL  Am  24.  Febr.  wurde  der  Verband  gewechselt,  um 
S  gespannte  Bauchwandnähte  zu  entfernen,  doch  löste 
Bieh  in  Folge  dessen  die  bereits  erfolgte  primäre  Ver- 
klebung ,  so  dass  ein  leichtes  Klaffen  eintrat ;  die  Acu- 
preasumadel  war  gleichfalls  entfernt  worden.  Am  folgen- 
den Tage  wurde  die  Magenwand  incidirt,  die  Blutung 
doreh  den  Thermokauter  gestillt.  Neben  der  Magen- 
emährung  wurden  in  den  nächsten  Tagen  noch  ernährende 
Klystire  gegeben.  Die  Peritonäalverklebungen  hielten 
feet,  aber  im  linken  Wundwinkel  entstand  bedeutende 
Eiterung.  Der  weitere  Verlauf  war  durch  das  Ausfliessen 
Ton  Mageninhalt  sehr  gestört,  das  Anbriogen  des  Langen^ 
(ecj:'achen  Obtnrators  erschwerte  die  grosse  Differena  des 
Niveaus  von  Bauch  und  Thorax.  Anfang  April  war  die 
Wunde  vernarbt,  die  Einziehung  so  stark,  dass  die  eigen t- 
ttehe  Fistelöffnnng  2  Ctmtr.  tief  im  Qrnnde  eines  Narben- 
triehters  lag,  dessen  Richtung  nach  aufwärts  ging.  Nach 
Efaüegnng  eines  gut  schliessenden  Obtnrators  (dessen 
Oonstrnktion  im  Original  nachzusehen  ist),  ging  die  Er- 

Med.  Jahrbb.  Bd.  192.  Hit.  2. 


nährung  sehr  gut  von  Statten.  Der  Kr.  erlag  jedoch  sei- 
nem Leiden  unter  Blutungen  in  Magen  u.  Speiseröhre  am 
23.  Juni,  4  Mon.  3  Tage  nach  der  Operation. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  ein  Faserkrebs  von  iVs 
Faustgrösse  an  der  Kardia,  der  Oesophagus  nahm  in  etwa 
4  Ctmtr.  Länge  daran  Theil  und  war  vollständig  ver- 
schlossen ,  die  obere  Magenwand  war  bis  zur  Milz  mit  er- 
griffen. Die  Fistel  sass  zwischen  mittlerem  und  linkem 
Drittel  der  vordem  Magenwand.  Die  Adhäsionen  waren 
2—4  Ctmtr.  breit,  wohl  eine  Folge  des  zweizeitigen  Ver- 
fahrens. 

2)  Dr.  P.  Kraske  (Centr.-Bl.  f.  Chir.  vni.  3. 
p.  33.  1881).  —  Bei  einem  49jähr.  Fuhrmann  wurde 
wegen  carcinomat.  Speiseröhrenverschlusses  am  19.  Nov. 
1880  die  Gastrotomie  (antiseptisch)  ausgeführt.  Der 
Schnitt  begann  im  linken  Hypochondrium  u.  ging  parallel 
dem  Thoraxrande  schräg  nach  aussen  und  unten.  Der 
Magen  lag  sehr  weit  nach  hinten,  war  schwer  nach  aussen 
zu  ziehen  und  nicht  ganz  leer.  Er  wurde  mit  etwa  12, 
die  ganze  Dicke  der  Ma<;enwand  durchdringenden  Seiden- 
snturen  in  die  Banchwnnde  eingenäht ,  die  Eröffnung  des 
Magens  Jedoch  zunächst  nicht  vorgenommen  und  ein 
lAster^Bcher  Verband  angelegt.  Der  Kr.  hatte  in  der 
Nacht  starke  Wurgbewegungen ,  am  Morgen  eine  Tempe- 
ratur von  40.20.  Er  wurde  allmälig  komatös  und  starb 
32  Std.  nach  der  Operation. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  die  Wunde  in  gutem  Zu- 
stande, auf  der  vordem  Magenwand  indessen  nnd  auf  dem 
linken  Leberlappen  fand  sich  ein  Exsudat,  welches,  mikro- 
skopisch untersucht,  Mageninhalt,  nämlich  Pflanzenzellen 
und  quergestreifte  Muskelfasern ,  enthielt.  Der  Oesophagus 
war  unter  seiner  Kreuzung  mit  dem  linken  Bronchus  von 
einer  ringförmigen  Geschwulstmasse  durchsetzt,  welche 
noch  etwa  Vs  Ctmtr.  des  Lumen  fibrig  Hess.  Metastasen 
fanden  sich  nicht. 

Die  Peritonitis,  welcher  der  Fat.  erlag,  war  ohne 
Zweifel  durch  Mageninhalt,  der  neben  den  Stich- 
kanälen aastrat,  angeregt  worden.  Kr.  meint  nach 
dieser  Erfahrung ,  dass  es  vielleicht  besser  sei ,  den 
Magen  nach  seiner  Anoähang  sofort  za  incidiren  und 
ausznspülen ,  also  die  Operation  in  einem  Tempo  zu 
machen ,  hält  aber  die  Frage  noch  nicht  fflr  spruch- 
reif. 

3)  Dr.  R.  Gritti  (Gazz.  Lomb.  S.S.  lU.  1.  1881). 
—  Ein  öljähr.  Mann  litt  seit  Mitte  September  an  Schling- 
beschwerden. Das  Hindemiss  sass  sehr  weit  unten  und 
hatte  bereits  bis  20.  Nov.  den  Oesophagus  vollständig 
verlegt.  Am  21.  Nov.  1880  wurde  mit  einem  Schnitt,  der 
am  Proc.  xiphoid.  begann  und  ca.  5  Ctmtr.  lang  dem  lin- 
ken Bippenbogen  entlang  verlief,  die  Bauchhöhle  eröffnet. 
Die  vordere  Magen  wand  lag  sehr  tief,  sie  wurde  mit  die 
ganze  Dicke  durchsetzenden  Nähten  in  die  Wunde  genäht 
und  sofort  longitudinal  incidirt.  Die  Ränder  der  Magen- 
wunde wurden  gleichfalls  mit  der  Hautwunde  vereinigt. 
Der  Kr.  wurde  allmälig  schwächer  und  starb  unter  Con- 
vnlsionen  37  Std.  nach  der  Operation. 

Bei  der  Sektion  fand  man  nach  Oeffhung  des  Abdomen 
in  der  Linea  alba  das  Peritonäum  etwas  livid  und  etwa 
50  Grmm.  sanguinolentes  Serum  enthaltend.  Die  Wunde 
war  gut  verklebt  und  gegen  das  Cavum  peritonaei  voll- 
ständig abgeschlossen.  DieNeubUdnng  sass  etwa  5  Ctmtr. 
oberhalb  der  Kardia. 

4)  Dr.  C.  Langenbuch  (Berl.  klin.  Wchnschr. 
XVni.  17.  p.  236.  1881).  —  Eine  GOjähr.  Fran  litt  seit 
ca.  1/9  Jahre  an  Speiseröhrenstriktur  dicht  oberhalb  der 
Kardia  und  war  gänzlich  entkräftet.  Am  19.  Nov.  1879 
Hautscbnitt  von  der  Medianlinie  des  Bauches  parallel  dem 
linken  Rippenbogen,  und  zwar  nach  abwärts  von  ihm  bis 
zum  8.  Rippenknorpel.  Der  Magen  präsentirte  sich  nicht 
sogleich,  sondern  wurde  vermittelst  des  Netzes  in  die 

22 


170 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


Wunde  hineingezogen,  in  welcher  ein  Stfick  seiner  Wand 
in  Breite  von  4,  and  in  Länge  von  3  Ctmtr.  eingenäht 
wurde.  Der 'Tod  erfolgte  nach  2  Tagen  an  Inanition,  es 
war  keine  Spnr  von  Peritonitis  vorhanden.  Die  Nähte 
hielten  bereits  so  fest,  dass  es  einiger  Gewalt  bedurfte, 
um  den  Magen  von  den  Bauchdecken  zu  trennen.  Die 
carcinomatöse  Striktur  war  impermeabel,  im  Septum  des 
Herzens  fand  sich  eine  wallnussgrosse  Metastase. 

6)  Prof.  Weinlechner  (Wien.  med.  Wchnschr. 
XXX.  9.  1881).  —  Ein  lljähr.  Knabe  hatte  im  Juli  1879 
Laugenessenz  getrunken  und  konnte  seit  24.  Sept.  weder 
schlucken ,  noch  konnte  die  Striktur  mit  einem  Instru- 
ment passirt  werden.  Der  Kranke  wurde  mit  ernähren- 
den Kly stiren  bis  18.  Oct.  mühsam  am  Leben  erhalten. 
Am  genannten  Tage  wurde  ex  indicat.  vitali  die  Gastro- 
stomie vorgenommen.  Die  Schnittführung  war  wie  in  den 
vorigen  Fällen,  der  mit  2  Acupressumadeln  fixirte  Magen 
wurde  mit  oberflächlichen  Nähten  an  die  Banchwunde  ge- 
näht ,  ebenso  dann  noch  die  kreuzförmige  Magenwunde 
nach  dessen  Spaltung.  In  die  Fistel  wurde  ein  gut 
schliessendes  Drainrohr  eingeschoben.  Die  Kräfte  des 
Kr.  sanken,  trotz  allen  angewandten  Mitteln,  immer  mehr, 
der  Tod  trat  50  Stunden  nach  der  Operation  ein. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  der  Magen  fast  senkrecht 
gestellt  und  bildete  mit  der  Pf5rtnerpartie  einen  rechten 
Winkel.  Am  untern  Wnndwinkel  war  das  grosse  Netz 
angelothet  und  im  Zwischenraum  im  Umfange  eines  Kreu- 
zers eine  Eiteransammlung.  Der  BanchfeUftberzug  der 
Bauchwand  war  in  der  Umgebung  der  Wunde  getrübt, 
der  des  Magens  erschien  hell.  Das  Bauchfell  der  dünnen 
Därme,  des  grossen  Netzes,  sowie  die  Auskleidung  des 
unteren  Bauchraumes  waren  mit  einer  Schicht  rahmigen 
Eiters  bedeckt.  Die  Speiserohre  war  in  ihrer  untern 
Hälfte  bis  1  Querflnger  über  der  Kardia  bis  auf  4  Mmtr. 
verengert. 

6)  Prof.  Weinlechner  (a.  a.  0.  12).  —  Ein 
17jähr.  Bursche,  der  am  12.  Jan.  1877  Laugenessenz 
getrunken  hatte,  wurde  am  14.  Oct.  1879  aufgenommen, 
da  er  seit  6  Tagen  kenie  Nahrung  hatte  zu  sich  nehmen 
können.  Ernährende  Klystire  hatten  keinen  nennens- 
werthen  Erfolg  und  wurde  deshalb  am  21.  Oct.  die  Gastro- 
tomie  wie  im  vorigen  Falle  vorgenommen.  Die  Magen- 
wunde wurde  durch  Ausschneiden  einer  Falte  längsoval 
gestaltet.  Anfangs  befand  sich  Fat,  ganz  wohl,  collablrte 
aber  sehr  rasch  und  starb  30  Stunden  post  operationem. 
Nahrung  war  in  die  Fistel  nicht  eingeflösst  worden. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  eine  Verengerung  7  Ctmtr. 
vom  Eingänge  und  4Va  Ctmtr.  tiefer  eme  zweite.  Die 
Todesursache  war  Peritonitis. 

7)  Dr.  Langenbuch  (a.  a.  0.  p.  235).  —  Ein 
173  Tage  altes  Mädchen  hatte  vor  3  Monaten  „Seifengeist** 
zu  trinken  bekommen,  worauf  Schlingbeschwerden  und 
schlüsslich  Unmöglichkeit  zu  schlingen  auftraten.  Es 
fand  sich  eine  Striktur  hoch  oben  am  Schlünde  und  eine 
zweite  dicht  über  der  Elardia.  Bei  der  Ernährung  per 
anum  kam  das  Kind  immer  mehr  herunter ,  weshalb  am 
29.  Mai  1879  die  Gastrotomie  ausgeführt  wurde.  Der 
Schnitt  wurde  wie  bei  4  geführt,  die  Magen  wand  trat  so- 
fort zu  Tage  und  wurde  durch  Seidennähte,  welche  nur 
Serosa  und  Muscularis  fassten,  an  die  Wunde  genäht. 
Die  Wunde  heilte  aseptisch.  Ein  Versuch,  am  5.  Juni, 
die  Magenwand  zu  durchstechen,  führte  zur  Ablösung  vom 
untern  Wundrande  im  Bereiche  von  2  Nähten ,  weshalb 
wieder  ein  antiseptischer  Verband  angelegt  wurde.  Am 
12.  Juni  erfolgte  die  Incidirung  und  Einlegung  eines  ver- 
schliessbaren  Drainrohres  in  die  Fistel,  welches  dauernd 
einen  sehr  guten  Verschluss  bewirkte.  Das  Kind  erholte 
sich  sehr  gut  und  fing  schon  an  zu  gehen,  starb  aber  am 
25.  Dec.  an  einer  katarrhalischen  Pneumonie.  Die  Ma- 
genfistel hatte  210  Tage  bestanden.  Die  in  der  Mitte  der 
vordem  Wand  angelegte  Fistel  war  mit  der  Bauchwand 
derb  verheilt.  Die  Striktur  des  Oesophagus  war  vom 
Magen  aus  für  das  feinste  Bougie  allenfalls  zugänglich  u. 
wäre  von  hier  aus  vielleicht  später  eine  dilatirende  Be- 


handlung möglich'gewesen.  —  L.  verwirft  die  FisaÜons- 
nadel  und  kann  aus  Rücksichten  der  Antisepsis  nur  die 
zweizeitige  Operation  gerechtfertigt  finden.  Da  man  in- 
dessen gewöhnlich  bei  bereits  sehr  herontergekommenen 
Kr.  operirt,  so  empfiehlt  er  bis  zur  Eröffnung  des  Magens 
ernährende  Injektionen  durch  eine  Hohlnadel  („Nähma- 
del'') in  denselben  zu  maehen,  um  den  von  der  Inanlti<m 
drohenden  Gefahren  mögliehst  zu  begegnen. 

Wegen  Krebs  des  Oesophagos  wnrde  die  Gastro- 
tomie anch  von  Dr.  George  Buehanan  (LanceC 
I.  1 ;  Jan.  1881.  p.  7)  ansgePtthrt,  und  Bwar  mit 
unmittelbar  nach  der  Operation  günstigem  Erfolge. 

Der  am  10.  Sept.  1880  aufgenommene  OOjähr.  Kr. 
litt  seit  Februar  an  Schlingbeschwerden, Ifdas  Hinderain 
sass  etwa  in  der  Mitte  des  Oesophagus.  Ungeachtet  e^ 
nährender  Klystire  verfielen  die  Kräfte  rasch  und  mia 
entschloss  sich  zur  Anlegung  einer  Magenflstel  (27.  Oct. 
1881).  Der  Schnitt  verlief  etwas  unterhalb  mid  panüel 
dem  8.  linken  Rippenknorpel.  Es  präsenttrte  rieh  zuerst 
in  der  Wunde  das  Colon  transversnm.  Der  Magen  wurde 
mit  einer  Zange  hervorgezogen ,  mit  2  parallelen  langen 
Kadeln  durehstossen  und  so  auf  den  Wnndrandem  fest- 
gehalten. Nach  Annähung  [mit  durchgehenden  Sota- 
reu?]  der  Magenwand  wurde  der  Magen  durch  einen 
kreuzförmigen  Schnitt  eröffiaet  und  mit  einer  Drainage 
röhre  verschlossen.  [Wann  die  Fizationsnadeln  entfernt 
wurden,  ist  nicht  gesagt.]  Am  30.  Oet  erhielt  der  Kr. 
zum  ersten  Male  Nahrung  in  den  Magen,  die  Heilnog  der 
Wunde  war  tadellos  verlaufen,  nur  an  dem  Innern  Wnnd- 
winkel bestand  eine  kleine  oberflächliche  Eiterung.  Trotz 
der  sorgflUtigsten  Pflege  starb  der  Operirte  am  8.  Kor. 
an  Erschöpfung.  Der  Tumor,  ein  Epithelial-Garcinom, 
sass  etwa  2  Vi  Zoll  über  der  Kardia ;  die  Speiseröhre  irar 
durch  einen  l'ranbenkem  vollständig  verschlossen. 

D.   Krebs  des  Magens. 

Die  Verwendbarkeit  der  Resektion  bei  krebsigts 
Affektionen  des  Magens  ist  bekanntlich  erst  in  den 
letzten  Jahren  in  Erwägung  genommeOi  bez.  doreh 
die  Erfahrung  nachgewiesen  worden.  Am  einge- 
hendsten wird  diese  hochwichtige  Frage  in  derSehrift 
besprochen y  welche  Dr.  A.  Wolf  1er  nnter  dem 
Titel:  über  die  von  Prof.  Billroth  ausgeführten  Ei- 
Sektionen  des  earcinomatösen  Pylorus,  (Wien  1881. 
Branmflller.  8.  63  S.  mit  3  Tafeln  ^)  herausgege- 
ben hat.  Behnfs  genauerer  Orientirung  ist  das  Sta- 
dium derselben  unentbehrlich. 

Gussenbaner  und  v.Winiwarter  erbrach- 
ten im  J.  1876  durch  Thierexperimente  (Arch.  f. 
klin.  Chir.Xm.  1.  p.  65)  den  Beweis,  dass  die  ptf- 
tielie  Resektion  des  Magens  ausgefllhrt  werden 
könne. 

Czerny  undKaiser^)  fahrten  diese  Experi- 
mente weiter  und  zeigten  sogar,  dass  ein  Hund  nseh 
Resektion  selbst  des  ganzen  Magens  leben  und  gat 
gedeihen  konnte.  Bei  zwei  an  Magenfistel  leidendeD 
Menschen  fand  Prof.  Billroth  weiterhin  Gelegen- 
heit, die  Gastroplastik  zu  studiren  und  anszufilhreB. 
Ein  weiterer  Fortschritt  der  chir.  Operatiooen  tfu 
Magen  war  femer  die  mit  stets  verberaerter  Techoii^ 
und  wachsendem  Glücke  vorgenommene  Gastrotomie 
zur  Anlegung  einer  Emfthrungsfistel  bei  Impeimes' 
bilität  des  Oesophagus.     Durch  eine  grössere  ZiU 


1)  Fär  die  Uebersendnng  dankt  verbindlich  Wn 

2)  Czerny'sBeitr.  zoroperat«  Chirargfe. 


VI«     Chirurgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


171 


Ton  Resektionen  am  Dünn-  und  Dickdarme  wurde 
die  Methodik  und  Technik  der  Darmnaht  und  Darm- 
reBektion  weiter  ausgebildet. 

Die  erste  Resektion  des  oarcinomatösen  Pylonts 
führte  P^an  in  Paris  aus  (vgl.  Jahrbb.  CLXXXV. 
p.  273) ,  beschrieb  aber  seine  Operation  mit  einer 
der  Sache  wenig  würdigen  Oberflfichlichkeit  und  Un- 
geivinigkeit.  Ihm  folgte  mit  einer  2.  Resektion  Dr. 
Rydygier  in  Kulm  a.  W.  (Deutsche  Zeitschr.  f. 
Chir.  XIV.  3  u.  4.  p.  252.  1881). 

Billroth  ftthrte  die  Operation  kurz  nachein- 
ander  3mal  aus^Wölfler  einmal  am  8.  Aprill881. 
{Wölfler  Lc.) 

Die  Technik  der  Operation  ist  von  Billroth 
am  Weitesten  ausgebildet  und  gefördert  worden. 
P.  und  R.  führten  den  Schnitt  in  der  Linea  alba,  B. 
schnitt  dort  ein,  wo  die  Geschwulst  lag.  Letzterer 
Schnitt  gewährt  den  Vortheil,  dass  sich  der  kranke 
Thdl  des  Magens  sofort  präsentirt,  dass  ferner  Py- 
loms,  Duodenum  und  rechte  Hälfte  des  Magens  bes- 
ser zu  übersehen  sind,  und  dass  endlich  viel  leichter 
das  Vorfallen  'der  Eingeweide  verhütet  werden  und 
eine  ev.  Verwachsung  des  Carcinom  mit  dem  Peri- 
ton&um  oder  den  Bauchdecken  gleich  excidiii;  wer- 
den könnte.  Eine  Verwachsung  mit  dem  Pankreas 
mttsste  ein  weiteres  Vorgehen  unthunlich  erscheinen 
lassen,  dasselbe  würde  wohl  der  Fall  sein,  wenn  das 
Carcinom  die  Pai*8  horizontalis  duodeni  überschritten 
hätte,  aber  sich  bis  gegen  das  Ligam.  hepato-duo- 
denaie,  resp.  den  Ductus  choledochus  erstreckte.  Bei 
einer  innigen  Verwachsung  mit  dem  Colon  transvcr- 
8um  könnte  man  daran  denken,  gleichzeitig  dessen 
Resektion  vorzunehmen.  Nach  Hei*vorziehung  des 
Magens  gegen  den  Wundspalt  erfolgt  nun  die  voll- 
ständige Isolirung  des  zu  excidirenden  Pylorus  und 
des  angrenzenden  Magen-  und  Dnodenalantheiles. 
Es  wird  mit  der  Ablösung  des  grossen  Netzes  an  der 
grossen  Curvatur  begonnen  und  dadurch  die  perito- 
Däale  Verbindung  des  Magens  mit  dem  Colon  trans- 
versnm  durchschnitten.  Mit  einer  stumpfen  anatomi- 
schen Pincette  wird  zwischen  die  Blätter  des  grossen 
Netzes  eingegangen  und  dasselbe  in  kleinen  Partien 
unterbunden.  In  gleicher  Weise  wird  sodann  das 
kleine  Netz  abgetrennt.  Stösst  man  dabei  auf  ver- 
grösserte  Lymphdrüsen,  so  sind  dieselben  mit  zu  ent- 
fernen. Der  Magen  muss  sich  nun  leicht  und  weit 
hervorziehen  lassen,  so  dass  alle  übrigen  Eingriffe 
ameerhalb  der  Bauchhöhle  ausgeführt  werden. 
Durch  eine  untergeschobene,  selbstverständlich  des- 
infioirte  Serviette  oder  einen  Schwamm  wird  die 
Bancbhöhle  abgeschlossen. 

Es  erfolgt  nunmehr  die  Resektion  des  erkrank- 
ten Theiles.  Will  man  das  Duodenum  an  den  der 
kleinen  Onrvatnr  zunächst  liegenden  Theil  des 
Magenlumens  inseriren,  so  fasst  man  das  Carcinom 
mit  einer  Mtueua^wilbßn  Zange  und  beginnt  in  einer 
eBtqpreehenden  Entfernung  von  demselben  an  der 
grossen  Curvatur  mit  der  Scheere  die  beiden  Magen- 
wände auf  einmal  zu  durohtrennen.    Nach  Durch- 


trennung von  etwa  y^  des  Magens  und  sorgfältiger 
Stillung  der  Blutung,  werden  die  Wundränder  des 
so  erhaltenen  Magenlumens  sofort  so  vereinigt,  dass 
Serosa  an  Serosa  kommt.  Nachdem  diese  „Occlu- 
eionsncJit  zur  Verkleinerung  des  Magenlumens** 
angelegt  ist,  wird  der  noch  restirende  Theil  des 
Magens  durchschnitten.  Nunmehr  wird  der  Pylo- 
rus, entsprechend  weit  vom  Carcinom,  vom  Duo- 
denum geti'ennt,  nach  gehöriger  Fixation  des  letz- 
teren. Es  folgt  jetzt  die  Insertion  des  Duodenum 
an  das  verldeinerte  Magenlumen.  Dabei  muss 
man  an  der  hintern  Wand  des  Magens  und  Duode- 
num beginnen,  die  man  umdrehen  muss,  wenn  man 
sicher  sein  will,  dass  die  Nähte  exakt  liegen.  Be- 
quemer ist  es  deshalb,  die  Nähte  von  innen  anzu- 
legen. Es  wird  mit  einer  Nadel  zwischen  Mucosa 
und  Muscularis  eingestochen,  durch  Muscularis  und 
Serosa  durchgestochen,  und  an  dem  gegenüber- 
liegenden Duodenum  wieder  Serosa  und  Muscularis 
durchgestochen  und  zwischen  dieser  und  der  Schleim- 
haut am  Wundrande  ausgestochen.  Zweckmässig 
erscheint  es,  die  Schleimhaut  wieder  besonders  zu 
nähen,  da  dadurch  jede  Spur  von  Wundfläche  an 
der  Innern  Darmwand  gedeckt  wird  und  keine  Ein- 
wirkung des  Magensaftes  stattfinden  kann.  Wollte 
man  auch  an  der  vordem  Wand  des  Magen-  und 
Duodenumlumen  die  Schleimhautränder  mit  einander 
vereinigen,  so  müssten  die  Knopfnähte  von  aussen 
angelegt  werden.  Nach  sorgfältiger  Anlegung  der 
Nähte  wird  der  Magen  gereinigt  und  reponirt  und 
die  Bauchwunde  geschlossen.     (Kein  Spray.) 

Die  einzelnen  Abweichungen  in  der  Schnitt- 
führung berücksichtigen  wir  bei  den  einzelnen  Kran- 
kengeschichten. Im  Allgemeinen  kommt  es  darauf 
an,  alle  Falten-  und  Zwickelbildungen  zu  vermeiden, 
was  wohl  dadurch  erreicht  werden  dürfte,  dass  1.  bei 
schiefer  Schnittführung  durch  den  Magen  dort,  wo- 
hin die  Occlusionsnaht  zu  liegen  kommt,  von  der 
Magenwand  mehr  weggenommen  wird,  als  auf  der 
Seite,  wo  das  Duodenum  inseriii;  wird,  und  dass 
2.  zuerst  das  Magenlumen  verschlossen  wird,  bis 
eine  dem  Duodenum  entsprechende  Lichtung  zurück- 
bleibt. Da  endlich  an  der  grossen  Curvatur  leich- 
ter, als  an  der  kleinen  ein  Ueberschuss  an  Magen- 
wand entsteht,  so  wird  die  principielle  Anheftung 
des  Duodenum  an  die  grosse  Curvatur  auch  die 
Entstehung  der  Divertikel  verhindern.  R  y  d  y  g  i  e  r 
(1.  c.)  schnitt  zur  Beseitigung  des  an  der  grossen 
Curvatur  gebliebenen  bedeutenden  Zipfels  ein  Dreieck 
aus.  Dr.  Wehr  (Centr.-Bl.  f.  Chir.  VIII.  10. 
p.  145.  1881)  empfiehlt  auf  Grund  von  13  Thier- 
experimenten  die  Differenz  der  Lumina  durch  Er- 
weiterung des  Duodenallumen  herbeizufüluren.  Man 
en*eicht  dieselbe  durch  schräge,  ovaläre  oder  wink- 
lige Schnittfilhrung  beim  Durchschneiden  des  Duo- 
denum. Die  Schnittlinie  kann  so  bis  etwa  um  das 
Doppelte  verlängert  werden.  Wölfler  (1.  c.) 
macht  hiergegen  geltend,  dass  diese  Thierexperi- 
mente  für  die  Verhältnisse  beim  Menschen  nicht  be- 
weisend seien,  und  dass  die  Erweiterung  des  Duo- 


172 


VI.    Ghimrgie^  OphfluJmologie  n.  Otiatrik. 


denallnmen  höchstens  ftlr  ganz  kleine  im  Bereiche 
des  Duodenum  und  Pylorus  sitzende  Carcinome 
anwendbar  sei.  Als  Nähmaterial  verwendete  B. 
Czemy'ache  Seide ,  R.  Catgut,  Wehr  betrachtet 
letzteres  als  das  einzig  zulässige  Material  bei  der 
Darmnaht.  Zum  temporären  Verschluss  des  Magens 
oder  Darmes  zur  Verhütung  des  Austrittes  von  In- 
halt ^  bediente  sich  B.  keiner  Vorrichtung ,  R.  hat 
dazu  flache,  eiserne  Compressionsstäbe  angegeben, 
welche  mit  Kautschuk  überzogen  und  mit  Seiden- 
oder Gummifäden  gegeneinander  gedrückt  erhalten 
werden.  Wehr  (1.  c.)  macht  noch  besonders  auf 
die  grosse  Gefahr  der  sekundären  Blutungen  auf- 
merksam. 

1)  Rydygier.  Ein  64jähr.  Mann  litt  seit 
2  J.  nach  einem  Anfall  von  Peritonitis  an  Schmer- 
zen im  Leib,  zu  denen  seit  ca.  5  Wochen  noch  Er- 
brechen hinzutrat. 

Bei  der  Aaftaahme  am  14.  Not.  1880  fühlte  man 
etwas  über  dem  Nabel  eine  empfindliche,  bewegliche  Qe- 
sohwnlBt  von  etwa  2  Qnerfinger  Breite  und  3  Qnerflnger 
Länge,  welche  als  begrenztes  Caroinoma  pylori  ohne  be- 
deutende Verwachsungen  und  wahrscheinlich  auch  ohne 
Metastasen  betrachtet  wurde.  B.  hielt  deshalb  die  Ope- 
ration für  indicirt.  (16.  Nov.)  Vom  14.  an  erhielt  der 
Kr.  Iceine  Speisen  per  os,  sondern  Emähmngsklystire. 
Der  Schnitt  (antiseptisch,  ohne  Spray)  wurde  in  der  Linea 
alba  geführt ,  der  Tumor  präsentirte  sich  sofort.  Nach 
dem  Herausziehen  desselben  wurden  die  Compressorien 
angelegt.  Zu  diesem  Zweck  wurde  vom  grossen  und 
kleinen  Netz  so  viel  vom  Magen  getrennt,  dass  man  den 
hintern  Arm  des  Compressorinm  unter  den  Magen  schie- 
ben konnte,  was  nicht  leicht  war.  Noch  schwieriger  ge- 
staltete sich  das  Anbringen  des  Compressorinm  an  das 
Dnodenam,  wobei  die  dünne  Wand  desselben  sogar  ein- 
riss.  Ein  Ansfliessen  von  Darminhalt  schien  nicht  statt- 
gefunden zu  haben.  Bei  dem  Ablösen  des  Omentam 
majns  et  minns  war  die  Blutung  ziemlich  bedeutend. 
Die  Sohnittrander  des  Duodenum  nnd  des  Magens  wurden 
mit  der  Cz^m^'schen  Naht  vereinigt  u.  auch  die  Schleim- 
haut der  hintern  Wand  von  innen  vernäht.  Die  Occln- 
sionsnähte  des  Magens  wurden  zuerst  angelegt.  Um  die 
vordere  Nahtreihe  widerstandsfähiger  zu  machen,  wurde 
der  abgetrennte  Theil  des  grossen  Netzes  oben  an  den 
Magen  befestigt,  so  dass  es  die  Nahtreihe  zudeckte  und 
eventuell  mit  ihr  verkleben  konnte.  Die  Wunde  wurde 
mit  CatgutnShten  geschlossen  und  ein  Xti^er'scher  Ver- 
band angelegt.  Per  os  wurde  dem  Kr.  kurz  nach  der 
Operation  etwas  Opium  mit  Wein,  per  anum  Pepton- 
klystire  gegeben.  Der  Kr.  kUgte  über  Schmerzen  an 
der  Operationsstelle  und  Zusammenschnüren  der  Brust, 
wurde  unruhig,  collabirte  und  starb  12  Std.  nach  der 
Operation. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  alles  Erebsige  voll- 
ständig entfernt,  Metastasen  waren  nicht  aufzufinden. 
Entzündung  oder  Exsudat  waren  nicht  vorhanden, 
es  blieb  also  unentschieden,  ob  der  Tod  durch  Er- 
schöpfung oder  Sepsis  acutissima  herbeigeführt  wor- 
den sei.  Die  Nflhte  schlössen  sehr  gut.  Das 
herausgeschnittene  Stück  (Scirrhus)  war  5  Otmtr. 
lang,  dVs  Ctmtr.  breit,  die  Trennung  war  in  ge- 
sundem Gewebe  erfolgt. 

2)  Billroth.  Bei  einer  43jähr.,  sehr  elenden 
Frau,  die  seit  3  Mon.  an  Verdauungsbeschwerden 
und  Erbrechen  litt,  fühlte  man  in  der  Nabelgegend 
einen  harten,  leicht  verschiebbaren,  empfindlichen 


Tumor,  der  mit  den  Bauohdecken  nicht  zusammen- 
hing. 

Am  Abende  vor  der  Operation  (29.  Jan.  1881)  wur- 
den mehrere  Klystire  verabreicht,  1  Std.  vor  derselbeB 
der  Magen  ausgewaschen.  (Ebenso  wurde  bei  den  fol- 
genden Operationen  verfahren.)  Der  11  Ctmtr.  lange 
Bauchdeckenschnitt  wurde  oberhalb  des  Nabels  quer  ftber 
die  Geschwulst  von  rechts  nach  links  etwas  bogenffirmig 
geffihrt,  die  Geschwulst  nahm  die  ganze  Begio  pytorica 
und  einen  Theil  der  angrenzenden  vordem  und  hintern 
Magenwand  ein.  Das  grosse  Netz  und  das  Queroolon 
waren  an  der  grossen  Curratnr  angelöthet  und  verdickt 
Daselbst  fanden  sich  auch  harte  Knötchen  und  eine  ver- 
grSsserte  L3rmphdrüse,  welche  mit  dem  Lig.  gaetro- 
colicum  exstirpirt  wurden.  Sicht-  oder  ffihllMire  ver- 
dächtige Theile  wurden  nicht  zurückgelassen.  Die  Mög- 
lichkeit des  Zurückbleibens  kleinerer  Infektionsherde  wir 
natürlich  nicht  ausgeschlossen.  Nan  wurde  das  Duode- 
num von  oben  her  angeschnitten  und  hierauf  der  Magen 
jenseits  des  Caroinom  von  der  kleinen  Curvaiur  ans  in 
schiefer  Richtung  von  rechts  oben  nach  links  unten.  Ei 
floss  fast  gar  kein  Mageninhalt  aus.  Jetzt  wurden  4  pro- 
visorische LemherVmYie  Nähte  an  den  betr.  obem  Wond- 
rändem  angelegt  und  zum  Halten  benutzt.  Hierauf  er- 
folgte die  gänzliche  Dnrchtrennung  der  Magen-  und  Doo- 
denumwände,  Entfernung  derPylorusgeschwnlst  nndnack 
Beinigang  der  Magenhöhle  worden  die  Ocelusionsnähte 
zar  Verkleinerung  des  Magenlumen  von  unten  nach  oben 
angelegt,  und  endlich  das  Duodenum  an  das  zurüekblei- 
bende  Magenlumen  genäht.  An  der  Dnodenalwand  waren 
durch  den  Zug  2  Stichkanäle  zu  linsengrossen  La<&eB 
erweitert,  die  geschlossen  werden  mussten.  Die  Opera- 
tion dauerte  iVs  Stunden.  Die  ezstirpirte  Geschwrnbt 
(alveolares  Gallertcarcinom)  maass  an  der  grossen  Ost- 
vatur  14,  an  der  Ideinen  10  Centimeter.  An  deuGrenien 
befanden  sich  noch  Je  2  Ctmtr.  gesunden  Gewebes. 

DerHeiluDgsverlauf  war  günstig,  erhebliche  sab- 
jektive  Beschwerden  traten  nicht  auf.  Die  Bauch- 
deckenwunde  war  am  8.  Tage  verheilt.  Einige 
Tage  später  fühlte  man  ein  Infiltrat,  was  anachei- 
nend  der  Naht  an  der  grossen  Curvatnr  entsprach, 
aber  sich  bald  resorbirte.  Am  1.  Tage  erhielt  die 
Kr.  nur  Eis,  vom  2.  an  saure,  später  süsse  Milch, 
dann  allmälig  Kaffee,  Cacao,  Eier,  Wein  n.  s.  v. 
Am  20.  ass  ide  bereits  Fleisch.  Die  Reconvaleaceni 
war  dm*ch  einen  Decubitus  verzögert,  dieEntlassoiig 
erfolgte  am  20.  Februar.  Der  Kr.  ging  es  anfangs 
sehr  gut,  sie  konnte  alle  Nahrungsmittel  ohne  Be- 
schwerde vertragen.  Sie  starb  am  24.  Mai  (Wien. 
med.  Wchnschr.  XXXI.  22.  p.  634. 1881)  an  ejuern 
recidivirenden  Gallertkrebs,  welcher  vermuthlich  von 
den  retro-peritonäalen  Lymphdrüsen  ausgegangen 
war  und  sich  über  das  Peritonäum  der  ganieii 
Bauchhöhle  ausgebreitet  hatte.  Die  Auaseofiiohe 
des  Magens,  das  Quercolon,  sowie  die  angrenBenden 
Partien  des  Duodenum  und  Jejunum  waren  gleich- 
falls vom  Gallertkrebs  bedeckt.  Der  Magen  hatte 
eine  ganz  natürliche  Form.  An  der  grossen  Car- 
vatm*  zeigte  sich  eine  sackartige  ErweiteruBg,  dodi 
war  dieselbe  nicht  so  bedeutend,  dass  sie  sn  Vtf- 
dauungsbeschwerden  hätte  Veranlassung  geben  kde- 
nen.  An  der  Vereinigungsstelle  zwischen  Mag^D 
und  Dünndarm  hatte  sich  keine  Stenose  eotwiDkalti 
auch  war  die  Vereinigung  so  vollkommen,  daas  man 
an  der  Magenschleimhaut  keine  Narbe  foUen  ond 
nur  mit  Mühe  die  Vereinigungslinie  finden  konnte. 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


173 


3)  Billroth.  Die  39jähr.  Kr.  litt  seit  7  Mod. 
an  Verdanangsbeschwerden  y  hatte  aber  bisher  nie 
erbrochen.  Die  Geschwulst  nach  links  vom  Nabel 
war  bandtellerbreity  massig  verschiebbar  und  schien 

mit  den  Banchdecken  verwachsen. 

Dia  Operation  wurde  in  etwas  modiflcirter  Weise  so 
lugeffihrt,  dass  Magen  nnd  Duodenum  nicht  auf  einmal 
dnrcbsehnitten  wurden,  sondern  erst,  nachdem  nebst  den 
Fixations-  auch  die  Ocdusionsnfihte  angelegt  waren. 
Wihrend  dieser  Zeit  diente  die  Qesobwnlst  selbst  zur 
fixation.  Nach  Eröffnung  der  Bauchhöhle  (28.  Febr. 
1881)  erschien  die  Geschwulst  mit  der  hintern  Fascie  der 
Baochdecken  Terwachseo,  weshalb  ein  Stück  desselben 
QBd  des  adhfirenten  Bauchfells  umschnitten  u.  am  Tumor 
beUusen  wurde.  Nach  Jsolirung  des  Magens,  welcher 
Bich  dem  Zwerchfell  u.  dem  linken  Rippenbogen  ausser- 
ordentUch  dilatirt  war ,  Durchtrennung  von  der  grossen 
Cmratur  aus  bis  zur  Mitte,  und  yor  der  gänzlichen  Durch- 
treoDUDg  Anlegung  der  Ocoluslonsnfihte.  Hierauf  wurde 
das  Duodenum  jenseits  des  Caroinom  angeschnitten  und 
durch  die  Wand  des  Magen-  und  Duodenumlumen  wurden 
3  Lem6tfrf  sehe  Nähte  geführt,  worauf  die  gSnzliche  Dnrch- 
Bdmeidnng  erfolgte.  Nach  Anlegung  der  übrigen  Ring- 
nibte  folgte  Schlnss  der  Wunde.  Trotz  senkrechter 
Dorehsehneidung  des  Magens  bildete  sich  an  der  grossen 
Cmratur  ein  Divertikel.  Die  Operation  hatte  23/^  std. 
gedauert,  das  excidirte  Stück  (Epithelialkrebs)  maass  an 
der  grossen  Curratur  10,  an  der  kleinen  6  Gentimeter. 
Weder  von  Seiten  der  Bauchwnnde,  noch  des  Peritonäum 
tnten  Störungen  auf,  doch  starb  die  Kr.  am  8.  Tage  an 
den  Folgen  der  Inanition.  Bei  sonst  günstigem  Allge- 
membeünden  trat  nämlich  am  1.  Tage  Erbrechen  auf, 
Nansea  hielt  auch  weiterhin  an,  am  4.  Tage  wurde  Galle 
erbrochen.  Dabei  war  kein  Meteorismus  Torbanden, 
FlatoB  gingen  ab  und  die  Wunde  sah  gut  aus. 

Es  wurde  daraus  geschlossen ,  dass  die  Magen- 
düatation  als  solche  die  wesentlichste  Ursache  für 
das  Erbrechen  abgebe ,  dass  der  Mageninhalt  zwar 
nicht  in  das  Duodenum  abfliesse ,  dass  dagegen  auch 
keine  vollstftndige  Stenose  an  der  Ringnaht  bestehen 
könne )  da  Galle  im  Erbrochenen  war.  Das  foiir 
währende  Erbrechen  nöthigte  zur  ausschliesslichen 
Enähning  per  rectum  am  5.  März.  Der  Qedanke 
an  das  Divertikel  und  die  Ueberzeugung ,  dass  ein 
Passagebindemiss  bestehen  müsse,  veranlasste  B. 
am  folgenden  Tage  zur  Lösung  der  Magennarbe  an 
den  Occinsionsnähten.  Der  vom  Magen  ans  einge- 
fthrte  Zeigefinger  gelangte  nur  mühsam  in  das  Duo- 
denum. Es  wurden  hierauf  die  vordem  Ringnähte 
geltet  und  die  vordere  Wand  des  Duodenum  an  die 
Bauchdecken  genäht,  um  von  dieser  Fistel  aus  künf- 
tig die  Ernährung  zu  besorgen.  Die  Wundränder 
des  froher  occlndirten  Magenlumen  wurden  vorläufig 
nicht  wieder  vereinigt.  Die  Fat.  erholte  sich  nicht 
wieder,  sondern  starb  am  folgenden  Tage.  Bei  der 
Sektion  £and  sich  keine  allgemeine  Peritonitis ,  die 
Eistirpation  des  Carcinom  war  vollständig  gelungen. 
^  Pars  horizontalis  dnodeni  war  in  der  Gegend 
der  kleinen  Curvatur  nach  vom  gegen  die  Bauch- 
deckennarbe fixirt,  während  der  grosse  Magensack 
nach  hinten  und  nnten  gegen  das  Zwerchfell  gelagert 
War,  wodurch  eineAbkniokung  herbeigeführt  wurde. 
Ausserdem  aber  war  noch  das  Duodenum  an  den 
sehr  verdickten  Rand  der  kleinen  Cnrvatur  angesetzt 
ond  dadurch  die  Verbindungsstelle  in  einen  Schlitz 
^^cnngt,  dessen  Enge  die  atonische  Magenmuskulatur 


nicht  zu  überwinden  vermocht  hatte.  Als  Todes- 
ursache war  demnach  im  Grunde  die  hochgradige 
Magendilatation  anzusprechen. 

4)  Billroth.  Die  38jähr.  Kranke  (8.  März 
1881}  litt  seit  ca.  1  J.  an  Magenbeschwerden,  an 
Erbrechen  seit  April  1880.  Nach  oben  und  rechts 
vom  Nabel  fbhlte  man  eine  ca.  hflhnereigrosse,  etwas 
verschiebbare,  nicht  deutlich  abzugrenzende  Ge- 
schwulst, Dilatation  war  nicht  vorhanden. 

Nach  Isolirung  des  Magens  (12.  März  1881)  zeigte 
es  sich ,  dass  das  Carcinom  am  Pankreas  fixirt  war.  Die 
Ablösung  war  äusserst  schwierig,  da  B.  sich  nicht  zur 
Abbindnng  des  Pankreas  entschliessen  konnte,  wegen  der 
event.  Gefahren  für  die  Verdaunog.  Der  Magen  wurde 
an  der  kleinen  Ourvator  in  sagittaler  Richtnug,  etwas 
schief  von  links  nach  rechts  bis  zur  Mitte  eingeschnitten, 
und  nach  Anlegung  von  Ocelusionsnähten  ganz  durch- 
trennt.  Sodann  wurde  das  Duodenum  Jenseits  des  Car- 
cinom etwas  schief  von  rechts  oben  nach  linlu  nnten 
durchschnitten ,  die  hintere  Wand  desselben  mit  der  hin- 
tern Wand  des  restirenden  Magenlumen  (also  der  grossen 
Curvatur)  durch  innere  Darm-  und  Schleimhautnähte  ver- 
einigt, worauf  die  Anlegung  der  Ringnähte  von  aussen 
erfolgte.  Die  Form  des  Magens  war  sehr  befViedigend. 
Die  sehr  elende  Pat.  collabirte  bedeutend  und  starb  um 
10  Uhr  Abends. 

Das  excidirte  Pjlorusstück,  für  den  Finger  noch 

durchgängig  (Medullär  -  Carcinom) ,   maass  an   der 

grossen  Curvatur  12,  an  der  kleinen  6  Gentimeter. 

Die  Sektion  ergab,  dass  die  Operation  in  technischer 

Hinsicht  vollendeter  war,  als  die  vorhergehenden, 

es  bestand  kein  Divertikel.     Am  äussern  Umfange 

des  Pankreaskopfes  befand  sich  eine  bohnengrosse, 

im  kleinen  Netze  eine  haselnussgrosse  carcinomatöse 

Lymphdrtlse.     In  der  Bauchhöhle  und  im  Becken 

ca.  500  Cctmtr.  serös-eitrigen  Exsudates. 

5)  W  ö  l  f  l  e  r.  Die  Geschwulst  bei  der  52jähr. 
Er.  hatte  etwa  die  Grösse  eines  Borstorfer  Apfels  und 
war  nach  allen  Richtungen  noch  gut  verschiebbar. 
Die  Isolirung  des  Pylorus  (8.  April  1881}  ging  gut 
von  Statten,  da  keine  Adhäsionen  vorhanden  waren. 
Die  Durchtrennung  des  Magens  und  die  Annähung 
des  Duodenum  erfolgte  wie  im  vorigen  Falle.  Das 
excidirte  Stflck  maass  an  der  grossen  Cnrvatur  12 
Gentimeter.  Der  Verlauf  war  vollständig  reaktions- 
los,' vom  20.  Tage  an  nahm  die  Kr.  schon  Fleisch 
zu  sich.  (Anfang  Juli  war  noch  vollständiges  Wohl- 
befinden zu  constatiren.) 

Die  Indikation  znr  Resectio  pylori  wird  sich 
ausser  auf  das  Carcinom  nnd  andere  seltenere  Ge- 
schwülste auch  auf  das  Uagengeschwür  und  die 
Narbenstenosen  ausdehnen  lassen.  Sitzt  das  Ge- 
schwür am  Pyloms ,  so  wäre  die  Technik  die  eben 
beschriebene ,  sitzt  es  an  der  kleinen  oder  grossen 
Curvatur  oder  an  der  vordem  Magenwand,  so  könnte 
man  daran  denken,  den  Magen  nach  der  Excision  in 
seiner  Längsrichtung  wieder  zu  vereinigen ,  an  der 
hintern  Magenwand  würde  die  Verwachsung  mit 
dem  Pankreas  Schwierigkeiten  bereiten.  —  Für  den 
Fall,  dass  nach  gemachtem  Einschnitte  die  Resektion 
wegen  zu  grosser  Ausdehnung  des  Carcinom  nicht 
mehr  ausführbar  sei ,  kann  man  am  Duodenum  oder 
Dünndarm  eine  Emährungsfistel  anlegen  (vgl.  Jahrbb. 


174 


VI.     Chirurgie^  Ophäuümologie  u.  Otiatrik. 


GLXXXIII.  p.  190).  Dasselbe  müsste  man  thuD, 
wenn  wegen  zu  grosser  Spannung  nach  gemachter 
Resektion  die  VereiniguDg  der  Lumina  nicht  statt- 
finden könnte.  Die  Magenwunde  wäre  dann  natür- 
lich mit  Occlussionsnähten  zu  verschllessen. 

Dr.  G.  Langenbuch  sah  sich  wegen  zu 
grosser  Ausdehnung  der  Neubildung  zu  dieser  pallia- 
tiven Operation  (Duodenoatomie)  veranlasst  (Berl. 
klin.  Wchnschr.  XVUI.  17.  p.  235.  1881). 

Die  32jähr.  Kr.  litt  seit  einem  Jahre  an  Magen- 
beschwerden, seit  mehreren  Monaten  an  Erbrechen. 
In  der  Pyloioisgegend  fühlte  man  eine  Geschwulst, 
die  auf  die  grosse  Gurvatur  zu  verfolgen  war.  Die 
Resektion  schien  indicirt,  falls  dieselbe  nicht  ausge- 
führt werden  könnte ,  sollte  eine  Duodenalfistel  an- 
gelegt werden. 

Der  Hautschnitt  (4.  Sept.  1879)  erstreckte  sich  10 
Ctmtr.  nach  rechts  von  der  linken  Mamillarlinie ,  3  Fin- 
ger breit  abwärts  vom  linken  Rippenbogen  und  paraUel 
demselben.  Die  Untersuchung  des  Pjlorus  ergab ,  dass 
die  Nenbildnng  in  breiter  Ausdehnung  sieh  l^ngs  der  klei- 
nen Cnrvatnr  erstreckte  und  nicht  mehr  zu  entfernen  war. 
Der  Hautschnitt  wurde  deshalb  nach  oben  verlängert  und 
es  gelang  leicht ,  einen  Theil  der  Pars  horizontalis  dno- 
deni  in  die  äussere  Wunde  zu  ziehen  und  dort  mit  Nähten, 
welche  die  Darmwand  nicht  ganz  durchbohrten,  anzu- 
nähen. Die  Heilung  verlief  iSeberfrei ,  die  Kr.  kam  aber 
trotz  häufiger  Peptonklystire  und  Rum  und  Wasser  als 
Getränk  sehr  herunter.  Am  11.  Sept.  wurde  der  Darm 
incidirt  und  eine  Nahrungsinjektion  Torgenommen,  die 
den  Collapsus  etwas  zu  vermindern  schien ,  doch  trat  der 
Tod  am  14.  Abends  ein. 

Die  Verbindung  des  Darms  mit  den  Bauchdecken 

war  eine  sehr  innige,  es  fehlte  jede  Spur  einer  peri- 

toDitischen  Reizung. 

E.   Krebs  des  Dickdarms  *). 

Prof.  Dr.C.Gnssenbauer  berichtet  über  eine 
von  dem  inzwischen  verstorbenen  Hamburger  Chi- 
rurgen Dr.  Martini  nach  seinen  Angaben  und  mit 
seiner  Assistenz  ausgeführte  Exstirpation  eines  Darm- 
carcinoms  (Ztschr.  f.  Heilk.  I.  3. 4.  p.  207. 1880). 

Ein  ieVaJähr.  Kaufmann  litt  seit  einem  im  Sommer 
1868  uberstandenen  Ikterus  an  hartnäckiger  Obstruktion, 
die  aUiährlich  durch  den  Gebrauch  von  Marienbader  Was- 
ser gebessert,  aber  nie  ganz  beseitigt  wurde.  Am  28.  Oct. 
1878  wurde  von  Dr.  Martini  ein  Tumor  des  8  Bomanum 
diagnosticirt  und  die  Exstirpation  in  Vorschlag  gebracht ; 
Wilms  und  Gussenbauer  bestätigten  die  Diagnose. 
Letzterer  fand  den  Bauch  überall  weich  anzufflhlen,  nur 
im  linken  Hypogastrium,  entsprechend  dem  Uebergang 
der  Regio  inguinaUs  in  die  Begio  pubis  und  2  Querfinger 
unter  der  Linie,  welche  die  beiden  Spinae  anteriores  ilei 
verbindet,  fühlte  man  eine  bei  tiefem  Drucke  empfindliche, 
enteneigrosse,  harte,  höckerige  Geschwulst,  welche  nach 
beiden  Seiten  leicht,  weniger  leicht  von  oben  nach  unten 
beweglich  war.  Nach  hinten  von  derselben  gingen  2  derbe 
Stränge,  neben  welchen  2  Knotehen  zu  liegen  schienen. 
Bei  der  Untersuchung  durch  den  Mastdarm  konnte  man 
mit  Leichtigkeit  den  untern  Rand  abtasten. 

Die  lange  Dauer  der  Erkrankung  und  die  un- 
zweifelhaft bereits  stattgefnndeue  Weiterverbreitung 
der  Geschwulst  auf  das  Mesocolon  und  die  Lymph- 
drüsen legten  die  Frage  nahe,  ob  eine  Radikalope- 
ration durch  eine  Darmresektion  mit  nachfolgender 


0  Vgl.  Jahrbb.  CLXXXVH.  p.  66. 


Vereinigung  der  Darmenden  möglich  sei,  und  ob  sie 
im  Falle  ihrer  Ausführbarkeit  znm  Ziele  führen  könne, 
oder  ob  man  nicht  vielmehr,  unter  VerziohtleiBtmig 
auf  die  Enterorrhaphie,  nach  möglichst  ausgedehnter 
Exstirpation ,  sich  mit  Anlegung  eines  künstUches 
Afters  begnügen  müsse. 

Da  voraussichtlich  eine  sehr  ausgedehnte  Resek- 
tion zu  machen  war,  so  konnte  möglichenfalls  die 
Wiedervereinigung  der  resecirten  Darmenden  sehr 
ei'schwert  oder  vielleicht  gar  unmöglich  werd^. 
Weiterhin  war  das  bereits  stattgefündene  Uebergrei- 
fen  der  Neubildung  über  ihren  Hntterboden  Tür  die 
Aussichten  auf  eine  Badikalhellnng  sehr  ungünstig. 
Falls  also,  wie  wahrscheinlich,  nach  gelungener  Re- 
sektion, ein  Recidlv  auftreten  sollte,  so  war  voraus- 
zusehen, dass  dasselbe  entweder  in  der  Narbe  dei 
Darmes  oder  des  Mesocolon,  oder  von  LymphdrüMS 
seinen  Ausgangspunkt  nehmen  werde.  In  den  bei- 
den ersteren  Fällen  musste  das  Recidiv  sicher,  im 
letzten  Falle  sehr  wahrscheinlich  schlttsslich  zur  wie- 
derholten Darmstenose  führen.  Anders  schienen  die 
Veriiftltnisse  zu  liegen,  wenn  man  auf  die  Wieder- 
vereinigung der  Darmenden  verzichtete,  wodurch 
einmal  eine  sehr  weit  ausgedehnte  Entfernung  des 
Erkrankten  ermöglicht,  femer  einer  ev.  Reoidiv-8te* 
nose  vorgebengt  oder  doch  mindestens  deren  Behand- 
lung erleichtert,  und  endlich  auch  die  Gefahr  einer 
Perforations-Peritonitis  verhütet  wurde.  Wenn  min 
auch  die  letztere  Operation  nach  Lage  derSadie  den 
Vorzug  verdiente,  so  schien  die  Enterorrhaphie  doch 
nur  ftlr  den  Fall  contraindicirt  zu  sein,  wenn  eine 
leichte  und  ungezwungene  Wiedervereinigung  der 
Darmenden  als  unmöglich  oder  schwer  dnrchflihrbar 
sich  erweisen  würde. 

Die  Operation  wurde  am  9.  Nov.  1879,  wie  sohoi  er- 
wähnt, durch  Martini  zu  Hamburg  ausgeführt.  Nseh 
Eröffiiung  der  Bauchhöhle  über  der  Geschwulst  (antisep- 
tisch) lag  dieselbe  an  der  grossten  Convezitat  der  Flexaia 
sigmoidea  fk'ei  zu  Tage,  der  Darm  war  niif^ends  adbäreot. 
Das  Mesocolon  war  in  der  That  bereits  ergriffen,  und 
mehrere  Knotehen  waren  in  demselben  zu  fühlen.  Es 
wurde  nun  zunächst  das  S  Bomanum  in  seinem  Uebep 
gang  in  das  Rectum  3  Querflnger  vom  unteren  Ende  des 
Tumor  entfernt,  mittels  zweier  Seidenfäden  abgebunden 
und  der  Darm  zwischen  diesen  beiden  Ligaturen  doreh- 
schnitten.  Nach  sorgfältiger  Reinigung  der  DarmschlefaB- 
haut  Iconnte  nun  das  Mesocolon  an  semem  Uebergaage  in 
das  Peritonäum  und  damit  alles  krank  erscheinende  Ge- 
webe sammt  den  infiltrirten  Lymphdrüsen  ausgeschnitten 
werden,  so  dass  es  möglich  war,  den  Darm  mit  seinein 
Mesocolon,  bis  weit  über  die  Grenze  des  Tumors,  trei  be- 
weglich gemacht,  durch  die  Bauohwunde  naeh  aussen  sn 
verlagern.  Die  Blutung  war  sehr  gering.  Nun  wurde 
der  Darm  über  dem  Tumor  mittels  einer  von  Martini 
angegebenen  Klammer  geschlossen,  welche  aus  8  finger- 
breiten, abgerundeten  und  etwas  ooncaven  Hartkaot- 
sohukplättchen  bestand ,  die  nüttels  Sebranbea  an  zwei 
in  dem  einen  der  Blättchen  befestigten  Metallstiften  ge- 
drückt werden  konnten.  Nach  Abklemmung  des  Darms 
wurde  nun  das  S  Romanum  2  Qnerfinger  über  der  oberen 
Grenze  des  Tumor  durchschnitten  und  damit  war  die  Ex- 
stirpation vollendet.  Ein  Versuch,  die  beiden  Dameodai 
einander  zu  nähern,  zeigte  die  Unmöglichkeit  derVerdai- 
gang  trotz  starker  Spannung,  so  dass  die  Anlegoog  des 
künstlichen  Afters  definitiv  beschlossen  wurde.  ZwMi^ 
wurde  das  periphere  Darmstüok  in  geringem  Gnde  in- 


VI*    Ohimrgie^  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


175 


TS^nirt  und  durch  Sataren,  welche  die  Serosa  upd  Mas- 
eolariB  in  sich  fassten,  geschlossen  und  yersenkt.  Hier- 
auf wurde  die  Bauchwunde  vom  üntem  bis  in  die  Nähe 
des  Obern  Wandwinkels  geschlossen.  Endlich  wurde  das 
obere  Dannende  in  den  obem  Wandwinkel  so  eingenäht, 
dus  die  Wnndfläche  der  Schleimhant  mit  der  Wandfläche 
der  Banchhaat  vereinigt  warde. 

Der  weitere  Verlauf  war  ein  vollkommen  reak- 
tioDflloeer,  nach  8  Tagen  konnte  die  Heilang  als  voll- 
endet angesehen  werden.  Der  Kr.  erholte  sich 
nach  and  konnte  seiner  Beschäftigung  wieder  nach- 
gehen ;  die  Darmöffnnng  wurde  durch  eine  Bandage 
geschlossen.  Bis  zum  25.  September  1880  (zur 
Zeit  des  Drucks  des  Berichtes)  erfreute  sich  der  Ope- 
rirte  noch  einer  ungestörten  Gesundheit. 

Im  Anschluss  hieran  theilt  0.  eine  weitere  Be- 
obachtung eines  Garcinom  des  £  Romatium  mit, 
die  wir  wegen  der  Seltenheit  des  Befundes  hier  an* 
Algen. 

Bei  emer  40jähr.  Frau,  welche  seit  ca.  1  Jahr 
an  hartnäckiger  Verstopfung  litt,  fand  man  in  der 
Hohe  des  Ndlatan'wahen  Sphinkter  einen  rundlichen, 
leicht  höckerigen,  beweglichen  Tumor,  der  die  Wand 
des  Rectum  einbuchtete,  aber  nicht  mit  derselben 
in  Verbindung  stand.  Ein  eingefQhrtes  Mastdarm- 
robr  stiess  in  einer  Höhe  von  23  Ctmtr.  auf  ein  un- 
flberwindliches  Hindemiss;  am  wahrscheinlichsten 
sehien  es  demnach,  dass  es  sich  um  eine  impermeable 
careinomatOse  Striktur  des  S  Romanum  mit  Infektion 
der  regionären  Lymphdrüsen  handle.  Zur  Sieher- 
stellang  der  Diagnose  wurde  am  19.  Juli  1879  eine 
Probeincision  in  der  Medianlinie  (antiseptisch)  ausge- 
führt, aber  auch  die  manuelle  Untersuchung  von  der 
Bandihöhle  aus  lieferte  kein  sicheres  Resultat.  Nach 
Schliessung  der  Bauchwunde  wurde  die  Golotomie 
ansgefbhrt.  Die  Kr.  fühlte  sich  danach  wesentlich 
erleichtert,  starb  aber  am  folgenden  Tage  unter  den 

Eneheinungen  der  Herzadynamie. 

Bei  der  StkHan  fand  man  Herzverfettang  and 
8iileoisati<m  der  antem  Langenlappen.  Nach  Heraas- 
nahme  des  Dänndarms  sah  man  das  untere  Ende  des  Co- 
lOB  deseendens  aberall  vom  Peritonäam  bekleidet,  so 
hinter  der  etwas  stärker  Torspringenden  Schlinge  nach 
abwärts  gesogen,  dass  es  Tollatändig  von  derselben  be- 
deckt ersahien.  Entsprechend  der  nach  hinten  and  aas« 
Ben  gekehrten  OoneaTität  des  S  Romanam  amUebergange 
des  mittlem  in  das  obere  Drittel  im  Darm  selbst,  fand 
sieh  ein  Tnmor,  der  nach  hinten  die  Darmwand  bereits 
dmehwachsen  and  sich  mit  dem  Bindegewebe  and  der  tie- 
fen Beokenfascie  verbanden  hatte.  Nach  Eröiftiang  des 
Dirms  sah  man,  dass  dessen  Lumen  bis  auf  Rabenfeder- 
kieldieke  striktarirt  war.  Der  durch  das  Rectam  pal- 
Pirte  Tumor,  der  fGr  ein  Packet  earcinomatöser  Lymph- 
^vfisen  gehalten  worden  war,  war  nichts  Anderes,  als  der 
teieh  bindegewebige  Adhäsionen  naeh  abwärts  verzogene 
VDd  an  das  Reetom  angelöthete  Darmtamor  (Epithelial- 
<stieinom). 

Eme  doppelte  Darmresektion  wegen  Dickdarm- 
Carcinom  mit  Ausgang  in  Genesung  fahrte  Prof. 
V.  Czerny  aus  (Berl.  klin.  Wchnschr.  XVII.  46. 
p.  639.  1880). 

Eine  47Jähr.  Fratt  hatte  im  Sept.  18t9  eifae  schmerz- 
hafte Anschwellung  in  der  linken  Bauchgegend  bemerkt, 
m  hl  wenigen  Tagen  bis  auf  ehie  waUnussgrosse,  lang- 
ttm  wachsende  Qeschwulst  in  der  linken  Fossa  iliaea  za- 
'^kglag.    Am  1.  März  1880  i^nd  0ich  bei  der  kachek- 


tisch  aassehenden  Fraa  in  der  Mitte  zwischen  der  Crista  Üei 
und  dem  Rippenbogen  eine  hfihnereigrosse,  hockerige,  in 
der  Tiefe  etwas  verschiebliche  Geschwolst.  Es  wurde  die 
Diagnose  auf  Darmkrebs  im  UebergangstheÜ  des  Colon 
deseendens  zur  Flexar  gestellt.  Es  war  allerdings  keine 
Obstipation,  sondern  im  Qegentheil  Diarrhöe  vorhanden, 
was  man  aber  durch  centralen  Zerfall  and  Janchung  der 
Geschwulst  erklären  konnte.  Es  wnrde  die  Resektion 
proponirt,  die  Kr.  stellte  sich  aber  erst  am  16.  April  wie- 
der ein  mit  vergrössertem  Tumor.  Ein  den  Fasern  des 
Obiiqans  eztemus  paralleler  Schnitt  über  der  Geschwulst 
(anter  Carbolspray,  27.  April  1880)  öffnete  die  Bauch- 
höhle. Die  Geschwulst  hatte  ihren  primären  Sitz  in  dem 
Colon  transversum,  ihre  untere  Fläche  aber  war  mit  der 
nach  oben  einen  scharfen  Winkel  bildenden  Flexara  sig- 
moidea  so  verwachsen,  dass  ans  letzterer  ebenfalls  ein 
Stfick  resecirt  werden  musste. 

Es  entstand  für  die  Ausfahrung  der  Operation 
die  doppelte  Frage,  ob  mit  Ausscheidung  des  Co- 
lon deseendens,  das  centrale  Ende  des  Colon  transv. 
mit  dem  peripheren  der  Flexur  vereinigt  werden 
sollte,  oder  ob  2  Darmnähte,  eine  am  Colon,  eine 
an  der  Flexur  anzulegen  seien.  Cz.  entschloss  sich 
zu  dem  letztem  Verfahren,  da  er  das  Colon  deseen- 
dens nicht  fiberblicken  konnte. 

Der  Austritt  des  Darminhalts  wnrde  durch  elastische 
Ligataren,  die  central  n.  peripher  von  den  zu  entfernen- 
den Darmstficken  angelegt  waren,  verhindert.  Zuerst 
warde  ein  7  Ctmtr.  langes  Stfick  aas  der  Flexur  resecirt 
und  die  Enden  vernäht,  dann  das  Colon  transversum. 
Die  Naht  an  der  Flexar  war  nicht  so  exakt  angelegt,  fer* 
ner  war  eine  ehistische  Ligatur  zu  fest  angezogen,  so  dass 
eine  blaue  Schnfirfhrche  zurfickbKeb.  Die  mesaraischen 
Drfisen  waren  vergrössert.  Nach  Einlegnng  eines  Drain* 
rohrs  wurde  die  Bauchwunde  mit  2  Belhen  Seidennähten 
verschlossen.  Der  Verlauf  war  ein  sehr  gfinstiger.  Die 
Sehmerzen  waren  gering,  in  den  ersten  2  Tagen  einige 
Male  Erbrechen.  Am  8.  Tage  hatte  sich  unter  dem  Ver* 
bände  etwas  Koth  angesammelt,  was  bis  zum  26.  daoerte. 
Daneben  gingen  auch  Winde  und  Kothmassen  auf  dem 
natfirlichen  Wege  ab.  In  den  ersten  8  Tagen  wnrde  als 
Nahrung  llilch  u.  Pfeffermfaizthee  gereicht,  später  Bouil'> 
Ion,  Weinsuppe  u.  s.  w.,  vom  14.  Tage  an  Hfihnerfleisch. 
Am  10.  Juni  verliess  Fat.  das  Bett  und  bald  darauf  das 
Hospital.  Ende  Angost  fand  sich  an  der  Stelle  der  Ope- 
ration eine  Härte,  die  als  Becidlv  aufzufassen  war.  Die 
Fat.  sah  besser  aus  und  hatte  keine  Verdanangsbesehwer* 
den  mehr.  Späterhin  warde  der  Stuhlgang  retardirt,  band-^ 
formig,  nach  aussen  von  der  Narbe  entwickelte  sich  eine 
höckerige,  schmerzhafte  Geschwulstmasse.  Das  Ende  der 
Fat.  war  damals  (IS.Oct.)  innerhalb  einiger  Wochen  vor- 
auszusehen. 

Die  resecirten  Darmstficke  maassen  am  Quercoloü 
llVs  Ctmtr.,  an  der  Flexar  7  Centimeter.  Das  Carcinom 
(Drusencarcinom  mit  beginnender  schleimiger  Erweiehung 
des  Zwischengewebes)  hatte  das  Qnercolon  in  Länge  von 
6  Ctmtr.  ringförmig  ergriffen,  hatte  nach  unten  den  Peri^ 
tonäalfiberzug  des  Darmes  durchbrochen  und  war  hier  mit 
der  Flexur  so  verwachsen,  dass  noch  deren  Muskularis 
mit  ergriffen  erschien. 

Exstirpation  eines  Carcinoma  flexnrae  sigmoi- 
deae  mit  Anlegung  eines  künstlichen  Afters;  von 
Dr.  R«  Wittelshöfer  (Wien.  med.  Wchnschr. 
XXXL  7.  p.  185.  1881). 

Ein  am  28.  Juni  1880  aufgenonunener  Mann  hatte 
seit  4  Mon.  in  der  linken  untern  Banchgegend  eine  harte 
Qeseh Wulst  bemerkt ,  seit  3  Mon.  war  blutiger,  fibelrie- 
ehender  Ausflnss  aus  dem  After  vorhanden,  zugleich  mit 
beträchtlichen  Schwierigkeiten  bei  der  Defäkation.  Man 
ffihlte  eine  der  hintern  Bauchwand,  links  von  der  Wirbel- 
säule anliegende,  wenig  verschiebbare  Geschwulst,  die 


176 


VI.     Ohimrgie,  Ophthalmologie  a.  Otiatrik. 


nach  ihrer  Lage  der  Flexara  sigmoidea  entsprach.  Vom 
After  aus  gelangte  man  am  Uebergang  des  Reotam  in  die 
Flexor  an  eine  höckerige  Striktar  des  Darmlumens. 

Der  Schnitt  (1,  Jali  1880)  begann  vor  und  über  der 
Spina  ilei  snp.  ant.  sin.  und  zog  bogenförmig  gegen  den 
horizontalen  Sohambeinast.  Nach  Eröflfhung  der  Bauch- 
höhle trat  der  Tumor  nach  Beiseiteschiebung  von  Netz 
und  Dünndärmen  zu  Tage.  Derselbe  begriff  die  untere 
Hälfte  der  Flexura  sigm. ;  an  einer  Stelle  war  dasMesen- 
teriam  in  Thalergrösse  mit  dem  Tumor  verwachsen,  so- 
wie eine  anliegende  Dünndarmschlinge.  Die  Geschwulst 
wurde  nun  theils  stumpf,  theils  mit  dem  Messer  von  der 
hintern  Wand  losgelost  und  isolirt.  Nach  Ezcision  des 
angelötheten  Mesenteriumstückes  und  der  Dünndarm- 
Bchlinge,  wurde  der  Darm  unterhalb  der  Geschwulst  durch 
eine  starke  Seidenligatur  verschlossen,  oberhalb  der  Li- 
gatur durchtrennt  und  versenkt,  weiterhin  der  Darm  ober- 
halb der  Geschwulst  comprimirt  und  abgetrennt.  Das 
ezoi4irte  Stück  maass  22  Centimeter.  Eine  Vereinigung 
der  Darmenden  war  nicht  denkbar,  deshalb  wurde  das 
obere  Darmende  in  den  untern  Winkel  der  Bauchwnnde 
eingenäht. 

Der  Er.  starb  am  Abend.  Die  Obdaktion  er- 
gab beginnende  diffase,  fibrinös- eiterige  Peritonitis. 
Bei  der  Operation  waren  dichte  Paclcete  infiltrirter 
Retroperitonäaldrüsen  anfgefnnden  worden,  so  dass 
dieselbe  von  vornherein  als  hoffnongslos  erschien. 

(Schluss  folgt.) 

538.  neber  die  Buboutane  Ligatur  bei 
Varioes  und  Varioooele;  von  JohnDuncan. 
(Brit.  med.  Jonm.  Jnly  9.  1881.) 

Was  zunächst  die  Varicocele  betriff! ,  so  wird, 
nachdem  die  Venen  sorgfältig  mit  den  Fingern  von 
der  Arterie  und  dem  Vas  deferens  separirt  sind, 
zwischen  diesen  nnd  jenen  eine  mit  Catgnt  versehene 
Nadel  durchgestochen ,  dann  an  ihrer  Austrittsstelie 
wieder  ein-  nnd  zwischen  Venen  nnd  Hant  dnrch  die 
zuerst  gemachte  Hautöffnang  herausgeführt.  Hierauf 
knotet  man  die  beiden  Enden  fest  zusammen,  schnei- 
det dieselben  kurz  ab  nnd  bedeckt  die  kleinen  Stich- 
öffnungen mit  vorher  in  Collodium  gesättigtet  Salicyl- 
watte.  Ungefähr  einen  guten  Zoll  von  dieser  Stelle 
ab  entlang  der  Vene  kommt  nun  diese  Operation 
noch  Imal  oder  höchstens  noch  2mal  zur  Anwen- 
dung. 

Bei  2  der  6  auf  diese  Art  behandelten  und  voll- 
ständig geheilten  Kr.  wurden  3  Ligaturen ,  in  den 
flbrigen  nur  2  angelegt. 

Als  erster  Effekt  dieses  Verfahrens  machte  sich 
anfänglich  ein  weiches ,  geklumptes  Coagulum  zwi- 
schen den  Ligaturen  bemerkbar,  welches  mit  der 
Zeit  immer  fester  wurde,  dergestalt,  dass  es  sich  bei 
einem  vor  ungefähr  einem  Jahre  auf  diese  Weise 
operirten  Manne  als  ein  kleiner,  harter,  jedoch  ganz 
bedeutungsloser  Knoten  anftthlen  Hess. 

Gegen  Krampfadem  an  den  Unterschenkeln 
kann  das  Verfahren  erst  dann  angewendet  werden, 
wenn  dieselben  starkes  Oedem  und  Geschwüre  ver- 
anlasst haben.  In  allen  andern,  selbst  vorgerücktem 
Fällen  soll  erst  der  elastische  Strumpf  versucht  wer- 
den, welcher,  wenn  er  auch  diess  Venenleiden  nicht 
beseitigt,  wenigstens  sein  weiteres  Fortschreiten  ver- 
hindert.   Das  Operationsverfabren  ist  hier  dasselbe 


wie  bei  der  Varicocele ,  nur  mit  dem  Unteraehiede, 
dass ,  da  die  Haut  über  dem  Knoten  sich  nicht  8o 
leicht  abheben  lässt,  zur  Erreichung  dieses  Zieles 
eine  Erweiterung  der  Stichöffnungen  vermittelst  eines 
Tenotom  stattfindet.  Ist  die  Extremität  so  geschwol- 
len, dass  die  varikösen  Venen  sich  nicht  deutlich 
fühlen  lassen ,  so  empfiehlt  es  sich ,  erst  durch  er- 
höhte Lage  des  be^effenden  Unterschenkels  und 
durch  den  Gebrauch  des  Gummistrumpfs  eine  Ab- 
Schwellung  herbeizufähren.  Auch  ist  es  vorthdihaft, 
während  der  Operation  das  Glied  durch  eine  Ban- 
dage über  der  anzulegenden  Ligatur  sanft  dnza- 
schnüren,  damit  die  Venen  mehr  hervortreten. 

Auf  diese  Weise  wurde  in  8  Fällen  ein  befrie- 
digendes Resultat  erzielt  —  stets  unter  Anwendung 
des  Carbolspray  und  mit  nachfolgendem  Verbiuid 
von  Salicyl  watte,  die  mit  Collodium  getränkt  war. 

(Pauli,  Cöta.) 

539.  Ein  Fall  von  Hemia  veeioae  urina- 
riae  inguinalia ;  von  de  Larabrie.  (Arch.  g^ 
7.  S6r.  VU.  p.  342.  Mars  1881.) 

Die  genannte,  äusserst  seltene  Affektion,  weide 
nach  Vf.  zum  1.  Male  von  J.  D.  Sala  1520  be- 
schrieben, 2  Jahrhunderte  später  von  Verdier  ge- 
nauer besprochen  worden  ist,  beobachtete  Vf.  bei 
einem  68  J.  alten  Manne. 

Derselbe  hatte  sich  vor  15  J.  beim  Heben  eiaer 
schweren  Last  einen  rechtseitigen  hühnereigroeseD  Lei- 
stenbruch zugezogen ,  der  immer  leicht  unter  einem  deut- 
lichen regurgitireuden  Qeränsche  in  die  Bauchhöhle  lor&elL- 
geschoben  werden  konnte.  Fünf  Jahre  später  trat  am 
gleicher  Veranlassung  in  der  linken  Regio  ingninalis  elM 
wahrscheinlich  anfangs  reponirbare  Geschwulst  von  der 
Grösse  einer  Haselnuss  auf,  welche  allmälig  der  Art  u 
Volumen  zunahm ,  dass  sie  vor  4  Jahren  das  der  rechtei 
Hernie  erreicht  hatte.  Jetzt  kam  ein  doppelseitiges  Bmch- 
band  in  Anwendung,  jedoch  erheischte  der  Druck  der  lin- 
ken Pelotte  die  Entfernung  derselben ,  da  er  SehmerMO 
in  der  gleichseitigen ,  nicht  reponirbaren  Geschwulst  ▼e^ 
ursachte.  Dieselbe  zeigte  sich  ansserdem  zu  dieser  Zeit 
bei  eintretendem  Hambedürfniss  gespannter  nnd  bedeu- 
tend vergrdssert.  Druck  anf  dieselbe  begänstigte  den 
Abflnss  des  Harns  und  bewirkte  dieser  eineVerkleineniiV 
Jener.  Daher  bediente  sich  von  da  ab  der  Kr.  bei  jeder 
Harnentleerung  dieses  Kunstgriffs,  bis  er  vor  3  Monates 
seinen  Dienst  versagte,  indem  Dysurie  und  dann  Strang- 
urie  auftraten,  welche  die  Aufnahme  des  Kr.  in  das 
Hospital  Lariboisl^re  am  26.  Noy.  1880  nothwendig 
machten. 

Hier  wies  die  Untersnchung  einen  rechtseitigen  Ld* 
stenbruch  von  derGr^e  eines  Hühnereies  nach,  der  siek 
leicht  durch  den  erweiterten  Kanal  zurückbringen  lie»' 
In  der  Unken  Regio  ingninalis  lag  ein  weicher  Tumor  Ton 
der  Grösse  einer  Cocosnnss ,  fiber  welchem  die  Hant  yer- 
schiebbar  war,  und  der  tief  in  das  3crotum  bei  aufreeiiter 
Stellung  des  Kr.  herabstieg.  Beim  Versuche,  zu  urinireD, 
entleerten  sich  nur  einige  Tropfen  Urin.  In  dem  Hüne 
aber ,  in  dem  die  Menge  desselben  bei  einem  von  nntea 
nach  oben  anf  die  Geschwulst  ausgeübten  Druck  znnahDi 
verkleinerte  sich  letztere.  Durch  den  in  die  Blase  ge- 
führten Katheter  floss  anfängUch  eine  grössere  Menge 
Urin  ohne  den  erwähnten  Druck  ab ,  letzterer  wurde  errt 
nach  einiger  Zeit  zur  voUstandigen  Entleerung  der  Ge- 
schwulst nöthig,  welche  hiernach  eine  weiche  Consjsteai, 
das  Volumen  eines  grossen  Hühnereies  darbot.  Dieselbe 
reichte  bis  zum  Annnlus  ingninalis,  an  welchen  sie  dnieb 
einen  ungeföhr  3  Ctmtr.  breiten  Strang  inserirt  war»  «^ 


VI,    Chirm^e,  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


177 


bei  der  Pidpatlon  konnte  man  eine  vordere  und  hintere 
WftDd ,  beide  gefbreht  nnd  Über  einander  verBchiebbar, 
erkennen.  Nach  einer  Einspritaning  von  lanwarmem  Was- 
ler  in  die  Urethra  nahm  dieser  Tnmor  wieder  seine 
frühere  Orösse  an ,  woraus  sich  sohliessen  liess,  dass  sieh 
BOT  ein  geringer  Theil  der  Blase  im  ^  Abdomen  befand. 
Ausserdem  bestand  eitriger  Katarrh  der  Blase ,  obgleich 
Torher  noch  niemals  ein  Instrument  in  dieselbe  eingeführt 
worden  war.  Bei  der  Rectal -Untersachnng  vermochte 
der  Finger  den  Grand  der  Blase  nicht  sn  entdecken. 

Troti  Injektionen  von  Theerwasser  nnd  der  inner- 
liehen Darreichnng  von  Capsnles  de  tör^benthine ,  Ab- 
koehnngen  von  Badix  graminis ,  MUch  etc.  wurde  Anfang 
Januar  1881  die  Entleerung  des  Harns  immer  schwieriger 
nnd  die  demselben  beigemischte  Eitermenge  immer  gros- 
ser. Am  5.  Januar  erschienen  neben  TemperaturabfiUl 
auf  36.8^86.4»  leichte  Schüttelfroste  und  leichte  Deli- 
rien, unter  welchen  am  7.  Jan.  der  Tod  eintrat. 

Die  Sektion  ergab  Hypertrophie  der  linken  Niere, 
deren  Kelche,  Becken  und  Ureter  eine  eitrige  Flüssigkeit 
enthielten,  sowie  der  rechten ,  die  die  deutlichen  Zeichen 
einer  Pyelo-Nephritis  darbot.  Nur  der  Fundus  und  das 
Collum  vesicae  hatten  noch  im  kleinen  Becken  ihre  Lage, 
wihrend  die  übrigen  Theile,  bedeckt  von  der  auf  ca.  5 
Hmtr.  verdickten  Fascia  transversalis,  durch  den  sehr  er- 
weiterten Leistenkaaal  in  den  Hodensaok  herabgestiegen 
waren  und  ihr  abschüssigster  Theil  bis  zum  Hoden  ge- 
drungen war,  der,  atrophirt  u.  degenerirt,  mit  ihm  durch 
]IMndegewebsstriinge  in  Verbindung  stand.  Eben  solche 
Adhärenzen  befanden  sich  femer  zwischen  dem  Canalis 
inguinaUs  und  der  Fascia  transversalis ,  sowie  zwischen 
dieser  und  der  Blase.  Ausserdem  war  die  Pars  prostatica 
der  Urethra  und  das  übrige  bis  zum  Blasenhalse  reichende 
8tnck  derselben  nach  oben  und  links  gezogen  und  der 
flamenstrang  derselben  Seite  sehr  verdickt  u.  nach  aussen 
gedr&ttgt.  Die  Winde  der  Blase  waren  hypertrophisch, 
ihre  Muskelfasern  von  purulenter  Flüssigkeit  durchtränkt, 
an  der  Innern  Fläche  dunkel  gerothet  und  an  mehreren 
Stellen  mit  schwärzlichen  Flecken  bedeckt. 

In  der  Epikrise  weist  Yf.  darauf  hin^  dass  die  in 
Folge  der  Lageverftndemng  der  Blase  eingetretene 
Eraehwening  der  Harnentleerung  zankcbst  pumlente 
Cystitis  nnd  Pyelo-Nephritis  hervorrief  ^  welche  die 
Urämie  bedingte,  nnter  welcher  der  Tod  eintrat. 
In  einem  von  Ch.  Leroux  beobachteten  Falle  war 
ausserdem  noch  Hydronephrose  und  Dilatation  der 
Ureteren  beobachtet  worden. 

In  Bezug  anf  den  Entstehongamodns  der  frag- 
lichen Blasenhemien  ist,  wie  N  6 1  a  t  o  n  nachgewiesen 
hat,  ansser  den  Momenten ,  welche  überhaupt  die 
Entstehung  von  ünterleibshemien  begünstigen ,  be- 
sondeiB  noch  eine  beträchtiiche  Anspannung  der 
Blase  anzuführen ,  welche  eine  Erhebung  derselben 
über  die  Symphysis  oss.  pubis  veranlasst. 

(Pauli,  Cöb.) 

540.  Zur  Kenntniss  der  Myome  der  Harn- 
blase; von  Dr.  William  T.  Belfield  ans  Chi- 
eago.     (Wien.  med.  Wchnschr.  XXXI.  12.  1881.) 

Nach  den  Zusammenstellungen  von  Gersuny 
(Aich.  f.  Um.  Chhr.  Xm)  und  Schatz  (Arch.  f. 
OynSkol.  X)  sind  Caromome  der  Harnblase  selten, 
noch  mehr  aber  Myome  derselben. 

Ein  soldieshat  Vircho w  (Geschwülste  III. Bd. 
p«  121)  snierst  als  Myocarcinom  beschrieben,  dabei 
(Das.  p.  124)  hinzn^ofttgt:  „Die  Harnblase  leidet. 
Med.  JakrblN  Bd.  192.  Hit.  2. 


soviel  wir  wissen,  nie  an  Myom ;  nur  die  Prostata 
und  der  Blasenhals  sind  davon  heimgesucht.'^ 

Gussenbauer  (Arch.  f.  klin.  Chir.  XVIII), 
welcher  über  einen  Fall  von  Myocarcinom  oder 
Myosarkom  der  Urinblase  bei  einem  12jähr.  Ejia- 
ben  berichtet,  citirt  bei  dieser  Gelegenheit  als  ein- 
ziges ihm  bekanntes  Beispiel  den  Fall  von  Enox 
(Med.  Times  and  Gaz.  Aug.  1862) ,  bezweifelt  je- 
doch mit  Recht  die  myomatOse  Natur  der  Geschwulst, 
weil  jedenfalls  nicht  quergestreifte,  sondern  glatte 
Muskelfasern  dieselbe  bildeten. 

Volkmann  entfernte  aus  der  Blase  eines 
54jähr.  Mannes  ein  Neoplasma,  welches  sich  bei 
der  histologischen  Untersuchung  als  ein  echtes  Myom 
erwies. 

Hierher  gehören  wahrscheinlich  auch  zwei  von 
Jackson  und  von  Faye  mitgetheilte  Fälle. 

Der  entere  betraf  eine  Frau  von  40  J.,  bei  welclier 
durch  die  wegen  Hambeschwerden  angestellte  Unter- 
snchnng  im  untern  Theile  der  Blase  eine  ziemlich  derbe 
Masse  mit  glatter  Oberfläche  gefanden  wurde.  Die  heraus- 
beförderten  Stacke  hatten  zosammen  die  Grösse  einer 
Mannsfanst  und  die  Struktur  eines  Uterusfibroid. 

Im  zweiten  Falle  handelte  es  sich  um  eine  Frau,  mit 
einem  mannskopfgrossen ,  gelappten,  zwischen  die  vor- 
dere Wand  der  Blase  und  die  Fascia  transversa  unterhalb 
des  Peritonäum  gelagerten  Tumor,  welcher  wegen  seiner 
Grösse  ein  solches  Qeburtshinderniss  abgab,  dass  die  Per- 
foration des  Schädels  der  Frucht  mit  nachfolgender  Ke- 
phalotripsie  gemacht  werden  musste.  Nach  24  Std.  trat 
der  Tod  ein  nnd  die  Sektion  wies  eine  Geschwulst  nach, 
welche  innig  mit  den  Blasenwänden,  nicht  aber  mit  an- 
dern Organen  zosammenhing  und  die  Charaktere  eines 
Fibromyom  an  sich  trug. 

Vf.  theilt  folgende  2  Fälle  mit ,  welche  Dr.  H. 
Chiari  im  Rudolfs-Spital  zu  Wien  zu  beobachten 
Gelegenheit  gehabt  hat. 

1.  Fall,  Bei  der  Sektion  einer  an  Lungenentzfindnng 
verstorbenen  Frau  von  50  J.  fand  sich  an  der  äassem, 
der  linken  Hälfte  des  Grandes  entsprechenden  Fläche  der 
Gontrahirten,  sonst  aber  ganz  normalen  Harnblase,  eine 
nussgroBse,  derbe,  faserige  und  scharf  abgegrenzte  Ge- 
schwulst in  dem  lockeren  perivesikalen  Bindegewebe. 
Dieselbe  von  eiförmiger  Gestalt,  2  Ctmtr.  lang,  1  Ctmtr. 
dick  und  2  Ctmtr.  breit  und  in  ihrer  Längenachse  verti- 
kal gelagert,  bot  eine  glatte  Oberfläche  dar.  Nach  Ent- 
fernung des  umliegenden  Fettgewebes  kamen  4  dfinne, 
aus  glatten  Moskelfasem  und  Blutgefössen  bestehende 
Stränge  zum  Vorschein,  welche  bis  in  die  äussere  Schicht 
der  Blasenmoskulatur  nnd  von  hier  durch  eine  in  dersel- 
ben befindliche  16  Hmtr.  lange  nnd  8  Hmtr.  breite  Spalte 
in  die  innem  Lagen  jener  drangen.  Es  ist  daher  anzu- 
nehmen, dass  sich  dort  der  Tumor  entwickelt,  durch  sein 
Wachsthum  von  der  Blase  entfernt  nnd  die  ihn  versor- 
genden Gelasse  mitgezogen  hatte,  besonders  da  ein  Zn- 
sammenhang mit  andern  Organen,  namentlich  mit  dem 
Uterus,  nicht  nachgewiesen  werden  konnte. 

Der  mikroskopischen  Untersuchung  zufolge  bestand 
dieses  Gtobilde  aus  langen  spindelförmigen  Zellen,  mit 
scharf  begrenzten,  exquisit  stäbchenförmigen  Kernen  and 
aus  spärlichem,  faserigem  Bindegewebe,  mit  wenigen  da- 
zwischen liegenden  Blutgefässen.  Die  Gleichheit  in  der 
Grösse,  die  Beschaffenheit  der  Zellen  und  Kerne,  sowie 
die  regelmässige  Anordnung  der  sich  nach  verschiedenen 
Richtungen  hin  durchkreuzenden  Spindelzellen -Zuge, 
setzten  das  Vorhandensein  glatten  Huskelgewebes  ausser 
Zweifel.  Am  deutlichsten  waren  die  Huskelfasera  an 
PrSparaten  zu  sehen,  welche,  in  Carmin  vorher  gefärbt, 

23 


118 


VI.     Chirnrgie;  Ophthalmologie  n.  Oiiatrik. 


dann  einige  Minuten  in  Essigsänre  gelegt,  hierauf  in 
Qlycerin  untersucht  wurden. 

2.  Fall.  Die  Harnblase  eines  74jähr.,  an  Pneumonie 
verstorbenen  Mannes  zeigte  bedeutende  Hypertrophie  der 
Muskulatur  und  chron.  Katarrh.  Ausserdem  war  der 
linke  Ureter  stark  dilaürt  und  die  Niere  derselben  Seite 
hydropisch.  Als  Ursache  beider  Yerändernngen  war  eine 
kleine  Geschwulst  zu  betrachten,  welche,  von  der  Blasen- 
schleimhaut bedeckt,  gerade  unter  dem  Orificium  vesicale 
ureteris  sinistri  lag  und  so  denselben  verengerte.  Dieser 
knollige  und  ausschälbare  Tamor  hatte  einen  Umfang  von 
7  Mmtr.  im  Durchmesser  und  war ,  wie  das  Mikroskop 
zeigte,  ebenfalls  ein  Myom. 

Während  in  diesem  Falle  die  Maskulatnr  der 
Harnblase  hypertrophirt  befunden  wurde,  verhielt 
sich  dieselbe  in  dem  andern  ganz  normal,  ein  Beweis, 
dass,  wie  diess  auch  bereits  feststeht,  es  dnrehans 
nicht  immer  einer  diffusen  Hypertrophie  der  Musku- 
latur eines  Organs  znr  Entstehung  myomatöser  Ge- 
schwülste in  demselben  bedarf. 

Schltlssh'ch  lieferte  auch  noch  die  Reihe  der 
erwähnten  Fälle  den  Beweis,  dass  das  in  Bede 
«tehende  Afterprodnkt  kein  Lebensalter  verschont. 

(Pauli,  Cöln.) 

541.  Heber  die  künstUche  Blatleere  bei 
der  Transplantation  von  Hautstüokchen ;  von 
Dr.  E.  Fischer.  (Deutsche  Ztschr.  f.  Chir.  XUI. 
1.  2.  p.  193.  1880.) 

F.  verwendete  zn  Transplantationen  vorher  künst- 
lich blutleer  gemachte  Hantstückchen.  Bei  diesem 
Verfahren  heilte  nicht  allein  eine  grössere  Anzahl  von 
Hantstückchen  überhaupt  an ,  sondern  anch  grössere 
Stücke  wie  sonst,  bis  znr  Grösse  eines  der  beim  Mikro- 
skopiren gebräuchlichen  Objektträger. 

Noch  bessere  Resultate  ergaben  sich,  wenn  auch 
die  zu  heilende  Wunde  während  der  Transplantation 
blutleer  gemacht  wurde.  Oefter  trat  selbst  bei  sehr 
grossen  Hautstücken  Verheilnng  beinahe  ohneSeki*e- 
tion  ein,  allerdings  stiessen  sich  hiervon  später,  wie 
auch  nach  dem  bisher  üblichen  Verfahren,  entweder 
Theile  oder  das  Ganze  wieder  ab.  Die  Reinigung 
des  Geschwürs  vor  der  Transplantation  muss  eine 
sehr  sorgfaltige  sein,  damit  keine  Blutung  entsteht. 
Die  Blutleere  wurde  an  dem  betreffenden  Gliede 
durch  die  Esmarch'ache  Binde  hergestellt. 

(Deahna.) 

542.  Deoalclnirte  Knochen -Brainageröh- 
ren;  von  Shirley  Deakin.  (Lancet  U.  18; 
Oct.  p.  692.  1880.) 

Vf.  empfiehlt  nach  Dr.  Neuber's  Vorgang 
folgendes  Verfahren.  Man  legt  durch  Kochen  von 
den  Weichtheilen  befreite  lange  Röhrenknochen  von 
Hühnern  und  andern  Vögeln  10  Std.  lang  in  eine 
Mischung  von  1  Th.  Salzsäure  auf  2  Th.  Wasser, 
schneidet,  nachdem  sie  genügend  weich  und  biegsam 
geworden  sind,  die  Elndstücke  mit  einer  Seheere 
weg,  glättet  sie  innen  mit  einem  starken  Draht  oder 
einer  Rattenschwanzfeile  und  kocht  sie  dann  in  einer 
öproc.  Carbolsäurelösung,  welcher  Vf.  etwas  Borax 
zuzusetzen  räth ;  in  derselben  Lösung  hat  die  Auf- 
bewahrung zu  geschehen.    Die  Enochenenden  vor 


dem  Decalciniren  mit  einer  Enochenzange  wegza- 
nehmen,  widerräth  Vf.,  weil  dadurch  leicht  em  Zer- 
springen des  Knochens  veranlasst  wird.  Durch  za 
langes  Einweichen  der  Enochen  inSalzsimre  wwdeD 
ihre  Wandungen  zu  schwach  und  dann  in  der  Wände 
zu  leicht  zusammengedrückt.  (Schill.) 

543.  Ueber  Drainage  bei  allgem^em 
Hydropa ;  von  Dr.  S  i  g  g  in  Andelfingen.  (Schwdi. 
Con-.-Bl.  IX.  10.  1879.) 

Bekanntlich  pflegt  man  bei  Wassersucht  aus  den 
verschiedensten  Ursachen  mit  gutem  Erfolge  durch 
Nadel-  oder  Lancettstiche  in  die  äussere  Haut  der 
untern  Extremitäten  die  Flüssigkeit  zn  entleereo. 
Dieses  Verfahren  hat  jedoch,  abgesehen  von  der  be- 
ständigen Durchnässung  und  dem  dadurch  hervor- 
gerufenen Eältegefbhl ,  den  Uebelstnid ,  dass  «idi 
um  die  Stichöffnungen  nur  zu  leicht  die  Symptome 
der  Wundinfektion  entwickeln. 

Um  nun  diesen  Nachtheil  zu  veriiüten ,  eisano 
Vf.  folgendes  Verfahren ,  zn  dem  die  Beobaehtmig 
Volkmann 's,  dass  desinficirte  Gegenstände  unter 
dem  Einflüsse  des  List  er 'sehen  Ver&hr^is  lange 
Zeit  in  Wunden  ohne  Nachtheil  liegen  können,  den 
ersten  Anlass  gab,  und. das  von  ihm  in  4  Fällen  mit 
bestem  Erfolge  angewendet  worden  ist. 

Der  von  S.  benutzte  Apparat  besteht  aus  einer 
neusilbernen  gebogenen Eanüle  von  9.5  Ctmtr.LSoge 
und  1.5  Mmtr.  Dicke,  die,  vom  in  eine  maanve 
Lancettspitze  endend,  am  Griffende  eine  kleine,  um 
das  Lumen  angelöthete  Olive  zur  Befestigung  des 
Eautschukschlanchs  hat  und  in  deren  Mitte  sieh 
6 — 8  kleine  seitliche  Oefihungen  befinden.  Die 
Lancettspitze  wird  durch  einen  Spitzendecker,  den 
ein  Querriegelchen  hält,  gesichert.  In  dieEaofile 
passt  ein  Obturator  aus  Stahl,  welcher  hinten  in  ein 
hölzernes  oder  metallenes  geripptes  Heft  ausläuft. 
Ein  etwas  dickwandiger  Eantschuksohlanch  voo 
2—3  Mmtr.  Lumen,  60—80  Gtmtr.  Länge,  tf 
dessen  einem  Ende  ein  kleiner  Hahn  von  Ituir 
kautschuk  angebracht  ist  und  in  den  man  noch  zwei 
Glasröhrchen  etwa  8  Otmtr.  von  jedem  Ende  ab  ein- 
schalten kann.  (Den  Apparat  verfertigt  der  Instm- 
mentenmacher  Grieshaber  in  Schafthausen  in  der 
angegebenen  nnd  in  einer  etwas  kleinem  Grösse.) 

Bei  der  Applikation  desselben  Appar.  wird  nieh 
sorgftltiger  Reinigung  der  Haut  u.  Auflegung  dnes 
entsprechend  grossen,  im  Rechteck  gefalteten  Stfieks 
Silk  protectiv  auf  dieselbe  duroh  beide  unter  Spny 
die  mit  dem  Obturator  versehene  Eanüle  in  der 
Richtung  der  Achse  der  Extremität  von  unten  osch 
oben  ein-  nnd  ca.  4 — 5  Ctmtr.  weiter  oben  wieder 
ausgeführt.  Hierauf  setst  man  auf  die  Lancettspitie 
den  Spitzendecker,  schiebt  behu&Fixirmig  das  Quer- 
riegelchen  durch  u.  zieht  den  Obturator  ans  der  Ka- 
nüle, dieselbe  am  Olivenende  haltend,  weil  sie,  wegen 
ihrer  Durchlöcherung  sehr  schwach ,  leicht  gerade 
gestreckt,  d.  h.  geknickt  n.  so  ihre  spätere  Enfferomig 
erschwert  wird.  Nach  der  Wegnahme  des  Obtontar 
flieast  die  hydropische  Flüari^eit  aofcHrt  ab  oid  ffl» 


VI.    Ohimiigiey  Ophiludmologie  n.  Otiatrik. 


179 


wild  der  biaher  in  Garbolwaaser  gelegene,  jetast  mit 
einer  schwachen  CarboIlOsong  oder  Salicylwasser 
angefilllte  Eantschackflohlaach  vermittelst  Schieben 
Aber  dieselbe  und  AnnAhens  mit  deainficirter  Seide 
iD  der  Olive  befestigt     Nachdem  man  sich  durch 
Oeffiien  des  Hahns,  sowie  besonders  durch  die  eia- 
gesehalteten  OlasrOhrchen  Oewissheit  von  der  Durch- 
giogigkeit  des  Sohlauchs  verschafft  hat,  umgiebt 
man  die  Eanflle  und  den  Anfang  des  Schlauches 
nmlehst  mit  Mullgaze  und  Salicylwatte,  dann  mit 
intisept.  Gaze  und  Maddntosh  und  befestigt  das 
Ganze  mittels  einer  stark  appretirten  Gazebinde. 
Die  betr.  EbLtremität  wird  am  besten  auf  ein  Spreu- 
kissen  gelagert  und  der  Schlauch  über  den  Bettrand 
in  ein  Gefi&ss,  welches  die  Flflssigkeit  aufi&ngt,  ge- 
leitet   Der  Schlauch  ist  sorgftltig  vor  Einknickun- 
gen  zu  schtttzen,  der  Kr.  braucht  jedoch  bei  diesem 
Veibande  nicht  immer  das  Bett  zu  hflten.    Derselbe 
rnoss  nach  einigen  Tagen,  da  die  Extremit&t  durch 
daa  Aussickern  der  Flflssigkeit  an  Umfang  einbüsst, 
eroenert,  oder  wenigstens  verbessert  werden.     Bei 
dieser  Gelegenheit  empfiehlt  es  sich  auch,  dieEanttle 
mit  emem  dünnen  Draht  zu  reinigen  u.  den  Schlauch 
durch  einen  neuen  zu  ersetzen.     Dagegen  kann  der 
Drainage-Apparat  ohne  Nachtheil   8  Tage  liegen 
bleiben.    In   den  ersten  Tagen  hat  der  Schlauch 
weiter  keinen  Zweck,  als  die  durch  die  Kanüle  aus- 
getriebene Flüssigkeit  abzuleiten,  später  kommt  auch 
seine  saugende  —  Heber  —  Wirkung  zur  Geltung. 
Den  gemachten  Beobachtungen  zufolge  fliessen 
anf  diesem  Wege  in  den  ersten  24  Std.  3 — 5  Liter, 
am  2.  bis  5.  Tage  je  2 — 2.5  Liter  und  am  6.  und 
7*  Tage  je  1.6 — 1  Liter  Flüssigkeit  ab.    Schon  am 
2.  Tage  fflhlen  die  Kranken  einen  bedeutenden  Nach- 
läse der  Dyspnoe  und  am  4.  Tage  und  später  er- 
seheint sogar  das  Gefühl  von  Leere  und  Hinfilllig- 
kdt,  eine  Art  von  CoUapsus,  gegen  welchen  Wein 
nnd  starker  Kaffee  die  besten  Dienste  leisten.   Viel- 
leicht, meint  schlüsslich  S.,  lässt  unter  diesen  Be- 
dingungen auch  der  Gebrauch  diuretischer  Mittel 
noch  einen  Erfolg  erwarten.         (Pauli,  Cöln.) 

544.  Heber  Iridotomie;  von  Prof.  v.  Has- 
ner.  (Prag.  Ztschr.  f.  Heilk.  IL  2  u.  3.  p.  107. 

1881.) 

Die  mit  dem  Namen  Iridotomie  bezeichnete  Ope- 
ration ist  bekanntlich  die  iUteste  der  an  der  Iris  aus- 
geführten  Operationen.  Sie  wurde  1728  von  Che- 
selden  eingeführt.  Anfangs  dieses  Jahrhunderts 
wurde  sie  durch  die  Iridektomie  nach  und  nach  voU- 
Bttndig  verdrängt  Bei  Pupillenenge  wurde  die  Iri- 
dotomie 1865  von  V.  Hasner  wieder  empfohlen, 
^  der  Rigor  des  Sphinkter  der  Iridektomie  techni- 
sche Schwierigkeiten  entgegensetzt.  Sie  ist  dann 
weiterhin  bei  Pupillensperre  nach  Linsenverlust 
durch  V.  Wecker  mehr  und  mehr  in  Aufnahme  ge- 
komm^,  worüber  auch  in  unsern  Jahrbb.  wiederholt 
berichtet  worden  ist.  Nach  v.  Hasner  erscheint 
es  nunmehr  an  der  Zeit,  sie  wieder  in  ihr  Recht  bei 
der  gewöhnlichen  Staaroperation  einzusetzen  und  so- 


mit zwar  die  Vortheile  der  Iridektomie,  nämlich  das 
leichtere  Durchschlüpfen  der  Linse,  beizubehalten, 
aber  die  Nachtheile  der  letztem  (Blendung  durch 
das  Kolobom)  zu  vermeiden.  Der  Iriseinschnitt  soll 
nur  nach  oben  erfolgen ;  es  setzt  diese  voraus,  dass 
der  Extraktionsschnitt  nach  unten  in  die  Comeo- 
skleralgrenze  verlegt  wird.  Die  Scheere  wird  mit 
geschlossenen  Branchen  durch  die  Comealwunde 
eingeführt,  sobald  ihre  Spitzen  an  die  Pupille  gelangt 
sind,  öffnet  man  die  Branchen  so  weit,  dass  man  das 
eine  Blatt  hinter  die  Iris  schieben  kann.  Hierauf 
durchschneidet  man  die  Sphinkterportion  mit  einem 
einzigen  Soheerenschlage.  (G  e  i  s  s  1  e  r.) 

546.  Amaurose  in  Folge  eines  Aderlasses; 
von  M.  Landesberg.  (Philadelph.  med.  Bullet. 
IIL  7;  Juli  1881.1) 

Von  dem  vielfach  noch  unaufgeklärten  Eintre- 
ten von  Erblindung  nach  Blutverlusten  liefert  die 
nachstehende  Beobachtung  ein  neues  Beispiel. 

Eine  37Jäbr.  Frau,  welche  über  asthenopische  Be- 
schwerden bereits  geklagt  hatte  und  etwas  bleich  aussah, 
hatte  wider  den  ausdrfickUohen  ärztUohen  Bath  sich  we- 
gen öfteren  ^ Alpdrückens''  einen  Aderlass  machen  lassen. 
Es  waren  eines  Abends  2  Kaffetassen  voll  Blut  entzogen 
worden.  Die  daranf  folgende  Nacht  war  schlechter,  als 
Je  eine  frfihere.  Die  Pat.  stand  am  andern  Morgen  sehr 
matt  und  mit  Kopfweh  anf,  Nachmittags  Lichtflammen  u. 
dunkle  Flecke  im  Sehfelde;  am  zweiten  Morgen  Ver- 
dunkelung des  Sehvermögens,  die  im  Laufe  des  Tages 
noch  weiter  zanahm.  Dabei  Kopfschmerz,  Schwindel 
und  Ohrensausen,  Schmerz  bei  der  Perkussion  des 
Kopfes;  der  Sehnerveneintritt  am  rechten  Auge  war 
etwas  hyperämisoh  und  verschleiert,  am  linken,  sehschwä- 
cheren A.  bestand  deutliche  ödematöse  Schwellung.  In 
Erinnerung  an  eine  frfihere  Erfahrung,  wo  die  Einreibung 
Yon  Jodoform  bei  akuter  Neuritis  optici  in  Folge  einer 
Metrorrhagie  von  ersichtlichem  Nutzen  war  (Jahrbb. 
CLXXXIU.  p.  281),  Hess  Vf.  Abends  den  Nacken,  die 
Gegend  der  Warzenfortsätze,  Stirn  nnd  Schläfe,  die  inne- 
ren Lendenflächen  nnd  die  seitlichen  Partien  des  Thorax 
mit  Jodoformsalbe  (1 : 8  Th.  Vaselin)  einreiben  und  mit 
einem  in  Oel  getränkten  Leinwandstuck  bedecken.  Am 
andern  Morgen  Abwaschen  mit  warmem  Seifenwasser  u. 
frische  Einreibung.  Innerlich  Jodoform  in  PiUenform, 
4mal  tägl.  Je  12  Ctgramm.  Indessen  machte  am  linken  Auge 
der  Process  seinen  Fortschritt  in  unaufhaltsamer  Weise : 
die  ganze  Netzhaut  wurde  ödematös,  grosse  Ekchymosen 
traten  auf  und  nach  3  Tagen  (5  Tage  nach  dem  Aderlass) 
vernichtete  ein  Bluterguss  in  den  Glaskörper  das  Seh- 
vermögen vollständig.  Der  Jodoformgebranch  war  be- 
reits früher  sistirt  worden.  Am  rechten  Auge  wurde  da- 
gegen keine  Verschlimmerung  wahrgenommen,  die  leichte 
Verschleierung  des  Sehnerven  bildete  sich  allmälig  zurück 
und  das  Auge  erhielt  sein  früheres  Sehvermögen  vollstän- 
dig wieder.  (Q  e  i  s  s  1  e  r.) 

546.  Beitrage  sur  Lehre  vom  Zusammen- 
hang  von  Hirn-  und  Aiigenaffekticmen ;  von 
Dr.  A.  Nieden  in  Bochum.  (Arcli.  f.Alikde.  X. 4. 
p.  603.  1881.) 

Vf.   thdlt  vier  Beobachtungen,  die  an  dieser 

Stelle  nur  kurz  skizzirt  werden  können,  mit. 

1)  EntwieUnag  eines  Pihrottnrkom  der  rechten 
Groashimhemlsphäre  (anscheinend  in  Folge  einee  Tran- 


0  Ffir  direkte  Zusendung  dieser  und  verschiedener 
anderer  Mittheilnngen  verbindlichsten  Dank.     G. 


180 


VII.    StaatsanBDfiikimde. 


ma)  bei  einem  Jagendliclien  Arbeiter.  ZunSofast  ent- 
wickelte sich  Occipitalneoralgie ,  die  periodisch  auftrat 
nnd  mit  Erbrechen  verbonden  war,  ca.  4  Monate  später 
Beginn  der  Sehstömng  (Stauungspapille  beiderseits  mit 
raschem  Uebergang  in  Atrophie),  spater  epileptiforme 
AnflUle,  dann  L&hmungserscheinungen.  Der  Tod  erfolgte 
ca.  2V4  Jahr  nach  der  Verletzung.  Als  Ursache  der  (}e- 
schwulstbildung  wurde  ein  in  der  Gegend  der  Parietal- 
Frontalsutur  rechterseits  von  der  Lamina  vitrea  des 
Schädels  abgelöstes  Knochenfragment  nachgewiesen,  wel- 
ches die  Dura-mater  vor  sich  heigedrängt  und  sie  in  die 
Grosshimhemisphäre  trichterförmig  vorgeschoben  hatte. 
Die  Neubildung  befand  sich  im  Bereiche  dieser  Stelle. 

2)  Oliosarkom  der  Brficke  und  der  Medulla  oblon- 
gata  rechterseits  bei  ehiem  Sdjähr.  Manne,  der  5  Jahr  lang 
als  Zuckersieder  beschäftigt  gewesen.  Zuerst  war  derM. 
rect.  extern,  des  rechten  Auges  gelähmt,  hierauf  folgte 
ein  Erysipel,  nach  diesem  unter  Kopfweh  Lähmung  des 
M.  rect.  intern,  des  linken  Auges,  darauf  wurde  der  linke 
Arm  und  das  linke  Bein  schwach,  femer  wurde  der  rechte 
N.  facialis  gelähmt,  ebenso  der  rechte  HSmerv.  Von  den 
Augenmuskeln  wurden  femer  noch  beide  Mm.  obliqui  am 
rechten  und  der  untere  und  obere  M.  rectus  am  linken 
Auge  gelähmt ,  während  der  M.  obliq.  Inf.  des  letztem 
nur  leicht  paretisch  war.  Die  Levatores  des  obem  Lides 
waren  nicht  afflcirt.  Der  Augenspiegel  zeigte  beiderseits 
massige  Schwellung  der  Papille.  Da  zuletzt  auch  der 
Hypoglossus  gelähmt  wurde,  wurde  der  Tod  durch  die 
Inanition  beschleunigt.  Interessant  ist  besonders,  dass 
die  Lage  der  Geschwulst  den  eigentlichen  Kem  der  Nu. 
oculomot.  freigelassen  hatte. 

3)  Entartung  der  rechten  Hemisphäre  des  Kleinhirns 
zu  einer  hühnereigrossen  Cyste  bei  einem  ISJähr.  Aufwärter 
eines  Segelschiffes.  Die  Sjrankheitserscheinungen  hatten 
nur  in  heftigem  Schwindel  bestanden,  der  zuletzt  das  Ge- 
hen und  Stehen  unmöglich  machte.  Es  überwog  die 
Neigung,  beim  Gange  nach  links  abzuweichen  und  beim 
Stehen  nach  links  zu  schwanken.  Beide  Papillen ,  na- 
mentlich die  linke,  zeigten  Schwellung.  Der  Tod  erfolgte 
unerwartet  und  plötzlich  wenige  Tage  nach  der  Aufhahme 
im  Spital  in  einem  Anfall  von  Starrkrampf.  Ausser  der 
genannten  Cyste  war  noch  eine  (angeblich  seit  früher 
Jugend  bestehende)  Hyperostose  des  rechten  Stimbeins 
vorhanden. 

4)  Fall  von  progressiver  Paralyse  mit  Schwund  des 
rechten  Hinterhauptlappens  des  Grosshiras.  Doppehieitige 
Myosis,  sowie  Atrophie  des  linken  Sehnerven  bildeten 
die  frühesten  Symptome.  Darauf  folgte  Sehschwäche 
des  rechten  Auges,  welche  letztere  nach  1  Jahr  zu  voll- 
kommener Amaurose  führte.  Der  Pat.  war  dabei  kräf- 
tiger und  stärker  geworden,  fügte  sich  mit  auffälligem 
Stoicismus  in  sein  Schicksal  und  baute  Luftschlösser  für 
die  Zukunft.  An  dieses  psychische  Gebahren  schloss  sich 
allmälig  Höhenwahn  und  grosse  Reizbarkeit.  Der  Tod 
erfolgte  ca.  27«  Jahr  nach  dem  Eintritt  der  vollständigen 
Erblindung,  fast  6  Jahr  nach  dem  Eintritt  der  Seh- 
schwäche am  rechten  Auge,  während  die  Erblindung  am 
linken  und  die  Myosis,  weil  von  dem  Pat.  selbst  gar  nicht 
bemerkt,  noch  in  unbestimmbarer  Weise  weiter  zurück- 
lagen. (Gel  SS  1er.) 

547.    Zur  Anwendung   der  Hassage   des 

Auges  bei  ganz  firisehen  Fällen  von  Episkle- 

ritis;  von  Dr.  Pedraglia  in  Hamburg.  (Centr.- 

Bl.  f.  prakt.  Ahkde.  V.  April  1881.) 


Vf.  venmchte,  indessen  ohne  die  Anwendmig  der 
gelben  Prädpitatsalbe,  die  Massage  bei  2Er.y  welche 
am  ftnssem  Theile  des  Bolbos  eine  aiiagesprodieiie, 
nmschriebeneRöthe  der  Episklera  ohne  jede  Spur  emer  1 
Postel  oder  einer  Homhanterkrankong  zeigteo«  Nach  ' 
4maliger,  jeden  2.  Tag  vorgenommener  Massage  wir 
die  Injektion  fast  versohwnnden  and  das  uiange- 
nehme  Drackgeftthl  hatte  anfgehllrt     (6  e  i  s  s  1  e  r.) 

548.  Ueber  Anwendung  der  Henrendsh- 
nung  auf  die  Augen -Chirurgie;  von  IM.  L 
V.  Weeker.  (Ann.  d'Oenl.  LXXXV.  [12.Sfr.  V.] 
3  et  4.  p.  134.  Mars— Avril  1881.  i) 

y.  Wecker  ging  bei  seinen  Versachen,  im 
Sehnerv  zu  dehnen,  von  folgenden  Erwägungen  ans. 

Die  Tiefe  der  Orbita  beträgt  beim  Erwachsenen  : 
43  Mmtr.y  der  Sehnerv  hat  eine  Länge  von  28—29  I 
Mmtr  und  die  Augenachse  beträgt   24  Millimeter,  j 
Die  vordere  Spitze  der  Hornhaut  kann  aber  im  Ver-  | 
hältniss  zu  einer  senkrecht  durch  die  Oeffhung  der 
Hornhaut  gelegten  Ebene  bis  1  Ctmtr.  vor  oder  hinter 
der  letztem  liegen.  Fällt  diese  Ebene  mit  der  Spitie 
der  Hornhaut  zusammen  y  so  bleibt  fbr  den  Sehnerv 
eine  EzcursionsmOglichkeit  von  1  Ctmtr.,  diese  steigt 
um  Vt  Otmtr.,  wenn  der  Bulbus  um  eben  soviel 
tiefer,   wird  aber  um    ^/^  Ctmtr.   geringer,  weim 
er  um  eben  so  viel  weiter  nach  vom  steht.    Diese 
Maasse  sind  natttrlich  nur  als  annähernd  richtig  in 
bezeichnen. 

Um  den  Nerv  zu  dehnen,  verfuhr  v.  W.  folgen- 
dermaassen.  Er  löste  am  innera  Umfange  die  Binde- 
haut in  ausgiebiger  Weise  ab,  präparirte  den  innem 
geraden  Augenmuskel  sorgfältig  los  und  zog  doreh 
seine  Sehne  einen  Faden.  Hierauf  machte  er  dnrch 
Lösung  der  TenonVhen  Kapsel  und  des  Orbitii- 
gewebes  den  Sehnerven  frei,  um  ihn  mit  einem  Ster- 
ken Schielhaken  umgreifen  zu  können.  Während  nu 
der  Assistent  den  Bulbus  mit  der  Fixirpinoette  nach 
aussen  wendete,  zog  er  den  Nerven  so  weit  nieli 
vom,  um  ihn  nut  dem  Finger  leicht  berflhren  nnd 
seine  Einsenkung  in  den  Bulbus  tibersehen  zu  kdn- 
nen.  Hierauf  wurde  der  Haken  herausgenommen, 
der  getrennte  Muskel  wieder  vernäht  und  ein  anti- 
septischer  Verband  angelegt 

Welche  Indikationen  zu  diesem  Eingriff  bereeh- 
tigen ,  stellt  v.  W.  der  weitem  Forschung  anheim. 
Bisher  hat  er  seine  Versuche  nur  an  amaurotiflofaeD 
Bulbis  genoacht,  um  zu  beobachten,  ob  etwaige  Plioi- 
opsien  oder  Schmerzen  nach  der  Dehnung  ver- 
schwinden. Es  ist  nicht  angegeben,  ob  diese  Ab- 
sicht erreicht  wurde.  (G  e  i  s  s  1  e  r.) 


VII.    Staatsarzneikunde. 


549.    Dreiaehnjäbrige    Erfahrungen    des 
geriohtlioh-medioinisohen  Instltats  in  Frag 

(1866—1878);  von  Dr.  Wenzel  Belohradsky. 
(Ztschr.  f.  Hdlk.  I.  1.  2.  3  u.  4.  p.  25.  179.  230. 
1880.) 


Nachdem  Vf.  dargelegt  hat ,  dass  eine  woUge- 
führte  Casuistik  gerade  fflr  die  gerichtliche  Hedidn 
von  grösstem  Werthe  sei,  theilt  er  das  ihm  zu  Gebote 


0  Besten  Dank  für  den  Separat-Abdraok.   0. 


Vn.    Staat8a7ZB6ikimde. 


181 


stehende  Material  von  1899  gerichtlichen  Leichen- 
Botersachimgen  nnd  3  Untersachungen  exhnmirter 
Leichen  in :  82  Fftlle  von  Mord  n.  Todtschlag,  606 
Selbeimorde,  504  Fälle  gewaltsamen  Todes  durch 
Tenmgltickimg,  512  F.  plötzlichen  Todes,  175  Unter- 
gaehnngen  von  Nengebornen  ein.  Ein  allgem.  Theil 
behandelt  allgem.  Verhältnisse^  wie  Alter,  Geschlecht 
und  Stand  derObdadrten,  Zeit,  Ort,  nähere  Gelegen- 
heitsarsachen, Hänfigkeit  n.  s.  w. ,  ein  zweiter  spe- 
deller  TheU  die  zusammengehörigen  Fälle. 

Mord  und  Todtschlag  fanden  in  Prag  in 
82  fallen,  and  zwar  an  58  Männern  u.  24  Weibern 
gtatt,  d.  i.  auf  100000  =  2.6.  In  ganz  Böhmen, 
wo  sich  die  Zahl  auf  1094  belief,  war  das  Verhält- 
Diffl  2.1  zn  100000  Einwohnern.  Da  vor  50  Jah- 
ren auf  100000  Einw.  nur  1.1  Mord  u.  Todtschlag 
Toxkamen ,  so  haben  diese  Verbrechen  beträchtlich 
zugenommen.  Das  Weib  geht  seltener  als  der  Mann 
dnch  Mord  und  Todtschlag  zu  Grunde,  besonders 
adten  durch  Todtschlag,  wodurch  neben  37  Männern 
nnr  3  Weiber  geopfert  wurden ,  also  etwa  der  13. 
Thdl. 

Was  die  Todesarien  betrifft,  so  kamen  bei  Mord, 
neben  Vergiftung  und  Schnittwunden,  Schusswnnden 
ttberwiegend  häufig  vor,  während  Hieb-  und  Stich- 
wnnden  bei  Todtschlag  vorwalten.  Die  82  Fälle  von 
Mord  und  Todtschlag  sind  von  72Thätem  (66  Män- 
nern und  6  Weibern)  begangen  worden ;  davon  er- 
mordeten 32  Individuen  42  Personen,  der  Todtschlag 
erfolgte  an  40  Personen  durch  40  Individuen  (39  M., 
1  W.).  Im  Mord  verhielten  sich  Mann  und  Weib 
gegen  beide  Geschlechter  gleichmässig,  den  Todt- 
schlag fibte  nur  Mann  gegen  Mann  aus ,  das  Weib 
bevorzugte  Gift  bei  Mord.  In  8  Fällen  (6  M.,  2  W.) 
kamen  Selbstentleibungen  nach  Mord  vor.  Nach 
Alter  und  Art  des  Todes  bei  Mord  und  Todtschlag, 
ioelos.  Kinder  über  1  Jahr  alt,  verunglückten  durch 
Mord  alle  Altersgruppen  in  gleicher  Höhe,  durch 
Todtschlag  besonders  Personen  zwischen  20  und  40 
Jahren.  Weiber  traten  als  Thäter  bei  Mord  blos 
zwischen  dem  20.  u.  40.  J.  auf.  Gift  wurde  beson- 
ders vom  höhern  Alter  gegen  das  jüngere  gewählt. 
Bd  Mord  verunglückten  alle  Klassen  der  Bevölkerung 
ziemlich  gleichmässig,  bei  Todtschlag  kamen  fast 
nur  die  Gruppen  der  Gewerbsarbeiter  und  der  Be- 
diensteten in  Betracht.  Giftmorde  betrafen  vorzugs- 
weise Kinder  unter  14  Jahren.  Durch  Mord  ver- 
nnglfickten  anfbllend  viele  verheirathete  Weiber,  bei 
Mord  trat  der  verheirathete,  bei  Todtschlag  der  le- 
dige Stand  in  den  Vordergrund.  Nach  Monaten  fiel 
die  Hehrzahl  der  Morde  in  den  März,  derTodtschläge 
in  den  November,  nach  Wochentagen  auf  den  Sonn- 
tag,,4aich  der  Tageszeit  auf  den  Abend  n.  die  Nacht. 
Die  meisten  Morde  wurden  in  der  Wohnung  des  Ver- 
unglückten, die  meisten  Todtschläge  im  Gasthanse 
▼ertbi  Mord  kam  am  häufigsten  unter  Verwandten, 
sodann  unter  Liebenden ,  danach  zwischen  Gläubi- 
ger und  Schuldner  vor,  der  Todtschlag  meist  unter 
Fremden;  Gift,  Schuss,  Schnitt,  Würgen  benutzen 
bes.  Verwandte.    Als  Motive  zum  Mord  fignriren 


Geschlechtsneigung,  Habsucht,  Rachsucht,  zum  Todt- 
schlag momentane  Exaltation. 

Selbstmord,  Vfs.  Tabelle  bietet  auf  die 
Jahre  1866—1875  in  ganz  Böhmen  6220  Selbst- 
morde, in  Prag  allein  416  dar;  in  den  3  Jahren 
aber,  1876—78,  190;  ungefähr  ein  Viertel  davon 
beim  weibl.  Geschlecht  (28%).  In  Prag  war  der 
Selbstmord  2.2mal  häufiger  als  auf  dem  flachen 
Lande.  Die  Wahl  des  Mittels  zum  Selbstmord  wird 
durch  die  Zeit  beeinflusst ;  vor  50  Jahren  wurde 
Erhängen ,  in  neuerer  Zeit  werden  chemische  Gifte 
bevorzugt;  nnter  den  letztern  Cyankalium.  Die 
Selbst- Vergiftungen  haben  seit  50  Jähen  um  mehr 
als  das  Vierfache  zugenommen.  Neuerer  Zeit  stehen 
Erhängen  u.  Erschiessen  sich  ziemlich  gleich  (21%); 
in  3.  Linie  als  gleich  häufig  mit  etwa  20%  Er- 
tränken und  Erschiessen ;  mehr  vereinzelt  kommen 
vor  Schnitt,  Stich,  Sturz,  üeberfahren,  Verbrühung. 
Das  Weib  wählte  in  55%  Gift,  in  26.7o/o  Erträn- 
ken, in  10^1 0  Erhängen.  Von  doppelten  Selbstmord- 
mitteln ,  z.  B.  Schwefelsäure  und  Erhängen,  Schnitt 
und  Erschiessen,  Phosphor  und  Arsenik  u.  s.  w. 
machten  14  Personen,  darunter  nur  4  Weiber,  Ge- 
brauch. 

Die  niedrigste  Selbstmordfrequenz  fiel  in  die 
Jahre  zwischen  15  u.  20,  die  höchste  zwischen  20 
und  30 ;  der  Schluss,  dass  der  Selbstmord  mit  dem 
hohem  Alter  zunehme,  ist  falsch.  In  der  Wahl  des 
Mittels  waren  die  verschiedenen  Lebensalter  ver- 
schieden ,  das  jugendliche  Alter  wählte  vornehmlich 
Strick  und  Gift,  das  spätere  bot  die  grösste  Mannig- 
faltigkeit. Der  jüngste  Selbstmörder  war  ein  12jähr. 
Tischlerssohn,  der  sich  erhängte,  der  älteste  tödtete 
sich  mit  93  Jahren  durch  Sturz,  die  älteste  mit  82 
Jahren  durch  das  Messer. 

Als  Gifte  wurden  am  häufigsten  Blausäureprä- 
parate, Phosphor,  Schwefelsäure,  Arsenik,  selten 
Opium  gebraucht. 

Die  besitzende  Klasse  und  der  geistliche  Stand 
disponirten  am  wenigsten  zum  Selbstmord,  mehr 
Bedienstete,  Gewerbsarbeiter,  Kauf leute ;  am  meisten 
die  geistig  beschäftigten  Beamten,  Rechtsanwälte, 
Aerzte  nnd  Apotheker,  ja  selbst  Studenten.  Ehe- 
losigkeit u.  Witwenstand  disponiren  mehr  zum  Selbst- 
mord als  Ehestand,  besonders  verheirathete  Weiber 
begingen  verhältnissmäsaig  sehr  selten  Selbstmord. 

Zeit  Die  grösste  Selbßtmordsfrequenz  fiel  in 
den  Mai ,  vor  50  Jahren  in  den  Juli ,  sonach  in  die 
heisse  Jahreszeit,  während  das  Minimum  für  den 
Winter  zu  verzeichnen  war.  Die  Differenz  betrug 
17.6%,  während  Krombholz  28.6%  fand.  Ein 
besonderer  Monat  zeigte  keine  Prävalenz.  Was  die 
einzelnen  Wochentage  anlangte,  stand  der  Donners- 
tag an  der  Spitze,  u.  die  Zeit  zwischen  Untergang  nnd 
Aufgang  der  Sonne  war  dem  Selbstmord  am  günstig- 
sten. In  diese  Zeit  fiel  auch  hauptsächlich  die  Wahl 
umständlicher  Mittel,  wie  Strick,  Schusswaffe  u.  s.  w., 
während  Gift,  das  unvermerkt  genommen  werden 
kann,  bereits  Nachmittags  nnd  Abends  znm  Selbst- 
mord am  häufigsten  benutzt  wurde. 


182 


va 


Ort  SelbBtmörder  gaben  im  Allgemeinen  der 
eigenen  Wohnnng  den  Vorzag,  besonders  die  grosse 
Mehrzahl  derer,  die  Gift  nahmen.  Aber  aneh  öffent- 
liehe  Gärten ,  Bäder,  Gasthäuser  waren  oft  Sehaa- 
plitze  von  Selbstmord. 

Die  Motive  des  Selbstmords  hat  Vf.  ftir  Prag 
nicht  einmal  in  der  Hälfte  der  Fälle  ermitteln  kÖn< 
nen ;  anglückliche  Liebe,  zerrüttete  Finanzen,  Furcht 
vor  Strafe,  Melancholie  kamen  am  häufigsten  vor ; 
23  Selbstmörderinnen  waren  schwanger. 

Durch  Zufall  Verunglückte, 

Im  Prager  ger.-med.  Institut  sind  in  den  10  J. 
(1866—1876)  311  Verunglückte  eingebracht  wor- 
den, dem  gegenüber  standen  in  ganz  Böhmen  13082 
UnglflcksfUle.  In  den  folgenden  3  Jahren  war  die 
Zahl  jener  auf  400  gestiegen«  Durch  Sturz  u.  Fall 
verunglückten  111,  durch  Wunden  91,  durch  Ueber- 
fahrenwerden  87,  Versehütten  68,  Ertrinken  46, 
Verbrennung  63.  Unter  den  Giften  (37)  war 
Kohlendampf  die  häufigste  Todesursache.  Ueber- 
haupt  verunglückten  £ast  4mal  so  viel  Männer  als 
Weiber  (400:124).  Die  meisten  Menschen  ver- 
unglücken zwischen  20  u.  40 Jahren;  Knaben  öfter 
durch  Fall,  Mädchen  durch  Verbrennung.  Der  Be- 
schäftigung nach  verunglücken  besonders  !viele  Hand- 
arbeiter, sehr  wenige  Gelehrte ;  der  Häufigkeit  nach 
flbennegt  die  wärmere  Jahreszeit  die  kältere  um 
8.8<^/o,  wie  denn  auch  von  Mai  bis  Juli  besonders 
häufig  Ertrinken  vorkommt;  während  des  Tages  sind 
mehr  ünfilUe  verzeichnet  als  während  der  Nacht. 
Männer  verunglücken  mehr  ausserhalb,  Weiber  mehr 
innerhalb  ihrer  Wohnnng  u.  Arbeitsstelle.  Der  Un- 
glücksfall ist  das  Resultat  von  Nachlässigkeit  oder 
der  Macht  der  Elemente ;  gegen  beide  sind  gesetz- 
liehe Vorkehrungen  gerichtet,  die  aber  oft  im  Ein- 
zelfalle nicht  ansreidien.  So  werden  beim  raschen 
Bau  von  Häusern  und  Eisenbahnen  die  zum  Behufe 
der  Sicherung  des  Lebens  gesetzlich  vorgeschriebe- 
nen Vorkehrungen  ausser  Acht  gelassen,  Wamungs- 
zeichen  und  -Tafeln  beim  Bau  von  Kellern  und  Grä- 
ben fehlen  und  mit  Ausrede  oder  kleiner  Geldent- 
sdiädigung  wird  der  Unfall  meist  in  der  Stille  be- 
graben. Ein  weiteres  Beispiel  liefert  die  Aufisicbt 
über  Kinder.  Die  Tagelöhner  schliessen  ihre  Kin- 
der eio,|  um  ihr  Verunglücken  im  Freien  zu  verhü- 
ten ;  die  Vorsicht  wird  illusorisch,  denn  die  Kinder 
verunglücken  trotzdem  durch  Sturz  aus  dem  Fenster, 
durch  Feuer  u.  s.  w.  Strafbar  dag^;en  sind  Dienst- 
boten, wenn  die  ihnen  zur  Obhut  anvertrauten  Kin- 
der durch  Mangel  au  Beaufsichtigung  zu  Schaden 
kommen.  Gegen  das  Steinwerfen  der  Strassenjugend 
sollte  die  Polizei  nachdrücklich  einschreiten.  Zahl- 
reich sind  die  „ökonomischen''  Vergiftungen:  Schwe- 
felsäure, Putzwässer,  Insektenpulver,  Rattengift, 
Cyankalium,  Quecksilberpräparate,  Arsenverbindun- 
geo  sind  täglich  in  den  Händen  vieler  Leute,  welche 
von  der  G^ahr,  mit  der  sie  umgehen,  oft  keine 
Kenntniss  haben  oder  durch  Gewohnheit  damit  so 
vertraut  werden,  dass  sie  die  gesetzlichen  Vorsohrif- 


ten  ausser  Augen  setzen.  Hat  man  doch  in  jüng- 
ster Zeit  Kälber  mit  Arsenik  geftittert,  um  sie  schnell 
kräftig  und  zum  Schlachten  geschickt  zu  machen. 
Der  Mensch  soll  also  Fleisch  von  Thieren  essen,  die 
an  chronischer  Vergiftung  gelitten  haben. 

(E.  Schmiedt.) 

550.  Mittheilungen  aus  der  gerlohtsänt- 
lichen  Praxis  ;  von  Dr.  Adloff  in  Schönebeck. 
(Vjhrschr.  f.  ger.  Med.  N.  F.  XXXIV.  1.  p.  25. 
Jan.  1881.) 

Tod  angeUich   in   Folge  von  Zflchtigung  von 

Seiten  eines  Lehrers. 

Einige  Tage  nach  dem  20.  Oct.  1880  war  die  lljakr. 
sehr  kränkliche  A.  M.  vom  Lehrer  mit  einem  Bobntoeke 
auf  Arm,  Racken  and  Kopf  geschlagen  und  nach  AassiRe 
der  Stiefmutter  in  die  rechte  Seite  getreten  worden,  lo 
dass  die  Stelle  blau  und  roth  ausgesehen  hatte.  Das  Bnd 
besachte  nach  4  Tagen  die  Schale  aaf  einen  Tag  wieder, 
masste  aber  von  da  an  zu  Hanse  bleiben  und  das  Bett 
hfiten.  Dr.  G.  hatte  es  schon  im  April  an  taberindöser 
Plenresie  mit  Leber^  and  Unterleibs-Affektlon  behandelt, 
derselbe  fand  nan  an  Kopf  und  Schaltern  blaurothe  Streik 
fen  and  Beolen,  kein  Zeichen  von  Misshandlang  ia  der 
rechten  Banohgegond,  wohl  aber  die  Lebergegend  stek 
aufgetrieben,  den  Leib  schmerzhaft;  die  rechte  Longe  in 
weiter  Verbreitang  zerstört  und  hektisches  Ftober.  Dia 
Kind  starb  nach  Verlauf  von  einigen  Wochen.  Man  fud 
bei  der  Sektion  (28.  Nov.)  ausser  den  als  SngillatioAei 
sich  ergebenden  kleinen  blan-  und  braanrothen  Steiles 
am  Oberkörper  und  Oberarm,  einen  markstUokgroaeei 
Blatergass  unter  der  KopfiMshwarte,  zwischen  den  blot- 
rothen  Hirnhäaten  und  dem  Gehirn  gallertartiges  Ex- 
sudat und  einen  EsslöiTol  voll  schwarzrdthlichen  Ezmdi- 
tes ;  dieCortikalsubstanz  war  fein  und  hochgradig  injieirtp 
die  Marksabstanz  blutleer.  Entsprechend  einer  bind- 
breiten  braanrothen  lederartigen  Stelle  auf  der  rechtes 
Brusthälfte  (spanische  Fliege)  war  im  Innern  der  obere 
und  mittlere  rechte  Lungenlappen  mit  der  Brostwand 
verwachsen,  daneben  enthielt  der  Brustraum  22  Esslöffel 
seröses,  mit  Fetzen  untermischtes  Exsudat;  beide Lnoges 
waren  tuberkulös  entartet,  in  der  rechten  eine  Vomiea, 
im  Herzbeutel  6,  in  der  Bauchhöhle  80  Esslöffei  Flnisic- 
keit,  Leber  enorm  gross,  gelblich,  mürbe,  anf  den  Vikt- 
men  zahlreiche  Tuberkel,  In  ihrem  Innern  Geschwüre. 

Das  Gutachten  der  Obdncenten  lautete  aof  Tod 
in  Folge  chronischer  Taberkoloae  mit  hinzogeMe- 
ner  akuter  rechtaseitigerPlenritiai  beschleanigt  doroh 
die  durch  die  Sugillationen  erwiesenen  Misshand- 
langen. 

Die  Tuberkulose,  welche  in  den  Langen  nod 
Dftrmen  Geschwtire,  im  Oehirn  Staaungseneheums- 
gen  bewirkt  hatte,  wtirde  an  sich  frflher  oder  später 
durch  Hektik  den  Tod  herbeigeführt  haben,  aber  das 
Kind  hatte  die  Schule  besuchen  können,  bis  an  des 
Tage,  wo  es  durch  die  angeblichen  Fnsstritte  uid 
die  Schläge  des  Lehrers  mit  dem  Rohrstocke  eine 
Misshandlang  erlitten  hatte.     Diese  kaon  sowohl 
durch  die  Gemflthsbewegung  als  durch  Steigeniiig 
der  gesammten  Nerventhätigkeit  des  an  sich  böchit 
schwachen  Kindes  die  tödtliche  Brustfellentsflndomg 
und  den  serösen  Erguss  in  die  Bauchhöhle  hervor- 
gerufen haben.     Denn,  obwohl  das  spanische  Bohr 
nur  Vs  Ctmtr.  dick  war,  so  hatten  die  damit  aiMgo- 
theiiten  Schläge  an  Kopf  und  Rumpf  SugiUate  hinter- 
lassen, welche  nach  4  Wochen  noch  sichtbar  varea. 


i 


VII.     Staatsarzneikaiide. 


183 


Dagegen  hielten  die  Obdneenien  nicht  ittr  erwie- 
sen^ da88  das  Kind  mit  den  Fassen  getreten  worden 
sei.  Denn  der  behandelnde  Arzt  Dr.  0.  hatte  vier 
Tage  nach  der  Misshandlang  keine  Spnr  von  Sngil- 
lationin  der  rechten  Bauchseite  gefanden,  ebenso- 
wenig sie  selbst,  und  doch  hätten  bei  der  erhöhten 
Yenositftt  des  ganzen  Systems  die  Sparen  einer  so 
gewaltsamen  Misshandiang  am  wenigsten  mangeln 
dorfen,  zamal  Sparen  der  darch  die  Stockschläge 
bewirkten  Sagiliationen  zar  Zeit  der  Sektion  deaUich 
nachweisbar  waren. 

Bei  gesanden,  kräftigen  Menschen  ist  der  Ver- 
ianf  der  oberflächlichen  Biatonterlaufangen  allerdings 
ein  anderer,  als  bei  schwächlichen  Individaen,  sonst 
wire  das  Fortbestehen  der  Flecken  am  Rücken  nnd  an 
den  Armen  nach  4  Wochen  in  so  frischer  Beschaffen- 
heit schwer  verständlich.  Nämlich  beim  gesanden 
Menschen  ändert  sich  die  rothe  Farbe  nach  4 — 5  Ta- 
gen ins  Bläuliche,  dann  ins  Qrttngelbe  am,  die 
Flecken  erblassen  binnen  14  Tagen  mehr  nnd  mehr 
imd  verschwinden  nach  3 — 4  Wochen  spätestens 
apnrlos.  So  hat  Vf.  den  Verlauf  der  Sugillation  an 
einem  von  dem  Pferde  mit  dem  Hufeisen  geschlage- 
nen Artilleristen  beobachtet.  Das  Fortbestehen  der 
SngiUationen  bei  der  A.  M.  noch  nach  4  Wochen 
kann  Vf.  nur  mit  der  durch  ihren  allgemeinen  Erank- 
heitsznstand  bedingten  venösen  Stase  in  Verbindung 
bringen,  die  die  Resorption  verhindeii;  und  in  den 
Anssehwitzungen  in  sämmtlichen  serösen  Häuten  ge- 
nflgende  Analogien  hat.  Gleichwohl  hält  Vf.  die 
Ansieht  fest,  dass  der  Lehrer  die  Prflgelstrafe  in  un- 
gerechtfertigter Weise  angewendet  hat. 

(E.  Schmiedt.) 

551.  tTeber  die  lokalen  Beftinde  bei  Selbst- 
mord durch  Erhängen;  von  Dr.  Adolf  Lesser. 
(Vjhrschr.  f.  ger.  Med.  N.  F.  XXXV.  2.  p.  20. 
Od  1881.) 

Die  in  C aspers  Handbuch  der  ger.  Med.  ver- 
tretene Ansicht,  dass  die  Strangmarke  am  Erhäng- 
ten eine  blosse  Leichenerscheinung  nnd  ihr  diagno- 
stiscberWerth  in  Bezug  auf  die  Todesursache,  Selbst- 
mord oder  fremde  Gewalt,  gleich  Null  sei,  dass  bei 
Selbstmorden  nur  in  Ausnahmefi&Uen  Läsionen  anderer 
Art,  hn  Innern  der  Halsgewebe  vorkämen,  so  dass 
äie  Anwesenheit  der  letzteren  geradezu  als  Gegen- 
beweis gegen  Selbstmord  gelten  dfirften,  ist  bekannt- 
lich auch  in  den  letzten  10  Jahren  vorwiegend  gel- 
taid  geblieben,  nnd  auch  von  Liman  und  £.  Hof- 
mann  angenommen  worden. 

Vf.  hat  50  Fälle  von  reinem,  unzweifelhaftem 
Selbstmord  der  Untersuchung  unterw(Hrfen.  Unter 
diesen  Fällen  gab  es  29,  wo  unzweifelhaft  das  £>- 
hängen  während  des  Lebens  geschehen  war,  wie 
ans  den  Verlndemngen  der  Haut,  der  tieferen  Welch- 
tbeile  des  Halses,  des  Kehlkopfes,  des  Zungenbeins, 
der  Halswirbelsäule  hervorging,  wo  Blatungen  mit 
oder  ohne  andere  grobe  Läsionen  nachgewiesen 
wurdea. 


1)  Fälle  mit  Läsionen  der  Haut  allein  kamen 
3 — 4  vor:  am  blassen  Halse  befand  sich  zwischen 
der  doppelten  Strangrinne  ein  suffundirter  oder  sehr 
stark  hyperämischer  Hautstreifen. 

2)  Läsion  der  Haut  war  einmal  verbunden  mit 
Verletzung  der  tiefer  gelegenen  Weichtheile,  näm- 
lich punkt-  und  strlchförmige  Blutung  in  den  linken 
Muse,  stemohyoidens. 

3)  Läsion  der  tiefer  gelegenen  Weichtheile  allein 
fand  sich  5mal,  Extravasat  im  Platysma  myoides, 
auf  dem  Perichondrium  der  Schildknorpelplatten,  auf 
dem  Lig.  thyreo-hyoid.,  in  der  Nachbarschaft  des 
obem  Schildknorpelhomes ,  miliare  Hämorrhagien 
in  die  Schlundschleimhaut  nahe  dem  Ringknorpel. 

4)  Fälle  von  Läsion  der  Haut  und  des  Zungen- 
beines, oder  des  Kehlkopfes,  oder  der  Wirbelsäule 
kamen  3  zur  Beobachtung.  Dabei  verhielt  sich  die 
Haut  wie  sub  1.  Es  fand  sich  einmal  Zerreissung 
der  Wirbelsäule  mit  Bluterguss  zwischen  die  Riss- 
flächen, einmal  ein  Doppelbruch  des  rechten  obem 
Schildknorpelhoms  mit  Hämorrhagien  in  die  Bruch- 
flächen, einmal  Bruch  des  Zungenbeinhoms  mit  Blu- 
tong  auf  der  Brachfläche. 

5)  In  einem  Falle  sah  Vf.  die  Haut  wie  sab  1, 
Blutung  in  die  Adventitia  der  Oarotiden,  in  die  Um- 
gegend des  Schildknorpelhoms,  Znngenbeinbruch 
mit  Extravasat  daselbst. 

6)  Läsionen  der  tiefen  Weichtheile,  des  Zungen- 
beins oder  des  Kehlkopfs  bestanden  in  12  Fällen. 
Hier  fanden  sich  Blutergüsse  in  eine  subcutane  Lymph- 
drüse, aaf  das  Lig.  thyreo-hyoid.,  im  Muse,  hypoglosso 
omohyoid.,  in  die  Adventitia  der  Oarotiden,  auf  dem 
Schildknorpel,  in  die  Pharynxschleimhaut,  im  retro- 
pharyngealen  Gewebe ,  nahe  den  intakten  oder  ge- 
brochnen  Kehlkopfknorpeln. 

7)  In  6  Fällen  war  Läsion  des  Zangenbeins  oder 
dieses  und  des  Kehlkopfe  allein  vorhanden.  Dreimal 
kam  Bruch  des  linken,  4mal  Brach  des  rechten  obem 
Homs  des  Schildknorpels ,  2mal  Brach  der  grossen 
Fortsätze  des  Zungenbeins,  2mal  Infraktion  der 
Schildknorpelplatte  selbst  vor. 

Geringer  ist  die  Zahl  der  Fälle ,  too  sieh  nieht 
nachweisen  läset,  dass  das  Erhängen  während  des 
Lebens  geschah;  aber  die  Befunde  sind  doch  nicht 
so  gleichförmig,  als  bisher  angenommen  worden  ist. 
Während  Vf.  nur  2  Fälle  hat,  wo  an  den  Oadavem 
nichts  zu  entdecken  war ,  was  als  Zeichen  des  Er- 
hängens gedeutet  werden  konnte,  zählt  er  9  Fälle 
mit  deutlichen  Veränderungen  der  Haut  (nach  Gas  - 
per  nnd  Orfila),  4  Fälle  desgleichen  mit  Affek- 
tion der  tiefer  gelegenen  Weichtheile,  2  Fälle,  wo 
ausser  diesen  auch  Kehlkopf  nndZnngenbein  verletzt 
waren,  endlich  3  Fälle,  wo  nur  Haut,  Kehlkopf  oder 
Zungenbem  gleichzeitig  Veränderungen  zeigten. 
Ausserdem  ist  es  aber  möglich,  dass  als  einzige  Wir- 
kung der  Strangulation  nur  partielle  Muskelzerreis- 
sang,  Zungenbein«^  oder  Kehlkopfverletzung  vorkom- 
men ,  selbst  ohne  Hautmarke ,  nnd  ausserdem  aller- 
hand Oombinationen  von  Verletzungen,  die  den  Cha- 
rakter vitaler  niobt  tragen. 


184 


VII.    Staatsanneikimde. 


Rflcksiefatlich  der  VerftnderuBgen  der  einzelnen 
Theile  des  Halses  ist  ein  hämorrhagischer  nndhyper- 
ämischer  Bautstreifen  zwischen  zwei  Sirangrinnen 
hauptsächlich  dann  von  Bedeatung,  wenn  die  flhrige 
Halsfläche  blass  ist.  Dieser  Haatsaum  ist  oft  nar 
an  einzelnen  Stellen  hämorrhagisch  infiltrirt,  er  kann 
an  andern  Stellen  blass  n.  anämisch  sein,  mehrmals 
anter  den  betr.  8  Fällen  traten  die  Rinnen  so  zurück, 
dass  man  nnr  dnrch  linear  gestellte  catane  Blutun- 
gen darauf  aufmerksam  wurde.  In  10  andern  Fäl- 
len, wo  die  Strangmarke  nicht  auf  blassem,  sondern 
hyperämischem  Boden  gelegen  war,  hatte  die  Hyper- 
ämie der  Zwischenleiste  für  die  Suspension  im  Leben 
keine  Bedeutung. 

In  80<>/o  entsprach  die  Rinne  dem  Werkzeug, 
in  den  andern  Fällen  war  sie  theils  schmäler,  theils 
breiter,  ja  in  2  Fällen,  wo  nachweislich  eine  Wasch- 
leine benutzt  worden  war ,  gab  es  Oberhaupt  keine 
Hautveränderungen.  Weiche  TOcher,  Wickelbän- 
der u.  dergl.  hatten  auch  keine  Strangmarken  hinter- 
lassen. Ein  Selbstmörder  hatte  zwei  Strangrinnen, 
eine  fast  horizontale  u.  eine  schräge,  so  dass  es  den 
Anschein  hatte,  als  ob  er  sich  zweimal  gehängt 
hätte,  ein  anderer,  der  diess  nachweislich  gethan, 
hatte  nnr  eine  einfache  Harke. 

Veränderungen  in  den  Muskeln.  Noch  in  der 
2.  Auflage  von  Hof  mann 's  Lehrbuch  wurde  das 
Vorkommen  von  Muskelzerreissung  bestritten ,  dem 
entgegen  hat  aber  Vf.  solche  in  11  seiner  Fälle  vor- 
gefunden, darunter  lOmal  in  den  Eop&ickem,  aber 
nie  in  ihrer  ganzen  Dicke,  5mal  im  Platysma  myoid, 
theilweise,  3mal  in  den  dünnen  Halsmuskeln.  Diese 
Mnskelzerreissnngen  waren  frei  von  Bluterguss ,  die 
Muskelscheide  war  intakt,  man  sah  sie  von  aussen 
deutlich  durch  die  Anschwellung  der  zurflckgezogenen 
Muskelbäuche.  Unter  dem  Mikroskop  zeigten  die 
zerrissenen  Muskelfasern  exquisite  wachsartige  Dege- 
neration, die  unversehrten  nicht.  Jene  Fasern  sind 
breiter  als  diese,  entbehren  die  Querstreifung  und 
glänzen  wie  amyloid.  Diese  mikroskopischen  Ver- 
änderungen sah  Vf.  aber  auch  in  einem  Waden- 
muskel, den  er  27a  Stunden  nach  dem  Tode  gebun- 
den hatte. 

Gefäsftverletzungen  kamen  in  60  Fällen  7mal  vor, 
6mal  an  der  Carotis,  Imal  an  derArt.maxill.  externa. 
Von  allen  frühem  Beobachtern  hat  nur  E.  Simons 
(unter  6  Erhängten  2mal)  Gefilssverletzungen  con- 
statirt.  Eine  Ruptur  der  Intima  fand  Vf.  l'/i  Ctmtr. 
unterhalb  der  Strangrinne ,  woraus  hervorgeht ,  dass 
nicht  nur  Druck ,  sondern  auch  Zerrung  die  Gefitese 
zu  verletzen  im  Stande  ist.  Dreimal  lag  die  Ruptur 
direkt  unter  der  Strangrinne  unmittelbar  anderThd- 
lungsstelle,  2mal  2  Ctmtr.  central  von  derselben. 
Die  Einrisse  waren  einfach  oder  mehrfach ,  in  der 
Regel  in  der  hintern  GefiUswand.  Die  Risse  waren 
linear,  zuweilen  feinzaokig,  die  Ränder  rollten  sich 
nie  um,  wahrscheinlich  weil  in  keinem  Falle  der 
Riss  die  ganze  Circumferenz  des  Oeftoes  einnahm. 
Gefllsarisse  kamen  nur  bei  Personen  über  40  J.  vor. 


Die  Blntaustritte  in  diese  Risswunden  haben  keine 
Bedeutung,  sie  sind  fast  immer  vorhanden ,  wibreod 
Blutergüsse  in  die  Advenütia  der  Carotiden  eben  so 
werthvoll  altf  andere  Hämorrhagien  in  die  Weieh- 
theile  des  Halses  sind. 

Verletzungen  von  Zungenbein,  Kehlkopf  und 
Wirbelsäule.  Das  Zungenbein  hat  Hof  mann  2Dud 
gebrochen  gefunden ,  den  Kehlkopf  nie ,  nicht  sdtei 
aber  die  obem  HOmer  des  Schildknorpels.  Brneb 
der  letztem  hat  Maschka  unter  150  Selbstmordei 
durch  Erhängen  nur  2mal  beobachtet,  andere  Ver- 
letzungen nicht,  auch  nicht  der  Wirbelsäule.  Vf.  bat 
43  Verletzungen  dieser  Theile  gesehen ,  und  zwir 
14mal  des  Zungenbeins ,  23mal  der  Schildknorpd- 
hömer,  2nml  Bräche  der  Schild-  und  Ringknoipel, 
Imal  Zerreissung  der  Wirbelsäule  zwischen  3.  md 
4.  Halswirbel  mit  Extravasat.  In  diesem  Falle  be- 
stand eine  periostitische,  kndcheme  Aoflagemng  auf 
der  Vorderfläche  der  Wirbelsäule  an  der  RisssteUe, 
welche  Vf.  als  prädisponirendes,  die  Beweglichkeit 
und  Dehnbarkeit  der  betreffenden  Partie  aufhebeides 
Moment  ansieht.  Auch  der  gebrochene  Ring-  and 
Schildknorpel  war  asbestartig  degenerirt  und  theil- 
weise verkalkt  Beide  Selbstmörder  standen  im  Alter 
zwischen  40  u.  55  Jahren.  Zwölfmal  waren  die  Brock- 
flächen  frei  von  jedem  Blntaustritt.  Der  Gnmd  ist 
die  gleichmässige  Fortdauer  des  Dracks  auf  die 
Bruchstelle ;  wo  der  Druck  nach  der  Fraktur  diuch 
irgend  eine  Bewegung  sich  verschoben  hatte,  ent- 
standen Blutergüsse.  Man  fand  dann  die  Stnog- 
mai*ke  oft  an  anderer  Stelle  als  die  Fraktur.  Auf 
diese  Weise  ist  auch  erklärlich,  warum  in  den 
Strangrinnen  Blutergüsse  nicht  vorkommen,  wsdd 
das  Erhängen  mit  beträchtlicher  Gewalt  erfolgt 
war.  —  Verschiebungen  im  Kehlkopfskelett  aiod 
nicht  selten,  aber  nicht  diagnostisch  verwerthbir, 
da  sie  auch  als  Entwicklungsfehler  vorkommen. 

DerEinßuea  der  Stellung  und  der  Beechafeitr 
heii  des  Strangwerkzeugs  auf  die  Verletzungen  d» 
Halses.  Die  Zahl  und  die  Schwere  der  Verletson- 
gen  stehen  weder  in  einem  geraden  und  constantei 
Verhältnisse  zur  Dicke  des  angewandten  Strangwerk- 
zeugs, noch  zur  Kraft,  welche,  wie  aus  der  Lage  der 
Leiche  zu  schliessen ,  bei  der  Strangulation  ansehei- 
nend zur  Wirkung  gekommen  ist.  Es  lässt  sioh 
eben  die  Wucht ,  in  der  Denatus  in  die  hockende, 
sitzende ,  freischwebende  Stellung  übergegangen  ist, 
nicht  abschätzen.  Es  fanden  sich  VerletsQOg^ 
von  Kehlkopf,  Zungenbein ,  Muskeln  und  GeflUsei 
ebensowohl  bei  frei  Suspendirten ,  als  bei  Knieen- 
den und  Stehenden,  ebensowohl  bei  dünnen,  als  bei 
dicken,  breiten  Strangwerkzeugen. 

(E.  Schmiedt) 

652.  Fischaterben  ala  Gegenstand  einer 
mediolnai-poliieiliohen  Unteranohnng;  von 
Dr.  Adloff  in  Schönebeck.  (Vjhiaehr.  f.  ger.Med. 
N.  F.  XXXIV.  1.  p.  171.  Jan.  1881.) 

Am  11.  Oot.  1878  bemerkte  der  Gärtner  dei  Bitter- 
gutes  Neu-G.,  dass  die  Bode,  an  welcher  cibv^tsXf^ 


Vm.     Hedicin  im  Allgemeinen. 


185 


niehe  F^iiken  gelegen  waren ,  eine  auffallend  blaae 
Ftfbe  hatte  nnd  widerlichen  Gerach  ansströmte,  wahrend 
doe  grosse  Menge  Fische  theils  todt  im  Wasser  lagen, 
theOs  mit  den  MSalem  ans  dem  Wasser  Torragten  nnd 
nach  Lnft  schnappten.  Am  folgenden  Tage  entnahm  der 
Kreisphysikus  dem  Flosse  6  Wasserproben,  von  welchen 
idemlich  klar  waren,  zwei  dagegen,  welche  einer  Stelle, 
wo  das  Wasser  stagnirte,  entstammten,  schwach  opalisir- 
tSB  und  nach  Schwefelwasserstoff  rochen. 

Simmtliche  Proben  enthielten  fremdartige  Be- 
staodtheile  beigemischt:  Kali,  Ammoniak,  Magnesia, 
SehwefelsftnrO)  Salpetersftnre ;  sämmtlich  jedoch  zn 
l^gfllgigy  um  das  Fischsterben  zn  bewirken.  Da- 
gegen mnsste  der  Gehalt  an  Schwefelwasserstoff, 
der  Bleiznckerpapier  schwarzgnm  ftrbte  nnd  ihm 
emen  älberartigen  Glanz  verlieh,  als  der  nachthei- 
lige Umstand  angesehen  werden.  Derselbe  wnrde 
flbrigens  nnr  in  2  von  den  6  Proben  nachgewiesen, 


welche  ans  stagnirendem  Wasser  geschöpft  waren, 
während  in  dem  freien  Strome  nach  24  Std.  die 
fremdartige  Beimischang  bereits  fortgeschwemmt 
worden  war. 

Da  der  Gehalt  des  Wassers  an  Säuren  und  Alka- 
lien so  gering  war,  konnte  der  in  der  Gegend  üb- 
lichen Kaliindmtrie  die  Schuld  am  Fischsterben 
nicht  beigemessen  werden,  auch  nicht  den  oberhalb 
Neu-G.  gelegenen  Zuckerfabriken^  da  diese  im  Som- 
mer nicht  in  Thätigkeit  sind.  Gleichwohl  war  Fisch- 
sterben schon  in  frühem  Jahren  einmal  zur  Sommer- 
zeit vorgekommen.  Tf.  nimmt  darum  an,  dass  der 
Gehalt  an  Schwefelwasserstoff  dadurch  bedingt  sei, 
dass  man,  trotz  allem  Verbot,  Flache  geröstet 
habe.  Dieses  wurde  auch  von  verschiedenen  Leu- 
ten bestätigt.  (B.  Schmiedt.) 


VII.    Medioin  im  Aligemeinen. 


553.  Ueber  Amyloidentartunff ;  nach  A. 
Favre,  Zahn,  Eberth,  Böttcher,  Arn- 
stein,  Whittäker,  E.  Wagner. 

I.  Antonin  Favre  (Recherches  surlescor- 
pnseules  amyloides  de  l'appareil  urogenital.  Diss. 
ioang.  Genfeve  1879)  stellte  unter  Prof.  Zahn*s 
Leitung  genauere  Untersuchungen  über  die  im  Harn 
Torkommenden  AmyloidkOrperchen  an.  (Vgl.  hierüber 
auch  Carter  inEdinb.med.  Journ.  u.  Canstatt's 
J&hresber.  1855;  sowie  Paulitzky  in  Yircbow^s 
Aich.  VI.  1854  und  VIII.  1855,  welcher  Letztere, 
weil  er  sie  mit  Spermatozoon  vermischt  im  Harn 
fand,  ihren  Ursprung  in  die  Samenwege  verlegte.) 

Unter  63  Fällen  fehlten  dieselben  nur  bei  5 
oder  6  Personen,  doch  muss  man,  um  sie  in  hin- 
rdchender  Menge  beobachten  zu  können,  den  Mor- 
genham  und  besonders  die  letzten  Reste  desselben 
nunmeltt.  Die  betr.  Eörperchen  sind  etwa  0.008 
bis  0.015  Mmtr.  gross,  farblos,  homogen,  wachs- 
glänzend  nnd  gleichen  einer  biconvexen  Linse,  doch 
sind  sie  zuweilen  auch  sphärisch.  Im  Harn  E^nnker 
finden  sich  jedoch  noch  andere  Elemente  derselben 
l^tnr,  die  indessen  viel  grösser  sind,  als  die  ge- 
mnnten.  F.  nennt  als  solche:  1)  ähnliche  Eörper- 
chen wie  die  erwähnten,  nur  grösser  (0.015  bis 
0.05  Mmtr.),  mit  einem  Kern  und  um  diesen  con- 
eentrisehe  Linien  laufend,  die  bisweilen  durch  eine 
ndiale  Streifong  getheilt  sind;  2)  Formen,  denen 
entweder  der  Kern  oder  die  concentrischen  Lagen 
oder  die  radiale  Streifimg  oder  endlich  alles  Dreies 
fehlt;  3)  kömige  Massen  mit  gerundeten  Contou- 
ra;  4)  Bmchstücke  von  Körperchen.  Insbeson- 
dere beobachtete  F.  im  Harn  von  Tuberkulösen, 
Niereikranken  und  Anämischen  Pflasterepithelien 
von  demselben  wachsglänzenden  Ansehen  wie  die 
Amyteidköiperehen ,  deren  Kern  nicht  anders  als 
gewöhnlich  erschien ;  in  andern  Zellen  war  er  gar 
i^t  an  sehen.  —  Auf  Zusatz  von. Jod  fibrbten  sich 
diese  Zellen  blau. 

He«.  Jahrbb.  M.  Ifff«  Hfl.  S« 


Um  den  Ursprung  der  Amyloidkörperchen  näher 
kennen  zu  lernen,  untersuchte  F.  den  Harn-  und 
Geschlechtsapparat  an  18  Leichen  und  fand  jene 
Körperchen  sowohl  in  dem  aus  der  Blase  entnom- 
menen Harn,  als  auch  auf  der  Schleimhaut  des 
Nierenbeckens,  der  Ureteren,  der  Blase  und  der 
Harnröhre ;  desgl.  auf  der  Eichel,  im  Smegma  prae- 
putii,  in  der  Prostata,  den  grossen  Labien,  der  Kli- 
toris, der  Vagina,  dem  Hals  und  Körper  des  Uterus, 
den  Tubis  Fallopii,  auf  der  Oberfläche  ded  Ovarium, 
in  den  Baiiiholinischen  Drüsen  und  in  den  kleinen 
Ovariumcysten.  Ausserdem  fand  er  in  den  von 
der  Urogenitalschleimhaut  durch  Schaben  erhaltenen 
Präparaten  wachsglänzende  Pflasterepithelien,  die 
sich  dm*ch  Jod  bUu,  oder  blauschwarz,  braun  oder 
braungrün  ftrbten,  bez.  nur  gelb,  doch  so,  dass  die 
darin  enthaltenen  Granulationen  blauschwarz  wur- 
den. —  Wie  beim  Menschen,  so  fand  F.  auch  bei 
Katzen  und  Kaninchen  die  beschriebenen  Amyloid- 
körperchen unter  ganz  ähnlichen  Verhältnissen.  Als 
charakteristisch  für  Nierenamyloid  können  dieselben 
nicht  angesehen  werden,  da  sie  bei  andern  Krank- 
heiten, z.  B.  Tuberkulose  der  Lunge  und  Anämie, 
sich  weit  zahlreicher  finden. 

Hinsichtlich  der  Entstehung  dieser  Körperchen 
glaubt  F.,  dass  ihr  Kern  das  Primitive  sei  und  dass 
er  gebildet  werde  bald  durch  einen  Zellenkem,  dem 
er  in  vielen  Fällen  ganz  ähnlich  erschien,  bald  durch 
ein  kleineres  Amyloidkörperchen  oder  endlich  zu- 
weilen durch  eine  fremde  Substanz;  die  amyloide 
Substanz  aber  bilde  sich  durch  die  Zellen,  und  zwar 
durch  das  Epithelium  der  Urogenitalschleimhaut. 
Denn  bei  allen  Präpai'aten  derselben  fanden  sich, 
wie  es  schien,  nur  verschiedene  Stufen  der  Umwand- 
lung: glänzende  Tröpfchen,  noch  ohne  Reaktion, 
als  Anfang  derselben,  die  braungefärbten  Epithelien 
als  2.  Stufe,  die  Epithelien  mit  blauer  Reaktion 
als  vollkommene  Umwandlung.  Auch  die  grossen 
kugeligen  Körperchen  ohne  concentrlsche  Lagen  u. 
ohne  Kern  hält  F.  mit  Friedreich,  in  Hinsicht 

24 


186 


Vni.     Medidn  im  Allgemeinen. 


auf  ihren  fragilen  Znstand  nnd  ihre  weniger  deut- 
liche Jodreaktion  für  gealterte  Formationen. 

Die  Gegenwart  von  Drüsen  ist  demnach  zum 
Entstehen  der  amyloiden  Eörperchen  nicht  nöthig« 
Man  findet  sie  auch  an  Orten^  die  der  Drflsen  ent- 
behren. Als  Gesammtergebniss  seiner  Untersuchung 
stellt  F.  folgende  Sätze  auf. 

1)  Man  findet  fast  stets  im  Harn  Erwachsener 
Amyloidkörperchen. 

2)  Diese  Eörperchen  entstehen  ans  dem  Epithel 
der  Harn  wege,  sie  zeigen  sich  aber  in  gleicherweise 
im  Geschlechtsapparat  und  können  sich  eben  so  gut 
auf  den  drüsenlosen  Theilen  der  Schleimhaut^  als  in 
den  Drüsen  selbst  bilden. 

3)  Sie  sind  im  Allgemeinen  bei  Frauen  zahl* 
reicher,  als  bei  Männern. 

4)  Bei  gewissen  tiefem  Eörperleiden  ist  ihie 
Menge  vermehrt. 

5)  Für  die  Diagnose  haben  sie  bis  jetzt  keinen 
Werth. 

II.  Zur  Amyloid frags  ]  von  Prof.G.  J.  Eberth 
in  Zürich.  (Virchow's  Arch.  LXXXIV.  1.  p.  111. 
1881.) 

Nachdem  E.  in  einer  frühem  Arbeit  (Vgl. 
Jahrbb.  GLXXXVI.  p.  65)  den  Nachweis  geführt  zu 
haben  geglaubt  hatte,  dass  kein  anderes  Gewebe  als 
die  Bindesubstanz  dem  amyloiden  Process  unterliege, 
kurz  darauf  aber  Eyber  (vgl.  Jahrbb.  CLXXX  VIII. 
p.  66)  das  Gegentheil  behauptet  hatte,  dass  nämlich 
der  amyloide  Process  sich  auf  die  verschiedenartigsten 
Gewebe  verbreiten  könne,  sucht  E.  erstgedachte  Mei- 
nung Eyber  gegenüber  nochmals  zu  begründen. 
Was  zunächst  die  Sagomilz  anlangt,  so  liegt  nach 
E.  ein  Widersprach  darin,  dass  Eyber  sagt,  dass 
er  sich  nicht  habe  überzeugen  können,  dass  bei  der- 
selben eine  amyloide  Entartung  der'Lymphkörper- 
chen  vorkomme,  während  er  bei  der  amyloiden 
Entartung  des  Milzparenchym  eine  solche  gesehen 
haben  wolle.  A  priori  lasse  sich  doch  erwarten, 
dass  die  Lymphkörperchen  hier  wie  dort,  im  Paren- 
chym  sowohl,  als  in  den  Malpighi'schen  Eörperchen 
sich  nicht  so  verschieden  verhalten,  dass  die  einen 
entarten,  die  andern  nicht. 

Hinsichtlich  der  von  Eyber  behaupteten  amy- 
loiden Entartung  der  Leberzellen,  vermisst  E.  jede 
Angabe  über  die  Art  des  Beginns,  ob  im  Eei*n,  mit- 
ten im  Zellenleib,  oder  ob  ^ie  Entartung  letztern 
sofort  in  toto  angreift.  Uebrlgens  sei  diese  an  den 
Leberzellen  überhaupt  in  der  letzten  Zeit  immer 
seltener  gesehen  worden;  so  habe  Eyber  sie  zu- 
letzt unter  22  Fällen  von  Leberamyloid  nur  5mal 
allein  erkrankt  gesehen. 

Auch  die  Darstellung  der  Amyloidentartung  des 
Darmzotten-Epithel  (welche  E.  selbst  bei  hochgra- 
diger Entartung  der  Schleimhaut  nicht  hatte  beobach- 
ten können)  sei  in  keiner  Weise  überzeugend  ge- 
scluldert. 


Von  besonderem  Interesse  war  esE.  zner&hren, 
in  wie  weit  die  für  die  amyloide  Entartung  normaler 
Theile  gewonnene  Thatsache  des  Verschontbleibena 
epithelialer  Elemente  von  dem  genannten  Process, 
auch  für  pathologisch  neugebildete  Gewebe  Geltung 
habe.  Diess  zu  beobachten,  hatte  er  in  einem  Fall 
von  Carcinombildung ,  neben  amyloider  Entartung 
verschiedener  Organe,  Gelegenheit  (scirrhöse  Neu- 
bildungen  in  der  Leber,  hochgradiges  Amyloid  der 
Blutgefässe  mit  sehr  vollständigem  Schwand  des 
Leberparenchym,  Amyloid  in  der  Milz  und  andern 
Organen).  In  dem  Bindegewebe  dieser  Leberknoten, 
das  als  neugebildetes  aufgefasst  werden  moss,  fan- 
den sich  da  und  dort  kleine  amyloide  ScboUen,  etwa 
von  der  Grösse  gewöhnlicher  Leberzellen  u.  dtfflber* 
Ausserdem  aber  zeigte  sich  die  die  Alveolen  un- 
mittelbar begrenzende  Bindegewebslage  in  einen 
glänzenden,  die  charakteristische  Amyloidreaktion 
darbietenden  Saum  umgewandelt  In  keiner  an- 
zigen  Geschwulstzelle  dag^en  fand  sich  eijie  Spur 
von  Amyloid. 

E.  wiederholt  sehlüsslich  seine  Behauptung,  dasB 
weder  die  direkten  Abkömmlinge  des  Hom-,  noch 
die  des  Drüsenblattes  und  diejenigen  des  mittlem 
Eeimblattes  jemals  insgesammtamyloid  entarten,  son- 
dern, dass  allein  das  Bindegewebe  dieser  Degenert' 
tion  verfalle,  und  glaubt,  dass  auch  andere  Forscher 
zu  gleicher  Ansicht  gelangen  werden,  sobald  sie  aar 
die  betreffenden  Theile  nicht  gerade  im  letzten  Sta- 
dium der  Entartung  untersuchen. 

m.  Prof.  A.  Böttcher  in  Doi-pat  (Nocheinmal 
die  amyloide  Entartung  der  Leber,  Virchow's  Ardi. 
LXXXIV.  3.  p.  570.  1881)  findet  den  Gmnd,  dass 
Eberth  die  Erkrankung  der  Drflsenzellen  nicht 
hat  sehen  können,  darin,  dass  er  die  von  B«  für  ge- 
dachte Zwecke  durchaus  nöthig  erachtete  modificirte 
Jod-Schwefelsänrebehandlung  anscheinend  gar  nicht 
beachtet ,  sondern  nur  das  alte  Verfahren  und  die 
zum  Nachweis  der  ersten  Anfibige  der  Entartoag 
nach  Vf.  weit  weniger  geeignete  Methylanilin-Probe 
benutzt  habe.  B.  hat  die  Amyloiddegeneration  an 
so  zahlreichen  Leberzellen,  die  durch  die  Präpara- 
tion  frei  geworden  waren  und  sich  ganz  isolirtin  der 
Umgebung  des  Schnittes  vorfanden,  gesehen,  dasB 
ihm  keine  Täuschung  möglich  gewesen  war.  Er 
führt  zum  Schluss  auch  das  2^ugnis8  von  Elebs 
(Handb.  d.  pathol.  Anat.  I ,  Vorwort,  p.  VII.)  an, 
welcher  sich  gleichfalls  „für  eine  aktive  Betheiligoflg 
des  Bindegewebes,  wie  auch  der  Epithelien,  Nerven 
u.  s.  w.'^  entschieden  habe. 

IV.  Prof.  C.  Arnstein  in  Kasan  (Med.Centr.- 
Bi.  XIX.  13.  1881)  fand  in  «xcidnien  Stfleken  der 
traehomatös  entarteten  Conjunktiva  theils  voUkom- 
men  amyloid  entartetes  Gewebe,  theils  aber  aodi 
solches,  welches  unvollkommene  oder  gar  kdne  amy- 
loide Bieaktion  zeigte,  obgleich  das  Gewebe  diaphan, 
durchsichtig  war.  Diese  letzteren  Fälle  standen  der 
hyalinen  Entartung  sehr  nahe ;  bald  aeigte  sidi  dif- 
fuse Degenerationi  wobei  in  dem  fast  glasheUea  Oe- 


VIII.    HediciB  im  Allgemeinen. 


187 


webe  keinerlei  Proliferation  nachzuweisen  war^.  bald 
zeigten  sich  glänzende  Gewebsinsein  zerstreut  in 
stark  proUfmrendem  Gewebe  mit  zahlreichen  Riesen- 
zellen. In  einem  Falle  konnte  A.  ein  Vorstadium 
der  hjalinen  Entartung  unterscheiden,  welches  er  als 
fibrinöse  Degeneration  bezeichnet.  Es  Hessen  sich 
nämlich  an  den  Gefitosen  faserige,  feinstreifige  Auf  lage- 
Tungen  wabrnehmeni  die  die  Adventitia  durchsetzten 
und  allmälig  hyalin  wurden^d.  b.  die  äussern  Schich- 
ten ersehienen  bereits  glashell  gequollen,  während 
die  innem  noch  feinstreifig  geschichtet  waren.  In 
dem  Gewebe  selbst  konnte  man  feinfaserige,  bei 
starker  Yergrösserung  kömig  erscheinende  Netze 
unterscheiden,  die  theilweise  durch  ein  hyalines  glän- 
zendes Balkenwerk  ersetzt  waren,  in  dessen  glänzen- 
den Maschen  sich  durch  Carminfärbung  kernhaltige 
Zellen  und  Riesenzellen  demonstriren  Hessen.  Nach 
A*  weisen  diese  Debergänge  zwischen  fibrinös  und 
hyalin  einerseits  und  zwischen  hyaUn  und  amyloid 
andererseits  auf  einen  innem  Zusammenhang  dieser 
albnminöaen  Degenerationen  hin,  und  ist  es  ein  ver- 
fehlter Versuch  Leber 's,  das  Amyloid  auf  eine  ak- 
tive Thätigkeit  der  Riesenzellen  zurückzuführen; 
denn  diese  können  eben  so  gut  fehlen,  und  zwar  so- 
wohl bei  hyaliner  als  bei  amyloider  Entartung.  Eben 
80  wenig  erscheint  es,  allgemein  gefasst,  richtig, 
jftan  man  mit  Raehlmann  in  den  sog.  Amyloid- 
tomoren  Lymphome  sehen  will,  die  nachträglich 
hyalin  oder  amyloid  entarten.  Denn  es  kommen 
Fälle  vor,  wo  in  dem  entarteten  Gewebe  gar  keine 
Proliferation  nachweisbar  ist.  Proliferation  und  De- 
generation sind  vielmehr  Folgen  örtlicher  Emährangs- 
Btörungen,  die  in  chronisch  gereiztem  Gewebe  sich 
nicht  aus  einander,  sondern  neben  einander  ent- 
wickeln. 

Sdilflsslich  theilt  A.  noch  mit,  dass  er  in  der 
Alaun^Coehenille  (Ozokor)  ein  Mittel  gefunden  habe, 
um  amyloide  Gewebe  dififüs  roth  zu  filrben,  während 
in  dem  normalen  Gewebe  der  Umgebung  nur  violette 
Kenftrbung  zu  constatiren  ist  und  Zellprotoplasma 
und  Grundsubstanz  farblos  bleiben. 

V.  Dr.  James  T.  Whittaker  in  Cindnnati 
(Med.  News  and  Abstract  XXXIX.  5.  p.  259.  May 
1881)  theilt  einen  Fall  mit,  in  welchem  Nieren- 
amyloid  aufgetreten  zu  sein  schien,  und  zwar  bei 
einem  15jähr.  Mädchen,  welches  in  Folge  eines 
Sturzes  Paraplegie ,  dann  Caries  der  Wirbel  und 
BcUttsslich  Tuberkulose  der  Fussknochen  mit  chro- 
nischer Eiterung  derselben  bekommen  hatte.  Es  trat 
im  Verlauf  der  Krankheit  schwere  Anämie,  an  Schen- 
keln und  Gesicht  Oedem  ein,  im  Harn  fand  man  Ei- 
weiss,  weisse  und  rothe  Blutkörperchen,  Epithelien, 
hyaline  und  granulirte  Cylinder.  Die  noch  am  Leben 
befindliche  Kranke  erhielt  Jodeisen. 

VL  Prof.  E.  Wagner  (Deutsches Arch. f. klin. 
Med.  XXVm.  4  u.  5.  p.  416.  1881)  giebt  eine  Zu- 
Bammenstellnng  der  Krankheitsfälle,  bei  welchen  er 
Amyloidniere  beobachtet  hat,  mit  Bemerkungen  über 
die  Symptomatologie  derselben* 


Bei  Phthise  k9.m  die  Amyloidniere  136mal  vor,  und 
zwar  in  133  Fällen  bei  chronischer  Langenphtblse ,  in  3 
Fällen  fehlte  letztere  ganz ;  in  2  dieser  Fälle  fand  sich 
chronische  nlcerose  Darmtnberkalose ,  in  1  nar  käsige 
Mesenterialdrfisen  ohne  Darmaffektion.  —  Tuberkalöse 
.Darmgeschwüre  kamen  98mal  vor,  nur  2mal,  wie  er- 
wähnt ,  ohne  gleichzeitige  Lnngenphthise.  Wo  die  Ge- 
schwüre fehlten  und  dennoch  Durchfälle  bestanden  hatten, 
wurde  meist  stärkere  Amyloidentartnng  des  Darms  beob- 
achtet. Ausserdem  fanden  sich  Knochenaffektionen  7mal ; 
gleichzeitige  Speckmilz  125mal ;  Speckleber  81  mal ;  all- 
gemeiner Hydrops  27mal;  Oedem  der  untern  Körper- 
hälfte 17mal. 

Bei  Knochenkrankheiten  wurde  66mal  Amyloidnlere 
beobachtet ;  nur  in  wenigen  Fällen  hatte  wahrscheinlich 
nie  Eiterung  bestanden.  In  9  Fällen  gleichzeitige  Tuber- 
kulose, besonders  der  Lungen. 

Bei  Syphilis  kam  36mal  Amyloidnlere  vor,  30mal 
gleichzeitig  Speckmilz,  16mal  Speckleber;  2mal  erfolgte 
der  Tod  durch  Urämie. 

AmyUridniere  aus  seltenen  Ursachen  wurde  37mal  be- 
obachtet. Als  solche  wurden  nachgewiesen  7mal  sackige 
Bronchiektasie  mit  und  ohne  Ulceration ;  6mal  chronische 
Eiterungen  oder  Verschwärungen  der  Haut ;  4mal  chro- 
nische SchleimhauteiteruDgen ,  darunter  3mal  chronische 
Darmgeschwüre ;  Imal  chronisches  Empyem ;  4mal  chro- 
nische Pyelitis  und  Pyelocystitis ;  Imal  chronische  Para- 
metritis  mit  Harnblasenflstel ;  2mal  primärer  Psoasabscess ; 
3mal  ulcerirender  Krebs ;  2mal  ul«erirendes  Sarkom. 

Amyloidniere  aus  unbekannten  Ursachen  kam  in  7 
FäUen  zur  Beobachtung  [frühere  Eiterungen?  Malaria? 
chronischer  Herzfehler?] 

Was  nun  die  Krankheitserscheinungen  und  ört- 
lichen Veränderungen  anlangt  y  so  waren  in  1 1  Fäl- 
len ausser  der  meist  starken  Amyloidentartung  der 
Gefässe  keine  interstitiellen  Veränderungen ,  auch 
makroskopisch  nicht;  vorhanden.  Die  Epithelien  der 
Harnkanälchen  waren  in  verschieden  hohem  Grade 
verfettet.  In  4  Fällen  zeigte  die  sogenannte  grosse 
weisse  Niere  mikroskopisch  zerstreute,  im  Ganzen 
aber  spärliche,  und  frische  interstitielle  kleinzellige 
Wuchernngen.  Fünf  Fälle  gehörten  der  granulirten 
Speckniere  an. 

Unter  den  36  Fällen  von  Amyloidniere  als  Folge 
von  Syphilis  sind  4  mit  vorzugsweise  peripherischer 
od.  totaler  Rindenschrumpfung,  Imit  frischer  intersti- 
tieller Entzündung,  1  mit  einseitiger  Nierenatrophie. 

Nach  W.  hat  man  folgende,  gleichzeitig  klinisch 
wichtige  Alien  der  Speckniere  zu  unterscheiden. 

1)  Die  geringe  Amyloid -Entartung  der  Rinde 
oder  des  Marks  oder  beider ,  ohne  wesentliche  Ver- 
änderung der  Epithelien  und  bei  normalem  Stroma. 

2)  Die  geringe  oder  starke  Speckentartung  der 
Rinde  oder  des  Marks  oder  beider  mit  verschieden 
starker  Verfettung  der  Epithelien  ohne  Veränderung 
des  Stroma. 

3)  Dieselbe  Speckentartung  mit  frischen  inter- 
stitiellen Veränderungen. 

4)  Die  Amyloid-Sohrumpfniere. 
HinsichÜich  der  Schrnmpfniere  nimmt  W.  mit 

Rokitansky,  Cohnheim  u.  A.  an,  dass  das 
Amyloid  erst  entstehe ,  wenn  dieselbe  bereits  aus- 
gebildet sei,  und  nicht  die  Ursache  der  Schrumpfung 
sei,  wie  Traube,  Rindfleisch  u.  A.  meinen. 

Am  Harn  waren  klinische  Verschiedenheiten 
zwischen  den  11  Fällen  von  reiner  Amyloidniere 


188 


Vni. .  Medicin  im  Allgemeiiieii. 


und  den  4  Fällen  von  gleichzeitigen  frischern  inter- 
stitiellen Veränderungen  nicht  nachzuweisen.  Die 
Hammenge  war  Wochen  und  Monate  lang  meist  ver- 
mindert, desgl.  auch  in  3  Fällen  granulirter  Speek- 
niere,  nur  2mal  im  1.  Monat  vermehrt ,  das  spee. 
Gewicht  betrug  1012— 1030 ,  in  einigen  Fällen 
1006—1010. 

Der  Eiweissgehalt  war  in  den  15  Fällen  der  bei- 
den ersten  Kategorien  13mal  mittel-  oder  sehr  gross 
Vi — V2"~V3  seihst  */i  Vol.,  2mal  wechselnd.  Das 
Sediment  war  blass ,  meist  spärlich ,  im  Tagesham 
fast  stets  am  grössten ,  in  einigen  Fällen  fehlte  es 
ganz. 

Die  Hamcylinder  können  nach  W.  wenig  zur 
Charakteristik  der  Amyloidniere  verwandt  werden ; 
sie  fehlten  zuweilen  Tage  hindurch  ganz,  waren 
meist  auffallend  lang,  daneben  fanden  sich  fast  stets 
kurze ;  am  aufi&lligsten  war  ihre  verschiedene  Zahl, 
selbst  in  demselben  Falle  an  verschiedenen  Tagen. 
Die  seltenste  Form  der  Cylinder  war  die  breite ,  in 
der  Leiche  am  häufigsten ,  sowohl  bei  einer  Speck- 
niere ,  als  besonders  in  den  compensatorisch  erwei- 
terten Hamkanälchen  der  granulirten  Speckniere.  — 
Am  häufigsten  kommen  gleichzeitig  mittelbreite  und 
schmale  Cylinder  vor. 

Charakteristische  Fäi'bnngen  durch  Leonhardi*- 
sehe  Tinte  fand  W.  2mal  in  kurzen  dicken  Ct/lin^ 
dem.  Die  Cylinder  waren  gleich  häufig  hyalin, 
wie  schwach,  selten  stark  verfettet ;  in  2  Fällen  an 
verschiedenen  Stellen  hyalin  und  verfettet ,  mit  ein- 
zelnen Lymphkörperchen  und  ziemlich  zahlreichen 
Myelintropfen  besetzt. 

Weisse  Blutkörperehen  kamen  in  der  Hälfte  der 
Fälle  vor,  sie  stammten  fast  sämmtlich  aus  den 
Hamkanälchen  selbst,  bez.  aus  den  Glomernlis; 
rothe  Blutkörperchen  in  etwa  ^/i  der  Fälle,  sie 
lagen  einzeln  oder  Sassen  wohl  erhalten  Cylindem  auf. 
Die  Wassersucht  ist  nach  W.  bei  Amyloid-Nie- 
ren  seltner,  als  man  anzunehmen  pflegt.  Urämie 
sehr  selten.  Mehrmals  kam  urämisches  Erbrechen 
vor,  dabei  einmal  ein  mehrtägiger,  bis  zum  Tod 
währender  kataleptiformer  Zustand. 

Hypertrophie  des  Unken  Ventrikels,  welche  nur 
in  einem  Theile  der  Fälle  von  Amyloid-Schrumpf- 
niere  vorkommt  (Traube,  Rosenstein,  Bar- 
tels) sah  W.  lOmal,  wahrscheinlich  stets  mit  gleich- 
zeitiger Nierenatrophie. 

Die  Zeitdauer  der  Amyloid-Niere,  resp.  der  da- 
durch bedingten  Albuminurie  scheint  vorzugsweise 
von  der  Grundkrankheit  abzuhängen.  Bei  Lungen- 
und  namentlich  gleichzeitiger  Darmphthise  beträgt 
sie  im  Allgemeinen  nur  wenige  Monate,  bei  Knochen- 
eiterung und  Syphilis,  sowie  sogen,  primärer  Speck- 
niere viel  längere  Zeit,  bisweilen  Jahre  lang. 

Hinsichtlich  der  Diagnose  der  Amyloid-Niere  sind 
nach  W.  folgende  Punkte  noch  ganz  besonders  zu 
berfloksichtigen : 

1)  die  ursächlichen  Momente,  wobei  immer  auch 
an  das  Vorkommen  einer  sogen,  primären  Amyloid- 
Nieie  zu  denken  ist ; 


2)  eine  schärfere  patholog.  -  anatomische  Unter- 
scheidung ; 

3)  genauere  Beobachtungen  Aber  den  Beginn  der 
Hamveränderung ; 

4)  bei  entwickelter  Krankheit  genauere  Hervor- 
hebung der  allgemeinen  ConstitutionsverhältnisBe, 
der  genossenen  Speisen  und  Getränke,  des  Fieben, 
der  Durehftlle,  des  Schweisses  n.  s.  w. 

Bis  jetzt  ist  es  nach  W.  zumeist  nicht  mö^iek, 
die  einfache  Amyloid -Entartung,  die  mit  noch  flori- 
render  (interstitieller)  Entzflndung  u.  die  nütSehntm- 
pfung  zu  unterscheiden.  (0.  N  a  n  m  a  n  n.) 

554.  Die  Geburta-  und  SterbliohkeitB-Ve^ 
hältnisse  in  den  grossem  deutschen  Städten  wäh- 
rend desJaltreslSSO'j  von  Dr.  Arth.  Geissler. 

Nach  der  vom  kais.  Deutschen  Gesundheitsamte 
in  Tabellenform  veröffentlichten  JahreszosammeB- 
Stellung  der  Bevölkerungsvorgänge  in  den  grossen 
deutschen  Städten  im  J.  1880,  giebt  das  gen.  Be- 
richtsjahr ein  erneutes  Zeugniss  fhr  die  alte  Erfah- 
rung, dass  in  Zeiten  wirthschafUichen  Niedergaogsi 
die  Volksgesundheit  weniger  widerstandafthig  wird 
gegen  die  mannigfachen  schädlichen  EjinflOne,  die 
uns  fortwährend  umgeben.  Diese  Widerstandaflhig- 
keit  vermindert  sieh  fortschreitend  mit  der  Abnahme 
der  Snbsistenzmittel,  sowohl  der  im  Organismus  auf- 
gespeicherten, als  der  zum  täglichen  Ersatz  nOthiges; 
die  Folgen  aber  schleppen  nicht  selten  noch  laoge 
hinterher,  wenn  auch  die  Ursachen  aufgehört  habea 
oder  bereits  wieder  ein  wirthschaftlicher  Aufschwung 
bemerkbar  wird.  Im  J.  1879  hatten  zunächst  nur 
die  höheren  Lebensalter  an  ihrer  Kraft  eingebfleit) 
daher  eine  wesentlich  vermehrte.  Sterblichkeit  in  dea 
über  60  J.  alten  Bevölkerungsschichten  zu  oonsta- 
tiren  war.  Im  J.  1880  dauert  diese  Eracheinang 
noch  an,  aber  auch  das  Mannesalter  zeigt  eineD 
stärkern  Verlust  und  ganz  besonders  hat  das  jftngere 
Kindesalter  zu  leiden  gehabt,  denn  es  starben  im  J. 
1880  insgesammt  (in  den  147  Berichtsstädten  mä 
mehr  als  15000  Bewohnern)  111283  Kinder  bii 
zum  6.  Lebensjahre,  während  das  dreijährige  Mittel 
der  Vorjahre  1877—1879  in  dieser  Altersklaeae 
102734  Verstorbene  betragen  hatte.  Abgesehen 
von  dieser  erhöhten  Sterblichkeit  zeigte  sich  aocii 
die  Fruchtbarkeit  einigermaassen  vermindert.  Es 
wurden  293244  Kinder  lebend  geboren,  d.  i.  910 
weniger  als  im  Vorjahre,  während  213740  Pei8(HieB 
(d.  i.  1628  mehr)  starben. 

Das  J.  1880  charakterisirte  sich  daher,  um  es 
in  zwei  Worte  zu  fassen,  gegenflber  seinen  Vor- 
gängern durch  verringerte  Fruehtbarkeils-'  und  ge- 
steigerte  SterblichkeiUzifer.  Auf  je  10000  Bewoh- 
ner der  mittleren  zu  7894000  berechneten  Jabree- 
bevölkerungO  dieser  147  Städte  kamen  371  Lebend- 


0  Diese  mittlere  Jahreabevölkemng  seheint  mir,  m 
weit  ich  es  fibersehen  kann,  ffir  mehrere  Orte,  insbeeon- 
dere  ffir  eämmtllche  sächsische,  höher  aagenommeB 
worden  xn  sein,  als  es  die  inmittelst  erfolgte  ZShlangYom 
1.  Dec.  1880  angelassen  hätte. 


Tni.    Medidn  im  Allgemdiien. 


189 


gehffene  11.271  Gestorbene.  Die  daraus  resnltirende 
Vemehmog  oder  der  sog.  OebnrteDttberschtiss  be- 
trog Dur  circa  100  auf  je  10000  Bewohner,  während 
orin  den  beiden  Voijahren  120— 121,  im  J.  1877 
sogar  134  betragen  hatte. 

Was  nun  zunächst  die  Oeburtetifrequenz  an- 
langt, so  wurde  diessmal  ftlr  22  Städte  (1879  und 
1878  nur  in  14  St.)  4lie  geringste  Ziffer  (unter 
SO^/oo)  anfgeseichnet.  Die  niedrigsten  Werthe  fallen 
auf  Coburg  (21.7<»/oo)  und  auf  Neisse  (22.3Voo)- 
Von  grossem  hierher  gehdrigen  Städten  sind  noch 
Kissel,  Karlsruhe,  Wiesbaden,  Darmstadt  und  Pots- 
dam zu  nennen.  Die  Städte  dieser  Gruppe  hatten 
im  Mittel  eine  Sterbeziffer  von  22.2<^/oo  und  speciell 
eine  Säuglingssterblichkeit  (zu  je  100  der  Lebend« 
geborenen  berechnet)  von  23.1%.  Nur  Gross- 
Glogau  und  Freiburg  i.  B.  hatten  eine  abnorm  hohe 
Singlingssterbiichk^t  von  mehr  als  30%  der  Lebend- 
geborenen. 

Die  zweite  Stufe  der  Geburtenhäufigkeit  (von 
30.1— 35.0%o)  findet  sich  in  37  Städten,  unter 
d«ien  Di*esden,  Leipzig,  Frankfurt  a.  M.,  Stuttgart, 
Strassburg  und  Stettin  als  die  grössten  besonders  zu 
Deonen  sind.  Die  mittlere  Jahressterblichkeit  dieser 
Orte  betrug  fast  25^00  ^^^  ^i®  Säuglingssterblich- 
keit 26.4*/o  der  Lebendgeborenen.  Eine  der 
miasigen  Geburtenzahl  nicht  entsprechende,  d.  i. 
za  hohe  Sterblichkeit,  hatten  namentlich  Regens- 
burg (31.40/oo),  Münster  (30.4 Voo)  «nd  Strassbnrg 
(80.1<^/oo).  Abnoim  hohe  Säuglingssterblichkeit 
hatten  insbesondere  Thorn,  Schweidnitz,  Regens- 
borg,  Ulm,  Reutlingen,  Naumburg,  Leipzig,  Bran- 
denburg, Prenzlau,  Münster  und  Strassbnrg,  in  wel- 
chen Städten  zum  Tbeil  mehr  als  der  dritte  Theil 
der  Lebendgeborenen  vor  Ablauf  des  ersten  Lebens- 
jahres wieder  starb. 

Die  dritte  Gruppe  umfasst ,  ausser  Berlin, 
56  Städte  mit  einer  Geburtenziffer  von  35.1  bis 
4O0/oo*  Die  mittlere  Jahressterblichkeit  dieser  Orte 
betrug  27.9%o  bei  einer  Säuglingssterblichkeit  von 
27.1^/0  ^^t  Lebendgeborenen.  Von  den  grossem 
Städten  gehören  hierher  Königsberg,  Danzig,  Bres- 
lau, München,  Nürnberg,  Magdeburg,  Hamburg, 
AUooa,  Hannover,  Bremen,  Cöln,  Düsseldorf  und 
Elberfeld,  femer  eine  Zahl  von  Fabrikorten  im 
Rheingebiet,  inThflringenu.s.w.  Abnorm  hoch  war 
die  Sterbeziffer  in  12  Städten  dieser  Gmppe  (Königs- 
berg,  Danzig,  Elbing,  Breslau,  Liegnitz,  München, 
Augsburg,  Erlangen,  Halberstadt,  Altenburg,  Gör- 
litz und  Aachen),  ausser  ihnen  waren  aber  noch 
Berlin,  Graudenz,  Freiberg,  Zittau,  Hamburg,  Düs- 
seUorf  und  Bonn  durch  hohe  Säuglingssterblichkeit 
unvortheilhaft  ausgezeichnet.  Kiel,  Mflhlhansen  i.  Th., 
Hof,  Biberfeld,  Viersen,  Iserlohn,  Solingen  u.  Offen- 
h«b  hatten  dagegen  nur  sehr  massige  Sterblichkeit 
der  Kinder  im  1.  Lebensjahre. 

Mit  einer  Geburtenziffer  von  40.1— 45^00  *^r- 
schritten  22  Städte  der  vierten  Grappe  das  oben  an- 
gegebene Geburtenmittel  sämmtlicher  Städte  bereits 
beträeht&eh.     Indessen  ist  die  Sterbeziffer  nicht 


höher  als  27.1<^/oo  und  spedell  die  mittlere  Säug- 
lingssterblichkeit nicht  grösser  als  in  der  vorigen 
Gruppe.  Diess  hat  darin  seinen  Grund,  dass  fast 
sämmtliche  hierher  gehörige  Fabrikstädte  der  Rhein- 
gegend auch  in  diesem  Berichtsjahr  wieder  eine  sehr 
massige  Säuglingssterblichkeit,  einzelne  (Bielefeld, 
Barmen,  Hagen,  Hamm,  Rheydt,  Kaiserslautern) 
sogar  eine  solche  von  weniger  als  20<^/o  der  Lebend- 
geborenen hatten.  Von  den  sächsischen  Fabrik- 
orten hatte  nur  Plauen  eine  massige  Säuglingssterb- 
lichkeit (24.4%),  Chemnitz  dagegen  eine  solche 
von  38.7<^/o  und  Zwickau  sogar  von  46.4%.  Von 
den  preussischen  Fabrikstädten  waren  nur  in  Beu- 
then  (40.70/0),  Spandau  und  Chaiiottenborg  (35 
bis  36<^/o)  die  Neugeborenen  in  ähnlich  hohem  Grade 
gefährdet.  Auch  in  Gera  ist  mehr  wie  der  dritte 
Theil  der  Geborenen  vor  Ablauf  des  ersten  Lebens- 
jahres wieder  gestorben. 

Die  fünfte  Gruppe  der  Geburtsziffer  (45.1  bis 
5O.OU/00)  fällt  auf  Königshütte,  Glauchau,  Meerane, 
Crimmitschau,  Dortmund,  Duisburg  und  Witten.  Es 
wiedei'holt  sich  hier  die  eben  besprochene  Erschei- 
nung, dass  die  drei  letzten  der  Bheingegend  ange- 
hörigen  Fabrikorte  eine  Säuglingssterblichkeit  von 
nur  19 — 21%  aufweisen,  während  in  den  übrigen 
diese  Ziffer  weit  über  SQ^/f^y  in  Glauchau  sogar  auf 
44.6<>/o  der  Lebendgeborenen  ansteigt. 

Auch  in  der  letzten  Gruppe,  in  welcher  auf 
1000  Lebende  mehr  wie  50  (Geburten  kommen,  ist 
die  Säuglingssterblichkeit  eine  sehr  verschiedene  ge- 
wesen. Es  gehören  in  diesem  Jahr  überhaupt  nur 
3  Städte  hierher,  während  es  im  Vorjahr  noch  8 
waren.  Oberhausen  hatte  eine  Säuglingssterblich- 
keit von  nur  15 — 16%,  Bochum  eine  solche  von 
27%,  Neust-Magdeburg  aber  von  35— 360/o. 

Ein  Vei-gleich  mit  dem  Bericht  über  das  Vorjahr 

1879  ergiebt  als  wichtigstes  Resultat,  dass  die 
Gruppirung  der  Städte,  der  Fruchtbarkeit  ihrer  Be- 
völkerung nach,  der  Art  sich  verschoben  hat,  dass 
eine  grosse  Anzahl  derselben,  die  in  den  Vorjahren 
weit  über  dem  Mittel  standen,  jetzt  demselben  näher 
gerückt  ist,  während  die  früher  unter  dem  Mittel 
befindlichen  sich  der  untern  Grenze  noch  mehr  ge- 
nähert haben.  Im  J.  1879  überschritten  die  Mittel- 
zahl noch  beträchtlich  44  Städte,  im  Berichtsjahre 

1880  gab  es  deren  nur  32.  Hingegen  waren  zu 
den  48  Städten  mit  einer  massigen  Fruchtbarkeits- 
quote 11  hinzugekommen.  Im  Vorjahre  hatten  27 
Städte  eine  Säuglingssterblichkeit  von  mehr  als  30% 
der  Lebendgeborenen,  im  Berichtsjahre  ist  diese  Zahl 
auf  39  gestiegen.  Im  J.  1879  erfreuten  sich  noch 
41  Städte  einer  Säuglingssterblichkeit  von  weniger 
als  20<»/o,  im  J.  1880  ist  deren  Zahl  auf  28  herab- 
gegangen !  I)     Es  braucht  wohl  kaum  hinzugefligt 


0  Es  ist  mir  reoht  wohl  bekannt,  dass  die  Bereeh- 
nvang  der  Säuglingssterblichkeit  im  Yerhältaiss  sn  der  Zahl 
der  Lebendgeborenen  des  gleichen  Zeitraumes  einen  mathe- 
matisch genauen  Werth  dieser  Sterbegrösse  nicht  ergiebt, 
indessen  wird  dadurch  aa  derSiehtigkeit  der  oben  skissir- 
ten  Thatsache  nichts  geändert,  dass  sialioli  der  vemdiH 


IW 


VIII.    Medidn  im  Allgemeineo. 


zu  werden,  dass  ebenefo  wie  in  den  frühern  Jahren 
die  Sänglingflsterblichkeit  keineswegs  vorzugsweise 
in  den  Städten  mit  ungewöhnlich  hoher  Fruchtbar* 
keit  eine  besonders  beträchtliche  gewesen  ist. 

Analog  wie  die  Gruppirnng  der  Beriohtsstädte 
nach  der  Geburtenhäufigkeit  soll  dieselbe  nunmehr 
in  aufsteigender  Reihe  auch  nach  ihrer  Sterbeziffer 
erfolgen.  Ausser  der  flblichen  Berechnung  der  Zahl 
der  sämmtlichen  Verstorbenen  zu  der  mittleren 
Jahresbevölkemng  ist  es  nicht  ohne  Interesse,  diese 
Sterbegrössen  auch  nach  Ausschluss  da*  im  Säug- 
lingsalter Verstorbenen  zu  charakterisiren.  Diese 
,,Sterbegrös8e  der  aber  ein  Jahr  Alten'^  giebt  mit 
Rflcksicht  auf  epidemische  Vorgänge  oder  andauernde 
Insalubrität  in  den  einzelnen  Orten  einen  prägnan- 
teren Ausdruck,  als  die  allgemeine  Sterbeziffer. 

Die  utedrigete  Sterbeziffer  hatten  im  J.  1880 
8  Städte :  Neisse,  Ratibor,  Gotha,  Weimar,  Eisenach, 
Celle,  Rheydt  und  Wiesbaden.  Wenn  man  indessen 
die  Zahl  der  in  den  Krankenhäusern  verstorbenen 
Ortsfremden  ausser  Rechnung  setzt,  so  gehören  noch 
Bernburg,  Trier,  Karlsruhe,  Frankfurt  a.  M.,  Darm- 
stadt,  Baden-Baden,  Insterburg,  Göttingen  und  Ol- 
denburg zu  dieser  am  günstigsten  gestalteten  Gruppe. 
In  diesen  Städten  starben  nur  ca.  17 — 20  von  je 
1000  Bewohnern,  nach  Abzug  der  verstorbenen 
SäugUnge,  nur  IS^oo* 

Die  zweite  Stufe  (20.1  bis  22.5%o)  ^^^  Sterbe- 
ziffer nehmen  20  Städte  ein.  Von  grössern  Städ- 
ten über  50000  Bewohnera  gehören  hierher :  Lü- 
beck, Kassel,  Hannover,  Bremen,  Frankfurt  a.  M., 
Karlsruhe ;  von  Fabrikorten  Plauen,  Bielefeld,  Ober- 
hausen und  Offenbach.  Nach  Ausschluss  des  Säug- 
lingsalters beträgt  die  Sterbeziffer  dieser  Städte  nur 
H.S^Iqq,  nur  eine  einzige  und  auch  diese  wohl  nur 
wegen  ihrer  Krankenanstalt  (Kassel)  hat  eine  Sterbe- 
grösse  der  über  ein  Jahr  Alten  von  17.1%o-  Hildes- 
heim, Mainz,  Erlangen  und  Pforzheim  würden  nach 
Abzug  der  in  den  Krankenanstalten  verstorbenen 
Ortsfremden  ebenfalls  zu  dieser  Gruppe  gehören. 
Die  kleinen  Residenzen:  Rostock,  Schwerin  und  Ko- 
burg  finden  sich  ebenfalls  hier  aufgeführt. 

Die  dritte  Gruppe  umfasst  29  Städte  mit  einer 
allgemeinen  Sterbeziffer  von  22.6  bis  25.0<^/oo. 
Stuttgart,  Dresden  und  Leipzig,  ferner  Erfurt,  Mainz, 
Metz,  Mannheim  und  Barmen  sind  die  volkreichsten 
unter  ihnen,  auch  gehören  hierher  die  Fabrikorte 
Mühlhausen  i.  Th.,  Hof,  Ascheraleben,  Remscheid, 
Viersen,  Solingen.  Die  Sterbeziffer  der  über  ein 
Jahr  Alten  steigt  im  Mittel  auf  15.5<>/oo.  Erheb- 
lich (d.  i.  bis  190/00)  überschritten  wird  diese  letz- 
tere Ziffer  aber  nur  in  wenigen  Orten  (Göttingen, 
Mdesheim,  Oldenburg,  Viersen,  Wesel  und  Solingen), 
jedoch  in  den  ersten  3  genannten  nur  wegen  der 
Krankenhäuser  mit  ihren  zahlreichen  ortsfremden 
Insassen.  Aus  gleichem  Grunde  würden  auch  Greifs- 
wald, Würzburg,  Elberfeld,  Graudenz,  Osnabrück, 


derten  Fmohtbaikeit  auch  eine  geringere  VitaHtftt  der 
Geborenen  parallel  ging. 


Freiburg  i.  B.  und  Heidelb^g  dgenäich  in  diese 
Gruppe  gehören,  wiewohl  sie  unter  den  nächsten  un- 
günstigem aufgezählt  sind. 

Nicht  weniger  als  39  Städte  gehören  in  die 
vierte  Gruppe  mit  einer  Sterbeziffer  von  26.1  bis 
27.5Voo-  ^^®  Sterbegrösse  der  über  ein  Jahr  Alten 
erreicht  im  Mittel  16.8<^/oo>  wobei  Jedoch  in  einer 
nicht  geringen  Zahl  der  schon  vielfach  erwähnte  Ein- 
flttss  der  Krankenhäuser  erhöhend  eingewirkt  fait 
Abgesehen  hiervon  zeigten  Brieg,  Nordhansen,  Star- 
gard,  Bayreuth,  Quedlinburg,  Burg,  Lüneburg  nnd 
Minden  relativ  ungünstige  Verfaältiüsse.  Von  den 
grössern  Städten  gehören  Stettin,  Magdeburg,  Win- 
bürg,  Nürnberg,  Halle,  Frankfurt  a.  0.,  Bruui- 
schweig,  Elberfeld,  Crefeld,  Essen,  femer  Hambug 
hierher. 

Die  fünfte  Gruppe  umfasst  ausser  Berlin  bot  4 
grössere  Städte :  Posen,  Altena,  Düsseldorf  undKöb, 
von  den  übrigen  22  Städten  haben  nur  wenige  (Gör- 
litz, Osnabrück,  Koblenz,  Bonn  und  Freiburg  i.  B.) 
mehr  wie  30000  Einwohner.  Die  allgemeine  Sterbe- 
ziffer beträgt  27.6  bis  30.0<»/oo>  nach  Abzug  des 
Säuglingsalters  vermindert  sich  die  Sterbegröase  auf 
18. 10/00  im  Mittel  (exd.  Berlin).  Ans  dieser  Ifit- 
tekcahl  geht  hervor,  dass  eine  grosse  Zahl  dieser 
hierhergehörigen  ziemlich  ungünstige  VerhältoiBae 
gezeigt  hat.  Besonders  mag  hierbei  auf  Thon, 
Tilsit,  Brandenbui-g,  Altena,  Köln,  Koblenz,  Hages, 
Hamm,  Iserlohn  und  Witten  hingewiesen  sein.  Rd«- 
tiv  am  günstigsten  war  die  Sterbegrösse  der  flto 
ein  Jahr  Alten  in  Königshütte,  Spandaa,  Schweidmis, 
Gera  und  Görlitz  (nach  Abzug  der  Krankenhäuser). 
Auch  Berlin  gehört  nicht  zu  den  ungünstigen  Städ- 
ten, wenn  man  von  seiner  hohen  Säuglingssterblieh- 
keit  absieht.  Die  Zahl  der  daselbst  verstorbenen 
Fremden  ist  leider  nicht  angegeben. 

Wenn  wir  diejenigen  Städte ,  in  welchen  aaf  je 
1000  Bewohner  mehr  als  SO  gestorben  sind,  weiter 
klassificiren,  so  finden  sich  in  der  eeehsten  Qrappe 
(30.1  bis  32.50/00)  zunächst  14  Städte,  darunter  die 
grossen  Städte  Königsberg,  Danzig  und  Strassboig, 
femer  Augsburg,  Chemnitz,  Aachen  und  Dortmund) 
sowie  die  Fabrikorte  Elbing,  Liegnitz,  Halberstadt^ 
Münster,  Bochum,  dann  noch  Regensburg  und  Er- 
langen,  letztere  Stadt  alierdmgs  nur  wegen  ilires 
Krankenhauses.  Auch  in  die  siebente  Gruppe  (32.6 
bis  35.00/00)  gehören  ausser  den  Grossstädten  Brei- 
lau  und  München  nur  Fabrikorte :  Zwickau,  Meerane, 
Crimmitschau,  Charlottenburg,  endUch  findet  sieii, 
gleich  dem  Vei*halten  in  früheren  Jahren,  Altenbui 
an  dieser  ungünstigen  Stelle.     lieber  350/oo  Sterbe- 
ziflfer  hatten  (als  achte  Gruppe)  nur  die  drei  Städte 
Beuthen,  Neustadt-Magdeburg  und  Glauchau.    Es 
muss  besonders  noch  hervorgehoben  werden,  dssB 
nur  der  kleinere  Theil  der  Städte  in  der  6.-8.  Grappe 
lediglich  in  Folge  Hoher  Säuglingssterblichkeit  dieee 
ungünstigen  Ziffern  erreicht  hat.     Nur  CheniDits, 
Zwickau,  Meerane  und  Crimmitschau,  femer  Königs- 
berg und  (unter  Berücksichtigung  der  Kraukenhto- 
ser)  auch  Bochum  und  Straasburg,  namentlicfa  aber 


VIII.     Medicin  im  Ällgemeineii.  191 

Erlangen,  haben  günstige  Verhältnisse^  nach  Ans-  £b  starben  an:             1877    187S    1879    1880 

jddru»  des  Säuglingsalters,^^  SSm    !    !    !    !    !    !    2179    I62I    2U4    2760 

ttbrigen,   besonders   auch  in  Danzig,   Regensbnrg,      Scharlach 4462    4339    3424    4464 

Halberstadty  Aachen,  Dortmund,  Altenburg,  Breslau  Diphtherie  und  Croup .    .    7523    7906    7169    7849 

nnd  Mllnchen  ungesunde  Einflüsse  für  alle  Alters-  Keaehhnsten     ....    3331    2718    3021    3005 

Baasen  geherrscht  haben.  Unteileibstyphns    .    .    ,    3326    3566    3104    3420 

^r$u       j«    a«     1-     \a    ui-  ui    .XU      i*    u  .  j  Flecktyphus 114       223       202       209 

Da  über  die  Säuglingssterblichkeit  bereits  bei  der      Ruhr. 641     403     247     418 

GeburtenEiffer  genügend  gesprochen  worden  ist,  so  Rindbettfleber  ....    1115    1076    1169    1027 

»({gen  nur  noch  über  die  Sterblichkeit  in  den  höhe-  Andere    Infektionskrank- 

ren  LebensJÄhren  einige  Worte  gesagt  sein.  Im  ^^^^^  •  •  •  ■  '  '  ^^^  '^^^  ^^"^  ^^^ 
Allgemeinen  kann  man  auch  in  diesem  Berichtsjahre  Zusammen  28610  22610  21279  23760 
US  dem  Antheil,  den  das  Oreisenalter  an  der  Ge-  ^""^'^  ^^"^  Bewohner  .  3244  3034  2798  2998 
aammtsterUichkeit  hat,  recht  gut  die  Altersgrnppi-  Brieg  und  in  Neisse  nur  7—8,  in  Trier  8 — 9  und 
rang  der  lebenden  Bevölkerung  dieser  Städte  erken-  in  Planen  10  von  je  10000  Bewohnern.  In  Gotha, 
neu.  Wenn  dieser  Antheil  den  5.  Theil  der  Ge-  Eisenach,  Schwerin,  Flensburg,  Hannover,  Bremen, 
sammtsterbüchkeit  nur  irgend  erheblich  überschreitet,  Frankfurt  a.  M.,  Karlsruhe,  Potsdam  und  Freiberg 
gehören  in  der  Regel  diese  Orte  zu  solchen  mit  sess*  starben  nur  10 — 15,  in  20  andern  Städten  15 — 20 
iiafter,  wohlhftbfger  Bevölkerung,  deren  grösster  Zu-  von  je  10000  Bewohnern  an  solchen  Krankheiten, 
ng  von  aassen  in  solchen  besteht,  die  ihre  Tage  In  33  Städten  stagt  die  relative  Ziffer  auf  20 — 25, 
sorgenlos  nnd  zufrieden  beschliessen  können.  So  in  23  auf  25—30.  Somit  bewegen  sich  92  Städte 
finden  wir  denn  unter  den  41  Städten,  in  welchen  unter  dem  Mittel.  In  14  Städten  wird  dasselbe  bis 
der  Antheil  der  Sterblichkeit  im  Greisenalter  mehr  auf  35:10000,  in  14  andern  bis  auf  40:10000 
wie  20<^/o  der  Gesammtsterblichkeit  beträgt,  fast  alle  .  und  in  15  bis  auf  45 :  10000  ttberschritten.  Har- 
mserekleinen Residenzen  nnd  stillen  Provinzialstädte,  bnrg  und  Coblenz  hatten  eine  relative  Ziffer  von 
dieUnivenitätsorte  mit  ihren  Pfründneranstalten,  die  45 — 50,  Prenzlan  und  Zwickau  von  50 — 55,  Bonn, 
wegen  ihrer  Natursohönheiten  gern  von  Rentlers  und  Halberstadt  nnd  Bromberg  von  55 — 60.  Noch 
Pensionirten  aufgesuchten  Orte  wieder,  die  wir  be-  höhere  Ziffern  hatten  Thom  (61.1),  Danzig  (61.6), 
leits  fai  den  Gruppen  der  geringen  Gebnrtenfrequenz  Stargard  (70.6),  Königsberg  (76.7),  die  höchste 
nnd  der  massigen  Sterbeziffer  kennen  gelernt  haben.  Ziffer  aber  zeigte  Benthen,  wo  anf  ca.  22800  Ein- 
Diesen  stehen  als  Gegensätze  solche  gegenflber,  aus  wohner  290  («*  127 :  10000)  an  Infektionskrank- 
denen  die  wohlhabend  Gewordenen  möglichst  bald  holten  Verstorbene  kamen.  In  solcher  Weise  wird 
ZQ  entfliehen  streben,  in  denen  aber  die  junge  arbei-  es  erklärlich,  dass  die  allgemeine  Sterbeziffer  gegen- 
tende  Bevölkerung  mit  ihrem  Kinderreichthum  fort-  über  der  des  Vorjahrs  in  nicht  wenigen  Städten 
dauernd  wechselt.  Unter  diesen  sind  insbesondere  (z.  B.  in  Thom,  Spandau,  Minden,  Hamm,  Grim- 
fläehsische  nnd  rheinische  Fabrikstädte  vertreten.  In  mitschan,  Neisse,  Halberstadt,  Nordhausen,  Dflssel« 
d  von  diesen  (Meerane,  Zwickau,  Spandau,  Neustadt-  dorf,  Bonn ,  Königshfltte ,  Aachen ,  Dortmund ,  Ben- 
Kagdeburg,  Dortmund,  Essen,  Bochum,  Witten  und  then)  um  5^/oo  und  darüber  gestiegen  war.  Nur  ver^ 
Oberhausen)  betrug  der  Antheil  des  Greisenalters  an  einzelt  finden  sich  hingegen  Städte  (Ukn,  Ratibor, 
der  Gesammtsterblichkeit  weniger  als  IQ^Io*  Plauen,  Trier,  KaLserslautem,  Goknar) ,  in  welchen 

Indem  wir  nut  zu  d^nToctedtif^acAen  übergehen,  durch  das  Aufhören  epidemischer  ELrankheiten  ein 

ut  zunächst  der  änsteckendeh  Krankheiten  zu  ge-  erheblicher  Abfall  der  Sterbeziffer  zu  bemerken  ge- 

denk»i.    Die  nachstehende  üebersicht  giebt  flir  die  wesen  ist« 

Qesammtzahl  der  Städte  die  absoluten  Zahlen  der  in  Was  die  einzelnen  Infektionskrankheiten  betrifft, 

den  4  Berichtsjahi^n  an  diesen  Krankheiten  Verstor-  so  fallen  von  den  135  TodesfUlen  an  Pocken  28 

beoen.    Es  geht  aus  denselben  hervor,  dass  gegen-  auf  Königsberg,  35  auf  Beuthen,  9  auf  Berlin,  9  anf 

Aber  dem  Vorjahre  nur  die  Todesfälle  an  Keuchhu-  Königshütte ,  je  8  auf  Görlitz  und  auf  Dresden ,  die 

Btenu.  an  Kindbettfieber  nahezu  gleich  geblieben  sind,  übrigen  vertheilen  sich  grösstentheils  auf  verschie- 

dle  übrigen  Infektionskrankheiten  sämmtlich  höhere  dene  niederrheinische  nnd  ostpreusaiBche  Städte,  wäh- 

Werthe  zeigen.    Dagegen  waren  im  Vergleich  mit  rend  sonst  im  Norden,  in  Mittel-  und  Südwestdentsch- 

den  Jahren  1877  und  1878  die  Zunahmen  nicht  be-  land  nur  ganz  vereinzelte  Fälle  vorgekommen  sind. 

^AchtLioh,  nm*  die  Masern  weisen  eine  ungewöhnlich  Die  Masern  zeigten  sich,   wie  schon  erwähnt,  in 

bohe  Zahl  an  Todesfällen  anf.  grosser  Ausdehnung,  namentb'ch  in  Mitteldentschland, 

(Siehe  nebenstehende  Tabelle.)  in  der  Tiefebene  und  an  der  Nordsee.     Sie  fehlen 

Es  starben  in  runder  Ziffer  an  aänuntlichen  In-  nur  in  25  Städten  unter  den  angegebenen  Todes- 

feküonskrankheiten  30  von  je  10000  Bewohnern  im  Ursachen.     In  Danzig,  Hamburg,  Altena,  BreslaUi 

^ttel  aller  Städte.  Wie  im  Vorjahre  verhielten  sich  Magdeburg ,  Harburg ,  Wesel ,  Zwickau ,  Chemnitz, 

dieselben  unter  sich  sehr  ungleich  in  ihren  Abwei-  Halberstadt ,  Charlottenburg  bildeten  sie  eine  sehr 

<^himgen  von  der  Mittelzahl  und  es  zeigten  sich  die  erhebliche  Quote  der  Todesfälle  unter  den  übrigen 

denkbar  grössten  Differenzen.     So  starben  z.  B.  in  Infektionskrankheiten ,   auch  in  mehreren  kleinen 

Wiesbaden  nur  5,  in  Baden-Baden  nur  6— 7^  in  Städten   Mitteldeutschlands   (Weimar,    Naumburg, 


192 


VIII.     Medicin  im  Allgemeine. 


Aflehersleben^  Qnedlinborg,  Weissenfels)  waren  sie 
an  erste'  Stelle  getreten.  Der  Scharlach  fehlte  nur 
in  Schwerin,  Flensbarg,  Metnel,  Stotp,  Brieg,  Heil- 
bronn, Erlangen,  Nordhaosen,  Gotha,  Glauchau, 
Weimar,  Weissenfeis,  Coburg,  Burg  und  Lflneburg, 
dagegen  bildete  er  unter  den  Infektionskrankheiten 
an  erster  Stelle  die  Todesursache  in  Stargard ,  Beu- 
then ,  Fürth ,  Prenzlau ,  Hamburg ,  Celle ,  ferner  in 
sämmüichen  grossen  und  mehrern  mittlem  und  klei- 
nem Städten  des  Niederrheins.  Namentlich  in  den 
Nordseestädten  und  am  Niederrhein  war  er  mit  der 
Diphtherie  in  Gemeinschaft  ausgebreitet,  während  in 
Hitteldeutschland ,  in  Bayem  und  in  Württemberg, 
sowie  am  Oberrhein ,  in  Preussen  an  der  Ostküste 
letztere  beträchtlich  überwog.  Vornehmlich  waren 
die  grossen  Städte  (Königsberg,  Danzig,  Breslau, 
München ,  Stuttgart ,  Dresden ,  Leipzig ,  Strassburg) 
die  Herde  der  Kachenbräune,  welche  auch  im  Jahre 
1880  in  keiner  der  Berichtsstädte  vollständig  ge- 
fehlt hat.  Der  Keuchhueten  fehlte  nur  in  einigen 
Städten  des  Rheins  (Baden-Baden,  Solingen,  Neuss, 
Wesel  und  Trier),  sowie  in  Hildesheim,  Dessau, 
Weimar  und  Eisenach.  In  ca.  15  Städten  nahm  er 
unter  den  Infektionskrankheiten  als  Todesursache 
die  erste  Stelle  ein. 

Was  die  vorwiegend  f^v  die  Erwachsenen  ge- 
fthrlichen  Infektionskrankheiten  anlangt,  so  hat  der 
Dnterleibeiyphus  zweifellos  an  Ausbreitung  wiederum 
zugenommen.  Er  fehlte  in  keiner  Stadt,  mit  alleini- 
ger Ausnahme  von  Plauen  und  Bamberg.  In  Bres* 
lau,  Posen,  München,  Hamburg,  namentlich  aber  in 
den  meisten  Städten  des  Niederrheins  und  der  Ost- 
seekttste  (Lübeck,  Elbing,  Stralsund,  Flensburg, 
Thom,  Memel,  Insterburg)  forderte  er  zahlreiche 
Opfer,  während  er  in  Mittel-  und  Süddeutschland, 
sowie  an  der  Nordsee  mit  wenigen  Ausnahmen  mil- 
der als  in  den  Vorjahren  aufgetreten  ist  Der  Fleck' 
lyphuM  ist  fast  ausschliesslich  in  den  Städten  des  Ost- 
see- und  des  Odergebietes  vertreten ,  namentlich  in 
Danzig,  Thom ,  Posen ,  Beuthen.  Anderwärts  tritt 
er  nnr  inselflSrmig ,  insbesondere  in  Braunschweig 
nnd  in  Dortmund  auf,  Mitteldeutschland  und  Süd- 
dentschland  sind  nahezu  vollständig  frei. 

Von  den  übrigen  Krankheiten  kann  hier  nur 
noch  der  Lungenschwindsucht  etwas  ausführlicher 
gedacht  werden ,  da  dieselbe  durchschnittlich  noch 
stärker  die  Volksgesundheit  belastet,  als  die  sämmt- 
lichen  Infektionskrankheiten  zusammen,  und  gerade 
die  kräftigsten  Lebensalter  frühzeitig  ins  Grab  bringt. 
Es  starben  wiederam ,  ganz  ähnlich  Wie  in  den  Vor- 
jahren, 34 — 35  von  je  10000  Lebenden  an  dieser 
Krankheit.  Auch  bei  ihr  ist  es  nicht  ohne  Interesse, 
die  verschiedene  Häufigkeit  derselben  in  den  ver- 
schiedenen Städten  noch  etwas  eingehend  zu  verfol- 
gen. Die  relative  Ziffer  in  Berlin  entspricht  gerade 
der  Mittelzahl  sämmtlicher  deutschen  Städte.  Ausser 
in  Berlin  bewegt  sich  in  46  Städten  diese  Ziffer  zwi- 
schen 30—40:10000,  55  Städte  haben  eine  ge- 


ringere relative  Zahl  als  30,  unter  ihnen  sind  die  12 
günstigsten:  Reutlingen  (9 — 10),  Stargard,  Memel, 
Königshütte  (10—15),  Rostock,  Schwerin,  Stral- 
sund ,  Schweidnitz ,  Ulm ,  Heilbronn ,  Esslingen  und 
Weimar  (15—20:10000).  In  45  Städten  stdgt 
die  Ziffer  über  40 :  10000 ,  worunter  insbesondere 
die  Städte  des  Miederrheins  vertreten  sind,  auch 
München,  Nürnberg,  Fürth,  Regensburg ,  Hannover, 
Braunschweig  sind  hier  zu  nennen.  Die  höchsten 
Ziffern  wurden  in  Elberfeld,  Bielefeld,  Bocham,  Yi^- 
sen,  Hamm,  Mühlheim  a.IUi.,  Hanau,  ferner  ioMfln- 
ster  und  Solingen,  Witten ,  Remscheid  and  M.-OUd- 
bach  erreicht.  In  letztem  3  Städten  starben  in 
Berichtsjahre  mehr  wie  70  von  je  10000  Bewohnern 
an  der  Schwindsucht.  Dass  die  rheinischen  ludn- 
strieorte  am  ungünstigsten  gestellt  sind,  weit  uoffin- 
stiger  als  die  sächsischen  und  mittel-  oder  nieder- 
deutschen ,  ist  übrigens  nicht  nur  in  diesem  Jahre 
constatirt,  sondern  wird  nunmehr  dardi  die  ^ik« 
Beobachtungsdauer  durchgängig  bestätigt 

An  ünfflüekßfällen  gingen  1880  2756  Peno- 
nen,  d.  i.  387  Personen  mehr  als  im  Voijahre,  n 
Grunde.  Bekanntlich  werden  hier  nnr  solche  mT- 
gezählt ,  die  nnmittelbar  oder  wenigstens  bald  nadi 
der  Verletzung  den  Tod  herbeiführten«  Eüd  Maseen- 
nnglück  ereignete  sich  in  einem  Bergwerke  in  te 
Nähe  von  Freiberg,  doch  war  es  nicht  von  dem  Um- 
fange wie  ein  ähnliches  in  der  Nähe  von  Zwidna 
am  Jahresschluss  1879.  Die  Zahl  der  Tddtangen 
durch  fremde  Hand  ist  wieder  etwas  gestiegen  (veo 
119  auf  126).  Das  Schlusscapitel  über  den  SellMi' 
mord  muss  leider  auch  für  dieses  Berichtsjahr  wie- 
der in  einen  Misston  ausklingen ,  da  wiederum  mekr 
Personen  (2435 :  2369  =  66  mehr)  Hand  an  aA 
selbst  gelegt  haben. 

Den  Städtegmppen  nach  kam  in  absteigoider 
Reihe  der  Häufigkeit  1  Selbstmörder  in  den  Stidten 

des  Sachs,  märkisohea  TieflandB  auf    8024  BewoIvMr 
des  mitteldeutschen  Gebirgslands  auf    2466        « 
des  Nordseeküstenlands  auf    .    •    .    2937        « 

des  Ostseegebiets  auf 2970        n 

des  BÜddentschen  Heehlandes .     .    .    8403        » 
des  Oder-  nnd  Warthegebiets  anf     .    8450        • 

in  Berlin 3696 

der  oberrheinischen  Niederung     .     .    4076        » 
der  nlederrheiniscben  Niederung  .    .    6606        n 

In  den  10  sächsischen  Städten,  welche  die  Ver- 
öffentlichungen des  kaiserl.  deutschen  Oesandheito- 
amtes  umfassen ,  kam  auf  2500  Bewohner  ein  FsII 
von  Selbstmord  zur  Anzeige.  Nur  in  Eömgshflüe 
und  in  Rheydt  kam  unter  den  147  Berichtsstldten 
diessmal  kein  Selbstmord  vor.  Angesichts  der  fort- 
dauernden Zunahme  des  Selbstmords  möchte  fA 
auch  hier  ein  Wort  wiederholen  y  was  ich  vor  4 1 
schrieb  y  als  ich  fttr  eine  populäre  ZeitBchrift  eine 
Zusammenstellung  auf  Grund  der  Berichte  des  Ge- 
sundheitsamtes bearbeitete,  nämlich  dieses:  dass  bei 
uns  doch  noch  etwas  Anderes  faul  ist  als  der  Uoter- 
grund  und  dem  deutschen  Volke  noch  etwas  wAt 
Noth  thut  als  die  Assanirung  der  Städte. 


Elaunig,  Aber  Glasaugen. 


193 


B 


Originalabhandlimgen 

and 

Uebersichten. 

XI.    Ueber  Qlas-Augen. 

Von 
Dr.  K launig  in  Leipzig. 


Mit  dem  Namen  y^Glasangen'^  bezeichnet  man 
Gebilde  von  Olas,  welche  den  ganzen  Angapfel  oder 
auch  nnr  einen  Theil  desselben  darstellen.  In  gegen- 
wärtigen Zeilen  aber  will  ich  mich  nicht  Aber  die 
Gesammtheit  der  künstlichen  Nachbildungen  von 
Aagen  verbreiten,  die  ans  Glasstoffen  gefertigt  sind, 
sondern  nnr  Aber  solche ,  welche  bei  theilweisem 
oder  gänzlichem  Verlast  des  menschlichen  Auges 
dasselbe  der  äossem  Erscheinung  nach  ersetzen 
sollen  y  um  die  entstandene  Entstellung  zu  heben. 
Sie  bestehen  ans  gewölbten  Platten,  die  in  Form  und 
Farbe  den  vordem  Theil  des  Auges  darstellen,  zwi- 
schen die  Lider  eingeschoben  und  von  letztem  in 
passender  Lage  erhalten  werden. 

Bis  vor  15  Jahren  waren  dieselben  immer  nur 
schwer  und  unter  grossen. Geldkosten  zu  erlangen. 
Am  diesem  Qmnde  entschloss  ich  mich ,  Mittel  und 
Wege  aosfindig  zu  machen ,  ihre  Erlangung  zu  er- 
leichtern. Zunächst  verschaffte  ich  mir  genauere 
Kennüuss  von  der  Bereitung  derselben  und  fing  an, 
selbst  solche  zu  fertigen.  Nebenbei  aber  bestrebte 
ich  mich,  Andere  fbr  die  Sache  zu  interessiren, 
waadte  mich  dabei  vorzugsweise  an  Kauf leute ,  die 
mit  Thierangen  handelten,  und  beklagte  mich  ihnen 
gegenflber  besonders  darüber,  dass  man  durch  sie 
doch  keine  derartigen  Objekte  erhalten  könne ,  weil 
die  betr.  Glasbläser  sich  keine  Mflhe  gäben,  solche 
Aagen  zn  fertigen.  Aus  diesem  Grunde  sähe  ich 
mich  genöUiigt,  an  die  Bereitung  derselben  selbst  zu 
gehen,  um  mir  ein  Lager  herzustellen.  Seitdem  habe 
ich  vollkommene  Kenntniss  von  der  Fabrikation  der- 
selben erlangt  und  mir  ein  Lager  von  4000  Stück 
gemalter  kflnstlicher  Augen  hergestellt.  Ueberdiess 
ist  QB  auch  gelangen ,  Mehrere  für  die  Sache  zn  in- 
teresdren ,  so  dass  sich  zur  Zeit  eine  hinreichende 
Anzahl  von  Glasbläsern  mit  Bereitung  von  künst- 
lichen Augen  beschäftigt,  und  die  Nöthwendigkeit 
nicht  mehr  eintritt,  die  Augen  für  einen  hohen  Preis 
uis  Paris  zu  beziehen.  Nothwendig  dagegen  ist  es 
nun,  die  Mängel  zu  besprechen,  die  diese  Augen  bis- 
weilen besitzen,  und  auf  deren  Beseitigung  zu  drin- 
gen. Femer  ist  es  eben  so  nöthig,  die  Anforderung 
zu  stellen,  dass  man  sich  grössere  Lager  von  kttnst- 
hehen  Augen  versoha£fe ,  am  in  Wirklichkeit  immer 
got  passende  exlialten  und  einsetzen  zu  können. 

IM,  Jahrbb.  Bd.  192.  Uft.  2. 


Die  Stoffe,  aus  welchen  die  Augen  gefertigt 
werden ,  bestehen  aus  leicht  schmelzbaren  Gläsern, 
die  von  Einigen  Gompositz,  Glasflüsse,  von  Andern 
Email  oder  auch  einfach  Gläser  genannt  werden. 
Diese  Gläser  verhalten  sich  in  Bezug  auf  Wider- 
standskraft gegen  Reibung  und  chemische  Einwir- 
kungen, wie  sie  durch  die  Thränen  und  Schleim- 
absonderung in  der  Augenhöhle  herbeigefilhrt  wer- 
den, sehr  verschieden,  denn  die  einen  werden  schnel- 
ler, die  andern  dagegen  weniger  schnell  durch 
solche  Einwirkungen  angegriffen  und  an  ihrer  Ober- 
fläche zerstört,  wobei  sie  rauh  werden.  Da  nun 
aber  die  Augenhöhlen-  und  Bulbusflächen  nur  leicht 
aufliegende  Körper  mit  völlig  glatter  Fläche  auf 
längere  Zeit  vertragen  können,  Körper  dagegen  mit 
rauher  Fläche  sie  in  einen  bedeutenden  Reizungs- 
zustand  versetzen,  so  hat  man  bei  Bereitung  von 
Augen  besonders  Stoffe  auszuwählen,  die  durch 
Schmelzung  eine  gute  Glasur  erhalten,  die  sowohl 
der  Reibung ,  als  auch  der  Einwirkung  der  Thränen 
und  des  Schleimes  möglichst  lange  widerstehen. 
Solche  Widerstandskraft  müssen  aber  nicht  blos  die 
hauptsächlich  dazu  benutzten  Stoffe  haben ,  sondern 
alle,  damit  nicht  etwa  der  eine  derselben,  schneller 
angegriffen,  rauh  wird  und  das  fernere  Tragen  des 
Auges  verbietet.  Bei  vielen  Augen  habe  ich  näm- 
lich gefunden,  dass  besonders  der  Stoff,  welcher  zur 
Nachbildung  der  Blutadern  diente,  schnell  angegriffen 
wurde ,  die  Oberfläche  des  Auges  rauh  machte  und 
seine  fernere  Benutzung  verbot,  weshalb  ich  diess 
hier  ganz  vorzüglich  hervorhebe. 

Das  Eknail,  aus  welchem  die  Pariser  Augen  ge- 
fertigt sind,  die  hier  und  da  noch  gebraucht  werden, 
ist  wenig  widerstandsfttig ,  da  diese  Augen  schon 
nach  halbjährigem  oder  einjährigem  Gebrauche  so 
sehr  angegriffen  und  rauh  gefunden  werden,  dass 
sie,  ohne  Schaden  zu  bringen,  nicht  auf  weitere  Zeit 
zum  Ersatz  dienen  können.  Auf  gleiche  Weise  ver- 
hielten sich  auch  Augen  aus  böhmischem  Compositz 
oder  aus  dem  frühem  thüringer  Beinglas  gefertigt. 
Vor  8  Jahren  jedoch  lemte  ich  Stoffe  in  Thüringen 
kennen,  die  bedeutend  widerstandsfähiger  sind. 
Augen ,  welche  ich  aus  solchen  Gläsern  fertigte  und 
tragen  liess,  waren  so  widerstandsfthig ,  dass  sie 
nach  siebenjährigem  täglichen  Gebrauche  weniger 

25 


194 


Elaanigy  Aber  GUsaugen. 


angegriffen  waren  als  Pariser  Augen  nach  einem 
halben  oder  ganzen  Jahre.  Wenn  daraas  bereitete 
Augen  so  lange  ohne  Schaden  getragen  werden 
können,  so  ist  es  gewiss  gerechtfertigt,  wenn  ich 
solchen  Stoff  zu  deren  Bereitung  ganz  besonders  an- 
empfehle. 

Bereitet  man  nun  aus  demselben  künstliche  Augen, 
so  ist  es  ganz  besonders  Erfordeiiiiss :  gute  Halt- 
bai'keit  und  nicht  etwa  Neigung  zum  Zerspringen. 
Da  aber  Objekte,  aus  verschiedenen  Gläsern  zusam- 
mengesetzt, besonders  dann  leicht  zerspringen,  wenn 
sie  keine  gleiche  Schmelzbarkeit  besitzen,  femer 
wenn  sie  weniger  gut  mit  einander  verbunden  sind 
und  eine  rasche  Abkühlung  erfuhren,  so  hat  man 
hierbei  blos  Glfiser  zu  benutzen,  die  eine  gleiche 
Schmelzbarkeit  besitzen,  und  bei  ihrer  Verbindung 
durch  Schmelzung  dai*auf  zu  sehen ,  dass  ihre  Be- 
rührangsstellen  gleichsam  in  einander  fliessen  und 
zusammengeschmolzen  keine  fühlbare  Erhabenheit 
bemerken  lassen.  Ueberdiess  aber  hat  man  noch 
für  eine  sehr  langsame  Abkühlung  zu  sorgen. 

Zum  Zerapringen  geneigt  können  die  bereiteten 
Augen  auch  dann  werden,  wenn  man  bei  der  Ferti- 
gung derselben  die  Stoffe  zu  lange  dem  schmelzen- 
den Feuer  aussetzt  oder  sie  ohne  Noth  zu  viele  Male 
erhitzt ,  denn  je  länger  und  je  öfter  man  Glasstoffe 
dem  Feuer  aussetzt,  um  so  mehr  werden  sie  in  ihrer 
Masse  spröder  und  zum  Zerspringen  geneigter.  Es 
ist  daher  nicht  gut,  die  Augen  bei  einer  ersten 
Schmelzung  halb  zu  fertigen  und  nach  geschehener 
Abkühlung  sie  erst  später  zu  vollenden.  Es  geschieht 
nämlich  bisweilen ,  dass  man  sie  zunächst  in  halb- 
kugeliger Form  herstellt  und  ihnen  nachher  bei  pas- 
sender Gelegenheit  die  richtige  Form  giiebt ;  solche 
Augen  werden  immer  eher  zum  Zerspringen  geneigt 
sein  als  jene,  welche  durch  einen  einmaligen  Schmel- 
zungsprocess  hergestellt  wurden.  Da  übrigens  von 
allen  aus  Glas  gefertigten  Sachen ,  selbst  wenn  sie 
gut  bereitet  und  gekühlt  waren,  immer  einige  Stücke 
in  den  ersten  Wochen  nach  der  Bereitung  zersprin- 
gen, so  sollte  man  gefertigte  Augen  erst  einige  Wo- 
chen nachher  in  Gebrauch  nehmen. 

Bei  Fertigung  der  Augen  hat  man  auch  noch 
seine  Aufmerksamkeit  darauf  zu  richten ,  dass  keine 
Defekte  in  der  Glasur  entstehen  durch  kleine  auf- 
geplatzte Luftbläschen  oder  durch  unvollkommene 
Verschmelzung  der  Ränder  oder  durch  eingeschmol- 
zene kleine  harte  Köi*perchen.  Denn  alle  solche 
Fehler  verursachen  einen  unerträglichen  stechenden 
Schmerz  und  verbieten  die  Benutzung  solcher  Augen 
gänzlich.  Da  dieselben  wegen  ihrer  Kleinheit  oft 
nur  schwer  sichtbar  und  besser  durch  das  Gefühl  zu 
entdecken  sind,  so  ist  es  am  vortheilhaftesten,  jedes 
zu  benutzende  Auge  zuvor  mit  der  scharfen  Kante 
des  Fingernagels  zu  prüfen,  indem  man  mit  dem 
Nagel  über  alle  einzelne  Theile  des  Auges  hingleitet. 
Bleibt  derselbe  hierbei  an  irgend  einer  Stelle  ein 
wenig  hängen,  so  findet  sich  daselbst  auch  eine 
Rauhigkeit  vor.  Vorzüglich  hat  man  in  dieser  Hin- 
sicht seine  Aufmerksamkeit  auf  die  freien  Ränder 


der  Augen ,  auf  die  eingeschmolzenen  Blotgeftsse, 
sowie  auf  die  Verbindungsstelle  der  Hornhaut  nut  der 
Sklerotika  zu  richten.  —  Hier  nnd  da  könnte  man 
versucht  sein,  eine  etwa  vorhandene  rauhe  Stelle  an 
den  gefertigten  Augen  durch  Abschleifen  mit  nach- 
folgendem Poliren  durch  Reibung  zu  verbesBem. 
Allein  Solches  ist  unstatthaft,  da  eine  durch  mecha- 
nische Reibung  hervorgebrachte  Politur  nur  wenig 
widerstandsfähig  ist  und  durch  die  AugenflüssigkeiteD 
bald  zerstört  wird,  so  dass  das  Auge  an  diesen  Stel- 
len in  kurzer  Zeit  rauh  und  dadurch  das  Ganze  an- 
brauchbar wird. 

Form  und  Orösse  der  künstlichen  Augen.  Die- 
selben sollen  natürlich  dem  sichtbaren  Theile  des 
menschlichen  Auges  gieiehkommen  nnd  dabei  gldeh- 
zeitig  so  geformt  sein,  dass  sie  den  vorhandoiai 
Raum  hinter  den  Lidern  passend  anaftlllen,  der  dnreh 
thellweisen  oder  gänzlichen  Verlust  des  Auges  ent- 
standen ist  Der  vorhandene  Raum  aber  entspricht 
nur  selten  dem  wirklichen  Defekte  des  Auges.  Sr 
ist  vielmehr  in  den  meisten  Fällen  bei  Weitem  ge- 
ringer ,  als  man  nach  der  Grösse  des  Verlostes  -m- 
muthen  sollte.  Dieses  auffallende  Verhältnlss  ist 
hauptsächlich  der  Schrumpfung  der  Bindehaut  mit 
gleichzeitiger  Zurückziehung  der  Liddeokel  tan- 
schreiben.  Eine  solche  Retraktion  der  Lider  ist  ge- 
wöhnlich um  so  grösser,  je  bedeutender  der  Verlost 
des  Auges  wai*.  Man  findet  daher  die  Redncinnig 
der  Höhle  in  den  Fällen  am  meisten  aasgespiodien, 
wo  der  Augapfel  durch  Operation  gänzlich  entfernt 
wurde,  und  hier  tritt  überdiess  noch  der  Uebelstand 
auf,  dass  besonders  das  obere  Lid  an  der  nach  anneB 
zu  gelegenen  Seite  verhältnissmässig  mehr  als  an 
andern  Stellen  zurückgezogen  erscheint  Es  mm 
daher  auch  das  einzusetzende  Auge  in  vielen  FfllleD 
kleiner  ausfallen,  als  der  Defekt  selbst  — DerBifflo 
hinter  den  Lidern  ist  übrigens  ausserdem  noch,  mag 
derselbe  mehr  oder  weniger  verringert  sein ,  in  der 
Regel  an  der  Schläfenseite  tiefer  und  breiter  als  an 
der  Nasenseite  und  zwischen  Nasen-  und  Sehllfcn- 
gegend  gewöhnlich  länger  als  in  vertikaler  RiehtoBg« 
Wegen  solcher  Beschaffenheit  der  Höhlung  mnss  das 
eingesetzte  Ange  in  der  Mehrzahl  eine  längliche 
Form  besitzen ,  die  an  der  dnen  Seite  in  eine  ab- 
gerundete Spitze,  an  der  andern  in  eine  abgemndete 
breitere  Fläche  ausgeht 

Obwohl  die  Sklerotika  (auch  harte  Haut,  weisse 
Haut  genannt)  des  menschlichen  Auges  an  ihrer 
äussern  Oberfläche  nicht  vollkommen  kugeUAroug 
gestaltet  ist,  sondern  sich  mehr  einem  El^wid 
nähert,  so  weicht  doch  der  zwischen  den  Lidern 
sichtbare  Theil  derselben  nicht  merklich  von  der 
Eugelform  ab,  deren  Halbmesser  10 — 13  Motr. 
beträgt,  und  demnach  müssen  kttnstUehe  Augen  an 
ihrer  vordem  Fläche  im  horizontalen  Durdnoesfler 
ungefähr  diese  Wölbung  besitzen.  Bisweilen  aber, 
und  besonders  dann,  wenn  der  Augapfel  so  ^kmM^ 
ganz  erhalten  ist,  werden  auch  Formen  nöthig, 
welche  einem  Halbmesser  von  14  Mmtr.  in  hofiaoD' 
taler  Richtung  entsprechen.     In  vielen  FäUea  aber 


K  i  a  u  D  i  g ,  über  Glasaugen. 


195 


ist  die  Lidspalte  so  verringert  and  die  Höhle  dabei 
doeh  veiii&ltQissmftssig  so  tief,  dass  auch  kugel- 
ftrmige  Körper  erforderlich  werden^  die  in  horizon- 
taler Biehtong  einen  bei  Weitem  kleinem  Halbmesser 
(8—9  Mmtr.  Radius)  besitzen.  Was  ferner  den 
Theil  des  künstlichen  Auges  anlangt,  welcher  der 
W(Übang  in  vertikaler  Richtung  entspricht,  so  ist  der- 
selbe wegen  der  Verminderung  der  Höhle  zwischen 
oberer  und  imterer  Wand  gewöhnlich  nach  einem 
Halbmesser  zu  krümmen,  der  1 — 2  Mmtr.  weniger 
beträgt  als  sein  Radius  in  horizontaler  Richtung.  In 
der  Regel  nimmt  man  bei  Fertigung  der  Augen 
hierauf  zu  wenig  Rücksicht,  bereitet  sie  vielmehr 
rand,  lAsst  sie  im  vertikalen  und  horizontalen  Durch- 
mesBer  gleich  sein  und  verkürzt  dafür  die  untere 
nnd  obere  Seitenflftche.  Bei  solcher  Gestaltung  aber 
stemmen  sie  sich  mit  ihren  Rändern  auf  die  untere 
Aogenhöhlenwand  und  verursachen  in  Folge  dessen 
eine  Reizung  der  Gewebe  mit  nachfolgender  Ent- 
sdodong,  Gewebsveränderung,  Wucherung  und  nar- 
biger Verengerung  der  Augenhöhle.  Ueberdiess  aber 
gestatten  sie  immer  nur  geringere  Beweglichkeit 
nach  oben  und  unten  und  sind  dem  Zerbrechen 
leichter  ausgesetzt,  da  sie  bei  solcher  Beschaffenheit 
den  äussern  Gewalten  weniger  Widerstand  entgegen- 
setzen können.  Allen  diesen  Nachtheilen  geht  man 
ans  dem  Wege,  wenn  man  den  vertikalen  Durch- 
messer etwas  kürzer  sein  lässt.  Das  Auge  kann 
dann  tiefer  in  die  vorhandene  Höhle  eintreten  und 
gleitet  fiberdiess  leichter  auf  und  abwärts,  ohne  die 
Bisdehantgewebe  durch  Druck  gegen  die  untere 
Knoehenwand  zu  beleidigen.  Die  Augen,  welche 
ich  zum  Einsetzen  für  nothwendig  befunden  habe, 
hatten  daher  in  horizontaler  Richtung  einen  Halb- 
meeser  von  8 — 14  Mmtr.  und  in  vertikaler  Richtung 
eine  Wölbung  im  Halbmesser  von  7  —  12  Milli- 
meter. Dabei  bildeten  sie  kugelartige  Absöhnitte 
TOD  6 — 16  Mmtr.  Höhe.  In  solcher  Entfernung 
oämlich  mnssten  2  parallele  Platten  von  einander 
ontfemt  stehen,  wenn  der  einen  die  convexe  und 
der  andern  die  concave  Fläche  der  Augen  zuge- 
wendet war.  Was  übrigens  noch  den  Abstand  des 
emen  Randes  von  dem  des  entgegengesetzten  in  ge- 
nder  Linie  gemessen  betrifft,  so  betrug  derselbe  an 
den  verschiedenen  Augen  in  der  Länge  14 — 28  Mmtr. 
ond  m  der  Breite  11^23  Millimeter. 

Die  Homhant  des  menschlichen  Auges  ist  mehr 
gewölbt  als  die  Sklerotika  und  es  nähert  sich  die 
Oberfläche  meistens  einer  Kreisfläche,  deren  Halb- 
iik^ner  gegen  8 — 9  Mmtr.  beträgt.  Aus  dieser 
Ursache  ist  es  vortheilhaft,  wenn  bei  künstlichen 
Aogen  die  nachgebildete  Hornhaut  ungefiüir  eine 
derartige  Wölbnng  besitzt. 

Id'  der  Mitte  der  Augenhöhle  ist  in  der  Regel 
^  kleinerer  oder  grösserer  Stumpf  des  Auges  vor- 
^^«D,  der  über  die  hintera  vertiefte  Fl&che  stark 
Wvoiragt  Wird  derselbe  besonders  an  seinem 
^abenen  Thdle  gedrückt,  oder  von  einem  fremden 
Körper  öfter  berührt,  so  verursacht  diess  einen 
'^^odieh  bedeutenden  und  auf  die  Dauer  unerträg- 


lichen Schmerz.  Es  ist  daher,  um  Solches  zu  ver- 
meiden, der  innern  Fläche  des  künstlichen  Auges 
eine  Goncavität  zu  geben,  welche  ungefähr  gleichen 
Radius  mit  der  äussern  Fläche  besitzt,  so  dass  der 
mittlere  Theil  des  Auges  etwas  dicker  ausfällt,  als 
der  peripherische.  Es  darf  daher  der  Theil  des 
Auges,  welcher  der  Rückseite  der  Regenbogenhaut 
entspricht,  nicht  vorspringend  sein ,  wie  man  diess 
häufig  an  gefertigten  künstlichen  Augen  findet,  son- 
dern es  muss  die  ganze  innere  Fläche  eine  vollkom- 
men gleiche  Concavität  besitzen.  Nur  in  dem  Falle, 
dass  der  ganze  Augapfel  fehlt,  oder  blos  ein  äusserst 
kleiner  Stumpf  vorhanden,  ist  auf  eine  vollkommen 
gleichmässige  Wölbung  an  der  innern  Fläche  nicht 
Rücksicht  zu  nehmen. 

Farbe.  Die  Farbe  der  Sklerotika  darf  nicht 
rein  weiss,  sondern  vielmehr  grauweiss ,  schmutzig- 
weiss  sein.  Nur  selten  ist  es  erforderlich,  dass  ihre 
Farbe  in  das  schmutzig  Gelbe,  oder  in  das  Bläuliche 
fällt.  Der  Theil,  welcher  die  Hornhaut  mit  der 
wässerigen  Feuchtigkeit  in  der  vordem  Augenkam- 
mer darstellt,  und  sich  vor  der  Regenbogenhaut  mit 
der  Pupille  befindet,  muss  völlig  rein  durchsichtig 
sein,  ohne  Luftbläschen  zu  enthalten.  Der  farbige, 
hinter  der  Hornhaut  gelegene  Theil,  die  Iris  mit  der 
Pupille  darstellend,  muss  vollkommen  rund  sein,  bei 
einem  Durchmesser,  der  zwischen  10  u.  12  Mmtr. 
beträgt.  Die  Farbe  der  Iris  muss  dabei  bald  eine 
braune,  bald  eine  bläuliche  oder  grünlichblaue,  in 
hellerer  oder  dnnkelerer  Schattirung  sein.  In  andern 
Fällen  aber  muss  sie  in  der  Peripherie  bläulichgrün 
ausfallen,  während  der  nach  der  Mitte  zu  gelegene 
Theil  in  der  Umgebung  der  Pupille  in  gelbliche  oder 
bräunliche  Färbung  übergeht.  Da  überdiess  die 
Iris  eine  faserige  Struktur  besitzt,  so  müssen  von 
der  Peripherie  aus  nach  der  Mitte  hin  Schatten  dar- 
stellende dunkele  streifige  Linien  nachgebildet  wer- 
den, die  1  Mmtr.  von  der  Pupille  entfernt  in  eine 
zackige  Bogenlinie  übergehen.  Die  Pupille  in  der 
Mitte  der  Iris,  oder  auch  ein  Wenig  nach  der  Nasen- 
seite zu  gelegen,  welche  einen  dunkeln  leeren  Raum 
darstellen  soll,  muss  vollkommen  schwarz  und  rund 
erscheinen,  mit  einem  Durchmesser  von  3 — 4  Milli- 
meter. Die  Glasmasse,  durch  welche  diess  erzeugt 
wird,  darf  nicht  weit  oder  tief  in  die  davor  liegende 
durchsichtige  Glasmasse  der  Hornhaut  hervortreten 
und  keineswegs  in  eine  Spitze  nach  vom  hin  aus- 
gehen. Die  Pupille  im  menschlichen  Auge  ist  bei 
schwachem  Lichteinfall  in  der  Regel  viel  grösser. 
Bei  heller  Beleuchtung  jedoch  verengert  sie  sich  ge- 
wöhnlich auf  3 — 4  Mmti*.  im  Durchmesser.  Da  nun 
ihre  Grösse  bei  schwachem  Licht  nicht  gut  wahr- 
nehmbar ist,  und  vorzüglich  nur  bei  heller  Beleuch- 
tung deutiich  sichtbar  wird,  so  ist  es  rathsam,  ihr 
die  oben  angegebene  Grösse  von  3 — 4  Mmtr.  zu 
geben. 

Der  Ort,  wo  die  Regenbogenhaut  auf  dem  künst- 
lichen Auge  anzubringen  ist,  muss  sehr  vei'schieden 
ausfallen ,  da  man  bei  dem  Einsetzen  eines  Auges 
darauf  zu  sehen  hat,   dass  die  Iris  den  richtigen 


196 


Elaunig,  über  Glasaugen. 


Stand  in  Bezog  zum  andern  Ange  einnehme  nnd  es 
den  Anblick  gewähre,  als  wären  beide  Augen  auf 
einen  Punkt  gerichtet.     Wenn  die  entstandene  Höh- 
lung stets  eine  gleich  grosse  u.  gleich  geformte  wäre, 
so  könnte  man  die  Iris  immer  an  einer  bestimmten 
Stelle  anbringen  und  dadurch  einen  guten  Stand  des 
eingesetzten  Auges  erzielen.     Die  Augenhöhle  be- 
sitzt  aber  an  den  einzelnen  Seiten  eine  sehr  ver- 
schiedene Tiefe.     Nur   selten   ist   dieselbe  an  der 
äussern  und  Innern  Seite  gleich.     In  der  Mehrzahl 
von  Fällen  ist  der  nach  aussen  zu  gelegene  Theil 
tiefer,  als  der  entgegengesetzte,  und  zwar  ist  dieser 
Unterschied  mehr  oder  weniger  bedeutend.     Ebenso 
verhält  es  sich  hinsichtlich  der  Tiefe  am  untern  und 
Obern  Theile  der  Höhlung.     In  Folge  solcher  Be- 
schaffenheit dringt  dann  das  eingesetzte  Auge  auch 
an  den  einzelnen  Seiten  tiefer  in  die  Höhlung  ein, 
als  an  den  entgegengesetzten  Stellen.     Wäre  nun 
die  Iris  mit   der  Pupille   immer  in  der  Mitte  des 
künstlichen  Auges  angebracht,  so  würde  ein  solches, 
wenn   es   übrigens   der  Grösse  nach  entsprechend 
wäre,  nur  selten  gut  passend  erscheinen,  denn  mei- 
stens  würde   es  einen  Schiel-  oder  Schiefstand  in 
Bezug  zum  andern  Auge  zeigen,  der  bald  geringer, 
bald   aber  auch  sehr  bedeutend  sein  würde.     Um 
immer  einen  guten  passenden  Stand  zu  erzielen,  ist 
man  daher  genöthigt,  eine  sehr  grosse  Anzahl  von 
Augen  zu  fertigen,  bei  denen  die  Iris  vom  Mittel- 
punkte des  Auges  aus  berechnet  in  Unterschieden 
von  1/4  und  ^/^  Mmtr.  nach  dem  innem,  obem  und 
untern  Rande  bis  zu  6  Mmtr.  verlegt  worden  ist, 
und  meistens  nicht  blos  nach  einer  Seite  hin,  son- 
dern oft  auch  nach  2  Seiten  zugleich,  nämlich  nach 
der  Innern  und  obem,  oder  nach  der  Innern  und 
untern.     Gewöhnlich  nimmt  man  hierauf  nur  wenig 
Rücksicht  und  gleicht  Fehler  hinsichtlich  des  Standes 
gar  nicht  aus.     Man  sucht  mit  25 — 50  Stück  aus- 
zukommen, setzt  ein  Auge  mit  passender  Farbe  ein, 
lobt  dasselbe  wegen  seiner  Farbenähnlichkeit  und 
kümmert  sich   nicht  darum,    ob   der   Betreffende 
schielend  erscheint,  oder  mit  zu  grossem  Auge  ein- 
herläufl;,  wenn  nur  ein  gutes  Geldgeschäft  dabei  er- 
zielt worden  ist.     Dass  aber  bei  dem  Einsetzen  von 
künstlichen  Augen  auf  geringfügige  Abänderungen 
derselben   hinsichtlich   ihres  Standes  sehr  viel  an- 
kommen muss,  diess  tritt  deutlich  hervor,  wenn  man 
das   Verhalten    der  menschlichen   Augen  genauer 
prüft.     Nimmt  man  an,  dass  das  Auge  einen  Halb- 
messer von  12  Mmtr.  besitzt  und  sich  um  seinen 
Mittelpunkt  dreht,  so  würde  bei  jeder  Drehung  des- 
selben,  welche   1  Grad  beträgt,   eine  Vs  Mmtr. 
grosse  Ortsveränderung  in  der  Drehungsebene  der 
Sklerotika  stattfinden.     Geschähe  nun  bei  normaler 
Stellung  beider  Augen  zu  einander  eine  solche  ge- 
ringe Fortrückung  der  Sklera  von  Vs  Mmtr.   an 
einem  Auge,  so  würde  Solches  einen  Schielwinkel 
von  1  Grad  ergeben.     Bei  einer  Fortbewegung  der 
Sklerotika  aber  um  1 — 3  und  5  Mmtr.  würde  sich 
der  Schielwinkel  auf  5 — 15  und  25  Grad  erhöhen. 
Da  nun  hier  solche  kleine  veränderte  Stellungen  der 


Sklera  Schielen  erzeugen,  so  müssen  auidi  Ueise 
Abänderungen  an  den  Flächen  der  künstlichen 
Augen  dasselbe  bewirken.  Wollen  wir  aber  den 
Schiel-  oder  Schiefetand  des  Kunstauges  vermeiden, 
so  geht  hieraus  hervor,  dass  man  eine  grosse  Aus- 
wahl von  Augen  besitzen  müsse,  deren  Seitenflidieii 
in  kleinen  Abstufungen  bald  mehr,  bald  weniger 
abgeändert  sein  müssen.  Hierzu  aber  genügen  nieht 
25  oder  100  Stück,  ja  selbst  1000  Stück  werden 
häufig  kaum  ausreichend  erscheinen. 

In  der  Gegend  des  innem  und  äussern  Augen- 
winkels verlaufen  in  der  Regel  einige  Blntgeflne 
von  der  Peripherie  des  Angapfels  nach  der  Iris  hiiL 
Man  hat  daher  auch  noch  an  diesen  Stellen  des  Knnst- 
auges ,  welche  dem  innem  und  äussern  Winkel  ent- 
sprechen, einige  geschlängelte  rotbe  Linien  aaza- 
bringen,  welche  den  Abzweigungen  von  Blutgeftwii 
gleichkommen. 

Einsetzung  eines  künstlichen  Auges,  Nachdem 
man  das  Auge  ein  Wenig  in  der  Ebnd  erwärmt  hat, 
erfasst  man  dasselbe  an  demj^gen  Theile,  wdeher 
dem  innem  Winkel  entspricht ,  mit  der  einen  Hand, 
so  dass  der  Mittelfinger  und  Daumen  an  den  oben 
und  untern  Rand  zu  liegen  kommt,  während  der 
Zeigefinger  dabei  auf  der  convexen  Fläche  des  Angee 
raht.  So  gefasst  legt  man  die  ooncave  Seite  mit 
dem  Schläfentheil  nach  oben  gerichtet  auf  den  Band 
der  untern  Lidfläche ,  erhebt  nun  das  obere  Lid  mit 
dem  Daumen  der  andern  Hand  und  schiebt  dabei  das 
Auge  nach  dem  obern  und  äussern  Theil  der  Augen- 
höhle hin  in  die  Höhe ,  an  der  innem  Fläche  des 
obem  Lides  hingleitend ,  ohne  den  Augenstumpf  da- 
bei zu  berühren.  Hat  man  das  Auge  bis  an  die 
obere  Grenze  der  Höhle  vorgeschoben,  so  dreht  man 
es  an  seiner  gefassten  Spitze ,  so  dass  dieselbe  nach 
der  Nase  zu  zu  stehen  kommt.  Da  jetzt  eine  E^ 
hebung  des  Lides  nicht  mehr  nöthig,  so  lässt  man 
dieses  los  und  zieht  nun  eiligst  mit  der  frei  gewor- 
denen Hand,  während  man  das  Auge  mit  der  andeni 
Hand  leicht  angedrückt  erhält,  das  untere  Lid  w 
weit  herab,  bis  der  Rand  desselben  unter  dem  ange- 
drückt erhaltenen  Auge  hervortritt  und  dieses  somit 
das  Auge  auch  von  unten  her  umfasst. 

Herausnahme  des  kunstiiehen  Auges*     Bd  der 
Herausnahme  des  künstlichen  Auges  hat  man  zunächst 
das  untere  Lid  hinter  den  untem  Rand  des  Knnst- 
auges  zu  bringen  und  dabei  das  obere  Lid  ein  Wenig 
zu  erheben,  damit  das  Oberlid  das  Auge  nicht  in  die 
Höhle  zurückdränge  oder  zurückhalte  u.  am  Hieraas- 
gleiten  verhindere.  Bei  solchen  Augen,  deren  unterer 
Rand  nicht  tief  hinter  dem  Lide  verborgen  liegt,  ge- 
lingt Solches  oftmals  dadurch ,  dass  man  die  bc^* 
Person  nach  oben  sehen  lässt,  dabei  den  untem  Lid- 
rand ein  Wenig  zurückdrängt  und  hinter  den  untern 
Theil  des  eingesetzten  Auges  hinaufschiebt.  Gewöhn- 
lich hat  man  nun  das  herausgleitende  Auge  nur  mit 
der  Hohlhand  aufzufangen.     In  den  meisten  FÜien 
aber  gelingt  diess  auf  diese  Weise  nicht,  und  es  ist 
erforderlich,  die  Entfemung  des  Auges  mit  Hfilfe 
eines  geknöpften  Instraments ,  wie  z.  B.  mit  einer 


Klaanig,  Aber  Olasaugen. 


197 


Staeknadel,  in  Anafllliniiig  zu  bringen.  Man  gleitet 
mit  dem  Knopfe  der  Stecknadel  an  der  Fläche  des 
ktiiifltlicben  Anges  hin  nach  dem  Innern  Winkel  zn, 
bis  man  anter  den  Rand  des  Anges  daselbst  gekom- 
men ist.  Dort  angelangt  bengt  man  die  Nadelspitze 
abwirts  naeh  der  Wange  nnd  drängt  anf  diese  Weise 
den  mitem  Lidrand  znrttck,  so  dass  derselbe  an  die- 
ser Stelle  nnter  den  Rand  desEnnstanges  znrttcktritt. 
Indem  man  nnn  den  Nadelknopf  von  da  ans  weiter 
bis  zur  Mitte  des  Unterlides  nnter  dem  künstlichen 
Auge  hfaischiebt  nnd  dabei  die  Hälfte  des  nntem 
lides  hinter  das  Ange  zurückdrängt,  gelingt  es  in 
der  Regel  leicht,  dass  das  Ange  heransgleitet,  beson- 
deTB  wenn  man  das  obere  Lid  dabei  ein  Wenig  er- 
hebt oder  erheben  lässt.  Um  aber  das  Ange  dabei 
Tor  dem  Herabfallen  zn  bindern ,  benutzt  man  den 
Zeigefinger,  den  man  leicht  auflegt,  am  es  langsam 
benbgleiten  zn  lassen. 

Auswahl  eines  kümtliehen  Auges,  Die  Anforde- 
rangen,  welche  man  hierbei  an  dasselbe  zu  stellen 
hat,  sind  vorzflglich  folgende. 

Dis  Ange  soll  gleiche  Farbe  mit  dem  gesunden 
haben.  Es  soll  femer  den  entstandenen  Raum  hin- 
ter den  Lidern  gut  ausfallen,  so  dass  es  den  Anschein 
gewinnt,  als  sei  ein  normales  Ange  hinter  den  Lidern 
vorlianden,  nnd  aus  diesem  Omnde  muss  es  in  seiner 
QrOsse  womöglich  so  beschaffen  sein ,  dass  es  das 
obere  Lid  gut  vorgewölbt  nnd  die  Lidspalte  hinrei- 
ehend  weit  geöffnet  erhält,  ohne  einer  Schliessung 
der  Lider  hinderlich  zu  sein.  —  Ueberdiess  soll  es 
womöglich  immer  den  richtigen  Stand  einnehmen 
imd  anschemend  gleichzeitig  dasselbe  Objekt  fixiren, 
wie  das  gesunde  Auge. 

Hat  man  eine  grosse  Menge  von  kflnstlichen 
Angen  zur  Aaswahl,  die  in  Farbe,  Form  und  Grösse 
sehr  von  einander  abweichen,  und  dabei  eine  grössere 
nnd  kleinere  an  den  verschiedensten  Orten  ange- 
brachte Iris  besitzen ,  so  wird  sich  leicht  ein  Auge 
nüt  passender  Farbe  herausfinden  lassen,  dessen  Lris 
gleidie  Grösse  mit  der  des  gesunden  Auges  hat. 
Meistens  wird  dabei  auch  ein  Auge  vorhanden  sein, 
das  die  Höhlung  in  dem  Grade  ausfüllt,  dass  sich 
der  obere  Liddeckel  so  gewölbt  und  die  Lidspalte 
80  weit  geöffnet  zeigt,  als  im  gesnn^len  Auge.  In 
den  Fällen  aber ,  wo  nur  ein  kleiner  Augenstumpf 
vorhanden  ist,  oder  das  Auge  gänzlich  fehlt,  ist  eine 
normale  Vorwölbnng  des  obem  Lides  oftmals  nn- 
mSglich,  da  die  Höhlung  unter  Verkfirzung  der 
Bindehaut  und  durch  Retraktion  des  Oberlides  eine 
starke  Verringerung  erfahren  hat.  Es  wird  in  Folge 
dessen  dann  immer  einem  Auge  ähnlich  erscheinen 
mtaen,  dessen  oberes  Lid  mehr  oder  weniger  stark 
in  die  Höhlung  zurflckgezogen  ist  und  einen  Anblick 
gewihrt,  als  läge  das  Auge  mehr  oder  weniger  tief 
in  der  Augenhöhle.  Fflllt  nun  hier  das  Auge  die 
Höhlung  in  dem  Grade  aus,  dass  die  Lidspalte  gleich 
gross  erscheint,  wie  im  gesunden  Auge  bei  einem 
geradeaus  geriditeten  Blicke,  so  kommt  es  ttberdiess 
bisweilen  auch  noch  vor,  dass  die  Lidspalte  im  Ver- 
blltnisB  inm  gesonden  Auge  grösser  wird,  wenn  man 


sich  bestrebt,  die  Augen  möglichst  weit  zu  öfinen, 
wie  Solches  bei  dem  angestrengten  Sehen  in  die 
Feme,  bei  zornigem  Blick  stattfindet.  Hier  wird 
dann  besonders  die  weisse  Fläche  der  Sklerotika  in 
grösserm  Umfange  nach  aussen  und  oben  hin  sicht- 
bar ,  was  einen  höchst  störenden  nnd  hässlichen  An- 
blick darbietet,  indem  das  Auge  immer  starr  und 
stier  nach  einem  Punkte  hin  schaut  und  dabei  aus 
der  Höhle  hervorzutreten  scheint.  Man  wähle  dann 
lieber  ein  Auge ,  welches  die  Lidspalte  weniger  weit 
geöffhet  erhält  und  das  im  Allgemeinen  etwas  klei- 
ner aussieht.  Denn  ein  kleineres  Auge  gewährt  ein 
besseres  Aussehen ,  als  ein  anscheinend  zu  grosses. 
Der  stiere  Blick  fiillt  hier  weg  und  die  weniger  ge- 
öffneten Lider  verdecken  die  mangelhafte  Bewegung 
des  Auges.  Oftmals  hat  man  auch  bei  kleinem 
Augenstumpf,  oder  bei  gänzlichem  Mangel  des  Auges 
aus  der  Ursache  ein  verhältnissmässig  kleineres  Auge 
auszuwählen ,  damit  eine  Schliessung  der  Lider  er- 
möglicht werde,  denn  es  ist  etwas  Ungewohntes  und 
sieht  nicht  schön  aus,  wenn  bei  dem  Lidschlage  sich 
das  eine  Auge  schliesst,  während  das  andere  weit 
geöfinet  bleibt.  Um  aber  eine  vollkommene  Schlies- 
suDg  der  Lidspalte  bei  eingesetzten  Augen  zu  er- 
möglichen, würde  das  Auge  oft  so  klein  ausgewählt 
werden  müssen,  dass  sich  die  Lidspalte  in  Bezug  auf 
das  gesunde  Auge  nur  sehr  wenig  geöffiiet  darstellt 
nnd  es  den  Anschein  gewinnt,  als  sei  das  Auge 
ausserordentlich  klein.  In  solchem  Falle  schlage 
man  einen  Mittelweg  ein  und  wähle  das  Ange  wenig- 
stens so  gross  aus,  dass  das  Auge  bei  dem  Bestreben, 
die  Lider  zu  schliessen ,  bis  über  die  Hälfte  bedeckt 
wird. 

Ausser  den  bisher  angefahrten  Rücksichten,  die 
man  bei  der  Auswahl  eines  Auges  zu  nehmen  hat, 
achte  man  hauptsächlich  noch  darauf,  dass  es  immer 
einen  richtigen  Stand  in  Bezug  zum  andern  Ange 
einnehme ,  nnd  wenn  diess  nicht  möglich ,  dass  es 
dann  doch  den  bestmöglichen  Stand  innehabe.  Gut 
steht  das  Auge  immer  dann ,  wenn  es  mit  dem  ge- 
sunden Auge  scheinbar  ein  und  dasselbe  Objekt 
fixirt,  so  dass  sich  beide  Sehachsen  in  einem  Punkte 
des  betrachteten  Objekts  kreuzen.  Eine  solche  Aus- 
wahl zu  treffen ,  ist  nur  selten  möglich ,  und  zwar 
allein  dann,  wenn  das  Auge  in  seinem  vordem  Theile 
nur  in  geringem  Maasse  verkleinert  ist  und  die  Bul- 
busmuskeln  gut  erhalten  sind ,  wo  man  ein  flaches, 
passend  ausgewähltes  Eunstauge  aufzulegen  hat,  das 
sich  mit  dem  vorhandenen  Augapfel  nach  den  ver- 
schiedensten Richtungen  hin  bewegt.  Ist  der  Aug- 
apfel aber  mehr  verkleinert,  oder  fehlt  derselbe  gänz- 
lich ,  so  ist  eine  solche  ausgiebige  Bewegung  nicht 
möglich,  und  man  hat  dann  hauptsächlich  darauf  zu 
achten ,  dass  das  eingesetzte  Auge  eine  solche  Stel- 
lung einnehme,  welche  ein  Abweichen  der  Sehachsen 
nicht  erkennen  lässt,  wenn  die  betreffende  Person 
einer  andem  gegenüberstehenden  das  volle  Gesicht 
zugewendet ,  und  wie  bei  einer  gewöhnlichen  Unter- 
haltung ihren  Blick  nach  dem  Auge  des  Gegenüber- 
stehenden gerichtet  hat.  Es  wird  dann  auch  bei  dem 


198 


Klaunig,  ttber  Qlasaagen. 


Oeradeaussehen  in  die  Ferne  ein  Schielblick  nicht 
bemerklieb  sein,  und  wenn  diese  Personen  ihre  Augen 
anf  Entgegenkommende  richten,  immer  so  eracheinen, 
als  sähen  sie  dieselben  mit  beiden  Aagen  an.  Ein 
eingesetztes  Ange ,  das  unter  solchen  Verhältnissen 
einen  Schielblick  zeigt ,  ist  unpassend  gewählt ,  weil 
es  durch  das  Schielen  einen  hässlichen  Anblick  ge- 
währt, der  anf  weite  Entfernungen  erkennbar  ist. 
Es  musB  daher,  um  diese  Entstellung  zu  heben, 
durch  ein  anderes  besser  passendes  Stück  ersetzt 
werden.  Tritt  hier  ein  Schielblick  bei  dem  seitlichen 
Sehen  auf,  wie  es  oftmals  nicht  anders  sein  kann, 
so  ist  diess  weniger  auffällig  und  störend  bemerkbar, 
da  man  nicht  genau  weiss ,  wohin  die  betr.  Person 
sieht  und  welchen  eigentlichen  Stand  beide  Augen 
zu  einander  einzunehmen  hätten. 

Das  Verfahren ,  welches  ich  bei  dem  Einsetzen 
eines  Auges  einschlage,  besteht  in  Folgendem«  Nach- 
dem ich  mich  von   der  Farbe   des   einzusetzenden 
Auges,  von  der  Grösse  der  Iris  unterrichtet  und  vom 
Umfange  der  Höhle  Eenntniss  genommen ,  lege  ich 
irgend  ein  Stück ,  dessen  untere  Seitenfläche  breiter 
als  die  obere,  und  das  mir  übrigens  der  Grösse  nach 
passend  erscheint,  in  die  Augenhöhle  ein.     Stelle 
mich  dann,   dem  Fenster  den  Rücken  zukehrend, 
mitten  vor  dasselbe,   lasse   hierauf  die  betreffende 
Person  aufstehen  und  vor  mich  hintreten,  sodass  sie 
mir  ihr  volles  Gesicht  zuwendet ,  und  empfehle  ihr 
dabei,  nach  meinen  Augen  oder  Stirn  zu  sehen.    In- 
dem so  ihr  Gesicht  gut  beleuchtet  ist  und  ich  die 
Stellung  ihrer  Augen  aus  kürzerer  und  weiterer  Ent- 
fernung betrachte,  giebt  diess  bald  Gelegenheit,  die 
etwaigen  Mängel  des  eingesetzten  Auges  zu  erken- 
nen.   Tritt  dasselbe  zu  weit  zurück  und  ist  die  Lid- 
spalte zu  wenig  geöfihet,   so   setze  ich  dafQr  ein 
grösseres  Stück  ein.     Steht  dagegen  die  Lidspalte 
zu  weit  offen,   so  erwähle  ich  ein  weniger  hohes 
oder  breites  Auge  zum  Ersatz;   Solches  geschieht 
auch  dann ,  wenn  das  obere  Lid  nur  an  der  äussern 
Seite  sich  zu  viel  erhebt  und  dort  einen  grossem 
Theil  derSklerotika  sehen  lässt  als  im  andern  Auge. 
Habe  ich  auf  diese  Weise  die  passende  Grösse  des 
Auges  herausgefunden,  so  suche  ich  nun  ein  gleich 
grosses  mit  richtiger  Farbe  und  Stand,  so  dass  es 
aussieht,  als  blickten  beide  Augen  nach  meiner  Slam. 
Zu  diesem  Zwecke  muss  ich  vorzüglich  Augen  aus- 
suchen, deren  Iris  dem  obem,  untern  oder  innem 
Rande  bald  mehr,  bald  weniger  nahe  liegt.    Ergiebt 
es  sich,  dass  das  eingesetzte  Ange  mit  seiner  Iris  zu 
viel  nach  abwärts  steht  und  das  untere  Augenlid 
einen  grossem  Theil  von  der  Regenbogenhaut  ver- 
deckt als  im  andern  Auge,  so  wähle  ich  ein  ähn- 
liches aus,  dessen  unterer  Rand  aber  breiter  ist  und 
ihm  die  richtige  Erhöhung  giebt.     Hat  dagegen  das 
Auge  einen  zu  hohen  Stand,  so  dass  man  zu  viel 
von  der  weissen  Fläche  der  Sklerotika  unterhalb  der 
Iris  sieht,   so  bringe   ich  ein  ähnliches  Auge  mit 
schmälerem  untern  Rand  ein.    Zeigt  das  eingesetzte 
Auge  ein  Schielen  nach  innen  bei  dem  Geradeaus- 
sehen, so  mnsa  der  nach  der  Nase  zu  gelegene  Theil 


eine  längere  Fläche  besitzen ,  und  steht  ei  za  vid 
nach  aussen ,  so  muss  vorzugsweise  der  Nasentheil 
verkürzt  werden.  —  Es  ist  zwar  bei  dem  Anblick 
einer  gegenüber  stehenden  Person  eine  AblenkiiDg 
der  einen  Sehachse  von  der  andern ,  welche  Hiebt 
über  3  Grad  beträgt,  nur  unter  grosser  Aufmerkuun- 
keit  wahrzunehmen,  aber  wir  müssen  bei  EinsetziiDg 
eines  Auges  dasselbe  doch  so  wählen ,  dass  cb  den 
möglichst  richtigen  Stand  einnimmt.  Solches  hat 
auch  vorzüglich  deshalb  zu  geschehen,  damit  selbst 
bei  geringen  seitlichen  Bewegungen  des  gesoodeo 
Auges  eine  Ablenkung  der  Sehachsen  so  wenig  wie 
möglich  bemerkbar  wird.  Um  diess  aber  gewissen- 
haft  auszufahren ,  muss  ich  immer  gegen  16  bis  20 
Augen  von  ziemlich  gleicher  Form  und  Grösse  aos- 
suchen  und  einsetzen ,  ehe  ich  ein  vollkommen  got 
stehendes  Auge  zum  Gebranch  übergeben  kann. 

Hat  man  aber  auch  ein  solches  herausgefanden, 
so  mnss  man  überdiess  noch  darauf  achten,  dass  sieh 
dasselbe  nicht  etwa  am  innera  Lidwinkel  abhebt, 
dass  es  nicht  klafft ,  und  sein  freier  Rand  sichtbar 
wird,  wenn  ein  Blick  nach  aussen  und  oben  statt- 
findet. Solches  ereignet  sich  nämlich  bisweilen  bei 
flachen  Augen,  deren  oberer  Theil  nicht  hinreichend 
breit  ist,  wo  dann  dieser  Theil  am  innem  Winkel 
frei  wird  und  von  dem  Lide  nicht  hinreichend  an 
den  Bulbus  angedrückt  erhalten  wird.  Natflrlieh 
hat  man  deshalb  ein  anderes  Auge  auszusuchen, 
dessen  obere  Fläche  etwas  breiter  ist 

Hier  und  da  kommt  es  audi  vor,  dass  das  ein- 
gesetzte Auge  zwar  einen  guten  Stand  hat,  dass  der- 
selbe aber  nur  von  kurzer  Dauer  ist,  indem  sich  das 
Auge  bei  der  Bewegung  nach  den  verschiedenen 
Seiten  hin ,  oder  bei  dem  Lidschluss  allmälig  dreht 
und  eine  andere  unpassende  Stellung  einnimmt  Man 
lasse  daher  nach  Einlegung  eines  künstliohen  Anges 
Bewegungen  der  Augen  nach  oben,  unten,  innen  und 
aussen  in  hinreichendem  Maasse  ansfithren  und  über- 
diess auch  noch  beide  Augen  fest  sohliessen.  Findet 
man,  nachdem  diese  Bewegungen  ansgefUurt  worden 
sind,  das  eingesetzte  Auge  bei  geradeaus  geriohte- 
tem  Blicke  noch  in  richtiger  Stellung ,  so  ändert  ei 
diese  auch  späterhin  in  der  Regel  nicht  Hatte  ee 
aber  dabei  eine  unpassende  Richtung  angraommeO) 
so  wähle  man  ein  anderes,  dem  dieser  Fehler  nicht 
anhaftet.  Gewöhnlich  hat  man  hier  ein  Auge  9ssaar 
suchen,  dessen  horizontaler  Durohmesser  an  der  Bs- 
sis  ein  wenig  verlängert  ist  und  durch  seine  Uta^ 
die  Drehung  verhindert. 

Ereignet  es  sich  etwa ,  dass  man  kein  vollkom- 
men passendes  Stück  ausfindig  machen  könnte  und 
nur  die  Wahl  zwischen  einem  richtig  gestellten  Ange 
mit  mehr  oder  weniger  abweichender  Farbe  hätte 
und  zwischen  emem  schlecht  stehenden  schieleDden 
Auge  mit  vollkommen  richtigen  Faril^en ,  so  wähle 
man  stets  dasjenige,  welches  einen  guten  Stand  etn* 
nimmt  Denn  ein  eingesetztes  Ange  mit  Sohielbüok, 
der  nicht  blos  in  der  Nähe,  sondern  schon  anf  wei- 
tere Feme  sichtbar  und  eriLennbar  ist ,  wird  inuatf 
einen  unangenehmen ,  hässlichen  Anblick  darbieteD> 


Klannigy  über  GlaJBaugen. 


199 


wAhrend  ein  richtig  stehendes  Auge  mit  abweichen- 
der Farbe  kaum  als  fehlerhaft  bemerkt  wird,  da 
man  hinsichtlich  seiner  Farbe  dasselbe  nicht  so  leicht 
einer  Prüfung  unterwerfen  kann.  Nur  dann  ist  man 
im  Stande,  seine  Färbung  genau  zu  prüfen,  wenn  es 
gestattet  ist,  bei  ruhig  stehenden  Augen  sich  bis  auf 
7s  Meter  nähern  zu  kdnnen.  Hierbei  aber  muss 
dann  immer  auch  noch  das  Licht  passend  auffallen, 
80  dass  die  Homhantreflexe  nach  anderer  Seite  hin 
gelenkt  sind,  als  nach  dem  Beschauer.  Im  gewöhn- 
liehen Leben  beachten  wir  ja  die  Farbe  der  Iris 
aoeh  nicht,  und  es  f&llt  nicht  besonders  auf,  wenn 
irgend  eine  Person  mit  zwei  gesunden  Augen ,  auf 
der  einen  Seite  ein  blaues ,  auf  der  andern  dagegen 
ein  braunes  besitzt ,  so  dass  man  oftmals  mit  ihnen 
verkehrt  hat^  ohne  Solches  wahrgenommen  zu  haben, 
wenn  man  nicht  vorher  darauf  aufmerksam  gemacht 
worden  war. 

Setzt  man,  wie  diess  häufig  geschehen  muss, 
mehrere  Augen  nach  einander  dn,  um  ein  passendes 
Stflek  zu  finden,  so  werden  der  Augenstumpf  und 
die  umgebenden  Theile  in  einen  starken  Reizungs- 
KQstand  versetzt  In  Folge  dessen  stellt  sich  dann 
Mftdigkeit  der  Augen  ein ,  die  Erhebung  des  obem 
Lides  wird  erschwert  und  die  Lidspalte  eröffnet  sich 
weniger  weit  als  später  nach  Eintritt  längerer  Ruhe. 
Hat  man  bei  solchem  Zustande  ein  Auge  ausgesucht, 
das  passend  erscheint,  so  ereignet  es  sich  meistens, 
dass  man  ein  zu  grosses  Auge  erwählt  hatte,  indem 
sieh  später  die  Lidspalte  zu  stark  erweitert  zeigt. 
Man  wähle  daher,  besonders  bei  reizbaren  Personen, 
die  hierbei  über  brennenden  Schmerz  der  Augen 
Idagen,  lieber  ein  Auge,  welches  die  Lidspalte  etwas 
weniger  weit  offen  hält,  oder  lasse  die  letzte  richtige 
Auswahl  nach  längerer  Ruhepause  geschehen. 

Bei  kleinen  Kindern,  denen  ich  schon  im  3.  Le- 
bensjahre Augen  eingesetzt  habe,  wähle  ich  in  der 
Regel  ein  kleines  Auge,  das  ich  schnell  einsetze. 
Ist  solches  geschehen ,  so  kümmere  ich  mich  nicht 
um  seinen  Stand  und  lasse  es  bis  zum  Abend  liegen, 
zu  welcher  Zeit  es  von  den  Angehörigen  entfernt 
werden  muss.  Das  Einsetzen  und  Herausnehmen 
lasse  ich  dann  täglich  von  ihnen  wiederholen,  und 
nehme  eine  richtige  Auswahl  erst  nach  unge&hr 
14  Tagen  vor,  wo  das  Rind  an  das  Einbringen  und 
Herausnehmen  des  Auges  gewöhnt  ist. 

Diejenigen,  welche  sich  ein  Auge  einsetzen 
Isasen,  urthdlen  häufig  falsch  über  den  Stand  und 
das  Aussehen  des  eingesetzten  Auges.  Wollen  sie 
sieh  jedoch  selbst  darüber  unterrichten  oder  über- 
mgen,  so  gebe  man  ihnen  den  Rath,  sich  vor  einen 
senkrecht  stehenden  Spiegel  zu  stellen,  der  wenig- 
stens die  Höhe  ihi*es  Gesichts  erreicht.  Diesem 
müBsen  sie  ihr  volles  Gesk^ht  zuwenden  und ,  ohne 
den  Kopf  zu  wenden  oder  zu  drehen,  nach  ihren 
eigenen  Augen  sehen.  Gewährt  nun  das  eingesetzte 
Auge  den  Anblick,  als  sähen  sie  sich  mit  beiden 
Aogen  an,  so  ist  die  getroffene  Auswahl  eine  gute 
SQ  nennen.  Diese  Vorschrift  aber  gilt  nur  Air  Per- 
Men  von  nrittierer  Grösse.     Sehr  kleine  Personen 


dagegen  müssen  ihr  Gesicht  bei  dieser  Erprobung 
ein  wenig  nach  abwärts  neigen  und  sich  in  dieser 
Stellung  ansehen,  weil  sie  gewöhnlich  nach  gegen- 
über stehenden  grossem  Leuten  in  die  Höhe  zu 
sehen  haben.  Sehr  grosse  Personen  ferner,  da  sie 
auf  Andere  gewöhnlich  herabzublicken  haben,  müssen 
ihr  Gesicht  bei  solcher  Erprobung  ein  wenig  nach 
aufwärts  wenden. 

Nicht  selten  kommt  es  vor,  dass  Solche,  welche 
bisher  ein  unpassendes  zu  grosses  Auge  trugen,  ein 
eben  so  grosses  Stück  wieder  haben  wollen.  Sol- 
chen sage  ich  gewöhnlich  zunächst,  dass  ihr  Auge 
wegen  der  Grösse  unpassend  sei  und  einen  häss- 
lichen  Anblick  gewähre  und  erkläre,  dass  ich  ihnen 
unter  keiner  Bedingung  ein  so  grosses  Auge  geben 
könne,  sie  möchten  sich  lieber  an  einen  Andern 
wenden,  um  sich  ein  nach  ihrer  Idee  gutes  Auge  zu 
verschaffen.  Selbst  dann  aber,  wenn  solche  Er. 
mit  meiner  Auswahl  zufrieden  sein  zu  wollen  er- 
klären, kommt  es  doch  gewöhnlich  vor,  dass  sie,  da 
sie  sich  in  den  Blick  ihres  Auges  hineingelebt  haben 
und  es  für  schön  halten,  ein  grösseres  Stück  be- 
gehren, das  sie  aber  von  mir  unter  keiner  Bedingung 
erhalten,  weil  es  in  einiger  Zeit  Schaden  nach  sich 
ziehen  würde. 

Ein  jedes  eingesetzte  Auge  verursacht  in  der 
Regel,  selbst  wenn  es  ganz  gut  passt,  anfänglich  ein 
drückendes  Gefühl,  das  sich  aber  in  kurzer  Zeit 
mindert  und  nach  einigen  Minuten  gänzlich  ver- 
schwindet. Einen  grossen  Theil  des  di-ückenden 
Schmerzes  erzeugt  hierbei  hauptsächlich  die  krampf- 
hafte Gontraktion  des  obem  Lides.  Da  man  nun 
dessen  Einwirkung  durch  Erbebung  des  Lides  be- 
seitigen kann,  so  lässt  sich  das  entstandene  Schmerz- 
gefühl übrigens  auch  noch  dadurch  mindera  oder 
aufheben,  dass  man  bald  nach  dem  Einsetzen  des 
Auges  das  obere  Lid  auf  einige  Zeit  abbebt.  — 
Findet  man  aber,  dass  ein  allgemeines  oder  partielles 
Drackgeftthl  fortdauert  oder  zeitweilig  wiederkehrt, 
so  deutet  diess  an,  dass  das  Auge  nicht  vollkommen 
passend  ausgewählt  sei  und  diess  durch  seine  Ge- 
stalt oder  Grösse  verursache.  In  manchen  Fällen 
ist  dann  das  Auge  überhaupt  zu  gross,  so  dass  es 
einen  übermässigen  Druck  auf  die  Augenhöhlen- 
Wände  und  Lider  ausübt,  und,  ausser  einem  mehr 
oder  weniger  schmerzhaften  Druckgeftthle,  das  des 
Vollseins  und  der  Spannung  erzeugt.  —  Bisweilen 
ist  auch  bei  fortdauerndem  Schmerz  das  Auge  auf 
dem  mittlem  Theile  des  Stumpfes  aufgelagert,  was 
sich  dann  als  ein  unerträgliches,  dumpfes,  über 
das  ganze  Auge  verbreitetes  Schmerzgefühl  zu  er- 
kennen giebt.  Tritt  der  Schmerz  an  einer  seitlichen 
Stelle  auf,  so  ist  diess  meistens  ein  Zeichen  dafür, 
dass  an  der  betreffenden  Stelle  ein  Theil  des  Auges 
zu  gross,  oder  zu  breit  ist.  Ein  zeitweiliges,  immer 
wiederkehrendes  Drackgefühl  bei  Bewegung  der 
Augen  deutet  darauf  hin,  dass  die  freien  Ränder 
des  Eunstauges  bei  solchen  Bewegungen  an  die 
Augenhöhlenwand  anstossen,  oder  auch  an  den 
Angenstnmpf  angedrückt  werden.     Unter  Berück- 


200 


KlauDig,  über  Qlasangeo. 


sicbtigaDg  aller  dieser  Ursachen  hat  man  dann  ein 
Ange  auszusuchen,  das  bald  an  einem  Theile  oder 
anch  im  ganzen  Umfange  kleiner  ist,  oder  man  hat 
auch  ein  mehr  oder  weniger  gewölbtes  Auge  auszu- 
wählen, bei  dessen  Einsatz  ein  jedes  DruckgefÜhl 
vermieden  ist.  —  Ein  stechender  Schmerz,  welcher 
bei  dem  Einlegen  eines  künstlichen  Auges  entsteht, 
ist  gewöhnlich  einer  fehlerhaften  Beschaffenheit  des- 
selben hinsichtlich  seiner  Glätte  zuzuschreiben. 

Erhaltung  des  künsdichen  Auges.  Jedes  künst- 
liche Auge  wird  durch  den  Schleim  und  dieThränen- 
feuchtigkeit  in  der  Augenhöhle  angegi*iffen,  glanzlos, 
trübe  und  rauh.  Um  nun  dasselbe  so  ümge  wie 
möglich  gut  zu  erhalten,  ist  es  vortheilhaft,  es  nicht 
ohne  Noth  diesen  Flüssigkeiten  auszusetzen.  Man 
nehme  es  daher  des  Nachts  bei  dem  Schlafengehen 
heraus,  reinige  es  mit  einfachem  Wasser  und  von 
Zeit  zu  Zeit  auch  mit  Sodawasser,  um  die  fettigen 
Theile  auf  seiner  Oberfläche  vollkommen  zu  ent- 
fernen. Nach  der  Reinigung  trockene  man  dasselbe 
leicht  ab  und  bewahre  es  an  einem  sichern  Orte  auf 
bis  zum  Wiedereinsetzen.  Bei  solchem  Verfahren 
kann  man  es  in  der  Regel  viele  Jahre  tragen,  ohne 
dasselbe  durch  ein  neues  zu  ersetzen,  wenn  die 
Schleimabsondemng  in  der  Augenhöhle  nicht  zu  be- 
deutend und  der  Stoff,  aus  dem  das  Auge  besteht, 
gut  zu  nennen  ist.  Bei  vermehrter  und  scharfer 
Schleimabsondemng  dagegen  pflegt  jedes  Auge 
schneller  angegriffen  und  abgenutzt  zu  werden« 
Ein  durch  das  Tragen  schadhaft  gewordenes  Auge 
kann  man  zwar  durch  Reibung  oder  Aufpoliren  voll- 
kommen wieder  glatt  und  zum  weitem  Gebrauche 
fähig  machen,  da  es  aber  durch  Reibung  nie  eine 
solche  Härte  der  Oberfläche  erh&lt  wie  durch  Schmel- 
zung, so  wird  ein  anfpolirtes  Auge  bald  wieder  an- 
gegriffen; und  deshalb  ist  es  dienlicher,  statt  des 
aufpolirten  Auges,  ein  vollkommen  neues  Stück  in 
Gebrauch  zu  nehmen. 

Einwirkung  des  künstlichen  Auges.  Ein  gut 
passendes  Auge  verleiht  im  Allgemeinen  ein  besseres 
Ansehen,  ermöglicht  eine  bessere  Bewegung  der 
Lider,  vermittelt  die  Ableitung  der  abgesonderten 
Thränen  und  verhütet  in  vielen  Fällen  auch  den 
Reiz  der  einwärts  gekehrten  Wimperhaare.  Es  übt 
aber  auch  selbst  bei  der  besten  Beschaffenheit 
und  Auswahl  immer  als  fremder  Körper  einen  ge- 
wissen, wenn  auch  schwachen  Reiz  auf  die  Augen- 
höhlengebilde aus  und  es  ist  aus  dieser  Ursache 
immer  vortheilhaft,  wenn  man  seine  Einwirkung 
durch  zeitweilige  Herausnahme,  besonders  des  Nachts 
aufhebt.  Bei  tagelanger  Benutzung  desselben  spricht 
sich  dieser  Reiz  besonders  dadurch  aus,  dass  das 
Auge  müde  wird  und  die  Fähigkeit  verliert,  das  Lid 
vollkommen  zu  heben.  —  Bisweilen  aber  kann  sein 
Reiz  auf  die  Augenhöhlengebilde  schädlich  einwir- 
ken, besonders  wenn  das  Kunstauge  an  irgend  einer 
Stelle  etwas  stärker  aufliegt,  oder  abgenutzt,  rauh 
wird.  —  Lagert  sich  das  Auge  mit  irgend  einem 
Rande  in  der  Augenhöhle  auf,  so  dass  die  Gewebs- 
theile  g^en  den  dahinter  liegenden  Knochen  gedrückt 


werden,  so  ist  oftmals  die  Druckempfindong  nicht 
sehr  bedeutend,  besonders  wenn  das  Auge  nach  die- 
ser oder  jener  Seite  noch  Flucht  hat.  Durch  eine 
solche  wiederkehrende  Reizung  entstehen  aber  ao 
der  Dmckstelle  leicht  Entzündungsznstände  mit  ver- 
mehrter Thränen-  und  Schleimabsondemng,  sowie 
Anschwellung  der  Bindehaut.  Es  bilden  sich  dann 
späterhin  hinter  dem  Rande  des  eingesetzten  Auges 
allmälig  Wucherungen,  welche  das  Auge  vorwirts 
drängen.  In  solchen  Fällen  erwähle  man  ein  Auge, 
welches  nach  der  einen  oder  andern  Richtung  hin 
mehr  gewölbt,  convexer  ist  und  setze  dieses  nicht 
vor,  sondern  hinter  die  entstandenen  Wucherungen 
ein,  so  dass  es  tiefer  in  die  Höhlung  eintritt  nnd 
wegen  seiner  grössern  Wölbung  leichter  hin-  und 
hergleitet,  ohne  einen  Druck  auf  den  Knochen  «u- 
zuüben.  In  der  Regel  mindern  sich  die  Wucherungen 
dann  bald  und  die  Höhlung  gewinnt  so  ziemlich  ihre 
frühere  Grösse  wieder.  Entfernt  man  die  wuchern- 
den nicht  gestielten  Theile  durch  das  Messer,  Scheeie 
oder  durch  Höllenstein,  so  tritt  in  der  Regel  eine 
grössere  Verkleinemng  der  Höhle  ein. 

Nutzt  sich  das  eingesetzte  Auge  ab  and  wird  es 
rauh,  so  verarsacht  es  Brennen  u.  Drücken,  schnelle 
Ermüdung  der  Augen,  Herabsinken  des  obem  Lides 
mit  vermehrter  Thränen-  und  Schleimabsonderang. 
Bei  solchen  Zuständen  ist  es  geboten,  der  fehler- 
haften Beschaffenheit  des  Auges  durch  Poliren  des- 
selben abzuhelfen,  oder  auch  das  fehlerhafte  Ange 
durch  ein  neues  Stück  zu  ersetzen.  Nimmt  die  be- 
treffende Person  aber  auf  die  fehlerhafte  Beschaffen- 
heit des  Auges  keine  Rücksicht  und  trägt  es  weiter- 
hin fort,  so  wird  die  Reizung  stärker,  die  Bindehaat 
schwillt  an,  fiUigt  an  zu  wuchern  und  treibt  das 
Auge  ebenfalls  vorwärts.  Es  entstehen  dann  stellen- 
weise sogar  Narbenstränge  mit  Verkürzung  der  Lider, 
so  dass  die  ganze  Höhle  sich  verengert  und  das  Ange 
nicht  mehr  Platz  findet.  Ist  der  Entzttndungsgnd 
hierbei  stark,  so  verbiete  man  die  fernere  Benutznng 
des  Auges,  gebrauche  Kälte  als  entzündungs  widriges 
Mittel  und  setze  nach  Beseitigung  der  Entzündnog 
ein  neues,  gut  passendes  und  glattes  Auge  ein. 
Gewöhnlich  schwinden  die  Wucherangen  dann  bald 
ohne  Gebrauch  von  weitem  Mitteln. 

Wenn  das  ausgewählte  Auge  so  gross  ist,  dtfB 
sich  die  Lider  nicht  über  demselben  vollkommeo 
scihliessen  können,  so  werden  die  Sekretionsstoffe 
bei  dem  Lidschlage  von  der  Mitte  des  Auges  nickt 
entfernt,  sondem  bleiben  vielmehr  auf  derselben  haf- 
ten. Das  Auge  erscheint  dann  oft  in  kurzer  Zelt 
nach  dem  Einsetzen  wie  mit  Schleim  überaogeD* 
Wird  derselbe  nicht  von  Zeit  zu  Zeit  auf  andere 
Weise  entfernt,  so  trocknet  er  ein  und  bildet  an  dem 
offenstehenden  Theile  eine  braune  Kruste,  unter  wel- 
cher das  Auge ,  mehr  als  an  andern  Theilen  aog^ 
griffen,  matt  wird.  Da  nun  aber  das  Ange  oft  nicht 
kleiner  ausgewählt  werden  kann ,  90  bleibt  nichts 
Anderes  übrig ,  als  in  allen  diesen  Fällen  dasaelbe 
öfters  herausznnetunen  nnd  gründlich  zu  t&sip^) 


Klaanig)  Ober  Glasaagen. 


201 


damit  es  immer  ein  gutes  Aassehen  gewähre  und  zn- 
gleieh  in  einem  möglichst  gnten  Zustande  erhalten 
werde. 

Erlanffung  eines  kümtliehen  Auges.  Fflr  Den- 
jenigen ;  welcher  sich  ein  gut  passendes  künstliches 
Aoge  verschaifen  will,  ist  es  stets  das  Beste ,  sich 
dasselbe  ans  emer  grossem  Sammlung  auszusuchen, 
and  nicht  blos  das  erste ,  sondern  auch  jedes  später- 
hin nothwendig  werdende  Auge.  Unter  einer  gros- 
Bern  Sammlung  aber  verstehe  ich  nicht  etwa  50  oder 
100  Stück  y  wie  Solches  häufig  von  Fabrikanten  des 
Absatzes  halber  empfohlen  wird,  sondern  wenigstens 
1000  Stück.  Jedermann  wird  einsehen ,  dass  eine 
solche  Menge  erforderlich  ist ,  wenn  er  berücksich- 
tigt, dass  seine  Farbe  mit  der  des  andern  Auges 
flbereinstimmen  soll  und  dabei  die  Iris  bald  grösser, 
bald  kleiner  sein  muss,  wenn  er  femer  in  Rücksicht 
lieht,  dass  ein  einzusetzendes  Auge  in  einigen  Fällen 
flaeh,  in  andern  dagegen  eine  grossere  oder  gerin- 
gere Wölbung  besitzen  und  dabei  bald  hoch ,  bald 
niedrig,  schmal  oder  breit,  lang  oder  kurz  sein  muss, 
wihrend  überdiess  die  Iris  hierbei  nicht  blos  in  der 
Mitte  ihre  Lage  einzunehmen  hat,  sondem  nach  den 
Terschiedensten  Seiten  hin  mehr  oder  weniger  ver* 
legt  sein  muss.  —  Gedenkt  man  etwa  durch  Einsen- 
'dimg  emes  bisher  passenden  Auges  an  den  Fabri- 
kanten oder  an  den  Inhaber  einer  grossem  Samm- 
Iiqig  ein  gleiches  Auge  zu  erhalten ,  so  täuscht  man 
sieh  sehr.  Man  kann  auf  diese  Weise  zwar  ein  Auge 
mit  gut  passender  Farbe  erlangen,  aber  selten  eins 
mit  vollkommen  richtigem  Stand,  was  doch  die 
Hauptsache  ist.  Meistens  wird  ein  solches  einen 
ialBehen  Blick  oder  Schieiblick  zeigen.  Könnte  man 
nach  abgenommener  Form  emes  Auges  ein  anderes 
dadorch  herstellen,  dass  man  die  dazu  gehörige 
Hasse  hineingösse  oder  hineinpresste,  so  wtlrde  man 
ein  d^m  Original  gleichgeformtes  Auge  leicht  erzeu- 
gen* Aber  alle  nach  Modell  hergestellten  Augen 
mflsaen  nach  Augenmaass  aus  freier  Hand  gefertigt 
werden  und  dabei  muss  ihre  Bereitung  schnell  ge- 
sdiehen,  damit  sie  nicht  zu  lange  dem  schmelzenden 
Feuer  ausgesetzt  seien  und  nicht  etwa  eine  grössere 
SprOdigkeit  erlangen ,  die  sie  zum  Zerspringen  ge- 
neigt macht.  Sehr  leicht  kann  man  sich  von  dem 
DnteiBchiede  zwischen  Original  und  nachgemachtem 
Ange  überzeugen ,  wenn  man  das  originale  Auge  in 
Gipi  abformt  und  dann  der  Prüfung  halber  das  neu- 
gefertigte Auge  in  diese  Form  hineinzulegen  sucht. 
Ha»  wird  dann  finden,  dass  es  hinsichtlich  der  Wöl- 
bung und  Grösse  nie  vollkommen  gleich  ist.  Mei- 
stens wird  es  an  dieser  oder  jener  Stelle  um  y^  und 
Va  Mmtr.  zu  gross  oder  zq  klein  sein.  Solches  aber 
ma9B  immer  einen^mehr  oder  weniger  grossen  Schiel- 
stand bei  dem  Oeradeaussehen  herbeiführen.  Erklärt 
sich  irgend  ein  gewissenhafter  Fabrikant  bereit,  ein 
Ange  nach  Modell  zu  fertigen ,  so  muss  er  immer 
mehrere  Augen  nach  Vorschrift  herstellen ,  die  ge- 
dgnetsten  hiervon  aussuchep  und  diese  zur  Auswahl 
Qbemendeni  damit  in  Wirklichkeit  ein  oder  das 
tfe^.  Jahrbb.  Bd.  192.  HfT.  t2. 


andere  passend  gefunden  werden  könnte.  —  Sollte 
nuui  in  einer  Sammlung  kein  vollkommen  passendes 
Auge  vorfinden,  wegen  unregelmässig  gestalteter, 
mit  vorspringenden  Narbensträngen  versehener 
Augenhöhle ,  so  könnte  man  von  einem  etwas  gros- 
sem Auge  stellenweise  einen  Abschliff  machen ,  um 
ihm  dadurch  die  richtige  Form  zu  geben.  Da  aber 
jede  abgeschliffene  Stelle,  noch  so  gut  polirt,  bald 
angegriffen  und  rauh  wird ,  so  bleibt  es  immer  das 
Beste,  aus  der  Sammlung  das  passendste  Stück  aus- 
zusuchen und  dieses  mit  darauf  verzeichneten  Ab- 
änderangen  einem  Fabrikanten  zu  übergeben,  damit 
er  danach  ein  Auge  anfertige ;  oder  man  kann  ihm 
auch  ein  gut  abgenommenes  Modell  in  Gips  oder  in 
Vulcanit  überliefern ,  nach  dem  er  das  erforderliche 
Auge  bilden  soll.  Da  der  Fabrikant  aber  gewöhn- 
lich mehrere  Stücke  wird  anfertigen  müssen,  um  ein 
entsprechendes  Auge  zu  erhalten ,  so  würde  es  er- 
wünscht sein ,  wenn  derselbe  die  besten  Stücke  ein- 
sendete ,  damit  man  sich  das  passendste  auswählen 
könne. 

Um  sich  ein  gutes  Modell  zu  verschaffen ,  wenn 
kern  vorhandenes  Glasauge  die  richtige  Form  hat, 
verfahre  man  ähnlich  wie  Dr.  A.Niedenin  Bochum 
(Oentr.-Bl.  f.  prakt.  Ahkde.  V.  p.  37.  Febr.  1881) 
bei  Bildung  einer  Prothese  aus  Vulcanit.  —  Man 
nehme  irgend  ein  künstliches  Auge,  das  im  Längen- 
und  Breiten-Durchmesser  passend ,  in  der  Höhe  da- 
gegen etwas  zu  gross  ist,  und  drücke  dessen  vor- 
dere Fläche  bis  an  seinen  Rand  in  erweichten  Gips 
hinein.  Nach  Erhärtung  der  Gipsmasse  überstreicht 
man  die  entstandene  Gipsmatrize  mit  Oel  und  trägt 
nun  so  viel  Gips  auf,  dass  die  Gipsmatrize  nebst  dem 
künstlichen  Auge  vollkommen  überdeckt  wird.  Auf 
diese  Weise  hat  man  nach  Erhärtung  der  Masse 
auch  einen  Abdrack  der  hintern  Fläche  des  künst- 
lichen Auges  erlangt,  die  man  als  Patrize  für  ein  zu 
bildendes  Vulcanitauge  verwendet.  Man  bemerkt 
sich  dann  die  genaue  gegenseitige  Lage  der  Matrize 
und  Patrize ,  um  beide  Theile  bei  dem  Einpressen 
von  Vulcanit  genau  auf  einander  lagern  zu  können. 
Die  Patrize  nimmt  man  dann  ab,  überstreicht  sie  mit 
Oel  und  entfemt  gleichzeitig  auch  das  künstliche 
Auge  aus  der  Matrize.  Hierauf  bringt  man  durch 
Wärme  erweichte  Vulcanitmasse  (wie  sie  Zahnärzte 
gewöhnlich  gebrauchen)  in  passender  Quantität  in 
die  eingeölte  Matrize ,  presst  diese  mit  der  Patrize 
m  die  Form  hinein  und  erhärtet  nachher  das  Gebilde 
zu  Vulcanit.  Da  der  Vulcanit  sich  mit  Feile  uud 
Messer  gut  bearbeiten  lässt,  so  hat  man  dann  von 
den  Rändem  der  Vulcanitschale  an  den  einzelnen 
Stellen  so  viel  wegzunehmen  und  ihre  Ränder  gut  zu 
glätten,  bis  sie  ein  vollkommen  passendes  Modell 
abgiebt.  Hat  man  diess  erreicht,  so  setzt  man  dieses 
Vulcanitmodell  in  die  Augenhöhle  ein  und  giebt 
durch  Einritzen  in  die  Masse  noch  die  Stelle  an ,  wo 
sich  die  Iris  nebst  Pupille  befinden  muss.  Dieses 
Modell  sendet  man  dann  dem  Verfertiger  von  Glas- 
augen nebst  einem  Bilde  der  Regenbogenhaut  mit 

26 


^02 


Klaunig;  über  Glasaugen; 


ÄDgabe  der  Papillen  und  Iiisgrdsse  zu ;  um  danach 
ein  Glasauge  zu  fertigen. 

Die  Idee  des  Dr.  Fröhlich  (Rlin.  Mon.-Bl.  f. 
Ahkde.  XIX.  p.  349.  Sept.  1881) ,  sich  in  jenen 
Fällen,  wo  überhaupt  ein  künstliches  Auge  erforder- 
lich ist ,  einen  Abdruck  von  der  Augenhöhlenfläche 
mittels  Stentmasse  zu  verschaffen,  auf  dieser  Grund- 
lage den  vordem  Theil  des  Auges  mittels  Wachses 
zu  modelliren  und  solches  Gebilde  als  Modell  zu 
einem  zu  bildenden  Eunstauge  zu  benutzen ,  ist  ge- 
wiss sehr  werthvoU ,  da  ein  solches  einzusetzendes 
Auge  hinsichtlich  seines  Standes  und  seiner  Beweg- 
lichkeit unübertrefflich  sein  muss.  Allein  die  Masse, 
die  derselbe  dazu  benutzt,  die  Stentmasse,  wird 
sich  häufig  zum  Abdruck  der  Höhle  nicht  gut  ver- 
wenden lassen,  da  sie  nur  im  heissen  Zustande  knet- 
und  bildbar  ist  und  besonders  in  dünnen  Schichten 
zu  schnell  erkaltet  und  erhärtet.  Man  wird  sie  aus 
diesem  Grunde  in  allen  den  .Fällen ,  wo  noch  ein 
grosser  Augenstumpf  vorhanden  und  nur  eine  dünne 
Schicht  der  Stentmasse  erforderlich  ist ,  nicht  ver- . 
wenden  können,  und  sogar  auch  in  jenen  Fällen,  wo 
der  ganze  Bulbus  fehlt  oder  sehr  klein  ist,  wird  man 
häufig  keine  vollkommene  Abdruckfläche  erhalten, 
da  man  die  Masse  nur  zu  einer  Zeit  einbringen  kann, 
wo  sie  weniger  heiss  und  zu  wenig  nachgiebig  ist. 
Um  aber  doch  eine  gute  Abdruckfläche  einer  grossem 
Augenhöhle  zu  erzielen ,  würde  ich  lieber  zum  Gips, 
in  warmem  Wasser  eingeweicht,  greifen  und  dann 
ungefähr  auf  folgende  Weise  verfahren. 

Ich  würde  den  betreffenden  Kranken  die  Rücken- 
lage einnehmen  lassen ,  einen  gut  haltbaren  Faden 
auf  den  Grand  der  Höhle  einbringen,  dessen  Enden 
am  äussern  und  innem  Winkel  nach  aussen  gelagert 
wären.  Hierauf  würde  ich  erweichten  Gips  so  weit 
in  die  Augenhöhle  eintragen,  bis  seine  Masse  die 
Plica  semilunaris  erreicht  üfach  Erhärtung  der 
Masse  würde  ich  irgend  ein  kleines  Glasauge  in  den 
vordem  übrig  gebliebenen  Baum  einlegen ,  um  be- 
urtheilen  zu  können,  ein  wie  grosser  Raum  «och 
ausserdem  nach  vorn  zu  auszuftülen  sei.  Sollte  dieses 
Auge  aber  nicht  richtig  stehen,  so  würde  ich  das- 
selbe mit  andern  vertauschen,  so  lange,  bis  ich  sähe, 
dass  der  Stand  der  Iris  ein  guter  sei.  Nun  aber 
würde  ich  mir  auf  der  Gipsmasse  mit  scharfer  Messer- 
spitze die  Grenzen  des  eingesetzten  kleinen  Auges 
bezeichnen,  um  auch  später  nach  Herausnahme  der 
Gipsmasse  genau  zu  wissen,  an  welcher  Stelle  das 
Auge  bei  richtigem  Stand  der  Iris  aufzulagern  sei. 
Es  ist  dann  das  kleine  Auge,  sowie  die  aus  Gips  be- 
stehende Abdrackfläche  mit  Hülfe  der  aussen  liegen- 
den Fadenenden  zu  entfernen.  Ausserhalb  der  Höh- 
lung vereinigt  man  diese  Theile  wieder  und  befestigt 
das  kleine  Auge  in  passender  Lage  mittels  Wachses, 
ölt  alles  diess  ein  und  di'ückt  die  Abdruckfläche  in 
eine  mit  weichem  Gips  erfüllte  Cuvette,  indessen 
so,  dass  Iris  und  die  untere  Aussenfläche  der  Cuvette 
eine  parallele  Ebene  bilden.  Nach  Erhärtung  des 
Gipses  und  Entfernung  des  eben  emgedrückten  Kör- 
pers sucht  man  sich  ein  künstliches  Auge  aus,  das 


die  entstandene  Höhlung  nach  den  Seiten  hin  ziem- 
lich gut  ausfüllt,  der  Höhe  nach  aber  etwas  zurfldL- 
bleibt.  Das  gefundene  Auge  erwärmt  man,  diflekt 
je  nach  Erfordemiss  eine  grössere  oder  kleinere 
Kugel  von  erhitzter  Stentmasse  hinein  und  schilt 
dann  das  Auge  mit  der  überstehenden  Masse  in  den 
Hohlraum  der  Ouvette.  Man  richte  es  aber  dabo 
so  ein,  dass  die  Iris  ebenfalls  eine  parallele  Fliehe 
mit  der  äussern  und  untem  Cnvettenfläohe  bildet  imd 
zugleich  ein  guter  Abdrack  stattfindet  Nach  Er- 
härtung der  Stentmasse  nimmt  man  das  Gebilde 
heraus,  entfernt  das  aufsitzende  künstliche  Glasauge 
und  macht  nun  die  hintere  Partie  der  Stentmasae 
genau  für  die  Augenhöhle  passend ,  indem  man  die 
überstehende  Masse  entfernt,  das  Ganze  gut  abrandet 
und  die  Höhle  für  den  etwa  vorhandenen  AngapM 
nach  allen  Seiten  hin  etwas  vergrössert ,  damit  der- 
selbe, besonders  Jbei  Bewegungen  des  Auges,  nieht 
gedrückt  und  gereizt  wird.  Findet  man  nun  dasselbe 
sammt  dem  aufgesetzten  Auge  bei  dem  Einsetze  in 
die  Augenhöhle  vollkommen  passend,  so  könnte  man 
solches  zur  Nachbildung  in  Olas  dem  Fabrikanteo 
übersenden. 

Sollte  sich  aber  die  Vulcanitmasse  als  eine  gaüß 
Unterlage  für  ein  einzusetzendes  Knnstauge  bewäh- 
ren, sich  gut  ohne  Schmerz  und  Reiznng  tragen  las- 
sen und  dabei  nicht  schnell  schadhaft  werden ,  lo 
würde  ich  empfehlen ,  einen  gleichen  Körper  aas 
Vulcanit  herzustellen,  um  das  künstliche  Auge  danuif 
zu  setzen  und  dasselbe  mit  der  Unterlage  zagleidi 
tragen  zu  lassen.  Man  würde  dann  bei  grossen! 
Defekten  der  Augen  sogar  verschieden  geformte 
Glasaugen  tragen  können,  indem  man  sich  ftlr  jedei 
eine  passende  Unterlage  herstellte. 

Dr.  N  i  e  d  e  n  empfiehlt,  Prothesen  aus  Voleaoit 
mit  eingesetzter  gläserner  Iris  und  Hornhaut  hem- 
stellen  und  diese ,  wenn  sie  auch  hioBiehtiich  der 
Farbe  Einiges  zu  wünschen  übrig  Hessen ,  bei  Kia- 
dem  einzusetzen ,  weil  sie  zum  Zert>rechen  wemger 
geneigt  seien  als  Glasaugen  und  bei  dem  Brach  nicht 
so  gefährliche  Einwirkungen  herbeiführen  köimteB 
als  jene.  Allein  ein  an  den  Seitenthdlen  abgeschlif- 
fenes Horahautstück  aus  Glas  wird  sich  schneUer 
abnutzen  als  ein  gewöhnliches  Glasauge ,  da  abge- 
schlififene  und  wenn  auch  sehr  gut  abpoUrte  Glas- 
flächen in  der  Augenhöhle  viel  schneller  angegrÜBD 
werden  als  jene,  welche  durch  Feuer  ihre  Glätte 
erhalten.  Es  würde  daher  besser  sein,  wenn  man 
sich  dazu  eine  gläserne  Iris  u.  Hornhaut  verschaiRe, 
deren  Seitenflächen  nicht  durch  Schleifung  mit  nadi- 
heriger  Politur,  sondem  durch  Schmelzung  ihre 
Glätte  erlangt  hätten.  Uebrigens  aber  vermuthe  ich, 
dass  die  Hornhaut  auch  dann  an  ihren  Rändern 
schnell  angegriffen  werden  wird,  wdl  an  der  Ueber- 
gangsstelle  des  Glases  zum  Vulcanit  eine  grössere 
Flüssigkeitsschicht  mit  Schleim  stehen  bleiben  wird, 
welche  die  Glasmasse  vorzugsweise  angreift  snd  die 
Beiseitesetzung  des  Vulcanitauges  bald  nöthig  machen 
wird ,  wenn  nicht  überhaupt  diese  UebergangssteDe 
schon  an  und  für  sich  wegen  ihrer  Unebenheit  tf 


Elaanig,  über  Glasaugen. 


203 


vidBeizverarsacht  mid  die  Entferonng  eines  solchen 
Auges  bald  erfordert.  Deberdiess  aber  mnss  man 
auch  noch  erst  Erfahrungen  darüber  sammeln^  ob 
der  Valcanit  überhaupt  zu  solchen  Prothesen  ge- 
eignet sei  und  nieht  etwa  schnell  angegriffen  und 
nah  wird. 

Die  Prothesen  des  Dr.  Fröhlich,  ämCelltdaid 
bestehend,  die  num  in  jeder  möglichen  Färbung  her- 
stellen kann  nnd  statt  der  Olasaogen  tragen  soll, 
besitzen  den  grossen  Vortheil,  dass  man  sie  in  voll- 
kommen passender  Farbe  und  Form  herstellen  kann. 
Aber  die  angebrachten  Blntgeftsse  aus  £  i  s  f  e  1  d  e  r'- 
seher  Porcellan-Cemeotplombe  werden  wahrschein- 
lich 80  reizend  auf  die  Lidbindehaut  einwirken,  dass 
man  sie  schnell  bei  Seite  setzen  muss.  Wollte  man 
aber  auch  auf  Anbringung  von  Blutgefässen,  auf 
diese  Weise  erzeugt,  verzichten,  so  würde  doch  die 
Glasmasse  der  Hornhaut  ebenso  schnell  schadhaft 
werden  als  bei  den  Nieden 'scheu  Prothesen. 
Uebrigens  aber  bin  ich  überzeugt ,  dass  sich  Augen 
ans  Celluloidmasse  überhaupt  gar  nicht  tragen  las- 
sen werden,  da  der  imCelluloid  befindliche  Eampher 
BOT  mechanisch  gebunden  ist  und  durch  seine  Ver- 
duBBtong  die  Bindehantflfichen  in  solchen  Reizungs- 
lostand  versetzen  wixd,  dass  die  Prothesen  nur 
kone  Zeit  getragen  werden  können.  Jedenfalls 
wird  der  Kampher  auch  hier,  gerade  so  wie  (nach 
Dr.  Begandt's  Beobachtungen)  bei  Gebissen  aus 
Celloloid  ein  unerträgliches  Hitzegefühl  mit  Brennen 
venvsachen  nnd  darum  das  Tragen  derselben  un- 
möglich machen. 

8o  lange ,  als  man  nicht  auf  leichte  Weise  gute 
Modelle  herstellen  kann  und  so  lange,  als  man  es 
ooeh  nicht  dahin  gebracht  hat,  künstliche  Glasaugen 
vellkommen  genaa  nach  einem  Modell  zu  fertigen, 
wflrde  ieh  anrathen ,  dass  wenigstens  Augenärzte  in 
grossem  Stttdten  sich  vereinigten,  ein  Lager  von 
Glasaugen  zu  halten ,  das  nicht  weniger  als  1000 
StOok  enthielte.  Bei  Anschaffung  desselben  würden 
sie  vorzüglich  darauf  zu  achten  haben,  dass  dieselben 
got  zubereitet  nnd  nicht  zum  Zerspringen  geneigt 
seien,  dass  femer  der  dazu  verwendete  Stoff  ein 
solcher  sei,  der  durch  die  Augenfiüssigkeiten  so 
wenig  wie  möglich  angegriffen  wird,  und  dass  sich 
diese  Eigenschaft  auch  auf  die  angebrachten  Blnt- 
gei&Bse  erstreckte.  Ausserdem  würde  noch  darauf 
m  sehen  sem ,  dass  der  Krflnminngshalbmesser  der 
Augen  m  vertikaler  Richtung  etwas  kleiner  ausfalle 
als  m  horizontaler.  Man  würde  dann  in  solcher 
Sammlung  hnmer  gute,  dauerhafte  and  passende 
StUeke  vorfinden,  die  besonders  auf  die  untere  Augen- 
höhlenfllehe  einen  sehr  geringen  Reiz  ausüben  und 
nv  selten  Wucherungen  in  der  Augenhöhle  ver- 
onachen würden.  Dabei  aber  würde  man,  mit  Aus- 
Dslmie  weniger  Fülle,  auch  eine  solche  Auswahl 
treffen  können ,  dass  das  eingesetzte  Auge  den  An- 
Uiek  gewfthrte,  als  sei  ein  normales  Auge  ohne 
Scbielbhek  oder  Schiefstand  voiiianden.  Durch  solche 
Einriehtung  würde  man  den  bedauemswerthen  ein- 
^;igen  Personen  eine  grosse  Wohlthat  erzeugen. 


die  auf  andere  Weise  nicht  erreichbar  ist.  —  Die 
Abgabe  eines  Auges  würde  sich  zwar  durch  Lager- 
haltung im  Preise  steigern ;  die  Preissteigerung  aber 
würde  doch  nicht  zu  bedeutend  sein. 

Schlüsslich  füge  ich  noch  einige  Bemerkungen 
bei  über  die  Umstände,  welche  die  Beschaffung  emes 
Glasauges  entweder  sehr  wünschenswerth,  oder  un- 
umgänglich nöthig  machen. 

Jeder  Mensch,  dem  ein  Auge  verkümmert  ist 
oder  gänzlich  fehlt ,  macht  einen  bedauemswerthen 
Eindruck.  Seine  Lider  sind  eingesunken  und  in  die 
Höhle  zurückgezogen,  seine  Lidmuskeln  sind  er- 
schlafft, so  dass  sie  sich  kaum  bewegen,  und  die  Er- 
schlaffung mit  verminderter  Beweglichkeit  erstreckt 
sich  gleichzeitig  auch  auf  die  benachbarten,  mit  den 
Lidern  in  Verbindung  stehenden  Gesichtsmuskeln. 
Durch  diese  Unthätigkeit  der  Muskeln  wird  das  Be- 
lebende im  menschlichen  Angesicht  vermindert  und 
der  Betroffene  bietet  gleichsam  den  Anblick  eines 
Trauernden  dar  mit  leblos  gesenkten  Lidern,  vor 
dem  sogar  Mancher  erschrickt,  zumal  wenn  er  in  die 
vertiefte  Spalte  ohne  Augapfel  hineinblicken  kann. 
Tritt  nun  ein  solcher  in  die  Welt  hinaus ,  um  seinen 
Lebensunterhalt  unter  Fremden  zu  suchen ,  so  fällt 
es  ihm  in  der  Regel  schwer,  bei  irgend  einem  Arbeit- 
geber Arbeit  und  Verdienst  zu  finden ,  denn  dieser 
sieht  sich  gewöhnlich  genöthigt,  Personen,  die  einen 
Übeln  Eindruck  bei  andern  verarsachen  könnten,  fern 
zu  halten,  und  zieht  deshalb  Menschen  mit  zwei  an- 
scheinend gesunden  Augen  ihnen  immer  vor.  Zu- 
weilen mag  wohl  auch  bei  dem  Arbeitgeber  der  Ge- 
danke mit  einwirken ,  dass  eine  Perdon  mit  so  ge- 
drücktem Aussehen  weniger  Thätigkeit  und  Energie 
entwickle ,  nnd  oftmals  mag  er  auch  daran  denken, 
dass  dieser  Unglückliche  eher  als  jeder  Andere  voll- 
kommen erblinden  könne,  da  ihm  schon  das  eine 
Auge  fehle.  In  manchen  Fällen  fasst  wohl  auch 
bei  ihm  der  Gedanke  Raum,  dass  ein  solcher  Mensch 
zu  vielen  Beschäftigungen  gar  nicht  befähigt  sein 
könne,  da  es  ihm  an  Umsicht  nnd  Ausdauer  des  Seh- 
vermögens fehlen  werde. 

Der  Einäugige,  aus  diesen  Ursachen  bald  da, 
bald  dort  abgewiesen,  beschliesst  dann  endlich,  sich 
ein  Auge  einsetzen  zu  lassen ,  um  ein  besseres  Aus- 
sehen zu  erhalten  und  um  leichter  in  der  Welt  sein 
Fortkommen  zu  finden.  Befragt  man  ihn ,  wie  er 
zu  diesem  Entschlüsse  gekommen  sei ,  so  hört  man 
in  der  Regel  von  ihm  (besonders  auch  von  gewöhn- 
lichen Arbeitsleuten  und  Dienstboten) :  „Einen  Men- 
schen mit  einem  Auge  mag  Niemand  haben'^  —  Die 
schon  oben  angedeutete  Forderang,  dass  das  ge- 
wählte Auge  dem  gesunden  Auge  täuschend  ähnlich 
aussehe  und  sich  in  seinen  Bewegungen  ebenso  ver- 
halte wie  das  gesunde  Auge,  damit  der  Fehler  gänz- 
lich verborgen  bleibe ,  kann  jedoch  in  den  meisten 
Fällen  nicht  in  so  vollkommenem  Maasse  erfüllt 
werden ,  da  die  Lidmuskeln  häufig  sehr  zusammeur 
geschrumpft  sind  und  die  Höhlung  bedeutend  ver- 
ringert ist ,  so  dass  nur  ein  sehr  kleines  Ersatzauge 
mit  geminderter  Beweglichkeit  darinnen  Platz  finden 


204 


Balfonr-Vetter,  vergl.  Embryologie. 


kann.  —  Wenn  aber  anch  ein  solchoB  eingesetztes 
Auge  Manches  zu  wünschen  übrig  lässt,  so  sieht  man 
doch,  dass  die  Lider  über  einem  hervorschauenden 
Auge  sich  vorwölben,  heben,  senken  und  dass  selbst 
die  umgebenden  Gesichtsmuskeln  an  der  Bewegung 
einen  erhöhtem  Antheil  nehmen.  Es  erhält  dadurch 
die  ganze  erkrankte  Seite  ein  thätigeres  und  be- 
lebteres Ansehen  u.  die  betreffsnden  Personen  finden 
bei  solchem  Ergebniss  in  der  Regel  bald  ein  bes- 
seres Fortkommen.  Der  Ersatz  des  fehlenden  Auges 
aber  würde  oftmals  unbedingt  einen  viel  günstigem 
Eindruck  machen ,  wenn  schon  in  früherer  Zeit  bei 
grösserem  Augenhöhlenraume  ein  künstliches  Auge 
eingesetzt  worden  wäre ,  das  einer  fortschreitenden 
Verminderang  der  Höhle,  sowie  auch  einer  bedeuten- 
dei*en  Contraktion  der  Lidmuskeln  Einhalt  gethan 
hätte.  Es  ist  daher  zu  empfehlen ,  bald  nach  Ver- 
lust des  Auges  ein  künstliches  einzusetzen.  Bei 
Herausnahme  des  ganzen  Augapfels  geschehe  diess 
kurz  nach  Verheilung  der  Wundfläche,  bei  ent- 
standener Verkleinerang  des  Auges  durch  entzünd- 
liche Processe  bald  nach  abgelaufener  Entzündung. 
Ganz  besonders  aber  halte  ich  es  für  nothwendig, 
eine  solche  Einsetzung  bei  jugendlichen  Personen 
sehr  bald  vorzunehmen,  da  sich  hier  die  vorhandene 
Höhlung,  wenn  kein  Auge  eingesetzt  wird,  sehr 
rasch  vermindert,  die  betr.  Gesichtshälfte  einsinkt. 


Bei  partiellem  oder  totalem  Defekt  des  Augapfels 
ti'eten  mitunter  sogar  Zustände  ein ,  welche  die  Ein- 
setzung eines  künstlichen  Auges  gebieterisoh  er- 
fordern. Es  ist  diess  nämlich  da  der  Fall ,  wo  die 
Lider  ohne  die  nöthige  Stütze  des  Anges  in  die 
Augenhöhle  zurückfallen  und  mit  ihren  Wimpern 
die  innere  Höhlenfläche  in  Entzüodang  venetnm, 
femer  auch  noch  da ,  wo  bei  immerwährender  Be- 
feuchtung der  zurttokgebogenen  Lidränder  nch  eine 
Corrosion  derselben  einstellt  DarehEinsefeBUBgeiBeB 
passenden  Anges  erhält  dann ,  wie  schon  oben  er- 
wähnt ,  das  Lid  eine  Stütze ,  seine  Bänder  mit  des 
Wimpern  werden  nach  anssen  gerichtet.  Der  Lid- 
rand bleibt  überdiess  dann  &«i  von  Befenditang  und 
seine  Corrosion  wird  in  Folge  dessen  bald  beseitigt. 

Erwähnen  will  ich  noch,  dass  ich  die  Einsetsimg 
eines  künstlichen  Auges  anch  noch  in  einem  Fidle 
von  hartnäckigem  Pannus  ndt  stark  entunehdUn 
Orantdadonen  der  lAdbindehautj  bei  ziealieh 
schlaffem  Zustande  der  Liddeckel,  ein  halbes  Jahr 
hindurch  zur  Ausführung  gebracht  habe,  um  die 
Hornhaut  dem  Einflüsse  der  Granulationen  zu  mit- 
ziehen und  durch  fortdauernden  Druck  anf  die  On- 
nula  ihr  Schwinden  zu  befiSrdem.  In  diesem  Falle 
wenigstens  wurde  ich  hinreichend  befriedigt ,  indem 
sich  die  Granulationen ,  sowie  der  Pannus  schneller 
als  auf  andere  Weise  mindert»i. 


G.  Kritiken. 


60.  Handbtioh  der  vergleichenden  Embryo- 
logie; von  F.  M.  Balfour,  Prof.  in  Cam- 
bridge.    Aus  dem  Englischen  übersetzt  von 
Prof,B.  Vetter  SLta  Polytechnikum  zu  Dres- 
den,    n.  Band,   erste   Hälfte.     Jena  1881. 
G.  Fischer.   346  8.     (9  Mk.) 
Mit  dem  vorliegenden  Band,  dessen  zweite  Hälfte 
in  kürzester  Frist  veröffentlicht  werden  wird,  kommt 
das  Handbuch  der  vergleichenden  Embryologie  des 
Vfs.  zum  Abschluss.     Der  L  Band,  die  Wirbellosen 
behandelnd,  sowie  die  Befruchtung  und  Furchung 
im  Allgemeinen,  erschien  im  verflossenen  Jahre ;  der 
U.   Band,    mit  der   Entwickelungsgeschichte   der 
Wirbelthiere,  fällt  in  das  Bereich  der  medic.  Jahr- 
bücher.    Wir  besitzen  bereits  Lehrbücher,  welche 
die  Entwickelungsgeschichte   der  höheren  Wirbel- 
thiere (Hühnchen,  Säugethiere)  und  des  Menschen 
zur  Aufgabe  haben ;  doch  hat  bisher  noch  keines  die 
sämmtlichen   grösseren  Gruppen   der  Wirbelthiere, 
soweit  dieselben  durchforscht  sind,  in  sein  Bereich 
gezogen.  Nichtsdestoweniger  ist  das  Bedürfoiss  nach 
einem  Lehrbuch  der  letztem  Art  ein  grosses,  von 
Vielen  empfundenes. 

Um  die  an  ein  solches  zu  stellenden,  selbst  nur 
massigen  Ansprüche  in  genügender  Weise  befrie- 
digen zu  können,  dazu  ist  die  selbstständige,  nicht 


allein  intensive,  sondern  eben  so  sehr  extensive  Be- 
schäftigung mit  einem  sehr  ansgedehnten  und  thefl- 
weise  sehr  schwer  zu  besehaffenden  Material  eine 
uneriässliche  Vorbedingung  flbr  jeden  ernst  strebei- 
den  Dntemehmer.  Genade  dieses  Matoial  aber  bot 
sich  dem  durch  zahlreiche  Speoialarbdten  bereit 
bekannten  Vf.  am  Trinity  OoUege  in  so  auareMies- 
der,  theilweise  unersch<(pf  lieber  Fülle,  daas  die  ge- 
gebene Zeit  hier  und  da  kaum,  oder  nicht  hinrochis^ 
um  dasselbe  auch  nur  vorläufig  für  den  beabsichtig-' 
ten  Zweck  zu  bewältigen.  Eine  grosse  Fülle  as 
Material ,  welches  zur  Verwendung  vorliegt,  biigt 
zwar  Gefahren  verschiedener  Art  in  sich;  deBsea- 
ungeachtet  liegt  der  Vortheil  doch  schwer  wiegend 
auf  Seite  der  ersteren.  Die  Klippen  der  Zeretreoang 
werden  leichter  um&hren,  als  die  dar  droheadeB 
Einseitigkeit,  eine  genügte  Arbeiidxaft  vonn- 
gesetzt  Auch  eine  gewisse  historisdM  GeUir  ms- 
schwebt  die  FüUe  des  Materials,  insofeni  sie  leidit 
dazu  verleitet,  fremde  Ansprüche  durch  eim'gensebe 
Schnitte  zu  verringern  oder  gändioh  zu  beafflägen; 
aber  auch  der  enger  bemessene  Stoff  sehtttit  aieht 
ganz  vor  Beeinträchtigungen  dieser  Art,  soten  die 
Absicht  dazu  vorhanden  ist  Sie  fMk  deai  Vit; 
um  so  mehr  hat  er  sich  bestrebt,  die  guten  Betten 
reich  vorhandenen  Materials  enei^iflch  anszobeite 


Hornemann,  hygieinisehe  Abhandlungen. 


205 


Die  ersten  10  Oapitel  behandeln  die  Entwicke- 
loDgBgeschichte  der  Ohordaten,  d.  i.  des  Amphioxns, 
der  Tnnikaten  nnd  der  Vertebraten.  Es  ist  zu  be- 
daneni,  dass  die  neue  Arbeit  von  Hatschek  Aber 
Ämpbioxos  keine  Aofnahme  mehr  finden  konnte.  Da- 
nof  folgen  drei  vergleichende  Capitel,  welche  den 
der  systenuitiBchen  Embryologie  gewidmeten  Theil 
des  Werkes  abschliessen.  Das  1 1 .  Gap.  unterwirft  die 
Keimblfttterbildmig  der  Wirbelthiere  und  die  ersten 
Entwickehmgsstadien  einer  vergleichenden  Betrach- 
toog.  Das  12.  Cap.  macht  den  Tersuch,  ans  dem 
in  den  vorausgehenden  Abschnitten  zusammenge- 
stellten Material  und  den  von  der  vergleichenden 
Anatomie  gelieferten  Grundlagen  die  Charaktere  der 
Vcffakrm  der  Ghordaten  zu  reconstruiren  und  da- 
dweh  zu  ermitteln,  von  welchem  Stamme  der  Wir- 
bellosen dieser  Vorfahr  sich  etwa  ableitet.  Das 
13.  Cap.  endlich  ist  allgemeinen  Folgerungen  ge- 
widmet, verbreitet  sich  mit  solchen  ttber  die  Art  der 
Bststebmig  and  über  die  Homologien  der  Keim- 
Uitter  im  gesammten  Thierreich  und  untersucht 
danuB  spedell  auch  die  Entstehung  des  Mesoblast. 
Es  vergleieht  femer  die  verschiedenen  Larvenfor* 
men,  ihre  Natur,  Entstehung  und  Yerwandtschafts- 
beziebnngen  und  schliesst  mit  phylogenetischen  Fol- 
gerangen. Der  Rest  des  Baches  wird  sich  mit  der 
Oiganogenie  beschftftigen. 

Wie  mm  aus  dem  Mitgetheilten  bereits  erkennt, 
ist  die  Erreichung  grosser  allgemeiner  Wahrheiten 
das  unabUasig  im  Auge  behaltene  oberste  Ziel  des 
Verfassen.  Die  embryologischen  Forschungsergeb- 
Bim  werden  unausgesetzt  zur  Aufbellung  phylo- 
genetischer Fragen,  phylogenetische  Errungenschaf- 
ten andererseits  unaufhörlich  zur  Deutung  schwie- 
riger embryologischer  Befunde  herangezogen.  Man 
kann  vielleieht  behaupten,  dass  Vf.  seine  höchsten 
Ziele  selbst  allzu  exclusiv  in  phylogenetischer  Rich- 
taog  verfolge.  Es  muss  indessen  sofort  zugestan- 
den werden ,  dass  fbr  ihn  hieraus  nie  eine  Veran- 
lassung erwächst,  den  embryologischen  Thatsachen 
Gewalt  ansnttiUB ;  die  Erkenntniss  des  thatsächlichen 
Entwkdcelangsablaufs  gilt  ihm  immer  als  das  erste 
Erfordemiss  and  als  die  nftchste  Aufgabe.  Durch 
diese  Bestrebongen  findet  sich  Vf.  ganz  im  bewnssten 
Einklang  mit  seinem  Landsmann,  Darwin,  dem 
Wiedererwecker  der  metamorphischen  Abstammungs- 
lehre, vermeidet  es  aber,  trotz  der  so  sehr  gef&hr- 
Behen  Nähe  seiner  Oentralsonne,  in  Folge  ihrer 
Attraktionakntft  entweder  in  dieselbe  hineinzu- 
itOrzen,  oder  raschen  Umschwungs,  ähnlich  dem 
eilenden  näehsten  Planeten,  sie  zu  umkreisen.  Von 
einw  Hervorhebung  von  Einzelheiten  kann  abgesehen 
werden.  Eine  Erörterung  der  allgemeinen  Wachs- 
thomsverhäliDiflse ,  eine  Promorphologie  im  Sinne 
Qiiseres,  der  Wissenschaft  leider  zu  frtth  entrissenen 
H.  Lotze  laX  zu  vermissen,  indem  sie  werth  ge- 
wesen wäre,  ein  besonderes  Gapitel  inhaltreich  zu 
gestalten. 

Mit  Figorai  warde  das  WeA  sehr  reichlich  aus- 
gestattet    Die  üebersetzong  ist  ab  eine  vortreff- 


liche zu  bezeichnen  und  lässt  das  Original  nicht  ver- 
missen.       ^  Raub  er. 

61.  HygieiniBChe  Abhandlungen,  Beiträge 
zur  praktischen  Gesundheitspflege;  von  Dr. 
E.  Hornemann,  Prof.  in  Kopenhagen. 
Deutsch  von  E.  Lieb  ich.  Brannschweig 
1881.  Friedrich  Vieweg  u.  Sohn.  gr.  8. 
451  S.     (8  Mk.) 

Das  Buch  enthält  11  sehr  klar  und  ansprechend 
geschriebene  Abhandlungen  aus  den  verschiedensten 
Gebieten  der  öffentl.  Gesundheitspflege.  Bald  ist 
Bekanntes  in  geschickter  und  wirksamer  Weise  zu- 
sammengestellt,  bald  durch  selbstständige  Unter- 
suchungen zur  Lösung  wichtiger  Fragen  ein  Beitrag 
geliefert.  Ueberall  giebt  sich  ein  reger  und  warmer 
Eifer  kund,  die  Resultate  wissenschaftlicher  hygiei- 
nischer  Forschungen  praktisch  zu  verwerthen. 

Drei  Abbandlungen  beschäftigen  sich  mit  den 
hygieinischen  Eigenschaften  der  Kohle,  speciell  des 
Kohlenpulvers.  In  dem  Aufsatz:  „Einige  Unter- 
suchungen tiber  die  Wirkungen  der  Holzkohle  auf 
todte  äuerische  Körper^'  theilt  H.  eigene  Veranche 
ttber  die  Wirkungsart  des  Eohlenpulvers  mit.  Fein 
zertheilte  Kohle,  insbesondere  Holzkohle,  besitzt  die 
Fähigkeit  1)  grosse  Mengen  Gas,  speciell  auch  die 
bei  der  Fäulniss  auftretenden  übelriechenden  Gase 
aufzusaugen ;  2)  Sauerstoff  auf  alle  in  der  Nähe  be- 
findlichen oxydablen  Substanzen  zu  flbertragen,  ihre 
langsame  Verbrennung  zu  veranlassen.  Die  erste 
dieser  beiden  Eigenschaften  macht  die  Kohle  zu 
einem  gestankwidrigen  Mittel  [man  könnte  sie  also, 
wenn  man  will,  ein  Antiosmetikum  nennen],  die 
zweite  zu  einem  fäulnisswidrigen  (Antiseptikum). 
H.  will  zwar  die  Bezeichnung  Antiseptikum  für  die 
Kohle  nicht  gelten  lassen,  weil  durch  die  Kohle  die 
organischen  Körper  aufgelöst,  zerstört  werden. 
Allein  antiseptisch  sind  alle  Stoffe,  welche  die  eigen- 
thümliche  von  dem  Auftreten  niederster  Organismen 
bedingte  Zersetzung  organischer  Stoffe  —  Fäulniss 
genannt  —  verhindert.  Das  thut  die  Kohle,  wie  H. 
selbst  nachweist,  vollkommen.  Freilich  gehört  sie 
nicht  zu  den  conservativen  Antisepticis,  welche  die 
Fäulniss  abhalten,  ohne  die  organischen  Stoffe  zu 
verändern,  sondern,  so  gut  wie  die  Glühhitze,  con- 
centr.  Säuren  u.  s.  w.,  zu  den  deletären  Antisepticis, 
welche  zugleich  die  Substanzen,  welche  sie  schützen 
sollen,  selbst  vernichten.  Die  Kohlenstaubtheilcben 
geben  immer  wieder  aufs  Neue  den  von  ihnen,  sei 
es  verdichteten  oder  ozonisirten  Sauerstoff  an  die 
organischen  Stoffe  ab,  und  entziehen  so  durch 
langsame  Verbrennung  den  organisirten  Kohlen- 
stoffatomen, d.  h.  den  niedersten  Organismen,  die 
Nahrung  und  die  Möglichkeit  sich  festzusetzen. 

H.  will  diese  deletär-antiseptische  Wirkung  des 
Kohlenpulvers  f&r  die  Leichenbestattung  praktisch 
verwerthen.  Er  stellte  daher,  nach  dem  Vorgange 
von  Stenhouse,  Experimente  über  die  Wirkungen 
des  Kohlenpulvers  auf  todte  Körper  an.  Es  wurden 
ein  menschlicher  Fötus  von  8  Mon.,  Thierleichen, 


206 


Hornemann,  bygieimsche  Abhandlnngeii. 


Fleischgtttcke  in  gepulverte  Holzkohle  eingehüllt  und 
stets  dadurch  die  Fäulniss  verhütet,  sobjfld  alle  Theile 
mit  Kohle  bedeckt  waren.  Bei  dem  Fötus  war  das 
Gesicht  zuerst  frei  geblieben.  Es  gerieth  in  Fäul- 
niss, aber  es  genügte  eine  nachträgliche  Bestreuung 
mit  Eohlenpulver,  um  die  Fäulniss  aufzuhalten  und 
den  ganzen  Körper  zu  einer  zusammengeschrumpf- 
ten, schwäi*zlichen  Masse,  zu  „einer  Art  anorga- 
nischer Schlacke^'  zu  verwandeln.  Nur  die  Knochen 
waren  nach  11  Mon.  noch  erhalten.  In  Kohlen- 
pulver eingelagerte  Fleischstücke  wurden  nach  Ver- 
lauf weniger  Monate  zu  einer  trocknen,  harten  holz- 
oder  lederartigen  Masse,  die  auf  der  Bmchfläche 
eine  mehr  oder  minder  schwarze  Rinde  und  eine 
weissliche  Innensubstanz  zeigte.  Von  Fäulnisspro- 
dukten oder  niederen  Organismen  war  nichts  zu  ent- 
decken. 

Um  den  Zersetzungsprocess,  welchen  die  Kohle 
in  organischen  Gebilden  einleitet,  genau  festzustellen, 
wandte  sich  H.  zu  chemischen  Untersuchungen,  die 
allerdings  bis  jetzt  nur  zu  wenig  vollkommenen  Re- 
sultaten geführt  haben.  Hr.  Stein ,  der  diese  Ver- 
suche angestellt  hat,  fand,  dass  in  Kohlenpulver  ein- 
gebettete Fleischstücke  nach'  l^/i  Mon.,  abgesehen 
vom  Wasserverlnst,  0.90 — 2.560/o  an  Substanz,  je 
nach  der  angewandten  Kohlenmenge,  eingebüsst 
haben.  Nach  dieser  Zeit  liess  sich  durch  Wägung 
ein  weiterer  Verlust  nicht  mehr  nachweisen.  Die 
Muskelfasern  zeigten  unter  dem  Mikroskop  noch 
ihren  eigenthümlichen  Bau,  während  H.  nach  län- 
gerer Aufbewahrung  die  Muskelstruktur  völlig  zer- 
stört gefunden  hatte.  Aufbewahrung  in  Platin- 
schwarz hatte  einen  grösseren,  in  Glaspulver  einen 
geringeren  Gewichtsverlust  zur  Folge.  Eine  Ab- 
nahme des  Stickstoffgehaltes  des  Fleisches  liess  sich 
selbst  nach  14monatl.  Aufbewahrung  in  Kohle  nicht 
nachweisen,  ebensowenig  fand  sich  in  der  umgeben- 
den Kohle  Salpetersäure  vor.  Resultate,  welche  den 
Stenhouse' sehen  Angaben  vollkommen  wider- 
sprechen. Jedoch  bleiben  weitere  Versuche  vor- 
behalten. Jedenfalls  hält  H.  die  Kohle  für  ein 
ebenso  bequemes  und  billiges,  als  sicheres  Mittel, 
um  zu  begrabende  Leichen  nicht  in  Fäulniss  über- 
gehen zu  lassen,  sondern  in  einer  Weise  zu  zer- 
stören, welche  jede  von  der  Leiche  ausgehende  Ge- 
fahr einer  unangenehmen  oder  infektiösen  Einwir- 
kung auf  die  Umgebung  aufhebt. 

Die  Einbettung  aller  Leichen  in  Kohlenpulver 
ist  auch  das  Resultat,  zu  welchem  H.  in  einem  Vor- 
ti*age :  yfiher  TodtenbestaUung,  Verbrennung  oder 
Begräbmss^^  gelangt.  Nach  einer  historischen  Ein- 
leitung über  das  Alter  u.  die  Geschichte  der  Leichen' 
Verbrennung  und  ihrer  neuesten  Methoden  werden 
in  durchans  klarer  und  objektiver  Weise  die  Gründe 
für  und  gegen  dieselbe  vorgeführt.  Entscheidende 
Gründe  fOr  die  Leichenverbrennung  liefert  nach  H. 
die  Hygieine,  aber  nur  dann,  wenn  die  Verbrennung 
nicht  vereinzelte  Leichen  betrifft,  sondern  zur  herr- 
schenden Sitte  wird.  Da  aber  diess  momentan 
nicht  zu  erreichen  ist*  so  empfiehlt  H.  eben  die 


Methode,  die  Leiche  mit  Kohlenpulw  zu  umhfillen 
und  dann  zu  begraben.  Er  giebt  genau  an  der 
Hand  von  Illustrationen  die  Art  nnd  Wdse  an,  wie 
diess  am  praktischsten  und  mit  mögliebster  BA/k- 
sieht  auf  die  Angehörigen  auszuführen  sei. 

Der  Vortrag:  „iUfer  die  Bedeutung  der  KokU 
für  die  Gesundheitepßege"  entiiält  dne  popaliie 
Znsammenstellung  der  nützlichen  nnd  schädlichen 
Wirkungen  der  Kohle  und  ihrer  Produkte  auf  die 
Gesundheit  des  Menschen.  Besondere  Beachtong 
wird  natürlich  den  verschiedenen  Arten  derEntwick- 
lung  von  Kohlenozyd  geschenkt  Eäne  derselbeD 
wird  in  einer  besondem  Abhandlung:  „md  eieeme 
Oefen  ^^«unc2A^'eMeAdl(fK<;Af''ansftlhrlichbdiandeü 
H.  erzählt  das  Schicksal  dieser  Frage  in  der  frin- 
zösischen  Akademie,  in  welcher  die  Gesnndheite- 
schädlichkeit  der  eisernen  Oefen  wiederholt  remeint 
wurde ,  schlüsslich  aber  doch  nach  sehr  eingeheudei 
Versuchen  als  vorhanden  zugegeben  werden  moeste. 
Es  wurde  nämlich  unzweifelhaft  constatirt,  daa 
Räume ,  welche  von  einem  bis  zur  Rothglntii  eildtz- 
ten  eisernen,  insbesondere  gusseisemen  Ofen  erwinot 
werden ,  beträchtliche  und  daher  die  Gesmidhdt  be- 
einträchtigende Mengen  von  Kohlenozyd  enthalten. 

Letzteres  entsteht  dadurch ,  dass  rothglflhendes 
Eisen ,  insbesondere  Gasseisen  1)  die  freiwerdenda 
Verbrennungsgase  aufsaugt  und  dann  wieder  abgiebt, 
2)  den  in  dem  Eisen  enthaltenen  Kohlenstoff  mit 
dem  Sauerstoff  der  Luft  sich  zu  Kohlenoxyd  verbin- 
den lässt ,  3)  die  in  der  Luft  vorhandene,  durch  die 
menschliche  Athmung  producirteCO)  zaCO  zersetzt, 
4)  die  in  der  Luft  schwebenden ,  mit  dem  glühenden 
Metall  in  Berührung  kommenden  Staiibthdle  ver- 
brennt. Trotz  alledem  glaubt  H.,  dass  diese  nnefa- 
theilige  Wirkung  nur  den  kleinen  französischen 
eisernen  Oefen  zukommt ,  nicht  aber  den  grossen  in 
den  Nordländern  gebrauchten ,  welche  gar  nioht  nur 
Rothgluth  gelangen.  Jedenfalls  ist  es  praküneh 
wichtig ,  dass  rothglühendes  Eisen  die  Loft ,  beson- 
ders wenn  sie  trocken  ist,  verdirbt,  mit  00  füllt 

Eine  andere  von  der  Kohle  ausgebende  Sdild- 
lichkeit  wu*d  in  der  Abhandlung :  über  den  Baud 
und  die  Notkwendigkeit  rauehhemmender  EXnriehr 
tungen  besprochen.  H.  versteht  unter  Rauch  im 
populären  Sinne  das  bei  unvollständiger  Verbrennong 
der  Kohle ,  insbesondere  der  Steinkohle ,  prodncirte 
Gasgemenge,  in  welchem  massenhaft  Kohlenpartikel- 
eben  suspendirt  sind.  H.  erzählt ,  wie  man  schon 
frühzeitig  die  Belästigung,  welehe  der  Bauch  für  das 
menschliche  Wohlbefinden  hat,  besonders  In  England 
zu  beseitigen  suchte.  Im  14.  Jahrhundert  wurde 
sogar  deswegen  in  London  der  Gebranch  der  Stmn- 
kohle  gänzlich  verboten. 

Bei  allen  gesetzlichen  Maassnahmen  zur  Be- 
schränkung des  Rauches  wurde  immer  wieder  von 
Seiten  der  Interessenten  die  Frage  aufgeworfen ,  ob 
denn  der  Rauch  überhaupt  gesundheitsschädlich  sei, 
eine  Frage ,  die  nicht  so  leicht  mit  Ja  oder  Nein  sn 
beantworten  ist,  als  es  scheinen  kOonte.  DtfB 
massenhaft  entwickelter  Rauch  als  lästig  empfanden 


Hornemaniiy  hygieinische  Abhandlnngett. 


207 


wird,  ist  iiii£W6ifelha&  Die  Eohlentheildien  wirken 
ratend  anf  die  Scbleimhftnte  ^  insbesondere  auf  die 
der  Athmnngsorgane  nnd  die  Angenbindehaut,  allein 
man  hat  bestritten ,  dass  doreh  diese  Gase  und  die 
Kohientheilchen  die  Luft  eine  gemmdheitMckädliehe 
Yenmreinigung  erfahre,  man  ist  sogar  so  weit  ge* 
giDgen  f  den  Ranch  für  gesnndheitsfOrderlicb  zu  er- 
küren. Fein  vertheiite  Kohle  wirkt  ja,  wie  wir 
oben  gesehen  haben,  antiseptisch  und  die  Kohlen- 
wssserstoffe  sind  wie  Wasserstoflfgas  zwar  irrespira- 
Me,  aber  nicht  direkt  schädliche,  giftige  Gase.  Man 
sagte,  die  durch  die  Yollst&ndige  Verbrennung  der 
Steinkohle  entwickelte  CO^  mache  die  Luft  schäd- 
lieher,  als  der  bei  unvollständiger  Verbrennung  ent- 
stehende Ranch*  Allein  die  etwaige  desinficirende 
Wirkung  des  Rauches  ist  belanglos,  er  verdrängt 
jedenfalls  die  reine  atmosphär.  Luft,  die  sicher  ein 
Tonflgiiches  Desinfektionsmittel  ist,  und  enthält  doch 
ein  direkt  giftiges  Gas,  das  Kohlenoxyd.  So  klein 
die  Menge  des  letztem  auch  ist,  so  ist  doch  durch 
die  Erfahrung  festgestellt,  dass  längere  Emathmun- 
gen  von  Rauch  in  geschlossenen  Räumen  CO  -  Ver- 
giftungen zur  Folge  haben.  Die  Erfahrungen  bei 
Leuten,  die  von  Beruüs  wegen  dem  Rauch  wie  der 
Eohlenverdunstung  überhaupt  ausgesetzt  sind ,  hält 
H.  fOr  mcht  ganz  entscheidend.  So  konnte  er  z.  B. 
bd  Schomsteinfegem  l^eine  mit  Sicherheit  durch  den 
Banch  veranlasste  besondere  Erkrankungshäufigkeit 
nachweisen.  Von  den  Kohlenarbeitem,  spedell  den 
Kohlenberglenten  ist  allerdings  bekannt,  dass  man 
in  den  Lungen  derselben  massenhaft  Kohlenpartikel- 
chen  findet,  die  man  als  die  Ursache  der  bei  diesen 
Leiten  so  häufigen  nnd  sogenannten  Kohlenbronchitis 
oder  schwarzen  Phthise  ansieht  Allem  eine  wirk- 
üehe  Phthise  oder  Tuberkulose  ist  diese  Krankheit 
dnrehaus  nicht  Im  Gegentheil  manche  behaupten, 
dass  die  Kohlenbergleute  aufifallend  selten  an  Tuber- 
knlose  erkranken,  ja  sogar ,  dass  ihre  Beschäftigung 
ein  Schutz  g^^n  dieselbe  wäre.  Jedenfalls  ist  die 
Möglichkeit  einer  schädlichen  Einwirkung  des  Rau- 
ehes,  wo  er,  wie  in  grossen  Fabrikstädten,  in  erheb- 
üeher  Masse  von  Fabriksohloten ,  Dampfmaschinen 
Q.  8.  w.  der  Luft  beigemengt  wird ,  vorhanden  und 
die  BelästigUBg  durch  denselben  allgemein  empfun- 
den. H.  sucht  durch  Zahlen  nachzuweisen,  dass 
dnroh  die  Zunahme  der  Fabriketabhssements  und  des 
Kohlenverbrauchs  in  Kopenhagen  die  Menge  des  in 
dieser  Stadt  entstehenden  Rauches  eine  beträchtliche 
nnd  im  -Wachsen  begriflfene  sei.  Er  erwähnt  die 
gttnstige  Wurkung  der  in  Frankreich  und  England 
nr  Hemmung  des  Rauches  erlassenen  Gesetze  nnd 
▼erweist,  was  die  besten  Methoden  der  Rauchhem- 
inong  betrifft,  auf  die  technischen  Fachschriften. 

Die  Abhandlung:  über  Desinfektion,  besondere 
fniUeU  hoher  Wärmegrade  beschäftigt  sich  haupt- 
sichlich  ndt  der  Frage ,  ob  wir  ein  bequemes  eon^ 
^^mrendee  Mittel  haben,  durch  welches  wir  alle 
pegenstände  mit  Leichtigkeit,  ohne  sie  selbst  in 
Bjgcnd  welcher  Weise  zu  schädigen,  von  Infektions- 
Mktk  sicher  befreien  können.    Valiin  hat  in  die- 


ser Beziehung  auf  hohe  Wärmegrade  hingewiesen 
und  Versuche  mit  sogen.  Desinfektionsöfen  angestellt. 
H.  theilt  die  Resultate  ähnlicher  Versuche  mit.  Es 
wurde  festgestellt,  welcher  Temperatur  und  wie 
lange  Gegenstände  wie  Betten,  Bekleidungsstoffe 
u.  s.  w.  ausgesetzt  werden  können,  ohne  ihre  Brauch- 
barkeit einzubüssen.  Es  stellte  sich  heraus,  dass 
die  meisten  Gegenstände  ohne  Schaden  eine  Tempe- 
ratur von  ca.  120<^C.  4  Stunden  lang  ertragen  kön- 
nen, wobei  man  jedoch,  wie  H.  hervorhebt,  sorg- 
fältig auf  die  verschiedenen  Temperataren  in  den 
einzelnen  Theilen  des  Desinfektionsofens  zu  achten 
hat.  Was  die  Frage  betrifft,  durch  welche  Tempe- 
ratur alle  Infektionsträger  mit  Sicherheit  getödtet 
werden  können,  so  berichtet  H.  ausftihrlich  über  die 
Versuche  Tyndall's,  nach  welchen  die  bereits 
entwickelten  Bakterien  ziemlich  leicht  durch  massig 
hohe  Wärmegrade  getödtet  werden.  Dagegen  be- 
sitzen die  BakterienA«im6  eine  viel  grössere ,  selbst 
beträchtlich  höhere  Temperaturen  aushaltende  Wider- 
standskraft, und  können  überhaupt  nur  durch  die 
Zusammenwirkung  von  Wärme  und  künstlicher  Aus- 
schliessung von  Sauerstoff  vernichtet  werden.  Immer- 
hin glaubt  H.,  dass  die  Desinfektionsöfen  des  Ver- 
suches werth  seien,  nur  sei  es  zweckmässig,  für 
einige  Feuchtigkeit  innerhalb  des  Ofens  zu  sorgen, 
eine  Temperatur  von  100^  C.  scheint  ihm  zur  Des- 
infektion genügend;  bei  Tyndall  betrug  die 
höchste  angewandte  Temperatur  nur  SO^O.  ^). 

Wie  schwierig  die  Lösung  derDesinfektiousfrage 
ist,  sieht  man  am  besten,  wenn  man  nach  den  zur 
Verhütung  einer  bestimmten  Infektionskrankheit  er- 
forderlichen Maassregeln  fragt,  wie  diess  H.  in  dem 
Aufsatze :  y^auf  welche  Weise  Hesse  sich  dem  Schar^ 
lachßeber  wohl  am  besten  vorbeugen?  thut.  Wenn 
wir  ein  specifisches  Präservativ ,  das  man  früher  in 
der  Belladonna  gefunden  zu  haben  wähnte,  wirklich 
besässen,  dünn  stände  die  Sache  gut.  Da  diess  aber 
nicht  der  Fall  ist,  müssen  sich  die  angegebenen 
Mittel  zur  Verhütung  des  ScharUchs  auf  die  gewöhn- 
lichen hygieinischen  Maassregeln  beschränken,  auf 
Isolirung,  Reinlichkeit,  Ventilation  und  die  gebräuch- 
liche Desmfektion.  Es  ist  sehr  wahi*8cheinlich,  dass 
diese  Vorschriften  streng  durchgeführt  sich  nützlich 
erweisen.  Allein  man  muss  gestehen,  dass  durch 
alles  Diess  dem  unbekannten  Feinde  gleichsam  nur 
im  Flüstern  zu  Leibe  gegangen  wird ,  und  dass  die 
praktische  exakte  Durchführung  der  hygieinischen 
Maassnahmen  an  der  Unwissenheit ,  Schwerfälligkeit 
nnd  vor  Allem  Mittellosigkeit  eines  grossen  Theils 
des  Publikum  scheitelt.  Diess  ist  um  so  bedauer- 
licher ,  als  die  Verheerungen ,  die  das  Scharlach  an- 
richtet ,  wie  die  von  H.  aus  den  nordischen  Ländern 
vorgeführten  Zahlen  beweisen,   recht  beträchtiiche 

sind. 

Der  Aufeatz:  „über  akute  Alkoholvergiftung" 
(S.  S7)  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  die  akuten, 


0  Vgl.  Revue  d*Hyg.  JII.  7.  8.  p.  636.  666.  JaiUet, 
AoAt  1881. 


208 


Hornemann,  hygieinische  Abhandlangen. 


zuweilen  tddtilchen  Wirkungen  des  Alkoholgenusses. 
Von  den  3  Stadien  der  akuten  Vergiftung  —  Be- 
ranschtsein ,  Trunkenheit  u.  Todttrunkenheit  —  be- 
handelt H.  nar  das  am  wenigsten  bekannte  letztere. 
Er  theilt  10  Fälle  solcher  schwerer  akuter  Alkohol- 
vergiftung mit  y  die  alle  bis  auf  den  letzten  tödtlich 
verliefen ;  5  Fälle  betreffen  Erwachsene,  5  Knaben 
im  Alter  von  2^/^ — 16  Jahren.  Die  Symptome  der 
akuten  tddtlichen  Alkoholvergiftung  bestehen  wesent- 
lich in  vollständiger  komatöser  Bewusstlosigkeit  und 
CoUapsus.  Von  den  meisten  Fällen  hat  H.  auch 
die  Sektionsbefunde  mitgetheilt.  Man  findet  starke 
venöse  Hyperämie  der  innem  Organe ,  ganz  ähnlich 
wie  beim  Erstickungstode.  Zuweilen  zeigen  sich  an 
der  Haut  Blasen  und  Sugillationen.  Es  kann  durch 
dieselben  der  Verdacht  einer  gewaltsamen  Tödtung 
hervorgerufen  werden ,  insbesondere  wenn  auch 
äussere  Verletzungen  —  die  aber  bei  Betrunkenen 
durch  Fall  so  leicht  entstehen  können  —  hinzukom- 
men. So  hatten  in  dem  4.  von  H.  mitgetheilten 
Falle  die  Obducenten  eine  Erdrosselung  als  Todes- 
ursache angenommen,  während  das  Gesundh.-Colle- 
gium  in  einem  Snperarbitrium  nur  den  übermässigen 
Trunk  als  die  Ursache  des  Todes  gelten  lässt.  Zum 
Schlüsse  weist  H.  noch  auf  die  bekannten ,  in  ein- 
zelnen Ländern  mehr  oder  minder  energisch  gehand- 
habten Maassregeln  zur  Bekämpfung  des  Alkohol- 
genusses hin. 

Die  Abhandlung:  f,die  Prostitution  latd  die 
öffentliche  Oesundheitspßege  in  Dänemark"  wendet 
sich  gegen  den  Verein  zur  Abschaffung  der  öffent- 
lichen Prostitution  oder,  wie  er  sich  neuerdings  nennt, 
„Verein  gegen  gesetzliche  Beschützung  der  Unsitt- 
lichkeit'^  Dieser  aus  Geistlichen,  drei  Aerzten  und 
vielen  Damen  bestehende  Verein  bekämpft  auf  das 
heftigste  ein  am  10.  April  für  Dänemark  erlassenes 
Gesetz,  wonach  nebst  andern  Massnahmen  gegen  die 
Prostitotion  alle  Frauenspersonen,  welche  gewerbs- 
mässig UnSittlichkeit  treiben ,  einer  ärztlichen  Gon- 
trole  unterworfen  werden.  Der  genannte  Verein  er- 
blickt hierin  eine  Beschützung  und  Empfehlung  der 
Unsittlichkeit.  Die  Hinfälligkeit  dieses  und  aller  der 
andern  Einwände  gegen  das  erwähnte  Gesetz  ist  klar 
und  wird  von  H.  eindringlichst  erörtert.  Zum  Schlüsse 
richtet  H.  noch  an  die  weiblichen  Mitglieder  des 
Vereins  die  wohlbegründete  Aufforderung ,  ans  ihm 
auszutreten. 

Der  von  H.  in  der  ersten  nordischen  Industrie- 
versammlung gehaltene  Voitrag:  ^fiber  die  Be- 
schäftigung der  Kinder  in  Fabriken,  mit  beson^ 
derer  Rücksicht  auf  dänische  Verhältnisse,"  be- 
zweckte, eine  gesetzliche  Regelung  der  Einderarbeit 
auch  fbr  Dänemark  anzm*egen.  Nach  einer  ausführ- 
lichen Einleitung  über  die  Geschichte  der  Einder- 
arbeit und  deren  Beschränkung  in  den  andern  Län- 
dern Europas,  insbesondere  in  England,  Bucht  H.  zu- 
nächst den  Umfang  und  die  Art  der  Einderarbeit 
in  den  Fabriken  Dänemarks  festzustellen.  Freilich 
mnsste  er  sich  das  Material  dazu  privatim  hauptsäch- 
lich durch  Umfragen  bei  Fabrikärzten  verschaffen« 


Es  ist  daher  noch  unvollständig  und  wahncheinlieh 
günstiger,  als  der  Wirklichkeit  entsprieht  Trots- 
dem  geht  daraus  hervor ,  daas  die  Verhältnisse  der 
Einderarbeit  in  Dänemark  aosserordentlieh  schlecht, 
um  nicht  zu  sagen  schauderhaft,  sind.  In  den  45 
berücksichtigten  Fabriken  mit  4297  Arbeiten!  her 
trägt  die  Zahl  der  beschäftigten  Einder  886,  al«) 
20»/o.  Von  den  886  Eindem  sind  134,  also  ea. 
I60/0,  noch  nicht  10  Jahre  alt.  Die  Arbeitszdt  der 
Einder  schwankt  von  <6— 12  oder  13  Stunden.  Li 
einzelnen  Fabriken,  wie  Glashütten,  arbdten  die 
Einder  auch  des  Nachts.  Nebenbei  bemerkt  E, 
dass  in  den  Fabriken  923  erwachsene  Fraoeuaper- 
sonen,  und  zwar  498  verheirathete ,  425  uaverhei- 
rathete  beschäftigt  sind,  wiederum  ein  sehr  nngflatf- 
ges  Verhältniss.  H.  druckt  die  Berichte  einzelner 
Fabriksärzte  über  den  Gesundheitsznstand  der  Kinder 
ab,  die  zum  Theil  gar  nicht  ungünstig  lanten«  AUeiD 
H.  bemerkt  mit  Recht ,  „selbst  wenn  aioh  mcht  so- 
gleich bestimmte  herrschende  Erankheiten  iiaeh* 
weisen  lassen ,  kann  das  Fabrikleben  trotzdem  anf 
die  natürliche  Entwicklung  der  Einder  einen  sdr 
hemmenden  u.  hindernden  ESnfluss  ausüben  u.  8.W.'' 
H.  verlangt,  dass  1)  die  Altersgrenae  der  in  den 
Fabriken  beschäftigten  Einder  hoher  hinaofgeaetit, 
2)  die  Arbeitszeit  verkürzt,  3)  die  Nachtarbeit  gini- 
lieh  untersagt  werde,  4)  dass  Einder  nicht  zu  solchei 
Arbeiten  herangezogen  werden ,  bei  denen  die  Ge- 
fahr direkter  Vergiftung  (durch  Phosphor  oder  Blei) 
vorhanden  ist  —  Forderungen ,  deren  Bereditigoig 
keines  Bewdses  bedarf. 

Der  hjgieinisch-statistische  Aufsatz :  »fiber  einifi 
Sterbliehkeitsverhälinisse  in  Kopenhagen  vor  tmd 
nach  der  Einfährung  der  WaeserleUyng**  saehi 
nachzuweisen,  dass  die  Sterblichkeit  an  typhoidem 
Fieber  in  den  Jahren  1853—59,  d.  b.  vor  EinfUi- 
mng  der  Wasserleitung,  grösser  war,  alsvonlSGOr- 
66,  also  nach  EinfÜhmng  der  Wasserleitung.  Wenn 
man  ftlr  die  erste  Periode  als  durchschnittliebe  Be- 
völkerung 145000  Einwohner,  fttr  die  zweite  Pe- 
riode 160000  Einwohner  annimmt,  so  aind  in  den 
ersten  7  Jahren  0.57o/o,  in  den  zweiten  7  Jahrea 
0.43Vo  der  Bevölkerung  an  typhoidem  Fieber  ge- 
storben und  dabei  war  durch  den  Erieg  1864  die 
Zahl  der  Typhusfälle  eine  abnorm  hohe.  .  Ebesao 
zeigt  auch  eine  Znsammenstellung  der  angeineldei« 
ErankheitsAlle  von  gastrischem  u.  ^höaem  Fieber 
eine  Abnahme  in  der  ersten  Hälfte  der  seduuger 
Jahre  gegen  die  letzte  Hälfte  der  fünfziger.  Er- 
wähnenswerth  ist  auch,  dass  die  2Mil  derTodei- 
fälle  an  Scharlach  in  dem  ersten  S^tenniam  etwis 
grösser,  die  derTodesftUe  anDiphtheritia  bedeuteod 
kleiner  ausftllt  als  in  dem  zweiten  (1860-*66). 

In  dem  Aufsatze :  Bemerkungen  über  du  ofß- 
ciellen  Mortalitätstabellen  und  über  die  doribif 
angegebenen  Todesursachen"  wird  znnäebst  m- 
führiich  mitgetheilt ,  in  welcher  Wdse  auf  den  ver- 
schiedenen internationalen  statistischen  CoBgreewD 
dne  einheitliehe  Klassifikation  und  Nomendator  der 
Todesursachen  einzufahren  verswsht  «md^  £te>er 


A  a  8  p  i  t  z  y  System  der  Hantkrankheiten. 


209 


werden  die  in  den  nordischen  Staaten  diesen  Gegen- 
stiiid  betreffenden  Bestimmungen   aufgeführt.     H. 
hebt  mit  Recht  hervor,  dass  die  Frage  einer  x^inheit- 
lieh^  Nomenclatur  durchaus  unwesentlich  sei,  wenn 
Dar  die  Angabe  der  Todesursache  selbst  immer  von 
Mlieher  Seite  geschieht  und  die  Klassificinmg  der 
Todesursachen  in  den  statistischen  Bureaus  in  den 
Händen  eines  kundigen  Fachmannes,  also  eines  Arztes, 
ist.    Von  allen  vorgeschlagenen  Klassifikationssyste- 
men  ist  das  engtisdie  von  Dr.  Farr  entworfene, 
wie  H.  anerkennt,  sicherlich  das  Beste,  weil  in  ihm 
das  iüologische  Eintheilungsprinoip  die  Hauptrolle 
spielt.    Allerdings   ist  dieses   ätiologische   Princip 
sieht  fRr  alle  Krankheiten  durchgeführt  und  auch 
Dicht  durchführbar,   weil  eben   die  Ursachen  sehr 
ngkt  Krankheiten  noch  unbekannt  sind.   Allein  der 
Vonrog  des  Farr 'sehen  Systems  ist,  dass  es  die 
ätiologisch  scharf  ausgeprägten,  bestimmt  charak- 
terisirten  Krankheiten  besonders  hervorhebt,  nämlich 
die  3  Klassen :  1)  Infektionskrankheiten  aller  Art, 
2)  gewaltsame  Todesarten ,  3)  Entwicklungskrank- 
heiten.   Auch  die  Eintheilung  der  fibrigen  Krank- 
heiten in  constitntionelle  und   lokale  Krankheiten, 
als  4.  n.  5.  Klasse  ist  vom  allgemein  pathologischen 
Standpunkte  durchaus  annehmbar.     H.  macht  nun 
Doch  den  Vorschlag,  im  Wesentlichen  im  Anschlnss 
an  die  Farr 'sehen  Klassen  die  Krankheiten  in  zwei 
grosse  Gruppen  zu   scheiden:   in  präventible  und 
nicht^präveniible.   Mit  dem  Ausdruck  „präventibel'' 
oder  verhtktbar  ist  nichts  Anderes  gesa^ ,  als  dass 
wir  die  Ursachen  der  so  bezeichneten  Krankheiten 
kennen.     Hätte  H.  die  oben  erwähnten  drei  ersten 
Klassen  Farr 's  als  präventible  Gruppe  den  beiden 
andern  Klassen   gegenübergestellt,   so   Hesse  sich 
nichts  dagegen  sagen.     Allein  er  hat  auch  einzelne 
Krankheiten  ans  Farr 's  2.  Klasse  (constitutionelle 
Krankheiten)   zur  präventiblen  Gruppe  geschlagen. 
Es  besteht  daher  seine  präventible  Gruppe  neben 
den  ätiologisch  wohl   charakterisirten  Klassen  ans 
ätiologisch   sehr  zweifelhaften  Bestandtheilen ,   wie 
z.B.  Anämie, Epilepsie, Geisteskrankheiten,  wodurch 
der  Werth  der  ganzen  Grnppirung  beträchtlich  ver- 
nogert  wird.     Derartige  allgemeine  Gesichtspunkte 
kdunen  allerdings  bei  bestimmten  Zwecken  von  Be- 
dentong  sein,  so  erwähnt  H.,  dass  er  in  einem  Be- 
richt über  die  Thätigkeit  der  Lebensversicherungs- 
Anstalt  die  Todesursachen  danach  gmppirt  habe,  ob 
das  Eintreten    derselben    vorauszusehen    gewesen 
wäre  oder  nicht.  Zu  allgemeiner  Anwendung  scheint 
die  yon  H.  vorgeschlagene  Gruppimng  weniger  ge- 
eignet als  die  Farr 'sehe  Klassifikation. 

Der  Aufsatz:  trüber  eine  gleichartige  HospiLal- 
Miedh*  fiihrt  den  Nachweis ,  wie  ungenügend  und 
unfarauchbar  meist  die  in  den  Hospitalberichten  ge- 
lieferte Statistik  ist,  wie  insbesondere  durch  die  will- 
kflrliche  Berechnungsmetbode  in  den  verschiedenen 
Berichten  die  wichtigste  Verwerthung  —  eine  Ver- 
gUchnng  der  Hospitäler  mit  einander  —  unmöglich 
i«t.  An  der  Hand  der  Berichte  zweier  Kopenhagener 
:    Mf d.  Ja,lirbb.  Bil .  1 92.  n  ft.  2 . 


Hospitäler  zeigt  H.,  dass  z.  B.  die  Sterblichkeits- 
verhältuisse  wegen  der  Ungleichartigkeit  ihrer  Be- 
rechnung gar  nicht  miteinander  zu  vergleichen  seien, 
dass  die  Aufzählung  der  im  Hospital  entstandenen, 
bei  Insassen  desselben  sekundär  aufgetretenen  Krank- 
heiten eine  durchaus  mangelhafte  sei  u.  s.  w.     H.'s 
Uiiiheil  über  die  Verfasser   der  Hospitalberichte: 
„Ein  Jeder  handelt  eben  nach  seinem  eigenen  Kopfe 
und  berücksichtigt  immer  nur  Das,  was  er  die  Menge 
über  sein  Hospital  wissen  zu  lassen  für  gut  befindet ; 
alles  Uebrige  bleibt  einfach  fort^'  ist  vielleicht  hart, 
aber   nicht  ungerecht.     Der  Londoner  statistische 
Congress  (1860)  hat  erst  auf  Anregung  der  Miss 
Florence  Nightingaledie  Frage  einer  gleich- 
artigen Hospitalstatistik  diskutirt  und  die  von  dieser 
Dame  gemachten  Vorschläge,  mit  zahlreichen  Zusätzen 
erweitert,  angenommen.     H.  bespricht   ausführlich 
die  einzelnen  Anträge  und  die  wichtigsten  Punkte 
der  Diskussion ,  er  druckt  die  vorgeschlagenen  Ta- 
bellen und  Schemata  ab  und  weist  die  Einwendun- 
gen ,  die  man  etwa  wegen  der  Umständlichkeit  und 
Weitläufigkeit  solcher  gleichartiger  Berichte  machen 
könnte,  zurück. 

Die  ,y  Bemerkungen  über  Medicinalberichte'* 
beziehen  sich  ausschliesslich  auf  nordische  Verhält- 
nisse, wenn  auch  Manches  von  allgemeiner  Bedeutung 
ist.  So  dringt  H.  mit  Recht  darauf,  dass  die  Medi- 
cinalberichte  nur  hygieiniscbe  Mittheilungen  enthalten, 
von  aller  Casuistik  und  therapentiscbeii  Notizen  aber 
frei  seien,  die  in  die  wissenschaftlichen  Fachjoumale 
gehören. 

Die  beiden  Aufsätze :  „über  die  zukünftige  Aus» 
bildung  der  Architekten^*  und:  f,Capt.  James 
Cookie  Bericht  über  das  seinerseits  angewandte 
Verfahren,  vermittelst  dessen  er  xoährend  einer 
Weltumsegelung  mit  dem  Schiffe  „Resolution" 
die  Gesundheit  seiner  Mannschaft  erhielt**,  bieten 
manches  Interessante.  Es  erscheint  jedoch  genügend, 
auf  den  hygieinischen  Standpunkt  des  Vfs.  hinzu- 
weisen, um  ihren  wesentlichen  Inhalt  ohne  Weiteres 


en*athen  zu  lassen. 


Kayser. 


62.  System  der  Hautkrankheiten;  von  Prof. 
Dr.  Heinrich  Auspitz.  Wien  1881.  Brau- 
mflUer.     8.     V  u.  254  S.     (7  Mk.) 

\yer,  wie  der  Unterzeichnete  den  Vf.  aus  seinen 
klinischen  Vorträgen  kennt,  weiss,  dass  er  die  Bahn 
seines  Lehrers  Hebra  insofera  verlassen  hat^  als  er 
die  Hautkrankheiten  mehr  in  ihre  Beziehungen  zum 
Qesammtorganismus  bringt  und  so  dieses  Gebiet  der 
Pathologie,  welches  von  Hebra  fast  als  ein  in  sich 
abgeschlossenes  Ganzes  betrachtet  und  ausgebaut 
war,  wiedeinim  mit  dem  Gesammtgebiete  der  Patho- 
logie in  Zusammenhang  zu  bringen  bestrebt  ist. 
Und  thatsächlich  müssen  wir  diesen  Weg  als  den 
einzigen  anerkennen,  auf  welchem  die  Wiener  Derma- 
tologie zu  einer  Weiterentwicklung  gelangen  kann, 
den  zu  betreten  ftlr  sie  ein  zwingendes  Bedürfniss 

27 


210 


Dnhringy  diseases  of  tbe  skin. 


sein  wird  y  wenn  sie  nicht  ihrer  Einseitigkeit  selber 
zum  Opfer  fallen  will. 

Von  der  richtigen  Erkenntniss  dieser  Verhält- 
nisse legt  das  vorliegende  Werk  Zeugniss  ab ,  und 
wenn  wir  selbst  dem  Vf.  keineswegs  in  allen  seinen 
Ansichten  beistimmen  können,  so  müssen  wir  ihm 
doch  unbedingt  das  Verdienst  zuerkennen ,  dass  er 
der  Forschung  neue  Gesichtspunkte  eröffnet  hat  und 
die  Dermatologie  auf  neue  Bahnen  zu  lenken  sucht. 

Arbeiten  wie  die  vorliegende  lassen  sich  nicht 
in  Kürze  analysiren  und  kritisiren,  wir  würden  dazu 
eben  so  viel  Spalten  gebrauchen  als  uns  Zeilen  zu 
Gebote  stehen ,  und  daher  müssen  wir  uns  leider  da- 
mit begnügen,  die  nackte  Klassifikation,  wie  sie  von 
A u  s p  i  t z  aufgestellt  ist,  allein  wiederzugeben.  Er 
theilt  die  Hautkrankheiten  in  9  Klassen ,  und  zwar : 

I.  Klasse:  Einfache  Entzündongsprocesse ,  welche 
zunächst  in  oberflächliche  Hantentzündimgen  (Haut- 
katarrhe)  und  tiefer  greifende  (Ebtutphlegmonen)  zerfallen. 
Zu  den  erstem  gehören  a)  Flächenkatarrhe  der  Haut 
(Erythem,  Ekzem);  b)  erosive  Hauikatarrhe  (Stigma- 
tosen) durch  thierische  Parasiten  bedingt ;  c)  folliJkZiare 
Hautkatarrhe  (Perifollikolosen) :  Miliaria  alba  und  rubra, 
Akne,  Sykosis;  d)  Stauungskatarrhe:  Ekthyma,  Ulcera- 
tion.  Die  2.  Gruppe  theilt  A.  in  a)  Schichtenphlegmonen 
(Combustio,  Cungehitio,  PseudoerysipeUis) ;  b)  Herd- 
Phlegmonen  (FumnGaluB f  Anthrax,  Aieppo-  und  Biskra- 
beole) ;  o)  Stammgsphlegmanen  (Phlebitis  und  Lymphan- 
gitis,  Erysipelas). 

n.  Klasse :  Angioneurotische  Dermatosen.  Sie  zer- 
faUen  in  a)  infektiöse  Angioneurosen  (akute  Exantheme, 
sowie  Miliaria  crystaUina,  Rotz-  nnd  Milebrandcarbunkel) ; 
b)  toxische  Angioneurosen  (Arzneiaasschlage,  Pellagra, 
Acrodynie,  Ergotismus);  c)  essentielle  Angioneurosen 
(Erythema  multiforme  und  nodosum ,  Herpes  ciroinatns, 
phlyctaenoides,  impetiginosus ,  Poliosis  rhenmatica,  Urti- 
caria essentialiSy  Acne  rosacea). 

III.  EJasse :  Neuritisehe  Dermatosen,  a)  mit  cyk' 
lischem  Verlaof  (Zoster,  Hydroa  febrilis) ;  b)  mit  acyk- 
lischem  Verlauf  (Erythema  neuriticum  etc.,  Urticaria 
neuritica,  Glossy  skin,  Onychogryphosis,  Alopecia,  Leuco- 
dermia,  Phlegmone,  Decubitas  neuriticus). 

ly.  Klasse :  Stauungsdermatosen.  a)  Hyperämien  u. 
Anämien  (Cyanose,  Ischaemia,  Haemorrhagia ,  Haemo- 
globinorrhoea  cutis) ;  b)  Transsudationen  (Oedema,  Ele- 
phantiasis Arabum,  Sderema  cutis) ;  c)  Ndtrosen  (Decubi- 
tus traumaticus,  Gangraenaidiopathica,  Asphyzia  localis  c 
Gangraena  symmetrica,  Malnm  perfor.  pedis,  Ainhum). 

y.  Klasse  .*  Hämorrhagien,  traumatische  und  essen- 
tielle (Purpura,  Morbus  maculosns,  Scorbut). 

VI.  Klasse:  Idioneurosen.  a)  SensilnUtälsneurosen 
(Hyperästhesie,  Anästhesie,  Parästhesie,  Neuralgie,  Pru- 
ritus, Prurigo) ;  b)  Mobilitätsneurosen :  Cutis  anserina. 

VII.  Klasse:  Epidermidosen.  h)  Hyperkeratosen  (Ich- 
thyosis,  Liehen  pilaris,  Hanthom,  Schwiele,  Clavus);  b)  Pa- 
rakeratosen (Psoriasis,  Liehen  ruber) ;  c)  Keratolysen  (Pity- 
riasis Simplex  und  rubra,  Dermatitis  exfoliativa).  Hierher 
werden  femer  gerechnet  die  Anomalien  der  Haar-  nnd 
Nagelbildnng,  sowie  der  Talg-  nndSchweisssekretion,  die 
Pigmentanomalien,  ferner  die  Warzen,  Kondylome,  femer 
die  Epitheliome  und  Carchiome,  endlich  der  Pemphigus 
essentialis  und  die  Gangraena  cachectica  infantum. 

VHL  Klasse:  Chorioblastosen ,  Wachsthnmsanoma- 
lien  der  Lederhaut  und  des  Unterhantgewebes.  Hierher 
werden  gezählt:  Lupus,  Hanttuberknlose ,  Lepra,  die 
Syphiliden,  das  Bhinosklerom,  femer  .die  eigentiiohe  Ge- 
schwulst, sowie  endlich  die  Atrophien  des  Corinm. 

IX.  Klasse :  Dermatomykosen» 

Müssen  wir  es  ans  auch,  wie  schon  erwähnt,  ver- 
sagen, auf  eine  eingehende  Kritik  dieses  Systems  ein- 


zugehen u.  die  mancherlei  Schwierigkeiten  desselben 
gegen  seine  Vortheile  genau  abzuwägen,  so  ktonen 
wir  doch  nicht  umhin,  die  grosse  wissenBchafttiche 
Bedeutung  des  Werkes  an  sich  besonders  hervom- 
heben,  wenngleich  wir  noch  der  Ansicht  sind,  dan 
sich  der  EinfOhrung  des  Systems  in  die  dennatoL 
Lehrbflcher  einstweilen  noch  praktische  Bedenken 
entgegenstellen  dttrften.         OnstavBehrend. 

63.  Fraotieal  treatü»  on  diBoase«  of  tfaa 
flUn;  by  Louis  A.  Dnhring,  Med.Dr.ete. 
U.  Edit.  Philadelphia  1881.  J.  B.  lippin- 
cott  and  Co.  8.  644  pp. 

Der  Vf.  ist  den  Lesern  unserer  Jabrbfloher  au 
seinen  zahlreichen  dermatologischen  Arbeiten  hio- 
länglich  bekannt ,  so  dass  wir  nicht  erst  beeonden 
darauf  hinzuweisen  brauchen,  dass  die  Stellung, 
welche  er  in  seiner  Heimath  als  Dermatolog  einnimmt 
in  seinen  Leistungen  eine  Begrttndnng  findet,  und 
das  vorliegende  Werk,  welches  nunmehr  in  erneuter 
Gestalt  vor  das  ärztliche  Publikum  tritt,  den  Erwtr- 
tungen  entspricht,  welche  man  von  dem  Vf.  zu  hegn 
berechtigt  ist. 

Auch  in  der  vorliegenden  2.  Auflage  trägt  das 
Werk  den  Typus  der  Wiener  Schule ;  die  äasaÜi- 
kation  schliesst  sich  ganz  eng  der  Bebra 'sehen 
an,  während  bei  der  Darstellung  der  einzelnen  Krank- 
heitsformen  nnd  ihrer  Behandlung  neben  denOmod-  : 
principien  der  Wiener  Schule  auch  die  der  englisebcD  { 
eine  vollkommen   gerechtfertigte   Berficksiehtigung  | 
finden.  Ohne  auf  die  Einzelheiten  näher  einzugehes, 
wollen  wir  hier  nur  kurz  auf  den  Zuwachs  hinwei- 
sen, welchen  das  Buch  erfahren  hat.  DasCapitel  der  \ 
Arzneiausschläge,  welches  in  den  neuesten  deutscbeo 
Lehrbüchern  entweder  wie  bei  Kaposi   gänzlieh 
ignorirt,  oder  wie  bei  Nenmann  in  sehr  8tief?Ste^ 
Hoher  Weise  behandelt  ist,  hat  eine  ziemlich  voll- 
ständige Bearbeitung  erfahren,  wenngleich  wir  ge- 
wünscht hätten,  dass  die  gemeinsamen  Eigenthfimlich- 
keiten  aller  dieser  Ausschlagsformen  in  etwas  prig- 
nanterer  Weise  zum  Ausdruck  gebracht  worden  wi- 
ren.     Neu  sind  ferner  unter  Anderem  die  Capitel 
über  Pityriasis  maculata  et  circinata,  aof  die  wir 
in   einem   der  nächsten  Hefte  unserer  Jahrbfleher 
noch  näher  zurückkommen  werden ,  über  Urticaiii 
pigmentosa,  Tuberkulose  der  Haut,  sowie  verschie- 
dene Neubildungen  derselben,  über  Dermatitis  exfo- 
liativa, gangraenosa,  papillaris  capillitii  etc.,  neu 
ist  endlich  auch  ein  Capitel  über  Dermatitis  eiremn- 
scripta  herpetiformis  und  Impetigo  faerpetffinnnB. 
Was  die  erstere  dieser  beiden  Krankheitaformen  be- 
trifft, so  ist  dieselbe  zuerst  von  N  e  n  m  a  n  n  (Haut- 
krankheiten 3.  Aufl.  p.  188)  als  eigenartiges  Lei-  | 
den  beschrieben  und  gegen  Bebra,  der  ffle  als 
Liehen  ruber  auf&sste,  als  solches  eneigiseb  ver- 
thddigt  worden  (4.  Aufl.  p.  347).     Indessen  in  der 
5.  Aufl.   p.  310   wird   diese  Affektion  von  Nes- 
mann  selbst  als  Liehen  planus  bezeichnet,  sodaii 
de  von  Jedem ,  der  sie  als  dgenartige  Enmkba^ 
fernerhin  noch  beibehalten  will ,  neben  dem  Uebes 


TransactioDB  of  the  obstetrioai  Society. 


211 


niber  ihren  Platas  erhalten  mnas ,  keineswegs  aber, 
wie  Dn bring  es  thut,  neben  dem  Herpes.  Ob  die 
Dennatitis  exfoliativa  nicht  anoh  nach  kürzerer  oder 
IlDgererZeit  ein  ähnliches  Schicksal  haben  wird,  wie 
die  vorher  erwähnte  Erkrankungsform,  scheint  Ref. 
Dicht  sehr  zweifelhaft.  OustavBehrend. 

64.  Transaotions  of  the  obstetrioai  Society 
of  London.  Vol.  XXII  for  1880.  London 
1881.  Longmans  Green  and  Co.  8.  LXII 
and  315  pp.  i) 

Der  neueste  uns  vorliegende  Band  der  Verhand- 
loDgen  der  geburtshfllflichen  Gesellschaft,  in  In- 
halt and  Ausstattung  den  früheren  ebenbürtig  zur 
Seite  stehend,  gestattet  uns  wieder  einen  erfreu- 
lichen Einblick  in  die  fiTichtbringende  Thätigkeit 
dieser  von  Jahr  zu  Jahr  mehr  prosperirenden  Ge- 
MllBchaft.  Zum  ersten  Male  werden  die  Ergebnisse 
der  Hebammenprüfung  durch  die  von  der  Gesell- 
Mhaft  bestellte  Examinationscommission  mitgetheilt, 
welche  seit  mehrem  Jahren  die  sich  zum  Hebammen- 
dienste meldenden  Frauen  nach  6monatl.  Vorberei- 
tangszeit  einer  Prflfnng  unterzieht  und  mit  Certi- 
fikaten  versieht.  Die  Gesellschaft  bezweckt  hier- 
doreh  dem  in  England  viel  beklagten  Mangel  an 
geschulten  Hebammen  abzuhelfen  und  dem  Miss- 
stande ein  Ende  zu  machen,  dass  jedes  unwissende 
Weib  fflch  nach  Beobachtung  weniger  Geburten  in 
einem  Gebärhause  als  Hebamme  niederlässt  Sie 
hofft  die  gesetzgebenden  Kreise  in  Kurzem  dafür  zu 
interesslren  nnd  das  Hebammenwesen  in  Bälde  ge- 
setzlich geregelt  zu  sehen.  Nach  der  Angabe  des 
Dr.  J.  H.  Aveling  haben  seit  Beginn  der  Thätig- 
keit der  Examinationscommission  im  J.  1872  bis 
zum  Ende  des  J.  1879  im  Ganzen  54  Frauen  sieh 
der  Prüfung  unterzogen,  von  denen  47  für  tflchtig 
befanden  worden  sind.  Dieselben  gehörten  zum 
gr&ssten  Theile  den  sogen,  bessern  Ständen  an,  nur 
sehr  wenige  der  Arbeiterbevölkerung. 

Den  Inhalt  werden  wir  in  seinen  bemerkens- 
werthesten  Tbeilen  kurz  referiren  undderUebersicht 
halber  das  Zusammengehörige  aneinanderreihen. 

I.  Ueber  2  Fälle  von  Berstung  der  FaUopi*- 
Bchmi  Tuben  berichtet  Clement  Godson  (p.  2 
and  82,  p.  186  und  242). 

Im  1.  Falle,  aas  der  Praxis  des  Dr.  J.  Kingston 
Barton,  handelt  es  sich  am  eine  Fraa  von 30 J.,  welche 
reehtieltig,  aber  unter  den  heftigsten  Sohmersen  in  der 
Begio  llhiea  sin.  menstrnirt  worden  nnd  am  4.  Tage  anter 
den  Enoheianngen  einer  Innern  Blntnng  zu  Grande  ge- 
gangen war.  Bei  der  Autopsie  fand  man  die  Bauchhöhle 
mit  Bhit  erfUlt,  die  linke  Tnha  Fallopii  zeigte  an  einer 
waOnaBBgroBB  aasgedehnten  Stelle  einen  schmalen,  nn- 
ngelmlsslgen  Riss.  Der  Uterus  war  nicht  yergrSssert, 
■eine  äussere  FlSohe  gesund,  während  die  Innere  ein  zer- 
fetetes  Aussehen  mit  gänzlichem  Mangel  derDecldua  dar- 
bot. Die  Cyste  an  der  Tube  war  Vs"  lang  und  mit  einer 
dünoen  Membran  bekleidet.  Die  Dicke  der  Tubenwan- 
<hnig  yartlrte  zwischen  Vso  and  Vs"»  an  der  Stelle  des 
Bhiriases  betrog  sie  sogar  nur  y^o**'  Stellenweise  fanden 
iieh  an  der  Innern  Fliehe  sehr  grosse  nmde  oder  läng- 
Hehe  Zellen,  welche  den  Zellen  der  Decidua  uterina  im 

>)  Pftr  die  Uebersendung  dankt  verbindlich  Wr. 


Beginn  der  Schwangerschaft  glichen;  ferner  fand  man 
Zotten  ans  embryonalem  Zellgewebe  mit  Epithelbeklei- 
dung.  Unweit  der  Innenfläche  der  Tuba  befanden  sich 
einige  grosse  vaskuläre  Räume,  umgeben  von  grossen 
Embryonalzellen.  In  der  äussern  Hälfte  der  linken  Tuba 
zeigte  sich  eine  1''  lange,  ^4^'  breite  nnd  dicke  Schwel- 
lung mit  eingeschlossenem  grossen  Blatklumpen.  Die 
diese  H5ble  aaskleidende  Membran  bestand  aas  embryo- 
nalem Zellgewebe  und  stand  in  Yerbindang  mit  einigen 
Zotten,  sie  stellte  offenbar  das  Chorion  vor. 

Der  mikroskopische  Befund  deutete  auf  Tuben- 
Schwangerschaft  hin,  obwohl  keine  Spur  von  Embryo 
gefunden  wurde.  Die  geringe  Ausdehnung  der  Cho- 
rionhöhle lässt  nur  auf  einen  Embryo  im  1.  Monat 
schliessen. 

Im  andern  Falle,  ans  der  Praxis  von  Dr.  H. 
Thompson  zn  HnU,  handelte  es  sich  am  eine  22jähr. 
Frau,  Multipara,  die  plötzlich  während  der  Arbeit  von 
Unterleibskrilmpfen  befallen,  innerhalb  8  Standen  anter 
Gollapsosersdheinnngen  verstarb.  Die  Uterinhöhle  maass 
SVt"  Länge,  der  Körper  des  Uterus  war  IV4''  lang  und 
mit  einer  Vs^'  dicken  Decidua  bekleidet,  welche  sich 
leicht  ablöste.  Die  rechte  Tuba  Fallopii  war  etwa  in  der 
Mitte  sackartig  erweitert  (V*  im  grössten  Dnrchm.)  und 
mit  einem  Blutgerinnsel  ausgefüllt.  An  der  vordem 
Fläche  des  Sackes  bestand  ein  Vio"'  grosser  Riss.  Ein 
aus  der  Höhle  entferntes  Gewebsstück  zeigte  deutlich  die 
Existenz  zahlreicher  Chorionzotten.  Der  Blutklnmpen 
stand  In  Berührung  mit  der  Mnskelschicht  der  Tuben, 
ohne  Zwischenlagemng  von  Decidnazellen.  Die  Wand- 
dicke  des  Sackes  überstieg  nicht  ^/u*'t  an  einzelnen 
dickeren  Theilen  fand  man  mit  Oylinderepithel  ausgeklei- 
dete, verästelte  Drüsenhöhlen. 

So  weit  aus  der  geringen  Grösse  der  Amnios- 
hdhle  ein  Schluss  erlaubt  ist,  konnte  der  Embryo 
kaun\  über  3  Wochen  alt  sein. 

IL  Folgenden  Fall  von  ExtrauUrinschwanget' 

schüft  im  7.  Monat,  Entfernung  des  Fötus  durch 

den  Bauchschnitt  mit  letalem  Ausgang  ^&\\  Brax- 

ton  Hioks  mit  (p.  141 — 153). 

Bei  der  29Jähr.  Drittgebärenden  wurde  bei  ihrer  Auf- 
nahme in  das  Qny's  Hospital  ein  Tumor  von  etwa  Faust- 
grösse  tief  unten  im  Uterus  entdeckt.  Die  Kr.  verlies- 
das  Hospital,  kehrte  aber  schon  nach  einem  Monat  zu- 
rück, indem  sie  über  starke  Spannung  im  Leibe,  Harns 
zwang  nnd  über  eine  Empfindung  klagte,  als  „wollte  ihr 
die  Gebärmutter  herausfallen**.  Der  Umfang  des  Abdo- 
men hatte  erheblich  zugenommen,  der  Tnmor  erstreckte 
sich  nach  rechts  zn,.  von  der  Medianlinie  bis  zur  Höhe  des 
Nabels,  während  er  links  bis  zum  Rippenbogen  hinauf  and 
nach  abwärts  die  ganze  Beg.  hypogastrica  erfüllte.  Fötale 
Bewegungen  konnten  deutlich  wahrgenommen  und  durch 
Hicks'  Kardiographen  graphisch  dargestellt  werden.  Die 
Yaginaluntersnchnng  ergab  ein  Hervorragen  des  Matter- 
mundes,  der  Cervix  und  der  hinteren  Yaginalwand  aus 
der  Vulva;  der  äussere  Muttermund  war  geöffnet,  der 
innere  geschlossen.  Die  am  Scheidengewölbe  gelegenen 
Theile  waren  fest  und  unbeweglich.  Die  Uterassonde 
Hess  die  Länge  des  Uterus  als  normal  erkennen.  Die 
Leibschmerzen  steigerten  sich  sehr,  es  trat  Collapsus, 
kalter  Schweiss  und  Erbrechen  ein,  der  fadenförmige  Puls 
erreichte  eine  Frequenz  von  140,  die  fötalen  Bewegungen 
oessirten  gänzlich  und  der  Unterleib  schwoll  mächtig  an. 
Da  anscheinend  eine  innere  Blutung  stattgefunden  und 
das  Leben  ernstlich  bedroht  schien,  so  durfte  die  Opera- 
tion nicht  länger  verzögert  werden.  Unter  strengster 
Antisepsis  wurde  zunächst  die  Medianlinie  unterhalb  des 
Nabels,  wo  die  Geschwulst  am  meisten  promlnirte,  ge- 
spalten, worauf  nach  Trennung  des  Bauchfells  eine  grosse 
Masse  dunklen,  wässerigen  Blutes  sich  entleerte.  Bei 
der  Exploration  mit  dem  Finger  konnte  man  zahlreiche 
dünne,  na^h  Unten  verlaufende  AdhÜsionsstränge  fühlen« 


212 


TraDBactioiiB  of  the  obstetrical  Society. 


Die  Plaoenta  war  offenbar  an  die  vordere  Baochwand  be- 
festigt and  die  Blotung  hatte  innerhalb  des  Placentar- 
ranmes  stattgefimden.  Nnnmehr  wurde  das  Chorion 
eröflhet  nnd  der  abgestorbene  6Mon.  alte  Ffttus  entfernt. 
Die  Stlllnng  der  Blntnng  wurde  durch  einen  Schwamm 
bewirlLt  und  die  Wunde  hierauf  bis  auf  iVs"  Oeffiiung 
geschlossen.  Die  Er.  überlebte  die  Operation  nur  kurze 
Zeit.  Bei  der  Autopsie  fand  man  in  den  oberen  Partien 
der  Bauchhöhle  die  Viscera  frei,  unterhalb  des  Omentum 
waren  sie  durch  Adhäsionen  befestigt  und  blutig  inflltrirt. 
Ein  guter  Theil  von  Blutgerinnseln  fand  sich  in  allen  Ge- 
weben, die  stark  untereinander  und  mit  der  Bauchwand 
verklebt  waren,  vor.  Weiter  unten  adhSrlrten  die  Dünn- 
darmknäuel  an  dem  Amnion,  das  sich  als  eine  dünne 
Membran,  von  rechts  unten  nach  links  aufw&rts,  bis  vor 
die  linke  Niere  erstreckte.  Die  sehr  grosse  Placenta 
konnte  ohne  Schwierigkeit  abgelöst  werden,  sie  erstreckte 
sieh  vom  Ligamentum  latum  sin.  aufwärts  bis  zum  Nabel, 
adhärirte  weder  an  Uterus,  noch  Blase,  aber  sehr  stark 
an  dem  nach  allen  Richtungen  hin  Adhäsionen  bildenden 
Zellgewebe;  von  der  Plaeenta,  sowie  von  den  gefSss- 
reichen  Adhäsionen  liessen  sich  starke  Venen  nach  dem 
Parietal-Peritonäum  verfolgen.  Durch  den  Einschnitt  in 
das  parietale  Peritonänm  hatte  man  eine  grosse  blnt- 
erfQUte  Höhle  in  dem  Placentargewebe  eröAiet  und  so- 
mit konnte  sich  das  extravasirte  Blut  In  die  Bauchhöhle 
und  zwischen  die  Intestina  ergiessen.  Die  Wandungen 
des  leeren  Uterus  waren  etwas  verdickt,  er  hatte  efaie 
kleine  Achsendrehung  erfahren,  indem  seine  vordere 
Fläche  nach  links  gerichtet  war.  An  derselben  fand  sich 
fast  central  gelegen  ein  wallnussgrosses  gestieltes  Fibroid, 
welches  aufwärts  durch  einen  dichten  Faserstrang  an  dem 
Dünndarm  befestigt  war,  während  es  nach  abwärts  an 
der  rechten  Tube  adhärirte.  Die  Tube  hatte  die  Dicke 
des  kleinen  Fingers,  war  seitlich  durch  feste  Adhäsionen 
an  den  Uterus  befestigt  und  durchkreuste  alsdann  die 
vordere  Fläche  des  untern  Uterusendes,  und  endete  unter- 
halb der  Plaoenta  links  von  der  Klase,  nahe  der  Bauch- 
wand. Sie  hatte  eine  Länge  von  9  Zoll.  Das  rechte 
Ovarium  adhärirte  an  den  Amniossack  and  war  von  einem 
grossen  Corpus  luteum  ausgefüllt. 

In  der  sich  anreihenden  Diskassion  spricht  sich 
Routh  dahin  aus,  dass  man  besser  gethan  hätte, 
nach  genauer  Ermittelang  der  Plaoenta  durch  die 
AnskaltatioDy  die  Laparotomie  durch  einen  Seiten-, 
statt  eines  Median-Schnitts  za  machen,  wodurch  eine 
Verletzung  der  Placenta  vermieden  worden  wäre. 
Vielleicht  wftre  es  selbst  rathsam  gewesen,  anter 
Umgehung  des  Banchschnitts,  eine  Morphinm-Injek- 
tion  in  das  Amnion  zu  machen  oder  den  Liquor 
amnii  dm*ch  einen  Adspirator  za  entleeren,  am  Pla- 
centa and  Fdtas  zar  Schrampfung  and  möglichsten 
Resorption  za  bringen,  während  die  Knochen  später- 
hin den  Inhalt  eines  Abscesses  bilden  würden.  Ger  vis 
hält  es  in  den  Fällen,  wo  man  Grund  hat  anzu- 
nehmen, dass  die  Placenta  ihren  Sitz  an  der  In- 
cisionsstelle  hat,  filr  rathsam,  zum  FOtos  von  der 
Vagina  ans  vorzudringen.  Barnes  hätte  es  dagegen 
ausnahmsweise  in  diesem  Falle  für  zweckmässiger 
gehalten,  die  Placenta  zu  entfernen  und  alsdann  die 
Blutung  durch  Gompression  der  Baaehwandangen  zu 
stillen. 

III.     Zwei    sehr  bemerkenswerthe   Fälle  von 

BauehBchwangersehaft  mit  Vereiterung  der  Cyste 

nnd  Ausgang  in  Genesung  beobachtete  Charles 

H.  Carter  (p.  160—172). 

Die  Kr.,  38  J.  alt,  wurde  am  18.  Jan.  1880  in  das 
Fiaueuhospital ,  mit  sehr  fk^equentem  Puls,  trockener 


Zunge  und  excessiver  Sohmerzhaftigkeit  des  Abdomes 
aufgenommen.  In  demselben  war  ein  deutlicher  Tumor 
zu  ffiblcD,  der  die  Reg.  bypogastrica  und  iliaoa  sin.  er- 
füllte und  bis  2"  fiber  den  Nabel  nach  rechts  sich  er- 
streckte. Unten  war  deutliche  Fluktuation  zu  (QhleB. 
Der  Uterus  war  antCTeitlrt  nnd  herabgetreten ,  in  der 
Plica  Douglasii  war  eine  teigige,  mit  dem  Abdomioal- 
tumor  io  Verbindung  stehende  Geschwulst  bemerkbar. 
Die  Kr.  war  seit  ihrer  Niederkunft  vor  13  Jahren  rsgel- 
mässig  bis  Dec.  1878  menstruirt.  Im  Juni  1879  wiU  ai« 
eine  Anschwellung  des  Unterleibs  und  gegen  EndeAngort 
Kindesbewegungen  wahrgenommen  haben,  die  aber  spSter 
aufhörten.  Zwischen  April  und  Dec.  1879  stellte  nd 
die  Menstruation  in  8w5chentl.  Intervallen  wieder  ein. 
Auch  meinte  die  K>.,  dass  der  Umfang  des  Leibes  seit 
dieser  Zeit  nicht  zugenommen  habe.  Am  20.  Jan.  be- 
merkte Carter  einen  ZoU  rechts  vom  Nabel  einerstte 
gnldengrosse  Stelle,  die  unter  dem  Gebranch  von  KtU- 
plasmen  nach  wenigen  Tagen  Hfihnereigröese  erreichte. 
Nach  einer  Incision  flössen  120  Grmm.  stinkenden  Eiten 
ab,  welcher  Detritusmassen,  Gerinnsel  n.  a.  m.  entUsK. 
Die  AbscesshÖhle  wurde  mit  einer  CarboUösung  anqie- 
spritzt,  Kindestheile  konnten  aber  mit  dem  Finger  nicht 
darin  entdeckt  werden.  Der  Allgemeinzustand  bUeb  trod 
der  Eröffnung  des  Abscesses  bedenklich,  indem  sieh  aOe 
Erscheinongen  einer  Septikämie  entwickelten.  Bein 
Ausspritzen  der  Höhle  am  7.  Febr.  traten  GasbbMi 
heraus  nnd  bei  sorgsamster  Sondimng  der  Wunde  wurde 
am  linken  untern  Winkel  der  Cavität  eine  klefaie  Oeff- 
nung  entdeckt,  durch  welche  man  eine  Sonde  2"  tief 
einf&hren  konnte  und  aus  welcher  sieh  auf  das  Neue  eiee 
grosse  Masse  schmutzigen  Eiters  ergoes.  Die  Don^^- 
sche  Tasche  erschien  weniger  gefOllt  als  Mher.  Dz  C. 
bei  der  Sondimng  am  12.  Febr.  die  Empfindung  hatte, 
als  ob  er  gegen  einen  Knochen  stosse,  erweiterte  er  die 
äussere  Wunde  und  entdeckte  mit  Hfllfe  der  Sonde  die 
Oel&iimg,  nach  deren  Spaltung  er  mit  dem  Finger  gogeo 
den  fötalen  Schädel  gelangte.  Nach  Incidimng  der 
fötalen  Cyste,  die  nur  am  untern  Ende  nicht  ander 
Baachwand  adbfirirte,  wurde  der  fötale  Schädel  fireigelegt 
nnd  wegen  Nachgiebigkeit  der  Scheitelbeine,  an  derDsn- 
mater  mit  der  Zange  erfasat  nnd  eztrahirt ,  wobei  eii 
grosser  Theil  des  Gehirns  herausspritzte.  Der  stva 
8  Mon.  alte,  12''  lange  Fötus  war  hochgradig  zeisetit 
Die  Placenta  bUeb  zurück.  Bei  der  Prfifting  der  Woide 
konnte  der  Finger  2"  zwischen  der  Cyste  nnd  demBanel- 
fell  vordringen,  ohne  auf  Adhäsionen  zu  stossen.  Ber 
nicht  adhärirende  Cystentheil  wurde  durch  Nähte  zd  die 
Bauchwand  geheftet.  Die  CystenhÖhle  wurde  tiglicb 
wiederholt  mit  Carbolsänrelösung  ausgespritzt  u.  mit  List 
ausgestopft.  Am  18.  Febr.  sahen  die  Absonderungen  m 
der  Wunde  besser  aus,  die  Nähte  wurden  entfernt.  An 
10.  April  war  die  Kr.  so  weit  hergestellt ,  dass  sie  du 
Bett  verlassen  kormte.  Der  central  gelegene  Uterus  wir 
noch  etwas  vergrössert,  von  der  hintern  Seheldettwzad 
zum  Uterus  liessen  sich  starke  Adhäsionosträoge  «ali- 
nehmen. 

Der  folgende  Fan  betrifft  eine  34Jähr.  Frau,  weiche 
vor  13  J.  ein  Kind  geboren  haitte  und  seit  3  J.  Im  lieibe 
dne  wachsende  Anschwellung  wahrnahm,  die  ihr  die 
Vermuthung  einer  Schwangerschaft  erregte.  Bei  der 
Aufnahme  in  das  Frauenhospital  Ende  Juli  1879  fhod 
man  den  etwas  nach  reehts  geneigten  Uterus  vergrösBert 
und  vorn  und  hinten  an  der  Cervix  flxirt.  Die  Bake 
Beokenseite  erschien  voller  als  die  reehte.  Die  Bgg. 
iliaea  u.  hypogastr.  sin.  war  von  einem  Tumor  erfSllt,  der 
die  Crista  ülaca  um  1''  überragte.  Die  bimannelle  Unter 
suchung  ergab  einen  Znsammenhang  dieser  Gesohwntot 
mit  derjenigen  im  Becken.  Die  Geschwulst  war  hart 
und  durch  die  Vaginahmtersuchung  nieht  deutüeh  n 
begrenzen.  Die  Temperatur  nnd  Pnlsfirefnenz  bllebeo 
3—4  Wochen  hoch,  fielen  alsdann  ab,  die  hänflgea  Stohl- 
gänge  waren  sehr  fötide,  ohne  etwas  Anderes  darsobietea. 
Da  die  Menses  wiederkehrten  und  das  Allgemeinbefinden 
sich  besserte,  auch  die  Geschwulst  im  Leibe  an  UmM 


Traii8ftcti6ii8  of  the  obstetrical  Sodeiy. 


213 


ibiahm,  yetfieBS  die  Kr.  Anteng  October  das  Hoepital. 
Gegen  Ende  Oetober  und  seitdem  in  gewissen  Interyallen 
gingen  jedoch  fötale  Knochen  durch  dasBectum  ab.  Fat. 
trat  daher  Ende  December  abermals  in  das  Hospital,  wo 
man  bei  genauester  Untersuchung  keine  Oeffhung  im 
Bectum  entdecken  konnte,  durch  welche  Knochen  abge- 
gangen sein  könnten.  Bis  zum  1.  März  1880  waren  in 
einzelnen  Schfiben  so  yiel  Knochen  ausgestossen ,  dass 
man  fast  das  ganze  kindliche  Skelett  aufbauen  konnte. 
Nachdem  Anfang  April  eine  Hälfte  des  Unterkiefers  aus- 
gestossen  worden  war,  klagte  die  Kr.  im  folgenden  Monat 
über  heftige  Sehmerzen,  welche  durch  das  gezahnte  Ende 
eines  Schädelknechens ,  der  3"  oberhalb  des  Anus  in 
den  Mastdarm  prominirte ,  verursacht  wurden.  Mit  einer 
Knoehenzange  wurden  binnen  iVs  Std.  unter  Narkose 
4  Schädelknoehen  und  eine  Hippe  aus  dem  Mastdarm  ent- 
fernt, woranf  schnelle  Beconvalescenz  eintrat. 

IV.  Ueber  Uierusfibroide  liegen  genauere  Mit- 
theiluDgen  von  Godson  (p.  111 — 114)  und  J. 
Kowsley  Thornton  vor  (p.  114 — 129). 

Bei  der  30  J.  alten  Kr.  Godson' s  waren  vor  3  J. 
starke  Leukorrhoe,  Kopfsehmerz  und  Flatulenz  aufge- 
treten und  b*ld  hemaeh  zeigte  rieh  unterhalb  des  Nabels, 
rechts  von  der  Medianlinie  ein  kleiner  Knoten,  der  sehr 
ansehnlich  zunahm,  so  dass  er  sich  bis  zur  Schamfuge 
erstreckte.  Der  Uterus  stand  tief,  die  Cervix  war  nach 
Unten  gelagert  nnd  vor  derselben  fand  sich  eine  resistente 
Schwellung.  Da  das  Allgemeinbefinden  sehr  gelitten 
hatte,  dieDefSkation  schwierig  und  die  Kr.  auch  gemnth- 
lich  sehr  verstimmt  wurde,  so  wollte  sie  unter  allen  Um- 
ständen von  dem  Tumor  befreit  sein.  Nur  imgem  und 
auf  dringendea  Verlangen  der  Kr.  entschloss  sich  Spencer 
Wells  in  Gemeinsokaft  mit  Godson  zur  Exstirpation 
der  Qeschwnlst.  Es  wurde  unter  Spray  eine  6—6''  lange 
iDcision  in  der  Medianlinie  gemacht,  das  Bauchfell  er- 
5fftaet  und  alsdann  das  grosse  kugelige  Fibroid,  das  sich 
mit  breitem,  dftnnem  Stiel  an  den  hinteren  Winkel  des 
Fundus  inserirte,  aosgesohnitten,  nachdem  der  Stiel  doroh 
eine  WeÜ^n&he  Klammer  lixirt  worden  war.  Beim  An- 
siehen der  Klammer  zur  Unterbindung  des  Stiels  riss 
dieser  am  Insertionspunkt  aus  und  die  Gebärmutter  fiel 
in  das  Abdomen  snrfick.  Da  die  Blutung  nur  unbedeu- 
tend war,  legte  8p.  W.  ohne  Weiteres  die  Nähte  an, 
denen  er  im  Laufe  des  Tages  noch  eine  Extranaht  hinzu- 
fSgen  musste,  da  sich  ein  Stück  Omentum  durch  die 
Wunde  hindurchgedrängt  hatte.  Die  Heilung  ging  schnell 
von  statten,  so  dass  die  Kr.  nach  einem  Monat  ihrer 
Thitigkeit  wieder  obUegen  konnte. 

Knowsley  Thoroton  ist  ein  eifriger  Ver- 
fechter der  operativen  Entfeniong  der  Dterusfibroide, 
die  den  Knuiken  ihre  Tbätigkeit  in  hohem  Grade  er- 
schweren mA  das  Leben  vcrkflmmem,  wenn  aieancb 
nicht  immer  das  Leben  gefilhrden.  Er  hofift ,  dass 
der  Hysterotomie  in  nicht  zu  langer  Zeit  neben  der 
Ovariotomie  der  gebflbrende  Platz  eingeräumt  wer- 
den werde.  Jedenfalls  ist  es  gerechtfertigt,  bei  allen 
Rbroiden,  die  der  medikamentösen  Behandlung 
trotzen  und  welche  das  Leben  gefilhrden  oder  wenig- 
stens die  Trägerin  anderPflichterftllinng  verhindern, 
onter  antisept.  Gautelen  eine  Ezplorativ-Operation 
n  machen.  So  lange  die  Tumoren  nicht  zn  sehen 
vnd  zn  Cnssen  sind ,  lässt  sich  nicht  bestimmen ,  ob 
die  Operation  bis  zu  Ende  geftihrt  werden  kann  nnd 
deshalb  moss  jede  solche  Operation  zunächst  nur  eine 
»plorative  sein.  Indessen  hat  T  h.  die  feste  Ueber- 
^^ngnng',  daas  je  grflndBcher  man  das  Wachsthnm 
dieser  Tomoren ,  ihre  Beziehongen  zu  dem  Utems 
crfonclity  je  Bkdierer  die  DifferentialdiagnoBe  zwi- 


schen den  verschiedenen  Tumoren  ansfiillt,  desto  er- 
folgreicher die  Operation  sein  wird.  Nachstehend 
geben  wir  einen  seiner  beiden  Fälle  wieder. 

Bei  einer  30  J.  alten  unverheiratheten  Kr.,  welche 
seit  beinahe  einem  Jahre  durch  I>ysurie  an  ihrer  Thatig- 
keit  als  Köchin  gehindert  ward,  versuchte  Th.  erst  die 
Entfernung  des  Tumors,  den  er  durch  einen  4  Zoll  langen 
Schnitt  biossiegte  nnd  dessen  Ursprung  vom  an  der  rech- 
ten Seite  des  Fundus  uteri  ermittelt  wurde.  Der  Uterus 
hatte  die  Grösse  einer  Cocosnuss ,  unregelmSssige  Form 
und  glatte  Fläche.  Der  Pedikel  des  Tumors  war  weich, 
gefSssreich  und  im  Durchmesser  von  der  Grösse  eines 
Zweimarkstficics.  Um  denselben  wurde  eine  starke  sei- 
dene Ligatur  gelegt,  ein  mittelstarker  Faden  oberhalb  der* 
selben  hiDdurchgestochen  in  2  Hälften  gebunden  und  die 
Peritonäalränder  des  Stumpfes  mit  feinen  Seidenfäden 
genäht. 

Die  Operation  konnte  hiermit  abgeschlossen  wer- 
den, wenn  es  sich  nur  um  eine  vorübergehende  Hülfe 
handeln  sollte ,  dauernde  Hülfe  war  nur  zn  bringen, 
wenn  durch  Entfernung  der  Ovarien  eine  künstliche 
Menopause  herbeigeführt  und  die  weitere  Volumen- 
zunahme des  Uterus  verhütet  wQi*de. 

Es  wurden  daher  beide  Ovarien  an  der  Basis  durch- 
stechen, die  Fäden  in  2  Hälften  gebunden  und  jedes  Ova- 
rium  mit  der  betr.  Tube  entfernt.  Da  jeta;^  eine  sehr 
starke  Hämorrhagie  aus  einem  Spalt  im  Uternsgewebe 
zwischen  dem  Uterus  nnd  dem  linken  Ovarium  eintrat  und 
alle  Versuche  zur  Blutstillung  missglftckten ,  ja  das  ganze 
Becken  bereits  mit  Blut  angefüllt  war ,  so  entschloss  sich 
Th.  dazu,  die  geknoteten  Bauchnähte  wieder  zu  lösen  und 
den  Uterus  zu  entfernen.  Zu  diesem  Zwecke  wurde  eine 
peitschenschnurstarke  Ligatur  um  die  Mitte  des  Organs, 
sowie  eine  grosse  WelUache  Klammer  darüber  angelegt, 
beide  genau  unterhalb  der  blutenden  Stelle.  Nach  Aus- 
spülung des  Peritonänm  wurde  dasselbe  wie  gewöhnlich 
genäht ,  dann  Liquor  ferri  an  den  Stumpf  jenseits  der 
Klammer  gebracht  und  ein  gew/Shnlicher  Gazeverband  ge- 
macht. Eine  grosse ,  tiefe  Recto  -  Uterin  -  Tasche  blieb, 
selbst  nachdem  der  Stumpf  nach  aussen  gebracht  war, 
zurück.  Das  Allgemeinbefinden  der  Kr.  blieb  günstig, 
die  höchste  Temperatur  am  Tage  nach  der  Operation  war 
d8.2<>,  die  höchste  Pulsfrequenz  100.  Die  Hälfte  der 
Nähte  wurde  nach  Ablauf  einer  Woche,  die  andere  Hälfte 
am  12.  Tage  herausgezogen.  Die  Klammer  wurde  am 
15.  Tage  entfernt  und  die  Kr.  konnte  schon  am  33.  das 
Bett  verlassen.  Das  Gesammtge wicht  der  exstirpirten 
Masse  betrug  6  Pftmd. 

Th.  schlilgt  ftor  die  Entfernung  des  supravagina- 
len Theils  des  Uterus  die  Bezeichnung  Hysterektomie 
vor,  nnd  zwar  mit  Entfernung  eines  oder  bdder 
Ovarien ,  je  nachdem  der  Fall  es  erfordert.  Auch 
für  die  operative  Behandlung  der  breit  aufsitzenden 
oder  wandständigen  Fibroide  hält  Th.  die  Entfernung 
eines  oder  beider  Ovarien ,  insofern  keine  specielle 
Contraindikation  vorliegt,  für  angezeigt,  da  ohne 
diese  kaum  eine  dauernde  Heilung  zu  erwarten  ist. 
Nor  in  denjenigen  Fällen,  wo  die  gestielten  Fibroide 
frei  von  Adhärenzen  sind ,  genügt  die  Exstirpation 
der  Geschwfllste ,  welche  auch  völlig  gefahrlos  ist, 
wenn  sie  streng  antiseptisch  ausgeführt  wird.  Bei 
der  Diflknssioa  wurden  gegen  die  operative  Behand- 
lung der  ütemsfibroide  mehrfache  Bedenken  geltend 
gemacht. 

Chambers  (p.  159  u.187)  führte  die  Hystor- 
ektomie  mit  Entfiminng  beider  Ovarien  wegen  eines 
voluminösen  Fibrdd  aus,  das  9^'  Im  horizontalen^ 


ai4 


TraDBactdonB  of  tfae  obstotricid  Sooieiy. 


8''  im  perpendiknlaren  und  ^^1^"  im  Dickeodurch- 
messer  maass.  Der  gesammte  Tumor  wog  10  Pfund. 

V.  Beobachtungen  von  Jahre  hindurch  in  der 
Vagina  verweilenden  Fremdk&rpern  theilen  Char- 
les H.  Carter  und  Fred.  H.Daly  mit  (p.  34— 

41). 

Ein  17.  J.  altes  anämisohes  Mädchen  litt  eini^^e  Zeit 
nach  Eintritt  ihrer  ersten  Menses  im  13.  J.  an  wässerigem 
fStiden  Ausflnss ,  gegen  welchen  alle  möglichen  Medilca- 
mente  gebraucht  wurden.  Endlich  gestand  die  Kr.,  dass 
sie  bald  nach  Eintritt  der  ersten  Menstruation ,  nm  die 
Blutnng  zu  stillen,  eine  Spulein  die  Scheide  hineingebracht 
habe  und  dass  dieselbe  noch  darin  stecke.  Ein  Hymen 
fand  sich  nicht  vor.  Ffihrte  man  den  Finger  zolltief  ein, 
so  gelangte  man  in  das  blindsackfOrmige  Scheidengewölbe, 
dessen  vordere  und  hintere  Wand  an  einander  adhärirten 
und  in  welchem  man  ein  dickes ,  mehr  oder  weniger  nn- 
regelmässig  gestaltetes  Narbengewebe  fühlte.  Eine 
direkte  Oeffnung  war  nicht  aufzufinden ,  man  sah  Jedoch, 
wenn  man  das  Narbengewebe  etwas  nach  oben  drängte, 
eine  grosse  Masse  eitriger  Flüssigkeit  abfliessen.  Bei  der 
Untersuchung  per  rectum  fühlte  man  den  abgerundeten 
Rand  der  Spule.  Die  Kr.  wurde  in  die  Bteinschnittlage 
gebracht ,  das  Narbengewebe  mit  einem  stumpfspltzigen 
Bistouri  durchschnitten ,  der  Spalrand  mit  einem  Haken 
darauf  gefasst  und  ohne  Schwierigkeiten  ausgezogen.  Als- 
.  dann  wurden  die  Seitenwände  der  Scheide  incidirt ,  das 
indurirte  öewebe  ausgeschnitten  und  die  betr.  Theile 
durch  die  Finger  ausgedehnt,  Die  Vagina  war  aber  schon 
14  Tage  darauf,  als  die  Kr.  das  Hospital  verliess,  so  sehr 
verengt ,  dass  nur  ein  Finger  eingeführt  werden  konnte. 
Als  die  Kr.  2  J.  später  sich  wieder  im  Hospital  vorstellte, 
machte  man  wieder  einen  ausgiebigen  Einschnitt  bis  in 
das  gesunde  Gewebe ,  alsdann  wurde  ein  5tWscher  Dila- 
tator  von  allmälig  zunehmender  Stärke  eingelegt.  Da 
die  Kr.  sich  zu  verheirathen  gedachte ,  wurde  sie  mit  An- 
weisung versehen ,  bei  eintretender  Schwangerschaft  sich 
kurz  vor  Beginn  des  8.  Monats  zur  Einleitung  der  Früh- 
geburt einzufinden.  Da  der  Kopf  des  Fötus  zur  gen.  Zeit 
trotz  aller  Mühen  der  Zange  nicht  folgen  wollte ,  weil  das 
'Narbengewebe  den  Ausgang  hymenartig  versperrte,  spal- 
tete man  die  Narbe ,  während  der  Kopf  durch  die  Zange 
festgehalten  wurde,  nach  allen  Richtungen  hin  und  extra- 
hirte  alsdann  den  Kopf.  Bei  der  zweiten  Geburt,  die 
spontan  eintrat ,  zeigte  sich  der  Narbenring  nicht  mehr 
hinderlich. 

Der  andere  von  Carter  allein  beobachtete  Fall  be- 
zieht sich  auf  eine  20  J.  alte  Dame ,  welche  seit  18  Mon. 
an  Kreuz-  und  Hüftschmerz ,  putridem  Ausfiuss  aus  der 
Vagina,  continuirlichem  Hamträufeln  und  Amenorrhoe 
litt.  Bei  der  Untersuchung  fühlte  C.  einen  harten ,  un- 
regelmässigen,  mit  vielen  scharfen  Kanten  versehenen 
Fremdkörper.  Das  Conkrement  ragte  durch  eine  weite 
Oeffnung  ans  der  Scheide  In  die  Blase  hinein.  Die  Kr. 
gestand,  vor  2  J.  eine  Metallschale  in  die  Scheide  einge- 
führt zu  haben.  Der  Fremdkörper  konnte  nur  mit  grossen 
Schwierigkeiten  aus  der  Scheide  entfernt  werden,  well  die 
Scheide  um  den  Rand  der  Schale  fest  contrahirt  war  und 
weil  die  in  die  Blase  hineinragenden ,  den  Fremdkörper 
überziehenden  Phosphatmassen  einen  schwer  zu  über- 
windenden Widerstand  boten.  Diese  brachen  ab  und 
muBsten  stückweise  durch  den  Riss  an  der  hintern  Schei- 
denwand entfernt  werden.  Das  (Gewicht  des  Fremdkör- 
pers beträgt  6V4  Unzen,  er  hat  eine  Höhe  von  2V4"i 
einen  Breitendurchmesser  von  1*/« — 1V4"-  Einzelne 
Stellen  haben  eine  V«"  dicke  Inkrustation.  Die  Rissstelle 
an  der  hintern  Seheidenwand  wurde  durch  9  Silberdrähte 
genäht  und  die  Fistelöffianng  mit  Erfolg  gesehlossen. 

VI.  A.L.  Galabin  zeigte  zwei  mikroskopische 
Präparate,  welche  lebenden  Frauen  entnommen 
waren  und  zwei  ganz  verschiedene  Formen  von 
Erosionm  der  Cervia  uteri  darstellten  (p.  166. 157). 


Die  neuem  histologischen  Beobaditangen  ver- 
werfen die  ältere  Ansicht ,  dass  das  Epitheliom  in 
diesen  Fällen  immer  abgestossen  werde  and  dass  die 
zottigen  Erhabenheiten  dnrch  Hypertrophie  der  eot- 
blössten  Papillen  entstehen.  In  emem  Falle  fand 
sieh  die  Erosion  bei  intaktem  Schichtepithel  sowohl 
auf  der  dem  Muttermund  nächstgelegenen  Seite ,  als 
auf  der  entgegengesetzten.  Die  Hom-  und  Ibl- 
pighi'schen  Schichten  wurden  allmälig  dflnner  Ihi 
zu  völligem  Verschwinden  und  die  normalen  Papillen 
waren  gänzlich  geschwunden.  Die  Erosion  ragte  Aber 
die  umliegende  des  Epithels  beraubte  Fläche  hervor 
und  war  mit  Zelldetritus  bedeckt.  Sie  bestand  ai» 
einem  gefässreichen  Qewebe  und  bot  annähernd  den 
Charakter  des  Embryonalgewebes  dar,  wie  man  dien 
in  Granulationen  sieht. 

Im  andern  Präparate  war  die  Oberfläche  nekr 
unregelmässigy  aber  durchgehends  von  einer  einfachen 
Cylinderepithelschicht  bedeckt  Das  Präparat,  euen 
Punkte  entnommen ,  der  nrsp'rttnglich  mit  Pfla8te^ 
epithel  bedeckt  ist,  glich  der  Innern  Fläche  dei 
Cervikalkanals,  nur  waren  die  zottigen  Erhebungen 
grösser.  Das  Cylinderepithel  ging  plötzlich  in 
Pflasterepithel  über.  0.  glaubt,  dass  bei  allen  Ero- 
sionen die  normalen  Papillen  abgestossen  werden 
und  nicht  hypertrophiren. 

Oalabin  legte  femer  mikroskopisdie  Schnitte 
vor  zur  Beleuchtung  des  histologischen  Charakters 
der  Schleimhant  bei  Endometritis  des  Corpus  utm, 
worüber  die  Mehrzahl  der  Handbücher  nichts  enthält 
(p.  47.  48).  Das  Flächenepithel  hat  seinen  regn- 
lären  cylindrisehen  Charakter  verloren,  die  Zellen 
wuchern  unregelmässig  und  sind  zum  grossen  Tbeil 
abgerundet.  In  derselben  Weise  wuchert  das  Drflsen- 
epithel  und  zeigt  vielfache  Uebergänge  zn  abgerun- 
deten Formen.  Das  Lumen  der  Drtlflensehläuebe 
ist  im  Allgemeinen  mit  runden  Zellen  angefüllt,  jn 
an  einzelnen  Stellen  wurden  überhaupt  nur  rande 
Zellen  gefunden.  Im  interglandularen  Stroma  wann 
bemerkenswerthe  Veränderungen  nicht  sicfatbir, 
wahrschemlich  weil  das  normale  Stroma  der  Uterin- 
schleimhant  dem  embryonalen  Gewebe  ohnediess 
nicht  fem  steht. 

VII.  Galahin  (p.  106. 107)  beobachtete  einen 
Fall  von  Blasensteinbildung  neben  üterumorfsll 
Er  zeigte  12  grosse  und  50  kleine  Gonkremenie 
nebst  Griesmassen,  die  er  bei  einer  61jähr.  Fnu 
entfernt  hatte,  wdche  seit  17  J.  an  Prolapsus  steri 
litt ,  dessen  Reduktion  in  den  letzten  10  J.  unmög- 
lich war.  Die  Vagina  war  complet  invertirt,  Binse 
und  retroflekiartw  Utems  lagen  ausserhalb  des  Kör- 
pers. Die  vorliegende  Masse  war  stark  gescfawolleD 
und  entzündet  und  machte  den  Eindruck  eines  mit 
Steinen  geftllten  Sackes.  G.  machte  die  vngionle 
Lithotomie  nnd  entfernte  die  Steine ,  deren  grOester 
iVn"  lang,  1 V4"  breit  und  V*  dick  war.  Da«  Ge- 
wicht der  Steinmassen,  welche  wesentUoh  aus  Harn- 
säure bestanden,  betrug  8  Vi  Unzen  (ca.  360GrfflO')- 
Nach  Entfernung  der  Steine  gelang  die  Reposition 
-des  Uterus.    Der  Meebaaismns  war  hier  oftobar 


TranutctioBS  of  the  obstetrical  Soeiefy. 


215 


seiff  mhuthy  indem  die  Steine ,  als  sie  noch  winzig 
waren ,  sich  nicht  entleeren  konnten ,  da  die  Blase 
gewissennaassen  in  eine  Flasche  mit  oberer  Mttndang 
verwandelt  war. 

VIII.  Eine  Cebersicht  Aber  67  im  Franenhospital 
zo  Allerheiligen  in  London  innerhalb  7  Jahren  be- 
handelte Fälle  von  Verlagerungen  und  Kniekun" 
gen  der  Gebärmutter  giebt  Oraily  Hewitt 
(p.  173—183). 

Die  betr.  Kr.  gehörten  sämmtlich  den  bessern 
Ständen  an,  das  Alter  derselben  schwankte  zwischen 
18  nnd  30  Jahren.  In  mehreren  Fällen  waren  die 
Kr.  wirklich  bettlägerig,  in  andern  war  die  Loco* 
motion  sehr  eingeschränkt,  in  noch  andern  waren 
geringere  Störungen  vorhanden.  Im  Allgemeinen 
zeigen  solche  Kr.  grosse  Schwäche,  mehr  oder  weni- 
ger Unfthigkeit  zum  Gehen,  schlechte  Ernährung, 
gewöhnlich  auch  Debelkeit,  Schmerzen  beim  Gehen 
und  Unregelmässigkeiten  der  Menses.  Von  Ante- 
Version  und  Auteflexion  des  Uterus  wurden  45  Fälle 
beobachtet,  von  denen  30  ledige,  15  verheirathete 
Personen  betrafen ,  während  von  Relroversion  und 
•Flexion  22  Fälle  vorkamen,  unter  denen  14  ledige, 
8  verheirathete  Personen  betrafen. 

In  Bezug  auf  die  Behandlung  gilt  als  oberstes 
Princip  die  Ruhelage,  nnd  zwar  je  nach  der  grossem 
Neignng  des  ütems  nach  hinten  oder  vom  zu  dis- 
loeiren,  die  horizontale  Bauch-  oder  Rückenlage«  Ein 
weiteres  Hauptaugenmerk  wird  auf  die  Ernährang 
gerichtet,  indem  die  Er.  leicht  assimilirbare  Nahrang 
Btflndlich  oder  öfters  erhalten;  bei  zu  schwachem 
Magen  oder  starker  Nansea  wurden  ernährende  Klys- 
nata  verabreicht  In  vielen  Fällen  konnte  man  nach 
einer  Monate  lang  fortgesetzten  geeigneten  Nahmng 
eine  wesentlicbe  Besserung  wahrnehmen.  Die  gegen 
&  Fehllage  des  Uterus  selbst  gerichteten  Maass- 
legehi  sind  sehr  einfacher  Natur.  In  einer  Reihe 
der  Fälle  wurde  die  einfache  Rttcken-,  Bauch-  oder 
Knie-Ellenbogenlage  als  genfigend  befhnden ;  in  hart- 
näckigeren Fällen  bedurfte  es  noch  mechanischer 
Stützapparate,  so  für  Betroversionen  und  -Flexionen 
Bodge^Bcheff  für  Anteversionen  und  -Flexionen 
HewitV wAüsr  Wiege-Pessarien ,  die  viele  Monate  nn- 
berOhrt  liegen  bleiben  müssen.  Ist  der  Uterus  in 
der  Flexionslage  fixirt,  so  wird  1 — 2mal  wöchent- 
M  die  Sonde  angewendet.  G  r.  H.  hebt  besonders 
difiNothwendigkeit  hervor,  die  Nahrungsverhältnisse 
den  Leistungen  anzupassen,  da  der  Mangel  einer 
zweckmässigen  Nahrung  namentlich  die  Gebärmutter 
sehr  zu  beeinflussen  scheint,  so  dass  sie  ihrer  Toni- 
otit  verlustig  geht  Von  hoher  Bedeutung  ist  fer- 
ner die  solchen  Kranken  eigenthflmliche  Dyskinesie, 
nnter  welcher  Bezeichnung  H.  die  mehr  oder  weni- 
ger erschwerte  Locomotlon  begreift.  Diese  Er. 
meiden  leider  oft  als  hysterische  oder  willenlose 
Individuen  angesehen,  wobei  man  zu  vergessen 
Bcheint,  dass  die  Anstrengung  das  Uebel  verschlech- 
ten! muss.  Wegen  der  gewöhnlich  vorhandenen  Uebel- 
keit  pflegen  sich  die  Ejt.  noch  mehr  der  Nahrung  zu 
^thalten,  wodurch  die  aUgemeine  Schwäche  sich 


steigert.  Man  bestehe  darauf,  dass  die  Er.  alle  2 
Stunden  kleine  Mengen  kräftige  Nahrang  zu  sich 
nehmen.  Die  Menstraationsanomalien  hören  von 
selbst  auf,  wenn  der  Uterus  in  Ruhe  erhalten  und  zu 
seiner  ursprünglichen  Form  zurflckgefQhrt  ist.  Be- 
steht eine  hartnäckige  Leukorrhoe,  so  wird  diese 
bald  einer  Drainirang  der  Gebärmutterhöhle  wei- 
chen. 

Dem  oben  mitgetheilten  Vortrag  schloss  sich  eine 
sehr  lebhafte  Diskussion  an  (p.  182—184  u.  188— 
211),  aus  welcher  wir  das  Bemerkenswertheste  ex- 
cerpiren  wollen. 

Gervis  hält  eine  Monate  lang  fortgesetzte  hori- 
zontale Lage  für  allzu  schwächend  und  spricht  sich 
gegen  das  lange  Liegenlassen  der  Pessarien  aus. 
Bei  Anteflexionen  sei  die  Wirkung  der  Pessarien 
überhaupt  sehr  begrenzt;  in  vielen  Fällen  habe  er 
das  Bougiren  des  Uteras  sehr  bewährt  gefunden.  — 
Barnes  hält  eine  gewisse  Thätigkeit  nnd  frische 
Luft  bei  passenden  Pessarien  für  vortheilhafter  als 
anhaltende  Ruhe.  Wo  eine  Strangulation  der  Ge- 
isse und  daraus  resultirende  Hypeiplasie  besteht, 
sei  eine  intrauterine  Behandlung  erforderlich.  Der 
Gebrauch  der  Sonde  allein  zur  Reduktion  des  Uterus 
ist  verwerflich.  —  Routh  stimmt  ganz  mit  Dem 
flberein^  was  Hewitt  über  die  Eraährangsverhält- 
nisse  angeführt  hat,  dagegen  scheine  ihm  die  an- 
haltende horizontale  Lage  nicht  räthlich,  da  hier- 
durch Appetitlosigkeit,  Schwäche  nnd  Hypochondrie 
noch  mehr  genährt  weisen. 

Bantock  spricht  sich  für  die  Wichtigkeit  der 
mechanischen  Behandlung  der  Uteras-Verlagerungen 
aus,  da  durch  sie  wesentlich  eine  Alteration  des  Ge- 
webes herbeigeftlhrt  wird.  Selbst  wenn  die  Disloka- 
tion nicht  das  erste  Stadium  ist,  wie  bei  der  Retro- 
version durch  mangelhafte  Involution  des  Uterus, 
gehört  die  Aufrichtung  des  Uterus  zu  den  nothwen- 
digsten  Maassnahmen.  B.  beklagt  den  Mangel  einer 
genauen  Unterscheidung  der  verschiedenen  Deviatio- 
nen des  Uteras  in  den  gebräuchlichen  Handbüchern, 
wo  namentlich  Retroversionen  und  -Flexionen  nicht 
geschieden  werden.  Er  selbst  sieht  die  Lage  und 
Richtung  der  Oervix  als  maassgebend  f&r  die  Elassi- 
ficirang  an;  ist  z.  B.  der  Muttermund  gegen  das 
Steissbein  gerichtet  und  kann  der  Fundus  in  der 
Plica  Douglasii  gefehlt  werden,  so  besteht  eine 
echte  Retroflexion,  ist  hingegen  die  Oemx  hinter 
dem  Schambein  und  ist  der  Muttermund  mehr  oder 
weniger  gegen  das  Schambein  oder  selbst  höher  ge- 
stellt, so  ist  Retroversion  vorhanden.  Indessen  giebt 
es  Fälle,  die  nicht  so  leicht  zu  bestimmen  sind,  wie 
z.  B.  wenn  der  Uterinkörper  nach  derDonglaa'schen 
Tasche  und  der  Mutteimund  direkt  gegen  die  Schei- 
denachse gerichtet  ist,  also  eine  deutliche  Concavität 
nach  hinten  fühlbar  ist,  solche  Fälle  sind  doch 
wesentlich  als  Retroversionen  anzusehen;  denn  presst 
man  die  Cerrix  nach  hinten ,  so  wird  das  Corpus 
uteri  in  einem  entsprechenden  Grade  zurückgehen, 
bis  es  seine  natürliche  Lage  annimmt.  Die  Frequenz 
der  einzelnen  Deviationen  entspricht  nach  B.'s  Er- 


216 


Transactions  ol  the  obsteMcal  Society. 


fkhningen  nicht  ganz  den  Angaben  Hewitt's, 
indem  ihm  am  häufigsten  Retroversion  y  dann  Ante- 
flexion,  Anteversion  u.  Retroflexion  in  abnehmender 
Häufigkeit  vorgekommen  sind.  Das  Hauptverdienst 
um  die  Behandlung  gebührt  unzweifelhaft  Hodge, 
denn  alle  Pessarien ,  die  man  jetzt  anwendet ;  sind 
mehr  oder  weniger  dem  Ho dge 'sehen  Hebelpessa* 
rinm  nachgeahmt ;  natflrlich  fordert  jeder  Fall  eine 
der  Weite  u.  Form  der  Vagina  entsprechende  Form 
des  Instruments.  Ganz  besonders  geeignet  ist  der 
Gebranch  des  Ho  dg  e 'sehen  Pessarium  bei  Retro- 
Version,  indem  es  durch  Zurückziehen  der  Gervix  in 
die  normale  Lage  bewirkt ,  dass  das  Coi*pus  uteri 
sich  im  Becken  aufrichtet;  dagegen  ist  ein  intra- 
uterines Pessarium  bei  einfacher  Retroveraion  ent- 
schieden zu  verwerfen.  Die  Retroflexion  erfordert 
entschieden  ein  Intrauterin-Pessar  nach  Meadow's 
Angabe  y  während  die  Anwendung  der  Sonde  hier 
durchaus  unzureichend  nnd  nicht  einmal  zweckmässig 
erscheint.  Die  Anteversion,  dem  Grade  nach  die 
schwächste  unter  den  Deviationen,  bedarf  auch,  da 
die  begleitenden  Symptome  im  Allgemeinen  keine 
heftigen  sind,  am  wenigsten  der  Behandlung,  an- 
dererseits muss  man  aber  auch  gestehen ,  dass  die 
mechanische  Behandlung  gegen  sie  am  wenigsten  zu 
leisten  vermag.  Die  Anteflexion  endlich ,  .die  am 
häufigsten  mit  Congestionszuständen  des  Uterus  ein- 
hergeht, erfordert  ausser  den  entsprechenden  deple- 
torischen  Maassregeln  ein  frühzeitiges  Einführen  der 
Sonde,  die  man  jedesmal  1 — 2  Std.  liegen  lassen 
muss,  femer  bei  etwaiger  Verengung  desOs  internum 
eine  bilaterah  Spaltung  der  Cervix  nnd  endlich  bei 
hochgradigen  Formen  Intranterin-Pessarlen.  Zum 
Schlüsse  bezeichnet  es  B.  als  vergeblich,  eine  Retro- 
version durch  anhaltende  Bauchlage  bessern  zu 
wollen. 

Matthews  Dnncan  hält  es  filr  nothwendig, 
zu  unterscheiden ,  ob  eine  Verlagerung  des  Uterus 
mit  oder  ohne  Senkung  besteht,  da  im  erstem  Falle 
die  Verhältnisse  wesentlich  verschieden  und  weniger 
einfach  sind  als  im  letztem.  Er  halte  überhaupt 
die  Wichtigkeit  der  Deviationen  für  erheblich  über- 
schätzt, da  die  klinischen  Thatsachen  durchaus  nicht 
die  Symptome  nachweisen ,  welche  man  den  Devia- 
tionen znr  Last  legt.  Eine  Behandlung  von  Devui- 
üonen,  die  nicht  durch  Senkung  complicirt  sind ,  ist 
ganz  fehlerhaft  Knowsley  Thornton  schliesst 
sich  Duncan's  Ansicht  an,  dass  nur  durch  Senkung 
eomplicirte  Deviationen,  indem  dieselbe  eine  Zer- 
rong  der  Ovarien  nnd  der  breiten  Mntterbänder  be- 
wirkt, Störungen  herbeiflühren.  Hochgradige  Retro- 
oder  Anteflexionen  ohne  Senkung  verursachen  dnrch 
mechanische  Versperrung  des  Cervikalkanals  Be- 
schwerden, denen  man  aber  leicht  durch  den  Ge- 
brauch graduirter  Sonden  entgegentreten  kann.  Ge- 
stielte Pessarien  nützen  gar  nicht,  vielmehr  führen 
sie  oft  grossen  Schaden  herbei. 

Zum  Schlüsse  ergrifif  GrailyHewitt  nochmals 
das  Wort,  um  dem  AGssverständniss  entgegen  zn 
treten,  als  lasse  er  alle  nütFlezio&en  behaftste  Kran- 


ken unbedingt  das  Bett  hüten,  er  ordne  nur  dne  ver- 
längerte Horizontallage  bei  wirklich  bettlägerigeo 
Kranken  an,  die  andern  Kranken  beschränke  er 
nicht  so  sehr.  Dass  die  Pessarien  von  Zdt  zu  Zeit 
entfernt  werden  müssten,  ist  zweifellos,  indeasen 
halte  er  eine  continuirllche  Wirkung  für  weaenüieh 
in  Fällen,  wo  es  sich  dämm  handelt,  den  Uterus  io 
der  ihm  eigenthflmlichen  Form  längere  Zeit  zu  er- 
halten, während  man  passende  Maa^sregelo  ge- 
braucht ,  um  das  Gewebe  zu  kräftigen ,  dass  es  die 
Form  auch  bewahrt  Die  gestielten  Pessarien  Mieo 
ein  ganz  schätzbares  Mittel,  allein  die  andern  Pesai- 
rien  verdienen  den  Vorzug.  Sein  Wiegepessar  sei 
sehr  angefochten  worden ,  er  habe  es  jedoch  st^ 
mit  dem  grössten  Erfolge  bei  Anteversion  u.  -Fiexioo 
gebraucht.  Die  mangelnden  Erfolge  seien  den  h- 
stramenten  zuzuschreiben,  die  nicht  nach  seineiD 
Modell  gemacht  sind.  Senkung  &nd  sich  fast  all- 
gemein bei  allen  Flexionen  vor  und  bedingt  eines 
sehr  wesentlichen  Theil  der  Störungen. 

IX.  Einen  Fall  von  Chorea  in  der  Sehican^er' 
Bchaft,  erfolgreich  behandelt  durch  Dilatation  dtt 
0»  uteri,  thellt  W.  F.  Wade  mit  (p.  244—60). 

Die  Mortalität  bei  Chorea  der  Schwängern  be- 
trägt nach  Barnes  dO<>/oy  während  die  Sterbikh- 
keit  bei  Chorea  aus  andern  Ursachen  nach  S6e  6*/| 
beträgt  Die  Chorea  der  Schwangern  dauert  oekt 
so  lange  an,  bis  der  Uterus  völlig  entleert  ist;  nur 
ganz  vereinzelt  sind  die  Fälle  von  Romberg  and 
0  g  1  e  beschrieben  worden ,  in  denen  Chorea  erst  in 
Folge  der  Entbindung  auftrat  und  dann  viele  Jahre 
anhielt.  Die  Chorea  der  Schwängern  wird  dueli 
heftige  Erregungen  verursacht ;  so  sah  W.  bei  einer 
Kr.,  deren  Chorea  bei'cits  gehoben,  nach  einen 
plötzlichen  Herabstürzen  von  Flaschen  dieselbe  mit 
grösserer  Heftigkeit  als  je  zuvor  wiederkehren,  » 
dass  die  Kr.  nach  2  Tagen  zu  Grunde  ging. 

W.'b  vorliegende  Mittheihmg  betrliR  ein  19Jähr.]fU- 
eben,  welches  wegen  sehr  heftiger  Chorea  Im  7.  Mon.  der 
ersten  Schwangerschaft  in  das  Birmingham  Hospital  um- 
genommen wurde.  Abgesehen  von  einem  rheamat.  Fielier 
(vor  2  J.)  warPat.  stets  gesund  gewesen  nnd  hereditlriB 
keiner  Weise  belastet.  Drei  Wochen  vor  der  AnfiMhme 
waren  bei  ihr  unfreiwillige  Bewegungen  anfgetretesi  tf- 
erst  der  rechten  Hand,  dann  des  rechten  Beines,  dais 
wurde  der  linke  Arm  ergriffen ,  während  das  lüike  Beii 
anscheinend  verschont  blieb.  Am  Herzen  war  ein  sehwi* 
ehes  systoliiohes  Oerinsch  hSrbar.  Trots  aadaaenidfla 
Gebrauche  von  Ghlonühjdrat,  Bromkalinm  and  KineiHi 
sulph.  verschlimmerte  sich  der  Znstand,  die  Nächte  wor- 
den fast  schlaflos  zugebracht ,  die  Reisbarkelt  war  ex- 
cessiv,  der  ganze  Körper  war  incontinnirlieherBewefaV' 
die  Spradie  erschwert.  Es  wurde  daher  nnter  Chioit- 
formnarkose  der  Mnttermnnd  dilatirt,  im  Uebrigen  ^ 
Jede  Behandlnng  ausgesetzt  Unmittelbar  dannf  folgte 
erhebliche  Besserung,  so  dass  die  Kr.  die  Nacht  mit  ge- 
ringen Unterbrechungen  durchschlief.  Als  nach  eioigd 
Tagen  eine  enente  Dilatation  des  Os nteif  gamaohtvvr' 
den  war,  trat  rasch  so  erhebliche  3e88erong  auf » disB  die 
Kr.  aufstehen  und  nähen  konnte.  Im  Urin  fanden  ^^^ 
Spuren  von  Albumen.  Die  Dilatation  erfolgte  durch  Eib- 
fUining  von  zwei  Fingern,  w^cAte  den  Muttenooiid  bb 
auf  8Vs  ZeU  erweiterten.  Die  Gebort  «ffelgle  IM«* 
«echtaeitfg  ehne  Wwwg. 


TraDsactions  of  the  obstetrical  Society. 


217 


X.  Ueber  3  Fälle,  in  denen  Aehsendrehung  von 
(hanaliumaren  Strangulation  und  Oangrän  her^ 
beigefuhri  hatte  und  durch  sofortige  Ovariotomie 
Biilung  erzielt  wurde»  berichtet  Lawson  Tait 
(p.  86—103). 

L.T.  giebt  zunächst  eine  Uebersicht  der  im  Gan- 
zen sparsamen  Beobachtangen  über  die  fi*agl.  Affek- 
ÜOD,  welche  in  der  Literatm*  verzeichnet  sind. 

Zuerst  hat  Rokitansky  die  Strangulation  der 
Ovirien  im  J.  1841  in  seinem  Handbuch  nnyollkommen, 
spater  aber  genauer  besehrieben  und  seine  Angaben  sind 
Ton  den  meisten  Autoren  reproduclrt  worden,  v a n  B  u- 
ren  theilte  2  Fälle  von  Achsendrehung  des  Stiels  eines 
Orsrialtomors  im  New  York  med.  Joum.  1850  u.  51  mit, 
Patrnban  publicirte  einen  Fall  (1856),  wo  die  Torsion 
selmeil  zum  Tode  f&hrte.  Cromo  zu  Brooklyn  beob- 
achtete 1861  einen  Fall,  wo  die  Strangulation  kurz  vor 
der  Entbindung  eintrat  und  lethal  endete.  W  i  1 1  s  h  i  r  e 
(1868)  war  der  Brste,  welcher  es  wagte,  unter  den 
ikstesten  Symptomen  der  Strangulation  mit  Gangrän  die 
Ovariotomie  zu  machen.  Spencer  Wells  erwähnt, 
dass  unter  seinen  ersten  500  Fällen  in  12  Fällen  der  Stiel 
toiqnirt  war,  aber  er  spricht  nicht  fib^r  Gangrän  der  Tu- 
moren, welche  eine  Beschleunigung  der  Operation  noth- 
wendig  gemacht  hätte.  Edwards  auf  Malta  publicirte 
1S61  ehien  Fall  in  der  „Lancet**,  wo  eine  Frau  am  4.  T. 
des  zweiten  Puerperium  an  einem  Ovarialtumor,  welcher 
bereits  seit  der  ersten  Schwangerschaft  her  datirte,  zu 
Gmnde  ging  und  wo  die  Obduktion  eine  livide  purpur- 
ll|se  FärbOBg  des  Tumors  ergab,  mit  Blnteztrayasat  und 
Sben  in  den  Wandungen  und  der  2Vt  ^o\\  lange  Pedikel 
iVsnal  um  seine  Achse  gedreht  war. 

L.  T.  selbst  hat  seine  erste  Beobachtung  im  Edinb. 
ned.  Joum.  beschrieben.  Der  Fall  endete  tödtlich  und 
es  fand  sich  in  der  Convexität  des  rechten  Ileum  eine 
schwarze  gaograaSse  Masse,  die  sich  als  ein  kleiner  Ova- 
rialtamor,  aus  zwei  gleich  grossen  Cysten  bestehend,  er- 
wies, deren  eine  total,  die  andere  partiell  gangränös  war. 
Der  Tumor  war  11''  lang,  4''  im  Durchmesser  und  es 
fand  sich  zwischen  beiden  Cysten  eine  Einsohnfimng. 
Ber  Pedikel  war  hing  und  dünn,  machte  den  Eindruck 
einer  injicirten  Nabelschnur  und  war  4Vimal  um  die 
Aebse  gedreht. 

Thorn ton  publicirte  im  J.  1875  einen  Fall,  in 
welehem  er  im  5.  Mon.  der  Schwangerschaft  eine  Ovarial- 
eyste  puuktirte.  Am  7.  Tage  darauf  traten  die  äusserst 
befugen,  die  Strangulation  sehr  charakterislrenden  Bauch- 
achmerzen  ein.  Es  wurde  sofort  die  Ovariotomie  ge- 
sneht  und  der  Tumor  partiell  gangränös  gefunden,  indem 
der  Stiel  3  Umdrehungen  um  seine  Achse  erfahren  hatte. 
]>te  Kr.  fiberlebte  die  Operation  nur  wenige  Stunden. 

Während  des  letzten  Jahres  hatte  nan  L.  T.  Ge- 
legenheit, folgende  Fälle  von  gangränösen  Ovarial- 
odsr  Parovarialtumoren  in  Folge  von  Aehsendrehung 
n  sehen. .  Im  1.  Falle  handelte  es  sich  nm  eine 
chfache  parovariale  Cyste.  Beim  Oeffhen  des  Abdo- 
aen  zeigte  sich  die  Cyste  ganz  schwarz ,  allseitig 
MQiärent  dnrch  frische  Lymphe,  mit  schwarzem  In- 
halt, die  schwarzen  Wandungen  stellenweise  ge- 
borsten. Der  Pedikel  war  3-  oder  4mal  torquirt 
imd  hatte  am  Punkte  der  grössten  Einschnttmng  nur 
die  Dicke  eines  dünnen  Bleistiftes;  die  Kr.  genas 
schnell.  Der  2.  Fall  betraf  eine  30jähr.  Frau,  die 
aeit  9  Hon.  einen  zunehmenden  Tumor  im  Leibe  be- 
ineikte.  Der  eigenthümlich  ängstliche  Blick,  Uebel- 
^cit,  schwacher  Puls,  excessive  Schmerzen  Hessen 
eine  Strangulation  des  Tumor  befürchten.  Bei  der 
Med.  Jahrfob.  Bd.  192.  £».  2. 


Operation  fand  man  eine  multiloculare  Cyste  des 
rechten  Ovarium  von  ganz  dunkler  Färbung,  äusserst 
brüchig,  mit  starken  Blutextravasaten  in  der  Wan- 
dung, nahe  dem  Stiel.  Der  letztere  war  sehr  kurz, 
zweimal  vollkommen  um  seine  Achse  gedreht.  Die 
Kr.  verliess  nach  5  Wochen  geheilt  das  Hospital. 
Der  3.  Fall  betraf  eine  im  4.  Mon.  der  Schwanger- 
schaft stehende  Frau,  welche  über  intensive  Schmer- 
zen im  Leibe  und  beständige  Uebelkeit  klagte.  Die 
Exstirpation  des  durch  3  völlige  Umdrehungen  stran- 
gulirten  Parovarialtumors  gelang  ohne  Schwierigkeit 
und  vollkommen.  Die  Geburt  erfolgte  zur  normalen 
Zeit. 

Eine  in  allen  solchen  Fällen  gemachte  Beobach- 
tung ist  die  sehr  rapide  Zunahme  des  Leibesumfanges, 
welche  den  Schmerzparoxysmen  entspricht,  ausser- 
dem besteht  excessive  Schmerzhaftigkeit  nebst  Er- 
brechen grünlicher  Massen.  Die  Torsion  kann  bei 
Tumoren  jeder  Grösse  vorkommen ,  die  frei  beweg- 
lich sind  und  drehbare  Pedikel  haben.  Meist  waren 
die  Tumoren  rechtseitig  und  erfolgte  die  Achsen- 
drehung von  links  nach  rechts.  Kl  ob  will,  ge- 
stützt 4iuf  einige  Experimente ,  die  Rotationen  des 
Tumors  von  der  abwechselnden  AnfÜllung  und  Ent- 
leerung der  Blase  herleiten ;  L.  T.  möchte  dieselbe 
mehr  mit  der  abwechselnden  Anfüllung  und  Ent- 
leerung des  Mastdaims ,  vielleicht  mit  Betheiligung 
der  Blase,  in  Verbindung  bringen;  die  Blase  allein 
muss  sich  ihrer  centralen  Lage  wegen ,  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach,  neutral  verhalten.  Zur  Begrün- 
dung seiner  Ansicht  weist  L.  T.  darauf  hin ,  dass 
ein  rechtseitiger  Ovarialtumor  mit  freiem  Pedikel, 
der  in  einer  gegen  die  Spitze  der  9.  oder  10.  Rippe 
geneigten  Achse  ruht ,  einen  Körper  darstellt ,  der 
sich  um  die  feste  Achse  frei  bewegen,  aber  nicht  an 
ihr  herabgleiten  kann.  Auf  diesen  Körper  übt  nun 
das  sich  ausdehnende  Rectum  eine  Art  Schrauben- 
wirknng  aus,  und  zwar  in  der  für  die  Drehung 
günstigsten,  d.h.  schräg  von  oben  nach  unten  gehen- 
den Richtung,  und  dreht  den  Tumor  allmälig  um 
seine  Achse  bis  zur  völligen  Strangulation. 

XI.  Die  Einleitung  des  Abortus  als  therapeu" 
tische  Maassregel  wird  nach  Wm.  0.  Pries tley 
(p.  271 — 87)  in  den  gebraucht,  engl.  Lehrbüchern 
der  Geburtshülfe  nicht  erwähnt,  nur  die  Einleitung 
der  Frühgeburt  findet  in  denselben  auch  in  dieser 
Hinsicht  Erwähnung  —  ti*otz  der  Verwandtschaft 
dieser  beiden  Verfahren  müssen  sie  doch  wegen  sehr 
anfilKlliger  Unterschiede  getrennt  abgehandelt  werden. 
Denn  durch  Herbeiführung  des  Abortus,  d.  h.  Ein- 
leitung der  Geburt  vor  dem  Ende  des  6.  Schwanger- 
schaftsmonats, wird  das  Leben  der  Frucht  unbedingt 
geopfert,  während  durch  Einleitung  der  Frühgeburt 
gerade  das  Leben  des  Kindes  erhalten  werden  soll, 
daher  gilt  das  erstere  im  englischen  Strafgesetzbuche 
als  eine  strafbare  Handlung,  das  letztere  aber 
nicht.  Pr.  kennt  einzelne  Fälle,  wo  der  Praktiker 
im  besten  Glauben  gehandelt  hatte  und  wo  er  doch 
vor  dem  Strafrichter  bei  einer  etwaigen  Anzeige 

28 


218 


Transactions  of  the  obstetrical  Society. 


nicht  frei  aasgegangen  sein  würde.  In  dem  einen  Falle 
wollte  der  behandelnde  Arzt  den  Abortus  im  2.  Monat 
herbeiführen^  weil  die  Schwangere  erst  einige  Monate 
zuvor  eine  selir  schwere  Entbindung  mit  completem 
Dammriss  überstanden  habe ,  aus  Furcht ,  dass  der 
Damm  nach  einem  so  kui*zen  Intei*valle  wieder  zer- 
reissen  könnte.  In  einem  andern  Falle  wollte  ein 
Arzt  den  Abortus  bewirken  ^  weil  die  Schwangere 
mit  Selbstmord  drohte,  wenn  sie  nicht  abortirte.  Die 
pathologischen  Zustände ,  welche  die  Einleitung  des 
Aboi'tus  rechtfertigen,  sind  nach  P  r.  folgende. 

1)  Eine  deraii;ige,  während  der  1.  Schwanger- 
schaftsmonate deutlich  erkennbare  Beckenenge  oder 
Deformität,  dass  sie  die  Geburt  eines  lebenden  Kindes 
absolut  ausschliesst ,  also  wenn  der  kleinste  Durch- 
messer geringer  als  2^1^^*  ist. 

2)  Wenn  dei*  Genitalkanal  durch  Tumoren,  Nar- 
ben oder  bösartige  Geschwülste  so  verengt  ist,  dass 
der  Durchgang  eines  lebenden  Kindes  unmöglich 
ist;  natürlich  müssen  hier  diejenigen  Fälle  ausge- 
schlossen werden ,  bei  welchen  die  Verengung  des 
Scheidenkanals  durch  eine  Operation  aufgehoben 
werden  kann. 

3)  Bei  hartnäckigem  Erbrechen  in  Folge  der 
Schwangerschaft,  wenn  die  Schwäche  so  gross  wird, 
dass  ein  übler  Ausgang  prognosticirt  werden  muss. 

4)  Bei  Eklampsie  oder  Oonvulsionen  nach  Er- 
schöpfung aller  gebräuchlichen  Arzneimittel. 

5)  Bei  nicht  zu  reducirender  Retroflexion  oder 
Version  der  Gebärmutter ,  wenn  sie  schwere  Sym- 
ptome im  Gefolge  haben,  die  das  Leben  der  Schwän- 
gern bedrohen. 

6)  Bei  schweren  und  unstillbaren  Hämorrhagien. 

7)  Bei  gewissen  akuten  und  chron.  Leiden, 
welche  duroh  die  Complikation  mit  Schwangerschaft 
das  Leben  der  Kr.  auf  das  Aeusserste  gefährden,  so 
bei  Hydrops  mit  Albuminurie,  Darmblutungen,  Herz- 
leiden mit  Dyspnoe,  Chorea,  Retinitis  nephritica  und 
andern  mehr. 

Im  Allgemeinen  möchte  Vf.  die  Regel  aufstellen, 
dass  die  Einleitung  des  Abortus  nur  als  gesetzmäs- 
sige  Operation  anzusehen  ist ,  wenn  das  Leben  der 
Mutter  durch  die  Fortdauer  der  Schwangerschaft  so 
gefährdet  ist ,  dass  die  Entleerung  des  Uterus  das 
einzige  Mittel  ist,  um  die  Kr.  zu  retten. 

In  der  an  den  Vortrag  sich  anschliessenden  Dis- 
kussion hob  Barnes  hervor,  dass  er  auch  bei  mit 
Schwangerschaft  complicirtem  Irresein  den  Abortus 
herbeiführen  würde,  und  Murnay  meinte,  Syphilis 
sollte  durchaus  nicht  als  ein  wesentlicher  Grund  zur 
Einleitung  des  Abortus  übersehen  werden,  indem  bei 
vorgeschrittener  Schwangerschaft  die  sekundäre  oder 
tertiäre  Syphilis  des  Mannes  sehr  viel  leichter  ver- 
mittelst des  Fötus  auf  die  Frau  übertragen  werden 
kann.  Edis  sprach  sich  dahin  aus,  dass  der 
Abortus  bei  unstillbarem  Erbrechen  erst  eingeleitet 
werden  solle,  nach  genauer  Erforschung  des  Verhal- 
tens der  Cervix.  Bei  Granular-Erosionen  sei  die 
Applikation  von  Stypticis  oder  Kaosticis,  oder  eine 


partielle  Dilatation  der  Cervix  zu  versuchen ,  um  so 
mehr,  als  die  Cervix  in  der  ersten  EÜÜfte  der  Schwan- 
gerschaft durch  Ecrasement  entfernt  werden  kann, 
ohne  dass  dieselbe  dadurch  nothwendig  unterbrocheD 
wird. 

XII.  lieber  den  durch  den  Krebs  der  Becken- 
Organe  veranlassten  Schmerz  und  dessen  Erleieh' 
terung  durch  Morphium  machte  Francis  H. 
Champneys  (p.5 — 31)  einige  Mittheilungen, ge- 
stützt auf  50  in  dem  Zeiträume  von  März  1878  bis 
Nov.  1879  im  St.  Bartholomäus-Hospital  beobaeh- 
tcte  Krebskranke.  Er  stellt  14  Tabellen  auf,  ids 
deren  ersterer  sich  ergiebt,  dass  die  Frequenz  der 
KrebsfUle  im  Alter  zwischen  30  u.  40  und  40  nnd 
50  Jahren  eine  gleiche  ist,  nämlich  je  15,  während 
über  das  70.  Jahr  hinaus  kein  Fall  beobachtet  worde. 
Tabelle  2  enthält  die  Anfangssymptome,  unter  denen 
Schmerz  allein  in  2  6^/0  der  Fälle,  Schmers  mit 
gleichzeitiger  Hämorrhagie  in  16<^/o,  Hämorrhagie 
allein  in  16<^/o,  Schmerz  mit  gleichzeitigem  Ausfloai 
in  40/0  der  Fälle  beobachtet  wurden.  Die  weiten 
Tabellen  handeln  von  der  Dauer  des  Schmerzes,  ?oi 
der  Coincidenz  der  lokalen  Leiden  nnd  des  lokalen 
Schmerzes,  die  nur  in  2%  d^^  ^^^^  zatraf,  von  der 
Qualität  der  Schmerzen  nach  der  Schilderung  der 
Kr.,  von  der  Zeit,  in  welcher  der  Schmerz  am  mä- 
sten empfunden  wurde  (ausschliesslich  in  der  zwettea 
Hälfte  des  Tages)  und  endlich  von  dem  Einflüsse  der 
Blutungen  auf  den  Schmerz.  Aus  der  letzten  Tabelle 
ist  hervorzuheben,  dass  bei  mehr  als  der  Hälfte  der 
Kr.  die  Intensität  der  Schmerzen  nach  der  Blntong 
erheblich  vermindert  wurde.  Zur  Bekämpfung  des 
Schmerzes  wurde  ausschliesslich  Morphiam  verwandt, 
und  zwar  hypodermatisch  Ye  GInin,  per  recton 
Vs  Oran  oder  per  os  Via  ^i^°  [be^*  O.Ol;  0.03; 
0.005  Ormm.].  In  10  Fällen  erwiesen  sich  die  b- 
jektionen  am  wirksamsten,  dann  erst  die  innerlicheD 
Gaben,  am  geringsten  die  Mastdarmsappoeitorien; 
in  3  Fällen  erwies  sich  das  Mittel  per  ob  wirksamer; 
in  toto  brachten  die  hypodermatischen  Iqjektionea 
in  14  Fällen,  die  innerliche  Ordination  in  4  FlUa 
nnd  die  Suppositorien  nur  in  1  Falle  weeraäicbe  Er- 
leichterung ,  Nausea  wurde  mehr  durch  die  sobeota- 
nen  Injektionen  erzeugt.  In  einem  Falle  von  an- 
haltendem Erbrechen  in  Folge  der  subcutanen  In- 
jektion von  ^/e  Gran  Morphium  brachte  die  Hinso- 
ftlgung  von  Vis  Oran  [0.005  Grmm.]  Atropia 
prompte  Stillung  desselben  nnd  steigerte  die  be- 
ruhigende Wirkung  des  Morphium. 

Xin.  k]&^jiviJamaicagebrauehtes»sekrvnii' 
sames Galactagogum  rtlhmt  Izett  W.Anderson 
(p.  31— -34)  einen  Aufguss  der  Blätter  der  Baum- 
wollstaude, und  zwar  der  langfaserigen  Sea-Idand- 
Baumwolle  (Gossypium  barfoadense  L.).  Es  werdea 
6—8  trockne  oder  frische  Blätter  mit  einer  Tasse 
siedenden  Wassers  gebrUht  nnd  diese  Menge  wird 
mehrmals  täglich  verbraucht.  Der  Geschmack  aoU 
durchaus  nicht  unangenehm  sein.  A.  versichert,  bei 
verzögertem  Eintritt  der  Absonderung  der  Uleb, 
bei  sparsamer  Absonderang  überhaupt;  oder  aaefa 


r 


Transactioos  of  the  obstetrical  Society. 


219 


vorher  reichlich  vorhandener  stets  gute  Wu*kang  ge- 
sehen zu  haben,  jedoch  nar  während  der  ersten  4 — 
5  MoD.  nach  der  Entbindung.  Ob  die  von  ihm  be- 
nntEte  Spedes  des  Gossypinm  die  Eigenschaft,  die 
Thätigkeit  des  Uterus  anzuregen,  besitzt,  wie  diess 
Wood  von  der  Rinde  der  Wurzel  des  6o8sypium 
herbaoenm  U.  S.  angiebt,  vermag  H.  nicht  zu  sagen. 
Er  hält  es  jedoch  ftlr  wahrscheinlich,  dass  die  galak- 
tagoge  Wirkung  durch  die  innigen  Beziehungen 
zwischen  Gebärmutter  und  Brüsten  zu  erklären  sei. 
Auch  kleine,  öfter  wiederholte  Gaben  von  Seeale 
durften  daher  nach  ihm  dieselbe  Wirkung  haben. 
Ein  Liquor  Goset/pii  corticia  ist  in  die  Pharmako- 
poe der  Ver.-St.  von  Nordamerika  aufgenommen. 

XIV.  Eine  graphisclie  Darstellung  der  fötalen 
Bewegungen  giebt  Braxton  Ilicks  (p.  134 — 
141). 

Setzt  man  ein  nach  dem  Principe  derKardiogra- 
phen  constmirtes  Instrument  leicht  auf  die  gespannte 
Bauchwandung  einer  in  der  Rückenlage  befindlichen 
Sehwangem,  so  erhält  man  ausser  den  Respirations- 
carven  kleine  zwischengeschobene  Curven,  welche 
von  den  Bewegungen  des  Fötus  herrühren.  Die 
plötzlichen  Stösse  des  Fötus  werden  durch  eine  plötz- 
liche Ansteigung  der  Curve  angezeigt ,  ebenso  wie 
die  plötzlichen  Bewegungen  der  Glieder  der  Mutter, 
während  das  langsame  Umwälzen  des  Fötus  im  Ute- 
rus sich  durch  eine  allmälige  Erhebung  der  Curve 
ond  ebensolches  Sinken  kundgiebt.  Diese  fötalen  Be- 
wegungen können  am  besten  nach  dem  5.  Mon. 
wahrgenommen  werden.  Welchen  Werth  diese  gra- 
phischen Darstellungen  haben,  vermag  Hicks  zur 
Zeit  noch  nicht  anzugeben ,  nur  möchte  er  hervor- 
heben, dass  auch  bei  einer  Extrauterin-Sch wanger- 
Schaft  die  fötalen  Bewegungscurven  deutlich  zu 
flehen  waren. 

XV.  Hinaichtlich  der  Rotationsbewegungen  beim 
Gebrauch  der  Zange  spricht  sich  Prof.  Stephen - 
Bon  m  Aberdeen  (p.  217 — 235)  dahin  ans,  dass 
die  verschiedenen  Modifikationen  der  Zange  aus  der 
o|pem  Zeit  keineswegs  als  wesentliche  Verbesserun- 

ansoMhen  seien.  Vielmehr  sei  zu  wünschen, 
man  sieh  der  Zange  in  ihrer  gewöhnlichen  Form 
afeh  femer  bediene  und  alle  Mühe  darauf  verwende, 
ilre  Gebranchsmethode  zu  verbessern  nnd  die  Prin- 
dpien  ihr»  Handhabung  in  Uebereinstimmung  mit 
den  nenem  Erfahrungen  des  Geburtsmechanismus 
bringe.  Als  eine  allgemeine  Regel  sei  festzuhal- 
ten, dass,  mit  der  Traktion  in  der  Richtung  der 
Beckenaohse,  der  Zange  stets  eine  solche  Bewegung 
gegeben  werden  muss,  dass  der  Kopf  seine  natur- 
gemässen  Drehbewegungen  auszuführen  im  Stande  ist. 

1)  FUcAon  u.  Extension.  In  der  Mehrzahl  der 
Fälle  wird  beim  Gebrauch  der  Zange  nur  auf  die 
Drehung  des  Hinterhaupts  nach  vom  Rücksicht  ge- 
nommen, während  die  Flexion  und  Extension  des 
Kopfs  unbeachtet  bleibt.  Das  Hinterhauptende  be- 
wegt sich  in  einer  gegebenen  Zeit  durch  einen  gros- 
sem Raum  als  das  frontale  Ende.    Ist  der  Kopf  nun 


in  der  Zange  fest  eingekeilt  nnd  übt  man  einen  di- 
rekten Zug  aus,  so  werden  beide  Enden  durch  einen 
gleichen  Raum  hindurchgeführt  und  das  Vorrücken 
des  Kopfes  wird  oft  gehemmt  durch  den  Mangel 
eines  hinreichenden  Flexionsgrades.  In  gewissen 
Kopfstellungen  ist  schon,  wenn  nur  der  Kopf  sich 
bei  bewegen  kann ,  der  einfache  Zangenschluss  ge- 
nügend, um  die  Flexion  des  Kopfes  zu  steigern ;  ist 
der  Kopf  stärker  fixirt ,  so  brauchen  nur  die  Griffe 
fest  aneinander  gepresst  zu  werden.  Drehbewegun- 
gen müssen  immer  mehr  oder  weniger  mit  den  Trak- 
tionen verbunden  werden,  wobei  die  Sagittalnaht  als 
Richtschnur  dient,  indem  der  Zug  aus  der  Richtung 
der  Beckenachse  in  eine  leichte  Curve  übergeht,  und 
zwar  f&r  die  Flexion  am  Stirnende  der  Sagittalnaht, 
für  die  Extension  am  Hinterbauptsende. 

2)  Drehung  des  Hinterhaupts  nach  vom  und 
seitliche  Obliquität  des  Kopfes.  —  Diese  beiden 
Drehungen  finden  gleichzeitig  statt ,  wenn  der  Kopf 
unter  der  Einwirkung  des  Beckengrnndes  steht,  und 
zwar  ist  die  letztere  eine  wichtige  Componente  der  er- 
stem und  ist  durchaus  nicht  zu  übersehen,  wenn 
man  den  natürlichen  Mechanismus  ganz  begreifen 
will.  Es  ist  aber  unmöglich  für  den  Kopf,  diese 
Bewegungen  auszuführen,  wenn  er  dicht  von  den 
Zangenblättern  umfasst  .wird ,  es  muss  vielmehr  ein 
leichtes  Gleiten  desselben  zwischen  den  Blättern 
statthaben  können.  Bei  den  Schädellagen  mit  dem 
Occiput  nach  vorn  kann  diese  Bewegung  durch  eine 
Flexion  und  seitliche  Drehung  der  Zange  ohne  di- 
rekten Zug  bewerkstelligt  werden.  Bei  den  Schädel- 
lagen mit  dem  Occiput  nach  hinten  muss  die  Flexions- 
bewegung allein  gebraucht  werden,  bis  man  die  hin- 
tere Fontanelle  erreichen  kann.  Die  Rotation  des 
Hinterhaupts  nach  vorn  kann  nur  bei  Hochstellung 
der  Stim  erfolgen,  ein  Druck  gegen  die  Stirn  nach 
aufwärts  vor  und  während  der  Traktion  kann  hier 
von  Nutzen  sein.  —  Ist  die  Flexion  vollendet ,  so 
muss  man  durch  eine  hinreichende  Traktion  das 
Stirnbein  unter  den  Einflnss  der  vordem  Becken- 
wand bringen,  gleichzeitig  die  Zange  um  ihre  Achse 
rotiren  und  die  Griffe  leicht  gegen  die  Seite  an- 
ziehen, an  welcher  das  Occiput  liegt. 

3)  Rotationen  um  den  Schambogen.  Während 
des  Durchgangs  des  Kopfes  unter  dem  Schambogen 
und  damit  gleichzeitiger  Annäherung  der  Zangen- 
griffe gegen  den  Leib  der  Mutter,  muss  auch  der 
Zange  eine  entsprechende  Drehung  gegeben  werden, 
um  zu  bewirken,  dass  die  Sagittalnaht  aus  einem 
schrägen,  mehr  und  mehr  in  den  geraden  Durch- 
messer hmeiurückt. 

4)  Drehung  um  die  Achse  der  Zange.  Als 
allgemeine  Regel  kann  man  annehmen,  dass  eine 
leichte  Achsendrehung  der  Zange  den  natürlichen 
Geburtsmechanismus  sehr  unterstützen  kann.  Die 
Wirkung  soll  eine  derartige  sein,  dass  immer  nur 
ein  und  dieselbe  Seite  herabsteigt  und  sich  durch 
einen  grössern  Raum  bewegt  als  die  andere. 

5)  Rotationen  bei  verengtem  Becken.  —  Bei 
verengtem  Becken  ist  der  Hebel  der  Zange  über- 


230 


Transactioiis  of  ihe  obstetrical  Sociefy. 


legen,  weil  er  prompter  und  mit  grösserer  Sicherheit 
die  Drehbewegungen  des  Kopfes  herbeiführt.  In 
diesen  Fällen  moss  sehr  sorgfältig  ermittelt  werden, 
in  welchem  Beckendurchmesser  der  Kopf  liegt,  wel- 
cher Grad  der  Flexion  und  Extension  desselben  vor- 
liegt, und  ob  das  vordere  oder  hintere  Parietalbein 
tiefer  im  Becken  steht.  Steht  der  vordere  Theil 
tiefer,  so  ist  zuerst  eine  leichte  Extensionsdrehnng 
räthlich ,  ohne  dass  man  aber  eine  gr(tasere  Kraft^ 
darauf  verwendet,  denn  der  Kopf  tritt  nicht  gänzlich 
durch  Extension  herab,  vielmehr  folgt  eine  Flexion 
immer  darauf.  Bisweilen  erhebt  sich  das  Stirnbein 
wieder,  während  es  in  andern  Fällen  in  derselben 
Ebene  verharrt.  Alsdann  muss  die  volle  Kraft  zu 
einer  Flexionsdrehung  in  Anwendung  kommen ,  je- 
doch nicht  als  Kreisbogen  mit  dem  Radius  der  Zange, 
man  erhält  vielmehr  durch  eme  combinirte  Traktion 
und  Rotation,  wobei  die  Traktion  un  Verhältniss  des 
bestehenden  Flexionsgrades  überwiegt,  ein  verschie- 
denes und  grösseres  Kreissegment.  Kann  man  nun 
die  hintere  Fontanelle  leicht  erreichen  und  fühlt 
man,  dass  ne  sich  dem  Mittelpunkte  des  Beckens 
nähert,  so  ist  die  Flexion  vollständig.  Steht  der 
Kopf  gänzlich  im  Beckeneingange,  so  muss  eine 
leichte  Drehung  um  die  Zangenachse  gemacht  wer- 
den, so  dass  das  Hinterhaupt  sich  entweder  nach 
vom  oder  nach  hinten  dreht.  Steht  das  vordere 
Seitenwandbein  tiefer,  so  muss  das  Ocdput  dne 
Drehung  nach  vom  erhalten ,  das  Occiput  aber  nach 
hinten  gedreht  werden,  wenn  das  hintere  Parietal- 
bein tiefer  steht. 

Durch  die  geeigneten  Drehungen  ist  man  wenig- 
stens im  Stande ,  die  Einkerbungen  des  Kopfes  bei 
verengtem  Becken,  wenn  auch  nicht  ganz  zu  ver- 
hüten, so  doch  wesentlich  zu  mildem. 

XVI.  Den  Schluss  unsrer  Mittheilungen  mögen 
die  mannigfachen  beschriebenen  und  demonstrirten 
MisBbildungen  bilden. 

Harvey.  Hilliard  zeigte  (p.  8)  eine  emköpßge 
Doppelmissgeburt  vor,  deren  Körper  bis  unterhalb  des 
Nabels  verschmolzen,  darunter  aber  deutlich  ausgebildet 
sind.  Der  einfache  Kopf  sitzt  auf  4  Schultern,  nur  zeigt 
sieh  ahi  Besonderheit  ein  drittes  Ohr  zwischen  2  Hinter- 
hauptsbeinen. Die  Mutter  hatte  bereits  8mal  geboren, 
das  eine  Kind  mit  Hydrocephalus,  das  andere  mit  Hypo* 
spadie. 

F.  S.  Eve  demonstrirte  (p.  74—78)  eine  Doppd- 
missgeburty  welche  nach  Foersterals  Dicephaku  dibra- 
chius  zu  betrachten  ist.  Die  Köpfe  sind  gut  entwickelt, 
die  deutlich  gesonderten  Wirbelsäulen  conyergiren,  zwei 
wohlgebildete  Kreuzbeine  liegen  nebeneinander.  Eine 
gemeinsame  grosse  Thoraxhöhle  ist  vom  durch  ein  ein- 
faches Stemum  begrenzt,  an  welches  die  Clayiculae  und 
Bippen  normal  sich  ansetzen.  An  der  hintern  Wandung 
ist  der  Zwischenraum  zwischen  den  convergirenden  Wirbel- 
säulen durch  einfache  rippenähnliche  Knochen  ausgef&llt, 
die  mit  den  Wirbeln  beider  Seiten  artikullren.  Die  rechte 
Zwerchfellhälfte  fehlt  und  die  entsprechende  Thoraxhälfte 
enthält  Magen,  Pankreas,  Milz,  einen  Theil  der  Leber 
und  den  ganzen  Dfinndann  der  rechten  Seite.  Magen, 
Milz  und  Pankreas  der  linken  Seite  liegen  normal  unter- 
halb des  Diaphragma.  An  beiden  Seiten  der  Wirbelsäule 
finden  sich  2  Paar  Lungen,  die  nicht  in  getrennten  Pleura- 
höhlen gelegen  sind.  Die  Herzen  sind  verschmolzen,  das 
der  linken  Seite  ist  fast  normal,  dagegen  ist  die  Ent- 


wicklung des  rechten  gehemmt.  Zwei  grosse  Yenes- 
Systeme,  entsprechend  der  obem  und  untern  HohWeae, 
entleeren  sich  in  ein  grosses,  beiden  Herzen  gemeinssmM 
Atrium.  Dieses  oommunicirt  durch  eine  unten  und  Uiiks 
gelegene  Oeffhung  mit  dem  rechten  Ventrikel  des  Unk« 
Herzens.  Die  Atrio-Ventrikular-Oeffbung  ist  nur  mit 
einer  ehizigen  grossen  yordern  Klappe  versehen,  imUebri- 
gen  ist  das  linke  Herz  normal.  Das  linke  Atrium,  welches 
nur  das  Blut  aus  dem  linken  Lungenpaar  anftümmt,  vt 
vom  gemeinschaftlichen  Vorhof  durch  ein  dünnes  p«fo- 
rirtes  Septum  getrennt.  Das  rechte  Herz,  welehes  der 
rechten  Seite  des  linken  anhängt,  besteht  aas  einem  ^• 
fachen  kleinen  Ventrikel  mit  einer  Art  Bulbus  Aortie. 
Der  Ventrikel  communlcirt  durch  eine  grosse,  mit  eiser 
Klappe  versehene  Oeffhung  mit  dem  vorher  beschriebeaea 
gemeinschaftlichen  Atrium.  Der  Ventrikel  steht  oben 
durch  2  kleine  nebeneinander  liegende  klappenlose  Oflf^ 
nungen  mit  einem  den  Bulbus  Aortae  vorstellenden  Mndul- 
schlauch  in  Verbindung.  Der  Bulbus  Aortae  geht  md 
aufwärts  und  rechts  und  giebt  die  Aetta  und  PnfaDoaal' 
arterien,  die  beide  mit  Klappen  versehen  sind,  ab.  Du 
rechte  Herz  bietet  ein  ausgezeichnetes  Analogen  mit  den 
der  Fische,  mit  Ausnahme  des  Ampfaioxus. 

Ohalmers  legte  im  Namen  des  Dr.  M'Laariii 
eine  toeibliehe  Doppelmissgebnrt  aus  dem  7.  Monst  tot 
(p.  166—66).  Es  existirt  nur  ein  Kopf  mit  seitHeheB 
Gesicht,  der  Mund  führt  in  einen  doppelten  Schlond. 
Beide  Körper,  mit  gut  entwickelten  GÜedem  verseha, 
sind  vom  in  der  Gegend  des  einfachen  Nabels  duroh  eis 
gemeinschaftliches  Integument  verbunden. 

Godson  legte  den  Gipsabgnss  eines  mit  groBser 
Encephaiocele  geborenen  Kindes  vor  (p.  131—33).  Der 
Schädel  ist  klein  und  namentlich  in  der  Frontalgegend 
mangelhaft  entwickelt.  Eine  weiche,  abgeplattete  kuglige 
Masse  hing  mit  dünnem  Stiel  an  dem  obersten  Theil  des 
Scheitels.  Der  Tumor  war  mit  missCarblger  Grehiramb* 
stanz  erfüllt,  welche  an  der  Oberfläche  normale  Windim« 
gen  zeigte.  Der  Stiel  der  Geschwulst  ging  durch  die 
vordere,  nicht  sonderlich  vergrösserte  Fontanelle.  Die 
prolabirte  Masse  entsprach  den  obem  und  hintern  Ab- 
schnitten der  Hemisphären,  und  zwar  zum  giössera  Tbeil 
der  linken  Gehimhälfte. 

Matthews  Duncan  berichtet  (p.  237 — 39)  fiber 
ein  hydrocephalisches  Kind  mit  Armstümpfen  und  Defor- 
mität der  untem  Extremitäten.  Die  Arme  machen  den 
Eindruck,  als  seien  sie  im  Uteras  amputlit,  der  rechte 
misst  l>/4"  und  hat  am  untern  Ende  zwei  kleine  fleiacbige 
Knoten,  deren  einer  etwa  die  Dicke  einer  Babenfeder  bat 
und  V4"  l&ii?  ^^t  während  der  andere  die  Dicke  eines 
grossen  Nadelkopfes  hat  und  Vs"  lang  ist.  Diese  Knoten 
haben  durchaus  keine  Aehnlichkeit  mit  einem  Finger. 
Der  linke  Stumpf  misst  2V4"  nnd  stellt  aogenscheinlich 
den  numerus  vor,  an  dessen  äusserm  Ende  ein  sehirfer 
Knochenvorsprung  sich  in  der  Richtung  des  Radius  wv 
Vs'' Länge  markirt,  welcher  von  einem  d&nnenjmd- 
tellerartigen  Hautlappen  bedeckt  ist.  Die  Schenkel  sind 
kurz,  flektirt,  nach  aussen  rotirt  nndadducirt  Der  rechte 
Fnss  ist  ein  Varo-eqninus ,  der  linke  ein  hochgradiger 
Yalgo-calcaneus. 

Culver  James  demonstrirte  ein  Aneneq)kMä' 
Monstrum  aus  dem  7.  Monat  (p.  241—43.)  Der  obere 
Theil,  die  Seiten,  Stim  und  hinterer  TheU  des  Schidek 
fehlen,  wie  auch  die  Vertebralbögen  bis  zu  den  Schalter 
blattwinkeln.  Es  besteht  völliger  Defekt  des  cerebio- 
spinalen  Nervensystems.  Die  Schädelbasis  u.  der  Wirbel- 
kanal  sind  mit  einer  in  das  allgemeine  Integnmeot  fiber 
gehenden  Membran  bedeckt.  Am  vordem  TheO  der 
Schädelbasis,  zu  beiden  Seiten  der  Medianlinie  finden  sieh 
kleine  pulpOse  Massen  ohne  nachweisbare  NervenzeQea. 
Das  Gesicht  ist  tief  unten  zwischen  den  Schulten  ge- 
legen und  die  Haut  des  Kinnes  geht  unmittelbar  in  die 
des  Stemum  fiber.  Die  Augen  sind  gross  und  pronüneBt 

Poole  stellte  ein  4Jähr.  Mädchen  mit  einer  cesgeBi- 
talen  Dislokation  beider  Hüften  (p.  814)  vor.    Dieie  Ab- 


Hauthner^  Vorträge.  —  Mendel^  die  Manie, 


221 


Dormitat  xelgte  sich  erat,  als  das  Kind  zn  gehen  anfing, 
iodem  man  bemerkte,  'dass  es  hinkte  nnd  dass  das  reehte 
Knie  beim  Stehen  nach  vom  gebengt  war.  Die  Messung 
Abb  Beines  Yon  der  Spina  ant.  snp.  bis  znm  Knie  ergab 
reelitB  Vt"  mehr  als  links.  Beide  Pfannen  waren  fehler- 
haft und  die  Schenkelköpfe  bewegten  sieh  beim  Gehen 
anf-  ood  abwärts. 

Do  ran  demonstrirte  2  Präparate  von  Beckeneinge- 
weiden, in  welchen  eine  congenitale  Communikation  zwi- 
idm  dem  Rectum  und  dem  Traetus  uro-genitalis  bestand 
(p.  79—8«). 

Das  erste  stammt  aus  einem  männlichen  Kinde,  wel- 
diem  beim  Leben  Mekoninm  durch  die  Urethra  abgfaig, 
bd  Yollständigem  Mangel  des  Anus.  Das  Kind  starb 
6Mon.  alt  Das  Rectum  war  stark  dilatirt  und  dleMuskel- 
wand  hypertrophisch.  Ein  Sphinkter  lag  oberhalb  der 
Smtrittsstelle  des  Rectum  in  die  Urethra,  gerade  unter 
lir  Mfindnng  des  Ductus  ejaculatorius. 

Das  andere  Präparat  stammt  aus  einem  11  J.  alten 
Mädchen,  welchem  14  T.  nach  der  Geburt  Fäces  durch 
äe  Vagina  abgingen.  Im  10.  Jahre  wurde  Pat.  in  das 
Banaritan-Hospital  aufgenommen,  wo  man  eine  Masse 
▼OB  :nces,  welche  eine  gemeinschaftliche  Cloake  ver- 
stopften, entdeckte.  Anfangs  gelang  die  Entleerung  der- 
selben, allein  sie  verstopfte  sich  immer  wieder  auf's  Neue, 
echlfisslich  trat  eine  Parametritis,  Decubitus  ein  und  die 
Kr.  erlag.  —  Die  Autopsie  eiigab,  bei  Unversehrtheit  der 
Hamorgane  und  der  äussern  Geschlechtsorgane,  dass 
Vagina  und  Rectum  in  der  Vulva  munden,  Jedoch  durch 
einSeptum  getrennt  sind,  welches  unten,  Vs"  ^oi>  ^^^ 
Nymphen  entfernt,  in  einen  scharfen  Rand  ausläuft.  Das 
Orificium  rect.  ist  erheblich  weiter  als  das  der  Vagina. 
Die  Urethra  mundet  normal  imVestibnlnm,  der  Sphincter 
recti  extemus  ist  deutlich  ausgeprägt.  Die  Vagina  ist  ge- 
krfimrot  und  ist  2"  lang  und  Vi"  breit.  Eine  Portio 
▼aginalis  ist  nicht  vorhanden,  das  Os  ext.  ist  sehr  klein, 
nur  für  eine  Haarborste  durchgängig.  Der  Uterus  ist 
IVi"  lang,  der  Fundus  Vs"  breit.  Blase,  Urethra  und 
Ureteren  sind  ganz  normal.  Lasch. 

65.  Vortrage  aus  dem  Gesammtgebiete  der 
Augenheilkunde  für  Studirende  ti.  Aerzte ; 
von  Dr.  Ludwig  Manth'ner,  k.  k.  Univ.- 
Prof.  in  Wien.  Neunies  Heft:  Glaukom 
(p.  1 — 116  des  2.  Bandes  der  ganzen  Folge). 
Wiesbaden  1881,  J.  F.  Bergmann,   gr.  8. 

Auch  in  diesem  Hefte  ^)  beknndetVf.  sein  grosses 
Talent^  schwierige  Themat»  inklarer,  dabei  äusserst 
anziehender  und  anregender  Darstellung  dem  ärzt- 
lichen PnbUknm  vorzutragen.  Denn  nicht  an  den 
Specialisten  wendet  er  sich  vorzugsweise,  sondern 
an  den  Praktiker  überhaupt ,  in  dessen  Händen  das 
WoU  und  Wehe  so  vieler  Augenkranker  liegt,  damit 
sie  zdtig  genug  dem  Specialisten  überwiesen  wer- 
den können.  Bei  keiner  Augenkrankheit  aber  ist 
eine  rechtzeitige  Erkenntniss  wichtiger  als  bei  dem 
Glaukom.  Wenn  v.  Graefe  in  einer  seiner  ersten 
Publikationen  das  Verlangen  stellte,  dass  jeder  Prak- 
tiker die  Iridektomie  machen  müsse ,  ebenso  wie  er 
eine  Hernie  operire  —  so  sind  wir  jetzt  von  der  Er- 
ftUung  dieses  pium  desiderinm  fast  femer  als  damals 
nnd  haben  uns  nur  redlich  abzumühen ,  die  diagno- 
stischen Schwierigkeiten  zn  überwinden.  Auf  eine 
sehr  genaue  Symptomatik  kommt  es  daher  dem  Vf. 


*)  Vgl.  Jahrbb.  CLXXXm.  p.  804;  GLXXXVI. 
p.lll  u.  CLXXXIX.  p.  101.  wegen  der  Besprechung  der 
Mhem  Hefte. 


ganz  besonders  an ,  namentlich  auf  eine  Daretellnng 
der  allerersten  Anfknge  des  Uebels,  nnd  es  ist  daher 
auch  der  Anamnese  und  den  subjektiven  Angaben 
des  Kr.  eine  sehr  eingehende  Besprechung  ge- 
widmet. Nach  dem  Vf.  ist  die  Statuirung  eines 
sogen.  Prodromalstadium  nicht  zum  Heile  des  Kr. 
erfolgt,  für  ihn  giebt  es  nur  leichte  und  schwere 
Anfalle.  Die  Krankheit  ist  eben,  wenn  sie  sich  ein- 
mal zeigt,  Glaukom  von  Anfang  an. 

Dass  Mauthner  unter  den  neuen  Gegnern  der 
Iridektomie  die  erste  Stelle  einnimmt,  wurde  in 
nnsern  Jahrbüchern  schon  wiederholt  bei  Gelegen- 
heit der  Referate  über  die  Glankomfrago  erwähnt. 
Wo  möglich  noch  entschiedener  tritt  er  in  der  jetzt 
vorliegenden  Publikation  für  die  Sklerotomie  ein. 
Er  verwirft  die  Iridektomie  zwar  nicht  durchaus  und 
erkennt  freudig  die  epochemachende  Ermngenschaft 
V.  Graefe 's  an,  aber  er  bestreitet  entschieden  die 
Nothwendigkeit ,  auf  diesem  Standpunkt  stehen  zu 
bleiben.  Mit  schneidender  Schärfe  weist  er  die  An- 
nahme zurück,  dass  durch  die  Iridektomie  etwa  95^0 
der  Operirten  dauernd  vor  Erblindung  bewahrt  wur- 
den, und  entwickelt  aufS.  100 — 110  die  Gründe, 
aus  welchen  die  Iridektomie  viel  öfter,  als  man 
zuzugeben  geneigt  ist,  von  Misserfolgen  begleitet  ge- 
wesen. Geissler. 

66.  Die  Manie»  eine  Monographie  von  Dr.  E. 
Mendel,  Docent  in  Berlin.  Wien  u.  Leipzig 
1881.  Urban  u.  Schwarzenberg.  gr.  8.  VUI 
u.  196  S.     (4  Mk.) 

Vorliegende  Arbeit,  deren  Excerpt,  von  dem- 
selben Autor  bearbeitet,  in  der  E  u  1  e  n  b  u  r  g  'sehen 
Real-Encyklopädie  (Bd.  VIII.  p.  567)  unter  „Manie'' 
verzeichnet  steht ,  führt  sich  mit  einer  historischen 
Einleitung  und  dem  daraus  entwickelten  Resultate' 
ein,  dass  die  Autoren  im  Wesentlichen  zwei  verschie- 
dene Anschauungen  vertreten.  Die  eine  derselben, 
hauptsächlich  von  Schule  betont,  iässt  die  Manie 
nur  als  ein  Stadium  einer  Geisteskrankheit  gelten ; 
die  andere  sieht  •  in  ihr  eine  besondere  Foim  der 
Geistesstörung.  Auf  dieser  Seite  steht  neben  G  r  i  e  - 
Singer  der  Verfasser,  der  es  unternimmt,  den  Be- 
griff „Manie**  klinisch  zu  entwickeln. 

Um  dieses  Ziel  zn  erreichen,  führt  Vf.  im  zweiten 
die  Pathologie  der  Manie  behandelnden  Capitel  zu- 
erst die  typische  Manie  mit  ihren  4  Stadien  vor: 
1)  das  Initialstadium;  2)  das  Stadium  der  Exalta- 
tion; 3)  das  Stadium  des  Furor;  4)  das  Stadium 
decrementi.  Das  erste  und  meistens  auch  das  letzte 
Stadium  zeichnet  sich  durch  hypochondrisch-melan- 
cholische  Stimmung  aus,  die  beiden  andern  Stadien 
sind  nur  nach  der  Intensität  der  übrigens  nicht  diffe- 
renten  Erankheitssymptome  von  einander  getrennt. 
Fünf  Krankheitsgeschichten  illustriren  das  eingehend 
geschilderte  Bild  der  typischen  Manie. 

Unter  den  alsdann  abgehandelten  Varietäten  der 
Manie  begegnen  wir  einer  bemerkenswerthen  Neue- 
rung.  Es  ist  dieses  die  Einführung  der  Hypomanie 


^ 


222 


Mendel,  die  Manie. 


einer  aboiiJven  Form  der  Manie,  die  nach  einem  nur 
schwach  angedeuteten  Initialstadium  das  Bild  des 
Maniakaiischen  in  abgeblassten  Farben  darstellt  und 
in  2 — 5  Monaten  nach  einem  leicht  melancholischen 
Stadium  decrementi  mit  Genesimg  endet  Dieses 
sowohl,  wie  andererseits  die  Meinung  des  Vfs.,  dass 
der  Mania  sine  delirio  und  der  Manla  transitoria  die 
Existenzberechtigung  abzusprechen  sei,  bedingt  ge- 
wiss einen  ziemlich  tiefen  Schnitt  in  die  bisherige, 
der  Psychiatrie  geläufige  und  in  der  forensischen 
Medicin  vielfältig  verwendete  Nomenclatur.  Mit  je- 
nen wird  auch  die  chronische  Manie,  die  ausschliess- 
lich Fälle  von  Blödsinn  begreife,  bei  Seite  gelegt. 
Dahingegen  finden  neben  der  Hypomanie  noch  die 
Mania  hallucinatoria,  M.  gravis  (Delirium  acntum) 
und  M.  periodica  ihren  Platz,  und  werden  diese 
nach  einander  ausführlich,  sowie  durch  mehrere 
sorgsam  ausgearbeitete  Krankengesciuchten  erläutert 
zur  Sprache  gebracht. 

Im  dritten,  der  specieUen  Symptomatologie  ge- 
widmeten Capitel  findet  man  unter  den  Anomalien 
der  psychischen  Funktionen  voran  eine  Abhandlung 
über  Sinnestäuschungen.  M.  fand  diese  in  80^/o 
seiner  Fälle  von  Mania  typica ,  fast  immer  in  der 
periodischen  Manie  u.  selten  nur  in  der  Hypomanie ; 
75%  der  Maniakaiischen  hatten  Gesichtstäuschungen, 
nur  50^/o  Gehörstäuschungen.  Auch  die  Anomalien 
des  Gemeingefühls  und  die  der  intellektuellen  Ge- 
fühle ( W  u  n  d  t) ,  dabei  die  des  Geschlechtstriebes, 
des  Triebes  zum  Genüsse  geistiger  Getränke  (Dipso- 
manie als  solche  wird  nicht  zugelassen),  des  Triebes 
zu  sammeln,  zu  stehlen,  zu  vagabnndiren  finden  ihre 
Erörterung. 

Bei  der  Steigerung  der  Denkthätigkeit  soll  der 
Satz  gelten,  was  der  Geist  an  Schnelligkeit  gewinnt, 
büsst  er  an  Tiefe  ein,  jeder  Fall  von  Manie  aber  sei 
mit  einem  Delirium  ausnahmslos  expansiven  Charak- 
ters verbunden.  Für  das  Personenverwechseln  wird 
ein  Delirium  palingnosticum  und  metaboUcum  ein- 
geführt, oder  vielmehr  einzuführen  versucht. 

Nachdem  der  Steigerung  der  geistigen  Bepro- 
dnktionskraft  und  der  Trübung  des  Selbstbewusst- 
seins  Erwähnung  geschehen,  wird  die  Stimmung  der 
Maniaci  abgehandelt.  [Wenngleich  dem  Vf.  darin 
beizupflichten  ist,  dass  man  von  einer  eigentlichen 
Manie  gaie  und  Amoenomanie  lieber  nicht  reden 
solle,  so  mnss  doch  als  wichtig  anerkannt  werden, 
dass  mancher  Maniacus  nur  selten  und  für  kurze 
Augenblicke  aus  seinem  zornigen  Affekt ,  der  feind- 
seUgen  Stimmung ,  der  aggressiven  Haltung  gegen 
seine  Umgebung  herauskommt,  während  ein  anderer 
immer  lustig,  neckisch,  läppisch  auftritt,  ohne  kaum 
einmal  aus  seiner  Hanswurstrolle  zu  fallen.  Und, 
was  noch  interessanter  ist ,  der  Kr.  bringt  die  vor- 
herrschende Stimmungslage  gar  oft  aus  seinem  ge- 
sunden Vorleben  mit  herüber.  Ref.]. 

Vnievien  Anomalien  der  eomaiüclien  Funktio' 
n«n  wäre  hervorzuheben,  dass  die  vonFränkel 
gefundene  gesteigerte  Sensibilität  der  Sohädebähte 


(Rhaphalgia  crauii)   für  viele   Kr.   bestätigt  wird.  ' 
Sodann  ist  es  bemerkenswerth ,  dass  Vf.  während 
des  erregten  Zustandes  der  Manie  eine  Abnahme  des 
Phosphorsänre-Gehalts  des  Urins  gefunden  hat 

Die  Aetiohgie  der  Manie,  die  im  4.  Capitel  zur 
Besprechung  kommt,  ist  die  der  Psychosen  Aber* 
haupt  und  wird  darum  nicht  weitläufig  erörtert 
Dass  die  Manie  besonders  häufig  im  jugendlicheQ 
Alter,  zumal  bei  Kindern  (Berkhan),  sodann  vor- 
herrschend zwischen  dem  20.  und  30.  Lebensjahre, 
weiterhin  immer  seltener  und  äusserst  sparsam  im 
Greisenaltcr  vorkommt,  ist  eine  Thatsache,  die  zwar 
feststehend,  aber  ihrer  tiefer  liegenden  Ursache  naek 
gegenwärtig  nicht  zu  erklären  ist.  Ebenso  steht  es 
mit  der  Wahrnehmung ,  dass  die  Manie  weder  im 
Delirium  akuter  Krankheiten,  noch  in  den  Psychosea 
nach  Gelenkrheumatismus,  Typhus,  Variola,  ScarU- 
tina  etc.  eine  Rolle  spielt,  dass  sie  anderersdts  mit 
Herzleiden  gepaart  häufig  vorkommen  soll. 

Als  Ausgänge  der  Manie  werden  im  5.  Capitel 
aufgeführt :  1}  Heilung ,  und  zwar  nach  dem  Vf.  ia 
ca.  SQO/o  I  eine  Ziffer ,  die,  wie  Ref.  beOrchtet» 
kaum  durch  umfassendere  Statistiken  eine  allgemein 
gültige  Bestätigupg  finden  dürfte ;  2)  Heilung  mit 
Defekt ;  3)  maniakalische  VenUcktheit ;  4)  sekoa- 
därer  Blödsinn ;  5)  der  Tod ,  beiläufig  in  5%  ^^ 
Fälle.  Bemerkenswerth  ist  die  Fettembolie  in  dea 
Lungen  als  Todesursache,  welche  von  Jelly  beob- 
achtet worden  ist. 

In  Bezug  auf  die  patholog.  Anatomie  sagt  Vf., 
„dass  die  Manie  eine  Krankheit  ist,  für  die  wur  bis- 
her ein  pathol.-anatom.  Substrat  im  Gehirn  nicht 
haben  entdecken  können^  —  ein  Aussprach,  den 
mancher  Irrenarzt  am  liebsten  wohl  an  die  Stelle 
der  Definition  setzen  möchte,  die  der  Vf.  emige  Sei- 
ten weiter  von  der  Manie  giebt,  „dass  die  Manie 
eine  funktionelle  Himkrankheit  ist,  die  charakterisiit 
ist  durch  die  krankhafte  Beschleunigung  des  Ablaofs 
der  Vorstellungen  und  der  krankhaft  gesteigerten 
Erregbarkeit  der  motorischen  Hirnoentren.**  In  der 
That,  so  lange  die  pathol.  Anatomie  der  Manie  m 
weisses  Bbitt  Papier  ist,  wird  sich  Derjenige,  wel- 
cher mit  dem  Vf.  ^der  Manie"  eine  ausreichend  be- 
grenzte und  fundirte  Krankheitsgruppe  zuerkennen 
will,  an  jener  Definition  genügen  lassen  müssen. 

Das  8.  Capitel  giebt  die  Diagnose,  zuerst  zwi- 
schen Manie  und  organischen  Hirnleiden,  namentlieh 
der  allgemeinen  Paralyse,  eine  im  Anfangsstadinm 
derselben  häufig  sehr  schwierige  Aufgabe.   Alsdann 
kommen  die  Intoxikationspsychosen,  sowie  andere 
funktionelle  Psychosen  in  Bezug  auf  die  Dififorential- 
Diagnose  zur  Besprechung;  besonders  genau  aus- 
geführt ist  die  Unterscheidung  der  einfachen  Manie 
von  der  periodischen  und  cirkularen.    Der  Diagnose 
reiht  sich  die  Prognose  an ,  welche  ftlr  die  Manie 
unter  allen  geistigen  Störungen  die  günstigste  ist, 
so  günstig  speciell  flir  die  Hypomanie,  dass  Vf.  in 
sänmitlichen  von  ihm  beobachteten  Fällen  Heüoag 
eintreten  sah. 


Hofmann,  gerichtliche  Medicin.  —  Miscellen. 


223 


Zuletzt  kommt  die  Therapie  zur  Bespi'echung. 
Keinem  Kr.  soll  die  Anstalt  so  noth wendig  und  nütz- 
lieh sein,  wie  dem  Maniakalischen.  Von  der  Behand- 
long  mit  der  Digitalis  (ausser  bei  Complikation  mit 
Herafehler),  dem  Bromkalium,  der  Elektricitftt,  auch 
von  dem  Opium  sah  Vf.  keinen  Nutzen.  Bader  je- 
doch, namentlich  prolongirte  und  hydriatische  Ein- 
wicklnngen,  diätetisch  aber  roborirende  Verpflegung, 
speciell  Milchdiät  werden  empfohlen.  Vf.  will  ausser 
mit  Chloralbydrat  auch  mit  Hyoscyamin  Beruhigung 
der  Kr.  erzielt  haben.  Fttr  die  Behandlung  der  pe- 
riodischen Manie  empfiehlt  Vf.  Ergotin-Einspritzun- 
gen,  verwirft  hingegen  die  viel  gerühmte  Morphium- 
Thmpie. 

Wir  haben  uns  bemüht ,  einerseits  das  hervor- 
ragend Wichtige,  andererseits  das  dem  Vf.  Eigen- 
thflmliche  kurz  zu  skizziren.  Die  Manie,  losgelöst 
von  den  andern  Psychosen-Gruppen,  monographisch 
80  behandeln,  ist  ein  Unternehmen ,  das  nur  getheil- 
ten  Beifall  finden  wird.  Was  das  Specielle  des 
Werkes  betrifft,  so  müssen  whr  auf  das  Original 
selbst  verweisen,  dessen  klare  und  bündige  Sprache, 
sowie  seine  tadellose  Ausstattung  es  recht  lesens- 
werth  erscheinen  lassen.  W.  Zenker. 

67.  Lehrbuoh  der  geriohtliohen  Hedioin, 
mit  gleiehmäseiger  Berücksichtigung  der  deut' 
scheti  u.  österreichischen  Gesetzgebung;  von 
Dr.  Edaard  Hofmann,  k.  k. Gerichtsarzte, 
0.  ö.  Prof.  d.  gerichtl.  Medicin  u.  Landgerichts- 
anatom zu  Wien.  Zweite  vermehrte  u.  verbes- 
serte Auflage  mit  95  Holzschnitten.  Wien  n. 
Leipzig  1881.  Urban  u.  Schwarzenberg.  gi*.  8. 
Xn  n.  867  S.     (18  Mk.) 

Die  Vorzüge  des  fragl.  Lehrbuchs  der  gerichtl. 
Medicin  sind  so  allseitig  anerkannt  und  auch  in  nn- 


sem  Jahrbüchern  (Bd.  CLXXXIV.  p.  112)  bei  Be- 
sprechung der  ersten  Auflage  gebührend  hervorge- 
hoben worden,  dass  ein  näheres  Eingehen  auf  die- 
selben ganz  unnöthig  erscheint.  Es  kann  sich  viel- 
mehr nur  darum  handeln,  die  Vollendung  der  zwei" 
ten  Auflage  zur  Eenntniss  unserer  Leser  zu  bringen 
und  die  Vorzüge  derselben  vor  der  ersten  kurz  an- 
zudeuten. 

Dieselbe  wird  mit  vollstem  Rechte  als  eine  ver- 
mehrte bezeichnet,  denn  abgesehen  davon,  dass  durch 
comprcsseni  Druck  wesentlich  an  Raum  gewonnen 
worden  ist,  ist  auch  die  Seitenzahl  um  53  gestiegen. 

Unter  den  Verbesserungen  aber  ist  vor  Allem  die 
Beigabe  eines  nach  den  neuesten  einschlagenden  Arbei- 
ten bearbeiteten  Ueberblicks  über  den  gegenwärtigen 
Stand  der  Psychiatrie  und  ihrer  forensischen  Anwen- 
dung hervorzuheben,  welcher  Vfs.  Absicht,  dem  prakt. 
Oerichtsarzte  die  wichtigsten  Grundlagen  für  ein- 
schlägige Untersuchungen  zu  bieten  und  dieconkrete 
Begutachtung  zu  erleichtem ,  in  jeder  Hinsicht  er- 
füllen dürfte.  Femer  sind  zu  erwähnen  zalüreiche 
Ergänzungen  der  einzelnen  Capitel,  wobei  nament- 
lich die  vielfachen  Untersuchungen,  welche  Vf.  selbst 
seit  dem  Erscheinen  der  ersten  Auflage  angestellt 
hat  u.  die  zum  grösstenTheil  in  unsem  Jahrbüchern 
erwähnt  worden  sind ,  eingehende  Berücksichtigung 
gefunden  haben.  Als  den  Werth  des  Buches  er- 
höhend ist  endlich  noch  die  grössere  Anzahl  der 
casuistischen  Mittheilungen,  sowie  die  Beigabe  zahl- 
reicher Abbildungen  zu  erwähnen,  wobei  noch  darauf 
hingewiesen  werden  mag,  dass  durch  Seiten-Ueber- 
schriften  die  Uebersicht  sehr  erleichtert  worden  ist. 

Die  Ausstattung  des  Werkes  verdient  alle  An- 
erkennung; der  Preis  desselben  ist  im  Verhältniss 
zu  dem  Gebotenen  als  massig  zu  bezeichnen. 

Winter. 


D.  Süscellen. 


1. 

^  die  gerichtliche  Median  wichtige  Entscheidungen 

des  Reichsgerichts, 

I.  Die  verehelichte  Louise  W.  zu  B.,  welche  seit 
Jahren  das  Gewerbe  als  Hebamme  betreibt,  ohne  appro- 
l^itt  za  sefai,  war  wegen  fahrlässiger  Tödtnng  nach  §  2S2 
des  Str.-Q.-B.  verartheilt  worden,  weil  sie  den  Tod  eines 
H  Tage  alten  Kindes  durch  Fahrlässigkeit  verschuldet 
^^^1  und  zwar  indem  sie  die  Aufmerksamkeit,  zu  wel- 
^tt  sie  vermöge  ihres  Gewerbes  besonders  verpflichtet 
^)  aas  den  Augen  setzte.  Das  Kind  war  in  Folge  von 
^abelblatnngen  verstorben,  als  deren  Ursache  das  un- 
^weckmässige  und  ordnungswidrige  Verfahren  der  Ange- 
'l^Cten  zu  betrachten  war,  welche  die  Nabelschnur,  an- 
"^tt  sie  3  Zoll  vom  Nabel  ab  doppelt  zu  unterbinden  und 
■^viBeheD  den  unterbundenen  Stellen  zu  trennen,  dicht 
*nB  Hidi»ebinge  abgeschnitten  hatte.    In  dem  Revisions- 


Antrage  der  Angeklagten  war  ansgeffihrt,  es  sei  nicht 
festgesteUt,  dass  dieselbe  die  Möglichkeit  des  eingetrete- 
nen Erfolges  nach  den  Umständen  hätte  voraussehen  kön- 
nen u.  mfissen,  die  strafrechtliche  Verantwortlichkeit  far 
einen  durch  Fahrlässigkeit  herbeigeführten  Erfolg,  setze 
aber  die  Möglichkeit  einer  Vorstellung  von  dem  Eintritt 
der  Folge  voraus.  Speciell  ward  noch  hervoigehoben, 
dass  bei  der  Angeklagten  eine  besondere  Verpflichtung 
zur  Auftnerksamkeit  nur  dann  hätte  angenommen  werden 
dürfen,  wenn  sie  als  Hebamme  approbirt  wäre. 

Der  H.  Straf-Senat  des  Reichsgerichts  hat  jedoch 
am  10.  Mai  1881  das  landgerichtl.  Urtheil  bestätigt.  An 
sich  enthalte  die  Feststellung,  dass  die  Angeklagte  durch 
Fahrlässigkeit  den  Tod  des  Kindes  verursacht  hat ,  zu- 
gleich die  Feststellung  der  Möglichkeit  einer  Vorstellung 
von  der  Cansalität  ihres  Ebindelns.  Indem  das  Gesetz 
die  Fahrlässigkeit  nicht  als  solche,  sondern  nur  in  Ver« 


224 


IGaedileii. 


blndnng  mit  einem  eingetretenen  strafrechtswidrigen  Er- 
folge unter  Strafe  stellt,  fordert  es  nicht  blos  ein  fahr- 
lässiges Verhalten  in  abstracto  und  einen  ursächlichen 
Zasammenhang  zwischen  demselben  nnd  dem  Erfolge, 
sondern  zugleich  eine  subjektive  Verschuldung  in  Bezug 
auf  den  yerursachten  Erfolg.  Es  ergiebt  sich  diess  daraus, 
dass  die  Frage,  ob  eine  Folge  durch  Fahrlässigkeit  her- 
beigeführt ist,  nur  mit  Rucksicht  auf  die  Individualität 
des  Handelnden,  insbesondere  seine  Befähigung,  sich  un- 
ter den  gegebenen  Umständen  den  eingetretenen  Erfolg 
als  möglich  vorzustellen,  geprüft  werden  kann.  Bei  ent- 
gegenstehender Auffassung  wurde  diu  mangelnde  Intelli- 
g«nz  ohne  wirkliche  Verschuldung  die  Strafbarkeit  be- 
gründen. Die  letzte  Ausführung  der  Revisionsschrift  an- 
langend, so  kommt  es  nach  dem  Wortlaute  des  §  222  des 
Str.-G.-B.  nur  auf  den  Betrieb  des  Gewerbes,  nicht  auf 
die  Berechtigung  zum  Betriebe  an;  die  mangelnde  Be- 
rechtigung könnte  vielleicht  als  Strafschärfungs-,  niemals 
aber  als  Strafaufhebungsgrund  in  Betracht  kommen. 
(Leipziger Tageblatt  U.Anzeiger.  Mittwoch,  den  10. Aug. 
1881.) 

n.  lieber  die  „Strafbarkeit  des  Versuchs  eines  Ver- 
brechens mit  absolut  untauglichen  Mitteln**  sind  die  Ju- 
risten bekanntlich  verschiedener  Ansicht.  Während  die 
Einen,  die  Objektivisten,  den  Thatbestand  des  Versuchs 
als  nicht  vorhanden  ansehen,  wenn  die  dabei  gebrauchten 
Mittel  gänzlich  unzulänglich  und  unfähig  gewesen  sind, 
den  beabsichtigten  Erfolg  herbeizuführen,  betrachten  die 
Andern,  die  Subjektivisten ,  den  «Dolas"  zur  Begrün- 
dung des  Begriffs  des  verbrecherischen  Versuchs  auch 
bei  absolut  untauglichen  Mitteln  als  hinreichend.  Die 
Aeotsche  Reiche- Gesetzgebung  hat  die  Frage  als  eine 
offene  behandelt  und  ihre  Beantwortung  der  Wissenschaft 
und  Praxis  überlassen. 

Das  deutsche  Reichsgericht  hat  seine.  Ansicht  über 
diese  Frage  bei  Gelegenheit  eines  Falles  von  Versuch  der 
Abtreibung  der  LeibesiVucht  ausgesprochen.  Derselbe 
war  von  einem  Frauenzimmer  nnd  ihrem  Verführer  aus- 
geführt worden,  und  zwar  mittels  ganz  ungefährlicher 
Mittel,  welche  die  beabsichtigte  Wirkung  weder  hatten, 
noch  haben  konnten.  Die  verbrecherische  Absicht  bei- 
der stand  Jedoch  ausser  Zweifel. 

Der  Strafgerichtsfall  war  aus  Würtemberg  an  das 
Reichsgericht  als  Revisions-Instanz  gelangt,  vor  dem 
ersten  Strafsenate  des  Reichsgerichts  verhandelt  und  end- 
lich an  die  vereinigten  Strafsenate  zur  Entscheidung  ver- 
wiesen worden.  Nach  langer  Berathung  haben  dieselben 
(Sitz,  vom  24.  Mai  1880)  den  Beschluss  gefasst,  dass  die 
Revision  zu  verwerfen  sei  u.  die  Beklagten  in  die  Kosten 
zu  vemrtheUen  seien. 

Somit  hat  die  Ansicht  der  Subjektivisten  die  Obei- 
hand  behalten.  (Vjkrschr.  f.  ger.  Medicin  u.  s.  w.  N.  F. 
XXXV.  1.  p.  80.  1881.) 

2. 

Als  einen  Beitrag  zur  Kenntniss  des  Treibens  der 
Kurpfuscher  entnehmen  wir  dem  Corr.-Bl.  d.  ärztl.  Kreis- 
n.  Bez.-Ver.  imE.  Sachsen  XXXI.  10—83. 1881)  folgende 
aus  der  pharmaceutischen  Zeitung  entlehnte  Notiz. 

^Der  als  Bandwurmvertilger  bekannte  Hellkünstler 
Richard  Mohrmann  und  sein  Compagnon,  der  Eisenbahn- 


beamte Richard  Lohmannj  hatten  Bich  kürzlich  in  der 
Revisions-Instanz  vor  dem  Strafsenate  des  KammergeiicMB 
wegen  Uebertretung  des  Gesetzes  vom  3.  Jnli  1876,  betr. 
das  Hansirgewerbe,  zu  verantworten.  M.  bat  allerdings 
vom  Polizei-Präsidium  zu  Berlin  im  J.  1879  einen  Legiti- 
mationsschein erlangt,  wonach  es  ihm  erlaubt  ist ,  Haus- 
mittel zu  verschreiben  (nicht  zu  verkaufen),  nnd  hat  f5r 
diesen  Geschäftsbetrieb  auch  einen  Gewerbeschein  gelöst 
—  nicht  aber  sein  Compagnon  L.,  welcher  bei  seinen  n 
Kurzwecken  unternommenen  Geschäftsreisen,  die  er,  der 
Anklage  nach  im  Auftrage  und  als  Theühaber  des  M.  bb- 
temahm,  nur  die  beglaubigte  Abschrift  der  dem  letzten 
vom  Berliner  Polizei-Präsidium  ertheilten  Erlanbniss  tk 
Legitimation  seiner  Kurthätigkeit  bei  sich  führte.  Ab 
nun  L.  im  Januar  1881  in  Wesel  seinem  Gesehäfte  obUig, 
erhob  der  dortige  Amtsanwalt  auf  Grund  des  vorerwähn- 
ten Sachverhalts  gegen  L.  die  Anklage:  im  Umherziehen, 
d.  h.  ohne  Begründung  einer  gewerblichen  Niederlassoog 
und  ohne  vorherige  Bestallung  in  eigener  Person,  »«kfiiMt- 
liche  Leistungen,  d.  h.  Entfernung  des  Bandwurms''* 
öffentlich  feilgeboten  zu  haben,  ohne  im  Besitze  eioes 
Gewerbe-Legitimationsscheins  zu  sein.  Gleichzeitig  wurde 
auch  M.  angeklagt,  den  L.  mit  der  Ausübung  der  vorbe- 
zeichneten strafrechtlichen  Handlung  für  seine  Rechnoag 
beauftragt  zu  haben.  —  Das  Schöffengericht  zu  Wesel 
verurtheilte  hierauf  auch  den  L.  wegen  Zuwiderhandefa» 
gegen  die  Vorschriften  über  den  Gewerbebetrieb  im  um- 
herziehen zu  96  Mark  Geldstrafe,  dem  doppelten  Betrage 
der  Jahressteuer  des  Gewerbes,  sprach  aber  den  M.  fini, 
weil  es  nicht  für  bewiesen  erachtete,  dass  er  den  L. 
beauftragt  habe.  —  Die  Amtsanwaltschaft  legte  hleigegei 
Berufung  ein,  worauf  das  Landgericht  zu  Duisburg  waA 
den  M.  zu  96  Mark  Geldstrafe,  event.  16  Tagen  Haft  ve^ 
urtheilte.  —  Das  Kammergericht  wies  die  hiergegen  eia- 
gelegte  Revision  zurück.  ** 

Die  Redaktion  des  Corr.-Bl.  macht  hierbei  auf  eise 
Erklärung  M.*s  aufmerksam,  worin  derselbe,  durch  kei- 
nerlei Strafverfahren  eingeschüchtert,  dem  Knrpfiischer- 
thum  ein  probates  Auskunftsmittel ,  um  Conflikte  mit  der 
Obrigkeit  zu  vermeiden,  an  die  Hand  giebt  und  zuglddi 
der  Ehre  des  ärztlichen  Standes  eine  schwere  Sohädigoag 
zufügt .  Nach  einer  Mittheilung  des  Hm .  Dr.  K  o  1  o  s  s  e  r 
ist  nämlich  im  neuesten  Prospekte  Mohrmann's  die  An- 
deutung zu  finden :  wenn  die  den  Apothekern  im  J.  1876 
gewährte  Erlanbniss,  sein  Bandwurmmittel  ohne  Ifitirä- 
kung  einer  approbirten  Medicinalperson  zu  verabreidhen, 
in  Folge  der  über  ihn  eingelaufenen  vielseitigen  B^ 
seh  werden  vom  k5n.  Minist,  des  Innern  zurückgezogen 
werden  sollte,  »werde  er  sein  Geschäft  mit  einem  appro- 
birten Arzte,  die  sich  ihm  zu  zwanzigen  angeboten,  ge- 
meinschaftlich machen.* 

Wir  können  nicht  umhin,  darauf  hinzuweisen,  weiek 
betrübenden  Eindruck  es  macht,  dass  ein  Knrpfnseher 
nicht  wegen  seiner  Pfhseherei  —  sondern  wegen  eioei 
Verstosses  gegen  das  Gewerbegesetz  bestraft  wird !  Asi 
der  andern  Seite  aber  sprechen  wir  den  Wunsch  ans,  dses 
ein  vom  Staate  autorisirter  ärztlicher  Verein  die  nöthigeo 
Schritte  thuen  möge,  damit  der  M.  wegen  der  in  dem 
Prospekte  enthaltenen  Verleumdung  des  ärzQ.  Staades 
zur  Verantwortung  gezogen  werden  könne.    W  r. 


JAHRBÜCHER 


der 


in-  UDd  ausländischen  gesammten  Medicin. 


Bd.  Id2. 


1881. 


M  3. 


A.    Auszüge. 

1.     Medicinische  Physik,  Chemie  und  Botanilc. 


555.  Heber  Sauerstoffbestinimung ;  von 
Fr.  X.  Zeitler.  (Sitzber.  d.  phys.-med.  Soc.  zu 
Erlangen  Heft  12.  p.  135.  1880.) 

Z.  hat  auf  Veranlassang  des  Pnv.-Doc.  Dr. 
Weyl  in  Erlangen  Versuche  darüber  angestellt, 
a)  wie  viel  Sauerstoff  von  einer  Lösung  von  Pyro- 
gallol  in  EalUauge  absorbiii;  wird,  und  b)  ob  ein 
Znsammenhang  zwischen  dem  Sauerstöffgehalte  des 
Wassers  und  der  Menge  der  organ.  Substanzen  be- 
steht, welche  in  demselben  enthalten  sind. 

Bei  seinen  Versuchen  benutzte  Z.  das  von 
Schtttzenberger  (vgl.  Ber.  d.  deutsch,  ehem. 
Ges.  1879.  p.  1774)  angegebene  Verfahren,  wel- 
ches im  Wesentlichen  auf  der  Reduktion  einer  Indigo- 
l96ung  beruht,  deren  Titre  durch  Vergleich  mit  einer 
ammoniakal.  Eupferlösung  von  bekanntem  Gehalte 
an  Kupferoxyd  festgestellt  ist,  mittels  hydroschwef- 
ligs.  Natr.  im  sauerstofifreien  Räume.  Nachdem 
aas  dem  GeßUse,  in  welchem  die  Titrirung  ange- 
stellt werden  soll,  durch  einen  Wasserstof&trom 
alle  Luft  verdrängt  und  die  titrirte  Lösung  von  In- 
digoblau zu  Indigoweiss  reducirt  worden  ist,  wird 
die  auf  den  Sauerstoffgehalt  zu  prüfende  Flüssigkeit 
nnter  Luftabschlnss  in  den  Apparat  gebracht,  wobei 
sich  das  Indigoweiss  sofort  wieder  zu  Indigoblau 
oxydirt.  Wird  nun  die  titrirte  Lösung  von  hydro- 
schwefligs.  Natr.  so  lange  tropfenweise  zugesetzt, 
Us  an  Stelle  der  blauen  Farbe  eine  gelbliche  Fär- 
bung eingetreten  ist,  so  lässt  sich  der  Sauerstoff- 
gehalt aus  der  verbrauchten  Menge  des  Reduktions- 
mittels leicht  berechnen. 

Wur  glauben,  dass  der  fragl.  Gegenstand  auch 
vom  Standpunkte  des  Arztes  aus,  namentlich  für 
bygiemisehe  Zwecke,  von  Wichtigkeit  ist.  In  Bezug 
auf  die  genauem  Angaben  über  die  zahlreichen  von 

Med.  Jahrbb.  Bd.  198.  Hft.  3. 


Z.  über  die  beiden  oben  angegebenen  Fragen  ange- 
stellten Versuche,  müssen  wir  jedoch  auf  das  Original 
verweisen  und  uns  darauf  beschränken,  die  von  Z. 
selbst  als  Ergebniss  aufgestellten  Sätze  wiederzu- 
geben. 

a)  Aus  einer  von  Z.  nach  seinen  Versuchen  zu- 
sammengestellten Tabelle  ergiebt  sich,  dass  Pyro- 
gallussäure  in  alkal.  Lösung  eine  sehr  bedeutende 
Menge  von  Sauerstoff  absorbirt. 

Bewegte,  d.  h.  in  langsamem  Strome  durch  eine 
Lösung  von  Pyrogallol  in  Kalilauge  streichende  Luft 
verliert  ihren  Sauerstoff  fast  vollständig,  während 
sie  durch  die  Lösung  tritt. 

Die  Grösse  der  Absorptionsfilhigkeit  zeigt  sich 
abhängig  von  dem  Concentrationsgrade  der  ange- 
wandten Kalilange.  Das  Absorptionsvermögen  des 
Pyrogallol  steigt  bei  stärkeren  Concenti*ationsgi*aden 
der  Kalilauge,  nimmt  aber  bei  einer  gewissen  Con- 
centration  wieder  ab.  Von  einer  Lösung  von  Pyro- 
gallol in  Kalilauge  von  1500  spec.  Gew.  wird 
weniger  Sauerstoff  absorbirt,  als  unter  gleichen  Ver- 
hältnissen durch  eine  Lösung  von  geringerem  spec. 
Gewichte.  Wahrscheinlich  wird  das  Pyrogallol  bei 
zu  starker  Concentration  der  Kalilauge  rasch  zer- 
setzt. 

Nach  diesen  Thatsachen  erscheint  das  Pyro- 
gallol, gelöst  in  Kalilauge  von  1025  bis  1050  spec. 
Gew.,  überall  da  als  Vorlage  empfehlenswerth,  wo 
es  sich  um  den  Abschluss  des  Sauerstoffs  der  um- 
gebenden Luft  von  Reagentien  handelt. 

b)  Ueber  die  Beziehung  der  Menge  des  Sauer- 
stoffs und  der  organ.  Substanzen,  welche  das  Wasser 
enthält,  hat  Z.  10  Versuche  angestellt,  und  zwar  mit 
Wasser  aus  der  Wasserleitung,  aus  verschiedenen 
Brunnen ,   zum  Theil  amtlich  als  ungeniessbar  be- 

29 


226 


I.    Medicinische  Physik,  Chemie  a.  Botanik. 


zeichnet  9  ans  dem  Schwabachflusse  vor  und  nach 
dem  Strömen  durch  die  Stadt,  sowie  auch  mit  ein- 
facher und  filtrirter  Jauche  aus  einem  Graben  in  der 
Nähe  des  Kanals.  Bei  allen  diesen  Versuchen  er- 
wies sich  die  Schützenberger'sche Methode  als 
sehr  brauchbar;  ausserdem  wurde  unter  Berflcksich- 
tigung  der  Temperatur  und  des  Barometerstandes, 
zum  Nachweis  des  Gehaltes  an  organ.  Substanzen 
Lösung  von  Kali  hypermangan. ,  zur  Bestimmung 
der  Härte  des  Wassers  Seifenlösung  benutzt.  Das 
Ergebniss  dieser  Versuche  enthält  folgende  2  Sätze. 

Ein  geniessbares  Wasser  enthält  im  Liter  circa 
3.5 — 4.5  Cctmtr.  Sauerstoff  in  Lösung;  doch  bietet 
der  Sauerstoffgehalt  keinen  sichern  Maassstab  für 
die  Geniessbarkeit. 

Die  Sauersto£fmenge  scheint  abhängig  zu  sein 
von  der  Menge  der  im  Wasser  enthaltenen  organ. 
Substanzen ,  mit  zunehmender  Menge  der  letzteren 
der  Sauerstoffgehalt  im  Allgemeinen  abzunehmen. 

(0.  Naumann.) 

556.  Ueber  dieEntstehnngwelBevonChon- 
drin  und  Glutin  aus  den  EiweiBskörpem; 
von  A.  Danilevsky.  (Med.  Gentr.-Bl.  XIX.  29. 
1881.) 

Schon  längst  zweifelte  man  nicht  mehr  daran, 
dass  Chondrogen  und  Qlutinogen,  resp.  deren  Modi- 
fikationen Chondrin  und  Glutin,  sich  aus  höheren 
oder  echten  Eiweissstoffen  bildeten ;  doch  war  ihre 
Entstehungsweise  bisher  ganz  unbekannt.  Vf.  glaubt 
nun,  dass  es  ihm  gelungen  sei,  aus  dem  Casein  und 
Syntonin  Körper  darzustellen,  welche  dem  Chondrin, 
bez.  Glutin  zum  mindesten  äusserst  nahe  verwandt 
sind  und  welche  er  deshalb  Chondronoid  und  Olw- 
tinoid  nennt. 

Das  Chondronoid  stellte  er  aus  Eieralbumin  oder 
besser  aus  fettfreiem  Casein  dar,  indem  er  dasselbe 
in  so  viel  verdünntem  Alkali  löste,  dass  Tropäolin 
000  Nr.  1  (vgl.  Das.  1880.  p.  929)  nur  eben  gut 


freies  Alkali  anzeigt,  und  dann  die  FIfissigkdt  unter 
Zusatz  von  Pankreatin-Glycerinlösung  bei  35®  za- 
nächst  dem  Verdauungsprocess  flberlless.  Hinsicht- 
lich des  weitem  Verfahrens  müssen  wir  auf  das 
Original  verweisen.  Vf.  erhielt  schlflsslich  dnen  be- 
sonders auf  Spirituszusatz  deutlich  hervortretenden 
gallertigen  Körper,  dessen  wässerige  Lösung  Reak- 
tionen zeigte,  welche  denen  des  Glutin  sehr  äha- 
lich  waren,  insbesondere,  gleichwie  das  Glutin,  bis 
9<)/o  Asche  aus  Ca,  Mg  und  PO4H8  hinterliess. 

Das  Glutinoid  stellte  Vf.  dar,  indem  er  rdnes 
Muskelsyntonin,  nach  Tropäolinanzeigen,  mit  einem 
ganz  kleinen  Salzsäureüberachuss  in  viel  Wasser 
löste,  filtrirte  und  mit  viel  Glycerin-P^«nlö8ang 
bei  35^  der  Peptonisirung  überliess.  Dnrch  geeig- 
netes weiteres  Verfahren  erhielt  Vf.  zuletzt  gleich- 
falls eine  Gallerte.  Vergleicht  man  deren  wässerige 
Lösung  mit  deijenigen  des  Pepton,  des  GMn  und 
des  oben  beschriebenen  Chondronoid,  so  ergiebt  sichj 
dass  das  Glutinoid  sich  scharf  vom  Chondronoid^ 
noch  schärfer  von  Peptonen  und  Eiweisskörpen 
unterscheidet  und  dem  Glutin  sehr  nahe  verwandt 
erscheint.  Die  Entstehung  des  Glutinoid,  sowie 
auch  des  Chondronoid  ans  den  entsprechenden  Pep- 
tonen, wird  von  Abspaltung,  unter  Andern  der 
Tyrosin-  und  Inositgruppe,  begleitet.  Vf.  verspricht 
weitere  Mittheilungen.  (0.  Naumann.) 

567.  Der  Eisengehalt  in  Leber  und  MQs 
nach  verschiedenen  Krankheiten ;  von  Dr.  Hans 
Stahel  in  Zürich.  (Virchow's  Arch.  LXXXV.  1. 
p.  26.  1881.) 

Zur  Bestimmung  des  Eisengehaltes  in  den  ge- 
nannten Organen  hat  Vf.  eine  Methode,  bei  welcher 
die  getrocknete  Substanz  mit  ENO3  und  EsCOg  ge- 
mischt geglQht  wird,  als  die  sicherste  und  zwed^- 
mässigste  gefunden.  Nachfolgende  Tabelle  zeigt 
den  Gehalt  an  Eisen  in  je  100  Grmm.  getrockneter 
Substanz. 


Nr. 


Ge- 
Bchlecht 


Alter. 
Jahre 


Anatomische  Diagnose 


Leber 


Milz 


I. 

M. 

64 

11. 

M. 

24 

ni. 

M. 

74 

IV. 

K. 

32 

V. 

M. 

42 

VI. 

W. 

67 

vn. 

M. 

3 

VTTT. 

M. 

51 

IX. 

— 

— 

X. 

W. 

45 

XI. 

W. 

60 

XII. 

w. 

35 

Myelogen -lien.  Leukämie;  Magengeschwfir ;  Ma- 
genblatong. 

Ausged.  Verbrennung  4.  Grades;  starke  Blutong 
in  den  Magen ;  Anämie. 

Leichte  PachTmeniDgitis ;  Anämie  des  Gehirns; 
Fettherz ;  Anämie  flberhanpt ;  Milztnmor ;  Hy- 
drothorax. 

Schädelbasisfraktnr ;  Zerreissung  der  Art.  mening. 
med.  sin. 

Grosse  Risswunden  am  Kopfe;  Sternumfraktnr ; 
im  Herzen  n.  den  grossen  Gefässen  viel  Blnt. 

Ascites;  Hydrothorax;  Fettherz;  infantiler  Kehl- 
kopf;  Marasmus. 

Tracheotomie ;  Dlphtheritis ;  Pneumonie. 

Hämorrhagie  in  die  Medulla  oblong. ;  Hypertrophie 
des  Herzens ;  ven&se  Hyperämie  der  Unterleibs- 
organe. 

Herzverfettung;  Bronchitis;  Pleuritis;  Muskat- 
nnssleber. 

Pnenmon.  Lnngengangrän ;  ohron.  Nephritis. 

Hemiotomie;  Lungenhjrperämie ;  Atrophie  der 
Bauchorgane ;  Marasmus. 

Empyem;  Pneumothorax;  katarrh.  Pnemnonie; 
Muskatnussleber ;  hochgradige  Abmagerung. 


0.102 


0.0318 


0.614 


0.167 

0.201 

0.076 

0.0415 
0.044 


0.038 


0.048 


0.0329 
0.2528 


0.091 


0.217 

0.268 

0.062 

0.138 
0.084 


0.125 


0.06S 


Herz 


0.0255 


Blnt 


GaUe 


GnoB. 
Fe 


0.114 
0.127 

0.115 


Sporen 


0.060 


n.    Anatomie  u.  Physiologie. 


227 


Hiemflcb  fand  sich  der  grösste  Gehalt  an  Eisen 
in  der  Leber  eines  an  An&mie  Verstorbenen  (Falllll), 
Dftmllch  0.614  anf  100  Grmm.  getrockneter  Substanz. 
Addirt  man  znrVergleichung  zu  der  nächst  höchsten 
Zahl  (Fall  V,  Leber)  die  Quantität  Eisen^  welche  in 
lOOGnnm.  getrocknetem  Blut  gefunden  wurde  (XI), 
80  erhält  man  0.328  Eisen,  also  wenig  mehr  als  die 
Hälfte  der  in  der  Leber  des  Anämischen  gefundenen 
EiseDmenge.  In  der  Milz  (III)  kamen  auf  100  Grmm. 
§;eti'ockneter  Substanz  0.091  Eisen.  Die  Leber  dieses 
ÄDämischen  enthielt  also  6mal  mehr  Eisen,  als  die 
Milz.  Nach  Vf.  ist  es  sehr  unwahrscheinlich,  dass 
die  grosse  Eisenmenge  dieser  Leber  von  der  Zufuhr 
eisenhaltiger  Arzeneien  (der  Kranke  hatte  10  Tage 
hiodorch  Tct.  Bestusch.,  3mal  täglich  20  Tropfen  u. 
Ferr.  reduct.  genommen)  herrühre,  weil  1)  Nasse 
nach  Monate  langer  Fe-Ffltterung  keine  Anhäufung 
deaselben  in  der  Leber  fand,  2)  nach  Bistro  w  und 
Hamburger  solches  Eisen  sehr  bald  in  den  Se- 
uni  Exkreten  sich  zeigt ,  endlich  3)  bei  Vf.  unter 


10  Fällen  blos  in  3  der  Eisengehalt  in  der  Milz 
geringer,  als  der  in  der  Leber  war  (I,  UI,  VI). 

Normale  Organe  wurden  in  2  Fällen  (IV  u.  V) 
untersucht ;  bei  ihnen  würde  der  normale  Fe-Gehalt 
der  Leber  zwischen  0.167  und  0.201  liegen;  der 
der  Milz  zwischen  0.217  und  0.68. 

Die  Blutanalysen  vom  X.,  XI.  und  XII.  Fall 
stimmen  überein  bei  X  und  XII. 

Die  Meinung  einiger  Autoren,  dass  die  Blut- 
menge allein  den  Eisengehalt  der  Organe  bedinge, 
wird  nach  Vf.  in  erster  Linie  durch  Fall  III,  aber 
auch  durch  Fall  V  widerlegt,  wo  der  Fe-Gehalt  der 
Leber  ebenfalls  grösser  ist,  als  die  im  Blut  gefun- 
denen Mengen  (auf  das  Volumen  berechnet). 

Im  X.  Fall,  wo  in  ein  und  derselben  Leiche  das 
Eisen  in  Blut,  Herz,  Milz,  Leber  und  Galle  bestimmt 
worden  war,  nahm  der  Eisengehalt  in  erwähnter 
Reihenfolge  der  Organe  ab.  In  der  Galle  fand  es 
Vf. ,  im  Widerspruch  mit  De  Joung,  in  Spuren 
oder  nur  kleinen  Mengen.  (0.  N  a  u  m  a  n  n.) 


II.    Anatomie  u.  Physiologie. 


ÖÖ8.  Ueber  die  Bildung  der  Graaf  sehen 
Follikel  beim  Embryo  und  Erwaohsenen ;  von 
Prof.  L.  0.  Ca  diät  zu  Paris.  (Jonm.  de  l'Anat. 
etde  la  Physiol.  XVII.  1.  p.45— 59.  Janv.— F6vr. 

1881.) 

Die  noch  bestehenden  Verschiedenheiten  der  An- 
liehten  Ober  die  Bildung  der  Graafschen  Follikel 
beruhen  nach  Cadiat  weniger  auf  einem  Mangel 
an  vorliegenden  Thatsachen  als  auf  einer  inihttm- 
licben  Beurtheilung  derselben.  Wie  die  Definition, 
seheint  ihm  auch  die  bisherige  Namengebung  eine 
onriehtige.  Dass  das  Ei,  derjenige  Körper,  welcher 
die  Grundlage  eines  neuen  Wesens  bildet ,  schon  in 
froher  Entwicklungszeit  im  Wesentlichen  fertig  an- 
gelegt werde,  wie  die  beste,  gegenwärtig  hen'schende 
Theorie  behaupte,  schien  ihm  von  Anfang  an  wenig 
flberzeugend ;  sind  doch  selbst  Nerven  und  Muskeln 
nnr  in  ihren  primitivsten  Anlagen  um  jene  Zeit  erst 
gebildet  und  besitzen  nicht  entfernt  ihre  definitive 
Gestalt!  Er  suchte  darum  nach  Zwischenformen  und 
ging  bei  dieser  Gelegenheit  vom  Stadium  des  Keim- 
epithels  aus.  Schon  unter  den  Elementen  des  Keim- 
epithels  giebt  es  rundliche,  etwas  ihre  Umgebung 
überragende  Gebilde,  Ovoblasten,  die  sich  auch  in 
den  in  das  Eierstockstroma  dringenden  Sprossen  des 
Epithels  wiederfinden.  Das  Bindegewebe  sondert 
darauf  die  ursprünglichen  epithelialen  Elemente  in 
kleinere  oder  grössere  Ballen  von  Zellen,  Eüäek- 
chen,  welche  in  ihren  kleinsten  Formen  aus  einer 
eigenen  Wand,  einer  Centralzelle  und  kleinen  Zellen 
in  verschiedener  Zahl  bestehen;  letztere  können  auch 
ganz  fehlen  und  die  centrale  Zelle  kann  direkt  von 
der  Wand  umschlossen  sein. 

Die  bis  zu  diesem  Punkte  bekannten  Verhält- 
nisse erfahren  nun  aber  von  C.  eine  ganz  von  der 
gebräuchlichen  verschiedene  Würdigung.     Sowohl 


die  Zellen  des  Keimepithels  als  die  der /^u^er'schen 
Eischlänche  stellen  nach  ihm  eine  Lage  von  Ovo- 
blasten  dar,  d.  h.  von  Zellen,  welche  dazu  bestimmt 
sind,  Eier  zu  werden.  Den  Uebergang  von  Ovo- 
blasten  zu  Graafschen  Bläschen  stellt  sich  C.  folgen- 
dermaassen  vor.  Die  primitive  Zeller  treibt  inner- 
halb ihrer  Hülle  Sprossen,  in  welchen  sich  Kerne  auf 
dieselbe  Weise  bilden,  wie  später  in  den  bekannten 
Riciitungskörperchen  vor  der  Befruchtung  und  Fur- 
chung. So  entstehen  sehr  kleine,  fast  von  ihrem 
Kern  ausgefüllte  Zellen,  welche  in  der  Peripherie 
der  Ursprungszelle  liegen.  Sie  trennen  sich  von 
einander,  vervielfältigen  sich  rasch  durch  Theilung 
n.  bilden  auf  diese  Weise  das  Follikelepithel,  welches 
den  Ovoblasten  von  der  Wand  trennt.  Das  Follikel- 
epithel wäre  hiemach  sekundären  ürsprangs,  immer- 
hin aus  demselben  Material  hervorgegangen,  welches 
die  Eizellen  selbst  liefert.  Eine  der  vorliegenden  zum 
Tlieil  conforme  Ansicht  ist  kürzlich  auch  von  Schäfer 
aufgestellt  worden,  wogegen  die  neuesten  Unter- 
suchungen von  Eduard  van  Beneden  den 
Wald  ey  er 'sehen  Angaben  das  Wort  reden. 

Cadiat  prüfte  seine  Ansicht  auch  an  Eierstöcken 
von  Haien  u.  Vögeln  und  es  gelang  natürlich  leicht, 
die  Verhältnisse  ihres  Follikelepithels  auf  dieselbe 
Weise  zu  betrachten ;  es  würde  sich  also  vor  Allem 
um  den  NachweiB  der  vermutheten  Gemmenbildung 
handeln.  (Raub  er.) 

569.  DieSpermatogeneBe  bei  den  Säugern; 
von  Prof.  W.  Krause.  (Med.  Centr.-Bl.  XIX.  20. 

1881.) 

Vf.  unterscheidet  ruhende  u.  aktive  Samenkanäl- 
chen,  sodann  Spermatoblasten-  und  Spermatozoön- 
Kanälchen.  Ai^  der  Membrana  propria  der  beiden 
letztem  liegen  zu  nächst  die  SamenkeimzeUen  mit 
kleinen;  lebhaft  färbbaren  Kernen.     Die  Kerne 


228 


II.    Anatomie  u.  Physiologie. 


befinden  sich  meist  im  Knänelstadium  der  Eemthei- 
lang.  Auf  die  Samenkeimzellen  folgt  eine  doppelte 
Lage  von  Zellen  mit  grossem  Kernen  ^  die  ebenfalls 
im  Knänelstadium  begrififen  sind :  die  Samenknäuel" 
Zellen.  Sie  sind  grossentheils  vereinigt  zu  amöboi- 
den, rundlichen  Spermaiogemmen,  Dann  folgen 
(in  den  Spermatoblastenkanälchen)  die  blattartig  ver- 
fistelten Fortsätze  von  reifen  Spermatoblasten^  deren 
Fussplatten  zwischen  je  3  Keimzellen  stehen ,  wäh- 
rend die  Spermatoblastenausläufer  von  Samenfoden- 
köpfen  eingenommen  werden.  In  den  Spermatozo6n- 
kanälchen  finden  sich  freie  Samenfilden.  An  Stelle 
der  Spermatoblastenausläufer  zeigen  sich  mehrere 
Lagen  ovaler  Kerne,  die  unreifen  Samenfädenköpfen 
entsprechen.  Sie  befinden  sich  im  Innern  von  ver- 
schmolzenen Zellen  (Spermatocyten).  Haben  sich 
die  Samenfäden  abgelöst,  so  degenerirt  der  Sperma- 
toblastenrest  fettig  und  zerfällt  an  Ort  und  Stelle. 

(Rauber.) 

560.  Vergleiohende  anatomisohe  Unter- 
suchungen über  den  hlBtolog.  Bau  der  Gowper- 
Bohen  Drüsen ;  von  0.  S  c  h  n  e  i  d  e  m  ü  h  l.  (Deut- 
sche Ztschr.  fflr  Thiermed.  und  vergl.  Path.  VI.  5  u. 
6.  1880.) 

Vorliegende  sorgfältige  Untersuchung  wirft  auch 
auf  die  Cowper'sche  DrOse  des  Menschen  besseres 
Licht.  Den  Bau  dieser,  schon  von  M^ry  1684  ent- 
deckten Drüse  untersuchte  Seh.  an  5  Species  auf 
verschiedenen  Entwicklungsstufen.  Ueberall  ist  der 
Bau  ein  acinöser.  Die  Grundlage  der  epithelialen 
Bildungen  ist  das  angrenzende  Bindegewebe,  welches 
keine  eigentliche  Propria  darstellt.  Das  Epithel  der 
Acini  erscheint  beständig  nur  in  einfacher  Schicht  u. 
meist  in  Pyramidenform ;  das  Epithel  der  Gänge  ist 
cylindrisch  oder  kubisch.  Am  peripheren  Theil  der 
Acini  kommen  Zellen  vor,  welche  den  Halbmonden 
der  Speicheldrüsen  entsprechen.  Die  Menge  des  Se- 
kretes schwankt.  Quergestreifte  und  glatte  Musku- 
latur waren  in  allen  Fällen  nachzuweisen ;  querge- 
streifte in  cirkularer  Anordnung  auch  in  der  Umge- 
bung der  Gänge  (Kaninchen). 

Was  die  physiologische  Stellung  der  Drflse  be- 
triffty  welche  von  den  Einen  zum  Harn-,  von  den 
Andern  zum  Geschlechtsapparat  gerechnet  wird,  so 
entscheidet  sich  Vf.  für  letztere  Ansicht,  insbesondere 
auf  Grund  der  Beobachtung,  dass  Castration  die  volle 
Ausbildung  hemmt.  Daftlr  spricht,  dass  ihr  Analogen 
beim  Weibe  ebenfalls  dem  Geschlechtsapparat  an- 
gehört. (Raub  er.) 

561.  Zur  Morphologie  der  Blutbildung 
im  Knochenmark  der  Saugethiere;  von  Dr. 
Obrastzow  in  Petersburg.  (Virchow's  Archiv 
LXXXIV.  2.  p.  358.  1881.) 

Die  Untersuchungsmethoden  stimmten  mit  denen 
anderer  Autoren,  die  das  Knochenmark  untersuchten, 
überein.  Ein  Tropfen  Marksaft  wurde  mit  einer 
Zange  aus  einer  Rippe  ausgepresst,  ein  Stückchen 
Mark  direkt  aus  einem  Röhrenknochen  geuommen 


und  bes.  in  Kochsalzlösung  von  VsVo  untenocfat 
oder  im  Markplasma  selbst  Als  Schema  fftr  dei 
Entwicklungsprocess  der  Elemente  des  Markes  stellt 
Vf.  das  folgende  auf:  Die  kleinsten,  fast  protoplas- 
malosen, gleichsam  nur  aus  Kemsubstanz  bestehen- 
den blassen  Zellen  des  Markes  (Protoleukocyten)  sind 
die  Urspmngselemente  für  alle  Bildungen  des  Mar- 
kes. Auf  allen  Entwicklungsstufen  können  die  blas- 
sen Zellen  sich  in  Hämatoblasten  umwandeln,  da- 
durch, dass  ihr  Protoplasma  Blutfarbstoff  aufnimmt 
Die  Hämatoblasten  färben  sich  allmfilig  intensiTer 
und  erreichen  durch  V^achsthum  und  durch  Thefluig 
die  Grösse  der  rothen  Blutkörperchen,  machen  dis 
Stadium  der  unreifen  Blutkörperchen  duroh  und  geben 
schlüsslich  vollkommen  in  die  gewöhnlichen  rothen 
Blutkörperchen  über,  welche  keine  Kemsubstanz  ent- 
halten. 

Erfolgt  keine  Fftrbnng  der  blassen  Zellen,  so 
werden  sie  zu  gewöhnlichen  Markzellen ,  oder  es  1k- 
ginnen  degenerative  Vorgänge.  Ihr  Protoplasma  wird 
kömig  (im  vitalen  und  postmortalen  Zustand),  Gnp- 
pen  von  Zellen  büssen  ihre  Grenzen  ein  und  gdien  in 
Myeloplaxen  über,  welche  ihre  Kerne  verlieren  und  in 
zerfallende  Kömerschollen  sich  umwandeln.  Die 
Umwandlung  der  Hämatoblasten  geschieht  in  der 
Art,  dass  die  Kemsubstanz  allmälig  sieh  vermindeit 
bis  zum  völligen  Verschwinden.  Die  Kembildmis 
in  den  Hämatoblasten  und  blassen  Zellen  ist  nachO. 
insofern  hier  eine  postmortale  Erscheinung,  als  die 
während  des  Lebens  diffus  im  Protoplasma  verbrei- 
tete Kemsubstanz  die  Neigung  zu  postmortaler  Ver- 
dichtung besitzt.  (R  a  u  b  e  r.) 

562.  Der  Qrimdtypns  des  Bete  dorsale 
der  Handwurzel  und  derFusswursel;  von  Prof. 
H.  v.  Meyer  in  Zürich.  (Arch.  f.  Anat.  u.  Pbyaioi. 
[Anat.  Abth.]  4  u.  5.  p.  378—391.  1881.) 

Die  Arterien  der  Hand  und  des  FussrOckeos 
sind  bekanntlich  durch  eme  so  grosse  Menge  vw 
Variationen  ausgezeichnet,  dass  es  schwer  hält,  eines 
durchgreifenden  Plan  der  Verästelung  zu  erkennen. 
H.  V.  Meyer  versucht  in  vorliegender  Arbdt,  auf 
Grundlage  der  allgemeinen  Anordnungsgesetze  der 
Arterien  in  den  Extremitäten  ein  Grandschema  auf- 
zustellen, ans  welchem  die  gewöhnlichen  AnordnungB- 
formen  besser  abgeleitet  wei*den  können,  als  es  naeh 
den  bisherigen,  ohne  Prmcip  aufgesteUten  Gnmd- 
schemen  möglich  ist.  Er  unterscheidet  zu  dieses 
Zweck  zunächst  typUche  und  aecidentale  StrOme. 
Die  typischen  Sti'öme  gehen  in  einer  Extremität  mdg- 
liehst  direkt  in  ihr  Verbreitungsgebiet  und  zeigen 
sehr  regelmässige  Verhältnisse.  Die  accidentellen 
Ströme  entstehen  dadurch,  dass  in  einem  AnastoDO* 
sennetz  oder  in  einer  Reihe  von  solchen  Netzen  eine 
grössere  Strömung  sich  ausbildet,  welche  dann  als 
eine  „Arterie^'  auftritt.  Als  Hauptströme  der  Ex- 
tremitäten sind  die  Axillaris,  Brachialis  und  Ulnaris, 
die  Femoralis,  Tibialis  postica  und  Plantaris  exten» 
anzusprechen.  Unter  den  Aesten  smd  zwderlei  be- 
sonders zu  unterscheiden^  die  Gelenk-  undMoBU' 


II.    Anatomie  u.  Physiologie. 


229 


&te.  Das  eiDfachste  Verbältniss  zeigen  die  Oelenk- 
itAßj  indem  jedes  Gelenk  zwei  obere  und  zwei  untere 
Gelenkarterien  besitzt.  Vermehrt  sich  die  Zahl  der 
Knochen  an  einem  Qliedtheil,  so  tritt  noch  eine  Art. 
recarrens  hinzu.  Als  Omndtypns  f&r  die  in  der 
Lftnge  eines  Gliedtheils  abgehenden  Arterien  sind 
die  Bami  masculares  anzusehen,  welche  in  entspre- 
chender Anzahl  als  kleine  Aeste  seitlich  abgehen. 
Unter  gewissen  Verhältnissen  aber  bilden  mehrere 
Rami  mnsculares  an  ihrem  Ursprung  einen  gemein- 
samen Stamm. 

Auf  Grundlage  dieser  Sätze  nun  entwickelt  Vf. 
das  gesuchte  Grundschema  der  Arterienvertheilung 
an  Hand  und  Fuss.  Die  Art.  ulnaris,  als  Hauptstrom 
der  Handy  setzt  sich  fort  in  den  R.  superficialis  und 
profundus,  von  welchen  letzterer  wieder  als  Haupt- 
strom erscheint,  während  der  R.  superficialis  einen 
Hantast  darstellt.  Beide  Aeste  haben  als  normales 
Ende  ihrer  Vertheilung  das  erste  Spatium  interos- 
seam.  Der  Ramus  profundus  nun  übersehreitet  vier 
Spatia  interossea  in  ähnlicher  Weise,  wie  die  Art. 
ulnaris  unterhalb  des  Ellenbogens  das  Spatium  inter- 
osseum  flbersehreitet ;  auch  dieAstbiidung  ist  an  bei- 
den Stellen  eine  ähnliche.  In  jedem  Interstitium 
gebt  ein  Ast  ab,  welcher  als  Art.  interossea  volaris 
gegen  die  Finger  verläuft,  nachdem  er  vorher  einen 
das  Interstitium  durchschreitenden  Zweig  abgegeben 
hat;  dieser  letztere  schickt  einen  Ramus  recurrens 
zum  Rete  articnlare  carpi  dorsale  und  verläuft  dann 
als  Art.  interossea  dorsalis  gegen  die  Finger.  Die- 
ses Bild  findet  sich  in  aller  Reinheit  im  vierten,  meist 
auch  im  dritten  Interstitium.  In  den  beiden  andern 
ist  es  modifieii*t  durch  die  Strömung  der  Art.  radialis. 
Letztere  aber  ist  aufzufassen  als  eine  Gelenkarterie, 
wie  es  die  Untersuchung  der  Znsammensetzung  des 
Rete  carpi  dorsale  wahrscheinlich  macht.  Letzteres 
nämlich  zeigt  4  untere  Oelenkarterien,  d.  i.  die  Re- 
carrentes  der  Interstitien ;  ausserdem  müssen  drei 
obere  Gelenkarierien  vorhanden  sein :  eine  Collatera- 
lis  carpi  ulnaris  (der  R*  dorsalis  der  Art.  ulnaris) ; 
eineCollateralis  carpi  media  (die  Art.  interossea  perf. 
inferior) ;  eine  CoUateralis  carpi  radialis :  diese  ist 
die  Art.  radialie  selbst 

Giebt  man  der  Radialis  einmal  keine  bedeuten- 
dere Rolle,  als  diejenige,  welche  ihr  als  einer  Ge- 
lenkarterie zukommt,  so  sind  alle  Verhältnisse  der 
Bandarterien  so  geordnet,  dass  dieselben  den  allge- 
memen  typischen  Anordnungsgesetzen  entsprechen. 
Ihre  beträchtliche  Weite,  die  Ursache  der  geänderten 
Anordnung  der  Handarterien,  ist  begründet  in  ihrer 
Verlaufsrichtung,  welche  die  direkte  Fortsetzung  der- 
jenigen der  Art.  brachialis  ist.  Ein  stärkeres  Ein- 
strömen in  den  Ram.  recurrens  des  ersten  Intersti- 
tium ist  die  nothwendige  Folge.  Man  erkennt  hier- 
aus bereits  das  Wesentliche  des  ohne  Zweifel  sinn- 
rdehen  und  zierlichen  Erklärungsversuchs ;  in  Bezug 
auf  Einzelheiten,  sowie  auf  die  ähnlichen  Verhältnisse 
^^  Arterienvertheilung  auf  dem  Fussrücken  muss 
auf  das  Original  und  seine  Abbildungen  verwiesen 
^^^en.  (Rauber.) 


563.  Ueber  venöse  Cirkulatlon  doroh  In- 
fluenz ;  von  Dr.  0  z  a  n  a  m.  (Compt.  rend.  de  l'Acad. 
des  Sc.  11.  Juill.  1881.) 

Unter  den  Ursachen,  welche  den  Blutlauf  in  den 
Venen  bedingen,  ist  der  direkte  Einfluss  des  Arterien- 
pulses auf  die  Begleitvenen  am  wenigsten  gewürdigt 
worden.  Dass  die  Venenwände,  welche  oft  durch 
straffes  Bindegewebe  mit  der  Ai*terie  zusammenhän- 
gen, oder  mit  ihr  in  gemeinschaftlicher  Scheide 
liegen,  in  der  That  durch  die  Exkursionen  der  Ar- 
terie beeinflnsst  werden,  weist  0.  vermittelst  des 
Sphygmographen  nach.  Als  er  mit  einem  Queck- 
sUbersphjgmographen  die  Schenkelarterie  im  Ge- 
biet des  Poupart'schen  Bandes  untersuchte,  prägte 
sich  hier  und  da  die  Pulsation  in  hohler,  statt  in  er- 
habener Form  aus,  besonders  dann,  wenn  die  Am- 
pulle etwas  medianwärts  glitt. 

Diess  deutete  an,  dass  es  sich  um  ein  venöses 
Phänomen  handele.  Wurden  statt  einer  Ampulle 
deren  zwei  angebracht  und  die  eine  auf  die  Arterie, 
die  andere  auf  die  Vene  gelegt,  so  waren  jetzt  zwei 
in  entgegengesetzten  Phasen  sich  bewegende  Undu- 
lationen  vorhanden.  Was  bei  der  Systole  erhaben 
war,  erschien  eingesunken  bei  der  Vene;  jeder 
diastolischen  Arteriendepression  entsprach  ein  venö- 
ser Wellenberg.  Auch  seitwäiis  von  der  Arterie 
Hessen  sich  ähnliche  Sangerscheinungen  constatiren, 
die  nur  viel  geringer  waren ;  hier  geschah  die  Wir- 
kung auf  das  Netz  der  Blut-  und  Lymphcapillaren 
u.  8.  w.,  dort  auf  die  leichtbewegliche  venöse  Blut- 
sänle.  Nicht  allein  die  Schenkelvene  zeigt  diesen 
Einfluss,  sondern  er  ist  in  derselben  Weise  an  der 
Cava  inferior,  an  der  Vena  subclavia  u.  s.  w.  fest- 
zustellen und  seine  Wirkung  im  ganzen  Gebiet  des 
Körpers  eine  bedeutende  zu  nennen.       (R  a  u  b  e  r.) 

564.  Experimentelle  Untersuchungen  über 
die  Wärme  des  Menaohen  während  der  Be- 
wegung; von  Dr.  L.  A.  Bonnat  (Gompt.  rend. 
de  TAcad.  des  Sc.  15.  Nov.  1880)  u.  von  E.  Vil- 
lari  (Ibid.  21.  Mara  1881). 

Die  Erfahmngen  B.'s  stützen  sich  auf  ttber 
150  Versuche  und  fflhren  zu  folgenden  wesentlichen 
Ergebnissen. 

JedeMuskelanstrengung,  auch  die  kurzdauernde, 
erhöht  die  rectale  Temperatur,  sei  es  am  Tage  oder 
in  der  Nacht,  vor  oder  nach  einer  Mahlzeit,  ohne 
Unterschied  des  Alters,  des  Geschlechtes  und  der 
meteorologischen  Verhfiltnisse.  Die  Erhöhung  steht 
in  keinem  direkten  Verbältniss  zur  Dauer  der  Be- 
wegung und  zur  sichtbaren  Ermttdung.  Bei  unter 
gleichen  Bedingungen  ausgeführten  Versuchen  kann 
die  Erhöhung  vai'iiren.  Höhe,  Zustand  der  Atmo- 
sphäre, Energie  der  Muskelthätigkeit,  Beschaffenheit 
und  Weite  der  Kleider  haben  einen  sehr  deutlichen 
Emfluss  auf  das  Haass  und  besonders  die  Geschwin- 
digkeit der  Temperatursteigerung.  Abwesenheit  oder 
Fülle  der  Transspiration  haben  keinen  bemerkbaren 
Einfluss  auf  die  Variimngen.  Die  nachfolgende  Ruhe 
führt  immer  eine  Temperatursenkung  herbei;  sie 


230 


IL     Anatomie  a.  Physiologie. 


wirkt  wie  ein  Mittel  gegen  allzu  hohe  Steigerung. 
Jede  plötzliche  Uebung,  welche  mit  grosser  Puls- 
frequenz verbunden  ist^  vermindert  die  periphere 
W&rme  wiUirend  einer  gewissen  Zeitdauer.  Die 
Oscillationsweite  der  Rectalwärme  während  der  Be- 
wegung kann  momentan  39.5^  erreichen.  Ist  die 
Rectalwärme  unter  37^  (bis  zu  36^^),  so  erhebt  sie 
eine  massige  Bewegung  auf  37^ ;  ist  sie  höher  als 
Sl^f  so  ist  die  Steigerung  durch  die  gleiche  Bewe- 
gung eine  geringere.  Bei  einem  plötzlichen  Auf- 
wärtasteigen  ist  die  Erhöhung  nach  der  ersten  halben 
Stunde  die  grösste ;  sie  bleibt  darauf  stationär  oder 
kann  selbst  sinken.  Die  Steigerung  ist  grösser  und 
schneller  bei  aufsteigendem,  als  bei  absteigendem 
oder  horizontalem  Wege.  Gymnastik  der  obem 
Oliedmaassen  conservirte  die  Initial  wärme ;  Gym- 
nastik der  untern  dagegen  steigerte  dieselbe. 

Villari  weist  zunächst  darauf  hin,  dass  nach 
der  Angabe  von  Hirn  ein  Mensch,  welcher  eine 
Höhe  ersteigt  und  hiermit  eine  positive  Arbeit  ver- 
richtet, ftlr  ein  gleiches  Maass  absorbirten  Sauerstoffs 
weniger  Wärme  erzeugt,  als  wenn  er  herabsteigt. 
Dieses  Ergebniss  verbindet  die  Produktion  der  thie- 
rischen  Wärme  mit  der  mechanischen  Wärmetheorie. 

V.  selbst  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  die  Tem- 
peratur des  Menschen  sowohl  nach  längerer  Ruhe, 
als  nach  einer  besondem  und  länger  dauernden  Be- 
wegung zu  bestimmen.  Die  Beobachtungen  wurden 
ausgeführt  an  einem  40jähr.  gesunden  Manne  von 
nervösem  Temperament.  Das  Thermometer  wurde 
in  die  Urethra  oder  in  das  Rectum  geführt ;  es  war 
ein  Maximumthermometer.  Die  Versuchszeiten  waren 
die  Monate  Juli  und  August  1879.  V.  hatte  damit 
begonnen ,  möglichst  sorgflütig  die  Temperatur  des 
Körpers  zu  verschiedenen  Stunden  des  Tages  zu 
messen ,  in  der  Ruhe  und  im  Bett.  Das  Mittel  der 
Ergebnisse  war  36.8^  Darauf  wurden  verschiedene 
Alpenbesteigungen  ausgeführt  u.  unmittelbiir  darauf 
die  Temperatur  gemessen,  welche  im  Mittel  38.13® 
betrug.  Die  mittlere  Temperatur  war  demnach  bei 
dem  Marsche  um  1.33^  höher,  als  bei  der  Ruhe. 
Nach  dem  Abstelgen  ergaben  sich  als  Mittel  37.99<>. 

Die  Mittelzahl  nach  dem  Absteigen  war  also  um 
1.19<>  höher,  als  in  der  Ruhe;  nach  dem  Aufsteigen 
0.1 4<^  höher,  als  nach  dem  Absteigen.  Die  Diffe- 
renz erscheint  noch  um  so  grösser ,  wenn  man  be- 
denkt ,  dass  der  Aufgestiegene  sich  immer  in  einer 
niedrigem  Temperatur  befand,  als  der  Abgestiegene. 
Die  Temperatur  steigt  also  nach  jeder  Art  Arbeit ; 
doch  ist  nach  V.  nicht  anzunehmen ,  dass  durch  die 
blossen  Gesetze  der  Mechanik  die  Temperaturschwan- 
kungen eines  Körpers  oder  eines  Muskels ,  welcher 
arbeitet  oder  ruht,  bestimmt  werden  könnten. 

(Rauber.) 

565.  Beitrag  bot  Lehre  von  der  Tempera- 
tur in  peripherischen  Organen ;  von  J.  G.  £d - 
gren  in  Stockholm.  (Nord.  med.  ark.  Xu.  4. 
Nr.  26.  S.  1—45.  1880.  XHI.  1.  Nr.  1.  S.  1—30. 
1881.) 


E.  stellte  in  Prof.  Lov^n's  physiolog.  Labon- 
torium  in  Stockholm  Versuche  an  Aber  die  Veiftnde- 
rungen  der  subcutanen  Temperatur  an  der  EBnterpfote 
von  Kaninchen  in  Folge  von  Reflexwirkung  bei  sen- 
soriellen oder  sensitiven  Eindrücken  oder  dureh  Rei- 
zung oder  Dnrchschneidung  des  N.  ischiadicns  oder 
des  N.  saphenus.  Zar  Bestimmung  der  Temperatur 
wurde  die  thermoelcktrische  Methode  verwendet 
Als  Thermoelement  diente  ein  einfaches  Kupfer- 
Eisen-Element  in  Nadelform  mit  terminalen  Löth- 
stellen  (nach  Claude  Bernard),  von  denen  die 
eine ,  in  eine  kleine  Glasröhre  eingeschlossen ,  unter 
die  Haut,  die  andere  in  den  Thermostaten  einge- 
führt wurde ;  als  Strommesser  wurde  ausschliesslich 
Wiedemann's  Boussole  mit  Skala  und  Spiegel- 
ablesung angewendet,  wobei  der  Magnet  nach 
H  a  u  y  's  Verfahren  aperiodisch  gemacht  wurde. 

Der  Thermostat  bestand  aas  einem  mit  Waner  g»> 
füllten  Glaskolben,  durch  dessen  Hals  ein  offenes  Böhrea- 
system  mit  einem  weit  in  den  Kolben  reiehenden  od 
einem  kursen  Endo  einmOndete.  Eine  Gasflamme,  die 
unter  der  gröesten  Biegung  desBöhrensystems  angebiaokt 
war  und  in  demselben  eine  Strömung  erzeugte ,  in  Folge 
deren  das  Wasser  aus  dem  Glaskolben  in  das  lingen 
Röhrenende  einströmte  und  ans  dem  kurzem  wieder  ii 
den  Kolben  snrQckstrÖmte ,  so  daas  in  aUea  Theilen  dei 
aus  dem  Kolben  und  den  GlasrÖliren  bestehenden,  fibenU 
geschlossenen  Systems  eine  fortwährende  Bewegung  dei 
Wassers  stattfand,  wurde  durch  eine  an  einem  Zweige 
des  Böhrensystems  angebrachte  Vorrichtong  regnllrt.  Der 
Zweig  des  Röhrensystems  war  mit  einer  Gaskammer  sob 
einer  Metallkapeel  mit  KautschuklMden  ▼erschloflseiit 
gegen  welchen  sich  das  Ende  der  Gas  zuf&hrenden  QIm- 
röhre  stemmte,  so  dass  das  Gas  nur  durch  eine  feine  Oeff- 
nung  an  der  Seite  austreten  konnte,  wahrend  das  der 
Flamme  Gas  snfahrende  Bohr  frei  in  die  Kammer  milo- 
dete.  Durch  die  Vermehrung  und  Yennlnderang  des 
Volumens  des  in  dem  geschlossenen  Böhrensystem  befladr 
liehen  Wassers  wurde  die  den  Boden  der  Gaskammer 
bildende  Kantschukmembran  ein-  oder  ansgebuchtet,  so 
dass  bei  Erreichnng  einer  gewissen  Temperatur  die  Müi- 
düng  des  zuführenden  Gasrohres  geschlossen  wurde  md 
das  Gas  nur  durch  die  kleine  seitliche  Oeffnung  aastteten 
konnte;  in  Folge  verminderten  Gaszutritts  wurde  die 
Gasflamme  geringer,  die  Temperatur  des  Wassers  ond 
sein  Volumen  nahm  ab  und  in  Folge  dessen  liess  der 
Druck  der  Kautachnkmembran  gegen  die  (Gasrohre  naeh, 
so  dass  mehr  Gas  austrat^  die  Flamme  grösser  wurde  imd 
das  Wasser  wieder  mehr  erwärmt  wurde.  An  der  Seite 
des  Glaskolbens  war  durch  eine  Oeflhung  ein  Tbenno- 
meter  und  neben  ihm  die  Löthstelle  eingelasBen ,  deren 
Spitze  dicht  neben  der  Thermometerkugel  in  der  Mitte 
des  Ballons  sich  befand.  Die  Temperatur  hielt  sich  meli- 
rere  Stunden  lang  in  dem  Thermostaten  so  constant,  ditf 
die  Veränderung  nicht  O.Ol^^C.  betrug. 

Die  Versuche^  iu  denen  die  Temperatur  gewöhn- 
lieh  in  Zwischenzeiten  von  je  10  Sek.  nach  Handertei- 
graden C.  bestimmt  wurde ,  ergaben ,  was  zunSchst 
die  reflektorischen  Temperaturveränderungen  be- 
trifft, dass  jedes  Geräusch,  jeder  Lichteindruck;  jede 
Berührung,  jeder  Schmerzeindrnck ,  überhaupt  jede 
sensible  Reizung ,  mag  sie  stark  oder  schwach  sein, 
sich  sofort  durch  eine  Veränderung  in  der  Tempe- 
ratur verrÄth. 

Alle  sensiblen  Eindrücke  und  Schmerzeindrflcke, 
elektrische  Reizung  der  Haut,  Reizung  des  6e8icbte| 
oder  Gehörsinns  brachten  eine  ganz  bedeutende;  bei 


n.    Anatomie  u.  Physiologie. 


231 


den  verschiedenen  Versuchen  zwar  verschieden 
grosse^  im  Allgemeinen  aber  doch  ganz  gleichförmig 
verlaufende  Abkühlung  hervor  mit  nachfolgender  Er- 
wärmaog  bis  zu  ungefähr  demselben  Punkte  wie  bei 
Anfaug  des  Versuchs.  In  gewissem  Maasse  hängt 
wahrscheinb'ch  die  Grösse  der  Fluktuation  von  der 
Intensität  des  Reizes  ab.  In  der  Regel  trat  die 
Tempeiatursenkung  nicht  sofort^  sondern  erst  nach 
einem  Latenzstadinm  von  5  bis  10  Sekunden  ein, 
dann  aber  sehr  rasch  bis  zur  2.  Minute ,  die  darauf 
folgende  Temperatursteigerung  ging  langsamer  von 
Statten ,  so  dass  der  ganze  Process  in  der  Regel  in 
5  bis  6  Min.  abgelaufen  war. 

Elektrische  Reizung  des  centralen  Endes  des 
durchschnittenen  N.  dorsalis  pedis  brachte  an  der 
Fosasohle  derselben  Extremität  eine  bedeutende  Stei- 
gerung der  Temperatur  (um  3^9^  in  dem  angeführ- 
ten Versuche)  hervor.  Nach  Dnrchschneidung  des 
N.  saphenus  erfolgte  nach  allen  Reizungen  dieselbe 
Abkühlung,  wie  beim  unverletzten  Thiere,  auch  die 
Temperaturerhöhung  nach  Reizung  des  centralen 
Endes  des  durchschnittenen  N.  dorsalis  pedis  der- 
lelben  Seite  erfolgte  nach  Dm-chschneidung  des  N. 
siq^benus  in  derselben  Weise  wie  beim  unverletzten 
TÜere.  Nach  Durchschneidung  des  N.  ischiadicus 
lüngegen  fehlte  die  reflektorische  Temperaturemied- 
rigang,  so  dass  also  anzunehmen  ist,  dass  sie 
durch  diesen  Nerven  zustandekommt. 

Eine  weitere  Versuchsreihe  hatte  zum  Zweck, 
£e  Veränderongen  der  Temperatur  nach  Dttrch^ 
ichrndung  des  N*  isehiadieua  oder  des  N,  saphenus 
major  zu  beobachten. 

Nach  Dorchschneidnng  des  iV.  ischiadicus  er* 
folgte  constant  zuerst  eine  geringe  Abkühlung  und 
dann  ehie  sehr  bedeutende  Erwärmung  am  Fnss- 
rilcken  und  auch  an  der  Fnsssohle.  Die  Abkühlung 
ist  nach  E.  Folge  der  Reizung  durch  die  Ligatur, 
die  er  stets  vor  der  Durcfaschneidung  des  Nerven 
▼onahm,  die  darauf  folgende  Erwärmung  ist  un- 
zweifelhaft die  Folge  der  durch  die  Operation  be- 
ugten Lähmung  der  die  Gefitese  zasammenziehen-» 
den  Nerven.  Nach  Durehschneidung  des  N.  scuphe^ 
niM  waren  die  Resultate,  wie  bereits  erwähnt,  dnrch- 
M8  n^tiv. 

Nach  Reizung  des  kurz  vorher  durchschnittenen 
heUadicu»  am  peripherischen  Ende  mit  rhythmisch 
^terbrochenen  elektrischen  Strömen,  zeigte  sich  un- 
S^fiUur  nach  30  Sekunden  ein  deutlicher  Temperatur- 
«bfiül  un  Fnsse  (am  Rücken  oder  an  der  Sohle),  die 
^Femperatursenkung  nahm  fast  gleichmässig  rasch 
immer  mehr  zu ,  so  lange  die  Reizung  dauerte ,  und 
noch  20  bis  30  Sek.  nach  dem  Aufhören  der  Rei^ 
'^g)  dann  stieg  die  Temperatur  mit  ungefthr  der- 
selben Geschwindigkeit  und  erreichte  mehr  oder 
weniger  vollständig  ihre  frühere  Höhe  wieder.  Nach 


elektrischer  Reizung  des  kurz  vorher  durchschnit- 
tenen N.  saphenus  major  erfolgte  ebenfalls  eine 
Abkühlung  am  Fussrücken  oder  an  der  Fusssohle, 
aber  sie  war  nur  unbedeutend  im  Vergleich  mit  der 
vom  Ischiadicus  aus  erlangten  und  wohl  zum  guten 
Theile  als  auf  reflektorischem  Wege  entstanden  zu 
betrachten.  Wenn  der  Ischiadicus  und  der  Saphenus 
durchschnitten  waren ,  blieb  der  Erfolg  der  Reizung 
am  Ischiadicus  unverändert,  bei  Reizung  des  Saphe- 
nus aber  fand  sich  Abkühlung  an  der  Fusssohle,  am 
Fussrücken  dagegen  ganz  bedeutende  Temperatur- 
steigerung ;  die  Reizung  des  Nerven  bedingte  Ver- 
engung der  Ai*teria  saphena  u.  der  Blutstrom  musste 
die  Art.  tibialis  antica  durchlaufen,  so  dass  die  Tem- 
peratursteigerung als  Folge  der  Hyperämie  am  Fuss- 
rücken zu  erklären  war. 

Wenn  die  Durchschneidung  des  Nerven  der  Rei- 
zung einige  Tage  vorher  gegangen  waf,  veränderten 
sich  die  Resultate  nach  dem  Eintreten  von  Degene- 
ration. 

Am  1.  Tage  nach  der  Durchschneidung  ergab 
die  Reizung  des  IscJdadicus  gewöhnlich  noch  Tem- 
peraturerniedrigung,  vom  2.  Tage  an  aber  mehr 
oder  weniger  starke  Temperaturerhöhung  sowohl  am 
Fussrücken,  als  auch  an  der  Fusssohle,  am  6.  Tage 
aY)er  zeigte  die  Reizung  keine  Wirkung  mehr.  Diese 
Wirkung  hängt,  wie  sich  E.  durch  Versuche  über- 
zeugte, nicht  von  der  Initialtemperatur,  sondern  von 
der  seit  der  Dnrchschneidung  des  Nerven  verflossenen 
Zeit  und  der  Degeneration  des  Nerven  ab.  Mit 
Kendall  und  Luchsinger  ist  E.  geneigt  anzu- 
nehmen, dass  durch  fortschreitende  Degenerations- 
processe  in  den  Nervenapparaten  eine  Veränderung 
eintritt  in  der  Weise,  dass,  während  die  Reizung  des 
verhältnissmässig  gesunden  Nerven  die  geftsscontra- 
hirenden  Apparate  in  überwiegendem  Grade  in  Wirk- 
samkeit setzt,  nach  einiger  Zeit  das  Verhalten  um- 
gekehrt wird  und  durch  Reizung  diegeftsserweitem- 
den  Apparate  in  Wirksamkeit  gesetzt  werden  und 
achlüsslich  beide  nicht  mehr  durch  Reizung  afficirt 
werden  können. 

Bei  Reizung  des  N.  saphenus  zeigte  sich  am 
ersten  Tage  nach  der  Durehschneidung  gewöhnlich 
eine  geringe  Abkühlung,  später  aber  keine  denfliche 
Temperaturverändemng  mehr. 

Durch  dhrekte  Inspektion  der  Gefitose  hat  sich 
gezeigt,  dass  der  N.  ischiadicus  nicht  Mos  die  Art. 
tibialis  antica  und  deren  Verzweigungen  beherrscht, 
sondern  auch  den  untern  Theil  der  Art.  saphena  und 
deren  Zweige.  Als  Schlussresultat  seiner  Unter- 
suchungen stellt  E.  den  Satz  auf,  dass  der  N.  saphe- 
nus gefl&9szusammenziehende  Fasern ,  der  N.  ischia- 
dicus aber  sowohl  gefilsscontrahirende  als  auch  ge- 
ftsserweitemde  Fasern  besitzt. 

(Walter  Berger.) 


232 


m.    Hygieme,  Diätetik,  Phannakologie  u.  Toxikologie. 


III.     Hygleine,  Diätetik,  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


566.  Ueber  die  WirkoDgen  der  Antimon- 
Verbindungen  auf  den  thierischen  Organis- 
ma8;vonlBaak  Soloweitschyk  aus  St. Peters- 
barg.  (Arcli.  f.  exper.  Pathol.  a.  Pharm.  XII.  5 — 6. 
p.  438.  1880.) 

um  über  die  Wirkangen  des  AntimoD^  als  sol- 
chen y  sich  ins  Klare  za  kommen,  war  es  nöthig,  ein 
nentral  reagii'endes  Eiweiss  in  neutraler  und  alkali- 
scher Lösung  nicht  fällendes,  nicht  lokal  im'tirend 
wirkendes,  Blut  nicht  coagulirendes  und  kalifreies 
Doppelsalz  zu  haben.  Als  ein  solches  erwies  sich 
das  Weinsäure  Antimonoxydnatron. 

Zur  HerBtellung  dieses  Salzes  wird  weinsaures  Anti- 
monozyd  in  Wasser  vertheilt  und  Natronlange  bis  zur 
schwach  alkalischen  Reaktion  hinzugefügt.  In  der  klar 
filtrirten  Lösung  wurde  das  Antimon  nach  der  von  H  o  p  u  e  - 
Seyler  angegebenen  Methode  als  Schwefelantimon  be- 
stimmt. Die  im  Folgenden  gegebenen  Zahlenangaben 
sind  stets  auf  Sb^Os  ■"  Antimonoxyd  berechnet. 

Bei  Fröschen  wirkten  Dosen  von  ca.  2  Mgrmm. 
auf  40  Grmm.  Körpergewicht  meist  tödUich.  Wurde 
diese  Menge  in  kleinen  Dosen  im  Laufe  mehrerer 
Tage  nach  und  nach  injicirt,  so  kam  eine  mehr  chro- 
nische Vergittung  zu  Stande ;  aber  auch  bei  einmali- 
ger Applikation  der  genannten  tödtUchen  Dose  zog 
sich  das  Vergiftungsbild  doch  stets  in  die  Länge^  n. 
selbst  nach  einer  lOmal  so  grossen  Gabe  trat  der 
Tod  nicht  frtther  als  etwa  4 — 5  Tage  nach  der  Ap- 
plikation ein.  Die  Symptome  anlangend  ist  Folgen- 
des zu  merken :  Gleich  nach  der  Injektion  zeigten 
sich  die  Thiere  sehr  aufgeregt ;  dann  traten  anfalls- 
weise sehr  heftige  Würg-  undBrechbewegnngen  ein, 
welche  oft  so  heftig  waren,  dass  der  Frosch  seinen 
umgestflipten  Magen  durch  die  Mnodöffnung  nach 
aussen  brachte  und  mit  den  Vorderpfoten  abputzte. 
Das  Erbrochene  bestand  in  schaumigen,  auch  wohl 
blutigen  Massen.  Allmftlig  wurden  die  Thiere  dabei 
sehr  matt,  jedoch  persistirten  die  unwillkürlichen  Be- 
wegungen bis  zum  Tode;  die  Rückenlage  wurde  erst 
ganz  kurz  ante  mortem  ertragen.  Gleichzeitig  wa- 
ren dann  damit  die  Herzoontraktionen  sehr  schwach 
geworden,  und  zwar  die  des  Ventrikels  viel  seltener, 
als  die  der  Vorhöfe.  Schlflsslich  blieb  das  Herz,  un- 
gemein ausgedehnt,  in  Diastole  stehen,  und  mechani- 
sche Reize  riefen  dann  nur  noch  seh  wache  Contraktionen 
hervor.  Der  Herzmuskel  war  dabei  noch  normal  (z.B. 
durch  die  Gifte  der  Digitalis-Gruppe)  erregbar,  so 
dass  eine  Lähmung  der  excitomotorischen  Herzgang- 
lien durch  Antimon  angenommen  werden  mnss.  Die 
Muskeln  und  motorischen  Nerven  blieben  selbst  fär 
schwache  Ströme  vollkommen  erregbar  und  die  Lei- 
tung durch  das  Rückenmark  erhalten.  Bisweilen  wur- 
den fibrillare  Zuckungen  der  Muskeln,  namentiich  an 
den  hintern  Extremitäten,  beobachtet.  Im  Beginne 
der  Vergiftung  liess  sich  ein  gewisser  Reizzustand  im 
Gebiete  der  motorischen  Sphäre,  wahrscheinlich  aus- 
gehend von  der  Med.  obl.,  constatiren,  der  sich  in 
krampfhaften  Zuckungen  einzehier  Muskelgruppeui 


Sclireireflex  u.  s.  w.  äusserte.  Im  Uebrigen  wurde 
die  Reflexerregbarkeit  während  der  Vergiftung  im- 
mer geringer,  bis  sie  schlflsslich  ganz  aufhörte.  Diese 
Lähmung  der  Reflexe  kommt  zu  Stande  durch  eioe 
Einwirkung  des  Giftes  auf  die  Rückenmarkcentren, 
wie  durch  Abbindung  der  Gefilssstämme  einer  Ex- 
tremität leicht  bewiesen  werden  konnte ,  denn  auch 
das  dadurch  unvergiftet  bleibende  Bein  zeigte  keine 
Reflexe  mehr.  Die  Querleitung  durch  das  Rflckenmaik 
wird  also  durch  Antimon  gestört,  während  dieLlngs- 
leltung  bis  zum  Tode  andauert  (willkürliche  Bewe- 
gungen bis  zuletzt).  Das  Erlöschen  der  Refleitfai- 
tigkeit  liess  sich  auch  an  Reflexfiröschen  dentliefa 
demonstriren. 

Wie  aus  dem  Mitgetheilten  hervorgeht ,  erimiert 
das  Antimonvergiftungsbild  sehr  an  das  der  Arses- 
vergiflnng.  In  der  Literatur  finden  sich  auch  berate 
einige  Angaben,  welche  auf  die  Analogie  beider  hii- 
deuten.  So  beobachteten  Koschlakoff  und  Bo- 
gomoloff  (1868),  dass  AsH,  und  SbH,  in  glei- 
cherweise auf  das  Blut  einwirken,  nndSalkowskl 
hat  nach  Einführung  von  Antimonpräparaten  die 
gleiche  Fettdegeneration  der  Leber  wie  nach  Arseo 
beobachtet.  Auch  die  Vergiftungsversuche,  welebe 
Sklarek  (1866)  und  Lesser  (1879)  mit  Ana 
an  Fröschen  angestellt  haben,  erinnern  ungemein  sd 
die  Antimonvergiftung.  So  finden  sich  die  LähmoBg 
der  excitomorischen  Herznerven,  die  Anfhehoig 
der  Reflexbewegungen  in  Folge  von  Lähmung  be- 
stimmter Theile  des  Rückenmarks  ohne  vorhergeheode 
Erregung  beim  Arsen  genau  wie  beim  Antimoo. 
Sklarek  macht  auch  darauf  aufmerksam,  diss, 
während  thermische  und  chemische  Beize  keine  Be 
fiexbewegnugen  mehr  hervorrufen,  die  Längsleitoig 
durch  das  Rückenmark,  die  Fähigkeit  zur  Bewegiog 
und  das  Muskelgefühl  nicht  aufgehoben  sind,  das 
also  nur  bestimmte  Theile  der  grauen  Substanz  des 
Rückenmarkes  gelähmt  sein  müssen.  Die  willkflf- 
liehen  Bewegungen  scheinen  bei  der  Arsenwirkong 
etwas  früher  zu  schwinden ;  ^die  Erregbarkelt  der 
willkürlichen  Muskeln  und  der  motorischen  Nerven 
bleibt  wie  bei  der  Antimonwirkung,  nach  Sklarek, 
erhalten  (nach  Lesser  schwindet  sie  an  gewitfeo 
Muskeln).  Dagegen  scheint  Sklarek  Brechbewe- 
gungen bei  Fröschen  nicht  beobachtet  zu  habeo. 
Lesser  stellte  namentlich  Versuche  am  Froacbher- 
zen  an  und  zeigte,  dass  vor  Eintritt  des  diastoliscbeo 
Stillstandes  die  Ventrikelcontraktionen  viel  seltener 
werden,  als  die  der  Vorhöfe,  betonte  auch,  dass  der 
diastolische  Herzstillstand  nicht  die  Todesursache  bei 
Fröschen  sein  kann. 

Nach  einigen  von  Soloweitschyk  aogesteU- 
ten  Versuchen  mit  arsenigsaurem  Natron  stimoeD 
die  Antimon-  und  Arsenwirkung  mit  einander  vd//- 
kommen  überein ;  nur  wirkt  das  Arsen  qnantititiv 
stärker.  Auch  die  heftigen  BrechbewegnogeD 
ten  bei  der  Arsenwirkung  an  Fröschen  nicht 


m.    Hy^eine,  Diätetik,  Pharmakologie  a.  Toxikologie. 


233 


Aiuser  dem  Arsen  findet  sich  aber  noch  eine 
tweite  Sabstanz,  die  sich  in  pharmakologischer  Hin- 
sieht dem  Antimon  anznschliessen  scheint,  und  zwar 
das  Emetin.  Soweit  die  Wirkungen  des  letzteren 
10  FrOschen  dnrch  die  Dntersnchuogen  von  v.  P  o  d  - 
wyssotzki  bekannt  geworden  sind,  ist  die  lieber- 
eiostifflmang  nach  den  Hanptrichtnngen  hin  eine  so 
YollstäDdige,  dass  man  das  Antimon  fast  ein  metal- 
iisebes  Emetin  nennen  könnte.  Das  Emetin  lähmt, 
wie  das  Antimon,  die  Reflexerregbarkeit,  lässt  moto- 
rische Nerven  nnd  Mnskeln  intakt  und  ruft  diasto- 
lischen Herzstillstand  herror,  dem  jenes  eigenthflm- 
thflmliche  Stadium  vorhergeht,  in  welchem  sich  der 
Ventrikel  weit  seltener  contrahirt,  als  die  Vorfaöfe. 
Dsgegen  sah  Podwyssotzki  bei  Fröschen,  nach 
Dineichung  von  Emetin,  weder  Brechbewegungen 
noch  Mnskelzucknngen  eintreten,  also  keine  Erschei- 
BBDgen,  die  anf  eine  Reizung  von  coordinatorischen 
Oentren  in  der  Med.  obl.  hindeuten. 

Von  Warmblfltem  wurden  Kaninchen  und  Hunde 
QDtenncht.  Fflr  Kaninchen  von  mittlerem  Körper- 
gewicht bildeten  5  Mgrmm.SbsOs  eine  absolut  lethale 
Dose,  doch  trat  der  Tod  erst  nach  15— 18  Standen, 
bisweilen  sogar  erst  nach  einigen  Tagen  ein,  und 
selbst  nach  viel  grösseren  Dosen  verlief  die  Vergif- 
tong  nicht  viel  rascher.  In  diesen  Fällen  gestaltete 
sich  das  Wirknngsbild  etwa  so :  Lange  Zeit  nach  der 
Injektion  blieben  die  Thiere  scheinbar  normal ;  nach 
15 — 16  Stunden  wurden  sie  unruhig,  liefen  hin  und 
her,  stürzten  dann  plötzlich  zu  Boden  und  verfielen 
in  Krämpfe,  die  etwa  15 — 25  Minuten  andauerten. 
Darauf  wurden  Athmung  und  Herzcontraktionen 
schwach  und  es  trat  rasch  der  Tod  ein.  Hunde  ge- 
währten ein  ähnliches  Vergiftnngsbiid.  Wurde  ihnen 
eine  Gabe  von  30— 50Mgrmm.  Sb^Os  direkt  in  eine 
FosBvene  injicirt,  so  trat  sehr  bald  eine  bedeutende 
Ibttigkeit  nnd  Schwäche  ein,  die  bis  zum  Tode  zu* 
nahm.  Längere  Zeit  nach  der  Injektion  stellte  sich 
aach  Erbrechen  ein.  Dem  Tode  gingen  gewöhnlich 
krampfhafte  Muskelznckungen  voraus.  Die  Athmung 
wurde  gegen  das  Ende  hin  sehr  oberflächlich,  die 
Herzcontraktionen  wurden  immer  schwächer;  auch 
kam  es  zu  flüssigen  Stuhlentleerungen.  Bei  der  Sektion 
fanden  sich  dann  die  geschilderten  Veränderungen 
der  Darmschleimhant  und  bedeutende  UeberfÜllung 
der  DnterleibsgefiUse.  Die  Cirkulationsorgane  an- 
hingend,  so  fand  sich  in  allen  Versuchen  eine  continuir- 
llehe,  allmälige  Abnahme  des  Blutdrucks.  Zugleich 
erleidet  die  Herzthätigkeit  meist  eine  Frequenzab- 
nahme nnd  der  Tod  tritt  ein,  wenn  der  Blutdruck 
gleich  Null  geworden  ist.  Was  die  Ursachen  dieser 
enormen  Druckemiedrigung  anlangt,  so  kann  die 
letztere  dnrch  eine  Abschwächung  der  Herzaktion 
nnmöglich  erklärt  werden,  vielmehr  scheinen  Druck* 
Erniedrigung  und  Herzschwäche  Folgen  ein  und  der- 
aelben  Ursache  zu  sein.  Aus  S.'s  Versuchen  geht 
Qämlich  mit  Sicherheit  hervor,  dass  das  Antimon 
eine  Blrweiterung  der  Oe fasse ,  und  zwar  vor- 
zugsweise der  Dnterleibsgefäsee  (durch  Lähmung 
Med.  Jahlbb.  34.192.  Hft.  3. 


der  Vasomotoren)  zu  Stande  bringt.  Der  Ort 
dieser  Wirkung  ist  jedenfalls  ein  peripherer,  weil 
bei  den  Versuchsthieren  die  Reizung  des  Hals- 
markes selbst  mit  den  stärksten  Strömen  in  den  spä- 
teren Stadien  der  Vergiftung  keine  Erhöhung  des 
abnorm  erniedrigten  Blutdrucks  mehr  bewirkte.  Um- 
gekehrt, wenn  dasGefässnerven^j^^rtim  zuvor  durch 
Ghloral  gelähmt  worden  war,  rief  die  Applikation 
von  Antimon  doch  immer  noch  eine  weitere  Ernied- 
rigung des  Blutdrucks  hervor.  Aus  dieser  enormen 
Erweiterung  der  Unterleibsgefässe  erklären  sich  auch 
die  heftigen,  meist  blutigen  Durchfälle,  die  Blutex- 
travasate  in  und  auf  die  Darmschleimhaut  und  die 
Blntttberfttllung  aller  Unterleibsorgane,  Symptome, 
welche  bei  den  vergifteten  Thieren  fast  regelmässig, 
wenigstens  theilweise,  beobachtet  wurden.  Das  Er- 
brechen, welches  bei  Hunden  und  Fröschen  nach 
Antimonapplikation  zu  beobachten  ist,  scheint  seinen 
Qrund  in  einer  lokalen  Einwirkung  des  Giftes  auf 
die  Magenschleimhaut  zu  haben,  durch  die  es  viel- 
leicht ausgeschieden  wird.  (K  o  b  e  r t.) 

567.  Zur  Pharmakologie  des  Queoksil- 
bers.^) 

In  Bezug  auf  die  Ausscheidung  des  Quecksilbers 
haben  wir  die  Untersuchungen  zu  erwähnen,  welche 
Dr.  Otto  Hassenstein  über  die  Ausscheidung 
desselben  durch  die  Oalle  angestellt  hat.  (Inaug.- 
Diss.  Königsberg  1879.)  Nachdem  er  sich  zuerst, 
jedoch  wegen  des  dabei  entstehenden  Verlustes  mit 
wenig  Glfick,  der  A.  May  er 'sehen  Methode  (voll- 
ständige Verbrennung  der  organischen  Substanz,  so 
dass  das  Quecksilber  als  Metall  erhalten  wird)  be- 
dient hatte,  wandte  er  die  von  uns  bereits  mehrfach 
erwähnte  Ludwig 'sehe  an,  bei  welcher  das  in  Lö- 
sung befindliche  Quecksilber  auf  Zink-  oder  Kupfer- 
staub niedergeschlagen  wird. 

Zunächst  stellte  H.  durch  einige  Vorversnche  mit 
Eiweisslösung,  bez.  Galle  fest,  dass  sich  letztgenannte 
Methode  auch  bei  Anwendung  des  Quecksilber- Albn- 
minats  zu  genauen  Analysen  verwenden  lasse.  Es 
wurden  dann  die  Versuche  in  der  Weise  ausgeführt, 
dass  Kaninchen  innerlich  3  bis  4Vs  Cctmti*.  einer 
6proc.  Quecksilber- Acetamid-Lösung,  die  dann  noch 
mit  Wasser  verdünnt  wurde,  eingespritzt  und  gleich 
darauf  Gallenfisteln  angelegt  wurden.  Der  Tod  trat 
nach  3  Vs  bis  4  Std.  ein.  In  einem  Falle^  in  wel- 
chem 3  Gctmtr.  der  Quecksilber -Lösung  (oder 
0.1139  Grmm.  Quecksilber)  eingespritzt  worden 
waren,  ergab  die  Ausscheidung  durch  die  Galle 
binnen  5  Std.  0.0006  Grmm.  Quecksilber,  wogegen 
der  ausgespülte  Darminhalt  0.1037  Grmm.  metalli- 
sches Quecksilber  enthielt.  In  einem  andern  Fall, 
in  welchem  ebenfalls  3  Gctmtr.  der  Lösung  einge- 
spritzt worden  waren,  waren  durch  die  Galle  binnen 
3Vs  Std.  0.0008  Grmm.  Quecksilber  ausgeschieden 
worden. 


»)  Vgl.  Jabrbb.  CXC.  p.  15. 

30 


234 


ni.     Hygieine,  Diätetik,  Pharmakologie  a.  Toxikologie. 


Die  Versuche  bestätigten  die  Beobachtang,  dass 
Qaeckflilber,  welches  Thieren  in  den  Magen  gebracht 
wird,  theilweise  in  der  Galle  wieder  erscheint,  und 
zwar  in  sehr  kurzer  Zeit  und  in  verhältnissmässig 
bedeutender  Menge.  Sie  lehren  ferner,  dass  id 
Galle  gelöstes  Qnecksilber  aus  derselben  ohne  vor- 
hergehende iSersetzung  der  organischen  Substanzen 
durch  Kupferstaub  (L  n  d  w  i  g  's  Methode)  vollständig 
gefüllt  wird,  sei  dasselbe  mit  der  Galle  ausgeschie- 
den, sei  es  derselben  ausserhalb  des  Organismus  bei- 
gemengt gewesen. 

0.  Kaspar  (Rev.  mM.  de  laSuisse  Rom.  I.  6. 
p.  352.  1881)  macht  auf  die  grosse  Mangelhaftig- 
keit des  Quechilberpeptony  behufs  subcut.  Injektion 
bei  Syphilis  aufmerksam.  Er  sucht  hauptsächlich 
hierin,  bez.  in  dem  Mangel  jedes  sichern  Anhaltes, 
ob  auch  wirklich  alles  zur  Verwendung  bestimmte 
Pepton  durch  Hydr.  bichlor.  corr.  niedergeschlagen 
sei,  den  Grund  der  grossen  Verschiedenheit  der  mit 
jenem  Peptonat  gemachten  Erfahrungen.  So  fand 
er  z.  B.  öfters,  dass  sich  in  einer  Lösung  von  1  Hydr. 
bichl.  auf  30  Wasser,  nachdem  so  viel  Pepton 
„als  zur  vollständigen  AusMung  des  Quecksilbers 
nöthig^'  zugetropft  worden  war,  obgleich  nach  Ab- 
filtrirung  der  Flflasigkeit  auf  weitem  Zusatz  von 
Pepton  abermalige  Niederschläge  bildeten,  und  ver- 
muthet,  dass  dieselben  durch  Entstehung  anderer 
Salze  erzeugt  werden.  Auch  das  vorgeschriebene 
Waschen  des  Niederschlags  mit  Wasser  u.  Alkohol 
ist  nach  K.  unzweckmässig,  weil  derselbe  hierdurch 
fttr  Kochsalzlösung  fast  unlöslich  gemacht  werde. 
Ausserdem  bliebe,  weil  das  Peptonat  im  Wasser 
weit  löslicher  sei,  als  man  gewöhnlich  annimmt,  ein 
grosser  Theil  desselben  in  der  Aber  dem  Nieder- 
schlag stehenden  Flüssigkeit  gelöst 

Zur  Gewinnung  eines  möglichst  sichern  Präpa- 
rates suchte  nun  K.  zunächst  festzustellen,  in  wie 
weit  die  Concentration  der  angewandten  Flflssig- 
keiten  auf  die  Bildung  von  Quecksilber-Pepton  von 
Einfluss  sei,  u.  fand  schlflsslich,  dass  eine  Lösung  von 
Hydr.  bichl.  1 :  20  und  eine  Peptonlösung  von  3:10 
einen  Niederschlag  giebt,  welcher  sich  besser  und 
klarer  löst,  als  die  6  anderen  aus  dttnnem  oder 
starkem  Peptonlösungen  (bei  sich  gleichbleibender 
Stärke  der  Hg-Lösnng)  dargestellten  Niederschläge. 
Sämmtliche  erhaltene  Niederschläge  (dieK.  indessen 
nicht  ausgewaschen,  sondern  auf  dem  Filter  gesam- 
melt hatte)  wurden  nun,  jeder  fElr  sich,  in  Kochsalz- 
wasser gelöst  und  aus  den  Lösungen  das  Qneck- 
silber als  Schwefelquecksilber  bestimmt.  Es  zeigte 
sich,  dass  die  Flüssigkeit,  welche  den  erwähnten 
am  leichtesten  löslichen  Niederschlag  enthielt,  auch 
das  meiste  Quecksilber  gab,  und  in  diesem  Fall 
0.4495<^/o  des  angewandten  Hg  zur  Peptonatbil- 
dung  verwandt  worden  waren;  dass  also  mit  der 
Vermehmng  des  Pepton,  auch  der  Gehalt  an  Pep- 
tonat gesteigert  werde,  jedoch  nur  bis  zu  einem  ge- 
wissen Grad,  über  welchen  hinaus  die  Menge  des 
Peptonates,  trotz  vermehrter  Zoftthrnng  von  Pepton, 
wieder  abnimmt.     Letztere  Ersoheinnng  wird  nach 


K.  bedingt  durch  die  bereits  erwähnte  Büdong 
sekundärer  Salze.  Auf  jeden  Fall  war,  sdbst  ia 
gedachtem  günstigsten  Falle  (Nr.  5  K.'8),  die  räch- 
liehe  Hälfte  des  zur  Peptonatbildnng  bestimmten  Hydr. 
bichl.  gar  nicht  niedergeschlagen  worden,  sonden 
das  Quecksilber  in  Lösung  geblieben. 

ZurErzielnng  einer  möglichst  vollständigen  Ans- 
fällung  und  Darstellung  eines  nchera  Präpantes, 
empfiehlt  schlflsslich  K.  eine  Lösung  von  2.22  Hydr. 
bichl.  auf  50  und  von  6.60  Pepton  auf  15  Oebatr. 
Wasser  zu  verwenden.  In  solchem  Fall  erhielt  er 
ein  Peptonat,  welches  0.985®/o  des  Hg  enthielt  und 
folgende  empfehlende  Eigenschaften  zeigte : 

1)  Es  schlug  sich  nicht  beim  Kochen  nieder. 

2)  Auf  Zusatz  von  wenigen  Tropfen  absol.  Al- 
kohol trabte  es  sich  nicht  und  nur  leieht  auf  weiten 
Zusatz. 

3)  Es  trübte  sich  Idoht  auf  Essig-  nnd  8ik- 
säure-,  stärker  auf  Tannin-Zusatz. 

4)  Büt  Salpetersäure  gab  es  leichte  Trübung, 
die  beim  Erhitzen  einer  gelben  Färbung  (XanfluB; 
Xanthoproteinsänre)  wich. 

5)  Ammoniak  gab  einen  weissen,  beim  Koeha 
graulich  werdenden  Niederschlag. 

6)  Aetz-  und  kohlens.  Kali  trflbten  es  nnr  m  der 
Hitze  und  bewirkten  einen  grauen  Niedersehlag. 

7)  Schwefelammon.  schlug  daraos  Schwefel- 
quecksilber  nieder. 

8)  Nach  Uebersättigung  mit  Kali  caust  bewirkte 
Cupr.  sulphuric.  eine  violette  Färbung  der  FlOsag- 
keit 

Nach  Martineau  (Gaz.  des  H5p.  80. 1881] 
lässt  sich  ein  fbr  subcutane  Emspritznngen  bd  Sy- 
philis brauchbares  und  auch  (tlr  längere  Aufbewah- 
rung geeignetes  Präparat  dadurch  darstellen,  dia 
man  15  Grmm.  trocknes  Pepton,  10  Ormm.  Hydr. 
bichl.  corr.  nnd  15  Ormm.  Ammon.  moriat  in  eioer 
dem  jedesmaligen  Zweck  entsprechenden  Menge  WiS' 
ser  und  Qlycerin  löst,  so  dass  auf  1  Cctmtr.  FlflaBi^' 
keit  2 — 4  Mgrmm.Hydr.  bichl.  kommen.  Derartige 
Injektionen,  welche  M.  zuletzt  täglich  Imal  in  des 
Rflcken  machte,  hatten  nicht  im  Geringsten  örtficfae 
Reizerscheinungen,  oder  Speichelfluss  oder  anden 
Uebelstände  zur  Folge  und  schienen  gegen  die  be 
stehende  Krankheit  weit  günstiger  und  sicherer  n 
wirken,  als  die  innere  Anwendung  des  Sublimat,  be- 
sonders in  schwerem  Fällen,  wo  man  rasch  wirken 
mochte.  (0.  Naumann.) 

568.  Ueber  Vergfftang  ndt  Kohlenosid' 
gas. 

Prof.  Haschka  beabsichtigt  in  dnem  von  ihD 
gehaltenen  Vortrage  über  die  fragliche  Vergiftoag 
(Prag.  med.  Wchnschr.  V.  5.  6.  1880)  allerdings 
nur  eine  üebersicht  des  Bekannten  zu  Hefen,  ee 
empfiehlt  sich  jedoch,  auf  einige  Einzelheiten  dieaer 
ausgezeichneten  Abhandlung  einzugehen. 

Anch  hl  ungeheizten  Zimmern  können  leioe  00- 
Vergiftongen  vorkommen.  So  sind  s.  B.  bd  Eton- 
branden  Leute  in  einer  oneelieiiten  Stöbe  vasÜW 


in.    Hygieine,  Diätetik;  Pharmakologie  u.  Toxikologie. 


235 


woiden.  Eb  könDen  nftmlicb  Balken  hinter  dem 
KamiDe  Feuer  fangen ;  es  entwickelt  sieh  wegen  der 
oovoHstlndigen  Verbrennung  GO-Gas^  dringt  durch 
die  Mauer  und  kann  zu  Vergiftungen  Aulasa  geben. 
Li  Paris  wies  die  Sektion  einer  todt  aufgefundenen 
Dame,  welche  ein  ungeheiztes  Zimmer  im  1.  Stock- 
werke bewohnte,  deutliche  Zeichen  von  CO -Gas- 
Vergiftung  nach.  Die  Erklärung  fand  man  darin, 
dtas  im  Parterre  ein  24ahnarzt  wohnte,  der  Aber 
einem  offnen  Kohlenbecken  seine  Arbeit  verrichtete, 
wobei  dasGO-Gas  durch  den  Kamin  in  die  Wohnung 
der  Dame  eindrang. 

Natürlich  bedarf  es  zum  Zustandekommen  einer 
CO- Vergiftung  nicht  immer  der  Benutzung  von  Koh- 
len. So  wurde  Maschka  einmal  in  die  Wohnung 
eines  Tagelöhners  gerufen ,  wo  3  Leute  bewusstlos 
uf  der  Erde  lagen.  Der  Mann  wurde  gerettet, 
wfthrend  das  Weib  und  das  Kind  starben.  Der  Mann 
gib  an,  dass  er  Abends  nach  der  Arbeit  mit  grünem 
Holze  eines  frisch  gefUlten  Baumes  geheizt  habe. 
Ttotzdem  war  Vergiftung  eingetreten.  —  Auch  bei 
lodern  Gelegenheiten  kann  sich  GO-Gas  entwickeln 
mid  UoglflcksMe  herbeiftihren ,  z.  B.  in  Kalk-  und 
Ziegelbrennereien ,  und  es  sind  mehrere  Fälle  vor- 
gekommen, wo  Leute,  die  in  der  Nähe  solcher  Orte 
geschlafen  hatten,  an  GO  -  Intoxikation  zu  Grunde 
gingen.  Auch  in  Bergwerken  bei  B^ntwicklnng  der 
Bügen,  stinkenden  Wetter,  in  Giessereien,  wo  Metalle 
durch  CO  reducirt  werden ,  sowie  auch  in  Papier- 
fabriken bei  der  trocknen  Destillation  von  Hadern 
rind  derartige  Vergiftungen  vorgekommen.  [Vgl.  in 
letzterer  Hinsicht  die  Mittheilung  von  Prahl,  über 
welche  in  nnsem  Jahrbb.  GLXXXVUL  p.  16  be- 
richtet worden  ist.] 

Zum  Selbstmord  wird  das  GO-Gas  oft  benutzt. 
Ntch  einer  französischen  Statistik  kommen  auf  1000 
Selbstmorde  210  GO- Vergiftungen ,  und  zwar  wur- 
den 65  von  Männern  und  145  von  Weibern  ausge- 
flUul  Einige  Selbstmörder  haben  dabei  sogar  noch 
Anbeichnnngen  über  die  Intozikationssjmptome  ge- 
micht  So  giebt  Devergie  in  seinem  Lehrbuche 
die  achriftliehen  Angaben  eines  solchen  Menseben  an, 
welche  folgendermaassen  lauten : 

„Ich  setie  auf  den  Tisch  eine  Lampe ,  eine  Kerze, 
eine  Uhr  ond  beginne  mit  der  Operation.  Es  ist  10  Uhr 
16  Mfainten.  Ich  zfinde  meinen  Ofen  an.  Die  Kohle 
brennt  langsam.    10  Uhr  20  Min. :  Der  Puls  ist  ruhig. 

10  Uhr  80  Min. :  Ein  dichter  Bauch  verbreitet  sich  all- 
vSäg  in  der  Stnbe.  Meine  Kene  scheint  dem  Erlöschen 
nahe  lu  nein.  Ein  heftiger  Kopftchmen  beginnt ;  meine 
Angeä  fiUlen  sich  mit  Thranen.  Ich  empfinde  ein  aUge- 
nemas  Unbehagen ;  der  Pols  ist  besehleunigt.  10  Uhr 
40  Mfai. :  Die  Kene  ist  aosgelSscht ;  die  Lampe  brennt 
noeh.  Meine  Bchlftfen  klopfen,  als  wenn  die  Adern  platzen 
voUten.  Ich  habe  Neigung  su  schlafen.  Ich  leide  sohreck- 
Hch  im  Magen.  Der  Pols  hat  80  Schläge.  10  Uhr  60  Min.  : 
Ich  ersftioke.  Fremdartige  Gedanken  steigen  in  meinem 
Geiste  anf  und  ich  kann  kaum  athmen.    Ich  bin  n&rrisch. 

11  Uhr:  loh  kann  fast  nicht  mehr  aehreiben.  Mein  Ge- 
Bioht  trftbt  sieh ,  die  Lampe  erlisoht.  Ich  glaubte  nicht, 
<lan  man  so  Tiel  leiden  mflsse ,  um  au  sterben." 

Zum  Mord  ist  die  CO- Vergiftung  nur  äusserst 
selten  benutzt  worden. 


Unter  den  Symptomen ,  welche  nicht  selten  bei 
der  CO-Athmung  vorkommen,  hat  das  Erbrechen 
eine  gewisse  Bedeutung ,  indem  bisweilen  die  erbro- 
chenen Massen  in  die  Luftwege  gelangen  und  Er- 
stickung bedingen ,  lange  bevor  das  Blut  der  betr. 
Individuen  mit  CO  gesättigt  ist.  Gerichtsärztlich  ist 
diess  von  ausserordentlicher  Wichtigkeit.  Maschka 
selbst  machte  in  2  Fällen  die  Obduktion,  in  welchen 
Kehlkopf  und  Luftröhre  so  vollständig  mit  Speise- 
brei ausgefüllt  waren ,  dass  an  ein  Hineingelangen 
desselben  nach  dem  Tode  nicht  zu  denken  war. 
Uebrigens  lag  der  Beweis,  dass  diese  Stoffe  während 
des  Brechakts  hineingelangt  waren,  auch  noch  darin, 
dass  in  demselben  Zimmer  noch  ein  zweites  Indivi- 
duum umgekommen  war,  bei  dem  Luftröhre  und 
Kehlkopf  frei  waren ,  das  Blut  aber  stark  CO-haltig 
war ,  während  bei  dem  ersterwähnten  Menschen  das 
Blut  sich  normal  verhielt. 

Nach  Eintritt  der  Bewusstlosigkeit  kommt  es 
meist  zu  Lähmungen ;  Sensibilität  und  Motilität  sind 
aufgehoben,  ebenso  die  Reflexerregbarkeit.  Indessen 
es  kommen  auch  Ausnahmen  vor,  z.  B.  mit  mania- 
kalischen  Anfilllen.  So  wurde  M.  ein  Fall  mitgetheilt, 
in  dem  eine  Frau ,  welche  nach  CO-Inhalation  be- 
wusstlos geworden  war  und  nach  8  Stunden  starb, 
eine  so  stark  gesteigerte  Reflezerregbarkeit  darbot, 
dass  sie  bei  der  geringsten  Berührung  Convulsionen 
und  Tetanus  bekam.  Dass  Menschen  in  Folge  von 
Convulsionen  in  der  CO-Narkose  aus  dem  Bette  fal- 
len, wurde  schon  oft  beobachtet.  Auch  bei  Thieren 
sah  M.  häufig  bei  der  CO- Vergiftung  starke  Krämpfe. 
Referent  hat  stets  nur  leichte  Aufregung  und 
Dyspnoe,  aber  nie  Krämpfe  gesehen. 

Die  Bewusstlosigkeit  kann  nach  dem  Vorüber- 
gehen der  Vergiftung  noch  lange  anhalten.  So  kam 
in  einem  von  Klebs  mitgetheilten  Falle  ein  Mann, 
der  am  18.  Nov.  vergiftet  worden  war,  erst  nach  4 
Tagen  auf  den  Hof,  um  sich  txk  waschen.  Er  war 
während  dieser  Zeit  zweimal  zum  Bewnsstsein  ge- 
kommen ,  aber  wieder  von  Bewusstlosigkeit  befallen 
worden.  In  das  Krankenhaus  gebracht,  kam  Pat. 
wohl  wieder  zum  Bewnsstsein,  starb  jedoch  am 
12.  Dec.  in  Folge  von  brandigen  Geschwüren.  — 
Dass  wochenlang  anhaltender  Kopfschmerz  nach  der 
Vergiftung  zurückbleibt,  ist  nichts  Seltenes.  Simon 
in  Hamburg  hat  seinerzeit  darauf  aufmerksam  ge- 
macht ,  dass  bisweilen  kleine  Erweichungsherde  im 
Gehirn,  und  zwar  in  der  Rindensubstanz,  vorkommen, 
durch  welche  die  genannten  Symptome  wohl  erklärt 
werden  könnten;  Maschka  hat  jedoch  in  den  45 
Fällen ,  in  denen  er  die  Obduktion  zu  machen  Ge- 
legenheit hatte,  niemals  etwas  Derartiges  gefunden. 
Von  weitern  Eigenthümlichkeiten  des  Sektionsbefun- 
des  sei  Hyperämie  und  Ekchymosirung  der  Lungen 
erwähnt.  Die  Substanz  der  Leber  nnd  der  Nieren  ist 
nicht  selten  parenchymatös  degenerirt,  diecapülaren 
Geftsse  sind  thrombosirt,  das  Epithel  in  den  Nieren* 
kanälcben  gequollen,  mitunter  auch  verfettet;  ebenso 
auch  jenes  in  den  Leberzellen.  Das  Eintreten  der 
parenchymatösen  Degeneration  kennt  man  schon  seit 


236 


III.     Hygieine^  DiAtetik,  Phannakologie  u.  Toxikologe. 


längerer  Zeit ,  aber  man  glaubte ,  dass  dieselbe  nur 
dann  vorkomme,  wenn  die  vergifteten  Individuen  län- 
gere Zeit  gelebt  haben.  Indessen  kamen  M  a  s  c  h  k  a 
neuerdings  3  Fälle  vor,  in  welchen  die  Betreffenden 
nur  sehr  kurze  Zeit  gelebt,  u.  namentlich  ein  Knabe, 
welcher  nur  eine  Stunde  in  der  mit  CO  geschwänger- 
ten Atmosphäre  gelegen  hatte  und  todt  aufgefunden 
wurde,  und  doch  war  auch  bei  diesen  Personen  die 
Degeneration  der  Leber  und  Nieren  deutlich  nach" 
zuweisen^  ein  Beweis,  dass  diese  Ernährungsstörung 
sehr  bald  eintritt 

Wenn  die  CO- Vergiftung  nicht  Utliul  verläuft, 
können  sich  an  dieselbe  verschiedene  Nachkrankhei- 
ten anschliessen ,  so  Pneumonien ,  nach  H  o  f  m  a  n  n 
Diphtheritis,  nach  Leber  t  Thrombosen  u.  Oedeme, 
ja  sogar  brandiges  Absterben  der  Extremitäten ;  auch 
Geisteskrankheiten  sind  beobachtet  worden ;  so  wer- 
den von  Ideler  2  Fälle  angeführt,  in  welchen 
Manie  und  Blödsinn  auftrat. 

Dev Zuckergehalt  des  Harns  wurde  von  Schiff 
dadurch  erklärt,  dass  in  Folge  der  Lähmung  der 
vasomotorischen  Nerven  Hyperämie  der  Leber  be- 
dingt werde ,  welche  gewissermaassen  als  Ferment 
auf  das  Glykogen  der  Leber  wirke  und  Zucker  in 
grösserer  Menge  bilde.  Ob  diese  Theorie  richtig  ist, 
ist  gleichgiltig;  die  Existenz  dieses  symptomatischen 
Diabetes  wird  gegenwärtig  allgemein  angenommen. 
M.  hat  in  12  Fällen  die  chemische  Untersuchung 
des  Harns  anstellen  lassen ,  aber  nur  in  2  Fällen 
wurden  geringe  Spuren  von  Zucker  nachgewiesen, 
während  in  10  Fällen  auch  nicht  einmal  eine  Spur 
davon  zu  finden  war.  [Wir  wollen  hier  uns  Aber 
diesen  Punkt  nicht  weiter  verbreiten,  da  wir  in  unse» 
rer  vorigen  Zusammenstellung  über  die  Kohlenoxyd- 
vergiftung  (Jahrbb.  CLXXXVIII.  p.  20)  bereits 
mehrfach  davon  gesprochen  haben ;  wir  erlauben  uns 
nur  noch  die  Ansicht  Hoppe-Seyler's  Aber  den 
Eohlenoxyddiabetes  anzuführen,  da  sie  der  Masch- 
k  a  'sehen  ähnlich  ist. 

Der  (genannte  hewährte  physiologiscbe  Chemiker 
sagt  Dämlich  (Physiol.  Chemie  IV.  p.  829.  1881) :  „Bei 
CO  -  Vergiftong  ist  von  mehrern  Beobachtern  Traaben- 
zneker  im  Harne  gefunden  worden ;  i  c  h  habe  zwar  stets 
starke  Knpferozydreduktion  durch  den  Harn  bei  dieser 
Yergiftang  beobachtet ,  aber  nie  eine  Spur  von  Thranben- 
zucker  naohsnweisen  vermocht.*  Senff  hat  seinerzeit 
den  Zacker  dabei  dnrch  Gährnng  und  durch  Knpferoxyd- 
reduktion  bestimmt.  H  n  p  p  e  r  t ,  der  für  M  a  s  c  h  k  a  die 
Urinnntersnehnngen  machte,  hält  die  Gähnmgsprobe  nicht 
ffir  beweisend  f&r  Znckeranwesenheit  nnd  hat  sie  wahr- 
scheinlich ans  diesem  Grunde  unterlassen,] 

In  Bezug  auf  das  Schicksal  des  Kohlenoxydes 
bei  der  Vergiftung  nach  Einvnrkung  desselben, 
weist  Dr.  Edwin  Kreis,  prakt.  Arzt  in  Zflrich 
(Arch.  f.  Physiol.  XXVI.  9—10.  p.  425.  1881), 
darauf  hin,  dass  Gl.  Bernard  (1857)  annahm, 
dass  das  CO  als  solches  eliminirt  werde.  Dem  ent- 
gegen behauptete  Pokrowsky,  dass  das  CO  im 
Organismus  eine  Umwandlung  in  CO3  erleide ,  wäh- 
rend Gr^hant  (1879)  zu  zeigen  versuchte,  dass 
das  00  als  solches  ausgeathmet  werde,  womit  er 
also  auf  den  B er nard 'sehen  Standpunkt  zurück- 


kommt. Um  sich  Aber  diese  Frage  klar  zu  werdea,, 
muss  man  vom  OOHb  (^=»  Kohlenoxydh&moglobiQ) 
ausgehen.  Während  man  dieses  anfknglidi  ftr  »ne 
feste  Verbindung  hielt,  wurde  durch  die  Untersoelmn- 
gen  von  Donders,  Zuntz  und  Podolinskt 
1872  nachgewiesen ,  dass  diess  nicht  der  Fall  \A^ 
sondern  dass  das  OOHb  eine  gewisse  Gaaspannmig 
hat,  vermöge  deren  es  in  einem  GO-freien  Ranme 
einen  Theil  seines  00  abgiebt  Wenn  auch  diese 
Dissociation  nur  langsam  vor  sich  geht,  so  mw 
immerhin  in  einer  gewissen  Zdt  eme  gewisse  Menge 
00  ausgeschieden  werden.  Wenn  hiemach  auch  die 
Bernard-Gr^hant'sche  Angabe,  dass  das  CO 
(theilweise)  als  solches  ansgeschieden  werde,  wilir- 
scheinlich  wird ,  so  liegt  doch  andererseits  der  Ver- 
dacht nahe,  dass  die  vonGr^hant  gefundenen 
Mengen  ausgeschiedenen  Eohlenoxydes  die  wegee 
dcfr  Spannung  des  OOHb  nnvenneidliehen  seieo, 
während  derHaupttheil  des  00  vielleicht  ein  andeiei 
Schicksal  hat.  Gegen  Gr^hant's  Versuche  Hast 
sich  nämlich  einwenden,  dass  er  bei  seiner  Methode, 
die  Exspirationsluft  derThiere  nach  demOO-Atiimen 
zu  untersuchen,  möglicherweise  einen  Bmchfhefl  des 
Kohlenoxydes ,  welcher  in  den  Luftwegen  stagmit 
hatte,  mit  der  Exspirationsluft  auffing.  Aus  dieaeiB 
Grunde  waren  neue  Versuche  über  diesen  Gegen- 
stand durchaus  wflnschenswerth. 

Kreis  wandte  zur  Erkennung  des  00  im  Blute 
anfangs  das  spektralanalytische  Verfahren  von 
Hoppe-Seyler  an.  Nun  hat  schon  Masia  dk 
Beobachtung  gemacht ,  dass  ftlr  die  Genauigkeit  des 
spektralanalytischen  Nachweises  von  00 -Blut  die 
gleichzeitige  Gegenwart  von  O^Hb  (»»  SauerstolT- 
hämoglobin)  nicht  gleichgtlltig  ist.  Bei  den  Kreis'- 
sehen  Versuchen  an  Kaninchen  zeigte  sich  ebenfalls, 
dass  der  spektralanalytische  Nachweis  des  CO  be 
einer  nur  partiellen  Vergiftung  oft  nicht  möglich  wir. 
Die  Grenze  der  Nachweisbarkeit  des  CO  im  BkU 
mit  dem  Spektralapparate  lag  bei  47 — 48*/« 
Kohlenoxydblut  bei  recht  gflnstigen  kleinen  Spd[- 
tralapparaten ,  bei  grossen  war  schon  bei  48.5  bis 
49<^/o  die  Grenze  erreicht.  Eine  zweite  Methode, 
welche  Kr.  anwandte,  um  das  00  im  Blute  nachso- 
weisen ,  bestand  in  der  Behandlung  des  Blutes  mit 
Luft  oder  Stickoxyd  und  Untersuchung  des  doroh- 
geblasenen  Gases  auf  CO  nach  folgender  Methode. 

Das  Gas,  resp.  die  su  ontenniohende  Luft  wurde  wt 
erst  doroh  8  Kaliapparate  geleitet,  um  alle  QO%  n  est- 
fernen ;  hierauf  passirte  eie  ein  klares  Barytrohr  larCoB- 
trole  f&r  die  letztere  u.  wurde  Jetzt  durch  eine  ca.  1  Mir. 
lange  Yerbrennungsröhre  geleitet,  welche  mit  ftMi  tm- 
geglühtem  Asbest  gefBllt  ¥rar  and  während  des  fttMS 
Verenches  auf  Bothgifihhitze  erhatten  wurde.  Kadi  die- 
ser VerbrennungBrofare  kamen  nochmals  2  klare  Baiyt- 
röhre ,  durch  welche  die  aus  der  letstem  tretende  Laft 
streiehen  musste.  War  nun  in  der  zu  untermekendei 
Luft  CO  enthalten,  so  verwandelte  sich  daaaelbe  nf 
Kosten  des  Sauerstoffs  der  beigemengten  Luft  in  der  f  er 
brennungsrOhre  in  COs  und  diese  trfibte  das  Baiytwwer« 

Zu  Versuchen,  Thiere  durch  Einathmenltfsen 

von  CO  zu  vergiften  und  hierauf  die  ExspintioDS- 

luft  auf  CO  zu  untersuchen,  erwiesen  sich  efgeotüeh 


I 

IIL    Hygieine^  Diätetik,  Pharmakologie  n.  Toxikologie. 


237 


mir  Frdsehe  geeignet,  die  das  Gas  4—5  Std.  lang 
rdcUich  in  ihrem  Blute  zurückhalten.  Eine  end- 
gültige Entscheidung  darflber  aber,  ob  sie  wirklich 
anverändertes  CO  aus  dem  Biute  mit  der  Lungen- 
Inft  ansschelden,  konnte  trotzdem  nicht  geliefert 
werden. 

Eine  weitere  Versuchsreihe  bezog  sich  auf  die 
subcutane  Injektion  von  CO  und  das  Verhalten  der 
Exspirationslnft  nach  solcher.  Schon  Cl.  Bernard 
hat  gezeigt ,  dass  CO  subcutan  beigebracht  oder  in 
die  Pleura  injidrt ,  keine  Vergiftungserscheinungen 
macht.  Pokrowsky  fand  bei  solchen  Thieren 
die  Exspirationsluft  frei  von  CO.  Auch  Kr.  fand 
bd  Kaninchen,  die  in  dieser  Weise  behandelt  wur- 
den, in  der  Exspirationsluft  nichts  von  CO ;  er  hält 
diese  Versuche  jedoch  nicht  für  beweisend,  weil  der 
Einwand  gemacht  werden  kann,  dass  in  diesen  Fäl- 
len das  Gas  überhaupt  mit  dem  Blute  nicht  in  aus- 
giebige Berührung  komme. 

In  einer  3.  Versuchsreihe  wurde  den  Thieren 
durch  Transfusion  CO-Blut  zugeführt ,  wobei  diese 
ttbrigens  durchaus  keine  Vergiftungserscheinungen 
zeigten.  Diese  Versuche,  bei  denen  das  ausgeathmete 
CO  auch  quantitativ  bestimmt  wurde,  zeigten,  dass 
Kaninchen  nach  der  Transfusion  von  ca.  30  Cctmtr. 
CO-Blut  eme  gewisse,  und  zwar  ziemlich  constante 
Menge  CO  ausathmen,  und  zwar  in  den  ersten  2 — 3 
Standen.  Die  ausgeathmete  Menge  ist  aber  nur  ein 
kleiner  Bmchtheil  der  eingeführten.  Diess  lässt  sich 
wohl  am  besten  so  erklären,  dass  man  annimmt ,  es 
findet  in  den  ersten  Stunden  eine  Dissociation  statt, 
dni'ch  welche  eine  grosse  Menge  CO  frei  wird. 

Eine  4.  Versuchsreihe  wurde  angestellt,  um  dui*ch 
Tbiere  ein  gewisses  Volumen  CO  zum  Verschwinden 
zu  bringen.  Es  war  jedoch  nicht  möglich,  durch 
Kaninchen  auch  nur  eine  Quantität  von  10  Cctmtr. 
CO  zum  vollständigen  Verschwinden  zu  bringen. 
Auch  mit  Fröschen  fielen  die  Versuche  ziemlich  ne- 
gativ aus.  An  weissen  Mäusen,  Bienen ,  Maikäfern 
nndMehlwflrmein  liess  sich  jedoch  zeigen,  dass  diese 
Thiere  eine  zu  ihrer  Körpermasse  verhältnissmässig 
sehr  grosse  Menge  CO  zum  Verschwinden  bringen. 
Verschwindet  aber  im  thierischen  Organismus  das 
eingeftlhrte  CO  theilweise,  so  muss  dafür  eine  um  so 
grössere  Menge  COf  aufti*eten*  Dieses  Faktum  ist 
schon  von  Pokrowsky  für  Kaninchen  angegeben. 
Kreis  wies  nun  auch  für  Frösche  zur  Evidenz  nach, 
dass  bei  der  CO-Athmupg  die  COs-Menge  der  Ex- 
spirationsluft zunimmt,  während  für  Kaninchen  der 
Beweis  nicht  in  so  schlagender  Weise  geführt  wer- 
den konnte. 

E»  steht  somit  fest^  dass  bei  der  CO»  Vergiftung 
der  grösste  Theil  des  eingeathmeten  Kohlenoaydes 
zu.  Kohlensäure  verbrannt  wird,  wäfvrend  ein  kleiner 
Theil  dureh  Dissociation  unverändert  ausgeathmet 
wird. 

Dr.  0.  Kahler  (Prag.  med.  Wchnschr.  VI.  48. 
49.1881)  theilt  weitere  Er/o/irun^^n  über  dieGly 
koeurie  bei  KMendunstvergi/tungen  mit. 


Die  fragl.  Erscheinung  ist  nach  K.  bei  Vergif- 
tungen zuerst  1858  von  Hasse  beobachtet  worden ; 
Friedberg  beschrieb (1866) 3,  Ollivier  (1879) 
2  solche  Fälle.  An  Thieren  studirten  dieses  Symptom 
Cl.Bernard  1857,Richardson  1862,Fried. 
berg  und  Senff  (1869).  Weitere  Mittheilungen 
darüber  kennt  Kahler  nicht  und  theilt  daher  5  von 
ihm  beobachtete  Fälle  mit. 

Der  erste  betrifft  ein  dOjähr.  Dienstmädchen, 
welches  sich  in  einer  Kohlendunstatmosphäre  zu  Bett 
gelegt  hatte  und  nach  9  Std.  besinnungslos  vorge- 
funden worden  war.  Selbst  10  Std.  nach  Entfernung 
aus  dem  vergifteten  Räume  zeigte  die  Kr.  noch  kein 
Bewusstsein ,  ja  kaum  eine  Spur  von  Reaktion  auf 
energische  sensible  Reize.  Die  Besinnungslosigkeit 
hielt  24  Std.  an ;  der  kleine  frequente  Puls  und  die 
langsame,  stertoröse  Respiration  bekundeten  die 
schweren  Störungen  der  vasomotorischen  Central- 
organe.  Als  Nachkrankheit  trat  ferner  Hautgangrän 
am  Kreuzbein  auf.  Für  die  Entstehung  derselben 
macht  Kahler  die  durch  eine  schwere  vasomoto- 
rische Paralyse  oder  durch  direkte  deletäre  Wirkung 
des  CO  verminderte  Resistenzßlhigkeit  der  Gewebe 
verantwortlich.  Vasomotorische  und  trophische  Stö- 
rungen der  Haut  verschiedener  Art  und  verschiede- 
nen Grades  gehören,  wie  L endet  1865  nachge- 
wiesen hat,  zu  den  Symptomen  der  CO- Vergiftung ; 
in  schweren  Fällen  aber  kommt  es  zu  der  von  Klebs 
in  ihi'er  Bedeutung  am  besten  gewürdigten  allgemei- 
nen Lähmung  der  Vasomotoren  und  die  fehlende 
Reaktion  derGef^se  auf  äussere  Einflüsse  mag  wohl 
dann  in  Verbindung  mit  dem  gesunkenen  Blutdrucke 
die  Erklärung  für  die  so  häufig  als  Nachkrankheit 
bei  schweren  Vergiftungen  vorkommenden  Druck- 
nekrosen  der  Haut  abgeben.  Sehr  beweisend  für 
die  vorhandene  verminderte  Resistenzßlhigkeit  der 
Haut  sind  namentlich  solche  Fälle,  wo  an  Stellen, 
die  zur  Applikation  von  Gegenreizen  gedient  haben 
(Senfteig,  Vesikans),  sich  Hautnekrose  entwickelt. 
So  entstsnd  auch  im  vorliegenden  Falle  in  beiden 
Wadengegenden,  wo  bei  der  Aufnahme  noch  adhäri- 
rende  Reste  eines  Senfteiges  gefunden  wurden,  nach- 
träglich eine  derbe  Infiltration  der  Haut ,  ohne  dass 
es  jemals  bis  zur  Nekrose  gekommen  wäre.  In  dem 
gleichen  Sinne  endlich  kann  man  eine  bei  der  Kr. 
nachgewiesene  pneumonische  Infiltration  der  Lunge 
als  Merkmal  einer  intensiven  Vergiftung  betrachten ; 
denn,  wenn  es  auch  wahrscheinlich  ist,  dass  die  an- 
derweitigen in  der  Kohlendunstatmosphäre  enthalte- 
nen reizenden  Stoffe  die  Veranlassung  der  folgenden 
kataiThalischen  und  pneumonischen  Erkrankung  der 
RespiratioDSwege  waren ,  so  wird  die  Schwere  der 
letztem  doch  gleichfalls  von  dem  Grade  der  Schädi- 
gung sich  hergeschrieben  haben ,  welchen  die  Resi- 
stenzftlhigkeit  der  Gewebe  durch  das  CO  direkt  oder 
indirekt  erlitten  hatte.  Der  in  den  ersten  24  Std. 
nach  Entfernung  der  Pat.  aus  dem  von  Kohlendunst 
erfüllten  Lokale  in  der  Blase  gesammelte  Harn  ent- 
hielt Zucker  in  der  Menge  von  0.9^/o ;  die  Ham- 
menge betrag  1200  Cctmtr.,  die  entleerte  Zucker« 


338 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medicinisehe  Klinik. 


menge  somit  10.8  Gramm.  Die  Qlykosorie  hielt 
nicht  länger  als  24  Std.  an  and  war  nicht  von  Alba- 
minnrie  begleitet.  Erst  am  2.  Tage  nach  Aufhören 
der  Znckeransscheidong  stellte  sich  eine  Spur  von 
Eiweiss  im  Harne  ein. 

Der  2.  Fall  betraf  einen  30jähr.  Tagelöhner, 
welcher  bei  einem  Kohlenbecken  eingeschlafen  war. 
Die  Symptome  bestanden  in  Bewusstlosigkeit,  Cya- 
nose,  stertoröser  Respiration  und  Pnlsbeschleunignng. 
Die  Therapie  bestand  in  einem  Aderlasse  und  in  Ap- 
plikation von  Hautreizen  früh  Morgens,  gleich  nach- 
dem Fat.  gefunden  worden  war.  Die  Besinnung 
kehrte  gegen  Abend  zurQck ;  die  Temperatur  betrug 
um  diese  Zeit  d8.4<-a9.O0  c.  Der  Harn  enthielt 
früh  0.96%  Zucker  (nach  Trommer)  und  um 
1  Uhr  0.51%;  Eiweiss  war  nicht  darin  zu  finden. 
In  der  folg.  Nacht  war  der  Harn  normal.  Die  übri- 
gen 3  Fälle  sind  ohne  Interesse. 

K.  empfiehlt  den  von  Kühne  vorgeschlagenen 
Aderlass  und  die  Transfusion  bei  allen  Formen  der 
CO-Vergiftnng. 

Schlüsslich  möge  noch  erwähnt  werden,  dass  Dr. 
Geo.  Diehl  zu  Kirchheimbolanden  (Friedreich's 
Blätter  f.  ger.  Med.  XXX.  p.  3.  1879)  eine  Zusam- 
menstellung der  bekannten  Thatsachen  über  Kohlen« 
dunstvergifiung  veröffentlicht  hat. 

Zwei  Ton  J.  W.  Rnneberg  und  vonSaltzman 
▼eröffentlichte  Fälle  von  Vergiftung  dnreh  Kohlenoxyd 
mögen  bier  nar  knrz  erwähnt  werden.  In  letzterem 
wurde  der  Kr.  durch  Bluttransfusion  gerettet.  B.'s  Beob- 
achtung (über  welche  in  unsem  Jahrbüchern  [GLXXXV. 
p.  28]  schon  ausfQhrlich  berichtet  worden  ist)  betrifft 
8  durch  Leuohtgss  vergiftete  Personen ;  2  von  ihnen  wur- 
den bereits  entseelt  aufgefunden.  Die  dritte  lebte  noch 
sieben  Tage,  ohne  dass  Jedoch  —  und  diess  ist  das  Inter- 
essante des  FaUes  —  das  Bewusstseln  auch  nur  für  einen 
Moment  wiedergekehrt  wäre.  Puls  und  Respiration  wa- 
ren normal.  Der  Harn  hatte  in  den  ersten  Tagen  redu- 
drende  Eigenschaften.  Während  der  letzten  Tage  steUte 
sich  Fieber  ein,  welches  allmälig  bis  41®  stieg.  Bei  der 
Sektion  sollen  keine  anatomischen  Veränderungen  gefun- 
den worden  sein,  doch  wurde  wohl  das  Gehirn  nicht  mi- 
kroskopisch nntersQoht,  sonst  wfirde  man  voraussiehtUch 
kleine  Blntaustritte  und  Erweichungen  gefunden  haben. 
Das  Leiebenblut  enthielt,  was  ebenfalls  sehr  auffallend 
klingt,  noch  deutlich  Kohlenozyd. 

Zwei  Fälle  Ton  CO- Vergiftung ,  welche  J.  M.  An- 
ders (Phiiad.  med.  Times  VI.  19.  1880.  p.  478)  mit- 
theilt, können  wir  fibergehen,  da  sie  nichts  Neues  bieten, 
ebenso  3  Fälle  von  Mor.  Singer  (Wiener  allg.  med. 
Ztg.  Nr.  26.  1879.  p.  369). 


Dr.  G.  Wolffhugel  (Zschr.  f.  BiotogieXIV.  4; 
Deutsche  med.  Wchnschr.  V.  1880.  p.  211)  suchte  dk 
Grenze  festzustellen,  bei  welcher  der  CO-Gehalt  der  Lift 
eines  Zimmers  gesundheitsschidUch  wird,  und  fimd,  daai 
dieselbe  durch  die  Empilndliehkeit  der  V  o  g  e  l'sehen  Blife- 
probe  gegeben  ist,  welche  durch  spektroskopisdie  Untw^ 
suchung  bei  Abwesenheit  von  Sauerstoff  noch  P/ot*  bd 
Anwesenheit  desselben  noch  2.6<^/oo  CO  aufflnden  lisit 
Danach  wfirde  eine  Jede  Zimmerluft  gesondheitsschidM 
sein,  von  welcher  100  Cotmtr.  noch  die  GO-Seaktioii  Ib 
3  Cctmtr.  eines  mit  Wasser  stark  verdünnten  Blutes  gebeo. 
—  Die  Diffusion  von  CO  durch  glfihende  eiserne  B5hret 
konnte  mit  dieser  Probe  deutlich  nachgewiesen  werden.  — 
Die  Versuche  wurden  später  inverechiedeaerW^sefariiit 
fortgesetzt. 

In  Bezug  auf  die  Frage,  ob  gusseiseme  Oefen  die  Ge- 
fahr der  CO'  Vergiftung  mt  sich  bringen,  verweisen  wir 
auf  einen  ganz  instruktiven  Artikel  in  »Gesundheit*  IV. 
1880.  p.  226.  Ebenso  können  wir  auch  auf  einen  Artikel 
von  J.  V.  Fodor,  fiber  die  Beziehungen  des  Kohleaojofi 
zur  Gesundheit  der  Menschen  (Deutsche  VJhrschr.  f.  ä. 
Gshpfl.  XII.  1880.  p.  377)  hier  nur  aufmerksam  maehei. 

Ans  einer  längeren  Abhandlung  von  Prof.  E.  Hof- 
mann  (Mittheii.  d.  Wiener  med.  Doct.-CoUegioni  T. 
p.  74 ;  Wiener  med.  Presse  XX.  18.  14.  15)  sei  nur  Dai 
erwähnt,  dass  ein  4Jähr.  Kind  gegen  eine  Vergiftung  nit 
CO  sich  resistent  erwies,  bei  der  10  ältere  Personen  4n 
Tod  fanden,  sowie  dassKolüendunstvergiftnngenaaehfeai 
nicht  geschlossener  OfenkUppe  vorkommen  können,  wesi 
der  Wind  den  Rauch  nach  unten  drfiekt. 

Schlfisslioh  seien  hier  noch  die  Versuche  von  Qu- 
haut  über  die  Ausscheidung  des  Kohienaxgd  durch  dat 
Blul  erwähnt  (Gaz.  de  Paris.  1879.  87.  p.  472  u.  1880. 
p.  126  u.  668 ;  Gompt.  rend.  91.  p.  858.  1880). 

Schon  frfiher  hatte  G.  die  Beobachtung  gemacht, 
dass  bei  der  CO-Vergiftung  ein  Theil  des  CO  wieder  im- 
verändert ,  nicht  zu  00^  verbrannt,  mit  den  exhalirtai 
Gasen  eliminirt  werde.  Quantitative  Bestimmungen  fib«r 
die  während  der  Vergiftung  vom  Blute  gebundenen  nd 
exsplrirten  Gasmengen  ergaben  späterhin,  dass  die  Meofe 
des  giftigen  Gases  in  dem  ausgeathmeten  Gasgemenge 
nicht  mehr  als  Vtoooo*— V«mm  beträgt,  und  dass  bei  lahiit- 
tion  von  mit  10000  Theilenatm.  Luft  verdünnten  Kohl«- 
oxyds  überhaupt  keine  Elimination  des  letzteren  stattflndet 

Bei  Fortsetzung  dieser  Versuche  (1880)  Hess  6r. 
Hunde  mittels  einer  Art  lft3&r*scher  Ventile  ans  eisen 
200  Liter  fassenden  Kautschukbeutel  Genüsche  von  Lnft 
und  CO  athmen.  Bei  V400  CO  und  Entleerung  des  Sack« 
in  56  Min.  erfolgte  Erholung ;  ebenso  bei  Vs»o  in  4A  Mia.,' 
bei  V900  trat,  als  146  Liter  geathmet  waren,  der  Tod  eis. 
Bei  Kaninchen  wirkte  Athmnng  eines  Gemisches  von  % 
noch  nicht  tödtllch,  wohl  aber  eines  solchen  von  Vn- 
Ein  Sperling  starb  in  einer  Atmosphäre  mit  Vmo  CO  sidi 
105  Min.,  ein  zweiter  in  einer  solchen  mit  V450  nach  ISO 
BHnuten.  Bei  gleichzeitiger  Athmung  desselben  GaniB^ei 
▼on  Vioo  00  starb  eüi  SperUng  in  4  Min. ,  ein  Hnnd  hi  18  MIiIm 
während  ein  Kaninchen  die  20  Min.  danemde  Inhalitioa 
überlebte.  (Kobert) 


IV.     Pathologie,  Therapie  und  medioinlaohe  Klinik. 


569.  üeber  die  Besiehungen  der  multip- 
len Sklerose  den  centralen  Nervennystema  zur 
allgemeinen  progressiven  Paralyse  der  Irren ; 
von  Dr.  Fr.  Schnitze.  (Arch.  f.  Psychiatr.  etc. 
XI.  p.  216.  1881. «) 

Seh.  berichtet  folgenden  Fall,  in  welchem  sich 
neben  den  Läsionen  der  allgemeinen  Paralyse  skle- 
roüsohe  Herde  im  Rflckenmark  fanden. 


0  Fftr  die  Uebersendnng  dankt  verbindlieh  H. 


Ein  36Jähr.  Mann,  Mher  syphilitisch,  bekam  1876 
Intentionszittern  in  Armen  u.  Beineu,  Kopfweh,  OUeder- 
schmerzen,  Sprachstörung,  Doppeltiehen ;  1877  Sohwia- 
delanfälle,   seitweise  Halludnationen  mid  epiteptifonM 
Anfälle.    In  der  Heidelbeiger  KUnik  1877  Istentio» 
zittern,  aneh  in  ruhiger  Büekenlage  zuweilen  Anfälle  vos 
Tremor.    Motorisohe  und  sensible  Parese  des  reehtea 
Arms,  verstärktes  Kniephänomen  rechts.    Spraehe  Isv- 
sam,  stockend,  monoton.     Rechte  PnpiUe  weiter  ik 
linke.    Zeitweise  Inoontinentia  nrinae.    Einmal  hs^ 
von  Aphasie.  Keine  wesentlichen  psychischen  StSnm^* 
Am  29.  Oct.  1878  fing  Pat.  gans  pl5tslich  an,  btäü'^ 
deliriren,  und  wurde  in  die  pqreUatr.  KUnlkibeiystfkrt 


j 


IV.    Pafhologie,  Therapie  n.  medidnische  KlinSc. 


23» 


Jn  den  BlehBten  Wochen  wiederholten  sieh  die  Anf&lle 
voB  Erregang  hStiflg ;  Grössenwahn :  Fat.  hielt  sieh  für 
deo  Kaiser  u.  s.  w.,  schimpfte  jeden  »Spitahnhe**.  Oft 
widerspenstig,  unreinlich,  Eothschmieren,  zeitweise  Fie- 
ber. Du  Zittern  hörte  aof,  die  Parese  des  rechten  Arms 
■ihai  ab,  doeh  bemerlcte  man  Atrophie  der  rechten  Hand 
SDd  dss  linke  Bein  wurde  gelfthmt,  während  das  rechte 
ataktische  Bewegungen  machte.  Fat.  wurde  allmWg 
seliwficher,  bekam  Decubitus  und  ging  am  13.  Dec.  som- 
Dolent  SU  Grunde. 

Die  Pia-mater  war  hoehgradig  ödemat&s,  die  Him- 
windioigen  atrophisch,  die  Ventrikel  weit,  die  Hfamsub- 
stanz  animiflch,  sah.  Das  Rückenmark  schien  makro- 
ikopiMh  normal  su  sein,  Jedoch  seigten  sich  nach  der 
Erhärtung  sahireiche  sklerotische  Herde,  deren  Topo- 
graphie man  im  Original  einsehen  wolle.  An  ihnen  zeigte 
das  Mikroskop  Fehlen  der  NeryenCasem,  enorme  Anhftu- 
tmg  von  K5niehensellen,  Verdickung  des  Bindegewebes. 
Die  Fyramidenbahnen  waren  in  ihrer  ganzen  Lange  mehr 
oder  weniger  erkrankt,  die  Goll'schen  Stränge  nur  in  sehr 
geringem  Grade.  Am  Hirn  zeigte  sich  mikroskop.  Ver- 
didkong  der  Fla,  Durchsetzung  derselben  mit  Rundzellen, 
eriiebliehe  Veränderung  der  Gefässe,  ketaie  deutliehe  Ver- 
iaderuDg  der  Ganglienzellen. 

Auch  iD  einem  2.  Falle,  den  wir,  weil  eine  ge^ 
Diaei«  kllniBche  Beobachtang  fehlt,  nicht  eingehend 
leferiren,  fand  Seh.  chron.  MeningitiB  des  Gehima 
QDd  Rackenmarks,  difiiise  Bindegewet)8hyx)erplasie 
im  Orosshirn  und  in  der  Hednlla  spin.,  neben  klei* 
Ben  sklerotiachen  Herden  in  letzterer. 

Ans  der  Literatur  fllhrt  Seh.  an,  dass  in  einem 
von  Clans  (AUg.  Ztschr.  f.  Psyohiatr.  XXXV. 
p.  335)  berichteten  Falle  zugleich  spinale  and  cere- 
hnde  Symptome  begonnen  hatten,  während  schlflss- 
Bdi  das  Bfld  der  Dementia  paralytica  bestand.  Die 
Sektion  ergab  multiple  sklerotische  Herde  in  Qehini 
nd  Bfldcenmark.  Femer  existirt  ein  Fall  von 
8ehflle(|bid.  p.  432),  in  welchem  klinisch  senile 
Helaneholie  mit  Bnlbärsymptomen,  anatomisch  Bnl- 
bintrophie  nnd  multiple  spinale  Herdsklerose  beob- 
aehtet  worden.  Die  Hirnrinde  zeigte  Bindegewebs- 
▼ennehmng.  Nenerdings  machte  Siemens  (Arch. 
f.  Psychiatr.  etc.  X.  p.  136)  eine  ähnliche  Mitthei- 
Imig.  Eine  zeitweise  maniakalische  21jähr.  Person 
wnrde  später  geistig  geschwächt  nnd  zeigte  mannig- 
CiUige  Lähmnngsersobeinnngen,  seandirende  Sprache 
•adlntenti^Miszitteni.  Anatomisch  fand  sich  Atrophie 
des  Vorderhims ,  partielle  Sklerose  des  Kleinhirns 
oad  frische  disseminirte  Herde  im  Rflckenmark. 

Vielleicht  wärden  ähnliche  Befnnde,  wie  die  oben 
erwähnten,  nicht  so  sehr  selten  sein,  wenn  häufiger 
^e  genaue  Untersuchung  des  Rttckenmarkes  bei 
Paralytikern  vorgenommen  würde.  Diesen  Gedan- 
ken regt  folgender  Fall  Raynaud 's  an  (Oaz.  des 
Hdp.  55.  1881). 

Eine  57Jähr.,  Mher  gesunde,  aber  durch  Kummer 
nd  Elend  gebengte  Frau  litt  seit  Aug.  1879  an  Zuckun«- 
gen  Im  Untoi  Bein  und  Arm,  dann  anSpraehbeschwerden 
und  seit  2  Mon.  an  Zittern. 

Bei  der  Aufhahme  sah  sie  stumpfsinnig  ans,  lächelte 
slhem,  stotterte  etwas.  Lippen  und  Zunge  yibrirten,  In- 
^tlonsiittem  der  linken  GUeder.  Ungleiche  Pupillen, 
leichte  Atrophie  der  PapiUe  (wekAer?),  leichter  Nystag- 
nnsund,  ab  einziges  doppelseitiges  Phänomen,  reiseende 
Scflimenen  um  beide  Knie,  endlich  etwas  Incontfaienz. 
Hb  MailBSO  selgte  die  Kranke  nurOedäehtnIsflschwäche, 


dann  wnrde  sie  pl5tsUch  ausserordentlich  albern,  lachte 
und  weinte  ohne  Qrund.  AUmälige  Verblödung.  In  der 
letzten  Zeit  Flexionscontraktnr  der  linken  Glieder  und 
Steigerung  des  Tremor  bis  suAnföllen  spinaler  Epilepsie. 
Es  genügte,  die  Glieder  der  Pat.  scharf  anxnsehen,  um 
sie  erzittern  zu  lassen.  Decubitus.  In  den  letzten  4.  T. 
complete  Aphasie. 

Die  Sektion  ergab  nicht  die  erwarteten  Herde  der 
multiplen  Sklerose,  sondern  dicLäeionen  der  allgemeinen 
Paralyse :  Atrophie  der  Grosshimwindungen,  Verdickung 
und  Verwachsung  der  Pia,  letztere  besonders  rechts  dem 
vordem  llieil  des  Hirns  entsprechend.  An  der  3.  linken 
Stimwindnng  nur  im  1.  Viertel  einige  Adhärenzen.  Hy- 
perämie der  Bautengmbe. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  fehlt;  fiber  das 
Bttckenmark  ist  kein  Wort  gesagt.  (M  5  b  i  u  s.) 

570.  Zur  Lehre  yon  der  akuten  aufstei- 
genden Paralyse;  von  Dr.  R.  Schnls  nnd  Prof. 
Fr.  Schnitze.  (Arch.  f.  Psyohiatr.  etc.  XII.  2. 
p.  457.  1881.0 

Ein  44Jähr. ,  früher  gesunder,  massiger  Mann  war 
1876  syphilitisch  geworden.  Nach  längerer  speciflscher 
Behandlung  blieb  er  gesund  bis  18.  Sept.  1881.  An  die- 
sem Tage  bekam  er  heftigen  Schnupfen  mit  Kmgenom- 
menheit  des  Kopfes.  Doch  gab  er  an,  dass  er  schon  seit 
4  Wochen  leicht  gestolpert  und  rasch  ermüdet  sei.  Des 
Schnupfens  wegen  nahm  er  römische  Bäder.  Nach  diesen 
stellte  sich  Schwere  der  Schultern  nnd  der  Beine  ein  nnd 
nach  dem  4.  Bad  konnte  Pat.  sich  nur  mit  grösster  An- 
strengung nach  Hause  schleppen.  Am  andern  Morgen 
hochgradige  Paraparese,  kein  Kniephänomen,  keine  Sen- 
slbilitätsstömngen.  Am  1.  Oct.  Paraplegie,  am  2.  Läh- 
mung der  Arme,  am  8.  Schwierigkeit  beim  Kauen  and 
Schlhigen.  Am  6.  folgender  Status :  leidlich  gut  genähr- 
ter Mann,  schwitzend,  etwas  aufgeregt,  viel  sprechend. 
Sensorium  normal,  kein  Kopfechmers,  kein  Schwindel, 
normale  Pupillen,  keine  Störung  im  1.  bis  9.  Himnerven. 
SchUngen  fester  Speiseii  unmöglich,  Kauen  anstrengend, 
Bespiration  ruhig.  Puls  90,  Temperatur  normal.  Schlaffe 
Paraplegie,  keine  Atrophie.  Taubes  Gefähl  in  den  Zehen. 
Keine  Anästhesie,  keine  Hautreflexe,  kein  Kniephänomen. 
Parese  der  Bauchmuskeln,  kefai  Banchreflex.  Taubes 
Gefähl  der  Fingerspitxen ,  Parese  beider  Arme,  keine 
Anästhesie.  Parese  der  Nackenmuskeln.  Keine  Em- 
pfindlichkeit der  Wirbelsäule.  Es  wurde  eine  antisyphi- 
litische Behandlung  eingeleitet.  Am  8.  war  die  Sprache 
gaumig,  schwer  yerstibdllch.  Bisweilen  Schmersen  in 
den  Beinen  nnd  im  Krens,  ab  und  zu  erschwertes  Athmen* 
Am  14.  unwillkfirlicher  Hamabfluss.  Am  18.  sehr  ober- 
flächliche Bespiration,  Gesicht  verfallen.  In  der  nächsten 
Zeit  enUtchiedene  Besserung.  Am  8.  Not.  elektrische 
Untersuchung.  Die  fiaradische  Erregbarkeit  sowohl  der 
Nerven,  als  der  Muskehi  der  Glieder  war  yoUständig  er- 
loschen. Bei  galvanlBcher  Untersuchung  an  den  Beinen 
Entartnngsreaktion  (träge  Z. ,  ASZ  >  KSZ).  An  den 
Armen  in  den  Streckmuskeln  Entartnngsreaktion,  in  den 
Beugemuskeln  beinahe  Aufhebung  der  galvan.  Erregbar- 
keit, Jedoch  von  den  Nerven  aus  schwache  blitzartige 
Zuckungen.  Vom  8. — 18.  Nov.  galvanische  Behandlung, 
Besserung  der  Beweglichkeit  im  linken  Arm  und  rechten 
Bein,  der  Sprache,  des  Schlingens,  der  Athmung.  Am 
18.  fieberhafte  Bronchitis.  Am  26.  Tod.  Kein  Decu- 
bitus. 

Sektion.  Im  Schädel  nichts  Besonderes.  Rflcken- 
mark stellenweise  sehr  weich.  Frische  Mnskelpräparate 
zeigten  zum  Theil  erhaltene  Qnerstreif ung ,  znm  Theil 
fehle  Bestäubung  der  Fasern,  Verlust  der  Querstreifang, 
Verschmälemng  mancher  Fasern.  In  den  Nerven  ein  Theil 
der  Fasern  fettig  degenerirt.  Nach  der  Erhärtung  ImLen- 
dentheile  desRGckenmarks  weisslich-gelbliche  Verfärbung 


1)  Ffir  Uebersendung  dankt  verbindlich    tf . 


240 


IV.    Pathologie,  Therapie  n.  medioiniBche  Klinik. 


der  Pynunidenbahneii,  im  Dorsaltfaeil  mehr  diffuse  Ver- 
f&rbniig  der  YordeneitenstrSiige ,  weiter  nach  oben  hin 
Yerfärbnng  der  peripheren  Abschnitte  der  Hinterstränge. 
Halstbeii  ähnlich  wie  das  Lendenmark.  In  der  Oblongata 
nichts  Abnormes,  die  Degeneration  der  Pyramidonbahnen 
reichte  bis  znr  Höhe  der  Krenznng. 

Milsroskopisch  fand  sich  in  den  degenerirten  Ab- 
schnitten eine  Anfquellang  des  Bindegewebes,  starke 
QneUnng  vieler  Achseneylinder  n.  Zerfall  solcher.  Diese 
VerSndemngen  fanden  sich  in  geringerem  Maasse  aach  in 
den  makroskopisch  normal  erscheinenden  Partien.  Um 
einzelne  QefSsse  Anhäufungen  Yon  Rnndcelien,  ebenso 
an  Terschiedenen  Stellen  der  Pia.  In  denVorderhömern, 
besonders  des  Lendenmarkes ,  Quellnng ,  Körnung ,  Va- 
cuolenbildnng  der  Qangliensellen,  Qnellnng  der  Achsen- 
cylinder,  letztere  und  Zerfall  auch  in  donyordemWurzel- 
fasem,  hier  und  da  auch  in  den  hintern  Wurzeln.  Hypo- 
glossus- ,  Vagus- ,  FaciaÜskem  normal,  nur  in  letzterem 
vereinzelte  gequollene  Achsencylinder.  In  den  Beinmus- 
keln deutliche  degenerative  Atrophie. 

Es  fand  sich  also  eine  frische  Myelitis  vorzugs- 
weise der  motorischen  Bahnen  n.  der  vordem  grauen 
Substanz,  mit  entzündiicher  Durchtränkung  des  gan- 
zen Rdckenmarkes. 

Das  klinische  Bild  hatte  allerdings  Aehnlichkeit 
mit  dem  der  Landr/schen  Paralyse,  unterschied  sich 
von  letzterem  aber,  ausser  durch  kleinere  Zflge,  ganz 
wesentlieh  durch  die  schweren  Veränderungen  der 
elektrischen  Erregbarkeit.  Die  Vff.  erkennen  jenen 
unterschied  an  und  lassen  es  selbst  dahin  gestellt 
sein,  ob  die  reine  Lendry'sche  Paralyse  der  Aus- 
dmck  der  leichtesten  Grade  einer  auf  die  vordem 
Rückenmarksabschnitte  beschränkten  Myelitis  sei. 
Vielleicht  hätten  die  Autoren  bei  dieser  Erkenntniss 
einen  andern  Titel  ihrer  Arbeit  wählen  sollen. 

In  einem  Nachtrage  erzählt  Fr.  Schnitze, 
dass  er  in  Fried reich's  Klinik  emen  weitern 
Fall  von  aufsteigender  Lähmung  beobachtet  hat. 
Es  hatte  Facialislähmung  bestanden  und  Vermin- 
derang  der  faradischen  Erregbarkeit  des  rechten 
Facialisgebietes.  Es  fand  sich  neben  einer  massig 
intensiven  Meningitis  spin.  akute  Myelitis,  beson- 
ders in  den  Seitensträngen  des  Hals-  nnd  Dorsal- 
theiles.  (Mob  ins.) 

571.  lieber  den  geistigen  Zustand  der 
Apoplektiker  nnd  ihre  Zureohnungsfähigkeit ; 
vonLegrand  du  Saulle.  (Gaz.desHop. 68 — 71. 
1881.) 

Vf.  nnterscheidet  in  Betreff  ihres  geistigen  Zu- 
Standes  4  Klassen  von  Apoplektikera.  In  der  ersten 
scheint  der  Kranke  seine  frühem  Fähigkeiten  behal- 
ten zn  haben ;  er  füllt  seine  bflrgerliche  u.  Familien- 
Stellung  befriedigend  aus  nnd  nur  eine  sorgfältige 
Untersuchung  zeigt,  dass  die  Lebhaftigkeit  u.  Schärfe 
des  Geistes  vermindert  sind,  dass  der  Wille  ge- 
sehwächt  ist  In  der  zweiten  zeigt  sich  der  Kranke 
auch  dem  weniger  geübten  Auge  verändert ;  er  ist 
reizbar,  weint  leicht,  seine  Stimmung  wechselt  rasch, 
das  Gedächtniss  ist  geschwächt,  besonders  die  Eigen- 
namen fallen  aus  und  der  Kranke  bedient  sich  mit 
Vorliebe  des  Wortes  „Ding<^  Die  Urtheilskraft  ist 
schwach,  der  Kranke  ermangelt  der  Spontaneität  und 


ist,  so  widerhaarig  er  erscheint,  leicht  zn  leiten.  Die 
Benrtheilung  dieser  Art  von  Kranken  macht  die 
grössten  Schwierigkeiten ;  häufig  können  sie  ihre  Ge- 
schäfte noch  leidlich  versehen,  sie  sind  nicht  dement 
und  doch  nicht  geistig  gesund.  Bei  der  3.  KUflse 
besteht  kein  Zweifel  mehr  über  die  geistige  StOrang. 
Die  Kranken,  welche  oft  schon  einige  AnfiÜle  durch- 
gemacht haben,  vergessen  Ort  und  Stunde ,  köimen 
die  alltäglichsten  Dinge  nicht  benennen  nnd  verges- 
sen ihre  Angehörigen.  L.  erinnert  an  den  alten  Hem 
Loujer-Villermay's,  welcher  seine  Fran  mit 
einer  Dame,  die  er  früher  oft  besuchte,  zu  verwech- 
seln pflegte  und  zu  ihr  sagte :  Madame,  ich  kum 
nicht  länger  bei  Ihnen  bleiben,  ich  muse  wieder  n 
Fran  nnd  Kindern.  Hier  besteht  wahre  DemeitL 
Wahnideen  und  Hallncinationen  sind  nicht  selten. 
Die  Kranken  haben  Fnrchtanfillle,  glauben  sieh  ver- 
folgt, beraubt,  sehen  erschreckende  Gestalten  u.8.w. 
Sie  werden  geizig.  Sie  sind  bald  erregt,  bald  d^ 
primirt.  In  der  4.  Klasse  sind  die  Kranken  complet 
dement,  ihr  vegetatives  Leben  dauert  fort,  ihr  aninuüeB 
ist  nahezu  vernichtet.  Zu  dieser  Klasse  zählen  die 
meisten  Apoplektiker  der  Salp6tri6re;  sie  gleiches 
einem  Paralytiker  im  letzten  Stadium,  nur  ihre 
Anamnese  unterscheidet  Sie  von  diesem.  Sehllte- 
lich  macht  L.  auf  den  merkwürdigen,  schon  von  sei- 
nem Schüler  Finance  hervorgehd>enen  Umstind 
aufmerksam,  dass  trotz  beträchtlicher  Demenz  die 
Apoplektiker  oft  recht  gut  zu  spielen  im  Stande  sind; 
diese  Kranken,  ohne  Gedächtniss  und  UrtheilsknA, 
machen  eine  Partie  Karten,  Domino,  Schach  mit  niekt 
geringem  Geschick. 

Oft  kommen  die  Apoplektiker  mit  dem  StrBfg^ 
setz  nnd  der  Polizei  in  Oonflikt,  oft  geben  sie  Anla« 
zu  Ci^iprocessen.  Bald  ist  der  Apopldctiker  auf 
irgend  einer  Öffentlichen  Bank  eingeschlafen  und  fin- 
det sich  nicht  nach  Hause:  bald  hat  er  mit  dem  Hit 
in  der  Hand  die  Vorübergehenden  angebettelt,  btld 
hat  er  auf  einem  offenen  Platz  gepisst  nnd  seine  Ho- 
sen offen  gelassen,  bald  hat  er  am  hellen  Tage  eioea 
Mädchen  die  Röcke  in  die  Höhe  gehoben,  bald  hit 
er  einer  Amme  Anträge  gemacht  nnd  ihr  2  Soiu  ge- 
boten, wenn  sie  vor  ihm  stillen  wollte,  bald  hat  er 
auf  die  Strasse  gekackt,  bald  hat  er  unsittliche  At- 
tentate auf  Knaben  gemacht,  bald  hat  er  einem  Kii- 
mer  etwas  weggenommen ,  bald  hat  er  sich  in  einer 
Conditorei  vollgegessen,  ohne  bezahlen  zu  könnea, 
bald  ist  er  zu  einem  Freudenmädchen  gegangen  uai 
will  nicht  wieder  fort,  weil  er  glaubt,  zu  Hanse  a 
sein,  bald  hat  er  sein  Billet  im  Wagen  verioreQ  aad 
will  ein  zweites  nicht  bezahlen,  bald  zieht  er  sieh 
auf  einem  offenen  Platze  aus»  Eine  hemipl^isdie 
Magd  hatte  ein  Kind  geboren,  am  andern  Horges 
fand  man  das  Kind  todt  nnd  sie  wnrde  als  Kindes- 
mörderin  verklagt.  L.  konnte  leicht  nachweisen, 
dass  keine  absichtliche  Tödtung  vorlag,  sondern  dass 
die  halb  demente  Person  dch  einfach  nicht  am  das 
Kind  bekümmert  hatte. 

Die  Apoplektiker  der  1.  Klasse,  z.  Th.  auch  dfs 
der  2.,   sind  als  zurechnungsfähig  zu  betracbtea; 


IV.    Pathologie,  Therapie  u.  mediciBische  Klinik. 


241 


Itot  sich  eine  deutliche  AbschwSchung  der  geistigen 
F&higkeiten  ohne  weitere  Stömngen  nachweisen,  so 
wird  man  meist  verminderte  Znrechnangsßlhigkeit 
annehmen  mfissen.  Aile  schwerer  Kranken  sind 
selbstverständlich  als  Blödsinnige  zu  betrachten. 

Sehr  oft  hat  der  Arzt  sein  ürtheil  darüber  ab- 
zugeben, ob  bei  Gelegenheit  eines  Kanfes,  einer 
f^anzoperation ,  der  Hinterlegung  einer  Cantion, 
einer  Heirath,  eines  Testamentes  die  Zustimmung 
oder  Unterschrift  eines  Apoplektikers  verbindlich 
sein  könne.  Die  Umgebung  des  Apoplektikers  sucht 
sieh  seine  Schwäche  möglichst  zu  Nutze  zu  machen, 
ihn  zu  thöriehten  Handlungsweisen  zu  verleiten  und 
dabei  zu  profitiren.  Speciell  bespricht  L.  das  Ver- 
fahren, wenn  ein  Apoplektiker  seinen  Besitz  fftr  eine 
Leibrente  verkauft.  Nach  französischem  Recht  ist 
ein  Leibrentencontrakt  hinfällig,  wenn  der  Contra- 
hent  innerhalb  dreier  Wochen  nach  Abschluss  des- 
selben an  einer  Krankheit  stirbt,  an  welcher  er  bei 
dem  Abschluss  litt.  Trifft  der  Fall  bei  einem  Apo- 
plektiker zu,  bekommt  derselbe  z.  B.  durch  die  Auf- 
regung einen  Anfall  und  geht  zu  Grunde,  so  findet 
nach  L.  die  eben  citirte  Bestimmung  doch  keine  An- 
wendung ,  denn ,  wenn  ein  Apoplektiker  an  einem 
neuen  Anfall  stirbt,  soll  es  sich  nicht  um  die  alte 
Krankheit  handeln,  sondern  mit  jedem  Anfall,  jeder 
neuen  Blutung,  Embolie  u.  s.  w.  beginnt  eine  neue 
Krankheit.  Diese  seine  Auffassung,  sagt  L.,  sei 
aoch  von  der  Justiz  anerkannt  worden.  Ob  ein  Apo- 
plektischer  entmttndigt  werden  soll,  lässt  sich  nur 
im  einzelnen  Fall  entscheiden.  L.  ist  nur  in  den 
schwersten  Fällen  f&r  dieses  Verfahren.  Wenn  die 
Demenz  nicht  complet  ist ,  hält  er  die  Bestellung 
emes  juristischen  Beirathes,  als  einen  Mittelweg,  für 
besser.  Auch  über  die  Testirfähigkeit  der  Apoplek- 
tischen  ist  nur  im  einzelnen  Falle  mit  Berücksichti- 
gong  aller  Umstände  zu  entscheiden.  L.  macht  be- 
sonders darauf  aufmerksam,  dass,  wenn  ein  Testa- 
ment zur  Beurtheilung  vorliegt,  Verdacht  bestehen 
kann,  dass  der  Verfasser  geistig  gestört  gewesen  ist, 
dass  derselbe  aphatisch,  resp.  rechtseitig  gelähmt, 
fehlerhaft  geschrieben,  einzelne  falsche  Worte  ange- 
wendet hat,  während  doch  aus  der  Conception  des 
Ganzen  die  geistige  Gesundheit  des  Verfassers  er- 
hellt. (Möbius.) 

572.  üeber  Chorea  magna  und  ihre  Be- 
handlnng;  von  Dr.  A.  Seeligmüller.  (Deut- 
ache  med.  Wchnschr.  VII.  43.  p.  584.  1881.) 

S.  schliesst  sich  der  von  Ziemsse n  ausgespro- 
chenen Ansicht  an,  dass  die  Chorea  magna  kein 
selbstständiges  Krankheitsbild  darstelle,  er  möchte 
daianf  dringen,  die  Chorea  magna  ganz  zu  streichen 
und  die  betr.  Fälle  der  „Hysterie  im  Elindesalter'^ 
zu  subsumiren.  Er  unterscheidet  nach  seinem 
Material  1)  die  maniakalische  Form,  2)  die  hypno- 
tische Form,  3)  die  epileptische  Form,  4)  die  con- 
vuWive  Form,  und  bringt  für  die  verschiedenen  For- 
men Beispiele  bei. 

Med.  Jahrbb.  Bd.  192.  Hft.  3. 


Ein  lljähr.  Knabe  hatte  jeden  Abend  von  6—9  Uhr 
seinen  Anfall:  Fortwährend  auf  den  Knien  ratschend, 
geberdete  er  sich  als  Oberbefehlshaber  (Kaiser ,  Sultan), 
eines  Heeres,  welchem  er  Commandoworte  zurief,  wäh- 
rend er  selbst  exerzirte  und  allerlei  militärisch«  Evolu- 
tionen machte.  Kurz  vor  seiner  Krankheit  hatte  ihn  ein 
älterer  Bruder,  der  Soldat  war,  einezerzirt. 

Ein  lljähr.  Knabe  tiel  bis  zu  16mal  an  einem  Tage 
um  und  in  einen  hypnotischen  Zustand,  welcher  6  Min. 
anhielt  und  mit  einem  scharfen  Rucke  durch  den  ganzen 
Körper  endigte.  Wahrend  des  Anfalls  brach  er  Schoten 
auf  und  ass  die  guten  Erbsen,  die  schlechten  warf  er  weg, 
bestimmte  durch  Betasten  den  Werth  ihm  zwischen  die 
Finger  gebrachter  Geldstücke :  angeblich  bei  völlig  ge- 
schlossenen Augen  und  ohne  sich  nachtraglich  des  Vor- 
gefallenen zu  entsinnen. 

Ein  löjähr.  Jüngling,  geschlechtlich  vollständig  entwi- 
ckelt, litt  seit  7  J.  an  eigenthümlichen  Anfällen.  Plötzlich 
fiel  er  um  u.  lag  meist  auf  der  linken  Seite,  ohne  auch  nur 
einen  Augenblick  das  Bewusstsein  zu  verlieren,  vollstän- 
dig unfähig,  aufzustehen,  so  lange  da,  bis  Jemand  so 
frenndlich  war,  ihn  an  die  Nase  zu  fassen.  Solche  An- 
fälle hatte^er  bis  300  an  ITage.  S.  nennt  ihn  „das  Stieh- 
ufmandl*. 

Als  convulsive  Form  will  S.  die  von  Cordes, 
Bischoff  und  8.  selbst  beschriebenen  Fälle  typisch  auf- 
tretender Athemnoth  bezeichnen.  Ein  12jähr.  Knabe  bei 
Cordes  bekam  nach  allgemeinen  Convulsionen ,  ohne 
Bewusstseinsverlust ,  eine  Athemfrequenz  bis  200  Resp. 
in  d.  Minute. 

Dass  es  sich  in  den  vorliegenden  Fällen  um  Hy- 
sterie handelte,  glaubt  S.  um  so  mehr,  als  bei  allQn 
Kranken  specifisch  hysterische  Erscheinungen  vor- 
kamen. Stets  bestanden  Unterleibsschmerzen  nnd 
eine  empBndliche  Stelle  am  Abdomen.  Die  Schmer- 
zen gingen  den  Anfällen  als  Aura  voraus  und  ent- 
sprachen wesentlich  der  bei  den  Hysterischen  sog. 
Ovarie.  Bei  dem  ,,Stiehufmandl''  beobachtete  S. 
Transfert.  Eine  grosse  Neigung,  zu  übertreiben, 
war  bei  den  Kranken  vorhanden. 

Die  Kranken  waren  z.  Tb.  nenropathisch  be- 
lastet. Bei  dem  „Stiehufmandl^'  z.  B.  waren  beide 
Eltern  psychisch  zweifelhaft,  eine  ältere  Schwester 
halb  blödsinnig,  mit  moral  insanity. 

Als  Mittel  empfiehlt  S.  besonders  das  kalte  Was- 
ser. „Ein  Glas  Wasser  rücksichtslos  in  das  Gesicht 
geschleudert,  sobald  die  Kranken  Miene  machen, 
einen  Anfall  zu  bekommen  und  —  die  AnftUe  blei- 
ben aus.'' 

[Ref.  bezweifelt  nicht,  dass  es  sich  in  S.'s  Fällen 
und  vielen  anderen  um  Hysterie  gehandelt  habe  ; 
damit  ist  aber  nicht  gesagt,  dass  nieht  Fälle  übrig 
bleiben,  welche  zweckmässig  unter  dem  Namen  Cho- 
rea magna  vereinigt  werden.  Auf  den  vom  Ref. 
z.  B.  veröffentlichten  Fall  (Centralbl.  f.  Nervenheilk. 
1879.  No.  5)  findet  S.'s  Annahme  keine  Anwen- 
dung.] (Möbius.) 

573.  Neuropathologisohe  Beobachtungen ; 
von  Prof.N.  Fried  reich.  (Virch.  Arch.  LXXXVI. 
p.  421.  1881.) 

I.    Paramyoclonus  multiplex. 

Fr.  beobachtete  bei  einem  50Jähr.  Mann,  der  an  einer 
chronischen  Lungenaffektion  litt  und  nenropathisch  nicht 
belastet  war,  klonische  Krämpfe  an  einer  Anzahl  symme- 
trischer Mnskeln  der  Arme  nnd  Beine,  welche  nach  einem 

31 


U2 


IV.     Pathologie^  Therapie  n.  medicinlsche  Klinik. 


heftigen  Schreck  entstanden,  nach  mehrjähriger  Dauer 
auffallend  rasch  zur  Heilung  gelangten,  im  Schlafe  und 
während  willkürlicher  Bewegungen  cessirten  und  die 
grobe  motorische  Kraft,  sowie  die  Coordination  in  keiner 
Weise  beeinträchtigten.  Bezüglich  ihrer  Ernährung,  so- 
wie ihrer  direkten  mechanischen  und  elektr.  Erregbarkeit 
entsprachen  die  erkrankten  Muskeln  den  normalen  Ver- 
hältnissen, während  bei  vollkommener  Integrität  der  sen- 
sibeln  Sphäre  eine  erhöhte  Reflexerregbarkeit  der  Muskeln 
bei  auf  die  äussere  Haut  angebrachten  Reizen,  sowie  eine 
eminente  Steigerung  des  Eniephänomens  hervortrat.  Die 
psychischen  Fonktionen  waren  normal.  In  der  Minute 
zuckte  derselbe  Muskel  10 — 50  mal,  dabei  contrahirte  sich 
rasch  der  ganze  Muskel,  jedoch  in  der  Regel  ohne  loco- 
motorischen  Effekt.  Die  Zuckungen  waren  nicht  rhyth- 
misch, nicht  symmetrisch.  Afficirt  waren  die  MM.  bieeps, 
triceps,  snp.  longus,  quadriceps,  in  geringerem  Grade  bi- 
eeps fem.;  semitendinosus  und  adductor  femoris.  Ruhige 
Lage,  besonders  am  Abend,  steigerte  die  Krämpfe,  so 
dass  die  Muskeln  schmerzten  und  der  Schlaf  ausblieb. 
Auch  wurde  Fat.  oft  durch  plötzliche  Zuckungen  ans  dem 
Schlaf  gestört.  Nach  wenigen  galvanischen  Sitzungen 
hörten  die  Krämpfe  auf  und  die  Steigerung  der  Reflex- 
erregbarkeit schwand. 

Fr.  ist  der  Ansicht,  dass  es  sich  um  eine  Steige- 
rung der  Erregbarkeit  bestimmter  Zellen  derVorder- 
hörner  gehandelt  habe,  welche  reflektorisch  durch 
den  Schreck  bewirkt  wurde.  Er  hat  fbr  diese 
Schrecknenrose  den  Namen  Paramyoclonus  multiplex 
erfunden. 

II.  Ueber  coordinirte  Erinnerungskrämpfe, 
Als  coordmirte  Erinnerangskrämpfe  bezeichnet 
Fr.  Krampfznstände,  welche  dadurch  charakterisirt 
sind,  dass  sie  eine  bei  erhaltenem  Bewusstsein  erfol- 
gende, unwillkflrliche  Wiederholung  einer  früheren, 
sei  es  auf  dem  Wege  des  Reflexes,  sei  es  in  willkür- 
licher Weise  zu  Stande  gekommenen  coordinirten 
Aktion  darstellen.  Die  Erregung  bestimmter  moto- 
rischer Gruppen  ist  so  stark  gewesen,  dass  diese 
längere  Zeit  in  gesteigerter  Erregbarkeit  verbleiben 
und  ohne  neuen  Reiz  die  erstmalige  Bewegung  öfters 
reproduciren.  Fr.  hat  2  derartige  Fälle  bei  Rin- 
dern beobachtet. 

I.  Ein  9jähr.  Knabe,  im  Walde  umherstreifend,  hatte 
sich  plötzlich  von  Jemand  hinten  an  der  Mütze  erfasst  ge- 
glaubt und  war  entsetzt  davon  gerannt.  Gleich  nach  sei- 
ner Ankunft  bemerkten  die  Eltern  eine  eigenthümliche 
Unruhe,  die  sich  bald  zur  Chorea  ausbildete.  Im  Hospi- 
tal wurde  bemerkt,  dass  die  choreatischen  Bewegungen 
zeitweise  unterbrochen  wurden  durch  seltsame  coordinirte 
Krampfbewegungen.  Unter  einer  plötzlichen,  tiefen, 
häufig  von  einem  angstvollen  Stöhnen  begleiteten  Inspira- 
tion und  unter  Starrwerden  der  Gesichtszüge  Öflfneten 
sich  Mund  und  Augen,  wobei  die  letzteren  stier  aus  den 
Höhlen  hervortraten ;  zugleich  wurden  die  beiden  Arme 
mit  zurückgebeugten  Händen  und  ausgespreizten  Fingern 
gerade  nach  vorwärts  ausgestreckt,  als  ob  etwas  abge- 
wehrt werden  sollte.  Gleichzeitig  damit  erfolgten  zit- 
ternde Bewegungen  des  Rumpfes  und  der  Glieder,  wie 
bei  einem  heftigen  Schaudern.  Alle  paar  Minuten  traten 
die  Anfalle  bei  ungestörtem  Bewusstsein  ein. 

Bei  einer  wesentlich  diätetischen  Behandlung  nahmen 
sowohl  die  choreatischen  Bewegungen,  als  die  „Ent- 
setzenskrämpfe**  an  Intensität  ab  und  schwanden  nach 
6  Wochen.  Der  Knabe  war  sonst  gesund  und  nicht  erb- 
lich belastet. 

n.  Ein  lOJähr.,  sonst  gesundes  Mädchen  hatte  sich 
mit  seinen  Gespielen  durch  gegenseitiges  Zuhalten  von 
Mund  und  Nase  belustigt,  um  zu  sehen,  wer  den  Athem 


am  längsten  anhalten  könne.  Seitdem  erfolgten  bei  dem 
Kinde  in  Zwischenzeiten  von  wenigen  IBnaten  tiefe  und 
langgezogene,  seufzende  Inspirationen,  während  derea 
der  Mund  weit  geöffnet,  der  Kopf  znruckgebengt,  der 
Oberkörper  etwas  nach  vorwärts  gebückt  und  die  Hände 
auf  die  Oberschenkel  fest  aufgestützt  wurden.  Das  B^ 
wusstsein  war  ungestört,  im  Schlafe  hörten  die  Krämpfe 
auf.  Bei  wesentlich  diätetischer  Behandlung  schwandee 
die  letzteren  innerhalb  4  Wochen.  (M ö  b i  us.) 

574.  Ueber  Perikardialverwachsimg;  von 
Franz  Riegel,  P.  Duroziez;  A.  0.  Barrs. 

In  Bezog  auf  die  Diagnose  der  Perikardialvei- 
wachsang  unterwirft  Prof.  FranzRiegel  (Samml. 
klin.  Vorträge,  herausgeg.  von  Rieh,  Voücmam^ 
Nr.  177,  innere  Med.  Nr.  60.  Leipzig  1879.  Brat- 
kopf u.  Härtel)  eine  Reihe  von  allerdings  vorban- 
denen  physikalischen  Erscheinungen,  die  er  aber  der 
Mehrzahl  nach  nicht  für  charakteristisch  erkllreo 
kann,  einer  kritischen  Betrachtung. 

Der  Spitzenatose  kann  abgeschwächt  sein  oder 
auch  gänzlich  fehlen ;  diess  kann  aber  unter  um- 
ständen auch  bei  ganz  Gesunden  vorkommen,  oder 
Folge  sehr  verschiedenartiger  Affektionen  sän.  Dis 
Fehlen  desselben  unter  Verhältnissen ,  die  eher  eine 
Verstärkung  erwarten  Hessen,  wird  zu  dem  Schlnase 
berechtigen ,  dass  nur  die  LoeomoHon  des  Herzens, 
resp.  das  Andrängen  der  Herzspitze  gegen  die  Bmst- 
wand ,  behindert  ist,  während  die  Contrakäon,  die 
Herzkraft,  ganz  normal  sein  kann ,  wenn  auch  die- 
jenigen Fälle  die  häufigem  sind ,  in  denen  Contnk- 
tion  und  Locomotion  in  Folge  einer  und  derselben 
Ursache  gehemmt  sind  und  dadurch  Schwäche  oder 
Fehlen  des  Herzstosses  bedingt  wird. 

Diagnostisch  wichtiger  ist  die  systolische  Eh- 
Ziehung  in  der  Oegend  der  Herzspitze  an  SteDe 
der  systolischen  Vorwölbung,  welche  Einziehung  mdi 
unter  umständen  über  mehrere  Intercostalräume  &• 
strecken  kann.  Jedoch  genügt  nach  Skoda  ein- 
fache Perikardialverwachsung  nicht  allein  zur  Her- 
vorbringnng  der  systolischen  Einziehung,  sondern 
es  sind  dazu  noch  extraperikardiale  Verwachsongen 
nöthig,  ja  ein  von  Traube  veröffentlichter  M 
zeigt,  dass  ein  einziger  Bindegewebsstrang  zwisehen 
Herz  und  Herzbeutel ,  sofern  er  die  Bewegung  des 
Herzkammertheils  von  rechts  und  oben  nach  links 
und  unten  zu  hemmen  vermag,  eine  systolische  Ver- 
tiefung in  der  Gegend  der  Herzspitze  bedingen  kjuuk 
In  einem  andeni  von  Traube  veröffentlichten  Falle 
wurde  trotz  deutlich  beobachteter  systolischer  Ein- 
ziehung weder  Verwachsung  des  Herzbeutels,  noch 
der  Mediastinal-  und  Costalpleura  mit  dem  Herten 
gefunden.  Ebenso  theilt  Friedreich  einen  Fall 
mit ,  in  dem  dieses  Symptom  bei  hochgradiger  Ste- 
nose des  Aortenostium  beobachtet  wurde,  während 
jede  Spur  einer  Perikardialverwaclisung  fehlte.  ^ 
kann  demnach  auch  die  systolische  Einziehuog  der 
Herzspitzengegend  nicht  mehr  als  pathognomooi- 
Bches  Zeichen  fttr  Perikardialverwachsung  gelt^ 
Hierbei  ist  noch  als  physiologische  Thatsadie  an  er- 
wähnen, dass  nach  den  neuesten  Unt^rsnohmigeD  von 


IV.    Pathologie^  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


243 


Filehne  und  Penzoldt  die  systolische  Ver- 
schiebung der  Herzspitze  nichts  wie  bisher  allgemein 
angeDommen  wurde,  nach  links,  vom  nnd  tinten, 
sondern  nach  rechts,  vom  nnd  oben  erfolgt,  nnd 
zwar  —  nach  R.'s  eignen  experimentellen  Unter- 
gachnogen  —  in  der  Weise,  dass  die  Herzspitze  sich 
Bjtkämii  stariL  nach  vom  wölbt,  während  die  Herz- 
basis sieh  systolisch  stark  nach  abwftrts  bewegt,  nnd 
zwar  so ,  dass  diese  Abwärtsbewegung  sich  anf  den 
grössten  Theil  des  Längsdnrchmessers  des  Herzens 
erstreckt,  während  nur  dessen  unterster  Abschnitt, 
die  Spitze ,  der  Basis  entgegenrückend ,  sich  nach 
vom  wölbt.  Die  echten  systolischen  Einziehungen 
an  Stelle  des  Spitzenstosses  können  also  nur  da  zur 
Beobachtung  kommen,  wo  die  Locomotion  des  Her- 
zens in  der  normalen  Richtung  gehemmt  ist,  wenn 
aach  nicht  jedes  Hinderniss  eine  systolische  Ein- 
ziehung zur  Folge  haben  mu8s ;  sie  kann  nur  dann 
eintreten,  wenn  neben  abnormer  Zugrichtung,  abnor- 
mer Locomotion,  auch  kräftige  Contraktion  des  Her- 
zens vorhanden  ist.  Wird  letztere  durch  die  Art 
der  Perikardial  Verwachsung  oder  durch  eine  in  deren 
Folge  allmälig  auftretende  Degeneration  der  Herz- 
muskulatur  abgeschwächt,  so  wird  die  systolische 
Einziehung  nur  selten ,  oder  in  mehr  und  mehr  ab- 
nehmender Weise  beobachtet  werden. 

Wichtig  ist  ferner  die  Art  und  der  Sitz  der 
Pmkardialverwachsung ,  da  je  nach  Sitz  und  Aus- 
breitung der  Adhäsionen  deren  Folgen  sehr  verschie- 
den sein  müssen.  Ist  das  Herz  in  seiner  ganzen 
Ausdehnung  mit  der  Innenfläche  des  Perikardium 
gleichmässig ,  aber  nicht  allzu  fest,  verwachsen,  so 
wird  dadurch  allerdings  zunächst  die  Contraktion 
des  Herzens  erschwert ,  seine  Locomotion  aber ,  so 
lange  nicht  anderweite  Hemmnisse  hinzutreten,  nicht 
verändert  werden.  Erstreckt  sich  aber  die  Ver- 
wachsung noch  auf  den  innerhalb  der  Perikardial- 
höhle  gelegenen  Abschnitt  der  grossen  Geßlss- 
nrsprünge  bis  gegen  die  Umschlagsstelle  des  Peri- 
icardinm,  so  wird  dadurch  die  Streckung  der  grossen 
Geftsse  behindert ,  die  Kammerbasis  sich  nicht  oder 
nur  unvollständig  herabbewegen  können.  Erstreckt 
sich  die  Verwachsung  der  Perikardialblätter  nur  auf 
die  Gegend  der  Kammerbasis,  die  Spitze  freilassend, 
so  kann  sich  die  Basis  in  der  Systole  nur  so  viel 
nach  abwärts  bewegen,  als  die  Verschiebbarkeit  des 
Herzbeutels  an  der  vordem  Brustwand  diess  noch 
znUisst.  Besteht  hier  zugleich  Verwachsung  des 
ünssem  Perikardialblattes  mit  der  vordem  Brustwand, 
so  muss  systolische  Einziehung  der  Herzspitzengegend 
erfolgen ,  ist  dagegen  die  Herzspitzengegend  allein 
verwachsen,  so  wird,  wenn  nicht  weitere  Complika- 
tionen  bestehen,  hieraus  allein  keine  Einziehung 
resultiren. 

Nach  dem  Gesagten  ist  es  klar,  dass  nicht  die 
Perikardialverwachsung  als  solche  die  systolische 
{Anziehung  veranlasst,  sondern  die  Intensität  nnd 
namentlich  die  Lokalität  der  Verwachsung  für  die 
Idin.  Erscheinungen  von  maassgebendem  Einflüsse 
Bind.    Erstrecken  sich  diese  Verwachsungen  auf 


Nachbarorgane ,  wi^  Pleuren ,  Wirbelsäule ,  Media- 
stinum ,  Zwerchfell  u.  s.  w.,  so  kann  in  Folge  all- 
mälig eintretender  Schmmpfung  der  Adhäsionen  das 
Herz  eine  anomale  Drehung  und  Lagerung  erfahren, 
wodurch  es  sogar  zu  weitverbreiteten  systolischen 
Einziehungen  kommen  kann;  namentlich  werden 
solche  nach  Friedreich  durch  Verwachsungen 
mit  dem  Diaphragma  begünstigt,  zumal  dann,  wenn 
das  Herz  dadurch  so  gedreht  ist,  dass  es  mit  einem 
andern,  als  dem  normalen,  Durchmesser  der  vordem 
Brustfläche  anlagert. 

Ueberall  da,  wo  als  Ausdruck  einer  der  genann- 
ten Verwachsungen  systolische  Einziehung  stattfindet, 
beobachtet  man,  dass  der  systolisch  eingezogene 
Thoraxabschnitt  mit  der  Diastole  wieder  in  seine 
frühere  Lage  zurückkehrt.  Man  bezeichnet  diess  als 
diastolischen  Herzstoss ,  welcher  um  so  energischer 
erfolgen  wird,  je  kräftiger  und  ausgedehnter  die  Ein- 
ziehung war.  Dieser  Rücksprung  kann  selbst  in 
einer  für  den  Kopf  des  Auskultirenden  bemerkbaren 
Weise  erfolgen,  wobei  Friedreich  gleichzeitig 
einen  dumpfen,  besonders  accentuirten  Ton,  ganz 
rasch  nach  dem  zweiten  Ventrikelton  und  letztern 
deutlich  verdoppelnd,  hörte. 

Als  charakteristisches  Symptom  der  Perikar- 
dialverwachsung wird  ferner  das  Constantbleiben 
der  Herzdämpfung  während  In-  und  Exspiration 
genannt ;  dasselbe  zeigt  aber  nur,  dass  die  normaler 
Weise  statthabende  respiratorische  Vei'schiebung  der 
vordem  Lungenränder  aufgehoben  ist.  Der  Grund 
hierfür  kann  aber  ein  sehi*  verschiedener  sein,  so 
Verwachsung  der  äussern  Perikardialfläche ,  der 
Pleura  pericardiaca  mit  der  Pleura  pulmonalis ,  aber 
auch,  ohne  jede  Betheiligung  des  Perikardium ,  Ver- 
wachsung der  vordem  Lnngenränder  mit  der  corre- 
spondirenden  Costalpleura  oder  behinderte  Ausdehn - 
baikeit  der  vordem  Lnngenränder  theils  wegen 
emphysematöser  Auftreibung  derselben,  theils  wegen 
Verstopfung  der  zuführenden  Bronchien.  —  R.  hat 
ferner  durch  extraperikardiale  Verwachsungen  — 
bandförmige  Stränge  zwischen  Lunge  und  äusserem 
Perikardium  —  hochgradige  exspiratorische  Ab- 
schwächung  des  Spitzenstosses  entstehen  sehen; 
ebenso  fand  er ,  dass  mangelnde  Dislocirbarkeit  des 
Spitzenstosses  häufiger  auf  extraperikardialen,  als 
inti*aperikardialen  Verwachsungen  beruhte.  Bei  com- 
binirter  intra-  und  extraperikardialer  Verwachsung 
hält  er  DislociruDg  des  Herzstosses  bei  Lagewechsel 
nicht  für  möglich. 

Als  weiteres  diagnostisch  für  Perikardialver- 
wachsung wichtiges  Symptom  hat  Friedreich 
zuerst  auf  den  diastolischen  Venencollapsus ,  d.  h. 
ein  gleichzeitig  mit  dem  diastolischen  Zurückspringen 
der  Brastwand  deutlich  sichtbares ,  mit  dem  Caro- 
tidenpnls  alternirendes  plötzliches  Abschwellen  der 
Halsvenen  mit  gleichzeitiger  Vertiefung  und  Ein- 
ziehung der  beiderseitigen  Supradaviculargegenden, 
aufmerksam  gemacht.  Er  glaubt  den  Gmnd  für 
diese  Erscheinung  in  einer  durch  das  Zurückspringen 
der    Brastwand    bedingten   Lageveränderung    des 


244 


IV.    Pathologie;  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


Zwerchfells  suchen  zu  müssen ,  wodurch  eine  Ver- 
längerung der  grossen  6efä8sstämme ,  resp.  der 
obem  Hohlvene,  bedingt  und  dadurch  der  Blutabflnss 
in  den  grossen  Venenstämmen  begünstigt  werde. 

Das  von  Riess  ganz  neuerdings  beobachtete 
und  als  charakteristisches  Symptom  für  Perikardial- 
verwachsung  gehaltene  Anfb*eten  von  metallisch  klin- 
genden,  durch  Magencousonanz  erzeugten  Herztönen, 
ftlr  dessen  Zustandekommen  die  innige  Annäherung 
von  HerZ;  Diaphragma  und  Magenwand  das  Haupt- 
moment bildet,  wird,  wie  Fälle  von  Ebstein  und 
Leichtenstern  beweisen,  nicht  selten  auch  ohne 
perikardiale  Verwachsung  gehört. 

Der  Ptds  endlich  bietet  bei  Perikardialverwach- 
sung  zwar  keinerlei  charakteristische  Veränderungen, 
aber  doch  immerhin,  namentlich  bezüglich  derLoco- 
motion  und  Gontraktion  des  Herzens,  werthvoUe 
Anhaltspunkte.  Ist  der  Puls  noch  kräftig  und  voll, 
so  kann  man ,  wenn  auch  die  Locomotion  eine  ab- 
norme ist,  noch  auf  gute  Herzkraft,  somit  auf  unbe- 
hindei-te  Fortbewegung  des  Blutes  schliessen ,  wäh- 
rend kleiner,  schwacher,  leicht  unterdrückbarer  Puls 
auf  Schwächung  der  Triebkraft  des  Herzens  hindeu- 
tet. Irregularitäten  des  Pulses,  in  spätem  Perioden, 
zumal  bei  gleichzeitiger  Muskeldegeneration  nichts 
Seltenes,  haben  für  die  Diagnose  der  Perikardialver- 
wachsung  nichts  Charakteristisches.  Der  von  Kuss- 
maul sogenannte  Pulsua  paradoavs,  der  bei  jeder 
Inspiration  an  Grösse  abnimmt  oder  selbst  unfühlbar 
wird,  sowie  das  tnspiratorische  Anschwelten  der 
Haievenen,  sind,  wenn  auch  nicht  als  pathogno- 
mische,  doch  immerhin  werthvoUe  Zeichen  der  frag- 
lichen Erkrankung,  namentlich  in  der  Form  der 
schwieligen  Mediastinalperikarditis ,  zu  bezeichnen, 
zumal  da,  wo  beide  Symptome  gleichzeitig  vorhan- 
den sind. 

Die  Grösse  der  Herzdämpfung  variirt  bei  Peri- 
kardialverwachsung  mannigfach;  bald  ist  dieselbe 
normal,  bald  nach  dieser  oder  jener  Richtung,  bald 
in  allen  Dimensionen  vergrössei*t.  Hierbei  ist  daran 
zu  erinnern,  dass  in  Folge  der  Verwachsung  anomale 
Lagerungen  des  Herzens  und  dadurch  anomale  Däm- 
pfungsfigoren  entstehen.  Jedenfalls  ist  die  Annahme 
Hop e  's  u.  A.,  dass  bei  längerer  Dauer  eine  totale 
Perikardialverwachsnng  stets  sekundäre  Herzhyper- 
trophie bedinge,  in  dieser  Allgemeinheit  nicht  richtig. 
Dagegen  kann  in  Fällen  degenerativer  Veränderung 
des  Herzfleisches,  wie  solche  da,  wo  das  Herz  von 
sehr  festen  und  derben  Adhäsionen  umgeben  ist,  zu 
erfolgen  pflegt,  eine  Dilatation  des  Herzens  sich  aus- 
bilden, zu  der  sich  dann  wohl  auch  in  seltenen 
Fällen  eine  Hypertrophie  gesellen  kann,  welche 
aber  dann  mehr  mit  gleichzeitig  vorhandenen  Klap- 
penfehlern, als  mit  der  Perikardialverwachsung  in 
causalem  Gonnex  stehn  dürfte. 

Was  die  subjektiven  Symptome  anlangt,  so  ver- 
laufen viele  Fälle  ohne  jede  subjektive  Beschwerde, 
oder  es  fehlen  solche  wenigstens  längere  Zeit  hin- 
durch gänzlich,  bis  dieselben  durch  eine  anscheinend 


leichte  Erkrankung  plötzlich  in  hochgradiger  Weise 
wachgerufen  werden,  und  die  Untersuchung  dann 
eine  aus  viel  früherer  Periode  darrende  Perikardial- 
verwachsung nachweist.  In  den  Fällen  jedoch,  vo 
die  Verwachsung  hemmend  auf  die  Herzcontraktioii 
wirkt,  sind  meist  schon  frühzeitig  Symptome,  denen 
bei  Herzklappenfehlem  ähnlieh,  wie  Herzklopfeo, 
Schmerz  und  Drack  in  der  Herzgegend,  Athemnott, 
Gefühl  von  Druck  und  Völle  im  Epigastrium,  Nd- 
gung  zu  Ohnmächten,  verminderter  Appetit  n.  A., 
zu  beobachten,  welche,  wenn  auch  durch  die  Peri- 
kardialverwachsung angeregt,  doch  nur  als  direkte 
Folge  der  mangelnden  Leistungsfähigkeit,  derD^- 
neration  des  Herzmuskels  selbst  gelten  können. 

Schlttsslich  betont  R.,  dass  eine  sichere  Diagnoee 
der  Perikardialverwachsung  nur  in  seltenen  Fitten 
gestellt  werden  kann,  und  dass  nur  wiederholtes 
sorgfältiges  Untersuchen  und  kritisches  Abwlgen 
der  der  Beobachtung  sich  bietenden  Symptome  n 
einer  solchen  führen  kann.  Freilich  sind  audi  bei 
aller  Vorsicht  Verwechselungen  mit  andern  Affiek- 
tionen,  namentlich  mit  Perikardialexsudaten  u.  Myo- 
degeneration, nicht  ausgeschlossen,  obwohl  anzuer- 
kennen ist,  dass  in  jüngster  Zeit  mancher  wesent- 
liche Fortschritt  zm*  Sicheratellung  der  Diagnose  der 
in  Rede  stehenden  Erkrankung  gemacht  worden  ist 

P.  Duroziez  (L'lJnionll5.117.  1880)  theüt 

mehrere  in   diagnostischer  Beziehung   interessante 

Fälle  mit. 

1)  Ein  23  J.  alter  Mann,  der  wiederholt  an  Rheona- 
tisnins  gfelltten  hatte,  bot  die  Zeichen  von  Stenose  andli- 
snfficienz  an  der  Mitralis  dar.  Das  Herz  war  vergrSssert, 
sein  Schlag  weit  verbreitet,  aber  stets  im  Niveaa  seinei 
linken  Randes ;  dabei  war  die  Brnstwarze  in  steter  Mit- 
bewegung ;  der  Spitzenstoss  wenig  energisch,  aber  gau 
rein.  Nach  4  Mon.  schlag  die  Herzspitze  bei  anfreehtar 
Stellung  des  Pat.  im  6.  Interoostalraom,  nach  anssen  tob 
der  Mamillarlinie,  die  Brustwarze  machte  dabei  dieselbe 
Vor-  nnd  Rückwärtsbewegnng.  An  der  Herzspitze  wir 
die  Einziehung  auch  sichtbar,  und  zwar  erfolgte  die  Be- 
wegung nach  innen  als  erstes,  nach  aussen  als  zweit« 
Moment,  ffir  den  Finger  dagegen  war  der  omgekelute 
Bewegnngsmodns  fahlbar.  Nach  Va  Jahre  Tod.  Bei  dei 
Sektion  fand  sich  enorm  vergrossertes  Herz,  Tollstindige 
Verwachsung  des  Perikardiam ;  Lungen  gesund. 

2)  Bei  einem  46  J.  alten  Manne,  der  im  86.  nod  Sl 
Lebensjahre  an  akutem  Gelenkrheumatismus  gelitten  hatte, 
fand  sich  undnlirende  Bewegung  der  Herzspitze;  wahread 
der  Systole  sah  man  keinen  Herzstoss,  f&hlte  ihn  aber. 
Bei  einer  andern  Untersuchung  sah  nnd  ffthlte  man  Zb- 
rückweichen  der  Herzspitze.  Während  eines  deht-  und 
fahlbaren  Zuruckweichens  der  Herzspitze  trat  Syiüiope 
ein,  die  zum  Tode  fahrte.  —  Bei  der  Sektion  fand  sieh 
vollständige  Verwachsung  des  Herzens  mit  dem  Periksr- 
diam ,  Stenose  und  Insufflcienz  an  der  Mitralis  and  der 
Aortenmündung  und  Insufflcienz  der  Triouspidalis. 

3)  Eine  34  J.  alte  Frau  Utt  an  Stenose  des  Bfltisl- 
osüam,  Insufflcienz  der  Aorta  mit  sehr  grossem  Heczen, 
dessen  Bewegungen  im  5.  und  6.  Intereostalraam,  sowie 
im  Cavum  epigastricum  bemerkbar  waren,  wobei  eis 
Zittern  der  Herzspitze  beim  2.  Tempo  beobachtet  wnide. 
Bei  einer  spätem  Untersuchung  sah  man  letztere  behn 
ersten  Tempo  vortreten ;  ein  anderes  Bfal  zog  dieselbe 
im  Moment  der  Systole  den  Intereostalraam  nach  iiuieB, 
statt  ihn  nach  vom  zu  treiben.  —  Die  Sektion  etff^ 
keinerlei  patholog.  Zustand  des  Perikardium,  den  Doe^ 
BotalU  geschlossen,  das  rechte  Orifloiam  aurioalo-TeDtri- 


IV.     Pathologie,  Therapie  n.  medidiiisdie  Eüjnik. 


246 


caUue  erweitert,  iosafflcient,  die  Trioaspidalis  Terdickt, 
den  rechten  Ventrikel  erweitert,  schwaoh  hypertrophiscbi 
das  PolmoDalostiam  normal,  den  linken  Vorhof  erweitert, 
mit  theils  alten,  theils  frischen  Blntgerinnseln  erfüllt. 
Die  Mitralis  war  fast  yollstandig  ossificirt,  trichterförmig, 
die  Spitse  des  kleinen  Fingers  kanm  einlassend.  Linker 
Veotrikel  erweitert,  nicht  hypertrophisch. 

In  nachstehenden  Fallen  beobachtete  D.  conti- 

Doirliche  wellenförmige  Bewegungen  an  der  Herz- 

oberflSehe. 

4)  An  der  Leiche  einer  22  J.  alten  Fraa  fand  sieh 
Adhaienz  des  Perikardium  und  Mitralinsafflcienz ;  wäh- 
rend des  Lebens  sah  man  die  Herzgegend  in  einer  fort- 
dauernden wogenden  Bewegung,  wobei  man  das  Anschla- 
gen der  Herzspitze  wenig  sehn,  wohl  aber  sehr  stark  mit 
dem  Finger  fahlen  konnte. 

6)  An  der  Leiche  eines  34  J.  alten  Individnnm  ergab 
die  Sdction  Insnfficiens  der  Aorta  and  Verengung  mit  In- 
sofficienz  der  Mitralis,  nebenbei  eine  Caustgrosse  Adhärenz 
des  Perikardinm  in  der  Nähe  der  Herzspitze.  Während 
des  Lebens  war  der  Spitzenstoss  26  Ctmtr.  vom  Cayum 
Bspiastemale,  17  Ctmtr.  unterhalb  des  obem  Bandes  der 
3.  Bippe,  2 — 3  Ctmtr.  nach  aussen  von  der  Mamillarlinie 
im  6.  Intercostalraum  zu  ffihlen ;  er  hatte  das  Eigenthiim- 
liehe,  dass  er  beim  ersten  Tempo  (Systole)  einen  Doppel- 
sehhig  hatte. 

6)  Der  35  J.  alte  Kr.  hatte  ein  sehr  grosses  Herz ; 
die  unduHrende  Bewegung  des  Herzens  in  den  Inter- 
costalräumen  war  sehr  gut  wahrnehmbar,  der  Spitzen- 
stoss massig  mit  nachfolgender  Zitterbewegong  beim  zwei- 
ten Tempo  (Diastole).  Die  Autopsie  ergab  allgemeine 
Adliärenz  des  Perikardium,  bedeutende  Hypertrophie 
der  Wandungen  sämmtlicher  Herzhöhlen  mit  Erweiterung 
der  Ventrikel ,  Verengung  und  Insufflcienz  der  Mitralis, 
der  Aortenmfindung  und  der  Tricuspidalis. 

In  dem  folgenden  Falle  war  Zitterbewegong 
der  Herzspitze  beim  zweiten  Tempo  (Diastole)  beob- 
achtet worden,  wie  anch  im  vorhergehenden  (6.) 
FaU. 

7)  Bei  der  Sektion  fand  sich  ausser  vollständiger 
Peiikardialadhärenz  ein  enorm  grosses  Herz  mit  bedeu- 
tender Hypertrophie,  Verengung  der  Mitralis,  Insufficienz 
nid  Verengung  der  Aortenmündung.  Während  des  Lebens 
wir  der  Impuls  des  Herzens  im  Vergleich  zu  dessen 
Crrtsse  massig. 

Im   8.  Falle   beobachtete    D.    ein    Oeränscb, 

dem  ähnlich,  welches  entsteht,  wenn  man  mit  der 

Hand  aof  einen  feuchten  Schwamm  drttckt.     Dieses 

Oerftosch  wird  nach  D.  dm-ch  den  Stoss  der  Herz- 

q>itse  auf  die  Lunge  erzeugt. 

Bei  der  Sektion  fand  sieh  ausser  Mitralis-  u.  Aorten- 
insufflcienz  Adhärenz  des  Perikardium  und  der  Pleu- 
ren. Während  des  Lebens  hörte  man  am  27.  Nov.  noch 
dentliehe  Herzgeränsche  u.  f&hlte  guten  Spitzenstoss,  am 
3.  Dee.  oberflächliches  perikardiales  Reiben,  am  2.  Jan. 
Migen  Herzschlag,  deutliches  Reibungsgeräusch ,  am 
6.  Jan.  typisches  Reibungsgeräusch,  am  5.  März  starken 
nnd  sehr  verbreiteten  Herzimpuls;  am  16.,  17.  und 
20.  Juli  an  der  Herzspitze  das  Geräusch  des  ansgedrfick- 
ten  Sehwammes.  Am  26.  trat  der  Tod  ein. 

In  einem  Falle  fand  D.  den  von  Hope  er- 
wähnten Doppelstoss  (double  choc). 

9)  Die  Sektion  ergab  Aneurysma  der  Aorta  adscen- 
dens,  vollständige  Ooclusion  desPerikardialsacks,  grosses 
Heiz,  Verdickung  der  Klappen  mit  unebenen  Rändern ; 
die  rechte  Lunge  war  durch  ein  starkes  Exsudat  com- 
Pvfanirt.  Während  des  Lebens  war  kein  Spitzenstoss 
wahnnnehmen,  dagegen  horte  man  über  der  ganzen 
HerEfläohe  den  Doppelstoss. 


Wie  die  meisten  der  von  D.  mitgetheilten  Fälle 
lehren,  ist  die  Inspektion  der  Präcordialgegend  für 
die  Diagnose  der  Perikardialverwachsang  von  glei- 
cher Wichtigkeit;  wie  die  Palpai^on,  da  Ange  and 
Finger  oft  ganz  entgegengesetzte  Resnltate  ergeben ; 
während  letzterer  ein  Vortreiben  derWandnng  fülüt, 
sieht  man  eine  Abflacbnng,  ein  Zurücktreten  dersel- 
ben. Letzteres;  das  Zurückweichen  der  Herzspitze 
und  der  Präcordialfläche  während  der  Systole,  ist 
ein  zwar  werthvolies,  aber  nicht  pathognomonisches 
Symptom  der  Perikardialverwachsang,  da  es  auch 
vorkommt,  wo  letztere  nicht  vorliegt.  Als  weitere 
werthvolle  Symptome  der  Perikardialverwachsang 
sind  die  andauernde,  nndulirende  Bewegung  derPrä- 
cordialwandung,  die  Zitterbewegang  der  Herzspitze 
beim  zweiten  Tempo  (Diastole),  das  Geräusch  des 
ausgedrückten  nassen  Sehwammes  za  bezeichnen. 
Plötzlicher  Tod  gehört  bei  Perikardialverwachsang 
nicht  za  den  Seltenheiten ;  nur  selten  erreichen  oder 
überschreiten  die  Kranken  ein  Alter  von  50  Jahren. 

A.  G.  Barrs  (Lancet  U.  12.  13;  Sept.  1881) 
hält  Perikarditis  rheumatischen  Ursprungs  für  sel- 
tener, als  man  im  Allgemeinen  anzunehmen  geneigt 
scheint.  Unter  70  Fällen  von  Rheumatismus,  die 
während  2  Jahi'en  imLeed's  Infirmary  aufgenommen 
wurden,  wurden  nur  in  3  perikardiale  Reibungs- 
geräusche beobachtet.  Dagegen  wurden  merkwür- 
diger Weise  während  derselben  Zeit  bei  den  Sek- 
tionen in  4  Fällen  Perikardialadhärenzen  gefunden. 
B.  theilt  diese  Fälle  mit. 

1)  Ein  16  J.  altes  Mädchen  hatte  seit  vor  li/a  J-über- 
standenem  aknten  Gelenkrheumatismus  Immer  an  Dyspnoe 
gelitten.  Am  26.  Sept.  1879  wurde  die  Er.  wegen  leich- 
ten Gelenkrheumatismus  mit  Oedem  der  untern  KÖrper- 
theUe  aufgenommen.  Die  Herzdämpftmg  war  bedeutend 
yergrössert,  die  Hersaktion  heftig,  so  dass  die  ganze 
Brust  bei  jeder  Systole  ersohfittert  wurde.  Die  Geräusche 
deuteten  auf  Regurgitation  mit  doppelter  Aortenerkran- 
kung. Während  der  Behandlung  trat  etwas  Besserung 
ein,  die  Anwendung  von  Digitalis  hatte  aber  Jedesmal 
Verschlimmerung  zur  Folge.  Schlüsslich  trat  plenri- 
tisches  und  peritonitisches  Exsudat  auf  und  die  Kr.  starb 
plötzlich  am  7.  November. 

Bei  der  Sektion  fand  man  das  Perikardinm  aligemein 
und  massig  fest  mit  der  Oberfläche  des  Herzens  verwach- 
sen, die  Perikardialhohle  ganz  obliterirt ;  die  Adhäsionen 
Hessen  sieh  mittels  leichten  Zugs  ablösen  und  dann  zeigte 
sich  die  Herzoberfläohe  mit  fetzigen  fibrinösen  Massen 
bedeekt.  Das  Herz  war  sehr  vergrössert,  hanptsächlioh 
durch  Hypertrophie  und  Dihitation  der  Ventrikel,  beson- 
ders des  linken,  dessen  Höhle  eine  Faust  aufnehmen 
konnte ;  die  Wandung  hatte  die  doppelte  Dicke  der  nor- 
malen. In  das  IQtralostium  konnten  5  Finger  eingelegt 
werden,  die  Mitralklappe  war  yerdiokt  und  zum  Theil  ge- 
trübt. Der  linke  Vorhof  war  sehr  erweitert,  seine  Wan- 
dung verdickt,  die  Aortenklappe  schien  sufficient,  ihre 
Segmente  waren  nach  unten  ausgedehnt,  verdickt  und 
getrübt,  aber  sonst  nicht  deutlich  erkrankt.  Der  rechte 
Ventrikel  war  nicht  sehr  erweitert,  an  den  Klappen  der 
rechten  Seite,  in  der  Aorta  und  in  der  Lungenarterie  fluid 
sich  nichts  Abnormes. 

2)  Die  20  J.  alte  Kr. ,  die  schon  früher  an  akutem 
Gelenkrheumatismus  gelitten  hatte,  zeifirte  bei  erneuter 
Erkrankung  regelmässige,  aber  rapide  Herzaktion,  ver- 
grösserte  Herzdämpfnng,  sichtbare  Pulsation  im  4.  und 
6.  Intercostahraume  in  der  Mamillarlinie  mit  Hebung  der 
Bmstwand,  vollen  u.  starken,  sehr  verbreiterten  Spitzen- 


246 


IV.     Pathologie,  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


stosB,  dentliches  systolisches  Geräusch  an  der  Spitae  nnd 
uDbestimmte  Geraasche,  an  der  Basis  doppelten  Aorten- 
ton.   Der  Tod  erfolgte  plötzlich. 

Bei  der  Sektion  fand  man  allgemeine ,  massig  feste 
Adhäsion  des  Perikardinm  älteren  Datnms,  nur  an  einer 
Stelle  Zeichen  frischer  Entzündung,  das  Herz  bedeutend 
vergrossert  mit  Erweiterung  aller  Höhlen,  Hypertrophie 
des  rechten  und  des  linken  Ventrikels,  Verdickung  und 
theil weise  Trübung  des  Endokardium.  Die  Aortenklappe 
war  insufflcient,  ihre  Zipfel  waren  verdickt  und  getrübt, 
aber  ohne  Zeichen  von  frischer  Entzündung ;  die  Mitral- 
klappe war  verdickt  und  getrübt. 

3)  Bei  einem  16  J.  alten  Mädchen ,  das  früher  an 
Rheumatismus  gelitten  hatte,  bestand  Dyspnoe  u.  Oedem. 
Die  Ergebnisse  der  Herzuntersuchung  waren  durchaus 
unsicher,  aber  deuteten  mehr  auf  eine  Mitral-,  als  eine 
Aortenaffektion.  , 

Bei  der  Sektion  fand  sich  das  sehr  verdickte  und 
ödematöse  Perikardinm  dicht  und  fest  an  dem  sehr  ver- 
grösserten  Herzen  adhärent,  so  dass  die  PerikardialhShle 
ganz  obliterirt  war.  Beide  Ventrikel  waren  erweitert, 
aber  nur  im  linken  erschien  die  Wandung  hypertrophisch, 
das  Endokardium  war  verdickt  und  getrübt,  die  Mitral- 
klappe nicht  insufflcient,  aber  am  freien  Rande  verdickt 
und  indurirt;  die  Aortenklappen  waren  ebenfalls  verdickt 
und  getrübt,  nicht  insufücient. 

4)  Ein  14  J.  alter  Knabe  hatte  binnen  2  J.  3  Anfälle 
von  akutem  Gelenkrheumatismus  durchgemacht,  zu  An- 
fang der  3.  Erkrankung  waren  keine  Zeichen  von  Peri- 
karditis, wohl  aber  von  Herzaffektion  vorhanden.  Der 
Herzstoss  war  diffus  und  verstärkt,  bei  der  Auskultation 
hörte  man  ein  lautes  Reibegeräusch  von  der  Herzspitze 
an  bis  in  die  Gegend  der  Achselhöhle,  aber  nicht  bis  zum 
Angulus  scapulae.     Der  Tod  trat  plötzlich  ein. 

'  Bei  der  Sektion  fand  man  geringen  Erguss  in  beiden 
Pleurahöhlen.  Das  verdickte,  injicirte  und  stellenweise 
blutig  suffundirte  Perikardinm  zeigte  an  der  Basis  der 
grossen  Gefässe  einige  Adhäsionen  mit  der  Visceralpleura, 
mit  der  Herzoberfläche  war  es  in  seiner  ganzen  Ausdeh- 
nung^ aber  nicht  fest,  verwachsen,  zwischen  den  Adhäsio- 
nen fand  sich  stellenweise  blutig  gefärbte  Flüssigkeit. 
Das  sehr  vergrösserte  Herz  zeigte  Erweiterung  aller  sei- 
ner Höhlen,  aber  keine  deutliche  Hypertrophie  seiner 
Wandungen.  An  den  Aortenklappen  waren  einzelne  Gra- 
nulationen vorhanden,  die  aber  die  Funktion  nicht  gestört 
haben  konnten ;  der  vordere  Zipfel  der  Mitralis  war  ge- 
trübt. 

Bemerkenswerth  ist  es,  dass  in  allen  diesen 
4  Fällen  Digitalis  keine  Besserung,  sondern  aus- 
nahmslos Verschlimmerung  hervorbrachte. 

Dilatation  des  Herzens  wird  nach  B.  nar  durch 
allgemeine  und  intensive  Perikai'ditis  herbeigeführt, 
während  Perikardialadhäsionen  von  geringer  Aus- 
dehnung keine  belangreiche  Veränderung  in  dem 
Znstande  des  Herzens  hervorrufen,  lieber*  das 
ganze  Herz  verbreitete  Adhäsionen  sind,  selbst  wenn 
sie  weich  sind,  fähig,  Hypertrophie  des  Herzens,  be- 
sonders der  Ventrikel,  in  mehr  oder  weniger  hohem 
Grade  herbeizuführen  in  Folge  des  Widerstandes, 
den  die  zähen  Adhäsionen  den  Bewegungen  des 
Herzens  entgegensetzen.  (E  r  u  g.) 

575.  Neuere  Arbeiten  über  Lepra ;  zusam- 
mengestellt von  Dr.  Qustav  Bohrend  in  Berlin. 

1)  Symptomatologie. 

In  einer  ansführlichen  Arbeit  liefert  Campana 
(Ann.  nniv.  Vol.  255.  Aprile,  Maggie  1881)  Bei- 
träge znr  Symptomatologie  und  Anatomie  der  Lepra. 
Die  erstem   beziehen    sich  auf    die   Beobachtung 


eines  periproktitischen  Abscesses,  den  er  in  Ermauge- 
lung  anderer  Ursachen,  sowie  wegen  der  Venmnde- 
rung  der  Sensibilität  in  seiner  Umgebnng,  wegen  der 
schnellen  Heilung,  seines  lepr^toen  Aussehens  n.8.w. 
mit  der  Lepra  in  ursächlichen  Zusammenhang  brin^^t 
Wir  müssen  es  der  Entscheidong  d«r  Leser  Ito- 
lassen,  ob  sie  durch  diese  Momente  einea  aMm 
Zusammenhing  für  hinreichend  begründet  halte. 
Wichtiger  sind  die  beobachteten  Temperstordäferai- 
zen  I  die  er  zwischen  der  erkrankten  linken  und  ge- 
sunden rechten  Seite  bei  einem  49jähr.  Manne  machte. 
Derselbe  hatte  an  der  linken  Oberextremität  meh- 
rere Lepraflecke  und  zeigte  in  den  Achselhöhlen  fol- 
gende Temperaturen : 

rechte  (gesunde)  linke  (erkrankte)     Grad- 
Seite  Seite  Differeu 

26.  Nov.  S7.9  38.9  1 

27.  n  34.2  36.6  2.4 

28.  n  34.8  36.8  2 

29.  y,  34.6  37.7  3.1 

30.  n  35.1  36.9  1.8 

1.  Dec.  36.5  37.2  1.7 

2.  n  36.4  37.7  1.8 

Diese  ziemlich  beti'ächtlichc  Erhöhung  der  Tem- 
peratur an  der  erkrankten  Seite  glaubt  C.  auf  die 
durch  die  Lepra  erzengte  Nervenerkrankung  zorflck- 
fahren  zu  müssen,  nnd  zwar  auf  ehie  dnrch  dieselbe 
bedingte  Lähmung  der  Vasomotoren ,  wie  überhaopt 
ja  an  gelähmten  Extremitäten  die  Temperatur  im 
Beginne  steigt  und  später  sinkt. 

Auf  die  pathologisch-anatomischen  üntersnchnn- 
gen,  durch  welche  die  Mittheilungen  anderer  Autoreo 
theiis  bestätigt,  tbeils  ergänzt  werden ,  kommen  wir 
später  noch  zurück. 

Eine  hyperäathetUche  Form  der  Lepra ,  wie  sie 
in  einem  Falle  von  Valiin  (6az.  des  Hdp.  89. 
p.  709.  1880)  beobachtet  wurde,  gehört  zu  den  sel- 
tenen und  ungewöhnlichen  Erscheinungen. 

Der  Kranke  war  Europäer,  hatte  aber  inC!oehiB- 
china  gelebt ,  wo  man  sein  Leiden  für  eine  Ataxie 
locomotrice  erklärte.  Bei  der  von  V.  vorgenommenen 
Untersuchung  ergab  sich  als  Ursache  seines  schwio- 
kenden  Ganges  eine  excessive  Hyperästhesie  der 
Fusssohlen ,  die  sich  in  gleicher  Weise  auch  an  der 
übrigen  Eörperoberfläche  fand.  Daneben  war  eise 
Atrophie  der  Musculi  interossei  nnd  eine  erhebliche 
Schwäche  der  Extremitäten ,  namentlich  der  Hftode 
vorhanden. 

Die  Erkrankung  war  unter  FiebererBoheinungen  eii 
Jahr  zuvor  mit  heftigen  Schmerzen  und  Gliederschwiohe 
aufgetreten,  so  dass  auch  Valiin  anfänglich  eine  Mye- 
litis diagnosticirte. 

In  den  nächsten  3  Wochen  nahm  die  Schmerzhaftigkeit 
erheblich  zu,  so  dass  der  Pat.  beim  leiehtesten  Nadelstieh 
laut  aufschrie  nnd  ein  leises  Berühren  irgend  einer  SteBe 
der  Körperoberfläohe  ein  Brennen  veranUisste,  welches 
1  bis  2  Min.  anhielt.  Nur  ein  Ideiner  Beziric  am  linken 
Fussr Uelzen  war  absolut  anästhettsoh. 

Zu  derselben  Zeit  traten  am  Rumpfe  rothe  PapciB 
von  runder  Form  und  der  Grösse  eines  Zweifraakstfickf 
auf,  einige  waren  in  der  Mitte  blass  und  empflndaBgaloB; 
einige  erreichten  einen  Durchmesser  von  6Ctmtr.,  hsttv 
einen  erhabenen  Rand  und  eine  Kupferiärbnog.  ^^^ 
zeitig  waren  die  Hoden  beträchtlich  geschwollen  okI  ^' 


IV.    Pathologie^  Therapie  u.  medicinische  Klinik. 


247 


empfindlieh,  Erektionen  schon  seit  Monaten  nicht  mehr  anf* 
getreten. 

Die  gleichen  Verändernngen  hatten  sich  nach  Aus- 
sage des  Fat.  1  Jahr  zuvor  mit  dem  Auftreten  derFieber- 
enchehiimgen  eingestellt. 

Das  Abweichende  dieses  Falles  vom  gewöhn- 
lichen Verlauf  besteht  darin,  dass  die  Hyperästhesie, 
welche  der  Anästhesie  gewöhnlich  voraosgeht ,  hier 
einen  so  hohen  Grad  erreichte  und  die  ganze  Körper- 
oberfläche betraf. 

Der  Kranke  wusste  keine  Ursache  fUr  die  Er- 
knmknng  anzugeben ;  er  erinnerte  sich  jedoch ,  dass 
er  einen  12jähr.  Negerknaben,  den  er  in  seiner  Fa- 
milie erzogen  hatte ,  einige  Wochen  vor  dem  Beginn 
seiner  Erkrankung  an  einer  ganz  ähnlichen  Affektion 
sterben  sah.  Dieser  Knabe  hatte  heftige  Schmerzen 
in  den  Extremitäten,  so  dass  er  gebeugt  wie  ein 
Greis  gmg,  und  am  Körper  ebensolche  runde  Flecke, 
und  es  trat  später  bei  ihm  ein  Abfall  von  Finger- 
pbalangen  ein. 

An  einem  von  Breuer  (Vjhrschr.  f.  Dermatol. 
Q.Syph.  VII.  p.  528. 1880)  beschriebenen  Falle  von 
Lepra  tnberesa  mit  Anästhesien  hat  Rosenthal 
(Ibid.  VIII.  p.  25.  1881)  die  nervösen  Störungen 
einer  eingehenden  Untersuchung  unterzogen. 

Es  handelte  sich  um  einen  24jähr.  Fat.  aus  Jeru- 
salem, der  10  Jahre  zuvor  angeblich  nach  einer  wäh- 
rend der  Winterkälte  im  Walde  verbrachten  Nacht 
erkrankt  war.  Es  stellten  sich  schon  am  nächsten 
Tage  intermittirende  Fieberbewegungen  mit  reissen- 
den Schmerzen  in  den  Gliedern  und  Blasenbildung 
in  den  Fingern  und  später  Knoten  an  verschiedenen 
Kdrperstellen  ein. 

Der  Kr.  war  kachektiBch,  hatte  eine  partielle  Faeialis- 
pttalyse  linkerseits ,  an  der  Stirn,  der  linken  Wange,  am 
Bulbus,  sowie  an  den  Unterextremitäten  Lepraknoten, 
dichter  stehende  Gruppen  von  solchen  an  den  Hand-  und 
Foisgelenken  und  am  rechten  EUenbogeng^elenk  eine  bis 
ttf  die  Gelenkbänder  reichende  Ulceration.  Der  N.  nlna- 
ils  war  neben  demOlecranon  als  dicker  Strang  eu  ffihlen. 
Die  Fmger,  nngleiohmassig  auseinander  gespreizt,  waren 
gebeugt  und  durch  partiellen  Verlust  der  Phalangen  ver- 
äppelt, Daumen- und  Kleinflngerballen  hochgradig  atro- 
phisch. 

An  den  Untereztremitaten ,  namentlich  fiber  beiden 
Kniescheiben  waren  weissUch  glänzende  atrophische  Hant- 
BteUen  vorhanden.  Die  Zehen  gleichwie  die  Finger  ver- 
krfippelt,  die  Bewegungen  der  Oberschenkel  prompter 
QQd  kräftiger  ausfahrbar  als  die  der  Unterschenkel. 

Die  Prüfung  der  Empfindung  erwies  einen  Aus- 
fall der  taktilen  und  eine  Abnahme  der  farado-cuta- 
nen  Sensibilität  am  Rflcken  und  den  seitlichen  und 
bintem  Schenkelgegenden.  Im  Bereiche  des  N.  ulna- 
118  war  sie  fast  ganz  geschwunden ,  im  Bezirke  der 
NN.  radiales  und  mediani  beiderseits  bedeutend  ver- 
nuiidert.  Bei  elektrischer  Reizung  der  Armgeflechte 
oder  der  entsprechenden  Nervenstämme  fehlte  trotz 
den  convulsiven  Zuckungen  jegliche  Empfindung  an 
<ier  Peripherie ;  ein  gleiches  Resultat  ergab  sich  an 
den  Unterextremitäten. 

Die  Verminderung  der  Sensibilität  war  um  so 
Intenäver,  je  mehr  man  sich  den  absolut  unempfind- 
lichen atrophischen  Stellen  näherte ;  aber  auch  an 


den  scheinbar  gesunden  konnte  man  die  Haut  mit 
einer  Nadel  durchstechen,  ohne  Schmerz  zu  erzeugen. 
Auch  das  Temperatm*gefflhl  fehlte,  dagegen  waren 
die  Sehnenreflexe  erhöht. 

Die  Muskeln  und  Neiden  erwiesen  sich  bei  der 
elektrischen  Reizung  bald  normal  wie  dieparetischen 
Muskeln  und  Nerven  der  linken  Gesichtshälfte ,  bald 
war  ihre  Reaktion,  wie  an  den  atrophischen  Muskeln 
der  Hände,  erloschen,  bald,  wie  an  andern  Stellen, 
herabgesetzt. 

Mit  Beziehung  auf  diese  Untersuchungsergebnisse 
weist  R.  darauf  hin,  dass  die  nervösen  Störungen  auf 
eine  centrale  Ursache  zurflckzuftthren  seien.  Er 
findet  in  den  anatomischen  Veränderungen  des  Rücken- 
marks,  wie  wir  sie  durch  Virchow,  Berg- 
mann, Steudener  und  Tschiriew  (s.u.)  ken- 
nen gelernt  haben ,  eine  Bestätigung  für  diese  An- 
nahme ,  da  gerade  diejenigen  Partien  des  Rücken- 
marks erkrankt  gefunden  werden,  welche  in  inniger 
Beziehung  zur  Sensibilität  stehen ,  nämlich  die  hin- 
tern Segmente  der  grauen  Homer  und  der  Commissur- 
fasern.  Er  eröiiiert  hierauf  die  Frage ,  ob  man  bei 
der  Lepra  die  centrale  Erkrankung  als  das  Primäre 
und  die  Affektion  der  Nervenstämme  als  das  Sekun- 
däre zu  betrachten  habe  oder  ob  das  Umgekehrte  der 
Fall  sei ,  ob  es  sich  also  um  einen  ab-  oder  aufstei- 
genden Process  handelt.  Gegen  einen  aufsteigenden 
neuritischen  Process  spricht  der  Umstand ,  dass  in 
allen  neuem  Beobachtungen  die  hintem  Wurzeln 
intakt  gefunden  wurden ,  und  auch  im  vorliegenden 
Falle  war  das  elektrische  Leitungsvermögen,  wel- 
ches in  den  peripheren  Theilen  fehlte,  in  den  dem 
Centram  näher  gelegenen  erhalten ;  ausserdem  giebt 
es  Leprafälle ,  in  denen  trotz  hochgradiger  Erkran- 
kung der  peripheren  Nerven  das  Rückenmark  keine 
Veränderang  aufweist.  Er  kommt  daher  zu  dem 
Schlüsse,  dass  die  Erkrankung  der  Hinterhömer  das 
Primäre  sei  und  dass  erst  später  durch  Herabsteigen 
des  Processes  die  Nervenstämme  in  Mitleidenschaft 
gezogen  werden. 

Im  Lichte  der  neuesten  Forschung  jedoch  dürfte 
diese  Argumentation  sich  nicht  mehr  als  haltbar  er- 
weisen, da  wir,  wie  unten  berichtet  wird,  [heute  schon 
mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  die  Lepra  als  eine 
parasitäre  Krankheit  betrachten  müssen,  und  die 
lepröse  Entzündung  und  Neubildung  sich  überall 
dort  etablirt,  wo  der  Bacillus  sich  einnistet  und  ver- 
mehrt. Daher  ist  auch  die  Möglichkeit  nicht  aus- 
geschlossen ,  dass  in  einem  Falle  das  Bückenmark, 
im  andern  das  periphere  Nervensystem  zuerst  er- 
griffen wird ,  in  jedem  Falle  aber  wird  es  sich  stets 
um  lokale ,  von  einander  unabhängige  Krankheits- 
herde handeln. 

Schwimmer  (Pester  med.-chir.  Presse  1880) 
beschreibt  einen  Fall  von  Lepra ,  den  er  bei  einer 
46jähr.  Frau  beobachtete,  die  in  Ungarn  geboren 
war  und  ihr  Vaterland  nie  verlassen  hatte.  Es  han- 
delte sich  hier  um  Knoten  im  Gesicht  und  an  der 
Mundschleimhaut  und  Flecke  auf  dem  Körper,  ohne 
dass  Anästhesien  vorhanden  waren.   Es  ist  diess  ein 


348 


IV.    Pathologie,  Therapie  u.  medicinisohe  Klinik. 


sporadischer  Erkrankungsfall,  da,  wie  Schw.  her- 
vorhebt, Lepra  in  Ungarn  gar  nicht  vorkommt, 
gleichwohl  jedoch ,  wie  sich  aus  einer  alten  Chronik 
ergiebt,  im  11.  Jahrhundert  in  grösserer  Verbreitung 
hier  vorgekommen  ist.  Er  weist  gleichzeitig  darauf 
hin ,  dass ,  wie  dieser  Fall  zeigt ,  die  Angabe  von 
Hebra-Kaposi  irrig  ist,  nach  welcher  bei  spora- 
dischem Vorkommen  der  Lepra  nur  die  maculöse 
Form  beobachtet  wird. 

2)  Anatomie, 

Knoten,  GeschwQre  u.  Atrophie  der  Haut ,  kno- 
tige oder  diffuse  Verdickung  mit  oder  ohne  geschwü- 
rigen Zerfall  am  Gaumen  und  Larynx ,  interstitielle 
Hepatitis,  Schwellung  der  Milz ,  sowie  sämmtlicher 
Lymphdrüsen,  zuweilen  auch  Hypertrophie  des  linken 
Herzventrikels,  circumscnpte  Peritonitis,  Darmge- 
schwüre, sowie  interatitielle  Neuritis ,  zu  denen  von 
Virchow  noch  die  interstitielle  Orchitis  und  Ver- 
dickung der  Albuginea  hinzugefügt  wurde,  bilden 
das  anatomische  Gesammtbild  der  Lepra. 

Zunächst  hatHonastirski  (Vjhrschr.  f.  Der- 
matol.  n.  Syph.  VI.  p.  203.  1879)  daraufhingewie- 
sen, dass  die  entzündliche  Zellinfiltration,  auf  welcher 
die  leprOse  Neubildung  beruht,  sich  nicht  auf  die 
Haut  allein  beschränkt,  sondern  auf  fast  alle  Organe 
des  Körpers  sich  erstreckt ,  soweit  er  sie  zu  unter- 
suchen Gelegenheit  hatte. 

Was  die  Veränderung  der  Haut  bei  der  tuberö- 
sen Form  betrifft,  so  reicht  die  entzündliche  Infiltra- 
tion nicht  über  die  Grenzen  des  Corium  hinaus,  so 
dass  die  Epidermis  vollkommen  intakt  bleibt.  Im 
Corium  bilden  die  Infiltrationen  Nester,  die  mit  ein- 
ander durch  Ausläufer  verbunden  sind  und  sich  stets 
um  GefiLsse  gruppiren.  Eine  Vermehrung  der  letz- 
tem konnte  nicht  constatirt  werden,  wenngleich  eine 
Erweiterung  derselben,  namentlich  in  der  Peripherie 
nnd  an  der  Oberfläche  der  Knoten,  mehrfach  zu  con- 
statiren  ist.  Die  Papillen  waren  meist  frei  oder  nur 
in  geringem  Grade  in  Mitleidenschaft  gezogen ,  nie- 
mals aber,  wie  Neu  mann  angiebt,  hypertrophisch, 
sondern  stellenweise  abgeflacht. 

Dieselben  Infiltrationen,  deren  Elemente  übrigens 
stellenweise  eine  bis  zum  gänzlichen  Zerfall  nnd  zur 
Geschwürbildnng  reichende  regressive  Metamorphose 
nachweisen  lassen,  fanden  sich  auch  an  den  Schleim- 
hänten,  nnd  zwar  nicht  blos,  wie  diess  bereits  allge- 
mein bekannt  ist,  an  denen  des  Mundes,  der  Nase, 
des  Kehlkopfes  und  der  Trachea ,  sondern  auch  im 
Magen  nnd  Darmkanale.  Der  erstere  sowohl  als 
der  Dickdarm  zeigten  eine  warzige  Verdickung  der 
Schleimhaut  mit  brannrother  Färbung,  die  im  Dick- 
darm an  einzelnen  Stellen  zu  kleinen  Geschwüren 
zerfallen  waren.  Die  Ansicht  der  Autoren,  dass  die 
bei  Leprösen  so  häufig  auftretenden  Diarrhöen  auf 
Dysenterie  oder  Tuberkulose  des  Darmes  zurückzu- 
führen seien ,  wurde  schon  durch  den  makroskopi- 
schen Befund  widerlegt,  da  diese  Geschwüre  einmal 
nicht  mit  dem  diphtheritischen  Belag  dysenterischer 
Geschwüre  bedeckt  waren,  andererseits  aber  gegen 


die  tuberkulöse  Natur  derselben  das  vollkommeiie 
Fehlen  von  Tuberkel  in  ihrer  Umgebung ,  sowie  ia 
andern  Organen  sprach.  Durch  das  Mikroskop  Hes- 
sen sich  aber  auch  andererseits  direkt  Veränderon- 
gen  nachweisen ,  welche  mit  den  leprösen  Verände- 
rungen der  andern  Schleimhäute  vollkommen  über- 
einstimmten. Es  fanden  sich  nämlich  im  submnkd- 
sen  Gewebe .  theils  diffuse,  theils  circumscripte  m 
Gewisse  gruppirte  Zellinfiltrate  bei  vollkommener  In- 
tegrität aller  übrigen  Daimbestandtheile ,  während 
nekrotische  Vorgänge  vollkommen  fehlten. 

An  äer  Leber,  welche  sich  im  vorliegenden  Falle 
makroskopisch  nur  unbedeutend  vergrössert,  auf  der 
Schnittfläche  blutarm  und  muskatnussartig  erwies, 
Hessen  sich  gleichwohl  analoge  Veränderungen  nach- 
weisen, nämlich  circumscripte  Zellinfiltrationen  im 
interlobularen  Gewebe,  welche  stellenweise  zu  einer 
Atrophie  der  Lebei'zellen  geführt  hatten.  Sie  warea 
diffus  oder  circumscript  und  von  Tuberkeln  wesentlid 
unterschieden. 

Angesichts  dieser  Ergebnisse  weist  Vf.  mit  Recht 
darauf  hin,  dass  die  Annahme  mancher  Autoren,  dass 
die  von  manchen  Seiten  erwähnten  leprösen  Verände- 
rungen in  Lunge,  Leber  u.  Darmkanal  der  Tuberko- 
lose  angehören,  durch  die  angefahrten  Untersuchnngs- 
ergebnisse  widerlegt  werden.  Gleichwohl  hält  Cam- 
pana (s.  0.)  diese  Frage  in  Bezug  auf  die  Leber 
für  noch  nicht  entschieden  nnd  glanbt,  dass  Doch 
weitere  Untersuchungen  nach  dieser  Richtung  erfor- 
derlich sind. 

Was  das  OefässsysUm  betrifft,  so  hat  Mo  na- 
stirski  an  den  Capillaren  eine  erhebliche  Schwel- 
lung der  Endothelien  beobachtet ,  so  dass  dieselbei 
wie  ödematös  erschienen  nnd  weit  in  das  Lumei 
hineinragten.  C  o  r  n  i  l  und  S  u  c  h  a  r  d  (s.  n.)  fin- 
den eine  Wucherung  an  der  Intima  grösserer  Arte- 
rien, ein  Befund,  wie  er  der  Arteriitis  obliterans  ent- 
spricht. Die  Adventitia  der  Geftsse,  namentlich  der 
in  den  Herzmuskel  eintretenden  subserösen  Arterien 
fand  Monastirski  erheblich  verdickt;  Cam- 
pana, welcher  diesen  Befund  bestätigt,  sah  dieselbe 
gleichzeitig  reichlich  mit  Rundzellen  infiltrirt,  ^ 
sich  zwischen  den  Muskelbündeln  in  diffuser  oder 
netzförmiger  Anordnung  hinzogen,  so  dass  trotz  dem 
Widerspruche  mancher  Untersucher  eine  BethdH' 
gung  des  Herzmuskels  am  leprösen  Prooesse  aua- 
nehmen  ist. 

An  den  Lympluirusen ,  die  bekanntlich  Bcboo 
frühzeiljg  ergriffen  zu  werden  pflegen ,  hat  Mona- 
stirski nur  eine  Hjrperplasie  der  lymphatiaeheo 
Elemente  constaüren  können,  während  er  dasStromi 
derselben  normal  fand.  Dagegen  liegen  jedoch  Ob- 
tersuchungen  von  Iwanowsky  (Virchow's Aieh* 
LXXXI.  p.  507.  1880)  vor,  nach  welchen  sowohl 
das  Parenchym  als  das  Stroma  verändert  ist.  ^ 
von  ihm  untersuchten  von  den  verschiedensten  Kpr- 
pergegenden  entnommenen  Drüsen  waren  erbebfieb 
vergrössert,  von  fester  Gonsistenz  und  besassoD  eine 
chokoladenbraune  Farbe  mit  zahlreichen  gelben 
Flecken  sowohl  in  der  Medullär-  als  in  der  Riodeo- 


IV,    Pathologie,  Therapie  u.  medidniflohe  Eliiiik. 


^49 


flobflCiiis.  llanehe  zeigten  im  Hüns  neben  einer 
Tennindening  von  Drflsengewebe  eine  Wucherung  von 
Fettgewebe ;  dagegen  fanden  sich  hier  nur  wenige 
LymphzeUeo,  die  jedoch  erbeblich  vergrösaert  waren 
und  Pigmentkömer  oder  ganze  runzelige  rothe  Blut- 
Urperchen  enthielten.  Letztere  werden  auch  frei  theils 
in  Haufen  beisammen ,  theils  zwischen  den  Lymph- 
zellen zerstreut  gefunden.  Die  in  den  Follikeln  befind- 
lichen Zellen  waren  entweder  vollkommen  normal 
oder  nur  etwas  vergrössert  und  enthielten  rothe  Blut- 
körperchen oder  Pigment,  oder  es  fanden  sich  grosse 
Epitheloidzellen  mit  ausgeprägten  grossen  Kernen 
und  körnigem  Protoplasma  oder  endlich  sehr  grosse 
Zellelemente y  die  an  Riesenzellen  erinnerten,  sich 
aber  von  ihnen  durch  das  Fehlen  einer  grössern  An- 
zahl von  Kernen  unterschieden ,  und  entweder  nur 
einen  Kern  besassen  oder  kernlos  waren.  Die  bei- 
den letzten  Formen  waren  zuweilen  mit  Fett  infiltrirt 
Diese  Elemente  fanden  sich  gewöhnlich  so  angeord- 
net, dass  die  normalen  Zellen  einen  ganzen  Follikel 
einnahmen,  in  einem  andern  dagegen  vorzugsweise 
hypertrophirte  Epitheloidzellen  oder  fettig  infiltrirte 
Zellen  lagen ;  überall  jedoch  wurde  das  retikuläre 
Stroma  von  ihnen  vollkommen  verdeckt. 

Makroskopisch  entsprachen  die  braunen  Flecke 
den  Blutkörperchen-  oder  pigmenthaltigen  Distrikten, 
die  grauen  dem  gewöhnlichen  oder  hyperplastischetf 
Lymphgewebe,  die  gelben  dagegen  Bezirken  von 
Fettzellen. 

Wir  wollen  hier  nicht  unerwähnt  lassen,  dass 
das  auch  von  andern  Untersuchen!  erwähnte  Vor- 
kommen von  rothen  Blutkörperchen  in  Leprazellen 
von  N ei  SS  er  (s.  u.)  auf  eine  optische  Täuschung 
nrflckgeffthrt  wird,  dass  es  sich  nach  ihm  hier  viel- 
mehr um  Vacuolenbildung  in  erkrankten  Zellen  han- 
delt, die  durch  den  Bacillus  leprae  erzeugt  wird. 

Im  Stroma  waren  die  Sinustrabekel  verdickt  und 
die  Zellen  beträchtlich  vergrössert,  spindel-  oder 
sternförmig,  hatten  einen  grossen  Kern,  sowie 
ein  feinkörniges,  braun  pigmenürtes  Protoplasma 
nnd  zeigten  zuweilen  eine  grosse  Uebereinstimmung 
mit  den  beschriebenen  Epitheloidzellen,  andere  end- 
lieh waren  in  verschiedenem  Grade  mit  Fett  infiltrirt. 
Die  Zellen  der  Capillarge&sse  waren,  wie  diess  auch 
TonMonastirski  beobachtet  wurde,  aufgequollen, 
zuweilen  vermehrt,  so  dass  sie  selbst  2 — 3  Schichten 
bildeten,  dabei  war  ihr  Lumen  bedeutend,  oft  l)is 
zmn  vollständigen  Verschwinden  verengert.  Die 
Adventitia  der  feinem  Venen  zeigte  häufig  Zellinfil- 
tnition. 

Die  Veränderungen  in  den  Lymphdrüsen  sind 
demnach  zweifacher  Art :  einmal  die  der  irritativen 
Hypertrophie  der  Drflsen,  sodann  die  Fettinfiltration 
der  Lymphzellen,  welche  I  w.  auf  eine  Resorption 
von  Fett  zurückführt,  welches  aus  einer  Zerstörung 
von  Fettgewebe  durch  den  leprösen  Process  an  an- 
dern Stellen  frei  wird.  Hierzu  kommt  drittens  die 
Pigmentirung,  die  durch  Zerfall  rotlier  Blutkörper- 
ehen zu  Stande  kommt.  In  dem  gleichzeitigen  Auf- 
Med.Jalirbb.  Bd.  192.  Hft.  3. 


treten  dieser  drei  Processe  glaubt  Iw.  eine  charak- 
teristische lepröse  Erkrankung  der  Drflsen  anerken- 
nen zu  müssen. 

Die  von  Campana  und  Monastirski  be- 
schriebenen Veränderungen  in  den  peripheren  Ner- 
venstämmen bieten  nichts  Neues :  intortubulare  Zell- 
infiltration neben  Arteriitis  obliterans  u.  consekutive 
Degeneration  der  nervösen  Elemente.  Dagegen  ver- 
dienen die  von  Tschiriew  (Gaz.  de  Par.  13. 
p,  169.  1879  und  Arch.  de  Physiol.  et  Pathol.  XI. 
,5  u.,  6.  p.  614.  1879)  am  Rückenmark  und  der 
zweigten  Fingerphatanx  eines  Leprösen  angestellten 
mikroskop.  Untersuchungen  einige  Beachtung. 

Dieselben  ergaben:  a)  beträchtliche  Atrophie 
der  Nervenzellen  der  Hinterhömer,  und  zwar  han- 
delte es  sich  hierbei  sowohl  um  eine  numerische  Ab- 
nahme der  nervösen  Elemente,  als  auch  um  mehr 
oder  weniger  atrophische  Zustände  der  ZeUkörper 
selber,  in  ähnlicher  Weise,  wie  man  sie  in  den  Vor- 
derhömern  beobachtet  und  beschrieben  hat  Diese 
Beobachtungen  beziehen  sich  auf  die  in  den  Hinter- 
strängen zerstreut  liegenden  Nervenzellen,  sowie  auf 
die  Zellen  der  Clarke'^hea  Säulen. 

b)  Der  Centralkanal  war  von  kleinen  runden 
(embryonalen  oder  Lymph-)  Zellen  erfüllt,  die  auch 
die  Wandungen  desselben  und  die  angrenzenden 
Rückenmarkspartien  infiltrirten. 

Nur  in  den  obern  Theilen  der  Halsanschwellung 
des  Rückenmarkes  waren  Epithelreste  des  Central- 
kanals  erhalten,  an  allen  andern  Stellen  dagegen  zu 
Grunde  gegangen  und  durch  kleine  Rundzellen  er- 
setzt. Die  Wandungen  einzelner  Blutgefässe  waren 
verdickt  und  zuweilen  von  den  gleichen  Zellen  in- 
jQltrirt.  Die  weisse  Rückenmarkssubstanz  zeigte  keine 
merkliche  Veränderung.  Die  vordem  und  hintem 
Nervenwurzeln  waren  normal. 

Die  Untersuchung  der  zweiten  Fingerphalanx 
ergab  sehr  ausgesprochene  Endarteriitis  einzelner 
Blutgefässe,  zumal  der  kleinen,  sowie  Infiltration  der 
Cutis  und  des  subcut.  Gewebes  durch  kleine  Rund- 
zellen (lymphatische  oder  embiyonale).  Diese  Infil- 
tration war  besonders  ausgeprägt  um  die  Blutgefässe. 
An  der  dritten  Fingerphalanx  zeigten  sich  bei 
Schnitten  durch  die  Weichtheile  die  Contouren  der 
verschiedenen  Gewebe  derart  verwischt,  dass  es  un- 
möglich war,  daselbst  die  Struktur  der  Haut  zu  er- 
kennen. Das  Ganze  gewährte  zuweilen,  zumal  in 
den  oberflächlichen  Partien,  das  Aussehen  einer  fast 
amoiphen  Masse,  die  in  Färbemitteln  ungefärbt 
bHeb. 

Auf  Durchschnitten  beider  Phalangen  waren  Ner- 
vendurchschnitte nicht  zu  erkennen.  An  denjenigen 
Punkten,  die  bei  einem  derartigen  Durchschnitte  der 
normalen  Lage  von  Nervenstämmchen  entsprachen, 
fanden  sich  Bindegewebsfascikel,  umgeben  von  meh- 
reren Lamellen  gleichartigen  Gewebes,  die  kleine 
Rundzellen  enthielten.  Wurden  die  Stämme,  die 
ihrer  Lage  nach  den  unter  der  Haut  befindlichen 
Nerven  entsprachen,  isolirt,  so  erwiesen  sie  sich  als 

32 


250 


lY.    Pathologie,  Therapie  u.  medidnlflche  ElinilL 


fast  auflschliesslich  ans  Bindegewebsfibrillen  zusam- 
mengesetzt ,  nnd  es  komiten  nur  hier  und  dort  zwi- 
schen ihnen  Reste  degenerirter  Nervenfasern  constatirt 
werden. 

3)  Aetiologie. 

Was  die  Aetiologie  der  Lepra  betrifft,  so  'sind 
wir  in  den  letzten  Jahren  mit  einer  Thatsache  von 
fundamentaler  Bedeutung  bekannt  geworden ,  die 
uns,  wenn  auch  noch  nicht  alle  sich  an  dieselbe 
knflpfenden  Fragen  zu  beantworten  sind,  doch  einen 
wesentlichen  Schritt  nach  dieser  Richtung  weiter  ge- 
bracht hat.  Es  ist  diess  die  Entdeckung  eines 
specifischen  pflanzlichen  Parasiten,  eines  Bacillus 
ieprae,  der  sich  in  allen  leprösen  Neubildungen  mit 
solcher  Oonstanz  vorfindet,  dass  an  seinen  Beziehun- 
gen zum  Ejanldieitsprocesse  nicht  mehr  gezweifelt 
werden  kann. 

Schon  im  Jahre  1874  wurde  von  Armaner 
Hansen  m  Bergen  (Norsk  Magazm  for  Läge- 
videnskab.  Heft  9.  1874  und  Forelöbige  Bidrag  til 
Spedalskhedens  Earakteristik ;  Nord.  med.  Arkiv 
I.  13)  über  das  Vorkommen  von  stäbchenförmigen 
Körpern  in  den  Zellen  der  Aussatzknoten  berichtet, 
die  im  Blute  der  Kranken  niemals  nachzuweisen 
waren  u.  in  frischem  Zustande  in  der  suspendirenden 
Flüssigkeit  selbstständige  Schwingungen  zeigten.  Da 
dieselben  bei  der  ünvollkommenheit  der  damaligen 
mikroskopischen  Untersuchungsmethoden  nur  ausser- 
ordentlich schwer  zu  erkennen  waren,  wurde  die 
Entdeckung  von  der  wissenschaftlichen  Welt  gänz- 
lich ignorirt  oder  vornehm  belächelt,  bis  wir  durch 
die  Einführung  der  Färbemethode  in  die  mikroskop. 
Technik  in  die  Lage  kamen,  diese  Elemente  auch 
dem  ungeübten  üntersucher  in  unzweideutiger  Weise 
zur  Anschauung  zu  bringen. 

In  einer  neuem  Arbeit  hat  A.  Hansen  (Vir- 
chow's  Arch.  LXXTX.  p.  32.  1880)  seine  frühem 
Untersuchungsergebnisse,  die  er  durch  Studien  an 
gefärbten  Präparaten  bestätigt  fand,  einem  weitem 
Kreise  zugänglich  gemacht,  und  die  Bacillen  abge- 
bildet. Nachdem  inzwischen  N  e  i  s  s  e  r  (Bresl.  ärztl. 
Ztschr.  Nr.  20 u.  21.  1879)  durch  die  von  Hansen 
erhaltene  Anregrmg  diesen  Qegenstand  weiter  verfolgt 
und  durch  ausgedehnte  Untersuchungen  an  Lepra- 
kranken in  Spanien  (Virchow's  Arch.  LXXXIV. 
p.  514. 1881)  wesentlich  erweitert  hatte,  wurde  dieser 
Befund  von  Gaucher  und  Hillairet  (Revue  de 
m6d.p.  71.1881),  sowie  von  Gornil  u.  Suchard 
(Ann.  de  Dermatol.  H.  p.  653.  1881)  bestätigt. 
Jedenfalls  gebührt  Hansen  das  Verdienst,  die  Ba- 
cillen entdeckt,  Neisserdas,  dieselben  eingehend 
studlrt  zu  haben. 

N  ei  SS  er  fand  die  Bacillen  in  allen  Krankheits- 
produkten der  Lepra  und  in  allen  Organen,  welche 
von  derselben  ergriffen  werden;  nicht  nachweisen 
liessen  sie  sich  bisher  nur  im  Rückenmark,  in  den 
Muskeln,  Knochen  und  bei  den  bullösen  Hauteraptio- 
nen.  Sie  liegen  fast  dnrchgehends  im  Innern  der 
grossen  randen  von  V  i  r  c  h  o  w  beschriebenen  Lepra- 
zellen, die  das  Volumen  eines  Eiterkörperchens  oft 


um  das  Fünffache  übertreffen  und  dnen  oder  mcihrere 
(3 — 12)  grosse  helle  Kerne  besitzen.  Sie  fUlen 
hier  das  Protoplasma  entweder  gleicbmässig  au 
oder  liegen  bald  hinter  einander,  bald  neben  diUB- 
der  zu  compakten  Häufchen  vereint  nnd  haben  in 
ihrer  Umgebung  feinkörnige  Partikel,  die  Ihre  Zer- 
fallprodukte darstellen. 

Mit  der  Menge  und  Form  der  eingelagerten  Ba- 
cillen verändert  sich  die  Zelle  in  ihrer  Ortae  nsj 
ihrer  chemischen  Constitution.  Während  in  den 
tiefsten  Schichten  der  lepr^Vsen  Neubildung  dieZdla 
noch  klein  und  wenig  oder  gar  nicht  verändert  er- 
scheinen, enthalten  sie  nur  verhältnissmässig  wenige 
Bacillen ;  je  näher  sie  sich  jedoch  der  Oberflidw 
befinden,  um  so  grösser  werden  sie  nnd  bilden  sich 
allmälig  zu  grossen  kugelförmigen,  glänzenden  G^ 
bilden  um,  die  nur  durch  ein  spärliches  Bindegewd»- 
gerüst  von  einander  getrennt  sind  und  durch  ikr 
Herausfallen  oder  Schrumpfen  eine  deutliche  Lfleke 
in  demselben  erkennen  lassen.  Ehie  derartige  ZeOe 
kann,  wie  N.  hervorhebt,  den  Anschein  err^n,  als 
enthalte  sie  in  ihrem  Innern  rofhe  BIutkOrperdieB. 
So  hinge  die  Bacillen  in  der  Zelle  hinreichendes  Nah- 
rungsmaterial besitzen,  vermehren  sie  sich  und  bedin- 
gen eine  Volumzunahme  der  Zelle,  ist  der  Nährboden 
jedoch  erschöpft,  so  zerfallen  sie  zu  kömigen  Hassen 
und  lassen  an  der  betreffenden  Stelle  einen  Defekt 
in  der  so  veränderten  Zelle  erkennen.  Während  das 
Protoplasma  der  normalen  Zelle  von  Oentianavioleit 
nicht  gefärbt  wird,  fixiren  diese  derartig  degenoir- 
ten  und  mit  parisitärem  Detritus  erfllllten  Zellen  den 
Farbstoff  und  nehmen  eine  röthliche  Nuance  an. 

Diese  Verhältnisse  fand  N.  in  gleicher  Weise  ai 
der  äussern  Haut,  den  Schleimhäuten  des  Pharynx  n. 
Larynx,  sowie  an  den  Knorpeln  des  letzteren,  an 
der  Cornea,  ün  interstitiellen  Gewebe  des  Hodetf 
und  Nebenhodens,  im  Bindegewebe  der  Leber,  der 
IkGlz  nnd  der  Lymphdrüsen,  während  in  der  Lunge 
sich  nur  käsige  Herde  be&nden.  Wt  Recht  aber 
hebt  er  den  gleichen  positiven  Befund  in  den  Nervo 
hervor,  weil  hieraus  hervorgeht,  dass  dieanästhe- 
tische  Lepra  keine  besondere  Erkrankungsform  1)3- 
det,  sondem  nur  eine  durch  die  LokalisatioD  des 
Krankheitserregers  im  Nerven  bedingte  Modifikation 
des  Krankheitsprooesses.  Die  Untersuchungen  am 
Rückenmark  konnten  bisher  nicht  mit  hinrdchender 
Genauigkeit  gefährt  werden. 

Die  Leprabacillen  stellen  längliche  mit  onff 
Schleunhülle  umgebene  Stäbchen  dar,  deren  Lloge 
Va— Vi  ^*  dö^ö^  Br^ie  Vi  ^^^^s  rothen  Bht- 
körperchen  ausmacht.  Sie  sind  ungeftrbt  fai  den 
Zellen  nur  nach  Einwirkung  einer  Kaliiösnng  (1:1^) 
zu  erkennen.  Gefärbt  werden  sie  durch  Gentiaaa- 
und  Methylviolett,  am  besten  durch  Fuchsin;  eine 
von  Ehrlich  zusammengestellte  Bosm-Hlniatoxy' 
linlösung  färbt  die  Zellkerne  blau,  dasbacUlenhalt^ 
Zellprotoplasma  orange.  Zum  nähern  Stadimn  diesor 
Elemente  benutzte  N.  erstens  Trockenptäparate  von 
Tuberkelsaft  oder  Eiter  aus  leprösen  Neubildnog^o» 
die  er  entweder  nach  dem  WasserverfrlM  ^ 


IV.    Pathologie^  Therapie  u.  mediomiflche  Klinik. 


251 


Eooh  dantdlte,  oder  er  entftrbte  die  angetrock- 
neten Elemente  mit  Alkohol  nnd  stadirte  sie  in 
Canadabalsam ;  er  stellte  zweitens  Züchtongsver- 
Boche  nach  verschiedenen  Methoden  an;  in  einer 
dritten  Beihe  ftlhrte  er  eineartificielleQewebsnekrose 
herbei,  indem  er  nach  dem  Vorgange  früherer  Ex- 
perimentatoren Lepraknoten  in  die  Bauchhöhle  von 
Eaninohen  einbrachte,  wo  sie  schon  nach  wenigen 
Tagen,  wie  bekannt,  eine  eigenthflmliche  Umwand- 
Inng  in  der  Constitution  ihrer  Elemente  erleiden,  so 
dass  sie  Farbstoffe  nicht  mehr  aufnahmen  und  die 
Bacillen  allein  gefärbt  wurden.  Hierbei  zeigten  sich 
neben  einfachen,  glatten  Stäbchen  auch  solche, 
welche  in  der  Mitte  oder  an  ihren  Enden  Kugeln 
boBassen,  zuweilen  so,  dass  sie  an  dieser  Stelle  mehr 
oder  weniger  spitzwinkelig  geknickt  waren ;  andere 
Stibchen  besassen  in  ihrem  Innern  in  verschiedenen 
Zwischenräumen  helle  Zonen,  wirkliche  Lücken  in 
der  Substanz.  N.  glaubt  diese  beiden  Modifikatio- 
nen auf  eine  Sporenbildung  beziehen  zu  müssen  und 
hält  die  kugeUgen  Gebilde,  die  sich  auch  isolirt  viel- 
fach vorfanden,  fbr  Sporen.  Sowohl  bei  den  Kul- 
taren,  als  an  den  in  die  Bauchhöhle  eingefdhrten 
Stftckeu,  konnte  endlich  auch  ein  Auswachsen  der 
StSbchen  zu  langem  Fäden  constatirt  werden. 

Dass  die  Bacillen  wirklich  die  Ursache  der  Lepra 
Beien,  schliesst  N.  aus  ihrem  regelmässigen  Vorkom- 
men in  allen  leprösen  Neubildungen,  aus  dem  Vor- 
kommen bacillenhaltiger  Zellen  neben  normalen  in 
Wimdgrannlationen ,  die  nach  Exstirpation  eines 
Lepraknotens  au&chiessen,  da  die  Granulations- 
xeUen  hier  durch  die  Einwanderung  von  Bacillen 
direkt  in  Leprazellen  umgebildet  werden,  endlich 
aber  aus  der  experimentell  beobachteten  Invasion 
in  Gewebszellen  des  lebenden  Thierkörpers,  speciell 
in  Zellen  eines  durch  Entzündung  zu  Stande  gekom- 
menen nengebildeten  Gewebes,  wobei  die  Elemente 
den  Charakter  der  Leprazellen  annehmen. 

Da  sich  weder  in  den  Blutgefässen,  noch  in  dem 
von  gesunden  Körperstellen  entnommenen  Blute 
Bacillen  finden ,  dieselben  aber  in  den  regelmässig 
um  die  Gefitose  gelagerten  Zellen  in  reichlicher 
Menge  gefunden  werden,  schliesst  N.,  dass  sie,  seien 
sie  ab  Sporen  oder  in  entwickeltem  Zustande  in  den 
KOiper  gelangt,  sich  auf  dem  Wege  der  Lymph- 
bahnen verbreiten  und  besonders  in  den  perivascu- 
laren  Lymphräumen  ansammeln,  wo  sie  zu  einer  Er- 
kmnknng  der  Gefksswand  fahren  und  dieselbe  fbr 
den  Durchtritt  weisser  Blutkörperchen  geeignet 
machen.  Eine  Bestätigung  für  diesen  Modus  der 
Invasion  und  Verbreitung  der  (Bacillen  findet  N.  in 
4er  kUnischen  Beobachtung,  dass  die  ersten  Aus- 
brflcbe,  sowie  die  Nachschübe  tuberkulöser  Erup- 
tionen auf  der  Haut  mit  erysipelasartigen  Entzün- 
dungen ehihergehen  u.  dass  namentlich  die  Lymph- 
drOsen,  welche  ett  Hauptdepöt  von  Bacillen  bilden, 
eiheblkh  geschwollen  und  schmerzhaft  sind. 

Keisser  kommt  daher  zu  dem  Schlüsse,  dass 
die  Lepra  ^e  Bakterienkrankheit  ist,  hervorgerufen 
Auch  eine  spedflsohe  Badllenfonn.    Diese  Badllen 


treten  entweder  als  solche,  oder  als  Sporen  in  den 
Organismus  und  verharren  in  einer  je  nach  Umstän- 
den verschieden  langen  Incubation  in  Depositorien, 
vielleicht  den  Lymphdrüsen,  von  wo  aus  eine  In- 
vasion .der  versdiiedenen  Theile  des  Körpers  statt- 
findet. Hiernach  sei  es  wahrscheinlich,  dass  die 
Lepra  eine  in  ihren  specifischen  Produkten  conta- 
giöse  Infektionskrankheit  sei,  und  dass  ihre  Ueber- 
tragung  auch  durch  Gegenstände  stattfinden  könne, 
an  denen  Sporen  haften ,  dass  eine  erbliche  Ueber- 
tragung  jedoch  nicht  stattfinde. 

Auch  von  Cornil  und  Suchard  (Ann.  de 
Dermatol.  IL  p.  653.  1881)  wurden  die  Bacillen 
gefunden  und  abgebildet.  Am  besten  liessen  sie  sich 
in  Präparaten  nachweisen ,  die  frisch  vom  Kranken 
genommen  und  in  Alkohol  gehärtet  waren.  Die 
von  denselben  angefertigten  Schnitte  wurden  hierauf 
in  Methylanilinviolett  (1 — 5proc.)  gefärbt  u.  in  einer 
1 — 4proc.  Sodalösung  ausgewaschen.  Bei  vorsich- 
tiger Behandlung  bleibt  der  Farbstoff  nur  an  den 
Bacillen  haften,  während  die  zelligen  Elemente  wie- 
der entfärbt  werden. 

An  derartigen  Schnitten  von  Lepraknoten  zeigte 
sich  die  Epidermis  verdünnt,  die  Wandung  der  Ge- 
fässe,  namentlich  die  Intima  derselben,  erheblich  ver- 
dickt und  das  Corium  mit  Rundzellen  infiltrirt ,  die 
in  ihren  Innern  reichlich  von  Bacillen  durchsetzt 
waren.  Sie  lagen  hier  entweder  von  einander  ge- 
trennt oder  zu  länglichen  Bündeln  vereinigt  und 
waren  zwischen  den  Zellen  nur  spärlich  vorhanden, 
während  sie  in  oder  zwischen  den  Elementen  der 
Epidermis  vollkommen  fehlteu.  Auch  in  den  innem 
Organen,  namentlich  in  der  Leber,  die  sich  bei  Lepra 
stets  im  Zustande  der  hypertrophischen  Cirrhose  mit 
Vermehrung  der  GaUengänge  und  Verdickung  ihrer 
Wandung  befindet,  b'essen  sich  Bacillen  nachweisen, 
in  geringerer  Anzahl  in  den  Parenchymzellen,  über- 
aus zahbeich  dagegen  in  den  Zellen  des  interlobu- 
laren Gewebes. 

Aus  diesen  Untersuchungen  ergiebt  sich  also, 
dass  die  Epidermis  der  Verbreitung  der  Bacillen  und 
ihrer  Uebertragung  von  einer  Person  auf  die  andere 
ein  Hinderniss  bietet,  und  dass  die  Lepra  sich  hier- 
durch wesentlich  von  andern  infektiösen  Erkrankun- 
gen ,  wie  beispielsweise  von  Pocken  und  Erysipelas, 
unterscheidet. 

Hieran  knüpfen  sich  natürlich  die  weitem  Fragen : 
Wenn  die  Epidermis  einen  Schutz  gegen  die  Bacillen 
bietet,  wo  ist  die  Eingangspforte  für  dieselben? 
Sind  es  zufällige  Verletzungen  der  Haut  oder  Schleim- 
häute ?  Finden  diese  Organismen  nur  in  dem  mensch- 
lichen Körper  die  Bedingungen  ihrer  Existenz,  so 
dass  sie  nur  vom  Menschen  auf  den  Menschen  über- 
tragen werden  oder  finden  sie  sich  auch  ausserhalb 
desselben  in  lebensfilhigem  Zustande?  Werden  sie 
demselben  mit  gewissen  Speisen  und  Getränken  zu- 
geführt und  durch  den  Digesüonstractus  aufgenom- 
men, oder  ist  ein  solcher  Modus  auggeschlossen? 
Das  sind  Fragen,  welche  nunmehr  an  den  Forscher 


252 


IV.    Pathologie^  Therapie  n.  medidnische  Klinik. 


herantreten  and  durch  deren  Beantwortung  die  mo- 
derne Wissenschaft  einen  glänzenden  Triamph  über 
einen  nralten  Feind  des  Menschengeschlechte  feiern 
wird. 

Jedenfalls  aber  gewinnt  die  Frage  nach  der 
Con^a^W^a^  der  Lepra  durch  die  Entdeckung  der 
Bacillen  einen  festen  Ausgangspunkt  fOr  die  weitere 
Forschung.  In  neuerer  Zeit  ist  man  mehr  geneigt, 
diese  Frage  zu  bejahen.  Eine  in  dieser  Beziehung 
interessante  Beobachtung  theilt  Veyri^res  (Arch. 

gön.  7.  8.  V.  p.  75.  Juillet  1880)  mit. 

Bine  Frau  ans  Nizza ,  einer  VoUkommen  leprafreien 
Gegend,  nnd  aus  gesnnder  Familie  stammend,  ist  mit 
einem  Manne  verheirathet ,  der  gleichfalls  in  Nizza  ge- 
boren, in  frühern  Jahren  viele  Seereisen  gemacht  hat. 
Vier  Jahre  nach  der  Verheirathung  wnrde  der  Mann  von 
doppelseitigen  Bnbonen  befallen,  die  in  Snppnration  über- 
gingen ,  die  Fran  gleiehfaUs  von  einem  Babo ,  der  sie  8 
Wochen  an  das  Bett  fesselte,  obsehon  irgend  welche  Affek- 
tionen der  Genitalien  nicht  voransgegaogen  waren.  Der 
Mann  wurde  einige  Jahre  später  Ton  Knoten  im  Gesicht 
und  am  Stamme  befaUen ,  die  theilweise  geschwürig  zer- 
fielen nnd  mit  Verlust  einzelner  Fingerphalangen  verbun- 
den waren.  Später  zeigten  sich  auch  bei  der  Frau  Lepra- 
knoten. 

Einen  ähnlichen  Fall ,  der  von  Dr.  B  e  r  m  a  n  n 

beobachtet  worden  war,  theilt  Atkinson  (Trans- 

act.  of  the  Amer.  Dermatol.  Assoc.  V.  Ann.  Mee- 

ting;  Chicago  1881.  p.  30)  mit. 

Die  Pat.,  45  J.  alt  nnd  seit  6  J.  erkrankt,  war  in 
Maryland  geboren  und  niemals  ansser  Landes  gewesen. 
In  Maryland  existirte  ausserdem  überhaupt  nnr  ein  ein- 
ziger Fall  von  Lepra  bei  einem  jnngen  Manne ,  der  wäh- 
rend eines  Aufenthalts  in  Caba  erkrankt  war.  Da  die 
Pat.  in  der  Nähe  dieses  Mannes  lebte,  liege  die  Vermuthung 
einer  Uebertragung  nahe. 

Dass  es  sich  in  diesem  Falle  wirklich  um  Lepra 
gehandelt  habe,  sollte  aus  den  auch  der  Gesellschaft 
vorgelegten  mikroskopischen  Präparaten  aus  den  vom 
Ohre  entfernten  Knoten  hervorgehen,  da  in  den  Zelt*- 
kernen  Bacillen  vorhanden  waren.  Da  aber  bisher 
ein  Vorkommen  dieser  Organismen  in  den  Kernen 
der  Zellen  von  keinem  Untersucher  beobachtet  wor- 
den ist,  während  andererseits  ihr  Vorhandenseb  im 
Protoplasma  der  Zellen  nicht  erwähnt  wu*d,  so  wird 
man  an  der  Richtigkeit  des  mikroskopischen  Befun^ 
des  zweifeln  müssen,  zumal  da  auch  Heitzmann 
nach  Durchsicht  der  Präparate  sich  jeden  Urtheils 
hierflber  enthalten  zu  müssen  erklärte.  Was  die 
Uebertragung  der  Erkrankung  betrifit,  so  waren 
alle  Redner  darüber  einig ,  dass  dieselbe  höchstens 
durch  direkte  Berührung  hätte  zu  Stande  kommen 
können,  etwa  bei  einer  Cohabitation ,  die  jedoch  von 
Atkinson  als  unwahrscheinlich  bezeichnet  wurde. 

Auch  bei  Gelegenheit  der  Diskussion  über  den 
oben  berichteten  Fall  von  V  all  in  sprachen  sich 
Rendu  und  Besnier  für  die  Contagiosität  der 
Lepra  aus,  Hillairet  trat  selbst  für  die  Erblich-» 
keit  derselben  ein  und  theilte  einen  Fall  mit,  in  wel- 
chem ein  von  einem  leprösen  Vater  gezeugtes  Kind 
erkrankte,  während  die  Mutter  gesund  blieb. 

4)  Therapie. 
Bei  der  Behandlung  der  Lepra  hat  in  neuerer 
Zdt  das  von  Indien  her,  und  zwar  zuerst  von  Le 


Page  in  Calcutta  empfohlene  ChaulmoograöU  voi 
Gynoeardia  odorata  stammend ,  viel&ch  Anwendimg 
gefunden ,  welches  innerlich  zu  5—6  Tropfen  ä 
steigender  Dosis  nnd  auch  äusseiiiöh  '  angewandt 
wird.  '  So  günstige  Erfolge,  wie  sie  n.  A.  nament- 
lich Young  (Practitioner  Nov.  1878)  und  Cottle 
(Brit.  med.  Journ.  June  28.  1878)  zn  verzeiclmei 
hatten ,  scheinen  andere  Aerzte  nicht  haben  anfvd- 
sen  zn  können ,  so  dass  das  Mittel  sehr  bald  wieder 
in  den  Hintergi*und  getreten  ist.  Dasselbe  ist  n^ 
dem  zuerst  von  Dongall  (Edinb.  med.  Journ.  Jan. 
1875)  empfohlenen  Gwjunöl  der  Fall. 

D.  B.  Simmons  (New York  med. RecordXYÜ. 
15.  p.  408.  April  1880)  hat  den  Copaiv€J>aUm 
innerlich  nnd  in  Salbenform  als  das  wirksamste 
Mittel  gefunden ,  welches  besonders  bei  der  anästfae- 
tischen  Form  eine  unzweifelhafte  Heilkraft  besitzt. 

Neuerdings  hat  L  a  n  g  e  r  h  a  n  s  ( Vircho w's  AicL 
LXXXV.  p.  567.  1881)  Kreosot  angewandt  undhf 
3  Fällen  günsfage  Resultate  verzeichnen  köODeiii 
Er  liess  täglich  3mal,  später  5mal  eine  Dosis  vod 
0.025  Grmm.  gebrauchen.  Bei  einem  Pai  mit 
Anästhesien  an  verschiedenen  Körperstellen  war 
nach  fortgesetztem  9monatl.  Gebrauch  eine  vollkom- 
mene Heilung  eingetreten ,  die  auch  noch  2  Jahie 
später  andauerte ,  bei  den  beiden  andern  Kranken} 
die  noch  in  Behandlung  standen ,  erhebliche  Besse- 
rung. 

Dem  gegenüber  theilt  Jonath.  Hutchinson 
(Med.-chir.  Transact.  LXIT.  p.  331.  1879)  den  Fall 
einer  Er.  mit,  in  dem  Während  eines  2 Tjfthr.  Zeit- 
raums, während  dessen  er  die  Kr.  unnnterbrocheo 
beobachteie,  spontan  allein  durch  Wechsel  des  Klimas 

und  Aenderung  der  Diät  Heilung  eintrat. 

Die  Jetzt  71jähr.  Fran,  in  England  von  englisdifli 
Eltern  geboren,  war  im  Alter  von  42  J.  nach  Jamaiea  ^ 
kommen ,  wo  sie  IX  J.  lang  lebte.  Die  ErkraokiiBg  In^ 
gann  1  Jahr,  vor  ihrer  Rückkehr  nach,  England  mit  eiDer 
AnschweUang  des  linken  Fingers ,  worauf  alsbald  Knotea 
Im  Gesicht  nnd  Knoten,  sowie  anästhetische  SteUen  an  deo 
Armen  folgten.  Nachdem  Merkiuialknren  und  Arseiul 
ohne  Erfolg  zur  Anwenduig  gelangt  waren,  trat  unttf 
roborirender  Diät  Heilung  ein ,  so  dass  die  Pat.  nonmehr 
blühend  und  wohl  aussieht.  Nur  im  Bereiche  des  Übv- 
nerven  sind  Anästhesien  zurückgeblieben,  sowie  Beddoeo 
einer  geheilten  leprösen  Comealaifektion. 

H.  schreibt  dem  Genuss  von  Fischen  den  baopt- 
sächlichsten  Einfluss  auf  die  Entstehung  derErkiu- 
kung  zu. 

Verschiedene  Autoren  haben  bei  Behandlung  der 
anästhetisehen  Lepra  durch  l^eh)ehdehmmg  güi^ 
eiige  Erfolge  erzielt.  So  beriiihtet  Dr.  Ö.  Liiwrii 
(Indian  med.'Gaz:  Sept.'  1878.'—  Arch.  öf  Diffo»- 
tology  Vot  V.  2.^p.  182.  1879)  von  einem  ä^^ 
Manne  j  welcher  am  rechteii'Arnk  in  seiner '^uoe^ 
Ausdehniing  eii&e  voUkömimeti^  A^thlode  ntid  ho<ih- 
gradige  Schwäche  'd§r  rechteii  'Hand  zeigte.  W 
N.  ulnaris  liess  sich  als  ein  s^hr  dicker  äthmg  voitf 
Innern  Gondyluö  des  Humeruei  bis  fast  zur  Ifitte  dtf 
Armes  verfolgen  und  wurde  unter  OhlorofnrmBSitofl^ 
gedehnt.  Der  Pat.  stellte  sich  nur  vssKgMsk 
wieder  vor,  und,  obgleich  die  erkrankte  Hut  leiioa 


IV.    Pathologie,  Thentpie  u.  medidnisebe  Klinik. 


263 


gleich  nach  der  ersten  Operation  ein  sichtlich  besse- 
168  Aussehen  gewonnen  hatte ,  wollte  er  sich  doch 
dicht  zn  einer  Wiedeifaolong  derselben  verstehen. 
Als  er  nach  Verlauf  von  5  Wochen  sich  wieder  vor- 
atellte,  hatte  die  Hant  der  Hand  und  des  Vorderarms 
jlire  vollkommen  normale  Besehafltenheit  wieder- 
erlangt, die  Sensibilitftt  war  im  ganzen  Bereich  der 
lioästhetischen  Stelle  znrQekgekehrt  nnd  die  Ver- 
oickong  des  Ulnarnerven  vollkommen  geschwanden. 
JBleiehzeitig  gab  der  Pat.  an,  dass  das  Kribbeln  nnd 
der  Sohmerz  ihn  nicht  mehr  belästigten  und  dass 
Bdne  Hand  bei  weitem  kräftiger  geworden  sei. 

Lawrie  hat  die  Nervendehnung  in  etwa  40 
Pillen  von  Lepra  anaesthetica  vorgenommen  nnd  in 
einer  grossen  Anzahl  von  Fällen  einen  anscheinend 
dAiieroden  günstigen  Erfolg  beobachtet,  insoweit  der 
von  dem  N.  ulnaris  versorgte  Bezirk  in  Betracht  kam. 
iKe  Pat  kamen  nicht  mehr  in  die  Klinik,  sobald  sie 
die  von  ihnen  beobachtete  Besserung  als  endgiltig  be- 
frachteten und  deshalb  konnten  mit  Ausnahme  des 
olHgen  Falles  bisher  keine  Angaben  über  den  End- 
effekt der  Behandlung  erhalten  werden. 

Ein  gleich  günstiger  Erfolg  wurde  dwch  die 
Dehnung  des  Ulnai'is  auch  von  Wallace  (Indian 
med.  Gaz.  Nr.  1.  1881)  erzielt,  indem  sich  in  einem 
Falle  nach  Verlauf  von  2  Mon.  die  vorhandene  An* 
isfthesie  u.  Verfärbung  des  Arms  vollkommen  zurück- 
))üdete.  In  der  That  scheint  die  Entlastung  der 
durch  die  intertubukren  Zellwucherungen  compri- 
mirten  und  dadurch  in  ihrer  Funktion  gestÖi*ten  Ner- 
^n  eine  so  erhebliche  zu  sein,  dass  diese  Operation, 
die,  zumal  wenn  sie^  unter  antiseptischen  Cautelen 
anagefühi-t  wii-d ,  nur  einen  unbedeutenden  Eingriff 
darstellt ,  bei  der  Machtlosigkeit  unserer  bisherigen 
Therapie  vollkommene  Beachtung  verdient. 

Desgleichen  nahm  GeraldBomford  (Lancet 
1.9;  Febr.  1881)  in  einem  Falle  von  Lepra  an- 
Jiesthetica  die  Dehnung  beider  ülnaiiierven  vor.  Es 
handelte  sich  um  einen  Pat.,  dessen  linke  Hand, 
namentlich  an  den  vom  Ulnaris  versorgten  Theilen 
vollkommen  atrophisch  und  anästhetisch  war  und 
eine  hochgradige  Schwäche  zeigte.  Die  rechte  war 
nicht  so  hochgradig  afficirt,  zeigte  aber  eine  An- 
ästhesie im  Ausbreitungsbezirke  des  Ulnaris.  Die- 
ser war  links  vollkommen  atrophisch ,  rechts  erheb- 
lich verdickt  und  mit  dem  umliegenden  Gewebe  voll- 
kommen verwachsen.  Der  letztere  riss  bei  der  Deh- 
nung ,  heilte  aber  nach  Anlegung  einer  Catgutnaht 
Und  als  Endresultat  der  Operation  war  Wiederkehr 
der  Sensibilität  und  Zunahme  der  Qebrauchsfähigkeit 
heider  Hände  zu  constatiren. 

576.  üeber  eine  oonstante  nervöse  Stö- 
rung bei  florider  Syphilia  der  Sekundär- 
periode ;  von  Dr.  E.  Finger.  (Vjhrschr.  f.  Der- 
matol.  n.  Syph.  Vm.  1  u.  2.  p.  265.  1881.) 

In  eigenthflmlicher  und  origineller  Weise  hat  Vf. 
die  Beflexerregbarkeit  mit  Bezug  auf  die  Beschaffen- 
heit des  Bttokeomarks  bei  syphilit  Personen  geprüft. 


Er  ghig  von  dem  Gedanken  aus,  dass  die  Reflex- 
erregbarkeit bei  verschiedenen  Personen  zwar  ver- 
schieden sei;  es  bleibe  aber  doch  bei  jedem  einzelnen 
Individuum  diese  Erregbarkeit  eine  nahezu  constante, 
so  dass  Schwankungen  derselben  nicht  als  normale 
anzusehen  seien,  sondern  ihren  Grund  stets  in  patho- 
lo^schen  Zuständen  des  Nervensystems ,  sei  es  des 
centralen  oder  peripheren,  haben  müssen.  Verschie- 
dene Gründe  weisen  uns  nun  auf  das  Bestimmteste 
darauf  hin,  dass  das  Rückenmark  im  Beginn  der  Er- 
krankung alterirt  ist,  wodurch  funktionelle,  vorüber- 
gehende Störungen  bedingt  werden.  Die  anatomischen 
Veränderungen  veranlassen  meist  schwerere  Altera- 
tionen ,  welche  man  leichter  auf  andere  Weise  hin- 
länglich erkennt.  Die  leichtem  Störungen  dagegen 
kann  man  zunächst  nur  durch  veränderte  Reflexe 
erkennen.  Da  es  bis  jetzt  noch  keine  Methode  der 
Messung  der  Reflexe  gab ,  so  schuf  Vf.  eine  solche 
für  Gesunde  zunächst  in  der  Weise ,  dass  die  ver- 
schiedenen Eörperprovinzen  der  Haut  der  Reihe  nach 
einem  und  demselben  Reiz  ausgesetzt  und  die  Grade 
der  resultlrenden  Mnskelzuckung  ermittelt  wurden. 
Das  hierbei  an  Gesunden  erlangte ,  in  Zahlen  aus- 
drückbare Mittel  verglich  nun  Vf.  mit  den  Ergeb- 
nissen bei  Syphilitischen.  Die  Resultate  waren  augen- 
fällig und  bewiesen  die  erhöhte ,  zum  Mindesten  ge- 
störte Reflexthätigkeit  bei  Syplülitischen  auf  das 
Deutlichste. 

Bei  jedem  Pat.  wnrdeu  untersucht  von  Haut" 
reflexen :  der  Bauchdeckenreflex  durch  Streichen  der 
Bauchhaut,  der  Cremasterenreflex  durch  Streichen 
der  Haut  der  innern  Fläche  des  Oberschenkels ,  der 
Fusssohlenreflex  durchstreichen  derFusssohle.  Von 
Sehnenreflexen  wurden  das  Knie-  und  Fussphäno- 
meu,  der  Adductorenreflex,  sowie  dasEnöchelphäno- 
men  durch  Beklopfen  der  Sehnen :  des  Quadriceps 
crnris  unter  der  Patella,  der  gespannten  Achilles- 
sehne, der  Adductorensehne ,  sowie  des  Malleolus 
internus  geprüft,  in  gleicher  Weise  auch  die  Erreg- 
barkeit des  Biocps  und  Triceps  des  Oberarms. 

In  allen  Fällen  gab  die  Untersuchung  Schwan- 
kungen der  Reflexerregbarkeit,  welche  bald  als  Stei- 
gerung über  die  Norm ,  bald  als  Sinken  unter  die 
Norm  zu  erkennen  waren,  und  es  erfolgten  diese 
Schwankungen  in  einer  fttr  alle  Fälle  gleichen,  voll- 
ständig typischen  Weise.  In  allen  Fällen  konnte 
eine  zuweilen  sehr  bedeutende  Steigerung  der  Haut- 
und  Sehnenreflexerregbarkeit  unmittelbar  vor  und 
zur  Zeit  des  Ausbrechens  des  Exanthems  festgestellt 
werden ,  woran  sich  bald  ein  Absinken  der  Reflex- 
en*egbarkeit  oft  tief  unter  die  Norm,  sogar  zuweilen 
bis  auf  Null  anschloss.  Hierauf  stieg  die  Erregbar- 
keit nur  langsam  wieder  bis  zur  Norm ,  welche  erst 
mehrere  Wochen  nach  dem  Schwinden  des  Elxan- 
thems  erreicht  wurde. 

In  jedem.  Falle  war  der  innige  Zusammenhang 
der  Schwankmigen  der  Reflexerregbarkeit  mit  der 
Heftigkeit  der  Syphilis  zn  constatiren.  Die  Beflex- 
erregbarkeit war  aber  eben  auoh  von  der  Raschheit 
des  Auftretens  der  Eruption  abhängig. 


264 


IV.    Pathologie,  Therapie  a.  mediciniflohe  EUnik. 


Jeder  Nachschab  auf  der  Hant  wurde  von  einer 
raschen  SteigeruDg  derBeflexerregbarkeitehigeleitet, 
welche  knrz  vor  oder  mit  Beendigong  der  Eruption 
wieder  aaf  den  frflhern  Stand  zorttckging. 

Dnrch  die  angewendete  Behandlang  schien  der 
geschilderte  Verlaaf  der  Reflexerregbarkeit  keine 
wesentliche  Aenderong  zn  erfahren.  Vor  Ausbrach 
des  Exanthems  vermochten  Heilmittel,  als  Jodkaliam 
und  Qaecksilber  weder  dem  Erscheinen  desselben 
vorzubeugen ,  noch  die  erhöhte  Reflexaktion  zu  ver- 
hindern. Wenn  das  Exanthem  dagegen  einmal  aus* 
gebrochen  war,  so  erfolgte  nach  angewandter  Thera- 
pie zuweilen  eine  rasche  Abnahme  der  erhöhten 
Reflexthätigkeit. 

Vf.  ist  nun  derMeinnng,  dass  die  hiererwfthnten 
Schwankungen  der  Reflexerregbarkeit  kaum  auf  Ver- 
änderungen in  der  peripheren  Leitung,  sondern  auf 
Störungen  im  Gentrum  selbst,  in  den  Reflexbögen 
der  grauen  Substanz  des  Rückenmarks  zu  suchen 
seien. 

Genauare  anatomische  Untersuchungen  werden 
seinerzeit  aufklären,  ob  diesen  funktionellen  Störun- 
gen des  Nervensystems  auch  anatomische  Verände- 
rungen zu  Grunde  liegen. 

Zum  Schluss  sind  17  Auszüge  aus  Kranken- 
geschichten mit  den  entsprechenden  Tabellen  beige- 
fllgt,  auf  welchen  man  in  Zahlen  das  Ansteigen  und 
Abfallen  der  Reflexerregbarkeit  verfolgen  kann. 

(J.  Edm.  Gflntz.) 

677.  üeber  die  Syphilis  der  fibrösen  Gto« 
webe  und  der  Sehnensoheiden ;  von  Dr.  N. 
Manssurow.  (Vjhrsohr. f. Dermatol. u. Syph. VIII. 
2  n.  3.  p.  S(91.  1881.) 

Vf.  ftlhrt  an ,  dass  die  syphilitische  Natur  vie- 
ler Affektionen,  als  Knoten,  Hygrome,  Enorpel- 
geschwülste  u.  s.  w.  vielfach  verkannt  werde ,  und 
hebt  besonders  das  praktische  Interesse  hervor,  wel- 
ches diese  Geschwülste  besitzen ,  die  unter  umstän- 
den, wenn  sie  durch  ihren  Sitz ,  ihre  Dauer  und  ihre 
sonstige  Beschaffenheit  grosse  Beschwerden  verur- 
sacht haben,  mitunter  die  Veranlassung  zu  grossen, 
lebensgefiUirlichen  Operationen  geworden  sind ,  die 
hfttten  unterbleiben  können ,  wenn  die  syphilitische 
Natur  der  Affektion  erkannt  worden  wäre.  Vf.  ge- 
denkt eines  solchen  Falles,  in  dem  einem  Kranken 
die  Amputation  des  Beins  vorgeschlagen  worden  und 
das  Glied  dadurch  erhalten  vrarde ,  dass  die  richtige 
Diagnose  gestellt  und  specifische  Behandlung  einge- 
leitet wurde. 

Vf.  fahrt  eine  Anzahl  Beispiele  an  von  fibrösen 
Oeschwühten  in  der  frühem  Periode  der  Syp/dUe, 
von  denen  wir  folgende  hervorheben. 

1)  Allgemeine  Syphilis,  mit  Quecksilber  behandelt. 
Im  3.  Mon.  der  Krankheit  zeigte  sich  eine  Geschwulst 
auf  der  Sehnenscheide  des  Mittelflogers  der  linken  Hand. 
Naoh  7  Mon.  resorbtrte  sich  die  Nenbildung.    Der  Kr., 


20  J.  alt ,  von  lymphatischer  Constitution ,  erkrankte  mit 
einem  indurirten  Geschwfir,  chronischer  Drfisena&sehwoi» 
lang  und  am  11.  Juli  mit  makulösem  Syphilid,  wogeg« 
Qneoksilberpillen  gegeben  worden.  Die  KnmkheitB^yB- 
ptome  waren  bis  auf  Ausfallen  der  Haare  und  Ansohwella 
einiger  Lymphdrüsen  geschwanden.  Im  September  wurde 
an  der  Innern  Fläche  des  linken  Mittelfingers ,  auf  da 
Uebergang  des  Fingers  zur  Handfliehe  eine  erbsengrosN, 
wenig  bewegliche  Gesehwolst  bemerkt,  die  bei  Streekof 
der  Finger  härter  and  schfirfer  abgeieiolmet  enehiei, 
beim  Bengen  des  Fingers  aber  kleiner  wnrde ;  die  B^ 
wegang  der  Sehne  wniäe  nicht  gehindert ;  die  G^esehmitat 
bewegte  sich  nieht  doroh  die  VerkftrEong  des  Mniktb 
und  sass  folglich  aof  der  Sehnenaehelde.  Befan  Dntk 
aaf  die  Geschwulst  war  ein  geringer  Schmerz  vorhudes, 
sie  störte  deiihalb  beim  Zagreifen.  Bei  fortgesetster  aatt- 
syphilitischer  Behandlung  waren  Anfang  April  1880  keiae 
Symptome  der  Syphilis  mehr  vorhanden.  Die  GesQhwsM 
auf  dem  Finger  worde  weicher  nnd  beweglicher  und  vt- 
schwand  schlfissUch  gani. 

2)  Allgemeine  Syphilis  nnd  Behandlang  mit  Merkur 
bei  einer  89jShr.  Wärterin  von  sonst  guter  Gesnndhtit. 
Im  9.  Mon.  nach  Be^nn  der  Erkraakong  seigten  sidh  n 
dem  rechten  Ellenbogen,  Aber  dem  Oleemaon  idaae, 
unter  der  Haut  eine  harte,  wenig  bewegbare,  sehman* 
lose  Geschwulst,  von  der  Grösse  einer  hiäben  Hasehion; 
die  allgemeinen  Decken  waren  unverändert;  die  G^ 
schwalst  sass  in  dem  fibrösen  (Gewebe  iwischen  der  Ki»- 
chenhaut  nnd  der  Haut.  Eine  ähnliche,  aber  härtere  G^ 
schwalst  von  der  Grösse  dner  Kaffee-  oder  gewöhnl.  Bahae 
sass  auf  dem  rechten  Knie ,  gerade  unter  dem  onten 
Bande  der  Patella.  Efaie  3.  Geschwulst  von  gering«« 
Grösse  wurde  über  dem  Olecranon  nlnae  riniitrae  be> 
merkbar.  Eine  4.  Geschwulst  von  der  Grösse  efaier  EriM 
sass  fiber  der  Orista  ulnae  des  linken  Armes,  Cut  auf  d« 
Bütte  des  Unterarms.  Eine  6.  Geschwulst  von  der  OrfisN 
einer  halben  Nuss  war  auf  dem  linken  Knie ,  and  swtr 
am  untern  Band  der  Kniescheibe ,  vorhanden.  Die  Kr. 
klagte  fiber  Schmenen  an  den  Knien ,  wenn  sie  kniete, 
und  an  den  Ellenbogen,  wenn  sie  sich  aof  sie  stütitoi 
Vom  6.  Mai  bis  8.  Juni  wurden  24  Einreibungen  mit  gm« 
Salbe,  Je  2  Grmm,  und  bis  zum  20.  Aug.  noch  weitoe 
48  gemacht,  worauf  alle  Symptome,  auch  dieGesohwfiUe, 
sparlos  schwanden. 

Nach  Vf.  besteht  das  Bigenthttmliche  in  diesen 
Fällen  darin ,  dass  eine  syphilitische  Affektion  d« 
fibrösen  Gewebe  und  des  Zellgewebes  sich  zwiseben 
3.  und  9.  Mon.  seit  Beginn  der  Erkrankung  geieigi 
hatte,  während  derartige  Erscheinungen  erst  spiter 

aufzutreten  pflegen. 

In  einem  andern  Falle  waren  tiefe  Taberkel  fib« 
dem  rechten  Trochanter  2  Vt  Jahre  nach  Beg^  der  & 
krankung  auQietreten. 

Der  betr.  40  J.  alte  Kr.,  durch  einen  Katanli  4« 
Prostata  entkräftet,  hatte  wegen  Symptomen  constitntio- 
neller  Syphilis  vom  Dec.  1877  bis  April  1878  eine  Kv 
von  60  Einreibungen  mit  grauer  Salbe  und  Zittmann'sdies 
Dekokt,  sowie  im  Aug.  1878  PUlen  mit  Qaecks.-Gh]orid, 
Jedoch  ohne  vollen  Erfolg  gebraucht.  Im  Frühjahr  1880 
bildete  sich  unter  d.  rechten,  grossen  Trochanter  eine  lalo^ 
pelharte  Geschwulst  von  der  Grösse  einer  halben  WaUnsv ; 
sie  war  beweglich  und  sohmenlos ,  die  Haut  von  nonnt- 
lem  Charakter ;  sie  bestand  aus  S  ungleichen  Theüen. 

In  Betreff  der  flbrigen  Beispiele  ^  unter  denei 
sich  das  eine  dadurch  auszeichnet,  dass  ausgebratete 
Geschwülste  sich  im  Verlaufe  der  Sehnen  der  Hand 
entwickelt  haben,  verweisen  wir  auf  das  OrigiosI* 

(J.  Edm.  GflnU) 


V.    Gynäkologie  n.  Pädiatilk. 


265 


V.     Gynäkologie  und  Pidiatrik. 


578.  Kühlapparat  für  die  weiblichen 
Sezualorgaiie ;  von  Dr.  H  e  u  s  b  i  in  Criwitz  in  Meck- 
lenburg.  (Berl.  klin.  Wchnschr.  XVIII.  11.  1881.) 

Da  die  meisten  Krankheiten  der  weiblichen  Ge- 
nhlechtsorgane  auf  Congestionen  znrttckzafahren 
aind,  welche  die  Grenzen  des  Physiologischen  über- 
lehreiten^  ist  als  das  natürlichste  Mittel,  die  so  ent- 
Btudenen  Entzündnngsznstände  zn  bekämpfen,  die 
Eilte  an  betrachten.  Es  fragt  sich  nur,  wie  dieselbe 
1X0  Besten  anf  die  Geschlechtsorgane  des  Weibes 
»^tieirt  werden  kann«  Durch  einen  vom  Vf.  con- 
stniirten,  übrigens  ziemlich  complicirten  Apparat, 
dessen  nAhere  Beschreibung  nebst  Abbildungen  im 
Originale  nachzusehen  ist,  lässt  sich  sowohl  auf  die 
Tagina,  als  auch  anf  die  Gebärmutter  und  auf  das 
psrametritisohe  Gewebe  Kälte  übertragen.  Sollen  nur 
die  Vaginalportion  und  die  benachbarten  Partien  des 
Uterus  gekühlt^  n.  dabei  doch  die  Scheide  selbst,  die 
Blase  und  der  Mastdarm  geschont  werden,  so  lässt 
aoh  diess  leicht  bewerkstelligen ,  indem  der  untere 
TheU  des  Apparates  aus  einem  schlechten  Wärme- 
leiter (Hartgummi)  hergestellt  wird. 

Unter  den  Krankheiten,  welche  er  am  meisten 
mit  diesem  Instrumente,  und  zwar  mit  gutem  Er- 
folge, behandelt  hat,  nennt  Vf.  zunächst  ien  Katarrh 
det  ütenu  mit  Enmanen  an  der  Vaffinalpartion. 
Der  extrauterine  Apparat  wird  täglich  2  Mal  anf  je 
3  Stunden  in  die  Vagina  eingelegt ;  hierbei  strömt 
fortwährend  kühles  Wasser  durch  den  Apparat. 
Wie  kalt  das  Wasser  erforderlich  ist,  richtet  sich 
nach  der  Emj^dlichkeit  der  Patientin.  Die  Em- 
fthmng  des  Instrumentes  muss  vorsichtig  geschehen 
und  würde  Vf.  es  nur  einer  sehr  zuverlässigen  Heb- 
amme überlassen. 

Die  Methode  des  Vf.s  hat  sich  auch  bei  parame' 
triüeehen  Entzündungen  vortrefflich  bewährt  Wei- 
ter hat  Vf«  mit  gutem  Erfolge  sein  Instrument  bei 
MetriUs^  der  akuten  sowohl  als  der  chronischen,  an- 
gewendet. Sind  Flexionen  vorhanden,  so  sucht  Vf. 
merst  den  Uterus  aufzurichten  und  sodann  den  Kühl- 
spparat  einzuführen.  Auch  bei  Jungfrauen  hat  Vf. 
den  Apparat  angewendet,  und  zwar  muss  hier  der 
Intrdtns  vaginae  möglichst  schmerzlos  zuvor  erwei- 
tert werden.  Vf.  bedient  sich  hierzu  eines  keulen- 
ftrmigen  Instrumentes  von  polirtemHolz  oder  Blech. 
Ist  durch  das  dünnste  erweitert  worden,  so  werden 
dum  die  beiden  letzten  stärkeren  Nummern  ver- 
wendet (Höhne.) 

579.  Zur  Innervation  der  Gebärmutter; 
von  Dr.  C  0  h  n  s  t  e  i  n  in  Heidelberg.  (Arch.  f.  Gy- 
DSkol.  XVm.  3.  p.  384.  1881.) 

C.  wiederholte  an  Kaninchen  und  Meerschwem- 
chen  die  von  andern  Autoren  angestellten  Untersu- 
chungen, und  berücksichtigte  dabei  das  Verhalten  des 
schwangeren  Uterus  überhaupt,  die  Veränderungen 
v&  leeren  und  schwangeren  Uterus  nach  Durchtren- 


nung der  sympathischen  Bauehganglien,  denEinfluss, 
welchen  dieExcision  peripherischer  Ganglien  auf  den 
VerUuf  der  Schwangerschaft  und  die  Durchschnei- 
dung der  Sacralnerven  und  des  Rückenmarkes  auf 
die  Contraktionen  ausübt  Bei  der  Laparotomie 
werden  die  trächtigen  Thiere  mit  Ghloralhydrat,  die 
nicht  trächtigen  mit  Chloroform  anästhesirt« 

I.  Bei  trächtigen  Kaninchen  treten  fast  immer 
spontane  Contraktionen  ein ,  auch  ohne  Luftreiz  un- 
ter Anwendung  einer  ^/aproc.  Kochsalzlösung.  Sie 
sind  bedingt  durch  die  Veränderungen  imParenchym 
der  Geschlechtstheile  während  der  Gravidität;  und 
sind  darum  auch  an  Thieren,  welche  kurz  vorher  ge- 
worfen haben,  zu  beobachten.  Die  Contraktionen 
gehen  von  der  Scheide  nach  den  Hörnern  und  Tuben 
und  zurück,  bei  nicht  trächtigen  vomTnbenende  zum 
Muttermund.  Nur  bei  den  erstem  Thieren  findet 
man  in  den  ausgeschnittenen  Genitalien  Ganglienzel- 
len. Die  Reizbarkeit  des  trächtigen  Uterus  ist  im 
Beginn  und  am  Ende  der  Schwangerschaft  am  stärk- 
sten und  unterliegt  ausserdem  individuellen  Schwan- 
kungen. Der  indncirte  Strom  und  heisses  Wasser 
(45-^55^  C.)  lösen  intensive  Contraktionen  am 
trächtigen  und  leeren  Uterus  aus.  Klemmung  der 
von  Nervenfasern  isolirtcn  Bauchaorta,  Verblutung 
und  dyspnoische  Blutbeschaffenheit  verstärken  die 
Contraktionen  des  trächtigen  Uterus.  Elektrische 
Reizung  des  Rückenmarks  erzeugt  nur  beim  nicht 
trächtigen  Uterus  Zusammenziehungen.  Wird  das 
periphere  Ende  des  Plexus  aorticus  gereizt,  so  be- 
ginnen die  Contraktionen  wie  am  nicht  schwängern 
Uterus  an  den  Tuben. 

n.  Die  Eaeiirpation  sympathüeher  Bauch" 
ganglien  bei  nicht  trächtigem  Thiere  hatte  eine 
starke  Hyperämie  der  innem  Geschlechtsorgane,  ge- 
steigerte Erregbarkeit  von  Uterus  und  Va^na  anf 
direkte  Reize  und  Peritonitis  zur  Folge.  Nach  14 
Tagen  wurden  die  Genitalien  im  Involutionszustand 
mit  Abnahme  der  Ernährung,  Funktion  und  Erreg- 
barkeit beobachtet 

in.  Dieselbe  Operation  an  träehtigen  Kaninchen 
bewirkt  im  Beginn  der  SchwangerschaA  die  Ausstos- 
sung  der  Früchte  innerhalb  36  Stunden ;  bei  vorge- 
schrittener Schwangerschaft  werden  die  todten  Früchte 
zwischen  dem  7.  n.  10.  Tage  erst  ausgestossen.  Den 
Tod  der  Früchte  sucht  C.  in  der  behinderten  Blut- 
zufuhr zu  den  Placenten  in  Folge  der  Contraktionen. 
Als  Gründe  fttr  den  verzögerten  Geburtseintritt  führt 
C.  an  die  herabgesetzte  Wirkung  der  Gebärmutter  in 
der  Mitte  der  Schwangerschaft,  die  durch  die  Opera- 
tion und  den  Tod  der  Früchte  reducirte  Erregbar- 
keit und  die  Inanltion,  welche  in  Folge  geringer 
Nahrungsaufnahme  und  eintretender  Durchfälle  sich 
einstellt  [Warum  wurden  nicht  auch  Thiere  zu  die- 
sem Experiment  genonunen,  die  sich  am  Ende  der 
Schwangerschaft  befiinden  und  damit  die  erste  Ur- 


266 


V.    Gynäkologie  n« 


Bache  aasgeschlossen?  Für  die  andern  Gründe  liegen 
in  den  Experimenten  selbst  keine  Beweise.  Ref.] 

IV.  Eaeision  cireumscripier  Partien  aus  der 
Vagina  trächtiger  Kaninchen.  Es  worde  ein  längs- 
ovaleS;  2Vs  Gtmtr.  langes  and  1 — l^sCtnitr«  breites 
Stack  aasgeschnitten  and  der  Defekt  mit  Catgatliga- 
taren  geschlossen.  Stillstand  der  Schwangerschaft 
and  Aufboren  aller  rhythmischen  Gontraktionen  war 
die  Folge,  die  Gebart  trat  nicht  ein.  Am  6.  Tage 
fand  man  im  Uteras  die  Foetas  macerirt,  was  fflr 
einen  anmittelbaren  Tod  derselben  in  Folge  der  Ope- 
ration spricht.  Die  Wichtigkeit  der  peripheren  Gang- 
lien für  die  Gebart  war  hierdarch  erwiesen,  denn 
der  Einflass,  welchen  die  Unterbrechang  der  arte- 
riellen Blatzafahr  aasflbt,  warde  eliminirt  darch  ein 
Experiment,  welches  zeigte,  dass  die  fiir  die  Aas- 
stossang der  Früchte,  zar  AblOsang  and  Expalsion 
der  Placenten  nothwendigen  rhythmischen  Gontrak- 
tionen darch  die  Unterbrechung  der  arteriellen  Blat- 
zafahr zum  Uterus  nicht  aufgehoben  werden. 

y.  Durcheehneidvng  der  Nerven  des  111*  und 
IV.  Kreugbeinloehes  bei  einem  trächtigen  Meer- 
schweinchen. Die  Gontraktionen  waren  anregel- 
mässig und  erstreckten  sich  hauptsächlich  auf  die 
Scheide;  am  2.  und  3.  Tage  nach  der  Operation 
wurden  5  Junge,  theils  lebend,  theils  todt  geboren. 

VI.  Durehsehneidung  des  Rückenmarks  bei 
trächtigen  Kaninchen.  Drei  Versuchsthiere  starben 
innerhalb  2  Stunden  post  operationem,  ohne  zu  wer- 
fen, beim  4.  fand  man  nach  32  Stunden  ein  todtes 
Junges  im  Behälter  und  eines  in  der  Vagma ;  in  den 
Ampullen  waren  noch  4  Junge  mit  deutlichen  Bewe- 
gungen. 

Nach  diesen  Experimenten  folgen  als  zweiter 
Theil  der  Arbeit  „historische  und  kritische  Beiträge^. 
Die  ersten  Untersuchungen  über  die  Innervation  des 
Uterus  wurden  an  frisch  getödteten  Thieren  unter- 
nommen, alle  späteren  an  lebenden,  und  sie  berück- 
sichtigten 9,1)  die  direkten,  auf  den  Uterus  applicir- 
ten  elektrischen,  chemischen  und  mechanischen  Reize ; 
2)  die  Reaktion  der  Muskulatur  des  Uterus  auf  Ver- 
änderungen im  Gasaustausche  des  Blutes;  3)  den 
Einfluss  der  elektrischen  Reizung  verschiedener  Re- 
gionen der  Gentralorgane,  derSacral-  und  sympathi- 
schen Nerven  auf  Eintritt  von  Gebärmutterzusam- 
menziehungen ;  4)  den  Einfluss  der  Durchschneidnug 
sowohl  der  Gentralorgane  wie  verschiedener  Nerven- 
zweige mit  nachfolgender  Nervenreizung,  auf  die 
Auslösungen  von  Gontraktionen ;  5)  die  klinischen 
Beobachtungen  des  Eintritts  von  Schwangerschaft  u. 
Geburt  beim  Menschen  und  Thiere  nach  Läsionen 
des  Rückenmarkes ;  6)  den  Elintritt  von  Schwanger- 
schaft und  Geburt  nach  Durchschneidung  der  sympa- 
thischen, der  Sacralnerven,  derCervikalganglien  des 
Uterus.**  Es  wird  dann  die  emschlägige  Literatur 
angeführt.  Neues  aber  nicht  gebrachte  (Vgl.  Röh- 
rig's  Arbeit  in  Virchow's  Archiv  LXXVL  1.  1879 
—  Jahrbb.  CXCII.  p.  38.) 

(Burckhardt,  Bremen.) 


580.  IJntersaohaiigen  der  ütemasohleim- 
haut  während  der  Menstruation ;  von  Dr.  de 
Sin^ty  in  Paris.  (Gaz.  de  Paris  13.  p.  175. 
1881.) 

Vf.  berichtete  in  einer  Sitzung  der  Soc  de  Bio- 
logie über  seine  Untersuchungen.  .Man  hat  laog« 
diskutirt  über  die  Ausstossung  derUterosschleimlnnt 
während  der  Menstruation.  Von  den  neuesten  Auto- 
ren zeigten  Eundrat  und  Leopold,  dass  die 
Mnskularschicht  nie  blossliegt,  dass  vielmehr  bis  n 
einer  gewissen  Stärke  Schleiinhaut  und  Drüsen  im 
Uterus  bleiben.  Vf.  hat  seine  histologischen  Unter- 
suchungen über  diesen  Punkt  schon  1879  im  Manoei 
de  gyn^logie  veröffentlicht  Der  kalte  Winter  187S 
bis  80  war  fttr  die  Fortsetzung  dieser  Untersncfanngen 
sehr  günstig.  Die  Uteri  stammten  von  Frauen,  & 
zu  verschiedenen  Zeiten  der  Regel  gestorben  waren. 
Ueberraschend  war  der  Befund :  Schleimhaut  intakt; 
mit  den  menstrualen  Merkmalen,  beträchtUcfa  Ter* 
dickt,  mit  weissen  Blutkörperchen  durchsetzt,  h7pe^ 
ämisch,  mit  erweiterten  Drüsen,  Epithelialftbenog 
unversehrt;  nirgends  die  geringste  Desquamaäoo. 
S.  wandte  nun  eine  andere  Methode  an ,  er  imter- 
suchte  die  Menstrualausscheidungen ,  in  denen  ji 
Schleimhautstückchen  sein  mussten ,  wenn  sie  ansge- 
stossen  würden.  Es  Wurden  zu  diesem  Zwecke  tob 
Frauen  mit  normal  fiinktionirendem  Genitalappant 
alle  spontan  abgesonderten  Menstmationsprodokte 
sorgfältig  gesammelt,  in  Alkohol  gehärtet  und  dam 
untersucht.  Keine  Spur  von  Uterus8chleimhao&  * 
Diese  Methode  war  zu  umständlich  nud  S.  entnaks 
daher  imSpeculum  mittels  desAdspiratorsvon  Sias 
die  Flüssigkeit,  welche  nach  Ran  vi  er  in  eine  Mi- 
schung vonl  Th.  Alkohol  und  2  Th.  Wasser  ge- 
bracht wurde ;  in  dieser  lösen  sich  die  BlutkOrper 
chen,  während  das  Epithel  sehr  gut  erhalten  bleibt 
Die  Untersuchung  wurde  mit  und  ohne  Carminflr- 
bung  vorgenommen.  Kleine  lamellöse,  membns- 
ähnliche  Fetzen  auf  dem  Grunde  des  Glases  schienefl 
Trümmer  der  Schleimhaut  zu  sein,  zeigten  sieh  aber 
unter  dem  Mikroskop  als  Anhäufungen  weisser  Blut- 
körperchen, welche  durch  Schleim  und  Fibrin  ver- 
bunden waren ;  sie  färbten  sich  stark,  zeigten  niebt 
selten  tubuläre  Anordnung,  aber  hatten  mit  Bpitiiel- 
überzug  keine  Aehnlichkeit.  Man  sah  auch  Sebldo- 
cylinder,  die  den  Eindinick  machten,  als  wären  sie  io 
den  Drüsen  gebildet  und  dann  ausgestossen  wordes. 
Schlüsslich  waren  auch  rothe  Blutkörperehen  m 
sehen,  die  dem  Alkohol  widerstanden  hatten,  aber 
Theilchen  mit  Cylinderepithel  waren  nirgends  za  fio- 
den.  S.  fand  niemals  auch  nur  eine  Flimmere[»tb6l' 
zelle  und  schliesst  daraus,  dass  normaler  Weise  sicii 
die  Schleimhaut  bei  der  Menstruation  nicht  abstösst, 
nicht  einmal  oberflächlich,  und  dass  widersprechenä^ 
Befunde  Leichenerscheinungen  sind.  *  Diese  TIA- 
Sachen  sind  wichtig  für  den  Physiologen  und  At  den 
Kliniker,  besonders  für  die  Pathogenese  der  \>jvßßr 

norrhoea  membranacea. 

(Burckhardt,  Biemeo.) 


V.     Gynäkologe  n.  Padiatrik.  257 

581.  B«itrlge  bot  Morphologie  der  Portio  in  kflrzesterZeit.  Vom  gynäkologischen  Standpunkte 

TtgisaUa  nteii ;  von  Dr.  Wilhelm  Fischel  in  aas  ISsst  sich  annehmen,  dass  dieses  angebome  ana- 

Png.  (Aich.  f.  Gynftkol.  XVIII.  3.  p.  433.  1881.)  tomische  Ektropinm  ein   prädisponirendes  Moment 

Vf.  theilt  neue  Beobachtungen  über  das  an-  fbgeben  kann  zur  EKeugnng  mancher  Leukorrhoe 
geborene  anatomische  „Ektropinm"  mit.  Die  An-  1«°  Kindes-  und  Jnngfrauenalter,  ftr  deren  Behand- 
nahme.  dass  die  VaginalporÜon,  namentlich  der  long  nöthigenfalls,  genau  wie  bei  Piuripai-en  mit  La- 
bel Nengeborenen  «fters  geftmdene  weite  Muttermund  cerationsektropium,  sich  die  Keilexcislon  der  Mutter- 

im  spiteren  Alter  Veränderungen  durchmacht,  bezw.  °"«'^l«PP«n  "«h  ^^  «*»'."  ^  "' ,  tT*  *^'°*'i""*  ""'* 

enger  werde,  beruht  nicht  auf  direkten  Beobachtnn-  ^«'  fnm«<'8chen  Operation  empfehlen  würde, 

gen,  und  Vf.  hat  die  üeberzengung  gewonnen,  dass  ,     ^"^  ^^\  angeborenen  anatomischen    dem 

wir  eine  ganze  Anzahl  von  verschiedenen  Formen  L^ceratiousektropinm  so  ähnhchen  Foi-m  hat  F.  eine 

dieses  Organes,  die  bisher  nur  bei  der  Erwachsenen  «*T"  «bleichende  Form  der  Vagindporhonm  der 

bekannt  waren  und  bei  dieser  meistens  ein  patholo-  Leifeemes  reifen  Nengeborenen  gefunden,  die  aber 

gisehes  Interesse  darboten,  sich  in  gleich  ausgeprägter  ^<«b  *>«  «"»«tomisches  Ektrop.um  bezeichnet  werden 

Weise  bereits  beim  Neugeborenen  vorfinden.     Das  "«««•     Ans  dem  sehr  stark  diktirten,  runden  Mnt- 

eoDgenitale  anatomische  Ektropinm  ist  besonders  in  tennnnd  drängte  sich  eine  flach  sphärische  Geschwulst, 

forensischen  Fällen  von  Bedeutung,  wenn  nicht  der  ^'«.f""*  «1"!"  "."  ''«"»^  klaffenden,  alnsr  8  Mmtr. 

Beweis  erbracht  wird,  dass  dieser  Znstand  im  spä-  l>«»ten  Spalt  m  eine  grtesere  vordere  und  eine  ktei- 

tem  Leben  Hets  verschwindet.     P.  hat  in  diesem  "«".^f**^  J^'^^^  ^f  •  „.^  ^"  ,^'*  proUbirte 

J«hre  unter  dem  kleinen  Material  wieder  einen  Fall  Cervilcalschleimhaut  mit  deutlichen  Wülsten  und  Fnr- 

gefnnden.   Der  Uterus  des  reifen  und  gut  entwickel-  «^en  des  Arbor  vitee.     Eine  taefe  Furche  trennt  am 

ten  Kindes  zeigte  eine  leichte  Betrofleiion  und  war  Mnttermundsaum  Pflaster-  und  Cjlinderepiftel  zmn 

sehr  krftftur  ed>ildet  Unterschiede  von  dem  sogen,  angeborenen  histologi- 

-.---.  ..    „  .  9chen  Ektropinm,  wo  die  Cervikalschleimhaut  über 

Länge  des  ganzen  Uteras 41    Mmtr.  ^      w  xx  j  V.  .  i.x      t^.    tt       l    üt     ji- 

i^eite  des  Fandns 16  ^^°  Mattermnnd  hmansreicht.     Die  Ursache  fttr  die 

Dieke  des  Fandns 11       „  Entstehung  Ist  wohl  nnr  in  einer  Volumenvermeh- 

Brdte  des  BnpTayaginaltiieils     ....     16       «  nmg  der  Cervikalschleimhant  zu  suchen,  die  im  Cer- 

^e  dMelbst  ,•••••••••     ^l       »  vikalkanal  nicht  mehr  Platz  hat  und  sich  darum  aus 

QiQflste  Breite  des  Kattermondes    ...       8       «  ,       „  ..  ^  ;i  •    j-    a  v  «j    j««     *     t?„ 

Atetand  zwischen  der  Spitze  der  vordem  dem  äussern  Muttermund  in  die  Scheide  drängt.    Es 

nnd  hhitem  Mattermnndslippe      •    .    .     10.6   ^  handelt  Sich  dabei  aber  nicht  um  entzündliche  Schwel- 

Von  anten  her  wie  im  Specolum  betrachtet,  zeigt  das  Inng,  sondern  um  eine  echte  Hyperplasie. 
BQd eine  auffallende  AehnUchkeit  mit  dem  Ektropinm  in  (Burckhardt,  Bremen.) 

Folge  Mlateraler  Laceratlon ;  der  siehtbare  Eingang  in 
den  Cervikalkanal  stellt  einen  weit  klaffenden  Trichter  532.  Zur  Behandlung  der  Cervikalstenose ; 

^^..  ^«^,^°«»r  ^i^"^""";?^  ^''Jif  ^j"*"*^?:  !f*  ""^^^  von  Dr.  H.  Fehl  in  g.    (Arch.  f.  Gynäkol.  XVffl. 

leieht,  da  die  untere  Grenze  der  cervikalen  Flachen  bei-  ^         Af\ct    tQQt  \ 

der  Lippen  nicht  mit  der  Bpithelgrenze  übereinstimmt,  ^«  P-  ^^b.  lööl.) 

•Mm  besondenan  der  Unken  Seite  eüi  2-3  Mmte.  brei-  ^    Behandlung  bedürfen  allein  Stenosen,  bei  de- 

ter  Saum  der  cervikalen  Flache  mit  geschichtetem  Pflaster-  .^i^  cT  3  ^       xi^oi. 

epithel  bedeckt  ist.    Die  Epithelgrenze  ist  scharf  mar-  »«»  e«^e  dünnere  Sonde  nur  unter  starken  Schmerzen 

kirt  nnd  bildet  ein  Dreieck  mit  der  Basis  nach  oben ;  in  eingeführt  werden  kann.      Der  Sitz  ist  meist  das  Os 

diesem  Dreieck  sind  deutlich  mehrere  longitudhiale  Für-  intemum,  selten  an  andern  Stellen  oder  im  ganzen 

eben,  die  dem  Arbor  vitae  angehören.  Verlauf  des  Cervikalkanals.     Sie  kommt  angeboren 

Es  ist  möglich,  dass  dieses  verstärkte  Wachsthum  vor,  wird  aber  viel  häufiger   acquiriii,   besonders 

der  medianen  Abschnitte  damit  zusammenhängt,  dass  durch  Schleimhautkatarrhe  und  Aetzungen  mit  dem 

läer  ja  das  in  früherer  Zelt  vorhandene  Septum  der  Höllensteinstift.     In  schwierigen  Fällen  untersucht 

verschmolzenen   JlfuZ^'schen   Gänge  in   gewissen  man  in  der  Seitenlage  nach  Sims  bei  fixirterCervix, 

FflUen  mehr  Substanz  liefert  zum  Ausbau  derTheile,  und  zur  Bestimmung  des  Sitzes  legt  man  einen  La- 

als  m  den  gewöhnliehen  normalen  Fällen.     Was  die  minariastift  em.     Die  Haupterscheinung  ist  Dysme- 

foiendsche  Bedeutnng  dieses  Befundes  anlangt,  so  norrhöe,  doch  ist  sie  nicht  immer  vorhanden.     Steri- 

mahnen  diese  Fälle  zur  Vorsicht  in  derBeurtheilnng.  lität  ist  kein  unbedingtes  Symptom,  da  trotz  starker 

Nachdem  die  Fachgenossen  auf  diesen  Gegenstand  Dysmenorrhöe  junge  Frauen  oft  genug  concipiren  u. 

aufmerksam  gemacht  sind,  wird  diese  Form  der  Va-  andernfalls  die  männliche  Azoospermie  zu  berück- 

ginalportion  selbst  bei  entschieden  jungfräulichen  er-  nchtigen  ist.     Von  den  Symptomen,  die  besonders 

wachsenen  Personen  angetroffen  werden.     Die  Be-  zur  Behandlung  Veranlassung  geben,  sind  es  Dys- 

obaefatungen  am  Krdssbett  haben  gelehrt,  dass  eine  menorrhöe,  Metritis  chronica  und  Endometritis, 
solche  Portio  einer  Primipara  bezüglich  ihrer  Eana-  Die  Methoden  zur  permanenten  Dilatation   der 

liSBüon  meh  ganz  ähnlich  verhält  derjenigen  einer  Oervix  sind  sehr  zahlreich,  aber  keine  hat  sich  ein- 

Pfairipara.    Der  äussere  Muttermund  und  das  untere  gebürgert ;  es  handelt  sich  um  schneidende  Instru- 

^e  des  Cervikalkani^  stehen  weit  offen  und  die  mente  oder  langsam  quellende  Mittel.    Vf.  verbindet 

£röffiittng  vollzieht  sieh  unter  sehr  geringen  Weh^  beide  Methoden  in  folgender  Weise :   In  der  Seiten- 

Med.  Mirbb.  Bd«  19S.  Hft.  8.  33 


258 


V.    Gynäkologie  u.  Pttdiatrik. 


läge  wird  Vagina  und  Portio  gereinigt  und  desinfi- 
cirt,  die  Portio  fixirt  und  herabgezogen  und  dann  die 
Discision  mit  dem  CredS^sahen  Metrotom  nach  allen 
Richtungen  radiär  vorgenommen.  Die  Schnitte, 
wenn  nöthig  15 — 20  an  Zahl,  werden  höchstens 
3/4  Ctmtr.  tief  geführt,  das  Blut  wird  mit  Iproc. 
CarboUösung  abgespült  und  zum  Schluss  nöthigen- 
falls  die  Gervix  am  Os  externum  beiderseits  mit  der 
Scheere  gespalten.  Danach  wird  ein  der  Utems- 
krümmung  entsprechender  hohler  Glasstift  eingelegt. 
Vier  Tage  Bettruhe  und  Carbolauswaschungen  der  Va- 
gina, am  5.  Tage  Entfernung  des  Glasstiftes  und 
Einlegung  eines  gleich  starken  Laminariastiftes,  der 
6 — 8  Stunden  liegen  bleibt;  nach  der  Wegnahme 
des  letztem  folgt  eine  Ausspülung  des  Uterus  mit 
Salicyllösung.  Nach  2 — 3  Tagen  wird  die  Proce- 
dur  wiederholt  und  ein  neuer  dickerer  Glasstift  ein- 
gelegt. Hiermit  wird  in  angemessenen  Pausen  so 
lange  weiter  fortgefahren,  bis  die  Cervix  eine  genü- 
gende Weite  besitzt.  Am  besten  beginnt  man  gleich 
nach  der  Periode,  die  nächste  ist  dann  schmerzlos 
und  es  wird  danach  fortgefahren.  Aetznngen  sind 
zu  vermeiden,  nach  ihnen  muss  der  Glasstift  wieder 
getragen  werden,  um  Verengung  zu  verhüten.  Die 
Methode  ist  unter  antiseptischen  Cautelen  ungefähr- 
lich, schützt  am  sichersten  vor  Recidiven  und  ist  so- 
wohl schonenderer  als  auch  sicherer  im  Erfolg  im 
Vergleich  zu  den  andern  Methoden. 

(Burckhardt,  Bremen.) 

583.  Operative  Behandlung  der  Anteversio 
uteri;  von  Dr.  Alphons  Mermann  in  Mann- 
heim. (Arch.  f.  Gynäkol.  XVIII.  3.  p.  427.  1881.) 

Die  Versuche ,  die  Retroflexio  uteri  operativ  zu 
heben ,  sind  erfolglos  geblieben ,  die  Vorschläge  von 
Sims  und  Simon,  die  Anteflexio  operativ  zu  be- 
handeln ,  sind  kühl  kritisirt  und  nicht  nachgeahmt 
worden.  Die  Wiederaufnahme  der  letztem  Opera- 
tionsmethoden hält  der  Vf.  um  so  mehr  für  angezeigt, 
weil  weder  Pessarien  noch  Uterinstifte  diese  Ano- 
malie zu  heben  im  Stande  sind ,  die  Operation  aber 
ungefährlich  sei.  Die  Beschwerden  der  Anteversio 
sind  recht  bedeutende  und  eine  ganze  Reihe  dersel- 
ben, welche  allgemein  auf  die  chronisch-entzündlichen 
Processe  des  Uterus  bezogen  werden ,  kommen  nur 
auf  Rechnung  der  Lageveränderung ,  wie  man  sich 
überzeugen  kann ,  wenn  man  den  schweren  Uterns- 
körper  an  einer  durch  die  Gervix  gelegten  Faden- 
schlinge nach  hinten  ftlhrt. 

1)  Eine  26Jähr.  sterile  Barne  mit  enormen  Beschwer- 
den war  verschiedentlich  mit  Pessarien,  Stiften  und  Sonde 
behandelt  worden,  hatte  verschiedene  fieberhafte  Blasen- 
katarrhe überstanden,  litt  an  heftiger  Dysmenorrhöe  und 
beobachtete  stets  eine  vomübergebengte  Stellang.  Die 
Anteversion  war  hochgradig ,  die  Portio  stand  hoch  oben 
in  der  EreuzbeinanshShlung ,  der  faustgrosse  Uterus  war 
indorirt,  Adhäsionen  und  Parametritiden  fehlten.  M. 
frischte  nun,  indem  er  die  Methode  von  Simsn.  Simon 
combinirte,  sowohl  die  Schleimhaut  von  derVaginalinser- 
tion  über  der  Portio,  als  auch  die  vordere  Idppe  der 
Vaginalportion  selbst  und  ein  entsprechend  grösseres 
Stack  der  vordem  Scheidenschleimhaut  bis  etwa  4  Ctmtr. 


nach  oben  von  der  Hanuröhrenmfindong  aa  mid  venSUe 
diese  ziemlich  grosse,  correspondirende ,  wandgemaehte 
Fläche  der  Qaere  nach  mit  10  Seidenfilden.  Die  erstea 
Tage  waren  Harn-  nnd  Blasenbeschwerden  vorbaada, 
dann  aber  verschwanden  aUe  Erscheinungen.  Fiirnft* 
intentio  trat  nicht  ein,  aber  Pat.  veriiees  am  18.  Tage  die 
Klinik.  Nach  8  Wochen  zeigte  sich  die  Narbe  zeiriMei 
nnd  die  Anteversion  war  wieder  da.  Es  folgte  eine  oeoe 
Operation ,  bei  der  nach  oben  nar  die  Portio  angefiiBdit 
wurde.  Prima-intentto,  nach  8  Wochen  war  Pat.  Behm6R- 
firei  und  f&hlte  sich  wie  neugeboren. 

In  ehiem  2.  FaUe  handelte  es  sich  um  eine  24ji]ir., 
seit  4  J.  verheirathete  Fraa  ohne  Kinder;  sie  hatte  mr 
im  Anfang  im  4.  Monate  eine  Fehlgeburt  erUtten.  Der 
Befand  und  die  Beschwerden  waren  ziemlich  dieselb« 
wie  Un  ersten  Falle.  Diessmal  operirte  M.  ganz  laA 
Sims,  frischte  also  nur  die  Scheidenschleimtaant  an, 
haaptsächUch  ans  Furcht  vor  den  BlasenbeschweTd«. 
Am  18.  Tage  verliess  Pat.,  bei  der  per  primam  eine  feite 
Narbe  entstanden,  beschwerdefrei  die  Anstalt.  Ton  Sei- 
ten der  Harnröhre  und  Blase  waren  keine  Erschefaiimgei 
eingetreten. 

Ob  die  Heilungen  definitive  sind,  kann  Yf.  nieiit 
mit  Bestimmtheit  angeben.  Dem  S im  ansehen  V6^ 
fahren  ist  der  Vorzug  zu  geben ,  auch  ist  anzuodh 
men,  dass  die  Verbesserung  der  Lage  desDtenu  die 
Rigidität  und  die  Hypertrophie  des  Organs  beeis- 
flnsst,  besonders  wenn  Gravidität  eintritt. 

Die  Operation  ist  nfoht  schwierig,  nur  ist  der 
Raum  meist  klein,  weil  sie  an  Nulliparen  gewöhnlieh 
auszuführen  ist .  Die  Fäden  werden  erst  alle  gdegl 
und  dann  geknotet.  Die  Entspannung  der  Wände 
ist  nöthigenfalls  durch  einen  an  der  Portio  befestig- 
ten Zügel  zu  bewirken,  der  durch  Hef^flasterstrafen 
auf  dem  Leib  festgeklebt  wird.  Vielleicht  liesse  sieli 
diese  Lageverändemng  auch  zur  Behandlung  der 
Anteversio  nach  S  i  m  0  n  's  Vorschlag  benutzen.  Die 
Sims  'sehe  Operation  wird  natflrlich  nur  fttr  sdiwere 
Fälle  empfohlen,  besonders  wenn  dch  die  Besohw»- 
den  durch  Zug  an  dem  oben  genannten  Ztigel  voll- 
ständig aufheben  lassen. 

(Burckhardt,  Bremen.) 

584.  Ueber  Plaoenta  praevia ;  von  Dr.  E. 
Ingerslev.  (Hosp.-Tidende  2.  R.  VHL  47—62. 
1881.) 

Der  Zweck  des  Aufsatzes  von  Ingerslev  ist 
der ,  einzelne  Seiten  der  Frage  Aber  Plac.  pnevia 
hervorzuheben,  die  besonderes  Interesse  besUieD, 
namentlich  in  Bezug  auf  die  Behandlung ,  wozu  ihoi 
eine  verhältnissmässig  grosse  Anzahl  von  Fällen,  die 
seit  mehreren  ■  Jahren  unter  sdne  Behandlung  ge- 
kommen sind  und  die  ihm  zugängigen  Fälle  aoB  der 
Oebäranstalt  in  Kopenhagen  reichliches  Material  lie- 
ferten.  Ing.  hat  31  Fälle  aus  der  Oebäranstalt  (von 
1861  bis  1880),  22  Fälle  ans  der  Poliklinik  (von 
1859  bis  1880)  und  8  aus  eigner  Prazis',  also  n* 
sammen  61  Fälle  gesammelt 

Von  21  Fällen,  in  denen  die  Sohwangenehcft 
nicht  vorzeitig  unterbrochen ,  sondern  das  Kind  «0 
normalen  Ende  derselben  geboren  wurde,  veriief  die 
Schwangerschaft  in  5  ohne  Blutung,  bis  diese  siohiui- 
mittelbar  vor  oder  znglekh  mit  den  Wehen  eiusteltte* 


V. .  Gynäkologie  a.  Pftdiatrik. 


269 


Von  den  26  HÜlen ,  in  denen  die  Schwangerschaft 
nieht  bis  zum  normalen  Ende  gebracht  wurde ,  hatte 
in  11  die  kurz  vor  oder  nach  Eintritt  der  Wehen 
rieh  einstellende  Blutung  keine  Vorläufer  gehabt. 
Im  Allgemeinen  kann  man  annehmen,  dass  das  Auf- 
treten der  Blutungen  vor  den  Wehen  mit  successiven 
Wiederholungen  häufiger  ist  bei  totaler ,  als  bei  par- 
üdler  Plac.  praevia;  in  52  Fällen  Ing.'s,  in  denen 
darflber  genaue  Angaben  vorhanden  waren ,  hatte 
die  kurz  vor  oder  bei  den  Wehen  auftretende  Blu- 
tung Vorläufer  gehabt,  dOmal  bei  partieller,  22mal 
bei  totaler  Plac.  praevia.  Ein  Zusammenhang  zwi- 
schen dem  Auftreten  der  Blutung  und  der  Bildung 
eines  untern  Uterinsegments,  also  einer  Expansion 
der  Insertionsfläche  derPlacenta  mit  oder  ohne  Dila- 
tation des  Orificium  intemum,  dürfte  schwerlich  auf- 
sofinden  sein ,  denn  es  giebt  Fälle  von  totaler  Plac. 
praevia,  in  denen  die  Schwangerschaft  ohne  Unter- 
brechung und  ohne  Blutung  verläuft  bis  zum  Be- 
ginne der  Wehen,  und  Fälle  von  partieller  Plac.  prae- 
via, in  denen  die  Blutung  Monate  vor  der  Qeburt  be- 
ginnt und  sich  wiederholt. 

Auch  die  Verhältnisse ,  die  die  Entwicklung  des 
ontem  Uterinsegments  begünstigen,  haben  keine  Be- 
deotong  fltr  die  Entstehung  der  Blutung.  Bei  14 
Erstgebärenden  mit  Plac.  praevia  trat  die  erste  Blu- 
tung kurz  vor  oder  nach  den  Wehen  ein ,  die  in  3 
Fftllen  am  rechten  Schwangerschaftsende ,  in  5  vor- 
leitig  sich  einstellten.  Vorher  trat  die  Blutung  nur 
in  2  Fällen  auf,  in  dem  einen  Falle  erfolgte  die  Ent- 
bindung 6  bis  8  Wochen  zu  früh  nach  einer  2  Tage 
lang  gleichmässig  fortdauernden  Blutung,  der  8  Wo- 
chen früher  eine  unbedeutende  Blutung  vorhergegan- 
gen war;  in  dem  andern  Falle  trat  die  Oeburt  zum 
rechten  Termin  ein,  nachdem  36  Stunden  vorher 
eine  Blutung  stattgefunden  hatte,  die  sich  gleichzeitig 
mit  den  Wehen  wiederholte. 

Es  geht  hieraus  hervor,  dass  die  Blutungen  wäh- 
rend der  Schwangerschaft  bei  Plac.  praevia  in  hohem 
Grade  das  Bild  von  etwas  Accidentellem  bieten ;  die 
Zeit  ihres  Auftretens  steht  in  keiner  constanten  Be- 
ziehung weder  zu  dem  Grade ,  in  dem  die  Placenta 
vorliegend  ist,  noch  zu  solchen  Verhältnissen,  welche 
die  Entwicklung  des  untern  Uterinsegments  begün- 
stigen. Noch  mehr  tritt  der  accidentelle  Charakter 
der  Blutungen  hervor,  wenn  man  die  Art  betrachtet, 
in  der  sie  auftreten ,  ohne  Vorboten ,  ohne  Oelegen- 
heitsursache,  ohne  Empfindung  und  ohne  Schmerz. 
Nur  m  2  der  von  Ing.  gesammelten  Fälle  war  Fall 
oder  Anstrengung  als  Ursache  der  Blutung  voraus- 
gegangen ,  in  allen  übrigen  Fällen  traten  sie  ohne 
alle  äussere  Veranlassung  auf. 

Veränderungen  des  Placentargewebes  mit  Ver- 
lust der  Elasticität  desselben  können  die  Pkic.  ver- 
hindern, der  Expansion  des  untern  Uterinsegments 
>u  folgen,  und  selbst  ein  geringer  Mangel  an  Con- 
pnenz  Zwischen  der  Placenta  und  ihrer  Insertions- 
fl^e  kann  hhireichend  sein,  Lösung  mit  darauf  fol- 
gender Blutung  zu  bedingen.  Auch  dadurch  werden 
diese  Blutungen  als  accidentelle  gekennzeichnet» 


Die  Blutung  bei  der  Entbindung  ist  bei  Placenta 
praevia  fast  ausnahmslos  vorhanden ;  sie  ist  unver- 
meidlich ,  sobald  die  Placenta ,  wenn  auch  nur  ein 
kleiner  Theil  derselben,  innerhalb  der  von  Dune  an 
als  die  Orenze  fllr  die  spontane  Lösung  bezeichneten 
Cervikalzone  des  Uterus  inserirt  ist.  Die  Ausdehnung, 
in  welcher  die  Placenta  innerhalb  dieser  Zone  an- 
geheftet ist,  wird,  wenn  es  sich  um  die  Geburt  han- 
delt, in  viel  regelrechterer  Weise  sich  geltend  machen 
in  Bezug  auf  den  Zeitpunkt  und  die  Intensität  der 
Blutung,  als  in  Bezug  auf  die  Schwangerachaftsblu- 
tungen.  Hier  wird  also  der  Unterschied  zwischen 
totaler  und  partieller  Placenta  praevia  wesentlich. 
Bei  totaler  Placenta  praevia  (wenn  der  Finger  bei 
zur  Geburt  hinreichend  erweitertem  Muttermunde 
über  diesem  nichts  Anderes  als  Placentargewebe  zu 
filhlen  im  Stande  ist)  wird  die  Blutung  eintreten,  so- 
bald die  Dilatation  des  Muttermundes  beginnt;  wenn 
dagegen  die  Placenta  nicht  das  Orificium  intemum 
deckt,  wird  die  Blutung  um  so  später  eintreten ,  je 
höher  nach  oben  sich  der  Placentarrand  findet. 

Die  Quelle  der  Blutung  ist  bei  Placenta  praevia 
dieselbe,  wie  bei  Blutungen  nach  der  Entbindung 
überhaupt,  die  bei  der  Lösung  der  Placenta  blos- 
gelegten  cavernösen  Gefilsse  und  die  Meckerschen 
Sinus,  hauptsächlich  aber  die  grossen  venösen  Sinus 
in  der  Uteruswand,  die  natürliche  Stillung  dieser  Blu- 
tungen geschieht  durch  Thrombnsbildung  und  Ooa- 
gnlation.  Zusammenfallen  der  Gefilsse  u.  die  Wehen- 
thätigkeit. 

Die  sichere  Diagnose  der  Plac.  praevia  kann 
erst  gestellt  werden.,  wenn  das  Orificium  uteri  so 
weit  geöffiiet  ist,  dass  man  das  Placentargewebe  mit 
dem  Finger  fühlen  kann.  Für  die  Vennuthung  giebt 
der  Charakter  der  Blutungen  gewisse  Anhaltspunkte : 
ihr  unvermuthetes  Auftreten  ohne  nachweisbare 
äussere  Ursache ,  namentlich  ohne  Uterincontraktio- 
nen,  ihr  spontanes  Aufhören  und  Wiederkehren  nach 
Verlauf  von  Wochen,  um  so  profuser,  je  weiter  vor- 
gerückt die  Schwangerschaft  ist.  Selbst  wenn  der 
Muttermund  genügend  erweitert  ist,  um  die  Palpation 
zu  gestatten,  kann  aber  die  Diagnose  unter  Umstän- 
den noch  Schwierigkeiten  bieten,  wofür  Ing.  2  Fälle 
anftlhrt. 

Bei  einer  26  J.  alten  Fünftgebärenden ,  bei  der  seit 
6  Tagen  Blutung  aufgetreten  war ,  fühlte  man  durch  den 
nachgiebigen  Muttermund  hindurch  eine  von  Placenta- 
masse  umgebene  verdickte  Haut ,  die  nur  nach  vom  in 
eine  normale  Eihantmaaee  überging.  Die  Placenta  war 
an  den  Seiten  etwas  gelöst,  durch  die  Hantmasse  hindurch 
fühlte  man  den  beweglichen  Kindeskopf  und  eine  pnl- 
sirendeNabelschnurschlinge.  Letztere  wurde  nach  Spren- 
gung der  Häute  reponirt  und  die  Geburt  später  mit  der 
Zange  beendigt.  —  Die  Placenta  war  sehr  gross ,  dünn 
und  ausgebreitet.  Sie  bestand  ans  2  durch  eine  Vs" 
breite  Furche ,  an  der  sich  nur  yerdiokte  Häute  fanden, 
getrennten  TheUen.  Die  Furche  wurde  nach  vom  und 
hinten  xu  aUmälig  grosser ,  hier  waren  die  Häute  dicker, 
belegt  mit  entfärbten ,  harten ,  schichtweise  abgelagerten 
Fibrincoagnla ,  und  gingen  aUmälig  in  die  Eihäute  über. 
Der  Nabelstrang  war  in  der  Mitte  der  Furche  inserirt, 
theilte  sich  und  schickte  Zweige  nach  beiden  Theilen  der 
Placenta. 


260 


V.     Gynäkologie  u.  Pl&diatrik. 


Eine  26Jähr.  Drittgebarende  hatte  im  letzten  Monate 
geringere,  vor  2  Tagen  eine  heftige  Blutung  gehabt. 
Dnrch  den  Muttermund  fühlte  man  Placentarge^^ebe ,  das 
nach  reohts  mit  dem  Uterus  zusammenhing ,  nach  links  in 
ein  hantartiges  Gebilde  überging,  durch  welches  hindurch 
man  den  vorliegenden  Scheitel  fühlte.  Nach  Verstärkung 
der  Wehen  fand  man  später  die  Placenta  mit  ihrem  ge- 
lösten Rande  dnrch  den  herabdrängenden  Kopf  zur  Seite 
gedrängt,  links  von  ihr  eine  verdickte  Falte  und  noch 
weiter  nach  links  die  gespannten  trocknen  Hänte.  Nach 
Sprengung  der  Häute  wurde  die  Geburt  mit  der  Zange 
beendigt.  —  Es  zeigte  sich ,  dass  die  Falte ,  die  man  ge- 
fühlt hatte ,  ein  vorliegender  Zweig  von  grossem  Gefäss- 
schlingen  war ,  die  von  der  in  den  Häuten ,  4  Zoll  vom 
nächsten  Placentarrand  entfernt ,  stattfindenden  Insertion 
der  Nabelschnur  ans  sich  in  den  Häuten  ausbreiteten. 
Zwischen  2  solchen  Gefässschlingen  und  dem  Placentar- 
rand hatte  die  Hautsprengung  stattgefunden ;  der  Kindes- 
kopf hatte  die  Gefösszweige  zur  Seite  geschoben. 

In  einem  andern  Falle  fühlte  man  bei  einer  36Jähr. 
Zweitgebärenden  durch  den  Muttermund  nach  links  zu 
fiberall  Placentargewebe ,  nach  vom  und  rechts  einige 
feste  kleine  Knoten ,  die  für  Zehen  oder  Finger  gehalten 
wurden.  Der  Scheitel  stand  beweglich  über  dem  Becken- 
eingange. Nach  fortschreitender  Erweiterung  des  Mutter- 
mundes hatte  man  nach  rechts  zu  den  Eindrack  von 
dicken  Häuten  mit  kleinen  Kindestheilen  nach  innen  zu. 
Die  Entbindung  wurde  wegen  eintretender  Zeichen  von 
Anämie  mittels  Wendung  und  Extraktion  möglichst  rasch 
beendigt.  Hierbei  fand  sich ,  dass  totale  Plac.  praevia 
vorlag  und  die  kleinen  Knollen  aus  festern  Theilen  in  der 
sonst  hier  dünnem  Placenta  bestanden.  Nach  der  Ent- 
bindung contrahirte  sich  der  Fundus  nteri  gut,  das  untere 
Uterussegment  blieb  aber  sehr  schlaff  und  ragte  tief  in 
die  Vagina  hinab ;  von  hier  aus  fand  eine  Blutung  statt, 
die  nur  vorübergehend  gestillt  werden  konnte  nnd  der  die 
Kr.  trotz  allen  angewendeten  Mitteln  erlag.  —  Die  Pla- 
centa war  im  Ganzen  gross,  die  Unebenheiten  waren 
Indurationen  in  einem  atrophischen  Theile  derselben. 

Die  Sterblichkeit  der  Kinder  ist  gross  bei  Plac. 
praevia;  in  59  der  von  lug.  gesammelten  Fälle 
waren  todt  oder  starben  39  Kinder  (66^^/0)  binnen 
den  ersten  Stunden  nach  der  Gebai*t  Das  auffallend 
blasse  Aussehen  der  Kinder  ist  nicht  als  Folge  der  durch 
die  Blutungen  bedingten  Anämie  zu  betrachten ;  die 
Sektionsbefunde  ergeben  ganz  das  Bild  der  gewöhn- 
lichen Asphyxie  der  Neugebomen  bei  intrauteriner 
Respirationsinsufficienz.  Dass  die  grössere  oder  ge- 
ringere Ausdehnung,  in  der  die  Lösung  der  Placenta 
nnd  Blutung  stattfindet ,  mit  einer  entsprechenden 
Einschränkung  der  Respirationsfläche  filr  den  Fötus 
zusammenfilllt,  zeigt  sich  auch  durch  die  bei  Weitem 
bedeutendere  Mortalität  bei  totaler  als  bei  partieller 
Plac.  praevia.  Von  25  Fällen  bei  Plac.  praevia  totalis 
wurden  die  Kinder  in  20  (SO^/o)  todt  geboren ,  von 
34  Fällen  von  Plac.  praevia  part.  in  19(ö60/o).  Für 
die  Mutter  ist  die  Prognose  ebenfalls  höchst  zweifel- 
haft, in  56  der  von  Ing.  gesammelten  Fälle  starben 
21  Mütter  (37.40/o),  2  unentbunden,  10  kurz  nach 
der  Entbindung,  9  im  Wochenbett;  in  24  Fällen  von 
Plac.  praevia  tot.  13  (54.2<^/o) ,  in  32  Fällen  von 
Plac.  praevia  part.  nur  8  (25%).  Die  Hauptursacbe 
der  Gefahr  fttr  die  Mutter  liegt  in  der  Blutung ,  und 
zwar  in  der  Verblutung.  Verblutung  während  der 
Schwangerschaft  ohne  bestimmt  nachweisbaren  Be- 
ginn der  Oeburtsthätigkeit  ist  im  Ganzen  selten; 
Ing.  hat  nur  ein  solches  Beispiel  unter  den  von  ihm 
gesammelten  Fällen  gefunden. 


Eine  im  8.  Mon.  ihrer  18.  Behwaoifenoluift  itaheDde, 
44  J.  alte  Frau,  die  in  sehr  schleehten  YerhaltiüM«! 
lebte,  hatte  vor  6  Wochen  eine  nicht  nnbedentende  Bto- 
tnng  anB  den  Genitalien  gehabt,  die  von  selbst  aofliSrte. 
Eine  neue,  vemaohlässigte  Blatong  wurde  änBserBt  pio- 
tua ;  der  Mattermtmd  stand  nicht  offen ,  Wehen  warei 
nicht  vorhanden.  Bald  danach  wurde  die  Kr.  blan  mit 
kaltem  Schweiss,  kleinem  Puls,  Singnltns  und  GoUapiai- 
erscheinnngen.  Dnrch  den  jetst  ofltaen  Muttermiind  ÄUto 
man  Placentai^ewebe ,  die  Fötaltöne  hatten  aii(iK6ii5it 
Trotz  allen  angewendeten  Mitteln  starb  die  Kr.  rasch,  n- 
entbnnden. 

Weniger  klar  war  der  Verlauf  in  einem  andern 
Falle,  in  dem  man  nach  demELrankheitsverlaufeeiier 
an  Thrombose  derLungenarterie,  nach  demSektioo»- 
befunde  eher  an  Vergiftung  hätte  denken  köoDes, 
ohne  dass  jedoch  der  leztere  eine  sichere  Stfitie 
fttr  die  eine  oder  die  andere  von  diesen  beiden  An- 
nahmen lieferte. 

Eine  27  J.  alte  Erstgebärende  hatte  yot  4  Taget 
eine  sich  öfter  wiederholende  Blntang  gehabt,  bot  aber 
keine  Symptome  von  Anämie.  Bis  znm  normalen  Scbwis- 
gerschaftsende  waren  nach  ihrer  Meinang  noch  4  Ms€ 
Wochen.  Durch  das  für  ebien  Finger  dnrehgSngige  Ort- 
ficinm  uteri  fühlte  man  nach  vom  und  links  PUeeniar- 
masse,  nach  rechts  den  Kopf  des  Fötus.  Wehen  waren 
nicht  vorhanden  nnd  ein  Fortschreiten  der  Oebnrt  war 
nicht  m  bemerken.  Wegen  Blotnng  wurde  tamponiit, 
später  derKolpeurynter  eingelegt.  Die  Blutung  hörte  aaf, 
aber  Erbrechen ,  Durst  nnd  etwas  Unruhe  steUten  sieh 
ein,  später  wurde  der  Pnls  unfühlbar,  die  Respiration 
rasselnd,  unter  convnlsivem  Zusammenkrümmen  deBK5^ 
pers  strömte  eine  Menge  Flüssigkeit  ans  Nase  nnd  Mnd 
und  die  Kr.  sank  todt  in  das  Bett  zurück.  Wesifd 
Hinuten  darauf  wurde  der  Kaiserschnitt  gemacht;  dai 
nicht  ansgetragene  Kind  zeigte  keinen  HerzscUag  md 
liess  sich  nicht  beleben. 

Bei  der  Sektion  fand  man  die  Lungen  gesimd,  Ib 
auf  mittelmSssige  seröse  Infiltration  im  untern  Lappen  der 
rechten  Lunge»  zahlreiche  Ekehymosen  unter  dem  Eiide- 
kardinm  am  linken  Ventrikel,  die  Herzmoskulatur  etwai 
bUss ,  aber  ohne  Gewebsveränderung ,  die  Leber  gna 
mit  zahlreichen  Ekehymosen  an  der  Oberflache,  ilir  6^ 
webe  blutreich,  mnskatnussartig ,  mit  Ausnahme  der 
Peripherie,  wo  das  Qewebe  fest,  lederartig  war.  Die 
Milz  war  gesund,  wie  auch  die  Nieren  bis  auf  Ekchymoeea 
in  dem  Becken  der  rechten.  Im  Magen  zeigte  deh  die 
Schleimhaut  im  Fundns  und  um  die  Kardia  hemm  fleck- 
weise  stark  ekchymosirt,  aber  ohne  SnbstanzverlfKt;  die 
Drüsen  waren  hier  gesehwoUeo.  Anhaltspunkte  Ar  die 
Annahme  von  Phosphorvergiftung  ergaben  sieh  nicht 

Hieran  schliesst  sich  ein  Fall,  in  dem  die  Agonie 

sich  bei  der  Entbindung  ehistellte,  der  tOdtliche  Au- 

gang  aber  eher  durch  Chloroform,  als  durch  Blot- 

verlust,  vielleicht  dnrch  das  Zusammenwirken  beider 

herbeigeführt  worden  zu  sein  schien, 

Eüie  84  J.  alte,  etwa  am  Ende  des  7.  Mos.  ihrer 
ersten  Schwangerschaft  stehende  Frau  hatte  wiederholt 
Blutungen;  durch  das  V4"  weite  Oriflcium  fühlte  niB 
überall  Placentargewebe ;  da  die  Blutung  durch  Tsrnpe- 
nade  nicht  zu  stillen  war,  wurde  der  Kolpeuiynter  elnfe- 
legt.  Nach  einiger  Zeit  stellten  sich  schwache  Wehes 
ein ;  die  Blutung  dauerte  trotz  dem  Kolpeuiynter  fort 
Unter  Anwendung  derChloroformirung,  bei  der  die  Exd- 
tationsstadium  kurz  war,  wurde  Wendung  nndExtrsktioo 
vorgenommen.  Als  letztere  begann,  wurde  die  Fw 
plötzlich  pnlskM  und  die  Bespiration  setzte  ans,  Idus  *^ 
durch  künstliche  Bespiration  wieder  in  Gang,  während  der 
Puki  unfühlbar  blieb.  Die  Extraktion  des  unreifen  seheio- 
todten  Kindes  wurde  beendigt,  die  Placenta  aos^estoes^D, 
der  Uterus  contrahirte  sich,  aber  die  Bespizatioi  hfieb 


V.    Oyn&kologie  n.  Pädiatrik. 


261 


wieder  ane  nad  li«es  Bich  nicht  wieder  in  Gang  bringen. 
Die  Menge  des  yerbranehten  Chloroform  betrog  nngefähr 
SOGnnm.,  der  Blntverlost,  den  die  Frau  erlitten  hatte, 
wir  nieht  bedeutend  gewesen.  Bei  der  Sektion  fand  man 
Fetteitertong  Ton  Heia  nnd  Leber  und  «n  die  Bmstwaad 
sittlc  adbirente  Langen. 

Oft  tritt  der  Tod  plötzlich  nach  der  Entbindang 
inHj  ohne  dass  irgend  eine  stärkere  Wiederholnng 
der  Blntang  stattgefanden  hat,  darch  Himanämie  in 
Folge  von  VerminderoDg  des  Druckes  in  der  Bauch- 
höhle. Ing.  theilt  Ö  solche  Fälle  mit;  in  denen  die 
Er.  zur  Zeit  der  Entbindang  schon  in  hohem  Grade 
geschwächt  waren  dnrch  profuse  Blutverluste,  gegen 
die  entweder  nicht  die  geeigneten  Maassregeln  er- 
griffen worden  waren,  oder  welche  verhängnissvoll 
filr  das  Leben  der  Kr.  wurden,  weil  deren  Wider- 
Bimdskraft  in  Folge  schlechter  äusserer  Verhältnisse 
oder  anderer  ungünstiger  Einflösse  gering  war.  Wo 
Bolche  Momente  sich  nicht  geltend  machen,  muss  der 
tddtiiche  Ausgang  durch  akute  Anämie  unmittelbar 
neh  der  Entbindang  doch  im  Qanzen  als  selten 
bezdehnet  werden,  oder  nimmt  doch  jedenfalls  eine 
untergeordnete  Stellung  ein  dem  durch  Puerperal- 
fieber herbeigeftahrten  Tode  gegenüber,  obgleich  in 
Bexng  auf  letzteren  zu  berücksichtigen  ist,  dass  die 
meisten  Berichte  über  eine  grössere  Reihe  Fälle  von 
Plac.  praevia  aus  dem  Material  der  Gebärhäuser 
stammen.  Nichtsdestoweniger  aber  bleibt  der  rasche 
CoUapsQS  unmittelbar  nach  der  Entbindung  doch  ein 
Moment,  das  eine  wesentliche  Bedeutung  in  Bezug 
lof  die  Therapie  hat,  namentlich  was  den  Zeitpunkt 
ftr  den  operativen  Eingriff  betrifft. 

In  der  Regel  wird  das  Hauptgewicht  bei  Plac. 
praevia  auf  die  Blutung  bei  der  Entbindung  gelegt 
nnd  man  ist  geneigt,  anzunehmen,  dass  nach  Ab- 
sehluss  der  Entbindung  die  Hanptgefahr  überstanden 
ist,  doch  kommen  Ausnahmen  von  dieser  Regel  vor 
nod  diese  verdienen  besondere  Aufmerksamkeit.  Der 
Sitz  der  Placenta  am  untern  Uterussegment  muss 
an  und  für  sich  schon  Neigung  zu  atonischen  Blutun- 
gen bedmgen,  weil  die  Gontraktion  der  Placentar- 
stelle  in  Folge  der  anatomischen  Verhältnisse  leich- 
ter mangelhaft  ausfallen  kann,  als  im  Fnndus,  wo 
die  kräftigere  Muskulatur  die  offenen  Venensinus 
beflser  comprimirt  u.  die  Thrombenbildung  in  diesen 
nscher  und  vollständiger  zu  Stande  kommt.  Unter 
diesen  Verhältnissen  moss  man  sich  wandern,  dass 
Nachblutungen  bei  Placenta  praevia  nicht  häufiger  vor- 
kommen, als  diess  der  Fall  ist.  Die  atonische  Nach- 
blntong,  diese  in  hohem  Grade  gefährliche  Oom- 
plikation,  kann  entweder  unter  dem  Bilde  der  ge« 
wohnlichen  Nachblutung  bei  schlaffem,  grossem, 
mangelhaft  contrahirtem  Uterus  auftreten,  oder,  was 
häufiger  der  Fall  ist,  bei  hartem  und  fest  contrahir- 
tem Uterus,  während  das  untere  Uterinsegment  man- 
gelhaft conüralurt  ist.  Unter  dem  von  Ing.  gesammel- 
ten Material  finden  sich  nur  2  Fälle  von  Nachblutung 
mit  tödtlichem  Aucfgange,  von  denen  er  den  einen 
selbst  beobachtet  hat. 

Ebe  so  J.  alte  Mehrgebärende  hatte  vor  8  Tagen 
^  «taike  Btatmg  gehabt,  die  von  selbst  aufhörte. 


Sechs  bis  acht  Wochen  vor  der  erwarteten  Entbindang 
trat  eine  neue  heftige  Blatong  anf  mit  schwachen  wehen- 
artigen Schmerzen.  Durch  den  Muttermond  fühlte  man 
überall  Placentargewebe,  die  äussere  Untersuchnng  ergab 
Schräglage.  Trotz  Tamponade  hörte  die  Blatong  nicht 
ganz  auf.  Unter  Narkose  wurde  die  Wendung  und  £z- 
tralction  ansgeffihrt,  die  rasch  und  leicht  zu  bewerk- 
stelligen war.  Nach  Entfemong  der  Plac.  contrahirte 
sich  der  Uterus  fest.  Bei  einer  Ausspritzung  mit  Carbol- 
wasser  bemerkte  man  einen  geringen  Blutabgang,  der 
trotz  Irrigationen  fortdauerte ;  eine  Continuitätstrennung 
oder  Ruptur  war  nicht  zu  entdecken.  Alle  möglichen  an- 
gewandten Mittel  waren  nutzlos,  die  Er.  collabirte  und 
starb  1  Std.  nach  der  Entbindung. 

Gervikalrisse  können  bei  der  Nähe  der  gefiUs- 
reichen  Placentarstelle  ebenfalls  die  Quelle  schwerer 
Blutungen  werden ,  wenn  sich  ungflnstige  Verhält- 
nisse damit  compliciren. 

Die  Blutungen  werden  bei  ihrem  ersten  Auf- 
treten wohl  selten  Gegenstand  der  Behandlung  wer- 
den, weil  sie  plötzlich  nnd  unvermuthet  auftreten 
und  in  der  Regel  spontan  aufhören,  jedoch  kön- 
nen die  Verhältnisse  sich  leicht  so  gestalten ,  dass 
man  bei  Zeiten  zu  einem  aktiven  Eingreifen  ge- 
drängt wird,  zur  Einleitung  der  Geburt.  Die  Frage, 
ob  man  bei  Plac.  praevia  eine  mehr  eingreifende  oder 
mehr  exspektative  Therapie  in  Anwendung  bringen 
soll,  ist  zur  Zeit  noch  nicht  als  abgeschlossen  zu  be- 
trachten, was  die  partielle  Plac.  praevia  betrifft.  In 
Bezug  auf  die  totale  Plac.  praevia  ist  man  so  gut 
wie  einig,  dass  die  möglichst  zeitige  Entbindung  die 
besten  Aussichten  für  Mutter  und  Kind  giebt,  d.  h. 
bei  einem  solchen  Zustande  der  Gebnrtswege,  bei 
dem  die  Einfflhrung  der  Hand  dnrch  das  (Mfioiüm 
uteri  und  die  Extraktion  ohne  Gefahr  geschehen 
kann.  Wenn  Schroeder  vor  zeitigem  operativen 
Eingriff  bei  Plac.  praevia  warnt,  so  geschieht  es  anf 
Grund  der  Gefahr,  welche  die  Hämorrhagie  aus  einem 
Cervikalriss  bedingt.  Aber  auch  noch  ans  einem 
andern  Grunde  muss  die  Entbindung  mit  möglichster 
Vorsicht  und  Langsamkeit  geleitet  werden,  um  den 
Folgen  einer  raschen  Entleerung  des  Uteiiis  vorzu- 
beugen, die  verhängnissvoll  werden  können,  wenn 
schon  vorher  die  Anämie  bedeutend  gewesen  ist. 
Wean  sie  in  dieser  Weise  ansgefbhrt  wird,  kann 
man  wohl  in  der  Regel  die  Extraktion  unmittelbar 
auf  die  Wendung  folgen  lassen,  nicht  blos  mit  Rück- 
sicht auf  das  Kind,  sondern  auch  anf  dieangegriff'ene 
Mutter,  die  vor  Beendigung  der  Entbindung  nicht 
zur  Ruhe  und  zu  Kräften  kommen  kann.  In  einem 
der  von  Ing.  gesammelten  Fälle  wurde  die  Extraktion 
mehrere  Stunden  nach  der  Wendung  verschoben,  aber 
das  Resultat  entsprach  nicht  der  Erwartung ;  die  Kr. 
collabirte  nnd  die  Extraktion  mnsste  schleunigst  aus- 
geführt werden.  Die  Rücksicht  anf  die  angegriffene 
Frau  und  die  Furcht  vor  Collapsus  während  oder 
nach  der  Entbindung  verlangt,  dass  letztere  so  wenig 
eingreifend  als  möglich  sei;  deshalb  ist  es  sicher 
eine  gute  Regel,  wenn  die  Anämie  bedeutend  ist,  die 
Kr.  nicht  in  die  Gebärlage  zu  bringen,  sondern  sie 
in  der  Längslage  im  Bette,  wie  sie  liegt,  mit  er- 
hobenem Steisse  zu  etttbinden  nnd  Chloroform  nur 
anzuwenden;  wenn  der  Znstand  nicht  drohend  ist. 


262 


V.    Gynäkologie  n.  Pädialrik. 


Auf  eine  Nachblutang,  entweder  aus  der  atoni- 
schen Placentarstelle  oder  ans  einem  Risse  in  der 
Nähe  derselben  muss  man  stets  gefasst  und  vorbe- 
reitet sein.  Von  Injektionen  mit  heissem  Wasser 
sind  keine  besonders  günstigen  Resultate  zu  erwar- 
ten, da  ihre  Wirkung  ja  darin  besteht,  Gebärmutter- 
oontraktionen  hervorznrufen  und  die  Blutung  von 
einem  Theile  des  Uterus  herrührt,  der  sich  in  ge- 
ringerem Grade  durch  Reizmittel  zur  Contraktion 
bringen  lässt,  als  der  normale  Sitz  der  Placenta, 
doch  sind  Injektionen  mit  heissem  Wasser  immer 
noch  rathsamer,  als  solche  mit  Eiswasser,  die  leicht 
den  Collapsns  vermehren  können.  Bei  Cervikal- 
rupturen  ist  die  Naht  das  beste  Mittel  zur  Stillung 
der  Blutung,  die  freilich  nicht  immer  gleich  ausfahr- 
bar ist. 

Zur  Behandlung  der  akuten  Anämie  empfiehlt 
Ing.  Aetherinjektionen ,  bei  hochgradiger  Anämie 
mit  Unruhe  Opium  nach  Spiegelberg 's  Vorgange. 
Ausser  der  Transfusion  und  der  intra-aiiieriellen  In- 
fusion z^r  Bekämpfung  des  Blutmangels  erwähnt 
Ing.  auch  besonders  die  Umwickelung  der  untern 
Extremitäten  mit  elastischen  Binden  und  die  Ge- 
fahren, die  diese  mit  sich  führen  kann,  selbst  wenn 
keine  Varices  vorhanden  sind,  und  theilt  einen  Fall 
mit,  der  zu  grosser  Vorsicht  bei  Anwendung  dieses 

Verfahrens  auffordert. 

Die  85  J.  alte  Frau,  die  4mal  regelrecht  geboren 
hatte,  bekam  im  8.  Mon.  der  5.  Schwangerschaft  ohne 
Yorlänfer  eine  Blntang,  die  trotz  geeignetem  Verhalten 
fortdauerte.  Nach  8  Tagen  war  der  Mnttermnnd  f&r  einen 
Finger  durchgängig  und  man  ffihlte  die  vorliegende  Pla- 
centa;  man  beschlosB  am  andern  Tage,  die  Geburt  mittels 
des Eolpeurynters  einzuleiten;  ehe  diess  aber  geschah, 
stellten  sich  Wehen  mit  starker  Blutung  ein,  die  profus 
wurde,  die  Kr.  wurde  bedeutend  anämisch  und  unruhig. 
Der  Muttermund  war  fast  verstrichen  und  die  überall  vor- 
liegende Placenta  wurde  mit  dem  untern  Uterinsegment 
stark  abwärts  gedrangt  durch  die  Wehen.  Die  Blutung 
dauerte  fort  und  die  Kr.  erbrach  Alles,  was  sie  zu  sich 
nahm.  Es  wurden  2  Aetherinjektionen  gemacht,  dann 
wurde  die  Hand  eingeführt,  die  Häute  wurden  gesprengt 
und  der  Steiss  der  in  Längslage  befindlichen  Frucht  in 
das  Oriflcinm  uteri  herabgefuhrt.  Dann  machte  Ing.  von 
Neuem  2  Aetherinjektionen,  die  in  hohem  Grade  auf  den 
Puls  wirkten,  und  vollendete  darauf  die  Extraktion  so 
langsam  wie  möglich,  ohne  Jede  Schwierigkeit  und  ohne 
besondere  neue  Blutung.  Die  Placenta  lag  gelöst  in  der 
Vagina  und  wurde  entfernt.  Unmittelbar  nach  der  Ent- 
bindung war  der  Zustand  nicht  beunruhigend,  aber  die 
Kr.  sah  trotz  aUen  angewandten  Mitteln  sehr  coUabirt 
ans.  Eine  halbe  Stunde  nach  der  Entbindung  begann  sie 
unruhig  zu  werden ,  über  Oppression  zu  klagen  und  zu 
deliriren.  Nach  Anwendung  von  Laudanum  wurde  sie 
ruhig  und  der  Puls  hob  sich.  Als  um  beide  Untereztre- 
mitäten  elastische  Binden  gelegt  wurden,  lag  die  Kr.  an- 
fangs mit  ruhigen  Athemzügen  da,  bis  die  letzte  Binde 
angelegt  war;  da  fuhr  sie  plötzlich  in  die  Höhe,  griff  nach 
dem  Herzen,  wurde  cyanotisch  an  den  Lippen  und  sank 
todt  zurück.  Seit  der  Entbindung  war  1  Std.  verflossen 
und  während  dieser  Zeit  war  gar  keine  Blutung  vorhan- 
den gewesen. 

Weil  die  Sektion  nicht  gestattet  wurde,  konnte 
die  Todesursache  nicht  festgestellt  werden,  nach  der 
Art  aber,  wie  der  Tod  eintrat,  hält  es  Ing.  ebenso 
fUr  unzweifelhaft,  dass  der  Tod  durch  Lungenembolie 
herbeigeführt  wurde,  als  dass  die  Katastrophe  im 


nächsten  ursächlichen  Zusammenhang  mit  der  An- 
legung der  Binden  stand. 

Schlüsslich  hebt  Ing.  hervor,  dass  man  die  Ent- 
bindung nie  vornehmen  soll,  ohne  so  weit  mögM 
Yorkehrungsmaassregeln  geb'off'en  zu  haben  zur  Be- 
kämpfung der  beiden  Hauptgefahren  nach  derselbai, 
der  akuten  Anilmie  and  der  Nachblutung. 

(Walter  Berger.) 

585.  Flaoenta  praevia;  Perforation  dmd- 
ben:  Wendung;  Genesung;  von  Dr.  L af Om- 
ca de  in  Paris.   (Gaz.  des  Höp.  92.  1881.) 

L.  wurde  am  16.  Dec.  1880  zu  einer  38jähr.  Fm 
wegen  Blutung  gerufen.  Sie  war  am  Ende  der  fi.SohwiB- 
gerschaft,  hatte  die  vorangehenden  4  Schwangersehata 
glfieklich  überstanden  und  ffihlte  sich  bisher  wohL  8ett 
6  Tagen  aber  verlor  sie  Bint  Nachdem  die  Blntgerim- 
sei  aus  der  Scheide  entfernt  waren,  ffihlte  Vf.  einen  flei- 
schigen unebenen  Tumor,  der  nach  oben  von  dem  Mutter- 
mund begrenst  wurde-,  zwischen  beiden  einzudringen,  iw 
lücht  möglich,  der  Band  der  Placenta  nicht  ffihlbar;  « 
handelte  sich  also  um  Placenta  praevia  centralis.  Ek 
zugezogener  CoUege  bestätigte  die  Diagnose.  Da  die 
Geburt  noch  nicht  begonnen ,  der  Blutverlust  gering  wv, 
wurde  Bettruhe  mit  erhöhtem  Becken  und  Kälte  innerfleh 
und  äusserlich  verordnet.  Nach  6  Tagen  gerufen,  find 
L.  reichlichere  Blutung  und  kräftige  Wehen.  Die  Pit 
wurde  blass,  der  Muttermund  war  weich  und  nachgiebig. 
Es  war  daher  die  Perforation  der  Placenta  mit  nadifol- 
gender  Wendung  angezeigt.  Die  Untersuchung  ergib: 
Schädellage  mit  dem  Rficken  nach  links.  Die  Wendmg 
wurde  auf  dem  Querbett  ausgeführt  und  die  Hebamne 
drfickte  den  Uterus  von  den  Banchdecken  aus  nach  m- 
ten.  L.  bahnte  sich  mit  den  Spitzen  seiner  linken  Baal 
einen  Weg  mitten  durch  die  Placenta,  ergriff  die  FfiMe, 
mit  der  andern  Hand  gleichzeitig  den  Kopf  bei  Seite  8Cbi^ 
bend,  und  extrahirte  an  ihnen  leicht  das  tief  aspbykÜBcbe 
Kind.  Der  Uterus  zog  sich  auf  Reiben  gut  znsamm«, 
die  Blutung  stand.  Acht  Tage  später  konnte  die  Fm 
aufstehen,  Mutter  und  Kind  befanden  sich  wohL 

(Burckhardt,  Bremea.) 

586.  Fäll  von  Versohuttung  einer  boob- 
sohwangern  Frau;  schwere  eigenthümliehe  Vef 
letzung;  Erysipel;  Heilung;  normale  Geburt;  von 
Dr.  Carl  Reinl  in  Franzensbad.  (Prag,  mei 
Wchnschr.  VI.  21.  1881.) 

Eine  27  J.  alte,  im  8.  Mon.  schwangere  Fran  wurde 
am  11.  Dec.  1878  von  einer  einsturzenden,  SMtr.  hohan, 
hart  geAromen  Lehmwand  verschfittet;  sie  wurde  bewiuit- 
los  und  stark  blutend  hervorgezogen.    Als  B.  die  eise 
reichliche  Stunde  von  ihm  entfernt  wohnende  Kr.  2>/sS^ 
nach  dem  Unfall  sah,  war  das  Bewusstsein  wiedeigekebrt; 
am  Kopfe  zeigte  sich  eine  vom  linken  Tub.  ossis  pariet 
beginnende,  schräg  bis  zum  rechten  Innern  Augenwiskel 
verlaufende,  die  Haut  bis  auf  die  Galea  durchtreonende, 
ungefähr  28  Ctmtr.  lange,  stark  blutende  Wunde,  deren 
scharfe  Ränder  3—4  Zoll  weit  klafften,  keinerlei  Zdebea 
von  Quetschung  zeigten ;  die  Wunde  war  scharf  wie  ein 
Säbelhieb.    Das  rechte  obere  Augenlid  war  dorch  eise 
knapp  unter  dem  Snpraotbitalrand ,  diesem  parallel  bis 
zum  äussern  Augenwinkel  reichende,  scharfhmdigeWnnde 
abgetrennt  bis  auf  eine  Vs^^tmtr.  breite  Hantbifleke;  du 
Auge  selbst  zeigte  keine  Verletzung.    Ungefähr  S  Otmtr. 
vom  äussern  rechten  Augenwinkel  an  verlief  eine  die 
Haut  und  das  subcutane  Zellgewebe  schräg  darcfatreo' 
nende  Risswunde  nach  hinten  und  unten  bis  tarn  Froe* 
condyl.  des  Unterkiefers ;  mit  dem  in  die  Wnode  eifllT^ 
ffihrten  Finger  kam  man  in  eine  mit  Blntgerlmweln  oad 
liehmstfickohen  angefüllte  Taaohe,  die  hb  g«K»  ^ 


y.    Gynäkologie  u.  Pildiatrik. 


263 


Proe.  mast  hin  reiehte.  —  An  Armen ,  Brnst  und  Unter- 
leib fluiden  sich,  fibenll  serstrent,  leichte  Haatabschfir- 
ftiogen  nnd  SagUU^tionen,  am  linken  Knie  eine  nach  onten 
fncoDTex  verianfende  sobarfrandige  Lappenwnnde  vom 
CoBd^  int   femoris  Bchrfig  abwärts  bis  snm  Capita- 
Inm  flbolae  yerlanfend ,  das  iDoere  Seitenligament  des 
Kniegelenks  aeigte  eine  seichte  Wunde.  —  Der  Fnndns 
ateri  stand  nngefShr  swischen  Nabel  nnd  HenEgmbe,  der 
Kindskopf  war  etwas  nach  der  rechten  Seite  vom  Becken- 
dsgaag  abgewichen.    Die  f5talen  Herzt5ne  waren  dent* 
Beb  sn  hören.    Die  Kr.  klagte  über  Schmers  im  Kopfe 
nnd  hn  Unterleibe,  der  Pnls  hatte  110  Schläge  in  der  Mi- 
mte. —  Nach  Reinigang  der  Wanden  nnd  Unterblndnng 
einiger  kleinen  GefSsse  Yereinigte  R.  die  Wunden  mit 
Knopfnähten,  ftzirte  das  Knie  in  einem  improvisirten  Ver- 
iMBde  oad  legte  Eis  auf  Kopf  nnd  Knie.  In  der  folgenden 
Nacht  war  die  Kr.  nnmhig  gewesen ,  Fieber  stellte  sich 
eil.    Am  andern  Tage  reinigte  B.  die  Wanden  mit  Gar- 
boiB&nrelösnng  nnd  legte  antiseptische  Verbände  an.    Am 
14.  Dec.  hatte  sieh  nnter  Temperatarsteigerong  bis  sn 
40.S  Erysipel  an  der  rechten  Gesichtshälfte,  Tom  ödema- 
t3i0B  obem  Augenlid  ausgehend,  entwickelt,  das  am  16. 
wieder  zurückging.    Die  Wnnde  am  Kniegelenk  machte 
ipiter  einen  Gipsyerband  nothwendig.    Der  Verlauf  war 
im  Ganzen  günstig,  so  dass  am  80.  Dec.  alle  Wunden 
Tenarbt  waren  nnd  der  GipSTcrband  abgenommen  wer* 
den  konnte,  die  Wunden  am  Kopfe  waren  schon  früher 
per  primam  intentionem  geheilt;  am  rechten  Auge  hatte 
rieh  Thränenträufeln  eingestellt.   —  Der  Unterleib  war 
uüNigs  bei  Druck  etwas  schmerzhaft  gewesen,  aber  die 
Kfaidesbewegungen  worden  deutlich  gefühlt,  die  fatalen 
HerstSne  waren  hörbar.    Am  16.  Jan.  gebar  die  Frau 
ein  kräftiges,  gesundes  Mädchen,  die  Gebart  war  normal 
mdleksht.  (H5hne.) 

587.  BrUptor  der  MlLs  während  der 
Sohwangersohaft;  von  Dr.  Carl  Schwing  in 
Png.  (Centr.-Bl.  f.  GynftkoL  IV.  13.  1880.) 

Bei  der  Seltenheit  der  Fälle  vonHilzmpiar  wäh- 
rend der  Schwangerschaft  —  Vf.  erwähnt  nor  einen 
Fall  von  Matthias  Saxtorphy  die  3  Fälle  von 
J.  Y.  Simpson,  einen  Fall  von  Sidey  nnd  end- 
lieh den  Fall  von Hnbhardt  (Zerreissang  während 
der  Gebort)  bietet  der  von  Scb.  mitgetheilte  grosses 

Interesse  dar. 

hn  August  1876  brachte  man  eine  im  coliapsus- 
ibnHchen  Zustande  sich  befindende,  36  J.  alte  und  snm 
&•  Male  schwangere  Frau  in  die  Anstalt.  Am  Tage  vor- 
her soll  sie  einen  Streit  gehabt  haben,  in  Folge  dessen  sie 
ii  Krämpfe  verfleL  Die  ganze  Nacht  war  sie  von  Sohmer- 
sm  nnd  Krämpfen  nicht  verlassen  worden,  aueh  hatte  sie 
eisige  Male  erbrochen.  Fat.  war  gut  genährt,  die  Haut 
btass  und  kahl ;  die  Antworten,  die  sie  gab,  waren  sehr 
uddar.  Puls  76,  klein.  Fat.  konnte  im  9.  Monate  der 
Sehwaogersch.  stehen,  die  Herztöne  des  Khides  waren 
sehwaoh  hörbar,  Muttermund  nnd  Cerviz  fär  einen  Finger 
dvehgängig.  Der  Collapsns  nahm  zu  und  nach  80  Min. 
wir  der  Tod  eingetreten.  Durch  den  Kaiserschnitt  wurde 
ein  todter,  2880  Grmm.  schwerer  Knabe  herausbefördert. 

Bei  der  Obduktion  fand  man  hochgradige  Blutleere 
^  Gehirns,  die  Lungen  frei,  die  Leber  massig  vergrös- 
wrt,  blutarm,  fettig  degenerirt,  das  Herz  scUaif,  anä- 
nÜNh,  sonst  normal.  Die  Mihi  war  19  Ctmtr.  lang,  17 
Ctatr.  breit,  an  Uirer  Oberfläche  erschien  die  Kapsel  in 
to  Ausdehnung  einer  Flachhand  von  der  Pulpa  abgelöst 
ond  zerrissen,  die  der  Abhebung  entsprechende  Stelle 
war  mitBlntgerinnseln  bedeckt,  das  Gewebe  breiig  weich, 
violett  roth,  von  drei  bis  nussgrossen  Blntherden  durch- 
■etit.  Die  ebenfalls  blutarmen  Nieren  waren  sonst 
normal. 

In  diesem  Falle  lässt  sich  nur  vermnthen,  dass 

>Kh  bei  der  Kr.|  die  sehon  längere  Zeit  an  hysteri- 


sehen  oder  epileptischen  Krämpfen  litt,  ein  akuter 
Milztnmor  ansgebildet  hatte.  Sie  wohnte  am  rech- 
ten Moldanufer,  wo  häufig  Intenoittens-Erkrankun- 
gen  vorkommen.  Die  Schwangerschaft,  die  häufigen 
Krämpfe  nnd  endlich  der  Transport  auf  einem  Lei- 
terwagen mag  dann  mit  die  Veranlassung  zn  einer 
Zerreissnng  der  Milz  abgegeben  haben. 

Eine  Febris  intermittens  convulsiva  lässt  sich 
nicht  annehmen,  da  diese  Form  in  der  fragt.  Gegend 
nicht  vorkommt.  (Höhn  e.) 

588.  Kolossale  Haematooele  retro-uterins 
in  Folge  der  Applikation  eines  galvanischen 
Stromes  am  schwängern  Uteras  zum  Zwecke 
des  Abortus,  schneller  Sehwund  des  Extravasa-- 
tee  durch  Massage]  von  Dr. Julins  Rosenstirn 
in  St.  Francisko.  (Centr.-Bl.  f.  Qynäkol.  V.  13. 
1881.) 

Vorstehender  Fall  betrifft  eine  27jahr.,  seit  8 
Jahren  verheirathete  Fraa.  Im  Jnni  1878  hatte 
sie  znm  letzten  (2.)  Male  geboren.  Im  März  1880 
glanbte  sie  wieder  schwanger  zu  sein  —  seit  2  Mo- 
naten war  die  Periode  ausgeblieben.  Um  sich  von 
der  ihr  sehr  nnbequemen  Schwangerschaft  zn  be- 
freien, hatte  sie  schon  alle  möglichen  Mittel,  aber 
ohne  Erfolg  angewendet  Znletzt  versacbte  sie  es 
mit  einem  elektrischen  Bade.  Hierauf  traten  hef- 
tige Schmerzen  nnd  geringer  Blntabgang  ans  den 
Genitalien  ein.  Die  BerOhrang  des  Unterleibes  war 
sehr  schmerzhaft  und  durch  die  eben  so  schmerzhafte 
Vaginaluntersnchung  liess  sich  im  27oti^/a«'schen 
Baume  eine  fiuktuirende  Geschwulst  erkennen, 
welche  als  Haematocele  retro-uterina  diagnosticirt 
wurde.  Der  Abortus  war  im  Beginne.  Fat.  ver- 
liess  trotz  des  Verbotes  das  Bett,  besuchte  am  selbi- 
gen Abend  noch  ein  Concert  und  bekam  nun  diesel- 
ben Schmerzanfälle  des  Nachts  wieder.  Am  Nach- 
mittag des  darauf  folgenden  Tages  wurde  ein  2^/s 
Ctmtr.  langer  Fötus  ausgestossen,  worauf  noch  zahl- 
reiche Blutcoagula  abgingen.  Trotzdem  verminderte 
sich  das  Extravasat  im  Douglas^echen  Räume  nicht, 
vielmehr  breitete  sich  dasselbe,  als  Fat.  verbotener 
Weise  das  Bett  verlassen  hatte,  in  der  Weise  aus, 
dass  die  Dämpfung  am  Unterleibe  bis  Aber  den  Na« 
bei  reichte.  Es  wurde  katheterisirt,  ein  Eisbeutel 
aufgelegt  und  Chloral  gegeben.  Trotz  Umschlägen 
und  Einreibungen  nahm  aber  das  Extravasat  an 
Grösse  nicht  ab.  Am  3.  Mai  wurde  mit  der  Mas-- 
sage  begonnen.  Zu  diesem  Zwecke  fährte  Vf.  zwei 
Finger  der  linken  Hand  in  die  Vagina  ein  und  übte 
einen  Druck  gegen  das  hintere  Scheidengewölbe  aus, 
während  der  Unterleib  mit  der  rechten  beölten  Hand 
gestrichen  nnd  geknetet  wurde.  Nach  einer  Woche, 
in  welcher  jeden  Tag  2  Mal  massirt  wurde,  hatte 
der  Umfang  des  Abdomen  um  1  Zoll  abgenommen. 
Nach  weiteren  4  Wochen,  bei  wöchentlich  nur  ein 
Mal  wiederholtem  Massiren,  war  nur  noch  ein  apfel- 
grosser  Rest  des  Extravasates  bemerkbar.  Später 
blieb  nur  noch  eine  geringere  Beweglichkeit  des 
Uterus  übrig,  sonst  war  Alles  normal  geworden. 


264 


VI.     Ghircffgie;  Ophthalmologie  a.  Oti&trik. 


Was  hier  die  Ursache  des  Blntergasses  gewesen 
ist,  lässt  sich  schwer  sagen.  Vf.  verweist  hierbei 
auf  die  Gallard'aahe  Hypothese  einer  Tabenschwan- 
gerschaft.  Nimmt  man  nämlich  an,  das  Ei  habe 
am  Ost.  intern,  tab.  seinen  Sitz  gehabt,  so  liesse  sich 
der  Durchtritt  der  relativ  grossen  Frucht  und  unter 
langsamer  Lösung  der  schubweise  Fortschritt  der 
Affektion  erklären.  Auch  das  Recidiv  wird  erklär- 
lich durch  Nachblutung  aus  einem  unvollkommen 
thrombosirten  Tubengefässe  in  Folge  der  körper- 
lichen Anstrengung.  (Höhn  e.) 

589.  Fall  von  Meningitis  purulenta  nebst 
multiplen  Himabscessen  bei  einem  Säugling ;  von 
Dr.  N.  V.  Etlinger  zu  Petersburg.  (Berl.  klin. 
Wchnschr.  XVII.  47.  1880.) 

Das  am  14.  April  geborene  Kind  wnrde  am  3.  Juni 
dess.  Jahres  in  das  Findelhaas  gebracht.  Es  wog  bei 
der  Aufnahme  4260  Grmm.  nnd  war  gat  entwickelt.  Doch 
war  grosse  Unruhe  nnd  Zittern  am  ganzen  Körper  vor- 
handen, die  grosse  Fontanelle  stark  gespannt.  Die  Tem* 
perator  betrug  am  Abend  39. 4<*.  Die  Diagnose  lautete 
anf  Meningitis.  Am  nächsten  Tage  trat  5  Mal  halbflfissi- 
ger  Stahl  ein,  klonische  Krämpfe  am  Rumpf  und  an  den 
Extremitäten  gesellten  sieh  hinzu,  die  Papillen  waren  er- 
weitert, es  bestand  Strabismus  divergens ;  am  nächsten 
Morgen  war  die  Temperatur  aaf  39.7  gestiegen.     Die 


Behandlang  bestand  in  Darreichung  von  CUaia  nad  Ka* 
lomel  und  kalten  Uebergiessangen  des  Kopfes.  Gegei 
12  Uhr  Mittags  desselben  Tages  starb  das  Kind. 

Die  Sektion  ergab  Entzundong  der  Vena  umbOieillB 
und  der  V.  portae,  eitrige  Meningitis  and  Encephalitii, 
wahrscheinlich  metastatischen  Ursprangs. 

Als  Ursache  der  Meningitis  betrachtet  Vf.  die 
erwähnte  Phlebitis  umbilicalis  et  V.  portae.  Ana 
den  genannten  Venen  wurden  Gerinnsel  fortge- 
schwemmt und  so  kam  es  zu  einer  Capillar-Embolie 
des  Gehirns.  Hierdurch  wurden  die  multiplen  Ab- 
scesse  bedingt.  Einige  dieser  kapselten  sieb  ein, 
andere ,  der  Oberfläche  der  .grauen  Substanz  nahe 
liegende,  perforirten  und  führten  die  puralente  Me- 
ningitis herbei.  Bemerkenswei-th  ist,  dass  sowohl 
in  den  Lungen/ als  auch  in  Milz  und  Nieren  keine 
metastatischen  Absoesse  und  Infarkte  gefasdeo 
wurden. 

Woher  die  Phlebitis  gekommen  ist ,  iSsst  sich 
kaum  erklären.  Gegen  das  frühere  Beatehen  einer 
Omphalitis  oder  eines  Erysipel  der  Nabelgegeod 
spricht  das  Zusammengefallensein  der  Strecke  der 
V.  umbilicalis  zwischen  dem  Nabelring  und  der 
Leber.     Möglichenfalls  lag  Lues  zu  Grande. 

(Höhne.) 


VI.    Chirurgie,  Ophthalmologie  u.  Otiatriic. 


590.  Beiträge  zur  operativen  Behandlung 
von  Krankheiten  der  Verdauungswege,  aus 
der  skandinavischen  Literatur. 

Im  Anscbluss  an  eine  frühere  Zusammenstellung 
von  Mittheilungen  über  die  operative  Behandlung 
bei  Verschluss  u.  Verengung  des  Darmrohrs  (Jahrbb« 
CLXXXVIIL  p.  275)  und  zur  Vervollständigung 
derselben  theilt  Ref.  die  folgenden,  ans  der  neuesten 
skandinavischen  Literatur  gesammelten  Beobachtun- 
gen mit. 

Die  Oasirostomie  führte  Ivar  Svensson 
(Hygiea  XLILL  11.  Svenska  l&kares&llsk.  förh. 
S.  239.  Nov.  1881)  wegen  Cancroid  des  Oesophor 
gus  mit  fast  vollstftndigem  Unvermögen  zu  schlingen 
ans.  Der  fast  vollständig  verhungerte  Er.  hatte  sich 
Anfangs  nach  der  Operation  etwas  erholt  und  seine 
Kräfte  nahmen  zu,  er  starb  aber  später  unter  den 
Symptomen  von  Glottisödem.  Die  Erkrankung  des 
Oesophagus,  die  ihren  Sitz  in  der  Höhe  des  Ring- 
knorpels  hatte  und  an  beiden  Seiten  desselben  weit 
m  die  Tiefe  gegriffen  hatte,  erwies  sich  als  Carci- 
noma papillomatosum. 

Prof.  J.  Nicolaysen  in  Christiania  (Nord. 
med.  ark.  XUI.  4.  Nr.  27.  1881)  voUzog  die  Re- 
sektion des  Pyloras  wegen  Krebs  bei  einer  37  J. 
alten  Frau  am  17.  März  1881. 

Seit  V4  J.  litt  die  Er.  an  immer  mehr  zunehmenden 
Erscheinungen  von  Stenose  des  PyloruB  und  Magenerwel- 
tenmg.  Bei  der  Aufbahme  imBeichshospital  am  12.M&rz 
1881  war  sie  sehr  abgemagert,  matt  und  entkräftet,  mit 
etwas  ängstlichem  Oesichtsausdruck,  blasser,  etwas  grau- 
licher, nicht  gelblicher  Gesichtsfarbe,  schlaffer  und  dün- 
ner, noudicher  Haut.   In  der  rechten  Hälfte  des  Meso- 


gastrinm,  nach  oben  gegen  das  rechte  Hypoehradiina 
hin ,  f&hlte  man  gleich  unter  den  Bedeckungen  eine  G^ 
schwulst ,  die  schräg  nach  unten  nnd  etwas  rechts  von 
Nabel  an  nadi  oben  gegen  den  rechten  Costalboges  ii 
der  Höhe  des  8.  Rippenknorpels  verlief,  sieh  glatt,  tber 
nicht  ganz  eben  anfßhlte  u.  ziemlich  beweglich  war,  so  da« 
sie  nmhergeschoben  werden  konnte,  am  meisten  naek 
oben  nnd  links  gegen  die  Kardia  und  das  Hnke  Hjpo- 
chondrinm  hin;  sie  war  ungefähr cylindrisch,  aberbreHer 
nach  unten  und  links ,  ungefähr  9  Ctmtr.  lang  und  6  bb 
6  Ctmtr.  breit,  yon  fest  elasdseher  Consistenz.  Bei  der 
Respiration  bewegte  sich  die  Geschwulst  etwas  Baeh 
unten  und  oben,  der  Perkussionsschall  aber  ihr  war  sM 
gedämpft  tjrmpaoitisch.  Die  Erweiternng  des  Magens 
war  bedeutend,  die  grosse  Gurratur  reichte  bia  nngeffkr 
in  die  Mitte  zwischen  Nabel  nnd  Symphyse,  die  kleta« 
stand  beim  tiefsten  Stand  ungefähr  8  bis  4  Ctntr.  obo- 
halb  des  Nabels ,  wie  ridi  durch  die  Untersnehoag  geaia 
feststellen  Hess.  Nach  Asspnmpung  des  Mageot  könnt« 
man  eine  eingeführte  Oesophagussonde  bis  ungeflUir  eiM 
Hand  breit  unterhalb  des  Nabels  mit  I^dchtigkett  aebei 
und  fahlen.  Die  Diagnose  war  unzweifelhaft  festgesteDt 
und  was  die  Natur  der  Geschwulst  anbelangt ,  sprach  dia 
elastische  nnd  doch  etwas  ungleiche  Consistenz  ndt  Walff- 
scheinlichkeit  fär  ein  Carcinom.  Die  Kr.  war  sehr  he- 
reit,  sich  der  Operation  zu  unterziehen,  obwohl  ihr  üe 
Gefährlichkeit  derselben  vorgestellt  wurde ;  sie  drSagto 
selbst  zur  Operation. 

Nachdem  die  Kr.  seit  einigen  Tagen  enShreode 
Ktystire  erbalten  hatte  und  der  Magen  täglich  a  mal  1^ 
Borsäorelösung  ausgespült  worden  war ,  wurde  an  der 
sehr  herabgekommenen  nnd  entkräfteten  Kr.  (der  M 
hatte  120  Schläge  in  der  Ißnute)  am  17.  Man  die  Be- 
Sektion  nach  subcutaner  Morphiumiqj^tton  and  eing«' 
leiteter  Chloroformnarkose  rorgenommen. 

Es  wurde  ein  10  Ctmtr.  langer,  ziemlich  parallel 
mit  dem  rechten  Rippenbogen,  in  3  bis  4  Ctmtr.  Abstand 
von  diesem  verlaufender  Schnitt  ungefähr  qnw  fiberder 
Mitte  der  Gesehwulst  gemacht  und  die  letztere  mit  Hülfe 
der  Zeigefinger  nnd  mit  Haken,  nicht  ohne  Mike  ha«v- 


VI.     Ghmirgie^  Ophthalmologie  u.  Otiatrik, 


265 


gebraoht ;  sie  war  9  Ctmtr.  lang,  ihr  Umfang  am  Daode- 
Buin  maass  10,  am  Magen  23  Ctmtr.;  Verwaohsangen 
bestanden  nicht  und  das  Peritonänm  war  ganz  glatt  nnd 
Donnal,  im  Omentum  majas  aber  fanden  sich  mehrere 
grössere  nnd  Ideinere  geschwoUne ,  harte  Drüsen  einige 
Ctmtr.  von  der  Oesehwolst  entfernt.  Ausserhalb  der 
Grenien  dieser  infiltrirten  Stellen  wnrde  zuerst  das 
Omentam  mi^as  längs  des  carcinomatösen  Stückes  des 
Magens  mit  doppelten  Ligaturen  unterbunden  u.  zwischen 
diesen  abgeschnitten,  dann  auf  dieselbe  Weise  das  ent- 
sprechende Stück  des  Omentum  minus  behandelt.  Zwei 
Assistenten  fassten  nun  den  Anfang  des  Duodenum  und 
den  Magen  nach  links  von  der  Geschwulst ,  die  grossem 
sichtbaren  GefSsse  wurden  doppelt  unterbunden,  der 
Hagen  ungefähr  1  Ctmtr.  nach  links  von  der  Geechwulst 
und  dann  nach  Stillung  der  Blutung  am  Schnittrande  in 
gleicher  Weise  das  Duodenum  durchschnitten.  An  bei- 
den Schnittr&ndem  mussten  eine  Menge  Catgutligaturen 
angelegt  werden,  was  viel  Zeit  in  Anspruch  nahm. 
Daraaf  wurden  6  doppelt«  Suturen  durch  das  Duodenum 
dicht  am  Schnittrande  gelegt,  so  dass  beide  Enden  durch 
die  Peritonäalbekleidung  herauskamen,  und  daran  wurde 
das  Darmlumen  ausserhalb  der  Schnittwunde  gehalten. 
Doodennm  und  Magen  konnten  mit  Leichtigkeit  zu- 
sammengebracht werden.  Am  Magen  wurde  nach  oben 
eine  für  die  Aufnahme  des  invaginirten  Duodenum  ge- 
nflgende  Oeffnung  gelassen;  der  davon  nach  unten  zu 
liegende  grossere  Wundrand  wurde  nach  innen  gegen  den 
Magen  hin  umgeschlagen  und  mittels  dichter  Catgutsu- 
toren  durch  die  Peritonaal-  und  Muskelhaut  zusammen- 
genäht. Darauf  wurden  die  Suturfäden  vom  Duodenum 
an  den  entsprechenden  Stellen  durch  den  umgeschlagenen 
Band  der  am  Magen  noch  übrigen  Oef&iung  hindurch- 
gezogen und  geknüpft ,  so  dass  die  Peritonäalbekleidung 
des  Magens  unmittelbar  mit  der  des  Daodenam  zusammen- 
kam, und  dann  wurden  an  den  vereinigten  Theilen  dichte 
Sahiren  auswendig  durch  das  Peritonänm  und  durch  die 
Moskelhaut  angelegt.  Unmittelbar  vor  der  Invagination 
des  Duodenum  stieg  bei  einer  antiperistaltischen  Darm- 
contraktion  eine  gallenfarbige  Flüssigkeit  in  die  Oeffnung 
empor,  aber,  soviel  N.  sehen  konnte,  kam  nur  ein 
Tropfen  über  den  fk«ien  Rand  hinweg,  den  er  sofort 
mit  dem  Schwamm  anfflng  und  gut  auftrocknete.  Der 
Raom  unter  der  Bauch  wunde  wurde  von  einigen  Blnt- 
gerinnseln  gereinigt ,  im  Uebrigen  war  er  rein  und  leer. 
Der  Magen  wnrde  reponirt  und  nahm  seinen  nor- 
malen Platz  wieder  ein;  die  Bauchwunde  wnrde  mit 
tiefen  und  oberflächlichen  Suturen  vereinigt  und  ein 
lister^scher  Verband  angelegt.  Die  Er.,  die  in  der 
ersten  Zeit  der  Chloroformirung  einige  Anfälle  von  Er- 
brechen gehabt  hatte ,  lag  während  der  ganzen  übrigen 
Zeit  ganz  ruhig.  Der  Puls  war  so  schwach,  dass  wieder- 
holt Aetheri^Jektionen  nöthig  wurden. 

Nach  der  Operation  klagte  die  Kr.  sehr  über  Durst, 
gegen  den  ihr  Eispillen  gegeben  wurden.  Die  Ent- 
kräftung nahm  immer  mehr  zn ;  wiederholt  gegebene  er- 
aährende  Klyatire  wurden  nieht  behalten;  wiederholt 
wurden  subcutane  Aetherii^ektionen  gemacht.  Spät 
Abends  klagte  die  Kr.  einmal  über  brennenden  Schmerz 
im  Epigastrium ;  dieser  hörte  zwar  wieder  auf,  sie  colla- 
birte  aber  immer  mehr  u.  starb  nach  Mittemacht,  16  V2  Std. 
nach  der  Operation. 

Be!  der  von  Prof.  Heiberg  ausgeführten  Sektion 
fand  man  Magen  und  Darm  nicht  ausgedehnt ,  dagegen 
Oasansammlung  in  der  Peritonaalhöhle  nnd  die  Banch- 
decken  etwas  von  den  Eingeweiden  abgehoben.  In 
der  Gegend  der  Operationswunde  erschien  das  Peri- 
^oaä^  leicht  braunroth  verfärbt  und  mit  ganz  dünnem 
flbrfaiösen  Exsudat  belegt,  die  Serosa  am  obem  Theil  des 
I>aodennm  gallig  gefärbt  und  auf  ihr  fanden  sich  einige 
'^pfen  gallig  gefärbte  Flüssigkeit  (nicht  reine  Galle). 
In  der  Peritonaalhöhle  fand  sich  kein  Tropfen  Blut.  Als 
Ifagen  und  Duodenum  herausgenommen  waren,  zeigte  es 

Med.Jahrbb.  Bd.l9S.  Hft.  3. 


sich  nach  Füllung  des  Magens  mit  Wasser,  dass  die 
Wnndränder  so  gut  wie  vollständig  schlössen,  erst  bei 
sehr  starkem  Druck  trat  zwischen  2  Suturen  in  der  ge- 
raden Wunde  am  Magen  selbst  unterhalb  des  neugebU- 
deten  Pylorus  etwas  Wasser  hindurch.  Die  Schleimhaut 
des  Magens  erschien  normal,  blass,  an  den  Wundrändem 
ftind  sich  keine  Infiltration.  Im  Dünndarm  fanden  sich 
stellenweise  einzelne  kleine  Ekchymosen. 

Nach  N.'s  Ansicht  collabirte  and  starb  die  Kr. 
wesentlich  in  Folge  von  Hunger,  da  sich  keine  Spur 
von  Entzflndang  an  der  Operationsstelle  selbst  zeigte. 
Die  gallig  gefärbte  Fiassigkeit  am  obem  Ende  des 
Daodenam  rührte  nach  N.  von  nach  dem  Tode  aas 
der  Gallenblase  ausgeschwitzter  Galle  her.  An  der 
Stelle  y  wo  Wasser  bei  starkem  Drucke  darch  die 
Magenwande  hindurchdrang,  hatte  eine  Catgatsatur 
nachgegeben ,  während  des  Lebens  kann  diess  aber 
nicht  stattgefunden  haben,  sondern  vielleicht  beim 
Transport  der  Leiche.  Die  Catgatligataren  sind 
nach  N.  zweckmässig  darch  solche  von  carbolisirter 
Seide  zu  ersetzen,  deren  Knoten  besser  halten. 

Runeberg  und  Saltzman  (Finska  läkare- 
sällsk.  handl.  XXIII.  4.  S.  283.  1881)  theilen  einen 
Fall  von  Dai^mocclusion  durch  Adhärenzen  einer 
Dünndarmschlinge  mit  dem  Uterus  mit,  der  in  der 
med.  Klinik  des  Krankenhauses  in  Helsingfors  zur 
Beobachtung  kam  und  in  dem  Saltzman  die  La^ 
parotomie  machte. 

Ohne  vorher  an  Störung  der  Darmfnnktion  gelitten 
zu  haben,  hatte  die  38  J.  alte  Kr.  plötzlich  am  24.  April 
1881  ohne  bekannte  Veranlassung  Kneipen  im  Bauche 
und  Erbrechen  bekommen ;  seitdem  war  bis  zu  der  am 
28.  April  erfolgten  Aufnahme  keine  Stuhlentleerung  er- 
folgt. Der  Leib  war  massig  aufgetrieben  in  der  Nabel- 
gegend und  in  den  Hypochondrien,  aber  nicht  an  den 
seitlichen  Theilen ,  und  nirgends  empfindlich.  Das  Er- 
brochene hatte  keinen  fäkalen  Geruch.  Bis  zum  2.  Mai 
trat  keine  Veränderung  ein,  die  Kräfte  nahmen  zwar 
allmälig  ab,  aber  Collapsus  stellte  sich  nicht  ein;  die 
Constriktion  konnte  deshalb  nicht  bedeutend  sein;  der 
Sitz  derselben  musste  sich  den  vorhandenen  Erschei- 
nungen nach  oberhalb  des  untersten  Theiles  vom  Dünn- 
darme befinden.  Eine  indurirte  Stelle  rechts  vom  Corpus 
uteri  machte  es  wahrscheinlich ,  dass  nach  einer  vor  6  J. 
erfolgten  Entbindung  eine  Entzündung  entstanden  sei 
und  von  dieser  herrührende  Adhärenzen  den  Verschluss 
bewirkten. 

Am  2.  Mai  Vorm.  10  Uhr  wurde  unter  antiseptischen 
Cautelen  und  Carbolspray  und  allen  sonstigen  Vorsichts- 
maassregeln  die  Laparotomie  mittels  eines  vom  Nabel  bis 
fast  zur  SymphjTse  reichenden  Schnittes  ausgeführt,  wobei 
sich  fand ,  dass  eine  Dünndarmschlinge  mit  dem  rechten 
Utemshom  und  den  benachbarten  Theilen  verwachsen 
war  und  unter  diesem  verwachsenen  Darm  sich  eine  un- 
geßhr  70  Ctmtr.  lange  Darmschlinge  durchgeschoben 
hatte,  deren  Lumen  dadurch  vollständig  verschlossen 
wnrde.  Die  Reposition  der  Darmschlinge  hielt  etwas 
auf,  gelang  aber  vollständig.  Weil  die  Kräfte  der  Kr. 
unterdessen  sehr  herabgesunken  waren,  erschien  es  nicht 
rathsam,  die  sehr  festen  und  breiten  Adhärenzen  zn 
durchtrennen ,  zumal  da  sie  ja  auch  vermuthlich  5  Jahre 
lang  ohne  aUe  Störung  bestanden  hatten.  Von  frischer 
Peritonitis  fand  sich  keine  Spur  vor ,  nur  einige  Darm- 
schlingen waren  lebhafter  ii^icirt.  Nach  Reposition  der 
vorgefallenen  Därme,  die  einige  Schwierigkeit  verur- 
sachte, wurde  die  Bauchwunde  mit  tiefen,  durch  das 
Peritonänm  gehenden  Nähten  und  oberflächlichen  Nähten 
geschlossen. 

34 


266 


VI.     Chiror^e,  Ophtiialmologie  a.  Otiatrik. 


Nach  Vollendung  der  Operation  hatte  die  Er.  wieder- 
holt Erbrechen  fäkaler  Massen,  oollabirte  und  starb 
Abends  6  Uhr,  7  Stunden  nachVolleDduiig  der  Operation. 
Bei  der  Sektion  fand  sieh ,  dass  noch  eine  andere  Darm- 
schlinge, 17  Ctmtr.  von  der  Valv.  Bauhini  entfernt,  in 
derselben  Weise  verwachsen  war,  wie  die  bei  der  Opera- 
tion geftodene;  das  Darmstück,  das  zwischen  diesen 
beiden  verwachsenen  Stellen  lag,  war  2.76  Meter  lang. 
Zeichen  von  Peritonitis  waren  nicht  vorhanden. 

H.  Lid^n  in  Boras  (Hygiea  XLII.  9.  S.  547. 

Sept.  1880)  führte  die  Laparotomie  wegen  Volvtdus 

aus  bei  einer  53  J.  alten  Frau,  die  schon  früher  an 

den  Erscheinungen  von  Volvalas  gelitten  hatte,  aber 

nach  Anwendung  von  Wassereinspritznngen  geheilt 

worden  war. 

Das  2.  Mal  war  die  Kr.  mit  Magenkatarrh  und  Ver* 
stopfnng  und  Ophthalmie  mit  Homhautgeschwür  aufge- 
nommen worden  und  nach  Wassereingiessung  war  wieder 
die  seit  8  Tagen  bestehende  Verstopfung  gehoben  worden. 
Wegen  der  übrigen  Affektionen  noch  in  Behandlung,  war 
sie  am  31.  Oct.  plötzlich  von  heftigem  Unwohlsein  mit 
Schmerzen  im  Bauch  und  Verstopfung  befallen  worden, 
die  diessmal  allen  Mitteln  trotzte.  Der  Bauch  war  enorm 
und  gleichförmig  aufgetrieben,  so  dass  Darmsohlingen 
nicht  unterschieden  werden  konnten ,  die  Kräfte  sanken 
und  die  Kr.  begann  zu  deliriren.  Deshalb  wurde  am 
9.  Nov.,  9  Tage  nach  Beginn  der  Verstopfung,  die  Lapa- 
rotomie gemacht.  Der  Bauchschnitt  lag  in  der  Linea 
alba  und  wurde  nach  links  vom  Nabel  bis  ungef&hr 
6  Ctmtr.  nach  oben  von  letzterem  und  nach  unten  bis 
3  Ctmtr.  oberhalb  der  Symphyse  verlfingert.  Nach  Er- 
öffnung des  Bauches  zeigte  sich  eine  bis  zur  Grösse  eines 
Magens  oder  noch  mehr  ausgedehnte  Darmschlinge, 
welche  die  anderen  Därme  zum  grössteuTheile  bedeckte; 
es  war  die  Flexura  sigmoidea  coli.  Da  dieser  Darm 
durch  seine  Grösse  und  Schwere  hinderlich  war ,  wurde 
eine  1  Ctmtr.  lange,  in  transversaler  Richtung  verlaufende 
Incision  in  denselben  gemacht ,  wonach  eine  Menge  gelb- 
lich weisser  dünner  Faeces  sich  entleerte,  und  die  Wunde 
mit  3  Darmnähten  aus  Catgut  geschlossen.  Es  zeigte 
sich  nun,  dass  das  Hindemiss  für  die  Defäkaüon  dadurch 
zu  Stande  gekommen  war ,  dass  die  Flexura  sigmoidea 
eine  halbe  Drehung  um  das  bedeutend  verlängerte  Me- 
senterium erlitten  hatte.  Nach  Herstellung  der  normalen 
Lage  wurde  die  Bauchwunde  vereinigt  und  ein  Drainrohr 
in  den  unteren  Wundwinkel  eingelegt.  Obwohl  während 
der  Operation  Carbolspray  in  Anwendung  kam ,  konnte 
doch  nach  L.  nicht  viel  Carbolsaure  in  die  Bauchhöhle 
gekommen  sein.  Schlüsslich  wurde  ein  Z<>ter'scher  Ver- 
band angelegt.  Einige  Stunden  nach  der  Operation  er- 
folgte eine  unwillkürliche  Fäkalentleerung  in  grossen 
Massen.  Die  Kr.  war  danach  frei  von  Schmerzen ,  aber 
äusserst  schwach  und  starb  am  nächsten  Tage. 

Die  Resektion  einer  brandigen  Darmechlinge 

führte   Dr.  L.  A.  Aman   in   Linkdping   (Hygiea 

XLm.    12.   Svenska  läkaresällsk.   förh.   S.  315. 

Dec.  1881)  bei  einer  63  J.  alten  Frau  aas,   bei 

welcher  dieHemiotomie  wegen  einer  eingeklemmten 

Hernia  cmralis  gemacht  wnrde. 

Die  Bedeckung  über  der  Hernie  war  angeschwollen, 
ödematös  und  rothblau  gefärbt  in  einem  Durchmesser 
von  ungefähr  9  Ctmtr. ;  der  Bauch  war  nicht  empfindlich, 
gespannt  mit  tympanitischem  Ton.  Repositions versuche 
schienen  gefährlich,  weil  der  Grund  der  Hernie  sich 
etwas  teigig  anf&hlte.  Bei  der  Herniotomie  fand  sich 
die  eingeklemmte  Darmschlinge  an  einer  Stelle  brandig. 
Nach  Erweiterung  des  Bruchrings  fand  A.  die  zuführende 
Dannschlinge  vollkommen  gesund,  die  abführende  nur 
etwas  injicirt ;  Zeichen  von  Peritonitis  waren  nicht  vor- 
handen. A.,  der  darauf  gefasst  war,  den  Darm  brandig 
SU  finden,  legte  zunächst  eine  Ligatur  um  das  gesunde 


abfahrende  Ende,  ungefähr  5  Ctmtr.  von  der  Brandgrenie 
entfernt,  dann  eine  andere  IVs  Ctmtr.  von  der  Brand- 
grenze  entfernt ,  verfuhr  ebenso  am  zuführenden  Ende, 
durchschnitt  an  beiden  Enden  den  Darm  zwischen  dei 
Ligaturen,  ungefähr  1  Ctmtr.  von  den  innem  Ligi- 
turen  entfernt,  mit  einer  Cooper'schen  Seheere  anta 
Anwendung  von  Thymolspray,  durchtrennte  dann  vor- 
sichtig das  Mesenterium  an  dem  resecirten  Dannstocke, 
so  dass  die  Schnitte  in  einem  spitzen  Winkel  zusammen- 
trafen ,  wobei  10  Ligaturen  nöthlg  wurden ,  und  entfernte 
das  reseoirte  Stuck.  Da  das  abführende  Darmende  eis 
grösseres  Lumen  hatte ,  als  das  zuführende ,  wnrde  as 
letzterem  der  von  Madelung  empfohlene  Ovaländudtt 
ausgeführt;  nach  abermaliger  Anwendung  des  Spnf 
wurde  das  hintere  Blatt  der  peritonäalen  Bekleidung  des 
Mesenterium  nach  dem  Darm  zu  mit  Nähten  vereinigt, 
dann  in  gleicher  Weise  das  vordere  Blatt.  Die  Dann- 
naht wurde  nach  Lembert  und  Czernj  ausgeffihit, 
wobei  die  Suturen  erst  an  2  einander  gegenüberliegenden 
Funkten ,  dann  in  der  Mitte  zwischen  denselben ,  erst  an 
der  einen ,  dann  an  der  gegenüberliegenden  Seite  und  so 
fort  angelegt  wurden,  und  zwar  so  dicht  an  einander, 
dass  ihrer  16  erforderlich  waren.  Die  Suturen  fai  der 
Serosa  wurden  dabei  nicht  zu  fest  angezogen ,  um  eine 
Einstülpung  des  zuerst  angelegten  Saumes  zu  verbaten. 
Nach  Vereinigung  der  beiden  Darmenden  wnrde  das  vor- 
gefallene Omentum  zwischen  2  Ligaturen  abgeschnittett, 
dann  nach  abermaliger  Anwendung  von  Thymolspray  die 
Reposition  ausgeführt,  in  den  Bmchring  ein  Drafairokr 
eingelegt ,  die  äussere  Wunde  vereinigt  und  ein  lAster- 
scher  Verband  angelegt.  Nach  der  Operation  war  der 
Unterleib  nicht  empfindlich ,  die  Kräfte  der  Kr.  nahmen 
aber  immer  mehr  ab  und  17i/i  Stunden  nach  der  Operation 
trat  der  Tod  ein. 

Nach  dem  Ergebniss  der  Sektion  nimmt  A.  aa, 
dass  der  Tod  die  Folge  von  nach  der  Operation  dn- 
getretener  Peritonitis  war.  Die  mittels  der  Naht  ve^ 
einigten  Darmenden  waren  durchaus  aggintinirt  oni 
bildeten  eine  in  dasDarmlumen  hineinragende  Falte. 

In  Bezng  auf  die  Technik  der  Operation  bemerkt 
Ä.,  dass  der  Schnitt  im  Mesenterinm  nicht  immer 
keilförmig  zu  sein  braucht  ^  sondern  ^  wenn  das.Me« 
senterinm  gesund  ist,  muss  es  so  nahe  am  Darme 
als  möglich  durchschnitten  werden,  wodurch  das 
Operationsfeld  zugänglicher  and  die  Anlegung  der 
Suturen  erleichtert  wird.  Bei  Anlegnng  der  entea 
Suturen  im  Darm  dtlrfte  eine  Eintheilnng  des  Daim- 
Inmens  in  Segmente ,  wie  diess  A.  im  mitgetheilieB 
Falle  gethan  hat,  die  genane  Coaptatlon  in  nicht 
geringem  Grade  erleichtem. 

Dr.  Ivar  Svensson  (Hygiea XLUI.  7.  8.335. 

Juli  1881  —  Arsberättelse  friln  Sabbatsbergs  sjaUntf 

i  Stockholm  f.  1880.  S.  104)  theUt  3  FftUe  mit,  in 

denen  er  die  Colotomia  iliaca  wegen  Krebe  da 

Reetum  vollzog. 

1)  Bei  einem  64  J.  alten  Manne  nahm  dleNeubüdmf 
hauptsächlich  die  vordere  Wand  des  Rectum  ein  und  ging 
auf  die  Urethra  über.  Die  Ezstirpation  schien  denknlb 
nicht  rathsiun.  Bei  der  am  10.  Jan.  1880  au8geffllirt8> 
Colotomie  wurde  eine  Ligatur  von  starkem  CiUgnt  sn 
den  Dickdarm  gelegt  dicht  unterhalb  der  Stelle  amDame, 
an  welcher  die  Incision  gemacht  wurde.  Der  XiottuA 
nach  der  Operation  war  sehr  anfriedenstelleod,  aber 
schon  am  3.  oder  4.  Tag  schien  es,  als  ob  die  angelegte 
Ligatur  um  den  Darm  den  Dienst  versag»  wollte.  Am 
15.  Febr.  zeigte  sich,  dass  der  Dickdarm  dicht  unter  den 
Anus  praeternaturalis  verengt  war,  so  dass  dieSpitN  des 
kleinen  Fingers  kaum  eindringen  konnte ,  ehig^eMeiia> 
Wasser  ^ng  aber  durch  den  natürlich»  After  ak  »^ 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  a.  Otiatrik. 


267 


Exkremente  giogen  indessen  yollstaadig  durch  den  Anus 
praetematnraUs  ab.  Am  18.  Febr.  wurde  der  Pat.  mit 
demselben  entlassen. 

2)  Eine  60  J.  alte  Frao  hatte  seit  IJ.  an  Sohmerz 
und  Schwierigkeit  bei  der  DefSkation  gelitten ,  sie  war 
sehr  abgemagert  mit  graugelber  Hantfkrbe.  Eine  feste 
Geschwulst  erfOllte  zu  einem  nicht  geringen  Theil  das 
klebe  Becken  und  umgab  das  Rectum,  so  dass  dieses  nur 
mit  Sehwierigkeit  für  einen  Finger  durchgängig  war.  Bei 
der  am  22.  Juni  1880  auf  der  linken  Seite  ausgeführten 
Operation  wurde  keine  Ligatur  um  den  Dickdarm  gelegt. 
Nach  der  Operation  trat  keine  Temperaturerhöhung  auf. 
Während  der  ersten  Woche  ging  etwas  von  den  Exkre- 
menten dnroh  den  natürlichen  After  ab,  später  aber 
gingen  sie  alle  durch  den  Anus  praeternaturalis  ab.  Am 
21.  Juli  1880  wurde  die  Pat  entlassen. 

8)  Bei  einer  52  J.  alten  Kr.  war  angenommen  wor- 
den, dass  sie  an  Hämorrhoiden  leide,  es  bestand  aber  eine 
grosse  Krebsgeschwulst,  die  hauptsächlich  die  vordere 
Wand  des  Bectum  einnahm.  Die  Neubildung  vollständig 
SB  ezstirpiren,  war  nicht  möglich.  Am  1.  Nov.  1880 
wurde  die  Colotomia  iliaca  auf  der  linken  Seite  gemacht, 
nm  den  Dickdarm  wurde  eine  Ligatur  gelegt,  wie  im 
1.  Falle.  Die  Operation  ging  leicht  und  rasch  vor  sich 
mid  anfangs  schien  die  Heilung  den  besten  Verlauf  zu 
nehmen,  aber  schon  am  3.  Nov.  zeigten  sich  Symptome 
von  Peritonitis  und  am  4.  starb  die  Kranke.  —  Bei  der 
Sektion  zeigte  sich  als  Todesursache  eine  beginnende 
ansgebreitete  Peritonitis,  die  nicht  von  der  nächsten  Um- 
gebung der  um  den  Dickdarm  gelegten  Catgutligatur 
»sging. 

Bis  zum  April  1881  hat  Sv.  lOmal  die  Oolo- 
tomia  iliaea  aiugeftlirt  und  nur  in  einem  Falle  war 
dabei  der  Tod  in  Folge  der  Operation  eingetreten 
Ob  dem  zuletzt  mitgetheilten  Falle) ;  S  v.  hält  dem- 
nach die  Mortalität  nach  dieser  Operation  für  ge- 
ringer, als  ▼.  Erkelens  angiebt  (46%).  Die 
Colotomie  ist  sicher  eine  sehr  nfltzliche  Operation, 
d{e  die  Leiden  der  Er.  mildert,  aber  sie  ist  nur  eine 
Palliativoperation  nnd  würde  nicht  berechtigt  sein, 
wenn  sie  so  gefilhrlich  wäre,  dass  der  Tod  in  fast 
der  Hälfte  aller  Fälle  einträte.  Die  Operation  ist 
im  Allgemeinen  leicht  ansznfbhren,  aber  sie  kann 
auch  schwer ,  ja  unmöglich  sein ,  wie  der  folgende 
Fall  von  missglückter  Colotomie  beweist 

Ein  46  J.  alter  Haan  hatte  seit  2  J.  Abgang  von  Blut 
bei  der  Defiikation  bemerkt,  später  war  heftiger  Schmerz 
hl  der  Aftergegend,  besonders  bei  der  Defäkation,  einge- 
treten. Bei  der  Auftiahme ,  am  20.  Sept.  1880 ,  zeigte 
sich  der  Kr.  sehr  abgemagert  und  luchektisch  aussehend ; 
«r  wagte  nicht  zu  essen  aus  Furcht  yor  dem  Sehmerz  bei 
der  Defäkation.  Im  After  fand  sich  eine  doppelt  fanst- 
grosse ,  unebene ,  leicht  blutende  Geschwulst ,  in  dem  be- 
deutend Tcrengten  Rectum  fanden  sich  gleiche  Neubil- 
dongen  so  weit  der  Finger  hinaufreichen  konnte.  Bei 
einem  um  23.  Sept.  voigenommenen  Versuch  der  Colo- 
tomia iliaca  an  der  linken  Seite  yersuchte  Sv.  yergebens 
nach  Oeifaung  der  Peritonäalhöhle  mit  dem  eingeführten 
Zeigefinger  einen  Theil  der  Flexura  sigmoidea  zu  fassen 
ond  durch  die  Operationswunde  nach  aussen  zu  führen ; 
€6  fanden  sich  blos  DünndarmschUngen.  In  Anbetracht 
des  schlechten  AUgemefaizustandes  des  Kr.  brach  St. 
die  Operation  rasch  ab  und  schloss  die  Bauchwunde ,  mit 
der  Absicht ,  später  die  Operation  auf  der  rechten  Seite 
sn  versuchen.  Nach  einigen  Tagen  zeigten  sich  aber 
Symptome  von  Peritonitis  und  der  Kr.  starb  am  29.  Sep- 
tember. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  alte  Peritonitis;  die  Flexura 
■Igmoidea  lag  tief  nach  dem  kleinen  Becken  zu  und  war 
l^ewaehsen ,  so  dass  sie  bei  der  Operation  nicht  hatte 
'^^'WsgaogeB  werden  können.   Der  Dickdarm  lag  über 


der  Flexur  fast  in  der  Mittellinie  des  Körpers ,  deshalb 
konnte  dieser  Theil  des  Colon  descendens  von  der  Öpera- 
tionswunde  aus  nicht  erkannt  werden,  obwohl  er  mehrere 
Fäkalklompen  enthielt,  die  sein  Erkennen  wurden  er- 
leichtert haben.  Ausserdem  war  das  Colon  descendens 
ganz  und  gar  von  Dünndärmen  bedeckt. 

Dieser  Fall  bestätigt,  dass  .blose  Eröffnung  der 
Peritonäalhöhle  trotz  allen  antiseptischen  Oautelen 
hinreichend  sein  kann,  eine  tödtliche  Entzündung 
an  einem  Peritonäom  hervorzurufen,  das  schon  vor- 
her entzündet  war,  sowie,  dass  die  Colotomia  iliaca 
unmöglich  werden  kann,  ohne  dass  sich  ein  solches 
Verhalten  durch  die  Anamnese  oder  die  Untersuchung 
vermuthen  lässt.  • 

Der  für  Fälle  von  Krebs  des  Rectum  ungünstige 
Umstand,  dass  der  Inhalt  des  Dickdarms  nicht  voll- 
ständig dureh  den  Anns  praetemataralis  austritt,  son- 
dern zum  Theil  an  diesem  vorbei  nnd  durch  den 
natürlichen  After  abgeht,  hat  sich  in  keinem  der 
Fälle,  in  denen  Sv.  die  Colotomie  ausgeführt  hat, 
eingestellt.  Um  diesem  Uebelstand  vorzubeugen, 
hat  er  in  den  5  Fällen ,  in  denen  er  zu  befürchten 
war,  bei  der  Operation  eine  Catgutligatur  um  das 
abgeliende  Ende  des  Darms  gele^,  aber  nur  in 
einem  Falle  wurde  dadurch  ein  vollständiger  Ver- 
schluss erzielt,  in  3  Fällen  ging  durch  den  Anus 
praeternaturalis  eingegossenes  Wasser,  ebenso  wie 
dnige  Faeces  Anfangs  durch,  später  aber  gingen 
doch  alle  Faeces  durch  die  künstlich  angelegte  Oeff- 
nung  ab ;  in  einem  Falle  (dem  3.  der  hier  mitge- 
theilten) erfolgte  der  Tod  kurz  nach  der  Operation. 
Diese  Ligatur  kann  allerdings  die  Gefahr  der  Opera- 
tion dadurch  vermehren,  dass  bei  Anlegen  derselben 
der  Darm  vorgezogen  werden  muss ,  und ,  obwohl 
Sv.  sonst  keinen  Nachtheil  davon  gesehen  hat,  kann 
er  den  Gedanken  doch  nicht  ganz  unterdrücken,  dass 
die  Pat.  in  diesem  Falle  vielleicht  nicht  gestor- 
ben sem  würde,  wenn  er  die  Ligatur  unterlassen 
hätte.  Daran,  dass  die  Ligatur  den  Darm  nicht 
ganz  undurchgängig  machte,  kann  nach  Sv.  das 
verwendete  Catgut  die  Schuld  tragen ,  das  in  dem 
Zustande,  wie  es  käuflich  vorkommt,  nicht  allen 
Anforderungen  entspricht.  Ein  besseres  Unterbin- 
dnngsmaterial,  wie  es  z.  B.  das  nach  Liater^B  neuer 
Vorschrift  bereitete  Catgut  zu  sein  scheint ,  dürfte, 
wie  Sv.  meint,  für  seine  Idee,  den  Darm  zu  unter- 
binden, bessere  Aussicht  bieten. 

Die  Eastirpation  des  Rectum  fahrte  Saltz- 
man  (Finska  läkaresällsk.  handl.  XXIII.  4.  S.  286. 
1881)  in  folgenden  beiden  Fällen  aus. 

1)  Eine  70  J.  alte  Frau ,  angebUch  ohne  erbliche 
Anlage,  hatte  seit  ungefiihr  </«  J*  *a  stechendem  und 
reissendem  Schmerz  im  After  gelitten ,  der  allmäUg  hef- 
tiger wurde ,  namentiioh  bei  der  Stuhlentieerung,  die  ge- 
wöhnUch  nur  durch  Laxirmittel  erzielt  werden  konnte, 
während  die  Kr.  die  Exkremente  nicht  vollständig  zurück- 
halten konnte,  wenn  sie  vfeieh  waren.  Um  den  After 
herum  hatte  sich  in  einer  Ausdehnung  von  2  bis  8  Ctmtr. 
eine  harte,  feste,  zum  Theil  uloerlrende  Geschwulst  ge- 
bildet, die  die  ganze  Darmwand  umfasste  und  sich  nach 
vom  und  rechts  so  hoch  hinauf 'erstreckte,  dass  man  nicht 
mit  voller  Gewissheit  ihre  Grenze  mit  dem  Zeigefinger  er- 
reichen konnte,  nach  hinten  aber  nur  3  Ctmtr.  hooh  war. 
Die  Bedeckung  über  der  Geschwulst  war  geröthet  und 


268 


VI.     Chirurgie^  Ophthalmologie  u.  Otiatrik. 


heiss.  £b  worden  nach  yorn  7  Ctmtr. ,  nach  hinten  we- 
niger von  dem  Darme  exstirpirt ;  die  Operation  war  dorch 
zahlreiche  Unterbindungen  in  die  Länge  gezogen  und  die 
Kr.  war  nach  dem  Erwachen  ans  der  Chloroformnarkose 
sehr  Gollabirt.  Trotz  allen  angewendeten  Mitteln  nahm 
der  CollapBns  zn  nnd  die  Er.  starb  24  Stdn.  nach  der 
Operation.  Bei  der  ^ktion  fand  sich,  dass  der  entartete 
Theil  des  Beetnm  vollständig  exstirpirt  war,  aber  die 
retroperitonäalen  Drüsen  auf  der  rechten  Seite  waren 
krebsig  inflltrirt  bis  zur  Theilnngsstelle  der  Aorta.  Es 
fanden  sich  keine  Spuren  von  Peritonitis  oder  von  Krebs- 
metastasen in  andern  Organen.  Die  Arterien  waren 
atheromatös  entartet. 

2.  Bei  einer  85  J.  alten  Frau  hatten  sich  seit  dem 
letzten  Wochenbett  (seit  ungefähr  3  Monaten)  Stuhl- 
beschwerden eingestellt ,  bis  zuletzt  seit  8  Tagen  keine 
Stuhlentleerung  erfolgt  war ;  besonders  starke  Schmerzen 
oder  starke  Blutverluste  aus  dem  Darm  hatte  die  Kr. 
nicht  gehabt.  Die  Analöffhung  fand  sich  normal  bis  auf 
einige  erweiterte  Venen ;  dicht  oberhalb  des  Sphinkter 
zeigte  sich  eine  Geschwulstmasse,  die  sich  vorn  und  links 
so  weit  nach  oben  erstreckte ,  dass  der  Zeigefinger  nur 
mit  Schwierigkeit  ihre  obere  Grenze  erreichen  konnte. 
Die  Geschwulst  war  vollkommen  beweglich ,  die  Darm« 
Schleimhaut  unversehrt.  Bei  der  Ezstirpation  wurden 
nach  vom  9  Ctmtr.,  nach -hinten  etwas  weniger  vom 
Rectum  entfernt.  Durch  eingelegte  Drainröhren,  die 
mit  einem  Irrigationsapparat  in  Verbindung  standen, 
wurde  eine  beständige  Irrigation  der  durch  die  Operation 
entstandenen  Höhle  mit  einer  2proc.  Garbolsäurelösung 
hergestellt.  Nach  der  Operation  traten  Erbrechen  und 
geringe  Empfindlichkeit  am  untern  Theile  des  Bauches 
mit  geringer  Temperaturerhöhung  auf,  bald  aber  stellte 
sich  Besserung  des  AUgemeinbefindens  ein.  Der  Darm 
heilte  nicht  direkt  mit  der  Haut  zusammen ,  sondern  da- 
zwischen fand  sich  eine  grannlirende  Fläche ,  die  sich  in 
einen  für  einen  Finger  ohne  Schwierigkeit  durchgängigen 
Narbenring  umwandelte.  Die  cirkularen  Muskelfasern 
am  freien  Bande  des  Darmes  hatten  sich  zu  einem 
Schliessmuskel  ausgebildet,  der  Exkremente  zurückzu- 
halten vermochte,  wenigstens  fanden  sich  wiederholt 
Fäkalmassen  dicht  oberhalb  dieses  contrahirten  freien 
Bandes.  Die  exstirpirte  Geschwulst  erwies  sich  als 
Scirrhns. 

Nach  S.  verdient  die  Radikaloperation  den  Vor- 
zag vor  einer  palliativen  Enterotomie  oder  Colotomie ; 
die  Lebensgefährlichkeit  der  Operation  ist  durch  die 
antiseptische  Behandlang  in  hohem  Grade  gemindert, 
die  Operation  bietet  keine  besondern  technischen 
Schwierigkeiten,  nur  muss  man  äusserst  sorgsam 
jedes  blutende  Geßiss  anterbinden ,  ehe  man  weiter 
operirt. 

Svensson  (a.  a.  0.  S.  338)  hält  auch  dann, 
wenn  die  Erkrankung  eine  grössere  Ansdehnang  hat 
und  die  Operation  schwerer  aaszaffthren  und  ge- 
fährlicher für  den  Er.  ist,  wenn  die  Operation  nicht 
eine  radikale  ist ,  wie  sie  sein  soll ,  sondern  mehr 
eine  palliative ,  die  Exstirpation  zwar  immer  noch 
für  berechtigt,  aber  nach  ihm  bietet  die  Colotomie 
als  Palliativoperation  bei  Krebs  des  Rectum  den 
Vortheil,  dass  sie  im  Allgemeinen  weniger  gefährlich 
ist.  Auch  in  Bezag  auf  die  Verlängerung  des  Le- 
bens bietet  nach  S  v.'s  Erfahrung  die  Colotomie  Vor- 
theile.  Unter  Umständen  kann  die  Wahl  zwischen 
der  Exstirpation  und  der  Colotomie  schwer  sein ;  in 
Fällen  aber,  in  denen  die  Degeneration  sehr  ausge- 
dehnt und  die  Operation  in  Folge  dessen  in  hohem 
Grad  gefährlich  ist ,  sowie  in  Fällen ,  wo  man  bald 


nach  der  Operation  ein  Recidiv  befhrehten  muss,  ist 
nach  S  v.  im  Allgemeinen  die  Colotomie  Yorzuziehen. 

Prof.  Nicoiaysen  (Tidsskr.  f.  prakt  Med. 
18.  1881)  machte  in  folgendem  Falle  von  Cardnom 
des  Rectum  nnd  Anus  die  Exstirpation  mit  gutem 
Erfolge  bei  einer  52  J.  alten  Frau,  bei  der  kon 
vorher  die  Diagnose  auf  Hämorrhoiden  gestellt  wor- 
den war. 

Am  After  fand  sich  bläuliche  Injektion  mit  dmgen 
erbsengrossen  bläulichrothen  S[noten,  der  untere  Tlieü 
des  Rectum  umgeben  von  einer  knolligen ,  bei  der  Be- 
rührung leicht  blutenden  Masse ,  nach  unten  zu  mit  der 
Unterhige  unbeweglich  verbunden ,  nach  oben  zu  scliieii 
nur  die  Schleimhaut  von  der  Neubildung  durchsetzt,  da 
Geschwulstring  reichte  hinten  und  links  ungefähr  8,  von 
4  bis  5  Ctmtr.  weit  in  die  Höhe.  Die  Vaginalschleimhut 
erschien  normal.  Geschwollene  oder  inflltrirte  DrSaeQ 
fanden  sich  weder  in  den  Leistengegenden ,  noch  in  den 
Fossae  iliacae.  Bei  der  am  12.  Mai  1881  auBgefQhrten 
Operation  wurde  zunächst  eine  Incision  rund  um  den 
After  in  der  gesunden  Haut  durch  diese  und  die  Fude 
gemacht,  dann  mit  stumpfen  Instrumenten,  mit  sehr  ge- 
ringem Blutverlust,  der  ganze  untere  Theil  des  Beetnm 
mit  dem  in  die  Neubildung  einbezogenen  Sphinkter  von 
den  Umgebungen  abgelöst,  herabgezogen  und  ungefihr 
1  Ctmtr.  oberhalb  des  intiltrirten  Theiles  mittels  dnes 
Ovalärschnittes  abgeschnitten,  dann  wurden  beide  Schnitt- 
ränder  yereinigt,  wona;Ch  nach  hinten  zu  sich  stirlce 
Spannung  zeigte.  Drainrohre  wurden  in  die  Wunde  und 
in  das  Lumen  des  Rectum  eingelegt.  Naeh  8  Tagen 
wurden  die  Nähte  entfernt ,  die  hintern  hatten  dnrehf o* 
schnitten  und  die  Schnittränder  hatten  sich  hier  einige 
Ctmtr.  von  einander  entfernt,  der  Darm  war  aber  mit  der 
Unterlage  verlöthet.  In  den  folgenden  Wochen  heilte 
die  Wunde  unter  geringer  Sekretion.  Festere  Eikn- 
mente  konnte  die  Kr. .  sobald  sie  sich  in  der  Bückenlage 
befand,  zurückhalten.  Durch  eine  Bandage  mit  einei 
auf  den  After  drückenden  Pelotte  wurde  in  allen  SteUnn- 
gen  vollkommene  Continenz  erzielt. 

N.  nimmt  an,  dass  es  nnter  allen  Umständen  das 
Vortheilhafteste  ist^  den  Darmring  mit  der  Haut- 
wunde zu  vereinigen,  selbst  wenn  die  Spannung  so 
gross  wird,  dass  die  Suturen  voraussichtlich  im  Ver- 
laufe von  3  bis  4  Tagen  durchschneiden ,  weil  da- 
darch  doch  die  Anheftung  des  Darmes  weiter  unten 
geschieht,  als  ohne  dieses  Verfahren. 

Nach  Operation  der  Hämorrhoiden  oder  des 
Vorfalls   der  Afterschleimhaut ^   die    Svensaoo 
(Hygiea  XLIII.  7.  8.  344.  Juli  1881)  sehr  hlo^ 
ausgeführt  hat ,  hat  er  stets  Heilung  erzielt  und  nie 
Recidiv  eintreten  sehen,  ausser  in  einem  Falle,  in 
dem  der  Kr.  sich  in  Bezug  auf  die  Operation  nicht 
dem  V^illen  Sv.'s  fügte.   Vorzüglich  die  Ligatur  fast 
Sv.  oft  angewendet,  die  er  für  die  sicherste  Methode 
hält  nnd  von  der  er  nie  einen  andern  Nachtheil  ge- 
sehen hat,  als  mitunter  Schmerz  nach  der  Operation, 
namentlich  in  solchen  Fällen,  in  denen  ein  ganzer 
Hämorrhoidalkranz   abgetragen   worden  war.    Er 
glaubt,  dass  die  Schmerzen  nach  der  EanterisatioDS- 
methode  wohl  nicht  geringer  sein  werden ,  die  ihm 
nur  den  Vorzog  zu  verdienen  scheint,  wenn  man  so 
rasch  als  möglich  Heilung  erzielen  will  und  etwas 
von  der  vollständigen  Sicherheit  vor  Blutung  daftlr 
opfern  will,  die  die  Ligatm*  bietet.    Alle  übrigen 
Methoden    scheinen   Sv.   bedeutend  hinter  diesen 
beiden  Methoden  zurückzustehen   and  voUkomoen 


VI.    Ghinirgie,  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


269 


flberflllBsig.  Er  ffthi*t  die  Ligatur  fortwährend  in 
der  frftfaer  von  ihm  beschiiehenen  Weise  (Jahrbb. 
CLXXVI.  p.  45)  aus.  Wichtig  ist  ein  gutes  Liga- 
tormaterial  y  das  zugleich  hinreichend  fest  und  ge- 
Bchmeidig  sein  mnss ,  weil  man  die  Ligatur  sehr  fest 
ansehen  muss.  (Walter  Berger.) 

591.  DaftVersohwinden  von  Tumoren;  von 
Dr.  Thomas  D  wight.  (Boston  med.  and  surg. 
Joom.  cm.  24;  Dec.  1880.  p.  562.) 

Vfs.  Beobachtung  liefert  einen  beachtenswerthen 

Beitrag  zur  Kenntniss   des  interessanten  Faktum, 

aber  welches  in  unsern  Jahrbüchern   schon   früher 

Mittheilung  gemacht  worden  ist.  Vgl.  Bd.  CLXXXVII. 

p.  168. 

Ein  im  Juni  1877,48  J.  alter  Mann,  von  schwäch- 
Ueher  Constitution,  ohne  bestimmten  Beraf,  consnltirte 
D.  wegen  eines  Gefühls  von  VoUsein  und  Reizbarlieit  des 
Reetam.  Einige  Jahre  vorher  hatte  sich  Pat.  durch  einen 
QnBeksalber  von  Hämorrhoiden  durch  Applilcation  von 
Aetzmitteln  befreien  lassen.  D.  fand  eine  in  das  Rectum 
bmeioragende  Schleimhantfalte,  die  sich  beim  Znrück- 
liehen  des  Fingers  su  Gesicht  bringen  Hess  und  etwas 
entzündet  war.  Unter  Anwendung  eines  adstringirenden 
Wasch  Wassers  schwanden  die  Beschwerden,  bis  im  Som- 
mer 1877  heftige  Schmerzen  und  Krämpfe  in  den  Beinen 
inftraten,  die  besonders  das  Treppabgehen  erschwerten. 
2a  einem  Geffihl  wie  von  zerbrochenem  Glas  gesellten 
rieh  sympathische  Blasenschmerzen.  Am  30.  Juni  ass 
Pat.  wenig,  lief  viel  umher,  war  schwach  und  abgemattet 
und  litt  an  profusem  Nach tsch weiss.  Bei  oberflächlicher 
Untersachnng  fand  D.  einen  harten  Tumor  in  der  rechten 
Wand  des  B^ctom.  Pat.  zeigte  ganz  die  ffir  Krebs  cha- 
nkteristische  Kachexie.  Eine  genaue  Untersuchnng  am 
2.  Jnli  erwies  die  Schleimhaut  des  Rectum  ganz  unver- 
sehrt, dagegen  an  der  rechten  Seite  des  Beckens  von  der 
Kreuzbeinhöhlang  bis  zum  Beginn  des  Os  pubis  einen  har- 
ten Tumor.  Pat.  hatte  weder  Schüttelfrost  noch  Fieber; 
der  Puls  war  hart  und  abnorm  langsam.  Pat.  war  sehr 
sehwach  und  litt  viel  an  Nachtschweissen,  wegen  letzteren 
erhielt  er  Pillen  mit  Zinkoxyd,  welche  jedoch  Erbrechen 
erregten  und  deshalb  wieder  weggelassen  wurden.  Vom 
5.  Juli  ab  erhielt  Pat.  dmal  tägl.  60  Ctgrmra.  Jodkalium. 
Der  Stuhlgang  ging  gut  von  Statten,  nur  einmal  entleerte 
rieh  etwas  weisser  Schleim  und  am  10.  Juli  ein  Blutge- 
'imiBel ;  die  Zahl  der  Pulsschläge  betrug  an  diesem  Tage 
45  des  Morgens,  75  des  Abends.  Vom  12.  Juli  ab  begann 
^Iniahme  der  Schmerzen,  Hebung  des  Appetits.  Unter 
erhöhten  Jodkalium  -  Gaben  (bis  1.20  Grmm.  pro  Tag) 
^erte  sich  das  Befinden  mehr  und  mehr  und  am 
^>  Sept.  konnte  im  Rectum  weder  ein  Tumor,  noch 
Kmpflndlichkeit  aufgeftinden  werden.  Nach  einem  günstig 
Terlaufenen  Winter  und  Sommer,  zeigten  sich  im  Herbst 
1878  Spuren  eines  Abdominalleidens.  Die  Leber  war 
▼ergrÖBsert,  Uebelkeit  und  Erbrechen  stellten  sich  neben 
wlbsucht  ein  und  am  29.  Nov.  erfolgte  der  Tod.  Wenige 
Wochen  vorher  klagte  Pat.  über  Völle  im  Rectum  und 
in>n  fand  in  dessen  rechtem  Theil  eine  abnorme  Härte. 
^  Die  Sektion  ergab  als  Todesursache  eine  Leberent- 
»jindnng,  aber  kein  Zeichen  einer  malignen  oder  vene- 
nwhen  Erkrankung.  Die  Schleimhaut  des  Rectum  war 
8>J«  gesund,  weder  Narbe  noohOeffnong  Hess  sich  wahr- 
■«mnen.  Zu  beiden  Seiten  des  Rectum,  unter  der  Um- 
^°^*8BteUe  des  Perltonäum ,  fand  sich  Verdickung  und 
Hypertrophie  der  Gewebe,  die  rechts  etwas  reichlicher 
*w  ruO.  ungefähr  2  Drittel  des  ümfangs  eines  Hühner- 
ews  erreichte.  Sonst  fand  sich  keine  Spur  eines  Abscesses 
^er  Tumor. 

^^züglioh  der  Lage  des  auch  von  Dr.  Hodges 
constatlrten  Tumor  im  Becken  ist  Vf.  der  Ansicht, 


dass  derselbe  ausserhalb  der  Darmwandungen  be- 
standen habe.  Seiner  Natur  nach  konnte  derselbe 
ein  Abscess,  eine  Nenbildnng  oder  eine  Anfüllung 
des  aTeolai*en  Gewebes  sein  mit  Blut  und  Zellelemen- 
ten aus  dem  Blute  oder  Bindegewebe.  Für  Eiterung 
spricht  nach  Vfs.  Ansicht  das  Gefühl  von  zerbroche- 
nem Glas,  dagegen  das  Fehlen  von  Fieber  und  der 
abnorm  langsame  Puls.  Auch  konnte  eine  Berstung 
eines  Abscesses  kaum  stattfinden,  ohne  dass  bei  der 
Deftkation  Spuren  davon  zu  bemerken  gewesen  und 
im  Darm  Zeichen  einer  Verletzung  zurückgeblieben 
wären.  Dass  jedoch  der  Inhalt  selbst  eines  grossen 
Abscesses  resorbirt  werden  kann,  beweist  u.  A.  ein 
von  Dr.  Sands  (New York  med. Record  March  13. 
1880)  mitgetheilter  Fall. 

Der  betr.  Kr.,  selbst  Arzt,  klagte  einige  Jahre 'vor 
seinem  Tode  über  SchweUnng  der  linken  Niere  und 
Dr.  Sands  konnte  leicht  in  der  linken  Nierengegend  bis 
zur  Crista  ilei  hin  einen  grossen  flnktuirenden  Tumor  ent- 
decken, dessen  Zusammenhang  mit  den  Hamwegen  in- 
dessen nicht  sicher  festgestellt  werden  konnte.  In  An- 
betracht des  Alters  des  Pat.  wurde  von  einer  Punktion 
abgesehen.  Unter  dem  Zuwarten  wuchs  der  Tumor,  so 
dass  er  sich  vom  Rippenrande  bis  3  oder  4  Zoll  unterhalb 
der  Crista  ilei  erstreckte.  Nach  fast  einem  Jahre  war 
nach  Aussage  des  Pat.,  der  sich  sehr  wohl  befand,  der 
Tumor  ganz  verschwunden,  Pat.  starb  aber  bald  darauf 
an  Brighf  scher  Niere.  Dr.  Sands  konnte  bei  der  Sektion 
trotz  sorgfältigstem  Nachsuchen  keinen  Abscess  in  der 
Lumbargegend  finden,  es  war  nur  als  Ueberbleibsel  der 
linken  Niere  eine  Anhäufung  von  Bindegewebe  vorhanden, 
in  das  der  bis  zu  seiner  Einmündung  in  die  Blase  unweg- 
same Ureter  eingebettet  war. 

Für  einen  syphilitischen  Tumor  sprach  in  dem 
Fall  des  Vfs.  kein  Symptom  im  Leben  oder  nach 
dem  Tode.  Dass  Tumoren  verschiedener  Art  ohne 
chirurgischen  Eingiiff  verschwinden  können,  ist  durch 
mehrfache  Erfahrungen  erwiesen.  Ein  bemerkens- 
werthes  Beispiel  von  Verschwinden  eines  sogenann- 
ten entzündlichen  Fungoid-Neoplasma  beobachtete 
Dr.  Duhring  in  Philadelphia ,  in  einem  weitem 
Falle  sah  D  w.  bei  einem  sonst  gesunden  Weibe  zahl- 
reiche Tumoren  im  subcutanen  Gewebe,  die  ihre  Ge- 
stalt überraschend  wechselten,  schwinden,  so  dass 
27si  J-  später  post  moi*tem  das  Mikroskop  nur  eine 
Hypertrophie  der  fibrösen  Elemente  des  Goriom 
n.  verschiedene  gekörnte  Zellen  nachweisen  konnte. 

In  der  Londoner  pathologischen  Gesellschaft 
erwähnte  Dr.  Coats  (April  1879)  einen  ähnlichen 
Fall.  Die  für  Lymphadenome  gehaltenen  Tumoren 
fanden  sieh  an  verschiedenen  Stellen  der  Innenwand 
des  Abdomen.  Bei  der  Diskussion  erwähnte  James 
Paget  3  selbstbeobachtete  Fälle.  In  einem  der- 
selben verschwanden  2 — 3  J.  bestehende  Lymph- 
drüsengeschwülste am  Halse,  in  der  Achsel  und 
Leiste  eines  paraplegischen  jungen  Mannes  inner- 
halb einer  Woche,  aber  es  trat  Dyspnoe  ein  und 
Pat.  starb ;  die  Sektion  wurde  nicht  gestattet.  In 
dem  2.  Fall,  in  welchem  die  Diagnose  von  multiplem 
Medullarkrebs  (nach  der  jetzigen  Nomenclatur  klein- 
zelliges Sarkom)  am  Halse  and  in  der  Achselhöhle 
durch  das  Mikroskop  bestätigt  wurde,  schwanden 
sämmtliche  Tumoren,  nachdem  ein  über  dem  Deltoi- 


370 


VI..  Chirnrgie,  Ophthalmologie  H.  Otiatrik. 


dens  befindlicher  sich  durch  Eiteruog  abgelöst  hatte. 
Pat.  starb  aber  an  Reddiven  der  Oeschwülste,  nach- 
dem er  Monate  lang  anscheinend  gesund  gewesen 
war.  Im  3.  Fall  verschwand  unter  Behandlung  mit 
Jodkalium  ein  2  Fäuste  grosser  Tumor,  der  als 
Medullarkrebs  eines  nicht  herabgestiegenen  Testi- 
kels  diagnosticirt  wurde.  Nach  dem  an  einem  Be- 
cidiv  später  erfolgten  Tode  bestätigte  das  Mikroskop 
die  Diagnose. 

Vf.  ist  geneigt,  in  seinem  Fall  den  Tumor  unter 
die  Sarkome  einzureihen.  Die  Anschoppung  der 
Leber  hat  zweifellos  eher  bestanden,  als  der  Tumor. 
Die  direkte  GefiissYerbindung  der  Leber  mit  dem 
Rectum  konnte  nun  eben  so  gut  bei  einem  Circula- 
tionshindemiss  die  Bildung  von  Hämorrhoiden  wie 
von  einer  entzflndlichen  Neubildung  veranlassen, 
wobei  in  das  hypertrophische  Bindegewebe  neben 
dem  Rectum,  welches  ein  schwammähnliches  Ma- 
schenwerk bildete ,  sich  Zellen  einbetteten.  Dieser 
Process  stimmt  aber  im  Wesentlichen  mit  der  Ent- 
wicklung emes  Sarkom  überein.  Ob  auf  das  Ver- 
schwinden des  Tumor  das  Jodkalium,  das  in  Dnh- 
ring's  Fall  nicht  gegeben  wurde,  Einfluss  hatte, 
lässt  Vf.  dahingestellt.  (Schill.) 

592.  Haematom  der  Aohselhöhle ;  von  Dr. 
E.  Mc  L  e  0  d  in  Calcutta.  (Lancet.  I.  4 ;  Jan.  1881. 
p.  133.) 

Ein  46jähr.  Hindu  litt  an  einer  grossen ,  floktniren- 
den  Geschwulst  in  der  linken  Ach8elh5hle ,  die  im  verti- 
kalen Durchmesser  ca.  8  Zoll  (ca.  18  Ctmtr.'),  im  trans- 
versalen ca.  1  Fuss  (ca.  28  Ctmtr.)  maass ,  in  der  Tiefe 
unbeweglich  war  und  zwischen  Scapnla  und  Brustwand 
eingekeilt  schien.  Bei  der  Punktion  entleerte  sich 
nur  dunkles  venöses  Blnt;  Pnlsation  oder  Geräusche 
existirten  nicht.  Der  Tumor  war  ohne  bekannte  Veran- 
lassung vor  etwa  8  Mon.  entstanden ,  hatte  sich  demnach 
sehr  rasch  vergrdssert.  Um  bei  der  Operation  (16.  Sept. 
1880 ,  antiseptisch)  die  Blutung  au  controliren ,  wurden 
die  GefiUse  des  Armes  mittels  6  starl^er  Catgutfäden 
umstechen.  Es  geschah  diess  In  der  Weise ,  dass  eine 
starke  gekr&mmte  Nadel  gegenfiber  dem  inneren  Rande 
des  Proc.  coraooid.  eingestochen,  dem  unteren  Bande  der 
ersten  Bippe  entlang  geführt,  und  ca.  1  Zoll  (ca.  24Mmtr.) 
von  dem  Stemalende  der  Clavionla,  unterhalb  derselben, 
ausgestochen  wurde.  Durch  Knüpfen  der  Fadenenden 
konnte  der  Badlalpuls  vollstftndig  zum  Verschwinden  ge* 
braoht  werden. 

Die  Operation  verlief  in  der  That  auch  ganz  blutlos. 
Ein  Schnitt  entlang  dem  unteren  Bande  des  Pectoralis 
mi^or  und  ein  von  der  Mitte  desselben  nach  dem  Angnlus 
soapulae  verlaufender,  legten  die  leicht  von  dem  um- 
gebenden Gewebe  zu  trennende  Geschwulst  bloss.  Bei 
der  weiteren  Praparation  rissen  die  Cyste  und  die  Vena 
axillaris,  welche  letztere  doppelt  unterbanden  wurde.  Die 
CatgutfSiden  Hess  man  nach  Lösung  des  Knotens  wegen 
einer  etwaigen  Nachblutung  vorl&uflgzprfick.  Die  Heilung 
erfolgte  ziemlich  rasch  und  gut ;  Innervation  und  Cirku- 
lation  im  Arme  blieben  ungestört. 

Die  Cyste,  die  nur  flüssiges  Blut  enthalten  hatte, 
erwies  sich  mikroskopisch  bestimmt  als  durch  Er- 
weiterung der  Vena  axillaris  bedingt.    ( D  e  a  h  n  a.) 

593.  Ueber  den  Werth  der  partiellen  Be- 
ranaohnng  eu  Operirender,  behufs  Verhütung 
des  Shoek;  von  Dr.  Stephen  Smith«  (New 
York  med.  Record  XVUI.  26.  p.  701.  1880.)] 


Vf.  reicht,  wie  manche  andere  amerikaniBGlie 
Aerzte,  gewissen  Patienten  vor  der  AnflAUmmg  eii- 
greifender  chirurgischer  Operationen  aystematiMi 
starke  Alkoholika,  bis  dieselben  in  ein  Stadium  (lei- 
diger Erregung  gerathen,  in  welchem  sie  Alles  vn 
der  heiteren  Seite  aofzofassen  geneigt  sind.  Die 
Narkose  ist  bei  Patienten ,  die  in  dieser  Weise  vor- 
bereitet sind,  eine  sehr  leichte,  Respiration  und  Pnh 
bleiben  während  derselben  ziemlich  gleidunW;, 
Shock  beobachtet  man  nicht,  die  Reaktion  nach  da 
Operationen  ist  gering ,  der  Wundverlaaf  wird  uf 
das  Günstigste  beeinflnsst. 

Empfehlenswerth  erscheint  das  Verfahren  In 
sehr  erregbaren  und  ängstlichen  Individuen,  bd  aol- 
chen ,  die  nach  Verletzungen  in  tiefem  Shock  wA 
befinden ,  bei  sehr  elenden  Kranken ,  endlich  bei 
fetten  nnd  herzschwachen  Peraonen.      ( D eahaa.) 

594  a.  Bin  neuer  Nadelhalter  nebst  nnm 
Nadeln;  von  Dr.  Hagedorn.  (Aroh.  f.  küi. 
Chir.  XXVI.  3.  p.783.  1881.) 

594b.  Der  Schwan,  ein  Nadelhalter  Ar 
Höhlennähte;  von  Prof.E.Kflster.  (Ohir.Ceotr.- 
Bl.  VIII.  8.  p.ll3.  1881.) 

Die  gegenwärtig  gebräachlichen  Nadeln  werdei 
bekanntlich  in  der  Weise  vom  Nadeibalter  erfuel, 
dass  der  eine  Arm  aaf  die  concave ,  der  andere  uf 
die  convexe  Seite  drückt.  Bei  starkem  Dmck  km 
deshalb  die  Nadel  leicht  zerbrechen,  bei  schwadM 
entgleiten. 

Der  von  Dr.  Hagedorn  empfohlene  Natf 
halter  soll  nun  die  Nadeln  an  den  Seitenflädm 
fassen,  die  von  der  Spitze  bis  znm  Oehre  abgeplM 
sind.  Wichtig  ist  bei  dieser  platten  Nadel  feniir 
noch  die  Beschaffenheit  der  Spitze  und  der  Schneide. 
Die  Abplattung  ist  mit  Ausnahme  der  Spitze  fibenl 
ehie  gleichmässige ,  von  der  Spitze  an  befindet  sA 
aber  die  schneidende  Fläche  nur  an  dem  vordera 
Ende  der  convexen  Seite,  während  die  con- 
cave Seite  der  Nadel  schon  von  der  starken  Spitie 
an  ganz  stumpf  und  abgerundet  sein  mnss.  Die 
Länge  der  Schneide  darf  nur  ungefthr  der  doppeltei 
Breite  der  Nadel  gleichkommen.  Ausserdem  wird 
von  der  concaven  Seite  der  Spitze  etwas  sbge* 
schliffen ,  so  dass  dieselbe  nngefiUir  die  Fonn  der 
vorderen  Spitze  eines  Staarmessers  hat  Diess  U 
deshalb  nothwendig ,  weil  dann  der  Einstichspukt 
der  Nadel  in  demselben  Abstand  vom  Wundnod 
bleibt,  und  die  Erweiterung  des  Einstichs  nach  der 
entgegengesetzten  Seite  durch  die  Schneide  herv^ 
gebracht  wird.  Der  hierdurch  bewirkte  Stiohkaoil 
bildet  nun  einen  senkrecht  auf  dem  Wundrand  stehen- 
den Spalt,  der  nach  Knüpfen  des  Fadenknotens  nidit 
zum  Klaffen  neigt,  wie  diess  bei  dem  paralld  ab 
Wundrand  verlaufenden  Stichkanal  der  gewöbniichei 
Nadel  der  Fall  ist. 

Der  Nadelhalter  ist  nach  dem  Modell  des  Böser- 
sehen  gearbeitet,  mit  der  Modifikation,  da«  der 
vor  dem  Schloss  befindliche  Thdl  in  einem  aaf  die 
Kante  gebogenen  rechten  Winkel  «»"»«JniMkt  ^ 


VI.     Chirurgie,  Ophthalmologie  n.  Otiatrik. 


271 


Dadurch  kommen  die  platten  Seitenflächen  der  Na- 
dd,  welehe  durch  das  „Maul**  des  Nadelhalters 
gehen,  in  einen  rechten  Winkel  zur  Längsachse  des 
Hsltos  zu  stehen.  Es  kann  somit  die  Nadel  an 
jeder  Stelle  fest  gepackt  nnd  vorgeschoben  werden, 
ohne  dass  sie  dch  yerbiegt  oder  zerbricht. 

Beide  Instramente  ergänzen  einander  und  eignen 
Mi  vorzugsweise  zum  Nähen  in  tieferen  Höhlen. 

Der  von  Prof.  Küster  bereits  frfiher  be- 
jRhriebene,  aber  bisher  nicht  genflgend  beachtete 
Nadelhalter  erleichtert  die  Anlegung  von  Nähten  an 
tief  gelegenen  Körperstellen  dadurch  ausserordent- 
Beb,  dass  eine  doppelte,  einem  Schwanenhalse  ähn- 
Ikfae  Biegung  des  nach  dem  Muster  von  Roser^s 
Nadelhalter  gearbeiteten  Instrumentes,  eine  Nadel 
dnreh  einen  tief  gelegenen  Wnndrand  zu  stechen 
gestattet,  ohne  dass  die  Hand  das  Operationsfeld  be- 
«hattet,  und  ohne  dass  ein  erheblicher  Raum  in  An- 
sprach genommen  wird.  Die  Endplatten  sind  mit 
Qok  gefilttert,  um  der  Nadel  einen  festeren  Halt  zu 
g^D.  Eme  gewisse  Einübung  ist  bei  der  Benutzung 
Dothwendig ,  man  kann  indessen  Nadeln  von  jeder 
Krflmmnng  gebrauchen.  Stark  gekrümmte  Nadeln 
tust  man  am  besten  zuerst  nahe  an  der  Spitze  und 
Rhidbt  sie  dann,  unter  weiterem  Fassen  nnd  Loslassen 
Baeh  dem  Oehr^  zu,  durch  den  Wundrand. 

(Deahna.) 

595.  Adenom  der  Thrinendrüse ;  von  Dr. 
Adolph  Alt.    (Arch.  f.  Ahkde.  X.  3.  p.  319. 

1881.) 

In  Folge  einer  Contasion  der  SoUäfe  war  bei  einem 
Manne  eine  kleine,  cystenartige  GeschwnlBt  nahe  dem 
imnera  Winkel  des  linken  obem  Lides  aufgetreten.  Man 
liatte  Smal  eine  unvollkommen  gebliebene  Exstirpation 
Tomcht.  Vf.  machte  die  3.  Operation ,  nachdem  unter 
heftigem  Kopfweh  die  Geschwulst  wieder  gewachsen  war, 
dea  BoIboB  verschoben  nnd  sich  hinter  dem  obem  Lid 
▼om  äussern  nach  dem  Innern  Augenwinkel  hin  ansge- 
Mtet  hatte.  Der  Tumor  konnte  nur  stückweise  ent- 
fnat  werden ,  auch  war  bei  der  Operation  der  M.  levator 
Ptlpebr.  durchschnitten  worden.  Er  schien  von  der 
"Hiriuiendrilse  ausgegangen  zn  sein,  doch  Hessen  sich  die 
l^Iogischen  Elemente  derselben  in  der  exstiplrten  Masse 
aieht  auffinden.  Sie  trug  den  Charakter  einer  epithelialen 
Nenbildnng.  Nach  einigen  Monaten  war  zwar  kein  ört- 
^es  Reeidiv  eingetreten,  doch  hatten  sich  Symptome 
oineB  im  Schädel  sich  entwickelnden  Tumor  eingestellt. 

(Geissler.) 

596.  Erfolgreiohe  ISntfemung  einer  Orbi- 
tal-Szoetosin;  von  Dr.  H.B.  Sands  in  New  York. 
(Äreh.  f.  Ahkde.  X.  3.  p.  341.  1881.) 

Bei  einem  SSjähr.  Landmann  fand  sich  eine  am  Boden 
^  reohten  Orbita  befindliche  harte  u.  glatte  Geschwulst, 
^  unter  schmerzhaften  Empfindungen  in  der  Tiefe  der 
%enh5hle  sich  seit  ca.  8  Jahren  entwickelt  hatte.  Da 
4er  reehteNaeengang  verstopft  war,  vermnthete  man  den 
Anigang  der  Geschwulst  im  Antmm  Highmorl.  Doch 
erwies  rieh  nach  Entfernung  einer  Knochenplatte  aus  der 
^Men  Wand  diese  Yermuthang  als  irrig ,  vielmehr  war 
der  haselnnssgrosse  Tumor  am  Oberkieferknochen  nahe 
d«  FiHora  sphenomazUlaris  angewachsen.  Er  wurde 
i^mt  einem  Stfick  vom  Boden  der  Orbita  mittels  Meissel 
M  Elevator  entfernt.  Die  Verschiebung  des  Bulbus 
^^u^  beseitigt,  das  Sehvermögen  war  gut  geblieben. 


Die  Gesehwulst  bestand  ans  einer  Schale  von  compakter 
Knochensubstanz  mit  einem  grossen  Nudeus  von  Knorpel- 
gewebe. (Geissler.) 

597.  Ein  Fall  von  akuter  Chemosis;  von 
Iwan  M.  Burnett.  (Arch.  f.  Ahkde.  X.  3. 
p.  311.  1881.) 

Bei  einem  29jähr. ^  schwächlichen  Manne,  wel- 
cher in  der  letzten  Zeit  sehr  viel  studirt  hatte ,  war 
zunächst  ein  Abscess  im  Schlünde  aufgetreten,  dann 
hatte  sich  eine  Verschlechterung  des  Sehvermögens 
am  rechten  Auge  eingestellt  und  bald  danach  war 
unter  den  heftigsten  Schmerzen,  Uebelkeit,  Frost 
und  Lichtscheu  eine  chemotische  Schwellung  der 
Bindehaut  des  linken  Auges  aufgetreten.  Nach 
3  Tagen  sichtliche  Besserung  und  bald  hernach 
Heilung.  Am  rechten  Auge  trat  einige  Wochen 
später  ganz  derselbe  Anfall  auf. 

Möglicherweise  war  eine  Venenthrombose  die 
Ursache,  da  der  Pat.  gleichzeitig  von  Malaria  heim- 
gesucht war.  Vf.  selbst  ist  geneigt,  zunächst  in  einer 
Neuralgie  des  N.  quintus  das  veranlassende  Moment 
zn  suchen.  [Der  Fall  ist  überhaupt  ungenau  be- 
schrieben.] (Geissler.) 

598.  Ueber  Eeratoakopie ;  von  Lytton 
F  0  r  b  e  s.  (Ophthalm.  Hosp.  Rep.  X.  1 .  p.  62.  Aug. 
1880.) 

Unter  diesem  Namen  wird  eine  Methode  der  Re- 
fraktionsmessung des  Auges  angegeben,  die  sich  an 
frühere  Vorschläge  vonCuignet  (1874)  anlehnt. 
Man  soll  mittels  eines  Concavspiegels  von  20  Gtmtr. 
Brennweite,  welcher  etwa  50  Ctmtr.  vom  Auge  ent- 
fernt, u.  um  15®  nach  aussen  vom  Homhantcentrum 
gehalten  wird,  Licht  in's  Auge  werfen.  Man  sieht 
dann  einen  rothen  Reflex  aus  der  Pupille  hervorkom- 
men, ausserdem  aber  bemerkt  man  einen  Schatten 
von  dreieckiger  Form,  dessen  Basis  etwa  der  Pu- 
pille, dessen  Spitze  der  Horahautmitte  entspricht. 
Durch  die  Bewegungen  des  Spiegels  lässt  man  das 
Licht  nach  und  nach  auf  die  verschiedenen  Quadran- 
ten der  Hornhaut  fallen.  Man  soll  nun  aus  den 
Orössenverhältnissen  zwischen  Licht  und  Schatten, 
sowie  aus  der  Art  der  Bewegung  des  Reflexes  bei 
der  Bewegung  des  Spiegels  die  Art  der  Refraktion 
des  Auges  erkennen  können,  ebenso  die  Orade  der 
Brechungsanomalie.  Verwendet  man  einen  Plan- 
spiegel, so  ist  die  Lage  und  die  Bewegung  des 
Schattens  die  umgekehrte,  als  die  beim  Concav- 
Spiegel. 

[Es  ist  wohl  kaum  zu  erwarten,  dass  diese  Me- 
thode irgend  einen  Vorzug  vor  der  Bestimmung  der 
Refraktion  mittels  des  Augenspiegels  haben  werde.] 

(Geissler.) 

599.  Zur  nenroparalytisohen  Homhaut- 
entaündung;  von  Dr.  C.  G.  Haase  in  Hamburg. 
(Arch.  f.  Ophthahn.  XXVIL  1.  p.  255.  1881.) 

Vf.  berichtet  über  den  Sektionsbefund  bei  einem 
halbseitig  QeliUmaten,  dessen  linkes  Auge  in  seinen 


272 


VI.    Chimrgie,  Ophthalmologie  n.  OtUtrik. 


letzten  LebeDSWochen  dnroh  Hornhautmalacie  zu 
Grande  gegangen  war.  Bemerkenswerth  ist  bei 
diesem  Befunde,  dass  nicht  das  Ganglion  Gasseri, 
wie  man  gewöhnlich  annimmt ,  als  Ernährungscen- 
trum,  bez.  als  der  Ursprang  der  vasomotorischen 
Nerven  des  Auges  anzusehen  sein  dürfte,  sondern 
ein  oberhalb  dieses  Ganglions  liegender  Theil.  Es 
fand  sich  nämlich  ein  in  der  Brücke  gelegener  Er- 
weichung fherd,  welcher  die  austretende  Trigeminas- 
wnrzel  total  zerstört  und  die  Degeneration  eines 
Theils  der  im  1.  Ast  verlaufenden  Nervenfasern  weit 
in  die  Peripherie  hinein  veniraacht  hatte.  Die  Fasern 
des  2.  und  des  3.  Astes,  sowie  das  Ganglion  Gasseri 
selbst  waren  intakt  geblieben. 

Ausserdem  beschreibt  Vf.  noch  einen  Fall ,  wel- 
cher beweist,  dass  die  sogen,  anästhetische  Horn- 
hautentzttndung  auch  sehr  lange  trotz  der  Lähmung 
des  N.  trigeminns  ausbleiben  kann : 

Ein  Arbeiter  hatte  sich  im  J.  1871  darch  Sturz  eine 
Kopfverletznng  zugezogen ,  die  eine  Lähmnng  des  linken 
Armes  nnd  beider  Beine,  sowie  eine  Halblähmang  des 
N.  facialis  und  des  N.  abdacens  und  eine  Gefühllosigkeit 
in  der  rechten  Gesichtshälfte  znr  Folge  hatte.  Die  Läh- 
mangserscheinnngen  hatten  sich  nach  mehreren  Wochen 
verloren.  Dagegen  blieb  die  Anästhesie  im  Gesicht  be* 
stehen ,  insbesondere  war  diese  Anästhesie  in  einem  Ge- 
biet ausgesprochen,  dessen  Grenzen  nach  oben  die  Aagen- 
brauengegend ,  naeh  unten  der  nntere  Augenhöhlenrand, 
nach  innen  die  Mittellinie  der  Nase  und  nach  aussen  noch 
ein  Stück  von  der  Schlafengegend  waren.  Trotz  der 
Anästhesie  der  Bindehaut  und  der  Hornhaut  des  rechten 
Auges  war  indessen  dasselbe  10  Jahre  ganz  intakt  und 
sehkräftig  geblieben.  Erst  nach  dem  Eintritt  einer  zu- 
fälligen Schädlichkeit  (Ausputzen  eines  Dampfkessels) 
stellte  sich  im  Jahr  1881  eine  Reizung  des  rechten  Auges 
ein,  wobei  sieh  dasselbe  trocken,  die  Homhautoberfläche 
matt  und  glanzlos  zeigte ;  binnen  Kurzem  bildeten  sich 
kleine  Substanzverluste  der  Hornhaut  und  Ge  fasse  über- 
zogen dieselbe.  Indessen  besserte  sich  dieser  Zustand 
nach  einiger  Zeit,  wiewohl  nur  eine  Kapsel  getragen 
wurde. 

Vf.  empfiehlt  tlberhaupt,  bei  dieser  Entzfiudungs- 
form  von  dem  Anlegen  eines  Druckverbandes  und 
dem  Gebrauch  von  Medikamenten  ganz  abzusehen. 
Vielmehr  solle  man  sich  darauf  beschränken,  den 
Bindehantsack  regelmässig  zu  reinigen  und  eine 
hohle  Platte  tragen  zu  lassen.  (0  e  i  s  s  1  e  r.) 

600.  Salioylsaures  Natron  bei  der  Be- 
handlung der  Iritis;  von  Dr.  Julian  J.  C bi- 
so Im.    (Arch.  f.  Ahkde.  X.  3.  p.  324.  1881.) 

Vf.  behauptet,  mittels  salicyls.  Natron  in  grossen 
Dosen  (neben  der  Anwendung  von  Mydriaticis)  die 
Entwicklung  von  Iritis  wiederholt  binnen  2 — 3  T. 
verhindert  zu  haben.     Auch  die  Recidive  syphili- 


fischer  Iritis  sollen  dieser  Medikation  in  kurzer  Zeit 
weichen,  ohne  dass  Quecksilber  oder  Jodkalinm  notii- 
wendig  würde. 

Anfänglich  soll  man  3stttndl.  1.2—1.8  Omm. 
(9 — 12  täglich)  salicyls.  Natron  geben ,  am  2.  nnd 
3.  Tage  kann  die  Dosis  vierstündlich  oder  imr 
3mal  täglich  wiederholt  werden.  Vf.  gesteht  in- 
dessen ,  dass  die  Medikation  häufig  nieht  vertragen 
wurde  und  unangenehme  Symptome  (Ohrensausen, 
Hallucinationen)  zum  Aussetzen  des  Mittels  nöthigten. 

(Oeissier.) 

601.  Ein  Fall  von  Persistenz  des  Canalis 
hyaloideus  und  der  Arteria  hyaloidea;  von 
Dr.  E.  J.  Gardine  r.  (Arch.  f.  Ahlkde.  X.  3. 
p.  340.    1881.) 

Bei  einem  Jungen,  etwas  schwacbslohtigeB  Blnae 
fand  sich  folgender  Befand : 

Im  rechten  Auge  zeigte  sich  ein  glänzend  weisser 
Strang ,  welcher  von  der  Papilla  an  den  Glaskörper  bü 
znr  hintern  Linsenkapsel  durchzog.  Seine  hintere  In- 
sertion war  trichterförmig  und  verdeckte  die  Gefiase  der 
Papilla  vollständig.  Im  aufrechten  Bilde  sah  man  in  dem 
Strange  ein  hellrothes  Blutgefäss.  An  der  hintern  LinuD- 
kapsei  erschien  die  vordere  Insertion  des  Stranges  eben- 
falls trichterförmig.  Besonders  aber  war  im  Vergleich 
mit  ähnlichen  Fällen  hervorzuheben,  dass  auf  der  hiBten, 
dem  Glaskörper  zugewendeten  Linsenkapselfläehe,  die 
Art.  hyaloidea  in  ein  Netz  zahlreicher  kleiner  BlutgeßaK 
zerfiel ,  welches  ähnlich  wie  die  Geßsse  der  Placenta  ge 
staltet  war.  (  G  e  i  s  sl  e  r.) 

602.  Heber  Augenaifektionen  in  Folge 
von  Masturbation ;  von  Dr.  M.  L  a  n  d  e  s  b  e  r^. 
(Philad.  med.  Bull.  III.  4;  April  1881.) 

Vf.  macht  dai*auf  aufmerksam,  dasa  zuweilen  bei 
jugendlichen  Personen  beiderlei  Oescblechts  chrm- 
sehe  Bindehautkatarrhe  mit  unbedeutender  Blepbi- 
ritis  jedem  Heilversuche  trotzen.  Diess  deutet  dar- 
auf bin,  dass  eine  besondere  constitntionelle  Umcbe 
zu  Grande  liegt :  eine  genaue  Nachforschung  wizd 
den  Nachweis  liefern,  dass  die  betr.  Personen  der 
Onanie  ergeben  sind.  Besonders  soll  auch  das  wie- 
derholte Auftreten  von  Akne  im  Gesicht  neben  dem 
Bindehantkatarrh  für  die  genannte  Ursache  sprecheD. 

Bekannter  ist  es,  dass  bei  Onanisten  aoeb 
Schwäche  des  Accomodationsmuskelef  die  sich  io 
ungewöhnlich  rascher,  mit  Augendrnck  und  Kopf- 
weh verbundener  Ermüdung  beim  Nahsehen  aoi- 
spricht,  ferner  centrale  Skotom^  bei  normaler  Aus- 
dehnung der  Peripherie  des  Gesichtsfelds  vorkom- 
men. Vf.  theilt  auch  hiervon  je  eine  Beobachtoog 
mit.  (Geissler.) 


E  0  r  m  a  D  n  y  Behandlung  der  Diphtheritis. 


273 


B.  Originalabhaadliiiigeii 

and 

UebersichteD. 

XII.    Bericht  über  die  Behandlung  der  Diphtheritis 

während  der  letzten  acht  Jahre. 

Von 

Dr.  med.  Ernst  Kormann  in  Coburg. 


Nachdem  bereits  Herr  Dr.  EUttner  jnn.  in 
Dresden  eine  Zusammenstelinng  hierher  gehöriger 
Arbeiten  begonnen  hatte,  hat  derselbe  mir  wegen 
Mangels  an  znr  Fortsetzung  der  Bearbeitung  nöthi- 
ger  Zeit  die  bereits  durchgesehenen  Materialien  in 
Exoerpten  mit  dankenswerther  Freundlichkeit  zur 
Disposition  gestellt.  Die  betreffenden  Artikel  sind 
durch  ein  beigefügtes  (Et.)  gekennzeichnet. 

Das  umfangreiche  Material  ist  nach  Möglichkeit 
nach  der  Art  der  empfohlenen  Mittel  zusammen- 
gestellt. Qanz  streng  konnte  natürlich  dieser  Plan 
nicht  durchgeführt  werden  y  da  eine  grosse  Anzahl 
YOD  Artikeln  mehrere  gleichzeitig  oder  in  verschie- 
denen Stadien  der  Erankheit  angewandte  Mittel  be- 
treffen, um  Wiederholungen  zu  vermeiden,  sind  der- 
artige Arbeiten  an  der  Stelle  besprochen ,  wohin  sie 
der  chronologischen  Reihenfolge  nach  gehören  wür- 
den. Nur  auf  diese  Weise  glaube  ich  die  Ueber- 
siehtlichkeit  möglichst  gewahrt  zu  haben. 

Verhältnissmässig  wenig  findet  sich  über  die 

Prophylaxe  der  Diphtheritis 

erwähnt,  zu  welcher  ich  mich  zuerst  wenden  muss. 

Dr.  Oscar  Giacchi  (LoSperimentale,  Marzo. 
—  Qaz.  de  Par.  19.  p.  241.  1874)  empfiehlt  auf 
Omnd  seiner  ätiologischen  Anschauung  als  Prophy- 
laxe der  Diphtheritis  die  Erhöhung  der  Widerstands- 
fiihigkeit  und  Abhärtung  der  Mund-  u.  Rachenhöhlen- 
sehleimhaut. 

Senator  (Volhnann's  Samml.  klin.  Vorträge, 
innere  Med.  Nr.  27.  [Nr.78.]  1874)  warnt  während 
einer  Epidemie  vor  Schädlichkeiten,  die  einen  Rachen-, 
Kehlkopfs-  und  Luftröhrenkatarrh  hervorrufen,  em- 
pfiehlt häufigere  n.  sorgfilltigere  Reinigung  der  Mund- 
nnd  Rachenhöhle  durch  Gurgelwässer  (Übermangans., 

Chlors.  Eali  oder  Ealkwasser  mit  Zusatz  vonMyrrhen- 
tinktur). 

^-  A«  Jacob!  (Contributions  etc.  New  York 
1B75)  hält  es  in  prophylakt.  Hmsicht  itlr  besonders 
viehtig,  regelmässig  Mund  und  Pharynx  der  Einder 
2^  ^tersuchen,  Hantansscfaläge  am  Eopf  und  Drü- 
"^i^wellnngen  des  Halses  zeitig  zu  beseitigen, 
^henao  Rachen-  u.  Nasenkatarrhe.   Hypertrophische 

Hed.  Jabrtib.  Bd.  192.  Hft.  3. 


Tonsillen  müssen  abgetragen  werden,  wenn  Diph- 
ther.  nicht  herrscht,  da  auf  der  Höhe  einer  Epide- 
mie jede  Wunde  eine  Ursache  für  örtliche  oder  all- 
gemeine Erkrankung  an  Diphtherie  werden  kann. 
Femer  benutzt  er  chlorsaures  Eali  oder  Natron  als 
Hauptmittel  gegen  jede  Form  von  Stomatitis  und 
Phaiyngitis,  wie  sie  znr  Zeit  einer  Diphth. -Epidemie 
so  häufig  sind  und  meist  mit  Diphtherie  auf  gleicher 
Aetiologie  beruhen.  Die  Salze  müssen  häufig  (^/^ — 
V^stündl.)  in  Anwendung  kommen ,  so  dass  2 — 4 
Grmm.  pro  die  verbraucht  werden  (dabei  warnt  J. 
vor  Chlorkaliumvergiftung !) 

J.  Lewis  Smith  (Amer.  Journ.  of  Obstetr. 
Vin.  2.  p.  282.  1875)  lässt  in  prophylaktischer 
Hinsicht  Einder  nie  Räume  betreten ,  wo  Diphther. 
geherrscht  hat ,  bevor  nicht  eine  lange  Zeit  verstri- 
chen ist  u.  Desinficientia  gründlich  angewendet  wor- 
den sind.  Wenn  Diphther.  herrscht,  lässt  Sm.  alle 
Einder  mit  Chloratlösnngen  gurgeln  oder,  wenn  sie 
zu  klein  sind,  0.12 — 0.25  Grmm.  einer  solchen 
stündlich  bis  2stündlich  nehmen.  Wo  bereits  gelb- 
liche Pfropfe  in  den  Erypten  der  Tonsillen  vorhan- 
den sind,  zieht  S  m.  das  Bepinseln  mit  Carbollösun- 
gen ,  2 — 3mal  täglich ,  vor.  Eommt  ein  Fall  von 
Diphth.  in  einer  Familie  vor,  die  mehrere  Einder 
hat,  so  müssen  die  gesunden  sofort  abgesondert, 
täglich  untersucht  werden  und  als  Prophylaktikum 
Chinin  nehmen. 

Dr.  H.  Hensgen  (Deutsche med.  Wchnschr. H. 
30.  31 ;  Juli,  Aug.  1876)  hält  es  für  prophylaktisch 
wichtig,  die  Eranken  abzusondern,  besonders  die 
ersten  Eranken  in  einem  Orte.  Findet  eine  Transloka- 
tion der  Gesunden  statt ,  so  müssen  diese  und  ihre 
Eleider  vorher  gründlich  gereinigt  und  desinficirt 
werden.  Nach  Aufhören  der  Erankheit  sind  Bett, 
Fussboden,  Geschirre  u.  s.  w.  gründlich  zu  reinigen. 
Das  Schliessen  der  Schulen  genügte  nicht  zur  Ver- 
hütung der  Weiterverbreitung. 

Dr.  Carl  Pauli  inCöln  (Jahrb. f. Ehkde. N. F. 
X.  1  u.  2.  p.  217.  Aug.  15.  1876)  erprobte  den 
Nutzen  der  Saliet/lsäure  bei  einem  SVaJähr.  Einde, 
das   er  von   seinen  an  Diphtherie  erkrankten  Ge- 

35 


274 


E  0  r  m  a  n  n ;  Behandlnng  der  Diphtheritis. 


schwistern  nicht  trenDen  konnte ;  er  liess  es  fleissig 
mit  SalicylBäurelösnng  gurgeln  und  es  blieb  ge- 
sund. 

Dr.  Eduard  Lewy  (Mlüh.  d.  Ver.  d.  Aerzte 
in  Nieder-Oesten-,  IL  24.  p.  323 ;  Dec.  15.  1876) 
führt  die  Geschichte  der  Diphtheritis  bis  auf  Are- 
taeus  von  Cappadocien  zurück,  der  die  syrischen 
und  egyptischen  Halsgeschwüre  schilderte,  die  von 
seinen  Nachfolgern  als  Eynanche  (Hundehalsband) 
bezeichnet  wurden.  Im  schottischen  Idiom  erhielt 
sie  den  Namen  Croup  und  wird  seitdem  sowohl  von 
Aerzten  als  von  Laien  vielfach  Pseudocroup  und 
echter  Croup  zusammengeworfen.  Letztere  sind 
aber  beide  vorwiegend  Krankheiten  des  Kehlkopfs, 
nie  ansteckend,  daher  auch  nicht  epidemisch.  Diph- 
theritis dagegen  ist  in  hohem  Grade  contagiös,  beson- 
ders durch  die  Sekrete  der  Mundhöhle.  Von  Seiten 
der  Therapie  hat  in  Wien  die  Behandlung  mit  Sali- 
cylsäure  und  salicyls.  Natron  gar  keinen  Erfolg  ge- 
habt, auch  die  Tracheotomie,  die  in  Deutschland  bei 
Diphther.  widerrathen  wird,  hat  nur  so  viel  Kinder 
gerettet,  als  die  exspektative  Behandlnng  (^/a^/o)- 
Von  Seiten  der  Aetiologie  sieht  Vf.  das  sociale  Elend 
gewisser  Volksklassen  als  von  Wichtigkeit  an,  da 
von  bestimmten  Herden  aus  (überfüllten  Wohnungen 
u.  8.  w.)  die  Weiterverbreitung  der  Diphtherie  statt- 
hat. Hier  müssen  die  behördlichen  Maassregeln  ein- 
greifen, die  aber  nur  Bedeutung  gewinnen,  wenn 
jeder  Fall  sofort  von  dem  betreffenden  Arzte  ange- 
zeigt werden  muss.  Dann  kann,  sobald  der  Er- 
krankte genesen,  oder  gestorben,  oder  in  das  Hospital 
transferirt  ist,  sofort  zwangsweise  die  amtliche  Des- 
infektion des  KrankenziijQmers  und  der  gebrauchten 
Effekten  veranlasst  werden.  Auch  wenn  das  Kind 
gesundet  ist,  soll  es,  ehe  es  wieder  in  den  alten  Fa- 
milienkreis zurückversetzt  wird,  ein  Bad  erhalten,  in 
dem  es  mit  Carbolseife  gewaschen  wird.  Alle  ge- 
brauchten Gegenstände  sollen  gründlich  desinficirt, 
billige  Gegenstände  (Bettstroh)  verbrannt,  die  Zim- 
merwände frisch  getüncht ,  Fussboden  u.  s.  w.  mit 
Javelle'BQher  Lauge  gewaschen  werden.  Kleider 
n.  s.  w.  sind  zu  desinficiren  und  vor  stattgehabter 
amtlich  controlii*ter  Desinfektion  nicht  zu  verschenken 
oder  zu  verkaufen. 

In  der  sich  hieran  knüpfenden  Diskussion  (Ibid. 
III.  1.  p.  1.  Jan.  1.  1877)  wird  der  prophylakti- 
schen Maassregel  gedacht,  die  Geschwister  von  diph- 
ther.-kranken  Kindein  nicht  zur  Schule  zu  schicken 
und  sie  erst  nach  Einbringung  eines  ärztlichen 
Zeugnisses  wieder  zuzulassen,  femer  der  Empfehlung 
der  schwefligen  Säure  behufs  der  Desinfektion.  Dr. 
V.  Becker  befürwortete  die  zwangsweise  Trans- 
feiirung  Kranker  in  Spitäler  (sogen.  Seuchenhäu« 
ser),  nur  müssen  dann  die  leichten  Fälle  von  katar- 
rhalischer Infektionsangina  bei  Aerzten,  Wärterinnen 
und  Pflegemüttern  genauer  beachtet  werden,  als 
bisher.  Die  leichten  Infektionsfonnen  werden  auch 
von  andern  Aerzten  bestätigt  (Gaust er,  Teleky). 
Zum  Schluss  ward  ein  Comitö  niedergesetzt  behufs 


Berathnng  der  bei  einer  Diphtheritis-Epidemie  nöäii- 
gen  Maassregeln. 

V.  Heusinger  (Sitzber.  d.  Ges.  für  Befftrd.  d«  ges. 
Natw.  zu  Marburg  N.  2.  p.  22. 1877)  dringt  stets  auf 
Separiren  der  Erki'ankten,  sowie  auf  Desinfektion 
der  Zimmer  und  Gänge.  Das  Krankenzimmer  soU 
gross  sein  und  in  den  Ecken  nicht  Schimmelpilae  be- 
herbergen. In  ihm  muss  die  Luft  oft  emeaert, 
ausserdem  durch  Jod,  Carbols.  oder  Chlorkalk  des- 
inficirt werden.  Carbolseife  zum  Waschen  und  über- 
mangansaures Kali  zum  Mundansspülen  sind  f&r  die 
Gesunden  zu  empfehlen. 

A.  Jacob i  {OerhardVs  Handb.  d.  Kinderkr. 
II.  p.  675  flg.  1877)  giebt  nochmals  die  schon  oben 
erwähnten  Vorschriften,  wobei  er  besonders  den 
Nutzen  des  Kali  oder  Natmm  chloricnm  hervorhebt, 
jedoch  auf  die  Gefahr  der  Anwendung  seu  grosser 
Gaben  hinweist.  Kinder  bis  zu  einem  Jahre  wUen 
nicht  mehr  als  1.0 — 1.5  Grmm.,  Erwachsene  mcbt 
über  6—8  Grmm.  f.  d.  T.  erhalten. 

C.  Ranchfuss  (Gerhard f$  Handb.  III.  2.  p. 
207.  1878)  erblickt  die  Prophylaxe  in  der  Abhal- 
tung der  Ursachen  des  Kehlkopfkatarrhs  mid  Ver- 
hütung der  Uebertragung  von  Diphtheritis  (In  Spi- 
tälem  und  Familien),  sowie  in  dem  Verhüten  des 
Fortschreitens  der  diphth.  Rachenaffektion  auf  den 
Kehlkopf.  Nach  Loiseau  nützt  in  prophylakti- 
scher Hinsicht  die  Applikation  von  Alaun  und  Tannin 
auf  die  Rachenschleimhant. 

Prof.  F.  Seit z  (Bayr.  ärzti.  Intell.-Bl.  XXV. 
6.  1878)  betont,  dass  die  Prophylaxis  der  Diphther. 
entschieden  mehr  Sorgfalt  erfordert,  als  ihr  bidwr 
zugewendet  wurde  (Absonderung  bis  zur  vftlligeD 
Reconvalescenz  auch  in  leichten  Fällen),  wbb  beson- 
ders auf  die  Verbreitung  der  Krankheit  dnreh  die 
Schulen  Bezug  hat.  Die  Desinfektion  alles  Dessen, 
was  in  dem  Bereiche  des  Diphther.-Kranken  sieh 
befand,  whrd  kaum  gehörig  durchgeführt  (heisses  Was- 
ser, hohe  Wärmegrade,  Chlor,  Schwefelsäure,  Eisen- 
vitriol, hypermangansaure  Alkalien,  Scheuem  der 
Zimmer  und  Durchräuchern  mit  Schwefeldämpfen  n. 
Durchzug  von  Luft).  Ferner  sollen  Personen,  wdehe 
um  die  Kranken  herum  sein  müssen,  sich  täglich 
einige  Male  mit  frischem  Wasser,  verdünntem  Chlor- 
oder Kalkwasser  gurgeln. 

B.  Schar fenberg  (Inaugnral-Diss.  Breslao 
1878)  verlangt,  als  prophylaktische  Maaasregehi, 
Desinfektion,  nicht  allein  des  Krankenzinmien, 
sondern  der  ganzen  Wohnräume  des  Hauses,  in  wd- 
chem  die  Krankheit  auftrat,  sowie  Isolirnsg  dei 
Kranken. 

Dr.  E.  Lewy  weist  in  einer  2.  Abhandlung 
(a.  a.  0.  V.  4.  p.  56.  Febr.  15.  1879)  dnimof  hio, 
dass  die  Diphther.-Epidemie  des  vorigen  Jafaihnn- 
derts  von  1739 — 1778  dauerte,  und  dass  deshalb 
die  jetzige,  deren  Beginn  in  Wien  in  das  Jahr  1876/77 
fiel,  wohl  noch  längere  Zeit  dauern  wird.  Als  aste 
Maassregel  gegen  die  weitere  Ausbreitung,  sowohl 
von  amtlicher  als  von  privatärztiicher  Seite,  ist  die 


Kor  mann,  BehandlnDg  der  DiphtheriÜB. 


275 


Anmeldoiig  jedes  ErkrankuDgsfjalles  bei  der  Sanitäts- 
behörde anzusehen.  Abgesehen  von  den  bekannten 
prophylaktischen  Maassregeln  der  Desinfektion  und 
des  Ausschlusses  der  Geschwister  der  Erkrankten 
vom  Schulbesuche  lenkt  Vf.  die  Aufmerksamkeit  zu- 
erst auf  die  Transportmittel  fQr  die  Kranken,  die  bis 
jetzt  sehr  unzweckmässig  sind.  Hier  würde  ein  Sa- 
nüätswaffen  ftlr  jeden  Stadtbezirk  dem  Bedttrfniss 
abhelfen,  dieser  aber  stets  grflndlich  zu  desinficiren 
sem.  Ueberhaupt  aber  verlangt  Vf.  fär  Wien  eine 
Kweckmisslg  eingerichtete  DetinfektionsanatalL  Nur 
80  kann  der  Handel  mit  alten  Kleidern,  Wäsche 
a.  8.  w.,  oder  das  Verschenken  derselben  von  den 
anhaftenden  Vorwürfen  befreit  werden.  Eine  amt- 
liehe Desinfektionsanstalt  könnte  leicht  mit  einem 
EDdemiespital  In  Verbindung  gebracht  werden.  Fer- 
ner gehört  hierher  die  Errichtung  von  Diphther.^ 
Spitälern,  da  diphther.-kranke  Kinder  leicht  Anlass 
sor  Entstehung  von  Hausepidemien  in  Kinderspitälem 
abgeben. 

W.  N.  Thursfield  zu  Birmingham  (s.  Ge- 
sondbeit  IV.  9.  p.  131.  Mai  1879)  hält  die  Diphthe- 
rie forden  Typus  einer  verhütbaren  Krankheit,  da  sie 
im  Entstehen  und  in  der  Verbreitung  von  baulichen 
Mängeln  abhängig  ist,  leicht  durch  persönliche  An- 
steckung überü'agen  wird,  und  durch  Beseitigung  ge- 
wisser örtlicher  Zustände  zu  verhüten  ist.  In  Fami- 
lien, wo  Absperrung,  Desinfektion  und  Reinlichkeit 
vernachlässigt  werden,  tritt  die  Diphtherie  in  den 
schlimmsten  Formen  auf.  Beachtet  man  aber  die  ein- 
sehlägigen  Verhältnisse,  so  darf  man  auf  die  günstig- 
sten Erfolge  rechnen.  Vf.  glaubt  also,  dass  die  Krank- 
heit unmittelbar  durch  die  Verhältnisse  des  Kranken 
beemflusst  wird;  besonders  gern  werden  Personen 
ergriffen,  die  erst  kurze  Zeit  an  dem  von  derDiphth. 
befallenen  Orte  wohnen.  Sämmtliche  Wege,  auf 
denen  die  Diphtheritis  vorschreitet ,  sind  jedoch  der 
Deberwachong  durch  sorgfiUtige  Desinfektion  zugäng- 
lich. Es  sind  aber  nicht  allein  Kleidungsstücke,  Ge- 
räthschaften  und  Wandbekleidung,  sondern  auch  Ab- 
zugsrohre n.  s.  w.  zu  desinficiren.  Schlüsslich  ver- 
langt Vf.,  dass,  wenn  sich  in  einer  Schule  ansteckende 
Baiskrankheiten  zeigen,  dieselbe  so  lange  geschlos- 
sen werden  soll,  als  ungefähr  die  Incubationszeit  der 
Diphtherie  beträgt  (1  Woche) ;  während  dieser  Zeit 
soUen  aber  Aborte  und  Zimmerwände  gründlich  ge- 
reinigt u.  Vorsicht  bei  Zulassung  der  Reconvalescen- 
ten  gehandhabt  werden. 

Dr.  E.  Wiss  zu  Charlottenburg  (Die Heilung  u. 
Verhütung  der  Diphtheritis.  Beriin  1879.  A.  Hirsch- 
wald) hält  die  Mittel,  welche  Colli ns  angab,  um 
das  Eindringen  von  Cloakengas  in  die  Wohnungen 
zn  verhüten  (Verlegung  der  B[auptabflussrohre  in 
den  Hof,  Benutzung  von  Rohren  aus  glasirtem  ge- 
hranntem  Thon ,  die  mit  Cement  verkittet  werden, 
Anbringen  vonVentihitionsrohren,  die  auf  dem  Dache 
enden,  an  allen  Abflussrohren),  nicht  ftr  genügend, 
da  die  Luft  des  betreffenden  Bodens  mit  der  Luft 
der  Wohngebäude  zusammenhängt.  Er  selbst  bringt 


einige  Fälle  bei,  in  denen  die  Entstehung  von  Ty- 
phus und  Diphtheritis  durch  fauh'ge,  in  die  Woh- 
nungsräume dringende  Gase  bedingt  zu  sein  schien. 
Ausser  den  defekten  Abflussrohren,  sind  es  die  Clo- 
sets  und  die  Küchenabgüsse,  die  Cloakengase  in  die 
Wohnungen  dringen  lassen.  Hier  empfehlen  sich 
Vorrichtungen,  wie  die  von  Alridge  und  Zeitler, 
die  Ventilationsrohre  von  den  Closets  und  Küchen- 
abgüssen nach  dem  Dache  fuhren,  deren  Ventile 
durch  das  einströmende  Wasser  geöffnet  werden  und 
mit  Reinigungschieber  versehen  sind.  Das  Haupt- 
gewicht aber  legt  W.  auf  gut  cementirte  und  fest 
verschlossene  Abortgruben  oder  ein  entsprechendes 
(Heidelberger)  Tonnensystem  und  häufige  geruchlose 
Abfuhr.  Nur  letztere  kann  die  Desinfektion  über- 
flüssig machen. 

In  einer  3.  Mittheilung  wiederholt  Jacobi 
(Treatise  on  Diphtheria.  New  York.  Wm,  Wood. 
1880)  die  bekannten  Vorschriften  hinsichtlich  der 
Prophylaxe.  In  Bezug  auf  die  Verabreichung  von 
Kali  oder  Natrum  chloricum  räth  er  zur  häufig  wie- 
derholten Verabreichung  kleiner  Gaben. 

Dr.  Lachmund  in  Leisnig  (Allg.  med.Centr.- 
Ztg.  IL.  1.  p.  1 ;  Jan.  1880)  empfiehlt  nach  über- 
standener  Krankheit  in  prophylaktischer  Hinsicht 
kalte  Waschungen,  besonders  des  Halses  und  des 
Gesichts,  auch  der  Brust. 

Dr.  F.  H.  Patton  zu  West  Newton  (Philad. 
med.  and  surg.  Reporter  XLU.  5.  p.  107.  Jan. 
1880)  giebt  als  Präservativ  Alkoholika,  besonders 
Branntwein,  auch  Kindern  in  massigen  Mengen, 
durchschnittlich  4mal  täglich,  und  glaubt  damit  gute 
Resultate  erzielen  zu  können. 

Dr.  Nathan  Jacobson  zu  Syracuse  (New 
York  med.  Record  XVH.  p.  308 ;  March  20.  1880) 
sucht  die  Wirkung  bereits  eingetretener  Contagion 
dadurch  zu  neutralisiren,  dass  er  darauf  dringt,  dass 
die  Kanäle  sorgfältig  gereinigt  werden,  eine  mangel- 
hafte Ventilation  verbessert,  eine  UeberfQllung  der 
Wohnungen  beseitigt,  die  Exkretionen  desinficirt,  für 
Isolirung  der  Kranken  und  dafUr  gesorgt  wird ,  dass 
gesunde  Familienglieder  die  Krankheit  nicht  auf 
Andere  übertragen.  Ausserdem  mtlssen  alle  bei 
Diphther.  gebrauchten  Instrumente  desinficirt  wer- 
den, ehe  sie  bei  nicht  diphtheritischen  Kranken  ver- 
wendet werden. 

Dr.  Coesfeld  zu  Barmen  (Deutsche  med. 
Wchnschr.  VI.  36.  p.  473 ;  Aug.  28.  1880)  hält 
von  Seiten  der  Prophylaxe  sowohl  als  der  Verhü- 
tung von  Recidiven  die  Herstellung  eines  normalen 
Verhaltens  der  Tonsillen  mit  nachheriger  Abhärtung 
für  die  Hauptsache:  Gurgelungen  mit  Kochsalz- 
oder Seewasserlösung,  Bepinseln  der  Mandeln  mit 
Jodtinktur  oder  Entfernung  derselben.  Die  Abhär- 
tung erzielt  er  durch  täglich  mehrmaliges  Gur- 
geln mit  kaltem  Wasser,  Trinken  desselben,  kalte 
Waschungen  des  Halses,  mit  nachheriger  kräftiger 
Friktion,  und  Athmen  durch  die  Nase  bei  geschlosse- 
nem Munde,  besonders  bei  Ost-  und  Nordwinden. 


276 


E  0  r  m  a  D  n  y  Behandlang  der  DiphtheritiB. 


Dr.  Josef  Marx  zu  Erlangen  (Arch.  f.  klin. 
Med.  XXVII.  1.  u.  2.  1880)  verlangt  behufs  Ver- 
hütung weiterer  Uebertragung  der  Krankheit  die 
Separation  der  Kranken,  besonders  von  Kindern  und 
von  der  Schule,  auch  bei  der  leichtesten,  der  sog. 
katarrhalischen  Form.  Die  Vermeidung  von  Zärt- 
lichkeiten (Küssen  u.  s.  w.)  sollte  nie  ausser  Acht 
gelassen  werden. , 

Dr.  R.  Weise  (Berl.  klin.  Wchnschr.  XVIII. 
4.  p.  52 ;  Jan.  24.  1881)  lässt  durch  seinen  Apparat 
5proc.  Oarbolsäurelös.  zerstäuben,  um  die  Familien- 
glieder möglichst  zu  schützen  (Fuhrmann).  Lei- 
der geschieht  von  Seiten  der  Behörden  und  Aerzte 
zu  wenig,  um  den  chronischen  Endemien  (Scharlach 
und  Diphtheritis)  die  Lebensbedingungen  zu  ent- 
ziehen. 

Dr.  JosefSchmid  (Wien.  med.  Presse  XXIL 
18.  p.  462 ;  April  10.  1881)  dringt  auf  Separiining 
der  Kranken  und  strenge  Desinfektion  der  Wohnun- 
gen, um  wenigstens  die  Umgebung  vor  Ansteckung 
zu  bewahren. 


Wenden  wir  uns  nun  zur  eigentlichen 

Behandlung  der  Diphtheritis^ 

so  können  wir  uns  die  Thatsache  nicht  verhehlen, 
dass  es  trotz  der  stattlichen  Reihe  von  Heihnitteln, 
welche  gegen  die  so  mörderische  Krankheit  empfoh- 
len worden  sind,  bis  heule  noch  nicht  gelungen  ist, 
ein  unter  allen  Umständen  wirksames  Spedfikum, 
wie  wir  es  der  Intermittens  gegenüber  im  Chinin 
besitzen,  aufzufinden.  Wohl  aber  werden  wir  aus 
der  folgenden  Zusammenstellung  die  Ueberzeugung 
gewinnen,  dass  uns  der  Weg,  auf  welchem  wir  oder 
unsere  Nachkommen  zu  einem  erfreulichen  Ziele  ge- 
langen werden,  angebahnt  ist.  In  dem  verflossenen 
Zeiträume  sind,  wie  wir  sehen  werden,  ebenso  die 
früher  gebräuchlichen  Behandlungsmethoden  immer 
wieder  von  Neuem  empfohlen  worden,  als  auch 
eine  Reihe  neuer  Heilmittel  angegeben  woi'den,  von 
denen  aber  fast  nicht  eines  auch  schlechte  Erfolge 
aufzuweisen  hatte. 

Die  Thatsache,  dass  bisher  noch  jedes  Heil- 
mittel, welches  sich  in  der  einen  Epidemie  oder  in 
der  einen  Gegend  hülfreich,  ja  fast  als  Specifikum 
erwies,  in  einer  andern  Reihe  gleich  erscheinender 
Krankheitsßille  oder  unter  andern  örtlichen  Verhält- 
nissen nicht  wirksam  war,  —  diese  Thatsache  legt 
uns,  wie  die  Redaktion  der  Deutschen  med.  Wo- 
chenschr.  (VI.  3.  p.  31.  1880)  so  richtig  bemerkt, 
die  Annahme  nahe,  dass  bei  Diphtheritis  die  erheb- 
lichsten örtlichen  und  zeitlichen  Differenzen  walten 
müssen.  Daher  muss  der  praktische  Arzt  alle  Heil- 
mittel kennen,  welche  irgendwo  von  gutem  Erfolge 
begleitet  waren.  Deshalb  verlohnt  es  sich,  alle  Er- 
fahrungen vorläufig  objektiv  zu  registriren,  was  inr 
hier  möglichst  gründlich  vei'sucht  haben. 

SchwefelmitteL 

Oscar  Giacchi  empfiehlt  den  Schwefel  und 
Schwefelmittel  behufs  Verhinderung  der  Entwick- 


lung der  krankhaften  Fermente  (Lo  Spränentale, 
Marzo;  Gaz.  de  Par.  19.  p.  241.  Mai  1874). 

H.  Averbeck  (Wien.  med.  Wchnschr.  38.39. 
Sept.  1876)  hat  die  Diphtheritis  seit  aner  Reihe  tm 
Jahren  bei  kräftiger  flüssiger  Kost  mit  Einblasm- 
gen  von  Flor,  sulph.  non  depur.,  späterhin  mit  Za- 
Satz  von  Vto  bis  I^/q  Salicyl-  oder  Garbolsftnre  er- 
folgreich behandelt,  welches  Pulver  er  mitteis  eines 
Schilfrohrs  in  die  Rachenhöhle  oder  in  den  Kehl- 
kopf einbläst  [mittels  eines  GnmmiballoDS  wäre  diea 
wohl  nnge&hrlicher  auszufahren ,  denn  A.  steckte 
sich  selbst  einmal  an].  Zu  Insnfflationen  m  die 
Choanen  verwendet  A.  winklig  gebogene  Glasröhieo. 
Alle  halbe  Stunden  müssen  2  bis  3  InsofflatioDeB 
ausgeführt  werden,  Tag  und  Nacht  hindorch,  bis 
jede  Spur  von  diphth.  Schorfen  verschwanden  ist 
Nach  jeder  Einblasung  soll  sich  Der  y  der  sie  ausge- 
führt hat,  den  Mund  mit  einer  VtPi^oc.  Salic^lsSoie- 
lösung  ausspülen.  Kann  der  Kr.  den  Mnnd  oieU 
genügend  öffnen,  so  lässt  A.  (ausser  Priessnitz'seheB 
Umschlägen  um  den  Hals)  Ausspritzung  des  Phaiynx 
mit  einer  Va-  his  Iproc.  Carbol-  oder  Salicylsänre- 
lösung  vermittelst  einer  Oummiballonspritze ,  deren 
Ansatz  in  den  Mund ,  oder  besser  in  die  Nase  einge- 
führt wird ,  ausfahren.  Stets  muss  eine  inneriiehe 
Behandlung  beigef&gt  werden,  sobald  es  sich  um  die 
diphtheritische  Allgemeinerki*ankung  handelt.  Hier 
giebt  A.  selbst  kleinem  Kindern  0.3  bis  0.4  Ormm. 
Chinin,  sulph.  mit  0.4  bis  0.75  Ormm.  Ac.  snlph. 
dilut.  auf  120  Ormm.  Wasser,  Erwachsenen  aber 
1.0  bis  2.0  Chinin  mit  2.0  bis  3.0  Ormm.  Ä& 
sulph.  dil.  auf  150  Ormm.  Solution. 

Antiseptika,  Desinßcientia. 
(Carbol-,  Salieyl^f  Borsäure,) 

Senator(  Volkmann's  Samml.  klin.  Vortr.  Nr.78. 
[innere  Med.  Nr.  27.]  1878)  glaubt,  die  AusbrdtoBg 
der  Synanche  (od.  Kynanche)  auf  den  Kehlkopf  nieht 
verhüten  zu  können,  weil  die  Kehlkopfaffektionen  zur 
Synanche  gehören,  wie  die  Erkrankung  desPhaiyiix 
und  der  Nieren  zum  Scharlach  [?].  Man  mnss  aber  je- 
den Reiz  von  den  zur  Entzündung  disponirten  Organen 
fernzuhalten  suchen.  Aetzen  des  Rachens  kann  die 
Ausbreitung  der  Entzündung  auf  den  Kehlkopf  nur 
fordern.  Ueberhaupt  sind  ja  auch  die  Membranen 
nicht  die  Krankheit,  sondern  nur  deren  Produkt. 
Deshalb  hat  man  mit  Recht  fast  allgemein  die  Aetnm- 
gen  verlassen.  Der  Anwendung  desinficirender  Mittel 
setzen  sich  im  Pharynx  sehr  grosse  Schwierigkeiten 
entgegen,  da  die  Mittel  nicht  stark  genug  angewen- 
det und  nicht  in  alle  Winkel  derOeschwttregebneiit 
werden  können.  Bei  zu  grosser  Stftrke  würden  die 
Mittel  ebenfalls  die  Luftröhrensohleimhaat  sa  sehr 
reizen  und  von  kleinern  Kindern ,  die  ja  gerade  tfi 
meisten  gef&hrdet  sind,  durchgängig  verweigert  wff- 
den  (Ourgelungen,  Injektionen  aller  10  bislSMiBa- 
ten).  Bei  solchen  Proceduren  schreien  sich  die  Kin- 
der heiser  und  das  ist  ein  nener  Reiz!  Wo  kein 
Widerstand  geleistet  wird ,  Iflsst  S.  den  Baehen  mit 
emer  Lösung  von  Übermangans.  Kali  (1 :  300)  oto 


K  0  r  m  a  D  n  y  Behandlung  der  Diphtheritis* 


277 


mit  Ealkwasser  oder  einer  Lösung  von  chlorsaurem 
Ktli  aossplllen ,  oder  mit  einem  weichen  Pinsel  oder 
Sehwimmchen  bestreichen;  bei  sehr  heftiger  Ent- 
zflndnog  Bisstflckchen  in  den  Mund«  Innerlich  giebt 
er  2stfindlich  0.05—0.3  Grmm.  Kali  ohloric.  in 
wtoeriger  Lösung.  Sobald  der  Kehlkopf  sich  er- 
griffen zeigt  y  ist  ein  entschiedenes  Eingreifen  indi- 
drt.  Stets  zuerst  Brechmittels  aber  nicht  Apomor- 
phln^  das  leicht  Collapsus  erzeugt  ^  sondern  grosse 
Dosen  von  Ipecacnanha  mit  ganz  kleinen  Mengen 
Breebweinstein,  oder  lieber  Cuprum  oder  Zinc.  sulph. ; 
die  Brechmittel  werden  wiederholt  bei  Athemnoth 
oder  EratickungsanfiUlen.  Ausserdem  Inhalationen 
von  Wasserdämpfen  aus  grossen  Becken ,  bei  anstel- 
ligen Kindern  auch  mittels  Inhalationsapparates 
(Topf  mit  Trichter  und  Wasser  oder  Chamillenthee^ 
mit  oder  ohne  Kalkwasser ,  Salpeterwasser ,  Milch- 
fläore  und  Brom  nach  Schütz'  Methode);  bei  kräf- 
tigen Kindern  und  hohem  Fieber  Einreibungen  von 
graoer  Salbe  in  die  Halsgegend ;  zwischen  2  Einrei- 
boogen  hydrother.  Einwicklungen  des  Halses  oder 
Umlegen  von  Speckschwarte.  In  den  bei  Weitem 
meisten  schweren  Fällen  wird  schlflsslich  die  Tracheo* 
tomie  und  der  Zeitpunkt  ihrer  Ausführung  in  Frage 
kommen.  Indicirt  ist  die  Tracheotomie  in  jedem 
Falle,  sobald  es  zur  Verstopfung  des  Kehlkopfs  ge- 
kommen ist«  Der  Zustand  der  Lungen  bildet  keine 
CoBtnündikation ,  da  überhaupt  die  Tracheotomie  an 
der  Prognose  nichts  ändert,  sondern  nur  die  momen- 
tane Erstickungsgefahr  beseitigt.  Bei  bedeutender 
Athemnoth  oder  bei  ErstickungsanfUUen ,  die  laryn- 
gealen  Ursprungs  sind ,  ist  die  Operation  stets  indi- 
eiil  —  Die  Lähmungen  weichen  einem  roborirenden 
Veiüahren,  rascher  unter  Anwendung  der  Elektricität 
(meist  Induktionsstrom).  —  Bei  Eintritt  drohender 
Erscheinungen  (centraler  Lähmungen)  Excitantien. 

George  Johnson  (Lanc^  I.  3;  Jan.  1875) 
empfiehlt  vor  Allem  örtliche  Desinfektionsmittel ,  um 
der  Krankheit  den  specifischen  Charakter  zu  nehmen: 
(älorwasser ,  flbermangans.  Kali,  Acid.  sulphuros. ; 
er  selbst  zieht  die  Chlorverbindungen  vor.  S  a  1 1  e  r 
giebt  Tinct  ferri  perchlor.,  zum  Gurgeln  Kochsalz, 
reiehliche,  bes.  flüssige  Nahrung  und  Stimulantien 
(Portwein).  Thomas  Stills  giebt  bes.  Beau'- 
foife  Lösung  von  Chlorine,  innerlich  und  zum  Gur- 
gehi,  und  Eisentinktur.  Letzterer  schreibt  J.  beson- 
ders eme  lokale  Wirkung  zu ,  ebenso  den  adstrin- 
girenden  Bestandtheilen  des  Portwein.  Scharfe 
Aetzmittel,  ebenso  Blasenpflaster  sind  nach  J.  zu 
Tenneiden,  letztere,  weil  Entblössung  der  Unterhaut 
bei  oonstitutionellen  Krankheiten  dem  Gifte  den  Ein- 
tritt am  leichtesten  gestattet.  —  Hat  sich  die 
Ezsndation  auf  die  Luftwege  ausgedehnt,  so  empfiehlt 
J*  Pmselungen  oder  Inhalationen,  bes.  mit  Acid. 
nüi^uroB«,  weil  es  die  Lungen  nicht  stark  reizt 
(ebenso  Dr*  J  o  y  o  e).  Alle  örtlichen  Mittel  müssen 
sehr  häufig  angewendet  werden.  Ist  das  Schlingen 
unmöglich ,  so  soll  der  Kr.  per  annm  ernährt  wer- 
den. Krankenstuben  sind  gut  zu  ventiliren.  Ist  die 
Diphth.  durch  ungesunde  Wohnung  herbeigeführt, 


so  muss  man  die  Kranken  womöglich  fortschaffen, 
oder  dieselben  wenigstens  weit  entfernt  von  der 
Quelle  der  Infektion  legen.  Für  die  Untersuchung 
empfiehlt  Johnson  einen  Concavspiegel  an  der 
Stirn  des  Untersuchenden  zu  befestigen  und  ein  Licht 
neben  den  Kopf  des  Fat.  zu  halten.     (Kt.) 

Prof.  A.  Jacobl  (Contrib.  to  the  Pathol.  and 
Therap.  of  Diphtheria.  New  York  1875.  Wm. 
Wood.  —  S.  a.  Amer.  Joum.ofObstetr.  Vn.  p.  628. 
Febr.  1875)  stellt  zur  Behandlung  3  Indikationen 
auf.  1)  Die  Pseudomembranen  zu  lösen ,  besonders 
wenn  sie  im  Kehlkopfe  sitzen  (Kalkwasser,  Glycerin, 
feuchte  Wärme).  Dabei  gelangen  aber  die  infek- 
tiösen Stofife  leichter  in  die  tiefern  Gewebsschichten. 

2)  Die  Oberfläche ,  von  welcher  die  Membran  ent- 
fernt wurde,  zu  modificiren  (Adstringentien,  an  erster 
Stelle  Eisensesquichlorid ,  über  dessen  Anwendung 
gegen  Diphtherie  J.  histor.  Bemerkungen  belftlgt). 

3)  Durch  Desinficientia  sowohl  die  chemischen  Ver- 
änderungen zu  verhindern  und  das  Leben  von  Para- 
siten zu  enden,  als  auch  gegen  die  infektiösen  Eigen- 
schaften der  Diphther.- Exsudation  selbst  vorzu- 
gehen (bes.  Carbolsänre).  Als  Antiseptikum  mttsste 
Chinin  in  zu  grossen  Mengen  genommen  werden; 
man  muss  es  daher  mehr  als  Antipyretikum  ver- 
wenden und  nach  Binz  nicht  in  saurer  Lösung  ein- 
verleiben. Das  Entfernen  der  Membranen  hat  J. 
zwar  versucht,  glaubt  aber,  dass  es  bei  der  Vulnera- 
bilität der  Phaiyngealschleimhaut  mehr  Schaden  als 
Nutzen  haben  kann.  Er  verordnet  daher  in  den 
leichten  Fällen  häufige  und  kleine  Dosen  chlors. 
Elali,  combinirt  mit  Kalkwasser  oder  Tinct.  fern 
muriatici  (2.0  bis  8.0  Grmm.  pro  die)  mit  etwas 
Glycerin.  Gegen  Drüsenschwellungen  Eisumschläge 
und  kaltes  Wasser.  —  Bei  membranösem  Croup  giebt 
es  keine  Contraindikation  gegen  die  Tracheotomie, 
sobald  Sufibkation  von  Seiten  der  Larjngealaffektion 
eintritt ;  ausserdem  Inhalation  von  Kalkwasser  oder 
Milchsäure.  Uebrigens  muss  jeder  Fall  individuell 
verschieden  behandelt  werden. 

An  einer  andern  Stelle  (Gerhardt's  Handb.  U. 
S.  760)  bezeichnet  Jacob i  ein  ezspektatives  Ver- 
fahren bei  Diphth.  als  stets  gefährlich,  weil  man 
auch  plötzliche  Veränderungen  im  Charakter  einer 
Krankheit  vei*hüten  soll.  Femer  ist  es  bei  der 
Diphth.  geftlhrlicher,  zu  wenig  als  zu  viel  zu  geben, 
bes.Cognac,  von  welchem  ein  Sjähr.Kind  30 — 150 
Grmm.  verträgt,  oder  kohlens.  Ammoniak  in  Dosen 
zu  1.0 — 5.0  Grmm.,  oder  Kampher  oder  Moschus  zu 
0.5—1.0  in  24  Stunden.  —  Die  örtlichen  Heil- 
mittel bringt  J.  in  3  KUssen.  Zur  1.  Klasse  zählt 
er  die  Inhalationen  bei  Kehlkopfdiphtherie  (Kalk- 
wasser, Glycerin^  Milchsäure,  feuchte  Wärme),  auch 
nach  ausgeführter  Tracheotomie  mittels  des  Pulveri- 
sateur.  Er  konnte  jedoch  keinen  Einfluss  auf  den 
Ausgang  selbst  bemerken.  Zur  2.  Klasse  rechnet  J. 
das  chlorsaure  Kali  und  Natron  und  die  Adstiingen- 
tien,  gegen  deren  Anwendung  seine  Erfahrungen 
sprechen.  Hierher  gehört  auch  das  Eisenperchlorid, 
von  dessen  innerer  Verabreichung  J.  Nutzen  sah, 


278 


E  0  r  m  a  n  D  y  Behandlang  der  Diphtheritis. 


wenn  es  nicht  in  kleinen  oder  seltenen  Dosen  ge- 
geben wurde  (Vi—Va — Istündlichö — 15  Tropfen). 
Die  3.  Klasse  umfasst  die  desinficirenden  Mittel, 
unter  denen  Carbolsäure  den  ersten  Platz  einnimmt 
(innerlich  ^/^ — 2  Grmm.  in  24  Stunden ,  ausserdem 
lokal  Ya — 2proc.  Lösungen).  Weniger  befriedigend 
waren  die  Erfolge  von  Acidum  und  Natron  salicyli- 
cum,  ausser  bei  innerlicher  Verabreichung  gegen 
bochgi*adiges  Fieber.  Die  antiseptische  Wirkung 
des  Chinin  hält  J.  ftlr  Folge  des  unmittelbaren  Con- 
taktSy  nicht  der  Resorption  im  Magen.  Das  Aetzen 
ist  schon  deshalb  contraindicirt,  weil  man  neue  Wun- 
den und  Erosionen  vermeiden  soll,  was  beim  Aetzen 
nicht  möglich  ist.  Höchstens  benutzt  J.  dazu  eine 
Mischung  von  Glycerin  und  Carbolsäure  zu  gleichen 
Theilen  oderconcentr.  Carbolsäurelösung.  Von  Brom 
sah  er  keine  Wirkung,  eben  so  wenig  von  Schwefeln. 
Balsamicis  (Cubeben).  Die  mechanische  Ablösung 
von  Membranen  ist  contraindicirt.  Schlüsslich  giebt 
J.  noch  die  besondere  Behandlung  der  Diphtheritis 
bei  verschiedenem  Sitze  (Mandeln ,  Nase ,  Kehlkopf) 
an.  Beim  membranösen  Croup  erfordern  die  Suffb- 
kationserscheinungen  ihre  eigne  Therapie  (Tracheo- 
tomie ,  welche  trotz  der  schlechten  Prognose  nnter 
allen  Umständen  angezeigt  ist,  wenn  Erstickung 
droht).  Die  Prognose  ist  aber  so  schlecht,  dass  J. 
zuweilen  gern  dem  Widerwillen  der  Eltern  gegen 
die  Operation  willfahrte !  [Andere  waren  glücklicher, 
z.  B.  Win i warter  bei  einem  lOmonatl.  Kinde.] 
—  Die  diphtheritischen  Lähmungen  sind  durch  Be- 
förderung der  Verdauung  (Pepsin  und  Salzsäure)  bei 
normaler  Temperatur  durch  faradischen  und  gal- 
vanischen Strom  zu  behandeln.  Neben  Eisen  giebt 
J.  Strychnin  (subcutane  Injektion),  bei  Lähmung  der 
Schlingmuskeln  ernährende  Klystire  oder  Ernährung 
durch  die  Schlundsonde. 

In  seinem  ausgezeichneten  „Treatise  on  Diph- 
theria"  (New  York  1880  0  spricht  sich  Jacobi 
dahin  aus,  dass  er  jeden  Fall  nach  allgemeinen 
R^eln  symptomatisch  mit  Roborantien,  Stimnlan- 
tien,  Febrifugis,  äusserlich,  innerlich  oder  hypo- 
dermatisch  behandelt.  Die  grösste  Beachtung  er- 
heischt der  Eintritt  von  Collapsus.  Ein  wichtiges 
Unterstützungsmittel  ist  Alkohol  in  häufigen  und 
grossen  Dosen  von  2 — 12  Unzen  täglich;  Blutent- 
ziehung ist  absolut  contraindicirt,  schwächende  Com- 
plikationen  (Diarrhöe)  müssen  sofort  beseitigt  wer- 
den. Bei  lokaler  JDiphtherie  besteht  die  Hauptindi- 
kation in  lokaler  Desinfektion ,  da  wir  kein  Mittel 
besitzen,  das  Blut  wirklich  zu  desinficiren.  Dagegen 
lässt  sich  der  Verkehr  im  Hause ,  in  der  Schule  und 
der  sociale  Verkehr  so  modificiren,  dass  der  Verbrei- 
tung einer  Epidemie  vorgebeugt  werden  kann.  Von 
empfehlenswerthen  Behandlungsweisen  bei  Diphth. 
fbhrt  J.  an :  Dampf  Inhalationen  mit  oder  ohne  Ter- 
pentin oder  Chlorammonium ,  Trinken  grosser  Men- 
gen Wasser  mit  oder  ohne  Stimulanzen,  innerlicher 
und  lokaler  Gebrauch  von  Eis ;  untersltltzt  werden 

0  Für  die  Uebenendung  dankt  verbindlich  Wr. 


diese  Mittel  durch  die  innere  und  äussere  Anwei- 
düng  von  Glycerin.  Dagegen  sind  nach  sdner  &• 
fahrung  Kalkwasser,  Milchsäure  überschätzt  worden, 
Alaun  und  Tannm  als  ungünstig  wirkend,  Natrn 
benzoicum,  Eucalyptus,  Sulphur,  CopaivaundC«- 
beben  als  unnütz  zu  bezeichnen ,  Merknrialien  bödi- 
stens  bei  sporadischem  Croup  nützlich.  Dagc^ 
ist  Eiaetiehlorid  eines  der  besten  Antiseptika  uid 
Adstringentia ,  muss  aber  (wie  schon  erwähnt)  in 
nicht  zu  kleinen,  häufig  wiederholten  Dosen  gegebee 
werden.  Ein  Jahrkind  muss  mindestens  4.0  Gnnn. 
täglich  nehmen ,  ein  Kind  von  3 — 4  Jahren  8—15 
Grmm.,  Erwachsene  noch  mehr.  Dadurch  werdei 
die  lokalen  Applikationen  im  Rachen  meist  über- 
flüssig. Daneben  können  chlors.  Kali  oder  Nalrn 
(beide  zu  2 — 4  Grmm.),  Cai'bolsänre  (lokal  und 
innerlich  zu  0.2 — 2.0  Grmm.  pro  die) ,  Borsäure 
äusserlich  als  lokale  Applikation  verwendet  werden. 
Salicylsalze  wirken  bei  infektiösem,  Chinin  bei  ent- 
zündltchem  Fieber  besser.  Zerfliessende  Kaufltih 
sind  gefährlich ,  Mineralsäuren  und  bes.  Carbolslore 
vorzuziehen.  Sie  sind  aber  auch  nur  indicirt,  wenn 
ihre  Wirkung  auf  die  erkrankte  Fläche  beschrinkt 
werden  kann.  Die  Membranen  dürfen  nicht  eher 
abgezogen  werden,  als  bis  sie  fast  gelöst  sind.  Tiob 
sorgfältigster  Behandlung  (fortgesetzter  Desinfekäon 
der  Nase  und  des  Pharynx  durch  Injektionen  Tag 
und  Nacht,  gleichviel  ob  Drüsenschwellungen  di 
sind  oder  nicht)  kann  Nasaldiphtherie  tödtlich  enden. 
Larjmgealdiphtherie  endete  stets  tödtlich,  aasser 
wenn  die  Tracheotomie  gemacht  worden  war.  Letz- 
tere hat  weniger  Erfolg,  wenn  die  Epidemie  od« 
der  Einzelfall  einen  septischen  Charakter  darbietet 
Emetika  können  nur  zur  Entfernung  fast  gelöster 
Membranen  nützen.  Bei  Lähmungsznständen  dnd 
gute  Diät ,  Eisenmittel ,  Strychnin ,  Elektrotiienpie, 
Bäder  angezeigt.  Gegen  Conjunctivitis  diphth.  eo- 
pfiehlt  J.  Eis  und  Borsäure,  bei  Hautdiphtherie  Km- 
terisation  nnd  Desinfektion. 

John  Day  (Med.  Times  and  Qaz.  Maieh27. 
1875)  behandelt  die  Diphtheritis  mit  milden,  nicht 
reizenden  Desinfektionsmitteln:  ätherische  L^ng 
von  Wasserstoffsuperoxyd  (R  ob  b  i  n  's  ozcuic  eUier) 
zu  12 — 16  Grmm.  mit  240  Grmm.  Wasser  gemiseht 
Diess  wirkt  ausser  als  Desinficiens  angenehm  und 
beruhigend  auf  den  Hals,  wenn  es  mit  einem  grossen 
Haarpinsel  alle  Stunden  applicirt,  oder  wenn  dafflit 
gegurgelt  wird.  Ausserdem  verordnet  D.  za  Gnr- 
gelungen  Kali  hypermanganicum  (0.25  auf  240.0) 
oder  Manganhyperoxyd  (4.0  auf  30.0)  uod  will  d*- 
bei  nie  Allgemeinerscheinungen  beobachtet  haben, 
ausser  bei  Nasendiphtheritis ,  weil  hier  gewdhnlieli 
dieselben  Mittel  nicht  gut  zu  appliciren  sind,  b 
diesen  Fällen  zieht  er  daher  Joddämpfs  vor.  Bd 
nicht  complicirten  Fällen  giebt  er  inneiiieh  asdi 
Chinin  als  Desinficiens  an  und  fährt  zur  B^rflndmig 
die  Thatsache  an,  dass  Schafsblut,  mit  Chinin  ver- 
setzt, nach  14  Tagen  noeh  nicht  fanb'g  war.  (Kt) 

Dr.  Hano  w  in  Ueckermflnde  (Berl.  klin.  Wo- 
chenschr.  XU.  20 ;  Mai  1875)  rflhmt  den  Nai»D 


E  0  r  m  a  n  n  ^  Behandlang  der  Diphtheritis. 


279 


der  SaUcylsäure.  Er  gab  einem  Erwachsenen  von 
einer  Lösung  von  0.5  Grmm.  Acid.  salicyl.  und 
5.0  Grmm.  Natr.  solph.  in  150.0  Grmm.  Wasser 
stflndlich  einen  Esslöffel,  der  langsam  verschluckt 
wurde.  In  allen  6  Fällen  begann  nach  der  3.  oder 
4.  Gabe  des  Mittels  die  rapide  Abstossung  der  Mem- 
branen. 

Dr.  Theodor  Schüler  in  Cttstrin  (a.  o.  0. 
40;  Oct)  theilt  dagegen  ungflnstige  Erfolge  bei 
der  Sallcylsänrebehandlong  mit.  Er  behandelte, 
indem  er  jedes  Halbjahr  mit  dem  Mittel  wechselte, 
41  Fälle  mit  Kali  chlorieum  (6  Todesfälle),  23  mit 
Carbolsänre  (1  Todesfall)  und  15  mit  Salicylsäure 
(7  Todesälle),  in  allen  Fällen  fand  eine  energische 
Ealtwasserbebandlnng  daneben  statt.  In  einem  von 
den  15  SalicjlsäurefäUen  trat  eine  lethal  endende 
Nierenentzündung  ein.  Seh.  hält  daher  Carbol- 
Blore  bei  Diphther.  für  wirksamer  als  Salicylsäure, 
obwohl  ausser  J)r.  Wagner  (s.  den  folg.  Aufsatz 
von  Letzerich)  auch  Dr.  Fontheim  (Journ.  f. 
prakt.  Chem.  N.  F.  XI.  1875)  in  32  Fällen  durch- 
weg günstige  Erfolge  mit  Salicylsäure  beobach- 
tet hat 

Dr.  Ludwig  Letzerich  in  Braunfels  (Vir- 
ebow's  Arch.  LXIV.  1.  p.  104;  Juli  1875)  prüfte 
die  Wirkung  der  Salicylsäure  auf  die  in  Impfröhr- 
ehen  gezüchteten  Diphther.-Organismen  unter  dem 
Mikroskop.  Er  stellte  sich  verschieden  starke  Sali- 
eylsänrelöBungen  [1 : 1 — i  Alkohol  u.  40 — 480  Aq.] 
dar  und  sah  nach  Zusatz  eines  Tropfens  derselben 
die  kreisenden  lebhaften  Zickzackbewegungen  der 
Bakterien  je  nach  der  Stärke  der  Lösung  rasch  auf- 
boren; die  Plasmakugeln  verloren  an  Glanz  und 
zeigten  bald  doppelte  Gontouren,  während  das  Proto- 
plasma der  grossem  Plasmakugeln,  das  im  Begriff 
wir,  zu  Mikrokokken  sich  umzuwandeln,  oft  so 
Biassenhaft  mit  Luftbläschen  (Vacuolen)  durchsetzt 
enehien,  wie  sie  sonst  nur  nach  Einwirkung  von 
absolutem  Alkohol  beobachtet  werden.  Zwei  Impf- 
versache mit  Diphther.-Organismen,  denen  zwei 
Tropfen  der  stärksten  Salieylsäurelösung  (1:1: 40) 
SDgesetzt  waren,  blieben  erfolglos.  In  7  Fällen,  in 
denen  L.  die  Salicylsäure  bei  Diphtheritis  anwandte, 
war  der  Erfolg  gut  In  5  leichten  Fällen  von  Pha- 
lyBgealdiphtber.  (3  Erwachsene,  2  Rinder  von  11 
und  12  Jahren)  nützten  Qnrgelungen  mit  einer 
LöBung  von  1  Grmm.  Acid.  salicylic.  in  2  Ormm. 
Spir.  vini  rectifio.  in  250  Grnmi.  Aq.  dest.  ferv.  bin- 
nen 4  Tagen.  In  den  2  schweren  Fällen  verordnete 
Letzerich  erst  nur  innerlieh  2stündl.  0.3  Grmm. 
Acid.  salicyl.  et  Sacchar.  ana.  Es  besserte  sich 
^91  bis  zum  3.  Tage  das  Allgemeinbefinden,  aber 
die  Belege  waren  noch  in  ursprünglicher  Grösse  vor- 
luuiden.  Deshalb  wischte  L.  die  Tonsillen  ndt 
Sehwämmchen  ab  und  puderte  sie  dann  mit  trocke- 
ner Salicylsäure  ein,  worauf  die  Belege  schnell  ver- 
schwanden, so  dass  im  1.  Falle  nur  1,  im  2.  Falle 
2  Bestäubungen  ndthig  waren.  Ebenso  gute  Er- 
folge hatte  Dr.  W  a  g  n  e  r  in  Friedberg  in  15  Fällen 
(Joam.  f.  prakt  Chem.  N.  F.  XI.  Jan.  1876). 


Hierzu  giebt  L,  3  Thierexperimente.  Zwei  Kanin- 
chen, denen  er  die  Diphther.-Organismen  in  die 
Haut  ei^mpfte,  blieben  bei  innerlicher  Anwendung 
von  Salicylsäure  am  Leben.  In  beiden  Fällen  wur- 
den Mikrokokken  und  Salicylsäure  im  Harne  nach- 
gewiesen. Den  3.  Fall  gab  das  eine  der  gesun- 
deten Kaninchen  ab,  welches  in  die  Schleimhaut  der 
Oberlippe  u.  in  das  Lippenbändchen  geimpft  wurde. 
Am  3.  Tage  begann  L.  die  Sallcylsäurebehandlung, 
die  die  Ausdehnung  des  Processes  auf  die  Larynx- 
schlehnhaut  und  den  Tod  des  Thieres  nicht  verhin- 
dern konnte.  —  L.  schliesst  mit  der  Bemerkung, 
dass  man  sich  nicht  auf  die  innere  Verabreichung 
der  Salicylsäure  allein  verlassen  dürfe,  sondern  sie 
stets  lokal  anwenden  müsse. 

J.  L.  Smith  (Amer.  Journ.  of  Obstetr.  VIII. 
2;  Aug.  1875)  empfiehlt  thunlichst  frühzeitige 
Lokalbehandlung  der  Diphtherie,  da  wenigstens  im 
Anfapge  die  Schwere  der  Krankheit  stets  von  der 
Ausbreitung  der  Lokalafiektion  abhängt.  Die  Be- 
handlung hat  die  Umänderung  der  croupösen  Ent- 
zündung in  eine  kataiThalische  anzubahnen,  d.h.  die 
Elntzündung  zu  massigen.  Die  Erfahrung  hat  ge- 
zeigt, dass  die  diphtheritischen  Pseudomembranen 
das  spec.  Gift  in  impfbarer  Weise  enthalten,  u.  dass 
die  darüber  hillstreichende  Luft  mehr  oder  weniger 
mit  dem  Gifte  imprägnirt  wird.  Hierin  liegt  die 
Gefahr  der  Verbreitung  auf  Andere  und  der  Selbst- 
infektion (sekundäre  Larynzaffektion  bei  primärer 
Rachenaffektion).  Die  lokale  Behandlung  hat  also 
für  Desinfektion  des  Rachens  und  der  Nasenhöhlen 
zu  sorgen  und  die  Blutvergiftung  zu  verhüten.  Sie 
soll  schmerzlos  sein;  Sm.  führt  sie  mit  einem  langen 
Haarpinsel  aus.  Im  katholischen  Findelhause  wur- 
den in  den  ersten  5  Mon.  des  J.  1875  32  Kinder  an 
Diphtheritis  behandelt,  von  denen  nur  6  starben  (sie 
waren  mit  Ausnahme  eines  tödtllchen  Falles  sämmt- 
lich  von  Anfang  an  untersucht  worden;  der  betr. 
Kr.  wurde  dagegen  erst  am  6.  Tage  aufgenommen). 
Zu  den  Bepinselungen  (alle  2 — 3Std.)  empfiehlt  Sm. 
eine  Mischung  von  Sol.  Acidi  carb.  Gtt.  VI — VIII 
und  Liqu.  ferri  sulphurosi  12  Grmm.  und  30  Grmm. 
Glycerin.  Bei  Affektion  der  Schneider^echen  Mem- 
bran und  der  Nasenhöhlen  wird  ein  kleiner  Theil 
derselben  Flüssigkeit  mit  eben  so  viel  warmem 
Wasser  in  jedes  Nasenloch  aller  3—6  Std.  injidrt 
(Vs— Va  Theelöffel  voll).  Ausserdem  wird  Chinin 
0.06 — 0.12  Grmm.  je  nach  Alter  des  Kr.  und 
Schwere  des  Falles  gegeben  (4stündlich)  und  da- 
zwischen stündlich  Va — ^  Theelöfiel  voll  einer  Mi- 
schung von  Kali  chlor.  4 — 6,  Tinct.  feni  perohlor.  4, 
Syr.  simpl.  120  Gramm.  Zu  empfehlen  ist  der  Zu- 
satz einiger  Tropfen  Add.  muriaticum.  Während 
einiger  Minuten  nach  dem  Nehmen  der  Medicin  darf 
kein  Getränk  genossen  werden.  Verläuft  der  Fall 
günstig,  so  wird  nach  3 — 4  Tagen  dieselbe  Behand- 
lung weniger  häufig  angewendet,  jedoch  erst  aus- 
gesetzt, wenn  die  letzte  Spur  von  Entzündung  ge- 
wichen ist,  da  häufig  neue  Membranen  auftreten, 
wenn  die  Pharyngitis  noch  fortbesteht.    Schlüsslich 


280 


E  0  r  m  a  n  n ,  Behandlung  der  Diphtheriüs. 


genügt  eine  Lösung  des  chlors.  Kali  zum  Trinken  n. 
Gurgeln.  Treten  Zeichen  von  Allgemeininfektion  ein^ 
so  sind  Stimulantien  und  Tonika  neben  b^ter  Er- 
nährung indicirt.  Schreitet  die  Affektion  auf  den 
Kehlkopf  vor,  so  giebt  Sm.  ein  Brechmittel,  am 
liebsten  Cnprum  sulph.  in  Verbindung  mit  einem 
alkohol.  Stimulans;  Ipecacuanha  und  „hive  syrnp'^ 
sollen  als  deprimirend  vermieden  werden.  —  Diph- 
therit.  Paralysen  behandelt  S  m.  mit  Strychnin  und 
Tonicis,  meist  in  der  Form  des  Elix.  ferri  phospb., 
chinini  et  strychnini,  worin  auf  je  4  Grmm.  0.001 
Grmm.  Strychnin  enthalten  ist. 

R 0  b.  B  e  1 1  (Brit.  med.  Journ.  Jan.  29. 1876)  ver- 
ordnet, weil  die  Krankheit  leicht  zu  Prostration  führt, 
bei  Zeiten  Stimulantien  und  kräftige  Nahrung  in  Form 
von  Gallerten,  Suppen  und  Milch,  um  die  Natur  zu 
untejrstatzen.  Oertlich  wendet  er  eine  Lösung  von 
1  Theil  Carbolsäure,  3  Theilen  Ac.  sulphurosum  n. 
4  Th.  Liquor  ferri  sesquichlor.  in  30  Th.  Glycerin 
an,  zum  Einpinseln  oder  als  Spray  alle  2  Stunden. 
Dabei  lässt  er  den  Mund  fleissig  ausspülen  mit  einer 
schwachen  Lösung  von  Condy'scher  Flüssigkeit  in 
Wasser ;  innerlich  giebt  er  alle  2  Std.  einen  Dessert- 
löffel einer  Mixtiur  aus  Kali  chlor.  12.0,  Acidi  sulphu- 
rosi  14.0,Tinct.  ferri  perchlor.  12.0,  Glycerini  30.0 
Grmm.,  Aquae  dest.  q.  s.  ad  180.0  Grmm.,  selbst 
während  der  Nacht.  Seitdem  er  diese  Behandlungs- 
weise  anwendet,  hat  er  nur  2  Todesfälle  gehabt,  bei 
Kindern,  die  der  Kur  durchaus  widerstrebten. 

Bouchut  (Gaz.  des  Höp.  Janvier  1876)  er- 
zielte mittels  Schlunddusche  mit  Coaltar  saponini  de 
Leboeuf  und  kräftiger  Nahrung  in  einem  Falle  Hei- 
lung binnen  wenigen  Tagen.  Gegen  diphthentisdie 
Lahmung  empfiehlt  Bouchut  (Gaz.  des  Höp.  47. 
1880)  in  erster  Reibe  Tonika  (Gognac  oder  Bordeaux 
mit  Wasser,  Chinawein,  Chinaexti*akt  0.05  auf 
1  Grmm.  Lösung ;  —  Strychnin,  Nux  vomica,  Bru- 
cin  geben  nach  B.  keine  bessern  Resultate  alsOognac 
und  Chinin),  in  2.  Reihe  lokale  Excitantien  (Friktio- 
nen der  Beine,  aromatische  Dampfbäder,  Schwefel- 
oder Salzbäder,  Elektrisiren  des  Gaumensegels,  des 
Halses  und  der  Halswirbelsäule  mittels  des  constan- 
ten  oder  des  intermittirenden  Stromes ;  er  giebt  in- 
dessen dem  letztem  den  Vorzug).  Ausserdem  nützen 
Landaufenthalt,  frische  Luft,  Hydrotherapie,  See- 
bäder. 

Dr.E.Chenery  (Boston  med.  and  surg.Joura. 
XCIV.  p.  657.  June  6.  1876)  empfiehlt,  gestützt  auf 
158  Fälle  von  Diphtherie  und  auf  die  Theorie  einer 
zymotisohen  Blutvergiftung,  als  antifermentative  Be- 
handlung das  häufige  Verabreichen  von  Natr.  subsul- 
phurosum  (Hyposulphite  of  soda).  Er  giebt  0.3  bis 
0.9  Grmm.  (und  mehr)  in  Syrup  alle  2  bis  4  Stun- 
den, je  nach  der  Schwere  der  Erkrankung  und  dem 
Alter  des  Patienten.  Nebenbei  giebt  er  in  Milch 
5  Tropfen  bis  zu  2  Grmm«  einer  Tinktur,  die  er  frü- 
her allein  gab ;  er  nennt  sie  Tinct.  Myrrh.  compos. 
und  gewinnt  sie  durch  Digestion  von  Capsic,  Myrrh. 
pnlv.  und  Guaj.  pulv.  ana  30  Grmm.  mit  einem  Nö- 
sel  Alkohol.    In  keinem  der  mitgetheilten  Fälle,  die 


sehr  günstig  verliefen,  wurde  Alkohol  gegeben  [i 
in  der  Tinktur !   Ref.]. 

B.  Robinson  (Amer.  Journ.  ofObstetr.  IX.  2; 
June  1876)  suchte  nach  Stoffen,  welche  dieContagia 
oder  die  Bakterien,  die  er  nur  ftür  die  Träger  desCoi- 
tagium  hält,  zu  zerstören.  Carbolsäure  and  Stlicyl- 
säure  sind  nach  R.,  obwohl  sie  gute  Präservinmg»- 
mittel  und  Antimikrophytika  sind,  nicht  zu  den  DeB- 
infektionsmitteln  im  engem  Sinne  zu  rechnen ,  weil 
das  wirkliche  Gift  der  virulenten  Krankheiten  dordi 
sie  nicht  angegriffen  wird.  Diess  gilt  besonders  ?ob 
dem  giftigen  Princip  der  zymotischen  Krankheiten, 
zu  denen  ja  auch  Diphtherie  gehört.  Man  kann  nor 
wenige  der  sog.  Desinfektionsmittel,  wenn  flberhaopt 
irgend  eines,  in  einer  annähernd  genügenden  Menge 
geben,  um  die  ganze  Blutmasse  zu  desinfictren.  Des- 
halb will  R.  Mittel,  wie  Kali  hypermangan.,  AeÜ 
sulphuricnm,  sulphurosum  und  sulphocarbol.  bei 
der  Therapie  der  Diphth.  weggelassen  wissen.  Aach 
Chinin  muss  in  schnell  steigenden  Dosen  gegdieB 
werden,  die  nicht  jeder  Fat.  ohne  Gefahr  vertritt. 
Man  muss  sich  eben  mit  kleinen  Mengen  der  sehwef- 
ligsauren  und  sulphocarbolsauren  Salze  and  des  Chi- 
nin begnügen. 

Dr.  W.  H.  Wright  zu  Skelmersdale  (Ltoeet 
II.  1 ;  Jniy  1876)  hat  mit  der  lokalen  Anwendung 
einer  Lösung  von  1  Gewichtstheil  Ac.  carbol.  naf 
6  Glycerin  günstige  Erfahrungen  gemacht.  Bei 
einer  Diphtheritisepidemie  hat  W  r.  bei  der  Behand- 
lung mittels  Einpinselung  dieser  Lösung  nur  einei 
tödtlich  verlaufenen  Fall  gehabt,  und  auch  in  diesen 
Falle  trifft  die  Schuld  nur  die  Nachlässigkeit  der  Ei- 
tern, die  zu  spät  ärztliche  Hülfe  suchten. 

Dr.  C.  Pauli  (Jahrb.  f.  Krkh.  N.P.  X.  p.2l7. 
1876)  behandelte  ein  13  Mon.  altes  Bdädchen  md 
einen  2  J.  alten  Knaben  auDiphther.  mitSalicyisiaTe 
(innerl.  0.05  bis  0.1  Grmm.  2stündl.  in  Pulverfona). 
Gegen  W.  W  a  g  n  e  r  's  Behauptung  (Prakt.  Beobteb- 
tungen  über  die  Wirkung  der  Salicylsäure.  Allg.med. 
Centr.-Ztg.  17.  Febr.  1875)  war  er  gezwungen,  in 
1.  Falle  ein  Brechmittel  zu  geben,  als  Heiserkdt  i. 
bellender  Husten  einen  sehr  hohen  Grad  mM 
hatten. 

Nach  J.Eisenschitz(WiMer  med.  Wdinsehr. 
XXVII,  3  u.  4.  1877)  muss  man  zuerst  den  lokiles 
ELrankheitsherd  zerstören,  wozu  die  Aetzmittel  nor 
bei  noch  nicht  ausgebreitetem  Krankheitsherde  in 
Anfang  verwendbar  sind.  In  spätem  Stadien  W 
man,  um  dieser  Indikation  zu  genügen,  durch  An- 
wendung der  Antiphlogose  (Eisumschläge,  iVt^MW^' 
sehe  Halsbinden),  durch  Desinfektion  der  Krankheit- 
herde  (Kali  hypermang.,  Carbolsäure,  Pepsn,  Siü- 
cylsäure,  Liq.  ferri  sesquichlor«,  Lösungen  schvef* 
liger  Säure  und  schwefligsaurer  Salze),  sowie  diirdi 
Anwendung  von  Medikationen,  die  den  Ablaof  dei 
lokalen  Processes  zu  beschleunigen  suchen  (beieBe 
Wasserdämpfe,  wie  sie  Oertel  und  Hauke  em- 
pfahlen, Brom-Bromkalium,  Carbolsäure,  HOehsiBi^ 
Kalkwasser,  Einreibungen  von  Ungt.  cinereoni)'  £* 
wendet  nur  da,  wo  Gurgelungen  nicht  richtig  tf^ 


Kor  mann,  Behandlung  der  Diphtheritis. 


281 


fllbrt  werden  können,  Bepinselangen  (aller  2 — 4  St.) 
aD,  bei  denen  aber  jedes  starke  Abschenem  des  Epi- 
thels zu  vermeiden  ist.  Sind  solehe  bei  Kindein 
nieht  ausfahrbar,  so  muss  man  sich  mit  dem  Ver- 
schlacken der  desinficirenden  Mittel  in  schwachen 
Lösungen  begnügen.  Hierzu  sind  Salicylsäure  und 
salieylsaure  Salze  noch  am  meisten  zu  empfehlen. 
Einspritzungen  in  die  Nase  mttssen  schnell  so  voll- 
filhrt  werden,  dass  ein  möglichst  grosser  Theil  der 
iDJektionsfHlssigkeit  durch  den  offenstehenden  Mund 
wieder  abfliessen  kann.  —  Das  Allgemeinleiden  wird 
dnrch  gute  Ernährung,  Chinin,  Chinawein  (Extr. 
Chin.  frigide  parat,  in  Wein),  starke  Weine,  Cognac, 
Aether,  bes.  Essigäther,  wirksam  bekämpft.  Die 
Bettlage  soll  so  lange  eingehalten  werden,  bis  sich 
die  Rinder  wirklich  erholt  haben.  Den  Vorschlag, 
mittels  heisser  Bäder  und  Ein  Wicklungen,  sowie  Ver- 
abreichung von  vielem  Getränk  die  Diphtheriepilze 
ans  der  Blutbahn  durch  die  Nieren  zu  entfernen,  be- 
leichnet  E.  als  kaum  ausführbar.  —  Bei  dem  Diph- 
ther.-Oronp  hängt  die  Indikation  zur  Tracheotomie 
davon  ab,  ob  noch  Aussicht  auf  Genesung  vorhan- 
den und  ob  die  Stenose  der  Luftwege  eine  solche  ist, 
dass  von  ihr  eine  unmittelbare  Gefahr  droht. 

Dr.  Ad.  Wertheimber,  der  in  seiner  bekann- 
ten Monographie  (die  Schlunddiphtherie  1870)  die 
Behandlung  der  Diphth.  mit  Carbolsäure  und  Aq. 
Calcis  empfohlen  hat,  bemerkt  (Bayer,  ärztl.  Intell.- 
Bl.  XXIV.  6 ;  Febr.  1877),  dass  nach  seiner  Erfah- 
rnng  Salicyhäure  und  salieyU.  Natron  keinen  nen- 
nenswerthen  Vorzug  darbiete.  Gflnstigern  Erfolg 
hatten  die  Versuche  mit  der  Borsäure,  die  bei  8  Kr. 
(zwischen  4  und  9  Jahren)  durchweg  gute  Dienste 
leistete.  Anfangs  liess  W.  nebenbei  Eispillen  schlu- 
cken, die  diphth.  Plaques  tägl.  2 — dmal  mit  einer  Lö- 
sung von  1  Qrmm.  Acid.  carbol.  cryst.  inSpirit.Vinirec- 
tif.n.Glycerin.  ana  10  einpinseln  u.  die  Borsäure  zur 
Gargelung  in  der  Stärke  von  1 :  25 — 30  Wasser 
gebrauchen.  Wo  Gnrgelungen  nicht  möglich  waren, 
worden  damit  Injektionen  ausgeführt  (in  die  Nase 
mit  Weber 's  Nasendusche).  Schlflsslich  hat  W. 
das  cblors.  Kali  ganz  weggelassen  und  innerlich  nur 
Chinin,  Wein,  Kaffee  etc.  gegeben.  Bei  häufigem 
Verschlncken  der  Borsäure  kann  Erbrechen  und  Ma- 
genschmerz auftreten.  Zwischen  den  einzelnen  Gur- 
gelangen müssen  stets  die  nöthigen  Ruhepausen  ge- 
laasen werden.  Alles  Zerren  an  gelösten  Membranen 
ist  zn  vermeiden,  ebenso  das  Aetzen. 

Aach  Prof.  Franz  Seitz  in  München  (Bayer, 
tetl.  Intell.-Bl.  XXV.  30.  1878)  empfiehlt  die  ort- 
liehe  Anwendung  der  Borsäure,  welche  übrigens 
schon  vonDr.  Vogel  in  Eisleben  (Allg.  med.  Centr.- 
%  99.  100.  1876)  mit  Erfolg  angewendet  wor- 
den ist. 

Dr.  H.  T.vonBecker  (Zur  Pathol.  u.  Ther. 
^'  Racbendiphtherie  u.s.  w.  Wien  1877.  Braumüller, 
^gl.  Mittheil.  d.  Ver.  d.  Aerzte  in  Nieder-Oesterr. 
ffl.  Febr.,  März  1877)  richtet  die  Behandlung  nach 
^«a  Lokalleiden  und  dem  Allgemeinleiden.  Dieio- 

Ked.  Jahrbb.  Bd.  192.  Hfk.  3. 


kalbehandlung  zerßlllt  in  die  chirurgische  (Aus- 
kratzen, Auslöffeln,  Tonsillotomie),  in  die  chemische 
(Aetzung,  Auflösung  der  Pseudomembranen)  und  in 
die  Desinfektionsbehandlung  (Kali  chloricnm  und  hy- 
permanganicum,  Chlor,  Carbolsäure,  Salicylsäure). 
Das  Neurin  wirkt  nach  v.  B.  stärker  auflösend  auf 
die  Exsudatmassen  als  irgend  eines  der  andern 
bekannten  Mittel,  auch  soll  der  Gestank  aus  dem 
Munde  bei  Anwendung  desselben  keinen  hohem 
Grad  eiTcichen.  Das  Allgemeinbefinden  der  mit 
Neurin  behandelten  Kranken  war  trotz  hochgradiger 
Entwicklung  der  lokalen  Erkrankung  gut.  —  Gegen 
die  entzündlichen  Initialerscheinungen  ist  die  Anwen- 
dung von  Kälte  angezeigt,  aber  nur  bis  der  Belag 
sich  abgrenzt.  Die  Abstossung  der  Membranen 
wird  befördert  durch  Anwendung  von  Wärme 
(0  e  r  t  e  1) .  Die  Luft  wurde  von  dem  Ha  u  k  ersehen 
pneumatischen  Apparate  durch  einen  Kessel  sieden- 
den Wassers  geleitet ,  daselbst  auf  die  Tempera- 
tur von  40 — 50®  R.  gebracht  und,  mit  Wasserdampf 
gesättigt,  durch  ein  vom  Kessel  abgehendes  Kant- 
schukrohr  mittels  einer  langen  Kautschukkanüle  di- 
rekt auf  die  erkrankte  Rachenpartie  geleitet.  Die 
Allgemeinbehandlung  richtet  sich  gegen  das  Fieber 
(Chinin,  bez.  salicyls.  Natron)  und  gegen  die  Sym- 
ptome der  Blutvergiftung  (heisse  Bäder,  Excitantien). 

Dr.  Rud.  Tauszky  (The  Clinic  XH.  10; 
March  1877)  behandelt  die  Diphth.  als  einen  putri- 
den Process  mit  Desinfektionsmitteln,  die  bei  Croup 
unnöthig  sind.  Man  muss  bei  Diphtheritis  die  Ver- 
mehrung und  das  Wachsthum  der  in  so  grosser 
Menge  vorhandenen  Organismen  verhindern,  muss 
aber  diese  Mittel  zeitig  anwenden,  sobald  die  ersten 
Zeichen  der  Putrefaktion  —  die  Bildung  der  diphth. 
Membranen  —  sichtbar  sind. 

Bezirksarzt  Carl  Stadler  zu  Szombathely 
(Med.-chir.  Centr.-Bl.  XII.  27—29.  JuU  1877)  be- 
spricht die  infektiöse  Diphtherie  als  Allgemeinleiden, 
welches  in  manchen  Epidemien  aller  Mühe  und  Um- 
sicht spottet.  In  je  einer  Ortschaft  des  Komorner 
und  Vesprimer  Comitats  heiTschte  die  Diphtherie 
epidemisch.  Fast  alle  Kranke  starben,  sowohl  be- 
handelt, als  nicht  behandelt.  Elende  Wohnungen, 
Armnth  und  Indifferentismus  der  Bevölkerung  er- 
scheinen als  wahrscheinliche  Ursache  der  schlechten 
Ausgänge.  St.  theilt  3  interessante  Fälle  mit,  in 
denen  die  Anwendung  der  verschiedensten  Antisep- 
tika und  Desinficientia  den  gleichen  Erfolg  hatte. 

1)  In  einem  Orte«  wo  vielleicht  noch  nie  Diphtherie 
vorgekommen  war,  erkrankte  ein  4jähr.  Mädchen  an 
gastoisehen  Erscheinnngen  und  bald  an  ranh  tönendem 
Hnsten.  Hinter  der  linken  Tonsille  fand  St.  ein  kleines 
granweisses,  fest  haftendes  Exsudatklümpchen.  Sofor- 
tige Entfernung  von  2  Kindern  nnd  2  Erwachsenen  ans 
dem  Hause.  Das  erkrankte,  aber  fieberlose  Kind  erhielt 
Eisumsohläge  um  den  Hals,  Chinin,  EispiUen ;  Mund  nnd 
Rachen  wurden  mit  Lösung  von  chlors.  Eali  gewaschen. 
Binnen  3  Tagen  breitete  sich  der  Process  weiter  aus,  be- 
sonders über  den  Larynx,  so  dass  der  Erstickungstod 
eintrat. 

36 


282 


K  0  r  m  a  D  n  y  Behandlnng  der  Diphtheriüs. 


2)  SJähr.  Knabe,  Kind  der  Eltern,  zu  denen  die  4 
Glieder  der  Familie  des  ersten  Falles  gebracht  worden 
waren,  erkrankte  unter  grosser  Hitze  und  Unruhe.  Bei 
der  Untersuchung  waren  bereits  diphth.  Belege  im  Rachen 
vorhanden.  Aller  3  Minuten  Eiscompressen,  Sstündlich 
Ausspritzen  der  Rachen-  und  Nasenhöhle  mit  Kalkwasser, 
Anfangs  Touchiren  des  Rachens  mitGlycerin-Carbolsanre- 
mischung.  Innerlich  Chinin  und  Lösung  von  Chlors. 
Kali  abwechselnd.     Tod  am  6.  Tage  an  Laryngostenose. 

3)  Von  den  3  Kindern  der  ersten  Familie  war  ein  zwei- 
tes bereits  gestorben,  als  das  dritte,  ein  6jähr.  Mädchen, 
erkrankte.  Volle  2  Wochen  litt  es  an  katarrhalischer 
Affektion  der  Rachenschleimhaut  mit  continuirlichem  Fie- 
ber, gurgelte  mit  Lösung  von  chlors.  Kali,  erhielt  Chinin 
und  wurde  täglich  untersucht.  Erst  8  Wochen  nach  Er- 
krankung des  ersten  Kindes  zeigte  sieh  ein  diphth.  Beleg 
auf  der  Tonsille.  Wegen  des  Missgeschicks  in  den  ersten 
2  Fällen  wurde  dieses  Kind  nun  homöopathisch  behan- 
delt ;  es  starb  ebenfalls. 

S  t.  macht  besonders  dai*aaf  aufmerksam ,  dass, 
trotzdem,  dass  die  Infektion  der  3  Kinder  (Fall  1  u. 
3)  wahrscheinlich  za  gleicher  Zeit  stattfand ,  doch 
beim  2.  Kinde  die  Krankheit  12  Tage,  beim  3.  erst 
20  Tage  nach  Erkrankung  des  ersten  ausbrach.  Die 
Erfolge  der  Therapie  anderer  Aerzte  sucht  St.  in 
dem  Charakter  der  Fälle  selbst. 

Prof.  E.  Wagner  (Die  croupöse  u.  diphther.  Ent- 
zündung des  weichen  Oaumens.  Ziemasen's  Handb. 
der  spec.  PathoL  u.  Therapie.  VII.  Bd.  1.  Hälfte. 
2.  Aufl.  1878)  fordert  an  erster  Stelle  strenge  Isoli- 
mng  der  Kranken,  Temperiren  und  Ventilation  der 
Krankenzimmer.  Leider  kann  das  Fortschreiten  der 
Rachenaffektion  auf  den  Larynx  durch  kein  Mittel 
verhindert  werden.  An  Stelle  der  frühem  Aetz- 
behandlung,  die  leicht  zur  Verletzung  gesunder 
Theile  führt,  wendet  man  zweckmässig  lösende  (Kalk- 
wasser, Milchsäure,  kohlens.  Lithion,  Pepsinlösung) 
und  specifische,  entweder  desinficirende  oder  para- 
siticide  Mittel  an  (Insufflationen  oder  Inhalationen  von 
Alaun,  Tannin,  Schwefelblnmen,  Kali  chloric,  Carbol- 
säare,  Salicylsäure,  schwefliger  Säure,  verschiedenen 
sulphocarbols.  Salzen,  Jod,  Brom,  Kali  hypermangan., 
Zinnober,  Wasserstoffsuperoxyd,  Schwefeläther,  Gly- 
cerin,  Spir.  rectificatissimus).  Stets  ist  fleissiges 
Reinhalten  sehr  zu  empfehlen.  Von  Seiten  der  all- 
gem.  Behandlung  fordert  W. ,  dass  auch  bei  der 
leichtesten  Form  Bettlage  eingehalten  wird.  Die  Diät 
soll  auch  bei  hohem  Fieber  nicht  entziehend  sein ; 
Spirituosen,  besonders  bei  adynamischen  Zuständen, 
ausserdem  Eisen,  Chmin,  Kali  chloricum,  Natr.  bi- 
carb. ,  allein  oder  mit  Natron  nitr.  oder  salicyl. ; 
Kaltwasserbehandlung  nur  bei  mehrtägigem  Fieber 
und  leidlichen  Kräften.  In  schweren  Fällen  nach 
D  e  m  m  e  Transfusion. 

Dr.  A.  Kien  in  Strassburg  (Oaz.  m^d.  de 
Strassb.  1.  —  Bull,  de  Th6r.  C.  p.  88.  Janv.  30. 
1880)  behandelt  die  Diphtheritis  mit  bemoeaaurem 
Natron,  das  viel  besser  als  Carbolsäure  antiseptisch 
wirken  soll ;  von  1 2  Kr.  starb  bei  dieser  Behandlnng 
keiner.  K.  gab  Kindern  bis  zu  1  J.  stündlich  dnen 
Esslöffel  einer  ^/^proc,  Kindern  von  1 — 3  J.  eben- 
soviel einer  7 — 8proc.,  Kindern  von  3 — 7  J.  einer 
8— lOproc.,  von  7—14  J.  einer  10— löproc.,  Er- 


wachsenen einer  ll-~17proe.  Lösung;  aosBerdtto 
verordnete  er  Gurgelungen  mit  einer  öprocLöBODg. 

Dr.  L.  M.  Reu  SS  (Joum.  de  Th^.  VII.  10. 
p.  389.  Mai  25. 1880)  betont,  dass  man  noch  inmer 
nicht  einig  sei,  ob  die  Krankheit  zu  den  septisdia 
oder  zu  den  parasitären  Affektionen  zu  rechnoi 
sei,  doch  verhalten  sich  dem  benzoösauren  Natm 
gegenüber  beide  Theorien  zustimmend ,  denn  du 
Mittel  ist  ebensowohl  ein  gutes  Antiseptikum,  all 
ein  gutes  Antipai*aaitikum.  Die  Behaupftmig,  dm 
Letzerich  der  Erste  gewesen  sei,  der  das  bea- 
zo^s.  Natron  anwendete,  scheint  Ref.  nicht  gtn 
richtig,  wenn  er  auch  der  Erste,  war,  der  genaoe 
Dosirungen  ftlr  alle  Lebensalter  aufstellte.  ^) 

Dr.  Moise  Misrachi  in  Salonichi  (6az.  dei 
H5p.  117.  1880)  hat  bei  Anwendung  von  betizcä, 
Natron  in  6  Fällen  Heilung  erzielt.  In  einem  Falk 
handelte  es  sich  um  eine  schwere  Diphth.  des  Larynx 
und  der  Trachea,  wobei  das  Mittel  sich  besoadefs 
wirksam  zeigte,  obwohl  es  abwechselnd  mit  anden 
Mitteln  gegeben  wurde.  Auch  von  andern  Aenteo 
erhielt  M.  Mittheilnngen  über  die  günstige  Wirkoiig 
dieses  Mittels. 

Dr.  Michel  zu  Wintertimr  (Jahrb.  f .  Khkde. 
N.  F.  XVI.  p.  35.  1880)  ist  der  Ansicht,  dass  wir, 
so  lange  als  das  Wesen  der  Diphtheritis  noch  nicht 
genau  bekannt  ist,  mit  Mitteln  noch  am  weitesiia 
kommen,  welche  die  in  der  Membrmn  vor  adi 
gehende  Zersetzung  zu  massigen  im  Stande  siiil. 
Aus  diesem  Grunde  —  nicht  etwa  um  Pilzentwicke-  \ 
Inng  zu  hindern  —  benatzt  M.  den  Iproc.  CarM 
9pray  zur  Inhalation,  die  altem  ELranken  weg« 
ihrer  kühlenden  Wirkung  oft  sehr  angenehm  wir 
und  auch  für  Kinder,  sobald  sie  daran  gewöhnt  siiri, 
eine  leichte  Anwendungsweise  darstellt.  Bd  Naaei- 
bluten  wnrde  Glycerin  mit  Liqu.  ferri  aesqoieblor. 
gegeben.  Dass  dieses  Mittel  als  Tonikam  dieoeD 
kann,  scheinen  jedoch  die  von  M.  beobachtetes 
Fälle  keineswegs  zu  beweisen.  Bessere  Wirking 
sah  er  von  Stimulantien  (Wein),  mit  denen  man  nie 
frühzeitig  genug  beginnen  kann.  Bei  WiedeAehr 
der  Esslust  muss  dieselbe  Vorsicht  eingehalten  wer- 
den wie  nach  einem  Typhös.  Alle  Mittel,  die  hier 
nicht  erwähnt  sind,  Hessen  M.  im  Stiche,  wenn  fk 
auch  zuweilen  eine  Zeit  lang  Scheinerfolge  gehabt 
hatten. 

George  Hill  in  Hnghesville  (PhOad.  mei 
and  surg.  Repoiier  XLII.  15.  p.  310;  April  10. 
1880)  erwähnt,  dass  in  seiner  Gegend  die  Diphtherie 
erst  seit  dem  Jahre  1856  aufgetreten  sei,  während 
er  vorher  in  ISjähr.  Praxis  keinen  dnzigen  Fall 
zu  verzeichnen  gehabt  habe.  Die  Behandlang,  voi 
welcher  H.  in  einer  Reihe  von  Fällen  befriedigeBdep 
Erfolg  gesehen  hat,  besteht  in  der  YerabreiefaBog 
einer  Mischung  von  Aqua  chlorata  60,  Nair.  solpho- 

1)  Wegen  der  Mittheilangen  über  dieBehaadlinigder 
Diphtherie  mit  Natr.  bensoicum  von  Klebs,  Lette- 
rieh,  L.  Hofmann,  K.  Kiehn  verweisen  wir  tsf 
Jahrbb.  CLXXIX.  p.  15;  CLXXXH.  p.l86a.CLXniX* 
p.  233. 


E  0  r  m  a  n  n ,  Behandlang  der  Diphtheritifl. 


283 


GArboI.  7.5  y  Glycerin.  30  mit  Aq.  dest.  q«  s.  ad. 
Grmm.  120  —  28tttiidl.  2  Theeldffel  mit  Wasser 
verdflnnt,  sowie  von  Schwefel  mit  Syrap  als  Ape- 
lieDS.  Aensseriich  wendete  H.  theils  Einblasungen 
von  Tannin  y  theils  Gurgelungen  mit  concentrirter 
Eochsalzldsnng ,  theils  Inhalationen  von  Dämpfen 
uDgelösehten  Kalks  an.  Diese  letztern  werden  in 
der  Wdse  entwickelt,  dass  man  45  Grmm.  unge- 
Hsohten  Kalk  in  einem  Zinntiegel  mit  einer  halben 
Finte  kalten  Wassers  flbergiesst,  über  den  Tiegel 
einen  Trichter  stülpt,  an  dessen  Ende  ein  Rohr  mit 
beweglichem  Mundstück  befestigt  ist,  vermittelst 
dessen  die  sich  entwickelnden  Dämpfe  ^/^  Std.  lang 
inhalirt  werden.  H.  empfiehlt  diese  Ealkinhalatio- 
oen  jedoch  nur  da,  wo  es  darauf  ankommt,  durch 
deren  kaustische  Wirkung  eine  schnellere  Exfolia- 
tion der  diphtheritischen  Beläge  zu  erzielen ;  in  ge- 
wöhnlichen Fällen  genügte  ihm  ein  heisser  Aufguss 
von  Salbei  oder  Hopfen.  Von  der  örtlichen  Behand- 
lang mit  Jodtinktm*,  Eisentinktur,  Höllensteinlösnng 
Q.  A.  glaubt  H.  abrathen  zu  sollen,  da  sie  sehr 
oft  Veranlassung  zu  schweren  Nacherkrankungen 
geben.  Ebenso  erklärt  er  sich  entschieden  gegen 
die  in  seiner  Gegend  übliche  Behandlung  mit  Brannt- 
wem  (Whisky). 

Kreiswandarzt  Dr.  Walbaum  zu  Gerolstein 
(Allg.  med.  Centr.-Ztg.  XLIX.  76.  1880)  sah  gute 
Erfolge  von  der  möglichst  gründlichen  und  häufigen 
Berieselung,  resp.  Ausspülung  der  erkrankten  Pha- 
rynx« und  Nasenhöhlenschleimhaut  mit  antisept.  Lö- 
sungen, von  denen  er  eine  4proc.  Salicylsäurelösung 
bevoRUgte.  Er  applicirte  sie  am  Tage  alle  2,  in 
der  Nacht  alle  3 — 4  Std.  mittels  der  Nasendusche, 
worauf  er  stets  eine  noch  gründlichere  Ausspülung 
But  lauem  Wasser  folgen  Hess.  Als  Nasendusche 
verwendete  er  einen  elastischen  Katheter  mit  luft- 
dicht darauf  passendem  Trichter.  Ausserdem  ver- 
<vdnete  er  Eisumschläge  um  den  Hals,  Eispillen  und 
benzoös.  Natron  (2stündl.  einen  Einderlöffel  einer 
6proe.  Lösung)  und  Sherry  in  grossen  Gaben. 

Die  Behandlungsweise  von  Dr.  Val.  Rigauer 
(Die Diphtherie  u.  ihre  Behandl.  durch  das  kalte  Nasen- 
btd.  Leipzig  1880.  P.  0.  W.  Vogel.  8.  98  S.  mit 
2  Tafeln)  besteht  im  Wesentlichen  in  der  Verwen- 
dung der  Antiseptika  und  der  Kälte,  die  zugleich 
uitiseptisch  und  anästhesirend  wirkt;  das  kalte 
Kasenbad ,  das  R.  empfiehlt,  bewirkt  aber  ausser- 
dem auch  noch  Reinigung  der  Nase  u.  des  Schlundes. 
E«  wird  i/a — ^liMndL  in  der  Weise  angewendet, 
d«N  mittels  eines  Thee-  oder  Esslöffels  mit  abge- 
randetem  Rande  kaltes  Wasser  in  die  Nase  einge- 
gossen und  dann  verschluckt  wird;  man  kann  in- 
dessen auch  kleine  Zinnspritzen  mit  konischem  Aus- 
floflsende  zur  Einspritzung  in  Mund  und  Nase  ver- 
wenden. Id  der  letzten  Zeit  benutzte  R.  zu  diesen 
Naaenbädern  Emser  Wasser.  Als  Antiparasitikum 
verwendet  er  eine  2*/9proc.  Carbolsäurelösung,  theils 
zoffi  Einpinseln,  theils  zum  Gurgeln  und  Einziehen 
in  die  Nase ;  auch  von  Borsäure  sah  er  guten  Er- 
%•    Nur  bei  Erkrankungen  des  Kehlkopfs  und 


der  Luftröhre  lässt  er  Inhalationen  machen.  Bei 
Nasendiphtheiie  lässt  er  stets  erst  3 — 4mal  hinter 
einander  kaltes  Wasser  oder  Eiswasser  in  die  Nase 
eingiessen,  ehe  er  einen  Theelöffel  voll  von  einer 
antisept.  Lösung  (1 — 2proc.  Lösung  von  Kali  chlor., 
3proc.  Borsäurelösung)  eingiesst.  R.  glaubt,  dass 
die  Nasendiphtherie  durch  das  Eiswasseruasenbad 
allein  geheilt  werden  kann,  wenn  septische  und 
schwere  Gehimsymptome  noch  nicht  vorhanden  sind. 
Bei  ausgesprochener  Larynxdiphtherie  sah  R.  nie 
Heilung  ohne  Tracheotomie  eintreten,  die  er  sofort 
nach  dem  ersten  Stickanfalle  ausgeführt  wissen  will 
(das  Nähere  ist  im  Original  nachzusehen).  Ausser- 
dem empfiehlt  auch  R.  kräftige  Nahrung,  Cognac 
und  Schaumwein. 

Dr.  Edwin  Burd  zu  Lisbon,  Jowa  (Philad. 
med.  and  surg.  Reporter  XLIIL  21.  p.  445.  Nov. 
1880)  beobachtete  in  8  Fällen,  die  er  mit  Natron 
aubsulphurosum  behandelte,  sehr  gflustigen  Verlauf. 
Er  giebt  einem  5jähr.  Kinde  4stündlich  (Tag  und 
Nacht)  1  Theelöfel  einer  Mixtur  aus  10.5  Gimm. 
Nati*.  subsulphurosum,  2.0  Grmm.  Chin.  sulph.  und 
120.0  Grmm.  Spir.  frumenti;  nebenbei  lässt  er 
4stündlich  1  Kaficelöffel  (Tag  und  Nacht)  einer 
Mixtur  aus  8.0  Grmm.  Kali  chlor.,  8.0  Grmm. 
Tinct.  fem  perchlor,  und  120.0  Grmm.  Syr.  simplex 
nehmen  und  ausserdem  wiederholt  am  Tage  Ein- 
stäubungen von  Schwefel  machen.  Er  hofft;  mit 
dieser  Behandlung,  wenn  sie  zu  rechter  Zeit  in  An- 
wendung kommt,  in  jedem  Falle  Heilung  erzielen 
zu  können.  Für  die  Ursache  der  Krankheit  hält  er 
Bakterien. 

Dr.  J.  R.  Black  zu  Newark,  Ohio  (Philad. 
med.  and  surg.  Reporter  XLIIL  26.  p.  551.  Dec. 
1880)  geht  von  der  Ansicht  aus,  dass  jedes  diphthe- 
ritische  Exsudat  mit  constitutioneller  Erkrankung 
auftritt ;  wo  diese  fehlt ,  handelt  es  sich  nicht  um 
diphtheritische  Auflagerungen.  Croup  und  Diphth. 
hält  Bl.  für  verschiedene  Krankheiten,  trotzdem, 
dass  der  pathologische  Anatom  sie  eben  so  wenig 
unterscheiden  kann,  wie  ein  syphilitisches  und  ein 
nicht  syphilitisches  Geschwür,  sobald  er  nicht  durch 
den  Verlauf  des  Falles  einen  Anhaltspunkt  hat. 
Wenn  er  weiterhin  die  Verschiedenheiten  der  Er- 
scheinungen bei  beiden  Krankheiten  in  Tabellenform 
sich  gegenüberstellt,  so  kann  uns  nur  ein  Punkt 
wundern,  nämlich  der  Ausspruch,  dass  die  infektiöse 
Diphth.  ihren  primären  Sitz  stets  unabänderlich  in 
den  Tonsillen ,  der  nicht  infektiöse  Croup  aber  im 
Larynx  habe !  Die  Behandlungsweise  B  l.^s  besteht 
in  2  mal  täglich  wiederholtem  Auspinseln  der  Rachen- 
gebilde mit  folgender  Mixtur :  Glycerini  1 5.0,  Tinct. 
jodi  2.0,  Acidi  salicylici  1.2  Gramm.  —  Ist 
die  Nasenhöhle  in  Mitleidenschaft  gezogen,  so  lässt 
Bl.  Einspritzungen  mit  einer  Flüssigkeit  machen, 
welche  auf  4  Grmm.  Carbolsäurelösung  [wie  stark  ?] 
28  Grmm.  einer  saturirten  Lösung  von  chlors.  Kali 
enthält.  —  In  prophylaktischer  Beziehung  macht  B 1. 
noch  eine  sehr  treffende  Bemerkung,  dass  nämlich 
die  Kranken  vermeiden  sollen,   die  sich  lösenden 


284 


E  0  r  m  a  n  D ,  BebandluDg  der  Dipbtheritis. 


diphtheritiflchen  Massen  aaf  den  Fassboden  oder  auf 
Teppiche  auszuspucken^  weil  von  da  aus  die  ganze 
Familie  angesteckt  werden  kann,  sobald  das  £xpek- 
torirte  getrocknet  ist  u.  als  Staub  mit  der  Atmosphäre 
in  die  Luftwege  der  bisher  Gesunden  eindriogt. 

Dr.  R.  W  e  i  8  e  (Berl.  klin.  Wchnschr.  XVIII. 
4 ;  Jan.  1881)  wendet  die  antiseptische  Behandlung 
an  und  hatte  seit  Ostern  1879  keinen  Todesfall.  Er 
betont  dabei,  dass  man  mit  unschädlichen  Antisep- 
ticis  vollkommen  günstige  Resultate  erreicht.  Er 
lässt  mit  einer  20proc.  Salicylsänreldsung  gurgeln 
oder  dieselbe  mit  einem  von  ihm  erfundenen,  eine 
Combination  von  Mundspatel  und  Sprayapparat  dar- 
stellenden Instrument  (s.  d.  Abbildung  im  Original) 
inhaliren.  Die  dazu  benutzte  Lösung  besteht  aus 
Acidi  salicyl.  2.0,  Spir.  vini  rectif.,  Glycerini  ana 
50.0  Gramm.  Eine  halbe  Stunde  später  giebt  er 
1  Theelöffel  üngarwein,  wieder  ^a  Stunde  später 
1  Theelöffel  einer  2  Vaproc.^  Lösung  von  Natr.  ben- 
zoicum ,  dann  abermals  Va  Std.  später  Ungarwein 
und  darauf  wh*d  nach  Va  ^^^'  ™i^  ^1°^^  ^/sproc. 
wässrigen  Salicylsäurelösung  gegurgelt.  Dann  wie- 
derholt sich  derselbe  Turnus.  Nebenbei  kräftige  Er- 
nährung. 

Dr.  James  B.  Ayer  (Boston  med.  and  surg. 
Journ.  CV.  22.  p.  513;  Dec.  1881)  wendet  zur 
lokalen  Behandlung  die  Bepinselung  der  Pseudo- 
membranen mit  einer  Lösung  von  8.0  Liqu.  ferri 
subsulph.  u.0.50Ac.carbol.  (fortius)  in  30.0  Grmm. 
Glycerin  an.  Anfangs  mischt  er  gleiche  Theile  Wasser 
hinzu  und  sucht  mit  dem  Pinsel  unter  die  Pseudo- 
membranen zu  gelangen.  Bei  Nasendiphth.  spritzt 
A.  aller  3 — 4  Std.  eine  Lösung  von  24  Tropfen 
Acid.  carbolic.  in  60.0  Glycerin  und  180.0  Wasser 
in  die  Nase  ein.  Einathmungen  von  Dämpfen,  5  bis 
10  Min.  lang,  alle  Stunden,  Tag  und  Nacht  häufig 
wiederholt,  sind  von  grosser  Wichtigkeit  u.  ersetzen 
vollständig  das  Gurgeln.  Dazu  verwendet  A.  gleiche 
Theile  einer  2proc.  Carbolsäurelösung,  einer  gesättig- 
ten Lösung  von  chlors.  Kali  und  Kalkwasser ;  auch 
eine  schwache  Alkohollösung  kann  zu  diesem  Zwecke 
verwendet  werden.  —  Die  Allgemeinbehandlung  hat 
die  Schwäche  vor  allen  Dingen  mit  den  bekannten 
Mitteln  zu  bekämpfen ;  von  alkohol.  Mitteln  giebt  A. 
Kindern  je  nach  dem  Alter  alle  2,  3 — 4  Std.  einen 
Theelöffel  voll  Branntwein.  Pilocarpin  und  andere 
schwächende  Mittel  dürfen  nach  A.'s  Ueberzengung 
nicht  angewendet  werden. 

Chlorsaures  Kali. 

Dr.  Cesare  Ciattaglia  zu  Rom  behandelt 
nach  einer  Mittheilung  von  J.  P.  Steel  e  (Lancetll. 
1 ;  July  1876)  die  Diphtherie  innerlich  mit  gi'ossen 
Gaben  von  chlorsaurem  Kaliy  was  schon  von 
Vogel  1860  empfohlen  worden  war,  und  lokal  mit 
Chloralht/drat,  welches  wohl  zuerst  von  Ferini  in 
Tunis  [?  Turin]  angewendet  worden  ist.  Letzteres 
verordnet  C.  zu  4  Grmm.  in  20  Grmm.  Glycerin  ge- 
löst und  lässt  diese  Mischung  mit  einem  Pinsel  3 — 
4mal  tägl.  auf  die  Membranen  auftragen ,  während 


er  das  Kali  chloric.  3 — 6jähr.  Kinder  zu  lO—la 
Grmm. ,  Erwachsene  zu  30  Grmm.  in  140  Crmni 
Wasser  gelöst  täglich  nehmen  lässt. 

Mascherpa  (Gazz.  Lomb.  7.  S6r.  III.  31; 
Luglio  9.  1876)  verordnet  eine  leicht  verdauliehe, 
nährende  Kost  (kräftige  Suppen,  Miloh,  Eier)  viel 
Wein  (im  Verhältniss  zur  Schwere  derErkranknog); 
Chinin  innerlich,  aber  kein  äusseres  Mittel.  Eni 
nach  Aufhören  des  Fiebers  wendet  M.  chlors.  Kili 
innerlich  und  zu  Gurgelungen  an.  Er  bat,  tioti 
mehrfachen  Todesfällen,  die  jedoch  zarte  Kinder  be- 
trafen und  bei  sehr  ungflnstiger  Witterung  dntrateD, 
im  Ganzen  Ursache  mit  dieser  BehandlungsmetiMde 
zufrieden  zu  sein.  Gegen  die  Aetzungen  spricht  adi 
M.  ganz  entschieden  aus ;  er  bezeichnet  de  aus  des 
bekannten,  sehr  ausftthrlich  auseinander  gesetsten 
Gründen  als  unnütz,  sogar  als  schädlich. 

Wm.  S.  Stewart  (Philad.  med.  Times  VIL 
p.  1.  [Nr.  232.]  Oct.  14.  1876)  empfiehlt  zur  Be- 
handlung der  Diphth.  gleichfalls  das  chlors.  Kaü 
neben  Chinin  nnd  Acid.  sulphuricum.  Sind  die  Mem- 
branen sehr  dick  geworden,  so  reibt  er  die  betr. 
Stellen  mit  einem  in  Liqu.  ferri  persulph.  getaneUeo 
Stück  Leinwand  so  lange  ein,  bis  jede  Spur  der 
Membranen  verschwunden  ist  (2mal  tägl.  und  öfier). 
Ausserdem  hält  St.  Stimulantia  für  indicirt  — 
W.  G.  Cot  ton  (1.  c.  p.  53.  [Nr.  234.]  Nov.  21.) 
hat  die  von  S  t.  empfohlene  Behandlung  in  mehren 
Fällen  erprobt,  hält  dieselbe  jedoch  —  gleich  jeder 
andern  Methode  —  durchaus  nicht  flir  in  aUen  Fäl- 
len ausreichend. 

Dr.  A.  SeeligmüUer  zu  Halle  a/S.  (Jah^ 
f.  Khkde.  N.  F.  XL  2  u.  3.  p.  273.  Jani  1877)  bfr 
zeichnet  eine  gesättigte  Lösung  von  chlors.  Kali  als 
specifisches  Heilmittel  der  Dipbtheritis.     Er  weist 
zunächst  darauf  hin,  dass  Dr.  Sachse  in  Beriä 
schon  1870  (Virchow's  Arch.  LL  p.  150)  EalieUo- 
ricum  (1 :  20)  gegen  Diphth.  empfohlen  habe,  wii 
aber  bisher  wenig  beachtet  worden  sei ,  weder  tob 
Letzerich  (Berl.  klin.  Wchnschr.  Nr.  12.  1873\ 
noch  von  0  e  r  t  e  l  {Ziemssen's  Handbuch).    S.  bilt 
ausser  dem  Innern  Gebrauche  von  Kali  chloncuin 
(10:200,  davon  ständl.  ^1^—1  Esslöffel  voll,  m 
3.  Jahre  an ! !)  weder  Pinseln,  Ourgelni  Ei]ire3>eo, 
noch  Abkratzen  der  Schorfe  oder  Aetzen  für  notfa- 
wendig ;  aber  die  gen.  Solution  muss  Tag  u.  Nacht 
eingegeben  und  ohne  Sjrrupzasatz  verordnet  werdeo, 
auch  soll  der  Kr.  nicht  Wasser  nachtrinken.  Gröanre 
Kinder  können  auch  damit  gurgeln  oder  die  Ldnug 
durch  die  Nasendusche  anwenden ,  aber  es  ist  dies 
nicht  noihwendig  !  —  Zuerst  weicht  der  Foetor  ei 
ore,  dann  hebt  sich  der  Belag  vom  Rande  her  ab 
und  es  bildet  sich  bald  eine  gesunde,  lebhaft  g^ 
thete  Granulationsfläche.    Besonders  anfällig  ist  die 
schnelle  Besserung  des  Allgemeinbefindens,  da  Fie- 
ber, Delirien  schnell  verschwinden.  Nur  ehimal  bsi^ 
S. ,  weil  der  Puls  klein  und  aussetzend  wurde,  die 
Anwendung  von  Chinin  nöthig.     Zur  Diät  verordoei 
er  Milch ,  Fleischbrühe  mit  Ei ,  bisweilen  Tokt/er 
(selten  und  wenig). 


K  o  r  m  a  n  n  y  BehandlnDg  der  Diphtheritis. 


285 


Dr.  Cadet  de  Qassicoart  (Ball,  de  Th6r. 
XCn.  p.  481.  JuiD  15.  1877)  berichtet  über  die 
tberapentiseben  Versache,  die  er  während  der  Jahre 
1874—76  nnd  im  1.  Vierteljahre  des  J.  1877  mit 
Kali  chloricam ,  Cubeben  oder  Bals.  Copaivae  und 
Natr.  salioylicam  bei  Diphtheritis  angestellt  hat.  Er 
trennt  die  FftHe,  je  nachdem  diphther.  Anginen  mit 
Croup  complicirt  waren  oder  nicht.  Die  Zahl  der 
nicht  eomplicirten  diphther.  Anginen  ist  gering,  37 
unter  241  Fällen  von  diphth.  Affektionen.  Diess 
liegt  darin,  dass  diphtherit.  Kr.  ohne  Croup  gewöhn- 
lich nicht  in  das  Spital  (Höpital  Sainte  Eug^nie)  ge- 
brecht werden.   Hier  erzielte  man  unter  Anwendung 

der  gen.  Mittel  folgende  Resultate : 
chlonutares  Kall  bei  .     .     .     15F.  15Heil.,— Todesf. 
Cabebenod.  Copaivbalsambei    7»     6    „      1     ^ 
Balieylsaares  Natron  bei      .      5  „     3    ,      2    „ 

Unter  den  15  Fällen,  in  denen  chlors.  Kali  zur 
Anwendung  kam,  waren  12  entschieden  leichte, 
wenn  auch  die  LymphdrOsen  unter  dem  Unterkiefer 
nnd  an  der  vordem  Seite  des  Halses  mehr  oder  we- 
niger geschwollen  waren.  In  2  Fällen  bestand 
mittelschwere  Erkrankung ;  im  letzten  aber  waren 
dicke  Pseudomembranen  im  hintern  Rachenraume, 
tlbler  Oemch  aus  dem  Munde  und  reichlicher  Aus- 
floBS  aus  der  Nase  vorhanden.  0.  d  e  G.  verordnet 
bdehstens  lOGrmm.  chlors.Kali  in24Std.,  gewöhn- 
lich 6  Grmm.  (in  Synip),  sah  aber  auch  nie  Störungen 
der  Ruhe  und  des  Appetit«  eintreten. 

Die  Cubeben  wurden  in  6  Fällen  als  Oleo-resina 
bald  in  Lösung  in  Dosen  von  0.5 — 2  Grmm  ,  je  nach 
dem  Alter,  bald  als  Elaeosaccharum  in  Dosen  zu 
15 — 20  Grmm.  gegeben.  Letztere  Form  eignet  sich 
besonders  ffir  Kinder.  Drei  von  diesen  Fällen  wa- 
ren mittelschwer,  2  schwer;  im  6.  erfolgte  der  Tod 
oieh  ganz  unvermuthetem  Auftreten  schwerer  Ei'schei- 
irangen.  In  einem  sehr  leichten  Falle,  in  welchem 
Heilung  eintrat ,  wurde  Copaivbaham  angewendet. 

Salicyhaur  es  Natron  gab  C.  de  G.  zu  1 — 4Grmm. 
pro  die,  je  nach  Alter  des  Kr.  u.  Schwere  des  Falles. 
Die  5  Fälle  betrafen  2  sehr  leichte  Anginen ,  die 
hdlten,  1  schweren  Fall,  der  ebenfalls  heilte,  und  2 
schwere  Fälle  (1  toxischer  Natur  und  1  bei  einem 
Tuberkulösen),  die  beide  tödtlich  endeten. 

Aus  einer  weitern  tabellarischen  Zusammenstel- 
lung geht  hervor,  dass  der  von  C.  d  e  G.  behaup- 
tete Vorzug  des  Kali  chloricum  nicht  ohne  Wei- 
teres ausgesprochen  werden  kann ;  denn  in  den  leich- 
ten Fällen  wurde  das  gen.  Mittel  sehr  oft  (12mal), 
bei  den  schwersten  Fällen  gar  nicht  angewandt ,  so 
dass  der  Ausgang  von  der  Schwere  des  Falles  ab- 
hängig gemacht  werden  kann. 

IHe  Fälle  von  diphtherit.  Croup  mit  und  ohne 
vorhergehender  Angina ,  die  ebenso  behandelt  wur- 
den, trennt  Vf.  in  solche,  in  denen  die  Tracheotomic 
ansgefOhrt  wurde,  und  solche,  in  denen  diess  nicht 
geschah.  —  Hier  ist  em  Drtheil  Aber  die  Medikation 
noch  schwieriger  als  bei  den  einfachen  Anginen.  Ea 
wurde  gegeben : 

ohlon.  KaH  in  16  F.,  von  denen  4  ohne  n.  4  nach  der 
Tiaoheotomie  taeUten  ] 


Cubeben  in  12  F.,  von  denen  6  ohne  u.  2  nach  derTra- 

cheotomie  hellten ; 
salicyls.  Natron  in  10  F.,  von  denen  2  ohne  u.  6  nach 

der  Tracheotomie  heilten. 

Nach  der  Tracheotomie  starben  unter  Anwendung  der 
gen.  Mittel  Je  8,  4  n.  2  Kranke. 

C.  d  e  G.  schliesst  hieraus ,  dass  die  3  Medika- 
mente ungefähr  gleichen  Werth  gegenüber  dem  diph- 
therit. Croup  haben ,  wenn  auch  bei  Anwendung  des 
salicyls.  Nati'on  weniger  Todesfälle  eintraten  als  bei 
der  des  ohlors.  Kall.  Schlüsslich  verbreitet  sich  Vf. 
darüber,  dass  keines  dieser  Medikamente  einen  spe- 
cifischen  Nutzen  habe,  dass  aber  deshalb  die  Medi- 
kation nicht  als  unnütz  aufzugeben  sei,  da  man  jede 
Anwendungsweise  und  jedes  Medikament,  welches 
die  Ernährung  und  den  Schlaf  nicht  stört,  zu  prüfen 
verpflichtet  sei. 

Nach  Dr.  R.  Scharfenberg  (Inaug. - Diss. 
Breslau  1878)  kamen  bei  der  Diphtheritis- Epidemie 
zu  Primkenau  zur  Verwendung:  Eispillen,  Eisauf- 
schläge, bei  Lockerung  der  Membranen  oder  Absce- 
dirung  der  Halsdrüsen  feuchtwarme  Umschläge,  Gur- 
gelungen mit  chlors.  Kali,  kohlens.  Natr.,  Tannin, 
Borsäure ,  und  Pinselungen  mit  Kalkwasser,  Lösung 
von  Arg.  nitr.  (3 — 6"/o)  oder  Carbolsäure.  Von 
keinem  der  eingepinselten  Mittel  war  jedoch  eine 
Wirkung  mit  Sicherheit  zu  beobachten.  Bei  Fort- 
schreiten der  Diphtherie  auf  den  Kehlkopf  wurde 
üng.  einer,  eingerieben.  In  den  schwersten  Fällen 
handelte  es  sich  aber  meistens  nur  um  die  Tracheo- 
tomie, obschon  deren  Resultate  kaum  befriedigend 
waren.  Von  innem  Mitteln  wurden  Alkalien ,  bes. 
Kali  chloricum,  Chinin  und  Eisen  nur  symptomatisch 
angewendet. 

Dr.  Czarnecki  zu  Christianstadt  am  Bober 
spricht  sich  (Allg.  med.  Centr.-Ztg.  XL.  49.  1879; 
IL.  68. 1880)  fflr  lokale  Behandlung  der  Diphtherie 
aus.  Im  Beginn  der  Erkrankung  lässt  er  mit  Lö- 
sung von  chlors.  Kali  oder  verdünntem  Chlorwasser 
gurgeln  und  giebt  daneben  Roborantia  und  Anti- 
pyretika.  Kinder ,  die  nicht  gurgeln  können ,  wer- 
den mit  Lösung  des  chlors.  Kali  ausgespritzt  und 
erhalten  dieselbe  innerlich.  In  schweren  Fällen 
pinselt  Cz.  selbst  den  Rachen  mit  reinem  Ghlor- 
wasser  vermittelst  eines  Schwämmchens.  Besonders 
hebt  er  aber  noch  hervor,  dass  die  gebrauchten  Rn- 
sel ,  Schwämme  und  Geschirre  mit  Chlorkalk  sorg- 
fältig zu  desinficiren  oder  zu  vernichten  sind. 

Dr.  J.  D.  Frickelton  (Canadian  Joum.  of 
med.  —  Philad.  med,  and  sm*g.  Reporter  XLII. 
p.  17.  Jan.  1880)  will  seit  20  J.  mit  kaum  glaublich 
günstigem  Erfolge  eine  Mischung  von  4.0  Kali  chlor., 
8.0  Ac.  hydrochlor.  dil.,  12.0  Tinct.  ferri  perchlor, 
und  360  Grmm.  Aq.  dest.  angewendet  haben.  Er 
lässt  aller  3  Std.  einen  Theelöffel  voll  nehmen  und 
während  der  nächsten  15  Min.  nicht  trinken.  In 
schweren  Fällen  lässt  er  mit  1  Th.  Tinct.  ferri  und 
2  Th.  der  erwähnten  Mischung  gurgeln ,  bei  hoch- 
gradigem Fieber  jeder  Dosis  einige  Tropfen  Tinct. 
Aconit!  zusetzen. 


286 


E  0  r  m  a  n  n ,  Behandlong  der  Diphtheritb. 


Dr.  R ob.  C allen  (Philad.  med.  and  sarg.  Re- 
poi'ter  1.  c.  p.  20)  bekämpft  die  Wamong  des  Dr. 
Baker  (1.  c.  XLI.  Dec.  13.  1879)  vor  grossen 
Dosen  des  chlors.  Kali  ^).  Er  giebt  an ,  nach  Ver- 
abi'eichung  einer  Mischang  aas  12.0  Kali  chlor., 
16.0  Tinct.  ferri  und  ana  60.0  Grmm.  Glycerin  and 
Aq.  dest.  (aller  15  Min.  1  Theel.  voll)  und  gleich- 
zeitiger Anwendung  von  Eisumschlägen  am  den  Hals^ 
selbst  bei  kleinen  Kindern ,  ausser  dem  bekannten 
Exanthem  9  früher  nie  üble  Folgen  beobachtet  zu 
haben.  Nachdem  jedoch  in  einigen  Fällen  tödtlicher 
Ausgang  eingetreten  war,  lässt  er  zu  jeder  Dosis  der 
Mixtur  einen  Tropfen  von  Acid.  nitr.  -  muriaticum 
setzen  und  versichert,  bei  guter  Pflege  in  9 8^/0  sei- 
ner Fälle  Heilung  erzielt  zu  haben. 

Dr.  D.  Mc  Falls  (New  York  med.  Record 
XVII.  4.  p.  89.  Jan.  1880)  lässt  ein  Gemeng  aus 
Zti^oZ'scher  Lösung  (starke  Jod  -  Jodkaliumlösung) 
und  Tannin  mittels  eines  Pinsels  auf  den  Rachen 
streichen.  Innerlich  verordnet  er  eine  starke  Lösung 
von  chlors.  Kali  und  Tinct.  ferri ,  ausserdem  Chinin 
nnd  Branntwein  in  grossen  Gaben.  Bei  Laryngo- 
stenose  empfiehlt  F.  Zinc.  sulphur.  als  Brechmittel| 
bei  periodischen  Anfällen  von  Dyspnoe  Bromkalium; 
von  der  Tracheotomie  erwartet  er  keinen  grossen 
Erfolg. 

Dr.  Thos.  Barling  (Michigan  med.  News IV. 
p.  41.  Febr.  10.  1881)  hat  in  300  seit  Juli  1879 
von  ihm  behandelten  Fällen  von  Diphtherie  befrie- 
digende Erfolge  mittels  des  nachstehenden  Verfahrens 
erzielt.  Neben  Sorge  für  grösste  Reinlichkeit  be- 
wirkt er  Desinfektion  der  Luft  des  Krankenzimmers 
dadurch,  dass  er  eine  Schüssel  unter  den  Ofen  setzen 
lässt,  welche  halb  mit  frischer  Erde  gefüllt  ist,  in 
welche  50  —  60  Streichhölzchen  gesteckt  —  die 
Ozon  erzeugen  —  und  30 — 40  Tropfen  Carbolsäure 
zugegossen  werden,  was  3 — 4mal  täglich  zu  wieder- 
holen ist.  Innerlich  verordnet  er  eine  starke  Gabe 
Calomel  nnd  6  Std.  später  1  Dosis  Ricinusöl ;  der 
Pharynx  wird  mit  Eis  behandelt.  Ausserdem  wen- 
det er  eine  Lösung  von  Acid.  tartar.  und  Kali  chlo- 
ric.  ana  0.18  in  Aqn.  dest.  60  Grmm.  an,  von  wel- 
cher er  aller  20—30  Min.  1  Theelöffel  voll  mit  2 
Theel.  Eiswasser  gemischt  zum  Gurgeln  verbrauchen 
lässt,  wobei  etwas  verschluckt  wird.  Endlich  wendet 
B.  stets  Gegenreize  an:  in  recht  heisses  Wasser 
getauchte  Handtücher,  die,  nachdem  1  oder  2  Theel. 
voll  Kerosin  darauf  gesprengt  worden  sind,  um  den 
Hals  gelegt  und  mit  einem  trocknen  Tuche  bedeckt 
werden  (3 — 4maltägl.).  Sobald  sich  Blasen  bilden, 
wird  das  Kerosin  durch  süssen  Rahm  ersetzt. 


Dr.  Gadet  de  Gassicourt  referirt  (Bull,  de 
Th6r.  L.  4.  p.  161.  Aoüt  30.  1880)  über  eine  von 
Dr.  Peyraudzu  Libourne  in  derSoci^t^  deTh^ra- 


0  Wegen  der  vollen  Berechtigung  dieser  Warnung 
verweisen  wir  anf  die  ansführlichen  Mittheilaugen  in 
unsem  Jahrbüchern  GLXXXVI.  p.  234;  CLXXXYU. 
^.  16  flg. 


peutique  vorgelegte  Abhandlung  hinaichtUch  der  An- 
wendung des  Bromkalium  bei  DiphtberitiB.  P. 
hat  das  Mittel  innerlieh ,  örtlich ,  sowie  zn  Inhalatio- 
nen verwendet  und  unter  29  Pftllen ,  in  denen  die 
Diphth.  verschiedene  Regionen  befallen  hatte,  27 
Heilungen  beobachtet ;  die  2  Todesftlle  waren  dardi 
Croup  bedingt.  Die  Commission  (G.  de  6.,  F<- 
r€o\  und  Bucquoy)  konnte  sich  jedoch  von  dem 
gerühmten  Nutzen  nicht  überzeugen.  Leicht  Er- 
krankte genasen ,  während  in  schweren  FiHen  der 
Tod  eintrat,  wie  diess  bei  allen  Behandlungsarten, 
namentlich  je  nach  dem  Charakter  der  Epidemie  be- 
obachtet wird. 

Dr.  Edward  H.  Sholl  (Public  Health  IT. 
179.  p.  473.  June  16.  1876 ;  ref.  aus  Boston  Jonm. 
of  Chemistry)  hat  den  LiquorPotassae  (Kaä 
causUci)  in  einem  schweren  Falle  von  Diphtheritis 
angewendet,  in  welchem  Eisen,  chlors.  Kali  und 
Ammoniak  ohne  Erfolg  verabreicht  worden  wareo. 
S  h.  verordnete  aller  3  Std.  20  Tropfen  Liquor  Po- 
tassae.  In  36  Std.  war  jede  Spur  von  BeUgen  ver- 
schwunden. Er  benutzt  seitdem  in  jedem  Falle  dm 
Liquor  Potassae  je  nach  dem  Alter  in  verschiedener 
Menge.  Gewöhnlich  giebt  er  in  frühen  Stadien  ab- 
wechselnd damit  eine  starke  Lösung  von  Kali  chlo- 
ric.  und  setzt  zu  120  Qrmm.  derselben  4  Grmm. 
Acid.  hydrochloratum  u.  8  Grmm.  Tinct.  ferri  [ses* 
quichlorati?  Ref.],  wovon  1  kleiner  TheelöflW  in 
Wasser  einem  6jähr.  Kinde  3stündlich  gegeben  wer- 
den soll. 

Dr.  Fehr  in  Heidelberg  (Deutsche  Ztsehr.  l 
praktMed.  24 ;  Juni  23. 1877)  wendete  kohleni 
Natron,  welches  nach  den  Versuchen  von  Pa- 
schutin  und  Tiegel  die  Bakterien  und  Mifao- 
kokken  am  schnellsten  vernichtet ,  als  ein  Mittel  an, 
um  die  Pilzorganismen  bei  Diphtheritis  (auch  die  io 
Blute)  unschädlich  zu  machen.  Zum  Gnrgehi  be- 
nutzte F.  1  Messerspitze  voll  auf  1  Trinkglas  Was- 
ser. Innerlich  verordnete  er  von  einer  Lösung  voa 
1 :  150  stündlich  1  Esslöffel  voll  und  betupfte  die 
erkrankten  Rachenstellen  mit  pulverinrter  Soda. 
Auf  diese  Weise  wurden  27  Fftlle  von  reiner  Diphth. 
mit  bestem  Eifolge  behandelt.  —  Früher  wendete 
F.  Aetzmittel  lokal  an  y  ohne  irgend  welche  Erfolge 
zu  sehen ;  er  verlor  die  ersten  Kranken ,  da  die  Ge- 
fahr der  Allgemeininfektion  bei  dieser  Therapie  sehr 
gross  ist.  —  Schlüsslich  zeigt  F.  noch,  wie  Diphth. 
(73  Fälle)  und  Scarlatina  (103  F.)  in  seinem  Beoh- 
achtungsmaterial  neben  einander  hergingen  und  mei- 
stens gleichzeitig  zu-  und  abnahmen ,  während  die 
Mortalität  bei  ScarUtina  bedeutend  höher  war  (15  F.), 
als  bei  reiner  Diphtheritis  (4  Fälle).  Unter  den  15 
TodesftUen  bei  Scarlatina  sind  4  der  Nephritis,  5 
dem  hochgradigen  Fieber,  6  der  Diphth.  als  solcher 
zuzuschreiben.  Auch  bei  Scarlatina  lässt  F.  4  Wo- 
chen lang  Natr.  carb.  nehmen ,  bis  die  Gefahr  der 
Nephritis  verschwunden  ist. 

Dr.  0.  V.  Heusinger  (Sitz.*Ber.  d.  Ges.  sor 
Beförd.  d.  ges.  Natur w.  zu  Marburg  Nr.  2.  1877) 
hat  in  der  von  ihm  beobacbteten  Epidemie  nuraeltea 


K  0  r  m  a  n  n ,  BehandluDg  der  Diphtheritis. 


287 


des  Fiebers  halber  Ghiniii  oder  aalicyls.  Natr.  ange- 
wendet, dagegen  stets  das  cblors.  Kali  und  später 
ein  Eisenpräparat.  Da  er  sich  von  der  Schädlich- 
keit der  Aetzmittel  und  der  mechan.  Entfernung  der 
Membranen  flberzengt  hatte;  so  wandte  er  zur  Lokal- 
behandlnng  nur  im  ausgedehnten  Maassstabe  Kalk» 
was 8 er  (Gurgelung,  Inhalation,  Bepinselung,  Aus- 
spritzung der  Nase)  oder  auch  eine  Lösung  von 
Chlors.  Kali  an.  Besondera  hervor  hebt  v.  H.  noch 
die  Nothwendigkeit ,  nach  Ablauf  der  Krankheit  das 
Krankenzimmer ,  sowie  auch  das  Spielzeug  gehörig 
zu  desinficiren. 

Dr.  Andre sse  in  Teltow  (Deutsche  med.  Wo- 
chenschr.  Nr.  50.  1879)  wendete  den  Chlorkalk 
direkt  auf  die  erkrankten  Stellen  mit  gutem  Erfolge 
SD.  Er  Uast  Va  Theelöffel  Chlorkalk  mit  etwas 
Wasser  zu  dnem  flüssigen  Teig  anreiben  und  mit 
einem  Wattepinsel  auf  die  befallenen  Stellen  etwas 
derb  aufpinseln  und  diess  2 — dstandlieh,  resp.  4mal 
tiglich  von  den  Angehörigen  [!]  ausführen.  Grössere 
Kinder  gurgeln  mit  Chlorkalk- Wasser  (^^  Esslöffel 
voll  Chlorkalk  auf  eine  Obertasse  voll  Wasser). 

EisenmiiteL 

Dr.Hothornin Halberstadt  (Allg. med. Centr.- 
Ztg.  XLV.  Deebr.  23.  1876)  sah  sehr  günstigen 
Erfolg  von  der  Anwendung  einer  Mischung  ausl — 3 
6rmm.  Liq.  ferri  sesquiehloraii  und  60  Grmm. 
Olycerin  und  eines  Pulvers  aus  25  Grmm.  Sulphuris 
dep.  und  ana  2.5  Grmm.  Rad.  Liquir.  und  Lyko- 
podinm.  Von  ersterer  soll  1  Theel.,  von  letzterm 
eine  Messerspitze  voll  möglichst  trocken^  abwech- 
Klnd  aller  2  Std.  verabreicht  werden.  Daneben 
sU  Gurgelungen  von  Kalkwasser,  Alaun-  oder  Sa- 
üeyisäure-Lösnngy  wo  es  angeht,  zu  empfehlen. 

Dr.  C.  E.  Billington  (New  York  med.  Re- 
eord  XIII.  p.  21.  Jan.  12.  1878)  empfiehlt  eine 
Uuchnng  von  4 — 6  Grmm.  Liq.  ferri  sesquichlor. 
mit  ana  30  Grmm.  Glycerin  und  Aqu.  dest.,  sowie 
eine  Lösung  von  2 — 4  Grmm.  Kali  chloric.  in 
15  Qrmm.  Glycerin  und  75  Grmm.  Aq.  caicis.  Von 
diesen  Medikamenten  soll  abwechselnd  aller  30  Min. 
ein  (Theelöffel  verabreicht  werden;  einige  Minuten 
nach  dem  Einnehmen  lässt  B.  den  Rachen  durch 
einen  Pulverisator  mit  Carbolsäure-Lösung  (1 :  180) 
besiftuben,  bei  Affektion  der  Nasenschleimhaut  lau- 
warmes Salzwasser  mehrmals  täglich  einspritzen; 
einen  Sohlundpinsel  benutzt  B.  nie,  sondern  spritzt 
die  Carbols.-Lösung  gleichfalls  ein.  Chinin  u.  Alko- 
holika giebt  er  Kindern  nie,  dagegen  lässt  er  viel 
kalte  Milch  unter  Zusatz  von  Kalk  wasser,  bei  grosser 
Schwäche  Fleischsaft  verabreichen. 

Dr.  Rodman  (New  York  med.  Record  XIII. 
^;  Jan.  26.  1878)  behandelt  die  Diphth.  ähnlich; 
^e  B i l II D g 1 0 n.  Er  verordnet  eine  Mischung  aus 
^  15  Grmm.  Liq.  ferri  sesquichlor.  und  Kali  chlo- 
ric. auf  ana  90  Grmm.  Syrupi  citri  und  Aq.  dest^ 
^<>von  2standl.  1  Theel.  voll,  abwechselnd  mit 
15  ütgrmm.  Chinin  (in  einem  schleimigen  Vehikel) 


verabreicht  werden  soll.     Ausserdem  räth  R.,  das 
Zimmer  mit  Ealkwasserdämpfen  zu  erfilllen. 

Dr.  Willard  (l.  c.)  verwendet  den  Liqu.  ferri 
sesquichlor.,  4 — 6  Grmm.,  gemischt  mit  ana  30  Grnun. 
Glycer.  und  Aq.  dest.,  verordnet  aber  gleichzeitig 
eine  Lösung  von  4 — 8  Grmm.  Tinct.  ferri  sulphu- 
rosi  in  60  Grmm.  Aq.  dest.  zur  Waschung  des  Ra- 
chens ,  worauf  der  Kr.'  einige  Tropfen  der  letzten 
Mischung  abwechselnd  mit  einer  Lösung  von  chlors. 
Kali  verschluckt.  Einmal  binnen  4 — 6  Stunden 
giebt  W.  Carbolsäure  innerlich  und  lässt  sodann  mit 
einer  Lösung  derselben  gui'geln,  (besonders  vor  Ein- 
nahme der  Mahlzeiten.  Täglich  4 — 6mal  (und 
1 — 2mal  während  der  Nacht  in  schweren  Fällen) 
lässt  er  Kalkwasser  10 — 20  Minuten  lang  inhaliren. 
Die  Pseudomembranen  sucht  er  sobald  als  möglich 
mittels  eines  Fischbeinstäbchens  abzulösen. 

Dr.  V.  Coli  an  (Petersb.  med.  Wchnschr.  V.  30. 
1880)  verordnet  eine  Mischung  von  0.5 — 1.0  Grmm. 
Liq.  ferri  sesquichlor.  in  180  Grmm.  Aq.  dest.,  von 
welcher  während  des  Tages  aller  10 — 15  Min.,  wäh- 
rend der  Nacht  aller  15 — 30  Min.  ein  Theel.  voll 
verabreicht  wird.  Ausserdem  wird  der  Liq.  ferri 
mit  1 — 2  Th.  Wasser  verdünnt,  2  mal  täglich  auf 
die  Membranen  im  Rachen  eingepinselt. 

Quecksilber  Präparate. 

Um  den  Verlauf  des  Diphth.-Proces8es  abzukür- 
zen und  die  Bildung  der  Membranen  zu  verhindern, 
empfiehlt  A.  Eriohsen  (Petersb.  med.  Wchnschr. 
II.  14.  p.  115.  1877)  das  Cyanquecksilber  ^  wel- 
ches, in  genauer  Dosirung  innerlich  verabreicht,  den 
Darmkanal,  selbst  wenn  es  längere  Zeit  hindurch  an- 
gewendet wird,  fast  gar  nicht  angreift.  E.  hat 
das  Mittel  bei  Kindern  jeden  Alters,  vom  7.Mon.  an, 
sowie  bei  Erwachsenen  angewendet ;  von  allen  wurde 
es  gleich  gut  vertragen  und  der  Erfolg  war  ausneh- 
mend gfinstig.  In  verhältnissmässig  kurzer  Zeit  be- 
gannen die  Membranen  dünner  zu  werden  und  locke- 
rer zu  haften  und  selbst,  wenn  der  Process  auf  den 
Kehlkopf  übergegriffen  hatte  und  Erscheinungen  von 
Laryngostenose  vorhanden  waren,  erfolgte  unter  in- 
nerlicher Anwendung  von  Cyanquecksilber  und  äus- 
serlicher  Anwendung  von  heissen  Schwämmen  Gene- 
sung. Ausserdem  hat  diese  Behandlungsweise  den 
Vortheil,  dass  die  lokale  Behandlung  auf  ein  Mini- 
mum reducirt  wird ;  täglich  1  bis  2mal  Aetzung  mit 
Jodtinktur  genügt,  um  den  Process  zu  lokalisiren« 
Bei  Kindern  bis  zum  3.  Jahre  gab  E.  Vm  ^i^^ 
(0.00064  Grmm.),  bei  Erwachsenen  Vis  ^^^^ 
(0.00125  Grmm.)  am  Tage  stündlich,  in  der  Nacht 
alle  2  Stunden  (Hydrarg.  cyan.  0.06 ,  Aqu.  dest. 
180.0,  Syr.  simpl.  15.0  Grmm.,  stündlich  V^  bis 
1  Theelöffel).  Namentlich  bei  Kindern  bis  zum  3. 
und  4.  J.,  bei  denen  die  Prognose  bei  anderer  Be- 
handlungsweise mindestens  als  zweifelhaft  zu  be- 
trachten ist,  empfiehlt  E.die  Anwendung  des  Mittels. 
Unter  den  25  von  E.  mit  Cyanquecksilber  behandel- 
ten Fällen  endeten  3  mit  Tod  (je  1  durch  Herzpara- 


288 


Eormann,  Behandlung  der  Diphtheritis. 


lyse,  eitrige  Pai'otitis,  Meningitis),  aber  auch  in  die- 
sen 3  Fällen  war  es  gelungen,  den  diphtheritischen 
Process  zum  Schwinden  zu  bringen. 

Dr.  L.  Holst  (Petersb.  med.  Wchnschr.  III. 
13.  April.  1878),  dessen  Kr.  schon  älter  waren,  als 
die  von  Erichs  en  behandelten,  hat  bei  Anwendung 
des  Cyanquecksilbers  weder  eine  sichere  Wirkung, 
noch  rascheren  Verlauf,  wohl  aber  als  ungünstige 
Nebenwirkungen  (Affektionen  des  Darmkanals  und 
bes.  der  Mundschl^^imhaut)  beobachtet.  H.  verord- 
nete 28tdl.  einen  Kinderlöffel  einer  Lösung  von  0.06 
Hydr.  cyanat. :  150  Grmm.  Aq.  dest.,  ausserdem 
Aq.  calcis  zum  Ausspritzen,  und  Acid.  carbol.  (4.0 
auf  Spir.  vini  8.0)  zum  Pinseln.  Zum  Belege  für 
das  Angeführte  sind  6  Fälle  (16,  11,  10,  15,  17, 
9  J.  alte  Kr.  betreffend)  mitgetheilt,  von  denen  5 
mit  Genesung  endeten,  allerdings  mehrfach  unter 
gleichzeitiger  Anwendung  von  Cliinin  oder  Kali  chlo- 
ricum.  Ein  sehr  geschwächter  Knabe  (17  J.  alt), 
bei  dem  die  Diphth.-Erki'ankung  sehr  schwer  war, 
starb;  H.  glaubt,  er  hätte  hier  kein  Hg.  cyanat., 
sondeni  Chinin  geben  sollen. 

Dr.  Annuschat  (BerL  kh'n.  Wchnschr.  XVU. 
43;  Oct.  1880)  wandte  das  Ch/anquecksilber  — 
nachdem  er  bei  einer  Epidemie  unter  Anwendung 
von  Kali  chloric,  Acid.  salicyl.,  Natr.  benz.,  Inha- 
lationen mit  Aqua  calcis  oder  Acid.  lacticum  die  er- 
sten 13  Kr.  verloren  hatte  —  zuerst  bei  einem  Kinde 
an,  bei  welchem  ein  8  Ctmtr^  breites  diphther.  Ge- 
schwür von  der  rechten  Seite  der  Vagina  aus  nach 
dem  entsprechenden  Schenkel  zog  und  unter  Anwen- 
dung von  Arg.  nitr.  und  Ac.  carbol.  binnen  2  Tagen, 
nm  das  Doppelte  grösser  geworden  war.  A.  verord- 
nete stündlich  einen  Theelöffel  voll  einer  Lösung  von 
0.1  Hg  cyanat.  auf  100  Grmm.  Aq.  Menth,  pip.;  nach 
24  Std.  war  Stillstand,  nach  weitern  24  Std.  so  erheb- 
liche Besserung  eingetreten,  dass  da»  Mittel  wegge- 
lassen werden  konnte.  Gleich  gute  Dienste  leistete 
das  gen.  Mittel  in  2  weitern  Fällen  von  Vaginaldiph- 
therie,  ohne  Betheil)gung|  des  Rachens.  A.  hat  da- 
her später  120  an  Rachendiphtherie  erkrankte  Kin- 
der (keines  unter  1  J.,  2  über  15  J.  alt)  mit  Hg 
cyanat.  behandelt,  wobei  er  Anfangs  Bepinselungen 
der  Rachenschleimhaut  mit  Jodtinktur,  oder  Lösung 
von  Arg.  nitr.  machen ,  später  aber,  mittels  eines 
Pulverisator,  Natr.  benzoic.  in  Rachen  und  Nase  ein- 
blasen Hess.  Bei  dieser  Behandlung  starben  von 
den  120  Kr.  nur  14  (11.660/o)-  Meistens  war 
schon  nach  24  Std.  kein  Fortschreiten  der  Diphth. 
mehr  wahrzunehmen;  bei  manchen  Kindern  war  bin- 
nen 3  Tagen  die  Krankheit  erloschen,  bei  andern 
dauerte  es  6 — 8  Tage,  ehe  die  Membranen  gänzlich 
geschwunden  waren.  In  einer  Anzahl  von  Fällen 
musste  jedoch  die  Gabe  der  Hg.  cyanat.  auf  0.3  bis 
0.4 :  100  gesteigert  werden ;  auch  von  dieser  Lösung 
wnrde  Tag  und  Nacht  stündlich  ein  Theel.  verab- 
reicht. Nur  in  einem  Falle  trat  als  Nachkrankheit 
bei  einem  urämischen  8jähr.  Mädchen  Amblyopie 
ein.  —  Für  werthloa  hält  A.  das  Hydr.  cyanat.,  so- 
bald der  Larynx  ei^ffen  ist  und  eine  insufficiente 


Compensation  besteht.  Dagegen  genasen  9  Kinder, 
bei  denen  der  Larynx  ergriffen,  die  CompensatioBS- 
Störung  aber  eine  sehr  geringe  war.  —  Da  A.  a 
Recidiv  an  Diphth.  bei  einem  Kinde  nach  14Tflgei 
beobachtet  hatte,  gab  er  das  Mittel  schlfisslieh  ood 
längere  Zeit  (8  — 14  Tage  lang)  in  absteigender 
Dosis  und  beobachtete  kein  weiteres  Recidiv.  Tritt 
Erbrechen  nach  Verabreichung  des  Hg  cyanat  du, 
so  ist  die  Dosis  einige  Stunden  lang  zu  verringetn. 

Dr.  C.  G.  R  0 1  h  e  in  Altenburg  (Allg.  med.  CeDtr.* 
Ztg.  IL.  89.  Nov.  6.  1880)  sah  11  J.  hiodmth 
die  besten  Erfolge  von  stündl.  Einpinselungen  mit 
JodphenoL  Denn  er  hatte  unter  seinen  ersten  200 
Fällen  keinen  Todesfall.  Seit  1874  ist  jedoch  trotz 
Anwendung  dieses  Mittels  eine  Mortalität  von  12^/o 
nicht  abzuwenden  gewesen.  Mehrfach  wandte  R.  auch 
Brom^  10  Tr.  einer  Lösung  von  1.0  Brom  in  20.0 
Spiritus  stündl.  in  einem  Kaffeelöffel  einer  Ltaog 
von  Bromkalinm  (0.2 :  60.0)  an  und  sah  dabei  eine 
Verseifung  der  Membranen  eintreten. 

Später  erzielte  R.  noch  günstigere  Erfolge  mR 
CyanqueeksUber  (Hydrarg.  cyanat.  0.02,  Aq.  dest 
60.0,  Tct.  Acon.  1.0  Grmm.,  stündlich  1  KafieeL 
voll).  Im  ersten  Falle  trat  unerwartet  schnelle  Hei- 
lung ein.  Weitere  11  Kr.  wurden  ebenso  behu- 
delt, aber  in  den  ersten  2 — 3  Tagen  3mal  tiigliek 
mit  Jodphenol  ausgepinselt;  alle  genasoi. 

In  einer  weitern  Mittheilung  buchtet  R.  (Deit- 
sehe  med.  Wchnschr.  VU.  34;  Aug.  20.  1881)  Aber 
28  Kr.,  die,  ebenso  behandeltyfiämmtlich  genasen.  Etf- 
der  über  10  J.  und  Erwachsene  erhielten  1  Esslitt 
stündlich  von  einer  Mixtur  aus  Hydrarg.  cyanat  O.01 
Aq.  dest.  120.0,  Tinct.  Acon.  1.0  Granun.  Anoer- 
dem  verordnet  R  o  t  h  e  Priessnitz*sche  HaisnmscUlge 
und  3mal  täglich  Bepinselung  des  Gaumens  mit  Jod- 
phenol (Acid.  carbol.  cryst.,  Spir.  vini,  Tci  jodi 
ana  1.0,  Glycer.  depurat.  5.0). 

Schlüsslich  möge  noch  erwähnt  werden,  dtss 
nach  Dr.  A.  Orth  (Allg.  med.  Centr.-Ztg.  XLH 
97.  1880)  nicht  Erichsen  die  Behandlung  der 
Diphth.  mit  Quecksilbercyanat  zuerst  vorgeschlagen 
hat,  sondern  dass  sie  nach  Dr.  v.  Villers  (Nene 
Ztschr.  f.  homöopath.Klin.1868)  bereits  im  J.  1868 
nicht  nur  in  Russland,  [sondern  auch  in  DentschlaDd 
gegen  Diphth.  stets  durchaus  bewährt  gefunden  wor- 
den sei.  In  Bezug  auf  die  Anwendung  des  Mittels 
giebt  0.  an,  dass  es  genügt,  es  in  refracta  dosi  n 
geben. 

Dr  C.  Rauch fu SS  (Gerhardts  Handbuch  III. 
2.  p.  207.  1878),  welcher  Blntentziehungen  bei  der 
Diphth.  für  contraindicirt  hält,  sah  günstige  Erfolge 
von  der  Anwendung  des  Hydrargyrum  bichlof<^ 
corrosivnm  nach  B  u  r  o  w  *s  Vorschrift  inVerbindnog 
mit  der  Inunktionskur.  Er  verordnet  Tag  ood 
Nacht  stündlich  0.002  Grmm.  Hg  bichl.  (Hg  bldt 
corr.  0.06,  Alb.  ovi  Nr.  1 ,  Aq  dest.  120  Onnin, 
stündlich  1  Theel.)  bis  0.20  —  0.25  Grmm.  ver 
braucht  sind ;  selten  dehnt  R.  die  Anwendoog  des 
Hg  über  3  Tage  aus.  Brechmittel  hält  er  mit 
Recht  nur  vorübergehend  fÄr  angezeigt,  nidt  i» 


K  ö  r  m  a  &  n ,  Behandlung  der  Diphtheritis. 


289 


Heilmittel  des  Prooesses  selbst  —  Vorsichtige  Ein- 
athmmigen  von  Wasserdampf  (Anfeachtang  der  Zim- 
merlnft)  oder  zerstäubter  medikamentöser  Flüssig- 
keiten sind  vor  und  nach  der  Tracheotomie  von 
Nutzen,  wenn  man  gnt  ventilirt  und  Erhitzung  der 
Zimmerluft  vermeidet.  Die  Anwendung  von  Kälte  u. 
Hydrotherapie  soll  je  nach  dem  Charakter  des  Falles 
(Begiessungen  bei  drohender  Athmongsinsafficienz) 
stattfinden.  Von  Medikamenten  erwähnt  R.  noch 
Ammon.  carbonic.  (0«06 — 0.15  pro  dosi  in  Lösung) 
und  Moschus.  —  Die  Ausführung  der  Tracheotomie 
hAlt  er  auch  bei  Erscheinungen  der  diphth.  Infektion 
fbrnie  zu  spät  (mit  vorläufigem  Catheterismus  la- 
ryngis), auch  wenn  man  den  Kranken  erst  in  der 
Asphyxie  sieht,  sobald  nur  die  Indikation  überhaupt 
existirt  hat  und  das  Herz  noch  schlägt. 

Dr.  W.  Pepper  (New  York  med.  Record 
Jone  25.  1881)  berichtet  über  em  5jähr.  Kind,  das 
bei  der  gewöhnlichen  Behandlung  (Chinin,  Kali 
chloric.)  fast  unter  Erstickungserscheinungen  zu 
Grande  gegangen  wäi-e.  Am  7.  Tage  der  Krank- 
heit wurden  0.002  Grmm.  Hydrarg.  bichlorat.  in 
einem  Elixir  von  Pepsin  und  Wismuth  mit  2  Tropfen 
Tot.  Nuc.  vomic.  zweistündlich  gereicht,  worauf  in- 
nerhalb 48  Stunden  Genesung  eintrat. 

Dr.  Müller-Warneck  zu  Bielefeld  (Berl. 
itlin.  Wchnschr.  XV.  44.t45;  Nov.  1878)  berichtet, 
dass  Prof.  Bartels  in  der  Kieler  Klinik  bis  zum 
Ende  des  Jahres  1876  beim  Fortschreiten  des  diphth. 
Processes  auf  Trachea  u.  Bronchien  Einreibungen  von 
I7n^.  ei$iereym  (2.5 — 3.0  Grmm.  stündlich ,  bis  zu 
60  Grmm.  täglich)  mit  Vorliebe  angewendet  habe, 
ohne  jedoch  die  Nachtheiie  derselben ,  wie  blutige 
BiirrhOen,  heftiges  Nasenbluten,  starke  Hauthämor- 
rhagien,  Stomatitis  zu  verkennen.  Nachdem  2  im 
Hospitale  wegen  Syphilis  mit  Inunktionen  von  Ung. 
einer,  und  Hydr.  jod.  flavum  innerlich  behandelte 
Kr.  an  Diphther.  erkrankt  und  schnell  gestorben 
waren,  wurde  jedoch  die  Anwendung  des  Quecksil- 
bers aufgegeben. 

Bei  einfacher  Rachendiphtherie  wandte  B.  nach 
M.-W.  mnerlich  und  äusserlich  Eis,  innerlich  und  zu 
Gorgelnngen  Kali  chloric.  (5<^/o  Lösung  stündlich 
1  Theelöffel);  örtlich  Tannin-  oder  Alaunpulver,  oder 
Bepinselung  mit  Brom*Bromkalium-Lösung  an.  In 
schweren  Fällen  (beginnende  Asphyxie)  wurde  stets 
die  Tracheotomia  superior  unter  voller  Narkose  aus- 
gefiUul  B.  machte  übrigens  keinen  Unterschied 
zwischen  häutiger  Bräune,  Group  und  Diphth.;  er 
bezeichnete  mit  Croup  nur  ein  Symptom  der  Diphtli., 
Dämlich  den  charakteristischen  ,,Crouphusten^^ 

Vom  J.  1867  bis  Ende  1877  wurden  im  Ganzen 
131  Kr.  an  Rachen-,  Kehlkopf-  u.  Bronchialdiphth. 
bebandelt,  wovon  73  starben.  Bei  allen  83  mit 
Rdilk<^f-  und  Bronchialdiphth.  behafteten  Kranken 
iQosste  wegen  hochgradiger  Laryngostenose  die 
IVacheotomie  ausgeführt  werden.  Von  denselben 
starben  66,  mit  ^ner  Ausnahme  im  Alter  von  8  Mon. 
bis  zu  12  Jahr«n. 

Med.  Jabrbb.  Bd.  192.  Hfl.  8. 


Von  Säuren  sind  ausser  den  in  vielen  von  uns 
schon  oben  berücksichtigten  Aufsätzen  als  Haupt- 
mittel  gegen  Diphtheritis  genannten,  der  Carbol-, 
Salicyl-  und  Borsäure,  noch  folgende  3  zu  erwähnen, 
die  nur  örtliche  Anwendung  gefunden  haben. 

Dr.  Berge ron  berichtete  in  der  Soc.  de  Med. 
de  Paris  (nach  Philad.  med.  and  surg.  Reporter  XLIl. 
1.  p.  19.  Jan.  1880)  über  die  Wirkung  von  Inhalatio- 
nen mit  Fluorwasserstoffsäure.  Es  soll  IGrmm.  auf 
je  1  Cubikmeter  des  Raumes,  in  dem  der  Fat.  ver- 
weilt, im  Verlaufe  von  3  Std.  zerstäubt  werden. 
Unter  den  erwähnten  24  Fällen,  von  denen  17  schwer 
waren,  kamen  bei  dieser  Behandlimg  5  TodesfUlle 
—  4  bei  Kindern  —  vor.  Eine  üble  Nebenwirkung 
hat  B.  nie  beobachtet. 

Dr.  H.  Beyer  (Brit.  med.  Journ.  May  4. 1878) 
sah  in  2  Fällen  von  schwerer  Diphtheritis  sehr  gu- 
ten Erfolg  von  dem  Spray  mit  MilchaänrQ.  [Nähere 
Angaben  über  die  Stärke  der  Lösung  fehlen.] 

San.-R.  Dr.  Caspari  zu  Meinberg  (Deutsche 
med.  Wchnschr.  III.  18;  Mai  1877)  hat Salicylsäure 
(5 :  30  Glycerin)  mit  oder  ohne  Zusatz  von  1  Carbol- 
säure  als  Pinselsaft  mit  gutem  Erfolge  bei  Diphthe- 
ritis angewendet.  Bei  2  Erwachsenen,  wo  dieses 
Medikament  keine  genügend  schnelle  Wirkung  zeigte, 
hat  er  jedoch  eine  concentr.  Lösung  der  officinellen 
Citronensäure  aller  2  Std.  zur  Bepinselung  des  Ra- 
chens mit  bestem  Erfolge  benutzt  und  seitdem  in  40 
Fällen  von  der  örtlichen  Anwendung  der  Citronen- 
säure sehr  günstige  Wirkung  beobachtet ;  von  allen 
diesen  Kr.  starben  nur  2  noch  nicht  1  J.  alte  Kin- 
der. Bei  Erwachsenen  wendet  C.  die  concentr.  Lö- 
sung, bei  Kindera  mit  Znsatz  von  10 — 30<>/o  Glyce- 
rin an.  Ueble  Nebenwirkungen  hat  C.  nicht  beob- 
achtet. 

Dr.  Joseph  B.  Potsdamer  berichtet  (Phila- 
delph.  med.  and  surg.  Reporter  XLIL  15.  p.  317. 
April  10.  1880)  über  einen  Fall,  in  welchem  Inha- 
lationen von  Sauerstoff  80  günstigen  Erfolg  hat- 
ten ,  dass  die  in  Aussicht  genommene  Tracheotomie 
umgangen  wurde. 

ChloraUiydrat 

ist  mehrfach   zur   örtlichen  Anwendung   empfohlen 
worden. 

Prof.  V.  Rokitansky  (Med.-chir.  Rundschau 
Nov.  187 vS)  berichtet  über  3  Fälle,  in  denen  er 
mit  bestem  Erfolge  Einpinselungen  mit  concentr. 
Lösung  von  ChloraUiydrat  (öO^/q).  anwendete.  Mit 
Beginn  der  Besserung  wandte  R.  schwächere  Lösun- 
gen an. 

Dr.  R.  Carney  (Canada  Lancet;  Philadelphia 
med.  and  surg.  Repoiier  XLIL  p.  104.  Jan.  1880) 
sah  sehr  günstige  Wirkung  von  aller  1 — 2  Std.  wie- 
derholten Gurgelungen  oder  Einpinselungen  mit  einer 
Lösung  von  4  Chloralhydrat  auf  30  Aq.  destlUata. 

Dr.  Jos.  Schwarz  (Mitth.  d.  Ver.  der  Aerzte 
in  Nieder-Oesterr.  VI.  p.  22;  Febr.  1880)  wandte 
in  einem  Falle  die  von  Rokitansky  empfohlene 

37 


290 


E  0  r  m  a  n  n ,  Behandlnng  der  Diphtheritis. 


bO^lo  LösuDg  von  Chloral  an ,  die  er  mehrmals 
täglich  einpinseln  Hess.  Schon  nach  24  Std.  trat 
Bessening,  nach  weitern  3  Tagen  Heilang  ein.  In 
2  andern  Fällen  wurde  unter  Anwendung  des  Chlo- 
ralhydrats  —  ob  in  gleicher  Stärke,  ist  nicht  ange- 
geben —  gleichfalls  Heilung  erzielt;  es  waren 
jedoch  noch  andere  Gnrgelwässer  daneben  benutzt 
worden. 

Sehr  eingehend  wurde  die  lokale  Anwendung  des 
Chloral  von  Dr.  Korn  in  Berlin  (Deutsche  med. 
Wchnschr.  VH.  22;  Mai  1881)  besprochen.  K. 
wendet  je  nach  Alter  des  Er.  und  Schwere  der  Er- 
krankung eine  Lösung  von  15 — 30  Chloral  in  100 
Glycerin  an,  welche  2stündlich,  in  schwereren 
Fällen  auch  einmal  während  der  Nacht ,  vorsichtig 
eingepinselt  wird.  Nach  den  Pinselungen  beobach- 
tete E.  mehr  oder  weniger  starke  Salivation.  Er 
hat  das  Chloral  auf  die  angegebene  Weise  seit  8  bis 
9  J.  angewendet  und  selbst  in  schweren  Fällen  die 
Auflagerungen  in  3 — 4  T.  schwinden  sehen.  Nach 
seiner  Erfahrung  ist  kein  Mittel  besser  im  Stande, 
die  brandige  Erweichung  und  septische  Zersetzung 
der  diphtheritisch  erkrankten  Gewebe  zu  verhüten 
oder  aufzuhalten. 

Vielfache  Empfehlung  gegen  die  Diphtheritis 
haben  Alkoholika,  Eacitantia  u.  Stimu^ 
lantia  gefunden. 

J.  H.  Nowlin  (Philad.  med.  and  surg.  Repor- 
ter XXXIU.  18.  p.  345.  Oct.  1875)  will  geradezu 
staunenswerthe  Erfolge  mit  seiner  Behandlungsweise 
erzielt  haben.  Er  verordnet  eine  Mischung  aus 
Spir.  Frumenti  90,  Spir.  Ammon.  aromat.  4,  Spir. 
Lavend.  compos.  15  Grmm.  und  lässt  von  derselben 
einen  Theelöffel  voll  in  derselben  Menge  Wasser 
Tag  und  Nacht  stündlich  verabreichen ;  dabei  leicht 
verdauliche  nahrhafte  Eost.  Ausserdem  lässt  er 
den  Schlund  mit  einer  concentr.  Lösung  von  chlors. 
Eali ,  zu  welcher  Tannin  (8 :  100)  gesetzt  wird ,  so 
auswaschen,  dass  der  dazu  benutzte  Leinwandlappen 
bis  hinter  die  Tonsillen  geführt  und  jeder  nur  locker 
anhaftende  Belag  entfernt  wird.  Gegen  sept.  Blut- 
Vergiftung  rühmt  N.  die  Wirkung  grosser  Dosen 
von  Alkohol,  bis  zu  2  Essl.  stündlich.  (Auch  bei 
Eindern?  Et.) 

Ford  S.  Dodds  (Philad.  med.  and  surg.  Re- 
porter XXXIV.  11.  p.  804.  March  1876)  berichtet 
über  die  günstigen  Erfolge,  welche  er  mit  dem  Bi- 
bron*8chen  Antidot  für  Schlangengift  erzielt  hat. 
Dasselbe  besteht  aus:  Bromin.  fluid.  10.0,  Ealii  jo- 
dati  0.12,  Hydr.  bichlor.  0.06,  Spir.  dilut.  120 
Grmm. ;  anstatt  des  Jodkalium  setzt  jedoch  D.  die 
gleiche  Menge  Eali  chlor,  hinzu  und  lässt  aller  3 — 
6  Std.  1  Theelöffel  voll  verdünnt  nehmen,  nach  Ab- 
lauf der  entzündlichen  Erscheinungen  abwechselnd 
mit  starken  Dosen  Brandy  oder  Whisky  in  der  Form 
von  Milchpunsch  oder  Eierbier  (egg-nog).  Alle  ört- 
lichen Mittel  verwirft  D. ;  dagegen  empfiehlt  er  den 
Zusatz  von  Glycerin  zu  allen  Medikamenten,  welche 
bei  Haisaffektionen  innerlich  verordnet  werden.  Das- 


selbe soll  die  Gewebe  durchdringen  und  einen  erwei- 
chenden, beruhigenden  Einfluss  ausüben.    (Et.) 

Dr.  F.  H.  Patton  (Canada  Lancet;  Philad. 
med.  and  surg.  Reporter  XLU.  p.  107.  Jan.  1880) 
empfiehlt  sowohl  zur  Prophylaxe  als  gegen  die  Pilze 
Alkoholika,  und  zwar  in  grossen  Dosen,  bis  zum  Be- 
ginn der  Intoxikation.  Seinem  eigenen  djähr.  Einde 
gab  er  8  Grmm.  reinen  Branntwein  stündlich  (30  Std. 
lang).  Ausserdem  verordnet  P«  Chinin  (Eiodem  von 
10  J.  4stündl.  0.12  Grmm.,  oder  bei  reizbarem  Ma- 
gen 0.6  per  Rectum).  Von  lokaler  Behandlnng  des 
Halses  sah  P.  keinen  Erfolg. 

Dr.  Nathan  Jacobson  (New York  med.  Re- 
cord  XVIL  12.  p.  308.  March  20.  1880)  bespricht 
die  verschiedenen  als  Specifika  gegen  Diphtheritis 
empfohlenen  Mittel.  Er  selbst  ist  der  Ansicht,  dass 
bei  der  Diphther.  jede  erschöpfende  Behandlung 
ausgeschlossen  ist,  dass  aber  Alkohol ,  Eisen  (Tinet. 
ferri  chlorati  oder  Ferrum  dialysatnm)  nnd  Chinin 
stets  indicirt  sind.  Gute  Diät  muss  die  Behandlnng 
unterstützen.  Bei  Affektion  der  Nasenhöhle  ist 
Desinfektion  derselben  durch  Duschapparate  oder 
Spritzen  angezeigt.  Selbst  bei  Anwesenheit  von 
Herzgerinnseln  soll  noch  Bettung  möglich  sein; 
citronen-  und  essigs.  Salze,  Ammoniak  oder  Injek- 
tion alkal.  Lösungen  in  die  Venen  sollen  unter  aol- 
chen Umständen  zur  Verwendung  kommen.  Bd 
Larynxdiphtheritis  hält  J.  die  Tracheotomie  für  in- 
dicirt, und  zwar  in  jedem  Lebensalter. 

Dr.  Edel  (New  York  med.  Record  XUL  3; 
Jan.  19.  1878)  sah  günstige  Erfolge  bei  Diphtheri- 
tis und  Croup  vom  Terpentinöl.  Er  gieast 
15  Ti*.  Ol.  Terebinth.  in  den  Kessel  eines  Inhala- 
tionsapparates und  lässt  stündlich  (auch  in  der  Nacht) 
10  Min.  lang  inhaliren.  Die  Membranen  nnd  Oronp- 
röhren  stiessen  sich  bei  diesem  Verfahren  stets  sehr 
bald  ab  nnd  auch  das  Fieber  sank  schnell. 

Gleichfalls  sehr  günstige  Erfolge  von  Inhalatioo 
der  Terpentinöldämpfe  beobachtete  Dr.  Max  Taube 
zu  Leipzig  (Deutsche  Ztschr.  f.  prakt.  Med.  37 ;  Sept. 
1877).  Er  wendet  solche  Inhalationen  stets  bei  dem 
Auftreten  von  Zeichen  des  Fortschreitens  der  Diph- 
theritis auf  den  Larynx  an  und  lässt  15  Tr.  Terpen- 
tinöl in  das  mit  Wasser  erfüllte  Gläschen  eines  ge- 
wöhnlichen messingernen  Dampf-Inhalationsapparates 
schütten.  Das  Kind  soll  in  ein  Betttnch  gewiokdt 
und  der  Apparat  8 — 10  Min.  lang  3^'  vom  Monde 
entfernt  gehalten  werden.  Das  Gesidit  ist  gnt  ein- 
zuölen, die  Augen  sind  mit  einem  Tuche  zu  verfain- 
den.  Anfangs  lässt  T.  stündlich  Tag  nnd  Nacht 
einathmen.  Binnen  12 — 24  Std.  sank  das  Fieber 
und  die  Membranen  stiessen  sich  schnell  ab.  Die 
Wirkung  des  Terpentins  fasst  T.  als  Massage  der 
Rachentheile  auf,  bei  welcher  keine  nachtheiligen 
Aetzschorfe  entstehen.  Das  ins  Blnt  aufgenommene 
Oel  hebt  die  arterielle  Spannung  und  das  dabei  sich 
entwickelnde  Ozon  hat  vielleicht  die  desinficiiende 
Wirkung.  Einen  schädlichen  Einfluss  anf  die  Nie- 
ren u.  s.  w.  konnte  T.  nie  bemerken.  Zur  Nach* 
behandlnng  empfiehlt  er  die  Inhalation  Bchwaoher 


Eormann^  Bebandluiig  der  Diphtheritis. 


291 


KoehsalzlösuDg.  Dass  jedoch  auch  unangenehme 
ErscheiDangen  dabei  vorkommen  können  ^  beweist 
der  von  T.  beigefügte  Fall ,  in  dem  in  Folge  der 
Einwirkung  des  Terpentinöls  ein  Nasenabscess  auf- 
trat. —  Neben  dieser  Behandlung  machte  T.  noch 
Injektionen  mit  Carbolsäure-Lösung  (3%)  direkt  in 
das  Mandelgewebe  (2-'3mal  tägU  Vs  Pravaz'sche 
Spritze).  —  Im  Allgemeinen  empfiehlt  T.  folgendes 
Verfahren :  1)  Tag  n.  Nacht  stündlich  Terpentinöl- 
Inhalation;  2)  Carbolsäure  -  Injektionen,  2 — Smal 
taglich;  3)  stündlich  l-~2Theelöffel  voll  Rothwein 
oder  Madeira,  kalte  Compressen,  resp.  Eisbeutel  auf 
den  Hala,  2 — Smal  täglich  warme  Bäder  mit  kalten 
Uebergiessangen  y  nasse  Einwicklungen ,  Digitalis- 
anfgufls  (0.5 :  80  Grmm.)  mit  Benzoesäure  (1  —  2 
6rmm.).  Als  Diät  Milch  u.  Eier,  gegen  Obstruktion 
Leinöl.  Bei  Lockerung  der  Membranen  ein  Brech- 
mittel aus  Guprum  sulphuricnm.  —  Auch  nach  der 
Tracheotomie  sollen  Tei*pentinöldämpfe  in  und  ttber 
die  Kanüle  angewendet  werden. 

Stabsarzt  Dr.  Lindemann  in  Münster  (Allg. 
med.  Centi-.-Ztg.  XLVIL  84.  Oct.l9.  1878)  wandte 
die  Eioathmung  der  Terpentindämpfe  mit  günstigem 
Erfolge  bei  einer  im  7.Mon.  schwangern,  26  J.  alten 
Frau  an,  welche  an  hochgradiger  Dyspnoe,  ziemlich 
häufigen,  äusserst  intensiven  croupösen  Anfällen  und 
klangloser  Stimme  litt.  Die  Tonsillen  waren  frei 
(ob  vorher  Bachen-Diphth.  bestand,  ist  nicht  gesagt). 
Emetika  wurden  wegen  der  Schwangerschaft  nicht 
gegeben.  Die  Einführung  eines  Katheters  brachte 
keine  Erleichterung.  Auf  die  ersten  Einathmungen 
von  Ol.  Tereb.  rect.  (1  Theelöfl^el  voll  in  einem  Topf 
kochenden  Wassers)  trat  bereits  Besserung  ein.  Meh- 
rere Tage  hindurch  wurden  noch  röhrenförmige  den- 
dritische Bronchial-Exsudate  ausgehustet.  Bei  Kin- 
dern sah  L.  von  den  fragl.  Inhalationen  keinen  be- 
sondern Nutzen ,  da  dieselben  mit  grosser  Energie 
«ugefilbrt  werden  müssen. 

Dr.  Bosse  in  Domnau  (Berl.  klin.  Wchnschr. 
XVII.  43;  Oct.  1880  —  XVIIL  10;  Mära  1881) 
behandelte  23  Kranke  mit  Terpentinöl.  Er  gab 
2 — 7jähr.  Kindern  8  Grmm.,  älteren  12  Qrmm. 
pro  dosi ;  kalte  Milch  wurde  nachgefüllt,  zur  Nach- 
behandlung der  Vorsicht  halber  Kali  chloric.  bis 
zur  Genesung  gegeben.  In  4  Fällen  war  24  Std. 
nach  Verabreichung  von  12  Grmm.  der  Belag  noch 
fest  und  deshalb  wurden  nochmals  10  Grmm.  ge- 
geben. Stets  nützte  das  Mittel  zur  schnellen  Los- 
lösong  der  Membranen,  gleichviel  ob  es  am  1 .  oder 
3.  Tage  nach  Auftreten  der  Flecke  gegeben  wurde. 
Nach  2mal  24  Std.  wai*  die  Diphth.  geheilt,  wäh- 
rend bd  anderer  Behandlungsmethode  von  63  Kran- 
ken 4  stai'ben.  Später  wandte  B.  auch  in  6  Fällen 
von  Scharlachdiphtherie  auf  gleiche  Weise  Terpen- 
tinöl ohne  nachtheilige  Folgen  an,  auch  Nephritis 
tet  nicht  ein. 

In  dem  zweiten  Artikel  (1881)  berichtet  B.  zu- 
i^hst  über  11  Fälle,  in  welchen  nur  Terpentinöl 
»gewendet  wurde.  Alle  Kr.  genasen ;  bei  4  Kr. 
trat  Erbrechen  ein.    Um  zu  sehen,  ob  das  früher 


nebenbei  verordnete  Kali  chloric.  eine  antemetische 
Wirkung  habe,  gab  B.  den  nächsten  20  Kr.  nach 
dem  Terpentinöl  (6 — 12  Grmm.  auf  einmal,  am 
nächsten  Tage  dieselbe  oder  eine  kleinere  Dosis) 
eine  5proc.  Lösung  von  Kali  chloricum.  Es  trat  bei 
11  Kr.  Erbrechen  ein.  Das  Kali  chloric.  hat  also 
die  gehoflfte  Wirkung  nicht  gehabt.  Zuweilen  nach 
Anwendung  von  Terpentin  auftretende  Diarrhöe 
heilte  von  selbst.  Strangurie  trat  nur  in  1  Fall 
(bei  einer  4Öjähr.  Frau  mit  Oedem  um  die  Malleo- 
len)  ein.  Unter  den  letzten  20  Fällen,  die  B. 
tabellarisch  mittheilt,  befinden  sich  2  Todesfälle,  die 
einzigen,  die  B.  in  der  Zeit  vom  Juli  1880  bis  Febr. 
1881  zu  beklagen  hatte.  In  beiden  Fällen  kamen 
jedoch  die  Kr.  in  so  weit  vorgeschrittenen  Stadien 
zur  Behandlung,  dass  jede  andere  Behandlung  den 
gleichen  Ausgang  voraus  hätte  sehen  lassen.  —  Dass 
schlechte  Nebenwirkungen  nach  den  von  B.  ange- 
wendeten Dosen  nicht  zu  erwarten  waren,  geht  schon 
daraus  hervor,  dass  Prof.  Naunyn  und  2  andere 
Herren  im  J.  1868  binnen  4  Std.  je  100  Grmm. 
Terpentin  in  Eigelbemulsion  nahmen  und  selbst  da- 
nach nur  geringe  Kopfschmerzen  empfanden.  — 
B.  hält  die  Anwendung  des  Terpentinöls  bei  Diphth. 
besonders  deshalb  für  empfehlenswerth ,  weil  sich 
dabei  die  Pseudomembranen  schnell  auflösen.  Die 
guten  Resultate  allein  berechtigen  nach  seiner  Ueber- 
zeugung  durchaus  nicht,  sofort  ein  Mittel  zu  em- 
pfehlen, da  die  wunderbarsten  Kuren,  von  denen  B. 
ein  Beispiel  beibringt,  zuweilen  gleich  gute  Resultate 
haben,  da  eben  ein  Theil  aller  Kranken  unter  jeder 
Behandlung  gesund  wird.  —  Referent  hat  bisher 
nur  in  einem,  allerdings  verzweifelten  Falle  Ter- 
pentin angewendet  und  muss  gestehen,  dass  danach 
ein  Umschwung  in  den  Verhältnissen  eintrat.  Der 
Fall  wird  an  andei'cr  Stelle  veröffentlicht  werden. 

Prof.  Mosler  in  Greifswald  (Berl.  klin.  Wo- 
chenschr.  XVI.  21 ;  Mai  1879)  hat  InhaUtionen  von 
Ol.  Eucalypti  mit  günstigem  Erfolge  angewendet. 
Er  verordnet  zu  10  Inhalationen  2^-5  Grmm.  Ol. 
Eucalypti  e  foliis,  20 — 25  Grmm.  Sp.  vini  rectif. 
auf  170 — 180  Grmm.  Aq.  destillatae.  Die  Mischung 
muss  vor  dem  Gebrauche  umgeschttttelt  werden. 

Auch  M.  bezeichnet  es  als  Hauptaufgabe  der 
lokalen  Therapie  bei  Diphtheritis,  gegen  die  von  der 
Affektion  des  Pharynx  ausgehenden  Zersetzungen 
einzuschreiten,  zu  welchem  Zwecke  auch  nach  seiner 
reichen  Erfahrung  anstatt  der  Aetzmittel  Inlialatio- 
nen  zu  verwenden  sind,  und  zwar  sowohl  solche 
von  Dämpfen  heissen  Wassers  (50^),  zweckmässig 
mit  einem  Zusätze  von  Seesalz,  als  auch  solche  von 
desinficirenden  Lösungen.  In  letzterer  Hinsicht  sind 
die  gewöhnlich  als  Desinficientia  benutzten  Mittel, 
wie  Carbol-  oder  Salicylsäure,  Übermangans.  Kali, 
nicht  gut  zu  verwenden,  da  bei  anhaltender  Inhala- 
tion leicht  grössere  oder  kleinere  Mengen  der  gen. 
Substanzen  in  die  Bronchien  gelangen  und  daselbst 
Reizerscheinungen  hervorrufen  könnten.  M.  hat  da- 
her, da  das  Terpentinöl  bei  anhaltendem  Gebrauche 
gleichfalls  mancherlei  Nebenwirkungen  hat,  seine 


292 


K  0  r  m  a  n  D ,  Behandlang  der  Diphtfaeritis. 


desinficirende  Eigenschaft  aach  nicht  allgemein  an- 
erkannt ist,  —  das  01.  Eucalypti  zu  Inhalationen 
benutzt,  welche  er  mit  Zwischenzeiten  von  einer 
halben  bis  ganzen  Stunde  15  —  30  Min.  hindurch 
anwenden  lässt.  Zur  Inhalation  selbst  benutzt  M. 
seit  Jahren  einen  Dampfapparat,  aus  welchem  die 
zerstäubten  medikamentösen  Flüssigkeiten  mittels 
eines  weiten  Rohres  vor  oder  in  den  geöflPheten 
Mund  geleitet  werden. 

Die  Hauptaufgabe  der  Allgemeinbehandlung  ist 
nach  M.,  „den  Organismus  durch  gute  Nahrung  und 
Tonika  zu  kräftigen,  um  den  unerwartet  aufti'eten- 
den  Lähmungserscheinungen,  besonders  der  Herz- 
paralyse vorzubeugen".  Zu  diesem  Zwecke  ver- 
ordnet M. ,  neben  kräftiger  Fleischbrühe,  Liq.  ferri 
sesquichlor.  nebst  grössern  Qaben  starken  Weines. 
Gegen  das  Fieber  wendet  er  Chininum  hydrochlorat. 
cryst.  innerlich,  oder  das  Chin.  hydrochl.  amorphum 
in  Aqua  carbonata  in  der  Form  des  Klysma  an. 

Dr.  P erat 6  behandelt  (Bull.  deTh^r.  XL.  12. 
p.  529;'juin  30.  1880«)  seit  2  Jahren  die  Rachen- 
diphtheritis  nach  dem  Vorschlage  von  Dr.  Soul  6  zu 
Romorantin  (1.  c.  XCIV.  p.  18;  Janv.  1878)  mit 
Pli  enolka mp her^  indem  er  die  erkrankten  Stellen 
mit  einer  Lösung  von  25  Grmm.  Camphor.,  9  Acid. 
phenyl.  und  1  Alkohol ,  welche  mit  der  gleichen 
Menge  Mandelöl  (35  Grmm.)  versetzt  wird,  am  Tage 
aller  2,  Nachts  aller  3Std.  einpinselt.  Nach  einigen 
Tagen  ist  je  nach  dem  Grade  der  Besserung  nur 
aller  3,  4 — 5  Std.  einzupinseln.  Bereits  4  J.  alte 
Kinder  gewöhnten  sich  leicht  an  die  Behandlung. 
Bei  einfacher  Rachendiphther.  gelingt  auf  diese 
Weise  die  Heilung  mehr  oder  weniger  schnell,  zu- 
weilen binnen  24  Stunden.  Bei  ausgebreiteter 
Rachendiphther.  mit  Drüsenanschwellung  u.  Oede- 
men  verschwanden  die  letzteren  binnen  24  Std. ; 
nach  48  Std.  war  die  Drüsenanschwellung  veiTin- 
gei*t.  P.  lobt  an  dieser  Behandlung  besonders  die 
schnelle  Hebung  der  Kräfte  und  des  Appetits.  Das 
Auftreten  von  sekundären  Lähmungen,  wie  sie  nach 
schwerer  Diphtherie  vorkommen,  wird  jedoch,  wie 
P.  hervorhebt,  durch  diese  Behandlung  nicht  unbe- 
dingt verhütet.  Er  fasst  die  Wirkung  des  Mittels 
mehi'  als  eine  lokale  auf,  wenn  er  auch  die  leichte 
Absorption  der  Flüssigkeit  nicht  leugnet.  Das 
schnelle  Zurückgehen  des  Oedem  ist  eben  durch 
die  lokale  Wirkung  bedingt. 

In  Bezug  auf  die  Anwendung  balsamischer 
Mittel  gegen  Diphtheritis  haben  wir  zunächst 
eine  Abhandlung  von  Dr.  Beverley  Robinson 
(Amer.  Jouni.  N.  S.  CXLIII.  p.  30;  July  1876) 
über  den  Nutzen  der  Cubeben  zu  erwähnen.  R., 
welcher  die  Diphther.  als  zu  den  katarrhal.  Affek- 
tionen gehörig  betrachtet,  hat  das  Mittel  in  wenig- 


<)  Kurze  Erwähnung  hat  das  Verfahren  von  Peratö 
auch  in  einer  Mittheilung  über  mehrere  interessante  Fälle 
von  Diphther.  von  L^on  Blondeau  (L'Union  144. 
1880)  gefunden.  Bl.  selbst  rühmt  die  günstige  Wirkang 
der  ortl.  Anwendung  des  Kalkwassers. 


stens  20  Fällen  von  pseudomembrandser  Pharyo- 
gitis  angewendet,  von  denen  8 — 10  die  entscbie 
denen  Zeichen  diphth.  Infektion  darboten.  Bd  die- 
ser Behandlung  starben  eine  60jähr.  Fraa  n.  1  Kind, 
letzteres  in  weniger  als  3  Tagen  nach  dem  Ein- 
tritt der  Symptome.  Alle  übrigen  Kr.  genasen. 
Ueber  die  Wirkung  der  Cubeben  bei  Diphtherits 
spricht  sich  R.  dahin  aus,  dass  sie  die  Schleimhaut- 
Oberfläche  durch  direkten  Contakt  und  durch  die, 
ausser  durch  die  Nieren,  zum  gröasten  Theile  durch 
die  Schleimhaut  der  Respirationsorgane  stattfindende 
Ausscheidung  ihres  äther.  Stoffes  beeinflussen.  Die 
Schleimsekretion  wird  gemässigt  und  deshalb  kam 
auch  die  membranöse  Exsudation  nicht  so  sehoell 
oder  reichlich  erfolgen.  Die  gebildeten  Pseudo- 
membranen verlieren  ihre  innige  VerbindoBg  mit 
der  Unterlage  u.  werden  resorbirt  oder  losgestoeaen. 
und  expektorirt.  Die  Disposition  des  Processes,  siek 
nach  dem  Larynx  oder  der  Nasenhöhle  zn  verbrei- 
ten, ist  geschwunden.  Die  beschriebenen  Effekte 
traten  ca.  48  Std.  nach  dem  Beginn  der  Cabeben- 
behandlung  ein,  spätestens  am  3.  bis  4.  Tage.  Doeh 
kann  bis  1  Woche  vergehen ,  bevor  die  sekundären 
Membranen  aus  dem  Pharynx  vollständig  verschwan- 
den sind.  Absolute  Gontraindikationen  gegen  dieCn- 
beben  giebt  es  nicht.  Bei  torpider  Verdauung  wirken 
massige  Dosen  anregend  auf  den  DigestivproeeBg. 
Von  einigen  Pat.  wurden  grosse  Dosen  gut  ver- 
tragen,  zuweilen  tritt  aber  Dyspepsie  und  Diarrhöe 
danach  ein;  man  muss  dann  kleinere  Gaben  an- 
wenden. Copaivabalsam  wird  viel  schlechter  vff* 
tragen«  —  R.  lässt  Erwachsene  gewöhnlich  eine 
Mischung  von  30  Grmm.  Pulv.  Cubeb.  recens  par. 
und  ana  45  Grmm.  Syr.  coli;,  aur.  und  Aq.  meotii. 
pip.  binnen  24  Std.  nehmen  (28tQndl.  1  Essl.); 
einem  3jähr.  Kinde  kann  Vi — Va  ^^^  E^^*  ^^ 
verabreicht  werden.  Im  Beginn  der  Krankheit  hilt 
R.  auch  die  Anwendung  von  Strychnin  ftir  vortheil* 
haft,  da  es  eine  stärkende  Wirkung  auf  den  Hen* 
muskel  ausübe.  Schlüsslich  erwähnt  R«  noch,  dass 
auch  andere  Aerzte  auf  seine  Empfehlung  hin  die 
Cubeben  mit  gutem  Erfolge  angewendet  habeo. 
Vgl.  auch  die  Angaben  von  Cadet  de  Gassi- 
courtS.  285. 

Dr.  Trideau  zu  Audouilliä,  welcher  bekaont- 
lieh  schon  vor  einer  Reihe  von  Jahren  die  Balaamika 
gegen  Diphtheritis  empfohlen  hat  u.  dieselbe  gieioh- 
falls  als  eine  katarrhalische  Affektion  auffasst,  macht 
(Gaz.  hebd.  2.  S^r.  XIV.  12;  Man  1876)  aosfthr- 
liehe  Mittheilung  über  die  Anwendung  der  CnbebeR 
und  des  Copaivabalsams  als  Abortivnutftel  bd  Rachen- 
diphther.,  während  er  dieselben  bei  Auabreitaog 
des  Processes  auf  den  Kehlkopf  filr  meistens  erfolg- 
los  bezeichnet.  Die  Cubeben  wendet  Tr.  stets  als 
Pulver  an,  welches  man  kurz  vor  dem  Einnehmes 
mit  Syrup  oder  stark  gezuckertem  Wasser  mischt 
Man  muss  das  Mittel  in  wiederholten  Dosen  (stSndL) 
geben,  so  dass  man  täglich  bei  Kindern  unter  1  Jthr 
8 — 10  Grmm. ,  bei  Erwachsenen  25 — 40  Gnnm. 
verbraucht.    Das  Mittel  muss  einige  Tage  naeh  deia 


K  o  r  m  a  n  D ,  BehaodluDg  der  Diphtheritis. 


293 


Venehwinden  der  Membranen  fortgegeben  werden. 
Ist  biimen  2 — 3  Tagen  noob  keine  Besserung  ein- 
getreten, so  darf  man  die  Dosen  dreist  steigern, 
gleichviel  wie  alt  der  Pat.  ist.  Bei  der  geringsten 
Spar  von  Recidiv  muss  das  Mittel  sofort  wieder 
genommen  werden.  Bei  Eintritt  von  Diarrhöe  giebt 
man  Kindern  etwas  Syropns  diacodii,  Erwachsenen 
etwas  Syropns  opii.  Tr.  verordnet  gewöhnlich  eine 
Hischong  aus  12 — 15  Gnnm.  Pnlv.  Gabeb.  rec. 
pur.,  lOOGrmm.  Syr.  n.  ana  20Gnnm.  Vini  hispan. 
und  Aq.  dest.,  welche  je  nach  Alter  des  Er.  und 
Schwere  der  Erkrankung  1 — 3mal  tftglich  zu  ver- 
braachen  ist.  Cubeben  mit  Copaivabalsam  giebt 
Tr.,  wenn  durch  Gubeben  allein  keine  Besserung 
mielt  wird,  wie  nicht  selten  bei  Erwachsenen.  Er 
llMt  Troohisken  mit  0.35  Grmm.  Bals.  Copaiv.  sicci 
(Mialhe)  u.  0.15  Grmm.  Pulv.  Cubeb.  anfertigen  und 
davon  20 — 30  Stflck  den  Tag  Ober  verbrauchen. 
KiDdem  giebt  Tr.  täglich  so  viel  Stttck  als  sie  Jahre 
ilhlen,  Copaivabalsam  allein  giebt  er  in  um  Vs — Vs 
grösserer  Menge,  9 — 12  Trochisken  fttr  ein  6jfthr. 
Kind,  Erwachsenen  bis  zu  60 Troch. binnen  24Std., 
um  den  Oopaiva-Ausschlag  zu  erzielen,  mit  dessen 
Auftreten  gewöhnlich  auch  Besserung  sichtbar  wird. 
Sobald  derselbe  erscheint,  oder  die  Pseudomembra- 
nen verschwunden  sind,  lässt  man  die  Trochis- 
ken weg. 

In  einer  Mittheilung  über  eine  Diphtheritis-Epi- 
demie  im  Höpital  Ste.  Eug^nie  während  des  J.  1876 
berichtet  Dr.  B  roch  in  (6az.  des  Höp.  17.  1877), 
dasB  nach  der  Angabe  von  Moizard  Copaiva- 
balsam in  den  Fällen,  in  denen  die  Diphth.  nicht  in- 
fektiös war,  einigen  Vortheil  darzubieten  schien, 
indem  er  das  Verschwinden  der  Pseudomembranen 
im  Phar3mx  begünstigt.  Bergeron  verordnet 
28tilndL  1  Esslöflfel  voll  von  einer  Mischung  aus 
100  Grmm.  Aq.  menth.  pip.,  18  Grmm.  Alkohol 
and  Va — 2  Grmm.  Bals.  copaivae.  —  Das  chlora. 
Kali  ist  in  dieser  Epidemie  wenig  verwendet  wor- 
den, da  es  weder  besser,  noch  schlechter  als  Copaiva- 
balsam wii^te.  Dagegen  hat-  Saiicylsäure  als  Anti- 
septikum (weniger  als  Antipyretikum)  mehrfach  sehr 
gute  Dienste  geleistet  (4  Grmm.  auf  40  Alkohol  und 
80  Wasser).  —  Mittels  der  Tracheotomie  wurde  im 
gen.  Hospital  während  der  9  letzten  Mon.  des  J. 
1876  nur  in  120/o  der  Fälle  Heilung  erzielt. 

üeber  die  günstige  Wirkung  des  Chinin  gegen 
Diphtheritis ,  welche  in  vielen  der  schon  besproche- 
nen Aufeätze  erwähnt  worden  ist,  liegen  noch  einige 
spedelle  Mittheilungen  vor. 

Dr.  E.  G.  Zinke  (The  Ctinic  XIII.  26. p. 301. 
Dec.  1877)  berichtet  über  7  Fälle,  von  denen  4 
onter  der  gewöhnlichen  Behandlung  tödtlich  verliefen, 
während  in  den  3  letzten  Heilung  eintrat ,  nachdem 
Z.  erae  Lösung  von  8  Grmm.  Ghin.  snlph.  in  30 
CInnm.  Aq.  dest.  mittels  eines  Pnlverisator  auf  den 
Raehen  applicirt  und  stündlich  5  Ctgrmm.  Chinin 
innerlich  verabreicht  hatte.  Die  mikroskopisch  nnter- 
SQchten  Membranen  enthielten  viele  Mikrokokken, 
aber  ohne  ein  Zeichen  voq  Lebensthätigkelt.  Schlttss- 


lieh  theilt  Z.  noch  einige  Experimente  mit,  welche 
die  Wirksamkeit  des  Chinin  den  Mikrokokken  gegen- 
über beweisen  sollen,  aber  zum  grossen  Theil  wenig 
beweisend  sind. 

Dr.  E.  Wiss  (Deutsche  Ztschr.  f.  prakt.  Med. 
34;  Aug.  1878.  —  Die  Heilung  und  Verhütung  der 
Diphtheritis.  Berlin  1879.  A.  Hirsch wald.  8.  37  S.) 
empfiehlt  das  Chinin  in  Verbindung  mit  Ammonium 
hydi'ochloratum,  welches  er  dem  Kali  chloricum  vor- 
zieht, da  es  sicherer  und  schneller  wirksam  sei, 
namentlich  auf  die  Drüsen.  W.  verordnet  eine  Lö- 
sung von  0.4 — 0.6  Grmm.  Chin.  sulph.  und  2 — 6 
Grmm.  Ammon.  hydrochlor.  in  90  Grmm.  Aq.  dest. 
unter  Znsatz  von  3  Tr.  Acid.  hydrochl.  dil.  und  30 
Grmm.  Synip  *).  Von  derselben  wird  2stündlich  ein 
Rinder-  oder  Esslöffel  voll  verabreicht.  Bei  schlep- 
pendem Verlaufe ,  sowie  gegen  die  zurückbleibende 
Schwäche  und  Anämie  verordnet  W.  3mal  täglich 
Tinct.  ferri  sesquichlor.  in  recht  süssem  Zucker- 
wasser. 

Da  mit  der  Diphth.  zugleich  zahlreiche  einfache 
katarrhal.  Anginen  auftreten  und  da  ein  vorhandener 
Katarrh  zur  Erkrankung  an  Diphth.  disponirt,  ist 
W.  geneigt,  die  Diphth.  als  ein  öiiilich  auf  wesentlich 
katarrhal.  Basis  entstehendes  Leiden  zu  betrachten. 

Die  Indikation  für  die  Anwendung  des  Chinin 
findet  W.  in  der  Eigenschaft  desselben,  auf  die  Bak- 
terien vernichtend  einzuwirken,  welche  sich  bei  Diph- 
theritis im  Blute  sowohl  als  in  den  Exsudaten  vor- 
finden und  nicht  nur  als  Träger ,  sondern  auch  als 
Mehrer  des  Giftes  wirksam  zu  sein  scheinen.  Bei 
zeitiger  Anwendung  hat  W.  mit  dem  angegebenen 
Verfahren  stets  gute  Erfolge  erzielt. 

Dr.  Aug.  Lachmund  in  Leisnig  (Allg.  med. 
Centr.-Ztg.  IL.  1 ;  Januar  1880)  behandelte  nach 
Wiss  71  Kinder  an  Diphth.,  von  denen  nur  3  star- 
ben, welche  zugleich  an  Scharlach  gelitten  hatten 
und  3  Wochen  nach  glücklichem  Ueberstehen  noch- 
mals von  Diphth.  befallen  wurden.  L.  Hess  die  von 
Wiss  angegebene  Mischung  stündlich  zu  1  Tbeelöffel 
verabreichen ,  ausserdem  ab  und  zu  einige  Tropfen 
Terpentinöl  einathmen ,  bei  grösseren  Kindern  auch 
mit  einer  Lösung  von  Kali  chloric.  gurgeln.  Zur 
Nachbehandlung  empfiehlt  er  bei  Schwäche  Liq. 
ferri  sesquichlor.  oder  Decoct.  chinae. 

Unter  den  neuerdings  gegen  die  Diphtheritis 
empfohlenen  Arzneimitteln  ist  es  namentlich  das 
Pilocarpin,  welches  grosse  Beachtung  gefunden 
nnd  vielfache  Besprechungen  erfahren  hat. 

Am  4.  Oct.  1880  veröffentlichte  Dr.  Georg 
Gnttmann  in  Constadt  O./Schlesien  (Berl.  klin. 
Wchnschr.  XVII.  40.)  als  ein  von  ihm  seit  Vt  Jahren 
gegen  Diphth.  mit  Erfolg  angewendetes  Heilmittel 
Pilocarpin  mit  Pepsin.  Die  Aufgabe  der  Behand- 
lung ,  die  pilzhaltigen  diphth.  Belege  so  schnell  als 


0  In  der  Monographie  ist  als  Menge  des  der  von  W. 
verordneten  Losung  beizufügenden  Sjrrups  90Qrmm.,  an- 
statt 30  Grmm.  angegeben. 


294 


EormanDy  Behandlang  der  Diphtheritis. 


möglich  zu  entfernen ,  wird  sehr  gut  durch  die  ohne 
irgend  welche  entzündliche  Reizung  hervorgerufene 
Speichelsekretion  erzielt,  wie  sie  nach  innerer  An- 
wendung der  Fol.  Jaborandi  oder  deren  Präparate 
eintritt. 

Im  April  1879  erkrankten  7  Personen  einer 
Familie,  3  davon  in  typhoider  Weise  an  Diphtheritis. 
In  6  dieser  Fälle  wendete  6.  zuerst  Pilocarpin 
(0.05  Grmm.  pro  die)  an,  gab  aber  nebenbei  noch 
Chinin ,  Pinselungen  mit  Tannin ,  Gurgclungen  mit 
Kalkwasser  und  Pepsin.  Sämmtliche  Kranke  wur- 
den binnen  2 — 4  Tagen  gebeilt.  Dr.  G  e  1  d  n  e  r  in 
Pitschen  und  Dr.  Dylewsky  in  Grabow  hatten 
dieselben  günstigen  Erfolge ,  selbst  bei  den  schwer- 
sten Fällen.  G.  selbst  hat  seitdem  bis  Ende  Juli 
1880  im  Ganzen  66  Diphth.-FäUe ,  von  denen  15 
sehr  schwer  waren,  18  sehr  leicht,  33  aber  mit  be- 
trächtlicher Verbreitung  der  diphth.  Pseudomembra- 
nen verbunden  waren,  behandelt.  Bei  sämmtlichen 
66  Kr.  kam  nur  Pilocarpin  (mit  Pepsin)  innerlich  zur 
Anwendung ;  sie  genasen  alle  binnen  1  bis  11  Tagen. 

Auf  Grund  weiterer  Beobachtungen  hält  übrigens 
G.  die  Wirkung  des  Pilocarpin  für  speci6sch  gegen 
alle  Aiiien  von  Entzündung  der  Schleimhäute  der 
Mund'  und  Rachenhöhle,  sowie  gegen  LarynX" 
Croup.  Er  behandelte  an  letzterm  im  Jahre  1880 
4  Kr.,  von  denen  2  bereits  so  tief  asphyktisch  waren, 
dass  auch  das  Pilocarpin  nichts  nützen  konnte,  wäh- 
rend die  2  frühzeitiger  behandelten  in  3 — 4  Tagen 
hergestellt  wurden.  Auch  in  2  Fällen  von  Laryn- 
gitis stridula  trat  schneller  Erfolg  ein. 

G.  verordnet  Kindern  je  nach  dem  Alter  stündl. 
1  Theel.  voll  einer  Lösung  von  0.02—0.04  Grmm. 
Pilocarp.  hydrochlor.,  0.6 — 0.8  Grmm.  Pepsin  in 
80  Grmm.  Aq.  dest.  unter  Zusatz  von  2  Tr.  Acid. 
hydrochlor..  Erwachsene  nehmen  stündl.  einen  Ess- 
löflfel  voll  einer  Lösung  von  0.03 — 0.05  Grmm. 
Pilocai-p.  hydrochlor.,  2  Grmm.  Pepsin  auf  240 
Grmm.  Aq.  dest.  unter  Zusatz  von  3  Tr.  Ac.  hydro- 
chloricum.  Nach  jeder  Gabe  erhalten  Kinder  1  Thee-, 
Erwachsene  einen  Esslöffel  voll  schweren  Ungar- 
weins; Medicin  und  Wein  müssen  auch  während  der 
Nacht  regelmässig  gebraucht  werden.  Speichelfluss 
trat  stets  ein,  zuweilen  nur  als  vermehrtes  Aus- 
spuckenmüssen bemerkbar.  G.  kannte  bei  Abfassung 
seines  Berichts  nur  1  ungünstig  verlaufenen  Fall  von 
mit  Pilocarpin  behandelter  Diphth.  aus  der  Praxis 
des  Dr.  Geldner.  Ausserdem  lässt  Guttmann 
3mal  täglich  einen  Prieesnitz' sehen  Umschlag  um 
den  Hals  legen,  2stündl.  kleine  Mengen  von  warmer 
Milch,  Kaffee  oder  Suppe  reichen,  viel  und  oft  recht 
kaltes  Wasser  trinken  oder  auch  Eisstttckchen 
schlucken.  —  Im  Anhange  berichtet  6.  über  wei- 
tere 15  Fälle  (darunter  7  sehr  schwere),  in  denen 
allen  binnen  1 — 5  Tagen  Heilung  unter  dem  ange- 
gebenen Verfahren  eintrat. 

Dr.  E.  Lax  in  Schöllkrippen  (Bayr. ärztl. Intell.- 
Bl.  XXVU.  43 ;  Oct.  26.)  behandelte  vom  24.  Sept. 
bis  15.  Oct.  1880  16  Kinder  (1—16  J.)  an  Diph- 
theritis. Bei  den  ersten  6  wandte  er  Einpinselungen 


mit  4proc.  Höllensteiniösung,  sowie  cUors.  Kali 
innerlich  und  zu  Gnrgelungen  an ;  2  derselben  star- 
ben. Von  den  10  übrigen,  die  Pilocarpin-Pepni 
in  Tokayer  und  warme  Umschläge  um  den  Hals  er- 
hielten, starb  keiner. 

Dr.  Weise  (Berl.  klin.  Wehnschr.  XVm.4; 
Jan.  1881)  sah  in  5  Fällen  unter  Anwendung  des 
Pilocarpin  nach  Guttmann  günstigen  Verlauf,  be- 
obachtete aber  in  einem  6.  Falle  (5jähr.  Mädchen) 
einen  in  Tod  übergehenden  CoUapsus  in  Folge  der- 
selben. Später  erlebte  er  noch  3  Todesfälle  bei  der- 
selben Behandlung.  Er  dringt  daher  mind 
auf  minutiöse  Verordnung  und  ebensolche  Befi 
von  Seiten  des  Publikums.  In  historischer  Besiehong: 
bemerkt  W.,  dass  Pilocarpin  in  der  Wttrzboi 
Poliklinik  seit  mehreren  Jahren  gegen  Diphtherii 
angewendet  werde.  Guttmann  (a.  a.  0*  14 
p.  198)  giebt  jedoch  an,  dass  nach  direkt  ei 
genen  Erkundigungen  in  der  Würzburger  Klini! 
Pilocarpin  gegen  Diphtheritis  facht,  in  der  Poli 
dagegen  seit  längerer  Zeit  nicht  mehr  angewende 
worden  sei. 

Dr.  F.  W.  Vogel  (Boston med. and snrg. Jonm« 
GIV.  10;  Maroh  1881)  berichtet  ausAhrlich 
die  diphther.  Erkrankung  von  3  Geschwistern  (Tjähr 
Knabe ;  2jähr.  Knabe ;  Smonatl.  Mädchen),  bei  wek 
eher  eine  Lösung  von  0.03  (bei  den  jungem  Kin- 
dern 0.02)  Grmm.  Pilocarpin  nnd  1.25  Grmm.  Pepsis 
in  80  Grmm.  Aq.  dest.  unter  Beigabe  von  2  Tr.  Ac 
hydrochlor.  (stündlich  1  Theel.)  sehr  gote  Dieaär 
leistete.     Der  ältere  Knabe  erlag  jedoch  8  T.  mA 
der  Genesung  einer  Nephritis  mit  Lungenödem. 

Dr.  Hidar  Alföldi  in  Paucsova  (Wien.  med. 
Presse  XXII.  13 ;  März  1881)  sah  keine  gflnstigei 
Erfolge  von  der  Anwendung  des  Pilocarpin.  AHa 
6  Fälle,  in  denen  H.  das  Mittel  gegeben  hat,  endetoi 
lethal.  Dasselbe  gilt  von  5  andern  Fällen,  in  denoi 
ungarische  Aerzte  das  Pilocarpin  verordnet  hatten. 
A.  warnt  geradezu  vor  dieser  Art  derBehandlong^  da 
er  in  einem  Falle  (5jähr.  robuster  Knabe,  seit  2  Ti* 
gen  erkrankt)  ein  akutes  Lungenödem  durch  dal 
Pilocarpin  (0.2  auf  80,0;  davon  stündlich  1  Theel. 
—  es  waren  in  Summa  5  Theelöffel  gegeben  worden) 
eintreten  sah. 

Der  österr.  Reg. -Arzt  Dr.  Josef  Schmid 
(a.  a.  0.  15.  p.  462.  April)  vereinigte  sich  mit  dem 
Bez.- Arzt  Dr.  Szymonowicz  und  Spitalsprimi- 
rius  Dr.  Slarczynski  zur  Prüfung  der  Pllocar- 
pinbehandlung  der  Diphther.,  die  sich  so  vollstftadi^ 
wirkungslos  erwies,  dass  So  hm.  mit  den  Wortei 
abschliesst,  dass  Pilocarpin  ein  sehr  theures,  bd 
Diphther.  meist  ganz  unnützes,  oft  sogar  eni  sebr 
schädliches  Mittel  sei.  Sämmtliche  3  CoUc^en  kehr 
ten  zur  früheren  Behandlung  der  Diphther.,  dnrck 
Separation  der  Kr.,  durch  Analeptika  nnd  Antisep- 
tika, stark  roborirende  Diät  und  strenge  DennM- 
tion  der  Wohnungen  zurück. 

In  Folge  dieser  Veröffentlichungen  sah  sieh  Dr. 
Guttmann  (Breslauer  ärztl.  Zschr.  IIL  8.  9;  Apr. 
und  Mai  1881)  veranlasst^  die  epedfyehe  Wuiaaig 


Eormann ,  Behandlung  der  Diphtheritis. 


295 


des  Pilocarpin  nochmals  za  betonen.  Es  heile  die 
Krankheit  selbst  unmittelbar.  Das  Verdienst,  zuerst 
hieranf  aufnaerksam  gemacht  zu  haben,  nimmt  er  fOr 
sieh  in  Ansprach ;  wenn  auch  bereits  vor  seiner  er- 
rten  Veröffentlichung  ab  und  zu  Versuche  mit  Pilo- 
earpin  angestellt  worden  sind  (Weber  1877, 
Demme  1877,  Lehwess  1879,  Merkell880). 
BezflgUch  der  Wirkung  des  Pilocarpin  hat  er  die 
Geberzeugung  gewonnen,  dass  in  Folge  der  Anre- 
pmg  der  physiologischen  Thätigkeit  der  erkrankten 
BcUeimhäatey  resp.  deren  Sekretionsorgane,  die  Ent- 
dndungserscheinungen  in  denselben  immer  vollstän- 
dig weichen.  Trotzdem  werden  lethale  Ausgänge 
nicht  ausbleiben ;  denn  wenn  die  Allgemeininfektion 
n  rapid  eintritt,  kann  auch  das  Wegspülen,  resp. 
die  definitive  Beseitigung  des  Krankheitserregers  und 
der  durch  ihn  gesetzten  Produkte  nichts  mehr  nützen. 
6.  räth  daher,  immer  die  erprobten  Antimykotika 
^besonders  Chinin)  noch  nebenbei  zu  geben.  Das 
Auftreten  von  CoUapsus  nach  interner  Anwendung 
▼OD  Pilocarpin  hat  er  in  seinen  120  Fällen  nicht  be- 
obachtet. Ist  man  der  Verabreichung  von  Wein 
von  Seiten  der  Angehörigen  nicht  sicher,  so  thut 
Bitn  gut,  ihn  sofort  zur  Medicin  zu  verschreiben 
[2.  B.  Vinnm  Xerense  —  oder  Cognac.  Ref.].  Auch 
in  den  der  Pilooarpin-Behandlnng  aufgebürdeten 
TodesfllUen,  die  Weise  veröffentlichte,  kann  G.  nur 
eine  Herzlfthmung  oder  einen  LungencoUapsns  in  Folge 
diphtheritischer  Vei*änderungen  im  Centralnerven- 
Orstem  erblicken.  Denn  alle  Beobachter  stimmen 
darin  liberein,  dass  der  betreffende  Collaps  stets 
doreh  CSognac,  Wein  und  Amylnitrit  zu  beseitigen 
ist  —  Fflr  die  subcutane  Verabreichung,  die  selten 
BOtlng  ist,  räth  G.  nur  Va  Spritze  einer  20/oigen  Lö- 
^  unter  Verabreichung  von  Spirituosen  vor  und 
B>di  der  Injektion  zu  verbrauchen.  Schlflsslich 
theilt  Vf.  noch  einen  schweren  Fall  mit  —  8jähr. 
Knabe,  mit  schwerer  Rachenbränne',  vollständiger 
Sopor  mit  Stertor,  Affektion  beider  Nasenhöhlen, 
diphther.  Mittelohrentzündung  and  dGstand.  [Schling- 
Uunang  — ,  der  unter  Anwendung  von  Pilocarpin  mit 
Genesung  endete.  —  Die  beigegebene  Correspon- 
deoz  aus  ärztlichen  Kreisen,  welche  gute  Erfolge  mit 
dor  Pilocarpinbehandlung  enthält,  muss  im  Originale 
eingesehen  werden. 

Dr.  Karl  Dehio  (Petersb.  med.  Wchnschr. 
VI.  19.  20.  21 ;  Mai  1881)  berichtet,  dass  bereits 
ÖA  Jahr  1878  im  Kinderhospitale  des  Prinzen  von 
Oldenburg  bei  Diphth.  faucium  et  laryngis  subcutane 
Pilocarpininjektionen  angewandt  worden  sind,  und 
d«S8  Ende  des  Jahres  1878  Lehwess  in  St.  Pe- 
tersburg (Petersb.  med.  Wchnschr.  V.  1.  1880.)  be- 
'^Hs  günstige  Erfolge  bei  Rachendiphther.  erzielte. 
D.  selbst  hat  in  24  Fällen  von  Diphth.  Pilocarpin 
^gewendet;  in  14  Fällen  war  die  Affektion  auf  den 
^hai  beschränkt,  in  10  waren  Larynx  und  die  tie- 
fem Luftwege  zugleich  afficirt.  D.  verordnet  eine 
LöBung  von  0.02—0.06  Pilocarp.  hydrochlor.  in 
deaL  Wasser  und  span.  Wein  ana  50  Grmm.,  von 
welcher  Tag  and  Nacht  aller  2  Std.  10  Qrmm.  ver- 


abreicht  werden.  Bei  Eintritt  von  Erbrechen  oder 
CoUapsus  wurde  das  Mittel  ausgesetzt.  Oertlich  wur- 
den 2stttndlich  Ausspalungen  oder  Ausspritzungen 
mit  wässeriger  Lösung  von  Borsäure  oder  Kali 
chloric,  u.  dmal  täglich  Auspinselungen  mit  lOproc. 
Tanninldsung,  ausserdem  bei  Kehlkopfaffektion  In- 
halationen mit  Natr.  bicarb.  angewendet.  In  allen 
14  Fällen  von  Diphth.  faucium,  die  zum  Theil 
leichte,  zum  Theil  aber  sehr  schwere  waren  und  von 
denen  D.  fünf  mittheilt,  erfolgte  Genesung.  Sobald 
Salivation  u.  Diaphorese  eingetreten  waren ,  erfolgte 
ein  Umschwung  in  den  Verhältnissen,  und  zwar  in 

2  Fällen  nach  60,  in  5  nach  48 ,  in  1  nach  40 ,  in 

1  nach  36,  in  3  nach  24  und  in  2  nach  12  Stunden. 
Die  vollständige  Abstossung  und  Fortspttlung  der 
Exsudate  dauerte  in  1  Falle  15  Tage,  in  1  Fall  12 
Tage,  in  1  Falle  8,  in  2  Fällen  7,  in  2  Fällen  6,  in 

3  nur  5  Tage,  in  je  1  Fall  4  und  3  Tage  und  in 

2  Fällen  2  Tage.  D.  betrachtet  daher  als  wich- 
tigste Wirkung  des  Pilocarpin  die  rasche  Unter- 
drückung desKrankheitsprocesses.  Er  macht  jedoch 
darauf  aufmerksam ,  wie  verschieden  verschiedene 
Pilocarpinpräparate  wirken;  das  von  Merk  in 
Darmstadt  gelieferte  erwies  sich  als  das  wirk- 
samste. 

Von  den  9  Fällen,  in  denen  neben  dem  Rachen 
der  Larynx  diphtheritisch  afficirt  war,  endeten  unter 
Pilocarpinbehandlung  5  tödtlich,  nur  4  mit  Gene- 
sung. In  den  5  lethal  verlaufenen  Fällen  war  bei 
Beginn  der  Asphyxie  dieTracheotomie  gemacht  wor- 
den. In  den  4  HeilungsfilUen,  in  denen  durch  die 
laiyngoskop.  Untersuchung  wirkliche  Larynx-Diph- 
ther.  constatirt  wurde,  war  die  Tracheotomie  über- 
haupt nicht  in  Frage  gekommen.  —  Der  10.  Fall 
betrifft  einen  9jähr.  Knaben  mit  fibrinöser  Laryngi- 
tis ohne  gleichzeitige  Rachenerkrankung.  Trotz  An- 
wendung von  Pilocarpin  nahm  die  Stenose  so  zu, 
dass  dieTracheotomie  nöthig  wurde;  nachher  wurde 
Pilocarpin  nicht  weiter  gegeben.  Es  erfolgte  Hei- 
lung. Es  ist  also  eine  günstige  Beeinflussung  der 
fibrinösen  Laryngiäa  und  Tracheobronchitis  durch 
Pilocarpin  nicht  zu  bemerken  gewesen.  Dagegen 
war  eine  rasche  Besserung  der  lokalen  Rachen" 
erkrankung  in  mehreren  Fällen  unverkennbar. 

In  der  Mehrzahl  d9r  Fälle  sah  D.  keine  unan- 
genehmen Nebenwirkungen ;  zuweilen  trat  nach  der 
1.  oder  2.  Pilocarpindosis  Erbrechen  ein,  später 
nicht  mehr.  Nur  5  Mal  trat  schwererer  CoUapsus 
ein,  und  zwar  hatte  ein  l^sjähriges  Kind  in  8  Std. 
0.009,  ein  4jähr.  und  ein  8jähr.  in  je  10  Std.  je 
0.02,  ein  9jähr.  in  48  Std.  0.19  und  ein  11  jähr,  in 

4  Std.  0.024  Grmm.  Pilocarpin  erhalten.  Die  Ool- 
lapsus  verschwanden  binnen  4 — 8  Stunden.  D. 
konnte  daher  eine  ungünstige  Beeinflussung  der  Herz- 
thätigkeit  und  des  Pulses  durch  Pilocarpin  nicht  an- 
nehmen. 

Im  Anschlüsse  hieran  erwähnt  D.  noch,  dass  Prof. 
W.  Laschke witsch  in  Charkow  0  in  10  Fällen 


1)  Prof.  LaBchkewitBch  theilt  9  dieser  Fälle,  die 


296 


E ö rm a n D ,  Behandlnng  der  Diphtheritis. 


von  schwerer  Bachendiphther.  mit  Pilocarpin  keine 
Genesung  erzielte,  trotzdem  dass  die  Pat.  am  ersten 
Erankheitstage  2standlichy  später  standlich  0.002 
Grmm.  Pilocarpin  pro  dosi  erhielten.  Eine  sehr 
kräftige,  günstige  Wirkung  des  Pilocarpin  bei  Rachen- 
Diphtherie  ist  jedoch  nach  D.'s  Uebei*zettgung  nicht 
zu  verkennen ;  die  allerschwersten  Fälle  septischer 
Diphth.  spotten  aber  dieser,  wie  jeder  andern  Be- 
handlung. 

Guttmann  (a.  a.  0.  46}  bezeichnet  die  von 
Dehio  gegebenen  Einzelgaben  als  zu  hoch,  wes- 
halb D.  selbst  schlüsslich  davon  zurflckgekommen 
sei.  G.  selbst  fing  mit  2stündlichen  Dosen  von  4, 
5  und  7  Mgrmm.  an,  hielt  aber  später  stündliche 
Gaben  von  0.0012  bis  0.0025  Grmm.  für  ausrei- 
chend, um  die  specifische  Wirkung  zu  erreichen.  Er 
zieht  daher  die  innere  Anwendung  der  subcutanen 
vor,  und  giebt  Eindern  unter  1 — 2  Jahren  0,02, 
altern  Eindern  durchschnittlich  0.03,  Erwachsenen 
aber  0.045  pro  (^tV^und  steigeii  die  Dosis  um  0.005 
— O.Ol,  wenn  binnen  24  Stunden  keine  auffallende 
Besserung  eintritt.  Die  Medicin  muss  ununterbro- 
chen, Tag  und  Nacht,  mehrere  Tage  lang  fortgesetzt 
werden.  Bei  innerer  Verabreichung  sah  G.  nieCol- 
lapsus,  nach  subcutaner  Anwendung  nur  einmal,  bei 
einem  Cronpanfall,  in  welchem  aber  Genesung  ein- 
trat. Unter  109  auf  diese  Weise  behandelten  Diph- 
ther.-Eranken  starb  ein  Mädchen ,  das  erst  zur  Be- 
handlung kam,  als  es«  der  Erstickung  bereits  nahe 
war.  Auch  hier  führt  G.  die  Aerzte  namentlich  auf, 
welche  seine  Methode  wirksam  fanden.  Bei  dersel- 
ben sah  er  in  keinem  Falle  eine  Ausbreitung  der 
Diphth.  auf  den  Eehlkopf,  was  auch  mehrere  Colle- 
gen  bestätigten.  Wo  dieselbe  trotzdem  beobachtet 
wurde,  war  sie  schon  vor  Beginn  der  Behandlnng 
vorhanden ,  oder  es  fehlte  die  nöthige  Energie  der 
Innervation  der  Athmungsorgane,  zu  deren  Eräfti- 
gung  G.  der  Pilocarpinlösung  gew.  Liq.  Amm.  anis. 
oder  Elixir  e  sncc.  Glycyrrh.  zusetzt.  Gelingt  da- 
durch die  Expektoration  der  gelösten  Massen  nicht,  so 
wird  die  Tracheotomie  erforderlich.  Den  septischen 
Verhiuf  der  Rachendiphtherie  kann  Pilocarpin,  das 
nach  Demme  die  diphtheritischen  Mikrokokken 
flicht  vernichtet,  natürlich  höchstens  im  Anfang  be- 
einflussen, indem  es  die  Erankheitsprodukte  schnell 
aus  der  Rachenhöhle  entfernt  und  so  eine  Vermeh- 
rung der  septischen  Stoffe  verhindert,  wodurch  eine 
begonnene  septische  Infektion  unterbrochen  werden 
kann. 

Dr.  Neumeister  (Deutsche  med.  Wchnschr. 
Vü.  8.  p.  95.  1881)  behandelte  28  Diphth. -Er. 
nach  Guttmann.  Von  5  Erwachsenen  hatten  3  Sali- 


Kinder  zwischen  2  u.  7  Jahren  mit  massiger  Temperatar 
zwischen  38  und  39.7®  betrafen,  mit  (Deutsch.  Arch.  f. 
klin.  Med.  XXX.  1  n.  2.  p.  194.  1881).  Er  giebt  zn, 
dass  die  Fälle  schwer  waren,  allein  gerade  solche  Fälle 
erfordern  ein  specif.  Mittel,  leichte  verlaufen  anch  bei 
anderer  Behandlungsweise  günstig.  Für  ihn  geben  diese 
Fälle  einen  nnnmstösslichen  Beweis  gegen  Jegliche  spe- 
clflsche  Wirksamkeit  des  Pilocarpin  bei  Diphtheritis  ab. 


vation  (1  starb) ;  von  23  Eindern  hatten  nur  6  anftg^ 
sprochene,  1  unbedeutende  Sali  vation  (13  staiben). 
Sechsmal  sahN.  Pulsschwäche  eintreten.  FflrEinder 
verwirft  er  das  Mittel,  weil  es  in  der  Erzeagnng  toi 
Salivation  unzuverlässig  sei  nnd  Collapans  ber?or- 
rufen  könne. 

0.  Faludi  (Pest  med.-chir.  Presse  1881. 
Nr.  12)  sah  die  Wirkung  des  Pilocarpin  anch  bd 
innerem  Gebrauche  sicher  eintreten,  aber  ohne  doe 
specifische  Wirkung  gegen  Diphth.  na  äoaaem.  Du 
Mittel  könne  die  Ausbreitung  auf  Eehlkopf  nnd 
Trachea  nk^ht  hindern. 

Dr.  Moritz  Bachschitz  in Zsamovitz (Wien. 

med.  Presse  XXII.  21 ;  Mai  22.  1881)  behanddte 

unter  32  gleichzeitig  beobachteten  Fällen  6  ohnej 

26  mit  Pilocarpin.     Von  erstem  6  Fällen  starben 

3,  von  letztem  4.     In  17  Fällen  konnte  B.,  nadi 

dessen  Erfahmng  Säuglinge  am  seltensten  von  Diph- 

ther.  befallen  werden,   die  Infektionsquelle  direkt 

nachweisen.    Sehlüsslich  giebt  B.  folgende  [bei  dem 

geringen  Umfange  des  benutzten  Materials  allerdings 

keinen  sichern  Schluss  gestattende]  üebersicht  der 

Sterblichkeit  an  Diphtheritis : 

Dr.  Settegast  (1873— 1877) hatte onter 481  FlIleB 
302 Todesf.  (62.8o/o),  Dr.Qnändingrer  (Natr. bensoie.) 
unter  17  Fällen  8  Todesf.  (47o/o),  Dr.  Hertx(TaBBii- 
bepiDBOlang)  unter  62  Fällen  22  Todesf.  (35.6Va)»  B. 
selbst  (Tannin  nnd  Kali  chloric.)  unter  6  Fällen  3TodeiL 
(50%),  dagegen  bei  Anwendung  des  Pilocarpin  out? 
26  F&Uen  4  Todesf.  (15.4«/o),  Guttmann  (Pllocarpii) 
unter  66  Fällen  keinen  TodesfUl. 

Dr.  Friedr.  Böhm  in  Niederwerm  (Bi|r. 
ärztl.  Int.-Bl.  XXVUL  21 ;  Mai  1881)  sah  den  Er- 
folg der  Pilocarpinbehandlung  weit  hinter  seiner  E^ 
Wartung  zurückbleiben.  Er  beobachtete  ihre  Wir- 
kung bei  ca.  10  Kindern.  Trotz  starker  ScUein- 
absonderung  griffen  die  diphtheiit.  Belege  rasch  m 
sich  und  erlagen  2  siebenjähr.  Kinder  ^  hei  denea 
eine  starke  Sekretion  sich  eingestellt  hatte.  Deshiib 
gmg  B.  wieder  zur  antiseptischen  Behandlnng  mit 
concentrirter  Borsanrelösung,  bei  hartnackigen  Fil- 
len  mit  gleichzeitiger  Inhalation  einer  SprocLösnog 
von  Carbolsänre  Aber.  Bei  dieser  Behandlnng  stiib 
von  den  übrigen  Diphth.-Kr.  (im  Ganzen  SO)  keiner. 

Dr.  Lereboullet  (Bull,  de  Th^r.  L.  12. 
p.  529;  JuinSO.  1881)  wandte  Pilocarpin  subcutan 
mit  günstigem  Erfolge  bei  einem  8jähr.  Mädchen  an, 
bei  welchem  unter  der  gewöhnlichen  Behandlung 
vollständige  Aphonie  eingetreten  war^  gleichzeitig 
auch  Albuminurie  und  hochgradige  Erschöpfung  be- 
stand. 

L.  machte  am  7.  Kranklieitstage  eine  snbcut.  lui^- 
tion  von  0.005  Qrmm.  Piloearp.  hydrochl.  (in  1  Cdätr- 
Wasser  gelost)  und  wiederholte  dieselbe  am  8.,  9.,  10* 
nnd  11.  Krankheitstage  Je  3mal.  Unter  dieser  Behud- 
lang,  welche  noch  durch  Eisnmschläge  um  den  Hals,  In- 
halationen von  Carbolsänre  nnd  kfinstllche  Emihrw? 
durch  Peptonklystire  unterstützt  wnrde,  trat  8aUTatio> 
ein  nnd  die  Kranke  expektorirte  dicke  Psendomembranes. 
Der  Schweiss  war  massig,  der  Puls  zuweilen  klein.  Spi- 
ter  wurde  wieder  Liq.  ferri,  China  und  ChiniD.  solpk- 
wegen  Prostration  gegeben.  Während  sich  die  Att«- 
minurie  verminderte,  stellte  sich  noch  ein  OetieWieiT' 


E  0  r  m  a  n  n ,  Behandlang  der  Diphtfaeritis. 


297 


flipel  ein,  wodurch  die  Krankheitsdauer  auf  4Vs  Wochen 
ansgedehnt  wurde.  Auch  dann  bestand  noch  Pharynx- 
lähmuDg  und  eine  nnvollstandige  Paraplegie,  die  linker- 
seits  deatUcher  war. 

L.  glaubt,  die  Heilung  in  diesem  Falle  nicht 
aoBsehliefislich  dem  PilocarpiQ  zuschreiben  zn  müs- 
sen, da  sie  durch  die  antiseptischen  Inhalationen 
nnd  die  Peptonklystire  wesentlich  mit  herbeigefilhrt 
wurde.  Aber  das  Pilocarpin  scheint  ihm  das  Ein- 
treten der  Asphyxie  in  Folge  der  Crouperscheinun- 
gen  verhindert  zu  haben;  er  betrachtet  daher  das 
Pilocarpin  als  ünterstfltzungsmittel  der  Behandlung 
der  Diphtherie. 

Dr.  Paul  Landowski  veröfltentlicht  ( Jour n . 
de  Thor,  Vm.  13.  p.485.  JuilletlO.  1881)  einige 
Betrachtungen  über  die  Behandlung  der  Diphtheritis, 
m  welchen  er  auch  das  Pilocarpin  beiilcksichtigt. 

Als  lokale  Behandlung  zieht  er  Aetzungen  mit 
Phenolglycerin  (4-— 5  Grmm.  Acid.  phenic.  auf 
30  Grmm.  Giycerin)  und  Ausspritzungen  mit  Phe- 
nolzuckerwasser (4  Grmm.  Acid.  phenic.  auf  1  Liter 
Zackerwasser)  vor.  Innerlich  verwendet  er  als  Anti- 
septikum Natron  benzoicum  (4 — 6  Grmm.  pro  die) 
oder  aalicyUcum  (2—3  Grmm.  pro  die),  letzteres 
besonders  bei  hohem  Fieber.  Die  Wirkung  des  Pilo- 
carpin hält  er,  besonders  bei  Kindern,  für  nichts 
weniger  als  sicher.  Zuweilen  beginnt  die  Salivation 
nach  Verabreichung  von  3  Theelöffeln  (stündlich  1) 
einer  Lösung  von  0.04  Grmm.  Piloc.  hydrochl.  in 
80  Grmm.  Wasser  und  20  Grmm.  Syrnp ;  in  andern 
Fällen  auch  erst  nach  6-— 8  Theelöffeln.  In  einem 
Falle  erfolgte  sehr  starke  Schweisssekretion  ohne 
eine  Spur  von  Salivation,  in  einem  andern  weder 
die  eine ,  noch  die  andere.  L.  glaubt,  dass  Pilo- 
carpin nur  einen  Einflass  auf  die  Rachendiphtherie 
hat,  während  es  Membranen,  die  tiefer  im  Larynx 
sitzen,  nicht  beeinflusse.  Bei  schwachen  Kindern 
wagt  er  Pilocarpin  nicht  anzuwenden,  da  schon 
kleine  Dosen  die  Adynamie  in  gefährlichster  Weise 
steigern  können.  Inhalationen  von  Sauerstoff, 
die  er  mit  gutem  Erfolge  angewendet  hat,  bezeich- 
net L.  als  ein  Mittel,  das  dazu  dient,  Zeit  zu  ge- 
winnen, besonders  wenn  ein  Respirationshindemiss 
den  Zutritt  der  genügenden  Luftmenge  verhindert. 
Die  Kranken  athmen  das  Gas  meist  gierig  aus  dem 
Ballon  (mittels  Gummischlauches)  und  verlangen  nach 
einem  andern,  wenn  der  erste  Ballon  geleert  ist. 

Dr.  Conrad  Küster  (Berl.  klin.  Wchnschr. 
XVnL  27.  p.  394.  1881)  hat  die  Erfahrung  ge- 
macht, dass  das  Pilocarpin  um  so  wirksamer  ist,  je 
früher  es  zur  Anwendung  kommt,  dass  es  dagegen, 
wenn  bereits  weit  verbreitete  Auflagerungen  be- 
stehen oder  sogar  schon  Pilze  in  den  Saftstrom  ein- 
gedrungen sind,  sehr  an  Wirksamkeit  und  Sicher- 
heit verliert.  Wenn  es  frühzeitig  gegeben  wird, 
scheint  es  die  Diphther.  coupiren  zu  können;  in 
einem  Falle,  den  K.  unter  andern  mittheilt,  scheint 
der  Belag,  der  den  Verhältnissen  nach  sicher  zu  er- 
warten war,  wie  K.  meint ,  in  Folge  der  Anwen- 
Med;  Jahrbb.  Bd.  198.  Hft.  3. 


düng  des  Pilocarpin  überhaupt  gar  nicht  zur  Ent- 
wicklung gekommen  zu  sein.  Eine  specifische  Wir- 
kung besitzt  aber  das  Mittel  nach  K.  durchaus  nicht, 
sondern  nur  eine  symptomatische.  Eine  ungünstige 
Nebenwirkung  hat  K.  bei  der  Anwendung  von  Pilo- 
carpm  nicht  beobachtet. 

Dr.  P.  Naecke  spricht  sich  (Berl.  klin.  Wo- 
chenschr.  XVIIL  88.  p.  551.  1881)  in  seinen  ca- 
suistischen  Beiträgen  zur  Tracheotomie  auch  über 
die  Anwendung  des  Pilocarpin  aus.  Er  wandte 
dasselbe  in  einer  Reihe  von  leichten  und  schweren 
Fällen  von  Dlphth.  und  bei  einfacher  Angina  ton- 
sillaris an.  Die  von  Guttmann  angegebenen 
Dosen  bewirkten  nicht  immer  Salivation,  weshalb 
N.  grössere  Dosen  anwandte.  Er  gab  Kindern  von 
7—10  J.  während  des  Tages  i/g— Istündl.  1  Essl. 
voll  einer  Lösung  von  0.05  Piloc.  mur.  in  100  Grmm. 
Wasser,  während  der  Nacht  2stündl. ;  daneben  viel 
Wein,  kalte  Umschläge  um  den  Hals,  fleissige  Gur- 
gelungen mit  Kali  chloricnm.  Nur  in  1  Falle  wirkte 
das  Mittel  bald  und  intensiv ;  in  den  meisten  Fällen 
erfolgte  keine  Salivation,  auch  blieb  die  Diaphorese, 
wenn  sie  eintrat,  meist  nur  auf  den  Kopf  beschränkt. 
Weder  Fieber,  noch  Verlauf  der  Krankheit  schien 
irgendwie  durch  Pilocarpin  beeinflusst  zu  werden, 
selbst  nicht  in  dem  Fall,  in  welchem  schnell  eine 
starke  Salivation  erfolgte.  Eben  so  wenig  wirkte 
das  Mittel  bei  Angina  tonsillaris.  Von  einem  absolut 
sichern  und  specifischen  Mittel  kann  daher  nicht  die 
Rede  sein. 

Dr.  Alfred  Muller  (Therap.  Gaz.  N.  S.  IL 
11.  p.  403.  Nov.  1881)  sah  gute  Erfolge  von  der 
Anwendung  des  Pilocarpin  nach  Guttmann 's  Vor- 
schrift. Ausserdem  erwähnt  M.,  dass  Dr.  Kuhl- 
mann  das  Eatr,  Fol,  Jaborandi  nützlich  befun- 
den hat. 

Dr.  Archambault  (Bull,  et  M6m.  de  la  Sog. 
de  Th^r.  XIIL  20.  p.  211.  1881)  hat  das  Pilocar- 
pin in  21  Fällen  angewendet,  von  denen  9  (von  An- 
fang an  nicht  schwere)  mit  Genesung,  12  dagegen 
tödtlich  endeten.  A.  verordnet  stündlich  1  Essl.  voll 
einer  Lösung  von  0.1  Grmm.  auf  250  Grmm.  Flüs- 
sigkeit. In  2  Fällen  machte  er  3mal  täglich  eine 
subcutane  Injektion  von  5  Mgrmm.  Pilocarpin ;  da 
aber  bald  nach  der  ersten  Injektion  Erbrechen  er- 
folgte, bei  dem  einen  Kr.  auch  ein  starker  Collapsus 
eintrat,  so  zog  A.  die  inteine  Verabreichung  vor. 
In  den  schweren  Fällen  reproducirten  sich  die  Mem- 
branen nach  ihrer  Losstossung  und  der  Verlauf  der 
Krankheit  schien  durch  das  Pilocarpin  nicht  beein- 
flusst zu  werden.  A.  kommt  daher  zu  dem  Schlüsse, 
dass  Pilocarpin  unwirksam  gegen  Diphtheritis  ist. 

Dr.  C.  Picot  (Revuem6d.de  laSuisseRomande 
I.  11.  p.  674.  Nov.  16.  1881)  giebt  eine  Ueber- 
sicht  der  im  Vorstehenden  von  uns  mitgetheilten  Er- 
fahrungen über  die  Wirkung  des  Pilocarpin  bei  Diph- 
theritis, sowie  über  die  Anwendung  in  subcutan.  In- 
jektion, innerlich  oder  im  Klystir.  Nach  seiner  An- 
sicht fanden   die   günstigen  Erfolge,   die  einzelne 

38 


298 


E  0  r  m  a  D  D ,  Behandlnng  der  Diphtheiitis. 


Aerzte  constatirten ,  die  sich  indessen  auch  mit  dem 
Genius  epidemicns  erklären  lassen  ^  zur  Fortsetzung^ 
der  Versuche  auf. 

Von  den  in  Pico  t 's  Zusammenstellung  und  in 
der  ähnlichen  Abhandlung  von  Dr.  C.  Zuber  (Gaz. 
hebd.  2.  S^r.  XVIII.  37.  p.  586.  1881)  besproche- 
nen Arbeiten  mögen  noch  einige  Mittheilungen  über 
die  Therapie  der  Diphtheritis  Erwähnung  finden,  die 
uns  nicht  zugänglich  waren. 

Prof.  Giulio  Lepidi-Chioti  (II  Morgagni) 
hat  Pilocarpin  bei  3  Kr.  (2  Erwachsene)  in  Lösung 
mit  gutem  Erfolge  angewendet.  Er  glaubt,  dass  das 
Mittel  die  Ablösung  der  Membranen  befördert,  und 
dass  mittels  der  profusen  Schweissabsondemng  eine  Art 
von  Elimination  des  diphtherit.  Virus  bewhrkt  werde. 
Er  sah  nach  Applikation  von  3  Ctgrmm.  Piloc.  mur. 
in  60  Grmm.  Aq.  dest.  als  Klysma  nach  10 — 15  Min. 
Salivation  eintreten ,  eine  Beobachtung ,  weiche  für 
die  Fälle  von  Wichtigkeit  ist,  in  welchen  das  Mittel 
vom  Magen  nicht  vertragen  wird ;  jedenfalls  wüi'den 
indessen  bei  Kindern  kleinere  Gaben  anzuwenden 
sein.  Uebrigens  fügt  L.  -  C  h.  noch  hinzu,  dass  gastr. 
Beschwerden  nach  Verabreichung  von  Pilocarpin  oft 
durch  Kaffeeaufguss  beseitigt  werden. 

Dr.  Masini  (Imparziale)  berichtet  über  3  Fälle, 
von  denen  2  tödtlichen  Ausgang  hatten,  Dr.  G  u  a  i  t  a 
(Lo  Sperimentale)  gleichfalls  über  3  Fälle,  in  denen 
jedoch  2mal  Genesung  einti*at,  allerdings  unter  gleich- 
zeitiger Anwendung  noch  anderer  Mittel. 

Gas  sin  in  Avignon  (Lyon  m^dical)  erzielte  in 
einem  Falle  von  mit  Croup  complicirter  EKphther. 
bei  einem  6jähr.  Knaben  Heilung  unter  Auftreten  aus- 
serordentlich starken  Speichelflusses  und  Schweisses. 

Dr.  Lemoyne  zu  Lorient  (Joum.  de  m^d.  et 
de  chir.  de  Lucas  Championni^re)  wandte  subcutane 
Injektionen  von  Pilocarp.  nitricum  bei  einem  6jähr. 
Knaben  an,  bei  welchem  wegen  drohender  Asphyxie 
die  Tracheotomie  ausgefbhrt  worden  war.  Am  2. 
Tage  n.  d.  Oper,  wurden  unter  heftigen  Hustenstössen 
Pseudomembranen  nebst  einer  grossen  Menge  von 
Schleim  ausgestossen,  worauf  Genesung  eintrat. 


Dr.  G.  R.  S.  Curtis  (Boston  med.  and  surg. 
Joum.  CIV.  March  1881)  hat  die  von  N^laton 
bei  Pustula  maligna  gerühmte  Juglans  nigra 
bei  der  Diphther.  angewendet.  Er  lässt  mit  einem 
starken  Dekokt  der  Blätter,  bez.  auch  der  grünen 
Schaalen  der  Früchte,  Gurgelungen  ausführen  oder 
die  Dämpfe  desselben  inhaliren ,  in  manchen  Fällen 
auch  die  Abkochung  trinken.  Ausserdem  leisteten 
Umschläge  mit  dem  Dekokt  bei  Anschwellung  der 
Drüsen  sehr  gute  Dienste.  C.  beobachtete  in  30 
Fällen  sehr  günstige  Wirkung  des  gen.  Mittels.  In 
allen  Fällen  trat  Heilung  ein ,  in  den  leichten  unter 
dem  alleinigen  Gebrauche  desselben ,  in  den  schwe- 
ren unter  gleichzeitiger  Anwendung  von  Jodpräpa- 
raten (innerlich  und  äusserUch) ,  sowie  von  Chinin 
und  Eisen. 


Ein  Mittel ,  welches  zur  Lösung  der  diphther.  n 
croupösen  Membranen  von  grossem  Nutzen  zu  wer- 
den verspricht,  ist  nach  den  von  Prof.  J.  M.  Bobs- 
bach  angestellten  Versuchen  das  Papayotin 
(Berl.  klin.  Wchnschr.  XVIIL  10 ;  März  1881). 

R.  hat  bereits  seit  längerer  Zeit  Versndie  migb- 
stellt,  um  Lösungsmittel  für  cronpöse  Membranen  a 
finden ;  aber  alle  Mittel,  die  in  conoentr.  Lösung  dien 
wirklich  bewirkten,  Hessen  anbefriedigt,  sobald  ae 
in  solchen  Verdünnungen  angewandt  wurdoi,  wie 
sie  in  den  menschlichen  Körper  eingepinselt  oder  in- 
lialirt  werden  können;  die  Membransttteken  schwam- 
men sogar  stets  in  den  betr.  Flüssigkeiten  hemm. 
Auch  der  Versuch,  die  Groupmembranen  dnich  Za- 
satz  von  Pepsin  zu  schwachen  Salz-  oderEsagsSme- 
Lösungen  (^/^q — ^/s^/o)  zu  lösen,  hatte  keinen  gfli- 
stigen  Erfolg. 

Sehr  günstige  Wirkungen  beobachtete  dagegen 
R.  von  dem  Milchsaft' Papayotinj  weleheSi 
wie  Versuche  ergaben,  auf  unversehrte  Schleimhäute, 
sowie  auf  das  Lungengewebe  keinen  Einflnss  bt 
In  einer  sehr  starken  Lösung  desselben  (0.1:2.0) 
war  ein  Stück  der  croupösen  Membranröhre  aus  der 
Trachea  eines  an  Diphth.  erkrankten  Kindes  nach 
1  Std.  in  feine  Partikel  zerfallen,  welche  nach  68td. 
vollständig  verschwunden  waren,  so  dass  die  Lösung 
vollkommen  klar  erschien.  In  5proc.  Lösung  waren 
Membranstücke  nach  2  Std.  vollständig,  in  2^l^pt(it 
zum  Theil,  in  Vaproc.  gar  nicht  gelöst.  Erwärmte 
Lösungen  wirken  nicht  rascher  auflösend,  als  kalte 
Weniger  wirksam  fandR.  den  Sueeua  Carter! 
Papayae^  ein  von  derselben  Pflanze  stammendei, 
durch  braungrüne  Farbe  und  bitterlichen  Gescbmaek 
von  dem  weissen,  geschmacklosen  Milchsaft-Papayo- 
tin  sich  unterscheidendes  Präparat.  In  einer  LÖsong 
desselben  waren  Stücke  der  zu  den  vorerwähnten 
Versuchen  benutzten  Membran  erst  nach  12  Std.  in 
kleine  Partikelchen  zeifallen,  deren  Lösung  setM 
nach  Tagen  nicht  stattgefunden  hatte.  Dass  jedodi 
auch  dieses  schwächer  wirkende  Präparat  dieLösiog 
der  Membranen  zu  beschleunigen  vermag,  beweiit 
ein  von  R.  mitgetheilter  Fall  eines  1^/4  J.  alten, 
schwächlichen  Kindes,  das  zwar  der  äusserst  schwe- 
ren Erkrankung  erlag,  bei  dem  aber,  nachdem  binnen 
24  Std.  5  Grmm.  einer  concentr.  Lösung  verbraoelit 
worden  waren,  der  ganze  Rachen  keine  Spur  eisefl 
Fleckchens,  sondern  nur  starke  Röthung  und  Schwe- 
lung darbot. 

Das  Papayotin  sowohl,  als  den  Snccus  C.  Pap. 
räth  R.  aller  fünf  Minuten  in  gesättigter  Lösung 
einzupinseln  od.  tropfenweise  einzuflössen,  und  zwar 
sowohl  in  den  Mund,  als  in  die  Nase  ^). 

Ref.  konnte  bisher  nur  in  einem  Falle  Papayotin 
anwenden.  Es  handelte  sich  um  einen  5jähr.  Kna- 
ben, der  schon  öfters  an  leichter,  aber  sehr  protia- 
hirter   (14  Tage  bis  3  Wochen)  Baohendlphtherie 


>)  W^en  genauerer  Angaben  über  dieEigeiiaefaafteB 
and  Wirkung  des  Papayotin  sowohl,  ab  des  Sooeu  vgl. 
Jahrbb.  CXC.  p.  8. 


K  0  r  m  a  n  n ,  Behaadliuig  der  Diphtheritis. 


299 


geUtten  hatte.  Bei  dem  letzten  Anfall  wurde  ihm 
eine  ^/^ftwi.  Papayotinldsong  nach  Rossbach 's 
Angabe  verordnet.  Es  erfolgte  dieses  Hai  Heilang 
in  2  Tagen. 

Dr.  W.  Haie  White  (Lancet  H.  17.  p.  700. 
Oet  1881)  empfiehlt  zur  Ldsang  der  diphther. 
Membrioen  BuUoeVa  saurea  Pepainglycerin , 
welches  er  zuerst  bei  einem  2Vs  J«  &lten  Mädchen 
nach  der  Tracheotomie  anwandte.  Er  Hess  aller 
2  Std.  mittels  eines  Spray-Apparates  15  Grmm.  des 
gen.  Mittels  inhaliren.  Die  Behandlung  konnte  am 
i.  Tage,  nachdem  12  Std.  lang  keine  Membranen 
mehr  ausgehustet  worden  waren ,  aufgegeben ,  bald 
aneh  die  Kanüle  weggelassen  werden.  Das  Kind 
erlag  später  [die  Zeit  ist  nicht  angegeben]  einer 
Bronchopneumonie.  Bei  der  Sektion  zeigte  es  sich 
aber,  daiss  die  Pepsinlösung  auf  Trachea,  Bronchien 
und  Larynx  nicht  nachtheilig  eingewirkt  hatte.  — 
W.  bemerkt  noch,  dass  bei  Bullock  u.  C.  eine  Pep- 
nnlOsung  mit  weniger  Glycerin,  als  die  gewöhnliche 
Mischung  enthält,  vorräthig  ist. 


Unter  den  vorliegenden  Arbeiten,  welche  weni- 
ger einzelne  Mittel,  sondern  einzelne  Punkte  der  gegen 
die  Diphtheritis  einzuschlagenden  Behandlung  im 
Allgemeinen  betreffen,  erwähnen  wir  zunächst  eine 
Mittheilung,  welche  Prof.  Störk  in  Wien  Aber^lior- 
tivbehandlung  der  Diphtheritis  (Wien.  med.  Wochen- 
Bchr.  XXXI.  46.  p.  1281.  1881)  gemacht  hat. 

8  t.  gründet  die  Empfehlung  seiner  Methode  auf 
30  genau  von  ihm  beobachtete  Fälle,  welche,  abge- 
sehen von  einigen  8 — 10  J.  alten  Kindern,  lauter 
Erwachsene  betrafen.  Man  kann  nach  seiner  Er- 
fihrong  im  Anfangsstadium  der  Diphtheritis,  wel- 
ches sich  durch  das  Auftreten  grauweisslicher  Exsu- 
da^fröpfe  in  den  Ausfflhrungfi^ängen  der  Tonsillen 
mit  Schwellung  derselben  und  der  Umgebung  cha- 
rakterisui,  durch  methodische,  mehrere  Minuten 
laug  fortgesetzte  Auspmselung  mit  einem  kurzhaari- 
gen Pinsel  die  Infiltrate  entfernen,  wobei  man  durch 
bestimmte  Drehbewegungen  die  Pinselhaare  in  die 
Lflcken  der  Tonsillenoberfläche  eindringen  lassen 
muBs.  Die  Auspinselung  muss  so  lange  fortgesetzt 
werdra,  bis  sämmtliche  graue  Pttnktchen  entfernt 
Bind.  Anfangs  benutzte  Vf.  zu  den  Auspinselungen 
antiseptische  Flflssigkeiten,  später  indifferente  (Kalk- 
wasser, Alkohol,  Rum),  in  letzterer  Zeit  oft  nur 
Wasser.  In  hartnäckigen  Fällen  muss  die  Procedur 
«m  2.  Tage  wiederholt  werden.  Mit  der  Entfernung 
der  Exsudatpfröpfe  scheint  die  Fänlnissdiphtherie  in 
ihrem  Fortschreiten  aufgehalten  zu  werden. 

Bei  der  Naturf.-Vers.  zu  Salzburg  fand,  wie  St. 
seihst  eingehend  mittheilt,  sein  Vortrag  wenig  An- 
l^lsng,  da  der  Grundsatz:  „leichte  Fälle  kommen 
dnreh,  schwere  Diphtheritiden  sterben  (Seitz)'^  von 
to  Mehrzahl  der  Anwesenden  rflckhalüos  anerkannt 
^''^e.  St 's  Entgegnungen  sind  im  Originale  ein- 
znsehen.  Er  hält  an  seiner  Ansicht  fest,  dass  syste- 
"^^tische  Anaq[>ritEungen  mit  schwacher  Ldsung  von 


Sallcylsäure,  Borax  oder  von  Cognac,  in  vielen  Fäl- 
len auch  mit  einem  Aufgusse  des  chines.  Thees,  am 
meisten  zu  empfehlen  seien.  Bei  drohendem  Col- 
lapsus  lässt  er  gewöhnlichen  weissen  Tischwein  ein- 
spritzen. 

Die  Einathmung  von  Wasserdämpfen  oder 
Gurgelungen  mit  heissem  Wasser  haben  mehrfach 
Besprechung  gefunden. 

Dr.  Froelich  zu  Neustadt  im  bad.  Schwarz- 
walde (Deutsche  Ztechr.  f.  prakt.  Med.  28.  1877) 
verordnete  Einathmungen  mit  heissen  Wasserdäm- 
pfen, neben  Gurgelungen  mit  Kali  chloric.  oder  hy- 
peimangan.,  sowie  Anwendung  von  Eis  äusserlich 
und  innerlich,  unter  entsprechender  Behandlung  des 
Fiebera.  Bei  Lymphdrttsenschwellung  lässt  er 
warme  Ueberschläge  machen  und  eröffnet  zeitig  den 
Abscess.  Bei  Anwendung  von  Brechmitteln  sei  Vor- 
sicht nöthig ;  Aetzungen  und  mechanische  Ablösung 
der  Rachenbelege  hält  er  für  verwerflich. 

Fr.  hat  diese  Behandlungsweise  binnen  3  Mo- 
naten in  150  Fällen  von  scarlatinöser,  resp.  diphthe- 
ritischer  Angina  (40  schwerste  diphth.  Anginen) 
angewendet.  Es  starben  4  Kranke :  1  an  Verblu- 
tung, 2  mit  den  Erscheinungen  einer  Kohlensänre- 
vergiftung ;  1  an  Bronch.  capillaris. 

In  der  Hauptsache  mit  der  von  Fr  öl  ich  em- 
pfohlenen ttbereinstimmend,  ist  die  von  Dr.  Helm- 
kampf  zu  Halberstadt  (a.  a.  0.  37)  in  140  Fällen 
angewendete  Behandlung.  Auch  er  warnt  vor  jedem 
schwächenden  Eingriffe,  namentlich  vor  Brechmit- 
teln. Die  lokale  Behandlung  beschränkt  er  auf  die 
Applikation  von  Eis  (3 — 4  Tage  lang)  und  Inhala- 
tionen von  Wasserdämpfin,  Anfangs  mit  Zusatz  des- 
inficirender  Mittel.  Bei  üblem  Geruch  aus  dem 
Munde  verordnet  er  ein  Mundwasser  aus  Acid.  car- 
bol.  5  6rmm.,  Spir.  dil.,  Aq.  Menth,  pip.  ana  50  Grmm., 
von  welchem  2stttndl.  2—4  Theelöffel  in  1  Glas 
voll  Wasser  zur  Om*gelung  benutzt  werden.  Bei 
kleineren  Kindern  fand  H.Kali  chloric.  2 — 5  Grmm. 
:  180  Aq.  dest,  mit  oder  ohne  Extr.  Chin.  reg.  frig. 
parat.,  oder  Tinct.  ferri  chlor,  aeth.,  (stttudlich  IKin- 
deresslöffel  voll)  nützlich.  Bei  Schwellung  der 
Lymphdrüsen  sind  subcut.  Injektionen  von  2®/o  Car- 
bolsäurelösung,  täglich  1 — 2mal  2 — 3  Spritzen  voll, 
zu  machen,  Abscesse  müssen  möglichst  zeitig  geöff- 
net werden.  —  Jede  schwächende  Behandlung  (Eme- 
tika)  ist  zu  vermeiden. 

Dr.  H.  Eidam  zu  Gunzenhausen  (Berl.  klin. 
Wchnschr.  XV.  34.  Aug.  1878)  spricht  sich  gleich- 
falls gegen  die  Anwendung  der  Aetzungen  aus,  ob- 
gleich über  deren  günstigen  Erfolg  allerdings  Erfah- 
rungen mitgetheilt  worden  sind  (a.  a.  0.  XIII.  46. 
1876).  E.  selbst  wendet  hauptsächlich  Einathmun- 
gen von  Wasserdämpfen  an,  durch  welche  die  Lösung 
der  Membranen  und  mit  ihr  die  Entfernung  der  Pilze 
am  besten  herbeigefbhrt  wird.  Welches  Medika- 
ment zur  Inhalation  benutzt  wird,  ist  nach  E.  gleich- 
gültig. Er  lässt  durch  Glastrichter  mindestens  30 
Min.  hindurch  mit  Pausen  von  15 — 30  Min.  mhali- 


300 


Kormann,  Be handlang  der  Diphtheritis. 


ren,  während  der  Nacht  mit  langem  Pausen.  Ans- 
serdem  verordnet  £.  eine  Lösung  von  chlors.  Kali 
(1 :  20)  zum  Gurgeln  oder  Auspinseln,  eine  solche 
von  1 :  30  für  den  innerlichen  Gebrauch,  sowie  warme 
Umschläge  um  den  Hals. 

Auch  Dr.  Joseph  Marx  zu  Erhingen  (Deut- 
sches Arch.  f.  kiin.  Med.  XXVII.  1  u.  2.  1880) 
warnt  bei  Behandlung  der  Diphtherie  vor  starken 
Eingrififen  (Kanterisiren).  Er  sucht,  nach  Oertel's 
Vorgange,  die  Eiterbildung  durch  Inhalation  heisser 
Wasserdämpfe  energisch  anzuregen  (Anfangs  minde- 
stens aller  Stunden  15  Min.  hindurch;  während  der 
Nacht  aller  3 — 4  Std.).  Zur  Reinigung  der  Mund- 
höhle können  Lösungen  von  Kochsalz,  chlors.  oder 
hypermangans.  Kali,  sowie  von  Carbol-  oder  Sali- 
cylsäni*e  benutzt  werden.  In  schweren  Fällen  sind 
ausserdem  Gurgelungen  mit  den  gen.  Lösungen,  so- 
wie mit  solchen  von  Thymol,  Spir.  vini  oder  Chlor- 
wasser von  Nutzen. 

Dr.  Rieck  zu  Schönborn  in  Holstein  (Allg. 
med.  Centr.-Ztg.  L.  52.  p.  1313.  Dec.  1881)  Hess 
mit  gutem  Erfolge  die  heissen  Dämpfe  einer  Koch- 
salzlösung mittels  eines  mit  einem  Hartgnmmirohre 
versehenen  Reagensglases  einathmen.  Fttr  Erwach- 
sene zieht  er  Gurgelnngen  mit  heisser  Kochsalz- 
lösung vor. 

Dr.  Coesfeld  in  Barmen  (Deutsche  med. 
Wchnschr.  VI.  35.  p.  473.  1880)  bezeichnet  dage- 
gen als  rationelle  Behandlung  der  Diphth.  einfaches 
Gurgeln  mit  heissem  Wasser  ohne  jeden  Znsatz. 
Kinder,  die  noch  nicht  gurgeln  können,  erhalten 
halbstflndlich  heisses  Wasser  oder  heisse  Milch  zu 
trinken.  Durch  das  Gurgeln  mit  heissem  Wasser 
wird  die  Abstossung  der  Membranen  energisch  unter- 
stützt und  durch  die  beim  Gurgelakt  stattfindenden 
Muskelbewegungen  beschleunigt,  femer  wird  das 
Weiterschreiten  des  diphtherit.  Processes  auf  Choa- 
nen,  Larynx  und  Tuba  Eustachii  sehr  erschweii;,  ja 
fast  verhindeiii.  Bei  den  Oerterechen  Inhalationen, 
bei  denen  die  Stimmritze  auf  das  Aeusserste  erwei- 
tert wird,  werden  die  sich  lösenden  Partikelchen  ge- 
radezu in  den  Kehlkopf  hineingeb'ieben,  so  dass  die 
Miterkranknng  des  Larynx  ktinstlich  herbeigeführt 
wird.  Auch  Larynxdiphtherie  räth  C.  nicht  mit 
Inhalationen  zu  behandeln,  sondern  mit  Apomorphin, 
Radix  senegae  und  Benzoesäure,  die  Diphth.  septica 
aber  mit  Gnrgelungen  von  Carbolsäurelösung,  neben 
dem  innem  Gebrauche  derAntizymotika,  Antifebrilia 
und  Excitantia. 

Die  Frage  hinsichtlich  der  Räthlichkeit  der  di- 
rekten Applikation  von  Aetztnitteln  wird,  wie 
aus  den  vorstehenden  Mittheilungen  hervorgeht,  von 
der  Mehrzahl  der  Beobachter  verneint.  Es  liegen 
jedoch  mehrfache  Mittheilungen  vor],  in  denen  sie  im 
bejahenden  Sinne  beantwortet  wird. 

E.  N.  Whittier  (Boston  med. and  surg.  Joum. 
XCni.  20.  p.  547.  Nov.  1875)  empfiehlt  neben  Gur- 
gelungen und  der  Anwendung  von  Desinficientien, 
die  Applikation  von  Höllenstein,  oder  besser  noch 


von  Eisen-Pernitrat  oder  -Perchlorid.  Er  hebt  jedoek 
hefvor,  dass  die  Behandlung  nach  der  Eigenthflm- 
lichkeit  des  Falles  eine  verschiedene  sein  mflsse  und 
dass  auch  in  Bezug  auf  die  Allgemeinbehandloog 
(Chinin,  Eisen,  grosse  Gaben  von  Alkohol)  auf  du 
Stadium,  der  Krankheit  und  die  Widerstandsfthigkdt 
des  Kr.  Rücksicht  zu  nehmen  sei.  Die  örtliche  Bes- 
serung sei  Übrigens  nie  maassgebend  fOr  die  Pro- 
gnose. Bei  erheblicher  Dyspnoe  räth  Wh.  zeitig 
zur  Tracheotomie  zu  schreiten. 

Dr.  W.  Hensgen  (Deutsche  med.  Wchnsdir. 
III.  30.  31 ;  Juli,  Aug.  1876)  hat  bei  lokaler  An- 
Wendung  der  Carbolsäure  (Pinselang)  nicht  sehr  gfls* 
stigen  Erfolg  gesehen.  Er  behandelt  daher  die 
Diphth.  wieder  nach  alter  Methode  darch  Aetzangen 
mit  dem  Höllensteinstift  und  Entfernung  der  diphth. 
Membranen,  und  beobachtete  dabei  eine  viel  schnel- 
lere Losstossung  der  Häute  von  der  Schleimhaut.  Er 
ätzte  die  diphth.  Beläge  2 — 3mal  täglich,  znweilei 
noch  häufiger,  und  Hess  den  gebildeten  Aetzadiorf 
mittels  eines  mit  Leinwand  umwickelten  Hohsstib- 
chcns  wegwischen,  diesen  Pinsel  aber  jedesmal  so- 
fort verbrennen.  Auf  die  gereinigte  Schleimhaut 
wurde  dann  eine  15 — 20proc.  Carbolsäurelösoog 
aufgetragen,  28tündlich,  bis  neue  diphth.  Beläge  eine 
neue  Aetzung  erforderten.  Ausserdem  verordnete 
H.  Eisumschläge  um  den  Hals  und  Eisstückchen  in 
den  Mund.  Von  Schwefel  und  Salicylsäui*e,  innerlich 
und  als  Gurgelwasser  angewandt,  sah  er  nicht  sehr 
günstige  Erfolge.  Bei  croupösem  Husten  nahm  E 
Abstand  von  den  Aetzungen  und  Hess  Kalkwasser 
inhaliren.  Die  Tracheotomie  wurde  nur  in  1  Falle, 
der  tödtlich  ablief,  gestattet. 

Dr.  A.  W.  Hagenbuch  (Chicago  med.  Jouni. 
aud  Exam.  XXXIV.  p.  209.  March  1877)  fand  die 
lokale  Behandlung,  in  1  Fall,  während  voller  17Tsge 
nothwendig.  In  20  von  seinen  33  Fällen,  in  denen 
eine  energische  Lokalbehandlung  statthatte,  trat  voll- 
ständigere Heilung  ein,  als  in  den  Fällen,  in  denen 
die  Behandlung  allein  in  leicht  adstringirenden  Onr- 
gelungen  bestanden  hatte.  Zur  lokalen  Applikation 
verwandte  Vf.  eine  Mischung  aus  Tinct.  ferri  sesqoi' 
chlor,  u.  Acid.  nitr.  dilut.  (ana),  welche  nach  Abwische 
der  Membranen  mit  trocknerCharpie  mit  einem  wei- 
chen Pinsel  aufgetragen  wurde.  Nur  in  3  Fällen 
kam  eine  stärkere  Lösung  zur  Verwendung;  bei 
sich  selbst  trug  H.  Acid.  nitricum  purum  mittels  einer 
Elfenbeinsonde  auf.  Eine  energische  Lokalbehand- 
iung  ist  in  allen  Fällen  eine  unverkennbare  Wohi- 
that.  Wurde  sie  einen  Tag  lang  ausgesetzt,  so  war 
der  Verlauf  schlechter. 

Prof.  0.  Heubner  (Jahrb.  f.  Khlkde.  N.  P. 
XIV.  p.  1.  Juni  1879)  hält  die  rasche  Erregong 
einer  abgrenzenden  Entzündung  für  die  Hanptaof- 
gabe.  Er  lässt  die  ergriffenen  Stellen  mit  Carbd- 
säure  (1 : 4  Alkohol)  1—2  Mal  täglich  bepinsebi 
und  sah  bei  dieser  Behandlang  mehrfach  sehr  gflnsti' 
gen  Erfolg ;  in  andern  Fällen  blieb  sie  erfolglos.  In 
2  Fällen  gelang  es  durch  während  der  ersten  beiden 
Tage  der  Erkrankung  (Scharlach)  stündlich  wieder- 


E  0  r  m  a  n  n  y  Behandlung  der  Diphtheritis. 


301 


holte  Inhalation  von  Terpentindämpfen,  die  Affektion 
des  Rachens  zu  verhüten.  In  einem  Falle  hat  H. 
gegen  eine  hartnäckige  Drüsenaffektion  eine  lujek- 
tion  von  Carholsäure  in  das  Gewebe  der  Drüse  mit 
günstigem  Erfolge  ausgeführt. 

Dl'.  C.  Schuster  in  Dieburg  (Deutsche  med. 
Wchnschr.  VI.  3;  Jan.  1880)  behandelte  binnen  12 
Jahren  sämmtliche  Diphth. -Kranke  (über  500)  durch 
Aetzen  mit  dem  LapiasHft  und  innerliche  Verab- 
reichung von  Kali  chlor.  (4 — 8  Grmm.  pro  die). 
Er  hat,  genau  genommen,  keinen  Kr.  bei  dieser  Be- 
handlung verloren  ;  deun  die  8  Pat.,  welche  starben, 
kamen  erst  in  Agonie  zur  Behandlung  oder  hatten 
schwere  Gomplikationen  (Pneumonie,  Larynxdiph- 
therie).  Die  Furcht  vor  Herbeiführung  von  Blu- 
toDgen  oder  Infektion  des  Blutes  durch  das  Aetzen 
mit  dem  Stift  hält  S  c  h.  für  unbegründet. 

Die  Frage  über  die  Zulässigkeit  der  Blut- 
iniziehungen  bei  Behandlung  der  Diphtheritis 
wird  von  E.  Headlam  Greenhow  (Med.  Times 
andGaz.  Jan.  6. 1877)  negativ  beantwortet.  Gr.  un- 
terscheidet Group  und  Diphther.  auch  in  Bezug  auf 
die  Behandlung.  Bei  letzterer  muss  man  die  Kräfte 
von  Anfang  an  zu  heben  suchen ,  ein  entziehendes 
Verfahren  ist  hier  nachtheilig ,  während  bei  Croup 
Blutegel,  Brechmittel,  Antimonialien  gut  vertragen 
werden  und  die  Lösung  der  Membran  herbeizuführen 
imstande  sind.  Auch  eine  allgemeine Blutentziehung 
hält  G  T.  sogar  bei  Kindern  für  zulässig. 

Dr.  H.  Zeroni  sen.  zu  Mannheim  (Aerztl.  Mit- 
theil, aus  Baden  XXXU.  10. 1878.  —  Memorabilien 
XXIV.  p.  145.  1879)  sah  von  lokalen  Applikationen 
anf  die  Exsudatfläche  nie  heilende  Wirkung.  Da- 
gegen leisteten  ihm  Blutentziehungen  die  besten 
Dienste.  Bei  sehr  heftigen  Kopfschmerzen  setzte 
er  Blutegel  unterhalb  des  Proc.  mastoideus  beider- 
seits, ebenso  bei  den  ersten  Symptomen  einer  Er- 
krankung des  Kehlkopfs;  zur  Erleichterung  der  Kr. 
sollen  fleissige  Ausspülungen  des  Halses ,  bei  hefti- 
gen Schmerzen  mit  Eiswasser,  gemacht,  zu  ihrer  Be- 
ruhigung Lösungen  von  Kali  chloric.  oder  nitr. ,  so- 
wie verdünnte  Mineralsäuren  verabreicht  werden. 
Nach  Ablauf  des  Fiebers  lässt  Z.  warme  Umschläge 
um  den  Hals  machen.  In  einem  Falle,  in  welchem 
am  9.  Tage  der  Erkrankung  wüthende  Kopfschmer- 
zen und  fui'ibunde  Delirien  auftraten ,  erfolgte  nach 
Applikation  von  12  Blutegeln  an  die  Schläfe  Heilung, 
obwohl  mehrere  Tage  hindurch  Sehstörungen  zurück- 
blieben. In  einem  andern  Falle  von  Kehlkopf- 
Diphtheritis,  bei  welcher  die  Tracheotomie  meistens 
erfolglos  bleibt,  sah  Z.  sehr  günstigen  Erfolg  von 
der  kalten  Dusche  auf  Hinterhaupt  und  Nacken. 

Die  Tracheotomie^  deren  Wirkung  und 
Indikationen  in  den  schon  von  uns  besprochenen 
Uittheilungen  mehrfach  berührt  worden  ist,  wird  in 
folgenden  Abhandlungen  eingehender  erörtert. 

Prof.  Kau  lieh  (Prag.  med.  Wchnschr.  III.  2. 
Jan.  1878)  spricht  sich  dahin  aus,  dassdie  Tracheo- 
tomü  bei  wesentlich  mechan.  Behinderung  des  Ath- 


mens  durch  Diphtherie  der  Luftwege  auszuführen 
sei,  da  selbst  bei  hoher  Erstickungsgefahr  unzweifel- 
haft durch  dieselbe  Heilung  erzielt  worden  ist ,  ob- 
schon  sich  kaum  annehmen  lässt,  dass  die  Tracheo- 
tomie dem  Fortschreiten  des  Processes  selbst  Gren- 
zen setzen  könne.  Allein  durch  dieselbe  wird  vor 
allen  Dingen  erst  der  Körper  wieder  beruhigt  und 
die  Entwicklung  der  akuten  Lungenblähung  ver- 
zögert oder  ganz  hiutangehalten ,  sodann  aber 
werden  für  eine  rationelle  Medikation  Zeit  und 
Angriffspunkte  gewonnen.  Auch  in  Fällen ,  in  de- 
nen die  Tracheotomie  wenig  oder  keine  Aussicht  auf 
Erfolg  gewährt  (Pneumonie),  soll  sie  nach  K.  nicht 
unterbleiben ,  da  sie  den  qualvollen  Erstickungstod 
verhütet,  den  Tod  der  Kr.  weit  leichter  macht  [nicht 
immer;  denn  die  ganze  Scene  kann  sich  wieder- 
holen, sobald  die  Diphtheritis  unter  die  Kanüle  her- 
abtritt. Ref.].  Die  Operation  ist  also  stets  zulässig. 
Man  darf  jedoch  den  richtigen  Zeitpunkt  nicht  durch 
Anwendung  von  Brechmitteln  u.  s.  w.  versäumen,  die 
die  festhaftenden  diphther.  Membranen  doch  nicht 
heraus  befördern ;  viel  leichter  gelangen  die  im  Kehl- 
kopfinnem  angehäuften  Schleimgemenge  nach  der 
Tracheotomie  zur  Ausstossung.  K.  räth  daher,  die 
Tracheotomie  st^ts  auszuführen,  sobald  die  ersten 
entschiedenen  Erscheinungen  der  Laryngostenose  ein- 
getreten sind.  Ist  letztere  nicht  vorhanden ,  so  hat 
die  Tracheotomie  keinen  Zweck ,  auch  bei  der  trotz 
der  Schwere  der  Symptome  eingetretenen,  subjekti- 
ven Euphorie,  die  mit  Cyanose  vergesellschaftet  ist, 
erscheint  sie  überflüssig.  —  Uebrigens  weist  K.  aus- 
drücklich noch  darauf  hin,  dass  die  Heilung  der 
diphther.  Lokalaflektion  noch  nicht  die  Heilung  der 
Krankheit  bedeutet  (spätere  Neigung  zu  Blutungen 
aus  der  Operationswunde  oder  aus  Arrosionen  der 
Tracheaischleimhaut),  und  dass  den  tracheotomirten 
Kindern  stets  erst  die  normale  Athmung  wieder  bei- 
gebracht werden  muss,  ehe  die  Kanüle  entfernt  wer- 
den kann. 

Nach  der  Angabe  von  Müller-Warneck 
wurde,  wie  wir  schon  oben  (S.  289)  erwähnt  haben, 
die  Tracheotomie  in  der  Kieler  Klinik  unter  Prof. 
Bartels  stets  schon  nach  den  ersten  Anfällen  von 
Orthopnoe  ausgeführt,  die  Wunde  mit  5proc.  Carhol- 
säure ausgetupft  und  nach  Anlegung  der  Naht  mit 
Bals.  pernv.  getränkt.  Ausserdem  wurde  den  gan- 
zen Tag  über  (ausser  im  Bade)  der  Spray  (eines 
Inhalationsapparates  über  die  Kinder  ausgebreitet 
(Iproc.  Kochsalzlösung).  Trotzdem  kann  M.-W. 
die  Hoffnungen  Pauly 's  (Beiträge  zur  Tracheoto- 
mie: a.  a.  0.  8)  nicht  vollständig  theilen.  Trotz 
der  Inhalation  schritt  der  diphth.  Process  auf  Trachea 
und  Bronchien  fort,  auch  konnten  CompHkationen 
mit  Katarrhalpneumonie  nicht  verhütet  werden,  ja 
es  bildet  sogar  die  Abstossung  grosser,  zusammen- 
hängender Membranen  durch  die  Inhalationen  ein 
schlechtes  Prognostikum.  Angenehm  sind  aber  die 
Inhalationen  den  Pat.  stets.  Die  Inkrustation  von 
Pfropfen  in  der  Trachea  verhütet  man  am  besten 
durch  Loslösen  derselben  vermittelst  des  Katheters 


302 


K  0  r  m  a  n  n  y  BehandluDg  der  Diphtheritia. 


(weicher^  Mercier^ach^Tj  oder  eiDfacber  franz.  E^a- 
theter,  in  warmes  Wasser  getaucht);  der  nach  Ent- 
femong  der  Kanüle,  oder  dnrch  diese  hindurch,  bis 
zur  Bifiu'kation  der  Trachea  eingeführt  wird.  Durch 
einige  Drehungen  und  schnelles  Zurückziehen  wer- 
den die  Pfropfe  gelockert  und  entfernt.  —  Zur  Ver- 
hütung der  Dlphth.  der  Ti'acheotomie- Wunde  ist 
Ueberpinselung  der  ganzen  Wundfläche  mit  Bals. 
peruv.  zu  empfehlen.  Wo  trotzdem  Beläge  auf- 
traten, verloren  sie  sich  schnell  nach  Aufstreuen  von 
Jodoformpulver.  Die  Kanüle  ist  schon  am  2.  Tage 
nach  der  Operation  auf  möglichst  lange  Zeit  zu  ent- 
fernen ;  am  5.  Tage  konnte  sie  bei  günstigem  Ver- 
laufe ganz  weggelassen  werden. 

Auf  die  zahlreichen  statistischen  Mittheilungen 
über  den  Eifolg  der  Tracheotomie  einzugehen,  ist 
hier  nicht  ausfahrbar.  Es  mögen  nur  die  interessan- 
ten Bemerkungen  Wiedergabe  finden,  welche  Dr.  H. 
Settegast  zu  Berlin  in  seinem  Berichte  ans  der 
chir.  Station  im  Krankenhause  Bethanien,  über  die 
J.  1873—1876  (Arch.  f.  klin.  Chir.  XXII.  4. 1878 ; 
Chir.  Centr.-Bl.  V.  35.  p.  583.  1878)  in  Bezug  auf 
die  Anwendung  der  Tracheotomie  bei  der  Diphthe- 
ritis  gemacht  bat. 

In  den  während  des  gedachten  ZeitraumB  zur  Be- 
handlang gekommenen  568  Diphth.-FäUen  (274  männl., 
294  weibl.  Geschlechts)  starben  315  Kr.  (160  männl., 
155  weibl.)  und  11  worden  angeheilt  entlassen  (7 männl., 
4  weibl.).  Hiervon  standen  im  Alter  von  1 — 15  Jahren 
481  (250  Knaben,  2B1  Mädchen)  mit  302  Todesfällen 
(154  K.,  148  M.),  11  (7  K.,  4  M.)  worden  angeheilt  ent- 
lassen. Hiemach  stellt  sich  das  Genesungsprocent  für 
Kinder  anf  42.6%,  fQr  Erwachsene  85%.  Auf  87  Er- 
wachsene kamen  6Tracheotomien,  und  zwar  mit  4  Todes- 
fäUen,  auf  481  Kinder  375  Tracheotomien  (204  Knaben, 
171  Mädchen)  mit  250  Todesfällen  (130  K.,  120  M.); 
6  wurden  angeheilt  entlassen.  Von  den  106  Kr.,  bei 
denen  die  Tracheotomie  nicht  ausgeführt  worden  war, 
genasen  49,  57  wurden  angeheilt  entlassen  oder  starben. 
Binnen  16  Jahren  (1861—1876)  warde  in  Bethanien  bei 
754  Kindern  die  Tracheotomie  ausgeführt,  512  derselben 
starben,  7  wurden  angeheilt,  235  geheilt  (31.16%)  ent- 
lassen. Die  Monatsergebnisse  und  die  graphisch  darge- 
stellten Jahresergebnisse,  sowie  der  ebenfalls  graphisch 
dargesteUte  Einflnss  der  Jahreszeiten  a.  s.  w.  müssen  im 
Original  eingesehen  werden. 

In  dem  Alter  unter  2^/^  Jahren  wurden  nur  die 
kräftigsten  Rinder  operirt,  da  unter  2  J.  Operii*te 
sämmtlich  starben.  Bis  zum  8.  J.  kam  fast  aus- 
schliesslich die  Tracheot.  infer.  zur  Anwendung. 
Zur  Nachbehandlung  wurden  Inhalationen  verschie- 
dener Flüssigkeiten  verwendet ,  ohne  dass  dadurch 
die  Sterblichkeit  beeinflusst  worden  wäre ;  nur  die 
Expektoration  wurde  wesentlich  erleichtert.  Das 
Wegnehmen  der  Kanflle  geschah  nie  vor  dem  3., 
meist  am  5.  Tage.  Der  tödtliche  Ausgang  erfolgte 
meist  durch  Affektionen  der  Lunge  und  Pleura.     In 


einem  Falle  fand  sich  eitrige  Mediastinitis^  die  nicht 
durch  Eintritt  von  Luft  bedingt  gewesen  war. 

Schlttsslich  erwähnen  wir  die  Mittheilung  von 
Dr.  Werner  zu  Markgröningen  Aber  ein  seltenerei 
schlimmes  Ereigniss  bei  der  Tracheotomie  (Wflrttemb. 
Corr.-Bl.  XLVIII.  10.  1878). 

W.  hatte  bei  einem  öjähr.  Kinde,  bei  dem  trotz  An- 
wendung der  bekannten  Mittel  sehr  heftige  StickanßUle 
eingetreten  waren,  die  obere  Tracheotomie  [ohne  Nar- 
kose !]  ausgeführt.  Alles  war  bis  zum  Einschieben  der 
Kanfile  fertig,  als  das  sehr  unrnhige  Kind  einen  heffigen 
Ruck  machte,  wobei  der  die  Trachea  flxirende  Haken 
aasglitt.  Nachdem  letzterer  mit  Mfihe  wieder  eingesetzt 
worden  war,  versachte  W.  den  FUmrens^Bchen  Katheter 
einzuschieben,  was  jedoch  nicht  möglich  war.  Erst  naeh 
Erweiterung  der  Wunde  gelang  es,  eine  Kaafile  einzn- 
führen,  als  das  Kind  eben  verstorben  war.  —  Die  Sektion 
ergab,  dass  die  Trachea  nicht  ganz  in  der  MitteUinie, 
einige  Linien  oberhalb  des  Isthmus  eröffhet  war,  die 
Wunde  aber  nicht  die  ganze  Dicke  der  Trachea,  sondera 
nur  die  Knorpelschicht  durchsetzte,  wahrend  die  papier- 
dünne  Schleimhaut  vollkommen  anverletzt  geblieben  war. 

W.  empfiehlt  daher  anstatt  der  Haken  £!n?iareA's 
Schieberpincette  in  beide  Wundränder  einzusetzen. 
Referent  ist  der  Ansicht,  dass  Einleitung  der  Nar- 
kose und  das  Einziehen  einer  Fadenschlinge  in  jeden 
Wundrand  der  Trachea  noch  bessere  Beihfllfe  zur 
Sicherung  der  Operation  sein  würden. 


Ueberblicken  wir  die  Menge  der  auch  in  diesem 
Zeiträume  gegen  Diphtheritis  vorgeschlagenen  Heil- 
mittely  so  ergiebt  sich  ohne  Weiteres  die  Tbatsachcy 
dass  wir  noch  kein  Specifikum  gegen  Diphther.  be- 
sitzen. Das  einzige  Mittel,  von  welchem  wenigsteia 
bis  jetzt  keine  gegentheiligen  Erfahrungen  mitge- 
theilt  worden  sind,  ist  das  Papayotin,  allerdings  sind 
aber  hier  die  Beobachtungen  noch  so  gering,  dass 
die  Hoffnung,  ein  wirkliches  Heilmittel  gegen  Diph& 
darin  gefunden  zu  haben,  noch  keine  allzugrosse  ge- 
nannt werden  darf.  So  bleibt  es  denn  noch  immer 
der  Zukunft  vorbehalten,  uns  von  der  traurigen  That- 
sache  zu  befreien,  dass  in  leichten  Fällen  von  Diph- 
ther. Genesung  eintritt,  in  schweren  aber  der  tödt- 
liche Ausgang  die  Regel  ist.  Den  Weg,  auf  welchem 
wir  bei  der  primären  Rachen-Diphtheritis  vorzugehen 
haben,  hat  bereits  Stoerk  gezeigt,  dessen  Abortiv- 
behandlung  jedoch  die  einzige  (unverschuldete)  Schat- 
tenseite hat,  dass  wir  die  Kr.  selten  zeitig  genug 
sehen,  um  diese  Methode  durchführen  zu  kdmien. 
Möge  es  ihm  oder  Andern  bald  gelingen,  auch  die 
berefts  ausgebildete  Rachen-Diphtheritis  sicher  anf 
ihren  Herd  zu  beschränken,  um  das  Entstehen  ihrer 
wichtigsten  Complikation ,  das  Fortschreiten  der 
diphth.  Entzündung  auf  die  Luftwege,  sicher  zu  ver- 
hüten. 


Medidnische  BibliograpUe  des  £a-  n.  AnsUnds. 


303 


D.    Medicinische  Bibliographie  des  In-  und 

Auslands. 

Sämmtäehe  LitercUvr,  bei  der  keine  besondere  Jahreszald  angegeben  iet,  ist  vom  Jahre  1881. 


I.  Medioimsohe  Physik  und  Chemie. 

Ateteorologie. 

Bet£,  Friedr. ,  lieber  das  Ammoniak  im  UriD. 
Memorabilien  XXVI.  8.  p.  474. 

Biiio,  Johann,  lieber  das  Verhalten  des  Olyko- 
geos  bei  wbbeUosen  Thleren.  Holesohotf  s  Unters.  XIII. 
1.  p.  28. 

Garrington,  Bobert  £. ,  lieber  Vorkommen 
TOD  Alkohol  im  Harne.  Brit.  med.  Jonm.  Dec.  10.  p.  936. 

Czapek,  Friedrich,  Znr  Kenntniss  der  Oxal- 
BimeaosscheidQng  im  Harne  beim  Menschen.  Ztschr.  f. 
Heilk.  U.  4.  p.  846. 

Donders,  F.  C,  lieber  die  Farbensysteme.  Ann. 
d'OonlisL  LXXXVI.  [12.  S.  VL]  2. —  6.  p.  109.  197. 
Sept.— D6c. 

Falck,  Ferd.  Ang. ,  lieber  die  HamstofTbestim- 
mang  mit  nnterbromigs.  Natron.  Arch.  f.  Physiol.  XXVI. 
9  Q.  10.  p.  391. 

Firn  ig,  O.,  Zar  Bestimmung  der  Chloride  im  pa- 
tkolog.  Harne.    Arch.  f.  Physiol.  XXVI.  5  n.  6.  p.  263. 

Gad,  J. ,  lieber  die  Wirkungen  einer  Windhose. 
Aieh.  f.  Anat.  n.  Physiol.  (physiol.  Abth.)  V.  p.  412. 

Hermann,  L. ,  Zur  Kenntniss  der  Milch.  Arch. 
f.  Physiol.  XXVI.  9  n.  10.  p.  442. 

Hammarsten,  O. ,  Metalbmnin  n.  Paralbnmin, 
eia  Beitrag  znr  Chemie  der  Ovariencysten-Flfissigkeiten. 
Upsala  ISkarefören.  f5rh.  XVI.  7.  8.  461. 

Hoppe- Seyler,  Fei.,  lieber  die  Einwirkung  des 
Sauerstoffs  anf  G&hmngen.  Strassbnrg.  Trubner.  8. 
m«.  32  8.     IMk. 

Jahresbericht  über  die  Fortschritte  anf  dem  Ge- 
Uete  der  Chemie,  heransg.  yon  Prof.  Dr.  Wiih.  Stadel. 
S.  Jahrg.  Bericht  f.  d.  J.  1880.  Tübingen.  Laupp.  8. 
960  8.     16  Mk. 

Jessen,  Ernst,  Photometrie  des  Absorptions- 
speetmm  der  Blntkörperchen.  Ztschr.  f.  Biol.  XVII.  3. 
p.  261. 

Johnson,  G.  Stillingfleet,  lieber  das  Schau- 
men  des  Harns  u.  anderer  organ.  Flüssigkeiten.  Brit. 
med.  Jonm.  Not.  19.  p.  812;  Dec.  31.  p.  1064. 

Kirk,  Bobert,  lieber  das  Schäumen  des  Harns. 
Biit  med.  Jonm.  Dec.  17.  p.  978. 

Kost  er,  Hugo,  Zur  Kenntniss  des  Casein  n.  des- 
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7.  8.  614. 

Kolbe,  Herm. ,  Znr  Entwicklungsgeschichte  der 
tlieoret.  Chemie.  (Joum.  f.  prakt.  Chemie.)  Leipzig. 
B»rth.  8.  IV  n.  117  S.     1  Mk.  60  Pf. 

L 1  n  d  ▼  a  1 1 ,  V. ,  ^ur  Kenntniss  des  Keratin.  Upsala 
»»kare(6ren.  förh.  XVI.  7.  S.  646. 

Löbiseh,  W.  F. ,  Ueber  einige  Fortschritte  der 
Harnanalyse  in  Bezieh,  zur  klin.  Mediciu.  Wien.  med. 
Wchnsohr.  XXXI.  60.  61. 

Hayer,  Adolf,  Ueber  einige  Bedingungen  der 
Pepstawirkung.    Ztschr.  f.  Biol.  XVII.  3.  p.  361. 

Moscatelli,  Regulus,  Ueber  das  Vorlcommen 
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^bth.)  V.  p.  460. 

Neubauer,  C. ,  u.  Jul.  Vogel,  Anleitung  zur 
^QaUtat.  u.  quantitat.  Analyse  des  Harns,  sowie  zurBenr- 


theilung  der  Veränderungen  dieses  Sekrets,  mit  besond. 
Rücksicht  anf  die  Zwecke  des  prakt.  Arztes.  8.  Aufl. 
1.  Abth.  Analytischer  Theily  bearb.  von  Prof.  Dr.  H.  Hup- 
pert.  Wiesbaden.  Kreidel.  8.  XVH  u.  348  S.  mit  39 
eingedr.  Holzschn.  u.  3  Tafeln.     7  Mk.  60  Pf. 

Pernter,  Jos.,  Ueber  den  tägl.  u.  Jährl.Gang  des 
Luftdruckes  auf  Berggipfeln  u.  in  Gebiigsthälem.  (Sitz.- 
Ber.  d.  k.Akad.  d.Wiss.)  Wien.  Gerold'sSohn.  Lez.-8. 
42  S.  mit  6  Tafeb.     1  Mk.  40  Pf. 

Picard,  Ueber  die  Quantität  des  Harnstoffs  im 
Harn.  Joum.  de  FAnat.  et  de  la  Physiol.  XVII.  6.  p.  630. 
Not.— D^c. 

Poehl,  A.,  Znr  Lehre  vom  Pepton.  Petersb.  med. 
Wchnschr.  VI.  40. 

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Alkalialbuminate  bezeichneten  Eiweissderivate.  (Sitz.-Ber. 
d.  k.  Akad.  d.  Wiss.)  Wien.  Gerold's  Sohn.  Lex.-8. 
60  S.  mit  Taf.     1  Mk. 

Schmiedeberg,  O.,  Ueber  Spaltungen  u.  Syn- 
thesen im  Thierkörper.  Arch.  f.  experim.  Pathol.  u. 
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Stevenson,  Thomas,  Ueber  Thermometer- 
skalen.    Gny's  Hosp.  Bep.  3.  S.  XXV.  p.  21. 

deThierry,  Ueber  einen  Hamstofftaiesser.  Gaz. 
de  Par.  41.  p.  674. 

Vierordt,  Karl,  Das  Maass  der  Schallstärke. 
Ztschr.  f.  Biol.  XVII.  3.  p.  361. 

W  e  i  8  k  e ,  H. ,  Ueber  Schwefelbestimmnng  im  Harn 
der.Herblvoren.    Ztschr.  f.  Biol.  XVU.  3.  p.  273. 

Wikstrand,  M. ,  Eisphosphorsänre  als  Beagens 
anf  Eiweiss.  Hygiea  XLIH.  9.  Svenska  läkaresälisk. 
f5rh.  S.  203. 

WormMüller,  a)  Ueber  das  Verhalten  der  Harn- 
säure zu  Kupferoxyd  u.  Alkali.  —  b)  Ueber  das  Verhal- 
ten des  Elreatinin  zu  Knpferoxyd  u.  Alkali.  —  c)  Ueber 
das  Verhalten  des  menschl.  Harnes  dem  Knpferoxyd  u. 
Alkali  gegenüber  u.  dadurch  bedingte  Modifikationen  der 
Trommer'schen  Probe.  Nord.  med.  ark.  XHI.  3.  Nr.  20. 
—  Arch.  f.  Physiol.  XXVH.  1  u.  2.  p.  22.  69.  86. 

S.  a.  m.  3.  Charles,  Colasanti,  Frey,  Leo, 
Ogata,  Pekelharing,  Woolbridge.  IV.  Mitihei- 
/tm^«n(Proskauer),  Pabst.  V.  2.  Fubini.  VII. 
Robin.  IX.  Zweifel.   XUL  Deutj^chmann.    XIX. 

1 .  Mikroskope^  mikroskopische  Technik ;  2.  Gröhant, 
Selmi;  3.  Hayem. 

n.   Botanik. 

Engelmann,  Th.  W. ,  Zur  Biologie  der  Schizo- 
myceten.     Arch.  f.  Physiol.  XXVI.  11  u.  12.  p.  637. 

Mandelin,  Karl,  Untersuchungen  über  das  Vor- 
kommen n.  über  die  Verbreitung  der  Salicylsäure  in  der 
Pflanzengattung  Viola.  Inaug.-Diss.  Dorpat.  Karow. 
8.   60  S.     IMk. 

Prantl,  K. ,  Untersuchungen  zur  Morphologie  der 
Gefässkryptogamen.  2.  Heft.  Die  Schizaeaceen ,  mor- 
pholog.  u.  systematisch  bearb.  Leipzig.  Engelmann.  4. 
VI  u.  161  S.  mit  1  eingedr.  Holzschn.  u.  8  Taf.    12  Mk. 

Pfeffer,  W.,  Pflanzenphysiologie.  2.  Bd.  Kraft- 
wechsel. Leipzig.  Engelmann.  8.  VIII  u.  474  S.  mit 
40  eingedr.  Holzschn.     10  Mk. 

Untersuchungen  aus  dem  botan.  Laboratorium 
der  Univ.  Göttingen.    Heransg.  von  Prof.  Dr.  «7.  Remke. 

2.  Heft.    Inhalt :  Studien  über  das  ProtopUisma.  I.— III. 


304 


Medicmiflcbe  Bibliographie  des  In*  u.  AmdaiiclB. 


I.  Die  ehem.  Zusammensetzung  des  Protoplasma  von  Ae- 
thalium  septicnm.  II.  Protoplasma  -  Probleme.  III.  Der 
Process  der  Eohlenstoffassimilation  im  chlorophyllhalt. 
Protoplasma.    Berlin.   Parey.   8.   X  u.  202  S.     10  Mk. 

Wiesner,  Jul. ,  Elemente  der wissenschaftl.  Bo- 
tanik. 1.  Bd.  A.  u.  d.  T. :  Elemente  der  Anatomie  u. 
Physiologie  der  Pflanzen.  Wien.  Holder.  8.  X  u.  276  S. 
mit  101  eingedr.  Holzschn.     7  Mk. 

Wiesner,  Jul.,  Das  Bewegungsvermögen  d.  Pflan- 
zen. Eine  krit.  Studie  über  das  gleichnam.  Werk  von 
Charles  Danoin,  nebst  neuen  Untersuchungen.  Wien. 
Holder.  8.  VI  u.  212  S.  mit  3  eingedr.  Holzschn.    5Mk. 

S.  a.  in.  1.  Brandt.  XVHI.  Dareste.  XIX.  2. 
Infektionskrankheiten,  Pilze  als  Ursache  von  Hautkrank- 
heiten 8.  Vni.  9.  u.  11.  a2s  Krankheitserreger  im  Allge- 
meinen s.  XIX.  2. 

m.  Anatomie  und  Physiologie. 

1)    Allgemeines;    Generatio   aequivoca;    Palä" 

ontologie, 

Brandt,  K.,  Ueber  das  Zusammenleben  von  Thie- 
ren  n.  Algen.  Arch.  f.  Anat.  n.  Physiol.  (physiol.  Abth.) 
6.  p.  670. 

Dalla  Rosa,  Luigi,  Mehl -Colophonium- Masse 
zu  kalten  Injektionen.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  (anat. 
Abth.)  IV  u.  V.  p.  371. 

EonigsfeldyG.  A.,  Lebeiis-Qnellen  u.  -Grenzen. 
Eine  biolog.  Denekschrift.  Düren.  Hamel.  8.  VH  u. 
87  S.     1  Mk.  50  Pf. 

Kuhn,  0.  H.,  Ueber  die  Morphologie  der  Bakterien. 
Nederl.  Weekbl.  41. 

Paschenstecher,  H.  Alex.,  Allgem.  Zoologie 
od.  Grundgesetze  des  thier.  Baues  u.  Lebens.  4.  Theil. 
Berlin.  Parey.  8.  VIII  u.  959  S.  mit  414  eingedr.  Holz- 
schnitten.    21  Mk.  (compl.  50  Mk.) 

S.  a.  lU.  3.  Griesheim.  XIX.  1.  Mikroskope^ 
mikroskopische  Technik,  Vivisektion. 

2)  Zoologie;  vergleichende  Anatomie. 

Anrep,  B.  V.,  Die  Aufsaugung  im  Magen  des  Hun- 
des.   Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  (physiol.  Abth.)  6.  p.  504. 

Au  her  t,  Hermann,  Ueber  den  Einfl.  der  Tem- 
peratur auf  die  Kohlensäureausscheidung  u.  die  Lebens- 
föhigkeit  der  Frosche  in  sauerstoffloser  Luft.  Arch.  f. 
Physiol.  XXVL  7  u.  8.  p.  293. 

Balfonr,  Francis  M.,  Handbuch  der  vergleich. 
Embryologie.  2  Bde.  ans  dem  Engl,  übers,  von  Prof.  Dr. 
B.  Vetter.  2.  Bd.  Jena.  Fischer.  8.  VII—X  u.  741  S. 
18  Mk.  (compl.  33  Mk.) 

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Schwalbe.  9.  Bd.  Literat.  1880.  1.  u.  2.  Abth.  I.  Ana- 
tomie u.  Entwicklungsgeschichte.   (IV  u.  465  S.  12  Mk.) 

Med.  Jahrbb.  Bd.  192.  Hft.  3. 


IL  Physiologie.  (IV  u.  621  S.  13  Mk.)  Leipzig.  F.  C. 
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einer  Erklärung  Pflüger's  (a.  a.  O.  11  u.  12.  p.  573) 
ein  Pseudonjrm  u.  d.  ganze  Abhandlung  eine  auf  nichts 
basirte,  zunächst  für  russische  Kreise  bestimmte  Intrigue.] 

Vella,  Ludwig,  Verfahren  zur  Gewinnung  reinen 
Darmsaftes  u.  Feststellung  seiner  physiolog.  Eigenschaf- 
ten.    Moleschott's  Untersuch.  XIII.  1.  p.  40. 

Vintschgau,  M.  y. ,  Zeitbestimmungen  der  Be- 
wegungen d.  eigenen  Iris.  Arch.  f.  Physiol.  XXVI.  7  n, 
8.  p.  324. 

Wcdenskii,  N. ,  Ueber  d.  Einfluss  elektrischer 
Vagusreizung  auf  d.  Athembewegungen  bei  Säugethieren. 
Arch.  f.  Physiol.  XXVn.  1  u.  2.  p.  1. 

Weiss,  N.,  Ueber  Leitungsbahnen  u.  Centren  des 
menschl.  Ruckenmarks.  Wien.  med.  Presse  XXII.  44. 
p.  1383. 

W  ight ,  J.  S. ,  Ueber  d.  Struktur  d.  obern  Femur- 
endes.    Arch.  of  Med.  VI.  8.  p.  252.  Dec. 


Wilde,  PercyR.,  Ueber  d.  unwillkürl. BeweKiui- 
gen  d .  Hand.  Edinb.  med.  Joum.  XXVn.  p.526.  [Nr.  318.] 
Dec. 

Wolff,  W. ,  a)  Die  Innervation  d.  glatten  Moskd- 
faser.  —  b)  Die  Nerven  d.  Cornea.  —  c)  Ueber  freie  wo- 
sible  Nervenendigungen.  Arch.  f.  mikrosk.  Anat.  XI. 
3.  p.  861.  373.  377. 

Woolridge,  L.,  Zur  Chemie  d.  Blatkdrperchea. 
Arch.  f.  Anat.  a.  Physiol.  (physiol.  Abth.)  V.  p.  387. 

Zoerner,  Ernst,  Bau  u.  Entwidclung  d.  Pento- 
näum  nebst  Beschreibung  d.  Bauchfelles  einiger  Edentt- 
ten.   Inaug.-Diss.    Halle  a/S.   8.   84  S.  mit  1  Tafel. 

S.a.  I.  Hermann,  Mayer,  Poehl,  Sehmiede- 
berg. III.  2.  Anrep,  Balfour,  Klug,  Korn, 
Vignal,  Ynng.    VIIL  4.  Schmitt;  5.  Eisberg. 

Vgl.  a.  I.  Physiologische  Chemie.  III.  2.  Entioid- 
ItmgS'Geschichte.  V.  2.  u.  VH.  Phytiolog.  Wirkung  ein- 
zetner  Arzneintbstamen  u.  Gifte.  Vm.  2.  a.  Pathologiseie 
Beobachtungen  in  Bezug  auf  die  Lokalisation  d,  FunkAo- 
nen  d.  Gehirns. 

Die  Anatomie  u.  Physiologie  der  weibLSexualorgme, 
des  Seh-  u.  Gehör  •  Organs ,  des  Zahnsystems  s.  IX.  X. 
XIU.  XIV.  1.   XV.  Ueber  Missgeburten  s.  a.  XVIIL 

4)  Missbildungen  und  angebome  Büdungs- 

Varietäten. 

Fürst,  Carl  Magnus,  Fälle  von  Mikrocephalie. 
Nord.  med.  ark.  XIU.  3.  Nr.  18. 

Ffirst,  Carl  Magnus,  Erbl.  Ueberzähligkeit Ton 
Fingern  u.  Zehen.  Nord.  med.  ark.  XIII.  4.  Nr.  28. 
S.  11. 

Giovanardi,  Eugenio,  Fall  von  bdderseit.  Ai- 
Ophthalmie.  Riv.  clin.  di  freniatria  e  di  med.  leg.  VII. 
3.  (fren.)  p.  244. 

Gruber,  Wenzel,  Anatom.  Notizen:  a)  Ueber 
den  dem  constanten  Muse,  extensor  pollicis  et  indids  g^ 
wisser  Säugethiere  homologen  supemnmerären  Muskel  k. 
Menschen.  —  b)  Supemumeräre ,  d.  Gland.  submAdL 
zur  Stütze  dienende  Schicht  d.  Mylohyoideos.  —  c)  Miue. 
sterno-fascialis.  —  d)  In  Bildungshemmung  begründete, 
anscheinend  bis  über  d.  1.  Lendenwirbel  verlängerte  n. 
mit  einem  Ramus  communicans  vor  d.  5.  Lendenwirbel 
versehene  Venae  iliaoae  communes.  —  e)  Doppeldao- 
men  an  beiden  Händen.  —  f )  Doppelte  kleine  Zehe. 
Virchüw's  Arch.  LXXXVI.  3.  p.  471.  491.  492.  498. 
495.  505. 

Haga,  J.,  Anomalie  des  Aortenbogens.  Geneesk. 
Tijdschr.  v.  Nederl.  Indie  N.  S.  X.  5.  p.  653. 

Hartz,  A.,  Fall  von  Situs  transversus  visceroiD. 
Bayr.  ärztl.  Intell.-Bl.  XXVIH.  47. 

Katzenstein,  Hermann,  Die  Entwicklung  der 
Schädelform  bei  d.  congenitalen  partiellen  Exencephalie 
(Hemia  cerebri  vera).  Inaug.-Diss.  Halle  a.  S.  34  S. 
mit  1  Tafel. 

Langer,  C,  Fall  von  Uterus  masculinus  bei  Er- 
wachsenen. Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  (anat.  Abth.)  IV 
u.  V.  p.  392. 

Lannelongue,  Anomalie  (congenit.  Amputation) 
an  3  Gliedmaassen.     Gaz.  des  Hop.  136.' 

Lebedeff,  A.,  Ueber  d.  Entstehung  d.  Anence- 
phalie  n.  Spina  bifida  b.  Vögeln  u.  Menschen.  Virobow*« 
Arch.  LXXXVI.  2.  p.  263. 

Lucas,  R.  Clement,  Hereditäres  Vorkommen  tob 
überzähligen  Fingern.  Guy's  Hosp.  Rep.  8.  S.  XXV- 
p.  417. 

Marchand,  F.,  Die  böhm.  Schwestern Bosalis u. 

Josepha  (Pygopagi).    Bresl.  ärztl.  Ztschr.  HI.  20. 

Marchand,  F., Indnsio foetalis abdominalis.  Breu. 
ärztl.  Ztschr.  IH.  21. 

Morgan,  JohnH.,  Fälle  von  ungewöhnl.  M**«' 
dung  d.  Afters.    Lancet  XL,  17 ;  Oct.  p.  705. 

Parrot,  Glossomegalie  u.  Idiotie.  Gaz.  dePv.M. 

Ro b b ,  W.  H.,  Fall  von  Mikrotle.  Amer.  Joöib.  of 
Otol.  m.  4.  p.  278.  Oct. 


Medicinische  Bibliographie  des  In-  u.  Auslands. 


307 


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xixm.  52. 

Both,  M.,  lieber  Misshildungen  im  Bereich  d.  Duo- 
tos  omphalo-mesentericas.  Virchow's  Arch.  LXXXVI.  3. 
p.  371. 

Rasche,  Eduard,  Ein  Fall  von  Hydrocephalus 
congenituB  mit  Spina  bifida.  Inaug.-DiBs.  Marburg  1880. 
13  S.  mit  3  Taf. 

Schmit,  Charles,  Fälle  von Gynakomastie.  Rec. 
de  m^m.  de  mM.  etc.  milit.  3.  S.  XXXVII.  p.  690. 
Nov.— D6c. 

Stedman,  Joseph,  Fall  vou  verwachsenen  Zwil- 
iiDgen.  Boston  med.  and  surg.  Journ.  CV.  26.  p.  58ä. 
Deo. 

Van  der  Hoeven,  L.,  2  Fälle  von  Kpispadie  in 
einer  Familie.     Nederl.  Weekbl.  45. 

Varöle,  Glossomegalie  u.  Idiotie.  Gaz.  de  Par.  50. 

S.  a.  III.  3.  Larrey,  Magitot,  Partsch.  VIII. 
S.a.  Fürstner,  Mangelsdorff ;  4.  Volbeding, 
Wiehmann.    XII.  5.  Zeller;  9.  Krauss. 

Ueher  angebome  Bildungäfehler  einzelner  Organe 
s.  Vin.  2.  a.  VIII.  4.  VIII.  5.  VIII.  8.  IX.  X.  XU.  4. 

xn.  5.  xn.  9.  XU.  lo.  xui.  xiv.  xv.  xvi. 

IV.   Hygieine ;  Diätetik ;  Sanitftts- 

polizei. 

Prüfung  der  Na/irungamittel  w.  Verfälschungen 
derselben ;  Desinfektion. 

Bakewell,  Robert  H.,  Zur  Hygieine  d.  Schlaf- 
name.   Practitioner  XXVII.  5.  p.  348.  Nov. 

Binz,  C,  lieber  Alkoholgennss.  Wien.  med.  Wo- 
ehenschr.  XXXI.  47. 48. 49.  --  Mittheil.  d.  Ver.  d.  Aerzte 
in  Niederösterr.  VU.  23.  24. 

Boekendahl,  J.,  Generalbericht  über  d.  off.  Ge- 
BBBdheitswesen  d.  Prov.  Schleswig-Holstein  f.  d.  J.  1880. 
Kiel    Univ.-Buchh.     4.     72  S.  mit  2  Tab.     3  Mk. 

Brush,  E.  F.,  Abgerahmte  Milch  als  Nahrungs- 
mittel.   New  York  med.  Record  XX.  17 ;  Oct.,  20 ;  Nov. 

Carpenter,  Alfred,  Ueber Gesundheitspflege  im 
Hitte.    Brit.  med.  Jonru.  Dec.  24. 

Gattaneo,  G.,  Ueber  Protisten  im  Trinkwasser. 
Gazz.  Lomb.  8.  6.  III.  48. 

Cleland,  Zur  Gesundheitspflege.  Glasgow  med. 
Jonra.  XVI.  6.  p.  401.  Dec. 

Gold,  C.  D.,  Ueber  d.  Kloaken wesen  in  Kopen- 
Itagen.    Ugeskr.  f.  Läger  4.  R.  IV.  15. 

Colin,  L  ^  o  n ,  Ueber  Vorsichtsmaassregeln  f.  Ar- 
l»eiter  in  Sumpfgegenden.  Bull,  de  l'Acad.  2.  S.  X.  46. 
p.  1377.  Nov.  15. 

Ferienkolonien  f. Schulkinder,  Berichte.  Corr.- 
Bl.  d.  niederrhein.  Ver.  f.  off.  Geshpfl.  X.  10.  11.  12. 
p.  132  flg. 

F  e  t  z  e  r ,  H. ,  Ueber  Maltoleguminosenmehl  u .  Malto- 
legnmmosenchokoladen .  Berl.  klin .  Wchnsohr .  XVUI.  49. 

Filtrationsverfahren  von  Dr.  Gerson  in  Ham- 
burg.   Gesundheit  VI.  20. 

V.  Fodor,  Ueber  Vortheile  u.  Nachtheile  d.  Luft- 
heizung.   Wien.  med.  Wchnsohr.  XXXI.  51. 

Frankfurt  a.  M.  in  seinen  hygieinischen  Verhält- 
ninen  u.  Einrichtungen.  Frankfurt  a.  M.  Mahlau  u. 
WaldBchmidt.     8.    XU  u.  488  S.  mit  20  Taf.     15  Mk. 

Gautier,  Armand,  Ueber  Bleigehalt  d.Nahmngs- 
iDittel.    Bull,  de  l'Acad.  2.  S.  X.  45.  p.  1325.  Nov.  8. 

Grandhomme,  Bericht  über  d . Krankenbewegung 
Mf  d.  Farbenwerken  von  Lucius  u.  Bruning  in  Höchst 
».  M.  im  j,  1880.  Corr.-Bl.  d.  niederrhein.  Ver.  f.  öff. 
Geshpfl,  X.  7.  8.  9. 

Guönean  de  Mnssy,  Noel,   Ueber  d.  Milch- 

gewumong  in  Aylesbnry.    Revue  d'Hyg.  UI.  10.  p.  834. 
Oct. 

delaHarpe,  Concentrirte  Milch  ohne  Zucker. 
^▼Qe  mM.  de  la  Soisse  Rom.  L  12.  p.  712.  Döc. 


H  e n  r i  c i ,  Ueber  Arbeiter-  u.  Beamten- Wohnungen, 
Kost-  u.  Logirhäuser.  Corr.-Bl.  d.  niederrhein.  Ver.  f. 
öff.  Geshpflg.  X.  7.  8.  9. 

Herrmann,  F.,  Zur  Desinfektionsfrage.  Petersb. 
med.  Wchnschr.  VI.  50. 

Hertel,  Axel,  Zur  Schulhygieine.  Ugeskr.  f. 
Läger  4.  R.  IV.  15.  —  Hygiea  XLIII.  12.  Svenska  läkare- 
sällsk.  förh.  S.  279. 

Hosaeus,  A.,  Die  Ueberbürdung  der  Jugend  mit 
Schularbeiten.    Deutsche  Vjhrschr.  f.  öff.  Geshpfl.  XIII. 

4.  p.  533. 

Kanalgase  als  Verbreiter  epidem.  Krankheiten  u. 
Vorkehrungen  gegen  das  Eindringen  ders.  in  d.  Häuser. 
Deutsche  med.  Wchnschr.  VU.  43. 

Kloakenwässer,  in  Neisse,  Gutachten  über  d. 
Abfluss  ders.  in  d.  Bielekanal  u.  in  d.  Neisse.  Corr.-Bl. 
d.  niederrhein.  Ver.  f.  öff.  Geshpfl.  X.  10. 11. 12.  p.  113. 

L  ay  n a u  d ,  Ueber  die  Beleuchtung  der  Schulräume 
(mit  Tageslicht).     Revue  d'Hyg.  UI.  12.  p.  1021.  Dec. 

Linroth,  Klas,  Versuche  über  d.  Verhaltendes 
Wassers  in  nnsern  Kleidern.  Nord.  med.  ark.  XUI.  3. 
Nr.  16. 

Lyman,  Henry  M.,  Ueber  öffentl.  Gesundheits« 
pflege.     New  York  med.  Record  XX.  14.  16 ;  Oct. 

Maggi,  L. ,  Ueber  protistolog.  Untersuchung  der 
Trinkwässer.     Gazz.  Lomb.  8.  S.  UI.  51. 

Majer,  CarlFrdr.,  Generalbericht  über  d.  Sani- 
täts-Verwaltung im  K.  Bayern.  XII.  Bd.  (N.  F.  I.  Bd.) 
das  J.  1878  umfassend.  München.  Liter. -artist.  Anstalt. 
8.     VII  u.  269  S.  mit  22  Tab.     6  Mk. 

Milchverkaufs  -  Ordnung  f.  d.  Stadt  Darm- 
stadt.  Corr.-Bl.  d.  niederrhein.  Ver.  f.  öff.  Geshpfl.  X. 
7.  8.  9. 

Mittheilungen  aus  d.  kais.  deutschen  Gesund- 
heitsamte. Herausgeg.  vou  Struck,  1.  Band.  Berlin. 
Norddeutsche  Bnchdruckerei  u.  Verlagsanstalt.  Fol. 
399  S.  mit  14  photolithogr.  Tafeln.     16  Mk. 

Inhalt :  Koch,  Robert ,  Zur  Untersuchung  von  patho- 
genen  Organismen.  S.  1.  Zur  Aetiologie  des  Milzbrands. 

5.  49.  —  Gaßky ,  Georg ,  Experimentell  erzeugte  Septi- 
kämie  mit  Rücksicht  auf  progressive  Virulenz  u.aocommo- 
dative  Züchtung.  S.  80.  —  Löffler^  FriedHchy  Zur  Immu- 
nitätsfrage. S.  134.  —  Wolffhügel,  Gustav,  Ueber  den 
Werth  d.  schwefl.  Säure  als  Desinfektionsmittel.  S.  188. 

—  Koch ,  Robert ,  Ueber  Desinfektion.  S.  234.  —  Pros- 
kauer,  Bernhard,  Beiträge  zur  Bestimmung  d.  schwefl. 
Säure  in  d.  Luft.  S.  283.  —  Wolffhügel,  Gustav,  Unter- 
suchungen über  d.  Desinfektion  mit  heisser  Luft.  S.  301. 

—  Koch,  Gaffhj  u.  Löffler,  Versuche  über  d.  Verwerth- 
barkeit  heisser  Wasserdämpfe  zu  Desinfektionszwecken. 
S.  322.  —  Huppe,  Ferd,,  Ueber  d.  Verhalten  ungeform- 
ter  Fermente  gegen  hohe  Temperaturen.  8.341.  —  Wolff- 
hügel  u.  Georg  von  Knorre ,  Zu  der  verschied.  Wirksam- 
keit vonCarbolöl  u.  Carbolwasser.  S.  352.  — Seil,  Eugen, 
Ueber  Wasseranalyse,  unter  besond.  Berücksichtigung  der 
im  k.  Gesundheitsamte  üblichen  Methoden.  S.  360.  — 
Preusse,  Ueber  techn.  Grundlagen  f.  d.  polizeil.  Controle 
d.  Milch.  S.  378.  —  Wolffhügel,  Ueber  d.  Eindringen  d. 
Hitze  in  d.  Fleisch  bei  seiner  Zubereitung.  S.  389. 

Neale,  Rieh.,  Ueber  Beeftea  u.  Fleischextrakte. 
Practitioner  XXVII.  5.  p.  343.  Nov. 

Nowak,  Josef,  Der  Rauch  in  gesundheitl.  Be- 
ziehung.   Wien.  med.  Wchnschr.  XXXI.  41. 

Pabst,  J.  A.,  Ueber  d.  Stiokstoffderivate  in  Nähr- 
substanzen.    Revue  d'Hyg.  UI.  12.  p.  1035.  D6c. 

PetersBon,  Zur  Milchversorgung  von  Stockholm. 
Hygiea  XLIU.  Svenska  läkaresällsk.  förh.  8.  327. 

Piasecki,  Ueber  d.  Einfluss  d.  Tabakindustrie  auf 
Menstruation,  Schwangerschaft  u.  Neugeborne.  Revue 
d'Hyg.  lU.  11.  p.  910.  Nov. 

Poisson,  Louis,  Ueber  d. Gesundheit  d.  Arbeiter 
in  Tabakfabriken.  Ann.  d'Hyg.  3.  S.  VI.  5.  p.  385.  Nov. 

Reclam ,  C,  Das  Beziehen  neugebauter  Wohnun- 
gen.   Gesundheit  VI<  19. 


308 


Medicinische  Bibliographie  des  In-  u.  Auslands. 


Reclam,  C,  Das  Gallisiren  d.  Mostes  a.  neuere 
Fortschritte  d.  Weinbereitung.     Gesandheit  VI.  20. 

Reese,  Bericht  über  d.  Betrieb  d.  städt.  Badeanstalt 
in  Dortmund  1880—1881.  Corr.-Bl.  d.  niederrhein.  Ver. 
f.  5ff.  Geshpfl.  X.  7.  8.  9. 

Schnlhygieine.  Boston  med.  and  surg.  Jonm. 
CV.  21.  p.  486.  Nov. 

Schwemmsiele  mit  Rieselfeldern.  Gesundheit 
VI.  18. 

Soltmann,  Otto,  Zur  Conservirnng  d.  Milch  im 
Haushalte.     Bresl.  ärztl.  Ztschr.  m.  21.  (Beilage.) 

Soyka,  J.,  lieber  Kanalisation.  Ztschr.  f.  Biol. 
XVn.  3.  p.  368. 

Starcke,  Paul,  Der  naturgemässe  Stiefel.  Auf 
Gruud  anat.-physiol.  Betrachtungen  mitspec.  Berficksicht. 
d.  Bekleidung  u.  Pflege  d.  Fusses  bei  d.  Armee.  2.  Aufl. 
Berlin.  Mittler  n.  Sohn.  8.  88  S.  mit 2  eingedr.  Holzsohn. 
2Mk. 

Stecher,  Vorschläge  zur  Verbesserung  der  Des- 
infektion unter  amtlicher  Controle.  Bayr.  ärztl.  Intell.-Bl. 
XXVra.  51. 

Strohl,  £.,  u.  E.  Bernou,  Verfahren,  an  Mag- 
nesia u.  Selenit  reiche  Wässer  trinkbar  zu  machen.  Ann. 
d'Hyg.  3.  S.  VI.  p.  481.  D6c. 

Stubben,  J.,  Die  Entwässerung  u.  Reinigung  der 
Städte  anf  d.  Gewerbe- Ausstellung  in  Düsseldorf.  Corr.- 
Bl.  d.  niederrhein.  Ver.  f.  öflf.  Geshpfl.  X.  7.  8.  9. 

Vacher,  Francis,  Durch  d. Fleischgenuss  auf  d. 
Menschen  übertragbare  Thierkrankheiten.  Gesundheit 
VI.  21. 

V  all  in,  E.,  lieber  Verbesserung  d.  hygiein.  Zu- 
stande in  Paris.     Reyne  d'Hyg.  III.  10.  p.  809.  Oct. 

Varrentrapp,  Georg,  Bauordnungen  u.  Ueber- 
wachung  von  Bauten.  Deutsche  VJhrschr.  f.  off.  Geshpfl. 
XUI.  4.  p.  543. 

Wasserversorgung  von  Prag.  Prag.  med.  Wo- 
chenschr.  VI.  46.  47. 

S.  a.  II.  Hermann.  XII.  10.  Gry.  XIII.  Javal. 
XIX.  2.  Gewerbekrankheiten;  3.  Cosgrave. 

Y.    Pharmakologie. 

1)  Allgemeines. 

Apothekerkalender  f.  d.  deutsche  Reich  auf 
d.  J.  1882.  Heransgeg.  von  Osk,  Schlickum.  1.  Jahrg. 
Leipzig.     £.  Günther.     16.     388  S.     2  Mk. 

Hultzsch,  P.,  Eine  Samml.  von  300  prakt.  u.  er- 
probten Vorschriften  f.  d.  gangbarsten ,  nicht  offlcinellen 
pharmaceut.  Handverkaufs-Artikel.  Nebst  Anhang,  betr. 
d.  Znsammensetzung  d.  bekanntern  Geheimmittel.  2.  Aufl. 
Bemburg.     Schmelzer.     8.     46  S.    2  Mk. 

Kalender,  pharmaceutischer ,  1882.  Mit  Notiz- 
kalender zum  tägl.  Gebrauch ,  nebst  Hülfsmitteln  für  d. 
pharmaceut.  Praxis.  Mit  einer  Beilage:  Pharmaceut. 
Jahrbuch.  11.  Jahrg.  (22.  Jahrg.  d.  pharmaceut.  Kalen- 
ders f.  Norddeutschland.)  Beriin.  Springer.  16.  XXXVI 
u.  176,  XLH  u.  162  S.     3  Ml^. 

Piffard,  H.  G.,  lieber  schwache  Stellen  in  d.  Ma- 
teria medica.     New  York  med.  Record  XX.  16;  Oct. 

S.  a.  XIX.  3.  Wirkung  der  Arzneimittel  im  Allgemei- 
nen,  besondere  Heilmethode. 

2)  Einzelne  ArzneimitteL 

Albrecht,  Ueber  method.  Einathmung ehem.  rei- 
nen Sauerstoffs.     Schweiz.  Corr.-Bl.  XI.  24.  p.  779. 

Aman,  Ueber  Perubalsam.  Hygiea  XLIH.  12. 
S.  672. 

A  m  1  d  0  n ,  R.  W.,  Ueber  d.  physiol.  u.  tox.  Wirkung 
d.  Glycerin  bei  niedem  Thieren.  Aroh.  of  Med.  VI.  2. 
p.  107.  Oct. 

Andeer,  Justus,  Ueber  d.  therap.  Verwendung 
d.  Resoroin.    Med.  Centr.-Bl.  XIX.  43.  —  Ueber  Aus- 


scheidung von  Resorcin ,  Resoroinblau ,  Resoroin-Catgnt 
Das.  51. 

Board,  George  M.,  How  to  use  the  Bromidi. 
[Reprint,  firom  the  Jonm.  of  nerv,  and  ment.  dis.  VIII. 
3 ;  July.]     8.     15  pp. 

Berger,  P.,  Ueber  d.  Augenlidreflez  bei  Chloro- 
formanästhesie.   Gaz.  de  Par.  51.  p.  724. 

Bert,  Paul,  Ueber  eine  neue  Methode  d.  Chloro- 
formirnng.     Gaz.  de  Par.  48.  p.  675. 

Biach,  Alois,  u.  Gustav  Loimann,  Ueberd. 
physiologische  Wirkung  des  Ohinolln.  Virchow's  Arck. 
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injektion  b.  chron.  Bronchitis.  —  e)  Subcutane  Injektion 
von  Chinin.  —  f)  Chorea  behandelt  mit  Arsenik.  - 
g)  Kunstl.  Hunyadi-Janos- Wasser.  —  h)  Einseit.  Einrei- 
bung von  Chrysophansäurc.     Lancet  II.  20 ;  Nov. 

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Beuter ;  3.  a.  Pilocarpin  gegen  Diphtherie^  Salicylsäure 
gegen  Rheumatismus,  Down,  Kelly,  Peters,  Prior; 
3.  b.  Clay;  3.  d.  Hähnle,  Moricourt;  3.  e. 
Loewy,  Stille;  3.  f.  Dupuy;  5.  Arnes,  Barth, 
McAldowie,  Biebe,  Sajous;  6.  Moody;  8.  Ed- 
son;  9.  a.  Thin;  9.  b.  Baudon;  10.  Grefberg, 
Hewey,  Thiersch,  Thiry,  Thomann;  11.  Vier- 
ordt.  IX.  Jugand,  Ormsby,  Schwarzenhölzer. 
X.  Warnots.  XII.  1.  Verwendung  von  Jodoform;  2. 
Martin;  5.  Blaschko;  8.  Bazzoni.  XHI.  Nichol- 
son. XIV.  1.  Hackley,  Kirchner,  Littlefield, 
Sexton,  Turnbull.  XV.  Atkinson,  Witzinger. 
XIX.  2.  Kandarzki.    XIX.  3.  Hayem. 

3)  Elektrotfierapie,  Metalloskopie,  Magneto- 

therapie, 

Bard  et,  G.,  Ueber  d.  Ausstellung  f.  Elektricität  in 
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3.  a.  Clubbe;  3.  d.  Benzi;  4.  Cannon;  5.  Vol- 
tolini.  IX.  Bakewell,  111.  XU.  5.  Bansford; 
8.  Jeffrey.  XIIL  Abadie,  Giraud  -  Teulon  , 
Schiess-Gemuseus. 

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Molken-,  Eumyss-,  Trauben-,  klima- 
tische Kurorte. 

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6  Mon.  alten  Kinde;  16  Std.  lang  fortgesetzte  küostt. 
Respiration ;  Heilung.  Rec.  de  m6m.  de  möd.  etc.  milit. 
3.  S.  XXXVm.  p.  589.  Sept.— Oct. 

Murrell,  William,  Veiigiftung  durch  Reoordii. 
Med.  Times  and  Gas.  Oct.  22. 

Nieden,  P.  zur,  Hämoglobinurie  b. akuter Garbol- 
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Nieriker,  P.,  Fleischvergif tang  in  Spreitenbad 
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Phosphorvergiftung.  HygieaXLHI. 9. SveoBka 
läkaresäUsk.  förh.  S.  181.     (Jahrbb.  GXGII.  p.  130.) 

Rabot,  E.,  Vergiftung  durch  d.  Samen  von  Sola- 
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herabsetzende  Gifte  (Garbolsänre).  Amer.  Joam.  of 
med.  Sc.  GLXIV.  p.  441.  Oct. 

Robin,  Albert,  lieber  d. Harn b. Gantharidisnuu. 
Gaz.  de  Par.  48. 

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12.  Sveoska  läkaresallsk.  förh.  S.  291. 

Sang,  William,  Vergiftung  durch  Gyankalioffl. 
Edinb.  med.  Joum.  XXVII.  p.  506.  [Nr.  318.]  Dec. 

Satlow,  Vergiftung  durch  ohlors.  Kali  mit  t5dtl. 
Ausgange.    Jahrb.  f.  Kinderheilk.  XVII.  2  u.  3.  p.  311. 

Selmi,  Gasali  u.  Vella,  lieber  Arsenikvergif- 
tung. Riv.  sperim.  di  freniatria  e  di  med.  leg.  VH.  3. 
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tung durch  d.  Blätter  von  Euphorbia  lathyris.  Gaz.  des 
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mit  Schwefelkohlenstoff.  Riv.  sperim.  di  freniatria  e  di 
med.  leg.  VU.  3.  (med.  leg.)  p.  105. 

Vrijens,  Alfred  Marie,  Onderzoekiogen  orer 
intraveneuse  arsenik-intoxicatie.  Inaug.-Diss.  Amster- 
dam.    76  S. 

S.  a.  m.  3.  Phynolog.  Wirkung  einzelner  GifUtoffe. 
IV.  Gautier.  V.  2.  Amidon,  Kauders.  Vffl.  «.»>• 
Lancereaux;  9.  a.  Petri.  XH.  S.  Vergiftete  Wunden; 
8.  Gosselin.  XUL  Geller.  XVH.  1.  FriedM 
(Osthoff;  Weiss),  '  XIX.  2,  InfekHontkraiMitn 
(Bollinger), 


Mediciniflche  Bibliographie  des  In-  n.  Auslands. 


311 


Vm.   Pathologie  u.  Therapie. 

1)  Allgemeines. 

Eichhorst,  Herm.,  Handbuch  d .  speciell.  Patho- 
logie 0.  Therapie.  (In  ca.  36  Hfln.)  1.  Hft.  Wien. 
Urban  n.  Schwarzenberg.  8.  1.  Bd.  8.  1—64  mit  zahlr. 
eingedr.  Holcschn.     1  Mk. 

S.  a.  I.  Pathologuch- chemische  Untersuchungen, 
XDC.  2.  Allgemeine  Untersuchungsmethoden;  4.  Hospital- 
berichte, 

2)  Kranklieiien  des  Nervensystems. 

a)  Allgemeines  und  Krankheiten  der  Nerven- 

centren    (Hypnotismuii,    animal.    Magnetis- 

mas,  Somnambnlismas). 

Benedikt,  Moriz,  lieber Nervendehnnng.  Wien, 
med.  Presse  XXII.  42.  45.  47. 

Bernhardt,  Martin,  Ueber  d.  Zosammenvor- 
kommen  yon  Tabes  n.  Malnm  perforans.  Chir.  Centr.- 
Bl.  Vni.  42. 

Bernhardt,  Martin,  Ueber d. Längen wachsthnm 
d.  Nägel  b.  Gesunden  n.  Nervenkranken.  Virchow's  Arch. 
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C  an  all,  Leonida,  Znr  Lokalisation  im  Gehirn 
(Oliosarkom  d.  1.  n.  2.  Stimwindnng).  Riv.  sperim.  di 
freniatria  e  di  med.  leg.  VII.  3.  (fren.)  p.  251. 

Cavafy,  John,  Fall  von  Dehnnng  d.  Ischiadicns 
gegen  Bewegnngsataxie.    Brit.  med.  Joam.  Dec.  10.  17. 

Conpland,  Mnltiple  Himblntong  nach  Sinnsthrom- 
bose.   Med.  Times  and  Gaz.  Nov.  12.  p.  574. 

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25.  26 ;  Deo. 

D  e  b  o  V  e ,  Ueber  Hemiplegie  b.  Ataktischen.  Pro- 
gris  m^d.  IX.  52.  53. 

Deronbaix,  ScirrhSse  Geschwnlst  an  d.  Schädel- 
basis.   Presse  m^d.  XXXIII.  48. 

Dreschfeld,  FlUle  von  Erki-ankung  d.  Kleinhirns. 
Med.  Times  and  Gaz.  Deo.  24.  p.  734. 

Dnmontpallier  n.  Magnin,  Ueber  Metallo- 
skopie  n.  Nervenkraft.     Gaz.  des  H6p.  143. 

Dumontpallier,  Znm  Hypnotismns.  Gaz.  des 
H6p.  145. 

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IX.  51. 

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dicns b.  vorgeschrittener  Tabes.  Bresl.  ärztl.  Ztschr. 
ni.  21.    Vgl.  a.  22.  p.  271. 

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alter  nach  schwerer  Rückenmarksläsion.  Berl.  klin.  Wo- 
chenschr.  XVIU.  43. 

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maUe  d.  Hirns  n.  Rfickenmarks ;  sekundäre  Erkrankung 
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tralen Nervensystems.  Finska  läkaresällsk.  handl.  XXIU. 
4.  S.  241. 

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IX.  Fazio,  FerCj  Mills,  Playfair.  XIU.  Fere,  Schweigger, 

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parenchymatöse  Entzündungen  d.  Centralnervensystems 
u.  ihre  Beziehungen  zum  Gliom.  Arch.  f.  Psychiatrie  n. 
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Mazzotti,  Lnigi,  Emorragie sotto-mucose  in  casl 
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312 


Medicinische  Bibliographie  des  In-  n.  Anslands. 


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d.  Harnröhre  mit  Hämaturie  b.  einem  Ataktischen.  Gaz. 
de  Par.  43.  —  Blitzartige  Schmerzen  u.  Myalgie  in  d. 
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data  nelle  zona  latente  (non  motrice)  della  faccia  interna 
del  lobo  frontale  destro;  monoplegia  del  arto  inferiore 
sinistro  con  contrattura ;  epilessia  parziale  a  sinistra.  Mi- 
lane. Fratelli  Rechiedei.  8.  24  pp.  —  Arch.  per  le  mal. 
nerv.  XVIU.  5  e  6.  p.  544.  Sett.— Nov. 

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2.  Bd.  Kassel,  Fischer.  8.  XXXVIII  u.  251  S.  9  Mk. 
(1  u.  2.  21  Mk.) 

Wernicke,  Fall  von  sekundärer  Degeneration  im 
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p.  559. 

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S.  a.  in.  3.  Baröty,  Lokalüation  der  HimfunktiO' 
nen.  VUI.  3.  a.  Down,  Eade,  Swmenstieh  u,  Hitz- 
schlag; S.d.  Ballet;  4.  Biach,  Ramonat;  9.a.  De- 
Jerine,  F6r6;  10.  Banmgarten,  Finger,  Ja- 
risch,  Lutz.  X.  Prideaux.  XII.  2.  Chavasse, 
Desprös,  Duhring;  4.  Brock;  7.  a.  Gosselin, 
Jalland,  Le  Page;  9.  Dana,  Gray.  XUI.  Fer- 
ner, Hutchinson.  XIV.  1.  Ely,  Gell6.  XVU.  1. 
Friedreieh  (Weiss),  Vlbert.    XIX.  2.  Horraks. 


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Brit.  med.  Journ.  Dec.  3. 

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hebd.  2.  S.  XVUI.  47. 

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mit  gleichseit.  Ephidrosis  unilateralis.  —  b)  Hemiu- 
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krankh.  XU.  2.  p.  505.  509. 

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kopfs.    Beri.  klin.  Wchnschr.  XVIII.  50. 

Roth,  Wilh.,  Fälle  von  MotlUtätsstonrngeo  in 
Kehlkopf.     Wien.  med.  Presse  XXU.  51.  52. 

Sänger,  M. ,  Durch  merkwürdige  Deformititei 
ausgezeichneter  Fall  von  verbreiteten  (nenrotischH^ 
Atrophien  von  Muskeln,  Gelenkapparaten  n.  Knodm. 
Arch.  f.  Psychiatrie  u.  Nervenkrankh.  XII.  2.  p.  36i). 

Schulz,  Richard,  u.  Friedr.  Schnitze, Zir 
Lehre  von  d.  akuten  aufsteigenden  Paralyse.  Arek.  f. 
Psychiatrie  u.  Nervenkrankh.  XH.  2.  p.  457.  (Jalirbb. 
CXCII.  p.  239.) 

Seeligmfiller,  Die  initiale  Lokatisation  d.  pn>- 
gress.  Muskelatrophie.  Deutsche  med.  Wchnsolir.  VIL  48. 

Westphal,  Fall  von  scheinbarer  BeflexparalTse. 
Arch.  f.  Psychiatrie  u.  Nervenkrankh.  XII.  2.  p.  585. 

S.  a.  Vm.  2.  a.  Debove,  F6r^;  3.  a.  D^jMt 
ritische  Lähmungen;  10.  Berlin.  XVI.  Progreuut 
Lähmung  der  Irren, 

c)  Krampfkrankheiten. 

Ab  bot,  S.  L.,  Rheumatische  Chorea,  geheilt  mit* 
tels  Salicylsäure.  Boston  med.  and  surg.  Journ.  CV.  iS- 
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kämie).  V.  2.  Kurz,  Spurway,  Trastour.  VII. 
Sattlow.  VIH.  3.  b.  Fagge;  6.  Dabney;  10.  Par- 
rot.  X.  Willcocks.  XIL  1.  Yerneuil.  XIU. 
Coursserant,  Jany,  Osterwald,  Vossius.  XIV. 
1.  Blau,  Ely,  Friedreich  (Weiss).  XIX.  2.  Gr6- 
hant.  InfekHoiiskrankheiien  (Oertel),  Lasögne, 
Nothnagel;  3.  Schreiber. 

MetcUlifUoxikationen  s.  VII. ;  Akute  Leberatrophie  s. 
VHI.  7.  X. ;  Morbillit  Scarlatinaj  ErysipeUu  s.  VIII.  9.  a ; 
Variola  s.  VIH.  9.  b;  Puerperal-Septikämie  s.  X. 

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per;  5.  Schleppegrell,  Smith. 

Ueher  Krebs  in  einzelnen  Organen  s.  VIII.  2.  a;  4; 
6  ;  6  ;  7  ;  8  ;  9  ;  —  Krebs  der  weiblichen  Genitalien  s.  IX. 
X.  —  Krebsgeschwülste  voin  chirurg.  Standpunkte  s.  XU. 
2 ;  4 ;  6 ;  8  ;  9.  —  Krebs  des  Sehorgans  s.  XIU.  —  Ueber 
bösartige  Geschwülste  im  Allgemeinen  s.  XIX.  2. 

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4.  Havage,  Hirschsprung;  6.  Miliard,  Trölat; 
9.  a.  Riehl;  10.  Baumgarteo.  IX.  Lukasiewicz. 
XVL  Voppel. 

Tuberkulöse  Meningitis,  s.  VIII.  2.  a;  Lungen-  u. 
Kehlkopf-Phthise  s.  VIII.  5;  Knochen- Gelenkqffektionen 
hei  7'tAerkulösen  s.  XII.  8 ;  Tuberkulose  bei  Thieren  s. 
XVIH. 

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Mason,  Orff ;  T.Drummond;  8. Israel, Mathicu, 
Straus;  9.  a.  Silbcrmann;  10.  Baumgnrten; 
11.  Götz.  X.  Prideaux.  XII.  3.  Banmann;  6. 
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reich  (Diehl).  XIX.  2.  Burchardt,  Hope,  In/A- 
Hons-Krankheiien  {K  e  räche  na  t  ein  er) ,  Kandarxki, 
Leichtenstern ,  3.  Santvoord;  4.  Semon. 

Ueber  Asthma  s.  VIII.  2.  d.  VHI.  4 ;  Kehlkopf-  u. 
Lttngen-Tktherhilose  s.  VIII.  3.  c ;  Polypen  u.  GescktotÜMit 
in  Na.ienhöhlet  Kehlkopf,  Trachea  s.  XII.  2 ;  Stenosen  d. 
Kehlkopfs  u,  d.  IVachea  s.  XII.  4 ;  Ozaena  s.  XII.  8. 
Laryngoskopie y  Rhinoskopie  s.  XIX.  2.  Inhalations-y  pneu- 
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^«  6 ;  mechan,  Damwerstopfimff,  Ileus  s.  XII.  6. 

7)  Krankheiten  des  Milz  -  Leber  -  Systems ;  des 

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rynx  n.  d.  Bronchien  mit  Oedem  in  d.  Umgebung  d.  La- 
rynx,  Cyanose  d.  Zunge  n.  d.  Mundschleimhaut;  Pleure- 
sie;  Pyopneumothorax ;  Tod.  Progrös  m^d.  IX.  49. 
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S.  a.  V.  2.  a.  Fürbringer,  Mathieu,  Mayer; 
3.  a.  Wright;  3.  b.  Stedman;  3.  c.  Petrina;  10. 
Malassez;  11.  G&tz.    XIII.  Rampoldi. 

Affektionen  mit  abnormer  Beschaffenheit  des  Harns 
8.  VIII.  3.  a.  —  Affektion  d.  Nieren  h.  akuten  Exanthe- 
men s.  Vni.  9.  —  Erkrankungen  der  Harnblase  u,  davon 
abhängige  Störung  d,  Harnentleerung^  Erkrankungen  des 
Hodens  s.  Xll.  9. 

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S.a.I.Hermann.  lY.Piasecki.  Y.2.Fritsch. 
YIU.  10.  Mazzitelli.  XIH.  Barnes.  XYH.  1.  Ge- 
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Xlt   Kinderkrankheiten. 

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18  8.     60  Pf. 

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S.  a.  I.  Hermann.  III. 3.  Sozinskey.  IV.  lieber 
Milch,    VU.  KJellbergr,  Miffnon,  Sattlow.    VUI. 

2.  b.  Barlow,  Onlmont;  2.  a.  Kjellberg;  3.  a. 
Goodhart;  S.b.  Stedman;  7.Edge»  Stromszky; 

8.  Booth;  11.  Boyer.  IX.  Thornton.  XII.  1. 
Wrififht;  8.  Marsh;  9.  Agnew;  12.  Donkin. 
XYI.  Scherpf. 

Vgi.TV. Milchfrage,  Schtdhygieine.  Ym.  2.  a.  7W)6r- 
hdöse  Meningitis;  2.b.  Kinderläimung ;  3.  a.  Diphtherie, 
Scrofodose^  Ehachitis;  6.  Croup,  Keuchhusten;  9.  akute 
u,  chron.  Exantheme ;  9.  b.  VaccinaHon ;  10.  syphilitische 
Affektionen;  11.  Helnunthiasis.  X.  Krankheiten  des  Fötus 
u.  d,  Neugebomen.    XII.  10.  Orthopädie,  XY.  Dentition. 

XII.  Chinu^e. 

1)  AUgemeinea. 

Antiseptische  Chirurgie  s.  Xu.  1.  A/am, 
Oberst,  Eobson,  Schoemaker;  3.  Lister,  Vietor;  6.  Aghina; 

9.  Banckart;  12.  Boeckel.    XIX.  3.  Cosgrave,  Cousins. 

—  Ygl.  a.  die  Mittheilnngen  über  Jodoform. 

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Kocher.     XH.  1.  Korteweg;  8.  Wüson. 

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3.  Liefer.  Extremitäten.  Leipzig.  F.  C.  W.  Yogel.  8. 
XX  8.  u.  S.  256—1184  mit  84  eingedr.  Holzschn.  10  Mk. 
(compl.  35  Mk.) 

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mit  90  eingedr.  Holzschn.     13  Mk.  (compl.  40  Mk.) 

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42.  43.  —  Beri.  kUn.  Wchnschr.  XYUI.  52. 

Nervenchirurgie  s.  Ylll.  2. sl.  Benedikt,  Cavafy, 
Elias,  Holmberg f  Legden,  Panas,  Payne,  Weiss;  2.  d. 
Naumann,  Nicaise,  XII.  3.  Tilhnanns;  12.  Bmhardt, 
Falkenheün,  Schultin. 

Oberst,  M.,  Die  Amputationen  unter  d.  Einflüsse 
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XII.  12.  Sanctuary. 

Trölat,  Die  Chirurgie  der  Resultate.  Gaz.  da 
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rurgie.     10.  Congress.    Dazu  aiphabet.  Namen-  n.  Sach 
Register  über  d.  Inhalt  d.  Yerhandl.  d.  I. — X.  Congresses 
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(Mair). 

Ygl.  I.  u.  XIX.  2.  Untersuchung  von  Blut,  Harn, 
Fremdbildungen.  Y.  2. ;  YU. ;  XIX.  3.  Anästhetika  «. 
ihre  Gefahren.  Y.  3.  GcUvanokaustik.  YUI.  2.  c  Tm- 
mus  u.  Tetanus;  3.  a.  Pyämie  u.  Septikämie.  XIX.  2.  &h 
doskopie,  Laryngoskopie,  Rhinoskopie;  3.  Adspiratioa, 
antiseptisches  Verfahren,  Transfusion. 

2)  Geschwülste  und  Pollen. 

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lung. —  b)  Exstirpation  einer  Struma.  Hygiea  XUH. 
10.  12.  8.  533.  Ygl.  a.  das.  Svenska  likaresaUak.  (M. 
8.  227.  321. 


Medichiiflche  Bibliographie  des  In-  u.  AiiBlands. 


327 


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Sehr.  f.  Ohkde.  n.  s.  w.  XV.  11. 

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mittels  elast.  Ligatar.  Joum.  de  Ther.  VUI.  21.  p.  806. 
Nov. 

Desprös,  Meningocele  d.  Schädels  f.  eine  erektile 
Geschwulst  gehalten.    Gaz.  des  H6p.  136. 

Dobson,  Nelson  C,  Sarkom  in  d.  Leistengegend ; 
Excision ;  multiple  recarrirende  Geschwfilste.  Brit.  med. 
Joum.  Nov.  26.  p.  866. 

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Haut.    Amer.  Joum.  of  med.  Sc.  CLXIY.  p.  436.  Oct. 

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retroperiotonäalen  Geschwfilste.  Riv.  Clin.  11.  p.  673. 
Nov. 

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LePage,  John  F.,  Schmerzlose  Abtragung  einer 
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Aetherserstäubung.     Brit.  med.  Joum.  Dec.  31. 

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Nasenraohenranm.  Joum.  de  Th^r.  VIII.  22.  24.  p.  846. 
933.  Nov.,  D^c. 

Ldwy,  L.,  Lymphomatosis  universalis.  Wien.  med. 
Presse  XXII.  46. 

Maffucci,  Angelo,  Multiples  Enchondrom  u. 
Angiom.     Movim.  med.-chir.  XIII.  9  e  10.  p.  666. 

Martin,  Stanislas,  lieber  Anwendung  d.  Tannin 
gegen  Nasenpolypen.  Bull,  de  Th^r.  CI.  p.  497.  D6c.  15. 

Molli^re,  Daniel,  Zur  Behandl.  d.  Synovial- 
eysten  an  d.  Hand.  Joum.  de  Th^r.  VIII.  22.  p.  863. 
Nov. 

P 1  c  q  u  ^ ,  lieber  Ranuhi.    Gas .  de  Par.  41 . 

Polaillon,  Krebsiger  Kropf  nach  einer  anschei- 
nend rein  hjrpertroph.  Schilddrfisengeschwulst.  Ann.  des 
mal.  de  roreiUe  et  du  larynx  VH.  6.  p.  340.  D^c. 

Porro,  Edoardo,  Präperitonäaler  flbro-myo-sar- 
komatöser  Tumor  in  d.  rechten  Regio  epiploico-iliaca ; 


Abtragung  mit  einem  grossen  Peritonäallappen ;  Heilung. 
Gazz.  Lomb.  8.  S.  HI.  61. 

Ransford,  T.  W.,  Rasch  wachsende  melanot.  Ge- 
schwulst unter  d.  Muse,  temporalis,  in  d.  Schädelhöhle 
eindringend.    Lancet  H.  26 ;  Dec.  p.  1086. 

Reclus,  Paul,  lieber  Exstirpation  d.  Krebses  d. 
Zunge  u.  am  Mundboden.    Gaz.  hebd.  2.  S.  XVUI.  44. 

Reynolds,  Dudley  S.,  lieber  Behandl.  d.  Nasen- 
polypen durch  Ii^ektionen.  New  York  med.  Record  XX. 
14 ;  Oct. 

Riebet,  Geschwulst  hinter  dem  Kinn;  Drüsen- 
geschwülste am  Halse.    Gaz.  des  Höp.  134. 

Riebet,  Sarköm  in  d.  Nasenhohle;  Operation. 
Ann.  des  mal.  de  roreille  et  da  larynx  VII.  6.  p.  327.  D6c. 

Terrillon,  Thyroidektomie.  Gaz.  des  Hdp.  133. 
p.  1061. 

ThierschyCarl,  Exstirpation  einer  Balggesohwulst 
b.  einem  Bluter.    Arch.  f.  klin.  Chir.  XXVH.  1.  p.  266. 

Treves,  Frederick,  Fälle  von  Geschwülsten. 
Lancet  H.  24;  Dec.  p.  997. 

Ward,  Whitfield,  lieber  Kehlkopfgeschwülste. 
New  York  med.  Record  XX.  26 ;  Dec. 

Whitehead,  Walter,  Excision  d.  Schilddrüse. 
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Zeissl,  Maximilian,  Noch  nicht  beschriebene 
Geschwulst  d.  Sublingualdruse.  Wien.  med.  Jahrbb.  II. 
p.  197. 

S.  a.  m.  4.  Schmit.  VIH.  2.  d.  Mobius;  3.  c. 
Reclus.   XII.  7.  a.  Tausch.  XIV.  1.  Bück,  Moos. 

Vgl.  in.  4.  Angebome  Geschwülste.  VIII.  3.  b. 
Krebsgeschtoülste.  IX.  Geschwülste  u.  Polypen  der  weibl. 
Genitalien,  XH.  6.  Gefässgeschwülste;  6.  Polypen  d.  Mast- 
darms; S.  Knochengeschwülste;  9.  Geschwülste  der  Harn- 
blase u,  der  männl,  Genitalien ,  Polypen  der  Harnröhre ; 
12.  Operationen  wegen  Geschwülsten.  XIU.  Kropf  mit 
Exophthalmus.  XIX.  2.  Bau  u.  Klassificirung  der  Ge- 
schwülste. 

S)     Wunden y   Brandy    Verbrennungen^ 

Erfrierungen. 

Barabo,  Penetrirende  Bauchwunde  mit  Netzvor- 
fall.    Bayr.  ärztl.  InteU.-Bl.  XXVIU.  62. 

Baumann,  Ernst,  Ein  Fall  von  Leberverwun* 
düng  mit  Pylephlebitis  traumatica  aus  d.  Krankenhause 
München  l/I.  Inaug.-Diss.  München.  Akad.  Buchdr.  v« 
Straub.  8.  14  S.  —  Bayr.  ärzti.  InteU.-Bl.  XXVm. 
46.  46. 

Berlin,  Hufschlag ;  Himerschütterung ;  Fraktur  d. 
Unterkiefers ;  Heilung.  Rec.  de  m6m.  de  m6d.  etc.  milit. 
3.  S.  XXXVn.  p.  664.  Nov.— D6c. 

Bernhardt,  Martin,  Fälle  von  lokaler  Asphyxie 
d.  Extremitäten.  Arch.  f.  Psychiatrie  u.  Nervenkrankh. 
XII.  2.  p.  498. 

Bixby,  George  Holmes,  Verbrennung  durch 
eine  Granate;  Entzündung  d.  Tibia;  Entfernung  d.  er- 
krankten Knochens ;  13  J.  später  Abscess  d.  Tibiaköpf- 
chens ;  Operation ;  Heilung.  Boston  med.  and  surg.  Joum. 
CV.  26.  p.  613.  Dec. 

B 1  a  i  8  e ,  Zerreissung  d.  Ligam.  patellae.  Gaz.  des 
Höp.  122. 

Bon  Uly,  Zerreissung  d.  Lunge;  Rippenfraktur; 
Hämopneumothorax ;  Thorakocentese ;  rasche  Heilung. 
Gaz.  de  Par.  42.  —  Gaz.  des  Höp.  141. 

Boyland,  George  Halsted,  lieber  Kopfver- 
letzungen. Philad.  med.  and  surg.  Reporter  XLV.  25. 
p.  677.  Deo. 

Bouley,  E. ,  Zerreissung  einer  Darmschlinge  in 
Folge  von  Contusion  des  Unterleibs  ohne  äussere  Ver- 
letzung.   Progr^s  m^d.  IX.  42.  p.  810. 

Burckhardt,  Emil,  Zur  Casuistik  d.  Schnss- 
wunden  d.  Gehims  mit  Einheilen  d.  Projektils.  Deutsche 
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328 


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d.  Präsidenten  d.  vereinigten  Staaten.  Gkizz.  Lomb.  8. 
S.  m.  47. 

Gotterell,  Edward,  Schädelverletznng ;  Tre- 
panation ;  Heiinng.    Lancet  II.  19 ;  Nov. 

Damainville,  L.,  lieber  Anfsnchen  von  Projek- 
tilen in  Höhlen.  New  York  med.  Record  XX.  24 ;  Dec. 
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F  o  ä ,  P 1  o ,  lieber  d.  Tod  dorch  Verbrennung.  Riv. 
sperim.  di  freniatria  e  di  med.  leg.  YH.  3.  (med.  leg.) 
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Guermonprez,  lieber  Quetschwunden  an  Fingern 
u.  Zehen.  BuU.  de  Thor.  CI.  p.  432.  Nov.  30.  —  Gaz. 
des  Hdp.  129. 

Hamilton,  F.  H.,  lieber  Verletzung  d.  Lenden- 
gegend (Präsident  Garfleld's  Fall).  Brit.  med.  Joum. 
Oct.  15.    Vgl.  a.  Oct.  22. 

Hartigan,  William,  Verletzung  d.  Hand  durch 
Dynamitexplosion.    Brit.  med.  Joum.  Nov.  26.  p.  854. 

Henrici,  Carl,  lieber  Trepanation  bei  Gehim- 
abscessen.   Inaug.-Diss.   Kiel  1880.   26  S. 

Holmes,  L.  E.,  Verletzung  d.  Lunge.  Lancet  II. 
18 ;  Oct. 

Hubbard,  T.  Wells,  Schwere  Schussverletzung 
durch  Unterleib  u.  Brust;  Heilung.  Brit.  med.  Joum. 
Nov.  19.  p.  813. 

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säule.  Med.  News  and  Abstract  XXXIX.  11.  p.  643.  Nov. 

Kappeier,  0.,  Erfolgreiche  Extraktion  einer  im 
Schädel  stecken  gebliebenen  Revolverkugel  nach  d.  Auf- 
treten sekundärer  Hirnerscheinungen.  Schweiz.  Corr.- 
Bl.  XI.  23. 

Le  Den  tu,  Verletzungen  durch  Revolversehfisse. 
Gaz.  des  Hdp.  142.  p.  1133. 

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Lancet  n.  21.  22;  Nov. 

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Messerstichwunden.    Bayr.  ärzü.  Intell.-BI.  XXVIH.  42. 

R  e  n  n  i  e ,  S.  J. ,  Fall  von  Halsabschneiden.  Lancet 
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denten Garfield.    Deutsche  med.  Wchnschr.  VH.  47. 

Schussverletzung  d.  Lendengegend  (offlcielle 
Berichte  über  Krankheit  u.  Tod  d.  Präsid.  d.  vereinigten 
Staaten  Garfield).  Boston  med.  and  snrg.  Joum.  CV. 
14.  20.  p.  322.  463.  Oct. ,  Nov.  ~-  New  York  med.  Re- 
cord XX.  15.  23;  Oct.,  Dec.  —  Amer.  Joum.  of  med. 
Sc.  CLXrV.  p.  583.  Oct.  Vgl.  a.  Colombo ;  Hamilton ; 
Schüller. 

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den  d.  Unterleibs.    Brit.  med.  Joum.  Dec.  10.  17. 

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vennaht.    Arch.  f.  klln.  Chir.  XXVIl.  1.  p.  1. 

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wunde  ;  Tod  durch  Einklemmung  in  Folge  eines  Darm- 
divertikels.    Progr^  m6d.  IX.  53.  p.  1050. 

Verletzung en,FäUe.  HygieaXLin.l2.S.666flg. 


Victor,  Carl,  Die  anttsept.  Wundbehandlung bd 
operativen  SchädelerötTnungen.  Inaug.-Diss.  HaUe  a.  8. 
29  S. 

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gegend ;  Unterbindung d. Iliaoa communis;  Gangrän; Tod. 
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Wein  lechner.  Zur  Casuistik  d.  Stichwunden. 
Wien.  med.  Presse  XXII.  43. 

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u.  Knochenrisse.    Wien.  med.  Presse  XXH.  48. 

Wyss,  H.  V.,  Ueber  d.  Wirkungen  eines  ans  nädi- 
ster  Nähe  auf  d.  Schädel  abgefeuerten  Revolverschusseg. 
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Zsigmondy,  Selbstmordversuche  durch  Sehoss. 
Wien.  med.  Presse  XXU.  46. 

S.  a.  vm.  2.  a.  Boyd,  Duplay,  Fnrbringer, 
Panas,  Putzel,  Ross;  4.  Macleod;  5.  Skinner; 
9.  a.  Gosselln,  MoUiöre.  XU.  8.  Bareltsides. 
XIV.  1.  Bezold.    XVH.  1.  Friedreich  (Weiss). 

Vgl.  Vin.  2.  a.  AffekHonen  der  Nerveneentren  nad 
Verletzungen.  XU.  1.  Wundbehandlung  im  AÜgemänen; 
4.  brandige  Entzündung;  5.  Gefikuverletzungen;  7.  a.  n. 

7.  b.  compUdrte  Frakturen  u.  LuxatUmen;  8.  Knochen- 
u.  GdenkverUtzungen ;  9.  Verletzungen  der  Harn'  u. 
mannt.  Oeschlechts- Organe.  XVU.  1.  Verletzungen  vom 
forennschen  Standpunkte. 

4)   P/degmonen,   Abscesse,  Geschwüre,  Fisteln, 
Stenosen,  abnorme  Trennungen  u«  Ver» 

toaehsungen. 

Abraham,  Fibrinöse  Exsudation  in  einer  Abeoeas- 
hShle.  Dubl.  Joum.  LXXU.  p.  458.  [3.  S.  Nr.  119.] 
Nov. 

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retropharyngeale  Lymphdr&senentzündung.  Jahrb.  t 
Kinderheilk.  XVU.  2  u.  3.  p.  195. 

A  s  s  a  k  y ,  Ueber  d.  Temperatur  d.  heissen  Abaeesie. 
Gaz.  de  Par.  49.  p.  693. 

Boegehold,  Ueber  Arrosion  grösserer  Gtofiss- 
stämme  in  Absceseen.     Berl.  klin.  Wchnschr.  XVHI.  43. 

Brock,  W.  J.,  Hyperalgesie  in  d.  untern  Extremi- 
täten nach  Eröfbung  eines  Absoesses  unter  d.  Ligam. 
Poupartii.  Edinb.  med.  Joum.  XXVU.  p.  508.  [Nr.  318.] 
Dec. 

Butcher,  Richard  G.,  a)  Fall  von  Spina  bifida 
in  d.  Nackengegend.  —  b)  Fälle  von  Hasenscharte.  DubL 
Joum.  LXXU.  p.  392.  402.  406.  [8.  S.  Nr.  119.]  Nov. 

Chiari,  0.,  Die  Tracheostenosen  n.  ihre  Behandl. 
nach  d.  ^c^ö'Oer'schen  Methode.  Mon.-Schr.  f.  Ohkde. 
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Tracheotomie ;  Heilung.  Glasgow  med.  Joum.  XYI.  5. 
p.  384.  Nov. 

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Behandl.  d.  Larynxstenosen.  Wien.  med.  Presse  XXU.  42. 

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Ann.  des  mal.  de  roreiUe  et  du  larynx  VU.  5.  p.  288. 
Nov. 

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schaftl.  Medicin.  1.  Hft.  Beiträge  zur  Lehre  von  d.  Spisa 
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Kr  au  SS,  Zur  Casuistik  d.  Oesephagnsstenoseo. 
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McGill,  A.  F.,  FäUe  von  Gastrostomie  weg«a 
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Martin,  Edouard,  Fälle  von  Retrophaiyngeal- 
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tion.   Brit.  med.  Joum.  Dec.  10. 

Petersen,  Herm.,  Eine  Magenresektion  zur  Hd- 
Inng  einer  Magenbauchwandfistel.  Inaug.-Diss.  Kiel  1880. 

8.  20  S. 


Medicinische  Bibliographie  des  In-  n.  AuslandB. 


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Petit,  Val^re,  Ueber  Hasenscharte  n.  Operation 
derselben.    Presse  ni6d.  XXXIII.  45. 

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Vnlliet,  Ueber  Behandl.  d.  UIcerationen  mit  Ab- 
schaben n.  Ezcision.  Jonm.  de  Th^r.  YIII.  20.  p.  765. 
Oct. 

S.a.yiII.2.a.  Curran,  Geppert;  5.  Inches; 
7.  Shea,  Winslow;  10.  Chauffard.  XII.  6.  Till- 
manns, Verneuil;  8.  Dnbrneil,  Richet. 

Vgl.  Vin.  7.  Leber- Abscess.  IX.  Abscesse  u.  Fisteln 
an  den  toeibl.  Genitalien.  XII.  8  u.  9.  Abscesse^  Fisteln  u. 
Strikturen  an  den  Knochen  y  den  Harn-  u.  männl.  Ge- 
schlechtsorganen, 

5)    Gefässkrankheiten  und  Aneurysmen, 

Albert,  E.,  Ligatur  d.  Subclavia.  Wien.  med. 
Presse  XXII.  51. 

Bankart,  Anenrysmat.  Varix  d.  Art.  facialis;  Un- 
terbindung ;  Heilung.     Lancet  II.  20 ;  Nov.  p.  829. 

Blaschko,  Ergotin  bei  schmerzhaften  ausgetrete- 
nen Hämorrhoiden.     Med.  Centr.-Ztg.  L.  103. 

Bntcher,  RichardD.,  Inguinalaneurysma,  ge- 
beilt durch  Ligatur  d.  Iliaca  externa;  Tod  nach  8  J.; 
Sektionsbefund.  Dubl.  Journ.  LXXII.  p.  371.  [3.  S. 
Nr.  119.]  Nov. 

Derr,  £.  Z. ,  Aneurysma  d.  Poplitaea,  erfolgreich 
behandelt  mittels  Esmarch's  Constriktion  u.  Digitalcom- 
pression.   New  York  med.  Record  XX.  18 ;  Oct. 

Di ttel,  Aneurysma  spurium  d.  Art.  cruralis;  Un- 
terbindung; Heilung.    Wien.  med.  Presse  XXU.  51. 

French,  John  Gay,  Ueber  Catgutligaturen.  Lan- 
cet IL  21 ;  Nov. 

Greifenberger,W.,  Histor.-krit.  Darstellung  d. 
Lehre  von  der  Unterbindung  der  Blutgeßisse.  Deutsche 
Ztschr.  f.  Chir.  XVI.  1  u.  2.  p.  111. 

Hesfrler,  Ueber  Arrosion  d.  Art.  carotis  interna  in 
Folge  von  FeLsenbeincaries.  Arch.  f.  Ohkde.  XVIII.  1  u. 
1  p.  1. 

J an n 8 en ,  Eng.,  Untersuchungen  üb.  d.  Verletzun- 
gen d.  Arterien  d.  Unterschenkels  u.  d.  Poplitaalgebietes 
0.  deren  Behandlung.  Inaug.-Diss.  Dorpat.  Karow.  8. 
88  8.    IMk. 

Kretschmann,  Friedrich,  Ueber  d.  Angioma 
arteriale  racemosmn.    Inaug.-Diss.    Halle  a.  S.    29  S. 

Lagrange,  Varices  am  Hypogastrium.  Progr^s 
mM.  IX.  44. 

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behandelt  mittels  Galvanopunktur.  Med.  News  and  Ab- 
straet  XXXIX.  12.  p.  720.  Dec. 

Schacht,  Carl,  Ueber  cavem5se  Hamatoangiome 
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Sohaeffer,  Max,  Naevus  d.  Mund-,  Schlund-  u. 
LsurynxBohleimhaut.  Mon.-Schr.  f.  Ohkde.  u.  s.  w. 
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Stromszky,  Ad.,  Tranmat.  Aneurysma  an  d.  Vo- 
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handl. d.  Aneurysmen.  Guy's  Hosp.  Rep.  3.  S.  XXV. 
p.447. 

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moralarterie ;  Gangran ;  Amputation ;  Heilung.  Brlt.  med. 
Journ.  Nov.  26.  p.  855. 

Zeller,  Albert,  Ueber  einen  Fall  von  Lymphan- 
giectasia  congenita  colli.  Inaug.-Diss.  Berlin  1880. 
29  S. 

S.  a.  VHI,  2.  a.  Alexander.  4.  Aneurysmabil- 
dmg,  Embolie,  Thrombose.  XII.  3.  Walsh;  9.  Lücke. 
Xm.  Wolfe.    XIV.  1.  Herzog.     XIX.  2.  Mikulicz. 

Med.  Jahrbb.  Bd.  192.  Hft.  3. 


6)  Krank/leiten  des  Magen-Darmkanals,  Hernien, 
innere  Einklemmungen  (Ileus),  Vorfälle, 

Aghina,  Ueber  d.  Anvvend.  d.  antisept.  Methode 
bei  Bruchoperationen.     Nederl.  Weekbl.  41.  p.  711. 

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schlinge. Hygiea  XLUI.  12.  Svenska  läkaresällsk.  förh. 
8.  315  (Jahrbb.  CXCII.  p.  266.) 

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durch  d.  Bauchwand  hindurch  zur  Heilung  d.  Occlusion 
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32  S. 

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Klinik  vom  Jahre  1877—1880,  mit  besonderer  Berück 
sichtignng  d.  Radikaloperation.  Inang.-Diss.    Kiel  1880 
45  S. 

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Gaz.  des  Hdp.  120. 

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Guy's  Hosp.  Rep.  3.  S.  XXV.  p.  285. 

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p.  388.  Oct. 

Gnändiuger,H.,  Intassusception  d.  Dickdarms; 
Laparotomie;  Resektion  d.  Darms  ;  Tod.  Jahrb.  f.  Kin- 
derheilk.  XVII.  2  u.  3.  p.  304. 

Hache,  Eingeklemmte  Ingninalhemie ;  Massen- 
reduktion.    Progres  m6d.  IX.  53.  p.  1049. 

Hoekstra,Sybe,  Over  de  Behandeling der Sch^n- 
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1880.  67  S. 

Holst,  L.  von,  Fälle  von  Ileus  aus  ungewohnl. 
Ursache.    Petersb.  med.  Wchnschr.  VI.  40. 

Hourigan,  W.  P.,  Eingeklemmte  Hernie  während 
d.  Menstruation;  Operation;  Heilung.  Brit.  med.  Jonm. 
Nov.  26.  p.  854. 

Kelsey,  Charles  B.,  Ueber  Striktnr  im  obem 
Theile  d.  Rectum  u.  in  d.  Flexura  sigmoidea.  New  York 
med.  Record  XX.  18 ;  Oct. 

Magen-Darm-Chirurgie  s.  Vin.  6.  Nicolay- 
sen,  XII.  4.  Petersen. 

Naumann,  Hemia  inguinalis  u.  Hydrocele;  Ope- 
ration.    Hygiea  XLUI.  12.  S.  661. 

Roser,  W.,  Eine  Gefahr  d.  doppelten  Darmnaht 
nach  Resektion  einer  Darmschlinge.  Chir.  Centr.-Bl. 
Vm.  52. 

Runeberg  u.  Saltzman,  Laparotomie  wegen 
Darmocelusion.  Finska  läkaresällsk.  haudl.  XXIII.  4. 
S.  283.     (Jahrbb.  CXCII.  p.  206.) 

Rydygler,  Ueber  circulare  Darmresektion  mit 
nachfolgender  Darmnaht.  Berl.  klin.  Wchnschr.  XVHI. 
42.  43. 

Saltzman,  Fälle  von  Exstirpation  d.  Rectum. 
Finska  läkaresällsk.  handl.  XXUI.  4.  S.  286.  (Jahrbb. 
CXCII.  p.  267.) 

Söderbaum,P.,  Fall  von  chron.  Volvulus.  Nord . 
med.  ark.  XIII.  4.  Nr.  29.  S.  17. 

Sonrier,  E.,  Eingeklemmte  Inguinalhernie ;  Kelo- 
tomie; Heilung.     Gaz.  des  Höp.  141. 

Tiling,  G.,  Fall  von  Gastrostomie.  Petersb.  med. 
Wchnschr.  VI.  49. 

Tillmanns,  H.,  Ueber  d.  Communikationen  des 
Magen-Darmkanals  mit  d.  Brusthöhle  u.  über  subphreni- 
sche  Kothabscesse.  Arch.  f.  klin.  Chir.  XXVII.  1. 
p.  103. 

Tr^lat,   Krebs  d.  Rectum;    Colotomia  Inmbaris. 

Gaz.  des  Hdp.  117. 

Verneuil,  Subcutane  Kothfistel.    Gaz.  des  Hdp. 

132. 

42 


330 


Medicinische  Bibliographie  des  In-  n.  Aaslands. 


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gressive Striktur  nach  wiederholter  Peritonitis.  New 
York  med.  Becord  XX.  19 ;  Nov. 

Wölfler,  Anton,  Gastro-Enterostomie.  Chir. 
Centr.-Bl.  VUI.  45. 

Wölfler,  Anton,  G elungene  Resektion  d.  carci- 
nomatösen  Pyloros.    Wien.  med.  Wchnschr.  XXXI.  51. 

S.  a.  Vm.  10.  Hill.  IX.  Fleury,  Goodlee. 
XII.  9.  Scherer.     XIX.  2.  Miknlicz,  Zuber. 

Vgl.  XII.  3.  Verletzungen  des  Unterleibs;  4.  Steno- 
sen u.  Fisteln  des  Oesophagus  u.  des  Magen-Darmkanals. 

7)  Frakturen  und  T/axationen. 
a)  Frakturen. 

Ben  nett,  Fraktur  d.  obern  Drittels  d.  Fibula. 
Dubl.  Journ.  LXXII.  p.  456.  [3.  S.  Nr.  119.]  Nov. 

Boon,  Alfred,  Complicirte  Schädelfraktur ;  Tre- 
panation ;  Heilung.    Lancet  U.  19 ;  Nov. 

Butcher,  BichardG.,  Fälle  von  Schädelfraktu- 
ren mit  Depression ;  Trepanation ;  Heilung.  Dubl. 
Journ.  LXXTT.  p.  376.  382.  [3.  S.  Nr.  119.]  Nov. 

Deslandes  u.  H^Jasson,  Fälle  von  Fraktur  des 
Innern  Endes  d.  Clavicula.  Bec.  de  m^m.  dem^d.  etcmilit. 
3.  S.  XXXVn.  p.  672.  Nov.— D6c. 

G  0  s  8  e  1  i  n ,  Himerschüttemng  bei  Fraktur  des  Fel- 
senbeins.   Gaz.  des  Höp.  148. 

Goyder,  Charles  Mc  Ivhor,  a)  Complic.  Com- 
minntivfraktur  d.  Astragalus  ohne  Fraktur  d.  Malleolen. 
—  b)  Fraktur  d.  Kiefers  ohne  äussere  Verletzung.  Med. 
Times  and  Gaz.  Oct.  15. 

Hunt  er,  W.  B.,  Fraktur  d.  Schädelbasis;  Hei- 
lung.   Lancet  U.  19 ;  Nov. 

Jalland,  Complicirte  Schädelfraktur;  partielle 
Aphasie.     Brit.  med.  Journ.  Oct.  29.  p.  706. 

Jalland,  Complicirte  Schädelfraktur ;  Trepanation ; 
Tod.  Brit.  med.  Journ.  Dec.  31.  p.  1055. 

K  J  e  1 1  b  e  r  g ,  A. ,  Fraktur  d.  Stirnbeins  mit  Austritt 
von  Hirnmasse.  Hjgiea  XLIU.  12.  Svenska  läkaresällsk. 
förh.  S.  294. 

Lawson,  Geo.,  Zur  Behandl.  d. Patellarfrakturen. 
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Lucas,  B.Clement,  Fall  von  Schädelfraktur. 
Guy's  Hosp.  Bep.  3.  S.  XXV.  p.  91. 

Michener,  Ezra,  Ueber  d.  Znstandekommen  d. 
Frakturen.  Philad.  med.  and  surg.  Beporter  XLV.  21. 
p.  567.  Nov. 

O'Neill,  William,  Schädelfraktur  mit  Depres- 
sion.    Brit.  med.  Journ.  Nov.  12.  p.  776. 

LePage,  J.  F.,  Complicirte  Schädelfraktur  mit 
Zerreissnng  des  Gehirns  u.  Verlust  von  Gehimsubstanz ; 
Heilung.    Lancet  H.  19 ;  Nov. 

Parker,  Bushton,  Fälle  von  Fraktur  d.  Patella. 
Brit.  med.  Journ.  Dec.  17.  p.  979. 

P  0 1  a  i  1 1  o  n ,   Ueber  Besektion  des  Tibio-Tarsal-Ge 
lenks  bei  complic.  Frakturen.     Bull,  de  l'Acad.  2.   8.  X. 
47.  p.  1422.  Nov.  22. 

Bichet,  Fraktur  d.  Kniescheibe;  phlegmonöses 
Erysipel ;  Tod.     Gaz.  des  Höp.  124. 

Biedinger,  Ueber  Frakturen  u.  Luxationen  des 
Sternum.  Sitz.-Ber.  d.  physik.-med.  Ges.  zu  Würz- 
bnig  8. 

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S.  a.  VIU.  8.  Lancereaux;  10.  Bouilly,  Dow- 
nes,  Gies.  XH.  Bixby;  5.  Hessler;  10.  Dom- 
browski;  12.  Maclaren,  Wight. 

Vgl.  VIII.  3.  a.  Rhachiiis  u.  Osleomalacie ;  5.  Ozaena ; 

10.  Knochensyphilis.  XII.  2.  Knochengeschwülste;  3.  Ge- 
lenhounden;  10.  PoiVsches  Uebel;  12.  Resektionen,  Am- 
putationen, Exartikulationen,  Osteotomien,  XIU.  Affek- 
tionen  der  Knochen  der  Orbita.  XIV.  1.  Affektionen  des 
Processus  mastoideus;  Caries  b.  Ohrenleiden. 

9)   Krankheiten  der  Ham^  und  männlichen 
Geachlechtswerkzeuge, 

Abbe,  Robert,  lieber  Vs  ^'  langes  Verweilen 
eines  ganzen  Katheters  in  d.  Blase ;  Extraktion  durch  die 
Urethra.     New  York  med.  Record  XX.  26 ;  Dec. 

Agnew,D.  Hayes,  Ueber  Lithotomie  bei  Kindern. 
New  York  med.  Record  XX.  25 ;  Dec. 

D'Ambrosio,  a)  Castration  wegen  schwerer  Peri- 
orchitis haemorrhagica  mit  Complikationen.  —  b)  Fälle 
von  Hydrocele.  Movim.  med. -chir.  XIU.  11.  p.  649.  659. 

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zung der  Genitalien.  New  York  med.  Record  XX.  21 ; 
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Dittel,  Entfernung  von  fremden  Körpern  ans  der 
Harnblase.     Wien.  med.  Presse  XXII.  46.  51. 

Dittel,  Ueber  d.  Verhältniss  d.  Lithotripsie  zur 
Litbolapaxie.  Wien.  med.  Wchnschr.  XXXI.  44.  45.  46. 
48.  49.  50.  52.  58. 

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S.  a.  IX.  Landau.  XU.  3.  Gorham;  6.  Nau- 
mann; 12.  Berg,  Boeckel. 

10)    Orttiopädik,     Künstliche  Glieder. 

Anders,  £. ,  Ueber  Behandlnog  d.  Spondylitis  mit- 
tels tragbarer  Apparate  aas  Filz  nach  Gipsmodellen  des 
Oberkörpers.    Petersb.  med.  Wchnschr.  VI.  45. 

Davy,  Richard,  Ueber  Resektion  d.  Tarsoswe- 
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d.  fungosen  Gelenkkrankheiten  u.  Frakturen  an  den  ob- 
tera  Extremitäten.  Inaug.-Diss.  Dorpat.  Karow.  8. 
71  S.  mit  1  Tafel.     1  Mk.  50  Pf. 

F  i  s  h  e  r ,  H. ,  Rückenstütze  für  Schulterdefomütitei 
bei  Mädchen.    Lancet  U.  20 ;  Nov.  p.  854. 

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gratsverkrümmungen.    Berl.  klin.  Wchnschr.  XVIU.  4S. 

H  a  r  t  e  1  i  u  s ,  Ueber  Skoliose.  Hygiea  XLIH.  11 
Svenska  läkaresäUsk.  förh.  S.  353. 

Heise,  Heinrich,  Ueber  Osteotomie  bei  rhaehit 
Curvaturen  d.  Unterschenkels.  Inaug.-Diss.  Halle  a/S. 
8.   31  S. 

Kormann,  Ernst,  Histor.  LiteratnrforschangflB 
auf  dem  Gebiete  d.  Orthopädie.  Jahrb.  f.  Kinderheilk. 
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Morton,  Ueber  Behandl.  d.  Klumpfkisses.  BostoD 
med.  and  surg.  Joum.  CV.  22.  p.  517.  Dec. 

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Roth,  Ueber  d.  Einfl.  d.  Willens  bei  BehandloDg 
von  Rückgratsverkrümmungen.    Gesundheit  VI.  24. 

Saltzman,  F.,  Ueber  Keilexcision  aus  d.  Tamu 
bei  angeb.  Klumpfuss.  Finska  läkaresäUsk.  handl.  XXIII. 
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Schäfer,  Adolf,  Ueber  d. Osteotomie  beimGeoo 
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Treub,  Ueber  d.  operative  Behandl.  d.  Gennvil' 
gum.    Nederl.  Weekbl.'^41. 

Wagner,  W. ,  Ueber  d.  Orthopädie  in  d.  antL 
Praxis.    Bresl.  ärztl.  Ztschr.  lU.  20. 

Vgl.  VIH.  3.  a.  Scroßdose,  RhaehiHs.  XU.  8.  Con- 
traktureny  Pott^sches  üebil,  Osteotomie. 

1 1)   Fremde  Körper. 

C  a  1  e  y ,  Pyopneumothorax  durch  eine  verschluckte 
Fischgräte  bedingt.    Lancet  II.  20 ;  Nov.  p.  828. 

Canning,  P.  W.  G. ,  Wanderang  eines  Seherbeu 
aus  d.  einen  Arme  in  d.  andem.  Lancet  H.  28 ;  Dm« 
p.  977. 

C  ham b e r  s ,  T.  R.,  5  Tage  langes  Verweilen  eiaes 
Zahnes  in  einem  Bronchus ;  Pneumonie ;  Geneeuig.  New 
York  med.  Record  XX.  21 ;  Nov. 


Medicinische  Bibliographie  des  In-  u.  AoBlands. 


333 


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mal.  de  l'oreiUe  et  du  larynx  VII.  6.  p.  343.  D6c. 

Palmer,  Frederick  S.,  Abgang  einer  verschluck- 
ten Zahnplatte  durch  d.  Rectum.    Lancet  II.  24 ;  Dec. 

S.  a.  vm.  6.  Toussaint.  XII. 3.  Burckhardt, 
Damainyille,  Gay,  Kappeier;  9.  Fremdkörper  in 
denHamwegen,  XVI.  Bayley.  XVII.  1.  Geschwind. 

12)  Operationen,  Instrumente,  Vei*handlehre. 

Amputation  s.  XII.  2.  Abraham^  Bryant;  h.Wil' 
lei ;  7.  a.  Walsh ;  8.  Bryant,  Gosselin  \  12.  Fehleisen, 
Hayes,  Langenhecky  Maclaren,  Wölfler. 

Annandale,  Thomas,  Ezcision  des  untern  Ra- 
dinsendes.    Brit.  med.  Jonm.  Dec.  10. 

Berg,  Zur  Technik  des  Lenden  -  Nierenschnittes. 
Berl.  klin.  Wchnschr.  XVUI.  61. 

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kundärer) Nerreonaht  am  Nervus  ulnaris.  Berl.  klin. 
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des  Höp.  140.  144.  147.  160.  161. 

Bnnce,  William,  Apparat  zur  Extension  n.  Con- 
traeztension.  New  York  med.  Record  XX.  26 ;  Dec. 
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med.  Record  XX.  26 ;  Dec.  p.  724. 

Donkin,  Charles,  Maschine  zum  Rollen  d.  Gips- 
binden.   Lancet  II.  23 ;  Dec. 

Donkin,  Horatio,  Fälle  von  Tracheotomie  bei 
kleinen  Kindern.     Med.  Times  and  Gaz.  Oct.  16. 

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n.  d.  Prima-intcntio  nervorum.  Deutsche  Ztschr.  f.  Chir. 
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Fe  hl  eisen,  Statist.  Bericht  über  d.  von  Ostern 
1878  bis  Ostern  1881  in  d.  chir.  Klin.  d.  Juliusspitals  zu 
Würzburg  ausgeführten  Amputationen.  Bayr.  arztl.  Intell.- 
Bl.  XXVm.  41.  43.  44. 

Fox,  Dacre,  Excision  d.  Calcaneus  u.  Astragalus. 
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Gluck,  Th. ,  Experiment.  Beitrag  zur  Frage  von 
d.  LungenexBtirpatton.  Berl.  klin.  Wchnschr.  XVIII.  44. 
—  Deutsche  med.  Wchnschr.  VII.  49. 

Greene,  Wm.  Warren,  Ueber d. Ursachen  nicht 
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Langenbeck,  B.  v. ,  Ueber  Zungenamputation 
mittels  d.  Thermokanter.  Arch.  f.  klin.  Chir.  XXVII.  1. 
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Ligatur,  elastische  s.  XII.  2.  Delens. 

Maclaren,  Roderick,  Fälle  von  Amputation  im 
Hüftgelenk.  Edinb.med.  Joum.  XXVH.p.  612.  [Nr.  318.] 
Nov. 

M a g  i  1 0 1 ,  E. ,  Zur  Hanttransplantation.  Bull,  de 
Th^r.  Gl.  p.  461.  Nov.  30. 

Newman,  W. ,  Neue  Methode  d.  Anlegung  von 
Gipsverbänden.    Brit.  med.  Joum.  Dec.  3. 

Paraoentese  des  Perikardium  s.  VIII.  4.  Ro- 
berts. —  des  Thorax  s.  Thorakocentese. 


Powell,  Seneca  D. ,  Instrument  zur  Dilatation. 
New  York  med.  Record  XX.  26 ;  Dec.  p.  723. 

Prudden,  T.  Mitchell,  Experimentaluntersu- 
chnngen  über  Transplantation  von  Knorpel.  Amer.  Joum. 
of  med.  Sc.  CLXIV.  p.  360.  Oct. 

Ramonet,  Ueber  Blutungen  nach  Operationen  un- 
ter Anwendung  d.  Esmarch'schen  Constriktion.  Rec.  de 
m4m.  de  m6d.  etc.  milit.  3.  S.  XXXVII.  p.  663.  Nov.-- 
D^c. 

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Sanctuary,  Thos.,  Ueber  Transplantation  von 
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af  Schnltön,  Resektion  d.  Nerv,  inframaxillaris. 
Finska  läkaresällsk.  handl.  XXIII.  4.  S.  280. 

Thiersch,  C. ,  Combination  von  Rosenkranz-  u. 
Perloaht.     Arch.  f.  klin.  Chir.  XXVII.  1.  p.  274. 

Thorakocentese  s.  VIII.  6.  Smidt,  Smith.  XII. 
3.  Bowlly. 

Tonsillotomie  s.  XVIL  2.  Taylor. 

Tracheotomie  s.  XII.  4.  Clarke;  12.  Donkin, 
Haga,  Jennings. 

Trölat,  Zur  Statistik  d.  Operationen  in  d.  Chirurg. 
AbtheUung  des  Höp.  Necker.    Gaz.  des  Höp.  133. 

Trepanation  s.  VIII.  2.  a.  Weljaminow.  XII.  3. 
Colterell,  Henrici;   7.  Boon,  Butcher,  Jalland. 

Whitefield,  Walter,  Ueber  Excision  d.  Zunge. 
Lancet  II.  17.  18 ;  Oct. 

Wight,  J.  S. ,  Ueber  Anwendung  d.  Zahnbohr- 
maschine zur  Excision  von  Knochen.  Philad.  med.  and 
snrg.  Reporter  XLV.  16.  p.  427.  Oct. 

WSlfler,  Anton,  Ueber  Amputationen.  Wien, 
med.  Wchnschr.  XXXI.  42.  44.  46.  48.  49. 

Zeissl,  Maximilian,  Exstirpation  des  Larynx 
wegen  Carcinom.    Wien.  med.  Presse  XXII.  44. 

S.  a.  XIX.  2.  Marcus,  Schmid. 

Vgl.  VIIL  3.  b.  Operationen  wegen  Krebs.  IX.  Am- 
putation der  Brust,  Ovariotomie,  Laparotomie,  Operationen 
bei  Verschluss  der  Vagina,  bei  Fisteln,  Vorfall  des  Uterus 
u.  der  Vagina^  Polypen,  Fibromen,  Exstirpation  des  Ute- 
rus, Perinäorrhaphie.  X.  Kaiserschnitt.  XU.  1.  Antisep- 
tische Chirurgie  f  Verfahren  zur  Blutsparung,  Nerven- 
chirurgie, Lufteintritt  in  die  Venen,  Transplantation, 
Drainage;  2 — 11.  Operationen  wegen  den  einzelnen  Ab- 
schnitten angehöriger  Krankheiten.  XIX.  2.  Endoskopie, 
Laryngoskopie,  Rhinoskopie;  3.  Adspiration,  Trans- 
fusion, 


fii 


Augenheilkunde. 


Ab  adle,  Ch.,  Ueber  d.  Indikationen  d.  Iridektomie 
u.  d.  Sklerotomie  b.  Glaukom.  Bull,  de  Th^r.  Gl.  p.  391. 
Nov.  16. 

A b a d i e ,  Gh.,  Ueber Behandl.  d. Netzhautablösung 
mittels  Elektropunktur.  Gaz.  hebd.  2.  S.  XVUI.  49.  — 
Gaz.  des  Hdp.   139.  p.  1109. 

Abadie,  Ob.,  Ueber  Augenschwindel.  Progr^s 
m4d.  IX.  63. 

A  d  a  m  ü  k ,  E. ,  Ueber  Geschwfilste  d.  Auges.  Arch. 
f.  Ahkde.  XI.  1.  p.  19. 

B  a  u  d  r  y ,  S. ,  Emphysem  d.  Augenlider  u.  d.  Orbita. 
Gaz.  des  Höp.  139.  142. 

Bericht  über  d.  13.  Versammlung  d. ophtbalmolog. 
Gesellschaft  im  J.  1881.  Redigirt  durch  F.  C.  Donders, 
W.  Hess  u.  W.  Zehender.  Beilageheft  zu  d.  klin.  Mon.- 
Bl.  f.  Ahkde.   XIX.  Jahrgang. 

Inhalt :  Brettauer,  Zur  lokalen  Anwendung  d.  Jodo- 
form. S.  3.  —  Horstmann,  Ueber  recidivirende  Iritis. 
S.  8.  —  Sattler,  Ueber  d.  Natur  d.  Trachom  u.  einiger 
anderer  Bindehautkrankheiten.  S.  18.  —  Kuhnt^  Ueber 
einige  Altersveränderungen  im  menschl.  Auge.  S.  38.  — 
Hirschberg,  Amaurose  nach  Blutverlust.  S.  69.  —  Fuchs, 
Ueb.  glaukomatöse  Hornhauttrübung.  S.  73.  —  Berlin,  R,, 
Verletzung  des  Sehnerven  b.  Fraktur  d.  Canalis  opticus. 


1 


334 


Medicinische  Bibliographie  des  In-  u.  Auslands. 


S.  81.  —  Knapp 9  H»,  lieber  Chininamaurose.  S.  100.  — 
Michel,  lieber  d.  normalen  histolog.  Verhältnisee  n.  die 
patholog.-anatora.  Veränderungen  d.  Iris-Gewebes.  S.  106. 
—  ArUj  Ankyloblepharon  (pecnliare).  8.  126.  Spontane 
Berstang  der  vordem  Kapsel  einer  kataraktösen  Linse. 
8.  130.  —  Förster,  lieber  künstl.  Reifung  des  Staars; 
Korelysis;  Eröffnung  d.  Kapsel  mit  Pincette.  8.  133.  — 
Kuhnt,  lieber  d.  pbyslolog.  Sehnervenexcavation.  8. 138. 
lieber  d.  Bau  d.  Fovea  centralis  d.  Menschen.  8. 141.  — 
Hamecher,  lieber  künstl.  Augen  aus  Celluloid.  8. 147.  — 
DenissenkOf  G.,  lieber  d.  äussere  Körnerdchicht  d.  Aal- 
retina u.  üb.  Hornhantödem  b.  Morbus  Brightii.  8. 151.  — 
Goldzieher,  Chorioideitis  plastica  nach  Schussverletzung. 
8. 153.  Knochenbildung  im  Umkreise  d.  Linse.  S.  155.  — 
Samelsohut  Retrobulbäre  Neuritis.  S.  158.  Seltene  Lo- 
kalisation der  sympath.  Entzündung.  8.  160.  —  Hirsch- 
herg,  Demonstrationsmikroskope.  8.  165.  —  Sattler^ 
Präparationsmethoden.  8.  165.  —  Becker,  lieber  hete- 
rochrome  Photometrie.  8. 167,  --  Krause,  lieber  d.  Ver- 
halten d.  Ciliamerven  nach  d.  Neurotomia  optico-ciliaris. 
8.  172. 

Browning,  W.,  Binoculares Ophthalmotrop.  Arch. 
f.  Ahkde.  XI.  1.  p.  69. 

Bültmann,  Wilhelm,  Ein  Beitrag  zum  Erfolge 
d.  Iridektomie  bei  Glaucoma  simplex.  Inaug.-Dis£.  Kiel 
o.  J.   26  8. 

Bull,  Charles  Stedman,  lieber  Narben  im  Ge- 
sicht ,  d.  Augenlider  afflcirend.  Amer.  Journ.  of  med. 
Sc.   CLXIV.  p.  431.   Oct. 

B  u  1 1 ,  0 1  e  B. ,  De  p&  lues  beroende  patologiske 
Forandringer  af  Ojenbnnden.  Kristiania  1880.  —  Nord, 
med.  ark.   Xm.    4.   Nr.  29.    8.  21. 

Bnrgl,  Max,  Paten t-Brillenbestimmer  z.  schnellen 
Ermittlung  der  passenden  Brillennummer  f.  Kurzsichtige 
u.  Weitsichtige.    Passau  1880.   Bucher.   8.    118.  75  Pf. 

Butz,  Richard,  lieber  d.  physiolog.  Funktionen 
d.  Peripherie  der  Netzhaut.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol. 
(physiol.  Abth.)   V.    p.  437. 

Cohn,  Hermann,  Fälle  von  Extraktion  v.  Cysti- 
cerken  aus  d.  Augapfel.    Bresl.  ärztl.  Ztsohr.  III.  23.  24. 

Gonnor,  Leartus,  Heisses  Wasser  zur  lokalen 
Behandlung  von  Augenkrankheiten.  Amer.  Journ.  of 
med.  Sc.   CLXIV.   p.  466.  Oct. 

Coursserant,  UnvoUständ.  diabet.  Katarakte; 
präventive  Iridektomie.     Gaz.  des  Höp.  149. 

Critchett, Anderson,  Vollständ.  Symblepharon, 
geheilt  mittels  Operation.     Brit.  med.  Journ.   Dec.  10. 

Denissenko,  Gabriel,  lieber  d.  Ernährung  d. 
Hornhaut.     Virchow's  Arch.   LXXXVI.    3.   p.  511. 

Deutschmann,  R. ,  Zur  physiolog.  Chemie  der 
Augenflfissigkeiten.     Arch.  f.  Ophthalmol.    XXVII.    2. 

p.  295. 

Dufour,  Marc,  lieber  Transplantation  d.  Con- 
Jnnctiva.  Revue  med.  de  la  Suisse  Rom.  I.  10. 
p.  607.   Oct. 

van  Dnyse,  lieber  Kolobom  d.  Auges  u.  angeb. 
seröse  Cyste  d.  Orbita.  Ann.  d^Ocnlist.  LXXXVI.  [12. 
8.  VI.]  2  et  3.   p.  144.   Sept.  et  Oct. 

Emmert,  E.,  Grössenverhältnisse  d.  Nachbilder, 
nebst  Bemerkungen  von  W.  Zehender.  Klin.  Mon.-Bl.  f. 
Ahkde.   XIX.   p.  443.  451.   Dec. 

Emmert,  E. ,  Verletzungen  d.  Auges.  Schweiz. 
Conr.-Bl.  XI.   24. 

Engström,  Langes  Verweilen  eines  fremden  Kör- 
pers im  Conjunctivalsack.  Finska  läkaresällsk.  handl. 
XXni.   4.   8.  280. 

F^r^,  Ch. ,  lieber  d.  Bewegungen  der  Pupille  u. 
Wirkung  d.  Prismen  bei  provocirten  Hallucinationen  d. 
Hysterischen.     Progr^s  med.  IX.  53. 

F  e  r  r  i  e  r ,  Amblyopie  b.  Ataxie.  Brit.  med.  Journ. 
Dec.  10.  p.  937. 

F&rster,  Verbesserungen  bei  der  Operation  des 
grauen  Staares.    Bresl.  ärztl.  Ztschr.  Ul.  24.  p.  300. 


Fuchs,  Ernst,  a)  lieber  eine  entopt.  Erschei- 
nung bei  Bewegung  d.  Augapfels.  —  b)  lieber  d.  Trü- 
bung d.  Hornhaut  bei  Glaukom.  Arch.  f.  Ophthalmol. 
XXVII.  3.  p.  33.  66. 

Giraud-Teulon,  Heber Behandl?. d. GlaBk5rpe^ 
trubungon  mitteis  Elektricitat.  Bull,  de  TAcad.  2.  8.  X. 
42.  p.  1259.  Oct.  18. 

Guönean  de  Mussy,  Noel,  Zur  Pathologie  n. 
Therapie  der  Basedow*schen  Krankhdt.  Ball,  et  m^m. 
de  la  Soc.  de  Thär.  XIII.  21.  p.  218.  Nov. 

Haensell,  Paul,  lieber  d.  Verhalten  der  Hon- 
hautgrnndsubstanz  bei  traumat.  Keratitis.  Arch.  f.  Oph- 
thalmol. XXVII.  2.  p.  55. 

Hcrfling,  Frdr.,  Compendium d .  Augenheilkunde. 
3.  Aufl.  Stuttgart.  Enke.  8.  VIII  u.  338  S.  mit  Taf. 
u.  37  eingcdr.  Ilolzschn.     7  Mk. 

Higgens,  G.,  3  Fälle  von  einfacher  Atrophie  des 
N.  opticus  hei  Mitgliedern  derselben  Familie.  Lancet  II. 
21 ;  Nov.  p.  869. 

Hippel,  A.  von,  lieber  einseit.  Farbenblindheit. 
Arch.  f.  Ophthalmol.  XXVII.  3.  p.  47. 

Hirschberg,  Heb. reflektor. Pupillenstarre.  Arch. 
f.  Psychiatrie  u.  Nervenkrankh.  XII.  2.  p.  519. 

Hock,  J. ,  Die  kleinen  Chirurg.  Handgriffe  Inder 
Augenheilkunde.  [Wien.  Klinik,  herausgeg.  von  Jok, 
Schnitzler.  VII.  2.]  Wien.  Urban  u.  Schwarzenberg. 
Gr.  8.    8.  259—278. 

Holmgren,  Frithjof,  Einseit  Violettblindheü 
Upsala  läkarefören.  förh.  XVI.  7.  8.  563. 

H  0  ro  6  n ,  E.  A. ,  lieber  Regeneration  d.  Hornhaatr 
zcUen.     Finska  läkaresällsk.  handl.  XXIII.  4.  S.  258. 

Hutchinson,  Jonathan,  lieber  Retinitis  hae- 
morrhagica,  besond.  in  ihrer  Beziehung  zu  Gicht.  Med. 
Times  and  Gaz.    Dec.  10. 

vonJäger,  Kleinzelliges  Rundzellensarkom  hinter 
d.  Äugapfel  b.  einem  3Jähr.  Kinde ;  Exstirpation.  Wies. 
med.  Presse  XXII.  43. 

Jahresbericht  über  d. Leistungen  u. Fortschritte 
im  Gebiete  d.  Ophthalmologie ,  begründet  von  Prof.  Dr. 
AWrecht  Nagel ,  fortgesetzt  von  Prof.  Dr.  Julius  Michd^ 
X.  Jahrg.  Bericht  f.  d.  J.  1879.  Tübingen.  H.  Laupp. 
Gr.  8.     IV  u.  473  S. 

Jany,  Zur  Lehre  von  d.  diabet.  Katarakte  u.  der 
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Javal,  lieber  elektr.  Beleuchtung  in  ihrem  Einfl. 
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Samelsohn,  Vintschgau,  Wolff;  4.  Giova- 
nardi.  VUI.  2.  a.  Leichtenstern,  Oughton; 
2.  d.  Möbins,  Basedow'Bcihe  Krankheit;  3.  a.  All- 
butt, Bettman;  10.  Haensell,  Moty,  Widder. 
IX.  F^r6.  X.  Barnes,  Credä,  Grossmann. 
XVU.  1.  Friedreich  (Blumenstock);  2.  Abraha- 
moz.     XIX.  2.  InfektianS'Krankheiten  (Rothmund). 

XIV.     Gehör  -  und  Spraohheilkunde. 

1)  Ohrenkrankheiten, 

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Knapp,  H.,  a)  Das  Baumwollkfigelchen  als  künstl. 
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mit  taumelndem  Gang  n.  bleibender  Vernichtung  d.  Gehörs 


nacli  Mumps.  —  b)  Doppelthören  in  Folge  einer  Jod- 
kaliumkur.    Ztschr.  f.  Ohkde.  XL  8.  p.  51.  52. 

Moos,  S.,  u.  H.  Steinbrügge,  a)  Ueber  d.eom- 
binirte  Vorkommen  von  Entwicklungsstörungen  n.  rhaehi- 
tischen  Veränderungen  im  Gehörorgan  eines  Cretinen.  — 
b)  Hyperostosen-  n.  Exostosenbildimgen ,  Hammeikopf- 
Ankylose,  knöcherner  Verschluss  d.  runden  Feostas, 
colloide  Entartung  des  Hörnerven  im  Felsenbein  efaier 
80Jähr.  hallncinirendenGeisteslcranken.  Ztschr.  f.  Ohkde. 
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5.  Hessler;  8.  Pinder.  XIU.  Kaiser,  SehenkL 
yiVf ,  2,  üeher  TauhstummheiL  XV.  Yonng.  XVIL  1. 
Friedreich  (Weiss).  XIX. 2.  Infektionskrankheiten  (Be- 
zold),  Worrel. 

2)  Stimm'  und  Sprachf etiler, 

Clavean,  Ueber  d.  Sprache  als  Lehrobjekt  b. 
Lehrmittel  in  Taubstummenanstalten.  Ann.  des  mal.  dt 
l'oreille  et  du  larynx  VH.  5.  p.  297.  Nov. 

S.  a.  VIIL  2.  a.  Ueher  Aphasie.  XIU.  Kaiser, 
SchenkL 


MedidnijBche  Bibliographie  des  In-  u.  Auslands. 


837 


XV.  Zahnheilkunde. 

Atkinson,  F.  P.,  Ueber  Beseiti^ng  des  Zahn- 
Bchmerzes  durch  Inhalation  von  Amylnitrit  a.  Nitroglyce- 
rin.    Practitioner  XXVII.  4.  p.  265.  Oct. 

Magitot,  E.,  Znr  Regelung  der  ^hnarztl.  Praxis. 
Gaz.  hebd.  2.  S.  XYIU.  41.  42. 

Magitot,  £.,  Ueber  Erosion  d.  Zähne  (Zahnsjphi- 
üb).    Gaz.  des  Hdp.  117.  120. 

Magitot,  £.,  Ueber  d.  Affektionen  b.  Durchbmch 
d.  Zähne  b.  Menschen.  Areh.  g6n.  7.  S.  VIII.  p.  636. 
668.  Not.,  D^. 

Vierteljahrsschrift,  deutsche,  für  Zahnheil- 
kunde XXI.  4 ;  Oct. :  Scheff,  JtU.,  Das  Jodoform  in  der 
Zahnheilkunde.  8.  367.  —  Rheinisch ,  Fälle  von  unvoll- 
st&nd.  Zahnung.  S.  360.  —  Sauer,  C,  Neuer  Verband  b. 
Unterkieferbrüehen.  S.  362.  Ersatz  d.  Oberkiefers,  Nasen- 
beins u.  Vomers.  S.  376.  —  Bericht  über  d.  Verhandl.  d. 
Jahresyersamml.  d.  Centralyereins  deutscher  Zahnarzte 
ia  Heidelberg.  S.  388. 

Witzinger,  M.,  Die  Anwendung  des  Jodoform  in 
d.  zahnärztl.  Praxis.    Wien.  med.  Wchnscbr.  XXXI.  44. 

Young,  H.  B.,  Ueber  d.  nachtheilige  Einwirkung 
d.  AJaan-Gurgelwässer  auf  d.  Zähne.  Ztschr.  f.  Ohkde. 
XI.  3.  p.  36. 

6.  a.  III.2.  Benda,  Sternfeld.  V.2.  WQlfler. 
Vm.  10.  Parrot.  XII.  11.  Chambers,  Palmer. 
XIX.  2.  In/ekHofukrankheiten  (Weil). 

XVL    Medioinisohe  Psychologie  und 

Fsyoliiatrik. 

Bayley,  J.,  Melancholie  mit  Selbetmordtrieb  (Ver- 
schlucken von  Nadeln,  Abgang  ders.) ;  Heilung.  Lancet 
n.  26;  Dec.  p.  1041. 

Bourneville  u.  Bonnaire,  Tuberöse  od. hyper- 
troph. Sklerose  d.  Hirnwindungen ;  Tollstand.  Idiotie.  Pro- 
grte  m^.  IX.  61. 

Boyd,  B.,  Vergleichung  d.  (Gewichte  d.  Herzens  u. 
anderer  Eingeweide  bei  Gesunden  u.  Geisteskranken. 
Med.  Times  and  Gaz.  Dec.  17. 

Brosius,  Die  medikamentöse  Behandlung  d.  Psy- 
chosen.   Deutsche  med.  Wchnschr.  VII.  61. 

B  r  o  s  i  u  s ,  Ueber  offene  Kuranstalten  f.  Irre.  Irren- 
freund  XXUI.  9. 

Buccola,  Gabriele,  Ueber  d.  physiol.  Periode 
(L  Beaktion  b.  Geisteskranken.  Eiv.  sperim.  dl  treniatr. 
e  di  med.  leg.  VH.  3.  4.  (freniatria)  p.  229.  366. 

Campbell,  J.  A.,  Ueber  d.  Klagen  d. Geisteskran- 
ken.   Joum.  of  mental  Sc.  XXVU.  p.  342.  Oct. 

Christensen,  C,  Znr  Irrenpflege.  Ugeskr.  f. 
Lager  4.  R.  IV.  22. 

Delasiauve,  Ueber  d.  Zureohnungsföhigkeit  der 
Geisteskranken.    Progr^s  m^d.  IX.  43. 

Dementia  paralytica;  f^here  Lues.    Irrenfrennd 

xxni.  11. 

Eiekholt,  August,  Ueber  atyp.  Verlauf  u.  com- 
pUdrende  Herderkrankung  d.  Rinde  bei  Dementia  para- 
lytica. Aroh.  f.  Psychiatrie  u.  Neryenkrkh.  XU.  2.  p.  433. 

Foville,  Manie  mit  vorwiegendem  Grössenwahn. 
Ann,  mM.-psychol.  6.  S.  VI.  p.  402.  Nov. 

Geistesstörung,  seltene  Fälle  von  Heilung. 
Irrenfk>eund  XXIH.  11. 

Gnauck,  Rudolf,  Ueber  die  Entwicklung  von 
Geisteskrankheiten  ans  Epilepsie.  Arch.  f.  Psychiatrie 
n.  Nervenkrkh.  XH.  2.  p.  337. 

Jaeobi,  Mary  Putnam,  Ueber  VerhStung  von 
Qeistesstönmg.    Arch.  of  Med.  VI.  2.  p.  120.  Oct. 

Jelly,  George  F.,  Ueber  moral.  Geistesstörung. 
Boston  med.  and  snrg.  Joum.  CV.  24.  p.  660.  Dec. 

Jung,  Ueber  d.  Diagnose  d.  Dementia  paralytica. 
Bresl.  ärzti.  Ztschr.  IH.  24. 

IM.  Jabrbb.  Bd.  X92.  Hft.  s. 


K  e  1  p ,  Zur  Casuistik  d.  Zwangsvorstellungen.  Irren- 
freund XXUI.  11. 

Kesteven,  W.  B.,  Ueber  d.  zeitigen  Phasen  der 
Geistesstörung  u.  ihre  Behandlung.  Joum.  of  mental  Sc. 
XXVU.  p.  363.  Oot. 

K 1  e  u  d  g  e  n ,  Mittheilungen  aus  der  Provinzialirren- 
anstalt  b.  Bunzlan  (Erkrankungen  d.  Magens  u.  d.  Darm- 
kanals durch  Trinken  von  Jauche.  —  Selbstmord  durch 
Carbolsäure.  —  Gehimrindensklerose.  —  Simulation  von 
Epilepsie).    Bresl.  ärztl.  Ztschr.  UI.  22. 

Kraepelin,  Emil,  Ueber  d.  Einfl.  akuter  Krank- 
heiten auf  d.  Entstehung  von  Geisteskrankheiten.  Aroh. 
f.  Psychiatrie  u.  Nervenkrkh.  XU.  2.  p.  287. 

Mercklin,  A.,  Zur  Casuistik  d.  psychisch-epUept. 
Aequivalente.    Petersb.  med.  Wchnschr.  VI.  41. 

Mickle,  Wm.  Julius,  Ueber  Hallucinationen  bei 
allgem.  Paralyse  d.  Irren ,  mit  besond.  Rücksicht  auf  die 
Lokalisation  d.  Gehimfunktionen.  Joum.  of  mental  Sc. 
XXVU.  p.  370.  Oct. 

Mickle,  Wm.  Jul.,  Geistesstörung  mit  Malaria- 
kachexie.    Practitioner  XXVU.  6.  p.  338.  Nov. 

Mo  eil,  Ueber  psych.  Störungen  nach  Eisenbahn- 
unfSllen.  Aroh.  f.  Psychiatrie  n.  Nervenkrkh.  XU.  2. 
p.  314. 

Motet,  A.,  Ueber  d.  Asyl  f.  geisteskranke  Verbre- 
cher zu  Broadmoor.  Ann.  m6d.-psychol.  6.  S.  VI.  p.  411. 
Nov. 

P  a  r  a  n  t ,  Fall  von  Megalomanie.  Ann.  in6d.-psychol. 
6.  8.  VI.  p.  406.  Nov. 

Pelman,  Rechtsschutz  d.  Irren.  Deutsche  med. 
Wchnschr.  VU.  61. 

P  0  e  s  c  h ,  Ueber  d.  Abgabe  Geisteskranker  in  öffentl. 
Irrenanstalten.  Mitth.  d.  Ver.  d.  Aerzte  in  Niederösterr. 
vn.  16.  17.  18.  20.  21. 

Raggi,  Antlgono,  Ueber Photoparaesthesie  bei 
Geisteskranken.  Arch.  per  le  mal.  nerv.  XVUI.  6  e  6. 
p.  443.  Sett.— Nov. 

Rose,  Herrn.,  Ueber  d.  Behandlung  d.  Nafarungs- 
verweigerang  bei  Geisteskranken  in  d.  Irrenanstalten  zu 
Göttingen  u.  Friedrichsberg.  Inaug.-Diss.  GÖttlngen. 
22  S. 

Roth,  Emanuel,  Psychologie  u.  Psychiatrie. 
Bert.  klin.  Wchnschr.  XVUI.  61.  62.  p.  766.  778. 

Roulet  et  Comtess e,  L'alcoolisme  en  Suisse  et 
les  moyens  d'en  combattre  les  progrös.  Rapport  pr^sent^ 
k  la  sociM  suisse  d'utilit^  publique  il'occasion  de  sa  r^union 
annuelle  de  1881  k  Neuchätel.  (Schweiz.  Ztschr.  f.  Ge- 
meinnfitzigk.)    Zürich.    Herzog.     8.     76  S.    1  Mk. 

Scherpf,L.,  Ursache  u. Krankheitsform d. Seelen- 
stömngen  b.  Kindern.    Gesundheit  VI.  18.  19. 

Sepp  Uli,  G.,  Blutuntersuchungen  bei  pellagrösen 
Geisteskranken.     Gazz.  Lomb.  8.  S.  UI.  43. 

Todi,  Giovanni,  Ueber  Geistesstörung.  Arch. 
per  le  mal.  nerv.  XVUI.  6  e  6.  p.  492.  Sett.— Nov. 

Tuke,  D.  Hack,  Ueber  d.  neuere  Entwicklang  d. 
Irren  Wesens.    Joum.  of  mental  Sc.  XXVU.  p.  306.  Oot. 

Tnrnbull,  A.  R.,  Fälle  von  allgem.  Paralyse  bei 
Jungen  Leuten.  Joum.  of  mental  Sc.  XXVU.  p.  391. 
Oct. 

Voppel,  a)  Delirium  acutum;  Tuberkulose.  — 
b)  Grössenwahn  mit  oonvulsiver  Paralyse ;  frühere  Ver- 
letznng  d.  Greeshims.    Irrenfireund  XXUI.  12. 

Wilbur,  H.  B.,  Zur  Behandl.  d.  Geisteskranken. 
Arch.  of  Med.  VI.  3.  p.  271.  Dec. 

S.  a.  UI.  8.  Speck;  4.  Parrot,  Varöle.  VIU. 
2.  d.  Legrand  du  Sanlle;  3.  a.  Neumann;  9.  a. 
Hopkins,  Mahomed.  XIV.  1.  Sockeel.  XVU.  1. 
Priedreich  (Weiss,  Pechmann);  2.  Fröhlich. 
XIX.  2.  Lasögue,  Ramey. 

Vgl.  lU.  3.  Lokalisation  der  Himfimktionen.  VUI. 
2.  a.  HypnoHsmus,  animalischer  Magnetismus  \  2.  c.  Epi- 
lepsie  «.  /rrnmi.  X.  Puerperaimanie.  XVU.  1.  Zweifel-' 
haße  SeeUnmttSnde  in  Bexug  auf  Zwechnungsfähiffkeit, 
Selbstnord,  Trunksucht, 

43 


338 


Medicinische  Bibliographie  des  In-'U.  AuslandB. 


XVII.  Staatsarzneikunde. 

1^  Im  Allgemeinen, 

Arnonld,  J.,  Ueber  die  Sanitatsgesetzgebang  in 
Belgien,  Deatsohland,  Oesterreich,  d.  Schweiz  n.  d.  ver- 
ehaigten  Staaten.     Ann.  d'Hyg.  8.  S.  VI.  p.  492.  D6c. 

Barth,  Johannes,  Ueber  d.  Tod  dnrch  Erhän- 
gen.    Inaug.-DiBS.     Halle  a.  S.     46  S. 

Baume,  Znr  gerichtlichen  Psychiatrie.  Ann.  m6d.- 
psychol.  6.  S.  VI.  p.  446.  Nov. 

Becker,  Herrn.,  Der  Landdrostei-Bez. Hannover. 
Verwaltungsbericht  über  dessen  Sanitats-  a.  Medicinal- 
wesen  mit  besond.  Berücksicht.  d.  J.  1880.  Hannover. 
Schmorl  n.  v.  Seefeld.     8.     Ul'n.  132  S.     3  Mk. 

Benkema,  T.  W.,  Leichenverbrennung  in  Japan. 
Deutsche  VJhrschr.  f.  off.  Gesbpfl.  XUI.  4.  p.  692. 

Crothers,  T.  D.,  Ueber  Trunksucht.  Philad.med. 
and  surg.  Reporter  XLV.  14.  p.  369.  Oct.  —  New  York 
med.  Record  XX.  16.  21 ;  Oct.,  Nov. 

Freymuth,  Die  Stellung  d.  Gerichtsarztes  in  der 
ZurechnungsßlhigkeitBfrage.  Deutsche  med.  Wchnschr. 
VU.  44.  46.  46.  [Med.  Beamten-Ztg.  22.  23.] 

Friedreich 's  Blätter  f.  gerichtl.  Med.  u.  Sani- 
tätspolizei. XXn.  1—3;  Jan. — Juni.  Inhalt:  Diehly 
Georg,  Einwirkung  d.  Metallstaubes  auf  d.  Broncearbeiter 
in  Hinsicht  auf  d.  Pneumokoniosen.  S.  3.  —  Fischer,  0., 
Mord  d.  Schwägerin ;  zweifelhafter  Geisteszustand.  S.  26. 
—  Echeverria ,  Ueber  Heirathen  d.  Epileptiker  u.  Erb- 
lichkeit d.  Epilepsie.  S.  37.  —  Afair ,  Die  gerichtsärzÜ. 
Wundschau  n.  d.  Lister- Verband.  S.  66.  —  Weiss,  Albert, 
Zur  Geschichte  der  Pestabwehr.  S.  77.  224.  —  Weiss, 
Albert ,  Beschränkte  Erwerbsfähigkeit  durch  Verletzung. 
S.  81.  Verstümmelung  durch  Verletzung.  S.  84.  Tod 
durch  Wundstarrkrampf  nach  Knochenbruch  oder  durch 
Himschlagfluss  nach  Delirium  tremens.  S.  88.  Ueber  an- 
gebl.  tödtl.  Wirkung  d.  Schwefels.  S.  92.  Blödsinnigkeits- 
erklärung. S.  93.  Taubheit ,  Schwerhörigkeit  oder  Simu- 
lation? S.  97.  Selbstmord  od.  Verunglückung  im  Wasser? 
S.  100.  200.  —  Kornfeld,  Kindesmord.  S.  113.  —  Pel- 
man,  Zweifelhafte  Gemüthszustände.  S.  131.  161.  — 
Kornfeld,. Zum  §  367  d.  Strafgesetzbuches  f.  d.  deutsche 
Reich  (Beseitigung  von  Leichnamen  ohne  Vorwissen  der 
Behörde).  S.  164.—  Blumenstock,  Gerichtsärztl.  Fälle 
von  Augenverletzungen.  S.  190.  —  Osthoff,  Zur  Cyan- 
kallum Wirkung.  S.  194. 

Fumaioli,  Paolo,  Gutachten  über  den  Geistes- 
zustand eines  Mörders.  Riv.  sperim.  di  firen.  e  di  med. 
leg.  VU.  4.  (med.  leg.)  p.  263. 

Geschwind,  Tod  durch  Eindringen  von  Speise- 
resten in  die  Trachea  bei  Erbrechen.  Rec.  de  m^m.  de 
m^d.  etc.  milit.  3.  S.  XXXVUL  p.  692.  Sept. —Oct. 

Hallin,  0.  F.,  Bericht  über  d.  Lazareth wesen  in 
Schweden  im  J.  1880.  Hygiea  XLIU.  11.  12.  S.  601. 
667. 

Hof  mann,  E.,  Zur  Kenntniss  d.  Befunde  am  Halse 
von  Erhenkten.     Wien.  med.  Presse  XXII.  49—62. 

Hof  mann,  E.,  Ueber  Stichwunden  in  Bezug  auf  d. 
verletzende  Werkzeug  u.  dessen  Erkennung.  Wien.  med. 
Jahrbb.  U.  p.  261. 

Hughes,  C.  H.,  Ueber  Geistesstörung  in  Beziehung 
zum  Gesetz.  Philad.  med.  and  surg.  Reporter  XLV.  22. 
p.  691.  Nov. 

Jahresbericht  d.  Wiener  Stadtphysikats  über 
seine  Amtsthätigkeit  im  J.  1880.  Wien.  Branmüller.  8. 
V  u.  326  S.     4  Mk. 

Legrand  du  Saulle,  Gutachten  über  d.  Geistes- 
zustand eines  Mörders.  Ann.  d'Hyg.  3.  S.  VI.  p.  484. 
D6c. 

Li^gey ,  Beiträge  zur  gerichtl.  Medicin.  Joum.  de 
Bruz.  LXXIU.  p.  129.  331.  436.  AoÜt,  Oct.,  Nov. 

Lim  an,  Gutachten  über  gemuthmaasste  Kunstfeh- 
ler.    Deutsche  med.  Wchnschr.  VU.  46.  46. 

Lim  an,  Gutacliten  über  einen  Kunstfehler  seitens 
eines  Homöopathen.    Deutsche  med«  Wchnaohr»  VIL  62» 


Lutaud ,  Ueber  d.  ärzü.  Geheimniss  in  Bezug  anf 
Declaration  d.  Geburten.  Ann.  d'Hyg.  3.  S.  VI.  p.  627. 
D6c. 

Majer,  Carl,  Statistik  der  zur  Ausübung  d.  Hefl- 
künde  nicht  approbirten  Personen  in  Bayern.  Bayr.  ärztl. 
Intell.-Bl.  XXVm.  62. 

Marcuse,  Sigm.,  Lehrbuch  für  Heilgehülfen mit 
besond.  Berücksicht.  d.  neuem  antisept.  Wundbehandlung. 
Berlin.     Hirschwald.     8.     VHI  u.  96  S.     2  Mk. 

Maschka,  J.,  Handbuch  d.  gerichtlichen  Medicin. 
2.  Band:  Die  Vergiftungen.  Tübingen  1882.  H.  Laupp'- 
sche  Buchhdlg.     gr.  8.     X  u.  794  S.     16  Mk. 

Maschka,  J.,  Gerichtl.  Untersuch,  über  Kopfver- 
letzung.    Wien.  med.  Wchnschr.  XXXI.  61. 

Maiek,  Ritter  v.  Bosnadol,  Ivan,  Die  frei- 
willige Krankenpflege  im  Kriege.  Agram.  Suppan.  8. 
XI  u.  217  S.     2  Mk.  80  Pf. 

Michael,  W.  H.,  Ueber  Anzeigepflicht  bei  infek- 
tiösen Krankheiten.    Brit.  med.  Joum.  Nov.  6. 

Mittheilungen  aus  d.  kaiserl.  Gesundheitsamte. 
Herausgeg.  von  Geh.  O.-Reg.-R.  Dir.  Dr.  Struck.  1.  Bd. 
Berlin.     Gerschel.    4.   V  u.  399  S.  mit  14  Taf.     16  Mk. 

Moore,  J.  W.,  Ueber  Anzeigepflicht  b.  infektiösen 
Krankheiten.  Dubl.  Joum.  LXXU.  p.  482.  [8.  S.  Nr.  120.] 
Dec.  —  Brit.  med.  Joum.  Nov.  6. 

Nicolson,  David,  Ueber  geisteskranke  Verbre- 
cher.   Joum.  of  mental  So.  XXVU.  p.  369.  Oet. 

Reclam,  Der  Selbstmord  n.  dessen  Vorbeogong. 
Bresl.  ärztl.  Ztschr.  IH.  23.  (Beihige.) 

Regulirnng  d.  med.  Praxis  in  d.  verein.  Staaten 
von  Nordamerika.  Boston  med.  and  surg.  Joum.  CY.  15. 
p.  337.  Oct. 

Rheder,  Bernhard,  Die  subpleuralen  Ekchy- 
mosen  beim  Erstickungstode.  Habilit.-Schr.  Kiel  1880. 
42  S. 

Robertson,  Alex.,  Simulirte  GeistesstSrong. 
Joum.  of  mental  Sc.  XXVII.  p.  384.  Oct. 

Sanitätsgesetze  in  Serbien.  Gesundheit  VI.  21. 

Selbstmord  s.  XII.  3.  Butcher,  Renme,  Zeig- 
mondy.  XVl.  Kleudgen,  XVU.l.  Friedreich  (Wews), 
Taylor. 

Tamassia,  Arrigo,  a)  Ueber  Verbrechen.  — 
b)  Ueber  die  Putrefaktion  des  Uterus  vom  gerichtsärzÜ. 
Standpunkte.  Riv.  sperim.  di  f^eniatria  e  di  med.  leg. 
VII.  3.  4.  (med.  leg.)  p.  161.  243. 

Taylor,  R.  B.,  Ueber  Selbstmord  nach  d.  Amyg- 
dalotomie.    Med.  Times  and  Gaz.  Dec.  31. 

Thiersch,  C,  Seltener  Fall  von Selbetverstümme- 
lUDg.     Arch.  f.  kHn.  Chir.  XX VH.  1.  p.  273. 

Vibert,  Gh.,  Ueber  Hypnotismus  vom  geiicbts- 
ärztl.  Standpunkte.  Ann.  d'Hyg.  3.S.  VI.  6.  p.  399.  Nov. 

Vorschriften  über  die  Prüfungen  der  Aerste  a. 
Thierärzte  behufs  Erlangung  einer  bleibenden  Anstellong 
im  öffentl.  Sanitätsdienste  bei  den  politischen  Behörden. 
Wien.     Seidel  u.  Sohn.     8.     21  S.    40  Pf. 

Whitman,  Royal,  Ueber  Selbstmord  in  d.  ver- 
einigten Staaten  von  Nordamerika.  Amer.  Joum.  of  med. 
Sc.  CLXIV.  p.  472.  Oct. 

Winiwarter,  Felix  v.,  Ueber  eine  in  gerichts- 
ärztl. Beziehung  interessante  Sohädelverletznng.  MittheÜ 
d.  Ver.  d.  Aerzte  in  NiederÖsterr.  VII.  16. 

Wolff ,  E.,  Bericht  über  d.  Medicinal-  u.  Sanitats- 
wesen  d.  Reg.-Bez.  Merseburg  f.  d.  J.  1880.  Mersebmg. 
StoUberg.     4.     UI  u.  69  S.     2  Mk. 

S.  a.  X.  Poinoarö.  XV.  Atkinson.  XIX.  2. 
Gröhant;  4.  Atkinson. 

Vgl.  rV.  Sanitätspolizei.  V.  1.  Armeitaxe,  Apotheker 
wesen,  Geheimmittel.  VI.  Beaufsichtigung  d.  HnlquelieK. 
VU.  Vergiftungen.  Vm.  3.  a.  Gelbfieber,  Hydr^olris, 
Milzbrand,  Pest,  Rotz;  9.b.  Pockenhospitäler,VaccinatiiM] 
10.  Vacänasyphilis ,  Prophylaxe  d.  Syphi&s;  11.  Trichi- 
nose. X.  Hebammenbildung,  Gebärhäuser,  Asphyxie  d, 
Neugi'hornen.  XI.  Kinderhygieine ,  KindersterbUchkeii. 
Xm.  Prüfung  des  Sehvermögens^  FarbenbUndheit.  XIV.  l 


Mediciiiiflche  Bibliographie  des  In-  n.  AoBlands. 


339 


JMlfung  des  Hörvermögens ;  2.  Taubstummheit,  XVI.  Für- 
sorge ßtr  d,  Irren  u.  Trinker.  XVIII.  üebertragbare  Thier 
hrankheiten.  XIX.  1.  Ausbildung  d.  Aerzte,  ärztliche 
Standesinteressen,  Vivisektion;  2.  Gewerbekrankheiten^ 
plötzliche  Todesfälle,  Krankenpflege  u.  Hospitäler,  Ab- 
sonderung ansteckender  Kranker,  Beurtheilung  d.  Leichen- 
erscheinungen ;  4.  Erkrankungs-  u.  Sterblichkeits-Statistik. 

2)  MilitärärztUche  Wissenschaft, 

Abraham8z,Th.,  Hypermetropie  bei  den  Solda- 
ten in  Niederländisch  Indien,  ^^eneesk.  Tijdsehr.  v.  Ne- 
derl.  Indie.  N.  S.  X.  6.  p.  666. 

Bericht  über  d.  Selction  ffir  Militär-Sanitätswesen 
auf  d.  54.  Yersamml.  deutscher  Natnrf.  n.  Aerzte  in  Salz- 
burg:.   Deutsche  mil.-ärztl.  Ztschr.  X.  12.  p.  380. 

Fröhlich,  Carl,  Ueber  d.  geisteskranken  Inya- 
fiden  ans  dem  Kriege  1870 — 71.  Arch.  f.  Psychiatrie  n. 
Nervenkrankh.  XII.  2.  p.  502. 

Gori,  M.  W.  C,  Ans  d.  militärärztl.  Sektion  d.  In- 
ternat, med.  Congresses  za  London.  Nederl.  Weekbl.  48. 

G  r  5  n  s  t  a  d ,  N.  L.  H. ,  Die  norweg.  Garde  in  Stock- 
holm vom  militär.-hygiein.  Gesichtspunkt.  Norsk  Mag. 
3  R.  XI.  11.  S.  789. 

Jahrbuch  f.  MUitär-Aerzte.  1882.  17.  Jahrg. 
Wien.  Perles.  16.  lU  u.  207  S.  3  Mk.  20  Pf. 

Köcher,  Ueber  den  Gesundheitszustand  der  russ. 
Tmppen  u.  ihre  Verluste  im  Feldzuge  1877—78.  Petersb. 
med.  Wchnschr.  VI.  48.  50. 

Körting,  Ueber  d.  Chirurg. -techn.  Seite  d.  Kran- 
kentrager-Ausbildung. Deutsche  mil.-ärztl.  Ztschr.  X. 
12.  p.  359. 

Ko  11  mann,  Ueber  d.  Beschuhung  d.  Infanterie. 
Schweiz.  Corr.-Bl.  XI.  21. 

Lagneau,  Gustave,  Ueber  die  Ergebnisse  der 
Rekrutirung  im  Departement  Tam-et-Garonne.  Bull,  de 
l'Aoad.  2.  S.  X.  52.  p.  1608.  D^c.  27. 

Militärpflichtige,  Korperbeschaffenheit  ders. 
in  Preussen.  Corr.-Bl.  d.  niederrhein.  Vereins  f.  öff. 
Qsdhtspfl.  X.  10.  11.  12.  p.  143. 

Mundy,  J.,  Die  MiUtärsanität  der  Zukunft.  Mili- 
täiarzt  XV.  19—24. 

Bühleniann,  G.  A.,  Album  für  Krankenträger. 
6.  Aufl.   Leipzig,  Dresden.  Höckner.   16.  20  Taf.  30  Pf. 

Sanitäts-Bericht,  statistischer, der k. k. Kriegs- 
marine f.  d.  J.  1879.  Mit  Anh.:  Statist.  Uebersicht  der 
Sanitäts- Verhältnisse  in  der  k.  k.  Kriegs-Marine  während 
d.  Decennium  1870  — 1879.  Wien.  Braumüller.  Lex.-8. 
208  S.  4Mk.  80  Pf.  —  Dasselbe  f.  1880.  142  S. 
3  Mk.  80  Pf. 

Stangl,  Zur  Hygieine  militär.  Unterkünfte.  Mili- 
tärarzt XV.  20—24. 

Wundverband  n.  Verbandpäckchen  im  Feldleben. 
Wien.  med.  Presse  XXn.  47.  48.  49.  [mil.-ärztl.  Ztg.] 

S.  a.  rv.  Starcke.  XIX.4.  Myrdacz. 

Vgl.  Vni.  9.  Vaccination.  XII.  1.  Antiseptische 
Chirurgie,  Blutsparung;  3.  n.  7.  a.  Schussverletzungen. 
Xni.  n.  XrV.  1.  Prüfung  des  Seh-  u,  Hörvermögens. 
XVn.  1.  Ueber  Simulation. 


xvin. 


u. 


Wesen. 


Arloing,  Cornevin  u.  Thomas,  Ueber  Immu- 
nität gegen  Milzbrand  bei  Rindern.  Gaz.  de  Par.  46. 
p.  643. 

Arnozan,  u.  Vaillard,  Sklerose  d. Pankreas  bei 
einem  Kaninchen  durch  Ligatur  d.  Ductus  Wirsung.  be- 
dingt.    Gaz.  de  Par.  45.  p.  630. 

Boas,  J.  £.  V.,  Ueber  mehrzellige  Pferde.  Ztschr. 
f.  Thiermed.  n.  vergl.  Pathol.  VII.  4.  p.  266. 

Bouley,  H.,  Ueber  präventive  Inoculation  d.  con- 
tagiösen  Peripneumonie  b.  Rindvieh  u.  d.  symptomat. 
Milzbrands.  Bull,  de  FAcad.  2.  S.  X.  40.  47.  p.  1190. 
1426.  Cot.  4.,  Nov.  22. 


D  a  r  e  s  t  e ,  Ueber  Entwicklung  von  kryptogam.  Ve- 
getationen in  Hühnereiern  während  der  Bebrütung.  Gaz. 
de  Par.  42.  p.  592. 

Dubou^,  H.,  Ueber  Hundswuth.  Gaz.  de  Par.  35. 
p.  496. 

Franck,  L.,  a)  Tragsack  Verdrehung  mit  nachfol- 
gender Abschnürung  des  Uterus  beim  Pferde.  —  b)  Zur 
Wildseuche.  Ztschr.  f.  Thiermed.  u.  vergl.  Pathol.  VII. 
4.  p.  290.  293. 

Friedberger,  F.,  Zur  Räude  d.  Hühner.  Ztschr. 
f.  Thiermed.  u.  vergl.  Pathol.  VII.  4.  p.  281. 

Galtier,  V.,  Ueber  die  Uebertragung  der  Himds- 
wuth.   Gaz.  de  Par.  34.  p.  484. 

Gu^rin,  Jules,  Ueber  Präventivimpfüng  d.  con- 
tagiösen  Peripneumonie.  Bull,  de  TAcad.  2.  S.  X.  41. 
p.  1219.  Oct.  11. 

Johne,  Alb.,  Ueber  Geschwülste  u.  deren  Einthei- 
lung,  [Vortr.  für  Thierärzte  ,  red.  von  Prof.  Dr.  0,  Sie- 
damgrotzky."]  4.  Ser.  8.  u.  9.  Hft.  Jena.  Dege  u.  Hänel. 

8.  62  S.    ä  1  Mk. 

Kitt,  Ueber  eine  durch  Impfung  hervorgerufene 
Euterentzündung  bei  der  Knh.  Ztschr.  f.  Thiermed.  u. 
vergl.  Pathol.  VII.  4.  p.  303. 

K 1  e  b  s ,  E. ,  Zur  Bekämpfung  d.  Rinderpest.  [Allgem. 
Wien.  med.  Ztg.]  Wien.  Sallmayer'sche  Buchh.  8.  11  S. 
80  Pf. 

L  e  b  1  a  n  c ,  Ueber  d.  präventive  Impfung  d.  contagiös . 
Peripneumonie.  Bull,  de  TAcad.  2.  S.  X.  43.  p.  1301. 
Oct.  25. 

Lydtin,  Das  badische  Veterinärwesen.  Die  hier- 
auf bezüglichen  Gesetze,  Verordnungen  u.  Instruktionen. 
3.  Aufl.   Karisrnhe.  Gutsch.  8.   XVI  u.  442  S.  4  Mk. 

Mittheilungen  aus  der  thierärztl.  Praxis  im 
preuBsischen  Staate.  Zusammengestellt  von  DD.  F.  Ro- 
loffu.  W.  Schütz.  N.  F.  6.  Jahrg.  1879/80.  Berlin. 
Hirschwald.  8.  VIU  u.  116  S.    2  Mk.  50  Pf. 

Pütz,  H.,  Die  Seuchen  u.  Heerdekrankheiten  un- 
serer Hausthiere  mit  Rücksicht  auf  die  Zoonosen  d.  Men- 
schen. 1.  Abth.  Stuttgart.  Enke.  8.  144  S.  mit  57  ein- 
gedr.  Holzschn.     3  Mk. 

Roll,  Mor.,  Veterinärbericht  f.  d.  J.  1879.  Wien. 
Hof-  u.  Staatsdruckerei.  8.  83  S.  1  Mk.  40  Pf. 

Roll,  M.,  F.,  Die  Thierseuchen.  Mit  Berücksich- 
tigung der  österr.  u.  deutschen  Gesetzgebung.  Wien. 
Braumüller.  8.  VIH  u.  434  S.  9  Mk. 

Taschenbuch,  veterinärärztliches.  Herausgeg. 
vom  Kreis-Thierarzt  Tb.  Adam.  21.  Jahrg.  1882.  Würz- 
bur^.  Stahel.  16.  IV  u.  391  S.  2  Mk.  40  Pf. 

Veterinär-Kalender  für  d.  J.  1882.  Bearb. 
von  Proff.  C.  Müller  u.  W.  Dieckenhoff.  17.  Jahrg. 

2  Thle.  Berlin.  Hirschwald.  16.    VIH,  255  n.  IV,  103  S. 

3  Mk.  50  Pf. 

Zürn,Frdr.  Ant.,  Die  Krankheiten  des  Hausge- 
flügels. Weimar.  B.  F.  Voigt.  8.  XVI  u.  237  S.  mit  76 
eingedr.  Holzschn.  etc.   6  Mk. 

S.  a.  L  Weiske.  IV.  Vacher.  VU.  Arnold. 
Vin.  3.  c.  Demme,  Fleischmann;  9.  b.  Eaton. 
XVn.  1.  Vorschriften. 

Vgl.  a.  Vm.  3.  a.  Hydrophobie,  Milzbrand,  Rotz, 

9.  Sk,  parasitische  Hautkrankheiten;  11.  Endo-  VL,Epizoin, 

XIX.   Medicin  im  Allgemeinen. 

1)  Allgemeines;  Ausbildung  der  Aerzte;  Standes- 

intereesen  der  Aerzte;  Sammelwerke;  Mikroskopie 

und  mikroskopische  Technik ;  Volksschriften ; 

Vivisektion, 

Grysanowski,  E.,  Das  ärztl.  Conoil  zn  London 
[Aug.  1881].  Hannover.  Sohmorl  u.  v.  Seefeld.  8.  55  S. 
50  Pf. 

R e  n 8  8 ,  L.  M.,  Ueber  d.  med.  Fakultät  in  Strassbnig 
n.  den  med.  Unterricht  Li  Deatschland.  Jonm.  de  Th6r. 
vm.  23.  p.  891.  Döc. 


340 


Hedieinische  BMogntphie  des  In-  n.  AnsiAndB. 


Sitzangs-Protokolle  der  bayerischen  acht 
Aerztekammem  im  J.  1879  n.  1880.  Mfinchen.  J.  A.  Fin- 
Bterlin.  8.  2  Mk.  20  Pf. 

S.  a.  XXX.  2.  Beynolds. 


B  0  n  n  e  t ,  Zur  mikroakoplsohen  Technik.  Ztschr.  f. 
Thiermed.  n.  Tcrgl.  Pathol.  VII.  4.  p.  301. 

Gottschan,  Mikrotomklammer  f.  Kell-  u.  plan- 
parallele  Solmltte.  Sits.-Ber.  d.  physik.-med.  Ges.  zn 
Wfirzbnr?  8. 

Hesachen,  8.,  Mikrotome.  Upsala  läkarefören. 
förh.  XYI.  5  och  6.  S.  311. 

Westiea,  H.,  Schreibfeder  zum  Aufzeichnen  ge- 
naier  n.  feinster  CiuTen.  Arch.  f.  Physiol.  XXVI.  11  n. 
12.  p.  671. 


Börner,  Paal,  Reichs -Medicinal- Kalender  für 
Dentschland  auf  d.  J.  1882.  2  Thle.  Kassel.  Fischer.  12. 
n.  8.  XI  n.  388.  n.  XX  n.  830  S.  6  Mk.  —  Ausgabe  für 
Stndirende.  Das.  388,  VIII  n.  181  S.  4  Mk. 

Medicinal-JKalender,  deutscher,  hrsg.  v.  Reg.- 
u.  Kreismed.-R.  Dr.  Carl  Martku.  9.  Jahrg.  1882.  Er- 
langen. Besold.  16.  IV  u.  192  u.  163  S.  3  Mk.  20  Pf. 

Medicinal-Kalender  f.  d.  Prenss.  Staat  auf  d. 
J.  1882.  2  Thle.  Berlin.  Hirschwald.  12.  V  u.  365  u. 
LXIV  u.  423  S.  4  Mk.  50  Pf. 

Medicinal-Kalender,   schweizerischer,    1882. 

4.  Jahrg.  Hrsg.  v.  A,  Baader.  2  Thle.   Basel.  Schwabe. 
16.  Vni  u.  267  u.  137  8.    3  Mk.  20  Pf. 

Niemeyer,  Paul,  Aerztl.  Sprechstunden.  Ge- 
sundheitslehre für  Jedermann.  41.  bis  45.  Heft.  Jena. 
Gostenoble.   8.   9.  Bd.  YHI  u.  321  S.  k  50  Pf. 

Taschenbuch,  ärztl.,  hrsg.  y.  Bez.-Arzt  Dr. 
Georg  SchmitL  1882.  30.  Jahrg.  (N.  F.  22.  Jahrg.) 
Würzburg.  Stahel.  16.  Y,  192  u.  278  S.  2  Mk.  40  Pf. 

Vivisektion,  Process  gegen  Prof.  Ferner.  Brit. 
med.  Joum.  Nov.  19.  p.  836. 

S.  a.  Vm.  5.  Ortmann.    XV.  Atkinson. 

2)  Allgemeine  Pathologie;  vergleichende  und 

eaperimentale  Pathologie;  pathologische  Anatomie; 

Krankenpflege;  Hospitäler, 

Amyloidentartung  s.  Vni.  10.  Chauffard. 

Bänmler,  Ernst,  lieber  KömchenzeUen ,  ihre 
Entstehung  n.  Bedeutung.  Inaug.-Diss.  Halle  a.  S.  53  S. 

Bakterien  als  Krankheitserreger  s.  VIH.  9.  a. 
Comily  Gibler.    XIX.  2.  Lister,  Mtüaesez,  Roberts.  — 

5.  a.  Pilze. 

Blutentziehungen  s.  XIX.  3.  Hayem, 

Boileau,  J.  P.  H.,  lieber  Bestimmung  d.  speeif. 
Schwere  b.  todten  K5rpem.    Brit.  med.  Joum.  Dec.  17. 

Bordier,  A.,  lieber  d.  Entwicklung  d.  infektiösen 
Krankheiten.    Journ.  de  Thor.  VIH.  24.  p.  942.  Döc. 

Brühl,  Siegwart,  Die  Myeloidgeschwulst  u.  die 
Riesenzellen.   Inaug.-Diss.   Halle  a.  S.   25  S. 

Buchanan ,  George ,  lieber  Hülfsmittel  zur 
Kenntniss  der  Epidemiologie.  Med.  Times  and  Gsa. 
Nov.  26. 

Burchardt,  Max,  lieber  Ursachen  d.KBrBathmig- 
keit.    Deutsche  med.  Wchnschr.  VH.  44. 

Dolan,  T.M.,  lieber  Hospitaler  f.  Inf ektidse  Krank- 
heiten.   Lancet  U.  24 ;  Dec. 

Dupuy ,  L.  E.,  Das  neue  Hospital  von  Saint-Denis. 
Progr^s  m6d.  IX.  44. 

Erblichkeit  s.  m.  4.  Fürst,  Lucas.  VHI.  2.  a. 
Ireland,  Möbhts;  7.  Drummond;  10.  ParroU 

Erkelens,  A.N.,  Jets overmetastase van tnmoren. 
ioang.-Diss.   Amsterdam.   94  8. 

Esenbeck  Jun. ,  Ottmar,  lieber  Hausepidemien. 
Memorabilien  XXVI.  9.  p.  545. 

Fisohl, Josef,  Zur  Auskultation  d.  CmndgeflieBe. 
Prag.  med.  Wchnschr.  VI.  46.  46. 


Gellö,  Prismat.  Spiegel  zur  Bbinoseopia  postertor. 
Gaz.  de  Par.  51.  p.  727. 

Gewerbshygieine  u.  -Krankheiten  s.  IV.  CoUn, 
Grandkomme,  Henrici,  Piasecki,  Poisson.  Vin.  3.  a. 
Spear;  9.  a.  Petri;  9.  b.  Eaton.  Xm.  Nieden.  XIV. 
1.  MooSy  Poünow. ' 

Glax,  Jul.  u.  Rud.  Klemensiewicz,  Beitrige 
zur  Lehre  von  d.  Entzündung.  1.  Mittheil.  „Sitzungsber. 
d.  k.  Akad.  d.  Wissensch.  *"  Wien.  Gerold'sSohn.  Lex.-8. 
111  8.  mit  7  eingedr.  Holzschn.     2  Mk.  50  Pf. 

G  r  a  w  i  t  z ,  Die  Anpassungstheorie  d.  SehimmelpUze. 
Deutsche  med.  Wchnschr.  VH.  45.  —  Berl.  kUn.  Wo- 
chenschr.  XVHI.  45.  48. 

Greenfield,  W.  8.,  lieber  d.  Patholoi^e  in  d. 
Vergangenheit  u.  in  d.  Gegenwart.  Brit.  med.  Joum. 
Oct.  29,  Nov.  5.  —  Lancet  H.  18.  19;  Oct.,  Nov.  — 
Med.  Times  and  Gaz.  Oct.  29,  Nov.  5. 

Gr^hant,  Ueber  Messung  d.  Alkohob  im  Arterien- 
blute  während  d.  Betrunkenheit.  Gaz.  de  Par.  49.  p.  693. 

Greisenkrankheiten  s.  VIH.  2.  a.  FOrlirmger. 
xm.  Thaden. 

Grohö,  M.,  Ueber  d.  Verhalten  d.  Knochenmarks 
in  verschied.  Krankheitszuständen.  Berl.  klin.  Wchnschr. 
XVHI.  44. 

Habershon,  S.O.,  lieber DorfhospitiUer  (Cottage- 
Hospitals).    Brit.  med.  Joum.  Dec.  31. 

Hammond,  William  A.,  Ueber  d.  Verhalten  d. 
Arterien  nach  d.  Tode.  New  Tork  med.  Reoord  XX.  24 ; 
Dec.  p.  668. 

Harley,  George,  Ueber  d.  Bezieh,  d.  Keime  zo 
d.  Krankheiten.  Med.  Times  and  Gaz.  Nov.  12.  19,  Dee. 
3.  17.  24. 

Holmes,  Gordon,  Lampe  f.  Beleuchtung  zur 
Laryngoskopie  u.  zu  andern  Zwecken.  Lancet  H.  20; 
Nov. 

Hope,  8.  Wilson,  Ueber  intermittirendea  Ath- 
men.    Brit.  med.  Joum.  Dec.  31. 

Horrocks,  P.,  Ueber  d.  diagnost.  Bedeutung  d. 
Beflexwirkungen.    Guy's  Hosp.  Bep.  3.  8.  XXV.  p.  61. 

Infektionskrankheiten,  zur  Aetiologie  der- 
selben, mit  besond.  Berücksichtigung  d.  Pllztheorie.  Vot^ 
träge,  gehalten  in  d.  Sitzungen  d.  ärztl.  Vereins  in  Mün- 
chen im  J.  1880.  2.  Hälfte.  München.  J.  A.  Finsterlin. 
8.   8.  199-432  mit  Tafeln.     6  Mk. 

Inhalt:  Bartig,  R.,  Ueber  d.  durch  Pilze  bedingten 
Pflanzenkrankheiten.  8.  1.  —  BoUmgery  O.,  Ueber  d. 
Pilzkrankheiten  niederer  u.  höherer  Thiere.  8.  SO.  — 
Büchner,  Hans,  Ueber  d.  Wirkungen  d.  Spaltpilze  im 
lebenden  Körper.  8.  69.  —  Bezold,  Friedrieh,  Ueber 
Otomykosis.  8.  95.  —  Port,  Zur  Aetiologie  d.  Abdomi- 
naifyphus.  8.  111.  —  Soyka,  J.,  Ueber  d.  Natur  n.  d. 
Verbreitungsweise  d.  Infektionserreger.  8.  157.  —  Weil, 
Adolf,  Die  Pilze  d.  Zahnkrankheiten.  8.  187.  —  Oertel, 
Ueber  d.  Aetiologie  d.  Diphtherie.  8. 199.  —  Ranke^  H., 
Zur  Aetiologie  d.  Diphtherie.  8.  247.  —  Buchner,  Hans, 
Ueber  d.  Bedingungen  d.  Uebergangs  von  PUzen  in  d. 
Luft  u.  über  d.  Einathmung  derselben.  8. 293.  —  PeUen- 
kofer ,  Max  v. ,  Ueber  Cholera  u.  deren  Bedehung  mar 
parasitären  Lehre.  S.  333.  —  Rothmund,  Aug.  v.,  Ueber 
d.  gegenwärtigen  Standpunkt  d.  Lehre  von  d.  infektiösen 
Erkrankungen  d.  Auges.  8.  363.  —  BolUnger,  O.,  Uebar 
Fleischvergiftung,  intestinale  Sepsis  u.  Abdominattyphns. 
8. 367.  —  Kerschensteiner,  Joseph,  Ueber  infektiöse  Pneu- 
monie.  8.  417. 

Kandarazki,  M. ,  Ueber  d.  Husten,  nebet  Be- 
merkungen über  d.  Einfl.  d.  Chloroform  auf  d.  Atfananiig 
d.  Thiere.    Arch.  f.  Physiol.  XXVI.  9  u.  10.  p.  470. 

Koeh,  B.,  Ueber  d.  Anpassungstheoried. SeMmmci- 
pilze.    Berl.  klin.  Wchnschr.  XVHI.  62. 

Körpertemperatur  s.  VI.  Makawejew.  VHI. 
3.  a.  Finny ;  5.  Melcop.  X.  Napier.  XII.  4.  Assak^. 
XIX.  2.  Little,  Mackenzie,  Mahomed,  Newham,  Ascy, 
Renxi,  Rivington,  Squire. 

Lasögue,  Ueber  Alkoholismus,  Tranmn. 
Oaz.  des  Hdp.  145. 


Medicmische  Bibliographie  des  In-  n.  AuslandB. 


341 


LeiohtenBtern,  Otto,  In  d.  Entfemniig  ver- 
nehmbare Herz-  n.  Lungengerausche.  Deotsclie  med. 
Wchnschr.  VII.  43. 

Lindemann,  Zar  Uebertragbarkeit  akuter  Infek- 
tionskrankheiten.    Med.  Centr.-Ztg.  L.  90. 

Lister,  Joseph,  Ueber  Besieh,  d.  Mikroorganis- 
men zur  Entzündung.     Lancet  II.  17 ;  Oct. 

Little,  James,  Fall  von  ausserordentlich  hoher 
u.  variabler  Temperatur.  Med.  Times  and  6az.  Dec.  3. 10. 

Lombard,  H.  Gl.,  Ueber  physiolog.  u.  pathol. 
Periodieität.  Revue  m^d.  de  la  SuisseRom.  L  12.  p.  701. 

Mackenzie,  Stephen,  Ueber  ezcessiv  hohe 
Temperatur.    Med.  Times  and  Gaz.  Nov.  5. 

Mahomed,  F.  A.,  Fall  von  paradoxen  Tempera- 
turen.    Lancet  II.  19 ;  Nov.     Vgl.  a.  23 ;  Dec.  p.  977. 

Malassez,  L.,  Ueber  Färbung  d .  Bakterien  durch 
Methylviolett.     Gkiz.  de  Par.  63.  p.  758. 

Marcus,  S.,  Ueber  d.  Folgen  d.  experimentellen 
Ezstirpation  d.  Lunge.     Gas.  de  Par.  49.  p.  695. 

Maturin,  Leslie,  Ueber  d.  Kilmainham  Fever- 
Hospital  vom  1.  Febr.  1879  bis  30.  Juni  1881.  Dubl. 
Joum.  LXXII.  p.  472.  [3.  8.  Nr.  120.]  Dec. 

Mc  Bride,  T.  A.,  Ueber  Schwäche  u.  Störungen 
d.  Rhythmus  d.  Pulses.  New  York  med.  Record  XX. 
20 ;  Nov. 

Mikulicz,  Job.,  Ueber  Gastroskopie  u .  Oeeopha- 
goskopie.  „Wien.  med.  Presse.**  Wien.  Urbanu.Schwar- 
zenberg.   8.   82  S.  mit  eingedr.  Holzschn.     1  Mk. 

Newnham,  W.  H.  C,  Ueber  Hyperpyrexie.  Lan- 
cet II.  21 ;  Nov.  p.  894. 

Nothnagel,  H.,  Durst  u .  Polydipsie.  Virchow's 
Arch.  LXXXVI.  3.  p.  435. 

Pilze  als  Krankheitsursache  s.  VIII.  5.  Comhy; 
9.  a.  Lassar  f  Schüller.  XII.  2.  Capitan;  8.  SchiÜler. 
XIX.  2.  Grawitz,  Koch,  Wassileff. 

Poore,  G.  V. ,  Ueber  d.  med.  Sprache.  Med. 
Times  and  Gaz.  Oct.  16. 

Puzey,  Chauncy,  Fall  von  hoher  Temperatur 
mit  scarlatinoidem  Ausschlag  (Roseola).  Med.  Times  and 
Gas.  Nov.  12. 

Ranney,  Ambr.L.,  Ueber  Physiognomik .  (Ueber- 
setzt  von  RenSWarlomont.)  Journ.  de  Brnx.  LXXIII. 
p.  106.  227.  322.  Aofit,  Sept.,  Oct. 

Red  er,  Ueber  d.  Standpunkt  d.  Contagienlehre. 
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Renzi,  Errico  de,  Ueber  d.  lokale  Temperatur 
in  verschied.  Krankheiten.  Ann.  univers.  Vol.  257. 
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Rivington,  Walter,  Fall  von  ungewöhnl.  Tem- 
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turen.   Lancet  II.  24 ;  Dee. 

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th^  d.  serösen  HSute  unter  verschiedenen  patholog.  Er- 
nährungszuständen.   Inaug.-DiBS.  Freiburg  1880.  36  8. 


Taschenbuch  fQr  Krankenpflegerinnen  1882. 
Herausg.  v.  d.  Pflegerinnen-Anstalt  in  Weimar.  4.  Jahrg. 
Weimar.   Böhlau.    12.    Vm  u.  126  S.     1  Mk. 

Tod,  plötzlicher  s.  vm.  2.  c.  Lilat. 

Wahl,  Ueber  leuchtende  Farbe  u.  ihre  allenfallsige 
Anwendung  zur  physikal.  Diagnostik.  Bayr.  ärztl.  Intell.- 
Bl.  XXVm.  49. 

Wassilieff,  N.  P.,  Ueber  d.  Bedingungen  zur  Ent- 
wicklung von  Mikrokokken-Colonien  in  Blutgefässen  (ver- 
lauf. Mittheil.).     Med.  Centr.-Bl.  XIX.  52. 

Worrel,  J.  P.,  Halter  f.  d.  Ohren-  u.  Kehlkopf- 
spiegel.    Amer.  Journ.  of  Otol.  III.  4.  p.  280.  Oct. 

Zuber,  C,  Ueber  Gastroskopie.  Gaz.  hebd.  2.  S. 
XVm.  46. 

S.  a.  I.  Hoppe-Seyler,  Stevenson.  HI.  3. 
Gantalamessa.  IV.  Kanalgase,  Mittheilungen.  VIII. 
6.  Mikulicz.     X.  PoincariS. 

Vgl.  I.  Patholog  .-chemische  üntersuchtmgen.  VHI.  4. 
Thromboseu.Embolie.  'KU.  2.  Geschwulstbildung.  XIX.  1. 
Mikroskope  u,  mikroskopische  Technik, 

Wegen  der  anatomischen  Veränderungen  einzelner 
Organe  s.  d.  betreffenden  Abschnitte  unter  VIU.,  sowie 
EX.  X.  Xn.  3—9.  Xni.  XIV.  l.  XV.  XVI. ;  nach  Ver- 
giftungen VII. ;  bei  TTiieren  XVm. 

3)  Allgemeine  Therapie.     AI/gemeine  Heil- 
methoden. 

Adspiration  s.  VTH.  5.  Goltdammer,  Smith. 
xn.  2.  D'Ambrosio. 

Ainsworth,  F.  C,  Ueber  hypodermat.  Injektio- 
nen.    New  York  med.  Record  XX.  22 ;  Nov.  p.  614. 

Antiseptisches  Verfahren  s.  VIH.  5.  Batter- 
hury,  Coghill,  Mackenzie,  Saundtiy ;  9.  a.  Thin  ;  9.  b.  Frey, 
Pott.  IX.  Jackson.  XII.  1.  Äntiseptische  Chirurgie. 
XIX.  3.  Cosgrave,  Cousins. 

Buchmann,  0.,  Mikroskop,  u.  anderweitige  Beob- 
achtungen u.  Untersuchungen  zum  Nachweis  d.  Löslich- 
keit von  Metallen  u.  andern  harten  Körpern,  hauptsächl. 
in  d.  Verdünnungen  aus  homöopath.  Verreibungen.  Leip- 
zig.  Banmgärtner.    8.    VIII  u.  92  S.     2  Mk. 

Castle,  F.  A.,  Ueber  A^uvantia  u.  Corrigentia. 
New  York  med.  Record  XX.  24 ;  Dec. 

Chadwick,  James  R. ,  Ueber  Anwend.  heisser 
Duschen  in  d.  Rectum.  Transact.  of  the  Amer.  gynecol. 
Soc.  V.  p.  280. 

Cosgrave,  E.  MacDowel,  Respirator  f.  Anti- 
septika.   Brit.  med.  Joum.  Oct.  29.  p.  704. 

Cousins,  John  Ward.,  Trokar  f.  antiseptische 
Punktion.    Lancet  U.  22  ^  Nov. 

Dauvergne  (Vater),  Ueber  d.  physiolog.  u.  thera- 
peut.  Wirkung  d.  Purgantien.  Bull»  de  Thor.  CI.  p.516. 
Döc.  30. 

Dubon6,  Ueber  therapeut.  Reihen  (d.  sedativen 
u.  ezcitomotor.  Mittel).  Bull,  de  l'Acad.  2.  S.  X.  32. 
p.  1005.  Aoüt  9. 

Dujardin-Beaumetz,  Ueber  Arzneimittel  zur 
Beförderung  d.  Resorption  d.  krankhaften  u.  entzündl. 
Produltte.  Bull,  de  Th^r.  CI.  p.  162.  Aoüt  30.  —  Wien, 
med.  Presse  XXH.  38. 

Fokker,  A.  P.,  Ueber  d.  antipyret.  Behandl.  von 
Fieberkranken.  Weekbl.  van  het  Nederl.  Tijdschr.  voor 
Geneesk.  36. 

Gussenbauer,  Carl,  Erfahrungen  üb.  Massage. 
Prag.   H.  Dominicus.     8.     31  S.     48  Pf. 

Guy  et,  Ueber  therapeut.  Instinkt  d.  Patienten. 
Bull,  et  m^m.  de  la  Soc.  de  Th6r.  XUI.  16.  p.  161. 
Aodt  30. 

Higginbotham,  Ueber  Attribute  d.  Mechanik  in 
ihrer  Bezieh,  zur  Heilkunde  [mechan.  Behandlungsweisen.] 
Petersb.  med.  Wchnschr.  VI.  46. 

Ide,  Ueber  Homöopathie.  Med.  Centr.-Ztg.  L. 
100.  101. 

Infusion  von  Blut  s.  XIX.  3.  Maass,  Möller  — 
8.  a.  Tranrfusion. 


342 


MediciniBche  Bibliographie  des  In-  n.  Auslandfl. 


Inhalation  b.  VIII.  5.  Lefort^  Mc  Aldotoie,  Mac- 
mUey.     XIX.  3.  Cosgrave. 

Klystire  s.  V.  2.  Charteris.     XIX.  3.  Möller. 

Knebasch,  Thdr.,  Die Cathartica,  ihre ph^iolog. 
Wirkungen,  ihre  Adjuvantien  u.  Corrigentien  u.  die  Indi- 
cationen  sie  zn  verordnen.  Stattgart.  Enke.  12.  62  S. 
1  Mrk.  20  Pf. 

Maass,  Gast.,  lieber  intraperitonäale  Blattrans- 
fasion  bei  Thieren.  Inaug.-Diss.  Königsberg.  Härtung. 
8.     43  S.     1  Mrk. 

Massage  s.  VIII.  2.  d.  Schreiber;  5.  Freund. 
XIX.  3.  Gussenhauer. 

Metalloskopie  s.  Vm.  2.  a.  Dtunonlpallier ; 
2.  b.  Focht. 

Möller,  H. ,  lieber  Darminftasion  von  Thierblnt. 
Deutsche  med.  Wchnschr.  YII.  46.  46. 

Pneumatische  Behandlung  s.  VIII.  5.  Ber- 
(hier.     XIX.  2.  Smith. 

Rabow,  lieber  d.  sogen,  dosimetrische  Heilyer- 
fahren.     Deutsche  med.  Wchnschr.  VII.  35. 

Santvoord,  R.  van,  Stimmübung  als  therapent. 
Agens.     New  York  med.  Reeord  XX.  5 ;  July. 

8  e  m  m  0 1  a ,  lieber  rationelle  u.  ezperimentale  Thera- 
peutik.     Ball,  de  Th^r.  CI.  p.  193.  Sept.  15. 

Stamm,  Thdr.,  Krankheiten -Vernichtung.  No- 
sopthorie.  Hygieinische  Lehre  d.  Entstehg.,  Verhfitg.  u. 
der  Wege  zur  Ausrottg.  vieler  der  furchtbarsten  Krank- 
heiten. 2.  Aufl.  Zürich.  Schmidt.  8.  XVII  u.  621  S. 
8Mk. 

Subcutane  Injektion  s.  V.  2.  Charteris^  Scri- 
ven.  vm.  3.  d.  Da  Costa;  3.  f.  Dupuy;  5.  Barth; 
10.  Greßerg,  Thomarm.  X.  Wamots.  XIX.  3.  AinB- 
toorth. 

Transfusion  s.  XIX.  3.  Hayem. 

Walker,  Benjamin,  lieber  Anwend.  kleiner  u. 
öfter  wiederholter  Dosen.    Lancet  II.  24 ;  Dec. 

S.  a.  vm.  3.  a.  Finny,  Mari. 
Üeher  Hydrotherapie  s.  VI. ;  über  Endoskopie^  La- 
ryngoskopie, Bhinoskopiß  s.  XIX.  2. 

4)  Med,  Geographie  u.  Topographie,  Statistik, 

Geschichte,  Bibliographie  und  Biographien, 

Hospitalberichte,  Sanitätsberichte. 

Agnew,  G.  R. ,  lieber  d.  Winter  in  Florida,  ^ew 
York  med.  Reeord  XX.  26 ;  Dec.  p.  721. 

Annalen  der  stadt.  Krankenhäuser  zu  Mfinchen. 
Im  Verein  mit  d.  Aerzten  dieser  Anstalten  herausg.  von 
Prof.  Dr.  H.  v,  Ziemssen.  1876  n.  1877.  Mfinchen.  Rie- 
ger'sche  Univ.-Buchh.  gr.  8.  X  a.  927  S.  mit  eingedr. 
Holzschn.  a.  9  Tafeln.     30  Mk. 

Atkinson,  F.  P.,  Gegen  d.  Malthusianismus. 
Edinb.  med.  Joum.  XXVII.  p.  255.  [Nr.  315.]  Sept. 

Bergman,  F.  A.  G.,  Heber  d. Morbidität  in  ijpsala 
1879  n.  1880.  Upsala  läkarefören.  förh.  XVI.  2  och  3. 
8.  225. 

Bergman,  F.  A.  G.,  lieber  d.  epidem.  Krankheiten 
in  einigen  schwed.  Städten  im  1.  Eüulbjahr  1880.  Upsala 
läkarefören.  förh.  XVI.  4.  S.  309.  310. 

Bericht  d.  k.  k.  Krankenanstalt  Rudolph-Stiftang 
in  Wien  vom  J.  1880.  Wien.  Verl.  d.  Anstalt.  8.  IV 
a.  504  S.  mit  Tabellen.    4  Mk. 

Bericht,  ärztlicher,  d.  k.  k.  allgem.  Krankenhau- 
ses zn  Wien  vom  J.  1880.  Wien.  BraumfiUer.  8.  XXXVI 
u.  385  8.     5  Mk. 

Bericht  d.  k.  k.  Krankenhauses  Wieden  vom 
Solarj.  1880.  Wien.  Verl.  d.  Krankenhauses  Wieden. 
gr.  8.    447  S.  mit  Tabellen. 

Bericht  über  die  Versammlung  deutscher  Natur- 
forscher u.  Aerzte  in  Salzburg.  Berl.  klin.  Wchnschr. 
xvm.  42. 

Bericht  fiber  d.  internationalen  med.  Congress  zu 
liondon.    Berl.  klin.  Wchnschr.  XVm.  44—48. 


Billin gs,  John  S.,  lieber  med.  Literatur.  Med. 
News  and  Abstract  XXXIX.  10.  p.  587.  Oct. 

Bondesen,  A.  L.,  lieber  d.  Heilkunst  d.  Volkes 
in  Mittel-Halland.  Upsala  läkarenfören.  förh.  XVI.  S  och 
3.  S.  214. 

Brfick,  Anton  Theobald,  Erasmus  Darwin^ 
d.  Arzt.     Deutsche  med.  Wchnschr.  VII.  46. 

Chlumsky,  Die  Geburts-  u.  Sterblichkeiten  Ver- 
hältnisse d.  Kreises  Ost-Stemberg  f.  d.  J.  1877.  VJhrschr. 
f.  gerichtl.  Med.  N.  F.  XXXV.  1.  2.  p.  119. 305.  JuU.  Oct. 

Eloy,  Gh.,  lieber  einige  Epidemien  im  15.  Jahr- 
hundert.    Gaz.  hebd.  2.  S.  XVm.  36.  37. 

Fontenay,  O.E.  de.  Aus  dem  Jahresbericht  des 
Kopenhagener  Amtskrankenhauses  f.  1880.     Hosp.-Tid. 

2.  R.  vm.  18. 

Frijs,  lieber  d.  med.  Verhältnisse  bei  den  altm 
Aegyptem.    Nord.  med.  ark.  Xm.  3.  4.  Nr.  19.  23. 

Haeser,  H.,  Lehrbuch  d.  Geschichte  d.  Mediein 
u.  d.  epidem.  Krankheiten.  3.  Bearb.  2.  Bd.  Geschichte 
d.  Medicin  in  d.  neuem  Zeit.  8.  (Schluss-)  Lief.  Jena. 
Fischer.  8.  XIV  u.  S.  961—1120,  Nachträge  35  Bl. 
4  Mk.  50  Pf.     (I.,  n.  u.  m.  1—6.     60  Mk.  50  Pf.) 

Harris,  Robert  P.,  lieber  d.  Fassbinden  in  China. 
Transact.  of  the  Coli,  of  Physic.  of  Philad.  XII.  p.  1.63. 

Hofmann,  Ottmar,  Medicinische  Statistik  der 
Stadt  Würzbnrg  f.  d.  J.  1879.  (Verh.  d.  physik.-med. 
Ges.  zu  Würzburg.)  Wfirzburg.  Stahel.  8.  65  9.  mit  2 
Taf.  2  Mk.  —  Verh.  d.  physik.-med.  Ges.  zu  Wünburg 
N.  F.  XVI.  5. 

Jacobi,A. ,  Rudolf  Virchow.  An  Address.  [New 
York  med.  Reeord  XX.  17;  Oct.]    New  York.  8.  35  pp. 

Jahresbericht  über  d.  Verwaltung  d.  Medidnal- 
wesens  d.  Krankenanstalten  n.  d.  öffentl.  Gesnndheits- 
verhältnisse  d.  Stadt  Frankfurt  a/M.  XXIV.  Jahr«.  1880. 
Frankfurt  a/M.  J.  D.  Sauerländer's  Verl.  gr.  8.  IV  o. 
267  S.     3  Mk.  60  Pf. 

Jaquemet,  lieber  d.  Wässer  d. Gegend  d. SchottL 
Rec.  de  m6m.  de  m^d.  etc.  milit.  3.  S.  XXXVUI.  p.  697. 
Sept.— Oct. 

Körösi,  Jösef,  Statistique  internationale  da 
grandes  yilles.  Berlin.  Puttkammer  u.  Mühlbrecht,  gr.8. 
36  8. 

Laboulb^ne,  Zur  Geschichte  d.  Bücher  d.  tUp- 
pokrates.     Gaz.  des  Höp.  130.  131.  133.  134.  136. 

Lagneau,  Gustave,  lieber  d.  epidem.  Krank- 
heiten im  Seinedepartement  1879  u.  1880.     Ann.  d'Hyg. 

3.  S.  VI.  3.  p.  193.  Sept. 

Marcus,  £. ,  Festrede,  geh.  zur  Feier  d.  60J!hr. 
Doktorjubiläums  d.  G.-San.-R.  Dr.  Geo.  Varrentrapp  ete. 
Frankfurt  a/M.  Mahlan  u.  Waldschmidt.  8.  16  S.     60  Pf. 

Martin,  A.  J. ,  Internationale  Ausstellung  f.  Medi- 
cin u.  Sanitätswesen  in  London.  Revue  d'Hyg.  UI.  12. 
p.  1003.  D^c. 

Martins,  G.,  Der  Pensionsverein  für  Wittwen  n. 
Waisen  bayrischer  Aerzte  u.  d.  Lebensversicherongsgesell- 
Schäften.     Bayr.  ärztl.  Intell.-Bl.  XXVHI.  41. 

Medicinalbericht  von  Württemberg  f.  d.  Jahre 
1877  n.  1878.  Im  Auftrage  d.  kön.  Ministerium  d.  Innern 
herausg.  von  d.  kön.  Med.-Collegium,  bearbeitet  von  Dr. 
FfeilsHcker.  Stuttgart.  W.  Kohlhammer.  4.  256  8.  mit 
12  Uebersichtskärtchen. 

Miquel,  R. ,  Der  Landdrosteibezirk  Osnabrüd^, 
seine  klimat.  BevÖlkerungs-  u.  gesnndheitl.  Verhältnisse. 
Mit  bes.  Berücksicht.  d.  Jahre  1875 — 1880.  Osnabrück. 
Veit.    8.   IV  u.  223  S.     4  Bfk. 

Moissonnier,  lieber  d.  Gewässer  in  Tonis.  Bec. 
de  m^m.  de  m6d.  etc.  milit.  3.  S.  XXXVH.  p.449.  Sept 

Moore,  JohnWilliam,  Bericht  über  d.  Fieber- 
hospital u.  Genesungshaus  in  d.  Cork-Str.  in  Dnblin  für 
d.  J.  bis  zum  31.  März  1881.  Dnbl.  Joum.  LXXn.  p.  7. 
[3.  S.  Nr.  115.]  July. 

Myrdacz,  Paul,  Sanitäts-Geschichte  u.  Statistik 
d.  Occupation  Bosniens  n.  d.  Herzegovina  im  J.  1878. 
Wien.  Urban  a.  Schwarzenbeig.  8.  XII  a.  420  8.  811k. 
40  Pf. 


Sach-Regist  er. 


343 


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de  Par.  2.  27.  36.  87.  38.  39. 

Pontoppidan,  Ueber d . Sterblichkeitsverhältnisse 
auf  St.  Thomas.    Ugeskr.  f.  Läger  4.  R.  UI.  8.  9. 

Bahagliati,  A«,  Ueber  d.  Lebensdaaer  in  Eng- 
land.   Brit.  med.  Jonm.  Deo.  10.  17.  31. 

Räuber,  A.,  Gcdilei  Aber  Knochenformen.  Mor- 
phol.  Jahrb.  VII.  2.  p.  327. 

Renö,  Albert,  Die  alte  med.  Fakultät  zn  Pont-ä- 
Monsson.  Gaz.  des  Höp.  83.  87.  93. 97. 98. 99.  102. 107. 

Salomon,  Max,  Der  internationale  med.  Gongress. 
Deutsche  med.  Wchnschr.  VII.  43.  48.  49. 

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gen f.  1879.     Norsk  Mag.  3.  R.  XI.  9.  S.  645. 

Scheuthauer,  Gustav,  Beiträge  zur  Erklärung 
d.  Papyrus  Ebers ,  d.  hermet.  Buches  über  die  Arznei- 
mittel der  alten  Aegypter.  Yirchow's  Arch.  LXXXV.  2. 
p.  343. 

Schultz,  Ror.,  u.  J.  Hellstenius,  Die  Volks- 
zählung in  Upsala  1879.  Upsala  läkaref5ren.  förh.  XVI. 
1.  8.  79. 

Segel,  Eduard,  Zur  Volksmedicin.  [Eröffnung 
von  Judengräbem  u.  Verstümmelung  d.  Leichen  behufs 


Erlangung  von  Körpertheilen  zur  Verbrennung  als  Mittel 
gegen  Typhus.]     Wien.  med.  Presse  XXII.  60. 

Sörensen,  Bericht  über  das  Blegdamshospital  in 
Kopenhagen  f.  1879  u.  1880.  Hosp.-Tid.  2.R.  VIU.  41. 
42.  43. 

Sterblichkeit  ind.  Bevölkerung  d.  preuss. Staa- 
tes u.  in  d.  preuss.  Heere  im  J.  1872.  Deutsche  milit.- 
ärztl.  Ztschr.  X.  11.  p.  309. 

Tageblatt  der  54.  Versamml.  deutscher  Natnrf. 
u.  Aerzte  in  Salzburg  vom  18.  bis  24.  Sept.  1881.  Unter 
Redakt.  von  Herrn,  Pick.  Salzburg.  Mayr.  4.  144  u. 
198  S.     8  Mk. 

Tripe,  John  W.,  Ueber  d.  sanitären  Verhältnisse 
in  London  im  Mittelalter  u.  in  d.  neuen  Zeit.  Med.  Ti- 
mes and  Gaz.  Nov.  12.  19. 

Warfvinge,  W.  F.,  Arsberättelse  Mn  Sabbats- 
bergs sujkhus  1  Stockholm  för  1880.  Stockholm.  Tryckt 
i  Central-tryckeriet.   8.   226  S. 

Wien 's  sanitäre  Verhältnisse  u.  Einrichtungen. 
Wien.  Seidel  u.  Sohn.  8.  IX  u.  334  S.  mit  8  Tafeln. 
6Mk. 

S.  a.  VI.  Klimatische  Kurorte.  VUI.  6.  W  i  1 1  i a m s ; 
7.  Courtenay;  11.  M6gnin,  Zäslein.  X.  Poin- 
car^,  Rawitzki.  XI.  Ho  gg.  XVU.  1.  Beukema; 
2.  Abrahamsz. 


Sach  -  Register. 

(Die  Zahlen  beziehen  sich  auf  die  Seite.) 


Abdominaltyphus  s.  Typhus. 

Ableitung  aufd.  Haut  s.  Hautreize. 

Abortus,  Einleitung  (durch  Sprengung  d.  Blase  b.  Plac. 

praevia  lateralis)  45.   (Indikationen)  155.  217.    (durch 

Galvanisation  d.  Uterus)  263.  —  S.  a.  Fruchtabtrei- 
bung. 
Abrahmen,  d.  Milch,  Einfl.  auf  dies,  als  Nahrungmittel 

f.  Kinder  161. 
Abscess,  d.  Prostata,  Blasenmastdarmflstel  61.  — ,  d. 

Gehirns,  b.  Meningitis  purulenta  b.  einem  Säugling  264. 
Absonderung,  d.  Kranken  behufs  Prophylaxe  d.  Diph- 

theritis  273. 
Abzugsrohre,    Desinfektion    behufs  Prophylaxe    d. 

Diphtheritis  275. 
Accommodation,  Schwäche  b.  Masturbation  272. 
Achselhöhle,  Hämatom  In  ders.  270. 
Acidum  s.  Blau-,  Bor-,  Garbo  1-,  Fett-,  Milch-,  Oxal-, 

Phosphorsäure;  Säuren;  Salicyl-,  Salz-,  Scatolcarbon- 

säure ;  schweflige  Säure ;  Sklerotin-,  Zuckersäure. 
Acne  (rosacea,  Nutzen  d. Ghrysarobin) 27.  (wiederholtes 

Auftreten  b.  Masturbation)  272. 
Actinien,  Ernährung  89. 
Adenom,  d.  Uterus  nach  Retention  d.  Deoidua  158. 

— ,  d.  Thränendrnse  271. 
Aderlass,  als  Urs.  von  Amaurose  179.  —  S.  a.  Blut- 

entziehung. 
Adspiration,  nach  Punktion  (d.  Harnblase)  57.   (des 

Perikardium)  139. 
Aetzgifte,  Veränderungen  im  Verdauungskanal  durch 

solche  bedingt  10. 
Aetzung,   b.  Hämorrhoiden  (im  Vergleich  zu  andern 

Operationen)  268.  (Geschwulstbildung  nach  solch.)  269. 

— ,   Contraindikation  bei  Diphtheritis  277.  278.  299. 

~,  Anwend.  b.  Diphtheritis  301. 
Alaun-Cochenille,  Färbung  d.  amyloiden  Gewebes 

durch  solche  187. 
Alizarin,  Nutzen  b.  Pityriasis  versicolor  26. 
Alkalescenz,  d. Harns  (unter physiolog. Bedingungen) 

79.  (b.  Dyspepsie)  80. 
Alkaloide,  Wirkimg  auf  d.  Verdauung  186. 


Alkohol,  physiolog.  Wirkung  auf  d.  Körperwärme  n. 
d.  vasomotor.  Nervensystem  6.  — ,  Einflnss:  auf  d. 
Wirkung  d.  Speichels  70.  auf  d.  Pepsinwirkung  83. 
auf  d.  Verdauung  83,  — ,  akute  Vergiftung  207.  — , 
Natzen  b.  Diphtheritis  275.  278.  290. 

Alkoholika,  als  Präservativmittel  (gegen  Shock  b. 
Operationen)  270.  (gegen  Diphtheritis)  275.  — ,  thera- 
peut.  Anwend.  gegen  Diphtheritis  278.  290. 

Allochirie  134. 

Aloe,  Wirkung  auf  d.  Uterus  40. 

Amaurose,  in  Folge  eines  Aderlasses  179 . 

Ambos,  Entwicklung  b.  Säugethieren  6. 

Ammoniak,  Wirkung  aufd.  Uterus  40. 

Ammonium,  chloratum  (Wirkung  auf  d.  Verdauung) 
127.  (Anwend.  b.  Diphtheritis)  293.  — ,  nitricum, 
Wirkung  auf  d.  Verdauung  127.  -,  sulphuricum,  Wir- 
kung auf  d.  Verdauung  127. 

Amylaceen,  Wirkung  d.  Diastase  u.  d.  Pankreatin 
auf  solche  90. 

Amyloidentartung,  d.  Magenschleimhaut,  Mangel 
an  freier  Salzsäure  b.  solch.  78.  — ,  Beschaffenheit  d. 
Harns  185.  — ,  Bezieh,  (zur  hyalinen  Entartung)  186. 
(zu  Trachom  d.  Conjunctiva)  186.  — ,  Alaun-Coche- 
nille zum  Nachweis  187.  — ,  d.  Niere  (b.  verschied. 
Krankheiten)  187.  (verschied.  Arten)  187.  (Beschaffen- 
heit d.  Harns)  187.  (Wassersucht  b.  solcher)  188. 

Amylopsin  90. 

Anämie,  progressive  perniciöse,  Indicanausscheidung 
im  Harne  121.  — ,  akute,  Behandlung  (Aetherinjektio- 
nen)  262.  (Einwicklung  d.  Beine  mit  elast.  Binden) 
262. 

Anästhesie,  b.  Lepra  247. 

Anatomie,  d.  Frosches  (von  Alexander  Ecker  ^  2.  Abth. , 
Rec.)  96. 

Anencephalus  220. 

Angina  pectoris,  Nutzen  d.  Nitroglycerin  8. 

Antidot  Bibron's  f.  Schlangengift,  Nutzen  b.  Diphthe- 
ritis 290. 

Antimon,  Wirkung  d.  Verbindungen  232. 

Antipyretiknm,  Chinin  als  solch.  b.DiphtheritlB277. 


344 


Saoh-Regi«ter. 


Antiseptika,  Anwendung  gegen  DiphUieritis  276. 

Anzeigepflicht,  b.  Diphtheritis  274. 

Apoplexie,  Geisteszustand  nach  solch.  240. 

Apparat  s.  Kahlapparat. 

Argentum  nitricum,  Aetzung  mit  solch,  b.  Diphthe- 
ritis 301. 

Arsenik,  Vergiftung  (Häufigkeit)  10.  (durch  Matratzen- 
überzüge) 130.  — ,  Vorkommen  in  Bronze  130. 

Arsenik-Wasserstoff,  Hämoglobinurie  nach  Ein- 
athmung  dess.  10. 

A  r  t  e  r  i  a ,  brachialis,  Qummageschwulst  32.  — ,  hyaloi- 
dea,  Persistenz  272.  — ,  lingnalis,  Unterbindung  b. 
Operation  von  Zungenkrebs  52.  53.  —  S.  a.  Carotis. 

Arterien,  d.  Hand  u.  d.  Fussrückens,  Anordnung  228. 
— ,  Einfl.  auf  d.  Cirkulation  in  d.  begleitenden  Venen 
229. 

Arthropoden,  Verdauung  b.  solch.  88. 

Astigmatismus,  mit  Kopfschmerz  u.  Neurasthenie  135. 

Athemzug,  Ursache  d.  ersten  b.  Neugebomen  47. 

Athen ,  Sterblichkeit  d.  Kinder  im  Findelhaas  166. 

Atrophie,  senile  d.  Uterus  im  Klimakterium  37.  ~, 
progressive  d.  Muskeln,  Indicanansscheidung  im  Harne 
121.  — ,  congenitale  d.Hand  b.  umschriebener  Atrophie 
d.  Vorderhoms  d.  Halsanschwellung  135. 

Atropin,  Wirkung  auf  d.  Uterus  40.  — ,  Vergiftung 
durch  endermat.  Anwendung  129. 

Auge,  Massage  b.  Episkleritis  180.  — ,  Messung  d.  Re- 
fraktion 271.  — ,  Affektion  in  Folge  von  Masturbation 
272.  — ,  künstliches,  Herstellung,  Auswahl  a.  Einsetzen 
193  flg. 

Augenheilkunde,  Vorträge  aas  d,  Gesammtgebiet« 
ders.  (von  Ludwig  Mauthner,  9.  Heft,  Bec.)  221. 

Augenhöhle,  Exostose  in  ders.  271. 

Augenkrankheiten,  Behandlung  ansteckender  64. 
— ,  Bezieh,  zu  Hirnkrankheiten  179.  — ,  Nervendeh- 
nung b.  solch.  180. 

Augenlid,  Epitheliom  64. 

Bacillus,  amylobacter  95.  — ,  leprae  250. 

Bad  8.  Nasenbad. 

Bakterien,  Wirkung  d.  Indol  gegen  dies.  121.  — , 
T5dtung  durch  Hitze  207.  — ,  b.  Diphtheritis  279.  — 
S.  a.  Fänlnfesbakterien. 

Balsamische  Mittel,  Anwendung b. Diphtheritis 292. 

Bartholinische  Drüsen,  Cysten  ders.  154. 

Baryt,  salpetersaurer,  Vergiftang  131. 

Bauchcysten,  Entwicklung  157. 

Bauchhöhle,  Verhältniss  d.  Niere  zu  ders.  3.  — ,  Ha- 
matocele  in  ders.,  Operation  56. 

Bauch  schnitt,  zur  Entfernung  d.  Fötus  b.  Eztra- 
uterinsohwangerschaft  211.  —  S.  a.  Gastrotomie. 

Baaobschwangerschaft  (Entfernung  d.  Fötus  durch 
d.  Banchsohnitt)  211.  (mit  Vereiterung  d.  Cyste,  Hei- 
lung) 212. 

Banmwollenstaude,  Aufguss  d.  Blätter  als  Galakt- 
agognm  218. 

Baunscheidtismns,  Nutzen  b.  Hyperämie  d.  Hirns 
u.  seiner  Häute  12. 

Becken,  Fraktur  mit  Zerreissung  d.  Harnröhre  58. 

Beckenendlage,  Schlinge  zur  Vollendung  d.  Geburt 
47.  — ,  Häufigkeit  157. 

Beckenorgane,  Krebs  ders. ,  Behandlung  d.  Schmerzes 
218. 

Beerdigung,  Begräbniss,  d.  Leichenverbrennung 
gegenüber  206. 

Benzoetalg,  zur  Bereitung  von  Salbenmull  9. 

Berauschung,  partielle  vor  Operationen  behufs  Ver- 
hütung d.  Shock  270. 

Bewegung,  Einfl.  auf  d.  Körperwärme  229. 

Bibron's  Antidot  f.  Schlangengift,  Nutzen  b.  Diphthe- 
ritis 290. 

Biederte  Bahmgemenge  164. 

Bier,  Einfl.  auf  d.  Verdauung  83. 

Binden,  elastisohe.  Einwicklang  d.  Extremitäten  in 
•olfibA  gegen  akute  Anämie  262. 


Bindegewebe,  als  Substrat  d.  Amyloldentartnng  186. 

Bindehaut  s.  Conjunctiva. 

Blasen-Mastdarm-Fistel  (Ursachen)  60.  (Behand- 
lung) 61. 

Blasenstein,  Bildung  neben  Utemsvorfall  214. 

Blausäure,  Häufigkeit  d.  Vergiftung  10. 

Blei,  in  Zinngefässen  130. 

Blennorrhoe,  d.  Harnröhre  s.  Tripper. 

Blut,  b.  Leukämie  (Verhalten  d.  Blutkörperchen)  IS. 
(Mikrokokken  in  solch.)  19.  (ehem.  Verhalten)  20. 
— ,  Einfl.  d.  Verminderung  d.  Alkalescenz  auf  d.  Selbtt- 
verdauung  d.  Magens  77.  — ,  Wirkung  d.  Pepsin  auf 
dass.  81.  — ,  Wirkung  d.  Pankreatin  auf  daas.  89.  — , 
Bezieh,  d.  Menge  zum  Eisengehalt  d.  Organe  227.  — , 
Bildong  im  Knochenmarke  d.Säugethiere  228.  — ,  Spek- 
troskop. Nachweis  d.  Kohlenoxyd  in  dems.  236.  S38. 

Blutentziehung,  b. Diphtheritis (Ck)ntraindikati<Miei) 
278.  (Anwendung)  301.  -    S.  a.  Aderlass. 

Blutgefässe,  Gummageschwülste  an  solch.  32.  — , 
Aufnahme  von  Pepton  aus  d.  Darminhalte  durch  solche 
85.  — ,  anatom.  Veränderungen  b.  Lepra  248. 

Blutgeschwulst  s.  Hämatom. 

Blutkörperchen,  weisse,  Vermehrung  b. :  Lteakiote 
18.  22.  Chlorose  24. 

Blutleere,  künstliche,  Anwendung  b.  TransplaalatioB 
von  Hautstückchen  178. 

Blut-Transfusion,  b.  galoppirender  Leokämie  22. 

Blutung  8.  Gebärmutter-,  Nabelblutnng. 

Borsäure,  Wirkung  7.  — ,  Anwendung  b.  Diphtheritis 
276.  281. 

Branntwein,  Einfl.  auf  d.  Verdauung  83. 

Brechmittel,  Anwwdaag  b.  Diphtheritis  277. 

Bright'sche  Krankheit,  akute,  durch  NapUthol  be> 
dingt  28. 

Brom,  Anwendung  b.  Diphtheritis  288. 

Bromäthyl,  als  Narkotikum  64. 

Bromkalium,  Anwend.  b.  DiphtheritiB  286. 

Bronchien,  Stenose  durch  Syphilis  bedingt  152. 

Bronze,  arsenikhaltige  130. 

Bronzehaut,  Fehlen  b.  Erkrankung  d.  Nebesnerea, 
d.  Sympathicus  u.  d.  peripher.  Nerven  15. 

Brustbein  s.  Stemnm. 

Bubo,  suppurirender  (Behandlung)  64.  (abortive  Poak- 
tion)  56. 

Calabar^  Wirkung  auf  d.  Uterns  40. 

Canalis,  hyaloideus,  Persistenz  272. 

Gancroid,  d.  Oesophagus,  Gastrostomie  264. 

Cantharidin,  Veigiftung  darch  innerl.  Anwendong  11. 
— ,  gegen  Tripper  11. 

Carbolsäure,  Wirkung  auf  d.  Uterus  40.  --,  Anwen- 
dung b.  Diphtheritis  (prophylaktische)  276.  (therar 
pentische)  278.  279.  28^.  291. 

Carcinom,  Bezieh,  zu  Gumma  32.  — ,  d.  Leber,  il^ 
dicanausscheidnng  durch  d.  Harn  121. 

Carica  Papaya,  Nutzen  d.  Saftes  gegen  Diphthedfis 
298. 

Carotis,  Ligatur  wegen  Blutung  b.  Operation  eiaer 
Pharynzstenose  150. 

Carpns  s.  Handwurzel. 

Cartilago  s.  Ringknorpel. 

Cellulitis  progressiva  septica  perinaei,  scroti  et  regio- 
nis  hypogastricae  63. 

Centralnervensystem,  Bezieh,  d.  multiplen  Skle- 
rose zur  allgem.  progress.  Paralyse  d.  Irren  238. 

Ghaulmoograöl,  Nutzen  b.  Lepra  252. 

Chemosis,  akute  271. 

Chinin,  Nutzen  b.  Diphtheritis  277.  278.279.280.293. 

Chloasma,  Nutzen  d.  Salbenmullverbands  9.  — ,  uteri- 
num,  Nutzen  d.  Chrysarobin  27. 

Chloralhydrat,  Wirkung  auf  d.  Uterus  40.  — ,  An- 
wendung b.  Diphtheritis  289. 

Chlorammonium,  Inhalation  gegen  DiphtheritiB  378. 

Chlorkalk,  Anwenil.  b.  Diphtheritia  287. 

Chloroform,  Wirkung  auf  d«  Utenu  40. 


Saeh-Register. 


345 


Chlorophyll,  Sanerstoffansseheidong  durch  solches 
enthaltende  Zellen  113. 

Chloro-Pseudolenkämie  24. 

Chlorose,  mit  Vermehrnng  d.  weissen  Blutkörperchen  24. 

Chlorwasser,  Anwendung  b.  Diphtheritis  277. 

C  h  1  o  r  z  i  n  k  ,  Injektion  bei  Hjdrocele  55. 

Chondrin,  Entstehung  ans  Eiweisskörpem  226. 

Chorea,  Indikation  zur  Einleitung  d.  Frühgeburt  156. 
— ,  während  d.  Schwangerschaft,  behandelt  mittels 
Dilatation  d.  Os  uteri  216.  — ,  magna,  Wesen,  For- 
men u.  Behandlung  241. 

Chrysarobin,  Chrysophansänre,  Anwendung  b. 
Behandl.  d.  Hautkrankheiten  25. 

Cirkulation,  ind.  Venen,  durch  Influenz  229. 

Citron ansäure,  Nutzen  b.  Diphtheritis  289. 

Coaltar  saponin^,  Anwend.  b.  Diphtheritis  280. 

Cochenille  mit  Alaun,  Reagens  auf  Amyloidsubstanz 
187. 

Coelenteraten,  Ernährung  b.  solch.  89. 

Cognao,  Nutzen  b.  Diphtheritis  277. 

Colchicum,  Vergiftung  11.  — ,  Einwirkung  auf  den 
Darmtraotus  125. 

Collapsus,  b.  Diphtheritis,  Behandlung  278 . 

Colon  transversum,  Krebs,  operatiye  Behandlang  175. 

Coloquinthen,  Wirkung  auf  d.  Uterus  40. 

Colotomle,  wegen  Krebs  d.  Rectum  266. 

Conjnnctiva,  Trachom,  Amyloidentartung  b.  solch. 
186.  — ,  akute  Chemosis  271. 

Copaivabalsam,  Nutzen:  b.  Lepra  252.  b.  Diphthe- 
ritis 285.  293. 

Cornea  s.  Hornhaut. 

Cowper'sche  Drusen,  hlstolog.  Bau  228. 

Crustaceen,  Verdauung  b.  solch.  88. 

C  üb  eben,  Anwend.  b.  Diphtheritis  285.  292. 

Curare,  Vergiftung,  Vermögen  d.  Schmerzempflndung 
129. 

Cyanide  s.  Blausäure. 

Cyanquecksilber,  Anwend.  b.  Diphtheritis  287. 

Cyste,  d.  Bartholin'schen  Drusen  154.  — ,  d.  Darms  u. 
d.  accessor.  Gallenwege  als  Geburtshindemiss  157.  — 
8.  a.  Bauchcyste. 

Dammriss,  firischer,  Naht  158. 

Darm,  Communikation  mit  d.  untern  Hamwegen  59. 
— ,  Lufteintritt  in  dens.  b.  Neugebomen  72.  — ,  Länge 
b.  Menschen  73.  — ,  Absorption  von  Pepton  aus  d.  In- 
halte 8£.  — ,  Verhalten  d.  Kieselsäure  in  solch,  b. 
Bchaaf&n  87.  — ,  Wirkung  d.  Colchicum  auf  dens.  125. 
— ,  Cysten  dess.  (als  Geburtshindemiss)  157.  (Ent- 
stehung) 157.  — ,  Ocdusion  durch  Adhäsion  mit  d. 
Uteras  bedingt,  Laparotomie  265.  — ,  Resektion  einer 
brandigen  Schlinge  b.  d.  Hemiotomie  266.  —  S.  a. 
Colon;  Dickdarm;  Dünndarm;  Verdauungskanal. 

Darmgase,  in  d.  Blase  bei  Communikation  mit  dem 
Darme  59. 

Darmkatarrh,  chronischer,  Indicanausscheidung  121. 

D e ci  d u a ,  Retention,  Adenom  d.  Uteras  158. 

Deciduom  158. 

Dermatomykosen,  Behandlung  25. 

Desinfektion,  mittels  Hitze  206.  — ,  d.  Kranken- 
ränme  u.  Gebrauchsgegenstände  b.  Diphtheritis  278  flg. 

Desinfektionsanstalt  275. 

Desinfektionsöfen  207. 

Desinficientia,  Anwend.  b.  Bebandl.  d.  Diphtheritis 
276. 

Deutschland,  Gebnrts-  u.  Sterbliohkeitsverhältnisse 
in  d.  grossen  Städten  im  J.  1880  188. 

Diastase,  Unterschied  vom  Speichelferment  70.  — , 
Wirkung  auf  Amylaceen  90. 

D  i  c  k.d  a  r  m ,  X^rebs,  operatiye  Behandlung  1 74. 

Digitalin ,  Wirkung  auf  d.  Verdauung  127. 

Dilatation,  b.  syphilit.  Larynxstenose  150. 

Dilatator,  mit  Messer  combinirt.,  zur  Operation  von 
Laryazatenosep  151. 
Mefl.  Jahrbb.  Bd.  IM.  Hft«a. 


Diphtherie,  Diphtheritis,  Leukämie  nach  solch.  6. 
— ,  Mortalität  192.  — ,  Prophylaxe  273.  — ,  Ueber- 
tragung  durch  d.  Sekret  d.  Mundhöhle  274.  — ,  Be- 
handlung (Tracheotomie)  274.  277.  283.  289.  301. 
(Schwefelmittel)  276.  (Antiseptika,  Desinficientia)  276. 
(Eisenmittel)  287.  (Quecksilberraittel)  287.  (Chloral- 
hydrat)  289.  (Säuren)  289.  (Alkoholika,  Excitantien, 
Stimulantien)  290.  (baisam.  Mittel)  292.  (PUocarpin) 
293.  (Juglans  nigra)  298.  (Papayotio)  298.  (Pepsin- 
glycerin)  299.  (abortive)  299.  (Aetzungen)  299.  300. 
(Blntentziehung)  301.  — ,  Bakterien  b.  solch.  279. 
— ,  Ueberimpfung  d.  Organismen  279.  — ,  Lähmung 
nach  solch.,  Behandlung  280. 

Diphtherltis-Spitäler  275. 

Divertikel,  am  Magen  d.  SchweinefStus  74. 

Doppelmissgeburten  220. 

Drahtschlinge,  Verwendung  zur  Abtragung  von  Zun- 
genkrebs 52. 

Drainage,  b.  alldem.  Hydrops  178. 

Drainröhren,  aus  decalcinirtem  Knochen  1 78. 

Drehbret  s.  Tours. 

Drüse,  Bartholinische,  Cyste  den.  154.  — ,  Cowper'- 
sche,  Bau  228.  —  S.  a.  Speicheldrusen. 

Dfinndarm,  Capacität  b.  Neugebomen  u.  Kindern  73. 
— ,  bydrolyt.  Wirkung  90.  — ,  Funktionen  95.  — ,  Be- 
schaffenheit d.  Saftes  94.  (Würkung  auf  Fibrin,  Stärke 
u.  Fett)  95. 

Duodenektomie  174. 

Dusche  s.  Vaginaldusohe. 

Dyspepsie,  Temperatur  d.  Magengegend  76.  — ,  ato- 
nische 76.  — ,  Alkaleecenz  d.  Harns  b.  solch.  80. 

Eicraseur,  Verwendung  zur  Abtragung  von  Zungen- 
krebs 54. 

E  i ,  Degeneration  (langes  Verweilen  im  Uteras)  155.  (In- 
dikation zur  Einleitung  d.  Abortus)  156. 

Eis ,  Anwendung  b.  Diphtheritis  278. 

Eisen  s.  Ferrum. 

Eisenchlorid  s.  Ferrum. 

Eiterung,  chronische,  Indicanausscheidung  b.  solch. 
121. 

Ei  weiss,  Verdauung  dess.  81.  — ,  Rückbildung  von 
Pepton  in  solch.  84.  — ,  Lösung  durch  Glycerin  89. 

Eiweisskörper,  Entstehung  von  Glutin  u.  Chondrin 
aus  dens.  226. 

Ektropium,  d.  Muttermundes,  angebornes  257. 

Ekzema,  d.  NaseneingauKes ,  Salbenmullverband  10. 
— ,  marginatum,  Behandlung  26. 

Elektricität,  Wirkung  auf  d.  Uteras  42.  263. 

Embryo,  Bildung  d.  Graafschen  Follikels  b.  solch.  227. 

Embryologie,  Handbuch  d. vergleichenden  (von F. M. 
BalfowTf  übersetzt  von  B.  Vetter^  Reo.)  204. 

£  m  e  t  i  k  a ,  Anwendung  b.  Diphtheritis  277. 

Emmet's  Operation  d.  Cervikalrisse  43. 

Encephalocele,  angeborne  220. 

Endometritis,  d.  Corpus  uteri  214. 

Entbindung,  Einleitung  durch  Sprengung  d.  Blase  b. 
Plac.  praevia  lateralis  45.  — ,  Blutung  b.  solch,  b.  Plac. 
praevia  261.  —  S.  a.  Geburt ;  Verletzung. 

Entwicklungsgeschichte,  d.  knorpligen  Gehör- 
knöchelchen b.  Säugethieren  6. 

Enzym,  Bildung  in  d.  Geweben  u.  Gefässen  d.  Everte- 
braten  89. 

Epheliden,  Nutzen  d.  Salbenmullverbandes  9. 

Epididymitis,  gonorrhoische,  Nutzen  d.  Salbenmull- 
verbandes 9. 

Epiglottis,  Exstirpation  d.  krebsig  entarteten  nach 
Pharyngotomia  subhyoidea  54.  — ,  stenosirende  gum- 
möse Infiltration  146. 

Episfcleritis,  Massage  d.  Auges  gegen  solche  180. 

Epispastika  s.  Hautreize. 

Epithel,  d.  Harnblase,  Verhalten  b.  d.  Ausdehnung  u. 
Contraktion  4. 

Epitheliom,  d.  Augenlider  64. 

44 


346 


Saoh-Register. 


Erbrechen,  Mechanismus  72.  —  S.  a.  Brechmittel. 

Ergotin,  Wirkung  auf  d.  Uteras  40. 

Erhenken,  Selbstmord  durch  solch.,  lokale  Befunde 
183. 

Erinnerungskrämpfe,  coordinirte  242. 

Ernährung,  Physiologie  ders.  (Bezieh,  d.  Peptone  zu 
ders.)  84.  86.  (b.  d.  Actinien)  89.  (b.  d.  Coelentera- 
ten)  89.  (Verwendung  d.  Pankreasdrüse  für  solche)  91. 
— ,  d.  Säuglinge  u.  kleinen  Kinder  169  flg.  —  S.  a. 
Verdauung. 

Erwachsene,  Beschaflfenh.  d.  Uterusschleimhaut  36. 
— ,  Bildung  d.  Graafschen  Follikel  b.  solch.  227. 

Erziehung,  in  d.  ersten  Kindheit  167. 

Evertebraten,  Enzymbildung  b.  solch.  89. 

Exanthem,  b.  Syphilis,  Verhalten  gegen  spec.  Behand- 
lung 264. 

Excitantia,  Anwendung  b.  Diphtheritis  290. 

Exostose,  ind.  Orbita  271. 

Extractum  s.  Jaborandi. 

Extr  ante  rinsch  wanger  Schaft,  Indikation  d.  Lapa- 
rotomie 212.  —  S.  a.  Bauch-,  Tuben-Schwangerschaft. 

Extremitäten,  Einwicklung  in  elast.  Binden  gegen 
akute  Anämie  262. 

Fabrik,  Verwendung  yon  Kindern  in  solch.  208. 

Faeces,  b.  Leukämie  20.  — ,  Eigenschaften  der  phy- 
siolog.  u.  patholog.  96. 

Fäulniss,  Wirkung  d.  Qalle  gegen  dies.  92. 

Fäulnissbakterien,  Nachweis  113. 

Fallopische  Bohre  s.  Tuba. 

Farbstoff  s.  Cochenille;  Bothweintebstoff. 

Fascia  transversa,  Anatomie  124.  —  S.  a,  Hals- 
Cascie. 

Ferment,  d.  Speichels  70. 

Ferrum,  in  Leber  u.  Milz  b.  yersch.  Krankh.  226.  — , 
Verwendung  verschied.  Präparate  gegen  Diphtheritis 
(muriaticum)  277.  (sesquichloratum)  277.  287.  (sub- 
sulphurosum)  284.  (sulphurosum)  279. 

Fett,  Verdauung  (Emulgirong,  Nutzen  d.  Qalle)  98. 
(patholog.  Verhältnisse)  94.  (Wirkung  d.  Dünndarm- 
saftes)  96. 

Fettsäure,  Bedeutung  b.  d.  Ernährung  94. 

Fibrin,  Veränderung  d.  Menge  im  Blute  nach  Einspri- 
tzung von  Pepsin  81.  — ,  Einwirkung  d.  Dilnndarm- 
saftes96. 

Fibröses  Gewebe,  Syphilis  dess.  264. 

Fibroid,  d.  Gebärmutter,  operative  Behandlung  213. 

Fieber,  Verminderung  d.  freien  Salzsäure  im  Magen- 
saft b.  solch.  78.  — ,  Nutzen  d.  Salzsäure  78. 

Findelhaus,  Tours  (Drehbreter)  in  solch.  166.  — ,  in 
Athen,  Sterblichkeit  d.  Kinder  166. 

Finger,  anatom.  Veränderungen  an  solch,  b.  Lepra  249. 

Fische,  Speicheldrusen  b.  solch.  87.  — ,  Beschaffenh. 
d.  Magensaftes  87.  — ,  Genuss  solch,  als  Urs.  v.  Lepra 
262. 

Fischsterben,  med.-poliaeil.  Untersuchung  184. 

Flachsrösten,  Verderbniss  der  Wasserläufe  durch 
solch.  186. 

Flaschen,  f.  Säuglinge  162. 

Fleisch,  Verdauung  83. 

Fleischpepton,  Darstellung  86. 

Flexura  sigmoidea,  Krebs,  operative  Behandlung  176. 

F 1 0  r  e  s  sulphuris ,  Einblasung  gegen  Diphtheritis  289. 

Flu  SS  krebs,  Verdauung  b.  solch.  88. 

Foetus,  Palpaüon  d.  Bflckens  u.  Auskultation  d.  Hen- 
töne  am  Ende  d.  Schwangerschaft  46.  — ,  vollständ. 
Bfickenlage  46.  — ,  Bezieh,  d.  Nierenausscheidung  zum 
Fruchtwasser  47.  — ,  Auftreten  eines  Zymogen  89.  — , 
Querlage  b.  Plac.  praevia  166.  — ,  Behandl.  d.  Steiss- 
lage  mit  d.  Schlinge  166.  — ,  Cysten  d.  Darmrohrs  n. 
d.  accessor.  Gallen wege  als  Geburtshindemiss  167.  — , 
Häufigkeit  d.  Beckenendlage  167.  — ,  Entfernung  mit- 
tels Bauchschnitts  bei  Extrauterinschwangerschaft  211. 
— ,  graph.  Darstellung  d.  Bewegungen  219.  — ,  Wen- 
dung b.  Plac.  praevia  262.  —  S.  a.  Schwein. 


Follikel,  Graafscher,  Bildung b.  Embryo  n.  Erwack- 

senen  227. 
Frau,  Beschaifenh.  d.  Uterus  im  Alter  37. 
Frauenmilch,  kfinstUche  160. 
Fremdkörper,  als  Urs.  von  BlasenmastdarmfisM  60. 

—,  in  d.  Vagina  214. 
Frosch,  Anatomie  dess.  (von  Alezander  Ecker ^  2.  Abtii., 

Bec.)  96. 
Fruchtabtreibnng  (mit  Phosphor)  130.  (darehOal- 

vaaisation)  263.  —  S.  a.  Abortus. 
Fruchtblase,  künstl.  Sprengung  b. Plac.  praevia  late- 

raliB46. 
Fruchtwasser,  Ursprung  47. 
Fuss,  Paralyse  in  Folge  von  Neuritis  14.  — ,  vasoraotor. 

Nerven  231. 
Fussgelenk,  Verhalten  d.  UnterschenkelmnskelB  so 

dems.  122. 
Fusswnrzel,  Grundtypus  des  Bete  dorsale  228. 

Qalaktagogum,  Anlignss  v.  Blättern  d.  Baammil- 
staude  218. 

Galle ,  Wirkung  gegen  Fäulniss  92.  — ,  blaoe  98.  -, 
Gehalt  an :  Schwefel  93.  Stickstoff  93.  — ,  Nataeeii  1  d. 
Besorption  von  Fetten  93.  — ,  Ausscheidung  d.  Queck- 
silbers durch  dies.  233. 

Gallen farbstoff,  im  Harne  b.  Commudkation  d. 
Darms  mit  d.  Blase  69. 

Galvanisation,  d.  schwängern  Uterus  zum  Zwecke 
d.  Fruchtabtreibung  263. 

Gangrän,  einer  Gvariengeschwulst,  durch  Aehsendre- 
hung  u.  Einklemmung  bedingt  217.  — ,  d.  Danna,  Re- 
sektion 266. 

Gase,  brennbare,  Entwicklung  im  Magen  76.  — »ta- 
lige, Bezieh,  d.  Eindringens  in  d.  Wohnung  aur  Bd(- 
stehung  d.  Diphtheritis  276.   —  S.  a.  Kohlenoxydgai. 

Gastrektasie,  Verhalten  d.  Magensaftes  78. 

Gastrostomie,  wegen  Krebs  d.  Oesophagus  169.  i$L 

Gastrotomie,   zur  Entfernung  des  Fotos  bei  Eihi- 
uterinschwangerschaft  211. 

G  e  b  ä  r  m  u  1 1  e  r ,  Verhalten  d.  Schleimhaut  (In  verBädsL 
Altersperioden)  36.  (zur  Zeit  d.  Menstruation)  36. 266. 
(b.  Neugebomen)  36.  (b.  Erwachsenen)  86.  — ,  Be- 
schaffenheit b.  alten  Frauen  37.  — ,  Atrophie  im  Kli- 
makterium 37.  — ,  Physiologie  d.  Bewegung  38.  —, 
Wirkung  verschied.  Arzneimittel  u.  Beize  auf  dies.  40. 
41.  42.  — ,  LAgeabweichungen  (Behandlung)  44.  (Voi^ 
fall)  214. 216.  (u.  Knickungen)  216.  (Anteveni<Hi,  ope- 
rative Behandlung)  268.  —,  Verhalten  d.  untern  Ab- 
schnitts am  Ende  d.  Schwangerschaft  44.  — ,  langes 
Verweilen  eines  degenertrten  Eies  in  ders.  166.  — , 
Adenom  nach  Betention  d.  Deddua  168.  — ,  Endome- 
tritis d.  Körpers  214.  — ,  Innervation  266.  — ,  Ka- 
tarrh mit  Erosion  d.  Vaginalportion ,  Nutzen  d.  Abkfiih 
lung  266.  — ,  Morphologie  d.  Vaginalportion  267.  — , 
Adhäsion  d.  Darms  mit  solch.,  Ocdusion  d.  letaten, 
Laparotomie  266.  —  S.  a.  Hämatocele ;  Metritta ;  Paia- 
metritis. 

Gebärmutterblutung  b.  Piaoenta  piaevia  269.  UU 

Gebärmutter-Fibroid,  operative  Behandlung »13. 

Gebärmutter-Hals,  Risse  in  solch.,  Ebmnel'«  Ope- 
ration 43.  — ,  Stenose  als  Urs.  von  MenatmatioiirtM- 
schwerden  n.  SteriUtät  164.  (Behandlung)  267.  -^ 
Erosionen  an  solch.  214. 

Gebärmutter-Mund,  Dilatation  zur  Behandlung  tob 
Chorea  während  d.  Schwangerschaft  216.  — ,  aagetior- 
nes  Ektropium  267. 

Gebärmutter-Polyp,  Nutzen  d.  Natronätiiyl  128. 

Gebärzange  s.  Zange. 

Geburt,  Contraktur  d.  Levator  ani  als  Hindomiss  84. 
— ,  normale  nach  mehrtaher  Verletiung  einer  Hocb- 
schwangem  262.  — ,  nach  d.  Tode  d.  Mutter  39.  — , 
Eialeitong  (durch  Sprengung  d.  Blase  b.  Plaeenta  prae- 
via) 46.  (b.  Puerperalmaaie)  46.  — ,  SchUngenffVoU- 
endong  denu  b.  Beokenesdlageo  47.   ^y  Cpi^t^  d. 


Saeh-Register. 


347 


Darms  a.  d.  acc«88or.  Gsllenwega  b.  FStus  als  Hlnder- 
nU»  157. 

Oebnrten,  Statistik  ind.  cprSssem  dentBchen  Städten 
im  J.  1880     188.  Id9. 

Oebnrtshülfe  s.  Ostetricia. 

Oef&Bse  s.  BlutgefSsse. 

Gehirn,  leokam.  Nenbilduog  17.  <--,  einseit.  Krank- 
heitsherde mit  seknnd.  doppelseit.  Rfickenmarksdegene- 
ration  133.  — ,  HeilmiK  einer  organ.  Krankheit  133.  — , 
Bezieh,  d.  Erkrank,  zu  Augenkrankheiten  179.  — ,  Er- 
weiohnng  (b.  Vergiftang  dnreh  Kohlenozydgas)  235. 
(im  Pens  mit  partieller  Zerstörung  d.  Triigreminns  als 
Urs.  Yon  neuropanüyt.  Homhaotentifindung)  272. — ,  Be- 
handl.  d.  Hyperamie  dess.  u.  seiner  Hfiute  mit  Hant- 
reizen 12.  —  S.  a.  Encephalooele ;  Nervensystem. 

Geh5rkn5ohelchen,  knorplige  Entwicklung  6. 

Geistesstörung  s.  Hypomanie;  Manie;  Paralyse; 
Puerperalmanle. 

Gelenk  s.  Fuss-,  Hand-,  Hüftgelenk. 

Genitalien,  b.  Weibe  (Neubildungen  an  d.  äussern) 
154.  (Kfihlapparat  f.  dies.)  255. 

Geräthsohaften,  Desinfektion  behufs  Prophylaxe  d. 
Diphtheritis  273.  275. 

G  erichtliche  Medicin,  Lehrbuch  den.  (von  Eduard 
HofiMom,  Bee.)  228. 

Gerichtlioh-med.  Institut,  in  Prag,  Erfahrungen 
ans  dems.  180. 

Gesehwulst,  spontanes  Verschwinden  solch.  269.  — 
8.  a.  Adenom;  Encephalocele ;  Epitheliom;  Exostose; 
Fibroid;  Qammagesohwulst ;  Hämatoeele;  Hämatom; 
Polyp. 

Geschwür,  am  Penis,  Salbenmullverband  10. 

Gesundheitspflege,  prakt.  Beiträge  zu  soleher  (Ton 
E.  Homemann ,  fibers.  Ton  E,  Liebich ,  Bec.)  205.  — , 
Bedeutung  d.  Kohle  f.  dies.  206. 

Gesundheitswesen,  öffentliches,  Handb.  den.  (yon 
Herrn.  Eulenberg,  Bec.)  108. 

Getränke,  heisse.  Nachtheile  f.  d.  Magen  76. 

Gi f  t  s.  Aetzgifte ;  Vergiftung. 

Glandula  lacrymalis,  Adenom  271. 

Glasaugen,  Herstellung,  Auswahl  u.  Einsetzen  193 flg. 

Glaukom,  Entstehung  u.  Behandlung  221. 

Glieder,  kfinstliche,  Studien  fiber  solche  (von  0.  Kar- 
pimki,  Bec.)  99. 

Glottiskrampf,  durch  Kehlkopfsyphüis  bedingt  146. 

Glottisödem,  durch  KehlkopfsyphiUs  bedingt  146. 

Glutin,  Entstehung  aus  Eiweisskörpem  226. 

Glycerin,  lokale  Anwendung  beiBehandl.  d.  Uterus- 
deviationen  44.  — ,  Lösung  von  Eiweiss  durch  solch. 
89.  — ,  Nutzen  b.  Diphtheritis  277.  280  flg.  —  8.  a. 
Pepsin-,  Phenol-Glyoerin. 

Glycerin-Pankreasextrakt,  Verdauungsversuche 
mit  solch.  90. 

Glykosurie,  b.  Kohlenoxydyergiftung  236.  237. 

Goapulver,  Anwend.  b.  Hantkrankheiten  25. 

Gonorrhöe  s.  Tripper. 

Graafscher  Follikel,  Bildung  b.  Embryo  u.  Er- 
wachsenen 227. 

Greisenalter,  Verhalten  d.  Uterus  37.  — ,  Sterblich- 
kett  191. 

Gummageschwulst,  Diagnose  (von  andern  (Geschwül- 
sten) 30.  (in  d.  Muskeln)  31.  (in  d.  Zunge)  32.  — , 
Beziehung  zu  Krebs  32.  — -,  d.  Blutgefässe  32.  — ,  d. 
Epiglottis  146. 

Gurgelung,  b.  Diphtheritis  (prophylaktische)  273. 
(therapeut.  mit  heissem  Wasser)  299. 

Guttapercha-Maske,  Schwefelkohlenstoflvergiftung 
dunsh  Tragen  einer  solch.  11. 

Hämatoeele,  faid.  Bauchhöhle ,  Operation  56.  — , 
retrouterina  in  Folge  von  Galvanisation  d.  schwängern 
Uterus  zum  Zwecke  des  Abortus  263. 

Hämatom  in  d.  Achselhöhle  270. 

Hämaglobinurie,  Einathmen  von  Anenikwasser- 
stofflO. 


Hämorrhagische  Diathese,  als  ContEalndikation 
gegen  operative  Eingriffe  bei  Leukämie  22. 

Hämorrhoiden,  Nutzen  d.  Natronäthyl  129 .  — ,  Ope- 
ration 268.  — ,  Geschwulstbildung  nach  Aetzung  286. 

Halsfascie,  oberflächliche,  Spannmuskel  ders.  122. 

Halsvenen,  Inspirator,  ^schwellen  b.  Perikardial- 
verwachsung  244. 

Hammer,  Entwicklung  b.  Säugethieren  6. 

Hand ,  Paralyse  in  Folge  von  Neuritis  114.  — ,  nervöse 
Affektionen  135.  — ,  congenitale  Atrophie  b.  Atrophie 
d.  Vorderhoms  d.  Halsanschwellung  185. 

Handbuch,  d.  öffentl.  Gesundheitswesens  (von  Herrn. 
Eulenberg,  Bec.)  103.  — ,  d.  vergleich.  Embryologie 
(von  F.  M.  Balfour,  fiben.  von  B.  Vetter ,  Rec.)  204. 

Handgelenk,  Verhalten  d.  Vorderarmmuskeln  zu 
dems.  122. 

Handwurzel,  Grundtypus  d.  Bete  dorsale  228. 

Harn,  Einfl.  d.  Rückenmarks  auf  d.  Sekretion  3.  — , 
Beschaffenheit  (b.  Leukämie)  20.  (b.  Communikation 
d.  Darmrohn  mit  d.  Blase)  59.  — ,  Einflnss  d.  Schwi- 
tzens auf  dens.  79.  — ,  Alkalescenz  (unter  physiolog. 
Bedingungen)  79.  (bei  Dyspepsie)  80,  — ,  Bildung  oxal- 
saurer  Goncremente  u.  Sedimente  114.  — ,  Indican  in 
solch,  (ehem.  Beschaffenheit)  116.  (Nachweis)  117. 
(Abstammung)  118.  (Ausscheidung)  119.  120.  (Vor- 
kommen unter  patholog.  Verhältnissen)  120.  121.  — , 
Vorkommen  von  Amyloidkörperchen  in  dems.  185.  — , 
Zuckergehalt  nach  Kohlenoxydvergiftung  236.  237.  — 
S.  a.  Hämoglobinurie. 

Harnblase,  Verhalten  d.  Epithels  b.  Ausdehnung  u. 
Contraktion  4.  — ,  Resorptionsvermögen  4.  — ,  Krampf 
d.  Halses  als  Urs.  v.  Hamretention ,  Behandlung  57. 
— ,  Katheterismus  57.  — ,  Punktion  57.  60.  — ,  Fistel 
zwischen  ders.  u.  d.  Rectum  60.  — ,  Hernie  ders.  176. 
— ,  Myom  177. 

Harnorgane,  angebome  Communikation  mit  d.  Rec- 
tum 221. 

Hamretention,  Behandl .  verschied.  Formen  57. 

Harnröhre,  Resorptionsvermögen  4.  — ,  Verengerung 
als  Urs.  V.  Hamretention  57.  — ,  Zerreissung ,  Dia- 
gnose 58.  —  Blenorrhöe  s.  Tripper. 

Harnstoff,  Resorption  v.  d.  Blase  aus  5. 

Hartriegel,  Jamaikanischer,  Wirkung  124. 

Haut,  Pigmentflecke,  Nutzen  d.  Salbenmittelverbandes 
9.  — ,  anatom.  Verbindungen  b.  Lepora  248.  —  S.  a. 
Bronzehaut. 

Hautkrankheiten,  Therapie 25.  (parasitäre)  25.  — , 
System  ders.  (von  Heinrich  Anspitz,  Rec.)  209.  — , 
Lehrbuch  ders.  (von  Louis  A,  Dukring,  Rec.)  210. 

Hauttransplantation,  Anwend.  d.  kfinstl.  Blut- 
leere 178. 

Hautreize,  Nutzen  b«  Hyperämie  d.  Hirns  u.  seiner 
Häute  12. 

Hebelpessarium,  Anwendung  bei  Lageveränderun- 
gen d.  Uterus  216. 

Heliciden,  Verdauung  b.  solch.  88. 

Helicopepsin  88. 

Hernie,  d.  Harnblase  176.  — ,  des  Darms,  Resektion 
einer  brandig  gewordenen  Schlinge  266. 

Herpes,  progenitalis,  Salbenmullverband  10.  — ,  ton- 
surans, Behandlung  25.  28. 

Herz,  Wirkung  d.  Aconitin  auf  dass.  7.  — ,  Lage  dess. 
136.  — ,  Wirkung  der  Perikardialverwachsnng  auf 
dass.  246. 

Herztöne,  d.  Fötus,  Auskultation  am  Ende  d. Schwan- 
gerschaft 46. 

Hirnhäute,  Hyperämie,  Behandlung  mit  Hautreizen  12 . 

Hitze,  "^^kung  auf  d.lfilch  163.  — ,  Desinfektion  mit- 
tels solch.  206. 

Höhlennähte,  Nadelhalter  f.  solche  270.  271. 

Höllenstein,  Aetzung  mit  solch,  b.  Diphtheritis  301. 

Hornhaut,  Untersuchung  zur  Messung  d.  Refraktion 
271.  — ,  neuroparalyt.  Entzündung  271. 

Hospital,  f.  Diphtherltiskianke  275. 

HospitaUtatiBtiJk209. 


348 


Sach-Register. 


Hfiftg^elenk,  angeborae  beiderseit.  Luxation  220. 
Hyalinentartang:,  Bezieh. znr Amyloidentartoncr  1 86. 
Hydrargymm,   Ausscheid,  durch  d.  Galle  233.    — , 

bichloratom,  Anwendung  b.  Diphtheritis  288.   — ,  cya- 

natum,  Anwendung  b.  Diphtheritis  287.  — ,  peptonisa- 

tnm,  subcutane  Injektion  gegen  Syphilis  234.  —   S.  a. 

Peptonqnecksilber ;  Unguentum. 
Hydrocele,  geheilt  durch  eine  Chlorzinkinjektion  55. 

— ,  intraabdominalis  bilocularis  66. 
Hydrocephalus,  angebomer  220. 
Hydrops,  Drainage  b.  allgemeinem  178.   — ,  b.  Amy- 

loidentartung  d.  Nieren  188. 
Hydrotherapie,  gegen  Chorea  magna  241. 
Hy  gl  eine  u.  Erziehung  in  d.  ersten  Kindheit  167. 
Hygieinische  Abhandlungen  (von  E,  Homemann^ 

übers,  v.  E.  lÄehich^  Rec.)  205. 
Hyperämie,  d.  Gehirns  u.  seiner  Häute,  Behandl.  mit 

Hautreizen  12. 
Hyperästhesie  b.  Lepra  246. 
Hypomanie  221. 

Hypoxanthin,  Darstellung  aus  Blutflbrin  91. 
Hysterie,  im  Kindesalter  241 . 

Jlaborandi,  Nutzen  d.  Extraktes  d.  Blätter  b.  Diph- 
theritis 297.  —  S.  a.  Pilocarpin. 

Jahresbericht,  11.,  d.  Landes-Medicinal-Collegium 
über  d.  Medicinalwesen  im  K.  Sachsen  auf  d.  J.  1879 
(Reo.)  104. 

Ichthyosis,  Anwend.  d.  Naphthol  28. 

Icterus  neonatorum  u.  seine  Beziehung  zurNabelblu- 
tnng  48. 

Indican,  Wesen  u.  Vorkommen  115.  116.  — ,  im  Harn 
116.  — ,  Nachweis  117.  — ,  Entstehung  118.  — ,  Aus- 
scheidung 120.  — ,  Bezieh,  zu  pathol.  Zuständen  120. 
121. 

Indigo,  in  einem  Nierensteine  121.  — ,  innerl.  Anwen- 
dung 121. 

Indol,  Wirkung  gegen  Bakterien  121. 

Infektionskrankheiten,  zur  Statistik  d.  Sterblich- 
keit an  solch.  191. 

Inhalationen,  gegen  Diphtheritis  (Joddämpfe)  278. 
(Carbolsäure)  282.  (Kalkwasser)  283.  (heisse  Wasser- 
dämpfe) 291.  299.  (SauerstofiO  297. 

Injektion,  von  Chlorzink  gegen  Hydrocele  55.  —  S.a. 
Subcutane  Injektion. 

Institut,  gerichtl.-med.  zu  Prag,  Erfahrungen  aus  dem- 
selben 180. 

Insufflation,  von  Flores  snlphuris  gegen  Diphtheritis 
276. 

Joddämpfe,  Anwend.  gegen  Diphtheritis  278. 

Jodkalium,  Resorption  von  d.  Harnblase  aus  4. 

Jod- Jodkaliumlösung,  Anwendung b.  Diphtheritis 
286. 

Jodphenol,  Anwend.  b.  Diphtheritis  288. 

Iridotomie,  b.  Staaroperation  179. 

Iris,  Entzündung,  Anwend.  d.  salicyls.  Natron  272. 

Irrigation,  kalte  im  Rectum,  Einfl.  auf  d.  Magentem- 
peratur 75. 

Ischiadicus,  Einü.  auf  d.  Temperatur  im  Fusse  231. 

Ischurie  s.  Hamretention. 

Juglans  nigra,  Nutzen  b.  Diphtheritis  298. 

Malte,  Anwend.  im  Rectum,  Einfl.  auf  d.  Bfagentem- 
peratur  75.  —  S.  a.  Eis. 

Kali,  causticums.  Liquor  potassae.  — ,  chlorsaures  (Wir- 
kung auf  d.  Verdauung)  127.  (Anwend.  b.  Diphtheritis) 
273.  277.  284.  — ,  hypermanganicum ,  Anwendung  b. 
Diphtheritis  276.  277.  278.  — ,  nitricum,  Wirkung  auf 
d.  Verdauung  127.  -^,  sulphuricum ,  Wirkung  auf  d. 
Verdauung  127. 

Kalkwasser,  Anwend.  b.  Diphtheritis  283.  287. 

Kaltwasserbehandlung,  gegen  Chorea  magna  241. 
—  S.  a.  Waschung. 

Kampher,  Anwend.  b.  Diphtheritis  277.  —  S.  a.  Phe- 
nolkampher. 


Katarakte,  Operation  mittels  Iridotomie  1 79. 

Katarrh,  d.  Uterus  mit  Erosionen  an  d.  Vaginalportion, 
Nutzen  d.  Abkühlung  255. 

Katheterismus,  d.  Harnblase  wegen  Hamretention 
57.  — ,  d.  Larynx  wegen  Stenose  150. 

Kauterisation  s.  Aetzung. 

Kehldeckel  s.  Epiglottis. 

Keime,  krankhafte,  Verunreinigung  der  Milch  durch 
solche  162. 

Keratoskopie  271. 

Kieselsäure,  Verhalten  im Darmkanale  b. Schafen 87 

Kind,  Capacität  d.  Dünndarms  u.  Magens  73.  — ,  Er 
nährung  (Milch)  159  flg.   (künstl.   Frauenmilch)   160 
(Ersatzmittel  f.  d.  MUch)  161. 162  flg.  (Habermehl)  164 
— ,  Verdauungsstörungen  durch  Milch  bedingt  164.  — 
StUlung  u.  Ammenwesen  165.  — ,  Wirkung  d.  Lebei^ 
thrans  165.  — ,  Todesursachen  in  Athen  166.  ~,  Hy- 
gieine  u.  Erziehung  167.  — ,  Verwendung  in  Fabriken 
208.  — ,  Hysterie  b.  solch.  241.  — ,  geringe  EmpfSng- 
Uohkeit  gegen  Kohlenozydyergiftnng  238.  — ,  in  ge- 
burtshülfl.  Beziehung    (yoUständige  Rüekenlage)    46. 
(Sterblichkeit  nach  Plaeenta  praevia)  260.  S.  a.  F5taz ; 
Neugebome. 

Klee  salz  s.  Oxalsäure. 

Kleider,  Desinfektion  behufs  Prophylaxe  d.  Diphthe- 
ritis 273.  274.  275. 

Klimakterium,  senile  Atrophie  d.  Uterus  37. 

Knochen,  Beschaffenheit  b.  Leukämie  18.  — ,  deonlci- 
nirter,  Verwendung  zu  Drainageröhren  178.  —  8.  a. 
Osteoklase. 

Knochenkrankheiten,  Amyloidentartung  d.  Niere 
b.  solch.  187. 

Knochenmark,  Veränderungen  b.  Leukämie  19.  — , 
Blutbildung  in  solch,  b.  Sängethieren  228. 

Knorpel  s.  Ringknorpel. 

Knotensyphilid,  Nutzen  d.  Chrysarobin  27. 

Körper,  Messung  d.  Oberfläche  b.  Menschen  5. 

Körpergewicht,  Bestimmung  b.  Soldaten  6. 

Körperlänge,  Bestimmung  b.  Soldaten  6. 

Körperwärme,  Einfl.  d.  Alkohol  auf  dies.  6.  — ,  Ver- 
halten im  Verdauungskanal  75.  ^,  während  d.  Be- 
wegung 229.  — ,  Verhalten  in  peripher.  Organen  230. 
— ,  lokale  Veränderungen  b.  Lepra  246. 

Kohle,  Bedeutung  f.  d.  Gesundheitspflege  206.  906. 

Kohlenoxydgas,  Vergiftung  (Häufigkeit  u.  Vorkom- 
men) 10.234.  (Himerweichungb.  solch.)  235.  (Degene- 
ration von  Leber  u.  Nieren)  236.  (Zucker  im  Harne) 

[  236.  237.  (Nachweisbarkeit  d.  Giftes  im  Blute)  S36. 
238.  (Grenzen  der  unschädl.  Beimischung  in  der  Lnft) 
238.  (durch  gusseiseme  Oefen)  288.  (geringe  Empfäng- 
lichkeit von  Kindern)  238. 

Kondylom,  ulcerirtes  spitzes,  SalbenmulWerband  10. 

Kopenhagen,  Sterblicbkeitsverhältnisse  yor  n.  nach 
Einführung  d.  Wasserleitung  208. 

Kopfhaut,  behaarte  (Behandlung  d.  Herpes  tonsimiiis) 
25.  (Nachtheile  d.  Anwend.  d.  Chrysarobin)  28. 

Kopfschmerz,  b.  Astigmatismus,  Behandlung  135. 

Krätze,  Nutzen  d.  Naphthol  28. 

Krampf,  d.  Blasenhalses,  Hamretention  b.  soleh.,  Be- 
handlung 57.  —  S.  a.  Erinnerungskrämpfe;  Olottis- 
krampf ;  Paramyoklonus. 

Krankenräume,  Deshifektion b. Diphtheritis 273. 274. 
275. 

Krebs,  Bezieh,  zu  Gumma  32.  — ,  operat.  Behandlung 
(Pharynx)  49.  (Zunge)  51.  167.  (Exstirpation  d.  Epi- 
glottis) 54.  (Oesophagus)  168.  (Magen)  170. 264.  (Diek- 
darm)  174.  266.  267.  268.  — ,  d.  Beckenorgane,  Be- 
handlung d.  Schmerzes  218.  —  S.  a.  Gaacroid ;  Leber ; 
Sarkom. 
Kreosot,  Nutzen  b.  Lepra  252. 
Kryptogamen,  Entwicklung  in  Säuglingstrinkflaschen 

162.  —  S.  a.  Bakterien ;  Mikrokokken. 
Kühlapparat,  f.  d.  weibl.  Genitalien  255. 
Kuhmilch  s.  Milch. 
Kurpfuscherei  224. 


Sach-Regist^r. 


349 


Iiandes-Hedicinal-CoUegiiiin  b.  Jahresbericht. 

Laparotomie,  wegen Eztranterinschwangerechaft 212. 
— ,  wegen  DarmoccIaBion  266.  — ,  wegen  Volvnlus 
266. 

Larynx,  Stenose  durch  Syphilis  bedingt  (akute  Ent- 
wicklung) 144.  (chron.  Entwicklung)  145.  (Glottis- 
krampf) 146.  (Qlottisödem)  146.  (Infiltration  im  Eebl- 
kopfeingang)  146.  (Affektion  der  Stimmbänder)  146. 
(Nekrose  d.  Ringknorpels)  147.  (Verwachsung  d.  Stimm- 
bänder) 147.  (Narbenmembranen)  148.  — ,  Behand- 
lung, Dilatation  150. 

Leber,  Indicanausscheidung  b.  Cardnom  121.  — ,  Ge- 
halt an  Eisen  b.  yerschied.  Krankheiten  226.  — ,  Ver- 
änderungen in  solch,  bei:  Kohlenozydvergiftang  236. 
Lepra  248. 

Leberthran,  Wirkung  b.  kleinen  Kindern  165. 

Lehrbuch,  d.  gerichtl. Mediein  (von Eduard Hoßmann, 
Bec.)  223. 

Lehrer,  Untersuchung  wegen  Züchtigung  mit  schweren 
Folgen  182. 

Leichenbestattung,  Verwendung  d.  Kohlenpulvers 
b.  solch.  205. 

Leichenverbrennung  206. 

Lepra,  Nutzen  d.  C!hryBarobin  27.  — ,  Symptomatologie 
(Verhalten  d.  Temperatur)  246.  (Verhalten  d.  Sensibi- 
lität) 246.  247.  — ,  anatom.  Veränderungen  (d.  Haut) 
248.  (Leber)  248.  (Qefösssystem)  248.  (Lymphdrusen) 
248. 249.  (Verhalten  d.  Blutkörperchen)  249.  (Rücken- 
mark) 249.  — ,  Aetiologie  (PilzbUdnng)  250.  (Genuss 
von  Fischen)  252.  — ,  Gontagioeität  252.  — ,  Behand- 
lung (Chaulmoogra-Oel)  252.  (Copaivbalsam)  252. 
(Kreosot)  252.  (Nervendehnung)  252. 

Leuchtgas,  Vergiftung  132. 

Leukämie,  diphtheritische  16.  — ,  diffuse  Infiltration 
d.  Nieren  17.  — ,  Neubildungen  in  Gehirn  u.  Retina  17. 
— ,  Verhalten  d.  Blutes  (Blutkörperchen)  18. 22.  (Mikro- 
kokken;  19.  (ehem.  Verhältnisse)  20.  — ,  Affektion  d. 
Knochen  18.  19.  — ,  lienale  18.  20.  — ,  Verhalten  d. 
Knochenmarks  19.  — ,  medulläre  19. 20.  ~ ,  ehem.  Be- 
schaffenh.  d.  Harns  u.  d.  Fäces  20.  — ,  Verhalten  d. 
Milz  20.  — ,  ehem.  Untersuch,  verschied.  Organe  20. 
— ,  Punktion  d.  Milz  21.  —,  Bluttransfusion  22.  — , 
galoppirende  22.  — ,  hämorrhag.  Diathese  als  Contra- 
indikation operat.  Eingriffe  22.  — ,  zweifelhafte  23  flg. 
—  S.  a.  Pseudoleukämie. 

Levator  ani,  physiolog.  u.  patholog.  Contraktionen  b. 
Weibe  33. 

Licht,  Einwirkung  auf  d.  Sauerstoffausscheidung  bei 
Pflanzen  u.  Thieren  114. 

Ligatur,  d.  Art.  lingualis  b.  Operation  von  Zungenkrebs 
52.  53.  — ,  d.  Carotis  wegen  Blutung  b.  Operation  einer 
Pharynxstenose  150.  — ,  subcutane b.Varicesu.Varico- 
cele  176.  — ,  d.  Hämorrhoiden,  Vorzug  vor  andern 
Operationsmethoden  268. 

Liquor,  potassae,  Anwendung  b.  Diphtheritis  286.  — 
Ferri  perchlorati  s.  Ferrum. 

Luft,  Eintritt  in  Magen  u.  Darmkanal  bei  Neugebomen 
72.  — ,  Grenzen  d.  unschädl.  Beimischung  von  Koblen- 
oxyd  238. 

Luftwege ,  durch  Syphilis  bedingte  Stenosen  144 flg. 

LugoTsche  Lösung,  Anwend.  b.  Diphtheritis  286. 

Lungenschwindsucht,  Mortalität  192.  —  S.  a. 
Phthisis. 

Lnp  US,  Behandlung  (Chrysarobin)  27.  (Naphthol)  28. 
— ,  erythematosus,  Anwendung  d.  Chrysarobin  27.  — , 
hypertrophicus,  Anwendung  d.  Chrysarobin  27.  — ,  non 
ezedens,  Nutzen  d.  Natronäthyl  128. 

Luxation,  d. Hüftgelenks,  angeboren  auf  beiden  Seiten 
220. 

Lymphadenom,  spontanes  Verschwinden  269. 

Lymphdrüsen,  anatom.  Veränderungen  b. Lepra  248. 
249. 

niagen,  Verdauung  in  solch,  (verschied.  Perioden)  69. 
(Wirksamkeit  d.  Mundspeichels)  69.  — ,  Lafteintritt  in 


dens.  bei  Neugebomen  72.  — ,  Schleimhaut  (Bau)  73. 
(Einwirkung  d.  heissen  Wassers)  76.  (Anordnung  der 
Gefässe)  77.  (Fehlen  d.  freien  Salzsäure  b.  Amyloid- 
entartung)  78.  — ,  Capacität  b.  Neugebomen  u.  Kin- 
dern 73.  — ,  Divertikel  an  solch,  b.  Schweinefötus  74. 
— ,  Verhalten  d.  Drucks  in  solch,  zu  d.  Druck  im  Tho- 
rax 74.  — ,  Entwicklung  brennbarer  Gase  in  solch.  75. 
— ,  Temperatur  (Einfl.  kalter  Irrigationen  d.  Rectum) 
75.  (b.  Dyspepsie)  76.  — ,  Bewegungen  76.  — ,  Selbst- 
verdauung 77.  — ,  Erweitemng,  Verhalten  d.  Magen- 
saftes 78.  —  S.  a.  Pyloras ;  Verdauungskatial. 

Magengeschwür,  als  Indikation  zur  Resektion  d.  Py- 
loras 173. 

Magenkrebs,  Mangel  an  Salzsaure  b.  solch.  78.  — , 
Resektion  d.  Pylorns  170.  264. 

Magensaft,  Verhalten  b.  Gastrektasie  78.  — ,  Vermin- 
derung d.  freien  Salzsäure  b.  verschied,  fleberhaften 
Krankheiten  78.  — ,  Einfl.  d.  Schwitzens  auf  solch.  79. 
— ,  Milchsäure  in  solch.  79.  — ,  Beschaffenheit  im  Fun- 
dus 80.  — ,  b.  Fischen  87. 

Mahlzeit,  Alkalescenz  d.  Harns  nach  solch.  79. 

Malaria,  akute  Chemosis  b.  solch.  271. 

Manganhyperoxyd,  Anwendong  b.  Diphtheritis  278. 

Manie  (von  E.  Mendel^  Rec.)  221.  —  S.  a.  Puerperal- 
manie. 

Masern  s.  Morbilli. 

Maske  s.  Guttapercha- Maske. 

Massage,  d.  Auges  b.  Episkleritis  180.  —,  Nutzen  bei 
Haematocele  retrouterina  263. 

Masturbation,  als  Urs.  von  Augenaffektionen  272 . 

Matratzen,  Arsenikvergiffcung  durch  d.  Ueberzüge  be- 
dingt 130. 

Mediein,  gerichtl.,  Lehrbuch  ders.  {von  Eduard  Hoff- 
mann, Elec.)  223. 

Meningitis  puralenta,  nebst  multiplen  Himabsoessen 
b.  einem  Säugling  264. 

Menstruation,  Verhalten  d.  Uterasschleimhaut  wäh- 
rend ders.  43.  256.  — ,  Anwend.  von  Vaginalduschen 
während  ders.  43.  — ,  Beschwerden  b.  Stenose  d.  Cer- 
vix  uteri  154. 

Messer,  Combination  mit  Dilatator ,  zur  Operation  von 
Lar3n[ixstenosen  151. 

Metritis  s.  Gebärmutter. 

Mikrokokken,  im  Blute  b.  Leukämie  19. 

Milch,  als  Nahrung  für  Säuglinge  u.  kleine  Kinder  159. 
161  flg.  165.  — ,  Fälschung  160.  — ,  Einfluss  d.  Abrah- 
mung auf  d.  Brauchbarkeit  als  Kinderaahrung  161.  — , 
Veranreinignng  durch  kranke  Keime  162.  — ,  oonden- 
sirte  162.  (Scherff'sche)  163.  ■—,  Mittel,  dieselbe  halt- 
bar zu  machen  163.  — ,  Verdaungsstörungen  b.  kleinen 
Kindern  durch  solche  erzeugt  164.  — ,  Beförderung  d. 
Sekretion  durch  Aufguss  von  Blättern  d.  Baumwoll- 
staude 218.  —  8.  a.  Frauenmilch. 

Milchsäure,  im  Magensaft  79.  — ,  Anwend.  b.  Diph- 
theritis 289. 

Milchsaft-Papayotin,  Nutzen  b.  Diphtheritis  298. 

Milz,  Verhalten  b.  Lenkämie  20.  — ,  Punktion  b.  liena- 
1er Leukämie 21.  (Polyurie  nach  solch.)  22.  — ,  Bezieh, 
zur  Pankreasverdauung  92.  — ,  Gehalt  an  Eisen  in 
verschied.  Krankheiten  226.  — ,  Ruptur  während  d. 
Schwangerschaft  263. 

Missbildung  s.  Anencephalus ;  Doppelmissgeburten. 

Molenschwangerschaft  155. 

Molluscum,  pendulum,  an  d.  äussern  weibl. Genitalien 
154. 

Morbilli,  MortaUtät  191. 

Morbus  Brightii,  acutus,  durch  Naphthol  bedingt  28. 

Mord,  zur  Statistik  181.  192. 

Morphium,  Wirkung  auf  d.  Uterus  40.  — ,  Wirkung 
auf  d.  Verdauung  127.  — ,  Nutzen  gegen  Schmerz  b. 
Krebs  d.  Beckenorgane  218. 

Mortalitätstabellen,  Angabe  der  Todesursachen 
208.  —  S.  a.  Sterblichkeit. 

Moschus,  Anwendung  b.  Diphtheritis  277. 

Mand ,  WiJ^ksamkeit  d.  Speichels  ans  solch,  im  Magen  69. 


360 


Saeh-Register. 


Mundhöhle,  Gin^lmig  zur  Prophylaxe  d.  DlphiheiitiB 
273.  — ,  Uebertragang  d.  Diphtheritis  dnrch  Sekrete 
den.  274.  — ,  Natzen  d.  Pilocarpin  b.  Entzündung  d. 
Schleimhaat  294. 

MnscnlaB,  ansiformis  supraolavicalarifl  122.  — ,  Isohlo- 
ooecygens  34.  — ,  obtnrato-ooocygens  84.  — ,  pnbo- 
cocoygens  34.  —  S.  a.  Levator. 

Mnskelatrophie,  progressive,  Indicanaosscheidnog 
b.  solch.  121. 

Muskeln,  Diagnose  d.  Gammageschwülste  in  solch.  31. 
--,  Nervenendigong  m  quergestreiften  122.  — ,  am 
Vorderarm  u.  Unterschenkel ,  Verhalten  zum  Hand-  u. 
Fussgelenk  122.  —  S.  a.  Paramyoklonus ;  Spann- 
muskel. 

Mutter,  Einfl.  d.  SelbststiUens  auf  dies.  166. 

Mutterrohr,  yerbessertes  43. 

Myelitis  s.  Rückenmark. 

Mykose,  d.  Haut,  Behandlung  25. 

Myom,  d.  Harnblase  177. 

Myopsin  90. 

]tf  abelblutung.  Besieh,  su  Icterus  neonatorum  48. 

Nabelschnur,  Vorfall  b.  Placenta  praevia  156. 

Nadel,  Modiflkatton  270. 

Nadelhalter  270. 

NacYUs,  Anwend.  d.  Natron&thyl  127. 

Nahrungsstoffe,  Vorgänge  bei  d.  Absorption  65.  —, 
Verdaulichkeit  yerschiedener  82. 

Naht,  frischer  Dammrisse  158.  —  8.  a.  HShlennaht. 

Naphthol,  Anwendung  bei  Hautkrankheiten  28.  — , 
toxische  Wirkung  29. 

Narbe  s.  Tftttowimarben. 

Narbenmembran,  nach  syphiUt.  Processen  (im  Kehl- 
kopf) 147.  148,  (im  Pharynx)  149. 

Narbenstenose,  d.  Kehlkopfs  147.  148.  — ,  d.  Pha- 
rynx 149.  — ,  d.  Pylorus,  Resektion  173. 

Narkose,  mittels  Brom&thyl  erzeugt  54. 

Nark 0  ti n ,  Wirkung  auf  d.  Verdauung  127. 

Nase,  Ekzem  am  Eingange,  Salbenmullverband  10. 

Nasenbad,  kaltes  b.  Diphtheritis  283. 

Nasenpolyp,  Nutzen  d.  Natronftthyl  128. 

Natrinm,  chloratum,  Wirkung  auf  d.  Verdauung  127. 

Natron,  benzoicum,  Anwend.  b.  Diphtheritis  297.  — , 
biboracicum,  Wirkung  auf  d.  Verdauung  127.  — ,  car- 
bonicum,  Anwendung  b.  Diphtheritis  286.  — ,  chlori- 
cum,  Anwend.  b.  Diphtheritis  273.  — ,  nitricum,  Wir- 
kung auf  d.  Verdauung  127.  — ,  saUcyUoum  (b.  Iritis) 
272.  (ge<;en  Diphtheritis)  278.  281.  285.  297.  — ,  sub- 
sulphurosum  gegen  Diphtheritis  280.  — ,  sulphurionm, 
Wirkung  auf  d.  Verdauung  127. 

Natronäthyl,  äusserl.  u.  innerl.  Anwendung  127.128. 
— ,  subcutane  Injektion  128. 

Nebenhode  s.  Epididymitis. 

Nebenleber  -  Gallenblasen-,  Gallengang- 
Cyste  157. 

Nebennieren,  Erkrankung  ohne  Bronzehant  15. 

Nekrose,  d.  Bingknorpels  147. 

Nephritis  s.  Niere. 

Nerven,  Erkrankung  v.  peripheren  b.  AiTektion  d.  Ne- 
bennieren ohne  Bronzehaut  15.  — ,  Endigung  in  quer- 
gestreiften Muskeln  122.  — ,  d.  Hand ,  Neuritis  135. 
— ,  vasomotor.  d.Fusses  231.  — ,  d.  Uterus,  Ursprung 
255.  —  S.  a.  Neuritis. 

Nervendehnung,  b.  Augenkrankheiten  180.  — ,  bei 
Behandl.  d.  Lepra  252. 

Nervensystem,  centrales,  Beziehung  d.  multiplen 
Sklerose  zur  allgem.  Paralyse  d.  Irren  238.  — ,  St5- 
rungen  b.  SsrphiUs  253. 

Nervus,  saphenus  mi^or,  Einfl.  auf  d.  Temperatur  im 
Fusse  231.  —  S.  a.  Isohiadious;  Sympathiens ;  Trige- 
nismus. 

Netzhaut  s.  Retina. 

Neubildungen,  an  d.  äussern  weibl.  Genitalien  154. 

Nengeborne,  Beschaffenheit  d. Utemssehlefanhaot  35. 

— ,  Ursache  d.  erzten  Athemznga  47.  — ,  Bedeh.  d. 


Ikterus  zur  Nabelblutung  48.  «-,  Lnfteintritt  in  Magen 
n.  Dannkanal  72.  — ,  Oapadtät  d.  Dünndarms  a.  Ma- 
gens  73. 

Neurasthenie,  b.  Astigmatismus,  Behandlung  1 35. 

Neurin,  Anwend.  b.  Diphtheritis  281. 

Neuritis,  zur  Pathologie  13.  — ,  Paralyse  d.  Hände  n. 
Füsse  durch  solche  bedingt  14.  — ,  d.  Handnerven  135. 

Neuroparaly tische  Hornhautentzündung  271. 

Nicotin,  Wirkung  auf  d.  Uterus  40. 

Niere,  Affektion  b.  Oxalsäurevergiftung  10.  — ,  leokäm . 
Infiltration  17.  — ,  Wirkung  d.  Naphthol  auf  dies.  88. 
— ,  Ausscheidung  aus  den.  b.  Fötus,  Bezieh,  smn 
Fruchtwasser  47. — ,  akute  Entzündung,  Indikatioii 
zur  Einleitung  d.  Abortus  156.  — ,  Amyloidentartnng 
(b.  verschied.  Krankheiten)  187.  (verschied.  Arten) 
187.  (Beschaffenh.  d.  Harns)  187.  (Vorkommen  toh 
Wassersucht)  188.  — ,  Degeneration  nach  Kohlenoiyd- 
vergiftung236.  —  ,An8Chwellnng,  spontanes  Verschwfii- 
den  269. 

Nierenstein,  Indigo  fai  einem  solch.  121. 

Nitroglycerin,  therapeut.  Verwendung 8. 

Oberfläche,  d.  mensohl.  Körpers,  Messung  5. 
Obstetrical  Society  of  London,  Transaetlons  f.  the 

year  1880.  (Rec.)  211. 
Oedem  s.  Glottisödem. 
Oenanthe  crooata,  Vergiftung  11. 
Oesophagotomia  externa  wegen  Krebs  168. 
Oesophagus,  Vorgang  b.  Schlucken  in  dems.  70.  — , 

Verhalten  d.  Drucks  in  solch,  zum  Druck  im  Thorax 

74.  — ,  Krebs,  operative  Behandlung  (Resektion)  168. 

(Oesophagotomia  externa)  168.  (Gastrostomie)  169. 2S4. 
O  fen,  eiserner,  Schädlichkeit  206.  23$. 
Ohrenpolyp,  Nutzen  d.  Natronäthyl  128. 
Omphalorrhagie  s.  Nabelblutung. 
Onanie  s.  Masturbation. 
Operation,  partielle  Berauschung  d.Pat.  vor  den.  sir 

Verhütung  d.  Shock  270. 
Opium,  Wirkung  auf  d.  Uterus  40. 
Orbita  s.  Augenhöhle. 
Osteosklerose,  b.  Leukämie  19. 
Ostetricia  minore  (di  Carlo  Minati^  Rec.)  97. 
Ovarium,    Gangrän   u.   Strangulation  durch  Achsan- 

drehnng  einer  Geschwulst  bedingt  217. 
Oxalsäure,  Vergiftung  (Häufigkeit)  10.  (Affektion  d. 

Niere)  10.  — ,  Conkremente  u.  Sedimente  mit  solch,  im 

Harne  114. 
Ozaena,  Nutzen  d.  Natronäthyl  128. 

Pankreas,  hydrolyt.  Wirkung  90.  —,  Zusammoi- 
setzung  d.  Sekrets  91.  — ,  Verwendung  als  diätettaciiez 
Mittel  91. 

Pankreasverdauung,  b.  Vögeln  89.  —,  Bezieh,  d. 
Milz  zu  solch.  92. 

Pankreatin,  Vorkommen  81.  — ,  Wirkung  anf:  das 
lebende  Blut  89.  Amylaceen  90. 

Pankreatinpepton  86. 

Pankreazymase  91. 

Papainpepton  86. 

Papayotin,  Nutzen  b.  Diphtheritis  298. 

Paracentese,  d.  Perikardium  140. 

Paralyse,  d.  Hände  u. Füsse  in  Folge  von  Neorltis  14. 
— ,  allgem.  progress.  d.  Irren ,  Besieh,  zur  multiplen 
Sklerose  d.  centralen  Nervensyrtems  231.  — ,  d.  akat 

Qaufsteigenden  ähnl.  Affektion  239.  — ,  nach  Diphthe- 
ritis, Behandlung  280. 

Parametritis,  Nutzen  d.  lokalen  Ablcühlnng  255. 

ParamyoklonuH  multiplex  241. 

Parotis,  Reaktion  d.  Speichels  ders.  69. 

Pathologie,  d.  weibl.  Sexualoigane  (von  F.  TFmcM, 
Rec.)  96. 

Penis,  Geschwür  an  solch.,  Salbenmullverband  10. 

Pepsin,  Entstehung  im  Magen  74.  — ,  Wirkung  auf  d. 
Blut  81.  — ,  EinfluBS  d.  Alkohol  auf  d.  Wirkung  83.  — 
8.  a.  HeUoopepsin. 


Saoh-RegiBter. 


351 


PepsineBsenz,  Wirkmig  anf  venchiedene  Nahmngs- 
mittel  82. 

Pepsinglycerin,  Natzen  b.  Dipbtheritis  S99. 

Peptone,  ehem.  Verhalten  n.  Darstellung  83.  — ,  Rfick- 
bildnng  in  ElweiBs  84.  — ,  Absorption  ans  d.  Darm- 
inhalte 86.  —,  Werth  ffir  d.  EmShrang  86.  —  S.  a. 
Fleisch-,  Pankreatin-,  Papain-,  Phosphatpepton. 

Peptonqneeksilber,  zur  snbent.  Injektion  b.  Syphi- 
lis 234. 

Perikarditis,  Diagnose  136.  — ,  mit  zahlreichen Com- 
plikationen  137.  — ,  tuberkulöse  137.  — ,  Behandlung 
(Punktion)  136.  139  flg.  (Paraoentese)  140.  (Incision) 
142. 

Perinaeum,  progress.  sept.  CeUulitis.  63.  —  S.  a. 
DammrisB. 

Pessarinm,  Anwend.  b.  Lageverinderungen  d.  Uterus 
216.  216. 

Pflanzen,  Sauerstoffausscheidung  bei  solch.  113.  — , 
Indican  in  solch.  116. 

Pflastermull-Verband  8.  9. 

Pharyngotomia,  subhyoidea,  zur  Ezstirpation  der 
krebsig  entarteten  Epiglottis  64. 

Pharynx,  Krebs,  operative  Behandlong  49.  — ,  Ver- 
engung durch  Membranbildong  in  Folge  von  Syphilis 
149.  — ,  Gurgelung  zur  Prophylaxe  d.  Diphtheritis  273. 
— ,  Entzündung  d.  SchleimJiaut ,  Nutzen  d.  Pilocarpin 
294. 

Phenolglycerin,  Anwendung  b.  Diphtheritis  297. 

Phenolkampher,  Anwendung  b.  IMphtheritis  292. 

Phosphatpepton  86. 

Phosphor,  Vergiftung  10.  130.  — ,  Verwendung  zur 
Fruchtabtreibung  130. 

Phosphor  säure,  Besorpttonvon  d.  Blase  aus  6. 

Phthisis,  Amyloidentartnng  d.  Niere  b.  solch.  187. 

Pigmentflecke,  Nutzen  d.  SalbenmuUverbands  9. 

Pikrotin,  physiol.  Wiikung  124. 

Pikrotoxin,  Wirkmig  auf  d.  Uterus  40. 

Pilocarpin,  Anwendung  b.  Diphtheritis  298. 

Piscidin,  Wirkung  124. 

Pityriasis,  versicolor,  Nutzen:  d.  Chiysarobin  26.  d. 
Naphthol  28. 

Placenta,  praevia  (lateralis,  künstliche  Sprengung  d. 
Fruchtblase)  46.  (compliolrt  mit  Querlage  u.  Nabel- 
schnurvorfail)  166.  (Verlauf  d.  Schwangerschaft)  268. 
(Blutung  b.  solch.)  269.  261.  (Diagnose)  269.  (Sterb- 
lichkeit d.  Kinder)  260.  (Behandlung  d.  akuten  Anämie 
nach  Blutung)  262.  (Perforation  ders.,  Wendung)  262. 

Pleura,  Grenzen  ders.  123. 

Pneumaturie  69. 

Pocken  s.  Variola. 

Polyp  s.  Qebfirmutter-,  Nasen-,  Ohrenpoljrp. 

Polyurie,  nach  Punktion  d.  Ifilz  21. 

Practical  treatise  on  the  diseases  of  the  skin  (by 
lAHäs  A,  Dukring^  Bec.)  210. 

Prolapsus  s.  After;  Gebärmutter. 

Propepton  86. 

Prostata,  Anschwellung  als  Urs.  von  Hamretention  67. 
— ,  Abscess  als  Urs.  von  Blasenmastdarmflstel  61. 

Prostitution,  in  Dänemark  208. 

Prurigo,  Pruritus,  Behandlung  28. 

Pseudoleukämie,  Diagnose  von:  Leukämie  23.  Ty- 
phus 23.  -— ,  ungewöhnl.  hohe  Pulsfrequenz  24.  — >  S. 
a.  Chloropseudoleukämie. 

Psoriasis,  Nutzen  d.  Chrysarobin  26. 

Pnerperalmanie,  Einleitung  d.  Geburt  u.  Anlegung 
d.  Zange  46. 

Puls,  ungewShnl.  hohe  Frequenz  b.  Pseudoleukämie  24. 
— ,  Verhalten  b.  Perikardlalverwachsung  244. 

Punktion,  d.  Milz  b.  Leukämie  21.  — ,  abortive  b. 
snppurlrenden  Bubonen  66.  — ,  d.  Blase  (wogen  Ham- 
retention)  67.  (wegen  Blasenmastdarmflstel)  60.  — ,  d. 
Perikardium  139. 

Pylorus,  Schluflsfähigkeit  77.  — ,  Resektion  (wegen 
Krebs)  170.  264.  (b.  Magengeschwür  n.  Narbenstenose) 
178. 


Pyrogallol,  quantitative  Bestimmung  d.  Sauerstoffi 

mittels  solch.  226. 
Pyrogallussäure,  Anwend.  b.  Hautkrankheiten  28. 

f|uecksilber  s.  Hydrargyrum. 
Quecksilberpepton  s.  Peptonquecksilber. 
Querlage,  b.  Plao.  praevia  166. 

Rahmgemenge,  Biedert's,  zur  Kinderernährung  164. 

Rauch,  SchädUchkeit  206. 

Rectum,  Oommunikation  zwischen  dems.  u.  d.  Harn- 
wegen 60.  221.  — ,  kalte  Irrigation ,  Einfl.  auf  d.  Ma 
gentemperatur  76.  — ,  Krebs  (Oolotomie)  266.  (Exstir- 
pation)  267.  268.  — ,  Vorfall  d.  Schleimhaut,  operative 
Behandlung  268.  — ,  Geschwulst  in  solch,  nach  Aetzung 
von  Hämorrhoiden,  spontanes  Verschwinden  269. 

Reflexerregbarkeit,  Verhalten  b.  Syphilis  263. 

Reflexreize,  Wirkung  auf  d.  Uteruscentren  41 . 

Refraktion,  d.  Auges,  Messung  271. 

Regenbogenhaut  s.  Iris. 

Reichsgericht,  deutsches,  für  d.  gerichti.  Medicin 
wichtige  Entscheidungen  223. 

Reiz  s.  Reflexreiz. 

Resektion,  d.  Oesophagus  wegen  Krebs  168.  — ,  d. 
Pylorus  (wegen  Krebs)  170.  264.  (b.  Magengeschwüi 
und  Narbenstenose)  173.  — ,  einer  brandigen  Darm- 
schlinge 266. 

Resorption,  in  d.  Harnblase  u.  Harnröhre  4. 

Respiration,  Ursache  d. Beginnes  b. Neugebomen  47. 
— ,  durch  solche  bedingte  Druckschwankungen  im  Oeso- 
phagus u.  Magen  74. 

Respirationswege  s.  Luftwege. 

Rete  dorsale,  d.  Hand-  u.  Fusswurzel,  Grundtypus  228. 

Retina,  leukäm.  Neubildung  in  solch.  17. 

Ringknorpel,  Nekrose  147. 

Rippen,  Bewegung  123. 

Rothweinfarbstoff,  amylalkol.  LQsung  zum  Nach- 
weis von  Salzsäure  78. 

Ructus,  Mechanismus  71. 

Rflckenmark,  Einfl.  auf  d.  Hamsekretion  8.  — ,  dop- 
pelseit.  sekundäre  Degeneration  b.  einseit.  Himherden 

133.  — ,  Entzündung  durch  Compression  bedingt,  mit 
Steigerung  d.  Sensibilität  in  d.  gelähmten  Extremitäteu 

134.  — ,  Degeneration  d.  Hinterstränge  b.  Allochirie 
136.  — ,  Atrophie  d.  Vorderhoms  d.  Halsanschwellung 
b.  congenitaler  Atrophie  d.Hand  136.  — ,  anatom.  Ver- 
änderungen b.  Lepra  249.  — ,  Affektion  b.  Syphilia 
263.  — ,  Ursprung  d.  Uterusnerven  in  dems.  266.  — 
S«  a.  Nervenqrstem. 

Sabin a,  Wirkung  auf  d.  Uterus  41. 

Sachsen,  Königreich,  Jahresbericht  fiber  d.  Medidnal- 
wesen  im  J.  1879.  (Rec.)  104. 

Säugethier,  Entwicklung d. knorpl. Gehörknöchelchen 
6.  — ,  Spermatogenese  227.  — ,  Blntbildg.  im  Knochen- 
mark 228. 

Säugling,  Ernährung  169  flg.  — ,  Mortalitätsstatistik 
189.  — ,  multiple  Himabscesse  b.  Meningitis  pnmlenta 
264. 

Säuglingstrinkflasche,  Reinhaltung  162. 

Säuren,  Veränderungen  im  Verdauungskanal  durch 
solche  bedingt  10.  — ,  Anwendung  b.  Diphtheritis  289. 
-~  S.  a.  Addum. 

Salbe  s.  Unguentum. 

Salbenmull-Verband  8. 

Salieylsäurc,  Anwendung  b.  Diphtheritis  276.  278. 
279.  280.  281. 

Salze,  Wirkung  auf  d.  Verdauung  126. 

Salzsäure,  freie  im  Magensafte,  Mangel  u.  Verminde- 
rung bei :  Amyloidentartung  d.  Magensehleimhaut  78. 
Magenkrebs  78.  fleberhaften  Krankheiten  78.  — ,  Nach- 
weis mittels  amylalkohol.  Lösung  von  Rothweinfiirbetofl 
78.  — ,  Nutzen  b.  fleberhaften  Krankheiten  78. 

Samenkeimzellen  227. 

Samenknioelaellen  228, 


352 


Saoh-Register. 


Sanitätswagen,  f.  Krankentransport  275. 

Sarkom,  spontanes  Verschwinden  270. 

Sauerstoff,  Ansscheidang  b.  pflanzl.  n.  thier. Organis- 
men 113.  — ,  im  Wasser,  Bezieh,  za  d.  Menge  d.  organ. 
Substanzen  226.  — ,  quantitative  Bestimmung  225.  — , 
Inhalation  gegen  Diphtheritis  297. 

Scabies,  Nutzen  d.  Naphthol  28. 

Scarlatina,  Mortalität  192.  — ,  Prophylaxe  207. 

Scatolcarbonsäure  95. 

Schanker,  harter,  SalbenmuUyerband  10. 

Scharlach  s.  Scarlatina. 

Scherff'scbe  condensirte  Milch  163. 

Schleimhaut,  d.  Uterus  (Beschaffenheit  in  verschied . 
Altersperioden)  35.  (Verhalten  währ.  d.  Menstruation) 
35.  256.  — ,  d.  Magens  (Bau)  73.  (Einwirkg.  d.  heissen 
Wassers)  76.  (Anordnung  d.  Gefässe)  77.  (Amyloid- 
entartung,  Fehlen  d.  freien  Salzsäure)  78.  — ,  d.  Rec- 
tum, Vorfall,  operative  Behandlung  268.  — ,  d.  Mund- 
n.  Rachenhöhle,  Nntzen  d.  Pilocarpin  b.  Entzündung 
294. 

Schlinge,  zur  Vollendung  d.  Geburt  b.  Beckenendlagen 
47.  — ,  zur  Behandl.  d.  Steisslagen  156. 

Schule,  Verhütung  d.  Uebertragung  von  Diphtheritis  in 
solch.  274. 

Schwangerschaft,  Theorie  d.  Entstehung  38.  — , 
Verhalten  d.  untern  Uterusabschnitts  am  Ende  ders. 
44.  — ,  Verfahren,  d.  Rücken  d.  E^indes  zu  fühlen  u. 
d.  Herztöne  zu  hören  46.  — ,  Chorea  während  ders., 
behandelt  mittels  Dilatation  d.  Os  uteri  216.  — ,  Verlauf 
b.  Plao.  praevia  258.  — ,  mehrf.  Verletzungen  durch 
Verschüttang  während  ders.,  normale  Geburt  262.  — , 
Galvanisation  d.  Uterus  zum  Zwecke  d.  Abortus  263. 
— ,  Zerreissung  d.  Milz  während  ders.  263.  —  S.  a. 
Extrauterin-,  Molenschwangerschaft. 

Schwan,  Nadelhalter  f.  Höhlennähte  270.  271. 

Sc Vwefel,  in  d.  Galle  93. 

Schwefelkohlenstoff,  Vergiftg.  durch  Tragen  einer 

'   Maske  aus  Guttaperchapapier  11. 

Schwefelmittel,  Nutzen  b.  Diphtheritis  276. 

SchwefligeSäure,  Anwend. b. Diphtheritis  (zur Des- 
infektion) 274.  (therapeutische)  277. 

Schwein ,  Divertikel  am  Magen  d.  Fötus  74. 

Schwitzen,  Einfl.  auf  Magensaft  u.  Harn  79. 

S  c  r  0 1  u  m ,  progress.  fiept.  Cellulitis  63 . 

Sehnenscheiden,  Syphilis  ders.  254. 

Selbstmord,  zur  Statistik  181.  192.  — ,  durch  Er- 
henken, lokale  BeftiPde  18,3.  — ,  durch  Kohlenoxydgas 
235. 

Selbstverdauung,  d.  Migens  77. 

Sensibilität,  Veränderungen  b.  Lepra  246.  247. 

Sexualorgane,  weibliche,  Pathologie  ders.  (von  F. 
Winekel,  Rec.)  96.  --  S.  a.  Genitalien. 

Shock ,  Verhütung  durch  partielle  Berausehung  des  Pat. 
vor  Operationen  270. 

Sklerose,  d. Knochen  b. Leukämie  19.  — ,  d. centralen 
Nervensystems,  multiple,  B<*zieh.  zur  allgem.  progress. 
Paralyse  d.  Irren  238. 

Sklerotinsäure,  V^iigiflnn..;  21. 

Skotom,  centralis,  b.  Masturbation  272. 

Soldaten,  Bestimmuag  von  Körperlänge  u.  Körperge- 
wicht 6. 

Sonde,  metallische,  zur  Katheterisation  d.  Larynx  151. 

Spannmuskel,  d.  oberflächl.  Halsfasoie  122. 

Spasmus  s.  Krampf. 

Speck niere,  verschied.  Arten  187. 

Speichel,  im  Munde  (Wirksamkeit  im  Magen)  69.  (Ein- 
fluss  d.  Alkohols  auf  d.  Wirkung)  70.  (Ferment  dess.) 
70.  — ,  in  d.  Parotis,  Reaktion  69. 

Speicheldrüsen,  b.  Fischen  87. 

Speisen,  heisse,  Nachtheile  für  d.  Magen  76. 

Speiseröhre  s.  Oesophagus. 

Spektroskop,  Nachweis  d .  Kohlenoxyds  im  Blute  mit- 
tels dess.  236. 

Spermatogemmen  228. 

Spermatogenese,  b.  Siiig«thleren  227. 


Spray,  mit  Garbolsänre,  Anwendung  b.  Diphflierltla 
276.  282. 

Staatsarzneikunde  s.  Abortus;  Anzeigepflicht;  Apo- 
plexia; Arsenik;  Atropin;  Beerdigung;  BlauBHure; 
Blei;  Blut;  Bronze;  Desinfektion;  Desinfektionsan- 
stalt; Desinfektionsöfen;  Erhenken;  Findelhsus; 
Fischsterben;  Flachsrösten;  Fruehtabtreibnng ;  Ge- 
räthschaften;  gerichtl.  Medicin;  Gesundheitspflege; 
Handbuch;  Hospital;  Hygieine;  Hypomanie;  Jahres- 
bericht ;  Infektionskrankheiten ;  Institut ;  Kinder ;  Klei- 
der; Körpergewicht;  Körperlänge;  Kohle;  Kohlen- 
oxydgas; Kopenhagen;  Krankenräume; Kurpfuscherei; 
Lehrbuch;  Lehrer;  Leichenbestattung;  Leichenver- 
brennung ;  Leuchtgas ;  Manie ;  Matratzen ;  Medicin ; 
Milch;  Mord;  Ofen;  Phosphor;  Prostitution;  Ranch; 
Reichsgericht ;  Sabina ;  Sachsen ;  Sanitätswagen ; 
Schule ;  Selbstmord  ;  Soldaten ;  Spektroskop ;  Stati- 
stik; Todesursachen;  Todtenbestattung ;  TodtschUig; 
Transportmittel;  Unglücksfälle;  Vergiftung;  Ver- 
schütten; Wasserleitung;  Zinngefässe;  Züchtigung; 
Zurechnungsfähigkeit. 

Stärke ,  Wirkung  d.  Dünndarmsaftes  auf  dies.  96. 

Statistik,  in  Hospitälern  209.  -—  S.  a  Deutschland; 
Geburten;  Greisenalter ;  Hospitalstatistik ;  Kopenha- 
gen ;  Morbilli ;  Mord ;  Mortalitätstabellen ;  Scarlatina ; 
Selbstmord ;  Sterblichkeit ;  Todesursachen ;  Todl- 
schlag ;   UnglücksföUe. 

Steapsin  90. 

Steinbruchschierling,  rother,  Vergiftung  11. 

Steisslage,  Behandl.  mit  d.  Schlinge  156. 

Stenose,  durch  Syphilis  bedingt  (im  Larsmx)  144 f|g. 
(im  Pharynx)  149.  (in  Trachea  u.  Bronchien)  162.  — , 
d.  Cervix  uteri  (Menstruationsbeschwerden  n.  Sterifilit 
durch  solche  bedingt)  154.  (Behandlung)  257.  — ,  d. 
Pylorus ,  Resektiott  (b.  Krebs)  170.  264.  (b.  Narben) 
173. 

Stentmasse,  Verwendg.  b.  d.  Fabrikation  von  knnstl. 
Augen  202. 

Sterblichkeit,  d.  Kinder  im  Findelhause  zu  Athen 
136.  — ,  Statistik  in  d.  grossem  deutschen  Stiidten  im 
J.  1880  188.  190.  — ,  in  Kopenhagen  vor  u.  nach  Ein- 
führung d.  Wasserleitung  208. 

Sterilität,  durch  Stenose  d.  Cervix  uteri  bedingt  154. 

Sternum,  Bewegung  dess.  123. 

Stickstoff,  in  d.  Galle  93. 

Stillen,  Einfl.  auf  Mutter  u.  Kind  165. 

Stimmbänder,  stenosirende Affektionen  146.  — ,  Ver- 
wachsung 147.  148. 

Stimulantia,  Anwend.  b.  Diphtheritis  290. 

Striktur,  d.  Harnröhre  als  Urs.  von  Biamretention  57. 
—  S.  a.  Stenose. 

Strudelwürmer,  Verdauung  b.  solch.  88. 

Strychnin,  Absorption  von  d.  Blase  aus  5.  — ,  Wir- 
kung auf  d.  Uterus  40.  — ,  Wirkung  auf  d.  VerdSBmig 
127. 

Studien,  über  künstliche  Glieder  (von  0.  KarpmAi, 

Rec.)  99. 
Stützwirbel  123. 
Subcutane  Injektion, -vonNatronäthyl  128.  — ,  von 

Peptonquecksilber  b.  Syphilis  234. 
Succus  B.  Carica. 
System,  d.  Hautkrankheiten  (von  Heinr.  Auspitz,  Reo.) 

209. 
Sympathicus,   eigenthüml.  Erkrankung  dess.,  ohne 

Bronzehaut  15. 

Syphilis,  Anwendung  d.  Salbenmullverbandes  10.  — , 
selbstständ.  im  mittlem  Drittel  d.  Trachea  29.  —, 
Stenose  d.  Luftwege  durch  solche  bedingt  (Laiynx)  144. 
(Pharynx)  149.  (Trachea  n.  Bronchien)  152.  — ,  Amy- 
loidentartnng  d.  Niere  b.  solch.  187.  — ,  Peptonqueck- 
silber zur  subcutanen  Injektion  234.  — ,  nervöse  Stö- 
rungen b.  solch.  258.  — ,  d.  fibrösen  Gewebe  md 
Sehnenscheiden  254.  —  S.a. Gummas  KnotenijpUlld ; 
Schanker. 


Sach-Register. 


353 


Tabes  donalis,  Allochirie  b.  solch.  135. 
T&ttowirnarben,  Nutzen  d.  Natron&thyl  128. 
Tampon  s.  Wattetampon. 
Tastsinn ,  hochgrad.  Steigernng  in  d.  gelähmten  Unter- 

extremitäten  b.  Compressionsmyelitis  134. 
Terpentin,  Anwendung  b.  Diphtheritis  278.  290. 
Thermokauter,  Paquelin's,  Anwendung  zur  Operation 

von  Zungenkrebs  167. 
Thermostat  230. 

Thier,  Sanerstoifausscheidung  113. —  S.  a.  Sängethier. 
Thränendrüse,  Adenom  271. 
Todesursachen,   zur  Statistik  ders.  in  d.  grl^ssern 

deutsch.  Städten  191.  — ,  Anführung  in  d.  Mortalitäts- 
tabellen 208. 
Todtenbestattung  206. 
Todtschlag,  zur  Statistik  181.  192. 
Tonsillen,  Behandl.  behufs  Prophylaxe  d.  Diphtheri- 
tis 273.  275. 
Tours  (Drehbreter)  in  Findelhäusern  166. 
Trachea,  Syphilis  (selbstständ.  im  mittlem  Drittel)  29. 

(Stenose)  152. 
Tracheotomie,  b.  Diphtheritis  274.  277.  283.  289. 

301. 
Trachom,  d.  Coi^unctiva,  Amyloidentartung  b.  solch. 

186. 
Transactions  of  the  obstetrical  Society  of  London 

(Vol.  XXII.,  for  1880,  Rec.)  211. 
Trans  fusion,  von  Blut,  b.  galoppirender  Leukämie  22. 
Transplantation,  von  Haut,  Anwendung  d.  kfinstl. 

Blutleere  178. 
Transportmittel,  f.  Kranke  275. 
Trigenimus,  Bezieh,  zur  Ernährung  d.  Hornhaut  272. 
Trinkflaschen,  f.  Säuglinge  162. 
Tripper,  Epididymitis  b.  solch.,  Nutzen  d.  Salbenmull- 

Verbandes  9.  — ,   innerl.  Anwend.  von  Canthariden- 

tinktur  11. 
Trypsin,  Entwicklung  81. 
Tuba  Fallopiae,  Berstung  211.  —  Schwangerschaft  in 

solcher  264. 
T  u  l  i  p  i  n ,  physiolog.  Wirkung  125. 
Turbellarien,  Verdauung  b.  solch.  88. 
Typhus  abdominalis,  (Diagnose  von  Pseudoleukämle) 

24.   (Entstehung  von  Communikation  d.  Darms  mit  d. 

Blase)  60.  — ,  (Mortalitätsstatistik)  192. 

Unglücksfälle,  zur  Statistik  182.  192. 
Unguentum,  cinereum, Anwendung b. Diphtheritis 289. 

—  S.  a.  Salbenmull. 
Unterleib,  progress.  sept.  Cellulitis  63. 
Unterschenkel,  Verhalten  d.  Muskeln  zu  dem  Fuss- 

gelenk  122. 

T  a  g  i  n  a ,  Fremdkörper  in  ders.  214. 

Vaginaldusche,  Anwendung  während  d.  Menstrua- 
tion 43. 

Vaginalportion  Erosion,  Nutzen  d.  Abkühlung  255. 
— ,  abweichende  Form  257.  — ,  Morphologie  257. 

Varijces,  Varicocele,  subcutane  Ligatur  176. 

Variola,  MortaUtät  191. 

Vasomotorische  Nerven,  d.  Fusses  231. 

Vena  jugularis  communis,  Gummagesohwnlst  88. 

Venaesektion,  als  Urs.  von  Amaniose  179. 

Venen,  am  Halse,  Inspirator.  Anschwellung  b.  Perikar- 
dialverwachsung  244. 

Veratrin ,  Wirkung  auf  d.  Verdauung  127. 

Verband  s.  Salben-,  Pflastermull-Verband. 

Verdauung,  physiolog.  Vorgänge  65.  — ,  im  Magen, 
verschied.  Perioden  69.  — ,  Einfl.  d.  Alkohol  88.  — , 
b.  verschied.  wirtwllosenThieren  88.  — ,  Wirkung  eini- 


ger Salze  u.  Alkaloide  auf  dies.  126.  — ,  Störung  bei 
Kindern  durch  Milch  bedingt  164.  —  S.  a.  Pankreas- 
verdauung. 

Verdauungsfermente,  Entstehung  80. 

Verdauungskanal,  Veränderungen  durch  Aetzgifte 
10.  — ,  Grössenverhältnisse  72.  — ,  Temperatur  in 
dems.  75.  — ,  operative  Behandl.  von  Krankheiten  264. 

Vergiftung  s.  Alkohol;  Arsenik;  Atropln;  Barjrt; 
Blausäure ;  Blei ;  Canthariden ;  Colchicum ;  Curare ; 
Kohlenoxyd;  Leuchlgas;  Naphthol;  Oenanthe;  Oxal- 
säure ;  Phosphor;  Schwefelkohlenstoff;  Sklerotinsäure  ; 
Zuckersäure. 

Verschütten,  mehrfache  Verletzungen  bei  einer 
Schwängern,  normale  Qeburt  262. 

Vogel,  Pankreasverdauung  b.  solch.  89. 

Volvulus,  Laparotomie  266. 

Vorderarm,  Verhalten  d.  Muskeln  zu  d.  Handgelenk 
122. 

Vorträge  s.  Augenheilkunde. 

V  u  1  c  a  n  i  t ,  Verwendung  zur  Herstellung  künstl.  Augen 
201. 

llTärme  s.  Hitze;  Körperwärme. 

Wandbekleidnng,  Desinfektion  behufs  Prophylaxe 
d.  Diphtheritis  275. 

Warze,  Nutzen  d.  Natronäthyl  129. 

Waschung,  kalte,  Bedeutung  f. d.  Prophylaxe d. Diph- 
theritis 275. 

Wasser,  heisses  (Einwirkung  auf  d.  Magenschleimhaut) 
76.  (Gurgelung  gegen  Diphtheritis)  299.  — ,  Bezieh, 
zwischen  d.  Sauerstoff  u.  d.  organ.  Substanzen  in  dems. 
225.  — ,  kaltes  gegen  Chorea  magna  241. 

Wasserdämpfe,  Inhalation  gegen  Diphtheritis  291. 
299. 

Wasserleitung,  Einfl.  auf  d.  Sterblichkeit  in  Kopen- 
hagen 208. 

Wasserstoffgas,  Entwicldung  im  Magen  75. 

Wasserstoffsuperoxyd,  Anwendung  b.  Diphtheri- 
tis 278. 

Wattetampon,  Anwendung  b.  Beh'ndl.  d.  Uterus- 
deviationen 44. 

Wein,  Einfl.  auf  d.  Verdauung  83. 

Wendung,  b.  Placenta  praevia  262. 

Whitehead's  Speculum,  Anwendung  b.  Abtragung  d. 
Zunge  mittels  d.  Thermokauters  168. 

Wiegenpessarium,  b. 'Lageveränderungen  d.  Ute- 
rus 215. 
Wirbel,  Vermehrung  u.  .Verminderung  121. 

3L  a  n  t  h  i  n  y  Darstellung  aus  Blntfibrin  91. 

Zange,  Anwendung  b.  Puerperalmanie  45.  — ,  Bota- 
tionsbewegungen  mit  ders.  21  d. 

Zellgewebe,  d*  Perinäum,  progress.  sept.  Entzün- 
dung 63.  :i 

Z  in  cum  chloratum,  Injektion  gegen  Hydrooele  55. 

Zinngefässe,  Bleigehalt  13C^ 

Zucker,  im  Harn  nach  Kohla^ioxydvergiftung  236. 237. 

Zuek  er  säure,  Vergiftung,  Häufigkeit  10. 

Züchtigung,  angebl.  tödü.  Folgen  182. 

Zunge,  Diagnose  d.  Gummageschwülste  82.  — ,  Krebs, 
operative  Behandlung  51.  (Unterbindung  d.  Art.  lingna- 
lis)  52.  53.  (Anwendung  d.  Drahtschlinge)  52.  (ßsA\- 
kalheilung)  53.  (Anwendung  d.  Eeraseur)  54.  (Narkose 
mit  Bromäthyl)  54.  (Anwend.  von  Paquelin's  Thermo- 
kanter)  167. 

Zurechnungsfähigkeit,  d.  Apoplektiker  240. 

Zy mögen ,  Auftreten  b.  Fötus  89. 


Med.  Jahrbb.  Bd.  192.  Hffc.  3. 


45 


_ 


354 


Namen-Register. 


Namen-Segister. 


Adamkiewiez,  Albert,  84. 
Adloff  (Schönebeck)  182.  184. 
Admiraal,  J.,  23. 
AfaDasfiiew,  W.,  23. 
Ahlfeld,  Friedr.,  154.  155. 
Albertoni,  Pietro,  81.  89. 
AlfSldi,  Hidar,  294. 
Allen,  H.,  147. 
Alt,  Adolph,  271. 
Aman,  L.  A.,  266. 
Amicis,  Tommaso  de,  27. 
Anders,  J.  M.,  238. 
Anderson,  Izett  W.,  218. 
Anderson,  W.  M'GaD,  8.  148. 
Andooard,  A.,  93. 
Annnschat  288. 
Anrep,  B.  v.,  7. 
Arohambault  297. 
Aming,  Ed.,  43. 
Arnold,  J.  D.,  150.  154. 
Amozan  72. 

Amstein,  C.  (Kasan),  186. 
Ash,  J.  Morris,  151. 
Astaschewsky,  P.,  69. 
Atkinson,  252. 

Anspltz,  Heinrich,  209.  (Bec.) 
Averbeck,  H.,  276. 
Ayer,  James  B.,  284. 

Bachschitz,  Moritz,  296. 
Baeyer  115. 

Balfonr,  F.  M.,  204.  (Rec.) 
Baker,  W.  Morrant,  52. 
Bampton,  H.  A.,  11. 
Bantock  216. 
Barabo  (Nürnberg)  156. 
Barling,  Thos.,  286. 
Barnes,  Robert,  215. 
Barrs,  A.  Q.,  245. 
Bartels  (Kiel)  289. 
Barton,  J.  Kingston,  211. 
Banmann  116. 
B^champ,  A.,  91. 
Becker,  H.  T.  v.,  274.  281. 
Beger,  Albert,  29.  152. 
Behrend,  Gustav,  246. 
Belfleld,  WiUiam  T.,  177. 
BeU,  Robert,  44.  280. 
Belohradsky,  Wenzel,  180. 
Beneke,  F.  W.,  6.  73. 
Bennett  146. 
Berger,  Walter,  144. 
Bergeron  289.  293. 
Berlin,  N.  J.,  130. 
Bermann  252. 
Bemard  (Grenoble)  166. 
Berthenson,  Leo,  23. 
Beyer,  H*,  289. 
Bibard  165. 
Billington,  C.  £.,  287. 
Billroth,  Th.,  52.  170  flg. 
Birch-Hirschfeld,  V.,  19. 
Bird,  Valentine  45. 
Blache,  Renö,  165. 
Black,  J.  R.,  283. 
Bockendahl,  A.,  20. 
Boeck,  Cäsar,  54.  55. 
Böhm,  Friedr.,  296. 
Böttcher,  Arthur,  186. 
Bomford,  Gerald,  253. 
Bonnat,  L.  A.,  229. 


Bonsfield,  C.  £.,  20. 

Bosse  291. 

Bouohut,  E.,  16.  280. 

Bovet  28. 

Breda  27. 

Br^mond  147. 

Breuer  247. 

Brieger,  L.,  116. 

Brinkmann,  L.,  4. 

Brown,  T.  Horace,  90. 

Brücke,  E.,  93. 

Buch,  M.  (Helsingfors)  12. 

Buchanan,  George,  170. 

Budin,  P.,  33.  46.  83. 

Bufalini,  G.,  77.  92. 

Bunge,  O.,  47. 

Burd,  Edwin,  283. 

Bumett,  Iwan  M..  271. 

Cadet  do  Gassicourt,  285.  286. 

Cadiat,  L.  O.,  227. 

Campana  27.  246. 

Camey,  R.,  289. 

Carter,  Charles  H.,  212.  214. 

Cartier  146. 

Caspari  (Meinbeig)  289. 

Cassin  (Avignon)  298. 

Catillon,  A.,  86. 

Cazenaye,  P.,  5. 

Chabry,  L.,  123. 

Chalmers  220. 

Chambers  213. 

Champneys,  Francis  H.,  218. 

Chapoteaut,  P.,  86. 

Chenery,  E.,  280. 

Chiari,  Hans,  29. 

Chiari,  0.,  148.  150. 

Chirone,  Vincenzo,  124. 

Chisolm,  Julian  J.,  271. 

Christianl  119. 

Ciattaglia,  Cesare,  284. 

Clarke,  T.  F.,  11. 

Closset  (Langenberg)  164. 

Coesfeld  (Barmen)  275.  300. 

Cohnstein  255. 

Y.  CoUan  (Petersburg)  287. 

Comil,  V.,  251. 

Corso,  Francesco,  92. 

Cottle  252. 

Condereau  74. 

Crandall,  Charles  R.,  54. 

Crocker,  Radcliffe,  25. 

CuUen,  Rob.,  286. 

Curtis,  C.  R.  S.,  298. 

Custor,  J.,  72. 

Czamecki  285. 

Czemy,  Vincenz,  168.  170.  175. 

Daly,  Fred.  H.,  214. 
Danilewsky,  A.,  226. 
Day,  John,  278. 
Deahna  49.  167. 
Deakin,  Shirley,  178. 
Deflresne,  Th.,  70.  87.  90. 
Dehio,  Karl,  295. 
Demant,  Bernhard,  94. 
Demme,  R.  (Bern),  94. 
Diehl,  Geo.,  238. 
Dittel  (Wien)  59. 
Dodds,  Ford.  S.,  290. 
Doran  221. 


Dubar,  Louis,  122. 

Dubrisay  16. 

Duhring,  Louis  A.,  210.  (Rec.) 

Duncan,  John,  176. 
Duncan,  Matthews,  216.  220. 
Duroziez,  P.,  244. 
Duval,  Mathias,  3. 
Dwight,  Thomas,  269. 

Eberth,  C.  J.,  186. 

Ebstein,  WUhelm,  77. 

Ecker,  Alexander,  96.  (Rec.) 

Edel  290. 

Edgren,  J.  G.,  230. 

Edinger,  Ludwig,  73.  74.  76. 

Eidam,  H.,  299. 

Eisenschitz,  J.,  280. 

Eitner  (Breslau)  10. 

Eisberg,  Louis,  148. 

Engelmann,  Th.  W.,  113. 

Engesser,  H.,  91. 

Erichsen,  A.,  287. 

Escher,  Theodor,  169. 

Eschricht  (Farum)  131. 

Etlinger,  N.  v.,  264. 

Eulenberg,  Hermann,  103.  (Rec) 

Eve,  F.  S.,  220. 

Ewald,  C.  A.,  78.  92.  95.  180. 

Talk,  F.,  70. 
Faludi,  G.,  296. 
Farabeuf,  L.  H.,  122. 
Fauvel,  H.,  162. 
Favre,  Antonin,  185. 
Fehling,  H.,  257. 
Fehr  (Heidelbeig)  286. 
Finger,  E.,  253. 
Fischel,  Wilhelm,  257. 
Fischer,  E.,  178. 
Fleischer,  R.,  4.  20.  79.  83. 
Forbes,  Lytton,  271. 
Fr^derique,  L6on,  88. 
Frickelton,  J.  D.,  285. 
Friedländer,  Carl,  17. 
Friedreich,  N.,  241. 
Froelich  (Neustadt)  299. 

Qad,  Johannes,  93. 

Galabin,  A.  L.,  214. 

Gamberini  27. 

Gardiner,  E.  J.,  272. 

Geissler,  Arthur,  188. 

Gervis  215. 

Giacchi,  Oscar,  273.  276. 

Godson,  Clement,  211.  218.  220. 

Görges,  Th.,  79. 

Greenhow,  E.  Headlam,  301. 

Gröhant  238.     ■ 

GreUety  26. 

Gritti,  R.,  169. 

Grützner,  Paul,  80. 

Gubler,  Ad.,  22. 

Gussenbauer,  C,  170.  174. 

Guttmann,  Georg,  293.  294.  296. 

Haase,  C.  G.,  271. 
Hagedorn  270. 
Hagenbuch,  A..  W.,  300. 
Haller,  GrafB.,  87. 
Hammarsten,  Olof,  117. 


TT 


Bamberg,  P.,  130. 

Hanow  278. 

Hansen,  A.,  250. 

Haslnnd,  Alex.,  148. 

Y.  Hasner  179. 

Hassenstein,  Otto,  233. 

Heath,  Christopher,  54. 

Heidenhain,  Rad.,  80.  92. 

Heinze,  Oscar,  149. 

Helmkampf  (Halberstadt)  299. 

Hennige  121. 

Henning,  C,  73. 

Henninger,  A.,  83. 

Hensgen,  H.,  273.  300. 

Heron,  John,  90. 

Herrgott,  Alphonse,  46. 

Herter,  Erwin,  91. 

Herzen,  A.,  89. 

Heubner,  Otto,  300. 

Heuck,  6.,  18. 

Heneinger,  O.  y.,  274.  286. 

Henssi  255. 

Hewitt,  GraUy,  215. 

Heymann  (Stockholm)  130. 

Hicks,  J.  Braxton,  211.  219. 

HUI,  Edwin,  135. 

HUI,  George,  282. 

HiUiard,  Hanrey,  220. 

Hindenlang,  C,  140. 

Hofmann,  Eduard,  223.  (Bec.)  238. 

Hofmeister,  Franz,  84. 

Holmgren,  Frithjof,  129. 

Holst,  L.,  288. 

Hoppe-Seyler,  Felix,  75. 

Horneroann,  £.,  205.  (Rec.) 

Hothom  (Balberstadt)  287. 

Houz6  de  TAulnoit,  Alfr.,  161. 

Hunt,  Jos.  W.,  143. 

Hutchinson,  Jonathan,  252. 

JTackson,  J.  Hughlings,  133. 
Jacobi,  A.,  273.  274.  277.  278. 
Jacobson,  Alexander,  153. 
Jacobson,  Nathan,  275.  290. 
Jäderhohn,  Axel,  130.  132. 
Jäger,  Jul.,  21. 
JafFe  117. 

James,  CalYCr,  220. 
Jaquet  121. 
Jarisch  28. 
Jeannel  166. 
IngerslCY,  E.,  258. 
Johnson,  George,  277. 
Jones,  S.  Seabury,  145. 
Jonge,  D.  de,  134. 
Jousset  de  Bellesme  88. 
Joyeux-Laffuie,  J.,  74. 
Iwanowsky  248. 

Kade,  E.,  63. 
Kaiser  170. 
Kahler,  O.,  237. 
Kaposi,  Mor.,  26.  28. 
Karpinski,  O.,  99.  (Rec.) 
Kaspar,  0.,  234. 
Käst  (Freibarg)  13. 
KaaUch  (Prag)  301. 
Kessler,  Friedrich,  82. 
KjeUberg,  Adolf,  129.  130. 
Kien,  A.,  282. 
Kietz,  Albert,  79. 
Kirchner,  W.,  159. 
Klaanig  193. 
Klebs,  Edwin,  163. 
Klopp,  A.,  157. 


Namen-Register. 

Kobert,  R.,  115. 
Kocher  (Bern)  49.  51. 
Kocks,  J.,  43. 
Korach,  S.,  75. 
Kormann,  Ernst,  159.  273. 
Korn  (Berlin)  290. 
Kossei,  Albrecht,  84. 
Kostjnrin,  Stephan,  76. 
Kraske,  P.,  169. 
Krause,  W.,  227. 
Kreis,  Edwin,  236. 
Krishaber,  M.,  144.  153.  169. 
Kronecker,  H.,  70.  71.  75. 
Krug  (Chemnitz)  136. 
Krukenberg,  C.  Fr.  W.,  87.  89. 
Kucher  (Wien)  45. 
Küster,  Conrad,  297. 
Küster,  E.,  270. 
Küstner,  O.,  158. 
Kundrat,  Hanns,  77. 
Kunkel  92. 
Kupfer  73. 
Kussmaul,  H.,  21. 

Ijabus,  Carlo,  151. 

Lachmund,  Aug.,  275.  293. 

Lafonrcade  262. 

Lagnean  165. 

Lamaller6e  147. 

Landesberg,  M.,  64.  179.  272. 

Landowski,  Paul,  297. 

Landwehr,  H.  A.,  20. 

Langenbeck,  B.  y.,  30.  167. 

Langenbuch,  C,  169.  170.  174. 

Langendorff,  Oscar,  80.  89. 

Langerhans  252. 

Laprade  86. 

de  Larabrie  176. 

Laschkewitsch  (Charkow)  295. 

Lawrie,  E.,  252. 

Lax,  E.,  294. 

Leared,  Arthur,  76. 

Ledetsch  (Gablonz)  155. 

Legrand  du  SaiiUe  240. 

Le  Menant  des  Chesnais,  E.,  165. 

Lemoyne  298. 

Lepidi-Chioti,  Ginlio,  298. 

Lepine,  R.,  5. 

LerebouUet  296. 

Lesser,  Adolf,  10.  183. 

Leti^vant  146. 

LetaUe,  Maurice,  136. 

Letzerich,  Ludwig,  279. 

Leube,  W.  O.,  79. 

LcYcn  75.  83. 

Lewis,  W.  BcYan,  6. 

Lewy,  Eduard,  274. 

Leydig  74. 

Lid^n,  H.,  266. 

Liebich,  Eugen,  205.  (Rec.) 

Liebig,  H.  y.,  162. 

Lindemann  (Münster)  291. 

London,  B.,  4. 

Lorent,  H.,  74. 

Ludwig,  E.,  20.  83. 

Londblad,  J.  L.,  131. 

Lupö,  Pietro,  124. 

miaas,  Hermann,  4. 
Mc  DoweU  146. 
Mo  Falls,  D.,  286. 
Mac  GillaYTy  19. 
Mackenzie,  John  N.,  29. 
MXaurin  220. 
McLeod,  K.,  270. 


355 


Maly,  Richard,  76.  84. 

Manssnrow  254. 

Marchaud,  F^lix,  16.  44. 

Martin,  A.,  43.  154. 

Martindale,  Wm.,  8. 

Martinean  234. 

Martini  (Hamburg)  174. 

Marx,  Josef,  276.  300. 

Mascherpa  284. 

Maschka,  Jos.,  234. 

Masini  298. 

Masloff,  A.,  95. 

Mason  146. 

Maunoir  146. 

Mauthner,  Ludwig,  221.  (Rec.) 

Mech,  K.,  5. 

Meissner,  G.  Hermann,  16. 

Meltzer,  S.,  71. 

Mendel,  E.,  221.  (Rec.) 

Mermann,  Alphons,  258. 

Metschnikoff,  Elias,  88. 

Meyer,  Arthur,  70. 

Meyer,  H.  y.,  228. 

Meyer,  M.  Ph.,  75. 

Michel  (Winterthur)  282. 

Mignot  166. 

Minati,  Carlo,  97.  (Rec.) 

Misrachi,  Moise,  282. 

Möricke,  R.,  85. 

Moizard  293. 

Monastirski  248. 

Mosler  22.  291. 

Motta  Mala,  Cl.,  74. 

Monrrut  83.  87.  90. 

Müller,  Alfred,  297. 

MüUer,  C.  J.,  154. 

MüUer,  Rudolph,  65. 

MüUer-Wameck  289.  301. 

Munk,  Immanuel,  93   163. 

Musculus,  F.,  70. 

H'aecke,  P.,  297. 
Neisser,  A.,  28.  250. 
Neumann,  J.,  7. 
Nenmann,  Isidor,  26.  27. 
Kenmeister  296. 
Nicofaysen,  J.,  264.  268. 
Nieden,  A.  (Bochum),  179.  201. 
Nothnagel,  H.,  95.  121. 
Nowlin,  J.  H.,  290. 
Nunn  147. 
Nussbaum,  Moritz,  80. 

Obersteiner,  H.,  134. 
Obrastzow  (Petersburg)  228. 
Ord  121. 
Orth,  A.,  288. 
Oser  (Wien)  75. 
OssikoYsky,  J.,  91. 
Ott,  Isaac,  124. 
Oudin  153. 
Ozanam  229. 

Pabst,  J.  A.,  160. 
Pansch,  Ad.,  123. 
Parkins,  Turner,  46. 
Partsch,  Carl,  74. 
Patton,  F.  H.,  276.  290. 
PauU,  Cari,  273.  280. 
P^an  171. 
Pedraglia  180. 
Pekelharing,  C.  A.,  85.  90. 
Penard,  Louis,  166. 
Penzoldt,  F.,  20. 
Pepper,  W.,  289. 


356 


Namen-Register. 


Pento  292. 

Perrin,  Maarice,  58. 

Petit,  L,,  83. 

Petrone,  Luigi  Maria,  24. 

PeTraud  286. 

Pfeiffer,  £.,  163. 

Pflfiger  (Meigentheim)  164. 

Phodiades,  Photios  Demetrii,  147. 

Pichler  (Karlsbad)  59. 

Plcot,  C,  297. 

Pinner,  0.«  4. 

Pitres,  A.,  133. 

Playfair,  W.  8.,  160. 

Poole  220. 

Poore,  G.  Vivian,  135. 

Potsdamer,  Joseph  B.,  289. 

Priestley,  Wm.  O.,  217. 

PurceU  168. 

Ralfe,  G.  H.,  80. 

Raachfass,  C,  274.  288. 

Basrmond  86. 

Raynaud  239. 

Reed,  Boardman,  48. 

Reinl,  Carl,  262.  * 

Renant,  J.,  74. 

Reass,  L.  M.,  282. 

Rice,  C.  C,  148. 

Richard  138. 

Richardson,  BeAjamin  Ward,  127. 

Riebet,  Ch.,  70.  87. 

Bieck  (Scb5nbom)  800. 

Riegel,  Franz,  242. 

Rigaaer,  Val.,  283. 

Ringer,  Sydney,  125.  . 

Roberts,  William,  90. 

Robinson,  Beverley,  280.  292. 

Rodman  (New  York)  287. 

R5hrig,  A.,  38. 

▼.  Rokitansky  289. 

Rosenkranz  92. 

Rosenstein,  8.,  142. 

Rosenstim/'Jnlins,  263. 

Rosenthal,  J.,  247. 

Rossacha,  Louis,  74. 

Rossbach,  J.  M.,  298. 

Rothe,  G.  G.,  288. 

Ronth,  C.  F.;  212.  215. 

Roy,  Gh.,  125. 

Rubner,  Max,  82. 

Runebeig,  J.  W.,  238.  265. 

Runge,  Max,  47. 

Rydygier  172. 

Sachs,  Bamey,  3. 

Sänger,  M.,  157. 

Sagnier  166. 

Salensky,  W.,  6. 

BalkowBkl,  E.,  20.  81.  91.  95. 

Salkowski,  H.,  91.  95. 

Salomon,  Georg,  91. 

Saltzman  (Helsingfors)  238. 265. 267. 

SalvioU,  Gaetano,  95. 

Samelson,  Bernhard,  77. 

Sands,  H.  B.,  271. 

Sangster,  Alfred,  26. 

Sansom,  Arthur  Emest,  137. 

Sassezki,  N.,  78.  79. 

Scarenzio  27. 

Sceparowski  150. 

Schaffer,  Ludwig,  64. 


Scharfenberg,  R.,  274.  285. 

6ohmid,  Josef,  276.  294. 

Schmidt-Mfilheim,  Adolf,  81.  85. 

Schneidemühl,  G.,  228. 

Schrötter  147. 

Schtscherbakow,  A.  J.,  114. 

Schüler,  Theodor,  279. 

Schulten,  Max.  Widekind  af,  54. 

Schnitze,  Fr.,  238.  239. 

Schulz,  Hugo,  125. 

Schulz,  R.,  239. 

Schuster,  C.,  301. 

Schuyler,  C.  C.,  146. 
.  Schwarz,  Jos.,  289. 
^  Schwimmer  247. 
'Schwing,  Garl,  263. 

S6e  87. 
^  SeeligmQller,  A.,  241.  284. 
'    Seitz,  Franz,  274.  281. 

S^merie  83. 

Semmer  (Dorpat)  7. 

Senator,  H.,  120.  273.  276. 

Settegast  (Berlin)  302. 

Seydeler,  R.,  94. 

Shell,  Edward  H.,  286. 

Shrady,  George  F.,  53. 

Sigg  (Andelflngen)  178. 

Silf^eraigöld,  P.,  129. 

Simmons,  D.  B.,  252. 

Simon,  Gustav,  168. 

Simon,  Jules,  11. 

de  Sin^ty  256. 

Smith,  Enstace,  164. 

Smith,  J.  Lewis,  273.  279. 

Smith,  Stephen,  270. 

Smith,  Walter  G.,  26. 

SoloweitBohyk,  Isaac,  282. 

Solsono  146. 

Sonlö  292. 

Bpanton,  l^lliam  Dmmet,  54. 

Spillmann,  P.,  135. 

Spiro,  P.,  93. 

Squire,  Balmanno,  25.  27. 

Stadler,  Garl,  281. 

Stahel,  Hans,  226. 

Stansbury  26. 

Stephan,  A.,  115. 

Stephenson,  Wm.,  46.  219. 

Stewart,  8.,  284. 

Stewart,  T.  Grainger,  14. 

Stilling,  H.,  17. 

Störk,  Karl,  299. 

Stollnikoff,  J.,  92. 

Stfitzle  164. 

Suchard  251. 

Svensson,  Ivar,  264.  266.  868. 

Szydlowski,  Joseph,  95. 

Tait,  Lawsoli,  217. 
Taube,  Max,  290. 
Tanszky,  Rud.,  281. 
Terrillon  53. 

Teechemaoher  (Neuenahr)  24. 
Thompson,  Henry;  187.  211. 
Thomton,  J.  Knowsl^,  218. 
Thurfleld,  W.  N.,  275. 
Tillmanns,  H.,  56. 
Trendelenbnzg  56. 
Trideau  (Andouille)  292. 
Tschiriew  249. 


Uffelmann,  Julius,  78. 
Unna,  P.  G.,  8. 

ITaUin  246. 

Veit,  J.,  158. 

von  den  Velden,  Reinhard,  69.  78. 

Vemeuil,  Arist.,  52. 

Vetter,  B.,  204.  (Rec.) 

Viard  165. 

Vogel,  F.  W.,  281.  294. 

Vulpian,  A.,  83.  90. 

ÜTade,  W.  F.,  216. 

Wagner  (Friedberg)  279. 

Wagner,  Ernst  Leberecht,  136.  187< 

282. 
Walbaum  (Gerolstein)  283. 
Wallace  253. 
Ward,  Whitefield,  146. 
Warfvinge,  F.  W.,  132. 
Watson,  Wm.  H.,  70. 
Weber,  E.,  122. 
Weber,  Max,  88. 

Weckbecker-Stemefeld,  H.V.,  156. 
Wecker,  L.  v.,  180. 
Wehr  171. 
Weil,  Carl,  57. 
Weinlechner  168.  170. 
Weise,  R.,  276.  284.  294. 
Weissgerber,  P.,  71. 
Welcher,  H.,  121. 
Werner  (Markgr5ningen)  802. 
Wemich,  A.,  121. 
Werthheimber,  Ad.,  281. 
WhisUer,  W.  Blaoneill,  146.  151. 
White,  J.  Wm.,  147. 
White,  W.  Haie,  299. 
Whittaker,  James  T.,  187. 
Whittier,  E.  N.,  300. 
Wiedersheim,  R.,  96.  (Bec.) 
Wiener.  M.,  47. 
Wilckens,  M.,  87. 
Wlldt,  E.  (Posen),  87. 
WUl,  Alf^ed^  94. 
WUl,  J.  G.  Ogilvie,  54. 
WiQard  287. 
Winckel,  F.,  96.  (Ree.) 
V.  Winiwarter  170. 
Wintemitz,  Wilhehn,  75. 
Wiss,  E.,  275.  293. 
Witte,  Friedr.,  82. 
Wittelshöfer,  R.,  175. 
Woelfler,  Anton,  52.  170.  173. 
Wolberg,  Louis,  126. 
Wolff,  W.,  122. 
WoUrhfigel,  G.,  288. 
Wrlght,  W.  H.,  280. 
Wrzösniowski,  August,  74. 

Yonng  252. 

Zahn  (GenO  185. 
Zander,  Richard,  77. 
Zeitler,  Fr.  X.,  225. 
Zeroni  sen.,  H.,  801. 
Zinke,  E.  G.,  293. 
Zlnnis  166. 
Zuber,  G.,  298. 


Druck  von  Walter  Wigand  in  Lelpiig. 


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